Nerlag von Gustav Fischer in Jena. | a EI m] Sei ‚uropäischen Schlangen. en Tiere. ucktafeln und Photographien der lebend Von Dr. med. Fritz Steinheil. - & Tafeln und beschreibendem Text. 1913. 4%. Preis: je 3 Mark. waantus var. sauren "r nardinus Bonap. — Tafel 4. ERS PERL.) ABDRUCK FÜR NATURWISSENSCHAF’ HERAUSGEGEBEN VON DER MEDIZINISCH-NATURWISSENSCHAFTLICHEN GESELLSCHAFT ZU JENA ee EINUNDFÜNFZIGSTER BAND NEUE FOLGE, VIERUNDVIERZIGSTER BAND 2 SIENA VERLAG VON GUSTAV FISCHER 1914 37 7 -sellt sich nun und zwar an allererster Stelle das vorliegende Stein ' Meister der Photographie die schönsten Sn 'gische Notizen beigegeben, die zwar kurz gehalten, doch - ‚genügend über M ande: geführt 2 Heit Ir, Mit rn Erstes Heft: Tafel 1. Col. Quatuöruin... Trop. natrix var. Persa Pall. — Tafel 3. Col. Leup.... Col. Leopardinus honap: — Tafel 5. Zamenis Dahlü ‚Sav. 4°. 1913. Zweites Heft: Tafel 6. Col. Quatuorlineatus Laer — Tafel 7. lineatus Lacöp. — Tafel 8. Col. Quatuorlineatus Lacep juv. —T Quatuorlineatus Lac£p. juv. — Tafel 10. Zamenis gemonensis var. Lacep. .(9 S. Text.) 4°. . 1913. € Drittes Heft: Tafel 11. Tropidonotus natrix var. Astreptophorus Ss Tafel 12 und 13. Tropidonotus natrix var. Astreptophorus -Seoane Tafel 14. Tropidonotus natrix Linne. — Tafel 15. de ng Gelege. (4 S. Text.) 4°. 1913. Sr waren bisher auch in naturwissenschaftlichen Werken selten. Die Ticker unternimmt der Verfasser in der vorliegenden Bildersammlung, die mit ganz Mühe und Sorgfalt hergestellt ist und beachtenswert Neues bietet. In = abständen wird diese Sammlung, die natürlich auch durch Text erläutert wir Die Tierwelt, Nr. 11 vom 1. Juni 1913 (über Heft ls . Auf allen Gebieten finden wir Neuerscheinungen, die in ihrer fremdsprachigen gleichzustellen sind, manchmal sie aber weit übertreffen werk. Das Werk will, wie die Vorrede sagt, versuchen, ‚eine Pnei von P nun, die uns der Verfasser bietet, ist wohl das Voulkade ie, was di phische Kunst bieten kann. Auf fünf Tafeln in Kupferdruck zeig des Druckes. Jeder Tafel ist eine Beschreibung der Art, sowie ine viduell HF Muhr: Tier informieren. Unzweifelhaft wird diese ehrliche Arbeit nicht nur in F verdiente Anerkennung finden, sondern auch bei dem großen Publikum erregen und viele neue Interessenten der Terrarienkunde a se systematischen Einteilung der europäischen Schlangen. i ae Natur, Heft 4 vom 15) Nov. 1913: die fünf der ersten Lieferung beigefügten Tafeln. Was a Aufnahme anbetrifft, so kann man sagen, daß das vollendet ist und die besten Abbildungen von Schl bisher zu Gesicht gekommen sind. Auch die beigege E biologischen Angaben sind zuverlässig und sachgem ß. Hinsich klatur schließt sich das vorstehende Werk an die N ae en lage war. tan ats usw. vor. Dei atze ‚einlei Nachzfslicht, SAN. 0 TR | { An "Allsınlze Division of Mollusk: N ankinnint ihrory Beiträge zur Kenntnis der/einheimischen Vitrinen,/ Von Ernst Eckardt, ‚Jena. Mit Tafel IV und 82 Textfiguren. Vorwort. Die folgenden Untersuchungen über die mitteldeutschen Vi- trinen wurden von mir unternommen, nachdem es mir im Herbst 1911 nicht gelungen war, genügendes Material der Gattung Vallonia aus der Gruppe der Heliciden zu beschaffen, deren Bearbeitung mir Prof. Jom. TuıeLe-Berlin empfohlen hatte. Die Aussicht auf neue Resultate war hier nicht annähernd so günstig als bei den Vallonien. Ich begann aber trotzdem, konnte dagegen erst im Sommersemester 1912 in Jena die Untersuchungen intensiver auf- nehmen. Hier, bei Herrn Prof. PLATE, fand ich eine reiche An- regung, für den Umfang und das Ziel der Studien die rechte Unter- stützung. Darum möchte ich an erster Stelle meinem hochver- ehrten Lehrer den herzlichsten Dank aussprechen. Ihm verdanke ich auch eine Vergrößerung meines Materials. Ich erhielt von ihm: 8 Vitrina brevis aus Württemberg, 2 Vitrina Lamarki-Teneriffa-Aqua Orteia, so daß mir also einmal die süddeutsche Form, die bei uns nicht einheimisch ist, wie die atlantische Inselform zur Untersuchung stand. Wertvolle Hinweise bekam ich ferner von Herrn P. Hzsse- Venedig, der mir gütigst die Manuskripte von F. WIEGMANN T über Vitrinensektionen auf Erlaubnis des Berliner Museums zur Verfügung stellte. Desgleichen verdanke ich Herrn Prof. THIELE wie Herrn Prof. SIMRoTH einige Winke. Der letztere machte mich erst auf die Wırgmannschen Notizen aufmerksam. Durch sie wurde es mir wesentlich erleichtert, auch die zwei anderen einheimischen Formen, nämlich Vitrina elongata und Vitrina dia- phana in genügender Menge aufzufinden. 14* 214 Ernst Eckardt, V. elongata fand ich am Nordabhange des Hausberges bei Jena in einer kleinen Bodenmulde in rund 60 Exemplaren bei ca. 10 Besuchen der Fundstelle. Einen zweiten Platz entdeckte ich unterhalb der Kunitz- burg über dem Saaltal, wieder da, wo der wasserdurchlässige Kalk sich gegen den wassersperrenden Röthhorizont absetzt und ein Abfluß stattfindet, der die mit Moos bedeckte Oberfläche auch im Sommer dauernd feucht erhält. V. diaphana sammelte ich am Osthange des Inselsberges. EHRMANN gibt sie für den Lauchagrund in gleicher Gegend an. WIEGMANN will aber im Lauchagrund, worauf wir später ein- gehen werden, eine stark differenzierte Abart von V. diaphana gefunden haben. Ob neben der normalen Form oder als alleinigen Vertreter des Gebietes, wird von ihm nicht gesagt. Im letzteren Falle wäre also die V. diaphana EHRMANNs auch die V. diaphana affinis WIEGMANnNs und nicht die typische Form, soweit man gerade bei dieser Art von Typus reden kann. Ich fand im Lauchagrund nach anfänglich vergeblichem Suchen am 31. Dez. 1912 sechs Tiere, die äußerlich echte Vertreter von V. diaphana waren. Drei waren aber sehr dunkel und klein, drei lıchter grau und größer. Sie stammten dabei von genau derselben Stelle, etwa 1 km oberhalb von Tabarz. Ich fand sie am Rande der Laucha auf den ziemlich hohen Uferböschungen, die dauernd von Wassergischt besprüht waren. Die Hauptmenge des Materials von V. pellucida, ca. 200 Stück, sammelte ich frisch an 9. Okt. 1912 50 km nördlich von Berlin. Bei Jena fand ich nur vereinzelte Tiere. Im Maximum einmal 10 Stück ebenfalls am’ Hausberge. Alle Jenenser Tiere waren, worauf ich noch später zurückkomme, kleiner und dunkler als der Durchschnitt der Exemplare aus der Norddeutschen Tief- ebene. Über die Methodik möchte ich das Folgende sagen: Die Sektionen wurden unter dem binokulären Präparier- mikroskop von C. Zeiss mit feinsten Präparier- und Insekten- nadeln ausgeführt: sowohl in vollkommen lebensfrischem Zu- stande, wobei man, meiner Ansicht nach, den klarsten Begriff für die morphologischen Verhältnisse der Genitalien erhält, wie nach Abtötung, zu der ich ziemlich alle bekannten Methoden anwendete. Am günstigsten erwies sich %%ige Kokainlösung in frischem Leitungswasser. Der Tod trat nach ca. 2 Stunden ein, die Schleimabsonderung war relativ gering. Wärmestarre in ab- Beiträge zur Kenntnis der einheimischen Vitrinen. 215 sekochtem Wasser, eine Viertelstunde im Thermostaten, ist auch zu empfehlen, doch nieht, wenn man die Tiere fixieren will. Chloralhydrat wie Hydroxylamin ist weniger günstig. Ferner wurden alle Gewebe lebensfrisch als Quetsch- oder Zupfipräparate nach Art der älteren Autoren bei starken Ver- gröberungen untersucht. Ebenso wurden Ausstriche gemacht, fixiert und gefärbt. Speziell von Leber und Zwitterdrüse. Zur Fixierung gebrauchte ich zuerst die DEEGENERSche Mischung für Mollusken. Sie besteht aus: 20 Teilen gesättigter HgCl in wässeriger Lösung, 10 Teilen 0,5%iger Chromsäure, 1 Teil 1%iger Osmiumsäure, 1,5 Teil normale Essigsäure. Hämatoxylinfarben geben hiermit sehr gute Bilder. Die Dauer der Fixierung ist dagegen genau auszuproben, je nach der Größe des Objekts. Ein Zuviel mazeriert ziemlich energisch die epider- malen Gewebe. 2 Stunden genügen für Größen um 1 cm. Aus- waschen in Wasser. Anschneiden des Tieres, wenn im ganzen, empfehlenswert. — Die durchschnittlich besten Resultate gab die bewährte Methode Sublimat-Alkohol-Essigsäure. Warm und kalt angewendet. Günstig ist Zusatz von Osmiumsäure. Serien wurden in den drei Orientierungen des Raumes von 5—100 u geschnitten. Und zwar ganze Tiere wie einzelne Organe. Gefärbt wurde vor allem mit Hämatoxylinen nach DELAFIELD, EHRLICH, HEIDENHAIN, ROSENBUSCH und WEIGERT. Die besten Bilder mit Heidenhain-Eisenalaun. Nervenpräparate versuchte ich nach dem Golgi-Verfahren. Totalpräparate, gefärbt und ungefärbt, machte ich von Or- ganen wie ganzen Tieren nach einfacher Aufhellung in Xylol oder besser in einer Mischung von Isosafrol und Wintergrünöl. Über Spezielles spreche ich an den bezüglichen Stellen. I. Einleitung. Der Inhalt der vorliegenden Arbeit soll in der Hauptsache ein morphologischer sein. Dabei sollen aber überall, wo es wissen- schaftlich möglich ist, die biologischen Gründe für die Form- gestaltung wie die Formveränderung gegen nahestehende Gruppen aufgesucht und hervorgehoben werden, so daß wir am Ende den Organismus der fraglichen Tiere nicht bloß anatomisch, sondern auch biologisch verstehen können. Wo es nötig ist, werden also 216 Ernst Eekardt, auch die natürlichen Verwandtschaftsbeziehungen der Tiere unter sich und den ihnen nächsten Gruppen berührt werden, soweit man darüber etwas aussagen kann. Im besonderen wurde die Arbeit in der Absicht unternommen, einen Beitrag zur Anatomie einer noch hinreichend interessanten Pulmonatengruppe der Landgastropoden zu liefern, einer Gruppe, deren weitere Vertreter noch ein Studium im einzelnen bean- spruchen können, bis die geschichtliche Entwicklung der Gattung so weit geklärt ist, als es unserer Wissenschaft möglich ist. Auf die Erforschung der Stammesgeschichte kann es dem heutigen Systematiker ja nur noch ankommen. Hierfür sind wir fast aus- schließlich auf die vergleichende Anatomie angewiesen, denn die Embryologie wie die Paläontologie haben sich noch kaum mit der fraglichen Gruppe befaßt. Es handelt sieh um die Familie der Vitrinidae, speziell um die Gattung Vitrina, und zwar hieraus um die einheimischen Formen Mitteldeutschlands. Daß hier noch unbeantwortete Fragen und Unsicherheiten harren, ist leicht aus einem Satze SIMROTHS aus dem Jahre 1590 zu entnehmen, den er an den Anfang einer Arbeit zur Kenntnis der Nacktschnecken (62) stellt. Es heißt dort: „Die Vitrinen erscheinen mir als diejenige Pulmonatenform, welche in mehrfachem Sinne Zeichen ursprünglicher Bildung noch jetzt aufweist und den Stamm abgibt oder doch dem Stamm am nächsten steht, von dem eine große Reihe anderer Lungenschnecken sich abzuzweigen scheint.“ Liest man nun im III. Molluskenbande SIMROTHS (aus BRoONNs Klassen und Ordnungen der Tiere), wo er die Pulmonaten behandelt, an betreffender Stelle nach, so findet man hier, volle 22 Jahre später, die Bemerkung, daß die genauere Bearbeitung der Vitrinen bis dato nicht über die eigene Arbeit SIMROTHs von 1890 herausgekommen sei. Der erste Teil jener Arbeit behandelt nämlich, wie man aus dem Titel (62) nicht ohne weiteres entnehmen kann, die Vitrinen. Und zwar auf ca. 40 Seiten ungefähr 25 Arten und Varietäten; dabei sind der eigentlichen Beschreibung ungefähr die Hälfte der Seitenzahl, einer allgemeinen phylogenetischen Diskussion ist der andere Teil gewidmet. Das bestimmte mich in erster Linie, mich mit der Gruppe zu befassen, trotzdem namhafte Konchyliologen sich keine Re- sultate versprachen. Ich wurde dagegen für mein Vorhaben durch die Erfahrung bestärkt, daß alle bisherigen Befunde, bis auf zwei Ausnahmen, die mir bekannt geworden sind, nur auf der Lupensektion be- Beiträge zur Kenntnis der einheimischen Vitrinen. Zu ruhen und nie ein Tier vollständig durchgearbeitet haben. Schnitt- serien scheint nur ANDRE in seinen ganz speziellen Untersuchungen über die Fußdrüse durch den Fuß von V. pellueida gemacht zu haben, wovon er eine Abbildung gibt, die ich zu korrigieren haben werde. Außerdem hat BowELt in ‚The Irish Naturalist‘‘ die Ana- tomie von V. pyrenaica nach Schnittserien beschrieben, ohne sich vorher durch die Sektion zu orientieren. Es sind grobe Irrtümer dadurch untergelaufen. Ich lasse die Arbeit unberücksichtigt. Erst genaue, z. T. nachprüfende, z. T. ergänzende Sektionen, die mit dem Präpariermikroskop der Kleinheit der Tiere ziemliche Sicherheit garantieren können, versprachen neben der Unter- suchung dreifach orientierter Schnittserien genügende Resultate. Drittens machte mich Herr Prof. SImroTH auf eine Vitrine aulmerksam, die F. WIEGMAnNN als nova species von Jena hand- schriftlich genau beschrieben haben sollte. Es war also sehr wün- schenswert, das Tier an der bezeichneten Stelle zu suchen und, mit Berücksichtigung der Wıssmannschen Notizen darüber, näher zu untersuchen und zu besprechen. Endlich tauchten im Verlaufe der Arbeit Fragen allgemeineren Interesses auf, die ich, soweit es mir möglich, zu beantworten ver- suchte, sonst zur weiteren Bearbeitung und zur Diskussion stellte. Es ist das unter anderem aus der Anatomie, die Klarstellung vom Wesen des vielfach mißdeuteten ‚„SEMPERschen Organes‘, über das, wie die Literatur bis 1912 beweist, eine reichliche Un- klarheit herrscht. Damit glaube ich die Hauptlinien meiner Arbeit angedeutet zu haben. Ich referiere nun in einem ersten Abschnitt, was über die bisherige systematische Einordnung der Vitrinen zu berichten ist. Danach folgt als eigentlich erstes Kapitel die Beschreibung der untersuchten Arten nach Körpergestalt, Größe, Färbung und Bil- dungen der Haut, soweit hier noch eine Ergänzung mir erforder- lich scheint. Erst daran schließen sich die anatomischen Abschnitte, die nach den einzelnen Organsystemen gegliedert sind. Ich werde dabei das „SEeMmrersche Organ“, auf das der Begriff Organ allerdings kaum anzuwenden ist, als eigenes Kapitel behandeln. Den Schluß bildet eine Zusammenfassung der Resultate und schließlich ein Kapitel noch über die Geschichte der Gattung Vitrina an der Hand von biologischen Faktoren. Nochmals will ich hier betonen, daß meine Untersuchungen bei der Beschränkung der Formenzahl keinen definitiven Abschluß für die Gattung zu 218 Ernst Eckardt, geben vermögen. Dazu bedarf es Studien auf breiterer Basis, die genau genug auszuführen einem Einzelnen kaum möglich ist, wenigstens nicht in den Grenzen einer Dissertation. Von ver- wandten Formengruppen läßt sich also nur heranziehen, was be- reits über sie in der Literatur vorliegt. Embryonen wie jung ausgeschlüpfte Tiere von V. pellucida und V. elongata habe ich ebenfalls in Serien von 5 «. geschnitten. Die Befunde werden hier und da eine kleine Ergänzung gestatten. Die kontinuierliche Entwicklung der Organsysteme zu ver- folgen, wäre bei Vitrina vielleicht lohnend, jedoch eine Arbeit für sich. Il. Systematische Stellung der Gattung Vitrina. Wir orientieren uns also zunächst über die systematische Stellung unserer Gruppe nach neueren Werken. Man sieht sofort, daß hier noch ziemliche Unklarheit über eine schärfere Einordnung herrscht. Die älteren Werke von PFEIFFER (33) und von Ross- MAESSLER (43) lasse ich überhaupt außer Betracht. GEYER (13a) gibt in seinem Buche ein System unserer Landpulmonaten auf anatomischer Grundlage von CAESAR R. BÖTTGER. Es ist für unsere Zwecke darum abzulehnen, weil es nur die beschalten Landschnecken Deutschlands umgreift und indem es eng verwandte Nacktschneckengruppen, die zweifellos aus beschalten hervorgegangen sind, einfach ausschließt, eigent- lich wenig Anspruch auf Natürlichkeit machen kann. GEYER selbst schiebt hinter den Testacelliden die Limaciden als zweite Familie ein, stellt aber in die dritte, nämlich die Vitriniden, auch die Gruppen Conulus, Hyalina, Vitrea, Zonitoides und Zonites als Gattungen zur ersten Gattung Vitrina. Dasselbe gilt für das System, das GoLpruss (14b) gebraucht. Im Prinzip gleiche Einteilung finden wir bei Crzssın (9). Wie weit hierfür praktische Gründe wirklich maßgebend waren, vermag ich nicht abzuschätzen. Doch sollte, nachdem die Sımrortuschen Arbeiten schon über 20 Jahre alt sind, auch hier in den Bestimmungsbüchern das Neue eingegliedert, Falsches ge- gestrichen werden. So stellt GoLpruss die Dandebardien noch unter den Titel der Agnatha. Ein Kiefer. ist bekanntlich längst von PFEFFER entdeckt. Ebenso spricht er von den Liebespfeilen der Vitrinen, Beiträge zur Kenntnis der einheimischen Vitrinen. 219 die, wie beim Erscheinen seines Buches schon seit 10 Jahren be- kannt war, gar keinen Liebespfeil haben, sondern nur eine ver- mutlich homologe Drüse, nicht ein analoges Organ nach Art der Zonitiden und Helieiden. Solche Fehler schaden an nebensächlicher Stelle wenig. Sie dürfen aber nicht als wesentliches Merkmal hervorgehoben werden. Die neueste und beste natürliche Systematik im weiteren stammt von SIMROTH und ich werde sie am Ende der Abhandlung heranziehen. Für alle Gruppen, die z. B. GEYER als Vitriniden vereinigt, eilt äußerlich nur die Übereinstimmung in der Schalenbildung. Alle haben eine durchsichtige, glasartig glänzende Schale mit starker Depression des Windungskegels, der sich im Maximum kaum merkbar erhebt. Beide Kriterien stimmen aber auch für die Dandebardien, die sicher nieht vitrinenähnlieh sind. Die dünne, durchsichtige Schale kommt auch den Suecinea-Arten zu, die den Clausilien nahestehen. Weil nun alle diese Formen anatomisch als ziemlich primitiv resp. alt sich erwiesen, so gilt vorläufig noch ihre Schale, besonders, wo sie morphologisch hochentwickelt ist, nicht für rückgebildet, sondern gleichfalls primitiv. Dies jedoch mit der gehörigen Re- serve. Denn alle jene Gattungen leben an feuchten Orten, und es ist augenblicklich schwer zu sagen, ob wir es dabei nicht mit sekundärer Anpassung und Konvergenz zu tun haben. Das wesent- liche aber, was uns hier angeht, ist folgende Tatsache und Über- legung. Wir kennen heute (vgl. PrarE 37) nur eine primäre Entstehung der Asymmetrie verbunden mit spiraliger Einrollung des Intestinalsackes in sehr langer, phyletischer Entwicklungs- reihe. Die Nacktschneckenbildung, d. h. die Rückbildung des Spindelkomplexes ist in vielen Parallelen beobachtet. In allen Fällen blieb aber die primär geschaffene Asymmetrie der inneren Organe bestehen. Darum ist es unmöglich, daß sich Formen mit stärker eingerolltem Eingeweidesack von solchen mit schwach ge- wundenem Gehäuse innerhalb des Pulmonatenstammes ableiten können, denn das würde ja eine sekundäre Aufrollung voraussetzen. Und, was das Wichtigste ist. Wir finden in der Natur noch kein Beispiel dieses Prozesses. Darum ist es auch von selbst überflüssig, damit zu spekulieren. Ich weiß nun nicht, welche „andere Pul- monatengruppen“ außer den Limaciden SIMROTH meint, für die die Vitrinae Stammformen abgegeben haben sollen, denn ich sehe nur eine absteigende Reihe in der Schalenreduktion. Alle 220 Ernst Eckardt, anderen Pulmonaten des Landes haben eine stärker aufgewundene Schale als die Vitrinen. Dies Moment scheidet die Gattung Vitrina scharf von den anderen. Bei echten Vitrinen haben wir im Maximum drei Umgänge, bei den anderen der ‚Familie‘ im Minimum vier, im Maximum sieben Umgänge. Erstere Schalenform ist stets elliptisch, letztere kreisförmig. Innerhalb der Gattung ist ferner die Abstufung der Aufwindung größer und markanter als bei den anderen, die echte Gehäuseschnecken sind. Das Körpervolumen ist im Verhältnis zum Schalenraum gewachsen oder der Schalen- raum hat sich verkleinert, und zwar finden wir eine Reihe Typen mit immer stärker sich ausstreichender Schale. Man schuf darum zwei Gruppen, nämlich die Helico- oder Phenacolimaces und die Semilimaces. Zu ersteren rechnete man die Formen, die sich noch ganz in ihr Gehäuse zurückziehen können, zu den letzteren die, deren Gehäuse in der Hauptsache nur noch dem Eingeweidesack und Pallealkomplex Raum bietet. Die von mir untersuchten Arten sind danach im Verhältnis 1:3 zu verteilen, d. h. die Schalenrückbildung überwiegt innerhalb der Gattung. Nur V. pel- lueida gehört also in die Subfamilie der Helicolimaces; V. dia- phana, V. brevis und V. elongata zu den Semilimaces. Durch Hinzuziehen aller bekannten Formen würde sich das Verhältnis zugunsten dieser zweiten Gruppe der Semi- oder Oligolimaces noch vergrößern. Nach der Schalenmorphologie klafft zwischen Vitrinen und Limaciden wieder eine beträchtliche Lücke, wenn man die re- zenten Vertreter vergleicht. Sie ist äußerlich größer als zwischen Vitrinen und Hyalinen nach der anderen Seite. Nur durch Sichten eines großen Materials in anatomischer Hinsicht war ein Hinweis zu gewinnen, der zeigte, daß zwischen beiden Gruppen, den Vi- trinen und Limaciden, phylogenetische Zusammenhänge bestanden. Über die Stammformen der Vitrinen selbst wissen wir nichts. Wir können nur den vorhin erörterten Gedanken als erste Voraus- setzung festhalten, daß solche Stammformen entweder eine stärker oder mindestens gleichweit aufgewundene Schale besessen haben müssen als der Gattungsvertreter, der heute die meisten Um- gänge zeigt. Die schärfere Vergleichung begann erst mit der Anatomie. Sie wurde leider in gewisser Weise einseitig. Denn von A. SCHMIDTS (45) Sektionen an, die zeitlich ziemlich die ersten waren, ver- legte sich bald das Schwergewicht ganz auf die Kritik der Geni- Beiträge zur Kenntnis der einheimischen Vitrinen. DD talien, weil sie meist am markantesten den originellen Zug der Art zeigen. Wir werden die Resultate der einzelnen anatomischen Arbeiten an den bezüglichen Stellen erörtern. Dabei wird sich, wenn wir erst selbst unsere Arten gründlich kennen lernten, zeigen, wie weit die Gruppe überhaupt einheitlich aufzufassen ist und wie weit die alte Einteilung.nach den Schalen, die von den deutschen Autoren ebenso wie von Moouin-Tannvon (29), PoLLONERA (36) und STABILE — Mollusques vivants de Piemont — angewendet wurde, natürlich und darum gerechtfertigt war. Il. Die äußere Morphologie. Zur Untersuchung gelangten die folgenden Formen: 1. Vitrina pellueida Müll. aus der Norddeutschen Tiefebene. 2. Vitrina pellucida Müll. vom Rand des deutschen Mittel- gebirges. 3. Vitrina diaphana Drap. vom ÖOsthang des Thüringer Inselsberges. 4. Vitrina diaphana Drap. var. affinis (Wem.) Lauchagrund bei Tabarz. 5. Vitrina brevis Fer. aus Württemberg. 6. Vitrina elongata Drap. vom deutschen Mittelgebirge (Inselsberg bis Hänge des Saaltales). Bei CLessin (9) wie bei GoLDFuss (14b) ebenso bei A. LEH- MANN (22) findet man ziemlich genaue Angaben, die die Tiere äußerlich charakterisieren. Nach dem Habitus scheidet sich V. pellueida scharf von den ande- ren (Textfig. 1). Bei dieser näm- » Pp lich fällt zuerst die Schale ins zZ ei = Auge, bei den anderen das Tier. Er “ > u N Das Gehäuse bildet bei jener den ei Ker m Een eng mul vant in Textfig.1. Vitrina pellucida, leben- der üblichen leichten Schrägstel- des Tier, ca. 5mal vergrößert. lung nach links getragen. In der Ruhelage, die nicht in einem totalen Zurückziehen ins Ge- häuse, sondern hauptsächlich in einem horizontalen Zusammen- ziehen der Sohle und entsprechend des Nackens und Kopfes sich markiert, tritt jene Präponderanz der Schale um so deutlicher hervor. Beginnt das Tier dagegen zu kriechen, wie es bei plötzlich einfallendem Licht meist geschieht, so sinkt die Schale wieder 222 Ernst Eckardt, nach links ab und das um so mehr, je lebhafter die Bewegung und je vollständiger damit die Ausstreckung ist. Doch nie wird bei V. pellueida eine absolut horizontale Schalenlage erreicht, sondern sie bleibt immer etwas geneigt. Eine vollständig hori- zontale Lage tritt erst bei V. diaphana und den anderen Formen ein (Textfig. 2 u. 3). In der Ruhe wie beim Kriechen liegt hier die Schale platt in der den Vitrinen eigentümlichen. Rückenmulde des hinteren Fußteiles. Die Schalenmündung ist in die Quere gezogen, das Gewinde so gesenkt, daß die Spitze des früheren Kegels mit den Textfig. 2a. Vitrina diaphana, lebendes Nienımgsnelien Ju I Tier, ca. 5 mal vergrößert aus dem Laucha- Ebene liegt. Es läßt sich grunde. eine kontinuierliche, nur sanft | gewölbte Linie im Profil über den Rücken verfolgen (Text- fig. 2b). Die Schale schmiest sich vollkommen in die ge- streckte Form des Tieres. Textfig. 2b. Vitrina diaphana, Seiten- Das geht so weit, daß ein au u ungeübtes Auge beim Sam- meln eine V. elongata bei- spielsweise eher für eine kleine Nacktschnecke auf den ersten Hüchtigen Blick halten wird, denn für ein beschaltes Tier, zumal die Schale viel intensiver vom Mantel bedeckt wird als bei den Daudebardien, die eine relativ kleinere Schale besitzen. Ein Semilinax in der Ruhestellung mit der durch die Kontraktion bedingten Körper- überhöhung ähnelt ebensosehr einem ru- henden echten Li- Textfig. 3. Vitrina elongata vom Hausberg bei max, wie uns das Jena. schnelle, lebhafte Kriechen der Tiere ebenso nötig wieder an das gleiche Verhalten der Limaxarten im Gegensatz zu den Arionen erinnern muß. Angaben über die Körpergröße nach der Längsachse schwanken nun naturgemäß sehr mit dem Kontraktionszustand. Das Messen abgetöteter Tiere hat darum kaum irgendwelchen Wert. Die Größe lebender, geschlechtsreifer Tiere variiert ebenfalls in ziem- Beiträge zur Kenntnis der einheimischen Vitrinen. 2933 lich weiten Grenzen. Im allgemeinen werden 2 cm maximal kaum überschritten. Bei V. pellucida maß ich meist 15—16 mm. Die stattlichste Länge bei der schlankesten Form, nämlich V. elongata, mit 22 mm. V. diaphana schwankt um 18—20 mm. Von V. brevis standen mir nur Spiritusexemplare zur Verfügung. Im Kon- traktionszustand der Ruhelage verkürzt sich die Länge fast auf die Hälfte. Junge, frisch aus dem Ei geschlüpfte Vitrinen sind gedrungen in allen Formen wie die Jungen der meisten Tierarten überhaupt. Die Länge eines jungen Tieres von V. pellucida, das vielleicht 2 Tage das Ei verlassen hatte, betrug 1,5 mm. Die Schale der Vitrinen lagert etwa im zweiten Drittel der totalen Körperlänge, so dab der gut und ausgesprochen gekielte Schwanz noch beträchtlich, ca. 5 mm hinter der Schale sicht- bar ist. Allen Schalen gemeinsam ist der glasartige Glanz und die Durchsichtigkeit. Man sieht das Pulsieren des Herzens, ebenso die rhythmischen Kontraktionen der großen zur Lunge führenden Randvene; ferner die Strömungen in der Niere, das Schlagen der großen Leberarterie und das Vorwärtsrücken der Fäzes im Rektum. Die Durchsichtigkeit der Schale beruht nicht bloß auf der geringen Ausbildung der Kalkschicht, wie man glauben könnte. Denn die Durchsichtigkeit -verliert sich bald, wenn man die leeren Schalen der geringen Lösungskraft des Wassers oder Alkohols (nicht destilliertes Wasser) aussetzt. Die vermutlich molekulare Änderung des kristallinen Kalziumkarbonats, die den Durchtritt des Lichtes dann verhindert, scheint dabei nicht bloß auf der angegriffenen Oberfläche zu beruhen. Ebensowenig stammt sie von der gleich- zeitig eintretenden Trübung der Konchyolinhaut, des Periost- rakums, das freilich nebenher durch Wasserentziehung in Alkohol von seiner Durchsichtigkeit einbüßt. Wir kommen bei der genaueren Schalenuntersuchung darauf zurück. Morphologisch interessiert bei den Vitrinenschalen das mächtige Überwiegen der organischen Hüllsubstanz gegen die Kalkschichten der Schale, die sich mit jener nicht mehr oder noch nicht decken. Es bildet so eigentlich das Periostraktum die Schalenform, der Kalk nur eine mehr oder minder partielle Auskleidung. Er fehlt überall da, wo die Schale sich fest und dauernd an den Körper anschmiegt, oder von seinen Anhängen, wie den Mantellappen dauernd bedeckt wird. So fehlt der Kalk in der Region der Schwanzmulde und der Zone der Mündung, wo der Schalensaum vom linken Schalenlappen, wie wir gleich sehen 224 Ernst Eckardt, werden, dauernd eingefaßt und überdeckt wird. Doch gilt das nicht in steigender Entwicklung für die Formen. V. pellueida (Textfig. 4a und 4b, PS) hat allerdings die schmalsten Hautsäume und die solideste Schale. V. diaphana (Textfig. 7) dagegen, die sich schalenmorphologisch hier anschließen würde, ist viel kalkärmer und besitzt viel breitere Konchyolin- zonen oder -säume als V. elongata (Textfig. 5b, PS), die die relativ kleinste Schale und die bedeutendste Überwachsungstendenz zeigt. Ist sonst die V. diaphana aus dem Lauchagrunde vom typischen Artvertreter- äußerlich nicht zu unterscheiden, so läge höchstens in der pergamentartigen dünnen Schale, die der Varietät zukommt, ein erstes, aber schwaches Kriterium. SIMROTH erwähnt für V. diaphana ebenfalls die auffallend schwache Kalkentwicklung bei Tieren, die von den deutschen Alpen stammten. Ich bin darum geneigt, es rein auf Kosten der Umgebung zu setzen, nicht als Art- merkmal zu betrachten. GorLpruss gibt nämlich für Helix hortensis eine Vergleichs- tabelle von Schalengewichten von Tieren, die aus geologisch ver- schiedenen Gegenden stammten. Es zeigen sich dabei unglaubliche Differenzen in Kalkreichtum und dicker Schale und Kalkarmut mit dünner Schalenwandung. Geologisch-petrographisch aber setzt sich der Lauchagrund aus Granitporphyr, Rotliegendem und Zechstein zusammen. Also ein kalkarmes Gebiet. Bei Versuchen an Süßwasserschnecken hat sich gezeigt, daß bei Kalkzufuhr die Schale der Tiere sehr bald eine Verstärkung erfährt. Für genaue Angaben der Schalengrößen ist es hinderlich, daß man an der Schale nicht bestimmt entscheiden kann, ob sie ausgewachsen ist oder nicht, falls kein Vergleichsmaterial vorliegt. Durchschnittsmaße nach F. WIEGMANN und ÜLessin für V. pellueida sind in Millimetern: Großer Durchmesser . . . 4,5—4,8 Kleine Achse . . ... . 3,6—3,8 Tlohese 0 3 u Re 2,6. Dabei hat WIEGMANN wohl jede Schale, die durch seine Hände ging, peinlich gemessen, wie man aus seinen Notizen sieht. Es fällt darum auf, wenn GoLpruss, dem vermutlich Hallenser Tiere vorlagen, 6 mm als Durchschnitt für die große Schalenachse angibt. Ich selbst habe an einem Exemplar von Nauen (Mark) sogar die Maße: 6,3 mm,.. 5,4 mm, 732 mm Beiträge zur Kenntnis der einheimischen Vitrinen. 225 genommen. Das erreicht beinahe die Größe von V. major. Wir sehen hier eine Differenz bei. derselben Art zwischen den Tieren des Mittelgebirges und denen der Ebene, die wir noch berück- sichtigen werden. Für V. diaphana schwanken nach GoLDFUss die Maße wie folgt: 6,8 mm, 45 mm, 3-53,5 mm. Wir sehen daraus eine deutliche Streckung der Hauptachse gegen den Querdurchmesser. Der Wert für die Höhe differiert auffällig bei WIEGMAnN. Er gibt nämlich 4—5 mm, eine auffällig hohe Zahl an. Für V. elon- sata stimme ich mit WIEGMANN ziemlich genau überein, wohl darum, weil wir auf derselben Stelle gesammelt haben. WiıEc- MANN maß: 45 mm, 3 mm, 1,5—2 mm. Ich maß: 4,9 mm, 2,8 mm, 1,6 mm und 24, Umgänge. Unterscheiden lassen sich die Schälchen am besten nach dem Gesamthabitus, weshalb ich auf die Textfig. 4, 5, 6, 7, verweise, Textfig. 4a u. b. Schale von Vitrina pellueida, 23mal vergrößert. die in 16facher Vergrößerung, letztere nach einer WIEGMANNschen Skizze im Verhältnis 14:1, angefertigt sind. Allesamt tragen durch die sukzessive Anlagerung der Kalkzonen eine feine, leicht wellige Streifung. Die Schale der Embryonen läßt gleichmäßig verteilte, porenartige Vertiefungen auf der ganzen Fläche des Periostrakums erkennen, deren Entstehung gerade so unklar ist wie ihr späteres 226 Ernst Eckardt, Verschwinden. Diese runden Einsenkungen der Schalenhaut finden sich nur in dieser, also im Periostrakum. Sie sind bei V. a b Textfig. 5a u. b. Schale von Vitrina clongata. elongata größer und untereinander weiter gestellt; bei V. pellucida an sich kleiner, aber zahlreicher. Bei stärkerer Vergrößerung sieht man, daß jede Vertiefung ein rund begrenztes Feld siebartiger Grübchen darstellt. Das zweite, nächst der Schale charakteristische Gattungsmerkmal NR der Vitrinen ist die Ausbildung des extfig. 6. Schale von Vitrina u ; elongata. Mantels. Er scheint in einer funk- tionellen Beziehung zur Schale zu stehen, die bei anderen Gruppen nicht annähernd so scharf hervortritt. Es ist ein Funktionstausch zwischen Mantel und Schale als Bedeckungsorgane für den Körper eingetreten. Mit verringerter Schalenoberfläche ist der Mantel weiter und mächtiger ausgebildet wie z. B. bei V. elongata und V. brevis; dagegen überwiegt bei V. pellucida die Ausdehnung der Schale bedeutend und die Mantelfläche tritt zurück (vgl. Textfig. 1 u. 5). Doch schon die Inselvitrinen von Textfig. 7. Schale von den Canaren und Azoren passen nicht in Vitrina diaphana (nach i b ’ ; WIEGMANN). l4malvergr. dieses Schema. Sie haben eine relativ wohlentwickelte Schale und ebenso be- trächtliche Mantellappen, die die Schale mindestens so weit zu decken vermögen, wie die Mantellappen bei V. elongata. Wahrschein- lich hat bei jenen das wärmere Klima begünstigend auf die Bildung eines doppelten Schutzes eingewirkt. Beiträge zur Kenntnis der einheimischen Vitrinen. 227 Rein oberflächlich morphologisch differenziert sich der Mantel in vier Lappen oder Streifen, die von den älteren Autoren als rechter und linker Schalenlappen, vorderer und hinterer Körperlappen unterschieden werden. Die Grenze beider Gruppen ist höchstens durch die sekundäre Verwachsungslinie mit dem Nacken gegeben. Der größte ist die sog. Mantelkapuze, die vom Nackenwulste nach vorn das Tier bedeckt. Gelegentlich fand ich zwei Exemplare von V. elongata, denen dieser Teil fehlte (Textfig. 8, 9). Er war nach dem Augenschein bei 23facher Vergrößerung offenbar nicht durch eine Verwundung verloren worden. Noch ziemlich weit vorn, nicht so weit hinten, wie BEHME (5) schreibt, etwa unter dem dritten Viertel der Schalenmündungs- breite wird rechts durch einen eiförmigen Einschnitt in die Mantel- masse das Atemloch ge- bildet. Es trägt an seiner Textfig. 8. oberen Wölbung hinten eine feine Kerbe oder Spalte (Textfig. 1, X), die wir bei Limax wieder- finden. Ebenfalls vom Spirakulum nach links hin- über zieht sich über die Basis der Mantelkapuze u De kenfalie, as Textfig. 8 u. 9. Zwei Tiere von Vitrina ROTH für V. diaphana be- elongata mit abnormer Mantelausbildung. tont und abbildet (62). Sie findet sich nach ihm bei den Amalien wieder. ‘Sie scheint mir vor allem durch die Muskelansätze der Fasern aus dem Nackenwulst bedingt, denn sie ist im Leben kaum sichtbar, tritt dagegen im Tode bei V. diaphana ziemlich scharf hervor. Hinter dem Nackenwulste schlägt sich nach hinten über den Schalenrand hinauf der linke Schalenlappen. Man könnte auch sagen, er spanne sich quer vor den oberen Schalenrand, denn er ist an seiner unteren Basis durch die Mantelrinne bestimmt, in der der Mündungssaum der Schale eingebettet liegt, die er also überdeckt. Hinter dem Atemloche, mit dem linken Schalenlappen verschmolzen, zieht sich der Mantel zu dem sanft blatt- oder löffel- förmig gerundetem (Textfig. 1, 2) rechten Schalenlappen aus. Die Kerbe in der Wölbung des Spirakulums verrät wohl noch die alte Verwachsungsgrenze. Je nach seinen Muskelaktionen reicht dieser Lappen über oder bis an die Höhe der Spindelachse, so daß vom Jenaische Zeitschrift. Bd. LI. 19 228 Ernst Eckardt, Gewinde entweder das Ganze oder ein sektorenähnliches Stück bedeekt wird. V. elongata vermag mit diesem Schalenlappen be- reits die ganze hintere Schale bis auf den linken, vorderen Komplex, unter dem Herz, Niere und Lunge liegen, zu bedecken (Textfig. 3, 1). Bei V. pellucida zeigt der Rand des Lappens eine feine bogige Kerbung. An seiner unteren Basis verwächst er bei allen Tieren mit dem vierten Teile des Mantels, der von links her als ein ver- schmälertes Band, immer der Schale dicht anliegend, zwischen Fuß und Bruchsack hindurch nach rechts herumläuft. Dieses Band ist streng morphologisch der unter dem Eingeweisedack gelegene Mantel überhaupt. Seine Säume, die sich oben zur Kapuze, rechtem und linkem Schalenlappen ausgedehnt hatten, sind hier zu einer äußeren starken und unten schwächeren aufgekippten Leiste redu- ziert, die über sich eine nach außen offene Rinne lassen. In diese Rinne kommt der untere Schalenrand zu liegen. Sie ist also die Fortsetzung der Mantel- rinne, in der auch hier der Bil- dungssaum für das Periostrakum "m sich findet, wie wir später sehen J werden. Sie entspricht also auch Textfig. 10. Anatomisches Uhersichte- Bun lolseigeh gm Oberen Tene bild von Vitrina pellucida. 23 mal vergr. Durch diesen vierten Ab- schnitt wird die Abschnürung des Eingeweidesackes vom Körper auf seiner unteren Basis exakt bestimmt. Die Verwachsungsstelle dieses Mantelbandes mit dem rechten Schalenlappen zeigt im Querschnitt ein dreieckiges Profil durch die Einschmiegung, die das auslaufende Band zwischen Körper- wand und Wölbung der Schale erfährt. Es endet unterseits in einer kleinen gerundeten Schnibbe (Textfig. 10, Sn), während der rechte Schalenlappen nach vorn einen kegelförmigen Fortsatz trägt, der sich unter das Atemloch und den rechtsseitigen hinteren Endlappen der Kapuze schiebt. Damit ist das Spirakulum fest umschlossen. Der ganze Mantel ist am lebenden Tier in dauernder Bewegung und Tätigkeit. Besonders schön sieht man bei V. elongata konti- nuierliche, sanfte Wellen von hinten nach vorn verlaufen, die sich auch als ein exzentrisches Parallelensystem auf den rechten Schalen- lappen erstrecken. Der Wert dieser Muskelkontraktionen scheint Beiträge zur Kenntnis der einheimischen Vitrinen. 229 mir in der Unterstützung der Schleimsekretion zu beruhen, denn sie ruhen fast ganz in der Ruhestellung der Tiere, während der auch die Schleimabsonderung sehr gering ist. Wir finden diese Muskel- wellen wieder bei dem Mantel der Limaciden, bei denen sie im Leben bereits zu einem dauernden Wellensysten wurden, das erst mit dem Tode vergeht. Wenn A. Lang (p. 611) meint, der über die Schale geschlagene rechte Schalenlappen der Vitrinen diene zum ‚Reinigen der Schalen- oberfläche‘“, so ist das kaum anzuerkennen. Ich vermag aus tieferen phylogenetischen Gründen hierin nur eine Entwicklungsphase oder Anlage zu dem erwähnten Funktionstausch zwischen Mantel und Schale zusehen, dessen Vollendung bei den Limaciden erreicht ist. Günstige Klimabedingungen haben bei den Limaciden die Ent- wicklung unterstützt, die durch andere Verhältnisse bei den Vitrinen zum Stillstand gebracht wurden, wie wir am Ende sehen werden. In der Färbung der Tiere lassen sich zwei Formen unter- scheiden. SIMROTH hat in seiner Naturgeschichte der Nackt- schnecken (62) das Pigmentproblem vielseitig behandelt, ohne, meiner Ansicht nach, vollkommen das Rechte zu treffen. Sehen wir zunächst, wie die Vitrinen gefärbt sind. V. pellu- cida, die Form der Niederung, hat keine einheitliche Pigmentierung, sondern ein bald schwächer versprenkeltes und ganz fein punk- tiertes, bald zu Flecken angehäuftes Pigment, das sich dunkel- schwarzbraun von der rötlichgrauen Fleischfarbe der wasser- reichen Schneckenhaut abhebt. Nur in einigen Teilen, wie am Spirakulum, dem Dach der Atemhöhle und der Fußsaumrinne, tritt eine energische Schwärzung auf. Ferner muß auffallen, daß die Artvertreter, die ich bei Jena, also am Rande des Mittelgebirges und in einer ca. 200 m höheren Lage sammelte als die übrigen, wenn auch nicht einheitlich, so doch merkbar stärker pigmentiert waren als die Tiere der nord- deutschen Tiefebene. Bei den echten Gebirgsformen ist die Fär- bung oberseits geschlossen. Es gibt nur eine Abtönung oder Auf- hellung in dorsoventraler Richtung. Der Mantel, der den ganzen vorderen Körper meist bedeckt, ist satt schwarzblau bis dunkel blaugrau, etwas lichter sind Nacken und Kopf, während an den Körperflanken die Färbung bis zu glasigem Blauweiß abnimmt. Einfarbiskeit in diesem Sinne besitzen also V. diaphana, V. elon- gata und V. brevis. SIMROTH erwähnt Pigmentauflösung zu Flecken auch bei Exemplaren von V. diaphana. Aus seinen Materialangaben ist 15* 230 Ernst Eckardt, ersichtlich, daß die Mehrzahl seiner Tiere dieser Art aus den Au- waldungen bei Leipzig, also dem vorgeschobensten Siedlungs- gebiet ins Flachland stammte. Meine Tiere von der Höhe des Thüringer Waldes waren einheitlich durchgefärbt. Die Deutung der ganzen Pigmentirage können wir erst gründlich erörtern, wenn wir auch die Pigmentverhältnisse im Innern des Körpers zu berück- sichtigen vermögen. Hier läßt sich nur sagen, daß die düstere, schwarzblaue Färbung der Gebirgstiere in ihren Waldlebens- gebieten mit schwachem Lichte wohl, wenn auch in geringerem Grade, als Schutzfärbung zu dienen vermag. Dabei glaube ich aber nicht, daß solche Farbe einen Schutz bietet gegen einen am Boden suchenden Vogel, der etwa nach Amselart das tote Laub, unter dem sich die Schnecken verborgen halten, durchforscht. Wir betrachten weiter den Kopf der Tiere. Die Augenträger von V. pellucida sind die relativ längsten. Bei V. diaphana und V. elongata sind sie etwas stämmiger, am Ende weniger kolbig ver- diekt. Sie tragen oben die Augen, leicht nach einwärts gekehrt. Die Bedeutung letzterer Sinnesorgane für die Nahrungssuche ist darum auch wohl ziemlich nebensächlich, denn wenn erst auf ca. 2 mm ein scharfes Bild entsteht, wie MEISENHEIMER (26) erwähnt, so hat sich der feine Tastsinn der Fühler schon etwa zu gleicher Zeit genauer darüber orientiert. Die kleinen Fühler haben höchstens ein Viertel der Länge der Ommatophoren. Das dritte Paar, die Lippentaster oder Mundlappen (LEyDiG), Lippententakel (MEISENHEIMER) bilden zwei kurze, stämmige trapez- förmige Organe mit breiter Basis und leicht gewölbter Oberfläche, die stets der Unterlage zugekehrt ist. Sie sind nicht für sich ein- stülpbar, wenn auch in gewissem Grade zurückziehungsfähig. Die äußeren Lippen, die man auch als äußere Oberlippe einheit- lich bezeichnen könnte und die bei erstickten Tieren sich sehr gut markieren, umgeben den Mund in Hufeisenform. Sie sind durch Muskelansätze radiär voneinander abgeteilt, so daß ungefähr gleich- große Segmente entstehen. Die Zahl variiert. Ich zählte bei V. pellueida im Durchschnitt 10 Lippenteile. Aus der Zeichnung SEMPERS (50) geht nach SArRAsın (44) hervor, SEMPER habe bei einem kontrahierten Limax, bei dem er das ‚„‚Sempersche Organ‘ entdeckte, den durch die Kontraktion in die Mundspalte eingestülpten Teil der Lippenwülste und Mund- Beiträge zur Kenntnis der einheimischen Vitrinen. 23 lappen — die nämlich zu dem problematischen ‚„Semperschen Organ“ gehören — als normal in der Mundhöhle liegend, aufgefaßt. Wir werden auch diese Frage im anatomischen Teil zu behandeln haben. Am Unterrande des Mundes, wo die Lippenwülste fehlen, wölben sich zwei symmetrische, vertikalgestellte Unterlippen in das Innere der Mundhöhle vor. Die Muskelansätze, die ihre Aktionen bewirken, sind hier so gelagert, daß beide Unterlippen in eine einheitlich verschmolzene glatte Basis übergehen, im Gegensatz zur Oberlippe. Die Skulptur aller bisher beschriebenen Teile ist ziemlich gering. Nur bei der V. diaphana aus dem Lauchagrunde ist die Umgebung der Lippen von warzigen Erhöhungen umstellt, die reich an Schleimzellen sind. Dagegen finden wir auf der übrigen Körperhaut ein symme- trisches Furchensystem, das im Prinzip mit dem von Daude- bardia harmonisiert. — Die Projektion der Hautfläche, abgesehen von der Sohle, würde eine Ellipse ergeben, in der ein Radialstrahlen- system von einem Zentrum zur Peripherie läuft. Dies Zentrum liegt beim Tiere etwas in der Mitte seiner Längsachse. Der Achse parallel laufen zwei Furchen, die vom Nackenwulst nach vorn zum Munde ziehen, wo sie sich in der zarten, polygonalen Felderung jener Haut- partien verlieren. Sie lassen nur eine ziemlich schmale Zone zwischen sich. Alle anderen, die sich von den Körperflanken ab nach hinten allmählich verdichten, laufen nach unten. Das erste und zweite Paar mündet rechts oberhalb und unterhalb der Genitalöffnung, links an der Basis des kleinen Fühlers (Textfig. 2b, SF). Die übrigen verbinden sich mit der Fußsaumrinne, die sie dadurch in einzelne Abschnitte zerlegen. So zählte ich bei V. pellu- cida für Körperflanke und Schwanz jederseits 10, jedoch auch 11. V. diaphana aus dem Lauchagrund besitzt die meisten; fünf ent- fallen noch auf die eigentliche Körperwandung, d.h. auf das Stück vom Kopf bis zum Mantelband, wo sich der Eingeweidesack gegen den Fuß abgrenzt. Hier beginnt dann dorsal zunächst die Schwanz- mulde oder Schalenmulde, die schon von SEMPER beschrieben worden ist. Dieser Schwanzteil bis zum dorsalen Kiel, also zur beider- seitigen Grenze, weist bei der Vitrine aus dem Lauchagrund noch 12 Furchen jederseits auf. V. elongata steht mit durchschnittlich 12 Furchen auf die ganze Strecke, in der Mitte. Für V. brevis ließen sie sich auf den stark kontrahierten Schwanzteilchen nicht mehr feststellen. Sekundäre Querfurchen, die die Hauptfurchen 232 Ernst Eckardt, verbinden, sind vor allem auf dem Nacken deutlich. Seitwärts bilden sie nur eine obere Parallele (Textfig. 2b, PF) zur Fußsaum- rinne und sind hier zu leicht nach unten geschwungenen Bogen geworden. Dazwischen liegt nun die zart polygonale Felderung, die wir in stärkerer, zerrissener Skulptur von Helix kennen. Bei den Vitrinen ist alles feiner, glatter und von mehr Schleim dauernd frisch überrieselt. Beobachtet man ein Tier unter dem Präparier- mikroskop, so sieht man den dünnflüssigen Schleim unablässig während des Kriechens über den Körper zur Sohle herabfließen und sich längs der Fußsaumrinne gleichmäßig verteilen. Die Sohle zerfällt bekanntlich in drei Längszonen, ein Kriterium, das auch den Limaciden wie der ganzen Formengruppe, die zur Familie der Vitriniden systematisch vereinigt ist, zukommt. Die drei Felder erscheinen im Leben ungefähr gleich breit. Das mittlere ist bei allen einheimischen Arten ungefärbt, die Seitenfelder sind leicht dunkel getönt. Diese Färbung stammt aber nicht von direkten Pigmenteinlagerungen in der Sohlenhaut, sondern die kräftig ge- schwärzten Außenränder der Fußleiste erzeugen hier Streifen stärkerer Absorption. An der Schwanzspitze laufen die Außen- streifen ineinander über (Textfig. 11), so daß das Mittelfeld die Spitze nicht erreicht. Nach Sımror# (61) ist nur das Mittelfeld der Sohle motorisch. Wir werden sehen, daß es schwer ist, sich der Ansicht anzuschließen, die die Seitenfelder als ganz nebensächlich für die Lokomotion erklärt, denn bei getöteten Tiere furchen sich die Seitenfelder genau so wie das Mittelfeld; und zwar entsteht diese Segmentierung doch offenbar durch die Kontraktion der Muskeln, die in ziemlich gleich- mäßigen Abständen ihre Fixpunkte in der Sohle haben. Ebenso widerstrebt mir die v. JHERInGsche Bezeichnung des „Sub- pallium‘“ für diese Teile der Sohle, deren Beziehung zum Mantel doch reichlich gekünstelt erscheinen muß. Über die genetische Entwicklung der Dreiteilung sind mir triftige Gründe nicht bekannt geworden. Dieser Charakter gilt bisher als primitives Merkmal, weil er höher entwickelten Land- pulmonaten fehlt. Im Embryo ist er bereits deutlichst angelegt, wobei aber das Mittelfeld noch sehr schmal gegen die seitlichen ist. Damit habe ich die wichtigsten Punkte der äußeren, groben Morphologie soweit gestreift, als es die notwendige Beschränkung erlaubt. Wir kommen jetzt zu den Organsystemen im besonderen. Beiträge zur Kenntnis der einheimischen Vitrinen. 233 IV. Das Integument und seine Differenzierungen. 1. Epidermis. 2. Einzellige Drüsen. 3. Nackendrüse. 4. Spira- kulumdrüse. 5. Fußdrüse. 6. Schale und Schalenbildung. Die histologische Abgrenzung des Körpers der Evertebraten nach außen bildet ein einschichtiges Epithel. Es überzieht die ge- samte Körperoberfläche und die ektodermalen Einstülpungen wie Mundhöhle und Enddarm. Seine Mächtiekeit schwankt in weiten Grenzen. Bei den Vitrinen und den meisten Gasteropoden überhaupt erreicht es maximale Höhen in den schalenbildenden Leisten der Mantelrinne, den Lippen und der Mundhöhlenfalte, die den Kiefer trägt. Es wird stellenweise zum kubischen, unter der Schale zum Plattenepithel, wo es als feine Haut den Eingeweidesack umhüllt. Auf den meisten anderen Regionen des Körpers ist es ein Zylinder- epithel mittlerer Höhe, das sich nur an einigen Stellen des Mantels wieder erhöht resp. er- niedrigt; und zwar ist es gedrückt kubisch auf der Unterfläche des Mantels, dagegen zu langen, polwärts unter- einander gelösten, one Au underzelien > Textfig. 11. Epithel aus der Mantelrinne von den Teilen der Mantel- Vitrina pellueida. rinne ausgezogen, die dem schalenbildenden Polster gegenüberliegen (Textfig. 11). Die Basalmembran der Epidermiszellen ist gleichfalls recht verschieden ausgebildet. An manchen Stellen, wo Druck ausgeübt wird, wie unter der Kieferleiste oder der Mantelrinne, ist sie kräftig. An anderen Punkten, wie unter der Tastplatte des Fühlerganglions, oder über dem eingerollten Schmelzepithel der Radulascheide scheint sie ganz zu fehlen. Eine äußere Hautbewimperung hat sich nur in zwei Zonen erhalten. 1. Ist die Sohle außer den teilenden Längsfurchen bis zur Fußsaumrinne bewimpert; deren überhängende Falte ist aber aufihrer unteren Seite bereits flimmerlos (Textfig. 12, /,) 2. Trägt der das Spirakulum umschließende Mantelsaum Flimmerzellen, die sich bis an den äußersten Rand des Einschnittes fortsetzen (s. Textfig. 12, 73). 234 Ernst Ecekardt, Im Inneren bereits wären schließlich an dritter Stelle noch die Wimperzellen der Bodenleisten des Fußdrüsenkanals zu nennen. Alle Zellen tragen eine hyaline, unfärbbare Cuticula, die als direkte Epidermalbedeckung auf den Lippen und in der Mund- höhle ihre größte Dicke erlangt. Ihr entsprechen 1. Periostrakum, 2. Kiefer und 3. Radula; die Entstehung aller drei Differenzierungen ist an eine besondere Zellzone gebunden, wobei wieder 1 und 3, solange jene Bildungszone aktiv ist, nach hinten resp. nach vorn verschoben werden. Bei der Kieferleiste scheint eine dauernde Ergänzung des sich abnutzenden Kiefers in situ stattzufinden. Über die funk- tionelle Mechanik der Flimmerzellen habe ich keine voll- kommene Klarheit gewonnen. Sie tra- gen gleich den an- deren eine ansehn- liche Cuticula; aber zugleich sehe ich im Plasma einen Strang vom Kern polwärts laufen, der der Stärke des Flimmerbüschels entspricht. Da- durch wird die Exi- stenz von Poren in Textfig. 12. Allgemein orientierender Transversal- ee az ar schnitt auf der Höhe der Lungenhöhle von Vitrina den Flimmerhaaren pellucida. den Konnex mit dem lebendigen Plasma gestatten, zum logischen Postulat. Es gelang mir aber nicht, sie mit Ölimmersion und komp. Ok. 8 nachzuweisen. Wohl sieht man an der lebendigen Flimmerzelle, bei Aufsicht, viel helle Basal- punkte auf dunklem Grunde; wohl entsprechen sich jene hellen Punkte und die Anzahl der Wimpern, aber gerade die Bewegung der Zilien beeinträchtigt das Erkennen der Sachlage. Die Kerne der Epidermiszellen sind Sphäroide von schwach elliptischer Gestalt, die je nach der Orientierung im Schnitt sich der Kugel nähern. Daneben geht aber mit der Streckung der Zelle Beiträge zur Kenntnis der einheimischen Vitrinen. 235 bei besonderer Differenzierung auch die Streckung des Kerns vor sich, was die Periostrakumbilder, verglichen mit den anschließenden Zellagen, ebenso die Odontoblasten und das Basalepithel der Radula als Beispiele beweisen. Jeder Zellkern der Epidermis- zellen führt einen, nicht stets sichtbaren, aber wohl immer vor- handenen Nukleolus. Bei den embryonalen Zellen fällt er überall als hervorstechendster Bestandteil des Kerns ins Auge. Er bildet das Kapital, von dem während der Lebenszeit der Zelle dauernd gezehrt wird und das wohl partiell erneuert, doch nieht absolut ersetzt werden kann. Denn die Zelle, in der der Nukleolus im Schwinden begriffen ist, ist selbst mehr oder weniger der Auf- lösung nahe, was sich in verschiedenen Gewebeteilen beweisen läßt. Mit besonderem Chromatinreichtum des Kerns ist auch eine höhere funktionelle Tätigkeit verbunden. So hat z. B. die normale Epithelzelle, die nur als Körperbedeckung fungiert, einen chroma- tinärmeren Kern als die Zelle der Kieferleiste. Auf die Skulptur der Haut wies ich bereits hin. Sie ist bedingt durch die Schleim- bildung der einzelligen Hautdrüsen, die auf dem Körper der Landgasteropoden eine so weite Verbreitung haben. Obwohl diese Drüsenzellen histologisch zum Bindegewebe und nur funktionell zum Integument gehören, seien sie hier erwähnt. Nach Größe wie Zahl hervorstechend sind die oft beschriebenen Schleim- zellen. Sie verteilen sich ziemlich gleichmäßig auf die gesamte Oberfläche, fehlen den Augenträgern aber fast vollständig. Ebenso sind die sog. Schleimfurchen drüsenlos, worauf schon PLATE (34) hinwies. Und gerade darum stehe ich nicht an, jene Hautrinne für schleimableitende Einrichtungen zu halten, weil durch eigene Sekretion in der Rinne ein Abfluß nur gehemmt würde. Das Vor- kommen von Poren neben den intrazellulären Mündungen dieser Drüsen konnte ich nicht feststellen. Ihre Existenz ist ja aber von Narera (31) und anderen Autoren sichergestellt. Überhaupt ist es schwer, von der normalen Tätigkeit der Haut ein wahres Bild zu gewinnen, weil durch den ungeheuren Reiz beim Abtöten in der Fixierungsflüssigkeit, auch sicher anormale Sekretion erzeugt wird. Lebendiges Gewebe aber zeigt unter dem Mikroskop nicht viel Detail. Die Schleimzellen erreichen auf der Ober- und Unterfläche des Mantels die mächtigste Ausbildung. In der Körperwandung selbst sind sie relativ klein, so daß sie das Epithel nach innen nur wenig überragen (Textfig. 13, sz). Ferner haben die des Mantels überwiegend eine blasig-schaumige Struktur des Zellinhaltes. Die 236 Ernst Eckardt, kleinen Drüsen der Körperwände und des Fußes aber bilden nur kleinere und weniger Vakuolen und führen stark färbbare, körnige Körperchen, die jenen fehlen. Danach sind also zwei Arten von Schleimzellen zu unter- scheiden (Textfig. 13), die kaum verschiedene Entwicklungsphasen einer Zellform sein dürften. Der Kern liegt bei beiden basal und ist ziemlich klein im Verhältnis zur Zelle. Das Plasma bildet eine wandständige Schicht. Der ausgeschiedene Schleim ist glashell; weder gelblich, wie bei gewissen Arioniden, noch kreidig-kalkig wie bei Agriolimax. Wohl aber sieht man in dem frisch sich ab- scheidenden Schleim der lebenden Schnecke eine grobe Zahlrund- licher, oft spin- delförmig zuge- spitzter Körper- chen. Unter- sucht man ein Zupipräparat, etwa des Man- tels, so findet man jene Kör- ner, die hellgelb- ; lich sind und das Textfig. 13. Transversalschnitt durch die Mantelrinne er. : : — Bildungsleiste für das Periostrakum — von Vitrina Licht ziemlich pellueida. stark brechen, in Trupps von ca. 40—100 Stück in besonderen Zellen zusammenliegen. Sie verschwin- den schnell und vollständig nach Zusatz von verdünnter Essigsäure. Man geht also wohl nicht fehl, sie für Kalksalz — CaCo, — zuhalten, dessen Vorkommen ja von anderen Schnecken genügend bekannt ist. — Schon Leypıs (23) berichtet von ausgestoßenen Zellkernen und Plasmaresten im normalen Schleime der Schnecken. Das weist auf ein Absterben untauglich gewordener Drüsenzellen hin, was wir ja auch aus den Phasen, die das Schnittpräparat bietet, bereits erschließen können. Die maximale Entwicklung der blasig-schau- Beiträge zur Kenntnis der einheimischen Vitrinen, 237 migen Struktur scheint nämlich auch das Ende der Tätigkeit zu bedeuten, denn nur selten war es mir möglich, auf diesem Stadium der Riesenzellen noch einen Kern zu entdecken. Es erhebt sich nun die folgende Frage wegen ihres Ersatzes: Bleibt an Stelle des alten, ausgestoßenen Zellkörpers eine lakunäre Masche der Cutis zurück und schließt sich das Epithel darüber wieder zusammen, oder findet eine Einwanderung junger Bindegewebszellen und ihre gleiche Entwicklung an alter Stelle statt? Ich habe Gründe, die Einwanderung zu verneinen und anzunehmen, daß sich die jungen Bindesubstanzzellen in ihrer primären Lage als Ersatz entwickeln und stets ein neuer Durchbruch durchs Epithel als Ausführungsgang erfolgt. Der absolute Beweis ist nicht zu erbringen, weil uns jedes Präparat nur ein jeweiliges Stadium zeigt. Man müßte lebendiges Gewebe längere Zeit beobachten können, ähnlich den CARREL- schen Versuchen. Man kann aber deutlich sehen, wie sich ent- wickelnde Bindegewebszellen der bekannten großen, ovoiden Form einen halsartigen Fortsatz nach der Epidermis vorschieben, deren Zellreihe jedoch noch nicht durchbrechen. Die sog. ‚„‚Eiweißzellen‘‘ mit homogenem zusammenhängen- dem Zellinhalt sind verstreut und weniger häufig (Taf. IV, Fig. 1). Sie liegen dichter im vorderen Teil des Fußes und im Mantel, fehlen dagegen den eigentlichen Körperwandungen fast vollkommen. Sie führen einen großen runden Kern, stattlichen Nukleolus und granuliertes Plasma. Die dritte Zellart dieses Typus, die Kalkzellen, sind bei den Vitrinen am spärlichsten. Der Kalk ist, wie oben beschrieben, nur im lebensfrischen Präparat in Form von ansehnlichen Körnchen deutlich sichtbar. Er fehlt natürlich im Präparat, das mit Säure- zusatz fixiert ist. Hier findet man dann außer den zwei Schleim- zellenformen und den Eiweißzellen einen dritten Typus von der Gestalt und demselben plasmatischen Bau wie bei den Eiweiß- zellen (Textfig. 13, KZ). Wir haben offenbar in letzter Zellform die Kalkzellen zu sehen. Der Inhalt der Schleim- und der Eiweißzellen färbt sich mit Indigokarmin rosa, unterscheidet sich aber scharf durch seine Struktur. Das Plasma der Kalkzelle färbt sich mit Hämalaun blau, ein Sekret fehlt. Den Kern finde ich basalständig und meist groß und blab, also relativ chromatinarm. Die erwachsene V. diaphana aus dem Lauchagrund zeigt für alle drei Zellformen eine auffallende Armut gegen die anderen 238 Ernst Eckardt, Spezies. In den jungen Tieren aller Arten stehen sie naturgemäß mit der schwachen Ausbildung des Bindegewebes überhaupt noch zurück. Im Embryo fehlt bis kurz vor dem Ausschlüpfen die Differenzierung noch ganz. Beim jung ausgekrochenen Tier bilden sich die Eiweißzellen zuerst. Das zuerst von Beck (4) für die Gattung Buliminus als Nackendrüse beschriebene Drüsenfeld kann ich auch für alle Vitrinen, die ich untersuchte, konstatieren. Desgleichen finde ich es in ähnlicher Ausbildung bei den Limaces und Agrio- limaces (Limax tenellus und Agriolimax laevis). Es seheint also viel allgemeiner zu sein, als man bisher weiß. Seine Ausdehnung nach hinten reicht über die Mantelrinne hinaus, in den linken Schalenlappen hinein. Es ist der Komplex mit einem spitzen Winkel zu umgrenzen, der sich nach vorn, vor dem Nackenwulste öffnet. Im Gegensatz zu BEcks Beschreibung und Abbildung zeigten sich bei den Vitrinen die weitaus größte Mehrzahl der Drüsenzellen, die dichtgedrängt die ganze obere Breite des Mantels einnehmen, nicht in Aktion, sondern in einem Zustand wie ihn Taf. IV, Fig. 2 darstellt. Nur peripher konnte ich im Drüsenkomplex die Phasenbilder beobachten, die die Zellen als „„Eiweißzellen‘‘ charakterisieren lassen und die BEcK abbildet. Bei den zwei Gebirgsformen, V. diaphana und V. brevis, ist das ganze Drüsengebiet ziemlich schwach entwickelt. Von un- gelähr gleicher Stärke wie bei V. pellucida ist es aber bei V. elongata, die sich hierin also von den Semilimaces entfernt. Die einzelnen Zellen sind große wohlentwickelte Binde- substanzzellen, deren Gros als noch funktionslose Reserve die mittleren Mantellappen so dicht erfüllt, daß sich die Zellkörper aneinander polygonal abplatten (Textfig. 14, NaDr). Der Kern ist groß und stumpf eirund, meist leicht exzentrisch gelagert und be- sitzt einen auffallenden Nukleolus. Die Plasmastruktur dieser noch inaktiven Elemente besteht in einem feinen Gerüstwerk, zwischen dem feine Punktsubstanz sichtbar ist. Die sezernierende Zelle aber ähnelt ganz und gar der typischen Eiweißzelle, so daß wir die „Nackendrüse‘ eben als ein Drüsenfeld von jenen einzelligen Hautdrüsen ansehen können. Die Erklärung ihrer Funktion von Beck leuchtet ein; daß sie nämlich eine Gegend größter Reibung und fast dauernder Be- wegung geschmeidig zu erhalten haben. Beiträge zur Kenntnis der einheimischen Vitrinen. 239 Ein gleich ausgedehnter, ganz ähnlicher Zellkomplex um- schließt, bei allen vier Vitrinen- wie den Limax-Arten, die ich unter- suchte, gleich auffällig, das Spirakulum (Textfig. 15). Es wundert mich, daß er für die Helix-Arten nicht angegeben wird. Er dehnt sich einereits im Basalgebiet des rechten Schalenlappens, wie im Hinter- ende der Ka- . puze, die die andere Seite desAtemloches bildet, in be- deutender Weite aus, so daß auch der Atemgang nach vorn zu von jenen Zel- len flankiert ist. Es sind ganz ähnliche drüsige Binde- gewebszellen wie die eben beschriebenen (Taf. IV, Fig. Textfig. 15. Drüsenfeld am Spirakulum bei derselben Art. 3). Auch bei ihnen zeigen wieder nur Exemplare die am Rande liegen, inten- sive sekretorische Tätigkeit und gleichen in diesem Stadium voll- kommen den vorigen. Nur liegen sie nicht ganz so eng wie die der Nackendrüse, so daß jede Zelle in ovoider Gestalt erscheint. Ich 240 Ernst Ecekardt, schreibe diesem zweiten Drüsenfeld die wichtige Aufgabe zu, das Atemloch bei seinen dauernden Kontraktions- und Öffnungs- bewegungen feucht zu erhalten. So bleibt uns noch die Fußdrüse und Schale. Der Fußdrüsen- kanal ist vorn fast so breit wie die obere Sohlenlippe, auf der er sich mit einer allseitigen Flimmerbahn öffnet. Seine Breite nimmt nach hinten schnell ab, dabei erhöht sich aber das Lumen. Der Länge nach durchzieht er den Fuß nicht bis zur Schwanz- spitze, sondern hört bereits ein Stück hinter der Schwanzmulde als Kanal, die ganze Drüse noch eher auf zu existieren. Der Durch- schnitt des mittleren Ganges hat in der Regel beim Embryo wie erwachsenen Tier ein trapezförmiges Profil, dessen schmale Basis ventral gestellt ist. Weiter hinten verwischen sich die Formen mehr und mehr, so daß der Endteil fast drehrund oder zylindrisch zu nennen ist. Hervorheben möchte ich nur drei Momente, da die allge- meinen Tatsachen hierüber durch AnDREE, PLATE, SIMROTH, Sarasın und andere Autoren ziemlich genau bekannt sind. 1. Das am Boden leistenartig erhobene Flimmerepithel ver- tieft sich erst allmählich, im Verlaufe des Kanals nach hinten, zu der stets genannten, bei den Vitrinen ziemlich scharf gekerbten Mittelrinne, wobei zugleich die Leisten sich erhöhen und seitlich überwölben. Der vorderste Teil der Wimperzellenlage bedeckt vollkommen eben den Boden des zu einem breiten Querspalt verzogenen Lumens. 2. Im ersten Viertel bis Drittel der Drüsenlänge liegen fast alle Drüsenzellen oberhalb des Kanals (vgl. PLATE bei Daude- bardia). Ihr Sekret mündet durch das Dach des Drüsenkanals ein (Textfig. 16). Erst allmählich findet die Umlagerung ventral- wärts unter den Ausführkanal und zu beiden Seiten des noch tiefer liegenden venösen Pedalsinus statt. Auf diese Tatsache be- ziehen sich also wohl die Worte Anpr&es für Clausilien und Bu- liminen, die BEck nicht für Buliminus zutreffend fand: ‚Chez les Clausilies et Bulimines, les ‚‚masses superieurs‘‘ sont delimitees, compactes et flottant dans la cavit6 du corps.‘“ — Ähnlichen drüsigen Zellpaketen werden wir im sekundären Cölom begegnen. 3. Finde ich im gewöhnlichen kubischen Epithel des Daches des Fußdrüsenlumens die von MEISENHEIMER (26) für Helix po- matra, von ANDREE auch für V. pellucida bereits erwähnten Zellen. Sie befinden sich erst im mittleren Teile, sind bedeutend größer als die Epithelzellen, meist dreieckig, leicht bogig zugespitzt und mit \ Beiträge zur Kenntnis der einheimischen Vitrinen. 241 breiter Basis (Taf. IV, Fig. 4a und 4b). In der Zelle sieht man ein bis drei an den Kern gelagerte Vakuolen. Der Zellinhalt ist voll- kommen homogen und färbt sich mit Hämatoxylin rot, während die eigentlichen Fußdrüsenzellen sich blau färben. Die zythologischen Vorgänge bei der Sekretion sind hier wie dort leicht bemerkbar und ja bereits viel untersucht. In Textfig. 16, Se ist sichtbar, wie der Kern auf der Seite, wo die Sekretion statt- findet und die ersten dunklen Körner in der vakuolisch verdünnten Plasmamasse auftreten, eine Aushöhlung erleidet, wobei zugleich der Chromatinverlust zunimmt. ANDREE gibt in seiner Zeichnung des Fußdrüsenquerschnitts, die in SIMROTHs „‚Pulmonata“ (Taf. IX) Textfig. 16. Schnitt durch den vordern Teil der Fußdrüse bei Vitrina pellueida. übergegangen ist, außer den gewöhnlichen Epithelzellen drei Zell- arten an, von denen ich zwei korrigieren muß: 1. nennt er runde Zellen unter dem Wulste. Es sind nichts weiter als die jungen Bindegewebszellen, wie sie allerdings im Gewebe, gerade in dem des Fußes dicht verstreut, oft angehäuft, liegen. Sie kommen wohl als späterer Ersatz der Fußdrüsenzellen in Betracht, haben aber mit der jeweiligen Funktion der Drüse nichts zu schaffen; 2. zeichnet er „sanduhrförmige““ Zellen mit Lücken für die Hälse der Schleimdrüsen. Er meint damit die Wimperzellen der Bodenleisten. Ich halte das Bild für eine Schrumpfungserscheinung der Zelleiber, die ich selbst hier und an anderen Gewebeteilen, so an der Bildungsleiste in der Mantelrinne erlebt habe. Basis 242 Ernst Eckardt, und Pol der Zelle, die etwas festeres Gefüge haben, bleiben ziemlich erhalten, während die Mittelwand in sich zusammensinkt. So kommt die „Sanduhrform“ zustande. Die Einmündung der ein- zelnen Drüsen ins Lumen erfolgt ganz nach der Art, wie die ein- zelligen Hautdrüsen durchs Epithel nach außen münden. Die dritte Zellart AnDREEs sind die vakuoligen Epithelzellen. Hier halte ich nur den Ausdruck SIMROTHs — „Epithelzellen‘‘ — für ver- fehlt, da wir sie wohl auch schwerlich anders denn als eingewanderte oder eingeschobene Bindegewebszellen deuten können, da alle derartig drüsigen Elemente des Schneckenkörpers bindegewebiger Natur sind. Eine Schwanzdrüse kommt Vitrina ebensowenig zu wie Limax. Sie ist bekanntlich typisch für Arion. Die Untersuchung der Schalen konnte ich leider nicht mit wünschenswerter Genauigkeit durchführen, weil die höchstens 80 „u dicke Schale ein Orientieren von Längs- und Querschliffen sehr erschwert. Ich untersuchte so nur die Bruchprofile unter dem Deckglas zerbrochener kleiner Schalenstücke in vollem und abgeblendetem Lichte. Die Schichtenlagerung wie gegenseitige Abgrenzung ließ sich sehr gut erkennen und man vermied bei dieser Methode die Störung durch die erst durch den Schliff er- zeugten Streifen und Risse, die auch ein fein polierter Schliff noch im mikroskopischen Bilde erzeugen muß. Das Profil bei V. pellucida wie bei V. elongata zeigte deutlich zwei Schichten, ungerechnet des Periostrakum. Beide Schichten schneiden sich unter stumpfem Winkel. Auf die Schalenhaut folgt als erste das nach der Stärke beträchtlichste Ostrakum, das aus senkrecht gestellten, faserigen Kristallsäulen, den Stalaktiten, aufgebaut ist. Die Struktur erinnert sehr an die Konchyolinsäulchen des Kiefers. Das darunter ruhende Hypoostrakum, das also höchstens halb so dick ist, ist schräg gelagert und streicht nach unten in eine fein gekörnelte Oberfläche aus, die bei etwas älteren Schalen schwachen, milchigen Perlmutterglanz zeigen kann. Die Inter- ferenzfarben sind wahrscheinlich nur durch die Zartheit dieser Schicht verursacht, da sie allen anderen Landschnecken (Pul- monaten) fehlen sollen. Bei V. diaphana-Lauchagrund ist die Schale so dünn, daß es unmöglich war, sie intakt vom Tiere herunterzudrehen. Sie zeigte auch bei den frisch gefangenen Tieren hier und da Ein- beulungen, ohne daß diese einen sichtbaren Bruch der inneren Kalkschicht hervorgerufen hätten. Beiträge zur Kenntnis der einheimischen Vitrinen. 243 Für den Schalenbildungsprozeß sind besonders differenzierte Zellen zu finden. Die Bildner des Periostrakums (Fig. 17) sitzen ganz im Grunde der Mantelrinne auf einer Leiste von dreieckigem Profil (Textfig. 17, S). Die Schalenhaut ist auf den letzten Zellen dieses Dreiecks, die nach unten liegen und leicht nach innen ein- gerollt sind, befestigt, d. h. hier liegt der erste Anfang des Bildungs- herdes, der von den hohen, chromatinreichen Zellen des Dreiecks dargestellt wird. Die Zone für die Abscheidung der Konchyolinhaut, deren Bildung sich an einen bestimmten Streifen bindet, ist also sicher- gestellt und durch die Zeich- nungen (Textfig. 17) klar- gemacht. Dadurch wird auch die Behauptung JACOBIs, die ich SIMROTH entnehme, daß nämlich nach dem Ausschlüpfen die Man- telrinne nichts mehr mit der Schalenbildung zu tun habe, glatt widerlegt. Denn wie ist ein Verwachsensein des Schalenrandes mit dem fraglichen Teile und zugleich ein Wachsen des Körpers in Textfig. 17. Transversalschnitt durch die der Schale anders möglich ? Mandelrinne von Vitrina diaphana, um die ; : ’ , Befestigung des Periostrakums auf seiner Wenig sicher scheint mir Bildungsleiste zu zeigen. nach dem Befunde bei den ’ Vitrinen auch SımrortHus Auffassung, die das Hereinziehen des Schalensaumes in die Rinne als sekundäre Erwerbung des Embryos erklärt. Es fragt sich nun, wo entstehen die Kalkschichten? Aus der Sachlage bei den Vitrinen möchte ich vermuten, daß BEck sich im Irrtum befindet, wenn er besonders das Östrakum Schicht 1 als Bildung der Mantelrinne erklärt, trotzdem Anwachsstreifen usw. eindringlich auf einen festen Entstehungsgürtel weisen. Bei den Vitrinen reicht nämlich der Kalk gar nicht an die Bildungsleiste in der Mantelrinne heran! Und wie wäre eine zusammenhängende Abscheidung möglich, wenn der jeweilige Zustand einen breiten Hautsaum als Lücke dazwischen deutlich zeigt? Bei V. pellucida ist dieser Hautsaum noch am schmalsten, so daß am Ende die Zellen, die dicht hinter der Leiste liegen (Textfig. 13,Ostra) als Jenaische Zeitschrift. Bd. LI. 16 244 Ernst Eckardt, kalkabscheidend in Frage kommen könnten. Auf dem Sagittal- schnitt (Textfig. 20) tritt es noch deutlicher hervor, daß wir es hier mit zwei Zellformen zu tun haben. Ob aber die hintere Zone blasser Zellen Kalk abscheiden kann, vermag ich nicht zu be- weisen (Textfig. 18). Bei den anderen drei Formen ist das ausgeschlossen, weil hier das Bildungspolster, das sich ja wesentlich gegen das übrige Epithel abhebt, nach unten in der Rinne verlagert ist (Textfig. 17). Die schmiegsame Kon- chyolinhaut vermag nun freilich sehr wohl um die Kante der Leiste herumzugleiten und sich oben wieder gerade zu strecken. Für eine Kalkschicht wäre das schlechter- dings ausgeschlossen. Ich weiß also nicht, wo das kalkerzeu- sende Epithel zu su- chen ist, wenn nicht auf einer breiteren Zone der Körperhaut unter der Schale über- haupt! Dafür spricht auch SIMROTHs An- sicht, der das Ver- Textfig, 18. Sagittalschnitt durch das schalen- mögen der Kalkab- bildende Zellpolster von Vitrina pellucida. scheidung fast allen Teilen der Schnecken- haut zuschreibt. Und dafür sprechen ferner, was mir zwingender erscheint, alle regenerierten Stellen der Schneckenschalen, die hinter der Mantelrinne gelegen, stets mit Kalk regenerieren, nie eine Konchylinhaut zu bilden vermögen, als wäre dem Epithel des Intestinalsackes die Fähigkeit der Kutikularabscheidung in langer Entwicklungsreihe schon lange verloren gegangen. Hier- aus ist der wichtige Schluß zu ziehen, daß die Kon-. chyolinhülle phyletisch älter ist und überhaupt das primäre, die Kalkverstärkung eine viel spätere Erwer- bung, speziell bei unseren Landschnecken. Beiträge zur Kenntnis der einheimischen Vitrinen. 245 Die Verschiedenheit der Schichtenlagerung von Ostrakum und Hypoostrakum vermag ich also für die Gebirgsvitrinen nicht zu erklären. Für V. pellucida muß es nach dem Bilde Textfig. 181 so scheinen, daß bei Leiste I das Periostrakum, bei II das Ostrakum und Hypoostrakum gebildet wird und zwar gerät das Hypo- ostrakum in die schräge Lage, weil es zeitlich erst nach dem Ostrakum von derselben Zone abgeschieden wird, so daß durch das bei Vitrina dauernd fortschreitende Wachstum eine leichte Verschiebung, und zwar schräg nach hinten für diese letzte Schicht eintreten muß. Schalenverletzungen wie demzufolge Regenerationen scheinen bei den Vitrinen selten zu sein. Größeren Feinden fällt ja stets das ganze Tier zum Opfer. Myriapoden fressen einfach das Tier aus der Schale heraus. Mir ist darum kein Fall bei allen gesammelten Tieren bemerkbar, noch durch die Literatur bekannt geworden. Die Frage, ob ein Epiphragma gebildet wird, wäre nur für V. pellueida zu stellen, weil für die anderen die Schale als Gehäuse nicht mehr in Betraeht kommt. Aber auch bei V. pellucida habe ich nur den gläsernen Schleimring beobachtet, mit dem sich die Tiere gegen Austrocknungsgefahr an die Wände des Terrariums heiten. Ihr Wohnort wie das Wegfallen einer Winterruhe macht solche Einrichtung weiterhin überflüssig. Sie wird nämlich, meines Erinnerns, von RossMmÄssLEr (43) — oder von ÜCLESSIn — be- hauptet. Es wäre also höchstens an eine Sommerruhe in der heißeren und trockeneren Zeit zu denken. Aber dem widerspricht wieder der Wohnort, der auch im Sommer, wenigstens in geringer Tiefe schon, genug Feuchtigkeit bietet und zweitens die Tatsache, daß man ein wirklich verkapseltes Tier in der Natur noch nicht gefunden hat. Gegen Kälte sind sie nicht zäher als andere ungeschützte Landschnecken. Bei 7°C Nachttemperatur erfror mir der Teil der Tiere, die alle in einem Kasten mit feuchtem Laub gesessen hatten, soweit der Frost gedrungen war. Die übrigen, die tiefer saßen, waren verschont geblieben. V. Muskulatur und Bindegewebe. A. Muskulatur. Von der Muskulatur werde ich hier im wesentlichen nur das Retraktorensystem des Kolumellarmuskels besprechen, vom Binde- 16* 246 Ernst Eckardt, gewebe ebenso hauptsächlich sein Vorkommen und seine ver- schiedenen Funktionen, weniger den feineren histologischen Aufbau. Das Retraktorensystem ist zum Teil bezüglich seiner Ge- schlossenheit rückgebildeter als bei typischen Gehäuseschnecken. Es gibt nun aber nicht die laufenden Übergänge von Helicolimax — also V. pellucida— zu den Semilimaces, die man erwarten sollte, sondern das Kolumellarsystem von V. elongata ist geschlossener als das von V. pellucida (Textfig. 19 u. vgl. _ Textfig. 10). Nur bei jener vereinigt sich das x / Retraktorenbündel zu einem schmalen, spitz auslaufenden Bande, das durch Bindegewebe leicht mit der Körperhaut wie mit der Schalen- spindel verwächst, so dab es aus diesem Grunde nicht gelingt, die Schale vom toten Tiere abzudrehen, was bei der typischen V. diaphana wie bei V. pellucida relativ leicht möglich ist. Nach WIEGMANnN verhält es sich bei V. brevis genau so wie bei V. elon- gata. Der Fußretraktor ist dagegen nur bei der V. diaphana aus dem Lauchagrund noch fest mit dem Bündel verwachsen. Auf zweiter Stufe steht V. pellucida hiernach. Bei den Semilimaces (V. elongata, V. diaphana Drap.) ist er von vornherein eine strahlig breit in den Fuß dringende ı Muskellage, deren Elemente sich nicht mehr einem geschlossenen Bande vereinigen. Der weitere Verlauf und die Anordnung der Textfig. 19. Kolu- zu mellarmuskel von Vi- trina elongata mit dem symmetrischen Pharynxretraktoren- nerv vom Zerebrale und einem Nerven- zweig vom ersten rechten Parietalner- ven. Fasern im Fuß scheint mit der, die SIMROTH für die Nacktschnecken an Limax eineroniger beschreibt, so ähnlich zu sein, daß ich auf weiteres hierüber verzichte. Nur eins ist zu erwähnen. Die segmentale Ordnung des motorischen Systems in der Längsachse der Sohle, die durch BIEDERMANN verständlich wurde, als er regelmäßig angeordnete Ganglienknoten mit der Bewegung in Beziehung setzte, zeigt sich besonders gut an Tieren, die mit Zyan- kali getötet wurden. Es ist dann die ganze Sohle durch Quer- furchen aufgeteilt. Die Gliederung und Zahl der Bündel des Retraktorensystems für den Kopf entspricht im Prinzip dem all- gemeinen Schema bei den Landpulmonaten. Es sind 2 + 2 Fühler- Beiträge zur Kenntnis der einheimischen Vitrinen. 247 retraktoren und 1+1 Pharynxretraktoren. Das Doppelband der letzteren vereinigt sich auf halber Länge. Abweichungen gibt es hinsichtlich der Verschmelzung und der Lage zu den anderen Organen. 1. Die einzelnen Stränge, also drei, sind bis zum Ende un- verbunden oder nur ganz locker durch Bindegewebe vereinigt bei V. pellueida und V. diaphana, so daß Fühler- wie Pharynxretrak- toren als spitz ausgefaserte Bänder am Ende nebeneinander liegen (Textfig. 20, C.ret). Bei V. pellucida fand ich noch zwei ganz feine Muskelbänder, die vom Retraktor des großen Fühlers jederseits abzweigend sich im Bindegewebe des Nervenringes inserierten. Sie sind bei ihrer Feinheit leicht zu übersehen und scheinen nicht > i RE f TS ar. konstant aufzutreten. Ihre Funk- (KR N >G tion als Retraktoren des Nerven- ZANENIND Por ringes wäre absolut verständlich. 2. Bei V. elongata und V. brevis laufen alle drei Stränge inein Band zusammen; und zwar vereinigt sich zuerst der linke | Fühlerretraktor mit dem des B : 22 A Pharynx, erst weiter hinten auch Herz rechte, ( Nextiie..19). 3. Bei allen Vitrinen, die ich untersuchte, liegt der rechte Fühlerretraktor zwischen den Genitalien und nicht frei daneben. - WIEGMAnN gibt für V. pellucida Textfig. 20. Anatomisches Über- RI. : sichtsbild von Vitrina diaphana. und V. elongata nämlich die 23mal verer. letzte Lage an und beansprucht die erstere nur für seine V. diaphana affinis Lauchagrund und V. diaphana von Wernigerode-Harz, die typische Form. Diesen Widerspruch kann ich nur aus der größeren Unvoll- kommenheit der älteren Präparierinstrumente erklären. Die Sache liegt so: Seziert man unerwachsene Tiere von V. pellucida, so findet man den rechten Fühlerretraktor zwischen Vagina und Rezep- takulum, und zwar in so inniger Bindung, daß sich der Blasen- stil um den Muskelstrang spiralig herumlegt, und die Rezep- takulumwandung selbst sich in tiefer Kurve in ihn einschmiegt. Darüber wie darunter liegt die Masse des aufgetriebenen Eileiters, -Aret 248 Ernst Ecekardt, in die erst wieder der noch nicht funktionstüchtige Penis sich bettet. Beim geschlechtsreifen Tier löst sich diese enge Verbindung teilweise, doch nicht in dem Maße, wie WIEGMANN angibt. Man muß ihn stets durchschneiden, um den Genitaltrakt nach rechts hinüberschlagen zu können. Diese letztangegebene Lage gilt auch für V. elongata. Für V. diaphana ist sie von WIEGMANN selbst beschrieben (Text- fig. 20, Aret). Bei der Kleinheit der Tiere sind eben einmal durch die oft krampfhafte Verlagerung einzelner Organe beim Abtöten, anderer- seits durch wiederholte Kopulation Momente gegeben, die zu Irr- tümern führen können. Als Abkömmling des Hautmuskelschlauches ist die Muskulatur des Nackenwulstes zu betrachten, von wo aus der Mantel mit Fasern bedient wird. Die Muskelstränge ziehen, sich im Nacken- wulst unter spitzen Winkeln kreuzend, nach vorn auf den Hals, die Mantelkapuze und die übrigen Mantelteile. Auffällig ist eine besondere Anordnung im rechten Schalenlappen. Hier sieht man ein regelmäßiges Gitterwerk auf einander senkrechter Fasern, die sich allem Anscheine nach unter sich so verschieben können, daß ihr Kreuzungswinkel verändert wird. So wird die dauernde Ge- staltsveränderung dieses originellen Mantelteiles leichter begreifbar. Alle Muskeln bestehen aus glatten elastischen Schläuchen, an die sich außen gestreckte, längliche Kerne anlegen, deren plas- matische Zone sich teilweise in das Innere der kontraktil-fibrillären Schläuche verlagert. In zwei Fällen, einmal bei V. elongata im Pharynxretraktor, das zweite Mal bei V. brevis in Fühler- wie Pharynxretraktoren wurde eine scheinbar temporäre Querstreifung der Muskelzellen beobachtet. Nach der Sachlage bei V. elongata blieb das ganze Phänomen unsicher, denn nur in der Zone, wo der Muskel leicht schräg ge- schnitten war, sah man die verdunkelten, leicht verdiekten Quer- ringe respektive -bänder. An anderer Stelle desselben Muskels, wo die Schnittrichtung parallel zum Muskel lief, war nichts be- sonderes mehr zu sehen. Bei V. brevis war die Erscheinung deut- licher und entsprach etwa dem Bilde, das bereits C. BEck (4) auf Taf. VIII von Buliminus gegeben hat. Die Erscheinung ist des- halb als vorübergehend und nicht etwa konstant wie bei Cephalo- Beiträge zur Kenntnis der einheimischen Vitrinen. 249 poden, Insekten und Vertebraten aufzufassen, weil sie in allen anderen Serien, die nach derselben Methode hergestellt waren, fehlte. B. Bindegewebe. Speziell die Pigmentierung. Das Bindegewebe erreicht beim erwachsenen Tier die gleiche Ausdehnung und Differenzierung, die für Helix und andere Schnecken von Brock (7) und anderen eingehend beschrieben worden ist. Ich vermag es im Rahmen dieser Arbeit nur zu streifen und habe auch histologisch nichts Neues zu melden. Es findet sich in allen Organsystemen in verschiedenster Form. Die Umwandlung zu den einzelligen Hautdrüsen, nicht Epithelzellen, der Hautoberfläche, zu Pigmentzellen von rund- licher Form und innerer Lage wie anastomosierend-verästelter Gestalt und vorzüglich subepithelialer Lage wurde schon erwähnt. Ebenso finden sich, besonders im sekundären Cölom Leuko- zyten, doch meist als runde Scheiben und nicht in der Vielgestaltig- keit, die M. KraHEıskA (18) beschreibt. Am allgemeinsten fast und überall verteilt, im Fuße besonders angehäuft, sind die sog. Levvısschen Zellen, von den Cuenor drei Arten unterscheidet: 1. Glykogenspeicherer in der Leberumgebung. Ich fand sie auch auf dem Mitteldarm. 2. Kleinere. Vakuoliges Plasma mit kleinen, blaßgelblichen Granulis. 3. Kleinere, mit Kalkkonkretionen. Ich möchte auch hier die augenscheinlich indifferenten, jungen Zellen genannt wissen,. von denen man nie mit Sicherheit sagen kann, welcher Funktion sie dienen werden. Der Verbreitung des Pigmentes habe ich besonders einige Beachtung gewidmet. Wie ich oben schom andeutete, sind die subepithelialen Pigmentzellen feinverzweigte Zellkörper, die meist mit einfacher Wurzel im Bindegewebe der „‚Cutis‘“ liegen und ihre oberen Äste dann nach verschiedenen Seiten flach unter der Epidermis aus- breiten. Im Innern des Körpers, wo das Pigment Nervenbahnen und Gefäße einhüllt und begleitet, sind “es dagegen runde Zellen mit diffus im Zellinnern abgelagertem Farbstoffe und relativ kleinem Kerne. 250 Ernst Eckardt, Die Pigmentierung der äußeren Haut hatten wir für die ein- zelnen Arten bereits kennen gelernt. Wir sahen zusammengefaßt folgendes: 1. V. pellucida — Flachlandtier — zeigt Auflösung der Färbung zu Flecken und Punkten. 2. V. pellucida — aus den höheren Lagen des Grenzgebietes — ist auffallend dunkler als der Vertreter aus der Tiefebene. 3. V. pellucida — Spirakulum und laterale Fußsäume aus- gesprochen geschwärzt. 4. Die drei Gebirgsformen V. diaphana, V. brevis und V. elon- gata haben geschlossene, dunkelschwarzblaue Färbung, die auf der Mantelkapuze am intensivsten ist, sich nach der Sohle zu aufhellt. Gleichfalls heller sind die Unter- flächen der Mantelteile. Die Aufhellung kann auf der ganzen Hautoberfläche, über die fleckige Form (SIm- ROTH) bis zum Albinismus gehen. Dazu kommt nun die Pigmentierung im Innern, die Berück- sichtigung verlangt. V. pellueida zunächst, ist auch im Körper relativ pigment- arm. Nennenswerte Dunkelfärbung sehen wir nur in dem expo- nierten Lungengewebe; einen nur zarten Schleier dunkeln Pig- mentes um die Zerebralganglien, eine kräftigere, braune Pigment- hülle um die oberen Teile der Fühlermuskeln und der in den Schläu- chen liegenden Nerven und distalen Ganglien. „Ganz anders bei den Gebirgsvitrinen. Eine Schwärzung des Lungengewebes ist wenig sichtbar resp. kaum vorhanden, weil der eigentlich respiratorische Teil der Lunge in die Seiten des Atemraumes verlagert ist. Öffnet man aber die vordere Leibeshöhle, so fällt einem die überaus kräftige Schwärzung gewisser Teile auf. Es sind das in erster Linie die Muskelscheiden der Fühlerretraktoren. Jedoch erstreckt sich, wohlgemerkt, die Pigmentierung nicht auf den ganzen Muskel, sondern hört nach hinten bald nach dem Eintritt der Nerven — Fühlernerv I + opticus — auf; und zwar entweder all- mählich bei V. elongata, V. brevis und der typischen V. diaphana, oder scharf abgesetzt bei der Vitrine aus dem Lauchagrund. In zweiter Linie sind die Kopfnerven, die vom Cerebrale ausgehen, die Cerebralganglien selbst und die arteriellen Gefäße, die im Kopf und vor allem zum 1. Fühlerpaar laufen, pigmentiert. Diese Beiträge zur Kenntnis der einheimischen Vitrinen. 251 intensive Innenfärbung genannter Teile fand SImRroTH auch bei einem albinotischen Exemplar, der Varietät V. albina von V. diaphana vom Rottmoorferner (Ober- gurgl) 8200 Fuß hoch. Wenn sie hier also äußerlich fehlt, innen aber in gleicher Stärke wie bei den anderen erhalten ist, so möchte man daraus schließen, daß die innere Pigmentierung für das Tier wichtiger ist als die äußeren. Nun die negative Seite des Tatsachenbestandes. Bei all den stark pigmentierten Tierarten vermißt man ebenso wie bei V. pellucida das Pigment auf den Visceral- und Pedal- ganglien wie deren peripheren Nerven. Ebenso fehlt es den starken arteriellen Gefäßen des Intestinalsackes, wie der Leberarterie. Die Deutung als Schutzfärbung haben wir bereits ausge- schaltet. Das Problem muß also scheinbar rein von der physio- logischen Seite gefaßt werden. Es ist aber auch kaum angängig, die beschriebene, verschieden verteilte Pigmentierung, etwas bloß als eine sekundäre Bildung oder Reaktion auf das Licht oder die Feuchtigkeit aufzufassen. Dazu ist 1. die Verteilung zu differenziert, 2. steht sich Gebirgstier und Flachlandtier so gegenüber, daß das erstere weniger Licht erhält und mehr Pigment aufweist, letzteres sich gerade umgekehrt verhält. SIMROTH, der, wie gesagt, sich viel zu der Frage geäußert hat, hat dies auch sehr wohl gewußt, trifft aber dennoch bei der Er- klärung, nach meiner Meinung wohl das Verkehrte. So sagt er zunächst wörtlich bezüglich der Retraktorenfärbung auf p. 353 seines Bandes über die Pulmonaten: ‚,....es gibt keine Blässe. So nahe es liegt, die Dunkelung der Fühler und ihrer Rückzieh- muskeln als der exponiertesten und durchleuchtetsten Körperteile dem Licht zuzuschreiben, ....so sehr verliert der Gedanke an Halt .... denn die Zeichnung ist dieselbe, mag die Schnecke in der Sonne leben, mag sie, wie Daudebardien, Vitrinen, Hyalinen das Licht scheuen.“ Eine Vermischung von Richtigem und Falschem findet sich auf p. 158 des gleichen Bandes. Er erklärt dort die Schwärzung der Tentakelretraktoren durch den Blutdruck. Ebenso die Dunkelung des Kopfes und der Hautstreifen, wo die Retraktoren laufen. Hier wäre sofort zu fragen, warum die Pharynxretraktoren und deron Gleitbahn nicht geschwärzt sind. Zunächst muß man, eines Erachtens beim Suchen der Gründe, schärfer sondern. 232 Ernst Eckardt, Blutdruck respektive besondere physiologische Funktionen zur Pigmentablagerung sind nur die Reaktionen des Organismus auf äußere Einflüsse irgendwelcher Art, nicht die primäre An- regung, die bestimmende Ursache des Vorganges selbst, die stets von außen kommt. Das ist aber hier verwechselt. SIMROTH kommt dann auf der gleichen Seite zu dem Resultat, daß von außen Licht und Wärme schlechthin das bestimmende seien und führt ein ähnliches Beispiel wie ich an, daß nämlich Arion und Limax maxi- mus im Gebirge dunkler sind. Levpıc wollte die Feuchtigkeit für Pigmentreichtum haftbar machen, was SIMROTH an dieser Stelle widerlegt. In der Naturgeschichte der Nacktschnecken hatte SIMROTH bereits einen ganz ähnlichen Standpunkt vertreten. Die definitive Erklärung war, daß die stärkere Pigmentierung der vorderen Teile eine Koinzidenz mit dem Blutdruck sei. Es liegt derselbe Fehler zugrunde, den ich eben besprach. Ich habe zu der Frage folgendes zu sagen: der absolute Beweis ist nur durch das physiologische Ex- periment, nach verschiedenen Seiten unternommen, zu erbringen. Die äußeren Ursachen für die Pigmentierung scheinen mir nicht einheitlich zu sein. Das Pigment im Lungengewebe und in den Wänden der vorderen Gefäße halte ich in erster Linie für eine Einrichtung gegen die Wirkung der Lichtstrahlen; denn eine Stütze für diese Ansicht finden wir bei Helix. Helix fruticum hat eine dünne, durch- scheinende Schale und stark pigmentiertes Lungendach. Helix nemoralis z. B., selbst die Formen mit stark gefärbtem Gehäuse, haben wenig Pigment in der Lunge bei bedeutend stärkerer Schale. Für Wärmestrahlen sind die Kalkschalen beider Arten gleichmäßig gute Leiter, doch nicht für das Licht. Eine zweite Stütze liegt darin, daß die Leberarterie, die stets auf der dem Licht abgekehrten Seite sich findet, pigmentfrei ist. Sie widerlegt auch zugleich die Annahme, daß es der Blutdruck schlechthin sei, der Pigmentablagerung begünstige. Für die Färbung der Haut und der nervösen Elemente kann ich mir dagegen nur das Wärmebedürfnis als Agens denken. Und zwar kommt es dem Organismus hier nicht darauf an, fern- zuhalten, wie vorhin das Licht, sondern aufzusaugen was an Wärmestrahlen erreichbar ist. Es muß dabei auffallen, daß die stärker innervierten Teile, wie die Zone um das Spirakulum und die Fußsäume am intensivsten Beiträge zur Kenntnis der einheimischen Vitrinen. 253 pigmentiert sind, andererseits die Pigmentierung sich im Innern findet, auch wenn sie der Hautoberfläche fehlt, wie der angeführte Fall der alpinen V. diaphana var. albina beweist. Der Wahrscheinlichkeitsbeweis für meine Auffassung finde ich in folgenden Punkten: 1. Alle Vitrinen sind im Durchschnitt viel dunkler, besonders am inneren Pigment der Organe als die Mehrzahl unserer Schnecken, die ein Sommerleben führen. Sie leben in einer wärmearmeren Zeit und haben aus diesem Grunde spezielle Einrichtungen nötig, um alle günstigen Momente auszu- nutzen. Hätten wir es nur mit Erscheinungen analog denjenigen, die an unseren Vanessen beobachtet worden sind, zu tun, so könnten die Differenzierungen der Pig- mentierung der Vitrinen nicht recht erklärt werden. 2. Die Tiere auf dem Gebirge, das durchschnittlich kühler ist, aber keineswegs lichtärmer, sind bei der gleichen Art dunkler als die der Ebene. 3. Den Nerven der Visceralia und Pedalia geht die Pigmen- tierung ab. Das scheint mir das Wesentlichste. Speziellere Ausbildungen des Bindegewebes erwähne ich bei der Besprechung der Organsysteme, zu denen sie gehören. Das bezieht sich auch auf die bindegewebigen Teile des SEMPERSchen Organs wie der anderen Fühlerganglien. Im Bindegewebe abgelagerter Kalk fand sich in ziemlichen Mengen als Kristalle in der Eingeweidewanne, d. h. da, wo sich der Intestinalsack innen in den Fuß eindrückt. In den arteriellen Gefäßen fand ich ihn nur bei unerwachsenen Tieren von V. pellueida. VI. Das „SEMPERsche Organ“. Bei der Durchsicht der Literatur fielen mir die teilweise so abweichenden Beschreibungen dieses problematischen Organs auf, so daß ich alle mir zugängliche, hierher bezügliche Literatur prüfte. Das folgende Kapitel soll dazu dienen, alle Unstimmigkeiten und Verwechslungen über die anatomische wie physiologische Natur dieses Gebildes, die sich bis in die neueste Literatur hinein- geschleppt haben, endgültig zu beseitigen. 254 Ernst Eckardt, Es scheint mir immer unpraktisch, wenn man ein Organ mit einem Autornamen belegt, der nichts über die Natur und Funktion des betreffenden Teiles aussagt. Dadurch ist nur zu leicht die erste Handhabe für Mißver- ständnisse gegeben. Örientieren wir uns zuerst bei SEMPER (50) selbst an der Stelle, wo er zum ersten Male über jenen Teil spricht. Auf p. 596 seiner Arbeit(50) heißt es da: ‚„‚In der Nähe des Mundes, den Schlund- kopf halbkreisförmig umgebend, größtenteils frei in der Leibeshöhle, liegt ein aus mehreren Lappen gebildetes, symmetrisches Organ, welches aus einer großen Zahl eigentümlicher Zellen gebildet und von zahlreichen, aus dem oberen Gehirnganglion stam- menden Nerven durchzogen wird. Diesem inneren Teile entspricht eine äußere, unter der Mundöffnung liegende Grube, welche von unten durch den vorspringenden Fuß und von beiden Seiten durch zwei ziemlich große Papillen begrenzt wird. SEMPER verzichtet darauf, über die vermutliche Funktion dieser Teile irgendetwas zu sagen. Er betont am Schluß nochmals den auffallenden Nervenreichtum und setzt aber, wohlgemerkt, das fragliche Organ in keinerlei Beziehung zur Mundhöhle. Sein Resultat ist: Nervenreiches Organ mit dem stärksten Kopfnerven. Gibt bei den Heliceen Ast an den kleinen. Fühler. Zwei größte Läppchen von außen sichtbar. Funktion unbekannt. Gefunden bei Limax. 19 Jahre später beschreibt Levvıc (23), doch vollkommen unabhängig von SEMPER, den Bau des Mundlappens von Limax. Zwei Hautzipfel mit Drüse. Starker Nerv. Ast des zweiten Fühlernerven. Ganglion. Kleinere, kugelige Ganglien- zellen. — LevvıG hält die Mundlappen für das dritte Fühlerpaar. In Sımrorus Beschreibung der Sinneswerkzeuge der ein- heimischen Mollusken (54) aus demselben Jahre, sind LEYDIGS Mundlappen als Lippen bezeichnet. Großer Reichtum an Nerven und Sinneszellen. Geschmacksorgan. Nach SOCHACZEWER (66) 1881 ist der Bau der Lappen nicht nervöser, sondern nur drüsiger Natur. Am nächsten der Wahrheit kommt Sarasın in seiner Arbeit (44) von 1883. Er nimmt an, daß die betreffenden Teile bei SEMPERSs Unter- suchung durch Kontraktion ins Innere der Mundhöhle verlagert waren, denn nur so vermag er sich die ziemlich unverständliche Beiträge zur Kenntnis der einheimischen Vitrinen. 255 Zeichnung SEMPERS zu erklären. Er stellt fest, daß SEMPER kein Ganglion sah, LeypıG die Beschreibung der Mundlappen aber nicht zum „SEMPpErschen Organ‘ in Beziehung setzte; SIMROTH ebensowenig wie SEMPER ein Ganglion gesehen zu haben scheint. SARASIN gibt nun auf Taf. VIII der Arbeit (44) zunächst ein instruktives Bild der Nervenabzweigung, des Ganglions am basalen Teil des „Hufeisens‘“, der ‚Stollen‘ SIMmRoTHs und der sekun- dären Läppchen, die den Pharynx innerhalb der Körperhaut in Kranzform umstellen. Er zeichnet sie als Abkömmlinge des Nerven, der auch das Ganglion bildet. In Fig. 9 derselben Tafel bringt er dann ein Durchschnitts- bild durch den basalen, größten Lappen. Starke Cuticula, hohes Epithel, große Masse Nerven- zellen, Ganglienzellnester in „Röhren sich öffnend“. Im Prinzip ist es aber der Bau, den wir durch FLEmnminG (12) vom Ganglion der großen Fühler kennen. Resultat nach Sarasın: 1. Es ist ein Mundlappenganglion. 2. Die peripheren Ganglienknötchen sind Abkömmlinge davon. 3. Mundlappennerv vom unteren Tentakel. 4. Läppchenkranz bei Basomatophoren nicht vorhanden. Ganglion des Mundlappens viel schwächer. Über die drüsige Natur sagt er nichts. Um so erstaunlicher ist es nun, wenn wir 1885 bei SIMROTH (55) nach seiner eigenen Be- merkung von 1881 und der Sarasınschen Arbeit von 1883 das „SEMPERSche Organ“ von Limax max. folgendermaßen beschrieben finden: „Jene Drüsenballen, welche von SEMPER zuerst gesehen wurden und sich im vorderen Pharynxumfang nach außen öffnen, sind wohl entwickelt. Jederseits unten ein großer, stumpfvier- eckiger Ballen, hinter welchem der Lippenast des unteren Fühler- nerven in den Mundlappen eintritt. Jederseits darüber ein ebenso ‘ langer, aber schmälerer Drüsenballen und nach oben, um den Pharynx- ansatz herum, noch drei bis fünf kleinere Läppchen. Das ganze also ein aus Drüsenlappen gebildetes, unten offenes Hufeisen, das die größten Lappen, die Stollen bildend, nach unten zu hat. Dabei erhält der größte Ballen ein Muskelbündel vom Retraktor des kleinen Fühlers, einem Ast des Ommatophorenretraktors. Bei Limax variegatus heißt es hierzu: die beiden untersten Lappen zu einem einzigen, breiteren Ballen verschmolzen. — Untersucht man solchen Lappen näher, so ergibt sich ein einfacher, 256 Ernst Eckardt, drüsiger Bau ohne jede Beziehung zu Nerven oder Mus- keln, außer dem kleinen Retraktor.“ Wir sehen schon hier, wie der nervöse Teil des fraglichen Organs, den die anderen Autoren — SEMPER, LEYDIG, SARASIN — als Hauptsache fassen, von SIMROTH gar nicht als dazugehörig aufgefaßt wird. Das wird am deutlichsten in seinem Pulmonatenbande 1912, wo er auf p. 9 sagt: „Ein Kranz von Hautdrüsen, um die Mund- öffnung, das „„SEMPERsche Organ“, wird wohl den Speichelorganen zugerechnet.“ Auf p. 207 desselben Bandes, wo die Sinneswerk- zeuge besprochen werden, beschreibt er dann genau das, was SARASIN als „SEMPERSches Organ‘ eben versteht. Und auf p. 292, wo der Verdauungsapparat behandelt wird, ist erwähnt: ‚Das SEMPERSche Organ, soweit es vorhanden ist, sehört zur Mundhöhle.‘ BABorR, J. F. hat dann 1895 in der K. böhm. Ges. Wiss. „Über die wahre Bedeutung des sogenannten ‚SEMPERSchen Örganes“‘ der Stylommatophoren“ gesprochen. Er gibt dort eine Detailbeschreibung, die in ihrer physiologischen Deutung ganz neu ist gegen die der anderen Autoren bis auf Bemerkung in SIMROTHS Pulmonatenband 1912 (s. oben), die augenscheinlich dem BABoR- schen Berichte entnommen ist. Bisher hatte noch kein Autor von denen, die die fraglichen Teile untersucht hatten, von einer Beziehung oder gar Verbindung mit der Mundhöhle etwas erwähnt. BABoRr sagt aber wörtlich: Das SEMPERsche Organ (SEMPERsche Drüsen) wird von einer konstanten Anzahl ungleich großer Läppchen gebildet, die eine länglich-eiförmige, zugespitzte Form aufweisen und mit ihrem ver- jüngten Ende der Rinne sich ansetzen, welche das Vorderende der Buccalmasse von der ovalen Kopfwand abgrenzt; sie münden an der Decke in die Buccalhöhle, und zwar gleich am Anfang der- selben, hinter dem Kiefer. Innerlich bestehen sie aus einzelligen, selbständigen Drüsen mit gesonderten Ausfuhrgängen, zuweilen zu mehreren von feinen Bindegewebsmassen umschlossen. Ihrer Struktur nach gleichen die Zellen durchaus den Speichel- drüsenzellen, zur Zeit ihrer Tätigkeit von Sekretklümpchen erfüllt. Sie stellen nichtsanderes als pharyngeale Speicheldrüsen dar. Bei Limax sehr gut entwickelt. Auf die Bagorsche Beschreibung hat sich dann MEISEN- HEIMER in seiner Monographie von Helix pomatia bezogen, weil es zeitlich die jüngste war, die darum am ersten Genauigkeit er- Beiträge zur Kenntnis der einheimischen Vitrinen. 257 warten ließ. Sie enthält jedoch, wie sich zeigt, die abweichenste Auffassung. ‚Aus dieser Übersicht über die Geschichte des Organs wird zunächst folgendes klar: 1. Wir haben es, scharf genommen, gar nicht mit einem Organ zu tun, sondern es sind im Sinne des Entdeckers, wie LEYDIGS und SARASIns, in erster Linie darunter die Ganglien der Mundlappen und sekundären Nervenknoten der Lippen, die ganglionäre Anschwellungen, wie die der Fußnerven darstellen, zu verstehen. Als zweiter Bestand- teil kommen die ‚eigentümlichen“ Zellen SEMPERSs, die Drüse Leyvıss, die Drüsenballen SOCHACZEWERS und SIMROTHS hinzu. 2. Voneiner Lagerung der Teile, auch nicht der drüsigen, in der Mundhöhle, ist bis auf BABorR von keinem Autor etwas gesagt. Der Schlüssel zu diesem Irrtum scheint hiernach in jener Bemerkung SArAsıns über die SEMPER- sche Zeichnung zu liegen, wonach infolge Kontraktion der Schnauze eine unnatürliche Verlagerung eingetreten war. In der Auffassung wie Beschreibung SEMPERS selbst finden wir, was ich schon betonte, keine Beziehung zur Mundhöhle oder gar zum Verdauungssystem. Die Schuld zu so divergierenden Schilderungen scheint mir nun darin zu liegen, daß keiner der zitierten Forscher wirklich ge- färbte Serienschnitte durch die betreffende Körperpartie angefertigt hat. Damit hätte man bald die Lösung gehabt. Ich ging nun so vor. SIMROTH behauptet in der Arbeit von 1890 (62), — 1885 ein- facher, drüsiger Bau für Limax maxim. angegeben —, daß den Vitrinen das SEMPERSche Organ fehle. Dies schien mir darum sofort zweifelhaft, weil er Limaciden wie Heliceen, ja vermutlich allen Stylommatophoren, mehr oder minder entwickelt, zukommt, und ich vermutete sogleich ein Übersehen des betreffenden bei der Sektion, was bei der Kleinheit der Tiere ja verständlich ist. Immerhin wählte ich zur Orientierung zunächst zwei Limax- Arten — Limax tenellus und Agriolimax laevis — also Vertreter der Gruppe, die es sicher besitzen sollte. Ich machte Serienschnitte von den Tieren und verglich die fraglichen Verhältnisse mit denen bei den Vitrinen. Der Unterschied war kaum nennenswert. 258 Ernst Eckardt, Sodann machte ich noch an frischem Material Quetsch- präparate der betreffenden Teile, wie sie vermutlich auch die älteren Autoren untersucht hatten. Ich gewann dadurch nun folgende feste Resultate für die Klarstellung der ganzen Frage: iR oD Die Hauptmasse des ‚„SEMPERSchen Organs“ wird von nervösen Elementen gebildet. Es sind das basal, zu beiden Seiten des Mundes die Ganglien des Mundlappen oder Lippententakeln, in zweiter Linie die Ganglienknoten, respektive ganglionären Anschwellungen, die nach oben kranzförmig den Bulbus umstellen und die Innervierung der äußeren, segmentierten Oberlippe besorgen. . Der Nerv des Mundlappenganglion ist der stärkere Ast des Kopinerven, der gradlinig zum kleinen Fühler führt und dortsein kolbenförmiges Ganglion bildet. Dagegen werden die Ganglienknoten der Oberlippe bei den Vitrinen von einem besonderen Nerven — gegen SARASIN bei Limax! — abgegeben, der jederseits in einseitig geweih- artig verzweigten Enden nach oben ausläuft, deren Zahl wechseln kann. . Die Ganglien der Mundlappen und in viel geringerer Aus- bildung und weniger zusammenfallend, die der Oberlippe, werden von Paketen und Lagen einzelliger Drüsen über- lagert, die die Größe des ganzen Komplexes beträchtlich vermehren (Textfig. 21,50). Auf Quetschpräparaten werden stets am leichtesten einzelne dieser Zellen isoliert, die sich dann als flaschenförmige, große Zellkörper mit sroßem Kern und schlankem, langem Ausfuhrgange_er- weisen. Sie besitzen eine große Ähnlichkeit mit den Drüsenzellen der Fußdrüse. Auf Schnitten tritt diese Ähnlichkeit, besonders ihrer Sekretionsphasen, noch deut- licher hervor (Tafel IV, Fig. 5 u. 6). . Die Ausmündung des drüsigen Zellhaufens, der von pig- mentiertem Bindegewebe ganz fein um- und durchsponnen ist, erfolgt zu Seiten, und vor allem hinter der nervösen Tastplatte, die mit gewölbter Oberfläche den Abschluß des Ganglions nach außen bildet. Ob da aber für alle Zellen eine Ausmündung nach außen erfolgt, ist gar nicht mit Sicherheit festzustellen. Dagegen nicht einen einzigen Ausfuhrgang vermag ich Beiträge zur Kenntnis der einheimischen Vitrinen. 259 für die übrigen Drüsenpakete aufzufinden, die sich hier und da auflockern, in Ketten die Leibeshöhle durchziehen und sich in den Scheiden der kleinen und großen Fühler, gleichfalls den Ganglien angelagert, wiederfinden (Text- figur 25). SIMROTH erwähnt sie sehr wohl auf p. 207 seines Pulmonatenbandes als großkernige Zellen in den Fühlern, jedoch mit unsicherer Form wie Funktion. Nach den Schnittbildern meiner Präparate scheint es mir aber nicht mehr zweifelhaft, daß alle diese Zellen gleichwertige Elemente sind. Sie gehen hervor aus den Phar A A ul a ) Pe £ m " i h A? N ; I IR 1 f Ij \ Ss; ( \ \ N) 5 Textfig. 21. Lagerung der Drüsenzellenpakete an den Mundlappenganglien (SEMPERS Organ) bei Vitrina clongata. bekannten Bindegewebszellen. Ein Teil der Zellballen an den Ganglien der Lippententakeln mündet nach außen und unterstützt funktionell auf den Lateralstreifen die Fuß- drüse. Alle anderen sieht man ohne äußere Sekretion. Es ist nicht unmöglich, daß sie nur als Polster und Gleitschutz für die Ganglien, die sie umhüllen, dienen. 5. Das wesentlichste des Resultats geht also dahin, daß das „SEMPERSche Organ‘ in keinerlei irgendwie bewiesener, noch verständlicher Zusammengehörigkeit zur Mund- höhle und damit zur Verdauung steht, seine Deutung als pharyngeale Speicheldrüse mithin ganz auszuschalten ist, da sie jeder Unterlage entbehrt. Jenaische Zeitschrift. Bd. LI. 17 260 Ernst Eckardt, Wieweit Bazors Beschreibung des Organs (s. oben) den Verhältnissen bei Helix pomata entspricht, kann ich augenblicklich nicht kontrollieren, weil mir keine Serie vom Bulbus dieser Art zur Verfügung steht. Bei Limax aber, wie Vitrina, sind diese Partien, die BABor beschreibt, ohne jede Drüsenzelle und rein nervös-muskulöser Natur (Textfig. 26). Von den Drüsenballen in der sekundären Leibeshöhle ist aber die Mundhöhle durch die mächtigen Muskellagen der Pharynxwandungen geschieden. Die einzige Beziehung zur Mundhöhle bestünde in der Tastfunktion von Lippen und Mundlappen. Dann wären aber konsequenterweise auch die zwei rechten Fühlerpaare zur Mundhöhle zurechnen, was aber doch nicht angeht! SIMROTHsS und BABors Auffassung des „SEMPERSchen Organs“ ist also abzulehnen. Auf Grund seiner ersten Ent- deckung und Geschichte ist nur die hier vorgetragene Deutung wie anatomische Umgrenzung statthalt. Aus praktischen Gründen möchte ich vorschlagen, den Aus- druck „‚„SEMPERsches Organ‘ überhaupt abzuschaffen und künftig nur von den Mundlappen und Lippenganglien einerseits zu reden, von den drüsigen Teilen dagegen nur den Drüsenzellenkomplex am Mundlappenganglion als „Mundlappendrüse‘“ vielleicht, gemäß der Fühlerdrüse bei Vaginula unter einem festen Namen bestehen zu lassen. Dagegen gibt die überaus wechselnde Ausbildung der Drüsenzellenpakete in der Kopfhaut und ihre Zusammen- hanglosigkeit mit den Lippenganglien nicht das Recht einer einheitlichen Bezeichnung. VII. Das Ernährungssystem. a) Mundhöhle und Pharynx. In Textfig. 47 gebe ich weiter hinten einen Durchschnitt durch das ganze Tier, der auch für das Ernährungssystem zur allgemeinen vorherigen Orientierung dienen möge. Die bereits morphologisch beschriebenen Lippen bestimmen den Anfang und die Form der Mundöffnung. Ihre natürliche Gestalt und Lage im Leben ist nie ganz sicher festzustellen. Sie wird durch die dauernden Aktionen der Muskeln meist zusammengepreßt oder hin und her verschoben. Beiträge zur Kenntnis der einheimischen Vitrinen. 261 Im ganzen erscheint der Mund beim Öffnen als ein rundliches Loch, das erst ein Stück weiter nach hinten durch die zwei inneren, in der Mediane getrennten Lippen und die Pharynxwände sich zu dem für die Pulmonaten meist angeführten, senkrechten Spalt verengt. Bei fixierten Tieren erfolgt in der Regel ein Einziehen der äußeren Lippen mit rückgezogenen Pharynx, was eine rüsselartige Verlängerung des kontrahierten Bulbus durch die äußere Kopfhaut bedingt. Bei erstickten Tieren tritt das Gegenteil oft ein, d. h. der Mund klafft aufgequollen, und der Kiefer wird dadurch frei sichtbar. Als Tastorgane für die Nahrung sind die Lippen mit reichverzweigten und auigeteilten Nerven- elementen versehen, die aber, meines Erachtens, als Geschmacksorgane kaum in Frage kommen, weil sie eine verstärkte Cuticula von der Mund- höhle trennt. Der Außenrand der innerenLippen trägt noch eine Extraverstärkung der Cuticula als Reib- ungslläche gegen -den darüberstehenden Kiefer (Textäig. 22, Ku). Der Kiefer ist die kutikulare Abscheidung einer erhöhten Epithel- Textfig. 22. Kiefer - Kutikularbildung der leiste am Anfang des Mundhöhle bei Vitrina pellucida. Gaumendaches. Die frag- lichen Zellen besitzen große Ähnlichkeit mit den Periostrakumbild- nern der Mantelrinne (Textfig. 22, X2). Die Deutung der Kieferstruk- tur aus den von jeder Zelle abgeschiedenen und aneinandergelagerten Konchyolinsäulchen kann ich bei Vitrinen nur für die vordere Hauptplatte gelten lassen, die auch den, für Vitrinen und Lima- ciden charakteristischen Mittelzahn trägt (Textfig. 23, MZ). Die am Gaumendach auslaufende hintere Platte zeigt eine Quer- streifung in der Fläche, die wahrscheinlich in einer gewissen Reihenordnung der Zellen, deren Leistung kieferwärts zunimmt, ihren Grund hat. 17% 262 Ernst Eckardt, Am Kiefer von V. elongata ist die senkrechtsäulige Struktur der Vorderplatte am stärksten ausgeprägt, so daß seine Ober- fläche starkrissige Furchen zeigt, die den unteren schneidenden Rand mehr ausgeschartet erscheinen lassen als bei den anderen Arten. Der mittlere Zahn ist dagegen am seichtesten ausgebildet, sowohl in seinem Erheben über die Fläche wie seinem Vorragen über die Schneide. Ganz ähnlich beschreibt F. WIiEGMmANnN den Kiefer von V. brevis. Er spricht von schuppenartigen Streifen. — Ein Kiefer von V. elongata war auf halber Höhe der Zahnleiste, ziemlich in der Mitte, anscheinend in der Jugend gespalten worden und, vermutlich basale Zellen hatten den Riß mit homogener Cuti- cularsubstanz plombiert. Die senkrechten Säulchen vereinigten sich erst unten wieder wie ge- wöhnlich, frei- lich mit leicht gefächerter Anordnung. Die Kiefer von V. pellucida und V. dia- phana sind sich sehr ähn- lich. "Die schärfste Ent- Textfig. 23. Kiefer von Vitrina pellucida. 63 mal vergr. wicklung nach Zahn und Schneide liegt bei V. diaphana vor, bei der aber die Oberfläche sich am stärksten ausglättet. Im allgemeinen wird es unsicher bleiben, wollte man bloß nach dem Kiefer die Art bestimmen. Der Mundspalte inseriert sich in ihrem oberen Teile ein radiär geordnetes Dilatorensystem von ca. 20 einzelnen Muskelbündeln, die das Lumen in die Breite zu ziehen vermögen, um beim Freß- akt für die Bewegungen der verschiebenden Radula Platz zu schaffen und den Kiefer freizulegen (Textfig. 24 Dil.M.). Ein unteres System, dessen Bündel dicht aneinander gelagert sind und das das obere unter fast rechtem Winkel schneidet, besorgt das Öffnen des unteren Mundspaltenlumens. Die Be- wegungsmöglichkeit der Kiefer erscheint gering. Es kann durch Muskelstränge, die dem Dach der Mundhöhle parallel laufen Beiträge zur Kenntnis der einheimischen Vitrinen. 362 und die vordere, starke Ringmuskulatur des Bulbus durchkreuzen, etwas gehoben werden. Wirkung der genannten Ringmuskeln und se- kundär, wenn ein un- terer Druckpunkt vor- liegt, durch kurze Mus- kelstränge im Mund- höhlendach (Textfigur 25, m;), die auf den Längsmuskeln wie Ringmuskeln senkrecht stehen. Von der hinteren Grenze des inneren Lip- penpaares ist die Pha- rynxhöhle zu rechnen. In Textfig. 26a gebe ich ein Bild der einheitlich verschmol- zenen Radulastützbal- ken, die das Zentrum für die Pharynxmusku- latur bilden. Beobachtet Ein Herabdrücken erfolet durch die Textfig. 24. Muskelfächer im Mund von Vitrina pellucida. Textfig. 25. Sagittalschnitt durch den Schlundkopf von Vitrina pellucida. 264 Ernst Eckardt, man die Tiere, so sieht man, wie durch die Muskeln (mr) der inneren Lippen (Textfig. 25) zunächst dies etief nach innen und hinten gezogen werden; erst danach schiebt sich die Radula von unten her weit nach vorn, daß sie zum größten Teile sicht- bar wird, und zieht sich in einer Kurve nach oben, zuerst an den Kiefer, hinten, wo der Schlund beginnt, ans Gaumendach eu 14 b } Textfig. 26a u. b. a) Radula- stützbalken mit ansetzenden Mus- keln; b) Rudulamembran mit symmetrisch inserierten Muskel- bündeln. anschleifend, wieder zurück. Aus dieser typischen Freßbewegung her- aus, die ich oft sah, läßt sich auch die Funktion der stets komplizierten Pharynxmuskulatur, deren Unter- suchung noch durch die Kleinheit der Teile bei den Vitrinen erschwert wird, im Prinzip begreifen. Sie weicht von der, die AMAUDRUT (1) für Helix beschreibt, erheblich ab und variiert bedeutend unter den einzelnen Arten. Zunächst die Ver- hältnisse bei V. pellucida (Textfig. 27). Schon das Bild beim stark und schwach kontrahierten Bulbus ist recht verschieden. Der Basalpunkt der Stütz- balken (Textfig. 27, bp) ist zu- gleich der scheidende Punkt für die ventrale und dorsale Pha- rynxmuskulatur. Ferner ist es der zweite Fixpunkt für alle Aktionen. Der erste liegt im Lippenkranz, wenn dieser sich auf eine Unterlage preßt oder Textfig. 27. Schlundkopf von Vitrina stützt. Die ventrale Schlund- pellucida. kopfmuskulatur zerfällt in fol- gende Teile: 1. Die zwei Bänder der Pharynxretraktoren; 2. die untergeflochtenen Verlängerungen dieser Muskeln (Textfig. 25, mr); 3. die zwei Retraktoren der inneren Lippen; 4. eine starke, vordere Querschicht, die sich dorsal zum Ringe schließt. Oberhalb des Basalpunktes der Stützbalken folgt die dorsale innere Muskulatur (Textfig., 27 dm). Sie heftet sich 1. median an den Stützbalkenschlitten, 2. ein oberflächliches System an die Beiträge zur Kenntnis der einheimischen Vitrinen. 265 Ränder der Radulaspreite, wo es einer Sonderbewegung der Radula auf den Stützbalken, speziell für Querbewegung dient (Textfig. 26b). Das 3. inseriert sich als Muskelfächer in der Öso- phagialfalte (Textfig. 26a, /). Äußerlich sind die Muskeln viel geschlossener als bei Helix. Sie lassen sich als drei Hauptpaare charakterisieren. Als erster legt sich vorn, quer über das Dach des Bulbus in einer Breite vom Kiefer bis zum Ursprung des Schlundes, ein breiter Muskelsattel, der sich ventral in zwei Wurzeln spaltet (Textfig. 27, 7). Diese lassen zwischen sich ein mächtiges laterales Längs- muskelpaar hindurchtreten, das sich vorn in den Lippen, hinten an der Muskularis der Stützbalken inseriert (Textfig. 27, II). Diese Muskularis überlagert als drittes Paar rechts und links die Backen der Stützbalken nach hinten. Zwei kleinere, weitere Muskelpaare strahlen von den letzteren divergierend 1. nach dem dorsalen Sattel, 2. in das Geflecht von Sattelwurzeln und großen lateralen Längsmuskeln. Kontrahiert sich jetzt zusammen mit den inneren achsialen Lippenmuskeln dieses große Längsmuskelpaar, so werden die Radulastützen — der Fixpunkt muß am Munde vorn liegen! — energisch nach vorn gezogen. Die hintere dorsale Masse des Muskelfächers hilft dabei durch seine Kontraktion die Radula- stützen hinten heben, so daß sich die Radulaspitze senkt. Die Wirkung der vorderen ventralen Quermuskelschicht drückt hierauf vermutlich die gesamte Radulamasse nach oben und dabei gegen den Kiefer, wobei die Kontraktion des dorsalen großen Muskel- sattels ein Ausweichen nach vorn verhindert und die Rück- bewegung unterstützt. Ein schwächerer, breit aufgeteilter Muskel, der sich einerseits zwischen den Stützbalkenschenkeln, andererseits an der dorsalen Seite der Radulascheide inseriert, scheint für das Rückziehen erst von sekundärer Bedeutung. Er entspricht offenbar dem Tenseur inferieur von AMANDRUT bei Helix (Textfig. 26a). Die besonderen Kaubewegungen der Radulamembran werden durch die schon erwähnten Muskelbündel bedient, die direkt beiderseits an dieser ansitzen und dicht aneinandergelagert eine in ihren einzelnen Elementen noch gut getrennte Schicht bilden (Textfig. 26b). V. pellucida zählt deren auf jeder Seite etwa neun. Sie verbinden sich mit der Pharynxwandung. Das Dach der Pharynxhöhle hat bei Vitrina oberhalb der Radula eine breite doppelte Querfalte ausgebildet, auf die sich bis zirka zwei Drittel ihrer Breite das Flimmerepithel des Schlundes erstreckt (Text- 266 Ernst Eckardt, figur 25, gf). Vor diesem Flimmerepithel liegt noch in der Falte eine seichte Bucht, die offenbar durch den ständig wirkenden Druck der Radula bei den Schlingbewegungen bedingt ist. Die vorderen Schenkel des Pharynxretraktor laufen bei V. pellucida absolut ventral in zwei verbreiterte, aufgelöste Bänder aus. Der Schlundkopf von V. dia- phana ist dem von V. pellucida sehr ähnlich. Er ist nur schlanker, die Radulascheide stärker entwickelt und die Pharynxretraktoren inserieren sich höher seitlich (Textfig. 23). Der Pharynx von V. elongata scheint zunächst recht verschieden (Textfig. 29). Der Muskelsattel ist schwächer entwickelt, so daß die seitlichen Protraktoren, die an den Schenkeln der Stützbalken anfassen, sich mehr hervordrängen. Die ventralen Längs- Texttig, 2B. | Schinndkapfiron bündel, die bei V. pellucida in die Vitrina diaphana. mächtige Querschicht verflochten sind, sind hier als drei Einzelmuskeln jederseits entwickelt, die miteinander nach hinten leicht diver- gieren. Weil nun auch die Stützbalken steiler zur Längsachse des Tieres, also zur Horizontalen, gestellt sind, sind jene Muskel- bündel kürzer. Die Stützbalken selbst sind viel mächtiger und gerade in der Form des Zungen- knorpels tritt ein Gegensatz der Gruppen V. pellucida — V. dia- phana und V. elongata — V\. brevis hervor. Die vordere, obere Brücke, die die Spitze der Radulaspreite trägt und die beiden Stützbalken 1% zu einem Stück verbindet, ist a am lg bei den ersten beiden Formen sehr schmal und flach. Sie schwindet bald ganz, so daß die Zahnmembran schnell zur Rinne ver- tieft wird. Histologisch besteht die Brücke aus Bindegewebszellen. Ventral sind die Schenkel durch eine quere Muskelbahn fast bis Beiträge zur Kenntnis der einheimischen Vitrinen. 267 zum hinteren Ende, ziemlich auf der Höhe, wo sich Schlund wie Radulascheide vom Pharynx sondern, verbunden. Sie ge- stattet durch ihre Kontraktion ein Verflachen der medianen Rinne in der Radulamembran in engen Grenzen, denn hier ist die Radula- masse noch frei von Muskelansätzen. Bei V. elongata und V. brevis dagegen dehnt sich jene obere Brücke zu einer geschlossenen Wölbung aus, die ganz allmählich abnimmt und so die Stützbalken zu einem viel einheitlicheren, festen Stück verschmilzt. Ganz hinten läuft sie in eine binde- gewebige Membran aus, die den gesamten Zungenknorpel über- spinnt. Die Schenkel des Knorpels sind wulstiger und seitlich mächtiger ausladend als bei der Gruppe V. pellucida. Histologisch ist dagegen der Pharynx aller Arten einheitlich gebaut. Das Epithel der Mundhöhle, das von der hinteren Grenze der inneren Lippen schnell zum Plattenepithel unter der Radula- membran abfällt, erhöht sich in der Radulascheide wieder zum Zylinderepithel, das sich weiter zum Odontoblastengürtel und den Schmelzzellen der Radulapapille differenziert. Die Unterseite des Zungenknorpels wird nur z. T. von längslaufenden Muskelfasern bedeckt. Wo die Radulascheide aus der Pharynxmasse heraustritt, greifen die Seitenmuskeln des Pha- rynx nach innen um die Stützbalken herum, so daß auf eine be- grenzte Strecke nach oben eine muskulöse Querschicht liegt, die jedoch bald schwindet. Die vordere Oberseite der Stützbalken ist frei von Muskeln. Um die vordere Spitze schlägt sich das Subradularepithel lippen- artig herum (Textfig. 31 EP). Über die histologische Natur des Subradularknorpels, also der Stützbalken, herrscht bis heute für die Pulmonaten Unklar- heit, weil neuere Angaben fehlen. M. Nowikorr (Z. f. w. Z. 1912, 103, 4) hat in seiner neuesten Arbeit über das Knorpelgewebe bei Wirbellosen an Gasteropoden leider nur Prosobranchier, nämlich Patella, Fissurella und Haliotis untersucht. Die Behauptung älterer Autoren, wie CLAPAREDES, SICARDS, LAGAZE-DUTHIERS, JOYEUX-LAFFNIES u.a., daß nämlich auch bei den Pulmonaten sich in den Stützbalken knorpeliges Gewebe finde, ist von PLATE für eine Reihe Formen wie Daudebardia usw. wider- legt worden. 268 Ernst Eckardt, Für Vitrina ist CLAPAREDES Charakterisierung ganz unver- ständlich. Er gibt nach NowiIkorr an, gerade bei Vitrina eine Knorpelart gefunden zu haben, deren Zellen sehr klein und deren Zellwände von unmeßbarer Dicke seien, so daß das Gewebe mehr einem Epithel als einem Knorpel ähnlich sei. Ich konstatiere für Vitrina folgende Verhält- nisse. Man kann am aus- gewachsenen Tier zwei Zellformen unterschei- den, die die Stützbalken selbst zusammensetzen. Z, und Z, in Textfig. 30 Ua > Die erste Form (Z,) Textfig. 30. Schnitt (sagittal) durch die Spitze ist größer, aber weniger eines Stützbalkenschenkels von Vitrinaelongata. zahlreich als die zweite (Z:). Die erstere bildet an den Rändern und im vorderen Teile der Schenkel breite, lange, spindelförmige Zellen mit großen elliptischen Kernen (Textfig. 30, Z,). Zwischen sie schalten sich, viel bedeutender an Zahl, ganz schlanke Zellen (Z,) mit gestreckten, länglichen, kleineren Kernen. Deren Zellgrenzen sind im Sagittalschnitt nicht deutlich sichtbar. Beide Zellformen sind aber fein längs- gestreift. Je mehr nun die Stützbalken- schenkel sich ver- dieken, desto mehr >, j 4% geht die annähernd Textfig. 31. Sagittalschnitt durch den gesamten Stätzhalken. parallele Anordnung, wie sie Textfig. 30 zeigt, verloren, weil man vornehmlich Querschnitte durch die Zell- leiber erhält (Textfig. 31 u. 32). Für ihre Charakterisierung ist darum Textfig. 32, die einen Teil aus der Mitte von 31 stärker ver- größert darstellt, wichtig. Beiträge zur Kenntnis der einheimischen Vitrinen. 269 Wir haben es entschieden nicht mit echten Knorpel zutun, dennes fehlt die geschlossene Grundsubstanz und man kann durchgehends nur Zellwände, die allerdings auf- fällig verstärkt sind, er- kennen. Untereinander lassen sich die zwei Zellarten Z, und Z, gut unterscheiden. Der Haupt- unterschied liegt offenbar in der Größe, denn sie entwickeln sich beim Embryo und jungen Tier aus einem gleichartigen Gewebe, das lauter gleich- — grab>, al Kulosnle Textfig. 32. Zellen von 30 im Quer- wie chromatinreiche Kerne schnitt aus der Mitte des Stützbalkens. führt. Ob wir die beschriebene Gewebeform als eine Zwischenstufe zwischen blasigzelligem Bindegewebe und dem echten Knorpel bei den Prosabranchiern und Cephalopoden aufzufassen haben, bleibt noch eine offene Frage, bis andere Pulmonatengattungen daraufhin untersucht wurden. b) Die Zähne der Radula und ihre Bildung. Für systematische Zwecke wurden die Zahnformen der Vi- trinen bereits von WIEGMANN (71, 72) genauer studiert. Doch ist nur das Wesentlichste, und auch das nur sehr kurz, veröffentlicht. Bekanntlich haben die Vitrinen eine wohlausgebildete Mittel- reihe von Rachiszähnen, was sie als höherorganisiert über die Testa- zellen stellt. Weil die einzige Zahnformel, die ich veröffentlicht fand, näm- lich bei A. LEHmann für Vitrina pellueida, falsch ist, wie WIEG- MANN in seinen Manuskripten nachweist, führe ich, ehe ich zur Morphologie komme, erst die Formeln für alle vier Arten nach F. WIEGMANN, der diese Verhältnisse stets sehr genau untersuchte, auf. Er notiert für: Längsreihen: Querreihen: V. pellueida 31 (30)—1—31 (30) 89—93 V. diaphana 388—1—33 92—103 V. elongata 33 (39) —1—33 (39) 125 V,. brevis 31—1—31 71—88. 270 Ernst Eckardt, Berücksichtist man die große morphologische Differenz zwischen den Lateralzähnen des Mittelfeldes und den Marginal- zähnen sowie den Übergangsformen zwischen beiden, so erweitern sich die Formeln, diesmal nach meinen Präparaten, folgendermaßen: M V. pelluida 25—1—8—1—8—1-—25 ee) auf ca. 70 Querreihen. V. diaphana 24 (23)— 2—9—1—9— 2—24 (23) (Inselsberg) "757, 1 V. daphana 22—2—8—1—8—2—22 (Lauchagrund) "35 78 V. elongata 25—2—10—1— 10—2—25 a V. brevis ee, 31 63 [9] Daraus ist ersichtlich, wenn man die WıeGmannschen Formeln dagegenhält, daß auch die Zahl der Längsreihen keine artkonstante Größe zu sein scheint. Mein Wert für V. pellucida ist größer. Für V. brevis stimmt er genau überein, für V. elongata hält er sich innerhalb der von WIEGMANN angegebenen Grenzen. Für V. dia- phana sind meine Werte geringer, so daß also auch dem Unter- schiede zwischen der V. diaphana aus dem Lauchagrunde und der anderen keine Wichtigkeit beizumessen ist. Vermutlich erfolgt eben das Wachstum nicht bloß in die Länge mit zunehmender Reife, sondern auch noch in engen Grenzen in die Breite, so daß wir die gefundenen Unterschiede als Wachs- tumsdifferenzen zu betrachten haben. Immerhin habe ich mich bemüht, nur Tiere, die nach allen Merkmalen voll ausgewachsen waren, zur Untersuchung der Radula zu verwenden. Die Zahl der Querreihen unterliegt den weitesten Schwankungen, weil bei der Präparation leicht vordere Partien abbrechen. Auffallend wäre höchstens die außerordentliche Länge bei V. elongata mit 111 bis 125 Querreihen, die die anderen Arten weit übertrifft. Auf der Membran sind die Zähne nicht gleichmäßig dicht ver- teilt. Eng aneinander schließen nur die Basalplatten des Mittel- feldes. Für die Marginalzähne muß naturgemäß ein Auseinander- rücken stattfinden, das sich nach dem Rande zu vermehrt, weil Beiträge zur Kenntnis der einheimischen Vitrinen. 271 die Oberfläche der Radulaspreite um ein weniges breiter ist als die der Radularinne, nachdem der Zahn seine definitive Größe erlangte. Was nun die Zahnform betrifft, so lassen sich sehr wohl charakteristische Unterschiede, entgegen SIMROTH, zZWi- schen den einzelnen Arten feststellen. Bekannt sind bereits die Vielzahl der Seitenspitzen der Marginalzähne bei V. pellueida (Textfig. 53a, 33b); die dorn- förmige Ausbildung der Hauptzacke der- selben Zähne mit Unterdrückung der Nebenspitzen bei allen anderen Arten (Textfig. 34). Textfig. 34. Marginal und 6 JLateralzähne von Vitrina a b diaphana. Bei den Marginal Textfig. 33au.b. Zähne-Marginal u. zeigt sich das Abnehmen der Lateral von Vitrina pellucida. Zahngröße randwärts. Dabei weise ich hin auf den herabgezogenen inneren Seitenzacken der Lateralzähne bei V. diaphana, der diese Art mit Sicherheit von den anderen unterscheidet (Textfig. 35). V. elongata ist bestimmbar durch die scharfen, leicht gekehlten Seiten- spitzen derselben Zähne (Textfig. 36). Am ähnlichsten in der Form VRR Textfig. 36. Rachiszahn und Textfig. 35. Rachiszahn und La- Lateralzähne von Vitrina teralia von Vitrina diaphana. elongata. des Rachiszahn und der Lateralen sind V. pellueida und V. brevis, die aber leicht durch die Marginalzähne unterschieden werden können, da V. brevis die Hauptdornen ohne Nebenspitzen wie V. diaphana und V. elongata führt (Textfig. 37). Die letztere Form gilt für die höhere, weil sie aus der ersteren hervorgeht. 272 Ernst Eckardt, Verfolgt man die Marginalzähne bis zur Peripherie der Ra- dulamembran, so sieht man ihre steigende Verkleinerung. Der äußerste Zahn besteht eigentlich nur noch aus der rudimentären Basalplatte. (A Dies Fallen der Zahngröße und Ver- schwinden der Form erklärt sich durch die seitlich abnehmende Beanspruchung beim Fressen. Auf phyletische Bezieh- ungen zu anderen Pulmonatengruppen ist bereits von WIEGMANN und SIMROTH auf- Textfig. 37. Rachiszahın merksam gemacht worden. Am nächsten and ea Vi- stehen wieder, wie schon in der Kiefer- form, die Limaciden. Wiehtiger und von anderem Interesse schien mir dagegen die Untersuchung der Zahnbildung, die bei der Anatomie der Buliminen von BEck (4) zu erfreulichen neuen Resultaten geführt hatte. Ich kann seine Befunde in einigen Teilen bestätigen und auch ver- vollständigen. Mich leiteten in erster Linie vier Gesichtspunkte: 1. wollte ich ebenfalls die Zahl der Odontoblasten,: die für die Bildung des Rachiszahnes und des Lateralzahnes nötig sind, für die Vitrinen feststellen; 2. sehen, ob die relativ komplizierte Morphologie des Zahnes nicht auch durch den Situs der entsprechenden Odontoblastengruppe bestimmt ist und aus ihr erklärt werden kann. Dabei mußte es ein- mal gelten, die a-ß-y-Ö-e-Zellen, wie sie der Längsschnitt sagittal zeigt, im Querschnitt wie horizontalen Basalschnitt aufzusuchen und zweitens die Zahl jeder Odontoblastenreihe, z. B. der a-Zellen, wie ihre Teilaufgabe an der Zahnbildung herauszubekommen; 3. ist theoretisch zu folgern, daß mit der abnehmenden Größe und vereinfachten Form der Marginalzähne auch die Zahl der Odontoblasten abnehmen muß. Es ist zu untersuchen, bis zu welchem Grade dies bei den äußersten Randzähnen geht; 4. die Frage, ob das schmelzbildende Lager der den hinteren Teil der Redulapapille ausfüllenden hohen Zylinderzellen, deren Kerngröße der der Ondontoblasten wenig nachsteht, für die Form des Zahnes nicht mehr haftbar zu machen sei. D. h.: Ist der Zahn in seiner Gestalt schon bis ins feinste durch die Odontoblasten „präformiert‘“ und besorgen die Schmelzbildner nur noch eine genau parallele Überschiehtung des formbestimmenden Kerns oder nicht ? Beiträge zur Kenntnis der einheimischen Vitrinen. 213 Die Beantwortung dieser Fragen war mir, hauptsächlich aus technischen Gründen, nur z. T. möglich. Punkt 1 ist von Beck für Buliminus detritus mit größter Wahrscheinlichkeit gelöst. Der Odontoblastengürtel liegt in Form eines nach vorn offenen Hufeisens, dessen Schenkel jedoch nicht eine Ebene bilden, sondern in einer Kurve nach oben gezogen sind, in der Radulatasche, so daß man also auf Basalschnitten durch den hinteren Teil der Papille in erster Linie die Mittelreihen zu Gesicht bekommt. Die seitlichen Gruppen verzerren sich und lassen sich kaum einheitlich orientieren. Zunächst untersuchte ich Sagittalschnitte von V. pellucida, die die fünf Zellen der Odontoblastenzone, also von a—e getroffen hatten. Ich fand hierbei folgende Verhältnisse, die in der bisherigen Literatur noch nicht erwähnt wurden (Taf. IV, Fig. 7). Das basale Zylinderepithel, das aufwärts vor den Odonto- blasten liegt, zeigt über dem Kern im Zelleib eine dichtere, punkt- förmige Anhäufung des Plasmas, die sich bis zur 9. Zelle, von e ab, verfolgen läßt. Ich vermag diese Strukturerscheinung nicht recht zu deuten. Ferner sehe ich die dem Odontoblasten e benachbarte, also letzte Zelle dieses Epithelstreifens nach unten in typischer sekre- torischer Tätigkeit. Das Plasma der oberen Hälfte ist aufgelockert und chromatinärmer, besonders an der rechten Seite des Poles, wo die Zelle eine Vakuole trägt, um die sich das Endstück der Basalmembran der Radula teilweise herumlegt. Außerdem aber reicht dies Endstück noch bis zum Kopfe von Zelle &, die nach der bisherigen Literatur allein für die Bildung der Basalmembran be- ansprucht wird. Durch dieses Bild (Taf. IV, Fig. 7) wird aber bewiesen, daß sich auch jene vorhergehende Zelle des bisher für indifferent erklärten benachbarten Epithels an der Abscheidung beteiligt. Aus einem Bilde einer Transversalserie von V. elongata ging hervor, daß die etwas abgehobene Basalmembran noch durch feine Fäden mit dem basalen Epithel zusammenhing. Das ist ein zweites beweisendes Moment für eine Beteiligung an der Bildung, wenn auch nur im Sinne einer Verstärkung und Verdickung. Es wäre ja auch ganz un- natürlich, wenn gerade dieser Zone eine kutikulare Abscheidung fehlen sollte, die alles andere Zylinderepithel besitzt! Denn ohne die Basalmembran oder Subradularmembran ist jenes Epithel kutikularlos. Es wären hier genauer die Vorgänge beim Wachstum zu untersuchen. Wäre die Basalmembran ein ausschließliches 274 Ernst Eckardt, Produkt von Zelle e, so wäre ihre leichtgewellte, horizontalge- schichtete Struktur schwer zu erklären. Nicht recht kann man RössLer (42) wie Beck (4) zustimmen, die sich mit der Erklärung lokaler Zellvermehrung für das Subradularepithel, dauernder lokaler Funktion und Zellkonstanz für die Odontoblasten be- gnügen. Für die Embryonalanlage und Entwicklung der Radula IT 1® | iS HR Ah an AR ii NY h 5” 4 N le U \ \) | ) y | Al L- \ Ü V- NV {| { a b . Textfig. 38a, b, e. a Rachiszahn und 2 Lateralia von Vitrina pellucida (n. WIEGMANN). b 2 Lateralia im Provil von Vitrina pellucida (n. WIEG- MANN). c. Übergangsformen von den Lateralen zu den Marginalen Vitrina pellueida (n. WIEGMANN). hätte das die Forderung zur Folge, die Ondotoblasten für absolut primär gegen die Basalepithelzellen zu erklären, da sonst die Ab- scheidung der Basalmembran nicht möglich wäre. Dieser Nach- weis ist aber, meines Wissens, weder von jenen genannten Autoren noch von SCHNABEL (47) erbracht. Nach meinen eigenen Schnitten durch bereits sehr weit entwickelte Embryonen (ca. 5 Tage vor dem Ausschlüpfen) vermag ich in der Radulapapille keinen Unterschied zwischen vorderen Zylinderzellen und ÖOdontoblasten zu erkennen, \ PR 0 Ban trotzdem bereits ca. 15 Zahnreihen Y nf vi Yan gebildet sind. Sonach sind also die N Odontoblasten dem Epithel der a b Mundhöhle wie den Stützepithel- Textfig. 39a u. b. Andere Über- zellen der Subradularmembran gangsformen von Vitrina diaphana direkt zu homologisieren, nur im u. Vitrina pellucida (39a n. WIEG- : q : E MANN). Sinne steigender produktiver Dif- ferenzierung, die ihre Kerne weitet, ihren Chromatingehalt mindert. Dabei bestreite ich natür- lich nicht, daß die Zahnbildung der gesamten Radula von dem genau umgrenzten Odontoblastengürtel ausgeht, denn ein Analogon einer fortlaufenden, kutikularen Abscheidung haben wir ja in der Bildungsleiste des Periostrakums. Ferner ist der Beweis BEcks Beiträge zur Kenntnis der einheimischen Vitrinen. 275 für die lebenslängliche Funktionstüchtigkeit gleicher Odonto- blasten, nämlich das Vorkommen durchgehends verunstalteter Längsreihen, ziemlich zwingend, doch nicht absolut. Er könnte immerhin noch eine Vertiefung durch ein anderes Beweismoment vertragen. BEcKs Angaben hierzu kann ich bestätigen. Ich fand in zwei Fällen, bei V. elongata und V. Lamarkii, daß die Haupt- spitze eines linken Marginalzahnes in der ganzen Längsreihe fehlte. Zur Morphologie von «a ist aus Fig. 7, Taf. IV ersichtlich, wie ihr oberer Pol sich in feine und gleichmäßig hohe Endfäden gliedert, die im optischen Bilde wie leicht gekerbt innig mit dem Endstück der Basalmembran verschmelzen. Ferner aus der gleichen Figur: Die Spitze der Basalplatte des jüngsten Zahnes reicht bis zum Pole von Zelle ö, die für die Abscheidung dieser Platte in Frage kommt. Die bedeutend schlankeren und nach vorn übergebogenen Köpfe der Zellen y, P, a, die Bildner des eigentlichen Zahnes, sind in diesem Präparat dem jungen Zahnkörper nur genähert. Das schmalste, vorderste Köpfchen gehört einer Parallelzelle an, deren Kern im Schnitt nicht getroffen ist. Zur Beantwortung von Punkt 1 untersuchte ich Basalschnitte durch die Papille. Eine erste günstige Gruppe erhielt ich in vier Schnitten zu 10 « von V. brevis, ventralwärts geschnitten (Text- fisur 40, a, b, c, d). Die Bilder der einzelnen Schnitte gebe ich einzeln, um die Übersicht ihrer symmetrischen Lagerung, die für den Rachiszahn und seine zwei Nachbarn eine unleugbare ist, nicht zu verwirren. Die Schnittführung kann auch im günstigsten Falle keine wirklich horizontale Parallele im Ondotoblastengürtel haben, weil die Wände der Radulapapille gekrümmt sind. Die Schnittebenen, die die Bilder (Textfig., 40 a—d) ergeben, sind außerdem noch ziemlich steil zum Papillenverlauf zu denken, so daß wir in Bild 1 schon einen weitergebildeten und nicht mehr den jüngsten Zahn sowie die vordersten Odontoblasten, also e, flächenhaft angeschnitten er- halten. — Im allgemeinen variiert die Zellbreite des ganzen Gürtels ziemlich stark. V. pellucida zeigte in einer Sagittalserie die schlank- sten und am weitesten nach vorn übergebogenen Odontoblasten. — Der Schnitt 1 ist nun darum bemerkenswert, weil der Rachis- zahn von zwei e-Zellen, die durch die abnorme Größe ihrer Kerne zu erkennen sind, unterlagert ist, während die Lateralzähne deren nur eine haben. Dies Moment weist schon auf die Natur und ur- sprüngliche Entstehung dieses Mittelzahnes hin, nämlich auf seine Verschmelzung aus zwei Lateralzähnen. In einer anderen Serie von Jenaische Zeitschrift. Bd. LI. 18 276 Ernst Ecekardt, Textfig. 40a—d. Die Odontoblastengruppen des Rachiszahns und der be- nachbarten Lateralzähne von Vitrina brevis. Beiträge zur Kenntnis der einheimischen Vitrinen. 277 5 „-Schnitten (V. brevis) ist dasselbe zu konstatieren (Textfig. 41). Damit widerspreche ich der Ansicht, daß allen Zähnen zwei halbe Zellen, also durch jedesmalige Verschiebung um eine halbe Zell- breite, zukommen. Weitere Belege für meine Ansicht werden wir auch bei V. elongata kennen lernen. Jedesfalls gilt der Becksche Befund nicht für die Vitrinen. Interessant in seiner prinzipiellen Einheitlichkeit ist der Sekretionsvorgang von e. Der Kern ist unverändert. Im Plasma Textfig. 4lau.b. Basalschnitte durch die gleiche Partie von Vitrina brevis (Kontrolle). dagegen findet eine stärker getönte Verdichtung statt, die als Hof vor dem Kern polwärts liegt. Das Sekret tritt in feinen Fäden aus (Textfig. 42, e), die zu einem Büschel vereinigt nach dem in Bildung begriffenen Teile der Basalmembran ziehen. Das jeweilig unfertige Stück der Membran überspannt als Bogen die Zelle, d. h. die Ab- scheidung beginnt peripher über einer Vakuole, die nachher von 18* 278 Ernst Eckardt, innen weiter gefüllt wird. Benutzt man statt des gemischten Lichtes das Sonnenspektrum zur Durchleuchtung, so brechen jene Sekret- fäden das Licht bei gelb-grün ziemlich stark und werden dadurch schärfer sichtbar. Wir kommen wieder zu unserer ersten Frage, die bezüglich der Zellen ö, y, ß, a (nach ihrer Zahl) weiterzuführen ist. Es ist folgendes zu bedenken: Die Durchmesser der Kerne in der Textfig. 40, a—d betragen ca. 5x8 u. In einer Serie von 10 u-Schnittdicke kann also kein Kern zweimal getroffen werden. Trage ich alle gesehenen Zell- kerne ein, so muß ich notwendig die Zahl der Bildungszellen er- halten, da sich die Odontoblastenkerne leicht von denen der Schmelz- zellen wie denen des Stützepithels unterscheiden lassen. Die Sicher- heit verstärkt sich durch die Symmetrie der Kernlagerungen, in -, . wu. Textfie. 42a u. b. Sekretion der 2. Zelle bei Vitrina elongata. gut unterschiedenen Gruppen, die nach der Längsachse gezählt auch die charakteristische Fünfzahl ergeben. Denken wir an die erwähnte ziemlich steil von vorn oben nach hinten unten fallende Sehnittriehtung — der Kopf des Tieres war beim Fixieren nach oben eingezogen worden —, so lassen sich jetzt die Zellen nicht nur zählen, sondern auch direkt bestimmen. Das zweite Bild (Text- figur 40, b) gibt uns zunächst Aufschluß über die Basalplatte des Rachiszahnes und der nächsten Lateralen. Wir finden nämlich im Komplex des Rachiszahnes zwei Zellen ö, für die seitlichen Nachbarn nur je einen vorgelagerten Zellkern, denn im Schnittbild unserer Beiträge zur Kenntnis der einheimischen Vitrinen. 279 Orientierung muß ö vor y liegen. Das Kernpaar, was in Bild 2 Rachis- wie Lateralzahn gemeinsam haben, kann darum nicht Ö, sondern muß y sein. Dieser Befund ist wichtiger für die genetische Wertung der mittleren Zahnreihe als die zwei angegebenen Zellen & in der Mittelreihe. Er stellt für die Vitrinen eine Bestätigung zu dem noch klareren Beweis Prartes bei Aneitella berghi. In Schnitt 3 sehen wir dann die /-Zellen, die in der Dreizahl vorhanden, ge- troffen; in Schnitt 4 schließlich die a-Zellen in gleicher Anzahl. In letzter Figur (Textfig. 40, d) ist zu beachten, wie der rechterseits vorgeschobene dritte Kern der Seitenzähne auf eine Beziehung zur Außenspitze zu deuten scheint, weil den sym- metrischen Außenspitzen des Rachiszahnes auch symmetrisch ge- lagerte Kerne in derselben Figur entsprechen. Also kommen bei V. brevis für den Rachiszahn 12, für die Lateralzähne je 10 .Odontoblasten in Frage, eingerechnet die der Basalmembran. Damit ist Punkt 1 vollständig, Punkt 2 zugleich zum größten Teile für V. brevis beantwortet. Zur Kontrolle gebe ich noch Abbildungen von zweid «-Schnitten der Papille derselben Art, die annähernd basal, die Odontoblasten- zone total fassen (Fig. 41). Sie zeigen mit großer Deutlichkeit die Zellkörper der e-Zellen, die, als Kette verbunden (in Schnitt 1 besonders), oberhalb des Kerns in der dunklen Plasmahäufung geschnitten sind. Die Zahl ist nur für den Zellkomplex, der rechter- seits (M) liest und dem Rachiszahn anzugehören scheint, mit einiger Sicherheit festzustellen. Es spricht sowohl die Doppel- zelle e, wie die symmetrische Anordnung der ö-, y-, ß-Zellen da- für, daß wir es mit dem Rachiszahn zu tun haben. Von den ö-, y-, P- Gruppen sind nur die oberen Hälse angeschnitten, weil diese Zellen als mittlere in der leichten Senke der Papillenkrümmung und also tiefer liegen. Die a-Zellen sind wieder höher gefaßt. Die Zäh- lung ergibt 12 Anschnitte. Die zwei linksliegenden Kom- plexe sind auf ihre Zellelemente nicht sicher zu zählen. Des- gleichen verwirrt sich weiter seitlich, wo die Kerne der Odonto- blasten voll angeschnitten sind, das Bild vollständig wegen der gewölbten, steigenden Papillenwand. Nur ihre Fünfzahl in der Längsachse ist wieder markant. Beim Zusammenzählen gelangen wir also für M, also den Rachiszahn, zum selben Resultat wie uach den anderen Präparaten. 280 Ernst Eckardt,. Am instruktivsten für die Beantwortung der ersten zwei Punkte war ein 10 «-Schnitt aus einer Horizontalserie von V. elon- gata (Textfig. 43). Wieder finden wir zwei e-Zellen für den Rachis- zahn, nur je einen für die lateralen Zähne. Ich habe die zusammen- gehörigen Zellgruppen von e—a in sinkender Tönung, für die einzelnen Zahnkomplexe verschiedene Helligkeitswerte gegeben. Die Zellkerne des Stützepithels wie der hinteren Schmelzzellen sind schraffiert. Abgesehen von den e-Zellen liegen hier die Ver- hältnisse etwas anders. Es ergaben sich fünf ö-Zellen für den Rachiszahn, drei für die lateralen. Ferner zwei y in der Mitte gegen drei auf den Seiten. Die 5-Gruppe harmoniert. Die a-Gruppe ist für den Rachiszahn etwas unsicher, sie zeigt je drei für die Lateralia. 14 Odontoblasten bilden vermutlich mithin den Mittel- zahn. 13 mit größter Wahrscheinlichkeit die Seitenzähne, ein- Textfig. 43. Basalschnitt durch die mittleren Odontoblasten von Vitrina clongata. gerechnet die e-Zellen bei E. elongata. Für die Klarstellung der Verhältnisse bei V. pellucida fehlten mir geeignete Schnitte, trotzdem mir von dieser Art die größte Zahl Serien zur Ver- fügung stand. Ebensowenig erhielt ich hier wie bei den anderen Arten glückliche Bilder von den Odontoblastengruppen der Mar- ginalzähne. Ein Abnehmen der Zahl scheint aber ein logisches Postulat, wo die Rudimentation der Zähne in der peripheren Seitenzone fast bis zum völligen Schwund geht. Ich untersuchte daraufhin die mit Alaunkarmin leicht an- gefärbte Radula von V. pellucida, an der das Odontoblasten- und übrige Zellpolster noch teilweise erhalten war. Hier ließen sich für die Marginalzähne bestimmte, wiederkehrende Grup- pierungen erkennen. Man sah eine obere Basalzelle, darüber drei Zellen, die ein ungefähr gleichseitiges Dreieck bildeten und dann Beiträge zur Kenntnis der einheimischen Vitrinen. 281 noch zwei schief nach innen gelagerte Odontoblastenkerne. Das Bild entspricht etwa dem Schema: Wir hätten also nur sechs erkennbare Zellen, deren es sicher in dieser Gegend noch mehr sind. Basal sind die Odontoblasten polygonal gegenseitig abgeplattet. Die letzte Frage schließlich, ob der junge Zahn nach Ver- lassen der Odontoblasten in seiner Form bestimmt sei, läßt sich auch auf solchem Präparat nicht sicher entscheiden. Auf Schnitt- bildern scheint es, daß die Schmelzfäden des oberen Epithels schon auf dem Zahnkeim ruhen resp. sich ihm anschmiegen, während sein hinterer Teil sich noch in der Wirkungssphäre des Odontoblasten befindet. Diese Schmelzzellen zeigten denn auch eine gewisse Gruppierung in den mittleren Reihen (Textfig. 43). Es scheinen, kann ich leider wieder nur sagen, Systeme von we- nigstens drei Zellen jedesmal zu sein. Für die dornförmigen Haupt- spitzen der Marginalzähne bilden dagegen die Schmelzzellen auch die Form. Sie besorgen die schlanke Zuspitzung des Zahnes, denn die junge Zacke ist deutlich nicht bloß kleiner, sondern auch derber und stumpfer. | Die steigende Färbbarkeit der jungen Zähne, die außerhalb der Papille sich wieder verliert, läßt vermuten, daß die Schmelz- substanz anders zusammengesetzt ist als das Sekret des Odonto- blasten. Der Unterschied kann aber auch rein in der physikali- schen Dichte des Stoffes seinen Grund haben, denn sowohl die flüssigen, aus den Zellen tretenden Sekretfäden wie die erhärteten, fertigen Zähne verweigern die Annahme von Farbe. Zum Bau der Radulapapille im weiteren habe ich dem be- kannten wenig zuzufügen. Die seitlichen Ränder sind symmetrisch etwa 240° nach innen eingerollt. Der Bindegewebspfropf, der den vorderen Raum der Papille füllt und in der Rinne ziemlich weit nach vorn wuchert, ist ja bekannt. Ebenso seine Deutung als. Sperrapparat des noch nicht funktionstüchtigen Radula- abschnittes. Die gelappten wie rundlichen großen Kerne in den vakuoligen Zellen dieses vesikulären Bindegewebes, die BECK beschreibt, kann ich auch für die Vitrinen bestätigen. Die un- 282 Ernst Ecekardt, regelmäßig gelappte Kernform korrespondiert ganz mit denen der Körperhaut, die unter der Schalenhaut den Eingeweidesack als Plattenepithel bedeckt. | Bei V. pellueida fand ich als sekundäre Sperreinrichtung zwei feine Bänder (bindegewebiger oder muskulöser Natur?), die am hinteren Teile der Radulaspreite beiderseits die Radula- membran für sich mit den Stützbalken verbanden (Textfig. 48). Die Lage der Speichelgänge ist die gewöhnliche am Pharynx, zu beiden Seiten des Ösophagus, ein Stück über den Buecalganglien. Innen münden sie ziemlich weit vorn, etwa auf der Mitte der freien Radulalänge, als Rinne in die Mundhöhle. Die Speicheldrüsen. Die Speichelgänge, die aus flimmerlosem, kubischem Endothel und einer sehr zarten Längs- und Quermuskulatur aufgebaut sind, deren äußerer Wandung häufig noch Bindegewebszellen anliegen, laufen in der bekannten Weise durch den Ganglienring (Cerebro- Pedo-Visceralring) am Ösophagus abwärts. Sie treten als Haupt- kanal in die gelappten, meist miteinander verwachsenen Speichel- drüsen ein, die den Schlund hier unregelmäßig umfassen. Die Drüsen sind mattweiß bis elfenheinfarbig getönt. Ihr Bau ist bei den Vitrinen ein Übergang der azinösen zur tubulösen Form. Das Epithel des Hauptkanals erniedrigt sich in den Nebenkanälen zum Plattenepithel. An den Köpfen dieser Nebenkanäle vermag ich keine Zilien zu sehen, die Süßwasserpulmonaten — Limnaea — zukommen, Nacktschnecken und Heliciden aber gleichfalls fehlen. Was nun die Sekretzellen der Drüse anlangt, kann ich nicht so viel qualitativ verschiedene Typen finden wie MEISENHEIMER (26) für Helix pomatia angibt, nämlich fünf Formen. Pacant et VIGIER unterscheiden drei Typen, nämlich: 1. Schleim; 2. Ferment, granulöses; 3. transparente Zellen. Andererseits nach der Zell- struktur auch fünf Arten, nämlich: a) punktierte, b) alveoläre, c) granulöse, d) zystische, e) muköse. Ich halte diese Einteilung nicht gerade für sehr glücklich, denn sie bezieht sich sowohl auf Sekretions- wie Wachstums- phasen, also auf physiologisch verschiedene Elemente. Ich kann z. B. bei V. pellucida nur zwei typisch verschiedene Zellformen finden. Die ersten sind Schleimzellen von großer Ähnlichkeit des Zellinhaltes mit den einzelligen Schleimdrüsen der Körperwan- dung. Sie haben eine blasig-maschige, vakuolige Struktur, deren Beiträge zur Kenntnis der einheimischen Vitrinen. 283 Plasma sich mit Hämalaun intensiv bläut. In Eisenhäma- toxylin tritt der Kern klarer hervor, Sekret und Plasmafärbung zurück. Der Kern ist ziemlich klein, doch ausgesprochen kugelig, hat mittleren Chromatinreichtum und runden Nukleolus. Eine Sekretionsphase oder Modifikation liegt vor, wenn das Zellinnere noch mit jenen stark färbbaren Körnern, die in kleinen Bläschen liegen, erfüllt ist und die ich bereits für die kleinen Drüsenzellen des Integuments und die Zellen der Fußdrüse beschrieb. Der zweite Zelltypus ähnelt stark den Leyvıcschen Zellen. Der Kern ist viel größer, sphärisch rund mit elliptischem Nukleolus. Die junge Zelle hat ein gleichmäßig fein verteiltes Plasma. Mit fortschreitender Entwicklung lockert sich das Plasma zu einem feinmaschigen, strahligen Gerüst, es bilden sich dunklere An- lagerungen um den Kern, die ihn unregelmäßig geformt erscheinen lassen. Nicht wird aber die Kernform bei dem Prozeß angegriffen, wie es den bisherigen Beschreibungen zu entnehmen ist; stets nur der Chromatingehalt. Langsam bilden sich dann im Innern der Zelle gelbe, runde, lichtbrechende Sekrettröpfchen, die all- mählich die ganze Zelle in dichter Masse erfüllen, wobei der Kern zusehends an Chromatingehalt verliert und abblaßt. V. dia- phana, V. elongata und V. brevis bieten im Prinzipiellen keinerlei Unterschiede. Ich halte die erste Zellart für reine Schleimbildner, denen vor allem die Rolle zukommt, dem Sekret der zweiten Zell- form, das den fermentierenden Bestandteil, das Enzym, darstellt, als Medium zu dienen. Für Helix ist dies Ferment als echte Diastase erwiesen. Dasselbe wird wohl auch für V. pellucida zutreffen, die nach neueren Beobachtungen ein reiner Vegetarier ist. In welcher Weise der Ersatz der Drüsenzellen erfolgt und die Resorption der alten, habe ich nicht untersucht. Es leuchtet mir aber wenig ein, daß sie aus dem Epithel der Ausfuhrgänge ent- stehen sollen. Viel wahrscheinlicher scheint mir der Ersatz aus den jungen Bindegewebszellen der umflechtenden Wandung, homolog den einzelligen Drüsen der Haut. Dafür spricht mit großer Deutlichkeit eine HEIDENHEIN-Eisenhämatoxylinserie von V. pellueida, in der viele junge Zellen sichtbar sind. Sekun- däre resp. gar tertiäre Ausfuhrgänge fehlen den Vitrinen in ge- schlossener Form überhaupt und sind nur als Bindegewebsmaschen ausgebildet. Von den Narepaschen sekundären Speicheldrüsen am Pharynx ist bei allen untersuchten Vitrinen nicht das Geringste zu finden. 284 Ernst Eckardt, Vielmehr verjüngen sich die Speichelgänge vor ihrem Eintritt in die Pharynxwandung etwas in ihrer Weite. Der Ösophagus. Der Schlund steigt nach seinem noch ziemlich hoch dorsalen Austritt aus dem Pharynx (Textfig. 30) mit kropfartiger Er- weiterung abwärts. Der Durchtritt zwischen Cerebral- und Visceral- ganglien ist ziemlich enge. Es können also kaum größere Nahrungs- stücke auf einmal verschlungen werden. Die Wandungen sind bei V. pellueida auffallend kräftig. Hier kann man auch zwei ausgesprochene, dorsale und vier bis fünf ventrale Längsfalten unterscheiden, die mit der Kontraktion nichts zu tun haben, sondern leistenartig ausgebildet sind. Das Zylinderepithel, das von der Gaumendachfalte bis zur Kardia Flimmern trägt, ist bei V. pellueida am höchsten. Erst im unteren Teile, wo sich der Schlund kropfartig erweitert, finden sich spärlich eingestreute Becherschleimzellen, die auch wieder nur bis zur Kardia reichen. Das Speiserohr der Gebirgsvitrinen unterscheidet sich recht er- heblich hiervon. Die Ring- und Längsmuskulatur wie die Bindegewebshülle ist bei allen vier Arten gleichmäßig schwach. Die epitheliale Wan- dung ist dagegen bei den letzteren drei bedeutend niedriger, ja so dünn, daß man die aufgenommene Nahrung durch die Wan- dung hindurchschimmern sieht. Zweitens ist seine Länge viel geringer und er geht ohne deutliche Kardia in den Magenteil über, der sich morphologisch nur durch eine Erweiterung, sein Ende durch die Mündung der Gallengänge markiert. Der Unterschied zwischen den Arten muß biologische Gründe haben. Nach Untersuchungen SIMROTHS scheinen die Gebirgsformen in erster Linie sich von niederen Kryptogamen — also kutikularlosen Pflanzen — oder vermodern- den Pflanzenresten zu nähren. Gelegentlich sind sie auch karnivor. V. pellueida bevorzugt nach meinen Beobachtungen an Gefangenen dagegen grüne Phanerogamen, so Löwenzahn, Lattig, wilde Möhre, Salat. V. pellucida besitzt darum, wie wir noch weiter bestätigt finden, ein kräftigeres Verdauungssystem. Mit dem Eintritt des Speiserohres, dessen zwei dorsale Leisten sich hier wieder kräftig erhöhen, in den Magen, verlieren sich das Flimmerepithel und die Schleimbecherzellen vollständig. Da- gegen verstärkt sich die Cuticula der Epithelzellen im Magen und seine Muskulatur vermehrt sich zu dichteren Bündeln. Beiträge zur Kenntnis der einheimischen Vitrinen. 285 Die Kardia, die durch ihre Einstülpung und sechs hohe Falten, von denen zwei in Textfig. 44 markiert sind, bei V. pellu- cida allein deutlich ausgebildet ist, ist auch nur bei dieser Form von einem kräftigen Muskelband umspannt, das sich über die übrige Ring- muskulatur heraushebt. Diese Kardiaeinstülpung fand ich in der Literatur nicht er- wähnt. An einem anderen Tier war der Pylorus einge- stülpt und die Kardia ge- streckt (Textfig. 45), also das umgekehrte Verhalten. An andern sezierten wie ge- schnittenen Tieren fehlten beide Einstülpungen. Aus diesem Grunde halte ich jene Verhältnisse für Kon- nr re ee traktionsphasen der Verdau- eg ee Fr aa ungsmechanik. Die Magenwandungen selbst bieten im Totalpräparat ein reichverzweigtes Netzwerk, was nicht durch Faltung, sondern durch das wechselnd hohe und nn Zylinderepithel bedingt ist. Dies Leistensystem liegt quer zur Längsachse. Da- durch wird verständlich, wie ein gediegeneres Durcharbei- ten der Nahrungsmassen er- möglicht wird, weil sie durch | die Querleisten zwischen den Magenwänden festgehalten werden. Das Coecum, in das die (Leberostia) Gallengänge sich öffnen — der der linken Leber in der inneren Coecum- biegung, der der rechten auf rn Kr, der Außenseite des Blind- Texts. 1%, Masen yon Vtrina piluida sackes —, ist wenig ent- wickelt und eigentlich nur durch eine gefaltete Ecke und den scharf übergebogenen Pylorus geschaffen. Nach dem bis auf 286 Ernst Eckardt, die Speichelfermentierung bisher mechanischen Verarbeitungs- prozeß der Nahrung, wird sie zur weiteren chemischen Spal- tung von dem Lebersekret durchsetzt. Die linke Leber setzt sich bekanntlich aus drei Lappen zu- sammen. Die Lage dieser Lappen zu den anderen Organen variiert nur sehr wenig bei den einzelnen Arten. Der vorderste schmiegt sich an die hintere Nierenbasis und andererseits an den letzten Bogen des Mitteldarmes. Rechts vorn stößt er an die Eiweißdrüse, die auf der Höhe ihrer Entwick- lung den genannten Darmteil vollkommen umlagert. Der zweite Lappen ist länger und schmäler. Er legt sich zwischen den ver- kehrt S-förmig gebogenen Mitteldarmschenkel. Der dritte, hinterste und größte liegt nach rechts unten an dem austretenden Darm, mit seinem vorderen Teil auf dem Magen selbst (Textfig. 10). Die einzelnen Lappen der rechten Leberdrüse lassen sich schwer iso- lieren. Sie sitzt als kompakte Masse, die einen Ausguß der letzten 2—11, Windungen darstellt, direkt dem Coecum auf. Die innere Skulptur des Coe- #2 cums weicht in ihrem Bau von FR Helix ab, wenn auch prinzipiell 5 das Gleiche erreicht wird (Text- fig. 46). > I Zunächst verhindern zwei ae > darmwärts gelegene tiefe Falten Textfig. 46. Zökum von Vitrina des dorsalwärts übergebogenen pelede Blindsackes ein Hineingleiten der Nahrungsstoffe in den Darm (F, u. F,). Der Zugang zur ersten Leber wird durch deren weiten Gallengang, der mit wohlentwickelten Faltenzügen bedeckt ist, erleichtert. Eine bogenförmige, hohe Leiste (W) verhindert dabei ein Ausweichen der verdauten Massen nach der freien Seite. Was trotzdem an Verdauungsstoffen über- tritt, wird zum rechten Lebergang geführt. Eine ungeheuer starke Flimmerbedeckung, die an der Grenze zwischen Lebergang und Leber zu allseitig flimmernden Kolben durch die erhöhten, vor- gewölbten Leisten wird, unterstützt die Bewegung des Säfte- stroms. Beiträge zur Kenntnis der einheimischen Vitrinen. 287 Ist die Lösung und Resorption durch die Leber beendet, so streckt sich der Pylorus, der vorher vermutlich eingestülpt war (Textfig. 50) und die Stoffe werden durch zwei mächtige Längsleisten (ZZ), von denen die eine am Ostium der großen - Leber, die andere an dem der rechten Leber ansetzt, nach dem Mitteldarm geführt. Dort laufen sie jäh aus. Hier beginnt der Mitteldarm mit einem feineren, häufig ineinander überfließen- den Längsfaltensystem nach dem Prinzip der vergrößerten Ober- fläche (Textfig. 46). Das Relief des Coecums wie Mitteldarmkopfes bei V. pellueida ist also von dem bei Helix, nach BIEDERMANN und Morıtz, wie bei Buliminus nach Beck ziemlich wesentlich verschieden. ‚Maut 5 ,„Sehld 1 Kane 1 MH Textfig. 47. Allgemeiner Sagittalschnitt durch Vitrina pellueida. Bedeutend einfacher ist dieser eben beschriebene Teil des Darmtrakts bei den drei Gebirgsvitrinen. Der Schlund ist sehr kurz; die Kardia, die sich hin und wieder durch schwache Stülpung oder Einschnürung kenntlich macht (V. brevis), liegt gleich hinter dem Nervenring. Der Magen ist nur langgestreckt schlauch- förmig und gliedert nicht annähernd morphologisch so stark sich ab wie bei V. pellucida, bei der er auch eine halbe Windung auf der oberen Außenseite, durch die Schale sehon sichtbar, ein- nimmt. Das Flimmerepithel des Schlundes setzt sich bei V. elongata bis in den Magen hinein fort. Die becherförmigen Schleimzellen fehlen ganz. V. brevis hat normales Wimperepithel bis zur Kardia, 288 Ernst Eckardt, außerdem aber mehr eingesprengte Schleimzellen als V. pellucida. Im Ösophagus der beiden V. diaphana vermag ich eine Bewim- perung mit Sicherheit überhaupt nicht festzustellen, trotzdem an anderen Stellen das Wimperepithel gut erhalten ist, die Fixierung also nicht in Betracht kommt. Ebenso sind alle anderen Teile bis zum Anfang des Darmes ohne Wimperepithel und alle Schleim- zellen. Die drei Lappen der linken Leber sind auch bei den Ge- birgsformen in entsprechender Lage vorhanden; ihre Größe tritt aber im Verhältnis zum Körpervolumen etwas zurück. Von einer direkten Größenreduktion, vermutlich durch die Schalenrück- bildung mitbedingt, die zuerst den Spindelkomplex verkleinert, wird die rechte Leber getroffen. Bei V. pellucida füllt sie in mäch- tiger Entwicklung noch die letzten zwei Windungen, und die Zwitterdrüse des geschlechtsreifen Tieres verschwindet vollkommen in ihrer Masse. Bei V. elongata und V. brevis aber überwiegt die reife Genitaldrüse vollkommen diesen Leberteil. Die Eiweißdrüse beeinträchtigt sekundär die linke Leber, besonders bei V. dia- phana. Die Färbung der Leber variiert von dunklem Schwefel- gelb und Hellocker bis zum reinen, dunklen, kräftigen Braun. Vermutlich je nach dem Verdauungszustand, denn die Farben- differenzen treten bei derselben Art auf. Die Innenwände der Gallengänge tragen ein kräftiges Wimperepithel, das sich in einem Falle bei V. brevis auch auf einige sekretorische Leberzellen fort- setzte, wo es sonst durchweg fehlt. Die Plasmastruktur der Magen- wand- und Gallengangszellen ähnelt sich bis auf die Flimmern sehr. Die hohen Zylinderzellen buchten sich in Wülsten vor, das plas- matische Zellgerüst ist feinmaschig-wabig, der Kern langgestreckt oder elliptisch und im Fuße der Zelle, doch nicht hart basal ge- lagert. Der histologische Bau der Leberteile stimmt mit Helix im großen und ganzen überein. Unter dem Plattenepithel der Körper- haut, das hier die eigentümlich unregelmäßig gelappten großen Kerne besitzt, folgt eine feine Muskelschicht — Rest des Haut- muskelschlauches —, deren Fasern man nur hin und wieder er- blickt, so daß sie an vielen Stellen ganz zu fehlen scheint. Das Muskelnetz ist also sehr weitmaschig gespannt. Darunter folgt eine Bindegewebshaut, die als strukturlose Membran die Tubuli umhüllt. In ihr fand ich im Gebiet der rechten Leber große Mengen einer fettähnlichen, wasserklaren Flüssigkeit abgelagert ohne Be- ziehung zu Zellen. Sie hielten sich scheinbar nur durch Adhäsion Beiträge zur Kenntnis der einheimischen Vitrinen. 289 in Form großer und kleinerer flacher Tropfen. Erst dann kommt die eigentliche Tunica propria (intima?), die als bindegewebige Schicht mit zahlreichen Kernen sich in jede Tubulusfalte mit einsenkt. Der Bau der Tubuli im ganzen ist bei V. diaphana (Laucha- grund) auffallend locker, das sekretorische Drüsenepithel sehr niedrig. Die einzelnen Lumina sind dadurch bedeutend weiter als bei den anderen Arten, die innere Oberfläche ist dement- sprechend geringer. Ich finde nun nie in den Tubuli, entgegen der Darstellung MEISENHEIMERS für Helix pomatia, den Mageninhalt mit den gröberen Restkörpern der Nahrung, sondern immer nur einen ziemlich feingranulierten Verdauungssait. Ein Hin- und Herüberpressen der gesamten Massen zwischen Magen und Leber, wie MEISENHEIMER beschreibt, findet also, wenigstens bei den Vitrinen, nicht entfernt in dem Grade statt. Was zur Leber und in sie hinein wandert, ist ein Flüssigkeits- strom mit gleichmäßig kleinen, darin suspendierten Teilchen. Alle gröberen Stoffe, Membranreste u. dgl. bleiben im Magen liegen. Die drei Zellarten BARFURTHS (3) lassen sich bei allen Arten leicht feststellen. Seine Untersuchungen sind bekanntlich von BIEDERMANN, MORITZ u. a. erweitert. Danach hat die Leber folgende Funktionen: 1. Verdauung durch die Fermentzellen (BARFURTH) =Sekret- zellen (BIEDERMANN). Sekret: peptisch + tryptisch. 2. Exkretion und Resorption durch die Leberzellen (BARFURTH) = Resorptionszellen (Morırz). 3. Sekundäre Sekretion und Speicherung durch die Kalkzellen. Die als echte Fermentzellen (1.) geltenden Zellformen haben eine mittelbreite Basis. Der Kern ist ziemlich klein und im wand- ständigen Plasma oft auf die Seite gerückt. Im übrigen Zellraum spannt sich eine größere oder kleinere Vakuole — ich beobachtete nur eine —, in deren Lumen morulaförmig verschmolzene rein- gelbe Körper liegen, die das Licht ziemlich stark brechen. Die lebensfrischen Fermentzellen bieten dasselbe Bild. In großer, fast kreisrunder Vakuole lagert das Ferment in Traubenform. Ob gelöst als zähe Tröpfchen oder fest, ist so nicht zu entscheiden Nach BARFURTH sind sie der Zahl nach am seltensten. Ich habe 290 Ernst Eckardt, keine Zählung darüber angestellt, sie bei manchen Tieren in vielen Tubuli aber auffällig reich vertreten gesehen. Die zweite Form, die Leberzellen = Exkretzellen Bar- FURTHS sind in der Meistzahl vorhanden. Sie sitzen auf schmalem Stiel und ragen mit verbreitertem Pole in den Tubulus. Ihr Kern ist klein und liest basal. Das Plasma ist von feinen, braunen Körperchen durchsetzt, die nach BARFURTH das Exkret darstellen und in den Darm abgegeben werden. Bei V. brevis sehe ich, wie sich die braunen Körner in einer basalen, kleinen Vakuole sammeln und erst danach zum keulenförmigen Pol transportiert werden. Vermutlich meint BEcKk, wenn er von Bläschen spricht, diese Vakuole. Von einem Resorptionsvorgang (MoRrITZ) weiß ich nichts zu finden. Im lebensfrischen Präparat erscheinen Leberzellen, sobald sie frei isoliert sind, kreisrund mit zentraler Vakuole und peripher verteiltem, granulierten Plasma. Der Vakuoleninhalt be- steht aus schmutziggelben Konkrementen. Der Kern ist sichtbar und kugelig-sphärisch. Nun haben freilich diese schmutziggelben Kügelchen, die mit den Fermenttropfen nicht zu verwechseln sind, eine so geringe Ähnlichkeit mit den braunen Krümchen, die der Schnitt wie der Ausstrich in den Leberzellen zeigt, daß wir sie eventuell als re- sorbierte Nahrung betrachten könnten! Die Kalkzellen fallen nach Größe wie Struktur eigentlich zuerst in die Augen. Sie haben eine breite, lange Basis und sitzen in dreieckiger Form häufig in den Ecken der Tubuli. Der Kern ist sehr groß und chromatin- reich gegen den der anderen. Desgleichen der Nukleolus, der auch den anderen nicht fehlt. Der Kalk wird nach BARFURTH als Phosphat abgeschieden. Der Prozeß der Abscheidung hat eroße Ähnlichkeit mit der des Ferments in den Speicheldrüsen. An den Kern lagern sich Plasmastränge, zwischen denen die Bläs- chen auftreten. Man sieht Tröpfchen grünlich bis gelblich, andere reinweiß und durchsichtig. Das Licht wird nicht stark gebrochen. Nun fand ich bei MEISENHEIMER die Angabe, daß auch die Kalkzellen als Speicherer und zwar für Fette erkannt worden sind. Di- und Trikalziumphosphat lösen sich leicht in verdünnten Säuren. Auf ganz feinen Zupfpräparaten erfolgte nach Zusatz von Salz- oder Essigsäure nur teilweise Auflösung. Die gelblichen Bläschen zeigten sich in den Kaltzellen resistent bis zum Eintrocknen des Präparates, während ein Teil gelöst wurde. Dasselbe war in schwächerer Form bei den Serien zu beobachten, wo das Material mit Zusatz von Essigsäure normal 2:100 üxiert Beiträge zur Kenntnis der einheimischen Vitrinen. 291 war. Daraus schließe ich, daß auch die Kalkzellen, vielleicht nur temporär und quantitativ in zweiter Linie, als Resorptionszellen zu betrachten sind! Mittel- und Enddarm. Der Verlauf des Darmes ist bei allen Arten topographisch ziemlich einheitlich. Er geht zunächst nach dem Auslaufen der beiden beschrie- benen hohen Leisten, hinter denen er sich halsartig einschnürt (Fig. 45 u. 46), unter dem Schlund, danach unter dem Aortenstamm hinweg nach links, steigt aufwärts bis zur Nierenbasis und wendet sich von hier in der verkehrt S-förmigen Schleife rückwärts. Darauf tritt er wieder tiefer in den Körper ein, berührt sich fast mit der zweiten Darmschlinge und durchläuft von hier in ziemlich gerader Richtung nach rechts vorn zuerst die Eiweißdrüse, die ihn meist vollkommen umwächst, weiter eng parallel dem sekundären Ureter die rechte Grenze der Atemhöhle, wo er kurz über dem Spirakulum und etwas tiefer als die Harnpapille, vom Nieren- porus nur durch eine niedrige Falte geschieden sich öffnet. Die drei Semilimaces holen die S-Schleife nach oben wie nach unten nicht so weit aus wie V. pellucida. Ihr Darm ist also ein gutes Stück kürzer. Vom histologischen Bau des Mitteldarmes habe ich einen Punkt zu diskutieren. MEISENHEIMER wie BEcK, betrachten den Darm physiologisch nur noch als ableitendes Rohr, nicht als noch irgendwie resorbierende Fläche. Ja, MEISENHEIMER betont ausdrücklich, daß dem Darm eine resorbierende Tätigkeit voll- kommen abgehe. MEISENHEIMER stützt seine Angabe ver- mutlich auf einen zweiten Autor, der hierfür haftbar zu machen ist. Im Pulmonatenbande Sımrorzs von 1912 wird den Darm- epithelzellen nach GARTENAUER, Rına Montı und Yung Fett- wie Glykogenresorption zugeschrieben. Das trifft auch für die Vitrinen zu. Der vordere Teil des Mitteldarmes, von der Stelle an, wo die aus dem Coecum ableiten- den zwei Leisten auslaufen (Taf. IV, Fig. 8), ist voller Resorptions- zellen, während die Flimmerzellen und vor allem die Schleimzellen, die Beck als allein das Darmepithel konstituierende Element angibt und zeichnet, zurücktreten (Taf. IV, Fig. 10). Diese Resorp- tionszellen (Rz) sind große, oft sackförmige, kolbige Zellen mit großem, runden, chromatinreichen Kern, ähnlich den Kalkzellen der Leber. Oberhalb des Kerns ist der ganze Zellraum von kleinen, Jenaische Zeitschrift. Bd. LI. 19 292 Ernst Eckardt, schwachgelblichen Kugeln oder Tröpfchen angefüllt. Die flaschen- förmigen Schleimzellen dazwischen, die ihr Sekret büschelstrahlig ins Darmlumen abgeben, sind dagegen so intensiv schwarzblau mit Hämatoxylin gefärbt, daß eine Verwechslung sich ausschließt. Die Resorptionszellen brauchen nicht auf der ganzen Strecke, die sie besetzen, in voller Resorptionsphase zu sein, wie Fig. 8 auf Taf. IV beweist, die von demselben Tier wie Fig. Yastammt. In beiden Fällen aber unterscheiden sich die Zellen, denen ich Resorption zuschreibe (Rz), deutlich von dengewöhnlichen Darmzellen (Fig. 9b). Die beschriebenen Zellen müssen also wohl als resorbierende Elemente gedeutet werden! Zwischen die großen Zylinderzellen schieben sich durchgehends schmale Stütz- zellen (Taf. IV, Fig. 8, Stz). Die Cuticula ist besonders im ableitenden Darmrohr sehr kräftig entwickelt und trägt überall Flimmern. Im letzten Drittel des Mitteldarmes und des Rektums fehlen sie ganz. Im dem letzten Mitteldarmteil finden sich die gestielten, fächerförmigen Flimmerzellen und die Schleimzellen, die BECK auf Taf. IX, Fig. 24 abbildet. Das Rektum (gerechnet vom Ein- tritt in die Lungenhöhle) hat eine stärkere zirkuläre wie longi- tudinale Muskulatur, die es meist sternförmig zusammenfaltet. Außerdem einen weit größeren Reichtum an Schleimzellen, deren basale Kolben sich meist in das umgebende Bindegewebe ver- lagern, weil das eigentliche Epithel gegen das des Mitteldarmes erniedrigt ist. Die Schleimzellen entsprechen histologisch den einzelligen Schleimdrüsen der Haut. Von den vielzelligen Drüsen- schläuchen GARTENAUERS finde ich bei den Vitrinen keine Spur. Als Allgemeinresultat konstatieren wir also: die Gebirgs- formen besitzen das Zonitidengebiß mit pfriemenförmigen Marginalzähnen, das nach SIMROTH auf eine räuberische Lebens- weise deutet. Das gesamte Darmsystem vom Schlund bis zum Rektum ist schwächer ausgebildet als bei V. pellucida, die rein herbivor zu sein scheint. V. diaphana (Lauchagrund) stellt hierin unter den Gebirgs- vitrinen das Minimum dar. Ein Coecum am Ende des Mitteldarmes, das bei Limax vorhanden ist, fehlt den Vitrinen ganz. Man geht vielleicht nicht fehl, wenn man den Unterschied, den wir zwischen V. pellucida und den Semilimaces fanden, auf die Nährstoffe zurückführt. Die erste Art frißt vor allem grüne Phanerogamen, die anderen Arten niedere Kryptogamen mit teil- Beiträge zur Kenntnis der einheimischen Vitrinen. 293 weiser Bevorzugung von Fleischnahrung (Insekten, Würmer usw.), wie eine größere Tabelle von SımrorTu (62) und meine eigenen Erfahrungen gelegentlich beweisen. VII. Das nervöse System. 1. Die Ganglien und peripheren Nerven. Die geringe Zahl der untersuchten Arten, deren Auswahl nicht nach systematischen Gesichtspunkten erfolgen konnte, sondern sich eben rein siedlungsgeographisch auf die einheimischen Formen erstreckt, bietet bei den teils recht geringen oder feinen Unterschieden des Nervensystems keine festen Angelpunkte für eine wirkungsvolle Vergleichung. Etwas speziellere Angaben über die Ganglien und teilweise periphere Nerven finde ich in WıEGmanns Notizen (71). Sie sind jedoch durchgehends lückenhaft und bedürfen der Korrektur wie Ergänzung. Das periphere System wie die Morphologie der Ganglien stellte ich hauptsächlich durch dorsale und ventrale Sektion fest. Gerade die letzte, wenig geübte Methode, bei der ich durch einen langen Medianschnitt längs der Sohle die sekundäre Leibeshöhle öffnete, bot eine wichtige Ergänzung zur ersteren. Die Ganglien sind in der für die Pulmonaten typischen Zahl vorhanden: 2 Cerebralia, 2 Buccalia, 2 Pedalia, 2 Parietalia, 1 Abdominalia, 2 Pleuralia. Die letzten fünf verschmelzen in der Regel so weit, daß nur noch aus dem Ursprung der Nervenstämme auf den Charakter des Ganglions geschlossen werden kann. Die Zerebralganglien sind durch eine kurze Kommissur ver- bunden, die relativ stärker ist als bei Helix, ohne dabei länger zu sein. Am kürzesten ist sie bei V. pellueida (Textfig. 10), wo die Ganglien, von oben gesehen, als dreieckig-herzförmige Lappen mit der leicht ausgezogenen inneren Ecke unmittelbar aneinander stoßen, Der Querschnitt stellt ein dreiseitiges Prisma dar. 19* 294 Ernst Eckardt, Eine Gliederung, analog Helix, in Proto-, Meso- und Meta- cerebrum ist äußerlich morphologisch kaum zu machen, denn der dem Protocerebrum entsprechende Teil liegt als halbkugelige, nervenfreie Region der Hauptmasse seitlich angegliedert (Text- fig. 48 PC). Meso- und Metacerebrum bilden eine morphologische, wie auch funktionelle Einheit. Von diesen Ganglien gehen derzeit nur neun Nerven ab, von denen acht rein sensorische Funktionen haben. 1. Entspringt von der Unterseite der Vorderregion, weit nach außen, ein sehr kräftiger Nerv (Nerv. labialis externus, Textfig. 48/J),. Er N zieht als äußerster ® und tiefster nach vorn zu den Lippen, wo er vor allem die zwei großen inneren Lippen inner- viert und sich noch nach oben im Bogen- geweihartig ver- zweigt. 2. Dicht überihm Textfig. 48. Kopfnerven von Vitrina pellueida. geht der Nerv des kleinen Fühlers und des Mundlappens ab. Er gabelt sich auf ca. fünf Sechsel seiner Länge in zwei ziemlich gleichstarke Äste, deren Einzeldurehmesser hinter dem gemeinsamen Stamm nicht zurücksteht. Beide Nerven- äste verdicken sich schnell zu den entsprechenden Ganglien des kleinen Fühlers und des Mundlappens (SEmPrERsches Organ!); die Anschwellung zum Ganglion erfolgt bei letzterem von kleineren zu größeren Knoten. Der Kopfteil ist birnenförmig (I]). An dritter Stelle nach oben entspringt ziemlich tief auf der Unterseite des Ganglions das Zerebro-Buccalkonnektiv (III). Als 3. Nerven finden wir den schwächeren N. labialis in- ternus (IV), der einmal die obere und vordere Fläche der Kopf- haut, wie etwas zurückgelegene Teile der segmentierten Ober- lippe versorgt, wo er als 2. Nerv die zum SEMPERschen Organ zu zählenden Ganglienknoten bildet. Der 4. Nerv ist der N. peritentacularis externus (V), der sich zunächst an den Seitenwänden der Kopfhaut, der Hauptast an der Basis der Fühlerscheide verzweigt. Beiträge zur Kenntnis der einheimischen Vitrinen. 295 Hierauf folgt am Ganglion jene halbkugelig vorgewölbte sensorische Region, das Protocerebrum bei Helix, von der keine Nerven ausgehen und das sich histologisch streng von der übrigen Ganglienmasse unterscheidet. Es ist das der seitliche akzessorische Lappen von PELSENEER, der Sinneslappen von BönmiscH. Dieser Teil besteht nämlich ausschließlich aus einer Häufung der kleinen Nervenzellen, deren runder Kern nur von verschwindenden Plasma- resten umlagert ist und die wir überall in den aufgeteilten Ganglien der Fühler und anderorts wiederfinden. Es sind die petites cellules ä noyau spherique (sans nucleole!) von Nagıas (30). Sie zeigen eine scheinbar gesetzmäßige radiäre Anordnung, die nach dem kleinen, inneren Markhof, der Halbkugel, die aus der ‚„Substance pontuee“ besteht, konvergieren. Hart an der Basis dieses Protocerebrums nach innen ent- springt der 5. und 6. Nerv. Der 5. ist der Tastnerv des großen Fühlers, dessen Stärke aber hinter Nerv 2 zurücksteht. MEISEN- HEIMER bezeichnet ihn als N. ‚olfactorius“. Der 6. ist der zarte N. opticus. Beide Nerven sind bis zum Eintritt in die Muskel- scheide des Fühlers in eine Bindegewebsscheide eingeschlossen; die Trennung erfolgt erst innerhalb der Muskelscheide des Fühler- retraktors. Dagegen ist zu betonen, daß seine nervösen Fasern (Fibrillen) rückwärts, bis zum Austritt aus dem Ganglion selbst- ständig sind, wie man auf Querschnitten deutlich verfolgen kann. Durch Sektion sind sie schwer zu isolieren. Er ist also als selbst- ständiger Nerv aufzufassen und nicht, wie es bei Helix pom. der Fall zu sein scheint, als Seitensprößling des großen Tastnerven. SIMROTH sagt in (53) 1912 auf p. 207 hierzu allgemein für die Pulmo- naten: „Augennerv, wie es scheint, überall gesondert.‘ Der 7. Nerv ist der N. peritentacularis internus, der an der Muskelscheide des Fühlers hochsteigt und dessen oberen Teil peripher versorst (VIII). Als 8. Nerv ist wieder ein echter Sinnesnerv, der D. acusticus zu nennen; bekanntlich der feinste, selbständige Nerv überhaupt. Es gelang mir in einem Falle, die Ganglien so freizulegen und zu beleuchten, daß er bei 40facher Vergrößerung unter dem bin- okulären Präpariermikroskop deutlich sichtbar war. Er verschwand nach dem Austritt aus der Othocyste zunächst unter der breiten Verschmelzung des kurzen Pedo-Viszeralkonnektivs, tauchte sodann zwischen Zerebro-Viszeral- und Zerebro-Pedalkonnektiven wieder auf, lief zwischen ihnen empor und verschwand aufs neue unter dem hinteren Teil der Zerebrale. Nach LAGAZE-DUTHIERS Unter- 296 Ernst Eckardt, suchungen (19) hat er bekanntlich seinen Ursprung ziemlich tief unten auf der Ventralseite des Zerebrale. Der 9. Nerv ist mit größter Wahrscheinlichkeit rein moto- risch. Er ist der kürzeste Nerv der Zerebralganglien und läuft vom hinteren Teil des Zerebrale zum Pharynxretraktorband jeder Seite. Er wurde von PLATE (35) bei Daudebardia rufa zuerst entdeckt von Beck bei Buliminus, von mir bei allen untersuchten Vitrinen gleichfalls aufgefunden. Nur bei V. pellueida inseriert er sich viel weiter vorn als bei den anderen Arten, nämlich da, wo die beiden Pharynxbänder mit der Muskularis des Hypopharynx verschmelzen. Seine einzig verständliche Funktion, auf Reiz der Sinnesorgane eine entsprechende Bewegungsreaktion des Kopfes zu veranlassen, ist sicherlich auch hier die gleiche. WIEGMANN gibt acht Nervenpaare an, die er aber nicht näher beschreibt. Er erwähnt nicht den N. acusticus und ebenso- wenig den Retraktorennerv, den er wahrscheinlich nicht gekannt hat. Wohl aber hat er bereits genau die Selbständigkeit des Opticus und die Beziehung zwischen Nerv des kleinen Fühlers und Lippen- tentakels, als Äste eines Stammes, erkannt. Aus der Zahl ergibt sich, daß er einen Nerven mehr gesehen hat, als ich. Er gibt ihn als sehr feinen Nerven, der das arterielle Fühlergefäß begleitet, an. Ich habe ihn aber weder bei Sektionen ge- funden, noch läßt er sich in den Schnitten nachweisen. Aus diesem letzteren Grunde muß sich WIEGMANN wohl ge- irrt haben, zumal die Bindegewebsketten, die den Kopf durch- ziehen, leicht für feine Nerven genommen werden können. Die Zerebro-Buccalkonnektive sind ziemlich lang, um der Bewegung des Schlundes und Kopfes folgen zu können. Die Buccal- kommissur aber ist so kurz, daß die Ganglien völlig unter dem Schlundrohr verschwinden. DieEntwicklung des Bucealnerven als sympathisches System wie bei den Helieiden ist bei den Vitrinen nach dieser Richtung noch sehr primitiv. Ich kann unter allen Nerven nur einen jederseits feststellen, der am Ösophagus abwärts zu den Speicheldrüsen läuft, doch zuvor noch einen Ast an die Zungenscheide abgibt. Die Bedeutung der Buccalia als sym- pathische Ganglien scheint (Textfig. 48) mir eine sekundäre Er- werbung zu sein. Ursprünglich und wie bei den Prosobranchiern noch heute, gehörten die Speicheldrüsen zum engeren Pharyngeal- system. Erst die tiefere Verlagerung der Speicheldrüsen nach abwärts muß auch das Gebiet der zugehörigen Nerven erweitert Beiträge zur Kenntnis der einheimischen Vitrinen. 297 haben, die im Laufe dieser Entwicklung sich bis auf Magen und Darm erstreckten. Die Buccalganglien von V. pellucida haben nierenförmige Gestalt. WIEGMANN gibt sechs Nerven jederseits an, davon einen allerdings als ungewib. Ich vermag am tadellos erhaltenen Schlund- kopf wie im Schnitt nur vier zu entdecken, spätere Gablung frei- lich ungerechnet (Textfig. 48). So entspringt zunächst rein lateral nach außen in einem Stamm mit dem Zerebro-Buccalkonnektiv je ein Nerv, der sich bald gabelt und in die Seiten des Pharynx eindringt. Nach innen gehen jederseits noch zwei Nerven dicht nebeneinander ab; der innerste gabelt sich wieder bald. Der erstere innerviert die obere Pharynxmuskulatur, der zweite das nervenreiche Gaumendach (Textfig. 25). Der 4. Nerv ist der zuerst genannte Sympathicus. Von den vorderen Unterseiten der Zerebralen — im Querschnitt gesehen, sind es die unteren ausgezogenen Ecken des dreiseitigen Prismas jederseits — gehen die ziemlich langen Zerebro- Pedalkonnektive zu den Fußganglien. Diese Ganglien liegen, eng aneinander- gepreßt als zwei spiegelbildlich gleiche, eiförmige Körper unterhalb von Schlund und Aorta anterior. Äußerlich sieht man keine Verbindung. Auf Schnitten lassen sich zwei Querkommissuren eine vordere und eine hintere feststellen. Jedes der Ganglien entsendet sieben paarige, sym- metrisch entspringende Nerven, drei von der Vorder-, vier aus der Hinterregion, alle ventral von der unteren Hälfte (Textfig. 49). ‚er stärkste der drei vorderen strahlt, bald doppelt, dann weiter dendritisch verästelt, in die vorderste Fußzone, wo er sich in zahlreiche Ganglienknötchen aufteilt, analog den Lippennerven. So zählte ich im Vorderrand der Sohle von V. elongata ca. 160 Ganglienknötchen. Dieser 1. Nerv ist in erster Linie als Sinnes- nerv, der von ihm innervierte Fußteil als ein bevorzugtes Sinnes- werkzeug im Dienste des Tastsinnes aufzufassen. Bemerkungen, die bereits von PrArE gemacht, von SIMROTH auf p. 207 seines Pulmonatenbandes wiederholt und betont werden. Textfig. 49. Pedalganglien und Nerven derselben Art. 298 Ernst Eckardt, Der 2. Nerv entspringt etwas über dem ersten, biegt aber später seitwärts ab, so daß seine Endigungen hinter der Zone des ersten liegen. Er gibt 2—3 Äste in die Wandungen des Halses (II). Der 3., schwächere Nerv ist ausschließlich ein Halsnerv, der rechterseits vornehmlich die Genitalöffnung versorgt (III). Ziemlich von der Mitte der Ganglien steigt ein kurzer, sehr kräftiger Nerv in den Fuß, der sich vor allem längs der nervösen Fußsaumrinne verbreitet (IV). Wieder flacher nach hinten ziehen zwei schwächere Nerven. Sie geben reiche, feinere Seitenäste in die Körperwand ab, so daß man beim Öffnen von der Sohle aus bis sieben Nervenstränge jeder- seits zählen kann, die in das Gebiet dieser beiden Nerven fallen (V, VI). Ganz zu innerst entspringt am spitzen hinteren Pole des Ganglion der große Schwanznerv (VII), der stärkste Nerv des Pedale. Er gibt bald einen ersten, danach einen zweiten kräftigen Ast ab, die sich augenscheinlich einseitig dichotom nach unten weiter verzweigen. Erwähnenswert ist ein anormaler Fall, den ich von V. pellu- cida beobachtete. Die großen Schwanznerven kreuzten sich unter spitzem Winkel. Der mittlere Nerv hatte noch neben sich einen schwächeren Nachbar, so daß im ganzen acht Paare vorhanden waren. Der Penisnerv ist der unsymmetrische Nerv des rechten Pedale. Er entspringt von dessen oberem Teil, da, wo das Zerebro-Pedalkonnektiv ins Ganglion mündet. Er tritt nicht an die Penisscheide direkt, sondern an das V. deferens. Dort gabelt er sich und der eine Ast läuft vorwärts auf den Penis selbst. Bezüglich des Ursprunges im Ganglion ist Vitrina wieder gegen die Helieiden primitiv. Bei Helix sprechen die Verhältnisse dafür (s. MEISENHEIMER (26), p. 33), daß auch dort der Penisnerv eigentlich zum Pedale gehört, weil seine Fasern das Zerebrale nur durchlaufen, dagegen „von Ganglienzellen herstammen, die längs der Zerebro-Pedalkonnek- tive oder gar in den Pedalganglien selbst gelegen sind.‘ Es wäre nun viel wichtiger, die Verhältnisse bei den Limaciden zu kennen! SIMROTH macht aber in (55) keine Angaben darüber, wo dort der der Penisnerv entspringt, so daß spezielle Untersuchungen gelegent- lich nur zu wünschen sind. Auch bei V. pellucida fand ich einen Fall, wo der Penisnerv an der oberen Basis des Zerebro-Pedal- konnektivs, also fast im Zerebrale selbst entsprang. Beiträge zur Kenntnis der einheimischen Vitrinen. 299 Die fünf Viszeralganglien, die sich aus den äußeren Pleuralia, an zweiter Stelle den Parietalia als paarigen Ganglien, die in ihrer Mitte das unpaare Abdominalganglion einschließen, zusammen- setzen, bilden das Mittelglied der zwei Nervenringe. Das weitere Lumen, durch das Ösophagus, Speichelgang und Pharynxretrak- toren laufen, wird durch die Zerebro-Viszeral- und -Zerebro- Pedalkonnektive, das viel engere, durch das die Aorta anterior tritt, wird von den sehr kurzen Pedo-Viszeralkonnektiven gebildet. Die Ganglien sind untereinander morphologisch so enge ver- schmolzen, dorso-ventral so abgeplattet, daß man nur aus Kontur- andeutungen und abgehenden Nerven auf ihren Charakter schließen kann. Dabei ist eine starke, asaymmetrische Verlagerung mit einem Übergewicht der rechten Seite eingetreten (Textfig. 50). Das linke Pleurale ist in die Länge gezogen, das linke Parietale seitlich zu- sammengedrückt. Beim Abdomi- nale, sowie Parietale und Pleurale der rechten Seite ist die Gliede- rung noch mehr verwischt, die drei Ganglien sind noch stärker zusammengeschoben. Die Pleu- ralia entsenden bekanntlich keine Nerven, sondern nur die beider- seitigen Konnektive. Die übrigen dreiGangliengeben fünfNervenab. | Vom linken Parietale laufen | zwei Nerven (P, und P,), ein Textfig. 50. Visceralganglien und starker und ein feiner. Der starke Nerven. steigt senkrecht vor dem linken Augenretraktor in die Höhe, macht also sofort nach seinem Aus- tritt aus dem Ganglion einen rechtwinkligen Knick. Auf der Höhe des Mantels erfolgt ein zweiter Knick nach hinten. Er tritt in die linke Mantelhälfte, verteilt sich von hier in den Nackenwulst, nach vorn in die Mantelkapuze und gibt Äste an die Pallealorgane. Der zweite, feinere bleibt im Innern des Körpers und versorgt die linke Körperwand. Vom Abdominalganglion gehen auch nur zwei Nerven ab. Der große Intestinalnerv läuft außen links am Osophagus abwärts bis zum Magenblindsack. Hier beginnt er sich reich zu verteilen; 300 Ernst Ecekardt, einerseits am Magen aufärts bis zur Cardia, andererseits in die Leber und den Darm. Der 2., schwächere Nerv des Abdominale geht vom dorsalen Teile des Ganglions unter dem Blasenstiel hinweg zum Eisamen- leiter und der Eiweißdrüse. Auf halber Länge spaltet er sich in zwei Arme. Das rechte Parietale entsendet nur noch einen, jedoch kräftigen Nerven. Er teilt sich bald in zwei Äste, deren einer das Genital- atrium umzieht. Der andere steigt nach oben und teilt sich dort wieder in eine kräftige Gabel, die sich im Mantel um das Spirakulum herum verzweigt und deren hinteres Ende weiterhin den rechten Schalenlappen bedient. Vergleichen wir nun die Nervensysteme der anderen Arten mit dem von V. pellucida, so finden wir für zunächst bei V. diaphana vom Inselsberg folgende Differenzen (vgl. Textfig. 20 und 51): 1. Die Cerebralia sind relativ kleiner, an der unteren, freien Ecke sanfter gerundet. Die Cerebralkommissur ist ein breiter, allmählicher Übergang von einem Ganglionzum anderen. 2. Der Sinneslappen (Protocerebrum) ist nicht gerundet halbkugelig, sondern vorn in eine kurze, stumpfe Spitze ausgezogen. 3. Tastnerv des großen Fühlers und Opticus entspringen direkt aus der äußeren Ecke des dreieckigen Cerebral- lappens. Das freie Stück des Nervenstranges zwischen Fühlerscheide und Ganglion ist länger, sein Eintritt in die Muskelscheide des Fühlers ist plastischer durch eine Leiste markiert. 4. Der Nerv des Lippententakels ist nicht ein Ast des Nerven vom kleinen Fühler, sondern selbständig. Beide sind nur sehr eng aneinander gelagert. (Zur Untersuchung stand mir freilich nur ein erwachsenes Tier, so daß Vergleichs- untersuchungen nicht gemacht werden konnten. Die ge- fundene Tatsache war aber bei diesem Exemplar absolut deutlich.) (Textfig. 52.) 5. Die Buecalganglien unterscheiden sich bedeutender (Text- fig. 51). a) Die Querkommissur setzt sich scharf gegen den eigent- lichen Ganglienkörper ab. b) Das Zerebro-Buccalkonnektiv und alle Buccalnerven außer dem Nerven der Speicheldrüse entspringen dicht Beiträge zur Kenntnis der einheimischen Vitrinen. 301 nebeneinander aus dem in drei Nervenstämme auf- geteilten, oberen Ende des Ganglion (Textfig. 51). c) Die Gabelung der seitlichen Pharynxnerven reicht dichter an das Ganglion heran, der Grundstamm ist also kürzer. 6. Am Pedale liegen die Ursprünge der sieben Nervenpaare etwas anders. a) Der zentrale Mittelnerv (Textfig. 52) hat einen schwächeren Begleiter. b) Der große Schwanznerv liegt mit dem Nebennerv anfangs in eine Scheide einge- schlossen. Der Hauptnerv gabelt sich unsymmetrisch einseitig weiter nach hinten, so daß strickleiter- ähnliche Rudimente vorliegen. Textfig. öl. Nervensystem Textfig. 52. Pedalganglien und Nerven von Vitrina diaphana. derselben Art. 7. Die Viszeralganglien sind viel schärfer gegliedert, die Symmetrie ist ziemlich erhalten. Die einzelnen Ganglien sind dorso-ventral plastischer, nicht so abgeplattet wie bei V. pellucida. 8. Der Penisnerv ist der 4. Nerv des oberen rechten Pedale, von vorn gerechnet. 302 Ernst Eckardt, Die V. diaphana affinis (Wgm.) aus dem Lauchagrunde unterscheidet sich in folgenden Punkten von der V. diaphana vom Nordosthange des Inselsberges. 1. Die bindegewebige Hülle des Zerebrale ist mit dem Re- traktor des kleinen Fühlers verwachsen. Es scheint das eine funktionell ganz ähnliche Einrichtung zu sein, wie wir sie bei V. pellucida fanden, wo der Augenretraktor jederseits ein feines Band ins Bindegewebe des dorsalen Nervenringes abgab. 2. Der Retraktornerv für den Pharynx entspringt tief im Grunde des Zerebrale (vgl. V. elongata). 3. Penisnerv von der Grenze zwischen Pedale und Parietale der rechten Seite 4. 2. vorderer Pedalnerv dreigeteilt um das Genitalatrium. 5. Ein 3. feiner Nerv des rechten Parietale geht an der Colu- mella herab. Eine interessante Anomalie zeigte sich bei der Sektion eines Tieres. Es war ein doppeltes Zerebro-Pedalkonnektiv jeder- seitsvordanden. Der an der Cerebralkommissur durchschnittene, wohlerhaltene Schlundring ließ, ausgebreitet und von innen wie außen betrachtet, drei deutliche parallel laufende Konnektive vom Zerebrale erkennen (außer Buccalkonnektiv). 1. Das Zerebro- Viszeralkonnektiv und 2. zwei annähernd gleichstarke Stränge jederseits zwischen Zerebrale und Pedale. Die daraufhin untersuchten Serien zeigten in zwei Fällen ganz normale Verhältnisse. Ein ähnliches Tier wie das sezierte, nämlich von dem eingangs erwähnten großen, grauen Typus, be- sab dagegen ein augenscheinliches Rudiment eines vorderen Zerebro- Pedalkonnektivs, das sich auf drei Viertel seiner Länge vom Pedale aufwärts im Bindegewebe blind verlor. Vielleicht sind diese Fälle als Rückschläge zu deuten, wenn wir nicht rein zufällige Variation annehmen sollen. Es ist ja be- kannt, daß die doppelte Pedalkommissur auf ursprünglich vier Pedalganglien hinweist, deren Verschmelzung sich hin und wieder auch noch in zweiter Linie durch leichte Einschnürung der Ganglion in den Flanken, die durch hineinwuchernde Bindegewebszapfen erst im Schnitt sichtbar werden, konstatieren läßt. Im allgemeinen sehen wir zwischen den beiden V. diaphana im Nervensystem also keinen so scharfen Unterschied, der die Beiträge zur Kenntnis der einheimischen Vitrinen. 303 zweite Form als eigene Art zu betrachten erlaubte. Die weiteren Kapitel wie die vorangegangenen ändern an dieser Auffassung nichts. Die stärksten Abweichungen von V. pellucida finde ich bei V. elongata (V. brevis): 1. Die Cerebralia sind massiger und breiter, die Kommissur zwischen ihnen bildet eine leicht angegliederte Brücke (Textfig. 53). 2. Die Buccalkommissur ist sehr lang, die Ganglien selbst sind kurz eiförmig mit nach innen gerichteten Spitzen. Textfig. 53. Ganglien und Haupt- Textfig. 54. Genitalnerven dieser nerven von Vitrina clongata. Art. 3. Der freie Nervenstrang (großer Tastnerv und Opticus) vom Ganglion bis zum Eintritt in die Fühlerscheide eben- falls sehr lang, denn V. elongata ist die schlankste Form, die sich am meisten zu strecken vermag. 4. Von der Oberseite des Pedale, hart unter dem rechten Parietale entspringen drei Genitalnerven (Textlig. 54). a) Der Penisnerv, der sich wie bei V. pellucida über Penis und Vas deferens gabelt. Er schwillt vorn, zwischen Penis und Körperwand ganglionär an. b) Ein Nervus atrii. c) Ein Nerv für Vagina und Pfeildrüse. 5. Von den sieben Pedalnervenpaaren ist das vorderste Paar das kürzeste, dassich im vorderen Fuß in einemganglionären 304 Ernst Eckardt, Knoten verzweigt, der dem Sternganglion in der Mantel- wand von Cephalopoden sehr ähnlich ist (Textfig. 55). 6. Die Viszeralkette ist gänzlich unsymmetrisch. Das linke Pleu- rale ist stark reduziert, das linke Parietale nur noch ein kleiner Knoten. Das rechte Pleurale ist vollkommen mit dem rechten Parietale verschmolzen. Für V. brevis macht WIEGMANN keine Angabe, die auf Besonderheiten deutet. Er erwähnt nur die relative Bexttik 2 Pe Kürze der Zerebro-Pedalkonnektive und und Nerven dieser Art. die starke Verschmelzung der Ganglien in der Viszeralkette, die eine Unterscheidung der ursprünglichen Elemente nicht mehr erlaubt. Zusammengefabßt scheint also bei der beschränkten Zahl der unteruschten Arten und dem Mangel an Untersuchungen bei ver- wandten Gruppen des Nervensystems wenig geschickt, im engeren phyletische Anhaltspunkte zu geben. Dazu kommt die individuelle Variationsbreite der peripheren Nerven im Gasteropodenkörper, die die Kritik erschwert. Jeden- falls ist bei der gezeigten Konzentration des Nervensystems von Vitrina, selbst gegen Helix, nur partiell von Primitivität zu reden angängig. Einzelne zu abstrahierende Punkte werde ich in der Schluß- kritik noch betonen. Die Zahl der peripheren Nerven übertrifft z. T. den Typus Helix und ist darum bei Vitrina keine größere Einfachheit gegen jene Familie vorhanden. Die Konzentration der Viszeral- kette hält sich bei beiden Gruppen mindestens die Wage. In der Gruppe selbst wäre V. diaphana vor V. pellucida zu stellen. V. elongata ist gar nicht direkt anzuschließen, sondern höchstens in nahe Parallele zu bringen. Histologische Feinheiten habe ich nicht genauer studieren können. Ich finde die Verhältnisse so, wie sie NABIAs (30) all- gemein beschreibt. Das intranervöse Bindegewebe, die Neuroglia, bestehend aus feinen, blassen, anastomosierenden Bindegewebs- zellen erlangt die mächstigtse Entwicklung in den Kommissuren und Konnektiven. Beiträge zur Kenntnis der einheimischen Vitrinen. 305 Der reine nervöse Körper der Ganglien setzt sich aus drei Elementen zusammen: 1. Die großen, uni- bis bipolaren gewöhnlichen Ganglien- zellen der Rindenschichten, les cellules ganglionnaires proprement dites von NaBıas. Die größten Individuen dieser Zellart führen oft mehrere, bis drei Nukleoli. 2. Die bereits erwähnten, kleinen, rundkernigen, dicht ge- drängten Zellen der sensorischen Region, die im „Sinnes- lappen“, dem Protocerebrum, eine dicke Haube bilden und radiär angeordnet erscheinen. Es sind die ‚„petites cellules & noyan spehrique” — ohne nachweisbaren Nukleolus — desselben Autors. 3. Die innere Faser und Marksubstanz, die sogenannte Punktsubstanz, deren Hauptmasse auf mehr oder weniger senkrechte Querschnitte der sich kreuzenden Fibrillen entfällt. Zu den bisherigen Darstellungen habe ich zu sagen, daß die Größe der gewöhnlichen Ganglienzellen nicht streng von auben nach innen abnimmt, sondern ich sehe in der peripheren Zone ebenso kleine und mittlere Zellen sich eindrängen, ja manchmal überwiegen, die großen dagegen auch bis zur inneren Grenze der Rindenschicht gehen. Im ganz jungen Tier wie dem weit entwickelten Embryo muß die Gleichartigkeit der nervösen und der epidermalen Zell- elemente, besonders nach Kerngröße, -form und -struktur jedem Untersucher in die Augen fallen. Morphologisch erleiden die Nerven- zellen geringere Veränderungen gegen die Embryonalzustände als die Zellen anderer Organsysteme. 2. Die Sinnesorgane. a) Tastsinn, Geschmack, Geruch. Die Sinnesorgane sind nach ihrem feineren Bau schon der Gegenstand so zahlreicher und teilweise vortrefflicher Untersuchung gewesen, daß eine systematische Arbeit, die eine ganze Tiergruppe beschreibt, nicht so eingehend sein kann. Immerhin aber findet man bis in die neueste Zeit auch hier strittige oder zweifelhafte Punkte, die Beachtung verdienen. Die Hauptorgane, die der Tastfunktion, also der Druck- empfindung, ferner vermutlich noch einer gewissen Geruchs- 306 Ernst Eckardt, perzeption dienen, sind in erster Linie die großen und kleinen Fühler und die Mundlappen. In zweiter Linie kommen die Lippen, der vordere Fußteil, die seitlichen Sohlenränder, die Mantelteile um das Spirakulum und zuletzt die ganze übrige Körperhaut in geringerer Schärfe in Frage. Die Fühler und Mundlappen allein besitzen echte Sinnes- ganglien, die sich dadurch von den zentralen Ganglien unter- scheiden, daß ihnen die gewöhnlichen, uni- bis multipolaren Ganglien- zellen gänzlich fehlen. Sie sind nur aus den petites cellules & noyan spherique und der Punktsubstanz, die die zentralen Kerne der Ganglien füllt, zusammengesetzt. Der Bau der Fühlerganglien ist von FLEmminG (12) bereits mit ausgezeichneter Genauigkeit, danach von SIMROTH (54) beschrieben worden. Das Ganglion teilt sich in einzelne Bündel auf, zwischen denen sich auch peripher die Muskelscheide, die es umhüllt, löst und mit der Körperhaut ver- wächst. Die einzelnen Ganglienbündel, die von feinen Gewebs- membranen mit diffus eingelagertem Pigment umhüllt sind, diver- sieren sämtlich distal nach der sogenannten Sinneskalotte. SARASIN prägte diesen Ausdruck für die perzipierende, gewölbte Kopffläche der Fühler, der auch auf die Mundlappen zu erweitern ist. Zwischen dem hohen Zylinderepithel mit ziemlich starker Cuticula, treten hier die Nervenendigungen teils in echten Sinnes- zellen (Textfig. 52), als Geruchszellen mit freiem Haar, oder in dendritisch verzweigter Form mit der Außenwelt in Verbindung, wo in letzterem Falle die Sinneszelle erst tiefer im Körperinnern liest. (In den Lippen finden sich vornehmlich die sogenannten Polypenzellen (ScHmipr), die den Geschmack vermitteln sollen.) Die Sinneskalotte der Mundlappen ist von etwas abweichen- dem Bau. Sie ist nicht so stark gewölbt wie an den Fühlern und ihr Zylinderepithel hat ein ganz charakteristisches Aussehen. Die Zellen gleichen in ihrer Anordnung nämlich den einzelnen Borsten- bündeln einer Bürste. Dies und nichts anderes kann meines Er- achtens SIMROTH (55) meinen, wenn er bei Besprechung des ‚„Sem- perschen Organs“ den Bau der unteren Stollen des Hufeisens als kammförmige Bildung beschreibt, dessen Zähne nach außen gerichtet sind und zwischen denen die schlauchförmigen Drüsen- zellen der Mundlappenpakete ins Freie münden. Alles Kritische hierzu habe ich bereits in dem Kapitel über das „Sempersche Organ“ gesagt. Die großen Fühler differieren noch insofern, als durch das Auge die Sinneskalotte in zwei ganz ungleiche Teile, nämlich die Beiträge zur Kenntnis der einheimischen Vitrinen. 307 eigentliche Hauptwölbung und eine schmale Nebenzone geteilt wird, wonach sich dann auch die Aufteilung des Ganglions richtet. Vorderer Fußteil, Fußrand, Mantellappen ums Spirakulum sind eigentlich nur als Gegenden erhöhter Reizfähigkeit, noch nicht als Sinnesorgane aufzufassen. Das gleiche gilt für die nervösen Elemente in den Lippen, die als Geschmacksapparat ja nur gedeutet, nicht bewiesen worden sind. Wenn H. Pı&ron nach SIMROTH (53) auch den vorderen Fuß bei Limnaea aurieularia und L. stagnalis als Geschmacksorgan hinstellt, so fällt das kritisch unter den- selben Gesichtspunkt. Selbst das physiologische Experiment wird hier unsicher lassen, ob sich Tastsinn und Geschmackssinn bei den Mollusken ausschließen. Zu einer Erforschung in dieser Richtung wäre der Geruchssinn hinzuzuziehen und diese drei Sinnesfunktionen als Perzeptionsfähigkeiten für die drei Aggregatzustände der Materie aufzufassen. 1. Der Tastsinn reagiert physikalisch als Druckempfindung auf feste Körper. 2. und 3. Geschmack und Geruchssinn in erster Linie chemisch auf flüssige und gasförmige Substanz. Aber schon bei allen Landtieren werden wir einen Über- sang von 1 und 2, bei den Wassertieren von 2 und 3 haben. Ob nun morphologisch verschiedene Nervenendigungen auch physiologisch verschiedenen Funktionen entsprechen, bleibt nur eine Annahme von allerdings großer Wahrscheinlichkeit. Auffallend und für alle Hautsinnesorgane gemeinsam ist endlich die ständige Vergesellschaftung, möchte ich sagen, mit den eigentümlichen großkernigen Bindegewebszellen, die SIMROTH nur für die Fühler erwähnt, und die ich in Textfig. 5 und 6 abgebildet habe. Sie finden sich eben nicht nur in Fühlern und Mundlappen, sondern ebenso charakteristisch im vorderen Fußteil, dem Sohlen- rande und um das Spirakulum. Sezernierende Funktion beobachtet man, wie ich schon erwähnte, nur bei einem geringen Bruchteil vonihnen. Und so ist die Deutung, die Yun (73) für Helix pomatia gibt und die Beck (4) für Buliminus bestätigt und der ich mich anschließe, vermutlich auch nur ein Teil ihrer vollen Bedeutung. Nach einem sekundären Osphradium, wie es PLATE (34) für Testacella beschreibt und abbildet, habe ich bei allen Vitrinen vergeblich gesucht. Dieser Mangel scheint um so merkwürdiger, als sogar bei Helix pomatia laut Sımrorz (53), S. 207 noch Reste dieser im Lungenraum gelegenen Geruchsleiste nachgewiesen worden sind. Vermutlich ganz analoge Bildungen wie bei Testacella sind das Osphradium vorn am Spirakulum von Siphonaria, das in anderer Lagerung von PrATE (36) auch bei Janelliden Jenaische Zeitschrift. Bd. LI. 20 308 Ernst Eckardt, festgestellt wurde, ferner das postpalliale Sinnesorgan der Lima- ciden, nach SIMROTH, überhaupt der Nacktschnecken. Wie weit es zu dem Organ LAGAZE-DUTHIERS der Basomatophoren in Be- ziehung zu setzen ist, ist schwer zu sagen. Biologisch wichtig ist dagegen das eine: Alle Basomatophoren, d. h. alle im Wasser lebenden Formen der Pulmonaten besitzen ein entsprechendes Sinnesorgan in der Lungenhöhle, wie die marinen Vertreter anderer Ordnungen in der Kiemenhöhle. Mehr oder minder sporadisch, nach Größe und Ausbildung schwankend tritt es bei den land- bewohnenden Formen auf. Alles zeugt hier für eine Rudimentation, denn den primitiven Arten kommt es vornehmlich, den jüngsten Artgruppen in letzter Linie zu. Das ist wieder biologisch voll- kommen verständlich. Als PLarz (37) die Lebensbedingungen der Chitonen bespricht, deutet er deren Osphradium vornehmlich als einen Apparat, um die Reinheit, insgesamt die Beschafien- heit des Wassers zu prüfen. Auf dem festen Lande muß ein Osphradium für Schnecken fast allen Wert ver- lieren. Über die Beschaffenheit der Atemluft orientiert zu werden, d. h. also, gefährliche Luftverhältnisse vermeiden zu können, kommt für unsere Landschnecken in der freien Natur praktisch doch wohl so gut wie nicht in Frage. Für die Ernährung, d. h. die Auswahl der Nährstoffe kann es wegen seiner Lage ebensowenig eine Rolle spielen. Daß es für das Geschlechtsleben in Betracht käme, ist durch keinerlei Beobachtung oder Tatsache erwiesen. öine weitere Bedeutung ist für die Landschnecken nicht mehr einzusehen. Wir haben also hier den interessanten Fall, theoretisch auf die Verkümmerung eines Organs schließen zu müssen, die auch in Wirklichkeit eingetreten ist. Wollen wir aber nun aus dem Vergleich der Befunde unter den einzelnen Gruppen phylogenetische Schlüsse ziehen, so geraten wir bald ins Dilemma. Die Limaciden besitzen ein postpalliales Sinnesorgan (TÄUBER) Den Vitrinen, die für jene die Stammform abgegeben haben, oder wenigstens aus gemeinsamer Wurzel mit ihnen stammen, haben nicht mehr die geringste Spur davon. Am wahrscheinlichsten dünkt mich hier noch die Erklärung, daß die Vitrinen jenes Organ unter anderen Lebensbedingungen eben schneller verloren haben als die Verwandten, die eine andere Richtung genommen haben. Beiträge zur Kenntnis der einheimischen Vitrinen. 309 Andernfalls ist das postpalliale Sinnesorgan nur eine analoge Bildung des Osphradiums, z. B. von Testacella, und als solches eine Neuerwerbung der lissopoden Nacktschnecken. Ich vermag die morphologische Kritik aus der Literatur leider nicht mit Sicher- heit zu gewinnen. d) Das Auge. Über das Auge ist nichts Absonderliches zu sagen. Die Selbständigkeit des Augennerven hatte ich bereits erwähnt. Bei WIEGMANN finde ich sogar die Angabe, daß ihm bei der Sektion seine Isolierung vom großen Fühlernerv gelungen sei. In dem Bilde Fremnminss (12) vom großen Fühler scheint der Opticus ebenfalls selbständig aufgefaßt zu werden. Er ist so zart, daß er selbst auf guten Transversalserien schwer nach rückwärts verfolgt werden kann. Sehr treffend vergleicht schon LAGAZE-DUTHIERS das Auge und seinen Nerv mit der Statocyste und deren Nerv als Sinnes- organe ähnlichen Aufbaues. Ein Ganglion opticum vor dem Eintritt der Nerven in das Auge selbst, wird nicht gebildet. Die bindegewebige Augenkapsel gibt dem Auge eine ganz leicht gestreckte Kugelgestalt. Die Zellen der Pellucida interna erhöhen sich leicht an den Seiten. Das Körper- epithel, das an dieser Stelle Pellueida externa genannt wird, über- zieht das Auge in sehr niedrigen Zellen, die dem Plattenepithel nahekommen. Die hinteren zwei Drittel der Augenwandung werden von den Pigmentzellen und den eigentlichen Retinazellen einge- nommen, die Zelle um Zelle miteinander abwechseln. Am oberen Kreise dieses Zellbechers stehen die letzten Retinazellen frei, ohne die dazwischengeschalteten Pigmentzellen. Entgegen der Angabe Becks für Buliminus finde ich bei den Vitrinen die nervösen Retina- zellen mit ihrem polaren Büschel die Pigmentzellen durchweg überragen, so wie es auch SIMROTH und BÄcker für Helix pomatia darstellen. Ferner sind die Pigmentzellen keineswegs immer nach vorn verdickte, nach unten spitz zulaufende Zellkörper, sondern ich sehe ebenfalls gedrungene zylindrische Formen. Die kolben- förmige Gestalt scheint mir einfach nur in einer Pigmenthäufung im distalen Zellteil zu liegen, die ganze Formveränderung also eine Folge oder Reaktion auf den jeweiligen Beleuchtungsgrad zu sein. Die Pigmentzellen sind Abkömmlinge des Bindegewebes und führen einen sehr kleinen, basalständigen Kern. Die Sinneszellen der Retina sind bekanntlich epidermalen Ursprunges und haben einen 20* 310 Ernst Eckardt, größeren, klareren Kern, der aber gleichfalls basal liegt. Interessant waren mir zwei Fragen in der ganzen Histologie des Gasteropoden- auges, die noch der Diskussion bedürfen. Es ist: 1. Die Frage nach dem Wesen und der Bedeutung der von Beck (4) aufgefundenen neuen Zellen in dem Grenzgebiet zwischen Pellucida interna und Retina. 2. Die Entstehung und Herkunft der Linse. Beck gibt auf Taf. X, Fig. 49 in (6) eine Zellart an, die er mit ze bezeichnet und die er folgendermaßen beschreibt: 1. Besonders groß gegen die Zellen der Pellucida interna. 2. Plasma färbt sich mit Hämatoxylin + van Gieson schwärzlich. 3. Besonders auffallend der große, blasige Zellkern mit spärlichem Chromatin. Über doppelt so groß als der Kern der Sinneszellen. 4. Maximum sechs Zellen bei Buliminus montan. 5. Funktion unbestimmt. Vielleicht Sekretion ins Innere des Auges. Ich habe nun nach diesen Zellen bei den Vitrinen gesucht und sie in allen Fällen gefunden. Die Beschreibung ihrer Struktur wie ihrer Lage ist bei BECK Pellint Li auch ganz der Sachlage bei den en / Vitrinen entsprechend. Nur u III sagt er nichts genaueres über ae > SekZ den Bau des Zellkörpers, son- NEE) dern nur des Kernes. Der FR : Zellraum ist nämlich auch ein SekZ gutes Teil größer als der aller Y anderen Zellformen im Auge. “RetZ Das Plasma ist etwas dichter als bei den Pellucidazellen, doch immer noch ziemlich ho- mogen (Textfig. 56). Im Plas- ma sieht man hin und wieder Vakuolenbildung. Die Zelle läßt also entschieden auf Sekretion schließen. Die ganze Zellreihe war histologisch darum nicht etwa als Anlage einer Nebenretina, wie sie von R. Hrssz und Miss Hruchman bei Limax gefunden worden ist, zu betrachten, was aus phylogenetischen Gründen vielleicht nahe gelegen hätte. Aber was für eine Flüssigkeit wird ins Augeninnere abgeschieden ? Ich finde in keinem Auge ein Gerinnsel oder Spuren, die auf Flüssig- Se NPigz Textfig. 56. Schnitt durch das Auge von Vitrina pellueida. Beiträge zur Kenntnis der einheimischen Vitrinen. 311 heit schließen ließen. Nur die Linse erfüllt das Innere. Hier ver- schmilzt nun Frage 1 mit dem 2. Punkt. Auf p. 45 (26) gibt MEısEn- HEIMER an, daß die Linse von Helix pomatia der sekretorischen Tätigkeit der Pigment- und der Pellucidazellen ihre Entstehung verdanke. Diese Erklärung scheint mir durch die Sachlage wenig gerechtfertigt. Pigmentzellen sezernieren nicht noch einen anders- artigen Stoff wie die Linsensubstanz. In den Pellueidazellen sucht man vergeblich nach Sekretionsphasen. Es bleiben für die Abscheidung des Linsenkörpers überhaupt nur die Beexschen Zellen übrig. Und so scheint es mir ziemlich sicher, daß wir in ihnen die eigentlichen Bildungsherde für den Linsen- körper zu sehen haben, denn die Fig. 56 beweist sehr deutlich die direkte Beziehung zwischen einer Beckschen Zelle und der Linse. Und zwar tritt das Sekret als Flüssigkeit aus und erstarrt sozusagen erst nach dem Verlassen der Zelle im Augeninnern. Untersucht man die Linse in stark abgeblendetem Lichte, so wider- spricht ihre Struktur nicht einer solchen Entstehungsweise. Ebenso- wenig die Kugelform. (Es ist eine Bildung aus einer Art ‚„‚Mutter- lauge‘‘.) Das Verhalten gegen Färbemittel und Säuren spricht für eine ehonchyolinähnliche Substanz, was mit den epidermalen Bildungen des Molluskenkörpers in bestem Einklang steht. Sie ist frisch ganz homogen und blaß topasgelb. Mit van Gieson tritt eine starke Gelbtönung ein. Mit Eisenhämatoxylin färbt sie sich intensiv schwarzblau. e) Die Statoeyste. Hier habe ich eine ganz ähnliche Frage zu diskutieren. Der allgemeine Bau der Organe weicht von Helix gar nicht ab. Sie liegen jederseits auf der Oberseite des Pedalganglion so, daß sie von den Viszeralganglien oben bedeckt werden und nur teilweise von der Seite sichtbar sind. Es sind kleine, wasserklare Kapseln von ellipsoider Gestalt und nicht wie Beck angibt, auf der ventralen Seite, da wo sie ins Ganglion eingebettet sind, konkav abgeplattet. Diese Form, die ich auch fand, halte ich für einen Schrumpfungs- zustand, weil sie mit der gerundet-bikonvexen bei derselben Art auftrat. Relativ leicht sind die drei Zellarten im Innern der faserigen Bindegewebskapsel zu konstatieren, die zuletzt von W. SCHMIDT (46) untersucht worden sind.. Es sind: 312 Ernst Eckardt, 1. die großkernigen, chromatinarmen Riesenzellen; 2. die sternförmig um jene geordneten Stützzellen von ’keil- förmiger Gestalt; 3. die Vakuolenzellen. Der freie Raum in der Blase wird von einer beschränkten Anzahl Otolithen erfüllt, die leicht elliptischen Umfang und bi- konkav eingedrückte Flanken haben. Ihr größter Durchmesser beträgt etwa ein Zwölftel bis ein Fünfzehntel vom Durchmesser des Lumens der Blasen selbst. Die an erster Stelle genannten Riesenzellen werden als die eigentlichen Sinneszellen aufgefaßt, die auch die Sinneshaare tragen sollen. Diese letzteren habe ich auch an den bestfixierten Tieren nie finden können. Die Zahl der rosetten- förmig geordneten Stützzellen der zweiten Form ist bei den Vitrinen ziemlich hoch. Ich zählte 13 Zellen auf zirka halbem Kreisumfang. Die dritte Zellform, die ich den Beckschen Zellen im Auge analogisieren möchte, nimmt auch W. Schmipr für die Bildung der Otolithen in Anspruch, doch äußert er sich nicht über das Wie! Die Tatsache nun, daß ich größere und kleinere Otolithen nebeneinander in der Blase sehe, bestimmt mich, einen Kristalli- sationsprozeß aus einer Gesamtflüssigkeit anzunehmen, die von jenen Vakuolenzellen abgeschieden wird. Die Otolithen sind schon für verdünnte Säuren angreifbar. Endlich muß ich noch SImroT# (53) widersprechen, der in (53) behauptet, daß durch den Schlag der Sinnesborsten die Ötogonien bewegt würden. Einmal halte ich das praktisch für schwierig, weil die Zahl der Sinnesborsten, die der Zahl der Riesenzellen einfach korrespondieren soll, in einem sehr niedrigen Verhältnis zu der großen Zahl der Gehörsteine steht. Haupt- sächlich aber weiß ich nicht, wie dann noch eine 'sta- tische Orientierung möglich sein könnte! Solche Auffassung des Vorganges ist durchaus zu verwerfen, der doch natürlich so zu denken ist, daß nach der geneigten Seite sich auch die Otolithen im Gehörwasser senken und durch Berühren der Sinneshaare in dieser Region eine Orientierung erlauben. IX. Blutkreislauf und Exkretion. Morphologie und Topographie der Pallealorgane waren schon lange als wichtige Momente für die natürliche Systematik erkannt worden. Die Arbeit von BEHnME (5) zeigte wohl zuerst, daß hieraus Beiträge zur Kenntnis der einheimischen Vitrinen. 313 wirkungsvolle Tatsachen für stammesgeschichtliche Rückschlüsse lagen. Bei den Vitrinen ist nun freilich der prinzipielle Bau so ein- heitlich, daß wir, nachdem PLATE (34) Vitrina Audebardi im An- schluß an Daudebardia, Testacella, Limax und Arion untersucht hatte, man keine wesentlichen Entdeckungen mehr zu erwarten hatte. Dagegen bietet die spezielle Durcharbeitung noch eine Reihe neuer oder bestätigender Punkte, wie sie sich eben nur beim Ein- gehen ins Einzelne gewinnen lassen. Über unsere einheimischen Formen finden sich eigentlich nur bei WIEGMANN (71) knappe Notizen über die Lage und Form, hauptsächlich aber genaue Größenmessungen der einzelnen Teile. Der gesamte Pallealkomplex steht in einem strengen Lage- verhältnis zur Form des Gehäuses. Wir haben durch PrATE den Spezialfall bei Daudebardia und Testacella als Extrem kennen ge- lernt, wo sekundäre Ophistopneumonie und inverse Stellung von Herz und Niere eingetreten ist. Für unsere Vitrinen liegen die Verhältnisse einfacher. V. pellu- cida stellt mit ihrer ziemlich vollkommenen Schale noch ziemlich die für Helix charakteristische Lagerung dar. Die starke Form- differenz der übrigen Arten bedingt aber eine entsprechende Ver- schiebung der bezüglichen Teile. Die Verkleinerung des von der Schale umschlossenen Raumes hat hier zunächst zu einer Reduktion der vor der Niere gelegenen dorsalen Atemfläche geführt, die sich bei V. brevis bereits durch eine deutliche Anlage zur Ophisto- pneumonie auszugleichen sucht. Im übrigen werden die Seiten- flächen des Atemraumes stärker beansprucht. In zweiter Linie ist die Niere aus ihrer schrägen Lage von links hinten nach rechts vorn in die Querachse mit ihrer Spitze verschoben worden. Drittens wird das Herz, um Raum zu gewinnen, aus der pronephridialen Stellung in eine halb subnephridiale gebracht. Betrachten wir eine lebende V. pellueida unter der Lupe, so läßt sich wegen der durchsichtigen Schale Lage, Ausdehnung und Tätigkeit der Pallealorgane teilweise besser als bei der Sektion er- kennen. Nie wird es nämlich bei der Sektion wie im Totalpräparat möglich, das Geäste der Lunge nach ihren Hauptstämmen zu er- kennen, weil das äußerst flächenhafte, dünne Gewebe nach dem Abfließen des Blutes zu einer kaum differenzierten Membran zusammensinkt. Die Hauptfläche der dorsalen Lungenhöhlen- wandung sehen wir von dem pigmentierten Lungengewebe ein- genommen, das durch die schräg nach vorn ragende Niere in einen 314 Ernst Eckardt, rechten kleineren und linken größeren Teil aufgespalten wird. Der rechte Teil liegt zwischen der inneren Seite des sekundären Ureters, der rechts außen parallel dem Rektum zum Atemgang herabläuft, und der rechten Grenze der Niere respektive dem primären Ureter. Er erweitert sich nach vorn zu einem breiten Felde, das bis zur Mantelrinne reicht und nach links, von der Nierenspitze ab, mit dem linken Teile der Lunge verschmilzt, der sich links seitlich vor dem Perikard bis tief nach unten erstreckt. Es lassen sich im ganzen drei Hauptstämme, von denen der rechte der stärkste ist, unterscheiden. Der linke saugt dagegen das Blut aus einer größeren einheitlichen Fläche ab und erscheint zuweilen als der stärkere. Er gibt acht Seitenäste, zunächst alle auf seiner linken Seite ab. Die mitt- lere abführende Vene läuft dem rechten Stamm zuerstparallelund verzweigt sich dann ziemlich ge- radlinive nach vorn, während jener rückläufige Schenkeläste in die spitzwinkelige Ecke zwischen se- kundärem Ureter und Niere sendet. Die Niere sehen wir als breit-drei- Textfig. 57. Pellenorgane von Vitrina pellucida. eckigen , gelb- lichen Körper von ca. 3mm Länge vor dem ersten Lappen der linken Leber liegen. Sie schmiegt sich dicht an das Dach der Lungenhöhle an und löst sich nur vorn ein wenig mit ihrer stark abgestumpften Spitze. Der Ureterkopf markiert sich von außen als gerundete Blase an der Nierenspitze (Textfig. 10 und 57 UK). Man sieht den leicht seitlich, dorsal verlaufenden Schenkel des primären Ureters, der sich als sekundärer Ureter im spitzen Winkel wieder nach vorn wendet. Der Knick liegt noch vor der Höhe der hinteren Nierenbasis. Beiträge zur Kenntnis der einheimischen Vitrinen. 315 Am rechten Rande, zwischen Rektum und sekundärem Ureter kann man an den Pulsationen, die mit den Kontraktionen des Herzens korrespondieren, den großen venösen Sinus erkennen, der sich bald zur großen, zuführenden Randvene schließt, die zuletzt parallel der Mantelrinne laufend, die Lunge allseitig mit Blut versorgt. Die Zahl der Herzschläge ist höher als bei größeren Arten, wo sie gezählt wurden, wie bei Helix pomatia, Helix hortensis und Helix nemoralis [KrAHEıskA (18). Ende November zählte ich bei V. pellucida an Tieren, die überhaupt nicht ins Zimmer gebracht worden waren, draußen im Freien im Mittel 35—40 Schläge pro Minute. Die Zahl war bei Temperatursteigerung bis ca. 25° C auf 80 Schläge leicht zu erhöhen. Wärme über 30° rief bereits unregel- mäßige, krampfhafte Pulsationen hervor. Es steht das mit den klimatischen Bedingungen, unter denen die Tiere leben, im Einklang. Der Kreislauf ist bekanntlich kein geschlossener. Aus dem ganz flachen Bindegewebsnetz der Lunge wird das Blut durch die saugende Tätigkeit des Vorhofes von den großen, zuführenden, im anderen Sinne abführenden Venen aufgenommen, in den Vor- hof selbst weitergegeben und dann nach der Systole des Ventrikels in dieses überführt. Hier liegt das motorische Zentrum des Kreis- laufes, den wir, soweit es die Sektion bei den kleinen Tieren zu er- kennen erlaubte, genauer betrachten wollen. Injektionen waren leider nicht möglich, da selbst fein ausgezogene Glaskapillarröhren sich noch als zu grob erwiesen. Der nach dem Ver- lassen des Ventrikels noch (gemeinsame) einheitliche Aortenstamm umspannt von außen nach innen den letzten Darmbogen. Gleich darnach spaltet sich Textfig. 58. Leberarterien von Vitrina die Aorta in die Intestinal- pellueida. arterie und die Aorta an- terior. Der Verlauf der Intestinalarterie ist knapp der folgende: Es werden vom Hauptstamm drei große Äste auf Leber und Darm abgegeben, von denen der dritte der stärkste ist, der sich auf das weiteste Gebiet der linken Leber und den hinteren Darmbogen verzweigt (Textfig. 58). 316 Ernst Eckardt, Der erste Seitenast versorgt den vorderen Zipfel der linken Leber und die Niere. Der zweite dringt tiefer ein, zwischen den beiden S-Schenkeln des Darmes hindurch. Er gibt bald einen kleinen Zweig nach vorn auf den Magen und gleichzeitig einen nach hinten auf den Pylorus und Anfang des Mitteldarmes ab. Er endigt in zwei Armen im Gebiet der Zwitterdrüse und damit der rechten Leber. Der Hauptstamm der Arterie ist rückläufig und tritt aus dem Intestinalsack wieder in die sekundäre Leibeshöhle, wo er an dem Genitaltrakt herunterläuft und sich bis ins Gebiet der Eiweißdrüse und der Vesicula seminalis verzweigt. Ein Seitenzweig hiervon dringt noch in die rechte Körperwand und den rechten Mantelteil. Die Aufteilung der arteriellen Gefäße in der Leber ist ungeheuer fein, wie wir seit der Arbeit von BERGH (6) und schon seit LEYDIG wissen. Das Verzweigungssystem der Aorta anterior ist leichter zu übersehen, weil es der Sektion nicht so viel Schwierigkeiten macht, wie die leicht zu beschädigende Leber. Der Hauptstamm zieht zunächst unter der Körperhaut, dem sogenannten Diaphragma der älteren Autoren, auf die Atem- öffnung zu nach rechts hinüber, steigt dann hinuunter ins Innere des Körpers und läuft, meist ganz parallel mit dem Pharynx- retraktor nach vorn, auf den Nervenring zu, durch den er zwischen den Viszeral- und Pedalganglien hindurchtritt. Auf diesem Wege gibt sie nur zwei Äste ab. Der erste liegt ziemlich am Anfang und ist ein feiner Seitenzweig, der sich bald teilt und mit einem Zuge zur Speicheldrüse, mit dem anderen an die Wurzel des Kolumellamuskels hinzieht, von wo er sich wohl bis in den Schwanz erstreckt und gleichfalls den Mantel ver- sorgt. Der zweite spaltet sich hart vor dem Durchtritt durch den Schlundring ab und geht als Pedalarterie in dem Fuße nach hinten. Zuvor gibt sie jedoch noch ein schwächeres Gefäß ab, das sich am Ösophagus herab weit verzweigt. Direkt nach dem Passieren des Nervenringes findet die Haupt- gabelung der restierenden Kopfarterie statt. Primär spaltet sie sich in zwei ungleiche Äste, von denen der schwächere die Buccal- arterie abgibt. Der stärkere teilt sich in die ziemlich starken Fühlergefäße für die großen mit je einem Nebenast für die kleineren Fühler und einem mittleren in die rechte und linke untere Kopf- seite und die Lippen. Für V. elongata und vermutlich auch V. brevis ist noch eine besondere Arterie zu melden, die sich auf der Höhe des Pfeil- Beiträge zur Kenntnis der einheimischen Vitrinen. 317 sackes zweimal gabelt. Sie kommt von dem zweiten Seitenstamm der Viszeralarterie, der die rechte Leber und die Zwitterdrüse versorgt. Das Blut, das durch die Stoffwechselprozesse in den ver- schiedenen Körperteilen venös geworden ist, sammelt sich in offenen Blutsinus oder Lakunen, von denen ich bei Vitrina vier nach ihrer Lage unterscheiden kann. So wird zuerst die Leber auf ihrer Außenseite von venösem Blute, das sie passiert hat, umspült. Zweitens verläuft unterhalb der Fußdrüse eine große, nicht als Gefäß gefaßte Blutbahn, die die Hämolymphe in das sekundäre Cölom weitergibt. An dritter und vierter Stelle finden sich endlich zwei Randsinus im dorsalen Pallealgebiet, von denen der linke deutlich mit der Leibeshöhle kommuniziert. Der rechte dagegen, der Rektum und sekundärem Ureter vollkommen um- schließt, ist der bei weitem größere, denn er bildet in erster Linie die Fortsetzung des Lebersinus. Beide Randlakunen schließen sich vorn zu den Pallealvenen, die das Blut der Lunge zuführen und unterhalb der Mantelrinne zwischen Nackenlappen und Schalen- lappen verlaufen. Der histologische Bau der Gefäße ist uns gleich- falls hauptsächlich durch BErGH, der besondere Methoden zu ihrem Studium anwandte, bekannt geworden. Die Zusammen- setzung der großen Arterien und der Venen aus einschichtigen, unregelmäßig ausgelappten Zellelementen, die sich in ähnlichen Nähten wie Hirnknochen ineinanderfügen, vermochte ich auf Serienschnitten von 50—100 u, die mit Osmiumsäure fixiert waren, zu bestätigen. Die feineren, kleinen Arterien besitzen bekanntlich einen komplizierten Aufbau aus wenigstens zwei Schichten, näm- lich einem Endothel und einer äußeren Faserschicht. Alle Bil- dungen gehören dem Bindegewebe an. Leukozyten fand ich nicht bloß, wie SımrorH (53) angibt, in den hämolymphatischen La- kunen, sondern vornehmlich in der Leibeshöhle selbst zwischen den Genitalien und in der Kopfgegend, ebenso aber auch im arteriellen System, nämlich in der Art. buccalis. Amöbozyten, wie sie M. KrAHELSKA (18) abbildet, konnte ich nicht beobachten. Die Histologie des Herzbeutels hat bis in die neueste Zeit Schwierigkeiten für das Studium gemacht und ist gleichfalls nur durch Anwendung spezieller Methoden, z. B. direkte Injektion der Fixierungsflüssigkeit ins Perikard, zugänglich. Der allgemeine gröbere Aufbau dagegen bietet bei den Vitrinen nichts Neues. Die Perikardialwandung besteht aus einem Plattenendothel, das sich aber nicht überall nachweisen läßt. Man findet häufig 318 Ernst Eckardt, nur das langfaserige Parenchym, das auch die Niere umspannt. Vorhof wie Ventrikel des Herzens sind nur aus Muskelfasern auf- gebaut und ich habe vergeblich nach einer epithelialen Bedeckung, wie sie Nüszın gefunden und beschrieben hat, bei den Vitrinen gesucht. Nach dem Umfang ist der Vorhof größer, das Ventrikel kleiner. Es besitzt dafür aber viel dichtere, stärkere Muskel- wandungen. Die Muskelbündel des Vorhofes liegen gar nicht geschlossen aneinander und doch findet man nie geronnenes Blut im Perikardialraum. Das scheint darauf hinzuweisen, daß doch mindestens eine bindegewebige Membran das Herz allseitig um- schließt. Auf der Kommunikationsstelle zwischen Vorhof und Ventrikel wird die Einschnürung halsartig eng. Ein Ventilverschluß scheint durch Muskelbündel mit freiem Ende, die also für Kon- traktionen unbrauchbar sind, vermittelt zu werden. Die Schwanzblase oder Podocyste ist ein zum Blutkreislauf gehöriges embryonales Organ. Nach Sımror# (53) ist es mit der Kopfblase zu analogisieren und dient der Respiration des Embryo. Nach meinen Beobachtungen an Embryonen im Ei sieht man wohl die Schwanzblase sich rhythmisch kontrahieren ganz ent- sprechend den Herzschlägen; es fehlt aber diese Bewegung in der Kopfblase. Darum möchte ich die Schwanzblase eher für ein embryonales Herz in physiologischem Sinne, denn für eine Lunge halten, da doch die Kontraktionen primär nichts mit Respiration zu tun haben können, offenbar aber dazu dienen, die Körper- flüssigkeit aus den hinteren Teilen wieder nach vorn zu treiben. Niere. Über die Niere, als Exkretionsapparat der gelösten Stoffe, die darum mit dem Blutkreislauf in engster Beziehung steht, ist von den Pallealorganen das meiste zu sagen. Sie ist zwar für die Systematik im weiteren Sinne unbrauch- bar, wollte man auf sie allein eine Einteilung gründen, wie PILSBRYS Versuch gezeigt hat, der Ortourethra, Heterurethra und Sigmaurethra für die Pulmonaten aufstellte. Aber so geht es jedem Einteilungs- prinzip, das sich nur auf ein Organ gründet. Ein Schema der Nierenlagerung und des Verlaufes des ab- leitenden Ureters ist für Vitrina zuerst von PLATE (34) gegeben, von BEHME (5) vorher nur unter anderen Formen erwähnt worden. Beck führt in seiner Arbeit eine Zusammenstellung der verschie- denen Entwicklungsstufen des Ureters nach den Bildern PLATEs Beiträge zur Kenntnis der einheimischen Vitrinen. 319 wieder auf. Hiernach gehört Vitrina zu den Formen, bei denen Harngang und Enddarm gemeinsam in eine Kloake in der Lungen- höhle münden. Dieser Verlauf gilt außer Vitrina für Arten von Bulimus, Helix, Daudebardia und Arion. Die höhere Stufe stellt Limax, Amalia und Daudebardia saulcyi dar, wo der sekundäre Ureter getrennt von der Lungenhöhle durch eine besondere Kloake in den Atemgang mündet. Auch nach Sımrork (53) gehört Vitrina noch zu dem niedrigeren Typus zusammen ‚mit Hya- lina und Zonites. Wir finden also innerhalb derselben Gattung, nämlich bei Daudebardia, verschieden hohe Entwicklungsstufen. Das gleiche gilt viel weiter für die Helixformen. Das legt es nahe, auch bei Vitrina nicht einen einheitlichen Typus anzunehmen, bevor nicht alle Arten der Gattung daraufhin untersucht waren. Und wirklich weisen die einheimischen Arten eine Abweichung auf von der Form, die PLATE untersuchte, nämlich von Vitrina Audebardi. Bei unseren Formen finde ich nämlich durchgängig den für Limax, Amalia, Libania und Daudebardia sauleyi angegebenen Typus, d. h. Ureter und Rektum münden, streng von der Lungenhöhle getrennt, in den Atemgang. Wir haben in der Schärfe der Ausbildung dieses Typus da- bei eine ganz leicht steigende Reihe von V. pellucida über V. dia- phana zu V. brevis und V. elongata, die in der Hauptsache ihren Grund wieder in der Schalenreduktion hat. Bei V. pellucida füllt die Niere mit ihrem Volumen etwa ein Viertel der Atemhöhle (Textfig. 60). Bei V. diaphana verändert sich das Verhältnis bereits auf mindestens ein Drittel, bei V. elongata und V. brevis beansprucht die Niere und Perikard, was ich auch für die anderen zwei Formen miteingeschätzt habe, mindestens drei Viertel des fraglichen Raumes (Textfig. 60—63). Durch diese Momente wird der Enddarm auf seinem letzten Stück bereits in das Gewebe des Schalenlappens gelagert und der sekundäre Ureter strebt gleichfalls stark seitlich nach außen. Eine kräftige, hohe Falte (Fl) trennt die gemeinsame Kloake (X) im Atemgange von der Atem- höhle selbst (Textfig. 60—63Fl). Daß auch die Nierenlage von der Schalenreduktion verändert wird, wurde bereits allgemein erwähnt. Im Speziellen sind die Verhältnisse die folgenden: Bei V. pellucida erlaubt die schräg nach vorn gestellte Niere noch ein ziemlich weites Ausholen des sekundären Ureters nach rechts (Textfig. 59). Je mehr sich aber die Niere von links nach rechts mit ihrer Spitze in die Querachse stellt, desto mehr muß der sekundäre Ureter an die Niere selbst und damit an den primären 320 Ernst Eckardt, Ureter herangepreßt werden, weil die Eingeweide ein Ausweichen nach hinten nicht gestatten. Bei V. brevis geht das so weit, daß = espap: Textfig. 59. Pollenorgane von Vitrina clongata. man auf Transversal- schnitten zugleich mit dem dorsal verlaufenden primären auch den se- kundären Urether der Länge nach mitgetrofien sieht (Textfig. 62). Daher kommt es denn auch, daß das Atemloch auf der Längsachse des Tieres, und besonders bei den Semilimaces, relativ weit nach hinten liegt. Die Niere selbst ist ein länglichbreiter, bei den Gebirgsvitrinen gestreckter Sack, der sich nach hinten mit breiter Basis an die Eingeweide anlegt. Dorsal ist der Nierenbeutel mit dem Textfig. 60. Textfig. 61. Textfig. 63. Textfig. 60, 61, 62, 63. Transversalschnitte durch die Exkretionsmündungen von Vitrina pellueida, Vitrina diaphana, Vitrina brevis und Vitrina clongata. Beiträge zur Kenntnis der einheimischen Vitrinen. 321 Lungendach unvollständig verwachsen. Unterseits verschmilzt die hintere, ausgezogene Basis mit dem Parenchym des Intestinal- sackes in der Weise, daß eine Kommunikation mit dem venösen Blutlakunen im Bezirke der Leber ermöglicht wird. Die stark schematisierte Zeichnung und die Beschreibung Stıasnvys von der Helixniere trifft nur z. T. auch für die Vitrinen zu und gibt doch die morphologischen Eindrücke, wie sie die Sektion darbietet, nicht genügend wieder. Zunächst ist die Nierenbasis, die Stıasny als ‚„verdünnte Wand, an der Stelle, wo sie Leber und Darm dicht anliegt‘, be- zeichnet, in der Abbildung nur als stumpfeckig-eiförmiger Sack gegeben. In Wirklichkeit zeigt aber dieser Teil, ich möchte fast sagen, der Fuß der Niere, erstens eine charakteristische Gestalt wie Oberfläche, die bei den Vitrinen und vermutlich auch bei Helix durch das Hineinschmiegen zwischen Leber und untere Körperhaut — Diaphragma — konkav gewölbt ist. Zweitens ist hier die Wandung, die die sekretorische Oberfläche umgiht, so dünn, daß man die inneren Falten dieses Teiles genau erkennen kann. Sie zeichnen sich durch geringere Höhe und breite, hlatt- artige Formen aus, stehen längst nicht so eng und hoch wie im vorderen Nierenteil. Die Nierenbasis ist eben als der funktionell nicht so ausgeprägte Teil zu betrachten, der noch eine kleinere Oberfläche, darum niedrigere Sekretionsfähigkeit, aber ein größeres, inneres Lumen hat (Textfig. 57, N, u. 59,NiFa). Die Falten des vorderen Nierenteiles sind ausgeprägt parallel zur Längsachse des Körpers gestellt, so daß man auf Querschnitten durch das Tier auch Querschnitte der Falten erhält (Fig. 60, 61 u. 63). Zur Histologie der eigentlichen Nierenzellen habe ich, speziell nach den Untersuchungen von M. KRrAHELSKA, nichts hinzu- zufügen. Die lebensfrischen Zellen unter dem Deckglas im Zupf- präparat besitzen ebenfalls die Fähigkeit wie die Leberzellen, sich sofort kugelig abzurunden, wenn sie aus dem Zellverbande gelöst wurden. Die Kerne sind chromatinarm, der Nukleolus tritt aber deutlich hervor. Die Harnkonkremente in den Zellen sind selten Einzelindividuen von kristalliner Radialstruktur, sondern meist zu Zwillingen, Drillingen usw. verschmolzen. In frischem Zu- stande sind sie durchsichtig und von dunkelgelblicher Farbe. Bei Sımrora (53) wird ihre Größe für V. pellucida auf 0,011 mm angegeben. Ich habe sie aber bei dieser Art bis 20 u groß ge- funden. Die Einmündung in den primären Ureter liegt als rund- liches Loch in einer Scheidewand, die den Ureterkopf von der 322 Ernst Eckardt, Niere selbst scheidet, und zwar an der vorderen Spitze der Niere. Die Scheidewand wird durch das Parenchym gebildet. Die Ränder des Porus darin sind kräftig gebaut und leicht gerundet (Text- fig. 65, UK). Der von PLATE als Ureterkopf bezeichnete Anfangs- teil des primären Ureters trägt ein hohes Zylinderepithel, auf dem ich jedoch die langen Zilien, wie sie bei der Limaxniere vorkommen sollen, nicht nachweisen kann, obwohl viele Präparate sehr lange Flimmerhaare an dieser Stelle vortäuschen. Weil ich aber in dem- selben Präparat, z. B. in der Nierenspritze oder auf den Kalotten- zellen die Flimmern erhalten, im Ureterkopf fehlen sehe, so ist mit großer Sicherheit hieraus der Schluß zu ziehen, daß sie über- haupt fehlen. Bei V. pellueida ist der Ureterkopf auffällig gegen den übrigen Teil des rückläufigen Schenkels erweitert (Textfig. 57, UK). Trotzdem ist aus physiologischen Gründen die Bezeichnung Harn- tasche für diesen Teil zu ver- werfen, wie sie M. KRAHELSKA noch gebraucht, weil niemals nach meinen Beobachtungen eine Ansammlung des Exkre- ments hier erfolgt. Ebensowenig überschreitet das exkretorische Zellgebiet den Porus zum Ureter- Textfig. 64. Transversalschnitt durch Textfig. 65. Transversalschnitt durch Vitrina pellucida, weiter vorn, zur die Niere von Vitrina elongata. Demonstration der Harnfurche. kopf, wie Srıaswy noch — wunderbarerweie — für Helix angibt. Von der Porusöffnung in der Scheidewand zwischen eigentlicher Niere und Ureter ab, dient der gesamte Ureter eben nur als Harngang. Er verengt sich nach oben bald wieder, macht den Bogen und er- hält sich dann bei den Gebirgsvitrinen als sekundärer Ureter in Beiträge zur Kenntnis der einheimischen Vitrinen. 323 ziemlich gleichmäßiger Weite bis herab zur Kloake, wo er in einer für alle Vitrinen typischen Harnfurche, die sich bis an das Spira- kulum selbst fortsetzt, ausläuft (Texttig. 64, 7/). Bei V. pellueida schwillt auch der sekundäre Ureter auf mittlerer Länge nochmals auf. Das Ende des geschlossenen Harnganges bildet ein sehr enger Porus, der eine kräftige zirkuläre Muskulatur besitzt wie die Analöffnung. Der gesamte, primäre wie sekundäre Ureter ist bei V. pellu- cida vollkommen histologisch einheitlich gebaut. Das Epithel besteht in seiner überwiegenden Fläche aus Zylinderzellen, die vom Ureterkopf ab vielfach zu kubischen Größenverhältnissen abfallen, sich aber auf- und abschwellend auch wieder erhöhen, entsprechend dem Epithel der Magenwände. Die Zellen tragen nun durchgehends einen ganz niedrigen, plüschartigen Flimmerbesatz, den die Literatur für die Pulmonaten bisher nicht erwähnt (Tafel IV, Fig. 10). Diese Zellform _ ist im übrigen mit den Stern- oder Lamellenzellen PLATes identisch, wie Flächenschnitte erkennen lassen. In dies Epithel sind nun wieder vom Ureterkopf ab bis zum Ende des sekundären Ureters die „Hauben- oder Kalottenzellen‘‘ PLATESs eingesprengt. Sie sind die einzigen Elemente im Ureter, aie lange Zilien tragen und die man nach verschiedenen Richtungen, ureteraufwärts wie abwärts gebeugt sieht. Damit widerlegt sich schon von selbst SIMROTHS Zweifel am Flimmerzellencharakter dieser Zellform, deren ‚‚Starr- heit“ meiner Ansicht nach durch keinen Grund gestützt wird. Den Basalkörper, den M. KrAHELSKA in ihnen gefunden .hat, habe ich nicht nachweisen können. Die Kalottenzellen waren bisher nur für den sekundären Ureter konstatiert. — Am Ende dieses Ureterabschnittes treten ferner vereinzelte Schleimzellen aus dem Bindegewebe auf, die die Harn- gangwand durchbrechen, um ihr Sekret den Harnexkreten bei- zumischen, wie das in weit höherem Grade beim Darm und den Darmfäzes der Fall ist. So bleibt uns morphologisch im Gebiet der Pallealorgane noch die Nierenspritze zu untersuchen. Sie liegt ventral an der Niere mit ihrer Längsachse quer zum Körper, so daß sie auf Trans- versalschnitten der Länge nach getroffen wird (Textfig. 65, NS). Nur bei V. brevis ist die Niere soweit nach rückwärts geschoben, daß die Nierenspritze einen spitzen Winkel zur Längsachse des Körpers bildet und auf Querschnitten also schräg-quer geschnitten wird. Auf Totalpräparaten kann man sehen, daß die Einmündung Jenaische Zeitschrift. Bd. LI. 21 324 Ernst Eckardt, ins Perikard etwa auf der Mitte zwischen Vorhof und Kammer gelegen ist. In der Niere wie im Perikard begrenzen ein Paar wulstige Lippen die Einmündungsstelle. Für den histologischen Bau finde ich bei SımrorH folgende drei Angaben: 1. Hohes Zylinderepithel, 2. wenig Zilien, 3. Zilien stets nierenwärts gerichtet. Ich muß für Vitrina allen drei Angaben widersprechen. Ich habe in meinen sämtlichen Serien die Nierenspritze aufgesucht und stets nur ien ganz unscheinbares, Se niedriges, kubisches Epithel gefun- 72 A den, wie es auch Beck für den $ ee Renoperikardialgang von Buliminus ! angibt. Die Kerne sind von läng- % ($ licher Form und basal gestreckt ge- lagert. Der ganze Gang ist eine Bildung der Perikardialwandung, die in die Niere vorgeschoben ist. Ferner sind die Zilien auch relativ nicht dünn oder spärlich gestellt. Es entfallen auf eine Zelle mindestens zwei Flimmern (Text- fig. 66) und sie sind nach ihrer Ps Länge und Stärke überhaupt die größten, die ich auf Zellen des Vi- : ‚2 trinenkörpers beobachtet habe. \ MT Endlich gibt nicht bloß Sım- Textfig. 66. Nierenspritze von ROTH, sondern ebenso MEISENHEI- Vitrina pellueida, MER für Helix pomatia, BEck für Buliminus an, daß die Flimmern der Nierenspritze stets nierenwärts gerichtet seien. Damit aber kommen wir auf die Frage nach der physiologischen Bedeutung des Organs überhaupt, das wohl als rudimentär für die Pulmonaten zu betrachten ist. Eine Angabe aber über seine Rolle im Kreis- lauf vermisse ich bei allen genannten Autoren. Ich selbst vermag darüber freilich auch nichts Wesentliches zu sagen. Jedenfalls aber finde ich im Perikard niemals Blut, wenn auch das Atrium oder die Kammer mit Blut gefüllt sind. Es kann also schwerlich der Niere durch diesen Gang arterielles Blut zugeführt werden. Ferner läßt sich aus einer Serie durch V. pellucida mit Sicherheit erweisen, daß die Flimmern der Nierenspritze perikardialwärts Beiträge zur Kenntnis der einheimischen Vitrinen. 325 gerichtet sind. Auf anderen Serien ist der nach der Niere gelegene Teil der Zilien nierenwärts, der nach dem Herzen gelegene peri- kardialwärts orientiert. Die bisherige Angabe hierüber kann also nicht mehr absolut aufrecht erhalten werden. Die Zuführung des mit den Exkretstoffen beladenen Blutes in die Niere ist von MEISENHEIMER (26) klar genug beschrieben worden. Das Blut strömt aus dem dorsalen, linken Sinus in weite Gefäße aufgeteilt zu den in die Nierenfalten gesenkten Lakunen (Textfig. 65, Lak). Auf diesem Wege gelangt es in Berührung mit der Atemluft im Lungenraume und vermag so Sauerstoff aufzu- nehmen, der vermutlich für den Exkretionsprozeß nötig ist. In der Höhe der morphologischen Ausbildung stehen also die beschriebenen Arten der Gattung Vitrina den uns bekannten höheren Heliciden wie den Nacktschnecken (Limax und Amalia) gleich, so daß wir jedes Moment primitiver Organisation in diesem Organsysteme vermissen. X. Der Geschlechtsapparat. Der Geschlechtsapparat der Vitrinen ist bisher am relativ genauesten gegenüber den anderen Organsystemen studiert worden, weil er bei seiner auffallenden Vielgestaltigkeit wie gewissen Primi- tivität innerhalb der Gattung das größte Interesse hervorrief und den meisten Anhalt für phylogenetische Beziehungen erlaubte. Weitgehende Untersuchungen, die eine Kritik möglich machten, stammen in erster Linie von SIMROTE (62) und in weitem Abstande von F. WIEGMmAnN. Die Einzelsektionen von A. SCHMIDT (45) wie A. LEHMANN, MoQuin-TanDon u. a. haben daneben für unsere Zwecke eigentlich nur historischen Wert. Aber auch jene um- fassendsten Studien von SIMROTH, die er im Anschluß an die Nacktschnecken über die Vitrinen unternommen hat und die, wie wir sehen werden, die weitgehendsten Verwandtschaftsmomente aufsuchen, können eine Vervollständigung im Einzelnen sehr gut vertragen, weil auch sie sich nur auf die Sektion als Untersuchungs- methode beschränken. Meines Wissens ist bisher nur eine Art auf Grund von Schnittserien genauer untersucht worden, und zwar V. pyrenaica-pellucida. Die Arbeit ist von P. W. Bowerr 1908 in „The Irish Naturalist‘“ veröffentlicht; doch sind hierin laut SIMROTH so grobe Verwechselungen, wie Pfeilsack mit Penis, Vas deferens mit Kopfarterie vorgekommen, dab sie für uns außer 2ulE 326 Ernst Eckardt, Betracht fällt. Die Abbildungen, die bisher von den Geschlechts- werkzeugen existieren, sind größtenteils sehr klein, ohne Detail oder direkt falsch wie die Zeichnung der Genitalendwege von V. pellucida, die SIMROTH (62) gibt, und die auch in das neue Werk von Tayror (69) übergegangen ist. Danach liest nämlich das Receptaculum außerhalb, während es in Wirklichkeit bereits mit seinem Ansatz am Atrium genitale zwischen Penis und Vagina liegt. Ferner ist eine Muskelhülle, die den Penis umgibt, nur auf halbe Länge gezeichnet. Die Einteilung der Heliciden nach den Genitalien von PILsBry ist für die Vitrinen nicht anwendbar, weil wir hier getrennte Entwicklungsreihen vor uns haben und nur einige Vertreter der Vitrinen auf Grund von Primitivkonvergenz in seine erste Gruppe, nämlich die Protogona, hineinpassen würden als Tiere ohne alle Anhangsdrüsen an den männlichen wie weiblichen Geschlechtsteilen. Für die Betrachtung unserer Formen haben wir die fol- genden zwei Vorbemerkungen nötig. 1. Die Untersuchungen von J. Brock (7) über die Entwick- lung des Geschlechtsapparates der Stylommatophoren haben be- wiesen, daß wir den Erwerb des Penis als sekundäre Bildung bei den Pulmonaten zu betrachten haben. Wir müßten die Ent- wicklung dieses Organs bei einer Gruppe mit primitiven Geni- talien, also in verschiedener Höhe, und zwar proportional zur Mäch- tiekeit der weiblichen Teile, finden; 2. hält SımrorH die Vitrinen für polyphyletisch und bringt sie in direkte Parallele zu den Helicarion- und Urocyclus-Arten nach dem folgenden Schema auf Grund der weiblichen Teile: Ohne Pfeildrüse Mit Pfeildrüse | Familie asca gro: | Mit Oviduet | Mit Penis | Piekirneeue: verbunden verbunden Vitrina FE + Tri och PR pellueida | V. nivalis, | V. major Vkanknn Vitrinidae brevis, | V. Lamarkii An > elongatan.a.| usw. | se en a | a x Helicarlan Madagaskar Kamerun zZ Atoxon, 5 I L Dendrolimax, en Bi a ı Buettneria Urocyelidae Phaneroporus de er | Beiträge zur Kenntnis der einheimischen Vitrinen. 327 Er unterscheidet damit drei durch Anpassung an äußere Ver- hältnisse gebildete Entwicklungsstufen von Halbnacktschnecken. 1. Vitrinenstufe — kleinere Tiere mäßige, feuchte Tem- peratur. 2. Helicarionstufe — größere Tiere — Tropenklima. 3. Urocyclusstufe — größere Tiere — Wüstenrand. Wieweit diese Auffassungen nun für unsere Formen richtig sind, können wir erst nach der genaueren Untersuchung be- urteilen. Klar ist zunächst das eine! Wir können nach dem Besitz oder Mangel von Anhangsdrüsen zwei Gruppen unterscheiden: 1. Die Gruppe ohne weibliche Anhangsdrüse, besser Pfeil- drüse, zu der sicher V. pellucida gehört. 2. Die Gruppe mit Pfeildrüse, zu der nach SIMRoTH V. elon- gata, V. brevis und V. diaphana gehört. Hier aber stoße ich bereits in der Literatur auf einen Wider- spruch, der SIMROTH selbst betrifft. t In seiner Arbeit von 1890 (62) gehört nämli:h V. diaphana zur ersten Gruppe, d. h. sie besitzt keine Pfeildrüse, die auch aus der dort gegebenen Abbildung keineswegs ersichtlich ist. Im Gegen- satz wieder zu F. WIEGMANN, der in seiner Arbeit von 1886 (71) eine freie Pfeildrüse für V. diaphana angegeben hat und wie ich in seinen Manuskripten nachprüfen kann, auch in den Skizzen zu den betreffenden Sektionen gezeichnet hat. Zur Erklärung gibt es zwei Möglichkeiten. Entweder war die erste Wıesmannsche V. diaphana falsch bestimmt, was auch bei SımRroTH nach den Berichten von 1886/87 (56) vorgekommen ist, wo eine V. elongata für V. diaphana gehalten worden ist, oder es gibt wirklich so stark verschiedene Arten, die äußerlich V. diaphana gleichen und nichts mit V. elongata oder V. brevis zu tun haben. Das wird um so wahrscheinlicher, als einem so guten Kenner wie F. WIEGMAnN 1. schwerlich eine Verwechselung zwischen V. diaphana-Typus und V. elongata brevis-Typus passiert wäre; 2. vergleicht WIEGMANN in seinen Notizen die Größe und Morphologie der Pfeildrüse von V. diaphana mit der von V. elon- gata und V. brevis, hatte also die Verhältnisse bei diesen Arten scharf im Auge und 3. beschreibt er einige Jahre später V. dia- phana nach frischen Tieren aus dem Harze, die ohne Pfeildrüse waren, also von normalem Typus der echten V. diaphana. Die 328 Ernst Eckardt, dagegen ihm bei Abfassung seiner Veröffentlichung bekannte Art mit Pfeildrüse stammte aus Dinkelscherben in Bayern. Der Widerspruch SImrortHus aber mit der eigenen Arbeit von 1890 wird sich, meines Erachtens, allein durch den Mangel genügender histologischer Untersuchung erklären lassen, weil SIMROTH keine Serienschnitte durch den Penis seiner V. diaphana gemacht hat. Wohl stellt Sımroru bereits 1890 V. diaphana leicht isoliert, aber doch direkt hinter V. pellucida, und zwar als eine Gruppe, die er unter dem Charakter ‚‚mit Drüsenabschnitt am Penis“ zusammenfaßt. Aber wir werden nachweisen, daß der Unterschied von V. pellucida nicht qualitativ ist und unter keinen Umständen die freie weibliche Anhangsdrüse, die ‚Pfeildrüse““ und der „Drüsenabschnitt am Penis‘ homologisiert werden dürfen, was eben in der Arbeit von 1890 noch nicht, wohl aber in dem oben gegebenen Einteilungsschema (von 1906—10) geschieht. Weitere zweifelhafte Fragen werden wir noch zu berühren haben. Vorläufig ist hier das eine festzuhalten, daß V. pellueida und V. dia- phana der Pfeildrüse entbehren, V. elongata und V. brevis sie besitzen. Nach Sımrotus Pulmonatenbande in Bronns Klassen und Ordnungen (53) sind für die Vitrinen folgende Punkte charakte- ristisch: 1. Mangel eines Epiphallus. 2. Keine Spermatophorenbildung. 3. Kein Flagellum. Allen gemeinsam aber sind die Elementarorgane des zwitte- rigen Gastropodengenitaltraktes, nämlich die Genitaldrüse, der Zwittergang, die Befruchtungstasche oder Vesicula seminalis, der Spermovidukt, die Eiweißdrüse, Vas deferens mit Penis, Recep- taculum und Vagina. Für die Endwege ein gemeinsames Atrium genitale. Was uns hier in erster Linie beschäftigen soll, ist die Differenzierung dieser Organe bei den einzelnen Arten. Wir beginnen die morphologische Beschreibung getrennt, und zwar mit V. pellucida. Die Genitaldrüse liegt bei V. pellueida ganz entsprechend wie bei Helix, nämlich an der konvexen Innenseite der rechten Leber. Sie dringt mit ihren Follikeln bis auf etwa halbe Tiefe in die Leber ein, deren Läppchen sie allseitig umgeben. Präpariert man sie nun aus der Leber heraus, so erweist sie sich auch äußer- Beiträge zur Kenntnis der einheimischen Vitrinen. 329 lich nicht als geschlossene Masse wie die Drüse von Helix, sondern ist aufgeteilt in eine Anzahl lockerer Träubchen, deren jedes einen relativ langen Ausführgang besitzt. Diese ableitenden Schläuche schließen sich außerhalb der Leber zu dem stärkeren Zwittergang zusammen (Textfig. 67). Dem histologischen Aufbau, wie vor allem der zytologischen Entwicklung der Genitalzellen kann ich hier nicht großen Raum widmen. Dem allgemein Bekannten über Histologie und Zytologie der Genitalzellen habe ich nur wenig hinzuzufügen: 1. ist zu sagen, daß sowohl die Ursamenzellen wie die Ei- zellen sich nicht aus einem besonderen Wandzellenbelag ent- wickeln! Sondern sowohl die in- differenten Zellen wie die, die sich zu Sexualzellen differen- zieren, gehören demselben Epithel an, und zwar ist jede Zelle dieses Epithels fähig Sexualzelle zu werden, wie z. B. bei den La- mellibranchiern. Ich vermag nämlich nur folgende zwei Schichten zu unterscheiden. Die Follikel sind eingehüllt von einer bindegewebigen, lange, schmale Zellkerne führenden Membran. Auf dieser Basal- lamelle findet sich ein groß- kerniges, hochkubisches Epithel, das mit sinkender, geschlechtlicher Produktionschwindet. Aus seinem Bestande differenzieren sich die Ursamenzellen und die Eizellen, wie scheinbar auch die Follikelzellen und die Nährzellen für die Spermatiden. Die Ursamenzellen durch einen in arithmetischer Reihe verlaufenden Teilungsprozeß, die Eizellen durch Größen- zunahme der einheitlichen Zelle. Und stets da, wo sich eine Eizelle ausgebildet hat, fehlen randwärts alle indifferenten Epithelzellen, weil eben diese als Nachbarn rechts und links von der heran- wachsenden Sexualzelle auseinandergeschoben wurden. Dieser epitheliale Wandbelag geht direkt in das Epithel der Ausführgänge über. Über die zytologischen Verhältnisse der Sexualzellen ge- winnt man die besten Einblicke durch lebensfrisch nach SCHAUDINN Textfig. 67. Genitalien von Vitrina pellueida. 330 . Ernst Eckardt, fixierte Ausstrichpräparate, die vorteilhaft nach HEIDENHAIN oder RosenguscH mit Eisenhämatoxylin gefärbt werden. Der animale Pol des Eies ist kenntlich durch eine helle, diffus gegen das überwiegendeDeutoplasma abgesetzte Kernsaftzone, inner- halb deren der Kern oder das Keimbläschen liegt. Es ist von einer scharf begrenzten, dunkel färbbaren Membran umgeben, die dichter granuliertes Plasma und den Nukleolus oder Keimfleck umschließt. Bei ganz leichter Schrumpfung wird diese Membran noch deutlicher. Dieser Nukleolus ist, wie sich aus Schnitten klar nachweisen läßt, auch keine Einheit, sondern an seinem inneren Rande liegt, häufig in einer ähnlichen Lage wie die Linse im Augeninnern, ein sekundärer Kernkörper in einer klaren Flüssigkeit. Der ganze, also der gesamte Nukleolus ist ebenfalls von einer stark gefärbten Membran umgeben. In toto erscheint es darum viel dunkler und undifferenziert gegen das Plasmagerüst des Keimbläschens, also des Kerns, in dem sich auch die von BEck erwähnten Chromatin- brocken finden, die manchmal aecm Nukleolus anlagern, manch- mal verstreut im Plasma liegen, während sich um den Kernkörper herum lauter Vakuolen stellen, die ihm basal als Bogen aufsitzen. Die Reifeteilungen machen die Eier, wie MEISENHEIMER sicher- gestellt hat, erst nach dem Verlassen der Drüse durch, im Gegen- satz zu den Spermatozoen, die ihre ganze Entwicklung von der Ursamenzelle an über die Stadien der Spermatogonien und Sper- matozyten, schließlich die Formenwandlungen der Spermatiden bis zum fertigen Samenfaden in der Genitaldrüse durchmachen. Die Zahl der Chromosomen scheint mir nach wiederholten Zählungen 24 zu betragen, jedoch fehlt die absolute Sicherheit, weil das Schnittpräparat hier nicht zwingend ist, und zu der Zeit, als ich die Ausstriche machte, die Spermatogenese bereits abgeschlossen war. Alle Vitrinen sind ausgesprochen protandrisch. Die Sperma- bildung ist von PROWAZECK (37) u. a. so eingehend untersucht, daß ich hier nur zu rekapitulieren hätte. Der Zwittergang verläuft unter der Körperhaut außerhalb der Lebermasse, an dem konkaven Rande nach vorn und erreicht bald die Eiweißdrüse, unter deren nach hinten auf den Magen und die Leber geschobenen Schild er sich zunächst verliert. Er ist bei V. pellueida nur ganz wenig geschlängelt und in der Regel nur leicht tordiert. Ebensowenig erweitert sich sein Lumen zu einer Art Spermaspeicher, wie wir ihn bei den anderen Formen kennen lernen werden. Sein Epithel im Innern ist ein kräftiges, Beiträge zur Kenntnis der einheimischen Vitrinen. 331 gedrungenes, äußerst regelmäßiges Zylinderepithel mit ziemlich langen Zilien und auffallend blassem Zellinhalt. Im Anfangsteil, der sich an die Zwitterdrüse anschließt, stehen die Flimmern nur auf zwei Leisten, die zwischen sich eine Rinne lassen, ähnlich wie. es BEcK für Buliminus angibt. Die Leisten schwinden jedoch bald und die Flimmerbedeckung wird allgemein. Außen ist der Gang von kräftiger Muskulatur bedeckt, die ihm einen schwach gelblichen Atlasglanz verleiht. Der weitere Verlauf des Ganges war bei allen Tieren, die ich von V. pellucida untersuchte und die eben im Spätherbst gesammelt worden waren, bereits stets von der Eiweißdrüse überwachsen, deren Volumen sich mit dem Nahen der Geschlechtsperiode auf ein Vielfaches des ursprünglichen ver- größert, wie ich an V. diaphana beobachten konnte, von der ich ein Tier im September fand und sezierte (Textfig. 20). Inner- halb der Eiweißdrüse folgt nun ein Teil des Zwitterganges, die Vesicula seminalis der älteren Autoren, die Befruchtungstasche MEISENHEIMERS, die er als komplizierten, zylindrischen Körper beschreibt mit schlauchförmigen Ausstülpungen. BEcK beobachtet bei Buliminus einen geräumigen Hohlraum mit einer Anzahl blindsackartiger Aussackungen. Über die prinzipiellen morpho- logischen Veränderungen, die hierbei mit dem Zwittergang zu dieser Ausgestaltung geführt haben, scheint von den vorstehenden Autoren keine Klarheit erzielbar gewesen zu sein, weil bei den von ihnen untersuchten morphologisch höherstehenden Formen die ursprünglichen Verhältnisse bereits zu sehr verwaschen sind. Hierfür läßt sich nun bei den Vitrinen eine Deutung gewinnen. Die Befruchtungstasche ist aus einem verwachsenen Knick des Zwitterganges, dessen Strecken sich also aneinandergelest haben und verschmolzen sind, entstanden, denn der Querschnitt zeigt zwei Lumina, die nach dem freien Ende zu sich zu einem Lumen vereinigen, das den unteren eigentümlichen Blindsack bildet. Die reduzierten Wände der Innenseiten sind noch als Falten erhalten, die sich in das untere Lumen des leicht ausgebauchten Blindsackes fortsetzen und schließlich aufhören, so daß eine glattwandige, kurzzylindrische Höhlung entsteht. Das ganze Gebilde ist von dem gleichen Epithel wie der Zwittergang ausgekleidet. Ober- flächlich ist es von einem auch bereits bei V. pellucida schon kräl- tigen Pigmentmantel eingehüllt, über dessen physiologische Funk- tion man zweifelhaft sein muß. Am ganzen Genitaltrakt des Tieres fehlt sonst eine Pigmentierung. Sie wird intensiver, sobald die Befruchtungstasche freier liegt, wie wir bei den anderen Arten 332 Ernst Eckardt, sehen werden. Daraus folgt, daß sie mehr vom Licht als von der Wärme abhängig zu sein scheint und meine Deutung geht darum dahin, daß das Pigment einen Lichtschutz für das reife Sperma bewirkt. In dem Blindsack der Vesikula habe ich niemals Eier, nur ganz vereinzelt etwas Sperma gefunden. In der Mehrzahl der Fälle war sie leer und machte einen stark geschrumpften Ein- druck. Öfter waren darin Bakterien, nicht etwa degenerierte Spermatozoen, zu sehen. Aus der Vesikula führt nach vorn ein kurzer, schmaler Kanal noch ganz vom Bau des Zwitterganges. Bald aber treten starke morphologische Veränderungen ein, die mit der Einmündung der Eiweißkanäle beginnen. Die Eiweißdrüse ist bei den Vitrinen ein Organ von ganz ähnlicher Entwicklungskurve wie die Zwitterdrüse, d. h. auch hier zeigt sich eine strenge Beziehung zu der einjährigen Lebenszeit und einmaligen Geschlechtsperiode. An Tieren, die Mitte Oktober getötet wurden, sind die Kerne der Zellen, die die Drüsenschläuche auskleiden, noch groß und chromatinreich. Zu dieser Zeit wächst auch die Drüse noch ganz energisch, jedoch augenscheinlich weniger durch Zellvermehrung als durch die Ausdehnung der einzelnen Zelleiber, die bald von dem Eiweißsekret prall gefüllt erscheinen. Danach beginnen die Zellkerne der Drüsenzellen zu degenerieren und werden schließlich aufgelöst wie die Kerne der Speicheldrüsen- zellen, so daß man nur noch vereinzelte, nicht mehr scharf um- erenzte Klümpchen an Stelle der früheren Kerne in den Zellen sieht. Am Ende dieser Entwicklung stellt dann die Eiweißdrüse eigentlich nur noch einen Speicher ihres Sekrets dar, das bei der Eiablage aufgebraucht wird. An einem Tier, das nach der Eiablage geschnitten wurde, fanden sich die Zellräume fast gänzlich geleert, in den Zellkernen, soweit sie noch vorhanden waren, war überall eine große Vakuole zu sehen. Auf der Höhe der Volumausdehnung bildet die Drüse einen schief dreieckigen, im Querschnitt gleich- falls dreieckigen Körper, dessen Basis die konkave Seite der letzten Windung teilweise beansprucht. Nach vorn schiebt sie sich weit über den Spermovidukt, nach hinten liest sie Magen und Leber auf, nach links greift sie noch tief unter der Niere hinweg herüber. Die inneren Schläuche bedeckt ein kleinkerniges Plattenendothel. Sie mündet mit einem Haupt- und einem schwächeren Seitenkanal in den sich jetzt erweiternden Zwittergang, der von dieser Stelle ab selbst drüsiger Natur wird. Dieser Teil ist nach dem Volumen der mächtigste. Er ist als einheitlich zu rechnen bis etwa zur Beiträge zur Kenntnis der einheimischen Vitrinen, 333 Basis der vorderen Endwege, wo wir eine veränderte Ausbildung antreffen. Prinzipiell paßt er in das Schema vom Bau des Sper- movidukts der zwitterigen Pulmonaten überhaupt, den Sımrorn durch den Vergleich mit zwei zusammengelöteten Rinnen charak- terisiert. Es ist speziell der weibliche Teil des Genitaltrakts, der Uterus der älteren Autoren, der bei Vitrina so kolossal entwickelt ist, daß er als überwiegende Hauptmasse das sekundäre Cölom erfüllt. Beim Öffnen der Leibeshöhe von oben verdeekt er voll- kommen alle anderen Organe. Es sind nämlich in viel stärkerer Weise als bei Helix die Wände in wulstigen Aussackungen und blindsackartigen Falten aufgetrieben, die sich sowohl der Länge wie der Quere ge- bildet haben, um genügenden Platz zu finden (Textfig. 12, 47, 67). Sie umschließen oberhalb auf beiden Seiten den Ösophagus und drängen sich nach hinten in die Auskehlungen der Eiweißdrüse hinein. Die verkürzte Achse, die mit der Prostata zusammenfällt und den Spermovidukt, wie bei Helix, gewöhnlich einseitig auf- gekraust erscheinen läßt, liegt hier nicht am Außenrande, sondern in der Mitte des Ganzen, weil sich die gefalteten Massen auch nach unten herumlegen. Die Dicke der Wandungen ist die mäch- tigste im ganzen Körper von den histologisch einheitlichen Bil- dungen, die ein Lumen umschließen. Das innere Epithel des rings ausgestülpten Lumens entspricht noch zunächst dem des Zwitter- ganges, als dessen Fortsetzung es zu betrachten ist. Es ist eine niedrige, kubische Zellschicht, die durchgehends Flimmern trägt, obgleich sie sich nur in seltenen Fällen nachweisen lassen. Die abnorme Dicke der Wandungen aber ist durch blasige, drüsige Parenchymzellen bedingt, die ganz unregelmäßig nach Form wie Anordnung in mehreren Schichten hintereinander geschachtelt sind, doch alle mit dem inneren Lumen kommunizieren. Die Zell- grenzen erscheinen als ganz feines, unregelmäßiges Linienwerk gebrochener Geraden mit vielen Knicken und Winkeln. Das Plasma hat eine ausgesprochen wabige Struktur, der Kern ist im Ver- hältnis zur Zelle sehr klein und ziemlich basalständig. Die Sekre- tionsphasen erfolgen nicht gleichzeitig, sondern verteilt und da- durch erhält das ganze Gebilde im Schnitt ein marmoriertes Aus- sehen, weil die sezernierende Zelle sich intensiver färbt als die, die sich in Ruhe befindet. Das Sekret ist sehr fein. Die größten Ele- mente sind kugelige Tröpfchen, die sich mit Eisenhämatoxylin bräunen. Histologisch scheinen diese Zellen den Eiweißzellen der 334 Ernst Eckardt, Eiweißdrüse am nächsten verwandt zu sein, denn sie entstehen aus einer gemeinsamen Anlage in dieser Gegend beim jungen Tier und ebenso finden sich bis zu gewisser Grenze Übergänge an der Stelle, wo. der Zwittergang aus der Eiweißdrüse heraustritt und sich zum Spermovidukt erweitert. Das Sekret dient augenschein- lich dazu, die weiteren Häute für das Ei nach der Eiweiß- umhüllung zu bilden, denn an den ungeheuer prägnanten Sekretions- vorgängen bei der Kopula sehe ich diesen Teil nicht beteiligt. Der Leitungsweg für die Geschlechtsprodukte erscheint auch hier in dem weiten Lumen nicht schematisch festgelegt, so daß man auf dieser Höhe Ei und Samenrinne nicht scharf unterscheiden kann, zumal ich nie weder Eier noch Samen in diesem Bezirke ge- funden habe. Wohl scheint sich auch bei V. pellucida die Samen- rinne ziemlich eng an die Einmündung der Prostatakanälchen, die Drüsentubulus und Lumen verbinden, anzuschließen. Aber diese Rinne ist äußerst seicht und die Prostata ist besonders im hinteren Teile so wenig entwickelt, daß eine Differenzierung in zwei Halb- röhren erst weiter vorn, kurz vor dem Abgang des Vas deferens charakteristisch wird. Dort nimmt dann auch die Wandung ein anderes Aussehen an. Die blasigen Drüsenzellen rücken zusammen, sind kleiner und haben einen größeren kräftigeren Kern. Das innere Epithel erhöht sich und spaltet sich und die Zellen sitzen mit kräftigen Flimmern versehen als kubische Köpfe den Drüsenzellen auf. Die Prostatatubuli nehmen an Zahl zu, und die Samenrinne gliedert sich durch eine überragende Leiste von dem Eileiter ab. Die Abtrennung wird bald vollkommen, indem die Leiste mit der Gegenwand verwächst und dadurch das Vas deferens abgeschnürt wird. Die eigentliche Vagina, also der Teil, gerechnet vom Abgang des Vas deferens bis zur Basis des Blasenstieles, ist ärmer an Drüsen- zellen und das Wimperepithel schwächer. Mit der Annäherung an das Genitalatrium aber buchtet sich die Vagina auf der Seite des Blasenstiels ein, so daß eine tiefe, faltige Rinne entsteht, die nach dem Blasenstiellumen hinüberführt. Das Epithel erhöht sich mit ziemlich jähem Übergange zu stark bewimperten Zellen, die mit niedrigen abwechseln, so daß ein geschwelltes Polster entsteht. Das Receptaculum. Das Receptaculum seminis oder die Bursa copulutrix nach SIMROTH — SIMROTH versteht unter Receptaculum die Vesicula seminalis oder Befruchtungstasche — dient bekanntlich zur Auf- Beiträge zur Kenntnis der einheimischen Vitrinen. 33 nahme des bei der Copula vom Partner übertragenen Samens. Sie zeigt bei V. pellucida ausgesprochene Kochflaschenform mit einem mäßig schlanken wie langen Halse (Textfig. 67, Rec.). In der Jugend, vor der Kopulation, ist der Endteil, die eigentliche Blase schmal, gestreckt und eichelförmig zugespitzt. Die Basis oder ihre Ansatzstelle am Atrium liegt, wie bereits erwähnt, zwischen Vagina und Penis und nicht außerhalb, daß die Vagina in der Mitte läge, wie die bezügliche Zeichnung SImroTas fälschlich darstellt. Bei der Sektion bemerkt man zwei wulstige Leisten (Textfig. 68, Ler), die im Atrium beginnen und sich im Lumen des Stiels auf seinem Grunde nach unten verlaufen. Die histologische Untersuchung zeigt, daß sie rein epithelialer und nicht drüsiger Natur sind. Es sind sehr stark überhöhte, kolbenförmige Zellen, die, auf schmalen Stielen sitzend, mit den verbreiterten Köpfen eine Wölbung bilden. Ihre Funktion wird wohl mechanisch gedeutet wer- den müssen. Weiter im Blasenstiel hinab, etwa auf der Hälfte seiner Länge, verschwinden diese Leisten und das Epithel geht in die hohen, breiten, gleichmäßigen Zylinderzellen der Samenblase über. Wimpern Textfig. 68. i Die geöffneten fehlen vollständig. Dafür aber ver- Genitalendwege von Vitrina mögen diese Zellen zu sezernieren. pelmagz Nach verschiedenen Autoren soll das Sekret zur Auflösung der Spermatophorenhülle, nach anderen zur Beimischung ins Sperma dienen. Nun ist bei diesen Randzellen auch bei Vitrina eine deut- liche Sekretion zu beobachten, und zwar scheinen es eiweißartige, dickflüssige Stoffe zu sein. Eine Spermatophore aber wird bei der Gattung Vitrina überhaupt nicht gebildet, sondern der Same wird flüssig in einem Schleimballen übertragen, der keine geschlossene Form besitzt. SIMROTH sieht in diesem Mangel einer Spermato- phorenbildung eine Anpassung an die feuchte Umgebung. Ich möchte es eher für ein ursprüngliches Merkmal halten, und die Spermatophorenbildung für eine Anpassung an geringen Feuchtig- keitsgehalt der umgebenden Luft, weil das die höher differenzierte Form, das Leben in feuchter Umgebung dagegen, unseres Wissens, ein primärer Zustand ist, der eben keine positive, hier überflüssige Anpassung nötig machte. Das Sekret des Wandepithels kann 336 Ernst Eckardt, also bei Vitrina nicht als Lösungsmittel für Spermatophoren- hüllsubstanz, sondern viel eher als Konservierungsmittel für das Sperma gedeutet werden. Die Spermaballen, die man kurz nach der Copula noch meist einheitlich in der Blase vorfindet, sind nur unvollständig von einer dünnen Schleimschicht umgeben, die besonders im hinteren Teil des Ballens vollständig fehlt. Dort zieht sich nämlich die Masse in der Regel zu einem Strang aus, der noch im Blasenstiel liegst und nur aus Samen besteht. Hierher aber kann das Sekret der Wandzellen gar nicht gelangen, so daß auch die unvollständige Hülle des vorderen Tropfens nur als mit- gerissener Schleim zu erklären ist. Das Bindegewebe, das die Blase umgibt, entbehrt aller Drüsen. Es finden sich in der Haupt- sache nur netzartig gekreuzte Muskelfasern. Dagegen ist der obere Teil des Blasenstiels und besonders der Grund unterhalb der Leisten mit einem starken Drüsenmantel belegt, deren Sekret, wie wir sehen werden, bei der Copula dazu dient, diesen Eingang zum Blasen- stiel, in den der Penis des Partners zu liegen kommt, geschmeidig zu machen. Die Bedeutung des Receptaculums als Aufnahme- und Auf- bewahrungsbehälter für das Sperma ist aber damit noch nicht er- ledigt. Durch neue Befunde bei V. pellucida muß die wichtige Frage. nach dem Ort der Eireife und Befruchtung in eine neue Diskussion gezogen werden. Die ersten, sicheren Aufschlüsse hierüber verdanken wir MEISENHEIMER (27). Die Resultate gelten für Helix pomatia, ihre weitere Gültigkeit muß erst bestätigt werden, hat aber große Wahr- scheinlichkeit für sich. In dieser Arbeit weist MEISENHEIMER nach, daß die Reifeteilungen des Eikerns nach dem Verlassen der Zwitter- drüse in der Befruchtungstasche oder Vesicula seminalis erfolgen, wo auch die Befruchtung stattfindet. Alle Tatsachen stimmen gut zusammen. Die Tiere sind protandrisch. Jedes Tier, das zur Kopulation kommt, nimmt fremdes Sperma in sein Receptaculum auf, das dort solange aufbewahrt wird, bis das eigene Sperma aus den Geschlechtswegen verschwunden ist. Zu dieser Zeit ist dann die Eireife erreicht und die Eier können befruchtet werden, ohne der Gefahr der Selbstbefruchtung zu begegnen. Die Sicherheit wird vergrößert, weil nach MEISENHEIMER der bei der Copula über- tragene Same vermutlich noch unreif, also zur Befruchtung un- tauglich ist und erst im Receptaculum des Partners seine Reife erlangt. Nun liegen aber die Eier im Zwittergang und der Vesikula, Beiträge zur Kenntnis der einheimischen Vitrinen. 337 das fremde Sperma im Receptaculum. Und hier fehlt ein Glied in der Kette der exakten Beobachtung, das schwer zu erbringen ist. Bisher galt nämlich die Vesikula als ein Behälter, eigenes Sperma zu reservieren, um im Falle, daß das Tier nicht zur Kopula- tion kommt, noch die Selbstbefruchtung der Eier zu ermöglichen. MEISENHEIMER nimmt nun an, daß es fremdes Sperma ist, was die Vesikula schließlich füllt und sagt hierzu auf p. 493 des be- treffenden Bandes selbst: ‚„,... .. es ist eine Lücke, daß ich nicht die Spermatozoen auf ihrem Wege von der Endblase des Recepta- culums bis an das obere Ende des Oviduktes zu verfolgen ver- mochte, wo ja die eigentliche Befruchtung der Eier stattfindet. Die einzige Möglichkeit ist die, daß sie am Stiel des Receptaculums hinabwandern, die Vagina passieren und der Flimmerrinne, welche als Fortsetzung des Vas deferens in der Wandung des Oviduktes gelegen ist, folgend nach oben steigen.“ — .. .. „Die unmittelbar vor und während der Eiablage stattfindende Befruchtung erfolgt im obersten Abschnitt der weiblichen Leitungswege, und zwar an der Übergangsstelle von Zwittergang und Ovidukt.“ Nach der Zeichnung MEISENHEIMERS ist das eben das Divertikel der Be- fruchtungstasche, in der Sperma und Eizellen gemischt durch- einanderliegen. Der Vorgang des Hinaufwanderns der Spermato- zoen in dem Blasenstiel und der Samenrinne des Oviduktes bietet praktisch auch keine Schwierigkeiten und ist sehr wohl denkbar. Und unnatürlich wäre es, wollte man behaupten, daß die von MEISENHEIMER festgestellte Befruchtung als mit eigenem Sperma, also als Selbstbefruchtung, aufgefaßt werden könne. Denn die Fremdbefruchtung ist fast allgemein die Regel, die Autogonie fast immer eine zwangsweise Anpassung. Für MEISENHEIMERSs Auffassung sprechen ebenfalls die sekun- dären Verbindungen zwischen Receptaculum oder Bursa und der Befruchtungstasche, die bei einzelnen Clausilien und individuell bei Helixiden vorkommen. Um so erstaunter war ich darum, als ich in einer Schnitt- serie durch die Genitalien einer V. pellueida, die nicht lange nach einer Kopulation getötet worden war, die folgenden, merkwürdigen Verhältnisse vorfand. Zwittergang, Befruchtungstasche, Ovidukt und Samenrinne waren vollkommen leer. Die Bursa oder das Receptaculum war dagegen mit einem frischen Spermaballen ge- füllt, der noch zum Teil im Blasenstiel steckte und nach vorn den Boden der Blase noch nicht erreicht hatte. Unterhalb der Sperma- massen aber, in dem also freien Raum der Blase, lagen mehrere 338 Ernst Eckardt, Eier, von denen zwei deutlichst je eine Richtungsspindel und Polstrahlung zeigten (Textfig. 69). Leider läßt die unvollkommene Fixierung nicht genauere zytologische Angaben zu. Es ist also nicht zu sagen, ob es sich um die Bildung eines Richtungskörpers, also eine Reifungs- phase, oder um die Kernspindel mit den beiderseitigen Kernsegmenten, deren Zahl wieder 24 zu betragen scheint, handelt. Letzteres wäre also eine Phase bereits nach der Befruch- tung. Im Deutoplasma sind außer- halb der Spindelsphäre noch dichtere, chromatinähnliche Elemente sichtbar, die jedoch nicht genau zu identi- fizieren sind. Das Wesentliche des ganzen Befundes liegt aber nicht in in der Textfig. 69. Rezeptakulum von jetzten Klärung ieder zvtoloeischen Vitrina pellucida mit 2 Eiern 8 | y Sn und einem Spermaballen. Feinheit in diesem Falle, sondern im folgenden: 1. Wir finden reife oder eben befruchtete Eier an einer Stelle, os for) wo sie bisher noch nie beobachtet wurden. Das Receptaculum ist der Ort, wohin bei der Copula, wie ich beweisen kann und bereits für andere Arten sicher- gestellt ist, das fremde Sperma primär ergossen wird. Die Eier müssen durch den Blasenstiel, und zwar zeitlich vor dem Spermaballen, der noch von der später erfolgten Kopulation her, den Eingang verstopft, in die Blase ge- langt sein. Eine andere Verbindung zum Genitaltrakt existiert nicht. . Ein zufälliges Verirren der Eier bei der Eiablage schließt sich daraum aus, weil sie dann bereits die Hüllschichten, die Eiweißdrüse und Ovidukt bilden, besitzen müßten. Keine Beobachtung an allen anderen Serien spricht dafür, daß die Befruchtung sich in anderer Weise vollzieht. Es läßt sich durch Messung feststellen, daß das Lumen der Befruchtungstasche überhaupt zu enge wäre, um reife Eier von Vitrina aufzunehmen, im Gegensatz zu Helix pomatia, wo nach MEISENHEIMERs Zeichnung wenigstens einige Dutzend Eier und Spermamassen nebeneinander Beiträge zur Kenntnis der einheimischen Vitrinen. 339 Platz finden. Die lichte Weite der Vesikula beträgt nämlich 50 u. Der größte Durchmesser reifender Eier, in der Zwitterdrüse gemessen, 60 y. Es scheint mir hier eine Entwicklung mit höherer Differen- zierung wie Verschiebung der Beiruchtungsstelle vorzuliegen, in der Vitrina pellucida entschieden den niedrigeren Platz einnimmt. Der ursprüngliche Ort der Eibefruchtung scheint wirklich die Bursa oder das Receptaculum zu sein. Denn nur so vermag ich die Einrichtungen zu verstehen, die SIMROTH (53) anführt und zum Zwecke der Selbstbefiruchtung deutet. Sie finden sich sämtlich bei primitiven Pulmonaten. Es sind: bei den Vaginuliden — eine Verbindung zwischen Bursa (Rezeptakulum) und Samenleiter; bei Zonites und einigen Testacellen ein Kanal zwischen Penis und Bursa. Was hätten nun die Kommunikationen für Zweck, wenn bei diesen Arten nicht die Bursa der Ort der Befruchtung wäre? Und zwar handelt es sich in diesen Fällen um Selbstbefruchtungs- mechanismen, denn sonst würde die Verbindung der Bursa mit den Leitungswegen des eigenen Samens unverständlich. Die erwähnte Einrichtung bei einzelnen Clausilien und indi- viduell bei Heliciden (Atavismus!), nämlich ein Kanal zwischen Bursa und Vesikula erscheint in der Perspektive als eine Art anatomischer Mittelstufe. Ebensogut ließe sich freilich die letzte Bildung als progressiv gegen Helix pomatia z. B. auffassen, als Vereinfachung des Leitungsweges zwischen dem alten und neuen Ort der Befruchtung. Bei Vitrina ist der Blasenstiel weit, die Blase relativ sehr geräumig, die Vesikula dagegen sehr klein. Bei Helix pomatia liegen die Dinge gerade umgekehrt. Trotzdem nun bei V. pellucida die Tatsachen so stark dafür sprechen, daß die Eier in der Bursa befruchtet werden, müssen die daraus folgenden weiteren Annahmen starken Zweifel begegnen. Es wäre nämlich nötig, daß die Eier wieder in den oberen Teil des Ovidukt, zum mindesten aber in die weiblichen Leitungswege gepreßt würden, wo die Eihüllen erst gebildet werden. Dieser Gedanke hat aber offenbar seine große Schwierigkeit, denn wenn von Spermatozoen auch solch Emporwandern in ähnlicher Form allgemein bekannt ist, fehlt für solch Hin und Her von Eiern doch jeder Beleg, so daß man nicht einmal zu einem Analogieschluß Berechtigung hat. In gleicher Weise läßt die topographische Lage- Jenaische Zeitschrift. Bd. LI. 22 340 Ernst Eckardt, rung der drüsigen Teile des Ovidukts, die die Eihüllen zu bilden haben, diese Art des Befruchtungsvorganges vorläufig unnatürlich erscheinen, solange nicht tatsächliche Beobachtung uns anders belehrt. Aus den gegebenen Daten bleibt die ganze Frage noch un- gelöst, die Sachlage ungereimt. Dabei aber behalten die angeführten Tatsachen doch ihre beweisende Kraft und dürfen nicht als anormaler Fall etwa igno- riert. werden. Es wäre nun ferner einmal experimentell zu untersuchen in welcher Weise sich die Selbstbefruchtung bei isoliert erzogenen Schnecken vollzieht. Daß sie vorkommt, ist durch KünkEL bei Limaciden und Arioniden experimentell er- wiesen. Daß sie auch in der Freiheit eine Rolle spielt, dafür sprechen die oben genannten Einrichtungen bei Vaginuliden, Zonitiden und Testacellen und noch beweiskräftiger folgende Tatsachen nach SIMROTH (95): Bei der tropischen Form von Agriolimax laevis ist gelegent- lich Ausfall des Penis beobachtet. Bei Raublungenschnecken Wegfall der Reizorgane. Bei gewissen Heliciden ist der Epiphallus, in entgegengesetzter Richtung in ganzer Länge mit dem Penis verbunden, so dab der Penis nicht mehr ausstülpungsfähig sein soll. Und man darf ferner nicht vergessen, daß auch in der An- nahme der MEISENHEIMERSchen Darstellung des Gesamtaktes Schwierigkeiten liegen. Sie fordert nämlich das keineswegs belegte restlose Ausstoßen des eigenen Samens vor der Überwanderung der fremden Spermato- zoen aus der Bursa in die Vesikula, wenn anders die Kopulation nicht vollkommen überflüssig erscheinen soll. Es wird sich nun nie absolut beweisen lassen, ob Spermamassen in der Vesikula vom selben Tiere, wo sie bei Ausfall der Kopula zur Selbst- befruchtung reserviert gehalten wurden, stammen oder von einem Artpartner. Das Funktionieren der Fremdbefruchtung in der Vesikula setzt also ein zuverlässiges Arbeiten der Protandrie vor- aus, und das Vermögen des Organismus, nach einer Kopulation respektive nach der Kopulationsperiode allen eigenen Samen ent- fernen zu können, bevor der fremde überführt wird. Damit steht aber in Widerspruch, daß V. pellueida noch kopuliert, während sie bereits Eier ablegt, was ich durch Beobach- Beiträge zur Kenntnis der einheimischen Vitrinen. 341 tung feststellen konnte. (Ebenso finden sich in der Vagina, nicht in der Samenrinne, bei einem in der Copula fixierten Tiere Spermato- zoen.) Es wird damit für meine Auffassung immer wahrschein- _ licher, daß wir es bei der ganzen Frage mit einer anatomischen, nicht phylogenetischen Entwicklungsweise zu tun haben, in der der ursprüngliche Ort der Fremdbefruchtung die Bursa ist, worauf so manche nach den Genitalien primitive Pulmonaten, wie eben die Vitrinen hindeuten. Die Eier, die in ganz kleinen Posten ab- gesetzt werden, könnten dann in dem unteren Ende der Vagina durch eine zeitlich verschiedene Sekretion der drüsigen Teile ihre Hüllen empfangen. Und erst bei anderen, wie höheren Formen erfolgt eine Verschiebung der Befruchtungsstelle nach dem oberen Teile des Genitaltraktes, wo zuerst die Vesikula noch zu klein und gering entwickelt ist, daß sie nur als Samentasche dienen kann und im Vorbeigleiten die Eier befruchtet werden analog den Ein- richtungen bei höheren Insekten. Ständen nicht die bei V. pellu- cida gemachten Befunde dagegen, so würde ich für Vitrina diese Deutung in Anspruch nehmen. Es wäre als letzte Möglichkeit, den abnormen Befund aufzuklären, nicht ausgeschlossen, daß die Eier im Receptaculum von V. pellucida gar nicht vom Tier selbst, sondern von dem Begattungspartner stammen, wo sie bei der Spermaentleerung zufällig aus der Zwitterdrüse mitgerissen worden sind. Aber auch das ist nur eine Annahme, denn der Gegenbeweis fehlt. Ebensowenig kann ich die Deutung MEISENHEIMERS für diesen Fall berechtigt finden. Er vermutet, daß das Tier sich in der Eiablage befand und gleich danach kopulierte, was bei Vitrinen vorkommt, und daß so Eier, die in den unteren Endwegen lagen, zufällig mit dem Sperma- ballen in das Receptaculum geschoben worden sind. Es fehlen den Eiern aber ja die Hüllen, die es besitzen muß, um abgelegt werden zu können! Die sozusagen modernsten oder jüngsten Heliciden, wie Helix pomatia, bieten endlich die gegenwärtig voll- kommenste Ausbildung der Vesikula als Befruchtungstasche. Vas deferens und der Penis. In Bronns Klass. und Ordg., Mollusca, Bd. III, Pulmonata von SIMROTH (53) findet man folgende Angabe: Der Penis von V. pellueida, der aller Drüsen und Reizorgane ermangelt, zeichnet sich durch eine äußere Muskelscheide aus, die bis zum Eintritt des Samenleiters heraufreicht. Eine seitliche N 92x 342 Ernst Eckardt, Wulst mag als Glans dienen; dazu untere Reizpapillen, von ähn- licher Chondroidstruktur wie die Zähne der Oncididen. In Tayror (69) lautet die knappe Beschreibung: The vas deferens soon after leaving the conjoined ducts is bent upon itself and also runs parallel with and close to the penis theath, to which it is closely bound by a thin muscular sheath; the penis sheath is apparently formed by a simple thickening of the vas deferens, but its lumen isnotcentral, being nearer the outer wall, and distally is of a glandular structure, separable into an upper and a lawer portion, the vas deferens entering at the point of junction, the upper glandular section and omesided swelling kannot be explained as a flagellum as the retractor is affixed at that point. Das sind die wesentlichsten Angaben, die darüber existieren. Sie bedürfen verschiedener Erweiterungen wie Korrektur. Der Penis liegt stets rechts außerhalb auf der Oberseite der Genitalien. Bei Tieren, die noch nicht kopuliert haben, ist er tief und fest in die Oberfläche der Oviduktwülste eingebettet (Fig. 88). Der Samenleiter geht erst relativ spät vom Ovidukt ab, so daß die Vagina sehr kurz wird. Er läuft auf der Innenseite des Winkels, den Vagina und Penis miteinander bilden, herauf bis zur Basis des Atriums. Hier ist ringförmig um die Penisbasis der bei SIM- ROTH wie TAyLor erwähnte Muskelschlauch angeheftet. Das Vas deferens tritt an seiner unteren Grenze in ihn ein, so daß man bei der Sektion zunächst glaubt, er eröffnete sich bereits in das Penis- lumen selbst. Öffnet man dagegen die Muskelhülle oder untersucht Schnitte, so erkennt man, wie der Samenleiter eng parallel der eigentlichen Penisscheide bis zu deren oberen Ende verläuft und erst an deren Pol mit jähem Knick um 180° in diese eintritt. Dieser Knick legt sich bei der Kopulation natürlich in eine Gerade. Der histologische Aufbau des Samenleiters ist ziemlich gleichförmig, seine Gestalt ebenfalls nur ganz wenig differenziert. Kurz nach der Abschnürung vom Ovidukt erweitert sich sein Lumen etwas, doch nicht charakteristisch genug, um diesen leicht verdiekten Teil etwa als Patronenstrecke zu bezeichnen, wo sich das für eine Kopulation gewöhnliche Maß von Sperma ansammelt. Vor dem Eintritt in den Penis verengt sich der Schlauch wieder, um dann vollkommen glatt und ebenmäßig in erstere überzugehen. Die innere Wandung ist wie der oberste Teil der Samenrinne, bereits von Flimmerepithel aus ziemlich hohen Zellen ausgekleidet. Der untere Teil ist in der verdiekten Region von äußerst kräftiger Zirkulärmuskulatur umgeben. Diese nimmt nach oben hin ab und Beiträge zur Kenntnis der einheimischen Vitrinen. 343 an ihre Stelle treten teilweise zahlreiche, einzellige Schleimdrüsen, die sich, je näher der Penis selbst kommt, immer mehr ver- mehren. Der Penis ist in der Regel ein kolbiger, gegen den Helixtypus gedrungener Körper, dessen grobe innere Morphologie im TayLor ganz richtig geschildert wird, während Sımrorns kurz zitierte Notiz darüber nur teilweise zutrifft. Er ist durchweg drüsiger Natur, deren großzellige Elemente in einem bindegewebigen Netz- werk, durch das auch Muskelfasern, jedoch nur spärlich, kreuzend liegen. Die Drüsenzellen liegen in mehreren Schichten unregel- mäßig hintereinander und ereießen ihr Sekret, das stets die schon beschriebenen, stark färbbaren Körnchen enthält, ausschließlich in das innere Lumen, das bei der Copula ja oberflächlich im weib- lichen Teile zu liegen kommt. Auch das Epithel dieses Lumens, ein mittleres Zylinderepithel, vermag zu sezernieren, in analoger Weise wie die Wände des Receptaculums. Ein eigentliches Schwell- gewebe, das die Wände des Penis selbst auftreiben könnte, vermag ich nur in ganz geringer Entwicklung am vollkommen reifen Organ, das schon zur Copula gedient hat, festzustellen. Sımrortns An- gabe, die sich meines Erachtens schon im eigenen Text etwas widerspricht, finde ich darum nicht bestätigt, denn die Drüsen überwiegen bedeutend und Chondroidgewebe fehlt, wie gesagt, fast ganz. Von Chondroidbildungen, wie bei den Oncidiiden, läßt sich vollends nichts auffinden. Wohl aber ist die Wandung im ganzen verschieden. Auf einer Seite ist sie gleichmäßig stark von der Basis bis zur Penisspitze. Ihr gegenüber aber verdickt sich das Gewebe zu einem hohen, gewölbten Polster, das mit freier. breiter Spitze zungenförmig im oberen Teile endet. Es ist das der Teil, den SImrorH# als vermutlich der Glans gleichwertig bezeichnet. Durch ihn wird das Lumen auf die Seite gerückt und das ausge- stülpte Penis muß dann eine unsymmetrisch-säbelförmige Ge- stalt haben. Das oberste Stück, etwa ein Sechstel der Gesamtlänge, ragt über die locker umhüllende Muskelscheide hinaus. Auch dieser Teil ist vollkommen drüsiger Natur und zur Hälfte an seiner Spitze, zum anderen Teile an dem Knie des Samenleiters faßt der Penis- retraktor an, der quer über den Ovidukt oberhalb hinweg an der Grenze zwischen diesem und der Eiweißdrüse hinab zum Kolumellar- muskel läuft, mit dem er aber nur ganz unvollkommen verschmilzt. Schon F. Wiesmann hat auf diese Tatsache als auf ein immerhin primitives Merkmal aufmerksam gemacht. 544 Ernst Eckardt, An der Basis des Penis geht das drüsendurchsetzte Gewebe, das hier nur muskelreicher wird, in den drüsigen Grund des Blasen- stiels und allgemein ins Genitalatrium über. Hier befindet sich, zwischen Penis und Blasenstiel, ein win- ziges Divertikel von ca. 0,5 mm Länge. Es ist mit auffällig hohen, schmalen Zylinderzellen, ganz wie der Blasenstiel, ausgekleidet und entbehrt jeder sonstigen Differenzierung. Nichts weist darauf hin, ja seine Lage widerspricht dem, daß wir es als ein Rudiment der Pfeildrüse, die wir bei V. elongata und brevis kennen lernen, aufzufassen haben. Das Genitalatrium ist ein kräftiger, breiter Schlauch, der sich hinten verbreitert und ca. 1 mm Länge besitzt. Seine Wände sind von kräftigen Muskelfasern durchkreuzt und deren Maschen, im vollkommenen Gegensatz zu SIMROTHS Angabe, mit schlauchförmigen Drüsen dnrchsetzt, die morphologisch ganz und gar den Eiweißdrüsen der Haut gleichen (Taf. IV, Fig. 11). Sie öffnen ihre Hälse durch das flimmerlose Epithel der Wandung ins Innere des Atrium, das bei der Copula ebenfalls nach außen ge- kehrt wird. Zwischen Atrium und innerer Leibeswand spannen sich Muskelbündel, die als sekundäre Retraktoren zu wirken ver- mögen. Die Kopulation von V. pellueida. Es gelang mir in einem Falle, eine Kopulation von V. pellu- cida zu fixieren und die anatomischen Verhältnisse zu untersuchen. Die gegenseitige Stel- lung der Tiere ist in Textfig. 70 wiederge- geben. Im Leben war Nr.2, das kleinere Tier, nicht so stark dorsal übergedreht. Wie schon aus dieser ersten Ab- bildung ersichtlich ist, ist das ganze Genital- atrium bis zu seiner unteren Wurzel in der Körperwand blasen- artig ausgestülpt. Durch Sektion legteich nun bei dem kleineren Tier den inneren Situs frei und erhielt dadurch das Bild (Textfig. 71). Wir sehen den Penis des Partners im unteren Teile des Blasenstiels von Tier 2 (73). Textfig. 70. Kopula von Vitrina pellucida. Beiträge zur Kenntnis der einheimischen Vitrinen. 345 Rechts neben Blasenstiel, verläuft der Retraktor, und das Vas- deferens, vom Penis,, der durch Penis, verdeckt wird. Die Peniswurzeln gegen das Atrium markieren sich durch eine leichte Ringfalte (Textfig. 71 RF). Genaueren Aufschluß gewährte sodann die Schnittserie, die auf der Höhe der Zwitterdrüse, von hinten her beginnend, zunächst transversal bis zur Höhe des Bursastiels durch Tier 1 angefertigt wurde. Der letzte Teil, der die Verkettung der Kopulationsorgane direkt faßte, wurde sagittal geschnitten, um ein Längsprofil des ausgestülpten Penis zu bekommen. Die oberen Teile des Genitaltraktus waren von dem Kopula- tionsvorgang nicht merkbar beeinflußt. In dem Ovidukt und der Samenrinne von Tier 1 lagen noch spärliche Spermamengen, ver- Textfig. 71. Situs des Pe- Textfig. 72. Schnittbild der gleichen Ver- nis in den Geschlechtswegen hältnisse mit Berücksichtigung der Drüsen - des Partners. verteilung. mutlich ein Überschuß des nötigen, in den Partner zu überführenden Samens. Tier2 hatte das Sperma bereits in das Receptaculum, ergossen. Vorn trug der Ballen eine stärker gefärbte Schleimkappe, der ganze hintere Hauptteil war flüssig-hüllenlos. Das meiste Interesse boten die Sagittalschnitte. Ich gebe ein Situsbild in Textfig. 72, das aber leider nicht alle Verhältnisse zeigt. Am Penis wird nur der drüsige, eigentliche Peniskörper aus- gestülpt. Die ihn umhüllende Muskelscheide bleibt gestreckt im eigenen Atrium liegen (MuSch). Das Vas deferens öffnet sich nicht zentrisch-polar in der Penisspitze, sondern die Öffnung wird durch das beschriebene, unsymmetrische Drüsenkissen leicht nach hinten 346 Ernst Eckardt, an die Seite gerückt. Der Penisretraktor reicht natürlich mit dem Samenleiter bis an jene Mündungsstelle. Die Vagina öffnet sich frei neben dem vom Penis belegten Blasenstiel, ohne jedoch irgend- wie aktiv beansprucht zu sein. Alle beteiligten, drüsigen Gewebe zeigen nun das von mir jemals beobachtete Maximum sekreto- rischer Tätigkeit. Die Sekretion verteilt sich auf Epithelzellen und die schlauch- förmigen, großen Bindegewebszellen, die das Penisinnere erfüllen und die Ränder des Atriums besetzt halten. Ich habe in Textfig. 72 die sezernierenden Zonen durch verschiedene Schraffierung unter- schieden. Die einfache Schraffur bezeichnet Epithel-, die gekreuzte Bindegewebszellen. Die Maximalproduktion von Epithelzellen findet am inneren Rand des Blasenstiels, wo dieser an die Basis des eigenen Penis grenzt (Or,), statt. Hier übertrifft die Höhe der Sekretsäulen, die größtenteils noch über ihren Abscheidungszellen stehen, die Zell- höhe selbst um das Vier- bis Fünffache. Ähnlieh mächtige epitheliale Sekretion besteht auch auf der Seite des Penis, die dem Drüsenpolster abgekehrt ist und bei der Kopulation scheinbar dauernd gegen den äußeren Rand des Blasen- stiels zu liegen kommt. Hier sezerniert dafür der Randbelag des Blasenstieleingangs weniger, so daß sich Penisoberfläche und Blasen- stielwand wechselseitig ergänzen. Daß gerade hier am Blasenstiel- eingang die Schleimabscheidung überhaupt am stärksten ist, ist ja ohne weiteres verständlich. Das Sekret der Drüsenzellen im Penis und letztem Teil des Samenleiters und das der Epithelzellen ist verschieden. Ersteres hat eine vollständige Übereinstimmung mit dem der Schleimzellen der Körperhaut, soweit hier der Vergleich nach gemeinsamer Schnittdicke, Fixierung und Färbung eine Kritik gestattet. Die Abscheidung der Epithelzellen dagegen ist eine stärker licht- brechende, fett- oder glykogenähnliche Substanz, die kurz nach dem Austritt aus der Zelle sich noch färbt, weiter entfernt ein goldgelbes, emulsionartiges Aussehen besitzt, ähnlich den Ferment- tröpfchen in Speicheldrüse und Leber. Durch diese ungeheure Tätigkeit der Drüsenzellen innerhalb einer relativ kurzen Zeit erschöpft sich nun ihr Vermögen so sehr und merklich wie das jedes Gewebes im tierischen Körper nach außergewöhnlicher Leistung. Untersucht man einen Penis histo- logisch ganz kurz nach der Kopulation, so findet man die Zell- räume dürftig, blaß und fast leer, die Zellkerne haben an Größe Beiträge zur Kenntnis der einheimischen Vitrinen. 347 bedeutend abgenommen und ihre kräftige, runde Form ist zeitlich zu einer gelappten, unregelmäßigen Gestalt verkümmert. V. diaphana Drar. VW. diapkana affinis-Lauchagrund (Wen.). Die Genitalien dieser ersten Vitrine vom Osthang des Insels- berges entsprechen nach dem Vergleich mit den bisherigen Angaben SIMROTHs wie F. WIEGMANNS so denen der typischen V. diaphana, die SIMROTH nach Exemplaren aus dem Auwald bei Leipzig, F. WIEGMANnN nach Material aus dem Harze bekannt geworden sind, daß ich auch das Exemplar, was ich untersuchen konnte, als Normaltypus für V. diaphana beschreiben kann. Die Vitrine WıEGMAnNns aus dem Lauchagrunde unterscheidet sich nur ganz geringfügig nach den Genitalien von ersterer. Ich vermute, daß sie F. WIEGMANN nur darum so aufgefallen ist, weil er sie nach den Artvertretern aus Bayern, die eine Pfeildrüse be- saßen und die eventuell falsch bestimmt waren, untersucht hat. Als Haupteigentümlichkeit für den Typus des Genitaltraktes von V. diaphana ist eine starke Entwicklung der männlichen Teile zu bemerken, der die weiblichen nicht gefolgt sind. Alle Unter- schiede, die sie etwa gegen V. pellucida bietet, lassen sich unter dieses Generalmerkmal unterordnen (Textfig. 73 u. 74). Ich gebe der Kürze wie Übersichtlichkeit wegen die Diffe- renzen wie Parallelen mit V. pellucida in einzelnen Punkten. Die Zwitterdrüse hat die nämliche Lage und den gleichen Bau. Der Zwittergang ist relativ länger und stärker geknäuelt. Ihm sitzt als langer, säbelförmig gebogener Blindsack mit kolbig verdicktem Kopfe die schwarz pigmentierte Vesikula auf. Sie ist größer, so daß sie auch bei voll entwickelter Eiweißdrüse noch aus dieser hervorragt. Die Pigmentierung ist am Ireien, nicht bedeckten Ende am intensivsten. Ich vermochte sie an dem einen Stück, das mir vorlag, leider nur auf Sagittalschnitten zu untersuchen. Sie besteht im Prinzip wieder aus zwei nebeneinander liegenden Lumina, die an der Spitze durch einen Kanal kommu- nizieren. Am unteren Ende bildet der Zwittergang noch ein scharfes Knie, das als Tasche in die Mündung der ausgezogenen, eigentlichen Vesikula ragt. Hier würden Eier Platz finden können. Die oberen Schläuche der Vesikula sind mit einem mittleren Zylinderepithel mit sehr langen Flimmern ausgekleidet. Oberhalb, an der Ver- breiterung des Spermoviduktes, der zunächst noch als einheit- 348 Ernst Eckardt, licher Spalt wie ein Sinus gebuchtet ist, mündet die Eiweißdrüse mit zwei Gängen ein. Sie war bei dem Tier im September noch außerordentlich klein (Textfig. 73). Histologisch bot sie nichts Besonderes. Anders der Ovidukt. Er ist von der Höhe der Eiweißdrüse ab, auf der ersten Hälfte rings von kurzen, schlauchförmigen Drüsenzellen umlagert mit großen, runden Kernen, wie wir sie bei V. pellucida in seinem unteren Teile kennen lernten. Es ist aber nicht unwahr- scheinlich, daß sich diese Zellen noch zu den großen, blasigen Zellen, die die dieken Wandungen bei V. pellucida zusammen- setzen, mit beginnender Geschlechtstätigkeit differenzieren. Das Textfig. 73 u. 74. Genitalien von Vitrina diaphana. untersuchte Tier zeigte nur auf der Mitte des Ovidukts unregel- mäßig blasige Auftreibungen der Wandung, die histologisch den Verhältnissen bei V. pellucida entsprachen. Die Prostata reicht bis an die Eiweißdrüse hinauf und ist nach der Zahl ihrer Tubuli wesentlich mächtiger. Dazu ist auch die Samenrinne, in die das Prostatasekret aus den Tubuli in starken, flimmernden Kanälen in Abständen mündet, von Anfang an cha- rakteristisch ausgebildet. In den Tubuli fallen gewisse Zellen zwischen den normalen Drüsenzellen auf, die größer sind, ab- gerundete Form und einen chromatinarmen Kern haben. Es scheinen mir Drüsenzellen auf einer Ruhephase zu sein. Beiträge zur Kenntnis der einheimischen Vitrinen. 349 Der Samenleiter gliedert sich etwa auf gleicher Höhe wie bei der vorigen Art vom Ovidukt ab und verläuft ebenfalls unter der Achsel, die Penis und Vagina miteinander bilden. Er wird auf der Biegungsstelle durch ein zartes Muskelband (MB) ge- halten. Der rechte Ommatophorenretraktor kreuzt direkt zwischen Vagina und Penis hindurch (Fig. 20). Die Basis des Blasenstieles liegt nicht zwischen Vagina und Penismündung, sondern außer- halb neben der Vagina. Der Blasenstiel ist länger, die Endblase relativ klein. Der Penis beansprucht die breiteste Ansatzstelle am Genital- atrium. Er muß durch seine stattliche Größe im Verhältnis zu den anderen Teilen auch sonst sofort ins Auge fallen. Histo- logisch wie morphologisch besitzt er einen komplizierteren Bau als der von V. pellucida. SIMROTH hat in der Arbeit von 1890 (62) eine Abbildung von ihm gegeben, die aber, nach einem Total- präparat angefertigt, nicht alle Verhältnisse richtig darstellt. Im Schnitt läßt sich sofort ein vorwiegend muskulöser unterer Abschnitt und ein oberer drüsiger Teil unterscheiden. Das Vas de- ferens mündet nun nicht, wie SIMROTH und WIEGMANN an- geben, auf halber Länge in ihn ein, wie es nach der Ein- trittsstelle von außen schei- nen möchte. Ebensowenig aber auch polar wie bei V. pellu- cida, sondern etwa auf vier Fünftel seiner Länge geht es in einem Winkel, den das distal gelegene Drüsenkissen gegen die übrige innere Ober- fläche bildet, in das innere Lumen über. Ich gebe in Textfig. 75 einen halbschema- tischen Durchschnitt. Das ganze Organ erwies sich be- B reits im September vollkom- Textfig. 75. Schnitt durch den Penis men entwickelt, vor allem in von Vitrina diaphana. der Sekretionsfähigkeit seiner Drüsen. Das beweist, wie mächtig die protandrische Entwick- lung der der weiblichen Teile, wie besonders der Eiweißdrüse, vorauseilt. 350 Ernst Eckardt, Die stark muskulösen Wandungen seiner Basis verschmälern sich distal und umgeben die obere Hälfte als eine freie, lockere Muskelhülle, die sich jedoch am Ende blindsackartig schließt und hier mit dem breiten, kräftigen Retraktor verwächst, der mit seiner Hauptmasse aber an dem inneren, drüsigen Kopf des Penis selbst angreift. Diese Sachlage macht es aber wahrscheinlich, daß die Muskel- hülle, die starke Längsbündel hat, einmal sich an der Ausstülpung aktiv beteiligt wie schließlich selbst mitausgestülpt wird, was bei V. pellueida nicht der Fall war. Die innere Oberfläche, ein Zylinderepithel, ist in viele krause Falten gelegt, die im Querschnitt den Eindruck von Zotten machen (Textfig. 75). Im unteren Teile ist es überall von kleinen einzelligen Schlauch- drüsen unterlagert, deren Sekret häufig zwischen den Epithel- zellen eine Blase bildet, so dab diese auseinandergetrieben werden. Zwischen peripherer Muskelwand und innerem Epithel ist ferner hier ein charakteristisches Schwellgewebe entwickelt, das auch die Leistengebilde durchsetzt, die bei der Erektion sicherlich als Reizkörper wirken. Hier hat SımrorTH auch einen Kranz von Zähnen gesehen, den er in seiner Abbildung des Penis (62) einzeichnet. Ich treffe ähnliche Gebilde, die in zwei Reihen über- einander einseitig entwickelt sind und aus reinem Chondroid- gewebe bestehen. Sie kommen also als besondere Differenzierung dieser Region zu der als Reizkörper wirkenden Fläche hinzu. Der distale Teil des Penis ist von einem mächtigen Lager riesiger Drüsenzellen eingenommen, die auf der gewölbten Fläche des erwähnten Kissens sämtlich ausmünden. Sie sezernieren in feiner Tröpfchenform eine stark lichtbrechende Flüssigkeit, die mit dem Sekret der großen runden Zellen in der Penisspitze von V. pellucida identisch zu sein scheint, soweit hier die ganz verschiedene Fixierung ein Urteil erlaubt. Aber auch morphologisch gleichen sie jenen, die nur etwas kleiner sind. Zu beiden Seiten des Kissens trägt das Epithel starke Flimmern, die einen geregelten Abfluß be- wirken sollen. Die Tatsache nun, daß wir diesen Drüsenabschnitt im Penis schon in geringerer Mächtigkeit bei V. pellucida antreffen, wie wir ihm in ganz ähnlicher, nur quantitativer Differenz bei V. elongata und V. brevis begegnen werden, zeugt dafür, daß er in keinem Falle als sekundäre Anhangsdrüse bezeichnet, noch viel weniger mit der Pfeildrüse homologisiert werden kann. Beiträge zur Kenntnis der einheimischen Vitrinen. 351 Erstens wird sich die Pfeildrüse histologisch verschieden er- weisen. Zweitens besitzen ja V. elongata und V. brevis die Pfeil- drüse und damit schließt sich definitiv aus, in dem Drüsenabschnitt des Penis noch ein Homologon zu jener zu sehen. Als wesentlichen Charakter für V. diaphana fanden wir also die maximale Entwicklung der männlichen Teile unter den Vitrinen überhaupt. Für die Vitrina WIEGMANNS aus dem Lauchagrund finde ich nun in dessen eigenen Notizen, die mir vorliegen, überhaupt keinen Unterschied in den Genitalien von der typischen Art. Die Erklärung für WıeGmAanns Annahme, es handle sich um eine neue Art oder Form, sehe ich darin, daß er die Vitrine aus Textfig. 76a u. b. Genitalien von zwei verschiedenen Typen von Vitrina diaphana aus dem Lauchagrund. dem Lauchagrund zeitlich nach den angeblichen V. diaphana :us Bayern (mit Pfeildrüse!) und vor den Artvertretern aus dem Harze kennen lernte. Ich bilde zwei Genitaltrakte von Tieren aus dem Laucha- grunde, die ich selbst sammelte, ab. Textfig. 76a stammt von einer großen, grauen, Textfig. 76b von einer kleineren, dunkel- schwarzblauen V. diaphana. Beide Tiere sind an genau der- selben Stelle nebeneinander gefunden. 352 Ernst Eckardt, Wir erkennen zwei Unterschiede: Beim ersten Tier umschlingt das Vas deferens die Vagina, was bei der Normalform nicht der Fall ist. Die Samenblase (Bursa) ist etwas kürzer und bei dem grauen, also in der Hautfärbung helleren Tiere pigmentiert. Beim zweiten Tier, mit dem großen Pigmentreichtum der Haut, fehlt das Pigment auf dem Recep- taculum. Damit ist nebenher wieder ein Moment für meine Deutung der Pigmentfrage bei Landgastropoden gegeben. 14 Bei dem zweiten Tier verläuft der Samenleiter normal, da- gegen nicht die Muskelscheide am Penis nicht geschlossen zur Spitze. Vielleicht eine Folge wiederholter Copula’? Die Schnittserien durch die entsprechenden Tiere boten nichts Neues. Beide Formen differieren offenbar geringfügig von der Normalform. Am stärksten die erste, bei der der Samenleiter die Vagina umschlinst. Die Unterschiede bleiben aber so klein, daß nicht einmal mit Sicherheit eine lokale Varietät daraus zu machen ist. Vornehmlich aber ist festzuhalten und zu betonen, daß die V. diaphana affinis F. WIEGMANNs nach dem, was ich aus seinen Manuskripten entnehmen kann, sich nach den Genitalien nicht von der Normalform unterscheidet. Schalenform, Färbung und Größe aber, auf die WIEGMANN meines Erachtens zu großen Wert legte, sind zum mindesten bei den Vitrinen stets unsichere Faktoren. Die Formen mit Pfeildrüse. V. elongata. V. brevis. Am genauesten konnte ich die erste Art untersuchen, von der mir genügend frisches Material, verteilt auf verschiedene Jahreszeiten, zur Verfügung stand. Die Exemplare von V. brevis waren durch langes Lagern in hohem Alkohol für die Sektion nicht recht geeignet. Auf den Schnittserien zeigte sich, daß sie vor der Fortpflanzungsperiode gesammelt waren. Darum wird sich leider der Vergleich nicht in allen Teilen gleichmäßig scharf durchführen lassen. Das Hauptinteresse für diese Formen dreht sich bei SIMROTH vornehmlich, wie aber auch bei WIEGMAnN um den für beide Arten charakteristischen Appendix am Genitaltrakt, die von SIMROTH vielleicht mit genetischer, sicher nicht physiologischer Berech- Beiträge zur Kenntnis der einheimischen Vitrinen. 353 tigung als Pfeildrüse bezeichnete Anhangsdrüse. Die bisherige Ungeklärtheit der Sachlage, bedingt durch ungenügende Unter- suchung, macht es nötig, daß auch unsere Hauptbeschreibung und Diskussion diesem Organe gilt. Im wesentlichen richtige Abbildungen des gesamten Genital- traktes sind für V. brevis und V. elongata von SIMROTH (62) ge- geben worden. Speziellere, die sich vor allem auf die Anhangs- drüse von V. elongata beziehen, gab F. WIEGMAnN (71). Skizzen für beide finden sich in seinen Manuskripten. Wir beginnen die Beschreibung der mannigfachen Unter- schiede gegen V. pellucida wieder mit der Zwitterdrüse. An- greifbar bleibt dabei freilich die Tatsache, daß man „vermutlich“ heterogene Elemente, also Arten, die nicht monophyletischen Ur- sprungs sind, überhaupt vergleicht. Die Zwitterdrüse ist bei beiden Arten ein festgeschlossener Körper mit nur leichten Kerben, nicht traubiger Form. Die ein- zelnen Acini der Drüse liegen also kompakt zusammen. Außerdem ist sie nach ihrer relativen Größe so entwickelt, daß die reduzierte rechte Leber nur noch als ein partieller Be- lag aus wenigen dünnen Läpp- chen den massigen Körper der Genitaldrüse bedeckt (Textfig. 77, ZwDr.). Der Zwittergang ist un- geschlängelt und ungeknäuelt. Das ist jedoch kein Artmerk- mal, denn nach den WiıeEc- MANnNschen Skizzen wie ei- genen Beobachtungen kommt auch ziemlich starke Schlän- gelung als lokale Kontrak- tionserscheinung vor, was ver- RR mutlich ganz allgemein gilt. Textfig. 77. Genitalien von Vitrina Der Gang läuft an dem elongata. Kolumellamuskel entlang nach vorn und kreuzt vor dem Magen nach links hinüber zur Ei- weißdrüse. 354 Ernst Eckardt, Er beginnt als dünner, schlanker Kanal, der sich bald er- heblich verbreitert. Diesen erweiterten Teil findet man in der Regel zur geeigneten Zeit, im November etwa, mit Sperma gefüllt und ich möchte ihn darum auch, wie BEck bei Buliminus, als Speicher des Samens auffassen. Er ist davon prall gefüllt bis ins Ge- biet der Vesikula, wo die morphologischen Verhältnisse ziemlich kompliziert werden. Soweit nämlich, wie das Sperma lagert, ist er auch histo- logisch symmetrisch gebaut. Ein einfaches Flimmerepithel kleidet das Kanallumen aus, das äußerlich von Ring- und Längsmusku- latur bedeckt ist. An der Stelle, wo das Sperma aufhört, faltet sich das innere Epithel zu sechs gleichmäßigen Leisten zusammen; darauf biegt der ganze Gang scharf nach vorn um. Die inneren Epithelzellen erhöhen sich allgemein mit einer durchgehenden Erweiterung des Lumens. Von den sechs Falten bleibt keine mehr sichtbar. Dagegen bildet die vom Atrium kommende Samen- rinne des Ovidukts hier oben eine hohe, überhängende Leiste aus, die sich schnell zu einem enghalsigen Blindsack, der eigent- lichen Vesikula von V. elongata, abschnürt. Die Vesikula ist also ein direkter Appendix der unteren Samenrinne und durch die hohe, kammförmige Leiste wird es offenbar den eigenen Geschlechts- produkten unmöglich gemacht, in die ihrer Bewegungsrichtung entgegengesetzte Vesikula abzuirren. Diesem Blindsack aber, der mit Sperma gefüllt war und einen einheitlichen, geraden Zylinder darstellte, liegt ein zweiter mit weiterem Lumen auf, der direkt mit dem Anfang des Ovidukts oder dem Ende des Zwitter- gangs kommuniziert. Beide Blindsäcke sind längs miteinander verwachsen, jedoch besteht keine direkte Verbindung zwischen ihnen. Der zweite Blindsack vermag nach seinen Größenver- hältnissen wohl als Stapelplatz für mehrere reifende Eier zu dienen (Textfig. 78). Ob es dazu gebraucht wird, bleibt freilich die Frage. Höchstwahrscheinlich dagegen ist für V. elongata die Annahme, daß die Eier beim Vorbeigleiten am Hals der eigentlichen Vesi- kula durch das hierher geleitete fremde Sperma befruchtet werden und danach in dem gerundeten Sinus, in den die Eiweißdrüse mündet, die erste Hülle gebildet wird. Die entsprechenden Teile bei V. brevis sind noch nicht ent- wickelt, trotzdem in der Genitaldrüse bereits Eier von ansehn- licher Größe liegen und die Samenbildung in vollstem Gange ist. Die Eiweißdrüse besteht oft aus einem konzentrierten Zellkomplex weniger Tubuli, der Ovidukt läuft als schmaler Kanal, in dem aber Beiträge zur Kenntnis der einheimischen Vitrinen. 355 Samenrinne und eigentlicher Ovidukt durch eine hohe Leiste scharf geschieden sind, wie bei V. elongata nach vorn, begleitet von einer äußerst kümmerlichen Prostata. Nach den Skizzen WIEGMANNSs scheint aber auf der Höhe der Geschlechtsreife resp. Tätigkeit des Ovidukt gerade so aufgetrieben, die Prostata ebenso entwickelt zu sein wie bei V. elongata zur entsprechenden Zeit (Textfig. 79). Nach vorn verengt sich der Ovidukt, der immerhin die starken Ausbuchtungen, die wir bei V. pellucida kennen lernten, nicht Textfig. 78.* Zwittergang und Vesikula Textfig. 79. Genitalien von Vi- derselben Art. trina brevis. erreicht, zu einem schlanken Halse, von dem relativ früh das Vas deferens abgeht. Die Samenblase sitzt bei V. brevis an der nor- malen Stelle zwischen Vagina und Penis dem Atrium auf. Bei V. elongata ist die Mündung des Stieles noch in die Vagina selbst geöffnet (Textiig. 80). Das Lageverhältnis dieser Teile gebe ich in Textfig. 81 wieder. LL bezeichnet die zwei Leisten, die wir bereits aus dem Blasen- stiel von V. pellucida kennen. Histologisch bietet der Genital- trakt bis hierhin nichts Eigentümliches gegen die anderen be- schriebenen Arten. Eigentlich erst jetzt, auf der Höhe des Atriums, zeigen sich die Hauptdifferenzen, die durch die Anhangsdrüse —= die Pfeil- drüse bedingt sind. Rechts nach außen gliedert sich ans Atrium der Penis an, auf der linken Seite mündet die akzessorische große Drüse. Jenaische Zeitschrift. Bd. LI. 23 356 Ernst Eckardt, Der Penis ist nach dem Typus von V. diaphana gebaut. Es fehlt jedoch am distalen Teile die muskulöse Hülle, so daß das Drüsenende, nur durch eine feine Bindegewebsmembran zusammengehal- ten, frei in der Leibeshöhle lagert. Dies Drüsenpolster setzt sich auch nach unten bis weit in das Atrium hinein als eine mächtige Zunge fort. Distal ist seine Spitze in das innere Penislumen herum- geschlagen; das ausgestülpte Organ hat also vermutlich eine größere Länge als in zurückgezogenem Zustande. Textfig.. 80. Morpholog. Der Samenleiter mündet wie bei Beziehung zwischen Vagina \V, diaphana unterhalb des obersten und Rezeptakulum bei Vi- 5 ; B trina clongata. Drüsenkopfes ein. Schwellgewebe ver- misse ich ganz. Der allgemeine Drüsenzellenreichtum ist aber um so größer. Trotzdem ist ein gewisser Rückgang des Penis als selbst- ständiges Organ unverkennbar. Das prägt sich am schäristen bei V. elongata aus. Es fehlt ein eigener Retraktor. Das ganze Organ ist deutlich bereits in die Aktionssphäre der Atriummuskulatur hineingezogen. Das Atrium wird durch eine von seinem Dach vorspringende Leiste, die nach hinten bald den Boden des riesig ausladenden Raumes erreicht, in zwei Abteilungen geschieden. Der rechte Bezirk wird von den Mündungen der primären Genitalendwege eingenommen, den linken beansprucht die Pfeildrüse. Am Eingang in den Blindsack finden sich radiär gestellte, zottenartige Leisten, die aus der Wandung vorspringen und wie ein niedriger Tentakel- kranz vermutlich das ausgestülpte Organ umgeben, wie Blüten- blätter einer Blüte dagegen im ruhenden Zustande das innere Lumen zu schließen vermögen. V. brevis stellt die morphologisch niedrigere Stufe gegen V. elongata dar. Wir wollen sie darum zuerst betrachten. Äußer- lich erscheint sie als ein Blindsack von ganz ähnlicher Gestalt wie der Penis. Man sieht eine untere muskulöse Scheide, aus der ein freies oberes, drüsiges Ende hervorragt. Die muskulöse Scheide ist eine direkte Fortsetzung der Atriumwände. Sie ist ein einfacher Schlauch, dessen freier Rand in sein eigenes Lumen eingestülpt und hier mit der eigentlichen Pfeildrüse verwachsen ist, so daß Beiträge zur Kenntnis der einheimischen Vitrinen, 357 diese in dem Schlauche durch die Funktion der Muskeln vorwärts und rückwärts bewegt werden kann, je nachdem sich die Fixpunkte der Muskulatur verlegen (Textlig. 81). Die Verwachsung erfolgt etwa auf dem vordersten Drittel der Gesamtlänge des inneren Drüsenkörpers. Den Kopf dieses Drüsenkörpers bildet eine durch- bohrte Papille aus längsgestellten und ziemlich streng ra- diär angeordneten Parenchymzellen, y die nur an ihrem a, oberen Pole, als | dem oberen Rande, der die zentrale SE Öffnung begrenzt, . Textfig. 8Sl. Schematischer EUREN en ir ganz wenig kuti- Pfeildrüse von Vitrina brevis. kularisiert sind. Darüber bedeckt die ganze Papille noch das niedrige Zylinder- epithel der Atriumwandung. Die Drüse stellt im Längsschnitt einen gedrungenen vasenförmigen Körper dar. Den Kopf der Vase bildet die durchbohrte Papille. An dem eingeschnürten Hals fassen die Wände des Atriums an. Unverständlich bleibt darum Sımrotas Angabe, der in der Arbeit von 1890 (62) von einer Hornpapille am Pfeilsack von V. brevis spricht und ferner auf S. 631 seines Pulmonatenbandes (53) von einem Cuticularrohr auf der Papille, durch welches das Sekret entleert wird. Nun ist es zwar fraglos, daß durch die durchbohrte Papille das Sekret der direkt dahinterliegenden Drüsenzellen abgeführt wird, ein verhorntes Cuticularrohr aber fehlt V. brevis durchaus und die Angabe kann eigentlich nur auf einer Verwechselung be- ruhen, falls die Untersuchung genügend genau war. Vollkommen unverständlich aber ist mir WIEGMANNS Be- schreibung, der in seiner Publikation von 1886 (71) sagt, daß die weibliche Anhangsgenitaldrüse sich als lappiger Anhang an der Rute bei V. brevis finde. Dabei aber zeigen seine Skizzen in seinen Manuskripten ganz die richtigen Ver- hältnisse. Die Größe der Drüsenzellen im distalen Teil stuft sich nun von hinten nach vorn ab. Unterhalb, ringförmig um die Papille liegen die offenbar noch jungen Zellen eng aneinandergepreßt 23* 308 | Ernst Eckardt, mit kleinen dichten Kernen. Im hintersten Teile finden wir die größten, sekretionstüchtigen, die auseinander gerückt sind. Die Kerne dieser letzteren Zellen sind die größten im Vitrinenkörper überhaupt. Sie übertreffen noch den Eikern und messen 30—45 u. Das Kernplasma ist stark mit Chromatin durchsetzt, der Nukleolus wohlentwickelt. Zweck und Funktion der Drüse ist nicht mit Sicherheit anzugeben. Bei der Fixierung kommen Ausstülpungen des ganzen Organs vor, wobei die Papille nach einer WIEGMANN- schen Skizze saugnapfartig aus dem Atrium hervorragt. Weil aber die Kopulation noch nicht beobachtet wurde, bleibt es immer fraglich, ob die Drüse ausschließlich als Reizorgan bei der Be- sattung dient. Durch die Sachlage bei V. elongata wird diese An- nahme keineswegs verstärkt. Die Pfeildrüse von V. elongata ist relativ bedeutend größer als der Penis. Die morphologische Differenz des Organs gegen V. brevis ist ziemlich erheblich. Das Atrium ist durch die aus- gebuchteten Wände ihrer Ansatzstelle sehr geräumig und in die Quere gezogen, so daß es auf einem Transversalschnitt fast die sanze Körperbreite unterhalb des Verdauungstraktus einnimmt. F. WıEGMANN beschreibt diese Anhangsdrüse folgender- maßen: „Gegenüber der Einmündung des Penis tritt ein an seinem hinteren, freien Ende umgebogener, 2,4—2,7 mm langer, keulen- förmiger Körper in die Vagina, der in seinem vorderen Teile von einer dicken Scheide umgeben ist, welche wieder in einer dünneren häutigen steckt. Äußerlich ist dieser Körper im oberen Teile von einer lockeren, schwammigen Schicht umgeben, nach deren Entfernung ein seidenglänzender, schlauchförmiger Blind- sack zum Vorschein kommt, der in eine hackenförmig umgebogene, durchbohrte Chitinspitze ausläuft. Die Verhältnisse sind richtig beobachtet, ihr Zusammenhang in physiologischem Sinne aber augenscheinlich unverstanden ge- blieben. An anderer Stelle gibt WIEGMANN an, daß sich der innere, kolbige Teil mit der Spitze vollkommen aus der dünneren, häutigen Scheide herausziehen lasse. In Wahrheit geht das aber nicht ohne ein wesentliches Zer- reißen ab. Wie bei V. brevis stellt nämlich diese äußere Scheide wieder die schlauchförmige Ausstülpung des Atrium dar, die direkt unter dem Kopf der Drüse, wo dieser die gebogene Spitze aufsitzt, mit ihr allseitig, ringförmig verwachsen ist, so daß auch hier die eigentliche Drüse durch Muskelaktion und Blutdruck hin und hergeschoben werden kann. Beiträge zur Kenntnis der einheimischen Vitrinen. 359 Diese Partie des Atrium hat ein charakteristisches Innen- relief. Öffnet man jenes durch dorsalen Einschnitt, so fallen zuerst zwei kräftige Leisten auf, die parallel miteinander nach dem Blasenstiel hinführen (Textfig. 82). Zweitens laufen senkrecht hierzu eine große Anzahl welliger Falten (Textfig. 827), jedoch nicht total zirkulär, sondern nur auf dem Grunde der Innenfläche. Diese Falten zeigen, von hinten nach vorn sich verstär- kend, eine mittlere Vorwölbung, die rinnenartig zu der Hauptrinne führt, welche durch die ersterwähnten ‚mieten sebls Textfig. S2. Die geöffneten Endwege von Vitrina det wird. Alles clongata. weist darauf hin, daß hier ein Abfluß von Sekret stattzufinden scheint. Ebenso fand ich stets die gebogene Hackenspitze des Drüsenkörpers in derselben Richtung geneigt. Dieser Drüsenkörper selbst ist nun etwas komplizierter als es WIEGMANN erschien. Erstens ist er noch auf seiner Außenfläche über dem eigent- lichen Drüsenmantel, dem „schwammigen Körper‘ WIEGMANNS, von einer kräftigen Muskelhülle bedeckt, die selbst wieder ihr eigenes Epithel, von kubischer Zellform, hat. Zwischen das Epithel und die Muskelschicht, die vorwiegend sich aus Längsbündeln zusammensetzt, schiebt sich noch eine Bindegewebslage, die sich sehr stark färbt. Die Zellen weisen Chondroidstruktur auf, die Kerne sind sehr klein und dieht. Diese Zellschicht scheidet das gebogene Rohr an der Mündung ab. Nach dem oberen freien Ende zu nimmt diese Muskelhülle an Dicke ab. Darauf folgt die mächtige Drüsenlage, die in geschlossener Lagerung bis weit herunter den inneren Kern, den seidenglänzenden, schlauch- förmigen Blindsack“‘ WIEGMAnNs umgibt. Dieser besteht aus rein zirkulärer Muskulatur und umschließt ein zentrales Lumen, dessen Ausführungsgang die durchbohrte, feste Spitze am Ende 360 Ernst Eekardt, bildet. Die Innenfläche dieses Kanals ist wieder von Epithel ausgekleidet. Es besteht also keine direkte Verbindung zwischen dem Drüsenlager und dem zentralen Abfuhrkanal, wie man erwarten sollte. Wir haben hier vielmehr den im tierssehen Körper, meines Wissens seltenen Fall, daß das Se- kret einer Drüse erst eine dieke Wandung passieren muß, um in seinen eigentlichen Ausführungsgang oder Sammelkanal zu gelangen. Denn in der Tat durchbricht die abgeschiedene Flüssigkeit der Drüsenzellen in lauter einzelnen Bächen die zirku- läre, dicke Muskelschicht und das Epithel des in- neren Blindsackes auf seiner ganzen Länge, soweit ihm Drüsenzellen anliegen. Das Sekret setzt sich aus zwei verschiedenartigen Körpern zusammen, von denen einer das Medium, der andere die Emulsion darin bildet. Der erstere er- scheint als eine klare Flüssigkeit, die in wabig verschmolzenen Fäden gerinnt. Er nimmt nur ganz geringe Färbung an. Der zweite besteht aus feinen Tröpfchen von verschiedener Größe und färbt sich mit Eisenhämatoxilin tief schwarzbraun. Beide Stoffe werden offenbar von denselben Zellen nebeneinander ab- geschieden. Die zweite Sekretart, die mir das wesentliche zu sein scheint, läßt sich aber nicht in jeder geschnittenen Drüse feststellen. Ihre Abscheidung nimmt die Zellkerne, die bei der Sekretion der klaren Flüssigkeit noch keine auffällige Veränderung erkennen lassen, so stark mit, daß sie ihre Form ganz verändern und an Größe wie Chromatingehalt abnehmen. Sie besitzen dann unregelmäßig gelappte, meist mondsichelartige Gestalt und zwar liegt wie bei den Zellen der Fußdrüse der Ausschnitt im Kern auf der Seite des Sekretionszentrums. Über die physiologische Bedeutung der Drüse gehen nun die Ansichten sehr auseinander. Ihre Verschiebungsfähigkeit deutet auf eine Funktion bei dem Begattungsakt selbst. Das Faltensystem dagegen, was ihr unteres Ende mit der Basis des Blasenstieles verbindet, auf eine Sekretüberführung nach der Samenblase. Hier finden sich nun gerade bei V. elongata so bedeutende Sekretmengen, daß sie nicht gut von dem Wand- epithel der Blase allein abgeschieden sein können. Stets aber fehlt im Rezeptakulum der tropfenförmige, chromophile Stoff, een 2 Beiträge zur Kenntnis der einheimischen Vitrinen. 361 der überhaupt seltener angetroffen wird. Es ist nicht unwahr- scheinlich, daß er darum nur für die Kopulation gebildet wird. Leider ist es auch mir trotz mannigfacher Versuche in ver- schiedener Richtung nicht gelungen, eine Kopula dieser Art zu beobachten und die Tiere fixieren zu können. Der scharfe Beweis steht also noch aus. Doch läßt sich aus der Lage der anatomischen Verhältnisse meines Erachtens mit ziemlicher Sicherheit der Rückschluß ab- leiten, daß der Drüse eine Doppelfunktion 1. zur Konservierung des Spermas Sekret ins Rezeptakulum, 2. Beteiligung beim Be- gattungsakt zukommt. Soll nun aber für das letztere die Drüse als ein Reizorgan dienen ? SIMROTH vertritt in seiner Diskussion der Vitrinen (62) diese Ansicht. Dabei bereitet ihm aber der gebogene, hackenförmige Ausführgang Schwierigkeiten. Genetisch homologisiert er diese Drüse mit dem Pfeilsack der Heliciden, eine Annahme, die viel Wahrscheinlichkeit für sich hat, wenn auch die augenblickliche, physiologische Funktion eine stark verschiedene ist. Als beweisende Momente führt er die Zonitiden an, bei denen der Ausführungsgang der Pfeildrüse ein- mal verkalkt, ein andermal als Pfeil auftritt. Wenn er aber die gebogene Konchyolinröhre am Kopf der Drüse als altes Erbstück (das plötzlich aufgetaucht sein soll) rhabdozöler Würmer erklärt, weil z. B. bei Macrorhynchus ein gekrümmtes Chitinrohr als Giftstachel und Ausführgang von ein- zelligen Giftdrüsen am Atrium genitale vorkommt, so geht, meines Erachtens, damit die phylogenetische Betrachtung zu weit, weil wirklich beweiskräftige Tatsachen fehlen und die Krümmung der fraglichen, durchbohrten Spitze sich viel einfacher erklären läßt. Es wäre doch geradezu ungeheuerlich, daß sich dies gebogene Rohr nur in dem einen Fall bei der sonst keineswegs so primi- tiven Vitrine als Erbe aus der anderen Tierklasse erhalten haben sollte. Ich erkläre mir die Krümmung durch die Beziehung zur Samenblase, in die doch ganz sicher Sekret aus der Drüse über- führt wird. Nach der Lage der Organe zueinander muß nämlich ein leicht gebogenes Rohr den Zufluß in den Blasenstiel wesentlich erleichtern. Daß sich die Biegung in der Normallage regelmäßig nach der Blasenstielmündung richtet, erwähnte ich ja bereits. 362 Ernst Eckardt, Daß beim Begattungsakt die Spitze auch als mechanisches Reizmittel diene, welches in die Haut des Partners eingestochen wird und danach erst Sekret ausfließen läßt, hält Sımrorn, ab- gesehen von der krummen Form, auch durch die Gestalt der ' obersten Spitze für unwahrscheinlich. Er zeichnet hier (62) eine richtige Saugplatte. Ich vermag bei allen untersuchten Drüsen nur einen leicht aufgebogenen Mündungsrand zu sehen. Der (vordere) Durchmesser dieses Randes beträgt aber 45 « und ist damit immer noch um die Hälfte feiner als die Spitze einer dünnen Nähnadel, so daß ich nicht glaube, daß es praktische Schwierigkeiten haben würde, die Haut einer Schnecke damit zu durchstechen. Die Beschreibung der Genitalien unserer einheimischen Formen wäre hiermit beendet. Wir können nur noch eine kurze Schlußkritik im Hinblick auf das Ganze anschließen. SIMROTH läßt sich durch seine Hypothese von dem Ursprung der Pfeildrüse bestimmen, die bisherige engere Systematik inner- halb der Gattung zu ändern. Er schließt folgendermaßen: Ist die Pfeildrüse ein altes Organ, das sich schon bei Turbellarien findet, so sind die Formen unter den Vitrinen, die es besitzen, älter als jene, die es nicht besitzen. Erstere sind also vor jene zu stellen. Den Mangel der Pfeildrüse erklärt er einfach als Verlust im Laufe der Zeit, was also für V. pellucida und V. diaphana gelten würde. Ich vermag mich dieser Anschauung nicht anzuschließen. Wir haben nicht die geringste Handhabe, um zu begreifen, warum die letzten beiden Arten die Pfeildrüse verloren haben sollen oder ein Anzeichen, daß sie sie jemals besessen hätten. Solange das fehlt, neige ich dazu, die Gruppe V. pellueida-diaphana wie die Gruppe V. elongata-brevis viel eher für gesonderten Ursprungs zu halten, und zwar so, daß V. pellucida als älter gegen V. dia- phana, V. brevis als älter gegen V. elongata anzusehen ist im Sinne der geringeren Gehäusedetorsion. Zusammenfassung der wesentlichsten Resultate. 1. In der Gattung Vitrina existieren bedeutende Abstufungen in der Ausbildung der Schale und zwar überwiegt nach der Zahl der Arten die Schalenrückbildung, die Detorsion. 10. IT. 12. 13. Beiträge zur Kenntnis der einheimischen Vitrinen. 363 . V. pellueida aus der norddeutschen Tiefebene ist größer und weniger pigmentiert als der Artvertreter im deutschen Mittelgebirge. Das gleiche gilt in engeren Grenzen bezüg- lich der Färbung für V. diaphana. . Im Gegensatz zu den atlantischen Vitrinen und tropischen Vitrinen besteht bei den einheimischen Arten eine feste Wechselbeziehung zwischen Mantel und Schale. . Flimmerepithel auf der Hautoberfläche findet sich nur auf der Sohle, ausgenommen die Längsfurchen, bis zur Fuß- saumrinne und am Spirakulum. . Es gibt zwei Formen einzelliger Schleimdrüsen in der Haut. 1. kleine, deren Sekret stark färbbare Körnchen führt und die in erster Linie in den Körperwandungen und der Sohle liegen; 2. große, mit vakuolig blasiger Struktur, die sich hauptsächlich im Mantel und der Dorsalseite des Schwanzes finden. . Die V. diaphana aus dem Lauchagrund ist auffallend arm an Hautdrüsen. — Wirkung des Aufenthalts — dauernd vom Wasser feuchte und besprühte Uferränder. . Bei allen Arten finden sich zwei bedeutende Drüsenfelder. Das erste entspricht Becks Nackendrüse von Buliminus. Das zweite umgibt das Spirakulum. . Im Dach des Fußdrüsenkanals sind zwischen das Epithel, Drüsenzellen mit homogenem Sekret, das sich um wenige Vakuolen bildet, eingeschoben. . ANDREES Beschreibung der Fußdrüse von V. pellucida be- durfen der Korrektur. Ostrakum und Hypoostrakum sind wenig entwickelt. Die Bildungszone für das Periostrakum in der Mantelrinne ist genau bestimmbar. Dagegen scheint die Absonderung der Kalkschale durch die gesamte Haut des Intestinalsackes zu erfolgen. Die Schalenoberfläche der Embryonen trägt Poren, die vermutlich dem Stoffwechsel dienen und später verschwinden. Das Embryo besitzt noch keinen Kalk in der Schale. Die Konzentration des Kolumellarmuskelsystems entspricht nicht der Schalenmorphologie. Diskussion der Pigmentierung. Die Flachlandtiere sind schwächer pigmentiert als die Gebirgsformen. 364 14. 17. 18. 19. Ernst Eckardt, Selbst wenn das Hautpigment fehlt, ist innere Färbung noch erhalten. Kopfnerven und Gefäße haben Pigment. Diese Färbung fehlt den entsprechenden Teilen im Körperinnern. Jedoch ist stets die Vesicula seminalis kräftig pig- mentiert, trotzdem sie im Innern des Intestinalsackes ein- gebettet liegt. Im ganzen scheinen lichtabgewendete Teile, Sohle, Mantelunterfläche usw., pigmentarm, exponierte Partien pig- mentreich. Diese Reaktion des Körpers auf Licht wird vom ÖOr- ganismus in verschiedenem Sinne vermutlich ausgenutzt. Klarstellung der anatomischen und physiologischen Be- deutung des „SEMPERschen Organs‘. Das ‚„SEMPERsche Organ“ ist kein einheitliches Organ in strengem Sinne. Seinen Hauptbestandteil bilden die Ganglien der Mund- lappen und die Ganglienknötchen der Oberlippe. In zweiter Linie sind, bedingt durch die Geschichte des Organs, Drüsenzellenpakete, die sowohl die erstgenannten Ganglien umlagern, wie als freie Ballen verstreut in dem Raum zwischen Kopfhaut und Schlundkopf sich finden, hinzuzurechnen. Es besteht aber keine Beziehung des fraglichen Organs zum Ernährungssystem in dem Sinne, daß es etwa als pharyn- seale Speicheldrüse aufgefaßt werden darf. Letztere Deutung beruht auf einem totalen Mißverständnis. 5. Im Gaumendach findet sich vor der Schlundöffnung eine mit Flimmerepithel bedeckte und stark innervierte Quer- falte, die vermutlich noch der Geschmacks- und Tast- funktion dient. . Die Zellen des Radulastützepithels sind an der Bildung der Subradulamembran beteiligt. 12 Odontoblasten bilden bei V. brevis den Rachiszahn, 10 den Lateralzahn. Die einzelnen Zellen sind nach der Rössrerschen Benennung von a—e genau zu bestimmen. Für V. elongata, die eine kräftigere Radula hat, sind es vermutlich 14 resp. 13 Odontoblasten. Die Odontoblasten- zahl für die Marginalzähne ist bedeutend geringer. In den Speicheldrüsen finde ich nur zwei Zellarten. Die Kalkzellen der Leber dienen sekundär der Resorption. 20. 21. 22. 23. 24. 25. 26. 27. 28. 29. 30. 31. 32. 33. 34. 35. Beiträge zur Kenntnis der einheimischen Vitrinen. 365 Im Mitteldarm findet ebenfalls noch Resorption statt. Das Darmsystem ist allgemein kräftiger bei V. pellucida, einer rein herbivoren Form. Der Darm ist kürzer bei den Gebirgsvitrinen, die zum Teil karnivor sind. Der N. opticus ist ein selbständiger Nerv. Die Buccalnerven sind als sympathisches System noch sehr gering entwickelt. Das vorderste Fußnervenpaar dient augenscheinlich nur dem Tastsinn. Der Penisnerv entspringt hoch am Pedale. Ein Geruchsorgan fehlt vollständig. Die Linse im Auge wird höchstwahrscheinlich von den BEcK- schen Zellen gebildet. Die Statolithen werden von den Vaknolenzellen der Stato- cyste aus der Flüssigkeit, die letztere erfüllt, abgeschieden, denn man trifft sie darin in ganz verschiedener Größe, vor- nehmlich beim jungen Tier. Durch die Detorsion der Schale tritt Querlagerung der Niere ein. Die Schwanzblase oder Podocyste scheint ein zum Blut- kreislauf gehöriges, motorisches Embryonalorgan zu sein. Ureter und Enddarm münden durch eine Falte vom Atem- raum geschieden bei allen Arten getrennt in den Atemgang. Es existiert eine typische Harnfurche. Der Ureterkopf ist bei V. pellueida taschenförmig erweitert und umfaßt bei allen Arten als Beutel die Nierenspitze. Am Ende des sekundären Ureters ist eine knopfförmige Papille ohne augenscheinliche Sonderfunktion. Im primären Ureter fehlt alles sekretorische Epithel. Der histologische Aufbau dieses Teiles und der des sekundären Ureters ist einheitlich. Es besteht aus kubischem Epithel mir kurzem Flimmersaum. Diese Zellen entsprechen, wie Basalschnitte beweisen, den Sternzellen PLATESs. Dazwischen finden sich im ganzen Ureter die Hauben- oder Kalottenzellen PLATEs eingesprengt. Die Nierenspritze liegt schräg zur Körperachse. Sie mündet zwischen Ventrikel und Atrium ins Perikard, jederseits mit zwei wulstigen Lippen. Ihr Epithel ist sehr niedrig. Die langen Zilien sind nicht immer nierenwärts ge- richtet. 366 56. 40. 4. 42. Ernst Eckardt, Diskussion über den Ort der Befruchtung auf Grund der im Rezeptakulum gefundenen Eier bei V. pellueida. Nach den Verhältnissen bei primitiven Landpulmonaten scheint die Vesicula seminalis zunächst der Selbstbefruchtung zu dienen. Die Selbstbefruchtung kann erfolgen bei Ausbleiben der Begattung. Kommt nun ein Tier, welches eigenes Sperma dort reservierte, doch noch zur Kopulation, so muß dies restlos ausgestoßen werden, wenn anders die Fremd- befruchtung nicht zwecklos erscheinen soll. Bei V. elongata scheint die Vesikula schon ausschließ- lich der Fremdbefruchtung zu dienen, wie das von MEISEN- HEIMER (28) für Helix pom. nachgewiesen ist. Der Fall bei V. pellucida ließe sich vielleicht dahin erklären, daß bei der Samenübertragung des Partners zwei Eier aus dessen Zwitterdrüse zufällig ausgeführt worden sind. Entgegen SIMROTH ist der Penis von V. pellucida durchaus drüsiger Natur. Ebenso fehlen ihm Reizorgane nach Art der Zähne der Oncidiiden. Bei der Kopulation zeigt der Grund des Blasenstieles, wo der Penis des Partners eingeführt wird, maximale Sekretion. Der Drüsenabschnitt am Penis von V. diaphana ist nicht als Anhangsdrüse zu betrachten, mit der Pfeilsdrüse keinesfalls in Beziehung zu bringen. Er ist nur als quantitativ höhere Ausbildung desselben Organs bei V. pellucida anzusehen. Die Pfeildrüse von V. brevis besitzt als Ausführgang eine sedrungene, durchbohrte Papille, der alle Cuticularbildungen fehlen und hinter der direkt die Drüsenzellen liegen, deren Sekret sie ableitet. Die Befruchtungstasche von V. elongata ist höher organisiert als die von Helix. Die Pfeildrüse letzter Art sitzt dem Atrium direkt, nicht der Vagina auf. Der gebogene Ausführgang ist eine Bildung des Binde- gewebes. SIMROTHS Theorie seines Ursprungs von Turbellarien her ist zurückzuweisen, weil die gebogene Form des Aus- führungsganges durch die Beziehung zum Rezeptakulum sich viel leichter und näher erklärt. Beiträge zur Kenntnis der einheimischen Vitrinen. 367 Das Sekret der Drüsenzellen muß hier die dicke Zirkulär- muskelwandung des zentralen Kanals passieren, um in das sammelnde Lumen zu gelangen. Die Pfeildrüse erfüllt vermutlich eine doppelte Funktion: 1. sondert sie ein Sekret ins Rezeptakulum ab, 2. wirkt sie vermutlich aktiv beim Begattungsakt selbst mit. Es ist durch nichts belegt, daß V. pellucida und V. dia- phana eine Pfeildrüse besessen haben. Aus diesem Grunde müssen wir für beide Gruppen di- phlytischen Ursprung annehmen, zumal, weil bei den Arten ohne Pfeildrüse die Gehäusedetorsion nicht soweit geht wie bei denen, die jene charakteristische Drüse besitzen. Einige Daten aus der Geschichte und der Biologie der Vitrinen, sowie ihre Beziehungen zu nahe- stehenden Gruppen. Nach der neuesten Systematik SIMRoTHs ist die Gattung Vitrina auf Grund so divergenter Typen wie z. B. V. pellucida und V. elongata bezüglich der Genitalien sind, zur Familie erweitert und wir erhalten folgende Übersicht, wenn wir die Anordnung nach steigender Differenzierung der Genitalien treifen: a) Vitrinidae. P) Uroeyclidae. y) Limacidae. ö) Limacidae mit Epiphallus und Spermatophore (Amalia). e) Südasiatische Halbnacktschnecken (Parmarion und Ver- wandte). £) Helicarionidae (Aetiopien). n) Hyalina. 9) Zonites. ı) Conulus. Diese Einteilung umfaßt aber mit aller Wahrscheinlichkeit mancherlei heterogene Elemente, so daß genetische Zusammen- hänge nicht etwa direkt daraus abstrahiert werden dürfen. Sofort schalten sich bei der Frage nach der Phylogenie die drei letzten Gruppen aus, weil sie als beschalte Formen mit stärkerer Aufwindung als alle vorhergehenden, unmöglich etwa den Gipfel derselben Entwicklungsreihe darstellen können. 368 Ernst Eckardt, Unter den anderen sechs Gruppen sehen wir die Vitrinen an erster Stelle als die Formen mit den relativ primitivsten Geni- talien. Aber auch hier leiten sich nun nicht etwa die anderen fünf Gruppen von jenen her, sondern es besteht noch eine polyphyle- tische Zusammensetzung. Die Gründe für diese Annahme sehe ich in einigen tiergeo- graphischen und paläontologischen Daten, die ich ebenfalls Sım- rotHschen Arbeiten entnehme (59, 62). Demnach sind die ersten Pulmonaten aus dem Karbon bekannt, und zwar Pupa, Hyalina und Zonitesarten. Eine Entwicklungsreihe geht dann nach SImRoTH von Hya- lina über Daudebardia zu den Testacellen. Eine andere von vitrinenähnlichen, unbekannten Stamm- formen einmal zu den Agriolimaces, zweitens von vitrinenartigen zu den echten Limaces und Amalien, zwischen denen wir ja in der Morphologie so manche verwandte Züge kennen gelernt haben. Ich erinnere nur an den Habitus,.an den verwandten Kiefer, die Radula usl. Die vitrinenähnlichen Formen sind kosmopolitisch, abgesehen von Südamerika. Im ganzen läßt das auf hohes Alter der Familie schließen. Echte Vitrinen finden sich in der Ost-Westrichtung von Asien, über Europa bis nach Nordamerika. Nach Süden ist diese Zone bereits durch die Mittelmeerküste des afrikanischen Kontinents begrenzt. In der äthiopischen Region werden sie durch die Helicarion- arten, in der madagassischen durch die Urocycliden und auf den Comoren durch die Gattung Comorina vertreten. Auch diese letzten drei Gruppen sind von phyletischem Gesichtspunkte aus abzutrennen, weil nicht genügend Momente dafür sprechen, ihnen mit denVitrinen einen Ursprung zuzuerkennen. Denn ganz ähnlich wie Südamerika ist auch Afrika vom oberen Karbon bis zum oberen Jura von den Nordkontinenten durch das Tetysmeer getrennt gewesen, während zwischen Nordamerika und Eurasien bis ins ältere Tertiär eine Verbindung durch die „lIslän- dische Brücke‘‘ bestand. Es war echten Vitrinen also sehr wohl möglich, nach Nord- amerika zu gelangen. Die afrikanischen Formen aber könnten sich höchstens schon in sehr früher Zeit in Innerasien aus unbekannter Wurzel abge- Beiträge zur Kenntnis der einheimischen Vitrinen. 369 spalten haben und auf südwestlichem Wege in ihre Regionen ge- langt sein, wo sie sich ganz unabhängig von den Typen in Europa entwickelt haben. Es bleiben uns daher für die asiatisch-euro- päisch-nordamerikanische Zone die Gruppen «), y), Ö), &), der ge- sebenen Einteilung. Von ihnen bildet vermutlich die e-Gruuppe die südasiatischen Halbnacktschnecken, den frühzeitig abge- trennten östlichen Flügel. Ebenso aber muß die Abzweigung der Agriolimaces und Lima- ces bereits in Asien erfolgt sein, denn paläontologisch lassen sich in Europa nur die bereits scharf geschiedenen Typen echter Vitrinen einerseits, echter Nachtschnecken andererseits festellen. Von den Vitrinen lassen sich in Europa drei anatomisch eigen- tümliche Gruppen nachweisen, die SIMROTH als zirkumpolare, als europäische Gebirgsgruppe und als atlantische Gruppe (Inselvitrinen) unterscheidet. Ihre morphologische Aufspaltung muß, wenn die Wurzel wirklich einheitlich war, was nach meiner Ansicht wegen der diskutierten Pfeildrüse gar nicht sicher ist, bereits im Mesozoikum vor sich gegangen sein, denn seit dem älteren Tertiär ist aus einer atlantischen Vitrine die Nacktschneckengattung Plutonia nach- weislich entstanden, die anatomisch mit einer rezenten Azoren- vitrine noch ganz übereinstimmt. Überhaupt zeigen die Inselvitrinen die besten Entwicklungs- tendenzen innerhalb der drei Gruppen, denn bereits in Asien exi- stiert in dem Limax coeruleus armeniacus eine ihnen nahe ver- wandte Form. Außerdem sind sie alle bedeutend größer als die Vertreter des alpinen und zirkumpolaren Bezirkes. Nur eine Art, eine mittlere Westform, nämlich V. major Drap. scheint sowohl nach Größe wie den Genitalien als ein Mittel- glied zwischen den Insel- und den alpinen Vitrinen. Zu letzterer Gruppe rechnet SIMROTH: V. brevis, V. elongata, V. nivalis, V. truncata u. s., alles Arten, die eine Pfeildrüse besitzen. Zum zirkumpolaren Kreise gehören: V. pellucida, V. diaphana, V. angelicae und die nord- amerikanischen Formen. Ein Vertreter von Typus V. pellueida soll sich in Grönland finden. 370 Ernst Eckardt, Nach SANDBERGER (61) unterscheiden sich die fossilen Schalen von V. pellucida, V. diaphana und V. elongata aus dem Pleistozän Unterfrankens nicht von den rezenten. Wir haben also wohl auch in Zukunft von unseren einheimischen Formen keine großen Entwicklungen zu erwarten. Sie erscheinen eher im Rück- sang begrilfen, wenn man die früher notwendig geschlossene Be- siedelung, die die Verbreitung ermöglicht hat, und die heute ziem- lich enge lokalisierten Wohnbezirke vergleicht. Im allgemeinen geht man nicht fehl, in all den dünnschaligen Formen die Reste der Pulmonatenfauna feuchterer Klimaperioden zu sehen, die mit glücklicher angepaßten Pulmonatenformen nicht mehr konkurrieren können, wie ein Vergleichen die Häufigkeits- ziffer ergeben würde. Was die weiteren Verwandtschaftsbeziehungen anbelangt, so erkannten wir, daß man bei den großen, vorhandenen Lücken, die nicht durch Tatsachen belegt sind, sehr stark auf Kombination und Vermutung angewiesen bleibt. Beiträge zur Kenntnis der einheimischen Vitrinen. 371 Literatur. \) AMAUDRUT, A., La partie anterieure du tube digestif et la torsion chez les Mollusques gasteropodes. 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LI. 24 372 Ernst Eckardt, 20) LAGAZE-DUTHIERS, H., Otocystes de Mollusques. Arch. de Zool. exper., Tome I, 1872. 21) Ders., Du systeme nerveux des mollusques gasteropodes pul- mon6s aquatiques et d’un nouvel organ d’innervation. Arch. de Zool. exper. et gen., Tome I, 1872. 22) Lang, A., Lehrbuch der vergleichenden Anatomie der wirbel- losen Tiere. Jena 1894. 23) LEHMANN, A., Anatomie der lebenden Schnecken und Muscheln aus der Umgebung von Stettin. 24) LEYDIG, F., Zur Anatomie und Physiologie der Lungenschnecken. Arch. f. mikr. Anat., Bd. I, 1865. 25), Den, Die Hautdecke und Schale der Gasteropoden nebst einer Übersicht der einheimischen Limaeinen. Arch. t. Naturg. 1876. 26) Ders., Über das Gehörorgan der Gasteropoden. Arch. f. mikr. Anat., Bd. VII, 1871. 27) MEISENHEIMER, JoH., Die Weinbergschnecke Helix pomatia. Leipzig 1912. 28) Ders., Biologie, Morphologie und Physiologie des Begattungs- vorganges und der Eiablage von Helix pomatia. Zoolog. Jahrb., Abteil. System., Bd. XXV, 1907. 29) Ders., Die Entwicklung von Limax maximus. I. Teil. Disser- tatıon. 30) Mogquin-TAupon, Histoire naturelle des Mollusques terrestres et fluviatiles de France. Paris 1855. 31) NaBIas, B., Recherches histologiques et organologiques sur les centres nerveux des Gasteropodes. Bordeaux 1894. 32) NALEPA, A., Beiträge zur Anatomie der Stylommatophoren. Sitzungsber. d. Ak. d. Wiss. Wien 1883, Bd. LXXXVII. 33) NUSBAUM, J., Die Entstehung der Spermatozoen aus der Spermatide bei Helix lutescens. Anat. Anz., Bd. XVI, 1899. 34) PFEIFFER, C., Naturgeschichte der deutschen Land- und Süß- wassermollusken. 3 Bände. 35) PLATE, L., Studien über ophistopneumone Lungenschnecken. I. Anatomie der Gattungen Daudebardia und Testacella. Zoolog. Jahrb., Abt., Anat. u. Ontog., Bd. IV, 1890. 36) Ders., Studien über ophistopneumone Lungenschnecken. II. Die Oncidüden. Zoolog. Jahrb., Abt. Anat. u. Ontog., Bd. VII, 1893. 37) Ders., Beiträge zur Anatomie und Systematik der Janelliden. Zoolog. Jahrb., Abt. Morph., »d. XI, 1898. 38) Ders., Bemerkungen über die Phylogenie und die Entstehung der Asymmetrie der Mollusken. Zoolog. Jahrb., Abt. Anat. u. Ontog., Bd. IX, 1896. 39) POLLONERA, C., Monografia del Genere Vitrina. Atti accademia Torino, Vol. XXIV (XIX), 1884. 40) PROWAZERK, S., Spermatologische Studien. I. Arbeiten aus dem zool. Inst. Wien, Bd. XIII, 1902. 41) Rerzıus, G., Biologische Untersuchungen (Spermatozoen der Gasteropoden). Neue Folge, Bd. XII. Beiträge zur) Kenntnis der einheimischen Vitrinen. ld 42) RoLLE, G., Die Renoperikardialverbindung bei den einheimischen Nacktschnecken und anderen Pulmonaten. Inaug.-Diss., Jena 1907. 43) RÖSSLER, R., Die Bildung der Radula bei den cephalophoren Mollusken. Zeitschr. f. wiss. Zool., Bd. XLI, 1885. 44) ROSSMAESSLER, E. A., Iconographie der Land- und Süßwasser- mollusken. Dresden-Leipzig 1837, 3 Bände. 45) Sarasın, P. B., Über die Fußdrüse und drei Sinnesorgane einiger Gasteropoden. Würzburg. Zool. Arb., Bd. VI, 1883. 46) SCHMIDT, AD., Der Geschlechtsapparat der Stylommatophoren. Berlin 1855. 47) SCHMIDT, W., Untersuchungen über die Statocyste unserer einheimischen Schnecken. Inaug.-Diss., Jena 1912. 48) ScHnABEL, H., Über die Embryonalentwicklung der Radula bei den Mollusken. Zeitschr. f. wiss. Zool., Bd. LXXIV, 1903. 49) SCHNEIDER, CaM., Lehrbuch der vergleichenden Histologie der Tiere. Neueste Auflage. 50) SCHUBERG, Untersuchungen über Zellverbindungen. Zeitschr. f. wiss. Zool., Bd. LXXIV, 1903. 51) SCHUBERT, O., Beiträge zur vergleichenden Anatomie des Genitalapparates von Helix mit besonderer Berücksichtigung der Systematik. Arch. f. Naturg., Bd. LVIII, 1892. 52) SEMPER, (., Beiträge zur Anatomie und Physiologie der Gastero- poden. Zeitschr. f. wiss. Zool., Bd. VIII, 1857. 53) Ders., Der feinere Bau der Molluskenzunge. Zeitschr. f. wiss. Zo0l., Bd. IX, 1858. 54) Ders., Reisen im Archipel der Philippinen. Wissenschatft!. Teil. 3. Landmollusken. 1870 —1894. 55) SIMROTH, H., BRoOnns Klassen und Ordnungen des Tierreiches (Mollusca), Bd. III, 1912. Pulmonata. 56) Ders., Die Sinneswerkzeuge der einheimischen Weichtiere. Zeitschr. f. wiss. Zool., Bd. XXVI, 1876. 57) Ders., Versuch einer Naturgeschichte der deutschen Nackt- schneeken. Zeitschr. f. wiss. Zool., Bd. XLII, 1885. 58) Ders., Über die deutschen Nacktschnecken. Sitzungsber. d. naturf. Gesellsch. Leipzig, 1883. 59) Ders., Über den Liebespfeil der Vitrinen. Sitzungsber. d. naturf. Gesellsch. Leipzig, 1885. 60) Ders., Über die Vitrinen. Sitzungsber. d. naturf. Gesellsch. Leipzig, 1886/87. 61) Ders., Über das Alter und die Verwandtschaft der Lungen- schnecken. Sitzungsber. d. naturf. Gesellsch. Leipzig, 1886/87. 62) Ders., Über das Geruchsorgan der Parmacella Olivieri. Zool. Anz., Bd. V, 182. 63) Ders., Die Bewegung unserer Landschnecken, hauptsächlich erörtert an der Sohle der Limax eineroniger Wolf. 1878. 64) Ders., Beiträge zur Kenntnis der Nacktschnecken. Nova Acta Leopoldina, Bd. LI, 1890. 24* 374 Ernst Eckardt, 65) SIMROTH, H., Lissopode Nacktschnecken von Madagaskar, den Comoren und Maritius. VOELTZKOws Reise in Ostafrika 1903—1905. Wissensch. Ergebnisse, Bd. 2, 1906 —1910. 66) Ders., a) Neuere Arbeiten über die Verbreitung der Gastero- poden. b) Neuere Arbeiten über die Morphologie und Biologie der Gasteropoden. Zoolog. Zentralbl., Bd. VII, 1900. 67) Smipr, H., Die Sinneszellen der Mundhöhle von Helix. Anat. Anz., Bd. XVI, 189. 68) SOCHACZEWER, D., Das Riechorgan der Landpulmonaten. Zeitschr. f. wiss. Zool., Bd. XXXV, 1881. 69) SPENGEL, J. W., Das Geruchsorgan und das Nervensystem der Mollusken. Zeitschr. f. wiss. Zool., Bd. XXXV, 1881. 70) StıasnY, G., Die Niere der Weinbergscehnecke. Zoolog. Anaz., Bd. XXVI, 1903. 71) TAYLoR, Land and Freshwater Mollusca of the British isles. 1911. (V. pellucida.) 72) THIELE, JoOH., Die Stammesverwandtschaft der Mollusken. Ein Beitrag zur Phylogenie der Tiere. 73) WIEGMANN, F. 7, Der sogenannte Liebespfeil der Vitrinen. Jahrb. d. Deutsch. malakozool. Gesellsch., Bd. XTII, 1886. 74) Ders., Sämtliche Manuskripte über die Vitrinen. 75) Yung, E., Recherches sur le sens olfactif de lescargot. Arch. de Psychol, Tome III, 1903. Verzeichnis der Tafelfiguren. 1. Eiweißzellen aus dem Mantel. 2. Zelle aus der Nackendrüse vor dem Sekretionsstadium. 3. Zelle aus dem Drüsenfeld am Spirakulum. 4a. Schnitt durch den hinteren Teil der Fußdrüse von V. pellu- cida. Ab. Drüsenzelle aus dem Dach des Fußdrüsenkanals. 5. Hälfte eines Transversalschnittes durch den Kopf von V. pellucida in der Region der drei Fühlerpaare. 6. Zellen aus den Drüsenpaketen am Mundlappenganglion. (SEMPERSsches Organ.) 7. Sagittalschnitt durch die Odontoblasten von V. pellucida. 8. Resorptionszellen aus dem Mitteldarm von V. pellucida. 9a. Inaktive Resorptionszellen aus einer weiter hinten ge- legenen Partie bei demselben Tier. 9b. Aus demselben Tier gewöhnliches Darmepithel. 10. Ureterepithel mit Kalottenzelle. 11. Schnitt durch das Genitalatrium von V. pellueida. 12a. Hautepithelzellen mit dazwischengeschalteten Nerven- endigungen und einer Sinneszelle. 12b. Epithelzellen vom Mundlappen. 13a. Epithel aus der Mantelhöhle. 13b. Hautepithel ganz basal geschnitten; zeigt die Verbindung der Zellkörper gegeneinander. > Sonnnurwme Beiträge zur Kenntnis der einheimischen Vitrinen. Verzeichnis der Abkürzungen bei den Figuren. AG — Atemgang Aret —fAugenretraktor | : AGef — Atemgefäße AS — Atemsinus Atr — Atrium bp — Basalpunkt Blst — Blasenstiel Car — Kardia Cer — Zerebrale Cret — Kolumella- retraktor Da — Darm dm — dorsale Mus- kularis Dr — Drüsen DrPe — Drüsenteil des Penis DuUM — Dilatorenmus- keln DrK — Drüsenkissen EiwDr = Eiweißdrüse Ep — Epithel F — Flimmern Fa — Falte FDr — Fußdrüse Gag — Gallengänge Gf — Gaumenfalte GeAtr — Genitalatrium hE — hohes Epithel HF —= Harnfurche IE — Innere Lippe 1Z — junge Zellen . Ker — Kerbe Kl — Kloake K — Kiefer Ku — Kutikula IS — linker Schalen- lappen LH — Lungenhöhle . Lei — Leisten E — Leber LiN — Lippennerv SR 375 . Ma — Magen . Mgl — Mundlappen- sanglion . Muf — Muskelfasern „ MH — Mundhöhle ENDE — Mittelzahn .M — Mitte . MD — Mitteldarm . Mant — Mantel . MuSch = Muskelscheide . NiZ —= Nierenzipfel . NaDr — Nackendrüse . N.ret.Ph. —= Pharynxretrak- tornerv DNSPIIDR — Nerv. d. Biel drüse . N.atr. —= Nery. atril . N.deri. = Nerv. periten- tacularıs . NiFa — Nierenfalten . NiSp — Nierenspritze . Ostra — ÖOstrakum . Ovd — Ovidukt . Oes — Ösophagus . Periost = Periostrakum . Phar — Pharynx ı PaN — Pallealnerv . Pro — ZProstara ea. — Pylorus 26 — Protocerebrum N — Penisnerv . Pell. ınt. = Pellucida in- terna . Pıgz — Pigmentzellen Ber — Perikard BU. — Primärer Ureter . Pap — Papille . Pro — Prostata Pret — Penisretraktor 219% — Pfeildrüse — Rektum . Rec — Receptaculum 376 Eckardt, Beiträge zur Kenntnis der einheimischen Vitrinen. 70: 76. RZ — Resorptions- zellen Mr — Rückzieh- muskeln RF — Ringfalte Ss — Schalensaum SH — Seitenfurchen Spir — Spirakulum Sn — Mantellippe (Schnibbe) . SpDr —= Speicheldrüsen SL — Sekretion . SO —= SEMPERS Organ | 5. SPOrd = Spermovidukt 6. Schld — Schlund 87. 7 SyN — Sympathischer Nerv ISEZ — Sekretzelle . SeU — Sekundärer Ureter SZ — Stützzelle 1. UK — U = Ureterkopf — Ureter UL — Untere Lippe Bi — Ventrikel Ves — Vesikula Wa — Wall Ve — Vene Vg — Vagina Z — Zelle Druck von Ant. Kämpfein Jena. @45 3! zZ cu Jenaische Zeitschrift Ba.LI. EIS > ae Ta a4 nr Jenaische Zeitschrift Bä.Li. Eckerdt fer Verlag von GustavFischer in ‚Jena Urk:AnztiKkWesserJene > - h a Duf* AM SMITHSONIAN INSTITUTION LIBRARIES