8 .n... sn at. Tr ren. 2 > . ..» ee RR am nr Pr »- e BR bir ara ur. 25 $ 's BT 2. r Be Er ar ER .-» = = ee 4-8 9-0, er“ “ a HEN NS “ Fr ELBE Sr SEE 3 ea ei ee =“ Terre HARVARD UNIVERSITY: LIBRARY OF THE MUSEUM OF COMPARATIVE ZOÖLOGY. \ENC | N c | De Qaroanı N an ob Pe & R “ W \ - 0 ‘ \ 2 ” J . \ A - 1" Aa - E “3 E Li N 4 % ’ > r , >» i “ “ % - > » - P N % 2 \ } > nr e 3 ‘ 2 r . F £ u ” 1 | N v 1 “ » ze \ E x % x Bar > > . r. \ * un = BEITRÄGE ZUR CHEMISCHEN PHYSIOLOGIE PATHOLOGIE SIEBENTER BAND BEITRÄGE ZUR CHEMISCHEN PHYSIOLOGIE UND PATHOLYGIE ZEITSCHRIFT FÜR DIE GESAMTE BIOCHEMIE UNTER MITWIRKUNG VON FACHGENOSSEN HERAUSGEGEBEN VON FRANZ HOFMEISTER O. PROFESSOR DER PHYSIOLOGISCHEN CHEMIE AN DER UNIVERSITÄT STRASSBURG SIEBENTER BAND MIT IN DEN TEXT GEDRUCKTEN ABBILDUNGEN UND EINER LICHTDRUCKTAFEL ” BRAUNSCHWEIG VERLAG VON FRIEDRICH VIEWEG UND SOHN 1906 j\ A sj lich da Alle Rechte, nament III. IV. VE: vll. VII. IX. XI. INHALT. A. Abhandlungen. . Zur Kenntnis der Katalasen. Von Hans Euler Pe . Über die Oxydationsprodukte des Glycylelyein. Von Dr. Leo Pollak. (Aus dem physiologisch-chemischen Institut zu Straßburg) ren Er ER SH Re Über die Bestimmung des Arkshrihe mit BER Von Dr. Gustav Orglmeister. (Aus dem pharmakologischen Institut der deutschen Universität zu Prag) 2) Über den Umfang der Fettverdauung im Magen. Von Dr. Adolf Zinsser. (Aus der medizinischen Klinik zu Gießen. Stellvertretender Direktor: Privatdozent Dr. Franz Volhard) . Über das fettspaltende Ferment der Magenschleimhaut. Von Dr. Albert Fromme. (Aus der medizinischen Klinik in Gießen. Stellvertretender Direktor: Privatdozent Dr. F. Volhard) Über das Zeit- und Fermentgesetz des Pankreassteapsins. Von Dr. Hans Engel. (Aus der medizinischen Klinik in Gießen. Stellvertretender Direktor: Privatdozent Dr. F. Volhard) Untersuchungen über das Zeitgesetz des menschlichen Lab- fermentes und dessen quantitative Bestimmung. Von Dr. Georg Becker. (Aus der medizinischen Universitätsklinik Gießen. Stellvertr. Direktor: Privatdozent Dr. F. Volhard) Über die Volhardsche Methode der quantitativen Pepsin- und Trypsinbestimmung durch Titration. Von Dr. Walther Löhlein. (Aus der medizinischen Klinik in Gießen. Stellvertretender Direktor: Privatdozent Dr. F. Volhard) Die Konstitution des Histidins.. Von F.Knoop dl A. ae (Aus der medizinischen Abteilung des chemischen Universitäts- laboratoriums zu Freiburg i. B.) . Beobachtungen über den Wiederersatz der Binteiweißkörpen. Von Dr. P. Morawitz. (Aus der medizinischen Klinik zu Straßburg. Prof. Dr. v. Krehl) Das Verhalten von peptischen Verdanungspr kei der Plesiäine zu Leber, Dickdarm, Muskeln, Gehirn und anderen Organen. Zweite Mitteilung. Von Dr. Joseph Großmann. (Aus dem physiologisch-chemischen Laboratorium der Universität Charkow) Seite 16 3l 89 144 153 ya XI. XMI. RISE XV. XVl. XVll. XV1l. XXI. AXIL. Inhalt. Beiträge zur Kenntnis der Autolyse. Von O. Schumm. (Aus dem chemischen Laboratorium des Allgemeinen Kranken- hauses Hamburg-Eppendorf) en ee Die Gesetze der Hippursäuresynthese. Zugleich ein Beitrag zur Frage der Stellung des Glykokolls im Stoffwechsel. Von Dr. Wilhelm Wiechowsky. (Aus dem pharmakologischen Institute der deutschen Universität in Prag) Über das Kasein als Säure und seine Unterschiede gegen dus durch Lab veränderte Kasein (Parakasein). Theorie der Lab- wirkung. Von Ernst Laqueur. (Aus dem chemischen Laboratorium des physiologischen Instituts zu Breslau) Über die Zuckerausscheidung pankreasloser Hunde nach Alanindarreichung. Von Dr. Marco Almagia und Dı. Gustav Embden. (Aus der inneren Abteilung des städtischen Krankenhauses zu Frankfurt a. M. Oberarzt: Prof. Dr. v. Noorden) ie VERA E Fütterungsversuche mit Tetra HERE Kae Von W. Falta und C. T. Noeggerath. (Aus der medizinischen Klinik zu Basel, Direktor Prof. W. His) Über die morphogenetische Reaktion des Dekbalsnale Er Froschiarve auf Muskelproteine verschiedener Tierklassen. Von Dr. Edward Babäk. (Aus dem k. k. physiologischen Institut der böhmischen Universität in Prag) . Über Veränderungen des Brechungsvermögens von Glykosiden und Eiweißkörpern durch Fermente, Säuren und Bakterien. Von Dr. Friedr. Obermayer und Dr. Ernst P. Pick. (Aus dem pathologisch-chemischen Laboratorium der k. K. Krankenanstalt „Rudolfstiftung“ [Vorstand: Dr. Ernst Freund] und dem k. k. serotherapeutischen Institut zu Wien | Vorstand: Prof. ‚Dr. R. Pältauf]) {. Über Organeiweiß. Erste Mikteilung: Von Julius Pohl. (Aus dem ee Ir, Institut der deutschen Univer- sität Prag) . Über die Diffusion in lee Von Kurt Meyer. (Aus dem physiologisch-chemischen Institut zu Straßburg) . Uber die Gewinnung von Aminosäuren aus normalem Harn. Von Dr. Gustav Embden und Dr. Heinrich Reese. (Aus dem städtischen Krankenhause zu Frankfurt a. M. Oberarzt: Prof. Dr. v. Noorden) e Über das Verhalten in den Tierkörper eingeführten Anika säuren. Von Dr. Max Plaut und Dr. Heinrich Reese. (Aus dem städt. Krankenhause zu Frankfurt a. M. Oberarzt: Professor Dr. v. Noorden) £ .u% Über das Verhalten der Toluidine im Hierin Rn, Von Dr. Herm. Hildebrandt. (Aus dem pharma- kologischen Institut zu Halle a. S.) Seite 175 204 273 298 315 325 331 381 393 411 425 433 m u ne m y XXV. XXVl XXVll. XXVII. XIX. XXX. XXXI. XXX. XXXIM. XXXIV. XXXV. Inhalt. . Zur Frage der glykosidischen Struktur gepaarter Glykuron- säuren. Von Dr. Herm. Hildebrandt. (Aus dem pharmakologischen Institut zu Halle a. S.) Zur Lehre vom Harnsäurestoffwechsel. Erste Mitteilung. Über die Zersetzung der Harnsäure durch die Organe des Säugetiers. Von Dr. Marco Almagia. (Aus dem phy- siologisch-chemischen Institut zu Straßburg) . Zur Lehre vom Harnsäurestoffwechsel. Zweite Mitteilung. Über die Zersetzung der Harnsäure durch menschliches Nierengewebe. Von Dr. Wilhelm Pfeiffer. (Aus dem physiologisch-chemischen Institut zu Straßburg) Zur Lehre vom Harnsäurestoffwechsel. Dritte Mitteilung. Über das Absorptionsvermögen der Knorpelsubstanz für Harnsäure. Von Dr. Marco Almagia. (Aus dem phy- siologisch-chemischen Institut zu Straßburg) . Über den Nachweis der Glyoxylsäure im Harn. Von Dr. Ryokichi Inada. (Aus dem en chemischen Institut zu Straßburg) . Fermentwirkung und ei nenkeerlich, ryekie N Von H. Reichel und K. Spiro. (Aus dem physiclogisch- chemischen Institut zu Straßburg) EEE TRETEN Beeinflussung und Natur des Labungsvorgangs. Erste Mit- teilung. Von H. Reichel und K. Spiro. (Aus dem phy- siologisch-chemischen Institut zu Straßburg) . ; Über die Resorption des Lecithins aus dem Dertnkanal, Von Dr. B. Slowtzoff 5 Über die Verteilung der Salicylsäure bei Mrlealeh - infizierten Tieren. Von Dr. Samuel Bondi und Dr. Martin Jacoby. (Aus dem pharmakologischen Institut zu Heidelberg) Die Ausscheidung der Arktldeäuren ui Gicht En ek Von Dr. A. Lipstein. (Aus dem städtischen Krankenhause zu Frankfurt a. M. Innere Abteilung. Oberarzt: Professor Dr. v. Noorden) . Untersuchungen über nssilalische Et ungen Be Kolloide. Fünfte Mitteilung. Die elektrische Ladung von Eiweiß. Von Wolfgang Pauli. (Ausgeführt mit Unter- stützung der kaiserlichen Akademie der Wissenschaften. Aus dem pathologisch-chemischen Laboratorium der k. k. Kraukenanstalt Rudolfstiftung |Vorstand: Dr. E. Freund] und dem k. k. serotherapeutischen Institute in Wien [Vor- stand: Prof. Dr. R. Paltauf]) Über den Einfluß von Neutralsalzen Er: Färbbarkeit und Fixierung des nervösen Gewebes. Ein Beitrag zur Kenntnis der Kolloide. Von Emil Mayr. (Aus dem physiologischen _ Institut zu Straßburg.) Mit einer Lichtdrucktafel . wu Seite 438 459 463 466 413 479 485 508 548 VI xXXVL XXXVL. oo yw Inhalt. Laktase und Zuckerausscheidung bei magendarmkranken Säuglingen. Von Dr. Leo Langstein und Dr. Franz Steinitz. (Aus der Berliner und Breslauer Kgl. Kinder- klinik) A SER eL N 1 e e E Fa Zur Kenntnis der Eiweibpepiäne, Von L. B. Stookey. (Aus dem physiologisch-chemischen Institut zu Straßburg) . B. Kürzere Mitteilungen. . Über die Darstellung der Taurocholsäure. Von Ivar Bang. . Über Präzipitine. Von Ivar Bang. . SE LER . Über die Bedingungen der Acetonbildung, Von Dr. R. Waldvogel . Über das Verhalten von Herren zu Kolloidalen u Lösungei, Von Dr. Emil Reiß . ‚ Zur künstlichen Umwandlung von abe in Globalin. Von Dr. Leopold Moll. (Aus dem pharmakologischen Institut der deutschen Universität Prag) . Zur Kenntnis der Präzipitinwirkung. Von Dr. F. Ober. mayer und Dr. E. P. Pick. (Aus dem k. k. serothera- peutischen Institut zu Wien. Vorstand: Prof. Dr. R. Paltauf) . Über den physiologischen Abbau der Säuren der Propanreihe. Von Dr. Riccardo Luzzatto. (Aus dem physiologisch- chemischen Institut zu Straßburg und dem a Institut zu Sassari) . . Über die Wirkung des Rene auf en Von Dr. OÖ. Pascucci . Zur Lehre von der Kern YVon' Dr.7G. Sata Seite OU -1 ot all 457 458 I Ir45 Beiträge Chemischen Physiologie und Pathologie Zeitschrift für die gesamte Biochemie unter Mitwirkung von Fachgenossen herausgegeben von Franz Hofmeister o. Professor der physiologischen Chemie an der Universität Strassburg Vil. Band. 1., 2. u. 3. Heft (Ausgegeben August 1905) "Braunschweig Verlag von Friedrich Vieweg und Sohn 1905. Inhalt des 1, 2. u. 3. Heftes. Seite I. Hans Euler. Zur Kenntnis der Katalasen . . 1 II. Leo Pollak. Über die Oxydationsprodukte des Chebr (Aus dem physislogisch-chemischen Institut zu Strassburg) . . 16 III. Gustav Orglmeister. Über die Bestimmung des Arginins mit Permanganat. (Aus dem pharmakologischen Institut der deutschen Universität zu Prag) |. 21 IV. Adolf Zinsser. Über den ans a Felt ördanand im 1; Maren (Aus der medizinischen Klinik zu Giessen. Stellvertretender Direktor: Privatdozent Dr. Franz Volhard) . . 31 V. Albert Fromme. Über das fettspaltende Ferment dr Masern schleimhaut. (Aus der medizinischen Klinik in Giessen. Stell- verlretender Direktor: Privatdozent Dr. F. Volhard) . . . . 51 VI. Hans Engel. Über das Zeit- und Fermentgesetz des Pankreas- steapsins. (Aus der medizinischen Klinik in Giessen. Stellver- tretender Direktor: Privatdozent Dr. F. Volhard) . . . . 77 VII. &eorg Becker. Untersuchungen über das Zeitgesetz ar menschlichen Labfermentes und dessen quantitative Bestimmung. (Aus der medizinischen Universitätsklinik Giessen. Stellvertr. Direktor: Privatdozent Dr. F. Volhard). . . 89 VIII. Walther Löhlein. Über die Volhardsche Methode sa aa tativen Pepsin- und Trypsinbestimmung durch Titration. (Aus der medizinischen Klinik in Giessen. Stellvertretender Direklor: Prwatdozent. Dr. F.. Yolhard)‘* ..ı 0.2880 20 m A a IX. F. Knoop und A. Windaus. Die Konstitution des Histidins. (Aus der medizinischen Abteilung des chemischen Universitäts- laboratoriums zu Freiburg %.B) >». 2... 0, nn Em net Kürzere Mitteilungen. 1. Ivar Bang. Über die Darstellung der Taurocholsäure . . . 148 2. Ivar Bang. Über Präzipitine . . 149 3. R. Waldvogel. Über die een er Weisen 280 4. Emil Reiß. Über das Verhalten von Fermenten zu kolloidalen Lösungen "SR. ne en ee en A Die „Beiträge zur chemischen Physiologie und Pathologie“ erscheinen in zwanglosen Heften, von denen 12 einen Band von 36 Druckbogen zum Preise von M. 15,— bilden. Die Ausgabe der Hefte erfolgt nach Maßgabe des einlaufenden Materials in kurzen Zwischenräumen. Die Zahl der in einem Jahre er- scheinenden Bände soll zwei nicht überschreiten. Manuskriptsendungen sind an den Herausgeber, Straßburg ı. E,, Wimpfelingstraße 2, zu richten. Bei der Aufnahme von Arbeiten in die „Beiträge“ soll in erster Reihe deren biologisches Interesse, sodann Exaktheit der Durchführung, Sachlich- keit, Knappheit und Übersichtlichkeit der Darstellung maßgebend sein. Polnache Ausführungen, welche den Rahmen einer tatsächlichen Richtig- stellung überschreiten, können nicht Aufnahme finden. Der kurzen Mit- teilung neuer Befunde bleibt ein besonderer Raum vorbehalten. Solchen „kürzeren Mitteilungen“ kann ein besonders rasches Erscheinen zugesichert werden. Die Mitarbeiter erhalten ein Honorar von M. 40,— für den Druck- bogen und 50 Sonderabzüge. 1905 I. Zur Kenntnis der Katalasen.*) Von Hans Euler. OÖ. Loew“**), hat — zunächst auf Grund eigener Versuche mit Auszügen aus Tabaksblättern — (1901) den für das weitere Studium der Enzymwirkungen wichtigen Schluß gezogen, daß die Fähig- keit pflanzlicher und tierischer Extrakte, Wasserstoffperoxyd zu zersetzen, auf der Anwesenheit eines besonderen Enzyms — der Katalase — beruht. Diese Fähigkeit ist von O. Loew selbst und auch von anderen Forschern ***) an einer großen Zahl pflanzlicher Organe nachgewiesen worden. Katalasen tierischen Ursprungs haben Jakobsonf), Senterff), Kastle und Loevenhartrfy), Kobert*r), Liebermann*Yy), Batelli**7) und seine Mit- arbeiter, Rosenbaumf*), Raudnitzff*), ReissffTf*) und Faite- lowitz$) untersucht. Von allen ist nach Loew die Katalase als selbständiges Enzym anerkannt worden. Daß Blutfibrin kräftig zersetzend auf Wasserstoffsuperoxyd wirkt, ist seit Thenard bekannt, und später fand Schönbein, *) Zum Teil in Svenska Vet. Akad. Ark. f. Kemi 1, 357 (1904) mit- geteilt. **) Catalase, Rep. U. S. Departement of Agric. Washington (1901). *#*) Bach und Chodat, Ber. d. deutsch. chem. Ges. 35, 1275 und 2466; 36, 1756 (1903). Liebermann, Pflügers Archiv 104, 176 (1904). Issajew, Zeitschr. f. physiol. Chemie 42, 162 (1904). N. Wender, Chem. Centralbl. 1284 (1904). +) Zeitschr. f. physiol. Chemie 16, 340 (1891). +7) Zeitsehr. f. physik. Chemie 44, 257 (1903) und Proc. Roy. Soc. 74, 201 (1904). +rp) Amer. Chem. Journ. 29, 563 (1903). *+) Pflügers Archiv 99, 116 (1903). **-) Pflügers Archiv 104, 203 (1904). *##7) C. r. Soc. Biol. 57, 264 u. 375; 58, 21 u. C. r. 138, 923 (1904). +*) Festschrift f. Salkowski. 1r”) Centralblatt f. Physiol. 1898, 790. {rr”) Zeitschr. f. klin. Med. 56. $) Inaug.-Diss. Heidelberg 1904. Beitr. z. chem. Physiologie. VII. 1 9 Hans Euler, daß auch defibriniertes Blut die gleiche Eigenschaft besitzt. Bergengrün‘*) stellte fest, daß das Blut verschiedener Tiere in dieser Hinsicht ungleichen Wirkungsgrad besitzt. Schönbeins Auffassung, daß die Fähigkeit, Wasserstoffisuperoxyd zu zersetzen, allen Enzymen neben ihren spezifischen Wirkungen eigen sei, wurde durch Versuche von J. Jakobson**) erschüttert, welcher fand, daß auf dreierlei Weise die wasserstoffsuperoxydspaltende Kraft verschiedener Enzyme zerstört werden kann, ohne daß zugleich die spezifische Wirkung geschädigt wird, nämlich durch Erhitzen der gelösten und trockenen Enzyme auf bestimmte Temperaturen, durch Erschöpfung ihrer wasserstoffsuperoxyd- spaltenden Kraft und durch Aussalzen mit Natriumsulfat. ' Loew hat (loc. eit.) die Aufgabe besprochen, welche möglicher- weise den Katalasen im pflanzlichen Organismus zufällt. Er er- innert an die stark giftige Wirkung des Wasserstoffsuperoxyds auf Bakterien und schreibt: „Iherefore, since the oxidation in the respiration process would take a detrimental turn if hydrogen peroxid accumulated as a by-product, the role of the catalase may possibly be explained. It would destroy every trace of this poisonous substance as quickly as it were formed and would thus afford an important protection. The oxygen set free by this destructive operation could at once be utilized again for the continuance of the respiration process.“ Die Frage, ob die wasserstoffsuperoxydzersetzenden Enzyme, die „Katalasen“ verschiedener Herkunft, identisch sind, ist für die Beurteilung der Funktion dieser weit verbreiteten Enzyme von Bedeutung. Die folgende Mitteilung soll zur Kenntnis der Wirkungsweise und der biologischen Aufgabe der „Katalasen“ beitragen. Katalase aus Boletus scaber. Die wirksamsten Lösungen pflanzlicher Katalasen werden aus Pilzen gewonnen. Ich habe als erstes Versuchsmaterial den Preßsaft von Boletus scaber gewählt. Dieser in Mittelschweden häufig vorkommende Pilz war im Herbst 1904 in ziemlich reich- *) Inaug.-Diss. Dorpat 1888. Über die katalytische Wirkung des Blutes vgl. ferner: Schmidt, Pflügers Archiv 6, 413 (1872). Goldstein, Virchows Arch. 133, 29%. Raudnitz, Zeitschr. f. Biologie 42, 9%. W. Spitzer, Pflügers Archiv 67, 615 (1897). Cotton, Bull. Soc. Chim. 25, 255 (1901) und Ville u. Moitessier, Bull. Soc. Chim. 27, 1003 (1902). A. Jolles, Münch. med. Woch. Nr. 7 (1904). ""y ]oo, "Dit. d Zur Kenntnis der Katalasen. B} licher Menge vorhanden. Er wurde in frischem Zustand in Por- tionen von !/; bis 2kg an einem Reibeisen verrieben und sogleich mit 1 bis 2 Teilen Wasser gut verrührt. Die sich sofort violett färbende Masse wurde koliert, wobei ein ziemlich dickflüssiger Saft von neutraler Reaktion erhalten wurde. Es kam mir zu- nächst darauf an, die Eigenschaften des unveränderten Saftes kennen zu lernen. Zu diesem Zweck wurden Versuche ange- stellt über die Geschwindigkeit, mit welcher Wasserstoffsuperoxyd durch den verdünnten Boletussaft zersetzt wird. Es wurde bei diesen Versuchen die Menge des zu einer gewissen Zeit noch vorhandenen Wasserstoffsuperoxyds durch Titration mit 0,01-normalem Kaliumpermanganat gemessen. Diese Methode ist, wie schon Bredig bei seinen Untersuchungen mit Wasserstofisuperoxyd gefunden hat, der volumetrischen Bestimmung des entwickelten Sauerstoffs vorzuziehen. Es entsprechen sich dabei 2 Mol. Permanganat und 5 Mol. Wasserstoffsuperoxyd. In den folgenden Tabellen ist neben der Zeit in Minuten die Anzahl verbrauchter Kubikzentimeter der 0,01 normalen Per- manganatlösung angegeben. Die gefundenen Resultate sind, wo sich dies mit Sicherheit ausführen ließ, der leichteren Übersicht halber graphisch interpoliert. Die erste Titration nach dem Zusatz des Saftes entspricht der Zeit 0. Die unter K angegebenen Werte sind Reaktionskonstanten 1. Ordnung, nach der : Formel 1 a K = 0,4343 k, = E log n berechnet und zwar mit dekadischen Logarithmen. 12 In Rücksicht auf O. Loews unlösliche Katalase wurde zunächst untersucht, ob der frisch kolierte Saft durch Filtration in seiner Wirkung auf Wasserstoffsuperoxyd erheblich geschwächt wird. Versuchstemperatur 15°. a) Es wurden 20 cem des kolierten Saftes auf 200 cem ver- dünnt. Von dieser Lösung wurden 5 cem in 100 cem einer ungefähr '/o-normalen Wasserstoffsuperoxydlösung pipettiert. h) Der gleiche Versuch wurde mit dem vorher durch Filtrier- papier filtrierten Saft angestellt. c) Kontrollversuch ohne Saft. a b C Min, cem K Min. ccm K Min. ccm 0 7,5 0 7,5 = 0 7,5 3 4,7 0,0677 3 5,5 0,0449 7: 7,5. 5 3,4 0,0686 D 4,5 0,0445 12 7,5 7 2,6 0,0660 7 3,8 0,0422 30 7,4 12 1,4 —_ 4 Hans Euler, Vergleicht man die Versuche a und b mit c, so sieht man, daß eine erhebliche Schwächung des frischen Saftes durch Filtration nicht eintritt. Es wäre nach Loew hieraus zu schließen, daß den bei der Filtration zurückbleibenden Teilen wenig Katalase anhaftet. 2. Die nächsten Versuche galten der Haltbarkeit des mit wenig Chloroform versetzten Saftes, und zwar ist die Versuchslösung a) etwa '/, Stunde nach Extraktion der Pilze bereitet, b) nach etwa 6 Stunden, c) nach etwa 26 Stunden. a b G Min. ccm K Min. ccm K Min. ccm K 0 7,8 n— 0 7,8 no; 0 7,8 — 2 5,8 0,0644 3 6,0 0,0569 3 6,2 0,0498 4 4,2 0,0672 4 45 0,0597 4 46 0,0575 8 25 0,0618 8 2,7 0,0576 8 29 0,0537 Der in einer verschlossenen Flasche aufbewahrte Saft behält also seine katalytische Wirksamkeit während eines Tages so gut wie unverändert bei. Die Haltbarkeit des Saftes hängt übrigens in hohem Grade von der Bereitung ab; besonders ist durch feine Verteilung zu bewirken, daß die Extraktion nicht zu lange Zeit in Anspruch nimmt, andernfalls färbt sich der Saft bald braun und wird unwirksam. 3. Versuche zur Feststellung der Reaktionskinetik und der Konzentrationsfunktion haben folgende Ergebnisse geliefert: 1. Erreicht die Konzentration des katalysierenden Enzyms im Verhältnis zur Konzentration des Wasserstoffsuperoxyds eine ge- wisse Größe, so wird das Wasserstoffsuperoxyd ziemlich genau nach der Reaktionsgleichung K = in 5 Tr zersetzt. Siehe Ver- suche a bis ce. Bei niedrigerer Konzentration des katalysierenden Enzyms wird dieses Reaktionsgesetz scheinbar nicht mehr befolgt, sondern die Reaktionskoeffizienten K nehmen mit der Zeit stark ab. Eine derartige Abhängigkeit von der relativen Konzentration des Enzyms und des Peroxyds zeigte sich auch bei der Milchkatalase. Faitelowitz**) fand, daß nur beiEnzymüberschuß die Reaktion annähernd nach dem Zeitgesetz erster Ordnung verläuft. Je ver- dünnter die Wasserstoffsuperoxydlösung ist, in desto verdünnterer *) Oxydases et reductases, Paris 1902, S. 99. **) Dissertation, Heidelberg 1904. Zur Kenntnis der Katalasen. 5 Lösung der Boletus-Katalase bewährt sıch noch die Gültigkeit der obigen Reaktionsgleichung. Zu den folgenden Versuchen wurden 4 ccm Saft mit destilliertem Wasser auf 200 cem verdünnt. Von dieser Lösung wurden 3, 4 und 5 cem (Versuch a, b und c) in 100 cem einer ungefähr '/so- normalen Wasserstoffsuperoxydlösung pipettiert. Versuchstemperatur 15°. Min. ccm K Min. ccm K Min. cem K 0 8,2 —_ 2 75 0,0193 12 5,8 0,0116 10 5,6 0,0154 7 6,0 0,0193 16 4,0 0,0195 95 ae: Bor. 1 0,0190 0,0107 0,0147 0,0193 2. Aus den vorstehenden Werten 0,0107, 0,0147 und 0,0193 ergibt sich, daß auch innerhalb der Grenzen für die Gültigkeit der Reaktionsgleichung 1. Ordnung der Reaktionskoeffizient K schneller als die Konzentration der Katalase wächst. Es ent- spricht dieses Resultat dem von Bredig und Müller von Berneck an kolloidalen Platinflüssigkeiten gefundenen. Auf die Reproduzier- barkeit der obigen Werte wird gleich eingegangen werden. Loew hat gefunden, daß die Wirkung seiner aus Tabak extrahierten Katalasen schon durch verdünnte schwache Säuren stark geschwächt wird. Es war dies bei meinen Versuchen in noch höherem Grade der Fall. Wurden nämlich 4 ccm Saft statt mit destilliertem Wasser mit 0,002 normaler Essigsäure auf 200 cem verdünnt und darauf, wie oben, 5 ccm dieser Lösung in 100 ccm 'J;o.normaler Wasserstoffsuperoxydlösung pipettiert, so ergab sich eine Konstante, welche nur wenig größer war als die- jenige der reinen Superoxydlösung. Die katalysierende Wirkung des Boletussaftes wird demnach von verdünnten schwachen Säuren noch viel mehr geschwächt als diejenige des Tabakssaftes, der Blutkatalaselösungen (Senter) und der Lösungen der Hefekatalase (Issajew). Ob die Verzögerung, welche durch Einleiten von Kohlensäure in den Boletussaft hervorgerufen wird, als eine Säurewirkung anzusehen ist, kann ich noch nicht entscheiden. Durch einen Zusatz von frisch gefälltem feuchten Magnesium- hydroxyd wird die Wirkung der Katalase fast augenblicklich ver- größert. Wird dem im Verhältnis 1:200 verdünnten Saft feuchtes Mg(OH), zugesetzt und die Lösung 5 Minuten darauf weiter ver- dünnt, so ergibt sich mit "/.-normalem Wasserstofisuperoxyd 6 Hans Euler, eine Reaktionskonstante K = 0,016 gegen K = 0,007 des ohne Mg(OH), angestellten Kontrollversuchs. Nach 2 Tagen zeigte sich, daß die Haltbarkeit des mit Mg(ÖOH), versetzten verdünnten Saftes noch etwas größer ist als diejenige der reinen Saftlösung. Mit Mg(OH); Ohne Mg(OH), K = 0,0150. K = 0,0050. Dieses Ergebnis steht in qualitativer Übereinstimmung mit dem- jenigen von Loew. Dagegen vermindern Zusätze von Ba(OH), auch in sehr kleinen Konzentrationen die Reaktionsgeschwindig- keiten bei Blutkatalase und Fettkatalase. Vgl. S. 11 u. £. Schließlich sei noch eine Überschlagsrechnung über den abso- luten Wert der katalytischen Saftwirkung mitgeteilt. Die Reproduzierbarkeit eines Saftes von der gleichen Wirkung auf Wasserstoffsuperoxyd ist auffallend. So wurde der Boletus an drei verschiedenen Tagen einer Woche gesammelt und jedesmal wenige Stunden darauf in der oben beschriebenen Weise extrahiert. Die drei verschiedenen Saftpräparate ergaben im Verhältnis 1:200 verdünnt mit t/so-normalem Wasserstoffsuperoxyd die folgen- den Reaktionskonstanten bei 15°: 0,067: 24, 0,4343 k, = 0,072 11. 0,048 II. Es wurden 10 ccm des Saftes (I) mit überschüssigem Am- moniumsulfat behandelt, wonach angenommen werden kann, daß die Eiweißsubstanzen einschließlich der Enzyme ziemlich vollständig gefällt wurden. Die bei 100° getrocknete Fällung betrug 0,055 g, der Liter Saft enthielt somit 5,5 g trockene Eiweißsubstanzen. Unter der sicher nicht zutreffenden Voraussetzung, daß diese ganze Menge aus aktiven Wasserstoffsuperoxydkatalysatoren (Katalasen) besteht, berechnet sich der Maximalgehalt der untersuchten verdünnten 5,5 Lösung zu 1500 — 0,004 g pro Liter. Zufolge der für die Lösung ermittelten Reaktionskonstanten 0,4343 k, = 0,0107 (15°), übt die angegebene Eiweiß-(Enzym)-Menge ungefähr die gleiche katalytische Wirkung auf Wasserstoffsuperoxyd aus, wie kelloidales Platin in der Verdünnung 0,006 g pro Liter. (Bredig und Müller von Berneck loc. cit. S. 291.) Es entsprechen sich also in bezug auf katalytische Wirksamkeit die Lösungen von 0,006 20 kolloidales Platin. Liter 0,004 irn katalysierendes Eiweiß. Zur Kenntnis der Katalasen. Fi Letztere Zahl ist ein sehr hoch geschätzter Maximalwert. Was mit Sicherheit aus dieser Überschlagsrechnung hervorgeht, ist, daß die katalytische Wirksamkeit der Katalase außerordentlich viel größer ist, als diejenige des kolloidalen Platins. ‘ In der Pflanzenzelle dürfte die Katalase mindestens in der fünffach größeren Menge vorhanden sein, als in dem von mir extrahierten Saft. Eine Überschlagsrechnung zeigt dann, daß die katalytische Wirksamkeit der Katalasen in der Pflanzenzelle etwa gleich derjenigen von 3proz. kolloidalen Platin ist. Eine solche Lösung, welche Wasserstoffsuperoxyd augenblicklich zersetzen würde, ist nicht darstellbar. Es scheint mir dieses Resultat nicht für die oben erwähnte Annahme von Loew zu sprechen, daß die Katalasen berufen sind, das giftige Wasserstoffsuperoxyd zu entfernen. Es ist kaum glaub- lich, daß der genannte Pilz eine zu diesem Zweck so auffallend große Menge katalysierenden Enzymes bildet. Die im Boletussaft enthaltene Katalase ist nicht isoliert worden, sondern die Eigenschaften dieses Enzyms wurden direkt im verdünnten Preßsaft studiert. Zur Beurteilung der Funktion der Katalasen urd Oxydasen im lebenden Pilz ist die Kenntnis der übrigen Bestandteile und Eigenschaften des Roletussaftes notwendig. Die hierfür in Betracht kommenden Tatsachen lassen sich folgendermaßen zusammenfassen *): 1. Neben der katalytischen Wirkung auf Wasserstoffsuper- oxyd erzeugt der Pre&ßsaft starke und fast augenblickliche Blau- färbung einer alkoholischen Guajaklösung. Die Oxydase (Laccase), welche diese Färbung hervorruft, ist bei Luftabschluß in Lösung offenbar erheblich beständiger als die Boletuskatalase; wenn nach mehreren Tagen die Katalasereaktion des unverdünnten Saftes bereits vollständig verschwunden ist, erzeugt Guajaklösung immer noch deutliche Blaufärbung. Außerdem ist zweifellos Amylase (Diastase) in der Lösung vorhanden. Während nämlich der frische Saft Fehlingsche Lösung nicht reduziert, findet man nach 1stündiger Einwirkung von Preßsaft auf selbst nicht reduzierende Stärkelösung deutliche Reduktion. Versuche, die im Preßsaft vorhandenen Enzyme durch Alkoholzusatz zu isolieren, führten zu keinen befriedigenden Resultaten, da die ersten Fällungen im Vergleich mit dem Preß- saft sehr schwach wirksam sind. *) Vgl. Hans und Astrid Euler, Svenska Vet. Akad. Ark, för Kemi I, 365 (1904). - 8 Hans Euler, Abgesehen von Enzymen und mit Ammoniumsulfat fällbaren Eiweißkörpern ist der Saft reich an anderen Bestandteilen. Es wurde in 1 Liter Preßsaft 14,1 g bei 100° getrockneter Rück- stand gefunden, welcher bei der Verbrennung 1,8 g Asche hinter- ließ; dagegen können durch Sättigen mit Ammoniumsulfat aus demselben Saft nur 5,6 g Trockensubstanz ausgefällt werden. Die Differenz, 8,5 g pro Liter, besteht zum größten Teil (etwa der Hälfte) aus Mannit und zu etwa 'ı aus Trehalose, welch letztere in wohl ausgebildeten Kristallen isoliert werden konnte. Beim Eindunsten des Saftes scheidet sich eine schwarze, humusartige, amorphe Substanz ab; aus dem noch dunkelgefärbten Filtrat fällt Methylalkohol, bis zur Entfärbung zugesetzt, einen harzähnlichen in Wasser leicht löslichen Stoff. Diese beiden Oxydationspro- dukte sind nicht näher untersucht worden. In der sirupösen Mutterlauge der 'Trehalose wurden ferner geringe Mengen eines reduzierenden Zuckers nachgewiesen, welche vielleicht während der Behandlung des Saftes durch Spaltung der Trehalose ent- standen sind. Was schließlich die oben erwähnte Asche betrifft, so besteht dieselbe hauptsächlich aus Kaliumkarbonat, welches aus den Salzen verschiedener nicht näher identifizierter organischer Säuren entstanden ist, unter welchen die Fumarsäure besonders zu erwähnen sein dürfte. Frühere Analysen des Preßsaftes sind mir nicht bekannt. Hingegen sind ganze Pilze dieser und verwandter Spezies sowohl in frischem wie in getrocknetem Zustand mehrfach untersucht worden. Es sind hier besonders die Arbeiten von Marge wicz*) und Müntz**) zu erwähnen. Margewicz hat an Boletus scaber folgende Resultate ***) erhalten: In der Trockensubstanz = 2 | = PER “= | E= SS 533 rs © un Pr un — en = S < De N N Bar 88,69 | 29,87 | 3,51 | 9,85 | 2,46 | 7,20 | 42,35 84,03 |44,99 | 5,90 |12,75 | 3,28 | 9,14 | 20,56 je) w &D Biel \.27 441, 15,97 *) Just, Jahresberichte 1885, 85. **) Ö, r. t. 79, 1182 (1874). Siehe Zopf, Pilze, in Schenk, Handbuch der Botanik 4 (1890). ***) Es ist einleuchtend, daß die Zahlen mit kritikloser Genauigkeit aus- gerechnet sind, da diese natürlich zufolge individueller Schwankungen sowie unvermeidlicher Analysenfehler illusorisch wird. Zur Kenntnis der Katalasen. 9 Nach den Untersuchungen von Müntz enthalten Pilze in jungem Zustand mehr Trehalose, in älterem Zustand mehr Mannit, Nach dem gleichen Verfasser hat es den Anschein, als ob Mannit aus Trehalose im Pılze gebildet wird, wenn auch nicht immer nur aus diesem Zucker. Auch beim Penicillium glaucum dienen Kohlenhydrate zur Mannitbildung. In beiden Fällen ist zweifellos der Mannit ein: Produkt der intramolekularen Atmung, etwa ent- sprechend dem Alkohol, welchen Gährungspilze mittels Zymase aus Traubenzucker erzeugen. Indessen darf hieraus noch nicht geschlossen werden, daß die Katalase mit der intramolekularen Atmung in Zusammenhang steht. Wahrscheinlicher ist, daß die Oxydasen an der Mannit- bildung bzw. an der intramolekularen Atmung beteiligt sind. Unter den Tatsachen, welche hierfür sprechen, scheint uns die- jenige besonders bemerkenswert, daß beim Nachreifen von sauren Früchten, in welchen Katalase praktisch sehr wenig wirksam sein kann und auch tatsächlich unwirksam ist, intramolekulare Atmung insofern vorkommt, als unter Kohlensäureentwicklung Alkohole entstehen und einen Teil der Pflanzensäuren esterifizieren. Diese Organe enthalten Oxydasen, z. B. unreife Äpfel, wie dies schon OÖ. Loew gefunden hat, und von uns wiederholt konstatiert wurde. In Übereinstimmung hiermit stehen auch G. Bertrands An- sichten und neuere Versuche mit zellfreien Preßsäften vegetabi- lischen und animalischen Ursprungs, bei welchen Oxydation der Glykose beobachtet wurde. Nach Martin Hahn‘), welcher mit einem zellfreien Preßsaft von Arum maculatum gearbeitet hat, sind die Oxydasen fähig, die im Pflanzenextrakt befindliche Gly- kose zu oxydieren; über das Vorkommen von Katalase in Arum- preßsaft ist nichts erwähnt. In wässerigen katalasefreien Oxy- daselösungen aus Blutplasmafibrin fand vor kurzem N. Sieber**) die Fähigkeit vor, Glykose zu Kohlensäure zu oxydieren. ***) Was die Boletuskatalase betrifft, so dürfte dieselbe mit dem nicht unbeträchtlichen Fettgehalt der Pilze in Zusammenhang stehenf) Ich habe von dieser Erwägung ausgehend die Extrakte *) Ber. d. deutsch. chem. Ges. 33, 3555. **) Zeitschr. f. physiol. Chemie 39, 484 (1903). ***) Negative Resultate hat T. Porodko [Beih. z. Bot. Centralblatt 16, 1 (1904)] erhalten, welcher aus einem allerdings sehr kleinen und nicht günstigen Versuchsmaterial (Kartoffelextrakt) den Schluß zieht, daß die Oxydasen kaum am Atmungsakte teilnehmen. 7) Den Preßsaft von Boletus haben wir selbst auf Fettgehalt nicht geprüft. Der Pilz selbst enthält, wie aus Margewicz’ Analyse hervorgeht, etwa 5 Proz. Fett. Im allgemeinen ist Fett ein, wie es scheint, wesentlicher Bestandteil sowohl der höheren als der niederen Pilze, 10 - Hans Euler, einiger fettreicher Samen, so von Cucurbita melanosperma und Papaver somniferum untersucht und durchweg eine sehr starke Katalasewirkung konstatieren können. Indessen sind auch diese ‚Extrakte keineswegs frei von Oxydasen und anderen Enzymen, sodaß der Versuch einer Reindarstellung wenig aussichtsvoll erschien. Blut- und Fettkatalase. Mit mehr Aussicht auf Erfolg wurde versucht, aus Blut und aus frischem Schweinefett reine Katalaselösungen darzustellen und hieraus die reinen Blut- und Fettkatalasen zu gewinnen. Inwie- weit die Reindarstellung gelungen ıst, läßt sich bei den bekannten außerordentlichen Schwierigkeiten, die bei diesen Arbeiten auf- treten, noch nicht beurteilen. Die bis jetzt erhaltenen Resultate sind die folgenden. Die Darstellung der Blutkatalase geschah im wesentlichen nach demselben Verfahren, welches G. Senter angewendet hatte. Defibriniertes Blut wurde mit ungefähr dem zehnfachen Volumen kohlensauren Wassers gemischt, 10 Stunden stehen gelassen und die Flüssigkeit von den festen Bestandteilen abfiltriertt. Von diesem Filtrat wurden 2 Volume mit 3 Volumen 95proz. Alkohol gemischt und die Lösung vom Niederschlag befreit. Der Niederschlag wurde wieder mit Wasser digeriert und hierauf teils mit der dreifachen Menge Alkohol direkt gefällt, teils (wenn es auf die Isolierung des Enzyms ankam) zuerst filtriert und dann gefällt. Der hellbraune Niederschlag wurde nun voll- ständig im Exsikkator getrocknet, hierauf zerrieben und mit Wasser extra- hiert. Die jetzt filtrierte klare und fast farblose Flüssigkeit, welche heftig auf Wasserstoffsuperoxyd einwirkte, wurde teils verdünnt und zu den folgenden Versuchen verwendet, teils durch Destillation unter vermindertem Druck eingeengt und wieder mit Alkohol gefällt und zwar mit 2 und 3 Volumen 95 proz. Alkohol, teils wurde die Lösung direkt eingedampft und der Rück- stand bei 100° getrocknet. Auch wurden Versuche angestellt, die Katalase- lösungen durch Ausfrieren zu konzentrieren. Daß die Geschwindigkeit, mit welcher Wasserte in geringen Konzentrationen durch Blutkatalase zersetzt wird, sich durch eine Reaktionskonstante 1. Ordnung ausdrücken läßt, hat bereits Senter festgestellt. Bei allen Versuchen war die Konzen- tration des Wasserstoffsuperoxyds in der Mischung etwa '/20oo-normal. Mit „Inkubationszeit“ ist diejenige Zeit bezeichnet, während welcher die Säure, bzw. Base in Berührung mit der Katalase war, bevor Wasserstoffsuperoxyd zugesetzt wurde. Die Versuche, welche über den Einfluß der Säuren und Basen angestellt wurden, be- stätigen im wesentlichen die Resultate von G. Senter. Die- selben seien deshalb nur im Auszug mitgeteilt. Die Versuche sind bei 0° ausgeführt. Zur Kenntnis der Katalasen. 11 t/ıoooo n-HÜ1 !/ıooo n-HC1 !/ıooo n-HCl Inkubationszeit: 10 Min. Inkubationszeit: 50 Min. Inkubationszeit: 100 Min. K = 0,0010 K = 0,0010 K = 0,0009 t/g0000 n-HÜl Inkubationszeit: 20 Min. ohne Zusatz: K = 0,009 K = 0,020. 1/ıoooo n-Ba(OH), Inkubationszeit: 30 Min. ohne Zusatz: 2.0017 K = 0,019. Die gefundenen Reaktionsverzögerungen resultieren offenbar aus der Einwirkung der Säure bzw. Base sowohl auf das kata- lysierende Enzym als auf das Wasserstoffsuperoxyd. Die beiden Einwirkungen lassen sich vorläufig noch nicht auseinanderhalten. Die hier angegebenen Werte sind hauptsächlich zum Vergleich mit den entsprechenden an Fettkatalase ermittelt worden. Von den verschiedenen untersuchten Fettarten wurde zur Reindarstellung der Fettkatalase Schweinefett gewählt, das stets frisch in großen Mengen zugänglich war. Das Alter des Fettes, d. h. die Zeit zwischen dem Schlachten des Tieres und der Ver- arbeitung des Fettes ist nämlich von großem Einfluß auf die Menge aktiver Katalase, welche extrahiert werden kann. Etwa 1 bis 2 Tage alte Fette liefern noch sehr wirksame Enzymlösungen, später nimmt die Wirksamkeit rasch sehr erheblich ab. Geschabtes Schweinefett wurde mit dem gleichen Gewicht Wasser und dem vierfachen Gewicht Seesand in kleineren Portionen in einer Reibschale verrieben. Dann wurde das Gemisch drei Stunden bei 30° sich selbst überlassen. Das Gemisch kühlte sich während weiterer 5 Stunden auf Zimmertemperatur (15°) ab, worauf das Extrakt abgegossen (nicht abgepreßt) wurde. Das Filtrat wurde nun auf 0° abgekühlt und wieder filtriert. Nun wurde das Extrakt mit 3, 4 und 5 Volumen Alkohol und 1 Volum Ather versetzt. Der Niederschlag wurde nach ! bis 1 Stunde von der Flüssigkeit getrennt, abgepreßt und sofort mit Wasser digeriert, wodurch der größte Teil wieder in Lösung ging. Es wurde wieder mit Alkohol gefällt und der nun erzeugte Niederschlag getrocknet. Das hier- aus mit Wasser erhaltene Extrakt wurde untersucht. Die bei zwei Ver- suchsserien zum Zweck der Analyse erzeugte dritte Fällung war so gering, daß sie nur zu qualitativen Eiweißproben hinreichte. Dieselben stimmten indessen vollständig mit den an der zweiten Fällung erhaltenen Resultaten überein. Auf die mit diesen Präparaten erhaltenen analytischen Resultate wird in anderem Zusammenhang zurückgekommen werden. Erhebliche Unterschiede zwischen der Fett- und der Blut- katalase zeigten sich bei der Einwirkung von Säuren und Basen. Die folgenden Versuche sind bei 10° ausgeführt. E Y/ıoooo n-HÜl 1/0000 n-HC1 Y/ıoooo n-HÜCl Inkubationszeit: 10 Min. Inkubationszeit: 50 Min, Inkubationszeit: 100 Min. K = 0,058 K = 0,060 K = 0,060 ohne Zusatz: K = 0,063. 12 Hans Euler, I. t/eooo n-HC1 !/aooo n-HÜ1 !/goo n-HC1 Inkubationszeit: 20 Min. Inkubationszeit: 75 Min. Inkubationszeit: 10 Min. K — 0,053 K = 0,051 K — 0,050 t/yoo n-HC1 1/00 n-Ba(OH), !/s0o n-Ba(OH), Inkubationszeit: 45 Min. Inkubationszeit: 15 Min. Inkubationszeit: 40 Min. K —= 0,0017 K = 0,040 K = 0,040 ohne Zusatz: K = 0,060. III, Y/ıo00o n-HÜl Y/ıoooo n-HÜl 1/aooo n-HC1 Inkubationszeit: 30 Min. Inkubationszeit: 60 Min. Inkubationszeit: 40 Min. K = 0,0065 - K= 0,0065 K = 0,0018 ohne Zusatz: K = 0,0090. Dagegen erwies sich die Wirksamkeit beider Katalasen pro Gewichtseinheit Trockensubstanz sehr nahe gleich. Diejenige Lösung der Fettkatalase, welche an katalytischer Wirksamkeit einer kolloidalen Platinlösung von 0,006 g pro Liter gleichkommt, enthielt 0,0015 rn Trockensubstanz, welche aus der eingeengten Lösung durch Alkohol und Äther ausgefällt werden konnten. Nimmt man für die eiweißartige Enzymsubstanz das gering geschätzte Molekulargewicht 1000, so würde sich eine Molekularkonzentration von 0,0000015 g ergeben. Eine Kon- zentration von der gleichen Größenordnung wurde für das kata- lysierende Enzym des Blutes gefunden, nämlich rund 0,001 g Liter r Trockensubstanz entsprechend etwa 0,000001 g a Diese Ubereinstimmung scheint mir bemerkenswert. Bleibt man nun bei der Voraussetzung, daß die wasserstoff- superoxydzersetzenden Enzyme eine bestimmte Gruppe für sich bilden, so kommt man zurück zu der biologisch wichtigen Frage: Welche Aufgabe haben diese Enzyme im Organismus? Die erwähnte Annahme von Loew für Pflanzenkatalasen stützt sich auf die vielfach hypothetische intermediäre Bildung von Superoxyden. Für eine solche Annahme dürfte das Vor- kommen der Katalasen in vielen tierischen Organen noch weniger Anhaltspunkte bieten als in pflanzlichen, z. B. im tierischen Fettgewebe, wo eine intermediäre Bildung von Wasserstoffsuper- oxyd oder anderen Superoxyden durch keine Tatsache ge- stützt wird. Stellt man die Organe, in welchen Katalasen nachgewiesen wurden und in besonders starker Konzentration vorkommen, zu- Zur Kenntnis der Katalasen. 13 sammen, so läßt sich zeigen, daß überall, wo Fett gebildet bzw. umgesetzt wird, Katalasen zu finden sind. So ist durch die Untersuchungen von W.Sıgmund‘*) und von F. R. Green**) das Vorkommen von Lipasen in Senf-, Rizinus- und Kürbissamen bewiesen worden; die Extrakte dieser Samen zersetzen, wie ich fand, heftig Wasserstofisuperoxyd. Peniecillium glaucum und Aspergillus niger spalten Wasserstoffsuperoxyd (Loew loe. eit.) und Fett (Gerard***), Camust). Diese beiden Fähigkeiten zeigt auch in recht hohem Grade die Hefe (Del- brück; Issajew). Noch auffallender ist die Parallelität in der Fähigkeit Ester und Wasserstoffsuperoxyd zu zersetzen bei den Extrakten tierischer Organe, wie des Pankreas und der Leber — eingehende Studien über diese Enzyme verdanken wir Kastle und Loeven- hart — des Blutes und Serums |Hanriot]ff) und des Darmes (Boldireff). Indessen erschwert der Enzymreichtum dieser Organe die Identifizierung der einzelnen Enzyme.fff) Ein bedeutend gün- stigeres Versuchsmaterial liefert in dieser Hinsicht das tierische Fettgewebe. Wird frisches Schweinefett mit dem gleichen Gewicht Wasser bei 40° eine Stunde lang extrahiert und der Auszug nach dem Abkühlen auf 35° filtriert, so wird eine klare Lösung erhalten. Diese wirkt sehr kräftig zersetzend auf Äthylbutyrat. Unter den üblichen Vorsichtsmaßregeln wurden im Thermostaten bei 35° gleiche Volumina eines wässerigen Schweinefettextraktes und einer bei Zimmertemperatur gesättigten Lösung von Athylbutyrat gemischt. Von Zeit zu Zeit wurde in 10 cem der Mischung mit Baryt die frei ge- wordene Buttersäure titriert. Um eine Vorstellung vom Reaktionsverlauf zu geben, sei ein Versuch angeführt. In folgender Tabelle bedeuten t die Zeiten in Minuten, x die zur Zeit t zur Titration verbrauchte Anzahl ccm Barytlösung, k die nach der Formel - In = berechneten Reaktionskonstanten. *) Sitz.-Ber. Wien. Akad. 99, I, 407; 100, I, 328, 101, I, 549 (1890 bis 1892). **) Proc. Roy. Soc. 47, 146; 48, 370 (1901). *+*) 0, r. 124, 370 (1897). 7) Soc. Biol. 49, 192 (1897). Tr) Siehe hierzu Arthus, Journ. de Phys. et Path. 6, 1902. 1T7) Ein weiteres interessantes, näher zu verfolgendes Beispiel bietet die Milch, deren Katalasewirkung von Raudnitz, Bredig, Reiss und Faite- lowitz (loc. eit.) studiert ist, während Marfan und Gillet [Monatsschr. f. Kinderkrankheiten I, 57 (1902)] und E. Moro [Jahrb. f. Kinderheilkunde 56, 392 (1902)] Lipase in der Milch nachwiesen. 14 | Hans Euler, 0 2 0,3 2,40 0,0256 6 0,75 1,95 0,0235 ) 1,05 1,65 0,0237 +16 1,65 | 1,05 0,0250 Wie ersichtlich, wirkt das gewonnene Extrakt sehr kräftig hydrolysierend. | Alle bis jetzt bekannten Tatsachen deuten auf die peroxyd- zersetzende Wirkung der lipolytischen Extrakte hin. Die Ergebnisse dieser Arbeit lassen sich folgendermaßen zu- sammenfassen: "1. Der Preßsaft' von Boletus scaber zersetzt Wasserstoff- superoxyd mit großer Heftigkeit.e. Die Wirkung dieses Enzyms ist während mehrerer Tage so gut wie konstant, wird schon durch sehr geringe Mengen schwacher Säuren aufgehoben und durch Basen in sehr geringer Konzentration befördert. Das Enzym schließt sich damit der f-Katalase OÖ. Loews an. | Die Zersetzung des Wasserstoffsuperoxyds durch die „Boletus-Katalase“ folgt bei Enzymüberschuß innerhalb gewisser Grenzen der Gleichung für Reaktionen 1. Ordnung. 2. Das wasserstoffsuperoxydspaltende Enzym der Pilze dürfte an der intramolekularen Atmung derselben nicht be- teiligt sein. | 3. Relativ sehr reine und kräftige „Katalase“lösungen wurden aus tierischem Fettgewebe gewonnen, Auch in diesen wird Wasserstoffsuperoxyd bei Enzymüberschuß innerhalb gewisser Grenzen nach der für monomolekulare Reaktionen gültigen Gleichung zersetzt. Der Einfluß von Säuren und Basen auf die zersetzende Wirkung des Enzyms hängt auch von der Konzentration des letzteren ab. Der Zusatz von Säuren und Basen bewirkt wahrscheinlich eine reversible Neutralisation des als amphoteren Elektrolyten fungierenden Enzyms; die Inkubationszeiten (mit Säuren und Basen) haben nämlich so gut wie keinen Einfluß auf die Wirksamkeit desselben. 4. Die wasserstoffsuperoxydzersetzenden Enzyme aus Pflanzen, Blut und Fett scheinen nicht identisch zu sein. Zur Kenntnis der Katalasen. 15 5. Eine Überschlagsrechnung bezüglich der absoluten Enzym- konzentrationen zeigt die sehr bedeutend größere kata- lytische Wirksamkeit des Enzyms ım Vergleich zum kolloidalen Platin. 6. Der Parallelismus der Fett- bzw. Ester- und der Peroxyd- spaltenden Wirkung der pflanzlichen und tierischen Extrakte gestattet den Schluß, daß den lipolytischen Extrakten vor- züglich die Eigenschaft, Wasserstoffsuperoxyd zu zersetzen, zukommt. Stockholms Högskola. — —_ 11. Über die Oxydationsprodukte des Glyeylelyeins. Von Dr. Leo Pollak (Wien). Aus dem physiologisch-chemischen Institut zu Straßburg. In einer jüngst erschienenen Arbeit über den oxydativen Abbau der Eiweißkörper sprieht v. Fürth*) die Hoffnung aus, daß es gelingen dürfte, auf diesem Wege die Kenntnisse hin- sichtlich des Zusammenhanges der bereits bekannten Elementar- komplexe des Eiweißes, namentlich hinsichtlich der Bindung der Stickstoffatome zu erweitern. Wenn wir an der von Hofmeister und E. Fischer entwickelten Vorstellung über den Aufbau der Eiweißkörper aus glycylglycinartigen Ketten festhalten, scheint es zweckdienlich, derartigen Untersuchungen von den einfachsten Verbindungen aus, gleichsam von unten her, entgegenzukommen, d. h. die Oxydationsprodukte der einfachsten Typen dieser Ver- bindungen (der Peptide) zu studieren. Ich habe deshalb auf Auf- forderung von Herrn Prof. Hofmeister die Oxydation des niedrigsten Peptids, des Glycylglyeins, mit Calciumpermanganat in Angriff genommen. Das zu den Versuchen verwendete Glyceylglyein wurde nach der Methode von E. Fischer**) dargestellt. Das aus dem Glyein- anhydrid nach Vorschrift dargestellte salzsaure Glyeylglyein wurde mit Silberoxyd in die freie Aminosäure übergeführt, die Identität und Reinheit des Präparates durch sein Verhalten beim Erhitzen (Bräunung bei 210°, Zersetzung zwischen 215 und 220°) festgestellt. 26 g Glycylglycin werden in 200 ccm destilliertem Wasser gelöst (schwach alkalische Reaktion) und hierauf 72 g Caleiumpermanganat in 100 ccm Wasser gelöst, unter Eiskühlung langsam zutropfen gelassen, das ist die für 4 Atome OÖ auf 1 Mol. Glycylglyein berechnete Menge. Während der Oxydation tritt starker Blausäuregeruch auf. Nach 24stündigem Stehen bei Zimmertemperatur wird vom Manganschlamm *) Diese Beiträge 6, 296. **) Ber. d. deutsch. chem. Ges. 34, 2868. Über die Oxydationsprodukte des Glyeylelyeins. 17 abfiltriertt. Er enthält kohlensauren Kalk; Calciumoxalat läßt sich darin nicht nachweisen. Das Filtrat ist eine klare, nur ganz leicht gelblich tingierte Flüssig- keit von alkalischer Reaktion, die mit konzentrierter Salzsäure nicht in der Kälte wohl aber beim Erhitzen Oxalsäure abspaltet, die beim Über- sättigen mit Ammoniak als oxalsaurer Kalk ausfällt; bei länger fortge- setztem Kochen wird mehr Oxalsäure erhalten. Beim Kochen mit Baryt- wasser entsteht ebenfalls Oxalsäure, dabei entweicht Ammoniak. Mit ver- dünntem Kupfersulfat und Natronlauge gibt die Flüssigkeit eine deutliche, rotviolette Biuretreaktion. Um die Flüssigkeit von gelöstem Calcium- hydroxyd zu befreien, wird Kohlensäure eingeleitet; es fällt jedoch auch bei längerem Stehen in der Wärme kein Niederschlag aus. Hierauf wird das Filtrat im Vakuum bei einer 50° nicht übersteigenden Temperatur eingeengt, wobei ein schwach alkalisches Destillat übergeht, worin sich Ammoniak nachweisen läßt und die Lösung eine rötliche Farbe annimmt. Es fällt ein feinkörniger kristallinischer Niederschlag aus, der abfiltriert, erst mit verdünntem Alkohol, dann mit wenig kaltem Wasser gewaschen wird. (Er geht dabei jedoch teilweise in Lösung und zwar umso leichter, je stärker er noch mit Mutterlauge verunreinigt ist.) | Filtrat und Waschwasser werden vereinigt und bis zur bleibenden Trübung mit Alkohol bis zu etwa 60 Proz. versetzt. Nach längerem Stehen setzt sich ein kristallinischer Niederschlag ab. Die vereinigten Niederschläge werden in wenig Wasser suspendiert, mit Salzsäure versetzt, bis sich nichts mehr löst; die filtrierte Lösung wird durch Einleiten von gasförmigem Ammoniak neutralisiert. Es ent- steht ein weißer, gut kristallisierter Niederschlag, der in kaltem Wasser fast gar nicht, in heißem nur schwer löslich ist. Er wird salzfrei ge- waschen und noch einmal in gleicher Weise umkristallisiert. Er fällt jetzt in glänzend weißen, teilweise schon makroskopisch erkennbaren Kristallen aus. Unter dem Mikroskope erweisen sich die gut ausge- bildeten Formen als Prismen mit aufgesetzten Pyramiden, daneben sieht man rhombische Tafeln. Im ganzen wurde etwa 2,50 g dieser Substanz erhalten. Das erhaltene Kalksalz ist in heißem Wasser schlecht, in Äthyl- alkohol, Ather, Chloroform gar nicht löslich. Es gibt keine Biuretreaktion. Beim Kochen mit konzentrierter Salzsäure sowie beim Kochen mit Baryt- wasser wird Oxalsäure und Ammoniak abgespalten. Beim Erhitzen mit stickstofffreier Magnesia usta entsteht kein Ammoniak. Die im Vakuumexsikkator über Chlorcaleium getrocknete Substanz gab bei der Analyse folgende Werte: 0,2095 g Substanz verlieren bei längerem Erhitzen bis 130° 0,0572 g. 0,1453 g Substanz geben 0,0988 g CO, und 0,0585 g H,O. 0,1334 g Substanz geben 6,39 ccm N bei 17,9° Temperatur und 765 mm B. 0,1799 g Substanz geben 0,0393 g CaO. Gef. Ber. für C,H,N0,Ca + 4H,0 Ca 15,60 Proz. 15,56 Proz. Cr 1BaE ©, 18,67:425 HEN NER Beitr. z. chem. Physiologie. VII. 2 18 Leo Pollak, Gef. Ber. für 0,H,NO,Ca + 4H,0 N 5,54 Proz. 5,44 Proz. Kristallwasser 27,30 ,„*®) ISEHLITE Nach dem Ergebnisse der Analyse und den beschriebenen Reaktionen kann wohl kein Zweifel bestehen, daß es sich um C0.C00H das Ca-salz der Säure NH. CH,. COOH der Oxalylaminoessig- säure handelt. Um den Beweis für obige Formel zu ergänzen, habe ich eine quantitative Bestimmung der durch Salzsäure abspaltbaren Oxalsäure durchgeführt. 0,3917 g der im Vakuumexsikkator getrockneten Substanz werden durch etwa 6 Stunden mit siedender Salzsäure (spez. Gewicht 1,19) am Rückflußkühler gespalten. Hierauf wird mit Ammoniak übersättigt, etwas reines Chlorcalcium zugefügt und mit Essigsäure angesäuert. Der aus- gefällte oxalsaure Kalk wird abfiltriert, chlorfrei gewaschen, getrocknet, erst gewogen und dann die Ca-Bestimmung in ihm ausgeführt. 0,3917 g Substanz liefern 0,1941 g oxalsauren Kalk. Derselbe gibt beim Veraschen 0,0776 g Ca0**). Legt man den Ca-Wert zugrunde, so berechnen sich 0,1772 g oxal- sauren Kalks, das ist 45,23 Proz. der gespaltenen Substanz. Die obige Formel verlangt 49,80 Proz. Ca. Es wurden also über 90 Proz. der theoretisch möglichen Menge oxalsauren Kalks erhalten. — Der Befund von Ammoniak unter den Spaltungsprodukten weist darauf hin, daß die Substanz beim Kochen mit Säure oder Barytwasser zunächst in Essigsäure und CO.COOH NH | CH,.COOH BR Men CO.COOH zerfällt. A priori wäre auch folgende Spaltung: NH.CH,. COOH denkbar gewesen. Daß diese Art des Zerfalls nicht eintritt, war schon dadurch wahrscheinlich, daß es mir bei wiederholtem Ver- suche nicht gelang, aus den Spaltprodukten Glykokoll zu isolieren. Dagegen ließ sich nach Spaltung mit Barytwasser und Ent- fernung des oxalsauren Baryts Essigsäure als Essigäther nach- weisen. Zur Identifizierung der übrigen bei der Oxydation entstandenen Produkte wurden Filtrat und Waschwässer nach Ausfällung der eben be- schriebenen Substanz auf dem Wasserbade bis zur Sirupkonsistenz ein- geengt. Es erfolgt keine kristallinische Ausscheidung. Der Sirup wird ÖOxaminsäure, also nach folgendem Schema: *) Der Wert für Kristallwasser ist etwas zu niedrig. Die Substanz scheint die letzten Reste desselben nur sehr schwer abzugeben, da sie bei 130°, ohne sich zu zersetzen, noch an Gewicht verliert. **) Der Wert für oxalsauren Kalk ist etwas zu niedrig, da sich das Filter beim Trocknen bräunte. (Daher der Ca-Gehalt desselben zu hoch: Gef. 28,54 Proz., Ber. f. (COO),Ca + H,O 27,39 Proz.). Über die Oxydationsprodukte des Glycylglyeins. 19 zum Nachweise eventuell gebildeten Harnstoffes mit Alkohol-Ather aus- gezogen, letzterer verdunstet. Es bleibt kein Rückstand; Harnstoff ist also nicht vorhanden. Hierauf wird der Sirup wieder in Wasser gelöst und mit Mercurinitrat ausgefällt. Der flockige Niederschlag wird mit heißem Wasser gewaschen, darauf mit Schwefelwasserstoff zerlegt und vom Quecksilbersulfid abfiltriert. Das Filtrat gibt wieder deutliche Biuret- reaktion, spaltet beim Kochen mit Salzsäure Oxalsäure, beim Kochen mit Magnesia usta Ammoniak ab. Mit Silbernitrat gibt es einen flockigen Niederschlag. Beim Kochen mit Kupferkarbonat entsteht eine dunkelblaue Lösung, die beim Eindampfen teils als Lack, teils als Körnige Masse zurückbleibt. Mit methylalkoholischer Kupferacetatlösung entsteht ein amorpher Niederschlag. Die letzt angeführte Reaktion wird zur Isolierung benützt, das Kupfersalz mit kaltem und heißem Wasser gewaschen und im Vakuumexsikkator getrocknet. Es stellt ein äußerst hygroskopisches, amorphes Pulver von grüner Farbe vor. 0,124 g Substanz geben 0,0821 g CO, und 0,0235 g H;0. 0,1431 g Substanz geben 9,11 ccm N bei 21,8°. und 762,5 mm B. Gef. Ber. für C,NH0,Ca C 18,05 Proz. 18,49 Proz. 1 N 11 Be ge N. 238, Mn. Nach der Analyse könnte es sich um das Kupfersalz der Säure COOH NH.CO.COOH wäre gut verständlich, schwer aber, daß diese saure Verbindung die Biuretreaktion gibt. Für weitere Untersuchungen reichte die erhaltene Menge nicht aus. Bei einem anderen Versuche gelang es, diese Substanz kristallinisch zu erhalten, indem nach Reinigung über die Quecksilberverbindung wie oben im Vakuum auf wenige ccm eingeengt wurde. Beim Stehen in der Kälte kristallisierte eine gelblich gefärbte Substanz in kleinen prismatischen Formen aus, die in heißem Wasser gut, in Alkohol nicht löslich war und die oben beschriebenen Reaktionen gab. Die wässerige Lösung reagierte gegen Lackmus deutlich sauer und gab mit Dimethylamidoazobenzol schwache Rotfärbung. Die erhaltene Menge reichte nicht zur Analyse. handeln. Die Abspaltung von Ammoniak und Oxalsäure Bei der Oxydation von Glyceylglyein mit Caletumpermanganat entsteht somit Oxalylaminoessigsäure. Ein Silbersalz dieser Säure haben bereits Kerp und Unger*) durch Einwirkung von Baryt auf Amidooxalylglykokoll in der Kälte erhalten. Ebenso konnten sie den Ester dieser Säure (Oxaminessigsäure der Autoren) durch Einwirkung von Äthyloxalsäurechlorid auf Glykokollesterchlor- hydrat darstellen. Er ist ein farbloses Öl, das bei 12 mm Druck bei 197 bis 198° siedet. Die Oxydation des Glycylglycıns führt somit nicht direkt zur Spaltung des Peptids sondern zur Bildung sauerstoffreicherer Peptide. *) Ber. d. deutsch. chem. Ges. 30, 579. 2% 20 Leo Pollak, Über die Oxydationsprodukte des Glycylelycins. In Rücksicht auf das eingangs Gesagte verdient die Oxalyl- essigsäure deswegen Interesse, weil sie einen sehr einfachen Typus jener sauren Körper repräsentiert, die bei der Säure- spaltung Oxalsäure und Ammoniak liefern, sich also den Oxy- protsäuren analog verhalten. Es ist dabei bemerkenswert, daß der im Glycylglycin festgebundene Stickstoff in der Oxalylamino- essigsäure bereits derart gelockert ist, daß er durch Säure oder Alkalı abgespalten werden kann. Es wirft das ein Licht auf die Tatsache, daß die hochoxy- dierten Produkte des Kaseins, wie die Kyroprotsäuren v. Fürths, 50 Proz. des Gesamtstickstoffs durch Säure als Ammoniak ab- spalten lassen. Man ist daher, glaube ich, wohl berechtigt, sich die Oxyprot- säuren zum Teile aus Oxalyl-aminosäuren-komplexen aufgebaut zu denken. Als Nebenprodukt der Oxydation resultierte eine saure Sub- stanz, die die Biuretreaktion gab; leider in so geringer Menge, daß sie nicht identifiziert werden konnte. Es ist nicht ohne Interesse, daß aus dem „abiureten“ Glycylelycin durch einen oxydativen Vorgang ein Körper entsteht, der diese Reaktion gibt. Es ist mir eine 'angenehme Pflicht, Herrn Dr. E. Freund, Vorstand des pathologisch- chemischen Laboratoriums der k. k. Krankenanstalt Rudolfstiftung in Wien, für das liebenswürdige Entgegenkommen zu danken, mit dem er mir die Vollendung dieser Arbeit in seinem Laboratorium ermöglichte. ill. Über die Bestimmung des Arginins mit Permanganat. Von Dr. Gustav Orglmeister, Assistenten. Aus dem pharmakologischen Institut der deutschen Universität zu Prag. I. In einer im hiesigen Institute ausgeführten Arbeit hat Pommerrenig*) anhangsweise die Bemerkung gemacht, „daß es ihm nicht gelungen sei, im Sinne der Angaben von Lossen durch Oxydation von Eiereiweiß oder Kasein auch nur eine Spur Guanidin zu erhalten“. Ein Jahr später (1903) gaben Kutscher und Zickgraf“) eine bequeme und einfache Methode an, aus Leim durch Oxy- dation mit Permanganat, und zwar mit übermangansaurem Kalk, Guanidin darzustellen. Hierbei bemerken die Verfasser, daß sie nicht wissen, warum Pommerrenig bei seinen Versuchen zu negativen Resultaten gelangt sei. Es lag daher für uns nahe, die Versuche, die Pommerrenig bei seiner Untersuchung über Guanidinzersetzung im Tierkörper nur gelegentlich angestellt hatte, zu wiederholen. Hierbei wurde sehr bald die Erklärung für den negativen Ausfall der Versuche Pommerrenigs gefunden. Einmal arbeitete Pommer- renig, wie er ja ausdrücklich hervorhebt, mit der Methode von Lossen, welche sich wesentlich von der von Kutscher und Zickgrafin An- wendung gebrachten unterscheidet; er verwendete nicht das bedeutend vorteilhaftere Caleiumpermanganat, sondern Kaliumpermanganat; er ließ das Oxydationsmittel nicht in der Siedehitze, sondern in der Kälte einwirken, wobei die Zersetzung der Eiweißkörper lange keine so voll- kommene ist und jedenfalls auch unter Bildung von den Guanidinnachweis *) Über Guanidinzersetzung im Tierkörper. Diese Beiträge 1, Heft 10 bis 12 (1902). **) Die, Bildung von Guanidin bei Oxydation von Leim mit Perman- ganaten. Sitzungsber. d. preuß. Akad. 28 (1903). 992 Gustav Orglmeister, störenden Zwischenprodukten erfolgt. Die Menge des hierbei in Betracht kommenden Permanganates ist eine vielmal kleinere als bei der Oxydation in Siedehitze, und hiervon hängt wesentlich die Ausbeute an Guanidin ab. Ferner arbeitete Pommerrenig nicht mit Leim, der die Muttersubstanz des Guanidins, das Arginin, in größerer Menge enthält als andere Eiweiß- körper und wegen seiner Löslichkeit in heißem Wasser für diese Methode besonders geeignet ist, sondern mit Eiereiweiß und Kasein. Die letzteren Körper enthalten viel weniger Arginin als der Leim (Kasein bleibt nach unseren Versuchen, die auch mit den während unserer Untersuchungen erschienenen Angaben von Otori*) übereinstimmen, mit einem Arginin- gehalt von 3,6 Proz, weit hinter dem 7 Proz. Arginin enthaltenden Leim zurück). Sodann wird Kasein wegen seiner Unlöslichkeit in Wasser selbst von siedender Permanganatlösung nur schwer uud langsam ange- griffen und bei der Einwirkung von kaltem Permanganat muß seine Angreifbarkeit noch viel geringer sein. Selbst nach der verbesserten Methode von Kutscher “und Zickgraf erhielten wir namentlich bei Eiereiweiß, anfangs auch bei Kasein negative oder nur schwach positive Befunde, solange wir als Fällungsmittel des Guanidins gleich wie Pommerrenig gesättigte Pikrinsäurelösung verwendeten. Erst als wir das Verfahren ganz anders als Lossen und Pommerrenig in der weiter unten näher beschriebenen Weise durchführten, gelangten wir auch bei diesen Eiweißkörpern zu befriedigenden positiven Resultaten. Hiermit scheint uns zur Genüge dargelegt, warum das Arbeiten nach Lossen negative Resultate erzielen muß. Während wir mit der Ausarbeitung unseres Verfahrens und der Aufklärung obigen Widerspruches beschäftigt waren, erschienen die Mitteilungen von Zickgraf**) und Otori, wodurch ein Teil unseres Arbeitsprogrammes bereits seine Lösung gefunden hat. Ich beschränke mich deswegen im nachfolgenden darauf, das- jenige Verfahren anzuführen, das sich nach vielfachen Versuchen schließlich als zweckmäßig erwiesen hat. Bei dem Umstande, daß die Bestimmung des Guanidins zur Charakterisierung der einzelnen Eiweißkörper verwendet werden soll, dürfte nachfolgende Mit- teilung, wenn sie auch zum Teil nur mehr eine Bestätigung der von den genannten Autoren nachgewiesenen Tatsachen bringt, nicht ganz wertlos sein. m. Soll in einem Eiweißkörper oder, was von vornherein meine Absicht war, in einem Organ der Arginingehalt bestimmt werden, so ist der erstere möglichst rein dargestellt zu verwenden (befreit von allen flüchtigen Stoffen, löslichen Substanzen, Salzen), das *) Die Oxydation des Pseudomucins und Kaseins mit Calciumpermanganat. Zeitschr. f. physiol. Chemie 48, Heft 1 u. 2. - **) Die Oxydation des Leims mit Permanganaten. Zeitschr. f. physiol. Chemie 41, Heft 3 (1904). A un. Ku .ie ee Mi eier ee ee Über die Bestimmung des Arginins mit Permanganat. 23 letztere nur in blutleerem Zustande heranzuziehen. Das weiter eingeschlagene Verfahren besteht aus folgenden Abschnitten: 1. Hydrolyse des gewogenen Eiweißkörpers mit Schwefel- säure von der unten angegebenen Konzentration. Versuche mit Unterlassung dieser Vorbehandlung belehrten uns, daß die Resultate bei Eiweißkörpern, die behufs ihrer Reindarstellung koaguliert, also in unlösliche Form gebracht worden waren, erhebliche Differenzen darboten, Als Grund hierfür stellte sich heraus, daß bei nicht derartig vorbereiteten Eiweißkörpern trotz tagelanger energischer Oxydation immer noch unangegriffene Reste durch den sie einhüllenden Manganschlamm der Reaktion entzogen werden. 2. Oxydation: Hierbei bewährt sich in ausgezeichneter Weise das von Kutscher und Zickgraf empfohlene Calcium- permanganat. 3. Bestimmung des erhaltenen Guanidins durch Wägung oder Stiekstoffbestimmung. In allen Einzelheiten beschrieben gestaltet sich das Verfahren demnach folgendermaßen: Das Tier, dessen Organe zur Untersuchung herangezogen werden sollen, wird aus der Karotis verblutet. Die einzelnen Organe werden nach Tunlichkeit mit physiologischer Kochsalzlösung ausgespült, voll- ständig zerkleinert, auf dem Wasserbade bei kleiner Flamme unter Zusatz einiger Tropfen Essigsäure getrocknet und zu einem möglichst feinen Pulver zerrieben. Dieses wird sodann chlorarm gewaschen, hierauf im Soxhlet-Apparat zuerst ungefähr 12 Stunden mit Alkohol und dann anderthalb Tage mit Ather behandelt und so von Farbstoffen, Fett usw. befreit. Der letzte Rest des Athers wird durch Trocknen bei 40° entfernt. Von dem so gereinigten Pulver wird eine entsprechende Menge abge- wogen, im allgemeinen 3 bis 5 g, mit der dreifachen Gewichtsmenge konzentrierter Schwefelsäure und der sechsfachen Menge Wasser versetzt und unter dem Rückflußkühler durch ungefähr 8 bis 10 Stunden hydrolysiert, bis eine homogene schwarz-braune, dickflüssige Lösung erhalten wird. Diese wird mit viel Wasser verdünnt, erhitzt, und dann wird zur heißen Flüssigkeit soviel Barythydrat in Pulverform hinzugefügt als der Rechnung nach notwendig ist, um die Schwefelsäure zu neutralisieren. Der Nieder- schlag von schwefelsaurem Baryt wird dekantiert, reichlich mit Wasser versetzt, aufgekocht, abermals dekantiert und diese Prozedur noch 1 bis 2 Mal wiederholt. Die vereinigten Flüssigkeitsmengen werden (falls das Volum zu groß, nach vorgängigem Einengen) in einen ungefähr 1!/s | fassenden Erlenmeyerschen Kochkolben gebracht; dann wird nötigen- falls noch einmal genau neutralisiert und hierauf langsam mit einer 10proz. Lösung von käuflichem Calcium hypermanganicum technicum so lange versetzt und im Sieden erhalten als sich noch eine nennenswerte Menge desselben in längerer Zeit (in ungefähr einer Viertelstunde) entfärbt, In sechs bis acht Stunden ist die Oxydation für gewöhnlich beendet. Dank der bereits durch die Hydrolyse erfolgten Zersetzung der Eiweißkörper erfolgt sie ruhig und ohne stärkere Reaktionserscheinungen, während solche ohne eine der- 24 Gustav Orglmeister, artige Vorbehandlung stürmisch auftreten und eine stete Beaufsichtigung erfordern. Das Oxydationsgemisch wird durch ein entsprechend großes Faitenfilter in eine Porzellanschale filtriert, der in dem Kolben zurück- bleibende Manganschlamm einigemale mit Wasser aufgekocht, die ver- einigten Filtrate werden auf dem Wasserbade bis auf ein kleines Volumen (ungefähr 20 ccm) eingeengt. War das Hydrolysat genau neutralisiert worden, so scheiden sich jetzt nur geringe Mengen schwerlöslicher Substanzen ab. Mit heißem Wasser werden diese durch ein möglichst kleines Faltenfilter in ein Becherglas nachgewaschen, in welches bereits die Lösung selbst abfiltriert worden war. Das ganze Filtrat, dessen Volumen höchstens 50 ccm beträgt, wird mit kalt gesättigter Natrium- pikratlösung versetzt, und zwar mit dem 5 bis 6fachen Volumen. Es geht nicht an, statt des Natriumpikrats die weit weniger lösliche Pikrin- säure zu verwenden. Diese ergibt zwar bei einzelnen Körpern, so bei Leim und Blutserum, die gleichen Resultate, dagegen erzielt man damit bei Organen, mag man dieselben nun ohne Vorbehandlung verwenden oder sie zuerst entfetten und pulverisieren, fast gar keinen oder nur einen sehr geringen Niederschlag von Guanidinpikrat. Natriumpikrat, welches durch Neutralisieren einer gesättigten Pikrinsäurelösung mit der entsprechenden Menge von Natriumhydroxyd (auf 23 Gewichtsteile Pikrinsäure kommen 4 Teile Natriumhydroxyd) und nachheriges Auskristallisieren gewonnen wurde, löst sich ungefähr zehnmal reichlicher in Wasser als Pikrinsäure. Selbst heißgesättigte Pikrinsäurelösung kommt an Wirksamkeit der Natriumpikratlösung nicht gleich. Das Guanidinpikrat setzt sich sehr gut ab. Es kann schon nach wenigen Stunden auf ein gewogenes Filter gebracht und mit Pikrinsäurelösung gewaschen werden. Auf das einmal gefällte Guanidinpikrat hat Pikrinsäurelösung keinen lösenden Einfluß mehr. Das Filter wird getrocknet, mit Chloroform gewaschen und hier- durch von dem größten Teile der Pikrinsäure befreit, sodann abermals getrocknet und gewogen. Die Fehler, die hierbei dadurch entstehen, daß einerseits Guanidinpikrat in Chloroform nicht absolut unlöslich ist und daß andererseits die Pikrinsäure aus dem Filter nicht vollständig durch Chloroform entfernt wird, heben einander teilweise auf und sind außerdem so geringfügig, daß dieselben bei der Berechnung vernachlässigt werden dürfen. Hierfür sei nachfolgender Beleg mitgeteilt: Das Wasch-Chloroform von 5 Guanidinpikratniederschlägen mit einem Gesamtgewicht von 0,7 g wird nach schwachem Ansäuern mit Wasser ausgeschüttelt, wodurch das Guanidin und etwas Pikrinsäure in die wässerige Lösung gehen. Nach Entfernung der letzteren durch neuerliche Chloroformbehandlung wird in der farblosen Guanidinlösung der Stickstoff- gehalt bestimmt (Kjeldahl). Das destillierte Ammoniak braucht 0,25 ccm 1/,0-n-HCl. Da I ccm 1J,o-n-HC1l x 0,001. X 58 = Arginin in g, sowie 1 g Guanidinpikrat X ?’/,s = Arginin in g, so ergibt sich, daß auf das Waschchloroform von 0,14 g Guanidinpikrat (= '/, der obigen Menge) durchschnittlich 0,05 ccm */,,-n-HCl = 0,00048 Guanidinpikrat zu Verlust gelangen, also rund bei jeder Probe durchschnittlich */, Milligramm, bei 0,3 g Guanidinpikrat (der durchschnittlich zur Wägung gelangten Menge) 1 Milligramm. Die verwendeten Filter besitzen einen Radius von 2 bis 3 cm; derartige Filter halten, mit gesättigter Pikrinsäurelösung durch- tränkt und sodann, wie dies bei unseren Proben geschah, drei oder viermal Über die Bestimmung des Arginins mit Permanganat. 25 mit Chloroform nachgewaschen, kaum mehr als 1 Milligramm Pikrinsäure zurück, sodaß sich also die Fehler gegenseitig aufheben und vernach- lässigt werden können. Anfänglich wurden die auf das Filter gebrachten Guanidinpikrat- niederschläge nach der Methode behandelt, welche Pommerrenig in seiner oben genannten Arbeit empfiehlt. Danach werden dieselben mit Wasser in einen kleinen Scheidetrichter gespült, mit verdünnter Schwefel- säure versetzt und solange mit Chloroform ausgeschüttelt, bis die über dem Chloroform stehende wässerige Guanidinlösung vollkommen farblos ist und so von Pikrinsäure gänzlich befreit zu einer Stickstoffbestimmung nach Kjeldahl verwendet werden kann. Aus dem Stickstoffgehalt wird dann das Guanidin bzw. Arginin berechnet. Auf diese Weise wird das Guanidinpikrat in vollkommen exakter Art quantitativ bestimmt. Die Methode erfordert aber viel mehr Zeit als die Wägung; bei irgend größeren Mengen von Guanidinpikrat braucht man zum Ausschütteln sehr viel Chioroform. Dieser Umstand regte uns zu Versuchen an, welche dahin zielten, die Bestimmung des Guanidinpikrates zu vereinfachen, umsomehr als es auch erwünscht schien, eine Methode ausfindig zu machen, durch welche das Guanidinpikrat als solches identifiziert werden konnte. Es lag nahe, hierfür die Wägung des Guanidinpikrates heranzuziehen. Der- selben mußte aber notwendig die Reinigung des Präparates vorangehen. Die ursprünglich hierfür von Emich“) angegebene Methode bewährte sich mir ebensowenig wie seinerzeit Pommerrenig. Beim Waschen des Pikrates auf dem Filter mit Wasser treten sehr große Verluste ein, bis zu 80 Proz. Das von Zickgraf und Otori benützte Verfahren, mehr- malige Umkristallisation des Pikrates aus Wasser und Korrektur der durch Wägung erhaltenen Zahl mit Berücksichtigung der Menge des verwendeten Wassers und der Löslichkeit des Pikrates darin, schien uns zu umständlich und bei den zum Teil recht geringen Pikratmengen auch schwer durchführbar. Es zeigte sich nun, daß die aus den ver- schiedenen Oxydationsgemischen erhaltenen Pikratniederschläge nach dem Auswaschen mit Chloroform durchwegs als nahezu reines Guanidinpikrat anzusprechen waren und daß die Wägungsmethode der Bestimmung durch Ermittlung des Stickstoffes nach Kjeldahl nicht wesentlich an Genauig- keit nachsteht, dabei aber doch eine Vereinfachung des Verfahrens bedeutet. Ein und dieselbe Probe, zuerst gewogen und dann auf ihren Guanidin- N-Gehalt bestimmt, ergab bei ‘der letzteren Bestimmung eben nur so viel weniger Guanidin, als durch das Chloroform in Lösung gegangen war, während hierbei natürlich die auf dem Filter zurückgebliebene Pikrinsäure nicht zur Deckung dieses Verlustes herangezogen wurde, da alle Pikrin- säure durch das Chloroform ausgeschüttelt worden war. Hierfür folgende Belege: Eine Probe (getrocknetes, käufliches) Blutserum ergibt nach Aus- führung des ganzen Ganges mittels der Wägung: 0,0580 g Arginin, mittels N-Bestimmung nach Kjeldahl: 0,0569 g Arginin. Von der Dünndarmschleimhaut des Leimhundes (vergleiche unten- stehende Tabelle) geben: 5 g gewogen 0,415 g Guanidinpikrat, d. i. 0,250 g Arginin; *) Monatshefte f. Chemie 1891, S. 93. PT; Gustav Orglmeister, n-HCl mittels N-Bestimmung nach Kjeldahl: 42,0 Tr Arginin. Die Fehler liegen also in den Milligrammen. Nach alledem ist es daher zulässig und zweckmäßig, das Guanidinpikrat nach mehrmaligem Waschen mit Chloroform durch Wägung zu bestimmen. Im Gange unserer Untersuchungen wurden wiederholt stich- probenweise Stickstoffbestimmungen des gewogenen Guanidin- pikrates vorgenommen und stets erwiesen sich die hierbei auf- tretenden Differenzen als unbedeutend. Für die Frage der Brauchbarkeit und Verläßlichkeit der ganzen Methode bleibt nur noch ein Punkt zu erledigen, welcher sich auf die Art der Oxydation mit Permanganat bezieht. Die Ausbeute an Guanidinpikrat ist bis zu einer gewissen Grenze ab- hängig von der Menge des zur Oxydation verwendeten Perinan- ganates; nach Zickgraf ist die Reaktion dann als beendet anzu- sehen und die größte Ausbeute an Guanidin zu erwarten, wenn die Biuretreaktion in dem filtrierten Reaktionsgemisch eben ver- schwunden ist. Bei unseren Vorversuchen mit Stoffen, die uns in beliebiger Menge zur Verfügung standen, wie Leim, Blutserum und verschiedenen anderen Eiweißkörpern, zeigte sich, daß, wenn man die Oxydation so lange fortsetzt, als eben noch mehrere Tropfen der Permanganatlösung in nicht allzulanger Zeit (in einer Viertelstunde) entfärbt werden, die Resultate bei verschiedenen Parallelproben keinen großen Schwankungen unterworfen sind. Außerdem habe ich auch, wo immer es die Menge des Ausgangs- materials erlaubte, mehrere Proben aufgestellt und mich dabei jedesmal überzeugt, daß die einzelnen Resultate nur wenig von einander abweichen. Bei irgend erheblichen Differenzen war natürlich die größere Zahl maßgebend. —= 0,244 g III. Mit Hilfe dieser Methode habe ich zunächst eine Anzahl von Eiweißkörpern auf ihren Arginingehalt untersucht. Die erhaltenen Resultate sind zum Teil in folgender Tabelle zusammengestellt; hierbei ist nur zu bemerken, daß alle diese Stoffe direkt der Oxydation unterworfen wurden ohne vorherige Hydrolyse, zu welcher ich erst durch die spätere Untersuchung der Organeiweiß- körper geführt wurde. Insofern sind die erhaltenen Zahlen mit Ausnahme derjenigen des Leims, der wegen seiner Löslichkeit in heißem Wasser keiner Hydrolyse bedarf, als Minimumwerte zu betrachten. | Über die Bestimmung des Arginins mit Permanganat. 237 Volumen PN der ver- brauchten Menge 10 proz. Guanidin- | Arginin Arginin in ing eg pikrat in g ing Prozenten lösung ın eem | [ Leim (Handels- 4 (bei 100° : \ e L gelatine) getrocknet) 260 0,4670 0,282 h 7,05 Rinderblutserum, ESTER 3,94 getrocknet Feikehalt 240 0,202 0,121 .|(des Eiweiß- (käuflich) a e gehaltes) 3 2,5 luft- 2,25 nn m trocken = - v (des bei 100° 3 getrocknet Präparates) Kasen |BBn, | 105 | 0112 | 0,0676 9,97 ; 8,6 ‚ Eidotter Meracken 240 0,270 0,163 2,9 Eiter (aus einem IE | kalten Glutaeal- |,7% cn 0 146 0,149 | 0,090 42 absceß) ne r Hornsubstanz, 3,3 ; 5 roh, entfettet | lufttrocken 165 0,8158 | 0,1914 5,8 Mammacarcinom| 2,04 trock. 2 (Gallertkrebs) Pulver = Luna 0,1015 2 Eine nachträgliche Bestimmung des Arginingehaltes bei dem- selben Kaseinpräparat, jedoch ganz nach der oben beschriebenen Methode (also mit vorangehender Hydrolyse) durchgeführt, ergab folgendes Resultat: | 290 ccm | 9754 8 | Kasein, ı 10 proz. = 2016648 |: 2;6..Rroz: getrocknet EEUDEL Perman- ee Argınin | Arginin ganatlösg.| P | Otori loc. eit. fand bei seinem Kaseinpräparat (bezogen von Grübler) folgenden Maximalwert: | 500 cem | 0,5464 & FApoREN ne tt proz. ii? | Be 8,5. Proz, en getrocknet | Perman- ne Arginin | Arginin ganat P | IV. Nunmehr konnte ich an die Bearbeitung einiger der sich er. gebenden physiologischen Probleme denken. In dieser Richtung stellte ich mir vor allem zwei Fragen: 1. Ist es möglich, durch Verfütterung eines argininreichen Materiales, wie es der Leim darstellt, eine Zunahme des Arginin- gehaltes der Organe zu erzielen? 28 Gustav Orglmeister, 2. Kann man durch Zufuhr von Benzoesäure bei Vögeln, welche diese Säure gebunden an Diaminovaleriansäure als Ornithur- säure durch die Nieren zur Ausscheidung bringen, bewirken, daß deren Organismus an Arginin verarmt und infolgedessen die Organ- zusammensetzung eine quantitativ abnorme wird? Die erste Frage muß nach unseren in dieser Richtung ange- stellten Versuchen in verneinendem Sinne beantwortet werden. Es mag dies vielleicht zum Teil daran liegen, daß Hunde, welche zu diesen Versuchen verwendet wurden, nur mit Widerwillen Leim nehmen und überdies nur dann, wenn er reichlich mit anderer Nahrung vermengt ist. Ein Hund im Gewichte von 9300 g, welcher innerhalb der Zeit von 10 Tagen neben 3!/, kg anderer Nahrung (Semmel, Fleischextrakt) 540 g Gelatine erhalten hatte, zeigte in seinen einzelnen Organen folgenden Arginingehalt: - 10 proz. | \ ı Perman- | Guanidin- Prozent- Gewicht | ganat- pikrat Arginin. | gehalt an lösung Arginin g ccm g 8 Muskel 5,2 300 0,4054 0,245 4,7 ra Ei 5,5 330 0,4664 | 0,981 5,1 Mucosa des | Be Dose \ 5 = 270 0,4159 0,25 5 5 270 0,226 0,1365 2,18 5,7 320 0,277 0,167 2,9 22 | 51 995 0.236 0,1426 2,8 5 300 0,225 0,136 2,72 Nieren 3,8, le 0,2659 0,159 42 Herz 5,1 340 0,4220 0,254 “ 5,08 5,5 310 0,186 0,112 2 Blut 5,2 295 0,1905 0,114 2,2 7 525 0,229 0,138 1,96 Milz 2,4 140 0,211 0,127 9,8 Diese Werte unterschieden sich nicht wesentlich von jenen, welche an zwei Normalhunden gewonnen wurden. Hinsichtlich der zweiten Frage wurde der Versuch in folgen- der Weise durchgeführt: I. Hahn, durch 4 Tage bei normaler Maisfütterung gehalten, wird am 1.. III. 05 verblutet. Gewicht 1590 g. Die einzelnen Organe, streng nach der oben angeführten Methode behandelt, ergeben folgenden Arginingehalt: Über die Bestimmung des Arginins mit Permanganat. 29 | | 10 proz. | | | ROHR nidan. Prozent- ‚ Gewicht | ganat- pikrat Arginin | gehalt an | lösung ı Arginin 4 ecm g | g | | 5,0 70 | 08 | 04 | 583 Muskel 3,2 260 | 0.484 0,262 5 5 300 0,411 0,248 | 4,96 zacen BE er AB PET. 0107 | 208 3,8 180 0285 | 0,172 4,5 ee a 4,7 Nieren j 1,45 95 a RR 4,6 Magen 3,6 185 0.299 0184 | 51 Herz RITTER 0,056 | 0,084 | 34 N 54 275 0,395 0,238 4,4 iD: 3,75 150) 0242 0,146 3,9 II. Hahn. durch 4 Tage in gleicher Weise gefüttert, Gewicht 2130 g. Innerhalb der nächsten 14 Tage erhält er mit derselben Nahrung im ganzen 21 g Natrium benzoicum. Sein Gewicht sinkt hierbei auf 1700 g. Tod am 15. III. 05 durch Verbluten. Über den Arginingehalt seiner Organe gibt folgende Tabelle Aufschluß: 10 proz. | Perman- | Guanidi | Prozent- ® uanidin- Fe Gewicht ganat- pikrat Arginin gehalt an lösung Arginin g cem g g | 5,7 285 0,425 0,256 4,5 Muskel 4,3 215 170,299 0,184 4,3 7,8 40° | 0,596 0359 | 4,6 2,9 El 0550 | 0151 | 52 ar Ent 0 | 0188 | 0,077 4,6 1,75 95 0,101 0,061 3,6 Er 1,5 100 | 0100 | 0060 | 4 Nieren | 1,9 45 FE DDE 0,075 | 3,9 TER 0,348 0,210 5,1 ar 4,4 2350 | 0,892 0,237 5,38 Herz 1,1 55 0,046 | 0088 | 95 5,2 265 0,316 0,191 3,69 a et 0 | 0,826 0,190 3,63 Die Möglichkeit, daß die Benzoesäure in elektiver Weise ein einzelnes Organ durch Argininentziehung schädigt, ist nach diesen Versuchen wohl auszuschließen. Eine tatsächliche Verminderung des Prozentgehaltes an Arginin ist zu verzeichnen im Muskel, in der Leber und im Blute. Die Unterschiede betragen allerdings 30 Gustav Orglmeister, Über die Bestimmung des Arginins usw. durchschnittlich kaum mehr als '/’; Prozent. Diese Zahlen geben keinen absoluten Grenzwert der durch Benzoesäurezufuhr mög- lichen Argininentziehung, da durch die Fütterung ein steter Argininersatz (Aufnahme von Nahrungsarginin oder Synthese) stattgefunden haben muß. Es wäre nicht uninteressant, denselben Versuch am Hungertier zu wiederholen. Eine weitere Verwendung der Methode in physiologisch- toxikologischer Richtung habe ich abgebrochen, da unterdessen von Kossel*) eine Mitteilung über den Arginingehalt der Leber in normalem Zustande und bei Phosphorvergiftung erschienen ist. *) Berlin. klin. Wochenschr. Nr. 41, 1904. IV- Über den Umfang der Fettverdauung im Magen. Von Dr. med. Adolf Zinsser, Assistenten der Klinik. Aus der medizinischen Klinik zu Gießen. (Stellvertretender Direktor Privat- Dozent Dr. Franz Volhard.) Die Frage der Fettverdauung im Magen, der man früher eine kaum nennenswerte Bedeutung beilegen zu können glaubte, ist in ein neues Stadium getreten, als Volhard, gelegentlich einer Nachprüfung der v. Meringschen Versuche über das Resorptions- vermögen des Magens entdeckte, daß Fette schon unter der Ein- wirkung des Magensaftes eine weitgehende Spaltung in Glycerin und freie Fettsäure erfahren, vorausgesetzt, daß sie als natürliche Emulsion der Verdauung unterworfen werden. Die geringen und dem scheinbar widersprechenden Werte, die andere Autoren (Marcet, Cash, Ogata, Klemperer und Scheuerlen) bei ein- schlägisen Versuchen gefunden hatten, lassen sich anscheinend lediglich darauf zurückführen, daß bei allen ihren Versuchen Fett in nicht emulgierter Form zur Verwendung kam. Das wässerige Verdauungssekret kann mit einem mit Wasser nicht mischbaren Fett keine innige Vermengung eingehen, und so keine intensive digestive Tätigkeit entfalten. Volhard schloß an seine Beobachtungen weitere Studien an, und es gelang ihm, an der Hand zahlreicher Versuche nachzuweisen, daß es sich bei dieser Spaltung der emulgierten Fette um eine selbständige Funktion des Magensaftes handle. Eine Reihe seiner weiteren Arbeiten, sowie eine Dissertation von Stade erbrachten danı: den wohl kaum noch anzuzweifelnden Beweis, daß der Prozel; auf einer Fermentwirkung beruht. Ellinger hat die Volhardschen Resultate nachprüfen: lassen, und sie, mit allerdings etwas geringeren Werten, bestätigt. Er führte auch den Nachweis, daß das Auftreten freier Fettsäure nicht auf Lecithinspaltung zurückzuführen ist. Pekelharing erwähnt in seiner Arbeit über das Pepsin, daß er die Volhard- schen Beobachtungen an einem Hunde mit Pawlowscher Magen- fistel bestätigen konnte. Wenn Inouye kürzlich behauptete, mit Glycerinextrakt der Magenschleimhaut keine Spaltung erzielt zu 32 Adolf Zinsser, haben, so stehen dem noch zu veröffentlichende Versuche aus unserem Laboratorium entgegen, die deutlich positive Resultate im Sinne der Volhardschen Lehre liefern. Es enthält also auch der Magensaft ein fettspaltendes Ferment, und Volhard und Stade konnten im Verlauf ihrer Untersuchungen darlegen, daß es sich durch ganz bestimmte, dem Pepsin und Lab sehr ähnliche, biochemische Eigenschaften charakterisiert. Somit ergab sich eine Reihe vollkommen neuer Gesichts- punkte für die Beteiligung des Magens an der Verdauungsarbeit. Es liegt meines Wissens bisher in der Literatur keine Arbeit vor, die bei Prüfung der Verdauungsvorgänge in vivo die neuen Be- obachtungen berücksichtigt. Die von Volhard angestellten Beobachtungen am lebenden Magen waren, wie Volhard selbst später entdeckte, mit einem erheblichen Versuchsfehler behaftet: Während der Trocknung des Verdauungsgemisches bei Zimmer- temperatur auf Kaolin war die Spaltung weiter gegangen, scdaß die Resultate, 70 Proz. Spaltung in 2 Stunden, als viel zu hoch angesehen werden müssen. Volhard hat deshalb eine neue Methode zur Bestimmung der Fettspaltung ausgearbeitet, sie aber bisher nur bei theoretischen Untersuchungen verwandt. Seine im Reagensglas erzielten Resultate erheischen also eine Ergänzung durch Prüfung des Ablaufs der Fettspaltung in vivo, und ich verdanke Herrn Dr. Volhard die Anregung zu diesen Unter- suchungen. Es sollte also geprüft werden, wieviel Prozent einer verab- reichten Fettemulsion während ihres Aufenthaltes im Magen der Spaltung unterliegen; diese Versuche konnten sich dann ergänzend den Kenntnissen anschließen, die wir durch die Publikationen von J. Müller über den Umfang der Eiweiß- und Stärkever- dauung im Magen gewonnen haben. Das in Anwendung gebrachte Verfahren ist im wesentlichen das Folgende: Der Patient erhält morgens nüchtern ein später näher zu be- zeichnendes Fettfrühstück, das nach einer bestimmten Zeit ausgehebert wird. 20 cem der so erhaltenen Rückstände werden mit 75 cem Ather unter Zufügung von 2 ccm Alkohol durch mehrere Minuten dauerndes, öfter wiederholtes Schütteln extrahiert. Nachdem man die Schichtung der Schüttelemulsion abgewartet hat, werden 50 ccm des Fettäthers in ein Kölbehen abgegossen. Hierzu werden 50 cem säurefreien Alkohols*) gefügt, und nach Zusatz von Phenolphthalein wird durch Titration mit wässeriger !/,, Normalnatronlauge der Gehalt des Extraktes an freier Fett- säure bestimmt (Wert I). Durch Zusatz von 10 ccm Normalnatronlauge unterwirft man die noch in dem Gemische enthaltenen Neutralfette der *) Der Alkohol wurde in 5 l-Flaschen im Wasserbad, das durch Zu- leitung von Dampf erhitzt wurde, gekocht und mit '/ Normal-NaOH gegen Phenolphthalein neutralisiert. BE VE Über den Umfang der Fettverdauung im Magen. 33 Verseifung, die bei Zimmertemperatur sicher in 24 Stunden vollendet zu sein pflegt. Das Gemisch enthält jetzt das gesamte extrahierte Fett in Form von Natronseifen, und außerdem einen Überschuß an freier Natron- lauge. Fügt man nun 10 cem®) Normalschwefelsäure zu, so wird davon ein Teil zur Neutralisierung der überschüssigen Lauge verwandt. Der Rest treibt aus den durch die Verseifung gewonnenen Natronseifen die Fettsäuren aus, und deren Quantität wird nun ebenfalls titri- metrisch bestimmt (Wert ID). Aus u! False Titerwerten I und II läßt ce z ir berechnen. Um zugleich einen ungefähren Anhaltspunkt zu gewinnen über das Ver- hältnis der effektiven Spaltung zur Fermentkonzentration des betreffenden Magensaftes, wurde der Rest des Ausgeheberten jedesmal filtriert, 10 ccm des Filtrats mit 20 ccm einer Eigelbwasseremulsion (3 Eigelb auf 100) versetzt und 12 Stunden im Brutschrank belassen. Dieses künstliche Verdauungs- gemisch wurde genau nach der angegebenen Methode weiter behandelt und die Fettspaltung bestimmt. Dievon Volhardund Stade für das fettspaltende Ferment des Magens gefundene Regel, daß die Menge der Fermenteinheiten (F) gleich sei dem Quotienten aus dem Quadrat derVerdauungsprodukte(V)undder Zeit(T), ermöglichte dann, diein der angewandten Menge Magensaft enthaltene 2 sich dann nach der Gleichung x = O die Größe der Spaltung in Proz. Zahl von Fermenteinheiten nach der Gleichung F = r zu berechnen. Das zur Verwendung kommende Fettfrühstück sollte eine natürliche Emulsion darstellen, und als solche lag die Verwendung von Milch, als in praxi am ehesten in Betracht kommend, am nächsten. Im Verlauf einer Reihe von Versuchen, bei denen ich den Patienten morgens nüchtern 500 ccm roher Milch verabreichte und nach 1 bis 2 Stunden ausheberte, erwies sich diese Form des Frühstücks jedoch als zu den Untersuchungen nicht geeignet. Die Fällung der Milch erfolgte stets in äußerst groben, zähen Käsebrocken, die einer gleichmäßigen Extraktion erheblichen Widerstand entgegensetzten. Es gelang mir auch nicht, durch mechanisches Zerreiben der Masse in Porzellantiegeln oder durch stundenlange Extraktion im Schüttelapparat wesentlich bessere Resultate zu erzielen. Ebenso wenig erhielt ich brauchbare Werte bei der Verwendung von saurer Milch, oder bei Zusatz von Salz- säure vor der Extraktion. Ich gab nun den Patienten eine Suspension von Eigelb in Bouillon. Zuvor angestellte Kontrollversuche erwiesen, daß sich das Gemisch gut extrahieren ließ; die Stammlösung enthielt durch- schnittlich 3 bis 4 Proz. freier Fettsäure. Das Gelbe von 2 Eiern wurde mit 500 cem Bouillon fein verrührt und dem Patienten morgens nüchtern gereicht. Nach 1 bis 2 Stunden wurde ausgehebert, und bei der Untersuchung auf Fettspaltung ergaben sich folgende Werte (cf. Tabelle D): *) Am bequemsten ist für die Normallösungen die Anwendung von 2 Stützerschen automatischen Revolverpipetten. Beitr. z. chem. Physiologie. VII. 8 ER TTTETERE grosey. Adolf Zinsser, 34 I 1 UILLIUYU YpIsıy 6 &0 e PENNINE yoeayos UOYOOLJ uwourop ur | Fre ıe|cel9ı gs 09) -adsny "upIJS 3 JTur uofmo e | e u09 GE so oo || + \poysıssngg woo gg) Sen nr ig e aA 1a | mepaoa ns |, ongsyundg | Alyep €z Bo.rD. 84 :) Bun wo 081 PS sgorg. | ‘pn ızey | os |" Bu Ba a er En opupIsyony euroy |, "> grur uorrmog . 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KAUIEZ ARE | Rn oe -19Z, apusuursag | UPISS FE 38 Adolf Zinsser, Aus den Versuchen geht also hervor, daß von den eingeführten Fettmengen im normalen Magen durchschnittlich 24,5 Proz. ge- spalten wurden, und zwar sind die Werte ziemlich konstant und zeigen keine regelmäßige Abhängigkeit von der Verdauungszeit. Auch diesem Verfahren haftete jedoch noch als Mißstand an, daß die zutage geförderten Rückstandsmengen oft nicht zur Ver- arbeitung ausreichten. Zudem war der Fettgehalt der Lösung ein relativ geringer, so daß die Fehlergrenze sehr in die Breite gerückt wurde. Ich griff deshalb auf die von v. Mering angegebene und auch von Volhard verwandte Eigelbzuckerlösung zurück. (Frühstück bestehend aus 5 Eigelb, die mit einer 14 proz. Traubenzuckerlösung auf 500 aufgefüllt werden.) Der hohe Zucker- und Fettgehalt ließ eine erhebliche Herabsetzung der Motilität und so die Erlangung bequem zu verarbeitender Mengen auch bei längerer Verdauungs- zeit erhoffen. Im Verlauf einer großen Reihe von Versuchen bewährte sich diese Modifikation des Frühstücks aufs beste. Der Fettgehalt war ein hinreichend großer, auch beim Achylischen waren nach längerer Verdauungszeit noch hinreichend Rückstände vorhanden, und endlich ließ sich das Fett hier, wie häufige Kontrollversuche ergaben, bequem und zuverlässig extrahieren. Meine Untersuchungen befaßten sich zunächst wieder mit dem normalsezernierenden Magen, und ich verweise auf Tabelle II. Diese weiteren, an 3 verschiedenen Versuchspersonen ange- stellten Versuche erbringen uns also eine Bestätigung unserer ersten Resultate, indem sie eine durchschnittliche Spaltung von 21,6 Proz. in einer und 25 Proz. in 2 Stunden ergeben. Ich begnüge mich vorläufig damit dieses Ergebnis hervor- zuheben, um erst später auf andere Fragen einzugehen. Mein Programm umfaßte dann weiter eine Prüfung der Fett- spaltung bei Störungen der Saftsekretion. Für abnorm hohe HCI- Werte standen mir 2 Fälle (VII und VIII) zur Verfügung, die beide mit einer Spaltung von nur etwa 15 Proz. die von Vol- hard bereits im Reagensglas gemachte Erfahrung bestätigten, daß abnorm hohe Säurewerte hemmend auf die Fettspaltung ein- wirken; jedoch sind hierbei wohl auch noch später zu erwähnende Einflüsse der Motilität in Betracht zu ziehen. (Tabelle III.) u | | 108 | "| (q ne "JA I eRa®L-Py) IM ” ee 3 2 ud»sopf n | | | x I a r [PSUULION 9UTOJ | | sur n6 | #291 & 6 « o9/sr re + aoysıaz umge « N +0 (o re Mo | UOISNUIF] “UD9 05% Due | qPSUNıS [9SUULION, H9UTOF SunsoLIoonZ BL he 0 : MEER: & SSL STH TTlaT| oo og | ® uoIspnurg “ur9 06E 00 00% XI '65 REN art + alor|. 4 ©, ana lanı a | Mae Mei, ums ö . PO icq = | Be nl TIIA 38 Ss + 4193PI03 er nt apsım 8 5 Ci 98 eye r nepA9A N3 | ee N oa: og | © any |6L | + er 9pIS I|yur uorfmog < wm 3 ae wo OL1 a os | ® & 6 11992085 5 ee! = geılsorliog | +] . 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ERERE EEIEEENS BEIRE 3 DER? | ERDE FERNER © PD EEE N — ss 7 SUMME ze ne ET z | A9NnBs snum>er] | YeZ “SISSNIFNOTP H j +0 a = omoorlselrr ° Tal] ° Maas Ba = uorspnurm ‘wo9 091 ie a 1 N IE Be Ei unı3 Ze ee Bud MED "upIS & “ 2 (9 Ss gorertes|se| u 291 : SPESEN SR EU "XI '86 = Na — | worspnurg ro 081 te Er > aones snumyder] | yez ‘Sıssuppy>oTp i } om ai r Sa T’E86 LI 52 REN | = 9sseN "uofeyI® [’oPIS I x | (4 8 öl u09 08 - — | uorsmum ‘w99 088 Are A a EN Er —— lo Ze < us4Iogay | ones snunpe , yez ‘SrssuypoTp Zunsgl \ +0 e 697 5 F1| 9‘ı |9°9 Di gs |e, | -odsny osse "uoeyd '9PIS | -1ONonzqfaS NT 'IE - N sopunagg | 8 9 7) 7 | vorstnum “wo 087 [7] 09 00€ CR ee ei le | ee no BILIISES 1970ydure snwyder] nepıaoAaun ms Yanysyn.AF aa IX 8 | 17 | — | yozuegs ‘wa OI -2g044 lern a Ra ones snwuxoeT SLuraTy9s -upIg ‚ A #0 RR “ ‘yBz 9SSEN "UI 3/1 ’ XI "66 eh dmhen = Iran an= 42 Adolf Zinsser, Hatten also seither unsere Ergebnisse mit den Resultaten der theoretischen Versuche einigermaßen ım Einklang gestanden, so fanden sich gänzlich unerwartete, überraschende Resultate bei Versuchen an hypo- bzw. achylischen Patienten. Schon Volhard war es aufgefallen, daß der Magen, der keine oder nur sehr wenig freie HCl mehr absondert, bezüglich der Fettspaltung sich wie ein normaler verhält, während die filtrierten Magensäfte von Achylischen keine Fettspaltung aufwiesen. Bei unseren an 5 ver- schiedenen Patienien angestellten 13 Versuchen resultierten Werte, welche die bei Normalen erzielten durchweg erheblich überschritten: eine Spaltung von durchschnittlich 45,8 Proz. in 2 Stunden. (cf. Tabelle IV.) Für die Beurteilung der Exaktheit und des positiven Wertes der gesamten Untersuchungen kommt wohl in erster Linie die Frage in Betracht, inwieweit die gewonnenen Resultate durch Faktoren, die sich unserer Einwirkung entziehen (Sekretion, Motilität) beeinflußt werden, und bis zu welchem Grade deren Tragweite unserer Beobachtung zugänglich ist. Einen An- haltspunkt für die Veränderung in der Konzentration, die die Lösungen im Verlauf der Verdauung erfahren, gewinnen wir durch einen Vergleich des gesamten Fettgehaltes der Stammlösung mit dem einer gleichen Menge der ausgeheberten Rückstände. Die. bezüglichen Zahlen lehren, daß die Lösung während der Ver- dauung einer zum Teil erheblichen Verdünnung unterliegt, und daß diese mit wachsender Verdauungszeit zuzunehmen scheint. Bei der Bouilloneilösung ist die Verdünnung durchweg eine er- heblich größere als bei der Eigelbzuckerlösung, eine Tatsache, die zunächst überraschen muß, da man doch annehmen sollte, daß die Zuckerlösung im Gegenteil eine recht erhebliche Wasseraus- scheidung in den Magen bewirke. Vielleicht findet aber dieses scheinbar widersprechende Verhalten darin seine Erklärung, daß die nach Einführung der Bouillon intensivere Salzsäuresekretion eine schnellere Zerstörung der Emulsion bewirkt. Die Lösung erfährt dann bald eine starke Aufrahmung, und die sich an der Ober- fläche abscheidenden Fette werden vorzeitig ausgetrieben. Es entzieht sich also unserer Kenntnis, in welchem Mengenverhältnis die Verdauungsprodukte den Ventrikel verlassen, und damit ergibt sich, daß unsere Versuchsresultate keine absolute Gültigkeit be- anspruchen können, sondern nur als Approximativwerte zu nehmen sind. Mit dieser Annahme einer Abrahmung und vor- zeitigen Ausstoßung der Fettsäure ließ es sich auch erklären, daß Verdauungszeit und Größe der Fettspaltung nicht in einem regel- Über den Umfang der Fettverdauung im Magen. 43 mäßigen Zusammenhang stehen. Die von uns gefundenen pro- zentischen Werte blieben dann hinter denen der de facto erfolgten Spaltung zurück. So könnte auch das paradoxe Verhalten der Hypo- und Achylien z. T. wenigstens seine Erklärung finden. Hier blieb die Emulsion bestehen, die Fettsäuren verharrten in gleichmäßiger Verteilung und erschienen im Ausgebeberten im richtigen Mengenverhältnis. Die Präponderanz der Spaltung des Achylikers gegenüber der des Normalen wäre somit nur eine scheinbare gewesen. Es gelang auch, diese Hypothese durch den Versuch zu stützen: Ein Normaler und ein Achyliker erhielten je ein Eigelbzuckerfrüh- stück. Nach 1!/, Stunden wurde ausgehebert und die Rückstände wurden in hohen Flaschen im Wasserbad weiter der Verdauung unterworfen. Nach 6 Stunden war beim Normalen eine deutliche Schichtung eingetreten: über einer trüben, wässerigen Flüssigkeit schwamm ein dicker, gelber Rahmzylinder. Die achylischen Rückstände zeigten keinerlei Veränderung. Es wurden nun von beiden Flaschen je 20 ccm aus der obersten Schicht und vom Boden des Gefäßes entnommen und auf Fettspaltung geprüft, Die Werte zeigten, daß beim Normalen eine deutliche Abrahmung statt- gefunden hat, während beim Achylischen Fettsäure und Fett vollkommen im gleichen Mengenverhältnis verharrten. Es blieb nun weiter zu erhoffen, daß sich aus dem Vergleich unserer Versuchswerte mit den aus den anfangs erwähnten Kontrollversuchen gewonnenen Zahlen der Fermenteinheiten des jeweils produzierten Magensaftes ein Urteil über die Brauchbarkeit unserer Resultate gewinnen ließ. Gehen Fettspaltung und Zahl der Fermenteinheiten bis zu einem gewissen Grade parallel, so beweist dies, daß die unseren Versuchen anhaftende Fehlerquelle diese doch nicht in einem Maße beeinflußt, daß den gefundenen Zahlen eine ungefähre Gültigkeit abgesprochen werden könnte. In Tabelle V sind für eine Reihe von Versuchen die betreffenden Werte zusammengestellt, und in der Tat läßt sich für die normalen Magensöfte eine gewisse Übereinstimmung zwischen Ferment- intensität und tatsächlicher Spaltung nicht verkennen. Auch die Tatsache, daß der Hyperacide weniger spaltet, ohne zugleich eine erheblich kleinere Zahl von Fermenteinheiten aufzuweisen, läßt sich durch den hindernden Einfluß der Säure und die schneller erfolgende Abrahmung erklären. Unsere Resultate dürfen also, wenn auch keine absolute, so doch eine approximative Gültigkeit beanspruchen, und im Rahmen einer größeren Serie von Ver- suchen werden sie als brauchbare Vergleichswerte gelten können. Voller Widersprüche erscheint aber auch hier wieder das Verhalten der Achylien. Wo wir im Magen eine Spaltung von 44 Proz. in 2 Stunden gefunden hatten, spaltete der durch Filtrat 44 Adolf Zinsser, gewonnene Magensaft nur 3,4 Proz. in 12 Stunden, was etwa der im Eigelb präformierten Fettsäure entspricht. Der normale Magensaft spaltete in derselben Zeit etwa 50 Proz. Tabelle V. £: Ver- Fett- Saft- dauungs spaltun a Name er Br einheiten sekretion zeit in Stan. Proz. pro cem BT, Normal 1 25,2 10,5 1Va 25,8 14,5 2 20,2 16,9 Ka. B | 22,0 12,0 9 30,2 14,1 KL Hyperacid 1 | 141 | 9,3 Seh, 4 1!/e 15,3 8,5 2 17,8 10,5 Re. Hypochylie 1 42,7 0,48 2 46,7 1,14 Al: Achylie 1/2 20,2 1,43 Th. I f 46,9 1,35 „ B2) 1 ‚la 40,6 1,4 2 44,0 2,90) Na. 2 1!/a 43,7 0,72 Das Verhalten der Acbylien bedurfte also in zweifacher Hinsicht einer Klärung. Erstlich, wie kommt es, daß bei dem Versagen aller andern Funktionen der Magenverdauung lediglich die Fettspaltung in so weitgehendem Maße bestehen bleibt; und dann, warum ist der spaltende Faktor im Filtrat der ausgeheberten Rückstände unwirksam ? Es lag nahe, den hohen Wert der ersten Titration auf die reichlich vorhandene Milchsäure zu beziehen. Weder das Äther- extrakt des Filtrates, noch eine 2 Stunden im Magen belassene reine Zuckerlösung ergaben jedoch einen ähnlich hohen Titer für freie Säure, und außerdem enthielt eine reine Eigelbwasser- lösung, ohne Zuckerzusatz, nach 2stündiger Verdauung einen gleichen Prozentsatz freier Säure. Es hatte also tatsächlich eine Fettspaltung in weitem Umfang stattgefunden, und wenn das Filtrat der Rückstände keine Verdauungsarbeit leistete, so mußte Über den Umfang der Fettverdauung im Magen. 45 der spaltende Faktor in den Rückständen selbst in einer das Filter nieht passierenden Form enthalten sein, sich hierin also wesentlich von dem des aciden Magensaftes unterscheiden. Seinen Nachweis erbrachte folgende Versuchsreihe: Die nach einem Eierfrühstück ausgeheberten Rückstände werden mit mehrfach erneuerten Ätherquanten so lange extrahiert, bis der Aciditätsgrad des abgegossenen Äthers nur noch Spuren beträgt. Der bleibende von Fettsäure und Fett befreite Rest wird bis zur vollkommenen Verdunstung des Äthers im Brutschrank gelassen eind dann einer Eigelbwasserlösung zugefügt. Nach 10 stündiger Verdauung ergab sich eine Fettspaltung von etwa 19 Proz., wie aus folgender Tabelle VI hervorgeht. Tabelle VI. = = Ze e|S |. 52 . > - oe Versuche bei PF: Eigelbzucker- 3 s|& 13 z . x _ IS, n NS Achylien emulsion =|=181223 ER n (zo - = |" #5 | 10 ccm Filtrat der aus- | 2 geheberten Rückstände | 3 mM rm 18 WD o WM „> er} er -1 20 cem Eigelbwasser 10 ccm der mit Äther | . extrahierten Rückstände:|. |°°> | #12] 19,2 0 e 0,4 | 25 10 cem Filtrat der aus- ee geheberten Rückstände 10 cem der mit Äther 2 extrahierten Rückstände 0 = 0,6 | 3,0 | In einer weiteren Versuchsreihe (Tab. VII) wurde das zeit- raubende Verfahren der kontinuierlichen Ätherextraktion dadurch vermieden, daß von einem gewöhnlichen Probefrühstück des Achylischen Filtrat und Filterrückstand in der gewohnten Weise auf Fermentgehalt geprüft wurden: Die Filtrate spalteten kaum, die Rückstände erheblich. Für den, der noch immer in die Existenz eines fettspaltenden Fermentes im Magen Zweifel setzt, blieb die Annahme übrig, daß die Fettspaltung durch zurückgeflossenen Pankreassaft bedingt seı; zumal konnte beim Achylischen, dem das Stimulans zu einem 46 Adolf Zinsser, Tabelle VI. Versuche bei PF: Semmel-Teeprobe- Achylien frühstück I. Titration II. Titration abgespaltene Fettsäure in Prozenten 20 cem Eigelbwasser 10 cem Filtrat 2,7 | 42,8 % 10 cem Rückstände 8,5 | 36,2] 44,7 | 19,0- 0 10 ccm Rückstände 0,6 | 4,0| 4,6 20 ccm Be 10 ccm Filtrat Paren. » 10 cem Rückstände a (SCHE 10 cem Filtrat a 10 cem Rückstände 7,9 |83,3|41,2| 23,7 energischen Pylorustonus fehlt, die Möglichkeit einer derartigen Regurgitation sehr wohl möglich sein. Um diesem Einwand wenigstens für die Fälle von Achylie zu begegnen, prüfte ich bei Rückständen wie beim Filtrat die eiweißverdauende Kraft, indem ich in je 3 Reagensgläsern Mettsche Röhrchen der Verdauung unterwarf a) mit den unveränderten Verdauungssäften, b) nach Zusatz von 2 Proz. Sodalösung bis zur alkalischen Reaktion, c) nach Zusatz von HCl bis zur deutlichen Congoreaktion. (Siehe Tabelle VIII auf S. 19.) Keiner dieser Versuche scheint also für das Vorhandensein von Pankreasferment zu sprechen, jedoch könnte man gegen eine negative Beweiskraft der Versuche einwenden, daß die Trypsin- verdauung durch die Gegenwart des Zuckers zu stark gehemmt werde, oder daß das Trypsin schon unter dem Einfluß der (gegen Lackmus) schwachsauren Reaktion seine Wirksamkeit einbüße. Dem ersten Einwand begegnet ein Versuch, den ich unter den ge- nannten Bedingungen anstellte mit den Rückständen einer einfachen Eigelbwasserlösung, von der in einer Stunde 39 Proz. gespalten worden waren. Weder das alkalisierte Filtrat, noch der unfiltrierte Rückstand hatten in 12 Stunden Mettsche Röhrchen angegriffen. Über den Umfang der Fettverdauung im Magen. 47 Tabelle VIL. pls |" ne | Aykynar | Anke | ae 0 0 0 0 ee 0 0 0 sea | 9 | Filtrat sauer Ken 2. 0 0 6 es sauer A 0 3 0 0 Auch dem zweiten Einwand kann ich einen Versuch entgegenstellen: Ein Patient der Klinik hatte morgens im nüchternen Magen 40 ccm eines stark gallig gefärbten Sekretes, dessen Gesamtacidität 14 betrug, also wesentlich höher war als die der Achyliker-Rückstände. Hiervon 8 cem mit 2 cem einer 2proz. Sodalösung versetzt, zeigten nach 2 Stunden deut- liche Eiweißverdauung an Mettschen Röhrchen. Das Trypsin hat sich also der geringen Acidität des Magens gegenüber resistent erwiesen, und es ist nicht einzusehen, warum in unseren Fällen von kompletter Achylie seine Toleranz eine geringere gewesen sein soll. Schließlich sprach auch die Tatsache der Retention durch das Filter sehr gegen eine pankreatische Natur des Fermentes. Ein Zufall kam mir zu Hilfe und gestattete mir, gerade auf dieses letzte Kriterium einen Beweis dafür zu stützen, daß die Fett- spaltung auch beim Achylischen als eine selbständige Funktion der Magenschleimhaut zu nehmen ist: Patient St. hatte vor einigen Jahren eine schwere Verätzung der Magenschleimhaut durch Schwefelsäure erlitten. Eine sich daran an- schließende narbige Pylorusstenose hatte die Gastro-Enterostomie nötig gemacht. Patient hat jetzt eine komplette Achylie mit deutlichem Gallen- rückfluß. Das Probefrühstück, nach ?/, Stde. ausgehebert, ergibt mäßig verdaute Weckbrocken und reichlich, stark gallig gefärbtes Sekret von alkalischer Reaktion. Mein Kollege Loehlein hatte die Liebenswürdigkeit, das Filtrat auf Pepsin und Trypsin nach der Volhardschen Methode zu prüfen, und er konnte hierbei jenes kaum, dieses in beträchtlicher Menge nachweisen. 48 EUR Adolf Zinsser, Es erwies sich dieser Fall bis dahin als die einzige Achylie, bei der das Filtrat Fett in nennenswerter Weise zu spalten vermochte: Tabelle IX. PF: Eigelbzucker- emulsion I. Titration Il. Titration Summa abgespaltene Fettsäure in Prozenten —_ {op} © OU | 9 20 ccm Eigelbwasser 10 ccm Filtrat Er d ‚2\41,8| 15,8 3 10 cem Rückstände | „ | 7,2 |35,4 | 48,6 | 16,9 Hätte auch in den übrigen Fällen ein stärkerer Rückfluß von Pankreassekret vorgelegen, so hätte er sich wohl durch das gleiche Verhalten dokumentieren müssen. Diese Versuche sprechen dafür, daß die im achylischen Magen beobachtete Fettspaltung durch ein besonderes, von der Magenschleimhaut produziertes Ferment bewirkt wird, das sich von dem des normalen Magens durch sein verschiedenes Verhalten gegenüber dem Filter unterscheidet. Bei der Frage nach der Natur dieses Fermentes gehe ich wohl nicht fehl, wenn ich mich auf gleichzeitig mit den meinen angestellte Versuche meines Kollegen Fromme berufe. Er hat im Glycerinextrakt des Schweinemagens einen sowohl in saurer wie in alkalischer Lösung fettspaltenden Faktor nachgewiesen, der ebenfalls das Filter nicht zu passieren vermochte, und wir sind geneigt, in diesem Zellferment eine Vorstufe des eigentlichen Fermentes, ein Proferment, zu sehen. Wenn nun auch die bisherigen Versuche gegen einen kon- stanten Rückfluß von Pankreassaft beim Achylischen sprechen, so bedarf doch die Frage, ob und wie weit an der Fettspaltung im normalen Magen zurückfließender Pankreassaft sich beteiligt, noch weiterer Untersuchung. Ein zwingender Beweis für oder gegen Rückfluß von Pankreasferment ist aus solchen Versuchen nicht eher zu ziehen, als bis die Eigenschaften des Bauchspeichels, z. B. die Empfindlichkeit des Trypsins einerseits, des Steapsins andererseits gegen den Magensaft systematisch geprüft sind. Für die rein quantitative Frage nach dem Umfang der Fett- verdauung im Magen ist es in letzter Linie gleichgiltig, welches Ferment die Umwandlung leistet. | Über den Umfang der Fettverdauung im Magen. 49 Die Ergebnisse meiner Untersuchungen lassen sich im folgenden zusammenfassen: 1. Im normalen Magen finden sich von einer eingeführten Fettemulsion nach einstündiger Verdauung durchschnittlich 25 Proz. des Fettes gespalten. 3, Dieser sich im Versuch ergebende Wert bleibt hinter dem in Wirklichkeit erreichten wahrscheinlich noch zurück, da Motilität und Sekretion und besonders die im sauren Medium rasch ein- tretende Abrahmung das Resultat in nicht kontrollierbarer Weise beeinflussen. 3. Ein konstanter Zusammenhang zwischen Verdauungszeit und Größe der Fettspaltung läßt sich, wohl aus denselben Gründen, nicht nachweisen. 4. Beim Hyperaciden ergeben sich geringere Werte für ab- gespaltene Fettsäure. 5. Im achylischen Magen finden sich nach einer Stunde durch- schnittlich 45 Proz. der eingeführten Fette gespalten. 6. Diese Spaltung ist durch ein von der Magenschleimhaut produziertes Ferment bedingt. 7. Das fettspaltende Ferment des Achylischen geht nicht durchs Filter. Es läßt sich in dem trypsinfreien Filterrückstand nach Probefrühstück nachweisen. 8. Die hohen Werte für freie Fettsäure beim Achylischen erklären sich zum Teil aus dem hier gleichmäßigen Bestehen- bleiben der Emulsion. In Dankbarkeit und Trauer gedenke ich meines verstorbenen Chefs, des Herrn Geh. Rat Prof. Dr. Riegel, der meinen Arbeiten stets das liebenswürdigste Interesse entgegen gebracht hat. Herrn Privat-Dozent Dr. Volhard danke ich herzlich für die Überweisung des Themas und mancherlei Unterstützung durch Rat und Tat. Literatur-Verzeichnis. v. Mering, Verhandlungen des Kongresses für innere Medizin 1897. Volhard, Münchener med. Wochenschrift 1900, Nr. 5 u. 6. Marcet, The med. Times and Gazette. New Series 1858, vol. 18, pag. 210. Cash, Du Bois’ Archiv 1880, S. 323. Ogata, Daselbst 1881, S. 115. Klemperer u. Scheuerlen, Zeitschr. f. klin. Medizin 15, 370. Volhard, Zeitschr. f. klin. Medizin 42, Heft 5 u. 6 (1901). Beitr. z. chem. Physiologie. VII. 4 50 Adolf Zinsser, Über den Umfang der Feitverdauung usw. Volhard, Daselbst 43, Heft 5 u. 6. Volhard, Verhandlungen der Versammlung deutscher Naturforscher ' und Arzte 1901, 73, Hamburg. Volhard, Verhandlungen des 19. Kost: für innere Medizin in Berlin 1901, Wiesbaden, J. F. Bergmann. Stade, Diese Be 3, 7 u. 8 (1902). Borissow: Aus Pawlow, Die Arbeit der Verdauungsdrüsen, 8. 32; übersetzt v. Walther, Wiesbaden 1898, J. F. Bergmann. Ellinger, Verhandlungen des 19. Kongresses für innere Medizin in Berlin 1901, Wiesbaden, J. F. Bergmann. Inouye, Archiv für Verdauungskrankheiten 9, Heft 3. Pekelharing, Zeitschr. f. physiol. Chemie 35, 22. Müller, Verhandlungen des 19. Kongresses für innere Medizin in Berlin 1901. Wiesbaden, J. F. Bergmann; und Sitzungsbericht der physikal.- mediz. Gesellschaft zu Würzburg 1902. N% Über das fettspaltende Ferment der Magen- schleimhaut. Von Dr. med. Albert Fromme, approb. Arzt. Aus der medizinischen Klinik in Gießen. (Stellvertr. Direktor: Privatdozent Dr. F. Volhard.) Die Frage, ob im Magen eine Spaltung von Neutralfetten in Fettsäuren und Glycerin in beträchtlicherem Umfange stattfindet, war schon vor mehreren Jahrzehnten Gegenstand der Untersuchung. Eine geringe Spaltung ist von fast allen Autoren beobachtet ‘worden, aber sie schien so geringfügig zu sein, daß man glaubte, sie ausreichend durch Bakterienwirkung erklären zu können. Allerdings war niemals versucht worden, Fett in emulgierter Form in den Magen zu bringen. Als Volhard!) im Jahre 1900 eine Nachprüfung der von Meringschen Methode, mittels einer Eigelbzuckeremulsion die Resorptionsfähigkeit des Magens zu bestimmen, unternahm, machte er die Beobachtung, daß unter Zerstörung der Emulsion eine Spaltung des Fettes in Fettsäuren und Glycerin eintrat. In einer zweiten Abhandlung wies Volhard?) die fermentative Natur des fettspaltenden Vorgangs nach und untersuchte in einer dritten Abhandlung?) die Eigenschaften dieses Ferments. Trotz dieser eingehenden Untersuchungen ist die Überzeugung von der Existenz des neuen Ferments, des Magensteapsins, noch keine ganz allgemeine geworden, und selbst in neuen Auflagen einiger Handbücher der Physiologie wird seine Existenz nur unter Vorbehalt zugegeben. Der Grund hierfür mag darin zu ‚suchen sein, daß von anderen Autoren bisher nur von Inouye®) eine Nachprüfung des wichtigsten Teils der Volhardschem Ver- suche erfolgt ist. Jener Autor stellte wie dieser Versuche mit Glycerinextrakten aus der Magenschleimhaut, mit Pawlowschen Saft und auch am lebenden Tiere an, ohne jedoch auch nur einmal eine fettspaltende Wirkung beobachten zu können. Wenn auch 4* 52 Albert Fromme, \ in dieser Arbeit keinerlei Folgerungen aus dem negativen Ausfall der Versuche gezogen werden, wahrscheinlich deshalb nicht, weil diesen negativen Versuchen mit Glycerinextrakten positive, auf ganz ähnliche Art von Volhard ausgeführte Versuche entgegen- stehen, so wird doch derjenige, der die Arbeit von Inouye liest, ohne alle positiven Versuche Volhards zu kennen, Zweifel an der Existenz eines fettspaltenden Fermentes im Magen schöpfen. Es erinnert dies an ähnliche Meinungsverschiedenheiten, die nach Entdeckung des Pankreassteapsins zutage traten. Bekanntlich hat es lange gedauert, bis die Existenz des fettspaltenden Fermentes im Pankreas allgemein anerkannt wurde. Noch im Jahre 1880 hat Roberts’) Zweifel an der Existenz des Pankreassteapsins geäußert. Seine Einwände gründeten sich darauf, daß es ihm in keinem seiner Experimente, weder mit auf verschiedene Weise hergestellten Pankreasextrakten, noch mit Pankreasgewebe selbst gelungen war, die Spaltung von Neutralfetten zu beobachten. Die Arbeit von Inouye gab Veranlassung, die Versuche mit Glycerinextrakten der Magenschleimhaut einer Nachprüfung zu unterziehen, und Herr Dr. Volhard hatte die Liebenswürdigkeit, ‘mich mit der Ausführung dieser Versuche zu betrauen. Die Versuche mit Extrakten der Magenschleimhaut werden bei der Entscheidung, ob es sich um ein fettspaltendes Ferment ım Magen handelt oder nicht, immer ein entscheidenderes Wort mitzusprechen haben, als die Versuche mit ausgehebertem Saft. Denn bei diesen ist die Gefahr nur zu groß, daß es sich um zurückgeflossenen Pankreassaft, der durch die Würgreflexe beim Aushebern möglicherweise in den Magen gelangen kann, handelt. Nur durch besondere Untersuchungen, bei denen zugleich mit der Untersuchung auf Fettspaltung Bestimmungen des Trypsins, das ja mit zurückgeflossen sein müßte, ausgeführt werden, kann bewiesen werden, daß es sich um ein besonderes, für den Magen- saft charakteristisches Ferment handelt. Gegen die beweisende Kraft der Versuche mit Glycerin- extrakten der Magenschleimhaut könnte man allerdings ver- schiedene Einwände erheben. So könnte man einwerfen, es könnte Pankreassteapsin sich in der Magenschleimhaut imbibiert vorfinden. Schon Volhard hat aber in seiner zweiten Abhandlung über das fettspaltende Ferment den Beweis geliefert, daß dieses Ferment wie das Pepsin und Lab hauptsächlich von den Fundusdrüsen abgesondert wird. In den später folgenden Tabellen wird dieses noch sicherer gezeigt werden, da wir jetzt durch die Erfahrung Über das fettspaltende Ferment der Magenschleimhaut. 53 gelernt haben, genauer den Pylorusteil von dem Fundusteil zu trennen. Bei meinen Versuchen trat in keinem Fall irgendwie nennenswerte Spaltung durch das Pylorusschleimhautextrakt auf, auch bei solchen Magen nicht, wo der Fundusteil die schönste spaltende Kraft zeigte. Beruhte die spaltende Kraft des Fundus- extraktes auf Pankreassaft, der sich in die Schleimhaut imbibiert hat, weshalb sollte denn der Pylorus keine spaltende Kraft zeigen, dessen Schleimhaut doch zuerst von dem zurückfließenden Pan- kreassaft durchtränkt werden muß? Ein anderer naheliegender Einwand ist der, daß die Fett- spaltung auf Bakterienwirkung beruhe. Dieser Einwand ist schon deshalb nicht haltbar, weil dann mit demselben Rechte das Pylorusextrakt spalten müßte, das immer unter ganz gleichen Bedingungen hergestellt wurde, wie das Fundusextrakt. Zunächst einiges über die Methode, mittels deren die ‚Fett- spaltung geprüft wurde, wie sie von Volhard und Stade‘) aus- gearbeitet und in sehr einfacher Weise zu handhaben ist. Be- züglich hier nicht berührter Einzelheiten sei auf diese Arbeit verwiesen. Es wurde stets eine Eigelbemulsion (3 Eigelb auf 100 Wasser) und hiervon — abgesehen von einigen Versuchen zu Anfang — 20 cem für jeden Versuch benutzt. Die stets frisch bereitete Eigelblösung wurde mit dem Glycerinextrakte versetzt, geschüttelt und dann eine bestimmte An- zahl von Stunden im Wasserbade von 40° verdaut. Als Kontrollversuche wurden Eigelb mit Wasser und Glycerinextrakt mit Wasser angesetzt. Nach Ablauf der Verdauungszeit wurden die Verdauungsgemische in kaltem Wasser abgekühlt, dann mit 75 ccm wassergesättigtem Ather und 2 cem Alkohol übergossen und so lange geschüttelt, bis der oben auf- sitzende Ather einen intensiv gelben Farbenton zeigte, ein Beweis, daß Neuträlfette wie Fettsäuren in genügender Menge extrahiert waren. Wie Stade nachgewiesen hat, ist es nicht nötig, sämtliche Fette und Fett- säuren quantitativ zu extrahieren, da die Spaltung in Prozenten ausge- drückt wird, und Fette und Fettsäuren stets in gleichem Verhältnis in den Ather übergehen. B Nachdem die oben aufsitzende Atherschicht klar geworden ist, werden 50 ccm von ihr in ein Erlenmeyersches Kölbcehen gegossen, mit 50 ccm säurefreiem Alkohol versetzt, und die freien Fettsäuren gegen Phenolphthalein mit Yıo n-NaOH titriertt. Das Gemisch wird in gut verkorkten Ge- fäßen durch 10 cem Normalnatronlauge der Verseifung unterworfen, die, wie Stade nachgewiesen hat, in der Kälte in 24 Stunden beendet ist. Durch Zusatz von 10 ccm Normalschwefelsäure beseitigt man den Über- schuß an Natronlauge und macht zugleich aus dem verseiften Neutralfett die Fettsäuren frei, die dann durch eine zweite Titration mit Y"ıo Normalnatron- lauge bestimmt werden. Aus den Titrationswerten I und II läßt sich dann leicht die Größe der Spaltung in Prozenten berechnen nach der Formel: 14.200, I-+Il 54 Albert Fromme, Die Glycerinextrakte wurden zunächst aus der Schleimhaut von Schweinemagen hergestellt, da diese Arbeit eine Nachprüfung der Inouyeschen Versuche bezweckte, der wie Volhard früher Schweinemagen verwendete. Da bisher keine Erfahrungen darüber vorliegen, ob der Gehalt des Magens an fettspaltendem Ferment von der Nahrungsaufnahme abhängt, so erschien es nahe- liegend, hier auf die Erfahrungen, die über das fettspaltende Ferment des Pankreas gemacht worden waren, zurückzugreifen. Wie Grütz- ner”) gefunden hat, besitzt das Pankreas des Hundes etwa 6 Stunden nach einer reichen Mahlzeit am wenigsten Fettferment. Dann vermehrt sich die Menge bis zur vierzigsten Stunde, sodaß das Pankreas des nüchternen Tieres am reichsten an Fettferment ist. Treffen diese Verhältnisse beim Magen auch zu, so wären die Aus- sichten, positive Resultate zu erhalten, durchaus nicht ungünstig, da die Schlachttiere, wie mir der Metzger bestätigte, gewöhnlich nüchtern sind. Inwieweit der Umstand Einfluß auf den Gehalt an Ferment hat, ob der Magen sofort verarbeitet wird oder nicht, darüber wird diese Arbeit weiter unten Aufschlüsse geben. Versuche mit Glycerinextrakten aus Schweinemagen- schleimhaut. Glycerinextrakt I. Zu dem Versuch wurden 3 Schweinemagen benutzt, die mir etwa 4 Stunden nach der Schlachtung zukamen. Die Schleimhaut wurde abge- zogen, Fundus- und Pylorusteil getrennt, und beide fein zerhackt. Die Unter- scheidung zwischen Fundus und Pylorus ist leicht, da sich die Pförtner- gegend durch eine ausgesprochen gelbe Farbe auszeichnet. Ein Teil der Fundus- wie der Pylorusschleimhaut wurde im Verhältnis 1:2 mit Glycerin versetzt und nach Zusatz von einigen Thymolkristallen in den Brutschrank gestellt. Der andere Teil der Fundus- wie Pylorusschleimhaut wurde im Verhältnis 1:2 mit destillierttem Wasser versetzt und unter Thymolzusatz der Autolyse im Brutschrank unterworfen. Zu den Verdauungsversuchen wurden meist 10 ccm durch Gaze kolierten Extraktes verwendet. Die Versuche ergaben die interessante Tatsache (vergleiche Tabelle Ia), daß das Fundusextrakt am zweiten Tage noch keine Spur von spaltender Kraft zeigte, daß am fünften Tage zum ersten Male Spaltung auftrat, die dann vom siebenten Tage an eine so starke war, daß während einer Verdauungszeit von 6 Stunden bis zu 35 Prozent des Fettes gespalten wurden. Die Tabelle zeigt weiter, daß das gekochte Fundusglycerinextrakt unwirksam ist, wie das nicht anders zu erwarten war. Die Tabelle Ia enthält am Schluß einige Kontrollversuche, die beweisen, daß das Glycerin- extrakt keine in den Äther übergehende Säuren enthält. Die Tabelle Id gibt die negativen Versuchsergebnisse mit dem Pylorusglycerinextrakt wieder. Wir erhalten durch diese Versuche Über das fettspaltende Ferment der Magenschleimhaut. 55 eine schöne Bestätigung der schon früher von Volhard geäußerten Ansicht, daß wie die übrigen Magenfermente so auch das fett- spaltende Ferment fast ausschließlich von dem Fundusteil ab- gesondert wird. Zugleich wird durch diese Tatsache, wie schon erwähnt, auf sehr einfache Weise der natürlichste Einwand, den man erheben könnte, daß nämlich die Spaltung durch Bakterien erfolge, widerlegt, da gar kein Grund vorhanden ist, weshalb der Pylorusteil, der in ganz derselben Art und Weise behandelt wurde, nicht auch durch Bakterien die Fähigkeit, Fette zu spalten, er- halten haben sollte. Da der Fermentgehalt des Fundusglycerinextraktes I jetzt deutlich erwiesen war, wurde das ganze Extrakt durch Gaze koliert, die Kolatur dann ruhig im Laboratorium stehen gelassen. Die Schleimhaut wurde wiederum im Verhältnis 1:2 mit Glycerin versetzt. Wir hofften auf Grund von Erfahrungen, wie sie am Pankreas gemacht worden sind, daß das neu aufgegossene Glycerin imstande sein würde, wiederum neues Ferment zu extrahieren. Wie Liversidge8) gezeigt hat, müssen, um zerkleinertes Pankreas ganz von diastatischem Ferment zu befreien, große Mengen Glycerin 14 Monate lang damit in Berührung sein. In der Tat zeigte dieser zweite Glycerinaufguß bereits am dritten Tage (Tabelle Ib) eine spaltende Kraft, die die des ersten beinahe erreichte. Er wurde deshalb sofort wieder koliert und die Schleimhaut aufs neue im Ver- hältnis 1:2 mit Glycerin versetzt. Auch dieser Aufguß (Tabelle Ic) zeigte schon am vierten Tage, wenn auch sehr geringen, so doch ganz deutlichen Fermentgehalt, der langsam zunahm. Versuche mit dem Autolysat. Das Autolysat zeigte keinerlei Fäulniserscheinungen. Die Erwartungen, die wir an diese Versuchsanordnung knüpften, wurden in jeder Beziehung getäuscht, der Erfolg war ein ganz negativer. (Tabelle II.) Es gingen zwar ganz geringe Mengen Säure in den Äther über, aber weder wurde die Azidität des Ätherextraktes mit der Zeit eine stärkere, noch war irgend ein Unterschied zwischen Fundus- und Pylorusteil zu konstatieren. Dieser negative Ausfail war um so überraschender, als dieselbe Schleimhaut verwandt wurde. die mit, Glycerin übergössen ein wirksames Extrakt lieferte. In der Annahme, daß das Ferment in Wasser unlöslich sei, wurde der Versuch gemacht, die Schleimhautstückchen selbst auf das Fett wirken zu lassen, aber auch bei dieser Versuchsanordnung war keine Steigerung der Fettspaltung zu beobachten. Die Aussicht, jetzt noch das Ferment zu extrahieren, war nach diesen Versuchen eine sehr geringe. Trotzdem wurde noch der Versuch gemacht, durch Glycerin, das ja auch aus denselben Schleimhäuten das Ferment extrahiert hatte, einen Erfolg zu erzielen. Das Wasser wurde abfiltriertt und die Schleimhautstückchen mit Glycerin übergossen. Außerdem wurde ein Teil der Schleimhaut 48 Stunden Albert Fromme, 56 Versuchsanordnung Ia. 25 ccm Eigelb + 10 ccm Extrakt 33 ccm Eigelb + 10 cem Extrakt 20 ccm Eigelb + 10 ccm Extrakt 20 cem Eigelb + 10 cem Extrakt gekocht 20 10 ccm Fundusglycerinextrakt + 20 H,O ccm Eigelb + 10 ccm Extrakt filtriert 10 cem Fundusglycerinextrakt + 20 H,O 20 cem Eigelb + 10 cem Extrakt 20 ccm Eigelb + 10 cem Extrakt 20 ccm Eigelb + 10 ccm Extrakt 20 ccm Eigelb 4 10 ccm Extrakt 20 ccm Eigelb + 10 ccm Extrakt 20 cem Eigelb + 10 ccm Extrakt 25 ccm Eigelb -—+ 10 cem Extrakt 33 ccm Eigelb + 10 ccm Extrakt 20 ccm Eigelb + 10 ccm Extrakt Tabelle 1. Versuche mit dem Glycerinextrakt I; bereitet aus der Schleimhaut von 3 Schweinemagen. a nn Wievielter | Yerdanungs- much Ferment| Dürch Verser- | ‚Summe der Dahrespattene er stan. | “röirähwen” [uneretksehren| 59 ccm Ather | Feitgfuren in Fundusglycerinextrakt, I. Aufguß. 3. Tag 6 1,3 nicht verseift 5. Tag 6 7,75 52,65 60,4 12,8 7. Tag 6 20,8 41,2 62,0 33,0 ‚Ar 6 1,6 44,0! "7746,86 3,4 17. Tag 13 1,6 46,7 | 48,3 3,4 Kontrollversuche. — 6 0,5 TER -- | = — 6 0,6 nicht verseift ycerinaufguß nach 7tägiger Extraktion. 3. Tag 5 9,0 37,2 46,2 19,4 6. Tag 48,5 III. Glycerinaufguß nach 13tägiger Extraktion. 4. Tag 14 1,9 30,0 31,9 5,9 5. Tag 15 3,2 46,5 49,7 6,4 8. Tag 16 4,7 61,8 66,5 7,4 21. Tag 24. _ 5,4 42,7 47,1 11,4 Pylorusglycerinextrakt. 2. Tag 6 3,0 nicht verseift 5. Tag 6 2,8 57,0 | 59,8 4,6 7. Tag 6 2,8 59,4 62,2 | IE | 17. Tag | 14 3,8 54,0 | 57,3 | 5,7 20 ccm Eigelb + 10 ccm Extrakt 0'g 0'98 584 88 pl Se] 'Ll (gueayasmug IS 87) syesk] | | -ONY - SNIOJKA SEP FeINXOULIWIÄIQ UM 03 + APSIT u00 08 > &y 80% 1ır 8 G SeL ‘cl qasıy WO 05 + mey = | | -wio]y9S ru JesAjomy-snıopkg wop Sn® IEAIXOULIIAKTN U9 OT a 2 er IM: q Se] 'g1 aneywmojyas jur Jeskfomvy u9 OT + Aledıy u09 08 = g'G T'08 eur 8% 9 SeL '8 neyumopyas MW YesAjomy W99 OT + qlesıH woo 08 3 SunfeosaaA Uroy coE ) seL 9 yeskjomvy wa 01 + qpsıq um 08 ® ZUnfesIoA Urn, Ge ) SeL Fr yeskjomvy ud OI + APFIY uUM9 cz 3 Fi E Ic | vog sur 97 v Se, 'ı yeskjomy wo0 OT + qadıg uno 08 & ; TEN Ir ER si yeskjognesn.iofig all En y'p | 9'98 0'784 98 rl Sen LI ueagaspmag uopunIg 85) YesAjone I -SNpung WOP SNe YyeagxouLiedAfg wWoO OT + ApäTy und 08 s 89 g‘0g Tr Ge G Se CI Ineywmyos U9jzj9s9Fur - askjomy Anz IHP SNE IyEXAULIIIAL U OT + APSIT ud 08 Eu — 28 P 19 gar ‘CH 08 g Se] 'S1 mequmopyas yrur yeskfopny Wo OT + ASIA WO9 08 ö 0°9 vor gar 8% 9 Se] '8 meyumotgas u yeskfomy ud OT + qFıy w9 08 5, ZunfesIoA Jury] zZ 9 3eL 9 yesAjomy w99 01 + APFIT um9 08 RS ZUunJIasIoA 9uroy 68 9 SeL # yesAjopny WO9 OT + qpSıqy U CZ = 1'9 | Lur sr 6% v seh I Er yeskjommy ud OT + qPIIH WO9 08 8 ‘yeskfonesnpun;] | "en due "zolg ul 1ayYy u9.1n8sII9, 7 | U9.mMES1I9 I "ups uoT[oys usınesIJ9, 7 | WO 08 ur | ouogfedsas | ousyfedsa3 2 -19H ausypedsa3 | uaıneEsIg49, 7 | -qe Zungtos| -qe yuouu Bu wop eu 3 UNUPAJOoUESY9NSA9A -qe guow 19p -I9A nd -IO I ypınd ee adeL T9p AT yPInq | owwms |TuorfergtL ]]:morretgrLT mA Iyezuy If 'qeL ur orm usqgosorq]] UHMEUYUNOTUISUEFEWIUTEMYUIS 8 SHE Foyoaaq ‘Yeskjopny wep Ju eyansıoı N DD EEE PER BE BEE BEE BE A EEE SER A Ir oItoqeL 58 Albert Fromme, mit Glycerin im Brutschrank extrahiert. Wie ebenfalls aus Tabelle II hervorgeht, war auch hierbei der Erfolg negativ. Es blieb keine andere Annahme übrig, als daß das Ferment durch die Autolyse zerstört war, ein deutlicher Beweis dafür, wie empfindlich dieses Ferment ist, empfind- licher wie die übrigen, zum Beispiel das Pepsin, da das Fundusautolysat. gute peptische Kraft zeigte. Glycerinextrakt 1. Zu diesen Versuchen wurden zwei Schweinemagen benutzt, Fundus- und Pylorusteil wiederum getrennt behandelt. Mit Rücksicht auf die beim Pankreas gemachte Erfahrung, nach der fettspaltende Kraft besser beobachtet wurde, wenn das Pankreas erst einige Zeit der Wirkung des Luftsauerstoffs ausgesetzt war, wurde der Versuch gemacht, auch beim Magen auf diese Weise eine stärkere Fettspaltung und vielleicht auch einen früheren Eintritt derselben zu erzielen. Die Magen wurden zuerst, nachdem sie ausgewaschen waren, 24 Stunden im Laboratorium liegen gelassen, dann wurde die Schleimhaut abgezogen und zerhackt und dann weitere 24 Stunden der Luft ausgesetzt. Dann erst wurde Glycerin übergegossen und zwar wiederum im Verhältnis 1:2. Die Extrakte wurden dann nach Thymolzusatz in den Brutschrank ge- stellt und nun, im Anfang täglich, an dem durch Gaze kolierten Extrakte geprüft, ob und wann die fettspaltende Wirkung eintrat. Bezüglich der Resultate sei auf Tabelle IIIa verwiesen. Wider Erwarten zeigte dieses Extrakt überhaupt keine fettspaltende Kraft. Wäre die Ursache der Fettspaltung auf Bakterienwirkung zurück- zuführen, so hätte dieses Glycerinextrakt die bei weitem stärkste Wirkung zeigen müssen, da 48 Stunden vergangen waren, bevor die Schleimhaut mit dem an und für sich schon etwas antiseptischen Glycerin und dann noch mit 'Thymol versetzt wurde. Glycerinextrakt ILL. Anschließend daran seien hier die Ergebnisse mitgeteilt, die mit einem dritten Extrakte erzielt wurden, das genau wie Glycerin- extrakt I aus der Schleimhaut von zwei Schweinemagen am Abend des Schlachttages bereitet wurde. Man sieht aus den Resultaten, die ın Tabelle IIle zusammengestellt sind, sehr schön, wie das Extrakt zuerst keine fettspaltende Kraft zeigte, die sich dann aber immer mehr entwickelte, um vom sechsten Tage an erhebliche Fett- spaltung zu ergeben. Versuche mit Glycerinextrakten aus der Hundemagen- schleimhaut. Da bisher die Versuche, Fettspaltung mit Glycerinextrakten za prüfen, immer mit Schweinemagen ausgeführt waren, die, wie eben gezeigt, manchmal negative Resultate ergeben, so haben wir 59 Über das fettspaltende Ferment der Magenschleimhaut. ger 0°18 888 555 ge | ode ea_| Preagxy WOO OT + AS U 08 ar | SEE ‘84 eL KRZER oe 8 Ye WO OT + asıy w9 08 oe | orr vLE 99 91 o3e]L, 9 press] U9 OT + PS u 08 vL | 879 0°09 sr 91 IB] € INeAIXT WOO OT + pm u9 08 JI9ASIOA Jyaıu sg GI o8eL F yyeayxq WII OT + APSIT W9 08 ‘9 1'0C L‘9p vg GI OR] 8 Jyeagxgg W99 OT + APIIT WI 08 SaerY 0'IE BERN ER gI Se), I yeyxg WI OT + APSIT WII 08 [199119199 snpun,] woA anu] III INEAIXOULIAIATH "DIT ee LLr 197 | 91 G oseL & eIIXH WO OT + qIEFIH WI 08 er. TOP FEIIE FR I ERBE RER SeLuıl |. yresgxg W009 OT + gIeaIy WO 08 YNRAIXAULIOHÄLSSNIOLÄA "IN sg 6‘6F 0'885 | 61 g1 BL Bl yyeagxy WO9 01 + gPSıy ud 08 Lr 69% Br ET Ban 21 aLg YNeAIXH u00 OL + APSIH U9 08 . 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Der Mageninhalt des Hundes wurde ebenfalls entnommen, der Gehalt an freier Salzsäure durch Zusatz von !/ıo Normalnatronlauge soweit verringert, daß er noch 25 freie Salzsäure betrug (da wie Volhard nachgewiesen hat, eine zu hohe Acidität die Fettspaltung verhindert), die Flüssigkeit filtriert, und 10 ccm des Filtrats mit 20 ccm Eigelb 6 Stunden im Wasserbade von 40° der Verdauung unterworfen. In 6 Stunden wurden 21,6 Proz. des Fettes gespalten. (Vergl. Tabelle IVa.) Schon nach 12 Stunden hatte das Glycerin aus der Schleim- haut soviel Ferment extrahiert, daß bei einer Verdauungszeit von 14 Stunden über 50 Proz. des Fettes gespalten wurden (cf. Tab. IVb). Am zweiten Tage wurde das Extrakt koliert und neues Glycerin aufgegossen, das nach 4 Tagen wieder neues Ferment enthielt. Auch ein dritter Glycerinaufguß vermochte noch weiter Ferment zu extrahieren (cf. Tab. IVb). Glycerinextrakt 11. Die Schleimhaut dieses Hundemagens wurde 12 Stunden auf Eis hegen gelassen, um zu versuchen, ob auch das Ferment des Hundemagens eben so leicht wie das des Schweinemagens ver- nichtet würde. Das Extrakt wurde dann auf dieselbe Weise wie die anderen hergestellt. Wie aus Tabelle IVe hervorgeht, zeigte das Extrakt schon am ersten Tage eine spaltende Kraft, die nicht geringer wie die des ersten Extraktes war, eine Schädigung des Fermentes war also nicht eingetreten. Meine Erfahrungen aus den Versuchen mit den Glycerin- extrakten aus der Schweinemagenschleimhaut lassen sich in folgendem zusammenfassen: Das fettspaltende Ferment des Schweinemagens ist wie das des Pankreas das bei weitem empfindlichste, es wird sehr leicht zerstört, sodaß man nicht aus jeder Schleimhaut ein wirksames Extrakt erwarten kann. Es wird schon durch Einwirkung der atmosphärischen Luft leicht geschädigt oder zerstört. Es wird auch, wenn man die Schleim- haut in Wasser der Selbstverdauung überläßt, vernichtet. Es dauert meist mehrere Tage, bis das Ferment in das Glycerin übergeht, sodaß man aus negativ ausgefallenen Versuchen in den 61 .. Über das fettspaltende Ferment der Magenschleimhaut. SEAT AI eal IB27 v'sh 995 818 gl 98,6 qua wo 08 + Preyxgy u9 g GE ‘8% 6.48 1'868 1 Se, I qpsıg wa 05 + PreyXxy W090 OI u 7 E >] YyegxouLoKın 3 Pr IE El L'6F Ir c‘g 98 ogeL 91 gfesg wWO9 08 + Penxf w99 01 : ie UONNEAXE AOFLRI 2 YorU InFMEULIOAI data ae Dan 9'73 8°09 GC 9°C cz o3eL Fr qleFıg w99 05 + Jesgxq] W09 OI FE UONNLAIKH OSTEN 5 yoeu Inspmeunookg afeaz r'9E ‘99 065 use HI ups &1 APSIH WO 05 + Pedxg wo0 OI 2 Re Ber NEBEN Fan 198 y6r &'9E gl 9 = qrsıy wm 06 + 3.1917nP9A [JH 9T9AJEcz Jne zyesnzijey[v y9anp yeypıov ‘HOLT equruoseumpung W9 OI Jjesuaseumpung "zoIg ur ee d ua.inesypoy 2 us.ınes79 7 ee ee ouagjedsasqe JAOTIBAIXO ouoyedsosge | UT NeAnEsNad | -adqe ZunzIas |, aa won er BE SUNUPIOTEeSsyUansIaA‘ 19p ewumg -I9A Yand + 24 WON _sSunnepio L IPIAOTM yuaunIsT yoınd :UOTEIHT, "II : uoryeQgrL ‘I SIT 62 Albert Fromme, ersten Tagen nicht auf das Fehlen des Fermentes schließen darf. Endlich ist hier noch einer Tatsache Erwähnung zu tun, die bei den später folgenden Versuchen zur Prüfung des Zeitgesetzes gefunden wurde: Das Glycerinextrakt des Schweinemagens ist filtriert unwirksam. Dasselbe Glycerinextrakt, das imstande war, in 6 Stunden bis zu 33 Proz. des Fettes zu spalten, erwies sich nach Filtration als völlig unwirksam, es wurden in 14 Stunden nur 3,4 Proz. gespalten, ein Resultat, das gleich war dem mit gekochtem Extrakt erzielten! Nach diesen Erfahrungen könnte das negative Resultat von Inouyes Versuchen möglicherweise in folgendem begründet sein. Inouye gibt bei Wiedergabe seiner Versuche mit den Glycerin- extrakten nur einmal an, daß der Magen sofort nach dem Schlachten verarbeitet wurde. Sind die Schweinemagen nicht ganz frisch, so wird man immer längere Zeit, ais es Inouye tat, und zwar am besten im Brutschrank extrahieren müssen, um das Ferment zu erhalten. Aus der Inouyeschen Abhandlung geht nicht hervor, ob das Glycerinextrakt filtriert worden ist, sodaß man nicht ent- scheiden kann, ob vielleicht auch hierin das negative Resultat begründet sein könnte. Nur bei dem Versuche mit wässeriger Infusion ist bemerkt worden, daß koliert wurde. Mit einem Wasserextrakt aber haben auch wir kein Resultat erzielt. Man wird also bei Versuchen über das fettspaltende Ferment des Magens mit seiner großen Empfindlichkeit — im Gegensatz zu den anderen Magenfermenten — zu rechnen haben, man wird es in dieser Eigenschaft auf eine Stufe mit dem Pankreassteapsin stellen können, und bei noch so großer Exaktheit bei der Be- reitung der Extrakte scheint außerdem, um positive Resultate zu erzielen, noch die Mitwirkung bisher unbekannter günstiger Um- stände, d. h. etwas Glück, nötig zu sein. Ist doch auch bei Ver- suchen, die z. Z. in hiesiger Klinik von Engel ausgeführt werden, lange nicht bei allen Pankreasglycerinextrakten eine fettspaltende Wirkung erzielt worden! Prüfung des Zeitgesetzes. In seiner III. Abhandlung hatte Volhard versucht, mit Glycerinextrakten die Gültigkeit des Schütz-Borissow schen Gesetzes auch für das Magensteapsin zu zeigen. Dieses Gesetz, das, wie bekannt, besagt, daß sich die Mengen der Verdauungsprodukte nicht wie die Fermentmengen, sondern wie die Quadratwurzeln aus diesen verhalten, ist von Volhard und Stade nach Versuchen mit menschlichem Magensaft dahin erweitert worden, daß bei 63 Magenschleimhaut. Über das fettspaltende Ferment der A ET N FE Er BE | L'88 MB: pres W009 0] + Ae3Ig UM9 08 - I 9‘cq ER: PRE 8 r18 m. Jyeayxg U09 OT + qpIIT w9 08 > ER KORRIE Hua 2 RT BB | exp uo g + qfeät woo 0% 3 e8r eo 281 1). Peagxgf um OT + qraist uno on EIN sr | vw &) Bl. 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(Sämtliche folgenden Versuche wurden, wenn nicht anders bemerkt, mit dem ersten und zweiten Glycerinaufguß des Extraktes I angestellt.) Ein Vorversuch schien dieses Gesetz sehr schön zu bestätigen (Tabelle Va). Ein in etwas größerem Umfange angesetzter Ver- such aber (Tabelle Vb) ließ eine Übereinstimmung mit dem Gesetz absolut nicht erkennen. Vielmehr schien es, wenn man von einzelnen Versuchszahlen, die ganz aus der Reihe fielen, absah, eher, daß die Spaltung bei gleichen Fermentmengen sich nicht wie die Quadratwurzeln aus den Verdauungs- zeiten, sondern wie die Zeiten selbst verhielten. Es fiel bei weiteren Ver- suchen außerdem auf, daß z. B. die Prozente der in 6 Stunden abgespaltenen Fettsäuren zwischen 13 und über 30 Proz. schwankten, selbst bei Ver- suchen, die am gleichen Tag und unter gleichen Verhältnissen angestellt worden waren. Es fragte sich nun, woher diese Differenzen kamen. Zunächst wurde versucht, ob vielleicht das sehr dickflüssige Extrakt mit dem zu verdauenden Eigelb sich nur schwer vermischt, d. h. ob durch stärkeres Schütteln des Verdauungsgemisches eine stärkere Spaltung erzielt werden konnte. In der Tat zeigte sich inner- halb gewisser Grenzen eine Abhängigkeit von der Intensität des Schüttelns (Tabelle VIa). Um die großen Differenzen zu erklären, war dies jedoch nicht ausreichend. Es konnten ferner, da das Eigelb nie vollständig von dem Eiweiß gereinigt werden kann, die Unterschiede von etwa mehr oder weniger zurückgebliebenem Eiweiß herrühren. Hier zeigte sich nun die überraschende Tatsache, daß Eiweißzusatz die Fett- spaltung um über das Doppelte erhöhte (Tabelle VIb). Ja, es konnte sogar das Glycerinextrakt ll, das, wie vorher erwähnt, nie spaltende Kraft in stärkerem Maße gezeigt hatte, durch Eiweiß- zusatz zu zwar geringen, aber doch deutlichen Spaltungen ge- bracht werden. Wie sich später herausstellte, beruhte diese Beschleunigung der Spaltung lediglich auf dem im Eiweiß ent- haltenen Alkali; die Beschleunigung fiel weg, wenn dieses vorher durch Säure neutralisiert wurde (Tabelle VIc), und wurde auch erreicht, wenn ungefähr ebensoviel Alkali, wie im Eiweiß ent- halten ist, zugesetzt wurde. | Eine weitere Möglichkeit, die in Erwägung gezogen wurde, um die verschieden stark spaltende Kraft des Extraktes zu er- klären, war die, daß vielleicht die vorhandene Giycerinmenge nicht ausreiche, um das Ferment in Lösung zu erhalten. Es wurde deshalb mit stärkeren Verdünnungen des Extraktes zu arbeiten 65 fettspältende Ferment der Magenschleimhaut. Über das di &6 519 I gg L'q , ke | ABM JOISTE.NNOU UONNLOY IOAMBS TIBMUYIS NZ SIG HANS Yoanp ([eN[V UASSHP ‘gTOAIT UND 05 —+ TI IE1IX9 a et he re =s -ULWOATSSHNPUNA WO9 OT + ap w9 08 Tal 809 884 EL rl "III '8 III YIeA1IX9 -ur99a]Ssnpung UmD OT + qpSIg um 0% "yeyasıpey[y UOSSIP UB IynAaq SOTIOATHT SEP gujumg dad as L’01 gr 0'88 er 91 DAR! IIONMIT UI) 056 + Mmeyunoyyas grur (III qeL pP OyyeuL 4310298 Jreay Spuagjeds yaıpnap UT9y W»oU .Op) II reagxosnpung um OT + qppsıq wo 08 Fu 8‘c9 874: >; ; GI 7 a gRAH Wo 05 + ae Yyenxosnpun] WI 0I + qapFıT u 0% v2 c'99 8°19 LP 91 2 1 u ('[ uoA gnSpmeunodkn 'g) s | .) Prerxosnpung W9 OT + qpsıy um 08 gor al £'63 661 : f 2 | TTOATH Iu09 086 + PeaIxg UM OT + qpsıy WO 0% 0'058 s’sr 068 86 el IE ER NEXT W99 OT + qPIIT unD 08 v'97 ver 685 6'068 ü : | RAT ee eh ee in ‚um 05 + JNeuxg u) OT + As um) 03 988 g'sH s'rE LEI Üıl ee INeNXA WI O1 + ARFIT WO9 08 _ 18 g'1E 0°9g 81 81 IL #8 gOATT U 08 + qfsıq uno 08 5 "Zunggedsy3 4 Ip ne puastunafy9sag Ya8Is INIIM HIONIT UOA ZYesnz AI: BO FIRE N : E "49885 ‘798 08 IJeAJxA UND OL APSIH U9 08 5, #81 E0E >35. EDER 9°6 x sch "19893 '49S 04 IJeyXx A WO9 OT + AIPFI UI9 08 as g'gg 9°HH Bor a e 'y9893 "998 O1 PIENXA WI OT + AIEFIT UD9 0% mi 9°E1 854 sch 1% : “ 9893 YES G PIENXA W09 OT + qEIIT WO9 08 g s’el g‘Ig hr 12 9 ne Onnyas3 © zıny zue3 INeNxA WI OT + qesıq u 08 ° ‘OFT WOP JTW SOINEAIXxA SOP UTINNYIS UIOA FIFURYIE UHZUALK AASSIMIZ AEULIOUUT YOIS ISTOAA9 Fungedsg9.J Op 9NABIS ATI "BIA ua.ınes "ups 3 ee aayJy Un9 09 | -YaT uayfeds a 2) UomEsY2I | ur uomesyag | -a3qe Zungros | FUTELSOsAE y19Z unge Zunupaouesy9ansıaaıA ouayfedsasge ee oe 2 om yuaunla,g yalnd| _.g 4 yuommag ypaıng| P r ae ee uogeing T | auepioA JA-STTSNB LT 66 Albert Fromme, versucht. Dabei zeigte sich (Tabelle VIla), daß vermcehrter Glycerinzusatz einerseits die Extraktion mit Äther erschwerte, weshalb zweimal extrahiert wurde, daß aber andrerseits der Glycerinüberschuß auch die Spaltung ganz erheblich hinderte. Es war endlich daran zu denken, daß das fettspaltende Ferment bei reichlicher Gegenwart der Spaltungsprodukte eine reversible Wirkung besitzen könne, — daher auf Fettsäuren und Glycerin im Sinne einer Synthese zu wirken vermöge, wie dies von anderen Fermenten nachgewiesen ist. Es wurde deshalb ein größeres Quantum Eigelb stark verdaut, das Verdauungsgemisch dann halbiert, der eine Teil titriert, während der andere unter Glycerinzusatz wieder ins Wasserbad gestellt wurde. Hierbei zeigte sich aber, daß die Spaltung, wenn sie begonnen hat, weiter geht (Tabelle VIIb), daß das Glycerin also nur den Beginn der Spaltung verhindert. Einen Hinweis zur Erklärung der verschieden stark spalienden Kraft der Extrakte gab uns folgender Versuch: 10 cem Glycerin- extrakt wurden mit 90 cum destillierten Wassers versetzt und dann in der Kälte stehen gelassen, es bildete sich sofort ein feiner, weißer Niederschlag, der sich am folgenden Tag zu Boden gesetzt hatte. Die Vermutung, daß in diesem Niederschlag auch die Fermente enthalten seien, lag nahe; in der Tat zeigte das Filtrat keine fett- spaltende Kraft (ef. Tabelle vl. Nun wurde das Glycerinextrakt selbst filtriert. Daß auch hier das Filtrat die Wirksamkeit verloren hatte, ist schon mit- geteilt worden. So erklärt sich, warum keine für das Zeitgesetz passenden Werte gefunden wurden; das Ferment befand sich in dem Glycerin gar nicht in Lösung. Versuche zur Überführung von Zellferment in Saltferment. Volhard hatte schon in seiner Ill. Abhandlung die Vermutung ausgesprochen, daß das im Glycerinextrakt vorhandene Ferment das Pro- oder Zellferment ist. Er hatte nämlich gefunden, daß das Ferment des Glycerinextraktes außerordentlich empfindlich gegen Salzsäure ist, während durch geringen Alkalizusatz die Fett- spaltung eher beschleunigt wurde. Gerade umgekehrt verhielt sich der Magensaft selbst. Während hier das Ferment durch Alkali leicht zerstört wurde, verhielt es sich zugleich relativ resistent gegen Salzsäure. Aus diesem widersprechenden Verhalten, das zugleich Analogien zu dem Verhalten der anderen Magenenzyme zeigte, schloß Volhard nach dem Beispiele Langleys?) für das Pepsin, daß auch das fettspaltende Ferment ein Zymogen besitze, RR. Dr A 67 haut. ım das fettspaltende Ferment der Magenschle Uber | re] 3 ser GLq 098 ms 6 1& »19 g'8p 651 684 FLE 805 68% 767) JOSSe A ISOP UMD 06 + yenxoun 19919 w9 OT UoA yenıng + apa ud 08 "WESYIIMUN IST PET] SeA | cIT 668 g'egq 688 L'6I 6‘F€ SCH 16 1'389 688 s‘8l N : AOPuTy93 Iy9TU ZYESNZULIV9ATd yoanp Pat | 8€ M Zunggeds dp UAMOAYISILOT SEA is OA y IMEPA9A IONOM UNPIATL WO9 05 Jlur PaIm oIJeH 9dopue oId JaoLı pun J1oTyeayxd Zunnepao‘ AOp ydeu 9YJIEeH Ip Pam UOABP YyBIxAg Umd OT + qpsıqy und Op "AIIA gyeix] w99 OT + qpSıy wO9 08 Huumg uoeat], “OyJy W090 09 u uogyeax Speurgpou —- Preagx UL W909 0% 7 uw09 OT + qpSıy wo9 08 9rumg uoryeaytL TOyJV U99 O4 ur UONNeNxg STeULgD0U ull99AIg W099 05 + Yeyx WO OT + qpFIy WO 06 Puumg uoment], “Toyyy W9 06 MW UorMeaxH spzuryoou urI9dÄIg W99 OT + PENXF w99 OI -+ qlasıı u09 086 (tWyyy gu uorrgergxgg 9Ip yorofSnz ‘auursag wır Sungpedg orp Yıopury) -Sungpedspog op NE ZYESNZULIIHÄTN UIIJIYUYULIHA UOA INTJUIA "BIIA "zolg UI J19UJY umD 09 be ar UOMESNOT oausypedsosge yuomieyg yoanq| PP Praums usınes -1J%, 7 Juayyeds -93q% Sunglos -I9 A ydanıı :uoryeagtL "II 86 98 ARE 1’ EEE 1 vi c‘9 =. ge in take et jede -ı 68 xg 0°% 2 u91nBsII9, I ie ousgpedsadgqe 9192 yuawnmT yoınd -s3unnep.1a A :uorgetyLL, "I ZUNUPAOURBSYINSIAA IA ®II94%8L Albert Fromme, 68 Esbelle. VI. VIlla. Versuche mit Trockensubstanz der Schweinemagenschleimhaut (Chem. Fabrik Rhenania, Aachen). u 2, SE TitrRtion: | 32 Verdauungs- NA Durch Ver- Summe der Busch EErtLent ; Durch Ferment ß e R ? abgespaltene Versuchsanordnung zeit seifung abge- | Fettsäuren in abgespaltene . Fettsäuren . spaltene Fett- | 50 cem Ather f Fettsäuren ° in Proz. Stdn. sauren Pe seem PET TEEEEERREEEEEEEEEEREEEEEEEEN EEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEE EREEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEE VEREEREEEEEEEEEEEEEEEEEEE 20 cem Eigelb - 2 g Trockensubstanz, kurz geschüttelt 6 5,75 23,8 29,3 | 19,4 20 cem Eigelb + 2 g Trockensubstanz, */, Min. geschüttelt 6 11,4 31,2 42,6 26,7 20 ccm Eigelb + 2g Trockensubstanz, 5 Min. geschüttelt | 6 18,0 36,7 ler 32,9 Versuche, das Ferment der Trockensubstanz in Lösung zu bringen, daß es ein Filter passiert. VIIIb. 2,5 g Trockensubstanz + 50 H,O, verrieben, dicke zähe Masse, die nicht filtriert, Fäulnis. nalen 5 g Trockensubstanz + 100 ccm Glycerin, verrieben, filtriert sehr schwer, keine Fäulnis. 20 cem Eigelb + 15 ccm Filtrat (nach 3 Tagen) | 5 1,6 44,8 | 46.4 | 8,3 20 cem Eigelb + 15 ccm Filtrat (nach weiteren 3 Tagen) 14 2,0 | 51,9 | 53,9 | 8,7 20 cem Eigelb + 12 cem Filtrat (nach weiteren 5 Tagen) | 18 1,9 50,5 | 52,4 | 3,6 VIlld. 5g Trockensubstanz + 15 cem !/jo n-HCl + 20 Eiweiß + 65 H,0. 24 Stdn. Extraktion im Wasserbad von 40°, Filtration. 20 ccm Eigelb + 15 cem Filtrat | 20 45,3 5,4 20 ccm Eigelb + Filterrückstand | 9,6 | | | 25,1 19,8 Be I era Über das fettspaltende Ferment der Magenschleimhaut. 69 das in dem Glycerinextrakte enthalten sei. Eine größere Resistenz des Propepsins und Prochymosins gegen Alkali wurde allerdings kürzlich von Glaeßner!®) bestritten. Um nicht zu präjudizieren, sprechen wir vielleicht besser von einem Zellferment statt von Proferment, da es schon dieselben fermentativen Eigenschaften wie das Ferment besitzt. Zudem fehlt auch noch der Nachweis, daß sich der Magensaft vom Schwein wie der des Menschen verhält. Es wurde nun versucht, das Zellferment durch bestimmte Agentien in das Saftferment umzuwandeln, bzw. das Zellferment löslich zu machen. Diese Versuche wurden zum Teil mit einer von der Chemischen Fabrik Rhenania in Aachen hergestellten Trockensubstanz aus der Schweinemagenschleimhaut ausgeführt, die in erheblichem Maße fettspaltende Kraft besaß (Tabelle Vllla). Die Stärke der Spaltung war hier, da es sich um ein Pulver handelt, noch mehr wie bei dem Glycerinextrakt abhängig von der Intensität des Schüttelns mit dem Eigelb. Die Trockensubstanz wurde immer mit dem betreffenden Agens, das zur Lösung verwendet werden sollte, intensiv in einer Reibschale verrieben, manchmal dann noch eine bestimmte Zeit im Wasserbade von 40° extrahiert. Zunächst wurde versucht, das Zellferment mit Wasser löslich zu machen. Dieser Versuch scheiterte schon daran, daß die Trockensubstanz mit Wasser versetzt eine so zähe Masse darstellte, daß, ehe noch eine - wesentliche Filtration stattgefunden hatte, Fäulnis eingetreten war. (Tabelle VIIIb.) Die Aussicht, mit Glycerin das Ferment in Lösung bzw. im Filtrat zu erhalten, war nach den Erfahrungen mit dem Glycerinextrakte eine geringe, trotzdem wurde auch hier der Versuch wiederholt, die Trocken- substanz wurde mit dem Glycerin intensiv verrieben und dann filtriert. Die Filtration ging sehr langsam von statten, und immer erst nach einigen Tagen war soviel Filtrat vorhanden, daß ein Versuch angestellt werden konnte. Es trat keine Fäulnis auf. Wie Tabelle VIlIe zeigt, wurde auch hier keine Fettspaltung durch das Filtrat beobachtet. Die schon früher dargelegte Beschleunigung der Fettspaltung durch Eiweiß hätte darauf beruhen können, daß durch Eiweiß das Zellferment löslich gemacht würde, es wurde deshalb versucht, das Zellferment durch Eiweiß mit etwas Salzsäurezusatz zur Lösung zu bringen. Auch dieser Versuch war vergeblich. Während das Filtrat Fette nicht spaltete, hatte der Filterrückstand stark spaltende Kraft. (Tabelle VIIId.) Die Versuche, das Zellferment des Glycerinextraktes löslich zu machen, sind bisher ebenfalls fehlgeschlagen. (Tabelle IXa.) Es gelang weder mit gekochtem Magensaft — bei ungekochtem wären die Fehler- quellen zu schwer auszuschließen gewesen — noch mit einer verdünnten Salzsäurelösung, noch mit Eiweiß. Albert Fromme, 70 Tabelle IX. Versuchsanordnung Verdauungs- zeit Stdn. IXa. 20 ccm Glycerinextrakt + 80 ccm gekochter Magensatt, dessen Azidität 25 freie HÜl beträgt, 24 Stdn. Extraktion im 1. Titration; Durch Ferment abgespaltene Fettsäuren Brutschrank, Filtration. 50 ccm Filtrat + 20 ccm Eigelb II. Titration: Durch Ver- seifung abge- spaltene Fett- säuren Summe der Fettsäuren in 50 cem Ather Durch Ferment abgespaltene Fettsäuren in Proz. 20 ccm Glycerinextrakt + 55 H,O + 25 Yıo 50 ccm Filtrat + 20 ccm Eigelb 20 cem Glycerinextrakt + 20 ccm Eiwei 830 ccm Filtrat + 20 ccm Eigelb Ih Einfluß von Alkali auf die F 20 ccm Eigelb + 5 cem Extrakt 20 ccm Eigelb + 5 ccm Extrakt + 2,0 %/,, n-NaOH 20 ccm Eigelb + 5 ccm Extrakt + 4,0 !ıo n-Na0OH 20 com Eigelb + 5 ccm Extrakt + 6,0'/ıo n-NaOH. 20 ccm Eigelb + 10 cem Fundusglycerin-Extrakt III (mit Schleimhaut) Ra 20 ccm Eigelb + 10 cem Fundusglycerinextrakt III (mit Schleimhaut) + 2,0 !ıo n-Na0OH 20 ccm Eigelb + 10 ccm Fundusglycerinextrakt III (mit Schleimhaut) + 4,0 Yıo n-NaOH IXE Einfluß von Alkali und Säure auf 0,5 g Trockensubstanz + 20 Eigelb 0,5 g Trockensubstanz + 20 Eigelb + 4,0 !/ıo NaOH 0,5 g Trockensubstanz + 20 Eigelb + 23,0 Yıo HÜl 0,5 g Trockensubstanz + 20 Eigelb + 4,0 110 HCl | 18 | 3,3 65,7 69,0 4,8 n-HCl. 24 Stdn. Extraktion im Brutschrank. Filtration. 18 at 6 2] u 4,5 ß + 60 H,O, 24 Stdn. im Brutschrank, Filtration. 18 | 1,8 41,8 43,6 4,1 ettspaltung durch Glycerinextrakte. 16 4,3 61,0 65,3 6,8 1,2 53,8 64,9 773 *, 14,6 54,8 69,4 21,0 x 4,9 60,5 65,4 7,5 16 6,6 374 44,0 15,0 2 15,4 27,5 492,9 34,9 = 16.9 26,7 43.0 88,7 die Fettspaltung durch die Trockensubstanz. 24 9,1 39,0 48,1 18,7 5 35,2 12,0 47,2 74,6 2 29,0 RS 13,6 42,6 68,0 5 14,0 36,2 50,2 27,9 s | 6,2 0. 47,2 13,1 Über das fettspaltende Ferment der Magenschleimhaut. at Mit besserem Erfolge gelang es mit Hilfe von Alkalı das Zellferment der Trockensubstanz zur Lösung zu bringen. Die Versuche mit Alkali wurden aus folgendem Grunde unternommen: Der Niederschlag, der bei Wasserzusatz zu dem Glycerinextrakt in der Kälte entsteht, löst: sich teilweise durch Alkalızusatz. Ver- suche, die mit Alkali gemacht wurden, um die Resistenz des Proferments gegen dieses nochmals zu prüfen, zeigten (Tabelle IX b), daß es nicht nur gegen bestimmte Alkalimengen unempfindlich ist, sondern daß sogar die Fettspaltung in erheblichem Maße durch Alkalizusatz bei dem aus dem Schweinemagen hergestellten Extrakt befördert wird. Erst bei einem Alkaligehalt von etwa 20*J Normalnatronlauge auf 100 Verdauungsgemisch fällt diese Beschleunigung weg, eine neue Bestätigung der Annahme, daß es sich in diesem Glycerinextrakte um ein von dem im Magen- safte enthaltenen verschiedenes Ferment handeln muß, da dieses gegen Alkali äußerst empfindlich ist. Die Trockensubstanz aus der Schweinemagenschleimhaut zeigte dasselbe Verhalten gegen Alkalı wie das Glycerinextrakt, durch geringe Alkalimengen konnte eine dreifache Beschleunigung der Fettspaltung erzielt werden, während schon ein geringer HCl-Gehalt die Spaltung schädigte (cf. Tabelle IX). Durch Versetzen von Trockensubstanz mit ganz geringen Alkalı- mengen gelang es in der Tat, das Zellferment in Lösung zu bringen und teilweise zu filtrieren. Ließ man das Alkali aber längere Zeit im Wasserbade einwirken, so war das Filtrat unwirksam, das Ferment war geschädigt worden (Tabelle X). Bei allen Versuchen mit Natronlauge wurde nach der Verdauung vor der Extraktion eine äquivalente Menge HCl zugesetzt. Schließlich wurden noch ähnliche Versuche mit Salzsäure an- gestellt, um eine filtrierbare Lösung des Zellferments zu gewinnen, und zwar im Hinblick auf die Fähigkeit der Salzsäure, andere Pro- fermente des Magens in die Fermente überzuführen, obgleich die bekannte Empfindlichkeit des Zellfermentes des Schweinemagens die Aussicht, so ein Resultat zu erhalten, gering erscheinen ließ. Es wurden äußerst kleine Mengen Salzsäure zu den Versuchen angewendet. Es zeigte sich, daß bei Steigerung des Salzsäure- gehaltes innerhalb gewisser Grenzen eine Steigerung der fett- spaltenden Kraft des Filtrates auftritt, daß aber andrerseits eine außerordentlich starke Herabsetzung der fettspaltenden Kraft des Filterrückstandes eintritt. Filtrat und Filterrückstand verhalten sich also nur annähernd reziprok (cf. Tabelle XI). Das Zellferment Er Albert Fromme, 12 Verdauungs- Dich Farmört Durch Ver- Summe der ERRERN Versuchsanordnung zeit BE ni seifung abge- | Fcttsäuren in es ale De Be spaltene Fett- | 50 cem Äther ä nn “ a ettsäuren auren in Proz. | 0,5 g Trockensubstanz + 20H,0 — 1,0 !/,,-Na0H { 22 2 P 5 10,5 ccm Filtrat + 4,5 ccm H,O + 20 ccm Eigelb 7 an > nz 3 0,5 g Trockensubstanz + 20 H,O + 2,0 !/,o-NaOH = 5 S > o u 11,0 ccm Filtrat + 4,0 ccm H,O + 20 ccm Eigelb e > en Bu Ka Se pe En a a ET TE TE TFA — —— 5% 0,5 g Trockensubstanz + 20 H,O + 4,0 Y,0-Na0H a 3 5) . } 4 n : 2 ‚4 | 12,0 ccm Filtrat + 3,0 ccm H,O — 20 cem Eigelb 2 = er = : & a a er BE Fe a TERN Er RS EI ET TE RE RES METE ee © Bez 05 8 Trockensubstanz + 20 H,0 + 80 !o NaOH 29 58 43.0 48,8 11,9 zZ 14 cem Filtrat + 1,0 ccm H,0 + 20 cem Eigelb Filtration nach Digestion mit Natronlauge. 1,0 g Trockensubstanz + 20 H,O + 4,0 !/,.-NaOH Ken 14 Stunden im Wasserbade, dann filtriert: 15 3,8 51,0 54,8 6,9 | Sn 14 ccm Filtrat + 20 ccm Eigelb | 3 8 1,0 g Trockensubstanz + 20 H,O + 5,0 !/,-NaOH Es 14 Stunden im Wasserbade, dann filtriert: 4,0 49,7 53,7 7,4 2 = 15 ccm Filtrat + 29 ccm Eigelb Tabelle X. Filtration mit Natronlauge (sofort filtriert). 15 I. Titration; II, Titration: Durch Ferment| 73 ltende Ferment der Magenschleimhaut. Über das fettspa | en | „atsöte Ach et; u (“ a qrasıq Ho 08 IE u09 LT re| r w»9 08 ZYesSNZIasse MM | -I9I U 07 (, - 0'8 5 rı1196® | ver | 66 | 98 aUyo PURISYONTIONTLI IIOH 3191707 yalı18E| 888 | sr 98 nee n ir | Be IH | | ! qlasıq ıouYe { Ge ' E AI9STFT OD 08 + 'I9IT WOO IT TER LE Cor | 85T | 98 | woo 03 + zyesnzuossen |-991 wo0 084 IPI aan | PET | GE | 98 | TOH-0Vr 09 — O°H, 0 | | | | aUyo PurIsYonLIoNTT IDH M19.170'8 > 66 — zuejsqnsuapoIL 3 0° 208 a > te apsTq 19ye e G E | 3 qTOsTg W199 08 + TITLE Q TU99 9T Maus IE HE | SSL | 9E || wo 08 + zyemnzuossen [od woo 084 EOT | zigg | 2E6 | LE |9E | OHTOr DOM 0 I u. 6 | | UNO PULISNONTIOINTT DH 9194170'% 6 96 | + zuejsqnsuayp90ILL 3 0°T SER Ik ; atosıı ER | : qraStzg 109 08+ "191,7 woO GT Tıs I er 07 | TIF | 9E || wo0 08 + zyesuzaasseq | DH 90T IL |88€C| 00% 88 98 IOH-Vr 02 + O°H 08 | | | | augo PURISYONLIOILT | — zuejsqansuasp90IL 23 0° 1oy | (% | grasıq | | qTasTy 09 08+".14TL,Z UT00 gg PR, IYaL|ergp| Tier | 84 - | 76.|| wo 08 7 gayirdsosae |, TOH.orea0' vs 6 zgıe | ıur Fa | DH-Vı 08 + 0m or * j | O°H Jw puegsyonaaogitg + zuejsansuay90oIlL 92 Pe ’ gTasıq 9 a j | ATOSTT UN9 03 FILZ UDO LE Ie'gı Fre 087 |T6 | FG | woo 08 + zandsoesge | Tom erayg'r |6L |68% | a74 | LP |76 | TOH-'r 09 + O’H_0r | | | O°H Hu pueIsyonLIogttT —+ zuejsgqnsusy901]L 8 2 | h ’ gTasıT 2 ; : ; ATaSIFq ud 08T "1YILE WI CK Sunggedg a3unı | 1611488 817 | oa II 76 woo 03 + 32ytıdsodge | HH aragoıı gg 628974 | 88 |F6 | OHVror OH 0r ; | | o°H Ju pueIssfonLiogtT | + zueIsqnsuay90L]L 2 3 -33 aIp Ioyep | | —n : {6) z9 | uspog NZ 9peg arodızt alas 99 08 +".1YTLT WI 88 -I9SS® A\ TUTUOIS, | 32998 zuejsqns Fssiryıs| Tır | E9I | FT und 03 + y2411dsasqe DH srarg'o |8'G 6'684 | F'ge c'e $z | DH 0% + OH or -UOY90OLJ, OL O°H nu pueIsonttogtg —- zuejsqnsuopo1L 3 8 BEEFPIFER EG SFEFPEFER EA & BESSFERMSLERSHE © HogesErmnz Jorge © uodunymu SSFERESSFESETE „S uogunymu SS FSä3SeP=szPH „ES -BeFssss 28585 Se | ZUNUPpIOUBSUONSIOA BmB23sc SLEHsE 5) Sunupiouesyonsao‘ -4q Bere]. © ERSESEDS 2,8 -9 Ban|,.n © ER 19,5-:|.95,7 hs 20,2 | 25,6 = 1,2.2137,6 " 0,8::1.12,8 * 19,0 | 26,9 E 18,0 | 24,8 = 1352: 117,8 no 15,5 | 26,0 Hundemagens, 24.216,87 87.1 er 18,1 | 37,0 3 19,2. 130,9 4 8,3 | 46,3 5 2,4 | 56,8 % 17,1 | 39,1 e 16,1 | 36,6 x 16,7 | 38,7 R 15,7 | 40,0 *+* 95 ccm Fettäther, ß Durch En | a Ferment "S- k. IT. der Fett- abre- o5% s = B : > >z5ns | Titra- | Titra- |säuren in| spaltene A2 tion tion | 50 cem | „Fett. . , |säuren in Stdn Ather Proz. 47,1 11,4 49,5 21,8 49,0 27,7 50,8 30,9 53,2 10,3 48,6 7,4 50,9 5,3 51,4 4,3 51,5 8,7 Glycerin. 44,2 49,3 45,2 43,1 45,8 44,1 18,8*| 63 13,6**| 5,8 45,9 41,4 492,8 42,0 30,5 43,2 41,5 37,3 53,9 31,1 55,1 32,8 56,1 34,2 54,6 15,2 59,2 4,0 56,2 30,4 52,7 30,5 55,4 30,0 55,7 28,1 Über das fettspaltende Ferment der Magenschleimhaut. 75 des Filterrückstandes wird dabei stärker geschädigt, als die fett- spaltende Kraft des Filtrates zunimmt. Um auch das Verhalten des Glycerinextraktes von Hundemagen genauer festzustellen, wurde seine Resistenz gegen Alkalı und Säure geprüft. Das Zellferment des Schweinemagens kann in schwacher alkalischer Lösung, wie schon erwähnt, seine größte Wirksamkeit entfalten, während es schon durch geringe Salzsäuremengen ge- schädigt wird. (cf. Tabelle XlIa.) Umgekehrt verhält sich das Ferment des Hundemagenextraktes. Schon bei geringem Gehalt an Natronlauge wird es unwirksam, während es sich resistent gegen Salzsäure erweist (cf. Tabelle XIIb u. c), es verhält sich also gerade so wie das Ferment des menschlichen Magensaftes. Vielleicht ist dabei der Umstand von Einfluß, daß der Hund sich auf der Höhe der Verdauung befand. Zusammenfassung. Es ist durch unsere Versuche aufs neue bewiesen, daß :die Magenschleimhaut ein fettspaltendes Ferment enthält. Die Magenschleimhauttrockensubstanz von der Firma Rhenania- Aachen besitzt ein sehr kräftiges Fettspaltungsvermögen. Auch Hundemagenschleimhaut liefert ein sehr wirksames Glycerinextrakt. Das Ferment läßt sich aus der Schweinemagenschleimhaut mit Glycerin extrahieren, das Extrakt ist aber erst nach mehr- tägiger Extraktion wirksam; dieselbe Schleimhaut liefert nach Abgießen des ersten Extraktes ein zweites und ein drittes Extrakt von kräftigem Fettspaltungsvermögen. Dies gilt nur vom Fundus- teil der Schleimhaut, der Pylorusteil enthält kein fettspaltendes Ferment. Das Ferment des Schweinemagens — sowohl das des Glycerin- extraktes wie der Trockensubstanz — verhält sich gegen Säure und Alkalı anders als das Ferment des menschlichen Magensaftes. Alkalı begünstigt die Fettspaltung, Säure hebt sie auf. Das Zellferment der Schleimhaut ist in Wasser nicht löslich, auch das des Glycerinextraktes passiert das Filter nicht. Das Ferment des Hundemagenglycerinextraktes ist gegen Alkalı empfindlich, gegen Säure nicht, verhält sich also anders wie das des Schweinemagens und ähnlich dem des menschlichen Magensaftes. Zum Schluß ist es mir eine angenehme Pflicht, Herrn Privatdozent Dr. Volhard für Überweisung des Themas und die 76 Albert Fromme, Über das fettspaltende Ferment usw. freundliche Unterstützung durch Rat und Tat bei Ausführung der Arbeit herzlichst zu danken. Literaturverzeichnis. 1) Volhard, Münchener med, Wochenschrift 1900, Nr. 5 u. .6. 2) Volhard, Zeitschr. f. klin. Medizin 42, Heft 5 u. 6 (1901). 3) Volhard, Daselbst 43, Heft 5 u. 6. 4) Inouye, Archiv für Verdauungskrankheiten 1902. 5) Gamgee, Chemie der Verdauung. Lehrbuch, übersetzt von Asher und Beyer. Leipzig, Deuticke 1897. 6) Stade, Untersuchungen über das fettspaltende Ferment des Magens. Diese Beiträge 3, Heft 7 u. 8. ?) Grützner, Notizen über einige ungeformte Fermente des Säuge- tierorganismus. Pflügers Archiv 12, 302. 8) Liversidge, On the amylolytic Ferment of the Pancreas. Journal of Anatomy and Physiologie 8, 23. 9) Langley, Journal of Physiology 3, 269. 10) Karl Glaeßner, Über die Vorstufen der Magenfermente. Diese Beiträge 1. v1 Uber das Zeit- und Fermentgesetz des Pankreas- steapsins. Von Dr. med. Hans Engel, approb. Arzt. Aus der medizinischen Klinik in Gießen. (Stellvertr. Direktor: Privatdozent Dr. F. Volhard.) I. Einleitung. Die Aufgabe der vorliegenden Untersuchung, welche ich auf Anregung und unter Leitung von Herrn Privatdozent Dr. Volhard unternommen habe, war die, festzustellen, ob die Fettspaltung durch das Pankreassteapsin in einer ähnlich gesetzmäßigen Weise verläuft, wie dies für andere Fermente nachgewiesen worden ist. Schütz!) und unabhängig von ihm Borissow?) haben angegeben, daß sich die Verdauungsprodukte des Pepsins proportional den Quadratwurzeln aus den angewandten Fermentmengen verhalten. Dieses Gesetz, welches unter dem Namen der Schützschen oder Schütz-Borissowschen Regel bekannt ist, wurde von Schütz und Huppert?) dahin erweitert, daß für die sekundären Albumosen bei der Pepsinverdauung ein ähnliches gesetzmäßiges Verhalten auch bezüglich der Verdauungszeit besteht, d. h., daß sich jene verhalten wie die Quadratwurzeln aus dem Produkt von Verdauungszeit mal Fermentmenge. Das gleiche Gesetz fanden Volhard#5®%) und Stade’) für das fettspaltende Ferment des Magens, und am Schlusse dieser Arbeit findet sich eine Versuchsreihe, welche dieses Gesetz für den neutralisierten Magensaft in ausgezeichneter Weise bestätigt. Das gleiche Gesetz, daß sich die Verdauungsprodukte verhalten wie die Quadratwurzeln aus dem Produkt f.t, konnte Volhard?®) bei seiner titrimetrischen Pepsinbestimmung konstatieren. Es leuchtet ohne weiteres ein, daß jede exakte quantitative Fermentbestimmungsmethode ausgehen muß von dem Wirkungs- gesetz des betreffenden Fermentes, ganz abgesehen von dem theoretischen Interesse, welches diese eigentümliche Regel, nach 78 Hans Engel, welcher anscheinend viele hydrolytische Fermentreaktionen ver- laufen, bietet. Wenn dieses Gesetz v=kyf.t richtig ist, bzw. auch auf das Pankreassteapsin zutrifft, so müssen bei gleicher Verdauungs- zeit die Verdauungsprodukte sich verhalten wie die Quadrat- wurzeln aus den Fermentmengen, bei gleichen Fermentmengen müssen sich die Verdauungsprodukte verhalten wie die Quadrat- wurzeln aus den Verdauungszeiten. Wenn beide variieren, so müssen sich die Verdauungsprodukte verhalten wie die Quadrat- wurzeln aus dem Produkt £f.t, mit. anderen Worten, es muß für ein und denselben Saft der Quotient ES: konstant sein. Im folgenden sind nach jeder der drei Prüfungsmöglichkeiten Versuche angestellt worden, welche eine Bestätigung dieses Gesetzes auch für das een ergeben. II. Methodik. Die angewandte Methode war die von Volhard und Stade ausgearbeitete, wie sie auch von Zinßer und Fromme in den voraufgehenden Arbeiten benutzt wurde: I. Titration eines aliquoten Teiles (50 ccm) des Ätherextraktes nach Zusatz von 50 cem Alkohol, Verseifung mit 10 cem n-NaOH und Zerlegung der Seifen nach 24 Stunden durch 10 cem n-H,SO,. II. Titration zur Ermittelung der durch Verseifung gewonnenen Fettsäuren und Berechnung der durch das Ferment abgespaltenen Prozente Fettsäure nach der Formel I:I+11=x:100, x = u 1-31 Als Fett wurde ausschließlich Eigelb in wässeriger Emulsion verwendet. Ich darf bezüglich aller Einzelheiten der Methode auf die vorgenannten Arbeiten verweisen. Nur in einem unwesentlichen Punkt sah ich mich im Verlauf meiner Versuche zu einer Änderung veranlaßt,. Stade hatte bei der Aus- schüttelung mit Äther zum Zweck rascherer Schichtung je 2 cem Alkohol absol. zugefügt und in einer Reihe von Versuchen nachgewiesen, dab dieser geringe Zusatz von Alkohol irrelevant ist für die Summe der aus- geschüttelten Säuren, daß also in Alkohol, lösliche Säuren wie die Glycerinphosphorsäure dadurch nicht in den Ather übergehen. Auch ich hatte bei Vorversuchen mit Magensaft (cf. Versuchsreihe IX und X) immer rasches Absetzen des Athers beobachtet. Ganz im Gegensatz dazu sah ich bei meinen Versuchen mit Pankreasferment beim Ausschütteln mit Ather und 2 cem Alkohol eine auffallende Neigung zur Bildung von Emulsionen, die sich schon bei vorsichtigem Schütteln leicht bildeten und oft selbst nach stägigem Stehen nur geringe Schichtung zeigten, sodaß ein Abgießen des Fettäthers unmöglich war. Auch bei sehr ‘vorsichtigem Schütteln, bei dem dann andrerseits nur ein Bruchteil der Fette und Fett- Über das Zeit- und Fermentgesetz des Pankreassteapsins. 79 säuren in den Äther überging und außerordentlich kleine und ungleiche Summen der Titrationswerte resultierten, ließ sich die Bildung solcher Emulsionen nicht vermeiden, die immer die Ursache eines großen Zeit- verlustes wurden. Nach vielen vergeblichen Bemühungen versuchte ich es mit einer Steigerung der hinzugefügten Alkoholmenge, und fand, daß dadurch die Ausschüttelung mit Ather ganz wesentlich erleichtert und die Emulsionsbildung verhindert wird. Daß dadurch keine Fehlerquelle in die Methode gebracht wird, beweisen die folgenden Versuche. (Versuchs- reihe I.) Übrigens ergab sich bei Ausschüttelungsversuchen, die ich in 100 ceem-Mensuren anstellte, daß der Alkohol vollständig in das wässerige Verdauungsgemisch geht, wenigstens sobald dessen Menge mehr als das 3fache des zugefügten Alkohols beträgt. Versuchsreihel. Versuchsanordnung: 90 ccm einer Eigelbemulsion (3:100) werden in einem Fläschehen mit einer Messerspitze Pankreatin („absolut“) geschüttelt und im Wasserbad 4 Stunden lang der Verdauung ausgesetzt; dann bei 0° abgekühlt, zur Wiederherstellung der etwas zerstörten Emulsion abermals stark geschüttelt; alsdann werden je 20 cem mit der Pipette in 4 Fläschchen übertragen, mit je 20 cem Wasser aufgefüllt und wie ge- wöhnlich mit 50 cem wassergesättigtem Äther ausgeschüttelt und zwar 1 und 3 mit, 2 und 4 ohne Zusatz von je 10 ccm Alkohol. Wasserbad bei 40°. Nr. j Titration \2, Titration | Summe 5 rg 1 mit Alkohol| 143 | 30.2 44,5 | Per; 2 [ohne Alkoholl 10,1 29,0 39,1! | 31,6 3 [mit Alkohol| 13,6 30,1 189...) ..31,5 4 [ohne Alkohol 9,6 19,8 994! | 397 Es fällt auf, daß in den ohne Alkohol ausgeschüttelten Gemischen die Summen der extrahierten Fette viel kleiner sind als in Versuch 1 und 3. Es ist dies auf ungenügende Extraktion infolge vorsichtigen Schüttelns (zur Vermeidung der Emulsionsbildung) zurückzuführen. Daß diese ebenso wenig, wie der Alkoholzusatz auf das Endergebnis von Ein- tluß ist, beweisen die gut übereinstimmenden Werte in der letzten Kolumne. III. Ausgangsmaterial und Vorversuche. In erster Reihe war die Frage nach der Art und Anwendungs- weise eines wirksamen fermenthaltigen Agens zu erledigen. Zunächst glaubte ich nur mit klaren Lösungen des Fermentes arbeiten zu dürfen, da nur von diesen eine ganz gleich- und gesetzmäßige Wirkungsintensität erwartet werden konnte. Daß dies nicht so unbedingt der Fall ist, zeigen die späteren Versuche mit Auf- schwemmungen des käuflichen Pankreatins. Das nächstliegende war die Verwendung von Auszügen aus frischen, event. — den übereinstimmenden Angaben über die tryptische Wirksamkeit solcher Auszüge entsprechend — 24 Stunden an der Luft gelegenen Drüsen; 80 Hans Engel, die Befürchtung, daß mit dem Glycerin, als dem einen resultierenden Spaltungsprodukt, ein störender Faktor im Sinn einer Hemmung der Fermentwirkung eingeführt werde, erwies sich später als unbegründet. Jeden- falls war er für mich eine Veranlassung, gleichzeitig mit Chloroform- wasserauszügen zu arbeiten. Ich ging in der Weise vor, daß ich 1 bis 3 Organe halbierte. Die eine Hälfte wurde zerhackt, mit Sand fein zerrieben, wiederum zu zwei gleichen Teilen abgewogen, einerseits sofort mit der doppelten Menge Glycerin, andrerseits mit ebensoviel Chloroformwasser der Brutofentemperatur aus- gesetzt. Die andere Hälfte der Organe wurde nach 24stündigem Liegen an der Luft in gleicher Weise behandelt. Nach 2 mal 24 Stunden wurden dann zum ersten Mal Proben entnommen, filtriert und durch einen Vor- versuch auf ihre fettspaltende Wirkung geprüft. Gewöhnlich handelte es sich um Proben von 10,0 bis 20,0 ccm. Aber bei einer ganzen Reihe von Auszügen (sowohl Glycerinextrakten als Autolysaten) vermißte ich jedwede fettspaltende Wirkung; offenbar war das sehr empfindliche Steapsin von vornherein (durch die Autolyse?) zerstört, oder während der Extraktion zu Grunde gegangen. Übrigens führt die Empfindlichkeit des Steapsins er- fahrungsgemäß sehr häufig zu derart negativen Resultaten. So sagt Neu- meister (Lehrbuch der physiol. Chemie), daß die Steapsinwirkung in Glycerinextrakten der Drüse erfahrungsgemäß meistens vermißt werde. Erst nach wiederholten vergeblichen Versuchen erhielt ich einmal ein positives Resultat. 36 Stunden an der Luft gelegene Drüsen wurden zer- rieben und der Brei geteilt. Die eine Hälfte wurde zur Herstellung des Trockenpankreas nach Kühne zunächst bis zur völligen Entwässerung mit täglich gewechseltem Alkohol, darauf wiederholt mit Ather extrahiert, an der Luft getrocknet; es resultierten 28,0 g Trockensubstanz. Von dieser wurden ein Teil mit Glycerin (250 g), der andere mit 250 ccm Chloroformwasser 2 mal 24 Stunden lang extrahiert. Von der anderen Hälfte der zerriebenen Drüsen wurde je ein gleicher Anteil frisch in der vorher beschriebenen Weise mit Glycerin bzw. Chloroformwasser extrahiert, und zwar der erstere Anteil ebenfalls 2 mal 24 Stunden. Das Autolysat befand sich schon nach 6 Stunden im Zustand hochgradigster Fäulnis. Die übrigen drei Extrakte wurden koliert und je 50 ccm filtriert; sodann wurde mit je 20 ccm ein typischer Verdauungsversuch angesetzt. Übrigens sah ich späterhin davon ab, die Extrakte zu benutzen, da ich auf anderem Wege zu viel wirksameren Anwendungsformen gelangte. Ich hatte — zwar zunächst vergeblich -— versucht, aus dem käuflichen, von der Chem. Fabrik Rhenania hergestellten und als „absolut“ be- zeichneten Pankreatin wirksame wässerige Lösungen 1,0: 100,0 herzustellen. Es löste sich zwar ein ganz kleiner Anteil, aber die gewonnene schwache wässerige Lösung zeigte bei 6stündigen Versuchen mit Mengen bis zu 10 cem keine irgend nennenswerte fettspaltende Wirkung. Auch durch »4stündiges Digerieren des Präparats mit 0,2 und 0,4prozentiger, mit Chloroform gesättigter Sodalösung erhielt ich keine Fermentlösung von be- ınerkenswert höherer Wirksamkeit. Daß das Präparat an sich nicht un- wirksam sei, bewiesen mir dagegen Versuche mit kleinen Mengen des trockenen Präparats. (Vgl. Versuchsreihe Il.) Als ich später statt 1,0 8 mit 100 Wasser, 4 bis 6 g mit 100 Wasser demselben Verfahren unter- warf, erhielt ich sehr rasch (d. h. ohne längere Digestion) Lösungen von immerhin bemerkenswerter, wenn auch schwacher Wirksamkeit. Dagegen Über das Zeit- und Fermentgesetz des Pankreassteapsins. 81] gelang es mir mit Glycerin (6 g Pankreatin auf 250 Glycerin) schon nach 24stündiger Digestion und übrigens auch ohne diese, eine sehr wirk- same, das Filter passierende Lösung herzustellen. Daß Aufschwemmungen eine bedeutende Wirksamkeit zeigten, war nach den Versuchen mit dem trockenen Präparat von vornherein zu erwarten. Alle folgenden Versuche sind teils mit einer Glycerinlösung, teils mit Aufschwemmungen des käuflichen „absoluten“ Pankreatins (Fabrikat der Rhenaniawerke-Aachen) angestellt. Zur Sicher- stellung der gleichmäßigen Wirksamkeit bei dieser Versuchs- anordnung, die insbesondere für die Aufschwemmung wegen der zu befürchtenden Sedimentierung, für das Glycerinextrakt wegen eines eventuell hemmenden Einflusses des Glycerins bei größeren Konzentrationen nicht außer Zweifel stand, waren zunächst die folgenden Versuchsreihen notwendig, die zugleich der Orientierung über die anzuwendenden Mengen des Ferments dienten. Versuchsreihe ll. Versuchsanordnung: 2,0 g Pankreatin werden mit 260 H,O und etwas Thymol eine Nacht im Brutschrank belassen. Nach 16 Stunden hat sich das Pankreatin zum Teil abgesetzt; von dem Sediment wird der übrige noch stark getrübte, eine feine Aufschwemmung darstellende Anteil abgegossen und zu dem Versuch benutzt; je 5mal 10 ccm werden in 6 Fläschchen mit je 25 g einer Eigelbemulsion (6 : 200) zusammen- gebracht, 3 davon werden mit Wasser auf 50 aufgefüllt, 3 andere, Nr. IV, V, VI dagegen mit 5,0, 10,0 und 15,0 ccm Glycerin versetzt und dann ebenfalls mit Wasser auf 50 aufgefüllt; darauf alle gleichzeitig ins Wasserbad gebracht. Verdauungszeit 15 Stunden. Wasserbad bei 38°. 1. Titration | 2. Titration | Summe | Proz. 25 Eigelb + 10 ccm — 15 H,O 956 33,0 54,6 39,3 > 20 40’ecem.-- 15. H,0 LEN OD A 33,7 56,1 40,0 » 2 40:cem -£ 15 H;0 | 922,0 35,1 58,1 39,7 5 lO cem-+ 5 Glycerin va ee 21,9 34,5 56,4 39,0 5" —+ 10 cem + 10 Glycerin a 29,2 317 53,9 41,1 5 —+ 10 cem + 15 Glycerin 215 33,8 55,3 39,0 5 — 10 cem gekocht ER 1.15 Wadber N 59,8 3,0 Diese Versuche zeigen, daß sich einerseits bei Anwendung von sorgfältig hergestellten Aufschwemmungen eine Sedimentierung wohl vermeiden läßt, andererseits, daß ein hemimender Einfluß Beitr. z. chem. Physiologie. VII. 6 82 Hans Engel, des Glycerins auf die Wirkung des Steapsins nicht besteht. Da ich diese Ergebnisse auch späterhin des öfteren bestätigt fand, wählte ich zu mehreren der folgenden Versuchsreihen Auf- schwemmungen, die in gleicher oder ähnlicher Weise, wie die hier beschriebenen, hergestellt wurden. In einem andern Teil der Versuche verwandte ich eine Glycerinlösung des Pankreatins, von der Konzentration 6,0:250, wobei aber von diesen 6 g nur ein Bruchteil wirklich in Lösung ging. Nachdem durch die Versuchsreihe Il die oben angedeuteten Bedenken beseitigt waren, richteten sich die folgenden Versuchs- reihen auf den Einfluß der Fermentmenge auf die Spaltungsgröße. IV. Versuche über den Einfluß der Fermentmenge auf die Größe der Spaltung. Da sich schon bei Pawlow?) und Walther!P) eine Notiz findet, daß sich die Mengen der durch Steapsin abgespaltenen Fettsäure verhalten wie die Quadratwurzeln aus den angewandten Saftmengen, so wurde die Versuchsanordnung gleich so gewählt, daß die Pankreatinmengen sich verhielten wie die Quadrate ganzer Zahlen, also wie 1:4:9 usw. Versuchsreihe III. Versuchsanordnung: Von einem Glycerinextrakt aus „absolutem Pankreatin Rhenania“ werden 110 ccm abfiltriert, mit 100 ccm Wasser gemischt. Von der Mischung werden alsdann 1, 4, 9, 16, 25 und 36 cem in 200 ccm haltende Flaschen gebracht, mit 20 ccm Eigelbemulsion ver- setzt, mit Wasser auf 60 cem aufgefüllt und 6 Stunden im Wasserbad belassen. Temperatur des Wasserbades 30°. Fer- " ment- | 1. Titration | 2. Titration Summe Proz; vi lcem 9,3 46,3 48,6 4,7 47 4cem 5,1 46,0 51,1 10,0 5,0 9cem 7,50 49,4 49,9 15,0 5,0 16cem| 191 41,7 Be Ar 4,9 9Sccm| 111 38,7 19.8 WE LDDR 4,5 s6cem| 123 38,6 50,9 24,1 4,0 Versuchsreihe IV. Versuchsanordnung: Von einem Glycerinextrakt aus „absolutem Pankreatin“ werden 65 ccm filtriert und auf 100 ccm mit Wasser auf- gefüllt; von diesem Gemisch werden 1, 4, 9, 16, 25 und 36 cem mit je Über das Zeit- und Fermentgesetz des Pankreassteapsins. 83 20 cem Eigelbemulsion in Fläschehen gebracht, diese sämtlich mit Wasser auf 60 ccm aufgefüllt und 18 Stunden im Wasserbad belassen. Wasser- bad bei 40°. Fer- | | | g ment- |1. Titration | 2. Titration | Summe | Proz. | = menge | mar I cem 7,1 48,4 Rare 12,8 Acm| 145 | 4453 Ba. a Te 9cm| a6 | 30 IR 396. | Meta el Bere een ae 12,9 IE | eek 59 ar 36cem| - 36,4 21,3 Tu Koss 10,5 Aus diesen Versuchen geht deutlich hervor, daß in der Tat für die Steapsinwirkung das’ Gesetz v,:v;=yf,:yf, Geltung hat (v = Spaltungsgröße, f— Fermentmenge), daß die Geltung des Gesetzes aber beschränkt ist, d. h., daß es bei Erreichung größerer Spaltungswerte allmählich seine Geltung verliert. Die Grenze, bis zu welcher die Gesetzmäßigkeit Geltung hat, ist übrigens nicht konstant, etwa bei einem bestimmten Prozent- gehalt des Verdauungsgemisches an abgespaltener Fettsäure ge- geben. Sondern das gesetzmäßige Verhalten reicht bedeutend weiter bei dem Versuch IV mit der konzentrierteren Fermentlösung. Hier tritt ein Nachlaß der Gesetzmäßigkeit erst bei 50 bis 60 Proz. Fettspaltung ein, während bei dem Versuch mit der schwächeren Lösung das gesetzmäßige Verhalten nur bis zu 20 Proz. abgespaltener Fettsäure reicht. Unterhalb dieser Grenze ist aber die Übereinstimmung der erhaltenen Werte mit den nach dem Wurzelgesetz zu erwartenden eine überraschend genaue. In den bisherigen Versuchsreihen war die Dauer der Ferment- wirkung absichtlich gleich gewählt. Die folgenden Versuche be- schäftigen sich dagegen mit dem Einfluß verschiedener Verdauungs- zeiten; daher wurde innerhalb derselben umgekehrt der Faktor f, d. h. die Fermentmenge gleich genommen, damit die Spaltungs- größe rein als Funktion der Verdauungszeiten erscheine. V. Einfluß der Verdauungszeiten auf die Größe der Spaltung. Auch hier wurden die Verdauungszeiten als Quadrate ganzer Zahlen gewählt. 5%* 84 Hans Engel, Versuchsreihe V. Je 10 ccm eines Glycerinextrakts aus Pankreatin werden 1, 4, 9, 16 und 25 Stunden mit 20 cem Eigelbemulsion + 20 H,O der Digestion im Wasserbad überlassen. Wasserbad bei 41°. Zeit 1. Titration | 2. Titration | Summe Proz. = 1 Stunde 11,8 30,3 49,1 28,0 28,0 4 Stunden | 38,7 20,8 445: | 000. 9 Stunden 27,7 en a ee. 21,6 16 Stunden ESCHER Na 2 | 76,9 ER 25 Stunden | 34,8 8,5 44,3 79,8 15,8 | Versuchsreihe VI. 30 cem des in der vorigen Versuchsreihe benutzten Glycerinextrakts werden auf 100 ccm mit Wasser aufgefüllt. Von diesem Gemisch werden je 10 cem in 200 cem haltenden Fläschchen mit 20 ccm Eigelbemulsion + 20 H,O 1, 4, 9, 16 und 25 'Stunden im Wasserbad belassen. Wasser- bad bei 40°. Zeit 1. Titration ! 2. Titration | Summe Proz. Me 1 Stunde 6,9 36,9 43,8 15,8 15,8 4 Stunden 13,1 31,1 44,2 29,6 14,8 9 Stunden 143 23,8 41,1 42,1 14,0 16 Stunden 24,7 19,5 44,2 55,9 14,0 25 Stunden 26,8 14,1 40,9 65,5 13,0 Aus diesen Versuchen geht in der Tat hervor, daß sich die Spaltungsgrößen bei gleichen Fermentmengen ziemlich genau so verhalten, wie die Quadratwurzeln aus den Verdauungszeiten. Allerdings zeigen die Werte für v bei den Zeitversuchen nicht die scharfe Gesetzmäßigkeit, wie sie bei den Versuchen mit ver- schiedenen Fermentmengen beobachtet wurde. Es mag dies z. T. damit zu erklären sein, daß in beiden Versuchsreihen sehr wirk- same, schnell hohe Werte liefernde Fermentlösungen. verwendet worden waren. Speziell bei Versuchsreihe V kann das Nachlassen des Zeitgesetzes nicht Wunder nehmen, da schon nach 4 Stunden über 50 Proz. zerlegt waren. Andrerseits finden wir doch noch bei Versuchsreihe VI ein so gleichmäßiges, wenn auch geringes Ab- sinken der Wirkung unter die nach dem Gesetz zu erwartende, daß wir hier wohl eine mit der Verdauungszeit zunehmende Ab- schwächung, vielleicht ein langsames Zugrundegehen des empfind- lichen Fermentes annehmen müssen. Über das Zeit- und Fermentgesetz des Pankreassteapsins. 85 VI. Einfluß von Verdauungszeit und Fermentmenge auf die Größe der Fettspaltung. In den folgenden Versuchsreihen wurden die beiden bisherigen Versuchsanordnungen kombiniert und sowohl die Verdauungszeiten als die Fermentmenge variiert. Wenn das Gesetz v:v, = Yf.t: Vf, .tı richtig ist, so muß bei Bene von f und t für dieselbe Fermentlösung der Quotient VER konstant sein. Die folgenden Versuchsreihen bestätigen dies mit einer be- sonders in Versuch VIII ganz frappanten Genauigkeit, wenn man die Fehlerquellen der Methode berücksichtigt, welche durch zwei Titrationen und zweimaliges Abmessen von Normallösungen bedingt sind. Versuchsreihe VI. Versuchsanordnung: Es wurden je 3mal 0,04, 0,09 und 0,16 g trockenes Pankreatin auf der Wage abgewogen und in 9 Fläschehen ge- bracht zusammen mit je 25 ccm einer Eigelbemulsion (9 :300). Je 1 Fläschchen mit 0,04, 0,09 und 0,16 g wurde alsdann 4, bzw. 9, bzw. 25 Stunden {das letztere infolge eines Versehens, es waren 16 Stunden beabsichtigt) ins Wasserbad gebracht und darauf in der beschriebenen Weise verfahren. Wasserbad bei 41°. 4 Stunden 9 Stunden 25 Stunden Bar = = N n Ts 43% SI Sl 2; SEN SW Y 3 HE I1+41& | —| III ItI& ERELt ı as} . 8 5 E “BE a& = |yE.t) = |vE.t| | = ıyt.t 0,04 g| 4,6 |21,5 26,1 117,6] 4,4 | 6,5/28,9| 35,4 |18,4| 3,1 || 6.6.12,3| 18,9 135,01 3,5 0,09 8| 6,4 24,1 |30,6 20,9 3,5 |12,9/22,6| 35,5 36,3] 4,0 |17,812,8| 30,6 158,2) 3,8 0,16 g |11,3 |20,8 |32,1 |35,2| 4,4 || 9,1) 9,7| 18,8 |48,4| 4,0 23,3 9,0| 32,3 |72,1| 3.6 0g| 1,2 j45,0 |46,2 | 25 | 1,8l45,8| 47,1| 29 v Der mittlere ‚Wert, von —— = 3,8. yi.t Versuchsreihe VIII. 2,0g Pankreatin werden mit 200,0 cem Wasser geschüttelt und nach !astündigem Absetzenlassen rasch je 3 mal 1, 4 und 9 ccm abpipettiert und in 200-Grammfläschchen gegeben, alle auf 10 ccm aufgefüllt und mit je 20 ccm einer Eigelbemulsion (3 Eidotter Wasser ad 100,0) beschickt; 36 Hans Engel, alsdann werden je 3 Fläschchen mit 1 bzw. 4 bzw. 9 ccm Aufschwemmung A. 4, B. 9, C. 16 Stunden der Digestion im Wasserbad unterworfen. Wasser- bad bei 40°. A. Zeit 4 Stunden. 1. Titration | 2. Titration Summe Proz. | En m 1 com.) ler Rene ae 2,2 4com | 49 Beeren 8,5 4,25 213 A ara ae 15,9 5,3 265 B. Zeit 9 Stunden. 1 cem 3,4 45,5 AB 2,3 4 cem 5,7 TE 133. | 615 | 20 "9 gem. "108% 2) \ 408 51,0 21,6 1,2 2,4 C. Zeit 16 Stunden. ü 1 ccm 4,5 45,6 49,9 | 8,6 8,6 | 2,15 4 ccm 8,1 38,8 aa Tuner ee 2,15 9cem | 141 33,8 a. a ande | 2,45 V Der mittlere Wert von Vi beträgt 2,97. - Wenn in Versuchsreihe VII die Übereinstimmung eine weniger scharfe ist, so läßt sich das ungezwungen daraus erklären, daß das Ferment in ungelöstem Zustande verwandt worden ist. VU. Analoge Versuche mit Magensaft. Zum Schlusse füge ich noch eine Versuchsreihe an, welche ich: vor den Steapsinversuchen mit Magensaft angestellt habe, um mich auf die Volhardsche Methode einzuüben. Sie liefert auch zugleich einen Beweis für die Genauigkeit der Methode, die aus der guten Übereinstimmung der durchgehends doppelt angestellten Versuche erhellt. Versuchsreihe IX. Die Versuchsanordnung ist aus der Tabelle ersichtlich. Es wurde neutralisierter Magensaft verwendet, und jeder Versuch doppelt angesetzt. ; Saft- v Zeit alt I II Summe Proz. — menge Vt.t are an BE a ER. 1 Be a f 2,62 91:94: 1 98:86: I. 11,0. | BR All2 BA. ans, 16,6 | C 9 ’ | 2 U 18,51 | 29,42 75 | >8 I Hi = Ei a ee er ee en ur" ni os nr ah a er u Über das Zeit- und Fermentgesetz des Pankreassteapsins. Saft- | | V Zei I | I ' Summe | Proz. —— Bu menge | | | Vt.t j ( 234 20,94 | 23,34 10,3 RAN 20,8 23.21 10.0 9,86 ( 4,86 18,97 | 23,83 20,4 3 Stunden | 4 ccm | 484 18.86 93.7 20.4 5,89 ( 6,70 1745-0 94,16 27,7 SEEN 50 17.01 | 23,51 97,6 9,98 [ 3,96 1885 | 2981 17,4 Ir EHER Eh 18,7 29,7 176 9,83 [ 7,29 15,71 230 | 317 9 Stunden | 4 ccm | 737 15.68 2305 | 320 5,31 (91 1475 | 28,85 34,3 9 ccm |. 9.04 FN ei U. 3,8 Der Mittelwert für Va beträgt in den 8 Versuchen, die unter das Gesetz fallen, 5,46. Bei einem Parallelversuche mit demselben aber nicht neu- tralisierten Magensafte ergab sich ein starkes Abweichen von der Regel, wohl bedingt durch den bekannten schädlichen Einfluß der . Salzsäure. Ich führe nur die Prozente abgespaltener Fettsäure e V und die Mittelwerte für VEA an. Versuchsreihe X. Versuchsanordnung: Wie bei Versuch IX, mit dem dieser Versuch gleichzeitig angestellt wurde. Der Magensaft war aber nicht neutralisiert. | 1 Stunde 3 Stunden 9 Stunden Proz. Ta; | Proz. TER | Proz. Ar 1 cem | 2 1,25 re Kl en 5,8 4 cem | 1 7,48 nr 721 5,75 9 ccm t es 5,92 a 5,8 ER 3,85 Durch die Anwendung der Formel k = de erhalten wir für yf.t die betreffende Fermentlösung eine Konstante, welche uns angibt, wieviel Prozent Fettsäure 1 ccm der Lösung in einer Stunde abzu- spalten vermag. Diese Konstante unterliegt aber als Verdauungs- produkt natürlich noch dem Wurzelgesetz, denn eine Ferment- lösung, von der 1 ccm in 1 Stunde 12 Proz. abspaltet, muß 33 Hans Engel, Über das Zeit- und Fermentgesetz usw. 4 mal mehr Ferment enthalten, als die, von welcher 1 cem in 1 Stde. 6 Proz. abspaltet. Um also die Fermentkonzentration x zahlenmäßig auszu- drücken, müssen wir die Konstante k aufs Quadrat erheben. Denn k ist ja nur ein Faktor von f, der Faktor, den wir durch den Versuch ermitteln, während f die Anzahl der im Ver- such angewandten ccm Fermentlösung bedeutet. Nach Volhard be- zeichnen wir als Fermenteinheit diejenige Fermentmenge, welche in einer Stunde 1 Proz. Fettsäure abspaltet. Verstehen wir unter x die a EL in 1 cem Saft, so lautet die Formel = . welchem 2,5 ccm in 10 Stunden 35 Proz. Fettsäure abspalten, enthält 49 Fermenteinheiten pro ccm, seine Konstante ist 7, in 1 Stunde Ve: —E; Vx= Fe oder x = Zum Beispiel: Ein Saft, von würde 1 ccm ne —= 7 Proz. Fettsäure frei machen, demnach ist er 49mal fermentreicher als ein Saft, von welchem 1 ccm in 1 Stunde 1 Proz. abspalten würde. Literaturverzeichnis. 1) E. Schütz, Zeitschrift für physiol. Chemie 9, 577 (1885). 2) Borissow und Linossier, Journal de physiologie et de patho- logie generale 1, Nr. 2 (1899). 3) ee und Schütz, Über einige quantitative Verhältnisse bei der Pepsinverdauung. Pflügers ee für die gesamte Physiologie 80, 1900. '4) Volhard, Zeitschr. f. klin. Medizin 42, Heft 5 u. 6 (1901). 5) Volhard, das. 43, Heft 5 u. 6. 6) Volhard, Verhandlungen der Versammlung deutscher Naturforscher und Ärzte 1901, 73, Hamburg. 7) Stade, Diese Beiträge 3, .Helt 7 u.'8. 8) aibacd, Über eine neue Methode zur quantitativen Pepsinbe- stimmung usw. Münch. med. Wochenschr. 1903, Nr. 49. 9) Pawlow, Die Arbeit der Verdauungsdrüsen, übersetzt von Walther. Wiesbaden 1893. 10) Walther, Ärchives des sciences biologiques publiees par l’Institut Imperial de medicine experimentale a St. Petersburg 7. YIlI. Untersuchungen über das Zeitgesetz des menschlichen Labfermentes und dessen quantitative Bestimmung. Von Dr. med. Georg Becker, z. 7. Assistent am pathologischen Institut Gießen. (Aus der medizinischen Universitätsklinik Gießen. Stellvertr. Direktor: Privatdozent Dr. Volhard.) Seit Hammarstens grundlegenden Arbeiten hat das Lab- ferment in hohem Grade das Interesse der Forscher erregt. Trotz der zahlreichen Arbeiten, von deren Reichhaltigkeit Fulds Über- sicht in Asher-Spiros Ergebnissen der Physiologie!) einen Begriff gibt, ist die praktische Verwertung des Labfermentes für die Prognose und Diagnose der Magenkrankheiten noch sehr gering. Die in dieser Richtung gemachten Versuche (Gläßner) halten der Kritik nicht stand. Der Hauptgrund hierfür liegt in dem Mangel einer exakten quantitativen Bestimmung des Labfermentes. Das Kälberlab, dessen milchwirtschaftliches Interesse zu einer Fülle wissenschaftlicher Untersuchungen geführt hat, zeigt ein gesetzmäßiges Verhalten zwischen Gerinnungszeit und Labmenge derart, daß das Produkt aus Labmenge und Gerinnungszeit konstant ist: LxXt=C; die Gerinnungszeiten t sind also umgekehrt pro- portional den Labmengen L. Dieses Zeitgesetz der Labung, das für mittlere Zeiten schon mehrfach durch frühere Untersuchungen (Hansen, Soxhlet) als richtig erwiesen war, hat neuerdings Fuld?) auch für ganz kurze und sehr lange Gerinnungszeiten und beliebige Labmengen be- stätigt. _ Daß dieses Zeitgesetz nicht ohne weiteres auf das mensch- liche Labferment übertragen werden könne, ist schon von ver- schiedenen Autoren betont. Insbesondere hat schon Bang?), der zuerst die Verschiedenheit des menschlichen Labfermentes von dem Kälberlab nachwies und es im Gegensatz zu diesem, dem Chymosin, als Parachymosin bezeichnete, auf den bei beiden Fermenten verschiedenen Verlauf der Verdünnungskurven hinge- 90 Georg Becker, wiesen. Die Erklärung für diesen Unterschied zeigt keine Überein- stimmung. Während Pawlow und Parastschuk‘®) z. B. in ihrer eben erschienenen Arbeit den Grund suchen in den zu länger dauernden Versuchen nötigen Verdünnungen, wodurch neben der Fermentmenge gleichzeitig die gerinnungsfördernde Säure des Magensaftes vermindert wird, führt Fuld die Abweichung des Parachymosins von dem Zeitgesetz hauptsächlich auf die bisherige Versuchsanordnung zurück, bei welcher die Labung bei Brutwärme vorgenommen und so das Ferment durch längere Einwirkung der Bruttemperatur zerstört wurde. Fuld?) hat jüngst die Hoffnung erweckt, durch eine bestimmte Versuchsanordnung, eine Modifikation des Morgenrothschen®) Verfahrens, das Zeitgesetz auch für das Parachymosin als richtig zu erweisen. Er fand, „daß durch Über- führung des Kaseins in Parakasein bei niederer Temperatur und nachfolgender 5 Minuten langer Erwärmung im Wasserbad von 40° C eine durchaus befriedigende Methode zur Bestimmung der eben zur Verkäsung eines bestimmten Milchvolumens bei bestimmter Temperatur und bestimmter Wirkungszeit genügenden Labmenge gegeben ist“. | Herr Privatdozent Dr. Volhard veranlaßte mich, Versuche darüber anzustellen, ob man durch die Fuld-Morgenrothsche Versuchsanordnung die Giltigkeit des Zeitgesetzes auch für das Parachymosin nachweisen könne. | Versuchsanordnung. Als Fermentlösung verwendeten wir Magensaft, der eine Stunde nach dem Probefrühstück ausgehebert wurde; zur Kontrolle stellten wir gleichzeitig Versuche mit Kälberlab in Form der Lab- essenz, wie sie in der hiesigen Molkerei gebraucht wird, an. Es wurden in gekühlten Gläsern verschiedene Verdünnungen der labhaltigen Flüssigkeit (Labessenz und Magensaft) hergestellt, derart, daß die folgende immer die '/,, fache Konzentration der vorhergehenden hatte: Verdünnung I also aus 1 ccm des unver- dünnten Saftes und 9cem Wasser, Verdünnung II aus 1 cem von I und 9 ccm Wasser bestand, sodaß folgende Verdünnungen gewonnen wurden: | | Verdünnung I=!/,, Verdünnung Il =!/,.. Verdünnung III — 1,000 Verdünnung IV = !\,,o00,; Verdünnung V =! sooo. Um den weiteren Gang des Versuches an einem praktischen Beispiel durchzuführen, teile ich den mit Kälberlab angestellten Kontrollversuch mit. Es wurde in 4 Gläser von den Verdünnungen I bis IV je 1 cem zu 10 ccm Milch gebracht, die nach der Empfehlung Fulds durch Senföl- zusatz vor bakterieller Säuerung geschützt war. Diese 4 Gläser wurden Untersuchungen über das Zeitgesetz usw. 91 1/, Stunde in den Eisschrank gestellt und dann für 5 Minuten in ein konstantes Warmbad von 40° C gebracht. Es zeigte sich Gerinnung in den Gläsern, die mit den Verdünnungen I und II versetzt waren, nicht in den mit III und IV versetzten Gläsern. Es genügte also, um in !/, Stunde die Gerinnung der 10 cem Milch hervorzurufen, der Zusatz von 1 ccm einer auf !/ıoo verdünnten Labessenz, es genügte nicht mehr 1 cem ıooo Labessenz. Um den Grenzwert der Gerinnung für !/, Stunde genauer zu bestimmen, wurden in 9 Gläser je °/,, °/ı. usw. absteigend bis ?/,, eem von der Verdünnung II= !/ıoo gefüllt und zu jedem 10 ccm Milch zuge- geben. Für 5 Stunden, also die 10fache Zeit, wurde derselbe Versuch angestellt, nur daß von der 10fachen Verdünnung, also von III = !ıooo %,. bis ?!/,, eem zugesetzt wurden. Ebenso wurde für 20 Stunden ein entsprechender Versuch angestellt. In den folgenden Tabellen ist die Gerinnungsgrenze durch einen wage- rechten Doppelstrich angezeigt. Tabelle I. Labessenzversuch. Dauer des Versuchs 4 e 90 in Stunden 1 | , 2 ‚Konzentration | rs = Yon | TV = Hhome oO 9 9 9 8 8 8 7 7 7 Menge der 6 6 6 zu 10 ccm Milch b) 5 5) zugesetzten 3 Rz det 4 4 + Verdünnung in "/ıo cem 3 3 3 2 2 2 u: 1 1 Nach dem Zeitgesetz hätte man, wenn bei dem "/,-Stundenversuch die Grenze zwischen *°/,, und '/,, der Verdünnung I =!/,oo lag, bei dem 5-Stundenversuch ebenso die Grenze zwischen °/,, und t/,, der Ver- dünnung II = !/rooo erwarten sollen, doch blieb bei zahlreichen Wieder- holungen des Versuchs das Resultat dasselbe. Das Produkt aus Labmenge und Gerinnung ergibt für 1) Stde.:- 2,5 = "heor 7.05 — 0,001 5 Stdn.: %,o-!hooo .5 = 0,0015 20 Stdn.: 3/0 - "/ıoooo . 20 —= 0,001 Derselbe Versuch mit dem Parachymosin, dem milch- koagulierenden Ferment des menschlichen Magensaftes, konnte uns das Zeitgesetz nicht bestätigen. Die Versuchsergebnisse waren folgende: 99 Georg Becker, Tabelle II. Magensaft Brückel (Freie HCl 58, Gesamtacidität 63 Alizarin, 72 Phenolphthalein). Dauer des Versuchs 4 3 in Stunden E Konzentration nah m der Verdünnung 2 "7106 9 9 8 8 7 7 Menge der 6 E zu 10 ccm Milch 5 5 zugesetzten Verdünnung in !/,,„cem = - 3 3 2 2 1 1 ne rt a nn nn Produkt von Labmenge X Zeit 0,01 0,02 Tabelle III. Magensaft Appel (Freie HCl 42, Gesamtac. 48 Aliz., 54 Phenolphth.) ne i z dor Verddommg | 1" | mi, | Fall 2-2 272 1-2 17 9-2 9—3 9-3 8-2 8-3 88 Menge des a Te RE A zu 10 ccm Milch PR TER N ge 6-3 zugesetzten Saftes in ccm Ele ee Er _ a | 4—! 4—3 4-3 3—2 3-3 3-3 9—2 9-3 ee la: A057 1-3 hal a x Zeit | Mole nn ii Untersuchungen über das Zeitgesetz usw. 93 Tabelle IV. Magensaft Korak (Freie HCl 42, Gesamtac. 49 Aliz., 60 Phenolphth.) Dauer des Versuchs 1] | F in Stunden E Konzentration — nativer gu der Verdünnung Saft 1,736 Ä : : 8 8 7 7 Menge der ä s zu 10 ccm Milch ——Z | 3) 5 zugesetzten NE Verdünnung in !;,, cem 4 4 3 3 9 2 1 1 Produkt von Labmenge X Zeit 0,1 0,3 Tabelle V. Magensaft Schütz (Freie HCl 24, Gesamtac. 47 Aliz., 57 Phenolphth.) Dauer des Versuchs in Stunden | : | = Konzentration ee PN der Verdünnung | u Fe 3 9 8 ) 7 7 Menge der 6 ß zu 10 cem Milch R = {9} [9] zugesetzten Verdünnung in ?/,, ccm : 2 3 3 2 2 1 l Produkt von 0.07 | 0.12 Labmenge x Zeit 94 Georg Becker, Tabelle VI. Magensaft N (Freie HCl 85, Gesamtac. 30 Aliz., 40 Phenolphth.) Daun, dee Vermile M en 1 g Hey ee 9-2 9-3 9-3 | 8-2 8-3 8-3 Menge des Be Us Tex zu 10 cem Milch | 6-2 6-3 6-3 zugesetzten 553 58 ei Saltes in ccm 4-2 43 4—3 ER DER 3-3 3—3 9—2 9--3 9-3 an: 1-3 123 Tabelle VII. Magensaft Rühl (Freie HCl 24, Gesamtac. 30 Aliz., 40 Phenolphth.) Dauer des Versuchs e ® in Stunden E 3 = Konzentration 0 = nativer et ee der Verdünnung Saft en wi | y 9 9 fe) 8 8 7 7 7 Menge der 6 6 6 zu Korea Ich ae ar = SV GE [9] 9] 19] zugesetzten ne ie be ae 2 FUN 4 4 4 Verdünnung in !',, ccm 3 3 3 2 2 2 l 1 1 Produkt von | Labmenge x Zeit d a, | I Untersuchungen über das Zeitgesetz usw. 95 In keinem der untersuchten Fälle fanden wir das Zeitgesetz bestätigt. Am nächsten kam ihm noch der Fall Brückel (Tabelle II). Mit Abnahme der Konzentration der Fermentlösung (des Magen- saftes) trat eine dieser nicht proportionale Verzögerung und schließliche Sistierung der Gerinnung ein, das Ferment wurde in seiner Wirkung gehindert und schließlich unwirksam. Das Pro- dukt LX t ist also nicht konstant, sondern wird mit zunehmender Zeit immer größer, und bei einer. gewissen Verdünnung tritt auch bei noch so langer Zeit keine Gerinnung mehr ein. Vergleicht man die verschiedenen Saftmengen, die in den verschiedenen Versuchen nötig waren, um eine Gerinnung hervor- zurufen, so scheinen sie gar kein gesetzmäßiges Verhalten zwischen Menge und Zeit zu ergeben. Tabelle VIII. Grenzwerte der Gerinnung bei verschiedenen Magensäften. Minimalster Zusatz, der Gerinnung Magensaft hervorruft in 1/, Stde. 5 Stdn, | 20 Stdn. se a a Korak 9-1. | 6-2 = Appel a en en 172 N a a rt ee Rühi 9—1 6-2 9-2 Daß die milchkoagulierende Kraft der einzelnen Säfte ver- schieden von einander sei, war ja von vornherein anzunehmen; auffallend ist aber, daß der Magensaft von Rühl, der für ‘/s Stunde fast der zehnfachen Konzentration (0,2) bedarf als der von Appel (0,03), in 20 Stunden fast in derselben Konzentration (0,02) wirkt wie dieser (0,01). Daß sowohl bei Rühl wie bei N., die nebenbei bemerkt genau dieselben Salzsäurewerte haben, bei dem "/-Stundenversuch sich als Grenzwert der Gerinnung die 10fache Konzentration ergab gegenüber dem 20-Stundenversuch, dürfte wohl zufällig sein, zumal der 5-Stundenversuch bei beiden ganz verschieden ausfiel. Ebenso ist die Übereinstimmung bei Korak und Rühl wohl Zufall. In ihrer ‘anfangs erwähnten Arbeit, in der sie die Identität des proteolytischen und Labfermentes nachzuweisen suchen, haben Pawlow und Parastschuk darauf aufmerksam gemacht, daß wir durch Zusatz verschiedener Mengen einer sauren Lösung des 96 Georg Becker, Fermentes, wie sie der normale Magensaft darstellt, in der Milch den Gehalt sowohl an Ferment als auch an Säure in ein und demselben Verhältnis ändern, d. h. wenn wir z. B. die Menge des Fermentes um das Doppelte vermehren, so wächst zugleich auch die Menge der Säure auf das Doppelte an. Sie leiten daher für den sauren Magensaft die Regel ab, daß die Mengen des Fermentes sich unıgekehrt proportional wie die Quadratwurzeln der Gerinnungszeiten verhalten. Wenn wir daraufhin unsere Resultate ansehen, so finden wir allerdings in 4 Fällen eine un- gefähre Bestätigung wenigstens für den !/- und 5-Stundenversuch. Tabelle IX. VTerkälinis Umgekehrtes Verhältnis der Magensaft Quadratwurzeln der Gerinnungs- der Fermentmengen RT Rühl 0,2 : 0,06 Appel 0,03 : 0,01 ER 5:YV '/ = 3,16 Brückel | 0,04 : 0,91 v5 13 Korak 0,2: 0,06 Die beiden übrigen Magensaftversuche gaben cs ein von dieser Regel ganz abweichendes Resultat. Tabelle X. Magensaft ee ee Quadratvurzcn dor Gerinnungs N | 0,07 :0,01 V5 :V "hr = 3,16 Schütz 0,007 : 0,0006 v2:yı = 447 Da den vier bestätigenden Versuchen zwei nicht passende gegenüber stehen, können wir die Regel nicht verallgemeinern, zumal auch in den der Regel folgenden Versuchen eine Aus- dehnung derselben auf 20 Stunden nicht möglich ist. Das Bestreben, die zeitliche Gesetzmäßigkeit der Labwirkung unabhängig von der in verschiedenen Konzentrationen verschiedenen Säuremenge zu studieren, legte den Gedanken nahe, in dıeser Be- ziehung für alle Konzentrationen gleiche Bedingungen zu schaflen durch Verwendung von gekochtem Saft als Verdünnungsflüssigkeit statt Wasser. Gleichzeitig wurden die zugefügten fermenthaltigen Saftmengen je zu 1 cem mit gekochtem Saft ergänzt, eine ın ähn- Untersuchungen über das Zeitgesetz usw. 97 licher Weise schon von Fuld verwandte Versuchsanordnung. So erhielt man Zusätze zur Milch, die verschiedene Fermentmengen, aber gleiche Säuremengen enthielten. Sollte wirklich die Ver- schiedenheit der zeitlichen Verhältnisse bei dem Chymosin und Parachymosin auf der gleichzeitigen Säurewirkung bei diesem be- ruhen, wie Pawlow-Parastschuk vermuten, so müßte bei dieser Versuchsanordnung, wo die Säuremengen gleich sind, das Zeitgesetz (LxXt= C) sich bestätigen. Dies ist aber nicht der Fall. Tabelle XI. Magensaft Brückel (Verdünnung und Auffüllung mit gekochtem Saft) Dauer des Versuchs ni = in Stunden | 2 Konzentration | N, an der Verdünnung a te 9 9 8 8 7 7 Menge der. 6 6 zu 10 cem Milch = z | 5 5 zugesetzten | 2 Verdünnung in !/,cem | & h | 3 3 | FOTERE 2 eRE 1 Vergleicht man die Resultate dieses Versuches mit den in Tabelle II mitgeteilten desselben Saftes ohne Verwendung ge- kochten Saftes, so findet man sie für den Y/s-Stundenversuch gleich, beim 5-Stundenversuch tritt sogar die Gerinnung bei einer höheren Konzentration ein, wenn man gekochten Saft statt Wasser als Verdünnungsflüssigkeit benutzt. Wenn dies auch zufällig sein mag, so ist auf alle Fälle durch diese Versuchsanordnung das Zeitgesetz nicht als richtig zu erweisen, wie auch folgender Ver- such bestätigt. (Siehe Tabelle XII auf Seite 98.) Ein mit Verdünnungen dieses Mischsaftes von 0,001 ccm (= Il.) an abwärts angestellter Versuch zeigte nach 20 Stunden überhaupt keine Gerinnung. Diese Versuche bestätigen die von Lörcher?) gemachte Beobachtung, daß eine solche geringe Säure- menge, wie sie im Magensaft enthalten ist, nur eine unbedeutende, ernstlich nicht in Betracht kommende Eigenwirkung entfaltet. Beitr. z. chem. Physiologie. VII. 7 98 Georg Becker, Tabelle XII. Mischsaft (Säurewerte: 27, 41, 55). Verdünnung und Auffüllung mit gekochtem Saft. Dauer des Versuchs i in Stunden E 8 Konzentration je I} der Verdünnung | He NEN .) 9 8 8 7 Mi Menge der 6 6 zu 10 cem Milch 5 ) zugesetzten Verdünnung in !/,, ccm E & 3 3 2 2 l i Da an die Möglichkeit zu denken war, daß die relativ ver- minderte milchgerinnende Krait des Magensaftes bei längerer Dauer in einer Schädigung des Parachymosins durch die Ver- dünnungsflüssigkeit zu suchen sei, zumal wir statt der von Fuld angegebenen "Jıo-Normalkochsalzlösung Leitungswasser verwandt hatten, stellten wir einen Versuch mit Magensaftverdünnungen an, die 24 Stunden gestanden hatten. Die Resultate der hiermit angestellten 5- und 20-Stundenversuche deckten sich mit den früher gefundenen und ließen uns die Verdünnung an sich als Grund der Abweichung von dem Zeitgesetz ausschließen. Noch einen anderen Versuch stellten wir an, um die Ein- wirkung der Verdünnungsflüssigkeit (Wasser) auf die Ferment- wirkung zu prüfen. Wir verwendeten als milchkoagulierendes Agens A nativen Saft, B 5 cem nativen Saft verdünnt mit 5 ccm Wasser, C 5 cem von B verdünnt mit 5 cem Wasser und stellten damit "/s-Stundenversuche an. (Siehe Tabelle XIII auf Seite 99.) Die Gerinnung trat in den drei Fällen an den der Ferment- menge entsprechenden Stellen ein, unbeeinflußt von der ver- schiedenen Menge der Verdünnungsflüssigkeit. Untersuchungen über das Zeitgesetz usw. 99 Tabelle XIII. Magensaft Korak. Stammlösung A B | Ö Menge des | e zugesetzten Wassers 9 ? Le Relative Konzentration A 4 1 des Ferments | | ge | 9 | 9 | 9 8 8 | 8 Zusätze q a H zu 10 ccm Milch 6 6 6 von den 5 5 5 Stammlösungen A, Bu.C A 4 4 10°), CC 3 g HurReN 3 | 2 2 2 | 1 IR Konzentrations- | 6 | he 5.5 verhältnis X Menge 7 | ’ Auch hier war also keine merkbare Schädigung des Fermentes durch die Verdünnungsflüssigkeit zu beobachten. Schon lange ist die gerinnungsbefördernde Wirkung des Chlor- calciums und der Säuren bekannt. Insbesondere hat Pfleiderer?) die Säuren auf ihre die Labwirkung unterstützende Kraft unter- sucht. Bei der Möglichkeit, daß die Hemmung der Gerinnung bei längerer Dauer in chemischen Einflüssen beruhe, durch die das Ferment an seiner Wirkung gehindert werde, und daß die Gerinnungsförderung durch CaCl, und Säuren die Folge einer Beseitigung solcher chemischen Hemmungen sei, vermuteten wir, daß vielleicht durch Zusatz von Chlorcaleium zur Milch eine Bestätigung des Zeitgesetzes auch für das Parachymosin zu erhalten sei. Zum Vergleich wurde gleichzeitig der Einfluß des Chlor- calciums auf das Zeitgesetz des Kälberlabs geprüft. Es wurde zu je 9 ccm Milch 1 ccm einer 20 proz. Chlorcaleiumlösung gesetzt. 7* 100 Georg Becker, Tabelle XIV. Kälberlabversuch mit CaCl,-Milch. Dauer des Versuchs 1, = in Stunden 2 2 Konzentration 2 der Verdünnung IN = ıooo | IV = !hro000 | 9 9 | 8 8 Menge der zu | 3 R 10 ccm CaCl,-Milch 2 RT | 9] 9] zugesetzten NEE Kae na ER Verdünnung in '/,ncem | £ | 3 3 | 2 2 | l 1 Tabelle XV. Versuch mit Magensaft Rühl und CaCl,-Milch. Dauer des Versuchs in e in Stunden 12 B: Konzentration TE 1m der Verdünnung Rn ER 9 9 8 8 Y 7 Menge der zu 6 6 10 ccm CaQl,-Milch 5 5 [9] € zugesetzten BR Verdünnung in '/,, ccm a BERN: z 3 3 2 2 1 1 Der Chlorcaleiumszusatz hat also für den '.- und 5-Stunden- versuch mit Parachymosin neben einer bedeutenden Förderung der Koagulation (fast um das 10fache) eine geringe Beeinflussung ni 20’ 22 Untersuchungen über das Zeitgesetz usw. 101 zugunsten des Zeitgesetzes ergeben; bei dem Kälberlab blieb das Gesetz ziemlich genau bestehen. In der Erwägung, daß die Chlorcaleiumwirkung auf An- säuerung der Milch beruhen könne (durch Umwandlung der Phosphate), stellten wir auch Versuche an mit Zusatz von Salz- säure zur Milch. Zuvor untersuchten wir, wieviel */,,-Normal-HCl nötig ist, um in 10 cem Milch eine Säurefällung hervorzurufen. Wir fanden, daß bei Zu- satz von 2,2 cem "/,.-Normal-HCl zu 10 cem Milch eine ganz leichte flockige Fällung, bei 4 ccm eine deutliche, ausgesprochene Fällung auftrat. Wir wählten deshalb zu den folgenden Versuchen einen Zusatz von 2 ccm Normal-HCl zu 100 Milch. Zunächst prüften wir noch den Einfluß eines solchen Zusatzes auf die Milch bei längerer Dauer ohne Labzusatz. Nach 5stündigem Stehen im Eisschrank war diese Salzsäuremilch flüssig, dann 5 Minuten ins Warmbad gebracht, blieb sie auch hier flüssig; einige Tropfen Labessenz, jetzt zugesetzt, riefen sofortige Gerinnung hervor. Anders verhielt sich die mit Salzsäure versetzte Milch nach 20 Stunden Aufenthalt im Eisschrank. Zwar kam sie auch hier flüssig aus dem Eis- schrank, blieb flüssig nach 5 Minuten Warmbad, nach Zusatz eines Tropfens Labessenz gerann sie aber in einem Falle nicht, in einem zweiten gerann sie unter Bildung eines geringen Gerinnsels. Dieselbe Milch, die nach Warmbad und Labzusatz nicht geronnen war, gab beim Kochen eine feinflockige Fällung. Hiernach ließ sich schon voraussehen, daß zu 20-Stundenversuchen diese mit 2 HCl auf 100 versetzte Milch nicht geeignet sein würde. Tabelle XVI. Kälberlabversuch mit HCI-Milch (2 : 100) Dauer des Versuchs in Stunden | "a 5 | 20 Konzentration MS der Werdidane ‚= t/jo0o | IV =t/ıoo0o0o , IV = !/10000 9 9 REN, 9 8 Bere ssn 8 7 7 Br 7 Menge der | E ? : zu 10 ccm HCI-Milch - P : zugesetzten si Verdünnung in !/„cem 4 4 4 3 3 3 2 | 2 D) I | 2 1 102 Georg Becker, Tabelle XVI. Versuch mit Magensaft Rühl und HCI-Milch (2: 100) Dauer des Versuchs in Stunden "a | - Konzentration 1 1! der Verdünnung 12 RN | 9 9 Be | 8 8 7 7 Menge der 6 6 zu 10 cem HOÜl-Milch | 5 5 zugesetzten IR eher Verdünnung in !/,, ccm | = ä | 3 3 2 2 1 1 Tabelle XVIII. Versuch mit Magensaft N und HClI-Milch (2: 100) Dauer des Versuchs in Stunden a ; der Verdünnung |) "ho | MT—Ahooo RE IR ge ee ee 9 ” 8 8 ee Menge der 6 Be ER zu 10 ccm HClI-Milch e B SON zugesetzten Verdünnung in !/,, ccm 5 A en 3 3 | 2 2 ER ne 20 = 1/1000 1 Ka 6-1 Die Versuche zeigten, daß das Zeitgesetz für Kälberlab durch Zusatz von 2 Normal-HCl zu 100 Milch nicht wesentlich alteriert wird, daß für den Magensaft eine erhebliche Annäherung an das Zeitgesetz stattfindet für den "/s;- und 5-Stundenversuch, während £ ii Mi Bude due rer ee ee ee. ee ie a af u a ZU U 2 u ı o = A Se rl Ze a zes ie 4 7 u A u ee ur Pe en th 2 Untersuchungen über das Zeitgesetz usw. 103 bei 20 stündiger Einwirkung keine Zunahme der Gerinnung über das bei dem 5-Stundenversuch erreichte Resultat mehr stattfand. Um zu sehen, ob durch Steigerung des Salzsäurezusatzes die Annäherung noch weiter zu treiben sei, setzten wir Versuche an mit 3 Normal-HCl auf 100 Milch; weiterzugehen verbot die oben mitgeteilte Erfahrung, daß 4 cem "I HCl in 10 Milch eine aus- gesprochene Säurefällung hervorrief. Die ganz leichte flockige Fällung, die schon bei 2,2 cem "/ı-Normal-HCl zu 10 Milch auftrat, glaubten wir vorerst vernachlässigen zu können. Schon der Kälberlabversuch mit Salzsäuremilch 3:100 zeigte eine starke Ab- weichung von dem Zeitgesetz. Tabelle XIX. Kälberlabversuch mit HCl-Milch (3: 100) Dauer des Versuchs in Stunden a | ; Konzentration er IN. der Verdünnung u a a ] 3—4 9—4 a 5 9-4 | 9-5 Menge der 8-4 | 8-5 { zu 10. ccm HÜI-Mileh- | — ————— | 7-4 7-5 zugesetzten es er! Be Labessenz in c&m s = 5—4 5-5 ar ra ss :L, 3-5 j 9-4 9-5 Die Wirkung des Magensaftes N auf mit 3 Normal-HCl zu 100 versetzter Milch war folgende. (Siehe Tabelle XX auf Seite 104.) Es zeigte sich also kein Fortschritt der Gerinnung bei dem 5- gegenüber dem "/,-Stundenversuch; die mit 0,3von der Verdünnung II (= 0,003) versetzte Milch, die schon bei dem "/J;-Stundenversuch geronnen war, zeigte sich bei dem 5-Stundenversuch ganz ver- ändert: sie bildete eine grünlich-gelbe Flüssigkeit, in der der Rest des Käses schwamm. Sie bot ein Aussehen, als ob sie verdaut 104 Georg Becker, worden sei. Die übrigen Verdünnungen hatten keine Gerinnung ‚gegeben. Tabelle XX. Dauer des Versuchs y 5 in Stunden z Konzentration TE, II und der Verdünnung‘ | | ET 3-3 93 1-3 9—3 9—4 Menge des | 8-3 BEIN zu 10 ccm Milch EEE TERAPEETE ee 7—4 zugesetzten x 6-3 6-4 Magensaftes N in ccm 5-3 5-4 4-3 44 3-3 3—4 9-3 9-4 Bei der Möglichkeit, daß die Veränderungen des Käses auf Pepsinwirkung beruhten, suchten wir eine solche auszuschließen durch Zusatz von Kochsalz, das bekanntlich eine die Pepsinver- dauung hemmende Wirkung hat. Allerdings war von vornherein die die Labwirkung hemmende Wirkung des Kochsalzes als störend zu erwarten [Lörcher’?)]. Es wurden 90 cem Milch mit 2 cem Normal-HCl und 10 ccm konzentrierter NaQl-Lösung gemischt und davon je 10 ccm mit folgenden Verdünnungen des Magensaftes N versetzt. (Siehe Tabelle XXI auf Seite 105.) In beiden Fällen war keine Gerinnung eingetreten; die Milch erschien ganz durchsichtig und gerann nicht mehr nach Labzusatz mit Erwärmen. Als drittes Ansäuerungs- und so gerinnungsförderndes Mittel verwendeten wir noch das primäre Kaliumphosphat, um seinen Einfluß auf das Zeitgesetz zu studieren. Die Phosphorsäure war unter der von Pfleiderer®) untersuchten größeren Zahl von Säuren diejenige, die am wenigsten das Lab bei der Käsebildung unter- stützt, während Salzsäure die stärkste fördernde Wirkung hat. a bi Untersuchungen über das Zeitgesetz usw. 105 Tabelle XXI. Versuch mit Magensaft N und Kochsalzsalzsäuremilch. Dauer des Versuchs ’ in Stunden | “ | 20 Konzentration O=!.ound II und der Verdünnung NEE ER lee | RER Er 4-2 er 3—2 3—3 Menge des | 9-2 9—3 zu 10 cem Milch = = x zugesetzten - 3 9—3 9-4 Magensaftes in ccm 8-3 g—4 7-3 7-4 6-3bis | 6-®bis 1-3 T-4 Wir setzten zu 100 cem Milch 5 ccm KH,PO,-Lösung, die bei Titration gegen Y,,-NaOH mit Phenolphthalein einen Titer von 10,5 hatte (pro ccm). Tabelle XXI. 'Kälberlabversuch mit KH,PO,-Milch (5:100) Titer 10,5. Dauer des Versuchs T L 00 in Stunden 2 % = Konzentration | . der Verdünnung | II = "hooo | IV = "10000 | V = "100000 9 9 1) | 8 8 8 7 7 7 Menge der 6 6 6 zu 10 ccm Milch 5 2 ee 5) 5 5 zugesetzten - Dee dute una RN IR und ul Verdünnung in !/,, ccm | k m | 3 | 3 | 3 2 DE LER 1 1 106 Georg Becker, Auch hier blieb das Zeitgesetz für das Kälberlab unangefochten bei dem "/- und 5-Stundenversuch; nach 20 Stunden hatten die angesetzten Verdünnungsproben keine Gerinnung bewirkt, doch trat eine solche beim Kochen ein, und zwar nur bis zu der durch den punktierten Strich bezeichneten Grenze, die dem Zeitgesetz entspricht. Tabelle XXI. Versuch mit Magensaft N und KH,PO,-Milch (5:100) Titer 10,5. er DEU LI, m I, m ET: 9 ! ij > 9-2 9-38 9-4 FE m 7-3 7—a Menge des MR, 6-3 Ein, zu 10 ccm Milch ur er se zugesetzten | sn Sn a Magensaftes in ccm Et Eu EEE RR 3-2 3 3 9—2 9—3 O1 a 1 ng TE 8-3 8-4 Bü“ Der Magensaftversuch N mit Phosphatmilch zeigte also keine Annäherung an das Zeitgesetz für den '/;- und 5-Stundenversuch, kein Weiterschreiten der Gerinnung bei dem 20-Stundenversuch über die bei 5 Stunden erhaltene Grenze: Auch nachträgliches Kochen vermochte keine Gerinnung hervorzurufen. Ebenso wie bei den Versuchen mit HÜOl-Milch probierten wir hier durch Steigerung des Säurezusatzes dem Zeitgesetz näher zu kommen. Wir setzten zu 100 Milch 9 KH,PO,-Lösung von dem Titer 15,5 und erhielten so eine Milch mit einem 2,7 mal größeren Säuregehalt wie bei dem vorigen Versuch. Untersuchungen über das Zeitgesetz usw. 107 Tabelle XXIV. j Versuch mit Magensaft Appel und KH, PO,-Milch (9:100) Titer 15,5, Dauer der Versuchs | 1 in Stunden | [» 5 E ; ee nn Konzentration | | der Verdünnung | IT oo | HT "000 4-3 4-4 3 3-4 Menge der RE u DA 3 —3 =4 zu 10 cem Milch 1 De A 2. g=4 9-5 zugesetzten E 35 Verdünnung in ccm 7-4 7-5 | 6-4 ER Ua va Br Es war in diesem Fall eine Verschiebung sehr zu Ungunsten des Zeitgesetzes eingetreten. Der Säuregrad wurde nun noch weiter gesteigert, durch Ver- wendung einer konzentrierten KH, PO,-Lösung vom Titer 17. Von dieser Lösung konnte zu 10 cem Milch 6,9 zutitriert werden, bis eine feine flockige Fällung auftrat. Zu 100 ccm Milch hätten also 69 ccm KH,PO, zugesetzt werden müssen, um eine Säurefällung zu erhalten. Um diese auszuschließen, verwendeten wir Milch, die auf 100 cem Milch 20 ccm KH,PO, von dem Titer 17 enthielt, also einen 6,48mal größeren Säurezusatz wie bei dem 1. Versuch (Tabelle XXI). Tabelle XXV. Kälberlabversuch mit KH, PO,-Milch (20:100) Titer 17. Dauer des Versuchs 5, > in Stunden | E 2 20 Konzentration | = "1000 IV u. Vo. der Verdünnung | y er | Ne Ne A 53 | 56 4—4 4-5 4-6 Menge der Ds a sa 7° E zu 10 cem Milch Ir an? see zugesetzten l 1? | 1 ae 170 Labessenz incem 9-5 | 9-6 9-7 8-5 | 8-6 8-7 Bein) 2 ae Auch hier zeigte sich wieder Giltigkeit des Zeitgesetzes für Lab bei '', und 5 Stunden, doch war die mit 0,7-$ beschickte 108 Georg Becker, Milch schon verdächtig — dagegen ging bei 20 Stunden die Ge- rinnung weit über die zu erwartende Grenze (siehe Pfeil). Der Magensaftversuch N mit KH, PO,-Milch (20:100), Titer 17 zeigte für den '/.- und 20-Stundenversuch das Zeitgesetz giltig. Tabelle XXVL. Versuch mit Magensaft N und KH, PO,-Milch (20: 100) Titer 17. Dauer des Versuchs | ” : in Stunden | 2 2 Konzentration | | der Verdünnung | T='!ho , U = %/j000 9 9 8 8 Menge der | Ü 7 zu 10 ccm Milch run LER 5 zugesetzten as" ERBETEN Verdünnung in '/,„cem | 3 3 2 2 BR re Aare Auffallend war, daß bei dem 5-Stundenversuch die Gerinnung um eine Stelle über die zu erwartende Grenze weiter ging. Später wurde derselbe Versuch mit dem Magensaft Korak angestellt (mit anderer Milch). Das Resultat war insofern abweichend, als bei dem 5-Stundenversuch die Verdünnungen, die unterhalb der nach dem Zeitgesetz zu erwartenden Grenze lagen, halbflüssig geronnen waren, wie folgende Tabelle zeigt. Tabelle XXVII. Magensaft Korak und KH, PO,-Milch (20:100) Titer 17. Dauer des Versuchs | 7 5 in Stunden 2 Konzentration Be! m der Verdünnung a En N ) 9 6) 8 ri 7 Menge der | 6 6 zu 10 cem Milch ee 5 N zugesetzten | ee Verdünnung in /,,cem | _ + di arte | 3 BE | = | 2 2 | | l Untersuchungen über das Zeitgesetz usw. 109 Die gleichzeitig zur Kontrolle für 5 Stunden in den Eisschrank ge- stellte KH,PO,-Milch zeigte nach 5 Minuten langem Warmbad denselben halbflüssigen Zustand. Gleich nach der Bereitung in das Warmbad ge- brachte KH,PO,-Milch blieb dagegen nach 5 Minuten flüssig, gerann sofort nach Labzusatz. Ebenso gerann die frisch bereitete Phosphatmilch beim Kochen ohne Labzusatz. Um den Einfluß des KH;,PO, auf Milch ohne Labzusatz ge- nauer zu bestimmen, stellten wir einen Reihenversuch an mit Zusätzen von 0,1 ansteigend um "/ ccm bis 2,0 cem KH;PO, (Titer 13,5). Tabelle XXVIL. Zahl der zu 10 cem Milch zugesetzten 1, ccm (Titer 13,5) | Er 5 Min. | | 19 Warmbad ‘ 18 geronnen | 17 [ 16 | | 15 nach Par] 3 . 13 gekocht DEI “ ., 12 geronnen den 11 J 5 Min. Eis- } 10 7 } ) 2 . | Warmbad ‘ sehrank 8 [ flüssig flüssig 7 6 gekocht flüssig . Na ng a a | m |ı | P| 110 Georg Becker, Wenn man sich bei den Zusätzen zur Milch der Menge des primären Kaliumphosphats, die nach der Tabelle ohne Lab in 5 Stunden eine Gerinnung hervorruft (von 1,7 ccm an aufwärts zu 10 Milch), nicht zu sehr nähern will, bleiben nur solche Mengen übrig, die wie Tabelle XXIV zeigt, das Zeitgesetz nicht günstig beeinflussen. In den folgenden Tabellen stellen wir noch einmal die eben noch geronnenen Grenzwerte der verschiedenen Versuche zusammen, um einen Überblick über den Einfluß der verschiedenen Zusätze ‚auf das Zeitgesetz zu gewinnen. Zugleich wird dabei der ge- rinnungsfördernde Einfluß der Zusätze deutlich. Tabelle XXIX. Kälberlabversuche. Zeit in Stunden | 1/, | 5 Ohne Zusatz 0,002 0,0003 CaCl, (20 Proz.) 10:100. 0,0003 0.00004 HCI 2: 100 0,0003 0,00008 HCI 3:100 0,0004 0,00002 KH,PO, 5:100 Titer 10,5 | 0,0002 0,0003 Eine wesentliche Alteration des Zeitgesetzes tritt also bei -dem Kälberlabversuch nur bei Zusatz von HÜl 3: 100 ein. Tabelle XXX. Versuche mit Magensaft N. Zeit in Stunden Ss 5 20 Ohne Zusatz | 0,07 0,01 0,007 HCl 2:100 0,004 0,006 HCl 3:100 0,003 0,003 KH,PO, 5:100 0,009 0,003 Tabelle XXXI. Versuche mit Magensaft Rühl. Zeit in Stunden Ohne Zusatz 0,2 0,06 CaQl, 0,04 "0,007 HCl 2: 100 0,004 Untersuchungen über das Zeitgesetz usw. 111 Da die Milch bei Chlorcaleiumzusatz durch die bekannte Um- wandlung der Phosphate beträchtlich angesäuert wird, so war die Möglichkeit vorhanden, daß die bewirkte Säuerung der Grund für die Gerinnungsförderung durch CaCl, sei. Dies zu entscheiden dienten folgende Versuche. Es wurde zuerst durch CaCl,;-Zusatz die der Milch erteilte Säuerung bestimmt und gesehen, wieviel HÜl, bezüglich KH;PO, nötig seien, um der Milch die gleiche Säure zu geben. Die Titration erfolgte nach dem Vorschlage von Moritz (Deutsches Archiv f. klin. Medizin Bd. 80) unter Zusatz des gleichen Volums gesättigter NaÜUl-Lösung. Tabelle XXX. TU ENTRIES Yan Zusatz zur Milch “s Pkeneipiin. o schwach rosa, rot Error TIoNachLicao, @oRr | BB a i0 |10NaCl + 0,01 KH,PO, (Titer 17) | 24 9,6 10 _ |10NaCI + 0,5*,, Normal-HCl 9,3 | a Schon die Ergebnisse dieser Tabelle zusammen mit den Erfahrungen der früheren Versuche ließen erkennen, daß die Säuerung der Milch durch CaCl, nicht die gerinnungsfördernde Wirkung erklären könne. Dies wurde noch durch folgende Ver- suche bewiesen, wobei die Milch den gleichen Säuregrad: im 1. Versuch durch KH,PO,, im. 2. durch HCl, im 3. durch :CaCl],, erhielt. Die Grenzwerte der Gerinnung waren sehr verschieden. Tabelle XXXIL. Magensaft Korak. Ci KEurO, HCl Call, Art der Milch (Titer 17) (normal) (20 Proz.) Zusatz 3 0,1: 100 0,5 : 100 10 : 100 ) 9 9-1 9-3 8 [> Ga, 8-2 7 7 De: a Menge des ra Tr A re er ee ss zu 10 cem Milch 5 5 51 5-2 zugesetzten 4 4 4—1 4-2 Saftes in !/,, cem 3 3 32 I 2 | 2 23—1 | 2-2 1 1 u, 12 Re Rt, 55 112 Georg Becker, Trotzdem die Milch durch die drei verschiedenen Zusätze (KH,PO,, HCl, CaCl:) den gleichen Säuretiter bekommen hatte, war die Gerinnungsförderung sehr verschieden: während sie bei KH,PO, 0,1:100 Milch null war, war sie bei HCl-Zusatz 0,5:100 über das zehnfache so stark wie ohne Zusatz, eine Be- schleunigung der Gerinnung, die durch CaCl;-Zusatz noch be- trächtlich übertroffen wurde. Die Wirkung des CaÜl, beruht also nicht allein auf der hierdurch bewirkten Ansäuerung der Milch. Ehe es nicht gelingt, einen gesetzmäßigen Verlauf der Ver- dünnungs- bzw. Zeitkurve bei dem Parachymosin zu finden, muß man sich zur quantitativen Bestimmung des Labfermentgehalts darauf beschränken, die bei bestimmter Temperatur in bestimmter Zeit zur Gerinnung eines bestimmten Milchvolumens nötige Ferment- menge (= Magensaft) anzugeben. Die Bedingungen müssen bei vergleichenden Versuchen so gewählt werden, daß sie immer, auch bei fermentarmen Säften, eine Gerinnung ermöglichen, ander- seits ist es aus praktischen Gründen wünschenswert, die Wirkungs- zeit möglichst abzukürzen. Bezüglich der Temperatur erschien der Eisschrank oder das Kaltwasserbad, die nach Morgenroths Untersuchungen die konstantesten Resultate liefern, mit nach- folgendem kurzem Aufenthalt im Warmbad am geeignetsten. Die Hauptschwierigkeit lag darin, Bedingungen zu geben, unter denen in nicht zu langer Zeit auch anacide Magensäfte Milchgerinnung hervorrufen. Die geringe Labwirkung bei Säften mit fehlender Kongoreaktion ist allgemein bekannt; wir konnten sie durch folgende 5-Stundenversuche bestätigen. Tabelle XXXIV. 5-Stundenversuch bei Achylien. Magensaft Thorn Bilsing Krug Hildebrand Kongo — _ —_ 132: 9 9 9 8 8 | 8 8 3 s 7 7 7 7 enge der zu 10 (e3 Milch : ä & zugesetzten Saft- ® , 3 e ? 5 menge in !/,, cem 4 RA EN 4 3 3 3 3 2 u ERE ID > jan N fan jr Untersuchungen über das Zeitgesetz usw. 113 Die beiden ersten der zu dem Versuch verwandten Achylien (Thorn und Bilsing) stellten klassische Fälle „reiner“ Achylie dar, die schon jahrelang in Beobachtung der Klinik sind; die dritte (Krug) beruhte auf Carecinom, die vierte (Hildebrand) war eine nach wenigen Tagen vorübergehende, nach Alkoholabusus akut aufgetretene Achylie. Nur der Saft dieser letzteren rief in 5 Stunden eine Gerinnung hervor, die drei andern hatten keine milchkoagulierende Wirkung in dieser Zeit. Nach 24 Stunden waren die mit 0,9 und 0,8 cem Saft von Thorn beschickten Gläser fest geronnen, die übrigen noch flüssig. Eine Wiederholung des Versuchs mit einer Milch, der auf 100 ccm 9 Kaliumbiphosphatlösung vom Titer 15,5 zugesetzt war, ergab in 5 Stunden eine Gerinnung. Tabelle XXXV. 5-Stundenversuch bei Achylien mit KH,PO,-Milch. Magensaft Thorn Bilsing Hildebrand 9-1 3! 9-2 8-1 |0 gi 8-2 Tl 4 2 ) Menge des zu | | ee f 10 cem 9proz. KH,PO,- 67} KEAR BR Milch art 5-1 5-2 zugesetzten Saftes 4-1 | 4-1 4-2 3 in cem 3—1 3—1 3-2 2-1 9-1 9—2 1-1 ; 1-1 1-2 Wir konstatierten eine Koagulation in allen Versuchsfällen nach 5 Stunden. Die umstrittene Frage, ob an dieser Gerinnung eine Überführung des Profermentes in das Ferment durch die Säure teil hat, können wir hierbei ganz unberücksichtigt lassen. Eine Salzsäuremilch 2 n-HCl: 100 Milch, wie wir sie in früheren Versuchen verwendet hatten, ließ eine noch weitergehende Ge- rinnungsförderung erwarten. In der Tat erhielten wir bei allen beobachteten achylischen Säften eine Gerinnung schon in '/, Stunde mit 2proz. HCl-Milch. (Siehe Tabelle XXXVI auf S. 112.) Nachdem bei diesen vier Achylien die Verwendung von 2proz. HCI-Milch in '/, Stunde eine Gerinnung ergeben hatte, erschien diese Methode geeignet zur Messung der milchkoagulieren- den Kraft auch der fermentarmen Säfte. Um für saure Säfte entsprechende, die Eigenwirkung der freien HCl ausschaltende Bedingungen zu schaffen, gingen wir so vor, daß wir durch Zusatz Beitr. z. chem. Physiologie. VII. 8 114 Georg Becker, Tabelle XXXVI. | 1/,-Stundenversuch bei Achylie mit 2proz. HOl-Milch. Magensaft | Thorn ı Bilsing Krug Stöhr Kongo — — _ -_ 9 9 5) ie) ER Er Bess = BET Te 7 Menge des rer a an zu 10 ccm 2proz. Re Ban a HCI-Milch D ne B 5 zugesetzten Saftes 4 et | 4 4 in !/,, cem 3 3 | 3 3 9 Er | 2 2 Bei Er: Be = von Normal- bzw. "/ı-Normal-HCl die Verdünnung I auf die Acidität 100 brachten, bei den übrigen Verdünnungen als Ver- dünnungsflüssigkeit "/ı-Normal-HCl verwendeten und so immer Flüssigkeiten mit der Acidität 100 erhielten und die zuzusetzenden 1/,. cem des verdünnten Saftes mit "J-Normal-HCl auf 1 cem auffüllten. Bei Verwendung einer HCl-Milch 1:100 erhielten wir in je 10 ccm Milch nach Zusatz des verdünnten, mit "Jıo- Normal- HCl auf 1 ccm aufgefüllten Saftes einen Aciditätsgrad, der der 2proz. HÜCl-Milch bei Achylien entsprach. Folgende Beispiele mögen das näher erläutern: Magensaft Müller, freie HCl 47. Gehalt an !/,,-Normal-HCl Verdünnung I=!/;o) 5 ccm Saft 2,3 4,77 n-HCl 47,7 40,23 H,O 0 0. CC: 2300 Verdünnung I(=!/,o) leem von I + 9!/,0-n-HÜl II (=Tl,,00) 1. cem von 1 +2, »-N6l IY.(= Yagoon). 1.CCE Non AH 3 CE Nachdem der Y,stündige Tastversuch eine Gerinnung in den mit 1 cem von I und II zu 10 cem 1proz. HCI-Milch beschickten Gläsern, keine in den mit l ccm von Ill und IV beschickten Gläsern ergeben hatte, wurde ein Reihenversuch angestellt, bei dem 9 Gläser mit °/,, absteigend bis !/,, cem von der Verdünnung II versetzt, bis auf 1 cem mit '/,,-Normal- HCl aufgefüllt und dann mit je 10 ccm 1proz. HCl-Milch beschickt wurden. Untersuchungen über das Zeitgesetz usw. 115 Die Gläser mit Zusatz von °/,, cem an aufwärts gaben nach '/, Stunde Gerinnung,. Tabelle XXXVII. !/,-Stundenversuch bei acidem Saft mit Verdünnung und Auffüllung durch !/,o-n-H Cl. Zusatz zu Menge der Menge der 10 ccm 1proz. || Verdünnung II Se HCI-Milch m CE FE ER eem 9 % N 8 a 7 De ne f 5) 5 4 6 3 1 Be 8 1 9 : Rein theoretisch betrachtet sollte man dasselbe Resultat erwarten, wenn man nach Neutralisation des Magensaftes 2proz. HCI-Milch verwendet, da man der Milch denselben Säuregrad erteilt. Dies ist nicht der Fall, was seinen Grund wohl in der großen Empfindlichkeit des Labfermentes gegen Alkalien hat. Versuch mit neutralisiertem Magensaft Müller und 2proz. HCI-Milch. Verdünnung 1:5 cem Saft + 2,3 ccm t/,,- NaOH + 42,7 H,O “ I: I cem von I+9 H,0 5 II: 1 cem von II+9 H,O e; IV: 1 cem von III+9 H,O. Tabelle XXXVII. Die von der Verdünnung II zu 10 ccm 2proz. HCI-Milch zugesetzte Menge in, 9, CE: 918/716|[5|413]|2|1 Trotz der gleichen Säurewerte war bei neutralisiertem Saft eine ganz bedeutende Gerinnungshemmung aufgetreten: Grenz- wert ”Jıooo gegenüber °/ıooo bei dem 1. Versuch. Dasselbe Resultat ergab folgender Versuch, der außerdem zeigte, wie wenig Einfluß eine Veränderung des freien HCl-Wertes in den in Magensäften vorkommenden Grenzen (Acidität 1 bis 100) außer bei ihrer völligen Aufhebung (= Neutralisation) hat. Von dem Saft Wommelsdorf mit 64 freier HCl wurden Verdünnungen mit-einer Acidität von 100, 50 und O hergestellt auf folgende Weise: 8* 116 Georg Becker, Tabelle XXXIX. Bezeichnung | = A B C Magensaft 5 (= 0,32 n-HO))| 5=3,2 —- HC) | 5=3,2 2-HC)) Chem. Zusatz 0,68n-H Cl = 1,8 Yo-n-HCl 3,21/,0.n-Na OH Wasser 4 4,32 32 | 1,8 ee 10 cem Ac. 100° 10 ccm Ac. 50 | 10 ccm Ac. 0 Die Verdünnungen I=!/,, wurden in den drei Fällen mit je 1 ccm von A, B und C und je 9 cem !/,, Normal-HCl hergestellt, als Milch wurde 1proz. HCl-Milch verwendet. Tabelle XL. t/, Stde.-Versuch. Stammlösung A B (6 9 9 9 I 8 Bern Die. von der | 2227 2 Var A a ee N DT Te Ir Verdünnung |_ 7 % U I= !/,, zu je 6 6 6 10 ccm 1proz. | 5 5 5 HCI-Milch || 4 % et zugesetzte | 3 an BE \ -ain 1/ | Be lie ET NEE Fr HP a Be | Re U ET FREE RNEEEEE NE Mengein!/,, ccm 5 E | ä | 1 | 5 Stdn. Versuch. Stammlösung | A B C 9 | 9 9 8 8 8 Die von der ||_ Verdünnung Ü x“ H Bert U * IT=!,, zuje | 6 6 6 10 cem 1-proz. | 5 5) 5) HCLI-Milch 4 200, 4 7 4 ZUERRRER | 3 3 3 Menge in!/0 ccm! =— : =—— = : = 5 M 1 1 1 Untersuchungen über das Zeitgesetz usw. L17 Die Veränderung des freien HCl-Wertes (100 und 50) hatte bei dem "/s- und 5-Stundenversuch keinen Einfluß; Aufhebung der freien HCl dagegen durch Neutralisation hatte eine gerinnungs- hemmende Wirkung. Daß eine Veränderung des freien HCl-Wertes innerhalb der praktisch vorkommenden Grenzen, also etwa vom Auftreten der Kongoreaktion an bis zur Acidität 100 bei dieser Versuchsanordnung keinen Einfluß hat, wird noch verständlicher, wenn man sich klar- macht, wie durch die Verdünnung die Säuredifferenz der ver- schiedenen Zusätze prozentisch immer kleiner wird, so daß bei dem obigen Versuch (Wommelsdorf) die Säureunterschiede folgende sind: Tabelle XLI. | Die von Ver- dünnung II A B C zugesetzten | !/,, cem | 1,9 > ,888 1,81 9 I ze 1,72 8 Salzsäuregehat | 17 1,665 > ä der einzelnen | 1,6 1,57 1,54 6 Labversuche vn | 15 | 1475 1,45 5 an. en 1,36 4 in ccm 2-HCl Brenn TG nn 1,3 | 1,285 1,27 3 1,2 1,19 1,18 2 a 1,095 1,09 1 Hätten wir bei diesem Versuch die einzelnen Verdünnungen mit t/,-Normal-HCl je auf 1 cem aufgefüllt wie bei dem oben mitgeteilten Versuch (Tabelle XXXVIID), so wären die Aciditätsunterschiede noch ge- ringer geworden. (Siehe Tabelle XLII auf Seite 118.) Es folgt hieraus, daß man bei der oben geschilderten Versuchs- anordnung: Herstellung und Auffüllung der Verdünnung auf 1 ccm mit '/;-Normal-HCl, die natürliche Verschiedenheit der Aciditäts- grade bei kongopositiver Reaktion unberücksichtigt lassen kann. Wenn wir dies bei der eben geschilderten Versuchsanord- nung tun können, können wir statt dessen ebenso gut eine 2proz. HCl-Milch als Gerinnungsobjekt benutzen, analog den Ver- suchen bei achylischen Säften und die Verdünnungen mit Wasser herstellen. Man ist umsomehr zu dieser Außerachtlassung der 118 Georg Becker, Saftacidität berechtigt, als gerade mit höherer Acidität, wobei besonders eine Gerinnungsförderung durch die Magensäure in Betracht kommt, gewöhnlich ein relativer Fermentreichtum einher- geht, welcher beträchtliche Verdünnungen (II = '/.) nötig macht. Tabelle XLH: Die von Ver- * B C dünnung 11 zugefügten | 1/0. BER | 2 1,955 1,91 9 | 2 1,96 1,92 8 Salzsäuregehalt | en ae | [4 am derselben Versuche | - 1,365 1,95 7 wenn (wie in 2 1,97 1,94 6 Versuch XXXVI) 2 1,975 19 5 mit —_ HC auf 9 1,98 1,96 4 11 ccm aufgefüllt 2 1,985 1,97 3 worden wäre. | GE 2 | 1,99 1,98 2 2 1,995 -1,99 1 Es muß noch darauf hingewiesen werden, daß die Milch möglichst frisch mit Senföl versetzt werden muß, da eine geringe, mit Lackmus oder durch den Geschmack kaum nachweisbare bak- terielle Säuerung schon erhebliche Gerinnungsförderung ergibt und außerdem den Zusatz von 2proz. n-HCl nicht mehr gestattet. Es empfiehlt sich, die größere Milchmenge (10 ccm) zu der kleineren Saftmenge ("/ı, bis °Jı. ccm) möglichst rasch zuzugießen und dann zu schütteln, da so die gleichmäßigste Mischung zu erzielen ist. Fassen wir zum Schluß die Ergebnisse unserer Untersuchungen noch einmal zusammen, so sind es folgende: 1. Das Zeitgesetz der Labung (Labmenge X Gerinnungs- zeit = C) findet für das Parachymosin keine Anwendung, auch nicht bei der Fuld-Morgenrothschen Versuchsanordnung. 2. Auch bei Ausschaltung eines verschiedenen Säuregehaltes in den Verdünnungen durch Herstellen der Verdünnungen mit gekochtem Saft und Auffüllen der verschiedenen zuzusetzenden Saftmengen mit gekochtem Saft auf 1 ccm ist das Zeitgesetz nicht giltig. 3. Die relative Abnahme der milchkoagulierenden Wirkung bei längerer Versuchsdauer hat niebt ihren Grund in den dazu nötigen Verdünnungsflüssigkeiten. u Untersuchungen über das Zeitgesetz usw. 119 4. Der Zusatz von Caleiumchlorid und Säure hat neben dem gerinnungsfördernden Einfluß auch eine Beeinflussung der zeitlichen Verhältnisse zur Folge. Für eine beschränkte Zeit (5 Stunden) gibt 2 cem Normal-HCl auf 100 ccm Milch eine erhebliche Annäherung an das Zeitgesetz des Kälberlabs. 5. Zur quantitativen Bestimmung empfehlen wir als praktisch und für alle, auch achylische Magensäfte verwendbar: die Bestimmung der Saftmenge, die in 10 ccm einer 2 Proz. Normal-HCl enthaltenden Milch nach '/, stündiger Einwirkung im Eisschrank mit anschließendem, 5 Minuten langem Aufenthalt ım Warmbad Gerinnung hervorruft. Herrn Privatdozenten Dr. Volhard spreche ich für die An- regung zu dieser Arbeit und reiche Unterstützung meinen herz- lichen Dank aus. Literaturverzeichnis. 1) Fuld, Über Milchgerinnung durch Lab. Asher und Spiro, Ergebnisse der Physiologie 1, 1 (1902). 2) Fuld, Über die Milchgerinnung durch Lab. Diese Beiträge 4 (1902). 3) Bang, Uber Parachymosin, ein neues Labferment. Pflügers Archiv 79 (1900). = 4#) Pawlow und Parastschuk, Über die ein und demselben Eiweiß- fermente zukommende proteolytische und milchkoagulierende Wirkung ver- schiedener Verdauungssäfte. Hoppe-Seylers Zeitschr. f. physiol. Chemie 42, 5 u. 6 (1904). 5) Fuld, Untersuchungen über das Labferment. Münch. med. Wochen- schrift 1902. 6) Morgenroth, Über den Antikörper des Labenzyms. Centralbl. f. Bakteriologie I. Abteilg. 26 (1899). 7) Lörcher, Über Labwirkung. Pflügers Archiv 69 (1898). 8) Pfleiderer, Ein Beitrag zur Pepsin- und Labwirkung. Pflügers Archiv 66 (1897). VII. Über die Volhardsche Methode der quantitativen Pepsin- und Trypsinbestimmung durch Titration. Von Dr. med. Walter Löhlein, Volontärassistent der Klinik. Aus der medizinischen Klinik in Gießen. (Stellvertr. Direktor: Privatdozent Dr. Franz Volhard.) L Der Zweck der im folgenden mitgeteilten Versuche, die der Verfasser auf Anregung des Herrn Privatdozenten Dr. Volhard im Laboratorium der medizinischen Klinik zu Gießen ausgeführt hat, war in erster Linie, nähere Angaben über die praktische Anwendungsweise der von Volhard im Jahre 1903 angegebenen (Münch. med. Wochenschr. 1903, Nr. 49) Methode der quantitativen Pepsinbestimmung zu geben, sodann die Übertragbarkeit dieser Methode in entsprechend abgeänderter Form auf den quantita- tiven Nachweis tryptischer Wirkung darzutun. Der Wert der quantitativen Bestimmung der peptischen Kraft eines Magensaftes als eines diagnostischen Hilfsmittels ist zur Zeit ein immerhin noch bescheidener und steht in dieser Hinsicht weit zurück hinter dem quantitativen Säurenachweis; doch ist dies wohl zum Teil dadurch zu erklären, daß für den letzteren außerordentlich bequeme und doch hinreichend genaue Methoden zur Verfügung stehen, welche es — auch dem praktischen Arzte — ermöglichen, sich mit geringer Mühe einen Einblick in die Säureproduktion eines Magens zu verschaffen. Ganz anders aber steht es mit dem quantitativen Nachweis des Pepsins: hier gibt es kaum eine Methode, welche den wünschenswerten Grad von Genauigkeit mit der notwendigen Einfachheit der Ausführung ver- bände, um allgemein und regelmäßig Anwendung finden zu können. An Versuchen, diesen Mangel einer einfachen und doch exakten Methode zu beseitigen, hat es nicht gefehlt. Die älteren Verfahren, wie die von Leube, Grützner, Jaworski begnügten sich mit einer annähernden Schätzung der Fermentmenge und gingen meist von der unbewiesenen Voraussetzung aus, daß unter sonst gleichen Bedingungen die Geschwindigkeit der Eiweißverdauung direkt proportional sei der relativen Pepsinmenge. Über die Volhardsche Methode usw. 12] Umständlich, aber genau ist die von E. Schütz [Zeitschrift für physiol. Chemie 9] angegebene Methode, welche zur Entdeckung der Schütz-Borissowschen Regel führte. Schütz verfährt folgender- maßen: Es werden in 100 cem Gesamtflüssigkeit 1 g gelöstes Albumin mit 0,25 bis 6,3 Proz. HCl und dem zu prüfenden Magensaft 16 Stunden bei 37,5° der Veraauung unterworfen; gleichzeitig wird ein blinder Versuch mit derselben Menge Magensaft und Salzsäure ohne Albumin angestellt. Nun wird die Verdauungsmischung mit Ferriacetat gefällt; die Albumosen bleiben gelöst. Es wird auf 50 ccm eingedampft, sodann die polarimetrische Ablenkung unter Abzug des beim blinden Versuch erhaltenen Wertes bestimmt. Die Verfahren von Oppler, Salkowski und Croner, sowie das von J. Schütz beruhen darauf, daß mittels der Kjeldahlschen Methode der in einer Eiweißlösung vorhandene durch Kochen koagulierbare und der nicht durch Kochen koagulierbare Stickstoff vor und nach der Pepsin- wirkung bestimmt werden. Ebenfalls recht umständlich und darum klinisch wohl nicht im Großen anwendbar sind gewichtsanalytische Methoden, welche den unverdauten Eiweißrest ausfällen und bestimmen. Hierher gehört auch die von Thomas und Weber [Zentralblatt f. Stoffwechsel- und Verdauungs- krankheiten 2, 14 (1901)] angegebene exakte aber zeitraubende Methode. Diese lassen das Pepsin bei 40° auf eine salzsaure Kaseinlösung einwirken. Nach einer Stunde wird die Verdauung durch Zusatz einer 20proz. Natriumsulfatlösung unterbrochen. Das unverdaute Kasein fällt aus, wird auf gewogenem Filter gesammelt, gewaschen, getrocknet, gewogen. Ein blinder Versuch ohne Pepsin dient zur Bestimmung des ursprünglichen Kaseingehaltes. Im Gegensatz zu diesen zwar recht genauen aber durch ihre Um- ständlichkeit für eine breitere Verwendung in der Klinik und gar in der Praxis wenig geeigneten Verfahren stehen zwei leicht ausführbare Methoden zur Verfügung, denen aber wiederum von vielen Seiten der Vorwurf mangelnder Genauigkeit gemacht wird: die Methoden von Hammerschlag und Mett. Ersterer schlägt folgendes einfache Verfahren vor: Von einer etwa 1proz. Eiweißlösung, die etwa 4 Proz. freie Salzsäure enthält, werden zwei Proben von je 10 ccm abgemessen; zu der einen, die als Kontrollprobe dient, fügt man 5 ccm aq. dest., zu der anderen 5 cem Magensaft hinzu und läßt beide Proben eine Stunde im Brutofen stehen. Sodann wird in beiden der Eiweißgehalt mit dem Esbachschen Albuminimeter bestimmt. Die mit Wasser versetzte Probe gibt den ursprünglichen Eiweißgehalt der Mischung an; die Differenz zwischen beiden ist gleich der Menge des verdauten Eiweißes. Diese kann dann leicht in Prozenten ausgerechnet werden. Wohl am verbreitetsten, weil sehr einfach, ist die von Mett angegebene Art der Pepsinbestimmung, für welche auch, im Gegensatz zu den beiden zuletzt erwähnten Methoden, die Giltigkeit der Schützschen Regel er- wiesen ist. Koaguliertes Eiereiweiß wird in Glaskapillaren 10 Stunden lang der Pepsinverdauung ausgesetzt, die Länge des unverdaut gebliebenen Eiweißzylinders mit der Lupe abgelesen und von der ursprünglichen Länge abgezogen. Gegen dieses seiner bequemen Ausführbarkeit wegen sehr be- 122 Walter Löhlein, liebte Verfahren sind neuerdings erhebliche Bedenken geltend gemacht worden. Nierenstein und Schiff (Archiv für Verdauungskrankheiten Bd. 8) wiesen nach, daß bei Anwendung des Mettschen Verfahrens auf unverdünnten menschlichen Magensaft das Schütz-Borissowsche Fer- mentgesetz sich nicht bestätigt und erklärten dies aus einer Behinderung der Eiweißverdauung durch Kohlehydrate und Kochsalz. Nierenstein und Schiff konnten nun allerdings nachweisen, daß durch eine 16fache Verdünnung des menschlichen Magensaftes jeglicher hindernde Einfluß eliminiert werden kann. Es ergibt sich aber hierdurch naturgemäß eine starke Herabsetzung der Verdauungslänge im Mettschen Eiweißzylinder, in solchem Maße, daß Nierenstein und Schiff als größtmöglichen Wert bei 16facher Verdünnung eine Verdauungslänge von nur 4 mm fanden; es liegt auf der Hand, daß unter diesen Umständen Fermentmengen ge- ringeren Grades der Beobachtung nicht zugänglich oder wenigstens nicht mit einiger Zuverlässigkeit meßbar sind. Hierin aber liegt ein großer Nachteil der Mettschen Methode auch in ihrer von Nierenstein und Schiff empfohlenen Modifikation, denn gerade bei fermentarmen Magen- säften wird eine zuverlässige quantitative Pepsinbestimmung wünschens- wert sein. *) | Die im vorstehenden gegebene kurze Schilderung der wesent- lichen zur Zeit üblichen Methoden der quantitativen Pepsin- bestimmung zeigt, daß ihnen im allgemeinen zwei Mängel anhaften: Ein Teil der Verfahren bietet zwar eine große Exaktheit..der Resultate, vielleicht größer als sie für klinische Zwecke erforderlich ist, wird aber durch eine umständliche Technik zu mühsam und zeitraubend, um eine regelmäßige Anwendung finden zu können, während andere in dem Bestreben nach Vereinfachung die wünschens- werte Genauigkeit und damit die Verwendbarkeit bei ferment- arınen Magensäften preisgeben. Beide Nachteile vermeidet die von Volhard angegebene titrı- metrische Methode der quantitativen Pepsinbestimmung. Schon vordem war von Meunier (Comptes rendus des seances d. 1. soc. de biologie 1901) ein titrimetrisches Verfahren angegeben worden: Der zu untersuchende Magensaft (14 ccm) wird mit Salzsäure (0,4 ccm pur.) und 1 g Kasein versetzt und geschüttelt; nachdem sich das Kasein abgesetzt hat, entnimmt man von der klaren Flüssigkeit 2 ccm und bestimmt deren Gehalt an freier Salzsäure. Die übrigen 10 ccm mit dem ungelösten Kasein bleiben 24 Stunden im Wasser- bad von 40°. Dann wird wiederum in 2 cem Filtrat die freie HCl bestimmt. Da durch die Pepsinverdauung Salzsäure an Eiweiß gebunden wird, drückt die Abnahme des Wertes für freie Säure den Grad der Pepsinwirkung aus. Demgegenüber geht Volhard von der schon oben erwähnten gewichtsanalytischen Methode von Thomas und Weber aus. *) Über die von Bettmann und Schröder neuerdings angegebene „Schaummethode“ [Archiv für Verdauungskrankheiten 10, 6] stehen mir keine Erfahrungen zu Gebote. Über die Volhardsche Methode usw. 123 Diese basiert, wie wir sahen, auf der Erfahrung, daß reines, un- verändertes Kasein in Verdauungssalzsäure gelöst, durch Natrium- sulfat vollständig gefällt wird. Setzt man also unter sonst gleichen Bedingungen einer bestimmten, gleichen Menge Kaseinlösung verschiedene Fermentmengen zu und läßt sie gleich lange im Wasserbad von 40° auf die Eiweißlösung einwirken, so wird der durch Zusatz von Natriumsulfat ausgefällte Rückstand um so ge- ringer sein, je weniger Kasein unverdaut geblieben, d. h. je mehr durch die Fermentwirkung peptonisiert worden ist: Je größer der Rückstand, desto geringer die Fermentmenge unter sonst gleichen Versuchsbedingungen. Auf Grund dieser Erwägung sammeln Thomas und Weber den Niederschlag auf gewogenem Falten- filter, waschen ıhn mit destilliertem Wasser aus, trocknen und wägen ihn. Die Gewichtsdifferenz der Rückstände aus einem pepsinhaltigen und einem pepsinfreien Versuch dient also hier als Maß für die peptische Wirkung. Die Umständlichkeit dieser Gewichtsbestimmung vermeidet Volhard durch Titration der Filtrate. Er ging von der Annahme aus, daß bei fortschreitender Peptonisierung der Kaseinlösung die Acidität des Filtrates zunehmen müsse, indem die durch das Natriumsulfat nicht mehr fällbaren salzsauren Peptone das Filter passieren. Seine Versuche ergaben, daß bei Anwendung der gleichen Mengen derselben sauren Kaseinlösung ohne Pepsinzusatz die Acidität des Filtrates stets konstant und viel kleiner war, als dem wahren Säuregehalt der Stammlösung entsprach. Daraus geht hervor, daß unter gleichen Versuchsbedingungen im Kaseinnieder- schlag stets die gleiche Menge Salzsäure eingeschlossen bleibt, und nur die freie Salzsäure ins Filtrat übergeht. Man ist somit berechtigt, einen über die als konstant festgestellte Acidität der betreffenden Stammlösung hinausgehenden Säurewert auf die ins Filtrat übergegangenen salzsauren Peptone zu beziehen, und aus dem Aciditätszuwachs auf den Verdauungsgrad zu schließen. Dementsprechend verhalten sich, wie Volhard in der oben zitierten Arbeit erwähnt, die Rückstände umgekehrt proportional der Acidität der Filtrate; und Volhard fand, daß sich die Aciditäts- zunahmen der Filtrate proportional den Quadratwurzeln aus dem Produkt von Fermentmenge mal Verdauungszeit verhielten, also- dieselbe Regel, die Schütz und Huppert für die sekundären Albumosen bei der Pepsinverdauung gefunden hatten. Herr Dr. Volhard hat mir gestattet, einige seiner früheren, noch nicht veröffentlichten Versuche an dieser Stelle mitzuteilen. Als Stammkaseinlösung diente die von Thomas und Weber be- schriebene salzsaure Lösung von 50 g Kasein in 1000 ccm verdünnter Salzsäure, enthaltend 70 ccm normal-HCl. 124 Walter Löhlein, 3. Versuch: Versuchsanordnung: 100 Kaseinlösung, mit 150 ccm Wasser vorge- wärmt, werden mit 0,1, 0,4, 0,9 ccm Magensaft (Acidität 59:87) eine Stunde digeriert, danach wird im Meßzylinder auf 300 ccm aufgefüllt und mit 100 cem 20proz. Natriumsulfatlösung das Kasein gefällt. 200 cem Filtrat der ohne Magensaftzusatz gefällten Stammlösung hatten für Phenolphthalein die Acidität 19,15. 200 ccm Filtrat von der Probe mit l. 0,1 Saft = 22,25 — 19,15 — Saftacid. = 0,043 = 3,06 Aciditätszuwachs 2.04 „ =355 — 1915 — ® = 0,175 36.18 ä 3.09 „85 — 19,5 = 5 — 0,387 = 8,% > Die Kaseinniederschläge werden auf gewogenem Filter gesammelt und aus- gewaschen (sehr mühsam), nach vollständiger Trocknung noch einmal ge- waschen und bis zur Gewichtskonstanz getrocknet. Gewicht des Stammlösungsniederschlags A = 4,1048 ® „ Niederschlags von 1. 3,607 „ ” ” Pr] ” 2. 3, 053 ” „ 3. 2,585 nn Verdaut wurden also von 0,1 eem A — 1 = 0,497 „ PER ı R: BE ee en 03.,. A=3=/1319, A—1 Konstante berechnet: rei id.: nn = 306° A—2 ee „ea y' 2 A—3 ; 5 0,506 ‘ : — — 2,99 6..Versuch, Magensaft stark verdünnt (2:100 aq.); Titration von 150 cem Filtrat mit Alizarin. Die Aciditätszunahmen betrugen für: L... 1 cem Salt 70,977 E=0,9 DE a ee a EN Be 2) 416.4, RE a ei] 5.252, a ER, 6.36, „. 10,88:6-=1,8 7. Versuch. Versuchsanordnung: Es werden die Verdauungsgemische wie oben behandelt und 300 ccm Filtrat mii Rosolsäure titrier. Während der 2. Stunde war einige Zeit die Gasflamme unter dem Wasserbad verlöscht, die Temperatur von 40 auf 37° gesunken. 1. 1,2 ccm Saft 1 Stunde verdaut, Ac. 38,2 — 30 — 0,675 = 1,5 220 5 22 Stunden Ac. 36,9 — 30 — 0,34 = 6,6 0.0 „. . Ac. 37,8— 30 —0,2 = 76 a, 24.05.25. oetune F Ac. 2,5 — 0 —135 =11,1:y2=78 5.12 „ „ 2Stundn „ 4c.405—80--067 = 98: ya =69 NEL ı 4 SUB SR Dindar‘ »„.. Ac. 40,5 — 30 — 045 = 10,0: y2a-% Acidität der Stammlösung allein für 300 Filtrat = 30,0. Über die Volhardsche Methode usw. 125 Wir finden demnach da, wo p.f gleich ist, auch die Aciditäts- zunahmen fast gleich, und da, wo sich die Produkte p.f:pı.f, —1:2 verhalten, die Aciditätszunahmen im Verhältnis von 1:y2, oder u nahezu konstant. yf.t 13. und 14. Versuch. Es werden 200 cem Filtrat mit Alizarin titriert. Im folgenden sind nur die aus 2 Versuchsserien, die mit demselben Magensaft angestellt wurden, gewonnenen Aciditätszunahmen zusammengestellt, um Raum zu sparen. Saftmenge Zeit Aeiditäts- tt v in cem in Stunden zunahme ; Vf.t 0,25 1 2,21 { 4,4 2 0,125 | 2 A ee 5,2 0,125 4 | 4,9 | < 6,9 2 0,5 g 0,5 1 | 4,1 5,8 0.25 | 4 6,01 6.0 0,5 | 2 6,82 | i 6,3 0,25 4 6,5 | 6.5 1,0 | 1 6,94 6.9 2,0 | 1 9,98 | 7.0 1,0 2 9,99 2 1.1 0,5 | 4 9,82 | 6.9 1,0 3 10,24 5,9 3,0 | 1 9.82 5,5 3,0 | 1 12,42 3 12 1,5 | 2 12,16 | 7.0 0,75 | 4 11,53 6,7 1,0 | 4 14.74 4 7,4 Störend und einer weiteren Verbreitung der Methode nicht günstig waren zwei Umstände, die noch eine Verbesserung wünschens- wert machten. Einmal war die Hersteliung der sauren Kasein- lösung nicht ganz leicht, und selbst dem Geübten konnte es passieren, daß bei Überschreitung des Temperaturoptimums von etwa 70° die Lösung plötzlich gelatinierte. Zum andern machte die Wahl des Indikators Schwierigkeiten. Volhard legte anfangs Wert darauf, nur die Salzsäure des Filtrates zu titrieren. Er hatte aber gefunden, daß die Peptone die Acidität für P’henolphthalein ganz beträchtlich in die Höhe treiben. Diese haben 126 Walter Löhlein, neben ihrer Basennatur den Charakter von schwachen organischen Säuren, welche auf Indikatoren der lI. Gruppe wie Lackmus, Alizarin, Nitrophenol nicht sauer oder schwach alkalisch reagieren. Bei Gegenwart von Peptonen ist deshalb gegen Ende der Titration die Reaktion für diese Indikatoren stark alkalisch, Phenolphthalein schlägt aber erst dann in rot um, wenn alle organischen Säuren neutralisiert sind und freies Alkalı vorhanden ist. Um diese Eigenschaft der Peptone möglichst auszuschalten, benutzte Volhard schließlich das Alızarın als Indikator, doch ist der Umschlag bei Gegenwart von größeren Peptonmengen auch nicht scharf. Beide Schwierigkeiten sind inzwischen beseitigt worden. Be- züglich des Indikators stellte sich heraus, daß das Wirkungsgesetz nicht beeinträchtigt wird, wenn man mit Phenolphthalein titriert, d. h. wenn man nicht nur den Zuwachs an HCl, sondern zugieich den Zuwachs an Peptonen mittitriert. Es geht daraus als wahr- scheinlich, wenn auch noch nicht streng bewiesen hervor, daß die im Laufe der Pepsinverdauung gebildeten Verdauungsprodukte annähernd gleiches Alkalibindungsvermögen besitzen. Bezüglich der Stammlösung waren Thomas und Weber eifrig bemüht, einen leichter herzustellenden Ersatz zu schaffen. Der Wunsch von Herrn Dr. Volhard, die alkalische Kaseinlösung zum Zwecke der titrimetrischen Trypsinbestimmung in die saure überführen zu können, veranlaßte Herrn Dr. Weber, ein derartiges Verfahren auszuarbeiten, und seine neue Modifikation, nach welcher ein und dieselbe alkalische Stammlösung für die Pepsin- wie für die Trypsinbestimmung verwendbar ist, läßt an Einfachheit nichts mehr zu wünschen übrig. Als Objekt für die peptische Wirkung dient also neuerdings die von Thomas und Weber empfohlene, ursprünglich für deren Trypsinmethode angegebene Na-Kaseinlösung, deren Herstellung nach Weber zweckmäßig in folgender Weise geschieht: „100 g feinkörniges oder gemahlenes Kasein werden mit 1 Liter ag. dest. unter Schütteln eingeweicht; sodann gibt man 80 cem n-NaOH zu und füllt mit aq. dest. auf 2000 auf; man wärmt langsam an bis zur vollkommenen Lösung und erhitzt dann rasch auf 85 bis 90°, um eventuelle Spuren proteolytischer Enzyme unwirksam zu machen; nach dem Abkühlen setzt man einige Tropfen Toluol zu und verkorkt gut. Die Lösung hält sich in dieser Weise unbegrenzt lange. Auch kann direkt Nutrose oder Plasmon also Na-Kasein genommen werden *).“ *) Zitat einer noch nicht im Druck erschienenen Mitteilung des Herrn Dr. Weber. Über die Volhardsche Methode usw. 197 Dies letztere ist bei Anwendung der Volhardschen Methode, wie ich mich überzeugen konnte, nicht ratsam; einmal ist, um in der ange- führten Weise eine Nutroselösung zu erhalten, der Zusatz einer nicht ganz unerheblichen Menge n-NaOH nötig, andererseits ist die Herstellung der Kaseinlösung aus Kasein-- NaOH weniger zeitraubend als die aus Nutrose, besonders wenn man das vorzüglich reine Kaseinpräparat der Fabrik Rhenania-Aachen verwendet. Soll die Natriumkaseinlösung der Pepsinbestimmung dienen, so werden zu der einzelnen Probe von 100 cem Stammlösung 11 ccm n-HÜl zugesetzt. Man bringt am besten die Säure zuerst in das Verdauungsgefäß, ver- dünnt mit etwa 150 bis 180 Wasser und läßt dann die Kaseinlösung einlaufen. Anderenfalls muß man die Kaseinlösung mit Wasser verdünnen und auf-40° erwärmen, dann erhält man auch bei nachträglichem Zusatz der 11 ccm HÜl schnell eine klare Lösung. Als Digestionsgefäß verwendet Volhard langhalsige Flaschen, welche mit 2 Marken von 300 und 400 ccm versehen sind.*) Im einzelnen gestaltet sich demnach ein Versuch folgendermaßen: Man mißt aus einer Bürette genau 11 ccm n-HÜl in die Pepsin- flasche, füllt mit ag. dest. auf etwa 150 cem auf und gibt dann unter Schütteln 100 ccm der beschriebenen Na-Kaseinlösung aus einer durch I- Rohr mit der Vorratsflasche verbundenen, umgekehrt eingespannten 100 ccm Pipette zu, wobei keine Kaseinausscheidung bleiben darf. Dann wird eine beliebige, aber genau zu bestimmende Menge des zu untersuchenden Magensaftes mit einer Pipette zugefügt, am besten nachdem die Mischung vorher schon im Wasserbad ‘von 40° erwärmt wurde, und mit aq. dest. bis zu Marke 300 aufgefüllt. Nun wird die Mischung beliebige aber genau zu bestimmende Zeit hindurch — z. B. 1 Stunde lang — der Digestion im Wasserbad von 40° ausgesetzt. Um die Verdauung zu unterbrechen, genügt der Zusatz von 100 ccm 20proz. Na,SO,-Lösung bis zur Marke 400, welche, wie oben bereits besprochen, die Pepsinwirkung sofort unterbricht und das bis dahin unverändert gebliebene Kasein in Flocken ausfällt, während die unter der Pepsinwirkung entstandenen salzsauren Peptone bei der nun folgenden Filtration ins Filtrat mit übergehen. Alsdann wird die Acidität von 100 oder 200 cem des Filtrates durch Titration mit 5-NaOH bestimmt. Von der Gesamtacidität des Filtrates wird die ein für alle Mal bestimmte, auf ihre Konstanz von Zeit zu Zeit zu prüfende Acidität der Stammlösung subtrahiert, um den auf die Bildung salzsaurer Peptone zurückzuführenden Säurezuwachs des Filtrates zu finden. Davon ist natürlich der Säurewert des zugesetzten Magen- saftes noch abzuziehen. Als Indikatoren für die Aciditätsbestimmung wurden Nitropheno], Alizarin und Phenolphthalein angewandt. Es ergab sich, daß mit Phenol- phthalein die schärfsten Umschläge erzielt werden. Auf einzelnes wird bei einer der folgenden Tabellen aufmerksam zu machen sein, Die Resultate der mit der Volhardschen Methode ausge- führten Pepsinbestimmungen bestätigen, daß das Verfahren bei nicht zu hochgradiger Fermentwirkung —- wie sie durch zu groß *), Geliefert von Wallach Nachf. in Kassel. 128 Walter Löhlein, gewählte Magensaftmenge oder zu lange Zeit der Verdauung be- dingt sein können — dem Gesetz von Schütz und Huppert entsprechende Werte liefert, d. h. es verhalten sich die Aciditäts- zunahmen der Filtrate bei Zusatz verschiedener Mengen desselben Magensaftes unter gleichen Versuchsbedingungen wie die Quadrat- wurzeln aus den relativen Fermentmengen und den Verdauungs- zeiten: A:Aı =yf.t:yf,.t,, wobei A den Aciditätszuwachs, f die relative Fermentmenge, t die Verdauungszeit bedeutet. Zur Illustration dieses Verhaltens mögen die folgenden Tabellen dienen. Bei allen diesen Tabellen ist übrigens mehr oder weniger die stets beobachtete Erscheinung zu bemerken, daß der Aciditäts- zuwachs im ersten Stadium der Verdauung, wenn also das Produkt fx t noch klein ist, ein relativ geringerer ist als bei größerem Wert des Produktes fx t. Tabellel. | | Acidität | ; 4 ‚Aciditäts- nach |Aeiditäts- Acid. bei Aciditäts- Titration : 150 cem | Stamm- | Einwir- ı | | 9 cem % Be Nie zu- | 4ccm ZU- lösung ung von] | Mes. 3 | wachs | 1 ccm wachs | Mes. wachs = Indikator | | Mes | | | | | Nitrophenol | | | | | | erster Umschlag | 15,9 4,1 30.1.0283 10242.).340075898 maximaler „ | re 10:95 ..z28,0 18,3- 094 V | | | | | — — | De 8 415 4,7, a: | | | | | Tabelle LI. | | | | | | - N ge C | Acidi-| _ D |Acidi-| , B | täte- Inpasan.| tässs Innen Tüte se itrati . > | 97 |Magen- 5 | acen- b Maeen-' - IMaoen- ee ‚Stamm-) zu- | sait ZU- | salt zu- | sait ZUu- salt | lösung | wachs | EX wachs | 1 Stde. | wachs 1 Eee wachs Be Indikator 2 > B-3., = .1-0-B a D-C =9 | E-B-| = 16] Nitrophenol | | | | | | 0.6.1831. 06. Spuren: al Bor ee deutlich gelb .11,7.|.05 \ 182) 0,7. 199106; 18,51 0800 Be maximaler Umschlag| 19838 | 05 1938 11.139 10'149 11 | 160 Alzarin. . ....| 118| 05 | 1238| 07 [150| 06 | 130] o8u am Phenolphtalein | | | | | | | Spuren... 41919541 0,@01°1810° 13°] 14.2.1: 13° 10.2 1 LOB I-137.|" 0,6 113,8) 14 | 14,7: 18.116040 26 1 os maximaler Umschlag | 13,9 | 0,9 | 14:81, 1,0. :1658°,.1,0 1. 208 1,5 19,2 Über die Volhardsche Methode usw. 199 Tabelle III Versuchsanordnung: ER I j\ B | Dh cl FE D. Magensaft mit CaCO, neutra- Aecidi ‚ Acidi ' Acidi er " | If | täts- | lisiert. (Alkalibindungsver- | Acidi- täts- | 1 cem | täts- | 4 cem | täts- |9 cem mögen der Peptone nicht ab- | tät der; zu- |Magen- zu- |Magen-, zu- |Magen- gezogen.) Titration je 100 cem Ines wachs ; 2 ı wachs 4 Se | wachs | saft an [Nasa 7" sl en: ae jr 80> Nitrophenol | | | | | Bruren =... 20.1418.) 08 | 118] 06 112,4] -0,4. 17188 deutlich gelb. .. , | 117 0a | 381) 07 | 12,8 0,6 118,4 maximaler Umschlag”. 983| 07 | 13.0 |:09 | 139 | 08 | 14,7 Phenolphthalein | | Spuren ..2.2..|m5l or |ısa| 18 | 145 14 180 EN FAN ET IE Ei 13,4 1,3 14,7 1,5 16,2 maximaler Umschlag . | 1389| 0,8 | 147| 1,6 | 1688| 1,7 | 180 Es sind in diesen 3 Tabellen je 3 Versuche mit demselben Magensaft unter gleichen Versuchsbedingungen und bei gleicher Verdauungszeit ausgeführt, bei denen sich die zugesetzten Magen- saftmengen verhalten wie 1:4:9, die Aciditätszunahmen gegenüber der vorangestellten Stammlösung aber annähernd wie die Quadrat- wurzeln der Fermentmengen also wie 1:2:3. Die geringen Ab- weichungen liegen im Bereich der Fehlergrenzen. Die nun folgenden Tabellen IV und V dienen zur Erläuterung des Zeitgesetzes: Die zugesetzten Magensaftmengen sind innerhalb des einzelnen Versuches die gleichen, die Dauer der Einwirkung beträgt 1, 4, 9 Stunden, die Säurezunahme erfolgt abgesehen von den zu kleinen Werten bei zu kurzer Verdauungszeit nach dem Verhältnis 1:2:3. Tabelle IV. A | Be | C Versuchsanordnung | Aeidität | Aciditäts- 4 Aciditäts- | EN wie oben | der zuwachs Ir zuwachs |_ | gt B-A Magensaft Er Magensaft er | F 1 Stunde ı 4 Stdn. Indikatoren Be | | | Nitrophenol | BONES PAR HEN EN 1,0 12,5 2,3 13T deutlieh’gelb . . „= 11,7 1,2 12,9 3.64.15 maximaler Umschlag | 12,3 1,6 13,9 3,1 16,0 Alarm‘ ss a IB 12 13,0 2,6 14,4 Beitr. z. chem. Physiologie. VII. 9 130 Walter Löhlein, Tabelle V. aa Br ee Versuchsanordnung Acidi- | zut5- [1 ccm | täts- | 1 cem | täts- | 1 cem wie oben “a zu- |Magen- zu- |Magen- zu- |Magen- Stamm- Wachs | saft | wachs | saft |wachs | saft Ta lösung | B—ıA 1 Stde. c-B |# Stdn. DI043 Stdn. Nitrophenol Spuren 11,5 | 0,3 11.822705 ı 123,5 | 0,6 12,9 deutlich gelb _ 11,7 | 0,4 | 12,1. 0,67),.12,71 Dose maximaler Umschlag 19,3 | --0,7. | 18;0:| 0,7.) 18, Vase Phenolphthalein | | Spuren 13,5 | 07 | 1828| 11 |.143. 9200168 rosa ENT: 12,71 0,7.1-3341.,11.| 145.0 an maximaler Umschlag 13,9.10:083 14.70 1.8 | 16,2 1.1.7. A008 In den beiden folgenden Tabellen wurden wie in den oben mit- geteilten Versuchen Volhards beide Faktoren f und t variiert. Wenn das Gesetz zutrifft, so müssen die Quotienten aus der Aciditätszunahme dividiert durch yf.t konstant sein. Das ist von einem gewissen Grade der Fermentwirk ung ab in der Tat der Fall. Versuchsanordnung wie oben Phenolphthalein Aciditätszuwachs . Nach dem Zeitferment- gesetz zuerwartender Zuwachs Konstante [berech- V netnach El Titriert: 200 cm; Nagensaft mit CaCO, neutralisiert Phenolphthalein Aeiditätszuwachs . Nach dem Zeitferment- gesetz zuerwartender Zuwachs Konstante [berech- netnach K=— yi.t\ Tabelle VI. wo 1 ccm Magensaft 2 ccm Magensaft 3 ccm Magensaft der = == a 1 Stde. 2 Stdn. 3 Stdn. 1 Stde. 2 Stdn.|3 Stdn. 1 Stde.|2 Stdn. |3 Stdn. 8.3.7) 11,9% 117 | 123,3..,718,0.1-13,8:3 153 18% 15,7 2.772 29° 34 4,0 4,1 >55 | .20) 54 ee 29) 41) 50 | a1 | 581 21 | Bor are | 2,9 u 23°: 33.) 2812997231 3,0 | 3,0 = Ei = Mittelwert für ZT —=35,03 Tabelle VI. a 1 cem Magensaft 2 ccm Magensaft 3 ccm Magensaft der Kerze Ten VE ZT ee I nn nes 1 Stde.|2 Stdn.|3 Stdn.\1 Stde.|2 Stdn.|3 Stän.(1 Side. Stdn.| 3 Stdn. 17,1 | 21,8 | 23,5 | 25,2 | 26,8 | 28,8 | 31,3 | 27.4 | 31,2] 85,6 47:| 64 | 81 |: 82.1117 | 162°) 10,8 ı 110785 5,9: | 8,2: 10,2 82 11,9 145 |102 | 145 179 | #7 u 77|5|55 59 | 62 | Über die Volhardsche Methode usw. 131 Dem Gesagten entspricht auch, daß man die gleichen Aeciditäts- zunahmen findet, wenn man in verschiedenen Versuchen das Pro- dukt fXt stets gleich groß wählt. Z. B. beträgt der Aciditäts- zuwachs in Tabelle VI für 2 ccm in 3 Stdn. 7,0, für 3 cem ın 2 Stdn. 7,4; in Tabelle VII für 2 ccm in 3 Stdn. 14,2, für 3 ccm in 2 Stdn. 14,1. Man kann dies auch aus den beiden folgenden Tabellen ersehen: Tabelle VII. Acidi- Be T = IT. eidi- | IT. Versuchsanordnung a a 2 anne zu- zUu- wie in Tab. VII lösung! wachs |Magen- wachs Magen- wachs Magen- £ er ' saft 2 saft ee saft Eidikstor such I 8 Stdn. such IT 4 Stdn. such Ir 2 Stdn. Nitrophenolumschlag 24,0 188 | 42,8 | 192 | 44,2 | 194 44,4 Fe Spuren 24,2 | 242 | 484 240 | 482 | 249 491 phthalein) Maximal . 25,0 | 252 5021| 247 | 49,7 | 255 | 50,5 In Tabelle VIII ist das Produkt fXt stets gleich 8, die Aciditätszunahme ist in allen 3 Versuchen nahezu die gleiche. . Tabelle IX zeigt das gleiche Verhalten mit noch größerer Übereinstimmung der Aciditätszunahmen. Das Produkt f „er 2 Bo es „Bo Si „er Sn Es 2% De Sn „Er a En ER a ueaoyeyTpu] SE |E®8| 52 |Ens| 2 |Ewsı s8 |Ens| Se Eus| 32 |B@s| ie Büs| 22 BEg| ze ea || ses 57 |"r5| 57 |®55| 59 | Bunser a ® Er DR Rs ARE Ben U A = = @ 7 Kugel 09 001 SMOLIEL uapungg 6 = uapunys F =} erums Tr —ıy EX SITE 134 Walter Löhlein, d. h. nachdem das Produkt fXt für diese Versuchsreihe den Wert 16 überschritten hat, kein Wachsen der Säurewerte mehr, wenn wir von dem länger anhaltenden, geringen Ansteigen der Phenolphthaleinwerte absehen. Schon makroskopisch war übrigens in den Versuchen mit eroßem Produkt fx t Plasteinbildung zu erkennen, ein Zeichen, daß die Verdauung ihrem Ende entgegenging. Es zeigt sich also, daß 4 ccm dieses Magensaftes in 4 Stunden schon den gleichen Aciditätszuwachs bedingen, wie nach 9 Stunden, dagegen ist innerhalb der 4-Stundenversuche derjenige mit 9 ccm Magensaft gegenüber dem mit 4 cem doch noch durch eine deutlich höhere Acıditätszunahme ausgezeichnet. Daraus würde also zu schließen sein, daß, wenn man das Produkt fXt groß wählt, der Faktor f einen länger dauernden Einfluß auf das Anwachsen der Säurewerte haben wird, als der Faktor t. Die letzte Reihe der Tabelle XII, in weicher der jeweilige Abstand des 1. Phenolphthaleinumschlages vom Alizarinumschlag vermerkt ist, zeigt ebenfalls im 1-Stundenversuch ein Anwachsen dieser Differenz; ebenso ist dasselbe deutlich vorhanden innerhalb der drei Versuche mit 1 ccm Magensaft, während bei Vergleich der drei 4-Stundenversuche unter sich, wie auch der 9-Stundenversuche unter sich, sich ergibt, daß die Steigerung der Fermentmenge von 4 auf 9 keine Vermehrung der Differenz mehr bedingt. Damit kommt zum Ausdruck, daß bei dieser Höhe des Produktes fXt im gegebenen Versuch die Verdauung abgeschlossen ist. Denn wir können, worauf Volhard aufmerksam gemacht hat, das An- wachsen der Differenz zwischen Alizarin- und Phenolphthalein- umschlag, wie wir es auch in den tieferen Stufen der vorliegenden Tabelle sehen, als Ausdruck der wachsenden Peptonisierung be- trachten. Der Phenolphthaleinumschlag tritt um so später auf, je mehr alkalibindende Peptone unter der Verdauung gebildet sind. Es läßt sich übrigens auch leicht berechnen, daß bei einer Acidität von 19 ccm für Alizarin auf 100 Filtrat die Verdauung abgeschlossen d. h. alle Salzsäure ins Filtrat übergegangen ist. Im ganzen Verdauungsgemisch würden dann 4X19=176 „Säure sein, und zugesetzt wurden bei Bereitung der Stammlösung zu 100 Kasein an-Na0H + 11 n-HCl = 70 2-HCl. Um Aciıditätszunahmen zu erhalten, die unter das Ferment- gesetz fallen, wird man also zu kleine und zu große Werte durch geeignete Versuchsanordnung vermeiden müssen. Unter Ein- haltung dieser Bedingungen ermöglicht die Volhardsche Methode, EEE Über die Volhardsche Methode usw. 135 von den größten bis zu den kleinsten Fermentmengen einen quantitativen Nachweis zu liefern. Denn es sind hemmende Faktoren, wie sie die ursprüngliche Mettsche Methode ungeeignet machten, durch die große Verdünnung ausgeschaltet, andererseits ist die Möglichkeit gegeben, bei fermentarmen Säften die Menge des zugesetzten Magensaftes bis zu etwa 20 cem zu erhöhen, (wobei immer noch eine Verdünnung von 1:14 bestünde), oder die Verdauungszeit zu verlängern. Durch Vermehrung der Saftmenge läßt sich beim Volhard- schen Verfahren die Wirkung erhöhen und auch bei geringem Pepsingehalt des Saftes deutlich machen, während bei dem Mettschen Verfahren die Menge des angewandten Saftes ohne Einfluß auf den Verdauungswert bleibt, weil bei ihr die relative Pepsinkonzentration das entscheidende ist, nicht wie bei unserer Methode die absolute Pepsinmenge. Daß die Methode außerdem den Vorzug großer Einfachheit gegenüber den meisten anderen Formen der Pepsinbestimmung hat, da sie bei bekannter Acidität der Stammlösung nur eine einfache Titration des Filtrates vom Verdauungsgemisch erfordert, wurde schon oben betont. Für die praktische Anwendung der Volhardschen Methode und eine einheitliche Bezeichnung der durch den Versuch ermittelten Pepsinkonzentration empfiehlt sich: eine ganz analoge Ausdrucks- weise, wie sie Volhard bei den fettspaltenden Fermenten durch- geführt hat. Volhard bezeichnet als Pepsineinheit diejenige Fermentmenge, welche das Filtrat der ganzen angewandten Kasein- n 2 menge um 1 ccm 19 saurer machen würde. Durch den Versuch erhalten wir in dem Quotienten aus dem Aciditätszuwachs, dividiert durch das Produkt t. f (Verdauungszeit und Anzahl der angewandten ccm Saft), den Verdauungswert, den 1 ccm Saft in 1 Stunde liefern würde. Dieser Wert ist mit 2 oder 4 zu multiplizieren, je nachdem 200 oder 100 ccm Filtrat titriert wurden. Der so erhaltene Wert der Aciditätszunahme für das Filtrat des gesamten Verdauungsgemisches (400) unterliegt natürlich auch dem Fermentgesetz und ist auf das Quadrat zu erheben, um die Konzentration des Saftes an Pepsineinheiten aus- zudrücken. Für die Pepsineinheit x gilt die Formel v Ai a Beispiel: Die Acidität von 200 cem der Stammlösung nach Fällung und Filtration sei = 18,0, in 400 = 36,0. Die Acidität des Saftes sei = 20 ccm 136 Walter Löhlein, in 100 Saft. Im Versuch wird bei Digestion von 100 Kaseinlösung auf 300 mit 3 cem Saft in 3 Stunden nach Auffüllung mit Na,SO, auf 400 und Filtration in 200 ccm Filtrat eine Acidität von 32,7, in 400 = 65,4 ermittelt. Davon sind abzuziehen für die Stammlösung = 36,0 Saftacid.= 0,6 v= 28,8 — 28,8 re FI V% ou x = 10,24 Pepsineinheiten. IE. Hinter der Bedeutung einer einfachen und doch zuverlässigen Methode der quantitativen Pepsinbestimmung stand bis heute — namentlich was das klinische Interesse anbetrifft — diejenige eines Nachweises tryptischer Wirkung weit zurück. Dement- sprechend ist auf dem Gebiete der Pankreatinbestimmung nicht entfernt soviel gearbeitet worden wie auf dem des Pepsinnach- weises. Thomas und Weber geben in ihrer schon oben mehrfach erwähnten Arbeit eine knappe Übersicht über die bis dahin ge- bräuchlichen Methoden der Trypsinbestimmung, der ich mich im folgenden im wesentlichen anschließe. Ein Verfahren, welches in den Pharmakopoeen Großbritanniens und der Vereinigten Staaten empfohlen wird, beruht auf der Einwirkung einer bestimmten Menge wässerigen Extraktes der zu untersuchenden Pankreaspräparate auf frische Milch. Nach !/, bis 1 Stunde wird durch Zusatz von Salpetersäure der etwaige Gehalt an unverändertem Eiweiß erprobt, und zwar soll bei guten Präparaten nach dieser Zeit bei be- stimmter Versuchsanordnung keine Gerinnung mehr durch den Salpeter- säurezusatz bewirkt werden. Ein anderes sehr einfaches aber auch sehr wenig zuverlässiges Ver- fahren begnügt sich damit, die Zeit zu bestimmen, welche eine bestimmte Menge des zu untersuchenden Präparates braucht, um Fibrinflocken von annähernd bestimmter Größe vollständig aufzulösen. Fermis Methode basiert auf der Verflüssigung desinfizierter Gelatine, ebenso das von Linossier angegebene Verfahren, bei dem nach be- stimmter Verdauungszeit die Einwirkung des Trypsins auf eine in einer Kapillarröhre erstarrte Gelatinesäule unterbrochen und unter dem Mikro- skop die Länge des verdauten Gelatinefadens gemessen wird, also ein Verfahren, das an die Mettsche Pepsinbestimmung erinnert. Auch die für die Pepsinbestimmung vielfach verwandte Methode, bei welcher die Einwirkung auf hartgekochtes Hühnereiweiß den Maßstab für die Beurteilung des Fermentgehaltes abgibt, ist in entsprechender Modifikation auf die tryptische Wirkung angewandt worden. Thomas und Weber haben das gewichtsanalytische Verfahren an- gegeben, dem ihre Pepsinbestimmungsmethode nachgebildet ist. Nach ihrer neuen Modifikation verwenden sie, wie oben schon erwähnt, die Über die Volhardsche Methode usw. 137 gleiche Kaseinlösung als Stammlösung wie für die Pepsinbestimmung, nur daß bei dieser letzteren die Hinzufügung von 11 cem n-HCl vor jedem Versuch notwendig ist, während für die Trypsinwirkung gerade die schwachalkalische Reaktion der Kaseinlösung zweckentsprechend ist, der HCI-Zusatz also erstnach Abschluß der Verdauung erfolgt, um die Fällung mit Na, SO, zu ermöglichen. Sie verfahren des weiteren ganz analog, wie oben für ihre Pepsinbestimmung angegeben wurde. Mit der von Thomas und Weber in ihrer neuen Modifikation erprobten Möglichkeit, die alkalische Kaseinlösung in die saure überzuführen, war auch zugleich die Möglichkeit gegeben, die gewichtsanalytische Trypsinbestimmung ebenso wie die Pepsin- bestimmung titrimetrisch umzugestalten. Die Versuche wurden in der Weise ausgeführt, daß von der für die Pepsinbestimmung vorrätigen oben beschriebenen Kaseinlösung 100 cem in die mit Marken für 300 und 400 ccm versehenen Flaschen abgemessen wurde. Sodann wurde das zu untersuchende Präparat — wir verwandten Pankreatin (Rhenania), das sich allerdings trotz geringen Zusatzes von Na OH nicht als völlig löslich erwies, dessen Filtrat jedoch, wie die Versuche zeigten, sehr stark Eiweiß spaltete — zugegeben und mit aq dest. auf 300,0 auf- gefüllt. Diese Mischung blieb dann eine genau zu bestimmende Zeit im Wasserbad von 40°. Analog dem Pepsinverfahren wird dann durch nachträglichen Zusatz von 11 ccm n-HCl und 100 ccm 20proz. Na,SO, die Verdauung unter- brochen und das unverdaute Kasein ausgefällt. Die salzsauren Peptone gehen durchs Filter, und der durch sie bedingte Säurezuwachs dient als Maß für den Grad der Fermentwirkung. Die Verwendbarkeit der Volhardschen Methode zum quali- tativen Trypsinnachweis wurde zunächst durch einen Versuch erwiesen, bei dem 10 ccm von dem Inhalt einer Pankreascyste verwandt wurden. Der Versuch fiel positiv aus. Schon der qualitative Nachweis ist für gewisse theoretische und für manche praktische Fragen von Interesse, und insofern bedeutet es eine große Annehmlichkeit, mit derselben Stamm- lösung ein Versuchsobjekt sowohl auf Pepsin- als auf Trypsingehalt untersuchen zu können, indem nur im einen Fall die Salzsäure der Mischung vor dem Versuch, im anderen nach der Digestion zugefügt wird. Es wurden von mir nun eine Reihe von Magensäften in dieser einfachen Weise untersucht. Ich lasse zunächst drei Tabellen normaler Magensäfte folgen, aus denen hervorgeht, daß im Magen normaler Weise kein Pankreassaft vorkommt; denn die alkalisch angesetzten Versuche zeigten keine Abweichungen ihrer Säurewerte von denı der Stammlösung, während in saurer Lösung ein nicht unbedeutender Säurezuwachs durch Pepsinwirkung bedingt wurde. (NB. Die Magensäfte wurden vor dem Versuche mit CaCO, neutralisiert.) 138 Walter Löhlein, Tabesls Ru 3 cem Magensaft Titriert: 150 ecm Stamm- I er) Teen R in alk. in saurer lösung Lösung Lösung Prater Der TEN 2 Stdn. 2 Stdn. Indikator diger. diger. Nitrophenol DRURER Re ee re 15,9 15,8 25,0 deutlich. Umschlag . . 16,4 16,1 27,0 maximaler Umschlag . 1754 17,1 28,7 Phenolphthalein | Spüren sn IS 17,4 17,4 33,0 TOsa N a re) Bee 33;5 maximale Rotfärbung . 19,6 18,5 36,8 Tabelle XIV. 1 cem Magensaft Titriert: 100 eem | Stamm- 5 | ne in alkal. in saurer rn Lösung Lösung 1 Stde, 1 Stde. Indikator diger. diger. Nitrophenol | | | Spuren ee ee 10,7 11,2 deutlich. Umschlag . . | 10,9 10,9 11% maximaler Umschlag . | 11,3 11,5 123 Phenolphthalein | Spaten ae. 11,6 11,6 13,1 TOSA.. ne a ee 7 13,4 maximale Rotfärbung . | 13,1 13,0 15,5 Tabelle XV. | 2 ccm Magensaft Titriert: 100 cem | Stamm- ee in alkal. | in saurer lösung Lösung Lösung . 1 Stde. ı Stde. Indikator | diger. diger. Nitrophenol | SPURER er Bo ae 10,6 12,2 deutlich. Umschlag . . || 109 10,8 12,6 maximaler Umschlag . 11,3 TIER 13,8 PhenoJphthalein Spuren z ERPFLEIFE 11,6 11,5 15,2 TOBa. 45754 Auer A 11,8 15,5 maximale Rotfärbung . | 131 12 Wear ie 517,4 Über die Volhardsche Methode usw. 139 Tabelle XV1 | 2 ccm Magensaft Titriert: 100 ccm Stamm- ZU HWERTTESFTEN FE | h in alkal. in saurer | lösung Lösung Lösung BE EERT 1 Stde. 1 Stde. Indikator | diger. diger. Nitrophenol | Spuren, STR 10,6 20.0 deutlich. Entehisg EN 10,7 13,8 maximaler Umschlag . | 113 11,2 15,9 Phenolphthalein | | | Sn ee ee a 11,7 1E,7 17,4 maximale Bone 3 ar Ha 12,9 - 12719,8 Im Anschluß an diese Versuche sei Ben Befund eines Falles von gutartiger Achylie erwähnt. Auch in diesem Falle wurde der Einfluß des Magensaftes auf saure und alkalische Kaseinlösung bestimmt, und es fand sich auch hier, wie Tabelle XVII zeigt, ein Ausbleiben der Aciditätsvermehrung im alkalischen Versuch. Dieser Fall der Tabelle XVII wurde besonders interessant dadurch, daß sowohl bei Zusatz von Probefrühstückfiltrat als auch bei Zusatz einiger ccm des Filterrückstandes eine Trypsinwirkung nicht eintrat, während gleichzeitig von Zinßer angestellte Ver- suche nachweisen konnten, daß der Filterrückstand deutlich fett- spaltende Wirkung hatte. Es spricht dies gegen die Behauptung, daß die von Volhard dem Magensafte zugeschriebene fett- spaltende Wirkung auf einen Rückfluß fettspaltenden Pankreas- fermentes in den Magen zu beziehen sei. Diese Erklärung als richtig angenommen, müßte sich doch in dem beschriebenen Falle neben der Fettspaltung auch tryptische Eiweißspaltung nach- weisen lassen, was aber wie gesagt, nicht der Fall ist. Tabelle XVII. | 3 cem EB | Magensaft Titriert: 150 ccm von Achylie Stamm- ı ın alkal. x Lösung lösung | 1 Stde. Indikator | .diger. Nitrophenol | SPurene >... , et 15,8 deutlich, Umschlag. RR Print maximaler Umschlag . | 168 | 170 Phenolphthalein | | ERUNeHr I el 10 | 17,1 Boa a u SEE maximale Rotfärbung . I 19,3 19,5 140 Walter Löhlein, Der einzige Fall, in welchem die Untersuchung des neu- tralisierten Magensaftes schon in alkalischer Lösung ein positives Resultat hatte, während sogar die Pepsinwirkung nur recht gering war, ist der eines Mannes mit Achylie infolge von mehrere Jahre zurückliegender Säurevergiftung, bei dem entsprechend einem fast völligen Mangel der Salzsäure auch die Pepsinmengen sehr herabgesetzt sind. Die starke Trypsinwirkung seines Magen- saftes erklärt sich daraus, daß seinerzeit bei ihm die Gastro- enterostomie gemacht worden ist, sodaß in diesem Falle allerdings ein Rückfluß zum Magen in gewissem Grade als Normalzustand angenommen werden kann. Die folgende Tabelle wird das Ver- hältnis von peptischer und tryptischer Eiweißspaltung in diesem Falle erläutern: Tabelle XVIII. 1-Stunden- 8-Stunden- versuch versuch Titriert: 150 cem Stamm- FEN lösung in in in in ” saurer | alkal. | saurer | alkal. Indikator Lösung| Lösung| Lösung| Lösung Nitrophenol Spuren ee 17.0 147,2] 186-) 19022228 deutlich ‚Spuren. 22.2... 217.22,..188 7 193.12207 7.810 maximaler Umschlag . . || 17,6. 19,0.) 20,3 | 22,9) 35,6 Phenolphthalein SPUrEn 17,7 | 192 204 | 24,7 | 41,4 Aciditätszuwachs . ... —_ 1,5 2,7 7,0 | 23,7 V N: Y Konstante IN EUR Ib ar an VA nt ze Wir haben auch Versuchsreihen angestellt darüber, ob das Trypsin der Schützschen Regel folgt. Pawlow hat angegeben, daß die Verdauung mit Trypsin pro portional den Quadratwurzeln aus den Fermentmengen fortschreitet. Unsere Versuche machen es aber nicht wahrscheinlich, daß die tryptische Wirkung nach der Formel K = ni geht, vielmehr sprechen die in den folgenden Tabellen enthaltenen Werte mit teilweiser schlagender Genauigkeit für die Annahme, daß die eiweiß- spaltende Wirkung des Trypsins sich direkt proportional dem Produkt aus Fermentmenge X Verdauungszeit verhält. Tabelle XIX Be Über die Volhardsche Methode usw. 141 Tabelle XIX. | Ba A. we; — 1 St d || | 5 | - | unde St Aa I 9 IE: 8 TEL, Titriert: 100 cem In s 1 cem | Acid.- 4 cem | Acid.- | 9 cem 'lösung | Zu- | | ı Pankr.| Zu- |Pankr.| Zu- |Pankr. ER ll MN wachs wachs | Indikator | | Nitrophenol | Furt: EL 5) 1,61, 1,0 ed deutlich, Umschlag . . | 113 | 05 | 118 | 22 | 185 | 4,6 ! 15,9 maximaler Umschlag . | 11,6 08 134 30 | 146 68 | 184 Phenolphthalein | | | | | | Epdranı a lg |" 1a) 3 | 1655| 82. No 0 719,2: 9.0,8:| 18,0: 3,7 | 159 |. 73 1.805 maximale Rotfärbung . | 18,1 13 | 14,4 | 4,9 | 18,0 | 10,8 | 23,4 Konstante berechnet | | ERFTRE,.: | | | | K= ft re She . 0,9 | 0,9 0,9 | zeigt einen Versuch, bei dem Pankreatinmengen im Verhältnis 1:4:9 nebeneinander je 1 Stunde lang zur Verdauung verwandt wurden. Dabei ergibt sich, daß die gefundenen Werte für den Säurezuwachs sich nicht wie 1:2:3, sondern wie 1:4:9 ver- lhalten. Tabelle XX zeigt einen ganz analogen Fall: Tabelle XX. | | | | | ana $ | Acid.- 1 cem | Acid.-|2 cem | Acid.- | 3 ecem er En Zu- Pankr. Zu- ı Pankr. | Zu- Den ® | wachs E Stde., wachs 1 Stde., wachs 1 Stde. Indikator | | | | Nitrophenol | | | Spuren Tr | 18 19:30 \..1,7. | 428 deutlich. Umschlag . . | 11,5| 07 | 1280| 12 | 1835| 19 | 13,2 maximaler Umschlag . | 11.6 | 12 | ıss8s | 17 | 1838| 25 | 141 Phenolphthalein | | | | | | DRUTORL IE 7, A) 1,2 | 13,0 | 21 | 1389| 535 | 15,1 SR ee re 0 1230 A Bl KH VOR ne PS Be ap ee maximaler Umschlag | Rear de ar monieag 170 V | | | = mr | | 12 | | 1.05 11 Demgegenüber bringt Tabelle XXI drei Versuche mit den gleichen Mengen Pankreatin, die sich nur durch die Verdauungs- zeit unterscheiden. Die Tabelle zeigt, daß sich die Aciditäts- zunahmen auch direkt proportional den Verdauungszeiten verhalten. 142 Walter Löhlein, Tabelle XXI. Titriert: 100 ccm a Zu- Er Zu- or Zu=- 9 Stan. lösung | wachs CCM | Wachs en wachs vn 8: \ Pankr. ' Pankr. Pankr. Indikator | | Nitrophenol | Spuren Narr 13-1 0,5 11,6 | 2,4 13,5 4,9 16,0 deutlich. Umschlag . 113| 05 | 11,8 | 2,6 | 13,9| 5,5 | 16,8 maximaler Umschlag 116 | 0,8 | 124 3,6 |ı 15,2 | 7,4 | 19,0 Phenolphthalein | Spuren 118 109 1.198,71 7383| 10.1.7 an ae rosa iz re 05] 5 er maximale Rotfärbung . | 131| 13 | 144 | 5,1 | 18,2 | 11,9 | 25,0 Konstante berechnet | | ie nach K — -— | 0,9 1,07. 1,06. Zu den gleichen Resultaten führten Tabelle XXII. Versuche, welche mit menschlichem Pankreassaft — durch Öleingießkung gewonnen —- angestellt wurden und die in den folgenden Tabellen XXII und XXIII wiedergegeben sind: er Versuch mit menschlichem {Xt=5 | {xt=w fXt=2% Pankreassaft (durch Oleingießung | RL - STB a aa 2 aaa sul ge a Stamm-| 2 | 238 “21° >| °5 | ,.3 = 8.28 Titriert: 200 cem lösung | = BR Ta = 5 (ale ie ® e5lom Phenolphthalein . 18,0 118,6 |18,9 118,9 || 20,6 [19,8 |20,5 ||23,4 | 23,3 |23,3 Aciditätszuwachs | — 06 | 09 09 | 23,6 | 1,8| 3,5 || 54 |.5,3 | 5,3 Konstante berechnet nach | | Ko ne 0,12 0,18 0,18 0,26 0,18] 0,25 0,27 0,26 0,26 Tabelle XXI. II. Versuchsreihe Kae 13 ER mit menschlichem Pankreas- || = RER | m salt. EI ER 4 cem | 1 ccm Er 9 ccm 2,25 ccm 1,0 cem Bay lösung |1Stde. |4Stdn.| ©, |1 Stde.|4Stdn.|9 Stan. Titriert: 200 cem I 9 Stdn. Phenolphthalein . 18,0 | 24,8 | 24,6 | 25,4 | 34,9 | 34,4 | 34,0 Aciditätszuwachs 6,8 | 6,6 7,4 | 16,9 | 16,4 | 16,0 Konstante berechnet nach Ki — 1,2 1,65 | 1,85:| 1,88 | 182 | 1,77 Press 2) Über die Volhardsche Methode usw. 143 Auch in diesen Versuchsreihen sehen wir wieder die Gleichheit der Aciditätszunahme, wenn das Produkt fxXt das gleiche bleibt, und das Anwachsen der Säurewerte im geraden Verhältnis zur Größe fx t. Die im vorstehenden wiedergegebenen Versuche beweisen, daß die Volhardsche titrimetrische Methode der quantitativen Pepsinbestimmung mit einer einfachen, wenig Zeit in Anspruch nehmenden Technik eine befriedigende Genauigkeit der Resultate verbindet, ferner daß sie unter Anwendung einer sehr einfachen Modi- fikation auch zum qualitativen und quantitativen Nachweis tryp- tischer Wirkung verwandt werden kann. Für das Pepsin wurde mit dieser Methode die Gültigkeit der Schütz-Huppertschen Zeit- und Fermentregel erwiesen, d. h. die absolute Pepsinkonzentration x — er Für das Trypsin dagegen konnten wir die Gültigkeit der Schützschen Regel nicht bestätigen, sondern wir fanden, daß sich die Verdauungswerte bei Anwendung der Volhardschen Methode direkt proportional dem Produkt aus Fermentmenge mal Zeit verhielten: x =. Die Tatsache, daß dieses Ergebnis mit den Angaben Pawlows über die Trypsinverdauung im Widerspruch steht, genügt, um weitere Versuche über diese Frage nötig erscheinen zu lassen. | Es ist anzunehmen, daß die qualitative und quantitative Trypsinbestimmung an klinischer Bedeutung wesentlich gewinnen wird, nachdem uns Pawlow und Boldireff in neuester Zeit gelehrt haben, auch den menschlichen Bauchspeichel der Unter- suchung zugänglich zu machen. Herrn Privatdozenten Dr. Volhard bin ich für die vielfachen Anregungen und die freundliche Unterstützung, die er mir bei Abfassung der vorliegenden Arbeit hat zuteil werden lassen, zu großem Danke verpflichtet. IX. Die Konstitution des Histidins. Von F. Knoop und A. Windaus. Aus der medizinischen Abteilung des chemischen Universitätslaboratoriums zu Freiburg i. B. Bei unseren Versuchen, durch Einwirkung von Ammoniak auf Traubenzucker Beziehungen zwischen den physiologisch wichtigen Gruppen der Eiweißkörper und der Kohlehydrate zu finden, hatten wir zunächst als Hauptreaktionsprodukt ein Imidazolderivat*) isoliert und waren so vor die Frage gestellt worden, ob dieses stickstoffhaltige Ringsystem etwa eine Rolle in dem Aufbau der Eiweißkörper spielen könne. Eine derartige Möglichkeit war bereits von Pauly**) in seiner Arbeit über die Konstitution des Histidins erörtert worden. Darin hatte er dieser Base zunächst den Charakter eines Dihydro- pyrimidins, wie ihn S. Fränkel”“*) auf Grund der Weidelschen Reaktion bewiesen zu haben glaubte, abgesprochen und in scharf- sinniger Auseinandersetzung gezeigt, daß alle bisher bekannten Tatsachen am besten mit der Annahme eines Imidazolringes — im Histidin vereinbar seien. Für die Anordnung der übrigen drei Kohlenstoffatome und der Aminogruppe hatte Pauly kein Beweismaterial anführen können; lediglich aus Analogiegründen hatte er das Vorhandensein eines Alaninrestes vermutet und dem- gemäß für das Histidin die Formel einer a-Amino-/-Imidazolpropion- säure folgender Konstitution zur Diskussion gestellt: CH—NH Diese hatte zugleich den Vorzug, für die beobachtete || Weidelsche und die Pyrrol-Reaktion eine Er- | LE; klärungsmöglichkeit zu geben. CE; Um zunächst auf experimentellem Wege den - NH. Kernpunkt der Annahme Paulys, die Anwesenheit | s eines Imidazolringes, weiter zu prüfen, haben wir COOH *) Ber. 38, 1166 und Diese Beiträge 6, 392. *#) Zeitschr. f. physiol. Chemie 42, 508 (1904). ***) Sitzungsber. d. Kais. Akad. d. Wiss. Wien 112, II (1903). Die Konstitution des Histidins. 145 das Histidin mit Natrium und Alkohol behandelt und festgestellt, daß es hierbei nicht angegriffen wird, ein Verhalten, das mit den Eigenschaften der Imidazolderivate übereinstimmt, dagegen sehr gegen die Fränkelsche Formulierung spricht. Denn nach Ver- suchen von Byk*) erweist sich der Pyrimidinring bei der Reduktion mit Natrium und Alkohol als außerordentlich unbeständig: Methyl- pyrimidin wird unter den angeführten Bedingungen reduziert und zu Diamidobutan aufgespalten. Nachdem so das wesentliche Moment der Paulyschen Formel neu gestützt war, hofften wir nunmehr auf synthetischem Wege die Frage nach der Konstitution des Histidins zur Entscheidung bringen zu können. Hierfür sahen wir folgenden Weg: War die Paulysche Histidinformel (I) richtig, so mußte eine Reduktion des von Fränkel dargestellten Oxydesaminohistidins (II) eine /-Imidazolpropionsäure (III) folgender Konstitution liefern: R Er. III. De Net CH—N H\ = CH—N u | = | > l > GN G-—N- G--NZ | | | | CH» CH; CH, | | CH.NH; CHOH CH; | | COOH COOH COOH Die gleiche, noch unbekannte Säure glaubten wir synthetisch folgendermaßen gewinnen zu können: L. W olff**) hat aus Lävulin- säure eine Glyoxylpropionsäure (IV) dargestellt, deren Formel als sicher bewiesen gelten kann. Diese sollte sich als Orthodikarbonyl- verbindung mit Formaldehyd und Ammoniak zu der gesuchten Imidazolpropionsäure (V) kondensieren lassen: De V En. Fe CH, _. CH : CH, CH, co OH co OH *) Ber. 36, 1924. **) Annalen d. Chemie 260, 91. Beitr. z. chem. Physiologie. VI. 10 146 F. Knoop und A. Windaus, Wir haben diese Versuche ausgeführt und sind so auf beiden Wegen durch Abbau und durch Synthese zu zwci Säuren gekommen, deren völlige Identität sich durch alle Eigenschaften nachweisen ließ. Die Imidazolpropionsäure kristallisiert gut, besitzt einen scharfen Zersetzungspunkt und liefert eine Reihe gut charakterisier- barer Derivate, von denen wir das Phosphorwolframat, das Nitrat, das Jodid, das Chlorid, das Chloroplatinat und das Kupfersalz anführen. Durch diese Synthese kann die Konstitution des Histidins bis auf die Stellung der Aminogruppe als aufgeklärt gelten; daß sich diese in a-Stellung zum Karboxyl befindet, wollen wir noch durch einen Oxydationsversuch prüfen, der in dem Falle zu Imidazol- essigsäure führen muß. Experimenteller Teil. 3 mal 2 g Oxydesaminohistidin wurden mit je 12 ccm kon- zentriertem Jodwasserstoff und 0,6 g rotem Phosphor 8 Stunden im Rohr auf 150° erhitzt, der Rohrinhalt vereinigt und eingedampft und die ausgeschiedene Kristallmasse, die aus dem unreinen Jod- hydrat der Imidazolpropionsäure besteht, auf Ton abgesogen. Sie wurde in Wasser gelöst und mit Plosphorwolframsäure in geringem Überschusse gefällt; der Niederschlag wurde aus kochendem Wasser umkristallisiertt und fiel beim Erkalten der Lösung in charak- teristischen rechteckigen Täfelchen aus. Zersetzungspunkt wenig über 300°. Die Imidazolpropionsäure wurde aus dem Phosphor- wolframat nach bekannter Methode freigemacht und schied sich aus dem eingeengten Filtrat auf Acetonzusatz in kleinen derben Prismen an den Gefäßwänden ab. Sie löst sich leicht in Wasser, weniger leicht in Methylalkohol und Äthylalkohol, fast gar nicht in Äther und Aceton und zeigt aus verdünntem Aceton umkristallisiert den Zersetzungspunkt bei 205 bis 209°. Ausbeute etwa 30 Proz. 0,1860 g Substanz (bei 100° getrocknet) liefern: 0,2560 g CO, 0,0708 „ H,O — 0,1688 g Substanz: 31,0 ccm N (26°, 746 mm) C;5H;,N,0, Ber. C 51,56: H 5,75 N 20,04 Gef; „31.38.2582 7232.2000 Mit verdünnter Salpetersäure eingedampft lieferte sie ein kri- stallisiertes Nitrat in langgestreckten sechsseitigen Blättern, die leicht in Wasser und Methylalkohol löslich, in Äther unlöslich waren und aus methylalkoholischer Lösung mit Äther umgefällt wurden. Je nach der Geschwindigkeit des Erhitzens lag der Zer- setzungspunkt zwischen 143 bis 148°. 0,2364 g Substanz: 0,3094 g CO,, 0,0948 g H,O — 0,1482 „ “ 27,4 ccm N (22°, 745 mm) C;H;N,0,.HNO, Ber. C 35,44 H 4,46 N 20,73 Gef,. 5 35,89 2 5.4,48 520,82 Die Konstitution des Histidins. 147 Das Chloroplatinat scheidet sich in gelbroten, charakteristischen Würfeln ab, die sich ziemlich leicht in heißem Wasser lösen und bei 209° unter Zersetzung schmelzen. 0,2129 g Substanz liefern 0,0600 Pt. (C,HsN,05),.H,PtCl, Ber. Pt 28,94 Gel. „ 28,18 Die Imidazolpropionsäure liefert ferner mit Chlorwasserstoff und Jodwasserstoff in Wasser lösliche kristallinische Salze und gibt wie Histidin mit Quecksilber- und Silbersalzen in alkalischer Lösung amorphe Fällungen. Das Silbersalz löst sich in Ammoniak und Essigsäure leicht auf. Das Kupfersalz kristallisiert aus heißem Wasser in kleinen blauen Nädelchen. Synthese der Imidazolpropionsäure. — Lävulinsäure wurde nach den Angaben von Wolff in Dibrom- lävulinsäure und diese durch Kochen mit Wasser in Glyoxylpropion- säure übergeführt. Zu dieser Säure wurde in wässeriger Lösung die einem Molekül entsprechende Menge Formaldehyd hinzugesetzt und dem Gemisch etwas mehr als drei Moleküle konzentriertes Ammoniak tropfenweise hinzugefügt. Das Gemisch blieb einen Tag stehen und wurde dann auf dem Wasserbade eingeengt und mit Essigsäure mehrfach eingedampft. Der Rückstand wurde mit wenig Wasser aufgenommen, mit Methylalkohol von unlöslichen, stark gefärbten Beimengungen befreit und lieferte nun aufs neue . eingedampft in einzelnen Fällen direkt eine Kristallisation, die auf Ton abgesaugt, mit Blutkohle entfärbt und aus wässeriger Lösung mit Aceton rein abgeschieden werden konnte. In anderen Fällen mußte die Reinigung wie oben über das Phosphorwolframat ge- schehen, das sich durch seine Löslichkeit in heißem Wasser von reichlichen, mitgefällten Beimengungen trennen ließ. — In beiden Fällen besaß die freie Säure alle Eigenschaften des Histidinderivates. Ausbeute etwa 10 Proz. 0,1880 g Substanz: 0,3510 g CO,, 0,0990 g H,O 0,1598 „ \ 28,8 com N (20°, 737 mm) C;H,N,0, Ber. C 5136 H 5,75 N 20,04 Gef. „ 50,92 „5,89 „ 20,01. Auch das Phosphorwolframat, das Nitrat und das Chloro- platinat zeigen in bezug auf Kristallform, Löslichkeit und Schmelz- punkt genau die gleichen Eigenschaften, wie die oben erwähnten Salze, sodaß an der Identität der beiden Säuren kein Zweifel möglich ist. Das Chloroplatinat gab folgende Zahlen: 0,3105 g Substanz liefern 0,0875 g Pt. | (C;HsN,0,),H,PtCl,. Ber. Pt 28,94 - Gel:. „28.18. 10* Kürzere Mitteilungen. 1. Über die Darstellung der Taurocholsäure. Von Ivar Bang, (Lund, Schweden). In seiner Arbeit „Über die Darstellung kristallisierter Taurocholsäure* hat Hammarsten*) eine Methode mitgeteilt, welche diese bisher ver- gebens versuchte Darstellung sehr leicht auszuführen gestattet, voraus- gesetzt, daß man über reines Taurocholat verfügt. Gerade diese Bedingung ist aber bei der am besten zugänglichen Galle, der Rindergalle, eine nicht ganz einfache Sache und Hammarsten bemerkt auch deshalb Seite 137: „Die Reingewinnung des Taurocholates aus der Rindergalle ist mit großen Schwierigkeiten verknüpft, und darum eignet sich auch diese Galle, so lange die Methode nicht besser ausgearbeitet worden ist, nicht gut zur Darstellung der Taurocholsäure“. Weiter be- merkt er Seite 139: „die Methode zur Reingewinnung des Taurocholates aus Rindergalle muß also noch weiter ausgearbeitet werden“. Eine solche wie ich glaube einfache Methode soll hier mitgeteilt werden. Bekanntlich gehört die Taurocholsäure zu den sogenannten eiweiß- fällenden Substanzen. Eine Eiweißlösung mit Taurocholsäure versetzt gibt einen reichlichen Niederschlag, eine Tatsache, welcher für die Ver- dauung eine gewisse Bedeutung zugeschrieben worden ist. Dieser Niederschlag besteht aus einer Verbindung der Taurocholsäure mit Eiweiß, die sowohl von Mineralsäuren als von Alkalien wieder in Ei- weiß und Taurocholsäure zerlegt wird. Da weiter die Glykocholsäure Eiweiß nicht fällt und keine unlösliche Eiweißverbindung gibt, läßt sich hierauf eine Methode zur Darstellung der Taurocholsäure gründen. Man untersucht erst, ob die Rindergalle bei Versetzen mit Salzsäure einen Niederschlag von Glykocholsäure gibt; wenn dies nicht der Fall ist (bei weitem das gewöhnliche), ist die Galle direkt brauchbar. Man nimmt weiter das gleiche Volum Serum, verdünnt 4 bis 5 mal mit Wasser unter Zusatz von Salzsäure (zur Lösung der Globuline) und fügt die Rinder- galle auf einmal hinzu. Bei weiterem Ansäuren bildet sich ein voluminöser Niederschlag. Dieser wird durch Dekantation und Auswaschen von der Glykocholsäure befreit (bis im Filtrate Pettenkofers Probe negativ ausfällt) und kann jetzt mit 2proz. Salzsäure oder Alkali zerlegt werden. Am einfachsten dürfte man dabei in folgender Weise vorgehen. Der Niederschlag wird mit '’s bis 1 Liter 2proz. Salzsäure angerührt und eine Stunde geschüttelt, dann wird filtriert und mit Kochsalz gesättiget. Ge- *), Zeitschrift f. physiol. Chemie 43, 127. u A Kahn Ivar Bang, Über Präzipitine. 149 wöhnlich geht nur eine Spur von Eiweiß in die salzsaure Lösung, weshalb man bei der Kochsalzsättigung auch nur eine verschwindend geringe Fällung beobachtet. Es wird filtriert, mit Ather versetzt und geschüttelt... Nach kurzer Zeit kristallisiert die Taurocholsäure in schön ausgebildeten, zenti- meterlangen Kristallnadeln aus.*) Die kristallisierte Taurocholsäure kann man wieder nach Hammarsten umkristallisieren und reinigen. Da meine Erfahrungen über die Taurochol- säure aus Rindergalle in allem übrigen mit Hammarstens Angaben übereinstimmen, brauche ich nur auf die betreffende Abhandlung zu ver- weisen. 2. Über Präzipitine. Von Ivar Bang, (Lund, Schweden). Da das Präzipitin vom chemischen Standpunkte aus beinahe un- bearbeitet ist, habe ich seit längerer Zeit verschiedene Untersuchungen darüber angestellt. Leider bin ich aber zu ganz unbefriedigenden Resul- taten gelangt und habe infolgedessen das Gebiet verlassen. Eine Beob- achtung dürfte vielleicht doch einer kurzen Publikation wert sein. Zwei Serien Kaninchen wurden mit Injektionen von Rinderblutserum behandelt. Die eine Serie umfaßte 3 Kaninchen, die andere 5. Die Präzipitinbildung war in beiden Serien eine reichliche. Zur Darstellung des Präzipitins ging ich von der Voraussetzung aus, daß man vielleicht das Präzipitin durch einen Serumeiweißkörper mit anderen Fällungsgrenzen ausfällen und das Präzipitat weiter in einem Minimum von Säure oder Lauge lösen könnte. Wäre dann das Präzipitat eine reversible Verbindung, könnte man möglicherweise aus dieser Lösung das Präzipitin aussalzen. Die erste Aufgabe war also, das Präzipitin nach seinen Fällungs- grenzen zu charakterisieren. Das Präzipitin fällt mit der Euglobulin- fraktion. Bei der Dialyse bleibt es weiter ganz in dem wasserlöslichen Teil (weshalb man es auch früher als Pseudoglobulin angesehen hat). Endlich läßt sich das Präzipitin vollständig durch Kochsalzsättigung aus- salzen. Reiner, aber noch gar nicht rein, erhält man das Präzipitin, wenn man nach der Salzfraktionierung und Dialyse die Lösung erhitzt. Bei 64° koaguliert viel Eiweiß und im Filtrate findet sich das Präzipitin unverändert. Versetzt man eine solche Lösung mit einer Pseudoglobulinlösung, so entsteht ein Niederschlag, den man auswaschen kann und der sich leicht im Wasser bei Zusatz einer Spur Natronlauge löst. Bei Drittelsättigung mit Ammonsulfat bildet sich auch eine Fällung, welche im Wasser jeden- falls teilweise löslich ist. Doch findet sich sicher nicht das Präzipitin mit unveränderten Eigenschaften in dieser Lösung, obwohl auch hier das spezifische Eiweiß einen Niederschlag hervorbringt. Das gleiche ist nämlich auch der Fall bei Zusatz von ganz anderem Eiweiß z. B. Ovalbumin. *) Enthält die Lösung wenig Taurocholsäure, kann man sie zuerst als Taurocholat durch Neutralisation des Kochsalzfiltrates ausscheiden, wieder in Wasser lösen u. s. f. 150 R. Waldvogel, Über die Bedingungen der Acetonbildung. In dieser Beziehung verhielt sich das Präzipitin beider Kaninchen- serien ganz identisch. In einem anderen Punkte war aber ein ganz er- heblicher Unterschied zu beobachten. Während das Präzipitin von Serie I mit Serumalbumin eine fast gleich grosse Fällung wie mit dem Globulin ergab, bekam ich mit der Serie II beim Zusatz von Serumalbumin über- haupt keinen Niederschlag. Diese Beobachtung hat mich zu vorliegender Veröffentlichung veran- lasst, da bekanntlich die Auffassungen über die Bedeutung der verschie- denen Serumeiweißkörper bei der Präzipitation weit auseinandergehen. Einige Forscher haben gefunden, daß alle Eiweißkörper mit dem Präzipitin Niederschläge geben, andere dagegen, daß nur die Globuline, besonders das Pseudoglobulin wirksam sind, wenn man die Tiere mit Vollblut immunisiert hat. Wie man aus meiner Beobachtung sieht, kommen beide Fälle vor. Daß aber unter gleichen Bedingungen die Resultate so weit differieren, hat mich zu der Überzeugung geführt, daß eine chemische Bearbeitung vorläufig nicht lohnend ist. 3. Über die Bedingungen der Acetonbildung. Von Dr. R. Waldvogel, Privatdozent, Göttingen. In seinen Studien über die Bedingungen der Acetonbildung (Diese Beiträge 6) bemerkt G. Satta, S. 380, mit Bezug auf den Einfluß ver- schiedener Kohlenhydratsorten: „Dievon Waldvogel hervorgehobene Er- scheinung darf einstweilen nicht von dem Unterschied der Konstitution der verschiedenen Kohlehydratsorten abgeleitet werden, für deren be- sondere antiketogene Bedeutung die Begründung fehlt, sondern eher von den individuellen Verhältnissen der Versuchsperson“. Hierzu erlaube ich mir nachstehendes zu bemerken: Auch ich habe nie behauptet, daß der Unterschied der Kohlenhydrate in ihrem acetonvermindernden Einfluß auf ihre Konstitution zurückzu- führen sei. In meiner ersten Arbeit über diesen Gegenstand heißt es (Zeitschr. f. klin. Med. 38): „Man würde danach wohl daran denken müssen, daß die eingeführten Kohlenhydrate in ihrer Beziehung zur Acetonurie nicht gleichwertig sind“ und ferner in meiner Monographie „Die Acetonkörper“, Stuttgart 1903, S. 76, nach neuerdings angestellten Versuchen: „Die Verhältnisse sind aber durchaus nicht so durchsichtig, daß wenige Versuche über den Wert der einzelnen Kohlenhydrate ent- scheiden können, der oxydative persönliche Faktor, die verschiedene Größe der zu beeinflussenden Acetonausscheidung, die wechselnden Verhältnisse der: Resorption trüben das Urteil.“ Gerade der letzte Satz stimmt mit Sattas Anschauung völlig überein, er hätte wohl, sobald meine Stellung zu der Frage berührt wurde, angeführt werden müssen, ebenso wie S. ja auch in dem Abschnitt über den Entstehungsort der Acetonkörper meine Ansicht aus der Monographie entnimmt und widerlegt. Das Bestehen einer toxischen Acetonurie deswegen nicht anerkennen zu wollen, weil „es sich im allgemeinen bei den Infektionskrankheiten, die als recht toxisch zu bezeichnen sind, nicht um eine Vermehrung der Fett- sondern vielmehr der Eiweißzersetzung handelt“ erscheint mir nicht Emil Reiß, Über das Verhalten von Fermenten usw. ” 151 angängig. Mit einer toxischen Fetteinschmelzung ist bislang deswegen zu wenig gerechnet worden, weil man die Acetonkörper nicht als Fettab- kömmlinge ansah ; die Größe des Gewichtsverlustes z.B. bei kurz dauernden Infektionen mit relativ guter Nahrungsaufnahme, bei der jedenfalls unter normalen Verhältnissen eine größere Acetonurie nicht auftreten würde, zwingt uns doch wohl, auch an einen auf das Fett wirkenden Einfluß der Toxine zu denken, zumal viele Autoren unter diesen Verhältnissen Acetonurie fanden. Man müßte meine Annahme, wie ich sie durch Experimente zu stützen versuchte, auch durch Versuche widerlegen. Satta glaubt ferner durch einen Versuch nachzuweisen, daß die Glykose auch subkutan die Acetonmenge herabsetzt, er findet, daß 125 g Traubenzucker unter die Haut gebracht die Acetonausscheidung im Harn von 1,40 g auf 0,81 g herabdrücken. Dieser Versuch ist ohne Beweis- kraft, denn es fehlen hier wie in der ganzen Arbeit die Bestimmungen des Acetons in der Atemluft. Vor mir haben namhafte Untersucher durch gründliche Versuche festgestellt, daß bei gemischter Kost die Acetonmenge in der Atemluft die des Urins weit übertrifft. Hieran sind, wie ich an- nehme, die Kohlenhydrate schuld, denn sie sind es, welche, auch wenn sie die Gesamtacetonmenge noch nicht herabsetzen, ihre geringste Wirkung auf die Acetonkörper schon darin äußern, daß, während in der Inanition mehr Aceton mit dem Urin als mit der Atemluft den Körper verläßt, dies Verhältnis sich wieder wie bei gemischter Kost zugunsten der Atem- luft umkehrt. Diesen ganz schwachen Einfluß der Kohlenhydrate habe ich auch in den Versuchen von Bendix und Dreger mit Pentosen erkannt (Siehe meine Monographie S. 79), sodaß diese Versuche, wie ich im Gegen- satz zu Satta meine, mit denen von Mohr und Loeb sehr wohl übereinstimmen. Man wird aus diesen wenigen Angaben erkennen, wie wichtig grade die Bestimmung des Acetons in der Atemluft ist, wenn es sich darum handelt, den vermindernden Einfluß der verschiedenen Kohlen- hydrate auf die Acetonkörperausscheidung festzustellen, ferner daß die geringe Differenz in dem Versuch von Satta durch eine geringe Zunahme des Acetons in der Atemluft überkompensiert sein kann und daß eine „antiketogene“ Wirkung der subkutan einverleibten Glykose nicht sicher- gestellt ist. Ich habe mich übrigens in meiner Monographie, S. 64, wie ich glaube, zurückhaltend genug ausgedrückt, wenn ich schrieb „Wenn auch weitere Versuche in dieser Richtung sehr erwünscht erscheinen, so möchte ich doch vorläufig glauben, daß die Wirkung der Kohlenhydrate und Fette auf die Entstehung der Acetonkörper nur dann möglich erscheint, wenn sie sich im Magendarmkanal aufhalten“. Der einzige Versuch, den Satta angestellt hat, dürfte vorläufig an diesem Satz nichts ändern. 4. Über das Verhalten von Fermenten zu kolloidalen Lösungen. Von Dr. Emil Reiß, (Frankfurt a. M.). Im Anschluß an die jüngst erschienene Arbeit von Dauwe*) „Über die Absorption der Fermente durch Kolloide“*, worin wesentlich auf ge- quollene feste Kolloide Rücksicht genommen wird, möchte ich an dieser *) Diese Beiträge 6, 426. 152 Emil Reiß, Über das Verhalten von Fermenten usw. Stelle auf Versuche hinweisen, die ich über das Verhalten von Fermenten zu kolloidalen Lösungen mit analogem Ergebnis ausgeführt habe. Ich*) habe Lezithin in chloroformiger Lösung mit verschiedenen Ferment- lösungen geschüttelt. Nach sauberer Trennung der entstandenen Schichten konnte nachgewiesen werden, daß Lab sowohl wie Trypsin zum Teil in die Chloroformlezithinlösung übergingen, während Versuche mit anderen Lösungsmitteln erfolglos blieben. Allerdings konnte der Nachweis, daß die Chloroformlecithinlösung ein Kolloid ist, damals nicht mit Sicherheit erbracht werden. Doch haben die Versuche es zum mindesten sehr wahr- scheinlich gemacht, daß hier ein Ferment aus seiner wässerigen Lösung oder Suspension in eine kolloidale Flüssigkeit übergeht. Der entgegengesetzte Fall ließ sich in der Milch an einem anderen Ferment demonstrieren, nämlich an der Katalase, die Wasserstoffsuperoxyd in Wasser und Sauerstoff zerlegt **) Dieses Ferment adhäriert in der Milch den Milchkügelchen und ist demzufolge im Rahm in größerer Menge enthalten als in der Magermilch. Trennt man aber die Milchkügelchen von dem Milchplasma und übergießt sie mit Wasser oder physiologischer Kochsalzlösung, so geht das Ferment fast quantitativ in diese Flüssigkeit über. In diesem Falle also bedingen die Kolloide des Milchplasmas ein Ausfallen des Ferments, das in kolloidfreien Flüssigkeiten gut löslich ist. Die Milchkügelchen spielen hier nur eine sekundäre Rolle, die beispiels- weise auch von Kieselgur übernommen werden kann. Bezüglich der Frage, ob bei den genannten Vorgängen Adsorption oder Teilung zwischen zwei Lösungsmitteln im Spiele ist, muß auf die Originalarbeiten verwiesen werden. *) Eine Beziehung des Lezithins zu Fermenten. Berl. Klin. Wochenschr. 1904, Nr. 45. **), Die Katalase der Milch. Zeitschr. f. klin. Medizin 56, H. ı u. 2, (1905). Berichtigung. Bd. VI S. 394 soll die in der Fußnote für Parasacharin angeführte Formel richtig heißen: CHOH.CH,ORB, COH.COOH CH, . CH, OH, Elementaranalysen Best. v. N, S, Halogen in org. Subst. Chem. Lab. v. Dr. H. Weil, München, Herzog Rudolistr. 18. Verlag von FERDINAND ENKE in Stuttgart. Soeben erschien: Jahresbericht über die Fortschritte der Herausgegeben von Prof. Dr. L. Hermann Physiologie. XII. Band: Bericht über das Jahr 1903. er. 8°. 1905. geh. M. 16.—. Verlag von Aug. Hirschwald in Berlin. Soeben erschien die erste Abteilung Jahresbericht über die Leistungen und Fortschritte in der gesamten Medizin. (Fortsetzung von Virchow’s Jahresbericht.) Unter Mitwirkung zahlreicher Gelehrten, Herausgegeben von W, Waldeyer und C. Posner. 39. Jahrgang. Bericht für das Jahr 1904. 2 Bände (6 Abteilungen). Preis des Jahrg. 46 M. Verlag von Friedr. Vieweg & Sohn in Braunschweig, Der Stickstoff und seine wichtigsten Verbindungen. Von Dr. Leopold Spiegel, Privatdozent an der Universität Berlin, Mit eingedruckten Abbildungen. gr. 8. Preis geh. 20 #, geb. 2 M. Die chemische Organisation der Zelle. Bin Vortrag von Franz Hofmeister, 0. Professor der physiologischen Chemie an der Universität Strassburg. 8. geh. Preis 0,60 #. Die Zersetzung stickstofffreier organischer Substanzen durch Bakterien. Von Dr. ©. Emmerling. Privatdozentan der Universität Berlin. Mit sieben Lichtdrucktafeln. kl. 8. geh. Preis 4 M. chemische Fabrik, | Darmitadt, empfiehlt alle drogen u. Chemikalien | nstüssiekeiten, Binschlussmeaien und Nährböden ete., sowie für den medizin.-pharmaceutischen Gebrauch alle Reagentien in besten Qualitäten und in anerkannter .. NEE Reinheit, insbesondere Alkaloide für medizinische, pharmaceutische, und Glykoside, analytische und technische Zwecke, alle Präparate für mikroskop. | sämtliche Chemikalien für und bakteriolog. Zwecke, | nhotographische Zwecke, wie mikrochemische Reagentien, Farb- 3 EM stoffe, Farbstoffkombinationen, dieselben auch in äusserst bequemen Härtungs- und Einbettungsmittel, Unter- | Tabletten und Patronen. Ferner die Spezialpräparate; Bromipin, Dionin,Jodipin, Stypticin, Tannoform,Veronal, Paranephrin, Perhydrol (Wasserstoffsuperoxyd 30°), Tropacocain, Gelatinesteril. p. inject., Glykosal, Methylatropinum brom., Hämogallol, Typhus- diagnostikum, Jequiritol a. Jequiritoiserum, Milzbrandserum, Strepto- coccenseram, Thyreoidserum, Pneumococcenserum. ( Verlag von Friedr. Vieweg & Sohn in Braunicdtweig. 2 Vollständig erschienen: Hermann von Helmholtz Leo Koonlsehihene In drei Bänden. Mit 9 Bildnissen in Heliogravure und einem Brieffacsimile. Gr. 8°. In vornehmer Ausstattung. Preis des vollständigen Werkes geb. M. 20.— geb. in Leinwd. M. 25.—, geb. in Halbfrz. M. 31.— Zu bezieben durch alle Buchhandlungen. ’u W. Zickfeldt, Osterwieck /Harz. \n,SIE Beiträge Chemischen Physiolcgie und Pathologie Zeitschrift für die gesamte Biochemie unter Mitwirkung von Fachgenossen herausgegeben von Franz Hofmeister o. Professor der physiologischen Chemie an der Universität Strassburg VII. Band. 4., 5. u. 6. Heft (Ausgegeben Oktober 1905) Braunschweig Verlag von Friedrich Vieweg und Sohn 1905, Inhalt des 4., 5. u. 6. Heftes. Seite X. P. Morawitz. Beobachtungen über den Wiederersatz der Blut- eiweißkörper (Aus der medizinischen Klinik zu Strassburg. #rof, Dr U..hrehl). vu, 153 XI. Joseph Großmann. Das Yarbalten von N nebhisehen Verdaun produkten der Plasteine zu Leber, Dickdarm, Muskeln, Gehirn und anderen Organen. Zweite ee (Aus dem physislogisch- chemischen Laboratorium der Universität Charkow) . . .. 165 XII. 0. Schumm. Beiträge zur Kenntnis der Autolyse (Aus dem chemischen Laboratorium des Allgemeinen Krankenhauses Ham- burg-Eippendorf.) . “20%. 0.0.00 u ee ee XIII. Wilhelm Wiechowsky. Die Gesetze der Hippursäuresynthese. Zugleich ein Beitrag zur Frage der Stellung des Glykokolls im Stoffwechsel. (Aus dem pharmakologischen Institute der deutschen Unwersität in Prag.) 708 i 204 XIV. Ernst Laqueur. Über das ee ale Säure nnd seine ne schiede gegen das durch Lab veränderte Kasein (Parakasein). Theorie der Labwirkung. (Aus dem chemischen Laboratorium des physiologischen Instituts zu Breslau) - - 2 .2.2.2..%93 XV. Marco Almagia und Gustav Embden. Über die Zuckeraus- scheidung pankreasloser Hunde nach Alanindarreichung. (Aus der inneren Abteilung des städtischen Krankenhauses zu Frank- furt a. M. Oberarzt: Prof. Dr. v. Noordn) . . . 2... 28 Kürzere Mitteilungen. 5. Leopold Moll. Zur künstlichen Umwandlung von Albumin in Globulin. (Aus dem pharmakologischen Institut der deutschen Universität. Prag) sa. Sa ee a a En Die „Beiträge zur chemischen Physiologie und Pathologie“ erscheinen in zwanglosen Heften, von denen 2 einen Band von 36 Druckbogen zum Preise von M. 5,— bilden. Die Ausgabe der Hefte erfolgt nach Maßgabe des einlaufenden Materials in kurzen Zwischenräumen. Die Zahl der in einem Jahre er- scheinenden Bände soll zwei nicht überschreiten. Manuskriptsendungen sind an den Herausgeber, Straßburg i. E., Wimpfelingstraße 2, zu richten. Bei der Aufnahme von Arbeiten in die „Beiträge“ soll in erster Reihe deren biologisches Interesse, sodann Exaktheit der Durchführung, Sachlich- keit, Knappheit und Übersichtlichkeit der Darstellung maßgebend sein. Polemische Ausführungen, welche den Rahmen einer tatsächlichen Richtig- stellung überschreiten, können nicht Aufnahme finden. Der kurzen Mit- teilung neuer Befunde bleibt ein besonderer Raum vorbehalten. Solchen „kürzeren Mitteilungen“ kann ein besonders rasches Erscheinen zugesichert werden. Die Mitarbeiter erhalten ein Honorar von M. 40,— für den Druck- bogen und 50 Sonderabzüge. X. Beobachtungen über den Wiederersatz der Blut- | eiweißkörper. Von Dr. P. Morawitz, Assistenzarzt. Aus der medizin. Klinik zu Straßburg. (Prof. Dr. v. Krehl.) Die Frage nach der Herkunft der Eiweißkörper des Blut- plasmas ist in den letzten Jahren vielfach Gegenstand eingehender Untersuchungen gewesen. Zahlreiche Forscher, Burckhardt), Wallerstein**), Lewinski**) und Githensf) haben sich be- müht, durch verschiedenartige Versuchsanordnung einen Einblick in die Verhältnisse der Bildung der Bluteiweißkörper zu gewinnen, indem sie besonders den Einfluß von Nahrungs- und Blutent- ziehungen auf den Gesamteiweißgehalt und auf das Verhältnis der Globuline zu den Albuminen studierten. Diese Untersuchungen haben im wesentlichen die Ansicht befestigt, daß die Albumine zu den als Nahrung aufgenommenen Eiweißkörpern in näherer Beziehung stehen als die Globuline, von denen man annehmen kann, daß sie erst durch weitergehende chemische Veränderungen des Nahrungseiweißes in den Körper- zellen sich bilden. Seitdem jedoch MollfYr) kürzlich gezeigt hat, daß sehr geringfügige Eingriffe, wie z. B Einwirkung minimaler Alkalimengen bei etwas erhöhter Temperatur hinreichen, um aus Albuminen Körper mit den wesentlichen Charakteren der Globuline zu bilden, ist gewiß auch daran zu denken, daß ein Übergang von Albuminen in Globuline im Blute stattfindet. *, Burckhardt, Archiv f. exper. Pathol. u. Pharmakol. 16, 322. **) Wallerstein, 1.-D. Straßburg 1902. Pk) Lewinski, Pflügers Archiv 100, 611. 7) Githens, Diese Beiträge 5, 515. {r) Moll, Diese Beiträge 4, 563, *% 154 P. Morawitz, Obwohl durch die oben angeführten Untersuchungen einige Tatsachen als sichergestellt angesehen werden können, wie z. B. die Vermehrung der Globuline im Hunger, haben bisher Methoden gefehlt, um den wesentlichsten Problemen nahe zu treten, z. B. der Frage nach der Bildung der Plasmaeiweißkörper, nach den Beziehungen von Albuminen und Globulinen zu einander und nach der Bedeutung der Eiweißkörper des Blutplasmas für den Stoff- wechsel. Die Beantwortung dieser Fragen scheitert vorerst an technischen Schwierigkeiten. Selbst für den am besten charakteri- sierten Eiweißkörper, das Fibrinogen, sind nur sehr wenige sicher- gestellte Tatsachen bekannt, die sich im wesentlichen auf die Schnelligkeit seines Wiederersatzes und auf eine gewisse Abhängig- keit von der Menge der zirkulierenden Leukocyten beziehen *). Nach A. Schmidt**) sollen auch die Globuline aus den Elementen des zirkulierenden Blutes hervorgehen, eine Ansicht, für die ein ausreichender Beweis vorerst noch aussteht. Das schon seit längerer Zeit bekannte Verschwinden des Fibrinogens bei der Phosphorvergiftung***) dürfte durch das Vor- handensein eines fibrinolytischen Fermentes im Blut hinreichend erklärt sein und läßt keine Schlüsse auf die Bedeutung bestimmter Organe für den Wiederersatz des Fibrinogens zu. In den folgenden Versuchen stellte ich mir die Aufgabe, die zeitlichen Beziehungen des Wiederersatzes der Plasmaeiweißkörper hungernder 'liere nach sehr starken Blutentziehungen und das Verhalten der Albumine zu den Globulinen zu ermitteln. In den recht zahlreichen bisher in dieser Richtung ausge- führten Versuchen wurde zur Blutentziehung der einfache Aderlaß, event. mit nachfolgender Injektion entsprechender Mengen iso- tonischer Salzlösung zur Herabsetzung des Eiweißgehaltes des Blutplasmas angewendet. Aus naheliegenden Gründen gelingt es auf diese Weise natürlich nicht sehr erhebliche Ausschläge zu erhalten. Ich beschloß daher in der Weise vorzugehen, daß ich kleine Hunde mit gewaschenen Erythrocyten großer Hunde durch- blutete, wodurch es möglich wurde, eine sehr starke Verarmung des Plasmas an Eiweißkörpern zu erzielen und größere Ausschläge zu erhalten, als bisher erreicht worden sind. *) Dastre, C. r. Soc. de biol. 45, 71. — Moll, Wiener klin. Wochen- schrift 1903, Nr. 44. — Langstein u. Mayer, Diese Beiträge 5, 69. **) A. Schmidt, Weitere Beiträge zur Blutlehre. Leipzig 1895. *#*) Corin u. Ansiaux, Unters. über Phosphorvergiftung. Vierteljahrs- schrift f. gerichtl. Medizin 1894. — Jakoby, Zeitschrift f. physiol. Chemie 30, 1900, Beobachtungen über den Wiederersatz der Bluteiweißkörper. 155 Methodisches. Großen Hunden (20 bis 30 kg) wurden möglichst ausgiebige Aderlässe gemacht, wobei im Durchschnitt etwa 800 bis 1000 cem Blut gewonnen wurden, ohne daß die Tiere zugrunde gingen. Dieselben konnten zu mehrfachen Aderlässen benutzt werden. Das Blut wurde abzentrifugiert, der Blutkörperchenbrei zweimal mit Kochsalzlösung gewaschen und in Lockescher Lösung suspen- diertt. Diese Suspension wurde auf 38° erwärmt einem kleinen Hunde (4 bis 6 kg) in die Vena jugulares infundiert, nachdem zunächst an der Carotis ein ausgiebiger Aderlaß gemacht worden war. Während der Infusion der Blutkörperchenaufschwemmung wurden fortwährend aus der Carotis die entsprechenden Blutmengen entnommen, sodaß die Tiere zum Schluß genau die gleiche Flüssigkeitsmenge in den Gefäßen behielten, die sie im Anfang gehabt hatten. Das Plasma einer Portion Blut, die vor Beginn der Durch- spülung entnommen und in Kaliumoxalatlösung aufgefangen war, und eine Blutprobe unmittelbar nach Schluß der Durchspülung wurden zur quantitativen Eiweißbestimmung verwandt. Die Trennung der Albumin- und Globulinfraktion geschah nach der von Spiro und Porges*, und Githens (loc. cit.) be- schriebenen Methode mit Natriumsulfat und Bestimmung des Stickstoffs im Filtrat nach Kjeldahl. In bestimmten Zeitinterwallen wurden den Tieren, die keine Nahrung erhielten, neue Aderlässe gemacht und das Plasma in derselben Weise verarbeitet. Das Plasma war unmittelbar nach der Durchspülung meist leicht rötlich gefärbt. Die Färbung verschwand im Verlaufe weniger Stunden oder eines Tages. Es fiel auf, daß die Tiere den Eingriff anfangs meist gut ver- trugen, umhergingen, allmählich aber Zeichen zunehmender Schwäche aufwiesen und nach kürzerer oder längerer Zeit zu- grunde gingen. Man könnte geneigt sein, den Tod der Tiere auf Verarmung des Plasmas an Eiweiß zu beziehen. Daß hierbei jedoch im wesentlichen physikalische Verhältnisse ausschlaggebend sind, beweist die Tatsache, daß alle Tiere am Leben blieben, seitdem ich der zum Durchspülen verwandten Lockeschen Lösung 3 Proz. Gummi arabicum hinzusetzte.**) Sobald die Lösung dadurch annähernd isoviskös gemacht worden war, vertrugen die Tiere den Ersatz eines großen Teiles ihres Blutes durch Lockesche Lösung sehr gut, selbst wenn der Eiweißgehalt des Plasmas auf 2 Proz. herabgedrückt worden war. *) Spiro u. Porges, Diese Beiträge 3, 277. **) Heffter, Archiv f. exper. Path. u. Pharm. 29, 41, 156 P. Morawitz, Versuch IV. Versuch VI. Prozente Vor der Durchspülung Nach der Durchspülung 3 Std. später ED „3 ©: ie, 523 Pa > A [> 8 [| =} I = 7 - = o© c2 Prozente en 18 Std. später N N N og 4 Bi + v Gesamteiweiß + Gesamteiweiß o—-—- Albumin SIE Toren Globulin Han=e Eiweißquotient us Globulin x —--— Eiweißquotient Versuche. Es wurden im ganzen 9 Versuche dieser Art angestellt. Die ersten beiden Versuche scheiden aus, weil die Tiere nicht so lange lebten, daß sich eine bestimmbare Veränderung der Eiweiß- körper bereits hätte geltend machen können. 1: Versuch 1. 12:97705; Hund von 6 kg wird mit 500 ccm gewaschener roter Blutkörperchen ohne Gummizusatz durchspült. I. Plasma enthält vor der Durchspülung: Eiweiß = 5,653 Proz. davon Albumine = 328 Eiweißquotient Globuline=2,37.2 5 | 1,38. II. Plasma unmittelbar nach der Durchspülung enthält: Eiweiß = 3,049 Proz. davon Albumine = 1,974 „ Eiweißquotient Globuline= 1075, 1,83. Beobachtungen über den Wiederersatz der Bluteiweißkörper. 157 III. Plasma 3 Stunden nach Vollendung der Durchspülung enthält: Eiweiß = 3,873 Proz. davon Albumine — 2,427 „ Eiweißquotient Globuline = 1,446 „ 1,64. IV. Hund geht im Verlauf der Nacht zugrunde, wird noch nicht steif um 8 Uhr morgens im Käfig gefunden. Plasma 15 Stunden nach der Durchspülung enthält: Eiweiß = 4,59 Proz. davon Albumine = 3,581 „ Eiweißquotient Globuline = 1,214 „ 2,78, 2. Versuch IV.. 28 M. Hund von 4,5 kg wird mit 500 cem gewaschener roter Blutkörperchen ohne Gummizusatz durchspült. I. Plasma enthält vor der Durchspülung: Eiweiß = 5,642 Proz. davon Albumine = 3,744 „ Eiweißquotient Globuline = 1,898 „ 1,97. I. Plasma unmittelbar nach der Durchspülung: Eiweiß = 3,062 Proz. davon Albumine = 2,034 „ \ Eiweißquotient Globuline—= 1,037 "0 1,97. If. Plasma enthält nach 3 Stunden: Eiweiß — 4,284 Proz. davon Albumine = 3,192 „ Eiweißquotient Globuline = 1,09 Ä„ 2,93. IV. Plasma enthält nach 18 Stunden: Eiweiß —= 4,848 Proz. davon Albumine = 3,276 „ Eiweißquotient Globuline = 1,57 -, 2,09. Der Hund wird darauf getötet. = Versuch,V. 7. IE Hund von 5 kg wird mit 500 ccm Blutkörperchenaufschwemmung durchblutet. I. Plasma vor Beginn der Durchblutung: Eiweiß = 4,77 Proz. davon Albumine =3,52 „ Eiweißquotient Globuline =1,25 „ 2,81. II. Unmittelbar nach der Durchblutung: Eiweiß = 2,791 Proz. davon Albumine — 1,988 „ Eiweißquotient Globuline = 0,803 „ 2,47. III. Nach 3 Stunden: Eiweiß —= 3,409 Proz. davon Albumine = 2,90 „ Eiweißquotient Globuline = 0,5 » 5,8. IV. Nach 8 Stunden: Eiweiß — 3,636 Proz, davon Albumine = 2,9 » \ Eiweißquotient Globulme = 0,731 7°, + J 3,9. 158 P. Morawitz, | % V. Nach 20 Stunden: Eiweiß = 4,145 Proz. davon Albumine = 3,13 „ Eiweißquotient Globuline= 1,01 ,„ 3,1. 4.:Versuch' VW]; 17: IE: Ä Hund von 6 kg wird mit 600 ccm Blutkörperchenaufschwemmung durchblutet. Der Lockeschen Lösung war 1,5 Proz. Gummi zugesetzt. I. Vor der Durchblutung: Eiweiß — 4,984 Proz. davon Albumine =3,23 „ Eiweißquotient Globuline = 1,75 , 28. II. Unmittelbar nach der Durchblutung: Eiweiß = 2,177 Proz. davon Albumine=1,62 „ Eiweißquotient Globuline = 0,55 2,95. II. Nach 3 Stunden: Eiweiß =2,9 Proz. davon Albumine = 2,34 „ Eiweißquotient Globuline = 0,56 4,2. IV. Nach 17 Stunden: Eiweiß = 3,078 Proz. davon Albumine = 2,155 „ Eiweißquotient Globuliue = 0,923 „ 2,3. V. Nach 24 Stunden: Eiweiß = 3,677 Proz. davon Albumine = 2,36 „ Eiweißquotient Giebhullme=1,21 1,9. Hund bleibt am Leben. 5. Versuch’ VE. 21T. M. Hund von 5 kg wird mit 1200 ccm gummihaltiger Blutkörperchen- aufschwemmung durchblutet. I. Vor der Durchblutung: Eiweiß = 5,353 Proz. davon Albumine = 3,628 „ Eiweißquotient Globuline = 1,725 „ 3,1. 1I. Nach der Durchblutung: Eiweiß = 2,14 Proz. III. Nach 3 Stunden: Eiweiß = 2,835 Proz. (Zahlen für Globuline und Albumine in diesen beiden Proben verloren.) IV. Nach 18 Stunden: (Es hat sich wieder so viel Fibrinogen gebildet, daß das Blut bereits wieder in toto gerinnt, während vorher nur ein kleines zartes Flöckchen Fibrin gebildet worden war.) Eiweiß —= 3,289 Proz. davon Albumine — 2,283 „ Eiweißquotient Globuline = 1,006 „ 2,3. V. Nach 30 Stunden: Eiweiß = 4,741 Proz. davon Albumine = 2,66 „ | Eiweißquotient Globuline = 2,08 1,2. Beobachtungen über den .Wiederersatz der Bluteiweißkörper. 159 VI. Nach 52 Stunden: Eiweiß = 5,735 Proz. davon Albumine — 3,034 „ \ Eiweißquotient Globuline =2,701 ,„)} 1,1. Hund durch Verbluten getötet. 6. Versuch VIH. »28, TEL Hund von 7 kg wird mit 900 ccm Blutkörperchenaufschwemmung in 3proz. Gummilösung durchblutet. I. Plasma vor dem Versuch: Eiweiß — 5,557 Proz. davon Albumine=3,55 „ Eiweißquotient Globuline = 2,0 & 1,77. II. Unmittelbar nach der Durchblutung: Eiweiß — 2,87 Proz. davon Albumine= 1,831 ,„ Eiweißquotient Globuline = 0,86 „ 2,1. III. Nach 4 Stunden: Eiweiß = 3,375 Proz. | davon Albumine = 29,47 „ Eiweißquotient Globuline = 0,9 5 a1. IV. Nach 24 Stunden: Eiweiß = 4,184 Proz. davon Albumine =2,70 ,„ \ Eiweißquotient Globuline — 1,48 1,82. ” 7. Versuch K. 14. W. 05. Hund von 6 kg wird mit 600 cem Blutkörperchenaufschwemmung in 3proz. Gummilösung durchspült. I. Plasma vor der Durchspülung: Eiweiß —= 5,968 Proz. davon Albumine = 3,316 „ Eiweißquotient Globuline = 2,65 1,25. Il. Nach der Durchspülung: Eiweiß — 3,413 Proz. davon Albumine — 2,4 ze Eiweißquotient Globuline — 1,0 5 2,4. Der Hund hungert 4 Tage und wird darauf von neuem durchspült mit 700 ccm Blutkörperchenaufschwemmung. l. Plasma vor dem Aderlaß: Eiweiß —= 6,125 Proz. davon Albumine — 4,45 Globuline = 1,67 II. Nach der Durchspülung: Eiweiß —= 3,03 Proz. davon Albumine =1,74 „ 9 Giebuline 1.96 © Hund wird nach 3 Tagen Hungerns durch Verbluten getötet. }} Eiweiß —= 5,41 Proz. davon Albumine —=2,62 ,„ N - Globuline=2,79 „ ©) ” 30 160 | P. Morawitz, Die vorstehenden Versuche zeigen folgendes: 1. Es gelingt, den Eiweißgehalt des Blutplasmas mit Hilfe der oben beschriebenen Methode von etwa 6 Proz. his auf weniger als 2 Proz. herabzudrücken. Die Tiere sind nach dem Eingriff zwar ziemlich schlaff, gehen aber nicht zugrunde, sofern man die Viskosität der Blutflüssigkeit durch Hinzusetzen von 3 Proz. Gummi arabicum zur Lockeschen Lösung nicht zu gering werden läßt. In den ersten 3 Versuchen, von denen hier nur einer mitgeteilt ist, starben die Hunde bald nach dem Eingriff, obschon der Eiweißgehalt nicht tiefer herunter gegangen war, als bei den später operierten Tieren, welche die Durchspülung ohne dauernden Schaden ertrugen. Es ist nicht zu zweifeln, daß man durch Verwendung größerer Mengen von Durch- spülungsflüssigkeit und durch sorgfältigeres Waschen der Blutkörperchen den Eiweißgehalt des Plasmas noch tiefer wird herabsetzen können. 2. Der Organismus hat die Fähigkeit, den normalen Eiweiß- gehalt des Plasmas nach künstlicher Herabsetzung desselben wiederherzustellen, und zwar auch im Hunger. Dieser Wieder- ersatz der Plasmaeiweißkörper ist in den ersten Stunden nach dem Aderlaß weitaus am lebhaftesten, was aus allen Versuchen übereinstimmend hervorgeht. Später erfolgt der Anstieg wesentlich langsamer. Aus den Versuchen VII und IX geht hervor, daß bei Herabsetzung des Plasmaeiweißes auf etwa die Hälfte oder weniger in 2'/, bis 4 Tagen der hungernde Organismus des Hundes seinen früheren Eiweißgehalt erreichen oder sogar etwas über- schreiten kann. Der Versuch IX ergibt ferner, daß der Wiederersatz des Plasmaeiweißes im hungernden Organismus auch nach re Wiederholung der Durchspülung möglich ist. 3. Der Wiederersatz der Albumine und Globuline des Blut- plasmas findet nicht gleichmäßig statt. In den ersten Stunden nach der Durchspülung findet eine starke Vermehrung der durch die Salzfällungsmethode als Albu- mine charakterisierten Eiweißkörper statt; die so schnell’ ein- tretende Vermehrung des Gesamteiweißes ist fast ausschließlich durch diese Albuminvermehrung bedingt. Die Kurven der Ver- suche, von denen jene zu Versuch IV und VI oben mitgeteilt sind, zeigen dieses Verhalten, soweit sie verwertbar sind, voll- ständig übereinstimmend. Die später eintretende langsame Zunahme der Plasmaeiweiß- körper beruht dagegen vornehmlich auf einer Vermehrung der Globuline, während die Menge der Albumine nur sehr langsam zunimmt oder sogar sich etwa konstant erhält. m —n Beobachtungen über den Wiederersatz der Bluteiweißkörper. 161 Entsprechend diesem Verhalten der Albumine und Globuline steigt der Eiweißquotient kurz nach der Durchspülung rapide an, um dann langsam abzusinken und entweder seinen früheren Wert etwa wieder zu erreichen oder aber noch tiefer herabzugehen, wie in den länger dauernden Versuchen VII und IX (auch in IV angedeutet). Es bedeutet das also, daß trotz des rapiden Anstieges der Albumine unmittelbar nach der Durchspülung die Globuline allmählich so stark zunehmen, daß das Verhältnis der Albumine zu den Globulinen, das vor der Durchspülung bestanden hatte, nunmehr zugunsten der Globuline verschoben ist. Bei Betrachtung der Befunde und beim Versuch einer theoretischen Deutung muß man sich jedenfalls vergegenwärtigen, daß auf kleinere Differenzen der Albumin- und Globulinmengen schon wegen der angewandten Methodik nicht viel zu geben ist, und daß normalerweise bei Hunden erhebliche Schwankungen des Eıweißquotienten vorkommen, deren Ursachen noch nicht klargestellt sind. Aus diesen Gründen ist man nur bei sehr konstant eintretenden oder sehr bedeutenden Ausschlägen in der Lage, allgemeiner gültige Schlüsse zu ziehen. Ferner ist zu bedenken, daß man nicht die Wirkung eines Örganes, sondern des Organismus auf die Blutzusammensetzung studiert und daß man daher bei den ungemein verwickelten Wechselbeziehungen der verschiedenen Organe in der theoretischen Deutung besondere Vorsicht walten lassen muß. Leider ist es mir bisher noch nicht möglich gewesen, die Veränderungen des Blutes nach Ausschaltung bestimmter Organe oder bei künstlicher Durchblutung eines Organes zu untersuchen, sodaß über den Ort der Bildung der Serumeiweißkörper nichts Bestimmtes ausgesagt werden kann. Die am meisten in die Augen fallende und in unseren Ver- suchen überall deutlich ausgeprägte Erscheinung ist die starke Zunahme des Albumineiweißes unmittelbar nach dem Aderlaß. Diese Zunahme tritt so schnell ein und ist so erheblich — zuweilen betrug sie in 3 Stunden bis 30 Proz. — daß man schwerlich wird annehmen dürfen, daß der Organismus in dieser kurzen Zeit eine so große Menge albuminähnlicher Eiweißkörper aus dem Zell- - eiweiß oder aus den Globulinen des Plasmas gebildet haben kann. Letzteres ist deswegen nicht wahrscheinlich, weil die Globuline nicht abnehmen, sondern sich auf dem alten Bestande erhalten. Eine so schnelle und weitgehende Neubildung von Albuminen wird weiterhin noch dadurch unwahrscheinlich, daß die Zunahme nur die erste Zeit nach dem Aderlasse betrifft und dann nur Beitr. z. chem, Physiologie. VII. 11 162 P. Morawitz, äußerst langsam, langsamer sogar als die der Globuline, sich geltend macht. Aus diesen Gründen erscheint es weitaus wahrscheinlicher, die Ursache des Albuminanstieges in anderen Momenten zu suchen. Es könnte dabei erstens eine Verschiebung in dem Sinne in Be- tracht kommen, daß der Organismus dem Blute Wasser entzieht und auf diese Weise eine Albuminvermehrung vorgetäuscht wird. Das Fehlen aller Ödeme oder Exsudate würde nicht gegen diese Anschauung sprechen, wohl aber der Umstand, daß der Globulin- anteil sich nicht vergrößert. Um letzteres zu erklären, müßte man neue und zwar nicht sehr wahrscheinliche Hilfshypothesen machen, etwa derart, daß die Globuline vom Organismus ver- braucht würden, die Albumine nicht, wofür wir vorerst keine Anhaltspunkte haben. Eine weitere Erklärungsmöglichkeit des so schnellen Albumin- anstieges könnte man darin suchen, daß.in der Gewebsflüssigkeit und Lymphe das leichter filtrierende Albumin in größeren Mengen vorhanden ist als das Globulin, und eine Differenz durch reich- lichen Lymphzufluß entstehen kann. Zwei Bestimmungen der Albumine und Globuline der Lymphe aus dem Ductus thoracicus, die ich von dieser Erwägung ausgehend ausführte, ergaben jedoch keine Stütze für diese Anschauung. Die Zahlenangaben mögen hier folgen: 1. Blutserum enthält 8,05 Proz. Eiweiß, davon 0,91 Proz. Euglobulin, 3,57 ,„ Gesamtglobulin, 4,48 „ Albumin. Eiweißquotient = 1,25. Lymphserum desselben Hundes enthält Eiweiß 5,42. 0,57 Proz. Euglobulin, 2,11 ,„ Gesamtglobulin, 33L.%%,. Albümin. Eiweißquotient = 1,56. 2. Blutplasma (Hirudin) eines Hundes enthält: 7,7 Proz. Eiweiß, 1,5l „ Euglobulin + Fibrinogen, 3,15 „ Gesamtglobulin, 4,55 „ Albumin. Eiweißquotient = 1,44. Lymphplasma enthält: | 6,02 Proz. Eiweiß, 1,19 ,„ _Fibrinogen + Euglobulin, 2,4 „ Gesamtglobulin, 3,6 „ Albumin. Eiweißquotient — 1,58. Beobachtungen über den Wiederersatz der Bluteiweißkörper. 163 Die Zahlen für den Eiweißquotienten scheinen also in der Lymphe höher zu sein als im Blut, jedoch sind die Abweichungen nicht derart, daß man mit Sicherheit eine Bedeutung des UÜber- wiegens der Albumine in der Lymphe für den schnellen Anstieg der Albumine nach dem Aderlaß als erwiesen ansehen könnte. Da jedoch die Lymphe des Ductus thoraciecus im wesentlichen Darm-, nicht Gewebslymphe ist, wäre es möglich, daß sich in den Geweben das Verhältnis für die Albumine noch günstiger gestaltet. Wie dem auch sei, jedenfalls scheint der Organismus die Fähigkeit zu haben, entweder in seinen Parenchymzellen oder in der Gewebsflüssigkeit Albumin zurückzuhalten, das, wenn nötig, schnell an die Zirkulation abgegeben werden kann. Eine Bestätigung findet diese Anschauung in der Angabe von Henri und Mayer*), welche bei Durchspülung von Hunden mit Kochsalzlösung in den letzten Blutproben fast gar keine Globuline, wohl aber noch Albumine fanden. In welchen Organen diese Aufspeicherung der Albumine statt- findet, ob, wie es wahrscheinlich ist, alle Organe entsprechend ihrer Masse dabei beteiligt sind, ob vornehmlich oder ausschließ- lieh nur eines oder wenige, entzieht sich vorerst; unserer Kenntnis. Künstliche Durchblutungsversuche verschiedener Organe könnten vielleicht über diese Frage Aufschluß geben. Der langsam eintretende, sich über Tage erstreckende Anstieg der Globuline darf wohl unbedenklich als Neubildung desselben aufgefaßt werden. Anhaltspunkte für eine Bildung von Globu- linen aus Albuminen, wie sie von Moll (loc. cit.) wahrscheinlich gemacht worden ist, haben sich nicht ergeben. Allerdings scheint in einigen Versuchen mit der Zunahme der Globuline eine geringe Abnahme der Albumine einherzugehen, doch sind die Differenzen zu gering, um bestimmte Vermutungen zuzulassen. Vielleicht gelingt es, dieser Frage mittels Durchspülung von Tieren mit sehr albuminreichen Blutkörperchenemulsionen näher zu treten. Ob die neugebildeten Körper freilich wirklich genau das darstellen, was gewöhnlich als Albumin und Globulin bezeichnet wird, muß dahingestellt bleiben, da wir auf wenige relativ rohe Me- thoden zur Charakterisierung dieser Eiweißkörper angewiesen sind. Inwieweit reichliche Fütterung von Einfluß auf den Wieder- ersatz der Eiweißkörper ist, wäre mit Hilfe der Durchspülungs- methode noch zu untersuchen. Es wäre möglich, daß gut gefütterte Hunde sich anders verhalten. (Allerdings dürfte es schwierig *) Henri et Mayer, C. r. soc. de Biol. 28. Juin 1902. 11* 164 P. Morawitz, Beobachtungen über den Wiederersatz usw. sein, den Hunden nach der Durchspülung reichlich Nahrung zu- zuführen.) Die von mir benutzten Hunde waren vor dem Versuch gut gefüttert und hatten vielleicht nicht immer einen ganz leeren Darm. Auch das mag vielleicht von Bedeutung für den Ausfall der Versuche sein. Als Resultat der letzten Erörterung ergibt sich also: 1. Der Albuminanstieg unmittelbar nach dem Aderlaß ist wahrscheinlich auf eine Retention oder Aufspeicherung des Albumins außerhalb des zirkulierenden Blutes zu be- ziehen. 2. Der Wiederersatz der Globuline verläuft beim hungernden Hund schneller als der der Albumine. XI. Das Verhalten von peptischen Verdauungsprodukten der Plasteine zu Leber, Diekdarm, Muskeln, Gehirn und anderen Organen. Von Dr. Joseph Grossmann. Aus dem physiologisch-chemischen Laboratorium der Universität Charkow. Zweite Mitteilung. Durch meine früheren Versuche*) habe ich die Fähigkeit der zerkleinerten Magen- und Dünndarmschleimhaut in Plasteinalbu- mosenlösungen koagulable Stoffe (Plasteine) zu bilden festgestellt. Es war von Interesse, das Verhalten von peptischen Ver- dauungsprodukten der Plasteine auch zu den anderen Organen zu untersuchen. Im folgenden teile ich die Resultate von solchen Versuchen mit, die ich mit Leber, Dickdarm, Muskeln, Gehirn, Niere, Milz und Blut angestellt habe. Außerdem habe ich, um die Einwirkung von Luftbakterien auszuschließen, noch vier Versuche mit Magen- und Dünndarm- schleimhaut unter Chloroformzusatz ausgeführt. Die Versuchsanordnung und die Methodik war im übrigen, wie früher. Versuch XVII. Leber. Ein kleiner Hund wurde durch Verblutenlassen aus beiden Karotiden getötet. Die Leber wurde mit warmer 0,8proz. Kochsalzlösung gewaschen und zwischen Papier abgepreßt. Darauf wurde ein Leberstück gut zer- kleinert, in drei annähernd gleiche Portionen geteilt, in gewogene Kolben eingebracht und gewogen. Eine Portion der Leber (A) wurde mit ?/ı Volumen 1proz. Mononatriumphosphatlösung versetzt und am Rück- flußkühler sofort 20 Minuten lang gekocht, die zweite (B) vor dem Auf- kochen 3 Stunden bei 40° im Brutschrank gehalten, die dritte Probe (C) mit 20 ccm Albumosenlösung aus Fibrinplastein versetzt und für 3 Stunden in den Brutschrank gestellt. *) Diese Beiträge 6, 192. 166 Joseph Grossmann, Alle Stickstoffbestimmungen wurden doppelt ausgeführt. Portion A (sofort analysiert). a = 17,41 g; b= 215 ccm; c = 120 ccm; — 180 com; e =30 ech; I =5,2 cem;.g = 55,9 ccm. Somit auf 209772 (Gewicht des Leberbreies im Kolben C) berechnet = 67,3 ccm n/,,-Säure. Portion B (nach dem Verweilen im Brutschrank). a, = 18,04 g; b, = 2l5icem; ec, = 120 cem; d, = 180 ccm; e, = 307ecm>77, = Goes g,— 64,5 ccm oder auf 20,97 g Leber berechnet —= 74,9 ccm. Portion C (im Brutschrank mit 20 ccm Plasteinalbumosenlösung digeriert). . a, —= 20,97.°g; b, = 215 Cem; €, 120 com; @, Aa0rremr e„=30 ccm; f,=29,7 ccm; g,=319, 275 ccm. Den zugesetzten 20 ccm Plasteinalbumosenlösung entsprechen 287,6 ccm "/,.- Säure. Auf Grund der bei A und B erhaltenen Zahlen muß man schließen, daß die zerkleinerte Leber beim dreistündigen Verweilen im Brutschrank der Autolyse unterlag, denn die Menge nichtkoagulablen Stickstoffs ent- spricht in B=74,9 cem "/,,-Säure, gegen 67,3 cem in A. ‘ Wenn man annimmt, daß die Autolyse in C ebenso weit vorge- schritten war, wie in B, so hätte man, wenn keine Rückverwandlung der zugesetzten Plasteinalbumosen in koagulable Stoffe durch die Leber statt- gefunden hätte, mindestens einen Verbrauch von 74,9 + 287,6 — 362,5 ccm 0/,„-Säure finden müssen. In der Tat haben wir nur 319,275 ccm ver- braucht. Es fehlen also 43,225 ccm "/,,„-Säure, oder 15,02 Proz. der ganzen mit 20 ccm Plasteinalbumosenlösung zugesetzten Stickstoffmenge. Auch wenn man annimmt, daß in C weder Autolyse noch Rückver- wandlung vorgelegen hat, war auf einen Verbrauch von 67,3 287,6 — 354,9 ccm n/,.- Säure zu rechnen. Es fehlen dann immer noch 35,625 cem n/,, - Säure. Versuch XV11. Leber. Mittelgroßer Hund, durch Verblutenlassen aus beiden Karotiden ge- tötet. Ein Leberstück entnommen, gut zerkleinert und in drei Teile ge- teilt. Die übrige Bearbeitung wie im früheren Versuch. Die Portionen B und © 3 Stunden bei 40°. A. a = 29,93:8; b='215 com; c = 1%0 ccm; d— 180 eomFE " Far f=7,1 cem; g— 76,325 ccm, oder auf 24,84 g (Gewicht des Leberbreies C) berechnet = 63,3 ccm. B. a, = 26,36 8; b,—=215. ccm; €, -= 190 eom; d, —- Is0veen 2,2 30 ccm; f,=7,7 cem; g8,=82,775 ccm, oder ‚auf 24,84 g berechnet = 78 ccm. C (+15 cem Plasteinalbumosenlösung). a, — 24,84 g; b, —=215 ccm; c„=120 ccm; d,—180-ecm; ©: = 30 ccm, T, -—- 1945 ven wen 209,625 ccm. Den zugesetzten 15 ccm Plasteinalbumosenlösung entsprechen 215,7 ccm R/]o-Säure, Die Zunahme des nichtkoagulablen Stickstoffs durch Autolyse (B—A) entspricht 14,7 cem N/,,- Säure. , Erwarteter Verbrauch 293,7 ccm "/,„-Säure, Tatsächlich verbraucht 209,625 ccm N/,,-Säure, Verlust = 84,075 ccm n|,,- Säure, d. h. 38,97 Proz. des mit 15 ccm Plasteinalbumosenlösung zugesetzten Stickstoffs. Aber auch wenn man annimmt, daß in C weder Autolyse noch Rückverwandlung vorgelegen hat, fehlen immer noch 69,375 ccm n|,,- Säure, Das Verhalten von peptischen Verdauungsprodukten usw. 167 Versuch XIX. Dickdarm. Von dem in Versuch XVII verwendeten Hunde wurde sofort nach dem Tode ein Diekdarmstück entnommen, eröffnet, durch Auspressen zwischen den Fingern und Waschen gereinigt, gut zerkleinert und in drei Teile geteilt. Das Verweilen der Portionen B und © im Brutschrank dauerte nur 2 Stunden. Bearbeitung wie in den früheren Versuchen. Ra ide e2b0 ccm, ce =130 ccm; d= 180 com; e=30 ccm; f—=5,7 ccm; g—=71,25 ccm, oder auf 22,03 g (Gewicht des Darmstückes im Kolben C) berechnet = 70,2 cem. Bra 39220, a0 ccm, Ce, — 120. ccm: d, = [80'CcH, 6, =30. ccm, f =7,5 ccm; g,=93,75 ccm, oder auf 22,03 g berechnet = 90,7 ccm, C. (Portion, die mit 20 ccm Plasteinalbumosenlösung versetzt war) = 023 2b, 250 cem: &,-—-120 ccm? d, = 180.ccm} 6,30 cell, f, —= 15,6 ccm; g,=195 ccm. Den zugesetzten 20 ccm Plasteinalbumosen- lösung entsprechen 169,6 ccm Wıo-Säure. Die Zunahme durch Autolyse in B entspricht 20,5 ccm "/ıo-Säure. Erwarteter Verbrauch 260,3 ccm »/ıo-Säure. Tatsächlich verbraucht 195 cem N/ıo-Säure. Es fehlen also 65,3 ccm "/ıio-Säure, oder 38,5 Proz. des mit 20 ccm Plasteinalbumosenlösung zugesetzten Stickstoffs. Auch wenn man annimmt, daß in © weder Autolyse, noch Rückver- wandlung vorgelegen hat, fehlen immer noch 44,8 ccm "/1o- Säure. Versuch XX., Diekdarm. Von dem in Versuch XVIII verwendeten Hunde wurde sofort nach dem Tode ein Dickdarmstück entnommen, auf das gründlichste gereinigt, gut zerkleinert und in drei Teile geteilt. Die übrige Bearbeitung geschah wie in Versuch XIX. Das Verweilen der Portionen B und C im Brutschrank dauerte 2?/, Stunden. Für diesen Versuch benutzte ich eine aus Kaseoplastein dargestellte Plasteinalbumosenlösung. Na — 196358: 350. ccm} .e— 120:Ccm: d=— 180-6 ;e = 30 cem; f{=3 cem; g—37,5 ccm, oder auf 17,88 g (Gewicht des Darmstückes im Kolben ©) berechnet — 34,1 ccm. Ba IalTeb, 250 camSc, - 13 ccm} d,= 180 ccm 38, ==30.0CMm; f,—5,8 ccm; g,—=72,5 ccm, oder auf 17,88 g berechnet —= 71,3 ccm. Bra 11,88, 50cm} eV ern? del” em; e,„—30 cem; f,„=14 ccm; g,—=175 ccm. Den zugesetzten 15 ccm Plastein- albumosenlösung entsprechen 160,8 ccm »/10-Säure. Die Resultate von A und B zeigen, daß das zerkleinerte Darmstück beim 2'/,stündigen Verweilen im Brutschrank in ausgesprochener Weise der Autolyse unterlag, denn die Menge nichtkoagulablen Stickstoffs ent- spricht in B= 71,3 ccm "/ıo-Säure, gegen nur 34,1 cem in A. Erwarteter Verbrauch mindestens 232,1 ccm »/jo-Säure, Tatsächlich verbraucht 175 ccm. Es fehlen also 57,1 ccm "/ıo-Säure, oder 35,5 Proz. der ganzen mit 15 ccm Plasteinalbumosenlösung zugesetzten Stickstoff- menge. Aber auch wenn man annimmt, daß in C weder Autolyse, noch Rück- verwandlung vorgelegen hat, fehlen immer noch 19,9 cem N/ıo- Säure. 168 Joseph Grossmann, Versuch XXI. Muskel. Großer Hund; durch Verblutenlassen getötet. Vom Oberschenkel sofort nach dem Tode ein Muskelstück entnommen. Bearbeitung wie früher. Digestionsdauer der Proben B und © 3 Stunden. Die Plastein- albumosenlösung war aus Fibrinplastein dargestellt. A, a= 34,89 g; b=215 com; & = 120 cem; d = 180 ccm; BT oc} f= 10,1 ccm; g= 108,575 ccm, oder auf 38,37 g (Gewicht des Muskel- stückes C) berechnet = 119,4 ccm "/ıo-Säure. B. a,= 35,57 8; b, = 21l5.ccm; 6, = 120 ccm; d, = 180. ccm; e,— 0er f,=10,8 ccm; g,=116,1 ccm, oder auf 38,37 g berechnet — 125,9 ccm n/ı0-Säure, | C (+15 ccm Plasteinalbumosenlösung). a, — 88,37 g; b, = 215 ccm; c„= 120 cem;d, = 180 ccm; e, = 30 cem; 1, —= 20,2 com; g, = 217,I5 ccm. Den zugefügten 15 ccm Plasteinalbumosenlösung entsprechen 127,2 ccm n/ıo-Säure. Die autolytische Zunahme des nichtkoagulablen Stickstoffs in B gegen A entspricht = 17,325 ccm. Erwarteter Verbrauch 253,1 ccm. Tatsächlich gefunden: 217,15 ccm n/10o-Säure. Es fehlen also 35,95 ccm "/ıo-Säure, d. h. 28,2 Proz. des mit 15 ccm Plasteinalbumosenlösung zugesetzten Stickstoffs. Auch wenn man annimmt, daß weder Autolyse, noch Rückverwandlung stattgefunden hat, ergibt sich immer noch ein Fehlbetrag von 18,625 ccm n/10-Säure. Versuch XXII Muskel. Mittelgroßer Hund; durch Verblutenlassen getötet; im Gebiete des Schenkels ein Muskelstück entnommen. Die Proben B und C bleiben im Brutschrank 3 Stunden. Bearbeitung wie früher. Plasteinalbumosenlösung aus Fibrinplastein. A. a = 50,528; bs 21bleem; © = 120 cm ;d =. 180 ech, EB Br f=14 cem; g= 150,5 ccm, oder auf 48,4 g (Gewicht des Muskelstückes CO) berechnet = 144,1 ccm. B. a, = 50,13 g; b, = 215 ccm; e,= 130 ccm; d, — 180 ecm;e, 3002; f,=15 ccm; g, = 161,25 ccm, oder auf 48,4 g berechnet = 155,6 ccm. C (+20 cem Plasteinalbumosenlösung). a,—=484 g; b,=215 cem; e, = 120 ccm; d,, = 180 cem; e, = 30 ccm; 1, = 53 ccm; g,, = 369,75 ©£RE Den 20 ccm Plasteinalbumosenlösung entsprechen 474,4 ccm A/ıo - Säure. Die Steigerung. der Menge des nichtkoagulablen Stickstoffs bei dreistündiger Autolyse entspricht also 11,5 ccm N/ıo-Säure. Erwarteter Verbrauch 630 ccm "/ıo- Säure. Tatsächlich verbraucht 569,75 ccm n/ıo-Säure; es fehlen also 60,25 ccm N/ıo-Säure, oder 12,7 Proz. des mit 20 ccm Plasteinalbumosenlösung zugesetzten Stickstoffs. Auch wenn man annimmt, daß weder Autolyse noch Rückverwandlung stattgefunden hat, würden immer noch 48,75 ccm n/jo-Säure fehlen. Versuch XXI. Gehirn. Von dem in Versuch XXI verwendeten Hunde wurde sofort nach dem Tode das Großhirn entnommen, gereinigt, gut zerkleinert und in drei Teile geteilt. Bearbeitung wie in den früheren Versuchen. Die Proben B und © Das Verhalten von peptischen Verdauungsprodukten usw. 169 bleiben im Brutschrank 3 Stunden. Die Plasteinalbumosenlösung aus Fibrinplastein dargestellt. Ar a == 19,04 85 b = 3550 com; ce = 120 ccm}: d—= 18060; 8 = 30 ccm; f=3,4 ccm; g—=42,5 ccm, oder auf 20,64 g (Gewicht des Großhirn- stückes C) berechnet —= 46,07 ccm. Bra 3204 8; b, = 2350 ccm; 8, =1M0 ccm: d,—= 180.ccH;, 8, —= 830: 0cm) f,—4,6 ccm; g,—57,5 ecm, oder auf 20,64 g berechnet —=58,1 ccm. © (+ 20 cem Plasteinalbumosenlösung). a, — 20,64 ccm ; b,—250 ccm; £, — 120 ecm; d, == 180 ccm; 8,= 30 cem; f,,—=39,8 ccm; g,, — 497,5 cem. Den zugesetzten 20 ccm Plasteinalbumosenlösung entsprechen 474,4 ccm n/jo-Säure. Die autolytische Zunahme des nichtkoagulablen Sückstoffs entspricht 58,1 cem P/ıo-Säure in B gegen 46,07 ccm in A. Erwarteter Verbrauch 519,9 ccm "/ıo-Säure. Tatsächlich verbraucht nur 497,5 ccm "/ıo-Säure; es fehlen also 35 ecm N/1o-Säure oder 7,3 Proz. des mit 20 ccm Plasteinalbumosenlösung zugesetzten Stickstoffs. Unter der Annahme, daß weder Autolyse noch Rückverwandlung statt- gefunden hat, ergibt sich immer noch ein Fehlbetrag von 22,97 ccm n 10-Säure. Versuch XXIV. Gehirn. Dem in Versuch XXII verwendeten Hunde wird sofort nach dem Tode das Großhirn entnommen. Bearbeitung wie früher. Die Proben B und C bleiben im Brutschrank 3!/, Stunden. Die Plasteinalbumosenlösung aus Kaseoplastein dargestellt. 3.832319 5,8235 am}; 6 = 1720 em; d=18 um; 8 50-0m; f—=2,4 ccm; g—=25,8 ccm, oder auf 21,6 g (Gewicht des Gehirnstückes C) berechnet — 25,9 ccm. By, 81,498; b, = 215 Com; &= 120 ee, d, = 180 em; 8,30 ccm; ,=35 cem; g,—37,625 ccm, oder auf 21,6 g berechnet = 37,9 ccm. C (+ 15 ccm Kaseoplasteinalbumosenlösung). a,—21,6 g;b,—215 cem; BE 380.cCm; @,==180 cem; &,==30 ccm) T,162'ecm; g, = 174,15 ccm. Den zugesetzten 15 ccm Plasteinalbumosenlösung entsprechen 160,8 ccm n/jo-Säure. Die autolytische Zunahme des nichtkoagulablen Stickstoffs in B gegen A entspricht 12 ccm "/ıo-Säure. Erwarteter Verbrauch 198,7 ccm "/ıio-Säure. Tatsächlich verbraucht nur 174,15 ccm. Es fehlen also 24,55 ccm n/ıo-Säure, oder 15,2 Proz. des mit 15 ccm Plasteinalbumosenlösung zugesetzten Stickstoffs. Auch wenn man annimmt, daß weder Autolyse noch Rückverwandlung eingetreten wäre, ergibt sich immer noch ein Fehlbetrag von 12,55 ccm n/10-Säure. Versuch XXV. Niere. Großer Hund durch Verblutenlassen aus beiden Karotiden getötet. Beide Nieren sofort entnommen, von der Kapsel befreit, gut zerkleinert und in 3 Teile geteilt. Die übrige Bearbeitung wie in den früheren Versuchen. Das Verweilen der Portionen B und C im Brutschrank dauerte 3 Stunden. Die Plasteinalbumosenlösung war aus Eieralbuminplastein dargestellt. n.a= 19,45 g; b== 2350.e0m; 6 =1% ecm;'d= 180 ech) 6 =%80.ccm; f{=2,8 ccm; g=35 ccm, oder auf 12,98 g (Gewicht des Nierenbreies C) berechnet = 36,4 ccm. 170 Joseph Grossmann, B. a,= 19,97 g; b, = 2350:ccm} ce, = 120’6em} d,=180 cem7 eo; = 30ccHr f,—= 4 ccm), €, — B0tckı oder auf 12,98 g De 50,03 cem. C(+ 15 cem Plasteinalbumosenlösung)) a,= 12,98 g; b, = 250 ccm; c„=120 cem; d,== 180 cem;.e,, =302em; 1, Bene, - Be7rsceen: Den zugesetzten 15 ccm Plasteinalbumosenlösung entsprechen 213 ccm n/,o-Säure. Die Zunahme des nichtkoagulablen Stickstoffs durch Autolyse (B—A) entspricht 13,63 cem "/,.-Säure. Erwarteter Verbrauch 263,03 ccm n/,,-Säure. Tatsächlich verbraucht 187,5 ccm 2/,.- Säure. Verlust = 75,53 ccm "/,.-Säure oder 35,4 Proz. des mit 15 ccm Plasteinalbumosenlösung zugesetzten Stickstoffs. Aber auch wenn man annimmt, daß in C weder Autolyse noch Rück- verwandlung vorgelegen hat, fehlen immer noch 61,9 ccm n/,,-Säure. Versuch XXV1. Milz. Von dem in Versuch XXV verwendeten Hund wurde sofort nach dem Tode die Milz entnommen, gut zerkleinert und in 3 Teile geteilt. Be- arbeitung wie in dem früheren Versuch. Die Portionen B und C drei Stunden bei 40°. Die Plasteinalbumosenlösung aus Eieralbuminplastein dargestellt. A, a =449 g; b—=2156cm;.0—=:120 ccm; d= 180 cm; € 30er f=2 cem; g=21,5 ccm, oder auf 3,9 g (Gewicht des Milzstückes C) be- rechnet = 18,65 ccm. B.a,=4,32 g;b,—=215 ccm; c, = 120 ccm ; d, = /180,ccm 2) — Bora f,—=3 ccm; g,= 32,25 ccm,. oder auf, 3,9 g berechnet =29,1 «cm. C© (+15 ccm Plasteinalbumosenlösung). a,=3,9 g; b,=215 ccm; c„=120 ccm; d,=180 ccm; e,=30 ecm; f,—20'cem; g,— 2la zes Den zugesetzten 15 ccm Plasteinalbumosenlösung entsprechen 213 ccm n/ „Säure. Die Zunahme des nichtkoagulablen Stickstoffs durch Autolyse (B—A) entspricht 10,45 ccm 2/,.-Säure. Erwarteter Verbrauch 442,1 ccm n/,.-Säure. Tatsächlich verbraucht 215 ccm ”/,.-Säure. Es fehlen also 27,1 ccm n/,.-Säure oder 12,7 Proz. der ganzen mit 15 ccm Plasteinalbumosenlösung zugesetzten Stickstoffmenge. Auch wenn man annimmt, daß in C weder Autolyse noch Rückver- wandlung vorgelegen hat, fehlen immer noch 16,65 ccm »/,.-Säure. Versuch XXVI. Blut. Dem durch Verblutenlassen getöteten Pferde wurde eine gewisse Menge Blut entnommen. Nach 24stündigem Stehen im Schnee wurde das klare gelbe Serum abgegossen und in drei gleiche Teile geteilt. Be- arbeitung wie früher. Die Proben B und C bleiben im Brutschrank 3 Stunden. Die Plasteinalbumosenlösung war aus Kaseoplastein dargestellt. A. a=80 g; b=215 em; = 20 en; d='180 Cem) RP >30 [=2 cn; 8= 210m. B. 3, =30 8; 1, »B cn;%, =120 en) 4, =180r ccm 7 BO l,=2'ccn; gs =2Ld. ec. © (+ 15 ccm Kaseoplasteinalbumosenlösung). a,=30 g;b,=215 cem c„=120 ecm; d,, =180. Com}; ®, 30 Cem} L,—=13 com? &, — 139,75 ccm. Den zugesetzten 15 ccm Plasteinalbumosenlösung entsprechen 129 ccm n/ıo-Säure. Autolyse fehlt, denn die Menge nichtkoagulablen Stickstoffs entspricht in B 21,5 ccm n/,„-Säure, ebenso wie in A, en nn ut. BE Ok hi Das Verhalten von peptischen Verdauungsprodukten usw. 171 Erwarteter Verbrauch 150,5 ccm n/,.-Säure, Tatsächlich verbraucht 139,75 ccm. Es fehlen also 10,75 ccm n/,. Säure oder 8,3 Proz. der ganzen mit 15 ccm Plasteinalbumosenlösung zugesetzten Stickstoffmenge. Versuch XXVI. Magen (Chloroformzusatz). Mittelgroßer Hund durch Verblutenlassen aus beiden Karotiden ge- tötet, Magen mit unverdauten Fleischstücken gefüllt. Schleimhautbrei reagiert sauer. Bearbeitung wie in den früheren Versuchen. Digestions- dauer von B und © 3 Stunden. Der Inhalt der gut verschlossenen Kolben B und C wurde mit einigen Tropfen Chloroform versetzt. Plasteinalbu- mosenlösung aus Fibrinplastein. Asa = 18,29 ge; b=2lbreem;'e 120 ccm; .d='180 eem;. 8 =80 "ccm; f=4,8 cem; g=51,6 cem, oder auf 18,55 g (Gewicht des Magenschleim- hautbreies C) berechnet = 52,3 ccm. Bra, 21:92 275,215 cm }’e = 189 can; d,=180 ecm:e,=30 cem; f,=6. ccm; g,=64 ccm, oder auf 18,55 g berechnet =54,5 ccm. C (+ i5 ccm ‘Plasteinalbumosenlösung‘. a,=18,55 g; b,=215 ccm; Be a0 em, di. 180. cem:.0,—80:.cem} I, — 15,5'00m; g,,= 166,625: ccm. Dem Stickstoff der zugesetzten 15 ccm Plasteinalbumosenlösung ent- sprechen 135,3 ccm A"/,o-Säure. Die Zunahme durch Autolyse in B ent- spricht nur 2,2 cem »/,.-Säure. Erwarteter Verbrauch mindestens 189,8 cem n/,,.Säure. Tatsächlich verbraucht 166,625 ccm. Es fehlen also 23,175 ccm "/„-Säure oder 17,1 Proz. der ganzen mit 15 ccm Plasteinalbumosenlösung zugesetzten Stickstoffmenge. Versuch XXIX. Dünndarm (Chloroformzusatz). Dem in Versuch XXVIII verwendeten Hunde wurde sofort nach dem Tode ein Dünndarmstück (Jejunum) entnommen. Weitere Behandlung wie in dem früheren Versuch. Digestionsdauer von B und C 2 Stunden. Plasteinalbumosenlösung aus Fibrinplastein. Ra 24.95 2::5b 250, cam; je 12079 7d4= 180CcH ; € =30 ccm; f=4,8 ccm; g=60 ccm, oder auf 24,08 g (Gewicht des Darmstückes C) berechnet = 57,09 ccm. Bea Dan Eh, - rem Fre ep Icmd E80 Eee zen; 46 Cem; &,=57.ecm, öder auf 24,08 g. berechnet =:61,3 Gem. C (+15 cem Plasteinalbumosenlösung). a,=24,08 g; b,=250 ccm; e> — 120. cemss d, = 180"tCEm. ee, = 30 ceams;ıT, = 14: ccm} g,=175 tem. Den zugesetzten 15 ccm Plasteinalbumosenlösung entsprechen 135,3 ccm n’/ „Säure. Die autolytische Vermehrung des nichtkoagulablen Stickstoffs ist unbedeutend, sie entspricht 4,21 cem N/,,-Säure. Erwarteter Verbrauch 196,6 ccm n/,,„-Säure. Tatsächlich verbraucht 175 ccm. Es fehlen also 21,6 ccm »/,.-Säure oder 16 Proz. des mit 15 ccm Plasteinalbumosenlösung zugesetzten Stickstoffs. Versuch XXX. Magen (Chloroformzusatz). Großer Hund durch Verblutenlassen aus beiden Karotiden getötet, Der Magen fast leer. Bearbeitung wie früher. Die Portionen B und © 172 Joseph Grossmann, 4'/, Stunden bei 40°. Plasteinalbumosenlösung aus Kaseoplastein dar- gestellt. A. a=13,09 g; b= 2315 eem;..c = 190 com; d—180’ech;; 8 SOwem: f=4,2 com; g=45,15 ccm, oder auf 12,25 g (Gewicht des Magenschleim- hautbreies C) berechnet = 42,2 ccm. B. a,= 12,57. g; b,=215 ccm; c, = 120 cem;d, = 180’ eem; e, 3000 f,—=4,1 ccm; 8,=44,075 ccm, oder auf 12,25 g berechnet=42,9 ccm. C (+ 15 cem Plasteinalbumosenlösung). a,=12,25 g; b,=215 ccm; c„=120 eem; d,=180 cem; e,„=30 cem; f,=20 cem; g,=215 cem. Dem Stickstoff der zugesetzten 20 ccm Plasteinalbumosenlösung ent- sprechen 216 ccm "/,.-Säure. Auf Grund der bei A und B erhaltenen Zahlen muß man schließen, daß die zerkleinerte Magenschleimhaut beim 4')stündigen Verweilen im Brutschrank fast keiner Autolyse unterlag, denn die Menge nichtkoagulablen Stickstoffs entspricht in B=42,9 cem n/,- Säure und in A=42,2 cem R/,,-Säure. Erwarteter Verbrauch 258,9 ccm n/,,-Säure. Tatsächlich verbraucht 215 ccm "/,,-Säure. Differenz: 43,9 ccm N/,.-Säure = 20,3 Proz. des mit 20 ccm Plasteinalbumosenlösung zugesetzten Stickstoffs. Versuch XXXL Dünndarm (Chloroformzusatz) Dem in Versuch XXX verwendeten Hunde wurde sofort nach dem Tode ein Dünndarmstück (Jejunum) entnommen. Weitere Behandlung wie früher. Digestionsdauer von B und C 3!/, Stunden. Plasteinalbu- mosenlösung aus Kaseoplastein. A. a=15,25'g; b=250 ecem; c = 120 ccm; .d=180.CCH} 'e = Mr ‚f=4,1 ccm; g=51,25 cem, oder auf 15,94 g (Gewicht des Darmstückes () berechnet =53,5 ccm. B. a,= 14,18 g5 -b, = 2509 7m}; %, =120 tem dd, = 180 ccm e = 32 1,=3,8 ecm; g, —=47,5 ccm, oder: auf 15,94. 8 'bherechnei =53,3 ccm, C (+ 20 cem Plasteinalbumosenlösung). a,= 15,94 g; b,=250 ccm; 6. = 120 cem; d,, = 180. ccm ‚;e,=30 ccm; T,.=17,5/c0m;5, S,,= 218m: Den zugesetzten 20 cem Plasteinalbumosenlösung entsprechen 216 ccm n/,„. Säure. Beim 3!/, stündigen Verweilen im Brutschrank keine auto- lytische Vermehrung des nichtkoagulablen Stickstoffs, denn die Menge des nichtkoagulablen Stickstoffs entspricht in B wie in A 53,5 ccm n/,.-Däure. Erwarteter Verbrauch 269,5 ccm n/,„ Säure. Tatsächlich verbraucht 218,75 ccm A/,.-Säure Es fehlen also 50,75 ecm »/,,-Säure oder 23,4 Proz. der ganzen mit 20 ccm Plasteinalbumosenlösung zugesetzten Stickstoffmenge. Schlußbemerkungen. Auf Grund der in meinen beiden Mitteilungen angeführten Versuchsergebnisse kann man den Schluß ziehen, daß sowohl die frische zerkleinerte Magen- und Dünndarmschleimhaut, wie auch viele andere Organe des Hundes, die Fähigkeit besitzen, bei 2- bis 3-stündigem Verweilen im Brutschrank in genügend kon- zentrierten Plasteinalbumosenlösungen koagulable Stoffe (aller Wahrscheinlichkeit nach Plasteine) zu bilden. - u Das Verhalten von peptischen Verdauungsprodukten usw. 173 Was das Verhalten des Blutserums (vom Pferde) zu Plastein- albumosenlösung anlangt, so verfüge ich leider nur über einen einzigen Versuch, dessen Ergebnis kein entscheidendes ist. Daneben machte ich einige Versuche an Hunden, um das Ver- halten der Plasteinalbumosen bei subkutaner Einspritzung aufzu- klären. Im Hundeharn konnte man 1 bis2 Tage nach der Einspritzung die Anwesenheit von Albumosen ohne Schwierigkeit konstatieren. Aber die genaue Ermittlung der Quantität der mit dem Harn aus- geschiedenen und eventuell im Körper zurückgebliebenen Albu- mosen war leider unmöglich, weil der mit Zinksulfat ausgesalzene Albumosenniederschlag starke Beimischung von Farbstoff zeigte und vielleieht noch andere stickstoffhaltige Substanzen enthielt. Bei der subkutanen Einspritzung von in 0,5 proz. Soda gelösten Plasteinen (etwa 1,08) konnte ich bei mehrtägiger Untersuchung des Harns in Übereinstimmung mit Sawjalow*), der den Hunden Plasteine intravenös einverleibte, keine Spur davon im Harn nachweisen. Ob wirklich in der Schleimhaut des Verdauungstraktes unter normalen Verdauungsbedingungen die Bildung von Plasteinen oder überhaupt von koagulablem Eiweiß aus den aufgenom- menen eiweißartigen Verdauungsprodukten stattfindet? Die Magenversuche von K. Gläßner”*) beantworten diese Frage in betreff der Bildung von koagulablem Eiweiß aus Albumosen be- jahend; leider habe ich in zwei von mir nach Gläßner ange- stellten Versuchen dies Resultat nicht bestätigen können. In den Versuchshälften der Magenschleimhaut fand ich nach 3stündigem Verweilen im Brutschrank immer einen nicht unbeträchtlichen Zuwachs von unkoagulablem Stickstoff. Jedenfalls sind für die endgültige Lösung der wichtigen Frage über die Bildung von Plasteinen in der Schleimhaut des Ver- dauungstraktus oder überhaupt von koagulablem Eiweiß aus Albumosen weitere spezielle Untersuchungen notwendig. Das Vorhandensein von Plasteinen im Mageninhalt bei der Verdauung hat schon Okunew***) bei Tieren nachgewiesen und neuerdings E. Tedeschif) beim Menschen wahrscheinlich ge-- macht. *) Sawjalow, Zur Theorie der peptischen Verdauung. Dissert. Jurieff. 1899 (russisch). **) K. Gläßner, Diese Beiträge 1, 328. **+) Okunew, Beiträge zur Biologie des Chymosins. Botkins Kranken-- hauszeitung 1901 (russisch). 7) E. Tedeschi, Biochemisches Centralblatt 3, Nr. 19/20. 174 Joseph Grossmann, Das Verhalten usw. Es wäre wohl viel wichtiger, wenn man das Vorhandensein von Plasteinen in der Schleimhaut des Verdauungstraktes selbst oder im Blut und anderen Organen während der Verdauung nach- weisen könnte. Aus dem Gesagten folgt, daß die physiologische Rolle der Plasteine im tierischen Organismus bis jetzt durchaus dunkel ist. Auch steht die wichtige Frage über den Chemismus der Bildung von Plasteinen im Gemisch von peptischen Eiweiß- verdauungsprodukten ganz offen. Wird letztere Frage im Sinne der Synthese (Kondensation, Polymerisation usw.) entschieden, so werden die bisher gefundenen Tatsachen viel an Interesse gewinnen. Meine Untersuchungen bringen neues tatsächliches Material in der Richtung, daß sie die Fähigkeit sowohl der Magen- und Darmschleimhaut, wie auch der anderen Organe beweisen, in Plasteinalbumosenlösungen unter gewissen Bedingungen koagulable Stoffe (bzw. Plasteine) zu bilden und daß sie denselben Prozeß auch für die normale Verdauung wahrscheinlich machen. XII. Beiträge zur Kenntnis der Autolyse. Von ©. Schumm. Aus dem chemischen Laboratorium des Allgemeinen Krankenhauses Hamburg- Eppendorf. I. Über die bei der Autolyse der leukämischen Milz ent- stehenden Spaltungsprodukte.*) Versuchsergebnisse. Vor längerer Zeit habe ich Beobachtungen mitgeteilt!), die sich auf die bei der Autolyse der leukämischen Milz stattfindenden Umsetzungen beziehen und die beweisen, daß unter gleichzeitiger starker Abnahme des Gehalts an albumosenartigen Stoffen Lysin, Leucin, Tyrosin und Ammoniak entstehen. Bei Fortführung der Untersuchung unter Anwendung einer größeren Menge Material ist es möglich gewesen, noch weitere Spaltungsprodukte der Eiweißkörper und auch solche der Nucleine zu isolieren. f Im Hauptversuch wurden 1605 g Milz (die von zwei Fällen von lienal-myelogener Leukämie stammten) einer drei Monate dauernden antiseptischen Autolyse unterworfen. In der von Eiweiß befreiten Verdauungsflüssigkeit wurde zunächst die Stickstoffver- teilung nach bekannten Methoden?) untersucht und zwar mit folgendem Ergebnis: -- Von 100 Teilen Gesamtstickstoff entfielen auf: den Phosphorwolframsäureniederschlag . . . . . 28,54 Teile das Filtrat vom Phosphorwolframsäureniederschlag . 71,46 „ den nach Schöndorff?) spaltbaren Anteil des Filtrats vom Phosphorwolframsäureniederschlag . . . 24,11 „ *) Bezüglich der Literatur über Autolyse der Organe verweise ich auf die zusammenfassende Darstellung von Jakoby „Uber die Bedeutung der intracellulären Fermente für die Physiologie und Pathologie“ in „Ergebnisse der Physiologie“ 1, 1, 213, 176 OÖ. Schumm, den nach Schöndorff nicht spaltbaren Anteil des Filtrats vom Phosphorwolframsäureniederschlag 47,35 Teile Ammoniak ; „2 2r.2e 2 So a Hier erscheint beachtenswert, daß nicht weniger als 24 Proz. des Gesamtstickstoffs, d. 1. ein Drittel vom Stickstoff der Amino- säurenfraktion auf solche Stoffe entfällt, die durch Erhitzen mit konzentrierter Phosphorsäure auf 150° ihren Stickstoff als - Am- moniak abspalten. Die Hauptmenge der enteiweißten Verdauungsflüssigkeit, ent- haltend 32 g Stickstoff, wurde unter Anwendung der im wesent- lichen von Kossel und Kutschert), von Fischer), sowie Krüger und Salomon‘) ausgearbeiteten Methoden aufgeteilt. Dabei wurden folgende Stoffe isoliert und identifiziert: In der Fraktion der Alloxurkörper: Guanin, Xanthin, Hypo- xanthin. In der Histidinfraktion: Histidin. In der Lysinfraktion: Lysin. In der Fraktion der Aminosäuren: r-Alanin, l-Leucin, 1-Tyrosin, Thymin, Paramilchsäure. @Quantitativ bestimmt wurde ferner Ammoniak, annähernd quantitativ Tyrosin, dessen Menge 5,2 g betrug. Die Ausbeute an Purinbasen betrug für Guanin 0,2 g, Xanthin 0,25 g, Hypoxanthin 0,5 8. Bei einem zweiten Versuch lieferte die aus 420 g leukämischer Milz (lienal-myelogene Form) nach 2itägiger Autolyse erhaltene Verdauungsflüssigkeit bei einem Stickstoffgehalt von 9,39 g unter Anwendung der gleichen Methoden an Purinbasen 0,10 g Guanin und 0,55 g Hypoxanthin. Das vollständige Fehlen von Adenin in beiden Versuchen spricht für das regelmäßige Vorkommen eines auf Adenin des- amidierend einwirkenden Ferments [Adenase nach Jones?)]. Auffallend ist der große Unterschied in der Gesamtausbeute an Purinbasen: Erster Versuch: Bei 32 g Gesamtstickstoff 0,95 g Purinbasen. Zweiter Versuch: Bei 9,4 g Gesamtstickstoff 0,65 g Purinbasen. Eine zuverlässige Erklärung für die verschiedene Ausbeute läßt sich nicht geben, da einerseits die Zusammensetzung des. Ausgangsmaterials nicht bekannt ist, andererseits die bei der Autolyse der Organe sich abspielenden Vorgänge noch nicht völlig geklärt sind. Tyrosin wurde im zweiten Versuch in einer Menge von 138g isoliert, somit in der gleichen relativen Wenge wie im Haupt- Beiträge zur Kenntnis der Autolyse. 177 versuch. Das scheint mir darauf hinzudeuten, daß bei der Autolyse der leukämischen Milz eine Zersetzung des einmal ge- bildeten Tyrosins nicht stattfindet; wenigstens hat die Vorstellung, daß ın den beiden Versuchen trotz verschiedener Dauer der Autolyse die genau gleichen relativen Mengen Tyrosin einer Weiter- zersetzung entgangen, gleiche relative Mengen aber gespalten wären, etwas Gezwungenes. Der vorliegende Befund scheint mir vielmehr dafür zu sprechen, daß eine Zersetzung des Tyrosins, wie sie z. B. von Emerson*) bei der Pankreasverdauung nachgewiesen worden ist, in der leukämischen Milz nicht stattfindet. Es ist nun von Interesse, daß Kutscher®) bei der Autolyse der Thymusdrüse Tyrosin überhaupt nicht aufgefunden hat. Kutschers Versuchsanordnung war freilich insofern eine etwas andere, als die zerhackten Drüsen erst 24 Stunden mit Wasser ausgezogen und nun die kolierten Auszüge der Autolyse unterworfen wurden. Ob man aber das Fehlen des Tyrosins im genannten Versuche dadurch erklären darf, daß man annimmt, es seien solche Eiweißstoffe, die tyrosinbildende Gruppen enthalten, in dem von Kutscher benutzten Wasserauszug von 500 g Thymus- drüsen überhaupt nicht vorhanden gewesen, ist doch recht fraglich. Somit scheint zwischen den bei der Autolyse der Thymusdrüse einerseits, der leukämischen Milz andererseits sich abspielenden fermentativen Vorgängen ein wesentlicher Unterschied zu bestehen. Wie ich im folgenden Abschnitt näher ausführen werde, bildet sich Tyrosin sehr wahrscheinlich auch bei der Autolyse des leukämischen Knochenmarks. Die Ausbeute an Lysin ist in den beiden Versuchen wieder eine sehr verschiedene. Denn während im Hauptversuch bei einem Gesamtstickstoffgehalt der Verdauungsflüssigkeit von 32 g nur 1,2 g Lysinpikrat erhalten wurden, lieferte im zweiten Ver- such die aus 420 g Milz gewonnene, 9,4 g Stickstoff enthaltende Flüssigkeit 1,4 g Lysinpikrat, und endlich waren in einem früheren Versuche aus nur 400 g Milz etwas über 2 g Lysinpikrat erhalten worden. Die naheliegende Vermutung, daß im Hauptversuch zu- nächst gebildetes Lysin eine nachträgliche Umwandlung erfahren habe, entbehrt indes bislang der Bestätigung, insofern es mir nicht gelungen ist, das von Ellinger°) als Umwandlungsprodukt des Lysins nachgewiesene Pentamethylendiamın (Cadaverin) aufzu- finden. Die Ausbeute an Histidin betrug im Hauptversuch 0,83 g (1,5 Histidindinitrat), während im zweiten Versuch die anscheinend *) Bildung von Oxyphenyläthylamin durch Abspaltung von CO,. Beitr. z. chem. Physiologie. VII. 12 178 O. Schumm, vorhandene geringe Menge sich nicht in eine zur Identifizierung geeignete Form bringen ließ. Die Ausbeute an Thymin betrug im Hauptversuch 0,15 g. Im zweiten Versuch wurde an derselben Stelle eine sehr kleine Menge in heißem Wasser leicht, in kaltem Wasser schwer lös- licher Kristalle erhalten, die beim Erhitzen wie Thymin sublimierten und sich auch gegen Silbernitrat und Ammoniak wie Thymin verhielten. | Bei den übrigen Produkten kann ich Angaben über ihre Menge nicht machen. Paramilchsäure wurde sowohl im Haupt- versuch wie auch im zweiten Versuch nachgewiesen. Der Versuch, Arginin nachzuweisen, war wiederum vergeblich, ebenso wie bei einer früheren Untersuchung. Dieser Befund ließe sich in befriedigender Weise dadurch erklären, daß man das Vorhandensein des von Kossel!P) ent- deckten Arginin spaltenden Ferments in der leukämischen Milz annähme. Indes wird man, ehe nicht der betreffende direkte Beweis geliefert worden ist, immerhin mit der Möglichkeit rechnen müssen, daß das Arginin in der durch Autolyse der leukämischen Milz entstandenen Verdauungsflüssigkeit vorhanden, seine Isolierung aber infolge der Anwesenheit störender Substanzen außerordentlich erschwert ist. Bei der Untersuchung der Aminosäurenfraktion nach den von Fischer und seinen Schülern ausgearbeiteten Methoden ergaben sich Anzeichen für das Vorhandensein noch anderer als der oben angeführten Aminosäuren; ihre Isolierung steht indessen noch aus. Im zweiten Versuch wurde ein Teil der frischen (6 Stunden alten) Milz auf Eiweißspaltungsprodukte untersucht und fest- gestellt, daß albumoseartige Substanzen sehr reichlich vorhanden waren; dagegen gelang es nicht, Tyrosin, Leucin oder andere einheitliche Spaltungsprodukte zu isolieren. Daß Tyrosin und Leucin ın kleiner Menge vorhanden waren, konnte einerseits durch mikroskopische Untersuchung („Leucinkugeln“), andererseits durch den starken Ausfall der Millonschen Reaktion bei der von Albumosen befreiten Flüssigkeit wahrscheinlich gemacht werden. Versuchsprotokoll. Hauptversuch., a) Lienal-myelogene Leukämie. Mann, 50 Jahre. Tod am 17. Ill. 04. Das kurz nach dem Tode aus dem Herzen entnommene Blut enthielt proteolytisches Ferment, Albumosen waren da noch nicht in nachweis- barer Menge vorhanden. Die Hälfte der Milz stand mir zur. Ver- fügung. Nach dem Abwaschen mit heißem Wasser wurde sie fein zer- hackt. 585 g Milzbrei wurden mit der doppelten Gewichtsmenge Wasser, Rz vu. Beiträge zur Kenntnis der Autolyse. 179 15 cem Chloroform!) und 25 ccm Toluol in einer gut verschließbaren Flasche*) stark durchgeschüttelt und bis zum nächsten Tage im Zimmer stehen gelassen. Dann wurde die steril befundene Masse 3 Monate lang bei 37° der Autolyse überlassen. Nachdem am Ende der Digestion die Sterilität festgestellt war, wurde die Flüssigkeit aufgekocht, filtriert und der Filterrückstand mit heißem Wasser ausgewaschen **). Die enteiweißte Flüssigkeit wurde auf 2340 cem aufgefüllt und mit 25 cem Chloroform versetzt. (4 ccm Flüssigkeit=1 g Milz) 100 ccm enthielten 0,6048 g Stickstoff. Zur Aufarbeitung gelangten 2300 cem (= 13,9 g N). b) Lienal-myelogene Leukämie. Mann, Tod am 20. XII. 03. Sektion 12 Stunden nach dem Tode. Ein größeres Stück Milz wurde wie oben verarbeitet. 918 g Milzbrei wurden mit der doppelten Gewichtsmenge Wasser, 40 ccm Chloroform und 60 ccm Toluol gemischt und bis zum nächsten Tage im Zimmer stehen gelassen. Dann wurde die steril be- fundene Masse 3 Monate lang bei 37° der Autolyse überlassen. Nachdem die Sterilität festgestellt war, wurde die Masse wie oben enteiweißt, die enteiweißte Flüssigkeit auf 3640 ccm aufgefüllt und mit 32 ccm Chloroform versetzt. In 100 cem Flüssigkeit = 0,5768 g N. 3560 cem der Flüssig- keit (= 20,5 g N) wurden nun mit den von der ersten Milz herrührenden 2300 ccm Flüssigkeit (= 13,9 g N) gemischt, 100 cem für andere Versuche abgenommen, der Rest auf etwa 5 Liter eingedampft und heiß filtriert. Das Filtrat gab die Tryptophanreaktion. Beim Sättigen mit Ammoniumsulfat entstand eine ziemlich erhebliche Ausscheidung. Analysen. 1. Je 5 ccm erforderten zur Bindung des nach Kjeldahl entwickelten Ammoniaks a) 24 ccm 2-H,SO, ie b) 24 ccm ln a 9, 50 ccm erforderten zur Bindung des im Vakuum bei 37 bis 41° durch Magnesia ausgetriebenen Ammoniaksi?) 13,29 ccm #80, — 0,0186 g Ammoniakstickstoff. 3. 20 cem mit 45 ccm Phosphorwolframsäure-Salzsäuremischung ge- fällt; der Niederschlag abfiltriert, mit 5 proz. Schwefelsäure durch einmaliges Anreiben, dann auf dem Filter ausgewaschen, Filtrat auf 187 g aufgefüllt. Der Niederschlag erforderte zur Bindung des nach Kjeldahl entwickelten *) Ich benutzte bei allen Versuchen Glasgefäße mit gut eingeschliffenen Glasstopfen, die außerdem mit Pergamentpapier überbundea werden. Alles Untersuchungsmaterjal, besonders auch alle schon zur Analyse vorbereiteten Lösungen wurden ausnahmslos durch reichlich bemessenen Zusatz von Chloro- form bezw. Chloroform und Toluol sicher gegen Zersetzung durch Bakterien geschützt, auch wo dies nicht besonders erwähnt ist. #*) Das Auswaschen solcher Rückstände führe ich stets in der Weise aus, daß ich die Masse möglichst vollständig vom Filter nehme, im Mörser mit heißem Wasser anrühre und von neuem auf das Filter bringe. Wird das Filter beim Abnehmen des Niederschlags beschädigt, dann wird es evenfalls mit ausgelaugt. Bei reichlichen Filterrückständen wird dies Ver- fahren noch ein oder zweimal wiederholt und dann das Auswaschen auf dem Filter zu Ende geführt. — In der gewöhnlichen Weise, durch einfaches Auf- gießen von Wasser auf den Niederschlag im Filter, lassen sich derartige Niederschläge nur schwierig genügend auswaschen. 12* 180 OÖ. Schumm, Ammoniaks 27,4 ccm 7 -H,SO, — 0,03836 N. Je 62,3 g des Filtrats er- forderten zur Bindung des durch Erhitzen mit 10 g kristallisierter Phosphor- säure bei 150" abgespaltenen Ammoniaks a) 7,74 ccm —-H,S0, b) 7,74 ccm —-H,80, Im ganzen Filtrat daher 0,0324 g N. Demnach enthalten 100 ccm der Flüssigkeit 0,6720 g Gesamtstickstoff. Davon sind durch Phosphorwolframsäure fällbar 0,1918 g (darin 0,0372 g Ammoniakstickstoff), durch Phosphorwolframsäure nicht fällbar 0,4802 g (davon nach Schöndorff spaltbar 0,1620 g). Der Rest der Flüssigkeit (= 4800 cem) wurde mit verdünnter Schwefel- säure bis zu 5 Proz. und dann so lange mit 20 proz. Phosphorwolfram- säure versetzt, bis das Filtrat bei neuem Zusatz von Phosphorwolframsäure 10 Sekunden lang klar blieb. Diese starke Verdünnung der Flüssigkeit wurde absichtlich gewählt, um die Ausfällung des Phenylalanins zu ver- hüten. Nach dem Absetzen wurde die Flüssigkeit abgehebert, der massen- hafte Niederschlag auf der Nutsche abgesogen, der Rückstand mit 5 Litern 5proz. Schwefelsäure verrieben und wieder auf der Nutsche scharf abge- sogen. Durch Abnehmen des Niederschlags von der Nutsche, Verreiben im Mörser und nochmaliges Absaugen ließ sich noch etwas Flüssigkeit daraus gewinnen. Die vereinigten Filtrate bezeichne ich als A (Amino- säurefraktion), den Niederschlag als B (Basenfraktion). — 0,0108 & N. B. Der Niederschlag wurde mit Wasser verrieben und mit Barytlösung zerlegt, abgesogen, einmal mit 5 Litern warmen Wassers angerührt, ab- gesogen, dann noch 2mal mit je 3 Litern Wasser ausgekocht. Die Filtrate mit Kohlensäure gesättigt, eingedampft, das Barymkarbonat ab- filtriert, ausgewaschen und die Filtrate auf 1'/, Liter eingedampft. Die Flüssigkeit war tief gelb, reagierte stark alkalisch und gab schmutzig- violette Biuretreaktion. — Nach dem Vorgange Kutschers wurde sie mit Salpetersäure schwach angesäuert und mit Silbernitratlösung versetzt, bis. ein Tropfen der Flüssigkeit bei Zusatz von Barytwasser im Überschuß Braunfärbung gab (Niederschlag = BI). Das Filtrat wurde mit Barytwasser versetzt, bis eine abfiltrierte Probe bei vorsichtigem Zusatz von verdünntem Ammoniak keine weiße Trübung mehr gab (Niederschlag—= BMW. Das Filtrat wurde bei 38 bis 40° mit pulverisiertem Baryt gesättigt (Nieder- schlag = BIlI). Das Filtrat hiervon wurde durch Schwefelsäure von Baryt und durch Schwefelwasserstoff von Silber befreit, mit Schwefelsäure bis zu 5 Proz. versetzt und mit Phosphorwolframsäure ausgefällt (Nieder- schlag = BIV). Das Filtrat wurde in üblicher Weise durch Baryt von Phosphorwolframsäure befreit und der überschüssige Baryt mit Kohlen- säure entfernt. Das eingedampfte Filtrat lieferte noch eine kleine Menge Tyrosin. — BI. Alloxurbasenfraktion. Der Niederschlag wurde gewaschen, mit Wasser verrieben, mit. Ammoniak im Uberschuß versetzt und unter öÖfterem Umschütteln 48 Stunden verschlossen stehen gelassen, abfiltriert und ausgewaschen. Aus den Silberverbindungen wurden die freien Basen nach dem Verfahren. Beiträge zur Kenntnis der Autolyse. 181 von Krüger und Salomon dargestellt. Der Niederschlag wurde mit Wasser verrieben und bei Wasserbadwärme vorsichtig mit Salzsäure zerlegt, nach Zusatz der vorgeschriebenen Menge Salzsäure aufgekocht, die Flüssig- keit filtriert, mit stark verdünnter Salzsäure ausgewaschen und die Salz- säure in vorschriftsmäßiger Weise entfernt. Der trockne Rückstand wurde mit Wasser von 40° digeriert, filtriert, mit Wasser salzsäurefrei, danach mit Alkohol und Ather gewaschen. Das Filtrat wurde eingedampft und der Rückstand nochmals in der beschriebenen Weise behandelt. Die ver- einigten Rückstände bezeichne ich als R. Der wässerige Auszug wurde mit Ammoniak in geringem Überschuß versetzt, der entstandene Nieder- schlag abfiltriert, einmal mit schwach ammoniakalischem, dann mit reinem Wasser gewaschen, in Wasser unter Zusatz von wenig Salzsäure gelöst, wieder mit Ammoniak gefällt und mit Wasser, Alkohol und Ather aus- gewaschen und getrocknet. Die Ausbeute betrug 0,2 g analysenreines Guanin. Die Substanz gab die Xanthinprobe in der für Guanin charakteristischen Weise. Amalyse, 0,1007 g gaben 39,1 cem Stickstoff bei 15° und 763 mm Druck — 45,66 Proz. N. Für Guanin, C,H,N,O berechnet = 46,386 Proz. Das Filtrat vom Guanin wurde durch gelindes Erhitzen von Ammoniak befreit und mit kaltgesättigter Pikrinsäurelösung versetzt. Es trat nur eine geringe Trübung ein, die sofort abfiltriert wurde und auf dem Filter nur einen sehr geringen Belag bildete. Adenin konnte demnach höchstens in Spuren vorhanden sein. Aus deın Filtrat wurde nach dem Ansäuern mit Schwefelsäure die Pikrinsäure durch Benzol entfernt, das etwas ein- gedampfte Filtrat mit ammoniakalischer Silberlösung gefällt. Aus dem Niederschlag wurden die freien Basen abgeschieden. Sie wurden in heißer verdünnter Salpetersäure gelöst. Nach dem Erkalten schieden sich Drusen wetzsteinförmiger Kristalle ab, die mit verdünnter Salpetersäure, dann mit Alkohol und Ather gewaschen wurden. Die Ausbeute betrug 0,8 g. Da die Substanz etwas gefärbt war, wurde ein Teil in Wasser gelöst, mit Silbernitrat in die Silberverbindung übergeführt, diese in heißer Salpetersäure vom spez. Gewicht 1,1 gelöst, der beim Erkalten abgeschiedene Niederschlag durch Digerieren mit Ammoniak in die salpetersäurefreie Silberverbindung übergeführt und ab- filtriert. Der Niederschlag wurde mit Wasser verrieben und bei Siedehitze durch Schwefelwasserstoff zerlegt. Das Filtrat wurde zur Entfernung noch beigemengten Silbers zur Trockne verdampft, der Rückstand in heißem Wasser gelöst, die filtrierte Lösung bis auf ein kleines Volumen einge- dampft und nach dem Erkalten die ausgeschiedene Substanz abfiltriert und getrocknet. Analyse. 0,0776 g gaben 27,0 ccm N bei 9,5° und 758 mm Druck = 41,65 Proz.N, Für Hypoxanthin, C,H,N,O berechnet— 41,18 Proz. N. Das Filtrat vom Hypoxanthinnitrat ergab bei der weiteren Untersuchung nur eine geringe Menge von Basen, sodaß deren Identifizierung nicht möglich war. Der ungelöste Teil (R) des Basengemisches wurde in der vorge- schriebenen Menge heißer, 3,3proz. Natronlauge gelöst. Da innerhalb 24 Stunden keine Ausscheidung erfolgte, wurde die Flüssigkeit in ein 182 OÖ. Schumm, aufgekochtes und wieder erkaltetes Gemisch aus gleichen Volumen konzentrierter Salpetersäure und Wasser eingegossen und 24 Stunden in der Kälte stehen gelassen. Der abgeschiedene stark gefärbte Niederschlag wurde mit heißem Wasser verrieben und durch Zusatz der eben erforder- lichen Menge NaOH gelöst. Die filtrierte Lösung wurde mit Essig- säure angesäuert und der Niederschlag nach 24 Stunden abfiltriert, noch- mals in obiger Weise in Lösung gebracht, ausgefällt, gewaschen und getrocknet. Die Ausbeute betrug 0,25 g. Die Substanz gab die Xanthin- probe. Analyse. 0,0827 g gaben 26,3 ccm Stickstoff bei 16° und 757 mm Druck = 36,94 Proz. N. Für Xanthin, C,H,N,O, berechnet — 36,84 Proz. Im Filtrat vom Xanthinnitrat war nur noch eine unbedeutende zur Untersuchung nicht ausreichende Menge basischer Substanz enthalten, Bil. Histidin fr aktion; Der ausgewaschene Niederschlag wurde mit Wasser verrieben, die Flüssigkeit mit Schwefelsäure angesäuert und mit Schwefelwasserstoff zersetzt, die Schwefelsäure mit Baryt, der Überschuß an Baryt mit Kohlensäure entfernt und das Filtrat zum Sirup eingedampft. Beim Er- kalten schieden sich Drusen von 5 bis 7 mm langen Kristallen aus, die abfiltriert und mit wenig Wasser gewaschen wurden. Aus dem Filtrat ließen sich durch Eindampfen noch weitere Portionen der gleichen Kristalle gewinnen. Die letzte, stark alkalisch reagierende Mutterlauge wurde nach den Angaben Kossels mit der erforderlichen Menge Schwefelsäure ver- setzt und mit Quecksilbersulfatlösung gefällt. Aus dem Quecksilbernieder- schlag ließ sich in geringer Menge das Chlorid einer Base gewinnen, das die charakteristische Kristallform des Histidindichlorids aufwies. Zur Analyse reichte die Menge nicht aus. Das Filtrat von der Quecksilber- fällung enthielt anscheinend noch eine andere basische Substanz, die sich aber nicht in analysierbare Form bringen ließ. Die oben beschriebenen großen Kristalle wurden durch Umkristallisieren aus Wasser gereinigt. Die gereinigte Substanz war in Wasser ziemlich leicht löslich und enthielt reichlich Salpetersäure und Baryum. Ihre wässerige Lösung wurde durch Silbernitrat nicht getrübt, bei Zusatz von Ammoniak entstand dann ein dicker Niederschlag, der im Überschuß von Ammoniak leicht löslich war. Die Substanz verhielt sich demnach wie ein Doppelsalz aus Histidinnitrat und Baryumniträt. Die Substanz wurde nun in Wasser gelöst, der Baryt genau mit Schwefelsäure ausgefällt und das sauer reagierende Filtrat zum Sirup eingedampft. Beim Erkalten kristallisierte dieser vollständig. Durch Umkristallisieren aus Wasser unter Zusatz von etwas Tierkohle wurde die Substanz in großen weißen prismatischen Kristallen erhalten, die ab- gesogen, mit Alkohol gewaschen und getrocknet wurden. Die Substanz enthielt reichlich Salpetersäure, gab beim Erhitzen die Biuretprobe und verhielt sich gegen Silbernitrat und Ammoniak wie Histidin. Die Ausbeute betrug 1,5 g. Analyse, 0,1034 g gaben 22,3 ccm Stickstoff bei 12° C und 756 mm Druck — 25,47 Proz. N. Für Histidindinitrat, (C,H,N,0,.2 HNO,) berechnet — 24,91 Proz. N Beiträge zur Kenntnis der Autolyse. 183 Ein Teil der Substanz wurde nach Hedin in die Silberverbindung übergeführt. 0,1143 g gaben 0,0641 g Ag=—56,08 Proz. Ag. Für C,H, Ag,N,0, . H,O berechnet — 55,81 Proz. Ag. BIL Argininfraktion. Der mit Barytwasser ausgewaschene Niederschlag wurde durch Schwefelsäure von Baryt, durch Schwefelwasserstoff von Silber und durch Kohlensäure von überschüssigem Baryt befreit. Filtrat und Wasch- wasser wurden zum Sirup eingedampft. Da dieser auch nach langem Stehen in der Kälte keine Kristalle ausschied, wurde er nach der Vor- schrift von Kossel mit Salpetersäure gesättigt. Es gelang aber nicht, eine Kristallisation von Argininnitrat zu erzielen, auch nicht nach langem Stehen im Exikkator. Der lackartige Rückstand wurde daher in die Kupferverbindung übergeführt. Alle Versuche, daraus eine kristallisierende Verbindung zu erhalten, schlugen fehl. Die Masse wurde von Kupfer be- freit, das Filtrat mit 5 Proz. Schwefelsäure versetzt, mit Phosphorwolfram- säure gefällt, der reichliche Niederschlag ausgewaschen, mit Baryt zersetzt und der Uberschuß von Baryt durch Kohlensäure entfernt. Das baryt- freie, alkalisch reagierende, zum Sirup eingedampfte Filtrat kristallisierte weder direkt noch nach der Überführung in die Salpetersäureverbindung. Leider war es mir zur Zeit der Untersuchung nicht möglich, ein brauch- bares Präparat von Picrolonsäure zu erhalten, sodaß mir dieser Weg zur Isolierung des Arginins verschlossen, war. Meine Bemühungen, durch fraktionierte Fällung mit Silbernitrat und Baryt, durch Überführung in die Platin- bzw. Pikrinsäureverbindung zu einer kristallisierbaren Substanz zu gelangen, hatten keinen Erfolg. BIV-Bysintraktion, Der gewaschene Phosphorwolframsäureniederschlag wurde in üblicher Weise auf die freien Basen verarbeitet. Die barytfreie Flüssigkeit gab beim Eindampfen einen stark alkalisch reagierenden Sirup, der nach Kossel mit alkoholischer Pikrinsäurelösung unter Zusatz von Alkohol gefällt wurde. Im Gegensatze zu früheren eigenen Beobachtungen ließ sich die Ausfällung der Pikrate hier nur schwierig bewirken, trotzdem ein Uberschuß von Pikrinsäure sorgfältig vermieden wurde. Der erhaltene harzige Niederschlag wurde mehrfach mit Alkohol ausgekocht und aus Wasser umkristallisiert (Zeichen „L*). Der alkoholische Auszug wurde mit dem Filtrat von der ursprünglichen Pikrinsäurefällung vereinigt, der Alkohol verdampft, der Rückstand mit verdünnter Schwefelsäure ange- säuert und durch Ather von Pikrinsäure befreit. Nach dem Verjagen des Athers wurde die Flüssigkeit auf 5 Proz. Schwefelsäuregehalt gebracht und mit Phosphorwolframsäure gefällt. Der in üblicher Weise auf freie Basen verarbeitete Phosphorwolframsäureniederschlag lieferte einen alkalisch reagierenden Sirup, der bei nochmaliger Behandlung mit alkoholischer Pikrinsäurelösung und Alkohol eine winzige Menge eines schwerlöslichen Pikrats gab. Das Filtrat wurde wieder von Alkohol und Pikrinsäure be- freit, mit Phosphorwolframsäure gefällt und auf freie Basen verarbeitet. Der erhaltene alkalisch reagierende Sirup wurde mit Salzsäure neutralisiert und im Vakuumexsikkator über Schwefelsäure eingeengt. Die Masse blieb amorph. Die Versuche, durch Überführung in Platinverbindungen, bzw. Benzoylierung zu kristallisierbaren Substanzen zu gelangen, waren ebenso 184 OÖ. Schumm, vergeblich wie der Versuch, nach Kutschers Vorschrift13) Cholin nach- zuweisen. Ein Anhalt für die Gegenwart von Cadaverin hat sich nicht ergeben. Analyse des Pikrats 7,52 0,2006 g gaben 0,2811 g CO, und 0,0814 g H,O = 38,22 Proz. C und 4,55 Proz. H. Für Lysinpikrat berechnet —= 38,40 Proz. C und 4,53 Proz. ir Die Ausbeute an Lysinpikrat betrug 1,2 g. A. (Aminosäuren-Fraktion.) Die Flüssigkeit wurde zur Entfernung der Phosphorwolframsäure mit Baryt in geringem Überschuß versetzt, der Baryt durch vorsichtigen Zu- satz von Schwefelsäure bis auf einen sehr geringen Rest entfernt. Das Filtrat wurde zum Sirup eingedampft und an einen kühlen Ort gestellt, um das Tyrosin möglichst vollständig zur Abscheidung zu bringen. Es kristallisierte eine reichliche Menge in Gestalt großer weißer Drusen aus. Nach dem Verdünnen der Masse mit Wasser wurde das Tyrosin abgesogen, mit kaltem Wasser, Alkohol und Ather gewaschen und getrocknet. Seine Menge betrug 5,2 g. Ein Teil wurde nach dem Verfahren von Haber- mann und Ehrenfeldt!4, mit Eisessig erwärmt, abfiltriert, mit Eis- essig, Alkohol und Äther gewaschen, getrocknet und analysiert. 0,1379 g gaben 0,3013 g CO, und 0,0765 g H,O = 59,59 Proz. C und 6,22 Proz. H. Für Tyrosin berechnet —= 59,66 Proz. C und 6,07 Proz. H. 0,5 g in 95 g 21proz. Salzsäure gelöst zeigten bei 1 dem Rohrlänge im Saccharimeter eine Linksdrehung von 0,35° Das Filtrat vom Tyrosin wurde bis zur Honigkonsistenz eingedampft und in den Eisschrank gestellt. Es schied sich nur noch wenig Tyrosin und zwar nur in mikroskopischen Kristallen aus, eine Probe der Flüssig- keit gab nur relativ schwache Millonsche Reaktion. Demnach war das Tyrosin in der Hauptsache entfernt. — Die Masse wurde mit etwas Wasser verdünnt, auf der Nutsche abgesogen, mit wenig kaltem Wasser, dann mit Alkohol und Ather gewaschen. Durch Eindampfen der Mutterlauge, Abnutschen der ausgeschiedenen Massen und noch zweimalige Wieder- holung der gleichen Operationen ließen sich im ganzen 36 g Substanz ge- winnen, die einen großen Teil des gebildeten Leucins enthalten mußten. Ich bezeichne diese Substanz als „Roh-Leucin“. Weitere Mengen ließen sich in dieser Weise nicht gewinnen, da beim Auswaschen, selbst mit 50proz. Alkohol, alles wieder in Lösung ging. Die letzte Mutterlauge wurde daher heiß mit Zinkoxyd gesättigt15), filtriert und zum Sirup ver- dampft. Selbst nach tagelangem Stehen trat die Abscheidung eines Zink- salzes nicht ein. Es gelang also nicht, Glutaminsäure in Gestalt ihres Zinksalzes zu gewinnen. Die Masse wurde daher nach dem Verdünnen mit Wasser durch Schwefelwasserstoff von Zink befreit, Filtrat und Waschwässer etwas eingedampft und in 2 Portionen im Kutscherschen Extraktionsapparatt6) (von 500 cem Inhalt) einer erschöpfenden Extraktion mit Ather unterzogen. Nach Beendigung der Extraktion wurde die Äther- lösung aus dem Kolben gegossen, der Kolben mit Äther nachgespült. (Atherlösung = Ae.) Im Kolben verblieb ein brauner, in kaltem Wasser nur teilweise, in heißem Wasser leicht vollständig löslicher Bodensatz. Zur Reinigung wurde die Substanz in heißem Wasser gelöst, die Lösung | I\ Beiträge zur Kenntnis der Autolyse. 185 mit Tierkohle erhitzt, filtriert und das Filtrat eingedampft. Beim Erkalten schieden sich farblose Kristalle aus, die abgesogen, mit wenig kaltem Wasser gewaschen und im Exsikkator getrocknet wurden. Durch Ein- engen der Mutterlauge ließen sich ebenfalls noch Kristalle erhalten. Die Gesamtmenge betrug 0,15 g. Die Substanz war schwefelfrei, enthielt aber Stickstoff; bei vorsichtigem Erhitzen sublimierte die Hauptmenge, während sich ein Teil unter Braunfärbung zersetzte. Sie war ohne Rückstand flüchtig, gab keine Kupferverbindung und reagierte in wässeriger Lösung auf Lackmuspapier neutral. Die wässerige salpetersaure Lösung der Substanz wurde durch Silbernitrat nicht getrübt; bei vorsichtigem Zusatz von Ammoniak entstand dagegen eine sehr voluminöse Fällung, die im Überschuß von Ammoniak leicht löslich war. Analyse. 0,0538 g gaben 0,0938 g CO, und 0,0229 g H,O = 47,55 Proz. © und 4.71 Proz. H. Für Thymin berechnet = 47,62 Proz. C und 4,76 Proz. H. Bromwasser wurde durch die Substanz entfärbt. Da das Material aufgebraucht war, ließ sich leider keine Stickstoffbestimmung ausführen. Durch die beschriebenen Reaktionen und das Ergebnis der Analyse ist indessen die Identität der Substanz mit dem Thymin festgestellt. Die Ätherlösung (Ae) hinterließ nach dem Verdunsten des Äthers einen stark sauer reagierenden Sirup. Obgleich nach dem Gange der Untersuchung flüchtige Fettsäuren kaum mehr vorhanden sein konnten, wurde der Rückstand nach dem Verdünnen mit Wasser längere Zeit mit Wasserdampf destilliert. Das Destillat reagierte sehr schwach sauer. Es wurde mit Soda übersättigt, auf ein kleines Volumen eingedampft, mit Phosphorsäure angesäuert und wieder mit Wasserdampf destilliert. Das Destillat reagierte nahezu neutral auf Lackmus, eine flüchtige Fettsäure ließ sich darin nicht nachweisen. Eine Probe des Destillationsrückstandes gab mit verdünnter Eisenchloridlösung intensive Gelbfärbung, wodurch die Anwesenheit von Milchsäure wahrscheinlich gemacht wurde. Der Rück- stand wurde mit Äther erschöpft und der Ätherauszug bei gewöhnlicher Temperatur verdunstet. Es verblieb ein stark sauer reagierender sirupöser Rückstand, der sich quantitativ in milchsaures Zink überführen ließ. Seine Menge betrug 0,43 g. Analyse. 0,2162 g (bei 120° getrocknet!) gaben 0,0728 g ZnO = 33,67 Proz. ZnO. Für wasserfreies milchsaures Zink berechnet = 33,33 Proz. ZnO. Die wässerige Lösung des Zinksalzes war linksdrehend, die vorhandene Säure demnach Paramilchsäure. Der mit Äther erschöpfte Rest der Amidosäurenfraktion wurde mit Wasser verdünnt und in der Hitze mit Kupferkarbonat gesättigt. Aus dem Filtrat schied sich beim Erkalten eine schwer lösliche Kupferverbindung nicht ab; auch nach dem Eindampfen und Stehenlassen in der Kälte wurde ein schwerlösliches Kupfersalz nicht erhalten. Die Masse war dagegen durchsetzt mit mikroskopischen Kugeln von der Gestalt des rohen Leueins. Sie wurde nun durch Schwefelwasser- stoff von Kupfer befreit, Filtrat und Waschwässer auf etwa 200 ccm ein- gedampft, stark abgekühlt und unter fortgesetztem Kühlen mit gasförmiger Salzsäure gesättigt. Das Gefäß wurde dann in einem Behälter mit Eis mehrere Tage im Eisschrank aufbewahrt. Eine Abscheidung von Glutamin- säurechlorhydrat trat dabei nicht ein. Die Flüssigkeit wurde dann mit 186 OÖ. Schumm, 700 ccm absolutem Alkohol gemischt und mit gasförmiger Salzsäure ge- sättigt, der Alkohol im Vakuum abdestilliert, der Rückstand mit 600 ccm absolutem Alkohol gemischt, wieder verestert, der Alkohol wieder ab- destilliert und der Rückstand mit 500 ccm absolutem Alkohol nochmals verestert. Die Flüssigkeit wurde dann abgekühlt und in den Eisschrank gestellt. Trotz Impfens mit einem Kristall von Glykokollesterchlorhydrat trat eine Abscheidung von Glykokollesterchlorhydrat nach mehrtägigem Stehen im Eisschrank nicht ein. Nachdem der Alkohol bei 35 bis 40° unter stark vermindertem Druck abdestilliert worden war, wurde die Ver- esterung nochmals wiederholt, der Alkohol wieder in gleicher Weise entfernt und der Rückstand auf die freien Ester nach dem Verfahren von Fischer verarbeitet. Er wurde im Paraffinbad einer zweimaligen fraktionierten Destillation bei 8 bis 10 mm Druck unterzogen. Erhalten wurden bei: I. 40 bis 55° (Temperatur der Dämpfe) 1,5 ee) ib... 55 bis,? 69° > 4 E 1: II. 69 bis 82° € N 1V.- 82 bis. 10r° a e = ad V. 101 bis 194° : r R 25, v1. 125 -bis. 170° „ wenige Tropfen. Offenbar fand bei dieser Temperatur "schon weitgehende Zersetzung des Kolbeninhalts statt. Der Rückstand bildete eine ee Masse von Honigkonsistenz, deren Verarbeitung keine reine Substanz lieferte. Um die in den ausgeätherten Massen noch vorhandenen Reste von Estern zu gewinnen, wurde mit Salzsäure schwach angesäuert, einge- dampft, von den Salzen möglichst befreit, der beträchtliche steifsirupöse Rückstand zweimal verestert; die salzsauren Ester wurden nach den An- gaben Skraups!?) mit Alkoholäther abgeschieden und in die freien Ester verwandelt. Um die durch Alkoholätherextraktion etwa nicht gewonnenen Ester noch möglichst abzuscheiden, wurde die Masse nochmals nach dem Verfahren von Fischer behandelt. Nachdem sämtliche Auszüge ver- einigt und Alkohol und Äther unter stark vermindertem Druck abdestilliert waren, verblieb nur eine relativ kleine Menge von Estern, die ebenfalls fraktioniert wurden. — Druck 8 bis 9 mm. Erhalten wurden bei: VII. 40 bis 60° (Temperatur der Dämpfe) 0,5 g VII. 60 bis 80° $ = 5 0,4 „ IX. 80 bis 160° 2 b # 0:35 Im Kolben verblieb ein zäher brauner Rückstand, der nicht ver- arbeitet wurde. Wie oben angegeben ist, waren durch Eindampfen der Aminosäuren- fraktion (A) 36 g „Roh-Leucin“ erhalten worden. Diese Substanz war inzwischen ebenfalls verestert, die freien Ester nach Fischer abge- schieden und bei 6 bis 9 mm destilliert worden. Folgende Fraktionen wurden erhalten: X. Bis 70% (Temperatur der Dämpfe) 1 g xl. :70 937902 n R 5 Hauptmenge *) XI. 90 bis 125° z a m 1 8 XII, 125 bis 160° 2 geringe Menge. Der harzige Kolbenrückstand wurde "nicht untersucht. *) Leider wurde ein beträchtlicher Teil dieser Fraktion verschüttet, sodaß sich die Menge nicht feststellen ließ. Beiträge zur Kenntnis der Autolyse. 187 Die Veresterung der einzelnen Fraktionen erfolgte sofort nach ihrer Darstellung, und zwar, ebenso wie die weitere Verarbeitung unter An- wendung der von Fischer und seinen Schülern ausgearbeiteten Methoden. Die aus Präparat I und VII gewonnenen Aminosäuren wurden zu- sammen verarbeitet und durch fraktionierte Kristallisation aus Wasser bzw. verdünntem Alkohol in 3 Portionen zerlegt, die sämtlich in Wasser leicht löslich waren und süßen Geschmack besaßen. 1. Fraktion. 0,1355 g gaben 0,2236 g CO, und 0,1040 g H,O = 45,01 Proz. C und 8,60 Proz. H. Berechnet für Alanin 40,45 Proz C und 7,87 Proz. H. Berechnet für Aminovaleriansäure 51,28 Proz. C und 9,40 Proz. H, 2. Fraktion. 0,2140 g gaben 0,3310 g CO, und 0,1556 g H,0 = 42,18 Proz. C und 8,15 Proz. H. 3. Fraktion. 0,1434 g gaben 0,2213 g CO, und 0,1041 g H,O = 42,09 Proz. C und 8,14 Proz. H. Ein Teil dieser Fraktion wurde in die Kupferverbindung übergeführt, der in Wasser leicht lösliche Anteil zur Kristallisation gebracht und nach dem Trocknen bei 105° analysiert. 0,2908 g gaben 0,0892 g CuO — 30,67 Proz. CuO. Für Alaninkupfer ([C,H,NO,]’Cu — H,O) berechnet 30,88 Proz. CuO. Der Rest dieser Fraktion (= 0,25 g), in 4,5 ccm 25proz. Salzsäure gelöst, zeigte bei 1 dem Rohrlänge im Saccharimeter 0,3 Proz. Rechts- drehung. Eine andere Aminosäure ließ sich nicht isolieren. Präparat II wurde vergeblich auf «-Pyrrolidinkarbonsäure untersucht. Auch eine andere einheitliche Amidosäure wurde nicht erhalten. Die aus Präparat III und Präparat IV erhaltenen Aminosäuren wurden gesondert mit der 10fachen Menge absoluten Alkohols ausgekocht, die alkoholischen Auszüge vereinigt und verdunstet. Es gelang nicht, in den geringen Rückständen «-Pyrrolidinkarbonsäure nachzuweisen. Der alkoholunlösliche Teil von Präparat III betrug 1,8 g. Trotz wiederholter fraktionierter Kristallisation wurden keine einheitlichen Aminosäuren gewonnen. Ein schwerlöslicher Anteil gab bei der Analyse Werte, die denen des Leucins nahestehen. 0,2054 g gaben 0,3960 g CO, und 0,1736 g H,O = 52,58 Proz. C und 6,47 Proz. H. Für Leuein u = 54,96 Proz. C und 9,92 Proz. H. Ein leichter löslicher Anteil von süßem Geschmack gab Werte, die zwischen denen des Alanins und Leucins stehen. 0,1593 g gaben 0,2813 g CO, und 0,1327 g H,O = 48,16 Proz. C und 9,3+ Proz. H. Bei der PER einer weiteren Fraktion wurden Werte erhalten, die sich den für Ammovaleriansäure verlangten nähern: 0,1076 g gaben 0,1915 g CO, und 0,0878 g H,O = 48,54 Proz. C und 9,16 Proz. H. Die Präparate IV, V, VI, IX, XII und XIII wurden erfolglos auf Phenylalanin, Asparaginsäure und Glutaminsäure untersucht. Präparat VIII lieferte eine kleine Menge Leucin, Präparat X (zum Teil aus Alkohol bestehend) lieferte keine einheitliche Amidosäure. 188 OÖ. Schumm, Präparat XI bestand in der Hauptsache aus Leucin. a-Pyrrolidin- karbonsäure ließ sich auch in diesem Präparat nicht auffinden. Aus dem in Alkohol unlöslichen Teil wurden durch Kristallisation 4 Fraktionen dargestellt. 1?PFrakti0on: a7 0,1199 g gaben 0,2413 g CO, und 0,1076 g H,O =54,89 Proz. C und 10,06 Proz. H. Für Leucin berechnet = 54,96. Proz. C und 9,92 Proz. H. Schmelzpunkt 291° (uncorr.). 0,4 g in 14,6 g 21 proz. Salzsäure gelöst zeigten bei 1 dem Rohrlänge im Saccharimeter eine Rechtsdrehung von 0,6 Proz. 2, Fraktion. 11,98. 0,1132 g gaben 0,2280 g CO, und 0,1018 g H,O = 54,93 Proz. C und 10,08 Proz. H. Rechtsdrehung der salzsauren Lösung wie bei der ersten Fraktion. 8 Frakt1032 128. 0,1395 g gaben 0,2778 g CO, und 0,1233 g H,O =54,31 Proz. C und 991. Proz. H. Rechtsdrehung der salzsauren Lösung wie bei der ersten Fraktion. 4. Fnakt ion 0,88, Die Substanz besaß süßlichen Geschmack; die Isolierung und sichere Identifizierung einer einheitlichen Aminosäure gelang nicht. Zweiter Versuch. c) Lienal-myelogene Leukämie*). 22 jähriges Mädchen, Tod am 13. Vil. 08. 5 Stunden nach dem Tode wurden 475 g der Milz genau in der im Hauptversuch beschriebenen Weise einer dreiwöchentlichen Autolyse unterworfen und in genau entsprechender Weise verarbeitet. Ferner wurden 6 Stunden nach dem Tode 250 g Milzbrei mit der doppelten Gewichtsmenge Wasser unter Zusatz von Essigsäure aufgekocht, filtriert; der Rückstand wurde gut ausgewaschen, das Filtrat auf 1 Liter aufgefüllt und mit 1 Proz, Chloroform versetzt. Nachdem der Gehalt an Gesamtstickstoff und Ammoniak festgestellt war, wurde ein größerer Teil zur qualitativen Untersuchung verwandt. Von der autolysierten Portion wurde ein Teil zur Bestimmung des Stickstoffgehalts, die Hauptmenge, entsprechend 420 g Milz, zur Unter- suchung auf Spaltungsprodukte benutzt. Analysen. Gekochte Portion. Je 10 ccm erforderten zur Bindung des nach Kjeldahl entwickelten Ammoniaks a) 10,14 cem -Schwefelsäure. b) 10,22 cem R Mittel 10,18 ccm = 0,014825 g N. In 100 g Milz (enteiweißt) daher 0,5700 g N. 40 ccm erforderten zur Bindung des durch Magnesia im Vakuum bei 37° austreibbaren Ammoniaks 1,09 cem 1,“ Schwefelsäure = 0,001526 gN. In 100 g Milz (enteiweißt) daher 0,01526 g Ammoniakstickstoff. *) Es ist derselbe Fall, bei dem ich die in diesen Beiträgen [4, 446 (1904)] beschriebene Blutuntersuchung ausgeführt habe. PERR 77 2775 189 Beiträge zur Kenntnis der Autolyse. II. Über die Autolyse des leukämischen Knochenmarks. Bei einem Falle von lienal-myelogener Leukämie*) wurden 13 Stunden nach erfolgtem Tode 26 g Knochenmark (aus den Oberschenkelknochen) entnommen und im Mörser gut zerquetscht und gemischt. Eine Hälfte wurde mit 26 cem Wasser vermischt, mit Essigsäure schwach angesäuert, aufgekocht und nach dem Erkalten mit 1 ccm Chloroform und 2 ccm Toluol versetzt. Die andere Hälfte wurde mit 1 ccm Chloroform und 2 ccm Toluol versetzt, bis zum nächsten Tage in einer Flasche im Zimmer stehen gelassen, die Sterilität festgestellt. Beide Portionen wurden in den Brutschrank gebracht und nach 6 Monaten untersucht. Die gekochte Portion war farblos, die ungekochte tief gelb. Beide Portionen enthielten reichlich Chloroform und Toluol und waren steril. Sie wurden in gleicher Weise bei schwach saurer Reaktion aufgekocht, filtriert, nach Auswaschen des Rückstandes die Filtrate je auf 60 ccm aufgefüllt und in gleicher Weise auf Eiweißspaltungsprodukte untersucht. Biuretprobe Tryptophanreaktion Sättigung mit Ammo- niumsulfat Millons Reaktion Fällung mit Phosphor- wolframsäure bei Gegen- wart von Salzsäure Beim Eindampfen von 30 cem verbleibt Autolysierte Portion fast negativ Gekochte Portion negativ positiv sehr geringe Trübung intensiv rote Lösung negativ sehr geringe Trübung wenige rosa gefärbte Eiweißflöckchen sehr reichlicher Nieder- schlag relativ beträchtlicher Rückstand, in dem mi- kroskopisch zahllose Leucinkugeln gefunden wurden. Beim Kochen mit Kupferkarbonat tief- blaue Lösung geringer Niederschlag sehr geringer Rückstand, mikrospisch ‘ohne Be- fund. Beim Kochen mit Kupferkarbonat keine- Spur von Blaufärbung.- Wenngleich bei der kleinen Menge Material die Isolierung von einheitlichen Verdauungsprodukten garnicht erst versucht *) Es ist der im ersten Teil dieser Abhandlung unter „b“ angegebene Fall.. 190 O. Schumm, wurde, so kann doch nach dem Ausfall obiger Proben nicht be- zweifelt werden, daß eine ganze Anzahl von Spaltungsprodukten entstanden war, und zwar sowohl basische wie saure. Im einzelnen ist die Anwesenheit von Tyrosin, Leucin und Skatolaminoessig- säure wahrscheinlich gemacht. IL, Über den Umfang der Eiweißspaltung bei der Autolyse der leukämischen und der normalen Milz. Bei genügend langer Dauer wird fast die Gesamtmenge der in der leukämischen Milz vorhandenen Eiweißkörper aufgespalten, wie der folgende Versuch beweist: Ein 230 g schweres Stück Milz*) wurde 6 Stunden nach dem Tode mit sterilem Wasser abgespült und in ein luftdicht ver- schließbares, etwa 200 cem Chloroformwasser enthaltendes Glas- gefäß gebracht, Chloroform (10 ccm) zugesetzt, das Ganze kräftig durchgeschüttelt und verschlossen bis zum nächsten Tage im Zimmer stehen gelassen. Eine erneute Prüfung ergab die Sterilität der Masse. Das Gefäß wurde nun in den Brutofen gestellt und häufig umgeschüttelt. Nach einigen Tagen hatte sich an der Gefäßwandung ein aus Tyrosin bestehender weißer Belag gebildet. Das Gefäß blieb 4 Wochen im Brutschrank stehen. In der Zwischen- zeit wurde der Inhalt wiederholt auf die Anwesenheit von Bakterien untersucht, ebenso am Ende der Digestion, aber stets mit negativem Erfolge. Das Stück Milz war bis auf einige lange, zähe, aus Binde- gewebe bestehende, bandartige Reste zergangen, die perlschnurartig mit Tyrosindrusen besetzt waren. Lymphatische Elemente wurden in diesen Gewebsresten nicht aufgefunden. Die groben Reste wurden abgespült, mit Wasser unter Zusatz von wenig Essigsäure ausgekocht, mit Alkohol und Äther gewaschen und der Stickstoff- gehalt**) ermittelt. Er betrug 0,015 g. Die übrige Verdauungs- flüssigkeit wurde nach Zerreiben der abgesetzten Tyrosinkörner kräftig durchgeschüttelt und darin der Stickstoffgehalt bestimmt. Der ermittelte Wert zuzüglich 0,015 g für den im erwähnten Rückstand enthaltenen Stickstoff ergab den Gesamtstickstoff der in Arbeit genommenen Menge Milz. *) Die Milz stammte von demselben Falle, bei dem ich eine Unter- suchung des Blutes ausgeführt habe, vergl. Diese Beiträge 4, 446 (1904). Die bakteriologische Untersuchung ergab, daß die Milz steril war. **) Wegen der wahrscheinlichen Anwesenheit von Hämatin wurde das Erhitzen mit Schwefelsäure bei Gegenwart von Quecksilber 14 Stunden lang fortgesetzt. EEE u eu Beiträge zur Kenntnis der Autolyse. 191 / Ein Teil der Verdauungsflüssigkeit wurde mit Soda neutralisiert, mit verdünnter Essigsäure schwach angesäuert, aufgekocht, filtriert und der Rückstand mit heißem Wasser ausgewaschen. Im Filtrat wurde der Stickstoff bestimmt. Vom Gesamtstickstoff (— 5,9762 g) waren vorhanden in der enteiweißten Verdauungsflüssigkeit 5,3636 g — 89,7 Proz.; im ungelösten Rückstande und den koagulablen Eiweißstoffen 0,6129 g =i08. Proz.) Die enteiweißte Flüssigkeit enthielt Albumosen, und zwar vorwiegend „sekundäre“, in mäßiger Menge und gab ziemlich starke Tryptophanreaktion. (Der durch Bromwasser bewirkte Niederschlag gab mit Alkohol eine schön violette Lösung.) Ein Teil der nicht enteiweißten Verdauungsflüssigkeit wurde filtriert, der geringe Rückstand ausgewaschen, mit Wasser angerieben und mit „Kalilauge versetzt, wobei ein Teil in Lösung ging. Das Filtrat wurde mit Salzsäure angesäuert, die ausfallenden Flocken abfiltriert und sorgfältig ausgewaschen. Der getrocknete Rückstand wurde mit phosphorfreier Soda und Salpeter ge- schmolzen und das angesäuerte Filtrat mit Ammoniummolybdat- lösung geprüft, wobei eine starke Phosphorsäurereaktion erhalten wurde. Sie war schätzungsweise ebenso stark wie bei Anwendung der gleichen Menge Hefenuclein. Außer dieser phosphorreichen nucleinartigen Substanz war in dem durch Filtration der Ver- dauungsflüssigkeit gewonnenen Rückstande Hämatin enthalten. Ein anderes Stück derselben Milz wurde 6 Stunden nach erfolgtem Tode frisch auf den Gehalt an koagulablen und nicht koagulablen Stickstoffsubstanzen untersucht. Dabei wurden in dem aus 100 g frischem Organbrei erhaltenen enteiweißten Extrakt 0,570 g Stickstoff gefunden; das sind etwa 9,5 Proz. des in dieser Milz vorhandenen Stickstoffs. Leider läßt sich nicht angeben, welcher Anteil von diesen 9,5 Proz. auf Stoffe entfällt, die erst postmortal durch fermentative Eiweißspaltung gebildet worden sind. In gleicher Weise wurde die Milz**) eines gesunden erwachsenen Mannes, der infolge eines Sturzes gestorben war, untersucht. Vom Gesamtstickstofft (— 1,6145) waren vorhanden in der enteiweißten Verdauungsflüssigkeit 1,1357 g — 70,34 Proz., im *) In Wirklichkeit ist dieser Wert etwas zu hoch, da im ungelösten Rückstand noch etwas Tyrosin verblieb, dessen Stickstoffgehalt noch abzu- ziehen wäre. **) Herr Dr. Reuter, Prosektor am hiesigen Hafenkrankenhause, hatte die Freundlichkeit, das Organ für mich einige Stunden nach dem Tode zu entnehmen, sodaß die Verarbeitung in relativ frischem Zustande erfolgen konnte. 192 OÖ. Schumm, ungelösten Rückstande und den koagulablen Eiweißstoffen 0,4788 g ==29,66 Prox In der leukämischen Milz hat demnach innerhalb 4 Wochen eine viel umfangreichere Eiweißspaltung stattgefunden als in der normalen Milz innerhalb 8 Wochen, da bei der ersteren nur noch io, bei der letzteren dagegen noch mehr als 'ı vom Gesamt- stickstoff in Form von unverdauten Substanzen vorhanden war. Indessen ist es fraglich, ob dieser Befund auf eine relative Ver- mehrung proteolytischen Ferments bezogen werden darf, ob nicht vielmehr die Substanz der leukämischen Milz an sich einer voll- ständigeren Aufspaltung durch das proteolytische Ferment fähig ist. — Die Verhältnisse lassen sich hier weniger gut übersehen, als in den von Jakoby an normalen und Phosphorlebern aus- geführten analogen Versuchen, bei denen sich eine unzweifelhafte Steigerung der Fermentwirkungen nachweisen ließ. Leider war ich aus Mangel an dem erforderlichen Material bislang nicht in der Lage, den obigen Befund durch einen zweiten Versuch zu bestätigen. Analytische Belege. Verdauungsflüssigkeit aus 230 g leukämischer Milz auf 1 Liter auf- gefüllt. Je 5 ccm erforderten zur Bindung des nach Kjeldahl ent- wickelten Ammoniaks a) 21,19 ccm -H,S0,, b) 21,39 ccm —-B,S0,. Mittel 21,29 ccm = 0,029806 g N. In 1000 ecm daher 5,9612 g N dazu 0,0150 g N aus den groben Gewebsresten Summa 5,9762 g N. Je 10 ccm enteiweißter Verdauungsflüssigkeit (=1g Milz) erforderten zur Bindung des nach Kjeldahl entwickelten Ammoniaks a) 16,61 ccm -H,SQ,, b) 16,71 ccm —-H,SO,. Mittel 16,66 ccm = 0,02332 g N. Auf die ganze enteiweißte Verdauungsflüssigkeit berechnet: 5,3636 g N. Enteiweißtes Extrakt der frischen (6 Stunden alten) Milz. Je 10 ccm (= 2,5 g Milz) erforderten zur Bindung des nach Kjeldahl entwickelten Ammoniaks a) 10,14 ccm —-H, SO,, b) 10,22 ccm —-B,S0,. Mittel 10,18 ccm = 0,01425 g N. Auf 100 g Milz berechnet: 0,57 g N. Normale Milz. Von der autolysierten flüssigen Masse nach starkem Umschütteln 150 &(=48,6 g Milz) entnommen, etwas verdünnt, enteiweißt. Filtrat auf 194 ccm gefüllt (4 ceom=1g Milz). Filterrückstand nach Kjeldahl zerstört (14 Stdn. erhitzt). Reaktionsprodukt auf 210 ccm verdünnt. Je 70 ccm, zur Destillation benutzt, erforderten zur Bindung des. Ammoniaks a) 11,35 ccm -H,SO,, b) 11,45 ccm ”-H,SO,. Mittel 11,4 com — 0,1596 g N. Stickstoffgehalt der ungelösten und koagulablen Stoffe demnach = 0,4788 g. Beiträge zur Kenntnis der Autolyse. 193 Je 5 ccm des Filtrats erforderten zur Bindung des nach Kjeldahl entwickelten Ammoniaks a) 20,86 ccm -H,S0O,, b) 20,96 cem —-H,SO,. Mittel 20,91 ccm = 0,029274 g N. Im gesamten Filtrat = 1,1357 g N. IV. Über das Mengenverhältnis zwischen Ammoniakstickstoff und Gesamtstickstoff in durch Autolyse gewonnenen und enteiweißten Verdauungsflüssigkeiten. Genaue Angaben über die bei der Autolyse abgespaltenen Mengen von Ammoniakstickstoff sind nur spärlich vorhanden. Jacoby'8), der zuerst die fermentative Ammoniakbildung bei der Autolyse der Hundeleber beobachtete und ferner zeigte, daß in der Leber von mit Phosphor vergifteten Hunden die fermentative Ammoniakbildung bei der Autolyse eine bedeutende Steigerung gegenüber der Norm erfährt, fand bei der Autolyse von normalen Hundelebern für den durch Kochen mit Magnesia bei gewöhn- lichem Druck austreibbaren Stickstoff Werte von 5,6 bis 94.E ron des Gesamtstickstofls. In einem von mir an leukämischem Blute ausgeführten Ver- suche !?) betrug nach der Autolyse der durch Magnesia bei 37° im Vakuum austreibbare Stickstoff 3,04 Proz. vom Gesamtstickstoff. In zwei von Schütz °°) mit frischer Hefe ausgeführten Ver- suchen betrug der durch Kochen mit Magnesia bei gewöhnlichem Druck austreibbare Stickstoff 5,91 und 6,29 Proz. vom Gesamt- stickstoff. Fast den gleichen Wert fand Mochizuki ?!) für den aus reinem Serumalbumin durch 'Trypsin abspaltbaren und durch Kochen mit Magnesia austreibbaren Anteil, nämlich 5,9 Proz. Mochizuki weist darauf hin, daß von Gümbel bei der Säure- spaltung des reinen Serumalbumins ein nur wenig höherer Wert für Ammoniakstickstoff, nämlich 6,50 Proz., gefunden wurde. Ich habe von den enteiweißten Verdauungsflüssigkeiten, die bei meinen oben beschriebenen Versuchen gewonnen wurden, den im Vakuum bei 37° durch Magnesia austreibbaren Stickstoff be- stimmt, ferner in entsprechender Weise eine frische leukämische Milz, sowie eine weitere normale Milz unsersucht und dabei fol- gende Werte erhalten: Ammoniakstickstoff 5,11 Gesamtstickstoff “100. Normale Milz, Dauer der Autolyse 2 Monate, Normale Milz, Dauer der Autolyse 2 Monate, = = In Beitr. z. chem, Physiologie. VII. 13 194 OÖ. Schumm, Ammoniakstickstoff _ |Dieseive Milz, frisch untersucht Gesamtslickteft Pa 4,96 Leukämische Milz, Dauer der Autolyse 1 Monat = = 100. 3 2 j 2,68 |Dieseive Milz, frisch untersucht % = 10. Zwei leukämische Milzen gemischt, Dauer der 5,54 Autolyse 3 Monate % 100% Die eine dieser beiden Milzen allein, Dauer der Bi Autolyse 3 Monate . 100. Da ich die Ammoniakbestimmungen im Vakuum bei 37° aus- geführt habe, solche Verdauungsflüssigkeiten aber nach meinen Erfahrungen dabei etwa 7 bis 15 Proz. Stickstoff weniger liefern als bei Anwendung der Magnesiadestillation bei gewöhnlichem Druck, so müßten obige Zahler, um sie mit denen der genannten Autoren vergleichen zu können, entsprechend erhöht werden. Tut man das, so ergibt sich eine sehr nahe Übereinstimmung zwischen den von mir bei der Autolyse der Milz, den von Schütz bei der Autolyse der Hefe und den von Mochizuki bei der Trypsinverdauung des Serumalbumins gefundenen Zahlen. Es muß weiteren Untersuchungen vorbehalten bleiben, eine Erklärung für diese Übereinstimmung zu liefern. Es sei hervorgehoben, daß bei allen meinen Versuchen die Entwicklung von Bakterien aufs sorgfältigste vermieden wurde. Dies wurde erreicht durch häufiges und kräftiges Durchschütteln der reichlich mit Chloroform, zum Teil außerdem noch mit Toluol ver- setzten Flüssigkeiten. Bei Anwendung von Toluol allein in mäßigen Mengen ist es nach meinen Erfahrungen nicht so leicht, Bakterien- entwicklung sicher zu vermeiden. Wie sehr aber gerade die Ammoniakwerte durch Bakterienentwicklung beeinflußt werden, lehrt folgender Versuch: Die Milz einer gesunden Frau, die am 11. Tage nach einem normalen Wochenbette plötzlich starb, wurde fein zerhackt und I. 60 g Milzbrei mit 117 g Wasser und 3 g Chloroform in luftdicht verschlossener Flasche in den Brutschrank gestellt. II. 60 g Milzbrei mit 120 g Wasser aufgekocht, nach dem Erkalten mit 3 g Chloroform versetzt und ebenfalls in den Brutofen gestellt. Ill. 60 g Milzbrei mit 120 g Wasser aufgekocht, nach dem Erkalten mit je einer Öse Staphylococeus albus und Bacterium coli*) geimpft, tüchtig durchgeschüttelt und in einer zu 4/5 angefüllten, luftdicht ver- schlossenen Flasche 18 Stunden bei etwa 21° im Zimmer stehen gelassen. Bei der dann vorgenommenen mikroskopischen Prüfung eines Tropfens *) Die betreffenden Reinkulturen wurden mir von Herrn Prosektor Dr. E. Fraenkel freundlichst zur Verfügung gestellt. Beiträge zur Kenntnis der Autolyse. 195 der Flüssigkeit zeigte sich, daß Bakterien in Unmenge vorhanden waren. Die Flüssigkeit roch stark nach Schwefelwasserstoff. Nach kräftigem Umschütteln wurde die Hälfte = 90 gin eine 100 Grammflasche übergefüllt, nach Zusatz von 1,5 ccm Chloroform stark durchgeschüttelt und wohl- verschlossen in den Brutofen gestellt. (Zeichen IIla.) Die andere Hälfte wurde mit Essigsäure angesäuert, erhitzt, eine halbe Minute im Kochen erhalten, auf 88?/, g aufgefüllt und nach Zusatz von 1'/, cem Chloroform ebenfalls in den Brutofen gestellt. (Zeichen IlIb.) Beide Proben wurden nach 5 Wochen aus dem Brutschrank genommen, die Portionen I und II dagegen erst nach 6 Wochen. Sämtliche Proben dann in gleicher Weise bei schwach essigsaurer Reaktion aufgekocht, filtriert, die Rückstände ausgewaschen, die Filtrate auf bestimmte Volumina aufgefüllt und darin der Gesamtstickstoff und das Ammoniak bestimmt (nach Schlösing und durch Vakuumdestillation). Die direkt ermittelten Werte sind sämtlich in gleicher Weise umgerechnet auf 100 ccm Flüssigkeit von der gleichen Konzentration, wie sie ursprünglich beim An- setzen der Proben gewählt war, d.h. ein Teil Milzbrei und zwei Teile Wasser. In nachstehender Tabelle sind die erhaltenen Werte angeführt. L II. M. (autolysiert) | (gekocht) 2. b. Gesamtstickstoff |0,6015 Proz. | 0,1552 Proz. | 0,1457 Proz. | 0,1400 Proz. nach Schlösing 0,0383 Proz. 0,0101 Proz. | 0,0190 Proz. | 0,0165 Proz. Ad Ss '3| durch Vakuum- 5 en sban 0,0333 Proz. | 0,0088 Proz. | 0,0165 Proz. | 0,0139 Proz. 5 |durch Kochen mit nicht nicht E Magnesia 0,0373 Proz. | 0,0119 a: bestimmt bestimmt Tryptophanreaktion |stark positiv) negativ negativ negativ Daraus berechnen sich, wenn man die durch Vakuumdestillation erhaltenen Ammoniakwerte zu Grunde legt, folgende Verhältnis- zahlen für Ammoniakstickstoff und Gesamtstickstoff. 4,63 : 100 4,68 : 100 | - | Diese Zusammenstellung zeigt, wie sehr der Ammoniakgehalt in eiweißhaltigem Material durch die Entwicklung von Bakterien verändert wird. Gleichzeitig beweist sie aber auch, wie sehr sich das von Salkowski empfohlene Chloroform zur Abtötung von Bakterien eignet; denn nur dadurch ist es zu erklären, daß in der Flüssig- 13* 196 OÖ. Schumm, keit, III., die außerordentlich reich an Bakterien war, nach erfolgten Chloroformzusatz (s. III. a) nur noch eine relativ unbedeutende Steigerung des Ammoniakgehalts eingetreten ist. Analytische Belege. Normale Milz*). Je 5 ccm erforderten zur Bindung des nach Kjeldahl gebildeten Ammoniaks a) 20,86 ccm SO,, b) 20,96 cem —-H,80,. Mittel 20,91 cem — 0,029274 g N. Im gesamten Filtrat = 1,1357 g N. 50 ccm erforderten zur Bindung des im Vakuum bei 37 bis 43° durch Magnesia ausgetriebenen Ammoniaks 10,66 ccm X -H, SO, = 0,014924 gN. Im gesamten Filtrat = 0,058028 g N. Normale Milz. Je 10 ccm enteiweißter Verdauungsflüssigkeit erforderten zur Bindung des nach Kjeldahl entwickelten Ammoniaks a) 19,15 cem = -H,80,, b) 19,25 ccm —-H, SO,. Mittel 19,2 ccm — 0,02688 g N. Auf die Gesamt- flüssigkeit umgerechnet = 0,672 g N. 20 ccm erforderten zur Bindung des im Vakuum bei 37° durch Magnesia ausgetriebenen Ammoniaks a) 1,93 ccm an SO,, b) 1,88 ccm HB, SQ,. Mittel 1,905 cem = 0,002667 g N. Auf die Gesamtflüssigkeit berechnet = 0,0333 g N. Dieselbe Milz, frisch enteiweißt. Je 20 cem enteiweißte Flüssigkeit erforderten zur Bindung des nach Kjeldahl gebildeten Ammoniaks a) 6,76 cem —-H,S0,, b) 6,76 ccm =-H, SO, = 0,00946 gN. Auf die Gesamtflüssigkeit berechnet = 0,18923 g N. 20 ccm erforderten zur Bindung des im Vakuum bei 37° durch Magnesia ausgetriebenen Ammoniaks 0,26 cem Sules SO, = 0,0003864 g N. Auf die Gesamtflüssigkeit berechnet —= 0,00728 g N. Leukämische Milz. Je 10 cem(=1 g Milz) erforderten zur Bindung des nach Kjeldahl entwickelten Ammoniaks a) 16,61 ccm =-B, SO,,.b) 16,71 eem ,.H.S0,. Mittel = 16,66 ccm = 0,02332 g N. Auf die Gesamtflüssigkeit berechnet — 5,8636 g.N. Je 75 ccm verdünnte Flüssigkeit (= 11,5 g Milz) erforderten zur Bindung des im Vakuum bei 37 bis 42° austreibbaren Ammoniaks a) 9,47 ccm Zn SO,, b) 9,57 ccm 7-H,SO,, c) 9,47 ccm —-H, SO,. Mittel 9,50 cem = 0,0133 g N. Auf die Gesamtflüssigkeit berechnet = 0,%6 &N. Dieselbe Milz, frisch untersucht. Je 10 ccm erforderten zur Bindung des nach Kjeldahl entwickelten Ammoniaks a) 10,14 ccm —-H,SO,, b) 10,22 cem 2-H,S0,. Mittel 10,18 ccm = 0,01425 g N. Auf die Gesamtflüssigkeit berechnet = 0,57 g N. *) Vergl. den vorigen Abschnitt. Beiträge zur Kenntnis der Autolyse. 197 40 ccm erforderten zur Bindung des im Vakuum bei 37° durch Magnesia ausgetriebenen Ammoniaks 1,09 ccm 1,80, — 0,001526 g N. Auf die Gesamtflüssigkeit berechnet = 0,01526 g N. „Zwei leukämische Milzen gemischt“, siehe im I. Abschnitt unter Versuchsprotokoll. Die eine dieser beiden Milzen allein. Je 5 ccm erforderten zur Bindung des nach Kjeldahl entwickelten Ammoniaks a) 20,6 ccm -H,SO,, b) 20,55 ccm -H,SO,. Mittel 20,6 cem — 0,02884 g N. Je 100 ccm Flüssigkeit = 0,5768 g N. 50 ccm erforderten zur Bindung des im Vakuum bei 37° durch Magnesia ausgetriebenen Ammoniaks 10,86 ccm HB, SO, — 0,015204 g N. Je 100 ccm Flüssigkeit = 0,030408 g N. Bakterienversuch. Zu I. Je 10 ccm erforderten zur Bindung des nach Kjeldahl ent- wickelten Ammoniaks a) 25,78 cem 7-H,SO,, b) 25,78 cem „.H,S0, —= 0,036092 g N. Auf das ursprüngliche Extrakt umgerechnet = 0,6015 Proz. N. 20 ccm erforderten zur Bindung des nach Schlösing ausge- triebenen Ammoniaks 2,7 ccm E SO, = 0,00459 g Ammoniak. Auf das ursprüngliche Extrakt umgerechnet = 0,0383 Proz. Ammoniak. 20 ccm erforderten zur Bindung des im Vakuum bei 37° durch Magnesia ausgetriebenen Ammoniaks 2,35 cem -H,SO, — 0,003995 8 Ammoniak. Auf das ursprüngliche Extrakt berechnet = 0,0333 Proz. Am- moniak. 20 cem erforderten zur Bindung des durch Kochen mit Magnesia ausgetriebenen Ammoniaks 2,63 com "-H,SO, — 0,004471 g Ammoniak. Auf das ursprüngliche Extrakt berechnet = 0,0373 Proz. Ammoniak. Zu II. Je 10 ccm erforderten zur Bindung des nach Kjeldahl ent- wickelten Ammoniaks a) 6,60 ccm =-H,SO,, b) 6,70 cem ni SO,. Mittel 6,65 cem = 0,0091 g N. Auf das ursprüngliche Extrakt berechnet 9.1552: Proz.-N. 20 ccm erforderten zur Bindung des nach Schlösing ausgetriebenen Ammoniaks 0,71 ccm HB, SO ı = 0,001207 g Ammoniak. Auf das ursprüng- liche Extrakt berechnet = 0,0101 Proz. Ammoniak. 20 cem erforderten zur Bindung des im Vakuum bei 37° durch Magnesia ausgetriebenen Ammoniaks 0,62 ccm —-H,S0, = 0,001054 g Ammoniak. Auf das ursprüngliche Extrakt berechnet — 0,0088 Proz. Ammoniak. 20 ccm erforderten zur Bindung des durch Kochen mit Magnesia ausgetriebenen Ammoniaks 0,84 cem —B, SO, — 0,001428 g Ammoniak. Auf das ursprüngliche Extrakt berechnet — 0,0119 Proz. Ammoniak. Zu Ila) 20 ccm Flüssigkeit erforderten zur Bindung des nach Kjeldahl entwickelten Ammoniaks 10,41 ccm —-H,SO, — 0,014574 g N. Auf das ursprüngliche Extrakt berechnet — 0,1457 g. N. 198 OÖ. Schumm, 20 ccm erforderten zur Bindung des nach Schlösing ausgetriebenen Ammoniaks 1,12 ccm —-H, SO, — 0,001904 g Ammoniak. Auf das ursprüng- liche Extrakt berechnet == 0,0190 Proz. Ammoniak. 20 ccm erforderten zur Bindung des im Vakuum bei 37° durh Magnesia austreibbaren Ammoniaks 0,97 ccm HB, SO, = 0,001649 g Ammoniak. Auf das ursprüngliche Extrakt berechnet = 0,0165 Proz. Ammoniak. Zu UIb) 20 ccm erforderten zur Bindung des nach Kjeldahl entwickelten Ammoniaks 10,00 ccm —-H,SO, — 0,0140 g N. Auf das ursprüngliche Extrakt berechnet = 0,1400 Proz. N. 20 ccm erforderten zur Bindung des nach Schlösing ausgetriebenen Ammoniaks 0,97 ccm ah SO, = 0,001649g Ammoniak. Auf das ursprüng- liche Extrakt berechnet = 0,0165 Proz. Ammoniak. 20 ccm erforderten zur Bindung des im Vakuum bei 37° durch Magnesia austreibbaren Ammoniaks 0,82 ccm ai, —= 0,001394 g Ammoniak, Auf das ursprüngliche Extrakt berechnet = 0,0139 Proz. Ammoniak. V. Über das proteolytische Ferment des leukämischen Blutes. Vor einigen Jahren hat Erben?) Versuche mitgeteilt, bei denen es ihm gelang, aus leukämischem Blute eine Lösung von eiweiß- verdauenden Fermenten darzustellen. Erben fällte Plasma-Leu- kocytengemisch aus leukämischem Blute mit Alkohol und extra- hierte nach mehrmonatlichem Stehen den Alkoholniederschlag mit Glycerin. Dieses Glycerinextrakt verdaute nun nach Erben Fibrin gut in 3promill. Sodalösung, langsam und schlechter, aber doch merklich in 3promill. Salzsäurelösung. Unabhängig von Erben habe ich ebenfalls und zwar auf anderem Wege den Nachweis geführt?), daß das Blut bei Leu- kämie ein proteolytisches Ferment enthält und außerdem die durch das Ferment bewirkten Umsetzungen der Eiweißkörper des Blutes untersucht. Kürzlich bot sich mir die Gelegenheit, einige weitere Versuche über die Wirkungsweise des Ferments auszuführen. Bei einem Fall von lienal-myelogener Leukämie mit enorm vergrößerter Milz wurden 12 Stunden nach dem Tode aus dem Herzen durch Ausdrücken 350 g Blut gewonnen, das sich bei der bakteriologischen Untersuchung steril erwies. 345 g des Blutes wurden sofort mit 690 cem Wasser, das in kleinen Portionen zugesetzt wurde, durch andauerndes starkes Schütteln gleichmäßig gemischt und davon: A. 135 g (= 45 g Blut) mit 96 proz. Alkohol auf 1 Liter aufgefüllt und in verschlossener Flasche nach starkem Schütteln stehen lassen. Beiträge zur Kenntnis der Autolyse. 199 B. 107,55 g (= 35,85 g Blut) unter Zusatz von etwas Essigsäure auf- gekocht und filtriert, das Filtrat mit Alkohol gefällt, der Niederschlag abfiltriert, mit Wasser verrieben und filtriert. Die Flüssigkeit gab inten- sive Biuretreaktion, Albumosen’ waren also reichlich vorhanden. CI. 107,55 g (= 35,85 g Blut) wurden mit Wasser verdünnt, unter Zusatz von etwas Essigsäure aufgekocht und nach Zusatz von Chloroform in den Brutofen gestellt. Cl. 225 g (= 75 g Blut) wurden nach Zusatz von 5 ccm Chloroform und 10 cem Toluol in den Brutofen gestellt. CI. 225 g (= 75 g Blut) wurden mit 2,25 g kristallisierter Soda, 5 cem Chloroform und 10 cem Toluol versetzt und in den Brutofen gestellt. C IV. 225 g (= 75 g Blut) wurden mit 4,5 ccm 25proz. Salzsäure, 5 cem Chloroform und 10 ccm Toluol versetzt und in den Brutofen gestellt. Nach 6 Wochen langem Stehen wurde die Portion A filtriert, der Niederschlag mit Alkohol und Ather gewaschen und an der Luft getrocknet. Die Hälfte des Niederschlags, entsprechend 22,5 g Blut wurde mit 80 ccm Glycerin verrieben und 24 Stunden stehen gelassen, mit 80 ccm Wasser verdünnt und durch ein gehärtetes Filter filtriert. 90 ccm des Filtrats, entsprechend etwa 13,5 g Blut, wurden mit der achtfachen Menge Alkohol unter Zusatz von Äther gefällt. Nach 24 Stunden wurde der geringe flockige Niederschlag abfiltriert, mit Alkohol und Äther gewaschen und mit 22 cem Wasser verrieben, wobei das meiste in Lösung ging. Vom Filtrat wurden a) 10 ccm mit 20 ccm gekochter Milch und 0,2 g kristallisierter Soda unter Zusatz von Chloroform in den Brutofen gestellt. b) 10 ccm aufgekocht, mit 20 ccm gekochter Milch und 0,2 g kri- stallisierter Soda unter Zusatz von Chloroform in den Brutofen gestellt. Nach 48 Stunden wurden beide Proben mit Essigsäure angesäuert, wobei in „a“) keine, in „b“) dagegen reichliche Kaseinausscheidung ein- trat. Beide Proben wurden nun aufgekocht und filtriert. Das Filtrat von „a“ gab intensive (purpurviolette) Biuretprobe, das Filtrat von „b“ nur sehr geringe bläuliche Färbung. Aus dem Rest des Glycerinauszuges wurde nochmals in gleicher Weise eine Fermentlösung dargestellt und in entsprechender Weise sowohl unter Anwendung von gekochter Milch wie auch unter Benutzung von frischem Rindsfibrin auf das Vorhandensein eines bei Gegenwart von 0,2 Proz. Salz- säure wirksamen Ferments geprüft, aber mit negativem Ergebnis. Es ließ sich demnach aus dem Blute eine Fermentlösung gewinnen, die bei mit Soda alkalisch gemachter Reaktion Kasein gut verdaute, während ich mich von der Anwesenheit eines nach Art des Pepsins bei Gegenwart von Salzsäure wirksamen Ferments nicht überzeugen konnte. Die Portionen CI, II, II, IV wurden nach 7 Wochen langem Stehen im Brutschrank enteiweißt und in den eiweißfreien Flüssigkeiten nach Kjeldahl der Gesamtstickstoff und der Stickstoff des Phosphor- wolframsäureniederschlags bestimmt und der Stickstoffgehalt der durch Phosphorwolframsäure nicht fällbaren Substanzen berechnet. Die Ent- eiweißung geschah bei den einzelnen Proben folgendermaßen: Die schon vor der Digestion mit Essigsäure aufgekochte Portion CI wurde nochmals aufgekocht, heiß filtriert und der Rückstand (unter Be- 200 OÖ. Schunm, nutzung eines Heißwassertrichters) ausgewaschen. Portion C II wurde bei schwach saurer Reaktion aufgekocht, heiß filtriert und weiter behandelt, wie I. — Portion C III bildete vor der Digestion infolge des Zusatzes von 1 Proz. Soda eine dickschleimige Masse. Nach der Digestion war die Masse dünnflüssiger, aber noch immer etwas schleimig. Sie wurde mit Essigsäure angesäuert, aufgekocht und weiter behandelt, wie I. Das Filtrieren und Auswaschen war aber bei dieser Portion infolge der eigen- artigen physikalischen Beschaffenheit mit Schwierigkeiten verknüpft, sodaß wahrscheinlich noch ein kleiner Teil nicht koagulabler Stickstoffsubstanzen im Niederschlag zurückgeblieben ist. Da das Filtrat und Waschwasser mehr als 500 ccm betrug, wurde auf 500 cem eingedampft. Die Reaktion war dabeischwach sauer, sodaß Verlust an Stickstoff nichteintretenkonnte. — Portion C IV wurde mit Soda neutralisiert, dann mit Essigsäure sehr schwach angesäuert, aufgekocht und weiter wie I behandelt. Da das Filtrat durch Zusatz von etwas Essigsäure in der Hitze noch getrübt wurde, wurde es nach weiterem Zusatz von Essigsäure nochmals aufgekocht, filtriert und das Filter ausgewaschen. Zum Schutze gegen Fäulnis wurden sämtliche Flüssigkeiten in gut verschließbare Flaschen gefüllt und mit 1 Proz. Chloroform versetzt. Die Menge betrug bei allen vier Portionen je 500 cem. Der Kürze halber gebe ich die gewonnenen Resultate tabellarisch wieder. Die direkt erhaltenen Werte sind auf 100 g Blut umgerechnet. 100 g Blut ergaben in Form von nicht koagulablen Substanzen: Nach dem Aufkochen mit Essig- säure und darauf folgender Di- gestion. (C 1.) 0,893 g N, davon durch Phosphor- wolframsäure fällbar 0,656 g N Bei einfacher Digestion ohne Zu- | 2,226 g N, davon durch Phosphor- satz. (© IL) wolframsäure fällbar 0,658 g N Bei Digestion unter Zusatz von | 2,104 g N, davon durch Phosphor- 1. Proz. 80da.: .(C IN,) wolframsäure fällbar 0,618 g N Bei Digestion unter Zusatz von | 0,868 g N, davon durch Phosphor- 0,5 Proz. Salzsäure. (CIV.) wolframsäure fällbar 0,641 g N Die prozentische Stickstoffverteilung ergibt folgende Tabelle: Durch Phosphorwolframsäure fällbar nicht fällbar 73,46 Proz. 26,54 Proz. 29,56 Proz. 70,44 Proz. 29,37 Proz. | 70,63 Proz. 73,85 Proz. 26,15 Proz. Die Biuretreaktion war bei CI und CIV ziemlich stark, bei CI und CIII negativ. Beiträge zur Kenntnis der Autolyse. 201 Auch aus diesem Versuche ergibt sich kein Hinweis auf das Vorhandensein eines bei Gegenwart von Salzsäure wirksamen proteolytischen Ferments. Dagegen beweist der Versuch, daß bei Anwesenheit von 1 Proz. Soda eine etwa ebenso starke fermentative Eiweißspaltung stattfindet wie ohne Zusatz. Der Einwand, daß die nachgewiesene Eiweißspaltung als Sodawirkung aufzufassen sei, wird widerlegt durch den oben angeführten Versuch mit der aus dem Blute hergestellten Fermentlösung. Es erscheint zunächst auffällig, daß die absoluten Mengen des durch Phosphorwolframsäure fällbaren Stickstoffs in allen vier Portionen nahezu gleich sind. Der durch Phosphorwolframsäure fällbare Anteil besteht aber in den einzelnen Proben aus verschiedenartigen Substanzgemischen. Denn der verschiedene Ausfall der Biuretreaktion deutet an, daß in C II und C III Albumosen höchstens in Spuren vorhanden waren, CI und GC II da- gegen erhebliche Mengen von diesen Substanzen enthielten. Der daneben bestehende beträchtliche Mehrgehalt an durch Phosphorwolframsäure nicht fällbaren Stoffen in den Portionen © II und C III zeigt, daß unter dem Einfluß des vorhandenen proteolytischen Ferments die ursprünglich ziemlich reichlich vorhandenen Albumosen eine weitere Aufspaltung unter Bildung von Aminosäuren erfahren haben. Anderseits treten neue, durch Phosphor- wolframsäure fällbare Stoffe auf, unter denen ich kürzlich das Lysin nach- gewiesen habe. — An dieser Stelle sei darauf hingewiesen, daß die relativen Mengen von durch Phosphorwolframsäure fällbaren und nicht fällbaren stickstoffhaltigen Stoffen bei den durch Autolyse der leukämischen Milz und des leukämischen Blutes erhaltenen Ver- dauungsflüssigkeiten fast gleich sind, wie die folgende Zusammen- stellung zeigt: Von 100 Teilen Gesamtstickstoff sind enthalten im Phosphorwolframsäure- Filtrat vom Phosphorwolfram- niederschlag säureniederschlag Milz 28,54 71,46 Blut 29,56 70,44 Hinsichtlich des zeitlichen Auftretens und Verschwindens der albumoseartigen Substanzen ergibt sich aus der früheren und der vorstehenden Beobachtung folgendes: In dem 4 Stunden nach dem Tode entnommenen Blute sind primäre und sekundäre Albumosen ziemlich reichlich vorhanden, während Pepton (Kühne) nicht nachweisbar ist. Nach drei- wöchentlicher Autolyse sind primäre Albumosen nur noch in geringer Menge, sekundäre Albumosen dagegen noch reichlich vorhanden, auch Pepton (Kühne) ist jetzt nachweisbar. Nach za: 202 OÖ. Schumm, sieben Wochen ist die Biuretreaktion nicht mehr positiv, albumose- artige Substanzen können demnach höchstens noch in geringer Menge vorhanden sein. In dieser Untersuchung ist gezeigt worden, daß bei lienal- myelogener Leukämie im Blute ein proteolytisches Ferment vor- handen ist, dessen Wirksamkeit durch Zusatz von 1 Proz. kristalli- sierter Soda keine nachweisbare Schwächung erfährt, sich also in dieser Beziehung wie Trypsin verhält, ferner daß ein, ebenfalls von Erben aufgefundenes, nach Art des Pepsins bei Gegenwart von Salzsäure wirksames proteolytisches Ferment jedenfalls nicht in allen Fällen von myelogener Leukämie nachzuweisen ist. Analytische Belege. Zu CI. Je 20 cem erforderten zur Bindung des nach Kjeldahl ent- wickelten Ammoniaks a) 9,20 ccm —-H,SO,, b) 9,10 ccm Z-H,SO, = 36, 10. Mittel 9,15 ccm. Auf 100 g Blut umgerechnet — 6°8,2 com —-H,S0, — 0,893 g Gesamt-N. Der Phosphorwolframsäureniederschlag aus je 25 ccm Flüssigkeit er- fordert zur Bindung des nach Kjeldahl entwickelten Ammoniaks a) 8,35 ccm —-H,SO,, b) 8,45 ccm —-H,S0, — Mittel 8,40 ccm. Auf 100 g Blut umgerechnet = 468,6 cem —-H,SO, — 0,656 g N. Zu CH. Je 10 ccm erforderten zur Bindung des nach Kjeldahl entwickelten Ammoniaks a) 23,84 ccm —-H,S0,, b) 23,84 ccm —-H, SO, — 0,0383376 g N. Auf 667 cem = 100 g Blut umgerechnet 29,226 € Gesamt-N. Der Phosphorwolframsäureniederschlag aus je 20 cem Flüssigkeit erforderte zur Bindung des nach Kjeldahl entwickelten Ammoniaks a) 14,15 com -H,SO,, b) 14,05 ccm 2-H,S0, == Mittel 14,1 cem. Auf 10 10° 100 g Blut umgerechnet — 470,2 com —-H, SO, — 0,658 g N. Zu CI. Je 10 ccm erforderten zur Bindung des nach Kjeldahl entwickelten Ammoniaks a) 22,53 com —-H,SO,, b) 22,53 cem —-H,S0,. Auf 100 g Blut umgerechnet — 1503 cem —-H,SO, — 23,104 g Gesamt-N. Der Phosphorwolframsäureniederschlag aus je 20 cem erforderte zur Bindung des nach Kjeldahl entwickelten Ammoniaks a) 13,14 ccm —-H,SO,, b) 13,34 cem —-H,S0, — Mittel 13,24 cem. Auf 100 g Blut umgerechnet — 441,5 com —-H,SO, — 0,618 8 N. Zu CIV. Je 10 ccm erforderten zur Bindung des nach Kjeldahl entwickelten Ammoniaks a) 9,2 com —-H,SO,, b) 9,4 cem —-BH, Ss0,— Mittel 9,3 ccm. Auf 100 g Blut umgerechnet = 620,3 ccm — 0,868 g Gesamt-N. Der Phosphorwolframsäureniederschlag aus je 20 ccm erforderte zur Bindung des nach Kjeldahl entwickelten Ammoniaks a) 13,84 ccm IH; SO,, b) 13,64 cem 4-H,SO, = Mittel 13,74 cem. Auf 100 g Blut um- 10 10 gerechnet — 458,2 ccm = 0,641 g N. Beiträge zur Kenntnis der Autolyse. 203 Literaturverzeichnis. 1) Schumm, Diese Beiträge 3, 576 (1903). 2) Hausmann, Zeitschr. f. physiol. Chemie 27, 91; 29, 136. — Gümbel, Diese Beiträge 5, 297 (1904). — Schöndorff, Pflügers Archiv 62 u. 74. — Landau, Deutsches Archiv f. Klin. Medizin 79. 3) cfr. Landau, loc. cit. 4) In den bekannten Arbeiten von Kossel und Kutscher, Zeitschr. f. physiol. Chemie. 5) In den bekannten Arbeiten von E. Fischer und seinen Schülern. Zeitschr. f. pbysiol. Chemie. 6) Krüger und Salomon, Zeitschr. f. physiol. Chemie 26, 373. ”) Jones und Winternitz, Zeitschr. f. physiol. Chemie 44, 1. 8) Kutscher, Zeitschr, f. physiol. Chemie 34, 114. 9) Ellinger, Zeitschr. f. physiol. Chemie 29, 334. 10) Kossel und Dakin, Zeitschr. f. physiol. Chemie 41, 321; 42, 181. 11) Salkowski, Deutsche med. Wochenschrift 1888, Nr. 16. 12) Nencki und Zaleski, Zeitschr. f. physiol. Chemie 35, 193. 15) Kutscher und Lohmann, Zeitschr. f. physiol. Chemie 39, 159; 41, 332; 44, 381. 14) Habermann und Ehrenfeldt, Zeitschr. f. physiol. Chemie 37, 18. 15) Kutscher, Zeitschr. f. physiol. Chemie 38, 111. 16) Kutscher und Steudel, Zeitschr. f. physiol. Chemie 39, 473. 1%) Skraup, Zeitschr. f. physiol. Chemie 42, 274. 18) Jacoby, Zeitschr. f. physiol. Chemie 30, 149 (1900). 19) Schumm, Diese Beiträge 4, 442 (1903). 20) Schütz, Diese Beiträge 3, 437 u. 438 (1903). 21) Mochizuki, Diese Beiträge 1, 44 (1901). 22) Erben, Wiener klin. Wochenschrift 15, 276 (1902). — Zeitschr. f. Heilkunde 24, 70 (1903). — Diese Beiträge 5, 461 (1904). 23) Schumm, Diese Beiträge 4, 442 (1903); 5, 583 (1904). XIII. Die Gesetze der Hippursäuresynthese. (Zugleich ein Beitrag zur Frage der Stellung des Glykokolls im Stoffwechsel.) Von Dr. Wilhelm Wiechowski, Assistent. Aus dem pharmakologischen Institute der deutschen Universität in Prag. II. Reihe. Ausgeführt mit Unterstützung der Gesellschaft zur Förderung deutscher Wissenschaft, Kunst und Literatur in Böhmen. Inhaltsübersicht. I. Einleitung. U. Die Pharmakologie der Benzoesäure. A. Tödliche Dosis, Wirkung auf Darm, Stoffwechsel und Diurese. B. Ausscheidung der Benzoesäure. 1. physiologische Benzoesäure(Hippursäure-)Ausscheidung. 2. Ausscheidung in den Organismus eingeführter Benzoesäure. ©. Die Hippursäuresynthese. III. Das Glykokoll als intermediäres Stoffwechselprodukt. IV. Methodik. Literaturnachweis. I. Einleitung. Die Tatsache, daß bei der Hydrolyse der Eiweißkörper in vitro a-Aminosäuren in größtem Umfange entstehen, hat zu der naheliegenden Annahme geführt, daß auch im tierischen Organis- mus beim intermediären Abbau der Eiweißkörper Aminosäuren gebildet werden. Sowohl bei der Spaltung des als Energiequelle dienenden Nahrungseiweißes als bei der der Elimination verbrauchter Gewebe- bestandteile vorausgehenden Auflösung des Organeiweißes könnten die in allem Lebenden wirksamen hydrolytischen Prozesse — wie die Wirkung der Verdauungsfermente und die Autolyse extra corpus — zu einer der Oxydation vorausgehenden Zerlegung in a-Aminosäuren führen, welche sodann die unmittelbare Vorstufe des ausgeschiedenen Die Gesetze der Hippursäuresynthese. 205 Harnstoffes darstellen würden. Die Möglichkeit eines solchen Verhaltens beweist zunächst das Schicksal von in den Organismus eingeführten a-Aminosäuren, die, soweit die zahlreichen Unter- suchungen reichen, ausnahmslos glatt in Harnstoff übergehen. [Nencki und Schultzen®), Salkowski®), Knieriem?s, 37), R. Cohn°*), Abderhalden und Bergell!), Stolte®), Blum”), Salaskin und Kowalewsky‘”%)], wobei möglicherweise eine Oxydation zu Ammoniak (Salaskin und Kowalewsky) bzw. eine Desamidierung [Lang*), Neuberg und Langstein55)] eine vermittelnde Rolle spielt. Darüber hinaus haben viele Unter- suchungen an Menschen und Tieren gezeigt, daß der tierische Organismus im normalen und pathologischen Zustande Aminosäuren bildet und unter Umständen auch ausscheidet. Zunächst wird, abge- sehen von der Ausscheidung von Glykokoll und Taurin mit der Galle, im normalen Harne stets ein geringer Bruchteil des Stick- stoffes in einer Form ausgeschieden, welche auf Aminosäuren schließen läßt. Ferner ist seit langem bekannt, daß manche aromatische Körper im Organismus eine Synthese mit Aminosäuren eingehen (mit Oystin, Glykokoll, Ornithin; auch die Bildung von Uraminosäuren kann hierher gerechnet werden, wenn man deren Synthese als solche mit Carbaminsäure [Aminoameisensäure] auf- faßt). Schließlich ist die alte Beobachtung der Ausscheidung von Leuein und Tyrosin im Harne bei akuter gelber Leberatrophie in neuester Zeit durch den Nachweis großer Aminosäuremengen im Blute eines Falles dieser Erkrankung [Neuberg und Richter?”), v. Bergmann ®)], sowie durch die Auffindung verschiedener Amino- säuren im Harne von Gichtkranken [Ignatowski°%)] und von mit Phosphor vergifteten Kaninchen [Abderhalden und Bergell?)] erweitert worden, woran sich die in letzter Zeit wieder eingehend studierte Cystinurie bzw. Cystindiathese [Neuberg und A. Löwy°%)] schließt. Wenn es sonach nicht nur möglich, sondern sehr wahr- scheinlich ist, daß der normale Organismus stets Aminosäuren bildet, so hängt es wesentlich von dem noch unbekannten Um- fange dieser Bildung bzw. von deren Zusammenhang mit der nor- malen Harnstoffbildung ab, ob wir anzunehmen haben, daß der Eiweißabbau hauptsächlich und regelmäßig über die intermediäre Bildung von Aminosäuren seinen Weg nimmt. Hierbei besteht noch die Möglichkeit, daß im intermediären Stoffwechsel die Aminosäurenbildung aus Eiweiß in anderer Weise verläuft als bei der Säurespaltung in vitro, bzw. daß primär abgespaltene Amino- säuren im weiteren Verlaufe des Stoffwechsels in andere übergehen können. Die Auffindung des nur bei der Säurehydrolyse des 206 Wilhelm Wiechowski, Leims in größerer Menge gefundenen Glykokolls im Harne von Gichtikern [Ignatowski?‘)]| und im Kaninchenharne bei experi- menteller Phosphorintoxikation [Abderhalden und Bergell2)] sowie die von Neuberg und A. Löwy°%) jüngst mitgeteilte Tat- sache, daß ihr Cystinuriker eingegebenes Leucin, Tyrosin und Glutaminsäure nicht zu zerstören vermochte, scheint neuerlich davor zu warnen, sich den intermediären Eiweißabbau vollkommen identisch mit der Säurehydrolyse extra corpus vorzustellen. Ein Aufschluß über die Rolle, welche die Aminosäuren im intermediären Stoffwechsel spielen — genauer ausgedrückt ein Auf- schluß über die Menge der normaler Weise gehildeten Amino- säuren und ihre Beziehungen zur Harnstoffbildung — dürfte heutigen Tages kaum anders als auf dem Wege des pharmakologischen Experimentes zu gewinnen sein; durch planmäßige Vergiftung mit Substanzen, welche mit Aminosäuren vom Körper unangreif- bare synthetische Verbindungen eingehen. Von Aminosäure- synthesen sind bis nun nur die des Cystins und Glykokolls be- kannt. Die des letzteren mit Benzoesäure zu Hippursäure ist zuerst von Wiener '!%% 105, 106) dann von Parker und Lusk>®) und R. Cohn 2) 23, 2) zur Bestimmung der im Körper gebildeten Glykokollmenge verwendet worden, in der Absicht, um festzu- stellen, in welchem Umfange der Eiweißstoffwechsel Glykokoll liefert: Wiener und Cohn legen der Diskussion ihrer Versuchs- resultate das von Wiener mitgeteilte Maximum der Glykokoll- ausfuhr pro Kilo Kaninchen nach einmaliger Benzoesäurezufuhr (= 0,49 g Glykokoll) zugrunde, während Parker und Lusk am Hungerkaninchen aus dem Verhältnis von Hippursäurestickstoff und Gesamtstickstoff den Umfang der Glykokollbildung beim Eiweißabbau berechnen. Die Ergebnisse dieser Autoren sind sehr different. Wiener findet bei seiner Versuchsanordnung, daß die Tiere stets nur wenig Glykokoll zur Verfügung haben; wogegen Cohn mit einer anderen Versuchsanordnung zeigt, daß die ver- fügbare Glykokollmenge doch recht erheblich sein müsse. Parker und Lusk gelangen zwar zu dem zahlenmäßigen Ergebnis, daß der Eiweißstoffwechsel des Hungerkaninchens 3 bis 4 Proz. Glykokoll entstehen lasse; sie versäumen es aber, die auch in ihren Versuchen gegebene stoffwechselsteigernde Wirkung der Benzoesäure, welche das zur Berechnung herangezogene Verhältnis zwischen Hippursäurestickstoff und Gesamtstickstoff beeinflussen kann, zu berücksichtigen. Man muß hiernach die Frage nach dem Umfange der Glykokollbildung im Organismus und ihrer Beziehungen Die Gesetze der Hippursäuresynthese. 207 zum Harnstoff einerseits, und zum Schicksale der Aminosäuren andererseits, als eine offene bezeichnen. Die Gegensätzlichkeit der bisher geförderten Ergebnisse läßt sich zum Teile auch der Tatsache zuschreiben, daß bei Darreichung von Benzoesäure zumeist neben der beabsichtigten Bindung inter- mediären Glykokolls eine unerwünschte Vergiftung des Organismus veranlaßt wird, welche insbesondere durch die Stoffwechsel- steigerung, aber auch wegen der antifermentativen Wirkung der Benzoesäure die Versuchsergebnisse in unübersehbarer Weise be- einflussen kann. Diese Nachteile lassen sich aber zur Zeit nicht völlig vermeiden, da keine Substanz bekannt ist, welche bei ge- ringerer Giftigkeit in gleichem Umfange mit Glykokoll gepaart würde wie Benzoesäure. Es bleibt also nichts anderes übrig, als auf dem einmal eingeschlagenen Wege weiter zu gehen und durch ein möglichst genaues Studium die Gesetze, welche die Glykokoll- synthese der Benzoesäure im Organismus beherrschen, festzustellen und mit dieser Erkenntnis ausgerüstet an die Erforschung der Rolle, welche dem Glykokoll im Stoffwechsel angewiesen ist, heranzutreten. Zu diesem Zwecke habe ich neuerlich die Hippur- säuresynthese, namentlich nach ihrem quantitativen Ablaufe und in ihren Beziehungen zur Gesamtstickstoffausscheidung am Kanin- chen studiert. Es konnte nicht fehlen, daß inı Laufe der Versuche auch Beobachtungen gemacht wurden, die zwar mit dem Plane der Untersuchung nicht in unmittelbarem Zusammenhang standen, aber Tatsachen betreffen, die beim Experimentieren mit Benzoe- säure am Tiere nicht außer acht gelassen werden dürfen. Es ist daher notwendig, die Gesamtheit der in der Pharmakologie der Benzoesäure gemachten Beobachtungen zu besprechen, soweit sie nicht die Wirkungen auf Zentralnervensystem, Herz und Atmung und die allgemeinen Vergiftungserscheinungen betreffen (über diese vgl. Kobert, Schmidts Jahrb. 1850). Hierbei kommen vorzugs- weise Beobachtungen an Kaninchen bzw. Pflanzenfressern in Betracht, weil in deren Körper eine Wiederzersetzung einmal gebildeter Hippursäure de norma nicht vorkommt, was natur- gemäß dıe Grundbedingung für die Verwendung der Benzoesäure- Intoxikation zur Bestimmung intermediären Glykokolls ist. II. Die Pharmakologie der Benzoesäure. A. Tödliche Dosis, Wirkung auf Darm, Stoffwechsel und Diurese. Die tödliche Benzoesäuremenge für Kaninchen wird von Kobert“) mit höchstens 2,0 g, von Wiener!) mit 1,7 g pro Kilo 208 Wilhelm Wiechowski, Körpergewicht angegeben. Diese Zahlen beziehen sich auf die Darreichung per os; da ich in allen meinen Versuchen, um von den wechselnden Resorptionsverhältnissen im Magendarm unab- hängig zu sein, die Benzoesäure subkutan einführte, hielt ich es für notwendig, für diese Applikationsweise die Dosis letalis noch einmal zu ermitteln. Das Ergebnis einer zu diesem Zwecke angestellten Versuchsreihe gibt Tabelle I wieder. Tabelle I. Subkutan als Na- Gewicht des Salz gereichte In den ersten In den zweiten Tieres in g Benzoesäure pro 24 Stunden 24 Stunden Kilo in g 1650 0,72 0 0 1500 0,85 | 0 0 1930 1,0 | Diarrhoe 1650 531 Diarrhoe normal 1420 1,44 Diarrhoe normal 1470 1,51 mäßige Diarrhoe normal 1200 1,56 0 0 1350 1,60 mäßige Diarrhoe 1350 1,60 mäßige Diarrhoe | 1380 1,61 Diarrhoe Tod 1200. 1,67 0 0 1450 1,67 mäßige Diarrhoe 0 1900 1,74 Tod 1700 1,74 Tod 1500 1,79 Diarrhoe — Tod Auch für die subkutane Darreichung beträgt somit die letale Dosis Benzoesäure annähernd 1,7 °/oo des Körpergewichts, doch ist sie, wie ersichtlich, nicht ganz präzis festzustellen. Einmal erfolgte bereits bei 1,61 °/.. der Tod, während Wiener!%) einmal sogar bei 1,99°/o per os dargereichter Benzoesäure noch ein Über- leben des betreffenden Kaninchens beobachtet hat. Diese Un- sicherheit läßt es unzulässig erscheinen, aus der Wirkungslosigkeit der einfachen Dosis letalis nach Zufuhr einer Substanz mit Bestimmtheit auf eine Entgiftung infolge derselben zu schließen, Die Gesetze der Hippursäuresynthese. 909 wie es Wiener!) und Cohn?!) gelegentlich der Diskussion ihrer Versuche mit Benzoesäure + Leim, Kasein, Leucin und Harnsäure “ nebenbei getan haben. Die nach stöchiometrischen Anschauungen durchaus gerechtfertigte pharmakologische Gepflogenheit, die Gift- dosierung und Berechnung zum Körpergewicht in ein Verhältnis zu setzen, führt stets nur zu Näherungswerten oder Mittelzahlen, denen eine absolute Giltigkeit kaum zukommt. Der Grund hiefür liegt offenbar darin, daß es unmöglich ist, die reagierende Masse des lebenden Tieres zu messen. Wie E. Voit!"!) jüngst gezeigt hat, läßt das Lebendgewicht der Tiere einer Art keinen Schluß auf deren Organgewichte zu, wogegen allerdings das „Reingewicht“ (= Gewicht ohne Haare, Fett und Magendarminhalt) innerhalb einer Tierart in einer konstanten Beziehung zu den Organgewichten steht. Der Wassergehalt der Tiere ist, wie sich aus den Voitschen Zahlen ergibt, ohne Einfluß auf diese Verhältnisse, wohl aber der Ernährungszustand, indem bei Unterernährung die Verhältniszahlen inkonstant werden. Hiernach leistet die Dosierung von Giften pro Kilo nicht einmal am selben Tiere Gewähr für eine einwandfreie Ver- gleichsunterlage, sobald der Ernährungszustand wechselt, und a fortiori müssen alle Schlüsse unsicher sein, welche auf einer Berechnung chemisch-physiologischer Versuchsresultate pro Kilo verschiedener Individuen aufgebaut sind; jedenfalls besonders dann, wenn es sich um geringe Schwankungen handelt. Wie aus Tabelle I zu entnehmen ist, zeigten fast alle Tiere, welche mehr als ungefähr 0,8 Benzoesäure pro Kilo erhalten hatten, mehr oder minder flüssige Stublentleerungen. Diarrhoe scheint so- nach nächst der Diurese und Stoffwechselsteigerung eines der ersten Vergiftungssymptome (selbst bei subkutaner Darreichung) zu sein. Eine Beeinflussung des Darmes ist möglicherweise auch bei der flüssige Defäkation noch nicht bewirkenden Dosis von 0,3 g Benzoe- säure pro Kilo Tier gegeben. Es fiel oft auf, daß die Tiere an den Benzoesäuretagen viel mehr Kot entleerten als sonst. Einige in dieser Richtung angestellte Wägungen der 24stündigen, luft- trockenen Kotmenge scheinen diese Beobachtung zu bestätigen (vgl. als Beispiel Tab. I). Entscheidende Bedeutung kommt allerdings diesen Wägungen für die Frage der Darmwirkung der Benzoesäure insolange nicht zu, als die Gesetzmäßigkeit des Umfanges der Kotentleerung bei Kaninchen nicht bekannt ist; doch dürften die Pflanzenfresser geeignete Objekte sein mit der Wage die Darmperistalik zu beurteilen, da sie in ihrem Blind- darm ein fast unerschöpfliches Kotreservoir besitzen, dessen kontinuierliche oder periodische mehr oder minder von der Beitr. z. chem. Physiologie. VII. 14 210 Wilhelm Wiechowski, Nahrungsaufnahme unabhängige Entleerung sehr wohl zu der Intensität der Darmbewegung entsprechenden Kotgewichten führen kann. Für eine Beeinflussung des Magendarmtraktes durch die Benzoesäure sprechen übrigens auch die beim Menschen nach deren Genuß oft beobachtete Brechneigung und selbst blutiges Erbrechen, sowie die von Kobert#) beobachteten Hämorrhagien im Magen- darmtrakt nach tödlicher Intoxikation und der gleichfalls von Kobert®) mitgeteilte Übergang von Benzoesäure in den Mund- speichel beim Hunde. Die Beziehung der Benzoesäure zum Darm ist für das Schicksal derselben im Organismus nicht unwichtig, da, wie ich beobachtet habe, eine Aussscheidung derselben mit dem diarrhoischen Stuhle erfolgen kann (vgl. S. 235). Tabelle II. Kaninchen Nr. XIV. In 24 Stunden wicht | Kot luft- in g trocken ing Gesamt- | Hafer, | Bemerkungen harn- verzehrt stickstoff| ing Datum 10. III. 04 || 2090 1,64 Benzoesäure 11.38; 2090 3 36 0,99 77 als Na-Salz sub- kutan 12.11. 1970 27 150 1,36 10 15.11. 1940 15 44 1,47 41 j x 1,64 Benzoesäure 14. III, 1950 5 40 1,11 77 + 0,5 Cholsäure subkutan 15. II. 1850 45 101 1,23 2 16,28 1850 ) 45 1,24 24 17. DL 1815 3 47 1,13 39 18, -J]11: 1850 2 45 1,08 53 Von großer Bedeutung für die Bestimmung intermediären Glykokolls mittels Benzoesäure ist die stoffwechselsteigernde Wirkung der letzteren. Die ersten Mitteilungen hierüber macht Salkowski®). Beieinem Kaninchen beobachtete er nach Benzoe- säurefütterung eine Steigerung der Stickstoffausscheidung im Harn von 1,0 auf 1,7 g bei gleichzeitiger Vermehrung der Gesamtschwefel- ausscheidung, sodaß das Verhältnis S:N keine Änderung erfuhr. Später wurden in dieser Richtung von Virchow!%) und Kuma- Die Gesetze der Hippursäuresynthese. 211 gawa@!) Versuche am Hunde mit wechselndem Erfolge unter- nommen, auch No&l-Paton°®) berichtet über gleiche Beob- achtungen. Die Ergebnisse von Virchow und Kumugawa im Zusammenhange mit noch anderen einschlägigen Beobachtungen faßt Salkowski’') dahin zusammen: „daß die Benzoesäure und Derivate derselben, welche in Benzoesäure übergehen, keine kon- stante Wirkung auf den Eiweißzerfall haben, diese vielmehr, abgesehen von dem Ernährungszustande, von der Individualität des Tieres abhängt“. An anderer Stelle derselben Arbeit gelangt dann Salkowski zu der Ansicht, daß die stoffwechselsteigernde Wirkung beim Hunde mit dem Umfange der Hippursäuresynthese zusammenhänge, derart, daß Tiere, die nur geringe Mengen Benzoe- säure durch Paarung entgiften können, mit einer deutlichen Ver- mehrung der Stickstoffausscheidung reagieren; während bei Tieren, deren Paarungsvermögen ein bedeutendes ist, die Benzoesäure keinen erheblichen Stoffzerfall veranlasse. Die individuellen Ver- schiedenheiten lägen in einer individuell verschiedenen Größe der synthetischen Kraft, da man die zur Verfügung stehenden Glykokollmengen bei den in Frage kommenden Hunden im Stick- stoffgleichgewicht als nur unwesentlich schwankend annehmen könne. An Kaninchen liegen ferner Stickstoffbestimmungen nach Benzoesäurezufuhr vor von Wiener!%), von Parker und Lusk°?) und Pribram®). Dieselben ergeben eine deutliche Steigerung der Stickstoffausfuhr im Harne bei Benzoösäurevergiftung, nur in Tabeile III bei Parker und Lusk ist ein anderes Verhältnis zu konstatieren; hier sinkt die Stickstoffausscheidung unter dem gleichzeitigen Einflusse des Hungers und der Benzoesäure von 0,9 auf 0,3; in allen anderen ihrer Versuche ist jedoch eine 2 deutende ec vorhanden. Meine eigenen Versuche bestätigen zunächst im allgemeinen die bedeutende Zunahme der Stickstoffausscheidung nach Benzoe- säurezufuhr beim Kaninchen, wie aus der Tabelle hervorgeht. (Siehe Tabelle III auf Seite 212.) Sie tritt jedoch, in Über- einstimmung mit den Befunden bei Pribram®®), nicht immer in den der Benzoesäurezufuhr folgenden 24 Stunden auf, sondern häufig erst in den zweiten 24 Stunden, zu einer Zeit, da, wie unten ausführlich bewiesen wird, weder Benzoesäure noch Hippursäure mehr in Zirkulation sind (Nr. IV, VII, X). Nicht selten beobachtet man sogar am ersten Tage eine bedeutende Abnahme der Stickstoffausscheidung im Harne (Nr. III, VI, VID. Die Mehrausscheidung von Stickstoff dauert bei der durchgehends angewandten Dosis von 0,5 g pro Kilo meist nur 24 Stunden, 14* 212 Wilhelm Wiechowski, gelegentlich jedoch auch länger an. In Bezug auf diese Stoffwechsel- wirkung scheint ein Versuch (Tabelle IV) von Interesse, in welchem längere Zeit hindurch täglich Benzoesäure gereicht wurde und die anfängliche Steigerung des Stoffwechsels bald abnahm und fast verschwand; er steht in guter Übereinstimmung mit einem von Salkowski”!) mitgeteilten Versuche am Hunde, welcher bei täglicher Benzoesäurezufuhr nur am ersten Tage eine Mehraus- scheidung von Stickstoff im Harne zeigte. Mein Tier hat bis zum Schlusse des Versuches in den letzten Tagen allerdings wenig gefressen. Dieser Versuch widerlegt übrigens die von Parker und Lusk aufgestellte, durch deren eigene Versuche aber nicht gestützte Behauptung, daß die Größe der Hippursäureausscheidung und Gesamtstickstoffausscheidung parallel laufen. Tabelle III. Stickstoffausscheidung in g. Nr. des Versuchs- ||1. Tag | 2. Tag R 4. Tag |5. Tag 6. Tag 7. Tag 1: 0,60 | 0,82 1,06 | 1,26 2120 079 0,83 | 1,19 | 0,92 1,63 | 1,12 1364 a 0,65 | 0,72 1,21 = 2 Ne) [0 0) 0,8 g Benzoesäure pro Kilo subkutan 2 Qu D 0,8 g Benzoesäure pro Kilo subkutan Bei allen Versuchen, welche auf die Feststellung einer Änderung des Stickstoffwechsels beim Kaninchen abzielen, muß man sich gegenwärtig halten, daß die Stickstoffausscheidung auch bei durchaus regelmäßig ernährten Kaninchen nicht immer konstant ist; daß vielmehr nicht selten Tiere gefunden werden, deren 24stündige Harnstickstoffmengen ganz bedeutende Schwankungen aufweisen. Solche Tiere sind von den Versuchen auszuschließen. . Zu u a Ag. 24 I ar Die Gesetze der Hippursäuresynthese. 213 Tabelle IV. Kaninchen Nr. XVI. In 24 Stunden Benzoesäurezufuhr rn m m — a £ Datum = he Harn- | Gesamt- | verzehr- Bo = ion se ne menge |stickstoff | ter Hafer | 9" a in cem in g in g in 4% Lösung 17. IV. 1904 | 2000 36 93 18. IV. 2010 34 0,62 82 19. IV. 2010 42 0,65 ee 20. IV. 1970 96 0,72 29 1,57 g 21. IV. 1870 100 1,21 a Er 28. IV. 1790 90 1,20 39 1,43 „ 93. IV. 1820 85 .| 108.| 7 I, 24. IV. 1800 70 0,71 72 IA6,, 35. IV. | :-1760 70 0,73 58 ee 96. IV. 1700 80 0,84 36 LE: 97. IV, 1620 70 0,81 15 1,30 „ 98. IV. 1530 93 0,89 8 29. IV. 1450 | m I 3 ? 0 = Ba] ee ET In Tabelle V ist die relative Steigerung der Stickstoffausfuhr mit den korrespondierenden Werten für das nach 0,8 g Benzoe- säure p. K. ausgeschiedene Glykokoll zusammengestellt; sie be- weist, daß die Annahme von Salkowski’!), wonach die geringe Hippursäurebildung ..eine heftigere Stoffwechselwirkung zur Folge habe, für das Kaninchen nicht giltig ist. Tabelle V. Verabreichte Benzoesäure als Na- Salz subkutan = 0,8 pro Kilo-Tier Zunahme der Glykokollausschei- Tier Nr. Stickstoffausschei- | dung pro Kilo-Tier dung in Proz. ing 214 Wilheim Wiechowski, Im Hinblick auf diese Annahme Salkowskis sowie auf die erwähnte Behauptung von Parker und Lusk, daß Stickstoff- und Hippursäureausscheidung (am selben Tiere) gleichsinnig schwanken, ist die von Pribram festgestellte Tatsache von Bedeutung, daß selbst die Hippursäure beim Kaninchen eine energisch steigernde Wirkung auf den Stoffwechsel entfaltet. In einem zu anderen Zwecken unternommenen Versuche, in welchem ein Kaninchen fortlaufend steigende Dosen Hippursäure erhielt, habe ich die Ausscheidung des Stickstoffes im Harne verfolgt, von der nach- stehende Tabelle VI ein Bild gibt. Tabelle VI. Kaninchen Nr. XV. In 24 Stunden en -——— — — | Subkutan - | Ges.-Stick- 2 Datum r stoff nach, Harn- | Kot luft- | verzehr- als Na ns wicht | Abzug d. | menge | trocken |ter Hafer | 8ereichte ger. Hippur-| in cbem ing in g | Appurehıpe säure-N 20. III. 04 | 2150 al e1 >] anittei 1°] mitte |° | Mittel | 21. M. 2150 0,760 o74 40 36 |16% 15 767 a 22. I. 2120 [0,81 38 15) 65 ) 0,25 23. II. 2080 |0,87 50) 34 35 0,5018 24. II. 1990 10,83 | 21 21 0,7532 = Mittel I Mittel Mitten Iakittel 95. II. 1950 |1,04 89 Rp ape "9670 1,0034 ee 0:93 1-4- 74:44. 325.14 96: 2 Per 26. II. 1930 |0,96 78 8 38 1,5019 97. II. 1900 [0,93 83 14 39) 28. II. 1950 ‚0,80 40 15 72 —_. Mittel — | Mittel —| Mittel —| Mittel 99. II. 1980 [0,59 20 89 mar 0:66 +3 Fee 30. II, | 1970 |0,60 128 33 189 Die Stickstoffsteigerung im Harne der Hippursäureperiode ist wie ersichtlich nicht unbeträchtlich, wenn auch nicht so hoch- gradig wie in den Versuchen von Pribram, wo die Hippursäure die Benzoesäure an Wirkung auf den Stoffumsatz übertroffen hat. Auch in diesem Versuche macht sich ein ähnliches Verhalten geltend, wie es Tabelle IV bei täglicher Benzoesäurezufuhr zeigt. Die steigernde Wirkung auf den Stoffumsatz nimmt bei häufiger Verabreichung von Hippursäure wieder ab. Daß man es aber in Die Gesetze der Hippursäuresynthese. 215 diesen beiden Fällen nicht mit einer Gewöhnung an das Gift zu tun hat, scheint mir die fortdauernde Gewichtsabnahme der Tiere (in Tabelle IV und VI) zu beweisen. — Am Kaninchen wirkt also die Hippursäure sicher in demselben Sinne auf den Stofl- umsatz wie die Benzoesäure selbst und der Befund von Kuma- gawa [bei Salkowski”!)], daß 12 g Hippursäure einem Hunde in 4 Tagen verabreicht keine Wirkung auf den Stoffumsatz hatten, könnte sonach dieselbe Ursache haben, wie die Befunde von Jolin [bei Salkowski”!)] und anderen, welche eine Wirkung der Benzoesäure am Hunde vermißten, welche Ursache dann aber nicht in der von Salkowskiı angenommenen individuell ver- schieden mächtigen Entgiftung der Benzoesäure durch Glykokoll- paarung gelegen sein kann. Jedenfalls findet beim Kaninchen eine Paralysierung der Stoffwechselwirkung der Benzoesäure durch die Glykokollsynthese nicht statt und auch sonst erweist sich die Hippursäure, wie das stetig abnehmende Körpergewicht und die reduzierte Nahrungsaufnahme beweisen, durchaus nicht ungiftig, namentlich im Hinblick auf die geringen Dosen, dıe zur Anwendung kamen. Nicht unerwähnt soll es bleiben, daß die Harnuntersuchung keinen Anhaltspunkt für eine Zersetzung der eingeführten Hippur- säure gegeben hat, die beobachtete Wirkung also der Hippursäure als solcher zugeschrieben werden muß. Schließlich ist noch die bedeutende diuretische Wirkung der Benzoesäure sowohl als der Hippursäure zu erwähnen. Die- selbe wurde von Pribram®) im Vergleiche mit der anderer aromatischer Säuren studiert. Sie machte sich in jedem meiner Versuche bemerkbar. Als Paradigma können die Tabellen IV und VI dienen. Alle drei besprochenen Wirkungen der Benzoesäure im Zu- sammenhange mit der stets zu beobachtenden Verminderung der Nahrungsaufnahme bedingen die in jedem meiner Versuche sich geltend machende bedeutende Gewichtsabnahme der Versuchstiere. Die Wirkungen der Hippursäure auf den Stoffwechsel, die Diurese und die Nahrungsaufnahme sind durchaus denen der Benzoesäure analog; ja selbst eine Wirkung auf die Peristaltik des Darmes scheint, soweit man aus einem Versuche schließen kann, vor- handen zu sein (Tabelle VI. Von einer Entgiftung der Benzoesäure durch die Glykokollpaarung kann somit nur in bezug auf die nervösen (narkotischen) Eigenschaften der Benzoesäure (dem Zentralnervensystem gegenüber) die Rede sein, welche in den durchaus verschiedenen Lösungs- und Verteilungsverhältnissen der beiden Körper begründet sein könnten. 916 Wilhelm Wiechowski, \ B. Ausscheidung der Benzoesäure. 1. Die physiologische Benzoesäure (Hippursäure)-Ausscheidung. Von großer Wichtigkeit für die Beurteilung namentlich der quantitativen Geschehnisse bei der Ausscheidung eingeführter Benzoesäure ist das Vorkommen von Benzoesäure und Hippursäure in normalen Harnen, welches von vielen Autoren nicht berück- sichtigt wurde, obzwar die normaler Weise zur Ausscheidung ge- langenden Mengen gelegentlich so bedeutend sind, daß ihre Ver- pachlässigung zu falschen Vorstellungen über den Umfang der Benzoesäureausscheidung führen kann, insbesondere dann, wenn die Harne größerer Versuchsperioden [Wiener!% 4 Tage, Cohn?!) einmal 8 Tage] analysiert oder zusammengefaßt werden. Was nun zunächst das Vorkommen von Benzoesäure im normalen Kaninchenharne anlangt, so berichten, soviel mir bekannt ist, zuerst Weyl und Anrep!®%) hierüber. Sie arbeiteten nach der Methode von Jaarsveld und Stokvis®!) und betrachten das gewaschene Petrolätherextrakt des angesäuerten alkoholischen Harnauszuges als Benzoesäure, ohne eine Identifizierung der allerdings sehr kleinen Mengen zu versuchen. Nun enthält die nach Jaarsveld und Stokvis aus Harn dargestellte „freie Benzoesäure“, wie diese Autoren selbst angeben, Farbstoffe (namentlich Indigo) und ist, wie unten bei Besprechung der Methode ausgeführt wird, noch mit nicht flüchtigen sauren Harn- bestandteilen verunreinigt. Es ist zweifelhaft, ob diese Ver- unreinigungen durch bloßes Waschen mit Wasser entfernt werden können, sodaß die Befunde von Weyl und Anrep das Vor- kommen von Benzoesäure im normalen Harne von Kaninchen noch nicht einwandfrei dartun. Dasselbe ist erst von Sal- kowski®) durch die Analyse von 2 Litern durch Kochen konservierten Kaninchenharnes bewiesen worden; er fand im Dampfstromdestillat des Ätherauszuges Benzoesäure und identifi- zierte se durch Schmelzpunktbestimmung. . Dieser Beweis ist aber nur unter der Voraussetzung als erbracht anzusehen, daß eine Zerlegung der Hippursäure durch sorgfältiges Einsammeln des Harnes vermieden war. Durch van de Velde und Stokvis®) ist auf die leichte Zersetzlichkeit der Hippursäure insbesondere in alkalischen Flüssigkeiten hingewiesen, was naturgemäß beim Sammeln größerer Harnquantitäten umsomehr zu befürchten ist. — Ich selbst habe in allen untersuchten Kaninchenharnen nach Aufnahme des Petrolätherauszuges in Barytwasser, Filtration und Dampfstromdestillation (vgl. unten) geringe Mengen einer flüchtigen nach Benzoesäure riechenden Substanz erhalten, deren Menge 2 re EN % be ne FE er N Voir 2 u hei il Die Gesetze der Hippursäuresynthese. 917 zwar nie zur Identifizierung ausreichte, die aber nach dem Ver- fahren der Isolierung nur als Benzoesäure anzusprechen ist. Um- geht man bei der Darstellung der freien und (als Hippursäure) gebundenen Benzoesäure die Dampfstromdestillation, so erhält man wesentlich höhere Werte für beide. In Tabelle VII sind die betreffenden von Weyl und Anrep und mir erhaltenen Zahlen für die normale Benzoesäure- und Hippursäureausscheidung des Kaninchens zusammengestellt. Mehr ist in der Literatur über die Mengen der normaler Weise im Harne vorkommenden: Hippursäure zu finden. Sal- kowski” "4 bestimmte an 4 Hunden im Hunger, bei Fleisch- fütterung und nach Darmunterbindung die Hippursäure zu 0,053 bis 0,204 in 24 Stunden. van de Velde und Stokvis fanden bei ihrem Hunde nach gemischter Kost weder Benzoesäure noch Hippursäure im Harne. Der vielfach zitierte Hammel von Schröder?) schied de norma keine Hippursäure aus. Dagegen zeigten die Kaninchen von Parker und Lusk am zweiten bzw. dritten Hungertage eine Ausscheidung von 0,131 bis 0,01 Hippur- säure. Die Zahlen von Weyl und Anrep sind in Tabelle VII angeführt. Beim Menschen fand Lewin“) bei einer Kost, die reichlich Milch enthielt, eine Tagesmenge von 0,1 bis 0,3 Hippur- säure; hier sind auch die älteren Angaben über die Hippursäure- ausscheidung des Menschen zusammengestellt; darnach schwankt diese zwischen 0,169 und 2,17 im Tagesharne. Aus dem Angeführten ergibt sich, daß die 24stündige Normal- ausscheidung von Benzoesäure und Hippursäure bei Kaninchen — namentiich wenn die abgeschiedenen Mengen nicht durch Dampf- stromdestillation gereinigt sind — nicht unbeträchtlich sein kann und keinesfalls vernachlässigt werden darf. Über die Herkunft dieser normalen Benzoesäureausscheidung im Harne sind verschiedene Vermutungen geäußert worden. Sal- kowski, welcher das Auftreten von Hydrozimmtsäure bei der Pankreasfäulnis von Fleisch entdeckte8!) und deren Übergang im Organismus in Benzoesäure festgestellt hat” 8%), war infolge dieser Befunde zunächst geneigt, die normale Harnhippursäure von der bei der Darmfäulnis auftretenden Phenylpropionsäure abzu- leiten®°) und die selbst im Hunger unverminderte Hippursäure- ausscheidung ?3 4) veranlaßte ihn zu der Annahme, daß „auch ın den Geweben und Organen fäulnisartige Prozesse verlaufen, welche zur Abspaltung aromatischer Substanzen aus dem Eiweiß führen“ 8°), Baumann?) konnte bei der Fäulnis des Tyrosins nur aromatische Oxysäuren, nicht aber die Homologen der Benzoesäure, Phenyl- 218 Versuchstier 1800 g schweres Wilhelm Wiechowski, Tabelle VII. Freie Benzoe- Mitteı | Hippur- in säure 24 Std. säure als Benzoe- säure Mittel in 24 Std. Bemerkungen Autor torium Milch-Hafer-Fütter- een 0,009 0,06 | ile m: ütter ) Fr ee) a aan) Mittel aus je3 Tagen dasselbe 0,012 0,05 | Harn sauer 1400 g schweres Kaninchen m un, Milch-Hafer- Fütter- dasselbe 0,007 0,003 a Weyl stündige Harn- BR | dasselbe 0,009 | 0,011] 0,018 | „0,062 menge er Ze Harn sauer Anrep dasselbe 0,003 0,006 (108) 1920 g schweres 5 Milchnahr Kaninchen rn nz 24 tündger ser dasselbe 0,02 E 0,10 menge, Harn sauer re te Milch-Hafer-Fütter- 1809 g schweres || 900 0.08 ung ae Ä er Nr. 5 0,008 ) 0,054 | s4stän- ] ' » » 0,002 0,052 dige Harn- ” » 0,004 0,056 menge „ 0,002 0,042 Reaktion : 0,002 0,059 a Dampf- on 0,001 0,027 Reaktion | nm“ BBRBERIBRRREBE .° 10,5 1 ERRREMBRENBEER Ip. UN 0 Ct arWickense ie a Fk; 0,004 | 0,054 EEE ARE Fr ae Tr Hafer- „ Pr 0,005 0,045 Se fütterung . li) 0,002 0,033 dige eigene E Da a vg ern Harn- x Den 0,003 9041 ee er DE 0,001 0,044 | Reaktion suche DES REL, re sauer | 0,001 | 0,049 } El: 0,006 0,050 >. 0,015 |) 0,111 ) „ Al. 0,018 0,089 24 stünd. a En Ira a nicht „ VI. 0,014 0,024 BnEe 1 destilliert 087 0,013 [00,015 0,187 |£0,090|£ sauer £ Hater- nach4täg. | fütterung Aufent- EM 0,002 0,024 | a ) Die Gesetze der Hippursäuresynthese. 219 essigsäure und Phenylpropionsäure nachweisen. Außerdem hatten in seinen Versuchen selbst 25 g Tyrosin keine Steigerung der Hippursäureausscheidung zur Folge. Die Quelle der Phenyl- propionsäure und damit der Benzoesäure konnte sonach entgegen Salkowski nicht das Tyrosin sein. Hingegen fand Baumann’), daß das durch Schulze und Barbieri aus Eiweiß zum ersten Male dargestellte Phenylalanın bei der Fäulnis extra corpus Phenylessigsäure liefere und hält unter der Annahme, daß die Fäulnis des Phenylalanıns im Darme zu Phenylpropionsäure führen könnte, im Darm entstandenes Phenylalanin für die Muttersubstanz der Hippursäure. Man kann nicht behaupten, daß diese Annahme durch die Untersuchungen von Schotten®) bewiesen wurde, welcher nach Eingabe von 0,7 g Phenylalanin 0,2 g Hippursäure bei einem Hunde im Harne fand, während die gleiche Menge Phenylpropionsäure eine 13mal größere Hippursäureausscheidung zur Folge hatte, insbesondere wenn man die normale Hıppur- säureausscheidung von Hunden, die dem Werte 0,2 oft gleich ge- funden wurde, in Rechnung zieht und berücksichtigt, daß beim Hunde eine Zersetzung bereits entstandener Hippursäure vor- kommt. Später berechnete Salkowski”) aus der Summe von Hippursäure und Phenacetursäure des Pferdeharns im Zusammen- hange mit dessen Stickstoffgehalt und seinen quantitativen Be- stimmungen der Hydrozimmtsäure bei der Eiweißfäulnis, daß mehr als die Hälfte alles zerfallenden Nahrungseiweißes im Darme verfaulen müßte, um die gefundenen Hippursäure-Phenacetur- säuremengen zu liefern und lehnt daher für diese wie auch für das Phenol des Herbivorenharnes eine ausschließliche Entstehung aus im Darme faulendem Eiweiß ab. Vielmehr müßten die mit der Nahrung eingeführten aromatischen Substanzen die Grundlage für die normale Hippursäureausscheidung abgeben. Im selben Jahre noch zeigte Baumann!?), daß die Hippursäure aus dem Harne von Hungerhunden nach Kalomeldarreichung vollständig verschwinde und erwies so die Darmfäulnis als einzige Quelle der Hippursäure beim Fleischfresser. Baas?°) versuchte die Giltigkeit dieser Anschauung auch für den Pflanzenfresser zu erweisen, wobei er die, wie wir gesehen haben, nicht einwandfrei bewiesene Entstehung von Hippursäure aus im Darme faulendem Phenylalanin als Tatsache annimmt. Er fand nach Tyrosinfütterung per os keine Vermehrung der Hippursäure gegen den Vortag ebenso wie Baumann®); da aber hierbei auch keine Änderung des Ver- hältnisses der Schwefelsäure zur gepaarten Schwefelsäure und keine Vermehrung der Oxysäuren gefunden wurde, lag überhaupt 220 Wilhelm Wiechowski, keine Fäulnis des eingeführten Tyrosins vor. Trotzdem bezieht Baas die hier beobachtete normale Hippursäureausscheidung auf Fäulnis von Phenylalanin im Darme und muß deshalb die An- nahme machen, „daß die Fäulnis der Phenylamidopropionsäure unter anderen Bedingungen erfolgen kann als die Fäulnis des Tyrosins“. — Für eine Beziehung zwischen normaler Hippur- säurebildung und Darmfäulnis sprechen auch einige Befunde über die noch zu erwähnenden Einflüsse der Ernährung auf die Größe der Hippursäureausscheidung (vgl. unten S. 222). Hoppe-Seyler äußerte gelegentlich die Vermutung, daß die Hippursäure des normalen Harnes insbesondere von Hungertieren von bei der Gewebsoxydation entstehender Benzoesäure stammen könne. Bei der Oxydation von Eiweiß mit Braun- stein und Schwefelsäure [Guckelberg®°)], mit Permanganat und Schwefelsäure [Staedeler*)] wurde vielfach Benzoesäure erhalten. Schulze und Barbieri®) zeigten, daß von den hydrolytischen Eiweißspaltungsprodukten der aromatischen Reihe nur das Phenylalanin, nicht aber das Tyrosin bei Chromsäure- oxydation Benzoesäure liefert. Da sie gleichzeitig den experi- mentellen Nachweis erbrachten, daß Tyrosin bei weitgehender Hydrolyse nicht in Phenylaminopropionsäure übergeht, würde als alleinige Quelle der Benzoesäure bei. der Eiweißkoxydation nur Phenylalanın in Betracht kommen. In der Tat zeigte R. Cohn*) (die negativen Befunde von Baumann und Baas bei Fütterung per os sind bereits erwähnt), daß auch subkutan und intravenös verabreichtes Tyrosin zu keiner Hippursäurevermehrung im Harne führt. Doch haben neuere Untersuchungen auch die vollkommene Verbrennlichkeit des Phenylalanins in größeren Dosen als der von Schotten verwendeten erwiesen [Knoop°®)]. Neubauer und Falta°’) schließen aus dem durch Falta und Langstein**) ermittelten Übergang von Phenylalanin in Homo- gentisinsäure beim Alkoptonuriker im Zusammenhange mit den Ergebnissen ihrer Versuche über das Verhalten der Phenylpropion- säure bzw. Phenyl-a-Milchsäure bei derselben Erkrankung, daß der Abbau des Phenylalanins auch im normalen Organismus über Phenyl-a-Milchsäure erfolgt. Letztere werde zunächst zu Uroleucin- und Homogentisinsäure oxydiert, welche Säuren ım normalen Körper so gut wie vollständig verbrennlich sind [H. Embden***)]. *) Journal f. prakt. Medizin 72, 251; vgl. auch Maly, Sitzungsbericht d. k. Akad. d. Wiss. II. Abt. Febr. 1885 und 97, sowie Monatshefte f. Chemie 6 (1885) und 9. **) Zeitschr. f. physiol. Chemie 37, 513. ***) Zeitschr. f, physiol. Chemie 18, 328. A) a AA N ee ee ee Die Gesetze der Hippursäuresynthese. 221 Hiernach würde nächst der Desamidierung die Oxydation nicht wie extra corpus an der Seitenkette, sondern am Benzolring und zwar durch Hydroxylierung der zur Seitenkette in 2 und 5 Stellung befindlichen C-Atome einsetzen und ohne Benzoesäurebildung zur Aufspaltung des aromatischen Ringes führen. Es erscheint aber dieses Problem noch nicht endgiltig erledigt, insbesondere da wie Neubauer (loc. eit.) mitteilt, Phenyl-a-Milchsäure im Kaninchen- organismus nicht vollkommen verbrannt wird. Doch fand Knoop°®) neuerdings die vollkommene Verbrennlichkeit aller untersuchten, in der a-Stellung der Seitenkette substituierten Propylbenzolderivate (Phenylalanin, Phenyl-«-Milchsäure, Phenylbrenztraubensäure, Phenyl-a-aminozimmtsäure), so daß man wohi bis auf weiteres von einer oxydativen Entstehung von Benzoesäure im intermediären Eiweißstoffwechsel wird absehen können. Eine Reihe von Autoren [Lücke®), Mattschewsky®), Lautemann®)], insbesondere Meißner und Shepard®) führten die normale Harnhippursäure der Herbivoren auf mit der Nahrung aufgenommene aromatische Substanzen zurück, insbesondere auf Chinasäure. Sie zeigten, daß die Hippursäureausscheidung beim Pflanzenfresser durchaus von der Art der Ernährung abhänge und daß es insbesondere die Cutikularsubstanz der Pflanzenepidermen sei, welche zu reichlicher Bildung von Hippursäure Veranlassung gebe. Wir haben gesehen, daß auch Salkowski”) auf Grund seiner quantitativen Hippursäure- und Phenacetursäure-Bestimmungen im Pferdeharn unter Berücksichtigung des Eiweißstoffwechsels zu derselben Anschauung kommt. Im Zusammenhange damit stehen Mitteilungen, wonach beim Menschen bei vegetabilischer Kost die Hippursäureausscheidung steigen soll (zitiert nach Parker und Lusk loe. cit.). Von solchen präformierten aromatischen Substanzen, welche im Organismus in Benzoesäure übergehen, sind folgende bekannt: Phenylpropionsäure [Salkowski”)], Toluol, Äthyl- und Propyl- benzol [Nencki-Giacosa°d], das früher von Schultzen und Graebe [erwähnt bei O. Schotten5)] für Mandelsäure und von L. v. Nencki®!) und Salkowski®) für Benzamid behauptete analoge Verhalten konnten Schotten®) einerseits und Bau- mann und Herter!!) andererseits nicht bestätigen, indem sie zeigten, daß Mandelsäure sowie Benzamid den Körper unver- ändert verlassen. Dagegen geht die Zimmtsäure, und wie jüngst Knoop gezeigt hat, die Phenyl-ß-Milchsäure, Benzoylessig- säure und Phenylvaleriansäure im Organismus des Hundes in 222 Wilhelm Wiechowski, Benzoesäure über. Übrigens müssen — die Allgemeingiltiekeit des Knoopschen Schlusses vorausgesetzt, daß die Oxydation der Seitenketten an der f-Stellung erfolgt (wenn die «a-Stellung nicht substituiert ist, in welchem Falle scheinbar vollständige Auf- spaltung des Ringes erfolgt) — alle aromatischen Säuren mit einfacher Seitenkette zu Benzoesäure oxydiert werden, wenn ihre Seitenkette eine ungerade Anzahl von C-Atomen enthält. Daß es aber nicht lediglich die in der Nahrung prä- formierten aromatischen Komplexe sind, welche die Hippursäure- bildung beherrschen, geht aus den allerdings spärlich vorliegenden Hungerversuchen hervor, welche übereinstimmend ergeben haben, daß die Hippursäure aus dem Harne hungernder Hunde [Sal- kowskı’3%] und Kaninchen nicht verschwinde (ein Kaninchen von Parker und Lusk zeigte am 6. Hungertage eine Hippur- säureausscheidung von 0,04 g). Dagegen hat Baumann!) nach- gewiesen, daß die Hippursäureausscheidung von Hungerhunden durch Darmdesinfektion unterdrückt werden könne und mehrere Autoren berichten, daß es durch passende Ernährung gelingt, den Harn von Kaninchen hippursäurefrei zu erhalten. Salkowski'% 69 gibt an, daß „der Harn von Kaninchen bei Fütterung mit Kartoffeln so arm an Hippursäure ist, daß sie sich in der Quantität des Tages nicht bestimmt nachweisen lasse“. In Übereinstimmung hiermit fand Schröder®”) bei einem Hammel, der Kartoffel als Futter erhielt, an mehreren Tagen keine Hippur- säure im Harne. van de Velde und Stokvis?) geben an, daß ihre Kaninchen, welche mit Milch und Gelatine ernährt wurden, keine Benzoesäure und Hippursäure ausschieden. Denselben Be- fund hat Stadelmann’®) erhoben. Lewin“) bezieht seine niedrigen Hippursäurewerte beim Menschen auf den reichlichen Milchgenuß seiner Patienten. — Es scheint biernach, daß Kartoffel-, vielleicht auch Milchfütterung der Benzoesäurebildung entgegen- wirke, wie dies auch Schröder (loc. cit.) ausspricht; diese Gegen- wirkung läßt sich wohl nur als Beschränkung der Darmfäulnis deuten. (Für die Milchdiät gilt eine solche als erwiesen.) Als Gegenstück zu diesen Befunden werden Mitteilungen über eine Vermehrung der Harnhippursäure bei Ernährungsweisen gemacht, bei denen die Konkurrenz vorgebildeter Benzolderivate ausge- schlossen erscheint. Götze und Pfeiffer?) und Pfeiffer und Eber®) beobachteten eine vermehrte Hippursäureausscheidung bei Pferden nach Pentosenzufuhr und schließen aus ihren Ver- suchen, daß „landwirtschaftliche Nutztiere dann am meisten Die Gesetze der Hippursäuresynthese. 2923 Hippursäure produzieren, wenn ihre Futterrationen relativ reich an stickstofffreien Stoffen sind“. Weintraud!®) fand die Hippur- säure nach Thymusgenuß vermehrt, Lewin*) desgleichen und ebenso nach Aufnahme von 100 g Rohrzucker und gesteigerter Eiweißzufuhr (Somatose, Plasmon) beim Menschen. Aus den bisher vorliegenden Angaben über den Einfluß von Krankheiten auf die Menge der normalen Harnhippursäure, ins- besondere die Vermehrung derselben bei Fieber [Lewin (loc. eit.)] entgegen Weyl und Anrep (loc. eit.) und Nierenaffektionen (Lewin) läßt sich kein Schluß auf die Quelle der normalen Harn- hippursäure ziehen, da die Befunde in der Richtung eventl. ver- mehrter Darmfäulnis nicht analysiert sind und außerdem eine Ausscheidung von freier Benzoesäure nicht berücksichtigt wurde, Der letztere Einwand trifft aber auch viele andere zur Ent- deckung der Quelle der normalen Hippursäureausscheidung ange- stellten Versuche, zumal die an Hunden ausgeführten, da hier stets mit der Möglichkeit der Wiederzerlegung gebildeter Hippur- säure zu rechnen Ist. 2. Ausscheidung in den Organismus eingeführter Benzoesäure. Übergehend zu den Ausscheidungsverhältnissen der Benzoe- säure nach Einführung derselben in den Organismus soll zunächst die Dauer der Ausscheidung ohne Rücksicht auf die Form, in der sie erfolgt, besprochen werden. Offenbar muß die Ausscheidungsdauer eines Körpers, abge- sehen von seinen gleichbleibenden physikalisch-chemischen Eigen- schaften und der Tierart (welche Momente für die bloße Nieren- arbeit maßgebend sein dürften), von der Applikationsart (per os, subkutan, intravenös), von der Größe der Dosis und im Falle es sich um die Beibringung per os oder in das Unterhautzellgewebe handelt, von der Schnelligkeit der Resorption (bzw. diese wieder von der Menge und Konzentration der Lösung) abhängen. Während nun die Resorptionsgeschwindigkeit aus dem Unterhautzellgewebe unter normalen Verhältnissen bei gleicher Konzentration und Flüssigkeitsmenge als konstant angenommen werden kann, dürfte die Schnelligkeit der Resorption aus dem Magendarmkanal bei gleichen Verhältnissen sicherlich mit dem jeweiligen Füllungsgrade, der Art des Inhaltes, vielleicht auch dem wechselnden Zustande der Tätigkeit desselben Schwankungen unterworfen sein. Es erscheint daher begreiflich, daß die spärlichen Literaturangaben über die Ausscheidungsdauer eingeführter B:nzoesäure ausein- 224 Wilhelm Wiechowski, andergehen; insbesondere auch, weil fast ausnahmslos die Benzoe- säure per os gereicht wurde und die Angaben sich auf ver- schiedene Tierarten beziehen. Speziell auf diesen Punkt gerichtete _ Angaben und Versuche finden sich so viel mir bekannt ist nur bei Wiener und Cohn. Wiener gibt an, daß die Ausscheidung freier Benzoesäure bei Darreichung per os meist am ersten Tage beendet sei, während die der Hippursäure länger andauere (1,69 und 2,54 g Benzoesäure bei einem 1600 g-Kan.). Cohn glaubt auf einem indirekten Wege den Nachweis geliefert zu haben, daß nach Einführung von Benzoesäure in den Magen die Ausscheidung von ungebundener Benzoesäure nach 24 Stunden noch nicht beendet sei. Er legt seiner Betrachtung das von Wiener aufgestellte Glykokollmaximum von 0,49 pro Kilo Tier nach einmaliger Benzoesäureeinführung zugrunde und kommt zu seinem Schlusse durch den Befund, daß Kaninchen, denen man nach einmaliger Benzoesäurezufuhr per os nach 6, 12 und 24 Stunden subkutan Glykokoll einspritze, im 4tägigen Harne mehr als 0,5 g (als Hippursäure) gebundene Benzoesäure ausscheiden. Gegen diese Berechnung gelten die weiter unten zu erhebenden Bedenken betrefis der Tatsächlichkeit des „Glykokollmaximunıs“, so daß diesem Schiuß Cohns die Voraussetzung entzogen erscheint. Der Hammel Schröders schied 5,56 g Benzoesäure, die ihm im Verlaufe von 12 Stunden per os beigebracht waren, in den dem Beginn der Zufuhr folgenden 24 Stunden derart aus, daß der Harn der zweiten 24 Stunden keine Hippursäure mehr enthielt. Auch in den Versuchen von Parker und Lusk, welche ihren durchschnittlich 2 Kilo schweren Hungerkaninchen tagelang die kleinen Mengen von 0,4 bis 1,0 g Benzoesäure in 2 bis 3 Dosen innerhalb 12 Stunden verabreicht hatten, muß die Ausscheidung meist in 12 Stunden beendet gewesen sein, weil sich sonst die im Harne ausgeschiedenen Hippursäuremengen partiell hätten superponieren, und die Ausscheidung manch- mal die Zufuhr hätte übersteigen müssen (wie z. B. in dem Hundeversuch von van de Velde und Stokvis loc. eit. S. 198 vorgekommen ist), was tatsächlich nirgends in ihren Tabellen zu beobachten ist. Desgleichen waren die Ausscheidungen bei den Kaninchen von Katsuyama°®) in 24 Stunden vollendet, wie auch ein Hund von van de Velde und Stokvis nach Fütterung von 3,41 Benzoesäure als Hippursäure per os die Ausscheidung innerhalb 24 Stunden beendete. Bei dem erwähnten Falle auf S. 195 war dies jedoch nicht der Fall. Die von Jaarsveld und U ee Ze Die Gesetze der Hippursäuresynthese. 255 Stokvis benützten Menschen, selbst die mit gesunden Nieren, brauchten länger als 24 Stunden zur vollständigen Ausscheidung, sowohl bei Eingabe von Benzoesäure als Hippursäure in den Magen (besonders Fall II. Periphere Paralyse bei 3,0 g Benzoe- säure und später 1,03 Benzoesäure als Hippursäure). Auch die Hunde von Weyl und Anrep verhalten sich bei 2,12 Benzoe- säure scheinbar so, wenigstens im septischen Fieber, und das Kaninchen III von Arakı?) bei 1,2 Benzoesäure. — Die Aus- scheidungsdauer schwankt in diesen Befunden innerhalb der weiten Grenzen von 12 bis über 24 Stunden, was ich auf die angeführten Gründe beziehen möchte. Die subkutane Applikation ist unter diesen Umständen vorzuziehen. Ich habe in meinen Versuchen ausschließlich nur sie verwendet; auch deswegen um in der weitläufigen Diskussion über manche Einzelheiten des Gegenstandes einen unbefangenen Standpunkt zu gewinnen. — Subkutane Injektionen von Lösungen benzoesaueren Natriums stärkerer Konzentration sind für die Tiere sehr schmerzhaft [wie auch Cohn?!) mitteilt]; die sonst bei großen Eingriffen ganz stummen Kaninchen schreien nachher oft lange und sind sehr unruhig. Dieser Übelstand läßt sich jedoch durch Verwendung verdünnter Lösungen leicht vermeiden. Die von mir durchgehends verwendete 4 proz. Lösung wird reaktionslos vertragen. Ich habe sie den aufgespannten Tieren stets aus einer Bürette mit Injektionsnadel langsam unter Massage unter die Rückenhaut fließen lassen, wobei die weitaus sicherere Dosierung, welche die Verwendung einer verdünnten Benzoesäurelösung von festgestelltem Titer mittels einer in Zehntel ccm geteilten Bürette ermöglicht, ein erwünschter Vorteil ist. Da ich außerdem, um Diarrhöen zu vermeiden und vergleichbare Werte zu erhalten, stets nur 0,8 Benzoesäure pro Kilo Tier gegeben habe, sind die injizierten Flüssigkeitsquanta im Verhältnis zum Körpergewichte gleichfalls konstant. Wesentliche Differenzen in der Resorptions- geschwindigkeit dürften also bei meinen Kaninchenversuchen nicht in Frage kommen. Die folgenden Versuche 5, 6, X, XI und XIV in Tabelle VIII zeigen, daß die Ausscheidung von Benzoesäure und Hippursäure im Harne nach subkutaner Verabreichung von 0,8 g Benzoesäure pro Kilo Kaninchen innerhalb 24 Stunden be- endet ist; Versuch 7 in Tabelle IX, daß die Ausscheidung beider Formen innerhalb 12 Stunden verläuft und die Versuche 8 und 2 in Tabelle X, daß die Ausscheidung der freien Benzoesäure unter den gegebenen Be- Beitr. z. chem, Physiologie. VII, 15 226 Wilhelm Wiechowski, dingungen nicht länger als 9 Stunden dauert. Versuch 11 (c) der Tabelle XI zeigt die Ausscheidungsdauer der gleichen Dosis nach Einführung per os, auch hier findet man nach 24 Stunden keine freie, dagegen gelegentlich noch geringe Mengen gebundener Benzoesäure im Harne. Tabelle VII. Kaninchen Nr. 5, 2000 @. Freie Benzoesäure 0,004 Mittlere Normalausscheidung: Gebundene Demos ea Benzoesäure Benzoesäure nach Ab- Datum im ganzen zug der Normalwerte Zufuhr gebundene gebundene 28. 11. 03 0,026 *) 0,029 *) 1. Na-Salz subkutan 9. I. 0,366 1,150 | 0,362 1,096 ee: 0,054 | 0,004 0,000 4. I. 0,002 0,052 | 0,000 0,000 5:1. 0,004 0,056 0,000 0,002 *) In diesem Harne hatte eine leichte Zersetzung stattgefunden, weshalb derselbe von der Berechnung der Normalwerte ausgeschlossen wurde. Kaninchen Nr. X, 2250 g. Freie Benzoesäure 0,015 Mittlere Normalausscheidung: Gebundene Benzpeswme te Benzoesäure Benzoesäurenach Ab- im ganzen zug der Normalwerte freie**) gebundene Datum Zufuhr er) gebundene 1,73 Benzoesäureals 25. 1.04 || 0,015 0,111 0,000 no 26. 1. 0,118 1,676 | 0,103 1,808: ; 27. 1. 0,017 0,082 0,002 | 0,000 98. 1. 0,015 0,057 0,000 0,000 **) Nicht durch Dampfstromdestillation gereinigt. 1,60 Benzoesäure als en Die Gesetze der Hippursäuresynthese. 297 Kaninchen Nr. SE 21508, Freie Benzoesäure 0,019 Mittlere Normalausscheidung: Genandens-Benzoesäure 0.088 Benzoesäure Benzoesäurenach Ab- im ganzen zug der Normalwerte Zufuhr Datum undene $ *) freie **) Ber freie | gebundene 1,75 Benzoesäureals U. 04 0,018 0,089 9,000 0,001 Na:Salz: subkuten 4. 1. 0,337 1,310 0,318 1,222 9. I, 0,020 0,088 0,001 0,000 **) Nicht durch Dampfstromdestillation gereinigt. Kaninchen Nr. XIV, 2090 8. Als die hier nicht konstante Normalausscheidung ist die des ersten Tages angenommen. Benzoesäure Benzoesäure nach Ab- im ganzen zug der Normalwerte Datum Zufuhr freie*). | 11. III. 04 0,016 0,073 | nn - 0,231 0,217 R 12. III. oa). 1,497 0186 1,354 23: IL. 0,005 0,006 *) Nicht destilliert. Kaninchen Nr. 6, 1700 8. Freie Benzoesäure 0,003 aaalere Nermalausscheidung: ndene Benzoesäure 0040 Benzoesäure Benzoesäure nach Ab- Datum im ganzen zug der Normalwerte Zufuhr freie | gebundene | freie | gebundene 1,360 Benzoesäure 31. 11. 03 || 0,002 0,042 0,000 0,002 | „is Na-Salz subkut. 0,506 Glykokoll 1.1V.; 0,253 1,072 0,250 1,032 suhlentan Lv. 0,006 0,048 0,003 0,008 a. 1V, 0,003 0,039 0,000 0,000 4: EV, 0,002 0,033 0,000 | 0,000 i5* 228 Wilhelm Wiechowski, Tabelle IX. 12stündige Ausscheidung. Kaninchen Nr. 7, 1690 g. . Freie Benzoesäure 0,001 j j oh: Normalausscheidung in 1 Gebundene Benzoesäure 0,028 Benzoesäure Benzoesäurenach Ab- Datum im ganzen zug der Normalwerte Zufuhr freie | gebundene) freie |gebundene 98. IV. 03 | 0,002 0,059 0,000 0,000 1,360 Benzoesäure h ; 29.1V.8R a.m. als Na-Salz subkut. Ä 1,022 Glykokoll h y sa p.m. 0,194 1,021 0,193 0,993 sub 30.1V.8h a.m. 0,001 0,027 0,000 0,000 Tabelle X. 3stündige Ausscheidung. Kaninchen Nr. 8, 2000 g. 25. VI. 1903. : Benzoesäure im ganzen Zeit ; Zufuhr freie | gebundene 1,611 Benzoesäure als h ‘ ’ 8 ES Na-Salz subkutan 11h 10‘ 0,092 0,422 2h 10‘ p. m. 0,049 0,449 a 0,013 0,362 8h 10° 0,001 0,112 Kaninchen Nr. 2.), 2500 g. 14. I. bis 16. I. 1905. n. Freie Benzoesäure 0,003 Normalausscheidung im Mittel für 3h: Gebundene Benzol Benzoesäure Benzoesäure nach Ab- Zeit im ganzen zug der Normalwerte Zufuhr freie | gebundene gebundene 14. I. 7hp.m. 15.1, 7ha.m.|| 0,008 0,046 0,000 0,000 ihp.m.| 0,011 0,026 0,005 0,002: | 9 Bu 4hp.m.|| 0,098 0,505 0,095 0,493 _ 7hp.m.|| 0,188 | 0,485 0,135 0,423 j0hp.m.| 0,054 | 0437 0,051 0,425 16.1.10ha,m.| 0,018 | 092 | 0006 | 014 | 2 Die Gesetze der Hippursäuresynthese. 299 Tabelle XI. Kaninchen Nr. 11, 1650 g (ce). Freie Benzoesäure 0,001 Mittelwert der Normalausscheidung: EN a ER Benzoesäure Benzoesäure nach Ab- Datum im ganzen zug der Normalwerte Zufuhr freie \gebundene| freie | gebundene 1,312 Benzoesäure 13. VII. 03 || 0,001 0,049 | 0,000 0,000 als Na-Salz per os 14. vll. 0,032 0,832 0,031 0,783 15. VI. 0,003 0,081 0,002 0,032 2,00 Leuein subkut. 16. VM. 1,312 Benzoesäure : als Na-Salz per os se Vu, 0,023 1.137 0,022 1,088 ä 1,312 Benzoesäure 18. VI. 0,004 0,117 0,003 0,068 als Na-Salz per os 19. Vll. 0,032 1,210 0,031 1,161 20. VI. — 0,041 — 0,000 Zu den Versuchstabellen ist hier zu bemerken, daß einerseits die nicht absolute Konstanz der Normalausscheidung, die in Abzug gebracht werden muß, andererseits die Methode der Dar- stellung von Benzoesäure und Hippursäure im Harne selbst es mit sich bringen, daß die Resultate bereits in den Centigrammen unsicher werden. Das Maximum des hierdurch bedingten Fehlers beträgt bei der Berechnung auf die Tagesmenge + 0,02 Benzoe- säure. Schwankungen bis zu dieser Grenze sind deshalb bei der ® Beurteilung der Versuchsresultate nicht zu berücksichtigen. Bei der Bewertung der gleich zu besprechenden Benzoesäurebilanz dagegen, die sich als Differenz aus der verabreichten Menge und der Summe der gesondert bestimmten ungepaarten und als Hippur- säure ausgeschiedenen Benzoesäure berechnet, ist somit der Fehler im ungünstigsten Falle doppelt so groß = + 0,04 Benzoesäure anzusetzen. Wie weiter unten im methodischen Teile aus- geführt werden wird, ist dieser scheinbar nicht unbeträchtliche Fehler jedenfalls nicht größer als der anderer Methoden und beeinträchtigt den Wert der Resultate für den verfolgten physio- logischen Zweck nicht in nennenswerter Weise. Was nun weiter den Umfang der Gesamtbenzoesäureaus- scheidung (ohne Rücksicht auf die Form derselben) anlangt, so ergibt sich aus den Angaben der Literatur, daß eingeführte Benzoe- 230 Wilhelm Wiechowski, säure durchaus nicht immer quantitativ ausgeschieden wird, wie es die gebräuchlichen Lehrbücher meist angeben. Jaarsveld und Stokvis?!) fanden bei ihren Versuchen an normalen und nierenkranken Menschen nur durchschnittlich 50 bis 60 Proz. der eingeführten Benzoesäure im Harne wieder. Auch Kronecker®) und van de Velde und Stokvis haben bedeutende Verluste zu verzeichnen. Wiener findet bei kleinen Dosen (1,0 pro Kilo) alles wieder, bei größeren Dosen (1,5 pro Kilo) ist jedoch ein mehr oder minder großes Defizit vorhanden. R. Cohn?!) findet einmal die ganze Menge, ein anderes Mal fehlt ein nicht unbeträchtlicher Anteil. Hierbei handelt es sich immer um per os-Zuführung der Benzoesäure, sodaß die Möglichkeit einer Ausscheidung unresor- bierter Benzoesäure mit den Fäces gegeben ist. Die Verluste der genannten Autoren dürften sich in Wirklichkeit noch höher stellen, da keiner von ihnen die Normalausscheidung berücksichtigt hat. Von welcher Bedeutung dieser Umstand sein kann, beweist eine Versuchsreihe von Katsuyama®), welcher bei den einzelnen Tieren um 0,1 bis 0,6 Benzoesäure mehr im Harne findet als er zugeführt hatte. Berücksichtigt ist die Normalausscheidung nur in den Versuchen von Schröder und von Weyl und Anrep. Die Verluste in Schröders 2. Versuche und bei Weyl und Anrep sind nicht unbeträchtlich, auch hier wurde die Benzoe- säure stomachal zugeführt. Tabelle XII gibt ein Bild der über den Umfang der Benzoesätreausscheidung in der Literatur auf- gefundenen verwertbaren Angaben. (Siehe Tab. XII auf S. 231.) Meine eigenen Erfahrungen über den Umfang der Aus- scheidung subkutan zugeführter Benzoesäure sind in Tabelle XIII wiedergegeben, sie beziehen sich durchwegs auf die Zufuhr von 0,3 Benzoesäure pro mille Körpergewicht und haben also zunächst nur für diese Dosis Geltung. (Siehe Tab. XIII auf S. 232.) Man findet hiernach auch bei subkutaner Ein- verleibung von benzoesaurem Natrium die ein- geführte Benzoesäuremenge in vielen Fällen nicht vollständig als Benzoesäure und Hippur- säure im Harne wieder. Die Größe des nicht wieder gefundenen Anteiles ist auch bei gleichmäßiger pro Kilodosierung und Berechnung nicht konstant und mitunter sehr beträchtlich, sie schwankt individuell in weiten Grenzen. Eine gesetzmäßige Abhängigkeit des Umfanges der Ausscheidung von der abso- luten Größe der eingeführten Dosis ergibt sich ebensowenig wie eine Beziehung zur Größe des Stickstoffstoffwechsels (be- messen nach der Größe der absoluten oder pro Kilo berechneten Die Gesetze der Hippursäuresynthese. 231 Tabelle XIl.*) Ausge- Bilanz schied. | Tin Proz. Benzoe-| absolut| der saure Zufuhr Gegebene Benzoe- Autor Versuchsobjekt Y säure Jaarsveld und Mensch, Stokvis p. 278 || Nieren gesund Wiener (I) p. 316 | Kaninchen 1500 ” >) 1000 5 ä 1500 3,00 per 08 2,005 | — 0,995, — 33,1 1,507 | — 0,020) — 1,3 Dar , ULB D, 2,347 5» 1,791 |— 0,556| — 23,6 x ae. , 1,868 | — 0,488] — 20,6 3 er Be 1,147 | — 0,536) — 31,9 Wiener (I) p. 320 „180 a ao! shit.) 3020 |+0,1071 + 5,6 4,514 per 08 = E h ». 1890|, 15 Cirkokoll shit. | 3,663 | — 0,851] — 19,8 1,994 per 0Ss un: > » 1000|, 79 Glykokoll sbkt.| 1,968 | — 0,426] — 21,4 Wiener (I) p. 324 TR 1,989 | — 0,979| — 13,2 P- 5 =£.0.44 Harnsäuresbkt.| "> 79 ! 5 2,074 per 08 ri £ © en + 0,44 Harnsäure sbkt. 1,975 | — 0,099 =; 1550 6,2 per 08 2 Sohn (I) p. 336 3 en per os u zu +8 „pP. 339 on ee 1,65 10,85 |— 16,7 + Leucin subkutan En { Katsuyama**) 2693 | 0,85 0,97. |/+0,12 | + 141 { „..2Mı| 0,85 1,19 |+0,34 | +40,0 ; a ae lege ende 5 : ae ran: 144 |+0,52 |+69,4 Schröder | Hammel | 5564 pros 5,54 |—-0,02 |—0,386 Be ;.;. ; ER 546. ss) 37 WeylundAnep| Hund | 32 „ „ [1er [-os|-a2 *) In dieser Tabelle sind naturgemäß nur Versuche berücksichtigt, in welchen das Ende der Ausscheidung von Benzoesäure und Hippursäure ab- gewartet worden ist. Die Versuche von Jaarsveld und Stokvis und Kron- ecker an nierenkranken Menschen und Kaninchen sind aus begreiflichen Gründen ebenfalls von der Beurteilung des Umfanges der Benzoesäureaus- scheidung im Harne auszuschließen. **) Die hier gegebenen Zahlen sind aus den im Originale mitgeteilten Werten von benzoesaurem Natrium und Hippursäure berechnet. Er 757 Zen ee ee . 7 233 Wilhelm Wiechowski, Tabelle XIH. Benzoesäure Bilanz Tier Nr. | Gewicht |subkutan| m | in Proz. | Beides ale: absolut der pro Kilo DE 3 gefunden | Zufuhr | 2. 2500 2,00 1,82 — 0,18 | —d9 — 0,07 XI 2150 1,75 1,54 — 0,21 — 12 —.0,09 d. 2000 1,60 1,46 — 0,14 — 80 — 0,07 8. 2000 1,61 1,48 — 0,13 — 81 — 0,06 XVl 1970 1,57 1,52 — 0,05 — 32 — 0,03 I. 1900 1,53 ia | on) 7er VM. 1850 1,48 1,26 — 0,22 — 14,9 — 0,12 6. 1700 1,36 1,28 — 0,08 — 5,9 — 0,05 1 1690 1,36 1,19 — 0,17 — 12,5 — 0,10 IV, 1660 1,34 1,06 | —028 | —20,9 | — 0,17 1la. 1650 1,31 1,20 —0,11 =, 8,4 — 0,07 fr 1370 1,09 0,59 —0,5 — 45,9 — 0,37 v1. 1320 1,04 0,92 9121-131 08 VII. 200 | 0,68 su 700.40. rer 0,25 — 38,4 Me 0,30 normalen Stickstoffausscheidung, Tabelle XIV). Dagegen scheint eine gegenseitige Beziehung zwischen dem Defizit und der aus- geschiedenen Hippursäuremenge in dem Sinne zu bestehen, daß bei gleicher Zufuhr von Benzoesäure pro Kilo das Defizit um so größer wird, je geringer die ausgeschiedene Menge ist (Tabelle XV). Tabelle XIV. Absolut Pro Kilo Defizit | stiemeton | Defizit | sticketoft V. Ber 0,686 0,37 0,500 = VI, BR 0,713 0,30... DB IV. 0,28 0,601 0,17 0,342 VII. 0,28 0,859 0,12 0,465 XI. 0,21 1,004 0,09 0,467 VI 0,12 0,988 | 0,10 0,748 Die Gesetze der Hippursäuresynthese, 233 Insbesondere deutlich tritt dieses Verhalten hervor, wenn man die- jenigen Versuche zusammenstellt, in welehen auch annähernd die gleichen absoluten Benzoesäuremengen gereicht wurden (Ta- Tabelle XV. In Den der Yufuhr Tier Nr. Defizit gebundene freie, Benzoesäure | Benzoesäure V. 9 | 28 19,8 VI. 38,4 36,9 24,7 IV. 20,9 72,0 7,1 Ft SR das, ng 9,4 7. 19,5 a 250 ET 12,0 6,7 ,| 188 VI. 11,5 73,2 15,3 2.) 9,0 77,0 14,0 OE 8,7 68,8 99,5 DIE 8,4 83,2 8,4 et 8,1 82,0 9,9 en 7,2 79,1 13,7 6 5,9 75,7 18,4 XV1. | ie De 3,2 belle XVD. Bemerkenswerterweise ist die Beziehung des Defizits zu der Menge der gleichzeitig ausgeschiedenen freien Benzoesäure nicht von derselben Gesetzmäßigkeit beherrscht. Das heißt (soweit das vorliegende Versuchsmaterial reicht) der ungebunden ausgeschiedene Teil eingeführter Benzoesäure (Defizit + freie Benzoesäure) verteilt sich in der Weise auf Defizit und freie Säure, daß das Defizit meist mit der Größe der Gesamtheit des ungebundenen Teiles zu- und abnimmt; diese Zu- und Abnahme erfolgt aber nicht proportional, sodaß die gleichzeitig ausge- schiedenen Mengen freier Säure ein einheitliches Verhalten zum Defizit nicht zeigen (vgl. Tabelle XVD. Das Verhalten des Benzoesäuredefizits läßt sich nach Tabelle XV und XVI auch so ausdrücken: bei gleicher pro Kilo-Dosis zugeführter Benzoesäure scheiden Kaninchen um so weniger Gesamtbenzoesäure aus, je weniger Glykokoll 234 Wilhelm Wiechowski, Tabelle XVI. in Prozenten der Zufuhr Tier Nr. rechne Be N. : Benzoesäure | Defizit gebundene freie Benzoesäure | Benzoesäure B. 1,60 8,7 68,8 29,5 I 8. 1,61 &1 82,0 9,9 XV. 1,57 3,2 93,6 3,2 = | VII. 1,48 14,9 \ / 75,7 \ 9,4 | . 1,53 7,2 79,1 13,7 [ IV. 1,34 20,9 72,0 7,1 7 1,36 12,5 79,3 15,2 m | 6. 1,36 5,9 75,7 18,4 er: 1,31 8,4 83,2 8,4 = v. 1,09 45,9 \ 41,3 N 12,8 | VI 0% | 11,5 / 73,2 | 15,3 sie an Benzoesäure zu paaren vermögen, das Defizit ist sonach eine Funktion des Umfanges der Hippursäuresynthese Damit könnte auch zu- sammenhängen, daß in den Versuchen von Wiener!) kleinere Dosen in größerem Umfange ausgeschieden und vollständiger gepaart wurden. Doch lassen sich diese Versuche, abgesehen von der hierfür unzweckmäßigen per os-Darreichung der Benzoe- säure (vgl. oben), deswegen zur Beurteilung des gezogenen Schlusses nicht heranziehen, weil die verschiedene Dosierung an verschiedene Tiere erfolgte, deren Paarungsvermögen, wie sich schon aus Tabelle XIII ergibt, individuell schwankend ist. Ich verfüge aber über einen Versuch, welcher am selben Tiere mit zwei ver- schieden großen Benzoesäuredosen subkutan ausgeführt wordeu ist und in der Tat zeigt, daß nach der kleineren Dosis der relative Synthesenumfang größer und das relative Defizit kleiner ist als nach der größeren Dosis (Tabelle XVII). Für den Verbleib der weder als Benzoesäure noch als Hippursäure im Harne ausgeschiedenen Mengen zugeführter Benzoesäure kommt bei der stomachalen Applikation früherer Autoren zunächst eine mangelhafte Resorption aus dem Darmkanal in Betracht, welche auch Jaarsveld und Stokvis für ihre Verluste verantwortlich machen. Wiener!) ist es jedoch nicht gelungen, Benzoesäure im Kot nachzuweisen, Bei meinen Subkutan- Die Gesetze der Hippursäuresynthese. 235 Tabelle XVII. Kaninchen Nr. 11, 1650 g (a, b). Mittelwert der Normalausscheidung nach einem späteren Versuche. Freie Benzoesäure 0,001. Gebundene Benzoesäure 0,049. ı £ a zl Benzoesäure rain Prozenten ee nach Abzug der Benzoe- der Zufuhr T; .. Datum 5 Normalwerte | Zufuhr ne gebund. froib : ge- N ge- ulanz | Benzoe-| Benzoe-| Defizit freie bundene freie bundene säure säure | 1,31 Benzoe- säure als Na-Salz- subkut. Evo. 03| 0,111 1,139 0,110 1.090 — 0,11 83,4 8,4 8,4 0,656 Benzoe- säure als Na-Salz- subkut. „VII. 03| 0,038 | 0,645 | 0,037 | 0,596 —0,023| 909 | 56 3,5 | versuchen mußte man an eine eventuelle Ausscheidung in den Darm denken, insbesondere im Hinblicke auf die Darmwirkung größerer Dosen und die Mitteilung von Kobert®) über den Übergang von Benzoesäure in den Mundspeichel bei Hunden. In der Tat habe ich in einem Falle, wo 1,0 Benzoesäure pro Kilo subkutan Diarrhoe verursacht hatte, Benzoesäure im Darminhalt nachgewiesen und durch Schmelzpunktbestimmung sichergestellt. Dagegen ergab die analoge Untersuchung des Dünndarminhaltes nach 0,8 Benzoesäure pro Kilo subkutan ein negatives Resultat (vgl. Tab. XVII). Tabelle XVII. Benzoesäure im Darminhalt 2 ge- freie bundene Tier Ge- Zufuhr u Bemerkungen 1,929 g Diarrhoe, am Nach- 3 1930 ne Benzoe- 0,112 | nicht be- | mittag getötet, der ge- 3 säure als |S.P. 122°| stimmt samte Darminhalt =771\N8-Salz untersucht 95, yy.| b611 g Keine Diarrhoe, um 25. Vl. ä ar R, 4 9000 | 1903 Benzoe 0,002 0,003 81° p. m. getötet, der ze säure als Dickdarminhalt ging 8 a.m.| Na-Salz verloren 236 Wilhelm Wiechowski, Nach dem Ausfalle dieser Versuche braucht man bei nicht diarrhoisch wirkenden Dosen Benzoesäureverluste mit dem Kote nicht zu befürchten. | Ferner ist zur Aufklärung des Schicksals der fehlenden Benzoesäure die von Salkowski’) bei Kaninchen, Menschen und Hunden nach Benzoesäuregenuß im Harne entdeckte redu- zierende Substanz heranzuziehen. Dieselbe wurde von Schulten bei Kobert“) studiert und auch von Kumagawa!) bei Hunden gefunden. Kobert (loc. eit.) spricht sie als gepaarte Glykuron- säure an. Siebert?!) hat in der Tat bei Jaffe den Nachweis geliefert, daß nach Benzoesäuregenuß eine gepaarte Glykuron- säure im Harne ausgeschieden wird, welche möglicherweise Benzoesäure-Glykuronsäure ist, analog der von Jaffe3) ent- deckten, nach Dimethylaminobenzaldehydfütterung auftretenden Dimethylamino - Benzoesäure - Glykuronsäure. Ob diese Fest- stellung insbesondere auch für Kaninchen Geltung hat und in welchem Umfange diese Paarung vor sich geht, ließ sich aus dem allein mir vorliegenden Referate der Arbeit von Siebert nicht entnehmen. Ich selbst habe über diesen Gegenstand keine Erfahrungen gesammelt und kann nur über je einen einschlägigen Fall berichten. Einerseits fand ich einmal nach Benzoesäure- zufubr den Harn des betr. Kaninchens optisch inaktiv, anderer- seits ergab sich einmal, als neben der gesonderten Bestimmung von Benzoesäure und Hippursäure auch eine Bestimmung der (Gesamtbenzoesäure vorgenommen wurde (vgl. Methodik), daß während die erste Bestimmung ein bedeutendes Benzoesäuredefizit auswies, dasselbe nach der direkten Bestimmung der gesamten Benzoesäure verschwindend klein war; in diesem Falle war also sicher Benzoesäure noch in einer dritten Form im Harne vor- handen.*) Es ist übrigens nicht ausgeschlossen, daß die supponierte gepaarte Glykuronsäure wenigstens partiell in das Essigäther- extrakt des Harnes übergeht (Salkowski gibt an, daß sie zwar leicht in Wasser, aber auch in Essigäther löslich sei) und als Hippursäure mit bestimmt wird, doch können sich hieraus kaum ernstliche Fehler für die Hippursäurebestimmung ergeben. Von größter Wichtigkeit für alle Schlüsse, die man aus der Menge der ausgeschiedenen Hippursäure ziehen will, ist der Nachweis, daß das Defizit nicht etwa auf Kosten der Hippursäure zustande kommt. Dieser Nachweis mußte erbracht werden, denn, wenn wir auch heute sicher wissen, daß *) Leider sind die Bestimmungen der Gesamtbenzoesäure erst in den letzten Versuchen vorgenommen worden, sodaß ich über den größten Teil der gefundenen Defizite in der angedeuteten Richtung nichts aussagen kann. Die Gesetze der Hippursäuresynthese. 937 B . Tabelle XIX.) f gereichte aus- ; _ ‚ Hippursäure | geschiedene Autor ram . als Benzoe- | Hippursäure Bilanz ng säure als Benzoe- berechnet säure Ei Jaarsveld und | Normaler | } 2 | Stokvis Mensch Au, DEN. 0B a a | van de Velde und! 2 — 0,12 Stokvie' n..194 Hund 3,41 per 08 3,29 0,1 van de Velde und f K 2 | 2 2 iokvis‘D: 196 aninchen B| 1,02 per os 1,23 + 0,21 | dasselbe 1,02 per os 0,96 — 0,06 | ar: | Kaninchen C| 1,02 subkut. 0,63 — 0,39 | | en N | dasselbe | 1,02 subkut. 1,10 -+ 0,08 | | Tabelle XX. Versuch Nr. XV. Kaninchen 2120 g. Freie Benzoesäure 0,009 8° Gebundene Benzoesäure 0,089 Zufuhr subk. | Benzoesäure im |Benzoesäure nach Ab- =e e Hippursäure | ganzen zug der Normalwerte) "IPPUFBAUFS Alanz in ee u 2 mr Zr) als Benzoe- ee | ireie**) | gebundene freie ebundene eh äquivalenten | ag 5 berechnet |*4 |22. III. 04! 0,009 | 0,089 0,000 | 0,000 0,17 Is. ım. | 0,008 | 0,297 0,000 | 0,138 0,34 — 0,032 a. II. 0,0238 | 0,361 | 0014 09782 |. 0,5136 — 0,068 \85. 11 0,014 | 0,552 0,005 | 0,463 0,68 — 0,050 | %6. I 0,014 | 0,715 = [7 9,008 0,686 u: 1,024 — 0,054 27. 1 0,012 | 1,047 0,004 | 0,958 — 0,066 | *) Hier sind nur Versuche berücksichtigt, in denen einerseits die Aus- | scheidung vollendet, andererseits keine Zerlegung der Hippursäure einge- | treten war und die Nieren unbeschädigt waren. **) Nicht destilliert. 238 Wilhelm Wiechowski, Hippursäure im Kaninchenorganismus unter normalen Verhältnissen nicht zersetzt wird, so haben doch die spärlich darüber mitgeteilten Versuche, ob eingeführte Hippursäure quantitativ mit dem Harne ausgeschieden wird, kein eindeutiges Resultat ergeben (Tab. XIX). Der Versuch in Tabelle XX führt diesen Beweis. C. Die Hippursäuresynthese. Die Hippursäuresynthese wurde, nachdem Liebig die Hippursäure als erster im Pferdeharn gefunden hatte, von Keller und Wöhler:) bzw. von Kühne und Hallwachs#:) entdeckt. In der Folge interessierte namentlich der Ort der Synthese im Organismus und die Reversion dieses Vorganges, die Zer- legung von Hippursäure im Tierkörper, bei verschiedenen Tier- arten, unter pathologischen Verhältnissen, wie denn auch Störungen der normalen Synthese durch krankhafte Zustände Gegenstand vieler Versuche wurden. Bunge und Schmiedeberg?) wiesen beim Hunde als alleinigen Ort der Synthese die Niere nach und zeigten, daß der Vorgang der Synthese auch in ausgeschnittenen und durchbluteten Nieren (insbesondere vom Schwein) stattfindet. Kochs?) gelang zuerst auch in zerhackten, mit Blut gemischten Nieren die Synthese nachzuweisen, später erbrachten diesen Beweis noch Berninzone! unter Verwendung von Benzyl- alkohol und Benzaldehyd, dann Bashford und Kramer‘) und schließlich Abelous et Ribaut?), so daß es sicher zu sein scheint, daß die Synthese durch ein Ferment besorgt wird. Durch die Arbeit von Salomon®) bei Salkowski, welcher zeigte, daß auch nephrektomierte Kaninchen Hippursäure bilden, wurde sicher- gestellt, daß diese Tiere auch an anderen Orten als der Niere zur Synthese befähigt sind. Schmiedeberg®% und Minkowski°) stellten sicher, daß der Hund Hippursäure durch ein Ferment (Histozym) zerlege, das Kaninchen jedoch vermag Hippursäure nicht zu spalten [van de Velde und Stokvis (loc. eit.), Min- kowski (loc. eit.)]. Für diese Versuche von aufklärender Bedeutung und für alle Hippursäurebestimmungen im Harne fortan aus- schlaggebend war die Feststellung von van de Velde und Stokvis (loc. cit.), daß Hippursäure in alkalischen, insbesondere eiweißhaltigen Harnen, ja in diesen selbst bei sauerer Reaktion zum Teile schon in der Blase eine passive Zersetzung (Verseifung) erleidet. Diese Spaltung spielt sich auch in reinen alkalischen Hippursäurelösungen, namentlich rasch bei Körpertemperatur, ab. Durch Aufkochen der Lösungen wird sie verhindert; sie scheint daher fermentativer Natur zu sein, in einigen Fällen wird der Die Gesetze der Hippursäuresynthese. 239 Micrococeus ureae als Ursache beschuldigt. Die Tatsache, daß auch in normalen Harnen, wenn sie alkalisch reagieren, Zer- setzung von Hippursäure leicht eintritt, macht es notwendig, bei Hippursäurebestimmungen im Harne dessen Reaktion mit pein- licher Sorgfalt zu verfolgen und alle Versuche von der Beurteilung auszuschließen, in denen der Harn nicht sauer reagiert. van de Velde und Stokvis fanden bei „Pflanzennahrung“ alkalischen Harn der Kaninchen und Hippursäurezerlegung. Es dürfte da Grün- fütterung gemeint sein, denn bekanntlich reagiert der Kaninchen- harn bei Haferfutter sauer, wie es bei meinen Versuchen auch immer der Fall war. Es ist also nicht notwendig an Hunger- tieren zu arbeiten oder die Kaninchen, wie es van de Velde und Stokvis und andere getan haben, mit Milch und Gelatine zu er- nähren. Abgesehen davon, daß viele Tiere das veränderte Re- gime nicht vertragen und herunter kommen, lag ja die Not- wendigkeit vor, gerade bei normaler Ernährungsweise die Gesctz- mäßigkeiten der Hippursäuresynthese festzustellen, weil (vgl. oben S. 222) ein Einfluß der Ernährungsweise nicht ausge- schlossen ist. Über den Umfang der Hippursäuresynthese, der sich trotz der Feststellungen über die Beziehungen des Defizits nur aus der ausgeschiedenen Hippursäuremenge einwandfrei ergibt und niemals bloß aus der Beurteilung der Ausscheidungsgröße freier Benzoe- säure erschlossen werden sollte, unter normalen Verhältnissen finden sich bis Wiener nur wenige brauchbare Angaben in der Literatur vor. Man schien anzunehmen, daß normaler Weise insbesondere beim Menschen alle eingeführte Benzoesäure als Hippursäure ausgeschieden werde. Gleichwohl ist dieser Fall nur einmal bei einem Selbstversuche von Schröder [loe. eit.]*) und einmal von van de Velde und Stokvis (loc. cit.) bei einem Kaninchen beobachtet worden, abgesehen von einem Selbstversuche von Hoffmann®) und je einem Hundeversuche von Sprengel°%) und Schmiedeberg (loc. eit.), wo gleichzeitig Glykokoll ein- geführt wurde; in allen anderen Versuchen wurde stets auch freie Benzoesäure im Harne gefunden. Die Regel ist sonach das Vor- kommen freier Benzoesäure neben Hippursäure im Harne nach Fütterung von Benzoesäure, auch wenn man nur jene Versuche berücksichtigt, welche nach der Feststellung von van de Velde. *) Hippursäurewerte nach Benzoesäuregenuß beim Menschen publiziert jüngst J. Schmid83), gibt jedoch über fällige Ausscheidung freier Benzoe- säure nichts an; es hat den Anschein, als ob bei seinen Versuchen überhaupt keine Trennung von freier und gebundener Benzoesäure im Harne ge- macht wäre. 40 Wilhelm Wiechowski, und Stokvis (loc. eit.) über die passive Zersetzung von Hippur- säure ausgeführt worden sind. Selbst wenn kleine Dosen gereicht werden, wird immer ein gewisser Bruchteil von Benzoesäure ungepaart im Haäarne ausgeschieden, wie wohl die Tiere viel größere Mengen zu paaren vermögen. Cohn?!) fand nach der geringen Dosis von 1,0 g Benzoesäure bei einem 2010 g-Kaninchen noch 0,04 freie Benzoesäure im Harne. Mein Versuch Nr. 11, Tabelle XVII, illustriert dieses Verhältnis besonders deutlich, obwohl das Kaninchen von 1,31 Benzoesäure 1,09 an Glykokoll gepaart hatte, hat es 3 Tage später von 0,66 Benzoesäure noch 0,04 ungebunden ausgeschieden. Hiermit steht in guter Überein- stimmung, daß Kaninchen auch normaler Weise freie Benzoesäure ausscheiden (vgl. oben S. 216f.). Ja selbst wenn gleichzeitig Glv- kokoll eingeführt wird in einer Menge, welche unabhängig von dem Glykokoll des Versuchstieres mehr als ausreicht, um die gegebene Benzoesäure zu paaren, werden noch beträchtliche Mengen freier Benzoesäure ausgeschieden. Dies geht aus den Versuchen von Wiener!) S. 320 hervor und spricht sich auch in meinem Versuche Nr. III, Tabelle XXI, aus, in welchem die Zufuhr einer der im Vorversuche ausgeschiedenen Menge freier Benzoesäure äquivalenten Glykokollmenge im Hauptversuche ein Plus von gebundener Benzoesäure ergab, welches mit nur 0,04 an der Grenze der Nachweisbarkeit liegt. Alle diese Momente Tabelle XXI. Kaninchen Nr. Ill. 2360. Benzoesäure *) | | Datum ar = Summe Zufuhr 5 e- freie bundene : | | 1,78 Benzoesäure als Na- „3 28. Xl. — Salz subkutan on = ro 0,30 0,85 > 129. X1.03 | 0,30 0,84 1,145 1,78 Benzoesäure als Na- „3 |30.XI.03 Salz + 0,21 Glykokoll in SB derselbenLösungsubkutan SS re “| La En ARE 165 liefern den Beweis, daß die Synthese zwischen Benzoe:- säure und Glykokollim Organismus nicht quantı- tativ verläuft, worauf auch Cohn?) hingewiesen hat, *) In diesem Falle wurde die Normalausscheidung nicht bestimmt. Die Gesetze der Hippursäuresynthese. 241 indem er bezweifelt, daß selbst im Überschuß eingeführte Benzoe- säure alles vorhandene Glykokoll zu paaren vermöchte. Hierin stimmt die Hippursäuresynthese mit anderen vitalen Synthesen wie der Glykuronsäuresynthese [C. Neuberg?°#)] überein. Schon der weitaus geringere Umfang der Glykokollsynthese mit anderen paarungsfähigen Substanzen [Phenylessigsäure, Salicylsäure *)] muß den Zweifel erwecken, ob die Benzoesäure in quantitativer Hinsicht nicht auch nur Unvollkommenes leiste. Für dieses Ver- halten können mehrere Gründe maßgebend sein, 1. ist es möglich, daß die Synthese langsamer vor sich geht als die Ausscheidung der freien Benzoesäure, welche bei subkutaner Applikation der *) Salicylsäure geht nach Kunkel (Toxikologie) nur etwa zu 20 bis 80 Proz. mit Glykokoll eine Paarung ein; die anderen Oxybenzoesäuren in noch geringerem Ausmaße (Schotten, Zeitschr. f. physiol. Chemie 7, 29), hierbei konkurriert die Synthese mit Schwefelsäure, was bei der Benzoe- säure vermißt wird (Baumann und Herter, loc. eit.). Uber die Quantitäten der nach «a-Toluylsäure ausgeschiedenen Phenacetursäure im Vergleiche mit der Hippursäurebildung aus äquivalenten Benzoesäuremengen am selben Tiere geben die folgenden Versuche (Kaninchen X u. X1) Auf- schluß, bei welchen insbesondere auch auf die Dauer der Ausscheidung und die Größe des „Defizits“ hingewiesen sei. Die Bestimmung von Toluylsäure und Phenacetursäure geschah (mit Umgehung der Dampfstromdestillation) nach . derselben Methode wie die von Benzoesäure und Hippursäure, nachdem ein Vorversuch die Zulässigkeit des Verfahrens erwiesen hatte. Kaninchen Nr. X. Ges.- | Ausgeschied. Benzoesäure Ge- |Stick- e. | nach Abzug Datum | wicht stoff s 5 der Normal- Zufuhr in | freie | bun- werte 2 Se, dene | freie | geb. 1,73 Benzoesäure ) als Na-Salz subkut. 25.1.04.| 2250 | 0,855 ! 0,015 | 0,111 | 0,00 | 0,00 a6. 1. 2100 | 0,828 | 0,118 | 1,676 | 0,10 | 1,56 sl. 2120 | 1,199 | 0,017 | 0,082 | 0,00 | 0,00 28. 1. 2050 | 0,921 | 0,015 | 0,057 | 0,00 | 0,00 Ausgeschied. Toluylsäure nach Abzug | 1,93 a-Toluylsäure yonsaoAydneH YONSIHAIOA 31. 1. 1920 8 \ ö freie | bun- = a als Na-Salz subkut. dene | freie | geb. 1.1I. | 1780 | 1,257 | 0,073 | 0,348 | 0,06 | 0,24 2.11. | 1670 | 0,986 | 0,057 | 0,168 | 0,04 | 0,07 3. II. - | | Beitr. z. chem. Physiologie. VII. 16 242 Wilhelm Wiechowskı, Benzoesäure, wie aus den angeführten Versuchen (Tabelle X) hervorgeht, der Hauptmasse nach sehr rasch verläuft. 2. ist es möglich, ‘daß die Synthese auch beim Kaninchen nicht an allen Stätten des Stoffwechsels vor sich geht, und daß daher das überall entstehende oder nach der Einführung in die Blutbahn überall kreisende Glykokoll durch Oxydation an allen den Orten der Paarung entzogen wird, die zur Synthese nicht befähigt sind. 3. ist’ daran zu erinnern, daß Synthesen auch im Reagenzglase sehr häufig nicht quantitativ verlaufen, die von der Theorie ge- forderte Menge des synthetischen Produktes liefern. Insbesondere scheint das auch nicht stets bei der Benzoylierung des Glykokolls nach Baum’) der Fall zu sein, wiewohl man dies anfangs ange- nommen hatte; wenigstens konnte Spiro°®) mit dieser Methode „nicht immer die gleiche maximale Ausbeute an benzoyliertem Produkt“ erhalten, die Glykokollbestimmung von Charles Fischer) in der Gelatine nach dieser Methode hat zwar über- einstimmende Parallelwerte ergeben; E. Fischer?) fand aber weit mehr Glykokoll (16 Proz.) nach seiner Methode, und selbst Kaninchen Nr. XI. Ges.- | Ausgeschied. Benzoesäure Ge- | Stick- eo. |mach Abzug Datum | wicht | stoff : 5 der Normal- Zufuhr in | freie Kein, werte 24h, dene | freie | geb. | 2.11.04.| 2240 1,75 Benzoesäure 3. IL | 2150 | 1,004 | 0,018 2089, 0,00 7,5001 ale 4. I. | 2030 | 1,630 | 0,337 | 1,310 | 0,32 | 1,92 5.11 | 2030 | 1,116 | 0,019 | 0,088 | 0,00 | 0,00 | ze. Ausgeschied. a-Toluylsäure ge- Pr 1,96 a-Toluylsäure freie | bun- arke als Na-Salz subkut. | freie | geb. 7. | 1966 | 1,395 | 0,087 | 0,474 | 0,07 | 0,38 8. IL | 1918 | 2,067 | 0,091 | 0,446 | 0,07 | 0,36 9. IL | 1870 | 1,486 | 0,064 0,05 | 10.40. 3 aoo see 1530... N Sa | YONSIOAIOA 6.11. 2000 | 0,916 yonsı9AydneH Die Gesetze der Hippursäuresynthese. 243 Baum erwähnt, daß die Entstehung von Nebenprodukten, die die Benzoylierung anderer Aminosäuren beeinträchtigen, zwar in geringem Umfange, aber doch auch bei der Hippursäuresynthese in vitro sich geltend macht. — Danach ist es möglich, daß auch der Akt der Synthese an sich im Organismus nicht quantitativ verläuft. Eine zahlenmäßige Bestimmung des Umfanges der Hippur- säuresynthese beim Kaninchen hat zuerst W 1ener!'%) vorgenommen. Er hat in5 Versuchen, in denen zwischen 1,0 bis 1,56 g Benzoesäure pro Kilo Kaninchen per os gereicht wurde, in den 4tägigen Harnen nie mehr als 0,5 g als Hippursäure gebundene Benzoesäure pro Kilo gefunden. Bei den höheren Dosen war nur der un- gebundene Anteil der Benzoesäure im Harne vermehrt. Wiener schließt aus diesem Verhalten, daß Kaninchen nach einmaliger Benzoesäurezufuhr nicht mehr als im Maximum 0,3 gebundene Benzoesäure pro Kilo auszuscheiden vermögen. Aus diesem Maximum gebundener Benzoesäure berechnet sich ein Glykokoll- maximum von rund 0,49 g*) Glykokoll pro Kilo Kaninchen, welches von Wiener als „Glykokollvorrat“ bezeichnet worden ist. Diese maximale Hippursäureausscheidung tritt nach Wiener bereits bei der Dosis von 1,0 g Benzoesäure pro Kilo Kaninchen ein. R. Cohn?!) einerseits und Parker und Lusk°?) andererseits zeigten, daß Kaninchen weit mehr als 0,5 gebundene Benzoesäure pro Kilo ausscheiden, wenn man ihnen Benzoesäure in mehreren Dosen im Verlaufe von einem oder mehreren Tagen beibringt. Meine eigenen Versuche über den Umfang der normalen Hippursäuresynthese des Kaninchens sind durchweg mit der Dosis von 0,8 g Benzoesäure pro Kilo Tier ausgeführt worden. Die Konzentration war stets annähernd 4 Proz. Die Applikation geschah subkutan. Die unter diesen Bedingungen von den einzelnen Tieren pro Kilo ausgeschiedenen Mengen gebundener Benzoesäure sind in Tabelle XXII zusammengestellt. Man sieht, daß die auf das Körpergewicht bezogene Aus- scheidungsgröße der gebundenen Benzoesäure trotz dieser kon- stanten Verhältnisse sehr schwankend ist. Die einzelnen Werte differieren um weit mehr als den als Fehlergrenze festgestellten Betrag, der zwar bei der Berechnung pro Kilo nicht ein für allemal mit + 0,02 sondern nur mit dem entsprechenden Bruchteil dieses Wertes in Rechnung gesetzt werden darf, aber doch als gleichsam *) Die bei Wiener angegebene und in die Literatur dieses Gegenstandes (Parker und Lusk; Cohn) übergegangene Zahl 0,34 beruht auf einer irrtümlichen Berechnung. 16* Wilhelm Wiechowski, Tabelle XXII. Ausge- 0,8 Benzoe- Aus- ee Aus- B e An säure als | geschiedene “ E BE zoesäure | geschiedene Versuec ewie Na-Salz pro, Hippursäure 2 A, ersuc ewie pro Kilo |Hippursäure Nr. des Tieres | Kilo Tier | als Benzoe- DARSErEUN ER Nr. des Tieres | Tier nach | als Benzoe- Bemerkungen subkutan | säure pro PL ADME säure pro Kilo Tier en Kilo Tier Kilo Tier 2.) 1,995 | XVL| 1970 0,77 0,75 III. | 2860 1,78 | 0,36 a lt ‚| & | 1700 0,75 0,61 1.! X. | 9250 1,73 I Eee I; |.1900 0,75 0,64 ar Bee "Pkilo gegeben" — 0,17 B äure pro” a a ee gl 2090 | 0,74 0,65 Eile eogeken. I.‘ 8. | 2000 1,61 0,66 X. | 2250 0,74 0,69 5 2000 1,60 0,55 5. , 2000 0,73 0,55 XVL| 1970 1,57 0,75 II. ‘11a, 1650 0,73 0,66 2.1, 000 1,53 0,64 2.) | 2500 0,73 0,81 | VII.| 1850 1,48 0,60 | XL | 2150 0,71 ER ee E he nn NS Noanmalwert niänt}. ©... 2 0... 108 7 a EEE Fe Ze 1. | 1770 1,48 0,47 Bemaelavert Dit a Bl Fr = ; v1.| 1320 0,70 0,58 B EL Dr ei VIIL| 1850 0,68 0,60 - ..|..1690 1,36 ’ een Re rn 0 en Iv.| 1660 | 0,68 | 0,38 IV. | 1660 1,34 0,58 V. m Fan een | ar 7 Nommalwere night > 1la,ı 1650 1,31 0,66 2 r et — 'ormalwert nıcht | 1870 as Ar en II. | 2360 0,49 0,86 | "pestimmt nee ae VI.| 800 0,50 0,30 Yv. 7.1970 0,43 0,33 Die Gesetze der Hippursäuresynthese. 245 physiologische Schwankung der Beurteilung zu Grunde gelegt sein mag. Auch wenn man nur die Tiere vergleicht, welche ungefähr gleiche absolute Benzoesäuremengen erhalten haben (d. h. Tiere von annähernd gleichem Körpergewicht), erhält man durchaus nicht konstante Werte für die Ausscheidungsgröße der gebundenen Benzoesäure pro Kilo Tier. Vergleicht man anderer- seits nur diejenigen Versuche, in denen die Summen der ausge- schiedenen freien und gebundenen Benzoesäure pro Kilo Tier gleich sind (gleiches Defizit pro Kilo), so findet man die Werte für die gebundene Benzoesäure zwar nicht so schwankend (die Einzel- werte in Reihe I, II, IV zeigen gute Übereinstimmung), doch sind immerhin noch deutliche Differenzen vorhanden (Reihe III, V, V]). Für die Beurteilung des Synthesenumfanges ist die An- schauung, die man über die Bedeutung des Defizits hat, von Wichtigkeit. Es sind da zwei Möglichkeiten gegeben. Entweder das Defizit steht in keinem Zusammenhange mit der Hippursäure- synthese, d. h. unabhängig von der Glykokollpaarung schlägt ein Teil der zugeführten Benzoesäure einen anderen Weg ein; oder die Größe des Defizits ist von dem Umfange der Hippursäure- synthese abhängig, ist der Ausdruck für eine vikariierende Funktion des Organismus in seinem Bestreben, die schädliche Benzoesäure vom Nervensystem fernzuhalten, sie schnell auszuscheiden oder in eine Verbindung von ähnlich unschädlichen Löslichkeitsverhält- nissen überzuführen wie die Hippursäure. Im ersten Falle käme das Defizit für die Synthese von vorneherein garnicht in Betracht, die Tiere würden sich in bezug auf Synthese so verhalten, als ob sie nur die tatsächlich im Harne wiedergefundene Benzoesäuremenge (freie + gebundene) erhalten hätten, und die Dosierung der (in Betracht zu ziehenden) Benzoesäure würde von der Individualität des Tieres abhängen. Da aber der Synthesenumfang seinerseits, wie noch gezeigt werden wird, von der Dosierung abhängt, würde der so beschaffene Zusammenhang von Synthesenumfang und Defizit nur diejenigen Versuche vergleichen lassen, welche pro Kilo Tier das gleiche Defizit aufweisen. Im zweiten Falle brauchte man dagegen dem Defizit keine weitere Bedeutung zur Beurteilung des Synthesenumfanges einzuräumen, da sein Wert nichts mehr aussagen würde als der der gebundenen Benzoesäure schon aussagt, und könnte alle Versuche ohne Rücksicht auf den Umfang der Gesamtausscheidung miteinander vergleichen. Mit beiden An- schauungen ist der annäherungsweise Antiparallelismus zwischen Defizit und gebundener Benzoesäure zu vereinbaren. Daß das Defizit mit der Größe der verabreichten Dosis zunimmt (vgl. Wiener 246 Wilhelm Wiechowski, S. 317 und Vers. No. 11 Tab. XVII), spricht mehr zugunsten der zweiten Möglichkeit. Ob man aber nun die Versuchsresultate unter dem einen oder anderen Gesichtspunkte betrachtet, eine Konstanz des Synthesenumfanges ist nirgend zu finden. Der Umfang der Hippursäuresynthese verschiedener Tiere steht also in keinem erkennbaren Verhältnis zu deren Gewicht. Auch wenn man die Unsicherheit bedenkt, welche der Bestimmung der reagierenden Masse des Versuchstieres („Reingewicht“ E. Voits) durch die Wägung des lebenden Tieres anhaftet, wird man sagen müssen, daß der Umfang der Hippur- säuresynthese individuellen Schwankungen unter- worfen ist. Auf anderem Wege gelangt man so zu demselben Schlusse, den Salkowski’!) aus dem Studium der Stoffwechsel- wirkung der Benzoesäure bei Hunden gefolgert hat (vgl. hierzu auch S. 211). Diese sich aus meinen Versuchen ergebende Un- abhängigkeit des Umfanges der Hippursäuresynthese vom Körper- gewicht steht im Widerspruch mit den Angaben Wieners, der ihn pro Kilo Tier konstant fand. Es bleibt nun allerdings der Einwand bestehen, daß diese Konstanz eben nur für den maximalen Umfang Geltung habe. Versuche, wie sich die Hippursäuresynthese nach so großen Benzoesäuregaben gestaltet, wie sie Wiener angewendet hat, habe ich wegen der Möglichkeit eines Verlustes an Benzoesäure durch Diarrhöen bei Dosen über 0,8 pro Kilo Kaninchen nicht angestellt — wäre es doch in solchen Fällen nicht zu entscheiden, ob die im Darme eventuell ausgeschiedene Benzeesäure überhaupt der Paarung mit Glykokoll entzogen worden ist (sich das Tier in bezug auf Synthese also so verhält, als ob es um diesen Teil weniger Benzoesäure erhalten hätte) oder der im Harne als ungebunden ausgeschiedenen Benzoesäure zuzuzählen ist. Es ist eben in solchen Versuchen neben den schon be- sprochenen drei Schicksalswegen der Benzoesäure (freie, gebundene und Defizit) noch mit der Möglichkeit eines vierten (Ausscheidung in den Darm) zu rechnen, dessen Bewertung sich im Einzelfalle aber aller Beurteilung entzieht, da sich eine eventuelle Aus- scheidung in den Darm unter dem Defizit verbergen muß und am lebenden Tiere wohl kaum einwandfrei von jenem getrennt werden könnte. Es scheint aber auch bei der Versuchsanordnung von Wiener (einmalige Darreichung von mindestens 1,0 g Benzoe- säure pro Kılo per os) gelegentlich mehr als 0,8 gebundene Benzoesäure pro Kilo ausgeschieden zu werden. Auf S. 324 berichtet Wiener!) über Versuche mit Benzoesäure unter gleich- zeitiger Einfuhr von 0,44 Harnsäure, in welchen die Tiere mehr Die Gesetze der Hippursäuresynthese. 947 als 0,5 gebundene Benzoesäure pro Kilo ausgeschieden haben. Unter der von Wiener selbst als unwahrscheinlich angesehenen Voraussetzung, daß hierbei in kurzer Zeit die gesamte Harnsäure- menge vollständig äquimolekular Glykokoll geliefert hätte, sind diese Versuche im günstigsten Falle so ausgefallen, als ob man den Tieren die entsprechende Glykokolldosis gleichzeitig mit der Benzoesäure eingeführt hätte. In meinem Versuch III, Tab. XXI, habe ich fast das Doppelte der sich aus 0,44 w äquimolekular berechnenden Glykokollmenge gleichzeitig mit Benzoesäure subkutan injiziert, wobei der dem Vorversuch mit der gleichen Benzoesäuremenge am selben Tier gegenüber beobachtete Ausschlag . von +0,04 gebundener Benzoesäure dicht an der Fehlergrenze liegt, jedenfalls tief unter jenem Ausschlage, den Wiener in seinen Versuchen unter Zugrundelegung des konstanten Maximums berechnet hat. Ferner teilt Cohn?) S. 183 unter anderen Ver- suchen zur Ermittlung der Ausscheidungsdauer der ungebundenen Benzoesäure nach Darreichung per os einen mit, in welchem 24 Stunden nach der Benzoesäuregabe Glykokoll gereicht wurde; die Ausscheidung der gebundenen Benzoesäure beträgt hier (wie auch bei den anderen Versuchen, in denen das Glykokoll in kleinerem Zeitabstande nach der Benzoesäure eingeführt wurde) mehr als 0,5 g pro Kilo, woraus Cohn folgert, daß zur Zeit der Glykokoll- injektion noch freie Benzoesäure in Zirkulation war. Meine Ver- suche mit der 0,8-pro Kilo-Dosis per 0sS zeigen bei der direkten Bestimmung, daß zwar die Ausscheidungsdauer der gebundenen Benzoesäure (bei dieser Dosis) länger als 24 Stunden andauert, die freie Benzoesäure dagegen in 24 Stunden vollständig ausgeschieden ist. Wiewohl in Cohns und meinen Versuchen die Benzoesäuregaben verschieden waren, so lassen doch jene sowohl wie die erwähnten Versuche von Wiener die Deutung zu, daß die betreffenden Tiere auch ohne Eingriff mehr als 0,3 g gebundene Benzoesäure pro Kilo ausgeschieden hätten. Außerdem teilt aber Wiener!®) in seiner Erwiderung an Cohn selbst 2 Versuche an einem 1600 g- Kaninchen mit, in welchen nach 1,05 und 1,59 g Benzoesäure pro Kilo per os 0,93 und 1,03 gebundene Benzoesäure pro Kilo ausgeschieden wurden. Hiernach dürfte die vermutete Konstanz des Synthesen- umfanges der Hippursäure verschiedener Tiere auch für die Dar- reichung per os von 1,05 und 1,59 g Benzoesäure pro Kilo jedenfalls nicht immer Geltung haben. Hingegen scheint, soweit man aus einem Versuche einen Schluß ziehen kann, der Umfang der Hippursäuresynthese proKilo Tier bei demselben Individuum bei gleichmäßiger Zufuhr 248 Wilhelm Wiechowski, pro Kilo konstant zu sein. In Versuch XVI, Tab. XXIIL, in welchem durch mehrere Tage stets 0,5 Benzoesäure pro Kilo gereicht wurde, wurde mit Ausnahme des ersten Tages stets fast die gleiche Hippursäuremenge pro Kilo ausgeschieden. Eine Be- rechnung pro Kilo ist am selben Tiere auch nach der Feststellung von E. Voit (vgl. oben S. 209) möglich, solange sich der Er- nährungszustand nicht wesentlich ändert. Tabelle XXI. Kaninchen Nr. XVI. Als Na-Salz Ausgeschiedene Datum || Gewicht Her An Defizit 0a PR DER toten | Be, 20. IV. 04| 1970 1,57 91. W 1870 — 1,47 0,75 0,05 92, IV 1700... 248 1,31 0,70 0,06 93, IV 1820 1,46 206 067° | 008 U a BE au er 1,24 0,68 0,06 25. IV 1760 Da. Ne 0,69 | 0,08 26. IV 1700. Sk 1,921 0,69 0,08 97. IV. 1620 ee Ber 0,55 0,08 28. IV. ee 1,07 0,66 0,07 Über die Abhängigkeit der Größe des Synthesen- umfanges von anderen individuellen oder experimentell gesetzten Verhältnissen geben zunächst die eben gemachten Ausführungen über deren Inkonstanz Aufschluß. Der letzte von Wiener zitierte Versuch zeigt, daß der Synthesenumfang auch jenseits der 1,0 pro Kilo-Dosis mit der Menge der zugeführten Benzoesäure wächst, welches Verhalten für die unter 1,0 pro Kilo liegenden Dosen bereits in der ersten Arbeit von Wiener festgestellt wird. In welcher Weise nun die Größe der zugeführten Benzoesäuregabe die Größe der Synthese beeinflußt, kann aus folgendem geschlossen werden. Parker und Lusk, sowie Cohn?!) erhielten erheblich mehr Benzoesäure, wenn die Zufuhr nicht auf einmal, sondern in refracta dosi über 12 bis 24 Stunden verteilt, erfolgte, als Wiener bei einmaliger Zufuhr gleicher Mengen; ferner wird selbst nach sehr kleinen Benzoesäuredosen neben Hippursäure auch stets freie Benzoesäure ausgeschieden (vgl. Cohn und meinen Versuch Die Gesetze der Hippursäuresynthese. 249 Nr. 11), wiewohl das gleiche Tier bei größerer Dosis weit mehr Hippursäure zu bilden vermag (Versuch 11), schließlich paarte mein Kaninchen Nr. 11 die gleiche Dosis weit besser nach Dar- reichung per os alsnach subkutaner Applikation. Die über 24 Stunden hinaus sich erstreckende Hippursäureausscheidung in diesem Ver- suche bei Darreichung per os, während bei subkutaner Appli- kation nach 12 Stunden keine Hippursäure mehr ausgeschieden wird, läßt den Schluß zu, daß auch die Ausscheidung der freien Benzoesäure sich nach stomachaler Einführung über einen längeren Zeitraum erstreckt als nach subkutaner. Hiernach muß nach Einführung in den Magen die Benzoesäure länger im Blute kreisen als nach subkutaner Injektion; das gleiche gilt von der sukzessiven Einverleibung nach Parker und Lusk und Cohn im Vergleich mit der einmaligen Zufuhr gleicher Mengen nach Wiener. Die verschieden lange Ausscheidungsdauer dürfte auch die Ursache dafür sein, daß nach kleineren Dosen vom selben Tiere weniger Hippursäure ausgeschieden wird als nach großen, und auch bei kleinen Dosen stets noch ungepaarte Benzoesäure- mengen ausgeschieden werden, ein Verhalten, welches bis an die Grenze der tödlichen Dosis (1,59 pro Kilo im Versuche Wiener!®) — tödliche Dosis 1,7 pro Kilo) Giltigkeit hat. Die Ausscheidungs- dauer wächst aber offenbar nicht in gleichem Umfange wie die Steigerung der Dosis, daher findet man bei höheren Dosen auch eine Vermehrung der freien Benzoesäure im Harne. Der Umfang der Hippursäuresynthese des Kaninchens hängt also von der’ Zeitdauer ab, innerhalb welcher eingeführte Benzoesäure im Körper zirkuliert. Ferner war daran zu denken, daß der Synthesenumfang von der Mächtigkeit des Eiweißstoffwechsels der einzelnen Tiere abhängen könnte. Meine Kaninchen zeigten, nachdem sie wenige Tage auf reine Haferdiät gesetzt waren, meist eine konstante Stickstoffausscheidung in 24 Stunden. (Tiere, bei denen eine konstante Stickstoffausfuhr nicht beobachtet werden konnte, habe ich grundsätzlich von meinen Versuchen ausgeschlossen.) Die Stickstoffausscheidung zeigt nun ebensowenig eine klare Beziehung zum Körpergewicht als der Umfang der Hippursäure- synthese. Vergleicht man die Höhe der Stickstoffausscheidung und die Größe der Hippursäuresynthese der einzelnen Tiere, so ergibt sich durchaus kein Parallelismus zwischen beiden, so daß man von einer direkten Abhängigkeit des Syn- thesenumfanges von der Größe des Eiweißstoff- wechsels nıcht sprechen kann. (Tabelle XXIV.) 250 Wilhelm Wiechowski, Tabelle XXIV. j p. K. Aus- Normale scheidg. d. ah Sr geb.Benzoe- Gewicht | stoffaus- säure nach subkut. Zu- Bemerkungen scheidung | fuhr v. 0,8 | p. Kilo Tier|_ PYO Kilo Benzoesäure 0,89 VI. | 1320 0,75 0,58 Vi; 1370 0,50 0,33 I. 1900 0,50 0,64 Normalwert für gebundene II, 1770 0,49 0,47 Benzoesäure nicht bestimmt. XIV. 200 | 0,48 0,65 pro Kilo gegeben. IT. 2150 0,47 0,57 VI. 1850 0,46 0,60 9950 0,38 0,69 0,77 Be pro Kilo gegeben. VI 1970 0,36 0,75 Normalwert f. gebundene II. 2360 0,35 0,36 Benzoesäure nicht bestimmt. IV. 1760 0,34 0,58 Schließlich muß offenbar die Größe der Synthese von der ım Körper zur Verfügung stehenden Glykokollmenge abhängig sein. Diese Abhängigkeit spricht sich in den Versuchen von Wiener!) deutlich aus; wiewohl auch diese Versuche unter Zugrunde- legung des irrtümlich angenommenen Maximalumfanges der Synthese (0,8 g gebundene Benzoesäure pro Kilo) beurteilt werden, sind die beobachteten Ausschläge doch so groß, daß man sie dafür als beweisend ansehen kann, daß der Synthesenum- fang mit der Menge des im Körper vorhandenen Glykokolls zunimmt. Mit Rücksicht auf diese Abhängigkeit von Glykokollmenge und Hippursäuresynthese war es von Interesse, den zeitlichen Verlauf des Synthesenumfanges zu studieren und festzustellen, ob durch wiederholte Benzoesäure- zufuhr der Synthesenumfang eine Beeinflussung erfährt. Was zunächst den letzteren Punkt anlangt, so zeigt der Versuch XVI in Tabelle XXIII, daß sich auch bei oft wiederholter Benzoe- säureinjektion von der zweiten Injektion ab der Synthesenumfang Die Gesetze der Hippursäuresynthese. 951 nicht ändert, doch wird bemerkenswerter Weise am ersten Ver- suchstage deutlich mehr Hippursäure ausgeschieden als an den folgenden. Das gleiche schließen Parker und Lusk aus dem f : Gesamtstickstoff meist deutlich kleineren Quotienten Ei nireiioEsie an dem ersten Tagce der Benzoesäuredarreichung, doch ist ihr Schluß, daß es sich hierbei um eine Ausschwemmung eines „surplus“ oder „excess“ von Glykokoll handelt, nicht zwingend, weil, wie wir gesehen haben, die Stickstoffsteigerung nach Benzoesäure häufig erst am zweiten Tage einsetzt und das oben angeführte Verhältnis ebenso durch den Zähler beeinflußt wird. Bezüglich des zeitlichen Verlaufes des Synthesenumfanges bieten der Ver- such Nr. 2 in Tabelle X sowie der Versuch Nr. 12 in Tabelle XXV einigen Aufschluß. In Versuch 2.) wurde nach einmaliger subkutaner Injektion, in Versuch Nr. 12 während (kontinuierlicher) alle 10 Minuten vorgenommener intravenöser Injektion die drei- stündige Ausscheidung verfolgt. Tabelle XXV. Kaninchen Nr. 12, 2060 g.*) Freie | gebund. Zeit Benzoe- | Benzoe- säure säure Gesamt- | stickstoff Zutuhr Bu. Ve gR a 1903 927.V. 7ha.m.| 0,006 0,033 3398, m 0,464 Benzoesäure als Na-Salz gegeben. 10h a.m. 0,007 0,259 0,1567 0,438 Benzoesäure als Na-Salz gegeben. ihp.m.| 0012 | 0,357 | 0,1554 0,464 Benzoesäure als Na-Salz gegeben. 4h p.m.| verloren |gegangen 0,1568 0,464 Benzoesäure als Na-Salz gegeben. 7a p.m.| 0,034 0,283 0,1421 10h p.m.| 0,023 0,238 0,1225 nn | [_[ |_ 0000 ln _ 28. V.10b a.m.| 0,002 0,142 0,8274 *, 26. V. 03. Harn von 7h a. m. abgegrenzt. 27. V. Th a. m. des- gleichen. Reaktion sauer. Das Tier wird aufgespannt, in die Ven. jug. 252 Wilhelm Wiechowski, Nun lassen sich zwar die in gleichen Zeiten ausgeschiedenen Benzoesäure- und Hippursäuremengen nicht direkt mit einander vergleichen, weil die Hippursäureausscheidung im allgemeinen bei der verwendeten Dosis und dem Konzentrationsgrade bei jeder 3 Stunden-Periode um 1 Stunde im Rückstande ist (streng genommen müßte man die 3., 6., 9. Stunde der Benzoesäureausscheidung mit : der 4., 8., 12. Stunde der Hippursäureausscheidung vergleichen), doch hat dieser Einwand keine Bedeutung für die Abstraktion, daß in beiden Versuchen die 3 Stunden- Ausscheidung der freien Benzoe- säure zunächst eine Zunahme zeigt, ehe sie abklingt; besonders beweisend ist hierin Versuch Nr. 12, weil hier, wie die vorletzte Versuchsperiode zeigt, die Ausscheidung der einer Injektions- periode entsprechenden Menge freier Benzoesäure am Ende der nächsten 3 Stunden-Versuchsperiode bereits beendet ist. Daß man aber auch in Versuch Nr. 2 die stärkere Ausscheidung von freier Benzoesäure in der zweiten Versuchsperiode nicht etwa auf eine verlangsamte Resorption beziehen darf, beweist der Verlauf der Hippursäureausscheidung, welche in der ersten Versuchsperiode am umfangreichsten ist. Eine kleine Rechnung. durch die man die 3Stunden-Hippursäurewerte auf 4stündige bringt, zeigt übrigens, daß das in den Tabellen ersichtliche Größenverhältnis der einzelnen Werte für gebundene Benzoesäure hierdurch keine Änderung der Richtung erfährt, im Gegenteil die Differenzen in dem durch die Tabelle gegebenen Sinne noch deutlicher werden. Die Hippursäureausscheidung zeigt so in Versuch 2.) eine kontinuierliehe Abnahme, in Versuch 12 zunächst eine Zunahme und hierauf zur selben Zeit eine Abnahme, in welcher die freie Benzoesäure eine Zunahme erkennen läßt. Hieraus folgt, daß der Umfang der Hippursäuresynthese zu Beginn der Benzoesäurezirkulation größer ist als später, daß er sich nach diesem anfänglichen Höchststande im weiteren Verlaufe auf ein etwas niedrigeres aber beim selben Tiere konstantes Niveau einstellt, in dem er auch durch viele Tage lang fortgesetzte Zufuhr nicht herabgedrückt, oder überhaupt geändert werden kann. eine Kanüle eingebunden und mittels Bürette alle 10 Minuten 0,8 ccm der Lösung III (5 ccm = 0,1919 Trocken-Rückstand mit 0,164 ätherlöslicher Säure) injiziert. Die Injektion dauert 12 Stunden. Hierauf wird noch eine östündige Nachperiode abgewartet und dann das Tier abgespannt. Der Harn wird mittels Verweilkatheter gesammelt und alle 3 Stunden abge- grenzt. Der Harn, der der Nachperiode folgenden 12 Stunden wird eben- falls analysiert. Die Normalausscheidung ist bei der Berechnung der Werte nicht berücksichtigt. Die Gesetze der Hippursäuresynthese. 253 Resumiere ich die im vorangehenden gezogenen Schlüsse, so ergibt sich: Der Umfang der Hippursäuresynthese steht in keinem direkten Abhängigkeitsverhältnis vom Körpergewicht und der Größe des Eiweißstoffwechsels, dagegen schwankt er gleichsinnig mit der Zeitdauer der Benzoesäurezirkulation und der im Körper vorhandenen Glykokollmenge. Da der Synthesenumfang auch unter gleichmäßigen Ernährungsbedingungen und unter Versuchs- verhältnissen, welche eine gleiche Zeitdauer der Benzoesäure- zirkulation gewährleisten, nach jeder Richtung hin bei ver- schiedenen Tieren inkonstant ist, und außerdem der Akt der Synthese selbst im Kaninchen nicht quantitativ verläuft, ist der Schluß gerechtfertigt, daßneben der zur Verfügung stehenden Glykokollmenge in letzter Linie die individuell ver- schieden starke synthetische Kraft den Umfang der Hippursäuresynthese im Kaninchenorganismus be- stimmt. Bei diesem Sachverhalte mangelt es durchaus an einem Kriterium, welches irgend einen beobachteten Hippursäuresyn- thesenumfang als normal oder irgendwie abweichend erkennen läßt. Es bleibt daher fortan nichts anderes übrig als beim Studium der Beeinflussung des Synthesenumfanges durch einen vorausgehenden Vorversuch am selben Tiere das normale Ausmaß der Hippursäuresynthese für dieses Tier zu be- stimmen. Hierbei muß auf die Beziehungen Bedacht genommen werden, welche nach dem Ausgeführten zwischen Zeitdauer der Benzoesäurezirkulation und Zahl der Gaben einerseits und dem Synthesenumfange andererseits bestehen. D. h. meist wird es not- wendig sein, als Normalwert erst den anzusehen, der sich aus einer 24 Stunden nach einer ersten vorgenommenen zweiten Benzoesäure- zufuhr ergibt, und ferner ist es unumgänglich, im Haupt- und Vor- versuche gleiche Dosen pro Kilo in einer Weise zuzuführen, welche eine in beiden Versuchen gleichmäßige Dauer der Benzoesäure- zirkulation garantieren (gleiche Konzentration und Injektion unter dıe Haut oder intravenös). Die pro Kilo Versuchstier berech- neten Hippursäurewerte werden dann in jeder Beziehung ver- gleichbar sein und beobachtete Schwankungen der Synthese nur noch von einer Änderung der synthetischen Energie oder einer Anderung des Glykokollbestandes des 'lieres abhängen. Um zwischen diesen beiden Möglichkeiten im gegebenen Falle zu entscheiden, wird es notwendig, durch zwei weitere Ver- suche am selben oder an einem anderen Tiere, die unter den gleichen Vorsichtsmaßregeln auszuführen wären, die Wirkung 354 Wilhelm Wiechowski, gleicher Glykokollmengen auf den Synthesenumfang der gleichen Benzoesäuredosis im Vorversuch und Hauptversuch (beeinflußtes Tier) festzustellen und so ein Bild über eventuelle Veränderung der synthetischen Energie durch den Eingriff zu erhalten. Hierbei ist die Annahme gemacht, daß ein und dasselbe Tier stets den gleichen, seiner individuellen synthetischen Energie entsprechenden Bruchteil gleichzeitig mit Benzoesäure eingeführten Glykokolls (gleiche Dosen vorausgesetzt) paart. Ein experimenteller Beweis für diese Annahme steht noch aus. Dahin gerichtete Ver- suchsreihen könnten auch eine Grundlage für die Beurteilung der Synthesenenergie überhaupt liefern, indem sie die Gesetze kennen lernen ließen, welche die Größe des paarungsfähigen Bruchteils eingeführten Glykokolls bestimmen. — Unter diesen Gesichtspunkten sind alle in der Literatur mitgeteilten Versuche über die Beeinflussung der Hippursäuresynthese zu beurteilen. Der Versuchsanordnung, in einem Vorversuche den normalen Synthesenumfang zu bestimmen, bedienten sich, wenn auch nicht unter den abgeleiteten notwendigen Kautelen, bloß Weyl und Anrep, Arakı und Katsuyama Weyl und Anrep fanden so den Synthesenumfang im Fieber herabgesetzt, das gleiche fanden für die CO-Vergiftung einerseits Araki, anderer- seits Katsuyama. Eigentlich beweisend sind bloß die Ver- suche des letzteren, da Araki in zwei Versuchen bloß die Ausscheidung der freien Benzoesäure und nur in einem dritten auch die Hippursäureausscheidung bestimmte, übrigens im Haupt- versuche mehr Benzoesäure zuführte als im Vorversuche. Da schon früher Hofmann gezeigt hat, daß bei Verwendung von CO-haltigem Blute die Hundeniere Benzoesäure und Glykokoll nicht zu paaren vermag, ist es als erwiesen zu betrachten, daß bei CO-Vergiftung der Synthesenumfang durch Hemmung des synthetischen Aktes herabgesetzt ist. Das gleiche haben die Versuche von Hoffmann) bei Verwendung von chinin- haltigem Blute und die Versuche von Hauser“) bei Verwen- dung von phosphorhaltigem Blute an der durchströmten über- lebenden Hundeniere gezeigt. Hingegen können die Versuche von Jaarsveld und Stokvis3), Kronecker#), Wiener!%) und Cohn?!) eine Beeinflussung des Synthesenumfanges noch nicht beweisen. Die Versuche von Jaarsveld und Stokvis sowie von Kronecker über die Herabsetzung des Synthesen- umfanges bei Nierenkranken stützen sich auf die Beobachtung, daß Menschen nach Benzoesäuregenuß nur Hippursäure aus- *) Archiv f. exper. Pathologie u. Pharmakologie 36, 175 (1895). Die Gesetze der Hippursäuresynthese. 255 scheiden und sind überdies vor der Entdeckung der passiven Hippursäurespaltung in alkalischen und eiweißhaltigen Harnen durch van de Velde und Stokvis°) angestellt worden; eine Herabsetzung des Synthesenumfanges bei nierenkranken Menschen (wiewohl van de Velde und Stokvis einen Teil der Ver- suche von ihrem Standpunkte gelten lassen) kann mithin noch nicht als sichergestellt betrachtet werden. Ebenso bedürfen die Versuche von Wiener!%) und Cohn?!) über die Steigerung des Synthesenumfanges der Kaninchen nach Zufuhr von Harnsäure (Wiener), Leucin (Wiener, von Cohn nicht bestätigt), Gelatine (Cohn), welche unter der Annahme eines konstanten Synthesen- umfanges (Wiener) gemacht worden sind, einer Wiederholung unter den angegebenen Vorsichtsmaßregeln. III. Das Glykokoll als intermediäres Stoffwechselprodukt. Das Glykokoll wurde bisher im tierischen Organismus ge- funden: in der Hippursäure (Dessaingnes cit. n. Spiro loc. eit.), in der Glykocholsäure der Galle (Strecker eit. n. Spiro loc. eit.), im Kaumuskel von Pecten irradians und P. opercularis (Chittenden eit. n. Spiro loc. cit. A. Kelly, diese Beitr. 5, 382), ferner im Harne bei der experimentellen P-Intoxikation der Kaninchen [AbdJer- halden und Bergell?)] und bei der menschlichen Gicht IJgnatowski?%)], außerdem in der Hippursäure analogen Ver- bindungen im Harne nach Genuß gewisser aromatischer Säuren oder Verbindungen, die beim Durchgang durch den Körper in diese Säuren verwandelt werden, schließlich als Spaltungsprodukt bei der Hydrolyse zahlreicher tierischer Proteinstoffe: neben Leim, Elastin, Horn, Seide, Spongin, Conchiolin im Fibrin und Fibrinogen [Spiro®)], Serum-Eiweike des Menschen und Sernmglobulin (Abderhalden und Falta, Heteroalbumose aus Syntonin und Fibrin (Wittepepton) [Spiro%)]; dagegen nicht im Kasein [Spiro®®)], Globin aus Oxyhämoglobin und Serumalbumin (Abderhalden) sowie Protalbumose aus Syntonin [Spiro®)]; außerdem wurde Glykokoll bei der Autolyse der Hundeleber von Jacoby?) gefunden. Über die Rolle, welche dem Glykokoll im Stoffwechsel zu spielen zufällt, bzw. seine Abstammung sind verschiedene Ver- mutungen geäußert worden. Es wurde sowohl als intermediäres Spaltungsprodukt von Eiweißsubstanzen [Cohn 2!)] als von Amino- säuren [Umber°)] oder der Harnsäure [Wiener!%)] ange- sprochen; ferner besteht die Möglichkeit, daß die Quelle des Glykokolls die im Darmkanal zerfallenden Nahrungseiweiße sind; ja auch an die Möglichkeit einer synthetischen Entstehung aus 256 Wilhelm Wiechowski, —CH;—COOH- und NH,-Gruppen [Spiro®3)] bzw. Essigsäure und Ammoniak (Parker und Lusk) wurde gedacht. Was insbesondere die Herkunft des Glykokolls bei der Benzoesäureintoxikation anlangt, bezogen Kühne und Hallwachs jene zum Teile wenigstens auf die Galle, Wiener!) schloß dann auf Grund seines „geringen und konstanten Glykokollvorrates“ eine direkte Beziehung desselben zum Eiweißabbau aus, während Cohn?!) im Hinblicke auf den bei seiner Versuchsanordnung größeren Umfang der Hippursäuresynthese und unter Berücksichtigung des Umstandes, daß sie nicht quantitativ verläuft, die Ansicht vertritt, daß die bei Benzoesäureintoxikation zur Ausscheidung kommenden Glykokoll- quantitäten so groß seien, daß sie sehr wohl eine wichtige Rolle beim Eiweißstoffwechsel spielen könnten. O. Zimmermann!) vermutete nach Benzoesäureversuchen an einer Patientin mit Gallenfistel als einzige Glykokollquelle die Galle, Rosenberg) zeigte jedoch, daß auch der gallenfreie Hund nach Benzoesäure- fütterung Hippursäure ausscheidet. Cohn?!) hat auch vermutungs- weise die Frage aufgeworfen, ob das Hippursäureglykokoll nach Benzoesäurezufuhr nicht dem durch diese gesteigerten Stoffzerfall seine Entstehung verdanken und so eigentlich ein pathologisches Produkt sein könnte. Salkowski”!), der sich die gleiche Frage vorlegt, weist eine solche Annalıme mit dem Hinweise ab, daß gerade Tiere, die viel Glykokoll zur Paarung beistellen, keine vermehrte Stickstoffausscheidung im Harne zeigen. Wenn auch diese Überlegung wegen der Stoffwechselwirkung auch der Hippur- säure mindestens für Kaninchen nicht möglich ist, wie aus den Ausführungen auf S. 214f. hervorgeht, so ergibt sich doch aus allen meinen Versuchen eine Unabhängigkeit der Glykokollaus- fuhr von der beobachteten Stoffwechselwirkung unter den gleich- mäßigsten Versuchsbedingungen nicht nur bei verschiedenen Tieren, sondern auch beim selben Individuum (vgl. Tab. IV, V u. XXIID); übrigens widerlegen alle Versuche, in denen die Stickstoffsteigerung ausbleibt oder verspätet eintritt, diese Anschauung. Was Wiener!‘%) über das Glykokollmaximum der Kaninchen mitgeteilt hat, konnte Veranlassung geben, sich diesen Glykokoll- vorrat als eine Art Depot vorzustellen, zumal der Autor selbst gelegentlich der Besprechung eines Versuches von Cohn?!) da- von spricht1%), daß hier der Glykokollvorrat „erschöpft“ gewesen sein könnte. Die Prüfung dieser Anschauung hat die oben mit- geteilten Versuche über den zeitlichen Verlauf des Synthesen- umfanges veranlaßt und gezeigt, daß selbst bei wiederholter Zufuhr es auch nicht annäherungsweise gelingt, die Hippursäure Die Gesetze der Hippursäuresynthese. 957 zugunsten der Benzoesäure im Harne zum Verschwinden zu bringen. Doch ergab sich nichtsdestoweniger, daß die Synthese zu Beginn eines Versuches oder am ersten Tage einer längeren Reihe deutlich ausgiebiger ist als später. Da es sich hier um Versuche an denselben Individuen unter ganz gleichmäßigen Bedingungen handelt, kann man (will man nicht zeitliche Schwankungen der synthetischen Energie annehmen) diese Befunde nur so deuten, daß die Tiere zu Beginn der Versuche mehr Glykokoll zur Verfügung haben als später, wo deren Glykokoll- ausfuhr ein konstantes Niveau erreicht; auch Versuch 11b, welcher zeigt, daß kleine Benzoesäuregaben besser gepaart werden als große, läßt sich in diesem Sinne verwerten. Dieses Glykokollplus macht durchaus den Eindruck, als ob an irgend einer Stelle des Körpers ein allerdings kleines, rasch erschöpfbares Glykokolldepot vorhanden wäre. Diese Stelle ist möglicherweise die Leber und die Glykocholsäure die Quelle jenes Glykokollüberschusses, der sich im Anfange der mitgeteilten Versuche geltend macht. Es ist denkbar, daß die Benzoesäure zunächst das sonst zur Cholsäure- paarung verfügbare Glykokoll bindet. Hiernach müßte der Glykokollgehalt der Galle durch Benzoesäurezufuhr ebenso er- schöpfbar sein, wie deren Tauringehalt durch Cholsäurefütterung nach v. Bergmann!?) rasch erschöpft werden kann; und da hierdurch Cholsäure im Überschuß verfügbar würde, müßte analog den Versuchen von v. Bergmann der Schwefelgehalt der alle nach Benzoesäurezufuhr zunehmen. Jedenfalls müssen sich Chol- säure und Benzoesäure bei der Glykokollbindung Konkurrenz machen, was auch in einem Versuche deutlich zum Ausdruck kam, in welchem ich nach einem Vorversuche gleichzeitig mit Benzoesäure Cholsäure eingeführt habe; die Glykokollausfuhr im Harne wurde bedeutend herabgesetzt.*) (Siehe Fußnotentabelle auf folgender Seite.) Das bei Benzoesäureintoxikation ausgeschiedene Glykokoll entstammt zum größten Teile also weder einem Depot noch ist es ein Produkt des pathologischen (gesteigerten) Stoffzerfalles. Es erübrigt sonach nur die Diskussion darüber, inwiefern die Feststellungen, die in dem vorangehenden über die Gesetzmäßig- keiten der Hippursäuresynthese gemacht worden sind, eine Ent- scheidung unter den übrigen angeführten Abstammungsmöglich- keiten des Glykokolls gestatten. Läßt man zunächst die theoretische Möglichkeit einer synthetischen Entstehung außer Betracht und be- denkt, daß auch das hungernde Kaninchen reichlich Glykokoll bildet [Parker und Lusk (loc. cit.)], die Zerlegung von Nahrungseiweiß Beitr, z. chem, Physiologie. VII, 17 258 | Wilhelm Wiechowski, im Darm also die Quelle des Glykokolls nicht sein kann, so ver- bleibt als mögliche Glykokollquelle nur der normale intermediäre Stoffwechsel. Dieser Schluß bestätigt sich experimentell durch die Tatsache, daß Kaninchen fortwährend, unerschöpflich Glykokoll produzieren, indem der Synthesenumfang am selben Tiere unter gleichen Bedingungen (gleiche synthetische Energie und gleiche Dosis) mit der Dauer der Benzoesäurezirkulation wächst und bei tagelanger regelmäßiger Vergiftung unverändert bleibt, was nach dem oben Ausgeführten nur auf eine gleichmäßige Glykokollproduktion zu beziehen ist. Ob und in welcher Weise der Eiweißkörper- oder Purinstoffwechsel als Glykokollquelle zu betrachten ist — maßgebend für die Beurteilung dieser Frage müssen die Glykokollquantitäten sein, welche im Vergleiche zum Gesamtstickstofiwechsel der Organismus entstehen läßt, und zweitens der Reichtum an Glykokollgruppen in den in Betracht kommenden Eiweißkörpern. Eine zahlen- mäßige Angabe über die beim Hungerkaninchen gebildeten Glykokollmengen machen Parker und Lusk, welche berechnen, daß 4,65 Proz. des Gesamtstickstoffs im Hungerstoffwechsel als Glykokoll vorhanden sind. Die Berechnung geschieht aus dem Verhältnis von Gesamtstickstoff und gleichzeitig ausgeschiedenem Hippursäurestickstoff. Da die, auch in den Versuchen von Parker und Lusk gegebene Stoffwechselsteigerung durch Benzoesäure jedoch nicht zur Glykokollbildung führt, läßt sich das Verhältnis von Gesamtstickstoff zu Hippursäurestickstoff nicht ohne weiteres = Kaninchen Nr. XIV. Gesamt- Aus- Benzoesäure nach Datum | wicht Stiek- geschieden Abzug der i stoff in toto Normalwerte Zufuhr 85 | in 24h freie |gebund. 10. III. 04 2090 | =) 0, 073. | 1,64 Benzoesäure 11.1. | 2090 | 0,995 | 0,016 a | 3 12.101. | 1970 | 1,361 [02905 1,427 ne 20 1,35 Be: 13. II. | 1940 | 1,169 | 0,005 | 0,006 BEN 1,64 Benzoesäure 14.1. | 1950 | 1,113 ai Nesalesubkut.) ei ee LAN Na- Salz subkut. | E 15.11. | 1850 | 1,832 |0,281 0,953 | 0,97 | 0,88 (5 16. III. | 1850 | 1,244 | = 17.1. | 1815 | 1,133 ) # Die Gesetze der Hippursäuresynthese. 259 dazu verwerten, den Bruchteil des normalen Stickstoffstoffwechsels zu bestimmen, welcher auf Glykokoll entfällt; die Zahl von Parker und Lusk muß schon an und für sich zu niedrig sein. Da aber außerdem die Ausscheidung der freien Benzoesäure wesentlich rascher erfolgt als die der Hippursäure, sich das aus- geschiedene Glykokoll jedoch nur auf die Zeit des Vorhandenseins freier Benzoesäure im Organismus beziehen kann, ist es von vornherein nicht angängig, die gleichzeitig ausgeschiedenen Mengen von Gesamtstickstoff und Hippursäurestickstoff zu vergleichen. Nachdem oben gezeigt worden ist, daß die Hippursäure- synthese nicht quantitativ verläuft und ihr Umfang neben dem vorhandenen Glykokoll durch die individuell verschiedene synthetische Energie und die Dauer der Benzoesäurezirkulation im DBlute bestimmt wird, mithin die beiden letzten Faktoren über jenen Teil des intermediär entstehenden Gly- kokolls entscheiden, welcher zur Ausscheidung als Hippursäure gezwungen werden kann, erscheint es unmöglich, durch die Be- stimmung des Umfanges der Hippursäuresynthese unmittelbar eine Vorstellung über die Menge des intermediären Glykokolls zu gewinnen [worauf Cohn) hinweist. In ihrer gegen- wärtigen Form gibt die Benzoesäuremethode nur Minimalwerte für jene Glykokollmengen, welche während der Zeit des Kreisens der Benzoesäure im Blute intermediär vorhanden sind. Will man nun diese Minimalwerte mit den entsprechenden Mengen des aus- geschiedenen Gesamtstickstoffs vergleichen, so kann das nur in der Weise geschehen, daß man jenen Bruchteil des ausgeschiedenen Gesamtstickstoffs in Rechnung setzt, welcher von dem 24 Stunden- Harne auf die Zeit des Kreisens der Benzoesäure entfällt. [Auf die Wichtigkeit der Zeit, innerhalb welcher die Benzoesäure zirkuliert, für die Bewertung der Benzoesäureversuche in der Glykokollfrage hat Cohn) zuerst aufmerksam gemacht.] Anderer- seits muß man im Auge behalten, daß die durch Benzoesäure- zufuhr hervorgerufene Stickstoffsteigerung nicht zu einer Steigerung der Hippursäuresynthese führt. Es ist oben berichtet worden, daß in nicht allzu seltenen Fällen eine Stickstoffsteigerung in der Periode der Ausscheidung von Benzoesäure und Hippursäure fehlt, ja daß manchmal in den ersten 24 Stunden nach erfolgter Applikation eine Verminderung der sonst gleichmäßig verlaufenden Stickstoffausscheidung zu beobachten ist. Ferner ist gezeigt worden, daß bei der angewendeten Dosis und subkutaner Dar- reichung sich die Ausscheidung in der 6. bis 9. Stunde vollendet. — 17* 260 Wilhelm Wiechowski, Berechnet man in solchen Versuchen ohne Stickstoffsteigerung am Versuchstage die jenen 8 Stunden entsprechenden Teile des Ge- samtstickstoffs, so erhält man eine den Umfang des Stickstoff- stoffwechsels richtig wiedergebende Vergleichszahl für die Be- wertung der Menge des sich aus der Hippursäure-Benzoesäure be- rechnenden Glykokollstickstofis. (Allerdings gilt dies nur unter Vernachlässigung des oben abgeleiteten kleinen Glykokolldepots, welches, wenn stets vorhanden, folgerichtig in Abzug gebracht werden müßte. Der hierdurch begangene Fehler fällt jedoch kaum ins Gewicht; nach Versuch XVI Tabelle XXIII wäre das Glykokolldepot z. B. höchstens 0,05 Benzoesäure äquivalent und entspräche einer Stickstoffmenge von 0,0057). Die Ergebnisse meiner für diese Berechnung geeigneten Ver- suche gibt Tabelle XXVI; sie zeigt, daß bedeutende Bruchteile, in einigen Versuchen mehrals die Hälfte, einmal sogar 64 Proz. des Gesamtstickstoffs als Glykokoll vorhanden gewesen sind. Da die Werte für den Glykokoll- stickstoff jedoch nur Minimalwerte darstellen, ergibt sich die Auf- fassung, daß normaler Weise der größere (vielleicht der größte) Teil des Harnstickstoffs ein Glykokoll- stadium durchläuft. Dieser Schluß ist einer experimentellen Prüfung zugänglich. In Fällen, wo die Stoffwechselwirkung der Tabelle XXV1. Gesamtstickstoff des Harnes zn en Be Versuch geschiedene ykokolls Nr Versuchstag gebundene = 0, Ar et j Vortag as auf 8h Benzoesäure in toto*) N-Aus- entfallen in toto scheidung III. |0,8302 | 0,6528 0,2176 0,845 0,0969 | 45,45 ıv. |o,010| 0,037 | 02012 0,965 | 0,1102 | 550 v. 0,86 | 0,696 0,252 0,45 0,0516 21,7 VI. |0,988 | 0,598 0,116 | 076 0,0871 50,0 VI \0,7i3 | 0,606 0,202 0,24 | 0,025 | 150 X. 10,855 | 0,828 026 | 156 | 0,1789 64,3 Benzoesäure verzögert ist, müßte zur Zeit der Hippursäurebildung der Harnstoff im Härne zum größten Teile oder ganz zu Gunsten des Glykokolls verschwinden. Solche Versuche habe ich bereits in Angriff genommen. Die großen Glykokollmengen, welche dauernd im Kaninchenorganismus gebildet werden, können wohl nur dem Eiweißstoffwechsel im engeren Sinne ihren Ursprung verdanken *) 1 g Benzoesäure entspricht 0,1147 Stickstoff. Die Gesetze der Hippursäuresynthese. 261 ‘ und dürfte hierfür der Abbau der Purine nicht wesentlich in Frage kommen, nichtsdestoweniger sei darauf verwiesen, daß Bendix und Schittenhelm*) gezeigt hat, daß Kaninchen ganz erhebliche Harnsäuremengen zu zerlegen vermögen, und wir uns infolgedessen über die intermediär vorhandenen Harnsäuremengen keine Vor- stellung bilden können. Andererseits dürfte es schwer fallen, diese großen Glykokollmengen von einer einfachen Hydrolyse der Eiweißkörper herzuleiten. Zwar resümiert Spiro%) bezüglich des Glykokollgehaltes der tierischen Eiweiße: „inwieweit das in diesen Eiweißkörpern (siehe oben) nachgewiesene Glykokoll auch quantitativ zur Bildung des als Glykocholsäure oder Hippursäure erscheinenden ausreicht, inwieweit es ferner als intermediäres Produkt bei der Harnstoffbildung fungiert, läßt sich auf Grund der obigen Methoden, welche nicht quantitativ sind, nicht ent- scheiden“, und außerdem wissen wir nichts über den Glykokoll- gehalt der Organe, doch erscheint die im Stoffwechsel gebildete Glykokollmenge so groß, daß die Vorstellung einer einfachen hydrolytischen Abspaltung mit unseren Kenntnissen über die sonst vorhandenen hydrolytisch abspaltbaren Glykokollmengen nicht recht vereinbart werden kann. Nehmen wir nach Tabelle XXVI an, daß nur die Hälfte des Harnstickstoffes über Glykokoll entstanden ist, so ergibt sich (den Eiweißstickstoff mit 16 Proz. angesetzt), daß aus 100 g im Körper zerfallendem Eiweiß 42,8 g Glykokoll entstehen. Ein solcher Prozentsatz müßte das Glykokoll bei der Hydrolyse in vitro unter dem gegenwärtigen methodischen Standpunkte derselben geradezu als Hauptprodukt erscheinen lassen. Hiernach kann man wohl schließen, daß der vitale Eiweiß- zerfall weitaus mehr Glykokoll entstehen läßt als der hydrolytische in vitro. Dies führt zu der Annahme, daß entweder der Eiweiß- abbau im Körper zwar zunächst dieselben Produkte ergibt wie die Hydrolyse in vitro, dieselben aber zum Teil weiter in Glykokoll übergehen, oder der Eiweißabbau in vitro durchaus anderer Art ist als die Säurespaltung im Glase. Zu der ersteren Annahme in Beziehung stehen Versuche, welche mittels der Methode der Benzoesäureintoxikation am Kaninchen einen eventuellen Übergang verschiedener dem Eiweiß entstammender Aminosäuren in Gly- kokoll während des Stoffwechsels entdecken sollten. Die Ergebnisse dieser Versuche sind jedoch aus den oben angeführten Gründen (Seite 255) nicht geeignet gewesen die Frage zu entscheiden; hier müssen neue Versuche unter voller Berücksichtigung der ermittelten Gesetze der Hippursäuresynthese einsetzen. Solche Versuche *) Zeitschrift f. physiol. Chemie 47, 461 (1904). 262 Wilhelm Wiechowski, werden dann auch Anhaltspunkte für die Beurteilung der zweiten ° Möglichkeit geben, welche nach dem eingangs erwähnten Befunde von Neuberg eine gewisse Wahrscheinlichkeit gewinnt. Wie diese Frage aber auch in Zukunft wird beantwortet werden, das eine ergibt sich aus den mitgeteilten Versuchen mit Sicherheit, daß das Glykokoll beim Kaninchen Vor- stufe eines großen (wenn nicht des größten) Teiles des ausgeschiedenen Harnstoffes ist. Dieses Ergebnis steht in scheinbarem Widerspruche zu den oben mitgeteilten Befunden, daß der Umfang der Hippursäuresynthese pro Kilo Tier durchaus unabhängig ist von der auf das Körper- gewicht bezogenen Größe der Stickstoffausscheidung verschiedener Kaninchen. Dieser Widerspruch findet jedoch ausreichende Auf- klärung in der oben aus anderen Befunden abgeleiteten Tatsache, daß die Energie der Hippursäuresynthese individuell innerhalb weiter Grenzen schwankt. Eine andere Erklärung erfordert aber die Tatsache, daß der Umfang der Hippursäuresynthese weder beim selben Tiere noch auch bei verschiedenen Tieren in einer Abhängigkeit steht von der Größe der durch die Benzoesäure hervorgerufenen Vermehrung der Stickstoffausfuhr im Harne. Ein Anhaltspunkt dafür, daß die synthetische Energie auch beim selben Tiere Schwankungen unterworfen ist oder durch die Benzoesäure selbst beeinflußt werde, hat sich aus dem Dauer- versuche Nr. XVI nicht ergeben, im Gegenteile zeigte sich ein konstanter Synthesenumfang bei durchaus gleichmäßigen Be- dingungen. Es bleibt somit nur die eine Erklärungsmöglichkeit, daß der durch Benzoesäure verursachte pathologische Stoffzerfall im Gegensatz zum normalen nicht zum Auftreten von Glykokoll führt. Die aus den mitgeteilten Versuchen sich ergebende große Bedeutung des Glykokolls im Stoffwechsel erfordert zweifellos noch eine Vertiefung der Versuche nicht nur in der Richtung _ der Beeinflussung der Harnstoffausscheidung durch Benzoesäure- intoxikation, sondern auch in der Richtung der Wirkung ver- schiedenster Faktoren, welche den Eiweißstoffwechsel zu beein- flussen vermögen, auf den Umfang der Hippursäuresynthese. IV. Methodik. Die Darstellung und Bestimmung von Benzoesäure und Hippursäure aus Harn wird gewöhnlich erst nach vorausgehender Vorbehandlung desselben vorgenommen. Meist dient ein Alkohol- auszug (bzw. unter Verwendung von Tierkohle hergestelltes Alkoholextrakt) als Ausgangsmaterial oder der Harn wird zu- Die Gesetze der Hippursäuresyntbese. 263 nächst mit Baryt von dem größten Teile seiner saueren Bestand- teile befreit [Rem-Picci‘)]. Auch lassen sich beide Methoden wie ich mich überzeugt habe, mit Vorteil vereinigen, indem man den Harn in derselben Weise vorbereitet wie zur Harnstoff- bestimmung nach Mörner-Sjöquist. a) Bestimmung der Benzoesäure. Die Benzoesäure wird dem Harne durch Petroläther entzogen. Die Extraktion geschah bisher nicht direkt aus dem Harne sondern aus einem bei saurer Reaktion hergestellten, die gesamte Benzoe- und Hippursäure enthaltenden Essigäther- (bzw. Äther-Essigäther-) Extrakte. Da zum Verdampfen des Essigäthers meist höhere Temperaturen notwendig sind als Zimmertemperatur, können hierbei Verluste der so ungemein flüchtigen Benzoesäure eintreten. Ich habe mich davon überzeugt, daß die Benzoesäure selbst bei der Destillation von Äther oder Petroläther (Siedetemperatur 30° bis 60°) zum Teile in das Destillat übergeht. Ich habe deshalb die Abscheidung beider Säuren von vorneherein in zwei Zeiten vorgenommen, indem ich die Benzoesäure aus dem in wenig Wasser gelösten angesäuerten Alkoholextrakte mit Petroläther direkt ausgeschüttelt habe. Die so abgeschiedene Benzoesäure (einerlei ob sie direkt oder aus dem Essigätherextrakte isoliert wurde) ist nicht rein. Neben anderen organischen Säuren ent- hält sie noch Farbstoffe [Indigo (Jaarsveld und Stokvis), bisweilen ist der Petrolätherauszug insbesondere nach längerem Stehen des salzsauren Gemisches stark rot-violett gefärbt]. Manche Autoren [Weyl und Anrep (loc. eit.)] waschen die so darge- stellte Benzoesäure mit Wasser, Rem-Picci schaltet von vorne- herein durch die Barytfällung einen Teil der Säuren aus. Sehr gut wird die Benzoesäure durch Dampfstromdestillation gereinigt. Salkowski hat dieses Verfahren zuerst angewendet, später verwendeten es R. Meyer und H. Meyer“) zur quantitativen Bestimmung von Benzoylgruppen und Th. Pfeiffer, C. Bloch und R. Riecke‘°) zur Bestimmung der Gesamtbenzoesäure (Benzoe- säure + Hippursäure) im Harne. Mit der Benzoesäure gehen noch flüchtige Fettsäuren des Harnes in das Destillat [vgl. Schotten®%)], diese kann man, ins- besondere die hohen Fettsäuren (vgl. Schotten), wenn man nicht von vorneherein nach Rem-Picci vorgegangen ist, durch vorherige Behandlung des Petrolätherauszuges mit BaOH;-Lösung zum Teil entfernen. Doch auch hierbei verbleibt neben Fett- *) B. B. 28, 2965. 264 Wilhelm Wiechowski, säuren, welche lösliche Barytsalze bilden, ein Rest saurer Pro- dukte, welcher manchmal in dünnen Fetzen auf dem Destillate schwimmt und durch Filtration leicht abgetrennt werden kann. Im Destillate kann die Benzoesäure nach Meyer-Meyer unter Rosolsäureanwendung direkt oder nach Pfeiffer, Bloch, Riecke nach Neutralisation, Eindampfen und Ausfällen mit bekannter Säuremenge indirekt maßanalytisch bestimmt werden. Für die Bestimmung im Harne kommt jedoch nur die Wägung nach noch- maliger Überführung der Benzoesäure in Petroläther in Betracht. Der Petroläther ist dem leichter flüchtigen Äther vorzuziehen, weil dieser selbst in tadelloser Qualität Wasser und mit diesem Spuren fremdartiger Substanzen weit mehr löst als Petroläther, insbesondere gilt das, wie Versuche gelehrt haben, für Essigsäure, in geringerem Grade jedoch, namentlich bei Gegenwart der letzteren, auch für Salze. b) Bestimmung der Hippursäure. Liebig isolierte die Hippursäure durch Ausschütteln des Harms mit Äther. Bunge und Schmiedeberg°) führten hierfür den Essigäther ein. Die gleichzeitig abgeschiedene DBenzoesäure wurde durch Petrol- äther entfernt. Die weitere Reinigung der rohen Säure geschah durch verschiedene Autoren in verschiedener Weise. Bunge und Schmiedeberg kristallisierten nach Kochen mit Tierkohle um, oder reinigten über das Zinksalz (zur Entfernung von die Kristallisation hemmender Milchsäure). Charles Fischer fällte aus der Essigätherlösung mit Chloroform die Hippursäure, Parker und Lusk verwendeten zu gleichem Zwecke Benzol, nachdem das Extrakt mit Wasser gewaschen war. Jaarsveld und Stokvis brachten die nach Bunge und Schmiedeberg isolierte, aber nicht weiter gereinigte Hippur- säure nach Verseifung durch Säure oder Alkali als Benzoesäure zur Wägung. Hierdurch werden alle sauren, in Essigäther löslichen, bei der Verseifung Benzoesäure liefernden Harnbestandteile als Hippursäure bestimmt. Unter der Voraussetzung, daß die nach Benzoesäuregenuß auch beim Kaninchen gefundene reduzierende Substanz, die in Essigäther leicht löslich ist, keine Benzoesäure enthält, geben die Werte von Jaarsveld und Stokvis für „ge- bundene Benzoesäure“ tatsächlich ein exaktes Maß für die ausgeschiedene Hippursäure. Blumenthal 18) hat nach Sal- kowski’s) den Stickstoffgehalt des gewaschenen Ätheralkohol- auszuges zur Hippursäurebestimmung verwendet. Vergleichende Untersuchungen über den Wert der einzelnen Methoden im Harne liegen nur wenig vor und oft genug wurde Die Gesetze der Hippursäuresynthese. 265 der normale Gehalt des Harnes an Hippursäure unberücksichtigt gelassen. Die klassische Methode von Bunge und Schmiedeberg gibt bei irgend erheblichen Hippursäuremengen sehr gute Resultate (Schröder loc. eit. 94,2 bis 99,6 Proz.), läßt aber oft bei den sehr kleinen Hippursäuremengen des normalen (Kaninchen-) Harnes im Stiche, worauf Jaarsveld und Stokvis (loc. eit.) und Blumen- thal (loc. cit.) hinweisen. Wenn auch die schlechten Resultate und die vermeintliche Verunreinigung mit Harnstoff (Jaarsveld und Stokvis) nur auf die nicht genaue Einhaltung der Bunge- Schmiedebergschen Vorschrift zurückzuführen waren [Schröder loe. eit. 325; Salkowsk1”) 371; Schmiedeberg®%)], so ist doch sicher, daß die Gegenwart von die Kristallisation hemmenden Stoffen gelegentlich zu falschen Resultaten führt. Über solche Erfahrungen berichtet R. Riecke %), und leitet hieraus die Forde- rung ab, daß die Hippursäure nur indirekt bestimmt werden sollte, „naturgemäß bedürfen alle mit direkten Bestimmungsmethoden gewonnenen Resultate der Nachprüfung“ (Ref. i. J. T. 33). Die indirekte Hippursäurebestimmung nach Jaarsveld und Stokvis, welche seither viel Anwendung gefunden hat, gibt auch bei kleinsten Hippursäuremengen brauchbare Resultate, wiewohl die Überführung in die leichtflüchtige Benzoesäure ihrerseits die Gefahr von Verlusten in sich birgt, und andererseits die Möglich- keit der Mitbestimmung anderer Benzoesäure liefernder Harn- bestandteile nicht ausgeschlossen ist (gepaarte Glykuronsäure?). Eine Nachprüfung von van de Velde und Stokvis beseitigte die erhobenen Einwände. Die indirekte Hippursäurebestimmung nach Blumenthal-Salkowski ist zwar nach neueren Mit- teilungen von Blumenthal !) nicht mit den von Soetbeer °?) behaupteten großen Fehlern behaftet, arbeitet aber mit einem Mindestverluste von 15 Proz., sodaß sie nur in ganz besonders geeigneten Fällen zu Vergleichszwecken Verwendung finden dürfte [vgl. auch Hupfer 29%]. Unter Berücksichtigung dieser Erfahrungen habe ich bei meinen Versuchen zur Bestimmung von Benzoesäure und Hippursäure im Harne folgenden Weg eingeschlagen: Der (stets sauer reagierende) Harn wurde mit Natriumkarbonat eben deutlich alkalisch gemacht, auf dem Wasserbade zum Sirup eingedampft, mit Alkohol (die letzten Spuren mit Wasser) in einen Meßkolben von ge- eigneter Größe gespült, Alkohol bis fast zur Marke nachgegossen und 24 Stunden stehen gelassen, hierauf bis zur Marke aufgefüllt, durch- geschüttelt, rasch filtriert und vom Filtrate ein aliquoter Teil, der der Wahrscheinlichkeit nach nicht mehr als 0,3 bis 0,4 Gesamtbenzoesäure enthielt, mit Pipetten in Stöpselflaschen von entsprechendem Inhalt (bzw. 266 Wilhelm Wiechowski, Hartglaskolben) abgefüllt. Der Alkohol dieser Extraktteile wurde auf dem Wasserbade unter Zuhilfenahme eines Luftstromes, der über den Flüssig- keitsspiegel gesaugt oder geblasen wurde, entfernt und der Rückstand in möglichst wenig Wasser (meist 5 ccm) gelöst. Das weitere Vorgehen war verschieden, je nachdem die Gesamt- benzoesäure des Harnes oder worauf es vorzugsweise ankam, Benzoesäure und Hippursäure gesondert bestimmt werden sollten. Im ersteren Falle kochte ich die wässerige Lösung unter Zusatz von starker Lauge mehrere Stunden unter Rückfluß (I), im letzteren Falle wurde mit Salzsäure angesäuert und zunächst die freie Benzoesäure 5mal mit je 20 ccm Petroläther (Siedetemperatur 30 bis 60°) ausgeschüttelt. Die einzelnen Petrolätherportionen wurden mittels eines am unteren Ende aufgebogenen Heberchens, welches nebst einem Mundstück (nach Art einer Spritzflasche) in einen passenden Korkstopfen montiert war, durch ein trockenes Filter in einen Schütteltrichter abgelassen. (Extraktionsflasche, Filter und Schütteltrichter sind bierbei übereinander an einem Universalgestell be- festigt. Durch Anblasen des Mundstückes der Extraktionsflasche bringt man leicht die Flüssigkeit durch den Heber zum Ausfließen und schiebt diesen dann vorsichtig abwärts, bis sein aufgebogenes abgeschmolzenes Ende eben mit der Trennungsfläche zwischen Petroläther und wässeriger Schicht abschneidet. Die geringen Mengen Extrakt, die jedesmal in der Spitze des Hebers zurückbleiben, lassen sich leicht durch Ansaugen oder Ausblasen in die Flasche oder auf das Filter bringen. Nach jeder Extraktion werden alle Teile mit Petroläther abgespült.) Dann wurde das Petrolätherextrakt 5mal mit Barythydratlösung ausgeschüttelt, wobei meist eine flockige Fällung erfolgte, die Barytportionen in einen Hartglaskolben filtriert, Filter und Schütteltrichter nachgewaschen (Il). Das bei dieser Manipulation ausfallende Baryumkarbonat stört in keiner Weise. Die nach der Benzoesäureausschüttelung in der Extraktionsflasche zurückgebliebene, von ausgeschiedener Hippursäure mehr oder minder trübe Flüssigkeit wurde hierauf 5mal mit Essigäther ausgeschüttelt und die Extrakte mittels des Hebers durch dasselbe Filter, welches zur Filtration des Benzoesäurehaltigen Petroläthers gedient hatte, in derselben Weise in eine Porzellanschale abgelassen. Hierbei galt als Regel, das erste Mal solange und mit soviel Essigäther zu schütteln, daß die ganze ausgeschiedene Hippursäure gelöst und die wässerige Schicht klar geworden war. Leichte Trübungen der Atherschichte (infolge partieller Emulsionierung) ließen sich stets durch wenige Tropfen Alkohol beseitigen. Die vereinigten Extrakte wurden an einem warmen Orte (30°)*) der Selbstverdunstung überlassen, die Rückstände mit starker Lauge in einen Hartglaskolben gespült und wie I verseift (III). — Dieser Teil der Bestimmung geht rasch von statten, die drei Ausschüttelungen beanspruchen kaum mehr Zeit als 1 Stunde. Das Abdunsten des Essigäthers dauert dagegen meist 12 Stunden. Es resultierten schließlich 3 Benzoesäurelösungen, I: Gesamtbenzoesäure; ll: freie Benzoesäure; III: gebundene Benzoesäure. Sie wurden mit Phos- phorsäure angesäuert und der Dampfstromdestillation unterworfen, in- dem 2 Liter Wasser unter normalem Drucke durchdestilliert wurden. Das Destillat tropfte durch ein Filterchen in eine entsprechende Menge Natrium- *) Stadelmann (loc. cit.) hat darauf hingewiesen, daß bei höherer Temperatur durch aus Essigäther entstehende Essigsäure Hippursäure ge- spalten werden kann. Die Gesetze der Hippursäuresynthese. 267 karbonatlösung, Nachdem die (alkalisch reagierenden) Destillate in Schalen bis fast zur Trockene eingedampft waren, wurde abermals in Extraktionsflaschen gespült und in derselben Weise wie früher 3mal mit Petroläther ausgezogen, die Extrakte in gewogene Kölbchen filtriert, der Petroläther durch einen (durch Schwefelsäure) getrockneten Luftstrom bei Zimmertemperatur entfernt und die zurückbleibende tadellos weiße Benzoe- säure gewogen. Bei der Leichtflüchtigkeit der Benzoesäure ist es nur er- wünscht, daß während des Blasens die Temperatur des Petroläthers bis unter 0° sinkt, sodaß sich die Wände der Kolben mit einer Eiskruste be- decken. Da der Petroläther so gut wie kein Wasser beim Ausschütteln aufnimmt, pflegte die zurückbleibende Benzoesäure, sobald der Geruch nach Petroläther verschwunden war, schon gewichtskonstant zu sein, andern- falls leitete ich noch 10 bis 15 Minuten getrocknete Luft durch die Kolben oder stellte sie für einige Stunden in den Schwefelsäureexikkator. Die an der Wage abgelesenen Werte wurden schließlich unter Vernachlässigung des Volumens der alkoholunlöslichen Harnbestandteile auf die Gesamt- harnmenge umgerechnet und von dem Resultat die Normalausscheidung des betreffenden Tieres in Abzug gebracht. Nachdem mittels dieser etwas umständlichen Methode die wichtigsten der oben mitgeteilten Tatsachen ermittelt waren, habe ich in späteren Versuchen das Verfahren gelegentlich dadurch abgekürzt, daß ich die Dampfstromdestillation umgangen habe. Hierbei macht man keinen Fehler, da durch die Analyse der abzuziehenden Normalausscheidung die Ver- unreinigungen der abgeschiedenen Säuren bestimmt werden. Bei diesem Vorgehen muß man aber die verseiften Proben I und III zunächst nach Ansäuren mit Schwefelsäure und Wiederalkalischmachen mit Karbonat mit Alkohol von den vielen Salzen befreien. Diese Extraktion geht rasch von statten, wenn man das Auswaschen der Salze auf dem Saugfilter vornimmt. *) Als Beleg für die Brauchbarkeit der Methode sei nachstehendes an- geführt: Je 50 ccm eines frischen sauren Gemisches von Kaninchenharnen gaben in Parallelbestimmungen: 0,001 0,049 0,001 0,041 je 30 cem eines Harngemisches a) ohne Zusatz, b, nach Zusatz von 0,201 freier und 0,146 als Hippursäure gebundener Benzoesäure gaben: a) 0,012 freie Benzoesäure b) 0,215 freie Benzoesäure 0,013 gebundene Benzoesäure 0,150 gebundene Benzoesäure nach Abzug der präexistenten Säuremengen: zugesetzt 0,201 gefunden 0,203 zugesetzt 0,146 gefunden 0,137 Hiernach liegen die Fehler der Methode, bei Bestimmung von Mengen, wie sie in meinen Versuchen in Betracht kamen, in den Milligrammen, was das Ergebnis zahlreicher im Verlaufe der Versuche vorgenommener Parallelbestimmungen bestätigt hat. Wegen der notwendigen Umrechnung der Resultate auf das Gesamtharnvolumen vergrößert sich der Fehler des freie Benzoesäure gebundene Benzoesäure freie Benzoesäure: gebundene Benzoesäure: *) In den oben mitgeteilten Tabellen sind nur die mit dem Vermerk „nicht destilliert“ so ausgeführt. 268 Wilhelm Wiechowski, schließlichen Wertes meist um das 3fache, ich habe daher als mittlere Fehlergrenze die Zahl von + 0,02 Benzoesäure angenommen und dem- entsprechend meine Resultate nur in 2 Dezimalstellen angegeben, sowie nur Ausschläge, welche höhere Werte als = 0,02 erreichten, in Betracht gezogen. Sämtliche Versuche wurden an männlichen, womöglich jungen Kaninchen ausgeführt. Nachdem die Tiere einige Tage in Glasglocken im Laboratorium bei ausschließlicher Haferfütterung zugebracht hatten, wurde ihre tägliche Stickstoffausscheidung im Harne kontrolliert. Nur solche Tiere wurden im allgemeinen zu Versuchen verwendet, welche konstante Stickstoffmengen im 24 Stunden-Harn ausschieden. Die Harnabgrenzung geschah durch Ab- drücken, der letzte Rest wurde mittels Nelatonkatheter entleert und meist durch Blasenspülung die Abgrenzung vervollständigt. Im Hinblicke auf den Katheterismus sind junge Tiere vorzuziehen, da der Katheder bei älteren nicht selten hartnäckig in ein Samenbläschen eindringt und der Harn neben dem Katheder herausläuft, während sich dieser mit Sperma füllt. — Neben der Stickstoffausscheidung im Harne wurde das Volumen und die Reaktion desselben, das Körpergewicht, die Nahrungs- und Flüssigkeits- aufnahme*) und die Menge des abgesetzten Kotes**) in 24 Stunden-Perioden verfolgt. Vor Beginn des Versuches wurde an 1 bis 2 Tagen die normale Benzoesäure- und Hippursäureausscheidung bestimmt, um von den Werten der Versuchstage abgezogen zu werden. Die Benzoesäure wurde den Tieren in etwa 4proz. Lösung mittels Bürette unter die Rückenhaut appliziert; wegen der Gefahr des Auftretens von Diarrhöen nie mehr als 0,8 pro Kilo Tier. — Meist wurde der Harn sogleich verarbeitet, hatte er aber irgend längere Zeit (etwa bis zum nächsten Tage) zu stehen, so wurde er mit Formol, Chloroform oder Alkohol versetzt im Eisschranke aufbewahrt (bei Zimmertemperatur schützt Formol die Hippursäure nur kurze Zeit vor Zersetzung). Das Entleeren des Harnes in den Käfig konnte durch Öfteres Abdrücken meist vermieden werden. Nur sauer reagierende Harne wurden (entsprechend den Erfahrungen von van de Velde und Stokvis) untersucht; von wenigen seltenen Ausnahmen abgesehen entleerten meine Kaninchen stets sauren Harn. Den Schluß des Versuches bildete meist noch die Bestimmung von Benzoesäure und Hippursäure eines Nachtages. Literaturnachweis. 1) Abderhalden, E. und Bergell, P., Der Abbau der Peptide im Organismus. Zeitschr. f physiol. 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Von Ernst Laqueur, Heidelberg. Aus dem chemischen Laboratorium des physiologischen Instituts zu Breslau. Die vorliegende Aıbeit bildet die Fortsetzung einer früheren Untersuchung, die ich gemeinsam mit O. Sackur*), über die Säurenatur des Kaseins angestellt habe. Wir hatten sein maximales Basenbindungsvermögen bestimmt, ferner die für Phenolphthalein neutralen Kaseinalkalilösungen auf ihre elektrische Leitfähigkeit und innere Reibung untersucht. Die folgenden Mitteilungen erstrecken sich in ihrem ersten Teile auf diejenigen Kaseinlösungen, in denen das Labferment zu wirken imstande ist; es sind dies die Lösungen der sog. sauren Salze; ich maß ebenfalls ihre elektrische Leitfähigkeit und innere Reibung. In dem zweiten Teile der Arbeit wird ausgeführt, wie sich die Fällbarkeit durch Ammonsulfat, die Leitfähigkeit und innere Reibung dieser Lösungen nach Einwirkung von Lab ändert. In dem dritten Teile wird eine Erklärung dieser Ver- änderungen und damit auch eine Deutung der Labwirkung zu geben versucht. TI: Die sauren Salze des Kaseins. Millon und Commaille**), später Hammarsten***), Söld- nerrf) und CourantTfr) hatten Lösungen von Kasein dargestellt, *) Laqueur und Sackur, Diese Beiträge 3 (1902). **) Millon und Commaille, Compt. rend. 11 (1867). ***) Hammarsten, Malys Jahresber. f. Tierchem. 2, 118 (1872); das. 4, 172 (1874); Zeitschr. f. physiol. Chemie 7 (1883). 7) Söldner, Dissertation. Erlangen 1888. jr) Courant, Pflügers Archiv 50, 109 (1891). Beitr. z. chem. Physiologie. VII, 18 974 Ernst Laqueur, welche auf die gleiche Menge Kasein wechselnde Mengen der Base enthielten. Die zwei letztgenannten Autoren prüften das Verhalten dieser Lösungen zu verschiedenen Indikatoren. Söldner bezeichnete die für Lackmus neutralen als neutrale, die für Phenolphthalein neu- tralen, für Lackmus bereits alkalischen, als basisch. Er beobachtete auch, daß die für Lackmus neutralen Lösungen für Methylorange alkalisch reagieren. Courant nennt dagegen diejenigen Lösungen neutral, welche für Phenolphthalein neutral sind und diejenigen sauer, welche weniger Base als diese enthalten. Courant machte weiterhin die Beobachtung, daß nur die für Phenolphthalein sauer reagierenden Kaseinlösungen durch Lab in Parakasein übergeführt werden und bei Gegenwart von löslichen Salzen der Erdalkalien gerinnen. Er unterscheidet drei Reihen von Salzen je nach der Menge von Base, welche das Kasein bindet. Sein primäres Salz, das nur ein Drittel der Base enthalten soll, die zur Bildung des tertiären, neu- tralen Salzes nötig ist, kann man nicht nachweisen. Diese Unter- scheidung von drei Reihen Salzen hatte für ihn im wesentlichen nur den Wert einer Hypothese, mit deren Hilfe er ein Ver- ständnis des Gerinnungsvorganges anzubahnen suchte; sie ist aber heute in die Literatur als scheinbar sicheres Ergebnis*) auf- genommen. Indessen ist aus der Tatsache, daß es Lösungen des Kaseins gibt, die für Phenolphthalein sauer sind und überhaupt das oben beschriebene Verhalten gegen Indikatoren zeigen, noch nicht auf die Existenz von sauren Salzen des Kaseins zu schließen. Es könnte sich in diesen Lösungen um Gemische des neutralen Salzes und der Säure handeln. Die Möglichkeit, daß saure Salze existieren, war gegeben durch die Untersuchungen, welche wir in oben zitierter Arbeit angestellt hatten. Mit Hilfe der Ostwald-Waldenschen Methode hatten wir in dieser gefunden, daß sich das Kasein in seinen für Phenol- phthalein neutralen Lösungen wie eine 4- bis 6-basische Säure ver- hält. Ist nun diese Methode bei einer schwachen Säure wie das Kasein wegen des Einflusses der Hydrolyse auch nicht völlig exakt, so waren die mit ihr erhaltenen Resultate von Wichtigkeit, weil sie bisher die einzige, nicht ohne weiteres anders zu er- klärende Hindeutung auf die Existenz saurer Salze enthielten. Haben wir es nun mit solchen in den für Phenolphthalein sauren Lösungen zu tun, und wie verhalten sich diese ? *) de Jager, Malys Jahresber. f. Tierchem. 27, 258 (1897). Über das Kasein als Säure und seine Unterschiede usw. 275 Die elektrische Leitfähigkeit der für Phenolphthalein sauren Kaseinlösungen. Zu den Versuchen diente teils das von den Höchster Farbwerken be- zogene Kasein, teils ein von mir selbst nach der Hammarstenschen Methode dargestelltes Präparat. Zur Prüfung der Reinheit der Präparate gebrauchte ich das Basen- bindungsvermögen und erhielt Werte, welche im Mittel nur um wenige Prozente von den nach unseren früheren Versuchen berechneten differierten. Die Bestimmungen wurden nach der bekannten Kohlrauschschen*) Wechselstrommethode im Thermostaten bei 25° ausgeführt. Als Elektroden wurden Tauchelektroden verwandt. Die zur Untersuchung kommenden konzentriertesten Lösungen wurden durch Auflösen von abgewogenem, lufttrockenem Kasein in kohlensäure- freier Natronlauge hergestellt. Eine gewisse Schwierigkeit bietet es, Kasein in weniger als in einer zur Neutralität nötigen Menge Lauge aufzulösen. Am besten verfährt man, wenn man Kasein in Wasser fein verteilt und dann unter fort- währendem Schütteln allmählich Lauge hinzusetzt; oft war zum \Ver- schwinden kleinster Kaseinteile vierundzwanzigstündiges Stehen notwendig. Die verdünnten Lösungen wurden durch Verdünnen der konzentrierten Lösung mit dem gleichen Volumen Wasser im Leitfähigkeitsgefäße selbst hergestellt. Die Übereinstimmung der einzelnen Versuchsreihen war keine sehr gute, und zwar liegt dies an der Schwierigkeit, den Wider- stand der Lösungen genau zu bestimmen. Es ist nämlich auf- fallend, wie schnell sich dieser im Gefäße auch während kurzer Zeit ändert. Wiederholt man nun aber die Ablesungen häufiger, um aus ihnen das Mittel zu finden, so läßt sich auch bei kurzem Stromschluß nur schwer geringes Ausfallen von Eiweiß an den Elektroden vermeiden; abgesehen von der Konzentrations- änderung, die wohl nicht wesentlich ist, ändert sich die Kapazität bedeutend, und so wird dann eine genaue Bestimmung unmög- lich. Ferner müssen noch andere unbekannte Ursachen mitwirken, die den Widerstand ändern, denn er bleibt auch ohne sichtbare Fällung nicht konstant. Man darf hier wohl an analoge Erfah- rungen beı andern Kolloiden denken, die ohne erkennbare äußere Ursache irreversible Zustandsänderungen zeigen, eine Eigenschaft, die van Bemmelen mit dem Namen Hpysteresis belegte. Namentlich wird diese Eigenschaft bei etwas größeren Zeiträumen, ‘von 24 und 48 Stunden, deutlich, wo Unterschiede in der Leit- fähigkeit bis 11 Proz. nichts Ungewöhnliches sind, die meist in der Richtung liegen, daß die Leitfähigkeit der frischen Lösung eine bessere ist. Etwaige Fäulnis dafür verantwortlich zu machen, *) Kohlrausch und Holborn, Leitvermögen der Elektrolyte. Leipzig 1898. 18* 976 Ernst Laqueur, ist wohl nicht angängig, da die Lösungen bei 0° bis 4° im ver- schlossenen Gefäße aufbewahrt wurden und sich auch nach 6tägigem Stehen bei dieser Temperatur nur zuweilen durch einen geringen Bodensatz von frisch bereiteten unterschieden, besonders auch keinen auf Fäulnis hindeutenden Geruch zeigten. Die Unzulänglich- keiten bei der Leitfähigkeitsmethode konnten nur durch die Zahl der Versuche ausgeglichen werden. Da ich diese aber sehr groß werden ließ, darf die Kurve der Äquivalentleitfähigkeiten, die sich dann durch graphische Interpolation ergab, den Anspruch machen, in befriedigender Annäherung die tatsächlichen Verhält- nisse wiederzugeben. Die konzentriertesten Lösungen enthielten aus später zu erörternden Gründen zu einem großen Teile auf 20 ccm 2 Tropfen (0,08 cem) ge- kochte Lablösung. Der dadurch entstehende Fehler konnte vernach- lässigt werden, da er kleiner war als die Abweichungen zwischen den einzelnen Versuchsreihen. Die Tabelle I enthält zum Vergleich die Leitfähigkeit der neutralen Salze. In der ersten Spalte steht der Prozentgehalt an Kasein; in der zweiten die Verdünnung v in Aquivalenten des Natriums; in der dritten die spezifische Leitfähigkeit x in reziproken Ohm; die vierte enthält das Aquivalentleitvermögen A —=x. 1000 v., die Zahlen in den Klammern daneben sind die Ergebnisse aus der früheren Arbeit. *) Tabelle I. Leitfähigkeit der für Phenolphthalein neutralen Kaseinlösungen. o/, Kasein | v x (25°) A a ————————— 9,78 40. | 11,95 „10-4 | 45,0.46;6) 1,39 so | 612 ,„ | 490 (1,8) 0,695 160 | 340 „ | 545 (56,2) 0,3475 390 | 187 „| 60,0 (63,0) 0,1737 BROS DA 2 LOL Die Zahlen zeigen Abweichungen gegen die in der früheren Arbeit gewonnenen; es liegt dies wohl an den schon oben erwähnten Schwierigkeiten der Methodik. Der Gang der Kurve ist übrigens ganz der gleiche und die relative Abnahme Asao—Asn _ 66,5 — 45 A 640 a a a statt 0,331. Die sauren Lösungen, deren Leitfähigkeit in Tabelle II folgt, enthielten 47 bis 56 Proz. der zur Neutralität nötigen Menge Natronlauge. *) Laqueur und Sackur, loc. cit. S. 199. Über das Kasein als Säure und seine Unterschiede usw. 277 Tabelle I. Leitfähigkeit der für Phenolphthalein sauren Kaseinlösungen. 0), Kasein | V | % A 356 | 635 | 7,92.10-4| „495 2,78 80 6,5 „ 52,0 1,39 160 Er 56,5 0,695 320 OH. 62,5 0,3475 640 1,08: 5, 69,0 Die erste Zeile enthält schon eine verdünntere Lösung, weil das Arbeiten mit noch konzentrierteren zu schwierig ist. Das Auffallende im Vergleich von Tabelle I mit Tabelle II ist die Übereinstimmung im Gange der Kurve, und mehr noch die Übereinstimmung der einzelnen Werte bei gleicher Natrium- konzentration. Mit den früher gewonnenen Zahlen der neutralen Salze herrscht fast völlige Identität. Die Leitfähigkeit der sauren Salze macht den Eindruck, als ob für deren Größe nur das Natrium in Betracht käme, gleichgültig mit wieviel Kasein es verbunden ist. Dies zeigt auch deutlich Tabelle III, wo durch fortschreitenden Laugenzusatz die sauren Lösungen allmählich den neutralen ge- nähert werden, und wir ferner sehen, daß es bei Berechnung der Leitfähigkeitskurve der Tabelle II gleichgültig war, ob wir Salze untersuchten, die nur 46,8 oder 56 Proz. des zur Neutralisation des Kaseins erforderlichen Alkalis enthielten. Tabelle IH. %/, Kasein | °/, Azidität V x A 1,99 46,3 119,0 4,485.10-4| 592,9 58,0 BA: 5,4 ,„ 52,3 69,0 80,6 6,45 , 52,0 91,4 61,0 MOL 48,2 Die Abnahme der Äquivalentleitfähigkeiten entspricht der Abnahme der Verdünnung. Eine Entscheidung der Frage, ob nun Kasein saure Salze bilde, erhalten wir darum durch die Leitfähigkeitsmessungen in den sauren Lösungen nicht; denn die nähere theorctische Betrachtung lehrt uns, daß das obige Resultat, die Übereinstimmung der Leit- fähigkeitskurve der neutralen und sauren Kaseinlösungen, erklärt wird sowohl, wenn man die Existenz saurer Salze annimmt, als, wenn man sie leugnet. 978 Ernst Laqueur, Fassen wir zunächst diesen letzteren Fall ins Auge: Kasein bilde keine sauren Salze, dann hätten wir, wie schon oben erwäbnt, in den sauren Lösungen ein Gemisch der Säure H Kas (Kasein) mit dem neutralen Salz NaKas. Von der Säure, dem Kasein, wissen wir nun aus unsern früheren Untersuchungen, daß sie unlöslich ist, folglich wird sie auch in diesen Lösungen nicht im osmotischen Sinne gelöst, sondern nur kolloidal, gleichsam in Suspension, enthalten sein. Dies beweist auch das sehr trübe Aussehen der Lösungen. Die Unlöslichkeit des Kaseins ist.aber bisher nur in reinem Wasser*) nachgewiesen; es ist immerhin noch mit der Möglichkeit zu rechnen, daß es in dem Kaseinsalz ent- haltenden Medium zum Teil wenigstens löslich ist. Aber auch in diesem Falle käme der lösliche Teil für die Leitfähigkeit nicht in Betracht, denn er könnte nur minimal dissoziiert sein. Es handelte sich nämlich dann um die Mischung eines schwachen Elektrolyten (Säure HKas) mit einem starken gleichionigen Salz (NaKas). und wir wissen, daß da- durch die ohnehin geringe Dissoziation des schwachen Elektrolyten noch zurückgedrängt wird, mithin ist der Anteil der Säure an der Leitfähigkeit des Gemisches zu vernachlässigen **). Dadurch wäre die Übereinstimmung der Leitfähigkeit der neutralen und sauren Lösungen, bezogen auf die gleiche Verdünnung des Natriums, genügend erklärt. Untersuchen wir den andern, wahrscheinlicheren, Fall, das Kasein bilde saure Salze, so befinden sich, unter An- nahme der Sechswertigkeit bei Zufügung von nur 50 Proz. der zur Neutralität nötigen Natronlauge, in der Lösung alle möglichen Kombinationen der dissoziierten und undissozierten Molekel- formen KasH, und 3 NaOH. Die dissoziierten Formen KasH,;‘, KasH.“ usw. H‘, Na‘, OH‘ werden im Gleichgewicht sein mit den undissoziierten KasH,, KasH, usw. Dieses Gleichgewicht wird, jemehr Natronlauge und mit ihr OH‘ zugefügt werden, durch Bildung von Kas-Ionen verschoben und zwar jemehr OH‘, um so weniger H-Atome enthalten die Kas-Anionen, die sich der Form Kas‘‘‘‘‘‘ zu nähern suchen. In den neutralen Salzen ist dieser Endzustand keineswegs erreicht. Denn die geringe Ionenbildungs- tendenz läßt, wie wir früher gezeigt haben, immer wieder KasH, entstehen (Opaleszenz der Lösung, alkalische Reaktion auf Lackmus), *) Laqueur und Sackur, loc. ceit. S. 196. Osborne, Journ. of Physiol. 27, 398 (1901). *) Abegg, Dissoziationstheorie (Ahrens’ Vortragssammlung) 1903, Über das Kasein als Säure und seine Unterschiede usw. 279 die Zwischenstufen KasH;‘, KasH,“ usw. sind also immer noch in höherem Maße vorhanden als das IonKas’ ‘‘‘'‘. Überlegen wir nun weiter, daß die Leitfähigkeit des Salzes überhaupt nur zum kleinsten Teile auf Kosten der Kaseinionen zu setzen ist, da das meiste dabei die viel schneller beweglichen Natriumionen, und bei großer Verdünnung die durch die Hydrolyse auftretenden sehr beweglichen Hydroxylionen leisten, und bedenken wir ferner, daß je komplizierter die Anionen sind, desto bedeutungsloser für ihre Beweglichkeit die Vermehrung um einzelne Atome, also hier H-Atome ist, so wird verständlich, daß die Leitfähigkeit nicht anders wird, ob die vorhandene negative Elektrizitätsmenge sich beispielsweise auf 6 KasH;‘ oder 3 KasH,“ usw. verteilt. Die Konzentration der Natriumionen wird hier die Größe der Leitfähig- keit wesentlich bestimmen. | Die innere Reibung der für Phenolphthalein sauren Kaseinlösungen. Die Messung der inneren Reibung dagegen zeigte, daß es sich in den sauren Lösungen wohl nicht um ein Gemisch von gleichen Teilen ungespaltene Säure und Neutralsalz handeln kann, sondern, daß die zuletzt besprochene Auffassung, die Annahme saurer Ionen, zu Recht bestehe. Wenn t die Zeit bedeutet, welche reines Wasser durch die Kapillare fließt, T die Ausflußzeit desselben Volumens der zu messenden Lösung, s das spezifische Gewicht des Wassers, S das der Lösung, so ist die innere Reibung bezogen auf Wasser als Einheit Be URN Arrhenius*) hat nun weiter gezeigt, daß die Beziehung gilt: l n = An oder 1 — log A, wo A eine von der Natur des gelösten Stoffes abhängige Konstante ist und n die Normalität der Lösung bedeutet. Wir hatten in der früheren Arbeit bei neu- tralen Salzen diese Beziehung bestätigt gefunden, und zwar schwankend von 14,8 bis 14,3 bei Lösungen, die 2,0 bis 0,5 Proz. Kasein enthielten. Ich wiederholte zunächst diese Messungen an neutralen Salzen des Kaseins in größerem Umfange, um entgegen neueren Behauptungen**) von der sehr beschränkten Giltigkeit der Arrheniusschen Formel neues Material zu ihrer Bestätigung herbeizuschaffen. *) Arrhenius, Zeitschr. f. physikal. Chemie 1 (1887), **) Rudorf, Das. 43 (1903). 280 Ernst Laqueur, Die innere Reibung wurde nach der von Arrhenius (loc. eit.) be- schriebenen Poiseuille-Ostwaldschen Methode durch Messung der Aus- flußgeschwindigkeit aus einer Kapillare bei 25° gemessen, Die Temperatur wurde auf 0,1° genau gehalten, die senkrechte Stellung des Ausflußrohres durch eine Einrichtung garantiert, die der im Ostwaldschen Institute gebräuchlichen nachgebildet war. Die spezifischen Gewichte der konzentriertesten Lösungen wurden mit dem Pyknometer bestimmt, sie betrugen gewöhnlich 1,01 bis 1,008, die der verdünnteren wurden durch Interpolation berechnet. In Tabelle IV steht in der ersten Spalte Prozentgehalt an Kasein, in der zweiten Normalität an Natronlauge, in der dritten n die auf Wasser bezogene innere Reibung, in der vierten log A = log n ‚ in der fünften eine andere Konstante log B = log n divi- diert durch den Prozentgehalt an Kasein. Tabelle IN: Innere Reibung der für Phenolphthalein neutralen Kaseinlösungen. 0), Kasein n 9 @5°) log A log B. 10? 3,024 0,0276 9,46 14,2 19,9 1,512 0,0138 1,56 14,0 19,7 0,756 0,0069 1,957 149 2 13,1 0,378 0,0034 1,128 15,2 13,8 1,345 0,0122 1,49 14,2 12,9 0,6725 0,0061 1,22 14,1 19,8 2,96 0,02622 2,48 15,0 19a 1,48 0,01311 1,54 14,3 19,7 Die Übereinstimmung der Konstanten und zwar sowohl für log A wie log B ist eine befriedigende. Versuche, n als eine lineare Funktion*) darzusteilen wie z. B. n=1+ a.n, wo a die etwaige Konstante, n die Normalität der Lösung bedeutet, mißlangen vollkommen, etwas besser, wenn auch nur in engen Grenzen, genügte eine quadratische Gleichung n° eh. In der Tahelle V folgen die Ergebnisse über die innere Reibung der sauren Salze und zwar zunächst der inneren Reibung von Lösungen, welche etwa 50 Proz. der zur Neutralisation erforder- lichen Base enthalten. Die Bezeichnungen sind dieselben wie in Tabelle IV, nur ist in der dritten Spalte angegeben, wieviel Proz. der zur Neutralität nötigen Lauge die Lösung enthält. *) Rudorf, loc. cit. Über das Kasein als Säure und seine Unterschiede usw. 981 Tabelle V. Innere Reibung der für Phenolphthalein sauren Kaseinlösungen. 0/, Kasein n | Azidität| m | log A | log B. 10? 1,501 0,00691 51,0 1;54 26,9 12,4 394 | 0,0153 59,5 2,44 95,4 12,0 3,70 | 0,01888 55,5 9,88 94,6 12,4 1,85 | 0,009395 x 1,71 95,0 12,6 3,78 | 0,01904 Y 9,89 94,2 19,2 1,89 | 0,0092 ; 1,68 98,7 11,9 0,945 | 0,00478 f 1,27 21,8 11,0 Weiterhin zeigt Tabelle VI die Zunahme der inneren Reibung der sauren Kaseinlösungen bei Erhöhung der relativen Azidität in allmählicher Annäherung an die neutralen Lösungen. Für sie gelten die obigen Bezeichnungen; sie enthält einen von mehreren Versuchen mit gleichem Resultat. Tabelle VI. °/, Kasein n %, Azidität N log A log B. 10° 3,24 0,0153 52,5 2,44 25,4 11,98 0,0193 66,2 2,46 20,2 12,05 0,0233 80,0 2,52 17,25 12,4 0,0273 93,6 2,65 15,5 13,5 Bei der ersten Betrachtung fällt auf, daß log A sowohl auf Tabelle V wie VI nicht konstant ist, gegenüber der ziemlichen Kon- stanz des log B. Es liegt aber hierin, wie wir im folgenden zeigen werden, der Beweis, daß das Kasein auch in den sauren Lösungen zum größten Teile als Ion enthalten ist. Die innere Reibung einer Elektrolytenlösung ist zusammengesetzt aus der Reibung der Ionen und der des undissozierten Bestandteiles also n„— S*. AY.K», wo 5 die Reibungskonstante des undissoziierten Anteiles, x seine Konzentration, A, K die Reibungskonstanten des Anions und Kations, y deren Konzentration bedeutet*); bei schwachen Elektro- lyten käme noch als vierter Faktor die durch die Hydrolyse ent- standene nicht dissoziierte Säure bzw. Base hinzu, F?, wo F diesen hydrolytisch abgespaltenen Teil, z seine Konzentration darstellen soll. Nun dürfen wir die hohe innere Reibung von Kaseinsalzen hauptsächlich auf Rechnung der Kaseinanionen setzen und Ky gegen Ay vernachlässigen, ferner wird x, die Konzentration an ungespaltenem Kaseinsalz bei den relativ verdünnten Lösungen, *) Euler, Zeitschr. f. physikal. Chemie 25. 982 Ernst Laqueur, die wir nur untersuchen können, gering sein; der letzte Faktor endlich F? wird für die innere Reibung hier auch nicht unmittelbar in Betracht kommen, da das durch Hydrolyse entstandene, nicht dissoziierte Kasein F zum größten Teil unlöslich, nur in Suspension enthalten ist; solche kleine suspendierte Teilchen haben aber bekanntlich darum keinen Einfluß auf die innere Reibung, da sie sie sich ebenso wie die Wände des Kapillarrohres mit einer Flüssigkeitsschicht überziehen, und so immer nur Teile der Flüssigkeit gegeneinander reiben. Wir können also, namentlich im Hinblick auf einige sogleich zu beschreibende Versuche, daran festhalten, daß hauptsächlich die Kaseinionen die innere Reibung bewirken‘). Beständen nun, wie wir bei Besprechung der Leitfähigkeit als ersten möglichen Fall annahmen, die sauren Lösungen, die etwa 50 Proz. der zur Neutralität nötigen Menge Lauge enthalten, aus einem Gemisch von gleichen Teilen Neutralsalz und Säure, so müßte die Konstante der inneren Reibung, bezogen auf Äquivalente Natrium in den neutralen und sauren Lösungen ungefähr dieselbe sein, bezogen aber auf den Kaseingehalt in den sauren Lösungen etwa nur die Hälfte betragen. Denn der Einfluß der Säure auf die innere Reibung ist, wie schon erwähnt, gering, da sie ent- weder ganz ungelöst, jedenfalls aber so gut wie nicht ionisiert ist, und spätere Versuche noch näher zeigen werden, daß die Ionen hauptsächlich die Ursache der hohen inneren Reibung unserer Lösungen sind. log 7 3 Nun finden wir aber die Konstante log A — a die Normalität an Natrium bedeutet, in den sauren Salzen doppelt log 9 Proz. Kaseingehalt nähernd gleich wie in den neutralen Lösungen. Daraus geht hervor, daß jedes Kaseinmolekül in beiden Fällen den gleichen Einfluß auf die innere Reibung hat; dies kann es aber nur, wenn es auch in den sauren Lösungen als Ion enthalten ist. Ihr Unterschied gegenüber den neutralen besteht dann, wie schon erwähnt darin, daß die herrschenden Ionengleichgewichte nach der Richtung verschoben sind, daß mehr Ionen existieren, die noch mehrere H-Atome besitzen. Da der Einfluß einzelner H-Atome auf die Ionenbeweglichkeit und somit Reibungsgröße sehr gering ist, so wird verständlich, wenn wir jetzt zusammen- aber an- so groß, die Konstante log B— *) Laqueur und Sackur, loc. cit. Über das Kasein als Säure und seine Unterschiede usw. 983 fassend sagen: in Lösungen von gleichem Prozentgehalt an Kasein wird die innere Reibung annähernd dieselbe sein, wenn die Konzentration an Kaseinionen die gleiche ist, unabhängig von ihrer Art. Die Konstante B ist jedoch nicht völlig gleich in den sauren und den neutralen Lösungen; dies ist bedingt durch die Hydrolyse. Das hierdurch entstandene Kasein hat zwar als solches keinen unmittelbaren Einfluß auf die innere Reibung, wohl aber einen mittelbaren dadurch, daß bei seiner Bildung Kaseinionen, das ist reibungstüchtiges Material, verschwinden. Da nun in den sauren Lösungen die Hydrolyse stärker als in den neutralen ist, so finden wir, daß die innere Reibung der sauren Lösungen etwas niedriger ist. Verringert man die Hydrolyse durch Zusatz von OH', so wird die innere Reibung eine höhere; dies ist ebenso der Fall, wenn wir die sauren Salze durch Laugenzusatz allmählich in die neu- tralen überführen (Tabelle VI), als wenn wir, wie in früheren Versuchen*), zu den neutralen Lösungen noch überschüssige Lauge hinzufügen. In letzterem Falle nimmt die innere Reibung noch zu, um von einem Maximum wieder abzunehmen. Wir erklärten dies früher (loc. cit.) damit, daß zunächst die Hydrolyse immer weiter zurück- gedrängt werde und mehr Kasein im Ionenzustande existiere, daß sich aber allmählich der Einfluß des zugesetzten Na’ geltend mache. Es besteht nämlich zwischen Kasein- und Natriumionen das Gleichgewicht: Nas, Kası.n- "Na Kası 7 Werden nun die Natriumienen vermehrt, so bildet sich mehr elektrisch neutrales Kaseinnatrium, es verschwinden also Kasein- ionen. Die innere Reibung wird somit dann abnehmen, wenn durch den Natronlaugenzusatz mehr Kaseinionen verschwinden, als durch Zurückdrängen der Hydrolyse gebildet werden. Zum Beweise dieser Anschauung stellten wir schon früher Versuche an, in denen wir zu neutralen Kaseinsalzen Kochsalz hinzufügten; die innere Reibung nahm ab. Eine Wiederholung dieser Versuche bei sauren Salzen gab das gleiche Resultat. Die innere Reibung ging zurück. Tabelle VII enthält diese Versuche. Die Bezeichnungen sind die gleichen wie früher, in der letzten Reihe ist angegeben, welches Volumen der Lösung durch den — *) Laqueur und Sackur, loc. eit. 284 Ernst Laqueur, Reibungsapparat hindurchging, um die Größe der Verdünnung durch die Zusätze zu zeigen. Tabelle VI. 3 0% | Normalität | 0 [ /o Kasein n Avidität | an Nacı Volumen 3,70 0,01865 55,5 — 2,89 10,00 0,004 2,74 10,04 1,85 6,00932 E = 1.72 110.08 0,004 1,615 | 10,04 0,008 1,58 10,08 | 0,012 1,56 | 10,12 0,016 1,53 | 10,16 | 0,02 1,48 | 10,20 Im Gegensatz zum Einflusse dieses gleichionigen Elektrolyten hatte KCl gar keinen Einfluß auf die innere Reibung außer den- selben wie Wasser, d. i. eine viel geringere Herabsetzung der innern Reibung entsprechend der Verdünnung. Deren Wirkung ist überhaupt immer in Rechnung zu ziehen. Daher darf man auch nicht mit zu gering konzentrierten Zusätzen arbeiten, dann ist nämlich entweder überhaupt kein oder nur der Einfluß der Verdünnung zu konstatieren. Einen Beleg gibt Tabelle VIII. Tabelle VII. Normalität 0/, Kasein n %/, Azidität | an zuge- N Volumen RN setzter Lauge 2,82 0,01372 54,0 — 2,14 10,00 0,0004 2,14 10,04 0,0012 2,12 10,12 0,002 2,12 10,20 0,0028 2,105 10,28 Zusatz von Wasser in cem 0,08 2,096 10,36 0,16 2,085 10,44 Daß bei Kochsalzzusatz nicht nur die Verdünnung sondern ein spezifischer Einfluß auf die innere Reibung vorliegt, ergibt ein Vergleich der Zahlen von Tabelle VII mit denen von Tabelle VII. Bei einer Zunahme des Volumens um 0,16 cem von 10,28 bis 10,44 durch Zufügung von Wasser nimmt die innere Reibung um 1 Proz. Über das Kasein als Säure und seine Unterschiede usw. 985 ab (Tab. VIII), bei der von 10,00 bis 10,16 durch Zufügung von = -NaCl-Lösung um’ 10,5 Proz. (Tab, YI). Wir dürfen also als festgestellt ansehen, daß in einer Lösung von Kaseinnatrium durch Vermehrung von Natriumionen, die keinen Einfluß auf die Hydrolyse haben, die Kaseinionen zurück- gedrängt werden. Trotzdem ist das Zurückgehen der innern Reibung bei stärkerem Natronlaugenzusatz d. h. einem Zusatz über Neutralität, nicht allein durch den Einfluß der Natriumionen auf das elektro- lytische Gleichgewicht bedingt; ich fand nämlich, daß Kalilauge die gleiche Wirkung hat: erst Zunahme der inneren Reibung, bei einer bestimmten OH’‘-Konzentration Erreichen eines Maximums, dann Abnahme. Tabelle IX zeigt dies Verhalten. Tabelle IX. Normalität 0 Kasein n | %% Azidität Be n | Volumen NaOH 1,635 0,60825 56,2 = 1,535 | 10,04 S 0,01225 83,3 0,004 1,55 10,08 © 0,02025 138 0,012 1,58 10,16 = 0,02825 192 0,020 1,78 10,24 2 0,03225 219 0,024 1,81 10,28 =. 0,04025 974 0,032 1,70 10,36 1,57 0,04825 328 0,040 1,66 10.44 Normalität der zugesetzten KOH 1,501 0,0073 54,0 — | 1,52 10,04 = ont.) BB 0,0044 1,53 | 10,08 | E 0,0197 143 0,0124 | 1,59 | 10,16 3 0,0277" | * 202 0,0204 1,78 10,24 = 0,0357 262 0,0284 1,75 10,32 1,44 0,0437 320 0,0364 1,69 10,40 Die Erklärung für die Zunahme der inneren Reibung beim Hinzufügen von OH‘ durch Zurückgehen der Hydrolyse ist wohl richtig, die Abnahme bei stärkerer OH‘-Konzentration aber auf einen spaltenden Einfluß zu beziehen. Wir wissen ja, daß die 286 Ernst Laqueur, Eiweiße gegen irgend welche stärkere Konzentrationen von Alkalien sehr empfindlich sind. Die Unabhängigkeit dieser Erscheinungen vom Kation macht es wahrscheinlich, daß wir eine OH’- Wirkung darin sehen müssen. Fassen wir nun die Ergebnisse über die sauren Salze zu- sammen, so können wir sagen, daß zwischen ihnen und den neutralen Salzen kein wesentlicher Unterschied besteht, es stellen vielmehr alle Kaseinsalze ein Gemisch von Kasein- ionen (mit verschiedenem elektrolytisch abspaltbarem H-gehalt) und ungespaltenem (durch Hydrolyse entstandenem) Kasein dar. Hervorzuheben ist dabei, daß die Konzentration an letzterem in den sauren Lösungen verhältnismäßig größer ist. Wir finden bei allmählichem Laugenzusatz zu Kasein keine scharf ausgezeichneten Punkte, darum ist es besser, die Be- zeichnungen Mono-, Di-, Tri-Kaseine fallen zu lassen.*) Besonders ist ein sekundäres Salz mit Eigenschaften, die es allein be- fähigen sollen, durch Lab verändert zu werden, nicht nachzuweisen. LI. Unterschiede zwischen Kasein und Parakasein. Nachdem wir so im vorhergehenden mit den physikalisch- chemischen Methoden etwas näher die Natur der Lösungen des Kaseins kennen gelernt, vor allem auch die der sog. sauren Salze, die allein für Lab angreifbar sind, durfte ich versuchen festzu- stellen, ob nicht mit Hilfe dieser Methoden auch Unterschiede zwischen Lösungen des Kaseins und solchen, auf die Lab gewirkt hatte, Parakaseinlösungen, zu gewinnen wären. Nach den Untersuchungen Hammarstens“*“) wurde der Gerinnungsprozeß von der Mehrzahl der Forscher für zwei- phasig angesehen: d. h. Einwirkung des Ferments auf das Kasein und seine Umwandlung in Parakasein als erste Phase, Ausfällung, die sichtbare Gerinnung als zweite; nur für letztere sei die Gegenwart von löslichen Kalksalzen notwendig. Ham- marsten schloß dies aus folgendem grundlegenden Versuche: wurde Kasein in Natriumphosphat gelöst und Lab hinzugefügt, so trat bei nachträglichem Zusatz einer solchen Menge Chlor- calcium Fällung ein, die vorher zur Ausfällung nicht genügt hatte. Courant vereinfachte diesen Versuch, indem er das *) Auch Raudnitz (Ergebnisse d. Physiol. 2, 1) wendet sich auf Grund unserer früheren Versuche (loc. cit.) gegen diese Namen, **), Hammarsten, Malys Jahresber. f. Tierchem. 4 (1874). Über das Kasein als Säure und seine Unterschiede usw. 987 Kasein anstatt in phosphorsaurem Salze in einer zur Neutralität ungenügenden Menge Natronlauge oder Calciumhydroxyd auflöste. Gegen diese Versuche läßt sich einwenden, daß die Zwei- phasigkeit der Gerinnung durch sie richt bewiesen werde, da es nicht ausgeschlossen sei, daß das Lab erst im Augenblicke des Zusatzes der Calciumionen wirke. Dieser Einwand konnte aber widerlegt werden, da die Gerinnung auch eintrat, wenn die Lösung nach dem Labzusatze gekocht, und das Ferment hierdurch zerstört wurde. Trotzdem wurde immer wieder der Einfluß des Labs und des Chlorcalciums zusammengeworfen und von Autoren wie Duclaux*) sogar identifiziert. Andere Forscher machten sich eine für unsern heutigen ionentheoretischen Stand- punkt nicht ganz verständliche Vorstellung von der Beziehung, welche zwischen dem Labferment, dem Kasein und den Kalk- salzen besteht; so soll nach de Jager“*) das Lab dem Kasein Calcium zuführen. | Die Schwierigkeit, diese Beziehungen richtig zu deuten, liegt daran, daß sich bisher die Veränderungen, welche das Kasein ın einer kalkfreien Lösung durch das Labferment erfahren hat, ohne Mithilfe von Calcium bzw. anderer Erdalkalien nur schwer haben nachweisen lassen. Die Unterschiede in der elementaren Zusammensetzung des Kaseins und Parakaseins sind geringe und unsichere. Ham- marsten (loc. cit.) und Köster***) und in neuerer Zeit RotondiT) behaupteten, Parakasein enthalte weniger Stickstoff und Phosphor als Kasein, RaudnitzrYr) stellte demgegenüber ungefähr gleichen Stickstoff- und Phosphorgehait fest und Duclaux*) leugnete eben- falls, daß die durch Porzellan filtrierbare Menge Stickstoff nach der Gerinnung steige. Eine aus hiesigem Institut demnächst zu ver- öffentlichende Arbeit soll Genaueres darüber angeben. Die „Ungerinnbarkeit‘ des Parakaseins. Als einer der wichtigsten Unterschiede zwischen Kasein und Parakasein wird stets angegeben: Parakaseinlösungen seien für Lab ungerinnbar. In dieser Behauptung liegt ein innerer Wider- spruch: versteht man unter Gerinnung nach den Hammarsten- schen Versuchen (loc. cit.) korrekterweise Umwandlung des Kaseins *) Duclaux, Traite de Microbiologie. Tome 2. Paris 1899. **), de Jager, loc. eit. ***) Köster, Malys Jahresber. f. Tierchem. 11, 14 (1881). 7) Rotondi, Monatsschrift f. Kinderheilkunde 1 (1903). Tr Raudnitz, Das. 2 (1904). 288 Ernst Laqueur, in Parakasein und dessen Fällung durch lösliche Kalksalze, sö kann natürlich einmal umgewandeltes Kasein nicht nochmals um- gewandelt werden, wohl aber muß es in Lösungen, die zu seiner Fällung genügende Mengen Chlorcalcium enthalten, ausfallen. Hammarstens Versuche*), die die Ungerinnbarkeit von Kasein- lösungen erweisen sollten, im Gegensatz zu der Petersschen**) Behauptung, sind nur ein Beweis, daß Parakasein bei Zusatz von salzfreiem Lab und einer gewissen Menge Chlor- caleium in Lösung bleibt; bei derselben Menge würde aber auch bei Einwirkung des Labs auf eine Kaseinlösung keine sichtbare Veränderung vor sich gehen. Trotzdem behalten die Hammarstenschen Versuche ihren Wert zur Widerlegung der Petersschen Angabe, daß Lab in einer Parakaseinkalklösung ohne Anwesenheit von Chlor- calcium allein eine Fällung, d. h. Gerinnung bewirke. Ich selbst konnte durch mehrfache Versuche bestätigen, daß eine solche, und zwar eine geringfügige unvollständige Fällung nur eintritt, wenn das Lab kochsalzhaltig war, und daß die Lösung sich ganz gleich verhielt, ob gekochtes oder ungekochtes Lab verwandt wurde. Man darf daher garnicht von Gerinnung solcher Para- kaseinlösungen sprechen, sondern nur von Ausfällung, sowohl durch Chlorcaleium wie geringe Mengen Chlornatriums. In dem Verhalten zu dem letzteren ist in diesen Versuchen ein Unter- schied zwischen Kasein- und Parakaseinlösungen nicht zu erkennen. Sie scheinen mir die oben erwähnte Angabe zu widerlegen, daß Lab und Kalksalze dieselbe Wirkung auf Kasein haben, nämlich dies zu fällen; vermutlich führte nur die Verwendung salzhaltiger Präparate zu dieser Anschauung. Die Fällungsgrenzen des Parakaseins (und Kaseins). Die Parakaseinlösungen lassen sich von den Kaseinlösungen bekanntlich dadurch unterscheiden, daß sie durch geringere Mengen von Chlorcalecium gefällt werden. In letzter Zeit zeigte Loevenhart***), daß auch andere Salze Parakasein leichter und bei niedrigerer Temperatur als Kasein ausfällen. Ich bestimmte nun, um die Unterschiede durch Zahlen ausdrücken zu können, die Fällungsgrenzen von Kasein- und Para- kaseinlösungen nach der bekannten Hofmeisterschen Methode mit Ammonsulfat. Diese wie alle weiter unten stehenden Ver- *) Hammarsten, Zeitschr. f. physiol. Chemie 22, 103 (1896). **), Peters, Dissertation und Preisschrift. Rostock 1894. ***) Loevenhart, Zeitschr. f. physiol. Chemie 41, 178, Über das Kasein als Säure und seine Unterschiede usw. 289 suche bestanden aus zwei Teilen, von denen der erste den Kontrollversuch darstellte, indem zur Lösung gekochtes Lab zugefügt wurde, der zweite den eigentlichen Versuch mit Para- kasein, d. h. der Kaseinlösung, welche der Einwirkung des Lab- ferments unterworfen worden war. Die Lablösung stellte ich selbst dar, Kälbermagen wurde mit 0,4 bis 0,5 proz. Salzsäure 48 Stunden unter Zusatz von Thymol extrahiert, das Extrakt abgegossen, gegen öfter gewechseltes destilliertes Wasser dialysiert, und der Niederschlag abfiltriert. Die Lösung enthielt nur wenig Eiweiß und ihre Azidität für Phenolphthalein entsprach etwa der einer n/ao-Säure. Um 30 ccm einer 3proz. Kaseinlösung innerhalb weniger Minuten zur Gerinnung zu bringen, genügte bei Zusatz des gleichen Volumens 0,4proz. neutraler Chlorcalciumlösung 1 Tropfen = 0,04 ccm meiner Lablösung. Gewöhnlich wurde auf 10 cem Kaseinlösung ein Tropfen Lab bzw. gekochtes Lab zugefügt; beide Lösungen blieben dann etwa eine halbe Stunde zwischen 38 bis 40° C im Wasserbade. Zu einzelnen Proben der Lösungen wurden gleiche Volumina 0,4 proz. Chlorcalciums gefügt, und es wurde aus dem Eintreten bzw. Ausbleiben des Niederschlages auf die Wirksamkeit bzw. Unwirksamkeit der Lab- bzw. gekochten Labzusätze ge- schlossen. In der Tabelle X steht in der ersten Spalte Prozentgehalt an Kasein bzw. Parakasein, in der zweiten, wieviel der zur Neutralität nötigen Lauge angewandt wurde, in der dritten die untere Fällungsgrenze, d.i. die Zahl Kubikzentimeter gesättigter Ammonsulfatlösung, bei der die Fällung be- ginnt, in der vierten die obere Fällungsgrenze, bei der die Fällung voll- endet scheint, d. h. das klare Filtrat auch bei weiterem Ammonsulfatzusatz klar bleibt, aber noch Eiweißreaktion zeigt, in der fünften endlich die von mir sogenannte oberste Grenze, wo das klare Filtrat auch keine Eiweißreaktion mehr gibt. Die oberen Zahlen bedeuten Kasein, die unteren Parakasein. Tabelle X. °/o Kasein | Fällungsgrenze bzw. RSS pa ea IE use. Parakasein untere | obere | oberste 4,12 55 | 2,4 3,4 3,8 2,2 2,6 3,4 Wir sehen, daß das Parakasein zeitiger zu fallen beginnt und auch eher die obere Fällungsgrenze erreicht. Daß durch den Labzusatz in der Kaseinlösung eine Ver- änderung vor sich gegangen ist, läßt sich also auch ohne Zusatz von Kalksalzen nachweisen. Die Azidität des Parakaseins. Schon Hammarsten (loc. cit.) hatte gezeigt, daß sich das Parakasein aus seinen kalkfreien Lösungen durch Säuren ausfällen und durch Alkali wieder in Lösung bringen läßt. Es besitzt Beitr, z. chem. Physiologie. VII. 19 390 Ernst Laqueur, also offenbar noch die Charaktere einer Säure und seine Lösungen sind als die von Salzen zu betrachten. Aus Hammarstens Angaben erhellt auch, daß die Bildung des Käses in der Milch nicht mit einer sichtbaren Änderung der Reaktion verbunden ist, was auch Söldner (loc. cit.) durch Titrierung mit Phenolphthalein genau feststellte. Auch Courant (loc. cit.) fand, daß eine Kaseinlösung, welche mit einer zur Neutralität ungenügenden Menge Lauge hergestellt worden war, nach Einwirkung des Labferments zur Neutralität auf Phenolphthalein genau die gleiche Menge Natron- lauge wie vorher verbrauchte. Die von mir mit größter Sorgfalt wiederholten Versuche führten zu dem gleichen Ergebnis. Die Azidität des Parakaseins ist also, soweit sich dies durch Titrierung feststellen ließ, die gleiche wie die des Kaseins.*) Die elektrische Leitfähigkeit der Parakaseinlösungen. Daß kein wesentlicher Unterschied in der Azidität besteht, zeigen auch die Leitfähigkeitsversuche. Bei Untersuchung der Leitfähigkeit der Parakaseinlösungen ergab sich, daß sie bei Lösungen, die etwa 55 Proz. der zur Neutralität nötigen Natron- lauge enthielten, keine wesentlich andere als die der Kasein- lösungen war. Die Unterschiede betrugen nur wenige Prozente; meist lag allerdings die Differenz in der Richtung, daß das Parakasein etwas besser leitete. Als Mittel aus 29 Versuchen ergab sich, daß x, die spezifische Leitfähigkeit des Para- kaseins, um 2,17 Proz. höher war. Die innere Reibung der Parakaseinlösungen. Beträchtlich größere Unterschiede zeigte die innere Reibung. In der Tabelle XI seien einige Versuche wiedergegeben. Die oberen Zahlen bedeuten wieder die Kasein-, die unteren Para- kaseinlösungen. Die Bezeichnungen wie oben; in der letzten Reihe steht der prozentuale Unterschied zwischen den Ergebnissen, und zwar in der oberen Zeile der beiden inneren Reibungszahlen n, in der unteren der beiden Konstanten log B—, . ‚also wenn P Parakasein, K Kasein bedeutet, 0 ist die: obere Zahl’eleich ho=L 2 100)dib unteres Se re gleich ( ), die log Be *) Leider habe ich erst nach Abschluß meiner Versuche von Unter- suchungen von Raudnitz (Ergebnisse, Asher-Spiro IL 1,2. Sammelreferat über die Arbeiten aus der Milchchemie, Monatsschrift für Kinderheilkunde 2) über den gleichen Gegenstand Kenntnis erhalten. Raudnitz’ Werte für die Fällungsgrenzen wie für die Azidität des Parakaseins sind höher. Eine endgiltige Erklärung dieser Abweichung können, wie ich aus einer brieflichen Auseinandersetzung ersehe, weder Raudnitz noch ich geben, Uber das Kasein als Säure und seine Unterschiede usw. 991 Tabelle XI. °/o Kasein bzw. n %% Azidität N logB. 10° | Differenzen Parakasein 2,82 0,01372 5.0 | aa | 185 17,6 || 1,855 9,55 23,6 3,70 0,01865 56,0 f\ 2,882 12,4 14,0 2,48 10,7 13,6 1,85 0,009325 a 1,71 13,6 11,4 1,515 9,75 29,5 3,78 0,01904 55,5 2,89 12,2 19,4 2,33 9,71 20,4 1,89 0,00952 x | 1,68 11,9 9,5 1,52 9,62 19,1 0,945 0,00476 2 | 1,27 11,0 5,5 1,20 840 | 28,8 Diese Tabelle lehrt uns, daß bei den konzentrierteren Lösungen der Unterschied in der inneren Reibung von Kasein und Para- kasein 20 Proz. und mehr ist, die Konstante 14 bis 24 Proz. Differenz aufweist. Hierbei möchte ich noch erwähnen, daß Gutzeit*) in der Milch nach Zufügung von Lab, bevor noch sichtbare Fällung eintritt, eine Änderung ihrer Viskosität erhielt, die meinen Versuchen direkt entgegengesetzt liegt: die veränderte Milch soll eine stärkere Reibung besitzen. Die Erklärung für diese Differenz ist wohl in den wesentlich komplizierteren Verhält- nissen, welche die Benutzung der Milch bedingt, zu suchen. Die Abhängigkeit der Labwirkung von der Reaktion. Die eben besprochenen Methoden gestatten uns auch eine andere für die Theorie der Labwirkung wichtige Frage zu ent- scheiden, nämlich welche Bedeutung die Reaktion für die Lab- gerinnung hat, und zwar, ob durch zunehmende OH‘-Konzentration die erste Phase: Wirkung des Ferments, oder die zweite: Aus- fällung des Parakaseins durch Chlorcalcium leide. Schon Söldner (loc. eit.) und Courant (loc. cit.) hatten gefunden, daß bei Zusatz von Laugen zu den für Lab gerinnbaren Lösungen (Milch, sog. Dikaseinlösung) die Gerinnung verzögert, bzw. überhaupt verhindert wird. Desgleichen gab de Jager (loc. eit) an, bei welcher Laugenkonzentration das Optimum der Gerinnung liegt. In jüngster Zeit untersuchte Weitzel**) wiederum *) Gutzeit, Milchzeitung 24 (zit. nach Fuld, Ergebn. d. Physiol. 1, 1, 468). *) Weitzel, Mitteilg. aus d. Kaiserl. Gesundheitsamt 19, 126 (1902), 19* 299 Ernst Laqueur, den Einfluß von verschiedenen OH‘ dissoziierenden Stoffen, wie Borax, kohlensaurem Natrium usw. Auch ich fand, wenn ich diese Kaseinlösungen nach Zusatz der erforderlichen Menge von Chlorcalcium mit Lab versetzte, wie die folgende Tabelle zeigt, daß die Gerinnung als ganzer Prozeß (Umwandlung in Parakasein und folgende Fällung) un- vollkommener wurde bis zu ihrem völligen Mangel. Tabelle XII. Abhängigkeit der Gerinnung der Kaseinlösung von der Azidität 0/. relative Azidität des Kaseins | Art der Gerinnung 55 sehr gut, festes Gerinnsel, Filtrat klar 65,2 gut, Filtrat 76,2 3 „.- klar 85,0 mäßig, Filtrat opaleszent 87,2 kaum merklich 92,2 feinste Fällung 96,5 nicht 100 x Auf Grund dieser Versuche, wie der der früheren Autoren, ist aber nicht zu sagen, welche der beiden Gerinnungsphasen durch die wachsende OH‘-Konzentration gestört wird. Durch die oben angewandten Methoden, die ermöglichen, die erste Phase der Gerinnung allein zu beobachten, zeigte sich, daß die Wirkung des Ferments selbst geschwächt wird. Wenn man Lab auf die verschiedenen Kaseinnatriumlösungen mit abnehmender Azidität einwirken läßt, so rücken die mit Ammonsulfat bestimmten Fällungsgrenzen der unveränderten Kaseinlösungen und der mit Lab versetzten immer näher aneinander. EinflußderReaktionaufdie Umwandlung des Kaseinsin Parakasein. (Fällbarkeit durch Ammonsulfat.) Tabelle XI. %/o Kasein Fällungsgrenze bzw. % Azidität Sri Parakasein untere obere | oberste 4,015 71,4 | 2,5 3,2 3,6 2,4 9,7 3,4 2,102 76,2 f 2,4 3,2 3,8 | 94 2,8 3,8 2,144 350. [1% 38 3,4 3,8 N 838 3,716 99,2 26 | 2,6 Über das Kasein als Säure und seine Unterschiede usw. 293 In der Leitfähigkeit waren die Unterschiede zwischen Kasein und Parakasein in den sauren Lösungen schon so gering, daß sich kaum sicheres aussagen ließ. In den neutralen Lösungen sind sie noch geringer; es ergibt sich aus 8 Versuchen eine Differenz von — 0,95 Proz. gegen + 2,17 Proz., die aber in entgegen- gesetzter Richtung liegt, als bei den sauren Lösungen, d. h. also die Leitfähigkeit der mit Lab versetzten neutralen Lösungen ist um 0,95 Proz. niedriger als die in den mit gekochtem Lab be- handelten. Deutlich wird der Einfluß der OH-Ionen auf die Labwirkung durch die inneren Reibungszahlen, wie Tabelle XIV zeigt. EinflußderReaktionaufdie Umwandlung des KaseinsinParakasein, (Innere Reibung.) Tabelle XIV. %o Kasein bzw. %% Azidität, n Parakasein log B. 10? | Differenzen 54,0 7 195 17,6 | 1,855 9,55 24,0 2,74 65,1 2,198 12,6 11,1 | 1,955 10,6 15,0 2,008 71,4 1,745 12,0 7,5 1,615 10,38 13,5 9,65 84,6 (| 2,30 13,61 7,6 | 2,195 12,35 9,4 2,144 85,0 2,018 14,20 9,8 | 1,96 13,6 4,0 3,716 99,2 3,69 15,2 0,0 | 3,69 15,2 0,0 3,024 100 2,46 12,9 +9 | 9,51 13,2 +2 Die Unterschiede werden immer kleiner, verschwinden schließlich und schlagen sogar in die entgegengesetzte Richtung um. Diese Versuche zeigen, daß mit abnehmender Azidität die Umwandlung des Kaseins in Parakasein allmählich aufhört. Es bleibt noch weiter zu untersuchen, ob das Lab durch die steigende OH’-Konzentration nur gelähmt, d.h. an der Wirkung unter dieser bestimmten Konzentration verhindert, oder ob es 291 Ernst Laqueur, dadurch wirklich zerstört ist. Wie folgender Versuch beweist, ist das letztere der Fall. Läßt man auf eine neutrale Lösung Lab einwirken, und löst nun in dieser Lösung Kasein auf, so daß die entstehende Lösung nur etwa 50 Proz. der zur Neutralität nötigen Lauge enthält, setzt nun die zur Ausfällung genügende Menge Chlorcalcium zu, so tritt keine Gerinnung ein; 1 Tropfen neuen Labs hat sehr gute Gerinnung zur Folge. Wird nun aber auch das Lab durch die bei neutralen Lösungen vorhandene OH'‘-Konzentration zerstört, so bleibt die bei geringerer Konzentration in der sauren Lösung eingetretene Umwandlung durch nachträglichen Zusatz von Natronlauge erhalten. Lassen wir Lab auf eine Lösung des sauren Kaseinsalzes einwirken, neutralisieren dann die Lösung für Phenolphthalein, fügen zu der jetzt neutralen Lösung Chlorcalcium, so tritt sofort Gerinnung ein; allerdings ist diese nie so gut wiein den sauren Lösungen. Es liegt dies wohl an der teilweisen Löslichkeit des Käses in der beträchtliche Mengen von OH’ enthaltenden Lösung. Die Unzerstörbarkeit der einmal eingetretenen Labwirkung beweist auch die innere Reibung dieser nachträglich neutralisierten Lösung. Tabelle XV enthält einige Belege. In der zweiten Spalte bedeuten die unteren Zahlen den Prozentsatz der zur Neutralität nötigen Lauge, welche die Lösung bei Einwirkung des Ferments hatte, Innere Reibung neutraler Parakaseinlösungen. Tabelle XV. 0% Kasein |% Azidität Differenzen 100 2,48 1,33 10,5 (55,5) || 2,22 1.17 12,0 2,26 104 1,95 1,28 8,6 | (54) | 1,78 111 13,3 131... 198 1,45 1,23 4,0 (56,2) | 1,39 1,09 11,0 1,345 100 1,488 1,28 5,0 (67,5) | 1,415 1,12 19,5 Der Einfluß der Reaktion auf die Umwandlung des Kaseins durch Lab besteht also im wesentlichen darin, daß schon durch eine geringe Menge von Hydroxylionen das Labferment zerstört wird, “ \ Über das Kasein als Säure und seine Unterschiede usw. 295 II, Theorie der Labwirkung. Zweiphasigkeit. Vergleichen wir nun auf Grund der jetzt besprochenen experimentellen Tatsachen die Kasein- und Parakaseinlösungen, so fällt neben der verschiedenen Fällbarkeit durch Salze als deutlichster Unterschied die Differenz in ihrer inneren Reibung auf. Zunächst ist hierdurch die zweiphasige Natur des Gerinnungs- prozesses absolut sicher gestellt; die Wirkung des Labs auf das Kasein tritt ohne jede Anwesenheit von Calcium- ionen ein. Die Vorstellung de Jagers, das Lab führe dem Kaseinsalz statt des Natrium Calcium zu, erledigt sich von selbst; desgleichen die der französischen Autoren, daß Lab und Chlor- calcium dieselbe Wirkung habe, nämlich Kasein zu fällen. Wirkung des Labs. Welche Veränderungen gehen bei der Wirkung des Labs vor sich? Ich glaube, daß die obigen Ergebnisse sich am besten dem Rahmen der Hammarstenschen (loc. cit.) Vorstellung einfügen, das Lab wirke spaltend auf das Kaseinmolekül; allerdings darf man sich dabei nicht vorstellen, daß es sich hier um eine so tiefgreifende und allmählich fortschreitende Zerlegung des Kaseinmoleküls handle, wie sie unter dem Einfluß des Pepsins oder Trypsins erfolgt, sondern das Lab wirkt wohl in der Weise, daß es aus dem großen Molekül des Kaseins einen verhältnis- mäßig kleinen Teil abspaltet. Von den gefundenen Differenzen zwischen Kasein und Para- kasein ist die in der inneren Reibung beider Körper am deutlichsten, die innere Reibung des Parakaseins ist geringer und zwar bis um 20 Proz. Zur Erklärung des Unterschiedes kommen zwei Möglichkeiten in Betracht. Wir sahen oben, daß die innere Reibung von Eiweiß- lösungen im allgemeinen von der Größe der Eiweißionen bedingt ist und bei demselben Salze, in Lösungen mit verschiedenem Prozentgehalt, sich durch die Ionenkonzentration unterscheidet. Finden wir nun eine so bedeutende Abnahme der inneren Reibung in den Kaseinlösungen nach Einwirkung des Labferments, so kann entweder eine Veränderung in der Größe der Anionen (Abspaltung) oder eine Abnahme der Ionenkonzentration stattgefunden haben. 996 Ernst Laqueur, Ziehen wir die Ergebnisse der Leitfähigkeitsmessungen zu Rate, so sehen wir, daß mehr für die erste Annahme spricht; denn die Leitfähigkeit der Parakaseinlösungen scheint eine höhere zu sein; dies verträgt sich besser mit der Annahme einer Spaltung, da durch diese die Ionenbeweglichkeit im allgemeinen eine größere wird. Ein Rückgang der Eiweißkonzentration und ihr Ersatz durch die viel schnelleren OH‘ hätte allerdings das gleiche Ergebnis: Zunahme der Leitfähigkeit. Die Annahme des Wachsens der OH‘-Konzentration wird aber durch die obigen Aziditätsversuche widerlegt, da wir nach Einwirken von Lab genau die gleiche Menge Lauge zur Neutralisierung brauchen, wie vor diesem. Daß die prozentische Zunahme der elektrischen Leitfähigkeit in den Parakaseinlösungen so gering ist, etwa 2 Proz. im Ver- hältnis zur Abnahme der inneren Reibung, die an 20 Proz. beträgt, läßt sich folgendermaßen erklären. Schon wiederholt ist darauf hingewiesen, daß die Leitfähigkeit, eine Funktion von (u + v), wo u Beweglichkeit des Kations, v die des Anions ist, hauptsächlich, bei der verschiedenen Größen- ordnung von u und v, in unsern Natriumkaseinlösungen von u abhängen wird, die innere Reibung dagegen hauptsächlich von dem unbeweglicheren Ion (v), denn sie wird mit wachsendem Molekulargewicht und abnehmender Ionenbeweglichkeit größer. Eine’ der einfachsten Funktionen, die dies ausdrückte, wäre unter Fortlassung der inneren Reibung von undissoziierten Molekeln, die nach obigen Versuchen gering gegen die der Ionen sein muß: n=K. = +2). In dieser ist ersichtlich, daß z, wenn V 93 N a re erbricht = Sl ’ ,„ weiter 10.8. bis 11.8. Portion 3.4 18,3 15 En Verden soll: B. 405 ständig behalten Aus der Tabelle I ersehen wir, daß die Zuckerausscheidung des Hundes eine etwas schwankende ist, im ganzen aber zeigt sich vom dritten Tage der Operation bis zum neunten ein Absinken der Glykosurie von 19,4 g auf 1,7 g. Vom zehnten Tage ab erhält das Versuchstier täglich r.- Alanin per os. Der Einfluß der Alaninfütterung auf die Zuckeraus- 302 Marco Almagia und Gustav Embden, scheidung ist nahezu ebenso ausgesprochen, wie in den früheren Ver- suchen von Embden und Salomon. In der Zeit vom 6. bis zum 1l. August, also während 5 Tagen, wurden dem Tier, wie aus der Tabelle I ersichtlich, im ganzen 124 g r-Alanin verabreicht und während dieser Zeit wurden 75,2 g Zucker ausgeschieden, während in der voraus- gehenden 9tägigen Periode, in der der Hund nur Wasser erhielt, 83 g Dextrose im Harn gefunden wurden. | Bevor wir auf die weitere Erörterung ‚dieses Versuches ein- gehen, wollen wir auf die Zuckerausscheidung eines zweiten, am gleichen Tage operierten Hundes, dessen Gewicht nur wenig größer als das des eben besprochenen Hundes war, hinweisen. Tabelle L. 1 2. nee 4 5 6 Zucker | Zucker een Datum © | Harn) polen | 1904 menge| metrisch | metrisch ee Auch 5 Proz. Proz. El; 28. 7. nachm. 30.7. mittags | 35 | 6% a 30. 7. mittags Gewicht am 30. 7. 31. 7. mittags 460 3,8 3,27 15,2 5720 8 31. 7. bis 1.8; | 230 4,0 3,95 9,2 1.8. bis 2.8.| 214 5,8 5,90 12,4 2.8. bis 3.8.| 225 5,8 6,10 13,0 Der Hund wird getötet 3.8. bis4.8.| 188 | 4,8 9,0 a 4720 & Wir sehen aus der Tabelle II, daß die Zuckerausscheidung während der ersten 5 Tage nach der Operation der des ersten Hundes außer- ordentlich ähnlich ist; während der beiden folgenden Tage ist sie etwas höher. Im ganzen scheidet dieser zweite Hund in den 7, der Pankreas- exstirpation folgenden Tagen 82,5 g Zucker aus, während der erste Hund in der gleichen Periode 77,3 g Zucker lieferte. Am Ende des siebenten Tages wurde der zweite Hund getötet und mit den im wesentlichen in Betracht kommenden Organen Glykogenbestimmungen vorgenommen. Der Hund war nicht nur sehr fettarm, sondern auch die Muskulatur war im höchsten Maße geschwunden. Das Resultat der Glykogenbestimmungen war folgendes: 1. Die Leber (verarbeitet wurden 100 g) erwies sich als voll- kommen glykogenfrei. 2. Die Muskulatur (es kamen 100 g Muskeln, die von verschiedenen Extremitäten gewonnen wurden, zur Verwendung) lieferte 0,48 Proz. Zucker aus Glykogen, Tu Über die Zuckerausscheidung pankreasloser Hunde usw. 303 3. Das Herz (50 g) wurde ganz verarbeitet. Die aus dem Glykogen gewonnene Zuckermenge betrug 0,58 g. 4. Inden Nieren und den Lungen waren höchstens Spuren von Glykogen vorhanden. Das Tier wog bei seinem Tod 4720 g. Nehmen wir das Gewicht der Muskulatur zu 40 Proz. des Gesamtgewichts des Hundes an, und legen wir die aus den Extremitäten gewonnenen Glykogenwerte denen für die Gesamtmuskulatur zugrunde, was zu wenigstens annähernd richtigen Ergebnissen führen dürfte, so würde dieses Tier aus dem Gesamtglykogen seiner Körper- muskulatur kaum mehr als 9 g Zucker bilden können. Die im Herzen und den übrigen untersuchten Organen gefundenen Glykogenmengen kommen als Zuckerquelle praktisch nicht in Betracht, denn wir veranschlagen die gesamte, im Herzen, den Nieren und den Lungen vorhandene Glykogenmenge sicher zu hoch, wenn wir sie mit 1 g ansetzen. Das in den untersuchten Organen vorhandene Glykogen konnte also etwa 10 g Zucker liefern, und da sich die Untersuchung auf alle praktisch als Glykogenlager in Betracht kommenden Organe erstreckte, war die Menge des aus dem Gesamtglykogen des Tieres ableitbaren Zuckers sicher nicht wesentlich größer. Die Gesamtzuckerausscheidung des am gleichen Tage operierten Hundes I vom achten bis zum vierzehnten Tage nach der Operation betrug 80,9 g, wovon, wie bereits oben erwähnt, 75,2 g auf die fünftägige Alaninperiode entfallen. Würden diese vom achten Tage ab ausgeschiedenen 80 g Zucker dem Glykogenvorrat des Körpers entstammen, so müßte dieser Vorrat zum mindesten etwa achtmal größer sein als der des Hundes II, er würde also einer völlig anderen Größenordnung angehören, und das, trotzdem der Verlauf des Diabetes bei den beiden Hunden, wie oben ausgeführt, ein so überaus ähnlicher war. Die folgenden Versuche fielen in ganz demselben Sinne aus und lieferten einige weitere, wie wir glauben, recht bemerkens- werte Ergebnisse. (Siehe Tabelle III auf S. 304.) Aus der umstehenden Tabelle (III) ist die Zucker- und Stick- stoffausscheidung des dritten Hundes zu ersehen. Der Hund wog zur Zeit der Operation 6000 g. Während der ersten 7 Tage nach der Operation erhielt er keinerlei Nahrung; er schied während dieser Zeit im ganzen 65,9 g Zucker aus. Die Menge des aus- geschiedenen Zuckers sinkt von 15 g auf 3,8 g am siebenten Tage. Vom achten bis zum zwölften Tage erhielt der Hund im ganzen 140 g r-Alanin, die allerdings zum Teil erbrochen werden. Er scheidet während dieser 5tägigen Alaninperiode nahezu 83 g Zucker aus. Am letzten Tage dieser Periode verfiel der Hund nach einer besonders reichlichen Alaningabe in 304 Marco Almagia und Gustav Embden, einen Zustand von Coma. Doch erholte sich das Tier am nächsten Tage; es erhielt an diesem und dem folgenden Tage (dem 13. und 14. nach der Operation) keinerlei Nahrung und schied an diesen beiden Tagen zu- sammen 12,1 g Zucker aus. Vor der ersten Fütterung wog der Hund 3900 g. Tabelle III. 6 T. 8 Aus der pol. Zuckerbest. |N im ber. Zucker- D:N Bemerkungen menge Harn 8 12.11. bis 14.11.) 580 | 3,8 | 4,06 | 23,0 7.42 | 2,06 14.11. bis15.11.| 535 | 98 | 2,95 15,0 5,93 | 253 | Kein Futter 15. 11.bis16. 11.| 360 | 2,4 | 2,56 8,7 4,82 | 1,80 | KeinKEutter 16.11. bis17.11.| 230 | 3,8 | 3,8 8,7 6,62 | 1,31 Kein Futter 17.11.bis18.11.| 240 | 32 | 3,35 7,7 4,56 | 1,69 Kein Futter 18.11. bis 19. 11.| 165 | 9,3 3,8 3,50 , 1,08 Kein Futter Kein Futter, um 10 Uhr 10 g Alanin in 50 g 4 Wasser,um 12 U.15Min. 19.11. bis 20.11.| 420 | 8,75 | 3,73 15,7 3,64 | 4,31 Erbrechen, um 2U.108 Alanin in Wasser per os, um 7 U. 10 g Alanin in Wasser per 08 Im Laufe des Tages 20.11.bis 21.11.| 575 | 23,85 | 3,14 16,4 6,47 | 2,53 |20g Alanin per os, kein Erbrechen 30 g Alanin im Laufe 21.11. Dis 2237. 75407733 3,45 17,3 [6,22] | [2,78] | des ar Ber un kein rDr 10g Alaninum1zUhr45, 22.11. bis 23.11.| 300 | 3,6 | 3,8 10,8 [4,45] | [2,43] | 4 stage enäter Br brechen Mittags 10 g Alanin per os, nach einigen Mi- j nuten Erbrechen, 4Uhr 23.11. bis 24.11.| 588 | 3,85 29,6 [5,44] | [4,15] 10 g subkutan, 6 Uhr 0g subkutan, 6 Uhr I1o g per os, danach comaartiger Zustand Kein Futter: Wesent- 24.11.bis25.11.| 255 | 3,0 7,65 3,92 | 1,95 | liche Besserung des Be- findens 25.11. bis26. 11.| 145 | 31 | 3,3 4,49 276 | 1,68 Ka rohe i Der Hund wird ge- 26.11. bis 27.11.| 340 | 4,0 13,6 füttert Gewicht 3900 g 27.11. bis 28. 11.) 375 | 3,2 12,0 Über die Zuckerausscheidung pankreasloser Hunde usw. 305 Wir wollen an dieser Stelle noch besonders auf das Ver- halten des Quotienten D: N bei diesem Hunde hinweisen. Er sinkt von Werten, die sich der Minkowskischen Zahl 2,8 annähern, während der ersten siebentägigen Hungerperiode auf 1,08 ab. Am ersten Tage der Alaninfütterung steigt er auf 4,31 an. Die absolute Stickstoffausscheidung durch den Harn ist an diesem Tage kaum größer, als an dem vorhergehenden Hungertage (3,64 g gegen 3,50 g), trotzdem dem Hunde 30 g Alanın mit etwa 4,7 g Stickstoff zugeführt wurden.*) Derartige Retentionen von eingeführtem Stickstoff sind beim Hungertier bereits öfters be- obachtet worden und speziell für das Alanin in einer kürzlich erschienenen Arbeit von Rahel Hirsch**) beschrieben. Am nächsten Tage (20./11. bis 21./11.) steigt die Stickstoffausscheidung erheblich an, aber um kaum mehr, als der am ersten Tage in 20g Alanın zugeführten Stickstoffmenge entspricht. Die Harn- stickstoffwerte für die drei letzten Tage der Alaninperiode sind nicht zuverlässig, da wir nicht mit Sicherheit ausschließen können, daß an diesen Tagen erbrochenes Alanin in den Harn gelangte. Immerhin stellen sie Maximalwerte dar und dementsprechend die während dieser Zeit gefundenen Quotienten D:N Minimalwerte. Am vierten Tage der Alaninperiode wurden 20 g Alanin, am fünften 40 g verabreicht. Der Quotient D:N steigt von 2,43 am vierten auf 4,15 am fünften Tage der Alaninfütterung. Aus dem Harne dieses Hundes konnte von den Herrn Dr. Plaut und Dr. Reesec“*) Alanin als Naphtalinsulfover- bindung erhalten werden. Da die gewonnene Verbindung wenig- stens zu einem Teil optisch aktiv war, während r-Alanin verab- reicht wurde, so handelte es sich sicherlich nicht um eine bloße Verunreinigung des Harns mit erbrochenem Alanin, sondern ein Teil der verabreichten Aminosäure hatte den Organismus des Hundes unverbrannt passiert. Aus Tabelle IV ist der Verlauf der Zuckerausscheidung und für die Mehrzahl der Tage auch jener der Stickstoffausscheidung des vierten Hundes der Versuchsreihe ersichtlich. (Siehe Tabelle IV auf S. 306 ) Der Hund wog am Tage der Operation 8500 g, zu Ende des sechsten Tages nach der Operation 7000 g. Die Gesamtzuckerausscheidung während *) Ein Teil der ersten dem Hunde verabreichten 10 g Alanin wurde allerdings erbrochen. Das erbrochene Alanin gelangte nicht in den Harn. **) Rahel Hirsch, Zeitschr. f. exper. Pathologie und Therapie 1, 144 (1905). *#*) Vgl. die im nächsten Hefte dieser Beiträge erscheinende Mitteilung über das Verhalten in den Tierkörper eingeführter Aminosäuren. Beitr. z. chem. Physiologie. VI. 20 306 . - Marco Almagia und Gustav Embden, der 6 Tage nach der Operation betrug annähernd 132 g. Das Verhältnis D:N ist dauernd ein ziemlich hohes im Gegensatz zu dem Verhalten dieses Quotienten bei dem eben besprochenen Hund 3. Die Glykogenbestimmung in den Organen dieses am Schlusse des sechsten Tages nach der Operation getöteten Hundes ergab folgende Resultate, wobei wir der Berechnung die polarimetrisch ermittelten Werte, welche etwas höher als die titrimetrisch gewonnenen sind, zugrunde legen. 1. Aus der ganz verarbeiteten Leber wurden unbestimmbare Spuren Zucker aus Glykogen gewonnen. 2. Aus der Muskulatur der hinteren Extremitäten 0,18 Proz. Zucker aus Glykogen. f 3. Aus der Muskulatur der vorderen Extremitäten 0,24 Proz. Zucker aus Glykogen (verarbeitet je 100 g Muskulatur). 4. Die Bestimmung des Glykogens in Herz und Zwerchfell ging leider verloren. 5. Beide Nieren (Gewicht 50 g) und Lungen (66 g) enthielten ebenso wie 100 g Darm und Magen und 50 g Haut keine bestimmbaren Glykogen- mengen. Tabelle IV. t: 2. 3. 4. 5. 6. 7; 8. .| Aus der pol. Ei Datum Harn- | Dolarie| titre Zuckerbest. | N im 1904 MeREPe| neir | mötr. a , Harn | D:N Bemerkungen ecem | Proz. | Proz. g g 11. 11. bis 13. 11. He | Gewicht des Hundes: 13.11. bis 14.11.| 460 | 5,4 5,7 24,8 9,75 | 9,54 14. 11. bis 15.11. 420 | 4,85 | 4,5 18,3 6,21 | 2,95 15. 11. bis 16. 11.| 430 | 6,4 6,7 27,5 16.11. bis 17. 11.| 325 | 8,15 | 86 26,5 9,86 |. 2,88: | Fe a 17. 11. mittags Ü Getötet 17.2 bis El nn. 120 | 7,2 | 8,6 | 3,25 | 2,65 | “nachmittags Auch hier kommt also, ebenso wie in dem oben besprochenen Versuche 2 als Glykogendepot praktisch lediglich die Muskulatur in Betracht. Legen wir der Berechnung den für die Muskulatur der vorderen Extremitäten gefundenen höheren Wert zugrunde und nehmen wir das Gewicht der Muskulatur wiederum zu 40 Proz. des Körpergewichts an, so hätte der Hund noch nicht 7 g Zucker aus seinem Muskelglykogen und nicht wesentlich mehr aus seinem Gesamtglykogen bilden können. Der Hund schied also allein am Tage vor seinem Tode ein Mehrfaches jener Zuckermenge aus, die in ihm zur Zeit seines Todes in Form von Glykogen ab- gelagert war. ae I Über die Zuckerausscheidung pankreasloser Hunde usw. Aus Tabelle V ersehen wir die Zucker- ausscheidung des fünften pankreaslosen Hundes. Tabelle V. 307 und die Stickstoff- 1. TE U Rp 5. 6. 5 ’ Aus der pol. ä . an. | Zucker | Zuck Balum Hamm: aa, kind | Zunkerbest,. | N im| | kınzen 1904 8® metr, | metr. Ense a : g 8 7. 12. nachm. bis 96 04 ar A 0.92 9. 12. mittags 200 en bl ; ‚8 II e12,Di8 10:12. 85 3,4 3,6 2,9 2,38 | 1,22 20. 12 bis1l1. 12. |.-120 7,4 NV; 8,9 3,76 | 2,37 17.12. bis 12. 12. : 62 3,3 3,6 2,0 2,25 | 0,89 : ’ . Getötet am 13. 12. mit- #2. 12,.bis13.12.| 30 0,8 1,59 | 0,55 | tags, Gewicht vor dem Tode 3130 g Im Gegensatz zu dem eben besprochenen Versuche erreicht die Glykosurie nur geringe Werte. Während der 6 Tage nach der Pankreasexstirpation wurden nur 19 g Zucker ausgeschieden. Der Quotient D:N ist mit Ausnahme eines Tages, wo er den Wert 2,37 erreicht (10./12. bis 11./12.), ein sehr niedriger. Am Ende des 6. Tages nach der Operation wurde der Hund getötet. Die vorgenommenen Glykogenbestimmungen hatten folgende Er- gebnisse: 1. Die Leber (78 g) und die Lungen (41 g) wurden zusammen ganz | verarbeitet, Es wurden aus beiden Organen 0,082 g Zucker aus Glykogen erhalten. 2, Herz, Zwerchfell, beide Nieren und Milz werden zusammen verarbeitet. Gefundener Glykogenzucker: 0,26 g. 3. 100 g Muskulatur von den vorderen und hinteren Extremitäten. Gefundener Glykogenzucker: 0,069 g —- 0,069 Proz. Die Gesamtglykogenmenge der Muskulatur des zur Zeit seines Todes 3130 g schweren Tieres betrug weniger als 1 g, und die überhaupt in dem Tiere vorhandene Glykogenmenge ist mit 2g sicher zu hoch geschätzt. Es ergibt sich also aus den Versuchen 2, 4 und 5 überein- stimmend, daß der Glykogengehalt dieser Hunde 6 bis7 Tage nach der Operation ein äußerst geringer war, einerlei, ob nach der Totalexstirpation des Pankreas größere oder geringere Zuckermengen ausgeschieden wurden. Trotzdem in den Versuchen 1 und 3 die Hunde in gleicher Weise wie die soeben genannten Tiere vorbehandelt waren, also sicher ähnlich geringe Glykogenmengen enthielten, schieden sie 20* 308 Marco Almagia und Gustav Embden, nach Alanindarreichung äußerst beträchtliche Zuckermengen aus und es kann sonach dieser Zucker nur durch Neu- bildung von Kohlehydraten im Organismus ent- standen sein. Verfütterung von Alanin ruft also beim pankreaslosen Hunde Neubildung von Kohle- hydrat hervor. Ob das Alanin selbst die Muttersubstanz des neugebildeten Zuckers bildete, wie wir glauben möchten, oder ob sein Einfluß auf die Zuckerbildung im Organismus des pankreaslosen Tieres ein mehr indirekter war, darüber geben die vorliegenden Versuche keinen Aufschluß und wir gehen anf diese Frage an dieser Stelle um so weniger cin, als wir sie, von anderen Gesichtspunkten aus, in einer demnächst erscheinenden Arbeit zu besprechen haben werden. Hier wollen wir nur noch einen Punkt berühren. Vergleichen wir den Verlauf der Zuckerausscheidung bei den fünf verschiedenen Versuchstieren, so treten uns einige höchst auffällige Tatsachen entgegen. Sehr auffällig erscheint es zunächst, daß bei den am selben Tage operierten Hunden 1 und 2 die Zuckerausscheidung während der ersten 5 Tage nach der Operation äußerst gleichartig verläuft. Zum besseren Vergleiche seien die von beiden Hunden während der ersten 7 Tage ausgeschiedenen Zuckermengen hier nochmals nebeneinander gestellt. Tabelle VI. Hund I Hund II Zucker in g Zucker in S | | | Be 19,4 ee 15,2 A: ve 9,1 FERN 9,2 at RE 12,4 Br 6,7 Br 13,0 ER 7,0 ae 9,0 Diese Gleichartigkeit in der Zuckerausscheidung der beiden Hunde erstreckt sich auf die ersten fünf Tage nach der Operation, und sie ist um so auffälliger, als die Kurve der Zuckerausscheidung bei diesen beiden Tieren keineswegs eine besonders regelmäßige ist, ER » Ta te Eee Über die Zuckerausscheidung pankreasloser Hunde usw. 309 In Versuch 3 geht, wie ebenfalls bereits hervorgehoben, die Zuckerausscheidung von 15 g am dritten Tage nach der Operation auf weniger als 4 g am siebenten Tage herunter; die WerteD:N werden bei diesem Absinken der Zuckerausscheidung sehr niedrige. Ganz im Gegensatz hierzu bleibt im vierten Versuch die ausgeschiedene Zuckermenge dauernd eine sehr hohe und ebenso der Quotient D:N. Im fünften Versuch schließlich beobachten wir von Anfang an äußerst niedrige Zuckerwerte, mit Ausnahme des dritten Tages, und entsprechend niedrige Quotienten D:N. Alle Hunde waren in sehr ähnlicher Weise vorbehandelt, allen war das Pankreas so vollständig wie möglich exstirpiert, und es erschien uns daher die auffallende Ähnlichkeit in der Zuckerausscheidung bei den ersten zwei Hunden eher erklärlich, als die auffällige Verschiedenheit dieses Faktors bei den späteren Versuchen. Eine neuerlich veröffentlichte Untersuchung Lüthjes*) gibt uns aber nachträglich die Erklärung für unsere Beobachtungen. Lüthje fand, daß die Zuckerausscheidung pankreasdiabetischer Hunde in ausgesprochener Weise abhängig ist von der Außen- temperatur, bei der sie gehalten werden. Mit dem Steigen der Außentemperatur sinkt, mit dem Sinken der Außentemperatur steigt die Zuckerausscheidung, und der Quotient D:N verhält sich dementsprechend. | Wie stimmen hiermit unsere Versuche überein? Die ersten beiden Hunde wurden im Sommer am gleichen Nachmittage operiert, und demzufolge unter gleichen Temperaturverhältnissen (im ungeheizten Zimmer) aufbewahrt. Es kann also nach den Untersuchungen Lüthjes nicht auffällig erscheinen, daß ihre Zuckerausscheidung so gleichmäßig verlief. (Worauf die Unter- schiede während der späteren Versuchstage zurückzuführen sind, entzieht sich unserer Beurteilung.) Wir setzten unsere Ende Juli begonnene Versuchsreihe aus äußeren Gründen erst im November fort. Wir glaubten bis dahin die Erfahrung gemacht zu haben, daß sich pankreaslose Hunde am wohlsten fühlten und am längsten lebten bei sehr hohen Außentemperaturen, und wir brachten daher den Hund 3 in einen Laboratoriumsraum, der durch einen Gasofen tagsüber auf etwa 25° gehalten wurde. Auch während *) Lüthje, Vortrag gehalten auf dem Kongreß für innere Medizin zu Wiesbaden 1905. Die nachfolgenden Ausführungen lehnen sich zum Teil an einige zu diesem Vortrage gemachte Diskussionsbemerkungen des einen von uns an. 310 Marco Almagia u. Gustav Embden. Über die Zuekerausscheidung usw. der Nacht blieb der das Zimmer heizende Gasofen brennen. Bei diesem Hunde sanken Zuckerausscheidung und der Quotient D:N, ganz entsprechend den Angaben Lüthjes, rasch sehr stark ab. Der um dieselbe Zeit operierte Hund 4 mußte in einem schlechter heizbaren Raume untergebracht werden. Genauere Angaben über die Temperatur, bei der er gehalten wurde, ver- mögen wir nicht zu machen, jedenfalls war sie weit niedriger als 25°. Daher die dauernd hohe Zuckerausscheidung und der hohe Quotient D:N. | Hund 5 kam wieder in den stark geheizten Raum und dem- entsprechend war die Zuckerausscheidung eine äußerst niedrige. Das wesentlichste Ergebnis der vorliegenden Untersuchung, daß nämlich die nach Darreichung von Alanin an hungernde pankreaslose Hunde ausgeschiedenen Zuckermengen im Tierkörper aus Substanzen von nicht kohlehydratartiger Beschaffenheit neu- gebildet werden, wird durch die eben besprochenen Verhältnisse nicht berührt. Denn einerlei, ob die Außentemperatur, bei der die pankreaslosen Tiere gehalten werden, hoch oder niedrig, ob dementsprechend die Zuckerausscheidung geringfügig oder be- trächtlich ist, das hungernde pankreaslose Tier enthält eine Woche nach der Operation (vielleicht schon früher) derartig geringe Mengen Glykogen, daß es praktisch ohne weiteres als nahezu glykogenfrei*) angesehen werden darf. *) Dieses Verhalten entspricht ganz den Tatsachen, die schon v. Mering und Minkowski in ihrer ersten Mitteilung über den Pankreasdiabetes hervorhoben. Archiv f. exper. Pathologie und Pharmakologie 26, 379 (1890). Kürzere Mitteilungen. 5. Zur künstlichen Umwandlung von Albumin in Globulin. Aus dem pharmakologischen Institut der deutschen Universität Prag. Von Dr. Leopold Moll, Assistenten. In meiner Arbeit gleichen Titels [in diesen Beiträgen 4, 563 (1904)], habe ich die Tatsachen besprochen, die für die Identität des natürlichen mit dem durch schwache Alkalieinwirkung aus Albumin erhältlichen Globulin sprechen: Salzfällungsgrenzen, Diffusibilität, Schwefelgehalt. Im Nach- folgenden seien zur Ergänzung die Befunde über die gesamtanalytische Zusammensetzung von kristallisiertem Albumin, dem aus diesem erzeugten künstlichen und einem nativen Psevdoglobulin nachgetragen. Tabelte. ” C H N 3.220 Präparat Bemerkung Oo Oo % 9% I. Kristallisiertes |d) 7,00 | ie Von ae dargestelltes Pferdeserum- (Dumas) räparat. 9) 19 albumin a. d. Jahre 51,92 7,23 16,05 2,18 S-gehaltnach Waschen mit 1908 b) (Diimas) NH, = 1,98 . Pe: 15.2 Von Prof. Pohl dargestell- Se Ei; ne bl) raue, S-bestimmung erdeserum- - yelda ohne vorhergegangener albumin a. d. Jahre 51,28 | 7,05 15,38 2,33 Ammoniakextraktion nach 1904 Dumas) Moerner (Zeitschr. f. physiol. Chemie 34, 244). III. Künstliches 16.08 Pseudoglobulin aus| 51,62| 7,15 3 24 , b) , Präparat II (Dumas) | IV. Natürliches Pseudoglobulin des-| „9 15,47 © selben Serums 52,38 | 6,80 (D ui) ‚30 wie II Die Unterschiede zwischen künstlichem und natürlichem Globulin sind somit nicht größer als sie auch sonst für einen und denselben Eiweißkörper nachgewiesen werden: beide Körper sind somit identisch. Belege: Methoden: Die C- und H-bestimmung wurde im offenen Rohr mit chromsaurem Blei und Kupferspirale, die N-bestimmung volumetrisch, 312 LeopoldMoll. Zurkünstlichen Umwandlung von Albuminin Globulin. die S-bestimmung nach den Angaben Moerners (Zeitschr. f. physiol. Chemie 34, 209) durchgeführt. I. a) 0,2553 g Substanz gibt 0,4860 CO, und 0,1594 H,O 0,2127 „ & „ bei 21° C, Barometerst. — 748, 30,41 Cm N 0,4356 „ n (mit NH, gewaschen) gibt 0,0624 BaSO, b) 0,2394 „ . gibt 0,1542 H,O (CO, verunglückt) 0,3008 „ 5 „. bei 21%, BU 1 N: HI.” 0,1990, „ „08714200, und 0,3 77,0 0,1996 „ ü „ bei 24°, B=736, 28,3 Cm N. 0,5866 „ > »„ 0,0998 Ba S0O,. I}: > 0;1851,, = „ 0,3510 CO, und 0,1184 H,O 0,2842 „ 5 „.. DeL21’, B 248 ALT Sm N. 0,5406 „ £ „0,0476 BaSO.. IV; 0,2667 „ r „ 0,5122 CO, und 0,1619 H,O. 0,3474, > „. bei 15°, B='750, 465 Ca N- 0,5405 „ R „ 0,0476 BaS0O.. Elementaranalysen Best. v. N, S, Halogen in org. Subst. Chem. Lab. v. Dr. H. Weil, München, Herzog Rudolistr. 18. | VEERERTTER TEE Verlag von FERDINAND ENKE in Stuttgart. Soeben erschien: Jahresbericht über die Fortschritte der . . Herausgegeben von Prof. Dr. L Hermann. Physiologie. XII. Band: Bericht über das Jahr 1903. gr. 8°. 1905. geh. M. 16.—. BEN EN RE ER EEE EEE RENTE EIER EEE Verlag von Aug. Hirschwald in Berlin. Soeben erschien die erste Abteilung Jahresbericht über die Leistungen und Fortschritte in der gesamten Medizin. (Fortsetzung von Virchow’s Jahresbericht.) Unter Mitwirkung zahlreicher Gelehrten, Herausgegeben von W. Waldeyer und C. Posner. 39. Jahrgang. Bericht für das Jahr 1904. 2 Bände (6 Abteilungen). Preis des Jahrg. 46 M. Verlag von Friedr. Vieweg & Sohn in Braunschweig, Der Stickstofi und seine wichtigsten Verbindungen Von Dr. Leopold Spiegel, Privatdozent an der Universität Berlin. Mit eingedruckten Abbildungen. gr. 8. Preis geh. 20 4, geb. 22 4. Die chemische Organisation der Zelle. Ein Vortrag von Franz Hofmeister, o. Professor der physiologischen Chemie an der Universität Strassburg. 8. geh. Preis 0,60 .#. Die Zersetzung stickstofffreier organischer Substanzen durch Bakterien Von Dr. ©. Emmerling. Privatdozentan der Universität Berlin. Mit sieben Lichtdrucktafeln. kl. 8. geh. Preis 4 4. = chemische Fabrik, Darmitadt, empfiehlt suchungsflüssigkeiten, Einschl :dien alle Drogen u. Chemikalien Be ae für den medizin.-pharmaceutischen Gebrauch alle Reagentien in besten Qualitäten und in anerkannter fü dizini > Reinheit, insbesondere Alkaloide ür medizinische, pharmaceutische, und Glykoside, analytische und technische Zwecke, alle Präparate für mikroskop. | sämtliche Chemikalien für und bakteriolog. Zwecke, nhotographische Zwecke, wie mikrochemische Reagentien, Farb- E MER: dieselben auch in äusserst: bequemen stoffe, Farbstoffkombinationen, Härtungs- und Einbettungsmittel, Unter- | Tabletten und Patronen, Ferner die Spezialpräparate; Bromipin, Dionin, Jodipin, Stypticin, Tannoform,Veronal, Paranephrin, Perhydrol (Wasserstoffsuperoxyd 30%), Tropacocain, Gelatinesteril. inject., @lykosal, Methylatropinum brom., Hämogallol, Typhus- P. diagnostikum, Jequiritol a. Jequiritolserum, Milzbrandserum, Strepto- coccenseram, Thyreoidserum, Pneumococcenserum. ® Verlag von Friedr. Vieweg & Sohn in N 1.) In unserem Verlage erschien; MARCELI NENCK OPERA OMNIA Gesammelte Arbeiten PROF. M. NENCKHI Mıt dem Porträt des Verfassers in Photogravure und einem Facsimile. Zwei Bände. Lex.-Form. XLII, 840 S. u. 7 Taf.; XII, 894 S. u. 8 Taf. Preis geh. 45 Mark. Zu beziehen durch jede Buchhandlung. A, W. Ziokfeldt, Osterwieok /Harz. Beiträge zur Chemischen Physiologie und Pathologie Zeitschrift für die gesamte Biochemie unter Mitwirkung von Fachgenossen herausgegeben von Franz Hofmeister o. Professor der physiologischen Chemie an der Universität Strassburg Vul. Band. 7., 8. u. 9. Heft (Ausgegeben November 1905) UT, s Braunschweig Verlag von Friedrich Vieweg und Sohn 1905. Inhalt des 7, 8. u. 9. Meftes. Seite xXVI. W. Falta und €. T. Noeggerath. Fütterungsversuche mit künstlicher Nahrung. (Aus der medizinischen Klinik zu Basel, Direktor Prof. W. His.) . . 313 XVII. Edward Babäk. Über die morphogenetische Reaktion des Darmkanals der Froschlarve auf Muskelproteine verschiedener Tierklassen. (Aus dem k. k. physiologischen Institui der böhmischen Universität in Prag.) . 323 XVIII. Friedr. Obermayer und Ernst P. Pick. Über Veränderungen des Brechungsvermögens von Glykosiden und Eiweißkörpern durch Fermente, Säuren und Bakterien. (Aus dem patho- logisch-chemischen Laboratorium der k. k. Krankenanstalt „Rudolfstiftung“ |Vorstand: Dr. Ernst Freund] und dem k. k. serotherapeutischen Institut zu Wien [Vorstand: Prof. Dr. BR: Palouf.)) \. „>. % i 381 XIX. Julius Pohl. Über Organeiw ei ( Aus dem phormakologischen Institut der deutschen Universität Prag J Erste Mitteilung. 381 XX. Kurt Meyer. Über die Diffusion in Gallerten. (Aus dem physiologisch-chemischen Institut zu Strassburg.) . . . 393 XXI. Gustav Embden und Heinrich Reese. Über die Gewinnung von Aminosäuren aus normalem Harn. (Aus dem städtischen Krankenhause zu Frankfurt a. M. Oberarzt: Professor Dr, v. Noorden.) . 411 XXII. Max Plant und Heinrich Reese. Über das Verhalten in den Tierkörper eingeführter Aminosäuren. (Aus dem städt. Krankenhause zu Frankfurt a. M. Oberarzt: Professor Dr. v. Noorden.) . 425 XXIII. Herm. Hildebrandt. Über das Verhalten der Toluidine im tierischen Organismus. (Aus dem pharmakologischen In- stitut zu Halle a. S) . . 433 XXIV. Herm. Hildebrandt. Zur Frage der glykosidischen Struktur gepaarter Glykuronsäuren. (Aus dem pharmakologischen In- stitut ;zu Halle:a.=:8) 0... u Se a Kürzere Mitteilungen. 6. F. Obermayer und E. P. Pick. Zur Kenntnis der Präzi- pitinwirkung. (Aus dem k. k. serotherapeutischen Institut zu Wien. Vorstand: Prof. Dr. R. Paltauf) . . . 455 7. Riecardo Luzzatto. Über den physiologischen Abbau der Säuren der Propanreihe. (Aus dem physiologisch - chemichen Institut zu Strassburg und dem pharmakologischen Institut zu Sassari.) . 456 8. 0. Paseucei. Über die Wirkung des Ricins auf Leeithin . 457 9. &. Satta. Zur Lehre von der Acetonbildung . . . . . 458 Die „Beiträge zur chemischen Physiologie und Pathologie“ erscheinen in zwanglosen Heften, von denen 12 einen Band von 36 Druckbogen zum Preise von M. 15,— bilden. Die Ausgabe der Hefte erfolgt nach Maßgabe des einlaufenden Materials in kurzen Zwischenräumen. Die Zahl der in einem Jahre er- scheinenden Bände soll zwei nicht überschreiten. ee sind an den Herausgeber, Straßburg i. E., Wimpfelingstraße 2, zu richten. Bei der Aufnahme von Arbeiten in die „Beiträge“ soll in erster Reihe deren biologisches Interesse, sodann Exaktheit der Durchführung, Sachlich- keit, Knappheit und Übersichtlichkeit der Darstellung maßgebend sein. Polemische Ausführungen, welche den Rahmen einer tatsächlichen Richtig- stellung überschreiten, können nicht Aufnahme finden. Der kurzen Mit- teilung neuer Befunde bleibt ein besonderer Raum vorbehalten. Solchen „kürzeren Mitteilungen“ kann ein besonders rasches Erscheinen zugesichert werden. Die Mitarbeiter erhalten ein Honorar von M. 40.— für den Druck- bogen und 50 Sonderabzüge. XVI. Fütterungsversuche mit künstlicher Nahrung. Von W. Falta und C. T. Noeggerath. Aus der medizinischen Klinik zu Basel, Direktor Prof. W. His. Daß der tierische Organismus mit Eiweiß, Fett, Kohlehydraten, Salzen und Wasser auf die Dauer auskommen könne, ist eine viel- fach verbreitete Ansicht. Allerdings werden hierbei unter Eiweiß meist Muskelfleisch oder sonst eiweißreiches tierisches oder pflanz- liches Gewebe verstanden. Mit der fortschreitenden Entwick- lung der Eiweißchemie ergab sich naturgemäß die Frage, ob dieser Satz auch bei Anwendung reiner Eiweißkörper in solchen Nahrungsgemischen zu Recht bestünde. Speziell in v. Bunges Laboratorium sind Arbeiten ausgeführt worden, welche wenigstens nebenher diese Frage behandeln. So fand Lunin*) im Jahre 1881, daß Mäuse mit einer solchen künstlichen Nahrung nicht leben könnten. Die von ihm verwendete Nahrung setzte sich zusammen 1. aus einem Koagulum, das durch Ausfällen von Milch mit Essig- säure und mehrfaches Auswaschen erhalten wurde und ungefähr zu gleichen Teilen aus Kasein und Fett bestand, 2. aus Rohr- zucker und 3. aus einem Salzgemisch, das den durch v. Bunge bei seinen Analysen der Milchasche gefundenen Durchschnitts- zahlen möglichst genau entsprach. Auf 100 g Trockensubstanz kamen4g Salze. Die mit dieser Nahrung gefütterten Mäuse lebten 20 bis 31 Tage. Da die Tiere bis zum Tode fraßen und bei der Sektion fast immer Nahrungsreste im Digestionstraktus gefunden wurden, da ferner Mäuse mit getrockneter Milch allein beliebig lang am Leben erhalten werden können, so lehnt Lunin den Einwand ab, es möchte den Tieren die einförmige Nahrung auf die Dauer widerstanden haben, so daß sie gegen Ende des Ver- suches die Nahrungsaufnahme verweigert hätten und verhungert *) N. Lunin, Über die Bedeutung der anorganischen Salze für die Ernährung des Tieres. Zeitschr. f. physiol. Chemie 5 (1881). *%* 314 W. Falta und ©. T. Noeggerath, wären. Lunin glaubt vielmehr hauptsächlich in zwei Momenten die Todesursache suchen zu müssen. Einmal könnten in der Milch neben den in der künstlichen Nahrung vorhandenen noch andre für die Ernährung unbedingt notwendige Stoffe vorhanden sein |Lunin denkt dabei in erster Linie an organische Phosphorver- bindungen (z. B. an die Lecithine)], andrerseits könnte durch die mit der Gewinnung des Kaseins verbundenen Manipulationen die normale Verbindung zwischen den anorganischen und organischen Bestandteilen der Milch zerstört worden sein. Später ist von Socin*) in einer Arbeit über die Resorbier- barkeit organischer Eisenpräparate diese Frage in v. Bunges Laboratorium noch einmal aufgenommen worden. Die zu diesen Ver- suchen verwendete Nahrung ist eigentlich nicht mehr im strengen Sinn des Wortes eine künstliche zu nennen. Zu 100 g Pferde- blutserum (enthaltend 8,5 g Eiweiß) wurden hinzugefügt 6 g Fett, 20 g Stärke, 3 g Traubenzucker, 2 g Zellulose und etwa 2 g Salze (in Form der schon von Lunin gebrauchten Salzmischung). In zwei weiteren Versuchsreihen enthielt die sonst völlig eisenfreie Nahrung außerdem noch Hämoglobin bzw. Hämatogen und zwar so viel, daß auf 100 g des getrockneten Nahrungsgemisches ent- sprechend dem Eisengehalt des Eidotters 0,01 g Eisen kam. Die Mäuse lebten in allen Versuchsreihen ungefähr gleich lang, nämlich nur 20 bis 32 Tage, während Mäuse, die mit gekochtem Eidotter unter gewissen Kautelen (Zellulosedarreichung) gefüttert worden waren, über 100 Tage lebten und an Körpergewicht zunahmen. Neben den von Lunin diskutierten Erklärungsversuchen faßt Socin noch die Möglichkeit ins Auge, daß die einzelnen Eiweiß- körper sich gegenseitig nicht völlig in der Nahrung vertreten könnten. Wie weit tierische Gewebe durch Verdauungsfermente ge- spalten werden können, ohne ihre Verwertbarkeit für die Ei- weißsynthese im Tierkörper zu verlieren, ist in neuerer Zeit häufig der Gegenstand eingehender Untersuchungen gewesen. Wir verweisen hier nur auf die Versuche von ©. Loewi”), welcher mit abiureten Verdauungsgemischen von Pankreasgewebe Hunde durch mehr als einen Monat im N-Gleichgewicht erhalten konnte. Ob aber Tiere mit einer Nahrung dauernd leben können, die nur solche Bestandteile enthält, welche chemisch hinlänglich *) G, H. Socin, In welcher Form wird Eisen resorbiert? Zeitschr. f. physiol. Chemie 15 (189}). **) O. Loewi, Archiv f. exper. Pathol. u. Pharm. 48, 1902, Fütterungsversuche mit künstlicher Nahrung. 315 charakterisiert sind, diese Frage finden wir außer in v. Bunges Lehrbuch der Physiologie nirgends ausführlicher diskutiert. Doch müssen wir auf eine Anzahl von allerdings unter anderen Gesichts- punkten angestellten Versuchen hinweisen, weil das von uns ver- folgte Problem darin schon gelöst zu sein scheint. In Zadiks*) Arbeit sollte der Nährwert plinsphörfreier und phosphorhaltiger .Eiweißkörper festgestellt werden. Zu diesem Zwecke wurde ein Hund mit einer künstlichen Nahrung gefüttert, die Salze, Fett, Kohlehydrate und abwechselnd Edestin bzw. Kasein oder Vitellin enthielt. Es wurde die N- und P-Bilanz genau be- stimmt. Die erste 22tägige Versuchsperiode Zadiks ist für uns nicht verwertbar, da 2 Tage mit Fütterung von Fleisch und Hunde- kuchen eingeschaltet waren. Die zweite Versuchsperiode erstreckt sich auf 31 Tage. Es wurde in derselben 5,03 g N und 0,84 g P angesetzt. Die ersten 12 Tage dieser Periode sind allerdings für uns wiederum nicht verwertbar, da noch Fleischextrakt der Nahrung zugefügt war. Es bleiben also nur 19 Tage, innerhalb welcher das Tier mit künstlicher Nahrung in für unsere Fragestellung einwandsfreier Weise ernährt worden war und dabei P und N ansetzte. Nach Abschluß unserer eigenen Versuche erschienen ferner noch zwei Arbeiten von Abderhalden und Rona**) sowie die Arbeit von Henriques und Hansen“) In der ersten Arbeit der erstgenannten Autoren finden sich Versuche, in denen Mäuse mit Kasein und Rohrzucker ernährt wurden, und mit dieser Nahrung ebensolang lebten wie die Luninschen Versuchstiere. Diese Versuche bilden also nach dieser Richtung hin eine Bestätigung der Luninschen Versuche. In ihrer zweiten Arbeit ist ein Versuch angeführt, in welchem ein Hund 14 Tage lang mit pankreasverdautem Kasein, Schweineschmalz und Stärke gefüttert wurde. Er retinierte in dieser Zeit 3,01 g N; sein Körpergewicht stieg von 2,825 auf 3,01 ke. Wichtiger sind für uns die Versuche von Henriques und Hansen, in welchen weiße Ratten mit Kasein, Fett, Kohle- hydraten und Salzen 3 bis 4 Wochen lang ernährt wurden. Sie *, H. Zadik, Stoffwechselversuch mit phosphorhaltigen und phosphor- freien Eiweißkörpern. Archiv f. d. ges. Physiol. 77, 1899. ”*) E. Abderhalden und P. Rona, Fütterungsversuche mit durch Pankreatin usw. hydrolisiertem Kasein. Zeitschr. f. physiol. Chemie 42, 1904 und: Uber die Bedeutung der Abbauprodukte des Kaseins im tierischen Organismus. Zeitschr. f. Be Chemie 44, 1905. **) Henriques und Hansen, Über Eiweißsynthese im Tierkörper. Zeitschr, f. physiol. Chemie 43, 1904/05. 316 W. Falta und ©. T. Noeggerath, nahmen dabei an Körpergewicht etwas zu und retinierten dabei auch N. Man könnte versucht sein, das gesamte besprochene Material so zu deuten, daß die Ernährung mit künstlicher Nahrung bei Mäusen nur deshalb nicht geglückt sei, weil Mäuse für solche Versuche ungeeignet sind, daß aber dies uns interessierende Problem für Hunde und Ratten in ‘bejahendem Sinne entschieden sei. Aus den folgenden eigenen Versuchen geht aber hervor, daß dies tatsächlich nicht der Fall ist. Methodik. Als Versuchstiere dienten uns weiße aus- gewachsene meist männliche Ratten. Sie wurden im Laboratorium einzeln in weithalsigen 10 Literflaschen gehalten, die nach Absprengung des Bodens mit dem Hals nach unten in einem Gestell aufgehängt waren. Als Boden dieses Käfigs diente ein weitmaschiges Drahtnetz, das auf dem sich verjüngenden Teil der Flasche ruhte, so daß der Harn in eine untergestellte Schale abfloß. Nach oben wurde der Käfig durch ein beschwertes Fliegennetz abgeschlossen. Futter und Wasser, die in getrennten Schalen sich befanden, wurden alle 24 Stunden erneuert, ebenso die Holzwolle, auf welcher die Tiere der Wärme und Rein- lichkeit wegen in den täglich gereinigten Käfigen lebten. Gewogen wurden die Tiere in hohen Glaszylindern. In den Nahrungsgemischen wurden verwendet: 1. Eiweißkörper: Ovalbumin. puriss. pulv., Casein. puriss. (nach Hammarsten), Albumin aus Blut, Fibrin. pulv. aus Blut, Hämoglobin (sämtlich von Merck bezogen), Blutglobulin.*) 2. Fett: anfänglich ausgelassenes und mehrmals in Äther um- gelöstes Schweinespeckfett, später nur gereinigtes, amerikanisches Schweineschmalz. 3. Kohlehydrate: Amylum und Traubenzucker (beides von Merck). 4. Salze: Es wurde verwendet eine Schüttelmixtur, be- stehend aus: a) einem Salzgemisch (Kal. carbonic. 17,6 g, Cale. phosphor. 28,6 g, Cale. carbonic. 10,0 g, Magnes. shlone. 38.8) NL. Be ta RE b) Milchsalze (durch ee re von Milch: gewonnen)... u. Ko.) tn Yen eh c) .Pferdeblutserumsalze . .. - .- „2, 2..0 0. nun aUrE 120 g 20 ccm der Schüttelmixtur entsprachen 5 g Salzen. 5. in der Versuchsreihe IV wurden außerdem verwendet: Nucleinsaures Natrium (Boehringer), Cholesterin (Merck) und ): Das s Blutglobulin wurde uns von den Höchster Farbwerken freund- lichst zur Verfügung gestellt, wofür wir bestens danken. Fütterungsversuche mit künstlicher Nahrung. 517 über Schwefelsäure getrocknetes, fein pulverisiertes Lecithin (dar- gestellt nach Bergell). Über die genaue Zusammensetzung der Nahrung siehe die _ einzelnen Versuche. Aus diesen Bestandteilen wurden nun die Nahrungsgemische in folgender Weise hergestellt: Die pulverförmigen Nahrungsmittel wurden zuerst in einer Reibschale troeken mit dem Pistill gut vermischt. Dann wurde die Salzmischung und das unter Erwärmen verflüssigte Fett unter stetem Verreiben hinzu- gefügt und schließlich so viel Wasser zugegossen, daß ein gut knetbarer Teig entstand, der im Eisschrank aufbewahrt wurde. Hiervon wurde den Tieren täglich eine mehr als ausreichende Menge vorgesetzt; ein solcher Teig reichte für 2 Tiere gewöhnlich 2 bis 3 Wochen lang. Versuche. Die Ergebnisse der in den drei ersten Reihen mit je 2 Ratten, in der vierten Reihe mit 4 Ratten angestellten Versuche sind in den folgenden Tabellen zusammengestellt. Es sei gleich erwähnt, daß die Tiere die ihnen dargebotene Nahrung offenbar gern nahmen; nur wenige Tage vor dem Tode wurde die Freßlust auffallend geringer; eine Ausnahme machten allerdings die Tiere in den Serumalbuminversuchen, da sie von Anfang an weniger fraßen. Bei sämtlichen Tieren wurde in regelmäßigen Entleerungen ein geformter Kot abgesetzt. Diarrhoen haben wir nicht beob- achtet. Die verendeten Tiere wurden möglichst bald seziert. Im Magen und Darm wurden dabei regelmäßig Nahrungsreste gefunden. Die Tiere zeigten außer hochgradigem Schwund des Fettpolsters, falls dies nicht ausdrücklich bemerkt ist (cfr. Ver- such Il u. III), keine makroskopisch wahrnehmbaren pathologischen Veränderungen. Besonders haben wir auf etwaige Darmob- struktionen geachtet, diese aber niemals beobachtet.*) Mangel an Cellulose läßt sich also schon hierdurch als Todesursache aus- schließen, ebenso interkurrente Krankheiten. Letztere nur viel- leicht nicht für Versuch IH. I. Versuche mit Serumalbumin. Zusammensetzung der Nahrung: Serumalbumin 120 g, Fett 60 g, Amylum 250 g, Dextrose 50 g, Salze 5 g. *) Ihr Auitreten beobachtete Socin infolge Mangels an Cellulose und des dadurch fehlenden Reizes für die Peristaltik. Bei ausschließlicher Er- nährung mit hartgekochtem Eidotter haben wir überdies, ganz ähnlich wie Socin Mäuse, auch Ratten nach 4wöchentlichem Gedeihen plötzlich ein- gehen sehen. Die Sektion ergab, daß bei beiden Tieren das untere Ende des Duodenum bis auf das 6fache seines Durchmessers spindelförmig auf- getrieben und mit harten unverdauten gelben Massen gefüllt war. 318 W. Falta und C. T. Noeggerath; sg — Körpergewicht. Ratte 1 (ausgezogene Linie): Beginn des Versuches am 9. IV. 03; 7 1. VI. 03. Ratte 2 (gestrichelte Linie): Beginn des Versuches am 9. IV. 03; vom 1. VI. an wird das Tier mit Fleisch und Milch ernährt, schon am 11. VI. hat es sein Anfangsgewicht wieder erreicht und hält sich dann bis zum Abbruch des Versuches (22. VI.) auf dieser Höhe. II. Versuche mit Kasein. Zusammensetzung der Nahrung: Kasein 120 g, Fett 60 g, Amylum 250 g, Dextrose 50 g, Salze 5 g@. £== ODRIESFICRL 0. 1. 2, 3. 190 SEDTEREUNZERERER ES =ARganShNENHRER HERNGEMEERRNEBEER SEHEN JENAER ABA EDRERNBELTDEN 180 Rattel AR Linie): Beginn des Versuches 9. I. 03; 7 1. III. 03, katte II (gestrichelte Linie): Fütterungsversuche mit künstlicher Nahrung. 319 Beginn des Versuches 9. I. 03; 7 2. III. 03. Im Beginn der IV. Woche entwickelte sich bei beiden Tieren eine Conjunctivitis mit Borkenbildung, die bis zum Tode bestand. Natürlich waren auch diese Tiere getrennt gehalten. Sie wurden überdies wie die Tiere der Versuchsreihe lIl vom Beginn der Erkrankung ab in eigenen _ Wägegläsern gewogen. Vom Anfang der VI, Woche ab fraßen die Tiere bedeutend weniger. III. Versuche mit Ovalbumin. Zusammensetzung der Nahrung: Ovalbumin 120 g, Fett 60 g, Amylum 250 g, Dextrose 50 g, Salze 5 g@. g= Rn ae HHAEREEENNNUNNRTEREEENNR/ALUNNE "EREFDERBEZBRERZERERERZEG Ratte I (ausgezogene Linie): Beginn des Versuches 30. l. 03; 7 4. V. 03. Ratte Il (gestrichelte Linie): Beginn des Versuches 30. 1..03; 7 23. IV. 08. Im Laufe der Ill. Woche bei beiden getrennt gehaltenen Tieren Conjunctivitis, später Panophthalmie, und anschließend daran Abszeb- bildung in der Kiefer- und Halsgegend. Beide fraßen bis zum Tode reichlich. Die Sektion ergab außer den erwähnten Abszessen eine leicht vergrößerte und weichere Milz bei Ratte Il. Colon und Magen waren reichlich mit Speiseresten gefüllt. IV. Versuche mit kombinierter Nahrung. Zusammensetzung der Nahrung: Eiweißkörper 120 g [Ovalbumin 30 g, Kasein 30 g, Blutglobulin 10 g, Albumin 20 g, Fibrin 20 g, Hämoglobin 10 g*)], nukleinsaures Natrium 10 g, Cholesterin 2,5 g, Leeithin 3 g, Fett 60 g, Amylum 250 g, Dextrose 50 g, Salzedg *) Das Hämoglobin wurde erst vom 10. I. an, als ein neuer Teig be- reitet wurde, zugefügt; vorher enthielt der Teig 20 g Blutglobulin. 320 W. Falta und ©. T. Noeggerath, g — Körpergewicht. & “jap AUBEBFNENHHRERRHENEEHEREERE REEHBEGSSERESNERERBRRRERERN N ERENERUNEBENERSSEHENERENEBENNER BEEBZANBERBEBESERENERGEREN" ERERSPOSSEUERZEREN ER IE BElnn GEBEEbnz um En BEREERRREBERBERREHIERERERD | HEERENERERENERENERRENGG-ZERENG. Ratte I (ausgezogene Linie): Beginn des Versuches 23. XI. 02; 7 27. IIl. 03. Ratte II (gestrichelte Linie): Beginn des Versuches 23. XII. 02; j 4. III. 03. Ratte II warf am 3. I. kurz vor der Il. Wägung 5 nicht ausgetragene Junge (zusammen 7 g). Beide Tiere fraßen bis zum Tode gut. Bei der Sektion waren Magen und Darm gefüllt; sonst 0. B. Bei zwei weiteren Ratten von 186 und 170 g Körpergewicht wurde ein ähnlicher Versuch gemacht, nur enthielt hier das Nahrungsgemisch mehr Lecithin und Cholesterin (nämlich 18 g Lecithin und 9 g Cholesterin. Da die Körpergewichtskurven ganz gleich verliefen, brachen wir die Versuche nach 8 Wochen ab. 170 160 150 140 130 100 Aus diesen Versuchen ergibt sich folgendes: 1. Mit keinem der hier verwendeten Nahrungsgemische konnten die Tiere dauernd am Leben erhalten werden. Es gilt dies sowohl für die Nahrungsgemische mit nur einem Eiweiß- körper, wie auch für die mit mehreren Eiweißkörpern, denen übrigens noch Lecithin, nucleinsaueres Natrium und Cholesterin zugesetzt waren. Wir wollen hier noch bemerken, daß wir uns davon überzeugt haben, daß Ratten unter sonst gleichen Be- dingungen mit Kuhmilch oder Milchpulver oder magerem Pferde- fleisch beliebig lang (6 Monate) gut ernährt werden können, ohne an Körpergewicht abzunehmen. 2. In den Versuchsreihen verlaufen die Körpergewichtskurven beider Tiere nahezu parallel.*) *) Aus diesem Parallelismus der Kurven in den einzelnen Versuchen ergibt sich zweifellos, daß Ratten für solche Untersuchungen geeigneter sind als Mäuse. Denn wir sehen bei den Experimenten von Lunin und denen von Socin die einzelnen mit gleicher Nahrung gefütterten Mäuse Fütterungsversuche mit künstlicher Nahrung. 391 3. In jeder Versuchsreihe weisen die Körpergewichtskurven einen gewissen Typus auf: Die Serumalbuminkurven fallen von Anfang an rapid ab, die Kaseinkurven verlaufen anfangs horizontal oder steigen etwas an, um erst mit Beginn der IV. bzw. V. Woche rapid abzufallen, die Ovalbuminkurven und die Kurven der Ver- suche mit kombinierter Nahrung zeigen im allgemeinen einen gestreckteren Verlauf, sie steigen zuerst ein wenig an, um dann eine Zeitlang allmäklich und erst unmittelbar vor dem Tode der Versuchstiere steiler abzufallen.“) 4. Die Serumalbuminratten und die Kaseinratten starben trotz ihres anfänglich verschiedenen Verhaltens ungefähr gleich rasch (53 Tage bzw. 51 und 52 Tage). Bedeutend länger lebten die ÖOvalbuminratten (83 und 94 Tage) und die mit kombinierter Nahrung gefütterten Ratten (71? und 94 Tage). Aus Versuch I bis III ergibt sich, daß die ceteris paribus verfütterten Eiweiß- körper sich hier biologisch nicht gleichwertig verhalten. 5. Bei ihrem Tode hatten die Versuchstiere nur noch die Hälfte bis °/, ihres Anfangsgewichtes, nur die Serumalbumintiere waren noch leichter (*/; des Anfangsgewichtes). Wir sind uns wohl bewußt, daß diese Versuche rein orientieren- den Charakter haben. Denn der Grund, weshalb mit einer der- artigen künstlichen Nahrung gefütterte Tiere nicht dauernd am Leben erhalten werden können, läßt sich unseres Erachtens weder aus unseren noch aus den eingangs zitierten Versuchen ersehen. Wir haben aber geglaubt, sie veröffentlichen zu sollen, weil es, wie vorne bemerkt, den Anschein haben könnte, als ob in den erwähnten Arbeiten von Zadik, Abderhalden und Rona sowie Henriques und Hansen das uns hier interessierende Problem gelöst sei. Denn aus diesen — übrigens unter ganz anderen Gesichtspunkten angestellten — Versuchen geht hervor, daß Hunde und Ratten bei einer derartigen Nahrung leben und sogar Phosphor und Stickstoff ansetzen können. Unsere Versuche zeigen nun aber, daß eine solche Nahrung auf die Dauer nicht ausreicht. Dies läßt sich ganz besonders deutlich durch Vergleichung unserer Kaseinversuche mit den in immerhin größeren Zeiträumen (20 bis 31 Tage) sterben. Das Intervall, das zwischen dem Verscheiden des ersten und letzten Tieres liegt, beträgt dort oft die Hälfte der ganzen Versuchsdauer. *) Eine Ausnahme macht nur Ratte II in Versuch IV. Hier erfolgte der Tod schon relativ früh. Dies darf vielleicht auf eine Schwächung durch die erwähnte Frühgeburt bezogen werden. Beitr. z. chem. Physiologie. VII, 21 3232 W. Falta und ©. T. Noeggerath, Fütterungsversuche usw. von Henriques und Hansen unter ganz ähnlichen Bedingungen an Ratten angestellten Kaseinversuchen zeigen. Die Dauer ihrer entsprechenden Versuche belief sich ja auf höchstens 3 bis 4 Wochen. In dieser Zeit verhalten sich die Körpergewichts- kurven ihrer und unserer Ratten vollkommen gleich. Erst dann erfolgte bei unseren Versuchen der rapide Körpergewichtsabfall; erst jetzt dokumentiert sich also die Unzulänglichkeit der Nahrung. Ob in der Periode des Gewichtsabfalles in unseren Versuchen die Tiere genügend Nahrung aufgenommen haben, um ihr Kalorienbedürfnis zu decken, können wir nicht sicher angeben. Der Defund von Nahrungsresten im Digestionstraktus der toten Tiere (Lunin) ist unseres Erachtens hierfür kein zwingender Beweis. Hier müßten genaue Stoffwechselversuche mit Berück- sichtigung der Kraftbilanz einsetzen. Erst wenn der Einwand ungenügender Nahrungsaufnahme oder ungenügender Ausnutzung, für welche beiden Momente man vielleicht die Einförmigkeit der Kost und den Mangel an Gewürzen verantwortlich machen könnte, beseitigt ist, wären andere Gründe zu erörtern, wie z. B. der Mangel der nötigen chemischen Bausteine oder ein abweichendes chemisches Gefüge der eingeführten Nährstoffe. Unserm verehrten Chef, Herrn Professor W. His danken wir für das Interesse und die Förderung, welche er dieser Arbeit zukommen ließ. XV. Über die morphogenetische Reaktion des Darmkanals der Froschlarve auf Muskelproteine verschiedener Tierklassen. Von Privat- Dozent Dr. Edward Babak, Assistent des Institutes. Aus dem k. k. physiologischen Institut der böhmischen Universität in Prag. Meine Untersuchungen über den Einfluß der Nahrung auf die Länge des Darmkanals!) führten mich zu dem ex- perimentellen Nachweis, daß das Verdauungsrohr der Frosch- larve bei Pflanzenkost weit bedeutender in die Länge wächst als bei Fleischkost; das in der ersten Arbeit ge- fundene Verhältnis der Darmlänge der mit Fleisch gefütterten zu derjenigen mit Pflanzenkost ernährter Kaulquappen (in den Zahlen ausgedrückt, welche angeben, wie vielmal die Körperlänge in der Darmlänge enthalten ist) beträgt 4,4:7,0. Die in den weiteren Versuchsreihen gefundenen Zahlen sind?) 6,0 : 8,6. Bei der annähernden Vergleichung der kubischen Inhalte sowie der sezernierenden und resorbierenden Oberflächen der Därme ergab sich, daß auf die Einheit der inneren Darmfläche bei den fleischfressenden Larven ungefähr ein zweimal größerer Inhalt kam, als bei den pflanzenfressenden. Dies Ergebnis ist vom teleologischen Standpunkte leicht be- greiflich, da die Pflanzenkost wegen ihrer geringen Ausgiebigkeit eine größere Verdauungsfläche erfordert. In der Verfolgung der kausalen Analyse dieser zweck- mäßigen Gestaltungsreaktion des Darmkanals gelang es mir festzustellen, daß die Verlängerung nicht so sehr durch den mechanischen Reiz der Pflanzenkost bedingt ist, als viel- mehr durch die chemische Einwirkung derselben. Indem ich dem Froschfleische, womit ich die Kaulquappen fütterte, eine in bezug auf Volum unbedeutende Menge von zerriebenem Keratin zu- 21* 324 Edward Babäk, gab, erzielte ich eine auffallende Verlängerung des Darmkanals: 7,0 gegen 6,0 bei den mit reinem Froschfleisch gefütterten Tieren. Die Fütterung mit Pflanzenproteinen (Pflanzenprotein- substanz von Grübler & Co., Leipzig, aus Kürbissamen dar- gestellt, mit etwa 45 Proz. leicht löslichen Vitellins) führte zu einer noch größeren Verlängerung: 7,2 (gegen 6,0 bei den mit reinem Froschfleisch gefütterten). — Auf Grund dieser Ergebnisse unternahm ich in diesem Jahre einige Versuchsreihen, die den Zweck hatten festzustellen, ob etwa Verschiedenheiten in der Entwicklung des Darmkanals durch verschiedene Muskeleiweißkörper hervorgerufen werden könnten. Die Untersuchungen führten mich zu positiven Resultaten, über die ich nun in aller Kürze berichten will. Als Versuchstiere dienten Kaulquappen von Rana temporaria, welche ich aus Eiern in unserem Institute gezüchtet hatte. Über tausend Exemplare, von sechs Weibchen herstammend, wurden gemengt und dann in sechs annähernd gleiche Abteilungen ge- sondert. Sobald sie anfingen Nahrung von außen zu sich zu nehmen, wurde ihnen verschiedenes Fleisch ir fein zerriebener Form dar- gereicht und zwar: ( A. reines Froschfleisch (von frisch getöteten Tieren), Wirbeltier- j B. E Fischfleisch (von frisch getöteten Tieren; Aus ) die Species Rhodeus amarus wurde fortwährend in einem großen Aquarium in Vorrat gehalten), \ reines Pferdefleisch (möglichst frisch gekauft), C. D. reines Muschelfleisch (von frisch getöteten Fleisch von | Muscheln [Anodonta]; die Schließmuskeln und Wirbel- ) der Rand des Fußes), losen E. reines Krebsfleisch (von frisch getöteten Fluß- \ krebsen, die Abdominal- und Scherenmuskulatur), | F. Proteinsubstanz aus Pflanzen (von Grübler &Co,, are q aus Kürbissamen dargestellt; mit Stückchen pe | Froschfleisch fein zerrieben). Alle sechs gleich große Aquarien schöpften gleiche Mengen von Wasser aus einem großen Reservoir, in welchem das Leitungswasser fortwährend zirkulierte; durch passende Vorrichtung wurde aus allen Aquarien fortwährend Wasser abgeführt, sodaß das Niveau in allen stets gleich hoch blieb. Die Nahrung ausgenommen standen also alle sechs Aquarien unter durchwegs gleichen Verhält- nissen. Die Nahrung wurde dargereicht zuerst jeden zweiten Tag, später täglich in solcher Menge, daß es zu keiner weitgehenden Zer- Über die morphogenetische Reaktion des Darmkanals usw. 325 setzung kam, womöglich soviel, als die Tiere während der Zeit zu sich nehmen konnten. Die Exkremente wurden möglichst oft, mindestens einmal tägiich sorgfältig entfernt, und die Gefäßwände rein gehalten. Es kam daher nicht zur Entwicklung einer störenden Fauna oder Flora, wie sie sonst leicht in langsam fließendem Wasser üppig aufkommt. Das Gedeihen sämtlicher Versuchstiere war gut. Die hin und wieder gestorbenen Exemplare wurden sogleich beseitigt. Die verschiedenen Entwicklungsstadien zeigen verschiedene Körperlänge; da diese in Korrelation mit der Darmlänge steht, mußte auf dieses Verhältnis Rücksicht genommen werden; es wurden also Tiere verschiedener Entwicklungsstadien in schwacher Formaldehydlösung betäubt und dann sogleich die Darmlänge sowie die Körperlänge gemessen. Die Übersicht der Ergebnisse ist in der beigelegten Tabelle I dargestellt; die Zahlen bedeuten die Darmlänge in Körperlängen ausgedrückt (Durchschnittswerte). Tabellel Die Bezeichnung Die Körperlänge der nacheinander folgenden der Entwicklungsstadien Versuchstiere bis 10,5 mm bis 11,5 mm bis 12,5 mm bis 14,5 mm A. (Froschfleisch): 5,9 6,8 | 7,1 7,2 B. (Fischfleisch): Zn BER 3 ae a \ | ee | C. (Pferdefleisch): 60 | 65 | 6,6 7,0 Durchsehnittswerte alleı mit Wirbeltierfleisch 5,9 6,6 6,9 | 7,3 gefütterten Tiere: D. (Muschelfleisch): 5,3 | 6,1 | 6,0 6,1 E. (Krebsfleisch): 6,3 . | 7,4 | 7,9 | 8,2 F. (Proteinsubstanz aus Pflanzen): Werden in jeder Abteilung die gesamten Darmlängen zu- sammengerechnet und durch die ganze Anzahl der Kaulquappen des Aquariums geteilt, so erhalten wir die großen Durch- schnittswerte, wie sie in der Tabelle II verzeichnet sind. 326 Edward Babäk, Tabelle I. Die Bezeichnung Die Zahl der Tiere, welche Durchschnittliche Darm- der zu der Durchschnittszahl| länge in Körperlängen Versuchstiere herangezogen wurden ausgedrückt, A. (Froschfleisch): 188 6,6 r B. (Fischfleisch): 201 6,6 C. (Pferdefleisch): 89 6,6 D. (Muschelfleisch): 193 5,9 15 (Krebstleisch): 185 7,6 ft; (Pflanzenproteine): 132 | 8,3 Die drei mit Wirbeltierfleisch gefütterten Aquarien weisen also nur wenig abweichende Zahlen für die Darm- länge bei den einzeinen Entwicklungsstadien auf; die großen Durchschnittswerte sind sogar vollkommen gleich: 6,6 Körperlängen. Die mit Fleisch von Wirbellosen und mit Pflanzen- proteinen gefütterten Tiere aber weichen stark davon ab. Und zwar entwickelt sich der Darm bei den mit Muschelfleisch gefütterten Froschlarven weit weniger in die Länge als bei den mit Wirbeltierfleisch ernährten Tieren: höchstens auf 6,1 Körperlängen, im großen Durchschnitte sogar nur 5,9. Dagegen wächst bei den mit Krebsfleisch ernährten der Darmkanal bedeutend in die Länge, bis auf 8,2 Körper- längen, im großen Durchschnitte auf 7,6; allerdings immer noch weniger als bei den mit Pflanzenproteinen gefütterten (bis 8,9, im Durchschnitte 8,3 Körperlängen). — Die angeführten morphogenetischen Unterschiede in der Entwicklung des Darmkanals der Froschlarven je nach der Herkunft der Nahrung kann man wohl als zweckmäßige Reaktionen des Organismus auffasen (Anpassungser- scheinungen). Und zwar kann man dafürhalten, daß es sich um die chemischen Reizwirkungen der Proteine handelt. Denn mechanische Einwirkungen, welche ich in meiner früheren experimentellen Untersuchung?) möglichst hoch getrieben habe (sowohl die Druckwirkung, als auch die Reibung), führten nur zu kleinen Unterschieden der Darmlängen, wogegen die Pflanzenproteine und Keratin auffällige Verlängerung des Darm- kanals bewirkten. Über die morphogenetische Reaktion des Darmkanals usw. 3927 Mit großer Wahrscheinlichkeit kann ich nun andere chemische Reize als diejenigen der Eiweißkörper ausschließen. Die Unter- schiede in dem Gehalte an Salzen z. B., wie sie angegeben werden, sind bei den benutzten Nahrungsstoffen zu klein, um die auffälligen - Unterschiede der Darmlängen bewirken zu können. Die älteren Versuche?) mit übermäßiger Darreichung der in Pflanzenkost vor- kommenden Salze bürgen dafür, daß man kaum mit ihrer Ein- wirkung rechnen kann. Die neueren Untersuchungen über die chemischen Unterschiede zwischen den Eiweißkörpern verschiedener Muskeln unter- stützen vollkommen meine Behauptung. von Fürth?) hat in den Muskeln von Oktopoden, Sepien und Holothurien kein typisches Myosin (Koagulationstemperatur unter 50°) gefunden. Naclı den weiteren Forschungen desselben Autors, sowie nach den systematischen Untersuchungen H. Przibrams an zahlreichen Vertretern verschiedener Tierklassen‘) ist bei den Wirbellosen auch kein typisches Myogen vorhanden; ebensowenig konnte das im Muskelplasma gewisser Wirbeltiere präformierte lösliche Myogen- fibrin mit Sicherheit bei irgendwelchem wirbellosen Tiere nach- gewiesen werden. In Übereinstimmung mit diesen Ergebnissen der chemischen Forschung, welche einen bedeutenden Unter- schied in den Eiweißkörpern der Wirbeltiere und der Wirbellosen klarlegen, zeigen unsere Messungen der Darmlänge bei den mitFleischvon Wirbeltierenund Wirbellosen ge- . fütterten Kaulquappen große Abweichungen. Es läßt sich auf Grund unserer morphogenetischen Reaktion behaupten, daß zwischen den Muskeleiweißkörpern der einzelnen Wirbellosentypen weit größere chemische Differenzen vorkommen werden, als zwischen den einzelnen Wirbeltierklassen sichergestellt worden sind. Wir möchten deshalb die Aufmerksamkeit der chemischen Spezialforscher be- sonders auf die Eiweißkörper der Anodontamuskeln und der Krebs- muskeln lenken. Betreffs der Unterschiede der Eiweißkörper in der Muskelsubstanz der Wirbeltiere gibt v. Fürth?) an, daß das lösliche Myogenfibrin sich bei Karpfen und Frosch bereits in vivo vorhanden zeigt, beim Kaninchen erst später auftritt (am nächsten Tage sich aus dem Myogen bildet); das Myoproteid (nach Aus- kochung der Eiweißlösung bei Zusatz von Essigsäure erst bei hoher Azidität ausfallend) wurde mit Sicherheit nur beim Karpfen er- halten, während das Plasma des Frosches nach analoger Behandlung 328 Edward Babäk, eine schwache Trübung erkennen ließ, das Kaninchenplasma ei- weißfrei war. Przibram*) fand diesen Eiweißkörper von Am- mocoetes zu den Teleostiern in steigender Menge, wogegen er bei den Amphibien nur in Spuren nachweisbar war, bei den Am- nioten überhaupt fehlte. — In Übereinstimmung mit diesen kleinen Unterschieden in der chemischen Natur des Muskelplasmas der einzelnen Wirbeltierklassen zeigen unsere Ergebnisse keinen auffälligen Unterschied in der Darmlänge der mit Fisch-, Frosch- und Pferdefleisch ernährten Froschlarven. Über den Mechanismus, durch welchen die beschriebene zweckmäßige morphogenetische Reizreaktion des Darmkanals der Froschlarven vermittelt wird, kann man nur Vermutungen hegen, welche allerdings durch manche Erfahrungen unterstützt werden. Die größte Darmlänge kommt zustande bei den mit Pflanzen- proteinsubstanz ernährten Tieren. Es wurde durch eine Reihe von Forschern bewiesen, daß die vegetabilischen Eiweiß- körper aus Gründen, die wir noch nicht kennen, weniger leicht verdaulich sind, als die animalischen (Prausnitz, Rutgers, Rubner,Halliburton usw.). Wasdie chemischen Untersuchungen betrifft, findet man einige Angaben über die quantitativen Ver- hältnisse der Zersetzungsprodukte der tierischen und pflanzlichen Eiweißkörper [Hofmeister), Jolles®); qualitative Verschieden- heit einiger pflanzlichen Eiweißkörper gegenüber den tierischen — das Fehlen von Lysin bei ihrer Spaltung — betonen Schulze und Winterstein’?) usw.). Es könnten also bei der fortschreitenden Spaltung der verschiedenen Eiweißkörper in dem Verdauungskanal quantitative und qualitative Verschiedenheiten der Zer- setzungsprodukte zustande kommen, wodurch die Darmwand verschiedenartig beeinflußt werden könnte. Ein anderer Gedanke wird durch Pawlows®) Angabe nahegelegt, daß auf Brotzufuhr im Magen ein viel stärkerer Saft sezerniert wird, als nach Fleischh Pawlow hat drei Mög- lichkeiten diese Erscheinung zu erklären hervorgehoben: es könnten die physikalischen Eigenschaften der Speise oder die spezielle Natur der Eiweißkörper des Brotes und des Fleisches, oder endlich im Brot die Verquickung des Eiweißes mit Stärke von Bedeutung sein. Nach der Ausschließung der ersten Voraussetzung wurde die dritte experimentell glänzend be- stätigt, was den Autor „der Notwendigkeit enthob, die zweite besonders zu prüfen“. Nichtsdestoweniger kann auch die zweite Uber die morphogenetische Reaktion des Darmkanals usw. 329 Möglichkeit zu Recht bestehen, und es wäre erwünscht, wenn man sie experimentell prüfen würde. Würden die pflanzlichen Eiweißkörper reflektorisch größere Sekretion oder SekretionvonstärkeremSafthervorrufen,sokönnte man . sich einigermaßen auch die Möglichkeit vorstellen, daß sie auchdie Wachstumsverhältnisse der Darmwandbe- einflussen können; es besteht gewiß eine intime Beziehung zwischen der sekretorischen Tätigkeit und den übrigen Lebens- vorgängen der Zellen. Die soeben kurz mitgeteilten Versuchsreihen unternahm ich auf Grund einer anderen Hypothese. Der Vergleich zwischen den einverleibten Eiweißkörpern sowie ihren Spaltungsprodukten im Darmkanal einerseits und den im Blute vorkommenden Eiı- weißkörpern andererseits zwingt zu dem Schlusse, daß dıe Darm- wand aus den resorbierten Eiweißsubstanzen verschiedenster Herkunft spezifische Eiweißkörper synthetisch erzeugt; die Er- fahrungen über Präzipitine, Lysine und Agglutinine zeugen eben- falls von den spezifischen, biologischen Unterschieden der Eiweiß- körper. Die auffällige Längenentwicklung des Darmkanals der mit Pflanzen und Pflanzenproteinen ernährten Froschlarven könnte man als zweckmäßige Reaktion auf die allzu fremden Eiweißkörper der Nahrung auffassen; würde man die Leistung der Darmwand, durch welche aus den resorbierten Eiweißstoffen der Nahrung spezifische Eiweißkörper des gegebenen Tieres entstehen, als „Verdauungsarbeit“ be- zeichnen, so liegt der Gedanke nahe, daß diese Verdauungsarbeit größer ausfallen würde bei der Ernährung mit den sehr wahr- scheinlich chemisch undbiologisch weit entfernten Pflanzenproteinen, als bei der Ernährung mit tierischen Eiweißkörpern. Da auch die Eiweißkörper der verschiedenen Tierklassen ohne Zweifel ver- schieden sind, glaubte ich an die Möglichkeit, daß die mit ver- schiedenem Fleisch gefütterten Kaulquappen größere Darmlängen ausweisen würden als die mit Froschfleisch ernährten, bei welchen die Verdauungsarbeit am geringsten wäre. Die angeführten Ergebnisse jedoch führten zu dem Resultate, daß das Muschelfleisch, obzwar es gewiß den Froscheiweiß- körpern (ähnlich wie das Krebsfleisch) sehr fern steht, doch eher kleinere Verdauungsarbeit bei den Froschlarven erfordert, als das Froschfleisch; das Krebsfleisch aber nähert sich stark in seiner Einwirkung den Verhältnissen bei Pflanzennahrung. Zwischen den einzelnen Arten von Wirbeltierfleisch ist keine auffällige Verschiedenheit der Gestaltungsreaktion zu verzeiclnen. Nun ist 330 Edward Babäk, Über die morphogenetische Reaktion usw. auch nach Atwaters°) Untersuchungen bekannt, daß im mensch- lichen Darm die Bestandteile des Fischfleisches ebenso gut aus- genützt werden, wie die des Rindfleisches. — Es entsteht die Frage, wie sich die Verdauungsverhält- nisse und Ausnutzbarkeit des Muschelfleisches und des Krebsfleisches gegenüber dem Fleisch der Wirbel- tiere im menschlichen Darmkanal gestalten. Eine darauf bezüg- liche Arbeit wird in unserem Institute ausgeführt. Noch eine Tatsache möchte ich anführen: Die mit Muschel- fleisch gefütterten Kaulquappen wiesen die ganze Zeit hindurch ganz auffällig wenig Exkremente auf, so daß der Boden ihres Aquariums fast stets rein war; die mit Krebsfleisch ernährten Froschlarven zeigten dagegen viel Exkremente, ähnlich wie die mit Pflanzenproteinensubstanz gefütterten Tiere. Die ausführliche Bearbeitung meiner sämtlichen, seit dem Jahre 1902 fortgesetzten experimentellen Untersuchungen über die Variabilität des Darmkanals in bezug auf die Er- nährung wird demnächst in Roux’s Archiv für die Entwicklungs- mechanik erscheinen. Literaturverzeichnis. 1) Babäk, E., Über den Einfluß der Nahrung auf die Länge des Darmkanals. Biolog. Centralbl. 23, Nr. 13—15 (1903). 2) Babäk, E., Experimentelle Untersuchungen über den Einfluß der Nahrung auf die Länge des Darmkanals. Centralbl. f. Physiol. 18, Nr. 21 (1905). 3) Fürth, O. v., Vergleichende chemische Physiologie der niederen Tiere. 422-423 (1903). 4) Przibram, H., Versuche zur chemischen Charakterisierung einiger Tierklassen des natürlichen Systems auf Grund ihres Muskelplasmas. Diese Beiträge 2, 143—147 (1902). 5) Hofmeister, F., Über Bau und Gruppierung der Eiweißkörper. Ergebn. der Physiol. I, 1, 774 (1902). 6) Jolles, A., Beiträge zur Kenntnis der Eiweißkörper. Zeitschr. f. physiol. Chemie 32, 361 (1901). he ”) Schulze, E., und Winterstein, E., Über die bei der Spaltung der Eiweißsubstanzen entstehenden basischen Produkte. Ergebn. d .Physiol. I, 1, 45 (1902). 8) Pawlow, J. P., Die Arbeit der Verdauurgsdrüsen. Wiesbaden 1898, 133—135. 9) Atwater, W. O., Über die Ausnützung des Fischfleisches im Darm- kanale im Vergleich mit der des Rindfleisches. Zeitschr. f. Biologie 24,26 (1888). XVIH. Über Veränderungen des Brechungsvermögens von Glykosiden und Eiweißkörpern durch Fermente, Säuren und Bakterien. Von Prof. Dr. Friedr. Obermayer und Priv.-Doz. Dr. Ernst P. Pick. Aus dem pathologisch-chemischen Laboratorium der k. k. Krankenanstalt „Rudolfstiftung“ (Vorstand: Dr. Ernst Freund) und dem k. k. serothera- peutischen Institut zu Wien (Vorstand: Prof. Dr. R. Paltauf). : Die Wirkungsweise der Fermente und die Bedingungen, von denen sie abhängt, bilden eines der anziehendsten und für die gesamte Biologie wohl wichtigsten Probleme und nichts be- zeugt mehr die Bedeutung dieser Frage als die große Zahl der Arbeiten, welche ihr in den letzten Jahren von den hervor- ragendsten Forschern gewidmet worden sind. Die Fortschritte, welche dadurch in der Erkenntnis der spezifischen, von der Konfiguration des Substrates so mannigfach beeinflußten fermentativen Wirkung auf Kohlenhydrate und in jüngster Zeit auch auf Eiweißkörperderivate erzielt worden sind, waren im wesentlichen auf rein chemischem Wege gewonnen worden, falls man von der Beobachtung der optischen Aktivität absieht, welche allerdings seit Pasteur eines der wichtigsten Kriterien fermentativer Zustandsänderungen geworden ist. Die Ursache, daß trotz der Einreihung enzymatischer Wirkungen in die Gruppe der spezifischen katalytischen Vor- gänge und der Anwendung physikalisch-chemischer Gesetze auf ihren Reaktionsverlauf die physikalischen Methoden nicht öfters zur Charakterisierung der spezifischen Wirkungsweise von Fer- menten herangezogen worden sind, mag darin seinen Grund haben, daß man konstitutive Veränderungen, auf die es bei dem vor- liegenden Problem am meisten ankommt, durch die bisher ge- übten Methoden nur im beschränkten Maße oder überhaupt nicht 332 Friedr. Obermayer und Ernst P. Pick, zu erkennen vermochte, und daß selbst die quantitativen Vorgänge der Fermentspaltung auf diesem Wege wegen der nicht zu ver- meidenden methodischen Fehler nur mit großer Vorsicht verfolgt werden können. Da sie sich jedoch in der Bequemlichkeit ihrer Anwendung den chemischen Methoden vielfach überlegen er- weisen, wurden sie beim Studium des Reaktionsverlaufes von fermentativen Prozessen schon mannigfach angewandt. So haben Emil Schütz!) undSchütz undHuppert?) durch polarimetrische Messung des gebildeten Peptons zum ersten- mal 1885 das bekannte Gesetz der Pepsinwirkung gefunden. Tammann?) hat mit Hilfe des Polaristrobometers bei der Wirkung des Emulsins auf das Arbutin und Koniferin die Abhängigkeit der Menge der gebildeten Spaltungsprodukte von der Ferment- menge verfolgt. Den gleichen Zweck suchte Klug) mit Hilfe eines von dem Verhalten der Biuretreaktion abhängigen spektro- photometrischen Verfahrens zu erreichen und auch in jüngster Zeit haben Lawrow), Siegfried®%), Gamgee und Jonesöb) und Gamgee und Croft Hill’) den Gang der Spaltung von Eiweißkörpern durch Säuren, Pepsin und Trypsin mittels des Polarimeters kontrolliert. Ein anderes ebenfalls für den quantitativen Verlauf proteo- lytischer Fermentspaltungen benutztes Verfahren ist das von Mett°54), Borissow®), Jul. Schütz”) und Linossier?®) verwendete, bei dem die Länge der verdauten Eiweißsäule mittels einer Lupe gemessen wird. Weniger brauchbar für den quanti- tativen Reaktionsverlauf proteolytischer Fermente, im speziellen der Pepsin-Salzsäure- Verdauung, erwies sich die Gefrierpunkts- bestimmungsmethode, da einer durch den Zerfall des Eiweiß- moleküls eintretenden Zunahme der molekularen Konzentration, welche sich in einer Gefrierpunktdepression ausdrücken müßte, die durch Salzsäurebindung an die entstandenen Spaltungs- produkte erzeugte Verminderung der Molenzahl entgegenwirkt, so daß, wie die Untersuchungen von Friedenthal?) und Oker- Blom!°) übereinstimmend lehren, diese Methode keine Auskunft über die stattgehabte Spaltung zu geben vermag. Ganz ähnlich liegen die Verhältnisse bei der Prüfung der elektrischen Leitungsfähigkeit; auch hier kann nicht entschieden werden, inwieweit der bloße peptische Zerfall des Eiweißmoleküls allein die elektrische Leitungsfähigkeit beeinflußt, da auch hier | wieder durch die gleichzeitige Bindung der Salzsäure [siehe Sjögqvist!!)] der Leitungswiderstand vor und nach der Spaltung entweder nahezu gleich bleibt (Friedenthal) oder vergrößert wird (Oker-Blom). Uber Veränderungen des Brechungsvermögens usw. 333 Übersichtlichere Werte ergeben dagegen, wie die Unter- suchungen Oker-Bloms zeigen, die beiden letzteren Methoden bei der Trypsinspaltung, indem sowohl die elektrische Leitfähig- keit, als auch die Gefrierpunktsbestimmung entsprechend der Bildung von Elektrolyten bis zu einer gewissen Grenze zunimmt. Dabei erweist sich jedoch die kryoskopische Methode als die weniger empfindliche. In ähnlicher Weise haben jüngst V. Henri und Larguier des Bancels!!a) mittels Leitfähigkeitsmessungen die Einwirkung von Trypsin auf Gelatine studiert. Erwähnens- wert sind noch die Versuche OÖ. Nasses!!b), denen zufolge bei der Einwirkung der Diastase auf eine Stärkelösung der Leitungs- widerstand abnimmt. Eine andere Methode, um die Pepsinwirkung zu messen, hat E.J.Spriggs!2) angewandt; er konnte mit Hilfe des Ost- waldschen Viskosimeters feststellen, daß die Viskosität während der Verdauung in gesetzmäßiger Weise mit dem Verschwinden der Koagulierbarkeit abnimmt, wobei Beziehungen zwischen der Pep- sinmenge und der Geschwindigkeit der Verdauung analog der Schütz-Borissow schen Regel erkennbar werden. Die Visko- sitätsabnahme erreicht ihre Grenze, sobald der größte Teil der koagulierbaren Eiweißkörper in unkoagulierbare umgewandelt ist. Endlich soll nicht unerwähnt bleiben, daß Fuld!3) die positive Wärmetönung der Labwirkung gemessen hat und Herzog!# die Wärmetönung in einer Reihe fermentativer Vor- gänge berechnete, wobei sich die interessante Tatsache ergab, daß die reinen Stoffwechselvorgänge mit geringem oder keinem Energieverlust für den Körper verbunden sind, während die Organismen bei den Gährungen und Oxydationen bedeutende Wärmemengen gewinnen [verg. Tangl und Farkas°), M. Rubner!). Überblickt man die angeführten Methoden, so sieht man, daß die damit erhaltenen Resultate kaum einen Einblick in die konstitutiven Verhältnisse des dem Fermenteinflusse unter- liegenden Körpers oder dessen Spaltungsprodukte gewähren und ebensowenig, mit Ausnahme der Bestimmung der Wärmetönung, irgend etwas über den Gleichgewichtszustand der Ferment- mischung vor und nach erfolgter Reaktion aussagen. Wir haben daher den Versuch unternommen, eine für den vorliegenden Zweck noch nicht erprobte Methode, nämlich jene der Bestimmung der Refraktion anzuwenden, zumal diese nicht allein die additiven d. h. durch Art und Zahl der Atome eines Moleküls bedingten Eigenschaften, sondern in hervorragender 334 Friedr. Obermayer und Ernst P. Pick, Weise, wie insbesondere die klassischen Untersuchungen Brühlst5b) lehren, auch die Konstitution, d. h. die Anordnung und gegen- seitige Beziehung der Bestandteile einer Verbindung auszudrücken erlaubt. Und gerade bei den fermentativen Reaktionen schien es uns von größtem Interesse zu sein, mit einer empfindlichen Methode zu prüfen, ob ein Gleichgewichtszustand unter allen Umständen vorhanden ist oder nicht und welcher Art etwa die Abweichungen vom einfachen additiven Verhalten der Fermentmischungen im Verlaufe der Reaktion wären. Es ist umso auffälliger, daß bisher die Fermentreaktionen nicht mittels des Brechungsvermögens untersucht worden sind, als ja kaum, wie Nernst hervorhebt, eine andere Eigenschaft der Flüssigkeiten einer so einfachen und genauen Bestimmung fähig ist, wie das Lichtbrechungsvermögen. Daß von dieser außerordentlich exakten Methode auf dem Gebiete der reinen Chemie bei der Konstitutionsermittlung mit großem Erfolge Ge- brauch gemacht werden kann, davon legen u. a. gerade die Arbeiten Brühls!5b) und seiner Mitarbeiter über die Ester der Kamphocarbonsäuren, sowie die Salze des Acetessigesters, deren Konstitution auf rein chemischem Wege nicht ermittelt werden konnte, Zeugnis ab. Dagegen ist die Benützung des Refraktometers für biochemische Zwecke bisher eine spärliche geblieben. So hat Ellinger!‘) 1891 diese Methode benützt zur Bestimmung der gelösten Substanz in Lösungen von Eiweiß und vor relativ kurzer Zeit: hat neuerdings Strubell!") mittels des neuen Pulfrichschen Eintauch- refraktometers eine Reihe von Untersuchungen im Blut und Urin ausgeführt, welche sich auf die Feststellung des Brechungs- exponenten von normalen und pathologischen Harnen, sowie des Blutes und einiger krankhaften Gewebsflüssigkeiten beziehen. Grober!S) hatte das gleiche Verfahren zur Bestimmung von Eiweiß und Zucker im Urin verwendet und in jüngster Zeit hatten sowohl E. Reiß!?) als auch Strauß?) und Strauß und Chajes?), der erstgenannte mittels des Eintauchrefrakto- meters, die letzteren mit dem Abbeschen Apparat größere Untersuchungsreihen an menschlichen Gewebssäften insbesondere in bezug auf ihren Eiweißgehalt angestellt und gefunden, daß die so ermittelten Werte mit den sich aus anderen Methoden, so nach Kjeldahl ergebenden, gut übereinstimmten, Bemerkenswert sind endlich die Angaben von Reiß'!?), daß die durch fraktionierte Fällung mit Ammonsulfat aus dem Pferde- serum isolierten Eiweißkörper, das Euglobulin, Pseudoglobulin und Uber Veränderungen des Brechungsvermögens usw. 335 das kristallisierte Albumin von einander nur wenig abweichende Brechungsexponenten darbieten und ferner die bisher unaufge- klärte Tatsache, daß der Brechungsexponent des Gesamtserums wesentlich kleiner ist als jener der daraus dargestellten Eiweiß- körper. In allerjüngster Zeit hat Krause?) in Briegers Institut die Refraktion zur Identifizierung der Konstitution verschiedener als Pfeilgifte benützter Glykoside sowie der Glykoside der Digitalisgruppe angewandt und schließlich hat Pregl?°°) mit Hilfe der Molekular - Refraktion und Dispersion die Kohlenstoff- bindung in der Cholalsäure und deren Derivaten zu ermitteln versucht. II. Versuchsanordnung. Unsere Versuche gingen vor allem dahin, die Veränderungen, welche das Lichtbrechungsvermögen der Glykoside, der Eiweiß- körper und einfacherer Eiweißkabkömmlinge durch Ferment- und Säureeinwirkung erfährt, genauer festzustellen. Im Anschluß daran wurde die Änderung der Refraktion bei bakterieller Zer- setzung der Nährböden studiert. Die Messungen wurden mit dem Pulfrichschen Apparat [Neu- konstruktion*)] ausgeführt, der eine ungemein exakte Ablesung bei einer bestimmten auf !/,, Grade zu regulierender Temperatur gestattet und noch bis auf 1 Einheit der 4. Dezimale völlige Genauigkeit bietet. Als Lichtquelle wurde stets die Natronflamme verwendet. Die zu untersuchenden Flüssigkeiten wurden mit dem betreffenden Ferment versetzt, unter Toluolzusatz in den Brutschrank eingestellt und durch möglichst festen Verschluß sorgfältig vor Verdunstung geschützt. Unmittelbar vor dem Versuche wurde stets eine etwas größere Flüssigkeits- menge, als zur Bestimmung nötig war, mit einer Pipette unterhalb der Toluolschicht dem Kölbehen entnommen und in einer größeren Eprouvette durch Luftdurchleitung von dem noch in der Flüssigkeit gelösten Toluol befreit. Das Durchleiten muß möglichst langsam geschehen, um ein Mit- reißen von Flüssigkeitsteilchen zu verhindern; zur Verhütung von merklicher Verdunstung läßt man die Luft zuerst durch eine kleine mit destilliertem Wasser gefüllte Waschflasche treten, worin sie sich mit Wasserdampf sättigt. So gelingt es leicht, die etwa 2 bis 3 ccm fassende Flüssigkeit in 5 bis 10 Minuten von Toluol völlig zu befreien. Wiederholt ohne Toluol aufgestellte Kontrollproben ergaben uns die volle Verläßlich- keit dieses Verfahrens. In Fällen, wo flüchtige Produkte gebildet worden waren, wo also das Verfahren nicht anwendbar war, ist dies bei den entsprechenden Versuchen besonders bemerkt, ebenso das bei den Säurespaltungen eingeschlagene Verfahren. *) Zeitschrift für Instrumentenkunde 1895, S. 389. 336 Friedr. Obermayer und Ernst P. Pick, III. Spaltung der Glykoside. A. Wirkung von Emulsin auf Amygdalin. 1. Versuch. 0,3 g Amygdalin (Trommsdorff) wurden in 30 ccm H,O gelöst; zu diesen werden 5 ccm einer klar filtrierten Emulsinlösung, welche 0,1 g Emulsin enthält, zugefügt. Unmittelbar nach der Mischung wird an einer Probe der Lösung die Bestimmung des Brechungsvermögens bei einer Temperatur von 25° vorgenommen. Der Rest wird ohne Zusatz eines Antiseptikums in den auf 46° (der optimalen Temperatur nach Tammann) eingestellten Brut- schrank gebracht. In bestimmten Intervallen werden davon Proben zur Bestimmung entnommen. Entnahme der Dauer der Ferment- Ablesung der Skala Brechungs- Probe wirkung des Apparates exponent Entnahme un- a) 28./XI. 12h 30' | mittelbar nach der 66° 57 1,334517 Mischung b) 28./XI. 5h 30° 5 Stunden 66° 56‘ 1,534596 c) 29./XI.12b mitt.| 23 Stunden 30‘ 66° 57‘ 1,334517 d) 30./XI. 12h mitt.| 47 Stunden 30‘ 66° 57° | 1,334517 Die Titration nach Knapp ergibt jetzt, daß die Flüssigkeit 0,42 Proz. Zucker enthält, Demnach mußten 62 Proz. der theoretisch spaltbaren und etwa 73 Proz. der praktisch überhaupt erreichbaren Menge des Amygdalins durch das Ferment gespalten worden sein. Trotzdem ist während des ganzen Verlaufes der Reaktion der Brechungsindex unverändert geblieben. Um zu prüfen, welchen Ausschlag unter ähnlichen Bedingungen eine 0,4 proz. Zuckerlösung in einer Emulsinlösung liefert, wurden nachfolgende Bestimmungen angestellt. Je 10 ccm einer klaren Emulsinlösung, welche in 35 ccm 0,2 g Emulsin enthielt, wurden einmal mit (a) 2,5 ccm einer 2proz. Trauben- zuckerlösung, so daß die Lösung 0,4 Proz. Zucker enthielt, ferner mit (b) 9,5 ccm Wasser versetzt. a) Emulsin + Zucker 67°..10° b) Emulsin + H,O | 67. 17: 1,33350 1,332954 Man ersieht daraus, daß eine 0,4proz. Zuckerlösung einen Ausschlag von 54,6 Einheiten der 5. Dezimale, also eine bedeutende Erhöhung des Brechungsexponenten herbeiführt, die im übrigen in guter Übereinstimmung mit dem von Wagner*) angegebenen Brechungsindex für eine 0,4 proz. Traubenzuckerlösung steht. *) B. Wagner: Über quantitative Bestimmung wässeriger Lösungen mit dem Zeissschen Eintauchrefraktometer. Dissertation, Jena 1903. Sc ee Uber Veränderungen des Brechungsvermögens usw. 337 Es würde daher von den drei Zerfallsprodukten des Amygdalins, Zucker, Blausäure und Benzaldehyd, an und für sich schon das Freiwerden der einen Komponente genügen, um das optische Gleichgewicht der Mischung zu stören, 2. Versuch. 0,2 & Emulsin wurden in 35 ccm Wasser gelöst; 12,5 ccm der klar filtrierten Fermentlösung mit dem gleichen Volumen Wasser verdünnt, dienten zur Auflösung von 1 g Amygdalin. Eine Probe der filtrierten Lösung wird der sofortigen Bestimmung bei 25° unterzogen, während ein Teil, wie früher ohne Antiseptikum, in den Brutschrank, und ein zweiter Teil in den Eisschrank gebracht wird. Die Herstellung konzentrierterer Amygdalinlösung war für den vor- liegenden Fall nicht möglich, da größere Mengen abgespaltenen Benzal- dehyds sich aus der wässerigen Lösung in Tropfen abscheiden und die Bestimmung der Refraktion der Gesamtlösung hindern. Die Bestimmungen ergaben: Entnahme der | Dauer der Ferment- Ablesung der Skala _ Brechungs- Probe wirkung des Apparates | exponent 3./XU. unmittelbar nach ; & & 7h 15° abends | der Aufstellung 667,08 ac b) ie: 22 Stunden 45‘ 66° 04 5 e) Re 64 Stunden 45° 66° 05° \..1,83865 6./XII. Im Eisschrank a | Im a) 12h mittags gehaltene Probe 6808 | 2 Die Zuckerbestimmung in einer in gleicher Weise hergestellten Kontrollprobe ergab bei beendigter Fermentwirkung nach Knapp einen Zuckergehalt von 2,4 Proz. Es waren demnach 72 Proz. des Amygadalins aufgespalten worden. 3. Versuch, 0,1 g Emulsin und 0,3 g Amygdalin wurden in 35 ccm H,O gelöst, die Lösung klar filtriert und wie früher untersucht. Die Ablesungen erfolgten bei 25,1°. Entnahme der | Dauer der Ferment- Ablesung der Skala| Brechungs- Probe wirkung des Apparates | exponent 21.1. unmittelbar nach r ; a) 7h abends der Entnahme en oo 23./1. 4 b) 11h vormittags| 49 Stunden 67° 00 | Ä Die Titration mit Knappscher Lösung ergab einen Zuckergehalt von 0,47 Proz.; es waren demnach etwa 70 Proz. des Amygdalins ge- spalten oder etwa 82 Proz. der durch das Ferment überhaupt spaltbaren Menge. Beitr. z. chem. Physiologie. VIL 22 338 Friedr, Obermayer und Ernst P. Pick, Wie die vorliegenden so ergaben auch weitere in ähnlicher Weise ausgeführte Versuche, die wir nicht weiter hier anführen wollen, daß der Brechungsexponent trotz weitgediehener Spaltung konstant bleibt. B. Wirkung von Emulsin auf Salicin. | 1. Versuch. 1 g Salizin wurde in 30 ccm H,O gelöst; andererseits wurde eine Emulsinlösung hergestellt, welche 04 g Emulsin in 24 ccm Wasser gelöst enthielt. Je 1U ccm beider Lösungen wurden gemischt, eine Probe sofort untersucht, der Rest bei 46° gehalten. Die Lösungen wurden vor bakterieller Zersetzung dadurch geschützt, daß der das Kölbcehen gut verschließende Korkstopfen an der der Flüssig- keitsoberfläche zugekehrten Seite mit Formalin befeuchtet wurde. Ab- lesungstemperatur 25°. Entnahme der | Dauer der Ferment-| Ablesung der Skala Brechungs- Probe wirkung des Apparates exponent 2) ET DERART | 31 ann ur b) a 1! Stunden 66° 37° # “ c) I 15%, Stunden 66° 36‘ 1886176 d) S N 48!/2 Stunden 66° 36’ R e 2. Versuch 0,1 g Emulsin und 1,0 g Salicin in 35 ccm Wasser gelöst. Sonst wie im vorigen Versuch. Ablesungstemperatur 25,3°. Entnahme der | Dauer der Ferment- | Ablesung des Brechungs- Probe wirkung en index Entnahme sofort 21.1. 05 . EE E a) haare a us De 66° 17730 1,33845 b) 23./1. 05 40%/, Stunden 66% 17° 30" e 11'/,b vormitt. Die mit der Fermentlösung ausgeführte Zuckerbestimmung ergab einen Gehalt von 1,69 Proz. Zucker. Es war also auch hier, trotzdem der größte Teil des Glykosids aufgespalten worden war, eine Anderung des optischen Verhaltens nicht eingetreten. C. Wirkung von Ptyalin auf Dextrin, 20 ccm 5proz. Dextrinlösung werden mit 10 ccm frischen klaren Speichels versetzt, gut gemischt und klar filtriert; als Kontrolle für die Zuckerbestimmung der leicht zuckerhaltigen Dextrinlösung werden ebenfalls Über Veränderungen des Brechungsvermögens usw. 339 90 cem derselben mit 10 cem Wasser verdünnt. Auch hier wird der Kork- stopfen 'mit Formaldehyd vorsichtig befeuchtet. Ablesungstemperatur 25°. Entnahme der | Dauer der Ferment-| Ablesung des Brechungs- r Probe wirkung Brechungswinkels index 7./XI, 04 Entnahme nmittelbar nach 66° 18 1,33761 n 7,» abends ’ der Mischung 8./XII. 04 | j Bi 4i,.6 mittags 16 Stunden 66° 17 1,33769 8./XII. 04 2 a 0 | 98%), Stunden 66° 17 1,33769 Die Zuckerbestimmung der Fermentlösung ergab nach dieser Zeit 1,6 Proz. Zucker. Die ungespaltene Kontrollösung dagegen gab eine Reduktion entsprechend 0,3 Proz. Zucker. Es war somit auch hier der größte Teil des Dextrins durch Ptyalin aufgespalten worden, ohne daß eine nennenswerte Änderung im Brechungsexponenten eingetreten wäre. Die angeführten Versuche über fermentative Spaltung der Glykoside ergeben übereinstimmend, daß der Brechungs- exponent vor der Spaltung derselbe ist, wie nach der Spaltung, daß somit der Brechungsexponent der Summe der Spaltungsprodukte gleich sein muß dem Brechungs- exponenten des ungespaltenen Moleküls. Da sich ferner eine Strukturänderung, so eine Änderung der Bindungsart, sei es des C, O oder N in einer Änderung der Brechung wohl ausdrücken würde, so kann mit Wahrscheinlich- keit weiter gefolgert werden, daß der fermentative Prozeß bei der Aufspaltung von Amygdalin, Salicin und Dextrin mit keiner eingreifenderen Atomumlagerung einher- gehen dürfte. Es scheint vielmehr die Konstanz des Brechungs- index zu beweisen, daß während des ganzen Verlaufes der Reaktion ein Gleichgewichtszustand besteht, der sich auch nicht ändert, wenn der Prozeß seine volle Höhe erreicht hat. Bekanntlich ist es in den letzten Jahren gelungen, [Croft Hill®), Emmerling?), Kastle und Löwenhart°®), Hanriot?) und Fischer und Armstrong®)], manche Fermentreaktionen dadurch als chemische Gleichgewichtszustände zu erweisen, daß die Umkehrbarkeit der Fermentwirkung, also die Synthese der aufgespaltenen Produkte, dargetan werden konnte. Und da scheint es besonders bemerkenswert, daß es Emmer- ling geglückt ist, die synthetische Wirkung eines Fermentes, der 22* 340 Friedr. Obermayer und Ernst P. Pick, Hefemaltase, gerade auf die Spaltungsprodukte des Amygdalins nachzuweisen, indem er aus Glykose und Mandelsäurenitrilglykosid ein wiederum durch Maltase spaltbares Amygdalin erhalten konnte. Es scheint aus unseren Versuchen hervorzugehen, daß für die synthetische Darstellung auch der übrigen Glykoside ähnlich günstige physikalische Vorbedingungen vorliegen. Bezüglich der Spaltung des Salicins mag es hier von Interesse sein, darauf hinzuweisen, daß die Verbrennungswärmen von Dextrose und Salicylalkohol nahezu gleich sind jener von Salicin, wie die Zu- sammenstellung von Herzog?) lehrt, daß sich also auch auf diesem Wege ein Gleichgewichtszustand zwischen Spaltungs- produkten und gespaltener Substanz nachweisen läßt. D. Säurespaltung des Phloridzins. Um den Einfluß der Säurespaltung eines Glykosids auf die Brechung zu prüfen, wählten wir die Zersetzung des Phloridzins durch Schwefelsäure. Die Versuche wurden derart angestellt, daß eine sorgfältig abge- messene Menge Phloridzin in einem Meßkölbchen mit 5 proz. H,SO, etwa 1 bis 1'/, Stunden bis zum Ausfallen des Phloretins auf dem Wasserbade unter Vermeidung von Verdunstung zersetzt wurde. Dann wurde die Lösung mit Lauge neutralisiert, mit Wasser bis zur Marke aufgefüllt und bestimmt. Als Kontrolle diente ein zweites Meßkölbchen mit gleicher Phloridzin- und Säuremenge, das in der Kälte belassen wurde, sonst aber genau derselben Behandlung unterlag wie das Reaktionsgemenge. 1. Versuch 0,6 g Phoridzin (Trommsdorff) wurden mit 25 ccm 5 proz. H,SO, in der angegebenen Weise gespalten, das ausgefallene Phloretin in Lauge gelöst und mit Wasser bis zur Marke des Meßkölbchens auf 50 ccm’ aufgefüllt. Das Kontrollkölbchen mit 20,6 g Phloridzin und 25 cem H,S04 wird mit der gleichen Menge Lauge und Wasser versetzt. Die Bes knanne bei 24,8° ausgeführt, ergibt: ae 640 38° 1,345806 a Ungespaltenes RR Ds 64% 39 1,345793 | Während das ungespaltene Phloridzin keine Reduktion aufwies, ergab die Zuckerbestimmung der aufgespaltenen Probe einen Prozentgehalt von 0,46 Proz. Zucker für die unverdünnte Lösung, was der theoretisch ab- spaltbar en Zuckermenge gleichkommt. Trotz der völligen Aufspaltung des Phloridzins war anscheinend keine wesentliche Änderung im Brechungsindex eingetreten. Dem segenüber muß ein zweiter Versuch angeführt werden, der in analoger Weise angestellt kein .so eindeutiges Resultat ergab. Über Veränderungen des Brechungsvermögens usw. 341 2. Versuch, 1,5 g Phloridzin wurden in 50 ccm 5proz. Schwefelsäure aufge- schwemmt, möglichst sorgfältig verteilt und die Flüssigkeit in 2 gleiche Teile geteilt. Die eine wird durch mehrere Stunden auf dem Wasserbade im Meßkölbehen unter der Kapillare gekocht, die andere bei Zimmer- temperatur belassen. Nachdem die Spaltung, wie das reichlich abgeschiedene Phloretin bewies, beendigt war, wurden beide Kölbehen gleichzeitig in gleicher Weise mit Natronlauge neutralisiert und mit Wasser auf 46 ccm aul- gefüllt; die gespaltene Lösung unterscheidet sich durch die dunkelbraune Farbe vor der hellgelb gefärbten Phloridzinlösung. Die Bestimmungen beider Lösungen wurden bei 26,2° ausgeführt und ergaben: ) 64° 36 1,345972 ‚. Ungespaltenes REN b) Phloridzin 64° 33 1,346221 | - Die Titration der beiden-Lösungen ergab, daß die gespaltene Phloridzin- lösung eine 0,55 proz. Zuckerlösung darstellte (die völlige Aufspaltung hätte _ einen Gehalt von 0,65 Proz. verlangt), während die ungespaltene Kontroll- probe 0,075 Proz. Zucker aufwies. a. Versuch. Derselbe ergab in der gleichen Versuchsanordnung wie der eben an- geführte für die beiden Lösungen folgende Werte: Ablesung bei 26°. a) Gespaltenes 64° 35‘ \ 1,346055 Phloridzin 64° 34’ 30” f b) Ungespaltenes | 64° 31’ 30" \ Phloridzin | 64° 32° | 1,346304 | Die beiden letzten Versuche zeigen, daß bei längerer Ein- wirkung der Säure das optische Gleichgewicht nicht mehr ge- wahrt bleibt, sondern daß eine Abnahme des Brechungsindex eintritt, welche die mögliche Fehlergrenze weit überschreitet. Mit Rücksicht auf den ersten Versuch muß gefolgert werden, daß die Änderung des Brechungsindex nicht zu: beziehen ist auf die Spaltung des Phloridzins in Glykose und Phloretin, sondern vielmehr auf sekundäre Umlagerungen eines dieser Spaltungs- produkte. Ein prinzipieller Unterschied zwischen Säure- und Fermentwirkung auf Glykoside scheint, soweit es sich aus dem Brechungsvermögen folgern läßt, nicht zu be- stehen. Die von E. Fr. Armstrong und R. J. Caldwell3°) ge- fundenen Differenzen zwischen Säure- und Enzymwirkung, die hauptsächlich in der quantitativen Leistungsfähigkeit beider ge- legen sind, werden durch unsere Befunde nicht berührt. 349 Friedr. Obermayer und Ernst P. Pick, IV. Spaltung der Eiweißkörper. A. Pepsin. 1. Pepsinverdauung des Rinderserums. 1.Versuch: | 75 ccm salzfrei dialysiertes Rinderserum wurden mit dem gleichen Volumen Ws n-Salzsäure versetzt; in 100 ccm dieser Mischung wurden 0,5 g eines gut wirksamen Pepsinpräparates (Pepsinum germanic.) gelöst. Unmittelbar nach Herstellung der Lösung, sodann in bestimmten möglichst kurz bemessenen Zeiträumen wurden der in den Thermostaten (40°) ein- gebrachten Verdauungsflüssigkeit Proben entnommen; vom 18./l. an wurde die Verdauungslösung dauernd im Brutschrank gehalten. Ablesungs- temperatur 24,9°. Entnahme der | Dauer der Brechungs- | Brechungs- \ k Probe Fermentwirkung| winkel index: Ki Bolort nach.der | > 7... 1: 16.1. 5h 35‘ nachm. Mischung 65° 50 1,33986 9. „.. 66 21° abends 46 Minuten 65° 50° 4 we Be 1 Std.56 Min. | 65° 50° ; DE as a N a : ne ee mp en > morgens, 5. 17.1.10b 30’morgens) 2 „ 56 „ | 65 50° » Lösung in der 6. m 11h 30° » 3.6 00 65° 50° ) ( Be 7.25. 512b80’nachm 247,1 36.4 65° 50' H Be hal Be 65° 51‘ 1,33978 8. 2 a ae lee Be og: 1,33986 |{ Nurschrspär- RNRBERFESHENE AO Bee a ee FE nn koagulier- 10. „ 6530’ abends |10 „ 56 „ 65° 50' 30" 1,33982 al 11. 5. „8n30° , da, Bor. 1 vool en 1,83936° | en bildung 19. -9h80t „18,86... | ‚66% 50r00u, ı.Baaea u 13. 18./I.10hmorgens |%6 „2% „ 65° 50° 1,33986 14. 19./l. 11!/sb vormitt. |51 „ 56 „ 65° 50° & 15. 90.0.1121, 7, RR ch 650 50° = 16. 21./L11!/ „ RE a 65° 50° R 17. 25./1. 11h : 8%24 Stunden | 65° 50° | : 18. 27./1. 11h , 1oxakee, 65° 50° k Die Tabelle zeigt, daß im Verlaufe der Verdauung, deren einzelne Phasen hier deshalb einer genauen Beobachtung unter- zogen worden waren, um eventuelle auf kleinere Zeiträume ver- teilte Schwankungen der optischen Eigenschaften genau feststellen zu können, innerhalb der Beobachtungszeit keine Änderung des Brechungsexponenten eintrat. Uber Veränderungen des Brechungsvermögens usw. 343 Man weiß aus den so gründlichen Untersuchungen von Zunz3!) über den Ablauf der peptischen Verdauung, daß die Pepsinwirkung schon in den ersten Stunden die durchgreifendsten Änderungen innerhalb des Eiweißmoleküls herbeiführt und wir konnten im Ver- laufe anderweitiger Untersuchungen, die wir mit Hilfe der Präzi- pitinimmunsera durchführten, feststellen, daß nahezu unmittelbar nach Zusammenbringen einer Eiweißlösung mit Pepsinsalzsäure längstens schon nach einer Minute infolge der Pepsinwirkung eine völlige Änderung des Eiweißes in biologischer Hinsicht eintritt. Und dennoch blieb hier, obwohl die qualitativen Reaktionen bereits nach 11stündiger Verdauung zeigten, daß koagulierbares Eiweiß nahezu völlig verschwunden war, die hefraktionsgröße in jeder Verdauungsphase durchaus enden, Um den Einfluß bei länger dauernder Einwirkung kennen zu lernen, wurden Versuche einerseits von möglichst langer, über ’/, Jahre ausgedehnter Beobachtungsdauer ausgeführt, andererseits ein möglichst wirksames Ferment in Anwendung gebracht. Als ein solches äußerst kräftig spaltendes Präparat erwies sich amerikanisches Pepsin Fairchild, von der Firma Borroughs Wellcome und Co. in London bezogen. Einige besonders instruktive Versuche seien im folgenden angeführt. 2. Versuch. 20 ccm salzfrei dialysierten Rinderserums werden mit dem gleichen Volumen !/ı n-Salzsäure versetzt und zu dieser Lösung wird 0,1 g Pepsin Fairchild, von dem 1 Teil 3000 Teile Eiweiß zu spalten vermag, zugefügt. Die Versuchsanordnung wie früher. Temperatur der Be- stimmungen 24,5°. Dauer der Ferment- wirkung Entnahme der Probe Brechungs- Brechungs- winkel | index Anmerkung 95./1. 05 ar $ | eng... Nach..der 65° 53° 1,539617 12h mittags Mischung | 26./1. 05 b) 125 vor- |24 Stunden | 65° 53‘ > mittags 97./1. 05 ) j ec) 11h vor- 47 Stunden | 65° 53° 30“ | 1,339577 Spuren von Acidalbu- mittags min, kein koagulables ar Eiw iß, it Essie- 28./1. 05 Be ea d) 12h vor- |72 Stunden | 65° 53° | 1.339617 keine Trübung;; Halb- mittags N sättigung mit Am- RT. 06 monsulfat keine Fäl- h 0 D u ..r . RN. e) 12h mittags 96 Stunden | 65° 53‘ 30“ | 1,339577 lung, bei Ganzsätti- 2 STEIN gung reichliche Fällung. 31./l. 05 050 N) joh we 144 Stunden | 65° 53° | 1,339617 ) 344 Friedr. Obermayer und Ernst P. Pick, Die zuletzt entnommene Probe enthält kein Acidalbumin mehr, kein koagulables Eiweiß, keine durch Halbsättigung mit Ammonsulfat aussalz- bare Albumosen; bei voller Sättigung mit Ammonsulfat und bei saurer Reaktion gelingt es nur spärliche feine Flocken auszufällen. Die Lösung enthält auch sonst nur eine Spur von Deuteroalbumosen. Man ersieht aus den angeführten Reaktionen, sowie aus dem quantitativen Verhalten der einzelnen Fraktionen, daß der Abbau des Rinderserums durch Pepsinsalzsäure nahezu vollständig war, während, wenn man von den geringen, in die Versuchsfehler- grenzen fallenden Nifferenzen absieht, der Brechungsindex nahezu konstant geblieben ist. 3. VEerBurch. 60 ccm frischen Rinderserums, 60 cem !/ı n-Salzsäure, in welcher diesmal 0,3 g Pepsin Fairchild gelöst worden waren. Temperatur der Ablesungen 24,8°. Dauer der ne da at ae Anmerkung LoD8 wirkung are Es EEE Var GES FREE EEE TEEN FA a RE A ET A Entnahme a) 20./I. 05 unmittelbar 1h mittags nach der Mischung 65° 25° 30” | 1,341863 SpurAcidalbumin,koagu- lables Eiweiß nicht mehr 21./l. 05 sicher nachweisbar, Essigs.-Ferroeyankalium b) 11h vor- 92 Stunden 65° 25° 1,341905 |erzeugt leichten flockigen 2 Niederschlag; ebenso mittags bei Ammonsulfatsätti- gung spärliche Flocken- bildung. 33 Tage |65° 24‘30"| 1,341946 c) 22.11. 05 11h mittags Keine Fällung mit Essig- säure-Ferr ocyankalium — essigsaurem Natron; d) 11./IIl. 05 oT \- Dr on en A 5 are 5 n' >» | monsulfat eine leichte 11h mittags 5 N Fällung, wie im Pepsin- räparat allein. Reichliche Fällung mit Tannin und: Essigsäure. 59 Tage 65° 24° 1,341988 Dor gleiche Befund. e) 20.11. 05 12h mittags | ) 29./III. 05 12h mittags 68 Tage 65° 95° 1.341905 Reichliche Gerbsäure- fällung in saurer Lösung. Die quantitative Analyse der Fraktionen, welche durch die Tannin- essigsäurefällung und nachfolgende Phosphorwolframsäurefällung erhalten worden waren, ist in nachstehender Tabelle zusammengestellt; Albumosen waren nur spurenweise vorhanden und konnten daher vernachlässigt werden. 345 Uber Veränderungen des Brechungsvermögens usw. Aus 50 cem Verdauungslösung wurde erhalten: 0,13475 g N oder 44,7 Proz. des Gesamt- N E Gerbsäure-Niederschlag ) 3. Phosphor-Wolframsäure- | Niederschlag ae gN ae 21,6 hr n e h hor-Wolf säure- g ee eat. 1015 8 N oder 36 5 nn | 4. Gesamt-N 0, .0,30100 g N 9 5 R Diese Zahlen entsprechen, wenn man die Summe der beiden ersten Fraktionen berechnet, nahezu vollkommen jenen, wie sie E. Zunz bei seinen Untersuchungen über den Verlauf der peptischen Eiweißspaltung, so z. B. beim kristallisierten Serumalbumin oder beim Euglobulin nach 30tägiger Verdauung erhalten hat und zeigen, daß das Serumeiweiß tatsächlich in die weitest abstehenden Spaltungsprodukte umgewandelt worden war, die eben durch das Pepsinferment noch erzeugt werden können. Trotzdem war während des ganzen Verlaufes der 68tägigen Verdauung der Brechungsexponent unverändert geblieben. 4.Versuch, 200 ccm nativen Rinderserums werden mit 200 ccm !/a n-Salzsäure ver- dünnt und mit 1g eines gut wirksamen Pepsins (Pepsinum germanic.) versetzt. Die Lösung wird sofort nach ihrer Herstellung (am 20. V. 04, 4 Uhr 30 Min.) mittels des Pulfrichschen Eintauchrefraktometers untersucht; hierauf bleibt sie gut verschlossen bis zum 26. XI. 04 — also !/s Jahr im Brutschrank und wird endlich am 13. II. 05, also nach ?/, Jahren, wiederum untersucht. Zur Kontrolle werden außerdem, um eventuelle Fehlerquellen, welche sich durch die erste, mit dem uns damals nur zur Verfügung stehenden Eintauchrefraktometer ausgeführte Bestimmung gegenüber den späteren, mit dem Pulfrichschen Apparate durchgeführten Untersuchungen er- geben konnten, auszuschließen, am 26. XI. 04 und i3. II. 05 mit frischem Rinderserum Verdauungslösungen von der Zusammensetzung der ersten, am 20. V. 04 bereiteten Mischung angesetzt. ' Die Resultate der Bestimmung waren folgende: Dauer der | Temperatur ® Brech - a en. Ferment- | während der a ee Anmerkung ne einwirkung | Ablesung ie ee EL A Er BEE NE ER EEE TREE RAR RER BEER EN JE RE BADER 4 1 NE EEE Entnahme nung a) 20./V. 04 sofort nach der 37° 34° 00‘ | mit dem Ein- ) Bring 1,34048 a Frage Bestimmung b) 26./XI. 04 1/, Jahr 37° 65° 40° LS067. oe Apparat K ‚ollä “ Entnahme c) 96.1XI. 04° sofort nach der > 65° 42° 1,340508 ] e® Herstellung Bestimmung 4 ‘ ra Fer t it ad a) 13/11. 05 | ®/, Jahr 24,8° 650 94° 1,341988 Pulfrich ee ” —— [| schen Kontrollösung | ‚Entnahme Apparat b‘ 3 /IT nz sofort nach der 24,8 5° 24' nos Polos nach des 65° 24 1,341988 |] 346 Friedr. Obermayer und Ernst P. Pick, Die qualitative Untersuchung einer am 26. XI. entnommenen Probe der Verdauungslösung ergab, daß kein koagulables Eiweiß in der Lösung mehr nachzuweisen war; die Essigsäure-Ferrocyankaliumprobe zeigt nach Zusatz eines Tropfens essigsauren Natrons nur eine leichte Trübung. Die am 13. II. 05 geprüften Proben verhielten sich folgendermaßen: Die Essigsäure-Ferrocyankaliumprobe ergibt auch nach vorherigem Zusatz von essigsaurem Natron geprüft nur leichte Trübung; nach Sättigung mit festem Ammonsulfat bei saurer Reaktion Abscheidung einer mäßig reichlichen Albumosenmenge; das Filtrat der mit Ammonsulfat gesättigten Lösung gibt dagegen auf Zusatz von Jodquecksilberkalium und Salzsäure eine reichliche Peptonfällung. Die quantitative Untersuchung erstreckte sich auf 1. die Menge des etwa noch vorhandenen koagulablen Eiweißes, 2. der gebildeten durch Zinksulfat bei saurer Reaktion aussalzbaren Albumosen, 3. auf den mit Gerbsäure und Essigsäure ausfällbaren und nicht mehr durch Salzsättigung fällbaren Körper*) (Polypeptide), 4. auf die mit Phosphorwolframsäure und Salzsäure fällbaren Peptone und Diaminosäuren und 5. auf die mit Phosphorwolframsäure und Salzsäure nicht fällbaren Aminosäuren. ‘ Die Bestimmungen wurden derart ausgeführt, daß in einer Portion der koagulable Eiweißstickstoff und im Filtrat der mit Zinksulfat fällbare Albumosenstickstoff nach Kjeldahl bestimmt wurde, in einer zweiten Portion die Gerbsäurefällung und in deren Filtrat wieder die Phosphor- wolframsäurefällung durchgeführt worden war; hierauf wurde der Stickstoff der beiden Fällungen und des Phosphorwolframsäurefiltrates bestimmt. ‘ Zur Kontrolle diente der in einer Probe bestimmte Gesamtstickstoff. Es ergab sich für 50 ccm der Verdauungsmischung vom 13. II: ‚e Koagulable Eiweißkörper 0,002275 g N oder 0,7 Ju desGesamt-N 2. Albumosen 0.0878. 1.2, „er RB 5 Polypeptid (durch Subtraktion 8. berechnet) 0,0868 » » „28,8 6 ” ” 4. Peptone und Diaminosäuren | 0,0892 „,„| „.1939% „ R B. Aminosäuren 0,0882" 1:5 ER ie Summe: 0,303975 g N oder 100,2 °/o Der Gesamtstickstoff beträgt: 0,30275 g N Vor der Verdauung war die Verteilung der koagulablen und nicht- koagulablen stickstoffhaltigen Produkte im angewandten Serum folgende: 10 cem enthielten 0,11375 g N koagulablen Eiweißes 0,003885 g N der Koagulation nicht zugänglicher Körper, ll. Pepsinverdauung des kristallisierten Eieralbumins. Nach Hofmeister dargestelltes, zweimal umkristallisiertes Eier- albumin wird 14 Tage lang gegen Hochquellwasser dialysiert; die so erhaltene konzentrierte salzfreie Eiweißlösung wird zu einem Teil mit Salz- *) Es ist uns gelungen, diese abiureten Körper, die bereits Zunz®l) gelegentlich der Kritik der -Effrontschen Albumosengerbsäurefällung er- wähnt, näher zu charakterisieren; wir behalten uns vor, darüber ausführlich zu berichten. Über Veränderungen des Brechungsvermögens usw. 347 säure versetzt, so daß der Gehalt 0,4 Proz. beträgt und mit 0,1 g Pepsin (Fairchild) der Verdauung bei Bruttemperatur überlassen, Die unmittelbar nach der Aufstellung und in bestimmten Zeitab- ständen ausgeführten Bestimmungen fanden sämtlich bei 24,9° statt. Dauer der Entnahme Fear: Brechungs- | Brechungs- Anmerkung der Probe . winkel index wirkung 14. u. 05 Probe unmittel- ae ee abends | "Sheahune | 05 S, we “ De 15./IL. 05 bares ne . . ® © PU 94 nr ® .e fi b) geh abenas | 28 Stunden | 66°3 1,33881 een | sekundäre & I | Albumosen. 6) 15 88 Stunden 66° 3° | e 22.1.0 | 5 TEN KEN 2 11h lege os x e) en ı 14 Tage | 66° 2° 30“ 1,33885 1II. Pepsinversuch mit Wittepepton, Aus dem folgenden Versuche ist weiter zu ersehen, daß die Pepsinsalzsäure auch bei direkter Einwirkung auf größere Albu- mosen- und Peptonmengen keine Änderung des Brechungsver- mögens herbeiführt. Der Versuch wurde derart angestellt, daß 50 ccm einer 7proz. Witte peptonlösung mit dem gleichen Volumen */, n-Salzsäure und 0,5 g Pepsin (Pepsin. germanic.) versetzt und vom 19. I. bis 11. II. im Brutschrank der Verdauung überlassen wurden; am 2. II. wurde ein Teil der Lösung neuerdings mit dem kräftiger wirkenden Pepsin Fairchild versetzt und weiter verdauen gelassen, Temperatur der Ablesungen 24,8°. (Siehe erste Tabelle auf S. 348.) Alle bisher mit Pepsinsalzsäure angestellten Versuche ergeben mit erstaunlicher Genauigkeit die Konstanz des Brechungsindex. Bei den zahlreichen chemischen Umsetzungen, die ja bei dem Zerfall des Eiweißes in die einfachsten Spaltungsprodukte nötig sind, muß dieses Verhalten einigermaßen überraschend erscheinen. Die Refraktion ist nach zahlreichen, äußerst exakten Unter- suchungen nicht allein eine von den additiven Eigenschaften eines Moleküls abhängige Größe, sondern sie ist, wie schon früher her- vorgehoben wurde, von den konstitutiven Eigenschaften im hohen Maße abhängig und mit diesen äußerst veränderlich; je größer die 348 Friedr. Obermayer und Ernst P. Pick, Mannigfaltigkeit der Bindungsmöglichkeiten ist, umso wechselnder gestaltet sich das Brechungsvermögen. Und gerade da bieten nach den Untersuchungen von Brühl die Stickstoftverbindaie a das wechselvollste Verhalten. Dauer der Entnahme der | erment. | Brechungs- Breehungs: 2 S Probe wirkung winkel index Unmittelbar 19.]. nach der Zi Ey A) gh30Min.abends| Herstellung | 9% 4 1,340346 entnommen b)=G : 25.1. 161/e Stunden) 65° 45° | 1,840265 | noch reieklich prir- ';:11 vormittags Br märe’ Alkeımiens ö 29, I. Primäre Albumosen ©)Z 12h mittags 113 la » 5) ” mE In De VOX- 2.1. Spuren primärer Drink vormittags er p » Album und Er 3 a sehr geringe Eu Mengen sekun- e) 1h la S] 15» ” ” därer Albumosen 1 8 f) 11h ee TI. y = Der gleiche Befund E 13./1. 5 8) jıh vormittags Mu ® ” Ä 2 5 "FELL SNEE: u. 11h vormittags 0» n 2 € i g Der am 2. Il. mit Pepsin Fairchild aufgestellte Anteil der Ver- dauungslösung ergab folgendes: Entnahme Dauer der Brechungs-| Brechungs- ; } je Anmerkung der Probe Fermentwirkung winkel index 2 1 Entnommen un- | a) Be mittelbar nach der | 69° 41‘ 30° | 1,340548 12h mittags Me a , ER 4. N: primären Ju 0 ‘ bumosen, Spuren . b) 12h mittags 2 Tage 65° 41° 30" ” sekundärer Albu- ER {9 ER mosen IR [ ei Be 8./I. Albumosen, bei c) : Gr 65° 41’ 1,340589 |) voller Sättig. mit 12h mittags / ; ) Ammonsulfat worst ER Pi leichte flock. Fällg., 13/1 deren DE gi ./Al. - mit Jodquecksilber- d) 12h mittags Un 65° 41 » kalium und HCl (reisnitehe Fällung | Man hätte von vornherein erwarten dürfen, daß insbeson- dere der Abbau der hochmolekularen Stickstoffverbindungen, wie sie ja von den Eiweißkörpern dargestellt werden, in die ein- N De he a A NER AI a Uber Veränderungen des Brechungsvermögens usw. 349 fachsten Spaltungsprodukte — ein Vorgang, der abgesehen von den Veränderungen im C- und O-Bindungsvermögen nach bisherigen Vorstellungen die Stickstoffradikale in ihren Beziehungen zum Gesamtmolekül bedeutend verändert — ausgeprägte Schwankungen im Brechungsvermögen herbeiführt. Nichts von alledem ist der Fall; vielmehr beweisen unsere Versuche, daß die proteolytische Wirkung des Pepsins dadurch charakterisiert ist, daß die Summe der Breehungsexponenten der gebildeten Spaltungsprodukte gleich ist dem Brechungs- exponenten des ungespaltenen Eiweißkörpers oder daß das Pepsin stets nur derart wirkt, daß der Brechungsexponent konstant bleibt. Ist es vorläufig bei der großen Reihe kaum übersehbarer Prozesse, die bei der Verdauung von Eiweißkörpern nebenein- anderlaufen, wohl nicht möglich, diese Tatsache mit irgendwelchen bestimmten Vorstellungen über die Konfiguration des Eiweiß- moleküls zu verbinden, so sei es wenigstens gestattet, auf zwei Möglichkeiten hınzudeuten, die bei der Diskussion dieses merk- würdigen Verhaltens des Brechungsindex in Frage kommen könnten. Es wäre zunächst möglich, daß wir es hier nur mit emer Resultierenden verschiedener nach entgegengesetzten Richtungen wirkender optischen Kräfte zu tun hätten und daß etwa jede Ver- minderung des Brechungsvermögens ausgeglichen würde durch eine an anderer Stelle sich abspielende Umlagerung, die eine ebenso große Vergrößerung der brechenden Kraft zur Folge hätte. Etwas Ähnliches findet ja bei dem Einflusse der Pepsin- salzsäureverdauung auf die elektrische Leitungsfähigkeit und die Gefrierpunktsdepression statt, bei welcher der durch das Ferment hervorgebrachte Einfluß durch die Wirkung der Salzsäure. völlig aufgehoben erscheint. Ein solches Verhalten kommt bei der Re- fraktion freilich nicht in Betracht, zumal, wie aus den später anzuführenden Versuchen hervorgeht, die Salzsäure unter den bei der Pepsinwirkung obwaltenden Verhältnissen das Brechungsver- mögen völlig unbeeinflußt läßt. Auch scheint es im Hinblick auf die große Empfindlichkeit der Methode nicht sehr wahrscheinlich, daß bei der entgegen- gerichteten Wirkung verschiedener er, angreifender Kräfte die Resultante nicht Schwankungen im Verlaufe der Spaltung ausgesetzt wäre; speziell aus den Stundenversuchen (Versuch I, 1) geht aber die selbst über die geringsten : Schwankungen nicht hinausgehende Unveränderlichkeit des Brechungsindex hervor. 350 Friedr. Obermayer und Ernst P. Pick, Es muß daher vielmehr an die Möglichkeit gedacht werden, daß die Wirkung des Pepsins nicht mit kompli- zierten, konstitutiven Umlagerungen verbunden ist, sondern daß sie ausschließlich präformierte Gruppen, die mit einander in einem nicht allzu- festen Zusammenhange stehen, lockert oder von einander loslöst, so daß die Änderungen des Bindungsver- mögens nach der Spaltung nicht hinreichen, um das optische Gleich- gewicht zu ändern. Daß diese Eigenschaft des Pepsins einen grundlegenden Unter- schied gegenüber der tryptischen Wirkung, sowie der durch Bak- terien hervorgebrachten Proteolyse bedeutet, geht aus den fol- genden Versuchen hervor. B. Trypsin. Zu den nachfolgend angeführten Versuchen wurde ein äußerst kräftig wirksames Grüblersches Trypsin verwendet. Es braucht nicht besonders betont zu werden, daß es sich dabei nicht um ein einheitliches Ferment handelte. Wie gerade die jüngsten Untersuchungen von L. Pollak®2) lehren, ist das „Irypsin“ regel- mäßig ein Gemenge verschiedener Fermente. Inwiefern hierbei das Erepsin in Frage kam,. soll vorläufig offen gelassen werden. Unser Präparat zeigte insbesonders eine kräftige Wirkung auf Wittes Pepton. Da die Verdauungslösungen stets mit 0,4proz. Soda angesetzt wurden, war zunächst nötig, festzustellen, ob die Sodalösung an und für sich mit Eiweißkörpern zusammengebracht, bei längerer Einwirkung auf dieselben den Brechungsexponenten zu beein- flussen vermag und ferner, ob die Sodatrypsinlösung für sich bei längerem Stehen keine optische Änderung erfährt, zumal da unser Trypsinpräparat zwar nur spurenweise koagulables Eiweiß, aber merkliche Mengen Albumosen enthielt und eine blauviolette Biuret- reaktion gab. Die angestellten Versuche ergaben, daß weder in dem einen noch in dem andern Falle eine merkliche Beeinflussung des Brechungsexponenten stattfand, trotzdem des öfteren Entweichen von Ammoniak durch Blaufärbung des angefeuchteten über die Flüssigkeit gehaltenen Lackmuspapiers konstatiert werden konnte. 1. Kontrollversuch. 830 ccm Rinderserums werden mit der gleichen Menge 0,8 proz. Soda- lösung gemischt, von den ausgeschiedenen Phosphaten abfiltriert, mit Toluol versetzt und in den Brutschrank eingestellt. Über Veränderungen des Brechungsvermögens usw. 351 Die refraktometrische Bestimmung findet bei 24,8° statt. Entnahme der Dauer der Soda- Brechungs- Brechungs- r Probe wirkung winkel index a) 14./I. 6h abend | nach 65° 56° 1,339374 b) 18./1.11?/,h mittags 3%/, Tage 65° 56° u c) 26./.11!,h „, RER 65° 56° i d) 11/19 , BB rt 65° 57° 1,339293 2. Kontrollversuch. 34 ccm einer 10proz. Wittepeptonlösung werden mit 0,8proz. Soda- lösung zu gleichen Teilen versetzt und unter Toluol im Brutschrank gehalten. Temperatur der Ablesungen 24,8°. Entnahme der | Dauer der Soda- Brechungs- Brechungs- Probe wirkung winkel index Bi, 19h mittags | Onmittelbar nach Her.| g50' 994 1,342154 stellung der Lösung b) 1./ll. 4unachmitt| 4 Stunden 65° 92% ‚ ec) 11/1. Th abends| 10 Tage 65° 21° 30” 1.342195 d) 18,/l. 11h vormitt| 12 „ 65° 91‘ 1,342247 3. Kontrollversuch. In 15 cem 0,4proz. Sodalösung werden 0,2 g Trypsin Grübler gelöst und die Flüssigkeit unter Toluol im Brutschrank 10 Wochen ge- halten. Ablesungstemperatur 24,8°. Entnahme der Dauer der Soda- | Brechungs- | Brechungs- Probe wirkung winkel index Unmittelbar nach | h . m u a) 14./I. 7b abends der Herstellung 66° 47' 30 1,335267 b) 15./II. 6& abends 23 Stunden 66° 48‘ 1,335238 c) 29./IV. 6h abends 10 Wochen 66° 48 1,335238 Es kann somit nach den angeführten Versuchen die Ein- wirkung der alkalischen Reaktion unserer Verdauungslösungen auf den Brechungsindex füglich ausgeschlossen werden, I. Trypsinwirkung auf trypsinfestes Rinderserum und Eierklar. 1: Versuch. 50 cem dialysierten Rinderserums wurden mit dem gleichen Volumen 0,8proz. Sodalösung, in welcher 05 g Grüblersches Trypsin gelöst worden war, versetzt, in den Brutschrank eingestellt und wie früher ge- prüft; die Ablesung erfolgte bei 24,8°, 359 | Friedr. Obermayer und Ernst P. Pick, Entnahme der | a u Brechungs- Brechungs- Be erment- nl ind Anmerkung g wirkung er MEERES PFUER DEREN ET PER BAER | Ne Unmittelbar 14./1. 05 nach Her- 5 2) 6h abends stellung der N 1,8306 Lösung be 101 Tage | Bn0BL.-) 1.880770 R 29, I. 05 h en Massenhaft koagu- c) Br abends 39 ” 6551780 1,339738 |aties a EEE e 2 ie —f keine Spaltungs- d) 29. m. 05 a FE NR DL SUN sn | produkte nach- ; weisen 2-Versuch: 25 cem dialysierten Rinderserums mit 25 ccm 0,8proz. Sodalösung und 0,3 8 Trypsin Grübler werden der Verdauung bei Bruttemperatur ausgesetzt und in gewohnter Weise untersucht. Ablesungstemperatur. »4,8 bis 24,9°. Entnahme der Dauer der Erecbiiheh- örechunge Probe Ferment- winkel index Aue wirkung | Entnahme % 3 | 22./11. 05 sofort nach 650 54 1.339536 6h abends | Herstellung der Lösung b) 94/11. 05 11h vormittags 25./11. 05 ‚ogu g Massenhaft koagu- 17 Stunden | 65°52°30“ | 1,339657 me %) jgh mittags |® > 65°53‘30“ | 1,339576 gb mittags | 6 Tage | 65° 50° | 1.880506 | Mankiaan naar 29./1l. 05 BEER sul Se 2 nun 7 | a Die beiden Versuche zeigen übereinstimmend, daß in dem einen Falle während 74tägiger Verdauung, in dem anderen während 7tägiger Verdauung keine Änderung der refrakto- metrischen Werte, ebensowenig wie eine Änderung des Bestandes an koagulablem Eiweiß eingetreten ist. Ein mit nativem Eierklar angestellter analoger Versuch hatte das gleiche Resultat. Wir haben es hier in beiden Fällen mit der bekannten Re- sistenz der Blutsera gegenüber Trypsinwirkung zu tun. Diese sogenannte antifermentative Wirkung kann auf diese Weise un- gemein schön demonstriert werden und es hat uns die hier / FEW 7 9 Eee 2 Über Veränderungen des Brechungsvermögens usw. 353 eingeschlagene Methode in sehr exakter Weise erlaubt, die bisher völlig dunkle Wirkungsweise dieses Antifermentes auf das Trypsin näher zu untersuchen, worüber wir demnächst ge- sondert berichten wollen. Wir möchten außerdem nur kurz darauf verweisen, daß die beiden Versuchsreihen gegenüber den später anzuführenden als weitere Kontrollversuche verwendet werden können. II. Trypsinwirkung auf dialysiertes und inaktiviertes Rinderserum. Gegen Hochquellwasser dialysiertes Rinderserum wurde vom 9. I. bis 5. II. gegen destilliertes Wasser dialysiert und durch Erhitzen auf etwa 80° inaktiviert. Dieses Serum wurde mit dem gleichen Volumen 0,8 proz. Soda- lösung verdünnt und nach Zusatz von 0,2 g Trypsin unter Toluol in den Brutschrank gebracht. Die entnommenen Proben wurden bei 24,7 bis 24,8° bestimmt. Dauer der | L am | ne! BIBunS® Brechungs Anmerkung er Probe wirkung winkel exponent Sofort nach = liess ee 86°37° | | 1.836087 nommen 8./IL. IRUcH REN D. RR 94 Stunden | 66° 35 ER N ©) 11h mittags | 4 Tage | 66° 35‘ i Reichlich koagulables Eiweiß, keine Albu- d) 16./. 9 66° 35° mosen u. Peptone. Fil- 11h! mittags \ D) D) trat d.Gerbsäurefällung gibt reichl. Phosphor- wolframsäurefällung e) hey. rer 66° 34'30” 1,336294 | Man ersieht aus diesem Versuche, daß bereits nach 24 stündiger Verdauungsdauer der Brechungsexponent merklich erhöht ist, um . sich durch längere Zeit entsprechend dem geringen Fortschritte der Verdauung auf gleicher Höhe zu halten. Der Versuch zeigt aber auch, daß das inaktivierte Serum noch immer große Trypsinfestigkeit besitzt wie dies auch aus den Untersuchungen von Oppenheimer und Aron°3) hervorgeht. Wir haben daher unsere Versuche an geeigneterem Materiale wiederholt. UI. Trypsinwirkung auf natives Pferdeserum. Pferdeserum mit gleichem Volumen 0,8 proz. NaCl-Lösung verdünnt, als auch unverdünnt, hatte sich in Vorversuchen als wenig trypsinfest erwiesen, Es wurden dementsprechend zwei Versuche aufgestellt, in denen ein- mal unverdünntes, das anderemal mit Kochsalz zur Hälfte verdünntes Beitr, z. chem, Physiologie. VII, 23 354 Friedr. Obermayer und Ernst P. Pick, Pferdeserum mit je 0,2g Trypsin und entsprechender Sodamenge zur Ver- wendung gelangte. Die Versuche ergaben bei 24,8°: 1. Unverdünntes Serum. Entnahme der Probe Dauer der Ferment- Brechungs- winkel Brechungs- index Anmerkung wirkung 10./IV. 05 Sofort nach r T 2 A ee ME RE RL, 37 Stunden | 63°95'30*| 1,351974 | Kiweißes ist nicht 11h vormittags mehr koagulabel 2. Verdünntes Serum. 10./IV. ee: 34314 | 2 9h abends ee 1; 12:N. < 0 / € d) 10h vormittags 37 Stunden | 65°7 1,343389 13./IV. F Derselbe Befund e) 7h abends 70 e 65° 5 | 1,343555 oe bet In beiden Fällen hat der Brechungsexponent relativ bedeutend zugenommen, in dem einen Falle um 49 Einheiten, in dem andern um 41,5 Einheiten der 4. u. 5. Dezimale, wiewohl noch immer nicht alle koagulierbare Substanz aufgespalten worden war. IV. Trypsinwirkung auf Eierklar und kristallisiertes Ovalbumin. 1. Versuch mit Bierklar., Um Eierklar seiner Trypsinfestigkeit zu berauben, wurde das aus zwei Eiern gewonnene Eiweiß mit dem gleichen Volumen destillierten H,O ver- dünnt, vorsichtig mit Essigsäure angesäuert, von dem ausgefallenen Ovomucin abfiltriert und das Filtrat durch Zusatz von Soda auf einen Gehalt von 0,4 Proz. gebracht. In 55 ccm dieser Lösung wurden 0,5 g Trypsin gelöst und die Flüssigkeit bei Bruttemperatur der Verdauung überlassen. Die entnommenen Proben wurden bei 24,8° refraktometrisch bestimmt. Entnahme der Dauer der Ferment- | Brechungs- | Brechungs- Probe wirkung winkel index E h mittao« |8ofort nach derAuf- ; a) 25./1I. 124 mittags stellung entnommen 64° 45 1,34522 b) 28/1. 3 Tage 64° 39' 1,345723 Die in3 Tagen infolge der Verdauung eingetretene Erhöhung des Brechungsexponenten beträgt hier 50,3 Einheiten der beiden letzten Dezimalen. 2, Versuch mit kristallisiertem Ovalbumin. Zweimal umkristallisiertes und behufs Entfernung von Ammonsulfat ddialysiertes Ovalbumin wird mit Soda alkalisch gemacht, so daß die Lösung 0,4 Proz. Soda enthält und 15 ccm dieser Lösung werden mit 0,2 g Trypsin a re N he 355 Über Veränderungen des Brechungsvermögens usw. Grübler entnommenen versetzt und bei 37° verdauen gelassen, Die Proben Be bei 24,9 Pot und zeigen folgendes: Dauer der ı nen. rechne Brechungs- H = Entnahme deı Anmerkung Probe wirkung winkel index m 00 lee a) 14./ll. 05 6h abends 15./Il. 05 6h abends Entnahme un- mittelbar nach dem Ferment- zusatz 65 9 54' 30“ 1,339495 24 Stunden 65 ° 47' 30" 1,340062 18./il. 05 4 Tage 65° 48° weißes, 1,340022 Spuren koagulierbaren Ki- keine Albumosen, reichliche Fällung mit Tan- | ninessigsäure und in deren 'F iltrat mäßige Phosphorwolt- h vormi R 11" vormittags ramsäurefällung. | Wurstersche Chinon- | reaktion positiv Innerhalb 24 Stunden schnellt der Brechungsexponent in die Höhe, ohne sich im weiteren Verlaufe der Verdauung zu ändern. Die Zunahme des Brechungsexponenten beträgt 52,7 Einheiten der beiden letzten Dezimalen. V. Trypsinwirkung auf Wittepepton. 1. Versuchsreihe. Stundenversuch. 20 ccm 10 proz. Wittepeptonlösung werden mit dem gleichen Volumen 0,8proz. Sodalösung und 0,2 g Trypsin versetzt. Von dieser Mischung wird zur sofortigen Bestimmung eine Probe entnommen und die restliche Flüssigkeit zum Teil in ein bei 40° reguliertes Wasserbad eingestellt, zum Teil bei Zimmertemperatur belassen. Temperatur der Bestimmungen 25°. a) Bei Bruttemperatur gehaltene Verdauungslösung. Brechungs- | index Dauer der Fer- mentwirkung Entnahme der Probe 3./I. 05 | 10h 41‘ vormittags Brechungs- ; Anmerkung winkel 5 sotort nach der Herstellung ent- nommen a) 65° 15° 30" | 1,342689 3/11. 05 11h 15° vormittags mosen mehr weisbar b) 34 Minuten 65° 14' 30" 1,342771 Keine primären Albu- nach- 3./. 05 11h 45° vormittags 1 Stund. 4Min. | 65° 13‘ 30° 1,342853 3./1I. 05 12h 45’ nachmittags 65° 13‘ WD 1,342894 Bei voller Sättigung mit Ammonsultat nur Spuren von Albu- mosen aussalzbar 3./IL. 05 nachmittags 65° 12° 1,342976 ®) Inas 3/1. 05 D 4h 45° Dachmittag 6 5% 65°11‘30”65°12‘ 1,342986 Fällung Keine Albumosen mehr nachweisbar, mit Tannin reichliche 4./1. 05 9) j1h vormittags |? 19 „ | 65°9’ 30“ | 1,34818 23* 356 Friedr. Obermayer und Ernst P. Pick, b) Die bei Zimmertemperatur gehaltene Verdauungslösung. 3./11. ER m: der yarage | a) j0h4r' vormittags nn 65° 15° 30° | 1,342689 5 3.1: 30 Minut 650 14° 30° Keine primären, nur ) 11h 11° vormittags annulen 0 heul Deu 8./. R WR = C) 4h 11‘ nachmittags 5Stund.30Min.| 65° 10 1,34314 4./1l. Be d) 113/sh vormittags 24, 0049 65° 7 1,343389 Beide Versuche zeigen, daß zwischen der Einwirkung der tryptischen und der peptischen Verdauung ein großer Unterschied besteht. Bei tryptischer Verdauung ist bereits nach '/. Stunde, ja sogar, wie ein dritter Versuch uns lehrte, nach '/s Stunde ein deutlicher Ausschlag im Sinne der Erhöhung der Brechung zu verzeichnen, der allmählich zunimmt. Die Erhöhung der Refraktion betrug in dem einen Falle 49,1, in dem anderen 70 Einheiten der 4. u. 5. Dezimalstelle. Bemerkenswert erscheint, daß die tryptische Wirkung bei Zimmertemperatur ebenso kräftig ıst, wie ‚bei Bruttemperatur. Wir sahen binnen zwei lagen in Proben, die bei Zimmertemperatur der Trypsinwirkung ausgesetzt waren, reichliche Mengen Tyrosins sıch ablagern. Die primären Albumosen schwinden bereits inner- halb der ersten halben Stunde nahezu völlig, die sekundären Albu- mosen zum größten Teile bereits nach 2 Stunden. 9. Versuchsreihe. 200 ccm Verdauungsflüssigkeit wurden in der Weise hergestellt, daß 100 cem 10 proz. Wittepeptonlösung mit dem gleichen Volumen 0,8 proz. Sodalösung verdünnt und mit 2g Grüblerschen Trypsins versetzt wurden. Das Ganze wurde klar filtriert und 50 cem sofort über der Flamme erhitzt. Der Rest wurde derart verarbeitet, daß ein Teil einer kurzdauernden, ein zweiter Teil einer länger dauernden Verdauung im Brutschrank ausgesetzt wurde. Um die durch das Trypsin herbeigeführten Anderungen genau ver- folgen zu können, wurde am Schluß des Versuches jede der Lösungen der fraktionierten Fällung mit Zinksulfat, Gerbsäure und Phosphorwolf- ramsäure unterzogen. Die Zinksulfatfällung wurde stets in einer besonderen Portion vorgenommen. Die auf die Polypeptidfraktion entfallenden Werte wurden wie bei den Pepsinversuchen durch Subtraktion der Werte für den Tannin- und Zinksulfatniederschlag gewonnen, wobei die unmittelbar nach der Mischung erhitzte Probe die Kontrollzahlen lieferte. Temperatur der Be- stimmungen 24,8", Uber Veränderungen des Brechungsvermögens usw. 357 Entnahme der ee 'Brechungs-' Brechungs-) DR N Probe wirkung winkel | exponent | e eE F 98./11. ‚Sofort nach TRY a) A abonıde eh 65° 8 1,3543306 b) FR anfing 16 Stunden | 65° 2° | 1,343804 e) natlars 11 Tage 65° 1° | 1,343887 ; FEN | Durch Salzsätti- R gung mit Ammon- d) 93,111. 233. Babe nasse Dean Albumosen nach- | | weisbar Wir sehen, daß die bedeutendsten Veränderungen im Brechungs- vermögen innerhalb der ersten Stunden eintreten und daß dann selbst die durch Wochen fortgesetzte Verdauung den Brechungs- exponenten nur unwesentlich zu beeinflussen vermag. Stellt man die Ergebnisse der letzten Versuchsreihen derart graphisch dar, daß man die Verdauungszeiten auf die Abszissenaxe, die zuge- hörigen Brechungsexponenten auf die Ordinatenaxe aufträgt, so ergeben sich folgende Kurven. _ —— — _— —_ a —_— .— — —_ —— —_ —— 0 1,342689 { 22 a3 Na 08 OT 12.Stwnde 18. Stunde 24,Stunda 1,343306 —-—- 23 Tag. 24 Tag- Die durchgezogene Kurve bezieht sich auf den Stundenversuch la; die gestrichelte auf den Stundenversuch 1b, während die gestrichelt-punktierte Kurve dem Versuche 2 angehört. Die auf der Abszissenaxe verzeich- neten Zahlen bedeuten Tage. Man sieht ohne weiteres, daß die Zunahme des Brechungs- vermögens entsprechend einer hyperbelartigen Kurve verläuft, die zu Beginn der Verdauung steil ansteigt, um sehr bald einen Ruhe- punkt zu gewinnen. 5 Friedr. Obermayer und Ernst P. Pick, Bei weiterem Studium wird sich zeigen müssen, ob diese bei zahlreichen anderen Versuchen stets beobachtete Erscheinung als Gesetz aufzufassen ist. Über das quantitative Verhältnis der gebildeten Spaltungs- produkte geben die nachfolgenden Analysen einen Überblick. Sie wurden ausgeführt: 1. Mit 50 ccm der sofort nach Zusatz von Trypsin entnommenen gekochten Probe: diese Zahlen ermöglichen daher einen Vergleich mit ungespaltenem Wittepepton. 2. Mit 50 cem der nur 16 Stunden verdauten Wittepeptonlösung vom Expon. 1,343804 und endlich 3. mit 56 ccm der bis zum 13. Ill. verdauten Lösung vom Expon. 1,343887. Albu- Poly- | Peptone | Amino- G EN mosen-N | peptid-N \undBasen, säuren | u | Gramm N| 0,2948 g | 0,0468 & | 0,02799 g | 0,06705 g +3664 & ; £ : In 50 ccm Wittepepton mit || in SEE par at EI Fr Trypsin gekocht |1702. des | 47 3 Proz.| 10,7 Proz.| 6,4 Proz. | 15 Pro; > Gesamt-N| 679 2.| 10,7 Proz.| 6,4 Proz. | 15,3 Proz.| 99,9 Proz. Wittepepton nach Gramm N)0,02468 g | 0,06038 8 | 0,12582 g | 0,2247 g in Bee 16stündiger 27 " f Teypsinverdauung | ac, 8 |3,6 Proz. | 13,8 Proz. 28,9 Proz. 51,5 Proz. 59,8 Proz. ME“ 0 ar i o „| 0,51065 & wilonertonleune Gramm N 0,0791 8 | 0,07035 8 | 0,3612 g InSezen nach 23tägiger en 2 en 0 15,5 Proz.| 13,7 Proz.| 70,7 Proz.| 99,9 Proz. Es war sonach, wie die Tabelle zeigt, bereits nach 16 Stunden der größte Teil des Wittepeptons einer ganz bedeutenden Um- wandlung unterlegen*), die namentlich die Albumosen, Amino- säuren und Pepton-Basenfraktion betrifft, während die Gerbsäure- fällung abiureter Körper nur langsam zunahm; in dieser Phase erfolgt die bedeutendste Zunahme des Brechungskoeffizienten. Doch ist damit die Trypsinwirkung bei weitem nicht erschöpft. Wir sehen vielmehr, daß vom 1. III. bis 23. III. noch ganz bedeutende Wandlungen stattgefunden haben, insbesondere in der Pepton- basen- und der Aminosäurengruppe. Trotzdem ist eine weitere Änderung des Brechungsexponenten nahezu ausgeblieben. Es haben sich also die meisten Vorgänge, welche geeignet sind, die Erhöhung des Brechungsexponenten herbeizuführen, bereits in den ersten Stunden der Fermentwirkung abgespielt und die restlichen Körper, welche etwa bei genügender Konzentration einen Einfluß auf den Brechungsexponenten ausüben könnten, sind in zu ge- *, Die ausführliche Diskussion der hier angegebenen analytischen Daten und der für die Eiweißspaltung sich daran knüpfenden Ergebnisse behalten wir uns noch vor. Uber Veränderungen des Brechungsvermögens usw. 359 ringer Menge vorhanden, um diesen geltend zu machen; die weitere Umwandlung betrifft ausschließlich Prozesse, welche das optische Gleichgewicht nicht zu stören vermögen. Dies scheint jedoch nicht allein an dem Verschwinden der Albumosen, welche im Verlaufe der 16stündigen Verdauung aller- dings die gewaltigste Veränderung (von 67,5 Proz. auf 5,6 Proz.) erfahren haben, oder anderer bekannter Derivate gelegen zu sein, wie sich mit großer Wahrscheinlichkeit aus später angeführten Versuchen ergibt. Vielmehr ist daran zu denken, daß das slrypsin® — richtiger eine darin enthaltene be- stimmte Fermentkomponente — neben der dem Pepsin entsprechenden hydrolytischen Spaltung noch eine weitere tiefergehende, „konstitutive* Veränderung veranlaßt, als deren Ausdruck die Erhöhung des Brechungsvermögens anzusehen wäre. Die Empfindlichkeit, mit welcher die konstitutiven Unter- schiede, auf welche unsere Differenzen hinweisen, angezeigt werden, waren wir bei unserem Materiale aus naheliegenden Gründen nicht in der Lage zu prüfen. Sie geht aber zur Genüge aus den an anderen Materialien gewonnenen Erfahrungen der Autoren hervor. Doch versuchten wir es, in den nachfolgenden Unter- suchungen uns über die Abhängigkeit des Ausschlages von dem Verdünnungsgrade des Wittepeptons, da die Größe des Brechungs- vermögens mit der Verdünnung abnimmt, als auch von der Fermentmenge zu orientieren. s.Versuchsreihe: Einfluß der Verdünnung des Wittepeptons bei gleicher Fermentmenge der Verdauungsgemische auf den Brechungsindex. 10 proz. Wittepeptonlösung wurde soweit mit Wasser verdünnt, daß stets bei gleichem Volumen (30 ccm), bei gleichem Soda- (0,4 Proz.) und Trypsingehalt (0,3 g) die Lösung 10, 5, 2!%, 1 und 0,5 Proz. an Witte- pepton enthielt. Die Lösungen wurden sofort nach Herstellung und hierauf nach 24stündigem Aufenthalte im Brutschrank untersucht. Ablesung bei 24,9°. 1. 10 proz. Witte peptonlösung. Brechungs- | Brechungs- | Erhöhung d. Brechungs- winkel index exponenten um: Vor der Ferment- j anne 63° 20 1,35243 |] E 64, Nach 24 stündiger Fermentwirkung ı 63° 12'30° | 1,353075 360 Friedr. Obermayer und Ernst P. Pick, 2. 5proz. Wittepeptonlösung. Brechungs- | Brechungs- | Erhöhung d. Brechungs- winkel index exponenten um: Vor der Ferment- ; = ne 65° 5 1,343555 | Ba ne ( 41,5 Nach 24 stündiger ’ h Fermentwirkung eh ae ) 3. 2,5proz. Wittepeptonlösung. Vor der Ferment- ; | ae 65% 59 1,339131 | ar Nach 24stündiger i { If h Fermentwirkung DA 29% J 4. 1proz. Wittepeptonlösung. Vor der Ferment- tee | ß wirkung 66° 30° 30 1,33661 mn mn m 00 Nach 24stündiger 66° 29/30” | 1,33669 Fermentwirkung | 5. 0,5 proz. Witte peptonlösung. ae 66° 43 1,335623 |] ae er ee, Fermentwirkung 66° 4% 1,335662 4 Nach 29tägiger vopdı | Fermentwirkung 66° 42730 I9Bnb6a ) Man ersieht aus dem Angeführten, daß die Erhöhung des Brechungsindex mit der Konzentration steigt, bei verdünnten Lösungen kleiner wird und bereits bei einer lproz. Witte pepton- lösung nur sehr gering ist; an einer '/ proz. Witte peptonlösung ist selbst nach mehrwöchentlicher Trypsineinwirkung kein Einfluß auf die Brechung mehr erkennbar. 4. Versuchsreihe, | Einfluß der Fermentmenge auf den Brechungsindex der Verdauungsgemische, Zu je 40 ccm 5proz. Wittepeptonlösung von 0,4proz. Gehalt Soda werden 0,1 8, 0,05 g und 0,025 g Trypsin gesetzt, die Lösungen klar filtriert und sowohl unmittelbar nach der Herstellung, als nach 24 stündiger Einwirkung bei 40° geprüft. Ablesungstemperatur 24,9°. Über Veränderungen des Brechungsvermögens usw. 361 Trypsin- Dauer der Brechungs- | Brechungs- | Erhöhung ur ; : ı Brechungs gehalt Fermentwirkung winkel index index | Vor der n ’ 4 | Fermentwirkung | 6°° ®1 1,342237 || ee x oe Sr Ar ac stündiger | as 0 ıp: ( Fermentwirkung 65° 16 1,342648 ) Vor der a . [ Fermentwirkung 65° 24 1,341988 | A, Fe | Nach 24stündiger Be. 0,05 8 | Fermentwirkung | 6° 20'830“ | 1.342279 ) Nach 48stündiger ; | Fermentwirkung a | 1,84252 Vor der Ze: r [ Fermentwirkung 65° 13750 1,342855 ) e»s \| Nach 24stündiger He ( I \ Fermentwirkung 65° 11 au: 1,849017 ) Es zeigt sich somit, daß auch mit der Verminderung der Konzentration des Trypsins bei gleichbleibender Konzentration der Eiweißlösung in gleichen Zeiten die Wirkung abnimmt; man hat darin ein bequemes neues Maß der Trypsinmenge, das für schätzungsweise Messungen innerhalb bestimmter Grenzen zulässig sein dürfte. VI. Trypsin-Wirkung auf Eiweißfraktionen und einzelne Körper. Hatte sich bisher die Erhöhung des Brechungsexponenten als eine konstante Eigenschaft der Trypsinwirkung erwiesen, so war es von größtem Interesse, festzustellen, ob sich die Abhängigkeit dieser Wirkung von bestimmten Körpern des Verdauungsgemisches nachweisen ließe. Wir unterwarfen daher zunächst die einzelnen Fraktionen des Wittepeptons gesondert der tryptischen Wirkung und gingen dann zu einem einfacheren Körper über, welcher der Einwirkung des Trypsins noch unterliegt, der Curtiusschen Base, ferner zu Glyeylglyein, Hippursäure, Glykokoll, Alanin und Piperazin. Polypeptide, welche nach den Angaben von E. Fischer und Abderhalden) von dem Pankreassaft gespalten werden und deren refraktometrische Untersuchung bei der fermentativen Spaltung nicht aussichtslos scheint, standen uns leider nicht zur Verfügung. Friedr. Obermayer und Ernst P. Pick, 1. Trypsinwirkung auf Albumosen.. Aus einer größeren Menge Wittepepton wird durch Aussalzen mit festem Ammonsulfat das Albumosengemenge dargestellt und in 5proz. Lösung nach Soda- und entsprechendem Trypsinzusatz der Verdauung ausgesetzt. Die Bestimmungen erfolgten bei 24,9°. Entnahme der Dauer der |Brechungs- Brechungs- en Probe Fermentwirkung| winkel index >= 3./1V...05 | Sofort nach Her- a stellung der 65° Y 1,343223 re ae ie IN Mitings 17 Stunden | 65° 6° | 1343482 c) Bea aa br 65° 430” | 1,343596 Die Albumosen 6./IV. 09 ® i PEN, ind nah AL es, | 65° 8:30«) .1,843849 || le schwunden Ähnlich wie mit Ammonsulfat gefällte Albumosen verhielten sich auch die nach Zinksulfatsättigung bei saurer Reaktion aus Wittepepton dargestellten. In der so erhaltenen Albumosenlösung wurde das anhaftende Zink mit phosphorsaurem Natron entfernt, bis keine Reaktion mit Schwefelammon mehr eintrat, 50 ccm dieser Lösung, die einen N-Gehalt von 0,1428 g hatte, also eine etwa 1,8—2proz. Lösung darstellte, wurden mit Soda und 0,2 Trypsin der Verdauung überlassen. Ablesungstemperatur 24,9°. Entnahme der EN "| Brechungs- Brechungs- An Probe menge winkel index 5 Der Brechungsexponent a) „8/05 (Nischung ent: 65°49"30“| 1,83990 |Stunde konstant, aieprimären 11 vormittags nommen Albumosen sind völlig ver- schwunden 18./lll. 05 Bei ganzer Sättigung mit b 7 Stunden 65° 49° 1.339941 | Ammonsulfat nur Ausfallen ) 6h abends i von Schlieren 19./Ill. 05 u . 2 047 2 6) 11h vormittags 4 5 65° 47°30° | 1,34006 “ | Enthält, keine Albumosen, 0. UT. 05 } 4: gibt mit Tanninessigsäure, d : 481 , 65° 47’ 30" | sowie Phosphorwolfram- 11?/sh vormitt. Re j | i säure reichliche Nieder- schläge 3 4 e) 23./I1. 05 5 Tage 65° 47‘ 30" a 12h mittags Es wurden, wie man sieht, in beiden Fällen die Brechungs- exponenten erhöht und zwar etwa in gleicher Weise, wie bei rg oz Uber Veränderungen des Brechungsvermögens usw. 363 reinen Witte peptonlösungen. Im zweiten Versuch war ent- sprechend der geringen Konzentration der Lösung die Beeinflussung des Brechungsindex eine kleinere, etwa entsprechend dem Ver- such V, 3 mit 2,5 proz. Wittepeptonlösung. 2. Trypsinwirkung auf das mit Tannin nicht fällbare Gemisch von Peptonen, Basen und Aminosäuren. 400 ccm 10proz. Wittepeptonlösung wurden mit Essigsäure schwach angesäuert und mit etwa 800 ccm 10proz. Gerbsäurelösung gefällt, der Tanninniederschlag absitzen gelassen und das klare mit Tannin in saurer Lösung nicht mehr fällbare Filtrat mit Natronlauge vorsichtig neutralisiert und von dem hierbei entstehenden Niederschlag abermals abfiltriert. In dieser Flüssigkeit wird das Tannin durch Eintragen von festem Barythydrat, der überschüssige Baryt durch Schwefelsäure entfernt; die so erhaltene Lösung wird auf dem Wasserbade bei neutraler Reaktion bis auf 25 ccm eingeengt; dieselbe gibt mit Tanninessigsäure keine Fällung, wohl aber mit Phosphorwolframsäure und Salzsäure einen reichlichen Niederschlag; sie gibt ferner eine schöne rotviolette Biuretreaktion und die Wurstersche Chinonreaktion. Die Flüssigkeit wird nunmehr mit Soda und 0,2 g Trypsin der Ver- dauung im Brutschrank überlassen. Temperatur der Bestimmungen 24,9°. Entnahme der Dauer der Brechungs- Brechungs- VOR Eine Probe Fermentwirkung| winkel index KT 18./IIL. 05 | Sofort mach der | van 2) 6b 55° abends Vz A SE en b) kt 16 Stdn. 35° | 650 3° 1,34372 c) era 10: „35. | 5 1,343804 d) A ennitiege 64 „35° | 65° 230”| 1,843762 [= ö) PX A E02 ? 5” . R ' 3 nu Br e) en 11 Tage 65° 1°30"| 1,843845 | Binretreaktion ) en 134, 64° 59° | 1,344053 Wir sehen, daß eine sehr bedeutende Erhöhung des Brechungs- exponenten, nämlich um 45,7 der 4. und 5. Dezimalstelle ein- getreten ist. Da es sich um ein Gemenge von Peptonen, Diamino- säuren und Aminosäuren handeli, kann natürlich nicht entschieden werden, welcher von den drei Körperklassen oder ob allen zu- sammen die Wirkung auf den Brechungsindex zukommt; doch scheint es am wahrscheinlichsten,. daß den kompliziert gebauten und der Trypsinwirkung wohl zugänglichen Peptonen der Haupt- anteil zukommt. | 364 Friedr. Obermayer und Ernst P. Pick, 3. Trypsinwirkung auf die tanninfällbare, abiurete Fraktion des Wittepeptons (Polypeptide). 20 g Wittepepton werden in 10 proz. Lösung mit 1 g Trypsin Grübler vom 2. IV. bis 6. IV. 05 im Brutschrank verdaut, bis alle Albumosen völlig verschwunden sind: hierauf wird die Flüssigkeit bei essigsaurer Reaktion mit 10proz. Tanninlösung gefällt, der Niederschlag absitzen gelassen, die überstehende Lösung abgegossen, der Bodensatz mit Wasser biuretfrei ge- waschen und endlich in Natronlauge gelöst. Aus der tiefaunklen Flüssig- keit wird durch Eintragen von Baryumoxydhydrat das Tannin und durch Schwefelsäure der Baryt entfernt. Die klare, leicht gelblich gefärbte Lösung beträgt 120 ccm und enthält in 25 ccm 0,0276 g N: sie wird durch Einengen auf das fünffache kon- zentriert, so daß die Lösung die Konzentration einer 3 bis 4proz. Witte- peptonlösung besitzt. Sie gibt keine Biuretreaktion, keine Chinonreaktion, fällt dagegen mit Tanninessigsäure, sowie mit Phosphorwolframsäure. Diese Flüssigkeit wird mit 0,1 g Trypsin Grübler und mit Soda der Verdauung ausgesetzt. Die bei 24,9° ausgeführten Bestimmungen ergeben: Entnahme der Dauer der Brechungs- | Brechungs- Probe Fermentwirkung winkel index Unmittelbar nach der a) 29 IV. 05 6habends | Anschung entnommen | 63° 10° 1,3539 b) 1./V.05 11h vormitt. 39 Stunden I 1,353377 )saN ol, 4/, Tage 638° 7°30“ | 1,353507 d) 23./V.0510h „ 24 Tage 680 5° 1,353725 Die Erhöhung des Brechungsexponenten nımmt sowohl hier, wie in einem anderen mit verdünnter Lösung ausgeführten Versuch einen etwas langsameren Verlauf, wie bei der Witte peptonlösung. Doch ist die Erhöhung im ganzen eine nicht geringere: 42,5 Ein- heiten der 4. und 5. Dezimale. Wir müssen daraus schließen, daß diese Fraktion, die wir vorläufig alsPolypeptidfraktion bezeichnen, in nicht geringer Menge biuretfreie Substanzen enthält, welche der Trypsineinwirkung zugäng- lich seinmüssen, neben solchen, die, wie aus Fischers und Abderhaldens°5a) Untersuchungen hervorgeht, trypsinfest sind. 4. Trypsinwirkung auf peptisch weit abgebaute Verdauungsprodukte. | Es war von Interesse, wie sich das Brechungsvermögen ändern würde, wenn eine durch längere Zeit einer intensiven Pepsin- wirkung ausgesetzte und im optischen Gleichgewichte gebliebene Lösung der tryptischen Wirkung unterworfen würde. Über Veränderungen des Brechungsvermögens usw. 365 Da wir nach den bisherigen Erfahrungen unter den Eiweiß- spaltungsprodukten des Pepsins und Trypsins nur einen quantı- tativen, aber nicht einen qualitativen Unterschied kennen, so konnte erwartet werden, daß die weit aufgespaltene Pepsin- verdauungslösung die meisten Umlagerungen, welche das Trypsin sonst herbeiführt, bereits durchgemacht hätte, wenn auch in quantitativ geringerem Umfange, und daß der Ausschlag auf den Brechungsexponenten etwa so gering wäre, wie beim Übergange der kurzdauernden in die langdauernde Trypsinverdauung. Zu diesem Zweck wurde daher das Rinderserum, welches unter der ‘ Wirkung des Pepsin Fairchild vom 20. I. bis 20. III. derart abgebaut worden war, daß keine Albumosen, wohl aber reichlich Polypeptide, Peptone, Basen und Aminosäuren vorhanden waren (siehe Analyse Seite 345), und das im ganzen Verlaufe unveränderte Refraktion gezeigt hatte, am 20, III. auf 0,4proz. Sodagehalt gebracht und mit Trypsin weiter verdaut. Die refraktometrischen Bestimmungen, bei 24,9° ausgeführt, zeigen folgendes: Entnahme Dauer der Brechungs- Brechungs- Ban der Probe | Fermentwirkung winkel index | r 5 20./1II. 1h Sofort nach der | gzopn‘ = ss Mrschune en ‚65 ° 00 1,34397 20./I1. 9b BE ande 8 Stunden 64° 59 1,344053. 91./III. 11h ne vormittags 21 ® 64° 58 1,344136 Gibt einen viel ge- ringeren Tanninnieder- 29./III. 12h 9 Tage | 64°55'30°| 1,8486 | Trobemit Depsin; in der mittags Kälte scheidet sich reichlich Tyrosin aus. Die Erhöhung des Brechungsexponenten beträgt also 39 Ein- heiten der beiden letzten Dezimalen und zeigt, daß nach zwei- monatlicher peptischer Verdauung, welche den Exponenten unbe- einflußt ließ, bereits eine Itägige Trypsinverdauung eine wesentlich andere Brechung bedingt. Wie sich aus einem Vergleich der quantitativen Verhältnisse der Pepsin- und Trypsinspaltung nach unseren Untersuchungen ergibt, werden bei protahierter Pepsinspaltung haupt- sächlich die tanninfällbaren abiureten Stoffe ange- reichert und zwar, wie es aus den Befunden von Zunz3) hervorzugehen scheint, auf Kosten der Aminosäurenfraktion; bei der Trypsinspaltung dagegen bleiben sowohl diese, wie auch die Basen und Peptone hinter der bei weitem 366 Friedr. Öbermayer und Ernst P. Pick, am mächtigsten anwachsenden Aminosäurenfraktion ungemein zurück; es liegt darin ein prinzipieller Gegensatz in der Wirkungsweise der beiden proteo- lytischen Fermente. Die vorliegenden Erfahrungen reichen aber nicht aus für die Annahme, daß auch der Unterschied des refraktometrischen Verhaltens darin seine Erklärung finden könnte. 5. Trypsinwirkung auf abiurete Säurespaltungs- produkte des Wittepeptons. Haben wir im vorhergehenden Versuche die Kombination zweier Fermentwirkungen auf das Brechungsvermögen geprüft, so blieb noch übrig, die durch vorherige energische Säurespaltung erzeugten Endprodukte der tryptischen Wirkung zu unterwerfen, vor allem, um zu untersuchen, ob der Endzustand, der durch dieses bei weitem eingreifendere Verfahren herbeigeführt wird, noch der tryptischen Wirkung zugänglich ist, 10 g Wittepepton wurden mit 100 ccm 5proz. Schwefelsäure mehrere Tage über freier Flamme unter Rückflußkühlung gekocht, bis die Flüssig- keit keine oder nur eine äußerst schwache Biuretreaktion gab: aus diesem Säuregemisch wurde die Schwefelsäure mit Baryt ausgefällt. 40 ccm der Lösung, die noch reichlich mit Tanninessigsäure fiel, wurden mit Soda alkalisch gemacht, mit 0,4 g Trypsin verdaut und in einzelnen Proben bei 24,9° refraktometrisch untersucht. Die Flüssigkeit hatte einen Stickstoffgehalt von 0,75 Proz. Entnahme der Dauer der ı Brechungs- | Brechungs- Probe Fermentwirkung winkel index EZ Sofort nach dem | a) 6./IV.05 11h vormittags | Fermentzusatz ent- 64° 57‘ 30 1,344177 nommen | b) 7./1V.05 11h = 24 Stunden 64° 57. 00% # a Ä = 0) er _ c) 10.1V. 05 19h 4 Tage 0400 00 7 ee " 64° 57 d) 13./IV.05 7h abends Te 64° 57°30°“ | 1,344177 e) 29.1V.051eh , Be 64° 5530“ | 1,344343 f) 1./V. 05 11h vormittags RN 64% 55° 1,344385 8) 3.051 BER 64° 55'830“ | 1,344343 h) 23.[V. 0511h P A | 64° 5030“ | 1,344759 Man sieht, daß innerhalb 47 Tagen der Brechungsindex um 58,2 Einheiten der letzten Dezimalen zugenommen hat. - Betrachtet man jedoch den Gang der Zunahme, so ersieht man, daß er ein ganz anderer ist, als wir es bisher bei tryptischer Uber Veränderungen des Brechungsvermögens usw. 367 Einwirkung sahen. In den ersten 7 Tagen blieb der Brechungs- exponent völlig konstant und erfuhr erst nach dieser Zeit eine allmähliche Zunahme. Die Kurve, die sich dabei ergeben würde, wäre von der bisher charakteristischen weit verschieden. Versuchsfehler, die etwa durch Entweichen von Gasen oder Ver- dunstung der Flüssigkeit herbeigeführt werden können, waren ausge- schlossen, ganz abgesehen davon, daß selbst geringe Mengen von Ammoniak, wie sie bei der Trypsinverdauung in alkalischer Lösung leicht entweichen, auf den Brechungsexponenten, wie uns 6 bis 8 wöchentliche Kontroll- versuche lehrten, keinen Einfluß ausüben. Es muß jedoch offen gelassen werden, ob die beobachtete Zunahme des Brechungsexponenten auf die tryptische Wirkung direkt zu beziehen ist, oder ob es sich nicht vielmehr um sekundäre Veränderungen handelt, weiche unabhängig von der Trypsinwirkung auftreten. Wir ersehen aus den im folgenden ausgeführten Ver- suchen, daß auch bei der Spaltung der Curtiusschen Base analoge Verhältnisse vorliegen und möchten an dieser Stelle auch darauf hinweisen, daß Reiß bei seinen Untersuchungen über den Brechungsexponenten einzelner Eiweißkörper des Biutserums die merkwürdige Tatsache fand, daß die durch Salzfällung ge- wonnenen Fraktionen des Blutserums für sich einen bedeutend höheren Brechungsexponenten aufwiesen als das Gesamtserum. 6. Trypsinwirkung auf die Curtiussche Base und Glyceylglycinester. Schwarzschild3%) hatte festgestellt, daß dieser Körper, der nach Curtius’#) eine Tetraglyeylverbindung darstellt, unter Glykokollbildung von Trypsin gespalten wird. Es schien uns nun aussichtsvoll, gerade bei der Spaltung eines so einfachen Körpers, dessen Konstitution gut studiert ist, die tryptische Spaltung mittels des Refraktometers verfolgen zu können. Das Präparat, das wir der Liebenswürdigkeit des Herrn Dr. L.Pollak verdanken, war nach den Angaben von Curtius aus salzsaurem Glyko- kolläthylester dargestellt und dürfte infolge längerer Aufbewahrung merkliche Mengen von Glyeinanhydrid enthalten haben; die Substanz gab eine wunderschön rote Biuretreaktion, die sich gut von der blauvioletten Biuretreaktion unseres Trypsinpräparates unterscheiden ließ. 1. Versuch. 1,5 g Base wurde in 50 cem 0,4proz. Soda gelöst, mit etwa 0,5 g Trypsin Grübler versetzt und von der völlig klaren Lösung wurde am 22. XII. 04 ein Teil in den Brutschrank und ein zweiter Teil in den Eisschrank nach vorheriger Bestimmung des Brechungsexponenten ein- gestellt. Ablesungstemperatur 24,6°. 368 Friedr. Obermaver und Ernst P. Pick, Anmerkung Probe nahezu abiuret Entnahme der Probe Euer en winkel exponent 22./XI. 04 65° 45° 1,340265 2./1. 08 Im Brutschrank gehaltene 65° 39° 1,340752 Probe 2./l. 05 Im Eisschrank gehaltene 65° 46‘ 1,340184 Probe Intensive Biuretreaktion Hierauf wird die im Eisschrank gehaltene Probe behufs Zerstörung von Trypsin auf dem Wasserbade gekocht, am 4. I. abermals die Brechung bestimmt und die Probe in den Brutschrank eingestellt. Es zeigt sich: 4./1. 05 650 45° 97./1. 05 65° 43° 1,340427 3:VeErsuch. 1,340265 1 g der Base wurde wieder in 50 ccm 0,4proz. Soda gelöst und mit 0,4 g Trypsin Grübler versetzt, ein Teil davon in den Brutschrank, ein anderer in den Eisschrank eingestellt und ein dritter auf dem Wasserbade gekocht und ebenfalls in den Brutschrank gestellt. Ablesungstemperatur 25°, Entnahme der Probe Areuiunge: a Aunen, Anmerkung winkel index g/l. Unmittelbar nach Ferment- 66° 26‘ zusatz Die gekochte Probe 66° 25’ 30" — 66° 25° 1,33705 25.1. Die im Brutschrank ge- 66° 22 haltene ungekochte Probe | 1,33697 1,33729 Zeigt noch immer eine, wenn auch bedeutend schwächere Biuret- reaktion 96.1. ; Die im Brutschrank ge- 66° 21’ haltene gekochte Lösung 1,33737 25./1. Die in der Kälte gehaltene 66° 28° 30" Probe 1,33677 99,/1. x Die im Brutschrank ge- 66° 20° haltene native Probe 1,33745 Biuretreaktion nur spurenweise vorhanden Auch ein dritter völlig analoger Versuch zeigte das gleiche Verhalten, nur mit dem Unterschiede, daß eine bedeutende Zunahme des Brechungs- exponenten vor Verschwinden der Biuretreaktion nachgewiesen wurde. is re DERrr } } re vr Uber Veränderungen des Brechungsvermögens usw. 369 Man ersieht aus beiden Versuchstabellen übereinstimmend, daß die durch längere Zeit bei Bruttemperatur gehaltenen Proben auch dann, wenn die Trypsinwirkung durch Erhitzen ausgeschaltet wurde, eine Erhöhung des Brechungsexponenten aufweisen. Es läßt dies jedenfalls auf sekundäre Umsetzungen schließen, die, wie sich aus der Curtiusschen®#) Arbeit ergibt, in mannig- fachster Weise bei erhöhter, ja sogar bei Zimmertemperatur, so durch Abspaltung von Glycinanhydrid, eintreten können. Es konnte also auf diese Weise nicht entschieden werden, ob auch die bei der Trypsinwirkung sich einstellende Erhöhung des Brechungsexponenten tatsächlich auf der Spaltung durch das Ferment beruht. Eine nach dem Vorgange von Schwarzschild?%) vorge- nommene Spaltung von 0,5 g Biuretbase mit 20 cem 10 proz. Schwefelsäure ergab denn auch in der Tat, daß durch '),stündiges Kochen über der Flamme unter dem Rückflußkühler die Base völlig gespalten wurde — die Biuretreaktion war negativ — ohne daß eine Änderung des Brechungsexponenten eintrat; erst ein weiteres Sstündiges Kochen über der Flamme mit Rückflußkühler brachte eine Steigerung des Brechungsexponenten ND = 1,35561 auf ND = 1,356164. Der den Glycylglycinester betreffende Versuch wurde derart angestellt, daß 1 g des reinen Präparates, das wir ebenfalls der Freundlichkeit des Herrn Dr. L. Pollak verdanken, in 40 ccm Wasser gelöst, die Flüssigkeit auf 0,4proz. Sodagehalt gebracht und nach Zusatz von 0,2 g Trypsin in den Brutschrank eingestellt wurde. Ablesungstemperatur 24,9 °. Entnahme der Dauer der Brechungs- | Brechungs- Probe Fermentwirkung winkel index a en 0602 1,33889 b) 98./IV. 08 9 Tage | 660 2 EEE IN DER Reg), | 66° 130“ | 1,33898 SE Ba De a a LE Man sieht, daß die während 34tägiger Einwirkung des Trypsins herbeigeführte Anderung des Brechungsexponenten kaum die Fehlergrenzen der Methode überschreitet; in der Tat hat auch Glycylglyein bisher allen Versuchen, es mit Pankreassaft Beitr, z. chem, Physiologie. VII. 24 370 Friedr. Obermayer und Ernst P. Pick, analog dem Triglyeylglycinester und dem Tetraglyceylglycin zu spalten, widerstanden [E. Fischerund P. Bergell°*), E. Fischer und Abderhalden>)]. Ebenso negativ wie beim Glycylglycinester fielen trotz 14 tägiger Trypsineinwirkung unsere Versuche mit Hippursäure aus, deren Spaltung durch Trypsin in Benzoesäure und Glykokoll, welche Nencki und Blank %) berichtet haben, von Gulewitsch??) und Schwarzschild3®) geleugnet wird. Es haben somit alle an Eiweiß oder dessen Deri- vaten mit Trypsin angestellten Versuche, bei denen eine Einwirkung des Fermentes auf das Substrat statt- gefunden hat, übereinstimmend eine typisch ver- laufende Erhöhung des Brechungsexponenten ergeben, so daß wir berechtigt zu sein glauben, dieselbe für das tryptische Ferment oder eines der Fermente des Pankreas als spezifisch anzusehen. Es erübrigt noch anzuführen, daß wir auch mehrere Versuche mit Papayotinverdauung unternommen haben, ohne eine wesentliche Beein- flussung der Brechung wahrzunehmen. Da wir jedoch nicht in der Lage waren, uns ein gut wirksames Papayotinpräparat zu beschaffen und das benützte nur geringe proteo- lytische Kraft besaß, wollen wir hier auf die ausführlichere Mitteilung unserer Befunde verzichten. C. Säurespaltuug der Eiweißkörper. 1. Einwirkung von verdünnter Salzsäure bei Bruttemperatur auf Rinderserum. Es wurde schon gelegentlich der Pepsinwirkung darauf hin- gewiesen, daß die Einwirkung von Verdauungssalzsäure auf Eiweiß bei Bruttemperatur keinen erheblichen Einfluß auf das Brechungs- vermögen der Lösung ausübt. Im folgenden sei eine Versuchsreihe angeführt, welche die Unabhängigkeit des Brechungsexponenten der Eiweißkörper von der Salzsäurewirkung dartut, wiewohl das Eiweiß durch die Salzsäure rasch unter Bildung von Albumosen und Peptonen zer- fiel, wie das ja schon aus den Angaben von Fr. Goldschmidt) hervorgeht. Der Versuch wurde derart angestellt, daß dialysiertes Rinderserum, mit dem gleichen Volumen von !/ı n-Salzsäure versetzt, in ein auf 40° tempe- viertes Wasserbad eingestellt wurde und der Spaltungsflüssigkeit von Zeit zu Zeit Proben zur Prüfung entnommen wurden. Die Bestimmungen fanden bei 25° statt. 2 a Über Veränderungen des Brechungsvermögens usw. 371 — —— Entnahme der Dauer der Säure- | Brechungs- | Brechungs- Probe wirkung ' winkel index n ehmittage | "" Säureznate | 65°59 | masısı 2. 16.1. a ar 46 Minuten 650 59° ; 3. 16, ie Re Minuten | 65°59°30” | 1,83009 h 4 4 16.1. 05 8% 31° |, Stunden 4 Minuten | 65° 59’ 30“ { abends 5. II 08 108 30° Die Lsung über Nacht) gagor | 182006 e ER 3 Stunden 4 Minuten | 66° 00‘ „ F "Tachmitiags FE RN STIER 6° 9 „88 „| 65°59.30" | 1,33909 ı lo abends | ” Ähnliche Versuche wurden angestellt, um den Einfluß der Acidalbuminbildung auf die Refraktion zu prüfen; aus mehreren derartigen Versuchen, die sowohl mit unverdünntem als auch mit verschieden verdünntem, dialysiertem Rinderserum unternommen wurden, sei hier nur noch der folgende angeführt. Von drei Lösungen, von denen jede 2 ccm Rinderserum und 2 cem !/a Normalsalzsäure enthält, bleibt die eine (a) 6 Stunden bei Zimmer- temperatur stehen, die zweite (b) wird eine Minute im kochenden Wasser- bade und hierauf 6 Stunden bei Zimmertemperatur belassen und endlich die dritte (c) wird kurz über freier Flamme aufgekocht. Diese drei Lösungen zeigen dann folgendes refraktometrische Ver- halten. Ablesungstemperatur 25°. Brechungswinkel | Brechungsindex Lösung a) 66° | 1,33905 Lösung b)| 66° | 1,33905 TTEGET ET en Lösung c) 66% 4: | 1,33897 24* 372 Alle drei Lösungen zeigen also trotz der bei verschiedener Behandluug eingetretenen Acidalbuminbildung den identischen Brechungsexponenten. Friedr. Obermayer und Ernst P. Pick, I. Einwirkung verdünnter Salzsäure auf Rinderserum bei Siedetemperatur. 2 SEE EEE PT 7 Hat die Einwirkung verdünnter Salzsäure bei Bruttemperatur oder kurz dauernder Einwirkung bei höherer Temperatur auch keinen Einfluß auf das Brechungsvermögen, so ändert sich dieses Verhalten auffällig, wenn man siedende Säure längere Zeit auf Eiweiß einwirken läßt, wie folgende Versuche zeigen. a) Wirkung von Vı Normal-HCl. b) Wirkung von 2,5 proz. HCl. 20 ccm dialysierten Rinderserums werden mit 20 ccm !J Normal-HCl. versetzt und sofort nach der Mischung die erste Probe entnommen und der Rest über freier Flamme unter dem Rückflußkühler gekocht; die von Zeit zu Zeit der Flüssigkeit entnommenen Proben werden bei 24,8° be- stimmt; in genau gleicher Weise wurde der Versuch mit der 2,5 proz. HCl ausgeführt, der sich der UÜbersichtlichkeit wegen in der folgenden Tabelle ebenfalls verzeichnet findet. a) !/, Normal-HCl. b) 2,5proz. HÜCl. I { Anmerkung | Sehrspärliche ‚1 Acidalbumin | bildung, | ‚J) Flüssigkeit nur opales- | zent beim ° | Neutrali- | ( sieren. Dane Ss Brechungs- Brechungs- Das a Brechungs- Brechungs- Säure- i 3 Säure- f x winkel index A winkel index wirkung wirkung Entnahme | Entnahme sofort nach | 66° 01‘ 1,33897 |) sofort nach | 65° 35‘ 1,34108 Säurezusatz Säurezusatz 20 Minuten | 66° 00° 1,33905 | 15 Minuten | 6535 | AUF Er 66° 00° 1 3 650 33° 1,341244 1 Stunde | 65° 58‘ 30"! 1,83917 |35 65° 3230") 1,341285 1 Std. 20Min. | 65° 59° 1,33913 55 A 185° 31’ 1,341408 1 „ 40 „ | 65°58'30”| 1,83917 | a ER FARFAS TG TR - Nach weiterem Kochen wird die Flüssigkeit 2 x N dunkel und nicht mehr scharf einstellbar 61/, 65° 56° 1,339374 | ” Es hat also in beiden Fällen der Brechungsexponent zu- genommen und zwar bei der '/ı Normal-H Ol, welche einer 0,9proz. Säure entspricht, innerhalb 2 Stunden um nahezu ebensoviel, wie bei der 2,5proz. HCl in 55 Minuten; in beiden Fällen beträgt die Steigerung rund 40 Einheiten der letzten Dezimalen. i Starke Acid-! % albuminbil- dung,massige Fällung beim Neutralisie- ( ren | Uber Veränderungen des Brechungsvermögens usw. 303 Ein für den Verlauf der Spaltung günstigeres Beobachtungs- material als Rinderserum bot das Wittepepton, da hier die Ausscheidung von Melaninen so spät erfolgt, daß sie die refrakto- metrische Bestimmung nicht hindert. 111, Einwirkung verdünnter Salzsäure auf Wittepepton. » 50 ccm 10proz. Wittepeptonlösung werden mit 50 ccm '/ı Normal-HÜl versetzt, sofort nach der Mischung mit dem Refraktometer untersucht und hierauf über freier Flamme unter dem Rückflußkühler gekocht. Die dem Spaltungsgemisch entnommenen Proben werden bei 24,5° bestimmt und ergeben: Entnahme der Probe und Eresknnpewinkel Brechungs- Zunahme ‚des | Dauer der Säurewirkung | index ‚Brechungsindex har mache Are: 65029/30485 033° 1,842071 1'/, Stunden 65° 22° 1,342154 8,3 au..: Br Tr a never 24,9 6 DE NEE er 16,6. Va 650 18° | 1,342484 TE: En Tan. 1,342484 41,3 16 ; "OLE CE SR ern Er r, 18 NEE 1050 18.80: 1,342689 | RZ 30 2 " Net Es findet unter dem Einflusse der Säure eine stetige Zunahme des Brechungsexponenten statt und zwar um relativ ganz be- deutende Werte. Trägt man die Einwirkungsdauer auf die Ab- szissenachse auf, während auf der Ordinatenachse die Zunahme des Index verzeichnet wird, und vergleicht die erhaltene Kurve mit der für Trypsinwirkung erhaltenen, so bemerkt man ein etwas verschiedenes Verhalten, indem sie kein so regelmäßiges An- steigen, sondern ein mehr sprunghaftes Anwachsen der Werte anzeigt. Das Fehlen des Ruhepunktes, der gerade für die tryp- tische Wirkung charakteristisch war, scheint für die Säurespaltung bezeichnend, soweit dies aus längerer Zersetzungsdauer entnommen werden kann; denn Versuchsreihen mit kürzerer Säurewirkung, wie z. B. der folgende Versuch lehrt, zeigten vielfach den auch bei der Trypsinverdauung beobachteten hyperbelartigen Verlauf der Kurve, Um einen Vergleich mit den bei der Trypsinverdauung er- haltenen Werten des Eiweißabbaues zu haben, wurde ein weiterer 374 Friedr. Obermayer und Ernst P. Pick, Spaltungsversuch angestellt, die Spaltung jedoch so weit geführt, bis die Zunahme des Brechungsindex etwa der durch die Trypsin- verdauung bewirkten gleich kam; hierauf wurde die Spaltung unterbrochen und die Flüssigkeit der fraktionierten Fällung wie früher unterzogen. Zum Vergleiche wurde außerdem eine nicht aufgespaltene Lösung von Wittepepton gleicher Konzentration analysiert. Die Brechungsexponenten dieser mit dem gleichen Volumen !/a Nor- mal-HCl durch 24 Stunden unter dem Rückflußkühler erhitzten 10proz. Wittepeptonlösung ergaben sich während der Apalnule: wie folgt. Ab- lesungstemperatur 24,8°. Entnahme der Probe und | Brechungs- | Brechungs- Zunahme des Dauer der Säurewirkung winkel index Brechungsindex Unmittelbar nach ; e 28./I1. SSymozBäte: | 65° 25 1,341905 1./I. 1 Stunde | 65° 28 1,342071 16,6 + erekunddn a Era Leiaien 24,9 1.AI. 11 Stunden 65° 91° 1,342937 33,9 > 2/1. 24 Stunden 65° 19'30° | 1,842361 45,6 Die Fraktionierung wurde auch hier wieder derart ausgeführt, daß in einer Portion die Zinksulfatfällung bei saurer Reaktion stattfand, in einer zweiten die Essigsäuretanninfällung, deren Filtrat wieder zur Phosphorwolframsäurefällung verwendet wurde. Es ergaben sich für 50 cem der Lösungen folgende Werte: Säurespaltung. Albumosen- | Polypeptid- | Basen- und Amino- Gesamt- N N Pepton-N säuren-N N N in | 0,1858 0,0269 0,0574 0,1064 0,3766 Grammen 4 , 2 ’ ; Proz. des & DEN 49,3 Proz. 7.1: PLOZ. 15,2 Proz, |. 28,2. Proz, ) 99,8 Proz 5 proz. Wittepeptonlösung. | in E Grammen | 92864 | 0,0335 0,0176 0,0855 | 0,3731 Proz. des Gesamt-n | 767 Proz. | 8,9 Proz. 47 Proz. | 9,5 Proz. | 99,8 Proz. Vergleicht man diese Werte mit denen, welche bei der Trypsin- verdauung nach selbst 16stündiger Einwirkung erhalten wurden, also zu einer Zeit, wo die Brechungszunahme etwa jener bei en Uber Veränderungen des Brechungsvermögens usw. 375 24 stündiger Säurespaltung gleichkommt, so findet man einen ganz bedeutenden Unterschied, der vor allem in der relativ geringen Abnahme der Albumosenfraktion und einer bedeutenden Zunahme der Basen-Peptonfraktion seinen Ausdruck findet; in beiden Fällen hat dagegen die Aminosäurenfraktion eine Anreicherung erfahren. Doch können die vorliegenden Daten vorläufig keinen Auf- schluß geben, durch welche Momente das Anwachsen des Brechungs- vermögens bei der Säurespaltung bedingt ist. Es läßt sich hier, ähnlich wie bei der Trypsinverdauung, nur folgern, daß die Steigerungin weitemMaße vonder quantitativen Verteilung der einzelnen stickstoffhaltigen Fraktionen unabhängig ist, wie das insbesondere der Vergleich der Säure- und der Trypsinspaltung dartut. Anhangsweise möge noch bemerkt werden, daß auch an- haltendes Kochen des Wittepepton über freier Flamme unter Rück- fluß bereits eine merkliche Erhöhung des Brechungsvermögens herbeiführt. Aus den angeführten Versuchen ergibt sich, daß ebenso wie bei der tryptischen Verdauung auch bei der ihr in vieler Beziehung ähnlichen Spaltung durch siedende Mineralsäuren Erhöhung des Brechungsver- mögens eintritt, während die bloße Überführung des Eiweißes in Acidalbumin keine wesentliche Änderung des Brechungsindex bedingt. D. Bakterielle Spaltung eiweißhaltiger Nährböden. Da sich Pepsin und Trypsin in betreff ihrer Einwirkung auf das Brechungsvermögen so charakteristisch unterscheiden, so war es von Interesse, zu untersuchen, wie sich die durch den Lebens- proze der Bakterien herbeigeführte Proteolyse nach dieser Richtung verhält. Wir verwendeten zu diesem Zwecke als Nähr- boden zuckerfreie, leicht alkalisch reagierende Rindfleischbouillon, welcher Wittepepton und Kochsalz zugesetzt war. Als Kulturen wählten wir jene Bakterien aus, welche eine intensive Eiweiß- proteolyse zu erzeugen vermögen, wie das Proteusbakterium, den Choleravibrio und das Bacterium coli commune, welche beiden letzteren durch Indolbildung in ihren Kulturen beweisen, daß sie Eiweiß weit abbauen können. Freilich gilt das nur, soweit Coli in Frage kommt, für dena- turierte oder bereits aufgespaltene Eiweißkörper (Wittepepton), da ja nach den Untersuchungen von Pfaundler°) und nach ihm von Dieudonne“) native Eiweißkörper nicht angegriffen werden. 376 Friedr. Obermayer und Ernst P. Pick, Die beim Coli mögliche Gasbildung [Nitrolyse nach Schloß- mann“)] kam für unsere Versuche kaum in Frage, während die beiden anderen Bakterienarten überhaupt nicht gasbildend sind, so daß ein dadurch etwa bedingter Versuchsfehler vermieden werden konnte. Die Versuche wurden derart angestellt, daß je 25 ecem Bouillon mit möglichst gleichen Mengen von Proteus, Coli und Cholera geimpft wurden und mit Gummikappen wohl verschlossen nebst einer sterilen Kontroll- probe derselben Bouillon in den Brutschrank eingestellt wurden. Nach 8 Tagen haben sich die drei Kulturen in charakteristischer Weise üppig entwickelt, so daß sie zu Bestimmungen verwendet werden konnten. Die durch das Wachstum eingetretene Trübung der Bouillon beeinträchtigte die Bestimmung des Brechungsindex nicht. Ablesungs- temperatur 25,6°. Brechungs- | Brechungs- | Kultur ' i ; winkel index ARMSFEHBE Kontrollbouillon | 65° 51’ 30" 1,339738 Primäre Albumosen reichlich. 3 Mit dem gleichen Volumen ge- Proteus 65° 56° 30“ 1,339333 sättigter Ammonsulfatlösung Opaleszenz. Coli 65° 56° 1,339374 Primäre Albumosen reichlich. Cholera 65° 53° 1,339617 ee. Die qualitative Untersuchung der Eiweißkörper ergab einen Abbau der primären Albumosen bei Proteus und in der Cholerakultur, nicht aber in der Colikultur; sekundäre Albumosen waren in allen Kulturen gleichmäßig vorhanden, ebenso wie auch die Tanninfällung und in deren Filtrate die Phosphorwolframsäurefällung Keine Unterschiede ergab. Aminosäuren waren in allen Kulturen reichlich, am schönsten in der Proteuskultur mit der Chinonreaktion nachweisbar, während die Kontrollbouillon keine Chinonreaktion gab. Der Versuch zeigt, daß bei dem Wachstum der hier verwendeten Bakterienarten eine ganz entgegengesetzte Beeinflussung des Brechungsvermögens eintritt, als wir bisher beobachtet hatten, nämlich eine Verminderung des Brechungsexponenten. Wir ersehen daraus, daß die durch Bakterien er- zielten fermentativen Prozesse in ihrer Gesamtwirkung vonder Pepsin-, Trypsin- und Säureproteolyse ganz ver- schieden sind. | Zur besseren Beleuchtung dieses Unterschiedes wurde die gleiche Bouillon, die als Nährsubstrat Verwendung fand, mit Soda und 0,4 g Trypsin einer zweitägigen Verdauung im Brutschrank ausgesetzt. Es ergab sich (Ablesung bei 25,3 °): j 0a re en ee E Uber Veränderungen des Brechungsvermögens usw. 377 Sofort nach Fermentzusatz entnommen 65° 26’ N], = 1,341822 Nach zweitägiger Einwirkung 65° 23' N = 1,342071 Während also die Bakterien eine erhebliche Herabsetzung des Brechungsexponenten herbei- führen, wird er in derselben Bouillon durch das Trypsin rasch erhöht. Welche biologische Bedeutung dieser entgegengesetzten Be- einflussung des optischen Gleichgewichtes beizumessen ist, soll hier nicht weiter erörtert werden. Es sei nur darauf hingewiesen, daß wir anscheinend in diesem Verhalten der Bakterien gegenüber eiweißhaltigen Nährböden ein wichtiges biologisches Kennzeichen besitzen. Inwieweit die oben bestehenden Schwankungen in der Ab- nahme des Brechungsexponenten für die einzelnen Bakterienarten spezifisch sind, oder ob sie von dem mehr oder minder reichlicheren Wachstum abhängen, kann vorläufig nicht ausgesagt werden und muß weiteren Untersuchungen vorbehalten bleiben. Zusammenfassung der wichtigsten Resultate. Bei Übersicht aller durchgeführten Versuche tritt deutlich die Tatsache hervor, daß wir mit Hilfe des Brechungsvermögens die verschiedenen Fermente in charakteristischer Weise zu kenn- zeichnen vermögen. Wir können die Fermentwirkungen je nach ihrer Beeinflussung des Brechungsvermögens einteilen 1. in solche, welche es unbeein- flußt lassen, 2. in solche, welche es erhöhen, und 3. in solche, welche es vermindern. In die erste Gruppe gehören unter den von uns untersuchten Fermenten Emulsin (bei der Wirkung auf Amygdalin und Saliein), Diastase (bei der Einwirkung auf Dextrin) und Pepsin (bei der Einwirkung auf Eiweißkörper). In die zweite Gruppe sind zu zählen die Wirkungen des Trypsins auf Eiweiß und dessen Deri- vate. Eine gleichsinnige Einwirkung findet auch bei der Säure- spaltung von Eiweißkörpern statt. Die dritte Gruppe endlich um- faßt die von uns untersuchten bakteriellen Spaltungen von Eiweiß- körpern. Es ergibt sich ferner für die Wirkung des Pepsins auf Ei- weißkörper das Gesetz, daß der Brechungsexponent des unge- spaltenen Eiweißkörpers gleich ist dem Brechungsexponenten der 378 | Friedr. Obermayer und Ernst P. Pick, Summe der Spaltungsprodukte, für die Wirkung des tryptischen Fermentes dagegen, daß der Brechungsexponent des intakten Ei- weißes kleiner ist, als der Brechungsexponent der Summe der Spaltungsprodukte. Literaturverzeichnis. !) E. Schütz, Eine Methode zur Bestimmung der relativen Pepsin- menge. Zeitschr. f. physiol. Chemie 9, 577. 2) E. Schütz und H. Huppert, Über einige quantitative Ver- hältnisse bei der Pepsinverdauung. Pflügers Archiv 80, 470. 3) G. Tammann, Die Reaktionen der ungeformten Fermente. Zeitschr. f. physiol. Chemie 16, 271. 4) F. Klug, Untersuchungen aus dem Gebiete der Magenverdauung. Ungar. Archiv f. Medizin 3, 87 (zitiert nach Maly 24, 334). 5) D. Lawrow, Zur Kenntnis des Chemismus der peptischen und tryptischen Verdauung der Eiweißkörper. Zeitschr. f. physiol. Chemie 45, 447. 5a) M. Siegfried, Uber Antipepton (II. Mitteilung). Das. 35, 164. 5b) Gamgee und Jones, Über die Nucleoproteide des Pankreas. Diese Beiträge 4, 10. 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Die Leichtigkeit, mit der die Eiweißkörper des Blutes, der Eier, der Milch, der Pflanzensamen in natürlichem, unverändertem Zustande zugänglich sind, ist der äußere Grund dafür gewesen, daß sich die Eiweißchemie vorwiegend mit ihnen als Ausgangsmaterial beschäftigt hat, daß ferner die Veränderungen, die durch Eır- krankung, Immunisierung, Vergiftung in Organismen gesetzt werden, fast ausschließlich an dem am besten zugänglichen Blute verfolgt wurden. In letzterer Richtung hefinden wir uns derzeit geradezu wieder in einer humoral-pathologischen Periode, die besonders durch zwei Immunisierungsphänomene — Nachweisbarkeit von Antitoxin und Präzipitin im Serum — reichste Förderung erfahren hat. Es wäre von vornherein nicht unwahrscheinlich, daß ähnliche Vorgänge wie im Blute auch in den Organen stattfinden, ja daß letztere Voraussetzung für die ersteren sind. Jedenfalls schien es mir nicht unberechtigt, bei einer im größten Umfang und konstant auftretenden Antireaktion die Beteiligung der Organe festzustellen. Es hat Moll*), in meinem Laboratorium nachgewiesen, daß jeder systematisch wiederholten Eiweißinjektion im Plasma bzw. Serum der Versuchstiere 1. eine Fibrinogen- und Globulinvermehrung, so- wie 2. das Auftreten von Präzipitin folgt, das mit einer Spur des zur Injektion benützten Eiweißkörpers zusammengebracht zur Präzipitat- bildung und -abscheidung führt. _ Es erhebt sich die Frage, gehen diesen mit, dem gewöhnlichen Sprachgebrauch nach, ungiftigem Material ausgelösten Ver- änderungen homologe Reaktionen in den Organen parallel oder voraus, oder verlaufen jene genuin im Blute? *) Diese Beiträge 4, 578, 382 Julius Pohl, Da die Globulinvermehrung auf Kosten des Blutalbumins er- folgt, so war dabei eine Mitbeteiligung der Organe nicht wahr- scheinlich: allein immerhin konnte sich der Gesamtbestand der Organeiweißkörper während dieses Prozesses qualitativ ändern. Die betreffenden Versuche, die Doz. Dr. Friedl Pick auszuführen die Freundlichkeit hatte, führten in der Hauptsache zu einem negativen Resultat, weshalb auf ihre spezielle Veröffentlichung verzichtet wurde. Sie ergaben, daß es nicht gelang, in den Organen eine homologe Zunahme der Globulinwerte nachzuweisen, daß ferner in den — blutfrei gewonnenen — ÖOrganextrakten keine Präzipitine vorhanden waren. In dieser Richtung sei ein Versuch Dr. F. Picks wiedergegeben. Versuch vom 4. II. 1904. 2 Kaninchen hatten durch 5 Wochen Rinderserum subkutan erhalten; während normales Kaninchenblut + Rinderserum keine Reaktion erkennen läßt, reagierten die gemengten Immunkaninchensera schon bei Zimmer- temperatur auf wenige Tropfen Rinderserum mit Präzipitatabscheidung; die einzelnen Organe der verbluteten Tiere werden mit Kochsalzlösung ausgespült, fein zerhackt, 24 Stunden unter Toluolzusatz in der Kälte mit wenig physiologischer Kochsalzlösung extrahiert und filtriert: die Plasmen von Muskel, Leber, Niere, Lunge, Milz, Lymphdrüsen, Thymus, Nebennieren geben nach Zusatz von Rinderserum nach 3stündigem Verreiben bei 30° kein Präzipitat; nur im Knochenmarkextrakt treten Flocken auf. Da gerade das Knochenmarkextrakt rot gefärbt, somit nicht blutfrei war, so habe ich auf den positiven Befund darin keinen Wert gelegt, obwohl für die Bakterienpräzipitine die Herkunft aus den hämatopoetischen Organen, Knochenmark (und Lymphdrüsen) behauptet worden ist. Seitdem hat P. Th. Müller*), von ähnlichen Erwägungen ausgehend, Knochenmarkplasma systematisch auf Ver- änderung nach Einspritzung avirulenter Bakterieneiweiße unter- sucht und in ihm eine Vermehrung der Gesamteiweißkörper und des Fibrinogens nachgewiesen. (Letzteres wurde speziell durch Ausfallen auf Fibrinfermentzusatz gekennzeichnet.) Die weitere Verfolgung obigen allgemein pathologischen Problems wurde vorerst aufgegeben, da es sich zeigte, daß der ÖOrganeiweißlösung bisher unbekannte Eigenschaften zukommen, deren genauere Feststellung jedoch von den verschiedensten Ge- sichtspunkten aus wichtig erschien. Die Fortschritte der Eiweißchemie des letzten Dezenniums lehren, wie wichtig, ja unentbehrlich quantitativ durchgeführte Ab- bau- und Spaltungsversuche der Eiweißkörper sind. Alle diese denkwürdigen Erfolge rein analytischer Richtung widerlegen je- *) Diese Beiträge 6, 454 (1905). Uber Organeiweiß. 383 doch die These nicht, daß es insbesonders vom biologischen Ge- sichtspunkt nicht minder wichtig ist, die Eigenschaften der nativen, unveränderten Eiweißkörper aufs genaueste kennen zu lernen. Unsere bisherigen Kenntnisse der Organeiweißkörper, der Proto- plasmabestandteile, müssen, wenn wir die Muskeleiweißkörper aus- nehmen, im Vergleich zu den eingangs bezeichneten Eiweißkörpern unvollständig genannt werden. Zwischen die übliche Redewendung kurzweg von Zellglobu- linen zu sprechen und die Forderung Mieschers*), den Inhalt einer Zelle wie ein Mineral, ohne Rest, in seine Einzelbestand- teile zu zerlegen, mögen sich die folgenden Befunde als Übergang einfügen. I. | Lassen wir die Muskeleiweißkörper, die nicht koagulierbaren Nucleoalbumine, die als Kernbestandteile angesehenen Nucleo- proteide bei Seite, so ist im wesentlichen folgendes über die Organ- oder Zelleiweißkörper festgestellt worden, wobei ich viel- leicht speziell jene Momente, die meiner Erfahrung nach einer Korrektur bedürfen, hervorheben darf. P. Plösz**), der unter Kühne arbeitete, fand, daß nach Ausspülung der Leber in 0,75proz. NaUl-lösung überging: 1. ein bei 45° koagulabler, in Essigsäure und Salzsäure löslicher, sanz verdaulicher Körper, der völlige Übereinstimmung mit einem Muskeleiweißkörper zeigte; 2. ein bei 70° koagulables Nucleo- albumin; 3. ein bei 75° koagulabler Körper, der vielleicht identisch wäre mit Myosin. Halliburton***) extrahierte Leber und Nieren mit 5proz. Magnesiumsulfat und fand in der Niere 1. ein im Mittel bei 52° koagulierbares, im Überschuß von Essigsäure lösliches, Phosphor in Spuren enthaltendes Globulin a; 2. ein bei 63° koagulierbares Nucleoalbumin, identisch mit Wooldridges Gewebsfibrinogen, das Nuclein abspaltet; in der Leber ein im Überschuß von Essigsäure leicht lösliches Hepatoglobulin (Koagulationspunkt 45 bis 50°), ein bei 68 bis 70° ausfällbares Hepatoglobulin %, kleine Mengen Nucleoalbumin (bei 56 bis 60° koagulierend) und etwas Albumin. Ingolf Loennbergr) extrahierte Nierenrindensubstanz zuerst mit 0,05 bis O,1proz. Natronlauge und gewann so einen mit Essig- *) Arch. f. experim. Pathol. u Pharm. 37, 104. **) Pflügers Archiv 7, 371 (1893). ”*) The proteids of the kidney and liver. Journ. of physiology 13, 808. - 5) Loennberg, Beitrag zur Kenntnis der Eiweißkörper der Niere und Harnblase. Skand. Archiv f. Physiologie 8, 1892, 384 Julius Pohl, säure fällbaren Körper, der bei Pepsinverdauung Nuclein lieferte, neutralisiert nicht koagulierte, im Überschuß von Essig- und Mine- ralsäuren löslich war; im Nierenmark fand er ein mucinähnliches Nucleoalbumin mit N=15,6, H=7,C =53, P = 0,72, S= 1,14 Proz. Bottazzi”) gewann 1895 aus der Milz 1. ein Cytoglobulin a, koagulierbar bei 49°, 2. ein Protein (Myoglobulin?), koagulierbar bei 63 bis 96°, 3. ein Cytoglobulin /, bei 74 bis 75° koagulierbar, 4. Cytoalbumine, koagulierbar bei 72 bis 73°. Die von den genannten Autoren ermittelten Tatsachen be- dürfen nun im Einzelnen einer Richtigstellung, speziell in einigen funktionell bedeutsamen Details. II. Die Gewinnung einer Organeiweißlösung, von mir im folgenden wegen der Beziehung zu Protoplasma als Organplasma bezeichnet, hat vollständiges Freisein von Blutbestandteilen zur wesentlichen Voraussetzung. Die meisten Plasmalösungen habe ich aus Lebern gewonnen, doch finden sich die gleichen eigenartigen Eiweißkörper noch in anderen Organen, von denen derzeit nur erwähnt seien Niere, Milz, Lunge, Ovarium, und sicher auch im Zentral- und peripheren Nervensystem. Letzteres sei ausdrücklich als im (Gegensatz zu literarischen Angaben (Halliburton) und wegen der möglichen Wichtigkeit für spätere experimentell-chemische Arbeiten hervorgehoben. Auch in der embryonalen Leber fand ich dasselbe Eiweiß; die Spezies Mensch, Hund, Kaninchen, Katze, Rind, Schwein, Hammel zeigten qualitativ fast übereinstimmende Plasmen; nicht minder der Frosch. Die Ausspülung der Leber habe ich immer in der Weise vorgenommen, daß in die Vena cava ascendens eine Kanüle eingeführt und von da rück- läufig so lange 0,8proz. NaCl-Lösung durchgespült wurde, bis sie aus den abdominellen Gefäßen farblos ablief; dabei empfiehlt es sich, temporär die Gefäße am Leberhilus, die Venae gastroduodenales und die Cava ascendens mit P6ans zu verschließen, Flüssigkeit abwechselnd einlaufen, stauen und dann wieder abfließen zu lassen. Das völlig entblutete Organ wird nun feinst zu Brei zerkleinert, mit dem doppelten Volumen obiger Salzlösung nach Toluol- oder Benzolzusatz tüchtig durchgeschüttelt, 24 Stunden in der Kälte stehen gelassen. Jetzt wird durch Filtration das Plasma gewonnen: die ersten Anteile sind gewöhnlich trüb, nach wieder- holtem Zurückgießen erhält man alsbald völlig klare oder durchscheinende Lösungen. Selbst aus glykogenhaltigen Lebern wird schließlich ein hell- gelbes, der Farbe nach an reinstes Blutserum erinnerndes Plasma, meist von neutraler Reaktion, gewonnen. *) Bottazzi, „Les substances albuminoides de la rate.“ Arch. ital. Biolog. 1895, 8, 453. Über Organeiweiß. 385 Das Organplasma gibt alle Farben- und Fällungs- Reaktionen echter Eiweißkörper. Mit Neutralsalzen kann man, wie schon Halliburton angibt, wasserlösliche Fällungen erzwingen. So gibt konzentrierte Kochsalzlösung innerhalb 24 Stunden flockige Fällung: das Filtrat gibt auf Eintragen von Kochsalz (durch Um- kristallisieren kalkfrei erhalten) neuerlich einen flockigen Nieder- schlag; das Filtrat hiervon, verdünnt, gibt wieder mit Ammon- sulfat Fällung und selbst das weitere Filtrat läßt auf Säurezusatz noch spärliche Flocken ausfallen. Bei Verwendung konzentrierter Ammonsulfatlösung ist eine durch deutliche Spatien begründete fraktionierte Scheidung in verschiedene Eiweißindividuen nicht möglich. Versetzt man Kaninchenleberplasma (2 bis 3 ccm) nach bekanntem Schema unter abnehmendem Wasserzusatz mit zuneh- menden Salzmengen, so findet man, auf 10 ccm gerechnet, bei 1,5 cem Ammonsulfatlösung beginnende Trübungen, bei 2 cem schon Flockung, die so rasch zunimmt, daß das Filtrat von 6 ccm bei Hitzekoagulation meist nur noch Spuren von Eiweiß er- kennen läßt. Diese Fällungsgrenzen sind insofern in weiten Grenzen konstant, als man die Plasmen ohne Anderung dieses Verhaltens nativ oder 4 bis 5fach verdünnt nehmen kann. Die an- geführten Werte sprechen für Globulinnatur der betreffenden Ei- weißkörper, ohne daß es vorderhand zweckmäßig erscheint, mehrere ÖOrganglobuline zu unterscheiden. Das relative Mengenverhältnis der verschiedenen Fraktionen sei durch ein Beispiel belegt: in einem Kaninchenleberplasma werden die bei 25, 33 und 50 Proz. Sättigung mit Ammonsulfat ausgefallenen Eiweißkörper quanti- tatıv bestimmt. Bei einem Gesamteiweißgehalt von 2,136 Proz. (=100) verhielten sich die Fraktionen wie 16,4:23,8:72,8. Die stärkste Fällung entspricht einem Pseudoglobulin. Von den charakteristischen Eigenschaften der Zellglobuline seien nun einzelne näher besprochen. Zunächst ihr Verhalten zu Säuren, dasja, wie die literarische Einleitung lehrt, oft schon zur Darstellung derselben herangezogen wurde. Sie fallen mit den schwächsten Konzentrationen von organischen und anorganischen Säuren. Ich benutzte meist eine 0,1 bis 0,2proz. Essigsäure zur Fällung. Frische Plasmen reagieren schon auf schwachen Säurezusatz durch Niederschläge, die selbst mit Überschuß dieser Säure behandelt ungelöst bleiben: die sauren Filtrate, äußerst vorsichtig neutralisiert, geben entweder gar keinen oder nur Spuren, einen Hauch von Neutralisationspräzipitat. Hierdurch unterscheidet sich das Organplasma wesentlich vom Muskelplasma. Beitr. z. chem. Physiologie. VII, 25 386 Julius Pohl, Bereitet man sich, wie oben für parenchymatöse Organe angegeben, aus Muskel ein Plasma — also im Prinzip nur Verwendung des von Fürthschen*), Verfahrens ohne Isolierung der einzelnen von letzterem präzis charakterisierten Eiweißkörper — so reagiert das- selbe auf obige Essigsäure mit dichtem Niederschlag, der sich im Überschuß völlig und schnell löst, um auf Neutralisation wieder dicht auszufallen. Seit der Arbeit von Plösz findet sich in allen auf unser Thema bezüglichen Studien der immer wiederkehrende Gedanke, daß in den Organen den im Muskel vorkommenden ähnliche Eiweißkörper vorhanden seien, Myosine. Ich habe deshalb wiederholte Ver- gleiche von Muskelplasmen und ÖOrganplasmen in bezug auf ihr Fällungsvermögen durch bestimmte Körper durchgeführt, wobei ich natürlich auf die Erfahrungen v. Fürths einzugehen hatte. Die Resultate seien in folgender Tabelle I zusammengestellt. Tabelle ]l. ne Muskelplasma Kaninchenleberplasma at, (3,6 Proz. Rückstand (3 Proz. Trockenrück- sous enthaltend) stand enthaltend) 1; ee Sn fällt beim Stehen 0 Reaktion N . 7 dichte Fällung Spur von oben ein- 2. Chlorcaleium 10 Froz. (auf gleiches Volumen) setzender Trübung 3. Jodkalium 10 Proz. Fällung (nach !/,h) 0 Reaktion 4. 5proz. Rhodankalium Fällung 0 . 5. Natrium salicylic. Fällung 0 ® 6. Pikrinsaur. Ammonium Fällung 0) ei 7. Antipyrin 10 Proz. . Fällung 3 0 R a 8.Phloridzin,kaltgesättigt Fällung Opaleszenz Mr Fällung, im Überschuß Fällung, im Überschuß ED un leichtest löslich | nicht löslich | Vergleicht man diese Befunde mit denen v. Fürths (loe. eit.), dann muß man schließen, das Organglobulin hat nichts mit dem Myogen gemein und unterscheidet sich auch in wichtigen Reaktionen z. B. im Verhalten zu Essigsäure vom Myosin. So ähnlich also in Einzelheiten Muskel- und ÖOrganeiweiße sein mögen — so ist der leichte spontane Übergang in unlösliche *) Archiv f. experim, Pathol. u. Pharm. 36, 231; 37, 389. Über Organeiweiß. 387 Modifikationen beiden gemeinsam; ebenso die niedrige Koagu- lationstemperatur und die Reaktion gegen Chlorcaleium, die noch unten erörtert werden wird — von einer Identität beider kann nicht gesprochen werden. Das Verhalten zu Essigsäure, Jod- kalium, Magnesiumchlorid, Rhodanid und Salicylat usw. läßt beide als recht verschieden erscheinen. Daß Beziehungen zwischen Muskeleiweiß und Organeiweiß bestehen, läßt ja auch die berühmte Beobachtung Mieschers über das Schwinden der Skelettmuskulatur beim Wachsen der Ovarien des Lachses er- schließen. Eine Verwandtschaft beider Eiweißarten besteht sicher: es ist Sache der Zukunft, festzustellen, auf welchen konstitutiven Eigenschaften (man denke zunächst an die Spaltungsprodukte) dieses Verhältnis beruht. Auch Phytoglobuline reagieren leicht mit Essigsäure schwacher Konzentration, doch besitzen sie einen weit höheren Koagulationspunkt als die tierischen Organglobuline. Die Säurefällung der Organglobuline ist — im Gegensatz zum Serumglobulin — in Neutralsalzen unlöslich; löslich natürlich in schwachen Alkalien und, bis auf Spuren, vollständig mit Pepsin- salzsäure verdaulich. Kaninchenleberplasma mit obiger Essigsäure gefällt, enthält im Filtrate nur noch Spuren von Eiweiß, hingegen ist in den Örganplasmen anderer Tiere neben den Globulinen noch deutlich ein Eiweißkörper von den Fällungsgrenzen der Albumine vor- handen. Überraschend sind die Koagulationsverhältnisse der Plasmen. Der Koagulationspunkt einer Eiweißlösung hängt, wie schon oft ausgeführt worden ist, von der Art der Erhitzung ab und so auch in unserem Fall; bestimmt man die Gerinnungstemperatur in der üblichen Weise, indem man eine die Eiweißlösung enthaltende Eprouvette in einem Wasserbad unter Luftdurchblasen rasch erhitzt, so tritt die erste Trübung unserer Plasmen bei 42° C. (Fall von Kaninchenleberplasma in 1,5proz. Lösung) ein, bei lang- samem Erhitzen oder bei stundenlangem Verreiben in einem Luft- bad erfolgt die Koagulation bei 38 bis 39° vollständig, ja bei 35° und noch darunter partiell. Diese Tatsache ist speziell für die Organ- untersuchung auf eventuelles Präzipitierungsvermögen von größter bzw. störendster Bedeutung! In diesem niedrigen Koagulations- punkt ist ein weiterer Analogiepunkt mit dem Myosin gegeben, das ebenfalls bei Temperaturen von 32 bis 35° ausfällt (v. Fürth). € “ 25 388 Julius Pohl, Diese Beobachtung in Beziehung gebracht mit der Tatsache, daß unsere Organe normal und dauernd höher temperiert sind als 35°, ohne daß ihre Zellglobuline koagulieren, gab Anlaß, nach dem die Koagulation hemmenden physiologischen Agens zu fahnden. Es gibt eine Reihe die Koagulation der Organplasmen bei 37 bis 40° hemmender, aber auch fördernder Faktoren. Physiologisch am wichtigsten ist die Hemmungswirkung des Serums*). Hierfür folgendes Beispiel: Tabelle I. Normales Kaninchenleberplasma und natives Kaninchenserum (mit 6,7 Proz. Gesamteiweißgehalt). Luftbad von 39°. | Leberplasma I BE 0,8 °/o |Serum| nach &h nach 10h nach 24h in ccm inccm 2 2 0 trüb koaguliert koaguliert 5 R 1,8 0,2 klar klar partiell koaguliert E 17 | 03 £ a I, x a me - » N 1,4 0,6 {: % „ 2|8| » er a 1 1 e Br 4 klar “ 0,4 1,6 r = klar „ 0 2 5 3 klar Zur Klärung der nun auftauchenden Frage, welcher Serum- bestandteil diese Wirkung entfaltet, habe ich einerseits Plasmen mit geringen der Blutalkaleszenz entsprechenden Alkalimengen und mit Lecithinsuspension, andererseits mit gereinigten Serumeiweik- körpern versetzt. Während erstere wirkungslos waren, sind letztere deutlich hemmend wirksam. Hierfür ein kurzer Beleg. Zentrifugiertes Kaninchenserum wird in dünner Schicht ausgebreitet rasch bei 40° getrocknet**), dann feinst pulverisiert mit Alkohol, Toluol und Ather erschöpft. In destilliertem Wasser löst sich das erhaltene Pulver völlig und rasch: dieses Serum enthält neben 4,2 Proz. Eiweiß nur die Blutalkalien und Blutsalze. *) Ganz homolog ist die von Fürth (loc. cit.) beobachtete Hemmungs- wirkung desselben für Myogen. **) Derartig getrocknete Eiweiße können nach gelegentlichen Erfahrungen meines Assistenten Dr. Wiechowski mit Alkohol behandelt werden, ohne die Wasserlöslichkeit zu verlieren. Über Organeiweiß. 389 Tabelle II. Bei 39° gehalten. | | Kaninchen- | | nach 1b | nach 2h | nach 3b | nach 24h | 0,8 °/o NaCl leberplasma | Serum in cem opaleszent | opaleszent opaleszent | opaleszent k 0,4 98 klar klar klar k: 2 0,5 0,5 . Be ” 0,6 0,6 ” ” ” 0,8 0,2 ”„ „ Spur i: - x 7 opaleszent Kontroll. | ce Beginn der, Flocken Flocken 1 9 kN: Sarub Flockung | abgesetzt | abgesetzt Wird das von den in flüchtigen Agentien löslichen Stoffen be- freite Serum nun noch durch tagelange Diffusion gegen destilliertes Wasser von Salzen, der Masse der Alkalien, dem Euglobulin be- freit, so hemmt ein derartiges nur Pseudoglobulin und Albumin enthaltendes Serum noch in deutlichster Weise durch 24 Stunden die 39°-Koagulation. Eiereiweiß wirkt trotz seines beträchtlichen Alkaligehaltes, der als solcher ebenfalls als koagulationsstörend erkannt wurde, viel schwächer als Blutserum. Ich habe mir die Frage vorgelegt, ob die Eiweißkoagulation bei so niedriger Temperatur nicht etwa Fermentwirkung unter Säurebildung (Milchsäure?) ist: allein da Plasmen, die mit Natrium- fluorid oder Natriumoxalat statt mit Kochsalz gewonnen sind, eben- falls koagulieren, da ferner schwacher Alkalizusatz die Koagulation bei 40° nicht hemmt, und schließlich aus koagulierten Plasmen nach Alkoholfällung mit Kochsalzlösung keine die Koagulation bei 40° fördernden Extrakte gewinnbar sind, so ist diese An- schauung wohl aufzugeben. Diese hemmende Wirkung der Sera ist nach obigen Versuchen allein auf die Bluteiweißkörper zurückzuführen. Die Möglichkeit der Koagulationshemmung eines Kolloids für ein anderes ist erst jüngst von Spiro*) betont worden. Immunsera besitzen mit Normal- seris verglichen ein unvermindertes Hemmungsvermögen. *) Diese Beiträge 5, 291. 390 Julius Pohl, Die Gerinnung von ÖOrganplasmen wird beschleunigt durch Salze, am energischesten durch Kalksalze. Zusatz weniger Tropfen 10proz. Chlorcaleiums auf 5 bis 10 ccm Plasma bewirkt innerhalb 5 Minuten Koagulation bei 39°. Hierauf ist auch die beschleunigende Wirkung von Harn zurückzuführen: denn mit Natriumoxalat be: handelter Harn ist ohne Einfluß auf die Koagulation. Ebenso wirkt Zusatz von Gummi, das nach v. Fürth (loc. eit. S. 398) die Myosingerinnung aufhebt, hier wegen des Kalkgehalts koagulations- fördernd. Kalkzusatz zu Blutserum hebt dessen hemmende Wirkung auf. Inwieweit Salze, bei gleicher molekularer Konzentration, beschleunigend auf die 39°-Koagulation wirken, lehrt folgende Tabelle IV. Tabelle IV. Zusatz von '/go0u Grammmolekül zu je 5 ccm Kaninchenleberplasma (mit 0,42proz. Eiweißgehalt). Salz .. | nach t/,h nach 1h nach 2h nach 66 0 klar klar trüb Trübung NaCl 5; beginnend Flocken KCl » » » NaFl Teübune sedimentiert E KNO, % schwach trübl trüb 3, ge [os] dicht trüb, i - > Call, flockig sedimentiert R Na,SO, + 10H,0 klar > er EEE FE Er PR ER EAIL TEE EI . &, MgSO,-+ 7H,0 3 Een Flocken & (NH,), SO, : 2 Na acet, x schwach trüb KTartrat trüb Na- » 2 Dextrose = klar | Ich versuchte sodann durch Diffusion die Organeiweiße zu fraktionieren, doch lassen die Plasmen selbst nach wochenlangem Diffundieren — natürlich unter Toluolzusatz — keine Fraktion ausfallen, sie werden viscid, opaleszent, verlieren das Vermögen, bei 40° zu koagulieren, gewinnen es aber nach Salzzusatz sofort Über Organeiweiß. 391 wieder; ebenso wird die Essigsäurefällung erst nach Salzzusatz möglich. Dem optischen Verhalten nach sind die Organglobuline, nach einigen orientierenden Versuchen mit der von jeglichem anderen Eiweiß oder Kohlehydrat befreiten Essigsäurefällung, äusserst schwach optisch aktiv, nur eine Spur linksdrehend; seit- dem wir durch Gamgees*) Untersuchungen belehrt wurden, daß es auch rechtsdrehende Eiweißkörper gibt, wird dies niemandem mehr als paradox auffallen. Nunmehr seien einige analytische Daten, an Pferdeleber- globulin gewonnen, angeführt. Ich behalte mir vor, die bei einer Reihe von Leberglobulinen anderer Tiere gewonnenen Befunde demnächst damit in Vergleich zu stellen. Pferdeleberplasma wird mit verdünnter Essigsäure gefällt, mit Koch- salzlösung albuminfrei gewaschen, in schwachem Alkali gelöst, wieder mit Essigsäure gefällt, mit destilliertem Wasser salzfrei, dann mit Alhohol, Toluol, Ather extrakt- und farbstofffrei gewaschen, getrocknet. Das Präparat von weiß-grauer Farbe gibt mit Wasser erhitzt an dasselbe keine Spur eines Eiweißkörpers ab (keine Fällung mit Ferrocyanwasser- stoffsäure oder Phosphorwolframsäure im Filtrat). Die Analyse gibt folgende Werte bei zwei Bestimmungen. L: u. C 47,21 Proz. 48,43 Proz. N’ 16,35 , 16,21 4 Ber „0,00 6,98 „ SON 0.997, P 1,3 ” Außerdem Spuren von Eisen. Die Untersuchung weiterer sechs Leberglobuline auf ihren Phosphorgehalt ergabäußerst schwankende Werte (0,28bis 1,3 Proz.), so daß vorderhand der Gedanke auf Verunreinigung bzw. Gegen- wart von Gemengen im Essigsäurekörper nicht als widerlegt an- gesehen werden kann. Übrigens habe ich auch in den gereinigten Säurefällungen von Muskelplasmen Phosphor nachweisen können. Würde sich auch bei ferneren Untersuchungen, die ich demnächst beibringen werde, ein konstanter Phosphorgehalt erweisen lassen, dann würde auf eine Beziehung zwischen den Plasmaglobulinen und den Nukleoproteiden näher einzugehen sein. Speziell wird das Hammarstensche**) a-Proteid des Pankreas, das dem Gewebs- fibrinogen (Wooldridge), dem Zellglobulin (Halliburton), dem Nucleoalbumin nahe stehen soll, sowie auch dasW o lgemuthsche***) *) Arthur Gamgee u. Croft Hill, sodann A. Gamgeeu. Walter Jones, Diese Beiträge 4, 1 u. 10. **) Hammarsten, Zeitschr. f. physiol. Chemie 18, 32. ***) Zeitschr. f. physiol. Chemie 37, 474. 392 Julius Pohl. Über Organeiweiß. Leberprotein zu besprechen sein. Die Koagulationsfähigkeit, die fast restlose Verdaulichkeit, die Salzfällungsgrenzen und die Un- giftigkeit bei intravenösen Injektionen allein sprechen schon jetzt für die Globulinnatur des Hauptbestandteils der Organplasmen. Vor wenigen Wochen erschien eine kurze Notiz von Doyon, Morel und P&ju*), wonach der entbluteten Leber durch 1 proz. Koch- salzlösung ein mit Essigsäure fällbarer Eiweißkörper entzogen werden kann, der identisch mit dem Plösz- und Halliburtonschen Eiweißkörper, dabei aber vom Blutfibrinogen nicht unterscheidbar sein soll. Diese Anschauung scheint ganz unrichtig: Fibrinogen muß mit Blutserum zusammengebracht Fibrin ausfallen lassen: die obigen Beobachtungen beweisen im Gegenteil eine Schutzwirkung des Serums gegenüber unserem Eiweißkörper. Ferner sollen Fluoride die Plasmakoagulation, homolog wie die Fibrinbildung, hemmen; auch dies stimmt mit meinen Erfahrungen nicht überein. Ich habe ebenfalis genetische Beziehungen zwischen Blutfibrin und Leberglobulinen vermutet und auf folgende Weise zu einem Einblick in dieselben zu gelangen versucht. Wäre z. B. der niedrigst fällende Anteil der Leberglobuline eine Quelle für das Fibrinogen, dann müßten ausgiebige Aderlässe eine Verarmung der Leber daran bedingen. 2 Tieren von 2600 bzw. 1800 g Gewicht wird zuerst ein Aderlaß von 60 bzw. 45 ccm, nach 3 Tagen ein zweiter von 53 bzw. 40 ccm gemacht. Am nächsten Tag werden beide Tiere verbluten gelassen, die Leberplasmen wie obenangeführt gleichmäßig gewonnen und die 25 proz., 33 proz., 50 proz. und Gesamtammonsulfatfällung in denselben quantitativ bestimmt: die rela- tiven Zahlen waren bei Kaninchen I. 15:%3:67:100, 3 % 1.:19720:712100 beim Normaltier S. 385. 16,4 :23,8: 72: 100. Der Versuch läßt keinen Schluß im Sinne der Bildung von Fibrin aus Lebereiweiß zu. Äußere Umstände haben mich gehemmt, die obigen Angaben speziell nach analytischer Richtung hin vollständig auszuarbeiten. Ich hoffe aber hierüber in Zukunft Mitteilung machen zu können, nicht minder über die Frage nach der Identität der verschiedenen Organglobuline mit Hilfe der analytischen und biologischen Methode, über quantitative Änderungen des Eiweißgehalts der Organe bei bestimmten Vergiftungen usw. *) Comptes r. societ6 de Biologie Nr. 14, 658 (1905). XX. Über die Diffusion in Gallerten. Von Kurt Meyer, Straßburg i. E. Aus dem physiologisch-chemischen Institut zu Straßburg. L. Daß bei dem Stoffaustausch zwischen der Zelle und der sie umspülenden Gewebsflüssigkeit Diffusionsvorgänge, wenn auch vielleicht in mannigfaltiger Weise modifiziert, eine große Rolle spielen müssen, ist ohne weiteres einleuchtend. Wenn man von der Strömung des Bluts und der Lymphe und von den wenig verbreiteten und jedenfalls wenig ausgiebigen Strömungen im Protoplasma selbst absieht, wird der Stoffaustausch und der Aus- gleich von Konzentrationsdifferenzen nur durch Diffusionsvorgänge vermittelt. Von der Geschwindigkeit der Diffusionsströme hängt aber großenteils die Intensität der chemischen Vorgänge in der Zelle ab. Denn dem Protoplasma fehlen die in der chemischen Technik zur Beschleunigung der Reaktionen. angewandten Mittel wie Hervorrufung von Flüssigkeitsströmungen durch Erzeugung von Temperaturdifferenzen oder durch mechanische Erschütterung nahezu ganz. Da nun die den tierischen Körper wie das Proto- plasma überhaupt zusammensetzenden Stoffe größtenteils kolloidale Natur besitzen, so ist die Frage berechtigt, ob hierdurch eine Ab- weichung vom gewöhnlichen Ablauf der Diffusionsvorgänge be- dingt: wird. Diese Frage ist nach der physikalischen Seite hin schon von Graham*) bei Gelegenheit seiner Diffusionsversuche experimentell in Angriff genommen worden. Er überschichtete eine Kochsalz- reiche mit einer kochsalzarmen Agargallerte und bestimmte dann schichtenweise die hinüberdiffundierte Kochsalzmenge. Aus dem Ergebnisse dieses Versuches zog er den Schluß, daß durch den *) Graham, Liebigs Annalen 121, 5, 29 (1862), 394 Kurt Meyer, gallertigen Zustand keine Verlangsamung des Diffusionsvorganges bewirkt werde. De Vries*), der Kaliumchromat- und Kupfersulfatlösungen gegen Wasser einerseits und 4proz. Gelatine- und Kieselsäure- gallerte andererseits diffundieren ließ, fand ebenfalls keine Ver- schiedenheiten des Diffusionsweges in Wasser und in Gallerte. Zum gleichen Resultate gelangte später Voigtländer”*), dem es hauptsächlich darauf ankam, an Gallerten die Diffusionsgesetze unter Ausschluß der durch Strömungen verursachten Fehler zu studieren. Bei dieser Gelegenheit prüfte auch er noch einmal den Einfluß von Gallerten auf den Diffusionsvorgang. Voigtländer verwendete bei seinen Versuchen Agargallerte. Was die uns hier allein interessierende Frage der Beeinflussung des Diffusionsvorganges durch Gallerten verschiedener Konzen- tration betrifft, so prüfte er diese in der Weise, daß er in Glas- zylinder, die mit Gallerten von 1 bis 4 Proz. Agargehalt gefüllt waren, Säuren oder Salze aus wässerigen Lösungen hineindiffun- dieren ließ. Er fand hierbei nun, daß in konzentriertere Agar- gallerte 0,72 proz. Schwefelsäure weniger tief hineindiffundierte, als in minder konzentrierte. Es ergab sich nämlich der „Diffusions- weg“ nach einstündiger Diffusion bei einem Gehalte der Gallerte an 1 Proz. Agar zu 85 mm 2 ”» r] ” 7,8 ” 4 ” ” ” 7,0 ” Dagegen konnte V. keine oder eine nur sehr geringe Beeinflussung der Diffusionsmenge feststellen; diese betrug z. B. für 1proz. Agargallerte 1,08 mg SO; ” 2 proz. ” 1,10 ” ” r7] 4 proz E ” 1 ‚09 22] ” Aus seinen Versuchen schließt Voigtländer, daß irgend ein wesentlicher Unterschied zwischen der Diffusionsgeschwindigkeit in 5proz. und der in Iproz. Gallerte nicht bestehe und daher auch. zwischen der Diffusion in 1 proz. Gallerte und in Wasser nicht zu erwarten sei. Offenbar stützt er diese Schlußfolgerungen auf seine Bestimmungen der Diffusionsmenge, nicht des Diffusionsweges. Allerdings muß er zugeben, daß die von ihm für Agargallerte ge- *) De Vries, Receuil des travaux chimig. d. Pays-Bas 3, 375 (1884). Die Angabe Voigtländers, De Vries habe eine Verlangsamung der Diffusionsvorgänge in Gallerte gefunden, kann ich mir nur so erklären, dab V. nicht das Original der Arbeit, sondern nur das allerdings etwas unklare Referat im Jahresber. d. Chemie 1884 vor Augen gehabt hat. **) Voigtländer, Zeitschr. f. physik. Chemie 3, 316 (1889). Über die Diffusion in Gallerten. 395 fundenen Konstanten etwas niedriger sind als die von anderen Autoren für die Diffusion in Wasser beobachteten und die von Nernst theoretisch berechneten Werte; er will daher die Frage, ob die Diffusion in Wasser und Agar identisch ist, noch nicht end- gültig entscheiden. In seinen Schlußsätzen drückt er sich aber nicht so zurückhaltend aus, sondern erklärt die Diffusionsgeschwin- digkeit einer Substanz in verschiedenen Konzentrationen der Agar- gallerte für gleich. Nachdem Voigtländer von neuem auf die Brauchbarkeit von Gallerten zum Studium der Diffusionsvorgänge hingewiesen hatte, wurden sie von verschiedenen Autoren bei derartigen Unter- suchungen in Anwendung gezogen. So studierte Pringsheim‘*) das Entstehen und die Fortpflanzungsrichtung von Niederschlägen in einem Gallertzylinder, in dem von zwei Seiten her mit einander reagierende Flüssigkeiten sich entgegendiffundierten. Hüfner**) prüfte die Diffusionsgeschwindigkeit von Gasen in Gallerten. Wenn er auch keine direkten Vergleichsversuche anstellte, so glaubte er doch eine genügende Übereinstimmung zwischen den auf diese Weise gewonnenen Diffusionskonstanten und den in früheren Ver- suchen für Diffusion in reinem Wasser ermittelten Werten ge- funden zu haben. Morse und Pierce***) untersuchten die Über- sättigungserscheinungen, die man beim Ausfallen von Silberchromat in Gelatine beobachtet, ebenfalls an Gelatinezylindern. Bei dieser Gelegenheit fanden sie die Diffusionskonstante des Silbernitrats zu 1,54 gegenüber dem nach der Methode von Nernst theoretisch berechneten von 1,19. Eine Erklärung für diese Abweichung ver- mochten sie nicht zu geben. Während die bisher genannten Autoren die Diffusionsgeschwin- digkeit in Gallerten der in reinem Wasser gleich oder wenigstens nicht geringer fanden, hatte früher Stefanr) aus Grahams Ver- suchen durch Berechnung gefunden, daß Chlornatrium in Agar- gallerte langsamer diffundiert als in Wasser. Ebenso glaubte Chabryrr), der Säure gegen Gelatine und Knorpel, die mit Orcein gefärbt waren, diffundieren ließ, eine Verlangsamung in diesen Medien gegenüber Wasser gefunden zu haben, doch scheint er den Einfluß der Temperatur bei seinen Versuchen nicht genügend berücksichtigt zu haben. *) Pringsheim, Jahrb. f. wissenschaftl. Botanik 28, 1 (1895). Zeitschr. f. physik. Chemie 17, 473 (1895). *) Hüfner, Zeitschr. f. physik. Chemie 27, 227 (1898). ***) Morse u. Pierce, Zeitschr. f. physik. Chemie 45, 589 (1903). 7) Stefan, Wiener Sitzungsberichte 79, 215 (1879). 7) Chabry, Journal de Physique 7, 115 (1888). 396 Kurt Meyer, Selbst wenn es richtig ist, daß Salzlösung in Gallert lang- samer diffundiert als in Wasser, so kann doch der hemmende Einfluß dünner Gallerten auf den Diffusionsvorgang nur niedrig veranschlagt werden. Dem entsprechend ist auch zu erwarten, daß die Anwesenheit von Kolloiden den Ablauf chemischer Reaktionen nicht erheblich beeinträchtigen wird. In der Tat fand Reformatsky*), daß die Katalyse von Methylacetat durch Salzsäure in 1,25proz. Agargallerte ebenso schnell verläuft wie in reinem Wasser. Ebenso beobachtete Levi**), daß wie die Leitfähigkeit und die Gefrierpunktserniedrigung, so auch die Inversion von Rohrzucker durch Salzsäure keine Beeinflussung durch die Anwesenheit von Kolloiden — er verwendete eine 1 proz. kolloidale Kieselsäurelösung — erfährt. II. Der Einfluß der Konzentration der Gallerte auf den Diffusionsweg. bei den nachstehenden auf Veranlassung von Prof. Hof- meister ausgeführten Versuchen wurde von dem Gesichtspunkte ausgegangen, daß zum Studium des Diffusionsvorganges in kolloidalen Medien möglichst hoch konzentrierte Gallerten mit solchen von niedrigem Trockengehalt verglichen werden müßten, wobei auch die Erwägung maßgebend war, daß wir es in den tierischen Zellen ebenfalls mit ziemlich hoch konzentrierten Lösungen von Kolloiden zu tun haben. Mit Agar lassen sich nun aber nur Gallerten bis zu einer Konzentration von 5 Proz. herstellen. Demgegenüber beträgt der Gehalt des Protoplasmas an kolloiden Substanzen (Eiweiß, Nucleine, Lecithin usw.) meist um 20 Proz., eine Konzentration, an die die bisher ausgeführten Versuche nicht annähernd heranreichen. Es wurde daher für unsere Versuche Gelatine gewählt, mit der sich homogene Gallerten noch in einer Konzentration von ungefähr 25 Proz. be- reiten lassen. Zum Vergleich wurden auch Zylinder aus koagu- liertem Eierklar benutzt. Leider läßt sich bei Leimzylindern das von Voigtländer mit so großem Erfolge geübte Verfahren, Säure in mit einem Indikator gefärbte Gallerte hineindiffundieren zu lassen, nicht benutzen, weil dabei Leim in Lösung geht. Verwendbar ist dagegen das Verfahren von de Vries, Kaliumchromat in Leim- zylinder hineindiffundieren zu lassen, soweit es sich nur um Be- stimmung des Diffusionsweges handelt. Doch war es wünschens- *) Reformatsky, Zeitschr. f. physik. Chemie 7, 34 (1891). **) M. G. Levi, Gazetta chimica italiana 30, 64 (1900). 2 By De Über die Diffusion in Gallerten. 397 wert, die Versuche vor allem mit Stoffen auszuführen, die im tierischen Haushalt Verwendung finden. Es wurde daher Chlor- natrium benutzt, wobei sich aber, um ein genaueres Verfolgen des Diffusionsvorganges zu ermöglichen, die Notwendigkeit ergab, die Gelatinezylinder nach Beendigung des Versuchs in gleich- mäßig dicke Scheiben zu zerlegen und in jeder einzelnen Scheibe die Menge der hineindiffundierten Substanz zu bestimmen. Die Versuchsanordnung war folgende: Reagenzgläser von 28 mm Durchmesser wurden mit der durch Erwärmen verflüssigten Gelatinelösung gefüllt und bis zum Erstarren der Gallerte senkrecht aufgestellt. Dann wurden sie mit der Leimfläche nach abwärts senkrecht in die Salzlösung gestellt. Nach 24 Stunden wurden die Gläser herausgenommen, außen schnell mit destilliertem Wasser abgespült und behufs Herausnahme des Gelatinezylinders vorsichtig zer- brochen. Das Schneiden des herausgelösten Leimzylinders war wegen seiner Nachgiebigkeit und Zusammendrückbarkeit mit einigen Schwierig- keiten verknüpft. Die Zylinder wurden zu diesem Zwecke in eine passende Blechhülse gelegt und nur soweit darin vorgeschoben, daß gerade nur ein 5 mm langes Stück herausragte. Dieses wurde leicht gegen eine Glas- platte gedrückt, mit einem erwärmten dünnen Messer abgetrennt, und so wurde der Leimzylinder in annähernd 5 mm dicke Scheiben zerlegt. Wie sich aus den in den Tabellen aufgeführten Zahlen für das Gewicht der Scheiben ergibt, ließ sich wegen der großen Elastizität der Leimgallerte nur eine recht mangelhafte Gleichmäßigkeit erreichen. Um nun vergleichbare Zahlen der Kochsalzkonzentration zu erhalten, wurde von jeder Scheibe und zwar möglichst bald, um einen Wasserverlust zu vermeiden, das Gewicht auf Centigramme genau bestimmt und der später gefundene Salzgehalt dann in mg pro eing Gelatine umgerechnet. Wenn es auch auf diese Weise nicht gelang, den Fehler ganz auszuschalten, der dadurch bedingt ist, daß bei verschiedener Dicke der Scheiben zweier Versuchsreihen die einander entsprechenden Scheiben nicht genau aus gleicher Höhe stammen, sodaß z. B., wenn die erste Scheibe zu dünn geraten ist, alle folgenden einen relativ zu hohen Salzgehalt aufweisen müssen, so dürfen doch die Werte innerhalb derselben Versuchsreihe als vergleichs- weise richtig angesehen werden. Zunächst wurden die in Gallerten verschiedener Konzentration unter den gleichen Bedingungen hineindifundierenden Kochsalzmengen bestimmt. Es wurde Normalkochsalzlösung verwendet und zwar in solchem Über- schusse, daß die durch Hinausdiffundieren von Kochsalz bewirkte Kon- zentrationsänderung vernachlässigt werden konnte. Die Temperatur war Zimmertemperatur. Sie schwankte um 20° C. Da die Zylinder ver- schiedener Konzentration in je einer Versuchsreihe unter genau den gleichen Bedingungen standen, so hat die Vernachlässigung der Temperatur- konstanz für das zunächst interessierende Resultat, die Beeinflussung des Diffusionsvorganges durch verschiedene Konzentrationen, keine Bedeutung, wohl aber erschwert sie einen Vergleich der Versuchsreihen unter einander. Die geprüften Gallerten hatten auf lufttrockene Gelatine berechnet in der ersten Versuchsreihe einen Gelatinegehalt von 10, 15, 20 und 25 Proz., in der zweiten einen solchen von 10, 20 und 25 Proz, Da der Wasser- 398 Kurt Meyer, gehalt der käuflichen Gelatine, der durchschnittlich 20 Proz. beträgt, immerhin wechselt und da bei der Bereitung der konzentrierten Gelatine- lösungen, die sich nur durch wiederholtes Verdünnen und Eindampfen homogen darstellen lassen, ziemlich bedeutende Fehler unterlaufen, so wurde bei den Gallerten der zweiten Versuchsreihe der Trockengehalt genau bestimmt. Er ergab sich: in..der.:„zehnprozentigen®-....... =, %..2u:7,929 7702 » 9» „Zzwanzigprozentigen“ er Re LE, Da An » » „jünfundzwanzigprozentigen“ » 23,968 % Der Kochsalzgehalt wurde titrimetrisch nach Volhard bestimmt. Der Übelstand, daß das Chlorsilber zunächst in kolloidalem Zustand ausfiel und beim Filtrieren durch das Filter ging, ließ sich dadurch beheben, daß die Flüssigkeit mit Salpetersäure sehr stark sauer gemacht und für '/, bis 1 Stunde im siedenden Wasserbade gehalten wurde, wobei das Chlorsilber vollständig zu Boden fiel. Der Fehler, der durch die Anwendung über- schüssiger Salpetersäure verursacht wurde, kommt hier nicht in Betracht, da er unter 1 Proz. liegt, wie durch Kontrollbestimmungen an Gallerten mit bekanntem Kochsalzgehalt festgestellt wurde. So wurden in einer Gallerte, die 0,5219 g NaCl enthielt, 0,5201 g durch Titration gefunden. In den folgenden Tabellen enthält die erste Kolumne das Gewicht der Scheiben in g, die zweite den wirklichen Kochsalzgehalt in jeder Scheibe, die dritte den Kochsalzgehalt auf 1 g Gelatine umgerechnet, die letzten beiden Werte in mg. Die Zahlen sind bis zur Konstanz angeführt. Sie sinken nicht auf Null wegen des Gehalts der käuflichen Gelatine an Chlor. Dieser wurde in zwei Proben zu 0,424 Proz. und 0,430 Proz. Chlor, auf trockene Gelatine berechnet, gefunden. Es sind daher als Grenzwerte anzusehen: bei 10proz. Gelatine 0,7 mg Chlornatrium „ 1 5 ” > 1 ’ 1 ” ” ” 20 „ ” 1; 4 ” ” „ 25 „ ” 1, 8 ” ” Die letzten Zahlen, die nach Abzug dieser Werte noch ein Eindringen von Kochsalz erkennen lassen, sind durch Fettdruck hervorgehoben worden. Reihe I. n-NaCl-Lösung. Versuchsdauer 24 Stunden. Zimmertemperatur. 10proz. Gallerie. Scheibengewicht Absoluter NaCl- NaÜl-Gehalt auf 1 g Gelatine in g Gehalt in mg umgerechnet in mg 1: 1,99 94,8 47,6 2. 2,10 81,9 39,0 3. 2:51 71,4 35,8 4. 2,71 69,0 25,5 5. 2,45 33,5 13,4 6. 2,08 — — 4 1,91 10,0 5,1 8. 1,95 5,9 3,0 vg — ara 10. = — — Über die Diffusion in Gallerten. 399 Scheibengewicht Absoluter NaCl- NaCl-Gehalt auf 1 g Gelatine y a in g, Gehalt in mg umgerechnet in mg 1,65 81,9 49,6 1,69 81,9 48,5 1,76 . 56,2 31,9 1,95 46,8 24,0 2,01 34,5 17,2 2,16 24,6 11,4 1,66 11,7 YA 1,67 7,0 4,2 1,83 3,5 1,9 1,76 1,2 0,7 15proz. Gallerte. Scheibengewicht Absoluter NaCl- NaCl-Gehalt auf 1 g Gelatine saunnrowm in g Gehalt in mg umgerechnet in mg 1,22 57,3 47,0 1,97 78,4 39,8 2,36 71,4 30,2 2,48 60,8 24,5 2,01 30,4 15,1 2,46 18,7 7,8 2,35 11,7 5,0 2,59 5,9 2,3 2,13 2,3 1,1 20proz. Gallerte. Scheibengewicht Absoluter NaCl- NaCl-Gehalt auf 1 g Gelatine et SE N ing Gehalt in mg umgerechnet in mg 2,39 115,5 47,5 2,14 74,9 35,0 2,51 63,2 25,2 1,99 33,9 17,0 1,95 23,4 12,0 1,89 14,0 7,4 2,35 11,7 5,0 2,19 5,9 2,7 2,46 1,2 0,5 25proz. Gallerte. Scheibengewicht Absoluter NaCl- NaCl-Gehalt auf 1 g Gelatine ournpww- in g Gehalt in mg umgerechnet in mg 2,71 121,8 44,9 2,43 73,7 30,3 2,23 46,8 21,0 2,12 32,8 15,5 2,39 17,6 7,3 2,58 9,4 3,6 2,52 4,7 1,9 2,41 2,3 1,0 400 Kurt Meyer, Scheibengewicht Absoluter NaCl- NaÜl-Gehalt auf 1 g Gelatine ing Gehalt in mg umgerechnet in mg : 1407 84,2 47,6 2. 2,46 84,2 34,2 3: 2,19 59,7 24,0 4. 2,23 35,1 19,8 ö. 2,65 22,2 8,4 6. 2,42 16,4 6,9 7. 2,49 5,9 2,4 8. 2,49 2,8 0,9 Reihe I. n-NaCl-Lösung. Versuchsdauer 24 Stunden. Zimmertemperatur. 10proz. Gallerte. Scheibengewicht Absoluter NaCl- NaCl-Gehalt auf 1 g Gelatine in g Gehalt in mg umgerechnet in mg t. 2,77 112,3 40,6 9. 2,99 74,4 24,9 3. 3,06 53,8 18,4 4. 2,92 17,6 6,0 * 5. 2,62 15,2 5,8 6. 2,99 7,0 2,3 7. 3,05 3,5 1,2 8. 3,13 2,3 0,8 1: 2,65 93,6 35,3 2, 3,00 61.1 20,4 3, 3,10 37,7 12,2 4. 3,19 23,4 7,8 5. 3,12 11,7 3,8 6. 3,08 4,7 1,5 7: 2,86 2,3 0,8 20proz. Gallerte. Scheibengewicht Absoluter NaCl- NaCl-Gehalt auf 1 g Gelatine in g Gehalt in mg umgerechnet in mg 1; 2,93 110,0 37,5 2. 3,54 71,3 20,2 3, 3,13 38,6 12,3 4. 3,19 18,7 5,9 5. 3.15 9,4 3,0 6. 3,31 4,8 1,2 7. 3,07 2,3 0,8 1. 2,90 114,7 39,5 2. 3,54 ET 24,8 & 3,47 56,2 16,2 4. 3,24 25,7 7,9 B. 3,22 14,7 3,6 6. 3,17 4,7 1,5 g: 3,40 2,3 0,7 fi: ee ee Über die Diffusion in Galierten. 401 25proz. Gallerte. Scheibengewicht Absoluter NaCl- NaCl-Gehalt auf 1 g Gelatine in g Gehalt in mg umgerechnet in mg 1; 2,99 104,1 34,8 2. 3,98 99,4 23,5 3. 3,92 43,2 11,0 4, 3,52 14,0 4,1 5. 3,79 5,8 1,5 7 2,87 112,3 39,1 2, 3,05 64,2 21,1 3. 3,30 44,5 13,5 4. 3,86 19,9 5,2 5. 3,28 6,4 2,0 6. 3,34 3,5 1,0 Zur besseren Übersicht sind in den folgenden Figuren die relativen Kochsalzwerte graphisch dargestellt. Als Abszisse ist die Länge des Leimzylinders, als Ordinate die diffundierte Menge eingetragen. Soweit Kontrollreihen vorliegen, wurde das Mittel aus den entsprechenden Zahlen genommen mit wenigen Ausnahmen, wo bei offenbar fehlerhaften Werten nur der richtig erscheinende gewählt wurde; die nicht berücksichtigten Werte sind in den Tabellen mit einem Stern bezeichnet. Von der graphischen Dar- stellung der ersten Reihe des ersten Versuchs wurde wegen des Fehlens mehrerer Werte Abstand genommen. Schließlich muß beim Vergleich der Kurven noch in Betracht gezogen werden, daß in- folge ‚des höheren spezifischen Gewichtes der . konzentrierteren Gallerten die entsprechenden reduzierten, vermittelst Division durch das Scheibengewicht gewonnenen Kochsalzwerte etwas zu niedrig ausfallen mußten. Der hierdurch bedingte Fehler beträgt gegen 15 Proz.; er läßt jedoch unsere Schlußfolgerungen, unberührt. (Siehe Figur 1 auf S. 402 und Figur 2 auf S. 403.) Bei der Betrachtung der Zahlen und Kurven fällt sogleich auf, daß die hineindiffundierte Salzmenge in den höher konzen- trierten Gallerten schon in einer der Oberfläche näher gelegenen Schichte auf Null (bezw. den Grenzwert) sinkt als in den minder konzentrierten. Es ist dies der Fall: Versuchsreihe ]: Versuchsreihe II: bei 1Oproz. Gelatine zwischen 45 und 50 mm 35 und 45 mm D) 15 „ ) „ 40 ” 45 )) Fe „ 20, 5 Eee 35 „ 40 „ 25 und 30 mm 2 n e 0... , 15 und 25 mm Beitr. z. chem. Pbysiologie, VII, 26 402 Kurt Meyer, 0'0F 0% '97 0'29 rd ST %03F0 00T 9 Ju 01-9 ST-oOL 0°—- ST ST—0% ie "Ta. 08-693 B 3, | gE-06& 09-68 ae c7—0F wu 09-607 Der Unterschied des Diffusionsweges in 10proz. und in 25 proz. Gelatinegallerte läßt sich nach diesen Zahlen auf 30 bis 50 Proz. schätzen. Das Gleiche geht aus der graphischen Darstellung her- vor. Man sieht die Kurven für die konzentrierten Gallerten be- deutend steiler absinken als die der minder konzentrierten. Es war wünschenswert, diese mit einer gewissen Fehlerbreite behafteten Ergebnisse durch eine auf anderem Wege gewonnene Versuchsreihe zu stützen. Ich benutzte dazu nach dem Vorgange von de Vries Kaliumchromatlösung, deren Eindringen in die Gelatinezylinder sich leicht verfolgen läßt. Te | SREEEREF ev Über die Diffusion in Gallerten. 403 Fig 2. 5-10 10-15 15-20 20-25 25-30 30-35 35-40 mm Es wurden Leimzylinder von 10, 15, 20 und 25 Proz. Gelatinegehalt, (auf lufttrockene Substanz bezogen, genauer 8,384; 13,657; 17,237; 21,690 Proz.) in n-Kaliumchromatlösung gebracht. Durch fließendes Wasser wurde die Temperatur während der Versuchszeit annähernd konstant auf 15° C gehalten. Der Diffusionsweg ergab sich: bei 10 Proz., 15 Proz., 20. Proz., 25 Proz. nach 24 Stunden zu 37mm 31mm 28mm 24mm ” 48 » ” 49 ” 42 ” 37 » 33 » Auch hier sehen wir eine Verkürzung des Diffusionsweges mit zunehmender Konzentration der Gallerte. Auffällig war, daß die Färbung in den höher konzentrierten Gallerten dunkler erschien als in den dünneren, sodaß man den Eindruck gewann, als ob die Diffusionsmenge nicht in demselben Maße beeinflußt worden wäre wie der Diffusionsweg, indem eine stärkere Anhäufung von Chromat in den oberflächlichen Schichten die Verkürzung des Diffusionsweges zum Teil wieder auszugleichen schien. Allerdings ist es nicht ausgeschlossen, daß die dunklere Färbung teilweise auch durch Bildung von Dichromat bedingt war. Um schließlich die Versuchsbedingungen noch nach einer anderen Richtung hin zu variieren, wurde als kolloidales Medium statt Gelatine Eiereiweiß gewählt. Das geschlagene Eierklar wurde durch längere Aufbewahrung im Vakuum luftfrei gemacht und dann vorsichtig, um jede Blasenbildung und eine dadurch bedingte Inhomogenität zu vermeiden, in Glaszylindern bei 20* 404 Kurt Meyer, 80° koaguliert. Die Eiweißzylinder wurden, wie oben beschrieben, für 24 Stunden in Kochsalzlösung gebracht und dann in Scheiben von 5 mm Dicke zerlegt. Die Herausnahme der Eiweißzylinder aus dem Glase, d. h. die Loslösung von den Glasstücken wurde dadurch erleichtert, daß sie vorher in einer Kältemischung zum Gefrieren gebracht wurden. Die Scheiben wurden vorsichtig verascht und der Chlorgehalt der Asche durch Titration nach Volhard bestimmt. Da das Eierklar schon an sich Chlor enthält und zwar in einer Menge, die etwa 0,3 Proz. Chlornatrium ent- spricht, so konnten nur über dieser Grenze gelegene Werte, d. h. mehr als 3 mg pro 1 g Eiweiß auf die Diffusion von Chlornatriumlösung be- zogen werden. Es ergaben sich folgende Werte: n-NaCl-Lösung. Eiereiweißzylinder. Versuchsdauer 24 Stunden. Zimmertemperatur. Scheibengewicht Absoluter NaCl- NaCl-Gehalt auf 1 g Eiweiß in g Gehalt in mg umgerechnet in mg 1. 3,58 119,34 33,34 9: 3,11 84,24 27,10 3. 3,53 67,86 19,22 4. 3,67 47,97 10,27 5. 3,39 19,89 5,87 6. 3,59 11,70 3,26 Me 3,80 11,70 3,07 8. 3,28 9,36 2,85 0,0 5-10 10-15 15—20 20-25 25-30 30-35 mm Der Diffusionsweg hatte in diesem Falle zwischen 30 und 35 mm betragen. Da Eierklar 10 bis 13 Proz. Eiweiß enthält, bei unserm Versuche aber infolge der Aufbewahrung im Vakuum an ae u ee FE ee Über die Diffusion in dallertarı. 405 ungefähr eine Konzentration von 15 Proz. erreicht hatte, so wären zum Vergleich die Versuche mit 15 Proz. Gelatinegallerte heran- zuziehen, die ähnliche Werte zeigen. Bedenkt man, daß eine genaue Übereinstimmung wegen Nichtberücksichtigung der Temperatur kaum erwartet werden kann, so darf immerhin ge- schlossen werden, daß sich der Diffusionsvorgang in koaguliertem Eierklar sehr ähnlich dem in Gelatinegallerte verhält. Die mitgeteilten Ergebnisse bestätigen im wesentlichen das Resultat der bezüglich des Diffusionswegs von Voigtländer an- gestellten Versuchsreihe, die er selbst aber nicht weiter berück- sichtigt hat. Sie zeigen, daß der Diffusionsweg mit steigender Konzentration der Gallerte abnimmt und daß diese Verkürzung 30 bis 50 Proz. betragen kann. Falls im Protoplasma ähnliche Verhältnisse gegeben sind wie in Leimgallerten, so ist auch hier eine entsprechende Verzögerung des Diffusionsvorganges zu er- warten, die jedoch immer noch verhältnismäßig zu unbedeutend ist, um den Verlauf von Reaktionen innerhalb der Zelle erheblich zu. beeinflussen. Ein anderes ist es, wenn es sich um Diffusions- prozesse in viel wasserärmeren Medien handelt wie z. B. in der Knorpel- oder Knochengrundsubstanz oder im elastischen Ge- webe, namentlich aber in wasserarmen Membranen, mögen diese aus elastischer oder keratinartiger Substanz bestehen (Membran der Fettzellen, Schalenhaut der Eier usw.), oder von „lipoiden“ Stoffen gebildet werden (Lipoidschicht des Protoplasmas, Membran der Blutscheiben, Markscheide der Nerven usw.). Diese müssen, auch wenn sie sehr dünn sind, dem Hindurchdiffundieren gelöster Stoffe merkliche Hindernisse entgegensetzen. Insofern ist die Ungleichheit des Diffusionsweges physiologisch nicht ohne Be- deutung. Zu der von Voigtländer gemachten Beobachtung, daß trotz ungleichen Diffusionsweges die Diffusionsmenge, d. h. die durch einen gegebenen Querschnitt hineindiffundierte Menge Substanz gleich bleibt, entschieden Stellung zu nehmen, gestatten die mitge- teilten Versuche nicht. Immerhin ist zu bemerken, daß in der ersten Versuchsreihe die Diffusionsmenge bei der 25 proz. Gallerte erheblich hinter den Werten bei den anderen Gallerten zurückbleibt, und auch in einem noch weiter unten mitzuteilenden Versuche scheint sich ein solcher Einfluß der Konzentration auf die Diffusions- menge bemerkbar zu machen. Diese wenigen Zahlen können aber nicht genügende Beweiskraft beanspruchen und es bedarf diese Frage jedenfalls noch weiterer Prüfung. 406 Kurt Meyer, Physiologisch ist dieser Umstand weniger von Bedeutung, da die Diffusionsprozesse im Organismus von einem anderen Faktor in so weitaus überwiegendem Maße beeinflußt werden, daß da- gegen die durch Wasserarmut bedingte Verschiedenheit ganz zu- rücktritt: das ist die selektive Absorption bestimmter Stoffe durch. die der Osmose dienenden Membranen. III. Verschiedenheiten in der Diffusionsmenge einiger Natronsalze. Die älteste Beobachtung, die lehrt, daß für die osmotischen Vorgänge die selektive Absorption der Gallerte bzw. einer kol- loidalen Membran von allergrößter Bedeutung ist, dürfte jene sein, daß ein Gemerge von Alkohol und Wasser, wenn es in einer Tierblase der Luft ausgesetzt wird, viel mehr Wasser als Alkohol einbüßt. Dieses Verhalten erklärt sich dadurch, daß die Tierblase viel mehr Wasser aufnimmt als Alkohol, so daß an der Außenfläche für die Abgabe des Wassers bedeutend günstigere Bedingungen bestehen als für die des Alkohols. In neuerer Zeit sind derartige Fälle von spezifischer Absorption bei verschiedenen Gelegenheiten beobachtet worden. Auf einen solchen Fall von spezifischer Absorption sind auch die nachstehend mitgeteilten Versuchsergebnisse zurückzuführen, die zeigen, daß das Selektionsvermögen der Gallerten sich auch auf anorganische Salze erstreckt. Es wurde nämlich die Frage geprüft, wie sich verschiedene Salze bezüglich ihrer Diffusibilität gegenüber derselben Gallerte verhalten. Zur Verwendung kamen Lösungen von Chlor-, Brom- und Jodnatrium und Natriumsulfat mit einem Gehalt von W/, Mo! im Liter. In diese Flüssigkeiten wurden Gelatinezylinder wie oben beschrieben für 24 Stunden gebracht. Von einem Zerlegen in einzelne Scheiben wurde abgesehen, vielmehr der Salzgehalt im ganzen bestimmt und zwar gewichtsanalytisch als Baryumsulfat und Halogensilber. Die Bestimmung gestaltete sich dadurch schwierig, daß die Kolloidal ausfallenden Niederschläge stunden- lang erwärmt werden mußten, bis sie sich vollständig abgesetzt hatten. Auch dann waren die Niederschläge noch so außerordentlich fein, daß sie zunächst teilweise durch das Filter gingen und erst bei wiederholtem Filtrieren zurückgehalten wurden. Aus diesem Umstande erklären sich die nicht unbedeutenden Abweichungen der Kontrollwerte von einander. An den Zahlen wurde dann noch wegen des Chlor- und Sulfatgehalts der käuflichen Gelatine eine Korrektion angebracht. Es wurden zwei Versuchs- reihen angesetzt, die zweite mit Kontrollproben. Nachfolgend die Ergebnisse, bei denen die diffundierte Salzmenge in Molen ausgedrückt wird. Über die Diffusion in Gallerten. 407 Versuchsreihe I. !/, Mol-Lösungen von NaCl, NaBr, NaJ, Na,SO,. 10 Proz. Gelatine. Versuchsdauer 24 Stunden. Zimmer- temperatur. NaCl = 0,5124 g = 5340.10-$ Mol. NaBr’' =.'0,92419 „= 2349.10-8 ,, NaJ —= 4477 57 = 2987 710-8; Na,SO, = 0,3390 „ = 2385.10-% „ Versuchsreihe Il. '/, Mol-Lösungen von NaCl, NaBr, NaJ, Na,SO,. 15 Proz. Gelatine. Versuchsdauer 24 Stunden. Zimmer- temperatur. NaCl = 0,334 g = 5562.10-6 Mol. | 0,3044 g = 5203.10-$6 Mol. TaBbr, = 0,2742 „ —= 2662.10 „ 0,3106... = 3016.10 €, NaJ —=.0.9095 „ —.2618.10=€ 5 0,4482 „= 2990.10-6 „ E30, == 0,2051, = 2076.1076 5 0,3017 „ = 2122.10-5 ,„ Betrachten wir die in Mol umgerechneten Werte, so fällt auf den ersten Blick die hohe Zahl für Chlornatrium gegenüber denen der anderen Salze auf. Sie ist beinahe doppelt so groß wie diese. In Wasser ist die Diffusionskonstante für Jodide, Bromide und Chloride der Alkalien nahezu die gleiche, die der Sulfate etwas kleiner, in Übereinstimmung mit der Diffusionstheorie von Nernst, nach der die Diffusionskonstante der Jonenwanderungsgeschwindig- keit parallel geht. Diese ist für Br‘ und J' sogar noch etwas größer als für Cl‘, kleiner für SO,“. Bei Natriumsulfat kommt ferner noch die geringere Dissoziation in Betracht. Bei der Diffusion in Gelatinegallerte sehen wir nun dem gegenüber eine erhebliche Bevorzugung des Chlornatriums. Interessant ist, daß Höber*) bei seinen Resorptionsversuchen ebenfalls eine bedeutend höhere Resorptionsgeschwindigkeit fürChlornatrium als für Natrium- jodid gefunden hat. Durch unsere Versuchsergebnisse fällt auf diese Erscheinung ein gewisses Licht. Da sich so eine besondere Beziehung des Kochsalzes zur Gelatine gezeigt hatte, erschien es zweckmäßig, an einem in- differenten Salze, nämlich Bromnatrium, nochmals zu prüfen, ob für dieses die Diffusionsgeschwindigkeit durch Gelatine ebenfalls beeinflußt wurde oder ob etwa die für das Kochsalz gefundene Verkürzung des Diffusionsweges nur durch eben jene besonderen Beziehungen bedingt sei. Der Versuch wurde in gleicher Weise wie beim Kochsalz durch- geführt. Es kam wieder eine Lösung mit einem Gehalt von 1 Mol im Liter zur Verwendung. Die Versuchsdauer betrug auch hier 24 Stunden. Die Temperatur war Zimmertemperatur. Die Gallerten hatten einen Gelatinegehalt von 10 Proz. und 25 Proz. (genau 9,149 Proz. und 25,655 Proz.). Die Grenzwerte, die durch den hier als Bromnatrium erscheinenden Kochsalzgehalt der käuflichen Gelatine bedingt sind, liegen für 10proz. Gallerte bei 1,3 mg, für 25proz. Gallerte bei 3,2 mg. *) Höber, Physikalische Chemie der Zelle und Gewebe (1902) S. 192. 408 Kurt Meyer, n-NaBr-Lösung. Versuchsdauer 24 Stunden. Zimmer- temperatur. 10proz. Gallerte. | Scheibengewicht Absoluter NaBr-- NaBr-Gehalt auf 1g Gelatine in g Gehalt in mg umgerechnet in mg R 3,29 197,8 60,1 2: 2,67 125,7 47,1 3. 2,53 78,3 30,9 4. 3,57 53,6 15,0 5: 3,17 18,5 5,9 6. 3,39 10,3 3,0 7. 3,79 6,2 1,6 8. 3,28 es 1,3 y 1, 3,60 210,1 58,4 ®: 2,56 115,4 45,1 3. 3,54 84,5 23,9 4. 3,70 57,7 15,6 5. 3,43 20,6 6,6 6. 3,78 12,4 3,3 T: 3,82 4,1 Ri 25proz. Gallerte. Scheibengewicht Absoluter NaBr- NaBr-Gehalt auf 1g Gelatine in g Gehalt in mg umgerechnet in mg I; 3,02 191,6 63,4 2. 3,91 154,5 39,5 3. 4,09 12,1 ; 17,6 4. 4,83 41,2 85 5. 4,37 6,2 1,4 1. 3,72 183,4 49,3 2. 3,67 133,9 36,5 3. 4,30 70,1 16,3 4. 4,21 43,3 10,3 5. 4,48 8,2 1,8 Die Kurven wurden in derselben Weise, wie oben geschildert, ge- zeichnet. Von den Reihen mit 25proz. Gallerte wurde der erste Wert der zweiten Reihe nicht benutzt, da bei der Bestimmung ein Verlust unter- gelaufen war. Andererseits erscheint der erste Wert der zweiten Reihe etwas zu hoch, weil die betreffende Scheibe, wie aus dem Gewicht hervor- geht, etwas dünn ausgefallen war und durch den Wegfall der UeLBreR Schicht der Durchschnittsgehalt sich höher stellen mußte. Im ganzen zeigen die Kurven ein ähnliches Verhalten wie bei den Kochsalzversuchen. Auch hier ist ein deutlicher Unter- schied hinsichtlich des Diffusionsweges zwischen den beiden Konzentrationen vorhanden. In die 10proz. Gallerte ist das Natriumbromid 30 bis 35 mm tief hineingedrungen, in die 25proz. dagegen nur 15 bis 20 mm tief. Es würde sich demnach auch Über die Diffusion in Gallerten. 409 hier um einen Unterschied von ungefähr 50 Proz. handeln. Die Kurven erscheinen im ganzen etwas steiler, weil die obersten Schichten nahezu denselben Salzgehalt besitzen wie die Ver- suchslösung und daher bei dem großen Molekulargewicht des Bromnatriums hohe Werte aufweisen müssen. Fig. 4. 5-10 10-15 15-20 20-25 25-30 30-35 mm Da wegen der Ungleichheit der Temperaturen ein sicherer Vergleich nicht möglich ist, so muß es unentschieden bleiben, ob der selektive Einfluß der Gallerte den Diffusionsweg in gleichem Maße triift wie die Diffusionsmenge. Es wäre wünschenswert; diesen Punkt unter ganz vergleichbaren Bedingungen nochmals der Prüfung zu unterwerfen, ER 410 Kurt Meyer, Über die Diffusion in Gallerten. Beachtenswert ist vielleicht noch, daß in dieser Versuchs- reihe sich ein Einfluß der Gallertenkonzentration auch auf die Diffusionsmenge ziemlich deutlich geltend macht. Die in die ersten sechs Scheiben hineindiffundierte Bromnatriummenge be- trägt bei den 10 proz. Gallerten (unkorrigiert) 484 und 501 mg, während in den 25proz. Gallerten sich nur ein Salzgehalt von 459 und 431 mg ergeben hat. Berücksichtigt man außerdem noch, daß der für den Kochsalzgehalt der käuflichen Gelatine zu machende Abzug bei den konzentrierten Gallerten ungefähr zwei- einhalbmal sc groß ist wie bei den 10 proz., so scheint doch der Unterschied erheblich über die Fehlergrenze hinauszugehen. Von welcher physiologischen Bedeutung die selektive Per- meabilität von Membranen für physiologische Vorgänge sein muß, ist ohne weiteres einzusehen. Ich möchte in dieser Beziehung hier nur hervorheben, daß der individuelle Charakter des Stoff- wechsels, der die Zellen der verschiedenen Organe zu bestimmten chemischen Leistungen befähigt, nicht allein von spezifischen in den Zellen wirksamen Einrichtungen abhängt, sondern auch davon, daß die Zellen vermöge eines ihrer Oberfläche zukommenden Aus- wahlvermögens bestimmte ihnen durch das Blut zugeführte Stoffe mit Leichtigkeit aufzunehmen, andere fernzuhalten vermögen. Wie sehr solche Vorstellungen für die Deutung biologischer Vor- gänge verwertbar sind, ist gelegentlich von Hofmeister, Spiro, Höber und anderen dargetan worden. Als Ergebnis vorstehender Untersuchung ist hervorzuheben, daß sich im Gegensatz zu der jetzt meist vertretenen Meinung ein Einfluß der Konzentration kolloidaler Medien auf in ihnen stattfindende Diffusionsvorgänge herausgestellt hat und zwar in dem Sinne, daß bei höheren Konzentrationen der diffundierende Stoff in gleicher Zeit weniger tief in die Gallerte eindringt (der Diffusionsweg nimmt kleinere Werte an), während die in der Zeiteinheit hineindiffundierende Gewichtsmenge (die Diffusions- menge) keine entsprechende Abnahme erfährt, daß aber andererseits die Diffusionsmenge in hohem Maße von dem selektiven Absorptionsvermögen der Gallerte abhängig ist. Als nächste einschlägige Aufgabe ergibt sich hieraus, festzu- stellen, ob einfache berechenbare Beziehungen zwischen Diffusions- menge und Diffusionsweg gegeben sind. XXI. Uber die Gewinnung von Aminosäuren aus normalem Harn?) Von Dr. «ustav Embden, Vorstand des chemischen Laboratoriums am städt. Krankenhause und Dr. Heinrich Reese (Basel). Aus dem städtischen Krankenhause zu Frankfurt am Main, Oberarzt Professor Dr. von Noorden. Trotzdem bei der Verdauung der Eiweißkörper im Darmkanal und allem Anschein nach auch beim intrazellulären Eiweikabbau sehr erhebliche Mengen von Aminosäuren entstehen, hat man den Übertritt einfacher Aminosäuren in den normalen Harn bisher nicht feststellen können, obschon man ihren Nachweis mit den verschiedensten Methoden versuchte. Auch mittelst einer neueren von Fischer und Bergell*“) angegebenen Methode, bei welcher die Aminosäuren durch Schütteln ihrer alkalischen Lösung mit d-Naphthalinsulfochlorid in -Naphthalinsulfaminosäuren übergeführt werden, konnten im normalen Harn Aminosäuren nicht oder nur in Spuren nachge- wiesen werden [Abderhalden und Bergell*”*), Ignatowskif), Erbenrp)]. Wohl aber wurden unter verschiedenartigen abnormen Be- dingungen im Harn auftretende Aminosäuren in die /-Naphthalin- sulfone übergeführt und als solche identifiziert. So gelang es *) Ein Teil des Inhalts der vorliegenden Untersuchung, sowie derjenige der nachfolgenden Arbeit von Plaut und Reese wurde bereits von Embden auf dem Kongreß für innere Medizin zu Wiesbaden 1905 mitgeteilt. **) Fischer undBergell, Berichte d. deutsch. chem. Ges. 35 (1903). ***) Abderhalden, E. und Bergell, P., Der Abbau der Peptide im Organismus. Zeitschr. f. physiol. Chemie 39, 9 (1903). ) Ignatowski, A., Über das Vorkommen von Aminosäuren im Harn, vorzugsweise bei Gicht. Zeitschr. f. physiol. Chemie 42, 388 (1904). ir) Erben, Franz, Zur Bestimmung der Aminosäuren im Harn. Zeitschr. f. physiol. Chemie 43, 323 (1904), 412 Gustav Embden und Heinrich Reese, Abderhalden‘*) in einigen Fällen von Cystindiathese das Cystin als Naphthalinsulfoverbindung zu gewinnen; im Harn eines an Arteriosklerose, Myocarditis und Diabetes leidenden Patienten fand derselbe Autor**) mitteist derselben Methode eine nicht unerhebliche Menge Tyrosin. Aus dem Urin phosphorvergifteter Kaninchen gewannen Abderhalden und Bergell**) ein Ge- menge von Naphthalinsulfoaminosäuren, aus dem die Verbindung des Glykokolls isoliert werden konnte). Vor allem aber führte Ignatowskifyr) mittelst der Naphthalinsulfochloridmethode den Nachweis, daß in verschiedenen Krankheitszuständen, besonders bei der Gicht und dann auch bei Leukämie und Pneumonie Aminosäuren und speziell Glykokoll im Harne auftreten können. Als wir angeregt namentlich durch Ignatowskis Ergebnisse zu Beginn des vorigen Winters beschlossen, das Verhalten der Aminosäureausscheidung in verschiedenen Krankheitszuständes zu untersuchen, schienen uns einige orientierende Vorversuche am normalen Harne notwendig. Bei diesen und auch bei den späteren Versuchen diente uns die Modifikation, in der Ignatowski die Fischer-Bergellsche Methode änwandte, als Grundlage. Wir entfernten demnach zuerst die mit Bleiacetat fällbaren Substanzen aus dem Harn, das überschüssige Blei wurde durch Schwefelwasserstoff, letzterer nach Abtrennung des Sulfidnieder- schlages durch einen Luftstrom fortgeschaftt. Durchaus notwendig erschien uns die vollständige Beseitigung der Hippursäure. Wir haben diese Beseitigung auf verschiedene Weise bewerkstelligt; in einer Reihe von Versuchen extrahierten wir den Harn nach Bleifällung, Entbleiung und Ansäuren mit Mineralsäure 16 bis 20 Stunden im Kutscher-Steudelschen Extraktionsapparat mit Äther. Bei den späteren Versuchen schüttelten wir den in gleicher Weise vorbereiteten Urin sechsmal mit etwa einem Fünftel seines Volumens Essigäther je 20 bis *) Abderhalden, E., Familiäre Cystindiathese. Zeitschr. f. physiol. Chemie 38, 559. *) Abderhalden, E., Aufbau und Abbau der Eiweißkörper im tierischen Organismus. . Keilanhr. f. physiol. Chemie 44, 41 (1905). +++) Abderhalden, E. und Bergell, P., Über das Auftreten von Monaminosäuren nach Phosphorvergiftung. Beileehn f. physiol. Chemie 39, 465 (1903). +) Auf die durch verschiedene Autoren erfolgte Anwendung der Naphtha- linsulfochloridmethode zum Nachweis verfütterter Aminosäuren und dergl. im Harn wird in der auf diese folgenden Arbeit einzugehen sein. IH) Ignatowski, a. a. O. 8.889 ff. 2 - r u . Über die Gewinnung von Aminosäuren aus normalem Harn. 413 30 Minuten auf der Schüttelmaschine. Die Hauptmasse des Essigäthers wurde alsdann durch dreimaliges Schüttela mit großen Äthermengen entfernt; wir haben uns natürlich davon überzeugt, daß auf diese Weise die Fortschaffung der Hippursäure bis auf Spuren gelingt. Von einer Einengung des Harns haben wir in allen späteren Versuchen abgesehen. Für eine möglichst quantitative Aus- beute mag sie notwendig sein, für den einfachen, qualitativen Nachweis der Reaktionsprodukte mit /-Naphthalinsulfochlorid ist sie unnötig und vielleicht nachteilig. Nach diesen Vorbereitungen wurde der äthergesättigte Harn alkalisch gemacht und mit einer 1Oproz. ätherischen Lösung von P-Naphthalinsulfochlorid geschüttelt. Bald stellte sich heraus, daß für den Verlauf der Reaktion derAlkaleszenzgrad desHarnes von größter Bedeutung ist. Schüttelt man einen normalen Harn, wie das in den bisherigen Untersuchungen zumeist geschah, beischwach alkalischer Reaktion mit dem Reagens, so treten keine oder höchstens Spuren von Produkten auf; bei Anwendung stärkerer Alkaleszenzgrade ist hingegen die Menge der er- haltenen Reaktionsprodukte stets eine sehr erhebliche. Wir haben in unseren Versuchen dem Harn zunächst soviel Natronlauge hinzugefügt, daß blaues Lackmuspapier eben nicht mehr gerötet wird. Man kann über diese untere Grenze der amphoteren Zone mit dem Alkalızusatz noch erheblich hinaus- gehen, ohne daß beim Schütteln mit Naphthalinsulfochlorid merk- liche Mengen von Reaktionsprodukten gebildet werden. Der Alkalizusatz muß so reichlich sein, daß empfindliches rotes Lack- muspapier nicht nur violett sondern intensiv blau gefärbt wird. Die Größe des zur Erzielung dieser stark alkalischen Reaktion nötigen Alkalizusatzes ist naturgemäß in den einzelnen Fällen verschieden. Setzt man dem Harn zunächst soviel Natron- lauge hinzu, bis blaues Lackmuspapier eben nicht mehr gerötet wird, so sind im allgemeinen weitere etwa 20 bis 40 ccm Normal- natronlauge aufs Liter dem Harn zuzufügen. Doch scheint nach unseren bisherigen Erfahrungen etwas stärkerer Alkalıizusatz die Reaktionsbedingungen nicht zu verschlechtern. Der Einfluß der Alkaleszenz auf das Zustandekommen der Reaktion werde durch folgendes Versuchsbeispiel erläutert: Eine größere Menge Urin wird nach der üblichen Vorbehandlung schwach alkalisch gemacht und nun zu folgenden Versuchen verwendet: 1. 450 ccm des Urins werden ohne weiteren Alkalizusatz mit einer bestimmten Menge Reagens einige Stunden geschüttelt. Keine Reaktions- produkte. 414 Gustav Embden und Heinrich Reese, 2. 450 weitere ccm mit 2 ccm einer Natronlauge von etwa 7 Proz. versetzt (rotes Lackmuspapier wird violett gefärbt) und ebenso behandelt. Keine Reaktionsprodukte. 3. Eine dritte Menge von 450 cem mit 5 ccm derselben Lauge ver- setzt (Reaktion gegen Lackmuspapier intensiv blau). Nach dem Schütteln reichliche Reaktionsprodukte. 4. Eine weitere Portion von 450 ccm erhält einen Zusatz von 10 ccm der Natronlauge und liefert beim Schütteln mit dem Reagens ebenfalls reichliche Mengen von Naphthalinsulfoverbindungen. Von dem Reagens fügten wir dem alkalisch gemachten Harn zunächst etwa 4 g pro Liter hinzu. Bei unseren anfänglichen Versuchen ließen wir den Harn im allgemeinen etwa 9 Stunden bei niederer Außentemperatur (7 bis 11°) mit -Naphthalinsulfochlorid schütteln. Während dieser Zeit wurde die Reaktion des Harns öfters kontrolliert; ist sie nicht mehr stark sondern nur noch schwach alkalisch, so wird eine neue Menge Alkali und auch etwas frisches Reagens hinzu- gefügt. Schließlich wird die ätherische, die Hauptmasse des überschüssigen Reagens enthaltende Schichte im Scheidetrichter abgetrennt, und der bei dieser ersten Schüttelung meist nur wenig getrübte Harn filtriert. Das klare Filtrat wird wieder in den Scheidetrichter gebracht und entweder zur Beseitigung kleiner Reste von in der äthergesättigten Flüssigkeit gelöstem /-Naphthalin- sulfochlorid mehrfach mit kleinen Äthermengen geschüttelt, wo- bei allerdings ein gewisser Verlust an stickstoffhaltigen Reaktions- produkten eintritt, oder sofort mit einem reichlichen Überschuß von Salzsäure versetzt. Stets tritt jetzt ein dichter wolkiger Niederschlag auf, der der Flüssigkeit ein völlig un’ durchsichtiges milchiges Aussehen gibt. Nach dem Vorgang von Ignatowski wird der Harn mit Äther (etwa ein Sechstel des Volumens) versetzt und im Scheide- trichter geschüttelt; der Niederschlag verschwindet meist schon bei der ersten Ausschüttelung nahezu völlig. Der Äther wird abgetrennt und die Ausschüttelung mit neuen Ätherportionen noch zweimal wiederholt. Die vereinigten Ätherextrakte werden mehrfach mit kleinen Wassermengen gewaschen, filtriert und entweder im Vakuum ein- geengt oder der spontanen Verdunstung in gewogenen Schälchen überlassen. In vielen Fällen gelangte die Substanz erst nach nochmaliger Auflösung in Alkohol oder Äther zur Wägung. Nach dem Verdunsten des Lösungsmittels wurde die Substanz bei 100° oder im Vakuum zur Gewichtskonstanz getrocknet). *) Beim Trocknen wird der Niederschlag zum Teil in Äther ind auch in Alkohol unlöslich. ET ve ET re Über die Gewinnung von Aminosäuren aus normalem Harn. 415 Über die Menge der gewinnbaren Reaktionsprodukte wollen wir hier nur einige kurze Angaben machen. .Bei unseren Ver- suchen am normalen Harn haben wir, wie bereits erwähnt, meist nur etwa 9 Stunden bei sehr niedriger Außentemperatur unter mehrmaligem Alkalizusatz geschüttelt. Während dieser Zeit geht die Reaktion auch nicht annähernd zu Ende. Immerhin ist die Menge der bei dieser Schüttelung erhaltenen Produkte oft sehr beträchtlich; sie kann, auf das Tagesquantum Harn eines normalen Menschen berechnet, weit mehr als 2 g betragen. Wiederholt man nach jeweiliger Entfernung der Reaktionsprodukte die Be- handlung mit Naphthalinsulfochlorid bei stark alkalischer Reaktion, so erhält man noch mehrmals erhebliche Mengen von Naphthalin- sulfoverbindungen. Neuerdings führen wir dieBehandlung mit /-Naphtha- linsulfochlorid in der Art aus, daß wir den Harn zu- nächst 2 Tage lang unter öfterem Alkali- und Reagens- zusatz (4 bis 6mal pro Tag) und bei einer nicht zu niedrigen Temperatur (am besten etwa 30°) schütteln lassen. Bei weitem die Hauptmasse der Produkte wird dann während dieser ersten Schüttelung gewonnen. Eine zweite unter den gleichen Bedingungen vorgenommene, gleich lang andauernde Behandlung fördert dann nur noch geringe Mengen, eine dritte gewöhnlich höchstens Spuren von Pro- dukten zutage. In 6 Versuchen, die wir mit gemessenen aliquoten Teilen der Harn- tagesmenge von 5 gesunden Personen ausführten, erhielten wir auf die Tagesmenge berechnet, folgende Quantitäten von Reaktionsprodukten: Versuch I. Tagesquantum des Harns: 1250 ccm. Die Vorbehandlung geschieht in der oben geschilderten Weise. Nach der Entbleiung werden 600 ccm Harn abgemessen und weiter verarbeitet. Nach Abtrennung des $-Naph- thalinsulfamids (siehe unten) wurden aus diesem Harnquantum 1,259 g Reaktionsprodukte gewonnen. Dies entspricht 2,62 g in der Tages- menge. Versuch I. i Tagesquantum des Harns: 950 ccm. Nach der Entbleiung weiter verarbeitet: 425 ccm. Gewonnene Menge der Reaktionsprodukte (ohne 5-Naphthalinsulfamid): 1,225 g, entsprechend 2,74 g in der Tagesmenge. Versuch U. Harnmenge 1150 ccm, verarbeitetes Harnquantum 500 cem. Ge- wonnene Menge von Reaktionsprodukten: 0,641 g, entsprechend 1,48 g in der Tagesmenge, 416 Gustav Embden und Heinrich Reese, Versuch IV. Harn von derselben Versuchsperson. Tagesmenge 1150 ccm. Ver- arbeitet 500 cem. Gewonnene Menge von Reaktionsprodukten: 0,782 g, entsprechend 1,73 g in der Tagesmenge. Versuch V. Harnmenge 1730 ccm. Verarbeitet 500 ccm. Gewonnene Menge von Produkten: 0,810 g, entsprechend 2,80 g in der Tagesmenge. Versuch VI Harnmenge 950 ccm. Gewonnene Menge von Reaktionsprodukten: 0,693 g, entsprechend 1,32 g in der Tagesmenge. Wie man sieht, lassen sich aus normalem Harn sehr erheb- liche Mengen von Naphthalinsulfoverbindungen gewinnen. Es handelt sich hier übrigens nur um Minimalwerte, da wir einst- weilen keineswegs die Berechtigung haben, die von uns ange- wandte Methode als quantitativ zu betrachten. Eigenschaften des Rohproduktes. Das gewonnene Rohprodukt macht von von vornherein den Eindruck eines Gemenges. Es ist zunächst zum größten Teil amorph und wird auch bei längerem Stehen nie völlig kristallinisch. An der Luft färbt sich die anfänglich gelbe oder hellbraune Masse allmählich dunkelbraun oder braunrot. Beim Übergießen mit starken Säuren tritt intensiv rote Färbung ein. Das Produkt hat etwa die Konsistenz einer sehr harten Salbe. Es hat keinen scharfen Schmelzpunkt, wird aber bei Wasserbadtemperatur dünnsirupös, um beim Erkalten wieder zu einer dunkelbraunen zähen Masse zu erstarren. In heißem Wasser ist es schwer löslich, es fällt daraus beim Erkalten als feine, homogene Trübung aus. Im kalten Alkohol von 95 Proz. ist die Substanz leicht löslich, besser noch in heikem Alkohol. Auch in Äther löst sich das frisch gewonnene Produkt leicht, nach dem völligen Eintrocknen wird es weniger ätherlöslich. Die alkoholische Lösung der Substanz drehte in den untersuchten Fällen die Ebene des polarisierten Lichtes schwach nach links. In verdünntem Ammoniak ist das Substanzgemenge größtenteils löslich, worauf weiter unten noch näher einzugehen sein wird. Beim Verbrennen auf dem Platinblech gibt die Substanz intensiven Horngeruch. In einer größeren Reihe von Fällen haben wir den Stickstoff- gehalt der gewonnenen Produkte nach Kjeldahl ermittelt. Die völlig getrocknete Substanz mußte ihrer zähen Konsistenz wegen in alkoholischer Lösung in den Kjeldahlkolben übergeführt werden. Die Resultate eines Teils dieser Stickstoffbestimmungen sind aus der beifolgenden Tabelle ersichtlich. Die Ergebnisse der hier nicht aufgeführten Analysen waren ganz ähnliche, Über die Gewinnung von Aminosäuren aus normalem Harn. 417 1 2 3 Iipne® Se Br Gefundene Stickstoff- | Gefundene Stickstoff- stoffbestimmung ver- menge in menge in wandten Substanz g g Proz. 1 0,431 | 0,0188 | 4,36 2 0,434 0,0188 | 4,32 3 0,383 0,0168 | 4,39 4 0,3276 0,0157 | 4,79 5 0,4479 0,0202 | 4,50 D re [0,0366] | [4,3] 7 0,5431 0,0277 | 5,10 8 0,3205 0,0145 4,55 Y 0,9844 0,0434 4,41 10 0,6366 0,0291 | 4,57 11 0,6059 0,0269 | 4,44 In der Tabelle gibt die Kolonne I Aufschluß über die Menge der zur Stickstoffbestimmung verwandten Substanz, Kolonne II und III geben den Stickstoffgehalt in g und Prozenten wieder. Das Material zu den Be- stimmungen 1 bis 6 stammte von derselben völlig gesunden Versuchs- person. Aliquote Teile des Harns von sechs verschiedenen Tagen wurden getrennt in der oben geschilderten Weise verarbeitet. Der Harn zu den Bestimmungen 7 bis 11 rührte von mehreren anderen Personen her. In Versuch 7 handelte es sich ebenfalls um den Urin eines Gesunden; die Verarbeitung war nur insofern eine von der oben geschilderten ab- weichende, als der Harn nach dem Schütteln mit dem Reagens zunächst zur völligen Beseitigung noch gelösten Naphthalinsulfochlorids wiederholt mit großen Mengen Ather bei alkalischer Reaktion ausgeschüttelt wurde. Das Material zur Bestimmung 8 stammte von einem an Muskel- dystrophie leidenden Patienten, das zu den Bestimmungen 9 bis 11 be- nutzte aus verschiedenen Harnmischungen, die auf einer Abteilung für Rekon- valeszente gewonnen wurden. Wie aus der Tabelle hervorgeht, ist der Stickstoffgehalt der Produkte ein schwankender, doch halten sich die Schwankungen in ziemlich engen Grenzen. Der ähnliche Stickstoffgehalt der aus verschiedenen Dar- stellungen erhaltenen Produkte gibt im übrigen nur einen Hin- weıs darauf, daß die letzteren von einigermaßen gleichartiger Be- schaffenheit waren, ohne über diese Beschaffenheit selbst etwas auszusagen. Trennungs- und Spaltungsversuche. Endgültigen Aufschluß über die Natur der gewonnenen Pro- dukte konnte natürlich nur die Reindarstellung der verschiedenen Substanzen des Gemenges liefern. Beitr. z. chem. Physiologie. VII, 27 418 Gustav Embden und Heinrich Reese, Diese Trennung erwies sich als eine ziemlich schwierige Auf- gabe, die wir bisher nur zu einem Teile lösen konnten. Wir gewannen bisher aus den Reaktionsprodukten nur das P-Naphthalinsulfoglyein und das Amid der -Naphthalinsulfosäure. Die hierbei angewandte Methode, die sich zum Teil an die Angaben von Abderhalden und Bergell anlehnte, war folgende: Das zum größten Teil amorphe Gemenge der Reaktionsprodukte wird mit der etwa 10fachen Wassermenge übergossen und dann vorsichtig mit Ammoniak versetzt. Die Hauptmasse der Substanz geht sofort in Lösung; es hinterbleibt lediglich ein nahezu farb- loser, zum Teil äußerst feinkörniger kristallinischer Anteil. Die zunächst noch nicht von dem ungelösten Rückstand getrennte Flüssigkeit wird auf dem Wasserbade so lange erwärmt, bis die Reaktion annähernd neutral ist und bleibt nun bis zum nächsten Tage bei Zimmertemperatur stehen. Bei öfters wiederholter Fil- tration durch ein kleines Filter gelingt es stets, ein klares oder doch nur leicht opaleszentes Filtrat zu erhalten. Der Filterrück- stand wird mehrfach mit kaltem Wasser gewaschen und aus sehr viel heikem Wasser umkristallisiert. Die leicht erhältlichen, rein weißen Kristalle haben die Form zarter Blättchen und sehen mikroskopisch völlig einheitlich aus. Die Substanz schmilzt bei 216 bis 217°. Es handelt sich demnach um das bekannte Amid der #-Naphthalinsulfosäure. Das die leicht löslichen Ammonsalze enthaltende, völlig oder nahezu völlig amidfreie Filtrat wird nun zweckmäßiger Weise nochmals angesäuert, und der entstehende, diekwolkige Nieder- schlag sofort mit Äther aufgenommen; gewöhnlich hinterbleibt beim Ausschütteln ein schmieriger, brauner Rückstand, den wir bisher nicht weiter verarbeitet haben. Die Ausschüttelung mit Äther wird noch ein- oder zweimal wiederholt, die wiederum mit wenig Wasser gewaschenen, vereinigten Ätherextrakte werden zur Verdunstung gebracht. Der Rückstand wird neuerdings mit Wasser übergossen, in Ammoniak gelöst und das überschüssige Ammoniak in der Wärme verjagt. Die so gewonnene, nahezu neutrale Flüssigkeit gibt mit Lösungen von Baryumchlorid, Calciumchlorid, Kupfersulfat und mit einer Reihe anderer Metallsalze voluminöse Fällungen. Um aus der Lösung der Ammonsalze das /- Naphthalinsulfo- glyein zu gewinnen, kann man auf verschiedene Weise vorgehen: In unseren früheren Versuchen fällten wir aus ziemlich konzentrierter Lösung mit Baryumchlorid. Man saugt den voluminösen Niederschlag gut ab, wäscht ihn mit wenig Wasser, 2 Uber die Gewinnung von Aminosäuren aus normalem Harn. 419 zerlegt mit Salzsäure und nimmt die freien Naphthalinsulfoamino- säuren sofort in Äther auf. Nach dem Verdunsten des Äthers hinterbleibt ein zunächst meist amorpher Rückstand. Dieser Rückstand wird durch siedendes Wasser in zwei Fraktionen, eine relativ leicht und eine sehr schwer lösliche getrennt. Das die leichter lösliche Fraktion enthaltende Filtrat trüb! sich beim Erkalten; der zunächst amorphe Niederschlag kristallı- siert erst nach längerem Stehen im Eisschrank. Er wird des öfteren — unter sehr großen Verlusten — aus heikem Wasser umkristallisiert. Die Kristallisation erfolgt jedes- mal rascher, schließlich unmittelbar nach. dem Erkalten der Flüssigkeit. Die völlige Befreiung dieser leichter in heißem Wasser löslichen Substanz von der schwerer löslichen ist aber äußerst schwierig. Schließlich wurde eine rein kristallinische, völlig farblose Substanz erhalten, die bei 150° zu sintern anfing und bei 153 bis 154° geschmolzen war (Schmelzpunkt des f-Naph- thalinsulfoglycins 156°). Mikroskopisch bestand die Substanz aus beiderseits zugespitzten, zum Teil rosettenartig angeordneten Blättchen. In kaltem Wasser war sie sehr schwer löslich, löste sich aber sofort auf Zusatz von Ammoniak. Die Lösung gab mit Baryumchlorid und Kupfersulfat voluminöse Fällung. Die Aus- beute an dieser reinen Substanz ist wegen des nötigen, häufigen Unkristallisierens eine unbefriedigende. Die Menge der Glyko- kollfraktion vor dem Umkristallisieren kann aber recht erheblich sein. Sie betrug in dem ersten der beiden oben erwähnten Ver- suche einer möglichst quantitativen Darstellung für die ange- wandten 600 ccm Harn 0,40 g, was auf die Tagesmenge berechnet 0,83 g ausmacht. In dem zweiten oben angeführten Versuch war die Menge dieser Fraktion noch weit größer. 0,1703 g einer nur dreimal umkristallisierten mehrere Grade zu niedrig schmelzen- den Substanz, die aus mehreren Litern Harn gewonnen war, wurden zur Elementaranalyse verwendet: Berechnet für Be SO,.NH.CH,. COOH Gefunden: C 2 re 2.9434 Proz. 54,58 Proz. EN a re 3 1 Aus 4.61 ; Eine zweite Elementaranalyse wurde mit dem öfters um- kristallisierten Produkt aus Versuch II vorgenommen. Die Sub- stanz schmolz bei 151°. Zur Elementaranalyse wurden 0,1808 g verwendet. Berechnet für C,,H;SO,.NH.CH,.COOH Gefunden: Be Bd Proz, 54,80 Proz. Bee en. 30, 27* 420 Gustav Embden und Heinrich Rease, Wie man sieht, stimmen die gewonnenen Werte ausreichend mit denen des Naphthalinsulfoglycins überein.) Ein häufig sehr beträchtlicher Teil der aus der Barytfällung gewonnenen f-Naphthalinsulfoverbindungen bestand aber nicht aus Naphthalinsulfoglyein. Die freie Säure unterschied sich von der Glykokollverbindung, wie bereits erwähnt, durch die erheblich schwerere Löslichkeit in heißem Wasser. Das Barytsalz war in kaltem Wasser weit schwerer löslich als das des /-Naphthalin- sulfoglycins. Dieses Verhalten haben wir in unseren späteren Versuchen mit Vorteil zur Trennung beider Substanzen benützt. Man fällt dann nicht, wie oben beschrieben, aus einer ziemlich konzentrierten, sondern aus einer stark verdünnten. Lösung der Ammonsalze mit Baryumchlorid. Das Baryumsalz des ß-Naphthalinsulfoglycins geht alsdann in der Hauptmasse ins Filtrat und fällt erst bei stärkerer Einengung des letzteren aus. Allerdings sind auch die so ge- wonnenen Präparate zunächst stark verunreinigt, doch ist die Ausbeute an reiner Substanz erheblich besser als bei dem oben geschilderten Verfahren. Die Menge der leicht löslichen Baryumsalze ist gegenüber der schwerer löslichen anscheinend ziemlich geringfügig. Doch geht, auch wenn man aus einer sehr konzentrierten Lösung der Ammonsalze mit Baryumchlorid fällt, stets ein Teil der Substanzen ins Filtrat. Daß es sich nicht etwa nur um der Fällung ent- gangenes f-Naphthalinsulfoglyein handelt, ergibt sich schon daraus, daß dieses Filtrat die Ebene des polarisierten Lichtes schwach, aber deutlich nach links dreht. Wie man sieht, gelang es uns bei den soeben geschilderten Trennungsversuchen zwar, einen Teil der mit #-Naphthalinsulfo- chlorid aus dem normalen Harn erhaltenen Produkte zu identifi- zieren, die Natur eines anderen, nicht unerheblichen Teils dieser Substanzen blieb aber einstweilen unaufgeklärt. Ebenso wenig abgeschlossen ist eine Reihe von Spaltungs- versuchen, die wir mit den Naphthalinsulfoverbindungen an- stellten. Beständ der bei der Trennung nicht identifizierte An- teil der Verbindungen aus ß-Naphthalinsulfoaminosäuren, so war zu erhoffen, daß sich nach Spaltung dieser Verbindungen die *) Wenn es Kionka (Zeitschr. für experimentelle Pathologie und Therapie 2, 23 [1905]) im Gegensatz zu uns nicht gelang, aus normalem Harn P-Naphthalinsulfoglycin zu isolieren, so erklärt sich das wohl daraus, daß dieser Autor nicht die von uns angewandte Modifikation des Fischer- Bergellschen Verfahrens benutzte. RT . De: Br. pe © Über die Gewinnung von Aminosäuren aus normalem Harn. 49] einzelnen Aminosäuren mittelst der Fischerschen Estermethode würden isolieren lassen. Freilich läßt sich ein Nachteil derartiger Spaltungsversuche gegenüber den geschilderten Trennungsversuchen nicht verkennen. Bei der notwendigen energischen Behandlung mit konzentrierter Salzsäure würde man eventl. vorhandene Naphthalinsulfoderivate von Peptiden — das Vorhandensein derartiger Substanzen im normalen Harn läßt sich einstweilen keineswegs ausschließen — völlig aufspalten, und statt der Peptide nur die an ihrem Aufbau beteiligten Aminosäuren gewinnen. Die Spaltung erfolgte nach dem Vorgange von E. Fischer und Bergelldurch Erhitzen mit konzentrierter Salzsäure im zugeschmolzenen Rohr. Sie ging am besten vor sich, wenn wir etwa 2 bis 2!/, g Substanz während 5 bis 6 Stunden im Olbade auf 110 bis 115 Grad erhitzten. Bei Anwendung von größeren Mengen von Substanz wird die Spaltung weit unvollständiger. Beim Erkalten des Rohres kristallisiert ein großer Teil der gebildeten $-Naphthalinsulfosäure aus; daneben finden sich in der braunroten Flüssigkeit größere oder geringere Mengen einer schwarzen Schmiere, die ihren Löslichkeitsverhältnissen nach scheinbar aus Resten ungespaltener Substanz besteht. Von der ausgeschiedenen 3-Naphthalinsulfosäure und der amorphen schwarzen Substanz wird unter Anwendung von Glaswolle abfiltriert, eventl. nachdem die Ausscheidung der f-Naphthalinsulfosäure durch Sättigen mit Salzsäuregas bei niedriger Temperatur vervollständigt wurde. Es bleibt so nur ein äußerst geringer Anteil der ß-Naphthalinsulfo- säure gelöst. | Das klare Filtrat wird im Vakuum eingeengt, der braune zum Teil kristallinische Rückstand löst sich größtenteils leicht in Wasser. Nach der Filtration wird die wässerige Lösung durch frisch gefälltes Silberoxyd von Salzsäure und von dem reichlich in Lösung gegangenen Silber durch Schwefelwasserstoff befreit. Der nach dem Verjagen des letzteren und nach dem Eindampfen der Flüssigkeit erhaltene Rückstand war größten- teils kristallinisch, die Kristallformen waren jedoch nicht einheitlich. Auch wenig konzentrierte wässerige Lösungen des Rückstandes lösten Kupfer- karbonat mit tiefblauer Farbe. Die Lösung gab intensive Millonsche Reaktion. Bei gründlichem Ausäthern der sauren Lösung ging die diese Reaktion veranlassende Substanz nur teilweise in den Ather über. Das Substanzgemenge verbrannte auf dem Platinblech unter Ent- wicklung von deutlichem Horngeruch. Wir haben uns nun, ehe wir die Isolierung der einzelnen Aminosäuren versuchten, zunächst über die Stickstoffverteilung in den bei der Spaltung erhaltenen Flüssigkeiten orientiert. Wir wollen auf diese Versuche nur ganz kurz eingehen. Nach Ent- fernung der -Naphthalinsulfosäure in der geschilderten Weise wurde die Hauptmasse der Salzsäure durch Einengung im Vakuum beseitigt. An dem nach Zusatz von Wasser gewonnenen klaren Filtrat wurden folgende Bestimmungen ausgeführt; 429 Gustav Embden und Heinrich Reese, 1. an einem gemessenen aliquoten Teil eine Bestimmung des Gesamtstickstoffs, 2. an einem zweiten aliquoten Flüssigkeitsquantum der Ammoniakstickstoff durch Destillation mit Magnesia über titrierte Schwefelsäure im Vakuum bei einer 50° nicht übersteigenden Temperatur des Heizwassers, 3. in einer dritten gemessenen Portion der Flüssigkeit wurde der durch Phosphorwolframsäure fällbare und der durch dies Reagens nicht fällbare Stickstoff bestimmt. Wir gehen im einzelnen auf diese Versuche nicht ein, sondern erwähnen nur folgendes‘ Die Menge des Ammoniakstickstoffs in den drei angestellten Versuchen schwankte zwischen etwa 8 und 20 Proz. des Gesamt- stickstoffs, was wohl den wechselnden Mengen des bei der Schüttelung entstandenen ß-Naphthalinsulfamids entsprach. Die Menge des durch Phosphorwolframsäure fällbaren Stick- stoffs überwog in 2 Fällen ganz erheblich die des Ammoniakstick- stoffs (sie war etwa doppelt so groß). Dieses Verhalten dürfte auf das Vorhandensein einer basischen Substanz unter den bei der Salzsäurespaltung erhaltenen Produkten hindeuten. Für das Vor- handensein einer derartigen Substanz gewannen wir eine Reihe weiterer Anhaltspunkte, ohne die Substanz selbst bisher zur Kristallisation zu bringen. Bei weitem die Hauptmasse des Stickstofis (62 bis 86 Proz.) war nicht durch Phosphorwolframsäure fällbar. Versuche, die einzelnen in dieser „Aminosäurenfraktion“ erhaltenen Substanzen zu identifizieren, konnten wir aus äußeren Gründen leider nicht mehr gemeinsam ausführen. Doch wollen wir schon an dieser Stelle kurz auf eine Ver- suchsreihe hinweisen, die der eine von uns (Embden) in Ge- meinschaft mit Dr. Stern in Angriff genommen hat. In diesen Versuchen wurden die aus einer größeren Menge von völlig hippursäurefreiem Harn gewonnenen Produkte in der geschilderten Weise durch Salzsäure gespalten. Nach der nunmehr erfolgten Abtrennung ungelöster Substanzreste und möglichst vollständiger Entfernung der 3-Naphthalinsulfosäure durch Sättigen mit gasförmiger Salzsäure wurde das zur Sirupdicke eingeengte Substanzgemenge nach dem Verfahren von E. Fischer verestert. Die Veresterung wurde einmal wiederholt. Von der bei der Veresterung ungelöst gebliebenen Substanz, die vorwiegend aus Ammoniumchlorid bestand, wurde abfiltriert. Die schließlich in der üblichen Weise erhaltene ätherische Esterlösung wurde nach dem Ver- jagen des Athers der Destillation bei etwa 15 mm Quecksilberdruck unterworfen. Nur die bis zu 56° übergehende Esterfraktion wurde auf- gefangen. Sie wurde in der gewöhnlichen Weise durch Sieden mit Wasser verseift, wobei die anfänglich stark alkalische Reaktion vollkommen neutral wurde, eu 7 A eier Über die Gewinnung von Aminosäuren aus normalem Harn. 493 Die aus dieser Fraktion gewonnene Substanz ließ sich leicht nach Überführen in die Kupferverbindung durch die Kupferbestimmung als GlykKokoll identifizieren. Der über 56° siedende Anteil wurde seiner relativ geringen Menge wegen nicht weiter einer fraktionierten Destillation unterzogen, sondern sofort durch mehrstündiges Erhitzen mit Barytwasser auf dem Wasser- bade verseift. Nach genauer Entfernung des Baryums durch Schwefel- säure reagierte die Flüssigkeit ganz schwach alkalisch. Die Lösung drehte die Ebene des polarisierten Lichtes ganz schwach nach links und gab eine äußerst intensive Millonsche Reaktion. Die die Millonsche Reaktion bedingende Substanz löste sich auch bei saurer Reaktion nur zum kleinsten Teile in Ather. Die Flüssigkeit wurde stark eingeengt und nunmehr der spontanen Verdunstung überlassen. Hierbei schieden sich zunächst durchsichtige, homogene, kugelige Gebilde und dunkelgefärbte Kugeln mit radiärer Struktur, sowie Büschel von radiär gestellten Nadeln aus. Bei weiterer Kristallisation kamen daneben noch andere Formen zum Vorschein. In dem Gesamtverhalten der aus der höher siedenden Esterfraktion ge- wonnenen Aminosäuren liegt ein Hinweis darauf, daß sich unter ihnen Leucin und namentlich Tyrosin vorfanden. Endgültig kann der Beweis natürlich nur durch die Elementar- analyse der isolierten Substanzen erbracht werden. Es ergibt sich aus den vorliegenden Untersuchungen, daß sich aus dem normalen Harn reichlich Reaktionsprodukte mit /-Naph- thalinsulfochlorid gewinnen lassen, wofern nur der Harn bei der Ausführung der Reaktion genügend alkalisch gehalten wird. Den erhaltenen Produkten ist — mehr oder weniger reichlich — das Amid der 5-Naphthalinsulfosäure *) beigemengt, doch läßt sich dieses sehr leicht abtrennen. Die bei diesem Trennungsprozeß gewonnene Lösung der Ammon- salze der verschiedenen Reaktionsprodukte gibt mit Baryumchlorid eine sehr voluminöse Fällung. Der Niederschlag besteht zum Teil aus dem Barytsalz des Naphthalinsulfoglycins, zum Teil aus min- destens einem anderen, in Wasser weit schwerer löslichen Baryt- salz, dessen Natur einstweilen nicht aufgeklärt ist. Ein Teil der Reaktionsprodukte ist optisch aktiv; eine alko- holische Lösung des Gemenges dreht nach links. Die Gewinnung relativ reichlicher Mengen von Naphthalinsulfo- ylycin gelingt auch dann, wenn der frische Harn vollständig von Hippursäure befreit wurde. Trotzdem läßt sich die Möglichkeit *) Daß dieses bei starker alkalischer Reaktion ziemlich reichlich auf- tretende #-Naphthalinsulfoamid, wie Abderhalden und Schittenhelm [Zeitschr. f. physiol. Chemie 45, 470 (1905), Fußnote] fürchten, jemals zu „unangenehmen Täuschungen“ Veranlassung geben kann, können wir bei der Leichtigkeit, mit der sich diese Substanz beseitigen läßt, kaum an- nehmen. 494 Gustav Embden und Heinrich Reese, Über die Gewinnung usw. nicht mit Sicherheit ausschließen, daß das Glykokoll im Harn ursprünglich nicht in freier, sondern in Form irgendwelcher ge- paarter Verbindungen vorhanden ist. Es wäre immerhin nicht ausgeschlossen, daß bei der von uns angewandten Alkaleszenz derartige gepaarte Verbindungen des Glykokolls und anderer Aminosäuren gespalten und so die Amino- säuren der Reaktion mit Naphthalinsulfochlorid zugänglich ge- macht würden.*) Freilich ergaben uns Versuche, in denen wir geringe Mengen einer Aminosäure (i-Alanin) dem Harn hinzufügten und dann die Behandlung des letzteren mit -Naphthalinsulfochlorid bei verschie- dener Alkaleszenz vornahmen, daß die Bildung von /-Naphthalin- sulfoalanin gerade so wie beim nicht mit Aminosäure versetzten Harn erst bei stärkerem Alkalizusatz eintrat. Die Frage, ob das von uns im Harne aufgefundene Glykokoll von vornherein in freier oder gebundener Form vorhanden war, bleibt sonach einstweilen offen. Das Auftreten von Glykokoll im Harn erscheint zwar insofern auffällig, als gerade diese Aminosäure als ganz besonders gut assimilierbar gelten muß [Stolte*”)]. Anderseits aber wissen wir, daß der Organismus dauernd erhebliche Mengen Glykokoll produziert (Glykocholsäure und Hippur- säure), und vielleicht ist es nur besonders reichliche Produktion des Glykokolls im intermediären Stoffwechsel, die einen Teil dieser Substanz in den Harn übertreten läßt. Nach der Hydrolyse der Reaktionsprodukte durch Salzsäure ließen sich neben dem Glykokoll auch andere, zum Teil wenigstens optisch aktive Aminosäuren nachweisen. Diese Aminosäuren : wurden bisher nicht mit Sicherheit identifiziert, wenn auch das Auftreten von Leucin und namentlich von Tyrosin einigermaßen wahrscheinlich gemacht wurde. Ob die erst bei der Hydrolyse nachgewiesenen Aminosäuren im Harn präformiert waren, oder ob sie bei der Salzsäurespaltung aus höher molekularen Substanzen — etwa peptidartiger Natur — gebildet wurden, darüber gibt die vorliegende Arbeit keinen Aufschluß. *) Synthetisch gewonnene r-Alaninuraminosäure lieferte uns bei der Be- bandlung mit $-Naphthalinsulfochlorid in der Tat ein Produkt, das nach Schmelz- punkt und Stickstoffgehalt mit dem Naphthalinsulfoalanin identisch war. **) Stolte, K., Über das Schicksal der Monaminosäuren im Tier- körper nach Einführung in die Blutbahn. Diese Beiträge 5, 15 (1903). ee TE EZ TS nd XXI. Über das Verhalten in den Tierkörper eingeführter | Aminosäuren.) Von Dr. Max Plaut und Dr. Heinrich Reese. Aus dem städtischen Krankenhause zu Frankfurt a. M. Oberarzt = Prof. Dr. v. Noorden. In der voranstehenden Arbeit wurde gezeigt, daß sich aus normalem menschlichen Harn mittelst einer von Fischer und Bergell angegebenen Methode Produkte gewinnen lassen, die wenigstens zu einem erheblichen Teil aus Naphthalinsulfoamino- säuren bestehen. Insbesondere wurde aus dem erhaltenen Reaktionsgemenge Naphthalinsulfoglyein isoliert. Wenn es also den Anschein gewann, daß schon beim normalen Eiweißkabbau ein — wenn auch geringer — Teil der intermediär auftretenden Aminosäuren durch den Harn ausgeschieden wird, so lag darin die Aufforderung, auch in größerer oder geringerer Menge dem Organismus einverleibte Aminosäuren im Harn aufzusuchen. Seitdem Schultzen und Nencki“*) zeigten, daß verfütterte Aminosäuren vor allem zu einer Vermehrung von Harnstoff führten, ist das Schicksal in den Tierkörper eingebrachter Amino- säuren öfters untersucht worden. Nur in einzelnen Fällen hat man nach Verabreichung großer Mengen von Aminosäuren geringe Anteile derselben im Harn auftreten sehen. So konnte Sal- kowski***) nach Verfütterung von 25 g Glykokoll beim Hund *) Die wesentlichen, dieser Arbeit zugrunde liegenden Tatsachen wurden auf Grund sämtlicher, hier veröffentlichter Versuche an Hunden und Menschen bereits auf dem diesjährigen Kongreß für innere Medizin zu Wiesbaden durch G@. Embden vorgetragen. Diesen im April publizierten Resultaten sehr ähnliche wurden durch J. Wohlgemuth in den Berichten d. deutsch. chem. Gesellschaft vom 17. Juni veröffentlicht. (Eingegangen am 20. Mai 1905.) **) Schultzen und Nencki, Zeitschr. f. Biologie 8. ***) E. Salkowski, Zeitschr. f. physiol. Chemie 4, 54 u. 100 (1880). 426 Max Plaut und Heinrich Reese, einen Teil derselben im Harn wieder auffinden. Für das Taurin und das Sarkosin gelang ihm*) der Nachweis, daß diese Sub- stanzen zum Teil mit dem Karbaminsäurerest gepaart den Tier- körper als Uraminosäuren verlassen. Bezüglich des Tyrosins konnte Blendermann**) ein ähnliches Verhalten feststellen, indem er zeigte, daß beim Kaninchen nach Verfütterung von Tyrosin sich aus dem Harn Tyrosinhydantoin gewinnen ließ. Salaskin und Kowalewsky***) fanden nach intravenöser Ip- jektion von großen Dosen Glykokoll am mit Morphium vergifteten Hund reichliche Mengen Glycin im Urin wieder. Diese Unter- suchungen, bei denen sich nach Einführung von Aminosäuren dieselben — teils in freier, teils in gebundener Form — im Harn wieder nachweisen ließen, sind mit relativ großen Mengen ange- stellt worden. Bei Verabreichung kleinerer Dosen gelang die Auffindung von Aminosäuren unter den Endprodukten des Stoff- wechsels nicht. So konnten Abderhalden und Bergelly) nach wiederholter Einnahme von Glykokoll (bis 5 g), 1-Alanin (3 g), Leucin (8 g), Phenylalanin (3 g) mittelst der Naphthalinsulfochlorid- methode keine Aminosäuren nachweisen. Bei Kaninchen, denen 2 bzw. 3 g Glykokoll subkutan injiziert wurden, ließen sich nur Spuren dieser Substanz als Naphthalinsulfoglycin wieder gewinnen. Auch A. Loewy und Neuberg) stellten fest, daß per os eingeführte Aminosäuren wie Tyrosin, Leucin, Asparaginsäure und Gystin als solche spurlos verschwinden, wenigstens wenn man sie eınem normalen Organismus einverleibt. Einer mehr indirekten Methode bediente sich Stolteffy); er konnte bei Bestimmung der einzelnen Stickstofffraktionen im Harn nach Pfaundler nament- lich für die aromatischen Aminosäuren Tyrosin und Phenylalanin, aber auch für Alanin, Glutaminsäure und Asparaginsäure eine deutliche Veränderung der Monaminosäurefraktion feststellen, während Glykokoll und anscheinend auch Leucin nur nach In- jektion sehr großer Mengen zu einer überdies rasch vorüber- gehenden Ausscheidung von Aminosäurenstickstoff führten. Besondere Beziehungen zwischen dem Ernährungszustand der Versuchstiere und dem Verhalten gegenüber eingeführten Amino- *) E. Salkowski, Berichte d. deutsch. chem. Ges. 6, 744, 1191. — Zeitschr. f. physiol. Chemie 4, 400. **) Blendermann, Zeitschr. f. physiol. Chemie 6, 324. ***) Salaskin und Kowalewsky, Zeitschr. f. physiol. Chemie 42, 412. +) Abderhalden und Bergell, Zeitschr. f. physiol. Chemie 39, 10 (1903). ++) A. Loewy und Neuberg, Zeitschr. f. physiol. Chemie 43, 342, FF) Stolte, Diese Beiträge 5, 15. er N 9. Über das Verhalten in den Tierkörper eingeführter Aminosäuren. 497 säuren beschrieb Rahel Hirsch*). Es gelang ihr nach subkutaner Injektion von 15 g r-Alanin bei einem Hund am 8. Hungertag aus dem Harn eine nicht unerhebliche Menge Naphthalinsulfo- alanin zu gewinnen; auch bei einem Phlorizinhungertier ließ sich am 17. Tag des Hungerns nach Verabreichung von 10 g i-Alanin per os aus dem Harn /-Naphthalinsulfoalanin isolieren. In einem anderen Versuch konnte jedoch bei einem Hungerhund per os zugeführtes Alanin nicht aus dem Harn wiedergewonnen werden, und bei gefütterten Hunden trat weder nach subkutaner In- jektion noch nach Verabreichung größerer Mengen per os Alanın im Urin auf. Ebensowenig gelang es, bei einem Phlorizinhunger- hund injiziertes Glykokoll im Harn wieder aufzufinden. Unsere eigenen Untersuchungen erstrecken sich zunächst ausschließlich auf das r-Alanin. Sie wurden zum Teil an Hunden ausgeführt, zum Teil an gesunden Menschen. Genau wie in der voraufgehenden Arbeit fällten wir die zur Untersuchung kom- menden Harne mit Bleizucker, befreiten von überschüssigem Blei durch Schwefelwasserstoff und von diesem durch einen Luft- strom. Die zur Entfernung von Hippursäure folgende Ausätherung fand bei sauerer Reaktion statt, teils durch wiederholtes Schütteln mit größeren Quantitäten Äther, teils im Extraktionsapparat. Gleich hier wollen wir bemerken, daß es uns in sämtlichen Ver- suchen an Menschen und Hunden gelang, einen Teil des ein- geführten Alanins im Harn wieder aufzutinden, mochten unsere Versuchstiere im Hungerzustand und mochte die Alaninmenge größer oder geringer sein. Nach den Erfahrungen, die Embden und der eine von uns am normalen Harn gemacht hatten“*), lenkten wir naturgemäß unser Augenmerk ganz besonders auf den Grad der Alkaleszenz bei der Behandlung mit -Naphthalinsulfochlorid. Wir fanden diein der voranstehenden Arbeitam normalen Harn festgestellten Verhältnisse für den Harn nach Alaninverabreichung in vollem Umfang bestätigt. Wenn wir die Reaktion schwach alkalisch hielten, sahen wir auch bei längerem Schütteln keine oder nur geringe Spuren von Reaktions- produkten auftreten; bei stärkerer Alkaleszenz erhielten wir dagegen stets reichliche Niederschläge. Die Schüttelung der alkalisch gemachten Harne erfolgte in einem ziemlich kalten Raum (Temperatur etwa 7 bis 11°). Hierbei verlief, ebenso wie bei den Versuchen am normalen Harn, die Reaktion recht langsam, *) Rahel Hirsch, Zeitschr. f. exper. Path. u. Pharm. 1, 143 (1905). **) Embden und Reese, Diese Beiträge 7, 411. 428 Max Plaut und Heinrich Reese, und wir konnten die Beobachtung machen, daß die bei der ersten Aus- schüttelung gewonnenen Produkte relativ reich an den auch aus normalem Harn gewinnbaren Substanzen waren, während bei öfterer Wiederholung der Reaktion das Naphthalinsulfoalanin von vornherein nahezu rein gewonnen wurde. Jedenfalls gelang es durch mehrmaliges Umkristallisieren die Alaninverbindung in genügend reinem Zustand zu isolieren, wovon wir uns in einer Anzahl von Fällen durch Kohlenstoff- und Wasserstoff- bestimmungen überzeugen konnten. Die Elementaranalyse in jedem Einzel- fall auszuführen, erschien uns unnötig, weil die umkristallisierten Produkte durch ihre Löslichkeitsverhältnisse, ihre Kristallform und namentlich durch ihr optisches Verhalten (siehe unten!) genügend charakterisiert erschienen. Der Schmelzpunkt der erhaltenen Substanzen konnte uns hingegen nicht als Anhaltspunkt für ihre Reinheit dienen, er war bei den verschiedenen Präparaten nicht konstant, was wohl dadurch bedingt war, daß es sich bei den gewonnenen Alaninverbindungen um ein Gemenge rechtsdrehender und inaktiver Substanz handelte. Einen wichtigen Fingerzeig bei unseren Untersuchungen lieferte uns die polarimetrische Untersuchung der alkoholischen Lösungen unserer Reaktionsprodukte; dabei erwiesen sich die Verbindungen des normalen Harns, wie in der voranstehenden Arbeit erwähnt wurde, als nahezu inaktiv oder schwach links drehend, während die nach Verabreichung von r-Alanin erhaltenen Produkte stark rechts drehten.*) Schon Rahel Hirsch hat darauf aufmerksam gemacht, daß das nach Zuführung von r-Alanin aus dem Harn gewinnbare Naphthalinsulfoalanin nicht mit der Verbindung des r-Alanin identisch ist. Bei Vorhandensein größerer Alaninmengen dauerte es trotz häufigen Zusatzes von Alkali und Naphthalinsulfochlorid unter den angegebenen Temperaturverhältnissen oft tagelang, bis die Reaktion erschöpft war. Wir geben nunmehr unsere Versuchsresultate in tabellarischer Anordnung wieder. (Siehe Tabelle I auf S. 429.) Wie man sieht, ist die Menge der aus dem Harn gewonnenen Verbindung eine außerordentlich schwankende. Wir wollen aber darauf aufmerksam machen, daß die Naphthalinsulfochloridmethode auch in der hier angewandten Modifikation keineswegs als quantitativ zu betrachten ist. Zudem wurden die ersten beiden Versuche, die eine auffällig geringe Menge von f-Naphthalinsulfo- alanin ergaben, bei ungenügender Alkaleszenz ausgeführt. Den größten überhaupt gefundenen Wert (abgesehen von dem noch zu *) Nach einer Diskussionsbemerkung des Herrn P. Bergell zu dem oben erwähnten Vortrage von Embden auf dem Kongreß für innere Medizin in Wiesbaden handelt es sich bei dem rechtsdrehenden Naphthalin- sulfoalanin nicht, wie wir geglaubt hatten, um die Verbindung des d-Alanin, sondern um jene des l-Alanin. h = 429 .“. Inosauren. geführter Am 1n Verhalten in den Tierkörper e Über das ueynyqns sIro2 | punypSsung ' ‘IXO], OyaISs AsÄTeusTeJuawaTT [10° ec] u99 0901 ‘so ad sfroL 008 A9SO[SBIIJURI eg 6I 'IX9]L, 9YDIS HsÄTEUBTEJUSUWIOTT Ar Harn ‘85T SIq 851 "dzpouyog 99°I wm 095 | uernyans 0°C IONJOS YOIydTroy 0888 TI "JIOISIT[EISTINUN UOeLIUON any 19g a 25 I nIsg uayds z wo) 174 ‘ N ah aan 916 9 018 uegnyans 00T Be yamy9Taıd ocHr Or e8% w99 GI, so od 0°C1 419440703 yoıly9ray 0578 6 Is’ u99 081 uenyqns 0°°1 u98e]L 4 yos JIaSunH | 0006 en || 8 yan goatoqaeıaa We oo BEN 881 u09 081 so 1od ost [uoBungmaswesung | 0006 E 81 um 099 so od 0‘<1 gaaynyos YoToTay 0398 9 56‘1 u99 069 so od 0‘g1 7191793 yorypray | 00TE EAN || @ Ta u09 08, so od o0‘c1 WENNS yaıryaray 0858 \ 851 uw 088 so od 0‘<1 219991793 YOTTY9TOy 0208 8 -ıyaut UOUV9LAIT Sn uray ‘osyoamad Itpey "Uoyoargıg 7980 w99 F9 so Add 6 USB] 4 NOS J1OgunH 0188 6 Sunypraıgetaautuely yoeu 'urm GL | 4 | RE | seo w99 OT so od FI | u9de]L € Nas YESung 0188 | I 3 u uapunys Fz | Funydrea 3 ul Eee ussunylawog yqupoadyoy ussyoeu op! -qeıoy juruepyosuom| PueIsnzssunayguag AN h 5 nn SAUFUUOMAN , HFUHWUIeH I9Pp y |ogyoraaqeaaı‘ PIERED R | 9 g 2 8 q I SLL2 4% I 430 Max Plaut und Heinrich Reese, besprechenden Versuch 12) sehen wir in Versuch 9, wo bei einem reichlich gefütterten Hund nach Verabreichung von 15 g r-Alanin per os 2,383 g Substanz wiedergefunden wurden. Derselbe Hund schied in einem späteren Versuch, der ebenfalls am reichlich gefütterten Tier vorgenommen wurde, nach Verabreichung von 5g r-Alanin 1,66g Naphthalinsulfoalanin aus. Die Bestimmung des Kohlenstoffs und Wasserstoffs ergab in diesem Fall genügend übereinstimmende Werte: 0,1832 g Substanz lieferten 0,3769 g CO, und 0,0801 H,O. Gefunden: Berechnet: 0:56.31: Broz: 55,91 Proz. 6486 4,66 „ In einem änderen Fall wurde einem pankreasdiabetischen Hund im Verlauf von 4 Tagen 50 g r-Alanin teils per os teils subkutan appliziert, der Harn — soweit er nicht zu anderen Untersuchungen gebraucht wurde — gesammelt und 5,07 g der Verbindung dargestellt. Es muß aber bezüglich dieses Versuchs darauf hingewiesen werden, daß ein Teil des gefundenen Alanins möglicherweise durch Erbrechen in den Harn gelangt war, obgleich der Hund nach Verabreichung des Alanins stundenlang beaufsichtigt wurde. Daß es sich nicht ausschließlich um erbrochenes Alanin handelt, folgt daraus, daß die gewonnene Substanz stark rechts drehte.*) Auch mit diesem Produkt wurde die Elementar- analyse vorgenommen: 0,1832 g Substanz lieferten 0,3741 g CO, und 0,0795 g H;0. Gefunden: Berechnet: C 55,69 Proz. 55,91 Proz. Se 4,66 „ Aus sämtlichen Hundeversuchen geht jedenfalls hervor, daß — wie bereits erwähnt — in allen Fällen verabreichtes -Alanin im Harn wieder auftrat. Eine Beziehung zwischen dem Er- nährungszustand der Hunde und der Ausscheidungsgröße etwa in der von Rahel Hirsch angenommenen Weise läßt sich aus unseren Versuchen nicht erkennen. (Siehe Tabelle II auf S. 431.) Außer den Versuchen an Hunden haben wir auch einige Ver- suche an völlig gesunden Menschen vorgenommen. Es zeigte sich, daß nach Verabreichung relativ kleiner Mengen r-Alanin ein nicht unerheblicher Teil der genommenen Substanz in den Harn über- geht. Nach Einnahme von 50 g konnten wir bei der Versuchs- person I etwa 18,1 g Verbindung aus dem Harn gewinnen. Es muß aber bemerkt werden, daß dieses Resultat als Minimalzahl aufzufassen ist; denn der Verlauf der Reaktion mit f-Naphthalin- sulfochlorid war trotz genügender Alkalimengen ein so außer- *) Almagia und Embden, Diese Beiträge 7, 305. EEE RE AETE Über das Verhalten in den Tierkörper eingeführter Aminosäuren. 431 ordentlich träger, daß wir uns damit begnügten, die Ausschüttelung mit dem Reagens 5 bis 7 mal je 1 bis 2 Tage lang vorzunehmen. Bei höheren Außentemperaturen (25 bis 30°) gelingt die Ge- winnung des ausgeschiedenen Alanins sehr viel rascher, wenigstens wenn die Schüttelung des Harns mit dem /-Naphthalinsulfochlorid in der auf Seite 415 dieses Bandes geschilderten Weise geschieht. Tabelle II (Versuche an Menschen). | Verabreichte Gewonnenes | iewic Harnmenge E Nr. Fe Menge Alanin 2 Rohprodukt ns | merkungen der nächsten/in ccm ing Sintert zw. 119 bis 120° I 75 50,0 24 Stunden | 1370 18,1 Schmelzpkt. . 122 bis 123° E Elementar- 1 65 11,0 6'/, Stunden | 360 5,2 analyse siehe Text II 70 6,0 6 Stunden | — 0,84 Die Menge der Reaktionsprodukte war zwar bei den letzten Schüttelungen eine relativ geringe, aber die Reaktion noch nicht zum völligen Abschluß gelangt. Zudem wurde in den beiden letzten Versuchen nur der Harn der ersten 6 Stunden auf Alanin verarbeitet, da voraussichtlich der Nachweis der Verbindungen am leichtesten in den ersten nach der Einnahme entleerten Harn- portionen gelingen mußte, Ebenso wie die aus dem Harn der Hunde gewonnenen Verbindungen, drehten die erhaltenen Produkte des menschlichen Urins stark nach rechts. Mit den genügend umkristallisierten Produkten aus dem Harn von Versuch II wurde die Elementaranalyse ausgeführt. 0,2033 g Substanz lieferten 0,4163 g CO, und 0,0889 g H,O. Gefunden: Berechnet: © 55,85: Proz. 55,91 Proz. Dez 66 +1, 4,66 „ Das Präparat sinterte bei 108° und schmolz zwischen 110 und 111°. Bei Versuch III wurde ein Präparat erhalten, das in charakteristischer Weise kristallisierte und stark nach rechts drehte. Es war aber immerhin erheblich verunreinigt, und wir haben in diesem Fall von einer völligen Reindarstellung des Produktes abgesehen. Trotzdem berechtigen uns die Kristallform 432 Max Plaut und Heinrich Reese, Über das Verhalten usw. und das optische Verhalten mit Sicherheit zu behaupten, daß nach Einnahme von 6 g r-Alanin eine nicht unerhebliche Menge dieser Substanz ausgeschieden wurde. Nicht in die Tabelle auf- genommen haben wir einen Versuch, in dem auch nach Verab- reichung von 4 g Alanin eine Substanz mit der charakteristischen Kristallform gewonnen wurden, deren alkoholische Lösung nach rechts drehte. Nach Einnahme von 11 g Alanin wurden in Versuch II über 5 g Substanz aus dem Harn der ersten 6 Stunden gewonnen. Der Urin der nächsten 18 Stunden enthielt auch noch merkliche Mengen. Jedenfalls geht aus diesem Versuch hervor, daß die nach Verabreichung von 11 g r-Alanin an einen Menschen von 65 kg Gewicht ausgeschiedene Menge sehr viel größer ist als die nach Fütterung von 15 g an einen Hund von einigen kg im Harn auftretende — ein Verhalten, das immerhin bemerkenswert erscheint. Zum Schluß sei es uns vergönnt, Herrn Dr. Embden für die Anregung zu dieser Arbeit und die freundliche Unter- stützung bei ihrer Anfertigung unseren verbindlichsten Dank aus- zusprechen. XXIII, Über das Verhalten der Toluidine im tierischen Organismus. Von Dr. med. Herm. Hildebrandt, Privatdozenten und Assistenten des Instituts. Aus dem pharmakologischen Institut zu Halle a. 8. / Vor einigen Jahren habe ich*) nachgewiesen, daß die mit Chlor und Brom substituierten Toluole im Organismus infolge der Oxydation des Methyls zu Karboxyl in die entsprechenden halogensubstituierten Benzoesäuren übergehen, welche beim Hunde stets als Hippursäuren im Harn erscheinen, während dies beim Kaninchen nur im Falle der bromsubstituierten Toluole der Fall ist. Wie ich ferner fand, gehen die drei Amidobenzoe- säuren wenigstens zum Teil unverändert in den Harn über. Gleichwohl konnte ich für die Toluidine C,H, a ebenso- wenig wie Graebe und Schultzen“*) den Nachweis liefern, daß auch hier eine Oxydation von CH; zu COOH erfolgt. Nun hat bereits A. W. Hofmann“**) bei Gelegenheit seiner Untersuchungen über das Verhalten der Monaminezu Oxydations- mitteln festgestellt, daß während bei Anilin und Toluidin durch Kaliumpermanganat der Wasserstoff der Amidgruppe oxydiert wird, die acetylierten Derivate des Xylidins und p-Toluidins eine Oxydation der CH:;-Gruppe zu Karboxyl erfahren. Die Acetylgruppe erhöht also die Stabilität dieser Verbindungen auch unter dem Einflusse oxydierender Agentien. Eine der von Hofmann gewonnenen Acet-p-amidobenzoe- säure isomere o-Verbindung wurde von Bedson und King) durch Oxydation des Acet-o-Toluidins dargestellt. *) Diese Beiträge 3, 365ff (1902). **) Du Bois-Reymonds Arch. 169 (1867). ***) Berichte d. deutsch. chem. Ges. 9, 1299 (1876). 7) Chem, soc, 742 (1880). Beitr. z. chem, Physiologie. VII, 28 434 Herm. Hildebrandt, Diese Erfahrungen veranlaßten mich bereits vor längerer Zeit, die Untersuchung mit dem im Handel zugänglichen Dimethyl- toluidin wieder aufzunehmen. Wegen der weniger starken Giftigkeit wählte ich die p-Verbindung. Die Flüssigkeit wurde, mit der gleichen Menge Olivenöl gemischt, den Versuchstieren mittels Schlundsonde eingegeben. Auch wenn nur 1 g pro die gegeben wurde, gingen die Tiere gewöhnlich in einigen Tagen ein und zeigten im Magendarmkanale zirkumskripte bzw. diffuse Blutungen. Ich habe schließlich das Gift den Tieren nur jeden zweiten Tag beigebracht. Der Harn der Tiere wurde wie bei meiner früheren Untersuchung mit Ammoniak kurze Zeit gekocht, kalt filtriert und das phosphorsauer ge- machte Filtrat ausgeäthert. Aus dem Ätherrückstande des Harns habe ich nach Behandeln mit Tierkohle und Umkristallisieren aus verdünntem Alkohol die p-Dimethylamidobenzoesäure Sp. 235° isoliert; sie ist zum Unterschied von der p-Aminobenzoesäure in kalter Essigsäure unlöslich, in viel heißer Essigsäure aber löslich und fällt beim Erkalten wieder aus. Wenn ich den nicht alkalisch erwärmten Harn direkt nach dem Ansäuern mit Äther extrahierte, konnte ich nur ganz geringe Mengen der p-Dimethylamidobenzoesäure gewinnen. Es zeigte dies, daß im wesentlichen erst durch das Erwärmen die Säure entstanden war. Da ich nun feststellte, daß nach Zufuhr von Dimethyl-p-Toluidin der Harn reduzierende Eigenschaften zeigte, war es höchst wahrscheinlich, daß eine gepaarte Glykuronsäure vorlag, die mit den bisher bekannten verglichen allerdings nur in der Urochloralsäure*) ein Analogon zu finden schien, da die andern gepaarten Glykuronsäuren sich lediglich durch Mineralsäuren spalten lassen. Ich stellte ferner fest, daß die gepaarte Verbindung durch das Bleiverfahren isoliert werden kann; sie geht in den mit Bleiessig erzeugten Niederschlag über und kann daraus durch das Verfahren isoliert werden, welches sich mir bereits bei der Dar- stellung der nach Eingabe von Citral**) entstehenden zweibasischen Säure bewährt hatte. Soweit waren meine Untersuchungen vorgeschritten, als die Abhandlung von M. Jaffe***, „über das Verhalten des p-Dimethyl- aminobenzaldehyds im tierischen Stoffwechsel“ erschien. Es unter- liegt keinem Zweifel, daß es sich in beiden Fällen um dasselbe Produkt handelt und daß auch die weiteren von Jaffe aufge- fundenen Stoffwechselprodukte bei Einfuhr des Dimethyl-p-Toluidins *) Zeitschrift f. physiol. Chemie 6, 480ff. (1882). **) Archiv f. experim. Pharmakologie u. Pathologie 46, 261 (1901). ***) Zeitschr. f. physiol. Chemie 48, 374 (1905). re f A re a erre Bun ee ee u ie Über das Verhalten der Toluidine im tierischen Örganısmus. 435 ebenfalls auftreten, besonders auch die Monomethyl-p-Amidobenzoe- säure. Am leichtesten gewinnt man übrigens die mit Glykuron- säure verbundene Verbindung, wenn man nicht den Dimethyl- amidobenzaldehyd, sondern die wesentlich weniger differente p-Dimethylamidobenzoesäure in Lösung den Tieren eingibt. Für deren Darstellung haben unlängst R,. Willstätter und W. Kahn*) folgende Vorschrift gegeben: p-Aminobenzoesäure wird in methylalkoholischer Lösung mit Jodmethyl (2 Mol.) und mit konzentrierter Natronlauge (2NaO0H) versetzt; bei mehrtägigem Stehen in der Kälte scheidet sich die dimethylierte Säure aus, Ich habe mit der p-Dimethylamidobenzoesäure im Anschluß an meine früheren Versuche über die isomeren Amidobenzoesäuren einige Versuche angestellt und zum Vergleich auch die p-Tri- methylaminobenzoesäure (p-Benzbetain) nach dem Verfahren von R. Willstätter und W. Kahn“**) dargestellt. Man setzt zur Lösung von p-Aminobenzoesäure mit einem Überschuß von Jodmethyl und Atzkali in Methylalkohol Jodwasserstoffsäure bis zur sauren Reaktion, filtriert von der ausfallenden Dimethylamidobenzoesäure ab und fällt mit Jod das Perjodid der Trimethylamidobenzoesäure, welches beim Behandeln mit Wasserdampf zerfällt und das Benz-Betainjodhydrat liefert (Schmelzp. 255°). Dieses lagert sich, wie die genannten Autoren fanden, analog dem von P. Grieß***) festgestellten Verhalten der m-Tri- methylaminobenzoesäure, beim Schmelzen in den isomeren Ester um; CH, CH, NH, N’CH,08 Ben. CH, CH, CH.OH OH co OH COOH OH or CH.OH OH CH.OH CH.OH H — CH,OH Eu.0H \ı CH, CH, CH, Glykose-+4H,0 Hypothetisches 32 Mol. Milchsäure Zwischenpr. + H,O CHO = COOH QUOH Sl OH). ©.00, CH.OH CH.OH CH:OH. . H: —> CH,OH A ÖR, | CH, CH.OH OH co OH COOH OH ©0% CH.OH H CH, CH, His Er eik, COOH _ COOH COOH COOH Glykuronsäure Hypothetisches 1 Mol. Milchsäure +3H,0 Zwischenpr. + H,O 1 Mol. Zwischenpr.: Malonsäure Vielleicht ist auch die von E. Buchner beobachtete Bildung von Essigsäure bei Zusatz von Zucker zum Hefepreßsaft auf eine teilweise Oxydation der Alkoholgruppe des Traubenzuckers zu COOH zu beziehen. Die bei der Spaltung der Glykuronsäure durch Hefe beobachtete Geringfügigkeit der CO,- Entwicklung könnte darauf beruhen, daß viel ungespältene Milchsäure und Malonsäure entsteht; von letzterer ist bekannt, daß sie bei höherer Temperatur in Kohlensäure und Essigsäure zerfällt; es ist nicht ausgeschlossen, daß die beim Destillieren der Gährflüssigkeit gewonnene Essigsäure von einer Spaltung anwesender Malonsäure herrührt. Hierauf wird bei weiterer Untersuchung Rücksicht zu nehmen sein. | Es ist mir nicht möglich gewesen, festzustellen, von wem die Angabe herrührt, daß Glykuronsäure durch Hefe nicht *) loc, eit. S. 422, 444 Hermann Hildebrandt, verändert würde; sie ist in die bekannteren Lehrbücher über- gegangen, und es haben mehrere Autoren den Befund, daß eine Flüssigkeit nach dem Vergähren mit Hefe nicht mehr redu- zierte, dahin gedeutet, daß die untersuchte Flüssigkeit keine freie Glykuronsäure, sondern Traubenzucker enthalten habe. ©. Brahm*) hat vor einigen Jahren das a-Methylglykosid an Kaninchen verfüttertt und den Harn der Tiere nach dem Spalten mit Mineralsäuren rechtsdrehend und stark reduzierend befunden; nach dem Vergähren mit Hefe reduzierte die Flüssigkeit nicht mehr. Er nimmt hiernach an, daß das a-Methylglykosid im Organismus nicht zur Methylalkoholglykuronsäure oxydiert, sondern unverändert ausgeschieden werde. Nun gehört das a-Methylglykosid zu dem Typus derjenigen Glykoside, welche durch Invertin, nicht durch Emulsin wie die aromatischen Glyko- side (Salicin, Coniferin, Phloridzin) und die gepaarten Glykuron- säuren gespalten werden. Daß übrigens die Entstehung einer Methylalkoholglykuronsäure (der f-Reihe) möglich ist, erscheint nach den Untersuchungen von OÖ. Neubauer**) recht unwahr- scheinlich, da gerade nach Darreichung von Methylalkohol auch nicht Spuren einer gepaarten Verbindung nachweisbar waren. Eine große Anzahl natürlich vorkommender und künstlich dargestellter Glykoside ist auf ihr Schicksal im tierischen Organismus geprüft worden. Es hat sich nun gezeigt, daß alle bisher untersuchten Glykoside im Stoffwechsel zerfallen; zum Teil, wie Phloridzin und Amygdalin unter schwerer Stoff- wechselstörung bzw. Zerfall in die giftige Komponente. Es spielen hierbei Spaltungsvorgänge im Magendarmkanale sicher eine Rolle; Phloridzin wird zwar auch bei subkutaner Injektion gespalten, Amygdalin hingegen nicht, wie ich“**) bereits vor einer Reihe von Jahren feststellte. Es erscheint auf- fallend, daß es bisher nicht gelungen ist, ein natürlich vor- kommendes oder künstlich dargestelltes Glykosid mittelst der Passage durch den Tierkörper in die entsprechende Glykuronsäure überzuführen, was doch möglich sein müßte, da beide Gruppen von Körpern durch ihr Verhalten gegen Enzyme die analoge Konstitution (der ß-Reihe) aufweisen. Ein einziges Glykosid ist bekannt, welches auch durch Invertin eine — partielle — Spaltung erfährt, nämlich das Amygdalin, die Mandelsäurenitril- diglykose; durch Hefe wird ein Molekül Glykose abge- *) Zeitschr. f. physiol. Chemie 28 (1899). **) Archiv f. exper. Pathol. u. Pharm. 46 (1901). ***) Virchows Archiv 131 (1892). u ae Tr Du 7 Zur Frage der glykosidischen Struktur gepaarter Glykuronsäuren. 445 spalten, und es entsteht das Amygdonitrilglykosid, das durch Emulsin Bittermandelöl, Blausäure, Glykose gibt [E. Fischer*)]. So zeigt es sich, daß die Ausnahme nur eine scheinbare ist, da auch andere Polysaccharide, wie auch die Maltose, durch Invertin gespalten werden. E. Gerard“) fand, daß wässerige Auszüge von Nieren und Leber vom Pferd und Kaninchen nach Art des Emulsins das Salicin und Amygdalin zu zersetzen vermögen; die ge- kochten Auszüge tun das nicht mehr. Es erscheint mir freilich bedenklich, ein derartiges Ergebnis auf die Verhältnisse im Organismus zu übertragen, da ich gelegentlich festgestellt habe, daß die 'T'hymotin-Piperidid-Glykuronsäure-Verbindung in vitro durch gewisse Organe des Kaninchens eine Spaltung erfährt, also desselben Tieres, welches die Synthese bewirkt. Auch die Fäulnis scheint gepaarte Glykuronsäuren in analoger Weise zu zerlegen wie Glykoside, wofür die Resultate von M. Bial***) mit Menthol- glykuronsäure sprechen. Eine große Literatur hat die Frage veranlaßt, ob überhaupt die Glykuronsäure als Oxydationsprodukt des Traubenzuckers in dem Sinne aufzufassen sei, daß er sich als solcher an die zu paarende Substanz anlagere unter späterer Oxydation der Alkohol- gruppe zu COOH. Die neueren Versuche, welche ausgeführt wurden, um zu entscheiden, ob die Glykuronsäure aus dem Trauben- zucker stamme, scheinen mir nicht beweiskräftig zu sein, besonders die von Loewir), der durch Fütterung von maximal phloridzin- vergifteten Tieren mit Kampfer erhebliche Glykuronsäurepaarung erzielte, ohne daß die Ausscheidung des Traubenzuckers absank; ebensowenig die v. FenyvessysTYy), der in einigen Versuchen durch Verfütterung von Traubenzucker die Glykuronsäurebildung nicht zu erhöhen vermochte, da er zu seinen Versuchen Substanzen benutzte, die nur zum kleinen Teile die Paarung mit Glykuron- säure eingehen. Als beweiskräftig dagegen dürften die von mir mitgeteilten Versuche anzusehen sein, nach denen es gelingt, durch Zufuhr von Traubenzucker die Giftigkeit der eingeführten Substanz herabzusetzen, eine Beobachtung, die GeelmuydenfTrYy) sogar in Parallele stellt zu der Wirkung der Kohlehydrate gegenüber Aceton- körpern. *) Berichte d. deutsch. chem. Ges. 28, 1508 (1895). **) Öompt. r. soc. biol. 99 (1901). ***) Zeitschr. f, physiol. Chemie 45, 262 (1905). y) Archiv f. exper. Path. u. Pharm. 47, 56 (1902). ir) Archives Internat. de Pharmakodyn. 12 (1904). irr) Zeitschr, f. physiol. Chemie 41, 139 (1904). 446 Hermann Hildebrandt, In meinen Versuchen, durch Zufuhr glykogenbildender Zucker den eingeführten Paarling zu entgıften, war die Dosis so gewählt, daß eben sicher eine giftige akute Wirkung am Kontrolltiere er- zielt wurde; bei den von mir benutzten Piperidinderivaten liegt nun diese Dosis nicht erheblich über derjenigen, welche noch, ohne schwere Symptome zu erzeugen, vertragen wird. Es ist also nur eine verhältnismäßig geringe Menge an die Substanz zu paaren- der Glykuronsäure nötig, um den die Giftwirkung bedingenden Anteil zu paralysieren. Ein Nachweis, daß durch die Zufuhr von Traubenzucker in vermehrter Menge die Ausscheidung der ge- paarten Verbindung erfolge, wie v. Fenyvessy fordert, könnte somit nur das Ergebnis haben, daß eine geringfügige Vermehrung der gepaarten Verbindung erfolgt. Es spricht bisher keine Tatsache dagegen, daß die von E. Fischer und Piloty*, und schon früher von Sundvik**) geäußerte Anschauung zu Recht besteht, wonach an die dem Or- ganısmus zugefühnrte Substanz zunächst Traubenzucker sich an- lagert, dessen Alkoholgruppe durch Oxydation in CO OH übergeht. Wie schon Brahm bemerkt, könnte das Verhalten der Glykoside im Organismus eine weitere Stütze für diese Anschauung liefern. Indes schien es mir richtiger, zu den Versuchen Glykoside der ß-Reihe zu wählen, weil nur diese eine Übereinstimmung mit den gepaarten Glykuronsäureverbindungen erkennen lassen. Ein solcher Versuch ist bereits von A. Falck***) gemacht worden, welcher das Phenolglykosid verfütterte; er fand in dem von den Tieren gelassenen Harne gepaarte Glykuronsäuren, die aber wohl nach einem vorhergehenden Zerfalle des Glykosides entstanden sind, da auch nach Einspritzung kleiner Mengen Phenol jene Ver- bindung auftritt. Da Falck fand, daß nach Einspritzung von 2g Phenolglykosid unter dıe Haut im Harn Zucker nachweisbar ist, erscheint eine Spaltung des Glykosides auch bei subkutaner Zu- fuhr sicher, wenn sie auch nicht schnell erfolgen kann, weil sonst die krampferregenden Wirkungen des Phenols hätten eintreten müssen. Mir scheint aus diesen Versuchen hervorzugehen, daß es von der Konstitution des Paarlings abhängt, ob bei der Passage durch den 'Tierkörper das Glykosid gespalten wird; hierfür spricht besonders der von Falck mitgeteilte Versuch mit Benzylglykosid; er fand nach dessen Einfuhr keine gepaarten Glykuronsäuren, wohl aber Hippursäuren, wie sie nach den Untersuchungen von *) loc. cit. S. 524. **) Akadem. Abhandlung. Helsingfors 1886. **#*) Münch, med. Wochenschr. Nr. 36 (1902). a u >. BRIFerN nn Zur Frage der glykosidischen Struktur gepaarter Glykuronsäuren. 447 Schmiedeberg*) nach Eingabe von Benzylalkohol auftreten. Beim Benzylglykosid ist also die Spaltung sicher eine voll- kommene gewesen, beim Phenolglykosid vielleicht nicht ganz vollständig. Eine vollständige Spaltung erfährt im Organismus das Salicin, das Glykosid des der Salicylsäure ent- sprechenden Oxyalkohols Saligenin, unter gleichzeitiger Oxy- dation der Alkoholgruppe. Hiermit stimmt die s. Z. von mir ge- machte Beobachtung, daß die Salicylsäure im Organismus des Kaninchens keine Paarung mit Glykuronsäure erfährt, Wohl aber geht die p-Oxybenzoesäure eine solche Paarung ein. Ich suchte nun nach solchen natürlich vorkommenden Glyko- siden, in welchen die Bedingung erfüllt ist, daß in p-Stellung zu dem an die Glykose gebundenen Phenolhydroxyl ein Atomkomplex sich befindet, dessen Oxydation im Tierkörper. zu COOH möglich ist. Von derartigen Glykosiden sind zwei bekannt, das Syringin und das Coniferin; das erstere leitet sich ab von dem aroma- tischen Alkohol Syringenin**), das letztere vom CGoniferyl- alkohol, welcher ein in der Allylseitenkette oxydiertes Eugenol darstellt; Tiemann“) zeigte, daß er durch Behandeln mit Natriumamalgam zu Eugenol reduziert wird. v ‚OH ‚© (6 H,00.0£° NC.0CH, H,C0.€ Yan HO\ CH In Ü Ü | | CH:CH.CH, OH CHOH.CH:CH;, Syringenin Coniferylalkohol Hinsichtlich der Seitenketten würden sich beide Alkohole ebenso unterscheiden wie Anethol und Eugenol; yCH=CH—-CH HO \. | CH,< och, H,Co | &;H;. €3,:CH:CH, wie Isosafrol und Safrol und dessen Oxydationsprodukt Cubebin: „HH =0B:CH, yH—CH=CH, yH OH.CH=CH, G H,O C,H, CH, \>cH, Ng>CH, Wir haben also zwei Typen von Verbindungen, die sich durch eine andersartige Konstitution der Seitenkette unterscheiden: Beim Syringenin, Anethol, Isosafrol die Propenylgruppe mit der Doppelbindung näher am Benzolring, bei den anderen die Allylgruppe mit der doppelten Bindung am Ende. *) Archiv f. exper. Pharm. u. Path. 14, 291 (1881). **) J. Gadamer, Archiv d. Pharmazie 235, 577 (1897). ***) Berichte d. deutsch. chem. Ges. 9, 418 (1876). 445 Hermann Hildebrandt, Das Anethol wird, wie die Untersuchungen von Kühling*) und Giacosa**) gezeigt haben, im Organismus zu Anissäure oxydiert; nach Darreichung von Isosafrol fand A. Heffter“**) Piperonylsäure im Harn der Tiere. Von den dem Allyliypus angehörigen Verbindungen geht das Safrol ebenfalls inPiperonylsäure über; bei Cubebin, dem in der Seitenkette oxydierten Safrol, konnte die gleiche Oxy- dation nicht festgestellt werden, da es kaum resorbiert wurde (Heffter). Eine Ausnahme macht das Eugenol; es wider- strebt den Oxydationen des Organismus vollständig und verläßt nach De Regibusfr) und Kühling den Tierkörper zum größten Teil in Form einer Ätherschwefelsäure; dieses abweichende Ver- halten des Eugenols dürfte durch die Hydroxylgruppe bedingt sein, welche die Widerstandskraft solcher Körper gegen Oxydations- mittel erhöht. Auf Grund dieser Erfahrungen hielt ich es wohl für möglich, daß beim Syringin sowohl wie beim Coniferin eine vollständige Oxydation der Seitenkette im Organismus erfolgt; es konnten somit als Endprodukte Syringasäure und Vanillinsäure auf- treten. Die Syringasäure hat die Eigenschaft, mit Fe,Cl, eine Rotfärbung zu geben, nicht so die Vanillinsäure. Die Vanillinsäure ist von Tiemann und Reimertrry) durch Oxydation des Coniferin mit Kaliumpermanganat erhalten worden, wobei zuerst die Oxydation der Allylseitenkette erfolgt, sodaß zu nächst Glyko- vanillinsäure entsteht. DieSyringasäure ist zuerst von G. Körnerrff) aus Syringin erhalten worden; J. Gadamer*7) erhielt sie aus der Sinapinsäure, der dem Syringenin entsprechenden Säure über die Acetylverbindung mittels Kaliumpermanganat. C. Graebe und E. Martz**7) erhielten sie durch partielles Entmethylieren der Trimethylgallussäure. Bald darauf gelang denselben Autoren ***7) die Synthese des Syringaaldehyds und der Sinapinsäure, indem sie den Pyrogalloldimethyläther durch Erwärmen mit Chloroform und Atznatron nach der Reimerschen Aldehydsynthese in den Aldehyd verwandelten; der Syringaaldehyd wurde dann in Sinapinsäure Ba ührt. *) Inaug.-Diss. Berlin 1887. **) Ann. di Chim. e di Farmacol. 11, 304 a **#) Archiv f. exper. Path. u. Pharm. 35 (1895). 7) Tesi. Turino 1885. +) Berichte d. deutsch. chem. Ges. 8, 515 (1875). +44) Gaz, chim. ital. 18, 209 bis 219. *+) loc. cit. S. 572. **+) Berichte d. deutsch. chem. Ges. 36, 215 (1903). +) loc. :cit. 8. 103%, Zur Frage der glykosidischen Struktur gepaarter Glykuronsäuren. 449 OCH; H,CO OCH, OCH, Hol Ns IN, 66 HO/ _\CH:CH.COOH — H0/ S000H Es, Suz Naar al? OCH, H,C0O OCH, OCH, Pyrogallol- Syringaaldehyd Sinapinsäure Syringasäure Bersty!- äther Da nach den oben erwähnten Untersuchungen Gadamers die Sinapinsäure in Syringasäure übergeführt werden kann, so war ‘es recht wahrscheinlich, daß im Organismus aus Syringa- aldehyd direkt Syringasäure entstehen würde, in derselben Weise wie nach den Untersuchungen von C, Preuße*) Vanillin im Organismus in Vanillinsäure übergeht. Preuße hat bei seinen Untersuchungen über Vanillin nur auf die Bildung der ' Ätherschwefelsäure und die Oxydation zur Vanillinsäure Rücksicht genommen. Ich fand, daß nach Einfuhr von Vanillin erhebliche Mengen einer gepaarten Glykuronsäure entstehen, aus der man durch Spaltung mittels Mineralsäuren oder Emulsin die freie Vanillinsäure abspalten kann. Durch die kürzlich erschienene Untersuchung von V. Kotake**) erhalten meine Ergebnisse eine Bestätigung. Den Syringaaldehyd stellte ich wie Graebe und Martz nach der Reimerschen Methode aus dem vom Verein für chemische Industrie in Frankfurt a. M. bezogenen Pyro- galloldimethyläther dar. Wenn ich nach Beendigung der Reaktion mit Schwefelsäure sauer machte, fiel eine dicktlüssige Masse aus; sie wurde in wenig Alkohol gelöst und mit viel Äther kräftig durchgeschüttelt. Nach mehrstündigem Stehen schieden sich reichliche rotbraune Kristalle aus, die nach dem Um- kristallisieren aus verdünntem Alkohol bei 113° schmolzen. Ich konnte also die vorherige Überführung des Aldehyds in die Bisulfitverbindung unterlassen, wie die genaue Vorschrift von Graebe und Martz lautet. Ich habe den Syringaaldehyd an Kaninchen verfüttert und festgestellt, daß reichliche Mengen einer gepaarten Glykuronsäure neben freier Syringasäure im Harn der Tiere erschienen. Der durch Bleiessig erzeugte voluminöse Niederschlag wurde nach wiederholtem Waschen mit destilliertem Wasser mit verdünnter Schwefel- säure zerlegt und schließlich das Kalisalz der gepaarten Verbindung erhalten. Es war jedoch noch mit viel anorganischen Bestandteilen verunreinigt; die eingeengte Flüssigkeit konnte durch Absaugen von diesen befreit werden. Die Lösung, welche die gepaarte Verbindung enthielt, wurde *) Zeitschr. f. physiol. Chemie 4, 213 (1880). **) Zeitschr, f, physiol. Chemie 45, 320 (1905). Beitr. z. chem, Physiologie. VII, 29 450 Hermann Hildebrandt, nochmals dem Bleiverfahren unterworfen und nunmehr ein von an- organischen Bestandteilen freies Kalisalz gewonnen. Die Lösung des Salzes gab die Pentosenreaktion. Bei der Spaltung mit Emulsin erhielt ich durch Ausäthern der sauer gemachten Flüssigkeit die Syringasäure vom Schmelzpunkt 202; ihre Lösung wurde durch Fe, Cl, rotbraun gefärbt. 0,125 g Kalisalz : 0,047 SO,K, Berechnet für C,,;Hıs 012K; : K = 16,66 Proz. i a a ee Gefunden: K=16,88 „ Wie der für K ermittelte Wert zeigt, könnte die Paarung sowohl mit wie ohne Wasseraustritt erfolgt sein. Die Darstellung der entsprechenden freien Säure gelang mir nicht. Auf Grund der Spaltbarkeit durch Emulsin möchte ich für die Verbindung die glykosidische Struktur annehmen. Durch den nunmehr fest- gestellten Übergang der Aldehyde Syringaaldehyd und Vanillin in die entsprechenden Glykuronsäurederivate unter Oxydation der Aldehydgruppe zu COOH, bietet sich Gelegenheit, zu entscheiden, ob nach Einfuhr der entsprechenden Glykoside Syringin und Coniferin die gleichen Verbindungen entstehen; ist das der Fall, so war damit gleichzeitig nachgewiesen, daß die Propenyl- bzw. Allyl-Seitenkette des Syringins bzw. Coniferins entsprechend den bisherigen Erfahrungen zu COOH oxydiert werden. Die für unsere Frage aber noch wichtigere Entscheidung war die, ob und welche Produkte bei der Einfuhr von Syringin und Coniferin sonst noch entstehen. Die meisten in dieser Beziehung erforderlichen Versuche habe ich mit dem Syringin angestellt, da, wenn es sich um den Nachweis kleiner Mengen handelte, in der typischen Farbenreaktion der Syringasäure ein wichtiges Hilfsmittel‘ gegeben war. In einigen Versuchen gab ich Syringin innerlich; mit Rück- sicht auf die Eigenschaft mancher Glykoside, durch Fäulnis ge- spalten zu werden, war es möglich, daß im Harne der Tiere freie Syringasäure auftritt. Wenn man den frisch gelassenen Harn der Tiere mit neutralem Bleiacetat ausfällt, so kann in diesem Nieder- schlage infolge der Unlöslichkeit ihres Bleisalzes sich Syringasäure finden. Die Verarbeitung ergab in der Tat ein positives Resultat; die Menge der gefundenen Säure war nach Verfütterung von d g Syringin 0,1 g; sie konnte durch den Schmelzpunkt identifiziert werden. Findet man nun gepaarte Glykuronsäure, so könnte man sagen, es sei im Organismus eine Spaltung des Syringins in den zugehörigen Alkohol Syringenin (cfr. oben) und Traubenzucker erfolgt; Syringenin sei dann weiter, zum Teil unter Paarung mit Glykuronsäure, zu Syringasäure oxydiert worden. - Zur Frage der glykosidischen Struktur gepaarter Glykuronsäuren. 45] * Aus diesem Grunde habe ich in den weiteren Versuchen das Syringin subkutan einverleibt. Da es nur im warmen Wasser löslich ist, so habe ich die wässerige Lösung den Kaninchen in Mengen von je 10 ccm unter die Rückenhaut körperwarm injiziert. Ich injizierte täglich 2 bis 3 g. Nun ist durch neuere Unter- suchungen von M. Bial*) am Hunde mit Gallenfistel festgestellt, daß wenigstens nach subkutaner Darreichung von Menthol in der Galle die gepaarte Verbindung nachgewiesen werden kann. Hiernach wäre auch bei der subkutanen Injektion des Glykosides der Einwand zulässig, daß die Verbindung zunächst mittels der Galle in den Darm gelange, dort gespalten werde, um dann durch Wiederanlagerung der Glykuronsäure als gepaarte Verbindung durch die Nieren den Organismus zu verlassen. Wenn dem so war, so mußte das Verhalten der Stoffwechselprodukte des Syringin das gleiche sein wie bei innerlicher Darreichung. Indes war der Erfolg der subkutanen Injektion ein durchaus anderer. Ich konnte freie Syringasäure im Harn der injizierten Tiere nicht nachweisen. Der durch basisches Bleiacetat erhaltene Niederschlag wurde mit destillierttem Wasser gut ausgewaschen und auf das Kalisalz der gepaarten Verbindung verarbeitet. Beim Einengen im Vakuum schieden sich reichliche Mengen anorganischer Stoffe ab, die durch Absaugen abgeschieden wurden. Das Filtrat wurde von neuem eingedunstet und, da sich auch jetzt nichts Kristallinisches ausschied, völlig getrocknet. Nun wandte ich ein Verfahren an, das sich mir zuerst bei der Darstellung des kamphenglykol- monoglykuronsauren Kali”) bewährt hatte. Die trockene Masse wurde wiederholt mit heißem absoluten Alkohol extrahiert, die filtrierten Extrakte durch Abdestillieren des Alkohols konzen- triertt. Beim Abkühlen schied sich eine schneeweiße Masse ab, in welcher ich die gesuchte gepaarte Verbindung vermutete. 0,164 g Kalisalz: 0,034 g SO,K;. Gefunden: K— 9,29 Proz. Berechnet für C,,H1s0.:ıK,: K= 17,33 Proz. £ uk! RK 957: Prog, Die Analyse weicht erheblich von dem für syringaglykuron- saures Kali berechneten Kaliwerte ab, stimmt hingegen auf das Kalısalz der von Körner***) durch Oxydation des Syringins mit Kaliumpermanganat erhaltenen Glykosyringasäure; es gelang mir durch Zerlegung des Bleisalzes mit Schwefelwasserstoff diese *) Zeitschr. f. physiol. Chemie 45, 258ff. (1905). **) Zeitschr. f. physiol. Chemie 36, 447 (1902). Fr) Hoozicit, 452 Hermann Hildebrandt, Säure darzustellen und sie durch den übereinstimmenden Schmelz- punkt (208°) zu identifizieren. Sie gab dementsprechend nicht die Pentosenreaktion. Durch Spaltung mit Emulsin erhielt ich aus ihr die Syringasäure. Der durch wiederholte Extraktion mit absolutem Alkohol von der eben beschriebenen Verbindung befreite Rückstand wurde in Wasser gelöst und nochmals dem Bleiverfahren unterworfen und nunmehr ein Kalisalz erhalten, welches deutlich die Pentosen- reaktion zeigte. 0,131 g Substanz: 0,050 SO,K; Gefunden: K = 17,10 Proz. Dem Kaligehalt nach sowie nach ihrem sonstigen Verhalten liegt hier syringaglykuronsaures Kali vor. Durch Spaltung mit Emulsin habe ich auch hier Syringasäure erhalten. Bei den Versuchen mit Coniferin bin ich in derselben Weise verfahren wie im Falle des Syringin. Es gelang mir auch im Falle des Coniferin nicht, nach subkutaner Injektion das Auftreten von freier Vanillinsäure im Harn nachzuweisen. Da keine typische Reaktion für Vanillinsäure bekannt ist, so war ich auf die Dar- stellung der Vanillinsäure selbst oder ihrer Salze angewiesen. Nach den Untersuchungen von F. Tiemann‘) gibt sie ein Bleisalz und ein Silbersalz. Ersteres ist in Wasser unlöslich. Durch Zer- setzen des Bleisalzes mit SH, kann man Vanillinsäure selbst ge- winnen. Es gelang mir auch so nicht, Vanillinsäure im Harn nach . subkutaner Zufuhr von Coniferin nachzuweisen. Aus dem Harne der Tiere isolierte ich ein Kalisalz, das auf Grund seines Verhaltens als vanillinglykuronsauresKali zu bezeichnen ist. 0,122 g Substanz: 0,049 SO,K;, Gefunden: K = 18,00 Proz. Berechnet für C,,Hıs0.1Ks: K= 17,80 Proz. Durch Behandlung mit Emulsin konnte ich die Spaltung her- beiführen und Vanillinsäure vom Schmp. 207 gewinnen. Das Salz gab auch deutliche Pentosenreaktion. Kotake, welcher unlängst das Baryumsalz der Glyku- ronvanillinsäure dargestellt und analysiert hat, nimmt auf Grund der von ihm gefundenen Werte an, daß die Paarung mit Glykuronsäure ohne Wasseraustritt erfolgt sei, daß also die Alde- hydgruppe der Glykuronsäure zunächst ins Hydrat CH(OH): ver- wandelt und das letztere unter Wasserabspaltung mit dem Alkohol *) Berichte d. deutsch. chem. Ges. 8, 513 (1875). Zur Frage der glykosidischen Struktur gepaarter Glykuronsäuren. 453 reagiert; habe. Diese Auffassung rührt von Blum*) her, der in gleicher Weise die Zusammensetzung der von ihm dargestellten Dichlorthymolglykuronsäure auffaßt. Für das von mir gewonnene Thymotinpiperidid konnte ich zeigen, daß es ebenfalls durch Emulsin gespalten wird; man wird daher das gleiche für die Thymolglykuronsäure annehmen können. Es erscheint mir nicht ausgeschlossen, daß trotz der auch in einigen anderen Fällen scheinbar festgestellten Paarung ohne Wasseraustritt die glykosi- dische Struktur der gepaarten Verbindung auch dann wird ange- nommen werden müssen. Das Zwischenprodukt der Oxydation des Coniferins im Organismus habe ich nicht fassen können, nämlich das Kalisalz der von Tiemann-Reimer**) dargestellten Glykovanillin- säure; diese erhielten sie bei der Oxydation des Coniferins mit Kaliumpermanganat, wobei also zuerst der aromatische Atom- komplex angegriffen wird; ein gleiches beobachteten sie beim Saliecin. Man könnte sich vorstellen, daß auch im Organismus bei Einführung des Glykosids zuerst der aromatische Atom- komplex oxydiert wird, dann erst die Alkoholgruppe der Glykose zu COOH. Diese Vorstellung würde erklären, daß im Falle der Syringindarreichung das entsprechende Zwischenprodukt gefaßt werden konnte; der negative Ausfall im Falle des Coniferins könnte dahin erklärt werden, daß die Allylseitenkette des Coni- ferıns schwerer vom Organismus angegriffen werde als die Pro- penylgruppe des Syringins, so daß im Falle des Coniferins länger das intakte Molekül im Organismus kreist als im Falle des Syringins. Wenn man sich vorstelit, daß beim Coniferin die Oxy- dation der Alkoholgruppe der Glykose und der Allylseitenkette zeitlich zusammenfällt, so könnte man in der Tat vergeblich das Zwischenprodukt suchen. Anders liegt die Sache im Falle des Syringins, wo im Organismus die Oxydation in erster Phase ganz wie außerhalb abläuft. Bei seinen Untersuchungen über Safrol und Isosafrol hat Heffter festgestellt, daß das Verhalten im Stoffwechsel durch die abweichende Konstitution nicht beeinflußt wird, da in beiden Fällen Piperonylsäure als letztes Oxydationsprodukt ge- funden wurde. In ihrem Verhalten gegen oxydierende Agentien haben sich allerdings Verschiedenheiten bei beiden Isomeren heraus- gestellt. Im Tierversuche zeigte sich nun, daß, während Safrol *) Zeitschr. f. physiol. Chemie 16, 514 (1892). **) Berichte d. deutsch. chem. Ges. 8, 515 (1875). 454 Hermann Hildebrandt, Zur Frage der glykosidischen Struktur usw. auffallende Verfettung erzeugte, diese Eigenschaft dem Isosafrol fehlte. Mir scheint diese Beobachtung immerhin darauf hinzu- deuten, daß auch im Organismus die Oxydation der entsprechenden Seitenketten eine verschieden verlaufende sein dürfte. Das im Falle des Syringins festgestellte Verhalten verleiht immerhin der Annahme von E. Fischer und Piloty einen hohen Grad von Wahrscheinlichkeit, daß bei der Paarung mit Glykuronsäure sich an die zu paarende Substanz zunächst Trauben- zucker anlagert, dessen Alkoholgruppe sekundär in Karboxyl übergeht. Kürzere Mitteilungen. 6. Zur Kenntnis der Präzipitinwirkung. Von Prof. Dr. F. Obermayer und Privatdozent Dr. E. P. Pick. Aus dem k. k. serotherapeutischen Institut zu Wien (Vorstand: Prof. Dr. R. Paltauf). Mit Hilfe der überaus empfindlichen refraktometrischen Methode, über deren Verwendung zur Verfolgung der Fermentreaktion wir vorn ausführlich berichten*), haben wir versucht, zu ermitteln, welche Eiweißmengen das normale Serum aus präzipitierenden Immunseren auszufällen imstande ist. Der Versuch wurde derart angestellt, daß das Immunserum eines Kaninchens, das mit Menschenserum vorbehandelt war und eine sehr starke Fällung mit Menschenserum erzeugte, zu gleichen Teilen mit einem 10fach mit 0,85 proz. Kochsalzlösung verdünnten Menschenserum versetzt wurde. Die sich sofort trübende Lösung wurde 12 Stunden im Brutschrank wohl ver- schlossen stehen gelassen und die klare überstehende Flüssigkeit der refraktometrischen Untersuchung unterzogen. Als Vergleichsprobe diente das Serum eines normalen Kaninchens, welches ebenfalls zu gleichen Teilen mit 10fach verdünntem Menschen- serum gemischt worden war; außerdem wurden noch beide Kaninchensera für sich refraktometrisch verglichen. Die Ablesung erfolgte bei 24,9°. Bass Brechungs- Brechungs- 5: winkel index a) Normales ee ser 0,85 proz. 650 47‘ 1,340103 | Kaninchenimmunserum und 0,85 proz. i j ur b) Kochsalzlösung 65° 47 1.340103 Normales Kaninchenserum und 10fach EN verdünntes Menschenserum de m Kaninchenimmunserum und 10fach ver- t d) dünntes Menschenserum nach Abzentri- 65° 47 1,340103 fugieren des Präzipitats Die Versuche zeigen, daß normales Kaninchenserum (Vergleichsserum) und das Kaninchenimmunserum denselben Brechungsindex besitzen, also miteinander ohne weiteres vergleichbar sind. *) Diese Beiträge 7, 381. 456 Riccardo Luzzatto, Über den physiologischen Abbau usw. Die Bestimmungen mit den Lösungen c) und d) ergeben, daß das Ge- misch Kaninchenimmunserum - Menschenserum entsprechend dem durch die Immunreaktion ausgefallenen Präzipitat im Brechungsindex gegenüber der Kontrollprobe ce) (Kaninchennormalserum - Menschenserum) 16,2 Ein- heiten der letzten Dezimalen eingebüßt hat. Da der Ausschlag des Brechungsexponenten nach E. Reiß*) für 1 proz. Eiweiß 0,00175 beträgt, kann der durch die Immunreaktion aus- gefallene Eiweißanteil nur einen sehr geringen Bruchteil eines Prozents betragen; auch M oll“*) konnte durch W ägung aus 45 ccm eines kräftigen Immunserums durch spezifische Fällung einen Niederschlag von nur 0,0724 g erhalten. 7. Über den physiologischen Abbau der Säuren der Propanreihe. Von Dr. Riccardo Luzzatto, Privatdozenten in Sassari. Aus dem physiologisch-chemischen Institut zu Straßburg und dem pharma- kologischen Institut zu Sassarı. Für die Erforschung der Gesetze, die das Schicksal und damit die pharmakologische Wirksamkeit chemischer Verbindungen im Tierkörper beherrschen, ist eine systematische Durchprüfung aller zugänglichen Ver- bindungen unerläßlich, Daher haben auch solche einschlägige Versuche einen Wert, die nicht gerade zu neuen Gesichtspunkten führen, aber doch eine Ergänzung des bereits Bekannten beibringen. Von den Säuren der Propanreihe und ihren Abkömmlingen ist für die Propionsäure, die gewöhnliche Milchsäure, die Glycerinsäure (Pohl), Brenztraubensäure (Pohl), Malonsäure (Pohl), Tartronsäure (Pohl), Mesoxalsäure, ferner für a-Alanin (Langstein und Neuberg, Embden und Claus), ß-Alanin (Steudel), Diaminopropionsäure ıP. Mayer) nach- gewiesen, daß sie im Organismus abgebaut werden, meist ohne zur Aus- scheidung charakteristischer Derivate zu führen und zwar selbst nach Einführung größerer Mengen. Ich habe dieser Reihe Erfahrungen über das Schicksal der Hydracryl- säure, (Athylenmilchsäure, P- Oxypropionsäure), der ß-Jodpropionsäure und der Acrylsäure zuzufügen. Diese Säuren wurden an Hunde als Natronsalz verfüttert; der Harn wurde nach Einengen und Ansäuern auf unveränderte Säure, sowie auf die nächsten etwa zu erwartenden Abbauprodukte, z. B. Glycerinsäure, Oxalsäure, Brenztraubensäure, Essigsäure, Ameisensäure untersucht. Hydracrylsaures Natron wurde in Dosen bis zu 30 g, P-jodpropionsaures Natron bis zu Dosen von5 g auf einmal gereicht. ‘Es fanden sich keinerlei ätherlösliche saure Derivate; nur wurde einmal nach Hydracrylsäure- darreichung das Auftreten einer Säure in Spuren beobachtet, die sich wie Malonsäure verhielt. Das Jod der Jodpropionsäure kam als Jodid zur Ausscheidung. *) E. Reiß, Eine neue Methode der quantitativen Eiweißbestimmung, Archiv i. exper. Pathologie und Pharmakologie öl, 18. ”*) [,.Moll, Uber Blutveränderungen nach Eiweißinjektionen, Diese Beiträge 4, 578, 4 R h O. Paseucci, Über die Wirkung des Ricins auf Lecithin. 457 Auch bei Darreichung von Natriumacrylat konnte bei Dosen bis zu 1,5 g keine Ausscheidung von Derivaten desselben beobachtet werden, Doch erwiesen sich die Dosen von etwa 1 g an bereits als etwas toxisch und veranlaßten Inappetenz und Erbrechen. Es konnte dies mit Rücksicht auf das Verhalten der nah verwandten Krotonsäure nicht überraschen. Doch verdient eine nebenher gemachte Beobachtung Erwähnung. Bei anhaltender Ätherextraktion des Harns im Apparat von Schacherl nach Acrylatzufuhr schieden sich bei dem ersten einschlägigen Versuche spärliche gefärbte Nädelchen im Ather aus, die sich hinterher fast nicht mehr in Ather lösten und sich bei näherer Untersuchung durch den Schmelzpunkt und die Jaffesche Reaktion als Kynurensäure erwiesen. Da bei dem mit Milch gefütterten Tiere vor der Acrylsäurezufuhr der Harn keine Kynuren- säure an Ather abgegeben hatte, wurde der Versuch unter vergleichender Bestimmung der Stickstoffausscheidung wiederholt. Der Versuch erlitt insofern eine Störung, als die Zufuhr des Acrylats Erbrechen veranlaßte und die Nahrungsaufnahme (Milch) vorübergehend stark beeinträchtigte. Trotzdem zeigte die Hauptperiode gegen Vor- und Nachperiode eine auf- fällig erhöhte Stickstoffausscheidung, und wieder ergab sich, daß der Harn der Hauptperiode Kynurensäure enthielt, während jener der beiden anderen Perioden keine ausfallen ließ. Danach liegt es nahe, die gesteigerte Kynuren- säurezufuhr auf eine toxische Vermehrung des Eiweißzerfalls-zu beziehen. Ähnliches ist von L. B. Mendel und R. C. Schneider*) bei Phosphor- und Phlorizinvergiftung beobachtet worden. 8. Über die Wirkung des Rieins auf Leeithin. Von Dr. ©. Pascucei (Rom). a Bekanntlich hat das Riein eine agglutinierende Wirkung auf die Blut- scheiben. Bei Gelegenheit meiner Versuche über Hämolyse habe ich auf Vorschlag von Herrn Prof. Hofmeister auch die Wirkung des Ricins gegen- über den alkohol- und ätherlöslicheh Bestandteilen des Blutscheibenstromas, Leeithin, Cholesterin und Cerebrin, untersucht. Ich teile nachfolgend ein Ergebnis dieser Versuche in Kürze mit, indem ich mir vorbehalte, später ausführlicher auf die Erscheinung einzugehen. »Stellt man sich eine Leeithinemulsion dar, indem man Leeithin in möglichst wenig Alkohol löst und dann viel physiologische Kochsalzlösung zufügt, und setzt der Emulsion tropfenweise eine Lösung von Riein in der gleichen Kochsalzlösung zu, so wird das Lecithin in Form eines flockigen Niederschlags gefällt und läßt sich abfiltrieren. Bringt man dies Filtrat zur Blutscheibenemulsion, so kommt es sofort zur Hämolyse. Filtriert man dann, so bleiben die Stromata auf dem Filter, während das Hämo- globin ins Filtrat geht. Die ursprünglich rein agg glutinierende W irkung des Rieins wird somit durch den Leeithinzusatz anscheinend zu einer hämolytischen. Dieser Befund eröffnet die Möglichkeit, die mehrfach be- obachteten Beziehungen zwischen Agglutination und Hämolyse quantitativ zu verfolgen. Cholesterin und ÜCerebrin haben keine solche Wirkung. Bemerkt sei noch, daß der durch Riein aus einer Lecithinemulsion ge- fällte Niederschlag durch einen Überschuß von Riein wieder in Suspension gebracht wird. *) American Journal of Physiology 5, 427. 458 G. Satta, Zur Lehre von der Acetonbildung. 9. Zur Lehre von der Acetonbildung. Von Dr. 6. Satta (Ozieri). Mit Bezug auf die Bemerkungen Waldvogels®) zu meinen „Studien über die Bedingungen der Acetonbildung“ **) muß ich hervor- heben, daß der von ihm beanstandete Satz: „Die von Waldvogel hervor- gehobene Erscheinung darf einstweilen nicht von dem Unterschied der Konstitution der verschiedenen Kohlehydratsorten abgeleitet werden“ u.s. w. nicht gegen Waldvogel gerichtet war, sondern nur gegen die Möglich- keit einer solchen Erklärungsweise ganz im allgemeinen. Auf die übrigen von Waldvogel geäußerten Bedenken näher ein- zugehen, scheint mir zur Zeit verfrüht. Die Existenz einer toxischen Fetteinschmelzung harrt noch ihres experimentellen Nachweises, und auch die Erörterung der Frage, ob subkutan eingebrachte Glykose die Aceton- bildung hemmt, wie ich gezeigt zu haben glaube, oder nicht, dürfte besser einem Zeitpunkt vorbehalten bleiben, wo weitere einschlägige Erfahrungen vorliegen. *, Diese Beiträge 7, 150. *®) Diese Beiträge 6, 376. Elementaranalysen Best. v. N, S, Halogen in org. Subst. | Chem. Lab. v. Dr. H. Weil, München, Herzog Rudolistr. 18. BERRRENETEUE 13 ]769,539.29900 24.) Verlag von FERDINAND ENKE in Stuttgart. Soeben erschien: Jahresbericht über die Fortschritte der Herausgegeben von Prof. Dr. L. Hermann pP hysiologie. XII. Band: Bericht über das Jahr 1903. gr. 8°. 1905. geh. M. 16.—. BRETT BE ZERRERETERTERTETE RT ERETEISTT ERBETEN GENE FFREEETEEREN Verlag von Aug. Hirschwald in Berlin. Soeben erschien die erste Abteilung Jahresbericht über die Leistungen und Fortschritte in der gesamten Medizin. (Fortsetzung von Virchow’s Jahresbericht.) Unter Mitwirkung zahlreicher Gelehrten, Herausgegeben von W, Waldeyer und C. Posner. 39. Jahrgang. Bericht für das Jahr 1904. 2 Bände (6 Abteilungen). Preis des Jahrg. 46 M. wo» Verlag von Gustav Fischer in Jena. SS ‚Soeben erschien: Zur Erkenntnis der Kolloide. Über irrversible Hydrosole und Ultramikroskopie. Von Richard Zsigmondy. Mit 6 Textfiguren und 4 Tafeln. Preis: 4 Mark. Verlag von Aug. Hirschwald in Berlin. Soeben erschien: Stoffwechsel und Stoffwechselkrankheiten. Einführung in das Studium der Physiologie und Pathologie des Stoffwechsels für Aerzte und Studierende von Pr.-Dozent Dr. Paul Friedr. Richter. 1906. gr. 8. 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Jequiritolserum, Milzbrandserum, Strepto- coccenseram, Thyreoidserum, Pneumococcenserum. I verog von von Friedr. Vieweg & Sohn in a In unserem Verlage erschien: MARCELI NENCKI OPERA OMNIA ——— Gesammelte Arbeiten von PROF. M. NENCKI Mit dem Porträt des Verfassers in Photogravure und einem Facsimile. Zwei Bände. Lex.-Form. XLII, 840 S. u. I Taf.; XIII, 894 S. u. 8 Taf. Preis seh. Yg Mark. Zu beziehen durch jede Buchhandlung. IT N a A. W. ZIOKFELDT, OSTERWIECK/HARZ. | re We \SAUS Beiträge zur Chemischen Physiologie und Pathologie Zeitschrift für die gesamte Biochemie unter Mitwirkung von Fachgenossen herausgegeben von Franz Hofmeister o. Professor der physiologischen Chemie an der Universität Strassburg VI. Band. 10. U. 11, Heft (Ausgegeben Dezember 1905) “ Braunschweig Verlag von Friedrich Vieweg und Sohn 1905. Inhalt des 10. u. 11. Meftes. Seite XXV. Marco Almagia. Zur Lehre vom Harnsäurestoffwechsel. Erste Mitteilung. Uber die Zersetzung der Harnsäure durch die Organe des Säugetiers. (Aus dem physiologisch-chemischen Institut zu Strassburg.) ; 459 XXVL Wilhelm Pfeiffer. Zur Tchre vom Hatiuree Zweite Mitteilung. Über die Zersetzung der Harnsäure durch menschliches Nierengewebe. (Aus dem physiologisch- chemischen Institut zu Strassburg) . . 463 XXV1II. Marco Almagia. Zur Lehre vom Habnsinrestoiferkah Dritte Mitteilung. Über das Absorptionsvermögen der Knorpel- substanz für Harnsäure. (Aus dem a | Institut zu Strassburg) . . . 466 XXVIII. Ryokichi Inada. Über den Nachweis a Be im Harn. (Aus dem physiologisch-chemischen Institut zu Strass- burg.) - . 473 XXIX. H. Reichel id K. Spiro. ie od Werne verlust. Zweite Mitteilung. (Aus dem physiologisch-chemischen Institut zu Strassburg) 2... 2 0 Mn en XXX. H. Reichel und K. Spiro. Beeinflussung und Natur des Labungsvorgangs. Erste Mitteilung. (dus dem PIE chemischen Institut zu Strassburg.) . 485 XXXI. B. Slowtzoffl. Über die Resorption 2 Tesithing, aus a Darmkanal . . . 508 XXXII. Samuel Bondi und Martin Jacoby. Über.ale Verteiiih der Salicylsäure bei normalen und infizierten Tieren. (Aus dem pharmakologischen Institut zu Heidelberg.) . . . 5l4 XXXIIL A. Lipstein.e Die Ausscheidung der Aminosäuren bei Gicht und Leukämie. (Aus dem städtischen Krankenhause zu Frankfurt a. M. Innere Abteilung. Oberarzt: Professor Dr;.u Noordny a. 2 en a AR Die „Beiträge zur chemischen Physiologie und Pathologie“ erscheinen in zwanglosen Heften, von denen 12 einen Band von 36 Druckbogen zum Preise von M. 15,— bilden. Die Ausgabe der Hefte erfolgt nach Maßgabe des einlaufenden Materials in kurzen Zwischenräumen. Die Zahl der in einem Jahre cr- scheinenden Bände soll zwei nicht überschreiten. Manuskriptsendungen sind an den Herausgeber, Straßburg i. E., Wimpfelingstraße 2, zu richten. | Bei der Aufnahme von Arbeiten in die „Beiträge“ soll in erster Reihe deren biologisches Interesse, sodann Exaktheit der Durchführung, Sachlich- keit, Knappheit und Übersichtlichkeit der Darstellung maßgebend sein. Polemische Ausführungen, welche den Rahmen einer tatsächlichen Richtig- stellung überschreiten, können nicht Aufnahme finden. Der kurzen Mit- teilung neuer Befunde bleibt ein besonderer Raum vorbehalten. Solchen „kürzeren Mitteilungen“ kann ein besonders rasches Erscheinen zugesichert werden. Die Mitarbeiter erhalten ein Honorar von M. 40.— für den Druck- bogen und 50 Sonderabzüge. XXV, /ur Lehre vom Harnsäurestoffwechsel. Erste Mitteilung. Über die Zersetzung der Harnsäure durch die Organe des Säugetiers. Von Dr. Marco Almagia (Rom). Aus dem physiologisch-chemischen Institut zu Straßburg. Aus einer Mitteilung von Lauder Brunton‘) geht hervor, daß Stokvis schon im Jahre 1860 die harnsäurespaltende Wirkung von ÖOrganbrei beobachtet hat. Später haben Brunton und Bokenham“*) gefunden, daß die zerkleinerte Leber ver- dauender Tiere die Harnsäure unter Harnstoffbildung zerlegt, nicht aber die Leber nüchterner Tiere. Neuere Beobachtungen von Chassevant und Richet**), von Ascolif) und von Wiener) haben gelehrt, daß die Fähigkeit der Organe, Harnsäure zu zer- legen, bei derselben Tierart eine ungleiche ist, und daß sich selbst dasselbe Organ bei verschiedenen Tierarten in dieser Richtung verschieden verhält, indem z. B. die Leber von Hund und Schwein die Harnsäure zerlegt, die Kalbsleber dagegen Harnsäure aufbaut. Nach Wiener wird die Harnsäure auch von den Nieren zerlegt, am schwächsten von den Muskeln. Schittenhelmyffr) beobachtete, daß die Kalbsleber Harn- säure bildet, bemerkte aber, daß sie zugleich Harnsäure zerstört. Von allen Organen besitzt ihm zufolge die Niere das stärkste Ver- mögen, Harnsäure zu zerlegen, ihr zunächst die Leber, dann folgen die Muskeln und vielleicht das Knochenmark. *) Centralbl. f. Physiologie 19, 5 (1905). **) Arch. des scienc. biol. St. Petersbourg. 1904. Suppl. =) Öompt. rend. soc. biol. 49. 7) Pflügers Archiv 72. fr) Archiv f. exper. Path. u. Pharm. 42. Trr) Zeitschr. f. physiol. Chemie 42, 251. *% 460 Marco Almagıa, Auf Vorschlag von Hrn. Prof. Hofmeister habe ich den Abbau der Harnsäure durch Organbrei neuerdings planmäßig untersucht. Ich benutzte ausschließlich Organe vom Pferde, die ich 4 bis 5 Stunden nach dem Schlachten erhielt. Vom Brei der fein zer- kleinerten Organe wurden bestimmte Portionen abgewogen und mit gemessenen Mengen einer Lösung von Natriumurat von be- kanntem Gehalt zusammengebracht. Um Fäulnis zu verhüten, wurde zumeist Toluol zugefügt, das Gemenge anhaltend geschüttelt, dann in verschlossenem Gefäße ungleich lange Zeit bei 37° ge- halten. Zuletzt wurde filtriert, enteiweißt und im Filtrat die Harn- ‘ säure nach dem Verfahren von Ludwig-Salkowski durch Doppelanalysen ermittelt. Ich beobachtete dabei ein Verhalten, das einer weiteren Unter- suchung wert erscheint. In Kontrollversuchen, wo ich Harnsäure in alkalischer Lösung verschieden lange bei 37° stehen ließ, er- hielt ich, falls ich einen Überschuß von Alkali zugefügt hatte, bald eine mehr oder weniger deutliche Glyoxylsäurereaktion mit Indol und konzentrierter Schwefelsäure*). Daß die Harnsäure in alkalischer Lösung rasch der Spaltung unterliegt, ist bekannt. Es liegt nahe, anzunehmen, daß eines der Spaltungsprodukte Allantoin ist, das, wie Eppinger gefunden hat, schon nach Erhitzen mit Alkali Glyoxylsäurereaktion gibt. Beim Kochen von Harnsäure mit Natronlauge, Natriumkarbonat oder Ammoniak tritt, wie ich ge- funden habe, die gleiche Erscheinung ein. Der Abbau der Harn- säure durch Alkali erfolgt sonach, wenigstens zum Teil, über die Glyoxylsäure und es liegt nahe zu fragen, ob nicht auch der Ab- bau durch die Organe auf gleichem Wege zustande kommt. Ich glaube diese Frage bejahen zu müssen. Wenigstens habe ich die Glyoxylsäurereaktion in vielen Versuchen positiv gefunden, wo eine nicht alkalisch reagierende Harnsäurelösung mit Organbrei zusammengebracht worden war.**) Ebenso habe ich bei Kaninchen, deren Harn vorher keine Glyoxylsäurereaktion darbot, nach intra- peritonealer Injektion von erheblichen Mengen Harnsäure (2 bis 5 g) die Reaktion auftreten sehen. Dabei sei bemerkt, daß es mir gelang, im Harn eines Gichtikers, ohne daß gerade ein Anfall vorangegangen war, wiederholt Glyoxylsäurereaktion zu erhalten, während sie sonst im Menschenharn, abgesehen von Alkoholgenuß***), jedenfalls sehr selten ist. *), Eppinger, Diese Beiträge 6, 492 und Inada, Diese Beiträge 7, 473. **) Solche nicht alkalische Harnsäurelösungen geben an sich beim Stehen keine Glyoxylsäurereaktion. +**, Eppinger, Diese Beiträge 6, 489. Zur Lehre vom Harnsäurestoffwechsel. 461 Nachstehend gebe ich meine Resultate tabellarisch wieder: ® Biel an |298|$ „» m .: sul Ag Sdn|s PB = ,3 Sa:| &u [5655 |5 28 Bemerk BE .| 2% Verwendet ” 23 Sa Aa le. E jemerkungen E23 ER sSs9| 35 [Sao ler =" Se5|l3:5 [23515 8 > a | Br} Leberbrei 38 | 0,021 12 | 0,014 | 0,466 Mit Toluolzusatz rg ! RUN, „0016| 0532| Ohne „ 3 Muskelbrei I u » .).0,008 | 0,266 Mit » 4 a D si = 0,008 | 0,266 Ohne » 1 Leberbrei 5g | 0042| 5 0,037 | 0,740 De Be fälalisch 2 Nierenbrei In „ » 0,038.) 0,756 schlägt bei II1 (Leber) in 3 Muskelbrei I 4 " " 0,035 | 0,700 sauer um. 1 | Preßsaft v. Milz |25ccm| 0,075) 8 | 0,050 0,200 2 5 von Lymphdrüsen /10 , N » 0,052 | 0,520 3 Preßsaft von Pankreas 50, 4 » 0,012 | 0,024 4 Preßsaft von Schilddrüse 25 „ & » 0,033 | 0,132 1 | Blutleukocyten 8 g | 0,06 4 | 0,045 | 0,562 ns een s 2 Knochenmark 15 b) » ” | 0,043 0,287 abe nach 24 Stunden e' 3 Preßsaft von | positiv, während sie in R Pankreas 50ccm RN i 0,025 0,050 den anderen Proben 5 ri ’ fehlt. 4 Lymphdrüsen- | brei Tg z % 0,013 | 0,186 5 y 10:7, 5 5 0,057 | 0,570 V 1 Lymphdrüsen- | ı Die Glyoxylsäurereaktion : ist nach 36 Stunden deut- | brei h 5 g 0,082 1l/y 0,034 | 0,680 lich im Lymphdrüsenbrei, Be: Leberbrei ie e R 0,033 | 0,660 | schwach im Leberbreij; sie 3 Nierenbrei Hin a »„ 0,029 | 0,480 | fehlt u Sr übrigen | 4 | Muskelbrei | 5, | , „0,012 0,240 FORER, © f KR Jr ak Sul a! ‚ Ss | Joa |52C | - N ei io} Sl 2 | Verwendet = Ss euren, Bemerkungen | HA | (cem) 89 Bene = | © ı® N OD 8 pas} so re rer & - > | | % pi I} = fe! 8S“4|ı 2 ED ©) | | |ea8| 34 | S745|5 5 > | Ä SH3 I Ar |N5% | | VII ı | Gehirnbrei 3g 0021| 12 | 0,010) 0,333 „Die Du en | | hirnbreis im Beg Ba | » h 5 »„ | 0,082. 1"/s | 0,006 | 0,120 | ‚chwach " alkalisch war, ARE: Pankreasbrei Du a) Ser) Kur | 0,014 | 0.280. | geht zum Schluß in sauer | über. Aus diesen Versuchen geht hervor, daß dh Vermögen, Harn- in den Organen des Pferdes sehr verbreitet säure zu zersetzen, ist. Es ist anscheinend am stärksten entwickelt bei der Leber, dann folgen in absteigender Reihe Niere, Lymphdrüsen, Leuko- cyten, Muskeln, Knochenmark, Milz, Schilddrüse. Andere Organe, 462 Marco Almagia, Zur Lehre vom Harnsäurestoffwechsel. Gehirn und Pankreas, zeigen unter gleichen Bedingungen Harnsäure- vermehrung. Da Pankreaspreßsaft bei langdauernder Einwirkung (III, 3) eine Verminderung der Harnsäure bewirkte, so scheint es, daß hier, wie auch Schittenhelm annimmt, zwei einander entgegengesetzte Prozesse verlaufen, wobei in der ersten Zeit die Produktion, später die Zerstörung der Harnsäure überwiegen mag. Vielleicht gilt ähnliches auch für die anderen Organe, so daß die gefundenen Werte nur ein Maß für das Überwiegen des Harn- säureabbaues geben. Ferner geht namentlich aus Versuchsreihe III und IV hervor, daß der Organbrei im Verhältnis ungleich wirk- samer ist als der nahezu zellenfreie Preßsaft. Die Unwirksamkeit zellenfreier Extrakte ist bereits von Wiener hervorgehoben worden. Darnach ist das die Harnsäure zerstörende Agens derart an die geformten Elemente gebunden, daß es sich von ihnen auch mit der Buchnerschen Presse nicht trennen läßt. Das Auftreten der Glyoxylsäure, soweit es sich mit Hilfe der Indol-Schwefelsäurereaktion verfolgen läßt, scheint an einen erheb- lichen Harnsäurezerfall geknüpft zusein. Doch wurde es am frühesten in den Versuchen mit Leukocyten und Lymphdrüsen festgestellt, obgleich diese in ihrem Vermögen Harnsäure zu zerlegen nicht an allererster Stelle stehen. Es besteht darnach zwischen der Harnsäurezerstörung in den einzelnen Organen anscheinend nicht bloß ein quantitativer, sondern auch ein qualitativer Unterschied. Vermutlich sind bei dem Harnsäureabbau mehrere Agentien — oxydative und spaltende — beteiligt, die in den einzelnen Organen nicht in gleichem Maße zur Wirkung gelangen. Dadurch, sowie durch die nebenhergehende Bildung der Harnsäure aus ihren Vorstufen wird ein Einblick in die zugrunde liegenden Vor- gänge sehr erschwert. Von der getrennten Untersuchung der einzelnen am Harnsäureabbau beteiligten Faktoren ist wohl am ehesten Aufklärung zu erwarten. Ich habe mich daher zunächst der Isolierung der beteiligten Fermente zugewendet und hoffe darüber bald näheres berichten zu können. xXVl. Zur Lehre vom Harnsäurestoffwechsel. Zweite Mitteilung. Über die Zersetzung der Harnsäure durch menschliches Nierengewebe. Von Dr. Wilhelm Pfeiffer (Kiel). Aus dem physiologisch-chemischen Institut zu Straßburg. Im Anschluß an die Untersuchungen Wieners über Zer- setzung und Bildung der Harnsäure im Tierkörper*) unternahm ich es im Winter 1903/04, den Einfluß der Menschenniere auf zugesetzte Harnsäurelösung zu studieren. Wiener hat uns als Organe, in denen eine Zersetzung der Harnsäure überhaupt vor sich geht, die Hunde- und Schweineleber, die Rinder- und Pferdeniere und den Rindermuskel kennen gelehrt, während in seinen Versuchen Hundeniere Harnsäure nicht oder kaum zerstörte. Im Gegensatz dazu ergab sich für die Rinder- leber, Rindermillz und Rinderthymus sogar Harnsäurebildung. Wiener bewies ferner, daß diese Harnsäurezersetzung nicht ein rein passiver Vorgang ist, sondern daß sie in irgend einer Weise an das Leben oder an partielles Überleben der Nierenelemente gebunden ist und mit dem vollständigen Tode derselben schwindet. Er nimmt an, daß schon normaler Weise im Organismus viel mehr Harnsäure gebildet als ausgeschieden wird, und daß wir nur jenen Anteil im Harn wiederfinden, welcher der Zersetzung, sei es in den Nieren oder in anderen Organen, entgangen ist. Es braucht daher bei einer Erkrankung, die mit einer vermehrten Harnsäureausscheidung und mit einer Vermehrung der Harnsäure in den Geweben und im Blute einhergeht, gar keine vermehrte Harnsäureproduktion vorhanden zu sein; es kann sich vielmehr in diesen Fällen lediglich um eine Störung der nachträglichen Harn- säurezersetzung handeln. *) Wiener, Archiv f. exper. Path. u. Pharm. 42, 375 ft. Wilhelm Pfeiffer, *) Dieselbe enthielt zur Verhütung jeder Fäulnis 2 g Fluornatrium auf 1 Liter. ee ur Menge der |WievielHarn- Versuchs-| Nierenbrei |+ Kochsalz- | Stunden nach | Kolatur Zusatz Zeit der gr e B Datum “ : = ie 3 gefundenen |säure zerstört nummer g lösung*) demTodeinAr-; cem g Harnsäure | Einwirkung u er | Harnsäure Proz. ccm jbeit genommen 10. XI. 03 1 210 700° °..|9 ‚solom, 200 0,1377 4 Stunden | 0,0585 57 Schweine- | niere 19. XI. 03 2 »12 700 sofort 200. 0 4 Stunden 0,0114 _ Schweine- 200 0,1446 = 0,0669 54 niere 200 0,1362 5 0,0727 47 3.x1L.08| 3 0 | 1400 sofort DES > | See . 2 4 0 ) Schweine- a h b) 0,00483 | -- niere ä a) 0,00609 — / d ’ | ER * Stunden | 5) 0,00818 — 200 0,1372 » 0,00525 96 200 0,1476 5 0,00273 98 10.1.04| 4 280 800 12 200 0 0 0,00441 x Menschen- 200 0 4 Stunden 0,00441 — niere 200 0,1375 R 0,00399 97 200, 0,1387 H 0,01155 92 3. III. 04 ) 170 400 15 100 0 0 0,00273 — Menschen- | 100 0 4 Stunden 0,00231 — niere 100 0,1407 n 0,00693 95 100. 1..2.0,1414 5 0,00315 98 . Zur Lehre vom Harnsäurestoffwechsel. 465 Mit Rücksicht auf die immer noch unklare Pathogenese der Gicht schien es mir besonders wichtig, auf das Verhalten der menschlichen Niere zugesetzter Harnsäure gegenüber näher ein- zugehen. Ehe ich zu den Untersuchungen menschlicher Nieren überging, untersuchte ich das Verhalten von Schweinenieren, von der Über- legung ausgehend, daß die Schweine als Omnivoren in betreff der Zusammensetzung der Nahrung eine ähnliche Ausnahmestellung einnehmen, wie der Mensch. Auch ich verwandte wie Wiener nicht die intakten über- lebenden Organe, sondern ließ eine Kolatur des Organbreies auf eine Harnsäurelösung einwirken. Die Versuchsanordnung und die Bestimmung der Harnsäure geschah genau nach der von Wiener ausführlich gegebenen Vorschrift.*) Die Schweinenieren wurden noch warm — wie sie aus dem Schlacht- hause gebracht wurden — verarbeitet. Die Menschennieren, welche ich der Freundlichkeit des Herrn Professor v. Recklinghausen verdanke, konnten naiurgemäß aus äußeren Gründen erst einige Zeit nach dem Tode untersucht werden. Die beiden Individuen, deren Nieren mir zur Ver- fügung standen, hatten weder an einer Nieren-, noch an einer Stoffwechsel- krankheit gelitten. Ich gebe vorstehend eine Tabelle meiner Versuchsergebnisse. Es ergaben diese Untersuchungen ein recht beträchtliches . Harnsäurezersetzungsvermögen für Sclıweinenieren sowohl als auch für Menschennieren. Es findet sich hier also eine Überein- stimmung mit den Ergebnissen Wieners bei Pflanzenfressern (Rind und Pferd). Dort betragen die Prozentzahlen für zerstörte Harnsäure zwischen 80 und 98 Proz. Ein ganz abweichendes Ver- halten zeigt nur die Eundeniere, welche Harnsäure nur in geringem Maße zersetzt (zwischen 14 und 19 Proz.). Inwieweit und ob hier neben der Harnsäurezerstörung eine Harnsäurebildung einhergeht und ob bald die eine bald die andere überwiegt und sich dadurch die anscheinend so differenten Werte ergeben, muß ich dahingestellt sein lassen. Für die Rinderleber scheint ein solcher Vorgang in der Tat durch die Untersuchungen Wieners erwiesen.**) *) loc. eit. S. 381 u. 382. **) ]oc. cit. S. 394. Beitr. z. chem. Physiologie. VII. 30 XXVI. Zur Lehre vom Harnsäurestoffwechsel. Dritte Mitteilung. Über das Absorptionsvermözen der Knorpelsubstanz für Harnsäure, Von Dr. Marco Almagia (Rom). Aus dem physiologisch-chemischen Institut zu Straßburg. Unter den örtlichen Erscheinungen der Gicht ist die Ablagerung von Uraten vor allem im Hyalin- und Faserknorpel, dann aber auch in den Sehnen, dem intermuskulären und subkutanen Biunde- gewebe, in den Nieren und manchmal auch in anderen Organen besonders auffällig und wichtig. Die Bevorzugung der Knorpel- substanz, namentlich bestimmter Gelenkknorpel, ist trotz aller bereits ausgesprochenen Hypothesen zur Zeit ebenso unverständlich wie vor 25 Jahren, da Cohnheim*) die Sachlage mit den Worten zusammenfaßte: „Weshalb aber die Ablagerungen der Urate gerade in die Gelenke und unter diesen mit so seltsamer Vorliebe in das Metatarso-Phalangealgelenk der großen Zehe geschehen, dafür fehlt uns, wenn wir elırlich sein wollen, jedes Verständnis.“ Jedenfalls ist es wünschenswert, festzustellen, ob die beson- dere nähere Bezieliung zwischen Knorpelsubstanz und Uraten als eine normale oder als eine pathologische, der Gicht spezifisch zu- kommende Erscheinung zu betrachten ist. Ich habe daher auf Wunsch von Herrn Prof. Hofmeister untersucht, ob und unter welclien Bedingungen die norınal» Kuorpelsubstanz die Fähigkeit hat, harnsaure Salze aufzunehmen und „abzulagern. Die Methodik gestaltete sich überaus eiufach. Ich brachte diinne Knorpelschnitte, bzw. andere Gewebe, in möglichst neutrale Lösungen von Natriumurat, deren Gehalt genau bekannt war, *) Vorlesungen über allgemeine Pathologie 2, 287. Zur Lehre vom Harnsäurestoffwechsel. 467 beließ sie darin verschieden lange und bestimmte dann neuerdings den Gehalt der Lösung an Harnsäure. Aus den erhaltenen Zahlen war ohne weiteres zu entnehmen, ob eine nennenswerte Aufnahme von Harnsäure von seiten des Knorpels usw. stattgefunden hatte oder nicht. Ich benutzte in meinen Versuchen Knorpel und Gewebe von eben ge- schlachteten Pferden. Die Verwendung gegen Lackmus neutral oder höchstens schwach alkalisch reagierender Uratlösungen ist durch den Um- stand geboten, daß in stärker alkalisch reagierenden Lösungen, wie ich mich durch Vorversuche überzeugte, die Harnsäuremenge allmählich ab- nimmt. Nachstehend teile ich zunächst das Ergebnis meiner Ver- suche mit. Versuchsreihe I. Dauerder [Gehalt d.Aus-| Abnahme | Abnahme auf Digestion | gangslösung |d.Gehalts | 100g Knorpel Tage oo Ur 0/o Ur g Ur Ver- | Urat- | Gelenk- | Tem- such |lösung| Knorpel | pera- Nr. | cem g tur | 1.1042 0,034 0,011 0,055 | Kerge 0,038 0,017 0,340 3 era 18 0,021 0,012 0,080 Es hatte somit in allen Versuchen eine erhebliche Abnahme des Harnsäuregehaltes stattgefunden. Sie konnte durch eine vom Knorpel veranlaßte Veränderung der Harnsäure oder eine Auf- nahme seitens des Knorpels bedingt sein. Die einfache Betrachtung der längere Zeit in der Uratlösung gehaltenen Knorpelstücke (Versuch 2 und 3) lehrte, daß sicher eine Absorption vorlag. Die sonst gleichmäßig durchscheinenden Knorpellamellen zeigten nämlich schon makroskopisch weiße, in die Tiefe dringende Flecken und Trübungen, die an Harnsäureablagerungen in den Knorpeln von Gichtkranken erinnerten. Diese Flecken waren weder durch Waschen mit Wasser noch durch Scheuern der Ober- fläclıe zu entfernen. Sie bestanden, wie die mikroskopische Unter- suchung von Querschnitten lehrte, aus in das Knorpelgewebe ein- gelagerten mehr oder weniger deutlich kristallinischen Massen. Die deutlicher ausgebildeten Kristalle zeigten Prismenformen. (Siehe Figur auf S. 468.) | Um welches Urat es sich handelte, ist zunächst nicht zu ent- scheiden. Daß aber die abgelagerten Massen sich im Innern des Knorpelgewebes finden, geht nicht bloß aus dem Gesagten, sondern weiter auch aus folgendem hervor. ‘Wurden die Knorpelstücke so lange mit kaltem Wasser ge- waschen, bis das Waschwasser auch nicht eine Spur von Murexid- 30* 468 Marco Almagia, reaktion mehr gab, und nun für einige Minuten in kochendes Wasser gebracht, so gab der Auszug nach dem Einengen wieder positive Murexidreaktion. Die Knorpelsubstanz besitzt sonach das Ver- mögen, aussehr verdünnten Lösungen von harn- saurem Natron sehr erhebliche Mengen von Urat aufzunehmen undin kristallinischer Form abzu- lagern. Hingegen scheint dem Knorpel, im Gegensatz zu vielen anderen Geweben, das Vermögen zu fehlen, die Harnsäure ab- zubauen. Bei der Aufnahme von Urat durch den Knorpel sind zwei 'leilvorgänge zu unterscheiden: 1. Die Absorption der Urate, die mit der Aufnalıme von kristalloiden und kolloiden Stoffen durch Kolloide ın eine Reihe zu stellen ist*). 2. Das Auskristallisieren der aufgenommenen Urate, das einerseits die Aufnahme weiterer Uratmengen ermöglicht, andererseits geeignet ist, die normale Be- -chaffenheit des Knorpelgewebes mechanisch zu zerstören. *) Vgl. K. Meyer, Diese Beiträge 7, 393. nn — ee. Zur Lehre vom Harnsäurestoffwechsel. 469 Mit Rücksicht auf den Umstand, daß die Kristallisation bekanntlich sehr oft durch niedrige Temperaturen ausgelöst wird, daß ferner die Knorpel, die bei der Gicht am häufigsten erkranken, die Gelenkknorpel der Füße und Hände, die Ohr- knorpel usw., gerade diejenigen sind, die langdauernder Abkühlung (dem Erfrieren) am häufigsten ausgesetzt sind, habe ich untersucht, _ ob die Temperatur der Digestion auf die Absorption und Kristalli- sation der Harnsäure einen besonderen Einfluß hat. Versuchsreihell. - Ver- | Urat- | Gelenk- | Tem- |Dauerder |Gehaltd.Aus-| Abnahme Abnahme auf - such |lösung| knorpel | pera- |Digestion gangslösung |d. Gehalts| 1008 Knorpel | Nr. | cem g tur | Tage % Ur | % Ur g Ur l l | I 50: | 5 | 37° | 4 | 0.0294 0,021 0,210 Er 2 A : x AK, r 0,021 0,210 | 3 Bl „ 6 7 | ” » 0,008 0,080 4 » „ Br » | y 0,006 0,060 In Versuch 1 und 3 war die Lösung neutral, in 2 und 4 schwach alkalisch. Wie ersichtlich, ist bei 6° die Menge der absorbierten Harn- säure sehr viel geringer als bei 37°. Ob das Absorptionsvermögen bei niederer Temperatur überhaupt geringer ist, oder bloß eine Verzögerung der Aufnahme vorliegt, ist nicht zu entnehmen. Eine herdweise Ablagerung und Kristallisation im Knorpel fehlte in diesem Versuche durchaus, was freilich im Hinblick auf die niedrige Konzentration der Ausgangslösung nicht befremden kann. Ein Einfluß der Reaktion innerhalb der angegebenen Grenzen ist nicht wahrnehmbar. Um sicherzustellen, ob in der Tat die Konzentration einen Einfluß auf die Kristallisation hat, wurde der Versuch mit einer konzentrierteren Harnsäurelösung wiederholt. Versuchsreihe II. Ver- |Urat- ‚ Gelenk- | Tem- 'Dauerder Gehaltd Aus- Abnahme" Abnahme aült such lösung, Knorpel | pera- 'Digestion | gangslösung | d. Gehalts! 1008 Knorpel Nr. | ccm g tur Tage 0/o 0/o g Br 50..| 5) 31}, ) 0,042 | 0,035 0,35 2 | 1.60 0,025 0,25 ”„ j ” „ ” | | l Die Proben unter Toluolzusatz, Obgleich auch in dieser Versuchsreihe die bei niederer Tem- peratur gehaltenen Knorpelstücke eine geringere Uratmenge ab- sorbiert hatten, so ist doch, wohl wegen der höheren Konzen- tration der Ausgangslösung, vielleicht auch wegen der etwas 470 Maıco Almagia, längeren Versuchsdauer, der Einfluß der Temperaturdifferenz weniger merklich. Auch war in beiden Versuchen eine kristalli- nische Abscheidung in der Knorpelsubstanz erfolgt. Die bisher angeführten Versuche waren sämtlich mit Gelenk- knorpel als dem vom Gesichtspunkte der Gicht nächstliegenden Objekte angestellt. Es war nun festzustellen. ob andere Knorpel und vielleicht andere Arten von Bindesubstanz das gleiche Ver- halten zeigen. Ich berichte vorläufig über eine mit dem Knorpel der Nasenscheidewand, des Kehlkopfes und mit Sehnen, sämtlich vom Pferde, angestellte Versuchsreihe. Versuchsreihe W. Ver- | Urat- | Tem- Dauer der Gehaltd.Aus- Abnahme Abnahme auf = ieweb ; B such |lösung ae pera- |Digestion | gangslösung | d. Gehalts| 100 gGewebe Nr. | cem 8 tur Tage 0/o Ur oo Ur g Ur Nasenscheide- 1 30 | wand-Knorpel | 37° % 0,062 I: 0,037 0,222 2:8 | | | Kehlkopf- | | | | 2 | Er RE 2 0,062 ı 0,034 0,204 | 8 | | | | | Sehnen | | | ner Be en I 0,021 0,0105 0,070 1.) (ae ä F 0,02 0,35 0,350 Alle Proben mit Toluolzusatz. Obgleich in diesem Fall von Knorpeln und Sehnen in etwa gleichem Maße wie sonst Urat aufgenommen’ worden war, fehlte doch die kristallinische Ablagerung. Doch gaben die gewaschenen Gewebestücke beim Ausziehen mit heißem Wasser die Murexidprobe. Betrachtet man die Zahlen der letzten Spalte in den mitge- teilten Tabellen, so sieht man, daß die Menge der vom Knorpel nach einigen Tagen bei Körpertemperatur aufgenommenen Harnsäure so groß ıst, daß der Prozentgehalt der Knorpelsubstanz daran zum Schluß jenen der zurückgebliebenen Harnsäurelösung um das 8- bis 50fache übersteigt. Es liegt nahe, anzunehmen, daß die Absorption der Urate seitens des Knorpels nach dem Verteilungssatz erfolgt, da aber die aufgenommenen Urate nachträglich im Knorpel aus- kristallisieren, kann bei der vorliegenden Versuchsanordnung der Verteilungsfaktor nicht scharf ermittelt werden. Auch wurden die Versuche nicht bis zur Erreichung einer maximalen Absorption fortgesetzt. Immerhin hat es ein Interesse, jene Versuche von längerer Dauer und 37° Temperatur, wo eine Uratkristallisation ausgeblieben war, nach dieser Richtung zu vergleichen. Zur Lehre vom Harnsäurestoffwechsel. 471 | a bı Versuchs- | Versuch OL ER der Urat-' Konzentration der b reihe Nr. lösung am Ende des | Knorpelsubstanz am a Versuchs | Ende des Versuchs I 1 0,1084 0,21 25 u 2 0,0084 | 0,21 25 IV 1 0,025 | 0,222 9 IV 2 0,028 0,204 8 Eine andere Möglichkeit wäre die, daß die Urate mit Bestand- teilen der Knorpelsubstanz chemische Umsetzungen oder Ver- bindungen eingehen. Das wäre durch weitere Versuche festzustellen. Daß die Kristallisation der Urate in der Knorpelsubstanz das eine Mal auftrat, das andere Mal trotz anscheinend gleicher Bedingungen ausblieb, wird niemand Wunder nehmen, der. Ge- legenheit gehabt hat zu sehen, wie minimale, oft nicht sicher- zustellende Einwirkungen auf den Eintritt der Kri-tallabscheidung in Lösungsgemengen von Einfluß sind. Daß die Temperatur hier nicht, wenigstens nicht allein, entscheidet, konnte eben gezeigt . werden. Den Einfluß der mechanischen Erschütterung, die eines der wirksamsten Mittel zur Auslösung der Kristallisation ist, habe ich noch nicht untersucht. Die mitgeteilten Tatsachen führen zu der Vorstellung, daß die besondere Beziehung, die bei der Gicht zwischen Uraten und Knorpelsubstanz zu bestehen scheint, in einem besonders hohen physikalischen oder chemischen Absorptionsvermögen der Knorpel- substanz für Urate besteht, bei gleichzeitigem Unvermögen der- selben, die Harnsäure zu zerlegen, sie lehren aber zugleich, daß diese besondere Beziehung nicht dem Gichtprozeß als solchem zukommt, sondern eine normale Erscheinung ist. Ich bin in der Lage, die entwickelte Vorstellung von der Prädilektion der Knorpel- substanz für Urate durch einen weiteren Versuch zu belegen. Ich injizierte Kaninchen in die Peritonealhöhle erhebliche Mengen Harnsäure, tötete die Tiere nach einigen Tagen oder wartete deren Verenden ab, das meist nach Einbringung von 5 bıs 7 g eintrat, und untersuchte dann mittels der Murexidreaktion verschiedene Gewebe auf Harnsäure. Die Reaktion war in den Gelenkknorpeln fast immer positiv, während sie in der Leber, Milz, den Muskeln und Lungen fehlte, obgleich sich regelmäßig ein großer Teil der injizierten Harnsäure noch in der Bauchhöhle abgekapselt nachweisen ließ. Wenn es gestattet ist, aus dem Mitgeteilten einen Schluß auf die Pathologie der Gicht zu ziehen, so darf die Anhäufung von 472 Marco Almagia, Zur Lehre vom Harnsäurestoffwechsel. Uraten im Knorpel des Gichtkranken als der Ausdruck eines vorübergehend oder dauernd erhöhten Uratgehaltes der Gewebe- säfte aufgefaßt werden, was ja mit den bekannten Tatsachen in guter Übereinstimmung steht. Da dem Knorpel ein lebhafterer Flüssigkeitsaustausch und, so viel sich beurteilen läßt, auch die Fähigkeit abgeht, die aufge- nommene Harnsäure zu zerlegen, so kann diese nur sehr langsam aus dem Knorpel verschwinden. Es liegt ferner nahe, anzunehmen, daß die absorbierten Urate zunächst in gelöster Form vorhanden sind, daß aber diese an- scheinend oft übersättigte Lösung durch äußere Einwirkungen, z. B. mechanische Erschütterung (wofür direkt klinische Erfahrungen sprechen), durch andauernde Temperaturherabsetzung, oder durch Bildung stärker saurer Salze, oder endlich durch andere noch völlig unbekannte Anlässe zur Kristallisation gebracht werden kann, und daß die durch die Kristallbildung gesetzte mechanische Zerstörung — man denke an die analogen Vorgänge beim Erfrieren der Pflanzen — den Ausgangspunkt der gichtischen Nekrose und Entzündung bildet. Diese und ähnliche Vorstellungen, von denen ausgehend mir Herr Prof. Hofmeister die Aufnahme der vorliegenden Unter- suchung empfahl, sind wenigstens innerhalb gewisser Grenzen einer experimentellen Prüfung zugänglich, und es kann eine aus- führlichere Darlegung so lange unterbleiben, bis die einschlägigen, bereits im Gang befindlichen Versuche zum Abschluß gediehen sind. SA sie XXVIIL Über den Nachweis der Glyoxylsäure im Harn. Von Dr. Ryokichi Inada (Fukuoka, Japan). Aus dem physiologisch-chemischen Institut zu Straßburg. Während Hopkins die Reaktion zwischen Glyoxylsäure und Indol bei Gegenwart ven konzentrierter Seiıwefelsäure zum Nach- weis von Indol- und Skatolgruppen im Eiweiß benutzen lehrte, hat Eppinger*) die Reaktion umgekehrt zur Auffindung von Glyoxylsäure benutzt. Ihm zufolge kommt Glyoxylsäure unter Umständen auch ım Harn vor. Die Bedeutung dieses Vorkommens ist nach seinen und anderen im hiesigen Institut gemachten Er- fahrungen in folgendem zu suchen: 1. Die Glyoxylsäure kann als Produkt der unvollkommenen Oxydation von Aethanderivaten und anderen Fettkörpern, z. B. Alkohol, im Harn auftreten. 2. Sie stellt ein Produkt des Harnsäureabbaues dar. Wenn man Allantoin mit Alkali kocht, so bildet sich nach Eppinger Glyoxylsäure. Das gleiche hat Almagia**) bei Einwirkung von Alkalı auf Harnsäure beobachtet. Daß die Harnsäure auch im Tierkörper in gleichem Sinne abgebaut wird, geht aus dem Auf- treten von Glyoxylsäure im Harne von Kaninchen nach intra- peritonealer Injektion von Harnsäure (Almagia), sowie aus ihrem Vorkommen im Harn bei Gicht (Almagia) mit großer Wahrscheinlichkeit hervor. 3. Sie kann, in größerer Menge eingeführt, nach Eppingers Erfahrungen zu vermehrter Ausscheidung von Oxalsäure und Allantoin Veranlassung geben. Ihr Vorkommen im Harn kann daher als Hinweis a:ıf Bestehen oder Eintreten von Oxalurie dienen. Bei der Bequemlichkeit, mit der sich die Glyoxylsäure-Indol- reaktion ausführen läßt, und wegen ihrer außerordentlichen Empfind- *) Diese Beiträge 6, 489. . **) Vgl. diese Beiträge 7, 460. 474 Ryokichi Inada, lichkeit — Eppinger vermochte damit noch 0,00005 g in 1 cem Lösung nachzuweisen — ist zu erwarten, daß sie vielfach klinische Verwendung finden wird. Um so notwendiger ist es, die dieser Probe anhaftenden Fehlerquellen zu kennen. Schon Eppinger fiel es auf, daß der Haın von Pflanzen- fressern (Kaninchen und Meerschweinchen) die Reaktion recht häufig aufweist, und daß dieses Vorkommen von der Art der Nahrung abhängt. Daß es sich in diesen Fällen nicht um Aus- scheidung in der Nahrung vorgebildeter Glyoxylsäure gehandelt hat, geht aus Eppingers Versuchen hervor, wonach 1 bis 2 g Caleiumg]yoxylat, bei Kaninchen innerlich gereicht, nicht zum Auf- treten der Reaktion im Harn Anlaß geben. In Eppingers Versuchen wurde, wie dies in der Natur der Sache liegt, nicht in jedem Falle, wo im Harn die Indolreaktion auftrat, der nähere Beweis geführt, daß wirklich Glyoxylsäure vorlag. Ob und mit welchen Substanzen, namentlich beim Harn von Pflanzenfressern, eine Verwechslung möglich, und wie sie zu vermeiden ist, war Gegenstand der nachstehenden Versuche. Als Versuchstiere wurden Kaninchen benutzt, da bei diesen am häufigsten Auftreten der Reaktion unter normalen Verhältnissen zu beobachten ist. Die Reaktion wurde nach Eppinger aus- geführt. Man versetzt 2 bis 3 ccm des zu prüfenden Harns mit 6 bis 10 Tropfen einer Iproz. Indollösung. schüttelt um und unterschichtet vorsichtig mit konzentrierter Schwefelsäure. Dabei entsteht, falls Glyoxylsäure vorhanden ist, an der Berührungsstelle ein purpurroter Ring, der sich bei ruhigem Stehen sehr langsam nach oben verbreitert. Füttert man Kaninchen mit Heu, so zeigt der Harn eine ähn- liche Reaktion wie bei Anwesenheit von Glyoxylsäure, und eine Verwechslung ist da um so leichter möglich, als die die Reaktion gebende Substanz bei Destillation mit Phosphorsäure ebenfalls ins Destillat übergeht. Läßt man solchen Harn 2 bis 3 Tage bei Zimmertemperatur stehen, so geht die Fähigkeit, die Reaktion zu geben, verloren. Auch beim Aufbewahren des Harns unter Toluol wird die Reaktion allmählich schwächer, wenn auch ungleich langsamer. Die Reaktion zeigt gegenüber der echten Glyoxylsäure- Indolreaktion folgende Abweichungen: 1. Sie tritt auch bei Zusatz von verdünnter Schwefelsäure zu dem mit Indol versetzten Harn auf. Die purpurrote Färbung ist dann allerdings nicht so intensiv wie bei Verwendung konzen- trierter Säure. Unterschichtet man mit konzentrierter Säure, SO m Über den Nachweis der Glyoxylsäure im Harn. 475 färbt sich sofort die ganze überstehende Flüssigkeit kirschrot. Glyoxylsäure gibt die Reaktion mit verdünnter Säure nicht und bei Verwendung konzentrierter Säure zunächst nur an der Be- rührungsfläche. 2. Die fragliche Substanz bzw. das Harndestillat gibt mit Skatol und konzentrierter Schwefelsäure nur einen gelben Ring an der Berührungsstelle, während Glyoxylsäure einen purpurroten und darüber einen gelben und grünen Ring gibt. 3. Verdünnt man den Harn soweit, daß er mit Indol und konzentrierter Schwefelsäure eben nur eine rosenrote Färbung gibt, so geht die Färbung zuerst in violett, dann in grün über, und nach einigem Stehen scheidet sich ein flockiger grüner Niederschlag ab. Demgegenüber ist die mit Spuren von Glyoxylsäure erhaltene Rosafärbung beständig. Die Isolierung der fraglichen im Harn vorhandenen Substanz gelang zunächst wegen der allzu kleinen Mengen nicht. Doch konnte sichergestellt werden, daß es sich nicht um Glyoxylsäure handeln konnte. Weder gelang es aus dem Destillate schwerlösliches Calciumglyoxylat darzustellen, noch war eine Reaktion mit Phenyl- hydrazin zu erzielen; ebensowenig war beim Kuchen mit Kalk- wasser Bildung von Oxalsäure und beim Digerieren mit Harnstoff in salzsaurer Lösung Bildung von Allantoin nachweisbar. Wegen des Gehaltes des Heus an aromatischen Stoffen wurde an Phenylglyoxylsäure gedacht. Sie wurde daher zum Vergleich nach dem Verfahren von Glücksmann’*) dargestellt. Wie zu erwarten, gibt auch diese Säure mit Indol und konzentrierter Schwefelsäure Farbenreaktionen, jedoch in anderer Weise. Beim Unterschichten entsteht an der Berührungsstelle ein orange- farbener Ring, nach längerem Stehen wird die ganze Flüssigkeit rosarot. Mit Skatol und konzentrierter Schwefelsäure gibt die Phenylglyoxylsäure über einem purpurroten einen schmutzig violetten Ring, mit Phenylhydrazin gelbe Nadeln. Auf die richtige Fährte brachte uns die Untersuchung des Heuaufgusses. Dieser zeigte nämlich nach einigem Stehen gegen- über Indol und Skatol genau das Verhalten des Kaninchenharns. Ein Zusammenhang mit dem Auftreten der Reaktion im Harn mußte um so sicherer angenommen werden, als die Reaktion im Harn nach Aussetzen der Zufuhr von Heu in 3 bis 4 Tagen völlig verschwand, "bei neuerlicher Darreichung sofort wieder auftrat, Es wurde daher versucht, die fragliche Substanz aus dem Heu- infus zu isolieren. *) Monatshefte f. Chemie 11, 248. 476 Ryokichi Inada, Heu wurde mit Wasser übergossen und damit 24 Stunden stehen gelassen. (Dann ist die Reaktion im Heuinfus am stärksten, Läßt man 3 bis 4 Tage stehen, so verschwindet die Reaktion wieder.) Das Infus wurde mit Phosphorsäure destilliert, wobei die frag- liche Substanz im Beginn der Destillation überging, das Destillat mit Kalkwasser alkalisch gemacht, eingedampft und der Rückstand mit Alkohol ausgezogen. Das Alkoholextrakt gab nach Verjagen des Alkohols die Reaktion in der oben für Kaninchenharn ange- gebenen Art in sehr ausgesprochener Weise, enthielt aber nur sehr wenig organische Substanz. Trocken erhitzt verpuffte der Rückstand; die wässerige Lösung färbte angesäuert Jodstärke- kleister tief blau, gab Rotfärbung mit Brucin und die typischen Reaktionen der Nitrite mit p-Phenylendiamin, Diphenylamin und Sulfanilsäure. Die beobachtete Indolreaktion beruht sonach auf Bildung von Nitrosoindol, und es gelingt leicht durch ausgiebige Verdünnung einer Nitritlösung einen Punkt zu erreichen, wo auch der oben beobachtete Übergang in Grün zustande kommt. Die Indolreaktion auf Nitrite ist überaus empfindlich. Versetzt man 2 cem Natriumnitritlösung mit 4 Tropfen I proz. Indollösung und 2 Tropfen konzentrierter Schwefelsäure, so erhält man noch bei einem Gehalt von 1:4000000 Rotfärbung. Daraus ergibt sich die Notwendigkeit bei Unter- suchung auf Glyoxylsäure völlig nitritfreie Reagenzien zu verwenden. Konzentrierte Schwefelsäure und destilliertes Wasser enthalten nicht selten Spuren von salpetriger Säure. In käuflichem Natriumhydroxyd und Natrium- karbonat scheinen Nitrite regelmäßig vorzukommen. Vermutlich entsteht das im Heuinfus gefundene Nitrit der Hauptmenge nach durch bakterielle Reduktion aus den vorhandenen Nitraten und verschwindet dann begreiflicherweise bei Weitergehen der Reduktion. Genau so verhält es sich mit dem nitrithaltigen Harn. . Nach dem Gesagiten ist es nicht schwer, sich bei der Unter- suchung auf Glyoxylsäure vor Verwechslung mit der Nitrosoindol- reaktion zu schützen. Es empfiehlt sich zunächst eine Probe mit Indol und verdünnter Schwefelsäure am Harn selbst, dann je drei Proben und zwar: 1. mit konzentrierter Schwefelsäure allein, 2. mit Indol und konzentrierter Schwefelsäure, 3. mit Skatol und konzentrierter Schwefelsäure a) an dem ursprünglichen Harhı, 'b) an dem 3 bis 4fach verdünnten Harn, c) unter allen Umständen an dem sauren Destillat, wie schon Eppinger empfohlen hat, auszuführen. (In diesem Falle ist man vor der störenden Beein- flussung der Reaktion durch alle nicht flüchtigen Harnbestandteile, namentlich die Harnfarbstoffe, geschützt.) Endlich wird direkt auf Über den Nachweis der Glyoxylsäure im Harn. 477 die etwaige Anwesenheit von Nitriten mit den bekannten höchst empfindlichen Reaktionen zu prüfen sein. Die Nitrosoindulreaktion ist auch im Harn von mit Grünfutter ernährten Kaninchen nachzuweisen. Vielleicht war auch die von Eppinger im Harn nach Darreichung von Grünfutter und Zucker- rüben beobaclıtete Glyoxylsäurereaktion in einem Teile der Fälle durch Nitrite bedingt. Hingegen habe ich sie bei mit Hafer allein ernährten Kaninchen stets vermißt. Es wird sich daher empfehlen, bei Untersuchungen über Ausscheidung von Glyoxylsäure bei Kaninchen diese Art von Fütterung zu wählen. Übrigens muß auch bei Untersuchung von Menschenharn an die Anwesenheit von Nitriten gedacht werden, da ihr Vorkommen im frisch ent- leerten oder im 24 Stunden alten Menschenharn wiederholt ange- geben worden ist. Was die Herkunft der Nitrite im Harn anlangt, so liegen zwei Möglichkeiten besonders nahe. 1. Sie können aus den Nitraten der Pflanzennahrung stammen, da Heu, Rüben, Kartoffeln bis zu 3,5 Proz. Nitrate (auf Trockensubstanz berechnet) enthalten. Daß sich im Organismus aus Nitraten Nitrite bilden können, ist von Röhmann*) nachgewiesen worden. Die gebildeten Nitrite gehen in den Harn über. 2. Sie können beim Stehen des Harns aus ausgeschiedenen Nitraten entstehen. Da ich bei Kaninchen nach Nitratzufuhr sehr intensive Nitritreaktion im ganz frisch ent- nommenen Harn erhalten habe, ist die erstere Annahme sicher zutreffend. Daneben mag auch dıe zweite zu recht bestehen, doch scheint die nachträgliche Entstehung der Nitrite im entleerten Harn keine wichtige Rolle zu spielen. Jedenfalls ist diese Fehler- quelle leicht auszuschalten. Auffällig ist, daß sich bei Kaninchen nach Grünfutter nicht immer Nitrite im Harn finden. Hier scheinen individuelle Ver- schiedenheiten maßgebend zu sein. Auch dürfte der wechselnde Gehalt der Pflanzennahrung an Nitraten von Bedeutung sein, da nach Ishizuka**) der Nitratgehalt der Vegetabilien je nach der Regenmenge schwankt. Warum bei Haferfütterung im Kaninchen- harn keine Nitrite auftreten, obgleich die Nitrate dem Hafer nicht fehlen, bleibt aufzuklären. Übrigens rief in von mir ausgeführten Versuchen Darreichung von Natriumnitrat bis zu 0,5 & auch beim Menschen keine Nitritausscheidung hervor. *) Zeitschrift f. physiol. Chemie 5, 233. **) Jahresb. f. Tierchemie 26. 797. 478 Ryokichi Inada, Über den Nachweis der Glyoxylsäure im Harn. Es ıst noch zu bemerken, daß sich im Hundeharn sehr oft eine Substanz findet, die zwar nicht mit Indol, wohl aber mit Skatol einen purpurroten Ring beim Unterschichten mit konzen- trierter Schwefelsäure gibt und die auch ins saure Destillat über- geht. Diese von Glyoxylsäure sicher verschiedene Substanz. be- darf weiterer Untersuchung. | XXIX. Fermentwirkung und Fermentverlust. Von H. Reichel und K. Spiro. Aus dem physiologisch-chemischen Institut zu Straßburg. Zweite Mitteilung. In der ersten Mitteilung*) wurde gezeigt, daß das Lab- ferment bei seiner Wirkung an Wirksamkeit einbüßt, daß dieser Verlust jedoch nicht auf die Wirkung selbst, sondern mit großer Wahrscheinlichkeit auf eine Verteilung des Ferments zwischen Käse und Molke zu beziehen ist. Der Teilungsfaktor berechnete sich nach den Versuchsergebnissen nicht als Konstante, doch ge- lang es analog wie in anderen Fällen von Verteilung [v. Georgie- wicz**, Arrhenius] durch Einführung eines konstanten Expo- nenten eine Gleichung aufzustellen, der die gefundenen Resultate mit genügender Genauigkeit entsprachen. Die Gleichung lautete: V=K.M.R% worin K eine Konstante, V die verlorene, R die wiedergefundene Labmenge und M die Milchmenge bedeutet. Die theoretische Deutung eines solchen Exp°nenten wurde zuerst von Nernst dahin gegeben, daß es sich hierbei um ver- schiedene Dissoziations- oder Aggregationszustände der verteilten Moleküle in den beiden Phasen des Systems handle. Ausgehend von dieser Vorstellung pflegt man diese Exponenten als Brüche ganzer, einfacher Zahlen anzugeben, da hierin sogleich das Ver- hältnis der hypothetischen Molekulargrößen in beiden Phasen ge- geben erscheint. Es sind jedoch zweifellos auch andere Be- dingungen denkbar, die ein solches Verhalten mit sich bringen können. Namentlich war zu berücksichtigen, daß die Gegenwart anderer Stoffe einen gewissen und zwar nach Erfahrungen des einen von uns gar nicht geringen Einfluß ausübt. Da nun das zu unseren *) Diese Beiträge 5, 68. **) Monatshefte für Chemie 15, 705, mit E. Löwy, ebenda 16, 345. 480 H. Reichel und K. Spiro, ersten Versuchen verwendete Lahpräparat, eine käufliche Essenz- lösung, uns in seiner genaueren Zusammensetzung nicht bekannt war, so war daran zu denken, daß etwa darin enthaltene, fremde Stoffe den Verlauf unserer Absorptionskurve bestimmt haben konnten, besonders da dıe Menge solcher Stoffe mit der Labmenge variieren mußte. Das Präparat erwies sıch denn auch als beträcht- lich kalkhaltig. Analysen ergaben fast genau 0,5 Proz. CaO, so daß hierin eine Beeinflussung der Absorptionsverhältniısse vermutet werden konnte. Die starke Beeinflussung der Labungsdauer durch Kalksalze ist ja seit Hammarsten bekannt; wir werden in einer weiteren Arbeit noch darauf zurückkommen. Zu den neuen Versuchen benutzten wir eine 4proz. filtrierte Lösung des Witteschen Labpulvers in 0,9proz. Kochsalzlösung oder in Labungsmolke, von denen sich das erstere als nahezu kalk- frei mit einem Gehalt von 0,006 Proz. CaO erwies. Der Kalkgehalt der Molkenlösung durfte nach unseren a. a. O. dargelegten Er- fahrungen als nicht störend betrachtet werden; die Versuchs- anordnung entsprach im übrigen der der vorigen Arbeit, Die Ergebnisse sind aus der Tabelle auf S. 481 ersichtlich. Die Protokolle I bis VI zeigen mit ziemlicher Genauigkeit, daß bei Anwendung solcher kalkarmen Lablösungen der Wirk- samkeitsverlust nach der Labung bei verschiedenen Labmengen prozentisch derseibe ist. Dies bedeutet bei der Annahme einer Verteilung des Labs zwischen Käse und Molke, daß sie nach einem konstanten Faktor verläuft; an Stelle des bei den früheren Ver- suchen einzuführenden Exponenten °J tritt hier der Wert 1, so daß wir es hier mit der einfachsten Form des Verteilungssatzes zu tun haben. Nur bei sehr geringen Labmengen ändert sich der Verlustwert und zwar immer in derselben Art, indem er in beträchtlichem Grade zunimmt. Die einfachste Erklärung dieser Tatsache dürfte sein, daß ein ahsolut gleich bleibender Anteil am Verlust entweder gesetzmäßig vorhanden ist [entsprechend der Konstante a in der von Ostwald für die Verteilung gegebenen Gleichung © (Teilungs- faktor) = a (konstanter Grenzwert) + b.p (Faktor x Konzentration] oder durch die mannigfachen Manipulationen gleichmäßig bedingt wird. Ein solcher konstanter Verlust fällt natürlich erst in: ver- dünnten Lösungen prozentisch ins Gewicht. Um nun den Einfluß des Kalks auf die Labverteilung kennen zu lernen, haben wir eine weitere Reihe von Versuchen in der Art angestellt, daß wir einerseits die Lablösung mit Chlorcaleium Fermentwirkung und Fermentverlust. 481 a a 6 | 7 FÜR x | 8 cem Milch gerinnen s | eh it 2 Fil- | mit 2 ccm, die | Verlust = ‚Milch | Lab | Molke in _ ccm Fl- 1) d 1; b- | 3 trat von2bis4 | |, er = Proz. z Sek. mengen in 3 10.9 enthalten, in “ I | | 1 | 8 Rs 504 445 | 11,70 Be 110. 10 |. 94 93 83 10,75 220 Mo a EP a u! 1 45 | 11,97 li Be 0:18 87 426 390 8,45 2 sr oe Me 1 7 SR RER +2 48 8,40 In Br 83.0 | 0: 80 124 112 9,68 2 RE u a? a 65 586 | 10,76 IV | | | 1 Se a ee 387 | 463 19,6 2 Kr 0 37 156 | 182 | 16,7 3 oe 80 93 | 16,5 ! \ 1 Bernie. 71,8) 50 175 | 205 14,15 2 a 82 | 88 6,82 3 su 1,04 710: 16 49 | 52,5 6,67 4 ar 29 | 31 6,25 vI eo. Lei en |. aus. | (aab.. | ‚28,86 2 SR ra ver 173 937 26,59 3 ou LH .:00 | 107 132 18,93 4 BIRD 1,00 1,200 63 | 78 | 19,28 5 221,20, 3,6 14 37 | 45 | 17,78 versetzten, so daß das Verhältnis Lab zu CaCl, in der Probe kon- stant war, anderseits zu verschieden labhaltigen Proben gleiche Mengen CaC], hinzufügten. In allen kalkhaltigen Proben war der Wert des Verlustes bedeutend erhöht, in denen, wo die Ca-Menge konstant (0,2 Proz. CaC];) war, stieg die Verlustzahl schon bei höherer Labkonzentration und relativ stärker als in den chlor- caleiumfreien Proben (Protokoll VI. Der Verlust nahm also nicht nur mit der Menge des CaCl,, sondern auch mit dem Verhältnis CaCl, zu Lab zu. Beitr. z. chem. Physiologie. VII, 31 482 H. Reichel und K. Spiro, 1 2 3 4 5 6 | 7 8 8 ccm Milch gerinnen = Ä Fe | mit2cem Fil-| mit2cem, die | Verlust s |Milch| Lab |Molke| in BER 2 ie 2 ander Lab- IE 3 Sek. : Bi mengen in 3 | : e: in? enthalten, in “ Vu (Jede Probe enthält 0,2 Proz. CaCl],.) ı | 80| 02 | IB a 1108 177 49,37 DAN En 05 | 15 8 | 55 76 | 27,63 Ta 10°) ..40 7 32 43 25,58 un ER 20 27 25,92 vn (Jede Probe enthält 0,2 Proz. Ca0l;.) 1 | ne 1.18) m 108 | 187 42,25 2 2 ALT 9 83 | 132 37,12 3 B re a U 53 | 82 35,37 AN 1,0 | 10 6 32 45 28,91 BA Ba | 21 28 25,00 IX (Lablösung enthält 1 Proz. CaCl],.) 1 8:071.40,5%. 5 68 76 10,53 Bauinl .ni %0:2.,19 Y 34 39 14,71 RE Bon 5 18 23 22,25 x (Lablösung enthält 1 Proz. CaCl],.) 1480 ee rue 493 27,79 2 b, | 0,3 17.23 185 | 245 24,49 ae Br Pa a 110 | 146 24,62 Eh ee KARO BEI Es Me; 50 66 24,23 Ne | N 5 21 Ban 95,00 XI (0,5 Proz. CaO enthaltende Labessenz.) WB a, 50 | 326 342 4,68 2 J 10 17 10.) a8 | 136 147 7,48 BEN | 2,0 — 17 | 58 70 17,14 In Übereinstimmung damit zeigen die Protokolle IX und X, in denen das Verhältnis CaCl, zu Lab konstant war, ein geringeres Ansteigen des Verlustes mit fallender Labkonzentration (X) als die Reihen mit konstantem CaCl,-Gehalt (VII, VIII) oder ein direktes Absinken, welch letzteres auch bei Anwendung der käuflichen Lablösung wieder festzustellen war (Xl). Die relative Ab- nahme des Verlustes mit der Labverdünnung ist in diesen Ver- suchen durch die parallele Abnahme der Kalkkonzentration bedingt. Damit scheint uns die Form der in der ersten Arbeit mitge- teilten Verlustkurven hinreichend aufgeklärt zu sein und wir halten für erwiesen, daß bei Abwesenheit störender | | | Fermentwirkung und Fermentverlust. 483 Salze derVerlustanFerment bei der Labwirkung durch den Verteilungssatz in seiner einfachen Form erklärt wird. Bei der spezifischen Wirkung, die Kalksalze auf die zeit- liche Dauer der Labung ausüben, lag es nahe, die eigentümliche Verlustkurve damit in Zusammenhang zu bringen; dabei ist aller- dings zu bedenken, daß die Verteilung in unseren Versuchen zwischen Käse (Parakasein) und Lab und nicht zwischen Kasein und Lab stattfand; immerhin wäre bei der weitgehenden Ähn- lichkeit beider Körper ein Parallelismus nicht ausgeschlossen. Die für die Auswertung der Fermentgesetze nicht unwichtige Frage war experimentell dadurch exakt zu beantworten, daß wir außer den Kalksalzen auch andere gerinnungsbefördernde und -hemmende Stoffe bezüglich ihres Einflusses auf die Verteilung prüften. Von Stoffen der ersteren Art haben wir außer mit Chlorecaleium noch mit Chlormagnesium, von hemmenden mit Harnstoff, Rhodankalium und Glycerin Versuche angestellt [Pro- tokoll XII] *). xU EEE u Er: et Bea: Re | 8 ccm Milch gerinnen = ‚2cem | Zeit = il mit 2 cem, die !/; RU E en Lab Molke| isot. | in |1%. com en en = Ts Set 'tratvon2bis5 u. entspr. Mengen Proz. 2 o Sa | isot. Lösung ent- | | | halten, in * | | | | | Bio | 30,0 Ne 14 80 | s8 9,09 2 E 10. 20. rail 0 39 43 9,30 Be; ag 4 43 72 43,6 Bi 0 no jack) 29 34 35,3 5 3 2,0 ae 4 39 56 30,77 re) 1 Mech 3 24 29 17,28 7 5 SE 22 80 98 18,37 m... ee 47 53 11,44 Be. 20.1 —xIQlyce-| 18 71 105 32,38 IM: „ 1,0 1,0 rin 6 34 al 33,33 11 3 3:0 | =. ‚iHarn- 214 50 118 57,62 12 = 1,0 1,9712 8toff x ,,;6 23 56 | 98,92 *) Über die Wirkung, die die angegebenen Stoffe in isotonischer Lösung auf die Labgerinnung ausüben, berichten wir in der folgenden Arbeit. 81* 484 NH. Reichel und K. Spiro, Fermentwirkung und Fermentverlust. Die vorstehenden Protokolle zeigen, daß dem Chlormagnesium ein ähnlicher, jedoch schwächerer Einfluß auf die Verteilung zu- kommt wie dem Chlorcalcium, während die Wirkung auf die Ge- rinnungsdauer bei beiden Salzen nahezu die gleiche ist. Das Rhodankalium bewirkt eine geringe Erhöhung des Verlustes, ansteigend mit dem Verhältnis des Fermentes zum Salz. Glycerin und Harnstoff hingegen erhöhen den Verlust sehr beträchtlich, der jedoch unabhängig von der Labkonzentration bleibt. Der gefundene Verlust ist hier wohl nicht allein durch die Verteilung zu erklären, da einzelne der Stoffe vielleicht das Ferment selbst schädigen; trotzdem lassen aber die vorliegenden Zahlen einen Parallelismus zwischen Beeinflussung der Verteilung. und der Gerinnungszeit ausschließen. Dort werden wir auch auf die in der ersten Mitteilung berührte Frage, welchen Einfluß das Milchvolumen auf die Gerinnungszeit hat, ausführlicher eingehen. Die früher angenommene Unabhängigkeit der Gerinnungszeit vom Milchvolumen gilt nur innerhalb gewisser Grenzen annäherungsweise; dadurch wird jedoch die Grundlage des Milchvariationsversuchs der vorigen Arbeit (Tabelle XI, Versuch 9) nicht berührt. XXX, Beeinflussung und Natur des Labungsvorgangs. Von H. Reichel und K. Spiro. Erste Mitteilung. Aus dem physiologisch - chemischen Institut zu Straßburg. Im Zusammenhang mit anderen bereits veröffentlichten Unter- suchungen über die quantitativen Verhältnisse beim Labungs- prozeß haben wir uns bemüht, seine allgemeinen Wirkungsgesetze kennen zu lernen, d.h. den Einfluß der Variation seiner einzelnen normalen Komponenten sowie den hinzutretender Umstände zu be- stimmen. Zwar liegt hierüber schon eine große Anzahl von Erfahrungen vor*), auch hat sich unsere Hoffnung, eine zutreffende Darstellung der Verhältnisse besonders einfach gestalten zu können, nicht ganz erfüllt; doch scheint es uns trotzdem gerecht- fertigt, eine zusammenfassende Darlegung unserer Ergebnisse und eine kurze Erörterung der für den Prozeß giltigen Gesetze zu geben. 1F Das sogenannte Zeitgesetz der Labwirkung — die Annahme einfacher und umgekehrter Proportionalität zwischen der Ge- rinnungsdauer der Milch und der angewandten Menge des Ferments — wurde von vielen Autoren aufgestellt, doch meist mit verschiedenen Einschränkungen versehen; so sollte nach der Meinung der einen bei einer gewissen Fermentmenge ein Optimum erreicht sein, dessen Wirkung durch vermehrte Dosen nicht mehr zu überschreiten war, nach anderen sollten sehr geringe Mengen eine immer schwächere und schließlich keine Wirkung mehr ausüben. *) Wir verweisen bezüglich der sehr umfangreichen Literatur auf die treffliche kritische Darstellung Fulds im ersten Band der Ergebnisse der Physiologie. 486 H. Reichel und K. Spiro, E. Fuld*) konnte aber zeigen, daß sich eine solche Pro- portionalität einerseits für große Labmengen bis an die untere Grenze kontrollierbarer Zeitwerte, anderseits für kleine (mittels einer Modifikation der Morgenrothschen Kältemethode) an- scheinend beliebig weit über Tage hinaus verfolgen läßt. Damit war ein äußerst wertvolles Mittel zur quantitativen Ferment- bestimmung gewonnen. Doch erfährt die Gültigkeit des Zeitgesetzes eine störende Einschränkung durch die Bedingung eines konstanten Verdünnungs- zustandes der Milch. Nur durch eine unabhängige Variation von Volumen und Milchmenge war aber Aufschluß darüber zu erhoffen, ob es die Konzentration oder die Menge des Labferments ist, welche als wirksam betrachtet werden muß. Denn solange eine Volumenvermehrung nur durch Zufügung neuer Milch gestattet war, konnte nicht entschieden werden, ob es die Vermehrung der Kaseinmenge oder die Verdünnung des Labs ist, welche die Gerinnungszeit länger gestaltet. Bei künstlicher Verdünnung mit anderen Lösungen aber ist die Änderung der Gerinnungszeit wenigstens zum Teil auf eine Konzentrationsverschiebung der wirksamen Salzionen zu beziehen. Hierdurch und durch Änderung des osmotischen Drucks würde die Beziehung zwischen Gerinnungs- zeit und Kaseingehalt verdeckt werden. Gerade in der Kalkverdünnung erblickte Hammarsten eine der wesentlichsten durch Verdünnung hervorgerufenen Störungen. E. Fuld acceptierte diese Erklärung und glaubte die Störung dadurch ausschalten zu können, daß er als Verdünnungsmittel erstens eine durch Ansäuerung von Milch gewonnene, später wieder neutralisierte Molke oder zweitens Kaseinlösungen mit dem Erdalkaligehalt der Milch verwandte Fuld findet bei diesen Versuchen eine der Kaseinmenge proportionale Abkürzung der Gerinnungszeit, so daß der Quotient Lab zu Kasein allein die Gerinnungszeit bestimmt. IL Wir sind bei unseren Versuchen®*) von der Absicht aus- gegangen, das chemische Gefüge der Milch durch das Verdünnungs- mittel so wenig als möglich zu stören, was von der Anwendung x *) Diese Beiträge 2, 169. **), Für die dem einen von uns erteilte freundliche Erlaubnis, einige ergänzende Versuche im k. k. Hyeienischen Institut zu Wien anstelien zu dürfen, sei Herrn Prof. Schattenfroh auch an dieser Stelle herzlicher Dank ausgesprochen. ‘« Beeinflussung und Natur des Labungsvorgangs. 487 von Molke am ehesten zu hoffen war. Neutralisierte Säuerungs- molke war jedoch sowohl nach den Erfahrungen Fulds als auch deswegen zu vermeiden, weil Zusatz von Alkali, selbst von Soda, zur Molke, auch wenn dadurch nur überschüssige Säure neu- tralisiert wird, das Labferment weitgehend verändert. Wir ver- wendeten daher eine Molke, aus der das Kasein durch sehr langsame Labung entfernt war, so daß die von ihr entfaltete Labwirkung neben der in unseren Versuchen angewandten vernachlässigt werden konnte; der Fehler durch den Labgehalt dieser Molke konnte unter unseren Versuchsbedingungen aller- höchstens 1 Proz. betragen, was innerhalb der Fehlergrenzen liegt. Natürlich war aber trotzdem die Vorsicht nötig, die Mischung von Molke und Milch jedesmal erst unmittelbar vor dem Versuch zu bereiten. I; IN. um! . | | 5 | ee A ' Beob- Beob- meta ee | or achtete ‚ achtete . achtete Eegeleı... a mertean a Zeit | | Zeit Zeit Bun 75 S 5 | Dino Tim? 11 me | | | | | ı 105 | 05 |a0| 2 | 5 22, 5 83 3, On Fa ee EP U; 5 25,5 E 27 | | S "> Be | 18 S 97 = 28 a me Im. 17 8 95,5 Kane: 96,5 Bo. 12,0 18 = = 24,5 go 25,5 Bao, 2.118.716 = 26 Se 26 ei36| 27 |10| 1e = 26 = 24 ae, 1105| 16 | E 25 E | 26 91505 I —| 16 | A | | 487 Die ersten Versuche (I bis IID), welche mit arithmetisch steigender Milchmenge, also mit verhältnismäßig geringen Ver- dünnungsunterschieden angestellt wurden, ergaben das über- raschende Resultat, daß die Gerinnungsdauer von einer Kon- zentration der Lösung an Milch (Kasein) von 20 Proz. angefangen bis zu 90 Proz. innerhalb der Fehlergrenzen identisch war. Nur in den verdünntesten Lösungen (10 Proz.) war eine Verlängerung der Gerinnungsdauer zu beobachten. Die auffällige Konstanz der Zeit bei so wechselnden Verhältnissen Lab zu Kasein mußte zu der Auffassung führen, daß nicht dieses Verhältnis, sondern die absolute Labkonzentration (Lab zu Volumen) diese Zeit bestimme, Sehr ähnliche Resultate ergaben Vergleichsversuche (Protokolle IV und V), in denen die Molke durch 0,9 proz. Kochsalzlösung 488 H. Reichel und K. Spiro, ersetzt wurde, nur war hier die Abweichung von der Konstanz der Zeitdauer schon bei einer geringeren Verdünnung (20 Proz.) und stärker zu beobachten, namentlich wenn die angewandte Lab- lösung verdünnter war (Protokoll V]). IV. V. = ccm | = Lab Nacı- | Beobachtete Beobachtete 5. Milch Lösung | Zeit Tin “| Zeit T in “ 2 35 Proz. | 05 Proz iu ne 0,5 4,0 40 S 40 2 1,0 A 3,5 17 BE | 18 3 1,5 x BON es =} 14 421820 f 2,5 17 me: f Ba re 2,0 = 3 6 3.0 Er 1,5 2 = | X 7 a an 1,0 5 °z Ü 8 40 | 5 0,5 WR : gel agh a = h v1. i Lab NaCl Beobachtete I Milch 10. Pr02..1.0,9 Proz. Zeit T In, 1 | 1,0 105. 80. 260 5. a a 112 3 30 6.0 64 4 AT eat 5,0 44 5 5,0 Pre, PRESS CR 38 6 6,0 | & EN 36 7 TORE 9,0 | 35 8 8,0 A ee ie 9 9,0 Ber an A Die bisher besprochenen Versuche waren mit käuflicher, d.h. mit salz- spez. kalkhaltiger Lablösung (0,5 Proz. CaO) angestelllt worden; für die folgenden Versuche diente eine Lösung des prak- tisch kalkfreien W itte schen Labpulvers in Kochsalzlösung (0,9 Proz.) oder in Molke. Ausgedehntere Versuchsreihen mit stärkerer Variationsbreite der Milchverdünnungen bis zu 2 Proz. (Protokoll VII) zeigten nun, daß die Differenz der Gerinnungszeiten vVer- dünnter Milch gegenüber konzentrierter der Differenz der Verdünnungszustände (Volumen zu Beeinflussung und Natur des Labungsvorgangs. 489 Milch) annähernd einfach proportional war. Nur bei extremen Labkonzentrationen nach beiden Richtungen fanden wir Abweichungen von diesem Gesetze, die wegen ihres regelmäßigen VI. ® | | :, ıKonstanzzahl = S | milch | Lab |Molke| Zit | m 3 ı in T-T) (_y) L | BR02 Vaarinae, 1lo 1,60 2| 04 ERAN 70 1,91 3| 06 Bed 50 1,81 4| 0,8 a 42 1,77 BROKER 39 1,93 Bann Ar zT. 38 1,63 7| 15 BSP er 1,69 8| 1,75 wo a5 29,6 1,70 9 | 23,0 4,006 198 1,75 10 | 25 HT 1,80 1ER 8,0 ER Rn ie; 1,88 12 | 4,0 RER; 24 1,60 13 | 5,5 ah 23 171 14 | 8,0 Saar 29 1,60 ; | (Extrapol. Zeit T’ = 21,6) Auftretens Beachtung verdienen. Der einfachste Ausdruck jener sonst durchweg herrschenden Proportionalität wäre (T-T') (Hr) — Konst,, worin T und T‘ die Gerinnungszeiten der verdünnten und un- verdünnten Milch, M die Milchmenge, V das Volumen in ccm bedeutet. Der letzte Stab der Tabelle VII gibt die Zahlen für diesen Ausdruck. Der zur Berechnung der Konstanzzahl benutzte Wert T‘= 21,6“ ist hier durch Extrapolation angenommen. Die Kurve mit der Koordinaten T und = veranschaulicht das Ver- hältnis. (Siehe Kurve auf Seite 490.) Der Versuch VIII gibt derartige Kurven für wechselnde Labkonzentration. Die Konstante ist von L (Labmenge) nicht unab- hängig, sondern sie wächst mit dem Sinken dieses Wertes. Eine einfache Beziehung läßt sich jedoch aus den wenigen vorliegenden Zahlen nicht ableiten. Ferner wird hier die eine Gültigkeits- grenze des obigen Gesetzes ersichtlich: Proben, in denen Ferment und Milch stark verdünnt sind, gerinnen in etwas kürzerer Zeit als dem Gesetz entspricht. 490 H. Reichel und K. Spiro, Zu Versuch VI. Zeit In sec 0 10 20 30 40 50 Milchverdünnung 4 Inwieweit die verdünnteren Milchproben dem sogenannten Zeitgesetz folgen, läßt sich am einfachsten an den beigrgebenen Kurven überblicken. Dieselben zeigen eine umso stärkere Ab- weichung von der gesetzmäßigen durch den Mittelpunkt gehenden geraden Linie, je stärker die Milch verdünnt war. Die labarmen A Proben gerinnen dabei rascher als dem Gesetz entspricht. Ähn- liche Kurvenwerte für verdünnte Milch haben Pawlow und Parastschuk*) in der allerjüngsten Zeit mitgeteilt. | 0,6 SE | 82 | 56 | 84,6 | 147 || 1,04 | 1,89 | 3,26 | 4,37 0 et ze a“ 2,51 | 3,67 | 5,72 ET ee OR 2,40 | 4,40 | 6,3 80 | 5 | 16 | 27 | 45 | 80 || 1,00.| 2,40 | 4,00 | 6,00 (Extrapol. Zeit T':15,75 | 26,4 | 44 | 78,5) .\ Milch Molke VII. Zeiten in Sek. für Lab Konstanzzahlen für Lab 0,5 *) Zeitschrift f. physiol. Chemie 42, 415. Beeinflussung und Natur des Labungsvorgangs. 491 Zu Versuch VII. [e=] oO -] oO Zeit in sec [=>] oO [e]] oO Milchverdünnung — Parallelversuche mit Kochsalzlösung ergaben wiederum sehr ähnliche Resultate mit der einzigen Ausnahme, daß hier Proben, die gleichzeitig wenig Kasein und wenig Lab enthielten, längere Zeiten in Anspruch nahmen, als der obigen Gesetzmäßigkeit ent- sprochen hätte. IX. . . |NaCl| Zeiten in Sek. für Lab | Konstanzzahlen für Lab Nr. Milch I: 2 09%) 20 | 10 | 05 | 035| 230 | 10 | 05 | 08 1 | 1,25 | 2 | 14 | 496 | 100 | 450 | 0,98 | 4,44 |11,69 | 59,28 2 1,5| © 12 | 832 | 72 | 194 | 1,08 | 4,85 |11,08 | 33,77 si | So | 10 | 2 | 53 |109 || 0,95 | 4,50 |11,00 | 24,7 A\a0 u | 9 | 18 | 38 | 69 || 1,23 | 4,33 |12,00 | 23,6 b|80 | ” | 7a | 1836| 38 | 41 || 1,00. | 4,40 !12,00'| 24,0 (Extrapol. Zeit T': 7,15 115 | 20 :! 835) 492 H. Reichel und K. Spiro, Zu Versuch VIII, Zeit in sec u u a u Zeit in di 2; X Nr.|Milch| Lab | NaCl 0,9 °/, oo as ER RLN. 3 ale a8 IR FARBE A a ae - (Extrapol. Zeit T’ 37 30 23 15 9,6 Während also die eine unseres Gesetzes bei starker Lab- und starker Milchverdünnung liegt und die Molken- und Kochsalz- Konstanzzahl = ; M (DT. (u x) 2,10 2,07 1,99 1,97 2,00 = 9,1) Gültigkeitsgrenze versuche sich hier bezüglich der Richtung der Ausnahme umge- Beeinflussung und Natur des Labungsvorgangs. 493 Zu Versuch X. EN ULE= za BZESRBR 30 40 0 10 20 Milchverdünnung I Labverdünnung = kehrt verhalten, gilt eine zweite Grenze, und zwar in gleicher Weise bei Molken- und Kochsalzversuchen für sehr starke Labkonzentration besonders bei geringer Milchverdünnung. Hier kommt es nämlich vor, daß die Gerinnungszeit in den verdünnten Milchproben kürzer ausfällt als in den weniger verdünnten: es findet sich dann ein Optimum für die Gerinnungszeit bei mäßiger Milchverdünnung (Versuch XI und XII). XL XI. Ze Be Be Ze ns. Nr. | Milch | Molke eiten in * für Lab = eitenin“ fürLa e 2,0 1,0 SE LITE 1: 0,608 62 MM Su weiß 22 SEROR LS a em 10 16 a u KR = a a Tage = 6 13 LED 104 sı 2a 8 7 11 52 u8,0 a 5 8 | = 8 13 494 H. Reichel und K. Spiro, Zu Versuch X. %) 5 10 15 Milchverdünnuneg Die Kurven des Zeitfermentgesetzes zeigen in diesen Fällen, wie ersichtlich, eine Überschneidung in ihrem Anfangsteil. Die starke Konvergenz der entsprechenden Kurven in Figur VIII und IX läßt vermuten, daß es sich dabei um allgemeine Verhältnisse Zu Versuch XI. 50 Zeit in sec Milchverdünnung ” Beeinflussung und Natur des Labungsvorgangs. 495 handelt, die nur dort nicht in Erscheinung treten, sei es, weil die Fermentkonzentration nicht genügend hoch war, sei es infolge unkontrollierbarer Verschiedenheiten der Versuchsbedingungen z. B. minimaler Differenzen des Säuerungszustandes oder der- gleichen. Zu Versuch XI. 50 NS IN) g SS L ES h » = 20 I ® Z N NIEAN 22 ? 90 S = 0 5 10 15 20 Labverdünnung - Die geschilderte, mit der Variation der Fermentmenge einher- gehende Umkehrung der Abhängigkeitsform zwischen Zeit und Milchverdünnung tritt noch weit ausgesprochener auf bei Ver- wendung kalkhaltiger Lablösung (Versuch XIII); dies muß, wie aus xXUE Zeiten in Sekunden für Lab „ Nr. | Milch | NaCl 0,9°h | 2,0 10 | 0,9 10,8 | 0,7 | 0,6 10,5 | 3 |l4|:9.|ı2 |I145|.19 | 38 |.50 | 107;\810 A) SB. WIDER Na ea Aue 8 9 1 ar 1A | 16 | 19 | 2383| 29| 42 der Tabelle ersichtlich, bei gewissen mittleren Lab- konzentrationen zu einer Konstanz der Ge- rinnungszeit führen. Hierauf dürften die eingangs ange- führten, so auffällig konstanten Gerinnungszeiten bei wechselnder Milchmenge (Versuche I bis V) bezogen werden können. 496 H. Reichel und K. Spiro, Zu Versuch XII. — 0,5 L=0,$6 =(,7 =0(0,8 =0,9 =0(,0 =1,5 =2,0 Milchverdünnung III. Nachdem diese Versuche die Beziehungen zwischen Gerinnungs- dauer und Kaseingehalt der Proben bei Verdünnung mit Labungs- molke und isotonischer Kochsalzlösung genügend überblicken ließen, war es möglich, an die Frage der Abhängigkeit dieser Beziehungen zum Kalkgehalt heranzutreten. Nach den in der Literatur vorhandenen Zahlen (Söldner) enthält die Molke weniger Kalk als die Milch, so daß bei der Verdünnung mit Molke sicher gleichzeitig eine Kalkverdünnung eintritt; doch erscheint es von vornherein auffällig, daß die offenbar bei weitem stärkere Kalkverdünnung durch Kochsalzlösung kaum andere Resultate lieferte als die Molkenverdünnung. Nach un-eren Analysen ent- hielt die Molke etwa 0,5 °/o CaO; es war zu prüfen, ob ent: sprechend konzentrierte Kalksalzlösungen als Verdünnungsmittel auf die Labungsdauer anders wirkten wie die Molke. Versuch XIV zeigt, daß eine entsprechende (1°/,,) Chlorcalcium- lösung im Gegensatz zur Molke die Gerinnungszeiten stark herab- setzt, während eine Caleciumlaktatlösung (2 °/) in gleicher Beeinflussung und Natur des Labungsvorgangs. 497 Zu Versuch XII. e Ba. ü Fa 70 = n DEAN SE Zeit in sec [o>} o 2 a u ae a N VEN Labverdünnung + XEV., Zeiten in Sekunden für Nr. |Milch | Lab ad 10 ccm 1 0/00 CaCl, e 0/00 Ca(C,H,0,); a 9 | 12 2 1,0 i il | 14 8, RO 14 16 4 8,0 “ 19,6 | 24 Richtung, doch wesentlich schwächer wirkt. Die Isotonie der beiden Lösungen war durch Kochsalz hergestellt. Die Ver- schiedenheit der Wirkung dieser Lösungen und der Molke, die analytisch gleiche Quantitäten Ca enthielten, ist wohl am ein- fachsten auf einen verschiedenen Gehalt an Ca-Ionen zurückzu- führen. Die Ähnlichkeit der Molken- und Kochsalzversuche spräche dann für eine sehr geringe Ionisation der Ca-Salze in der Molke. Zunächst war es nun von Interesse zu untersuchen, welchen Einfluß die Ca-ionen auf die Labungsdauer haben. Zu diesem Beitr. z. chem. Physiologie. VII. 32 498 H. Reichel und K. Spiro, Zweck wurden Versuche mit wechselndem Chlorcaleiumgehalt bei sonst gleichen Bedingungen gemacht. Die drei Reihen des Ver- suchs XV unterscheiden sich unter einander nur durch verschie- u XV. BER SE, Konstanzzahl*) — Ca‘. T 2 Zeit für Lab E Nr. | Milch u für Lab 00 19: 20,8 1.025120 0,5 0,25 ee: | 8 | Mm | 570 988 | 144 2 » | 005 | 886 | 45,6 | 28 | 57,6 296 15,0 3 La 79 | 41,6 | 22 56,8 179,1, 105% 4 1 A. 4 0 Ben 5 „1 08:00:48.) 06,0 | 142. DSB. ao 6 „24.0. 1.80 18,2 10,6]. 480. 29,1 0 190 7 1er) Aare 8 5] 0 Te Br 5 AA 9 3.1 1007 1 92,62 1878.| 875 65,7 10 „20,0 | 22 1 15--| .8,6.| 45892 | 309,0 | 1708 denen Labgehalt. Der Eintluß des Call, erweist sich in dem Versuche innerhalb einer nicht unbeträchtlichen Breite seiner Konzentration als einfach und gerade pro- portiopal der Differenz der reziproken Zeit- werte (1/’—YT):CaCl: =Konst., worin T' die durch Kalk- zusatz verkürzte Zeit bedeutet. Unter der durch Ham- marstens und Arthus’ Versuche gestützten Annahme, daß die Gerinnungszeit bei vollständiger Abwesenheit von wirksamem Kalk gleich unendlich, ihr reziproker Wert also gleich O0 wird, unter der Annahme ferner, daß die Gerinnungszeit normaler Milch in analoger Weise von ihrem Gehalt an wirksamem Kalk abhängt wie die nach Ca-Zusatz verkürzten Zeiten von dem Zusatz, gelıt die Gleichung in die Form über: T'.(CaCl,; + a) = Konst,, worin a den wirksamen Kalkgehalt der normalen Milch bedeutet. Man kann sich diese Verhältnisse am einfachsten zur Anschauung bringen, wenn man in Kurve XV die Gerade bis zum Schnittpunkt) mit der Abszissenachse verlängert, dann bedeutet die links vom Nullpunkt gelegene Strecke den wirksamen Kalkgehalt der nor- malen Milch. Betrachten wir nach den obigen Ausführungen als wirksamen Kalk die Ca-Ionen und nehmen wir an, daß in ver- dünnter Lösung das CaCl, vollständig dissoziiert ist, so repräsen- tiert die Summe CaCl, + a einfach den Gesamtgehalt der Ca-Ionen und die Gleichung lautet: T. Ca’ = Konst. *) Unter der Annahme eines 0,6 °/oo CaÜCl, entsprechenden wirksamen Ca-Gehaltes der Milch. Beeinflussung und Natur des Labungsvorgangs. 499 Zu Versuch XV, CaCla %o Eine Bestätigung dieses Resultats und somit der obigen An- nahmen ist in der Tatsache zu erblicken, daß im Versuch XV die Berechnung aus allen drei Reihen mit ziemlicher Übereinstimmung denselben und zwar einen 0,6 °/.. CaCl, entsprechenden wirksamen 'Ca-Gehalt der Milch ergibt, wie aus der hinreichenden Konstanz der auf Grund dieser Annahme berechneten Zahlen Ca'':T zu ent- nehmen ist. Die Zahl selbst ist nicht unwahrscheinlich und würde besagen, daß nach Söldners Angaben etwa 60 Proz. der im Serum gelösten Kalksalze, also etwa 15 Proz. des gesamten Milchkalkes ionisiert ist. Die Konstanzzahlen aber verhalten sich natürlich dabei so wie die Labmengen, so daß auch L.T.Ca’ = Konst. gilt. IV. Für höhere CaCl,-Konzentrationen hört, wie ebenfalls die Ta- bellen und Kurven zeigen, das obige Gesetz rasch zu gelten auf und macht dann einer allmählichen Zunahme der Gerinnungs- ‘zeit mit steigendem Kalkgehalt Platz. Zur Erklärung dieser Ab- 32” 500 H. Reichel und K. Spiro, weichungen dürfte folgendes heranzuziehen sein: Erstens ist an- zunehmen, daß bei höherer Konzentration an Chlorcaleium der Grad der Ionisation abnimmt, zweitens — was für das Abfallen der Kurve wohl noch wichtiger — ist durch den Betrag der hier zugesetzten Kalksalzmengen die Isotonie gestört. Zur Erläuterung dieses Einflusses des osmotischen Druckes auf den Labungsprozeß seien hier die folgenden Versuchsprotokolle mitgeteilt. (XVI und XVII.) XVI (Hypertonie). | Zeit in Sekunden Konstenezaht En © . un Nr. |Milch | Lab | Proz. . | REN nach 1 Stde. T-T):(C-0) ı | 25 | 05 | 05 5 5 2 x : 0,9 6,5 7 5 Ba a en, 5 9 12 5,83 4 . e 2,5 a 12 | 16,5 5,75 3) = 2 4,5 ES 16,5 98,5 5,875 a le 8 18,5 38 5,5 7 „ . 8,5 195 | 49 | 5,5 Zu Versuch XV1. 40 [e>] Sekunden 0 1 2 3 4 b 6 7 8 9 Prozentgehalt Na0) o sofortige Versuche x nach 1 Stunde Beeinflussung und Natur des Labungsvorgangs. 501 XVII (Hypertonie). 120: | 5 5,5 2 b 1,0: 150.8 7 | 8 5 3 y A 30 | © 15 20,5 b 4 2 A 5,5 E2 1.20 34 | 5,7 5 x U. Blur DU 49 5,8 6 Be a 23 56 | 5,1 Zu Versuch XVII. Sekunden 0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 1] Prozsntgehalt NaCl o sofortige Versuche x nach ] Stunde Wir haben durch steigenden Zusatz 20 proz. Kochsalzlösung den osmotischen Druck variiert und dabei gefunden, daß eine un- mittelbar nach dem Zusatz aufgenommene Kurve andere Werte ‚gibt, als wenn wir erst eine Stunde nach dem Salzzusatz Lab zu- fügten. In beiden. Fällen nahm die zur Labung verbrauchte Zeit zu, im letzteren war der Zeitzuwachs annähernd proportional der 502 H. Reichel und K. Spiro, Konzentrationssteigerung, wie aus der Konstanzzahl der Tabelle ersichtlich. Die Zeitwerte der ersteren Kurve waren niedriger, ein Unterschied, der mit steigendem Salzzusatz immer deutlicher wurde. Da& der osmotische Ausgleich zwischen Kolloiden und zugesetztem Salz meßbare Zeit beansprucht, haben wir, wie in anderem Zusammenhang gezeigt werden soll, auch bei der Aus- salzung von Eiweißkörpern feststellen können. XVII (Hypotonie). | Na0l!’ 5 Zeit in Nr. Milch | Lab | Proz. 2 Sekunden | © = sofort _ 1.1.39 -)° 05. °..045] et DE RR TE, 0,55 12,5 BES 0866| 5 | 1 4 ” | ” 0,7 S | 15 5 ae 0,75 Ne) 17 6 | ” » 0,8 = 18 BR 0,85 19 8 | ” „ 0,9 | 19 es ß 0,95 20 In schwach hypotonischen Lösungen findet (Versuch XVII) eine der Hypotonie entsprechende Verkürzung der Gerinnungszeit statt, welche auch sofort zu beobachten ist. Die von Hammarsten beobachtete Verkürzung der Labungszeit durch geringen Wasser- zusatz dürfte zum Teil auch hierauf zu beziehen sein. V. Wirhaben oben wahrscheinlich gemacht, daß zwischen Zahl der Ca-Ionen und Zeitdauer die einfache Beziehung umgekehrter Pro- portionalität besteht. Wir wollen nun versuchen, dies zur Erklärung der Verdünnungsversuche anzuwenden. Wenn wir zunächst die mögliche Änderung der Ionisation der Kalksalze bei der Verdünnung vernachlässigen, so muß hier der Ca-Ionengehalt der Volumenver- mehrung umgekehrt entsprechen, sein Verhältnis zum Kasein also gleich bleiben. Der Einfluß des Ca’' und der des Labs auf die Gerinnungszeit müssen sich also genau umgekehrt entsprechen und somit aufheben, wenn die absolute Konzentration der Ionen und das Verhältnis Lab zu Kasein als bestimmend betrachtet werden. In diesem Falle wäre der mit steigender Verdünnung zunehmende Zeitzuwachs (T'—T) auf eine von den Ca-Ionen unabhängige Wirkung der relativen Volumsvermehrung zurückzuführen. Wir Beeinflussung und Natur des Labungsvorgangs. 503 haben oben gezeigt, daß die Größen (T—T'‘) und die Milchver- _M dünnung nach der einfachen Formel (T—T‘) (m) = Konst. von einander abhängen, somit wäre unter der obigen Voraussetzung die Verdünnungszeit auf relativ einfache Weise beschrieben. Zu demselben Resultat bezüglich des Verdünnungsgesetzes würde man auch gelangen unter der veränderten Annahme, daß das Verhältnis Ca-Ionen zu Kasein und die Labkonzentration für die Zeit ausschlaggebend wären. Denn während sich oben die beiden Einflüsse genau aufheben, sind hier beide wirksame Fak- toren ohne Einfluß, da sie innerhalb der Versuchsreihe gleich bleiben. Eine Kombination beider Annahmen, daß sowohl für das Lab als auch für Ca’ die absolute Konzentration maßgebend sei, würde dazu führen, daß der Wert (T—T'‘) als Funktion der Ca-Ionenkonzentration aufgefaßt werden müßte. Derselbe sollte aber dann nach den Ca-Versuchen einfach und gerade proportional der abnehmenden Milchmenge ansteigen, während er in den Ver- dünnungsversuchen tatsächlich der zunehmenden Milchmenge um- gekehrt proportional ansteigt. Die letzte denkbare Möglichkeit, daß nämlich die beiden Ver- hältnisse Lab zu Kasein und Ca’' zu Kasein bestimmend wirken, ergäbe die Notwendigkeit, nicht nur (T’—T),sondern auch die Summe dieses Werts plus einem der relativen Milchmenge proportionalen Anteil von T in Beziehung zur Milchverdünnung zu setzen, denn M:L würde eine der Milchmenge proportionale Abnahme, Ca’: M keine Veränderung innerhalb der Reihen erfahren. — Eine solche Erklärung erscheint möglich, doch verdient die erstere Annahme wegen der damit verbundenen Einfachheit der Darstellung — ceteris paribus — den Vorzug. Die Molkenverdünnungsversuche wären so zu verstehen, daß der Ca-Ionengehalt der Labungsmolke neben den halbwegs be- trächtlichen Milchmengen vernachlässigt werden kann, nicht aber mehr dort, wo in unsern Versuchen die Zeiten kürzer ausfallen als dem Gesetz entspricht (zwischen 10 und 6 Proz. Milchgehalt). Die umgekehrte Abweichung in sehr verdünnten Kochsalzversuchen dürfte auf eine geringe spezifische Hemmung zurückzuführen sein. Die gegen das Gesetz zu kurzen Zeiten, wie sie manchmal bei geringer Milchverdünnung auftreten, wären vielleicht am leichtesten als der Ausdruck einer geringfügigen Zunahme der Ionisation des Milchkalkes bei der Verdünnung zu verstehen, welche unter ge- wissen Umständen vielleicht die die Zeit verlängernden Momente zu überwiegen vermag. 504 H. Reichel und K. Spiro, v1. Die im vorstehenden mitgeteilten Untersuchungen betrafen die Verschiebungen der notwendigen Komponenten des Labungs- vorgangs: Kasein, Lab und Kalksalze; ihre Kenntnis erlaubt uns den Einfluß anderer Zusätze zu beurteilen. | Genauer wurden untersucht: Rhodankalium, Glycerin, Harn- stoff, Glykokoll, Alkohol und Lecithin, nachdem auch der Zusatz einer größeren Zahl anderer Salze, wie Magnesiumchlorid, Magne- siumsulfat, Natriumnitrat, Bromkalium, Natriumsulfat in einem Vorversuch (XIX) in Betracht gezogen war. Sie wurden alle in isotonischer Lösung verwendet und ihre Wirkung mit der von Moikenverdünnungen verglichen. XIX, Milch Lab Zeiten für Verdünnungsmittel 4 ccm 50%, Molke | NaCl KBr INaN0,|Na,S0, |CNSK|CaCı, BaCl, |MgCl, MgSO, a0 | 20 | %| 30ER BET Wie der Versuch XIX zeigt, verkürzt Magnesiumchlorid die Labwirkung ganz ähnlich stark wie Calcium- und Baryum-Salze. Sulfate wirken — offenbar durch Ca-Bindung — hemmend oder (MgSO,) weniger befördernd. Rhodankalium wirkt zeitverlängernd. Wie Versuch XX zeigt und am besten aus den Kurven zu entnehmen ist, entspricht sowohl bei Kalksalzen als auch bei Rhodankalium der Verlauf der Zeit-Lab-Kurven der Vergleichskurve und somit dem üblichen Zeitgesetz: L. T = Konst. So konnte auch durch eine Mischung von Rhodankalium und Chlorcaleium ein Verdünnungsmittel hergestellt werden, das in seiner Wirkung vollkommen der Molke entsprach. | RR Zeiten für Verdünnungsmittel 4,0 ccm | ilch- | Harn- Nr. | Milch | Lab | Molke Ike | NaCı I CaQl, KONS 0,5 Call, u ‚stoff | Molke| NaCl | 3 Molke Be KCNS | | 12. 20.0 ee Bulne ee 13 | 5 a a - Bl 2 ai, 8 |. A 3 RT LO ION PL 16 2,5 Aal 15 | la OR u - 0,51: 3,5 san Mar. 114 | 34 ı 48 | 64 5 12 o95 | ga son | 296 Ihnen reihen sich die hemmend wirkenden Glykokoll, Alkohol und Glycerin ebenso wie das schwach förderliche Leeithin.,an. Beeinflussung und Natur des Labungsvorgangs. 505 Die Wirkung aller dieser Stoffe ist im wesentlichen vom Lab- gehalt unabhängig. (Versuch XXI, XXII.) Zu Versuch XX, T Zeit in sec = ALHBIGE.. ER ne Labverdünnung RT. RE = rn | Zeiten für Verdünnungsmittel 4,0 ccm ; Da | 2 = = | | 2 |Glyko-|Alko- |Glyce-, Molke-+1°% |Molke+1°% “|| koll | hol | rin alkoh. Leeithinlös. | Alkohol 1401801 -| ı8) 1 | ı6 | a || | 19 Ber 2. 115105| 5) 38 .| 9. | 35 | 16 19 1.010) 351 36° | 56 | 58 | 22 29 4|»05|1,5| 54| 68 | 107 | 151 | 38 | 50 5 | „ |o2j1,8|108) 190 261 | — | 77 | ..10 506 H. Reichel und K. Spiro, Versuch XXI. Zeit in sec 100 0 I 10 18 20 25 30 85 40 4 Labverdünnung Versuch XXI. [e1] a 2 Zeit In sec 0 5 10 15 20 25 30 35 40 45 60) Labverdünnung ‚Beeinflussung und Natur des Labungsvorgangs. 507 Ganz anders verhalten sich die Zuckerarten und der Harn- stoff. Hier wurde, wie aus der Kurve ersichtlich, die Funktion Lab zu Zeit nicht unwesentlich modifiziert, und zwar so, daß die Zeitwerte bei hoher Labkonzentration kleiner, bei niedriger Lab- konzentration beträchtlich höher waren als für die Vergleichs- kurve. Die Kurve gewinnt so eine Form, die sich einmal besser durch L?. T=Konst., als durch die gewöhnliche Gleichung darstellen läßt, bei einer anderen Verdünnung war der Exponent zu L gleich 1,47, so daß für diese Fälle die allgemeine Form des Zeitgesetzes lauten würde Lr.T = Konst. Nach unseren Erfahrungen ist also der zu L gehörige Exponent variabel je nach den vorhandenen Lösungsgenossen; die einfachste Form des Zeitgesetzes, in der der Exponent gleich 1 ist, gilt ın ausgezeichneter Weise für die in der Milch vorliegende Mischung und dieser zufällige Umstand bietet daher praktisch ein vorzüg- liches Mittel zur Abschätzung von Labquantitäten. Auf den theoretischen Wert des Gesetzes werden wir in der folgenden Mitteilung zurückkommen. XXXI. Über die Resorption des Lecithins aus dem Darmkanal. Von Privatdozent Dr. B. Slowtzoff. T. Die Erfahrung am Krankenbette lehrt, daß die Darreichung von Lecithin per os ebenso günstig wirkt, wie die subkutane Dar- reichung, nur bedarf es größerer Gaben. Diese Beobachtung ist mit der verbreiteten Ansicht, daß das Lecithin im Darmkanal gespalten wird, schwer vereinbar. Diese Ansicht stützt sich auf die älteren Untersuchungen von Bökay und Hasebroek. Bökay“*) fand im Kote mit lecithinreicher Nahrung gefütterter Tiere kein Lecithin und schloß daraus auf dessen Spaltung im Darm. Hasebroek** untersuchte die Zersetzung des Lecithins durch Schlammbakterien. Es zerfiel rasch in Glycerinphosphor- säure, Fettsäuren und Cholin; letzteres wurde dann in Koblen- säure, Ammoniak und Methan übergeführt. Hasebroek schließt daraus, daß auch im Darmkanal eine Zerlegung des Lecithins in gleichem Sinne erfolgt. | | Es leuchtet ein, daß diese Tatsachen die Frage nach der Resorption des Lecithins aus dem Darmkanal nicht entscheiden. Das Fehlen im Kot kann ebensogut durch Zersetzung als durch Resorption erklärt werden. Die Gleichstellurg der Gärung durch Schlammbakterien mit den Vorgängen im Darmkanal ist in hohem Grade angreifbar. Selbst für den Fall, daß Magensaft und Pankreas- sekret das Lecithin spalten, ist damit nicht über das weitere Schicksal des Lecithins entschieden, da es im Organismus nach- träglich ebenso gut wie die Fette durch Synthese zurückgebildet werden kann. Übrigens haben Stassano und Billon***) tatsächlich *) Zeitschr. f. physiol. Chemie 1, 157. **) Ebenda 12, 148. ***) Oompt. rend. soc. biol. 55, 482. Über die Resorption des Lecithins aus dem Darmkanal. 509 aktivierten Pankreassaft auf Lecithin und zwar auch nach 1 bis 3stündiger Behandlung mit Magensaft unwirksam gefunden. Endlich wird Lecithin bei Anwesenheit von Galle und Albu- mosen leicht emulgiert. Es ist also möglich, daß diese Emulsion von Leukocyten aufgenommen und anderen Organen zugeführt wird. In der Tat hat Stassano gesehen, daß Leukocyten, die an den Ort einer subkutanen Lecithininjektion eingewandert waren, eine Granulation aufweisen, die ihrem Tinktionsvermögen nach dem Leeithin entsprach. Die Vorstellung, die der Injektionstherapie zugrunde liegt, nämlich daß das Lecithin im Darmkanal zersetzt wird, kann dem- nach nicht als gesichert angesehen werden. Dies lehren auch neuere Versuche von Stassano und Billon*. Sıe brachten Hunden Lecithin in Milch bei und untersuchten 5 bis 9 Stunden darnach die Lymphe des Ductus thoracicus. Sie extrahierten sie mit Äther-Alkohol und untersuchten den Verdampfungsrück- stand mikroskopisch. Es fanden sich reichlich Globuliten, die das Polarisationskreuz zeigten. Hieraus wie auch aus der Bildung saurer Asche beim Verbrennen der Lymphe schlossen sie auf Übergang von unverändertem Lecithin in die Lymphe. Da nach Fütterung mit Eigelb nicht das gleiche Verhalten zu beobachten war, so sind Stassano und Billon geneigt, anzunehmen, daß das mit Eiweiß verbundene Lecithin entweder im Darmkanal weitergespalten wird oder auf anderem Wege zur . Resorption gelangt. IR Zur Entscheidung der Frage habe ich einen ähnlichen Weg wie Stassano und Billon eingeschlagen, nur war ich bemüht, den Nachweis des unveränderten Lecithins und seiner Spaltungs- produkte auf exaktere Weise zu führen. . Die Versuchstiere (Hunde) erhielten Eidotter oder Lecithin, die Kontrolltiere Butter oder Schmalz. Die 4 bis 5 Stunden später in Hedonal-Chloroform-Narkose entnommene Lymphe wurde auf ihren Lecithingehalt untersucht. Bei günstiger Lage des Ductus thoracicus wurde die Kanüle in ihn eingebunden; wenn dies nicht tunlich war, habe ‘ich die Venae anonymae unterhalb der Einmündungsstelle und alle oberhalb einmündenden Venen unter- bunden, und die Lymphe, die aus dem Venenstück zwischen den Ligaturen ausfloß, gesammelt. *) Compt. rend. soc. biol. 55, 924. 510 B. Slowtzoff, Die gewonnene Lymphe wurde mit starkem Alkohol versetzt, der Niederschlag abfiltriert, Filtrat und Niederschlag bei. 50 bis 60° eingetrocknet. Die Rückstände wurden vereinigt, im Soxhletschen Apparat mit wasserfreiem Äther ausgezogen, dann mit 95proz. Alkohol ausgekocht. Äther und Alkoholextrakt wurden bei 50° zur Trockne gebracht und mit Aceton behandelt. Fette, Fett- säuren und die Spuren von Alkaliphosphaten, die aus der Lymphe in das Alkoholextrakt übergehen, wurden vom Aceton aufgenommen, während die Hauptmasse des Lecithins ungelöst blieb. Der Rück- stand wurde abfiltriert, in Ather gelöst, die Lösung qualitativ und quantitativ auf Phosphor und Stickstoff untersucht. Von den mir vorliegenden 8 Versuchsprotokollen seien die folgenden 4 als Beleg mitgeteilt. Versuch vom 3. XI. 1904. Hund, 12,5 kg schwer, seit 24 Stunden nüchtern. Erhielt 100.8 Fett und 700 ccm Milch. Nach 5 Stunden 25 g Chylus entnommen. Ätherextrakt daraus enthält weder Phosphor noch Stickstoff. Versuch vom 17. IX. 1904. Hund, 12,3 kg schwer. 200 g Butter und 700 cem Milch. Nach 5 Stunden 50 cem Lymphe entnommen. Äther- extrakt enthält Spuren Phosphor, die aber anorganischer Natur sind, da die Acetonbehandlung kein Leeithin ergibt, und Stickstoff im Ätherextrakt fehlt. Versuch vom 20. XII. 1904. Hund, 13,5 kg schwer. Erhält etwa 4 g Leecithin (in eingedampftem Eidotterätherextrakt) und 700 g Milch. Aus den nach 5 Stunden entnommenen 50 ccm Chylus wurde eine Äther- lösung erhalten, die 0,0126 g P,0, ergab. Nach dem Reinigen mit Aceton erwies sich der unlösliche Teil als in Ather, Chloroform und heißem Alkohol löslich und stickstoffhaltig. 3 Versuch vom 23. XII. 1904. Hund, 10,2 kg schwer. Erhält 4 g Lecithin, etwa 100 g Fett und 700 cem Milch. Aus der nach 5 Stunden entnommenen Lymphe wurde ein ätherlösliches Produkt erhalten, das 0,084 g P und 0,036 g N enthielt. Das Verhältnis von P:N war 2,4, während es im Leecithin 2,2 ist. Die Löslichkeitsverhältnisse enisprachen jenen-des - Leeithins. Im eingedampften Ätherextrakt fanden sich doppelbrechende Klümpchen. Die anderen 4 Versuche ergaben gleiche Resultate. Ich glaube somit bewiesen zu haben, daß nach Lecithindar- reichung beim Hunde in der Lymphe des Ductus thoracicus eine Substanz vom Verhalten des Leeithins auftritt. LEI, Es war nun zu untersuchen, ob das eingeführte Leeithin als solches oder in Form seiner Spaltungsprodukte durch die Darm- wand geht. Zu diesem Zwecke wurde der Darminhalt von Hunden nach Lecithinzufuhr auf unverändertes Lecithin, auf Cholin und Glycerinphosphorsäure untersucht. Über die Resorption des Lecithins aus dem Darmkanal. 511 Die Untersuchung auf Leeithin geschah wie oben. Um Cholin und Glycerinphosphorsäure nachzuweisen, wurde die fermenthaltige Leecithin- emulsion bei 40 bis 50° auf dem Wasserbad eingetrocknet und der Rück- stand mit salzsäurehaltigem Aceton extrahiert, die Acetonlösung abfiltriert, neutralisiert, bei 40° zur Trockne gebracht, der Rückstand in Wasser gelöst, abfiltriert und mit Krauts Reagens (Jodwismutkalium) gefällt. Nach 10 bis 12stündigem Stehen wurde der Niederschlag auf dem Filter gesammelt, mit Silberoxyd zersetzt, mit Alkohol extrahiert, das Cholin daraus mit alkoholischem Platinchlorid gefällt. Das Filtrat der Fällung mit Krauts Reagens wurde eingedampft, angesäuert, mit Alkohol extrahiert, im Alkoholextrakt der Phosphor bestimmt, Versuch X. Ein Hund erhält rund 6 g Leeithin (aus Eigelb). Nach 7 Stunden wird er getötet, der Darmtrakt unterhalb des Magens, des Duodenums und des Anfangs des Dickdarms abgebunden. Der stark sauer reagierende und sehr fermentreiche Mageninhalt, der noch einen erheblichen Teil der eingeführten Nahrung darstellte, enthielt weder freies Lecithin, noch Cholin. noch Glycerinphosphorsäure. Im Duodenum wurden Spuren von Lecithin, Cholin und Glycerin- phosphorsäure gefunden. Im übrigen Dünndarm weder Leeithin, noch Cholin, noch Glycerinphosphorsäure. Der viermal in gleicher Weise wiederholte Versuch ergab stets das gleiche Resultat, obgleich die Zeit der Tötung des Tieres nach der Mahl- zeit wechselte. Als leicht zu vermeidende Fehlerquelle ergab sich die An- wesenheit von Leeithin im Schleimhautepithel. Wird der Darminhalt kräftig abgepreßt, so kann eine so reichliche Epithelbeimengung erfolgen, daß der Darminhalt Spuren von Leeithin aufweist, während er in Wirklich- keit leeithinfrei ist. Diesen Erfahrungen zufolge wird das Lecithin im Duodenum gespalten, es scheinen aber alle Spaltungsprodukte gleichmäßig zu verschwinden. Daß diese Spaltung durch Bakterien erfolgt, ist bei der fast völligen Abwesenheit von Fäulnis an dieser Stelle nicht anzunehmen. Ich habe daher die Versuche von Stassano und Billon über die Einwirkung von Pankreassaft auf Leeithin nachgeprüft. ö 0,5 g frisch bereitetes Lecithin wird mit 100 ccm 0,3proz. Sodalösung und 10 ccm starken künstlichen Pankreassaftes vermischt, die Flüssigkeit mit Thymol versetzt, halbiert, die eine Hälfte als Kontrollprobe aufgekocht. Nach 24stündiger Digestion in keiner Probe freies Cholin. Bei Titration der Fettsäuren ist die Kontrollprobe unverändert, die Fermentprobe sauerer. 0,3 g eines älteren dunkel gewordenen Merckschen Leeithin- präparates ebenso behandelt, wie im vorigen Versuch. Nach 24stündiger Digestion wird in der gekochten und ‚ungekochten Fraktion Cholin ge- funden. Doch enthielt schon das Ausgangspräparat abgespaltenes Cholin. 0,5geines 3 Jahre alten, Spuren Cholin enthaltenden Lecithinpräparates eigener Darstellung wie oben behandelt. Sowohl die gekochte als die ungekochte Probe zeigen eine Vermehrung des Cholins. 0,3 g frisch dargestelltes Leeithin mit sehr aktiver Trypsinlösung zusammengebracht zeigte nach 24stündiger Digestion bei 40° keine Ver- änderung. 912 B. Slowtzoff, 0,3 g frisch dargestelltes Leecithin wird mit stark wirksamem, aus einer Pawlowschen Fistel nach Milchzufuhr erhaltenem Pankreassaft zusammengebracht. Nach 24stündiger Digestion kein Cholin, wohl aber Zunahme freier Fettsäuren nachweisbar. Darnach scheint bei dem Lecithinabbau die Abspaltung des Cholins und die Abspaltung der Fettsäuren unabhängig von einander zu erfolgen. Schwach alkalische Reaktion und eine Temperatur von 40° scheinen schon an sich zur Abspaltung von Cholin, wenigstens aus alten Lecithinpräparaten zu genügen. Steapsin scheint vor allem die Abspaltung von Fettsäuren zu bewirken. Frisch bereitetes Lecithin wird, wie schon Stassano und Billon fanden, von Pankreassaft nicht angegriffen. Nach dem Gesagten wird Lecithin nach Darreichung per os von Fermenten und Bakterien lange nicht so rasch zerlegt als man früher gedacht hat. Da Drosdoff*) vor langer Zeit angegeben hat, daß Pfortaderblut lecithinreicher sei als das Blut peripherer Venen, konnte an eine Resorption des Lecithins durch die Blutbahn gedacht werden. Ein paar Kaninchen erhielten nach 24stündiger Karenz lecithin- reiche Nahrung. 4 bis 5 Stunden später wurde Blut aus Pfortader und Vena fewmoralis entnommen und der Lecithingehalt darin so- wie in der Leber ermittelt. Die Unterschiede waren jedoch zu klein und zu wechselnd, um zu bestimmten Schlüssen zu be- rechtigen. IV. Im Anschluß an diese Untersuchungen habe ich einige Ver- suche über Resorption von Leeithalbumin ausgeführt. Aus Eidotter stellte ich mir nach Osborne und Campbell**) Leeith- albumin dar, das eine beträchtliche Menge durch siedenden Alkohol ab- spaltbaren Lecithins enthielt. Etwa 5 g davon wurden mit natürlichem Magensaft im Brutschrank digeriert. Nach 24 Stunden war das Eiweiß gelöst. Die Lösung wurde filtriert und neutralisiert, das ausgefallene Acidalbumin auf dem Filter gesammelt, mit kaltem Alkohol und Ather gewaschen und getrocknet. Auskochen mit starkem Alkohol extrahierte daraus eine ölige phosphor- und stickstoflhaltige Substanz, die sich nach ihren Lösungsverhältnissen als Leeithin erwies, Das Filtrat vom Acid- albumin wurde mit einem Volum starken Alkohols gefällt, der Niederschlag, aus primären Albumosen bestehend, auf dem Filter mit kaltem Alkohol und Ather ausgewaschen. Er gab an siedenden Alkohol kein Leeithin ab. Ebenso wenig fand sich solches im Albumosenfiltrat. Der Versuch gab bei vierfacher Wiederholung dasselbe Resultat. Das Lecithalbumin wird somit bei Einwirkung des Magen- safts gespalten. Im Stadium des Acidalbumins ist aber das *) Zeitschr. f. physiol. Chemie 1, 223. **) Journ. Am. Chem. Soc. III, 22, 413 (1900). « Über die Resorption des Lecithins aus dem Darmkanal. 513 Lecithin noch an Eiweiß geknüpft. Das scheint mir wichtig, da es denkbar wäre, daß das Lecithalbumin als solches zur Resorption kommt. Ich habe einige Versuche mit Einführung von Leeith- acidalbumin per rectum angestellt und Verschwinden desselben beobachtet. Wenn dies auch nach Darreichung von Lecithalbumin stattfindet — was noch nicht als entschieden anzusehen ist — so wäre eine Resorption von durchaus intaktem Leeithin auf diesem Wege denkbar. Die Resultate meiner Arbeit lassen sich folgendermaßen zusammenfassen: 1. Die gangbare Vorstellung, wonach das Lecithin im Darm- kanal durch Fermente und Bakterien zersetzt wird, geht zu weit, ein Teil des Lecithins der Nahrung geht nachweisbar in die Lymphe über. 2. Das Lecithin wird durch Pankreassaft und zwar durch das Steapsin verseift. Eine Abspaltung des Cholins tritt bei frischen Leecithinpräparaten nicht ein, wohl aber bei durch die Auf- bewahrung veränderten. In diesem Fall erfolgt sie aber auch durch gekochte alkalische Fermentlösung. 3. Lecithalbumine werden durch Pepsinsalzsäure verändert. Im zuerst gebildeten Acidalbumin scheint das Leecithin noch an Eiweiß gebunden zu sein und kann (bei Darreichung per rectum) in dieser Form zur Resorption kommen. Beitr. z. chem. Physiologie. VII. 33 XXXII Über die Verteilung der Salicylsäure bei normalen und infizierten Tieren. Von Dr. Samuel Bondi und Dr. Martin Jacoby. Aus dem pharmakologischen Institut zu Heidelberg. Seit den Arbeiten von Ehrlich, E. Ludwig, Hofmeister, Pohl, Spiro, H. Meyer und Overton ist es allgemein anerkannt, eine wie große Bedeutung die Verteilungsgesetze der in den Organis- mus eingeführten Substanzen für das Verständnis physiologischer und pathologischer Vorgänge haben. In pharmakologischer und therapeutischer Beziehung ist es von Interesse, festzustellen, ob bestimmte Stoffe zu den einzelnen Organen eine besondere Affinität besitzen und inwieweit diese Affinität von dem physi- kalischen Verhalten und der chemischen Konstitution der Substanz abhängig ist. Wie Ehrlich*) in seinem 1902 erschienenen Vor- trage aufs schärfste ausführt, ist es kein Zufall, daß solche Unter- suchungen trotz ıhrer Wichtigkeit bisher nur wenig gepflegt wurden. Bei den meisten Substanzen bietet der quantitative Nachweis zu große Schwierigkeiten. Ehrlich erkannte, daß sich bedeutsame Resultate gewinnen lassen, wenn man für Verteilungsstudien die Farbstoffe verwertet. Versuche über die Verteilung von Farb- stoffen im Organismus lassen sich verhältnismäßig leicht aus- führen und gewähren daher ziemlich schnell einen guten Über- blick über grundlegende Fragen. Oft ist die Verteilung einer Substanz dann durch die Intensität der Färbung der einzelnen Organe direkt sichtbar oder es bedarf nur eines geringen chemischen Eingriffes, um den wenig veränderten Farbstoff zu regenerieren. Will man die Verteilung eines Stoffes bis in die histologischen Strukturen hinein verfolgen, so ist man bisher aus- schließlich auf die Farbmethoden angewiesen. *) Festschrift für Leyden 1902 u. i. Gesammelten Arbeiten 1904. Über die Verteilung der Salieylsäure usw. 51 Qt Natürlich hat aber auch die Anwendung der Farbstoffe für Verteilungsstudien ihre Grenzen. Wenn die Farben mit reaktions- fähigen Bestandteilen der Organe farblose Verbindungen eingehen, so wird die Inspektion keinen Aufschluß liefern. Für manche Fragen kann man in diesem Verhalten einen Vorzug. erblicken, da man einen Einblick in die Reaktionsfähigkeit der Organe erlangt, für andere Fragen wird dieser Punkt belanglos sein. Öfters ist jedoch wünschenswert, ein vollständiges Bid der Ver- teilung zu gewinnen, und sich darüber Klarheit zu verschaffen, welche Substanzmengen in den einzelnen Organen deponiert sind. Hierzu ist eine chemische Aufarbeitung der Organe auf ihren quantitativen Gehalt an der betreffenden Substanz nötig. Man wird dabei vorläufig noch die Verteilung in die einzelnen Gewebs- elemente vernachlässigen müssen. Auf die angedeutete Methode der Untersuchung ist man z. B. angewiesen, wenn man die Ver- teilung wichtiger Arzneimittel untersuchen will. In dieser Arbeit haben wir uns mit der Verteilung der Salieyl- säure beschäftigt, aus dreierlei Gründen: Einmal war Aussicht vorhanden, verhältnismäßig einfach ihre Gegenwart festzustellen ; dann aber konnte man hoffen, vom Standpunkte der Konstitution und Wirkung von der Verteilung der Salieylsäure aus die Ver- teilung der ihr nahestehenden Verbindungen zu prüfen. Auf diesem Wege wird es vielleicht gelingen, zu erfahren, welche konstitutiven Eigenschaften der Salicylsäure ihre Verteilung be- dingen. Schließlich schien es uns wichtig, bei Verteilungsver- suchen die Salieylsäure zu berücksichtigen wegen ihrer so spezi- fischen Wirkung bei ganz bestimmten Infektionen und bei den Erkrankungen bestimmter Organe. In der Literatur haben wir folgende Angaben gefunden: Zunächst eine Angabe von Nencki aus dem Jahre 1895, daß Saliceylsäure in die Galle, aber nicht in den Magensaft ausgeschieden wird. Sodann aus dem- selben Jahre Angaben über die Verteilung der Salieylsäure von Suck*) in einer unter Nencki angefertigten Dissertation; wir geben hier das in den gesammelten Arbeiten von Nencki sich findende Referat: Verfasser untersuchte die Verteilung der Anilidmethylsalieylsäure, der a-Oxyuvitinsäure, des a-Oxyuvitinsäureäthyläthers und der Salicylsäure und legte auf die letztere das Hauptgewicht. Zu den Versuchen dienten Kaninchen, Katzen, Hunde; sie erhielten Salicylsäure oder salicylsaures Natrium per os oder subkutan in Mengen von 0,5 bis 1,5 g pro kg Körper- ...®%) Nencki, Archiv f. exper. Path. u. Pharmak. 56, 400 (1895) u. Suck, Uber das Verhalten und die topographische Verteilung einiger aromatischen Verbindungen im Tierkörper. Inaugural-Dissertation Dorpat 1895. Beide Arbeiten zitiert nach Marcelli Nencki Opera omnia 2. Braunschweig, Vjeweg 1905, S. 548 bis 550. 33* 516 Samuel Bondi und Martin Jacoby, ‚gewicht. Nach etwa 4 Stunden tötete man das Tier, indem man das Blut durch die Art. carotis herausließ, und wusch die Leiche durch die Aorta ascendens und descendens mit einer Lösung von 2 Proz. Rohrzucker und 0,6 Proz. Kochsalz so large aus, bis die durch die Vena cava her- ausfließende Flüssigkeit vollständig farblos wurde. Einzelne Organe wurden mit Sand verrieben und unmittelbar mit Äther extrahiert; manchmal wurden sie vorher mit Salzsäure angesäuert. Der Äther wurde "abgegossen, abgedampft, nach Befreiung von HCl mit FeCl, behandelt. Es zeigte sich, daß man die Anwesenheit von Salicylsäure in sämtlichen Organen kon- statieren konnte. Das Gehirn und Pankreas müssen vorher angesäuert werden, damit nachher eine Färbung mit Eisenchlorid beobachtet werden kann; im Blute gelang es ebenfalls nicht immer, die Anwesenheit von Salicylsäure ohne vorheriges Ansäuern zu konstatieren. Filippi*) teilt mit, daß „ein Teil der SalicyIsäure in die Synovia der Gelenke ausgeschieden wird, was die Wirkung auf den Rheumatismus erklärt. Auch Gehirn und Rückenmark entziehen Salicylsäure. Nach Filippi und Nesti**) „konnte per os dargereichtes Aspirin bei Kaninchen nach einer Stunde in der Gelenkflüssigkeit durch die Salicylsäurereaktion nachgewiesen werden, im Harn fand sich Salicylsäure noch nach 77 Stunden. In fünf Fällen beim Menschen wurde das erkrankte Kniegelenk 2 Stunden nach der Einnahme von 4x 0,5 g Aspirin punktiert und in der Gelenkflüssigkeit stärkere Reaktion erhalten als im Harn. In die Ascitesflüssigkeit ging es nur in Spuren über, im Speichel fehlte es ganz.“ In neuester Zeit hat Vinci***), über die Frage folgendes mitgeteilt: „Im Organismus kann salicylsaures Natrium in allen Organen und Flüssigkeiten nachgewiesen werden, doch enthalten die Sekretionsorgane (Nieren, Leber, Magendarmschleimhaut) und Blut eine verhältnismäßig größere Menge davon als die anderen Organe (Gehirn, Milz, Muskeln u. s. £.). Die üblichen Dosen Salicylsäure zeigen eine elektive Wirkung auf die Elemente des Blutes. mit denen sie eine verhältnismäßig feste Verbindung eingehen. Im Nervens,stem wird die Salicylsäure nur nach Darreichung sroßer Gaben vorgefunden.“ Nach Arnozan und Montel7) nehmen die Leukocyten Natrium salicylicum auf. Wir können darauf verzichten, zu analysieren, inwieweit diese Angaben verwertbar sind. -Da wır viellach über die benutzte Methodik nicht orientiert sind, würde der Versuch einer kritischen *) La Clinica moderna 1900, Nr. 7, zitiert nach Kobert, Intoxi- kationen. **) Alloem. mediz. Zentralz. 7l, Nr. 52, zitiert nach Malys Jahres- bericht 1902. *+*) Vinci, G. (Pharmak. Inst. Messina) — Sulla dose tossica, sulla diffusione nell’ organısmo e sull’ azione biologica dell’ acido salicilico (Über die toxische Dosis, die Verteilung im Organismus und die biologische Wirkung der SalicyIsäure). Arch. di farmac. sperim. e scienze af. 2, He zitiert nach Biochem. Zentralbl. 3, Nr. 15 (Februar 1905). +) Internation. Ärztekongreß, Paris 1900, zitiert nach Metschnikoff, Immunität bei Infektionskrankheiten. Jena 1902, 8. 321. u u a ee ce Über die Verteilung der Salicylsäure usw. 517 Besprechung von vorneherein aussichtslos sein. In mühsamen Vorversuchen, die uns ein ganzes Wintersemester beschäftigt haben, haben wir uns nämlich davon überzeugt, daß es nicht ganz leicht gelingt, den Organen die Salicylsäure vollständig zu entziehen, ohne sie bei der Darstellung teilweise zu zerstören. Auch bedarf es besonderer Maßnahmen, um schließlich zu einer Flüssigkeit zu gelangen, die für kolorimetrische Vergleiche ge- eignet ist. Es ist dazu nötig, gewisse Substanzen zu entfernen, welche die Reaktion der Salieylsäure mit dem Eisenchlorid stören. Um Salicylsäure aus den Organen völlig zu extrahieren, genügt es nicht, wie etwa zum qualitativen Nachweis, die zer- kleinerten Organe in Wasser zu koagulieren und die Koagula gut auszuwaschen. In methodischen Versuchen konnten wir oft noch beträchtliche Mengen im Filterrückstande nachweisen. Von Salicyl- säure freie Rückstände erhielten wir erst, als wir in der unten beschriebenen Art Kochen mit Säure und Alkoholextraktion kombinierten. Das gleiche war auch notwendig zur Extraktion der Abdampfrückstände aus den Filtraten und Waschflüssigkeiten. Zur Vermeidung größerer Verluste beim Kochen sind diese Rückstände vorher mit saurem Alkohol zu erschöpfen. Neutraler Alkohol läßt in den alkalischen Abdampfrückständen oft ziemliche Mengen Salicylsäuresalz zurück. Ein kleiner Rest Salicylsäure kann immer erst durch Säurekochung gewonnen werden. Um Substanzen zu entfernen, welche in den alkoholischen Auszug mit übergehen und die Eisenchloridreaktion stören, ist es nötig, eine Behandlung mit Bleiacetat an der wässerigen Lösung des Rück- standes vorzunehmen, welcher nach dem Eındampfen des alkoholischen Extraktes entsteht. Weitere Kontrollversuche lehrten uns, daß bei der Aus- führung unserer Methode keine oder nur sehr geringe Verluste an Säure vorkommen können. Wir stellten dies fest, indem wir von einer Lösung von Salicylsäure zu den verschiedenen Organen die gleiche Menge hinzugaben. Die Eisenchloridreaktion ‚, war nach Ausführung der Methode in der wässerıgen Lösung der Atherextrakte in allen Organen gleich stark und von der Reaktion in der Vergleichslösung kaum merkbar verschieden. Eine derartige Herabminderung der Verluste gelang erst, als wir die Zeit der Säurekochung wie die Konzentration an Säure auf das unten angegebene Maß beschränkten. Es spricht außerdem manches dafür, daß bei Zusatzversuchen die Verluste größer sind, während bei der noch unbekannten Bindung der Salicyl- säure in den Organen eines mit Salicylsäure vergifteteu Tieres 518 Samuel Bondi und Martin Jacoby, dieselbe vor der Schädigung durch die heiße Säure besser ge- schützt scheint. Die weiterhin in den Tabellen angeführten Versuche wurden in folgender Weise ausgeführt. Die parenchymatösen Organe wurden zerkleinert, und sodann wie die andern Organe oder Körperflüssigkeiten je mit 100 ccm Wasser und 10 ccm einer verdünnten, ungefähr fünffach normalen Schwefelsäure 10 Minuten an langen Rückflußkühlern gekocht. Der saure, wässerige Organbrei kam warm in 200 cem gewöhnlichen Alkohols, zu welchem dann noch 100 cem hinzukamen, mit denen Rückflußkühler und Kochkolben ausgespült worden waren. Das Ganze blieb unter öfterm Umrühren und Zerkleinern größerer OÖrganstückchen bis zum andern Tage stehen; dann wurde die Hauptmenge der Säure mit Alkalilauge neutralisiert, mit Soda schwach alkalische Reaktion hergestellt, schließlich filtriert und mit viel Wasser nachge- waschen. Filtrate und Waschwasser wurden vereint und völlig auf dem Wasserbade eingedampft. Der Rückstand wurde zunächst mit 50 ccm Alkohol, dem 2 ccm der verdünnten Schwefelsäure beigegeben waren, verrieben, der saure Alkohol wurde durch ein Filter abgegossen. Der Rückstand wurde noch einmal mit gewöhnlichem Alkohol gewaschen und sodann in Kölbchen gebracht. Die Abdampfschalen wurden mit 20 ccm Wasser, die 1 cem der verdünnten Schwefelsäure enthielten, ausgewaschen, die saure Flüssigkeit kam zu dem Rückstande in den Kölbchen, und wurde mit diesen am Rückflußkühler einmal aufgekocht, und darnach durch diesen mit 100 ccm Alkohol versetzt. Zur besseren Extraktion. wurde wieder längere Zeit stehen gelassen, dann wurde filtriert, mit Alkohol aus- gewaschen. Diese alkoholischen Flüssigkeiten wurden mit den früheren sauren alkoholischen Extrakten des Abdampfrückstandes vereinigt, mit Sodalösung bis zur schwach alkalischen Reaktion versetzt und eingedampft. Der neuerliche Abdampfrückstand wurde in 20 ccm Wasser aufgenommen, mit einigen Tropfen ganz verdünnter Schwefelsäure bis zur eben sauren Reaktion versetzt und nun mit 1 ccm einer verdünnten Bleizuckerlösung — etwa 1proz. — gefällt. Sodann wurde filtriert und dreimal mit kochend heißem Wasser nachgewaschen. Die Filtrate wurden stärker angesäuert und dreimal im Schütteltrichter mit Ather extrahiert. Der Ather wurde in Schalen an der Luft bei Zimmertemperatur verflüchtigt. In den Schalen blieb gewöhnlich ein ungefärbter, oft garnicht sicht- barer Rückstand, bei höherem Gehalt an Salicylsäure waren mitunter feine Nadein sichtbar. Besonders während der warmen Jahreszeit hatte sich in den Schalen auch etwas Wasser aus der Luft kondensiert. Um gut vergleichbare Resultate zu erhalten, wurde nun aus jeder Schale das Kondenswasser in ein eigenes Meßzylinderchen gegeben, bis zur Marke 3° mit Wasser aufgefüllt. Diese 3 ccm wurden aufgekocht und sofort heiß in die Schalen geleert. Die Innenwand der Schalen wurde möglichst überall mit der heißen Flüssigkeit in Berührung gebracht, aus jeder Schale wurde sodann 1 ccm in kleinen Proberöhrchen mit Eisenchlorid geprüft. War wegen größeren Salizylsäuregehaltes die Reaktion in allen Röhrchen stark und nicht unter einander vergleichbar, so wurden von allen Schalen gleichmäßig je 1 ccm in Meßzylinderchen weiter verdünnt und nach gutem Mischen von den erhaltenen Flüssigkeiten neue Proben angestellt. Bei Muskel entstand einmal nach Eisenchloridzusatz eine rein gelbe Färbung, trotz sicheren Salicylsäuregehaltes. Es stellte sich heraus, daß ERTEILT NT ER EEE EEE ET A a ee Geis ar Fe 7: Pr In A u E Zi 2 DZ ae DE Teer Über die Verteilung der Salicylsäure usw. 519 vor dem Verarbeiten die Muskeln über Nacht gelegen hatten, wobei sich viel Milchsäure gebildet hatte, Bei Verarbeitung der Muskeln baldigst nach der Entnahme aus dem Tierkörper hatten wir ähnliches nie be- obachtet. Ofters waren die Farbentöne bei Muskeln und Gelenk nicht so rein violett, sondern hatten einen gelblichen Stich, Daß dabei nicht Salicylsäure verdeckt wurde und der Reaktion entging, darüber hatten uns die erwähnten Kontrollversuche belehrt. Als Versuchstiere wurden stets Kaninchen benutzt. Aus später er- sichtlichen Gründen war ein Teil der Tiere mit Bakterien infiziert. Neben der Salicylsäure wurde in einigen Versuchen salicylsaures Natrium, Aspirin und Amidosalicylsäure verwendet. Die Substanzen wurden entweder als -Emulsion mit Gummi arabicum mit der Schlundsonde in den Magen ge- bracht oder subkutan injiziert Die Tiere wurden 1 bis 24 Stunden nachher durch Verbluten aus der Carotis getötet. Durch Anwendung künstlicher Atmung und intermittierender Kompression der Bauchorgane wurde meistens eine ziemlich gute Ent- leerung erzielt. Die Organe wurden sofort herausgenommen, aufs vor- sichtigste wurde jede Berührung mit dem Harn vermieden. Die Muskeln wurden in der Hauptsache von den hintern Extremitäten entnommen, als Gelenke zumeist die beiden Kniegelenke der hintern Extremitäten benutzt, die möglichst vollständig muskelfrei präpariert wurden. Als Röhrenknochen wurden die Diaphysen aller Extremitäten und zwar das Knochengewebe und das Mark zusammen verarbeitet. Das Blut wurde zentrifugiert und zumeist das Serum zur Unter- suchung genommen. Im Anfang wurde die Untersuchung auf viele Örgane und wie schon erwähnt, auf mehrere Substanzen und verschiedene Applikationsweisen ausgedehnt. Allmählich erwies sich eine Beschränkung auf die Salicyl- säure, ihre Zufuhr per os und die Untersuchung von nur vier Organ- systemen notwendig, einmal weil die Ausbildung der Methodik die Ver- suchsanordnung komplizierte, dann aber auch, weil ganz bestimmte Frage- stellungen zunächst eine sichere Beantwortung wünschenswert machten. Die Resultate, welche sich aus den früheren noch nicht begrenzten Ver- suchen mit Sicherheit als Nebenbefunde ableiten lassen, werden wir zum Schluß in einem besondern Abschnitt kurz zusammenstellen. In den beiden folgenden Tabellen sind die unserer Versuche über- sichtlich zusammengestellt, welche genau nach der angegebenen Methode ausgeführt wurden. In der Kolonne „Zeit“ ist angegeben, wie viele Stunden nach der Salicylsäureeingabe die Tiere getötet wurden. Alle Tiere erhielten 0,75 g Salicylsäure in Emulsion mit der Schlundsonde. Bei der zweiten Tabelle, den mit Staphylococcus aureus infizierten Tieren, ist noch die Ge- wichtsabnahme der Tiere nach der Infektion bis zur Verblutung, wie die Zahl der zwischen diesen beiden liegenden Tage — „Krankheitsdauer* — gekennzeichnet. Unter „Endgewicht‘, in der ersten Tabelle „Tiergewicht“, ist das Gewicht am Tage der Salicylsäureeingabe verstanden. Weiterhin sind die Mengen ersichtlich, welche von den einzelnen Organen in Ver- wendung gezogen wurden, sowie der Ausfall der Eisenchloridreaktion in l ccm der Flüssigkeit, welche durch Ausspülen der Atherschalen mit 3 ccm heißen Wassers erhalten war. Wurde ein weiterer Kubikzentimeter dieser Flüssigkeit verdünnt, so ist in der Kolonne Verdünnung die Größe derselben angedeutet — auf 3, 5 oder 10 cem. 520 Samuel Bondi und Martin Jacoby, Tabelle I. Normale Tiere, ® A 38 Tier- | ei = ge- Zeit Serum | Muskel | Gelenk | Knochen |3 3 .5| > > im ©5| wicht = = > ge | i : I| 1470 8 | 6 Stdn.| 185 ccem| 408 18,58 88 ER sehr stark | sehr stark | sehr stark mittel 0 Banz vo i stark mittel mittel Spur I0.- 3 IT) 1460 g |10 Stdn.| 20 ccm | 108 | 2058 | 958 sehr stark stark sehr stark | mittel 0 | stark et “ mittel schwach 5 II | 1300 g |10 Stdn.| 12 ccm 34 8 19:8 758 stark a ae schwach mittel gelb schwach Spur 5 | N Am proximalen Ende IV 1590 g |10 Stdn.| 15 ccm 40 g 218 7,5 g 1 ar unken | sehr stark | schwach schwach schwach “0 Extremität zahlreich (etwas gelb- Eiterballen (Lymph- lieh) drüsen) ee a } V. 1560 g |10 Stdn.| 15 com | 408 218 858 | | stark Spur schwach schwach 0 VI. 1230 8 | 9 Stdn.| 15 cem | 40 8 18 g 88 = | tark mittel- | mittel- She Verblutung unvoll-? ! | star Schwach lt Schwach pur 0) kommen H | Ä mittel Spur Spur negativ 3 | | vn gs ı B5g | 658 | ‚4 stark a mittel schwach | 0 R L RATE k j VII | 1300 g | 7 Stdn. 5cem | 38 |W5g | 758 sehr stark mittel mittel schwach 0 stark schwach schwach Spur 3 | —_— - BR; u 3; IX | 1470 g | 8 Stdn.| 15 ccm 358 19 g 98 2: sehr stark mittel mittel schwach 0 > | stark schwach schwach Spur 3 . x| 1230 g | 9 Stdn.| 15 cem 35 8 16,5 8 6,28 sehr stark | sehr stark | sehr stark a . A stark mittel mittel ‚Spur 5 E. | — _ 7 — — _ _ — - 4 XI | 1470 g |7'1/, Stdn.) 15 ccm 35 8 21,5 8 858 sehr stark | sehr stark | sehr stark | mittel 0 stark mittel mittel Spur 5 R XII 1970 g | 8 Stdn. 15 cem | 35 8 18 78 sehr stark | mittel | mittel-stark Spur 0 stark schwach REN negativ 3 Tabelle II. Infizierte ı iere. Über die Verteilung der Salieylsäure usw. 521 Tales | | F De n® = g5 e 3 E | R= = | = 2 en | | 7 = E Ser © Zeit Serum | Muskel | Gelenke Knochen = Bess 35 D | | = me 02 | 5” = | E Bis: : : 2 1150 85 Tage|1225 & 14 Stdn. |18,5 ccm 40,08 195g | Tg sen: € sehr stark mittel mittel | schwach | O net 3 stark schwach | schwach Spur 5 = — — _—— - — | — —— _— — — _ e— — rn - = — 11 | 150 g 2 Tage|1450 g, 16 Stdn. | 20 ccm|ı 388 188g 958 = sehr stark en mittel we 0 —ı ———— — = - = > =. — zu A| 190 g 2 Tage|1270 g|12Stdn.| 20 ccm | 408g 1758| 958 t f sehr stark Pike mittel Spuı Ö| 5 f mitte)- kaum | ö Zu schwach | „chwach ' Spu 2 —- ee lee z a re = il er le a IV | 170 g 2 Tage|1480 g|16 Stdn. 24 cem | 408 DIE 85€ & Spur negativ | negativ negativ |( | V 100 g 4 Tage|1075 g 10 Stdn. 15 cem| 28358 Ag 78 | E stark ie stark Spui 0| Y1|120 g |4 Tagel1240 g|10 Stdn. | 15 ccm | 108g | 1958| 75g' 1 sehr stark a stark schwach | 0 stark schwach mittel Spur 5 VII | 180 g |3 Tage 1380 g| 10 Stdn. 13 ccm 3208 |2l5g | 858 Verlag sehr stark mittel stark schwach | 0 | unvollkommen stark | schwach | mittel | schwach 3 II 90 g 7 Tage|1232 g 10 Stdn. | 15 ccm 408 | 1858| 858 Ei mittel negativ Spur negativ |O 2 L ? vs FR: Mare) ) Verblutung IIX | 150 g |S Tage 1435 g| 10 Stdn. | 16 ccm | 34,5 g | 195 g 10 g unvollkommen; 5 Be | Öniktel- Eur | Knochenmark | sehr stark| „chwach stark mittel 0 A einer | stark schwach | mittel | schwach I4| Bouchenes. | | schwulst an | | einem der | ließen. Röhrenknochen Die Versuche lehren zunächst, daß im Blute sich verhält- nismäßig die meiste Salicylsäure anhäuft. scheinlich, daß die roten Blutkörperchen höchstens einen kleinen Teil der Säure enthalten, denn in besonderen Versuchen zeigte sich, daß sich die Blutkörperchen sehr leicht mit pbysiologischer Kochsalzlösung bis auf Spuren von Salicylsäure freiwaschen Ob dagegen die Säure zum Teil im lebenden Blut in den Dabei ist es wahr- 522 Samuel Bondi und Martin Jacoby, weißen Blutzellen enthalten ist und erst bei der Gerxinnung ins Serum übertritt, müßte durch besondere Versuche entschieden werden. Jedenfalls geht so viel Salicylsäure ins Blut, daß es ohne zu große Schwierigkeit gelingen wird, festzustellen, in welcher Form die Substanz hier fixiert ist und welche konstitutiven Eigenschaften der Säure für ihre Fixierung im Blut maßgebend sind. Wir haben derartige Versuche bereits seit längerer Zeit in Angriff genommen, und hoffen vielleicht später darüber berichten zu können.*) Bei der Weiterverfolgung dieses Befundes wird sich auch herausstellen, ob die Salicylsäure als Antiseptikum im Blut wirken kann, und ob sie oder eine ihr nahestehende Substanz im Sinne Ehrlichs den für das Blut geeigneten Lastwagen darstellt, also einen Stoff, an den man Gruppen kuppeln kann, die durch dieses Vehikel dann im Blute festgehalten werden, um hier spezifische Wirkungen zu entfalten. Man hat neuerdings in der Therapie mehrfach darauf Wert gelegt, die Salicylsäure direkt ins Blut zu injizieren, da man glaubt, so intensivere Wirkungen gesehen zu haben. Sollte sich diese Ansicht bei weiterer Beobachtung am Krankenbett be- stätigen, so wäre es nötig, den Gründen für diese Erscheinung nachzuspüren. Nach unsern Versuchen können wir jedenfalls sagen, daß es vollauf genügt, Salicylsäure oder ihr Natronsalz in den Magen einzuführen, um wenigstens beim Kaninchen rasch eine erhebliche Menge im Blut nachweisen zu können. Von drei vergleichsweise untersuchten Organen enthielten die. Röhrenknochen bzw. die Diaphysen derselben die geringste Quantität Salicylsäure. Genauere Vergleiche in mehreren Fällen bestätigten den sich immer ohne weiteres ergebenden Eindruck, daß sich hier auch relativ die wenigste Salicylsäure vorfindet. **) Viel mehr Salicylsäure nehmen die Muskeln und die Gelenke auf, und zwar wiederum ohne Zweifel die Gelenke relativ mehr als die Muskulatur. Betrachtet man die Zusammensetzung der untersuchten Kniegelenke, so kann kein Zweifel darüber be- *) Es sei besonders betont, daß sich die Salicylsäure sicher schon im Blute des lebenden Tieres in großer Menge findet, nicht etwa erst beim Ver- bluten in das Blut gelangt. Man erhält nämlich entsprechende Resultate, wenn man kleine Mengen dem lebenden Tiere entnimmt. **) z, B. Tabelle II, Versuch III. Muskel und Gelenk — fünffach ver- dünnt — entsprechend 8 g Muskel, 3,5 Gelenk — geben stärkere Reaktion wie Knochen 9,5 & unverdünnt. Über die Verteilung der Salicylsäure usw. 523 stehen, daß nur die Knorpelbekleidung und namentlich die Synovia der Gelenke über die die Salicylsäure anziehenden Stoffe verfügen können.*) Es braucht wohl kaum besonders hervor- gehoben zu werden, wie diese besondere Selektion der Muskeln und speziell der Gelenke in befriedigender Weise imstande ist, das Verständnis der spezifischen Wirkung der Salizylsäure zu erleichtern. Bei Durchsicht der Tabelle I erkennt man, daß das Über- gewicht der Gelenkselektion in einzelnen Fällen besonders gut zum Ausdruck kommt. Schon zu Beginn des vorigen Winter- semesters, als wir noch mit unvollkommener Methode Versuche ausführten, auf die wir in dieser Arbeit wegen ihrer ungenügenden Beweiskraft nicht bezugnehmen, war uns aufgefallen, daß in einigen Fällen besonders viel Salieylsäure in die Gelenke ging. Als wir dann die Protokolle durchmusterten, fiel uns auf, daß es sich um Tiere gehandelt hatte, denen schon einmal Blut ent- nommen war, und bei denen beim Versuch vorgefundene Eiterungen vermerkt waren. Wir hielten es daher für möglich, daß sich bei infizierten Tieren eine Änderung der Salicylsäure- verteilung geltend macht, welche die Gelenke noch mehr in den Vordergrund rückt. Wir haben sehr zahlreiche Versuche dieser Art ausgeführt, die alle in gleichem Sinne ausgefallen sind. Wir geben in der Tabelle II nur die Resultate der Versuche wieder, welche ganz ın ihrer Anordnung und Methodik den Normalversuchen der Tabelle I entsprechen, sodaß ein direkter Vergleich erlaubt ist. Zur Infektion benutzten wir stets den Staphylococeus aureus und zwar immer gleichmäßig hergestellte etwa 16 bis 20 stündige Bouillonkulturen. Meistens wurden die Coccen in die Bauchhöhle gespritzt, in einigen Fällen subkutan. Wir begegneten dabei der ailbekannten Tatsache, daß dıe Kaninchen eine ziemlich schwankende Empfänglichkeit für die Staphylococcen besitzen. Zu den Versuchen wurden Tiere mit deutlicher Gewichtsabnahme einige Tage nach der Infektion benützt. Der Grad der Infektion wird etwa dadurch gekennzeichnet, daß die meisten der Tiere wahrscheinlich spontan im Verlaufe weniger Tage zugrunde ge- gangen wären. Es hat sich also mit Bestimmtheit bei den infizierten Tieren eine Zunahme der relativen *) Interessant ist, daß auch mangelhafte Methoden gerade den Salicyl- säuregehalt der Gelenke schon deutlich anzeigen, wenn bei anderen Organen noch zu geringe Ausbeuten erhalten werden; auch das deutet auf besondere, aber noch ungeklärte Beziehungen hin. 524 Samuel Bondi und Martin Jacoby, Salicylsäureverteilung zugunsten der Gelenke herausgestellt; eine Erhöhung der Selektion der Gelenke für diese Substanz. Grobe ohne weiteres sichtbare Veränderungen der Organe sind uns nicht aufgefallen; ob histologische Abnormitäten bestehen, könnten nur besondere Unter- suchungen entscheiden. Es ist aber auch a priori durchaus denkbar, daß nur eine Änderung chemischer oder physikalischer Natur vor- liegt, welche mit unsern optischen Instrumenten nicht wahr- nehmbar ist. Nur besondere Versuche, nicht Überlegungen werden ent- scheiden, ob sich vielleicht die Blutserumsubstanz, welche daselbst in der Norm so viel Salieylsäure zurückhält, sich bei der Staphylo- eocceninfektion in den Gelenken anhäuft. Gerade in der aller- jüngsten Zeit hat P. Th. Müller*) gezeigt, daß bei verschiedenen Intoxikationen mit abgetöteten Kulturen, darunter namentlich auch mit Staphylococcen, sich Bluteiweißkörper in vermehrter Menge an ‚andern Orten des Körpers finden können. Müller fand nämlich einen vermehrten Gehalt an Fibrinogen im Knochenmark, und hat mit Recht darauf aufmerksam gemacht, daß diese Prozesse mit der Antikörperbildung im Zusammenhang zu stehen scheinen. Hier sei auch eine Beobachtung Ehrlichs**) wiedergegeben, die ihm zum Beweise dient, daß die Lokalisation eines bestimmten Stoffes in einem bestimmten Gewebe überhaupt erst durch gleich- zeitige Zuführung einer 2. Verbindung, welche mit der 1. keinerlei Verbindungen einzugehen braucht, ermöglicht wird. „Infundiert man einem Kaninchen Methylenblau, so beobachtet man stets eine schön ausgesprochene Färbung des Pankreas, welche ins- besondere durch eine Färbung der Granula und des Protoplasmas der Langerhansschen Inseln bedingt wird. Eine Darstellung der Nerven- endigungen habe ich aber unter diesen Verhältnissen nie beobachtet. Fügt man aber der Infusionslösung gewisse Farbstoffe der Triphenylmethanreihe hinzu, die an und für sich nicht die Nervendigungen darstellen, so sieht man häufig ®@ine geradezu herrliche Färbung des Nervenapparates auf- treten. Ich glaube, daß man in diesen und andern Fällen solcher Be- günstigung nur daran denken kann, daß durch die begünstigenden Stoffe die Funktion der betreffenden Apparate eine Modifikation erfährt, welche eine Anderung des oben definierten, chemischen Milieus und dadurch eine Anderung der Speicherungskraft nach sich zieht. Es ist möglich, daß ähnliche Momente auch bei manchen Formen abnormer Arzneiwirkungen, insbesondere der ererbten oder erworbenen Überempfindlichkeit eine ge- wisse Rolle spielen.“ *) Diese Beiträge 6 (1905). **) Festschrift für Leyden 1902. — Abgedruckt in den Gesammelten Arbeiten 1904. eg Über die Verteilung der Salicylsäure usw. 525 Unsere Versuche tragen jedenfalls dazu bei, die elektive Salicylwirkung gegenüber bestimmten Infektionen aufzuhellen, denn es erscheint wohl denkbar, daß gerade die Erreger des akuten Gelenkrheumatismus in besonders hohem Grade die Fähigkeit haben, die Salicylsäure in die Gelenke abzulenken. So würde auch die aus der Klinik stammende Erfahrung ihre Er- klärung finden, daß die therapeutisch notwendigen großen Dosen von Salicylsäure, und ähnlich liegt es vielleicht auch beim Anti- pyrin, von den Gelenkkranken viel besser als von den Gesunden vertragen werden, bei denen eben mehr des Mittels in empfindliche Körperregionen wandert. Pawlows Mahnung, pharmakologische Versuche an kranken Tieren zu machen, hat also im vorliegenden Falle sichtlich die Erkenntnis gefördert und man darf hoffen, daß auch andere Fragen, wie die Wirkung des Diphtherieheilserums auf den Pıozeß im Rachen, die Genese der Gicht usw., von den neuen Gesichts- punkten aus in ihrer experimentellen Beurteilung gewinnen werden. — Im foleenden sei das Ergebnis der Arbeit nochmals zusammen- gefaßt: 1. Den höchsten, relativen Gehalt an Salicylsäure besitzt in allen untersuchten Fällen das Blut; relativ hoch ist auch der Gehalt der Gelenke an Salicylsäure, besonders deutlich bei infizierten Tieren. 2. Die Salicylsäure ist, wenn man von ihrer relativen Ver- teilung absieht, an und für sich durchaus polytrop; wir haben sie in vielen Organen, wenn auch zum Teil nur in Spuren, die durch die Blutreste ihre Erklärung finden könnten, nachgewiesen. *) Anhangsweise wollen wir gleichsam als vorläufige Mitteilung einige Nebenbefunde mitteilen, die aus verschiedenen Gründen eine eingehendere Bearbeitung lohnen würden. 3. Außer bei der Zufuhr der Salicylsäure und ihres Natron- salzes finden sich auch bei der Einverleibung von Aspirin und Paraamidosalicylsäure in Blut und Gelenken deutliche Mengen von Salicylsäure oder Salicylsäurederivaten. 4. Die infizierten Tiere scheinen die Salicylsäure langsamer auszuscheiden als die normalen. 5. Vom Serum befreite, in physiologischer Kochsalzlösung auf- geschwemmte Blutkörperchen vom Kaninchen besitzen eine, wenn *) Während der Ausscheidung der Salicylsäure sinkt der Gehalt der Organe an dıesem Stoffe entsprechend den ursprünglich darin aufgespeicherten Mengen. Sie schwindet zuerst aus den Knochen, zuletzt aus dem Serum. 526 Samuel Bondi und Martin Jacoby, Uber die Verteilung usw. auch nicht sehr bedeutende Empfindlichkeit gegen Natrium salieylicum. Die Empfindlichkeit ist bei einzelnen Tieren eine ausgesprochen verschiedene; diese Verschiedenheit läft sich bei mehrfacher Untersuchung des Blutes derselben Tiere immer wieder feststellen. Mehrfach wurde beobachtet, daß die Zerstörung der Blut- körperchen bei einer ganz bestimmten Konzentration des Giftes stattfand, bei einer etwas höheren ausblieb, um dann bei weiterer Steigerung der Giftdosis wieder beobachtet zu werden. 6. Giftlösungen, die mit empfindlichen oder unempfindlichen Blutkörperchen in Berührung waren, verlieren ihre Giftwirkung für Blutkörperchen. XXXIII Die Ausscheidung der Aminosäuren bei Gicht und Leukämie. Von Dr. A. Lipstein. Aus dem städtischen Krankenhause zu Frankfurt a. M. Innere Abteilung. Oberarzt: Professor Dr. v. Noorden. In einer kürzlich veröffentlichten Arbeıt haben Embden und Reese*) den Nachweis geführt, daß sich im Harn gesunder Individuen erhebliche Mengen Aminosäuren vorfinden. Mittels der von diesen Autoren angewandten Modifikation der Fischer-Bergellschen Naphthalinsulfochloridmethode konnten Plaut und Reese“) zeigen, daß auch nach Verabreichung sehr geringer Mengen von r-Alanin stets Alanin in den Harn übergeht, während von früheren Autoren namentlich von Rahel Hirsch*** das Übertreten von Alanin in den Harn nur unter bestimmten Ernährungsbedingungen beobachtet werden konnte. Embden und Reese haben auch in einer Reihe von Fällen versucht, die Menge der aus normalem Harn erhältlichen Aminosäureverbindungen festzustellen, und wenn auch die in diesen Fällen gefundene Ausbeute einstweilen keines- wegs als quantitative angesehen werden darf, so schien es doch immerhin möglich, gröbere Abweichungen des Aminosäuren- gehaltes im Harn unter pathologischen Verhältnissen festzustellen. Zunächst untersuchte ich einen Teil jener Krankheitszustände, bei denen bereits früher an der Hand der f-Naphthalinsulfo- chloridnethode durch Ignatowski eine Vermehrung der Amino- säurenausfuhr beschrieben wurde, d. h. besonders Gicht und Leukämie. Von vornherein konnte das Vorkommen von Amino- säuren, Speziell von Glykokoll im Harn nicht als qualitativ der *) Embden und Reese, Diese Beiträge 7, 411. **) Plaut und Reese, Diese Beiträge 7, 425. »**) Zeitschr. f. exper. Pathologie 1, 144 (1905). 528 A. Lipstein, Gicht oder anderen Krankheiten eigentümlich betrachtet werden, da ja Embden und Reese dieses als konstanten Befund im normalen Harn ermittelt hatten, immerhin erwartete ich auf Grund der von Ignatowski* erhubenen Befunde bei den erwähnten Krankheiten eine bedeutende Steigerung jener Ver- bindungen gegenüber der Norm. Über die Einzellieiten der von mir benutzten: Metlıodik siehe Embden und Reese, diese Bei-. träge a. a. O. S. 415 u. 418). Der Harn wurde ın der dort beschriebenen Weise so oft mit /-Naphthalinsulfochlorid behandelt, bis keine oder nur Spuren von Reaktionsprodukten beim Ansäuern aultraten, wozu in den meisten Fällen zwei bis drei, gelegentlich wohl auch vier- maliges jeweils mehrtägiges Schütteln nötig war. die Hauptmasse der Produkte Schüttelung gewonnen. wurde aber beı Bei weitem der ersten Die Versuche sind in der folgenden Tabelle zusammengestellt. Sy N 2 Eye. NN 7 T | | Da: En Auf die ' Name ı | | Ver- Gewogene ve | | \ n | N = . | o mengte De- Nr.| “und | Krankheit | Gesamt- | arbeitete | Menge oehmete Bemerkungen | 'harnmenge Harn- Amino- ' Amino- Datum | | menge säuren säurenver- | | bindung 1 vi eich lv ( 0.474 © 1.06 & Beim Wägen ging etwä 2 16 ‚1120 ccm 360 =) u Substanz verloren. 3° “Op. , 1l565cem| 500 | 05068 | 1,58 g 3 küp e 1650 cem 500 03898 | 1288 Purinfreie Diät 4 | Jour £ 1580ccm | 500 0838| 1.38 Gemischte Kost “UN SER Myelogene | Ans | Bier e P ft Gemischte Kost 5 | Deu. le I180ccm|) 500 | 0,5628 | 1,328 | xKemo Bestwahluil | "Br, RENTEN SM RL NT _Purinireie Kust Bo » „ 1090 ccm 900 0,427 8 0,93 8 Keine Bestrahlung 2 i awrzr ; = > Fi "Fnuzr] nz RT L» BE 2 =B ‘inirei K te 7 - i Iö00ccm| 500 | 126g | 288 8 " Bestrahlt 8|I Ko R 540cem| 350 | 0718 | 1,098 Nicht bestrahlt Nee Im ZUERST BANN Nicht bestrahlt 9) Su. F 925ccem| 975 0,5758 | 1,94 8 Gemischte Kos ER RE: Fe KENT EEE BE Nicht bestrahlt 10 | „ „ YuOcem 200 | O,+lı Ss 1,85 g Gemischte Kost ‘ ve R | = m | Nieut bestrahliii 177 H u | 900 ccm 245 0,44yg | 165 8 Geminchte Er Es wurde der Harn von vier versch’edenen Gichtfällen, darunter einer im Anfallstadium untersucht. Außerdem stand mir der Harn von drei Fällen myelogener Leukämie zur Verfügung. *) Jenatowski, Zeitschr, f. physiol. Chemie 42, 371 (1904). Die Ausscheidung der Aminosäuren bei Gicht und Leukämie. 529 Aus der Kolonne 6 sind die auf 24 Stunden berechneten Mengen von Aminosäureverbindungen ersichtlich. Selbstverständlich war das #-Naphthalinsulfamid vorher beseitigt worden. Die gewonnenen Werte sind in keinem Fall wesentlich höher, als sie von Embden und Reese auch im normalen Harn gefunden wurden, sie schwanken annähernd in denselben Grenzen wie dort. Die verschiedenen bei der Gicht gewonnenen Werte sind eher etwas niedriger (1,06 g bis 1,58 g) als die Mehrzahl der gefundenen Normalwerte. Die bei der Leukämie ermittelten Werte sind z. T. etwas geringer (siehe Versuch 6, erhaltene Ausbeute 0,93 g), z. T. den Gichtwerten ähnlich (siehe Versuch 5, 8 und 11),.z. I‘. etwas höher als die letzteren (siehe Versuch 9 und 10, vor allem Versuch 7). Derselbe Leukämiker, der in einem früheren Stadium der Erkrankung sehr niedrige Werte der Aminosäurenverbindungen gezeigt hatte (1,32 g und 0,93 g), wies in einem späteren Stadium der Untersuchung den höchsten beobachteten Wert der ganzen Versuchsreihe, nämlich fast 3g auf. Es sei erwähnt, daß der Patient in dieser Zeit einer energischen Behandlung mit Röntgenstrahlen unterworfen wurde, während die beiden ersten Zahlen einer Periode angehören, in der diese Therapie noch nicht eingeleitet war. Auch bei den anderen beiden Leukämiekranken wurde der Harn einer Periode untersucht, in der noch keine RKöntgenbehandlung zur Anwendung gelangt war, hingegen erhielten diese Patienten im Gegensatz zu dem erst genannten Natrium arsenicosum innerlich. In den letzten drei Versuchen, wo der Harn desselben Kranken während dreier auf einander folgender Tage untersucht wurde, sind die Werte auffällig ähnlich. Irgend ein Einfluß der Ernährung ist nicht bemerkbar, trotz- dem diese zu verschiedener Zeit ganz verschieden war, da bei einem Teil der Gichtkrauken wie auch gelegentlich bei den Leu- kämiefällen purinfreie Kost verabreicht wurde, während die Mehrzahl der Untersuchungen von Krankeı mit gemischter, frei gewählter Kost herrührt. Jedoch dürfte der Einfluß der Ernährung auf die Aminosäurenausscheidung besser an gesunden Individuen studiert werden. Darauf, wie auch auf die Art der ausgeschiedenen Aminosäuren wird später einzugehen sein, einstweilen ließen sich Anhaltspunkte dafür nicht gewinnen, daß die Aminosäuren in den genannten Krankheitszuständen anderer Art seien wie bei ge- sunden Menschen. | Das Ergebnis der vorliegenden Untersuchung ist dahin zu- sammenzufassen, daß bei Gicht und myelogener Leu- Beitr. z. chem. Physiologie. VII. 34 530 A. Lipstein, Die Ausscheidung der Aminosäuren usw. kämie Aminosäurenmengen ausgeschieden werden, die zwar die von Ignatowski gefundenen Zahlen um ein Vielfaches übertreffen*, trotzdem aber annähernd innerhalb derselben Grenzen, wie die normalen Aminosäurewerte schwanken. *) Nur bei einem Fall von Leukämie nähern sich die von Igna- towski ermittelten Zahlen (a. a. OÖ, Zeitschr. f. physiol. Chemie S. 399) den geringsten von mir gefundenen. Elementaranalysen Best. v. N, S, Halogen in org. Subst. Chem. Lab. v. Dr. H. Weil, München, Herzog Rudolistr. 18. Verlag von FERDINAND ENKE ‚in Stuttgart. AR he ne Jahresbericht über die Fortschritte der . - Herausgegeben von Prof. Dr. L. Hermann. Physiologie. XII. Rand: Bericht über das Jahr 1903. gr. 8°. 1905. geh. M. 16.—. Verlag von Aug. DES) in ı Berlin. Sheben erschien die erste Abteilung Jahresbericht üher die Leistungen er Fortschritte in der gesamten Medizin. (Fortsetzung von Virchow’s Jahresbericht.) Unter Mitwirkung zahlreicher Gelehrten, Herausgegeben von W, Waldeyer und C. Posner. 39. Jahrgang. Bericht für das Jahr 1904. 2 Bände (6 Abteilungen). Preis des Jahrg. 46 M. no» Verlag von Gustav Fischer in Jena. ®Sı08 8 Soeben erschien: Zur Erkenntnis der Kolloide, Über irrversible Hydrosole und Ultramikroskopie. Von Richard Zsigmondy. Mit 6 Textfiguren und 4 Tafeln. Preis: 4 Mark. Verlag von Aug. Hirschwald in Berlin. Soeben erschien: Stoffwechsel und Stoffwechseikrankheiten. Einführung in das Studium der Physiologie und Pathologie des Stoffwechsels für Aerzte und Studierende von Pr.-Dozent Dr. Paul Friedr. Richter. 1906. gr. 8. Preis 8 AM. 58 Ri -merliein; -pharmaceutisohen Gebrauch alle Reagentien ER | in besten Qualitäten und in anerkannter für medizinische | Perhy Wassersto I u, Iykosal, Methylatropinum a, Hämogallol, Typhus- I: | chemische Fabrik, Darmitadt, empfiehlt alle Drogen N. Chemikalien | ag ae, er für den , pharmaceutische, und Glykoside, analytische und technische Zwecke, all Präparate für mikrosko. sämtliche Chemikalien für und bakteriolog. 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Heft (Ausgegeben Januar 1906) “ Braunschweig Verlag von Friedrich Vieweg und Sohn 1906. Inhalt des 12. Meftes. Seite XXXIV. Wolfgang Pauli. Untersuchungen über physikalische Zu- standsänderungen der Kolloide.e Fünfte Mitteilung. Die elektrische Ladung von Eiweiß. /Ausgeführt mit Unter- stützung der kaiserlichen Akademie der Wissenschaften. Aus dem paihologisch-chemischen Laboratorium der k. k. Krankenanstalt Rudolfstiftung (Vorstand: Dr. E. Freund) und dem k. k. serotherapeutischen Institute in Wien (Vor- stand: Pfof.YDr 2. ;Baltauf.)] 20... wien. 2 we XXXV. Emil Mayr. Über den Einfluß von Neutralsalzen auf Färbbarkeit und Fixierung des nervösen Gewebes, Ein Beitrag zur Kenntnis der Kolloide. (Aus dem physiologischen Institut zu Strassburg.) Mit einer Lichtdrucktafell . . . 548 XXXVL Leo Langstein und Franz Steinitz. Laktase und Zucker- ausscheidung bei magendarmkranken Säuglingen. (Aus 531 der Berliner und Breslauer Kgl. Kinderklinik) . . . . 57 XXXVI. L. B. Stookey. Zur Kenntnis der Eiweißpeptone. (Aus dem physiologisch-chemischen Institut zu Strassburg) . . 590 Die „Beiträge zur chemischen Physiologie und Pathologie“ erscheinen in zwanglosen Heften, von denen 12 einen Band von 36 Druckbogen zum Preise von M. 15,— bilden. Die Ausgabe der Hefte erfolgt nach Maßgabe des einlaufenden Materials in kurzen Zwischenräumen. Die Zahl der in einem Jahre er- scheinenden Bände soll zwei nicht überschreiten. Manuskriptsendungen sind an den Herausgeber, Straßburg i. E., Wimpfelingstraße 2, zu richten. Bei der Aufnahme von Arbeiten in die „Beiträge“ soll in erster Reihe deren biologisches Interesse, sodann Exaktheit der Durchführung, Sachlich- keit, Knappheit und UÜbersichtlichkeit der Darstellung maßgebend sein. Polemische Ausführungen, welche den Rahmen einer tatsächlichen Richtig- stellung überschreiten, können nicht Aufnahme finden. Der kurzen Mit- teilung neuer Befunde bleibt ein besonderer Raum vorbehalten. Solchen „kürzeren Mitteilungen“ kann ein besonders rasches Erscheinen zugesichert werden. Die Mitarbeiter erhalten ein Honorar von M. 40.— für den Druck- bogen und 50 Sonderabzüge. XXXIWV. Untersuchungen über physikalische Zustandsänderungen der Kolloide. Fünfte Mitteilung. Die elektrische Ladung von Eiweiß. Von Wolfgang Pauli. Ausgeführt mit Unterstützung der kaiserlichen Akademie der Wissenschaften. Aus dem pathologisch-chemischen Laboratorium der k. k. Krankenanstalt Rudolfstiftung (Vorstand: Dr. E. Freund) und dem k, k. serotherapeutischen Institute in Wien (Vorstand: Prof. Dr. R. Paltauf). I. Die Forschungen der letzten Jahre haben die Bedeutung der elektrischen Ladung der Teilchen eines Kolloides für seine Stabilität immer mehr enthüllt. Die Grundtatsachen, aus denen dieser Zusammenhang von Ladung und Fällbarkeit erhellt, sind folgende: Gelöste Kolloide zeigen durch ihre Wanderung zu einem der Pole eines elektrischen Stromes den Sinn ihrer Ladung an. Nur entgegengesetzt geladene Kolloide fällen sich gegenseitig aus. Ausgefällte Kolloide sind in der Regel mehr oder minder unelektrisch, werden vom Strome nicht mitgenommen. Eine neuerliche Ladung treibt die abgeschiedenen Teilchen sehr häufig wieder in Lösung. Die Wanderung im elektrischen Felde wurde an anorganischen Kolloiden von Linder und Picton!), Coehn?), Zsigmondy?), Bredig®), an organischen von Hardy’), Much, Römer und Siebert‘) und Billitzer‘) studiert. Behufs besseren Eindringens in das Wesen der Proteinfällungen war ein neuerliches Studium des elektrischen Verhaltens von Eiweiß mehrfach geboten. Zu- nächst ist das vorliegende Material sehr dürftig und gegenüber der Mannigfaltigkeit von Fragen, welche die bisherigen Unter- suchungen über physikalische Zustandsänderungen von Eiweiß- körpern brachten, völlig unzulänglich. Eingehendere Versuche 532 Wolfgang Pauli, wie die wichtige Arbeit Hardys?) sınd überhaupt nicht an ge- löstem, sondern an durch Hitze koaguliertem Eiweiß ausgeführt. In anderen vorliegenden Versuchen erscheint die störende Neben- wirkung der Elektrolyse nicht ausreichend beseitigt. Die Rolle der Elektrolyse, deren Produkte an den Elektroden die Proteine umladen und gegen die Mitte drängen, ist sowohl von Hardy als auch von Billitzer, der gelegentlich neben anorganischen Kolloiden die Gelatine untersuchte, richtig erkannt und gewürdigt worden. Methodisch einwandfrei für eine quantitative Orientierung sind nur die Versuche Billitzers angeordnet. Dieser verwendet zwei Elektrodengefäße und ein Zwischengefäß, das mit den ersteren durch eingetauchte Heber kommuniziert. Nach der elektrischen Durchströmung werden die Heber entfernt und der Inhalt jedes der Gefäße analysiert. Bei fehlender Repulsion des Kolloides von den Elektroden ist dessen Konzentration im Mittelgefäße unverändert geblieben. II. Bei unseren Versuchen*, wurde Rinder- und Pferdeserum benützt und die größte Sorgfalt auf dessen Befreiung von Elektrolyten**) verwandt. Auf diese Weise konnte das elektrische Verhalten von reinem Eiweiß und der Einfluß verschiedener Zu- sätze auf dasselbe erkannt werden. Nehken der experimentellen Sicherstellung theoretisch ableitbarer Fälle haben sich dabei auch neue Tatsachen und Gesichtspunkte gewinnen lassen. Versuchsmethodik. Frisch bezogenes, abzentrifugiertes Serum wurde toluolisiert und einer mindestens 6 bis 8wöchentlichen Dialyse in zahlreichen, dichten, nahtfreien Pergamentpapiersäcken unterworfen. Die Diffusion fand anfangs gegen strömendes Wiener Hochquellwasser, in den letzten Wochen in großen Gefäßen gegen 12 stündig erneuertes destilliertes Wasser statt, das mit (obenauf schwimmendem) Toluol und (einer Boden- schichte) Chloroform versetzt war. Der Elektrolytgehalt des Dialysates wurde nach Bedarf durch elektrische Widerstandsbestimmung kontrolliert. Unter den gewählten Bedingungen blieb das Material fäulnisfrei. Am Schlusse wurde vom ausgefällten Euglobulin abfiltriert. Die gewonnene salzarme Eiweißlösung wurde im Versuche mit Wasser oder den zu prüfenden Zusätzen noch vierfach verdünnt und zu je 50 ccm in formgleiche (0,1 Liter-)Gläser gebracht. Diese waren durch hinein- gestellte u-förmige, in der Mitte mit Ansatzstück zum Ansaugen und einem Gummiverschluß versehene Glasröhren verbunden. Anfangs kamen zur sicheren Trennung der Elektrodenflüssigkeiten fünf, später, als sich dies durch Bestimmungen überflüssig erwies, drei Gefäße in Verwendung, ein *) Dieselben sind schon im Herbst 1904 vor Erscheinen der Ab- handlung Billitzers, welche die einschlägigen Verhältnisse vielfach geklärt hat, ın zweckmäßiger Weise begonnen worden. **) Nach Abschluß dieser Mitteilung wurde die Methode noch weiter vervollkommnet. 34* Untersuchungen über physikalische Zustandsänderungen usw. 533 Mittel- und zwei Elektrodengefäße, in welche die Platinelektroden einge- senkt wurden. Solche waren in zweifacher Größe vorhanden 20 mm hoch, 4,5 mm breit und 40 mm hoch, 12 mm breit. Bei Parallelschaltung zweier solcher Vorrichtungen konnten auch Doppelversuche gemacht werden. Als Strom diente Gleichstrom von 250 Volt und 6 Ampere, zur Messung ein Westonsches Präzisionsmille- amperemeter von abstufbarer Empfindlichkeit. Die Zeit der Durch- strömung wurde von 3 bis 48 Stunden variiert. Am Ende des Versuches wurde die Kommunikation der Bechergläser durch achtsames Herausheben der 4 ccm Flüssigkeit enthaltenden Verbindungsröhren unterbrochen und der Inhalt der Gefäße durch N-Bestimmung nach Kjeldahl analysiert. Es wurden immer Doppelbestimmungen oder Paralleiversuche vorge- nommen. Ein wesentlicher Umstand ist die sorgfältige Mischung des Gefäßinhaltes vor der Entnahme der Analysenproben. Infolge der elektrischen Konvektion tritt nämlich eine schichtenweise sich ändernde Verteilung des Eiweißes in jedem einzelnen Gefäße auf, die bei der mangelnden Unterstützung durch Diffusion nur durch sehr langes und sorgsames Schütteln aufgehoben werden kann. Der Fehler durch Ver- dunsten verteilt sich gleichmäßig auf alle Gefäße. Er wurde übrigens durch Kontrollversuche bestimmt und erreichte für die meist 6stündigen Versuche, die bei der verwendeten Stromspannung auslangten, keinen störenden Betrag. In den Versuchstabellen bedeuten die Zahlen die Menge der zur Neutralisation des überdestillierten Ammoniak verbrauchten ı/,-Normalsalzsäure in Kubikzentimetern. A, M und K entspricht Anode, Mitte und Kathode. A. Versuche mit elektrolytarmem Eiweiß. I. Pferdeserum dialysiert 20. XI. 04 bis 3. I. 05, Strom von 250 Volt und 6 Ampöre gibt 0,00002 Ampere, Stromdauer 3 Stunden. Am Schlusse kein Reaktionsunterschied zwischen A- und K-Gefäßinhalt. 10 ccm Flüssig- keit zur N-Bestimmung, A M K 37 088 N 386: 3,35 |3,75| 875 ll. Dasselbe unter gleichen Umständen, Stromdauer 6 Stunden von 0,00002 Ampere. \ - Kontrolle - M K vor dem Versuch 4,0 | 3,85 | 3,95 3,95 4,0 3,95 | 4,0 3,95 III. Alles gleich den Versuchen I und II, nur Stromdauer 24 Stunden. Keine Reaktionsänderung am Schlusse, nur an der Kathode Entfärbung der zart gelblichen Flüssigkeit, keinerlei Trübung. x | MIC 4,15 | 4,05 | 3,8 4,15 | Fe: 534 Woligang Pauli, IV. Wiederholung von Versuch III, 20 ccm zur N-Bestimmung. \ | M | K 33 80 8,95 |, 8,0 7,6 7,75 V. Alles wie früher, nur Stromdauer 48 Stunden und 15 cem zur N-Bestimmung, keine Reaktionsänderung. N | M | K 6,05 | 72 | 5,85 6,05 | 72 | 5,85 VI. Rinderserum, 7 Wochen dialysiert, Stromdauer 6 Stunden, 0,00003 Ampere, Reaktion unverändert geblieben, 20 ccm zur N-Bestimmung. N | a 7.8 8,05 | 7,8 7,75 | 7,95 | 7,9 VII. Wie Versuch VI, nur Stromdauer 24 Stunden, keine Reaktions- änderung, 20 ccm zur N-Bestimmung,. N M K 9,05 | 9,1 | 85 3771099, Vopinst Aus diesen Versuchen geht hervor, daß ein elektrolytarmes Eiweiß auf elektrische Konvektion geprüft bei 6stündigem Durch- strömen eine merkliche Wanderung nach einer Richtung nicht erkennen läßt. Erst bei 24stündiger Elektrisierung zeigte ein Pferdeserum durch Bewegung gegen die Anode Andeutung einer elektronegativen Ladung (III, IV). Diese Erscheinung kann bei 4S8stündiger Durchströmung nicht merklicher gemacht werden. Es tritt vielmehr ohne nachweisbare Reaktionsänderung in den Elektrodengefäßen Zurückdrängung des Proteins gegen die Mitte ein, wo der Eiweißgehalt zunimmt. Einlangedialysiertes Rinderserum und ein zweitesPferdeserum zeigte überhaupt keine sicher nachweisbare elektrische Ladung sondern schon nach 6stündiger ebenso wie nach 24stündiger Durchströmung höchstens Andeutung von Repulsion gegen die Mitte. B. Versuche mit Säuren und Basen. VII, Pferdeserum wie oben, mit Essigsäure versetzt zum Gehalte von 0,005normal. Resultierende klare gelbliche Flüssigkeit gegen Lackmus Untersuchungen über physikalische Zustandsänderungen usw. 535 sauer. Passierender Strom 0,0001 Ampere durch 6 Stunden. Auch am Schlusse Flüssigkeit überall sauer und klar, an der Kathode etwas ent- färbt. Je 20 ccm zur N-Bestimmung. 8,05 8,05 7,2 7,2 7,65 7,55 IX. Versuch wie VIII, Essigsäuregehalt 0,01 normal, Stromstärke 0,00015 Ampere durch 6 Stunden, Flüssigkeit am Schlusse klar, Reaktion und Farbe unverändert, 20 ccm zur N-Bestimmung. X. Dasselbe Serum, Essigsäuregehalt 0,03normal, Stromstärke 0,00025 Ampere durch 6 Stunden, Flüssigkeit zeigt keine Veränderung, 20 cem zur N-Bestimmung. A M K 7,0 | 7,55 | 8,35 7,0 | 755 | 80? XI. wie Versuch X, Essigsäuregehalt 0,04normal, Strom 0,0003 Ampere durch 6 Stunden, 20 cem zur N-Bestimmung. A M K 20° | 75. 1.88 70 | 755 | 8,55 XI. Dialysiertes Rinderserum von Versuch VI, Salzsäurezusatz auf 0,01normal, Strom von 0,0013 Ampere durch 6 Stunden, 20 ccm zur N-Bestimmung. ae | K 74 | 805 | 9,1 7,45 | 8,05 | 9,05 In Säuren gewinnt Eiweiß elektropositiven Charakter und wird zur Kathode geführt. Mit zunehmendem Säuregehalt wächst für dasselbe Eiweiß die über- geführte Menge anfangs, um dann bei weiterer Säuerung konstant zu werden. In der stärker dissoziierten Salzsäure ist die mit dem Strom transportierte Menge größer als in der schwächer ionisierten Essigsäure. 536 Wolfgang Pauli, XII. Pferdeserum, Natrongehalt 0,005 normal, Strom von 0,00033 Ampere durch 6 Stunden, 20 ccm zur N-Bestimmung. Alkalische Reaktion unverändert. A | Muk 8.15 | 7,75 | 7,05 a XIV. wie XIO, Natronlauge 0,01 normal, Strom .0,0009 Ampere durch 6 Stunden, 20,cem zur N-Bestimmung. m | M | K 83 | 76 | 68 XV. wie XIV, Natronlauge 0,02normal, 6 Stunden Strom von 0,00255 Ampere, H- und O-Entwicklung. Am Schlusse sämtliche Portionen alkalisch geblieben, M und K lichter gefärbt als A, keine Trübung, 20 cem zur N-Bestimmung. TE ReR ! K 8251 7651| 68 8,25 | 7,6 6,85 XVI. Rinderserum wie in Versuch XII, Natronlauge 0,01 normal, Strom von 0,00095 Ampere durch 6 Stunden, Reaktion bleibt überall alkalisch, 20 cem zur N-Bestimmung. A M K 8,8. 1-7,6.1: 72 88.7280 In Laugen gewinnt Eiweiß elektronegativen Charakter. Mit wachsendem Laugengehalt erreicht bei den gewählten Versuchsbedingungen die überführte Eiweißmenge rasch ein Maximum, das sich nicht weiter ändert. C. Versuche mit Salzen. XVII. Pferdeserum wie oben, Kochsalzgehalt 0,001normal, Strom- stärke 0,00015 Ampere durch 6 Stunden. Am Schlusse Reaktion inK und M neutral, A sauer, 20 ccm zur N-Bestimmung. A M K 1,05. B,0,1%7.55 75 DIRT XVII, wie Versuch XVII, Kochsalzgehalt 0,005 normal, Strom von 0,0006 Ampöre durch 6 Stunden. Am Schlusse K und M neutral, A sauer, 20 ccm zur N-Bestimmung. vr Untersuchungen über physikalische Zustandsänderungen usw. 537 Wo 78: | 745 =. 7,8 u XIX. wie XVII, Kochsalzgehalt 0,01 normal, Strom von 0,00105 Ampere durch 6 Stunden. Am Schlusse A sauer, M neutral, K alkalisch, »0 ccm zur N-Bestimmung. A|M K Tewi 29° 77005 1,5 | Er; XX, Rinderserum wie in XVI, Kochsalz 0,01 normal, Strom von 0,0011 Ampere durch 6 Stunden, K schwach alkalisch, M neutral, A sauer, 20 cem zur N-Bestimmung. A’ CME OR 1 ser False, Kochsalz vermag dem Eiweiß keinerlei elek- trısche Ladung zu erteilen, nur sekundäre Ver- drängung gegen die Mitte wird merklich. XXI. Pferdeserum wie oben, CaCl, 0,005 normal, Strom von 0,000525 Ampere durch 6 Stunden, Reaktion bei A sauer, K schwach alkalisch, M neutral, 20 ccm zur N-Bestimmung. NEE K N een 16. | 16 |» a a XxXXH. wie XXI, CaCl,_0,01normal, Strom von 0,00125 Ampere 6 Stunden. Am Schlusse K alkalisch, M neutral, A schwach sauer, 20 cem zur N-Bestimmung. A, | 3M | K | VRR, | 7,4 7,4 | 7,6 | 7,5 XXI. wie XXI, CaCl, 0,01normal, Strom von 0,001 Ampere 6 Stunden, sonst alles gleich. 538 Wolfgang Pauli, XXIV. Rinderserum wie XX, CaCl, 0,01normal, 0,00105 Ampere 6 Stunden, K alkalisch, M neutral, A sauer, 20 ccm zur N-Bestimmung. A M K 8,05 | 8,0 7,75 %87:1.:8,0, | 0078 XXV. Pferdeserum wie oben, BaCl, 0,005 normal, Strom von 0,0006 Ampere durch 6 Stunden, A schwach sauer, K und M neutral, 20 ccm zur N-Bestimmung. & | M | K 7,65 745 | 7,75 XXVI Pferdeserum, BaCl, 0,01normal, Strom 0,00175 Ampere durch 6 Stunden, K schwach alkalisch, M neutral, A schwach sauer, 20 cem zur N-Bestimmung. A| .M | K 7551| 77 | 7.45 Lo NER | 7,45 Auch die Salze der Erdalkalien vermögen nicht dem Eiweiß eine durch Konvektion merk- bare elektrische Ladung zu erteilen. Die Ver- drängung von Eiweiß gegen die Mitte ist auch hier vorhanden, aber trotz sehr deutlicher Reaktionsänderung an den Elektroden auffallend gering. XXVlI. Rinderserum, Na,C0, 0,01normal, Strom 0,00083 Ampere 6 Stunden, Reaktion bleibt alkalisch, 20 cem zur N-Bestimmung. 7,9 | 7,3 XXVII. Rinderserum, NaHCO, 0,01normal, Reaktion des Salzes allein gegen Phenolphthalein blaßrosa, bei Eiweißzusatz entfärbt. Die Eiweiß- salzmischung gegen Lackmus neutral. Strom 0,0007 Ampere 6 Stunden, Reaktion am Ende des Versuches gegen Lackmus bei K und M alkalisch, bei A schwach sauer, große Platinelektroden, 20 cem zur N-Bestimmung. Untersuchungen über physikalische Zustandsänderungen usw. 539 XXIX. Rinderserum, Na,PO, 0,01 pormal, Reaktion überall alkalisch auch am Schlusse des Versuches, Strom 0,00095 Ampere 6 Stunden, 20 cem zur N-Bestimmung. A | M | K 8,65 | 8,1 | 7,55 8,75| 82 | 76 XXX. Rinderserum, Na,HPO, 0,0lnormal, Strom 0,00065 Ampere 6 Stunden, Reaktion anfangs neutral gegen Lackmus, am Ende K schwach alkalisch, M neutral, A schwach sauer, 20 cem zur N-Be- stimmung. A|M K 8,2 8,15 DT, 7,35 7175| 7,4 j XXXI Rinderserum, NaH,PO, 0,01 normal, 0,00033 Ampere 6 Stunden, Reaktion schwach sauer, 20 ccm zur N-Bestimmung. Die untersuchten nicht neutralen Salze be- wirken, parallelihrem Verhalten gegenLackmus, kathodische oder anodische Konvektion von Ei- weiß. Sehr schön tritt am NaHCO, hervor, daß, ähnlich wie bei Säuren oder Basen durch zunehmenden Gehalt an freien H- oder OH-ionen über eine gewisse Grenze der elektrische Transport von Protein nicht gesteigert wird, auch hier die nach Eiweißzusatz noch freien ÖOH-ionen ohne Belang er- scheinen. In einer gegen Lackmus neutralen, gegen Phenol. phthalein merklich sauren Mischung von Eiweiß mit Bikarbonat ist das Eiweiß stark negativ und zwar so weit, daß trotz des schließlichen Umschlagens der Reaktion an der Anode ins Sauere und leichter Proteinverdrängung gegen die Mitte der Sinn des Resultates unbeeinflußt bleibt. Analoge Verhältnisse finden sich beim Dinatriumphosphat. Diese Erfahrungen sind sehr lehrreich für die Beurteilung der elektrischen Ladung von Eiweiß in den tierischen Säften (s. u.), welche nicht ohne weiteres aus dem Ver- halten derselben gegen Farbstoffindikatoren oder in Konzen- trationsketten abgeleitet werden darf. 540 Wolfgang Pauli, II. Aus den mitgeteilten Versuchen ergeben sich einige be- merkenswerte Konsequenzen für das chemische und biologische Verhalten von Eiweiß, zugleich aber gestatten dieselben eine Stellungnahme zu einigen teilweise strittigen theoretischen An- nahmen über die Kolloide. Hält man sich zunächst an die Beobachtung, daß elektrolyt- armes Eiweiß entweder gar keine oder nur Spuren (Reste infolge ungenügender Dialyse) einer elektronegativen Ladung aufweist, so müßte es in diesem Zustande nach den von Hardy-Bredig?) entwickelten Vorstellungen eine sehr geringe Stabilität gegen Fällungsmittel besitzen. Denn nach diesen Autoren würden die Kolloide durch Oberflächenkräfte zusammengeflockt, die bei Weg- fall der entgegenwirkenden elektrischen Potentialdifferenz zwischen Kolloidteilchen und ihrem Medium das Maximum ihrer Wirkung entfalten sollen. Entgegen dieser Theorie hat Billitzer in hohem Maße wahrschzinlich gemacht, daß bei zu geringer elektrischer Ladung und genügender Kleinheit der Teilchen die Kolloide eine große Stabilität gegen Ausflockung zeigen werden. Nach Billitzers Auffassung kommt die Fällung nämlich dadurch zustande, daß durch die zugesetzten elektrisch gegensinnigen Ionen (oder Kolloide) die Kolloidpartikeln unter Ausgleich der Ladungen ge- sammelt werden, wobei die gebildeten Aggregate die kritische Größe überschreiten, sichtbar werden und sich schließlich ab- setzen. In bezug auf die Eiweißfällung durch Salze stimmen die Erfahrungen bei den Schwermetallfällungen?) mit der Theorie Billitzers sehr befriedigend überein, soweit es sich um die Ein- wirkung verdünnter Lösungen handelt, die wir?) ebenso wie Biltz!%), Landsteiner!!), Neißer und Friedemann?) auf das hydrolytisch abgespaltene, wohl kolloidal gelöste Metallhydroxyd beziehen. Für die Fällung durch Neutralsalze der Alkalien, Erd- alkalien und gewisse hochkonzentrierte Schwermetalle kann die elektrische Theorie in ihrer gegenwärtigen Form noch keineswegs als erschöpfend betrachtet werden. Wenn wir daran festhalten*), daß entgegen Hard y -Bredig Kolloide ohne elektrische Ladung durch große Stabilität gegen- *) In bezug auf die geistvoll begründete Hypothese Billitzers, daß die Kolloide eine kleinere Ladung als Salzionen besitzen, nehme ich eine zuwartende Stellung ein. Ebenso muß es wohl noch offen bleiben, ob für die auffallend große Empfindlichkeit der Kolloide gegen einander — hierher gehört auch offenbar die kürzlich von Bokorny!5) berichtete Speicherung von hochverdünnten Metallgiften in Zellen — die Teilchengröße der reagierenden Komponenten den einzigen Erklärungsgrund bildet. > Untersuchungen über physikalische Zustandsänderungen usw. 541 - über anderen Kolloiden ausgezeichnet sind, so würde sich für unser dialysiertes Eiweiß ergeben, daß es mit verdünnten Lösungen von Schwermetallsalzen bzw. kolloidalen Metall- hydroxyden gar nicht oder nur in geringem Maße reagieren sollte. Der Versuch bestätigte diese Voraussetzung. Es ist unter Anwendung aller gebotenen Kau- telen nicht möglich, unser Eiweiß durch Zn,, Cu-, Hg-, Fe-, Pb-salze zu fällen, Silbernitrat und Uranacetat gaben Trübungen. Natives Eiweiß zeigt unter den gleichen Ver- hältnissen mit allen diesen Mitteln mächtige Niederschläge. Nebenher sei hier bemerkt, daß diese Stabilität des salz- armen Proteins mit seinem Verhalten bei der theoretisch noch nicht völlig aufgeklärten Koagulation durch Hitze (oder Ab- scheidung durch Alkohol) nichts zu tun hat. Ein genügend von Elektrolyten freies, ungefaultes Eiweiß koaguliert leicht beim Erhitzen [Starke!2), W. Erb!#] zum Unterschiede von einem durch Verdünnen oder mäßige Dialyse nur salzärmer gemachten [Starke!2)]. Auch unser gegen elektropositive Kolloide stabiles Eiweiß ergab ohne weiteres Koagulation durch Hitze, Fällung durch Alkohol und ebenso durch hochkonzentrierte Neutralsalze der Alkalien oder Schwermetalle (Zinksulfat). Die Ausflockung durch elektronegative Kolloide oder Ionen, wie die Anionen der Ferrocyanwasserstofi-, Phosphorwolfram- oder Phosphormolybdansäure oder viele saure Anilinfarbstoffe [M. Heidenhain!%)], ist nur ausführbar, wenn dem Eiweiß vor- her durch Säurezusatz eine positive Ladung erteilt wird. Unter diesen Umständen kann, wie auch der Versuch lehrt, zwischen dem nativen und dialysierten Eiweiß kein qualitativer Unter- schied bestehen. Auf Grund der vorliegenden Erfahrungen ist es nun auch möglich, über den elektrischen Zustand von nativem Eiweiß Bestimmtes auszusagen, wiewohl damit ein reiner direkter Über- führungsversuch wegen der starken Elektrolyse, Gas- und Wärme- bildung*) nicht einwandsfrei auszuführen ist. Allein die Tatsache, daß natives Eiweiß ohne weitere Zusätze durch elektropositive Kolloide fällbar ist, beweist zusammengehalten mit der von uns festgestellten Unfällbarkeit des dialysierten ungeladenen Albumins durch dieselben, daß die Eiweißstoffe in den tierischen Säften in eiektronegativem Zustande verkehren. Dem Umstande, daß sowohl mit empfindlichen Farbstoffindikatoren [Friedenthal')] *) In unserem Strom verbrannte natürliches Serum bei Eintauchen der Elektrode. 542 Wolfgang Pauli, als auch mit Konzentrationsketten [P. Fraenkel!2)]] eine neu- trale Reaktion des Blutes und der Gewebsflüssigkeiten erwiesen ist, kann in der Frage nach der elektrischen» Ladung ihres Eiweißes keine ausschlaggebende Bedeutung zuerkannt werden. Zeigte sich doch bei unseren Versuchen dialysiertes Eiweiß in gegen Lackmus neutralen, gegen Phenolphthalein schwach sauren Mischungen mit’ alkalischen Salzen als Träger einer starken elektronegativen Ladung. Demgemäß bot eine solche Eiweiß- bikarbonatmischung (dieselbe wie in Versuch XXVIIH) mit anodischer Konvektion auch prompte Fällbarkeit durch elektro- positive Kolloide.e Hebt man andererseits durch schwache Säuerung die negative Ladung von nativem Eiweiß auf, so wird es, ebenso wie das ungeladene dialysierte, unfällbar durch die positiven Schwermetallhydroxyde. | Die Überführungsversuche von Eiweiß mit schwach sauren oder alkalischen Salzen sprechen auch mit großer Wahrschein- lichkeit dafür, daß die elektronegative Ladung des natürlichen Eiweißes in dem Verhältnisse der gleichzeitig anwesenden Salze begründet sein wird. Da sich jedoch unser dialysiertes Eiweiß von dem natürlichen auch noch durch den Wegfall der wasser- unlöslichen Euglobulinfraktion unterschied, so war die. Unter- suchung jedenfalls geboten, ob dem Euglobulin an sich ein Ein- fluß auf die Ladung von anderem Eiweiß zukäme. Durch extreme Dialyse von Rinderserum gewonnenes Euglobulin wurde auf dem Filter gewaschen, bis das Waschwasser keine Eiweiß- reaktion gab. Hierauf wurde es in Kochsalz gelöst und die trübe stark opaleszierende Flüssigkeit verdünnt und filtriert. Ihr Kochsalzgehalt wurde durch Titration als 0,0165 normal bestimmt. Von den Überführungs- prüfungen sei nur eine als Beispiel mitgeteilt. ; Stromstärke 0,00016 Ampere durch 6 Stunden, am Schlusse Reaktion A sauer, K alkalisch, 50 cem zur N-Bestimmung. aA|m|« 0,35 | 0,4 | 0,35 Eine selbständige Ladung von Pseudoglobulin ist durch elektrische Wanderung nicht erkennbar. Es kann mithin als sicher gelten, daß im Organismus von den Salzen des Blutes und der Gewebs- flüssigkeit stammende Hydroxylionen die Ver- mittler der elektronegativen Ladung ihrer Ei- weißkörper bilden und man wird nicht fehl gehen, in den bekannten Schutzeinrichtungen gegen Säure- oder Alkaliüberladung der tierischen Säfte und Gewebe zugleich Regulierungsmechanismen für Maß und Sinn des elektrischen Eiweißzustandes zu erblicken. Untersuchungen über physikalische Zustandsänderungen usw. 543 Die Versuche über den elektrischen Transport von Proteinen unter verschiedenen Bedingungen wirken auch auf andere Fragen in dem schwierigen Gebiete der Eiweißfällungen überaus auf- klärend. Für die Eiweißabscheidung durch Neutralsalze der Alkalimetalle!?) war es gelungen, zu zeigen, daß dieselbe wohl durch die Summe der Wirkungen beider Ionen bestimmt wird, daß aber diese selbst in jedem Salze antagonistisch wirken, fällungsfördernd beziehungsweise hemmend. Überwog in einem Salze die erstere Ionenwirkung, dann zählte es zu den fällenden, wuchs die letztere, dann fällte es nicht mehr oder vermochte selbst die Wirkung anderer fällender Salze zu hemmen. Ob nun die Anionen oder Kationen Träger des Fällungsvermögens waren, konnte nicht unmittelbar neben dem Bestehen des Antagonismus abgeleitet werden. Die Tatsachen fügten sich bei passender Ordnung der Ionenreihe der einen oder der anderen Annahme. Da jedoch die allgemeine Erfahrung bei Säuren und Basen lehrte, daß positive H-Ionen eiweißfällende Eigenschaften besitzen, die den negativen OH-Ionen abgehen, so wurde es vorläufig als wahrscheinlich angesehen, daß auch bei der Alkalisalzfällung von nativem Eiweiß die Metallionen fällend, die Anionen als fällungs- widrig wirken dürften. Durch den Nachweis der negativen Ladung von natürlichem Eiweiß erhält diese vorläufige Annahme eine wichtige Stütze. Denn nach mannigfaltigen Erfahrungen an den verschiedensten Kolloiden besitzt das fällende Ion eine dem Kolloide entgegengesetzte Ladung. In unserem Falle muß also das positive Metallion der Neutralsalze das koagulierende Ion darstellen. Verkehrt man durch Säurezusatz die Ladung von Eiweiß in eine positive, dann geht in Alkaliverbindungen das Fällungsvermögen auf die negativen Säureionen, das Hemmungs- vermögen auf die Metallionen über.*) Anläßlich früherer Untersuchungen über Albuminabscheidung durch Salze der Erdalkalien®°) hatte sich eine auffallende Er- scheinung ergeben. Während im nativen Eiweiß sich die Ionen- reihe SCN, I, Br, NO;,, Cl usw. als fällungshemmend und zwar nach dem Maße dieser Wirkung abfallend und die Reihe Na, K, NH,, Mg ebenso als fällungsbefördernd erwies, kehren sich bei Zusatz von Erdalkalien diese Verhältnisse um. Die Anionenreihe wird zunehmend gegen SCN fällungsbegünstigend, die Kationen- folge gegen Na hemmend. Da sich eine gleiche Umkehr der Ionenordnung auch bei Ersatz der Erdalkaliverbindungen durch *) Weitere in Angriff genommene Fällungsversuche am dialysierten Eiweiß sollen noch einige offen gebliebene Fragen beantworten. 544 Wolfgang Pauli, Säuren einstellt und die Erdalkalien durch Umsatz mit den Alkalikarbonaten und Phosphaten der nativen Eiweißlösung nach- weislich Säuerung bewirken, so mußte die Erscheinung in beiden Fällen auf die relative Vermehrung der H-Ionen und damit einher- gehende Umladung von Eiweiß bezogen werden. In der Tat hat Billitzer später an mit Erdalkalien versetztem, nativem Eiweiß kathodische Konvektion, also positive Ladung gefunden. Neben der sicheren Einwirkung auf die Phosphate oder Karbonate konnte auch eine direkte Einwirkung der Erdalkalien auf Eiweiß unter Freiwerden von H-Ionen in Betracht gezogen werden. Diese von mir offen gelassene Möglichkeit wurde von P. Fraenkel?!) einer experimentellen Prüfung unterworfen. Demselben gelang es zwar nicht, mit salzfreien Eiweißlösungen bei Chlorcaleciumzusatz NReaktionsumschlag zu erzielen, wohl aber konnte er in diesem Falle mit einer Wasserstoffkette eine ein- tretende H-Ionenvermehrung dartun. So wertvoll die Feststellung einer unmittelbaren Wechselwirkung von Eiweiß und Erdalkalien wäre*), so dürfte derselben für unseren Fall eine praktische Be- deutung kaum zukommen. Unsere direkten Bestimmungen der Eiweißladung durch Salze der Erdalkalien zeigen, daß die letzteren eine erkennbare ladende Wirkung auf salzfreie Proteine nicht be- sitzen. Bei der gleichzeitig sichergestellten .Bedeutung der Phosphate und Karbonate für die Elektrisierung von nativem Eiweiß muß das Phänomen der Verkehrung der lonenfolge be- treffend ihren fällenden und hemmenden Effekt allein auf die Umsetzung der Erdalkalien mit den Phosphaten und Karbonaten bezogen werden. Demgemäß lehrt auch der Versuch, daß mit salzarmem Eiweiß Chlorcalciumzusatz (1,0n) und daraufzugefügteshkhodannatrium keine Fällung erzeugen, während bei vorhergehender Ansäuerung Rhodansalz sofort einen mächtigen Niederschlag hervorruft. Eine andere Erscheinung, auf die nun einiges Licht fällt, ist der Umstand, daß bei Säurezusatz zu nativem Eiweiß nicht das Bestehen von nachweisbarer saurer Reaktion sondern erst ein ge- *) Leider zeigte das für diesen Versuch von Fraenkel verwendete Eiweiß infolge leichter Fäulnis alkalische Reaktion gegen Phenolphthalein und es ist anscheinend unterlassen worden, in diesem Falle auf einen Reaktionsumschlag bei Zusatz von CaÜl;, zu achten. Das erste Hühner- albumin Fraenkels zeigte einen solchen nicht; es ist jedoch nicht dieses, sondern das zweite, welches das positive Resultat der H-Ionenvermehrung in der Konzentrationskette ergab. Vielleicht klärt sich bei genauer Wieder- holung der Versuche der auffallende Widerspruch der elektrischen und Indikatorprüfung auf. Untersuchungen über physikalische Zustandsänderungen usw. 545 wisser Grad derselben die aus der Verkehrung der Eigenschaften zugesetzter Ionen ersichtliche elektrische Umladung bewirkt.*) Auch hier zeigen die Überführungsversuche, daß Eiweiß die ihm mit Dinatriumphosphat und Mononatriumkarbonat erteilte elektro- negative Ladung auch bei neutraler und sogar schwach saurer Reaktion behauptet und erst bei Erreichen eines höheren Grades von Azidität einbüßt. Damit dürfte beispielsweise im Einklange stehen, daß bei Versuchen an natürlichem Eiweiß 2% und einer Säuerung mit 0,01n-Salzsäure zugesetzte Anionen zumeist noch die Fällung hemmend, Kationen fördernd wirken, und dieses Verhalten sich erst bei 0,02 n-HCl und darüber vollständig umkehrt. Zum Schlusse soll noch eine Frage der allgemeinen Eiweiß- chemie berührt werden, die in einem Zusammenhange mit dem elektrischen Zustande der Proteinstoffe stehen könnte. Be- kanntlich liegt nach dem physikochemischen und, soweit es fest- gestellt werden konnte, analytischen Verhalten in den tierischen Flüssigkeiten ein Gemenge von mehreren Eiweißkörpern vor, die nach ihrer wechselseitigen Einwirkung auf Löslichkeit, Fällbarkeit, Koagulierbarkeit durch Hitze in einem gewissen Sinne sich den Eigenschaften einer Legierung nähern. Es wäre nun von höchstem Interesse gewesen, festzustellen, wieweit die Wechselbeziehungen der verschiedenen Proteine durch Differenzen elektrischer Art mitbedingt sind, zumal bei der Wechselwirkung amphoterer Kolloide, zu denen die Eiweißkörper gezählt werden müssen, das Auftreten von Umladungen und Entstehen elektrostatischer Anziehungskräfte theoretisch leicht möglich erscheint.2) Von diesem Gesichtspunkte wurden eine ganze Reihe mühevoller und sorgfältiger Versuche verwendet auf die Feststellung eines etwaigen Geschwindigkeitsunterschiedes in der elektrischen Wanderung des in unserem salzarmen Eiweiß enthaltenen Albumin und Pseudo- globulin durch quantitative Bestimmung dieser Komponenten. Auch Versuche mit anodischer (alkalischer) oder kathodischer (saurer) Eiweißlösung wurden ausgeführt. Um genug Material zu gewinnen, wurde meist ein Doppelversuch durch Parallelschaltung zweier UÜberführungsapparate mit je drei Gefäßen angestellt, so daß zur Globulin- und Albuminbestimmung im A-, K- und M-Gefäß je zwei Proben von 40 ccm gewonnen werden konnten. Die Proben wurden mit Ammonsulfat halbgesättigt. Der abgesetzte Nieder- schlag wird abfiltriert und mit halbgesättigter Ammonsulfatlösung *) Hierher gehört wohl auch die Gegenerscheinung, daß die durch Calciumsalze erzeugte Umkehr der Ionenwirkung (z. B. Fällung durch SCN) bei mäßiger durch Laugenzusatz bedingter alkalischer Reaktion nicht auf- gehoben wird. Beitr. z. chem, Physiologie. VII 35 546 Wolfgang Pauli, sorgsam nachgewaschen. Filtrat und gelöster Niederschlag werden nach Ansäuerung mit Essigsäure völlig koaguliert, hierauf mit heißem Wasser ammoniakfrei gewaschen und nach Kjeldahl analysiert. Dialysiertes Pferdeserum 3fach verdünnt, Strom 0,00002 Ampere durch 6 Stunden, Kein Reaktionsunterschied in den Elektrodengefäßen. AA = FM K Globulin | 8,3 8,4 8,25 Albumin | 3,05 | 3,35 | 3,1 Summe | 11,35 | 11,75 | 11,35 Der Versuch lehrt mit anderen gleichartigen, daß der fehlen- den elektrischen Ladung der dialysierten Eiweißmischung ein Fehlen der Ladung ihrer einzelnen Komponenten entspricht. Leider gab die Globulin-albumintrennung in anodischen bzw. kathodischen Eiweißlösungen keine eindeutigen Resultate, an- scheinend, weil die Fällungsgrenzen in salzarmen Eiweißlösungen schon durch geringe Reaktionsunterschiede in hohem Maße be- einflußt werden. Es muß also die Frage offen bleiben, ob bei Ladung von Eiweißgemengen eine Differenz der Wanderungs- geschwindigkeiten der Komponenten besteht. Selbstredend dürfte der Nachweis einer solchen zu Rückschlüssen auf Unterschiede in der elektrischen Ladung nicht dienen, denn die Wanderung hängt noch von der Reibung der bewegten Teilchen, also in demselben Milieu von ihrer Größe, Form und Öberflächen- beschaffenheit ab. Die elektrische Ladung der Eiweißkörper und ihre Abhängig- keit von verschiedenen Umständen gewinnt nicht nur für das engere Gebiet der Eiweißchemie, sondern auch für mannigfache allgemeinere Probleme der Physiologie*), für Fragen der Histo- logie*), sowie auch für das weite Feld der Reaktionen der Im- munsubstauzen**) eine hohe Bedeutung, worauf wir noch weiter- hin wiederholt werden zurückkommen müssen. Literatur. 1) Linder und Picton, Journal of chem. Society 1892, S. 160. 2) A. Coehn, Zeitschr. f. Elektrochemie 4, 63. 3) Zsigmondy, Ebenda 4, 546. 4) Bredig, Zeitschr. f. angew. Chemie 1898, S. 945. 5) Hardy, Zeitschr. f. physik. Chemie 33, 385. — Journ. of Physiology 24, 288. 6) Much, Römer und Siebert, Zeitschr. f. diätet. und physik. Therapie 8, 19. *) Wird an anderer Stelle behandelt werden. **) Darüber sind schon vor Jahresfrist Untersuchungen begonnen worden. #% u De 5 Hi. ee Untersuchungen über physikalische Zustandsänderungen usw. 547 7) Billitzer, Zeitschr. f. physik. Chemie 51, 130. 8) Bredig, Anorganische Fermente, Leipzig 1901. 9) Pauli, Diese Beiträge 6, 233. 10) Biltz, Chem. Berichte 37, 1095. 11) Landsteiner und Jagic, Münchener med. Wochenschrift 1903, Nr. 27. 12) Neißer und Friedemann, Ebenda. 1904, Nr. 15 u. 19. 13) Starke, Zeitschr. f. Biologie 42, 187. 14) W. Erb, Ebenda 41, 309. 15) Bokorny, Pflügers Archiv 108, 216. 16) M. Heidenhain, Das. W, 115. 17) Friedenthal, Zeitschr. f. allg. Physiologie 1, 56. 18) P. Fraenkel, Pfügers Archiv 96, 601. 19) Pauli, Diese Beiträge 3. 225. 20) Pauli, Ebenda 5, 27. 21) P. Fraenkel, Zeitschr. f. experim. Pathologie u. Therapie 1. 22) hLandsteiner und Jagic, Münchener med. Wochenschrift 1904, S. 1185. 35* XXXV. Über den Einfluß von Neutralsalzen auf Färbbarkeit und Fixierung des nervösen Gewebes. (Ein Beitrag zur Kenntnis der Kolloide.) Von Emil Mayr (Graz). Aus dem physiologischen Institut zu Straßburg. Nach einer unveröffentlichten Beobachtung von Dr. Bethe zeigen Rückenmarkstücke, welche 24 Stunden in physiologischer Kochsalzlösung gelegen haben, eine weitgehende Auflösung der Strangfasern. Dieser Befund, der in auflallendem Gegensatz zur be- kannten konservierenden Eigenschaft dieser Flüssigkeit zu stehen schien, gab Veranlassung zu der vorliegenden Untersuchung. Eine größere Anzahl isotonischer Salzlösungen wurde darauf geprüft, ob sie Strangfaserauflösung geben oder nicht. Die Auflösungsgrade bei den einzelnen Salzen zeigten ziemliche Übereinstimmung mit den Angaben Loebs*, über Beförderung der Entwicklung von Limuluseiern und über die Beeinflussung der rhythmischen Muskelkontraktionen, sowie mit denen Overtons“*), über die Er- haltung der Erregbarkeit des Froschmuskels. Es konnten sogär die gewonnenen Zahlen in Reihen gebracht werden, die mit den Angaben Hofmeisters***) über Quellung von Leim in Salzlösung und den Reihen Paulis}) für die Fällung von Eiweißkörpern sehr gut übereinstimmen. Ähnliche Reihen hatte auch Höberff) für die Steigerung oder Verminderung des Ruhestroms am Froschmuskel gefunden. Solche Reihen sind schon längere Zeit für die Ver- esterungsgeschwindigkeit von Säuren und die Inversion des Rohr- *) J. Loeb, Beiträge zur Physiologie. Festschrift für Fick. 1899. **) Overton, Pflügers Archiv 105, 167 bis 290 (1905). »**) Hofmeister, Archiv f. exper. Pathologie u. Pharm. 25, 1 (1889), 28, 210. +) Pauli, Diese Beiträge 3, 225 (1905), 5, 27 (1903), 6, 235 (1905). +r) Höber, Pflügers Archiv 106, 509 (1905); vergleiche auch: Höber und Gordon, Diese Beiträge 5, 432 (1904). Über den Einfluß von Neutralsalzen auf Färbbarkeit usw. 549 zuckers bekannt, dann auch für Hitzekoagulation des Eiweißes usw. (Literatur siehe Höber). Im Verlaufe der Untersuchung stellte sich heraus, daß manche Salze auch auf andere Gewebselemente einen Einfluß ausüben, vor allem auf die färbbaren Substanzen der Nisslschollen, der Glia- und Bindegewebskerne oder der Ganglienzellnukleoli; auch diese ließen sich in Reihen bringen, die aber in ihrer Anordnung und vor allem in ihrer Richtung von den obenerwähnten abweichen. I. Methodik. Frisch getöteten Hunden wurde das Rückenmark herausgenommen, von der Dura befreit und mit dem Rasiermesser in !/, cm dicke Schnitte zerlegt. Diese Stücke wurden in die verschiedenen Salzlösungen (siehe Tabelle XXI) eingelegt, 24 Stunden darin belassen, und dann durch 96 proz. Alkohol, absoluten Alkohol, Xylol-Alkohol (4:1) und Xylol in Paraffin ge- bracht. Die 10 # dicken Schnitte*) wurden auf die Objektträger mit Eiweiß- glycerin aufgeklebt“) und in 4facher Weise gefärbt: 1. mit Molybdän-Häma- toxylin [Bethe, Arch. f. mikrosk. Anatomie 55, 525] (10‘, Auswaschen in frischem Brunnenwasser etwa 10‘ bis zur Blaufärbung); 2. Uberfärbung mit alkalischem Toluidinblau***) nach Bethe; (Methode 1 und 2 geben Allgemeinfärbung, d. h. sie zeigen alles, was überhaupt noch an Gewebe vorhanden ist); 3. primäre Färbung mit Toluidinblau 1:1000***); 4. ab- gekürzte Nisslfärbung (10° in Toluidinblau, 10° Differenzieren in 96 proz. Alkoho)). Die Salzlösungen wurden isotonisch einer 0,85 proz. Kochsalzlösung hergestellt. Da Vorversuche gezeigt hatten, daß geringe Konzentrations- schwankungen keine wesentlichen Unterschiede ergeben, sah man von einer genauen Bestimmung des Dissoziationsgrades etwa mit dem Beck- mannschen oder dem Kohlrauschschen Apparate ab und benutzte die bekannten de Vriesschen Koeffizienten: neutrale Alkalisalze organischer oder anorganischer Säuren: 1-basische Säure 3, 2- ” „ 4, 3- 5 RR}: neutrale Erdalkalisalze: 2-basische Säure 2, 3- Di) 2) 4; berechnet aus den Partialkoeffizienten: für jeden Säurerest 2, „ jedes Alkalimetall 1, „ jedes Erdalkalimetail 0 gr nach nel ER osmotischer Druck und Ionenlehre 1, 1902). *) Um eine möglichst gleichartige Färbung zu erzielen, wurde stets eine größere Anzahl "Schnitte verschieden vorbehandelter Blöcke auf einem Objektträger vereinigt. **) Einige Male, speziell bei nicht neutralen sagen. mußte die ein- fache Wassermethode oder die Bethesche Gummi-Benzin-Methode zum Aufkleben benutzt werden [Bethe, Diese Beiträge 6, 399 (1905).] *=**) Bethe, Allgemeine Anatomie und Physiologie des Nervensystems 1903, S. 135; Bethe, Diese Beiträge 6, 401 u. 404 (1905). 550 e Emil Mayr, II. Auflösung der Strangfasern. Ein Rückenmarkstück, das 24 Stunden in en (0,85 proz.) Kochsalzlösung een hat, zeigt bei Beizfärbung mit Molybdän-Hämatoxylin in einem Querschnitte (*/, bis 1 mm unter der Blockoberfläche) die Axencylinder der intramedullären, motorischen Fasern, der sensiblen und motorischen Wurzeln und der peripheren Nervenfasern gut erhalten, während die Axen- cylinder der Strangfasern fast vollkommen ver- schwunden sind. Es zeigt sich in den Strängen ein leeres Glianetz; nur hin und wieder liegt in einer Gliamasche der Rest einer Strangfaser in Form eines kleinen Korns oder eines größeren Knollens. Im Längsschnitt fehlen an den Schnittenden die Strangfasern vollkommen (leere Maschen); gegen die Mitte zu folgen der Reihe nach Zonen mit runden Kugeln, solche mit Spindeln oder Kugeln, die durch einen dünnen Faden kaum zusammenhängen, dann bloß unregelmäßig gequollene Fasern und endlich mehr oder weniger normale Fasern. (Vergleiche auf der Tafel Fig. 1 und 2. Siehe auch Tafelerklärung am Schluß.) Die Lösungen der übrigen Salze gaben z. T. die gleichen Bilder wie Kochsalz (Kaliumchlorid, Kaliumrhodanid usw.), während andre die Strangfasern vollkommen intakt ließen (Magnesium- chlorid, Kadmiumchlorid) und ebenso gut konservierten, als wenn das Rückenmarkstück direkt aus dem Tierkörper in Alkohol ge- bracht worden wäre (Fig. 1). Noch andre Salze gaben Zwischen- stufen (Natriumbromid, Kaliumbromid usw.). Die Auflösung der Strangfasern geht in erster Linie vom Querschnitt des Rückenmarksstückes aus und zwar nicht an allen Stellen gleichmäßig. Am meisten in die Tiefe greift die Auf- lösung stets bei den Fasern, welche am weitesten von der Pia entfernt sind, so daß sich auf einem Längsschnitt durch die Mitte des Rückenmarks die Auflösungszone sichelförmig vom Quer- schnitt des Blocks nach Innen erstreckt. Die unverletzte Pia übt also entweder gegen den Eimtritt der Salze oder wahrscheinlicher gegen den Austritt der Lösungsprodukte einen gewissen Schutz aus, der aber nicht absolut ist, denn man findet ganz dicht an der Pia häufig auf der ganzen Länge der Schnitte stark zer- fallene Strangfasern auch an Stellen, wo die Fasern weiter nach Innen ganz intakt sind. Hieraus ist zu schließen, daß die Schädigung nicht allein am Querschnitt in die Fasern eindringt sondern auch ihre Hüllen durchdringt. Wenn sich also die Über den Einfluß von Neutralsalzen auf Färbbarkeit usw. 551 intramedullären, motorischen Fasern inmitten ganz aufgelöster Strangfasern intakt zeigen, so kann dies auf keine Weise dadurch erklärt werden, daß sie durch ihre Hüllen gegen die Salzlösung geschützt sind. Übrigens zeigen sie sich auch, ebenso wie die Wurzelfasern und peripheren Nervenfasern, am Querschnitt intakt. Besonders stark und weit in die Tiefe greifend war stets die Auflösung der Hinterstrangaxencylinder. Ohne damit etwas präsumieren zu wollen, sei daran erinnert, daß sich die Hinter- strangsfasern auch bei pathologischen Prozessen besonders labil zeigen. In einigen Fällen war ganz dicht am Querschnitt eine schmale Zone von erhaltenen Strangfasern; dann folgte eine Zone mit Auflösung und dann wieder mit erhaltenen Fasern, z. B, bei Dinatriumphosphat und Dikaliumphosphat usw. Um die Grade der Auflösung vergleichen zu können, wurde von jedem Schnitt ein Bild eingestellt, welches unter Vermeidung von Rand- teilen und von Hinterstrangsfasern vom Querschnitt 1,5 mm nach ein- wärts reichte; dieses wurde mit dem Abbe&schen Zeichenapparat auf Millimeterpapier roh skizziert. Die Länge des projizierten Bildes betrug mit Leitz Objektiv 3, Ocular 1, bei nicht ausgezogenein Tubus 15 cm. Die einzelnen oben beschriebenen Zonen wurden so gemessen und die Zahlen mit schätzungsweise gewonnenen Koeffizienten multipliziert: ganz leere Felder = 0, einfache Kugeln = !/,, Kugeln und spindelförmig ge- quollene Fasern gemischt = !/,, bloße spindelförmig gequollene Fasern — !/,, erhaltene Fasern = 1; man erhält so Zahlen, welche zwischen O0 und 15 liegen. Die gefundenen Zahlen, auf beigefügter Tabelle zusammen- gestellt, zeigen eine im allgemeinen gute Übereinstimmung mit den Reihen Paulis*, und auch Höbers*). (Siehe Tabelle I auf S. 552.) An dem einen Ende stehen die zweiwertigen Säuren (Sulfat, Tartrat) und das dreiwertige Citrat, auf dem anderen die ein- wertigen Halogensalze und das Nitrat; zwischen beiden Gruppen das Acetat und das neutrale Phosphat (vergleiche auch Hof- meister loc. cit.). Die besondere Stelle, welche das Fluor bei der Eiweißfällung hat, nimmt es auch hier ein. Die Kationen verhalten sich ähnlich: Li>Na>K>NH, bei dem Mg dagegen scheint sich die fällende Wirkung umzukehren. Bemerkenswert ist auch die starke Fällung durch Lithiumchlorid. Während die Alkalisalze genauer und ausführlicher untersucht wurden, begnügte man sich bei den Erdalkali- und Schwermetallsalzen vorläufig mit Stichproben. Da die letzteren in der histologischen Technik vielfach mit Erfolg "Pauli loe..ch., Höber, loc ;eit. 552 Emil Mayr, benutzt werden, ist auch die gute Konservierung (= starke Fällung) nicht überraschend. Tabelle I. | ti | Na K|NB,| Mg | Ca Au |ca| mi | cu | Pb Fl >» 1 |135|35H ua. 8 Tartrat |ıs [15 [133 are | Citrat 15 RB | 80, Wiss las 1a 1, 118%) Te _ Oxalat 15: a8 2135: is. Er Acetat 12 BLGR?, se a A 1159159 | 159 HPO, 1075| 12 al BF 8,33 | 9,97 | 9,77| a NO, 8,35 7,7 | a ons | 22| 695|43 || 1a TE j CET ER 8a 5» |15 5 159 En 45 |41 14,75 ehr Be | *) Winterversuche. 7) In Wasser schwer löslich, daher nicht isotonisch. Bei einem Vergleich der aufgestellten Versuchsreihen be- merkte man einen wesentlichen Unterschied nach der Jahreszeit, der darin bestand, daß bei Winterversuchen die Auflösung geringer war als bei Frühjahrs- und Sommerversuchen. Genauere Unter- suchungen in dieser Richtung konnten aus äußeren Gründen nicht mehr durchgeführt werden und ich mußte mich mit einem Ver- such mit Kochsalz und Calciumchlorid bei 10, 16 und 28° begnügen. Bei Kochsalz 10° waren die Auflösungen gering, bei 16° ent- sprachen sie ungefähr dem Wert 5, bei 28° waren sie nur un- wesentlich größer. Bei Calciumchlorid waren auch bei der höchsten Temperatur keine Auflösungen zu konstatieren. Man kann also soviel sagen, daß die Fixierung der Strangfasern ebenso wie die Ausfällung von Kolloiden von der Temperatur abhängig ist. In die Tabellen wurden nur dann Zahlen aus den Winterversuchen aufgenommen, wenn keine anderen vorlagen; sie sind jedesmal mit einem Sternchen bezeichnet. — Da nach Spiro*) saure oder alkalische Reaktion die Quellung und Lösung von Kolloiden wesentlich erhöht, wurden ähnliche Versuche an- gestellt. Saure und alkalische Salze zeigten keine eindeutigen Resultate: *) Spiro, Diese Beiträge 5, 276 u. ff. (1904). 8 ‚ .a r 4 Äh [22 Ey Nr ro R} WEN ten = Über den Einfluß von Neutralsalzen auf Färbbarkeit usw. 553 Tabelle II. K Na NH, HARO, 449 | 15 Be; HPO, m | 10,75 | 15 u A Fa u | 13 | 10,75 Dagegen zeigten isotonische Kochsalzlösungen mit geringen Mengen Zehntelnormal-Natronlauge oder Zehntelnormal-Schwefelsäure versetzt, so daß P/,,, und "/,o400 Saure und alkalische Lösungen entstanden, eine ge- ringe Zunahme der Erhaltung, und zwar saure Lösungen besser als alkalische: Tabelle III. NaCl allein | _ 6,1 , +NaOH | af alkalisch | 84 ae. 70 m 080,2 an, Bauer 12,4 er iSo, | TE KBBE Andere Flüssigkeiten verhielten sich verschieden. Destilliertes und Brunnenwasser lösten stärker als physiologische Kochsalz- lösungen (dabei auch starkes Aufquellen der Blöcke) und bei letzteren schien der Zusatz geringer Mengen anderer Salze das Lösungsvermögen wesentlich zu beeinflussen (siehe Tabelle IV und V). Kochsalz in Brunnenwasser gelöst konservierte besser als in destillierttem Wasser. Vor dem Gebrauch gekochte Lösungen konservierten besser als ungekochte. Die Wirkung anderer „physiologischer“ Lösungen ist aus den Tabellen er- sichtlich. Benutzt wurde zuerst die von Overton”) angegebene Ringer- lösung, welche aber für Kaltblüter gilt, weshalb die Versuche nicht ganz einwandsfrei sind. Aus der Tabelle IV ist haupt- sächlich der Einfluß der Konzentration des zur Fixierung benutzten Alkohols ersichtlich. In geringen Alkoholkonzentrationen (40 proz. Alkohol) löst sich offenbar noch manches aus dem Gewebe, wo- für die geringe Menge der erhaltenen Strangfasern spricht, während bei sofortiger Einwirkung von 96proz. Alkohol eine reichliche Menge von Formen, Kugeln und Spindeln usw., erhalten ist, welche alle als unvollkommen gelöste, durch den eindringenden *, Overton, loc. eit. 554 Emil Mayr, konzentrierten Alkohol plötzlich „in situ“ koagulierte Teile anzu- sehen sind. In 40proz. Alkohol geht die Koagulation sehr langsam vor sich, so daß inzwischen noch mancherlei aufgelöst werden kann, bevor der später hinzugefügte 96proz. Alkohol alles definitiv fällt. Tabelle IV. 40 pr'oz. | 96 proz. Alkohol dest. Wasser 2,25 | PRUBE dest. Wasser gekocht 2,5 3,42 _Brunnenwasser gekocht 1:25 3,85 NaCl in Brunnenwasser — 7,25 | AD „ gekocht _ 9,25 Nacl in dest. Wasser gekocht 3,85 5 ER Ringer a 6,65 9,67 alle sind Winterversuche. Bei späteren Untersuchungen wurde eine in den hiesigen Instituten allgemein verwendete Ringerlösung benutzt (0,3 g NaCl, 0,18 NaC0O,;. 0,1 g CaCl,, 0,075 g KCl, 100 ccm aq. dest.), in der Tabelle kurz Ringer £ genannt, zum Unterschiede von der Overtonschen Lösung (Ringer a). Tabelle V. NaCl 0,85 Proz. 6,1*) Ca Cl], **) 15 KC1**) 4,16 NaCl+CaCl, (Verhältnis wie Ringer $) 3,75 NaCl + KCl i Wer: NaCl + KCl + Call, 4 4,9 Ringer ß Nat, *) In diesem Versuche auffallend hoch gegenüber den gewöhnlichen Werten von 4 bis 5. **) aus Tabelle 1]. Die kombinierten Salzwirkungen in Tabelle V (Ringerlösungen) lassen sich keineswegs durch einfache Addierung der Jösenden und fällenden Einflüsse erklären, sondern lassen das Entstehen neuer Gesetzmäßigkeiten etwa durch Herabdrücken der Dissoziation bei Anwesenheit mehrfacher Cl-Ionen, oder durch Eintreten eines Erdalkaliions wahrscheinlich erscheinen. Über den Einfluß von Neutralsalzen auf Färbbarkeit usw. 555 Um weitere Aufschlüsse über die Natur dieser Auflösungen zu bekommen, wurden verschiedene Konzentrationen von solchen Salzen benutzt, die in „physiologischen“ Konzentrationen stark auflösten. Tabelle VI. NaCl isot. / 2 5,1 5 er 3,42 Bus: 49 0,2 Mol. 9,1 ee j 055, e- 62 a, 12,75 13,62, | aeg 14 14,75 ae as ide en 15 15 j Tabelle VII. Na:80, 0,014 Mol. 8,05 0,098 „ 38 Dome - (isot.) ER Mit dem Steigen der Salzkonzentrationen wird die Fixierung eine bessere, bei maximalen Konzentrationen (gesättigten Lösungen) ist die Konservierung eine vollkommene. Diese verhält sich augenscheinlich analog den Fällungen der Eiweißkörper durch Ammonsulfat usw. (Tabellen VI und VII). In Alkohol (24 Stunden) fixierte Blöcke geben nachträglich in isotonische Kochsalz- bzw. Natriumsulfatlösung gebracht keine Strangfaserauflösung. (Tabelle VIII.) Bei der Auflösung der Strangfasern kann es sich bloß um dreierlei handeln: Bakterielle Einwirkung, Zersetzung der Gewebs- elemente durch im Gewebe vorhandene Fermente (Autolyse) oder rein physikalische Auflösung in der Salzlösung. Gegen das erste spricht schon der Umstand, daß bei einer Reihe stark antiseptisch wirkender Lösungen starke Auflösung stattfand und umgekehrt. Es bleibt also die Alternative übrig: Autolyse oder Salzwirkung. 556 Emil Mayr, Tabelle VII. NaCl 3,42 NaCl + 2 Proz. Gummi 5,66 *) eigenes defibriniertes Blut 2,5 24h in feuchter Kammer | fast 15 ra 24h im Tier, dann 24h in feuchter Kammer \ 15. 24h Alkohol, dann 24h NaCl Bi 24h Alkohol, dann 24h Na,SO, 15 Auf der Tabelle VIII sind mehrere darauf sich beziehende Versuche dargestellt. Stücke, 24 Stunden in feuchter Kammer bei Zimmertemperatur gehalten, zeigen fast keine Auflösung; ebensowenig Stücke, die 24 Stunden im toten Tiere im Wirbel- kanal, von Dura, Knochen und Weichteilen bedeckt, gelegen hatten (allerdings im Eisschrank), und zwar weder das freie Schnittende noch das Mittelstück; auch ein 24 Stunden im Tier und dann noch 24 Stunden in feuchter Kammer gelegenes Stück zeigte keine Auflösung. Ein im Gewebe selbst befindliches Agens kann also nicht der Grund der Auflösung sein. Man ver- gleiche übrigens auch folgenden Versuch: Längere Stücke eines Hunderückenmarkes wurden in physiologischer Kochsalzlösung durch 20 Stunden auf je 45, 56, 75, 98°C erhitzt, dann wurde die eine Hälfte direkt in Alkohol gebracht, die andere vorher 24 Stunden in Kochsalzlösung belassen. Bei 45 und 56° C erfolgte noch teil- weise Lösung, also war die Koagulation nicht vollständig, während mit steigenden Temperaturen keine Auflösung mehr erfolgte, wohl aber die Veränderungen immer deutlicher wurden, die sich auch nach direkter Übertragung (aus der heißen Kochsalzlösung) in Alkohol als Schrumpfung, Segmentierung und Bildung von Rosen- kranzformen präsentierten. (Siehe Tabelle IX.) Im Gewebe ist das auflösende Agens nach den angeführten Versuchen nicht gelegen (Versuch am toten Tier, in der feuchten Kammer); folglich wäre die Auflösung durch Salzeinwirkung sehr wahrscheinlich, wenn nicht die am meisten physiologischen Medien (Ringer, defibriniertes Blut) noch stärker als reine Kochsalzlösung auflösten, so daß auf eine physiologische Komponente geschlossen werden kann. *) Albanese, Archiv f. exper. Pathol. u. Pharmakol. 32, 297 E02 5 Über den Einfluß von Neutralsalzen auf Färbbarkeit usw. 557 Tabelle IX. NaCl-Fixierung | Alkoholfixierung | | | | direkt Na0l | 59 | Br (kontroll.) = | direkt Alkohol er | iR (Kontroll.) | | auf 45° erhitzt 7,3*) | 15 | *) Rand erhalten. pe 19,42 | 15 | | | unregelmäßige ET 15 | 15 Schrumpfung. | | 4 Rosenkranzformen ve | en vorherrschend. Folgende Auffassung würde dem entsprechen: die Ferment- wirkung schreitet bekanntlich in einer Richtung fort, bis die Konzentration der Spaltungsprodukte einen gewissen Grad er- reicht hat und dann Stillstand eintritt; in der feuchten Kammer ist bei der geringen Flüssigkeitsmenge diese Konzentration schnell erreicht und die Auflösung ist daher minimal und optisch nicht erkennbar. Bei Anwesenheit einer größeren Flüssigkeitsmenge (20 ccm) ist die Konzentration der Spaltungsprodukte aber eine geringe, daher wird das Gleichgewicht sehr spät erreicht und die Auflösung eine mehr weniger intensive. Für die Erklärung der wechselnden Löslichkeit der Spaltungs- produkte muß man aber doch wieder die Salzwirkung in Anspruch nehmen. Es ist zwar bekannt, daß einzelne Neutralsalzlösungen die Fermentwirkung beeinflussen [verdünnte Lösungen befördern, bei erhöhter Konzentration tritt Hemmung ein, die sich bis zur vollständigen Aufhebung steigern kann*)], doch sind solche Gesetzmäßigkeiten wie die hier festgestellten bis jetzt nicht nach- gewiesen. Der Versuch mit höheren Temperaturen (Tabelle IX) gab keine eindeutigen Resultate, da gleichzeitig zwei Faktoren ver- ändert wurden: das aufzulösende bzw. zu spaltende Substrat und das eventuell anwesende Ferment. Ein Vergleich mit den von Halliburton**) bestimmten Koagulationstemperaturen der einzelnen Eiweißkörper des Nervengewebes zeigt folgendes: Ein Neuroglobulin koaguliert bei 47°, nach Erhitzen des Rücken- *) Fermi und Pernossi, Zeitschr. f. Hygiene 18, 96 (1894), eit. nach Oppenheimer, Fermente und ihre Wirkungen, 1901. *) Halliburton, Journal of physiology 15, 70 bis 107. 558 Emil Mayr, markes auf 45° erfolgt noch ziemlich starke Auflösung. Das Neuroalbumin koaguliert bei 56 bis 60° C.; dem entspricht eine geringe Auflösung bei 56°. Ein zweites Neuroglobulin koaguliert bei 75°C, ein entsprechend erhitztes Stück gibt an Pe Kochsalzlösung nichts mehr ab. Ist ein Ferment anwesend, so wird es selbstredend durch er- höhte Temperatur zerstört. Von einigen hier in Betracht kommenden sind die Zerstörungstemperaturen bekannt*): Pepsin wird unwirksam bei 55 bis 57°C, Trypsin verliert seine Wirksam- keit in schwach alkalischer Lösung erst bei 50°, während es in neutraler Lösung schon bei 45° C zerstört wird, von cytolytischen Agentien im Blute (Bakteriolysine und Hämolysine) wird das Komplement bei 56° zerstört. Über Einfluß der Temperatur auf’ autolytische Fermente waren keine genaueren Angaben aufzufinden. Die Widerstandsfähigkeit der Fermente wird allerdings durch Lösung in Wasser oder durch Beimengung von Substraten, auf welche das Ferment einwirkt, bedeutend gesteigert, doch soll bei 70° jede Wirksamkeit aufhören. Trotzdem also darnach die Möglichkeit einer Fermentwirkung nicht ausgeschlossen werden kann, so spricht doch der Umstand da- gegen, daß in verschiedenen Flüssigkeiten z. B. im Blut die Fasern dicht am Querschnitt erhalten bleiben, während es im Innern des Blockes zu starker Auflösung kommt. Für Salzwirkung spricht die gute Übereinstimmung der bei der Auflösung gefundenen Reihen mit denen Paulis bei Aus- flockung von Eiweiß; auch die gute Konservierung in konzentrierten Lösungen und in Schwermetallsalzlösungen, sowie die Unlöslichkeit der alkoholgefällten Strangfasern in Lösungen von Natriumsulfat und Chlornatrium läßt die Eiweißnatur dieser Gebilde wahr- scheinlich erscheinen. III. Elektive Färbung. Während bei der Färbung mit Molybdän-Hämatoxylin oder alkalischem Toluidinblau das gesamte fixierte Gewebe durch Färbung sichtbar gemacht wurde und Fixierbarkeit = Färbbarkeit gesetzt werden konnte, tritt sowohl bei der primären Färbung nach Bethe als auch bei der vereinfachten Nisslfärbung das Auswahlsvermögen der einzelnen Gewebselemente für den Farb- stoff in den Vordergrund,(elektive Färbung). Wenu wir ohne Rücksicht auf die einzelnen Theorien der Färbung zwei Momente *) Die folgenden Angaben sind aus Oppenheimer, Fermente und ihre Wirkung, entnommen. Er a Fr FE ar Der Pe Über den Einfluß von Neutralsalzen auf Färbbarkeit usw. 559 herausgreifen, die bei dem Färbungsvorgange in Betracht kommen, so sind es: 1. der Eintritt des Farbstoffes aus dem einen Medium (Farblösung) in das andere (Gewebe), 2. das Festhalten des Farb- stoffes im Gewebe beim Waschen mit Wasser bzw. Alkohol. Die Salzlösung kann aus dem komplizierten System, welches eine Vorderhornganglienzelle darstellt, entweder gewisse Stoffe herauslösen oder andere aus der Gewebsflüssigkeit niederschlagen ; außerdem können zwischen Salzlösung und Gewebe chemische Umsetzungen vor sich gehen, die neuartige Körper entstehen lassen, und endlich wissen wir durch Spiro*), daß sich bei Kolloidsalzfällungen, als welche wir nach dem Vorhergehenden den ganzen Vorgang doch wohl ansehen dürfen, das fällende Salz entsprechend dem Nernstschen Verteilungssatz zwischen Lösung und Fällung verteilt.**) Daß jeder dieser aufgeführten Vorgänge imstande ist, die Bedingungen für die zwei oben erwähnten Momente zu verändern und vorhandene Affinitäten für Farbstoff- bindung, welcher Natur immer, zu vernichten oder neue solche Affinitäten herzustellen, ist sehr wahrscheinlich. Von den Schwer- metallen ist dies wohlbekannt und wird in der histologischen Technik weitgehend benutzt. Trotz dieser höchst komplizierten Verhältnisse gehen wir von der Vorstellung aus, daß einheitliche Substanzen die Träger der Färbbarkeit in den einzelnen morphologischen Elementen sind; die weiter unten mitgeteilten Versuche stehen damit in ziemlicher Übereinstimmung. Die Färbungsintensität wurde nach einer Farbskala geschätzt, die aus 9 Farbintensitäten bestand, von welchen die folgende immer doppelt so dunkel war, als die vorhergehende (siehe Bethe, Diese Beiträge 6, 400). 1. Primäre Färbung der Axencylinder ***). Diese ist bei den meisten neutralen Salzen gegenüber dem einfachen Alkoholpräparat unverändert, d. h. die intramedullären motorischen Fasern, die Axencylinder beider Wurzeln und der peripheren Nerven, die Ganglienzellen und das Grau sind gefärbt, *) Spiro, Diese Beiträge 4, 300. **) Die Verteilungskonstante von Salzen zwischen 2 Phasen richtet sich nach der Konzentration der neutralen (nicht dissoziierten) Moleküle. Diese ist in einer großen Menge Wassers wegen der starken Dissoziation eine sehr geringe, daher muß nach wiederholtem Abspülen der Schnitte mit Wasser alles nicht chemisch gebundene Salz aus dem Gewebe entfernt sein. *#*) Bethe, loc. cit. 560 Emil Mayr, die Strangfasern aber ungefärbt, auch dann, wenn sie vollkommen erhalten sind. Zu bemerken ist die Totalfärbung aller Strangfasern bei Fixierung in den alkalischen Flüssigkeiten: Natriumkarbonat und basisches Natriumphosphat, während in basischem Kalium- und Ammoniumphosphat die Strangfasern nur an den Randteilen gefärbt sind. In schwach alkalischen Kochsalzlösungen (?/2so und "/ı0400) (ebenso auch in entsprechenden schwefelsauren Lösungen) werden aber die Strangfasern nicht primär färbbar. Bei den Fixierungen mit Schwermetallsalzen (Kadmiumchlorid, Kupfersulphat, Kupferacetat, Bleiacetat und zum Teil bei Aluminiumsalzen) ist Allgemeinfärbung zu konstatieren (z. T. wohl auf Beizung beruhend). Bei allen untersuchten Magnesiumsalzen (Cl, Fl, CNS, NO,, SO,) (bis auf das Oxalat, welches allerdings in Wasser schwer löslich ist und deshalb als Suspension verwendet wurde) war keine primäre Färbbarkeit der sonst sich färbenden Axeneylinder (motorische und periphere) zu konstatieren. In Natriumsulphat-, Lithiumsulphat- und Lithiumtartratprä- paraten waren in der weißen und grauen Substanz färbbare 'Klumpen und Körnchen gleichmäßig verteilt, die wohl mit den von Niss1*) beschriebenen, als Reste von Markscheidensubstanzen angesprochenen, identisch sind; im Nisslpräparate fehlen sie. 2. Nisslschollen. Nach dem abgekürzten Nisslverfahren(Toluidinblau 10 Minuten, Alkoholdifferenzierung 10 Minuten) behandelte Präparate zeigen im nur mit Alkohol fixierten Block, wie bekannt, neben einer Färbung der Kerne und Kernkörperchen eine intensive Färbung der färb- baren Substanzportionen im Ganglienzelleib (Nisslschollen). Bei der Vorbehandlung der Blöcke mit gewissen Salzlösungen zeigen diese Schollen die gleichen Form- und Färbungseigenschaften wie im reinen Alkoholpräparat, während sie unter der Einwirkung andrer Salzlösungen ihre Färbbarkeit ganz oder teilweise verlieren (eventuell auch ihre Form und Anordnung ändern). Man ver- gleiche Fig. 4 und 5 der Tafel.“*) Nach der Intensität der Färbung (ohne Rücksicht auf die feinere Struktur) konnte ich die Salz- lösungen in Reihen bringen, die eine ähnliche Anordnung wie die für Strangfasernauflösung gefundene zeigen. *) Nissl, Artikel „Nervenzellen“ in Encyklopädie der mikroskopischen Technik 2 (1903). **) Abnahme der Färbbarkeit der Nisslschollen in Kochsalzlösung hat bereits Bühler beobachtet [Verhandl. d. phys.-med. Gesellschaft Würzburg 31 (1898)). ben den Einfluß von Neutralsalzen auf Färbbarkeit usw. 561 Tabelle X. Ba, Vo es I. a an an ern] 8 | 6 | Termlan | n| 89). Br 5-6®) 6 ; A a (4-8) an), ® | | a a ur more am naar Le a re | a en | | Eu 2) aan ER 3 4 4 IR FE Ta be | artrab | 0.5)| (2-6) 2 oe ER RR RE se 8 | = a5 a een | er (0-4, 3-6) = -8) nn 7) ı6-)| 6-7) KERNE TER IR “ } J 3 EN. (0-6) Rt 6) 0 B. | » SUSE 3 | 3 | 20 od 2) Er : = ee” "79 | Be in. NK LE AA SEI LER MM MR EEE LE 2: 50 lo 0 ol Te | BRLoE 8%) trat 0 *) \Winterversuche. 7) In Wasser schwer löslich. Die uneingeklammerten Zahlen be- deuten Durchschnittsintensität der Färbung, die eingeklammerten Zahlen die äußersten beobachteten Färbungsextreme. . Der Unterschied ist auffallend. Während bei den Strang- fasern die Zahlen von CISO,...>C1>J Beitr. z. chem. Physiologie. VII. 36 562 Emil Mayr, und Li>Na>K>NH, auf CI>NO,>...> Oxalat > SO, und NH,>K>Na>Li. — Einwirkung der Konzentration: Tabelle XI. Nissl- i Kern- | schöften Struktur | Kerne een Anmerkung NaCl isot. 7 | tz—d 6 8 ’ Eee 6 „7062. M6L 6 k—d (5—7) 6 tz = netzig 0,35 : sch—-d j 8 KR St (3—6) (5-7) — diffus a 5 b 6 7 sch=schollig 3 ; 4 b= bestäubt „ 1 ‚0 ” (0 ch 5) b 6 7 I k = kKörnig 6 „ 25» (F- 7) sch—d 6 gi Er OO alas 7 sch—kK 6—7 7—8 Bei Kochsalz ist also eine zunehmende Depression mit steigender Konzentration zu beobachten, welche bei weiterem Steigen wieder abnimmt. Die Werte von Alkoholblöcken (Intensität =8) werden auch bei stärkster Konzentration nicht erreicht. (Siehe Tab. XII auf S. 563.) Natriumsulfat (Tab. XII) zeigt bei minimaler Konzentration bereits starke Herabsetzung der Nisslfärbbarkeit, aber erst bei einer bestimmten Konzentration (0,14 bis 0,28 Mol.) wird die Aufhebung komplett. Bei weiterem Ansteigen der Salzmengen nimmt dann die Färbungsintensität wieder erheblich zu. Von Held‘) rührt die Angabe her, daß die Substanz der Nisslschollen in alkalischen Fixierungsmitteln (alkalischem Alkohol) nicht gefällt wird und daß die Nisslschollen, wenn bereits durch Alkohol usw. fixiert, durch Alkalien ganz gelöst werden; folgende Versuche haben darauf Bezug: Isotonische Kochsalzlösung, die schwach sauer (T/eso und "/ıo40 H,;SO,) war, gab Färbungsintensität 7 der Nisslschollen, schwach alkalische Lösungen ("/s6n und "/ıoao NaOH) 6 bis 7 Intensität; also besteht keine wesentliche Differenz zwischen geringen OH- und H-Ionen- konzentrationen. Ausgesprochen alkalische Salze wie Triphosphate (Tab. XIII) und Natriumkarbonat gaben vollkommene Auflösung. *) Held, Archiv für Anatomie 1895, S. 396. Bethe, loc. cit. Über den Einfluß von Neutralsalzen auf Färbbarkeit usw. 563 Mit Beizfarben (Molybdän-Hämatoxylin) behandelte Schnitte zeigten aber jedesmal erhaltene Nisslstrukturen, so daß eine Bildung von Löchern im Sinne Helds nicht stattfindet, sondern nur die Lösung einer primär färbbaren Komponente*) der Nissl- schollen unter Zurücklassung ihres Substrates angenommen werden kann. Tabelle X. x "Ne, so, 5 ol & Struktur | Kerne | ee 0,014 Mol Ws d ER | 5 Ve a re er y PETE Pe ; 4 7 O3 (=) ee ERBE HT DM on 0,109 , (isot.) RR 25 67 g,14 _. 57 . at Be ER 0,56 „ ne 4-5 7 1,12 2 a sch—d Be - | Per ! N Rn | sch—d 5-7 | 6-7 Abkürzungen siehe Tabelle X1. Tabelle XI. Na NH, K | 6 6 | | : H;PO, (5—7) G-N Bi HPO,. 1-2 |. 2 68 Be 0. ..0 | Um einigen Aufschluß über die Natur des färbbaren Stoffes in den Schollen zu gewinnen, wurden bereits in Alkohol fixierte Blöcke je 24 Stunden in Natriumsulfat- bzw. Kochsalzlösung, *) Bethe, Diese Beiträge 6, 417. 36* 564 Emil Mayr, dann ein in Magnesiumsulfatlösung fixierter Block 24 Stunden in Natriumsulfatlösung gebracht und wie gewöhnlich weiter- behandelt. Tabelle XIV. a gE Struktur BEER. 2 A De ® Alkohol Ad Aka ar nee 9 Alkohol — Na, SO, 0 8 ER 0 8 Alkohol—NaCl Ne 6.7 02 en Nacl er tz d | 56 8 MESO,—Na,80, | nn) | k-sch | 2-3 = MsSO, Er : | En ee a \ Abkürzungen siehe Tabelle XI. Die primär färbbare Substanz der Nisslschollen wird also durch den Alkohol nicht so stark verändert, daß sie sich nicht noch in Natriumsulfat auflösen würde. Auch in Kochsalzlösung löst sich die durch Alkohol gefällte Substanz noch auf, während sich die durch Magnesiumsulfat gefällte selbst in Natriumsulfat- lösung nur noch unwesentlich ändert. Auffallend ist noch die starke Lösung der färbbaren Substanz des Kernes in MgSO, und Na,SO.. Man beachte auch die geringen Veränderungen, welche die Färbeaffinitäten durch Autolyse erfahren: Tabelle XV. 3 Ei gr Struktur | Kerne ee | Alkohol 87) sch u “ & 9 feuchte Kammer REN 5—6 sch—d - 8) | FO Tier 24h 5 6—7 sch—d = 8) 23 Tier 24h—feuchte Kammer 24 7 sch ne | 9 Abkürzungen siehe Tabelle XI. Hier soll noch über folgendes Phänomen berichtet werden: bei Kaliumoxalatfixierung sind bei gutgefärbtem Kern und Kern- körperchen die Nisslschollen ungefärbt. Außerhalb der Zellen dicht um den Zellkörper herum liegen zahlreiche Körner und Körnchen von tiefblauer Farbe. (Vorher gelöst gewesene und dann niedergeschlagene Nisslsubstanz? Vergleiche Held loc. eit.) Über den Einfluß von Neutralsalzen auf Färbbarkeit usw. 565 3. Kerne und Kernkörperchen. Wie die Färbbarkeit der Nisslschollen verändert sich auch die der Kerne (Glia- und Bindegewebskerne) und der Kern- körperchen der Ganglienzellen in manchen Salzlösungen sehr beträchtlich. Manche Salze vermindern die Färbbarkeit aller drei Elemente gleich stark, während sich bei andern Salzen wesentliche Differenzen“) ergeben. Infolge dessen stimmen die Reihen für die Kerne und Kernkörperchen weder miteinander noch mit der für die Ni&ßlschollen aufgestellten überein, wenn auch im großen Ganzen eine Ähnlichkeit besonders in der Richtung der Intensitätsveränderung zu bemerken ist. Ordnet man die Intensitätswerte der Kerne und Kern- körperchen genau nach den Zahlen, so bekommt man glatte Reihen nur dann, wenn man die Reihen in der Mitte abbrechen läßt. Bei dieser Anordnung zeigt sich eine deutliche Inversion bei den Salzen der Schwermetalle und des Aluminiums und Magnesiums (Tabelle XVIla und XVlIlIa). Tabelle XVla. Kerne. ar Acetat 7—8 | | | 6*) Fl 7-8 728 6 1-24) J ee AU Gr h6 ; Ozalat 56. ER 4-5 | 2—3;)| 2}) Cl 5 | | 6 3—4| 8%) 6-7 | | Tartrat Ben 15-6 4 | "SENS = 6 |a-5 14-5 6—7 HPO, BR. a bo NO, [6-7 Pi Ras 8 Be Pe 18 4 | so, &) 12-3 3-41 An SB Bee | er I } | | I *) Winterversuche. +) In Wasser schwer löslich. *) Dabei ist zu bemerken, daß die Färbungsintensitäten stets an einem und demselben Schnitt und an dicht neben einander liegenden Ganglien- zellen und Kernen bestimmt wurden. 566 Emil Mayr, Tabelle XVlIla. Kernkörperchen. Klein, ulm sm vlale|l a Acetat I Een 9 4—5| Fl 9 9 9 67) 13-44) J en 8 9 _ Oxalat 8 7: 77) we he Bel 0 8 /8-9 9 | 9 a BT a Tartrat A 7-8 6-7] 13 ENSLNE als 8 B-6) m HPO, RR: 8 EN | | NO, 8 8 9*) | 9 Br 8 6—7 7 Citrat 7. Se | se | *) Winterversuche. +) In Wasser schwer löslich. Da dieses Abbrechenlassen der Reihen aber wohl nicht einwandfrei ist, geben wir hier zwei andre Reihen (Tabelle XVIb und XVIIb), welche hauptsächlich nach den Kaliumsalzen geordnet sind und den Vorzug haben, daß die zweiwertigen Anionen das eine Ende einnehmen. Tabelle XVIb. Kerne. Acetat 7—8 | 6*) | 4*) SEE gs 78% 2+) 1-24) EINE .CoNs | 8 |’ 6 4235/45167 F : HPOL MB. a h FR BIER ER £ Be Ä BON EAN, | NO, [6-7 8*) 8 Be fo ee nr Er AU Ene 8%) |5-6*) 6*) | 8%) Br +6 Beer M et Tartrat 5 6| 526 a | 008 a Oxalat |5-6| |4-5| .asHlaH) een IE so, | solwesleda. B0 Baer Citrat ER ee *) Winterversuche. 7) In Wasser schwer löslich. Über den Einfluß von Neutralsalzen auf Färbbarkeit usw. 567 Tabelle XVIlb. Kernkörperchen. Li | Mg| Ba | ca | Al | cu | Pu | Ni Na | NH, no, |s@)| 9* 9 Dan. Bern oa orke.) os ler R a te a | Na ion Sr Para) rn a HERR 25. Oxalat- 8 >, 77) 4y)| nl ea Eee Dar a a a WERDE. _Tartrat PRRE EBeR ANe Alias Mein af tsöh, Beni ao Fr ins: Citrat TR | *, Winterversuche. Y) In Wasser schwer löslich. Die manchmal auffallend niedrigen Zahlen bei Erdalkali- und Schwermetallsalzen (Mg, Ba, Ca, Al, Cu, Pb, Cd) können sich nur zum Teil aus der manchmal sauren Reaktion der Lösung erklären lassen; beachtenswert ist die schwache Färbung bei jenen Mg- und Al-Salzen, die in Wasser schwerlöslich sind. Der Einfluß der Schwermetallkationen scheint über den der, Anionen wie bei der Eiweißfällung so auch hier im allgemeinen zu überwiegen, so weit aus den wenigen Zahlen geschlossen werden darf; so wie dort sich die Fällung im Überschuß von Fällungsmittel oder von Eiweiß auflöst, so kann es auch hier durch ein günstiges Verhältnis zwischen der Salzlösung und der zu fixierenden Substanz zu keiner oder geringer Fällung kommen, wodurch die geringen Färbungsintensitäten erklärt wären. Das ganz verschiedene Verhalten der einzelnen Kationen ent- spräche auch den verschiedenen Fällungstypen, wie sie von Pauli“), für Zinkulfat, Silbernitrat und Kupfersulfat festgestellt und durch Eintreten des Metallions in das Eiweißmolekül erklärt wurden. Daraus kann man wieder auf eine Verschiedenheit der färb- baren Substanzen der Glia- und Bindegewebskerne und der *) Pauli, Diese Beiträge 6 (1905) loc. cit. 568 Emil Mayr, Nucleoli der Ganglienzellen schließen, was durch Vergleiche dieser beiden Elemente bei verschieden konzentrierten Natriumsulfat- lösungen bestätigt werden kann. Tabelle XVII. 4 0,014 0,028 0,035 0,07 009 01 014 028 056 112 2,24 Mol. Na, 804. In Tabelle XVIII sind die Färbungswerte der Kerne (punktiert) und der Kernkörperchen (ausgezogen) als Koordinaten bei ver- schiedenen Konzentrationen von Natriumsulfat eingetragen. Es resultiert eine eigenartige Zickzacklinie, deren genauere Be- stimmung wohl wünschenswert wäre. Die einzelnen Phosphate ergeben keine eindeutigen Resultate (Tabelle XIX und XX), und Autolyse bewirkt keine wesentlichen Ab- weichungen vom Alkoholpräparat (Tabelle XV). Fast überflüssig zu erwähnen ist noch, daß Schrumpfung der einzelnen Elemente die Färbungsintensität wesentlich stärker er- scheinen lassen kann. Tabelle XXI zeigt aber, daß dadurch die Regelmäßigkeiten der Färbungsintensitäten keineswegs erklärt werden. Tabelle XIX. Tabelle XX. Kerne. Kernkörperchen. Na K NH, Na K NH, HPO, 5 8 le 4 HPO, 8 8 8 Pr}; | 4—5 En 8 | 3 PO, 1) ? 8 Wenn sich auch im großen Ganzen die Färbbarkeit der Nißl- schollen mit denen der Gliakerne und Kernkörperchen der Gang- Über den Einfluß von Neutralsalzen auf Färbbarkeit usw. 569 lienzellen unter den verschiedenen Salzeinflüssen ähnlich ver- ändert, so treten doch bei manchen Salzen große Unterschiede zutage. Es kann daraus nur der Schluß gezogen werden, daß die färbbaren Substanzen verschiedener Natur sind, wie das auch schon, wenn auch weniger prägnant, aus den Versuchen anderer Autoren hervorging. Man vergleiche dazu Magnesiumoxalat, Kaliumoxalat (siehe Tafel) sowie Aluminiumfluorid, Ammonium- rhodanid, Magnesiumfluorid, Diammoniumphosphat usw. (Ta- belle XX]). Zusammenfassung. Die vorgebrachten Befunde lassen sich am leichtesten von einem Gesichtspunkte betrachten: wenn man sich nämlich das Gewebe als ein inhomogenes System*) im Sinne der physikalischen Chemiker vorstellt, welches aus mehreren ver- schiedenartigen festen, gequollenen und flüssigen Phasen besteht, die sich in einem bestimmten Gleichgewichtszustande befinden. Durch Zufuhr einer Salzlösung verändert sich dieser Gleich- gewichtszustand und wird nach einiger Zeit durch Quellen oder Schrumpfen der einen gequollenen Phase, partielle oder voll- ständige Lösung einer festen, oder Fällung aus einer flüssigen Phase wieder hergestellt. Dieser Zustand wird durch die Alkohol- fixierung (Überführung gallertiger Gele in pektöse) mehr oder weniger festgehalten, wobei Konzentration des Alkohols oder alkohollösliche Salze durch Verhinderung der Alkoholfällung eine Rolle spielen können. Die Tabellen für die einzelnen hier betrachteten morpho- logischen Elemente weisen bastimmte Gesetzmäßigkeiten auf, die untereinander manche Übereinstimmung haben. Die Zahl der untersuchten Elemente wurde der Einfachheit halber willkürlich eingeschränkt; Glia, Gefäßendotelien usw. vernachlässigt. Am aus- führlichsten ist der Einfluß der Alkali- inkl. Mg-Salze untersucht worden, während für Erdalkali- und Schwermetallsalze noch genauere Untersuchungen notwendig sein werden. Es ging hervor, daß sich die bei den histologischen Methoden sichtbar gemachten Elemente kolloidaler Natur Salzlösungen gegen- über ähnlich verhalten wie Eiweiß- oder Leimlösungen und daß *) Vgl. hierzu Nernst: Theoretische Chemie 1895. II. Aufl. — Hof- meister: Die chemische Organisation der Zeile. 1901. — Höber: Phy- sikaliscbe Chemie der Zelle und Gewebe. 1602. — Pauli: Allgemeine Physikochemie der Zellen und Gewebe. Ergebnisse der Physiologie II, 1 (1904). 570 Emil Mayr, die einzelnen kolloidalen Elemente verschiedenartig sind, was aus den Verschiedenheiten der einzelnen Reihen ersichtlich ist. Die Umkehrung der Reihe bei den Zellfärbungen (Nisslschollen, Kerne und Kernkörperchen) könnte man eventuell als neues Argument für die Anwesenheit erheblicher Mengen von H-Ionen verwenden, wie dies ältere Autoren*) angegeben haben. Vergleich der einzelnen Reihen: Hofmeister (Wasseranziehungsvermögen): Alkalisalze zwei- bis dreiwertiger Säuren > Acetate > Salze 1basischer Säuren Cl>CIO,;; NO;, Br. Pauli (Eiweißfällung bei Alkalısalzen): Fl>SO, >HPO, > Citrat > Tartrat > Acetat >C1>NO,;, >Br >J>CNS und M>NH,>K>Na>Li. Umkehrung der Reihe bei Zusatz von 0,03 n-HCl oder von Erdalkalisalz. Höber (Beeinflussung des Ruhestroms im Muske]): Tartrat > SO, > HPO, > Acetat >C1>Br>JI > NO: >CNS und Li Tartrat > Citrat > SO, > Oxalat > Acetat > HPO,>Br > NO, >CN5s > A > J und LL>’Na > KK > NH. Intensität der Nisslfärbung (Tabelle X): Acetat >C1>NO,>CNS > Br > Tartrat >FI>JI>HPO, > Oxzalat >80, > Ci md. KI>INRH > I > Intensität der Kernfärbung (Tabelle XVIb): Acetat >FI>CNS>HPO, >J>NO, >Cl >Br > Tartrat > Oxalat :- SO, > Citrat ?) und K> NH, >Na>Li. Intensität der Färbung der Kernkörperchen (Tabelle XVIIb). Acetat >FL>J> CNS>NO,>HPO, > Cl > Br > Oxalat > SO, > Tartrat > Citrat (2) und K>Na>NH, >Li. In allen Reihen erkennt man das allgemeine Gesetz: zwei- wertige Anionen auf der einen, einwertige Anionen auf der anderen Seite; die einzelnen Details scheinen von der Natur der betreffenden Kolloide abhängig zu sein, so daß wir neben allge- *) R. Gscheidlen, Pflügers Archiv 8, 171 bis 180. 0. Langen- dorff, Neurologisches Centralblatt 24 (1885). J. Moleschott und A. Battistini, Arch. Italiennes 8, 90 bis 174. Über den Einfluß von Neutralsalzen auf Färbbarkeit usw. 571 meinen Regeln der Kolloidausflockung (wie additive Wirkung des Anions und Kations eines Salzes usw.) noch spezielle Beziehungen zwischen Kolloid und den einzelnen Ionen annehmen können, welche Beziehungen von der chemischen Natur des aufzuflockenden Körpers abhängen dürften. Die Hauptergebnisse dieser Untersuchungen sind in folgender Tabelle enthalten, aus der auch die Konzentrationen der benutzten Lösungen ersichtlich sind. In Kolonne 2 sind die Molekular- gewichte durch den Faktor 68,8 dividiert, welches Resultat die Konzentration der Lösung angibt, die einer 0,85proz. Kochsalz- lösung äquimolekular ist; die Zahl mit dem beistehenden Bruch (isotonischer Koeffizient auf NaCl bezogen) gibt die Zahl in der 3. Kolonne = ısotonische Konzentration, in welcher die Salze an- gewendet wurden. 4. Kolonne = erhaltene Strangfasern. 5. 7. 8. Kolonne = Färbungsintensitäten der Nisslschollen, Kerne und Kernkörperchen. 6. Kolonne = Struktur der Nisslschollen. 9. Kolonne — Konservierung der Ganglienzellen. (Siehe Tabelle XXI auf Seite 572 und 573). Von den speziellen Eigenschaften der untersuchten Elemente hat sich folgendes ergeben: 1. Der Unterschied, der in der primären Färbbarkeit zwischen Strangfasern des Rückenmarks einerseits und den intramedullären motorischen Fasern, motorischen und sensiblen Wurzeln, per!- pheren Nerven andererseits besteht, zeigt sich auch beim Ver- halten dieser Gebilde gegen Salzlösungen. Während die einen von vielen Salzlösungen fast vollkommen zerstört werden, bleiben die anderen ganz oder fast ganz unverändert. Am empifindlichsten sind die Hinterstrangsfasern, wo doch die nahen sensiblen Wurzeln unverändert bleiben. Außer der Ausfällbarkeit der Strangfasern beı höheren Konzentrationen (NaCl, Na,SO,), der Irreversibilität der Alkoholfällung sowie der äußerst langsamen Autolyse sind besonders hervorzuheben: Die ganz verschiedene Resistenz von Rückenmarkssträngen und peripherem Nerv gegen physiologische Kochsalzlösung, die für eine morphologische und physiologische Verschiedenheit beider spricht. Dann die starke Schädigung, die eigenes Blut dem Rückenmarke zufügt, welche Tatsache manche pathologischen Vorgänge in ein neues Licht stellt. 2. Unter der Voraussetzung, daß die in den Nisslschollen sıch färbende Substanz eine einheitliche ist, kann man außer den sich aus ihren Fällungsmöglichkeiten ergebenden Eigenschaften noch anführen: ihr Verschwinden in stark alkalischen, nicht aber 572 a. 2. 8. 4. 5. 6. 7... Mole- s;oton. en I: kular- MG/68,8 | Kon a ee E a5 Gew. zent 8 BE ad a = N Al-oxalat*) 186,2 || 2,71x% | 135 | 15 7 2 "ER Al-tartrat 3982| 5,79X®%s | 2,90 | 15 8 | sch 7-8 8 Al,FIg*) *) 168,2) 2,44x°/ | 1,22 | 14 6 | tz-schl1—213—4 NH, Br 98,0| 145X%s | 148 | 9,7 |3-4| d | 3 67 8 NH, Cl?) 535 078%x% | 0,78 6-7 | te la) 91 79 NH,FI 37,1| 0,43x 3% |) 0,43 | 13,5 | 4-5 Ity.sch 7-8| 9 | NH, J?) 1449| 2,11x°% | 2311| 475| 4 Be! (NH,)H, PO, *) 115,1) 1,67% ®s | 1,67 | 16 6irgch ae (NH,),HPO, 1322| 192 xX®a | 144 | 15 251 Sch ea (NH,), PO, | +3aq**) | 2032| 23,95XxX °/ |) 1,77 | 10,75] 0 NH,CNS 76,2| 111X 3 | Lil | 495| 4-5 | sch (NH,),SO, 132,2) 192 x®4 | 143 | 14 0. ie Ei BaCl,+ 229°) |243| 354x% | 2366 15 ee 5-6 9 Pb.acetat +3aq°) | 378,9) 5,508 15 7-8 | sch | 4 7-8 CdCl,-+ 2aq ?) 2193, 3,19xX% | 339 | 15 6. sh|6|7 CaCl, >) 1109| 161 x 34 | 121 | 15 3 3 KBr 119,11: 31,78. x :)# 1,78 1.992.086 126 1% KCl 74,6) 1,08X % | 1,08 |. 416| 8 |tz-sch| 4 78 KFI 5821 0,84xX°s | 0,84 | 15 4..." tz-k 7 eg KJ 166,01 341Xx3%s | 241 | 4,1 4 duo KNO, 1012| 147Xx®s | 147 | 7,7 6 k-d 818 - K,(C00), °) 166,3. 2342 X °s | 121135 | @ |sch-d I5-6| 8 KCNS 98,3| 144X ® | 144 | 48 | 5-6 |tz-sch| 8 | 9 KH, PO, *) 186,2 | 1,98x®/%s | 198 | 4142| 8 | sch| 8 | 8 K,HPO, 1743| 23,53 X °/s | 1,90 | 12 g tz. | BB K,PO, **) 2135| 309X3%; | 15| 99 | 0 7-8 ? K,SO, 167,0 243x 3ı | 2,42 | 4 0 416 K-tartrat +! aq | 235,3| 3,42 x Ya | 2,57 | 13,3 | 14 | sch |5-6| 7 Emil Mayr, Tabelle XXL !) In Wasser schlecht löslich, daher als Suspension benutzt. ?) Lösung leicht gelb verfärbt. ?) Ausschließlich Winterversuche. *) Reagiert sauer. — **) Reagiert alkalısch. Abkürzungen: Nisslstruktur: sch = schollig. Zellen: tz = netzig. d = diffus. k = körnig. n = normal. + = geschrumpft. ++ = stark geschrumpft. ++ = sehr stark gechrumpft. q = gequollen. Zahl für die Strangfasern (Kolonne 4). 0 = ganz gelöst. — 15 = erhalten. Über den Einfluß von Neutralsalzen auf Färbbarkeit usw. 573 Tabelle XXI. 5 | 1. 2. R*g, 4 5. 6. ze. 148. ]0 8, Mole- | Isoton. Rn: o|ä8| gs kular-| MG/68,8 | Kon- ee ltale Er BE |52| 2 Gew. zentrat. | % © nn 1 |4 2% S u-acetat+ lag’) 200 2,92 15 4—5 | sch | 6 |4—-5| in uCl, + 2aq°) 17.2,0.1.0947 15:..*:7—8 [sch 8 9 n uSO,+5aq’) 250,0 | 2,88 14 8 sch | 8 18—-9| in iCl 15| 0,62% Üs |-0,62 | 11,7 3 tz |3-al8-9 iCNS 66,11 0,96 X? | 0,96 | 2,2 | 9-3 | tz 14-55-6 ,SO,-+1laq Bert 186063294 1.139 18 | 0-1 3.0 i-tartrat 1.11 xrel 3 sch | 4 [6-7 gCl, +6aq 208,3 | 2395 X 3a | 229115 6 |schk 6—7| 9 | n gFl,?) 60,4| 0,88X % | 0,66 | 3,5 6 |tz-sch| 2 | 6 g(NO,); 1484| 2,16X ®/a | 1,60 | 12,05, 8 sh |8 | 9 8 (C00), ?) 112,4 | 1,63% 3/a. | 1,22. 1 13,3. 7-8 | sch. 12—3| 7 g(CNS),-+4aq | 214,6| 3,12 X ®/ı | 3,00 | 14 8 sch |6—7! 9 gSO,-+ 7aq 9464| 3,58 X ®s | 5,87 1132 :7-8| sch |8s | 9 In a-acetat **) 82,0) 1,19 X? | 1,13 | 12 7-8 | sch |j7-8| 9 | nr aBr + 4aq 175.0. 204% #5] 2541| 8,381 4-5 |.k-d- 1 4-| 7 ın$ all 535 05x 1085| AA|I5 6 td | 6 | 8 | F arl 42,0 0,61Xx ®% | 0,61 | 15 | 3—4 6 a aJ +4agq 19, BB 3 ab | kl. 94 aN0,°) 85,1| 1,24X3% | 194 | 8095| 5—6 Isch-tz| 8 | 9 | + a, (000), °) 1341| 1,95%X 2 |.0981.15 1°0-1| sch |d—5| 7 | qm acNs 82,151 1,19X 35 | 1,19 | 6,95 | 5—6 | k-tz 4-5) 8 aH,PO,-+4ag*)| 197,7| 2,22x 3%, | 2,22 | 15 ee 6 a,HPO,+12agq | 8581| 5,21X % | 38,90 110,755/11-2|sh 5 | 8|n a; PO, + 12aq**)| 3802| 553% 3 | 3,32 | 13 0 4-51 9 | q 2, SO, 142,2| 2,07 x°s | 155 | 14,2 0 3-4 8ölen a-tartrat+2aq | 230,1! 3,35 xX% | 23,48 | 15 4 sch 5-67—8 + a-citrat **) 354 5,15 x 3; |" 8,09 | 15 0 2. Tahın 2,C0,;,+ 10a9**)| 286,1| 4,16 5 0 Ge hrs | 280,8! 4,08 15 s !sch!s!l9 In iSO,+7ag °) ‘) In Wasser schlecht löslich, daher als ?) Lösung leicht gelb verfärbt. ?) Ausschließlich Winterversuche. *) Reagiert sauer. — **) Reagiert alkalisch. Abkürzungen; Nisslstruktur: sch = schollig. tz = netzig. d= diffus. k = körnig. Zellen: Zahl für die Strangfasern (Kolonne 4): 0 = ganz gelöst. — 15 = erhalten. Suspension benutzt. n = normal. f = geschrumpft. fr >= stark geschrumpft. Trr >= sehr stark geschrumpft. q = gequollen. 574 Emil Mayr, Über den Einfluß von Neutralsalzen usw. in schwach alkalischen Flüssigkeiten; die Löslichkeit der Alkohol- fällung in Na;SO,, zum Teil auch in NaCl, die schwache Auf- lösung der MgSO,-Fällung in Na,SO,, die relative Unzerstörbarkeit durch Autolyse und durch eigenes Blut, und die Schwankungen bei wechselnden Konzentrationen von NaÜl und Na,SO.. 3. Da für histologische Zwecke das Gewebe so fixiert werden muß, daß Strukturänderungen möglichst vermieden werden, sind gute Fällungsmittel, wie die Schwermetallsalze, sehr zweckmäßige Fixationsmittel, da sie einerseits die Fiweißkörper prompt aus: fällen, andererseits mit den Phosphatiden, die eine ziemliche Menge der Markscheidenmasse, vielleicht auch der anderen Ge- websteile ausmachen, in kaltem Alkohol unlösliche Verbindungen geben. Von den vielen untersuchten Lösungen, welche der physiologischen Kochsalzlösung isosmotisch sind, haben solche von Kupferchlorid, Bleiacetat, Natriumacetat, Kadmiumchlorid und Chlorcaleium, Kupfersulfat, Magnesiumchlorid sehr hübsche Bilder gegeben, sowohl mit Molybdänhämatoxylin- als auch mit Toluidin- blaufärbung. Je nach dem gewünschten Effekt ist das Salz bald von dem einen, bald vom anderen Ende der Anionenreihe zu nehmen. — In We SAN Sy ah Da ARE ee [3 = * u: 2 ai. NT Pe Mr iu Erklärung der Tafel. Fig. 1. Längsschnitt durch Hunderückenmark nahe am (Querschnitt des Blockes. Fixierung in Kadmiumchloridlösung. Strangfasern voll- kommen erhalten. Fig. 2. Längsschnitt 0,5 mm vom Querschnitt des Blockes. Fixierung in physiologischer Kochsalzlösung (0,85 Proz.). Starke Auflösung der Strangfasern. Kugeln und Spindeln, leere Gliedmaschen, keine normale Faser im Gesichtsfeld. Fig. 1 und Fig. 2 mit Molybdänhämotoxylin gefärbt. Fig. 3. Querschnitt. Vorderhornganglienzellen. Magnesiumchlorid. Färbungsintensität: Nisslschollen 8, Kerne 8, Kernkörper 8. Fig. 4 Querschnitt. Vorderhornganglienzellen, Magnesiumoxalat, dunkle Nisslschollen (7 bis 8) und Kernkörperchen (7), aber helle Kerne (2). Fig. 5. Querschnitt, Vorderhornzellen, Kaliumoxalat. Nisslschollen fast farblos (0,2), Kerne und Kernkörperchen dunkel (7 bzw. 8). Präparate in 3, 4, 5 behandelt nach abgekürztem Nisslverfahren. — Alle Bilder 250fach vergrößert. Vgl. auch Text. Exposition stets 5 Min. bei Auerlicht und gleichlange Entwicklung. 1 Beitr. z. chem. Physiologie. VII. Verlag von Friedrich Vieweg & Sohn, Braunschweig. XXXVL Laktase und Zuckerausscheidung bei magendarm- kranken Säuglingen. Von Dr. Leo Langstein, Berlin, und Dr. Franz Steinitz, Breslau. Aus der Berliner und Breslauer Kegel. Kinderklinik. Ebenso wie bei Erwachsenen ist auch bei Säuglingen das Vorkommen kleiner Kohlehydratmengen im Urin unter physio- logischen Verhältnissen von verschiedenen Autoren konstatiert worden. Während einzelne [Pollak*), Binet**), Mensi***)] eine physiologische Ausscheidung von Zucker und zwar von Dextrose annehmen, leugnen andere, wie Groszf) und Neumannrr), das Vorkommen von Zucker im Urin gesunder Säuglinge, da bei diesen die gebräuchlichen Zuckerreaktionen negativ ausfallen; vielmehr, da die Furfurolreaktion sehr häufig, die Muldersche Indigkarminreaktion stets ein positives Resultat ergibt, nehmen sie an, daß der normale Säuglingsurin Spuren von noch nicht näher charakterisierten Kohlehydraten bzw. andere reduzierende Substanzen, von denen einige, z. B. Harnsäure, Kreatinin und Glykuronsäure, konstante Harnbestandteile sind, enthält. Hingegen ist die Ausscheidung von Harnzucker bei akut magendarmkranken Säuglingen sichergestellt. [v. Hofstenrrr), LesageTrr), Grosz.] Über die Natur des Urinzuckers bei magendarmkranken Säuglingen stellte zuerst Grosz Untersuchungen an. Er konnte zunächst nachweisen, daß die Zuckerausscheidung ausgesprochen *), Jahrb. f. Kinderheilkunde 12, 176. **) Binet, cit. nach Czerny und Keller, d. Kindes Ernährung usw. Heft 2, S. 200. **++) Mensi, das. 7) Jahrb. f. Kinderheilkunde 34. 81. +7) Arch. f. Kinderheilkunde 12. | +++) cit. nach Grosz. 576 Leo Langstein und Franz Steinitz, alimentär erfolgte, also bei Teediät verschwand, um sofort wieder bei Zuführung der Nahrung (in allen Fällen Muttermilch) einzu- setzen. In zwei Fällen konnte er konstatieren, daß der Zucker rechtsdrehend und nicht gärungsfähig war. Es handelte sich also keinesfalls um Glykose. Grosz nahm an, daß Milchzucker oder ein Spaltungsprodukt desselben vorlag. Über die Ursache, weshalb die Laktose bei magendarm- kranken Kindern der Assimilation entgeht und zur Ausscheidung durch den Urin gelangt, machte sich Grosz im allgemeinen richtige Vorstellungen. Es war bereits damals bekannt, daß Milchzucker nicht als solcher, sondern erst nach Inversion zu Monosacchariden im Organismus Verwendung finden könne. Escherich*) hatte dieser Annahme durch die Meinung Ausdruck gegeben, daß der Milchzucker, wenn er nicht unverändert im Harne ausgeschieden werden solle, vor der Resorption verdaut, d.h. in eine gärungsfähige Zuckerart, wie er meint, in Galaktose umgewandelt werden müsse, und Dastre**) hatte bereits ein diese Umwandlung bewerkstelligendes Ferment angenommen. Auf diese Autoren gestützt vermutete Grosz, daß in seinen Fällen von Zuckerauscheidung das milchzuckerspaltende Ferment entweder gefehlt habe oder infolge von Bakterienwirkung teil- weise oder ganz abgeschwächt gewesen sei, sodaß ungespaltener Milchzucker resorbiert und als solcher durch den Urin ausge: schieden wurde. Spätere Untersucher wiesen nun tatsächlich ein milchzuckerspaltendes Ferment in der Dünndarmschleimhaut nach. Röhmann und Lappe**) sowie unabhängig von ıhnen Pantz und Vogel?) konnten Milchzuckerspaltung durch Digestion mit Dünndarmschleimhaut, erstere mit der vom Kalb und Hund, letztere mit der eines neugeborenen Kindes erzielen. Fischer und Niebelff), die sich gleichfalls mit diesem Ferment be- schäftigten, nannten es „Laktase“. Orbanrf), der experimentelle Untersuchungen über Laktase anstellte, fand, daß die Bildung des Fermentes von dem Zustande der Darmschleimhaut abhängig sei. Während er Laktase beim sesunden Hunde im Dünndarm stets nachwies, vermißte er sie in der durch Podophyllotoxin schwer affizierten Dünndarmschleim- *) Jahrb. f. Kinderheilk. 27, 100. **) Dastre, Compt. rend. 96, 1883. ***) Ber. d. deutsch. chem. Gesellsch. 28, 2506. +) Zeitschr. f. Biol. 32, 303. --+) Sitzungsber. d. kgl. preuß. Akademie d. Wissenschaften 1896. +t+) Prager med. Wochenschr. 24 (1899). Laktase und Zuckerausscheidung usw. 577 haut. Ebenso verschwand das Ferment, das Orban bei den meisten gesunden Säuglingen im Stuhle nachweisen konnte, aus den Entleerungen schwer magendarmkranker Kinder. Er schloß daraus, daß es auf der Höhe der Darmerkrankung zu keiner Laktasebildung komme, und daß der Milchzucker dann infolge Ausbleibens der Inversion längere Zeit als unter normalen Ver- hältnissen im Darme verweile und durch seine Zersetzung einer abnormen Gärung Vorschub leiste. Soweit reichen unsere Kenntnisse über die Laktase und Zuckerausscheidung bei magendarmkranken Säuglingen. Es lag nun nahe zu untersuchen, in welchem Zusammenhange die Zucker- ausscheidung mit der Bildung des milchznckerspaltenden Fermentes stehe, und ob tatsächlich die Laktosurie abhängig sei vom Nichtvorhandensein oder der mangelhaften Wirkung der Laktase im Dünndarm. Indem wir uns dieser Aufgabe zuwandten, mußten wir einmal feststellen, ob der von magendarmkranken Kindern im Urin ausgeschiedene Zucker tatsächlich Milchzucker ist, und zweitens, ob für das Zustandekommen einer Laktosurie ein Ver- schwinden der Laktase im Darme, wie es Orban beobachtet hatte, verantwortlich gemacht werden könne. Bevor wir unsere Untersuchungsergebnisse, die an dem Material der Berliner und Breslauer Kgl. Kinderklinik gewonnen sind, mitteilen, müssen wir kurz auf die Technik unserer Ver- suche eingehen. Der Nachweis von Laktase wurde von uns genau in der von Orban angegebenen Weise ausgeführt. Der Stuhl wurde möglichst bald nach seiner Entleerung mit physiologischer Kochsalziösung oder destilliertem Wasser emulgiert und mit 6 g Milchzucker auf 100 ccm aufgefüllt. In den meisten Fällen wurden dann 50 ccm nativ und 50 cem nach kurzem Aufkochen mit einem Überschusse von Chloroform im Thermostaten digeriert. Nach 10 bis höchstens 24 Stunden wurde die Emulsion mit Natronlauge und Blei- acetat ausgefällt und in dem Filtrate das überschüssige Blei mit Natrium- sulfat beseitigt. Die klare Lösung wurde mit salzsaurem Phenylhydrazin und Natriumacetat versetzt, filtriert und 2 Stunden im kochenden Wasser- bade gehalten. Das Vorhandensein von Laktasewirkung zeigte sich da- durch, daß sich die wasserunlöslichen Dextrosazon- und Galaktosazon- kristalle noch während des Siedens am Boden der Eprouvette ansammelten. Dieselben konnten auch mikroskopisch identifiziert werden. Meist wurde daneben die Gärungsprobe angestellt, die stets gleichsinnig mit der Osazonprobe ausfiel. Die vorher aufgekochten Proben zeigten nie Gärung; auch konnte durch die Osazonprobe nie eine Spaltung der Laktose bei ihnen nachgewiesen werden. Die Urine wurden entweder in einzelnen Portionen oder, wenn möglich, nach Aufsammeln der gesamten Tagesmenge, die oft allerdings abnorm gering war, verarbeitet. Wir konnten uns zum Nachweise vor: Beitr. z. chem. Physiologie. VII. 37 578 Leo Langstein und Franz Steinitz, Zucker nun keineswegs mit dem positiven Ausfalle der Reduktionsprobe begnügen. Sowohl die Trommersche wie die Nylandersche Probe fallen, wie für Säuglinge Neumann und Grosz zeigten, sehr häufig positiv aus, und zwar auch in Fällen, in denen Zucker mit Sicherheit auszuschließen ist. Überdies weist erst neuerdings Pflüger*) auf die Unsicherheit der Trommerschen und der Wismuthprobe hin. Auch in der entgegen- gesetzten Richtung läßt die Kupferoxydprobe bei Säuglingen nicht selten im Stiche. Grade die Urine, die für unsere Untersuchungen in Frage kamen, waren infolge der vorhandenen Acidose oft außerordentlich ammoniakreich, und ein Ausfallen des reduzierten Kupferoxydules erfolgte oft erst nach längerem Kochen, nachdem ein Teil des Ammoniaks durch die zugesetzte Natronlauge vertrieben war. Auch die Gärungsprobe konnte uns nicht von praktischer Bedeutung sein, wenn es darauf ankam, das Vorhandensein von Zucker festzustellen. Denn da es sich, wie zu er- warten war, um Laktose oder ein Spaltungsprodukt derselben handelte, so bewies der negative Ausfall der Gärung nichts. Hingegen war sie, wenn erst das Vorhandensein von Zucker sichergestellt war, von Wichtig- keit, da sie die Glykose oder Fruktose ausschloß. Wirklich eindeutig und von entscheidendem Einfluß darauf, ob ein Urin als zuckerhaltig anzusehen war, schien uns die Osazonprobe zu sein. Denn erstens ist sie zuverlässig und gestattet noch sehr geringe Zucker- mengen nachzuweisen. Dann aber führt sie uns einen Schritt weiter in der Erkenntnis, um was für eine Zuckerart es sich handelt. Mit Sicher- heit gestattet sie uns wenigstens die Entscheidung, ob ein Mono- oder Disaccharid vorliegt. Bekanntlich sind die Osazone der Maltose und Laktose in heißem Wasser relativ leicht löslich, während die Osazone aller Monosaccharide selbst in siedendem Wasser nur spurenweise in Lösung gehen. Berücksichtigt man ferner, daß die Osazone der Monosen einen Stickstoffgehalt von 15,64 Proz., die der Biosen einen solchen von 19,8 Proz. aufweisen, und daß die Schmelzpunkte derselben zwar nicht große, aber doch erkennbare Differenzen zeigen, so sind damit weitere Handhaben zum Identitätsnachweise eines Zuckers gegeben. Schließlich bedienten wir uns zuweilen des Nachweises von Schleimsäure, die nur bei Oxydation von Galaktose (bzw. Laktose), nicht aber von Glykose darstellbar ist. Da fast alle Untersuchungen, über die weiterhin berichtet werden soll, während ausschließlicher oder vorwiegender Ernährung mit Frauenmilch angestellt sind, die ja doch nur ein Kohlehydrat, die Laktose enthält, so konnte es sich zumeist nur um Milchzucker oder seine Spaltungs- produkte, die Galaktose oder Dextrose handeln. Wenn wir die Eigenschaften, die zur Identifizierung dieser Zucker- arten dienen konnten, kurz zusammenfassen, so sind es die folgenden: 1. Laktose. Sie reduziert, gärt aber nicht mit Bierhefe. Bei der Oxydation ergibt sie Schleimsäure. Ihr Osazon bildet kuglige Aggregate, die sich in heißem Wasser leicht lösen. Der Schmelzpunkt des Laktosa- zons beträgt etwa 200°, sein N-Gehalt 10,8 Proz. 2. Galaktose. Sie reduziert. Mit Bierhefe gärt sie gleichfalls nicht**). *) Pflüger, Schöndorff und Wenzel, Pflügers Archiv 105, 121. **) Hammarsten (Lehrb. f. physiol. Chemie) sagt zwar, daß Galaktose langsam mit Bierhefe vergoren werden könne. Luzzatto (Archiv f. exper. Pathologie und Pharmakologie 52, 107) bestreitet das jedoch. Wir können Laktase und Zuckerausscheidung usw. 579 Sie ergibt bei Oxydation mit Salpetersäure Schleimsäure. Ihr ÖOsazon bildet lange büschelförmig angeordnete Nadeln, die in kochendem Wasser fast unlöslich sind. Der N-Gehalt des Galaktosazons beträgt 15,64 Proz. 3. Die Dextrose unterscheidet sich von der Galaktose dadurch, daß sie leicht mit Hefe gärt. Sie läßt sich nicht zu Schleimsäure oxydieren. Bezüglich der Gewinnung der Osazone bemerken wir, daß wir den Urin in einem Teil der Fälle direkt mit Phenylhydrazinchlorhydrat und Natriumacetat kochten. In dem anderen Teile, und zwar besonders dann, wenn es sich um zuckerarme Urine handelte, fällten wir sie nach dem Vorgange von Commandeur und Porcher*) mit dem Patein- Dufauschen Reagens **), einer Quecksilbernitratlösung, die Harnstoff, Kreatininbasen, Eiweiß usw. entfernt, aber Zucker quantitativ in dem farblosen Urinfiltrat beläßt. Dasselbe wird neutralisiert, das überschüssige Quecksilber mit H,S entfernt und das Filtrat auf dem Wasserbade ein- geengt. Die so erhaltene Lösung diente zur Herstellung der ÖOsazone. Nachdem sie während 1 bis !"/, Stunden mit essigsaurem Phenylhydrazin erhitzt war, wurde sie abgekühlt, das ausfallende Osazon auf einem Filterchen gesammelt, und dann das Laktosazon durch Waschen mit kochendem Wasser in Lösung gebracht. Das zurückbleibende Monosazon wurde auf dem Filter lange mit kochendem Wasser ausgewaschen und aus verdünntem Alkohol umkristallisiert. Schließlich wurde es auf einem Filterchen abgesaugt, mit Ather gewaschen und im Vakuum getrocknet. Das Laktosazon, das sich aus der erkaltenden Lösung wieder abschied (und zwar, wie Commandeur und Porcher richtig bemerken, durchaus nicht typisch, sondern polymorph, zuweilen sogar in ganz kleinen Schollen) wurde noch 1 bis 2mal aus heißem Wasser und schließlich aus dünnem Alkohol oder Acetonwasser umkristallisiert, abgesaugt, mit Ather gewaschen und getrocknet. Zur Darstellung von Schleimsäure wurde der (eventl. nach Patein-Dufau ausgefällte) Urin mit essigsaurem Blei und Ammoniak behandelt, der gewaschene Niederschlag mit Schwefelwasserstoff zerlegt, filtriert und nach Entfernung des überschüssigen H,S 3mal mit Salpeter- säure vom spez. Gewicht 1,2 abgedampft. Die sich ausscheidenden, in heißem Wasser schwer löslichen Kristalle vom charakteristischen Aus- sehen der Schleimsäure werden eventl, noch getrocknet, mit Ammoniak im Übersehusse abgedampft und der Rückstand in einer Eprouvette trocken erhitzt. Ein mit Salzsäure benetzter Fichtenspan zeigte dann durch Rotwerden die Pyrrolreaktion. ihm völlig beistimmen. Käufliche Galaktose, die wir dadurch von Dextrose- resten befreiten, daß wir ihre Lösung 24 Stunden mit Hefe im Thermostaten stehen ließen, und die wir nach Filtration eindampfen und auskristallisieren ließen, verhielt sich Bierhefe gegenüber durchaus negativ. Sie gor in 24 Stunden auch nicht in Spuren. *) Arch. gen. de med. 1904, Nr. 36. ##) 220 g rotes Quecksilberoxyd werden in einer Porzellanschale mit 160 cem Salpetersäure (spez. Gewicht 1,39) und nach 5 bis 6 Min. mit 160 ccm Wasser versetzt. Unter Aufkochen wird das Oxyd völlig gelöst. Nach Abkühlen der Lösung werden 40 ccm 10 proz. Natronlauge in dünnem Strahle unter Umrühren hinzugefügt, das Ganze auf 1 Liter aufgefüllt und filtriert. In dunkler Flasche aufgehoben ist das Reagens dauernd haltbar. Zur völligen Ausfällung genügt 1 Teil Reagens auf 4 Teile Urin. e 37* 580 Leo Langstein und Franz Steinitz, a) Laktase. Die Untersuchungen von Orban erstrecken sich auf 30 Säuglinge. Bei 25 einmal untersuchten Kindern war das milchzucker- spaltende Ferment 21mal nachzuweisen, bei fortlaufend während 4 bis 8 Tagen untersuchten Kindern fand es Orban imal täglich, imal überhaupt nicht und 3mal nicht durchwegs an allen Unter- suchungstagen. Ein Einfluß der Bakterienflora, die er durch nach Gram-Weigert gefärbte Präparate kontrollierte, auf die Laktase schien nicht zu bestehen. Hingegen war die Wirkung der Laktase von dem Krankheitszustand der Kinder abhängig. Bei Kindern in gutem Zustande war sie vorhanden, sie verschwand, wenn die Zahl der Stühle stieg, und das Allgemeinbefinden der Kinder sich verschlechterte. Dieses Verhalten war aber durchaus nicht regel- mäßig. Auch normal aussehende Faeces ließen in wenigen Fällen die Laktase vermissen, und andererseits ergab die Prüfung der Faeces bei einem schwer kranken Kinde (Fall IV) das Vorhanden- sein von Laktase während des Collapses und das Verschwinden des Fermentes, als die Stühle wieder normale Beschaffenheit an- genommen hatten. Unsere eigenen Untersuchungen, die sich mit 44 Einzel- untersuchungen auf 38 Säuglinge beziehen, weichen in ihren Resultaten von denen Orbans nicht unerheblich ab. Es gelang uns nämlich Laktase in jedem Falle nachzuweisen*). Dabei umfaßte unser Material gesunde Kinder, Kinder mit leichten akuten, chronischen und schließlich solche mit den schwersten toxischen und infektiösen Magendarmerkrankungen (akut. Entero- katarrh der Widerhoferschen Einteilung). Das Alter der Kinder war gleichgiltig; auch ganz junge Säuglinge hatten, selbst wenn sie schwer krank waren, Laktase in ihrem Stuhle. Stühle, die dünnflüssig waren und viel Schleim enthielten, zeigten im allgemeinen eine geringere Laktasereaktion als breiige oder volumi- nöse. Allerdings waren wir ja bezüglich der Quantität des Fermentes auf grobe Schätzungen angewiesen. Den Einfluß der Nahrung auf die Laktase können wir aus unserem Material nicht mit Sicherheit erschließen. Denn die über- *) Nur in einem Falle (Nr. 7 der folgenden Tabelle) fiel am 1. Tage der Untersuchung die Laktasereaktion negativ aus. Der Stuhl hatte aber, bevor er zur Verarbeitung gelangte, über 24 Stunden auf Gummipapier ge- legen. Als am folgenden Tage noch einmal untersucht wurde, ergab sich das Vorhandensein von Laktase trotz gleichzeitig bestehender Laktosurie. Laktase und Zuckerausscheidung usw. 581 wiegende Mehrzahl unserer Kinder war natürlich genährt. Aber auch die künstlich ernährten Kinder hatten Laktase in ihren Ent- leerungen, sodaß wir mit Sicherheit die Vermutung von der Hand weisen können, die Hauptquelle des Fermentes sei die Frauen- milch, wie 2s für das diastatische Ferment des Stuhles sehr wahrscheinlich ist. Die Frage, warum wir Laktase in Säuglingsstühlen nie vermißt haben, während Orban sie in 5 von 30 Fällen nicht finden konnte, ist nicht leicht zu beantworten. Unsere Untersuchungstechnik schloß sich genau an die Orbans an; auch war das Material an Kindern nicht ver- schieden, abgesehen vielleicht davon, daß die Säuglinge, die Orban untersuchte, im großen Ganzen jünger als unsere waren. Da wir unmöglich annehmen können, daß Orban die Stühle nicht frisch unter- sucht hat und dadurch zu ungünstigeren Resultaten gekommen ist, so bleibt uns nur zur Erklärung der Differenzen die Tatsache übrig, daß seine Proben nur 12 bis 14 Stunden, unsere meistens etwas länger, bis höchstens 24 Stunden der Brutwärme ausgesetzt wurden. Es wäre dem- nach möglich, daß kleine Mengen von Laktase auf diese Weise seiner Beobachtung entgangen sind. Wie dem auch sei, jedenfalls berechtigen uns unsere Resultate zu dem Schlusse, daß selbst beischwer kranken Säuglingen die Laktasebildung im Darme nicht sistıert. Dieses Ver- halten scheint uns das natürliche zu sein und mußte a priorl er- wartet werden. Auch das Labferment, das Pepsin und alle übrigen Verdauungsfermente werden durch Ernährungsstörungen nicht zum Versiegen gebracht, sondern werden auch bei den schwerst kranken Säuglingen sezerniert. b) Zuckerausscheidung. Unsere Ergebnisse bezüglich der Zuckerausscheidung bei magendarmkranken Säuglingen sind in folgender Tabelle zu- sammengestellt. Tabelle. Unter- e Stuhl- > Fall ch Alter Krankheitsverlauf Aus- | Lak- Urinbefund sehen | tase I Chr: 26. XI. 31/a Zuerst Frauenmilch, dann s; Be JR | Woch.| '/; Milch u. schließl. 8 Tage | &,.. nur Hafergries. Bei letzterer Ernährung mit Brechen u | . Reduktion; we- v8. XI. Durchfall erkrankt. Ver- nig wasserlösl. fallenes Kind; beginnendes a | ä En e]l,o ı wasserlosi. Usa- Delereni. VOR SB. ab ee | Te lan ats Acston 29, XI. Frauenmilch. dünn. | umkristallis.: ö | Laktosazon. Anurie 582 Leo Langstein und Franz Steinitz, Unter- : Stuhl- Fall ı h.-Zei Alter Krankheitsverlauf Aus- | Lak- , Urinbefund such.-Zeit sehen |, tase DB. Bee Bei künstl. Ernährung er- Urin u Mon. | krankt. Wurde zuerst mit Kochen. (ER Frauenmilch, dann mit kerNH;geruch). Butter- bzw. Magermilch aha ernährt. Bei dieser Er- a nährung v. neuem erkrankt. Yom 14: :XU. ab waeder |. .145) Frauenmilch, da akuter | täglich Verfall eintrat. Körperge- nt wicht am 14. XII. 4600 g, | 8. | Tt 17: RU. am 16. XI. 4120 g. mig ı | | 3.6. 9. XI.| 7 | Bei‘y,Milch an Durchfall | Reduktion vor Woch.) und Erbrechen erkrankt. rn Gewicht 3050 8. Osazon, aus Pemphigusblasen allent- | 1 mal, Acetonwasser halben auf dem Rumpfe, „U 250 nr 1 Herz schlecht. Trotz Er- A tosazon. nährung mit Frauenmilch en allmählicher Verfall. Exitus a am 2: I. | f | 4 15. I. |3 Mon. Bei künstlicher Ernährung a it ('/s Milch) mit Durchfällen re Eh erkrankt. Vom 7. I. ab | Nylander +. Frauenmilch. Schlechtes | ee Si Aussehen; Soor. R. H. U. Mengen von Knisterrasseln. Laktosazon dargestellt. 17.1. Herzaktion schlechter. 4 mal, | ++ | Reduktion Am 20. I. exit stark (Trommer) v. az schlei- dem Kochen. mig 5. Gertr.|7.— 8. II. 2 Mon.| Von Geburt an Ernährgs.- Br F. 05. störungen. Mageres atrO- | 5 mal eat phisches Kind. Hautfarbe |Frauen- + |Trommer +. leidlich;; Herztöne leise. ae Nun | Gew. 2540 g. Vom 7. II. | Or abends ab Frauenmilch. 2 maligem Um- kristallis. typ. f. Laktosazon. A | | | 6. Spr. | 16. VII. |3 Mon. Schwere akute Magen- | 3 mal | U 04. darmerkrankg. (ak. Entero- |“°| -r. | = met katarrh ) sauer. Osazon wasser- Gew. 3510. Ernährung: el Frauenmilch. Exitus am 18. VIN. Tg: Gertr. M. Teediät, sig. Ausgang in Heilung. | Laktase und Zuckerausscheidung usw. 583 N Stuhl- ni is ‚| Alter | Krankheitsverlauf Aus- | Lak- | Urinbefund such.-Zeit sehen | tase 31), | Mit Erbrechen und Durch- Mon. | fällen erkrankt. Schwerer Collaps. Soor. Gew. 3910 8. ı 6. VII Teediät, 8. VII. | ' 100 g Frauenmilch. | 9. VII. schlei- 130 cem Urin. | | mung. Amis. (2) Trommer —: dünn, */ıNylander-. | | sauer Keine Gährung, wasser ne Osazon (0,7 N-Gehalt 28 ee Proz. 10 VI Gewicht 3630 8. | R 480 g Frauenmilch. dünn | N EcH Osazon darge: | stellt. 12. VII T: 39°. Ernährung: 300 g | Frauenmilch. 90 g 2!/, proz. Rademanns Mehlsuppe. = Laktosazon. 13. VIH. | 3%/, Am 17. VI. zum ersten | Mon, | Male unter schweren Magen- | darmerscheingn. erkrankt. |14 mal Am 13. VIII. Rezidiv. Kolla- un + | I biertes Aussehen. T: 40°. | "er en zednsärt | Teediät. Gewicht 4640 g. Kein: Oesan 15. VIII. | 280 g 2!’ proz. Rademann- | | | ' sche Mehlsuppe. Kein Osazon : | 16. VII. 50 g Frauenmilch. 4 mal | Faktoren ' 50 gentfettete Frauenmilch, | !inn- n% er 17:-NIl: | 160 g Frauenmilch. 4 mal | N See ie: | | 150 g Rademann. Ken Deo 19. VIH. | Exitus. 16"VHL.| 24 Schwere Ernährungsstör- Ban Oylind,, Tage | ung. Nephritis. Gewicht a “ie 2260 g. Fieberfrei. 4008 | 4 mal - nicht. | dü | Er . Frauenmilch. schlei- | FF IWasserlösl. (a), mig. | wasserunl. (b), | am 12,8 0% N. | | b—14,43%, N. | | Sehleimsäure- | nachweis | | positiv. 18. VII. 100 g Frauenmilch. sl Laktosazon. 99:-VMII. Exitus. | aD. 8 | Bei Brustnahrung mit Er- | $ mal b= er An Woch.| brechen und starken Durch- | = | ee us ‚ fällen erkrankt. flüssig. | nicht; ; Schleim- Cyanose, fliegender Puls. | | "Galaktosazo a. | it . 8. IX. Bedeutende Besserung nach 2 >= + | Baron. Leo Langstein und Franz Steinitz, Unter- ; Stuhl- Fall neh zeit Alter Krankheitsverlauf Aus- | Lak. | Urinbefund sehen tase au. A: ı 22. VIE 8 Mit roher Vollmilch er- Redukt. stark; Mon. | nährt (Viktoriapark), mit Er | spritzenden Stühlenu.Collaps | ; mal säurenachw. + | schwer erkrankt. flüssig. 2 Osazone. 97 ar S r 415 2 Osazone, 27,3 I: Besserung; erhält täglich | , mal Saer 100-150 g Frauenmilch. breiig.| T wasserunlösl. 12. M. 2. IX; J Schwerster Enterokatarrh. | 5 ni 2 an e SPrItZ. wasserlosl. U. Woch.| Collaps. 100 gentfett.Frauen flüssig FA wasserunlösl. milch. Exitus am 3. RX. 18:D. 6 Bei künstl. Ernährung m. ‚2 Osagone, Woch.| Erbrechen und Durchfall Sn: Beer. er erkrankt. Gewicht 3200 g. | Stühle a— 11,97 %,N. Blasses, schlaffes Kind. ee. N. 1 “ Rn chleımsaure- Frauenmilch (300 g proTag.) nachw. positiv. 14. Sch. | 18. - 20. Bei künstlich. Ernährung Urin von fast Bd schwer erkrankt m. Brechen en und Durchfall. Eingefallene starke Redukt., Augen, graue Farben, Mn Er a I echtsarehung schlechte Herzaktion. (etwa Yo Proz. au rauden- zucker berech- 20. IX. A ER net); wasser- elb- lösl. Ösazon, orün typ. für = Laktosazon. ST IX. Nachm. exitus. Wir haben in 14 Fällen und zwar im ganzen 17 mal im Urin schwer magendarmkranker Säuglinge Zucker nachweisen können. In fast sämtlichen Fällen (16) handelte es sich, wie die ÖOsazon- untersuchung mit Sicherheit zeigte, um Ausscheidung von Milch- zucker. In diesen Fällen ließ sich ein Osazon darstellen, das sich in heißem Wasser löste, in kaltem Wasser unlöslich war und bei Umkristallisieren in für Laktose typischen kugligen, mit spitzen Nadeln besetzten Aggregaten ausfiel. Die Schmelzpunktsbe- stimmung in 1 Falle (Nr. 3) ergab den für Laktosazon bekannten Wert (200°). In den Fällen, in denen die. Gärungsprobe ange- stellt wurde (Nr. 6, 7, 9, 10, 11, 14), fiel dieselbe negativ aus. In 4 Fällen (Nr. 9, 10, 11, 13) wurde der Nachweis erbracht, daß Oxydation des Urinzuckers Schleimsäure lieferte. Endlich wurde *) Diesen Urin verdanken wir Herrn Dr. Engel, Assistenten am Dresdener Säuglingsheim, der ihn uns mit freundlicher Erlaubnis des Herrn Prof. Schloßmann überließ. Beiden Herren sagen wir dafür unseren ergebensten Dank. Laktase und Zuckerausscheidung usw. 585 in 3 Fällen eine Stickstoffbestimmung des wasserlöslichen Osazons ausgeführt. Dieselbe ergab folgende Werte (nach Dumas): BEN De Er Proz N ” ” I : ? a E 12,3 ” ” RE RAR SPAEAT CHF ” Der berechnete Wert für Laktosazon (C,,H,N.O,) beträgt 10,8 Proz. Es zeigte sich also, daß das Osazon trotz zweimaligen Um- kristallisierens nicht völlig rein darzustellen war. In 5 Fällen (Nr. 9, 10, 11, 12, 13) wurde daneben noch ein zweiter Zucker ausgeschieden. Derselbe gor gleichfalls nicht und lieferte ein wasserunlösliches, in langen Nadeln kristallisierendes Osazon. Es konnte wegen des typischen Verhaltens des letzteren und seiner Unfähigkeit mit Bierhefe zu gären, nur Galaktose sein. Der Identitätsbeweis wurde durch die N-Bestimmung des Ösazons mit Sicherheit erbracht: NEE. 7 1A Proz‘ N REN RT ER 535 A en (berechnet für Galaktosazon (C,;H,;N,O,) 15,64 Proz.). In einem Falle (Nr. 10) wurde Galaktose allein, neben geringen Spuren von Laktose gefunden. Es kann demnach keinem Zweifel unterliegen, daß schwer magendarmkranke Säuglinge in ihrem Urin Milchzucker und das eine seiner Spaltungsprodukte, Galaktose*, ausscheiden, und daß diese Ausscheidung unabhängig von dem Nachweise von Laktase im Stuhle erfolgt. | Die Galaktosurie, die übrigens bisher beim Menschen unseres Wissens noch nie beschrieben ist, bedarf keiner weiteren Erklärung. Ihr Auftreten steht nicht im Widerspruche mit einer Laktasewirkung im Darme, setzt im Gegenteile sogar eine solche voraus. Sie beweist nur, daß von den beiden Spaltungsprodukten des Milchzuckers das eine, die Glykose, leicht im intermediären Stoffwechsel verbrannt wird, *) Das Auftreten von Galaktose im Harne könnte vielleicht zur Deutung Veranlassung geben, daß es sich um Laktosurie handelt, und daß der Milch- zucker außerhalb des Körpers durch Laktase gespalten würde, die vom inte rmediären Stoffwechsel aus mit in den Urin überginge. Aber abgesehen davon, daß Laktase im Gegensatze zur Diastase und Maltase nicht jenseits des Darmes anzutreffen ist und auch von uns bei wiederholten Versuchen niemals im Urin gefunden wurde, müßte auch, wenn es sich um nachträgliche Spaltung von Laktose handelte, neben Galaktose auch Glykose vorhanden sein, der Urin gären, was aber nie der Fall war. 586 Leo Langstein und Franz Steinitz, während das andere, die Galaktose, der Assimilation wegen ihrer schweren Oxydierbarkeit entgeht. Bereits Hofmeister*) hatte darauf hingewiesen, daß die Assimilationsgrenze der verschie- denen Monosaccharide nicht gleich sei, und daß Galaktose viel leichter im Urin zur Ausscheidung gelange als Dextrose und Lävulose. Diese Tatsache erfuhr ihre Bestätigung durch Ver- suche von Luzzatto“) an Hunden. Fütterte dieser Autor Hunde (Körpergewicht 9 bis 10 kg) mit Milchzucker (30 g), so schieden sie in ihrem Urin Zucker aus, der weder im nativen Urin noch nach Inversion vergoren werden konnte. Der Schmelz- punkt seines ÖOsazons betrug 192 bis 193°, dessen N-Gehalt 15,59 Proz.; es handelte sich also zweifellos um Galaktose. Ganz analoge Verhältnisse liegen bei schwer magendarm- kranken Säuglingen vor. Ein Teil des aufgenommenen Milch- zuckers wird nach Inversion zu Galaktose und Dextrose resorbiert, die letztere verbrannt und die erstere wieder mit dem Urin aus dem Kreislauf entfernt. Viel schwerer als die Galaktosurie ist die Laktosurie zu deuten. Da in allen unseren Versuchen Laktase im Darme ge- bildet wurde, und nach unseren Schätzungen die Quantitäten des Fermentes nicht wesentlich von einander differierten, so scheint der Befund von Laktose im Urin völlig rätselhaft zu sein. Man könnte sich vorstellen, daß Laktase im Darme abge- sondert wird, aber deswegen nicht wirkt, weil die Reaktion, die zur Enzymwirkung gehört, im Darme der magendarmkranken Kinder nicht die richtige ist. So wirkt Ptyalin nur in alkalischer, Pepsin nur in saurer Lösung. Könnte nicht vielleicht Laktase ebenfalls empfindlich gegen Änderungen der Reaktion sein und in dem stark sauren Dünndarminhalt der erkrankten Säuglinge ihre Wirksamkeit einbüßen ? Nach Bierry und Salazar“*) wird die Laktasewirkung durch einen Salz- oder Essigsäuregehalt von 0,02 bis 0,04 auf 1000 gesteigert, durch einen solchen von 0,5 bis 1,0 auf 1000 aber völlig aufgehoben. Bokornyf) hingegen fand die Laktase gegen Säuren, wie Milchsäure, in weiten Grenzen unempfindlich und selbst in einer 1,6proz. Milchsäurelösung noch wirksam. Wir selbst möchten rach unseren eigenen Erfahrungen der Meinung des letzteren *) Archiv f. exper. Pathol. u. Pharm. 25, 240. **) Archiv f. exper. Pathol. u. Pharm. 52, 107. ***) Compt. rend. de la soc. de biol. 1904, S. 181. +) Milchzeitung 32, ref. nach Maly, Jahresber. 35, 1003. } Laktase und Zuckerausscheidung usw. 587 beitreten. Da uns bei unseren Untersuchungen Stühle von ver- schiedensten Aussehen und Reaktionen begegnet sind und die stark sauren diarrhoischen Entleerungen ebenso wie die alkalischen festen Stühle nach Vollmilchernährung ein wirksames milchzucker- spaltendes Ferment enthielten, so möchten wir der Art der Reaktion keine große Bedeutung beimessen. Zur Erklärung des Zustandekommens einer Laktosurie muß fernerhin in Erwägung gezogen werden, daß Laktase nur in den obersten Darmabschnitten, nach Pantz und Vogel nur im Jejunum gebildet wird. Nun ist in den meisten Fällen, in denen es zur Laktosurie kommt, die Darmperistaltik stark beschleunigt. Es könnte also der Milchzucker der Frauenmilch, bevor er gespalten ist, in tiefere Darmabschnitte transportiert werden und dort als solcher zur Resorption gelangen. Auch diese Annahme hat wenig für sich. Denn da die Laktase mit in den Darminhalt übergeht und sogar in den Entleerungen nachweisbar ist, so ist auch die Nahrung selbst bei raschester Passage durch den Darm zu jeder Zeiv der Fermentwirkung ausgesetzt. Eine ausreichende Erklärung für das Flekdekammen einer Laktosurie vermögen wir demnach nicht zu geben. Mag nun ein Mißverhältnis zwischen Laktasewirkung und Menge der im Darm zur Resorption gelangenden Laktose vorhanden sein, oder mag Milchzucker, ehe er einer quantitativen Aufspaltung unterlegen ist, durch die bei magendarmkranken Säuglingen funktionell oder anatomisch geschädigte Darmwand hindurchtreten, jedenfalls erreicht er als solcher den intermediären Kreislauf; und daß er, wenn er erst in die Zirkulation gelangt ist, nicht mehr assimiliert werden kann, sondern quantitativ im Urin ausgeschieden wird, braucht nicht erörtert zu werden. Das haben die Versuche Voits am Erwachsenen und die Kellers am Kinde einwandsfrei dar- getan. Unsere Untersuchungen sind zumeist an Kindern angestellt, die ausschließlich oder vorwiegend Frauenmilch als Nahrung erhielten. Ein Kind (Nr. 11) schied bei Ernährung mit roher Vollmilch Zucker aus. In einem Falle (Nr. 8) war bei Ernährung mit Frauenmilch Laktosurie nachzuweisen, während bei Mehl- ernährung (Rademanns Mehl) Zucker im Urin nicht auftrat. Allerdings konnte auch hier nicht unerhebliche Reduktion im Urin nachgewiesen werden. Dasselbe Verhalten (starke Reduktion ohne Fähigkeit Osazone zu bilden) konnten wir auch an einer größeren Zahl von Urinen magendarmkranker Säuglinge, die wir in die Tabelle nicht aufgenommen haben, nachweisen. Es müssen 588 Leo Langstein und Franz Steinitz, hier Substanzen zur Ausscheidung gelangen, die normaler Weise im Urin nicht vorhanden sind, über deren Natur wir vorläufig nichts Sicheres aussagen können. Fassen wir unsere Resultate noch einmal kurz zusammen: Bei schwer magendarmkranken Säuglingen wird nur ein Teil des zugeführten Milchzuckers durch Laktase in Dextrose und Galaktose gespalten. Die Spaltungspro- dukte werden entweder verbrannt oder eines derselben, die Galaktose, dann, wenn die oxydative Leistungs- fähigkeit des Organismus Einbuße erlitten hat, im Harne ausgeschieden. Ein zweiter Teil des Milchzuckers wird ungespalten resorbiert und führt zu einer Laktosurie. Endlich wird ein dritter Teil der Laktose, und zwar wohl die Hauptmasse, der Resorption durch Vergärung im Darme entzogen. Es erübrigt noch kurz die Bedeutung der Zuckeraus- scheidung in der Symptomatologie der akuten Ernährungsstörungen zu besprechen. Wenn dieselbe nur darin besteht, daß es sich um einen mehr oder weniger großen Verlust an Zucker, also von kalorischem Wert, durch den Urin handelt, so ist sie nur gering einzuschätzen. Nun ist aber der Einfluß, den die Zuckeraus- scheidung auf den Gresamtstoffwechsel des Säuglings ausübt, zweifellos ein viel bedenklicherer. Da bei akut magendarm- kranken Säuglingen einerseits durch Zersetzungen im Magen- darmkanale und Durchfälle, andererseits durch die Appetitlosigkeit und Erbrechen die Aufnahme von Kohlehydraten, bei Frauen- milchernährung von Milchzucker, in den intermediären Stoff- wechsel schon an und für sich bedeutend vermindert ist, so ist eine Entziehung von Zucker durch den Urin für den Organısmus keineswegs gleichgiltig. Es müssen die Kinder durch alle diese Vorgänge im Verein mit der gleichfalls vorhandenen Inanition in einen Zustand kommen, in dem sie Diabetikern oder künstlich auf Kohlehydratkarenz gesetzten Organismen gleichen. Es bildet sich jene Stoffwechselstörung aus, bei der das Fett einem ab- normen Abbau unterliegt, und die durch Ausscheidung von Aceton- körpern und erhebliche Vermehrung der Ammoniakwerte im Urin ausgezeichnet ist. Diese intermediäre Acidose ist nun bei Kindern, die im akuten Stadium ihrer Erkrankung Laktose bzw. (salaktose ausscheiden, tatsächlich vorhanden. Langstein und Meyer*), konnten neuerdings bei schweren Ernährungsstörungen (akut. Enterokatarrh) neben Ausscheidung *) Verhandl. d. Gesellsch. f. Kinderheilk. Meran 1901. EEG Laktase und Zuckerausscheidung usw. 589 von Zucker Vermehrung der renalen Ammoniakausscheidung, auch Acetonurie und Ausscheidung von Oxybuttersäure nachweisen. Die Art der Störung eröffnet uns vielleicht einen Weg, den wir bei Behandlung der akuten toxischen Magendarmerkrankungen einzuschlagen haben, um wenigstens einen Symptomenkomplex, den der Acidose zu bekämpfen. Wir müssen dafür sorgen, daß die Kinder verbrennbare Kohlehydrate zugeführt erhalten. Da nun die Beibringung derselben durch den Darm auf Schwierigkeiten stößt, insofern, als die Resorption unsicher ist und eventuelle Gärungen den Krankheitszustand ungünstig beeinflussen können, so scheint es uns gerechtfertigt, den Versuch einer subkutanen Einverleibung von Dextrose oder Maltose zu wagen. Ersterer Zucker scheint ebenso wie letzterer, der intermediär durch Maltase, die (nach Untersuchungen des einen von uns) auch bei den schwerst- kranken Kindern vorhanden ist, in zwei Moleküle Dextrose zer- legt wird, auch in ungünstigen Fällen assimilierbar zu sein. Ob aber durch diese Therapie die Acidose bekämpft werden kann und ob eine eventuelle Herabsetzung derselben den Allgemein- zustand günstig beeinflußt, müssen weitere Untersuchungen zeigen. XXXVI. Zur Kenntnis der Eiweißpeptone. Von L. B. Stookey (Los Angeles, Cal.) Aus dem physiologisch-chemischen Institut zu Straßburg. Mittels fraktionierter Sättigung mit Ammonsulfat hat E. P. Pick*) im hiesigen Laboratorium das Gemenge der Albu- mosen, wie es bei der Pepsinverdauung des Fibrins erhalten wird, in unter sich verschiedene Fraktionen getrennt; er hat ferner gezeigt, daß das Ammonsulfatverfahren auch zur Unter- suchung der nicht mehr aussalzbaren Verdauungsprodukte ver- wendbar ist. Aus der mit Ammonsulfat gesättigten Lösung konnte er nämlich, vorausgesetzt, daß die Salzsättigung erhalten blieb, weitere Verdauungsprodukte ausfällen, so durch Mineral- säuren die „Albumose C“, die ihren Reaktionen nach jedenfalls weit vom Eiweiß abstand, und ferner durch Jod ein Gemenge von „Peptonen“, das dann durch Alkohol weiter getrennt werden konnte. In ähnlicher Weise haben bald darauf Siegfried“) und seine Schüler die Fällung mit Eisenammoniakalaun in ammon- sulfatgesättigter Lösung zur Abscheidung der durch Trypsin- und Pepsinverdauung aus Eiweiß und Leim erhältlichen Peptone benutzt. | Es war weiter im hiesigen Laboratorium festgestellt worden, daß das Verfahren der Peptonfällung aus salzgesättigter Lösung bei Verwendung geeigneter Fällungsmittel einer weiteren Aus- bildung fähig sei; ich habe nun einer Aufforderung von Herrn Prof. Hofmeister folgend eine Durcharbeitung der bei Pepsin- *) Zeitschr. f. physiol. Chemie 24, 246. — Diese Beiträge 2, 481. **) Zeitschr. f. physiol. Chemie 27, 335 und 35, 164. | | | Zur Kenntnis der Eiweißpeptone. 591 verdauung von Blutalbumin erhaltenen Peptone nach diesem Ver- fahren in Angriff genommen und die so erhaltenen Fraktionen, die immer noch Gemenge darstellen, durch Darstellung von Benzoyl-, Benzosulfo- und Naphthalinsulfoprodukten weiter in ihre Bestandteile aufzulösen versucht. Aus äußeren Gründen mußte die Untersuchung abgebrochen werden, ehe es gelungen war, die einzelnen Produkte mit der wünschenswerten Schärfe zu charakterisieren. Bei der großen Wichtigkeit, die der Aufklärung der zwischen dem nativen Eiweiß und den Endprodukten stehenden Zwischenglieder zukommt, dürften die erhaltenen Produkte, wenngleich sie nur zum Teil durch scharfen Schmelzpunkt und durch Reaktionen als annähernd homogen charakterisiert sind, immerhin Beachtung verdienen. Jedenfalls zeigen sie, daß der eingeschlagene Weg eine weitere Bearbeitung des schwierigen Peptongebiets ermöglicht. Die nachstehende kurze Mitteilung soll dem hiesigen Laboratorium die ungestörte Weiter- verfolgung dieses Weges sichern. Pepsinverdauung von l4tägiger Dauer. 40 Liter Blutserum wurden mit dem gleichen Volumen Wasser verdünnt, mit Schwefelsäure bis zu einem Gehalt von 0,8 Proz. H,SO angesäuert und nach Zufügung der zerkleinerten Schleimhaut von 5 Schweinemägen 14 Tage verdauen gelassen. Dann wurde mit Ammoniak neutralisiert, die Flüssigkeit auf 20 Liter eingeengt und mit festem Ammonsulfat gesättigt. Die Klar filtrierte mit dem gleichen Salz gesättigte Flüssigkeit wurde nach- einander mit salzgesättigten ILösungen von Kupfersulfat, Eisenam- moniakalaun und Jodquecksilberkalium gefällt, worauf das Filtrat keine Biuretreaktion mehr darbot. Die ersten beiden Niederschläge wurden durch mehrfach wiederholtes Lösen in Wasser und neuerliches Sättigen mit Ammonsulfat von anhaftenden Beimengungen befreit, dann wurden die Metalle als Sulfide entfernt Durch Schütteln mit Benzosulfochlorid konnte aus der Kupferfraktion das unten beschriebene Benzosulfoderivat, aus der Eisenfraktion mit Benzoylchlorid ein Benzoylprodukt abge- schieden werden. Der Jodquecksilberkaliumniederschlag erwies sich als in Wasser un- löslich. Er wurde mit Wasser ausgewaschen und durch Behandeln mit etwa 5proz. Ammoniumkarbonatlösung in eine darin lösliche Fraktion und einen Rückstand getrennt, der erst bei Anwendung einer nahezu gesättigten Lösung von Ammoniumkarbonat gelöst wurde. Aus dem leichter löslichen Teil konnten nach Entfernung des Quecksilbers und Jods durch aufeinander folgendes Schütteln in alkalischer Lösung erst mit Naphthalinsulfochlorid, dann mit Benzoylchlorid ziemlich gut charak- terisierte Produkte erhalten werden. Im Filtrat war nur eine schwache Biuretreaktion nachweisbar. Ebenso wurde aus der in Ammoniumkarbonat schwer löslichen Fraktion zunächst ein Benzoylprodukt, dann ein Benzoyl- sulfoprodukt, und im Filtrat davon nach weitgehendem Einengen neuerlich 592 L. B. Stookey, ein Benzoylprodukt erhalten. Das Filtrat zeigte dann keine Biuret- reaktion mehr. Es gelingt sonach unter Umständen nahezu sämtliche die Biuretreaktion darbietenden Peptide („Peptone“) aus der die End- produkte enthaltenden Verdauungslösung auszufällen und so einer gesonderten chemischen Untersuchung zuzuführen. In betreff der einzelnen Produkte sei nachstehendes vorläufig mitgeteilt. Die Besprechung ihrer Beziehung zu bereits be- schriebenen „Peptonen“ soll weiteren Mitteilungen vorbehalten bleiben. I. Das Benzosulfoprodukt der Kupfersulfatfraktion wurde mit Wasser ausgewaschen, getrocknet und durch wieder- holte Fällung mit Aceton aus absolut-alkoholischer Lösung ge- reinigt. Die Substanz roch beim Erhitzen auf dem Platinblech nach verbrennendem Leim, begann bei 164° zu sintern, schmolz aber endgültig erst bei 194°. Sie löste sich in konzentrierter Salz- säure und fiel daraus auf Wasserzusatz wieder aus. Zusammen- setzung und Reaktionen sind aus der am Schluß beigefügten Tabelle ersichtlich. Beim Kochen von 5 g des Produktes mit 25proz. Schwefelsäure bis zum Verschwinden der Biuretreaktion blieb ein Rückstand von etwa einem Gramm, der in Alkohol löslich war und Molischs Reaktion sehr ausgesprochen gab. Der Zersetzungsflüssigkeit fehlte diese Reaktion nahezu ganz. Hingegen konnte aus ihr Asparaginsäure (als Kupfersalz), Tyrosin (in kleiner Menge) und eine durch Pikrinsäure fällbare Base (vermutlich Lysin) erhalten werden. Obgleich sicher noch Aminosäuren vorhanden waren — die übrigbleibende stickstoffreiche Substanz löste reichlich Kupferkarbonat mit schön blauer Farbe —, so konnten sie bei der zur Verfügung stehenden geringen Menge nicht weiter identifiziert werden. Der nicht befriedigende Schmelzpunkt und das Vorhandensein fast aller dem Eiweiß zukommenden konstitutionellen Reaktionen lassen die Einheitlichkeit des erhaltenen Produkts zunächst noch zweifelhaft erscheinen. II. Das Benzoylprodukt aus der Eisenammoniak- alaunfraktion. Es wurde durch Waschen mit Wasser, Überführen in absoluten Alkohol und Fällung mit Petroläther gereinigt. Da die Ausbeute sehr gering war, mußte auf weitere Reinigung und Analyse ver- zichtet werden. Die Reaktionen der Substanz sind in der Tabelle angeführt. Zur Kenntnis der Eiweißpeptone. 593 ıll. Das Naphthalinsulfoprodukt aus der in Ammonium- karbonat leicht löslichen Fraktion des Jodquecksilber- niederschlags wurde durch Lösen in Natronlauge und Fällen mit Essigsäure gereinigt. Die trockene Substanz schmolz bei 152°, verbreitete bein Verbrennen Horngeruch; Zusammensetzung und Reaktionen sind aus der Tabelle ersichtlich. Die Substanz gab außer der Biuretreaktion und einer schwachen Xanthoproteinprobe keine der konstitutionellen Eiweißreaktionen, muß daher als ein relativ einfaches Bruchstück der Eiweißmoleküls aufgefaßt werden. IV. Das Benzoylprodukt aus der in Ammoniumkarbonat leicht löslichen Fraktion des Jodquecksilbernieder- schlags wurde nach Auswaschen mit Wasser getrocknet, dann einigemal in absolutem Alkohol gelöst und daraus mit Petroläther gefällt. Die Substanz sinterte bei 170° und schmolz bei 185°. Analyse und Reaktionen sind in der Tabelle angegeben. V. Das erste Benzoylprodukt aus der in Ammonium- karbonat schwer löslichen Fraktion des Jodquecksilber- niederschlags. Das Produkt wurde mit Wasser ausgewaschen und durch wıederholtes Lösen in absolutem Alkohol und Fällen mit Petrol- äther gereinigt. Die erhaltene weiße aschefreie Substanz ver- brannte mit Horngeruch, begann bei 145° zu sintern, schmolz aber erst gegen 200°. Sie besaß eine dem Produkt IV sehr ähn- liche Zusammensetzung und gab die in der Tabelle angegebenen Reaktionen. VI. Das Benzosulfoprodukt aus der in Ammonium- karbonat schwer löslichen Fraktion des Jodquecksilber- niederschlags wurde nach Waschen mit Wasser und Trocknen durch Lösen in absolutem Alkohol und Fällen mit Petroläther gereinigt. Es be- gann bei 164° zu sintern, war aber erst bei 194° geschmolzen. Beim Verbrennen trat Horngeruch auf. Die Analysenergebnisse — zur Schwefelbestimmung reichte die Menge nicht — und die Reaktionen sind in der Tabelle angeführt. Beitr. z. chem. Physiologie. VII. 38 594 L. B. Stookey, VII. Das zweite Benzoylprodukt aus der in Ammonium- karbonat schwer löslichen Fraktion des Jodquecksilber- niederschlags war durch sehr starke Reaktion nach Molisch ausgezeichnet. Es wurde in ähnlicher Weise wie die vorhergehenden Produkte ge- reinigt und so als ein weißes Pulver von scharfem Schmelzpunkt (165°) erhalten. Zusammensetzung und Reaktionen siehe Tabelie. 2 Gramm werden mit 5proz. siedender Schwefelsäure gespalten. Es blieb ein kleiner Rückstand, der die starke Kohlehydratreaktion der Muttersubstanz zeigte. Die Zersetzungsflüssigkeit gab mit Phosphorwolt- ramsäure einen Niederschlag, aus dem ein basischer, durch Pikrinsäure fällbarer Körper erhalten werden konnte.: Im Filtrat konnten weder Tyrosin noch Glutamin- oder Asparaginsäure nachgewiesen werden, ob- gleich Aminosäuren sicher vorhanden waren. Pepsinverdauung von 8wöchentlicher Dauer. Die große Mannigfaltigkeit von Zwischenrprodukten, die bei l4tägiger Verdauung erhalten worden waren, veranlaßten mich, einen analogen Versuch von zweimonatlicher Dauer anzustellen, um zu sehen, ob dann dieselben oder aber andere Peptonfraktionen erhalten würden. Die Flüssigkeit enthielt beim Abbrechen des Versuches noch primäre und sekundäre Albumosen, sowie den aus salzgesättigter Lösung durch Kupfersulfat und durch Eisen- ammonalaun fällbaren Körper, ohne daß eine deutliche quantitative Verschiedenheit gegen den vorigen Versuch ersichtlich gewesen wäre. Hingegen ergab sich eine Abweichung darin, daß es nicht gelang, die die Biuretreaktion darbietenden Stoffe durch Jodqueck- silberkalium völlig auszufällen. Während ferner im vorigen Ver- such die Menge des in Ammoniumkarbonat leicht und des darin schwer löslichen Anteils des Jodquecksilberniederschlags annähernd gleich war, ergab sich hier nur eine geringe Menge der schwer löslichen Fraktion. | Pankreasverdauung. Bei einem mit Pankreas angestellten Vergleichsversuch, der bis nahe zum Verschwinden der Biuretreaktion fortgeführt wurde, ergab sich in der mit Ammonsulfat gesättigten Flüssigkeit nur geringe Fällung mit Kupfersulfat, ebenso mit Eisenammoniak- alaun und Jodquecksilberjodkalium. Auch in diesem Falle war es nieht möglich, mit letztgenanntem Reagens die die Biuret- reaktion gebenden Stoffe gänzlich auszufällen. 595 Zur Kenntnis der Eiweißpeptone. | ITA > Al I — | | | | "sod 'sod Zu | sod :3ou ‘3 ‘97 196‘ ‘G 10a | KORB MET | ee ER ar Ba 8> ' JynpoAadjAkozuag SONIMZ a | en ’ Ex PET. uoryyeig uogfosıop sod Sau | u IBMUYIS 3a9u Sau : je a | a A DE sne Ympoadoymsozuag] | [ydsıpN-sy99nbpof 'p uor} "sod | "ou Zu ypemnyas|ı '20u Zu Gr'eZ 6851 | IE9 | C9‘,E |-NeLTIsofqTey-mury'zuoy A ur.I9p e’Poad[Aozuag 'ISı : : uoryeI] uoq[os sod Zu DEAUS sod sau 39 d i ‘SC eng u 80'883 EBENSO DE Bun a sen | . 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Pauli, 'W., 53&£ Pfeiffer, W. 463. Pick, ..P. 331,455, Plaut, M. 425. Pohl. =. :381; Polaky 1.16; | Reese, H. 411, 425. Reichel, H. 479, 485. | Reiß, E. 151. Satta, G. 458. Schumm, ©. 175. Slowtzoff, B. 508. Spiro, K. 479, 485. Steinitz, F. 575. Stookey, L. B. 590. Waldvogel, R. 150. Wiechowsky, W. 204. Windaus, A. 144. Zinsser, A. 31. suchäruckevci A, W. Zickfeldt, Osterwieck/Harz, Elementaranalysen Best. v. N, S, Halogen in org. Subst. Chem. Lab. v. Dr. H. Weil, München, Herzog Rudolistr. 18. EBENSO i BE RER RETENEN Verlag von FERDINAND ENKE in Stuttgart. Soeben erschien: Jahresbericht über die Fortschritte der Herausgegeben von Prof. Dr. L. Hermann. Physiologie. XII. Band: Bericht über das Jahr 1903. 1905. geh. M. 16.—. er: 8", REES EEE TE ERETTE DEBESETEEREEESE EI DETEELTEIEETEIIEN Verlag von Aug. Hirschwald in Berlin. Soeben erschien die erste Abteilung Jahresbericht über die Leistungen und Fortschritte in der gesamten Medizin. (Fortsetzung von Virchow’s Jahresbericht.) Unter Mitwirkung zahlreicher Gelehrten, Herausgegeben von W. Waldeyer und C. Posner. 39. Jahrgang. Bericht für das Jahr 1904. 2 Bände (6 Abteilungen). Preis des Jahrg. 46 M. now» Verlag von Gustav Fischer in Jena. So Soeben erschien: Zur Erkenntnis der Kolloide. Über irrversible Hydrosole und Ultramikroskopie. Von Richard Zsigmondy. Mit 6 Textfiguren und 4 Tafeln. Preis: 4 Mark. Verlag von Aug. Hirschwald in Berlin. Soeben erschien: Stoffwechsel und Stoffwechselkrankheiten. Einführung in das Studium der Physiologie und Pathologie des Stoffwechsels für Aerzte und Studierende von Pr.-Dozent Dr. Paul Friedr. Richter. 1906. gr. 8. Preis 8 4. TE = chemische Fabrik, Darmitadt, embfiehli alle drogen u. 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