EN N II 2% ZN ET NIT TE A BR: 1a), FR “) N] = N 3 I RN‘ FA) D gi N = R) N, ik a . { .. Ah . \ & Y eaapit TR FRRNTE De. Berthold Laufee = Lib = War CÜAHDER a = REX U 05 : NL TEASER, is N wr E “ SB x FR LN ae Pi 0. KR\> N) en ER EICH ERO OF SR > HG er, (7 28% ZESUUREN AR? TERENT A SER Si N N Re en CE DICH “ Ti Ss +, N X Se RR ER SR > 7% ON SR “ \ } N % IA 2 9 SHZITR RL ER ES SE ER S N Ale, 4 ER Baker Mr PN 2 HANSSKN AANS \ RT REG I INC ER et N “N DAN be SS EN X? ER TEEN NEIGEN x “ HE 8 RL j 4 2 F Ra x oe DR ME RL ee ER = N \ N ” u IS ai EHEN RN AN 2 at u Digitized by the Internet Archive in 2011 with funding from The Field Museum's Africa Council http://www.archive.org/details/beitrgezurkultur00stuh Deutsch-Ost- Afrika Wissenschaftliche Forschungsresultate über Land und Leute unseres ostafrikanischen Schutzgebietes «und der angrenzenden Länder. eutsch- Ost -Atrika Wissenschaftliche Forschungsresultate über Land und Leute unseres ostafrikanischen Schutzgebietes und der angrenzenden Länder. Beiträge zur Kulturgeschichte von Ostafrika Allgemeine Betrachtungen und Studien über die Einführung und wirtschaftliche Bedeutung der Nutzpflanzen und Haustiere mit besonderer Berücksichtigung von Deutsch-Ostafrika von Dr. Franz Stuhlmann nuanad BERLIN 1909 DIETRICH REIMER (ERNST VOHSEN) Beiträge zur Kulturgeschichte von Ostafrika Allgemeine Betrachtungen und Studien über die Einführung und wirtschaftliche Bedeutung der Nutzpflanzen und Haustiere mit besonderer Berücksichtigung von Deutsch - Ostafrika Dr. Franz Stuhlmann Kaiserlichem Geheimen Regierungsrat, Direktor des Biologisch-Landwirtschaftlichen Instituts in Amani, beurlaubt zur Führung der Geschäfte der Zentralstelle des Hamburgischen Kolonial-Instituts. Mit 4 Textabbildungen, 13 Verbreitungskärtchen und 3 graphischen Darstellungen BERLIN 1909 DIETRICH REIMER (ERNST VOHSEN) ıgustin u x von J.] > SE Sn e= Ba) Io) - ro > ©) =) ds, [2) {B) [a et ea, uck geDr Seiner Majestät dem Könige von Italien Vittorio Emanuele I. dem Schöpfer des Istituto Internazionale d’Agricoltura zu Rom ehrfurchtsvoll zugeeignet. ur NE ze gs Vorwort. Nach einem zwanzigjährigen, arbeitsfreudigen Aufenthalt in Ostafrika drängte es mich, eine Anzahl von Notizen und Beobachtungen zusammenzufassen, die im Laufe der Zeit entstanden sind und die ich hier, zusammen mit vielen sehr subjektiven Plaudereien über die nationalökonomische Bedeutung einzelner Pro- dukte und über die Entwickelung der materiellen Kultur des Landes, in den nachfolgenden Zeilen niederlegte. Es ist immer am besten, wenn man selbst eingesteht, welche Fehler eine ‚Arbeit hat. Ich mußte mich als völliger Laie auf mir ganz fremde Gebiete der Botanik, Geschichte und Linguistik begeben und werde dabei sehr viele Entgleisungen begangen haben. Das mir zugäng- liche Material war auf3erordentlich ungleichmäßig, ich mufßste die Worte aus den Eingeborenen-Sprachen so übernehmen wie ich sie fand, teils mit ganz ver- schiedenen Transkriptionen. Und um den Umfang dieser Plaudereien nicht allzu groß werden zu lassen — schon weil die Notizen ursprünglich teils zu anderen Zwecken gesammelt waren —, habe ich auch fast überall nicht angegeben, woher ich diese oder jene Angabe erhalten habe. Es war mir zudem nicht möglich, für jedes Produkt eine vollständige Monographie zu erstellen; zu einem solchen Zwecke hätte ich mich auf wenige Sachen beschränken müssen, und dabei wäre der Absicht dieser Zeilen, die gesamte Entwickelung der Landes- kultur zu verfolgen, vereitelt worden. Etwa dreiviertel der nachfolgenden Notizen ist in afrikanischer Einsamkeit auf dem Biologisch-Landwirtschaftlichen Institut Amani im Jahre 1907 entstanden, wo ich nicht die Hilfsmittel großer Bibliotheken und Rücksprachen mit Fachleuten zur Verfügung hatte. Durch schwere Erkrankung wurde ich im Januar 1908 gezwungen, von Ostafrika einstweilen abzureisen, ich konnte deshalb manche beabsichtigten praktischen Notizen, besonders in bezug auf die Narkotica und die Haustiere, nicht mehr erhalten. Und auch das zusammenfassende Schlußkapitel mußte ich gegen meine ursprüngliche Absicht viel kürzer fassen, als ich es erst wollte. So bitte ich, das Nachfolgende nur als eine Sammlung von Notizen und Plaudereien aufzufassen, nicht als eine wissenschaftliche Arbeit, zu der mir — ae Gelegenheit und Vorkenntnisse fehlten. Ich glaube aber, daß mancher, der draußen in der Praxis steht, einige ihm wertvolle Notizen darin finden wird, und ich würde mich freuen, wenn diese als Anregung dienen würden, über manches nachzudenken und auf diese Weise ein besseres vollständigeres Material zusammenzubringen, als ich es konnte. Der Praktiker vor allem sollte positive Zahlen liefern, welche die meinigen ergänzen oder berichtigen. Ich hatte zuerst beabsichtigt, auch die Metalle noch in den Kreis meiner Betrachtungen zu ziehen, mufste aber diesen Plan bis auf weiteres fallen lassen, da die Resultate eines Fragebogens nicht mehr rechtzeitig in meine Hände ge- langten. Vielleicht kann ich später einmal das Versäumte nachholen. Der größte Teil des Manuskripts ist im Jahre 1907 gefertigt, das ganze im Juni 1908 abgeliefert. Während des Druckes konnte ich noch einige Änderungen vor- ‘nehmen, die letzten Zusätze und Verbesserungen in der Form eines Nachtrages, den ich zu beachten bitte. Absichtlich habe ich, nach einer Erfahrung in Ostafrika von zwei Dezennien, die Fragen eher pessimistisch als optimistisch hingestellt. Schlagen Unternehmen günstiger aus als die Erwartung war, so ist es besser als umgekehrt. Daß ich keine Liebe und Hoffnung zum Lande und seinen Kolonisten hätte, wird mir deshalb niemand vorwerfen können. Allen den Herren, welche mich durch Beiträge von Material und Angaben bei dieser Arbeit unterstützt haben, spreche ich hier meinen besten Dank aus. Ebenfalls Herrn Konsul a. D. Ernst Vohsen, der in alter Liebenswürdigkeit den Verlag dieser Studie übernahm und keine Mühe und Kosten scheute, meine Wünsche zu befriedigen. Bei der Arbeit bestrebte ich mich vielfach, für die in Frage kommenden tropischen Produkte der Größe der Weltproduktion, Angebot und Nachfrage, nachzugehen, und fand dabei große Schwierigkeiten, die Unterlagen zu beschaffen. Mit der Klärung dieser Fragen in Bezug auf die Landwirtschaft wird sich das auf .staatlicher internationaler Basis aufgebaute Istituto Internazionale d’Agricoltura in Rom befassen, die weitsichtige, großzügige Schöpfung des Königs von Italien, welche im Vorjahre ins Leben trat, während ich bei einem Aufenthalt in Italien diese Arbeit abschloß und meine angegriffene Gesundheit kräftigte. Mit der Hoffnung, daß dies Institut sich auch der nationalökonomischen Statistik tropischer Produkte widmen wird, verbinde ich den ehrfurchtsvollen Dank an dessen Begründer, Seine Majestät den König von Italien, Vittorio Emanuele II, für die Annahme der Zueignung meiner Arbeit. Hamburg, im April 1909 F. Stuhlmann. Harmburgisches Kolonial-Institut. Vorwort Inhalts- Verzeichnis. Seite IX Verzeichnis der Re nilduneen. Katıent u. Branhischen Daaelnneen XXI] Einleitung. Nur durch geschichtliche Betrachtung kann man die Volksseele verstehen. Thema der folgenden Betrachtungen über die Geschichte der Einführungen von Nutzpflanzen, Haustieren usw. Methode der Untersuchung . A. Die Nutzpflanzen I. Die nützlichen Ballen . Areca Catechu, die Betel- De a N . Borassus flabellifer, die Deleb- oder Borassus-Palme . Calamus sp., Rottang, Stuhlrohr . Cocos nucifera, die Cocos-Palme . . Elaeis guineensis, die Ölpalme Hyphaena coriacea, die Dum-Palme . Lodoicaea Sechellarum, die Seyschellennuß, coco de mer . Phoenix dactylifera, die Dattel-Palme . Phoenix reclinata, die wilde Dattel-Palme . Raphia Mombuttorum, die Rhaphia- oder Bambu- Bailne . Verschiedene Palmen usw., Arenga, Caryota, Chamae- ODE AA HU 0 Car II. Die Bananen 2% 3. . Musa paradisiaca, die ER. und en Musa textilis, die Manilla-Hanf-Banane . f Musa Holstii und verwandte Arten, die nen Faser-Bananen III. Die Orangen und en I $ w MW . Die verschiedenen C’z/rus-Arten, Agrumen . Citrus Aurantium amara, die bittere Orange . Citrus Aurantium sinensis, die süße Orange . . Citrus Aurantium sinensis var. decumana, die Pampelmuse Seite 5. Citrus Aurantium japonica, die japanische Zwerg- Oranges. m. m 0 ern 6. Citrus Aurantium Suntara, die Suntara- Orange, falsches Mandarine =: er ee Rear, m Crirus nobilis, die echte Mandarmer a en 8. Citrus medica genuina, die CedratZitrone . .. 2778 9. Citrus medica Limonum, var. vulgaris, die Zitrone 79 10. Citrus medica Limonum var. Limetta, die süße Limone % „rain were ee een DE.SOZERUSCHISTtRIT acuda die Meimonellerı wenn ı2. Anhang: Arabisches Manuskript über die Orangen Zanzibars . . ER TER ASUS IV. Die übrigen Free BEER BEA TSE 1. Achras Sapota, die a liodae Tarbte N 2. Adansonia digitata, der Affenbrod- oder Baobab- Baum ee A EEE 3. Anacardium occidentale, der Kaschu- oder Acajou- Baum. Anhang: Semecarpus Anacardium et RAreLeye) 4. Ananas sativus, die Ananas . . . Me (6) 5. Anona senegalensis, die afrikanische Cieme: ad, 92 6. Anona sguamosa, Creme-Frucht, Zimtapfel, Sweet-sop. 92 7. Anona muricata, die Stachel-Anone, Corrosol . . . 94 8. Anona veticulata, die Netz-Anone, Ochsenherz . . . 04 9. Anona cherimoia, die Cherimoia . . . Se RO 10. Artocarpus incisa, der echte Brodfrucht- Biken ERETFOR 11. Artocarpus integrifolia, der Jackfrucht-Baum, feness? 96 12, Carıca Papaya, Bapay, Melonen Baum 97 13. Carrgarcundinamarcemsıs, die Berepapay » 2222209 14. Ceratonia siligua, der Johannisbrod-Baum . . . . 100 15. CHR YSOPARYLIUm Caintto,.der Stern Apiel 227 272°. 2101 16. Cycas circinalis (nebst Encephalartos Hilde- brandtiı) EEE i TON 17. Durio gibethinus, der De Ba die aueh 20102 IS RLeus Canicastdieskeisene 1er BE rloz 19. Fambosa malaccensis, der Malay-Apfell . . . ...104 20. Fa mbosardomestl ca RuUmDN2 ee or 21. Fambosa samarangensis .. . . rer a aan 22. Fambosa vulgaris, der Rosen- Apfel ERDE 105 23. Mangifera indica, der Mango-Baum. Anhang: en — DR — Indisch-Gelb!?.. 2er nos en ee er ano Morus alba var. indica, der indische Maulbeer-Baum 110 DIER 26. ZUR 28. 29. 30. 3 22% 33- 34: 35. 36. 37: 38. 39. 40. 41. 42. 43. — 0 — Nephelium lappaceum, der Rambutan oder falsche Litschi Opuntia Ficus indica, die Cactus-Feige. Anhang: Cochenille MERAUNNE RE ae 38: Passiflora edulis, die Grenadilla Passiflora gquadrangularis Bossoplonansp 9 RER Persea gratissima, die Avocado-Birne Physalis peruviana, die Kap-Stachelbeere Psidium Guayava, der Guajaven-Baum, mapera Psidium Cattleyanum Psidium pumilum a Punica granatum, der Granatapfel-Baum Spondias dulcis, der Cythere-Apfel Spondias lutea, die gelbe Mombin-Pflaume Tamarindus indica, die Tamarinde Terminalia Catappa, der indische Mandelbaum Sycygium owariense, der msamberau-Baum Vaneıssvintnenas.der \Veinstock 2 22 Zisyphus Fujuba, der Jujubendorn, Brustbeeren-Baum Verschiedene Fruchtbäume. Doryalis hebecarpa, Flacourtia Ramontchii, Flacourtia cataphracta, Flacourtia sapida, Eribotrya japonica, Hovenia dulcis, Chrysophyllum Icaco, Prunus Puddum, Cyphomandra betacea, Averrhoa Bilimbi, Averrhoa Carambola, Vangueria edulis, Mon- stera deliciosa, Sandoricum indicum, Amygdalis communis, Prunus persica, Prunus armeniaca, Prunus cerasus, Birnen, Apfel, Nüsse, Kastanien V. Gurken, Kürbisse und andere Gemüse I. DE RTETN E RES EN Allium Cepa, die Zwiebel ER Allium sativum vulgare, der Knoblauch Amarantus spinosus, mchicha . Citrullus vulgaris, die Wassermelone Corchorus olitorius und C. acutangulus, Jute Cucumis Melo var. agrestis, die Gurken-Melone Cucumis metuliferus, die afrikanische Gurke Cucumis sativus, die Gurke ge Cucurbita moschata, C. maxima, C. Pepo, Kürbis Hibiscus esculentus, Bamia, Okro . Hibiscus Sabdariffa, Rosella der Seite 23: u EX . Lagenaria vulgaris, der Flaschenkürbis . Luffa ceylindrica, die Luffa-Gurke Momordica Charantia, der Banyanen-Kürbis . Moringa oleifera, der Meerrettig-Busch . Pedicellaria pentaphylla. . Portulacca oleracea, der Portulak . Rhaphanus sativus, der Rettig . Sechtium edule, die Chayote, Chouchou . Solanum esculentum, die Eierfrucht, Aubergine . Solanum Lycopersicum, die Tomate 208 Solanum Boyeri Dun.u.a. Arten Anhang: Kresse, Senf, Kohl, Fenchel VI. Das Zuckerrohr 1. Saccharum officinarum VII. Getreidegräser und Futtergräser . I. 2. Ina . Die Hülsenfrüchte . Avena sativa, der Hafer a RE Andropogon Sorghum, der Mohrenhirse, Matama, Sorghum, Durra er Cynodon dactylon, Bermudagras . En FEleusine coracana, das Eleusine oder Ulesi-Korn Hordeum distichon, die Gerste Leptochloea chinensis Leptochloea obtusiflora Oryza sativa, der Reis Panicum colonum, der Hirse Bantcum CruUz2Galldr . Panicum frumentaceum . Panicum jumentorum, Guinea-Gras . . Panicum sanguinale . Panicum miliaceum, der Hirse . Panicum sp., lugombe Pennisetum americanum, der Negerhirse . Eragvostis abyssinica, der Teft . Setaria italica, der Kolbenhirse Triticum sativum, der Weizen Zea Mays, der Mais Cajanus indicus, die ebene mbazi . Canavalia ensiforme, die Fetisch- oder bone Cicer arietinum, die Kichererbse Cyamopsis tetragonoloba. Dolichos biflorus, die Pferdebohne, Horse gram Seite 145 146 148 148 149 149 150 151 151 153 154 155 157 157 165 165 165 176 177 181 182 182 182 193 193 193 193 I94 194 194 194 199 199 . 200 . 201 SE2 EI 2 2% 20 al a 22. EURER Dolichos Lablab, die Helmbohne, vr Glycine hispida, die Soya-Bohne . Lathyrus sativus, die weißße Platterbse Lens esculenta, die Linse Mucuna melanocarpa, »upupu< . Pachyrhisus bulbusus, die Yambohne Phaseolus aconitifolius . Phaseolus lunatus, die Lima-Bohne, Duffin-Bohne . Phaseolus Mungo, die Mungbohne, djzrorko . Phaseolus vulgaris, die Gartenbohne , . Pisum sativum, die Gartenerbse . Psophocarpus longepedunculatus Trigonella Foenum-graecum, der Bockshorn-Klee Vicia Faba, die Sau- oder Puffbohne Vigna nilotica RE EEE Vigna sinensis, die Vignabohne, kunde FR Voandzeia subterranea, die Erderbse, rdjugu mawe IX. Die Knollengewächse I. m. - -i T2% 133 14. 152 sorwaurnwn Alocasia macrorrhisa Re RR. Anchomanes difformis nebst Hydrosme Coleus sp., die numbu-Knollen GOGCLNTAaSD: ae CH Colocasia antiguorum, die Colocasie Cyperus esculentus, die Erdmandel Dioscorea sp. die Yams . Re ae Re Dioscorea (Helmia) bulbifera, die Luftknollen Yam /!pomoea Batatas, die Batate oder Süßkartoffel, vzasz . /pomoea tuberosa . Manihot utilissima, der Maniok oder die Kassava, mologo DE SA Maranta arundinacea, die Pfeilwurz Ny mp haea stellata, Wasserrose . Solanum tuberosum, die Kartoffel Tacca pinnatifida, die afrikanische Arrowroot-Pflanze X. Die Gewürze 1% anpwn Amomum-Arten (A. cardamomum, A. subulatum, A. zanthioides, Aframomum meleguelta A. mala) . Anethum graveolens, der Dill Capsicum minimum, der spanische Pfeffer Carum Carvi, der Kümmel . Carum copticum, der Adjowan-Kümmel Caryophyllus aromaticus, die Gewürznelke — ONE 7. Cinnamomum Cassia und C. zseylanicum, der 205 2110) Zimmt, der Zimmthandel des Altertumes 8. Coriandrum sativum, der Koriander 9. Cuminum Cyminum, der römische Kümmel . 10. Curcuma longa, die Kurkume . 11. Curcuma Zedoaria, die Zittwerwurzel 12. Eletteria Cardamomum, der Kardamom 13. Foeniculum vulgare, der Fenchel 14. Myristica fragans, die Muskatnuß 15. Nigella sativa, der Schwarzkümmel 16. Pimpinella anisum, der Anis 17. Piper Clusii, der Aschanti-Pfeffer 18. BoDPeRssp: RE NE a AR 19. Piper longum, der lange Pfeffer 20. Piper nigrum, der schwarze Pfeffer . 21. Vanilla planifolia, die Vanille. Anhang: lata, V. Roscheri oder Negerpfeffer 23. Zingiber er der ee catum, Alpinia officinarum XI. Die narkotischen Genußmittel 1. Cannabis sativa, der Hanf 2 Cotha (Celastrus) edulis, die Cath- Blätter 3. Coffea arabica, der arabische Kaffee a) Wilder Kaffee in Ostafrika b) Coffea liberica . Be c) Coffea arabica var. Ge Kaffee BE ER . Cola vera, der KolanufS-Baum [lex paraguariensis, Yerba mate . Piper Betle, der Betel-Pfeffer . Theobroma Cacao, der Kakao von oaWwı%F# güsse von anderen Pflanzen (Citrus, Angraecum) . XI. Pflanzen, welche Öle und Fette liefern 1. Allenblackia Stuhlmannti 2. Aleuritis triloba, der ehtnunbaun 3. Arachis hypogaea, die Erdnuß 4. Guisotia abyssinica, die Nigersaat . : Necotiana Tabacum und N. rustica, der Tabak Seite aa 302 315 315 2319 #319 . 323 : 324 . 324 . 325 325 VRcHACHal =326 ER a 2 22. Xylopia Eminii und dee es der Mohren- . 334 le N 8 35 24. Anhang: Zingiber Zerumbet, Hedychium spi- 339 340 . 340 - 344 : 344 3156 der Bukoba- 3158 . 358 . 366 . 367 . 367 a a Thea sinensas, der Ihee Anhang: ee Auf. a8 . 383 . 383 . 383 . 383 2395 AT — SA . Hyptis specigera I 2ImopIna2 Gum.oas. die en 5 6 7. Linum usitatissimum, der Lein . 8. Olea europaea, der Ölbaum 9 . Ricinus communis, der Ricinus-Strauch 10. Rhus succedanea, vegetabilisches Wachs aus Japan Il. Sapium sebiferum, der chinesische Talgbaum 12. Sesamum indicum, die Sesam-Pflanze 13 7S Terme lialsıp: I wir 14. Telfairia pedata, die ee u 15. TZerminalia Catappa XIII. Pflanzen, welche ätherische Öle Bi aa een I. Andropogon-Arten a) A. schoenanthus ARSTER b) A. (Cymbopogon) ee nero 0l c) A. citratus und A. flexuosus, Lemongras-Öl d) A. Nardus, Citronellgras-Öl e) A. (Vetiveria) sisanioides, die eu . Cinnamomum Camphora, der Kampferbaum . Melaleuca leucadendron var. Cajeputi . Ocimum Basilicum, die Basilikum-Pflanze awuı a w € . Ocimum canum, OÖ. suave . Anhang: Mentha sp. . . Canangaodorata, die Ylang-ylang oder Cananga-Pflanze 7. Pelargonium odoratissimum, P.roseum, P.capı- tatum, Pelargonium-Öl . RN L AL ei 8. Pogostemum Pachouli, die Patschuli-Pflanze 9. Santalum album, das Sandelholz Anhang: Osyris tenuifolia, afrikanisches Sandelholz AIV. Die Medizinal- und Gift-Pflanzen . 1. Acocanthera Schimperi, das Pfeilgift ZA Lore spsadie INloe 3. Cassia angustifolia und verwandte Arten, die Sennes- blätter A GASSIHQ ae . 430 5. Cinchona succirubra Ed de Aue die China- Rinde 6. Croton Tiglium ENT 8. Erythroxylon Coca und E. novogranatense, Cocain-Pflanze 9. Euphorbia Cande DR um en de en Stublmann, Beiträge zur Kulturgeschichte von Ostafrika. . Erythrophloeum guineense, de moavti-Baum . Il . 433 . 441 . 442 die AA2 . 445 RS ER . Ss - x 20. Ze N ET I hr ae x j h Z DEN TE “an zit } Ir re ka Srenspeh Re > a nes BR ah N ” BR N Nike a Br ”Y ROY — . Hagenia abyssinica, der Kousso-Baum . Fatrorrhisa Columbo, die Columbo-Wurzel . Marsdenia Condurango . Mirabilis Falappa . Papaver somniferum, die Mohnbfense, . Prlocarpus pinnatifolius, Jaborandi . . Piper angustifolium, Matico BJ . Saussurea Lappa, costus . Smilax Kraussiana, Sarsaparilla . ä Strophanthus Kombe und andere Arten, ae Samen LEN. Tephrosia Fischgift . Uragoga Ipecacuanha, die Brechwurzel . XV. Pflanzen, welche Faserstoffe liefern AOL BED rNDIe ee) . Agava rigida var. Sisalana, die ae Boshmerianivea, die Ramie,. . Bombax rhodognaphalon . . Ceiba pentandra, der else ol. . Cyperus Papyrus, der Papyrus . Ficus chlamydodora und andere ro an Arten . Fourcroya ee de Mauntius ee . Gossypium herbaceum und andere Baumwollarten . Hibiscus cannabinus, Madras-Jute . Pandanus utilis und andere Schraubenpalmen . Sanseviera sp. . Stipa lenacissima, das ala bare . Anhang: Tyiumfetta, Sida, Securidaea, Zaca- ton (Epicampes, Chrysopogon Gryllus) . . Farbstoff-liefernde Pflanzen . Bixa orellana, Orlean : Garthamüsiinctoniws, Sallor.. . Crocus sativus,. Safran . Ceasalpinia Sappan, das Rotholz, Brasilholz . Datura alba, der weiße Stechapfel BeN . Haematoxylon campechianum, der Blauholz-Baum . Indigofera tinctoria, die Indigo-Pflanze. Anhang: Ultramarin . Lawsoniainermis, Me ea : 9. Morinda citrifolia IO. Talr. Rocella Montagnei, die Orseilleh Rubia cordifolia, Krapp wsı Rn ww XIX. Pflanzen, welche Harze liefern fe 2 12. »3: XX. Kautschuk-liefernde Pflanzen SEEN Er Arcaecdar@wtechu, die ee Aldnie‘ ON ER ‚ Acacia decurrens und A. mollissima, die Gerber- . Koi . 565 . 566 . 566 . Ceasalpinia coriaria, Dividivi . Eucalyptus occidentalis, der Maletto- ee . Pithecolobium dulce . 6. XVIIH. Gummi-liefernde Pflanzen BI N 1. Acacia Verek (A. senegal) und andere Gummi- 72 BL 25 77, . Calophyllum De ae . Canarium Schweinfurthii, mpaffu, Elemi . . Commiphora Opobalsamum, Mekka-Balsam . Ferula Asa-foetida, Asa-foetida-Harz . . Ferula galbaniflua, Galbanum Ne . Ferula Sumbul. Anhang: Ferula communis . Manihot Glasiovii, der Ceara-Kautschuk . Andere Manihot-Arten (Yequie usw.) Bivcusrelasiica . Castilloa elastica ERioRatarelascınea = YIDK . Gerbstoffhaltige Pflanzen . akazien, Wattle Rhisophora mucronata und ee eneroreh: Bäume pflanzen, Gummi arabicum Agutlaria Agallocha, Aloc-Holz, han. Boswellia Carteri und verwandte Weihrauchpflanzen, Weihrauch, Gummi Olibanum. Der Weihrauchhandel des Altertums nebst Hinweise auf die alte Geschichte von Arabien Myrrhe liefern, die ostafrikanischen Comm zphorva-AÄrten Dorema ammoniacum, Ammoniak-Harz muggim« der Bibel? Styrax Bensoin, Benzoe Se Trachylobium verrucosum, der Kopal-Baum . a) Allgemeines b) Kautschuk von 1 in Ostafrika. ldwachsöndee ae c) Die Pflanzen-Arten des wilden Kautschuks. Zandol- phia, Clitandra, Kickxia, Mascarvenhasia elastica a 2 RE d) Auf Pflanzungen gewonnener Kautschuk TS Seite . 560 . 560 567 72 . 579 . 597 . 598 . Commiphora abyssinica und verwandte Arten, die 599 006 007 . 608 . 610 a . Liguidamber orvientalis, Storax-Baum. Das »Al- ‚Om O72 Kong . 625 "025 632 1037, . 639 . 640 . 649 . 650 “O5 OS NVSZESEIEESN AX. Au RR wo AAN. . Canna indica . 2. Fasminum Sambac, $ Afu 3. Nerium Oleander 4. 5. Plumiera alba, Franchipane 6. . Lianen-Kultur DIOR Ne . Hevea brastiliensis . Mascarenhasia elastica a KO . Guttapercha - Pflanzen ondolpne a Pala- quium oblongifolium, Tabernaemontana Donnel- Smithii, Payena Leerii, Forsteronia floribunda) Verschiedene Nutzbäume, sowie Bambus . . Casuarina egüls . Aeschinomene elaphroxylon, der Ambatsch . . Albigzsia Lebbek . Bambusa vulgar . Ceasalpinia Bonducella zs und andere Bambus-Arten ztıfolia . Dahlbergia melanoxylon, das Grenadill-Holz. An- hang: Echtes Ebenholz . Salvadora persica, der Zahnbürsten- Bucch . Sapindus trifoliatus, der Seifennuß-Baum .Sesbania grandiflora . Tectona grandis, N FUNDpernUus prouena, die en Zeder . Khaya senegalensis, das afrikanische Mahagony- Holz . Melia Asedarach, »Lilas des Indes« . Poinciana vegia, Flamboyant . der Teak-Baum Anhang: Afrikanisches Teak: Pierocarpuserinaceus, Chlorophora excelsa (mvule) Zierpflanzen Rosa gallica var. B. Die Haustiere I. Säugetiere . 1. Bos domesticus, oN a“ w . Canis familiaris, der Haushund Capra hircus, die Ziege Equus asinus, der Esel . Eqguus caballus, das Pferd .Bguus tigrinus, Tieren) das Rind ENER 2: . Bubalus buffelus domesticus, der Büffel . Camelus dromedarius, das Dromedar . 674 0710 . 676 damascena 077. HIER ET N 0718 Nymphaecastellata, die blaue Wasserrose, Lotus- Elle 678 . 679 . 679 . 683 das Zebra (Domestiziening von ilden 635 . 685 7108 2709 To . 718 730 =30 739 —ı HOSE 9. Felis domestica, die Katze 10. Lepus cuniculus, das Kaninchen . ICiN, 124 Os zanvesı, dası Schal. Sus domesticus, das Schwein II. Hausvögel Ir Anas moschata, die Moschus- oder türkische Ente. Anhang: Die Gans . Columba livia-domestica, die Haustaube . Gallus domesticus, das Huhn . Struthio molybdophanes, der Strauß 36 Verschiedene Vögel: Truthuhn, Pfau, Graupapagei, ee C. Verschiedene tierische Produkte I I . Chelone imbricata, die Karett-Schildkröte, Schildpatt [0 ,<) IO. II. Zusammenfassung und Schlußbetrachtung I. Der geographische Ursprung der Klinrelemente Apis mellifica, die Biene, Toner Wach . Cypraea annulus, die Kauri-Schnecke . . Elephas africanus, der Elefant, Elfenbein 2 3 4 5% 6 Z Fische und Fischprodukte . Hippotamus amphibius, das Flußpferd . Meleagrina margaritifera, die Perlmuschel, Perlen, Perlmutter . . Verschiedene Torebiben a Se . Physeter macrocephalus, der Potwal, Spermaceti, Ambra re Rhinoceros bicornis, es Nichenn Viverra orienltalis und V. malaccensis, Zibeth- Katzen, Zibeth. Anhang: Moschus JuR Ausgangspunkte der Kulturelemente . III. Übersicht über die Geschichte der materiellen Kalkar von Ostafrika . . Die vorhistorische ar Ureinwohner, Einwanderung der Leute a este Kulturkreises aus Südasien, Bananen; zweiter Völkerstrom aus Westasien, Rind, Schaf, Körnerfrüchte, Hackbau- kultur. Hamitische Einwanderungen, Massai, Völker des ab- flußlosen Gebietes, Watussi, Galla, Somali, Hirtenstämme. . Verkehrs- und Handelsbeziehungen des Alter- tums Ägyptisch- enidische Beer gen eh Be Res matenhandel, Punt, Ophir, Periplus des Roten Meeres, Cosmas Indicopleustes, Griechen und Römer. . 837 — SOX, — Seite 3. Die, Zeit des Niitrelaluers nr EEE BAD, Die Ausbreitung des dans: ist Me Anstoß zur Siedelung. Einwanderung von Persern und Arabern, Gold wird von Sofala erst um 900 erwähnt. 4. Die Zimbabwe-Kultur, nicht früher als 650 n. Chr.? . . 849 5a Die2sShtrazi-Berser- Kultus ®Ostatrikası a son Goldhandel, feste landwirtschaftliche Siedelungen; die Grundlage der heutigen mohammedanischen Kultur der Küste damals gelegt. Kein Einfluß ins Innere. Der Handel mit China (S. 859). 62 Dier Besinn, der Neuzeit mit den Kolonisatıon derwBortweresen undzArabere ne 78er Einführung der amerikanischen Gewächse. Die Oman- Maskat-Araber gewinnen die Oberhand. Nelkenkultur. ZaDiter meutes Zeit re lo Kulturen der Oman-Araber. el se ee Handelsbeziehungen seit 1830. Der Karawanenhandel mit dem Inneren dehnt sich aus. Sal) ten letzteren . 868 Der kaiserliche Schutzbrief en Grad En a 3e Dr. Peters. Die Okkupation des Landes durch die Euro- päer. Großer Aufschwung durch Sicherung der Verhält- nisse und durch die Erstellung der Ugandabahn. 9. Bemerkungen über den momentanen Zustand .. 372 Eingeborenen-Kulturen und Plantagen der Europäer gleich wichtig. Bei letzteren muß ein großes deutsches Kapital geschützt werden. Arbeiterfrage. Frage der Ansiedelung von Europäern. Nachträge und Berichtigungen . . . . 2. 2. m non nn 020.883 Literaturverzeichnis . . . son Alphabetisches Register der eutschen ad Iateinischen Namen 20890 Alphabetisches Register der gebräuchlichen Swahili-Namen . . . . 906 — xx — Verzeichnis der Textabbildungen, Karten und Graphischen Darstellungen. Textabbildungen: Ptolomäische Silbermünze von Ptolomaeus X. Soter. 1907 bei ‚Daressalam gefunden IE Le Es rt Dekorierte Gläser und Perlen. (Aus dem South Africa Museum) . Arabisches Türschloß aus Holz von Zanzibar . Schirazi-Grab von Tongoni-Tangata Karten: Hauptverbreitung der Bananen-Kultur Hauptverbreitung der Sorghum-Kultur Hauptverbreitung der Eleusine-Kultur - Hauptverbreitung der Pennisetum-Kultur Hauptverbreitung der Mais-Kultur . Bataten-Kultur . Hauptverbreitung der Maniok-Kultur Erdnuß-Kultur Verbreitung der Fundstellen von Kopal . - Hauptverbreitung de Hauptverbreitung der - Hauptverbreitung der Rinderzucht . Hauptverbreitung der Kleinviehzucht . Hauptverbreitung der Eselzucht ER u Verteilung der Regenzeiten, unter Benützung von en von Dr. H. Maurer und Prof. Dr. Uhlig Graphische Darstellungen: Preise der Gewürznelken bei der Einfuhr in Hamburg . Preisbewegungen für Kaffee bei der Einfuhr in Hamburg zähne von 1840-—1890 Seite . 843 . 851 . 853 . 855 43 01725 178 98 207 . 248 . 254 . 389 ‚016 092 720 - 733 . 818 287, 300 Durchschnittspreise für gesunde, mittelschwere ostafrikanische Elefanten- 2195 - e, NEN 4 er > — ee ER NE en Ta SR R A Te? y RE RS IER TEN Einleitung. L’amore di gualungue cosa € figliuolo d’essa cognizione. L’amore & tanto pin fervente guanto la cognizione & pin certa. (Lionardo da Vinct). gr I14 erAbiner Much iv de vr Ark 2Ba3 fer ur Li u Die Liebe ist die Tochter-der Erkenntnis. Die Liebe ist um so feuriger, je sicherer die Erkenntnis ist. Einleitung. Wenn ein intelligenter Mensch, der Sinn für die ökonomischen Verhält- nisse hat, in ein ihm neues Land kommt und sich dort einige Wochen oder Jahre aufhält, so wird er, auch wenn ihm die besten Quellen zur Verfügung stehen und wenn er diese mit größtem Fleifß und Sachkenntnis ausnützt, sich immer nur ein Bild des betreffenden Landes formen können, das einen sehr be- schränkten Zeitabschnitt umfaßt, das gewissermafsen mit einem photographischen Momentapparat aufgenommen ist. Er findet einen fertigen Zustand vor und über- legt sich vielleicht, wie dieser auf die nationalökonomischen Verhältnisse des be- treffenden Landes wirkt, er denkt darüber nach, wie man diese durch Änderung der augenblicklichen Zustände vielleicht verbessern kann, indem man neue Kultur-Elemente einführt, indem man den vorgefundenen bessere Bedingungen für ihre Entwickelung gibt; und wenn er sehr gründlich ist, dann erkundigt er sich auch wohl gelegentlich bei Leuten, die lange in der Gegend wohnen, von woher dies oder jenes ins Land gebracht wurde. Er wird auf diese Frage aller- dings meistens keine oder nur ungenügende Auskünfte über Einführungen aus der neuesten Zeit erhalten. Für viele Zwecke wird ein solches Augenblicks-Studium auch recht nützlich sein, es wird den betreffenden Reisenden in den Stand setzen, sich eine Meinung über die derzeitige ökonomische Lage des Landes zu bilden, es wird der Re- gierung auch Mittel und Wege an die Hand geben, in fortschrittlicher Weise tätig einzugreifen, aber man hüte sich vor der Meinung, dafß man durch ein solches Studium die Lage eines Landes verstanden hat, dazu gehört die Ein- schätzung der ethnischen Fähigkeiten des dort lebenden Volkes, der Entwickelungs- möglichkeit der Rasse in geistiger und ökonomischer Beziehung; und ın dieser Einsicht sind wir in fremden Ländern noch mehr wie in europäischen immer erst kaum im Anfang unseres Wissens. Der Neuankömmling glaubt meist, indem er Vergleiche mit anderen Ländern zieht und indem er seine eigenen Vorstellungen von der Entwickelung von Ländern einfach auf das neu besuchte überträgt, daß er im großen und ganzen es erfaßt habe, daß er das Land kenne, seine Ent- wickelungsmöglichkeiten richtig einschätze. Wenn man aber viele Jahre im Lande 10 — 4A — mit offenen Augen beobachtend gelebt hat, dann kommt man allmählich immer mehr zur Erkenntnis, daf3 man gar nichts weiß, daß alles ganz anders in dem Ge- hirn von fremden Völkern sich abspielt, als man es sich in seinem eigenen zu- rechtgelegt hat. Wenn es in Europa im eigenen Lande schon kaum möglich für die Ange- hörigen einer Gesellschaftsklasse ist, eine andere ganz zu verstehen, wieviel mehr ist das für uns ausgeschlossen in einem fremden Erdteil, gegenüber einer Menschen- rasse, die von der unseren so grundverschieden ist und deren Sprache wir nicht einmal bis in alle Feinheiten verfolgen können. Wenn jemand ganz unter den fremden Leuten nur mit ihnen lebt, dann kann er vielleicht hoffen, die letzten Gedankengänge, die seelischen Zustände einzelner Individuen zu ahnen, wenn auch nicht zu verstehen, aber die Seele eines ganzen Volkes wird er nie erfassen können. Ein Fremder kann ein Volk immer nur wie durch ein Fernglas be- trachten, es ist ihm unmöglich, sein innerstes Wesen zu verstehen. Wenn wir schon nicht hoffen können, die Seele eines einzelnen Menschen von einem völlig fremden Volke zu verstehen, wie viel weniger können wir die Seele, die Fähigkeiten einer ganzen Menschenrasse begreifen, die zwar auch zu den Menschen gehört, aber zu einer Gruppe derselben, die in der langen Geschichte der Mensch- heit so ganz andere Bahnen als wir gewandert ist, die in ihrer Weise zwar zu einer gewissen Vollkommenheit gekommen ist, aber in ihrer Entwickelungsrichtung, die von der unseren grundverschieden ist. Wir können durch Beobachtung der einzelnen Individuen, ausgerüstet mit leidlicher Sprachkenntnis, eine Menge lernen und daraus unsere Schlüsse auf das ganze ziehen. Wir können versuchen, den materiellen und geistigen Kulturbesitz des Volkes zu sammeln durch die leider immer noch nicht genug gewürdigten ethnographischen Studien, und wir können durch Vergleiche mit anderen, ver- wandten Völkern sehr viele schöne Schlüsse ziehen und zu einem gewissen Ver- ständnis kommen, aber wir müssen uns immer sagen, daf3 unsere Beurteilung der Volksseele von fremden Nationen nur sehr subjektiv sein kann, daf3 jedes neue Faktum unsere ganzen Schlüsse über den Haufen werfen kann. Ich will dafür ein Beispiel anführen: Jeder Ost-Afrikaner hatte stets beobachtet, wie der Karawanenbetrieb eine große Menge der Arbeitskraft des Volkes bean- spruchte und wie er somit die Produktionskraft des Landes schädigte, er nahm dabei stets an, daf3 die Karawanenleute an die Küste aus einem alten, unerklärten Wanderdrang kämen, durch den das so sehr ausgebildete Karawanenwesen sich herausgebildet hätte. Wir glaubten alle, daf3 mit dem Augenblick, wo Eisen- bahnen den Karawanenverkehr überflüssig machen oder doch wenigstens ent- lasten würden, die ungezählten Arbeitskräfte der Träger für die Pflanzungen der Europäer sich von selbst zur Verfügung stellen würden; und die Erfahrung hat gezeigt, daf gerade das Gegenteil eingetreten ist. Die einstigen Träger der Kara- wanen bleiben nun auf ihrer heimatlichen Scholle sitzen, wenigstens in den Ge- genden, in welchen sie landwirtschaftliche Produkte erzeugen können, die sie mit = 5 = Vorteil den Händlern zu verkaufen im Stande sind; also in einer Zone, die zu beiden Seiten des neuen Verkehrsweges die Rentabilitätsgrenze des Transportes des betreffenden Produktes bildet, und der Pflanzer. und sonstige europäische Unternehmer hat das Nachsehen. Und je länger ich in Ostafrika war, desto mehr mußte ich einsehen, daf3 sehr viele Meinungen, die ich mir gebildet hatte und die auch andere hatten, total falsch waren. Jedermann wird anerkennen, daf man die heutigen Zustände eines Landes in Europa nicht allein durch Beobachtung des jetzigen Zustandes beurteilen kann, daß sie vielmehr nur verständlich werden, wenn man ihre Entwickelung zu Rate zieht, wenn man die wirtschaftliche Geschichte des Landes studiert. Und genau dasselbe ist auch bei fremden Völkern der Fall, nur daß uns da die zuverlassigen geschichtlichen Quellen meist ganz im Stich lassen, sobald wir in eine etwas fernere Zeit zurückgehen. Aber trotzdem müssen wir versuchen, diese Geschichte, so weit es uns möglich ist, zu erforschen, denn nur auf diese Weise können wir die heutigen Zustände wenigstens ein wenig begreifen. Die Volksseele können wir nur aus ihren Kundgebungen erforschen, und diese äußern sich nicht nur in der Gegenwart, sondern besonders in ihrem ge- schichtlichen Werdegang. Aus den Umständen, wie ein Volk sich entwickelt, wie es von außen beeinflußt wurde, welche Kulturelemente es von diesen Beein- flussungen annahm und welche, nicht, können wir uns einige Schlüsse erlauben auf seine ganzen Neigungen und Fähigkeiten; nur nach dem Studium des Werde- ganges eines Volkes können wir Vermutungen über seine fernere Entwickelungs- möglichkeit aufstellen. Leider fehlt uns fast alle Möglichkeit, die politische Geschichte der afrika- nischen Völker zu verfolgen. Der Ethnograph kann allerdings aus der Vertei- lung der Kulturelemente manche Schlüsse auf deren frühere Bewegungen und dadurch auf deren Geschichte ziehen; der Anthropologe kann durch sein Studium der momentanen Verteilung der Volkselemente mit einiger Sicherheit deren frühere Sitze und ihre Wanderungen konstruieren. Aber nur durch das Studium aller Kulturelemente einer Volksgruppe und durch den Vergleich der erhaltenen Resultate mit den bei anderen Völkern erzielten kann man zu einem völligen Verständnis der Volksseele gelangen, soweit dies uns überhaupt möglich ist. Es gehören dazu anthropologische und ethnographische Studien, ebenso wie die genaueste Kenntnis der Sprachen und deren Aufbau und Entwickelung, und alles zusammen wird uns erst das erstrebenswerte Bild geben. | Aber von diesem Ideal sind wir noch himmelweit entfernt. Mir selbst fehlen auch leider die Kenntnisse und die Zeit, alle Elemente der Negerkultur so zu studieren, daß man Schlüsse daraus ziehen kann. Aber ich habe seit zwanzig Jahren über manches nachgedacht, habe einige Beobachtungen machen können und Notizen gesammelt, so daß ich in nachfolgendem versuchen will, einen kleinen Bruchteil der materiellen Kulturelemente der ostafrikanischen Völker zu beleuchten, nämlich die Nutzpflanzen, Naturprodukte und Haustiere, und zwar besonders mit u a Rücksicht auf die Geschichte ihrer Abstammung und ihrer Einführung in Ost- Afrika, sowie auf die wirtschaftliche Bedeutung für das Land selbst, und ich will daran kurze Bemerkungen über die Bedeutung einzelner dieser Produkte usw. für den Bedarf unseres Vaterlandes knüpfen, ohne dabei im entferntesten zu bean- spruchen, eine nationalökonomische Geschichte der einzelnen Produkte nieder- zulegen, was für jedes ein Spezialstudium erfordern würde. Ich beabsichtige nur auf die Wichtigkeit vom Studium des historisch gewordenen für die Kenntnis der Gegenwart der ost-afrikanischen Kolonie hinzuweisen, und in zweiter Linie auf die wirtschaftliche Bedeutung der Kolonie selbst für das Mutterland. Bei dem Studium der Einführung der einzelnen Kulturelemente werden wir uns über- legen können, warum dieses eingeführt und angenommen wurde, ein anderes aber nicht oder nur in beschränkten Gebieten. Und aus den dadurch erhaltenen Re- sultaten können wir höchst wichtige Einblicke in die Volksseele des ostafrika- nischen Negers erhalten, seine kulturelle Aufnahmefähigkeit erkennen. Was in den Jahrtausenden der Vergangenheit geschah, läfjt Vermutungen zu, wessen der ostafrikanische Neger überhaupt fähig ist, soweit wir es bisher übersehen können. Denn wir müssen uns sagen, daß uns auch bei dieser Methode eine Menge Fehler unterlaufen können, daß die Schlüsse, die immer subjektiv sein müssen, völlig irrig sein können. Aber das Studium der Geschichte der Kulturelemente zeigt uns wenigstens den Weg, auf dem sich unsere Vermutungen über die Zukunft des Negers bewegen können, gibt uns manche Winke über unser eigenes Vorgehen, wenn wir die wirtschaftlichen Bedingungen der Kolonie heben wollen, und es schützt uns vor zu großen Hoffnungen. Durch das Studium der geschichtlichen Entwickelung des Kulturbesitzes der ostafrikanischen Völker können wir die vielen guten Elemente begreifen, die das Volk hat, aber werden zwangsweise auch auf die unendlichen Schwächen hingewiesen, die nicht der hiesige Neger an sich hat, wohl aber dessen ganzes Wirtschaftssystem, die Wirt- schaftsform, der er angehört, nämlich der Hackbau, wie E. Hahn ihn in so ausgezeichneter Weise gekennzeichnet hat. Ich kann leider nur von den Völkern in Ost-Afrika reden, und andere nur hier und da zum Vergleich heranziehen, denn von anderen Gegenden fehlen mir die Kenntnisse. Man darf deshalb die Resultate der nachfolgenden Unter- suchungen durchaus nicht auf irgend welche beliebigen, z. B. westafrikanischen Völker übertragen, ganz besonders nicht, wenn es sich nicht um reine Neger handelt, sondern wenn im fraglichen Gebiet große Kulturbeeinflussungen statt- gefunden haben, die meist von Norden ausgingen. Der ostafrikanische Neger ist nun durchaus nicht in seiner heutigen Form an seinen jetzigen Wohnsitzen in der Urzeit entstanden und hat sich hier durchaus nicht aus sich selbst heraus gebildet, sondern wir werden im Verlauf unserer Be- trachtungen sehen, wie fast unaufhörliche und unaufhaltsame Ströme von Kultur- elementen auf das Land eingewirkt haben, die seit den ältesten Perioden der Menschheit fast immer von Nordosten ins Land kamen. Und mit diesen Kultur- — HH — elementen werden häufig, wenn auch nicht immer, deren Träger, d. h. Menschen, denselben Weg gewandert sein. So ist das Land heute bevölkert von einer Rassenmischung, die durch konstante Beeinflussung fremder Elemente auf eine autochthone Rasse entstanden ist, durch Kulturströme, die ihren Ursprung un- gefähr von denselben Zentren nahmen, aus denen unserer Vorstellung nach auch die Kulturbeeinflussungen der Mittelmeerländer und Europas stammten. Aber diese beiden Ströme gingen offenbar nicht gleichzeitig und nicht von denselben ethnischen Einheiten aus, es sind Ströme, die wohl gleichaltrig und an sich beide in ihrer Art hoch entwickelt und vollkommen sein können, die aber diver- gent sind. Wie leicht verständlich, mangeln uns für Ost-Afrika die geschichtlichen Dokumente für das Studium der Kulturentwickelung. Nur hier und .da ist in alten Schriftstellern ein kleiner Lichtblick zu finden. Denkbar ist, dafß man später noch mehr alte Dokumente findet, als heute bekannt. Mir selbst fehlt aber die Kenntnis und Gelegenheit, danach zu suchen, ich kann nur das bisher bekannte für meine Zwecke ausnützen. Der Periplus des Roten Meeres, diese etwa in der zweiten Hälfte des ersten Jahrhunderts geschriebene Segelanweisung für das Rote Meer und den indischen Ozean, der aus der Ptolemäer Zeit von Alexandrien stammt, bildet außer den alten Inschriften aus Ägypten am Tempel Dahr-el-Bahr die ältesten Dokumente, die sich speziell auf Ost-Afrika beziehen. Dann folgen die von Cosmas Indicopleustes kopierte Inschrift von Adulis und eine Anzahl arabischer Schriftsteller, sowie die Berichte der portugiesischen Entdeckungsreisenden u.a. m. Es ist klar, daß bei diesem dürftigen Material nicht viel über die Kulturgeschichte zu erfahren ist. Wir müssen demnach bei unseren Untersuchungen über die Geschichte der Kulturelemente dieselben Wege verfolgen, die der Altmeister in derartigen Studien, De Candolle gewiesen hat: I. müssen wir die betreffenden Tiere und Pflanzen naturwissenschaftlich betrachten und sehen, wo sie im wilden Zustand bisher gefunden sind, und wo eventuell ihre nächsten Stammesverwandten zu suchen sind. Daraus können wir dann auf ihre Abstammung schließen. 2. ist zu untersuchen, welche Namen die verschiedenen Völker den Pflanzen usw. gegeben haben oder noch geben, um aus den etymologischen Vergleichen unsere Resultate zu ziehen. Weil nun, wie oben erwähnt, die Wege der Kultur- beeinflussungen für Ost-Afrika uns sehr viel nach Indien, Persien und Arabien weisen, müssen wir in unserem Fall die Benennungen der Kulturelemente in diesen Ländern zum Vergleich heranziehen und dabei auch die Resultate uns zu Nutzen machen, die andere Untersuchungen in diesen Gegenden gezeitigt haben. Allerdings ist für mich diese Methode oft recht prekär, denn mir liegt das linguistische Gebiet so ganz fern, daß ich darin völliger Laie bin, die Resultate kritiklos hinnehmen und fürchten muß, sehr viele Fehler zu machen, die die Fach- leute in Entsetzen bringen werden. Ich muß auch bei der Verschiedenheit des Materials die Worte in den verschiedensten Transkriptionen annehmen, so wie ich sie gefunden habe, es anderen überlassend, die Aufgabe besser zu lösen. Übrigens ist diese Methode, besonders in Afrika, an sich schon sehr unzuverlässig. Lepsius weist in seiner herrlichen Einleitung zur Nubischen Grammatik (S. XIX) auf diese Bedenken hin: »Es ist geradezu charakteristisch für die afrikanischen Sprachen, daß sich der Wortschatz derselben, und ebenso die grammatischen Sprachteile, mit einer außerordentlichen Leichtigkeit lautlich verändern, gänzlich umformen und gegen andere vertauschen, sobald die Stämme, die sie sprechen, sich gegenseitig äußerlich isolieren oder in veränderte Verhältnisse irgend einer Art treten. < Andere Forscher teilen allerdings diese Meinung nicht. Im Verlaufe unserer Untersuchungen werden wir sehen, daß bei uns in Ost-Afrika aus der verschiedenen Bezeichnung einer Pflanze usw. bei verschiedenen Völkern ‚gar nichts zu schließen ist, daß man höchstens aus der Gleichheit von Benennungen mit Vorsicht Schlüsse ziehen darf. Ganz neuerdings einge- führte Pflanzen erhalten z. B. von den Negern meist ganz verschiedene Namen (Mais, Maniok), deren Entstehung in den meisten Fällen ganz unverständlich bleiben wird. Die Namen werden offenbar nach irgend welchen Zufälligkeiten bei der Einführung, nach dem Manne, der sie brachte, oder dergl. gegeben. Und nur bei einigen lassen sich große Gruppen verwandter Benennungen nach- weisen. Selten, wie beim Tabak, kommt es vor, daß ein Produkt, das neuerdings eingeführt ist, in großen Gebieten, ja fast über die ganze Erde gleich be- nannt wird. 3. würde es recht wichtig sein, genaues Material über die geographische Verbreitung der Varietäten der Pflanzen, Tiere usw. zu haben, aus dem man die Wanderungen derselben verfolgen kann. Doch sind wir gerade mit dem Studium der Varietäten der Kulturelemente noch ganz im Anfang, besonders für Afrika liegt noch recht wenig Material vor. In Amani haben wir jetzt mit diesen Arbeiten begonnen, die durch die nötigen Kulturversuche sehr viel Zeit beanspruchen. Und sie werden unvollkommen bleiben, solange man nicht auch die Varietäten aus anderen Ländern berücksichtigen kann, was sehr schwer ist. 4. Endlich müssen wir das historische Material über die verschiedenen Pro- dukte zusammentragen. Da ein solches über Ost-Afrika im Besonderen recht spärlich ist, wird es notwendig sein, die Forschungen in anderen Ländern zu berücksichtigen. Wir müssen uns dabei eng an die Klassiker in dieser Beziehung anlehnen, an De Candolle, Victor Hehn, Edward’ Hahn, A,Ensler; Flückiger, George Watt, Yule und Burnell u. a., aus denen ich vielfach die folgenden Notizen geschöpft habe. Wir müssen auch die Geschichte der Nach- barländer, wie Arabien, betrachten, um unsere zu verstehen. Vor allem aber mußte ich die große Vorarbeit vielfach benutzen, die Engler und seine Mitarbeiter in der »Pflanzenwelt Ost-Afrikas« geschaffen haben, ebenso die zahllosen Arbeiten der Beamten des Biologisch-landwirtschaftlichen Instituts zu Amani, die besonders in der Zeitschrift »der Pflanzer« niedergelegt sind. Die Unmöglichkeit der Be- —— 9 — nützung einer großen Bibliothek zwang mich aber dazu, nur das zu berück- sichtigen, was mir zugänglich war, und auch dies vielfach nur nach Zitaten. Es werden dabei deshalb recht viele Lücken von Fachleuten gefunden werden, die sie mir verzeihen müssen in der Berücksichtigung, daf3 diese Zeilen fast ganz in Ost-Afrika entstanden sind. Alles zusammenstellend, erhalten wir dann bei der Untersuchung ein Bild über die Geschichte der Kulturelemente in der Welt überhaupt, durch die wir Schlüsse auf ihre Geschichte in Ost-Afrika speziell ziehen können. Das Resul- tat wird dabei oft Gefühlssache sein. In betreff der ökonomischen Bedeutung habe ich die amtlichen Statistiken, die Wirtschaftskarte von Uhlig, vielerlei briefliche Auskünfte und die eigenen Beobachtungen bei einem Aufenthalt im Lande von zwanzig Jahren benutzt. In bezug auf die Einfuhr der Produkte in Deutschland habe ich mich meistens nur an die Einfuhrstatistiken in Hamburg gehalten. Mit Absicht, um diese Notizen nicht zu unhandlich zu machen, habe ich fast durchweg die Quellenangaben vermieden. Ich weil sehr wohl, daf3 dies ein großer Mangel für Jemand ist, der weiter in der Frage arbeiten will. Aber die Notizen wurden für meinen persönlichen Gebrauch im Laufe von Jahren gemacht, ohne daf3 ich mir ihre Herkunft genau notierte. Ich bin weit davon entfernt, sie als mein Eigentum auszugeben, weil ich nicht die Quellen angebe, und ich bitte die vielen Herren, denen ich sie verdanke, mir die Nichtnennung ihres Namens zu verzeihen. Diese Blätter sollen auch nur eine Sammlung von No- tizen sein, ohne den Anspruch auf eine wissenschaftliche Arbeit zu erheben. Ich würde mich aber freuen, wenn sie den Anstof3 zu exakten Arbeiten in dieser Richtung geben würden, und besonders, wenn sie dazu führen sollten, daf3 die- jenigen Herren, die in Ost-Afrika leben und arbeiten, sich mit den Fragen be- fassen und durch die Geschichte der Kulturelemente dazu kommen, das Land und seine Leute richtig einzuschätzen, wenn sie durch diese Anregungen ein Interesse für das Werden und Gedeihen des Landes erhalten, das sich nur durch die geschichtliche Betrachtung vertiefen läft. Wir leben draußen heute noch schneller, egoistischer als in Europa, die Personen wechseln dort rasch und ständig, die neu Ankommenden arbeiten viel- fach nur kurze Zeit draußen und für ihr eigenes Interesse, ohne nach Rükwärts zu schauen. Die Tradition fehlt vielen vollständig, jeder sieht nur Momentbilder, die er zu verstehen glaubt, der Zusammenhang mit dem Vorhergehenden wird preisgegeben oder nicht anerkannt. Und doch kann man das Land und Volk ohne geschichtliche Studien nicht gut verstehen. Vielleicht regen nachfolgende Notizen dazu an, sich mit diesen Fragen mehr zu beschäftigen, neue Materialien zu sammeln, damit die noch sehr großen Lücken ausgefüllt werden. Der Staatssekretär des Reichskolonialamtes, Exc. Dernburg, sagte in einem seiner Vorträge: »Ein Land mit Kultur überziehen, heißt auch die Pflanzenwelt durch eine neue ersetzen, die Fauna ausrotten und andere Tiere einführen Gehen wir also im Nachfolgenden die einzelnen Pflanzen und Tiere nach- einander durch, insoweit sie wirtschaftliches oder kulturhistorisches Interesse haben, und sehen, wie weit sie aus unserem Lande stammen, ob und woher sie eingeführt wurden, sowie von wem und wann. Und versuchen wir endlich, die auf diese Weise gewonnenen Resultate zusammen zu stellen, um unsere Schlüsse daraus zu ziehen und uns ein Bild zu machen von dem Werdegang der ökono- mischen Bedingungen des Landes, von der Wirtschaftsgeschichte seiner Bewohner. A. Nutzpflanzen. I. Die nützlichen Palmen. 1. Areca Catechu L. Die Areca- oder Betel Palme. Diese schlanke, zierliche Palme ist in ganz Süd-Asien angebaut, überall wo die Eingeborenen den Betel kauen. Eine mit besonderen Zangen abgeschnittene Scheibe des Nufskernes wird zusammen mit einem Blatte des Betelpfeffers (P7per Betle), etwas feinem Kalk und oft ein wenig Tabak, Gambir oder Catechu lange Zeit gekaut, was eine anregende Wirkung haben soll. Diese höchst unästethische Sitte, welche den Speichel rot färbt, den die Leute dann überall hinspucken, und die die Zähne schwärzt, ist von den Philip- pinen, Molucken, Sunda-Inseln und Südchina über ganz indien bis nach Ost-Afrika verbreitet, und in diesem Gebiet wächst auch die Betel Palme. In wildem Zustand hat man sie noch nicht sicher gefunden. Da alle 14 Arten dieser Pflanzengattung aber im indischen Florenreich, speziell von Malakka bis Neu-Guinea, heimisch sind, so wird man nicht fehl gehen, wenn man die Heimat unserer Nutzpflanze auch im Indomalayischen Archipel annimmt, der noch heute ihr Hauptzentrum ist. Das Vorkommen von vielen Varietäten läflt darauf schließen, daf die Kultur eine sehr alte sein muß. Die Pflanze heißt auf Sanscrit /ugaphalam, guwaka, auf indisch suparz, pophal, bei den Tamilen fakumaram, kamiga, poka, in Bengalen gua, auf singalesisch /uwak, bei den Malayen und auf Java jJombi, pinang, kachu, auf arabisch fufal, fulfil, und auf persisch Zopal. In Öst-Afrika wird sie 0p0o ge- nannt. Es kommt mir sehr wahrscheinlich vor, daf3 dieser Name etwa folgender- mafßsen abzuleiten ist: Zugaphalam (sanscrit), pophal (gudjerati), popal (persisch), popoo (swahili). In Assam wird die Palme /ambul genannt, was mit der Be- zeichnung des Betelpfeffers /ambun übereinstimmt. Die lateinische Benennung Areca kommt von dem Telinga-Namen are%, nach Yule u. Burnell aber vom Malayalam adaka. Es ist also immerhin wahrscheinlich, daß die Palme nach OÖst-Afrika nicht von den Malayen oder Javanen, sondern aus Indien und zwar wahrscheinlich durch Vermittelung der Perser gebracht wurde. Nach Südchina ist sie unter dem Namen pin-lang im Jahre ııı v. Chr. gebracht, nach Ost-Afrika wahrscheinlich zur Zeit der persischen Kolonisation, also zwischen 1000 und 1400. Die Betel Palme steht in Zanzibar ziemlich häufig, an der Küste weniger; sie will einen reichen, feuchten Boden und große Wärme haben. Bei allen größeren Ansiedlungen ist sie zu finden, besonders reichlich am Pangani-Fluß, dorthin offenbar durch die arabischen Pflanzungen gebracht, die aus dem Verkauf der Nüsse einen mühelosen Gewinn zogen. Es will mir scheinen, als ob unter dem Einfluß der Europäer der Gebrauch des Betel etwas abkommt und durch den Tabak ersetzt wird. 2. Borassus flabellifer L. Die Deleb- oder Borassus Palme ist über das ganze tropische Afrika, so- weit es sich nicht um zu feuchte Urwaldgebiete oder zu trockene Wüstensteppen handelt, sowie über Indien bis einschließlich der Sundainseln verbreitet und auch wohl in diesem ganzen Gebiet ursprünglich heimisch, das ja floristisch und faunistisch eng zusammenhängt.*) Allerdings scheint mir die indische Art doch erheblich von unserer ostafrikanischen Form abzuweichen, die ich vom Zambesi bis zum Albertsee beobachten konnte, während ich die indische besonders in der Provinz Madras in riesigen Mengen sah. Unsere afrikanische hat stets einen glatten, hellen und ziemlich dicken Stamm, der kerzengrade in die Höhe strebt, während die indische einen viel dünneren Stamm hat, der rauher und fast immer dunkelgrau ist, sich auch oft leicht krümmt. Man hat die afrikanische Form ja auch als Var. Aethiopum Mart. bezeichnet. Eine scheinbar charakteristische Eigenart unserer afrikanischen Borassus ist ferner eine Anschwellung des Stammes, die durchweg in seinem oberen Drittel oder dicht unterhalb der Krone auftritt. Busse bildet aber Palmen ab, welche diese Anschwellung in der unteren Hälfte zeigen. Sie standen in der Steppe nicht weit von Mpwapwa. Und ich glaube mich zu erinnern, daß Dorassus ohne jede Anschwellung am Quaquafluß hinter Quilimane in großen Mengen stehen. Busse beobachtete eine solche Anschwellung einmal auch bei einer Hyphacna-Palme, so daß diese Eigenschaft jedenfalls nicht absolut charakteristisch für unsere Borassus ist, wenn der Laie in unserem Gebiet sie allerdings immer am leichtesten daran erkennen wird. Ich überlasse dem Botaniker, zu unter- suchen, ob diese Anschwellung nicht vielleicht damit zusammenhängen kann, daß während des Wachstums der Palmen einmal günstigere klimatische Bedingungen herrschten, etwa höhere Regenfälle, oder aber ob sie von der Fruktifikationsperiode abhängen. Regenreichere Perioden wechseln unzweifelhaft hier mit ärmeren ab, und da alle Palmen ja nicht nachträglich in die Dicke wachsen, sondern das ganze Wachstum nur am Vegetationspunkt stattfindet, so kann ich mir das Zu- *) Nach der Meinung von Sir J. Hooker ist sie in Indien nicht wild, sondern nur kultiviert und von Afrika eingeführt. standekommen der Anschwellung auf diese Weise wohl erklären, besonders auch die Erscheinung, daf) in weiten Distrikten diese Anschwellungen in derselben Höhe der Palme zu finden sind, also zur selben Wachstumszeit entstanden sein müssen.*) Diese Palme ist in Indien bekanntlich eine der wichtigsten Nutzpflanzen, so daß ein Tamilen Dichter 801 Nutzanwendungen ihrer Teile besingt. Die Früchte werden gegessen, die Blätter zu allem möglichen verwandt, der Stamm der weiblichen Palme liefert, wie bei Cocos, das äußerst zähe, dunkle sogen. »Porcupine Wood« (Stachelschweinholz). Aus dem Saft wird Wein und vor allem große Mengen von Zucker gewonnen. Dieser von den Engländern »yaggery<« genannte Zucker scheint den Indiern früher als der Rohrzucker bekannt gewesen zu sein. Er wurde mit dem Sanscritwort sakar bezeichnet, woraus die europäischen Worte für Zucker entstanden sind. Der Sanscrit-Name für den Baum ist Zala, im indischen Zar, tal, tari, tada, im Telegu Zara, tati, und im persischen darakhıte Zarı, im arabischen der indischen Gebiete Zaf oder dom. Im ostafrikanischen Küstengebiete nennt man die Palme überall z’vurno, in Uganda und Unyoro deiugo, bei den Wanyamwesi, Wasukuma und Wabemba muhama, mssugala, den Wamanyema snako, den Lur /ugu, den Madi zu, in der Mosambik-Provinz dzkona oder nyangadsi, bei den Wahiyao mzlala, bei den Makua makunda, in Useguha mwanda, bei den Massai w/dugoi, in Nubien deleb, bei den Haussa gzgznya, bei den Kanuri kamelutu und den Fulbe, Fullah dagbi, dubbi, in Süd-Togo ago. Andere afrikanische Bezeichnungen sind mir einstweilen nicht bekannt geworden. Nach O. F. Cook (Origin and distrib. of the Cocoa Palm. U. S. Nat. Herbarium VII) sowie Yule u. Burnell soll egyptisch kuku, griechisch koukzr, kukas, köix, die Borassus-Palme gewesen sein, lateinisch COCCHS. In unserem Gebiet, wo der Baum auch nicht in so großen Mengen wie in Indien vorkommt, sind seine Nutzanwendungen nicht sehr ausgedehnt. Die Früchte, besonders deren gallertiger Kern, werden gegessen, den Palmwein nimmt man gerne mit, und verwendet hier und da auch die Blätter, Blattstiele und das Holz. Nationalökonomisch kommt sie nicht in Betracht. Zu erwähnen ist noch, daß die Palme, die frühere Reisende als Dorassus aus Ugogo beschrieben haben — auch ich habe diesen Fehler gemacht —, eine unverzweigte Ayphaena ist. Der sonst für die Borassus-Palme noch gebräuchliche Ausdruck »Palmyra« ist entstanden aus dem portugiesischen palmeira (Palmenbaum), das indo-englische brab aus dem portugiesischen brava —= wild. *) Auch in der Küstensteppe des Bondeilandes trifft man Delebpalmen, die normale An- schwellung des Stammes zeigen. Darüber aber noch eine gleichmäßig dicke Verlängerung des Stamms von etwa gleicher Länge wie das untere Stück. po 16 in 3. Calamus sp. Rottang, Stuhlrohr, kommt aus Hinterindien über Bombay zu uns. Hier wird es khenzirani genannt, manchmal auch wie zrZ/hzranı, nathirani ausgesprochen. Woher der Name kommt, weiß ich nicht, wenn er nicht mit der Gudjerat-Be- zeichnung zatar zusammenhängt. Die Indier nennen die Pflanze sonst beta, veta, die Tamilen parambu, die Perser ded, die Araber dam und die Malayen rofan. In Deutsch-Ostafrika gibt es nur an der Grenze der westafrikanischen Wald- flora Kletterpalmen, deren botanische Zugehörigkeit aber noch unsicher ist. In Uganda und nördlich vom Albert Edward-See sowie im Norden des Tanganika, nicht weit von der Station Usumbura, kommen welche vor, wo sie in Urundi rugage heilen. Von dort bekamen wir vor kurzem lebende Pflanzen nach Amani, die aber sich noch nicht bestimmen lassen. Das nach Deutschland gesandte Rohr wurde ungünstig beurteilt, was aber vielleicht an dem ungünstigen Reife- zustand gelegen haben mag. In Amani gedeihen gut einige aus Java eingeführte Sorten, Calamus asperrimus, C.cinnamomeus, C. Rottang, C.tenuis, Daemorops periacanthus und D. intermedius. Ich glaube aber nicht, daf3 das Stuhlrohr einmal eine große Wichtigkeit für uns bekommen wird, höchstens kann es den Bedarf der von der Kommunal- Verwaltung in Kilwa eingerichteten, aber einstweilen fallen gelassenen Flecht- schule decken, die ihr Material teuer aus Bombay beziehen mußte. 4. Cocos nucifera L. Die Cocos-Palme. Wenn man heutzutage in den tropischen Gebieten des indischen und stillen Ozeans von Palmen im allgemeinen spricht, so meint man stets diesen stolzen Baum, der sich an den Küsten der ganzen Tropenzone findet, am reichlichsten allerdings wohl am Stillen Ozean, im indischen Archipel und am indischen Ozean, weniger an der Westküste Afrikas und in Zentralamerika. Man sollte diese Palme deshalb nach ihrer heutigen Verbreitung für tropen- kosmopolitisch halten. Es wäre an sich zwar möglich, daf3 eine Pflanzenart ihre Heimat in ver- schiedenen Kontinenten hat, aber die Palmen verhalten sich in dieser Beziehung sehr lokalisiert. Von allen den zahlreichen Arten der Coocozneae finden sich nur eine Cocos und eine FZ/aers in weiter Verbreitung außerhalb Amerikas, und diese beiden sind Kulturpflanzen. Die 30 Arten der Gattung Cocos finden sich mit einziger Ausnahme von C. rucifera ausschließlich in dem tropischen Amerika. Die Wahrscheinlichkeit ist also sehr groß, daf3 auch die Cocospalme in Amerika ihre Urheimat hat. Unzweifelhaft wild ist unser Baum aber wohl noch nicht gefunden. Zwar haben die Seefahrer Dampier und Vancouver sie Anfang des 17. Jahrhunderts auf den Inseln nahe der Landenge von Panama und auf der 300 Seemeilen vom Festland entfernten Cocos-Insel, die alle damals unbewohnt waren, massenhaft gefunden, nicht aber auf der amerikanischen Festlandsküste. Andere aber haben sie auch an der Festlandsküste von Mexico und Peru gefunden, desgleichen auf dem Isthmus von Panama. 1515—23 wird sie von Oviedo, 1570—87 von Acosta als Cocos oder Indien-Palme, evzndo cocoa, cocos, bezeichnet. 1526 wird sie dort schon von Hernandez als coyo/l (Nutico) genau beschrieben. In Brasilien scheint sie jedenfalls nicht ureinheimisch zu sein, Nienhoff beschreibt sie 1647 von dort als zuajagna cuiba, die Frucht als zrajaguacu; nach Guyana wurde sie durch Missionare eingeführt, und auf die Antillen ist sie wahrschein- lich erst kurz nach der Entdeckung Amerikas gebracht. Überall auf den Südseeinseln ist sie aus der Zeit vor der Entdeckung massenhaft vorhanden, man wird in der Annahme nicht fehlgehen, dafS die ver- schiedenen Stämme der Südseeinsulaner sie auf ihren Wanderungen mitbrachten. Im indischen Archipel ist sie jedenfalls sehr lange in Kultur, die Völker des insularen Asiens haben eine Menge Varietäten der Palme, nach Rumphius so- gar 18 für Java und 39 für die Philippinen, sie kennen die Benützung jedes Stückes des Baumes. Jedenfalls ist sie in Indien seit der Zeit der Sanscrit-Sprache bekannt, wo sie narikela oder narikera heißt. Aber die Indier haben eine Über- lieferung der Einführung von auswärts. Der Khschatria-Fürst Viswamitra, der etwa 400 v. Chr. gelebt haben soll, brachte sie angeblich von Ceylon nach Indien, und in Ceylon soll der Fürst Rottah Rajah ihre Kultur ausgebreitet haben, dessen Bild in einen Felsen bei Belligam, an der Südküste von Ceylon zwischen Point de Galle und Matura in einen Granitblock eingemeifßelt ist, aus Dank für eine Heilung, die er durch den Genuß von Cocosnüssen erreichte. Die älteste Chronik von Ceylon, die Maravansa, nennt die Cocos nicht.*) Auffallend ist, daß das klassische Altertum die Cocos nicht gekannt zu haben scheint,**) trotzdem die Beziehungen doch recht rege waren, besonders nach dem Alexanderzuge. Ceylon, wo heute der Baum so massenhaft vorkommt, war schon von Onesiculus, dem macedonischen Admiral, erwähnt. Diodorus Siculus, Strabo und auch der unter dem Kaiser Claudius von Arabien nach »Taprobane« (Ceylon) verschlagene römische Zollbeamte, der den König von Ceylon veranlaflte, eine Gesandtschaft nach Rom zu senden, wissen nichts von dieser Hauptnutzpflanze der Insel. Erst Apollonius von Tyana hat sie zu Anfang unserer Zeitrechnung in Hindustan gesehen, Cosmas als argell, argellion beschrieben. Das wahrscheinliche ist wohl, daß diese Palme schon seit sehr alter Zeit *) Vergl. ferner: F. W. Meyer, über Ursprung, Geschichte und Verbreitung der Cocos- palme. Globus Bd. 82. 1902. OÖ. Stoll, Entdeckungsgeschichte der Cocospalme. Globus Bd. 82. 1902. O.F. Cook, The origin and distribution of the Cocoa Palm. Contrib. U.S. Nat. Herbarium vol. VII N. 2. Yule u. Burnell, Hobson-Jobson S. 228. **) kouki, coccus soll nach Cook bei den Alten die Borassus gewesen sein. 2 Stuhlmann, Beiträge zur Kulturgeschichte von Ostafrika. wen 18 el in Indien und Indonesien an den Küsten vorkam, aber erst später durch Aus- breitung ihrer Kultur eine derartige wirtschaftliche Bedeutung bekam, daß die Schriften sich damit befaften, und als sie dann eminent wichtig geworden war, da schrieb man ihre Einführung einem halbmythischen Fürsten zu. In den indischen Sprachen heißt die Cocospalme zaral, naryal, nahal, narikal, mada u. a. m., bei den Tamilen Zengaz, tennat tennan-maram, bei den Telegu Zengaz, narekadan, auf Canaresisch Zherngana, auf Singhalesisch Zoembzli, polnawası. Diese grundverschiedenen Namen lassen vielleicht (?) vermuten, daß der Baum in Indien schon vor der Einwanderung der sanscrit' sprechenden Arier bekannt war. Der Sanscrit-Name hat sich dann als zardjz! oder nargıl auf das Arabische und Persische übertragen, und von diesem Wort ist offenbar die Bezeichnung für die Wasserpfeife zargzleh abgeleitet, weil man, wie noch jetzt vielfach, als Wasser- gefäß bei dieser Pfeife eine leere CocosnufS benützte. Ganz andere Namen führt unser Baum in der indomalayischen Welt, z. B. bei den Malayen kalapa, klapa oder klopo, bei den Javanen krambzl, auf Sumatra und den Nicobaren 7207, nzeor, auf den Philippinen zog, auf Bali »zwh, n70, bei den Malayen von Singapor 24, nur und den Battak zu. Und dieses malayische Wort findet sich in Madagascar als voa-nzu oder voa-nio wieder. Unser Lands- mann, der Botaniker Hildebrand, hat sich gewiß geirrt, wenn er in seiner Ar- beit über das Ambergebirge schreibt, daf3 dieses Wort einfach »diese Frucht da« hieße und zu dieser Erklärung eine lange Geschichte erzählt. Die indo-melane- sischen Einwanderer haben den Namen offenbar aus ihrer fernen Heimat nach Madagascar mitgebracht. Da diese die indischen bezw. Sanscrit-Worte nicht mit- gebracht haben, nimmt man allgemein an, daf3 sie, die Vazimba, vor der Hindu- Einwanderung in Java und Sumatra ihre Heimat, vielleicht Sumatra, verließen. Diese Hindu-Einwanderung in Java-Sumatra fand aber etwa im 3. Jahrhundert unserer Zeitrechnung und später statt, scheinbar zuerst durch die aus Indien flüchtenden Buddhisten. Ich möchte aber glauben, daf die Einwanderer die Palme bei ihrer Ankunft in Madagascar schon im Lande vorfanden und den ihnen bekannten Baum mit ihrem Heimatsnamen bezeichneten.*) Denn nach Öst-Afrika ist sie wahrscheinlich unabhängig von den Malayen und von den persischen und ara- bischen Kolonisten gelangt. Ihr Swahili-Name »z-zasz! weicht von den in Indien und dem indischen Archipel gebräuchlichen so sehr ab, daß wir ihn als eine selbständige Bildung ansehen müssen. Es sei denn, daß man die Combination machen wollte, ihn von dem zazwasi der Singhalesen abzuleiten, was doch recht unwahrscheinlich ist. Bei den Kai-Völkern in West-Afrika (?) soll die Nuß komu heifsen, bei den Somali czrnbo, den Massai ussw guroo. Auf den Inschriften des Tempels Der-el-Bahr in Oberegypten, auf denen die Handels-Expeditionen der Königin Hatschepsu in das Land Punt darge- *) Die Howas wanderten aus Java erst etwa im 16. Jahrhundert in Madagascar ein und fanden schon Araber dort vor. stellt sind, wurde an einer Stelle ein Negerdorf abgebildet, dessen Rundhütten auf Pfählen stehen, und dabei einige Palmen, die von einigen als Cocos gedeutet werden. Wenn dies wahr ist, so müßte diese Palme ca. 1450 Jahre v. Chr. schon dort gewesen sein. Nun aber wurde die Handelsflotte jener Königin ausdrücklich ausgesandt, um lebende Weihrauchbäume zu holen. Wo aber diese wachsen, da gedeiht die C’ocos nicht; auch heute findet sie an der Grenze des Somalilandes ihre nördlichste Verbreitung. Unter allen den Produkten, die von jener Expe- dition mitgebracht und genau abgebildet wurden, findet sich aber keine Cocos- nuß. Ich habe die betreffenden Abbildungen selbst leider nicht sehen können, halte aber die Deutung jener Palmen als Cocos für höchst unwahrscheinlich. Es werden wohl stylisierte Dattelpalmen gewesen sein, wie offenbar auch die, welche auf einem altpersischen Siegelzylinder des Darius I. (ca. 500 v. Chr.) abgebildet sind, (vergl. Meyer's kl. Conv. Lex. Tafel über altorientalische Kunst), und die man nach den großen Nüssen und den Fiederblättern auch für Cocos halten könnte, wenn man nicht bedächte, daf3 die Cocos am persischen Golf kaum wächst. Sehen wir uns in der Literatur über Ost-Afrika um, so finden wir die Cocos- palme im »Periplus des Roten Meeres« (ca. 8o.n. Chr.) nicht erwähnt, der die Handelsprodukte von vielen Punkten Ost-Afrikas in dem ersten Jahrhundert unserer Zeitrechnung aufführ. Auch die ganzen mittelalterlichen Geographen scheinen sie nicht aus unserem (Gebiete zu kennen. Die Portugiesen lernten sie zuerst in Ost-Afrika 1498 kennen, sie war damals in West-Afrika nicht vor- handen. Wahrscheinlich ist sie jedoch in dem Gebiet von Kismayu bis etwa Sofala schon sei sehr langer Zeit verbreitet, ihre Kultur aber ist offenbar in frührer Zeit nicht so wichtig gewesen, als daf3 die Berichterstatter sich mit ihr beschäftigt hätten. Ich möchte glauben, daf, wie bei so vielem anderem, erst die persischen (und vielleich auch portugiesischen) Kolonisten diese Palme intensiv zu kultivieren begannen. Man nimmt vielfach an, daf3 der Name »Cocos«, der Europäer, daher stammt, daf3 ihre ersten europäischen Entdecker, die Portugiesen, die Nufß mit ihren eigen- artigen drei, auf der Basis der harten Schale sichtbaren Löchern mit dem Kopfe des Schweins-Affen (Macaco rhesus und nemestrinus) des Sunda-Archipels verglichen und sie danach szacaco, macoco, coqueira nannten, woraus die übrigen europäischen Bezeichnungen entstanden seien. Häufig begegnet man scherzweise aus ganzen Cocosnüssen hergestellten Gesichtern von "solchen Affen, aus dem indo-malyischen Gebiet nach Europa importiert. Unwahrscheinlich ist jedenfalls, daß sie den allgemeinen Swahili-Ausdruck für Nuß kokwa auf die Cocos an- wandten, denn die reife Cocos-Nuß heißt zasz, die unreifen je nach ihrer Entwickelung: upunga, kidaka, kitale, dafu, koroma, nasi, joya, nibata. Dagegen ist denkbar, daß man die nach Cook in Alt-Egypten für Borassus übliche Bezeichnung Auku (griechisch kouki, lateinisch coccus) auf die Cocus-Palme übertrug, oder das altspanische coca = Schale für sie brauchte. Vor 1498 wird sie nur indica genannt. Man findet unsere Palme jetzt an der ganzen tropischen Küste Ost-Afrikas südlich von Kismaju bei jetzigen oder verlassenen Ansiedlungen, überall hat jede Palme ihren Eigentümer. Aber nirgends kommt sie dort fort, wo eine Ton- schicht stagnierendes Grundwasser bildet, eine Erfahrung, die mancher deutsche Pflanzer zu seinem Nachteil immer wieder machen muß. Im Binnenlande geht sie am Panganifluß bis etwa nach Masinde hinauf, im Bondei-Lande bis an die Ost-Usambaraberge, außerdem ist sie in Usaramo merkwürdig weit im Innern zu finden, eine Erscheinung, auf die ich später noch zurückkommen muf und die wohl auf eine alte Besiedelung dieses Landes durch Fremde zurückzuführen ist. Sonst ist sie bei den Gouvernements-Stationen, den Missionen und alten Araber- niederlassungen mehr als Curiosität angepflanzt, ohne dort eine weitere Verbrei- tung und wirtschaftliche Bedeutung zu haben. Man kennt nach der Form der Nüsse wenigstens drei Varietäten der ge- wöhnlichen Cocos, deren genaue Beschreibung aber noch aussteht, auf3erdem die sogenannte mmas? ya Pemba, die niedrig bleibt, über der Erde meist keine Ver- dickung des Stammes zeigt und eiförmige, orangegelbe Nüsse hat, die nur zu Trinkzwecken benützt werden. Dies scheint die in Ceylon unter dem Namen tembili oder »Königs-Cocos« bekannte Sorte zu sein. Als Seltenheit und mehr als Curiosität kommt in Zanzibar noch eine Zwergform vor, mnasi ya kitamli.*) Durchweg findet die Palme sich in den Händen von Farbigen, die Pflan- zungen der deutschen Gesellschaften bei Tanga haben sich nicht bezahlt und werden nur nebenbei weiter betrieben und meist durch Sisal ersetzt. Auf der Insel Mafia, wo sehr viele Cocos vorkommen, deren Verbreitung dort durchweg den persischen Ansiedlern zu verdanken ist, haben sich neuerdings einige deutsche Pflanzer dieser Kultur angenommen, ebenso bei Daressalam. Immerhin ist es ein etwas gewagtes Unternehmen, diese Kultur in sehr großem ,Stil zu betreiben, denn die Palme gibt ohne Pflege und Aufsicht keine guten Erträge, und sehr viel Nüsse werden immer gestohlen. Schon die Araber in Zanzibar rechnen, wie Lyne schreibt, damit, daß ihnen die Hälfte bis ?/; der Nüsse gestohlen werden und sie pro Baum nur etwa 30 für sich bekommen, so daß sie nur etwa '/; Rup netto Erträge pro Baum erhalten, was 20— 30 Rup pro Hektar ergibt, während *) Aus Tahiti sind 6, aus Ceylon 5 Sorten bekannt, auf Comoren 6 Sorten, von Mada- gascar ır Sorten beschrieben. Nach Prudhomme, le cocotier, Paris 1906. Comoro Anjouan Swahili Weiße Nuß jrassı murassi kitsule Sultans-Nuß — = HAIE 7 = Rote Nuß meudu = = Dunkel-grüne Nuß mudu mudu mEUSST Bronzefarbene Nuß i moanteatsu mvuli — Coco mnazi oandreda Von Madagascar: Die Siam-Nuß, 4 Sorten von Ceylon, die Malediven-Nuß, die Nawassi- Nuß, die Taembili-Königsnuß (lange gelbe und kleine gelbe), die ‚kleine Jaffna-Nuß, die Nuß von Noumea, die Seyschellen-Nuß usw., wohl meist neuerdings eingeführte Arten. Sisal an 300 Rup netto Ertrag pro Hektar abwerfen kann. Bei sorgsamer Pflege und Fernhalten der Diebe wird allerdings der Gewinn sich bedeutend besser stellen. Der Handel scheint sich recht spät mitdem Hauptprodukt der Cocos, der Copra,*) befaßßtzu haben. In den älteren afrikanischen Berichten kann ich nichts darüber finden. Die Cocos wird zwar von den Portugiesen erwähnt, aber nie als Ausfuhrprodukt. Die ersten europäischen Firmen, die sich in Zanzibar niederliefsen, besonders die Franzosen, scheinen neben Cocos auch viel Sesam als Ölfrüchte aufgekauft zu haben. Die Einführung der Nelkenkultur im Anfang des 19. Jahrhunderts scheint die Palmenkultur stark zurückgedrängt zu haben. Früher prefite man mit den primitiven Kamelmühlen das Öl in Zanzibar aus, um es zu verschiffen. Etwa vom Jahre 1850 an beginnt von dort meines Wissens der große Copra- export, besonders nach Frankreich. Später hat dann einmal eine amerikanische Firma (Fraser) versucht, nachdem sich ihre Zuckerfabrik bei Kokotoni nicht rentiert hatte, dort mit modernen Maschinen Cocosöl zu pressen und Seife zu fabrizieren, aber ebenfalls mit großen Verlusten. Seife kommt eben sehr billig von Frankreich und den Seyschellen nach Ost-Afrika. Auch in Nossibe soll eine Fabrik sich nicht rentiert haben, während eine kleine Anlage in Tanga gute Geschäfte macht. Vielleicht wird es sich in Zukunft bei uns lohnen, Seife aus Baumwollöl herzustellen. Allerdings sind in den Tropen alle Maschinenanlagen sehr teuer im Betrieb. Für Copra kann man auch daran denken, das »desiccated coconut« zu produzieren, das zur Herstellung von Macronen usw. benutzt wird, und über die ich von Indien aus berichtete. (Tropenpflanzer 1901). Heute liegt der Copra-Export aufler in Händen von französischen und italieni- schen Firmen in erster Linie in denen des Hamburger Hauses Wlm. O’Swald & Co. Der Export von Copra aus unserer Kolonie hat sich enorm gehoben. Nach- dem 1838 nur 280000 kg, 1895 wieder nur 300000 kg ausgeführt wurden, hob sich der Export 1897 auf 1060000, sank dann noch einmal etwas. Er gestaltete sich folgendermaßen: *) Nach Yule und Burnell (S. 253) kommt. das Wort copra, coprah durch Ver- mittelung der Portugiesen vom Malayälam kopfara, Hindustani Ahoprä vielleicht auch von Sanskrit Aharpara, Schädel. Das Wort kommt zuerst 1563 bei Garcia vor. Der Ausdruck corr für Cocos- Faser soll vom Tamil Aavarı, Malayälam käyar (vom Verbum Zäyärı, — drehen) kommen. Die Araber nannten (seit 1030 Al-Biruni) die Faser kanbar, die Portugiesen cairo. Der Ausdruck co7r erscheint im Englischen im 18. Jahrhundert. Wert in Mark kg 1889 280 000 1890 300 000 1891 320 000 1892 490 000 1893 700 000 1894 390 000 1895 300 000 1896 560 000 1897 I 060 000 1898 680 000 1899 480000 1900 852703 189655 1901 2 507 437 557 379 1902 3 140 960 766 400 1903 3856632 804. 616 1904 3489 581 852409 1905 3729006 916 196 1906 3841842 1086879 1907 2891028 1 344 581 An Cocosnüssen wurden ausgeführt: 1891 87000 kg 1899 —uyks 1892 176.000 ;,, 1900 37000 „, 1893 178000 ‚, 1901 18.0007, 1894 218000 ,,, 1902 8000, 1895 243000 „, 1903 32.000, 1896 144000 „, 1904 Oz, 1897 64000 ,, 1905 90346 „ 1. Wert v. 4978 Mk. 1898 40000 „, 1906 DESSTE SEN SO Dabei stehen Tanga und Daressalam an erster Stelle, letzteres aber erst, nachdem durch Verwaltungsmafßßnahmen die ganze Ernte von Mafıa über Dares- salam ausgeführt wird. Nächstdem kommt noch Pangani und Bagamoyo in Frage. Sehr groß} ist der Konsum von Nüssen im Lande, er beträgt schätzungs- weise wohl halb so viel wie die Ausfuhrmengen von Copra, eher mehr, während die Ausfuhr von ganzen Nüssen gering ist. Deutschlands Bedarf an Copra ist ganz bedeutend. Es wurden eingeführt: 1904 485 560 Dz. im Werte von 15 503810 Mk. 1905 881 647 „ „ „ „ 30221 900 „ (43 Mk. PF- Dz.) 1906 799 469 ’ „’ DB} >} 29 107 240 ’”’ (36 „’ >} „> ) Davon das meiste von Niederländisch und Britisch Östindien. Aus Deutsch-Östafrika: 1904 762 Dz. im Werte von 23800 Mk. 1905 1468 „’ „, ’„ „’ 49 490 BB) 1006 5579 5 0» „.222490 „ Die Einfuhren in Hamburg allein an Cocosöl waren: 1841— 1850 3964 Dz. jährlich. 185 1— 1860 16 463 17801. 18704, 110234.,,,, 1871-1880 EO358 5% 1881I—1890 20120 1891-1900 , 27737 » 1901 43134 » 1902 70359 » 1903 128850 ‚, im Werte von 8115640 Mk. = 62,99 Mk. pr. Dz. 1904 VRSSEN NS IRRE s2.2061750507.,, 02078 0, 1905 00000 8. 11222702 278 - 00,320 we 1906 59294 „u u» m 3929730 „ —66,00 „ . » Die deklarierten Preise waren: 185 1— 1855 91,42 Mk. pr. Dz. 1856 — 1860 SZ 1861— 1865 E50 55 I 5 1866— 1870 OO AO 1871-1875 SOSE 2, Si 855 1876— 1880 Sn lare , 1881— 1885 OA ss 1886 — 1890 DO 1891— 1895 BNOZ Ih ns 1896 — 1900 OO Ausgeführt wurden von Hamburg: an Copra: 1904 ..266579 Dz. im Werte von 8572700 Mk. 1905 303434 » » ». 0» T0109030 „, an Cocosöl: 1904 97673 Dz. im Werte von 6118180 Mk. 1905 1252130 0, 2 397872, ,0504, 1906 ES 7.305450" 5; Deutsch-Ostafrika produziert demnach nur 5—ı10°/, der Einfuhr von Ham- burg an Copra. Der Hauptabnehmer hierfür wie für alle Ölfrüchte wird aber Marseille sein. Eine Überproduktion ist demnach bei uns nicht zu befürchten, auch wenn unser Export Iomal größer als jetzt werden sollte. Zum Teil ist diese enorme Steigerung der Produktion von Cocos in Ost- Afrika der Besteuerung der für die Palmweinbereitung dienenden Palmen zuzu- schreiben, wodurch weniger als früher angezapft werden und damit der Ertrag an Nüssen sehr steigt, sowie der Erhebung der Hüttensteuer. Vor allem aber muf3 die Tätigkeit unserer Verwaltungsorgane eingewirkt haben, die seit etwa 1892 bei jeder Gelegenheit den Eingeborenen das Anpflanzen von Nüssen empfahlen und auch massenhaft Pflanznüsse und junge Palmen verteilten. Da die Palme nach 7—8 Jahren in das tragende Alter kommt, mußte am Ende des vorigen Jahrhunderts die Wirkung eintreten. Es sind aber an der Küste noch sehr große Areale für die Palme vorhanden, so daf3 in Zukunft die Kultur sich noch sehr vergrößern kann, vorausgesetzt, dal immer ein leichter Druck auf die Einge- borenen ausgeübt wird. Ich sollte meinen, daf3 mindestens ıo mal so viel Palmen, wie heute vorhanden, an der Küste Platz hätten. Prof. Vosseler schätzt die momentan (1907) in Deutsch-Ost-Afrika vorhandenen Cocospalmen auf 770000, rund ı Million Pflanzen, er nimmt an, daf3 die Hälfte des Ertrages im Lande verbraucht wird und daf3 der Durchschnittsertrag pro Palme etwa 10 Kilo Kopra sei. Nach ganz roher Schätzung aber haben wir Platz für mindestens 6—1IO Millionen Palmen. (Pflanzer III S. 713, siehe dort auch die ausführliche Beschrei- bung der Feinde der Cocos-Kultur.) Da bei sorgsamer Wirtschaft und pfleglicher Bekämpfung ihrer Feinde die Cocospalme immer ihre Rente gibt, auch für europäische Kultur, da die Produkte im Welthandel gesucht und nur geringen Schwankungen unterworfen sind, so kann nicht genug zum ausgedehnten Anbau geraten werden. Millionen lassen sich dabei nicht spielend verdienen, wohl aber kann man sich eine gesicherte Existenz dadurch schaffen. Um noch einmal zusammenzufassen, so glaube ich Folgendes annehmen zu können: Die Cocos ist an der pazifischen Seite des tropischen Amerika ursprüng- lich heimisch. Sie ist vermöge ihres Schwimmgürtels und ihrer Eigenschaft, durch Seewasser keinen Schaden zu nehmen, durch die Meeresströmungen von dort in einer sehr, sehr alten Zeit, mindestens vor 3000— 4000 Jahren, nach dem indo- malayischen Archipel und später nach Ceylon und Indien transportiert. Sieht man eine Karte der Meeresströmungen an, z. B. die in Berghaus’ physikalischem Atlas, so findet man den Weg, den die Nüsse als Treibgut genommen haben müssen, vorgeschrieben. In Süd-Asien hat sie dann ihren Höhepunkt der Kul- tur und Ausnützung erhalten durch ein hochbegabtes Kulturvolk. Sie hat aber auch dort für den Handel lange Zeit keine sehr große Rolle gespielt, so dafs die Schriftsteller sich erst spät mit ihr beschäftigen. Ebenfalls durch Meeres- strömungen*) ist sie von Süd-Asien nach Madagascar und der Ostküste Afrikas *) Daß die von Süd-Asien kommende Meeresströmung vieles herbringt, sahen wir in kurz vergangener Zeit. Wenige Jahre vor dem ich 1888 in Zanzibar eintraf, war der Bimstein dort ein unbekanntes Mineral. Im Jahre 1884 oder 1885 etwa aber trieben große Mengen davon an die Küsten, die unzweifelhaft von dem Ausbruch des Krakatau am 27. Aug. 1883 stammen mußten und heute zum Teil wieder durch die Brandung zerrieben sind. Auch die Samen der gelangt, wurde dort den Negern der Urzeit bekannt, die ihr einen besonderen Namen gaben, sie aber zunächst wohl kaum kultivierten, da alle Baumkulturen den Negern nicht liegen. Erst die fremden Ansiedler, besonders die Perser und deren Abkömmlinge und Mischlinge, breiteten die Kultur aus, deren sich schließ- lich der Handel und die deutsche Verwaltung annahmen und sie noch mehr ausbreiteten. 5. Elaeis guineensis L. Die ÖI-Palme ist in Afrika einheimisch und zwar im Gebiet der westafri- kanischen Waldflora. Sie findet somit ihre natürliche Grenze nach Osten mit dem Tanganika, an dessen Ostufer sie noch vorkommt und im Semlikital bezw. den Grasländern westlich vom Albert-See. Auch am Nyassa-See wird sie noch gefunden. In einem, wohl versprengten, Exemplare fand Emin sie bei Bukoba. Die andere Art der Gattung, EZ. melanococca Gärt. findet sich in Amerika von Costarica bis zum Amazonas sowie in Madeira. Sie soll von der afrika- nischen kaum zu unterscheiden sein. Es wird sich wohl um »Verschlagungen« handeln, vielleicht durch die vom Benin-Golf nach Amerika gehenden Meeres- strömungen. Die Ölpalme ist vor der deutschen Herrschaft im Küstengebiet von Ost-Afrika ganz sporadisch kultiviert, so in einem kleinen Hain s.-w. von Daressalam, außerdem im Hinterland von Tanga im Kumba-Tal, und im englischen Gebiet bei Potwe nördlich von Wanga. In größeren Beständen ist sie ferner auf der Insel Pemba zu treffen. Von dort werden ihre Kerne sogar nach Zanzibar zum Verkauf gesandt. Neuerdings ist sie dann noch im Süden der Kolonie im Lukuledital durch Herrn Körner, und am Rovuma vom Jumben Aliossi s.-w. von Nutichera bis zum Jumben Hussein östl. Nchichira in einer Luftlinie von ca. 60 km von Freih. von Nordeck zu Rabenau gefunden. Vielleicht stehen hier teils auch wilde Phönixpalmen, aber sicher auch Elaeis. Ebenso steht ein ganzer Wald von E/aei’s am Mkomazi etwas unterhalb Mazindi, wo sie der Überlieferung nach früher von Arabern angepflanzt sein sollen. Überall an der Küste wird die Ölpalme von den Eingeborenen w-chikicht genannt, für den unteren Congo habe ich noch den Namen szaba gefunden, für die Fan alen, die Jaunde elen, für Dualla /ende, für die Wapokomo am Tana smudsekwa,; die Wamanyema am Tanganika sollen ebenfalls das Wort smabo gebrauchen, die Wakussu suzmbda, die Wakondjo im Semliki- Tal evetanda. Das Öl heißt in Ujiji mavesse (mavuta.) Die Wanyamwezi nennen die bei Mazindi wachsenden Ölpalmen zgai. Eine gute Varietät der Pflanze überall an den Küsten wachsenden Casuarinen sind offenbar von Strömungen aus Nord- Australien nach Öst-Afrika getrieben. Bei Kilwa fanden sich 1904 noch Massen Bimstein am Strande, ebenso 1905 bei Tanga. Nach Cook hat F. Leguat, 1690 Schiffbrüchiger in Rodriguez bei Mauritius, dort keine Cocospalmen vorgefunden, aber während seines Aufenthaltes auf der Insel warf die See dort einige keimende Cocos-Nüsse an den Strand. (!) nn 26 ze soll in Kamerun Zsombe, in Togo K#lude, agode heilen, während sie allgemein bei den Jaunde alex, ihr Fruchtstand zong, die Frucht srub-ilong, der Same bang-itong, die Schale zshuk, das Öl mboan heißt. (Busse. Ber. d. pharmaz. Ges. 1905). Ich nehme einstweilen an, dafß der Name chzkich? vom Tanganika stammt und daf3 die Kerne der verstreut in dem Küstengebiet vorkommenden Palmen durch Araber von Ujiji am Tanganika mitgebracht wurden, die dort etwa seit 1825 Handel trieben. (Der erste war Sayf bin Said el Mwameri). Denn es ist unwahrscheinlich, daf3 die bis Ende des 16. Jahrhunderts in Mafia ange- siedelten portugiesischen Familien die Palme von West-Afrika eingeführt haben oder dafß sie durch die Kauri-handelnden Segelschiffe Mitte des 19. Jahrhunderts von West-Afrika mit zurückgebracht wurden. Ich finde in Kölle’s Polyglotta kein an chikicht erinnerndes Wort unter »Palme« und »Palmöl», das auf jene Vermutung leiten könnte. In Folgendem gebe ich eine Liste von Namen aus Koelle’s Polyglotta africana, die er unter »Palm-Öl« aufführt. Wie immer bei dieser Sammlung von Koelle aus den goiger Jahren, lassen sich die Volksstämme schlecht identifi- zieren und bei den Namen für die Produkte (oder die Pflanze?) mögen sich auch manche Irrtümer durch Verwechselung mit anderen Ölpflanzen eingeschlichen haben. Palm-Öl. Senegambien b. Bissagos bis Monrovia Vai Zuru Fulup _ mita Soso Solima Zure gbelo Filham fits Kisekise Zurei Bola ukara Tene sonkui Sarar ogera Gbandi ngulo & ngulei Pepel minkir Landoro ngulo & nguo Biafada dyna Mende Nguro Padsade makam Kpese wuro Baga von Kalum zaro Toma gula Timne maro Mano niro Bulom nkoai Gio yo Mampa nkoat Kru-Küste Kisi dsoeyan Dewoi gma Südsenegambien bis Kap Palmas Basa kira Mandenga Zulu Kra glira, dsira Kabunga Zulo Grebo kira Toronka Zuyu (importiert) Gbe dsira Dsalunka Zulu len Dahome Sklavenküste Kankanka Zulu wule Adampe amı Bambara Zurubile Anfue amı Kono Zulu Hwida amı Dahome Mahi Ewe Togo—Lagos Aku, Ota Egba Idsesa Yoruba Yagba Eki Dsumu Oworo Dsebu Ife Ondo Dsikiri Igala Nord-Togo Dselana Guresa Legba Kaure Kiamba Koama Kasm Niger-Mündung Isoarna Isiele Abadsa Aro Mbofia Sobo Egbeli Birir Ihewe Oloma Okuloma Udso amı amı amt, demi egbo egbo egbo egbo egbo egbo egbo egbo egbo egbo egbo egbo egbo mbegbam gbam (shea-bütter) panum pentmn nisam no (shea-butter) nure (shea-butter) MMAno manya mane mmano mman ewili awuli ewili ewi ewiri zru pulo Unterer Niger (Nupe) Nupe Kupo Esitako emi & mindsini emt mitsind 27 Goali Gugu Puka Basa Opanda do. Egbira-Hima Tschad-See Bornu: Kanuri Igu West-Tschad-See Pika OÖ. v. unt. Niger Ekamtulufu Udom Mbofon Eafen Basa Kamuku mezele eme ntsıinı enue anue AnNUE kandage ngurnobe (importiert) mordamakide (imp.) aku aku aku aku mustimi MANEWE Kameruner Hinterland Dsuku Isuwu Diwala (=Duala) Orungu Bayon d. Pati Kum Bagba Balu Bamom N'goala Memenya Papiah Param Ngoten Melon N’halemoe Baseke Kongo— Angola Kabanda Mionboma Musentandu Mbamba bu mula mula ahalı & ahare ngud nguat nguat ngod ngoat nguel cfut ngoad nguar evut mol mol mol muto mansı mandsul n'gasi male — 123 — Kanyika mas Hausa, Kano mandsa Ntere mar Pulo, Timbo nebam, bodesan Mutsaya mada Niger-Delta Babuma male Yala yano Bumbete mali Süd-West-Afrika? usw. Kasando ması Anan aran Nyombe masi Dsarawa dsamat Basunde ması Koro umezane Ngola mas Ham sıdson Pangela obra & owai Akurakura gen Lubalo mas Okam ana Runda manyı Yasgua adse Kisama ması montende N’ki bakot S. O. Afrika Kambali men Kiriman makura (d. i. cocus- Alege Es nus oel) Penin mOoTuR Marawi mafuta (d.h. »Oel«) Bute kurum West-Atlantische Stämme Murundo mosoa Wolof dewagter Undaza madi Bidsogo,Ankaras 2%2dr Ndob mowu Wun znkide Sumu mawu Gadsaga tedumbe N’kele moale Banyun moruds Konguam bawat Nalu manımban Mbarike gendup Bulanda voge & yore Tiwi nkurem (importiert) Limba mayo Boritsu banyı Landoma maru Afudu email Hoch-Sudan Mfut mowo Asante eno Mbe murut Barba gu Nso MENZUNS Boko gbagwa Arabisch West-Zentral-Sudan Adirar dsaztu Tumbuktu bulanga kirei (rot) Beran tir In Anbetracht ihrer Nützlichkeit hat das Gouvernement seit Anfang der goer Jahre zehntausende von Samen verteilt, aber nur hier und da sind bei den Europäeransiedelungen einige Palmen entstanden, nur am Tanganika und im Gebiet nördlich davon dehnte die Kultur sich bedeutend aus. Der Grund ist vielleicht, daf3 die Samen sehr lange Zeit zum Keimen gebrauchen, — oft kommen sie erst nach vier Jahren heraus, — und daß bei dem häufigen Personalwechsel die Kunde von ausgelegten Samen nicht überliefert wurde, diese somit in Vergessenheit gerieten, und auch nicht bemerkt wurden, als sie später gleich unscheinbaren Grashalmen über der Erdoberfläche erschienen. Ich kann der möglichsten Ausbreitung der überaus nützlichen Palme nicht genug das Wort reden, die mühelos Jahrzehnte hindurch das zum Leben so notwendige Fett liefert, das bei guten Verbindungen außerdem zusammen mit den Kernen (kichikichi) einen wichtigen Ausfuhrartikel liefert, der bekanntlich den Handelsmarkt in West- Afrika beherrscht und von dem für 50 Millionen Mark dort jährlich exportiert werden. Von Ujiji aus wird das dickflüssige Öl seit langem bis nach Tabora gehandelt, wo es fast immer auf dem Markt erhältlich ist. Das gute Gedeihen der Palme in Ostusambara bei Derema auf ca. 900 m ist festgestellt, wo sie schon Früchte trägt. Erwähnenswert ist noch, daf3 nördlich vom Tanganika im Bezirk Usumbura aus dem Öle der dort zgasz genannten Palme von den Eingeborenen Seife her- gestellt wird, #zfefe genannt, indem das Öl mit Aschensalzen verseift wird. Die Seife kommt in fast faustgroßen Kugeln auf den Markt, die stark durch Kohle der Aschensalze verunreinigt sind. In Tabora macht man ein ähnliches Produkt, dort kıfewe genannt, benutzt aber, glaube ich, viel andere Fette dazu, auch Rindertalg. Diese Seifenfabrikation, die nach ihrem Namen zu schließen wohl von den Negern erfunden wurde — denn sonst heißt Seife mit europäischem W ort sabunz — ist ethnographisch sehr merkwürdig, denn sonst ist die Seife eine nordeuropäische Erfin- dung, die dem klassischen Altertum aus dem Norden zuging. Um so merk- würdiger ist die offenbar selbständige Erfindung der Kifefe-Seife bei den Negern, die vielleicht aus West-Afrika stammt. 6. Hyphaena coriacea Gaertn. Die Dum-Palme, wie sie gewöhnlich nach dem oberägyptischen Namen genannt wird. Man hat eine Menge (ca. ır) Arten dieser Palmengattung unter- schieden und bezeichnet die des ostafrikanischen Küstengebietes meistens als FM. coriacea Gärtn., während z.B. 7. thebaica Mart. von den Nilfällen bis 5°30° nördl. Br. vorkommt, H. ventricosa Kirk, H. Petersiana Kl. und #7. crinita Gärtn. in der Gegend Zambezi und bei Mossambik, letztere auch inD.O. A. bei Pangani leben soll.*) Die Unterschiede scheinen mir meist auf die Gabelung des Stammes und auf das Vorhandensein einer Anschwellung am Stamm gegründet zu sein. Nun gibt es aber stellenweis angeschwollene Hyphaena-Stämme in D. O. A., wie ich bei Gelegenheit der Borassus erwähnte, *) Ich notiere noch: YZyphaena durantiaca Damm vonLangenburg am Rikwa-See. A. Wendlandi Damm a. d. Kisaki-Steppe, wzkase genannt. FH. Goetzii Damm zwischen Khutu u. Uhehe östl. Vidunda Berge. FH. Bussei Damm vom Bubu-Fluß und Ugogo, gedrungen, oft schlauchförmig verdickt, oft unterirdisch verzweigt. FH. plagiocarpa Damm, Salzsteppe b. Igongo, ohne Gabelung. FM. Petersiana Klotsch im Mukondokwa-Tal. FH. macrocarpa Damm bei Daressalam. dann kommen zonenweis die charakteristischen vielfach gegabelten Hyphänen bei uns vor, — und dies ist die Regel im Küstengebiet —, stellenweis aber un- gegabelte, z. B. in der Makatta-Ebene, die ebenso den periodischen Überschwem- mungen unterworfen ist wie die mit Hunderttausenden verzweigter Hyphaenen bestandene Alluvialebene des unteren Rufiyi. Endlich hat Busse gezeigt, daß oft die scheinbar in unverzweigten Stämmen wachsenden Palmen sich ein- oder mehrfach unter der Erde verzweigen. Solange nicht durch sehr zeitraubende Kulturversuche nachgewiesen ist, daß die Gabelungen nicht Folgen von irgend welchen Schädigungen sind, wie Engler dies auch vermutet, — Schädigungen, wie sie ja durch Verletzungen des Vegetationpunktes auch als Ausnahmen bei Borassus, Cocos, Datteln vorkommen, — ist die Artfrage nicht gelöst. Denk- bar ist es, daf} ein regionenweis vorkommender Pilz oder ein Bohrinsekt die Palmen so verletzt, dafs sie die Gabelungen machen. Die Steppenbrände möchte ich nicht dafür verantwortlich machen, denn sie herrschen in den Regionen mit ganzen und gegabelten Palmenstämmen in gleicher Weise. Der Laie wird die mehrfach gegabelte Fächerpalme unserer Steppen stets richtig mit /yphaena (coriacea) bezeichnen, auch wenn die Gabelung nur einfach oder sogar unter der Erde ist, und er wird nicht fehl gehen, wenn er als ungegabelte Hyphaena die schlanken Fächerpalmen annimmt, die einen dünnen, rauhen und dunkelgrauen Stamm haben und deren Blattreste bei jüngeren Exemplaren lange am Stamm hängen bleiben. Solche ungeteilte stehen z. B aufSer in der Makatta-Ebene unter anderem in Ugogo, in Ufipa und bei Pangani. Vielfach findet man einen Zwergwuchs der Hyphaena, kaum mannshohe Palmen tragen schon Früchte, was viele Reisende dazu führte, sie als identisch mit der Clamaerops humilis des Mittelmeergebietes zu halten. Die große, verzweigte Palme wird im Küstengebiet immer ’koche genannt, die kleinen Zwergformen z’zzaa, m’nyaa. In der Literatur finde ich für letztere Zwergform in Usaramo noch das Wort zyära (Bley), für das Tangaland die von Holst angegebenen Varietätnamen ım’koma, m’koko, m’anuduna, andererseits höre ich aber, daß die Wadigo die großen mkoma, die kleinen z/ala nennen, die Wasagara die großen mkoho, die kleinen mangwandi, die Wanyamewesi und Wasukuma alle zsansa, in Mosambik nmgore oder micheon, bei den Wahiyao milala, b. d. Wamakuwa makunda, bei den Wasaramo mnyandi, den Waseguha mkonka, den Haussa gorruba, den Fullah gelodji, den Massai o/-pzrro. Niedrige Hyphaena-Palmen heißen in Madagascar bei Majunga satrambi, die höheren satramira. Die H. thebaica heißt in Abessinien in Tigrinja kombasch, in Tigre arkokebei, ssehhelib, bei den Sabo änga. Die Früchte werden von den Leuten, besonders in Hungerzeiten, gegessen. Die faserige Hülle hat den faden, süßlichen Geschmack, wie etwa Johannesbrot (Ceratonia siligua), den so manche afrikanische Waldfrüchte haben. Sehr nützlich aber sind die Blätter. Man zerschlitzt sie in etwa 5—8& mm breite Streifen, die in rohem Zustande oder zu handbreiten (I0— 13 cm) Bändern ge- flochten, welche ihrerseits zu flachen Rollen aufgewickelt werden, in ganz bedeu- tenden Mengen nach Zanzibar gebracht werden, soweit man sie nicht bei uns selbst gebraucht. Diese wrzl, shupati oder mushupati genannten Bänder (wohl aus dem indischen stammend shupati patı) werden in erster Linie von Pangani, Saadani und Bagamoyo ausgeführt und meist von Schihiriarabern gehandelt, die sie zum Teil auch wohl flechten. Aus ihnen werden vermittels Streifen desselben Materials große Matten zusammengenäht, die zum Einhüllen von Ballen und Paketen dienen, sie werden yamvz pl. mayamv: genannt. Alsdann werden Matt- säcke (makanda) von zweierlei Form hergestellt, größere, zylindrische, die oft doppelt sind, zur Versendung von Copra, Nelken, Nelkenstengel, Kautschuk u. a. m. Alsdann kleinere, oben etwas spitz zulaufende Säcke, in denen Sesam, Erdnüsse, Kaurischnecken, Korn und dergl. versandt wird. Endlich werden aus den Bändern — die dann schmäler sind (3 cm) — die kegelstumpfförmigen Körbe (vikapo) gemacht, die bei jeder Gelegenheit massenhaft verwandt werden. Auch werden mit diesen Bändern die Bettstellen bespannt. Somit bildet diese wild wachsende Palme eine wesentliche Einnahmequelle für die Küstenzone. In der Ausfuhr-Statistik unserer Kolonie sind »Matten, Waren aus Gras, Bast und Cocosfasern« zusammengefaßt. Da aber anderes (z.B. Sarsevier.a-Stricke) nur sehr wenig ausgeführt wird, fällt fast die ganze Masse der Waren auf Hyphaena- und Phoenixstreifen und -Bänder. Es sind ausgeführt: 1903 1904. 520789 Kilo, ım Wert. von 57327 Mk 1904— 1905 472034 >» >» » » 60831 » 1905 — 1906 487196 » >» » » 60228 » Fast das ganze Quantum geht nach Zanzibar als Verpackungsmaterial, über drei Viertel kommt aus Pangani, Saadanı und Bagamoyo. Wahrscheinlich kann man durch Zerschlitzen der Palmblätter ein Material herstellen, wie es als »crin d’Afrique<« von Ckamaerops aus Nord-Afrika in den Handel kommt. 7. Lodoicaea Sechellarum Labiıll. Die Seschellennuß, doppelte Cocosnuß, Coco de mer, Maledivennuß, und wie man sonst noch diese Abnormität des Pflanzenreichs bezeichnet, war früher eine große Rarität und galt als Regal der am indischen Ozean wohnenden Fürsten, die sie gelegentlich als Geschenke versandten oder geheimnisvolle Medizinen daraus machen ließen. Pigafetta (1522)undGarciad’Orto erwähnten schon diese Nuß, von der man viele Wunderdinge fabelte. Wohl veranlafßt durch die sonderbare Form hielt man sie z.B. für ein großes Aphrodisiacum. ImJahre 1749 fand man auf den zu den Seschellen gehörigen Inselchen Praslin, Curieuse und der »runden Insel« die einzigen Stellen, wo diese Palme wächst, deren Riesennüsse bisher nur als Treib- gut an die Küsten des indischen Ozeans gelangt waren (vergl. auch Yule und Burnell S. 229). Die getrockneten Nüsse werden oft in Zanzibar in den Indierläden verkauft. Einige frische wurden mir vor Jahren von den Offizieren eines deutschen Kriegs- schiffes als Geschenk mitgebracht und gediehen ganz gut, wenn auch sehr lang- sam im Park in Daressalam. 8. Phoenix dactylıfera L. Über die Geschichte der echten Dattel-Palme ist von berufener Seite schon so viel geschrieben, daf3 ich hier nur einiges der Vollständigkeit wegen mitteilen will, zumal diese Palme für unser Gebiet kaum eine Rolle spielt... In der Jetzt- zeit ist sie über die ganzen ziemlich trockenen Gebiete von N.-W.-Indien, die Euphrat-Länder, Arabien, Persien, Nord-Afrika bis in den Sudan und bis zu den Kanaren in Kultur. Allgemein nehmen die Forscher an, daf3 sie ihre Urheimat im Euphrat- und Tigris-Land, vielleicht auch in Arabien und dem Gebiet um den persischen Golf hat. Ihre Stammpflanze scheint, — wenn nicht eine eigene, jetzt wild nicht mehr vorhandene Art —, die Phoenix silvestris Indiens oder auch vielleicht PA. rec/zinata gewesen zu sein. Vor der ersten geschicht- lichen Zeit jener Länder ist sie wohl im unteren Euphrat- und Tigris-Land von Nabatäern oder Sumern kultiviert, sie war und ist heute noch der eigentliche Baum der semitischen Oasen-Völker, ebenso wie diesen das Kamel gehört. Von dort ist sie offenbar sehr früh verbreitet, die Ägypter fanden sie auf den während der X. und XI. Dynastie unternommenen Handelsreisen im Lande Punt, also in den Ländern am südlichen roten Meer oder am Golf von Aden. Die alten Ägypter nannten sie deg (nach Lortet-Rochebrune dener). Der mussekkan- Baum der alten assyrischen Monumente soll mit der Dattelpalme identisch sein. Nach den sumerischen Inschriften (Hommel) soll in der ‚Urzeit der zgzn ge- nannte Baum aus Öst-Arabien (dem Lande zagan) nach Babylonien gebracht sein. Ziemlich früh gelangte die Dattel-Palme zu den Phöniziern, die sie am östlichen Mittelmeer einführten, die Griechen nannten sie nach den Phöniziern poinos, woraus das lateinische pAoenir wurde, (Das Wort falna stammt wahr- scheinlich von der am Mittelmeer heimischen Chamerops humilis).*) Odysseus findet sie nur auf Delos. Im alten Testament heiflt sie Zamar, also genau wie heute bei den Arabern, und wir werden nicht fehlgehen, wenn wir diesen Namen als den der Ursemiten annehmen. Ihre größere Ausbreitung verdankt die Dattel-Palme wie so manche andere Gewächsart den Zügen der Araber. Im Jahre 756 pflanzte z. B. der Chalif Abdorrhaman sie in Mengen bei Cordoba in Spanien an. Die großen Anpflanzungen in Nord-Afrika werden teils auf die Araber zurückzuführen sein, wenn gewiß auch die Punier sie schon viel kultivierten. Als diese die Canarischen Inseln entdeckten, fanden sie dort Palmen *) Bei religiösen Handlungen, dem Einzug von Großen fand sie Verwendung, was heute noch in der römischen Kirche üblich ist. Für das Osterfest werden an der Riviera (Bordighera) große Mengen Palmwedel verkauft. Jedoch scheint die Benutzung der Palmenzweige dafür wohl erst ziemlich spät eingeführt zu sein, früher nahm man vielleicht, wie noch jetzt meistens, die Zweige des Ölbaumes, mit denen am Palmsonntag in Italien z. B. alles geschmückt ist. _— 33 — vor. Manche Botaniker (Seemann) hielten diese für die echten Dattel-Palmen, aber jetzt ist man der Meinung, dafl es PA. canariensis war und daß der aus jener Annahme gezogene Schluß, daf3 die Dattel ihre Heimat auf den Canaren habe, nicht stichhaltig ist. Die semitischen Nomadenvölker haben sie, vielleicht auf dem Umwege über Persien oder Afganistan, nach N.-W.-Indien gebracht, auch wohl schon in vor- historischer Zeit. Die indischen Namen sind teils aus dem Arabischen über- nommen, teils wohl solche von PA. silvestris.*) Bei den Arabern heißt der Baum zachl, nachle, die Frucht dalah, khurmayabıs, in Tunis »achla, bei den Kabylen Zasdait, bei den Persern #hurmae- khuskh “oder nachl; die trockene Frucht immer /amr. Im Indischen heißt der Baum Ahayur, die Frucht khurma, kukyan, tamara, rajib, nakl usw. Bei den heutigen Ägyp- tern die frische Frucht dalah, die getrocknete Z/Zamr und der Baum zachl. Die Somali nennen den Baum Zemer, die Tigriner und Abessinier Zemörz, die Sako Zamer, die Haussa dabino, die Fullah dabdinodje, die Tuareg fassait, tesdai. Die Cocos- und Dattel-Palme schließen sich so ziemlich aus in bezug auf ihre klimatischen Ansprüche. Ost-Afrika ist demnach nicht das richtige Land für die Dattel, die ungefähr bei Kismayu ihre südliche Grenze des guten Ge- deihens haben wird. Die Einführung des Baumes in Zanzibar ist entschieden den Maskat-Arabern zuzuschreiben, der Sultan wollte in den Bäumen ein Stück seiner Heimat um sich haben. So stehen eine Anzahl im Sultans-Garten dort; einige in Daressalam und ein kleines Wäldchen von ihnen bei dem Dorfe Mboa- madji in der Nähe von Daressalam sind auf die Zeiten zurückzuführen, wo Seyid Majid in Daressalam seine Residenz errichten wollte und dort Bauten und Pflanzungen anlegen ließ. Die Palmen tragen zwar dann und wann Früchte, d. h. wenn männliche Bäume zur Befruchtung am Ort sind, aber die Früchte sind nicht mit denen der nördlicheren Gebiete zu vergleichen und bilden mehr eine Kuriosität. Die Palme wird hier »’/ende genannt, ein Wort, das wohl aus dem Maskat-Arabischen stammen wird. Im Innern stehen bei den Araber-Ansiedlungen, z. B. Tabora und Kondoa- Irangi, einige Dattel-Palmen. Es ist sehr wohl denkbar, daß sie in den trockenen Steppenländern des Massai-Gebietes besser gedeihen, besonders wenn man Saat von Palmen aus feuchten Gegenden nimmt, wie Herr Prof. Schweinfurth sie uns einmal sandte. Wie aber meist bei so langsam wachsenden Bäumen hindert der häufige Personalwechsel auf den Stationen sehr die Anzucht, die erst Erfolg haben wird, wenn feste Grundbesitzer sich ihrer annehmen oder ein Funktionär des Gouvernements sehr lange auf demselben Posten bleibt. Was aus diesen Anbau-Versuchen mit jener Saat geworden ist, kann ich nicht sagen. In Dares- salam standen im Park vor zwei Jahren noch einige aus jener Saat gezüchtete junge Dattelpalmen. ) Ph. silvestris heißt auf Sanscrit Ahurjura, in Bengalen AAhzy7or u. a. m. Stuhlmann, Beiträge zur Kulturgeschichte von Ostafrika. 3 9. Phoenix reclinata Jacgq. Die wilde Dattelpalme ist überall in Ost-Afrika zu finden, wo der Feuch- tigkeitsgehalt des Bodens ihr genügt. Sie ist unzweifelhaft eine im tropischen Afrıka einheimische Pflanze und findet sich nur in wildem Zustande, oft noch hoch oben in den Gebirgen. Sie heißt im Küstengebiet m’kndu oder auch m'sala. Letzterer Ausdruck ist von dem arabischen Wort für bitten oder beten abgeleitet,*) da aus den Blättern dieser Palme die zur Unterlage beim mohame- danischen Gebet benützten länglichen Matten mit abgerundeten Schmalseiten her- gestellt werden, ebenso wie die feineren Schlafmatten (mkeka). Die Wawemba nennen diese Palme zsanda, die Wassukuma Zashosika, die Wahiyao und Makuwa muchindu, die Tigrinja in Abessinien acusaöna, sinanlakha, agssana, ssich, die Tigre arzb, rihb, bellasa, tömmar, die Amhari asanno. Die jungen noch nicht entfalteten Blätter werden im Schatten getrocknet, manchmal erst auch noch gekocht, in feine Streifen zerschlitzt und mit verschiedenen Pflanzen- stoffen gefärbt. Dann flechten die Frauen sie in lange, etwa fingerbreite Streifen, uktli genannt, die ihrerseits mit Fasern, meist von Raprhia, zusammengeflochten werden, so daf3 die viereckigen mzkeka oder die länglichen und abgerundeten msalla-Matten zustande kommen. Die feinsten und größten der bunten mzkeka stellt man in Chole auf der Insel Mafia her, die bei weitem besten, sehr dünnen, nur in weiß und schwarz gehaltenen bei Mwoa nördlich von Tanga. In letztere sind oft mißges®altete arabische Schriftzüge und stilisierte Tier- und Menschenfiguren eingeflochten, was unzweifelhaft auf persische Beziehungen deutet. In Uganda, wo besonders schöne Phönixpalmen stehen, werden ihre schlanken Stämme beim Bau der großen Häuser verwandt. Die rote Farbe der Mattenstreifen wird meist mit /xa (Rubia sp.), die gelbe mit manyano (Curcuma longa) die schwarze mit den cardolhaltigen Samen- schalen von corosho (Anacardium occidentale) oder auch mit Datura Jastuosa (m’nara), hergestellt, während Datura alba zur Herstellung von blauer und grüner Färbung benutzt wird.**) 10. Raphia Mombuttorum Drude. Die Raphia- oder Bambu-Palme. Die Pflanzengattung Raphia ist typisch afrikanisch und in allen feuchteren Lokalitäten des tropischen Afrikas in mehreren Arten verbreitet. Zwei Varietäten der westafrikanischen R. vinifera treten aller- dings, wohl als »Versprengungen«, an der Mündung des Amazonas und an der zentralamerikanischen Küste auf, vielleicht durch die Meeresströmungen dorthin verschlagen. Die am besten technisch ausgebeutete Art A. Ruffia Mart. *) Vielleicht liegt hier eine Volksetymologie vor, denn msala könnte auch von einem Bantuwort sala— Hunger abgeleitet werden, die Früchte werden ' vielfach in Hungerzeiten gegessen. **) Burton schreibt, daß die wilde Dattelpalme auch drad genannt wird von dem portugiesischen Wort drabo, bravo oder brawa = wild. kommt in Madagascar massenhaft vor. Aus der Epidermis ihrer noch jungen, unentfalteten Blätter wird der bekannte weiße Gärtnerbast gewonnen und in sehr großen Mengen von dort exportiert. Sie wird auch als R. fedunculata P. B. bezeichnet. Zu dieser Art scheint auch vielleicht ein Teil der in Deutsch-Öst- afrika vorkommenden Raphiapalmen zu gehören. Die von Schweinfurth in Mombuttu entdeckte Sorte, die auch am Tanganika, am Albert Edward-See, Albert-See, am Kagera-Fluf3 bei Bukoba und wahrscheinlich in der Provinz Buddu (Nordwest-Ufer des Victoria-Sees), sowie in Usambara, Uluguru, bei Livale usw. vor- kommt, ist als eigene Art, R. Mombuttorum Drude, davon unterschieden worden. Die in unserem Küstengebiet wachsenden Raphiapalmen sind aber lange noch nicht genug bekannt, um sie botanisch genau unterbringen zu können.*) Die Stammhöhe ist sehr veränderlich und kein Artmerkmal, aber es scheint mir, als ob es eine Art mit kleineren, rundlicheren Früchten und kürzerem Fruchtstand gäbe, die wohl mehr in der Ebene vorkommt, und eine andere mit auffallend länglichen Früchten und riesigem Fruchtstand, die vielleicht mehr im Gebirge wächst. Ich sah sie z. B. dicht bei Ambangulu in West-Usambara; diese R. Mom- buttorum ist von Prof. Zimmermann auch im Sigi-Tal unterhalb Amani ge- funden (Pflanzer 1907). Die Palme wird in den Küstengegenden allgemein m’wale (m’uale)**) ge- nannt. Ob dafür im Innern andere Bezeichnungen vorkommen, habe ich noch nicht feststellen können, aufser daf3 die Manyema sie jamba nennen. Von der Kongomündung finde ich den Namen xZombdz, bei den Bakwiri /utu. In Brasilien wird sie Fupati genannt, welcher Name wohl schwerlich Beziehungen zu der ‚ hiesigen Bezeichnung sAupat, für die aus Palmenblättern geflochtenen Bast- streifen hat. Der Blätterbast wird jetzt in ziemlichen Mengen bei Bukoba gewonnen und auch wohl noch anderswo, um daraus eigenartige Fransenschürzen herzustellen, die dort von den Männern. getragen werden, während die Frauen ihre Schürzen offenbar aus einem anderen viel gröberen Material machen. (Solche Schürzen *) Ich notierte: Naphia pedunculata P. B. von Majunga und Nossiı BE auf Mada- gascar, gibt nach Sadebeck den weißen Raphia-Bast. R. Mombuttorum Drude, C.-Afrıka, D.-O.-Afrika. R.vinifera P.B.(R.taedigera Mart., R.nicaraguensisOerst), West-Afrika. (C.-Amerika). R.longiflora M.& Wend!l. Insel Corisco. R. Hookeri M. & Wend!. Corisco, Liberia, Kamerun. R. Welwitschii M.& Wend!., Angola—Golungo. R.texticis Welw. R. Gärtneri M.& Wendl. R.eximia Damm, von Busse in Gedja (Nguru) D.-O.-A. gesammelt. R.tamatavensis Sad., gibt den dunklen Raphia-Bast von Madagascar. **) Muali heißt im Arabischen eine Flamme. Ich glaube aber nicht, daß der Name der Palme hiermit zusammenhängt. sollen z. B. Mitte des 19. Jahrhunderts noch bei Mombassa getragen worden sein.) Am Victoriasee ließe sich demnach bei sorgfältiger Präparation des Bastes ein Export desselben entwickeln. Sonst kommt die Palme bei uns anscheinend nicht in den großen Beständen vor, um eine Ausfuhr zu ermöglichen. Überall werden die Rippen der enormen Blätter zur Herstellung von Türen, Bänken und anderem Hausgerät benützt. Der aus der Blattoberhaut von R. Mombuttorum gewonnene Bast ist aber leider recht minderwertig, und auch die Piassava dieser Art, d. h. die Gefäfbündel an den Blattbasen, aus welchen die bekannten Piassava-Besen gefertigt werden, ist wenig wert. Aus dem Bast werden im Manyema-Lande, am Tanganika und auch in Daressalam sehr feine Matten gefertigt, die den »lamba« von Madagascar ähn- lich sind. Da der Bast von Madagascar soviel besser als der von Ost-Afrika ist, ver- teilte das Gouvernement Anfang 1896 eine große Menge von Samen der Mada- gascar Art, doch scheinen sie nicht gediehen zu sein, wenigstens habe ich nichts darüber in Erfahrung bringen können. Zu erwähnen wäre noch, daf3 möglicherweise die »avellana indica, nux indica oblonga, palma pini« der Alten Raphia-Kerne waren (Warburg, Myristicaceae, S. 406). 11. Anhang. Durch die Bestrebungen der früheren Kultur-Abteilung des Gouvernements in Daressalam und des Biol. Landw. Instituts in Amani sind eine Menge Nutz- und Zierpalmen eingeführt worden. Es seien einige davon hier erwähnt: Arenga saccherifera, die in Daressalam schon Früchte trägt und im Sigi-Tal bei Amani gut wächst; es ist die javanische Zuckerpalme. Phytelephas macrocarpa, wächst im Sigi-Tal. Aus ihrem Samen wird das vegetabilische Elfenbein hergestellt. Caryota sobolifera, wächst in Daressalam; sehr schöne, große Palmen dieser Art stehen vor dem Hospital dort. Carludovica incisa und C. pumila. Es sind dies zwar keine Palmen i.e. S., aber sie haben ganz den Habitus derselben. Aus ihren Blättern werden die Panama-Hüte geflochten. Bei Amani wachsen sie recht gut. Eine große Menge Sorten von Zierpalmen wurde ebenfalls in Daressalam und Amani angezüchtet und von da vielfach verteilt. Chamacrops humilis, die Zwergpalme des Mittelmeer-Gebietes, gedeiht bei Amani recht gut. In ihrem Heimatland, besonders in Algerien, (arabisch doum, kabylisch oxsser) fertigt man aus den feingespaltenen Blättern das »vege- tabilische Rofshaar«, crin d’Afrique, das sich auch wohl aus den Blättern unserer Hyphaena wird herstellen lassen. Il. Bananen. 1. Musa paradisiaca L. (Vergl. Verbreitungskarte). Die Banane bildet zusammen mit der C’ocos-Palme so eigentlich die Charakterpflanze der Tropen. Ihr mächtiger, saftiger, nur aus Blattscheiden ge- bildeter »Stamm« trägt die riesigen, breiten und leuchtendgrünen Blätter, deren Blattspreiten vielfach vom Winde zerzaust sind; aus der Mitte der Blätter tritt an langem Stiel die Fruchttraube heraus, an deren Ende unter meist violettroten Deckblättern die sich nicht zu Früchten entwickelnden Blüten sitzen. Wie kaum eine andere Pflanze hat dies fremdartige, fast einer früheren Erdepoche ange- hörende, imposante Gewächs überall die Tropen erobert, wo es Millionen von Menschen die alltägliche Nahrung sowie Leckerbissen liefert. Kaum eine andere Pflanze ist so sehr an den Menschen und sein Geschick gebunden, wie die Banane, deren Früchte fast nie Samen zur Vermehrung hervorbringen und die deshalb in ihrer Verbreitung ganz auf den Transport der Wurzelschößlinge durch den Menschen angewiesen ist. Da es nun nicht sehr wahrscheinlich ist, daß eine Pflanze sich an verschiedenen Punkten der Erde in derselben Weise aus ihrer wilden Form durch die Zucht des Menschen verändert hat, so ist gerade mit Bezug auf die Abstammungsfrage die Banane äufßserst interessant. Sie mul von einer Region der Erde ihren Ursprung genommen haben, um von da ihre Wande- rung anzutreten. Allem Anschein nach haben wir in der Banane eine der aller- ältesten Kulturpflanzen vor uns, und wir müssen bei unseren Untersuchungen in Rücksicht ziehen, daf3 sie wahrscheinlich schon in Kultur genommen wurde, als die Verteilung von Land und Wasser auf der Erde eine andere als heute war, oder wenigstens als die Vegetationsformen der Erde von den heutigen abwichen, als wir eine feuchtere und auch wohl kühlere Zeit hatten. Die Botaniker lehren uns, daf3 die Gattung Musa etwa 44 gute Arten hat (K. Schumann, Musaceae in Engler’s Pflanzenreich), die sämtlich in der östl. Welt, d. h. Afrika, in dem südlichen Asien, auf den Inseln des Stillen Meeres und nur drei auch in Queensland und Neucaledonien einheimisch sind. Von der verwandten Gattung AKavenala ist nur'eine ihrer Arten in Amerika heimisch, ebenso die ganze Gattung HZeliconia, sonst gehören alle Pflanzen, die die Bo- taniker zur Familie der Musaceae rechnen, der östlichen Halbkugel unserer Erde an. Es ist demnach mit fast völliger Bestimmtheit zu behaupten, daf3 auch die Stammpflanze unserer Kulturbanane in der östlichen Hemisphäre stand. Dort gibt es auch Sorten der Kulturbanane mit Samen. Man hat vielfach behauptet, daß sie in Amerika in einem ursprünglich wilden Zustand oder wenigstens dort vor der Entdeckung durch die Europäer in Kultur gewesen sei, und zwar ist kein geringerer als Alexander von Hum- boldt dafür eingetreten. Wer einmal das Glück hat, in den ganz dichten Urwäldern des oberen Kongo-Gebietes umherzustreifen, der wird oft in die Lage kommen, rnitten im Walde im dichtesten Baumwuchs lang emporgeschossene Bananen zu finden, die ohne Pflege fast nie Früchte tragen; viele Reisende werden diese Pflanzen ohne weiteres für wilde erklären, und wenn man die Eingeborenen nach der Her- kunft derselben oder nach dem Ursprung ihrer eigenen Bananen fragt, so werden sie, wenn sie ehrlich sind, einem sagen »das wissen sie nicht«, vielfach aber wollen sie dem Fragesteller einen Gefallen tun und erzählen irgend etwas; manch- mal hat man auch alte Märchen, daß die Pflanzen von da oder da gekommen sind, auch dafS dieser oder jener Häuptling sie ins Land brachte. Was würde ein deutscher Bauer sagen, wenn man ihn nach der Abstammung des Weizens fragen würde? ja er würde schwerlich über die Kartoffel viel Auskunft geben können. Kurz, auf die Erzählungen der Eingeborenen kann man bei uns nichts geben. Ob das bei den Indianern besser ist, kann ich nicht beurteilen, aber ich glaube, es wird überall das gleiche sein, wo man keine authentischen Schriftstücke hat, oder wo die Sprachforschung nichts Sicheres lehrt. Und auch diese gibt uns in Afrika nur selten Winke. Die vielfache Meinung ist aber noch jetzt, dafs die Banane zwar ihren Ursprung in Süd-Asien hatte, daf sie aber vor der Entdeckung Amerikas in diesen Erdteil gelangte und dort in vorkolumbianischer Zeit kulti- viert wurde. Sehen wir uns nach De Candolle’s Zusammenstellung die verschiedenen, für und wider diese Annahme vorgebrachten Angaben an: Der Peruaner 'Garceilasso derla Vega, der sich. viel mitzden Kultur pflanzen beschäftigte, schreibt, daf3 zur Zeit der Incas in Peru nur Mais, China, Kartoffeln und Bananen gebaut worden seien, er unterscheidet die süße domenzco von der gewöhnlichen arZon genannten Banane. Der Padre Acosta schreibt 1608, daß die Musa vor der Ankunft der Spanier angebaut sei. Humboldt selbst berichtet »an den Ufern des Orinoco, des Cassiquiari oder des Beni, zwischen den Gebirgen von Esmeraldas und den Ufern des Flusses Caroni, inmitten der dichtesten Wälder, wo man auf indianische Stämme stößt, die mit den europäischen Niederlassungen in keinerlei Beziehungen gestanden haben, findet man Maniok und Bananenpflanzungen«. (Also ganz ähnliche Verhältnisse wie im Kongo-Ur- wald bei uns). Der Reisende Caldcleugh hat bei den Puri-Indianern die feste Überlieferung gefunden, daß man lange vor der Ankunft der Portugiesen an dem Prato eine kleine Bananenart anbaute, und daf3 man verschiedentlich einheimische Namen für die Bananenfrüchte habe, wie feruru im Tamanak, ayrata in Maypure. Alle diese Angaben sind nach De Candolle sehr wenig bestimmt. Da- gegen sagt Oviedo 1526, daß der Pater Thomas de Berlangas 1516 die ersten Bananen von den Canaren nach San Domingo brachte, von wo sie weiter verbreitet wären. Die Berichte der ersten Reisenden Columbus, Alonzo Negro, Pinzon, Vespucci und Cortez erwähnen die Bananen nicht, eben- sowenig Hernandez (1651), der speziell die Naturprodukte der neuen Welt untersuchte. Nach Martius nennen die Tupi die Bananen Pacoba, bacoba, was aus dem Namen dacove der französischen Kolonisten abstammt. Piso berichtet 1648 positiv, daf3 sie nach Brasilien eingeführt sei, Acosta, den Humboldt für die amerikanische Spontanität anführt, sagt an einer Stelle der 1591 erschiene- nen Übersetzung seines Reisewerkes, die //atano (Banane) sei in Indien (Amerika) sehr häufig, »obgleich die Indier sagen, daf3 der Baum ursprünglich aus Aethiopien stamme«.*) Es gibt noch eine ganze Anzahl von Berichten für und wider, aber wenn man das Resultat zieht, so verdienen die das gröfßlere Vertrauen, die die neuere Einführung der Banane nach Amerika behaupten, und es kann als ziem- lich sicher gelten, daf3 sie bald nach der Entdeckung, also im 16. Jahrhundert in Amerika eingeführt wurde.**) Eine ganze Anzahl wilder Bananen, die zur Untergattung Zunusa zusammen mit der Kulturform gehören, und die Samen tragen, sind im südlichen Asien heimisch, andere der Untergattung Physocaulis gibt es in Afrika und Süd- indien. Die der ersten Reihe stehen aber der Kulturbanane sehr viel näher als die afrikanischen Arten. Da es auch, wie gesagt, wenig wahrscheinlich ist, daß diese ganz auf die Verbreitung des Menschen angewiesene Kulturpflanze, die so eigenartig ist, an zwei weit voneinander getrennten Plätzen der Welt von ganz verschiedenen Kulturvölkern gezüchtet wurde, und da aufSerdem in Südasien hier und da noch Kulturbananen mit Samen — also primitivere Formen — zur Be- obachtung kommen, während man in Afrika anscheinend selten fast mikroskopische Spuren von Samen in ihnen findet, so ist es sehr wahrscheinlich, daf3 die Banane nur in Südasien zuerst in Kultur genommen und von dort weiter verbreitet wurde. Wo genau das war, kann niemand nachweisen. *) Im spanischen Amerika nennt man.noch jetzt die Bananen der Form 7. Sapientium nach Koshny gzineo (also von der Guinea-Küste stammend), die zz. paradisiaca aber platano. **) O. F. Cook (Contr. U. S. Nat. Herbar. vol. VII N. 2 IgoI) dagegen ist der Meinung, daß die Banane auf irgend eine uns unbekannte Weise vor Ankunft der Europäer durch Menschen von »der alten Welt« nach Amerika gebracht sei, ebenso wie seiner Ansicht nach die Cocos-Palme, Batate, Pachyrhizus, Mucuna, mehrere Dioscorea, Lagenaria und Cxcurbita durch Menschen aus Amerika nach den polynesischen und malayischen Inseln transportiert seien, vordem die Europäer diese Gegenden aufsuchten. Aber nur für die Cocos- Palme führt er diese Ansicht näher aus. Es ist auffallend, daß die alten Ägypter, sowie die Juden die Banane trotz einiger Beziehungen zu Vorderindien nicht kannten. Sie haben aber wohl nur solche Produkte erhalten, die der Handel brachte oder solche Pflanzen, deren Samen sich transportieren liefen, und so rege sind die direkten Beziehungen von Ägypten und Syrien-Phönizien zu Vorderindien doch nicht gewesen, daß man aus der Unkenntnis der Banane darauf schliefen könnte, daf diese zur Zeit jener Handelsbeziehungen in Vorderindien nicht vorgekommen wäre. Ebenso wenig kann man aus dieser Unkenntnis schließen, daß zur Zeit der alten Ägypter die Banane nicht in Afrika gewachsen sei. Nur der Schluß ist wohl erlaubt, daß die Ägypter ihre Informationen nicht aus solchen Gebieten erhielten, in denen Bananen wuchsen, daf3 sie also mit anderen Worten nur wenige oder garkeine Beziehungen zu den feuchteren tropischen Ländern hatten, oder aber auch, dafs sie sich für die Banane, die sie nicht in ihre Heimat tansportieren konnten, nicht interessierten. Da sie nun aber offenbar auch das Sor g ham nicht kannten, das doch auch in nördlichen, trockeneren Gegenden seit sehr langer Zeit gewachsen sein wird, so ist nur anzunehmen, daf3 sie nicht oder nur dann und wann in die ferneren Länder am oberen Nil kamen, oft aber nur dort hin, woher sie Weih- rauch holten, also nach Südarabien und der gegenüberliegenden Küste des Roten Meeres, — oder aber daf3 sie durch die ihnen vom Euphratlande zusammen mit ihrer Religion gebrachte Pflugkultur des Weizens u. a. so in Anspruch genommen waren, daf3 sie — eventuell unterstützt durch priesterliches Vorurteil — andere Kulturen nicht einführten. Außerdem gedeiht ja die Banane in Ägypten auch heute nur mittelmäfßig. Schon die alten Reisenden erwähnen die Banane aus Westafrika, und die Por- tugiesen haben sie dorthin sicher nicht gebracht. Nun ist aber gerade von Westafrika aus bis in die Gebiete der großen Seen und bis zum ganzen Zwischenseengebiet eine ununterbrochene Zone der intensiven Bananenkultur zu konstatieren, während in Ostafrika sie nur an der Küste und in den Gebirgen sowie an einigen feuch- teren Stellen gebaut wird. Die Einführung der Banane von Osten oder Norden in die heutige Bananenkulturgebiete Afrikas ist zu einer Zeit, in der die Vege- tation so wie heute verteilt war, schwer vorstellbar. Bevor ich darauf näher ein- gehe, wollen wir erst noch einmal kurz die Bananen in Südasien betrachten. Sie sind dort überall in Vorder- und Hinterindien, in Südchina, auf den malayischen Inseln und den polynesischen Inseln angebaut. Da man samen- bringende Kulturbananen in Hinterindien bezw. auf der Insel Palo Ubi an der Küste von Cambodja trifft (durch Findlayson 1826 zuerst beobachtet), so ist es möglich, daf3 die Urheimat in Hinterindien gewesen ist, wo auch heute noch die zahlreichsten Varietäten zu sein scheinen. Von dort wird die Pflanze bei den prähistorischen Wanderungen der Inselvölker sich über das ganze Archipel- gebiet in einer sehr entlegenen Zeit verbreitet haben, und ebenso nach Indien lange vor der Ankunft der Sanscrit sprechenden Ariyer. Die hinterindischen Namen (chuor in Annam, Zszu in Südchina, segzxg der Tagalen) haben mit dem pisang der Malayen nichts zu tun, und dieser wieder nichts mit allen den indi- schen Namen, woraus man vielleicht auf eine sehr frühe Verbreitung schließen kann. In Indien heißt die Banane im Sanscrit kadalı, rambha, mocha, in neueren Hindu- sprachen #ela, kula, kala, kel, kadalı, palan, pala, bei den Tamilen vashazpasam, valei, vali pallum, wovon sich Anklänge im Singhalesischen mit anavalu, kKhel- khang, wal-kaihil, kehal und in einigen malayischen Dialekten mit vasha, vazha- paghan, vellaco! wiederfinden, während das Telegu mit arzt-pandu, anantı, antı- chettu, amtt-arıt! eine andere Gruppe von Benennungen zu sein scheint. In Madagascar heißt sie ascondro. Die ersten Nachrichten über die Banane scheinen durch den Alexander- Zug aus dem Pendjab in die Mittelmeerländer gedrungen zu sein. Manche be- ziehen darauf die Aufzeichnung von Plinius darüber, der schreibt: »major alia pomo et suavite praecellentior, quo sapientes Indorum vivunt. Fructum e cortice mittit admirabilem succi dulcedine .. ... nomen palae, pomo arzenae«, und mit ala, palan, kala usw. bezeichnet man noch heute in einigen Dialekten, be- sonders an der Malabarküste, die Banane! Aber Yule und Burnell beziehen diese Beschreibung auf die Jack-Frucht (phala, panasa) (S. 440), und sie werden darin wohl Recht haben, denn diese wächst ja »aus der Rinde« heraus. Jedoch haben die indischen Namen keine sehr weite Verbreitung gefunden, es war vielmehr die arabisch-persische Bezeichnung, die ins Abendland drang, und da heift die Banane außer Zu/h-tulu, talh, was ich nur bei Watt fand und was selten zu sein scheint, meistens zaos, mous. Die Philologen mögen entschei- den, ob dies Wort mit dem vasha, vashai der Malayen und Tamilen zusammen- hängen kann, und daf3 demnach die Araber ihre Kenntnis der Banane ihren alten Handelsbeziehungen nach Ceylon und den Sundainseln verdanken, ob es vom Sanscrit wzocha stammt, oder aber ob es sich um ein altsemitisches Wort handelt. Wenn dies der Fall, so wäre man dem Problem der Ausbreitung der Pflanze sehr viel näher, denn wenn sie den Semiten in der Urzeit bekannt gewesen und wohl in Yemen gebaut worden ist, so kann von hier aus die weitere Verbreitung nach Westen stattgefunden haben. Jedenfalls stammt unsere lateinische wissenschaftliche Benennung der Banane Musa nicht von der Aufzeichnung des Plinius sondern der arabisch-persischen Benennung maus, mos, maos. Oder sollte der Name mus vielleicht von der großen Handelsstadt Muza in Südarabien, dem heutigen Mokha, abstammen? In Syrien war die Banane den Arabern nach Mukaddasi vor den Kreuzzügen bekannt. Weil die Kreuzfahrer auf dem Querschnitt der Frucht ein Kreuz zu sehen glaubten, nannten sie diese »Paradiesfeige«. Über die nicht auf- geklärte Abstammung der Worte banane, plantain, platano vergl. Yule und Burnell S. 56. 715. Vielleicht kommen sie von Lateinisch S/anta »Pflanze, Schößling«. Trotz ihrer auffallenden Form scheint der Periplus die Banane nicht für Ost-Afrika usw. zu erwähnen, er zählt eben nur Handelsprodukte auf. Aber auch die Portugiesen erzählen in ihren ersten Reiseberichten nichts von dieser Frucht, die doch beachtenswert genug ist. Es ist dies gewif3 merkwürdig; erst bei Bruce finde ich 1769, dafl die Banane in Abessinen eine neuere Einführung der Portu- giesen sei. Die Offiziere des englischen Kriegsschiffes von Admiral Blankett fanden 1799 in Zanzibar viele Bananen. Ich glaube kaum, daf3 sie früher hier unbekannt war und erst nach der Portugiesenentdeckung eingeführt ist. Solches könnte ich nur für die Küstenzone annehmen und das ist unwahrscheinlich. Der Hauptgrund, der dagegen spricht ist, daf3 schon dicht hinter der Küste Völker sitzen, deren ganzes ökonomisches Leben zum grofsen Teil auf die Banane ge- gründet ist. In West-Usambara und noch mehr in den Kilimandjaro-Landschaften ist die Banane die Grundlage der Ernährung wie in den Ländern des Zwischen- seengebietes. Es ist nicht sehr wahrscheinlich, daf3 eine neu eingeführte Pflanze das Wirschaftsleben großer Gebiete so umgeändert haben kann, daß sie so rasch zur Hauptnahrung wird. Daf3 die Bananen des Zwischenseengebietes und der Kongogebiete bis an die Westküste ebenfalls auf die Einführung in nachportu- giesischer Zeit zurückzuführen sind, ist mir doch sehr zweifelhaft, denn eine Pflanze, die sich nur durch die Wurzelschößlinge verbreiten läßt, kann nicht so leicht wie eine Bohnenart (Phaseolus vulgaris) oder wie die viel leichter zu transportierenden Maniok und Bataten verbreitet werden, und diese spielen im Wirtschaftsleben nirgends die ausschlaggebende Rolle wie die Banane es z.B. im Seengebiet tut. Es kommt dazu, daf3 die Banane in weiten Ländern die Bantunamen /o%e und konde, die Bananenpflanze gomba führt. Man kann aller- dings, wie die Erfahrung bei anderen Kulturpflanzen lehrt, recht wenig aus den Negernamen auf die Kulturgeschichte einer Pflanze schließen, wenigstens nicht aus der Verschiedenheit der Benennungen. Wenn diese Namen aber für weite Gebiete gleichlautend sind, so liegt der Verdacht nahe, daf3 die Völker, welche diese gleichen Bezeichnungen haben, sie auch aus gleicher Quelle erhalten haben. Wo jede schriftlichen Dokumente fehlen, da ist man eben auf Schlüsse aus allen möglichen Beobachtungen, und vielfach auch auf ein gewisses ethnographisches Gefühl angewiesen, und dieses läßt mich annehmen, daf3 die Banane eine der ältesten Kulturpflanzen der Neger ist. Sehen wir uns nun die Verbreitung der Bananenkultur in Afrika an, wobei ein Anbau als Kuriosität oder gelegentliche Delikatesse nicht zu berücksichtigen ist: Am Mittelmeer wie in Ägypten, Tunis kommt die Banane nicht mehr recht weiter, die Temperatur und Feuchtigkeitsverhältnisse sind dort nicht genügend, um eine Kultur sicher zu stellen. Auch am ganzen oberen Nil scheint sie nur sporadisch zu sein und erst im Mombuttu- und Niam-niam-Lande, sowie in Unyoro als Volkskultur aufzutreten. Von West-Afrika fehlen mir genaue Daten, aber ich vermute, daf3 sie auch hier nur im feuchteren Tropengürtel in Mengen vorkommt und im trockneren Sudan fehlt. Die Canarischen Inseln und Madeira scheinen ihre Nordgrenze zu sein. Südlich geht sie dann hinunter bis etwa Natal im Osten und Owambo im Westen. Bei uns speziell ist ihre Verbreitung sehr merkwürdig. 43 Deutsch-Ostafrika 1:12000 000 100 0 my Kilometer sn BEN a £: 17) [7] a. AN li Hauptverdrertung von Banamenkultur Karte der Verbreitung intensiverer Bananenkultur ın Ostafrika. In Zanzibar kommt sie an der fruchtbaren Westseite vor, ebenso in Pemba und im Mafia im südlichen Teil. An der Küste ist sie auf einen Streifen von etwa höchstens 20 Kilometer beschränkt, ist dort massenhaft bei Mohorro, wird dann aber in den Gebirgen von Usambara, Pare, am Kilimandjaro und Meru, in Uguru und Uluguru ebenso wie in Ukamba und Kikuyu massenhaft gebaut, in Usagara ist sie aber eine seltene Erscheinung. Auch ist sie an unserer Südküste, süd- lich vom Rufiyi-Fluß, mit Ausnahme kleiner Gebiete um Kilwa, Lindi und Mi- kindani selten. Dann finden sich kleine Kulturzentren in Mahenge, Süd-Uhehe, bei Tabora, in Ufipa und Ukawende, im Süden des Victoria-Sees besonders im Südwesten. Die richtigen Bananenländer sind aber das Konde-Land im Norden des Niassa-Sees und das gesamte Zwischenseengebiet, von Ujiji an nordwärts, von der Grenze des Zwischenseenplateaus an, also Uha, Urundi, Usuwi und Kimwani einschließend. Im Norden reicht dieses allmählich »abflauend« etwa bis Port Florence um den See herum, schließt ganz Unyoro und das Nordende des Albert- Sees ein, und erstreckt sich von da durch den ganzen Kongo-Urwald des Ituri- Aruwimi-Gebiets als Hauptkultur. Das Westufer des Tanganıka hat ebenso extensive Bananenkultur, die dann westwärts durch das ganze Kongo-Gebiet geht, allerdings in dessen Süden mit Mais, Sorghum und Maniok stark gemischt, wäh- rend im Norden nur etwas Mais und weiter westlich Maniok gebaut wird. Aus dieser Verbreitung geht einerseits die geschlossene Ausdehnung von der West- küste bis zum Ostabfall des Zwischenseengebietes hervor und ein nur spora- disches Auftreten als Hauptkultur im Osten, andererseits aber die Abhängigkeit von feuchten Klimabedingungen. Der Umstand, daß die Banane im Zwischen- seengebiet und in dem größten Teil des Kongo-Landes die Kultur ist, um die sich das ganze Wirtschaftsleben der Neger dreht, läßt mich annehmen, dafs es sich nicht um eine Einführung neueren Datums, sondern um einen ganz alten Kulturbesitz dieser Leute handelt. Die nur mühsam durch Schößlinge zu ver- breitende Banane, die auch eine gewisse Sefßßhaftigkeit erfordert, kann nicht flie- gend eingeführt sein. Ich vermute, daß sie mit den Völkern selbst sich allmählich vorgeschoben hat in die Gebiete, die sie jetzt beherrscht. Es kommt nun dazu, daf die Banane, wie oben ausgeführt, botanisch sicher aus Südasien stammt und dort zuerst kultiviert wurde. Die hiesigen Varietäten, wenn sie auch noch nicht genau bearbeitet sind, werden sicher nicht spezifisch von den asiatischen verschieden sein, also auch wohl als Varietäten in Asien ent- standen sein. Die Kulturform ohne Samen muß offenbar vor sehr, sehr langer Zeit entstanden sein, in weit vorgeschichtlicher Zeit. Man mache sich nur ein- mal klar, daß die drei- bis viertausend Jahre, die etwa seit der Einwanderung der Arier in Indien vergangen sind, nur 99 bis 132 Menschengenerationen zu je 30 Jahren bedeuten, und wenn auch in jeder Generation einige Male die Banane gezüchtet wurde, so kann man doch kaum annehmen, daf} in dieser kurzen Spanne Zeit eine so weitgehende Umzüchtung zu der samenlosen Art und die Verbreitung über alle Welt der östlichen Halbkugel vor sich gegangen ist, es sei denn, daß man eine sprungweise Entstehung der Varietät annehmen will. Ich glaube, daf die Züchtung der Banane in grauester prähistorischer Zeit zu suchen ist, daf3 sie ein Produkt von Menschen ist, von deren Wohnsitzen wir nur vermuten können, daß sie irgendwo im Süden von Asien lagen. Es ist keine zu kühne Annahme, den größten Teil des Kulturbesitzes der Afrikaner aus nordöstlich gelegenen Gegenden abzuleiten. Wir wissen, daf in historischer Zeit von dort sogar Völkerströme (Abessinier, Somali) ausgingen, und es ist mehr als wahrscheinlich, daß dies auch in der Urzeit der Fall war, mindestens aber haben auf diesem Wege Kulturbeeinflussungen stattgefunden. Und ich möchte annehmen, daß mit diesen Kulturströmen in prähistorischer Zeit, zusammen mit anderem, die Banane nach Afrika gebracht wurde. Wann es war, kann man nur ahnen. Unter den heutigen Verhältnissen der Klima- und Pflanzenverteilung war dies kaum möglich. Es ist schwer vorstellbar, daß die Leute die doch nicht lange haltbaren Bananenwurzeln weit über Land durch trockene Steppenländer trugen; eine Pflanze, die zu ihrem Gedeihen eben ein feuchtes Klima unbedingt nötig hat, kann schwerlich durch die Steppenregionen des östlichen Afrikas ge- bracht sein, um dann im Westen zu einer Hauptkultur zu werden. Nun wissen wir aus manchen geologischen Beobachtungen, dal ebenso wie im Norden der Erde, auch in Afrika vor langer Zeit eine Periode war, in der die Niederschläge, wie bei uns in der sogenannten Eiszeit, etwas größer als heute waren, die Periode, in der die Gletscher des Kilimandjaro etwa 1000 Meter tiefer als heute herabreichten, als der Wasserstand der großen Seen viel höher als heute war, als die Trockenbäche der Steppenländer noch Wasser führten, wohl ein Teil der Sahara bewohnbar war und wo vielleicht das Kongobecken kurz vorher ein großer Binnensee war. Zu dieser Zeit wird die Pflanzenwelt Ost- afrikas mehr der von dem heutigen Westafrika und der hiesigen Gebirge ge- glichen haben, mit einem Worte, die feuchte Waldflora dehnte sich viel mehr östlich als heute aus und zog sich erst allmählich mit der Änderung des Klimas zurück, so daf3 zunächst eine Flora entstand, etwa so wie wir das in dem Zwischen- seengebiet noch jetzt sehen, wo stellenweis Bruchstücke, Überbleibsel der Wald- flora mitten im Grasland an günstigen Stellen zurückgeblieben sind. Wahrscheinlich bei solchem Klima und Vegetationszustand, wo im Osten über- all noch Stellen mit feuchten Wäldern zu finden waren und wo wohl auch die Tierwelt der ostafrikanischen Steppen mit ihren vielen Antilopenarten hier noch nicht lebte, als auch Arabien noch ein feuchtes Klima hatte, wurde die Banane von Südasien eingeführt, und ging dann wahrscheinlich zusammen mit dem Siedelungsstrom der Menschen bis nach Westafrika, sie erhielt sich später in den für ihre Kultur günstig gelegenen Gebirgen, verschwand aber in den trocken ge- wordenen Ebenen des Ostens. Ich möchte demnach die Banane zusammen mit der Colocasie für einen Kulturbesitz des Urnegers halten, den er entweder mit Kulturströmen oder auf einer großen Völkerverschiebung von Südasien erhielt, — 46 — wohl als in Südasien noch schwarze Menschen wohnten, die sich von dort als Australier nach Osten, als Neger nach Westen schoben. Das wird am Ende der Eiszeit gewesen sein. Es mag diese Zeit also mindestens 10000 Jahre zu- rückliegen, wahrscheinlich aber viel länger, es handelt sich um die zurückliegende jüngste geologische Epoche der Erde. Weiteres darüber habe ich am Schlusse unserer Untersuchungen ausgeführt. Für unser Küstenland aber könnte möglicherweise die Banane eine Wieder- neueinfuhr sein, wenigstens wenn man aus der allerdings sehr mit Vorsicht zu benützende Namengebung einen Schluß ziehen wollte. Ich erwähnte oben, daf3 die Banane im Arabischen zaos, maus, mus, mos heiße. Die Somali sagen nun >03, die Swahili in Patta »zaso, die Wadigo mas, alles Worte, die sicher direkt aus dem Persischen und Arabischen kommen. An unserer Küste wird die Frucht zdzsz genannt, und es ist mir nicht ganz unwahr- scheinlich, daf3 auch dies Wort eine Verdrehung des arabischen ist, besonders wo stellenweis auch bei uns zaso gesagt wird. Aber eine Neueinführung ist, auch wenn man die Wortabstammung annehmen will, recht unwahrscheinlich, wo z. B. die Küstenleute auch für das Sorghum, das sicher einer ganz alten Kultur angehört, den arabischen Namen »xzZ/ama gebrauchen. Die Bananen-Pflanze heißt an der Küste wgomöda, ein echter Bantu-Name, den wir auch vielfach im Innern wiederfinden. Sonst finden wir in weiter Verbreitung bei den Negern im östlichen Afrika Namen, die mit Zo#£e zusammenhängen, für die Frucht. Die Wagueno sagen neben 2214 auch Azfoke, die Wanyoro #kztoke, die Waganda Ayzfoke, tokt, die Wa- gogo smatoke, die Wasukuma smzadoge, die Wayambu Azoke, die Wanyamwezi matoke, ın Ujiji Zoke, die Waguha snwatoke, die Waniassa miocht. Eine zweite Gruppe von Namen hängt mit konde zusammen: die Wadjagga zkundu, in Taveta neben 2070 auch zgznda, in Urungu und UÜbemba smzkonde, bei den Wabissa ebenso, in Ost-Manyema smaonde, die Wakussu Zkondo, jikondoo, die Babwende makonde, die Warua makonde, die Walombo-Manyema moonde, — — und es ist mir wahrscheinlich, daf3 das Land im Norden des Niassa-Sees auch nach den dort als Hauptkultur gebauten Bananen »Äorde« heißt, wenn auch andererseits behauptet wird »kondi« hiefle dort »Ebene«. Ich führe nun noch eine Reihe von Namen an, die ganz anderen Stammes sind, manchmal kann es sich vielleicht um Bezeichnungen für die Pflanze und nicht für die Frucht handeln. Die Watuta-Zulu zzzkho, die Wagogo nkhogo, die Wahehe xg0%o, die Warori okho, die Wasagara »hoo, nhovo, die Waluguru ngovo, die Wakami maboko, die Baregga mama, die Kakongo und Kabunda ntutu, die M-Fan zsuikome, in Ukanda motaba, in Adumass zcomako, die Ukwa- Mbongo monbungu, die Kaffern vkowa, die Yoruba ogede, die Wakikuyu marzko, die Massai marzgori, kıtauo, ol-guidaui, il-maisuren, die Kai su, die Fan adorra, die Yaunde ockwe, die Haussa ayads, die Lur, Shuli, Madi /adalu, die West- Manyema rdosso, die Wapare majzöu und die Wassegeyu arıo. Daf3 bei diesen beiden letzten, die doch nahe der Küste wohnen, so ganz abweichende Namen gebraucht werden, ist sehr merkwürdig. Für die Wassegedju ist uns aber be- kannt, daf sie in ziemlich neuer Zeit aus fernem Nordnordwesten, wohl von den Galla gedrängt, zur Küste, erst in die Gegend nördlich von Mombassa, dann nach Tanga wanderten.*) Die Pflanze heißt vielfach mmgomba, so an der Küste, bei den Wassegeyu ngenda, bei den Wahiyao mgombo, aber bei den Wadigo %oo, (ebenso wie in Usagara und Uluguru die Frucht heißt) bei den Wasukuma z7u2va, und bei vielen Völkern (Unyoro, Uganda, Bukoba, Wanyamwezi) wie die Frucht wafoke. Merk- würdig ist noch der Gebrauch auf dem inneren Marktverkehr in Unyoro, wo die Frucht nicht wie immer Özfoke sondern kahenda genannt wird (Emin.) In Usukuma’ heifßt der Bananenstamm zzwwa, das Blatt zdara, der Bast bıaht, die Traube zdoke, der Schößling zagana, der Wurzelstock zs/J2%z, der schwache Bananenwein zamba, der starke »zdba/z (Herrmann). In Unyoro wird der schwache Wein sandi, der starke mwenge und im internen Marktverkehr vzakonge genannt. In Bukoba heifst der erstere w/amba, ın Uganda snÖrsz, der starke in Bukoba marwa, in Uganda mwenge. Aus der obigen Zusammenstellung könnte man vielleicht den Schluß ziehen, daf3 die Banane bei den östlichen Bantu zo%ke, bei denen des östlichen Teiles des Kongostaates konde genannt wurde, wenn das letztere keine Bezeichnung für die Pflanze ist. In Westafrika scheint der Name bei der dort herrschenden Sprachverwirrung, in die wohl noch niemand ein System brachte, aufßerordent- lich verschieden zu sein. Allein nur daraus auf eine sehr alte Einführung zu schliefen, wäre ein großer Fehler, wo ganz junge Einführungen ebenso verschie- dene Namen führen. Die Bearbeitung der Bananen-Varietäten liegt noch ganz im argen, sie läfst sich, da es auf den Wuchs der ganzen Pflanze und auf die durch Konservieren stark veränderten Früchte ankommt, nur von einem Botaniker in den Tropen machen, und dieser müßte sehr viele Gebiete bereisen. Unsere hiesigen Varie- täten sind auch noch so gut wie gar nicht erforscht, man müßte zu diesem Zwecke in den Bananenländern des Zwischenseengebietes, im Konde-Land, am Kilimand- jaro und an der Küste in Zanzibar seine Studien machen. Ich kann mich hier nur auf die Wiedergabe von einigen Notizen beschränken. Man teilte die Kulturbananen früher ein in Musa sapientium (Banana der Engländer) mit rundlichen, kürzeren Früchten, deren Schale leicht vom Fleisch losläßßft und die zum Rohessen und zur Bereitung von Bananenwein dienen, und Musa paradisiaca (Plantain der Engländer) mit länglichen, kantigen Früchten, deren Schale dem Fleisch fester ansitzt, und die fast nur zum Kochen oder zur *) Die Wambutti im Kongo-Urwald sagen nach Stanley mzasaba, die Bakiokwa im Waldland zözw%i, die Mbarukukaru doga, die Babira bei Kinena zdu%x, die Balegga am Albert- See sefsa, die Bawira im Grasland aidi, die Wasamburu und Babussesse im Grasland der, die Mombuttu eddugw, die Niamniam da. Mehlbereitung dienen, da sie stark gerbstoff- und stärkemehlhaltig sind, während die anderen süßer sind. In der neuen Bearbeitung der Musaceen won K. Schumann in Engler’s Pflanzenreich stellt nun der Autor die meisten angebauten Bananen zu Musa paradisiaca L. und unterscheidet davon die Unterarten I. normalis OÖ. Ktze., deren männliche Blüten und deren Hochblätter ziem- lich lange stehen bleiben, deren samenlose Frucht ca. 30 cm lang und wenig süß ist, so daf sie nur gekocht gegessen wird. . sapientium (L.) O. Ktze., bei der die männlichen Blüten rasch abfallen, D die Frucht dreieckig-eliptisch und ca. I2 cm lang, gelb, samen- los und süß ist, so dafß man sie auch ungekocht essen kann. Zu dieser Unterart rechnet Schumann ıı Varietäten. Zu diesen beiden Unter- arten gehören die meisten der in den Tropen gebauten Bananen. Eine dritte Unterart ist h 3. seminifera (Lour) Bak., deren kleine, ungeniefßßbaren Früchte Samen haben. Fünf Varietäten derselben kommen in Indien vom Staat Behar bis nach den Malayischen Inseln und auf Formosa vor als wilde Bananen, die wohl der Urform der kultivierten ebenso nahe stehen wie die Unterart 4. froglodytorum (L.) Bak., deren Blütenstand nicht wie der der anderen Bananen hängt sondern aufrecht steht, und deren kleine eliptische rötlich-gelbe Früchte in der süßen gelben Pulpa rudimentäre Samen haben. Diese in Indien, Ceylon und auf den Malayischen Inseln vorkommende Sorte bildet dort die Hauptnahrung der Elefanten. Die Art 7. paradisiaca wird von Schumann wie folgt beschrieben: Über 2 Meter hohe Pflanzen, Blätter langgestielt, Fruchttraube hängend. Mit efSbaren Früchten werden noch folgende als Arten aufgeführt: M. Cavendishii Lamb. vom südlichen China. M. fehi Vieil!. von Neucaledonien und Tahiti mit nur gekocht geniefbaren Früchten. M. acuminata Colla. von Java bis Neuguinea, mit kleinen spitzen Früchten. M. corniculata Lour. von Cochinchina und dem Malayischen Archipel mit nur wenigen sehr langen Früchten, deren rötliches Fleisch nur gekocht geniefibar ist. Es ist möglich, daß zu dieser Art die bei uns Mkono ya tembo genannten Formen gehören, riesige Bananen, die beinahe Unter- armlänge erreichen. M. basjoo Sieb. et Zucc. vom Liu-kiu-Archipel. M. discolor Horan. aus Neucaledonien mit kantigen Früchten, deren Fleisch rötlich ist. Endlich ist noch eine Art der Untergattung Rhodochlamys. M. macu- lata Facg. mit efbaren Früchten angeführt, sie soll unter dem Namen Frgue mignonne in Mauritius und Reunion gebaut werden und hat gelbe, braun-gefleckte Früchte. Welche Arten oder Varietäten von den in der Schumann'schen Bearbei- tung aufgezählten bei uns vorkommen, weil ich nicht. Das zu erkunden, muß einem speziellen Studium vorbehalten bleiben, dessen Resultate aber sehr wichtig sein werden, denn aus ihnen wird man Schlüsse ziehen können auf die Geschichte der Einführung dieser Pflanze aus Asien nach Afrika, sobald man die asiatischen Varietäten mit in die Betrachtung zieht. In Amani haben wir jetzt folgende Sorten in Kultur: I. Javanische, die teils vom Reg.-Rat Dr. Busse, teils von mir aus Buiten- zorg mitgebracht wurden: nyonga Bali, hohe Staude mit rotbraunem »Stamm«, rötlich schimmernden Blättern und großen, glatten, dreikantigen, braunroten Früchten, die gut schmecken. Der Teil der Fruchttraube, der die Blüten nicht zur Entwickelung kommen läßt, sondern sie abwirft — ich nenne ihn im folgenden »Stiel« — ist auffallend lang. radıa sereh, mit dreikantigen Früchten und braunfleckigem niederen Stamm. radja Lumut, hohe kräftige Staude mit grünem Stamm. ambon No. I, hohe Staude mit grünem, wenig braunfleckigen Stamm, lange, grüne, kantige Früchte, der »Stiel« ist kurz, die abortiven, sich nicht voll entwickelnden Früchte bleiben lange an ihm sitzen. ambon No. 2, die Sorte gleicht.im Habitus der Staude der vorigen, hat aber. kantige braunrote Früchte. maas No. I, mit gedrungenem, braunfleckigem Stamm, der gelblich-grün ist, und anscheinend runden Früchten. Der »Stiel« ist sehr lang. maas No. 2, im Habitus der vorigen gleich, aber mit rötlich-grünem Stamm. radja No. I, mittelhohe Sorte mit gelblich-grünem Stamm, rundlichen, glatten, grünen Früchten und sehr langem »Stiel«. radja No. 2, die der vorigen im Habitus gleicht, aber einen rotgrünen Stamm hat. Sorten von Zanzibar, die wir von Herrn Lyne, dem Direktor des Agri- cultural-Departement erhielten. D mjenga ndogo, von kleinem Wuchs. kigurwe. | MEUSU. Ppeka, mit wenig braun-geflecktem Stamm, kantigen Früchten und recht kurzem »Stiel«, an dem die nicht zur Entwickelung kommenden Früchte lange hängen bleiben. kina kusa, mit grünem Stamm. mjenga damu, mit grünem, etwas braun-geflecktem Stamm und kantigen Früchten. mjenga tongo, mit grünem, braun-geflecktem Stamm, runden Früchten und sehr langem »Stiel«. Ferner eine rotfrüchtige Sorte mit braunrotem Stamm, runden, fast gar nicht kantigen Früchten und sehr langem »Stiel«, die Art gleicht sehr der mwonga Dali aus Java. Stuhlmann, Beiträge zur Kulturgeschichte von Ostafrika. 4 Ohne in Ermangelung genauerer Bestimmungen auf die Zugehörigkeit zu den verschiedenen Formen einzugehen, gebe ich in Nachfolgendem nur die ver- schiedenen Notizen, die ich für Deutsch-Ost-Afrika fand. Bezirk Tanga. Die Bananen gedeihen nicht gerade sehr üppig, die Trauben sind nicht sehr groß, die Früchte im Vergleich mit Zanzibar und erst recht mit Java dürftig. Besser ist es schon am Fuf3 der Berge bestellt. Das bezieht sich auch auf unser ganzes Küstenland, die Banane ist dort Nebensache, und man läßt ihr nicht so viel Kultur angedeihen, als zur Erzeugung guter Früchte nötig ist, denn ohne sorgfältige Behandlung gibt sie nur schlechte oder garkeine Resultate. Es kommen folgende Sorten vor: kiume, große kantige Früchte mit 2—3 »Händen«*) von je etwa 12 Früchten, selten. Eine ganz ähnliche Sorte wird Azrfambaa genannt. mhonge, mit 6—7 Händen von je ı2 Früchten, Traube bis 10 Kilo, häufig. kisukari, $S—9 Hände mit 12—13 Früchten, kleine runde, gerade, süße; selten gebaut. malindi, 10—ı1 Hände von je 16 runden, leicht gebogenen Früchten, selten. bungala, 7—8 Hände a ıı—ı2 Früchte, häufigste Sorte, dicke süße Früchte, Traube bis 8 Kilo. kısungu, 5—6 Hände a 12—1ı3 Fr.. Rote Früchte, offenbar eingeführt. mboko, 11—ı12 Hände a 18—19 runden, geraden Fr., häufigste Mehlbanane im Gebirge. Gleich oder ähnlich scheint die zakojos? genannte zu sein. Zrbwwi, nicht sehr süß. msusa, große, gefurchte Sorte. mjenga, lange, kantige Sorte zum Kochen. mhampa, häufigste Art in Bondei und Ost-Usambara, 8—ıo Hände a 12— 13 Fr. kıtombo, sehr selten. kıpenst, ziemlich haufig, 3-9 Hände’a 11 12 Er, ndizsi ya kisungu entspricht der jonga Bali von Java, eine rotfrüchtige dicke Ef3banane. mkono ya Tembo, mit sehr großen kantigen Mehlfrüchten, entspricht der Pisang Tandok der Javanen. Die Hauptreifezeit ist von Oktober bis März. In Pangani sollen 5 Sorten bekannt sein, in Bagamoyo 8, in Saadani 7. Daressalam. An der Küste wird die Banane an ziemlich vielen Stellen gebaut, auch noch weit hinein in Usaramo, aber nirgends in Mengen. sukart, & Hände ä ı7—-20 Fr. Eßbananen, 3—4 Meter hohe Pflanze, die Früchte roh gegessen, süß und schmackhaft. Eine Traube 7 /a—2o Kilo. msusu, 6—-14 Hände .a 10—12 Fr., die kantig sind und 15—20 cm Länge haben. Die Traube wiegt 7") —25 Kilo; die Früchte werden manchmal *) Unter »Hand« versteht man die zusammensitzenden Früchte, die sich aus den unter einem Hochblatt sitzenden Blüten entwickelten. reif gegessen, meist aber unreif wie Kartoffeln gekocht, auch zur Mehl- bereitung benützt, gehört zur Gruppe Jaradisiaca. eibungala, A -5 Meter hoch, 6-8 Hände a. 12—14 Fr., die. kurz und dick sind, geschätzt zur Mehlbereitung. bawalleo, s—6 Meter hoch, 20-30 Hände a 10-12 Fr., die länglich sind, Traube 25—30 Kilo, werden meist unreif gekocht. kipokussa, A 5 Meter hoch, 3—-ı0 Hände'a 12— 15 Fr., die klein und kurz sind und hauptsächlich reif gegessen werden, nur bei Hungersnot nimmt man sie unreif ab. Trauben 10—30 Kilo. kideroma, 3—4 Meter, 8&—ı5 Hände a 8—ı2 Fr., die kurz und dick sind, schmackhaft, reif gegessen, Traube 10—20 Kilo. halahala, selten im Hinterland von Daressalam, angeblich von den Arabern neu eingeführt, die Traube bis 2'/;, Meter lang, Früchte 10—15 cm lang, Traube 50—60 Kilo schwer (?). Die Frucht angeblich gut efßbar, die Pflanze soll nicht vielSchößlinge machen und selten sein. Ich sah sie nicht. mkono ya tembo (Klefanten-FußR), an der Küste selten, mehr in Usaramo und auch bei Kilwa, verlangt sehr guten Boden, manchmal 6— 15 Hände a 10— 30 (!) Fr., aber meist weniger, jede Frucht 50—75 cm lang, gibt gutes Mehl, roh nicht zu geniefsen. Die Bananen tragen das ganze Jahr, die Hauptreife ist im Juli bis September, die kleineren Sorten haben feiner schmeckende Früchte als die großen. (Nach einem Bericht des verstorbenen Gärtners Weise.) In Kilwa kennt man Io Arten, in Mikindani 6. Usambara. Die ausführlichsten Notizen sind immer noch die von Holst (Warburg, Kulturpflanzen Usambaras, Mitt. a. d. Schutzgebieten 1894). Er unterscheidet die als Obst roh gegessenen maboko von den smahuti, die zur Mehl- bereitung oder — hier seltener — zum Kochen dienen. Er gibt folgende Varitäten an: mahoye, die gewöhnliche Mehlbanane, Früchte beiderseits stielartig verjüngt, kantig, an der Spitze bleibt lange eine trockene Narbe stehen, 28 — 30 cm lang und 4—4's cm dick, Schale dick, citronengelb, Fleisch trocken und fest, leicht gelblich, in seiner Mitte drei rehbraune Plazenten, in denen oft je zwei Reihen verkümmerter Kerne sitzen. Nach Angabe des Pastors Langheinrich soll die Art recht empfindlich gegen Kälte sein und an den Hängen nur unterhalb 1000 m gedeihen. mikono ya tembo, mit über einen Fuf3 langen Mehlbananen. shumbaltieno, Früchte nur 15 cm lang und 3—3"\s cm breit, beiderseits zuge- spitzt mit vier Kanten, Schale grünlich-gelb, Fleisch fast ebenso. Die Fasern vom Stamme dieser Art werden verwandt. similwa, kleine, halbmondförmig gebogene, beiderseits zugespitzte Früchte von 18.,20%cm Lange und 31» Arcem Dicke, gelbe .Schale, festes Fleisch, reift im Juli, häufig. pigıtt, mit 4—6 kaum hervortretenden Kanten und kaum angedeuteten Spitzen, Früchte 20 cm zu 3'/a cm., Schale grünlich gelb, Fleisch ein Stich ins gelbliche, fest, mehlig, an den Plazenten kaum erkenntliche Samenrudimente. sulu, Obstbanane, die zwar kantig und unten spitz, oben aber rund ist, Früchte 20 zu 4 cm, Schale auch reif grasgrün, Fleisch ziemlich fest und weiß, in ihm statt der Samenrudimente fünf helle Bläschen. shumbasise, (Schwarzblüte) Früchte länglich, ohne Rippen aber mit vier Be- grenzungsflächen, Schale gelb, Fleisch gelber als das der anderen Sorten, Blüten fast kohlschwarz, mintele, eine wurstförmige Obstbanane, ohne Rippen, Basis kurz abgeplattet und schwach schief, Spitze rund, 18—20 zu 4 cm, Schale dünn, innen leicht wellig, goldgelb, Fleisch weiß weich, 35—40 Fr. per Traube. shtlagi oder pigiti ya shilagi, größte und schönste Obstbanane, 20 zu 5—5!/s cm, rund, Schale gelb, festes Fleisch weiß und saftig. Die Blattrippen unterseits wie der Stamm rötlich. ndigt, ndigi ya puai, Küstenbanane, kleine, dicke Obstbanane mit sehr kurzer, stumpfer Spitze und kurzer Basalverschmälerung, 14—15 zu 4/a—5 cm, Schale in der Mitte gelb, an den Enden grünlich, Samenrudimente er- kennbar, Fleisch süß und weich, nur reif gegessen, von der Küste ein- geführt. kıbukulu, kıibukusa, kleine, breite Eßbanane, 15—16 zu 4—4', cm, an der Spitze ohne Knopf, Schale mit undeutlichen Rippen, auch reif grünlich- gelb, das aromatische und feste Fleisch gelblich-weiß, Traube sehr groß, kleine Pflanze mit dichtem Blätterschopf, die Blätter dunkelblaugrün, hellblau bereift. Nach einer Angabe des Pastors Langheinrich noch: ndisi libwi, eine weichere Art, die bis 1500 M. Meereshöhe gedeiht, aus der Frucht gewinnt man sehr ausgiebig gutes weißes Mehl; goldgelb, mehlig, süß, Stamm fast schwarz. mboko, gedeiht bis 1700 M., Stamm dunkelbraun, Blattrippen auf der Unter- seite rot angehaucht, die längliche Blütenknospe ist rötlich, die Frucht rund, gestreckt, säuerlich. Das Mehl aus den unreifen Früchten hat die Farbe von Holzasche, der daraus bereitete Brei ist fast schwarz. Wenn man aus dem Mehl unter Beimischung von Weizenmehl Brot backt, sieht es wie Roggenbrot aus. 8 Hände a ı2 Früchte, Traube etwa 6 Kilo. huti, gedeiht bis 1000— 1200 M. Meereshöhe, hellgelbe, süße Efbananen mit vielen Untervarietäten (chumbanyelo, msinganzinga u. a.) Das Mehl hieraus ist weiß, der Brei hellgrau, das mit Weizen vermischte Brot wie Graubrot. Die Pflanze ist empfindlich gegen Kälte, ihr Stamm hellgrün, die Blattrippen grün. Im »Tropenpflanzer« von 1903 gibt Pastor Langheinrich folgende Ein- teilung der Bananen-Sorten in West-Usambara. 1. Obstbananen (Aut), 16 Unter-Sorten: kzrbukulu, singasinga, kinakina, shumba nyele, zimtlwa, halahala, dolce, bulo, mlema, mpigiti, mfuyäe, lwvalıva, kltaya nkomba. 2. Obstbananen (koye), nur in warmen Tälern. 2 Untersorten Zoye, mkono ya tembo. 3. Zwischen Obst- und Mehlbananen (rdzsz). 3 Untersorten zdis7, ntondwe, libwr. 4. Mehlbananen [(doko) mit 4 Untersorten: boko, kısimkila, mlema, halahala. Huti, chambanyelo, mzinga und maboko kamen in Daressalam 1901 ange- pflanzt ganz gut. Das Stammark des unteren Teils der Bananenpflanze nennt man in Usam- bara #rgogo, in Scheiben getrocknet und zerstampft gibt es das #o/o genannte grobe Mehl. Die trockenen Blattscheiden, die zu Hausdecken benützt werden, heiflen /amba. Sehr viel werden in Usambara die unreifen Bananen geschält, gespalten und getrocknet. Daraus wird durch Stampfen ein graues Mehl bereitet, aus dem ebenso wie aus Getreide oder Maniokmehl der » Ugalz« genannte Brei hergestellt wird. Das Mehl kommt hier in Amani z. B. jeden Sonntag massenhaft auf den Markt. In Mahenge kennt man sieben Sorten. In Morogoro und Kilossa gibt es drei Hauptarten. Azsukari mit kurzen, dünnen, süßen Früchten an mittelgroßen Stauden. #zdoroma mit kurzen, dicken rötlichbraunen Früchten, deren Schale sehr herbe ist, die Stauden sind hoch. Die Frucht kann roh gegessen werden. ‚23x3u, mit langen, dicken, rötlichbraunen Früchten an sehr hohen Stauden. Auch hier wird wie an der Küste aus den zerquetschten Bananen und Sorghummehl ein steifer Brei gemacht, in Brotleib- form in Banenblätter gewickelt und gekocht. Diese sich lange haltenden Brote heißen in Kilossa magat, an der Küste mabomunda, in Usambara vznolo. Ich habe sie auf der Expedition viel als Abwechselung gegessen. In den trockenen Gegenden von Ugogo wird die Banane ebenso wie im abflußlosen Gebiet kaum, in Unyamwezi selten gebaut. In Uhehe nennt man die großen malumba, die kleinen 00. Am Tanganika in Ujiji gibt es viel Bananen, in Usambiro und Mpororo weniger. In Usumbura unterscheidet man 12 Sorten, die zum Kochen dienenden kirasi, mulira, nakasovu, mobira, kipaku, nmiamkuki, die zur Herstellung von Bananenwein dienenden Azdszdie, kıihoni, und die Sorten krkobi, kimanga, mohon- goro kerwa, kisamuvi, die wohl zum Rohessen dienen. In Usukuma kennt man die Koch- oder Röstbananen mAhonswa, die Eßbananen sakala und die Wein- banane »huntu. Viele Bananen werden im Bezirk Mwanza nicht gebaut, am meisten noch in Usindja, und dann vor allem auf der Insel Ukerewe, die aber kulturell zu den Watussi-Wahume-Ländern der westlichen Gebiete zählt. Ebenso wie Uganda und Unyoro ist der Bezirk Bukoba das richtige Bananenland, diese Pflanze ist dort die eigentliche Nahrungsquelle, nur werden große Mengen der Früchte zur Herstellung des dort unvermeidlichen Bananen- weines benutzt. Auf dem Markte von Bukoba unterscheidet man: I. gondja, eine dreikantige, längliche Sorte, deren Stamm braune Rinde hat, die Früchte ißßt man reif. Zu dieser Form gehören die Untervarietäten nsagara (nshakara), nsansa, nkungwe, nfufura, nseni, nkundi u. a. m. 2. nyamnyongt, eine rundliche, kurze, dicke Frucht, der Stamm hat violette Rinde, die weichen, süßen Früchte werden meist reif gegessen. Von dieser unterscheidet man die Untervarietäten r/owe, ndaragansa, nsonzo (nshonso), nzirabaima, nyoya, kalabi,nyodyasi (njunjusi), nzubo, hudsza, fembo, npuno, ndikura, pimbabarana, ukukumwa, nkibundja, toabunyondji u. a. m. 3) dire, kleinere Früchte, die unreif abgeschnitten und mit Feuer oder in Gruben künstlich gereift werden, sie dienen nur zur Herstellung des Ba- nanenweines. Man kennt die Untervarietäten kzra, nsaka, nseni, nfufura. Bei Herrmann (die Waziba und ihr Land. Mitt. a. d. Deutschen Schutz- gebieten 1894) finde ich noch ohne nähere Angaben folgende Namen: 271200, mpirwa, ntobe, ndekura, kundekunde, nshanshanbire, nyaveogora, mbihtra. Die Instandhaltung der Bananenhaine liegt in Bukoba den Männern ob, und man mul: gesehen haben, wie diese jeden Morgen mit ihrer an langem Stock befestigten Haue (undu) darin umhergehen, sorgfältig jedes trockene Blatt ab- schneiden, die abgetragenen Stauden umlegen und auf dem Boden der Pflanzung ausbreiten; man muf3 die musterhafte Sauberkeit und Ordnung in diesen wohl- gepflegten Anlagen beobachtet haben, um zu begreifen, dafß man es hier mit dem wichtigsten Nahrungserzeuger des Landes zu tun hat, und daf3 die Banane nur für sorgsamste Behandlung ihre vollen Erträge gibt, dann aber auch die Mühe reichlich lohnt. Wie viel Ertrag die Pflanzung aber tatsächlich gibt, dar- über fehlen mir Zahlen.*) In Bukoba gehört No. ı zur Gruppe der Musa paradisiaca normalis, während 2 und 3 zur var. saprientium gehören. Weiter nördlich bei Vichumbi, im Semliki-Tal, bei den Wawira am Ituri, bei den Bangwema-Wassongora und bei den Wald-Wakondjo beobachtete ich, dafß man bei weitem häufiger die Form Paradisiaca-normalis mit grünbräunlichen Stämmen und kantigen Früchten baute, während die rundfrüchtigen Formen der sapzentium meistens violette Stämme hatten. In Mpororo notierte ich an einem Platze, daf} alle Ba- nanen kleine Früchte und rötliche Blattrippen hatten. Im ganzen nördlichen Teil des Zwischenseengebietes bis in die Urwälder westlich vom Albert-See ist die Banane der Grundstock der Ernährung, um sie dreht sich das ganze Leben der Leute, alles andere ist nur Zuspeise, höchstens fängt die Batate an, allmählich eine Rolle zu spielen. Im südlichen Teil dieses Gebietes, Karagwe usw. treten die Bananen etwas zurück gegen andere Feldfrüchte. *) Pastor Langheinrich zählte aufeinem Hektar, von dem nur die Hälfte wirklich gut stand, in Usambara 72 Trauben pro Monat in der besten Jahreszeit (Dezember bis März), und beim Trocknen ergaben sie ein Drittel des Rohgewichtes an trockenem Mehl. Wahrscheinlich wird der Ertrag in den eigentlichen Bananenländern noch größer sein. Es wäre sehr interressant, darüber Zahlen zu erhalten. Über das andere spezifische Bananen-Gebiet, das Kondeland im Norden des Niassa-Sees fehlen mir genauere Notizen. Ich habe nur die Namen der Varietäten ingego, isege, ingens, ifumbe, kandjama, imbundja, ifubila, sassara, tıwıra, mboso, indifu, indiale erhalten können, von denen die zwei letzteren nicht zu Mehl ver- arbeitet werden sollen, also wohl Fruchtbananen sind. Auch im Östen des Niassa-Sees, bei den Matengo, scheint die Bananen- kultur für die Höhe der Landwirtschaft mit Bewässerung und Anbau von Rinden- stoffbäaumen mafsgebend gewesen zu sein. Leider hat Fülleborn in seinem großartig angelegten Werke die Kultur- pflanzen nur stiefmütterlich behandelt. Merensky sagt, daf3 man im Niassa- Land 7 Varietäten, Cross deren 20 kenne, und daf3 es sich meistens um Koch- bananen handele, die wie Kartoffeln zubereitet werden. Die Herstellung von Bananenwein scheint dort selten zu sein, Fülleborn gibt an, daß} er sie selbst nie sah. Am Kilimandjaro sind die Bananenhaine absolut vorherrschend. Zu ihrer Pflege hat man ein kompliziertes Bewässerungssystem eingerichtet. Bei dem zer- rissenen Gebiet mufS das Wasser meistens kilometerweit an den Hängen entlang- geführt werden, ehe es die Pflanzungen erreicht. Ein eigenes Wasserrecht hat sich dort herausgebildet. Man kennt die Sorten smshare, nanambo, famata, Ualı, mwengele, kumado, mbo, tarasa.. Mit den saftigen Bananenstämmen wird viel das Vieh gefüttert und getränkt. Auch in Usambara findet man noch Wasserleitungen, die aber heutzutage meist verfallen sind, offenbar weil keine einheitliche Autorität eingeborener Sultane dort mehr vorhanden ist,. seitdem die Herrschaft der Wakilindi-Sultane abgeschafft wurde. Wenn diese auch vielfach eine grofße Mifwirtschaft war, so machte sie doch eine zusammenfassende Herrschaft über die Eingeborenen durch Eingeborene möglich, und nur hierdurch ist die kompliziertere Landwirtschaft mit seßßhaftem Anbau und Bewässerung gewährleistet. An der Küste scheint früher die Banane eine größere Rolle als heute ge- spielt zu haben. Ibn Batuta schreibt 1331, dafß man in Mugdischu in Milch gekochte unreife Bananen viel gegessen habe und in Mombassa habe man sich hauptsächlich von Bananen und Fischen ernährt. Überall, wo die Banane die Hauptkultur ist, befindet sich die Bevölkerung in einem Zustand der Seßhaftigkeit, der bei der sonstigen halbnomadisierenden Hackwirtschaft der Neger unbekannt ist, überall bedingt sie auch ruhige politische und geordnete Verhältnisse und ein einheitliches Regiment. Diese Völker leben demnach auf einem weit höheren Stand der Staatsorganisation, die vielleicht andere früher auch hatten, aber verloren. Diese Seßhaftigkeit bedingt dann auch den Anbau von Bäumen, etwas sonst ganz unerhörtes bei Negern; ich meine des Rindenstoff-Ficus, den wir in Uganda, im Zwischenseengebiet am großs- artigsten ausgebildet sehen unter einem jahrhundertelangen strengen monarchischen Regiment, und den wir in dem Bananenland Mombuttu sowie in Konde wiederfinden. ge 56 Peer Das Zwischenseengebiet ist charakterisiert durch die Herrscherrasse der von Norden eingewanderten Watussi-Wahuma. Aber sie haben sicher nicht die Bananenkultur ins Land gebracht, sie waren und sind heute noch adelige Hirten, die sich nie mit Ackerbau befassen, sie brachten das dortige langhörnige Rind, aber keine Ackerbaupflanze mit. Nur die Heloten im Lande, die unterworfenen Ureinwohner, treiben Ackerbau, und es ist mit Sicherheit anzunehmen, dafs} sie die Landwirtschaft auch schon vor Ankunft der nordischen Eroberer sehr intensiv betrieben, daf3 sie besonders die Bananenkultur in einer ähnlichen Höhe wie heute besaßßen. Wir können also auch weiter uns den Schluß erlauben, dafß sie auch vor der Ankunft der Eroberer eine geordnete und ruhige Verwaltung und Friede im Lande hatten, denn ohne diese kann der Bananenbau sich nicht ent- wickeln. Wahrscheinlich haben sogar die Watussi ihre Verwaltungsorganisation von den Ureinwohnern ebenso wie deren Sprache übernommen und haben die Herrschaft an sich gerissen durch kriegerische Überlegenheit in der Zeit des An- sturms, durch den moralischen Einfluß, den sie als Viehbesitzer und deshalb nach Negerbegriffen als reiche Leute hatten, sowie nicht zum wenigsten, weil sie einer ethnisch höheren Rasse angehörten. Jedenfalls finden wir nur in den Bananenländern heute eine ruhige seßhafte Bevölkerung, die ihre Überlieferungen hat, und die sich unserer Verwaltung und unseren Ideen leicht anpafst, fast nur hier finden wir heute durch Generationen Sultane, die wirklich einen großen Ein- fluß auf weite Gebiete haben,*) und nur durch diese seßhaften Neger-Herrscher können wir hoffen, in absehbarer Zeit einen weitgehenden Einfluß auf die Völker zu bekommen, durch sie können wir in recht kurzer Zeit Kultur ins Land bringen, die Eingeborenen durch eine gerechte Verwaltung schützen und zugleich das Land zum Nutzen unseres Vaterlandes entwickeln und kommerziellen Zwecken dienstbar machen. Man sehe sich nur einmal an, was in den vergangenen zwei Dezennien im Bezirk Bukoba sich alles gebildet hat, wo die Eingeborenen auf Befehl der Herrscher große Kaffeepflanzungen zum Verkauf des Produktes an- legten und wo die Sultane aus dem Erlös sich schöne Häuser bauten, wo alles so ruhig und geregelt vor sich geht, wie in einem europäischen Staatswesen. Und das haben wir in letzter Linie dem Umstand zu verdanken, daß die Leute durch die Bananenkultur seßhaft sind und kräftige Häuptlinge haben. Darum schützt die Bananen und die Sultans-Autorität und haltet darauf, daf3 die Bananen nicht durch andere Kulturen verdrängt werden! Über die allgemeine ökonomische Bedeutung der Banane für das Wirtschafts- leben der Leute kann ich mich kurz fassen, besonders weil schon viel im vor- hergehenden erwähnt wurde. An der Küste handelt es sich um Obst für die Leute und um Herstellung von Mehl. Sehr ertragreich sind die Pflanzen hier nicht. Trotzdem wird ein *) Die mehr sporadischen Reiche, die durch Krieg und Unterwerfung entstanden, wie Uhehe, rechne ich nicht zu diesen seßhaften Reichen. == 57 ——— wenig ausgeführt. An »Bananen, frisch und getrocknet und deren Mehl« ward von der Küste ausgeführt: 190312748. Kilor im Wert von .. 115 Mk. 1904 ZUSSP n MN IHN AMTOO: .;; 1905 ZOLZIE Re u, # AOL), Also sehr wenig. Noch geringer ist die Einfuhr dieser Produkte: 1903 680 Kilo im Wert von . 37 Mk. 1904 Toon ss RE ae Er 1905 134 „) ” „ „ (a 15 „’ Man hat früher, verleitet durch utopistische Vorstellungen daran gedacht, aus Ost-Afrika ebenso wie aus anderen tropischen Ländern große Mengen von Bananen frisch oder als Konserve auszuführen, Dr. Kärger muflte aber die Erfahrung machen, daf} die Quantität und Qualität hier dazu nicht ausreicht. Die Ausfuhr der frischen Früchte nach Europa ist der langen Reise und der in Ver- hältnis zu anderen Produktionsländern teuren Frachtsätze wegen nicht möglich. Nach Hamburg sind 1905 z.B. eingeführt: von Madeira 917 Dz. im Werte von 20810 Mk. und von den Canarischen Inseln 18952 Dz. im Werte von 424 180 Mk., also zusammen fast für eine halbe Million.*) Wenn die westafrikanischen deut- schen Kolonien diesen Gewinn nicht vielleicht mitnehmen können, so müssen wir für unser Nationalvermögen darauf verzichten, denn von Ost-Afrika ist ein Export ausgeschlossen, trotz allem, was dafür geschrieben ist. Aufßßerdem scheint sich die kandierte Banane in Deutschland nicht recht einführen zu wollen. Daß das graue Mehl unserer Früchte in der Heimat sehr viel Anklang finden wird, glaube ich auch nicht.**) Wird außerdem in Usambara mehr erzeugt, als der lokale Bedarf ist, dann wird man .auf den Pflanzungen dafür immer Abnehmer finden, eventuell in Zanzibar, vorausgesetzt, daß das Mehl so billig ist, daß es mit dem Reis usw. konkurrieren kann. Die unreife Banane wird an der Küste und in Usambara viel mehr als Mehl denn als kartoffelartiges Gemüse konsumiert. In den Uferlandschaften des Viktoria-Sees aber fast gar nicht als Mehl, sondern nur als »Kartoffel« oder in Gestalt des vielgeliebten Bananenweines; Sorghum und Eleusine, die man dort baut, dienen in erster Linie der Bananenweinbereitung. In den Grasländern von Karagwe, Mpororo usw. tritt die Banane etwas hinter den Körnerfrüchten zurück, im Norden des Niassa aber bildet sie wieder das Hauptsubsistenzmittel der *) Nord-Amerika importierte jährlich 1878 für 2,3 Millionen, 1900 für 24,5 Millionen, 1902 für etwa 30,5 Millonen Mark an Bananen, besonders aus Centralamerika und Westindien (Costenoble Tropenpflanzer 1907, S. 293). Von den Canaren gehen monatlich fast 25 Dampfer nach England mit Bananen, Havaii exportierte 1904 etwa 15000 Trauben Bananen pro Monat. **) Vergl. auch Tropenpflanzer II 1898 S. 231. Eine nach Hamburg gesandte Probe war »unverkäuflich«, in Nordamerika wollte eine Firma erst 25000 Pfd. für Reklamezwecke haben, ohne diese sei an keine Einführung zu denken. Die graue Farbe des Mehles schreckt alle Interessenten ab. Leute, ebenso wie am Kilimandjaro, und im Kongogebiet, vielfach zusammen mit Mais. Man hört häufig die Ansicht, daf3 die Bananennahrung die Leute bequem, -— der leichten Kultur der Pflanze wegen —, und arbeitsunfähig —, des geringen Nährstoffgehaltes der Bananen wegen —, mache; demgegenüber ist aber nicht hoch genug einzuschätzen, dafs die Eingeborenen durch diese Kultur seßhaft und an: eine geregelte Verwaltung gewöhnt werden, und das ist für sie selbst und für das Allgemeinwohl von Ost-Afrika nicht hoch genug einzuschätzen, auch wenn sie eben ihrer Lebensweise wegen für den Dienst auf weitweg gelegenen Pflanzungen usw. ungeeignet sind. 2. Musa textilis Nee. Die Manillahanf-Banane gehört ebenfalls zur Schumann’schen Unter- gattung Zumusa und sieht der Fruchtbanane sehr ähnlich. Sie wird 6 Meter hoch, treibt Wurzelschößlinge, die langen Blatter sind unten etwas grau gefärbt und hart, die Hüllblätter der Blüten purpurrot oder pflaumenfarben, die etwas dreikantige Frucht ist grün, 7 cm lang und 2,2 cm dick, etwas gebogen und ungeniefbar. Eine Varietät mit schwarzen, kürzeren Früchten wird als var. amboinensis Mig. bezeichnet und findet sich auf Amboina, während die Pflanze sonst auf den Philippinen-Inseln heimisch ist. Sie wächst dort von den niederen Regionen an bis zur Grenze der Pinus insularis. Dort wird sie Abaca genannt, auf Mindanao kofo, in Amboina Aula abbal, im Malayischen Archipel /zsang utan. Ihr Produkt ist der bekannte Manilla-Hanf. Die Pflanze gann durch Schößlinge oder durch Samen vermehrt werden. Zwei Varietäten auf den Philippinen heißen nach Usteri Zndoc und saba. Costenoble (Tropen- pflanzer 1907 S. 297) gibt 8 Varietäten an namens: I. Samarong-puti, 2. Sama- rong-pula, 3. Samarong-iom, 4. isaroy, 5. qudıt, 6. saba, 7. Butuhan, 8. tindoe. Davon soll No. 1—3 recht unempfindlich gegen Trockenheit sein. Nach Amani haben R. R. Dr. Busse und ich von Java und Bombay einige Pflanzen eingeführt,*) die sich jetzt auf einige Hundert vermehrt haben, auch sind schon junge Pflanzen und hier gewonnener Samen davon abgegeben. Leider ist wie bei allen Bananen die Gewinnung der Faser eine recht mühevolle Hand- arbeit. Man behauptet zwar, daf3 drei geschickte Leute in ihrer Heimat auf den Philippinen ı2 Kilo pro Tag gewinnen können, aber das werden unsere Neger schwerlich fertig bringen. Die für Sisal und andere Agaven so brauchbaren Maschinen aber versagen anscheinend für die Banane. In Anbetracht der leichten und billigen Kultur der Agaven und der guten Gewinne, die man mit ihnen macht, glaube ich kaum, daf3 die Manilla-Banane hier in absehbarer Zeit eine ökonomische Rolle spielen wird, es sei denn, daf3 der Sisalhanf einmal sehr im *) Es scheint sich um zwei verschiedene Varietäten zu handeln, von denen bisher nur die erstere blühte und pfefferkorn-große Samen gab. Die zweite von Bombay hat am Stamm einen blaugrünen Wachsüberzug. Sie scheint mit Musa Bakeri verwandt zu sein (Zimmermann). Preise fall, und man dann dem ein klein wenig wertvolleren Manillahanf sich zuwenden wird. Im Ursprungsland wird er in primitiver Weise mit der Hand unter Zurhilfnahme einer Holzklemme extrahiert, das kann sich nur als Haus- industrie der Eingeborenen hier lohnen, und ob die kleine Maschine von Duchemin sehr viel mehr leisten wird, ist fraglich. Die von A. Zimmermann damit angestellten Versuche ergaben pro Mann kaum ı Pfund Fasern, die 20— 30 Pfennig wert sind, während der Mann fast 50 Pfennig Lohn be- kommt, so daf3 eine Rentabilität für europäische Unternehmer ausgeschlossen erscheint. Der Markt für Manilla-Hanf hat durch die Unruhen auf den Philippinen starke Störungen erlitten, die große Menge geht wohl nach Amerika und England. In Hamburg wurden von Manilla eingeführt: 1904 3052 Dz. im Werte von 161920 Mk. TOOSLTE06, "0.5; \ m 98180, Der Preis war 1905 41—45 &£ pr. To. (Hamburger Handelskammerbericht). Von den Philippinen sind 1885 — 432000 Ballen, 1895 — 832000 Ballen verschifft für rund 28 Millionen Mark. Soviel ich weiß, ging während des ameri- kanischen Krieges zeitweilig die Ausfuhr ganz bedeutend herunter. Jetzt soll die Produktion nach Einstein jährlich 100000 Tonnen sein. Costenoble (Tropenpflanzer .1907 S. 296) gibt an, dafs 1870 31426 Tonnen 1880 50482 s 1890 67 864 e: 1900 89438 „, exportiert sind. Der Wert der Exporte betrug 1903 90'/; Millionen Mark. 3. Musa Holstii K. Sch. und verwandte Arten. Die wilden afrikanischen Faser-Bananen, deren es eine ganze Anzahl verschiedener Arten gibt. Sie gehören ohne Ausnahme zur Untergattung Physocaulis Bak., die sich durch einen sehr dicken Stamm, durch die fehlenden Wurzelschößlinge. — die nur bei einigen Sorten selten auftreten — und durch große, unregelmäßig runde, schwarze Samen in den ungeniefßbaren Früchten er- kennen lassen. Es sind außer zwei indischen und einer javanischen folgende Arten bisher aus Afrika beschrieben worden: Musa ventricosa Melw. aus Angola. M. Schweinfurthii K. Schum. u. Warb. von Schweinfurth im Lande der Niamniam auf dem Baginse-Gipfel gefunden. M. elephantorum K. Schum. u. Warb. aus Kamerun, Yaunde-Station. Am Berg Boukollo im Grasland, dort dbeguannsoc genannt. M. Ensete $. F. Gem!, die bekannteste Art, die enset in Abessinien ge- nannt wird und dort in dichten Waldungen auf den Bergen wächst. Sie ist in Europa im Sommer in Anlagen oft zu sehen. Unter diesem Namen haben die Reisenden die wilden Bananen meist aufgeführt. So außer der oben erwähnten Art aus Niam-niam, noch Casati für Mombuttu, Emin für Gondokoro, Lori, Lur, Shuli und Madi, Grant für Uganda, wo sie massenhaft wächst, Emin für Unyoro, ich für den Ruwenzori, Karagwe für das Hochland westlich vom Albert-See und für Mpororo. Wieweit es sich hier um die echte Zrzsete oder um andere Arten handelt, kann nur durch Untersuchung von genügendem Material entschieden werden. Die » Ensete« heißt in Uganda und Unyoro Azfembe, bei den Lur -Zohde, den Shuli /afemme, den Madi z//o, auf Swahili ist der Name für alle wilden Bananen »zgomba mawvitu, Grant gibt noch den mir unbekannten Namen m'siguah an. M. Buchannti Bak. im Shire-Gebirge bis 600 m Meereshöhe. M. proboscidea Oliv. auf Bergen in Ukami. Wahrscheinlich gehört hier- her auch die am Kilimandjaro häufig vorkommende wilde Banane. M. Livinstoniana Kirk. aus dem »tropischen Ost-Afrika zw. 12° und 19" s. Br.« M. Hostii K. Schum., die wilde Banane aus Usambara mit sehr dickem Stamm und mächtiger Fruchttraube, welche dunkelbraun-violette Deck- blätter (Brakteen) der männlichen Blüten hat, die matambul der Einge- borenen. M. ulugurensis Warb. aus den höheren Teilen der Uluguru-Berge z. B. auf der früheren Pflanzung »Emin«, die kaum schlanker als die Sorte von Usambara ist aber grüne Brakteen hat. Sie wird in Uluguru kodse kosa, die Frucht #oja genannt.*) Wilde Bananen werden auch noch in Pare, bei Saadani unter dem Namen embir!, aus Unguu als mkosa, Usagara, vom Kungwe-Berg in der Nähe des Wami, erwähnt. Es scheint, als ob sie in allen Gebirgen des tropischen Ost- und West-Afrikas vorkommen in Arten, die sich sehr ähnlich sind. Die Einsendung von Photographien der Pflanze und von Spiritusmaterial der männlichen und weiblichen Blüten sowie der Früchte wäre sehr wünschenswert, um über die Ver- breitung der verschiedenen Sorten Klarheit zu schaffen. Aufser daf3 die harten Samen zum Schmuck der Neger benützt werden, kann man die knollig angeschwollene Basis der Stämme bei einigen Sorten essen, bei der Gurage-Sorte in Abessinien soll dieses Gericht sogar recht gut sein, auch die sonst ungeniefSbaren Früchte sind bei dieser Art eßbar. Die harten Samen scheinen oft Jahrzehnte im Boden zu liegen, denn wenn man hier in Ost-Usambara stellenweis alten Urwald schlägt, so erscheinen in wenigen Wochen in der neuen Lichtung massenhaft junge Pflanzen der wilden *) Die in Amani aus Samen, den Herr Moritz von Uluguru sandte, gezogenen Faser- bananen sind im Wuchs von denen aus Usambara kaum verschieden. Auch bleiben an den Fruchttrauben die trockenen Hochblätter sitzen, wie R. Schumann das von M. Holstii ab- bildet, und fallen nicht ab, wie Warburg es für 7. Ulugurensis zeichnet. Be 61 zu Banane — nicht der verwilderten —, die Kerne müssen dort lange geruht haben. Die meisten so entstandenen Pflanzen werden nicht groß, denn sie erfordern zum Gedeihen viel Feuchtigkeit, wenn sie nicht durch andere Pflanzen bald erstickt werden sollen. Der Teil der wilden Banane, welcher eine ökonomische Rolle spielt, ist ebenso wie bei der Manilla-Banane der sogenannte »Stamm« d.h. das stammähn- liche Konvolut von Blattscheiden. Aus diesem wird eine Faser gewonnen, die der der Manilla-Banane sehr ähnlich ist und auch fast so hoch bewertet wird. Aber bei beiden kann man nur die inneren Teile des Stammes verwenden, und die Fasergewinnung ist eine mühsame Handarbeit. Bei unserer Wildbanane kommt noch als Hindernis dazu, dafs die Pflanze nicht wie die Manilla-Sorte und andere Bananen sich durch Wurzelschößlinge vermehrt, sondern jedesmal aus Kernen heran- gezogen werden muß, und erst nach etwa drei Jahren ist sie schnittreif, was man an der Fruchtbildung sieht. Wenn man ferner bedenkt, daf3 der Bananen-Hanf kaum höhere Preise erzielt als der Sisal-Hanf, daß die Kultur der Sisal sehr bequem ist, daf3 es für die Gewinnung ihrer Faser vorzügliche Maschinen gibt und daf3 große Ländereien dicht an den Bahnen sich für Sisal eignen, während die Faserbananen nur auf beschränkten Gebieten, die viel unzugänglicher sind, fortkommen, so kann man sich nicht wundern, wenn es mit der Gewinnung der Bananenfasern nicht vorwärts geht- und wenn sie in europäischen Unternehmungen ohne weiteres der Sisalkultur schwerlich Konkurrenz machen werden. Die Bananenfasern bilden aber für die Eingeborenen für alle möglichen Ge- legenheiten ein wichtiges Binde- und Flechtmaterial, und wenn sie sich dazu bereit finden, — d. h. ihren wirtschaftlichen Nutzen dabei sehen —, die Faser als Hausindustrie zu gewinnen, dann wird es sich für europäische Unternehmer lohnen, sie aufzukaufen und auszuführen. Dies ist aber wohl kaum eher zu er- warten, als bis die Eingeborenen das Land enger besiedelt haben und arbeiten müssen, wenn sie leben wollen, und wenn sie mehr Steuern bezahlen müssen oder mehr Bedürfnisse befriedigen wollen, als sie heute haben; oder aber wenn wir im Lande einen Stand von selbständigen Kleinbauern haben, die höher als unsere meisten Neger stehen, wofern diesen das Arbeiten durch ihre eigenen Sul- tane nicht wie bei Bukoba zur Pflicht gemacht wird, oder wenn ein anderes eth- nisches Element als Kleinsiedler sich hier etabliert hat, wie es z. B. in manchen Kolonien (Reunion, Mauritius) die südindischen Kulis aus Madras sind, von denen viele nach Ablauf ihrer Arbeits-Verträge im Lande sich als wertvolle Ackerbürger sefhaft machen. Im Jahre 1904 wurde etwas Reklame für den Bananenhanf gemacht, der mit 550—650 Mk. pro Tonne geschätzt wurde, man berechnete, daf3 der Bananen- Hanf in Daressalam auf ca. 25,20 Mk. pro Dz. zu stehen käme und damals in Bremen 55—65 Mk. kostete, daß der Bananenstamm durchschnittlich 125—250 / Gramm Hanf liefere, demnach der Hektar mit 9000 (?) Stämmen 22'/, Zentner ers Fasern geben würde;*) aber das Unternehmen kam nicht zustande. Wenn man jedoch damals nicht die viel bequemere Sisal-Kultur gehabt hätte, so zweifle ich nicht, daf3 die Kultur der Bastbananen ernstlich begonnen wäre, man würde zwar zu- erst bei der Entfaserung im Großen schlechte Erfahrung mit der Neger-Hand- arbeit gemacht haben, aber sicher hätte die Maschinen-Industrie bald die Ab- hilfe geschaffen. Aber das bessere ist des Guten Feind, und solange die Sisal- Industrie blüht, wird die Bananen-Kultur wenig Gegenliebe finden. Neuerdings hat Krupp A.-G. Grusonwerk nach Angaben des Herrn H. Boeken eine neue Maschine zur Aufbereitung der Bananenfasern konstruiert, die 1908 in Ost-Afrika praktisch geprüft werden soll. Die aus Deutsch-Ost-Afrika ausgeführten Mengen von »Manilla-Hanf«, so wird der Bananen-Hanf in unserer Zollstatistik genannt, ist denn auch sehr ge- ring gewesen. 1903 56 Kilo im Werte von 83 Mk. 1904 279 33 „, „) 2 141 „’ 1905 O0, „„ 3» »» O5 *) Sısal gibt pro Hektar jährlich etwa ı Tonne = 20 Zentner Fasern, deren Gewinnung aber sehr viel einfacher ist. Obige 9000 Stämme pro Hektar werden auch nie zu erzielen sein. Ill. Die Orangen und Zitronen. 1. Citrus sp. Die Orangen- und Zitronen-Arten, Agrumen, sind botanisch ein recht kompliziertes Kapitel, es ist schwer, die zahllosen Kulturarten in ein natürliches System zu bringen, besonders, wo man noch nicht ganz einwandfrei die Variations- breite der wilden Arten kennt. Während man sich früher an die Einteilungen von Brandis, J. D. Hooker und A. de Candolle hielt, haben später die Untersuchungen von Bonavia, Oberstabsarzt in der indischen Armee, so viele neue Gesichtspunkte gebracht, daß Engler in den »Natürlichen Pflanzenfamilien« 1897 eine neue Einteilung aufstellte, von der ich einen Auszug der Besprechung der bei uns vorkommenden Arten voraufgehen lasse. Die wichtigsten neueren Resultate sind z. B., daf3 die bisher ‘für konstant angesehenen Merkmale der Trennung von Orangen, Zitronen und Pampelmusen es nicht sind, daf3 die sülen Orangen nach der Meinung von Bonavia nicht von den bitteren abstammen und daß die Pampelmuse nur eine Varietät der süßen Orangen ist. Die Be- obachtungen von Bonavia ergeben eine große Konstanz der aus Samen ge- zogenen Rassen, wogegen Engler den hybriden Ursprung einzelner Sorten nicht für ausgeschlossen hält. Er teilt die bislang bekannten Formen wie folgt ein: Sektion I. Pseudaegle Migu., dahin Citrus trifoliata L. mit dreigeteilten Blättern, ein kleiner Strauch aus Japan, der in Süd- und Mittel-Europa im Freien gedeiht, bei uns aber nicht vorkommt. Sektion II. Zxcitrus Engl, mit einfachem, am Blattstiel oft geflügeltem Blatt. Citrus australis Planch., aus Queensland, mit ı cm langen Dornen, sehr kurzem, nicht geflügeltem Blattstiel und kugligen Früchten von 3—4 cm. C. australasica F.v. Müller. In Ost-Australien, ein kahler Strauch mit langen dünnen Dornen, der für uns nicht in Betracht kommt. C.nobilis Lour. Die Mandarine, Kauchin, Strauch oder kleiner Baum mit kurzen, kaum geflügelten Blattstielen und lanzettlichen, schwachgekerbten Blättchen, mit in Büscheln stehenden weißßen Blüten, nur wenig vereinten Staubfäden, etwas niedergedrückten, fast kugeligen, glänzenden, dunkel- orangefarbenen, 9—Iofächerigen, süßen Früchten von 5—6 cm Durch- messer mit roter Pulpa; aus Cochinchina oder China stammend, auf den Sundainseln und in Südeuropa kultiviert, gedeiht er nur in Gegenden, die vor Kälte und Wind geschützt sind. C. Aurantium L. Baum, seltener Strauch, mit meist hellgrünen Schößlingen, weilSen, meist zwittrigen Blüten und meist kugligen oder etwas nieder- gedrückten, meist orangefarbenen 8S—ı2fächerigen Früchten von sehr verschiedener Größe, die mitunter verkehrt eiförmig sind oder einen zitzenförmigen Fortsatz haben. Subspecies: amara L. (karna im westlichen Vorderindien, zastın im süd- lichen Indien, zaran) arabisch, arancıo oder melangolo forte italienisch, bigaradier französisch, bztter oder Seville Orange englisch, Pomeranze deutsch, (C. Bzgaradia Duh.), mit tief dunkelgrünen, sehr aromatisch riechenden Blättern, mit geflügeltem Blattstiel und eiförmigen bis läng- lichen, stumpfen oder spitzen Blättchen, mit weißen, stark wohlriechenden Blüten, kugeligen Früchten mit sehr aromatischer bitterer Rinde und saurer Pulpa. Wahrscheinlich in Südasien (Cochinchina) heimisch. Subsp. Bergamia Wight u. Arn., die Bergamotte, mit kleinen, süßlich riechenden Blüten, kugeligen oder birnförmigen, glattschaligen, blafs- gelben Früchten mit angenehm säuerlicher Pulpa. In Südeuropa und Westindien kultiviert; kommt für uns nicht in Betracht. Subsp. Khatta Bonavia. (khatta, kharna in Östindien), mit blaßgrünen Schößlingen mit tief dunkelgrünen, nicht riechenden Blättern, unge- flügeltem, nur schmal berandetem Blattstiel, eiförmigen, gesägten Blättchen, mit großen außen rötlichen, schwach riechenden Blüten, glatten oder warzigen, runden oder eiförmigen, meist am Ende zitzenförmig ausge- zogenen dickhalsigen Früchten mit saurer orangefarbener oder blafßs gelb- orangefarbener Pulpa. Bisweilen kommen auf demselben Baum in der trockenen Zeit glatte, in der feuchten runzelige Früchte vor. Hierher gehören wahrscheinlich die Var. Gugul Engl. (gulgul, kuthatrie, nımboo, jack-nimboo, rus-kaukur in Indien) mit eiförmigen, bisweilen 20 zu 30 cm messenden, vielfach gefurchten Früchten, die 2 cm dicke Schale haben, deren innerer Teil schwammig ist. Subsp. sinensis Gall. (arancio dolce, portugallo italienisch, oranger fran- zösich, Malta- oder Portugal-orange englisch, Apfelsine deutsch); (Cz/rus Aurantium var. dulce L.), Baum mit meist blaßgrünen Sprossen, schwach aromatischen Blättern mit geflügeltem Blattstiel, mit grofsen weißen Blüten, meist kugeliger, selten eiförmiger oder birnförmiger, orangefarbiger selten gelber Frucht mit im reifen Zustand süfser oder schwach säuerlicher Pulpa und dichtanliegender Schale. Nach der Meinung einiger Autoren von der Pomeranze abstammend, wahrscheinlich aber eine selbständige Unterart. Varietas sanguinea Engl!., mit blutrot gestreifter oder ganz blutroter Pulpa, die Blutorange. Var. Bandir (bandir in Tanjore, sweet-lime englisch) mit gelblich-orange- farbener Schale und blafs-orangefarbener, schwach-säuerlicher Pulpa. Var. decumanna (L.) Bonavia. (Pompelmoes holländisch, skaddock, pommelo englisch, pumli-mas, pumpeli-mas, bambuli-mas, bompart-massa, pampart- panasa, amilbed in Östindien, jambole in Ceylon, Adamsapfel, Pampel- muse deutsch) mit zuletzt kahlen oder dauernd weich behaarten Sprossen, Blattstiel breit geflügelt, länglich eiförmige, häufig ausgerandete Blättchen, mit kugeligen, eiförmigen oder birnförmigen, aufen weifsen, fleischfarbenen oder roten, auch gelben oder rotwangigen kleinen oder grofsen Früchten, mit oft sehr dicker, manchmal auch dünner Schale und herber, saurer oder süßer Pulpa. Einzelne Früchte oft 3 Kilo schwer. Die Varietät ist wahrscheinlich auf den Malayischen Inseln entstanden. Subsp. Jjaponica Hook. (kin-kan, kin-kits, kumguot, kumkwat, kin-kü) niederer Strauch mit kantigen Zweigen, schmal keilförmigen, geflügelten Blättchen und länglich-lanzettlichen, spitzen oder stumpfen, am Rande schwach gekerbten, 21/»—5 cm langen Blättchen, mit kleinen, einzeln oder büschelweis in den Blatt- achsen stehenden Blüten, mit etwa 20 Staubgefäfen, mit oft nur 1» cm großen kugeligen oder eiförmigen, 5—6-fächrigen Früchten, die mit ihrer Rinde roh oder in Zucker eingekocht gegessen werden. Wohl in China oder Cochinchina heimisch, in Japan viel kultiviert. Var. globifera Engl. mit kugeligen Früchten, Sxbvar. spzinosa mit Dornen, Subvar. madurensis ohne Dornen. Subvar. Margarita mit eiförmigen, bisweilen taubeneigrofSen Früchten. Subsp. Suntara Engl. (bigaradier chinois nach Risso. Suntara Orange englisch, surgZara). Kleiner, schwacher Baum mit oftkleinen, stark riechenden Blättern, mit schmal geflügeltem keilförmigen Blattstiel und lanzettlichen Blättchen, mit kleinen weißen Blüten und flachkugeligen bis birnförmigen, bisweilen ganz glatten, bisweilen warzigen, orangegelben bis krebsroten Früchten, deren Schale locker aufliegt, und mit schwach-saurer oder süßer Pulpa. Erst vor 300 Jahren in Nordwest-Indien bekannt geworden. Von den vielen Varietäten sind die sauersten die surkh-nimber, hasara, kum- guet, die süßeste die Autwal-Orange. Subsp. Keonla Engl. (keonla, falsche Mandarine) mit meist ungeflügeltem Blattstiel, länglichen, ausgerandeten und gekerbten Blättchen, mit roten, nur in ganz reifem Zustand efßbaren Früchten. Die Var. Naringhi reift früher als die anderen, und die Var. Reschmzi zeichnet sich durch flache, mit vielen Furchen versehene, tomatenähnliche Früchte aus. Subsp. Fambiri Engl. (jamir, jambhiri, etc. in Östindien) mit Blättern wie die vorige, mit meist zitzenförmig endenden, glatten oder warzigen, zitronengelben bis orangefarbenen, sauren, nie süßß werdenden Früchten. Stuhlmann, Beiträge zur Kulturgeschichte von Ost-Afrika. 5 Citrus Medica L., die Zitrone im weitesten Sinne. Strauch oder kleiner Baum mit meist rötlichen Sprossen, kahlen Blättern, mit männlichen und zwittrigen, meist rötlichen Blüten, mit kugeligen, eiförmigen oder läng- lichen, meist zitzenförmig endenden Früchten. In Nord-Indien einheimisch. Subsp.genuina Engl.,die Cedrat-Zitrone, Cedro, Frutta majo in Östsicilien, mit meist ungeflügelten Blattstielen, länglichen gesägten oder gekerbten Blättern, länglichen, oft mit Längs- und Querfurchen versehenen oder warzigen, gelben, dickschaligen Früchten mit dicker, süßlicher Innenrinde und feh- lender oder schwach entwickelter saftarmer Pulpa. Var. Tu rung Bonavia mit saurer Pulpa Var. Madkhunkur Bonavia mit süß- licher Pulpa. Die Var. Chhangura mit am Ende mehr oder weniger freien Carpellen und ohne Pulpa, ist eine Monstrosität. Subsp. Bajoura Bonavia (Cedro italienisch, Cedratier französisch) mit dünnschaliger Frucht und dickererer, saftreicherer saurer Pulpa, die Blätter sind meist am Grunde mehr eiförmig. Hierher auch Var. Riversiz (River's Bijou Lemon), kahler Strauch mit wenig Dornen, ungeflügelten Blattstielen, elliptischen, gesägten Blättern, kugligen, 2/»—4 cm dicken Früchten, von den Azoren nach England eingeführt. | Subsp. Limonum Hook. (Limone italienisch, Zzmomier, Citromier fran- Var. Var. Var. Var. Var. Var. zösisch, Czfrone deutsch) mit berandetem oder schwach geflügeltem Blattstiel, mit gelben, sehr dünnschaligen Früchten und sehr saftreicher saurer Pulpa. Limetta Engl. (sherbetea in Ostindien) mit grünen Schößlingen, wei- ßen Blüten und süßen Früchten. Bonavia glaubt, daf die süße Li- mone (ndimu tamu der Swaheli) direkt ein Abkömmling der süßen Ci- trone sei, Engler aber hält sie für eine Kreuzung zwischen C. medica und C. Aurantium. vulgaris Risso, (Malta Limone, korna nimboo in Ostindien), stets mit ungeflügeltem Blattstiel, mit kerbig gesägtem oder gekerbtem Blatt- spreiten, meist eiförmigen anfangs blaßgelben dann dunkler gelbenen Früchten. Lumia Engl. (kalan-khagsi in Östindien) mit grünen Schößlingen, hellroten Blüten und süßen Früchten. gigantea Engl. (gulgul in Östindien) mit 7—8 cm dicken, eiformigen Früchten. nepalense Engl. (nepalu-nimboo in Östindien) mit mehr oder weniger kugligen blaßgelben Früchten mit saurer, meist samenloser Pulpa. gungolia Bonavia, mit keilförmigem, geflügeltem Blattstiel, eiför- migen oder birnförmigen, hartschaligen, bräunlichgelben Früchten mit saurer Pulpa. Citrus histrix D. C. mit eiförmigen oder elliptischen oder lanzettlichen Blättchen, welche ungefähr so groß, bisweilen größer oder kleiner als der sehr breitgeflügelte Blattstiel, mit kleinen Blüten und kugeligen oder eiförmigen Früchten; auf den Inseln des indischen Archipels und auf Timor. Subsp. acida Bonavia. (Lima in Ceylon, /ime englisch, Zemon-nipis ma- layisch), mit geflügelten Blattstielen, welche mehrmals kürzer als das ovale Blättchen, in den Blüten oft nur vier Blumenblätter, mit kugligen oder eiförmigen Früchten, mit blasser saurer Pulpa.. Vier Varietäten in Indien, von denen patz-nebu kleine kuglige Früchte, kagugr-nebu, kaghasi-nımbu (»Papier-Limonelle«) kleine längliche Früchte mit dünner Schale haben; kamarali-nebu ist eine grofßsfrüchtige Sorte. Sehen wir uns nun nach dieser botanischen Orientierung, die in Ost-Afrika vorkommenden Sorten und ihre vermutliche Geschichte an: 2. Citrus Aurantium amara. L. Die bittere Orange, Pomeranze. Im Küstenland — z. B. massenhaft im Hinterland von Tanga, in Bondei, bei Lewa, in den Usambarabergen — findet man Bäume mit bitteren Orangen. Hier bei Amani stehen eine ganze Menge solcher Bäume an Plätzen, wo früher einmal eine Niederlassung der Eingeborenen war. Sie sind so häufig, daß einige Reisende (z.B. Dr. Baumann) sie für wild und einheimisch hielten. Andererseits hört man von sorgsamen Beobachtern die Mei- nung vertreten, daf es aus Samen sülser Orangen entsprungene Wildlinge seien. Es ist dies nicht so ohne weiteres von der Hand zu weisen, und jemandem, der an unsere heimischen Obstsorten denkt, liegt der Gedanke nahe, dafS aus Kernen gezogene Nachkommen von guten Sorten in eine Urform zurückschlagen. Und bei der Orange wendet man ja im Mittelmeergebiet auch meist Veredelung an, aber besonders aus dem Grunde, weil man Pflanzen von der viel klimahärteren bitteren Orange oder der Zitrone als Unterlagen nimmt, die gepfropft auch rascher Früchte geben sollen, als wurzelechte Pflanzen. Genaue Beobachter wie Gallesio betonen, daf3 in einigen Orten von Südeuropa alle Orangen ohne Pfropfung aus Samen gezogen würden, und das nie aus den Kernen einer süßen Orange eine bittere Tochterpflanze und ebenso umgekehrt entstände, daß vielmehr die beiden Varietäten ganz getrennt seien. Gallesio hat selbst 60 Jahre lang Versuche in dieser Hinsicht immer mit demselben Resultat gemacht. Ebenso gibt Brandis in seiner »Forest Flora of N. W. und Central-India« an, daß die süfen Orangen der Kassia-Berge, die hauptsächlich den Markt von Calcutta versorgen, alle nur aus Samen ohne Pfropfung gezogen seien. Allerdings wird man, wenn eine be- stimmte der zahllosen Varietäten der süßen Orangen erhalten werden soll, seine Zuflucht zur Pfropfung nehmen müssen. Bei Sämlingen aber scheint immer wieder aus den Samen der süßen Orange der Typus der süßen Orangen zu entstehen, ebenso der bittere aus den Samen der bitteren Orange. Dagegen werden aller- dings aus Guadeloupe und Caracas Angaben gemacht, daf3 aus den Kernen der süßen Sorte Rückschläge zu bitteren entständen. Aber die Versuche von c*® J Gallesio sind durch lange Zeit und von einem sehr gewissenhaften Beobachter systematisch gemacht. Bonavia spricht genau dieselbe Meinung aus und macht noch speziell darauf aufmerksam, daf3 man über die Angaben aus Süd-Amerika nichts genaues wisse, besonders nicht über die Personen, die Versuche anstellten. Solange durch exakte Züchtungen nichts anderes bewiesen ist, mufl3 man einst- weilen daran festhalten, daf3 die süße und bittere Orange Unterarten sind, die jede für sich ihre Haupteigenschaften durch Kerne auf ihre Nachkommen über- tragen, dal man aber zur Erzielung besonderer Varietäten seine Zuflucht ebenso zur Pfropfung nehmen muß, als wenn man auf klimahärtere Unterlagen von Bitter- orangen oder Zitronen Reiser der süßen Art oder Mandarinen aufpfropft. Wir müssen demnach auch annehmen, daf3 die Bäume von bitteren Orangen, die sich hier so massenhaft an alten Kulturstätten finden, aus den Samen von ebensolchen entstanden sind. Aus Samen der hiesigen süßen Früchte erhält man eine weniger geschmackvolle süße Orangensorte, soweit ich gehört habe.*) Es fragt sich nun, zu welcher der eingangs aufgezählten Formen die hiesigen bitteren Orangen gehören. Es kann sich da nur um die Var. amara, um Var. Khatta oder um eine Varietät von szzensis handeln. Unsere bitteren Orangen, von denen u.a. etwa zwanzig hier in Amani in meinem Garten als Überrest des alten Negerdorfes Kiyumba stehen, sind schmächtige Bäume, die durch mangelnde Pflege seit sehr langer Zeit recht gelitten haben. Die Blätter sind dunkelgrün, ohne Stiel 1I—ı2 cm lang, 5'/a—8!/s cm breit und länglich eiförmig, zugespitzt, am Rand leicht gekerbt. Der Blattstiel ist an dem- selben Baum teils ganz schmal gerändert (ca. I mm jederseits), teils bis 6 mm jederseits geflügelt. Die Blätter riechen frisch am Baum kaum merklich, beim Reiben aber haben sie einen sehr ausgesprochenen, aromatischen Geruch, der bedeutend stärker ist, als der von den Blättern der hier wachsenden, aus Neapel importierten, süßen Orangen. In den Blattachsen stehen kleine Dornen.**) Die jungen Schößlinge sind ganz hellgrün. Die Blüten sind groß, schneeweif3 und duften sehr stark. Die Bäume setzen sehr reichlich Früchte an, die rund, etwas niedergedrückt, oben und unten leicht eingezogen sind. Ihr Durchmesser be- trägt etwa 6—71/s cm. Die ziemlich dicke und unterseits filzige Schale ist lange grün und nimmt allmählich eine grünorange Farbe an, um endlich am Baume intensiv rotorange zu werden. Ihre Oberfläche ist etwas runzelig, dadurch, dafs die Öldrüsen vertieft liegen. Die Schale ist sehr aromatisch und sehr bitter, die Pulpa blaflorange (aber dunkler als die hiesige süße Sorte) und von einem aus- geprägt saurem, nur wenig bitterem Geschmack. Es sind in ihr viele Kerne enthalten, die auf dem Durchschnitt weiß sind. Es scheint aber auch hier mindestens zwei Rassen der bitteren Orange zu *) Eingeborene behaupten, »wenn ein guter Mensch Kerne der süßen Orange pflanze, so gäbe es Bäume mit süßen Früchten, ein schlechter Mensch mit »schlechter Hand« erziele aber bittere Früchte«. (!!) **) Eine seltenere Varietät hat viel längere, schlanke Dornen und breiter geflügelte Blätter. geben, wenigstens findet man einige Bäume mit gröfseren, rauheren Früchten mit dicken orangefarbenen Schalen und andere mit kleineren Früchten, deren Schale dünner, glatter und gelblicher ist. Vielleicht sind es aber auch nur Standortseinflüsse, die hier zu Tage treten. Eingeborene sagten mir, die Bäume an feuchterem Standort hätten größere, rauhere Früchte. Diese Form hat also etwas mehr aromatische Blätter als die süße Orange. Die Var. Khatta soll ganz geruchlose Blätter haben, auch keine geflügelten Blattstiele besitzen. Ich kann demnach unsere bittere Usambara-Orange nur als eine Form der C. Aurantium amara ansehen. Etwas abweichend von der südeuropäischen »Pomeranze« scheint die unserige allerdings zu sein, denn ihre Blätter sind schmäler geflügelt als das für jene in Moeller und Thoms’ »Realencyclopaedie der Pharmacia« abgebildete, auch scheint die Schale noch bitterer als bei der europäischen zu sein. Es ist also wohl eine Untervarietät. Die bittere Orange ist wild am Fufle des Himalaya, in Kassıia, Ghawal, Sikkim gefunden. Es kann keinem Zweifel unterliegen, daf3 ihre botanische Heimat Südasien, und wahrscheinlich der Südhang des Himalaya ist. Das klassische Altertum kannte weder die bittere noch die süße Orange,*) das Land, »wo die Zitronen blühn, im dunkeln Laub die Goldorangen glühn«, hat diese jetzt dort ganz charakteristischen Bäume erst im Mittelalter, besonders zur Renaissance Zeit erhalten. Die Pomeranze soll erst im Jahre 912 n. Chr. nach den Angaben von Massud und Makrisi aus Nordindien durch die Araber nach Oman-Maskat gebracht sein. Von dort. verbreiteten die Araber sie über Basra nach Syrien und Nord-Afrika. Seit 1002 ist sie während der Zeit der arabischen Okkupation in Sicilien gebaut. Die Kreuzzüge verbreiteten sie dann weiter, 1336 wird sie aus Nizza, 1340 aus Venedig erwähnt. Aber süße Orangen waren damals dort noch unbekannt. Nun spricht sehr viel dafür, daß, — wenn auch die Stammpflanze in Nord- indien wild und heimisch ist —, sie auch weiter östlich, etwa in Südchina, in Kultur genommen wurde, oder dahin sehr früh von Indien als Kulturpflanze gekommen sein muß. Wir wissen, dafs die Araber in Südchina grofie Handelsniederlassungen hatten, daf3 Kanton damals dem Fremdenverkehr etwa seit dem 3. Jahrhundert geöffnet war, daf3 758 die vereinigten Araber und Perser Kanton angriffen und plünderten, aber es ist nicht wahrscheinlich, dafl sie da- mals die bitteren Orangen aus China holten und von dort weiter verbreiteten. Denn das chinesische Wort für sie ist nicht verbreitet worden, sondern das indische. Die Araber werden sie also aus Indien erhalten haben. Diese Sorte wird heute in Indien nicht so viel kultiviert wie in Südeuropa, wo man sie zur *) Ich höre allerdings, daß auf den antiken Fresken des Hauses des Augustus und der ivia in Rom (fuori Prima Porta) Bäume abgebildet sind, die nach dem Laubwerk und de Livia R fi P Porta) B bgebildet sind, d hd Laul l ıd den gelbroten Früchten allgemein für Orangen gehalten werden müssen. Ob es sich wirklich um solche handelt, mögen Fachleute entscheiden. Veredelung und besonders zur Gewinnung der Pomeranzenschalen und des Neroli- Öles gebraucht. Ihr Sanscritname ist wie der der viel später bekannt gewordenen süßen Art nagananga, die heutigen Indier haben, wie es scheint, keine besonderen Namen für diese dort wenig gebaute Art, wenigstens gibt Watt keine an. Die Araber nennen sie zaranj, die Perser narang, woraus dann die europäi- schen Namen entstanden sind, indem die Italiener zaranzz, arangt, auch melangolo, (stellenweis auch cedrangolo), das mittelalterliche Latein aranczum, arangium, aurantium sagte. Unser Wort Pomeranze ist Poma aurantii. Die verschiedenen Ausdrücke, die im Sanscrit sonst noch für die Orange gebraucht werden, sollen sich auf die Farbe, den Geruch, die saure Beschaffenheit z. B. (danta catha den Zähnen schäd- lich) beziehen, aber nie auf die Süße. Es ist demnach anzunehmen, daf3 damals die süße Orange auch in Indien unbekannt war, dafS diese zur Zeit, als die Araber die bittre von dort aus verbreiteten, in Indien noch nicht existierte; denn wie soll man sich vorstellen, dafß man gerade die ungenief3bare, damals nur medizi- nisch gebrauchte Art in andere Länder überführte, wenn man die süße hätte haben können? Bekannt ist nun auch, dafs die bittere Orange, vordem sie von den Arabern nach Maskat gebracht wurde, schon an der östlichen Küste des persischen Golfes und in Persien bekannt war. Andererseits aber weifß man, daf3 sowohl Leute aus Südarabien (v. Muza dem heutigen Mokka) und aus dem persischen Golf (Shiras) als Kolonisten nach Ost-Afrika gingen, jedenfalls letztere im 10. Jahrhundert Mugdischu und Kilwa gründeten, und daf3 vorher und nachher fortwährend Kolo- nisten aus diesen Ländern hierher kamen und zwar als wirklich dauernd sef3hafte Ansiedler, nicht nur als Händler wie die Indier. Da ist ziemlich sicher, daß diese Leute von den Küstenländern des persischen Golfes die bitteren Orangen hier einführten zu einer Zeit, als die Kolonisationsunternehmungen aus diesen Ländern hierher sehr rege waren und als es bei ihnen selbst noch keine süflen Orangen gab. Wir wissen ferner, daf diese Leute sich viel mit den Negern mischten, daf3 sie auch ins Innere gingen z. B. nach dem bekannten Zimbabye, das wahrscheinlich unter ihrer Leitung gebaut wurde. Diese Leute, die die bittere Orange auch zaran; nannten, werden sie hier eingeführt haben und zwar aller Wahrscheinlichkeit nach zwischen dem 9. und 12. Jahrhundert.*) Diese bittere Orange heißt nun in dem Tanga-Hinterland mzdaranzı, mdansit, die Frucht daxsz, und ich nehme an, daf3 dies Wort eine Verdrehung aus zarany ist. Anders wird sie hier auch mchungwa mkali (in Usambara mchusa) oder chungwa ya kipemba genannt, woher dies Wort kommt, ist schwerer zu sagen. Chungu heift bitter und es liegt sehr nahe, daf3 man die Früchte »die bitteren« nannte, weil damals ja die süfen Orangen hier noch unbekannt waren. Krapf gibt an, daß? man auch sagt chungwa la kinanzi, allerdings für die von Zanzibar nach *) Ganz kleine, bittere Orangen beschreibt Moller unter dem Namen szwcamba von San Thome. Vergl. auch die von Schweinfurth in Abessinien gefundenen bitteren Orangen. Mombassa eingeführte süße Orange, dies wäre dann eine Zusammenstellung von »Bitterfrucht« und des arabisch-persischen Wortes für die Orange. Und später, als die süße Orange eingeführt wurde, behielt man für die ja ganz ebenso aus- sehenden Früchte und Bäume den Ausdruck der Bitterfrucht bei und nannte die wirklich bittere zum Unterschied chungwa mkali d.h. die »scharfe«. Aus einer Bemerkung in Krapf’s »Dictionary« glaube ich schließen zu können, daß es zur Zeit seiner Anwesenheit im Mombassa, also in den 40er Jahren dort noch keine süßen Orangen gab.*) Nehmen wir dies alles zusammen, so erklärt sich auch, warum die bittere Form weiter im Innern verbreitet ist, und die süße dort und meist an der Küste ganz fehlt oder erst neuerdings eingeführt wurde. Wir können ferner auch ziem- lich sicher annehmen, daf3 überall, wo im Inneren diese bittere Orange wächst, früher eine Kolonisation der Perser (vielleicht auch der Araber) oder doch intensive Beziehung mit ihnen stattfanden. Und weit gingen diese Beeinflussungen hier jedenfalls nicht, denn die Pomeranze kommt westlich von Usambara wohl kaum mehr vor. Hier ist sie aber meines Wissens recht ausgiebig vertreten, im Hinter- land von Daressalam in Usaramo ist sie zwar auch stellenweis, ich kann mich aber nicht erinnern, sie so häufig wie in Usambara gesehen zu haben. Wie weit sie im Hinterland von Kilwa und Lindi vorkommt, weif3 ich nicht. Verwandt wird die Frucht. wenig, die Neger essen sie kaum, brauchen höchstens den Saft wie Essig oder Zitronensaft. Aus den bitteren Orangen kann man, wenn man die Kerne entfernt und nur höchstens ein Viertel der feingeschnittenen Schale nimmt, sowie das Fleisch mit Zucker auskocht, eine ganz gute Orangen-Marmelade bereiten. Diese bittere Orange, oder vielmehr ihre stark saure Pulpa hat eine sehr merkwürdige und recht wichtige wirtschaftliche Bedeutung bei uns erlangt. Sie wird in riesigen Massen zur Koagulation des Kautschuks von Manzhot Glasiovii verwandt, indem der Stamm dieses Baumes mit einer halbdurchgeschnittenen Bitterorange eingerieben wird, bevor man den Milchsaft darüberfließen läßt. Für den Beginn der Kautschuk-Pflanzungen reichte das hier erhältliche Ouantum Orangen für den Bedarf aus, bald fingen die Plantagen sogar an, sich selbst diese Orangen zu bauen, aber lange ging das nicht mehr, als diese Industrie sich ausdehnte, mufste man zu anderen Koagulationsmitteln greifen. Aber welche Mengen der Bitterorangen im Bondeilande und Umgegend wachsen, kann man daraus ermessen, daf einzelne Pflanzungen täglich von den Eingeborenen 50 bis 75 Kilo davon kauften. Das Mittel ist immerhin noch ziemlich teuer, was aller- dings dadurch ausgeglichen wird, daf3 die Neger recht gerne mit den Orangen beim Kautschukzapfen arbeiten und deshalb täglich viel Kautschuk einbringen. Um die Kosten der Orangen wenigstens teilweise zu decken, wurde daran ge- dacht, die Schalen derselben zu verwerten, aus denen bekanntlich in Südfrank- *) In Dragendorff: »Heilpflanzen« finde ich, daß die Pomeranze in China CA’ang heißt. reich und Italien das Bigarade-Öl mit 2'/, %/, des Schalengewichtes gewonnen wird. Auch werden die getrockneten Schalen als Pomeranzenschalen verkauft, aus den jungen Trieben und den unreifen Früchten wird das Petitgrain-Öl ge- wonnen, die Blätter werden als Folia Aurantii verkauft und aus den Blüten wird das wertvolle Neroliöl oder Nafaöl gewonnen. Hier auf den Pflanzungen als Nebenprodukt die ätherischen Öle durch Aus- quetschen auf einem Schwamm herzustellen wird zu kompliziert und kostspielig sein, als daf$ man die süditalienische Konkurrenz aufnehmen könnte, wo davon jährlich für etwa 10—ı5 Millionen Frances (alle Agrumenöle zusammen) ausge- führt werden, von denen in Hamburg allein jährlich für 120000 Mk. zur Einfuhr kommen. Die Destillation gibt aber ein minderwertiges Produkt. Man wird jedoch an die Gewinnung der Pomeranzenschale denken können, die sich ohne Apparate und mit wenig Arbeitskräften herstellen läßt, wenn man die Früchte vor dem Gebrauch bei der Kautschukbereitung in ganz feinen Spiralstreifen abschält und die Schale dann im Schatten trocknet. Zwanzig große, orangerote Früchte, dünn in Spiralen geschält, gaben 830 Gramm frische Schale, sie wogen selbst 6000 Gramm, also die Frucht durchschnittlich 300 Gramm, gab 41,5 Gramm Schale. 25 grünschalige, nicht ganz reife Früchte wogen 3900 Gramm, die Schalen wogen frisch 478 Gramm, also das Stück von 156 Gramm gab 19,6 Gramm frische Schale. Getrocknet gaben die 20 ersten 290 Gramm, demnach 14’. Gramm pro Frucht, die letzteren kleineren 25 Stück 130 Gramm, also pro Frucht 5,2 Gramm Schale. Der Bedarf zu Hause scheint ziemlich groß zu sein; an Zitronen- und OÖrangenschalen zusammen wurden nach der Statistik der Hamburger Handels- kammer dort allein eingeführt: 1904 3057 Dz. im Wert von 126250 Mk. 19054, 45603 u, 0 ey Zoo, Wieviel davon auf Pomeranzenschale kommt, weiß ich allerdings nicht. Getrocknete Pomeranzenblätter (Fol/za Auranti: /a.) kosten nach Gehe’s Katalog pro Kilo 1,00—1,40 Mk., getrocknete grüne Orangenschalen pro Kilo 0,40— 1,00 Mk., das Pomeranzenöl das Kilo 16 Mk. Die Einkaufspreise werden natürlich viel geringer sein und sich sehr nach der Qualität richten. 3. Citrus Aurantium sinensis Gall. Die süße Orange. Als die Portugiesen ihre erste Entdeckungsfahrt nach Indien machten, fanden sie an der ost-afrikanischen Küste schon Orangen. Als Vasco da Gama’s Schiffe in der Gegend der von ihnen »Baixas de San Rafael« genannten Untiefen lagen, die ganz nahe bei Tanga oder Tangata gelegen haben müssen, und wo sie den nahen Usambara-Bergen den Namen »Serras de San Rafael« gaben, da brachten zwei Bote mit Mohammedanern Apfelsinen an Bord, die besser als diejenigen in Portugal waren. Und als die Portugiesen auf den Inseln des südlichen Asiens ankamen, da schrieb der sie begleitende Florentiner »sonvi melarancie assai, ma tutti dolci« (es gibt dort viele Orangen, die aber sind alle süß). Daraus geht also hervor, daf3 in Portugal die Orangen zur da- maligen Zeit meistens, wenn nicht alle, bitter waren. Aus den Angaben der Autoren, die sich mit dieser Frage speziell beschäftigten, ergibt sich jedoch, daß süße Orangen schon seit Anfang des 14. Jahrhunderts in Spanien und Portu- gal bekannt waren; vom Jahre 1523 und 1525 gibt es dann mehrere Angaben über das Vorkommen von süßen Orangen. Es ist anzunehmen, daf diese eben- falls durch Vermittelung der Araber nach Syrien, Ägypten und Nord-Afrika ge- langt waren. Wir wissen nun, daß der Handel der Araber im Anfang des 14. Jahrhunderts in China gerade sehr intensiv war, damals als Marco Polo dort war, hatte sich der Araberhandel dort schon ganz fest etabliert. Man brachte Waren von China nach den Ländern des persischen Golfes und des Roten Meeres. Nun ist es außerdem so gut wie sicher, daf3 die Heimat der süfen Orange in Süd- China ist, die Chinesen betrachten sie als eine bei ihnen einheimische Pflanze, und auch im malayischen Archipel behauptet man, daf3 sie dorthin aus China eingeführt sei. Es ist also mehr als wahrscheinlich, daß die süße Orange Ende des 13. oder Anfang des 14. Jahrhunderts von den arabischen Händlern aus China nach dem persischen Golf, dem Roten Meer und bald auch in die Mittel- meergebiete gebracht wurde; wahrscheinlich ist sie damals auch nach Nordindien gelangt und etwas später hierher nach Ost-Afrika. Sie wurde hier aber nur an den Stellen kultiviert, wo die Araber sich aufhielten, die nicht mehr wie die früheren persischen Shirazi-Kolonisten sich hier dauernd niederliefSen, weil diese letzteren eben religiöse Dissidenten waren, die hier eine ganz neue Heimat fanden. Die späteren Araber scheinen in erster Linie als Händler und Seefahrer hergekommen zu sein, sich auch auf sehr wenige Punkte (Zanzibar, Pemba usw.) beschränkt zu haben. Daraus ist es zu erklären, dafs} die süße Orange hier sich offen- bar viel weniger rasch und auch wohl viel weniger ausgedehnt verbreitete als vorher die bittere durch die Perser. Die Portugiesen brachten später aus dem südlichen China, angeblich zuerst 1198 oder 1548 durch, Juan da’ Castro, eine .bessere,, teinere Sorte ‚von süßen Orangen in ihre Heimat, und diese Sorte ist es, die sich in der Folge- zeit im ganzen Gebiet des Mittelmeeres verbreitete und die wir heute als Apfel- sine (Apfel von China) kennen, die aber meistens heute noch die »Portugal- oder Malta-Orange« heifst, ja sogar noch heute im Orient nach den Portugiesen bortugan (Ägypten, Syrien) durdgan (Tunis), portoghal (Kurden) und portugalli (Italien) usw. heißt. Es ist nicht wahrscheinlich, daß) die Portugiesen die süßen Orangen auch nach Ost-Afrika brachten, sie müßten sich dann hier zu einer eigenen Varietät verändert haben, denn die hiesige Sorte ist von der des Mittelmeergebietes doch recht verschieden. Die Frucht unserer Varietät ist rund, an den Polen kaum merklich einge- zogen, die Schale recht dünn, bei den feineren Sorten dünner als bei den schlechteren, fast glatt mit nur ganz geringen Vertiefungen durch die Öldrüsen. Sie wird meist mit grüner Schale geerntet und gegessen und ist dann schon recht süß; läßt man sie liegen, so wird sie niemals orangerot sondern bleibt stets gelb mit einem Stich ins grünliche. Die Schale liegt ihr so fest an, daß man sie nur schlecht, wie bei den »Apfelsinen« ablösen kann, sondern sie meist mit dem Messer abschneidet. Ihr Durchmesser ist 7—7"s cm. Die blafßorange, sehr süße und saftige Pulpa enthält sehr wenige Kerne. Es ist eine sehr gute Sorte. Die Blätter unserer Süß-Orange sind dunkelgrün, meist gedrungener als die -der"bitteren, d.h. breiter. und! weniger. spitz, zohne, Stiel Ir 7 —12S5cmnlane: Der Stiel ist sehr kurz nur ®/,—ı cm, nicht oder ganz wenig gerandet. In den Blattachsen sind kleine Dornen. Die Blätter haben beim Reiben einen aroma- tischen Geruch, aber weniger als die der bitteren, in der Durchsicht sieht man eine Menge punktförmiger Öldrüsen. Die von Bonavia als mussembi (»Mossam- bik«) aus Bombay beschriebene und nach ihm in Poona angebaute, dort auch »Zanzibar-Orange« genannte Sorte ist hier nicht bekannt, ich habe sie wenigstens nie gesehen; sie soll fast stets länglich-eiförmig sein, während die hier gebaute immer rund ist. Durch diese hellgelbe Farbe unterscheidet sich die hiesige süße Orange auch von der orangeroten hiesigen bitteren. Die Reifezeit der guten Orangen ist in Zanzibar im April bis Juli. Im Jahre 1857 schrieb Burton, daf} sie erst im Juli reiften und dafl erst 1842 eine beson- ders gute Varietät aus dem persischen Golf von Bendar Abas eingeführt sei, die schon im Mai reife. Es ist mir wahrscheinlich, daß diese bessere Sorte dann hauptsächlich kultiviert wurde, so daf3 die besten Zanzibar-Orangen erst neue Einführungen von 1842 sind. Jedenfalls ist die Orange von Ost- Afrika eine ganz eigene Varietät, die zum Unterschied von anderen als Var. sansibarensis zu bezeichnen ist. Von den Arabern sind Orangen bei ihren Handelszentren wie Tabora usw. gepflanzt, von den Missionen an vielen Punkten und ebenso auf den Gouvernements- stationen. Besonders ausgezeichnet ist darin die Mission Magila in Bondei (Tanga- Hinterland). Mehrfach wurden auch Orangenpflanzen von Italien eingeführt, so z.B. nach Kwai und nach Amani. Hier wollen diese einstweilen nicht recht fortkommen, haben wenigstens noch nicht getragen. Doch haben wir jetzt viele Zitronenpflänzchen mit Orangenreisern veredelt, kürzlich auch mit solchen von Jaffa, die wir vom dortigen Konsul Herrn Rössler erhielten. Daß die süßen Orangen chungwa pl. machungwa, der Baum mchungwa ge- nannt wird, erwähnte ich oben, wo ich auch einige Vermutungen über die Ab- stammung des Wortes aussprach. Unsere Javanen hier nennen sie yeru-kaprok, die Malayen /zmao-kaprok. Ein emeritierter Missionar Herr Greiner fabrizierte in Daressalam aus dem Safte der süfßen Orange und aus dem von Ananas durch Auspressen und Sterilisieren einen sehr schmackhaften, ungegorenen Fruchtwein, der ein sehr angenehmes und gesundes Getränk, besonders in der heißen Zeit bildet. Nach seinem Tode stellen seine Erben das Getränk weiter her und haben sich dadurch um die europäische Bevölkerung von Daressalam sehr verdient gemacht. Die süßen Orangen werden in geflochtenen Körben, sogenannten fakadya, von Zanzibar aus, wo es die besten gibt, an die Küste und auch viel nach Bombay, Aden und Mossambik-Delagoabay verschickt. Unsere Zollstatistik wirft leider »Obst und Südfrüchte, frisch und getrocknet« zusammen. Davon sind eingeführt: 1903 7102502 Kilo im Wert von 25 112 Mk. 1904 874644 2 nn» 27906 „ TOO EOS720E ey 5 2A 5051 Wieviel hiervon auf die Orangen fällt,: ist schwer zu sagen, aber da Bananen extra aufgeführt werden, mag immerhin ein guter Prozentsatz von diesen Zahlen den Orangen zukommen, die das Küstenland und Mafia auch produzieren könnte. Die Ausfuhren von denselben Früchten sind bei uns nur gering: 1903 14574 Kilo im Wert von 1882 Mk. ROCR ER re SE EL2EF, 1905 7742 „ „’ „ „ 696 „’ 19001. 8.2440 le E;, 1 1002,°%;, Von diesen Mengen wird der größte Teil Proviant für die Dampfer dar- stellen. Es sind auch wohl noch "andere Früchte darunter ausgeführt, denn die Zoll-Position heißt »Obst und Südfrüchte«. 4. Citrus Aurantium sinensis Var. decumana (L.) Bonavia. Die Pampelmuse, Adamsapfel. Es ist noch nicht ganz sicher, ob diese Sorte mit ihren riesigen Früchten ein Abkömmling von C. Azstrix oder, — was wahrscheinlicher ist —, eine Varietät der Apfelsine ist. Wahrscheinlich stammt sie ursprünglich von den Inseln im Osten des indomalayischen Archipels, und verbreitete sich früh in Java usw. Nach Calcutta gelangte sie erst spät von Batavia aus, wird dort heute noch datur nimbu, batavi genannt. Der Name Pampelmus wird von fumpeli-mas u. a. in tamilischen Sprachen, der englische Name shaddock von einem Schiffskapitän dieses Namens abgeleitet, der die Frucht zuerst nach Westindien brachte. (Vergl. auch Yule und Burnell 720. 817). Während in Indien sehr viele Sorten angebaut werden, gibt es bei uns meines Wissens nur zwei — beide mit recht großen Früchten und mit blaf- grünlichgelber dicker Schale. Die eine mit ziemlich faserigem und geschmack- losem blaßgelbem Fleisch, die andere etwas besser mit rötlichem Fleisch. Sie sind nicht sehr beliebt und auch nicht viel verbreitet. Man bekommt recht selten eine Frucht zu sehen. Hier und da ist auf den Missionen ein Baum angepflanzt. Ich glaubte früher immer, daß es eine neue Einführung, eventuell von Reunion sei, bis ich hörte, daß an der alten Shirasi-(Perser)Niederlassung in Mtangata diese Art zusammen mit anderen Citrus-Bäumen stehen soll. Daf es bei der Ankunft der Portugiesen 1498 gerade in Mtangata gute süße Orangen gab, er- wähnte ich oben. Da nun die Niederlassung bei Mtangata zwar noch eine Zeit- lang während der Herrschaft der Portugiesen blühte, denen die Einwohner einige Male Kriegshilfe leisteten, später aber zurückging und meist von den aus dem ferneren Inneren gekommenen Wassegeyu eingenommen wurde, jedenfalls neuer- dings kaum durch Fremde kolonisiert wurde, glaube ich annehmen zu müssen, daf die Pampelmusen dort doch schon vor ziemlich langer Zeit eingeführt wurden, mindestens von den Portugiesen, die sie von Südindien gebracht haben werden. Der Baum heißt hier mbelungt, mbalungi. Es ist möglich, daf3 dieser Ausdruck durch eine Verwechselung mit der Cedrat-Zitrone entstanden ist, die im Bombay- Dialekt zahalunga heißen soll, in der dravidischen Malayalam-Sprache heifst die Pampelmuse dombelt-marunga, das Wort kann demnach auch daher kommen, jedenfalls ist es indisch. Unsere Javanen nennen sie jeru-gulung. Es scheint mir, als ob dieser Baum demnach vor oder in der Portugiesen- zeit hierher aus Indien eingeführt wurde. Bei der hiesigen Varietät ist das Blatt bedeutend größer als bei der süfsen und bitteren Orange, 18 cm mit Stiel lang, der Stiel ist sehr breit geflügelt, bis ı2 mm jederseits. Die Blätter sind fast geruchlos, in der Durchsicht bemerkt man nur sehr wenige Oldrüsen. 5. Citrus aurantium japonica Hook. Von dieser strauchförmigen Sorte ist in der Kolonie meines Wissens erst ein einziges Exemplar vorhanden, das etwa 1900 eingeführt wurde und in Mombo steht. Es trägt seit einigen Jahren im Januar eine Menge kleine, kirschrote, kugel- runde Früchtchen, die sehr viel Gummi ausschwitzen. Die Blätter sind klein. Die Früchte sind roh kaum geniefßbar, geben aber nach Entfernen der Kerne, von denen jede Frucht nur einen oder zwei hat, mit viel Zucker einge- kocht ein sehr aromatisches Kompott, das z. B. zur Garnierung von Gebäck sich recht eignet. Die Früchte haben nur etwa I—ı), cm Durchmesser. Es wird sich also um die Varietät g/odifera Engl. handeln und zwar eine recht bittere Form derselben. Die in Zucker eingekochte Konfiture ist in Europa unter ihrem chinesischen Namen Zum-quat erhältlich. Vielleicht läßt sich mit der Zeit auch unsere ost- afrikanisches Azm-guat in den heimischen Delikatessenläden einführen. 6. Citrus Aurantium Suntara Engl. Eine großfrüchtige Sorte von Orangen-Früchten mit lockerer Schale wird hier meist als „Mandarine“ bezeichnet. Sie wird von den Leuten in Zanzibar und an der Küste chensa genannt. Es ist mir sehr wahrscheinlich, daf3 wir es hier nicht mit der Mandarine oder Tangarine, C. robz/is, zu tun haben, die ganz kleine, lanzettförmige und kurzgestielte Blätter hat, sondern mit der Suntara-Orange, der Digaradier chinois von Risso. Die Blätter sind mit Stiel nur bis 7"); cm lang, gegen die Spitze wenig gekerbt. Der etwa I cm lange Stiel ist gar nicht oder nur schwach gerandet, Dornen sind nicht vorhanden. Die Früchte werden bis 8 cm dick, sind grünlich- orangefarben, gegen den Stiel ausgesprochen zitzenförmig verlängert, an der ent- gegengesetzten Seite stark eingezogen. Die Schale ist aufsen stark warzig und liegt dem Fleisch nur ganz lose auf, so daf3 dieses oft in der Frucht schüttelt und das ganze schwimmen kann. In der Mitte schließen die Loben nicht zu- sammen, lassen einen großen Hohlraum frei, auch hängen die einzelnen Loben nur wenig zusammen. Das Fleisch ist orangerot, süß, oft etwas trocken und holzig, wenn die Frucht auf trockenem Boden stand. Die Schale duftet stark, die Blätter haben etwas Geruch, in der Durchsicht bemerkt man kleine Öldrüsen. Nach den Beschreibungen scheint es nur demnach, daf3 es sich um eine Sun- tara-Sorte handelt, die man in Indien meistens mit dem Namen sy/het bezeichnet.*) Nach Indien sollen diese Sorten erst vor 300 Jahren bekannt geworden sein, in Java scheint es sie schon lange zu geben, denn Rumphius beschreibt sie als dort häufig. Unsere hiesige Javane nennt sie yerzr-leter. In Indien heifen die verschiedenen Sorten derselben suntara, kamala, satkara, sintra; auf den Molukken soll sie zsse, aussz, massussu heilen und wird dort als eine chinesische Einführung angesehen. Denkbar ist, daf3 das Swahili-Wort cAernsa aus China verdreht ist. Wann diese Sorte eingeführt wurde, ist schwer zu sagen. Ich vermute, daß die Araber sie von ihren Handelsniederlassungen aus China (etwa zwischen dem 10. und 14. Jahrhundert) mitbrachten, oder aber, daß sie als chinesische Orange von den Portugiesen an den Molukken oder von Südchina eingeführt wurde. Sie findet sich auf Zanzibar, Pemba und an manchen Küstenplätzen, aber etwas seltener als die süße Orange, sie wird anscheinend weniger als diese kulti- viert, da sie anspruchsvoll ist und leicht holzig-trockenes Fleisch hat, wenn der Standort ungünstig ist. In Bondei ist sie stellenweis zu finden. Von den Europäern wird sie durchweg als Mandarine bezeichnet, es ist aber offenbar eine »falsche Mandarine«. 7. Citrus nobilis Lour. Die Mandarine wächst auf einem kleinen Strauch oder Baum mit lanzett- lichen ganz kurz gestielten Blättchen und etwas niedergedrückten, glänzenden, dunkelorangefarbenen, süßen, 5—6 cm grofen Früchten, deren Pulpa rot ist. Es gibt an der Küste und besonders auf Zanzibar eine Sorte kleiner orangenartiger Früchte, die man kangaya nennt und die reif eine hochorangerote, wenig durch die Öldrüsen runzlige Schale haben, welche ganz lose um das Fleisch sitzt. Die *) Auch swngfara, persisch sangtara, Yule und Burnell meinen — wohl irrtümlich — daß diese Art aus Cintra in Portugal stamme. Früchte haben ungefähr 5—6 cm Durchmesser und sind an den Polen abgeplattet oder sogar etwas eingezogen. Ihr Fruchtfleisch schließt in der Mitte nicht dicht zusammen und die einzelnen Loben hängen nur lose miteinander zusammen. Die Pulpa ist dunkelorangefarben, nicht so saftig wie bei den Orangen, eher etwas fest und trocken aber recht angenehm säuerlich-süß und aromatisch. Diese Pflanze halte ich für eine echte Mandarine und zwar für die Var. Vangassaye, die in Reunion viel gebaut wird. Sie ist bei uns nicht häufig, hier in Bondei soll sie bei Muheza wachsen. Die Art stammt sicher aus dem südlichen Asien, Cochinchina oder Südchina, wo die Chinesen sie Zar, die Anna- mesen cam-quat nennen. Auf den Sundainseln ist sie seit langem weit verbreitet. in Ost-Indien aber eine neue Einführung; nach Südeuropa ist sie erst Anfang des 19. Jahrhunderts gekommen. In Tunis wird sie wadalına genannt. Genaueres über ihre Einführung weiß ich nicht, möchte aber annehmen, daf3 der Name kangaja eine Verdrehung des creolenfranzösischen Wortes vangassay ist(?), und dafß sie mit manchen anderen Fruchtbäumen, — ich erinnere nur an die Gewürznelke —, aus Reunion im Anfang des 19. Jahrhunders oder auch noch später eingeführt ist. Mit dieser Insel fand etwa bis 1840 ein reger Ver- kehr statt von Schiffen, welche Sklaven dorthin brachten; auflerdem wurden nach- weislich von Zanzibar etwa im Jahre 1800 einige Leute (Harameli bin Saleh) nach Reunion geschickt, um von dort Kulturpflanzen zu holen. Jedenfalls ist diese Sorte in den 40er Jahren zur Zeit von Krapf hier schon vorhanden gewesen. Ob die in Zanzibar chensa ya kiadjimi (persische) bezeichneten Mandarinen- ähnlichen Früchte hierher oder zur Szri/ara zu rechnen sind, kann ich noch nicht entscheiden. 8. Citrus medica genuina Engl. Die eigentliche Cedrat-Zitrone ist in Ostafrika meines Wissens nicht vor- handen. Wir müssen sie aber trotzdem hier kurz besprechen, weil sie für die Geschichte der Citrusfrüchte von großer kulturhistorischer Bedeutung ist. Die längliche, oft warzige und sehr dicke Rinde hat eine aromatische und süfßliche Innenrinde, die Pulpa ist sehr klein und sauer, fehlt manchmal fast ganz. Ge- niefßbar ist also die Rinde, die kandiert als »Zitronat, Sukkade« in den Handel kommt. Die Zitrone ist in den Bergen am Fuß des Himalaya wild von Gharwal bis Sikkim, in Chittagong und in Birma. Sie ist entweder dort oder vielleicht etwas mehr östlich zuerst in Kultur genommen und jedenfalls in Nordindien seit der ältesten Zeit in Kultur, wahrscheinlich viel früher als die anderen Citrus- arten. Ihr Sanscrit-Name war vijapura. In den heutigen indischen Sprachen heißt sie dyyaura, mahalunga, mavalung. Alle diese Ausdrücke haben sich aber nicht im Westen verbreitet. In grauer Vorzeit schon ist sie nämlich nach Meso- potamien und Medien verbreitet worden. Zfrog, etrogin hieß sie bei den Chal- däern, die Juden müssen sie von hier sehr früh erhalten haben. Noch heute pflegen die Juden am Tage des Laubhüttenfestes mit einer Zitrone in der Hand in die Synagoge zu gehen,*) und deshalb meint man, daß das Wort Aadar des alten Testamentes die Zitrone bezeichne. (Aber Rosso macht darauf aufmerk- sam, daß dies Wort einfach eine schöne Frucht bedeutet habe.) Es wird sich im Altertum auch um die Cedrat-Zitrone gehandelt haben. Boravia schreibt, daß sie in Ägypten 3300 v. Chr. bekannt waren. Die Perser nennen die Cedrat-Zitrone Zorong, turanj, die Araber afrog, altrung, utraj), utrej), utarınji, die Spanier Zoronmja, in Tunis /ronj, also überall der altchaldäische Name. Während des Alexanderzuges lernten die Griechen diese Frucht in Medien und Persien kennen, sie wird von Theophrast ca. 300 v. Chr. richtig be- schrieben als Melea medica, Apfel aus Medien, daraus ist dann die lateinische Bezeichnung C. medica entstanden. Man glaubte, daf ihr Duft Krankheiten und Ungeziefer vertriebe, was man ebenfalls von der Zeder behauptete, so nannte man sie auch nach der Zeder #zfrea, kitrion, lateinisch czfros, cıtrus, heute in Italien cedro. Das »Citrosholz« des Altertums, aus dem man die wertvollen Tische machte, hat nichts mit der Zitrone zu tun, es war das Holz eines zedern- artigen Baumes, C’allitris guadrivalvıs aus dem Atlasgebirge in Lybien und Numidien. In Kultur genommen wurde.die Cedrat-Zitrone im Mittelmeergebiet aber erst später, zu Plinius Zeiten zog man sie noch nicht im Freien, sondern nur in Galerien, sie ward zuerst in Syrien und Ägypten in der ersten Kaiserzeit ge- baut, wanderte allmählich nach Westen, 150 n. Chr. findet man sie bei Neapel und auf Sardinien im Freien, aber mehr als Kuriosität, im 3. Jahrhundert war sie so veredelt, dafs sie als geniefSbar bezeichnet wird, um 1000 ist sie in Salerno massenhaft angebaut. Somit ist dies die erste Citrusart, mit welcher das Abendland bekannt wurde. Es scheint aber, daf3 sie sich nach Ostafrika nicht verbreitete. 9. Citrus medica Limonum Hook. Var. vulgaris Risso. ist das, was wir im deutschen Zitrone, im italienischen ZZmone, im französischen Limonier, Citronier nennen.**) Diese sauren, länglich-eiförmigen, meist zitzenför- mig-verlängerten Früchte mit gelber, etwas rauher Schale und stark saurer Pulpa wurden im Abendlande viel später als die vorige Sorte bekannt. Erst die Araber *) Die Zitrone galt für fäulnis- und krankheitswidrig. Man legt heute noch in vielen Orten den Leichen eine Zitrone (allerdings nicht Cedratzitrone, sondern die saure) in der Hand, auch tragen die Leidtragenden bisweilen diese Früchte. **) Schweinfurth fand in Abessinien am Berge Fifil in 750— 1000 m Meereshöhe eine wilde Limone, die ganz gleich wie C. Zimonum Risso var. pusilla Risso aussah; außerdem auch wilde Pomeranzen in 1600—1950 m. Ebenso soll es welche auf Socotra geben. Es ist nicht undenkbar, daß es sich bei diesen Pomeranzen um ähnliche Verwilderungen aus der Zeit der persisch-arabischen Kolonisation handelt, wie wir sie hier in Ost-Afrika haben. führten auf ihren Eroberungszügen sie überall ein, so nach Syrien, Ägypten, Nord-Afrika, Spanien, nach Sicilien wohl etwas später. Die Kreuzzüge trugen dann zu ihrer weiteren Verbreitung bei. 1494 wurden sie auf die Azoren ge- bracht. Aus dem Sanscritwort zzmbÖbuka ist das hindustanische /mbdu, limu ninbu, und das Arabische Zöomun, leimün*) geworden, das dann in die südeuropäischen Sprachen überging. Unsere Javanen nennen die Frucht jeru-purut. In Ost-Afrika ist die Zitrone ziemlich selten, nur hier und da findet man einen Baum. Ich weiß) nur, daf3 sie an einigen wenigen Punkten der Küste und in Zanzibar mehr eine Kuriosität ist. Wo in den Reiseberichten von Zitronen oder Limonen die Rede ist, da sind sicher stets die kleinen Limonellen gemeint. Die echte Zitrone wird hier /zmao, der Baum »r/zmao genannt. Die Frucht ist ungefähr so grof3 wie unsere europäische, eiförmig, oben zitzenartig verlängert, die Schale recht rauh und mit kleinen Warzen versehen. Die Sorte scheint hier nicht sehr gut zu wachsen, vor allem aber ist die leicht und bequem zu ge- winnende Limonelle ihr Feind und hat sie nicht aufkommen lassen. Man scheint sich deshalb auch um die Zucht recht wenig gekümmert zu haben, und das was man heute findet, macht gegen die schönen und wohlriechenden Zitronen-Limonen des Mittelmeergebietes einen etwas kümmerlichen Eindruck. Die Bezeichnung /imao erinnert so sehr an die portugiesische, daf3 ich bestimmt annehme, sie ist durch die Portugiesen hier eingeführt, also wohl im 16. oder 17. Jahrhundert. Eine Varietät ist vielleicht die in Zanzibar »s/szkhakha: genannte Form, die im Aussehen der süßen Limette gleichen soll, also recht rundlich und gelb ist. Ich habe sie nicht gesehen und kann demnach sie auch nicht bestimmen. Scheinbar gibt es in Zanzibar noch andere mit mz/zınao bezeichnete Varietäten, deren Studium sich lohnen würde. Um sie aber bestimmen zu können, muß: man mindestens nicht nur die Früchte, sondern auch die Blätter erhalten. St. Paul gibt in seinem Swahili-Sprachführer für diese Zitrone das Wort furungu an, nennt aber /mao die süße Limette. Zurungu ist vielleicht aus dem persischen Wort für die Cedrat-Zitrone Zorong abzuleiten (?), es scheint mehr bei den Lamu- und Mombassa-Swahili gebräuchlich zu sein. Ich hörte stets das milimao.**) Die hochgezüchtete Sorte des Mittelmeergebietes mit ganz kurzem, wenig gerandetem Blattstiel und großem, stark duftendem Blatt, mit kräftigen Dornen in den Blattachsen ist aus Neapel früher nach Kwai und vor einigen Jahren nach Amani gebracht, wo sie gute und reichliche Früchte trägt, die vom Juni an reifen. Auch sind hier viele Wildlinge mit ihren Reisern veredelt worden. *) Stellenweis wird als arabisch-persischer Name Aalinbak aufgeführt, in Tunis heißt sie gars, Rars. **) Furungu heißt sonst noch Kinderspielzeug (Zuckerbeutel), außerdem werden auch die silbernen Fußringe der Frauen so genannt. — .81 10. Citrus medica Limonum Var. Limetta Engl. Die süße Limone wird auf Zanzibar und an der Küste hier und da ge- baut unter dem Namen »dzımu tamu. Die Frucht ist viel kleiner als die vorige (ca. 6\/; cm) und kugelrund mit ziemlich dünner, fahlgelblicher Schale. Die weiß- lich-gelbe Pulpa hat einen faden wässerigen Geschmack, ein wenig süßlich. Die Art soll in den Nilgherry-Bergen von Ostindien einheimisch sein. In Indien wird sie mztha-nebu, nembu, in Kumaon amrithphal, in Birma thambaya genannt. Unsere Javanen sagen jera-ovik. Sie wird wohl durch die persischen oder arabischen Kolonisten eingeführt sein. Auf den alten persisch-shirasischen Siedelungsplätzen kommt sie vor. Dem runden Aussehen nach könnte man sie eher als eine Abart der Limonelle als eine solche der Zitrone ansehen. Ihre Blätter sind eiförmig, ca. II zu 7 cm, und haben einen ganz kurzen und völlig ungeflügelten Stiel. In den Blattachsen sitzen kleine Dornen. Die Blätter haben einen sehr intensiven Zitronengeruch, in der Durchsicht bemerkt man eine Menge größerer und kleinerer Öldrüsen. Möglich ist auch, daf3 diese Sorte zur Varietät Zxmza gehört; mir fehlt das Vergleichsmaterial, um dies zu entscheiden. 11. Citrus histrix acida Bonavia. Die Limonelle ist die saure Citrussorte, welche hier hauptsächlich kultiviert wird. Es ist die wohlbekannte zdmu der Swahili. Ein kleiner Strauch oder Baum, der sehr reichlich feinschalige, runde Früchte trägt, von 4—6 cm Durch- messer. Manchmal sind sie auch länglich. Die fast glatte Schale duftet sehr aromatisch und schließt die stark saure, aber nicht im geringsten bittere, viel- mehr angenehm aromatische Pulpa ein, die grünlichweiß bis blafßsgelblich ist. Die Blätter sind mit Stiel 9—ı0o cm lang, der Stiel etwa ı cm. Sie sind schmal, haben fast die Form der Blätter von der »chensa«, verkehrteiförmig, der Rand ist stark gekerbt, der Stiel ist ganz schmal gerändet, kaum geflügelt. Sie haben starken Zitronengeruch, auf der Durchsicht sieht man eine Menge Öl- drüsen. In den Blattachsen stehen starke Dornen. Die weifßsen Blüten duften sehr stark. Meistens werden die Früchte in grünem Zustand benützt, reif sind sie hell- gelb. Sie halten sich lange und sind für Limonaden äußerst angenehm. Der Baum ist genügsam und gibt fast das ganze Jahr hindurch seine Früchte. Durch die kurzen, ungeflügelten Blattstiele weicht unsere Sorte von der allgemein beschriebenen ab, es wird sich demnach um eine besondere Varietät handeln (var. dimu). Diese Art wird von den Engländern unter dem Namen Zzme in Zentral- Amerika, besonders auf der Insel Monserrat massenhaft kultiviert, ihr Saft in enormen Mengen als Lime-juice in den Handel gebracht, da er zur offiziellen Schiffsverpflegung dient. Der herrliche, erfrischende, aromatische Geschmack des frischen Saftes verliert sich im sterilisierten Zustand aber in kurzer Zeit und Stuhlmann, Beiträge zur Kulturgeschichte von Ost-Afrika. 6 geht in einen harzigen, manchmal metallischen Geschmack über. Die Art heißt in den indischen Sprachen /edbu, limbbu, lbmun, nimbu, im Persischen Zömu, limuetursh, im Arabischen /rnun, lomue, limu, niomu. Und hieraus ist offenbar der Swahili-Ausdruck sndzıma gebildet. Zum Unterschied der Limette sagt der Swahili zur Limonelle auch drmu-kali. Die Javanen nennen sie jeru-mipis, die Malayen Zmao-mipis. In Tunis heißt sie deldi (d.h. wohl »einheimisch«). An der ganzen Küste ist der Baum fast bei jeder Ansiedlung vorhanden. In Ost-Usambara fehlt er, kommt aber in West-Usambara vielfach vor. Bei allen alten arabischen Handelsplätzen, bis hinauf nach Uganda und Karagwe ist er zu finden, alle Missionen und Gouvernementsstationen haben diese überaus nützliche und angenehme Art mit Erfolg angebaut. Sie vermehrt sich rasch und leicht, stellt gar keine Ansprüche an Boden und Pflege, so daf3 es leicht wäre, große Mengen davon zu bauen. Da auch bei uns, besonders auf den Schiffen, eine Menge des Saftes schon jetzt konsumiert wird und das ganze Geld dafür ins Ausland geht, die Präparation des Saftes aber nicht schwer zu sein scheint, wäre es wohl möglich, daf3 auch bei uns Pflanzungen sich speziell auf die Kultur dieser Art mit finanziellem Erfolg legen könnten. Und diese Pflanzungen würden nebenbei einen vorzüglichen Honig produzieren können, denn die Bienen gehen sehr nach den prächtig duftenden Blüten. Ich nehme an, daf3 die Pflanze von den alten arabischen, vielleicht persischen Siedlern eingeführt wurde. 12. Anhang. Wie die Eingeborenen bei uns die Früchte beschreiben, mag aus folgender Übersetzung eines arabischen Manuskripts ersehen werden, das Dr. Neuhaus in den Mitt. d. orientalischen Seminars zu Berlin (I., 1898) veröffentlichte: Dies ist die Beschreibung der Früchte, welche Apfelsinen und Mandarinen genannt werden, und Gott weil es am besten. Was die sogenannte Apfelsinenfrucht anbelangt, so wisse, ’daf3 sie nicht ge- kocht wird; sie pflegt roh gegessen zu werden, aber sie muß} reif oder wenigstens ausgewachsen sein, und Gott weiß es am besten. Von dem Aussehen der so- genannten Apfelsinenfrüchte merke Dir, daf3 es durchweg von ein und derselben Art ist; es gibt keine zweifarbigen Apfelsinen. Die Farbe der Apfelsinen im reifen Zustande ist gelb, wenn sie unreif sind pflegt ihre Farbe grün zu sein, grün auch, wenn sie ausgewachsen, desgleichen, wenn sie noch nicht ausgewachsen sind, und Gott weil es am besten. Ihr Geschmack ist süß, aber zugleich ein wenig sauer. Es gibt auch einige sehr süße, die müssen aber dann reif sein, und Gott weiß es am besten. Weiter die Frucht, welche »dansz« in der Einzahl, »zadansı« in der Mehrzahl genannt wird. Die Danzrfrucht pflegt der Volksmund als »saure Apfelsine« zu bezeichnen, aber ihr eigentlicher Name ist Dansz, und Gott weifßß es am besten. Wisse, dafs die Danzifrucht der Apfelsine gleicht; aber nur wenig; die Schale der Apfelsine ist glatt und die der Daxzszfrucht rauch, dabei etwas hart. Auch ihr Aroma ist ein wenig verschieden; an Geschmack sind sie ferner sehr sauer, man ißst sie auch gewöhnlich nicht, sondern bereitet daraus Essig zum Verkaufen. Merke Dir, daf3 man ihren Saft ausprefßt und zu Essig einkocht, und Gott weils es am besten. Dies ist die Beschreibung der sogenannten C’henzafrüchte, eben- falls zwei Sorten, und Gott weif es am besten. Die Chenzafrucht hat nur ein Aussehen; es gibt keine zwei Formen, ab- gesehen von der Aongajya-Mandarine;, sie hat eine abweichende Form. Was die persische Mandarine anbelangt, so sieht sie aus, wie die Apfelsinen, aber ihre Oberfläche ist hart und ihre Schale ist dick. Ihr Geschmack ferner ist sehr süß, und ihre Farbe ähnlich der der Apfelsinen, und Gott weiß es am besten. Was die sogenannten Aongaja- Mandarinen anbelangt, so ist ihre Frucht klein und ihre Schale hart. Ihr Geschmack ist süfßsauer und ihre Farbe, wenn sie noch klein, d. h. unreif ist, grün, wenn sie ausgewachsen, ist sie ebenfalls grün. Erst wenn sie reif ist, pflegt sie gelbrot zu werden, und Gott weils es am besten. Weiter die Beschreibung - der sogenannten Nazmufrucht, zwei Sorten, eine saure und eine süße, und Gott weißß es am besten. Auch die Frucht, welche »süfle Limette« genannt wird, ähnelt der Apfel- sine. Aber gewöhnlich ist ihre Farbe grün, wenn sie unreif, desgleichen, wenn sie ausgewachsen ist. Wenn sie reif ist, pflegt sie sich gelb zu färben, aber hellgelb, und Gott weiß es am besten. Ihr Geschmack ist in unreifem Zustande bitter, wenn sie ausgewachsen ist, ist sie auch noch bitter, aber bittersüß, ihre Schalen sind nämlich bitter. Man muß sie schälen verstehen, aber wer sie nicht zu schälen versteht, für den schmeckt sie bitter; ihr Stiel ist nämlich sehr bitter. Der Volksmund bezeichnet sie auch als Milzmittel. Man bereitet auch ein Ab- führungsmittel daraus, und die Leute pflegen sie zu essen, wenn sie Fieber haben. Das merke Dir also, und Gott weiß es am besten. Weiter die sogenannte Dalungifrucht, merke Dir ihre Farbe und ihren Geschmack. Das Aussehen der Balungifrucht ist, wie die der süßen Limette; sonder Gleichen; aber es ist eine sehr große Frucht; sie erreicht ı'/a Pfund, wenn sie groß ist. Auch ihre Farbe ist wie die der süßen Limette, aber sie ist größer und ihr Geschmack ist derselbe wie der der Limette. Ihr Inneres ist ver- schieden von dem der Limette, nämlich zweifach; bei der einen Sorte ist sie rot und bei der andern so, wie das der Limette; aber die äußere Farbe ist so, wie die der Limette. Merke Dir, der Preis der inwendig roten Sorte ist teuer, und derjenige der inwendig weißen Sorte, ähnlich der Limette, billig; diese sind nämlich gewöhnlich bitter und gleichen der süßen Limette, aber es ist eine größere Frucht, und Gott weif es am besten. Dies ist die Beschreibung der Früchte sauerer Art, die den Apfel- sinen gleichen. Es gibt Früchte auf Zanzibar, die man nicht essen kann, es sei denn, sie werden als Zutat verwendet. Eine auf Zanzibar gepriesene saure Frucht ist die saure Limonelle. Ihr Aussehen gleicht dem der süfen Limette, aber sie ist eine kleinere Frucht als die süße Limette. Ihr Aroma ist verschieden von dem der süßen Limette. Man ifst sie nicht allein, setzt sie aber der Sauce als Zutat. Gewöhnlich gibt man sie auch zum Fisch, und Gott weiß es genau am besten. Beschreibung der sogenannten Zzmaofrucht, eine saure Frucht. Man ifSt auch die Limaofrucht nicht allein, sondern nur als Zutat, wie die Limette, und Gott weif es am besten, nämlich die Frucht ist sauer. Ihr Aus-. sehen ist grün, ihre Arten sind zahlreich. Es gibt eine grofle Frucht, ähnlich der süßen Limette, die auch in der Farbe der süßen Limette gleicht. Sie wird zwar auch Limone genannt, aber ihr eigentlicher Name ist »schikhakha«. Die Limaofrucht ist sauer und ihre Schale hart, ähnlich derjenigen der Danzz. Man verwendet sie als Zutat zur Sauce. IV. Die übrigen Fruchtbäume. 1. Achras Sapota L. Die Sapotillpflaume, Zapote. Dieser kleine zur Familie der Sapotaceae gehörige Baum, der Milchsaft führt, bringt noch nicht apfelgrofe, runde, an der Spitze schwach genabelte und an der Basis den bleibenden Kelch tragende Früchte mit brauner Schale hervor. Innen liegen einige (2—6) etwas flachgedrückte Samen- kerne. Der Baum ist im nördlichen Teile von Südamerika oder in Zentralamerika einheimisch, jetzt aber vielfach in den Tropen gebaut. In Indien wird die Frucht zur Täuschung Uneingeweihter als unechte »Mangusteen« auf den Strafen in 'Calcutta verkauft, man nennt sie dort sapota, in Bombay chzkale, die Spanier sagen zzspero. Ich kann den Geschmack nicht so sehr gut finden, er erinnert mich immer etwas an die Sorben des Mittelmeergebietes oder an Mispeln. Wenn ich nicht irre, hatten die katholischen Missionare die Pflanze schon seit längerer Zeit in Bagamoyo angepflanzt. Ich brachte 1900 Samen von Reunion mit, die in Daressalam eine ganze Anzahl kräftiger Bäume gaben. Im Juli werfen die Bäume dort alle Blätter ab. In der heißen Zeit 1902/03 gaben sie schon die ersten Früchte. Aus dem Milchsaft des Baumes wird das Kaugummi gewonnen (Chikle), das bei den Amerikanern so sehr beliebt ist. 2. Adansonia digitata L. Der Affenbrotbaum oder Baobab ist jedem Ostafrikaner wohlbekannt mit seinem riesigen Stamm und den abenteuerlich geformten Ästen, die fast das ganze Jahr kahl sind. Und dann treibt der Baum ganz unvermutet Blätter, oft nur an einem Aste und zu ganz verschiedenen Jahreszeiten; bald erscheinen dann die herrlichen, großen schneeweißsen, porzellanartig durchscheinenden Blüten mit ihrem großen Büschel von Staubfäden, die bald braun werden. In Daressalam z. B. war die Blütezeit Ende November bis Ende Dezember. ‘Die Stämme sind oft fast ebenso dick wie hoch und erreichen einen enormen Umfang. Wenn man sie durchschneidet, so sieht man, daf die ganze Masse aus einem schwammigen, weichen Holz besteht, in das der Neger ohne weiteres Holzpflöcke hineintreibt, wenn er die in seinen Höhlungen angesiedelten Bienennester ausnehmen will, oder wenn er das Wasser zu erlangen wünscht, das sich in dem hohlen Stamm von der Regenzeit her erhielt. Denn in manchen Trockengebieten ist dies Wasser das einzige, das weit und breit erhältlich ist, allerdings durch Auslaugung des Holzes eine braune Brühe bildend und voll von Insektenlarven; aber was trinkt der Mensch nicht alles in den Durstgebieten ? Die groteske Form des Baumes, die so einzig in der Pflanzenwelt dasteht und die auffälligen Riesenexemplare waren wohl die Gründe, die manche Reisende zu der Annahme veranlaßten, es handele sich um Überbleibsel aus der Vorwelt, um Zeugen vergangener Jahrtausende, der Baum sei aber jetzt im Aussterben begriffen und junge Pflanzen davon seien nicht zu finden. Der aufmerksame Be- obachter aber wird in der Nähe der alten Baobabs stets junge Exemplare sehen, die allerdings nicht im entferntesten so auffallend sind wie die alten Riesen. Neben meinem Hause in Daressalam standen zwei kleine Pflanzen, die ich lange beobachtete. Die eine etwa 4—-5jährige warf z. B. am I. August 1901 ihre Blätter ab, war 4'/a Meter hoch und hatte ı Meter über dem Boden 80 cm Um- fang, eine andere hatte zur selben Zeit 3 Meter Höhe und 22"); cm Umfang. Die Blätter lösen sich von ihren Stielen, wenn sie abfallen, so daß man am Boden beide getrennt findet, und bei jungen Pflanzen sitzen die Äste auf kleinen Verdickungen des Stammes. Ich habe auch Adansonien aus Samen gezogen; sie keimen ziemlich schnell und wachsen auch rasch, nach einem halben Jahr etwa hatte ich Pflänzchen, die etwa 20—25 cm hoch waren; aber wenn man diese aus dem Boden ausgrub, bemerkte man, daf3 die Hauptentwickelung unter- halb des Bodens liegt, sie bildeten dort eine riesige Rübe, die 4—5 mal umfang- reicher als der oberirdische Teil der Pflanze war. So haben schon die Sämlinge eine eminente Anpassung an die Trockenheit, ein unterirdisches Wasserreservoir gebildet, und der erwachsene Baum mit seinem Elefantenstamm ist ja auch ein Typus für die Anpassung an Trockenheit, das schwammige Holz bildet ein Wasser- reservoir und die eigenartige Rinde läflt dieses nicht verdunsten. Wie alt die grofßen Exemplare sind, kann allerdings niemand wissen, einige berechneten wie Adanson ein Alter von über 5000 Jahren aus Überwallungen von Inschriften in ihrer Rinde, aber Warburg zeigt, wie dies zu Trugschlüssen führen kann. Das einzig mögliche zur Entscheidung der Frage ist Beobachtung, und es wäre deshalb sehr wünschenswert, wenn die beiden Exemplare, eins rechts neben, eins links vor dem Hause der früheren Kulturabteilung in Daressalam (vom Lande aus gerechnet), viele Jahre weiter beobachtet würden. Der Affenbrotbaum ist in Afrika im ganzen Bereich der Steppen- und Sa- vannenregion zu finden, von Senegambien bis nach Abessinien, von Angola bis zum Zambezi. Er fehlt aber völlig im Zwischenseengebiet und überall im feuchten Urwald, in den ostafrikanischen Gebirgen und auch in den allertrockensten Teilen. Bei uns geht er z. B. bis an das Südufer des Victoria-Sees und fehlt in dessen Westen völlig, in Uganda dringt er von Osten her aus den Steppengebieten ein wenig vor, findet sich dann im Norden erst wieder im Bahr-el-Ghazal, Kordofan und Abessinien. Und wo er ist, da kommt er vielfach herdenweis vor, so an manchen Punkten der Küste. Man denke an die zahllosen Adansonien auf der Insel Mombassa, wo der nach OÖst-Afrika reisende Europäer sie immer zuerst zu sehen bekommt, an die bei Tanga und Daressalam stehenden vielen Baumriesen. Die Frucht unseres Baumes ist eine länglich-eiförmige Kapsel, die unten etwas zugespitzt ist und bis 40 cm Länge erreicht, die Schale ist holzig, aufsen sammetartig graugrün, innen sitzen zwischen rötlichen Fasersträngen die von einem trockenen, weißen Fruchtmark umhüllten Kerne. Dieses Fruchtmark enthält 11,76 °/u Weinstein und 1,97 °/o Weinsäure. Die Neger benutzen es zur Berei- tung eines kühlenden Getränkes, setzen es auch ihren Fischsaucen zu, die ge- pulverten Kerne werden bei Bereitung von Gemüsesaucen verwandt. Für die Pflanzungen hat in neuerer Zeit dies Fruchtmark eine Verwendung erlangt, indem Aufschwemmungen davon für die Gerinnung des Kautschuksaftes benützt. Ob dieselben hierfür wirklich im grof3en zu gebrauchen sind, ist mir nicht bekannt. Die leeren Früchte sind ein großer Anziehungspunkt für die roten Baumwollwanzen (Dysdercus). Sonst werden die Früchte als Schöpfgefäfße benützt, man bindet sie an einen Strick und läfßt sie in den Brunnen hinab, um das Wasser herauf- zuholen. In Indien ist der Baum angebaut, auf der Halbinsel Gudjerat vielleicht auch wild. Man nennt ihn dort gowits, chents, gorakh-chinch, gorak-amli, hathi-katiyan, papparappuli, sumpura. Auch in dem feuchten Java wachsen die Adansonien.*) Die Swahili kennen den Baum als zöuyu, die Frucht als dxyz, und diesen Namen überträgt man bisweilen falscherweise für alle Gefäfße pflanzlichen Ursprungs, die zur Aufnahme von Flüssigkeiten dienen, so nennt man bisweilen auch die Lagenaria-Früchte krbuyu. Die Wanyamwezi nennen den Baum mpera mupele, die Wahiyao masiyaalele, die Wagogo mpera, die Wanguru mlamba, die Wamakonde zonjz, die Massai al-mesera, ol-messera, die Faser heißt in Usambara mkonge mvosa. Die Haussa sagen kuka, die Fulbe dö%r, in Abessinien die Tigrinja dumma, dima, die Tigre kömmer, hömret, hömmeret, in Süd-Togo adıdo. Aus der Rinde wird eine Faser gewonnen, die zur Herstellung von groben Stricken dienen kann, sie wird auch von den Papierfabrikanten zu Hause gesucht, um daraus feine Papiersorten herzustellen, aber ich fürchte, daß die Schiffsfracht zu teuer wird, um für uns einen rentablen Export dieses voluminösen Artikels zu lohnen, der sich in den für billigen Transport erreichbaren Gegenden jeden- *) Wahrscheinlich sind die Samen von Afrika aus durch Meeresströmungen verbreitet worden. falls auch kaum in derartigen Mengen beschaffen läßt, daß er einen dauernden Massenartikel unseres Exportes bilden kann, es sei denn, daß man wie in Indien die Bäume anpflanzt. Immerhin sind von Pangani aus verschiedentlich Partien dieses Stoffes nach Deutschland gesandt; ob mit finanziellem Erfolg, entzieht sich meiner Kenntnis. Über den Baum und seine Anatomie hat Dr. Braun ausführlich berichtet (Beitr. z. Anatomie der Adansonia digitata. Ing. Diss. Basel 1900). Die Rinde wurde zuerst 1848 von Duchassaing als Fiebermittel empfohlen, sie war eine Zeit lang als Chininsurrogat unter dem Namen Cortex Cael Cedra im Handel, es ist in ihr ein Bitterstoff Adansonin enthalten. Aus den ge- trockneten und gepulverten Blättern wird ein /a/o genanntes Getränk hergestellt. Der Baum selbst ward zuerst 1456 von Lud. cada Mosto bei der Entdeckung des Cap verde erwähnt, als Baodad wird er 1592 von Prosper Alpinus aus Ägypten beschrieben, der auch feststellte, dafS die terra di Lomnos genannte Drogue die Pulpa dieses Baumes sei. An portugiesischen Namen gibt Clusius adavo und calabacera (für die Frucht), Werne nennt ihn von Sennar als Aommer, kongaliss, Vogel von den Kanirie ?u%a, Ascherson von Chinchoxo an der Loango-Küste zmbondera, vom Sudan e/honirah (»die Rote«), guangalis (Frucht) (baobab — habb habb habb —= Korn, Same), Rangon von Senegal gouye (nach Braun). 3. Anacardium occidentale L. Der Kaschu- oder Acajou-Baum gehört zu einer Gattung der Anacardiaceae, deren sämtliche Arten in Amerika heimisch sind. Und so stammt auch diese Kulturpflanze sicher aus Westindien oder Brasilien. Es ist ein hochwerdender Baum mit verkehrt eiförmigen, ganzrandigen, lederartigen Blättern und endstän- digen Rispen weißer Blüten. Die Frucht hat einen Stiel, der dick-feischig an- “ schwillt, sie selbst ist nierenförmig und hängt komma-artig an dem birnenförmigen, bräunlich-gelblichen, sehr saftigen Stiel. Der Baum, dessen gröfste Exemplare $—1o Meter hoch sind, ist nicht sehr häufig bei uns, in Daressalam z. B. war er früher unbekannt. Häufig ist er be- sonders auf der Insel Mafia, bei Kilwa, Lindi, Mikindani, Kionga, ein sehr großer steht auf dem Schulhof in Tanga. Auch auf Zanzibar und Pemba ist er verbreitet. Er heißt hier 26260 oder mkanju, seine Frucht korosho. In Mada- gascar heißt der Baum »malnbrha, in Süd-Togo atschza. Ich erwähnte vorhin, daß der Baum aus Amerika stamme, wo er in Bra- silien acaju, acajaiba heilen soll, und aus diesem Wort hat der Engländer Cashew- nut, der Franzose Acajou gemacht. Jetzt ist die Pflanze in der ganzen Tropen- zone verbreitet, und es ist ziemlich sicher anzunehmen, daf3 die Portugiesen sie nach Indien, den Sunda-Inseln und auch nach Öst-Afrika brachten. Noch heute lieben sie sie in Mossambik, Kilimane usw. sehr, weil aus den fleischigen Frucht- stielen bei ihnen durch Gärung und Destillation ein Liqueur hergestellt wird. Sie ist auch bei uns nur dort gefunden worden, wo die Portugiesen besondere Beziehungen hatten, so auf Mafia, wo sie ein kleines, kanonenloses Fort im Nord- westen der Insel und Lieferungsverträge mit den Inseln Chole und Juani hatten, bei Kilwa, wo sie ihr Fort zwar nur von 1505— 1512 besetzten, aber auch später noch viele Beziehungen unterhielten, im Tanga-Bezirk, wo sie nachweislich öfter Ver- kehr besonders mit Tangata hatten, bei Mombassa, wo sie von 1592 bis 1729 das große Fort besaflen, auf der Insel Pemba, wo nachrichtlich Ende des 16. Jahr- hunderts eine ganze Anzahl portugiesischer Kolonisten wohnten, ferner in Kionga, wo sie bis 1896 eine Garnison hatten usw. Bei Daressalam habe ich den Baum erst 1897 mit Samen aus Mafia gezogen. Wann er durch die Portugiesen eingeführt wurde, ist nicht nachzuweisen, es wird zwischen dem Ende des 16. und Anfang des 13. Jahrhunderts gewesen sein, wahrscheinlich in der ersten Hälfte dieser Zeitperiode. In Goa soll er 1550 noch nicht vorhanden gewesen sein, und da dies der Hauptort der Portugiesen im indischen Ozean war, wird er an den anderen Plätzen eher später als früher eingeführt sein.*) Loureiro aber fand ihn in der 2. Hälfte des 18. Jahrhunderts an der Ost-Küste Afrikas vor. Der Swahili-Name erinnert bei der ersten Betrachtung gar nicht an den por- tugiesischen cayxezro. Nur der hier unbekannte Ausdruck zRanzu, der in Mom- bassa und Umgegend gebräuchlich, ist direkt ans dem acayu abzuleiten. Aus cayu, coju, coshu ist vielleicht aber das Wort für die Frucht, corosho entstanden, denn solche Einschiebsel (z. B. dansi, daransi) kommen in Swahili manchmal vor; Vielleicht aber kommt es aus dem Indischen, aus dem sicher das 7»62bo der Swahili abstammt, das bei uns ausschließlich für den Baum gebräuchlich ist. Allerdings handelt es sich bei dieser Namengebung um eine Verwechselung mit dem ähnlichen indischen Baum Semecarpus, worüber weiter unten die Rede sein wird. Man kennt zwei Varietäten vom Kaschu, die mit sehr großem Fleisch- stiel var. americanum aus Amerika, und die offenbar etwas degenerierte var. zndicum mit kleinem Fleischstiel aus Indien und Afrika. Nur die letztere kommt bei uns vor. Der fleischige Fruchtstiel ist sehr saftig aber zugleich herb zusammenziehend, er gilt auch bei den Negern als keine große Delikatesse und die Destillation des Alkohols daraus kennt man hier nicht. In Mossambik läßt man die Fleischteile 2 Wochen in etwas Wasser gären und destilliert dann. Die eigentliche Frucht aber wird sehr geschätzt. Auch für den Europäer ist sie, wie die Arachrs- Erdnufß geröstet, ein sehr angenehmes, mandelartiges Konfekt, das ebenso auch in Ceylon usw. geschätzt wird. Beim Rösten verschwindet nämlich die teerartige, schwarze, ölige Masse, die unter der Schale liegt, und die das giftige und sehr ätzende Cardol enthält, und es bleibt das sehr feine Öl der Kerne. Die Schale ist für die Negerfrauen ein Cosmeticum, indem frische. runde oder längliche Stücke davon in Mustern auf die Wangen geklebt werden, ‘die dort eine Ent- *) Acosta beschreibt den Baum jedoch 1578 von Cochin als cas. zündung wie spanische Fliegen verursachen, deren Stellen zuerst weifrosa, dann nach dem Heilen schwarz werden, so eine »Verzierung« geben, die anderweitig nur durch eine schmerzhafte Tätowierung erzeugt werden könnte. Der cardol- haltige Saft dient auch als Ätzmittel bei Hautkrankheiten und Warzen, ein Ex- trakt von ihm in Spiritus soll in Indien mit Erfolg angewandt werden, um die bei den Eingeborenen oft auftretenden Risse an den Füßen zu behandeln. Aus diesem Cardol wird von den Wäschern eine schwarze Beize zum Zeichnen der Wäsche hergestellt. | | Aus Verletzungen des Stammes tritt ein helles, nur halblösliches Gummi aus, das oft in Form langer Stalaktiten am Baume hängt. Leider hat es keinen großen Handelswert. Eine Wäschezeichentinte wird in Indien noch mehr aus dem dort heimischen Baum Semecarpus Anacardium L. hergestellt, dessen Früchte einen kleineren, aber auch fleischigen Fruchtstiel haben, dessen Kerne ebenso efibar sind, und dessen Blätter dem des Acajou-Baumes sehr ähnlich sehen. Semecarpus heißt nun in Nordindien drzlawa, bhalıa, bhela, ın Maharatta dzbzwa, bibu, in Bombay bzba, Örlambt, und ich vermute, daf3 die Indier den Namen 2zba, bibu, des ihnen be- kannten Semecarpus auf den neueingeführten Acaju übertrugen, und dafs daraus der Swahili-Ausdruck 72526u entstanden ist. Das persisch-turkestanische Wort für Semecarpus baladsir, baladur ist wohl aus dem Sanscritwort bhallataka entstanden, wo der Baum auch arushkara heißt. Möglich auch, daf3 dies letztere Wort dem Swahili-Namen Aorosho für die Frucht des Acajou zugrunde liegt. Anscheinend haben hiesige Kolonisten den in Indien heimischen Semecarpus hier mit dem Acajou verwechselt. Die Kerne von beiden Arten waren früher unter dem gleichen Namen »Elefantenläuse« in den deutschen Apotheken offizinell und sollten gegen Geistesschwäche helfen. Beim Rösten der Kerne vom Kaschu-Baum muf3 man vorsichtig sein, weil selbst der Dampf des Cardol gefährlich ist. Auch mit der Wäschetinte aus beiden Bäumen ist nicht zu spafSen, ihr Verkauf ist deshalb in Berlin polizeilich ver- boten. Sie wurde vornehmlich aus Sewmecarpus-Früchten gemacht, die ihren Namen von ‚Semeion = Merkzeichen (griechisch) bekamen. Kleinkolonisten kann die bequeme Herstellung des Alkohols durch Gärung und Destillation der Fruchtstiele als Hausindustrie empfohlen werden. 4. Ananas sativus Schult. Die Ananas wird jedermann bekannt sein, es ist ein rosettenartiger Busch langer, an den Rändern gedornter Blätter, in dessen Mitte der zapfenförmige Blütenstand sitzt. Die Ananas ist nämlich keine einzelne Frucht, sondern ein zusammengesetzter Fruchtstand. Um eine Achse stehen die fleischigen Früchte und verwachsen bei der Reife mit den fleischig werdenden Deckblättern und der ebenfalls fleischig werdenden Achse zu einer Sammelfrucht, durch welche die Achse hindurchwächst und als Schopf oben auf der Frucht erscheint. Die Ananas ist wie alle Vertreter der Dromeliaceae, zu denen sie ge- hört, von amerikanischem Ursprung, wildwachsend hat man sie in Mexiko, dem Orinoco-Tal, in Guiana und in der Provinz Bahia gefunden. Alle Schriftsteller, die in den ersten Jahren nach der Entdeckung über die Pflanzenwelt Amerikas berichteten, erwähnen die Ananas; man brachte Kaiser Karl V. eine Frucht mit, der sich aber nicht getraute, sie zu essen. Der mexikanische Name soll wmatsatl, die von Hispaniola zazama, bontana, atagua, der brasilia- nische zana gewesen sein, und aus diesem haben die portugiesischen Kolonisten das Wort Ananas gebildet. Die Spanier nannten die Frucht aber /rras wegen ihrer äußeren Ähnlichkeit mit einem Pinienzapfen. Unter dem Namen Ananas ist die Pflanze dann überallhin verbreitet worden, und zwar wahrscheinlich durch die Portugiesen. Sie ist jetzt im ganzen Tropen- gürtel angebaut, und wird auch in den Gewächshäusern Europas in großen Mengen gezüchtet. Im Jahre 1599 war sie schon in Westafrika vorhanden, denn damals erhielt Clusius Blätter von ihr von der Guinea-Küste; 1594 soll sie nach den Angaben von Royle in Bengalen eingeführt sein, und es ist sehr wahrscheinlich, daß sie auch nach Ostafrika durch die Portugiesen Ende des 16. oder Anfang des 17. Jahrhunderts gebracht wurde. Jedenfalls fanden die Offiziere des 1799 in Zanzibar anwesenden englischen Kriegsschiffes Mengen von diesen Früchten vor. Jetzt kann man sie in fast allen Negerdörfern an der Küste finden, im Hinterland von Tanga und Daressalam geht sie halb verwildert sogar ein bis zwei Tagereisen ins Innere, dort oft in dichtem Busch stehend, in welchem Fall die Blätter sehr lang werden, und die Früchte oft nicht zur Ausbildung kommen. Die Ananas verlangt große Wärme, bevorzugt einen leichten Boden, ist aber für Düngung sehr dankbar. Es ist zwar eine Pflanze der trockenen Regionen, die aber bei Vorhandensein von mäßiger Feuchtigkeit bessere Früchte gibt als in zu großer Trockenheit. Die Früchte bei uns sind mäßig groß, orangerot bis grünlich-orange in Farbe, meist sehr süß und saftig, nur die Rinde ist ziemlich dick, weil die Reste der Blüten recht tief im Fleisch sitzen, und meist bleibt die Achse etwas holzig. Sie reifen in dem warmen Küsten- land am besten, dort meist vom Dezember bis März; bisweilen findet man aber auch einzelne Exemplare in der kühlen Jahreszeit im Juni, die dann teuer bezahlt werden. Aber auch in Amani in 900 m Höhe werden sie ganz gut. Wir haben hier und besonders in Mombo jetzt auch fremde Sorten, besonders die »Victoria«, deren Fleisch, wenn auch nicht sehr saftig, so doch besonders süß und aromatisch ist aber oft kleine Hohlräume aufweist. Bisher wurde die Ananas in Ost-Afrika fast nur durch Eingeborene gezüchtet, bei Daressalam habe ich zwar etwas im Inneren schon vor mehr als einem Dezennium viele Tausend angepflanzt, aber bei Aufsicht durch Europäer scheinen die Resultate zu teuer zu werden, um auf dem Markt zu konkurrieren, der die Früchte billiger von den Eingeborenen erhält. Bekanntlich sind in Amerika, auf den Canaren und besonders in der Halbinsel Malacca*) sehr große Ananaskul- turen. Wo die Dampferverbindungen es erlauben, bringt man die frzschen Früchte nach Europa, die man in Hamburg oft schon zu Ys Mk. pro Stück erhalten kann, anderswo werden sie in ihrem eignen Saft eingekocht, der Zollverhältnisse wegen meist ganz ohne Zucker und in Fässern versandt, um im deutschen In- lande in Blechdosen getan zu werden. Die in Blechdosen ankommenden tut man im Freihafen von Hamburg in Fässer, damit sie nur einen Einfuhrzoll von 4 Mk. pro Dutzend kosten. Später werden sie im Inland dann wohl wieder in Dosen umgefüllt. In enormen Mengen kommen sie so oder auch in Zucker eingekocht aus Zentral- Amerika, aus Californien und besonders aus Singapore und Penang nach Europa und sind sehr billig. Ich glaube, es wird recht schwer, wenn nicht ausgeschlossen sein, daf3 afrikanische Pflanzer mit diesen Massenprodukten aus Singapore konkur- rieren können, zumal man dort zahlreiche, billige und intelligente Arbeitskräfte hat. Bernegau macht neuerdings Propaganda für reife Bananen, die in Ana- nassaft eingelegt sind. Ich glaube aber, daf3 auch diese Konserve, — wenigstens von Ost-Afrika aus — zu teuer wird. Daf} in Daressalam aus dem Saft der Ananas nach Mischung mit Orangen- saft ein sehr angenehmer, ungegorener Fruchtwein hergestellt wird, erwähnte ich bei der Besprechung der Orangen. 5. Anona senegalensis Pers., die afrikanische Cremefrucht. Die Gattung der Anonaceae hat etwa 60 ameri- kanische und 2—-3 afrikanische Arten, von welch letzteren die genannte die ver- breitetste ist. Es ist ein kleiner knorriger Baum oder Strauch unserer Steppen mit blaugrünem Laub und etwa taubeneigroßsen, orangefarbenen Früchten, die eine ziegelrote, aromatische Pulpa haben. Die bei den kultivierten Arten vor- handenen Schuppen der Fruchtschale sind hier kaum angedeutet. In der Reife springen die Früchte oft auf und werden gern von Tier und Mensch gegessen. Der Baum ist überall im Steppengebiet des tropischen Afrika bis nach Angola, der Äquatorialprovinz und zum Zambezi anzutreffen. Er wird von den Leuten an der Küste Zopetope mawvitu, in Usambara und Mombassa 7omoko, in Usegua mtomokwe (Sacleux), in Unyamwezi miokwe genannt. Das erstere Wort des hier einheimischen Baumes ist offenbar übertragen worden auf die eingeführten Kultursorten. Zope heißt Schlamm, es ist also die Schlammfrucht der Swahili. 6. Anona squamosa L. Cremefrucht, Schuppenapfel, Rahmapfel, Zimmtapfel, der custard-apple der Engländer, auch sweez-sop, sugar-apple. Ein Strauch mit länglich-lanzettför- *) In Singapore sind nach Lippe mehr als ı5 Ananasfabriken mit Dampfbetrieb, man exportiert von dort jährlich 550000 Kisten Konserven im Werte von ca. 6 Millionen Mark. — 93 — migen, unterseits graugrünen Blättern, die einen unangenehmen Geruch haben. Die Früchte haben etwa die Größe einer Orange und zeigen wie ein Kiefern- zapfen eine Anzahl größerer, flacher Erhöhungen, unter deren jeder ein länglicher, bräunlicher Kern liegt in einem cremeartigen, weißen Fruchtfleisch, das süß und angenehm aromatisch schmeckt. Außen ist die Frucht graugrün mit grauer Be- reifung. Nachdem man lange über die Herkunft dieser Pflanze gestritten, und viele einen indischen oder afrikanischen Ursprung behaupteten, Cunningham sogar meinte, die Früchte auf den alten Zeichnungen der Adjunta-Höhlen u. a. m. in Indien gefunden zu haben, wogegen Watt bemerkt, dafs es sich da sicher um eine andere Pflanze handelt,*) sind heute die Botaniker mit De Candolle sämtlich der Mei- nung, daf3 die Heimat der Anone sicher in Westindien ist, von wo aus sie sich allerdings sehr rasch nach der Entdeckung Amerikas in fast alle Tropenländer verbreitet hat, so daß sie an vielen Stellen sogar verwildert ist. In Ost-Afrika ist sie in Zanzibar und an vielen Plätzen der Küste zu treffen, im Innern aber wohl nur an den Siedelungen der Araber, wie Tabora usw. und bei den Stationen der Europäer. Sie ist auch in portugiesisch Ost-Afrika und in West-Afrika recht häufig. Von Senegal wird sie schon unter den alten Einführungen der Portu- giesen aus dem 16.—17. Jahrhundert erwähnt. In Indien und dem ganzen Osten ist sie recht häufig, so daf3 man sie dort früher für einheimisch hielt.**) Sie wird in Ost-Indien aza, /una, meba, sharifa, aber meistens sz/aphal genannt, bei den Ara- bern shurifa, den Persern sharrfah, Rayu, sitaphal, bei den Singhalesen aa, den Tamilen afa-maram, bei den Malayen manoa-papoa, buwah-nona, srt-kaya. Das Wort anona scheint nach Oviedo in West-Indien einheimisch gewesen zu sein. (Mexico ate, ahate, Brasilien araticu). An unserer Küste heift die Frucht meistens Zopefope, ebenso wie die hier einheimische A. senegalensis, manchmal aber auch szapheli, welcher Name aber meistens für die A. murzcata gebraucht wird. Manchmal hört man auch tomoko oder konokono. Woher diese beiden, offenbar mehr im Norden gebräuch- lichen Worte stammen, weißS ich nicht. Diese Art ist viel mehr verbreitet als die beiden anderen kultivierten Anonen, ich möchte deshalb vermuten, daf3 es die zuerst eingeführte ist und daß sie wahr- scheinlich durch die Portugiesen hergebracht wurde. Diese aber brachten die amerikanischen Namen afa, aloa, atis nicht mit her, die in den Tamil-Sprachen und in Ceylon gebräuchlich sind; in Brasilien sollen die Portugiesen die Frucht pinha nach ihrer Ähnlichkeit mit einem Pinienzapfen nennen. In Ostafrika .war eben die wilde Azonra mit kleineren, aber doch ähnlichen Früchten unter dem Namen Zopetope bekannt, und dieser wurde zur Benennung der neuen Ein- führung gebraucht. *) Vergleiche eine Diskussion über diese Frage auch bei Yule und Burnell S. 234 ff. in eBabirer:(1530), Garcia del’Orta (1563), Linschoten (1597) und della Valle (1624) erwähnen die Frucht nach Yule und Burnell nicht für Indien. Gekühlt und besonders mit etwas Sherry durchgerührt, lieben viele Europäer diese Anone sehr, mehr beliebt ist aber die nächste Art. In Mombo reift die Frucht im Februar bis März. 7. Anona muricata L. Die Stachel-Anone, c0770s0o/, cachiment der Franzosen, suirsak der Holländer, soursop der Engländer, ‚guanabina der Spanier. Sie hat glatte, fast glänzende Blätter und eine 2—3 Kilo schwere Frucht, deren grüne Schale mit nach der Spitze gerichteten, weichstacheligen Warzen bedeckt ist. Das Fruchtfleisch ist faserig, aber sehr saftig, aromatisch und angenehm säuerlich-süß. Man kann es manch- mal mit in Fruchtsaft getränkter Baumwolle vergleichen. In ihm liegen eine Menge schwarzer Kerne. Es ist roh sehr erfrischend und gibt mit etwas starkem Wein durchgerührt einen sehr angenehmen Creme. Diese Art ist bei uns viel seltener als die vorige, in Zanzibar zwar häufiger, an der Küste aber war sie nur stellenweis anzutreffen, wo nicht die Europäer sie eingeführt haben. Der hier gebräuchliche Name ist szaphel, auch staphıli ya kizunga, d.h. europäische Anone, ein Wort, das offenbar aus dem indischen szfaphal ent- standen ist. In Indien scheint sie aber viel seltener als die vorige zu sein, Watt erwähnt sie nur ganz kurz ohne einheimischen Namen. In Ceylon und in den malayischen Inseln wird sie meines Wissens öfter angebaut, in Reunion und Mauritius viel. Ursprünglich stammt sie aus Amerika. Ich nehme an, daf3 sie in Ostafrika erst ziemlich spät eingeführt wurde, und zwar wahrscheinlich von Reunion aus im Anfang des vorigen Jahrhunderts. Ich kann für diese Vermutung allerdings keine Beweise bringen. Die Frucht reift in Mombo im Juli bis September und im Februar. 8. Anona reticulata L. Die Netz-Anone, Ochsenherz, szwee/-sop oder bullock’s heart der Engländer, coeur de bocuf der Franzosen. Diese Art hat Blätter wie A. sguamosa, aber sie sind unterseits stark rauh, die Früchte haben keine Erhöhungen oder Warzen- stacheln, sondern sind nur netzartig gefeldert und rötlich bis violett gefärbt. Das Fruchtfleisch ist etwas trockener und körniger als bei den anderen Arten und von einer recht aufdringlichen Süße; meist ist die Frucht deshalb bei den Europäern nicht sehr beliebt, aber es läßt sich ein Kompott daraus bereiten, das besser als die rohe Frucht mundet. Diese Art ist selten bei uns gepflanzt; teils mag das damit zusammen- hängen, daf3 sie nicht so beliebt ist, hauptsächlich aber wohl, daf3 es eine spätere Einführung als A. sguamosa ist. Die Frucht scheint in Indien recht verbreitet zu sein, sie heißt dort vamphal, bei den Tamilen rama-sıta-maram, bei den Singhalesen anona maram, bei den Malayen »zona, manna. Phal, das bei den Namen so oft vorkommt, heißt im Hindustani einfach »Frucht« (sauer-khatta, süß-mitha). Der Name dieser Frucht heißt also »Frucht des Rama«, der der A. sguamosa, die Frucht von Sza. Die Art wird bei uns s/apheli ya Adjem genannt, also persische Anone. Wenn auch einzelne Botaniker an einen asiatischen Ursprung dieser Art glaubten, die in Indien viel verwildert vorkommt, so nimmt man heute doch allgemein die Antillen als ihre Heimat an, sie stammt demnach nicht aus Persien, wie ihr Swahiliname meint. Aber es ist möglich, daf3 Leute sie aus dem persischen Golf herbrachten, oder daf3 die Maskataraber sie von der persischen Seite her erhielten. Weil sie bei uns nicht häufig ist, möchte ich annehmen, daf} es eine recht junge Einführung der Araber ist, die sie vielleicht zuerst in Maskat bauten und dann hierherbrachten. Die in Daressalam von mir gepflanzten Sträucher trugen im Juli und August massenhaft Früchte, die aber sehr von Vögeln und Käfern mitgenommen werden, so daf? man recht aufpassen muß, um eine heile zu erhalten. In Mombo reifen sie im Oktober bis November. 9. Anona cherimoia Mill. Die in Südamerika so sehr geschätzte Cherzmoia oder der Famazca-Apfel ist bei uns noch nicht vorhanden, meistens wird die A. retzculata dem Besucher vorgeführt, wenn jemand sich des Besitzes der Cherimoia vühmt. In Mombo sind drei Pflanzen, die wir als C’erzmora erhielten, aber da sie noch keine Früchte trugen, ist die Bestimmung noch nicht sicher. 10. Artocarpus incisa L. der echte Brotfruchtbaum unterscheidet sich im äußeren recht wesentlich von dem A. integrifolia. Während dieser eine dicht geschlossene Krone hat, zeigt jener mehr sperriges Wachstum und die groißen, gelappten Blätter stehen am Ende der Zweige. Die Frucht ist fast rund, viel kleiner als die Jackfrucht, (nur 3--5 Pfund) und hat keine stachelige sondern nur gekörnte Oberfläche. Die Bäume sind bei uns recht selten, in Zanzibar gibt es einige wenige, dann stand, wenn ich nicht irre, einer auf der Mission in Bagamoyo und einer im Garten der ostafrikanischen Gesellschaft in Tanga, dort von Herrn Winter gepflanzt. In Daressalam habe ich die Anzucht vergeblich versucht, das Exem- plar ging trotz aller Pflege zu Grunde. In Amani wachsen sie sehr langsam, es scheint hier zu kalt zu sein. Der Baum ist sicher auf den Inseln des stillen Ozeans heimisch, wo seine Früchte noch heute die Hauptnahrung der Eingeborenen bilden. Hier in OÖst- Afrika spielt er gar keine Rolle, und die wenigsten Europäer werden diese Frucht je hier gesehen haben. Nach der Angabe von Burton ist er von den Seyshellen nach Zanzibar gebracht worden, die Missionare werden ihn von R&union erhalten haben, meine Stecklinge stammten aus Zanzibar. Ein eingeborener Name existiert hier nicht, denn die feness? ya kisungu der Leute ist der Durzo. 11. Artocarpus integrifolia Forst. Der Jackfrucht-Baum gehört zur Klasse der Moraceae, aus der die Feigen- bäume die bekanntesten sind. Es ist ein hoher, reich mit glänzenden, verkehrt- eiförmigen Blättern belaubter Baum, an dessen Stamm direkt die riesigen Schein- früchte hängen, nicht an Ästen. Die »Frucht« ist nämlich eine Scheinfrucht, eigentlich ein ganzer Fruchtstand, und wird an 70 cm lang und 20 cm dick bei 50—60 Pfund Gewicht. Sie ist aufjen mit ganz kurzen Stacheln wie eine Reibe besetzt, grün, innen finden sich radiär angeordnet die 3—4 cm langen weilsen Kerne in den fleischig gewordenen Blütenteilen liegen. Der ganze Inhalt ist demnach etwas faserig, gelblich-weif, und hat einen scharfen Geruch nach Frucht- äther. Die in anderen Ländern geschätzten Varietäten ohne Samen habe ich in Ost-Afrika nicht gesehen. Die etwa 40 Arten der Gattung Ar/ocarpus sind in Ost-Indien, dem in- dischen Archipel bis China heimisch. Unsere Pflanze soll in den Randgebirgen Ost-Indiens, besonders auf der westlichen Seite, wild gefunden sein. Die Kultur derselben scheint sich aber zuerst wohl auf den Süden und Osten von Indien beschränkt zu haben, denn es ist auffallend, daf3 die Perser und Araber diesen höchst sonderbaren Baum offenbar nicht gekannt haben. Dagegen haben Yule und Burnell (S. 440 ff.) die wohlbegründete Meinung, daß der Baum schon den Begleitern Alexanders des Großen als /ala bekannt geworden ist, daf3 Plinius diesen Baum und nicht die Banane in der Frucht meinte, »quo sapientiores In- dorum vivunt. Fructum cortice mittit admirabilem succi dulcedine; ut uno qua- ternos satiet; arbori nomen Palae, pomo arzenaec«. Nach Osten in den Sunda-Archipel scheint er sehr früh gelangt zu sein. ‚ Die erste Nachricht über ihn datiert von Hwen T sang, der ihn ca. 650 als pan-wa-so aus Bengalen beschrieb. Jetzt ist der Baum wohl überall in den Tropenländern mehr oder weniger verbreitet, auch in Amerika, wohin er zuerst 1782 durch den Admiral Rodney nach Jamaica gebracht wurde. Da die Art leicht fortkommt und recht an- spruchslos ist, hat sie sich in einigen Ländern, wie Mauritius fast naturalisiert. In Zanzibar ist der Baum auf den Pflanzungen sehr häufig, an der Küste aber nur stellenweis. So findet man ihn z. B. bei Daressalam viel, auch noch ein bis zwei Tage landeinwärts, bei Tanga ist er aber nicht sehr häufig. Es kommt mir so vor, als ob er sich an den alten Siedelungsplätzen der Shirasi-Perser nicht fände, sondern nur an den neueren Niederlassungen der Araber oder Indier, soweit man bei den letzteren überhaupt von dauernden Niederlassungen sprechen kann, denn sie haben überall nur zu Handelszwecken gesessen und wohl nur in den seltensten Fällen als Landbauern gewirkt. Der Baum heißt im Sanscrit kantaka, phala, pocusa, panasa, bei den heu- tigen Indiern darral, chakki, panas, fannas, phanas, auf Malayisch Zambul, kluv:, bei den Sundanesen zangka, den Singhalesen #os, /urrali, den Tamilen Pzla, sarker, in Bengalen kantal usw. Bei den Malayalam heißt er /syakka (chakka), woraus portugiesisch jaca, englisch jack entstand. Hier in Zanzibar und an der Küste heißt er mfenessz, die Frucht fenessz. Es ist ohne weiteres klar, daf3 diese Bezeichnung aus dem indischen fanasa, fannas entstanden ist. Es ist dies eine der wenigen Pflanzen. die vielleicht durch Indier bei uns eingeführt sind, wahrscheinlicher aber ist, dal Araber, die von Maskat aus Bom- bay und Umgegend besuchten, sie mitbrachten. Die Einführung scheint mir ziemlich neuen Datums zu sein. Zwar sagen negative Angaben wenig, aber der Kapt. Bissel, der 1799 eine Menge von Fruchtbäumen für Zanzibar einzeln aufzählt, erwähnt den so sonderbaren und auffallenden Jackfrucht-Baum nicht. Und anderswo soll er ja auch erst recht spät eingeführt sein, in West-Afrika (Senegal) war er zu Adanson’s Zeit noch nicht vorhanden und wird erst 1816 unter den Einführungen der »Societe coloniale philantropique de la Senegambie« erwähnt. Da er nun außerdem in Ostafrika nicht sehr verbreitet und doch ein schnell- wachsender Baum ist, so glaube ich annehmen zu müssen, daf3 er erst mit der Ausdehnung der Seemacht von Oman-Maskat (2. Hälfte des 16. Jahrhunderts), wahrscheinlich erst mit den intensiveren Siedelungen der Maskat-Leute auf Zanzi- bar usw. eingeführt ist, also erst Ende des 18. oder Anfang des 19. Jahrhunderts, jedenfalls aber nicht von Reunion oder Mauritius aus, sondern von Nordwest- Indien. Die Eingeborenen lieben die Frucht sehr, die Europäer gar nicht. Nicht nur das faserige »Fleisch« wird roh gegessen, sondern die Kerne auch geröstet genossen. Der Baum wächst recht rasch, die hier in Amani sind nach 4!» Jahren (vom Samen an) etwa 4—5 Meter hoch, und in Lunguza trägt ein etwa 1895 gepflanzter schon seit einer Reihe von Jahren Früchte. In vielen Ländern werden die Blätter dem Vieh als Futter gegeben, das sie gerne nehmen soll. 12. Carica Papaya L. Die Papaya oder der Melonenbaum ist ein 4—6 m hoch werdendes, krautig- saftiges Gewächs, das auf der Spitze eine Art Rosette von handförmigen, 7teiligen Blättern trägt, unter denen bei einigen die langgestielten, männlichen Blüten, bei anderen Individuen die länglichen, melonenförmigen Früchte dicht aneinander sitzen. Die ganze Pflanze enthält Milchsaft, der am reichlichsten in den unreifen Früchten sitzt. Die 20—40 cm langen Früchte haben unter der dünnen, gelbgrün- lichen Haut eine etwa zweifingerdicke Schicht von weichem, orangegelbem, zartem Fleisch, das melonenartig schmeckt. Die innere Höhlung ist mit pfefferkorn- großen, schwarzen Samen ausgekleidet, die wie Kresse schmecken. Manchmal findet man auch an den männlichen Bäumen massenhaft kleinere Früchte an den langen Blütenstielen hängen, während die Früchte des weiblichen Baumes immer Stuhlmann, Beiträge zur Kulturgeschichte von Ost-Afrika. 7 fast sitzend sind. Bei der großen Varietät von Zentral-Amerika, die Dr. Preuß einführte, sind diese männlichen Früchte sogar von beträchtlicher Größe. Nach den Untersuchungen von R. Brown, De Candolle und Graf Solms-Laubach ist die Heimat dieser Pflanze im tropischen Amerika, und von da hat sie sich vermöge ihrer mühelosen Kultur sehr schnell über die ganzen Tropen’ verbreitet, „Die bei Köhler (Medizinalpflanzen) wiedergegebene Angabe von Oostersee, daf die Papaya schon 906 v. Chr. in Indien und Java bekannt gewesen sei, beruht wohl auf einem Irrtum. Überall hat sich mit dem Baume sein amerikanischer Name ababai, mabai, papaya verbreitet. In Brasilien soll man ihn auch noch mamao, mamoero, mamon nennen, was Milchbaum heiflen soll. Die Indier nennen ihn papaza, pepiya, papati, papia, auch arand-kharbuza, die Singhalesen paepo/, die Tamilen pappali-maram, die Malayen fapa, bat, die Araber und Perser anabahe-hindi, amba-hind. Hier in Ostafrika nennt man den Baum snpapaia, mpapayi, die Frucht papayi, papatia, die männliche Pflanze anscheinend auch zuweilen mgegessa, in Togo aduba, bei den Haussa gonda, den Fulbe dukuye, den Kanuri kabussu. Loureiro hat die Pflanze Mitte des 18. Jahrhunderts in Zanzibar gesehen, und es ist anzunehmen, dafs sie entweder von Indien aus hergebracht ist oder wahr- scheinlicher durch die Portugiesen eingeführt wurde, jedenfalls also nicht vor dem 16. oder 17. Jahrhundert. Linschoten erwähnt sie 1598 als aus Spa- nisch-Indien via Philippinen und Malakka nach Indien importiert. Hauptsächlich scheint man sie Anfang des 17. Jahrhunderts in alle Welt gebracht zu haben, wenigstens wird berichtet, daß 1626 Samen von Indien nach Neapel gebracht wurden, und daß 1651 eine Pflanze im Garten des Dr. Schipanus in Neapel gestanden habe. Nach Senegambien scheint sie durch die Portugiesen schon im 16. Jahrhundert verbracht zu sein. Das wahrscheinlichste ist demnach, dafs sie auch nach Ostafrika im 16. oder Anfang des 17. Jahrhunderts durch die Portugiesen gebracht wurde. Die Pflanze ist in Zanzibar und bei den Siedelungen an der Küste viel zu finden, im Innern aber meines Wissens nur bei den alten Niederlassungen der Araber, sowie bei allen europäischen Stationen und Pflanzungen. Nach Tabora sollen die Samen nach Grants Angabe zuerst von Marungu am Südende des Tanganika gebracht sein, in die Äquatorial-Provinz führte Emin Pascha sie 1874 von Uganda aus ein. Sonst ist sie wohl im Innern nur im Hinterland von Tanga und in Usaramo hier und da verbreitet, wo, wie ich an anderer Stelle ausführte, fremde Einflüsse geherrscht haben müssen. Wenn man bedenkt, wie unendlich leicht die Papaya sich vermehrt, wie gut der Same seine Keimkraft behält, und mit wie geringer Mühe die Pflanze gedeiht und fast das ganze Jahr Früchte trägt, wenn man ferner bedenkt, daß andere amerikanische Kulturpflanzen, wie manche Bohnen, Mais, Maniok und Bataten, die doch sicher nicht viel früher ins Land gebracht wurden als die Papaya, sich im ganzen Kontinent verbreiteten, daß dagegen die so leicht zu bauende Papaya von den Negern gar nicht an- genommen ist, so illustriert dies Beispiel besser als andere die Unfähigkeit der Neger, etwas anzunehmen, was nicht in ihren Hackbau paßt, den allein sie kultivieren. Es ist dies ein ethnisch sehr wichtiges Problem, der Hackbau ist sicher älter als unsere Landwirtschaft und ist von den Negern vorzüglich durch- gebildet, aber ohne fremde ethnische Beimischung gehen die Neger auch kein Haarbreit von diesem Wirtschaftssystem ab, und ich glaube nicht daran, daß sie ohne Beimischung fremder Völkerelemente fähig sind und Neigung haben, sowohl Baumkulturen zu treiben als auch besonders eine Pflugwirtschaft mit Düngung anzunehmen. Es sei denn, daf3 man sie dazu zwingt, und dabei kommt nichts heraus. Der Neger wird stets bei seiner Hackwirtschaft bleiben, die in ihrer halbnomadischen Art den Boden sehr mitnimmt und die den Wald durch fort- währenden Wechsel der bebauten Flächen verwüstet.*) Nur stellenweise (z. B. Unyamwezi) haben die Neger einige Papaya ange- pflanzt. Durch Dr. Preuß erhielten wir aus Zentral-Amerika I9oo die Samen einer besonders grofßsfrüchtigen und guten Varietät Papaya, die zuerst im Garten in Daressalam gezogen und dann viel verbreitet wurde. Die Früchte geben in reifem Zustand eine recht angenehme Speise, aus den unreifen kann man ein Gemüse, ein dem Apfelbrei ähnliches Kompott und ein anderes Kompott herstellen, das wie süfßßsaure Gurken oder Kürbisse zube- reitet wird. Die Blätter werden benützt, um darin Fleisch einzuwickeln, das nach kurzer Zeit infolge der Einwirkung des eiweislösenden Papains, weich wird. Am besten gelingt dies, wenn man die frischen Blätter mit Wasser zerkleinert und das Fleisch auf einige Zeit hineinlegt. Recht wertvoll ist ferner der erhärtete Milchsaft aus den unreifen Früchten, der als »Succus papayae crudus siccus< von Jamaica oder als »Succus papaya coagulatus siccus« von Ceylon ‚aus in den Handel kommt. Der erstere ist gelblich, der letztere weißlich. In dem Katalog von Merk in Darmstadt wird das Kilo davon mit 50 Mk. angegeben, der Engros-Preis wird natürlich geringer sein, aber ich bin überzeugt, daf3 man auch hier, wo die Pflanze sich mühelos als Wegeeinfassung in Mengen auf den Pflanzungen ziehen ließe, mit diesem getrockneten Saft ein Geschäft machen könnte, wenn man genügende und billige Arbeiter zu seiner Gewinnung zur Verfügung hat. Eine Pflanzung hat dies auch getan. Wie sich ihre Berechnung dafür stellt, entzieht sich meiner Kenntnis. 13. Carica candinamarcensis Hook. Die Bergpapaya ist der anderen gewöhlichen Art im Äußeren ziemlich ähnlich, hat aber kleinere (25 cm) und viel weniger schmackhafte Früchte. *) An europäischen Versuchen, die Pflugkultur beim Neger zu verbreiten, hat es nicht gefehlt. Angenommen ist sie unter dem Einfluß starker Europäer-Siedelung in Süd-Afrika. Nord-Afrika und Abyssinien haben sie seit langem. In Togo — bei ganz anderen ethnischen Unterlagen als in Ost-Afrika — scheint ihre Einführung neuerdings Erfolg zu haben. Di / en TOO En Von einigen werden sie aber geschätzt und behauptet, daf3 sie das Aroma von Pfirsichen hätten. Vielleicht gibt es verschiedene Rassen. Ihr Anbau kann dort sehr empfohlen werden, wo wegen zu niederer Temperatur die echte Papaya nicht mehr gedeihen will. Die Samen der aus Südamerika (Equador) stammenden Pflanze brachte ich 1900 aus Indien mit, die Pflanzen haben in Amani und West- usambara reichlich getragen und sind in der Folge auch schon verschiedentlich verteilt worden. Sie werden in den Höhen des Zwischenseengebietes, in Uhehe etc. ebenso gut wachsen wie im Mittelmeergebiet. 14. Ceratonia siliqua L. Der Johannisbrot-Baum. Ein schöner Baum mit gefiederten Blättern, deren Fiederchen groß und lederig sind, trägt die langen, braunen Früchte, die jedes Kind als »Johannisbrot« kennt. Sie haben im Innern einer holzigen Hülse ein trockenes süßliches Fruchtmuf3 von einem unangenehmen Geschmack nach Butter- säure. Der Baum wird heute im ganzen Mittelmeergebiet gebaut, ist aber ur- sprünglich nur im östlichen Teile desselben bis südlich in Yemen heimisch, wo Deflers und Schweinfurth wilde Bäume fanden, vielleicht auch noch in der Cyrenaika, wo die Früchte den halb sagenhaften Lotophagen als Nahrung ge- dient haben mögen,*) wie sie es auch für Johannes in der Wüste und für den »verlorenen Sohn« der Bibel waren. Die Griechen nannten den Baum nach der Hornform der Früchte Z#eratzon, keratata und verbreiteten ihn nach Italien, wo man die Früchte szöguae graecae, siliguae syriacae nannte. Die Griechen benützten die Samen von diesem und anderer akazienartigen Bäumen als kleinstes Gewicht beim Abwägen von Juwelen als »Karat«. Wenn nun auch die Früchte allge- mein bekannt, und der Baum auch vielleicht hier und da gebaut wurde, scheint seine Kultur erst durch die Araber in Nord-Afrika, Sicilien, Spanien usw. aus- gebreitet zu sein, und diese übertrugen mit ihm auch den arabischen Namen des Baumes chzrnub, charub, charrub ins Abendland, und daraus wurde das carruda der Italiener, carubzer, carouge der Franzosen, algarrobo der Spanier. Die Frucht enthält, besonders in ihren besseren, durch Pfropfung vermehrten Sorten viel Zucker (bis 50. °/,) und ist nicht nur eine menschliche Nahrung, son- dern ein äußerst gesuchtes Viehfutter, besonders für Pferde. Die guten Varietäten werden als »Johannisbrot« aus den Ländern des Mittelmeeres exportiert. Sie müssen gepfropft werden, da Sämlinge minderwertige Früchte liefern. In Hamburg allein wurden z. B. eingeführt: 1903 1963 Dz. im Werte von 46330 Mark (23,60 Mk. per Dz.) 1904 2190 ’’ >) ’„’ ’’ 56870 ,’ (25,97 >’ >) ’’ ) 19081 2054 05, ee Re) TIOOS 5054. 5, 0, EEELONOSOL. 20 se) und zwar meist von Italien und Griechenland. *) Man sagt allerdings auch, daß die Nahrung der Lotophagen die Früchte des Judas- dornes (Zizyphus) waren, vielleicht auf der Insel Djerba. sure IOI Zu Weil nun hier bei uns immer Viehfutter gesucht ist und in Afrika eine Menge akazienartiger Bäume vorkommen, glaubte ich, daß wir ihn vielleicht hier einführen könnten. In Daressalam wuchsen die Bäumchen erst sehr langsam, kamen dann mit der Zeit etwas besser und haben auch nach einigen Jahren im Dezember und Januar Früchte getragen, die aber immer von massenhaften Bohr- käfern zerstört wurden, auch bildeten sich an den Zweigen Wucherungen wie Hexenbesen. In Amani kümmern die jungen Pflanzen sehr und wollen gar nicht recht vorwärts kommen. Es scheint also, daf3 der Baum hier nicht viel Aussicht hat. In Indien, den Südstaaten von Nordamerika und am Kap gedeihen die Bäume recht gut; aber es scheint, daf3 das warme und besonders feuchte Klima von Öst-Afrika nicht recht für sie geeignet ist. Immerhin sollte man in den trockeneren Gebieten, wie im Massailand und vielleicht auch in trockenen Gegenden des Zwischenseengebietes die Versuche wiederholen. Wie wichtig die Kultur für viele Länder ist zeigt, dafß man 1902 in Oran, Algier und Constantine 67 255 gepfropfte und 238873 ungepfropfte Bäume hatte. Sie sollen bis 40000 Kilo Früchte pro Hektar haben und mindestens 1000 Francs pro Hektar einbringen. (Cult. colon. 1.) 15. Chrysophyllum Cainito L. Der Sternapfel der Amerikaner, Caönzteiro der Spanier, ist ein aus West- Indien stammender Baum mit apfelförmigen Früchten, die auf dem Durchschnitt sternförmig angeordnete große Samen haben. Sein Fleisch ist weil bis purpur. Die etwa 4 Jahr alten Bäume in Amani haben noch nicht getragen, ebensowenig die von der verwandten Ch. monopyrenum Sw., dienur einen Kern enthalten soll. Nach einigen Autoren soll diese Art identisch sein mit der var. Jjamai- cense der vorigen. Beide Arten sollen in ganz reifem Zustand und wenn man sie am Baum reifen läft, angenehm schmecken. 16. Cycas circinalis L. oder die verwandte C. Zhouarsii R. Br. Diese mit den Sagopalmen verwandte Cycadee steht an der Küste von Deutschostafrika, aber nicht sehr häufig. Ich sah sie in Zanzibar und in Kionga. Massenhaft soll sie auf den Comoreninseln und in Madagascar wachsen. Ob sie dort einheimisch oder aus ihrem Haupt- verbreitungsgebiet in Südindien eingeführt wurde, ist nicht bekannt. Warburg gibt den Namen apapıindi nach meinen Sammlungen an, auf den Comoren heißt die Pflanze »zztapı, und wird auch in Zanzibar so genannt. Ihre Samen werden auf den Comoren gegessen und zwar, wie mir erzählt wurde, nachdem man sie vorher einer Fermentation in Gruben aussetzt, wodurch sie eine käsige Beschaffen- heit annehmen sollen. In Indien werden die getrockneten Samen zerstampft und zu Mehl gemahlen, aus dem Stammark soll man ein sagoartiges Stärkemehl aus- waschen können. Diese Verwendung ist hier unbekannt, ebenso wie bei der ee KO nahe verwandten EZxcephalartos Hildebrandtii A. Br., der mkarabaka der Swahili, die häufig in den trockeneren Buschgegenden wächst, z. B. viel in Usegua. 17. Durio zibethinus L. Der Durio oder die Stinkfrucht. An der Küste ist meines Wissens der Baum nicht vorhanden, in Zanzibar nicht häufig, ein sehr stattliches Exemplar steht in der Versuchspflanzung auf Dunga, etwas östlich von der Stadt Zanzibar. Er hat ganzrandige, unterseits silberschuppige Blätter und trägt an den Spitzen der Zweige etwas über strauf3eneigroße Früchte, die denen des Jackfruchtbaumes äußerlich etwas ähneln. Von vielen sind deshalb beide verwechselt worden, es haben auch beide einen unangenehmen Geruch, die Jackfrucht aber nicht im entferntesten so schlimm wie die Durio. Während erstere eine Scheinfrucht ist, d. h. ein zusammengesetzter Fruchtstand, ist letzterer eine einfache Frucht mit dicker, fast holziger Außsenschale, die von dicken, kegelförmigen Stacheln be- setzt ist. Im Innern sind fünf Fächer und in jedem zwei Reihen etwa taubenei- großer Kerne, die von einem weißen Arillus (Samenmantel) umhüllt sind. Dieser Arillus wird gegessen. In der heißen Zeit findet man in den Inderläden in Zanzibar eine ganze Menge dieser Früchte liegen, und man braucht nur der Nase nachzugehen, um sie zu finden. Sie haben einen abscheulichen, nicht zu beschreibenden Geruch an sich. Es werden wohl meistens Fruchtester sein, die diesen hervorrufen, den einige mit faulen Zwiebeln, andere mit sonstigen Ab- scheulichkeiten vergleichen. Die Frucht soll für den, der den Geruch überwindet, recht gut schmecken, ein Gemisch von Fruchtereme und Käse mit Zwiebel soll ähnlich schmecken. In den Ländern, wo der Durio vorkommt, kann man die Europäer in zwei Gruppen teilen, eine, die die Durio verabscheut, eine, die sie in den Himmel hebt, eine Mittelsorte gibt es nicht. Jedenfalls aber kann diese Frucht in einem Haushalte nur unter der Käseglocke serviert werden. Die Ein- geborenen glauben, daf3 sie als Aphrodisiacum wirkt. Der Durio hat seinen Namen aus dem Malayischen, duren, er heißt in Siam Zurrien, in Burma du-yzn, auf den Molukken durziyan. In Zanzibar sagen die Leute finessz ya kisungu, also europäische Jackfrucht. Alles ihnen Neue oder Besondere nennen sie seit etwa 100 Jahren »europäisch» (Akzsungu), früher »ara- bisch« (kimanga). Zur Zeit von v.d. Decken und Burton, also 1850—1860, hat es in Zanzibar schon Durio gegeben, und ich nehme an, dafl der Baum zu- sammen mit anderen tropischen Fruchtbäumen Anfang des 19. Jahrhundert von Reunion oder den Seyshellen aus eingeführt wurde. In Amanıi sind einige junge Pflanzen. 18. Ficus Carica L. Die Feige stammt zwar botanisch wahrscheinlich aus Vorderasien, gelangte aber schon in junggeologischer Periode in die Länder des Mittelmeeres. Ihre Kultur ist jedenfalls uralt. Da die wilde Feige von Südarabien und Nordabessinien in manchen Formen nur durch kleinere Früchte und stets keimfähige Samen von der kultivierten abweicht, nimmt Schweinfurth an, dafs sie vielleicht zusammen mit dem Weihrauchhandel aus diesen Ländern, wo die wilde Form heute deless heißt, nach dem alten Ägypten gebracht wurde. Man wird sie unter der XII. Dynastie aus dem Lande Punt geholt haben. Nach Lortet hieß sie im alten Ägypten neha-nt-bed, die Sykomore zeha. Es scheint, daf3 ihre verfeinerte Kultur aus dem Orient stammt. Das lateinische /czs soll aus dem phönikischen Jaggzın (syrisch pagga, arabisch figg, fagg) abstammen. Das griechische sy#or wird wohl einheimischen Ursprungs sein.*)' (»Sykomore« der wilde Feigenbaum.) Im Semitischen heißt der Feigenbaum Zxz, Znu, die Feige balasu. Das erstere Wort findet sich im Hebräischen, Phönikischen, Aramäischen und Arabischen, das letztere im Hebräischen, Arabischen und Äthiopischen. Die Kenntnis der Kaprifikation scheinen die Juden schon gehabt zu haben, weiter verbreitet ist sie wohl später durch die Araber in Nordafrika und Sizilien. In Tunis und Marokko heißt die Feige karmuz, bakour, in Algier sollen die Araber den Baum #erma, die Tuareg ahar, tahart, tabekh sıst nennen. Die persische Bezeichnung zajzr gehört wohl einer getrennten Kulturregion an, ebenso wie die Berberbezeich- nungen aus Nordafrika. Die Geschichte der Feige ist ausführlich von Graf Solms-Laubach und V. Hehn behandelt worden. Der Feigenbaum heißt in Swahili »zizrz, die Feige Zn, hat also den semitisch- arabischen Namen. Sie ist in Ostafrika selten, in Zanzibar stehen einige Bäume, und hier und da ist sie neuerdings an der Küste eingeführt. So stehen z. B. ein paar Pflanzen beim Bahnhof in Niussi. Hier in Amani wachsen sie langsam, sehen aber gesund aus. Es ist jedoch unwahrscheinlich, dafs sie in den feuchteren Küstenregionen hervorragende Früchte geben werden, und besonders zur Her- stellung der getrockneten Feigen gehört ein heilser und trockener Sommer und große Lufttrockenheit. Getrocknete Feigen dürftiger ‘Sorte werden für den Konsum der Araber und Indier hier eingeführt, ich vermute, aus Maskat. Die Bäume in Zanzibar werden auch daher stammen und vom Sultan von Zanzibar und einigen wohl- habenden Arabern dort in Erinnerung an ihre Heimat zusammen mit der Dattel- palme eingeführt sein, wahrscheinlich nicht vor Beginn des 19. Jahrhunderts. Die wilden Feigenbäume (»Sykomoren«), wohl vielfach #. capensis, werden von den Swahili und Wagogo mzruyu, von den Wanyamwezi mArusu, den Wahehe musoombe, den Massai o/-nabolli genannt. Die Ficusart mit rauhen Blättern, welche *) Die Feige ist in der Odyssee, nicht in der Ilias erwähnt. Neuerdings fand aber Dörpfeld verkohlte Feigen in uralten Kuppelgräbern, die wahrscheinlich Alt-Pylos, Nestors Stadt angehörten. In Babylonien hieß sie gis-ma (Weisbach, Inschriften Nebukadnezars im Wadi Brisa. 1906). | man wie Sandpapier benutzt, heißt »zsassa, in Usambara mshasha (Ficus exas- perata Vahl) und ebenso nennt man auch das Sandpapier. 19. Jambosa malaccensis DC. der Malay-Apfel oder Kavika hat viel größere Blätter als der Rosenapfel. Auf den Inseln des malayischen Archipels und auf Malacca ist die Pflanze wild ge- funden, hat sich von hier aus sehr früh verbreitet, so daf3 sie auf den Südsee- Inseln (Tahiti und Sandwich) schon vor der Entdeckung durch Cook vorhanden war. Die Indier nennen sie malaka-jamrol, die Javanen nati-djambu. So weit ich erinnere, ist der auf Zanzibar Z/offah, mtomondo genannte Baum dieser, er ist dort aber ziemlich selten. Hier in Amani wächst er ausgezeichnet und bildet mit seinen großen, hellen und glänzenden Blättern einen Schmuck des Gartens. tofah ist der arabisch-persische Ausdruck für £. vu/garis, es wird hier aber nur E. Malaccensis so genannt. Er ist wohl von den Arabern aus Süd-Indien hier hergebracht. Miomondo ist sonst auch der Name für Darringtonia racemosa und für Anthocleista orientalis. In Reunion nennt man den Baum Farmalac. 20. Jambosa domestica Rumph. Unter diesem Namen, der im Kew Index fehlt, bekam das B. L. I. aus Java einen Baum, der dem vorigen recht ähnlich ist, aber seine großen Blätter sind dunkler und nicht glänzend wie die von $. malaccensis. Da er noch nicht blühte, kann ich näheres nicht angeben. Sein javanischer Name soll djambubol sein. 21. Jambosa samarangensis DC. (J. javanica Lam.) hat ziemlich große, helle, glänzende Blätter und trägt an langen Stielen hängende Früchte, die eine Sehenswürdigkeit bilden. Sie haben die Form einer kleinen, eingekniften Birne und eine Farbe vom tiefsten Rosa bis zu schneeweifßs, dabei glasig, halbdurchscheinend, so daß sie genau wie aus Wachs oder Seife gemacht aussehen. Ein Baum, der voll von diesen Früchten hängt, sieht geputzt wie ein Weihnachtsbaum aus, ich kann mich nicht erinnern, je so etwas auffallendes und ästhetisches gesehen zu haben, abgesehen von volltragenden Orangenbäumen. Keine Abbildung kann den Eindruck dieser Pracht wiedergeben, es gehört ein Künstler dazu, das darzustellen, und wenn er die Natur gut nachahmte, würde niemand ihm Glauben schenken, der nicht selbst den Baum mit hunderten solcher Früchte sah. In Derema steht ein Exemplar, dessen Früchte viel größer sind, als die des in Amani befindlichen. Jenes wurde von Herrn von Horn aus Java mitgebracht. In Amani besitzen wir außerdem noch Zugenia uniflora L., in Amerika heimisch, den zö2Pztanga; in Mombo die Eugenia brasiliensis Lam., den grumixametra Brasiliens, und Zugenia Michelii Lam., die »viereckige Kirsche« von Zentral-Amerika. 22. Jambosa vulgaris DC. (Eugenia Jambos L.) Der Rosenapfel gehört in die Familie der Myrtaceae, ein kleiner Baum mit schmalen, lanzettförmigen Blättern, der blafsgelbe Früchte hat, die etwa die Größe eines kleinen Apfels erreichen. Das ziemlich trockene Fruchtfleisch hat einen intensiven Geruch nach Rosenwasser. Manche Europäer haben die Frucht ganz gern, mehr wird sie aber bei den Eingeborenen geschätzt. Er heißt im Sanscrit jambdu, Jamba, in den heutigen indischen Sprachen gulab-Jaman, golap-Jam, jama, jamb, in Ceylon jamdu, im Malayischen dyjambu, im Arabischen /ofah. Die Swahili nennen ihn mpera ya kisungu, (d. h. euro. päische Guyave), mdarabi, auch mpera-golabi. Die letzteren beiden Worte sind aus dem Indischen entstanden, der erstere der äußeren Ähnlichkeit mit der Guyave wegen gebraucht. Aus diesen Ausdrücken sollte man meinen, daf3 der Baum erst seit ziem- lich neuem Datum hier eingeführt ist. Aber er ist vielleicht zur Zeit der Anwesen- heit von Ibn Batuta 1331 schon hier gewesen. Diese schreibt über Mombassa unter anderem: »Die Bäume dieser Inseln sind Bananen-, Limonen- und Zitronenbäume. Ihre Einwohner sammeln auch eine Frucht, welche sie djammun (jamun) nennen und welche der Olive gleicht. Sie hat einen Kern ähnlich dem der Olive, aber der Geschmack dieser Frucht ist von einer großen Süße«. Es ist eigenartig, dafs er nicht den Rosengeschmack, der gerade bei den Arabern so beliebt ist, hervor- hebt, und es ist deshalb sehr wohl möglich, daf3 es sich nicht um die Rosen- äpfel handelte, sondern um die Frucht von Jambosa malaccensis, den die Araber heute hier /Zofah nennen, und der vielleicht eher als der Rosenapfel ein- geführt wurde. Aus dem Umstand, daf3 dieser einen arabischen Namen hat und der Rosenapfel nur einen indischen oder als »europäisch« bezeichnet wird, möchte ich es für wahrscheinlich halten, daf3 letzterer erst eine neuere Einführung ist. Yule und Burnell nehmen an, daß Ibn Batuta die Früchte von Sy- syglium ovariense gemeint hat, den jamun der Indier. Er ist in Zanzibar ziemlich häufig zu finden, an der Küste auch hier und da bei den alten Siedelungspunkten. In Amani sind einige Pflanzen vorhanden, die schon Früchte tragen. Der Baum ist wildwachsend in Indien und dem malayischen Archipel ge- funden und sehr früh in Indien kultiviert, er spielt in den alten buddhistischen Sagen und Inschriften aus 300 v. Chr. schon eine Rolle. Es ist anzunehmen, daß wir ihn aus Nordwest-Indien oder den Uferländern des persischen Golfes erhielten, denn er hat sich jedenfalls schon früh von seiner Heimat aus ausge- breitet. 23. Mangifera indica L. Der Mango-Baum gehört zur Pflanzenfamilie der Anacardiaceae; in der Gattung, zu der er zählt, gibt es nach dem Kew Index 37 Arten, von denen 2 ın Afrika, eine in Mauritius und alle anderen in Ost-Indien und dem indo- — 106 — malayischen Florengebiet einheimisch sind. Auch unser Fruchtbaum ist in Süd- asien heimisch und soll in Ceylon sowie am Himalaya bis 2000 Fuf3 Meeres- höhe wild vorkommen. In ganz Öst-Indien scheint er sich sehr früh als Kul- turpflanze verbreitet zu haben, anscheinend aber im Nordwesten ziemlich am spätesten, denn die Griechen haben ihn auf dem Alexanderzug dort offenbar nicht kennen gelernt. Auf den Sunda-Inseln und in Cochinchina ist er auch schon sehr früh verbreitet worden, auf einigen Inseln des asiatischen Archipels ist er aber, wie Rumphius erzählt, erst etwa 1700 eingeführt. Der Mangobaum heiflt im Sanscrit amra, manchmal auch makandamn, chutu (der »saftige») mahapahala (die »große Frucht«), in den heutigen indischen Sprachen am, amb, ambra, amb, anv, amba, ambo, auf Tamil mapalam, in Ceylon arnbo, auf Malayisch mava, mampalam, manna, mangga, auf Javanisch Jalam, im Ara- bischen und Persischen naghyak, maghzsag, amba. Aus dem sundanesisch-ma- layıschen Namen mangga, manga hat man die Benennung der Europäer für diese Pflanze gemacht.*) An unserer Küste ist er überall unter dem Namen emde für die Frucht, mwembe, muembe für den Baum bekannt. Es ist klar, daß dies Wort ohne weiteres aus den modernen indischen, oder wahrscheinlicher direkt aus dem per- sisch-arabischen armda abgeleitet wurde. Der Mangobaum ist ohne Zweifel schon recht zeitig nach Ostafrika gebracht worden. Es ist zwar auffallend, daß die Portugiesen ihn nicht besonders er- wähnen, es wird immer nur von »Früchten« im allgemeinen gesprochen. Aber dal er damals hier bekannt war, geht deutlich aus der Reisebeschreibung von Ibn-Batuta hervor, der 1331 in Mugdischu an der Somaliküste folgendes schrieb (gemäß Guillains französischer Übersetzung): »Sie giellen die geronnene Milch in eine andere Schüssel und legen darauf Limonen und in Essig eingemachte Pfefferfrüchte und eine Lake von grünem Ingwer und Mangos, welche Äpfeln gleichen, nur, daß sie einen Kern haben. Wenn die Mango reif geworden, ist sie sehr süß und ißt sich wie eine Frucht; aber vor dem ist sie sauer wie eine Limone und man macht sie in Essig ein.« Es unterliegt somit keinem Zweifel, daß es 1331 in Mugdischu frische Mangos gegeben hat, und da dieser Ort wohl nicht sehr für ihre Kultur ge- eignet ist, wird man sie noch vielmehr in Mombassa, Kilwa und den anderen Plätzen angepflanzt haben, die der persischen Kolonisation etwa vom 10. Jahr- hundert an ihre Entstehung verdanken. Diese persischen Kolonisten dürften den Baum hier eingeführt haben. Jetzt bildet er an den Siedelungsplätzen geradezu einen Charakter-Baum mit seiner herrlichen Krone und seinem dunklen, immergrünen Laube. Die Früchte reifen hier in der heißen Zeit, etwa vom Dezember bis März. *) Yule und Burnell nehmen an, das aus dem Tamil-Wort nän-kay, män-gay (d.h. (»nän-Frucht«) die Portugiesen szanga, die Engländer zango bildeten, eine Bezeichnung, die zuerst I5IOo von Varthema gebraucht zu sein scheint. Sehr viele Bäume stehen in Tanga, jedoch nur einige hundert Meter vom Ufer entfernt. Weiter im Innern sah ich sie nur in Usaramo, dem Hinterland von Daressalam. Da nun der unvermischte Neger keine Bäume kultiviert, so ist anzu- nehmen, daß dort, wo Mangos wachsen, eine fremde, ackerbautreibende Be- völkerung früher ansässig war. In Usamaro findet man die Mangobäume mehrere Tagemärsche weit im Inneren vor, und in demselben Gebiet auch einzelne Cocos- palmen, Jackfruchtbäume, Ananas und hier und da etwas Ingwer und Curcuma kultiviert, was anderswo im Innern, auch nur in geringer Entfernung von der Küste, nicht der Fall ist. Die Wasaramo haben auch die eigenartige Gräber- form mit dem viereckigen Grasdach und der aus einem Pfahl oder einem Stein gebildeten Grabstele am Kopfende, und diese Stele trägt immer die turbanartige Umwickelung mit einem weißen Stück Zeug. Auch geht hier die viereckige Hüttenform im Unterschied zur sonst hier gebräuchlichen runden, weit ins Innere, ungefähr ebensoweit wie oben erwähnte Kulturpflanzen.*) Ich glaube danach an- nehmen zu können, daß in Usaramo die Abkömmlinge der fremden, persischen Kolonisten einige Tagemärsche ins Innere hinein sich vorgeschoben haben. Auch bei Kilwa scheinen diese Leute ein klein wenig im Inneren noch Pflanzungen gehabt zu haben, denn eine Menge Mangos stehen z. B. auf dem Singino-Berge. Im Digo-Lande und bei Bwiti im Hinterlande von Tanga wachsen ebenfalls welche; v.d. Decken fand sie bei Mesule auf der alten Karawanen- strafße zum Nyassa, einem jetzt verlassenen Ort. Ob es sonst noch solche Stellen gibt, ist mir unbekannt, im allgemeinen ist der Mango nur unmittelbar an der Küste, und auch nur bei den heutigen oder verlassenen Siedelungen zu finden. Im weiteren Inneren sind die wenigen Mangobäume alle neuen Datums, zuerst bei den arabischen Niederlassungen in Tabora, Kilimani-Urambo, am Tanganika, in Magu an der Südküste des Victoria-Sees, in Kafuro in Karagwe, in Uganda, neuerdings bei allen Missionen und Gouvernementsstationen. Sicher kommt der Mangobaum heute von Kismayu bis zur Zambezi-Mündung vor, ob noch nördlicher und südlicher ist mir unbekannt, sein Verbreitungsgebiet fällt ungefähr mit dem der Cocospalme zusammen. Nach Westafrika ist er angeblich durch die Portugiesen eingeführt, 1757 als Adanson dort tätig war, gab es schon welche. Wann er nach Brasilien ein- geführt wurde, ist unbekannt, zuerst scheint er dort 1750 erwähnt zu sein. Nach Barbados ist er 1743 gebracht; 1782 kaperte man ein Schiff mit Sklaven, das von Reunion nach S. Domingo kam und eine Menge Kulturpflanzen an Bord hatte, unter denen auch Mangos waren, die man auf Jamaica pflanzte. Jetzt ist der Mango wohl im ganzen warmen Amerika bis nach Californien verbreitet. In Indien hat Maries über 500 Sorten von Mangos festgestellt, von denen etwa 100 gute sein sollen. Hier bei uns gibt es sehr viel weniger; einige sind *) Viereckige Hütten sah ich sonst nur im Ulugurugebirge. Erst im Kongo-Gebiet gibt es eine große Zone, wo die Neger ursprüngliche viereckige Hütten bauen, aber aus Holz oder Palmrippen, nicht aus Lehmflechtwerk. — 108 — schlecht und haben den bekannten Terpentingeschmack, andere aber ausge- zeichnet. Wenn man sicher gehen will, gute Sorten zur Nachzucht zu erhalten, muß man die jungen Pflanzen pfropfen oder anästen. So weit ich weiß, wird dies Verfahren aber erst seit einiger Zeit in Indien angewandt, und ich glaube nicht, daf3 die riesigen, sehr alten Bäume in Zanzibar und an der Küste ver- edelt wurden. Sehr viele werden überhaupt aus fortgeworfenen Kernen ohne Pflege entstanden sein. Und sie haben doch gute Früchte. Wenn aber Busch um sie aufwächst, dann tragen sie fast gar keine Früchte, wie man in den ver- lassenen Ansiedlungen im Hinterland von Daressalam sehen kann. In Zanzibar kennt man unter anderen folgende Sorten: kinoo, mit kleinen, gelben, sehr saftigen Früchten. mviringo wit runden Früchten, die recht geschätzt sind. Viringo heißt rund und nicht wie Holst sagt bunt. Nach seiner Angabe sind die Früchte gelb mit grünen Streifen. kilemba ya Banyani, d.h. Banyanen-Turban, wegen der roten Farbe. amari oder sıkio la punda, d.h. Eselsohren, weil die Früchte sehr lang sind. Sie sind faserig und nicht sehr geschätzt. dodo, auch embe ya kipemba genannt. Sie ist vielleicht zuerst in Pemba ein- geführt, aber dodo heißen sie nicht, wie Steere in seinem Lexikon sagt, nach einer Pflanzung in Pemba, dodo ist vielmehr eine auch in Indien und den Malayenländern bekannte Sorte, dort dodo/ genannt, (var. amboinmensis, Sagot et Raoul) wahrscheinlich dieselbe, die in Indien auch maghrabah genannt wird und welche man in Porto Rico china nennt. Es ist die größte und beste Sorte (TO zu 5—6 cm). Die Schale ist grün, das Fleisch hat wenig Fasern und gar keinen Terpen- tin-Geschmack, ist auch nicht so süß, sondern angenehm aromatisch mit einem Stich ins säuerliche. embe ya kisungu ist fast ebenso grofß3 und fast noch feiner als die vorige, ihr Fleisch süßer, gelblich, sehr aromatisch, die Schale gelb mit roter Wange. Die Art ist recht selten, bei Daressalam kannte ich nur einen Baum auf Kurazini, einen anderen bei Bweni auf halbem Wege nach Bagamoyo, viele gibt es in Kilwa. Die Neger nennen alles besondere ya kisungu, und ich glaube kaum, daf3 die Art von den Europäern importiert wurde, dazu ist sie zu häufig gerade bei Kilwa, wo doch die Portugiesen nur wenige Jahre safen und später außer durch französische Sklavenschiffe wenig Europäerverkehr war. borobo ist dagegen sehr wahrscheinlich von Reunion importiert (dorobo —= Bourbon); die Sorte wird nach Pere Saccleux in Reunion »auguste de Bourbon« genannt. Holst führt aus dem Tanga-Bezirk folgende Sorten auf. Zango, reift früh, hat Terpentingeschmack und gelbe Schale. Der Name soll nach Holst’s Meinung von Zango — Zeichen kommen wegen eines Ein- schnittes vom Stiel bis zur Fruchtmitte. Ich glaube aber eher von tango — Gurke, wegen der Form. theuzi, die schwarze, wegen der fast ganz schwarzen, grüngefleckten Farbe der Schale. Sie hat starken Terpentingeschmack. kiko, goldgelb mit grünen Flecken, süß. kitovu mit runzliger, grüngelber Schale und terpentinigem, sehr faserigem Fleisch. Frucht stark genabelt wie der Name auch besagt. mari, mit grünlich, hellgelber Schale und aromatischem Fleisch. dodo und viringo wurden oben bei Zanzibar erwähnt. Außerdem gibt Holst noch folgende Namen: shindano, koukwa, ndemu, mgnara, kıihinda, uare. Der Baum blüht in Tanga im August. Hier in Amanı kann man leider die Sorten nicht studieren, und es wäre eine dankbare Aufgabe für einen an der Küste sitzenden Herrn, alle Sorten ge- nau zu beschreiben, wobei auch der Baum, seine Blätter, die Blüte und Reife- zeit usw. zu berücksichtigen wäre. Außer einem Rüsselkäfer, der die Kerne bisweilen ansticht, und der Raupe eines Nachtpfauenauges (Dunara?), die etwas an den Blättern frißßt, sowie einer Gallmücke, die die Blätter mit Gallen übersät, aber kaum schadet, hat der Mango hier keine Feinde. Bemerkenswert .ist noch, daf3 oft ein Ast des Baumes ganz außer der Zeit blüht und dann auch im Juli oder August Früchte bringt. Sonst blüht er in Daressalam Ende September und beginnt im November zu reifen. Von Zanzibar werden eine ganze Menge Mango-Früchte ausgeführt, beson- ders als Schiffsproviant, auch wohl nach Aden, Bombay, Delagoa-Bay. Hier und da werden von den Dampfern auch welche von der Küste mitgenommen, aber es verkehren bei uns im Vergleich mit Zanzibar zu wenige Schiffe, als dafs es sich für jemand lohnte, ein eigenes Geschäft für ihre Verproviantierung ein- zurichten, wie solche in Zanzibar bestehen, und ohne eine ständige Organisation, auf die die Dampfer sich verlassen können, wird mit dem Absatz an diese kein sicheres Geschäft zu machen sein. Die Früchte werden meist reif gegessen, von den Europäern, wenn das Fleisch noch konsistent ist, von den Farbigen am liebsten weich und überreif. Ferner kocht man aus den unreifen Früchten ein Kompott, das vom Apfelbrei nicht zu unterscheiden ist. Die Herstellung des vorzüglichen Mango-Chutney wird bei uns nicht betrieben, man bekommt ihn wohlfeil aus Indien. Es sind eingekochte Mangos (manchmal auch Bananen oder Tamarinden) mit Zucker, Ingwer, Rosinen und Pfeffer. In Essig eingelegte, ganz junge Früchte sind hier nur bei den Farbigen beliebt. Die in den Hamburger und Berliner Delikatessenläden erhältlichen reifen Mangos kommen wohl von Jamaica oder vielleicht Florida. Von uns aus ist die Reise zu weit, um die reifen, bald weich werdenden Früchte ausführen zu können. Wohl aber läßt sich bei uns aus ihnen eine Marmelade machen, so wie es in Sem et 1 RO la Mossambik unter dem Namen manga-döce hergestellt wird, und dieses würde sich vielleicht als Kolonial-Marmelade zu Hause einführen lassen. Die dazu nötigen Früchte kann man wenigstens bei uns massenhaft bekommen, wenn der Besitzer von Bäumen verhindern kann, daf3 ihm die Früchte unbemerkt gestohlen werden. Auch bei uns hergestellten Chutney wird man sicher in Deutschland verkaufen können. Aber zu solchen Produkten sind Kleinkolonisten nötig, die hier leben wollen und nicht nur nach raschem Verdienst fortgehen möchten. Solche Klein- Kolonisten haben eben die romanischen Nationen massenhaft früher nach Süd- amerika gesandt, als solche gehen Italiener und Griechen heute noch in die Tropen. Der Deutsche scheint ebenso wie der Engländer und Holländer hierfür leider nicht geeignet zu sein. Bei der Besprechung des Mango-Baumes muß ich noch einen sehr eigen- artigen und interessanten Farbstoff erwähnen, der bei uns als »indisch-gelb«, in Indien unter dem Namen ?eor7 bekannt ist. Er wird aus dem Urin von Rindern hergestellt, die man ausschließlich mit Mango-Blättern und Wasser füttert. Da die Rinder dabei recht herunter kommen, muf3 man ihnen von Zeit zu Zeit auch anderes Futter reichen. Die Tiere werden angeblich so dressiert, daf3 sie ihren Urin nur in Gegenwart von Menschen lassen, die ihn auffangen, abkühlen, dann erhitzen, wodurch der Farbstoff herausfällt. Auf einem Tuch gesammelt, wird er in kleine Kugeln geformt und getrocknet. Man sagt, daß ein Tier täglich 60 Gramm dieser Farbe liefern könne. Die jährliche Produktion wird auf 5000 Kilo geschätzt. Ein Seer*) soll 8 Rup. kosten. Die Farbe löst sich in heißem Wasser. Wegen des unangenehmen Geruches wird sie selten zum Färben von Zeug, dagegen zum Anstreichen von Türpfosten, auch zu Lackfarben verwandt. In Europa benützt man sie in der Aquarellmalerei. 24. Morus alba var. indica Bureau. Der indische Maulbeerbaum ist, wie Warburg angibt, von dem auch bei uns kultivierten Morus alba kaum zu unterscheiden, nur sollen die Blätter rauher und länger zugespitzt, die Griffel länger und unten verwachsen, nicht frei wie bei M. alba, und die Blütenblätter der weiblichen Blüten umgekehrt ei- förmig sein. Die Früchte der indischen Sorte sind klein, walzenförmig und schwarz, bei der M. alba aber weiß oder rot. Diese indische Sorte ist im nördlichen Indien verbreitet, wächst viel am Himalaya und geht bis China und Japan. In Ostafrika ist sie in Zanzibar und an der Küste hier und da zu finden, auch in Usambara ist sie ziemlich häufig, doch ist sie überall nur als verwildert anzusehen, die Samen werden offenbar durch Vögel verbreitet sein. Die Früchte sind sehr klein und keine verlockende Speise, Seidenzucht wird hier nicht ge- *) Seer ist ein etwas unbestimmtes Gewicht in Indien, meist wohl etwa ı Kilogramm schwer. ee 1 N Fre trieben; ich weiß deshalb eigentlich nicht, weshalb man den Baum aus seiner Heimat hierher einführte, es wird doch vielleicht der dürftigen Früchte wegen geschehen sein, oder man hat Seidenraupen ziehen wollen. Burton erwähnt auch, daf3 rot- und weißsfrüchtige Sorten in Zanzibar und an der Küste unter dem indischen Namen 7x? vorkämen, ich kann mich aber nur erinnern, diese indische, schwarzfrüchtige gesehen zu haben. Im Altertum kannte man in Europa nur den Morus nigra, mit breiten, rauhen Blättern, dessen Heimat im südlichen Transkaukasien, vielleicht auch in Persien ist. Er wurde den Griechen von Syrien aus bekannt und sie verglichen seine Frucht mit der der Sykomore und auch mit der Brombeere, woraus sie den Namen »zoros machten, der dann nach Italien übertragen wurde, wo man aber die Maulbeere — zum Unterschied von der Brombeere — morus celso, morus gelso, d.h. die »vom hohen Baume«, nannte. Hieraus ist das heutige italienische Wort ge/so geworden. Die weiße Maulbeere, die in China und dem nördlichen Ostindien heimisch ist, ward am Mittelmeer erst viel später bekannt. Als 1148 die Seidenindustrie in Sizilien und etwas später nach Toscana eingeführt wurde, kannte man dort nur die M. nigra, die viel schlechtere Seide liefern soll. M. alba ist frühestens 1340 in Toscana eingeführt, aber diesem neuen Baume gab man den Namen des alten, ge/so. In der ganzen Balkanhalbinsel wird der Maulbeerbaum mit daft, fut, be- zeichnet, ebenso arabisch-persisch 7x7, in Marokko-Tunis ebenso,*) indisch Zxz, Zuti, kimbu, bei den Tamilen kambali, cumble-pullum, Sanscrit Zuta. Wenn Burton die Bezeichnung 7x auf Zanzibar hörte, so mul dies nur bei Indiern oder Arabern der Fall gewesen sein, das Wort ist bei Steere und Krapf auch angegeben, ist aber jedenfalls viel weniger gebräuchlich als mfersadt, mforsadi!. Dies Wort mul3 auch aus dem Arabischen stammen, Krapf über- setzt es mit »morus arbor, aliıs fructus moru, aliis rubus fructus mori, aliis tinctura rubra.< In welchem arabischen oder persischen Dialekt dieser Ausdruck aber gebraucht wird, kann ich leider nicht feststellen. Dragendorff schreibt firsad »aus arabischen Schriftstellern «. Die Verbreitung von unserem Baume läßt die Annahme zu, dafl er zu- sammen mit der bitteren Orange von den persischen Kolonisten hier eingeführt wurde, vielleicht haben diese hier auch schon vor Jahrhunderten versucht, die Seidenzucht einzuführen. Nach der Bezeichnung zu schließen, ist der Baum jeden- falls nicht von Indiern eingeführt worden. Viel ökonomischen Nutzen hat der Baum hier nicht, wir haben ihn bei Daressalam vor 10—15 Jahren einmal in Mengen angepflanzt, um die Seiden- zucht einzuführen, diese aber scheint mir für die Neger durchaus ungeeignet. Solange wir keine europäischen oder asiatischen Kleinkolonisten haben, deren Familienangehörige sich mit der subtilen Anzucht der Raupen abgeben, können *) Für Algier finde ich bei Foureau ‚zozssa, dort für die Tuareg Zassata. SR DET: 2 Bang: wir hieran nicht denken. Bessere Sorten der echten Morus alba haben wir in Amani von Italien als Bäume eingeführt, die aber noch recht langsam wachsen, ebenso einige gepfropfte M. nzgra, die recht kümmerlich gedeihen und abzu- sterben scheinen. Diese indische Maulbeerpflanze wird viel von der Larve eines Bockkäfers heimgesucht, aber die unverwüstliche Lebenskraft derselben läßt sie immer von neuem wieder ausschlagen. Sie wächst hier als Strauch, nicht als Baum und bildet dichte Hecken, wenn man sie richtig schneidet. 25. Nephelium lappaceum L. Der Rambutan oder falsche Litschi ist ein hoher Baum mit fiedrigen Blättern, in deren Blattachsen oder an den Zweigenden die langstieligen Frucht- stände mit oft 20—30 Früchten sitzen. Diese sind etwa pflaumengrofßs, rings mit langen, biegsamen, borstigen Warzen besetzt und dunkelkarminrot. Im Inneren der ledrigen Außsenschale liegt ein mandelförmiger, brauner Kern, der von einer glasigen, saftigen Samenhülle (Arillus) umgeben ist. Und diese saftige Hülle geniefßt man; sie enthält sehr aromatisch und leicht säuerlich schmeckenden Saft, den man aussaugt. Es ist eine recht angenehm erfrischende Frucht. Soviel ich weiß, gibt es den Baum nur in Zanzibar, wo die Europäer ıhn fälschlich Litschi nennen. Der Zzzschk (N. Lichi Cambess.) hat eine Schale, die nur von ganz kleinen, kurzen Wärzchen besetzt ist. Dieser kommt hier, mit Ausnahme einiger junger Pflanzen in Amani, nicht vor, in den deutschen Deli- katessenläden bekommt man seine aus China stammenden Früchte wie Rosinen getrocknet und umgeben von der warzigen Schale. Unsere hiesige Pflanze da- gegen ist der Rambutan des malayischen Gebietes, wo er auch wohl heimisch ist. Ich habe früher in Daressalam vergeblich versucht, diesen Baum anzupflanzen, die Samen keimten meist nicht und von Zanzibar importierte junge Pflanzen gingen stets nach einiger Zeit zu Grunde. Der Rambutan heißt bei den Swahili cAo%ro-choko. Woher dieser Name kommt, weifS ich nicht, mit choko, toko den Namen für Phraseolus Mungo kann er schwerlich einen Zusammenhang haben. Ebenso wenig hat er etwas mit der choke-chore-dycke genannten Urena lobata zu tun, einem mit HZrbiscus verwandtem Kraut. Zu Burtons Zeit (1857) gab es schon welche in Zanzibar, in Senegambien sind sie etwa 1816 eingeführt. Ich vermute, daß sie in Zanzi- bar auch Anfang des 19. Jahrhunderts eingeführt wurden, wahrscheinlich von Reunion aus. 26. Opuntia Ficus Indica Miller. Die Cactus-Feige ist in Zentral-Amerika, besonders Mexiko heimisch. Die von den Swahili mpungati (die »stachelige«) genannte Pflanze ist in Ost-Afrika nicht besonders häufig, was recht auffallend ist, da sie von den Spaniern schon Anfang des 16. Jahrhunderts nach den Mittelmeerländern gebracht wurde und beinahe in der ganzen wärmeren Zone verbreitet ist. Es war früher nur eine sehr stachelige Art in Zanzibar z. B. auf der »Nazi moya« und als Einzäunungen vorhanden, die eben nur zu letzterem Zwecke gebraucht wurde. Erst etwa 1901 ernıeiten wir aus Palermo durch den Botaniker Sprenger die besten stachel- losen Sorten. In Daressalam wuchsen sie mächtig und blühten fortwährend, aber die Früchte fielen stets vor der Reife ab, in Amani ist es ebenso. In Mombo geht es etwas besser, die Früchte reifen wenigstens, wenn sie sich auch mit den großen des südlichen Italien (Kghr d’india) und Nord- Afrikas (kendi, d.h. die indischen) nicht vergleichen lassen. Für die Gewinnung der Früchte kämen nur die ganz trockenen Steppengebiete des Massailandes in Frage. Für Südwest- afrika wird die Pflanze wahrscheinlich ein Segen sein, wenn es dort zeitweilig nicht zu kalt für sie ist. Aber die gröfßte Bedeutung ven- dieser Pflanze für uns wird in den üppig wuchernden fleischigen Stengelgliedern liegen, die in den Mittelmeerländern und in Amerika während der trockenen Zeit des Jahres ein äufserst wichtiges Vieh- futter bilden. Die von den Stacheln befreiten fleischigen Stengelstücke werden zerhackt zusammen mit trockenem Materiai als Futter verabreicht. Die Kamele fressen sie gierig mit allen Stacheln. In dürren, steinigen Gebieten -ist die Pflanze auflerdem äufserst wichtig, um Humus zu bilden und die kahlen Hänge zu bedecken. In Ägypten und Syrien nennt man sie subbair’, subber, in Algier bei den Arabern Jundadti, karmouz-nsara, bei den Tuareg framoucht. Der amerikanische Ursprung der Opuntien wird von keinem Botaniker in Zweifel gezogen. Ich finde aber eine Notiz (Wiedemann, Sicilien), daß Gre- gorovius darauf aufmerksam macht, im Dome von Girgenti stände ein antiker Sarkophag, auf dem die Hippolytus-Phaedra-Sage dargestellt sei und auf dem man nach seiner Ansicht auch Opuntien abgebildet fände. Es wäre interessant, dies näher zu untersuchen. Selbst konnte ich den Sarkophag nicht ansehen, aber die Photographien, die ich mir bei Sommer in Neapel davon verschaffte, lassen mich keine Opuntien entdecken, wohl aber etwas, das ich für stylisierte Palmen halte. Dasselbe ist von den Mosaiken im Dom von Monreale bei Palermo behauptet, wo Adam und Eva Kleider aus Opuntia haben sollen. Yule und Burnell bezweifeln dies. Auf der Opuntia lebt die Cochenille Schildlaus, und zwar die echte, grana vera genannte nur auf der stachellosen Form. In Bengalen*führte man 1799 die grana sylvestris genannte wohl weniger gute Form ein und hat auch eine ganze Menge Cochenille produziert, die aber geringwertig war, so daß man ihre Zucht aufgab. Als man die Insekten dort einführte, waren dort schon große Mengen der stacheligen Opuntia Dillenii, der »prickly pear« der Engländer, vorhanden. 1835 führte man die Zucht der Cochenille auch in Java ein und exportierte bis 1844 leidlich gute Cochenille, doch scheint auch dort die Zucht wieder verlassen Stuhlmann, Beiträge zur Kulturgeschichte von Ostafrika. 8 zu sein, die aufSer in Mexico jetzt wohl nur noch auf den Canaren betrieben wird, denn die künstlichen Anilin-Farhen machen ihr eine zu große Konkurrenz. 27. Passiflora edulis L. Die Grenadilla. Eine schlingende Passionsblume mit dreigeteilten, ge- sägten, glänzend grünen Blättern und pflaumengroßen, braunvioletten Früchten, in deren harter Schale eine sehr aromatische, saftige, gelbliche Fruchtmasse mit vielen kleinen schwarzen Kernen liegt. Man schneidet die Kuppe der Frucht ab und löffelt den Inhalt aus, mit ein wenig Zucker oder Wein versetzt schmeckt er sehr angenehm und erfrischend. Ich erhielt die Samen etwa 1896 aus Natal. Die sehr anspruchslose und auch dekorative Schlingpflanze mit ihrem schönen Laub und prächtigen Blüten hat sich hier im Gebirge überall eingeführt, wächst auch in der Ebene. Sie verbreitet sich immer mehr. Zuerst wurde sie in Kwai kultiviert. Sie reift von Januar bis März. 28. Passiflora quadrangularis L. unterscheidet sich von der vorigen durch geflügelten Stiel und ganze, nicht ge- teilte Blätter. Das Blatt ist ungeteilt, hat aber am Stiel Warzenpaare, wohl als Reste von Fiedern. Ihre Früchte sind viel größer, bis 30 cm lang, walzenförmig, grün mit zweifingerdicker Schale. Um den inneren Hohlraum sitzen die läng- lich-kleinen Kerne, je umhüllt von einer durchsichtigen, saftigen Fleischmasse, die etwas wie Weinbeeren schmeckt. Die dicke Fruchtschale kann man mit Zucker einkochen. Diese Art ist nicht so beliebt wie die vorige, mehr decorativ als zum Essen angenehm. Sie wurde zuerst in Amani kultiviert. Die Früchte reifen im Juni bis Juli. 29. Passiflora sp. ebenfalls mit ungeteilten Blättern und mit auffallend großem Kelch, hat in Amani noch keine Früchte getragen. Ohne Zweifel stammen alle diese Passionsblumen aus Amerika. Eine Sorte soll bei den Tupi zduru cua heißen. 30. Persea gratissima Gaert. Die Avocado-Birne. Es ist ein hoher, schön belaubter Baum mit großen elliptischen, ledrigen Blättern. Die Frucht hat die Gestalt einer großen grünen Birne. Unter einer‘ dünnen, grünen Schale liegt ein dickes, sehr fetthaltiges Fruchtfleisch, darin locker ein walnußgroßer Kern, der sehr bald keimt und sich deshalb nicht leicht versenden läßt. Das Fleisch, das man nach Entfernen des Kernes mit Zucker oder mit Salz und Pfeffer auslöffelt, schmeckt sehr angenehm, ist aber nicht ganz leicht verdaulich. Der Baum stammt ursprünglich vom Fest- land des tropischen Südamerikas. Oviedo erwähnt ihn schon 1526 in einem Bericht an Kaiser Karl V. aus Kolumbien und beschreibt ihn später näher aus Nicaragua. Sein Azteken-Name: war ahnacaguahnıtl, ahnacatl, ahuaca, in Peru hiefß er falfa. Aus den mexikanischen Namen machten dann die Spanier agxa- cate, avocado, die Engländer verdrehten ihn in algator pear. 1601 ist der Baum in Südspanien eingeführt worden. Im Laufe der Zeit ist er dann in die meisten tropischen Länder gebracht, nach Reunion und Mauritius scheinbar ziemlich früh, dort hat er sich so acclimatisiert, daf3 er fast wild ist. Nach Öst-Indien soll er erst 1860 gebracht sein. Dieser Baum gedeiht auch in etwas kühlerem Klima, wenn es nur nicht friert, so ist er in Algier, sogar bei Schutz im Winter in Sicilien gebaut worden. Sehr reichlich mufS er in Natal wachsen, von wo ich im Jahre 1896 die ersten Samen erhielt; aber alle Versuche, ihn in dem heißen und mit dürftigem Boden ausgestatteten Daressalam zu akklimatisieren, mißlangen. In Zanzibar soll es einige Bäume geben, wahrscheinlich ist er von Sir John Kirk eingeführt, ich habe aber bei zweijährigem Aufenthalt dort nie Früchte zu sehen bekommen. In Amani gedeihen einige Pflanzen nicht schlecht, ebenso wie die verwandte /?. indica, in Mombo kommen sie recht gut, sind 6 Meter hoch und trugen jetzt im April-Mai das erste Mal Früchte (1907). In Californien und Florida wird der Baum viel gebaut und die besten Sorten davon werden durch Pfropfung vermehrt. .Zu erwähnen ist hier beiläufig, dal die Persea der Botaniker mit der be- rühmten /ersea der Alten nichts zu tun hat. Dieser, dem Halbgott Perseus ge- weihte Baum Nr Mimusops Schimperi. Die alten Ägypter verehrten ihn heilig und haben ihn in grauestem Altertum zusammen mit dem Weihrauch und der Myrrhe aus dem Lande Punt, dem südwestlichen Arabien, bezogen; Kränze seiner Blätter findet man in Gräbern der XX.—XXVI. Dynastie (1400— 1200 v. Chr.) als Totenbeigaben zusammen mit den Blättern der Nymphaca cacrulca Sav. 31. Physalis peruviana L., die „Kap-Stachelbeere“, ein kleines zu den Solaneen gehöriges Kraut. Unter einer papierartigen, graugrünen Hülle sitzt eine gelbe, bis kirschgrofse Beere, die säuerlich-süßß und sehr aromatisch ist; am ersten erinnert sie durch ihre vielen kleinen Samen an eine Stachelbeere. Etwa 1896 erhielt ich ein kleines Paket Samen vom Nyassa-See, wohin die Pflanze von Britisch-Zentral-Afrika eingeführt war. Von Kwai aus hat sie sich sehr bald im ganzen Usambara-Gebirge naturali- siert und ist ihrer Früchte ‚wegen wohl geschätzt. Hier um Amani verschwindet sie letzter Zeit infolge des vielen Unkrautrodens etwas mehr, früher ward sie hier korbweise angeboten. Das Kraut stammt ursprünglich aus Süd-Amerika und ist jetzt sehr weit verbreitet; auch in Süd-Frankreich pflanzt man sie, und in Paris sollen ihre Früchte geschätzt sein. In Peru heißen sie capxlz, in Indien Zparz, tekarı, mako oder macao. In wenigen Jahren ist diese Pflanze hier so gemein geworden, daf3 man sie für einheimisch halten könnte. Offenbar passieren ihre Samen ungeschädigt den Darm von Vögeln und anderen Wesen, so daf auf diese Weise die Ausbrei- ö SH c — 11 — tung zu erklären ist. Auch auf vielen anderen Stationen in Deutsch-Öst-Afrika ist sie nun verbreitet. 32. Psidium Guayava (L). Raddi. Der Guajaven-Baum ist an der Küste, noch mehr in Zanzibar recht häu- fig, aber nicht verwildert, sondern nur bei den Siedelungen. Trotzdem die Art leicht durch Vögel verbreitet werden kann, ist sie nirgendswo weit von den Siede- lungen der Fremden, d. h. der Araber, Shirasi usw., zu finden. Es ist das wieder ein Zeichen, wie wenig der Neger Interesse und Befähigung für jede Kultur hat, die nicht in seinen Hackbau hineinpaßltt. Er ißt die Früchte gern, sie zu bauen paßt seinem nomadenhaften Ackerbau nicht. So ist die Guayave auch im Innern meines Wissens nur bei den früheren Niederlassungen der Araber, wie Tabora, Urambo, Ujiji, Karagwe, Uganda und bei allen Stationen der Europäer zu finden. Der Baum wird allgemein »zpera, die Frucht /era genannt. Auch in Indien sagt man Peyara, peru, perala, aber auch am und amrut. Dies letztere ist das arabisch-persische Wort für die Birne. Nach Burton’s Angaben soll die Guayave in Zanzibar auch sez/ur genannt werden. Ich habe das nie gehört, es ist der allgemein arabische Ausdruck für den Ölbaum; aber in Öst-Afrika auch für Sachen, die aus Süd-China kommen, wo die Araber im 13.—14. Jahrhundert ihre auch von Marco Polo beschriebene Ansiedelung Zeitun bei Amoy hatten, nach der die alten Seladon-Teller von ihnen genannt werden, die man vor allem von dort in die arabischen (rebiete verhandelte. Es unterliegt keinem Zweifel, daf3 die Pflanze aus dem tropischen Festland von Amerika stammt, etwa von Mexico bis Peru und Columbien, und von dort wurde sie nach De Candolle’s Meinung vor der Entdeckungszeit nach Brasilien verpflanzt. Es ist im höchsten Grade wahrscheinlich, daf3 die Portugiesen sie verbreiteten und meist nicht unter ihrem amerikanischen Namen gxajava, sondern einfach als »Birnen« /(Zera die Birne, fereira der Birnbaum). Sie werden sie auch nach Ost-Afrika gebracht haben, zuerst wohl nach Mombassa, wo sie gerade- zu verwildert ist, und nach Zanzibar. Kapt. Bissel erwähnt die Guajave 1799 für Zanzibar. Loureiro hat sie ca. 1750 in Cochinchina verwildert gefunden, sie mulS dort also mindestens schon Anfang oder Mitte des 18. Jahrhunderts, wahr- scheinlich aber früher eingeführt sein, denn um diese Zeit war die Vorherrschaft der Portugiesen lange vorbei. Das wahrscheinliche ist, daß sie sie im 16. oder 17. Jahrhundert auch nach Ost-Afrika brachten. In Senegambien ist sie erst 1757 durch Adanson eingeführt.*) Man kennt bei uns eine Sorte mit stark rotem Fleisch und eine mit gelb- lich-weißßem. Die erstere wird in Amerika von den alten Autoren für die ur- sprüngliche Form, die weiße für die feinere und kultiviertere gehalten, und auch *) In Togo und auf der Goldküste ist sie unter dem amerikanischen Namen »goa« be- kannt, sicher von Portugiesen eingeführt. (Dietr. Westermann) Wenn g0a nicht von der portugiesischen Hauptstadt in Indien abgeleitet ist? —— 117 _—— in Indien sagt man, daf3 die weißen einen weniger herben Beigeschmack haben, als die roten. Alle sollen besser schmecken, wenn man sie morgens früh ab- pflückt. Die Guayave wird hier meist nur 3—5 cm im Durchmesser groß, erst von Amani aus ist eine edlere, (auch gelbe) Form eingeführt, die 5—6 cm groß wird. Man muf3 entschieden darauf hinzüchten, die Bäume, welche möglichst kernarme Früchte haben, zu vermehren und zwar durch Stecklinge oder Pfropfung. Die Frucht hat außer dem Apfelgeschmack immer einen adstringierenden Beige- schmack, der sie für manche wenig begehrenswert erscheinen läßt. Sie ist aber sehr gesund. Als Kompott eingekocht, nachdem man sie von den Kernen be- freite, ist sie recht angenehm, ebenso als Brei. In Amerika wird aus den Früchten das »Guava Jelly« dargestellt, ein Gelee, das von den Engländern und Ameri- kanern hochgeschätzt wird und das einen recht großen Handelsartikel von Zentral- Amerika aus bildet. Ich bin überzeugt, daß man dieses auch in Deutschland als ein »Kolonial-Kompott« einführen könnte. Zu seiner Herstellung aber wird sich der kleine Ansiedler am besten eignen, der seine Obstanlagen übersehen kann und der seine Früchte eventuell an eine Fabrik abgeben kann, nachdem er sie primitiv eingekocht hat. Ich bin überzeugt, daf3 damit eine ganze Reihe von Ansiedlern eine Menge Geld verdienen könnten, wenn sie das Gelce richtig bereiten und klären. 33. Psidium Cattleyanum Sabine. Die Erdbeer-Guajave ist ein kleiner Strauch, dessen Blätter viel kleiner als die von ?. Guayava sind. Die nicht viel mehr als kirsch- oder olivengrofßsen Früchte, die wie die der Guajaven den vertrockneten Kelch an der Spitze tragen, haben eine bräunlichrötliche, etwas rauhe Haut, innen ein rötliches Fleisch, das zuerst säuerlich herb ist, vollreif aber einen ausgesprochenen Erdbeergeschmack hat. Auch aus ihnen läßt sich ein gutes Kompott herstellen. Die Art ist vom 2. Z/. /. eingeführt und verbreitet worden. Sie trägt hier reichlich im Januar bis März. 34. Psidium pumilum Vahl. ist ebenfalls durch das 3. Z. /,in Amani und Mombo eingeführt worden. Von vielen werden die Früchte dieser Art denen der anderen vorgezogen. 35. Punica granatum L. Der Granatapfelbaum wächst wild vom persischen Kurdistan bis zum nörd- lichen Indien, auch auf den griechischen Inseln, und er wird in diesen Gegenden seine Heimat haben. Er ist aber schon in prähistorischer Zeit in Kultur ge- nommen, so war er im alten Ägypten als 7e7 bekannt, die alten Juden be- zeichneten ihn mit den Namen rznmon, und aus diesem altsemitischen Wort ist das arabische zzmmon, rumman entstanden, nach dem die Portugiesen die Pflanze heute noch roma nennen. In Ägypten sagt man rzwman, in Marokko rumman. — 118 — Der Granatbaum gelangte durch die Phönizier nach Carthago und wurde des- halb von den Römern smalum punicum genannt nach den Puniern, von denen sie ihn kennen lernten. (Nach Wittmack in Pompeji abgebildet.) Die Griechen pflanzten den Granatapfel in der ältesten Zeit, bei Homer wird er roza, psıdarz (später »immon) genannt, und der Apfel des Paris wird eine Granate gewesen sein, vielleicht auch der der Hesperiden. Auf Griechisch hief3 die Frucht oa, deren Schale szdzon, psidia. Der römische Ausdruck mala granata heilt einfach Apfel mit vielen Körnern, gerade so wie die Italiener heute sme/agrana sagen. Auch nach Indien muf3 der Baum sehr früh gekommen sein. Aus dem Sanscritwort darzmba ist dort das heutige darzm, darimma, dalımba, dadam ge- worden, außerdem sagt man noch anar, madalat, u. a. m. Die Pflanze kommt in Zanzibar und an der Küste stellenweis vor, aber nicht sehr viel, und die Früchte werden nicht gut. Die Araber importieren des- halb jedes Jahr nach Zanzibar eine Menge Früchte von Maskat, wo auf dem Berge Gebel-el-akhzer nach Burton’s Angabe eine ganz besonders gute Sorte wachsen soll. Meistenteils sind hier wie auch in Europa die Granatäpfel und ihre Blüten mehr ein Genuß fürs Auge als für die Zunge. Der Baum heifst an unserer Küste mzromamanga. Mkoma ist ein Lokal-Name für die Dum-Palme (Zyphaena coriacea). Offenbar hat man an die äufsere Ähnlichkeit der Früchte von der Palme und dem Granatbaum gedacht, als man diesen mit dem Namen »nrkoma von Maskat« bezeichnete, denn offenbar kamen, wie noch jetzt, in früheren Zeiten die ganzen Früchte von Maskat (manga) nach Zanzibar, so daf3 man diese eher als die Pflanze kennen lernte, die ja allerdings himmelweit von einer Palme verschieden aussieht. Bei den Früchten mit ihrer rotbraunholzigen Schale kann man allerdings eine gewisse äußere Ähnlichkeit von beiden nicht verkennen. Außerdem nennt man die Pflanze noch in Lamu und bei den Wapokomo Authumani, ein Wort, das wahrscheinlich aus der Verdrehung des arabischen rumman entstanden ist. In Süd-Togo heißt sie aboda. (Wester- mann). Bei den alten arabischen Siedlungen in Tabora, Kafuro, Uganda usw. ist der Baum zu finden. Sehr üppig wachsend habe ich ihn nirgends gefunden, und hier in Amani kümmert er. Die Leute essen die Früchte gern, benützen auch die Schale zum Gerben, und wenn ich nicht irre, kennen die Araber auch die Eigenschaft des Wurzel- rindendecoctes, die Bandwürmer abzutreiben. In Senegambien scheint erst Adanson 1757 den Baum eingeführt zu haben, aus Zanzibar wird er 1811 von den Offizieren der englischen Kriegsschiffe » Ternate« und »Sylph« erwähnt, »sie seien dort selten und von den Arabern eingeführt ge- wesen«. Ich glaube mangels weiterer Angaben annehmen zu müssen, daf3 der Granatbaum erst durch die Maskat-Araber und wahrscheinlich nicht vor dem 18. Jahrhundert in Zanzibar eingeführt wurde. Irgend eine wirtschaftliche Bedeutung kommt ihm nicht zu. 36. Spondias dulcis Forst. Der Cythere-Apfel, süße Monbinpflaume. Es ist ein kleiner Baum, der auf den Gesellschafts- und Freundschafts-Inseln, sowie auf Fiji heimisch ist. Als Cook die Inseln entdeckte, nährten sich die Eingeborenen von diesen Früchten, die sie evz oder kevz nannten. Unter diesem Namen war er auch zeitweise in Reunion bekannt, doch findet man dort mehr die Bezeichnung » Pomme-Cythere«. Im angelsächsischen Nordamerika nennt man die Frucht »spanish plum«, in Öst-Indien amara, umira, ebenso wie die nahe verwandte in Indien heimische Ss. mangifera Willd. 1782 ist der Baum in Jamaica eingeführt und von da nach San Domingo gebracht. Nach Ostafrika haben ihn meines Wissens zuerst die französischen Missionare (»schwarzen Väter«) von Reunion, von wo aus sie nach Bagamoyo und Zanzibar kamen, gebracht. Ich habe schon 1893 die Früchte auf der Mission in Morogoro gegessen. Sie waren aber wohl dahin eingemacht von Bagamoyo gesandt. Später ist der Baum dann noch nach Daressalam, Mombo und Amani gebracht worden. Die Samen sollen ziemlich schwer keimen, weshalb man die Pflanze in “Indien meist durch Propfung auf S. wangrfera vermehrt. Die eiförmige Frucht wird ı Pfund schwer. Die Rinde hat einen Terpentingeschmack, das Fleisch ist recht angenehm säuerlich aromatisch, jedoch wird der Genuf gestört durch die vielen starren Fasern, die vom Kern.ausgehend das Fleisch durchsetzen. 37. Spondias lutea L. Die gelbe Monbin-Pflaume ist im tropischen Amerika, Java und Westafrika angebaut unter dem Namen 7000, jocote, Schweinspflaume, muguenge, ın Guinea als adodomi. Die Frucht ist ähnlich der vorigen, hat aber wenig Fleisch. Sie ist wohl von Amerika aus verbreitet worden. Nach Schweinfurth und Emin ist der Baum auch in der Äquatorialprovinz vorhanden. In Amani haben wir einige Exemplare. 38. Tamarindus indica L. Die Tamarinde, ein hoher Baum mit gefiederten graugrünen Blättern und sehr dichter Krone. Die gelblich-rot gezeichneten Schmetterlingsblüten stehen in endständigen Trauben. Die Frucht ist eine längliche, nicht aufspringende Hülse, die halbmondförmig gekrümmt und durch Anschwellen der Samen etwas gegliedert ist. Auflen hat sie eine dünne, braune Hülle, unter der noch eine dicke holzige Schale liegt. Im Inneren sind die schwarzen rundlichen Kerne, von Fasern und einer breiigen Masse umgeben, die süß-säuerlich ist. Die Tamarinde ist jetzt durch die Tropen beider Erdhälften verbreitet, aber meistens wohl angepflanzt. Man meint im allgemeinen, daß sie ursprünglich nur in Afrika heimisch ist, jedenfalls findet sie sich hier heute wild in der ganzen Zone der nicht zu trockenen Savannen; sie fehlt in den Ländern mit feuchtem Urwald und in den ganz trockenen Steppengebieten. So kommt sie im Sudan, re AO Kerze der Äquatorialprovinz, in Abessinien vor, nicht aber in den feuchten Ländern von Mombuttu, Niamniam, in Uganda und meines Wissens auch nicht in dem Zwischenseengebiet. Im ganzen Küstenland ist sie häufig, am meisten wohl am Fuße der Gebirge. So stehen z. B. bei Mombo sehr schöne Bäume. In Nordindien scheint sie nur kultiviert vorzukommen; aber die uralte Be- kanntschaft der Indier mit ihr und das Vorhandensein alter Sanscritnamen in Verbindung mit der Tatsache, dafs} sie hier bei uns recht wenig ausgebeutet wird, in Indien aber eine sehr wichtige Nutzpflanze darstellt, und der allgemeine Um- stand, daf3 anscheinend keine oder nur sehr geringe Kulturströme von Afrika nach Indien gegangen sind, läßt mich vermuten, daß der Baum auch in Indien seine Heimat hat. Es ist kaum anzunehmen, daf3 in alter Zeit die Indier ihn von hier bezogen haben, dafß sie auf einen hier wild wachsenden Baum aufmerk- sam wurden, den die Neger wenig benützten, den sie jedenfalls niemals kultivieren. Watt vermutet, daf die Tamarinde vielleicht auch in Südindien wild sei; ich möchte mich dem anschließen und meinen, dafs sie in dem indo-afrikanischen Steppen- gebiet heimisch war, so wie etwa Z7syphus Fujuba. In Indien hat man dann ihren Nutzen erkannt und sie kultiviert; in Afrika aber wird sie recht wenig be-. nützt, nie angebaut, und nur im Bereich der Indier und Araber sammelt man die Früchte etwas mehr und verkauft sie auch; sonst werden sie nur hier und da von einigen Negern zur Bereitung eines kühlenden Trankes benützt. Man sammelt auch wohl ein wenig, wenn man gerade kein Geld hat, in der Hoffnung bei einem Indier etwas Barmittel dafür zu erhalten. Anders ist es schon, wo wie im Sudan ein arabisches Kulturferment in die Neger kam, dort wird die Tamarinde wenigstens von allen etwas arabisch angehauchten Leuten gern benützt. Es ist nun sehr auffallend, daß weder die alten Ägypter noch das klassische Altertum Kenntnis von diesem Baum hatten.*) Sie haben doch gewiß Nordwest- Indien und den Sudan gekannt. Ich kann nur annehmen, daf3 zu jener Zeit eben in Nordwest-Indien die Tamarinde noch nicht bekannt war, sondern nur in Süd-Indien, und daß man sie in den reinen Negerländern des Sudan damals nicht anzuwenden verstand. In Indien wird die Tamarinde genannt auf Sanscrit Zndili, tentramt, ambra, amlika, in den heutigen indischen Sprachen amd, zmbi, teter, tinturi, tintil, chincha, im Malayischen Zul, balam, auf arabisch Zamar-wl-hindi, humar, sabara, umblı, auf persisch andbahlah, tamr-i-hindi, (thamar). Die Swahili der ostafrikanischen Küste nennen sie mrwadju, mkwayu, die Wamakonde snkwedu, die Wanyamwezi mshishi, die Wamahua mwepa, die Wahiyao mrwesu, die Massai al-mwasamburogi, ol-massambreci, masumura, die Wagogo mausisi, die Wahehe munjar:. *) Allerdings soll nach Wittmack’s Angaben eine Tamarinde auf den Wandgemälden in Pompeji erkannt worden sein und nach Brezl soll Theophrast den Baum von der Baharein- Insel Tylos im persischen Golf beschrieben haben nach den Schilderungen von Alexander’s Admiral Androsthenes. (Brezl, Botanische Forschungen des Alexander-Zuges Leipzig 1903.) — Tan Die Haussa sagen samıa, die Fulbe «jede, die Madagassen madıro. In Abessinien sagen die Tigrinja und Amhari komsmar, die Tigre araded, Raze. Die Tamarinde wird schon in der Sanscrit-Literatur ais Medizin erwähnt. Von Indien haben die Araber und Perser‘ ihre Kenntnis der Z/Zamar-hindt, der in- dischen Dattel, erhalten und die Araber haben offenbar ihre Wissenschaft davon in das Abendland verbreitet. Jedoch scheint man den Baum selbst lange nicht gekannt zu haben und nannte das Tamarindenmus, das zu braunen Kuchen ähn- lich wie die Datteln zusammengepackt war, eben dieses Aussehens wegen »in- dische Datteln«. Erst Ibn Batair wußte in der ersten Hälfte des 13. Jahrhun- derts, daß der Baum in Indien, Bassora, Oman und Yemen wüchse. Die medizi- nische Schule in Salerno nannte unsere Früchte »Sauerdatteln«, dactyl acetost, palmae acidae. Erst die Schriftsteller, die über Indien aus eigener Anschauung berichten, wie Garcia del'’OÖrto und Acosta, beschreiben den Baum, der sich mit der zunehmenden Kenntnis des Orients und der Entdeckung Amerikas sehr rasch verbreitete, so daf3 er schon 1570 in Mexiko, 1648 in Brasilien erwähnt wird. Die Ausfuhr der von den Schalen, den Kernen und von einem Teile der Faserstränge befreiten Früchte aus Indien ist eine ganz bedeutende, der Bedarf von Europa wird meistens von Calcutta aus gedeckt, die Vorräte von Bombay sollen großenteils nach dem persischen Golf und nach Arabien gehen. Es ist merkwürdig, daß von, Ost-Afrika aus bisher noch nichts von dieser Substanz versandt wurde, wo der Baum döch nicht selten ist und viele Früchte trägt. Meist mit allen Kernen und viel Schmutz vermengt, kommen zwar kleine Mengen hier bei den Indiern auf den Markt, aber nur für den örtlichen Bedarf. Es würde der Mühe wert sein, wenn ein deutscher Kaufmann sich der Drogue einmal annähme, sie wie in Calcutta zubereiten liefße und an den deutschen Markt schickte. In Indien werden die Früchte einfach von den leicht trennbaren Schalen, den Kernen und den gröbsten Fasersträngen befreit und zu einer zähen, bräun- lichen, fast schwarzen Masse, eventuell mit Hilfe von etwas Seewasser zusammen- geknetet und in Ballen oder Säcke verpackt. Es sind die »Tamarindi« oder »Fructus (Pulpa) Tamarindorum« des Handels. In England sind mehr die west- indischen Sorten beliebt, die hellbrauner, schleimiger und weniger zusammen- hängend sind, auch weniger sauer, und denen oft Zucker zugesetzt ist. Sie werden von den westindischen Inseln und wahrscheinlich auch von Guayaquil in Fässern ausgeführt. In Hamburg kostet die Ware von Calcutta 26—28 Mark pro 100 Kilo. Zum Versuch ließ ich im Oktober 1907 in Mombo 566 Kilo Früchte ernten, was 6,30 Rp. kostete, das Enthülsen, bei dem 306 Kilo Pasta (Fleisch u. Kerne) und 200 Kilo Schalen gewonnen wurden, kostete 4,90 Rp. (Arbeitslohn 0,35 Rp. pro Tag), so daß die 306 Kilo netto mit Bahnfracht nach Tanga (Rp. 3,10), Verpacken und alle anderen Unkosten in Tanga 19 Rup = 25,33 Mark kosteten. Leider genügte die Qualität den Bedürfnissen des Hamburger Marktes nicht, sie war fast unverkäuflich, weil zu viel Kerne usw. darin enthalten (höchstens 10°/o ei 122, sind erwünscht) und die Pulpa braun anstatt schwarz war. Auch soll des Wurm- frafjes wegen die Verpackung in Fässern besser als in Matten sein. 39. Terminalia Catappa L. Der indische Mandelbaum. Dieser schöne Baum ist an den Küsten von Madagascar und den malayischen Inseln heimisch, wird aber überall im Bereich des indischen Ozeans kultiviert, stellenweis ist er an den Küsten auch wohl ver- | wildert, weil seine Samen durch die Meeresströmungen verbreitet sind. Bei uns ist er wohl nur angebaut, überall findet man ihn gerne als Alleebaum. Seine quirlig in Etagen angeordneten Zweige tragen große, glänzend grüne Blätter, die von den Banianen-Indiern als Teller benützt werden. Vor dem Abfallen wird das Laub purpurrot. Die etwa walnufßgrofßen Früchte sind grün, bikonvex und ent- halten unter der hartfleischigen Schale einen mandelartigen großen Kern. Die Eingeborenen verzehren meistens nur die sehr gerbstoffhaltige äußere Schale, deren innerer Teil carmoisinrot ist. Für Europäer ist höchstens der Kern ge- niefßbar, der unter seiner steinharten Schale eine Art von Mandel hat. Ich höre, daß der Handel sich für die Kerne als Surogat der Mandeln interessiert. Man sollte einmal eine Versuchssendung machen. (Vergl. auch unter Öl- und Fettpflanzen). Der Baum heißt bei den Malayen katappa, auf Sanscrit zagudi, in Indien badamı, jangli-badamt, bei den Persern dadame-hindi. Die Creolen auf Reunion nennen ihn dadamier. Alle diese Worte heißen »Mandel«. Bei uns an der Küste sagt man mrungu. Ebenso werden in Usambara die Kerne der Teelfairia pedata genannt sowie die Arexrzia madagascariensis (mkungu rvufu), deren Kerne beide gegessen werden. Wahrscheinlich nannte man die eingeführte Zermznalza nach der heimischen T'e/faziria, deren Pflanze, — ‚eine Klettergurke mit Riesenfrucht —, zwar ‚völlig verschieden von der Terminalia aussieht, deren Kerne beide aber ölhaltig und wie Mandeln genieß3- bar sind. Allerdings wird auch Guetfardia speciosa L. mkungu genannt, es ist ebenfalls ein Strandbaum. Die Blätter der ZTerminalia werden in Daressalam von einer Psychiden- Raupe angefressen, die aus ihnen runde Stücke herausschneidet, mit denen sie ihr Gehäuse baut. 40. Syzygium owariense Benth. Dieser von den Negern an der Küste »nzsamberau« genannte Baum, der viel wild bei uns vorkommt, ist zwar für die Europäer kaum unter die Frucht- bäume zu rechnen. Die etwas länglichen Früchte gleichen kleinen Zwetschen oder großen Oliven und sind dunkel-violett gefärbt. Die Farbe setzt sich durch das ganze Fruchtfleisch fort, das den länglichen Kern umgibt, so daß die Neger einen Extrakt daraus oft zum Färben benutzen. Die Frucht schmeckt schlehen- artig zusammenziehend, und nur die Eingeborenen können in dem fruchtarmen Inneren von Afrika Geschmack daran finden. Vielleicht könnte man einen Alkohol daraus destillieren. Der Baum mit seiner schönen Krone von länglichen, dunkelgrünen Blättern ist im ganzen tropischen Afrika verbreitet. Er heißt an der Küste msamberan, mthamberao, in Unyamwezi msafwah, bei den Kaffern mgamberan. Die Haussa nennen ihn assare, die Fullah az/mare. Ich führe ihn hier auf, weil man manchmal ihn verwechselt mit dem in Südasien kultivierten 5. Fambolanum, dem jaman, jam, jamun-phalinda der Indier, dem yambu, jambula des Sanscrit, dessen Früchte aber den Beschreibungen nach auch nicht sehr gut sind (vergl. oben unter Fambosa vulgaris Seite 105). 41. Vitis vinifera L. Der Weinstock ist wahrscheinlich zuerst in den Ländern von Vorderasien südlich vom schwarzen Meer in Kultur genommen worden, war aber wohl in ganz Mitteleuropa in junggeologischer und vorhistorischer Zeit wild. Die Kultur breitete sich in vorhistorischer Zeit aus, einerseits nach Europa, wo man Reste der Kerne aus den Pfahlbauten von Parma und Varese fand. Das ganze Altertum kannte den Weinbau als eine uralte Kultur. In die semitischen Länder ist er anderer- seits ebenfalls in vorhistorischer Zeit gelangt, im alten Ägypten nannte man die Traube edel, erer, das Getränk arp. -Aus den persischen Bezeichnungen stammt das illyrische varna, das armenische »07n0, das arabisch-äthiopische wazrn,*) und das altgriechische orros, ebenso wie das lateinische vzruum ab. Wahrscheinlich stammt auch die Dionysos-Sage aus Vorderasien (Thracien-Phrygien). Die Araber bauten in vormohammedanischer Zeit den Wein und kelterten ihn, im Schiras wuchs eine berühmte Sorte, jetzt hat das religiöse Gesetz das Keltern verboten, aber der Rebstock dalji, anbali, sardschun, die Traube znab, ineb und die getrockneten Beeren #zshmish, zabıib, sind noch immer sehr beliebt. Und nach dem arabischen Wort sab26 für die Rosinen nennt man sie stellenweis heute noch, in Italien sibibbo, in Deutschland Zzdeden; sonst heißen sie in den romanischen Sprachen uva passa. Ebenfalls nach Indien kam der Weinstock in vorhistorischer Zeit, die Traube heifßt im Sanscrit draksha. Heute noch baut man ihn dort im Norden, berühmt sind die Trauben von Kaschmir. In Ostafrika wird der Weinstock wmsabz6bu genannt, also mit dem arabischen Namen für die Rosinen bezeichnet. Es ist klar, daß die Araber eben die Rosinen als Handelsartikel herbrachten, dafl diese deshalb hier zuerst bekannt wurden. Sie werden in recht ordinären, stengelhaltigen Sorten noch heute vom persischen Golf und Maskat, auch von Indien hier eingeführt. Später wird man aus den Kernen der Rosinen hier und da auch Pflanzen *) Agypten 'rzd, das Getränk zÖid, in Marokko die Traube ezad, in Algier bei den Arabern dälia, bei den Tuareg Zara, azerbour, in Abessinien auf Amhari zezze, auf Tigrinja ueini, woint. gezogen haben, aber sie gedeihen nicht besonders bei uns. Die ersten hatte wohl der Sultan in seinem Garten in Zanzibar, sie geben bei vieler Pflege leid- lich geniefßbare Trauben und zwar weiße und rote; aber es werden auch jähr- lich frische Trauben als Delikatesse für die Araber und Indier von Bombay ein- geführt. Die »Weißen Väter« hatten in ihrem Garten in Zanzibar recht gute Trauben, deren Samen sie aus Algier bezogen hatten, die Benediktiner ebenso auf Kunazini bei Daressalam. Später kultivierten wir dann Reben in Kwai, wo die Pflanzen in der kalten Zeit die Blätter warfen und so die zu ihrem Gedeihen nötige Ruhe bekommen. Es wurden recht geschmackvolle Trauben aus italienischen Reben gewonnen und später auch noch eine ganze Anzahl besonders empfohlene amerikanische Reben (vom Kolonial-Wirtschaftlichen Komitee gesandt) kultiviert. Aber die Reben litten sehr unter der Peronospora und waren sehr mühsam zu behandeln. Und da es sich um keine rentable Kultur handelte, hat man mit der Zeit sie wieder ziemlich aufgegeben. Hier in Amani kommen die Reben recht kümmerlich, ruhen zwar auch in der kühlen Zeit, werden aber sehr von Käfern heimgesucht, die die Blätter anfressen. Vor einer Reihe von Jahren versuchte ein Franzose namens Langon, der in Tunis große Weingüter angelegt hatte, auf den Bergen oberhalb von Segoma, östlich von Ostusambara, Reben im großen zu ziehen; er meinte, wenn die wilden Weinarten der Gattungen Czssus und Ampelopsis hier gut wüchsen, müßte dies auch mit den europäischen der Fall sein. Aber das Unternehmen schlug ganz fehl und wurde verlassen. Der Wein kommt auch in Indien ebenso wie die europäischen Obstsorten meines Wissens nur da vor, wo ein ausgesprochener Winter herrscht, zum Gedeihen braucht er eben die Saftruhe. Hier und da wird man bei uns als Kuriosität, und weil jemand Freude daran hat, mit vieler Mühe Wein ziehen können, wie es auch auf den Bergen in Indien, in Timor und Luzon geschieht, man wird, wenn er gegen die Peronospora regelmäßig mit Bordeauxbrühe bespritzt, auch Trauben erhalten, aber wirtschaftliche Wichtigkeit wird die Rebe kaum erlangen, wie sie das in Südafrika hat. Nach Saccleux’s Angaben sollen die wilden Weinarten folgende Namen haben: Ampeloeissus asarifolia Bak mzabibu mwiıtu, A. Grantii Bak in Usegua miongotongo, A. sp. mwangire. 42. Zizyphus Jujuba Lam. Jujubendorn, Brustbeerenbaum. Ein kleiner Baum oder Strauch mit kleinen meist paarweis stehenden und oft hakig gebogenen Stacheln und sehr variablen, unterseits hellwollig behaarten Blättern. Die etwa kirschgrofsen, gelben, runden Früchte sind fleischig-mehlig und haben etwas Apfelgeschmack. In ihnen sitzt ein ein- bis zweifächriger, runzliger und etwas spindelförmiger Stein. Die Pflanze ist von Süd-China an durch das ganze südliche Asien, Afga- nistan, im wärmeren Australien und im tropischen Afrika verbreitet. Vielfach ist sie angebaut in Arabien, Ägypten und den östlichen Inseln des malayischen Archipels, vielleicht sogar erst in ziemlich neuer Zeit. Es scheint, daf3 sie sehr leicht verwildert und sich ganz naturalisiert. Es ist deshalb sehr schwer, ihre ursprüng- liche Heimat zu ergründen, De Candolle nimmt Süd-Asien für ihren Urwohnsitz an, kannte aber damals noch nicht ihre äußerst weite Verbreitung in Afrika, wo sie mit allen Zeichen der Spontanität von Senegambien bis Angola, vom oberen Nil bis Mossambik sehr häufig ist. Prof. Uhlig sammelte sie mitten im Massai-Land. Es ist sehr wahrscheinlich, daf3 ihre ursprüngliche Verbreitung sich im ganzen Bereich der indo-afrikanischen Steppenflora befand und dafs sie stellenweis domestiziert wurde. Hier bei uns an der Küste habe ich die Pflanze immer nur als wild angesehen, auch wenn sie einen fremden Namen hat. Der Name smkunasi wurde ihr von den persischen Kolonisten gegeben, die die Art von ihrer Heimat aus kannten und die ihnen auffiel, nicht nur, weil die Früchte geniefbar sind, sondern wohl noch mehr, weil sie bei religiösen Zeremonien der Mohammedaner eine Rolle spielt. Die Blätter werden nämlich mit Wasser zu- sammen zerquetscht, und mit dieser hier swadrz genannten Lösung werden die Leichen vor dem Begräbnis gewaschen, ein Gebrauch, den auch Burton erwähnt. Es ist sehr gut denkbar, daf3 die Verbreitung der Pflanze in den Ländern mohammedanischen Glaubens diesem Gebrauch zuzuschreiben ist. In Indien wird sie der, bor, im Sanscrit dadari, kola, auf Arabisch szdr, nabig, nebk, unnah, auf Persisch Aurzar genannt, und es ist anzunehmen, dafs dies persische Wort kunar den Ursprung für das Swahili-Wort kunasi gegeben hat, denn wir wissen, daf3 mit die wichtigste Kolonisation in der alten Zeit vom persischen Golf ausging. Die Ankömmlinge werden aber die Pflanze hier schon wild vorgefunden haben und durch den Einfluß des Mohammedanismus hat sich das fremde Wort gegenüber der sicher vorhanden gewesenen einheimischen Be- zeichnung Geltung verschafft. Leider kenne ich sonst, außer dem #elembo der Wanyamwezi keine Bezeichnung der Binnenländer für diese Pflanze, die nicht viel Beachtung von den Reisenden gefunden hat. Die Haussa sagen Aura, die Kanuri AZussiulla, bultabe. Z. Fujuba wird in Abessinien von den Tigrinja abbathere, gewwartgi, von den Somali döm, Z. Spina Christi von Tigrinja gobba, gewwa, von Tigre gaba, gulqullu, kossili, kussera, von den Sabo Aussurt, hala, von den Arabern in Algier segseg, zefsef, von den Tuareg abaga genannt. Z. vulgaris soll in Algier onnab, Z. hotus dort bei den Arabern seder, sedra, bei den Tuareg /asoura, tassougart, tabaket heißen. Dieser Dornstrauch ist so häufig, daf3 oft Ortschaften nach ihm benannt werden, so heißt z. B. die Missionsstation der Benedictiner bei Daressalam Kunazini nach der Kunazi-Pflanze. (Nicht Kulasini, wie man viel schreibt). Aus dem Judas-Dorn soll die Christus-Krone geflochten sein, seine Früchte sollen in der Kyrenaika und auf der Insel Djerba den »Lotophagen« als Nahrung gedient haben. — 126 — Anhang. Einige ganz neue Einführungen mögen hier nur kurz erwähnt werden. Doryalis (Dovyalis) hebecarpa Warb., ein kleiner aus Ceylon stammender Fruchtbaum, verwandt mit den südafrikanischen Sorten D. rham- noides und D. rofundifolia, den Zuurebesjes der Capholländer und dem D. Caffra, dem dortigen »Äar-appel«<. Die obige Art hat in Amani noch keine Frucht getragen. Flacourtia Ramontchii "Her. Die Madagascar-Pflaume, der Mada- gascar-Apfel aus Madagascar und Ost-Indien, datoka-Pflaume von Zambezi hat in Amani noch nicht getragen. Ihre Früchte sollen efßbar sein, wenn man sie vor- her zwischen den Fingern knetet. Dasselbe ist der Fall mit der Flacourtia cataphracta Roxb. (Fl. Fangomas Steud), die in Indien Zalısputri, pamtala, in Java /ovzlovi heißt. Flacourtia sapıda Roxb. ist der boo inch, bowchee, bincha der Indier, 0ogoorassa der Singhalesen, swaadoo-kuntuka des Sanscrit. Die rotschalige Frucht soll Pflaumengröfe erreichen und im Geschmack an Stachelbeeren erinnern. In Amani hat sie noch nicht getragen, ebensowenig die Fl. Rukam Zoll et Mor aus Hinter-Indien. Eriobotrya japonica Linde. Die japanische Mispel oder Zoguat, von den Franzosen Ödzbasse, von den Engländern Fapan-plum genannt, wächst bei uns an der Küste, hat aber dort noch nie Früchte getragen. In West-Usambara dagegen bringt sie auch Früchte, die im Oktober reifen (Garten in Wilhelmsthal). Die Exemplare in Amani sind noch nicht tragfähig. Wir erhielten die ersten Samen 1900 aus Reunion, wo sie massenhaft gebaut wird, aber kleine, unscheinbare Früchte trägt. Später bekamen wir auch noch Pflanzen von Neapel, die hoffentlich einer besseren Sorte angehören und zum Pfropfen der übrigen benützt werden können. Hovenia duleis Thumb, der Sika von Indien ist dort, in Nepal, China, Japan heimisch. Die in Amani haben noch nicht Früchte getragen. Die kleinen, trockenen erbsenartigen Früchte sollen wie bei Anacardium auf einem fleischig werdenden Fruchtstiel sitzen, der angenehm schmecken soll. Chrysophyllum Icaco L. ein Strauch oder kleiner Baum, der ursprüng- lich aus Amerika stammt, die Cacao-Pflaumen von West-Indien. Die einsamigen, 2—2'/, cm grofßen Früchte sind weiß oder rosa, bei einigen Sorten auch schwarz. In Daressalam ist sie ca. 1896 eingeführt, ein Exemplar steht dort neben der ‘Gärtner-Wohnung. Die Frucht schmeckt sehr dürftig. Prunus Puddum L., die pajja-paddam von Nordwest-Indien soll bittere kleine Früchte haben. In Amani haben sie noch nicht getragen. Cyphomandra betacea Sondt, eine fast baumartige Solanee, aus Bra- silien stammend. Die Samen erhielt ich 1901 in Süd-Indien. Die Pflanze ist jetzt auf den Pflanzungen in Usambara ziemlich oft zu finden. Die pflaumen- großen, violettroten Früchte schmecken angenehm, sowohl roh als auch beson- ders wie Tomaten geröstet. Man nennt sie Baumtomate. Averrhoa Bilimbi L., der Bilimbi ist ein kleiner Baum oder großer Strauch, aus dessen Stamm oder Ästen unmittelbar die gelblich grünen, etwa fingerlangen, gurkenartigen, stark säuerlichen Früchte hängen. Er stammt aus Amerika, wie man mit Hooker jetzt annimmt, ist aber jedenfalls sehr früh durch die Portugiesen nach Indien gebracht, wo man ihn viel als dzlzmbr, belambu, blimbi, blimbu, anvulla kultiviert. Es wird sogar ein Sanscrit-Name kamranga dafür angegeben, möglich aber, daf3 dieser sich auf eine andere Frucht bezog. Die Singhalesen nennen sie dzln, die Malayen bdlzmbing-basi. Ich brachte den Samen 1900 aus Reunion. Die Pflanzen gaben im November seit einigen Jahren Früchte, die aber eigentlich nur mit Zucker gekocht geniefibar sind. Bley er- wähnt, daß Sir John Kirk den Baum in Zanzibar einführte, wo die Leute ihn mkwadju-ya-kisungu, also europäische Tamarinde nennen. Averrhoa Carambola L. hat ebenso wie der Bilimbi Fiederblätter, entwickelt seine Früchte aber an den Zweigen. Sie sind 8—1o cm lang, bern- steinartig — gelblich durchscheinend und mit 4—5 breiten Längsrippen versehen. Auch diese Art stammt aus Süd-Amerika und ist früh durch die Portugiesen nach Indien gebracht, wo man sie kamaranga, kamurk, karmal, karanbal, khamrak nennt, bei den Tamilen Zamartaru, bei den Malayen dlimbring-manis. Die Frucht schmeckt, wenn ganz reif, auch in rohem Zustand, ist erfrischend und hat einen sehr feinen Geruch. Besonders angenehm ist sie zerschnitten mit etwas Zucker eingemacht, sie schmeckt dann bald nach Stachelbeeren, bald nach Mohrrüben, je nach dem Reifezustand. Wir bekamen die Samen aus Reunion 1900, in Mombo tragen die Bäumchen vom Februar bis Mai reichlich Früchte. Vanygueria edulis Vahl, ein hoher, sparriger Strauch mit pflaumen- großer Steinfrucht ist wild in Madagascar und dem tropischen Afrika. Die Wanyamwezi nennen die Frucht czrampzia. In Madagascar heifst er voa-vanga, in Bombay ad#. In Amani hat der Strauch noch nicht getragen. Monstera deliciosa Lieb. Diese prachtvolle Kletterpflanze mit den enormen, fensterförmig durchbrochenen Blättern wächst in Amani und Mombo recht gut und hat in letzterem Orte auch schon während der warmen Jahreszeit ihre tannenzapfenförmigen Früchte gereift. Die Pflanze stammt ursprünglich aus Zentral-Amerika und Mexico. Wir bekamen sie aus Reunion 1900. Sandoricum indicum Cuv., der falsche Mangustan, ist in Süd-Indien, Hinter-Indien, auf den Molukken und Philippinen zu Hause. Seine orangegrofßßen Früchte sollen ein säuerliches Fleisch von eigenartigem Geruch haben. In Amani hat er noch keine Früchte getragen. Verschiedene Versuche sind in Ost-Afrika mit der Anpflanzung von euro- päischen Fruchtbäumen gemacht, die ich hier kurz erwähnen möchte. Amygdalus communis L. Der Mandelbaum wurde vor fast 10 Jahren in Kwai eingeführt und trug dort auch leidlich Früchte, die Bäume hatten aber kein freudiges Wachstum. Die in Amani stehenden kümmern, trieben nur kläg- lich Blätter und noch nie Blüten. Es mag sein, daß der windige Standort ihnen Ber 128 — nicht zusagt, aber viel Aussicht für ihr gedeihliches Fortkommen ist nicht vor- handen. Die Mandel will eine kurze aber gründliche Winterruhe, Abwerfen der Blätter und Treiben der herrlichen rosa Blüten in den kühlen Frühlingsmonaten haben. Nur Gegenden, die kühl genug werden und nicht viel Regen haben, kämen für sie in Betracht, vielleicht die höher gelegenen Teile von Uhehe und vom Zwischenseengebiet. Auch in Indien kommt dieser Baum nicht sehr gut, man bezieht die Früchte aus Persien und Afganistan, wo der Baum heute noch wild vorkommt. Die Mittelmeerländer haben die Kultur der Mandel wohl aus Vorderasien erhalten. In Ost-Afrika werden sie mit dem arabischen Namen /osz (Ägypten /aus, Syrien /os) bezeichnet und nicht mit dem indisch-persischen dadam. Sie kommen hier in den Handel nicht so stark abgeraspelt wie in Europa, sondern als dickschalige Früchte und zwar meines Wissens nur süße. Prunus persica L. Der Pfirsich ist ebenfalls in Kwai vor Io Jahren und vor kurzer Zeit in Amani eingeführt. Er treibt üppig Blätter in Amani, hat aber noch keine Früchte angesetzt. In Kwai waren einige nicht sehr schöne Früchte. Die Bäume stammten aus Neapel. Wie bei allen europäischen Obst- bäumen scheint auch hier eine Winterruhe die Bedingung guten Gedeihens zu sein. Der Pfirsich stammt ursprünglich aus China, ist vielleicht aber auch am südlichen Himalaya und in Persien wild und wurde früh in die Mittelmeergebiete eingeführt, ist er doch auf pompejanischen Wandgemälden zu sehen. In Indien und Persien wird die Frucht ar“ genannt, in Tunis Aloukha, chucha. Prunus armeniaca L., die Aprikose stammt wahrscheinlich aus Tur- kestan, Süd-Manschurei, Mongolei und vom Himalaya und nicht aus Armenien. Aus Italien eingeführte Bäume wachsen hier in Amani recht kümmerlich, meines Erinnerns hatten sie schon vor 15 Jahren in Morogoro auf der katholischen Missionsstation ganz kleine, recht geschmacklose Früchte. In Persien werden sie viel als mischmisch gezogen, ihre Früchte kommen getrocknet auf den Markt, manchmal auch bis Zanzibar. Prunus Cerasus L. Die Sauerkirsche wie P. avium L., die Süßkirsche haben zwar in Kwai einige Früchte getragen, sind aber ebenfalls für hier unge- eignet. Wenn wir auch in der Schule lernen, daß Lucullus die Kirsche von Kleinasien aus nach Italien gebracht, so haben die Forschungen doch gelehrt, daf} die Süßkirsche schon in vorhistorischer Zeit in Europa heimisch war. Ebenso wie in Indien wird auch im tropischen Afrika kaum ein Platz für sie sein. Birnen werden hier noch weniger gedeihen. Äpfe/ haben wenigstens in Kwai und anderen Stellen in West-Usambara einige Früchte angesetzt. Aus Indien kommen manchmal einige, nicht sehr gute Äpfel mit den Dampfern von Bombay nach Zanzibar. Der europäische Nufßbaum führt in Amani nur ein trau- riges Dasein, auch die echte ÄAastanie will nicht recht vorwärts kommen. Alle diese Obstbäume vermissen hier die Winterruhe und werden kaum jemals ge- deihen, es sei denn in den zeitweise recht kühlen und nicht zu feuchten Hoch- ländern. V. Gurken, Kürbisse und andere Gemüse. 1. Allium Cepa L. Die Zwiebel wird wie der Knoblauch in Ost-Afrika nicht gebaut, sondern in recht bedeutenden Mengen von Indien aus eingeführt. In neuerer Zeit allerdings hat man hier und da welche gepflanzt, in Kwai sind sogar die riesigen, so- genannten »Teneriffa-Zwiebeln« in vorzüglichster Qualität gezogen, aber man scheint die Kultur im großen wieder verlassen zu haben, wohl weil die Trans- portverhältnisse aus den Gegenden, wo sie wachsen, mit den indischen Preisen nicht konkurrieren können. In wildem Zustand ist die Zwiebel nach den Angaben von Engler in Beludschistan, Afghanistan, bei Lahore, am Tianshan und (zweifelhaft) in Palästina gefunden. Auch sie ist eine der ältesten Kulturpflanzen, die alten Ägypter ge- brauchten sie in großen Mengen, die Juden nannten sie beisalim, besel, bezalım, die Araber heute dasal, besol, basl, besla, bassul*) Ganz verschieden sind die Sanscritworte sukandaka, latarka, pallanda und die heutigen indischen dungarz, palandu, kanda, sowie die aus dem Persischen stammenden Worte im Indischen piyas, piyaj, piaj, piaz, persisch Pzyas, wieder ganz verschieden die griechischen und lateinischen, sowie die heutigen europäischen Worte für die Zwiebel. Man kann aus dieser sehr verschiedenen Namengebung sicher auf eine uralte Kultur schließen, die aber vielleicht doch erst aus nacharischer Zeit stammt, und von den Völkern auf ihren Wanderungen nicht mitgebracht, sondern ihnen erst später bekannt wurde, oder aber die Völker fanden die Zwiebel wild in einem Gebiet vor, das weit größer war als das, in dem wir sie heute wild kennen. Hier in Ostafrika nennt man sie kzlungun; woher dies Wort kommt, ist schwer zu sagen. Es handelt sich um ein eingeführtes, allerdings sehr viel be- nütztes und allgemein bekanntes Produkt, aber der Name hat mit den indischen, arabischen und persischen Benennungen gar keine Verwandtschaft. Die Annahme, *) Der Schnittlauch ist arabisch-ägyptisch Aurrät, hebräisch chazir. Stuhlmann, Beiträge zur Kulturgeschichte von Ostafrika. 2 daß das Aztungüu von dem chinesischen Zsung abstammt, und daß die Zwiebel demnach durch Vermittelung der arabischen Handelsniederlassungen in China im Mittelalter hierher gebracht wurden, und daf3 demnach damals die dort Handel treibenden Araber die Zwiebel mit eigenem Namen selbst nicht gekannt haben, ist ebenso unwahrscheinlich, als daf3 die Chinesen selbst sie hier einführten, denn deren direkten Handelsverbindungen mit Ost-Afrika waren doch zu kurze im 14. und 15. Jahrhundert. Für wahrscheinlicher halte ich es, daß das Wort krlunguu ein Kollektivbegriff für die unterirdischen Pflanzenorgane ist, die auch wir als »Z/wiebeln« bezeichnen, allerdings wohl nach der Küchenzwiebel. Die Haussa sagen alıbassa, die Fulbe aldatje, die Kanuri /edassar, die Tuareg efelel, in Süd- Togo: sabala (aus portug. cebolla) (Westermann). Die Zwiebel wird bei uns im Norden nur in diskreter Weise gebraucht, die nordischen Nationen schätzen sie nicht sehr, aber schon um das Mittelmeer findet ein sehr ausgiebiger Gebrauch derselben sowie anderer A//zum- Arten statt, der dem Nordländer zuerst sehr unsympathisch ist. Offenbar ist das wärmere Klima die Veranlassung dazu. Ich kenne Deutsche, die in den Mittelmeerländern im Winter kaum Zwiebeln anrühren, aber in der Sommerhitze verzehren sie mit großem Behagen bedeutende Mengen von Salat mit sehr viel rohen Zwiebeln und sagen, dies sei oft das einzige, das sie in der größten Hitze essen könnten. Hier in Ostafrika wird die Zwiebel schon viel mehr in der Küche verwandt, allerdings eine Sorte, die viel milder ist als die bei uns zu Hause, von deren Dunst einem die Tränen in die Augen kommen. Unser größter Afrikaner, Major von Wißßmann, hatte auf Märschen stets ein paar rohe Zwiebeln in der Tasche und bifS in sie hinein, wenn er müde wurde, wie wir einen Apfel essen, und er empfahl jedem seiner Offiziere dies Mittel, um die oft großen hiesigen Strapazen zu ertragen, aber nicht jeder konnte sich dazu entschliefen. Die Zwiebel wird von der ganzen Küstenbevölkerung neben Curry-Gewürz fast als einziger Luxusartikel der Küche benützt, auch die Leute aus dem Innern wissen sie zu schätzen, aber gebaut wird sie, wie gesagt, nicht, es sei denn, dafs mal einige Araber im Innern sie anpflanzten, und daf3 man sie jetzt zum eigenen Bedarf auf den Niederlassungen der Europäer anpflanzt. Wie groß die einge- führten Mengen sind, geht leider nicht mit Genauigkeit aus der Zollstatistik hervor. Sie fungieren unter der Einfuhrposition »verschiedene Knollenfrüchte« (außer Maniok, Kartoffeln usw.). Es wurden eingeführt: 1903 95324 Kilo im Werte von 18469 Mk. 1904. 116222, Rn ar EHEN 1005: 151002075 an er 262300 Bei weitem der größte Teil hiervon fällt auf Zwiebeln, und man sollte denken, daf3 mehrere Kolonisten davon leben könnten, den Bedarf von rund 25000 Mark dieses Produkts zu bauen. Nötig dafür ist allerdings, daß gute Transportwege zur Bahn gebaut werden aus den Ländern, in denen, wie in West-Usambara, die Zwiebel wächst. Bis jetzt geht diese ganze Summe nach Bombay in indische Hände. 2. Allium sativum L. vulgare Döll. Der Knoblauch wird meines Wissens bei uns nicht gebaut, sondern nur in ziemlichen Quantitäten von Indien und vielleicht auch von den Häfen des persischen Golfes und des roten Meeres bezogen. Man findet die kleinen weißen Zwiebeln fast in jedem Indierladen, und eigentlich die Indier und Araber be- nützen sie allein, die Neger glücklicherweis kaum. Sie heilen hier vrzunguu-sum, VILUNgUun-somm. Der Knoblauch ist, wie Engler angibt, wild wachsend sicher nur in der Songarei gefunden, wahrscheinlich wird aber in alter Zeit sein Heimatsland viel ausgedehnter gewesen sein. Jedenfalls hat er sich schon in vorhistorischer Zeit über Ägypten verbreitet. Die Juden nannten ihn skum, s/numin, und mit diesem alt- semitischen Wort hängt das arabische Zurn, foum, thum, sum zusammen, auch wohl das türkische samsak, das Sanscritwort mahushuda, lasuna, ushada, und die neuindischen Worte /asan, lahsan, rasun, shunam, schließlich auch vielleicht das chinesische san, suan. Alle diese Ausdrücke werden von einer zentralasiatischen Wurzel sx ab- stammen, an die auch das punische sozrn, das assyrische swna sich anschließt. Und man kann mit Schweinfurth annehmen, daf3 der Knoblauch vielleicht als älteste Kulturpflanze zusammen mit dem Weizen in das Niltal gelangte, wohl aus Assyrien. Da aber die europäischen Namen für diese Pflanze mit diesen oben mit- geteilten gar nicht zusammenhängen, wird man entweder eine Ausdehnung der Heimat weit nach Westen hin in der Urzeit annehmen müssen, oder aber eine vorarische Wanderung der Pflanze nach Westen. Das altgriechische scorodon, neugriechische scordon, das lateinische allum, das englische garlic, das aus der Bezeichnung der Bewohner von Wales gartlec entstanden ist, das althochdeutsche chlobolouh, aus dem unser Anoblauch wurde, sind alles Worte, die in keiner Be- ziehung mit dem s#%z der Semiten stehen. Hier in Ost-Afrika heißt die Pflanze szrz, denn kztunguu ıst der Name für Zwiebel. Dies szz2 hat nichts mit dem Wort szm, summu ım Swahili für »Gift« zu tun. Ein Zeichen, daf3 sowohl der Knoblauch als auch die Zwiebel hier nicht gebaut, sondern nur als fertiges Produkt eingeführt werden, ist der Umstand, daf3 die Worte für beide nicht mit dem für alle Gewächse gebräuchlichem Präfix »m« bekannt sind, man sagt nur Azfunguu, pl. vitungun und niemals mrungun. Sehr bedeutend ist die Einfuhr dieser Drogue nicht, ich möchte sagen, glücklicherweise. 3. Amaranthus spinosus L. und verwandte Arten der Kräuter, die wie unser Fuchsschwanz aussehen, werden vielfach als Gemüse gegessen, indem die Blätter wie Spinat gekocht werden. Man bezeichnet sie als wzc/hzcha. Die Wurzeln der oben genannten Art machten eine Zeit lang viel von sich reden, indem eine Abkochung aus ihnen als Mittel E3 Y gegen Schwarzwasserfieber empfohlen wurde. Offenbar hat dies Decoct eine diuretische Wirkung. Ebenfalls zu spinatartigem Gemüse werden Pflanzen der Gattungen Atrzplexr (mnavu) und Celosia verwandt, sowie Po/ygonum sp., die in Usambara 21- lung’ genannt wird und Aumerxr abyssinicus Facg, eine Sauerampfer - Sorte. Fast alle diese Pflanzen werden wild im Busch und auf Unkrauthalden ge- sammelt, nur Amaranthus kultiviert man bisweilen wie z. B. in Uganda und im Westen des Albert-Sees. Den Gemüse-Amaranthus nennt man an der Küste allgemein zchzcha, den A. Caudatus in Bagamoyo mAulandi, bei den Bakwiri in Kamerun falabue. 4. Citrullus vulgaris Schrad. Die Wassermelone trägt an ihren auf der Erde hinkriechenden Ranke- stengeln tief drei- bis fünflappige Blätter, deren Teile wiederum gelappt sind. Aus den gelben Blüten entwickelt sich eine große, runde oder elliptische Frucht, die nicht aufspringt. Die platten, länglichen, glatten und meist schwarzen Samen sind sehr zahlreich. Erst die botanische Erforschung von dem Inneren Afrikas hat bewiesen, dafß die Wassermelone in diesem Erdteil wild wächst, und zwar kommt sie von dem äußersten Süd-Afrika (z. B. Hereroland) bis nach Kordofan und dem weißen Nil vor, sie fehlt aber in dieser Zone gänzlich in dem Gebiet der westafrikanischen Waldflora, wie im eigentlichen Kongo-Urwald und in Mombuttu, ganz scheint sie ebenfalls im Zwischenseengebiet zu fehlen. Überall, wo sie vorkommt, hat man bittere und süße Früchte nebeneinander, und überall wird sie auch angebaut. Nun war die Wassermelone im alten Ägypten als Kulturpflanze bekannt, die Juden sehnten sich bei ihrer Wüstenwanderung nach den abbatıtchim ge- nannten Früchten, die man heute noch in Ägypten und anderen arabischen Ländern dattich, bartich, belikt, batteke nennt (auf Malayisch datfeka), aus dem man das französische faszegue machte. Und aus dem abbatıtchim übersetzte die Septuaginta Zepones, denn die Römer nannten diese Frucht und nicht den erst später eingeführten Kürbis 2e2o. Uralte, von diesem Wort dattich unabhängige Bezeichnungen gibt es auch bei den Berbern Nordafrikas Zadellat, in Marokko dzlla, dellaa, in Algier k’adadja, bei den Tuareg zzledjest, ebenso das sandrra, cindria von Spanien und das szxdrza von Sardinien, das auf alte baskische Namen schließen läßt. Daraus nun, daß die alten Ägypter andere Kulturpflanzen des Sudan, wie z. B. Sorghum nicht erhielten, kann man vielleicht schlieflen, daf3 sie auch die Wassermelone sich nicht aus den Sudan- ländern geholt haben, dafl sie vielmehr wahrscheinlich in alter Zeit auch in Ägypten und Nordafrika einheimisch war und dort in Kultur genommen wurde, und daf3 dann wahrscheinlich mit der Zeit die wilden Wassermelonen dort ver- schwanden. Das alte Verbreitungsgebiet ging möglicherweise noch weiter, denn in Vorder- und Südasien ist die Wassermelone ebenfalls seit sehr alter Zeit in Kultur und unter einer Namengebung, die von den erwähnten semitischen Be- zeichnungen ganz unabhängig ist. Sie wird jetzt besonders in Nordindien an- gebaut und ist in Pandjab scheinbar wild, jetzt allerdings wahrscheinlich nur verwildert. Aber das Sanscrit kennt sie unter dem Namen chajyapula, kutwwombr, tarambuya, in den heutigen indischen Sprachen heißt sie Zarmıy, turbuz, tarbus, tarmus — oder auch mit den semitischen Worten samoka, jamauka, samanka, die Perser nennen sie Zarbusah, turbus, — daneben auch dzrlpasand. kachren, Jinduaneh, hindevane (also indische Frucht). Es ist also wahrscheinlich, daß außer dem semitischen noch ein anderes Kulturzentrum für sie vorhanden war, das die Namen /ardus usw. anwandte und das unabhängig von dem semitischen die Kultur der Wassermelone aufnahm. Ich glaube nicht, daf3 in den ganz alten Zeiten die Indier oder Perser sich von Ostafrika die Wassermelone holten und sie unter einem besonderen Namen kultivierten. Hätten sie sie aus Ägypten er- halten, so wäre mit ihr wohl auch ihr dortiger Name daftzch, betich in das neue Land gewandert. Es scheint mir demnach nicht unmöglich, daß ihr Verbreitungs- gebiet im wilden Zustand in der Urzeit auch bis zum südlichen Vorderasien reichte, etwa von Südafrika durch Yemen nach Persien oder Nordwest-Indien, und daß man sie hier unabhängig in Kultur nahm, daß die wilden Pflanzen aber in der Folge dort ausstarben, oder.von den verwilderten nicht mehr zu unter- scheiden sind. Und diese vorderasiatische Bezeichnung ging über auf das Tar- tarische mit charpus, karpus, das Slavische ardus. Die Yemenaraber nennen sie wieder anders /zabhab. Vielleicht ist sie aus Indien nach der Mongolei und zu den Tartaren gelangt und von diesen durch die Türken nach Konstantinopel, nach Persien vielleicht ebenfalls von Indien aus. Wie dem auch sei, jedenfalls verbreitete sie sich in vorchristlicher Zeit über Asien und Südeuropa. Nach China aber gelangte sie nicht vor dem 10. Jahrhundert unserer Zeitrechnung, und die Malayen erhielten sie wahrscheinlich von den Arabern, wie das mandekt, pataka, bateka, wie sie sie nennen, vermuten läfßt, vielleicht teils auch von Indien, denn man nennt sie auf Malayisch auch samangka. Um noch einmal zusammenzufassen, so ist es unzweifelhaft, daf3 die Wasser- melone im tropischen Afrika einheimisch ist, wo sie heute noch massenhaft wild vorkommt, es ist aber wahrscheinlich, daß in sehr alter Zeit ihr Verbreitungs- gebiet sich weit mehr ausdehnte nach Nordafrika und dem südlichen Vorderasien, und daß sie in diesen Gegenden unabhängig an mehreren Stellen in Kultur genommen wurde, daf3 es ein semitisches Kulturzentrum für sie gab und ein asiatisches, entweder mongolisch-tartarisches oder indisches. In Ostafrika an der Küste heißt die Wassermelone smrzkzti, mtikitiki. In Ungoni bei Songea sowie bei den Wahigao heißt sie makumbira, makumbila, bei den Wamakonde makumbiya, den Unyamwezi sukuma, in Uhehe z/ekevi, in Mkalama-Iranzi zdete, bei Wildhafen manjazwe, in Ugogo mahigiti. Bei uns an der Küste sind die Wassermelonen nicht sehr gut und gar nicht mit denen aus Ägypten oder Südeuropa zu vergleichen. Die Neger essen sie deshalb auch meist nur gekocht. Die Sorten mit dem schönen, saftigen rosa Fleisch mit ganz feinem Aroma wachsen in Ländern mit trockener Luft und großer Hitze. Im Sommer in Südrußland, den Kaukasusländern, in Persien, Ägypten, in Süditalien usw. ist sie eine unschätzbare Wohltat für den durstigen Menschen. Als Delikatesse werden nach Zanzibar aus Suez, Aden, dem Somali- land feine Wassermelonen gebracht. Bei uns an der Küste spielt sie keine sehr große Rolle, mehr allerdings in den trockenen Gegenden, wie z. B. in Ugogo, und in Südwestafrika lebt oft Mensch und Tier von den Früchten, die dort massenhaft wild wachsen, sogar angeblich auch die Raubtiere löschen ihren Durst an ihnen. 5. Corchorus olitorius L. und C. acutangulus Lam. Von der Pflanze, welche in Indien die Jute liefert, werden hier in Öst- Afrika die Blätter zu einer Gemüsesauce gekocht. Die echte Jutepflanze C. Cap- sularis unterscheidet sich von der auch in Indien vorkommenden C. olztorius nur dadurch, daf sie runde, die hiesige längliche Fruchtkapseln hat. Die Pflanze ist über die ganze östliche Halbkugel verbreitet, bis nach Australien, und kommt wohl überall im wärmeren Teil von Afrika vor. Erkenn- bar ist dies meldenartige, bis 2 m hoch werdende Kraut daran, daß) die untersten beiden Sägezähne der gezähnten, eilanzettlichen Blätter in zwei nach hinten ge- richtete Schwänze auslaufen. Die Pflanze wächst hier auf alten Feldern, aber auch im Busch und in der Savanne, und es dürfte nicht daran zu zweifeln sein, daf3 sie hier ebenso wie in Indien wild vorkommt, während man meines Wissens die C. capsularis noch nicht wild gefunden hat. Die Gewinnung der Faser aus dieser ist erst seit kaum 100 Jahren bekannt oder doch wenigstens ökono- misch ausgebeutet, und es ist nach der Meinung von Watt und anderen nicht ausgeschlossen, daß C. capsularis eine in Indien entstandene Züchtung ist. Im Jahre 1823 wird zum ersten Mal die Faser als Ausfuhrprodukt aus Indien erwähnt. In kurzer Zeit entwickelte sich daraus eine höchst wichtige Industrie, und 1850 wurden schon für 8 Millionen Mark, 1883 für fast 8o Millionen Mark, 1890 für 180 Millionen Mark an Jute-Fasern und -Säcken ausgeführt. Früher wurde in Indien, wie auch in Ägypten ebenso wie bei uns, die “Pflanze nur als Blattgemüse benützt, und sie muß) zu diesem Zweck schon in’ sehr alter Zeit bekannt gewesen sein. Von drei verschiedenen Autoren wird ihr Sanscritname verschieden angegeben mit nadika, patta, singgika, die heutigen Indier sollen sie par, bhungt, banpat, banphal, bangha, koshta nennen. Die Wörter mit dan bedeuten wahrscheinlich Hanf, koshta wird wohl der Name speziell dieser Pflanze sein, das Gemüse soll »alıta heißen. In Ägypten scheint C. olitorius etwa seit Beginn unserer Zeitrechnung kulti- viert zu sein, das malluach der Juden ist aber vielleicht.eine eßbare Malve gewesen. In Ägypten und Syrien heißt sie mellokych, melokiah, melochiah, in Kreta mouchlia, und auch die Sudanesen der Äquatorialprovinz, mit denen wir zusammenkamen, aßen sie gerne unter dem Namen smelochteh. Aber ich glaube, daf3 damit auch Malven bezeichnet wurden, aus denen man eine fadenziehende, schleimige Sauce herstellen kann. Es ist ja denkbar, daß die Pflanze in der Urzeit einmal mit anderen Säme- reien als Unkraut hierher verschleppt wurde, wahrscheinlicher ist es mir aber, daß sie hier ursprünglich einheimisch ist. Jedenfalls habe ich sie bei uns nicht angebaut gesehen, vielleicht daß die Sudanesen sie kultivierten. Sie ist wild oder ganz verwildert gesammelt in Abessinien, Sudan, Zanzibar, im Seengebiet, am Zambezi, in Guinea, Niger-Benue, Kamerun, Angola und im Kongogebiet. Die Swahili nennen alle diese Gemüse-Saucen Pombo, die Wanyamwesi kombo, auch die von Fibiscus sabdariffarus u.a. Die C. Olitorius heißt anscheinend bei den Wanyamwesi kala, tiege, ein ähnliches Gewächs nennen sie lendi-ya-wima, die Wabondei damza. Während die Corchorus acutangulus Lam. von den Wabondei #zbando genannt wird. Dieser letzteren fehlen die breiten Sporne hinten am Blatt, und die Frucht ist eine längliche Kapsel mit Längsrippen. Die Stengel sind stark rötlich gefärbt. Hier mögen auch einige Bemerkungen über die nahe verwandte Jute-Pflanze aufgeführt werden, die wie oben erwähnt, in Indien eine ganz hervorragende ökonomische Rolle spiel. Wir haben auch bei uns in Daressalam, Mohorro, Mombo und Amani vor vielen Jahren und neuerdings wieder mit der besten Sorten derselben, »ziferzya«, Versuche angestellt, und es wurde auch eine leid- liche Faser erzielt, die infolge ungenügender Röstung nur in der Farbe zu wünschen ließ. Es wurden mit der aus Mohorro vor etwa Io Jahren auch Webeversuche gemacht, die zur Zufriedenheit ausfielen, aber die ökonomischen Bedingungen hier sind offenbar dieser Industrie nicht günstig, die nur Zweck hat, wenn große Mengen des Faserstoffes erzielt werden können. Im Ganges-Gebiet wächst die Pflanze auf den Überschwemmungsflächen, nachdem das Wasser von da zurück- getreten ist, und wird von kleinsten Landleuten angepflanzt, die mit ihren Fa- milien die Röstung durchführen und das Produkt später an Aufkäufer absetzen, die mit Booten den Ganges befahren. So sind dort die Produktionskosten und die Transportauslagen verschwindend klein, es ist eine kleinbäuerliche Kultur, die ganz besonders günstige Boden- und Klimaverhältnisse erfordert. Und ich glaube kaum, daß zu dieser Kultur unsere Neger Anlage haben. Die Bedingung, daß die Stengel möglichst rasch in die Höhe schießen, daß dies nur bei enger Saat, sehr fruchtbarem Boden und vielleicht auch mit etwas Beschattung sich erreichen läßt, das können wir bei uns wohl erreichen, aber die Neger sind eben bei uns mit den arbeitsamen Indiern nicht zu vergleichen, und die Arbeitslöhne sind hier zu teuer, als daß sich ein plantagenmäßiger Betrieb lohnen könnte, auch wird sich, solange man mit anderen Faserstoffen gute Geschäfte macht, so leicht nicht jemand finden, der auf das Ungewisse des Erfolges hin mit der. Jutekultur beginnt. Ich glaube dieser Kultur bei uns kein sehr günstiges Prognostikon stellen zu können. 6. Cucumis Melo L. var. agrestis Naud. Die Gurkenmelone ist von der Gurke durch die vollkommen glatte Ober- fläche der Früchte zu unterscheiden; hierher gehört auch die ägyptische C. Chate*) Die Früchte von C. Melo sind eiförmig bis länglich, oft mit längslaufenden hellgelben Streifen. Ganz kleinfrüchtige Sorten bilden ein Feld- unkraut, das man wild in Abessinien, Nubien, Kordofan, Sennar, Senegambien und am Niger-Benu& gefunden hat. Bei uns kommt die Art wohl nur kultiviert oder verwildert, meist unter dem Namen wmungunyia vor, die besseren Früchte schmecken gurkenartig, die schlechteren bitter. Auch im tropischen Asien ist sie wild gefunden. Es scheint, daf3 ebenso wie bei der Wassermelone auch hier die Kultivierung in Indien und Afrika getrennt vor sich ging. Angebaut kommen sie wohl in den meisten Gegenden von Deutsch-OÖst- Afrıka vor, nur darf man dabei nicht unsere Zucker- oder Netzmelonen erwarten, sondern gurken- oder kürbisähnliche Gemüse. In Usambara heifsen sie nach den Aufzeichnungen von Holst makoko (vielleicht Cucurbita?) Er nennt eine Menge Varietäten, wobei es aber der Meinung von Warburg zu Folge nicht feststeht, ob nicht eine Anzahl derselben zu den Kürbissen zu rechnen sind. Runde oder abgeplattete Früchte haben angeblich die Sorten zdimu, ninguo, sengula, madulu, nelukanda, mingala, minqua, makungu, elliptische Früchte maduru, neluvumbt, birnförmige Früchte maszsz, misolo, madoledole, tulufinga. Es scheint allerdings, dal3 es sich hier fast nur um Farben- und Wachstumsvarietäten des Kürbis han- delt. Bei Amani wird eine walzenförmige grau-grüne Form (30Xı12 cm) mit halben Längsstreifen unter dem Namen /merna gebaut. Manchmal hört man auch die Bezeichnung smaboga-bebeta. Nach Christen heißen sie in Usambara mataua und haben viele Formen, für die er feste Spezialnamen nicht fand. Bei den Wassukuma sollen sie mamzungu, in Ugogo majengere (Swahili fundo), bei den Kai in West-Afrika wvaru heißen. In Süd-Togo (Ewe) sagt man nach Westermann adjamatre. Zu beachten ist, daf die Swahili der Küste die jungen, eßbaren Flaschenkürbisse ebenfalls mungunya, mumunye nennen.**) Sie selbst unterscheiden nicht genau, und hier wie bei allen verwandten Gewächsen ist noch fast alles zu erforschen. In Indien ist die Kultur sehr alt, im Sanscrit heißt die Pflanze kharwnyanh, heute in Indien kharbuseh, kharbıyah, tarbu), chibuda, tuti, phunt, gllas, gulasa, in Arabien battich-asfar, batikh, in Marokko e£bettich, in Algier faggom, afgous (also wie die Wassermelone und Gurke). In die Länder des Westens und Nordens ist die hochkultivierte süße Form als elopepo erst unter dem römischen Kaiserreich gelangt, wahrscheinlich aus dem Osten, aus Ägypten, wo sie nach Schwein- *) Der »Kürbis« aus Luther’s Bibelübersetzung ist C. Melo, kischüim der Juden, Luther’s Pfeben sind die Wassermelonen, abaftichim der Juden. #*) Eine Sorte wird bei dem arabischen Schriftsteller Qutsami wzalunia genannt, welches Wort etwas an die Sswahili-Bezeichnung erinnert. furth’s Meinung in Kultur genommen wurde. Vielleicht stammten die besten, süßen Varietäten aber auch aus Vorderasien, aus der Tartarei und dem Kaukasus. Die guten, süßen Melonen sind hier meines Wissens selten oder nicht ge- zogen worden. Jedenfalls sind sie hier nicht vor Ankunft der Europäer gewesen. Bei der großen Unkenntnis, die noch über alle die hiesigen gurkenartigen Früchte herrscht, ist Einsendung allen Materials sehr erwünscht. Nur durch Kul- turversuche kann man entscheiden, welche Sorten hierher, welche zu den Kür- bissen gehören. Herr Dr. Braun hat mit diesen Kulturen in Amani begonnen. 7. Cucumis metuliferus E. Mey. Diese afrikanische Gurke ist nach der Darstellung von Warburg in Engler's »Pflanzenwelt Ost-Afrika’s« diejenige der 16 in Afrika wildwachsenden Cucumis-Arten, die hier als Gurke gegessen wird. Sie unterscheidet sich von der echten Gurke durch ihre schwach-warzigen Früchte, sie wird 15—20 cm lang, bittere und säuerliche Früchte kommen durcheinander vor. Die Pflanze wächst in Süd-Afrika, Angola, Mossambik, Niger, Zentral-Afrika, Abessinien, Kamerun, Niger-Benu&, Natal, in Zanzibar und an unserer Küste, und zwar an- scheinend sowohl wild wie angebaut. Bei Tanga, Pangani, Bagamoyo, Tabora und in Uhehe sind sie gesammelt.) Aber es ist von den Reisenden noch viel zu wenig auf diese Kulturgewächse geachtet worden, so daf3 bei dieser Art und bei anderen C’zcurbitaceen noch sehr viel aufzuklären bleibt. Klarheit wird man nur bekommen, wenn man alle erreichbaren Sorten züchtet. Denn es gibt aufer dieser sicher noch eine ganze Anzahl von Gurken, die wild hier wachsen und efibar sind. An unserer Küste heißen die Gurken /azgo, matango, in Usagara ebenso, in Kondoa-lrangi Zambu, agogo, chuli, in Ungoni-Songea mahange, bei den Wama- konde wmatetere, den Wanyamwezi malzımbe, den Wahigao in Ugogo matanga, in Uhehe zindede, mambede, in Uha matanga, in Ujiji, Uvinza, Utongwa miaua, bei den Somali Zazr, in Westafrika bei den Kai kwapa. Diese wilde, einheimische Gurke läßt sich auch von Europäern sehr gut, genau wie die Kultur-Gurke, als Salat essen, sie hat nur etwas reichlich Samen und man muf} vermeiden, bittere zu erwischen. 8. Cucumis sativus L. Die echte Gurke wird von Europäern vielfach auf den Stationen gebaut und gedeiht an einzelnen Punkten sehr gut. An anderen Stellen aber hat sie sehr unter dem Stich einer Fliege zu leiden, deren Larve die Frucht nicht zur *) Lambrecht beobachtete sie bei den Wassagara, Wakami, Wawidunda, Wamakuwa, Wanyamwezi, Wakaguru, Wassangu, Waseguha und Wakamba. Entwickelung kommen läßt, außerdem wird sie nach Vosseler's Beobachtungen sehr von einer an den Wurzeln sitzenden wolligen Schildlaus mitgenommen, die die Pflanze so schwächt, daß sie zu keiner Fruchtentwickelung kommt. Gegen den ersteren Schädling hilft nur das Einhüllen der sich eben bildenden Frucht mit einem Säckchen, gegen den letzteren nur ein häufiger Ortswechsel mit der Kultur, denn es zeigte sich hier in Amani, dafß schon wenn man das zweite Mal Gurken an derselben Stelle baut, die Läuse so überhand nehmen, daß sich nur noch sehr selten Früchte bilden. Die Kultur der echten Gurke begann wahrscheinlich in sehr alter Zeit in Indien und zwar im Nordwesten dieses Landes. Wild hat man sie allerdings nirgends gefunden, wohl aber am Himalaya die sehr nahe verwandte C. Hard- wicktii Royle. Die echte Gurke wurde im Sanscrit sukara, auch mufrulla ge- nannt, sie heifßt in den heutigen indischen Sprachen sasa, khera, kankari, kaknt, kakri, kira, im persischen #Ahijar, im Arabischen kusaya, kusud, in Ägypten fakos, kusa, char, ın Algier khzar, in Syrien agur. Manche dieser arabischen und indischen Worte hängen vielleicht mit dem sukasa des Sanscrit zusammen, ebenso auch das sz#uos des Altgriechischen, aus dem das sz#ua der Neugriechen wurde. Jedenfalls ist die Gurke schon in sehr alter Zeit aus Indien nach dem Nordwesten gewandert. Im alten Ägypten sind mehrere Varietäten auf Opfertafeln abgebildet. Man vermutet, daf3 sie die kishuim der Juden war, (doch nimmt Wittmack an, daß dies C. Melo-Chate gewesen sei) das klassische Griechenland kannte sie jedenfalls, und in Italien gab man ihr nach dem Worte camera (bedecktes Gefäß, Truhe) die Be- zeichnung czcumera (Hehn). Viel später trat dann in Konstantinopel ein wohl aus dem Osten gekommener Name für die Gurke aggaurion auf, der wahrschein- lich »die unreife« bezeichnete, d. h. die Frucht, welche unreif genossen wurde, während man die reif zu geniefßßenden Cucurbitaceen Peponz nannte. Auf alle Fälle ist das deutsche Wort Gurke aus diesem aggaurion hervorgegangen, ebenso wie viele slavische Bezeichnungen (russisch ogurec). Da dies Wort die unreife bedeutete, nannte man stellenweis so auch die ebenfalls roh gegessene Wasser- melone. Auch von den hiesigen Eingeborenen wird C. Sativus gebaut. Busse sammelte sie auf dem Rondo-Plateau im Bezirk Lindi. 9. Cucurbita moschata Duch. Die Kürbisse unterscheiden sich von den anderen Cucurbitaceen, indem sie gelappte Blätter, ein- bis zweispaltige Ranken und große, gelbe, eingeschlecht- liche Blüten haben. Nach Warburg’s Angabe soll von den Arten dieser Gattung nur die C. marxrima in Deutsch-OÖstafrika gebaut werden, nach dem Kulturver- suche in Amani aber handelte es sich stets um C. moschata. Damit aber auch andere, hier noch eventuell vorhandene Arten erkannt werden können, lasse ich die kurzen Unterscheidungsmerkmale folgen, wie Watt u. A. sie angeben: C. maxima Duch. Die steifen Blätter sind fünfteilig, ihre Loben ge- rundet, die Buchten dazwischen eng, der Blattstiel beinahe so lang wie die Blatt- spreite, nicht dornig behaart, der Fruchtstiel rund und glatt, nicht gerieft, die Zipfel der Blumenkrone auswärts gebogen, die Teile des Kelches linearlanzett- lich, an der Spitze nicht verbreitert, die Kelchröhre glockig. C. Pepo DC. Die steifen Blätter sind fünfteilig, die Lappen zugespitzt, die dazwischen befindlichen Buchten breit, die jungen Blätter sind ausgebuchtet, die alten tief gelappt, der Blattstiel so lang als die Blattspreite, die Haare der unteren Blattfläche dornig, hart, die Blumenkrone gegen die Basis verengt, ihre Zipfel aufrechtstehend, die Kelchzipfel linearlanzettlich, der Kelch glockig, der Fruchtstiel holzig, stark gefurcht und mit Längsrippen versehen. C. moschata Duch. Die Blätter sind weicher, oft mit weißbereiften Flecken, die Loben abgerundet und die Buchten dazwischen schmal, auch die alten Blätter sind nicht so gelappt wie bei C. Pepo, der Blattstiel ist haarig, aber nicht stechend, der Fruchtstiel winklig gefurcht, an der Ansatzstelle der Frucht stark verbreitert, die Kelchzipfel der weiblichen Blüten an der Spitze blattartig, die Kelchröhre fast fehlend. Durch die spatelförmig an der Spitze verbreiteten Kelchzipfel ist diese Art von den anderen leicht zu unterscheiden. Die Früchte der Cucurbita sind groß, kahl und ohne Stacheln, die Samen platt, länglich, glatt. Über die Herkunft der echten Kürbisse ist sehr viel geschrieben worden. Wenn man aber alle Resultate der Untersuchungen von Hehn, De Candolle, Engler, Schrader, Wittmack, Asa-Gray, Trumbull u. a. zusammen- nimmt, so kommt man zu dem ziemlich sicheren Schluß, daß sie amerikanischen Ursprungs sind. Sie waren den alten europäischen, ägyptischen, semitischen und indischen Kulturvölkern offenbar fremd; was die Römer als ?epo bezeichneten und was unter diesem Namen im »Capitulare« von Karl dem Großen er- wähnt ist, (das sich auf die Gärten in Nordfrankreich und nicht auf Deutschland bezog), war die Wassermelone. Aus diesem fepo wurde im Deutschen später Pfebe, pfäde gemacht. Ebenso war das karbus der Türken, cherbus der Perser, aus dem das deutsche Wort Aürbis entstand, dieselbe Wassermelone und nicht der Kürbis unserer heutigen Bezeichnung. Die verwandten wilden Arten der Gattung Cucurbita leben in Amerika, und endlich sind von Wittmack Samen von C.maximaund C.moschata in den altperuanischen Gräbern bei Ancon ge- funden. Allerdings wird auch behauptet, daß man Kürbisse wild in Nepal am Himalaya gefunden habe, und von Wittmack wird angenommen, daß C. maxıma und C. moschata sicher in Amerika heimisch seien, dagegen hält er die Heimat von C. Pepo noch für unaufgeklärt. Gray und Trumbull halten auch diesen für amerikanisch. Bis auf weiteres müssen wir also annehmen, daß die Kürbisse vor der Entdeckung Amerikas in unserer Erdhälfte unbekannt waren, und daß sie demnach auch erst in Afrika seit dem 16. Jahrhundert spätestens eingeführt wurden.*) Jetzt finden sie sich bei sehr vielen Negervölkern kultiviert. Wenn man aber die Angaben der Reisenden durchgeht, so hat man immer den Verdacht, dafs sie die verschiedenen Sorten miteinander verwechselten, besonders die Cz/rullus, Cucumis und Lagenaria. Aber es ist unzweifelhaft, daß echte Kürbisse in unserm ganzen Küstengebiet, in Usegua, Usambara, Unyamwezi, Ufiome, Uhehe, am Tlanganika und Victoria-See, in Uganda, im Zwischenseengebiet usw. ebenso angebaut werden, wie in der Äquatorialprovinz und im Kongogebiet. Um aber Klarheit in diese noch recht wenig erforschte Frage zu bekommen, müfßstten Früchte und Herbariumexemplare, und wo dies nicht möglich, wenigstens Samen einge- sandt werden, und zwar von allen Varietäten mit den einheimischen Namen aller erreichbaren Völker. Die Leute an der Küste nennen den Kürbis doga, die Pflanze mboga, und mit demselben Wort benennt man aber auch alle Gemüsesorten als Sammelnamen, d. h. alle Gemüsekräuter und alle grün oder gekocht zu geniefßßenden Sachen mit Ausnahme der Wurzeln und des Obstes. Es ist nicht unmöglich, daf3 man diesen allgemeinen »Gemüse-Namen« auf den neueingeführten Kürbis im besonderen übertrug. Sonst finde ich noch folgende Bezeichnungen, wobei immer eine Ver- wechselung mit den anderen Cucurbitaceen vorkommen kann. In Lamu yunzgu, in Usagara majungu, in Usukuma z/anga, in Unyamwezi gengz, in Ügogo zgenge, mamuso, in Bukoba myongo, vyoga, in Tabora mgoga, mayova, in Usumbura umera, in Ungoni monge, in Uhehe manmjawahe, bei den Wamakonde matıngz, bei den Wabondei makoko, bei den Wahiyao malanlau, bei den Wasegeju marenge, bei den Wakami szasase, den Walombo-Manyema mayuusz, den Wakusu-Manyema amoka, in Uha und Ujiji vzyurzgu, in Uvinza mungu, in Utongwe mamihemba, mantolole, bei den Wakikuyu murenge, den Massai monguäk, ol-pukuri (pl. i-pu- kurto) die großen, em-bukuri (pl. iin-bukurto) die kleinen, in Mkalama-lrangi masozva, Zumba, im Muesa (Langenburg) mongu, im Kisokiri (Langenburg) zungu, bei den Wado& magogo, bei den Wadigo matango (wie die Gurken), bei den Lur guanhta, bei den A-Sande dzssande, bokko, nbellibo, den Haussa massakt, bei den Kai in Westafrika zwar, bei den Tigrinern in Abessinien Zamham, den Saho dudda, den Tuareg kobeouaten, takasatime, kabeoua, ziouna. *) Vergleiche auch: Wittmack, Die Heimat der Bohnen und Kürbisse. Ber. d. D. bot. Gesellsch. VI. 1888. S. 374. De Candolle, l’origine geographique des especes cultivees du genre Cucurbita. Arch. Sc. phys. naturelles. 1887. Wittmack, Unsere gegenwärtige Kenntnis der vorgeschichtlichen Samen. 1886. Gray und Trumbull, Revue of De Candolle’s Origin of cultivated Plantes. Americ. Journ. Sc. 1883. Dabei aber können immer Verwechselungen mit anderen Cucurbitaceen vor- gekommen sein. Aus Indien wird für C. maxrıima von Watt angegeben suphura, kumra, kadu, lal, pushini, kumbala, das Persische kadu-safed, das Malayische mattanga, für C. moschata das indische szaphal (wie Anona sguamosa), kumra, Raddı, kali-dudhi, für C. Pepo das indische kumra, lanka, kondo, kumara, kadımah, kaula, kohala, petha, sowie das Sanscritwort Aurkaru. Woher dieses letztere stammen mag und was für eine andere Pflanze es vielleicht bezeichnet, entzieht sich meiner Kenntnis. Nach Yule und Burnell hat man aus dem Malayalam- Namen kumbalam, kumbalanu die anglo-indische Vulgärbezeichnung conbalıngua gemacht. In Ägypten wird der Kürbis jaktni, in Algier gueraa, kabouca, in Marokko kera, gera, in Syrien karabei, bei den Portugiesen aböbora, bei den Franzosen potrion, courge, bei den Engländern pumpkin, vegetable marrow, gourd, bei den Italienern cxcurbita genannt. Aus Amerika finde ich den eingeborenen Namen jurumu und die anglo-indianischen Namen macock, squahıs, cashaw. Es läßt sich schwer sagen, wer den Kürbis in Afrika einführte. Bei der Verwirrung der Namen gibt es kaum alte Dokumente. Es ist aber wahrschein- lich, daßß auch diese Frucht von den Portugiesen an die Westküste und an die Ostküste gebracht wurde, an erstere früher, und daß sie von da aus ihre Wanderung durch den Kontinent antrat, denn sie ist dem Hackbau der Neger sehr passend und reift ohne besondere Mühe. Wir können vermuten, daf3 sie im 16. oder 17. Jahrhundert hier eingeführt wurde. Die Namen scheinen gar keine Finger- zeige für die Geschichte der Einführung zu geben. Der reife Kürbis hält sich lange, ist gewissermaßsen ein Dauerproviant für die Leute, und man kann sehr viel die oft recht großen Früchte auf den Dächern der Tembedörfer oder auf den Vorratsböden liegen sehen. Man muß nur nicht den feinen Obstkürbis unserer Gärten erwarten, den man wie Kompott einkocht. Die gekochten oder gedämpften Scheiben hiesiger Sorten schmecken ganz ähnlich wie die der anderen Cucurbitaceen, etwas fade, wenn man nicht Butter und Gewürze daran tut, oder sie mit Fleisch zusammen kocht, sind aber auf den Expeditionen eine angenehme Abwechselung. Auch die Kerne werden ebenso wie in den Mittel- meerländern geröstet, wobei sich oft ein abscheulicher Geruch entwickelt. Die Blätter werden wie die vieler anderer Kräuter zu »Spinat« oder Gremüsesaucen gekocht. Nach den hier in Amani vorhandenen Sammlungsexemplaren von trockenen Kürbissen, die birnförmig und grünschwarz, oval oder rund und weißgelb oder dunkelgrün mit einer Netzzeichnung sind, und nur 10—12 cm Größe haben, scheint hier C. moschata, und zwar hauptsächlich dieser, vorzukommen, denn die Fruchtstiele sind stark gefurcht und haben fünf runderhabene Rippen, so daß} sie fast fünfkantig sind. Eine grünschwarze Form wird bei den Wabondei in der Nähe von Amani mit jeuss? (schwarz), eine graugrüne, dunkler genetzte als nammikıva, eine graugelbe, graugrün genetzte als Azyonmza bezeichnet. Im all- gemeinen werden die hartschaligen Sorten von den Washambaa und Wasegua makoko, von den Swahili koro genannt. 10. Hibiscus esculentus (L.) Mey. Die Bamia, Okro, Gombo gehört zur artenreichen Gattung Hzbiscus, von der etwa I0oo Arten in dem tropischen und nördlichen Afrika, auf Mada- gascar, den Mascarenen, Comoren und Socotra ‚einheimisch sind. Die fragliche Art bildet eine zweijährige, behaarte Staude mit stumpfen, grob gezähnten, 3—5-lappigen, beiderseits behaarten und rauhen Blättern. Der sich einseitig spaltende Kelch ist von einem aus etwa Io Blättern bestehenden Hüllkelch um- geben. Die großen Blumen sind blaßgelb, an der Basis dunkelkarminrot. Die Frucht ist lang pyramidal und mit Längsriefen versehen. Bei der Reife springt sie von oben nach unten klappig auf. Im Durchschnitt kann man erkennen, daß die Kapsel aus etwa 10 Längsfächern besteht, die um eine Mittelachse gruppiert sind, an der die zahlreichen Samen sitzen. Man ißt die Frucht im jungen, unreifen Zustand, solange sie noch zart ist. Sie kann für sich als Ge- müse gekocht oder mit Fleisch zusammen als Ragout behandelt werden. Immer wird man finden, daf3 das daraus bereitete Gericht etwas schleimig und geradezu fadenziehend ist, was vielen unsympathisch ist; hat man sich aber daran gewöhnt, so bildet sie eine angenehme Abwechselung in der hiesigen Ernährung. In Deutschland bekommt man die Früchte als Suppeneinlagen bei den feinsten Diners meist unter dem Namen o%7ro. In Deutsch-Ost-Afrika wird die Pflanze an der Küste wohl bei jeder größeren Ansiedelung gebaut, ebenso wie in Zanzibar unter dem Namen smbarnia, mbamiya, auch kommt sie hier und da in Usagara und bei Tabora vor. Dann aber kenne ich sie erst wieder im Norden aus Uganda, Unyoro, dem Semliki-Tal, den Gegenden westlich vom Albert-See und weiter nördlich bei den A-Sande, in der ganzen Äquatorialprovinz. Ferner ist sie im ganzen Sudan bis hinüber nach Senegambien, in Ägypten, Algier und an manchen Punkten in West-Afrika an- gebaut. Ich habe nie gehört, daß sie wirklich wild hier gefunden sei, hier in Ost-Afrika ist sie jedenfalls nur angebaut zu finden und wohl stets im Gefolge arabischer Kultur. Ich bin überzeugt, daß sie hier im Osten wenigstens eine Einführung der Araber ist, auch nach Uganda, Unyoro und in die Länder west- lich vom Albert-See wird sie durch die Sudanesen der früheren ägyptischen Äquatorialprovinz gebracht sein. Ihr hiesiger Name damia zeigt schon eine arabische Provenienz an; soweit ich mich erinnere, wird sie manchmal von den Sudanesen auch »zelochza genannt, ein Name, der an der Guinea-Küste (meluchiah) ebenfalls gebraucht wird. Eigentlich ist Corchorus olitorius die melochiah der Araber, da aber beide Pflanzen schleimige Saucen geben, werden sie vielleicht einmal in der Benennung verwechselt. Sonst wird die Pflanze noch genannt bei den A-Sande nbogu, bei den Madi ss2/, bei den Dor südlich der Djur am oberen Nil wegza, bei den Kai in West-Afrika Aagalu, den Kaffern ryatandu, ın Kamerun efatfamu, in Süd-Togo (Ewe) fezri, in Malandje krpangula, bei den Wamakonde mbinda, bei den Watussi, südlich vom Victoria-See slenda, bei den Wanyamwezi vinaua.*) Die Creolen der französischen westindischen Inseln nennen sie calonlou, die von Mauritius calo, die Portugiesen in Brasilien gwzl//obo, ein Name, der nach De Candolle aus dem Kongogebiet stammen soll, die Portugiesen gwngombo, die Franzosen und Engländer sagen gambeanu, gombo oder oRkkro, auch hört man den Namen ZLady-fingers. Die Araber und Perser nennen unsere Pflanze damza, bamiya, und dies Wort ist in viele Länder des Orients übergegangen, außer hier nach OÖst-Afrika, nach Ägypten, der Türkei usw. Der Name gwenaowia in Algier scheint lokal zu sein. } In Indien gibt es die Sanscritnamen gandhamula, darivka, tindisa, heute sagt man in den verschiedenen Sprachen Indiens drendi, vendi, chendi, katavandat, ram-turat, dhenras, bendakat, benda, die Singhalesen sagen dbandaka, die Malayen ventak-kaya. Es sind dort demnach überall die mit denda, venda, zusammen- hängenden Worte in Gebrauch. Die indischen Bezeichnungen sind ebensowenig wie die des Sanscrit in die arabischen Länder gebracht worden. Somit kann man vielleicht vermuten, daß die Kultur der Pflanzen an verschiedenen Stellen der Erde begonnen hat. Schweinfurth ist der Meinung, daß sie in Ägypten heimisch und dort im Lande selbst in Kultur genommen ist, es ist wohl möglich, daß ihr Verbreitungsgebiet von Südindien bis nach Oberägypten, vielleicht sogar bis nach Senegambien reichte. Hier bei uns halte ich sie für eine Einführung der Perser oder Araber, und keine sehr alte, denn sie hat sich nicht viel ver- breitet, beschränkt sich auf die Küste und auf die Niederlassungen der Araber. In die Gegend des Victoria-Sees und des Albert-Sees wird sie aus dem Sudan gelangt sein. In Ägypten wurde sie von Abul-Abbas-el-Nabati im Jahre 1216 und später von Prosper Alpinus 1592 beschrieben. Wenn ich aber alles zusammenfasse, glaube ich, daß sie in Indien heimisch und dort kultiviert wurde, daß sie ebenso in Oberägypten wuchs vielleicht auch in Arabien, und daß sie von den Arabern bei ihren Eroberungszügen durch den Sudan bis nach Senegambien und später nach dem Seengebiet geschafft wurde, daß sie nach Öst-Afrika erst spät von den Arabern gebracht wurde, vielleicht erst durch die Maskatleute. Bei uns kommt von den beiden bekannten Varietäten nur die mit schmalen, langen Früchten vor, nicht aber die mit kürzeren, rundlichen. *) Auf der Goldküste (Tschi-Sprache) heißt die Pflanze 0470, daher Okro in europäischen Sprachen. Die Pflanze wurde von Negersklaven mit nach Amerika genommen und wird heute unter dem Namen Okro, Okra dort angebaut, z. B. in Kalifornien. (D. Westermann). 11. Hibiscus Sabdariffa L. Meistens als Rosella bekannt. Ein sparriges, kahles Kraut, das bei uns oft 1'/, Meter hoch wird. Die unteren Blätter sind ganzrandig, die oberen hand- förmig mit spitzen, gezähnten Lappen. Die Blüten stehen einzeln, ganz kurz gestielt in den Blattachsen und haben blafßschwefelgelbe Blütenblätter mit dunkel- braunem Fleck an der Basis. Der fünfspaltige Kelch ist in seiner unteren Hälfte fleischig, er wie auch die Stengel der bei uns vorkommenden Varietät sind car- moisinret. Die Sorte mit grünem Kelch und Stengel, die nur zur Fasergewin- nung dient, habe ich hier nie gesehen. Die Pflanze ist heute in den gesamten Tropen kultiviert; in Afrika ist sie in Kordofan, Sennar, im Bahr-el-Gazal-Gebiet, in Zanzibar, im Seengebiet in Uganda und Unyoro, in Unyamwezi, in Usaramo, in den Haussa-Staaten, im Niassaland, am Zambezi, in Sierraleone, am Tsadsee, in Kamerun und am oberen Kongo beobachtet. Überall ist sie nicht in Mengen, sondern einzeln, am Rand der Felder, an den Pfaden, bei den Dörfern etc. gebaut. Ich habe nicht gelesen, dafl sie irgendwo sicher spontan gefunden sei, bei uns hier in Ost-Afrika ist es jedenfalls eine nicht häufig gebaute und eine eingeführte Pflanze. Ihre Verbreitung fällt hier ziemlich mit der von 7. escu- /entus zusammen, und es ist mir immer so vorgekommen, als ob beide derselben Quelle entstammten. Dagegen spräche allerdings, daß 7. esculentus einen fremden, eingeführten, arabischen Namen hat, /#/. Sabdariffa aber mit ein- heimischen Bezeichnungen benannt wird. Nach den Erfahrungen mit anderen Pflanzen beweist dieser Umstand aber hier gar nichts; Batate, Mais u. a. haben auch ihre echten Negernamen. In Usaramo fand ich die Pflanze unter dem Namen smenderende, nakaka, pombo, tombo, die Wanyamwezi bezeichneten sie mir als Aombo, Grant gibt von dort den Namen Zocoswas an, die Wamakonde nennen sie w/Aamata, die Watusi im Süden des Victoria-Sees /wjenge, in Bagamoyo sagte man auch /repeke, in Kilwa /kondo. Das Gericht aus diesem und anderen Gemüsekräutern nennt man allgemein /ormbo. Bei Kilwa werden die ölhaltigen Samen auch als ufuta ya kibanyanı (Sesam der Indier) bezeichnet. In Indien geben Watt und Balfour keinen Sanscritnamen an, heute heifst die Pflanze dort Jpatwa, mesta, lala-ambadi, lal-ambari, bei den Tamilen Pudzchay- kire, den Telugu yerra-gogu, bei den Malayen polecki. Die französischen Kolo- nisten nennen sie osezlle, also »Sauerampfer« oder grosseille —= Johannisbeere, die Engländer rosella oder red-sorel. Mir ist keine Angabe darüber aufgestoßen, wo die Pflanze in wildem Zu- stand einwandfrei gefunden wurde. Amerika wird als Heimatsland auszuschließen sein, da die meisten Arten der Gattung /Zzdiscus der alten Welt und speziell von Afrika, von den Mascarenen, Madagascar und den anderen afrikanischen Inseln entstammen. Soweit ich gehört habe, wird unsere Pflanze hier nicht zur Bereitung von Fasern, sondern nur als Gemüse verwandt. Man verzehrt die fleischigen Kelch- blätter, die säuerlich schmecken, roh, oder man kocht sie in Saucen ein, in Zanzi- bar kocht man sie mit Zucker und® bereitet ein Gelee davon. Aber sie ist hier nicht häufig, und sehr viele Neger kennen sie überhaupt gar nicht. Ich halte sie für eine recht neue Einführung der Araber und glaube beinahe, dafs sie aus Arabien selbst stammt, wofür mir allerdings alle Beweise fehlen. Möglich auch, daf3 sie in den oberen Nilländern oder in Indien heimisch ist. Auch die Samen werden zu Mehl vermahlen gegessen, und geröstet dienten sie den Sudanesen der Äquatorialprovinz während der Abgeschlossenheit des Mahdistenaufstandes unter dem Namen karkadeb als Ersatz für Kaffee. 12. Lagenaria vulgaris Sec. Der Flaschenkürbis oder die Kalebasse ist von den verwandten Gewächsen durch seine großen weißen Blüten zu unterscheiden, seine Blätter sind fast kreis- förmig, an der Basis herzförmig oder nierenförmig, gezähnelt, aber selten gelappt. Die Frucht hat die verschiedensten Formen, ist jung meistens efbar, bildet aber in der Reife eine holzige Schale, aus der die »Kalebassen« der verschiedensten Formen hergestellt werden. Man kann da kleine runde, kleine mit einer Ein- schnürung, ganz große Formen und. solche mit langem Halse sehen, die letztere Form ist ganz charakteristisch für Uganda und Bukoba, zur Aufnahme des un- vermeidlichen Bananenweines dienend. Bei Bukoba wird man niemals einen Mann ohne diese geliebte Kürbisflasche sehen, in deren langem Hals die vuserke genannte Saugröhre steckt, die unten ein feines Sieb hat, damit nichts von den im Bananenwein schwimmenden festen Teilen mit aufgesogen wird. Die ver- schiedenen Fruchtformen gehören offenbar verschiedenen, konstanten Varietäten an. Das Heimatsgebiet des Flaschenkürbis scheint noch weiter zu reichen als das anderer Cucurbitaceen, es erstreckt sich wahrscheinlich von den Molukken über Indien nach Afrika. Hier hat man die Pflanze in Abessinien, dem Sudan, Südostafrika und im Westen wild gefunden, und überall in Afrika ist sie an- gebaut, indem die Calebassen ein wesentlicher Bestandteil vom Hausrat des Negers bilden, bis tief hinein in den Kongo-Urwald. Es handelt sich jedenfalls um ein in Afrika einheimisches Gewächs, das wegen seiner Nützlichkeit als Aufnahmegefäß für alles mögliche hier sowohl als auch in Indien und vielleicht auch weiter östlich in Kultur genommen wurde. Die kultivierte eßbare Sorte hieß im Sanscrit aladu, die bittere kutu-tumbi, tıktaka, titkika, in den heutigen indischen Sprachen heißt die kultivierte kaddn, lauki, lau, keshniphal, kodu, die bittere Zumri, außerdem finde ich noch kedan, kabuli-kaddu, tumba, balashora, titkalau, shorakat, garadudi; die Malayen sagen bella-shora, die Perser kadan. Bei den Semiten scheint die Art erst recht spät bekannt geworden zu sein, die Schriftsteller sind sich wenigstens nicht darüber einig, ob die alten Ägypter Stuhlmann, Beiträge zur Kulturgeschichte von Ostafrika. 10 sie benutzt haben. Ebensowenig scheinen die alten Griechen sie gekannt zu haben. Zu den Römern aber gelangten die Früchte während der Kaiserzeit, und man benannte sie nach cordis (Korb) oder corbita (Lastschiff) mit dem Namen cucurbita, mit welchem Wort in der späten Zeit im Italienischen die ganz fremden (amerikanischen) Kürbisse ebenfalls benannt wurden. Der Flaschenkürbis, besonders der junge, zum Essen in gekochtem Zustand gebrauchte heißt in Ost-Afrika an der Küste mumunye, mungunya, die Wassagara nennen ihn manghambt, die Wassukuma die großen #zssave, die kleinen Azrere, die Wagogo nztungu, die Wanyamwezi chuha, ssuha, die Wangoni mangunbondo, die Wahehe z/ondwe, fihera, die Waregga, westlich vom Albert-Edward-See zbandi, in Angola heifen sie dznda. Die Wanyamwezi sagen auch makoko (wie in Usambara), die Wamakonde matiti, die Wabondei mabodwe, die Wahiyao mangumbondo, die Wasegeyu mayungu, die Wakussu zAombo, die Wahombo dzsabu, die Wadoe mayungu, bei Mkalama-lranji #zradz, in Uha vzyungu vitevi, in Kiwinza viyungu, vianteh, visewa, die Massai amalla. Es wird sich bei diesen Namen meist um die eß- baren, jungen Formen handeln. In Süd-Togo (Ewe) sagt man nach Wester- mann Zre und 0. In Usambara heißen sie nach Holst #usz, nach Christen zange, die Frucht derselben zazge, die kleinen Formen A#zmangi. Bei den Swahili werden die hohlen Früchte meist kibuyu genannt, wie die des Boabab-Baumes, manch- mal nennt man sie auch dundu, bei den Wanyamwezi zrkulla, den Wagogo kipayo, den Wahehe /upayo, den Massai zugzrra. Bei einigen dieser Namen wird es sich vielleicht um die Luffa-Gurke handeln. Ich kann mir kaum ein Negervolk hier denken, das keine Flaschenkürbisse kennt, die zu allen mögjichen häuslichen Zwecken benutzt werden und die auf Reisen das nötige Wasser aufnehmen. Jeder Träger hat sie an seinem Gürtel hängen, sei es auch nur als Schnupftabaksdose. So spielen sie im Leben der Leute eine sehr wichtige Rolle, da man Flaschen aus Glas doch nur selten hat und Tontöpfe als zu zerbrechlich nicht weit mitgeführt werden. Aber nicht nur als Gefäße werden sie benützt, sondern die jungen Früchte werden auch wie Kürbisse gegessen; von einer so viel gebrauchten Frucht gibt es natürlich auch eine Menge Varietäten. Holst führt aus Usambara 6 Sorten an: ngele, mkomba, mbanga, nange, (mit den Unterarten Zungo, sise, magoya-ya-tumbilı, nelluvumbi), koba, makungulu. \Wieweit diese Formen allgemein bekannt sind oder nur persönliche Wissenschaft des befragten Eingeborenen bilden, muf3 spätere Untersuchung lehren. Fast reife, flaschenförmige, grüne und harte, ziemlich kleine Früchte wurden mir hier in Amani unter dem Namen #zboma gebracht. 13. Luffa cylindrica Roem. (L. aegyptica Mill. die Luffa-Gurke. Dieses Rankegewächs hat drei- spaltige Ranken, langgestielte, 5—7-lappige oder 5—7-eckige, am Rande unregel- _— 17 — mäßig gezähnte, beiderseits rauh behaarte Blätter, und 15—30 cm lange, cylin- drische Früchte, die mit 10 nicht erhabenen Längslinien versehen sind und an der Spitze mit einem Deckel aufspringen. Die in drei Fächern enthaltenen Samen sind von einem feinen Flügelrand umgeben. Die Fruchtschale enthält unter der Oberhaut ein lockeres Fasernetz, den bekannten Luffa-Schwamm, den man zum Frottieren benützt. Die Pflanze scheint ein sehr großes Verbreitungsgebiet zu haben, sie kommt wild und angebaut von Tahiti, in Australien, in ganz Südasien und im tropischen Afrika vor. In Ägypten ist ihre Kultur noch ziemlich jung, die alten Monu- mente kennen sie nicht. Man wird nicht fehl gehen, wenn man sie für unser Gebiet als einheimisch annimmt.*) Die Früchte werden unter dem Namen dodoki**) gern gegessen, hier und da werden die der var. friangularis fälschlich auch als Dana be- zeichnet, ein Name, der sonst der Zzbzscus esculentus zukommt. So wird auch der Name einheimisch sein. Bei den Wamakonde (Bez. Lindi) heißen sie wmajelele. Ewe: yakutsa »Luftschwamın«. Im Persischen heißt die Pflanze Ahujar, im Arabischen /xf; unter diesem Namen lernte man sie in Ägypten kennen, und mit demselben Ausdruck werden auch die Fasernetze bezeichnet, die von Ägypten, aber viel mehr von Japan, ein bedeutendes Ausfuhrprodukt bilden. Eigenartiger Weise hat man diese Schwämme von Ostafrika anscheinend noch nicht exportiert, obgleich sie bei uns sehr üppig wachsen, und wenn die hiesige Sorte nicht den Wünschen in Europa entsprechen sollte, so könnte man sie hier leicht aus japanischer Saat anbauen. Es wird auf ein feines dichtes Gewebe und weiße Farbe Gewicht gelegt. Wie im Tropen- pflanzer 1904 berichtet ist, wurden in Amani gezogene Luffa von 20—25 cm Länge mit 1.75 Mk. die von 25—30 mit 2,25 Mk., von 30—35 mit 4 Mk., von 35—40 mit 6 Mk., von 40—45 mit 8 Mk. und von 45—52 cm mit Io Mk. pro 100 Stück einschließlich Verpackung frei Hamburg bewertet. Eine zweite Quali- tät wurde mit 60 Mk. pro 100 Kilo bewertet. Die Schwämme werden in Ballen von 1200—5000 Stück je nach der Größe verpackt und dürfen nicht aufge- schnitten werden. In Hamburg werden in den letzten Jahren fast nur die kleineren »Loofah« gesucht, Sorten von 25—30 und von 30—35 cm Länge, und für diese werden nach den Berichten von L. Riebow 13—25 Mark pro 100 bezahlt. Man sollte denken, daß sich bei diesen Preisen eine Produktion für den Pflanzer lohnen sollte, wenn es ihm gelingt, saubere, weiße Stücke zu liefern, wozu wahrscheinlich ein »Rösten« in Wasser nötig sein wird. Auf San Thome wird, wie Moller schreibt, die Luffa-Gurke von den Ein- *) Wittmack hält die Zuffa operculata Cogn. für amerikanisch. ®*) In Indien heißt die verwandte /. echinata Roxb., auf Sanscrit favaki, devadalı, heute dadail, deodangi, deotadi. Es ist nicht ausgeschlossen, daß das Swahili-Wort dodokı hieraus verdreht ist. 10* geborenen mammalongo genannt und nur zum Essen benützt. Er berechnet, daß jede Pflanze 4-5 Früchte trägt, und daf3 auf einem Hektar etwa 60000 Früchte gezogen werden können. Die Ausfuhr von »Schwämmen« scheint bisher nur von Japan aus zu erfolgen, von wo man jährlich 9 Millionen verschickt. 14. Momordica Charantia L., in Zanzibar Banyanen-Kürbis genannt. Die Pflanze hat kletternde Stengel und in 5—7 schmale, gezähnte Lappen geteilte, im Alter fast kahle Blätter, gelbe Blüten und eine spindelförmige, stachelwarzige und ein wenig geschnäbelte, orange- gelbe Frucht von 15—18 cm Länge. Da sie leicht bitter ist, entzieht man ihr diese Eigenschaft durch kochendes Wasser. Sie wird auch in Scheiben geschnitten, getrocknet oder zu Currysaucen verwandt. Die Art findet sich in den gesamten Tropen der alten Welt, sehr viel in Indien, aber auch in China, den Malayischen Inseln und Arabien. In Amerika ist sie nur angebaut, oder verwildert vorhanden, in Indien, Arabien und dem tropischen Afrika kommt sie aber wild vor. Sie ist an der ganzen Westküste recht häufig, im Osten ist sie in Abessinien, Somaliland, Zanzibar, Mossambik und dem Zambezigebiet gefunden. Meistens wird die nicht sonderlich begehrens- werte Frucht wohl wild wachsen auf Schutthaufen und wüsten Plätzen. In Indien ist sie seit der ältesten Zeit bekannt, sie heifßt im Sanscrit kara- wula, sushavi, in den heutigen indischen Sprachen #arela, karola, karli-kakora, auf Arabisch gzsaul-barri, auf Persisch szmahang, karelah. Die Swahili in Zanzi- bar nennen die Pflanze mboga-ya-kıbanyani, d. h. Banyanen-Kürbis, nach Sacleux auch #arela.*) Es scheint ziemlich sicher, daß sie in Öst-Afrika einheimisch ist, vielleicht aber haben die Hindu auch noch Samen hergebracht. Irgend eine ökonomische Bedeutung hat sie nicht, ebensowenig wie die verwandte M7. dal- samina L., die von Arabien bis Kordofan vorkommt und von den Arabern mokah genannt wird, in Indien ebenso oder karelo-jangro. Sie ist auch in Zanzi- bar beobachtet worden. Von der M. Charantia wurden die Blätter früher in Europa unter dem Namen Zolia-Papavel, Paparı medizinisch verwandt. 15. Moringa oleifera Lam. (M. pterigosperma Gaert.,) Der Meerrettigbusch ist ein 2—3 Meter hoher Busch mit abwechselnd stehenden, 2— 3-fach gefiederten Blättern und Trauben von wohlriechenden, weißen Blüten in den Blattachsen. Die Früchte sind bis 30 cm lange, in drei Klappen aufspringende Kapseln, die eine Menge von rundlichen, dreiflügligen, ölhaltigen Samen enthalten.**) *) Bei den Haussa heißt die Pflanze garachunno (?). **) Von M. aptera Gaertn. sind Samen in ägyptischen Gräbern gefunden, es war der Myrobalanos des Plinius, der sesser in Ägypten. (Schweinfurth). Der Baum wächst in Zanzibar ziemlich häufig, auch an den meisten Orten an der Küste, ist aber im Innern nicht bekannt. Es ist eine Einführung aus Indien, wo er im Sanscrit sobhamjana, heute shainah, soandja, sonjo, sainga, sohanjana heißt, bei den Singhalesen murunga, murangay, bei den Tamilen murungat, bei den Persern sanya. Das Bäumchen wächst am Himalaya wild. An unserer Küste wird es mronge genannt, also mit dem Namen der Tamilen und Singhalesen. Es ist wahrscheinlich nicht von den Indiern hier eingeführt, sondern die Araber lernten es in Süd-Indien kennen und führten es hier ein, oder aber es gelangte auf dem Umwege über Reunion hierher, wo man es mourong nennt, wohl von den französischen Besitzungen in Pondisherry aus. Es kann keine alte Einführung sein. Die Früchte werden von den Farbigen gegessen. Die geschabten Wurzeln haben genau den Geschmack von Meerrettig und sind ebenso wie dieser zu benützen, zum Fisch oder gekochtem Fleisch sind sie ausgezeichnet. Aus den Samen wird eins der feinsten Öle, das Ben-Öl gewonnen, die beste Sorte durch kalte Pressung. Es ist als Salatöl verwendbar, besonders aber in der Uhrmacher- technik als feinstes Schmieröl gesucht. Auch ist es seiner völligen Geruchlosig- keit wegen vorzüglich zur Aufnahme von Wohlgerüchen in der Parfümeriefabri- kation zu verwenden. So sollte sich der Anbau dieses nützlichen Strauches auf den Pflanzungen empfehlen, wo man ihn an den Wegen mühelos pflanzen könnte, um eine kleine Nebenrente aus seinem Samen zu erzielen und außerdem immer »Meerrettig« zur Hand zu haben. 16. Pedecellaria (Gynandropsis pentaphylla (L.) Schrank. Dies 30—50 cm hohe Unkraut findet sich jetzt überall in den wärmeren Ge- genden der Welt, ist aber nach Amerika eingeschleppt worden. In Afrika ist es wohl überall im Busch und auf Schutthaufen zu finden, vom Mittelmeer an bis zum Kapland. An den fünfteiligen Blättern und der Rispe mit weißen Blüten ist es unschwer zu erkennen. An einigen Stellen westlich vom Albert-See wird das Kraut auch angebaut. Man macht aus den Blättern eine Gemüsesauce als Zutat zum Mehlbrei. Die schleimige Sauce aus ihr ist bei Arabern, Küstenleuten und Wanyamwezi beliebt. An der Küste nennt man die Pflanze mwanga, nach Sacleux auch mkabılı- shamshe, bei den Wanyamwezi mgaganı. Ich glaube, daß die Pflanze in Afrika wild ist. Sie hiefß im Sanscrit surjavarta, arkapushpika, heute in Indien Aurhur, karatla, vamınla, tlavana, mabli, vela, taivela, waila. 17. Portulacca oleracea L. Der Portulak ist in allen wärmeren Gegenden der Erde zu finden, wird aber wohl nach Amerika eingeführt sein. In den warmen Zonen von Afrika kommt er ohne Frage wild vor, man findet ihn in Öst- wie in West-Afrika überall in der Nähe der Küste, und. wahrscheinlich wird er auch im Innern sein. Bei Mombo wächst er z. B. recht viel. Man nimmt mit De Candolle vielfach an, daf3 er vom westlichen Himalaya bis nach Südrußland und Griechenland heimisch ist und von dort aus in Europa verbreitet wurde.) Ich glaube aber, daß sein Indigenat sich viel weiter erstreckte, und er in Indien ebenso wie im tropischen Afrika wild ist. Es ist aber auch denkbar, daf3 er als Unkraut mit anderen Kulturpflanzen hier eingeschleppt wurde. Angebaut habe ich ihn hier meines Wissens nie gesehen, die Leute holen sich im Busch die Blätter, um daraus eine Gemüsesauce als Zutat zu ihrem Mehlbrei zu bereiten. Die Europäer machen einen angenehmen Salat daraus. Die Pflanze heifst im Sanscrit Zonzca, lumta, ım Hindustanı chursa, kursa, lonta, lunuk, im Arabischen Zrfr, chirkat, richlat, rigl, kurfa, kara-or, baglatul, in Algier rzjla, urnuba bei den Arabern, bendera kech, tafrita bei den Tuareg, im Persischen #khurfah, turuk, cholza, und aus diesen letzteren Namen ist über slavische Bezeichnungen wohl das deutsche‘ Areuse! entstanden. Hier in Ost- Afrika sagt man meistens mboga-ya-pwani d.h. Strandgemüse. Bei den Wanyamwezi ulungu, bei Machemba mshahala, in Usegua PrRahesa. Der große Portulak heiist bei den Wanyamwezi bolondıta, den Wasegua daugadauga, bei Machemba #zrtenderuala. 18. Raphanus sativus L. Ein Rettich, dessen Wurzeln sehr lang gestreckt sind und hellbraune, fast weiße Haut haben, wird in Zanzibar und stellenweis auch an der Küste von Arabern und Indiern gezogen. Ich vermute, daß er zu der botanischen Art des Rettich gehört, den man schon im alten Ägypten kultivierte, den die Griechen rhaphanmıs oder syrmaic, die Römer radices nannten, woraus unser Rettich ge- worden ist. Es ist eine uralte Kulturpflanze, deren Stammeltern nach De Can- dolle's Meinung dem R. Raphanistrum L. sehr nahe gestanden haben wird, und dessen Kultur wahrscheinlich in Süd-Europa oder West-Asien ihren Anfang nahm. Unter den Römern wurde sie auch als »syrische Wurzel« bezeichnet. Die alten Juden kannten sie als /zg/a, und die Araber haben heute noch dieselbe semitische Bezeichnung fugzl, figl, fidjel, fidgel, feijel (Algier). In Indien muß die Kultur auch recht alt sein, im Sanscrit heißt die Pflanze muluka, in Indien heute wmula, muli, muro, mala. Auch in China ist der Rettich seit sehr langer Zeit kultiviert, und es ist nicht unwahrscheinlich, daß unsere indisch-chinesische Sorte von einer anderen Stammpflanze abstammt, als die europäische. Nähere botanische Untersuchungen sind nötig, um festzustellen, ob die in Ost-Afrika angebaute Sorte botanisch von der europäischen ‚verschieden ist, oder ob es sich nur um Zuchtvarietäten handelt. Sie wird in Zanzibar mfigzli genannt, und es ist anzunehmen, daß es eine recht neue Einführung der Maskataraber ist. *) Gray und Trumbull glauben, daß ?. oleracea in Colorado und Missuri heimisch und schon vor Kolumbus dort angebaut sei. 19. Sechium edule Sw. Die Chayote oder Chouchou-Gurke ist ein Rankegewächs mit drei- bis fünfspaltigen Ranken, großen, herzförmigen bis fünflappigen Blättern und gurkenartigen Früchten, die sich aber dadurch von den Gurken und ähnlichen Gewächsen unterscheiden, daf3 sie nur einen einzigen Samen enthalten, der schon anfängt auszukeimen, während die Frucht noch an der Pflanze hängt. So kann man aus ihr oft !/s Meter lange Schößlinge hervorkommen sehen. Ausführliches über diese Pflanze und ihre Verwendung ist von Zimmer- mann im »Pflanzer« Band II angegeben. Sie ist in Mexiko und Zentral-Amerika heimisch und gelangte früh nach Brasilien und West-Indien. Etwa 1850 ist sie von da durch Brunet nach Reunion gebracht worden. Auch in Algier, Portu- gal, Indien und Queensland kultiviert man sie. In London und Paris sollen sie oft auf den Markt kommen. Aus den Früchten kann man verschiedene Gemüse herstellen, sie auch bei Zusatz von Zucker, Zitronensaft und Gewürzen als Kompott bereiten. Farciert schmecken sie recht gut. Aus den jungen Sprossen wird ein spinatartiges (Gre- müse gemacht, die Knollen sind efßbar, und aus dem Bast wird ein feines Flecht- material gewonnen, das in Frankreich recht gesucht war und aus dem man in Reunion feine Flechtarbeiten herstellt. Auf Veranlassung von Herrn- Eugen Wolff erhielt die frühere Kultur- abteilung des Gouvernements in Daressalam 1895 drei Kisten mit den Früchten, die sehr gut ankamen und in Daressalam, Mohorro, und dann auch in Kwai gut gediehen. In Kwai wuchsen sie so reichlich, daf3 mit den Früchten die Schweine ge- füttert wurden. Das Gemüse fand aber nicht viele Liebhaber. Da es ein Ge- wächs der subtropischen Gegenden mehr ais der Tropen ist, hielten die Kulturen sich an der Küste nicht recht, und in Kwai wurden sie später leider vernach- läßigt durch einen Stellvertreter des Stationschefs, so daß die Kultur hier ganz wieder ausstarb und erst 1906 mit einigen aus Zanzibar erhaltenen Früchten durch das B.L. I. in Amani wieder eingeführt werden mußte. Dort gedeihen die Früchte massenhaft und werden, wenn anderes Gemüse knapp ist, gerne ge- gessen. Es sind auch eine Anzahl Früchte verteilt worden. 20. Solanum esculentum Dun. (S. Melongena L.) Die Eierfrucht wird an der Küste bei uns und an manchen Punkten im Innern gebaut, aber nirgends viel. Ihre großen, eiförmigen, fast immer violetten Früchte dürften allgemein bekannt sein. Die Pflanze wird von den Engländern drznjal, brinjaul, von den Franzosen aubergine, den Portu- giesen beringela, bringiela, bringella, den Spaniern aber engena, berengena, albe- rengena, von den Italienern melansana, mala-insana, melangola genannt. In Deutschland wachsen sie wohl kaum, die man in den Delikatessenhandlungen erhält, werden von Frankreich oder Algier eingeführt. Die Pflanze wird an der ganzen Küste hier und da gebaut, ebenso in Zanzi- bar, Mossambik, an der Somali-Küste, auch etwas in Usambara. Sonst aber findet man sie im Innern nur bei den Siedelungen der Europäer oder an den Stellen, wo jetzt oder früher Araber sich niederließen. Sie ist viel weniger als die Tomate verbreitet. Alles spricht dafür, daf3 es sich um eine von den Persern oder Arabern eingeführte Pflanze handelt; auch ihr Name wurde mitgebracht, denn bei uns an der Küste heißt sie mberingani, mbrlingani; ın Usambara soll sie angeblich »zgogwe heißen, mit welchem Namen aber in Usagara die Tomate bezeichnet wird, sonst meines Wissens auch hiesige wilde Solanum-Arten. Bei Daressalam von Wasaramo wird sie auch zyanya genannt, ebenso wie die Tomate. Über die Urheimat der Eierfrucht sind die Botaniker sich nicht einig. Nur weifS man, daß es eine altweltliche Kulturpflanze ist, denn sie war den Sanscrit sprechenden Indiern bekannt, und lange vor der Entdeckung von Amerika war sie von den arabischen Schriftstellern beschrieben. Wild hat man die Pflanze noch nicht gefunden; sie soll ausarten in eine stachelige Form mit kleinen Früchten. So/anum insanum und S. zucanum, die in Indien wild sein sollen, werden von den heutigen Botanikern als identisch mit der Kulturpflanze ange- sehen und sind wohl verwilderte Exemplare gewesen. Von Dutt, Yule-Burnell und Williams werden die Sanscritnamen vartaku, hindira, vangana, bhandakt, var- daku, hingoli angegeben, während Sir W. Elliot behauptet, daf es keinen Sanscritnamen für die Art gäbe. Die meisten Autoren halten Indien für die Heimat der S. esculentum, während andere, z. B. Sendtner, sie in Arabien vermuten. Man kann jedenfalls als sicher annehmen, daß die Araber bezw. die Perser die Pflanze verbreiteten. Ibn-Bathair nennt sie im 13. Jahrhundert und erzählt, daf3 schon Rhazes im 9. Jahrhundert von ihr gesprochen habe. Dem klassischen Altertum war sie unbekannt und man lernte sie in Europa kaum vor dem Anfang des 17. Jahrhundert kennen. (Z.B. 1616v.P. della Valle in Italien). Bei den Arabern ist die Pflanze jedenfalls schon recht lange in Kultur, und überall nennen sie sie dadangan, badinjan, manchmal anscheinend auch Aahkam, kahkab, anab, magd,*) wagd, die Perser sagen badanjan, badinjan, und ganz ähnliche Worte sind auch in Syrien, Ägypten usw. in Gebrauch. Der Name beringani in Ost-Afrika stammt natürlich auch aus dem Arabischen oder Persischen. In Nordindien nennt man sie ähnlich: drznjal, badanjan, baigan, begunbunguna, aber auch varzta, vartlaka, bhanta, vange, bong, hingoli, mahoti, bei den Telegu vanga, wang, bei den Tamilen vankaya, wanga, den Singhalesen wambatu, den Malayen /rozg. Man vermutet, daf3 das Sanscritwort dhandakr! und das arabische badangan zusammenhängen. Nach allem scheint es mir nicht unwahrscheinlich, daf3 die Kultur im Nordwesten von Indien oder in den benachbarten persischen *) So wird auch die zu den Solaneen gehörige Mandragora autummnalis Spr. ge nannt. und arabischen Ländern begonnen hat, vielleicht außerdem ebenfalls in Süd-Indien, daß aber die Araber und Perser die Pflanze verbreiteten, zuerst anscheinend nach Syrien und Ägypten, von wo sie dann über ganz Nord-Afrika und in den Sudan wanderte. Wann sie nach Ost-Afrika gelangte, ist schwer zu sagen, sie ist zwar wenig hier verbreitet, aber ich möchte doch glauben, daf3 die persischen Ansiedler sie etwa im 10. bis 14. Jahrhundert herbrachten. 21. Solanum Lycopersicum L. Die Tomate wird Jedermann bekannt sein. Hier in Ost-Afrika wird nicht die große, hochgezüchte Kulturform mit ihren grofßßen gefalteten Früchten, son- dern eine kleine Varietät gebaut, (var. cerasiforme?) deren Früchte kaum die Größe von Mirabellen haben. In der Nähe der Küstenorte und an den Kara- vanenwegen, aber auch bei den Niederlassungen der Araber ist sie angebaut und vielfach verwildert. Es ist nicht zu bezweifeln, daß die Pflanze aus Amerika, und zwar aus Peru, stammt und vor der Entdeckung Amerikas in unserer Erdhälfte unbekannt war.*) Wie so viele andere Kulturpflanzen hat sie demnach erst nach Beginn des 16. Jahrhunderts ihren Zug in die Welt angetreten, und meistens blieb ihr der heimische Name Zwmatle in den Ländern erhalten, wohin sie gebracht wurde. So nennen die Malayen sie Zamatıc, die Indier mat, famatı, allerdings auch bhatle, belatebengana, vllaytı-vengan. Auch in Afrika wird sie stellenweis so ge- nannt, so von den Kaffern bei Kilimane /amatımati, und bisweilen auch in Zanzi- bar miamatı, aber gewöhnlich sagt man dort und bei uns an der Küste mazyanya, an der Küste auch swatunguja, d.h. Früchte aus Zanzibar, in Usambara etwas verdreht zu smatunduja, in Usagara sagt man zgogwe, bei den Wamakonde mangindwa, (vielleicht Früchte aus Ugindo), im Südwesten des Victoria-Sees vilungwana, d. h. die Früchte des Küstenmannes, bei den Wakami zumda, bei den Wakusu-Manyema sur. Die Haussa sagen gauta, die Tigriner in Abessinien tzebr-abun, die Ewe in Togo agbıtsa. Teils hat man also Bezeichnungen, die auf eine fremde Einführung direkt hinweisen, sonst aber nahm man offenbar die Namen von einheimischen So/a- num-Arten wie nyanya, ngogwe. *) W. Dürkop (Beitr. z. Geschichte der Tomate. Naturwiss. Wochenschrift 1907) glaubt, daß die von Galen (200 v. Chr.) genannte /vcopersicon, Iycopersion, Iycopersium eine nicht näher bekannte, wohl aus Egypten stammende Frucht sei. Unsere Tomate wird zuerst von Luigi Anguillara von Padua 1560, dann 1561 von Gessner als frunum aureum vel amoris erwähnt. 1572 beschreibt Melchior Guilandinus sie als Americanorum tumatle, wahrscheinlich ist sie dicht vor 1560 aus Peru und Mexico nach Spanien und Portugal einge- führt, und wohl zuerst als Zierpflanze. 1588 war sie nach J. Th. Tabernaemontanus in Deutschland allgemein bekannt, nach England kam sie wahrscheinlich um 1596. Die Var. cerasiforme wird nicht vor 1805 von Krünitz erwähnt, ebenso spät eine Form mit unge- teilten Bättern. Die Tomate ist zwar viel weiter bei uns verbreitet als die Eierfrucht und die Bamia, aber es ist doch auffallend, wie wenig sich dies leicht zu kultivierende Gewächs ausbreitete, das überall auf einem alten Schutthaufen ohne Pflege ge- deiht. Allerdings wird die Tomate, wenn man sie ganz vernachlässigt, leicht von der üppig aufspriefßenden einheimischen Vegetation erstickt. Pflanzen von einer in die Augen fallenden Nützlichkeit für das tägliche Leben, die hat der Neger im Fluge durch den ganzen Kontinent verbreitet, vorausgesetzt, daf sie in sein System des Hackbaues hineinpafsten und daf3 sie möglichst mühelos bessere Er- träge gaben, als die Pflanzen, welche er früher baute. Aber für die Tomate, die nicht zum Leben absolut nötig ist, hat er nicht viel Interesse bewiesen; sie wird hier und da auch von den Einheimischen in kleinen Mengen bei den Hütten gepflanzt, ist aber als nicht absolut zur Ernährung nötig nicht allgemein einge- führt. Etwas anderes ist es z. B. mit dem Tabak, der als Reizmittel zur Befriedi- gung täglichen Genusses dem Neger begehrenswert war; aber eine Frucht, die nur gelegentlich eine Zutat zur Ernährung abgab, die lohnt der Mühe des Negers nicht. Es ist das wieder ein Zeichen, daf3 der Neger für alles, was aufer seinem Hackbau liegt und was ihm nicht mühelosen Ertrag für seine allergewöhnlichste notwendigste Ernährung gibt, gar kein Interesse hat, und ohne Zwang oder ohne gänzliche Veränderung seiner Lebensbedingungen sind ihm keine Bedürfnisse der ein wenig höheren Lebenshaltung beizubringen. Dazu ist eine ethnische Ver- mischung nötig, wie wir sie an der Küste hatten. Die Tomate ist in Afrika nur durch die Fremden verbreitet worden, die sie mitbrachten und von deren Wohn- sitzen aus sie sich dann ein klein wenig verbreitete, nicht aber ist sie wie Mais, Maniok, Batate u. a. durch die Neger von Hand zu Hand im ganzen Kontinent ausgebreitet worden. Christen fand, dafß man in Usambara eine runde, große Art (mwirinye), eine manye mshumaa und eine makunga genannte kennt, von denen letztere wenig beliebt sein soll, da die Leute behaupten, daf3 sie beim häufigen Genuß derselben Hodenschmerzen bekämen. 22. Solanum Boyeri Dun. und andere wilde Arten dieser Gattung. Die Früchte einer ganzen Anzahl wild wachsender So/anum- Arten werden von den Negern gegessen. Ich gebe hier nur die Namen derselben meist nach Engler’s »Pflanzenwelt Ost-Afrikas«: 5. Boyeri Dun., in Zanzibar und Usaramo switunguyu genannt, auch wiula, funguyu und in Daressalam zsamula. Die Früchte werden bisweilen gegessen. S. guineense Lam., mmavu an der Zanzibarküste, die Blätter werden als Gemüse gekocht. Ss. nigrum L., ist in Abessinien, Sennar, bei Voi in Britisch-Ost-Afrika ge- sammelt und wird von den Creolen in Reunion, Madagascar, Comoren als drede täglich gegessen, indem man eine Art Gemüsesuppe daraus kocht, die als sehr blutreinigend gilt. 5. pharmacum Klotsch, miunguya und mlamu an der Küste; ein Decoct daraus wird zu Waschungen bei Hautausschlägen gebraucht. S. tomentellatum Klotssch. msilivo, msinundi, mserua genannt. S.edule Dun., das in Zanzibar und an der Küste vorkommt, wird vielfach ebenso wie die Eierfrucht genannt. smberingale, mberingant, berinjala, auch mbekundja und mgula. Sonst hörte ich noch die Namen #zöuntu in Usambara, die mrunga von Usambara soll am Victoria-See /ongo genannt werden, das zgogwe der Washambaa soll bei den Wamakonde zombo-matunga heißen. Um was für Arten es sich dabei handelt, ist mir nicht bekannt. Vielfach werden übrigens die Arten sicher miteinander verwechselt. Anhang. Es kann nicht Aufgabe dieser Betrachtungen sein, hier alle Gemüse und Suppenkräuter aufzuzählen, welche von Europäern auf ihren Niederlassungen an- gebaut werden. Die meisten Gemüse der Eingeborenen werden ım Vorher- gehenden erwähnt sein. Außerdem machen die Leute Gemüsesaucen aus allen möglichen wilden Kräutern, ebenso wie der Europäer sich seinen »Spinat« her- stellt aus den Blättern von Maniok, Bataten, Bohnenarten, Colocasien, Amaranthus und vielen anderen. So gut wie ganz fehlen den Farbigen die bei uns so viel als Gemüse gebauten Cruciferen und Umbelliferen. Von letzteren werden einige selten angebaute, meist eingeführte Arten bei den Gewürzen erwähnt werden. | Es ist sehr auffallend, daß von den vielen zu den Cruciferen gehörigen Gemüsepflanzen in Ost-Afrika von den Negern fast nichts kultiviert wird, und daß auch die Araber, Perser und Indier sie hierher nicht eingeführt haben, wo ihnen doch die Kresse, der Senf u. a. wohl bekannt waren. So geht die wahr- scheinlich aus Persien stammende Kresse, Zepidium sativum L. jJarır, half, reshat der Araber, haleh, towarti, turrah-tskat der Perser, halım, chausam der Indier nur bis Abessinien. Anscheinend wurde die Kresse von den Griechen im Altertum (Dioscorides) als cardamon bezeichnet, und so nennt man sie heute noch in Griechenland. Es ist dies für die Frage nach der Bekanntschaft des Altertums mit dem Gewürze Cardamom wichtig. Ebenso geht der Senf nur bis Abessinien als szzafifsh im Amhari, oder adrz im Tigrinischen. Es ist der chardal, sap- pandan der arabisch-persischen Schriftsteller, ckezaf in Algier, (Drassica nigra Koch); der rajika, rai, eta. der Indier ist Arassica Juncea Hook. Letztere wächst zwar in Usambara verwildert, doch hörte ich nichts von ihrer Kultur. Auch alle Kohl-Arten fehlen vollständig. Und daß sie im Innern wachsen, hat jeder Europäer hier erfahren. Nur neuerdings bauen einige Indier und Chinesen diese Gremüse für den Bedarf der Europäer an der Küste in Zanzibar. Von den Europäern werden sie natürlich alle gepflanzt. Fenchel, schamar in Egypten genannt, der fenocchro der Italiener, wächst zwar bei uns und gibt gutes Gemüse, ist den Eingeborenen aber als solches un- bekannt, ebenso wie fast alle Umbelliferen. VI. Das Zuckerrohr. Saccharum officinarum L. Das Zuckerrohr. Von den 13 Arten der Gattung Saccharum, die im Index Kewensis aufgeführt sind, finden sich vier in Amerika, eine S. sponta- neum L. ist tropenkosmopolitisch, eine ist das kultivierte Zuckerrohr, eine ist südafrikanisch, die übrigen 6 gehören. Asien an. Aus dieser Verbreitung der Arten kann man also nichts schließen über die Urheimat des Zuckerrohrs, denn keine der wilden Arten kann als die Stammform desselben angesehen werden, die noch unbekannt ist und wohl auch nicht mehr existieren wird. Es ist auch möglich, daf3 unsere Kulturpflanze aus der Kreuzung von mehreren Arten ent- standen ist. Die älteren Angaben der Botaniker über das Vorkommen von wildem Zuckerrohr haben sich als nicht stichhaltig erwiesen. Alle Gründe sprechen dafür, daf3 die Urheimat der Zuckerrohr-Kultur in Süd-Asien, und zwar am wahrscheinlichsten in dem östlichen Teil von Nord- Indien, Bengalen oder Assam, gelegen hat. In Bengalen gibt es heute noch eine Stelle, die nach dem Rohzucker »guru« genannt wird. Nach der großen Monographie von C. Ritter ist über das Zuckerrohr viel geschrieben, und alles ist in dem Werke von W. Krüger über das Zuckerrohr so ausführlich zusammengestellt, daß ich mich hier nur ganz kurz fassen will, dem der sich näher dafür interessiert, das Studium dieses letzteren Werkes über- lassend. Außerdem verweise ich auf Yule und Burnell. S. 36, 155, 446, 862. Im südlichen Vorderasien wird das Zuckerrohr mit vielen verschiedenen Ausdrücken bezeichnet; dies läßt darauf schließen, daß hier seine Heimat ist, besonders, wo diese Namen von der im Sanscrit gebräuchlichen unabhängig sind, wo es zkshu, russala, pundra, punderika, sarkara hieß, aus welch letzterem Wort im Prakrit sakkara ward. Im heutigen Indien heißt die Pflanze vAr, gama, rikhu, us, sherdi usw. Der Name u%, zkshu blieb nur in Indien heimisch, er ist mit den ältesten buddhistischen Mythen verknüpft, eine Fürsten-Familie zAshava-aku, er 158 nn d.h. »derer vom Zuckerrohr«, lebt heute noch in Indien. Das Wort sakkara aber bekam weltgeschichtliche Bedeutung. So nennen die Perser den Zucker shakar, shakkar, die Türken sheker, die Araber suRkar, sakar. Hieraus ist dann der Name in alle europäischen Sprachen übergegangen. Die Pflanze wird von den Arabern khassab-sukkar, d.h. Zuckerrohr oder auch kurz khassab genannt. Die Madagassen nennen es fare, fari, den Zucker szramami, d.h. »süfßes Salz«. Bei den Malayen heilt es Zubdu, taba, der Zucker gwla, also ebenso wie der rohe Zucker auf indisch (guru). Dies Wort zubdu findet sich dann auf den ganzen Inseln bis Neu-Guinea; /xbu auf den Philipinen, 7#v0 auf Borneo, Zewu auf Amboina, 7ao, fZaw auf den Tonga-Inseln, /0o auf den Sandwich-Inseln, /o auf Tahiti usw. Woher dieses Wort kommt, läßt sich nicht beweisen, man kann nur ver- muten, daf} es aus irgend einer indischen Sprache stammt. Der Zucker wird in jenen Gegenden aber durchweg mit gwla oder sakar bezeichnet, also mit Worten, die sicher aus Indien stammen. In Cochinchina heißt das Rohr zza, ein Wort das schwerlich etwas mit der Swahili-Bezeichnung ‚zuwwa pl. mzwa zu tun hat. Der rohe Zucker heißt auf Indisch wie erwähnt gurx, der halbtrockene khand, Arabisch kand, woraus das deutsche Aandies geworden ist. Wenn nicht das Rohr schon in unkultiviertem Urzustand von den Menschen ausgenützt wurde, was durchaus wahrscheinlich, so ist jedenfalls seine Kultur sehr alt und reicht in die vorgeschichtliche Zeit. Zuerst wird man es nur zum Aussaugen benützt, wie jetzt in Afrika, auch wohl aus dem Saft einfache oder gegorene Getränke hergestellt haben. Dann kam man wohl zur Eindickung des Saftes durch Kochen. Jedenfalls ist die Herstellung festen Zuckers nicht so sehr alt. Die 400-500 v. Chr. entstandenen Gesetzbücher des Manu erwähnen außer dem Rohr allerdings schon den gw/a-Zucker. Das aus dem Safte gefertigte Ge- tränk zoma (-Rhum) wird auch dort erwähnt, ebenso, daß man Zucker und vier andere Pflanzensäfte zu einem Getränk zusammenbraute (fünf-[indisch|-?arzsck, daraus unser deutsches Punsch). Die Herstellung von Gxuru-Zucker aus dem Safte von Palmen war in Indien vielleicht früher bekannt, als die aus Rohr, aber auch diese ist zweifelsohne dort erfunden, allerdings nur die von rohem, roten Zucker (guru), von kleinkrystalli- nischem, ordinärem und nicht raffiniertem Weißßzucker (sarkara) und von solchem in großen Krystallen oder zusammenhängenden Stücken (khanda). Krüger nimmt an, dafß die Darstellung des Zuckers in Indien erst etwa 600 n. Chr. be- gann, aber der Periplus des Roten Meeres erwähnt (ca. 79 n. Chr.), daß von Barygaza im Golf von Cambay Zucker aus Rohr nach den Häfen des Roten Meeres exportiert wurde; die Herstellung muß demnach schon länger bekannt sein als Krüger annimmt. In Europa hörte man vom Zuckerrohr erst nach den Alexander-Zügen, etwa 300 v. Chr. Weder Phönizier noch Juden noch Ägypter kannten es. Erst spät wurden Pflanze und Produkt den Römern bekannt, kam aber in allgemeinen Gebrauch erst mit den Kreuzzügen. Am Ende des 5. Jahrhunderts kam in Persien eine großartige Zuckerfabri- kation auf; in der Ruinenstadt Ahwas in Susiana finden wir noch die bedeutenden Reste großer Fabrikanlagen.: Wahrscheinlich gelangte das Rohr ursprünglich aus Indien über die bedeutende Handelsstadt Siraf (in der Nähe des späteren Ormus) nach Persien, wo seine Kultur besonders unter den Abassiden so inten- siv betrieben wurde, daf3 dieses Land als die Heimat des Plantagenbaues und auch der Raffınierung des Zuckers anzusehen ist. Etwa 640 eroberten die Araber Susiana (Shusistan) und kamen so in den Besitz der Zuckerfabriken, die in Ahwas noch bis 869 gediehen, als dieser Ort infolge eines Aufstandes der Bewohner zerstört wurde; die Kultur des Zuckers in Persien dauerte aber noch viel länger. Es ist hier nicht der Ort, die Verbreitung unserer Kultur durch die Araber auf ihren Eroberungszügen nach Ägypten, — wo wahrscheinlich die vervoll- kommneten Methoden der Raffınierung erfunden und von da nach Persien und Indien gebracht wurden —, und weiter ins Einzelne zu verfolgen. Die Araber brachten es nach Marocco, Spanien und Sicilien (827), wo die Kultur sich bis zum 16. Jahrhundert hielt. 1422 erhielten die Portugiesen das Rohr aus Sicilien und brachten es nach Madeira, 1472- nach der Guineaküste, Anfang des 16. Jahr- hunderts ward es nach Amerika gebracht. Die Chinesen lernten das Rohr im 2. Jahrhundert v. Chr., (Zucker s/z-mz — Steinhonig), die Fabrikation des Zuckers aber erst gegen Ende des 7. Jahr- hunderts n. Chr. kennen. Daf3 das Zuckerrohr nicht in Afrika einheimisch ist, kann als sicher ange- nommen werden. Wann es hier im Osten aber eingeführt wurde, ist recht schwer auch nur annähernd zu fixieren. Wie erwähnt, führt der Periplus Rohrzucker als Aus- fuhrprodukt von Barygaza (Baroche) nach dem Roten Meer an, er nennt es auch für den Hafenort Opone, das heutige Ras Hafun an der Somaliküste; Edrisi fand das Rohr ca. 1140 auf Socotra, (wohin es nach Krügers Meinung schon 700 gekommen ist), sowie auf der von ihm Zaledj genannten Insel an der Zanzi- barküste. Die Portugiesen fanden das Rohr bei ihrer ersten Entdeckungsreise 1497 an der Ostküste Afrikas schon vor, wo man damals die Bereitung des Zuckers aber nicht kannte; ein Araber Soleiman fand es 1506 in Madagascar. Wahrscheinlich wird man durch Studium der mittelalterlichen Literatur diese Fundangaben, noch viel vervollständigen können. Wenn man nun, wie wir später ausführlicher darlegen werden, bedenkt, daf® der Handelsverkehr und die Siedelung in Ost-Afrika vom persischen Golf aus vor 79, wahrscheinlich sogar viel früher, begannen und berücksichtigt, dafs diese Siedelungen in Ost-Afrika unter den Abassiden (750— 1258) besonders stark waren, daf3 ca. 908 Mugdischu und Barawa, ca. 975 Kilwa von Leuten aus dem persischen Golf besiedelt wurde, die dort schon Südaraber vorfanden, und wenn = 160: — man ferner bedenkt, daf3 gerade während der Abassiden-Dynastie in Persien die Zuckerrohrkultur sehr blühte, so wird man nicht sehr fehlgehen in der Annahme, dafl3 zu dieser Zeit das Zuckerrohr in Ost-Afrika eingeführt wurde, also vielleicht um das Jahr 900— 1000 herum. Mit irgend einer Sicherheit kann man den Zeit- punkt aber nicht festsetzen. Nach West-Afrika ist es ziemlich sicher Ende des 16. Jahrhunderts durch die Portugiesen gebracht, nach Reunion gelangte es von Madagascar 1664, nach Mauritius 1712 und nach Natal erst 1852. In ganz Deutsch-Ost-Afrika ist das Zuckerrohr heute verbreitet, so weit die Regenmengen und die Bodenfeuchtigkeit genügen, aber überall dient es nur zum Rohessen, es wird als Delikatesse von den Eingeborenen ausgekaut. Es spielt keine wirtschaftliche Rolle außer am Pangani-Fluß, wo sich regelrechte Anpflanzungen von Zuckerrohr und sogar Zucker-Fabriken von Arabern etwa 20 Klm. landeinwärts erstrecken, bei Daressalam, am Mohorro-Fluß und bei Lindi, wo ebenfalls einige Pflanzungen sind. Das Zuckerrohr wird an unserer Küste mzuwa pl. miwa (mua pl. mia) ge- nannt. Es scheint mir nicht unmöglich, dafß dies Wort mit der Bezeichnung für Rohrstengel im allgemeinen zusammenhängt, besonders mit den Sorghum-Stengeln, die dua pl. mabua (buwa pl. mabınva) genannt werden. Ich denke mir, daß die Leute hier die neu importierte Pflanze mit dem Namen einer ihnen bekannten Sache belegten, besonders, wo sie die süßen Stengel des Sorghum sicher damals schon schätzten. Der Zucker selbst wird mit dem internationalen Namen swkarz bezeichnet, der wohl von Indien, Persien oder Arabien für den Handelszucker eingeführt wurde. Der Melassenzucker wird ebenfalls mit dem indisch-arabischen Namen sukarr-guru, der Kandis als sukari-mawe d.h. Steinzucker, der Hutzucker als sukari-mnara (Turm-Zucker) und der feine Zucker als sukari-mchanga (Sand- Zucker) bezeichnet. Die Wadigo nennen das Rohr zuwa, die Wamakuwa anduwa, die Wahiyao muwa, die Wanyamwezi zguwa, die Wapokoma zwa, die Wasukuma zguha, die Wasagara sngua, alles Worte desselben Stammes und denklich Ausdrücke für »Rohr«. Bei den Wanyoro heißt es dagegen drkazdju, den Waganda kyzkadıu, bei Bukoba »zvuscha, bei den Wakussu wengee, den Walomba surgu, in Kisua (Kongo-Staat?) mionge. Die Massai nennen es al-kiba, die Lur Kankurru, die Kai do, die Ewe fofong. In Usumbura am Tanganika nennt man es muskati, also Produkt von Mus- kat. In Abessinien sagt man schonker, (Amhari), magga (Tigrinja), disa (Agau). Es wäre interessant, weitere Bezeichnungen in Afrika festzustellen und deren Bedeutung zu erforschen, da man an diesem Beispiel sehen könnte, wie ein neu eingeführtes Gewächs benannt wird. Die von den Eingeborenen gebauten Varietäten des Zuckerrohrs sind hier noch nicht studiert. Man pflanzt solches mit grünem, gelbem, violettem und ge- streiftem Stengel. Von auswärts eingeführt wurden einige Sorten aus Mauritius-Reunion durch — 16I — die Pangani-Zucker-Gesellschaft und von dem B. L.-Institut aus Java, ferner Rohr, das aus Samen in Java gezüchtet wurde und aus Natal die dort Ubu genannte Sorte, die aus Brasilien nach Natal gebracht sein soll und die an den Boden besonders anspruchslos sein soll. Vielfach wird das Rohr an den Berghängen ohne eine Spur von Bewässe- rung gebaut, wo es ganz gut gedeiht. Im Pangani-Tal kranken die alten Araber- pflanzungen vielfach an Vernachlässigung durch zu mangelhafte Drainage. Dort kommt das Rohr häufig zur Blüte. Ein solches Feld gewährt mit den weifsen federartigen Blütenständen einen imposanten Anblick. Die Fabrikation von Zucker ist hier jedenfalls ganz jungen Datums, sie geschieht fast überall durch Neutralisieren, Eindampfen und Auskrystallisieren des Saftes, so daß roher, brauner Melassenzucker (szkarz-guru) und Syrup (assalz) gewonnen wird. Nur einige Anlagen haben Dampfkraft. Alle sind in Händen von Maskat-Arabern, die ihr Produkt nach Zanzibar, der Somaliküste, Süd-Arabien, Maskat und dem persischen Golf ausführen, den Rohzucker in Form von kegel- förmigen Broden, die von Matten umnäht sind, den Sirup in Petroleumtins ein- gelötet. 1854 legte der Sultan von Zanzibar in Mohayra auf der Insel Zanzibar eine Zuckerfabrik unter Leitung des Franzosen Classun an, denen noch einige andere folgten. Ende der 80er Jahre waren sie noch in Betrieb. In den 70er Jahren erbaute der Engländer Frazer eine modern eingerichtete Fabrik in Kokotoni auf Zanzibar, die jedoch bald mit großen finanziellen Verlusten aufgegeben wurde, die ganzen Maschinen sind dort heute noch in großen Gebäuden vorhanden, man versuchte das Unternehmen zu retten durch Umwandlung in eine Cocospflanzung, errichtete auch Maschinen für die Öl- und Seifenfabrikation, aber auch dies war ein finanzieller Fehlschlag, und schließlich wurde die nun entstandene Cocospflan- zung an den Banyanen Yeram Sudjee verkauft. Ein ähnliches Schicksal hatte eine Zuckerfabrik im Pangani-Tal. Eine be- sonders auf Veranlassung von Dr. Meinicke gegründete Gesellschaft erbaute dort eine große und mit allen modernsten Maschinen ausgestattete Fabrik, deren Grundstein feierlich am 27. Januar 1898 gelegt wurde. Der Bau zog sich lange hin, das Schiff mit den Maschinen havarierte in der Pangani-Mündung, viele der Monteure wurden krank, die Mittel waren unzureichend, kurz, die Gesellschaft mußte sich schon 1900 durch Aufnahme großer Anleihen finanziell sanieren. Endlich am 14. November 1901 begann man mit dem Betrieb, die erste Cam- pagne verarbeitete 66000 Ztr. Rohr, das 2300 Ztr. weißßen Zucker und 70000 L. Rum ergab. Im Jahre 1902 wurden 140737 Ztr. Rohr verarbeitet und 7892 Ztr. weißer Zucker, 3000 tins Sirup, und 40000 L. Rum gewonnen. Der Zucker wurde an der Küste und in Zanzibar verkauft, der Rum war so gut wie unver- käuflich, denn für Deutschland war die Qualität zu minderwertig und in Ost- Afrika ist kein Absatz, denn hier darf an Eingeborene kein Alkohol verkauft werden, und für den südafrikanischen Markt sorgen die großen Fabriken am Stuhlmann, Beiträge zur Kulturgeschichte von Ostafrika. I — 162 — Zambezi und in Natal. Anfang 1903 schon mufßte die Gesellschaft in Liquidation treten, und die Fabrik ward mit allen kaum benützten Maschinen an eine Ge- sellschaft verkauft, die an der Fabrik finanziell interessiert war; alles Geld und die großen Hypotheken waren verloren. Jetzt liegen die Maschinen unbenützt da. Die Fabrik war darauf gegründet, weniger eigenes Rohr zu bauen als es von den umliegenden Pflanzungen der Araber anzukaufen. Es wurde fast kein eigenes Rohr gebaut, nur etwas bei Tarawanda versuchsweise. Das Heranschaffen des Rohrs auf dem Panganifluß mit Booten war recht umständlich und teuer, man konnte sich nicht immer auf die Lieferungen der Araber verlassen, und die Fabrik war an einem für die Transportverhältnisse recht ungünstigen Platz er- richtet. Der Hauptgrund für das Mißlingen aber war ein nationalökonomischer. Der produzierte Zucker ist zu 101,75—131,25 Mk. pro Zentner verkauft worden; nach seinem Einstandspreise bei der Fabrik konnte er in Deutsch-Ost-Afrika mit einem geringen Nutzen verkauft werden, weil der importierte Zucker (fast alles Rübenzucker) einen Einfuhrzoll von 10°, zu zahlen hatte. In D.-O.-A. aber sind nur an 3—400000 Kilo Zucker abzusetzen. Die kleinen ersten Ernten konnte man also ungefähr hier an den Mann bringen, mit diesen aber konnte eine Fabrik bei allen ihren Generalunkosten nicht bestehen, sie war auf den Absatz in Zanzibar angewiesen. Dort aber zahlte der Zucker nur 5 %, Ein- fuhrzoll, den natürlich auch der Zucker aus der Fabrik bezahlen mußte Da nun der Zucker in Zanzibar des geringen Zolls wegen 5 °/, billiger als in D.-O.-A. ist, so ergab sich bei jedem Verkauf dort ein Verlust, eine Differenz gegen die Verkaufspreise in D.-O.-A. um 15 °%. Der wenige in D.-O.-A. gebrauchte Zucker konnte der Fabrik ihrer allgemeinen Unkosten wegen nicht genügen, sie mußte im Großen arbeiten, beim Verkauf in Zanzibar aber mufßste sie mit Verlust wirtschaften, somit gaben die Aktionäre das Spiel auf, da die zweite Möglichkeit, zu einem finanziellen Resultat zu kommen, ebenfalls fehlschlug, nämlich die Produktion von Rum. Hätte man ein hochwertiges Produkt erzielt, so wäre alles gut gewesen, aber den erzeugten Rum wollte niemand trinken. Ich bin überzeugt, daf3 man -diesen Fehler bei wissenschaftlichen Methoden vermieden hätte: sorgfältigste Reinkulturen der Gärungsorganismen und Behandlung durch einen gewiegten Gärungstechniker waren nötig, denn durch Einschleichen einer falschen Hefe-Rasse oder einer Bacterie kann man wie bei Bier und Wein un- geniefSbare Produkte erzeugen. Aufßerdem ist langes Lagern des Rums nötig, damit das Aroma sich entwickelt und das kostet Fässer und Zinsen. Kurz, die finanziellen Mittel waren zu Ende, man wollte nichts mehr riskieren und liquidierte. Am Zambezi florieren einige Gesellschaften ausgezeichnet und produzieren eine Menge Zucker, den sie infolge eigenartiger Zollverhältnisse in Portugal und infolge der südafrikanischen Zollunion auch in Süd-Afrika absetzen können, ebenso wie ihren Rum. Fuchs (Südbahn S. 163) schreibt, daß von dort 1901 ca. 1550 Tons, 1902 ca. 4000 Tons, 1904 ca. 6000 Tons ausgeführt seien. Auch in Natal und Mauritius scheinen die Zuckerpflanzungen nicht schlecht zu stehen, während sie in Reunion der schwierigen Arbeiterverhältnisse wegen weniger rentieren. In ersteren beiden Ländern hat man aber indische Kulis zur Verfügung. Ob man in D.-O.-A. die Zuckerkultur noch ermutigen soll? Ich glaube es nicht. Es wären billigere Arbeiterverhältnisse, hohe Einfuhrzölle auf fremden Zucker und Anschluß von D.-O.-A. an die südafrikanische Zoll-Union nötig, was alles sich nicht machen läfßt. Die Kultur von Rohrzucker hat eben mit der von Rübenzucker sehr schwer zu kämpfen, dessen Herstellung zwar schon 1747 von A. S. Marggraf erfunden, aber erst 1801 durch die Schule von Ackard ausgebildet war. Seine Produktion wurde durch Napoleon im Interesse der Kolonien künstlich verhindert und dehnte sich erst später seit 1840 rapide aus. Seit dieser Zeit ist es mit den großen Gewinnen am Kolonial-Rohrzucker immer mehr bergab gegangen, sodaß er nur noch da rentiert, wo äußerst günstige Arbeiter- und Produktionsverhältnisse sind, wie z. B. in Java, oder wo lokale Absatzverhältnisse oder das Zollsystem des betreffenden Landes einen rentablen Verkauf ermöglichen. Deutsch-Ost-Afrika führt noch eine ganze Menge von dem auf den Pflan- zungen der Araber produzierten Sirup und Rohzucker-Melasse aus, in Zanzibar hat man der schwierigen Arbeiterverhältnisse wegen die Produktion meines Wissens ganz aufgegeben. Das Produkt von.-D.-O.-A. geht nach Zanzibar, der Somali- Küste, dem Roten Meer, Süd-Arabien, Maskat, nach dem persichen Golf und auch wohl nach Indien. Die folgenden Zahlen veranschaulichen die Ausfuhr von Sirup, Melassen- Zucker und weillem Zucker zusammen. Da aber letzterer kaum in Betracht kommt mit Ausnahme der zwei Jahre, in denen die Pangani-Zucker-Gesellschaft welchen ausführte, so geben die Zahlen ein ziemlich richtiges Bild von der Ausfuhr der ersten beiden Produkte. 1889 340000 Kilo 1896 650000 Kilo 1890 5 1897 920000, ,, 1891 710.000" ,, 1898 320000 ,, 1892, 2110000, 1899 ? 1893 TIO000, 1900 920000 ,, 1894 100000 „ I9QOI 840000 ,, 1895 50600, .,, 1902 870000 „, Von 1903 an werden die Produkte getrennt aufgeführt: Roh Zucker und Sirup: 1003 931969 Kilo im Werte von 97720 Mk. 1904 838981 5 E ir N RTOOTSSE 1995, A047 75a, a eo, 1906 347 565 ’„, si) 33 ’„’ 50432 ’„’ 1907 194 220 „ „ „ „ an 764 „ TI“ 1903 1904 1905 1906 Reimerp7ucker. 110402 Kilo im Werte von 28254 Mk. (also noch Produktion der Fabrik) 6875 „ „ „ „ I 356 „ 2/92 „» » > ® S20m 5 154 „ „ „ „ I 520 „ Diese kleinen Mengen werden » Wiederausfuhren« sein. Dagegen stellt eine ziemlich große Einfuhrziffer den Bedarf des Landes an raffiniertem Zucker dar: 1900 1901 1902 1903 1904 1905 1906 1907 317926 Kilo im Werte von 172212 Mark alle Zuckerarten 39096 5 nm 229614 5 | 36206 oo jr el Sm 272565 „» » „ „. 89073 „ AOTS2TII ni LAOS raffinierter Zucker 514927 » » > OTTO EN | 92200627 2... es 2SLTIOT | 177175 Ko. üb. d. Binnengrenze. 8700057, 5 05; Y 03027723 759032 a; 5 1900— 1902 ist in diesen Ziffern die Einfuhr von Syrup und Roh-Zucker mit einbegriffen, die jedoch gering war, von 1903 ist Zucker allein aufgeführt, zu dem z.B. 1903 noch 10610 Kilo Syrup usw. im Werte von 6497 Mark kam, oder etwa 4°/. vom Gewicht des importierten Zuckers. Der raffinierte Rüben-Zucker kommt fast ganz aus Deutschland, nur wenig Rohr-Zucker aus Mauritius. VII. Die Getreide-Gräser und Futter-Gräser. 1. Avena sativa L. Der Hafer mag hier nur der Vollständigkeit wegen aufgeführt werden, da er in unserm Gebiet bis vor kurzem gar nicht und in Afrika überhaupt recht wenig angebaut wird. Dies wahrscheinlich aus Vorder- oder Innerasien stammende, vorwiegend im Norden angebaute Korn wächst bekanntlich im Mittelmeergebiete vielfach in einer wilden Form. In Abessinien wird es angeblich nicht angebaut, aber eingesammelt und zuweilen wie Reis gegessen. Da seine Körner aber dort nicht von selbst ausfallen, sondern in Ähren bleiben, so wird man es mit einer verwilderten Kulturart zu tun haben. Das Getreide heißt dort auf Amhari gherama, auf Tigrinja saa und Körincke hat aus Abessinien vier Varietäten davon beschrieben. In Deutsch-Ost-Afrika wird Hafer seit Jahren auf der Domäne Kwai als Futterpflanze angebaut. 2. Andropogon Sorghum L. (Siehe Verbreitungskarte). Die Mohrenhirse, Sorghum oder Durra, wie dies Korn auch bezeichnet wird, ist bei weitem die wichtigste Getreide-Art in Ost-Afrika. Sie ist es, die in dem größten Teile unseres Gebietes das Wirtschaftsleben heute noch bestimmt und in früheren Zeiten, d.h. vor der Einführung von Mais und Maniok noch weit mehr bestimmte. Es ist das eigentliche Getreide für das tropische Afrika, soweit es nicht im Gebiet der westafrikanischen Waldflora oder in zu großer Höhe liegt. Seitdem De Candolle sein berühmtes Buch über den Ursprung der Kul- turpflanzen schrieb, in dem er die Stammpflanze hierfür noch nicht eruieren konnte, ist diese jetzt in der Andropogon halepensis Brotero (Sibth.) mit großer Sicherheit nachgewiesen. Es sind zwischen beiden außer der Nicht-Brüchig- — 166 — keit der Ähren bei der Kulturform kaum Unterschiede nachzuweisen, es gibt so- gar Übergänge zwischen beiden, und Kulturformen aus China wurden geradezu als A. halepensis bestimmt. Die Heimat dieser wilden Form ist aber heute nicht festzustellen, denn sie ist in den warmen Ländern sehr verbreitet, von Tirol und dem südlichen Frankreich an, in Kaukasien, dem tropischen und südlichen Asien, Macronesien, auf den Kapverdischen Inseln, in Australien und Amerika, hier vielleicht eingeführt. In Afrika findet sie sich in Abessinien, Zanzibar, Mossambik, in dem Seengebiet, Natal, Ober-Guinea, Ober-Niger, Kamerun, Angola, Kongo, Karoogebiet (nach Engler's Flora), aber wahrscheinlich wird das Ver- breitungsgebiet über ganz Afrika gehen. In Ägypten heißt es gerai (Schwf.) E. Hackel (Die kultivierten Sorghum-Formen und ihre Abstammung. Bot. Jahrb. VII 1886 S. ı15) nimmt ebenfalls an, dafl alle Formen des Kultur-Sorg- hums von verschiedenen Varietäten des A. halepensis abstammen, und zwar ist dabei var. genuinus wahrscheinlich nicht beteiligt, die Sorghum - Sorten effusus, virgatus, aethiopicus stammen vielleicht auch von der var. pro- pinguus ab, die letzten beiden sollen nur afrikanisch sein. Vielleicht waren meistens afrikanische Varietäten von ralepensis beteiligt. Die wilden Formen haben gegliederte Spindeln, die in den Internodien zerbrechen, bei den Kultur- formen bleibt die Rispe zusammenhängend. Wahrscheinlich ist die Naturaus- lese bei der Umformung automatisch vor sich gegangen, ohne viel Absicht des Menschen, denn die Exemplare mit unzerbrechlichem Fruchtstand konnten leichter geerntet und deshalb öfter fortgepflanzt werden. Die geschichtlichen Dokumente sagen uns nicht sehr viel über unsere Pflanze; wenn man sie in alten Monumenten oder Schriften gefunden zu haben meinte, ist immer der große Verdacht begründet, daß es sich um andere Hirse- Sorten handelte. Jedenfalis scheint sie nicht mit Sicherheit in den alten ägyp- tischen Gräbern nachgewiesen zu sein. Die erste sichere Nachricht über sie ver- danken wir erst Plinius; nur Io Jahre, vordem er seine Naturgeschichte schrieb, war sie aus Indien nach Italien gelangt,*) also etwa im Jahre 60 n. Ch. In Ägypten ist Sorghum jedenfalls nicht vor der römisch-byzantinischen Zeit gebaut worden. Es sind aber Körner davon in den Gräbern der ptolomäischen "Zeit gefunden. Es ist immerhin auffallend, daß bei dem wahrscheinlich afrikanischen Ursprung des Sorghum die alten Ägypter dies Korn nicht schon in der Urzeit kannten. Schweinfurth nimmt an, daß die Besiedelung von Ägypten von Arabien d. h. von Südosten aus durch Hirtenvölker geschah, die als Hirten kein besonderes Interesse an Ackerpflanzen hatten und deshalb den Sorghum nicht kennen lernten, daß die Ägypter dann später ihre Kulturelemente, also den Ackerbau mit Weizen und Pflug, sowie die Religion, auf dem Wege über die Landenge von Suez aus Babylonien bekamen und daf3 dann eben diese Pflug- kultur bei ihnen ausgebildet wurde und nicht die Hackkultur der Neger, für die *) Nach Wittmack (Bot. Jahrb. 1904) ist Sorghum in Pompeji abgebildet. en 167 ur Sorghum das beste Objekt ist. Denkbar aber ist auch, daf3 zur Zeit der Kul- turentlehnung der Ägypter der Sorghum überhaupt noch nicht in Kultur ge- nommen war oder wenigstens nicht in einem für Ägypter erreichbaren Lande. Jedenfalls ist Sorghum die typische Pflanze für den Hackbau der Neger, der sich ja fundamental von aller uns sonst bekannten Landwirtschaft unterscheidet. Wir kommen hierauf später noch einmal zurück. Dies Nichteinführen des Sorghum nach Ägypten in ältester Zeit gibt viel zu denken. Der aus dem oberen Nilgebiet bezw. aus den Galla- und Somali- Ländern stammende Esel ist in der ältesten Zeit eines der wichtigsten Haustiere der Ägypter gewesen, als das Kamel ihnen noch fremd war. Warum ist mit dem Esel nicht auch die Haupt-Kulturfrucht vom oberen Nil eingeführt? Es kann sein, daß der in Steppen lebende Esel aus Gegenden kam, in denen kein Ackerbau bekannt war und die die Ägypter des Weihrauch-Handels wegen aufsuchten, aber es kann auch sein, daf3 religiöse Vorurteile das Betreiben anderer Kulturen ver- boten, da die Einführung von Religion, Weizen und Pflug-Kultur jedenfalls eng zusammenhängen. Das Ackerland Ägyptens, also das Überschwemmungsgebiet, eignet sich vielleicht auch nicht sehr für Sorghum. Hier gibt es noch viele Probleme zu lösen, einstweilen kommt man über Vermutungen nicht hinaus, und diese führen zur Annahme, daf3 in alter Zeit der Sorghum in der für die alten Ägypter erreichbaren Zone nicht angebaut wurde, die ihr Hauptinteresse auf die Weihrauch liefernden Länder im Süden des Roten Meeres richteten. Jene erwähnte Angabe von Plinius hat nun lange Zeit dazu geführt, Indien für die Urheimat des Sorghum anzusehen. Dort ist seine Kultur ja auch offenbar recht alt, mindestens 2000 Jahre, es findet sich auch eine Sanscrit-Be- zeichnung dafür, surnma, yavanala, was auf noch viel ältere Kultur schließen läßt. Aber der Sorghum spielt in Indien keine so sehr große Rolle wie in Afrika; es ist mir nicht bekannt, ob dort auch die zahllosen Kulturvarietäten wie hier vorkommen. Sehr viel Wahrscheinlichkeit spricht dafür, daf3 Afrika die Urheimat des Sorghum ist oder vielmehr, daß die afrikanischen Völker ihn auf ihrer Wande- rung aus ihrer östlichen Heimat mit in ihre jetzigen Sitze brachten. Gegen das rein afrikanische Indigenat spricht nämlich, daf3 bei anderen Kulturpflanzen die Wanderung von Ost nach West geschah, während der Sorghum schon vor mehr als 2000 Jahren in umgekehrter Richtung gewandert sein müßte. Man kann in solchen Dingen natürlich nur vermuten, wo Dokumente und eine Stammpflanze mit beschränkter Verbreitung fehlen. Es spricht aber vieles für die Heimat in Süd- West-Asien und die Einführung nach Afrika in der Urzeit, zusammen mit den von Osten kommenden Völkern oder Kulturströmen. In diesem Falle wäre der Sorghum auch in der alten Stammheimat der Neger die Pflanze des ursprünglichen Hackbaus gewesen und dort durch die Ausbreitung der wohl in Mesopotamien erfundenen Pflug- kultur verdrängt, so daß sie in Asien nun zu einer Art von Reliktenkultur ge- — 168 — worden ist. Ob nicht spätere Zeiten in Süd-Arabien bis Baktrien mehr bota- nische Spuren vom Sorghum in einem Lande finden werden, von dem aus der Hackbau mit seinen Trägern, den Negern, wahrscheinlich ausgegangen ist? Auf Arabisch heißt Sorghum durra, dhurat, was an das Sanscritwort surna erinnert und auch Za’am, was einfach »Essen, Nahrung« bedeutet. In Algier sagt man auch draa, dari, gafouli bei den Arabern (für eine Varietät mit offener Caryopse auch bechna), gafouli auch bei den Tuareg. In den heutigen in- dischen Sprachen sagt man yjzar, joar, jowari, jumri, janu usw., welche Worte vielleicht auf das Sanscrit yavanala zurückzuführen sind. Wahrscheinlicher aber sind sie desselben Stammes wie die indische Bezeichnung für Gerste, java, Jova usw. und ebenso für einige Panicum-Arten. Watt sagt sogar j7zar hiefße »ein Zweig der Gerste«; es ist ja denkbar, daf3 die Sanscritworte dafür nicht Sorghum, sondern eine andere Getreideart bezeichneten, oder wahrscheinlicher, daß Gerste in Indien schon gebaut wurde, als man Sorghum kennen lernte und daf3 man den alten Namen für das neue Getreide anwandte. Auch dies spricht für eine nicht so sehr alte Einführung nach Indien. Die Perser benutzen den indischen Namen und sagen jwar-z-hindi, ın Bokhara sagt man dschungara, in Japan morokoshr. Die Kenntnis unseres Getreides ging im Altertum wohl wieder verloren oder es ward nicht kultiviert, denn erst die Araber brachten auf ihren Eroberungs- zügen dasselbe wieder in die Mittelmeerländer und kultivierten es dort, und aus dieser Einführung datieren die heutigen Kulturen in Italien, wo man sorgho sagt, welches Wort von dem Arabischen d,urra stammt (d/ wie ein weiches englisches th zu sprechen). Stellenweis wird das Getreide dort auch melica, melega genannt. Von Italien ist es etwa im 16. Jahrhundert auch in Süddeutschland eingeführt. In Tirol baut man es noch jetzt als Futtermittel., Allen Ost-Afrikanern ist der Sorghum unter dem Namen sniama bekannt, und sie werden erstaunt sein zu hören, dafS dies gar kein Negerwort ist. Es ist arabisch, wo Za’am soviel wie »Speise, Nahrung« heift. In der Tat wird dies Getreide auch nur in den küstennahen Bezirken so genannt, so bei den Swahlili, den Wahiyao usw., und es ist Usus geworden, es allgemein mit diesem Fremd- wort zu benennen, aus dem die Wagiriyama muhama, die Comorenser in Johanna mrama-mza, die Wadigo muhama machten. Die Wasagara und Wakami nennen es uhemba, (die Wakami auch wnda), die Wangoni mapemba, in Kondoa-lrangi kermba, in Shirati smahemba. Dies Wort scheint eine der ältesten Bantu-Bezeichnungen für Sorghum zu sein, die später auch auf andere Geteide angewandt ist z. B. bei den Wassegeju mzahemba für den neu erworbenen Mais. Auch in Kilimatinde sagt man hemba.*) Im Konde-Unterland am Nordende des Niassa-Sees sagt man neben ma- *) Sollte das m’hemba, m'pemba (p und h werden stets verwechselt wie r und ]), vielleicht zusammenhängen mit »Zarnba«, einer Bezeichnung der Neger für Reiseproviant? Das Essen heißt »chakwla«, die auf Reisen im Innern mitgeführte Nahrung aber »Zarnba«. pemba noch zmbila, bei Wildhafen für die helle Sorte szieza, die dunkle Zkombe, im Ukinga-Gebirge urubamba. Unter anderen Bantu-Völkern finde ich folgende Namen: Bei den Wanyoro mogussa,*) in Bukoba mkussa (rote Sorte), bei den Waganda muemba, was wohl mit mapemba stammeseins isı, in lrangi vzryo, in Usukuma vussziga, bei den Wanyamwezi usiga, bei den Wagogo mhase (rote Sorte), bei den Wapokomo am Tana zuxvza, in Usumbura am Tanganika ponda, in Ujiji /Zuwwvele, die rote Sorte konge, in Uvinza masaka, bei den Wamakuwa szele, den Wakussu asangu, den Walombo smabele, in Angola massambala, in Ruanda zssakka (pl. emassaka), in Okawanga mabäle, mabere, in Ssessubia mahzla (Passarge). Die Schuli nennen es gaya, die Madi edsz, die Lattuka ähme, die Massai biriri, aluguko, ol-moshea, die Dor südlich der Djur am oberen Nil gol/azo und die dort wohnenden Araber angwoled, die Amhari madshele, die Tigrinja meshelle, miseelah, mashilla (was an einen Namen für Reis in indischen Sprachen erinnert), die Saho bei Massawa museela, illari, awaro. In Ägypten heißt es esı d.h. »Brod« und im Sudan dhurra, in Yemen Za’am, in Algier doukna, kultivierte Formen dort dari (mit geschlossener Caryopse), bechna (mit offener Caryopse). Die Somali am Djuba sagen smoordi, ebenso die dortigen Wagoscha, die Galla dort mssinga-bintu, die Somali bei Mugoischu adxrao für eine hellrotbraune Sorte, die dortigen Araber für dieselbe Sorte /akam, die Somali bei Mugdischu für eine dunkelrotbraune Sorte mit violetten Spelzen mssiggo, die Wakikuyu smorea, möhea, die Haussa dawa, die Fullah gaurz und möaerr, die Kanuri argum, ngabert, die Kargo oz, die Koldagi orgd, die Nuba zwendın, die Kulfan wre, in Fessan gafolz, in Bagirmi zva, Songharay ssaba, hame, Ewe lu, li, fo, in Turkestan dschugara. Sehr viel schließen kann man aus allen diesen Worten nicht. Höchstens daß die Bezeichnung der meisten Bantu in Ost-Afrika z/emba, mpemba ist. Da- raus aber zu entnehmen, dafS allen diesen Stämmen das Korn von einer Stelle aus zugeführt wurde, wäre recht gewagt, denn ebenso könnte man sagen, dafs diese Völker vor ihrer Trennung das Getreide schon besaßen. Mehr wird sich vielleicht in Zukunft einmal aus der geographischen Verbrei- tung der Varietäten der Sorghum ergeben, doch sind wir in dieser Beziehung erst im Anfang unserer Kenntnisse. Viel geschichtliche Dokumente über das Alter der Sorghum-Kultur in Ost- Afrika habe ich nicht finden können. Aber wenn die Römer es ca. 60 n. Chr. aus Indien erhalten haben, wird es damals sicher auch schon in OÖst-Afrika ge- wesen sein. Das »Getreide«, welches der Periplus des Roten Meeres, diese be- kannte Segelanweisung, die die einen aus dem Jahre 79, die anderen aus dem Jahre 210 unserer Zeitrechnung datieren, als Ausfuhrprodukt aus Opone, dem heutigen Ras Hafun, erwähnt, wird ohne Zweifel Sorghum gewesen sein. Ende des 9. Jahrhunderts berichtet der Araber Abu-Said-Hassan (nach Körnicke), daß im Lande der Zendj (Zanzibar) dora/k die Hauptnahrung sei, und die Portu- *) Vergleiche die Bezeichnung /ogussa, fokussa der Abessinier für Eleusine! giesen erwähnen ausdrücklich, daß) sie hier »Negerhirse« fanden (Strandes). Diese Kulturpflanze wird schon in prähistorischer Zeit in Afrika eingeführt sein. Schumann hat bei der Bearbeitung der Gräser in den »Nutzpflanzen Ost-Afrikas« folgende Formen aus Ost-Afrika aufgeführt. A. Unter der Gruppe der Obtecetae ist nur eine Varietät bekannt. Var. callomelaena K. Sch. Die Spelzen schliefßen die Samen ganz ein und lassen nur an der Spitze eine kleine Lücke. Diese Sorte wurde von mir in Mamboya gesammelt, südwestlich der Unguu-Berge. B. Die Seminudae, deren Spelzen kürzer els die Samen sind, ihnen aber dicht anliegen. Unter dieser Gruppe werden unterschieden a. effusae, deren Fruchtstände offen, flattrig sind und deren Enden etwas überhängen. Var. clegans Kcke. Diese Sorte scheint die in den Küstengegenden meistens kulti- vierte zu sein. Sie ist aus Usambara unter dem Namen zgoda, aus Useguha als jebele, auch von Mamboya bekannt. Körnecke’s Var. bicolor wird auch hierher gehören, ebenso die Var. ussuiensis aus West-Ussui. Als zweite Gruppe der Seminudae sind die d. confractae, mit aufrechten, gedrängten Fruchtständen zu erwähnen; darunter mit sich allmählich verjüngender Spindel und schwarzen oder dunkelroten Hüllspelzen die Var. Stuhlmanti Kck. Sie ist von Mkigwa in Unyamwezi, von Mpwapwa, von Kassesse und aus Usambara beobachtet. Diese Art wird vor allem im Innern gebaut. Eine nahe verwandte Var. concolor K. Sch. hat gelbrote Hüllspelzen und wurde von mir in Kisokwe und Mpwapwa in Ugogo gefunden. Bei einer anderen Gruppe der coxfractae bricht die Rispenspindel plötzlich ab. Die hierzu gehörigen Formen mit gelben Hüllspelzen werden als Var. Schenckii Kcke. bezeichnet und wurden in Usegua, unter dem Namen gobero, in Usambara als godelo, kobero bekannt. Hierzu gehören die in Südafrika bei Magalie von Schenck, die von Höhnel am Rudolph-See, und die als AzAarata von Holst in Usambara gesammelten Exemplare. Braune Hüllspelzen in dieser Gruppe hat die Var. Baumanni Kcke., die als Azrhufu aus Nord-Usegua und aus Usambara, und als zdagala aus Usam- bara gesammelt ist. Es folgt die Gruppe c. compactae mit dicht gedrängter und hängender Rispe; darunter mit schwarzen Spelzen und roten Samen die Var. Ondongae Kcke., die zuerst im Ambo-Land in S.-W.-Afrika gesammelt wurde, bei uns aus Mzigue in Unyamwezi, aus Mwanza, Karagwe und Turu bekannt geworden ist. Bei schwarzen Hüllspelzen hat weiße Samen die Var. Neesiz Kcke., die eben- falls von Turu gesammelt ist. C. Endlich folgt die Gruppe nurdae, deren Spelzen zur Reifezeit von den Samen ganz abstehen und diese frei lassen, indem sie von den Seiten her eingebogen sind. Es ist die Var. Roxdburghii Hack., die bei Mpwapwa, aus Usambara als d0do, von Morogoro, von Zanzibar, von den Comoren, eine verwandte als mus/hoolanıono und szshuaka aus Usambara und als mwari aus Mwanza gesammelt wurden. Die Kenntnis der Varietäten wie ihrer Verbreitung liegt noch sehr im Argen, und es wäre wünschenswert, wenn von der ganzen Kolonie alle Sorten mit ihren Namen eingesandt würden. Endgiltige Entscheidung kann aber nur durch aus- gedehnte Kulturversuche getroffen werden, besonders auch um festzustellen, ob die Sorten constant sind oder nur durch verschiedene Existensbedingungen er- zeugt wurden z. B. durch verschiedenen Boden. Jedenfalls fiel mir auf, dafß an der feuchteren Küste die helleren Sorten mit offenen Rispen, und im trockeneren Inneren, besonders in Ugogo, die aus- gesprochen kompakten und dunkel-rotfrüchtigen Formen vorkommen. Die gröfsten und weißesten Samen sah ich im Mukondokwa-Tal hinter Kilossa. Ich gebe hier noch eine andere Einteilung und Aufzählung von Sorghum- Sorten nach Madinier in Sagot & Raoul, Manuel pratique des cultures tropicales, da in ihr eine Menge Sorten-Namen von Zanzibar vorkommen. I. Ähren offen mit langen und fallenden Seitenzweigen. A. bedeckte Caryopse, längere Schuppen oder ebenso lang wie die Caryopse. a. obere Seitenzweige der Ähre sehr lang. Sorghum shlagoa va der Zulu, Rn aus Hundurus, = erEnehüsder Zulu. b. untere Seitenzweige der Ähren länger. Sorghum a balais, 55 schwarze Imphy der Zulu, Zuckersorghum von China. B. unbedeckte Caryopse, Schuppen kurz. a. gelbe oder marmorierte Schuppen. Sorghum Suale von Zanzibar, ” Zebere von Zanzibar. “ Szmba von Zanzibar, ” Buju von Zanzibar. b. rotbraune oder schwarze Schuppen. Zuckersorghum von Kaffraria. Sorghum mnuka von Zanzibar, # kigwa von Zanzibar, R kikumvi von Zanzibar, x kukula von Zanzibar, R2 kukuju von Zanzibar, Zuckersorghum in Zanzibar. C. Caryopse gänzlich frei bei der Reife, Sorghum karachi, weiß, von Zanzibar, 5 karachi, rot, von Zanzibar, H, giuniko von Senegambien. II. gerade, dichte Ähren. A. bedekte Caryopse, Zuckersorghum von China, gelbes Sorghum von Ägypten, rotes bs von Nubien und Ägypten. B. halbbedeckte Caryopse. a. gelbe oder marmorierte Schuppen, Sorghum vom Kap, Sorghum tsadu khodenne (tigrina) Abessinien, cocconcha (amhari) Abessinien, dillea (amhari) Abessinien, magambala branca von Angola. b. braunrote oder schwarze Schuppen, Sorghum, weiß, von Chefu, sangokahaa von Zulu, niasana von Zulu, kitombo von Zanzibar, schwarz, von Angola, zmphi von Zulu, 2 Sorten von Zanzibar. C. Caryopse ganz freie Ähren, umgebogen, White Liberian von N.-Amerika. III. Ähren dicht, mit ganz kurzen Ästen. A. bedeckte Caryopse, Sorghum von Öber-Ägypten, e manjicupone (= S. altissimum). B. unbedeckte Caryopse, Sorghum aine-collo (Tigrinisch) Abessinien. Später ist von Busse und Pilger eine neue, ergänzende Zusammenstellung von teils neuen Sorghum-Varietäten aus Deutsch-Ost-Afrika gegeben (Bot. Jahrb. Bd. 32 1903). A. Nudae. Var. Roxburgii Hack. Kisserawe (Usaramo), Kikundi-kwa Sadi (Uluguru) Kondoa (Usagara), Kilossa (Usagara). Var. ovulifera Hack. Sokode (Togo). Var. usaramensis B.e. P. Pugu (Usaramo), Kiserawe (Usaramo), Kilossa (Usagara). Var. amphibolus B.e. P. Sokode (Togo). Var. hirsutus B.e. P. Meato, Ngungumavar (Massai-Region). Var. incundus. B.e. P: ‘Ugoso. Nindi. Var. intermedius B.e. P. Sokode (Togo). B. Seminudae. Var. elegans Kcke. Kilossa, Kwa-Wasiri, (Usagara), Sokode (Togo). Var. Ondongae Kcke. Sedia (Usagara). Var. Baumanni Kcke. Sedia (Usagara). Var. Schumanni B.e. P. Kiroka (Uluguru), Sedia (Usagara). Var. Ziegleri B.e. P. Meatu, Unungumanvar, Ilindi (Ugogo) »mabalwe«, Sedia (Usagara). Var. Charisianus B.e. P. Usambara, Mpwapwa, Kilossa. Sokode (Togo). Var. Kerstingianus B.e. P. Sokode (Togo). Var. densissimus B.e. P. Tlindi (Ugogo) »hemba-hemba«. Diese Varietät soll das ertragreichste Getreide der Welt sein, gegen Trockenheit sehr anspruchslos. Var. calcareus B.e. P. Nlindi (Ugogo) »kigegu«. Var. nitens B.e. P. Isali am Bubu (Ugogo) »/udenge«. Ich lasse hier noch einige Eingeborenen-Namen von Varietäten folgen, ohne auf ihre systematische Stellung einzugehen: Bei Kiswere, Bez. Kilwa, sind folgende Sorten gefunden : . msimbdjt, große Körner, langes, dickes Rohr. . rudeda, beste, weile Körner, die wenig dem InsektenfrafS ausgesetzt sind. Die Spelzen (makopo) sind schwarz. kıfuta mit kleinem, flachem Korn. 4. kinukira pombe, ein dunkles Korn, »das nur nach Hirsebier (pombe) riecht, aA un aber nicht dafür verwandt wird«. kiranga mit offener, lang hängender Rispe. . kundekunde mit stark verkürzter Mittelachse und doldenförmiger Rispe, großse, rote Körner. Die Wakhwere, Bez. Bagamoyo, nennen den Sorghum allgemein zhemba kennen folgende Sorten: . mdura, weiße bis blaßßrote Körner. . sebele, weile, große Körner. . konko, fahlgrüne bis gelbrote Körner. . kthemba, fahlgrüne Körner mit schwarzen Spelzen. . kobero, große rote Körner. In Uhehe kennt man weiße, /ugugu und rote upemba Körner. Die Wado& bei Saadani haben: . rote Sorten krhemba-sungu (horngraurote, große Körner, die nicht glänzen). . rote Sorten Raache-uhemba (Körner rot-glänzend). 3. weißße Sorten #zZembo (hellhornfarben, schwarzer Spelz, einige rote Körner darunter). Der Wirtschaftsinspektor Christen stellte 1907 in West-Usambara folgende Varietäten-Namen fest: kebere, kehufu, ndagala (beliebteste Sorte zur Mehlberei- tung), Robwero, kihembo, kigwa (mgwa-ZLuckerrohr, süße Art). In Usegua heißt der Sorghum allgemein z/embda, man kennt folgende Sorten: I. ndagala, Aunkelrote Körner mit violettem Spelz, die Spindel abgebrochen, lose Rispe. Wegen des guten Mehles ist diese Sorte recht beliebt. 2. kihufu mit abgebrochener, verkürzter Spindel und loser Rispe, hellbraunrote Körner mit violetten Spelzen. 3. sebele mit verlängerter Spindel, großen weißen Körnern und violetten Spelzen. eıgwa mit abgebrochener Spindel und loser Rispe, braunrote Körner mit violetten Spelzen, zuckerhaltig. Die in Amani kultivierten Sorten stimmen mit denen in West-Usambara fast überein ; die dortige Sorte Zodwero hat hellbraune Körner und violette Spelzen, kanfu hat blaßbraunrötliche Körner und braune Spelzen, beide scheinen zur var. legans zu gehören. Die von Washambaa kanduro, von Küstenleuten #2/embo genannte Sorte hat eine dichte Rispe, deren Spindel plötzlich abgesetzt ist, die aber nicht über- hängt, die Körner sind hell-gelb-rote bis hornfarben, die Spelzen violett. Diese Sorte scheint zur Var. Baumanni zu gehören. Es wird noch sehr vieler Arbeit, die nur an einem grofßßen Vergleichsmaterial und im Verein mit Kulturversuchen gemacht werden kann, bedürfen, bis man über alle Varietäten völlig im Klaren ist. Die Sammler sollten nicht nur die Körner, sondern auch besonders die reifen Fruchtstände einsenden, da die Kultur manchmal nicht gelingt und da man die Sorten oft nur an dem Wuchs der Fruchtstände unterscheiden kann. Von einer besonderen Sorte, die man früher als Zucker-Sorghum, A. sacha- ratus, bezeichnete, ist das Mark des Stengels süß und wird von den Negern gern ge- gessen. Die Wanyoro bezeichnen diese Varietät als zazssa, die Schuli als jarg, die Madi als mbembe, die Lattuka als ähme, die Wasambara als #kzgua, die Haussa /akanda, die Fullah /akadız, die Kanuri Zschzde, die Tigre sangada. In Südeuropa (besonders in der Provinz Venezia) wird der Sorghum weniger als Getreide gebaut als vielmehr ihrer Rispen wegen, aus denen die sogenannten »Reisbesen« und ordinäre Bürsten gemacht werden, deren bessere Sorten auch aus den Wurzeln von And. Gryllus hergestellt werden. Heute erstreckt sich der Anbau dieses so ergiebigen und äufserst bequemen Getreides über den ganzen wärmeren Teil der Erde. In Ost-Afrika wird Sorghum in der ganzen Küstenregion gebaut, aber merk- würdigerweise nur südlich vom Pangani-Fluß, während es nördlich davon eine ganz untergeordnete Rolle spielt, in Bondei z. B. kaum vorkommt und durch Mais und Maniok fast verdrängt ist. Desto mehr finden wir es in Useguha, Ukami, Usaramo und den ganzen Südbezirken, dann in Usagara, Mahenge, Liwale, Ugogo, Usango, Uhehe, Ungoni, den Ländern nördlich des Niassa (mit Ausnahme vom Konde-Land), Unyamwezi, Usukuma und im ganzen Zwischenseengebiet, dort am meisten in Mpororo; kurz es bildet die Hauptnahrung im ganzen Gebiet süd- lich des Victoria-Nianza, ist im Zwischenseengebiet stark mit Bananen und anderen Kulturen durchsetzt, findet sich dann wieder westlich vom Tanganika, soweit nicht der geschlossene Urwald reicht, in dem es fehlt. Wie schon erwähnt, spielt Sorghum in der Wirtschaft des ostafrikanischen Negers die erste Rolle und ist nur stellenweis durch Neueinführungen wie Mais und Maniok zurückgedrängt. Es bildet in den meisten Teilen unseres Gebietes den Grundstoff der Ernährung, hauptsächlich in der Form des polentaartigen Deutsch-Ostafrika 1:12000000 0 100 200 300 Kilometer E , IK, ssalam N 1 NVADOD NAHISTANI N Hauptverbreitungsgebiete intensiverer Sorghum-Kultur. Hirsebreis (ugal), neben dem noch die dünnere Mehlsuppe (zdyz) und vor allen das Hirsebier (Pombe) kommt, von welch’ letzterem manche Leute fast ausschließ- lich leben. Die Produktion ist so groß, daß sogar etwas ausgeführt wird, in erster Linie nach Zanzibar, wo wohl viel konsumiert, ein Teil aber auch nach Indien, Arabien, Ägypten ausgeführt wird. In auf je 10000 Kilo abgerundeten Zahlen wurden ausgeführt: — 176 —n 1889 1770000 Kilo. 1896 2100000 Kilo. 18907 3.010000, 1897 0280000... 1891 ° 4.520000) .,, 1898 718.000. 189212200000 7 ‚, 1899,.2200000° 3, ESG ALO0O:000 1, [9007 A084. 0007 1884. 2180000 1901 978.000 7, 1895 20.000. 1902113, 191000.7% Hierbei ist in der Statistik Sorghum, Pennisetum usw. zusammengerechnet, da aber das erstere ganz bei weitem überwiegt, geben die Zahlen annähernd ein Bild der Ausfuhr von Sorghum. Von 1903 an wird Sorghum-Matama be- sonders aufgeführt: 1903 3711196 Kilo im Werte von 217 166 Mk. MOOAEETO2S 2.10 EN " Morgen 1905 266931 u, 5 " „ 23200 ,‚, davon 3gı Kilo über die Binnengrenze. 1906 270° e 2 177506 .5,, a N A 1907 2Z3L 20m en, a DS NORBE TASTE ik Über die Binnengrenze kamen nur wenige Kilo zur Ausfuhr. Der große Rückgang 1895 ist auf Heuschreckenschaden zurückzuführen, die geringe Aus- fuhr 1905/06 vielleicht auf großen eigenen Verbrauch im Lande durch die Bahn- bauten. 3. Cynodon dactylon Pers. Das Bermuda-Gras soll hier wenigstens kurz erwähnt werden. Es ist in den tropischen und subtropischen Ländern der ganzen Welt wild vorhanden, und es ist auch in Deutsch-Ost-Afrika fast überall in so üppiger Entwickelung wild zu finden, dafß man die winzige europäische Pflanze kaum wieder erkennen kann. Dies Gras bildet im Süden von Nord-Amerika die Grundlage der Weide- wirtschaft und ist da als »Bermuda-Gras« bekannt. In Indien bezeichnet man es meist als Duö-Gras, (Bengalen durba, Deccan hariali, (Sanskrit dürva). Über- all, wo man in Indien Rasenflächen anlegt, nimmt man nur diese Grassorte, die sich schnell ausbreitet und vermöge ihrer Ausläufer den Boden rasch festigt. Es ist wohl das beste Futtergras der Tropen. Es ist in Deutsch-Ost-Afrika schon seit langem, z. B. in Daressalam, zur Herstellung von Rasen benützt, entwickelte sich aber auf dem dortigen mageren Boden nicht so schön, wie in Zanzibar. In größerem Maße ist dies Gras durch das Biol. Landw. Institut Amani verbreitet worden ‘(seit Ende 1903), und jedes Jahr werden Hunderte von Säcken mit Wurzeln desselben von hier aus verteilt, so daf3 seine Kultur zu Weidezwecken und zur Anlage von Rasen allmählich ganz allgemein wird. 4. Eleusine coracana Gärtn. (Vergl. Verbreitungskarte). Das Eleusine- oder Ulesi-Korn wird den meisten an der Küste von Deutsch- Ost-Afrika lebenden Europäern unbekannt sein. Es ist eine kleine angebaute Grasart, an deren Halmspitzen eine Rispe von 3—8 Spindeln steht, die meist etwas nach innen gekrümmt sind und an ihrer Außen- bezw. Unterseite eine Menge winziger Ährchen tragen. Die Pflanze wird, wo ich sie gesehen häbe, 30—90 cm hoch. Ihr Korn ist klein, rundlich, etwas dreikantig und mit bogig aufsteigenden, oft ganz versteckten Kämmen versehen. Körnicke unterscheidet 4 Varietäten: Eine mit geraden Scheinähren und drei mit nach innen gekrümmten, die schwarze, rotbraune und weilsgelbe Samen haben. Die von mir in Afrika beobachtete Sorte hatte stets etwas gekrümmte Scheinähren und schwarzbraune Samen. (In Uhehe soll es zwei Sorten geben). Das aus diesem Korn bereitete Mehl ist bitter, läßt sich nicht von den harten und kieseligen Samenschalen trennen und bildet deshalb eine für Europäer recht wenig begehrenswerte Nah- rung. Auf der Expedition mit Emin Pascha hatten wir aber monatelang kein anderes Korn und mußsten notgedrungen unsere »Kissra« daraus herstellen lassen. So schlecht aber dieses unter den Zähnen knirschende, bittere Mehl zum Essen ist, so gut eignet es sich zur Bierbereitung; die Neger malzen es erst richtig, wodurch die Bitterkeit nicht verloren geht. Dies Korn findet sich heute in Süd-Asien von Japan über Süd-China, Java, Bali, Amboina, Ceylon bis Ost-Indien und Kaschmir angebaut. In Afrika ist es in der Cyrenaica und einigen Oasen, besonders viel in Abessinien, im ganzen tropischen Afrika, — soweit es sich nicht um die Gebiete der westafrikanischen Flora handelt —, bis zur Grenze der südafrikanischen Region in Natal und Trans- vaal angebaut. In Süd-Angola ist es z. B. noch vorhanden, wahrscheinlich auch im Ovamboland. Durch den ganzen Sudan scheint es verbreitet zu sein. Man nimmt jetzt allgemein an, daf unser Korn von der Zleusine indicaL. abstammt, die man als Unkraut heutzutage überall in den Tropen, sogar in Amerika findet. Diese wilde Form unterscheidet sich von der kultivierten wie in manchen ähnlichen Fällen dadurch, daß bei ersterer die Samen bei der Reife aus den Ährchen herausfallen, während bei der Kulturform sie ‘darin haften bleiben und erst durch Schlagen oder Dreschen herausbefördert werden. Die wilde £. zxzdica findet sich z. B. hier in Amani, und die Leute erzählen, dafs sie in Zeiten der Hungersnot oder auch wenn sie besonders Appetit darauf haben, bei sich zu Hause die wilde Sorte zum Verzehren einsammeln. Es ist ein dünn- ähriges Gras. Prof. Uhlig fand eine hier in Herbarium als E. coracana be- stimmte Eleusine wild in 2000 m Höhe am N. E. Hang des Meruberges. Sie sieht durch ihre dünnen, langen Ähren sehr der E.indica ähnlich. Vielleicht ist sie die wilde Form. Auch im Zwischenseengebiet ist sie gefunden und wird wohl sehr weit verbreitet sein. Stuhlmann, Beiträge zur Kulturgeschichte von Ostafrika. 12 Beth 178 m So weit ich bisher orientiert bin, wird das zlesz-Korn in D.-O.-A. an der Küste jetzt wenig oder gar nicht gebaut, die Hauptkulturzone erstreckt sich in einer breiten Region vom Norden (Sudan und Abessinien) herunter in allen Ge- bieten, die von den sogenannten jüngeren Bantu bewohnt werden, also im ab- flußlosen Gebiet zwischen den Pare-Bergen, dem Kilimandjaro, Unguu und Usa- IMHIN], = ee | Deutsch-Ostafrika 1:12000 000 100 200 PKko Er Kilometer i Tabora > © De MU Ö Dargssalam IE I f Lindi ? 5 I. ll Verbreitungsgebiete intensiverer Kultur von Zleusine coracana. fmMaßstabderHauptkartel .- 2 © NP r Z o „ u Q je) e oe) o Q Pe 2 gara einerseits und dem Victoria-See andererseits, außerdem in besonders großer Ausdehnung von Lattuka-Unyoro durch Uganda und den ganzen Zwischenseen- völkern bis weit nach Süden. Auch westlich vom Albert-See ist unser Korn noch viel zu finden. In Ussukuma und Unyamwesi ist es zwar vorhanden, spielt aber keine entscheidende Rolle im Haushalt des Menschen, in Uhehe scheint es schon mehr gebaut zu werden, und in Ungoni (Bez. Songea) ist es die Hauptkultur.*) Es scheint dann durch die ganzen Gebiete der afrikanischen Savannen- und Steppenregion zu gehen bis nach Transvaal und Natal sowie nach Süd-Angola, vielleicht bis zum Ovambo-Land. Wie weit es an den verschiedenen Orten eine wesentliche Rolle im Haushalt des Negers spielt, ist schwer zu beurteilen, überall dient es bei der Bierbereitung, aber in manchen Teilen des Sudan, im Zwischenseengebiet und ganz besonders in Abessinien bildet es eine wichtige Brotfrucht. In Usambara scheint es jetzt kaum noch an- gebaut zu werden, ich konnte 1907 keine Saat mehr auftreiben. Man hat dort die Kultur verlassen. Die Verbreitung in D.-O.-A. läßt scheinbar vermuten, daf3 es in breiter Front von den nördlichen Gegenden des Sudan und Abessinien nach Süden ge- bracht wurde, dem Strome der Völkerbewegung der jüngeren Bantu und der Hamiten des Zwischenseengebiets folgend. Aber ich möchte dieses nur für einen Scheinschluß halten; das Korn ist so weit auch in anderen Ländern von Afrika verbreitet, daß seine Einführung jedenfalls auf sehr alte Zeiten zu- rückgeht und nicht nur auf die verhältnismäßig neuen Wanderungen jener Völker. Die sechs Arten der Gattung Zleuszne sind nach Engler in den Tropen der alten Welt zu Hause, die heutige Verbreitung der Stammpflanze unseres Ge- treides £. zudica aber läßt keine Schlüsse auf die Heimat der Kulturform zu, denn sie ist überall als Unkraut, sogar in Amerika und Spanien, zu finden, wir können nur vermuten, daf3 es ursprünglich eine der afrikanisch-indischen Floren- region angehörige Art gewesen ist. Irgend welche historische Überlieferungen geben uns keinen Fingerzeig. In den alten ägyptischen Monumenten findet sich kein Zeichen der Kleuszne, den Griechen und Römern war sie nicht bekannt. In Indien mufß die Kultur aber schon recht alt sein, denn im Sanscrit finden sich die Namen rajyzka, ragt, raga dafür, was heute in Südindien als zagz7 noch erscheint.**) Wahrscheinlich haben die arischen Völker sie schon bei ihrer Einwanderung in Indien vorgefunden. Körnicke gibt an, daf3 die Pflanze zuerst im Anfang des 15. Jahrhunderts in einem chinesischen Werk Kiu-huang-pents’ao erwähnt sei, dann 1563 von Garcia del’ Orto und 1689 unter dem Namen Coracan aus Ceylon von Knox be- schrieben wurde. Aus alle diesem können wir nur schließen, dafl sie in Indien *) Nach Uhlig’s Wirtschaftskarte sind folgende Distrikte mit Eleusine-Kultur angegeben : Kilimandjaro, Aruscha, Wassi bei Kondoa-Irangi, Turu und Ikungu, Kilimatinde, Fipa, Ussangu, die Gegend zwischen Tanganika- und Niassa-See mit Ausnahme des Konde-Landes, das Hoch- land nordöstlich vom Niassa, Ungoni, Uhehe, Süd-Usagara, eine Streke West und Südwest von Mpwapwa, Schirati, Usindja, Urundi, Ruanda, Ussuwi, Mpororo, Karagwe und Kisiba. Wahrscheinlich werden bei näherer Forschung noch mehr Stellen dazukommen, doch kann man stets die vom Massailand herunterkommende Zone, die bis zum Niassa reicht und die Zwischenseenzone unterscheiden, während die Küste und das Zentrum (Unyamwesi-Ussukuma) diese Kultur kaum haben. **) Nach Yule und Burnell von Sanskrit zäga »rot«. — 180 — seit wahrscheinlich mehr als 2000 Jahren angebaut ist. Körnicke ist nun der Meinung, daf3 das Urheimatland in Afrika zu suchen sei und daf3 die Bezeich- nung murua in Bengalen und murwa im Innern von Afrika auf sehr alte Be- ziehungen zwischen diesen beiden Ländern deutet. Dies letztere ist ein Irrtum, denn die Bezeichnung »zurzva in Innerafrika stammt von Grant, dieser aber war aus dem Dienst der ostindischen Compagnie 1857 nach Afrika gekommen und wandte in diesem und anderen Fällen die ihm geläufigen indischen Namen für Kulturpflanzen an, die er hier in dem ihm neuen Lande wieder antraf. Die Zleusine hat ihren botanischen Namen von der Stadt Eleusis erhalten, wo die eleusinischen Feste der Göttin des Ackerbaus Demeter gefeiert wurden, der Name hat wohl sicher mit der ostafrikanischen Bezeichnung zU/esz nichts als eine zufällige Ähnlichkeit gemein. In Indien heißt dies Getreide marua, murua, mandua, makra, kodra, naglı, nuchant, ragt, bei den Tamilen cora, den Singhalesen curacan, kurakhan, bei den Telinga pedda, gross-sulu, bei den Persern mandwan. In Ost-Afrika konnte ich folgende Namen feststellen: in der Küstenzone nennt man es zzmbi, uwinbi, im Zentrum von D.-O.-A. wlezi, ulesi (Usagara, Usambara, Süd Tanganika), woraus bei den Wassukuma ruregz, buregi, in Schirati uveri, am Niassasee smalezi, in Unyamwesi und Uhehe zl/egz, wlezi wird. In Usegua und Ukhwere zAhonz, in Ugogo mhoni. Am Kilimandjaro wird es snpege, mbeye, bei Bukoba dxrro, in Ruanda zvurru, in Uganda dz/o, in Uha und Ujiji zvx/o, in Uvinza Ödulwe, in Unyoro buzta, bei den Wahiyao zsanyee, den Wamakuwa marubr, in Ungoni /Poko und in Süd-Angola /u#u genannt. Ganz different lauten die Bezeichnungen der Nicht-Bantu -Völker: Die Massai sagen daba, driga oder guruma, in Britisch Ostafrika oL-ozkembe, ebenso wie die Wahikuyu okernbe, die Abessinier dagussa, tocussa, dagusha, unter welchem Namen das Getreide viel in der Literatur bezeichnet wird, die Lattuka avalohro, die Madi duchuf, a-giro, a-giovo, die Lur und Schuli Aal, die Mangbattu »jyetjzmbo, die A-Sande mon/u und alle Sudanesen telebun (bisweilen auch duchn, womit. sonst Pennisetum benannt wird). Die Araber im Somaliland sagen dokhn, die Somali in Mugdischu ende. Merkwür- dig ist, daß der Name dagussa sich als vRuss? bei Mkalama und Irangi wieder- findet. Ob man das marubi der Wamakuwa auf das indische »zarıa zurückführen darf, ist mir höchst zweifelhaft. Aus allen diesen vielen afrikanischen Bezeichnungen kann ich einst- weilen gar keinen Schluß auf die Heimat dieses Getreides ziehen, die Namen werden hoffentlich in Zukunft durch die Sammeltätigkeit der hiesigen Europäer noch vermehrt werden, wobei besonders darauf zu achten wäre, ob nicht verschiedene Sorten des Getreides unter verschiedenem Namen bekannt sind, wie es in Abessinien die schwarze sellimo dagussa, die rotbraune gare dagussa und die weiße sada dagussa gibt. Erst wenn wir eine ganz vollständige Übersicht der Varietäten mit allen ihren Namen bei allen afrikanischen Völkern haben, können wir mehr Schlüsse erhoffen. — 1I8I — Einstweilen möchte ich aber nicht annehmen, daf dies Getreide nur in Afrika seine Urheimat hat und von dort vor mehr denn 2000 Jahren nach Indien und wohl viel später bis nach Japan einerseits und in die Cyrenaika und Unter- ägypten andererseits gelangte. Der Völker- und Kulturstrom geht von Ost nach West, nicht umgekehrt. Die ganz auferordentliche Verbreitung und die variablen Namen in Afrika lassen aber auch an sich nicht ohne weiteres den Schluf zu, daß die Zl/eusinme aus Asien nach Afrika eingeführt ist. Wenn man aber be- denkt, daß ganz gleiche Sprachverwirrungen auch bei nachweislich erst seit kurzem eingeführten Kulturpflanzen (Mais, Manihot) vorliegen, so ist es sehr wohl möglich und sehr wahrscheinlich, daß eine solche Einführung von Asien aus doch statt- gefunden hat, wenn in diesem Falle auch wohl schon in der Urzeit, als die Bantu von ihrer Urheimat von Nordost nach Südwest vordrangen. Man müßte die Heimat dann in Süd-Arabien oder am persischen Golf suchen. Bei der weiten Verbreitung der wilden Zl/eusine indica und in Anbetracht der Tatsache, dafs Süd-Asien und Ost-Afrika in ihrer Pflanzenwelt sehr viele enge Berührungspunkte haben, ist es auch vielleicht denkbar, daf3 die wilde Grasart, deren Samen man noch heute einsammelt, in verschiedenen Gegenden in Kultur genommen ist. Bis wir nicht durch die genaue Kenntnis der Varietäten und weitere Sprachforschungen genaueres wissen, möchte ich bis auf weiteres auch diese Möglichkeit zulassen und mich bei diesem Grase über die Unwahrscheinlichkeit hinwegsetzen, daß ganz verschiedene Völker die Kultur einer Pflanze unabhängig voneinander er- funden haben. Ich habe das Gefühl, daß in früherer Zeit die Eleuszine in Öst-Afrika mehr verbreitet war als jetzt — an der Küste kennt man sie meist nur vom Hörensagen — und daf sie in vielen Gegenden und besonders an der Küste schmackhafteren und ergiebigeren Getreidearten (Mais, Sorghum) weichen mußte, wie dies auch wahrscheinlich mit der Kolbenhirse und den Jams der Fall war. 5. Hordeum distichon L. Die zweizeilige Gerst2 sowie die nahe verwandten Arten #. tetrastichon und 7. hexastichon L., die vier- und sechszeilige Gerste, fehlen in Ost-Afrika merkwürdiger Weise völlig, wenn man von ganz neuer Einführung durch das Gouvernement auf der Domäne Kwai usw. absieht. Die Stammform der zwei- zeiligen Gerste mit zerbrechlicher Ähre, 7. sponta necum, \st wild in Vorderasien in den Ländern zwischen dem Kaspischen und dem Roten Meer gefunden. Die zweizeilige Gerste wurde bei den Pfahlbauern der Schweiz, die sechszeilige eben- dort und in den ägyptischen Monumenten gefunden. In China und Indien ist die Kultur jedenfalls uralt. In letzterem Lande wird jetzt fast ausschließlich die sechszeilige Sorte gebaut. Die Gerste heißt im Sanscrit yava, yavaka, situshuka, in Indien java, jawa, suj, jab, jau, jJowa, yurk, soa usw-, in Afganistan nennt man sie 7ao, auf persisch ebenso, auf türkisch a7Pa und auf arabisch sraair, shair. Daraus ist dann das Swahili-Wort sAayir? geworden. Die Gerste kommt nämlich dann und wann auf den Markt in Zanzibar, wird aber nicht gebaut, offenbar ist sie hier aus Arabien und nicht aus Persien oder Indien bekannt geworden. In Abbessinien werden, wie Körnicke angibt, nicht weniger als acht Varietäten der 7, distichon gebaut, darunter die in Yemen kultivierte v. de- ficiens und die aus Persien und Assyrien bekannte v. spontfaneum, die wilde Urform. Ferner zwei Varietäten der vierzeiligen und fünf Varietäten der sechs- zeiligen Sorte. Die Tigrinja nennen sie söghem, sigam, ssegam, die Saho adelaı, die Amhari geös. Auch aus Timbuktu ist die Kultur der Gerste bekannt. Die Tuareg in Algier nennen sie Zöomsine. In Südeuropa und der Türkei wird die Gerste heutzutage vor allem als wichtigstes Pferdefutter gebaut, in Mitteleuropa aber als Bier-Produzent, das sie im Altertum schon war, denn Xenophon erzählt, daf3 die Zehntausend in dem heutigen Armenien Gerstenbier mit Strohhalmen tranken, da man so den Mitgenufß der vielen darin schwimmenden Getreidekörner vermied, und ebenso wird in Armenien heute noch das dort dusa genannte Ge- tränk genossen. 6. Leptochloa chinensis (Roth) Nees, ein einjähriges, flachblättriges Gras, das mit der Zleusine coracana eng ver- wandt ist. Im Jahre 1896 brachte Gouverneur Dr. von Wißßmann aus Usagara die Pflanze und deren Samen nach Darressalam mit der Angabe, daß bei der damaligen durch Heuschrecken verursachten Hungersnot die Eingeborenen die Samen der wilden Pflanze sammeln und zu Brotmehl verarbeiten. Es ist ein Gras, das außer im tropischen Afrika auch noch in Asien bis Japan und in Nord- australien vorkommt und das vielleicht als Unkrautpflanze hierher aus Asien ein- geschleppt ist. Es ist dies ein sehr interessanter Fall, wie wilde Gräser als Mehlfrüchte ge- sammelt werden, in ähnlicher Weise werden in der Urzeit die heute angebauten Getreidearten verwandt und allmählich durch Auslese veredelt und angebaut worden sein. 7. Leptochloa obtusiflora Hochst. In der Landschaft Ukhwere bei Bayomoyo werden die winzigen, grau-grünen Samen dieser Grasart, die in Abessinien und Öst-Afrika verbreitet ist, von den Eingeborenen bei Nahrungsmangel gesammelt und zu Mehl verarbeitet. Die Pflanze heißt dort kAwekwede. 8. Oryza sativa L. Der Reis ist wahrscheinlich eine der ältesten Kulturpflanzen der Welt. Wenigstens wissen wir, daß nach der chinesischen Überlieferung er die vor- nehmste unter den fünf Feldfrüchten war, die nach der vom Kaiser Schin-Nung im Jahre 2800 v. Chr. festgesetzten Ordnung in feierlicher Handlung jedes Jahr ausgesäet werden mußten, und zwar sollte das beim Reis jeweils durch den Kaiser en 183 je geschehen. Auch in Indien muf3 die Kultur sehr alt sein, und Watt nimmt an, daß sie dort schon in den Zeiten vor der Einwanderung der Arier bekannt war. Zur Zeit der Feldzüge Alexanders des Großen wurde aufler am Indus noch in Babylonien und in Bactriana Reis kultiviert. Seine Truppen fanden z. B. am Euphrat Reis, Sesam und Datteln. Während der Ptolomäer-Zeit ging der Reis- handel von Indien durch das Rote Meer, der Periplus erwähnt ihn verschiedent- lich, aber gebaut wurde er im Mittelmeergebiet nicht. Erst die erobernden Mo- hammedaner führen ihn in Ägypten und von da nach Spanien ein, von wo er im 15. und 16. Jahrhundert nach Italien und endlich nach Amerika gelangte. Reis wird unter dem Sammelnamen vrz/Jz erst in den Atharva-Veda (ca. 1000 v. Chr.) erwähnt, wahrscheinlich hat das Hirtenvolk der einwandernden Ariyer sich in der ersten Zeit nicht dafür interessiert. VrzAhz aber ist ebenso für andere Feldfrüchte gebraucht, es heißt »Nahrung«. und es werden schon früh eine Menge Varietäten als dhanya, vriht, syall, jtva-sadhana, tanonu, shashı- tika, mukushthaka erwähnt, die alle in ihren Stämmen »Leben, Existenz, Sub- sistenz« bezeichnen sollen. Man nimmt nach den Gesetzen der Lautverschiebung an, dafl aus vr7/z im Pushtu vv’rijsa’h (w’rijah), im alten Araboaramäisch vzrzzs? und im Aramäischen von Babylonien arıussa entstanden ist, aus dem die Griechen der Alexander- zeit orysa machten. Das arabische arruz stammt -wohl aus derselben Quelle, vielleicht auch direkt von dem Tamilen-Wort arzsz, und das persische biring (armenisch drins), iranisch drzsi, wird ebenfalls der Sanscritbezeichnung vrz/z entstammen. (Vergl. auch Yule und Burnell S. 650, 763). In den heutigen indischen Sprachen findet man chal, chaval, dhan, usw. bei den Tamilen arzssz, nellu, shali, im Pendschab sralzan, in Peschawar s%o/, in Hazara sral, in Ceylon Aal, uru-wr, in Burma sau, chan, saba, bei den Ma- layen paddi, arı, bras usw. Im. Küstengebiet von Ost-Afrika heißt der unenthülste Reis Zunga, die Pflanze m’punga. Es ist nicht unmöglich, daß dies Wort auf die allgemeine Swahili-Bezeichnung für Körner Punje zurückzuführen ist, jedenfalls finde ich keine Anklänge an asiatische Sprachen. Der enthülste Reis wird als wc/ele bezeich- net; es ist wahrscheinlich, daß dies Wort aus den indischen Sprachen (chal, shalıan, shali, shol, shall) entnommen ist. Eine Reissorte namens shall soll von Assam bis zum Pandjab bekannt sein. Die indischen Kaufleute werden den enthülsten Handelsreis wohl mit dieser Be- zeichnung hier eingeführt haben. Der gekochte Reis heißt an der Küste zwals, eine Bezeichnung, die vielleicht aus dem indischen chawal abgeleitet werden kann. Ich finde noch, daß der Reis bei den Wassagara und Wahiyao mpunga, den Waschambua mAunga, bei Bukoba mukunga, aber bei den Wamakuwa muka, bei den Wadigo murungo und auf der Comoren-Insel Johanna zele genannt wird, an welch letzterem Ort man den enthülsten Reis »zckele nennen soll. Man ist aber bei solchen Namen nie sicher, ob mit abweichender Bezeichnung nicht be- sondere Varietäten gemeint sind. Die Somali und Galla sollen den Reis darzs oder szd (?) nennen. Die Wakami sagen #rnga langolangona, die Haussa sinkafa, die Fulbe morori, die Kamuri /zrgani, die Wagogo wäge, die Wahehe wäre, die Massai zl-ägjai (nach Kannenberg’s Manuskript), ol-msheli (Br. E. Afrika). Ich gebe noch eine lange Liste von Namen für »ungekochten Reis« nach Koelle’s Polyglotta africana, ohne wie bei anderen Pflanzen die Richtigkeit und teils auch die Lage der Negersprachen kontrollieren zu können. »Rice (uncooked)«. mba (mba yingo, ,, gekocht) moron (mbatl, ,, mokolu bu (bugba, ui mili(dsa, gia & igia, gekocht) mo (sie, gekocht) mo ko (yıri-ko, B gbera u. gbura (yiribura, hs moso (dire, RR moliku & emoli emoli & emoli ku maliku moliku malıku mo & sinckafa urifofa & sikafa dsinkapa dsikapa sinkafa eres (i. e. Reis) odsikapa mut muri (muri nyeroh gekocht) INUE Senegambien b. Bissagos bis Monrovia. Mende Fulup emano Filham emano (sinan, Kpese gekocht) Toma Bola omanam (pudey, ,, Mano Sarar omano (pudei, ,, Gio Pepel amano (püre, ” Kanyop umaniı Kru-Küste. Biafada womano (bebyoho, Dewoi | gekocht) Basa Padsade pamano (pode, ,, Kra Baga von Kalum maro (anak, iR Krebo Timne Dela (anak, Mn Bulom pele (nde, Mr Gbe Mampa pele (dso, 5 Sklaven-Küste, Togo. Kisi malon (momo, ,, Adampe Süd-Senegambien bis Kap Palmas. Ewe Mandenga malo (kint, he Hwida Kabunga malo (kino, *# Dahome Toronka mayo (kinyı, 1% Mahi Dsalunka malo (kını, 55 Joruba Kankanka malo (kint, = Jagba Bambara malo (kint, % Eki Kono köre (korotanaline, Oworo gekocht) Ife Vei koro (don, 8 Deekiri Söso Solima malla (bande, ,, Igala Kisekise malei (bandet, ,, Sudan— Niger. ‚Fene donsi Mosi Gbandi ekole (mbo & mbaı, Dselana gekocht) Landoro mba (nglwa, IS Guresa Gurma Legba Kaure Kiamba Koama Bagbalang Kasm Yola Niger-Mündung. Abadsa Ezbele Bini Oloma Okuloma Udso Unter-Niger (Nupe). Kupa Esitako Goali Gugu Puka Basa Ebe Opanda do. Igu Egbira-Hima Tsad-See. Bornu Kanuri Munio N'guru Kanem West-Tsad-See. Pika Karekare Bode Ngodsin Doai emuri & sinkafa gman (esa-gman, (gekocht) gmao & gman MmMaro mirin miren mumu & mira miru agbuloedsids! ulumae zdse oibo & ı1ds 01bo igbafere vels dsenkafa dsikapa sıkafa dsewi sekafa sinkafa dsekafa sıkapa dsinkapa edsikapa sankapa dsingawa dsingawa pergami dsinkapa sinkaba purganuı sinkapa bolitano Östl. v. unteren Niger. Ekamtulufu Udom Mbofon Basa Kamuku amoranle amoramog akawantı sinkafa sinkafa 185 Kamerun— Hinterland. Dsuku Isuwu Diwala (Duala) Orungu Ngoten Kongo—Angola. Kabenda Mimboma Musentandu Ntere Kasando Basunde Ngola Pangela Lubalo Songo Kisama Süd-Ost-Afrika. Muntu Kiriman Marawi Meto Matatan stkapa wonde ondi elonda kon löso (= rug?) löso löso lebulu (lefepio, gekocht) löso löso lös oluoso loso masangu loasa mpunga mbuga (nyafaka, gekocht) mpunga (tsakudia, gekocht) muka (yolıa, 5. moka West-Atlantische Stämme. Wolof Bidsogo Ankaras Wun Gadsaga Gura Banyun Nalu Bulanda Limba Landoma Hoch-Sudan. Asante malo (lek, gekocht) eman (nadene, ,, boman (norade, ,, maro dso manu (bulut, gekocht) maro (mfef, n malu (gsofn & fofn, gekocht) paga (sısa, 15 malu (anak, an EMO — 186 — Barba mo (mo-sue, Niger-Delta. gekocht) Yala igbedsi Boko möle Süd-West-Afrika? usw. West-Zentral-Sudan. Dsarawa | sinkafa Kandin lafaras Koro sinkapa Tumbuktu mo (mo-lasıu, Ham sikawa gekocht) Okam zsisare (»Gras«) Bandara sinkaba Yasgua sinkawa Bagirmi sinkafa Kambalı zwele & sinkafa Hausa Kano sinkafa Boritsu alu Katsina sinkafa Arabisch. Pulo Fimbo maro (nyert, Wadai vis gekocht) Adirar lurdsu (lais, Salum maro (nyir, % gekocht) Goburu marort (ndefandl, Beran maro &turdsu (lais, gekocht) gekocht) Kano marori In Ost-Afrika ist der Reis nicht sehr stark verbreitet. In Zanzibar, Pemba und an der Küste wird er überall etwas gebaut, an Rufiyi sogar recht reichlich und in ausgezeichneter Qualität, so daß indische Feinschmecker ihn dort auf- kauften und als Delikatesse nach Bombay sandten. Früher baute man dort mehr als heute, die großen Schädigungen der Heuschrecken von 1893 und den fol- genden Jahren haben die Leute hier entmutigt. Sehr viel wird der Reis noch in der Ulanga-Ebene und neuerdings von Küstenleuten in Ungoni gepflanzt. Mit künstlicher Überflutung sah ich ihn in Wanga und Yassin an der deutsch-eng- lischen Grenze, wo diese Bewässerungskultur, die dem Neger sonst fremd ist, wohl sicher auf alte persische Kolonisten zurückzuführen sein wird. Eine primi- tive Bewässerung findet man auch in den Uluguru-Bergen (Tawa) und auch wohl in West-Usambara, aber auch hier glaube ich an fremde Einflüsse. In ersterem Bergland deuten die viereckigen Hütten auf Küsteneinflüsse hin, in letzterem sind die früheren Herrscher, die Wakilindi, die sich zwar selbst aus den Unguu-Bergen - ableiten, ursprünglich wohl von den Persern beeinflußt worden, oder sie stammen aus dem weiten Norden. (Wakilindini bei Guillain (I. 2.) von Mombassa). Sonst wird meines Wissens überall bei uns der Reis ohne künstliche Bewässerung ge- baut. Man pflanzt ihn von den Saatbeten als kleine Pflänzchen über oder legt auch ganze Ähren direkt in den Boden der Überschwemmungsländer, nachdem das Wasser abgelaufen ist. In den Uluguru-Bergen baut man auch Bergreis ganz ohne besondere Feuchtigkeit. Jedenfalls ist die Kultur überall sehr primitiv und gar nicht mit den asiatischen Rieselterrassen zu vergleichen. Es kommt dazu, daß in Ost-Afrika mit Ausnahme der Küste der Reis nirgends bei den Einge- borenen für den Lebensunterhalt eine wesentliche Rolle spielt. Die seit minde- stens 2000 Jahren von Asien beeinflußßte Küste müssen wir außer Betracht lassen, dort ist allerdings der Reis die Grundsubstanz der Ernährung geworden, aber meist von Indien eingeführter. Im Innern aber bildet er einen Luxus-Artikel, oder arabische bezw. indische Siedler bauen ihn für sich oder lassen ihn für ihren Bedarf pflanzen.*) Daß überall eine Menge Varietäten vom Reis bekannt sind, will meines Erachtens nichts bedeuten, denn bei der Einfuhr der Saat von aus- wärts hat man wahrscheinlich auch mehrere Sorten eingeführt. Die Zahl der Sorten ist übrigens hier nicht mit denen in anderen Ländern zu vergleichen. Die ganzen heutigen Kulturverhältnisse vom Reis in Ost-Afrika lassen den ziemlich sicheren Schluß zu, dafß3 es sich um eine verhältnismäßig neue Einfüh- rung handelt. Hiergegen scheint auf den ersten Blick der Umstand zu sprechen, daf3 wirk- lich wilder Reis in Inner-Afrika wächst. Er ist nach den Funden von Barth, Rohlfs und Schweinfurth vom oberen Nil bis zum Senegal verbreitet und von Kotschy als Orysa punctata**) von Kordofan (Arashkot) (= O. offizi- nalis Wall, O. latifolia Desv.) beschrieben. Diese Sorte soll sich von kultivierten Formen kaum unterscheiden, nur daß bei der Reife die Ähre zer- bricht und die Scheinfrüchte abfallen, welche dann vom Wasser abgeschöpft werden müssen. Der von Schweinfurth am Bahr el Gazal gefundene aber ist wahr- scheinlich nach Engler eine Sonder-Art (Hehn S. 503). Ich fand den wilden Reis ebenfalls im Wald bei Bugirme-Budjungwa am ı2. VII. 1891 an der Grenze des Kongostaates und bei Nera (Usukuma) am 29. V. 1892, auch erhielten wir ihn von UjijiF) und Prof. Zimmermann sammelt ihn auf der Insel Mafia. Immer ist. er stark begrannt. Aber wahrscheinlich handelt es sich um mehrere Arten. Dieser Wildreis wächst oft an Stellen, wo eine einheimische Reiskultur und auch die Benützung der wilden Reisfrüchte unbekannt ist, es ist demnach sicher anzunehmen, daf3 es sich um ein echtes wildes Vorkommen handelt und nicht um ein Entspringen aus der Kultur. Echten wilden Reis gibt es nun auch in Rajputana, Sikkim, Khassia, Ben- galen, Pegu, Ceylon, Java, ja sogar in Nord-Australien. Die wilde Sorte wird stellenweis für wohlschmeckender als die kultivierte gehalten, sie heißt bei den Santal 77, in Oudh Zasarzbei, den Telinga zewarr, nivari, auch im Sanskrit soll es den Namen »zvara für den wilden Reis geben. Die afrikanische wilde Sorte heißt in der Nyfe-Sprache am Niger shinkaffa,i7) eine Bezeichnung, die auch die Haussa anwenden, und bei den Kanuri fergani, pergani. *) Nur der Bezirk Mwanza macht neuerdings eine Ausnahme. **) Dies ist wohl eine besondere Form mit Punkten auf den Spelzen, vielleicht von anderen wilden Reissorten abweichend. Der wilde Reis, der nach Amani von Ujiji aus gesandt wurde, hat diese Punkte nicht, wohl aber starke Grannen. Dieselbe Art fand Prof. Zimmer- mann auf der Insel Mafia. +) Nach Dr. Braun hat der wilde Reis vom Mlagarazi (Ujiji) Ähnlichkeit mit var. pyrocarpa. TP) shinkafa ist dort auch der kultivierte Reis. — 188 — Aus der unbestreitbaren Tatsache, daf3 der Reis in Südasien und in Afrika wild vorkommt, könnte man also recht gut schliefßen, daß er in einer der beiden oder in beiden Kontinenten zuerst angebaut wurde. Wie schon oben erwähnt, spricht die primitive Art der Kultur, seine recht geringe Verbreitung, die Tatsache, daß er in Afrika in dem Lebenshaushalt der Völker eine nur recht untergeordnete Rolle spielt und daf3 hier viel weniger Varietäten vorhanden sind als in Asien, dafür, daf3 er nicht in Afrika, sondern in Süd-Asien zuerst in Kultur genommen und von dort aus verbreitet wurde. Es wäre auch ein recht vereinzeltes Vorkommen, wenn zwei grundverschiedene Völker die Domestizierung einer Kulturpflanze er- funden hätten; das ganze Wirtschaftssystem der Neger, der typische Hackbau, spricht an sich nicht dafür, daf3 ihnen die Kultivierung vom Reis, der wohl die höchsten Ansprüche an die Bodenbearbeitung und an Pflege stellt, gelungen wäre, eine Kultur, deren Vorhandensein wie in China, Java usw. immer die jahr- tausendelange Bebauung derselben Scholle voraussetzt, während der Neger mit seiner Hackwirtschft einen ständigen Wechsel in den bebauten Flächen eintreten läßt. Der wilde Reis ist also in weiten Bezirken verbreitet, aber wohl nur in Süd- Asien in Kultur genommen. Wo dies gewesen sein .mag, ist kaum zu ent- scheiden, vieles spricht für die Annahme, daf3 es in der Urzeit Hinterindien, Cochinchina war, wo äußerst günstige Bedingungen für diese Kultur vor- handen sind, und dafß3 von hier aus die Kultur sich vor über 3000 v. Chr. nach China und wohl nicht viel später nach dem Sundaarchipel und Indien ver- breitete. Wenn ich nun auch fest annehme, daf3 der Reis für Ost-Afrika eine ver- hältnismäßig späte Einführung ist, so ist es doch recht schwer, zu vermuten, von wem und wann die Einführung stattfand. Die ostafrikanischen Worte für Reis weisen vielfach auf indischen Ursprung, wenigstens was den als Handels- produkt dienenden geschälten Reis (mchele) betrifft, während das Wort mpunga für die Pflanze wahrscheinlich hiesigen Ursprungs ist. Ich glaube nicht, daf3 der Reis schon von den aus Nordwest in der Urzeit einwandernden Bantu aus ihrer früheren Heimat mitgebracht ist, da wie gesagt, die Reiskultur zu sehr dem ganzen System ‘der Negerhackkulturen widerspricht, es ist vielmehr anzunehmen, daß er hierher durch die alten Beziehungen eingeführt wurde, die mit Südwest- Asien seit sehr langer Zeit bestehen, und da scheint es mir am wahrscheinlichsten, daß nicht die nur als Händler hierhergekommenen Indier ihn als Kulturpflanze einführten, sondern die Leute aus dem Norden des persischen Golfes. Beweisen kann ich aber diese Vermutuug nicht. Die verhältnismäßig neue Einführung von Reis in Ost-Afrika ist auch schon daraus zu schliefßen, daf) hier viel weniger Varietäten als in anderen Ländern vorkommen. Körnicke hat die Unterarten O. ufzlissima und OÖ. glutinosa, den Klebreis, beschrieben, von welch letzterem nach Schumann in unserm Gebiet keine Sorten vorkommen, ebensowenig von der Gruppe mznuta der ersten Unterart. Nach seinen Feststellungen sollen nur von der Gruppe commu- nis vier Varietäten, nach Dr. Braun aber ı3 in Ost-Afrika vorhanden sein, während Körnicke im ganzen 39 angibt. Im Laufe der letzten zwei Jahre hat nun das Biol. Landw. Institut eine sehr große Zahl (166) von angebauten Reisproben aus der ganzen Kolonie erhalten, die von Dr. K. Braun wissenschaftlich bearbeitet wurden. (Ber. über Land- und Forstwirtschaft in D.-O.-A. III, S. 167, 1908.) Er hat die bisher in D.-O.-A. gefundenen Reisarten in folgende Bestimmungs- tabelle zusammengefaßt unter Zugrundelegung der Aufstellung von Körnicke. Utlissima Kcke. Gebräuchlicher Reis, Frucht auf dem Bruch glasig, glänzend. I. Communis Kcke. Großer oder gemeiner Reis. Scheinfrüchte und Früchte groß, 5—7 mm lang. A Ünbesrannt. a. Frucht weiß. &. Klappen von der Länge der Spelzen: 1. var. grandiglumis Döll. Großklappiger Reis. ß. Klappen klein. Scheinfrucht rahmfarbig (gelbrötlich): 2,var: Jahca Al. Italienischer Reis, Scheinfrucht scherbenfarbig bis zimtfarbig (rot oder dunkelrot). 3. var. javamıca Kcke. Java-Reis. Scheinfrucht umbrabraun (schwärzlich). 4. var. paraguayensis Kcke. Paraguay-Reis. b. Frucht rotbraun. Scheinfrucht gelblichweiß bis honigfarbig (gelbrötlich). 5. var. sundensis Kcke. Sunda-Reis. Scheinfrucht zimtfarbig bis rostfarbig. 6. var. Baumanni Kcke. Baumanns Reis. B. Begrannt. a. Frucht weiß. Scheinfrucht rahmfarbig bis rostfarbig (gelbrötlich). Grannen rahmfarbig bis honigfarbig (gelbrötlich): 7. var. vulgaris Kcke. Gewöhnlicher Reis. Scheinfrucht ockergelb bis zimtfarbig (gelbrötlich). Grannen zimtfarbig (schmutzig- rot). 8. var. erythroceros Kcke. Rotgranniger Reis. . Scheinfrucht rahmfarbig bis honigfarbig (gelbrötlich). Grannen dunkelviolett. 9. var. ianthoceros Kcke. Wiolettgranniger Reis. Scheinfrucht honigfarbig bis zimtfarbig (schmutzigbraun). Grannen honigfarbig (weißlich). 10. var. leucoceros Kcke. Weißgranniger Reis. u I 90 — b. Frucht rotbraun. Scheinfrucht rahmfarbig (gelbrötlich). Grannen ebenso. 11. var. pyrocarpa Al. Rotirüchtiger "Reis. Scheinfrucht rahmfarbig bis rostfarbig (gelbrötlich). Grannen rußbraun (dunkel. violettbraun). 12. var. Desvauxü Kcke. Desvaux’s Reis. II. Minuta Presl. Kleiner Reis. Scheinfrucht und Frucht klein, letztere 4 mm lang, gelblichweiß bis ockergelb (gelbrötlich), unbegrannt. Frucht rundlich, weiß. 13. var. eychna Al. Rundkornieer’Reis. Verbreitungsubersicht der verschiedenen Reisvarieriren ın Deutsch-Ostafrika (nach Braum). Bezirk grandiglumis italica javanica paraguayensis sundensis Baumanni vulgaris erythroceros janthoceros leucoceros pyrocarpa Desvauxii cyclina 5 Da =) un za = | | | | Manga ee u: /+/J+ Baneanı m ea en E= a al | I Bagamoejo ser ur. wre | =: INtosoros un aa me 4/+|j+ Daressalamı u a, + Miohoro. en: aa Ba | | ++ ++++ ++ ++ - 4 | -- A A [*$) | I SSONGERMEN Are E + + 5 - | — | T Bangenburss era auen A Ude ae er RN + Mpapuas au ale. Noschk: „ra ar Muansanın Ze ee es, SE ar Sa ale air Naboras et nen N Iangayıı an. u: Mahengein: an em 1 -I- n- + Bukobasayawe. rn oe En ++ -)- ++ Es würde zu weit führen, hier die 204 verschiedenen Eingeborenen-Namen für Reissorten anzugeben, die Dr. Braun sammelte. Darüber ist genaueres in der Originalarbeit zu finden. Es stellte sich auch heraus, daf3 unter einem-Namen oft verschiedene botanische Varietäten gemischt waren. Wie schon oben erwähnt, sind in früheren Jahren ziemliche Mengen von Reis aus D.-O.-A insbesonders aus dem Rufiyigebiet ausgeführt. Nachfolgend ist dies in runden Zahlen dargestellt. 1889 996768 Kilo 1890 1428482 » 1891 2949723 > 1892. 1420901° >» 1893: 3380032 > 1894 669597 > 1895 3409 » (Heuschreckenplage!) 1896 3727 > 1897 15074, © 1808 985 > 1899 4220 » 1900 20786 » im Werte von 2947 M. 1901 38538... 207% » 2 5432 > 1902 2I00I >» » » » ? » 1903 32 020.» » » » 4909 >» 1904 über die Küste (22442) Kilo im Werte, von (4038) M. über die Binnengrenze (434215) Kilo im Werte von (65351) >» zusammen 456657 :» » » 2200903894. 2 1905 über die Küste (9591) Kilo im Werte von (1874) » über die Binnengrenze (390200) Kilo im Werte von (53652) » zusammen 399791 >» » » » 55 526 1906 über die Küste (4766) Kilo im Werte von 838 >» über die Binnengrenze (696477) Kilo im Werte von 117699 >» zusammen 701243 »> >» » IE LESE 2 1907 über die Binnengrenze 767 165 Kilo im ‚Werte von 140695 M. Wie wir sehen ist die Ausfuhr über die Küste ganz gering gewesen, aber nachdem die Uganda-Bahn die Länder am Victoria-See erschlossen hat, ist eine recht beträchtliche Ausfuhr von Muansa aus entstanden, deren Wert am Orte 70000—140000 M. erreichte. Die Reisproduktion an der Küste genügt bei weitem nicht dem Bedarf, was von dort ausgeführt wird, geht als »Delikatesse« nach Zanzibar. Wir haben dem- nach eine ganz bedeutende Reiseinfuhr: 192 1891 193633 Kilo 1892 918457 » 1893 1161385 1894 2905102 >» 1895 8180913 » im Werte von 1134221 Rup. (Heuschreckenjahr) 18968. 740506327.» a) » 629158.» 1897..2979202, > » >» » A003310 2 1898 4490521 » 2 » ? » 1899 10089209 0» » 1883819 Mark. 1902 4683776 >» » » 824731 » 1903 2440644 > 0» » 488000 » 1904 3966098 » > » 756928 » 1905 6236035 » >». » >27 71255220 2» 1906 7796499 >» > » 1680988 >» 1907 7949493 > A » 2042130 > Die enorme Steigerung 1905 mag mit den Bahnbauten bei Daressalam und der Entwickelung der Pflanzungen zusammenhängen. Der Reisimport steigert sich Es kommt dies daher, dafß der Wohlstand der Bevölke- rung an der Küste ganz beträchtlich zunimmt und daß sie sich mehr an den eher, als daß er fällt. Verkehr mit den Städten gewöhnt, dadurch bekommt sie Geschmack an der be- quemeren Reisnahrung. Auch werden bei den Pflanzungsunternehmungen und sonst- wie sehr viel Leute beschäftigt, die früher Kornfrüchte bauten; auch ist der Wohl- stand der Leute so viel besser geworden, daf3 sie ihre Frauen nicht mehr Getreide An ein »ehernes Lohn- Jeder ihm wünschenswerten Bedürfnisse bauen und durch Stampfen es mühsam enthülsen lassen. gesetz« und an ein »Recht auf Arbeit« hat hier noch kein Neger gedacht. kann Arbeit finden und die schaffen, was früher nicht der Fall war. Vor fünfzig Jahren sah Burton die sich dadurch Eingeborenen in Tanga noch mit Fellkleidung und bis an die Zähne bewaffnet, heute ist alles friedlich, jeder kann sich sauberes Zeug und gegen recht wenig Arbeitsleistung Nahrung verschaffen, die ihm keine Arbeit wie den Anbau der früher gewohnten Feldfrüchte macht. Die Leute auf den Pflanzungen der Euro- päer haben sich z. B. sehr an Reis gewöhnt. Leider geht auf diese Weise fast zwei Millionen Mark an Werten nach Indien. Platz wäre bei uns schon genügend, um diese durch Reisbau zu verdienen, aber die Menschen sind einerseits zu be- quem dazu, andererseits werden sie für die landwirtschaftlichen und sonstigen kulturellen Arbeiten gebraucht. Der Reisimport ist aber jetzt ein Prüfstein für den Wohlstand des kleinen Mannes und seine Kaufkraft geworden. Aus Mwanza wird neuerdings über einen plantagenartigen Anbau von Reis bei den Wassukuma berichtet, die Leute haben einen sehr guten Absatzmarkt dafür in Uganda und haben andererseits bei sich im Lande nicht so viel Ge- legenheit, Geld durch Lohnarbeit zu verdienen, wie an der Küste, sie sind auch wohl fleißiger als die Küstenleute. So ist zu hoffen, daßß am Victoria-See noch einmal ein größeres Quantum Reis gebaut wird, und daf3 dies auch den Bedarf der Küste decken kann, wenn die Bahnfrachten billig genug sind, damit das Produkt von Usukuma mit dem aus Indien konkurrieren kann. Ein richtiges Reis- bauer-Land kann aber Usukuma bei der dünnen Bevölkerung, dem Mangel an ständigen Flüssen und bei der Unkenntnis der Pflugkultur nicht werden. Man muß in Indien, Ceylon und Java die Reiskultur gesehen haben, um zu be- greifen, daf3 darin Jahrtausende von Kultur stecken. Eine auffallende Wirtschaftserscheinung ist es, daß an der Küste trotz der großen Nachfrage lange nicht genügend Reis angebaut wird, die Absatzmöglich- keit ist da, der Anbau bleibt aus — ein Zeichen für die Indolenz der Neger, wenn sie sich auf andere Weise ihre geringen Bedürfnisse befriedigen können. 9. Panicum colonum L. Eine Art von Hirse aus der artenreichen Gattung Panicum, über deren Anbau in Ost-Afrika nur Busse berichtet hat. Sie wird am Ruvuma unter dem Namen chndumba kultiviert. Ein Exemplar mit kräftiger Rispe von diesem Standort findet sich im Herbar von Amani. Die Art ist sonst wildlebend vom Mittelmeer, Arabien, den Comoren, Madagascar, Ostindien, Amerika und in Afrika aus dem Somali-Land, Nubien und Zanzibar bekannt, aber immer nur als Unkraut. In Indien, wo sie sawauk, shama, sama, sawan, sawak heißt, wird ihr Korn: von armen Leuten als Nahrung eingesammelt und das Gras als Viehfutter verwandt. Es wäre sehr interessant, zu wissen, ob diese Art in Ost- Afrika als echte Kulturpflanze noch an anderen Stellen sich befindet und ob sie dort am Ruvuma ständig gebaut wird. 10. Panicum Crus Galli L. eine andere Art dieser Gattung kommt fast überall in der Welt vor, die Samen werden in Indien von Armen gegessen und das Gras zu Futterzwecken benutzt. In Ost-Afrika, wo die Pflanze in Abessinien, Zanzibar, Mossambik, Usagara, Usambara, auf dem Massaihochland bei Bukoba, am Zambezi, in Natal, Kamerun und am oberen Kongo gefunden ist, wird sie meines Wissens nicht verwandt. 11. Panicum frumentaceum Roxb. das in Indien stellenweis unter den Namen sawa, shama, bei Bombay als dazwto, in Persien als dayr? als ein äußerst rasch reifendes Getreide und Nahrung des armen Mannes gebaut wird, kommt in Ost-Afrika meines Wissens nicht vor. 12. Panicum jumentorum Pers. (altissimum Facg.) ist das bekannte Guinea-Gras, das im tropischen Afrika hei- misch ist und überall in den Tropen, sogar in Amerika, zu Futterzwecken kulti- viert wird. Seit 1750 ist es z.B. in Indien unter dem Namen gzuz, geneo (von Guinea) angebaut. Wir hatten es auch hier in Amani in größerer Ausdehnung Stuhlmann, Beiträge zur Kulturgeschichte von Ostafrika. 13 angepflanzt, aber das Vieh wollte es weniger gern nehmen als das weichere »Bermuda-Gras«. Die Kultur ist deshalb hier zu Gunsten des letztgenannten Futtergrases aufgegeben. 13. Panicum sanguinale L. ist ebenfalls fast cosmopolitisch und wächst wild in Ost-Afrika. In Süd-Amerika wird es als Brab-Gras (von portugiesisch brab für wild) zu Futterzwecken gebaut. Bei uns wird ihm noch keine Beachtung geschenkt. 14. Panicum miliaceum L. Der Hirse ist eine der wichtigsten und urältesten Getreidearten, die schon 2800 v. Chr. in China gebaut wurde. Wo die ursprüngliche Heimat ist, weiß man nicht, es wird aber Süd- oder Mittelasien sein. In der ältesten Zeit kam der Hirse nach Europa, wahrscheinlich über Rußland, in den alten Pfahlbauten finden wir Reste davon. Jetzt wird er in China, Japan, Indien, Persien, Mongolei. bei den Kirgisen in Rußland, in West- und Südeuropa angebaut. Doch nimmt seit dem Mittelalter die Kultur des Hirse ab. In Arabien heißt er duchn oder kosjacjb, in Persien arsan. Es ist eigenartig, dafS dies Getreide sich trotz der vielen Verbindungen von Arabien und Indien sowie Persien in Ost-Afrika gar nicht .eingeführt hat, ebensowenig wie die andere ganz nahe verwandte, in Indien gebaute Art P. miliare Lam. In Indien wird der Hirse chenna, china, sawa, sama, auf Sanscrit unu, china, die kleinere Art ?/. mziliare in Indien kungu, guntli, kutki, mihri genannt. 15. Panicum sp. Unter dem Namen /ugombe wird in der Landschaft Ukhwere bei Baga- moyo die Saat einer wild wachsenden, noch nicht näher bestimmten Grasart der Gattung Panicum bei Nahrungsmangel gesammelt und zu Mehl verarbeitet. 16. Pennisetum americanum (L) K. Schum. (Siehe Verbreitungskarte.) (P. spicatum L. Kcke., P.typhoideum Rich., Penicillaria spicata Willd). Der Negerhirse. Eine I—3 und mehr Meter hohe Grasart, an deren Spitze ein walzenförmiger Kolben, der bis 30 cm lang werden kann, die Körner trägt. Die meisten Reisenden, die in unserem Gebiet im Inneren gereist haben, werden dies Korn kennen, das an der Küste selten gebaut wird. Die Körner selbst sind klein und rauchbraun von Farbe. In Afrika ist dies Korn von Tunis an bis nach Natal und dem Ovamboland verbreitet, sonst findet es sich meines Wissens nur noch in Indien und Südwest-Arabien, sowie als ein Überbleibsel aus der Araberzeit in Spanien. P. Leeke hat neuerdings (1907) nachgewiesen, daß diese Kulturart polyphy- letisch ist, daf3 also mehrere wilde Pennzsetum- Arten sie bildeten, und zwar seiner Meinung nach: P. Gymnothrix A. Br. (K. Sch), P. Perrottetti (Klotsch, RK. Sch), P. mollissimum Hochst., P. violaceum (Lam.) Rich. und P. versicolor Schrad, alles afrikanische Arten. Es ist demnach recht wahr- scheinlich, daf3’ auch die Kultur dieser Arten in Afrika enstanden ist. Dem Altertum war diese Pflanze offenbar unbekannt, wir können höchstens vermuten, daf3 der Prophet Ezechiel sie unter dem Namen dochan als eine der Kulturpflanzen Babylons beschrieb, denn bei den Arabern wird sie heute noch fast überall duchz, doku, doghe, dochan genannt. Da dieser Name heute aber auch auf andere Hirse- sorten angewandt wird und allgemein das »rauchgraue Getreide« (duchan — der Rauch) bedeutet, so kann man in dieser Deutung nicht ganz sicher gehen. Im Sudan und Ägypten wird das Pennisetum allerdings jetzt immer duchn genannt, ebenso in Abessinien. In Indien spielt die Kultur dieses dort dajra, bajera genannten Getreides keine ausschlaggebende Rolle, es wird nur in der Präsidentschaft Bombay in größerem Mafistab gebaut. Wenn aber Körnicke angibt, dai3 dieser Name dbayra auch in Ost-Afrika gebraucht wird und daraus schliefit, daf3 es von hier nach Indien gebracht sein könnte, so liegt dem derselbe Irrtum zu Grunde wie bei der Kleusine, denn die Angabe stammt von dem Reisenden Grant, der vor seinem Aufenthalt in Ost-Afrika Offizier der englisch-ostindischen Kompagnie war und den ihm von Indien bekannten Namen zur Bezeichnung der in Afrika wiedergetroffenen Negerhirse benutzte; in Ost-Afrika ist dieser Name höchstens bei den Indiern bekannt. Sonst heißt das Getreide bei uns meist zwwele (Usa- gara, Usukuma, Mpwapwa, Kilimatinde, Unyamwezi), in Uhehe zvele, bisweilen in vwere, buwele oder huwele, wwaere abgeändert. Die Wadigo nennen es maöre, andere muewe, maewe, die Ujiji und Uha duszawele, was alles nur dialektische Verschiedenheiten sind. Die Wahiyao aber sagen zAutwe, die Wamakuwa »oz, die Wapokomo smää, die Wakussu zsembe, die Leute in Nord-Angola massango, in Süd-Angola wanna, in Okawango nach Passarge die Ssessubia mabule, ka- fuli, die Ssekuba manlinkwa, die Lattuka ummeti, die A-Madi kurdsa, die Schuli za. Die Araber im Somali-Land sagen »zssebdz, die Somali in Mugdischu mauele; die Haussa girro, g®ro, die Fullah mdaeri, die Kanuri mdro, arglum-möro, eine Varietät dieses Getreides bei den Haussa zazwa, bei den Fullah yedzrz, bei bei den Kanuri mata, bei den Tuareg abora, bei den Massai auanjorre, ol-mwere, in Abessinien dulftug, bultub. Als arabische Bezeichnungen aus Algier werden noch angegeben bechna, inelli, draa, guessob, ksob, in Tunis droh, in Tripolis canassı in Fessan gasab, ksob, bilbis, in Wadai gsad, in Baghirmi 70, Zschengo, Songharay heni, Nord-Tuareg (temahaq) aböra. Es ist nicht unmöglich, daß das indische bajera von den Neger-Benennungen mbaerr, maere, wwaere, uwele abstammt. Die bei den ostafrikanischen Bantu sehr gleichmäflige Bezeichnung mazwele könnte darauf schliefjen lassen, daf3 diese es aus gemeinsamer Quelle bezogen oder es schon vor ihrer Zersplitterung in verschiedene Stämme kannten, doch sind derartige Schlüsse sehr gewagt, besonders, wo schon bei Wahiyao und Wamakuwa, und noch mehr in West-Afrika ganz andere Bezeichnungen üblich sind. I z* Ich lasse hier noch eine Reihe von Namen aus Koelle’s Polyglotta afrikana folgen. Er schreibt »guinea corn, bearing like Maize«, worunter er sicher Pennz- sefum versteht, wie aus einigen Worten, die ich vergleichen konnte, hervorgeht (z. B. bei den Haussa). Die Namen der »Stämme« sind schwer zu identifizieren, da zur Zeit der Sammlung dieser Worte von Sklaven in Liberia die Wohnorte der Völker meist noch unbekannt waren. Vielleicht sind auch bei sehr vielen Worten Verwechselungen mit anderen Getreidearten (Sorghum, Mais, Eleusine) vorgekommen. Senegambien b. Bissagos bis Monrovia Filham Bola Sarar Pepel Biafada Padsade Baga(vonKalum) Timne Bulom Mampa Kise Südsenegambien bis Mandenga Kabunga Toronka Dsalunka Kankanka Bambara Kono Vei Soso Solima Kisekise Gbandı Landoro Mende Gbese Toma Mano Gio Kru-Küste Dewoi Basa Kra Futuhon bumad pumad bomadso madya mahadye tsebantı kemank kesor nkan nkan soanta wumdon Kap Palmas bimbiri madso sanyo Sanyo sanyo sanyo semye wonye Nyoro tenge tengei ketei gbenyo gbenyo din gbasi di din s2 gbo SU Krebo Gbe Sklavenküste Adampe Ewe Hwida Dahome Mahi Aku, Ota Egba Yoruba Yagba Eki Oworo Ife Igala Sudan—Niger Mose Dselana Guresa Gurma Eegba Kaure Kiamba Koama . Bagbalan Kasm Yula Niger-Mündung Egbele nyase SU eli eli oli li Meg HR zwase zwase agbado mwase emedsi, W. meye & emeye omiye yase egero oka ki NoVe sapeala 2dı & ıdiwe mest MISE MEZE mopulan mompuloman mumpona mompsana kasıie Unterer Niger (Nupe) Nupe Kupa mayı agbaye Esitako Goali Gugu Puka Basa Ebe Opanda do. Igu Egbira-Hima Tschad-See Buduma Bornu, Kanuri West-Tschad-See Pika Bode Ngodsin Doai O. v. unt. Niger Udon Mbofon Kamuku mayi mawi marwı amoi ası zual anua AnNUa piou argem & moro argem mardo mardu AWU nsamı nsamı andalta Kameruner Hinterland Dsuku Bayon Kum Balu Bamom Param Ngoten Kongo—-Angola Musentandu Kanyıka Ntere Basunde Ngola Pangela Lubalo Runda Songo Kisama Süd-Ost-Afrika Muntu ayı nsan nsan nkon NE esa- Tebare NgU masa moambala lok sarı boangela mbala ohuwe masambala umboR masa mambala masa mambala nsundi 197 = Kiriman Namuse Marawi mapıla Meto mahele Matatan mahele Nyamban tinde, pl. mayinde West-Atlantische Stämme Wolof isuna Bidsogo Ankaras nemar & nemadst Wun Mmagi Gadsaga gedsaba Banyun dıtıt Nalu nkaf Bulanda mboro Limbu Zefia Landoma tsebant Hoch-Sudan Barba gbe Boko ese West-Zentral-Sudan Kaudin gelo Tumbuktu haını Hausa, Kano gelo Kadzina gelo Pulo, Timbo mutir! Salum wutandu Goburu gaurt Kano mohurt Niger-Delta Yala eye Süd-West-Afrika? usw. Dsarawa mar Koro amu Ham mial Yasgua ase Kambali Jıunosi Alege abo Mbarike ayep Tiwi amıne Boritsu egle Arabisch Beran bisina Bei der großen Verbreitung dieses Getreides in Afrika und der geringen Ausbreitung anderwärts könnte der Schluf3 erlaubt sein, daf der Negerhirse tat- sächlich ursprünglich in Afrika zuerst in Kultur genommen wurde und zwar im tropischen Gebiet, da er nach Nord-Afrika erst später gekommen zu sein scheint. Vielleicht ist es aber auch denkbar, dafS die afrikanischen Völker dies Getreide Deutsch-Ostafrika 1:12000000 J 2 ed JA a Q [es a2 mp9 oO a > > 2 Sul Hauptverbreitung von en Verbreitung mehr oder weniger intensiver Kultur von Kolbenhirse (Pennisetum). aus ihrer Urheimat mitbrachten, die doch wohl höchst wahrscheinlich in Süd- Arabien oder einem andern Teil in Vorderasien lag. In Ost-Afrika wird dies Getreide jetzt an der Küste sehr wenig gebaut, man findet es zwar bisweilen in Zanzibar und in den Küstenländern, aber es hat dort wenige Bedeutung. Uhlig gibt es auf seiner Wirtschaftskarte für Kondoa-lrangi, Issansu, Turu, Iraku, Iyambi, Mpwapwa, Süd-Usagara, Uhehe, Ussango, Uhimbo, Itumba, Kiruruma, Unyanyembe, in dem Lande nördlich von Liwale, Shirati, Nord-Usukuma, und Süd-Usindya an, doch wird es sich auch wohl sporadisch noch in anderen Gegenden finden. Das Hauptkulturgebiet ist, wie ich schon 1892 auf meiner Karte der Kulturpflanzen angab, ein breiter Land- strich vom Südost-Ufer des Victoria-Sees nach Südost. Im Zwischenseengebiet ist dies Getreide unbekannt. Ich habe den Eindruck, daf die Kultur früher ein- mal ausgebreiteter war, aber von der Küste durch andere Kulturgewächse zurück- gedrängt wurde, sowie, daß es in unserem Gebiet nicht heimisch war, sondern von Norden aus eingeführt ist in eine Zone südlich des Victoria-Sees unter Ver- meidung des Zwischenseengebietes. Es ist eine Kulturpflanze für Steppengebiete mit ausgesprochener Trockenperiode. In Südtogo war esfrüher weit verbreitet, ist aber jetzt durch Mais ganz verdrängt. Die Varietäten des Negerhirse waren von Schumann ausführlich beschrieben worden. Leeke unterscheidet jedoch neuerdings 32 verschiedene Formen dieser Kulturpflanze, die er nach den fünf Stammpflanzen sowie in sekundäre und tertiäre Formen einteilt. Genaueres darüber ist in seiner Originalarbeit S. 52 ff. zu finden. Es wäre sehr wichtig, von möglichst vielen Standorten die verschiedenen Sorten zu bekommen, um damit zu versuchen, aus deren Verbreitung auf die Wanderung der Kulturpflanzen überhaupt schließen zu können, was bei dem geringen Material noch nicht möglich ist. Wo diese Kornart angebaut ist, wird sie als ein schnell wachsendes (drei bis fünf Monate) und nahrhaftes Getreide gerne genommen. Eine ausschlaggebende Rolle scheint sie aber nirgends in der Wirtschaft der Eingeborenen zu spielen. Kleine Mengen davon werden dann und wann auch nach Zanzibar und Indien exportiert, da aber dies Korn in der amtlichen Statistik mit Sorghum zusammen aufgeführt wird, kann ich irgend welche Zahlen nicht geben. Die Mengen sind meines Wissens auch nur unbedeutend. 17. Poa Eragrostis abyssinical L. er Teff oder Tief (/4af) von Abessinien, der dort ein sehr wichtiges Getreide bildet, ist in Ost-Afrika meines Wissens unbekannt, obgleich seine Stamm- form, E. prlosa Beau. überall hier als Unkraut vorkommt. Eine der kultivierten sehr nahe verwandte Art soll nach Barth's Berichten unter dem Namen dJodjo, kreb, kasha, chenna usw. in den Gegenden des Tsad Sees wild wachsen und wie Getreide benützt werden. Aus geröstetem Tefbrod wird in Abessinien Bier gebraut, das Öusa heißt, also ebenso wie das Gersten- bier von Ägypten und Armenien. 18. Setaria (Panicum) italica L. Der Kolben-Hirse ist in Ost-Afrika ziemlich selten und wird nur an wenigen Stellen gebaut. Man bezeichnet ihn allgemein als mawele manga, auch einfach als kimanga. Es bezeichnet den »aus Arabien gekommenen« Hirse, speziell aus Maskat. Ich hörte für die Wahiyao noch das Wort zRutwe, also dasselbe wie Ze 2 OOZE für Pennisetum, für die Wamakuwa smuhadu, und für die Wanyamwezi kuwele. Meines Wissens wird er nur hier und da an der Küste gebaut und ist offenbar eine neue Einführung durch die Araber, wohl erst nach der Festsetzung der Mascatleute, also nicht viel iiber hundert Jahre alt. Er wird ebenso wie der andere Hirse von den Arabern duchn, von den Persern arsun, aber auch ga/, genannt. Der Kolbenhirse ist eine der ältesten Kulturpflanzen, er war vor Tausenden von Jahren in China, Japan und Indien bekannt und gelangte wohl auf dem Wege über Rußland nach dem Norden, wo wir die Körner in den schweizer Pfahlbauten finden. Die wilde Stammform soll Panzcum viride L. sein, eine sehr ver- breitete Unkrautpflanze. Wahrscheinlich wird die Urheimat der Kultur in Süd-Asien gewesen sein. Außer in China und Japan wird er in Indien, Ceylon, dem Sunda Archipel, Vorder-Asien usw. bis nach Amerika gebaut. Die Kultur spielte im Altertum in Mittel- und Nord-Europa eine große Rolle, ist jetzt aber meist durch andere Getreide verdrängt. 19. Triticum sativum L. Der Weizen spielt in Ost-Afrika eine so geringe Rolle, daß ich ihn nur kurz berühren will. Der Swahili-Name ist allgemein zgano, was wohl sicher aus dem portugiesischen Wort für Korn grao grano, abzuleiten ist, in Lamu soll man angeblich noch den Ausdruck zafaka haben. Auf Arabisch wird der Weizen berr, bur, hintar, in Algier guemah, auf persisch gandum, im Sanscrit godhuma, saman, im indischen gehun, gium, kunak, gam, auf Amhari szndz, ssendie, sanede, auf Trigrinja sexraz, arras, bei den Saho sszra genannt. Die Kultur des Weizens ist wohl älter als die ältesten bekannten Sprachfamilien, als die ältesten Monumente, sie ist wohl den urältesten Bewohnern des Euphrat- und Tigris-Landes, den Summerern zu verdanken. Wilden Weizen (7. spe/tum) kennt man durch Kotschy aus dem Hermon, er ist neuerdings nach einer Notiz von Schweinfurth in derselben Gegend wiedergefunden. Man nimmt an, daß er identisch mit dem Aussemeth der Bibel ist. Der Weizen und die Pflugkultur sind untrennbar, wohin der Weizen kam, gelangte auch der Pflug. Beides wurde der Landwirtschaft der Afrikaner nicht beschert, die sich in Bahnen entwickelte, die von denen der Kulturvölker diametral verschieden sind. Nur Abessinien und Ägypten sowie Nord-Afrika nahmen beides an, wohl durch Einfluß der Semiten, die beides ja auch erfunden haben. Aus Abessinien sind von Körnicke 'neun verschiedene Weizensorten beschrieben, teils mit besonderen Namen. Allein dieser Umstand sollte genügen, die fremdländische Kultur von Abessinien zu erweisen, die bekanntlich aus Süd- arabien stammt. Eine der Varietäten, (E. arrasseita Hochst,) von Abessinien fand Hildebrandt in Ost-Afrika, leider ist mir nicht bekannt wo. Sie wurde als Var. Hildebrandtii von Körnicke beschrieben. In den arabischen Ansiedlungen in Tabora, Karagwe usw. wird in Öst-Afrika als Delikatesse von den Arabern etwas Weizen gebaut, aber nicht als Pflugkultur, AAO I Sn sondern ganz im kleinsten Hackbetrieb; man teilt das Feld in winzige Quadrate, die behackt und täglich begossen werden. Leider ist mir nicht bekannt, welche Varietät dort gebaut wird, doch ist anzunehmen, daf3 es eine aus Südarabien eingeführte ist. Auf unseren Gouvernementsstationen und auf den Missionen wird in ähn- licher Weise für den Bedarf der Europäer etwas Weizen gepflanzt. Aber wo der Transport nicht zu weit und teuer ist, greift man überall zu dem meist aus Ungarn kommenden Mehl. An eine grofße Weizenproduktion wie in Indien ist beim Mangel der Pflugkultur bei uns auch gar nicht zu denken, es ist auch gar nicht wünschenswert, um der heimischen Landwirtschaft keine Konkurrenz zu machen. Die Ansiedler bauen allerdings für sich und den Bedarf der Nachbarschaft etwas mehr Weizen und greifen als Europäer auch zum Pfluge. Besonders ist darin die frühere Kulturstation Kwan in West-Usambara vorgegangen, ebenso die Trappisten -Mission in Gare dort. Die Ansiedler in Usambara, in Uhehe und am Kilimandjaro machen dasselbe, aber über den Bedarf der Nachbarschaft ist niemand hinausgekommen, und der heimische Agrarier braucht von hier aus keine Konkurrenz zu fürchten. 20. Zea Mays L. (Siehe Verbreitungskarte.) Der Mais ist für unsere Untersuchung äußerst interessant, da er unzweifel- haft amerikanischen Ursprungs ist und sicher erst nach der Entdeckung von Amerika in die Länder der alten Welt gelangte. Alle Versuche, dem Mais ein früheres Dasein in unseren Regionen zuzuschreiben, sind gescheitert. Eine Zeit- lang legte man groflen Wert in dieser Beziehung auf die »Charta Incisa«, ein Dokument, wonach im 13. Jahrhundert ein Säckchen mit Maiskörnern in die Stadt Incisa aus Anatolien gebracht sein sollte. Aber dieses Dokument hat sich bei genauer Untersuchung als eine Fälschung erwiesen. Kolumbus traf den Mais bei seiner Ankunft in Hispaniola vor, der damals überall in Amerika gebaut wurde, wo überhaupt man Ackerbau trieb. Später fand man dann auch Mais- körner in den alten vorcolumbianischen Gräbern von Ancon in Peru und in Arizona. Die dem Mais nächst verwandten Pflanzengattungen Zuchlaena (»Teosinte«) und 7rzipsanum sind alle in Amerika heimisch, ünd in Mexico fand man wild- wachsend Zea canina Watson, die nur wenig von dem Kulturmais abweicht. Wo speziell die Gegend war, in der der Mais zuerst in Amerika in Kultur ge- nommen ist, wird sich schwerlich jemals feststellen lassen, vieles spricht für Mexiko. Die Varietät /unzicata Larr. wird der Urform am nächsten stehen, bei ihr sind die Körner am Kolben nicht nackt, sondern von Klappen umhüllt. Es wäre sehr interessant, wenn bei uns diese Form als Atavismus einmal ge- funden würde. ee AAO Der Mais muflte gleich den ersten nach Amerika kommenden Europäern auffallen, und es heißt, daß schon Kolumbus ihn 1493 mit nach Spanien brachte. Im Jahre 1525 soll er in Andalusien und dicht bei Madrid schon ge- pflanzt worden sein. 1539 wird er von Hieronimus Bock als »welsches Korn« in weißer, gelber, roter und brauner Varietät beschrieben. Der Name Mahis soll auf den großen Antillen und dem benachbarten Festland von Amerika üblich gewesen sein, im Tupi und anderen Sprachen soll er anders heißen. Dodonaeus nennt das Getreide 1569 zuerst Mazs, und von ihm haben dann alle anderen Schriftsteller diesen Namen übernommen. Der Mais ist jetzt in der ganzen wärmeren Zone eine wichtige Kulturpflanze geworden. Er wird in China und Japan, überall im Indischen Archipel und be- sonders auf Timor gebaut, aber nirgends an erster Stelle, und überall ist er eine neue Einführung. Ohne Zweifel haben Spanier und noch mehr Portugiesen, jenes Kolonial- volk per excellence, diese wichtige Kultur verbreitet. Die Portugiesen waren in den neu erworbenen Ländern eben nicht nur Eroberer und Händler, sondern auch wirkliche Ansiedler, die dort auch fremde Pflanzen anbauten. Sie haben wie kein anderes Volk überall ihre Spuren hinterlassen, ‚auch nachdem sie selbst lange aus den betreffenden Gegenden verschwunden waren. Sie kamen 1496 nach Java, 1516 nach China, und schon 1578 und 1597 wird der Mais in chinesischen Werken erwähnt. 1658 schon war nach Cavazzi (Istoria des- crizione dei tre regni: Congo, Matamba e Angola. trad. Alamandi 1687) der Mais als massa-mampuntu, d.h. portugiesisches Korn am Kongo allgemein ver- breitet und man wußte, daf3 die Portugiesen ihn aus Amerika eingeführt hatten (Comes, Tabae 5. 178). In Indien führt der landwirtschaftliche Bericht an den großen Mogul-Kaiser, der »Ain-i-Akhbar«, im Jahre 1590 Ananas und aller Wahrscheinlichkeit nach auch Mais auf; Linschoten, der speziell zu wirtschaftlichen Studien Indien 1583—89 bereiste, nennt ihn nicht, ebenso ist er in dem im 17. Jahrhundert ent- standenen Thesaurus Zeylanicus von Burman für Ceylon nicht erwähnt. Noch Roxburgh beschreibt Mais für Indien nur als Gartenkultur, also Ende des 18. Jahrhunderts, er wurde wahrscheinlich erst Anfang des 19. Jahrhunderts dort intensiver kultiviert. Eingeführt ist er in Indien ziemlich sicher durch die mo- hammedanischen Herrscher Indiens von Mekka aus, darauf lassen wenigstens seine indischen Namen smakaz, makha, schließen. Die Malayen-Javaner nennen den Mais dyagung. Bei den Arabern heifßt der Mais #khandaruss, khalavan, surratul-makha, hintahe-rumi, durrah-kisan, durrha-shami. »Mahkah« ist Mekka, »rumi« — Öst- Rom oder Konstantinopel, sramz? —= Syrien, in Algier sagen die Araber dora, mestoura, die Tuareg fsz. Seit dem Anfang des 16. Jahrhunderts ist der Mais in den europäischen Gärten; die Venezianer verbreiteten ihn im Orient auf ihren Handelswegen. In der Türkei wurde er kukurs genannt, von da kam er als »türkischer Weizen: nach Deutschland. Auch der persische Name gahdume-makhah, klushahe-makkt, deutet auf die Einführung von Arabien aus. Ganz sicher kann man aber in dieser Hinsicht aus dem Namen »Mekka« keinen Schluß ziehen, denn der Mohammedaner glaubt für alle möglichen, ihm wichtig oder interessant scheinenden Sachen, dafs sie aus der heiligen Stadt Mekka gekommen seien, und vielfach mögen dort unter den Pilgern auch Produkte oder Saaten ausgetauscht worden sein. Merkwürdiger- weise heißt nämlich der Mais in Yemen /zxdr, also indischer Hirse, so wie man in Deutschland vielfach türkischer Weizen, in Egypten dhura-sham (syrischer Hirse) sagt. Auch im Küstengebiet von Ostafrika nennt man den Mais we/ndi, also indisches Korn, ebenso bei den Wanyamwezi, die ihn sicher von unserer Küste auf ihren Karawanenzügen mitgebracht haben. Die Wapokomo am Tana sagen m"bemba, die Wadigo, Wanguru und Wado& mapemba, die Wasegua whure-mapemba, die Wakami jzpemba, die Wadjagga am Kilimandjaro mahemba, in Taveta eben- so, die Wassegeju demba, die Wapare Jemba: alles Worte, die wahrscheinlich ursprünglich das Sorghum bezeichneten. Die Wassagara, Wagogo und Wakhwere nennen ihn sogar niama, die Leute von Lamu wi/ama burru, die Comorensen von Johanna mrama buru, (»bur< im Yemen Arabisch = Weizen). Ganz ab- weichende Bezeichnungen finde ich bei folgenden Bantuvölkern: bei den Wama- kuwa zakuo, in Bukoba vzchole, in Ujjji und Uha vzsoya, vigore, in Unyoro bityole, in Usumbura und Ruanda »zgore, in Uganda kassol, in Usukuma //o (Plural »zaf0), von denen »zchole bis kassole jedenfalls eines Stammes sind, dessen Ursprung mir unbekannt blieb. Die Wahiyao sagen zmanga, also Getreide von Maskat. Am Kongo heißt der Mais massa, bei den Bati zmbdassa, in Angola massa, was wahrscheinlich alles Worte sind, die von »Mais« stammen.*) In Uvinza und Utongwe sagt man /saka (Gras), die Zwerge bei Bilippi #zz, die Momfu #zsi, die Wambuba-Wahoka zzssissz, im Konde-Unterland fubifu, ifyeln, zfitutu, die Manyema zsaka (Gras), die Wabemba makonjee, die Wakussu 20fo, die Wahehe wmassebere, masabele, die Walombo #zsaa, die Wahehe massebere, die Leute bei Wiedhafen marombde, die Wakinga vzlombe, die Mu&se bei Langen- burg zfirambo, die Wasokiro dortselbst eframbi, mangaga, die Leute bei Mkalama- Irangi krpukzle. Sonst finde ich für afrikanische Völker noch folgende Worte für Mais: Bei den Fan foorn, den Yaunde e/zr, den Dualla 7/o, den Massai dbayek, lupaikt, le park, ol-baieg, (nach Kannenberg ze-paik, lu-paiki), den A-Sande mbaja, den A-Madi adundo, den Mangbattu äözdo, den Lur yuahgt, den Schuli anjoggt, *) Die regen Beziehungen des Sklavenhandels brachten den Mais offenbar direkt aus Amerika dorthin, denn die Portugiesen haben den Ausdruck mais, massa, schwerlich verbreitet; bei ihnen heißt ‚„‚zazs“—= mehr, während unser Getreide auf Portugiesisch 22/70 genannt wird, also stammeseins mit Hirse ist. (njuahgi, anjoggi und baiegi sind sicher verwandte Worte), den Dor südlich der Djur am oberen Nil monjden, den Somali gele-gelei, ghellei murdi, tereferi, den Galla mzssinga und in Abessinien ofan, öffan, elboh, mashele bahari, (also ein Getreide, das über See gekommen ist). In Ägypten sagt man durrha-sham (syrischer Hirse), im Sudan esserif, (wohl richtiger esk-rarzf, also Nahrung-Brod); bei den Haussa »zassara, den Fullah dutalz, den Kanuri massaramı, den Ewe 5%. Leider sind meine ganzen Sprachsammlungen von der Emin-Pascha-Reise verloren worden. Sie wurden dem Lehrer für Swahili am orientalischen Semi- nar, Herrn Dr. Büttner, übergeben, und nach dessen baldigem Tode konnten sie in seinem Nachlaß nicht aufgefunden werden. So kam ich von der interes- santen Westgrenze des Kongo-Staates keine Namen geben und habe auch keine Literatur, um diese Lücke zu vervollständigen. Ich gebe aber noch eine große Wortsammlung nach den oft erwähnten Polyglotta africana von Koelle, die zwar gewil viele Fehler haben, und deren Volksnamen sich vielfach nicht werden identifizieren lassen, die aber doch eine Lücke ausfüllen, bis jemand in West-Afrika neue Sammlungen machen oder die zerstreute Literatur prüfen kann. Senegambien b. Bissagos bis Monrovia Tene nyo Sarar pumandst mumbawo Gbandi nyoi Pepel bumadsa bumbawa Landoro nyo Kanyop bumagt Mende nyo & nyoi Biafada ntubanyo, pl. mantu- Gbese gbai banyo Toma gbası Padsade Zubanyo Mano gbai Baga von Kalum kenkabe, pl. tsen- Gio gbai kabe Kru-Küste Timne kemank, pl. temank Dewoi bae Bulom nkuskus Base mde Mampo nkison & nkan Kra pamburu Kisi suar pl. suan Krebo ‚yıbo Südsenegambien bis Kap Palmas Gbe bolie Mandenga nyo Sklaven-Küste Kabunga lubanyo Adampe blafo Toronka nyo Ewe gbeli ebile, bl Dsalunka nyo Hwida gbadoku Kankanka nyo Dahome agbade Bambara nyo Mahi gbadye Kono nyoe Aku Ota agbado Neil nyoro Egba agbado, oka Soso, Solima kabena zsldsesa agwado Kisekise kabai Yoruba agwado Yagba agbado, agbado Eki gbado Dsumu zgbado Oworg egbadu & egbado Dsebu oka Ife egbado Ondo agbado Dsekiri emiyu Igala akagıa Sudan— Niger Mose kamana Dselana mantsoa Guresa klumbena Gurma gbauta & agbauta Legba amelamela Kaure somula & samulan Kiamba woamila Koama kuerime Bagbalan koremin, pl. kore- mina . Kasm pamena Yula pamona Niger-Mündung Isoana oka Isiele akıri-agbo Abadsa oka Aro ukolu Mbofia egbagbo Sobo oka Egbele oka Bini oka Ihewe oka Oloma ugbado Okuloma mbiagba: Udso agbado Unterer Niger (Nupe) Nupe kawa Kupa akaba Esitako akarawa & kavawa Goali Gugu wiae Puka agbado Basa kawa Ebe Opanda Igu Egbira Hima Tsad-See Buduma Bornu, Kanuri Munio Nguru Kanem West-Tsad-See Pika Karekare Bode Ngodsin Doai akaraba agwa agba agwagwa mahara masarmı masarmı masarımı masarmı da masalı da masar & wolei mado agumu masarmı masarbe Östlich vom unteren Niger Ekamtulufu Udom Mbofon Eafen Basa Kamulu Kamerun-Hinterland Dsuku Isuwu Diwala, Duala Orungu Bayon do. Patı Kum Bagba Balu Bamom Ngoala Momenyo Papiah Param Ngoten Melon egu egu pl. agu egu nkul akalaba limasara, pl. ama- sara sangba mbasi mbast asa & asa ngbafen ngoafut ngofo ngbafon gbafun ngbafu esan-bafu gbafon gbafu ngesan nguo NgU — 206 masara hama MASAar masa masara dal masara kaba masara bueri masar masardı, pl. masa- [radsi zgu ibagba agwagwa & agbagba guguren zusele, pl. azizele gulupara esut guwagba ugusa, pl. agusa mankuron karabu kolio ngafon mungon ngui esangu,pl.masangu goami goami potie, pl. wapotie ndsu mbegba kuleke bagba agahafı ngbafon ekutl bone amabat maka Nhalemoe ng01 Tumbuktu Baseke mpodsu Mandara Kongo— Angola Bagirmi Kabenda ltana, pl. manya Hausa Kano Mimboma manyo Kadzina Musentandu masa Pulo Timbo Mbamba luomu pl. aluomu Salum Kanyıika ditau, pl. matau Goburu Ntere nkıni Kano Mulsaya lekini, pl. bakını Niger-Delta Babuma masa Yala Bumbete luomu, pl. aluomu Süd-West-Afrika usw. Kasands maza Anan Nyombe masa Basunde sangu, pl. masagu Dsarawa Ngola desa, pl. masa Koro Pangela epungu & wutele Ham Lubalo massa lundele Akurakura Runda kabak Okam Songo kindele, pl. mindele Yasgua Kisama hungo Nki Süd-Ost-Afrika Kambali Muntu dsimanga Alege Kiriman livilamanka Penin Marawi dsimanga Bute Meto nakuo Murundo Matatun nakuo, pl. anakuo Undaza Nyamban pfake, pl. mafake Ndob West-Atlantische Stämme Tumu Wolof baradsin & mbog Nkele Gadsaga maka Konguan Banyun dibabo & diwawo Mbarike Nolu nkafulon Tiwi Limba Lefia Boritsu Landoma kebabu, pl. tsebabu Afudu Hoch-Sudan Mfut Asante aburoo Mbe Barba barenu Nso Boko agwado Arabisch West-Zentral-Sudan Wadai Kaudin abora, masar & da- Adirar masar Beran Latkulot & makorı — 207 — Wenn man die Wirtschaftskarte von Uhlig ansieht, so scheint es, als ob die Maiskultur in Ost-Afrika ziemlich gleichmäßig im ganzen Gebiet verteilt ist mit Ausnahme eines ziemlich breiten Streifens zwischen dem Viktoria See und dem Kilimandjaro und herabgehend nach Südsüdwesten. Aber weite Strecken haben diese Kultur nur ganz nebenher angenommen, sie spielt dort nur eine sehr neben- sächliche Rolle, wie z.B. im ganzen Zentrum des Landes. Gebaut wird Mais fast überall, wirklich intensiv aber nur in einigen Küstenbezirken, vor allem im Deutsch-Ostafrika — 1:12000000 Br ne di F ; 100 200 EEE are nEEEE PER DEE GEEHRTER Dem er N ars Fer be ne SI N Skoda), Kilometer met = 3 BESMET CH G el NVIA)OD BNAUISTANI Verbreitung mehr oder weniger intensiver Kultur von Mais. Tangaland, Usambara, Pare und am Kilimandjaro, wo er andere Kornfrüchte so gut wie verdrängt hat. Ferner intensiv in Usegua, Usaramu, Ukami, Uluguru, Usagara und im Hinterland von Lindi. Weniger stark scheint mir die Kultur in Uhehe, Unyamwezi, Usukuma, zwischen dem Niassa und Tanganıka und am Ost-Ufer dieses Sees zu sein, sowie am ÖOst-Ufer des Viktoria-Sees. In dem südlichen Teile des Zwischenseengebietes, besonders in Urundi und am Russissi wird dann wieder sehr viel Mais gebaut. Überschreitet man unsere West-Grenze, so wird man in den ganzen Ländern westlich der großen Seen eine ganz aufser- — 208 — ordentlich ausgebreitete Maiskultur sehen, die dort für das heutige Wirtschafts- leben der Neger von ausschlaggebender Bedeutung ist. Im ganzen Gebiet des Kongo und hinauf bis in die Länder westlich vom Albert-See und in der Semliki- Ebene leben die Leute in erster Linie von Mais. Dies fiel uns damals auf der Emin Pascha-Expedition sehr auf, als wir das Süd-Ende des Albert-Edward-Sees erreicht hatten. Ich habe immer den Eindruck gehabt, als ob es eine östliche, von der ostafrikanischen Küste ausstrahlende Mais-Kulturzone und eine westliche gäbe, die von der westafrikanischen Küste ununterbrochen bis an die großen Seen reicht. Dasselbe werden wir noch ausgeprägter bei dem Maniok sehen. Es ist für mich kein Zweifel, dafß der Mais von beiden Seiten in den Kontinent drang, und zwar von Osten trotz des bedeutenden Karawanenverkehrs viel weniger weit als von Westen! Wir wissen ja, daf3 die Araber mit ihren Karawanen erst etwa 1825 den Tanganika erreichten und noch später in den Kongo-Staat drangen, portugiesische Halbblut Händler, sogenannte Ambraquisten, aber scheinen seit sehr langer Zeit von Angola aus ins Innere gedrungen zu sein. Auflerdem ist es nicht unwahrscheinlich, daß eine große Völkerbewegung von Südwesten aus in das Gebiet des Kongobeckens eindrang, vielleicht vor noch gar nicht so sehr langer Zeit. Auch vom Kongowaldland sind Leute bis an die Grenze des Sudan gewandert. Die Mangbattu sind z. B. erst recht spät von Süden aus in ihren heutigen Wohnsitzen erschienen, und ihrer ganzen Kultur nach gehören sie sicher zu den Waldstämmen des Kongogebietes. Der Völkerstrom westlich von den großen Seen scheint mir neuerdings vielfach von Südwest nach Nordost gegangen zu sein und mit ihm die Einfuhr der Kulturpflanzen, von denen auch die neuen Ein- führungen den alten Völkerstraßen später getreu blieben. In West-Afrika ist der Mais anscheinend überall ausgiebig kultiviert. Über die Varietäten des Mais kann ich wenige Angaben machen. Schumann entnahm aus Notizen von Holst, daß die Leute in Usambara zwei Sorten (muhingo und /7/oka) unterscheiden, deren Kolben eine behaarte Hülle haben und gemein- sam als zavuszi-Sorten benannt werden, und bei den mit unbehaarten Hüllen eine rotkörnige Sorte (mpemba muhingo), und sechs weißkörnige (kıngulu, sıse, kiosile, kitocka, sangada und malanda). Hier in der Sammlung von Amani sind aus der Nachbarschaft einstweilen fünf Sorten vorhanden, mit roten, rosa, gelben und weißen Körnern, sowie eine mit teils weißen teils violettschwarzen Körnern. Die Leute aber haben dafür nur Farbennamen, und ich weiß nicht, ob die von Holst gegebenen nicht in sie hineingefragt sind. Es fiel uns seinerzeit auf, daß im Semliki-Tal und in den Grenzländern des Kongostaates westlich vom Albert- See der Melanismus der Körner überwiegte und oft nur schwarze Körner in den Maiskolben vorhanden waren. Körnicke unterscheidet 69 verschiedene Varie- täten. Welche von diesen in Ost-Afrika vorkommen, muß eine Spezialunter- suchung lehren. Jedenfalls scheint der Zuckermais und der Pferdezahnmais hier nicht ursprünglich kultiviert zu werden, letztere ist erst von der früheren Kultur- Abteilung des Gouvernements eingeführt und in Kwai usw. kultiviert worden. Aus allen diesen noch recht lückenhaften Angaben ist nur zu schließen, daß der Mais erst nach 1500 sowohl in West- als auch in Ost-Afrika angebaut sein kann. Im Westen haben ihn ziemlich sicher die Portugiesen oder deren Sklaven- Schiffe eingeführt, und er ist dann in verhältnismäßig kurzer Zeit durch den größten Teil des Kontinents gewandert, ein neues Beispiel dafür, wie rasch der Neger die seiner Hackfrucht-Kultur günstigen neuen Kulturpflanzen annimmt. Als Schweinfurth Anfang der siebziger Jahre in Mombuttu weilte, war der Mais dort erst vor kurzem bekannt geworden, offenbar von Westen her. Von Östen aus scheint er ziemlich viel später eingedrungen zu sein, er ist noch nicht einmal intensiv verbreitet in dem hiesigen offenen Savannen-Land, was trotz der unwegsamen Wälder im Westen durchweg geschah. Die portugiesischen Schriftsteller z. Be Barro de Rezende 1635 erwähnen von Zanzibar usw. Reis, Negerhirse, Sesam, Cocos, Früchte; Capt. Smee ı81I eine Menge Früchte, Zuckerrohr, Kürbis, Bohnen, Bataten und Maniok aber keinen Mais. Bruce fand aber 1769 in Abessinien schon viel Mais angebaut. Es ist mir nicht mög- lich, die Zeit der Einführung vom Mais in Ost-Afrika genau festzustellen, aber ich möchte annehmen, daf3 es kaum vor der Mitte des achtzehnten Jahrhunderts gewesen ist. Ebensowenig läfst sich erweisen, ob Portugiesen, Araber oder Indier ihn zuerst brachten. Trotz des Namens sw/zndi möchte ich die Indier nicht für die Überbringer halten, denn sie kamen nur als Händler und nicht als Kultivateure; entweder werden die Portugiesen ihn nach Mombassa oder Mossambik gebracht haben oder wahrscheinlich die Maskataraber, die ihn in Indien selbst kennen lernten oder ihn in Mekka oder Yemen sahen. Jetzt wird an unserer Küste so viel Mais gebaut, daf3 wir sogar etwas exportieren können: 1889 70000 Kilo 1894 50000 » 1890 720000 » 1895 5000 » 1891 680000 » 1896 200000 » 1892 320000 » 1897 170000 Kilo. 1893 390000 Kilo Weiterhin konnte ich keine Zahlen erhalten, da in der Statistik alle Getreide- arten zusammengeworfen wurden, zum Beispiel: 1903 1417579 Kilo im Werte von 63688 Mark. 1904 505631 » > » » 24734 » 1905 227519, 0 > » » » 16039 » 1906 17. » » » > 6 > I 907 I 94 ZA 8 » » » „> 30479 % Über die Binnengrenze wird bisher noch so gut wie nichts ausgeführt. Die Ausfuhrzahlen schwanken sehr, je nach der Ernte, den Heuschreckenplagen (1895) und dem eigenen starken Konsum im Lande (1906). Stuhlmann, Beiträge zur Kulturgeschichte von Ostafrika. I4 ae ON re Deutschland bezieht sehr viel Mais für den Bedarf der Landwirtschaft aus dem Auslande. So: 1903 953239 Tons im Werte von 92296000 Mark. 1904 773488 > ? 3 273791, 00 0 LOO512.028.118 » >» >» >. .1.97989000 > 1906 1140083 » » » 2219712000600089..» Es wird aber lange dauern, bis wir aus Deutsch Ost-Afrika nur einen nennens- werten Teil dieses Bedarfes werden decken können. Besonders kann daran erst bei niedrigen Frachten gedacht werden. VII. Die Hülsenfrüchte. 1. Cajanus indicus Sprengel. Die Strauch-Bohne oder Strauch-Erbse wird jedem Östafrikaner bekannt sein. Fast in allen Dörfern sieht man sie an den Feldrändern als 1/a—3 m hohe Sträucher wachsen, aber nirgends in sehr großen Mengen. Die botanische Gattung Cajanus hat nur eine Art und dies ist unsere kultivierte, deren Stamm- eltern noch nirgends mit Sicherheit wild gefunden sind. Zwar berichteten hier und da Reisende, dafl sie wilde Sträucher beobachteten; aber die Pflanze ent- springt sehr leicht den Kulturen und schießt ohne Sorge des Menschen auf, so daf3 es sich wahrscheinlich immer nur um verwilderte Pflanzen gehandelt hat. Es ist deshalb die Entscheidung über die ursprüngliche Heimat dieses Gewächses schwer, und die Meinungen schwanken zwischen Süd-Asien und Afrika. Denn neuweltlich ist die Pflanze sicher nicht, sie ist in Amerika ein eingeführtes Ge- wächs, das dort sogar auf den Antillen Kongo- oder Angola-Bohne nach dem Lande ihrer Herkunft genannt wird. Irgendwelche historische Überlieferungen über sie sind meines Wissens nicht bekannt geworden, wir müssen uns also bei unserer Untersuchung an die Namen bei den verschiedenen Völkern und an allgemeine Erwägungen halten. Die Pflanze soll im Sanscrit adhakr-tubarika, arhıuku heifsen, in den modernen indischen Sprachen /uwar, arhar, tor, dal, tura, tuver, tur, togari, urur, orol USW., von denen ein Teil wohl aus dem Sanscrit abgeleitet werden kann. Die Perser sollen sie shakull, die Araber kadjan, turigan, shas nennen, die Kangra dhınga kundi, die Tamilen segapu, purpoo. In Egypten soll die Kultur erst im 19. Jahrhundert eingeführt sein, auf die Südseeinseln erst Missionare sie gebracht haben. Die alten chinesischen Schrift- steller erwähnen sie anscheinend nicht, auf Amboina war sie Ende des 17. Jahr- hunderts noch ziemlich selten. An unserer Küste heißt die Strauchbohne mbasz, mbalasi, mbarasi, mbaradı, ebenso bei den Wadigo, Wabondei und Wanjika. Die Wassagara nennen sie mhange, die Wasukuma rutindego, die Wanyamwezi mbalasi, mtendegwa, in Ujiji : 14* a 1 A ntendegwa, in Uvinza katendegwa, was offenbar beides vom selben Stamm kommt, die Wapokomo zdoko, die Leute von Kondoa-lrangi /oryo (»Erbse«, vielleicht wird also auch eine andere Leguminose so genannt), die Wangoni mberemende, die Wahiyao ebenso, bei Wildhafen »zbange, die Wamakuwa z/aa, die Massai vielleicht g7u, en-jugu, lipombo oder sfuggada (Kannenberg), wenn diese Namen nicht eine andere Hülsenfrucht bezeichnen. Eine Varietät mit schwarzgefleckten Samen soll in Usambara nach Holsts Angaben »zchongwe heißen. In Ruanda sagt man nach Angabe von Kandt merkwürdigerweise »kunde (die Pflanze wird dort meist nur in einigen Exemplaren gehalten und hat elfenbeinfarbene, stark braun gesprenkelte Samen). In Uhehe mangz eupe (weiße und braun gefleckte Sorte), mangi mitu (schwarz gesprenkelte Sorte), nach Kannenberg möbange, bei den Wado& Zonga, in Ugogo mkanje (horngrau mit orange Sprenkeln und ebensolche mit schwarzen Flecken, die meist am Nabel sitzen). Aus Marimba in Bondei hörte ich noch den Namen muhakakonde. Von Kilindini gibt Krapf den Namen swrabba an. Die Ewe sagen azzyz d. i. »Baumbohne«. Es ist nicht unmöglich, daß der Ausdruck daras? mit dem Sanscritwort tubarika oder mit dem indischen arar zusammenhängt, wenigstens eine Ver- drehung davon ist. Guillain (H. 2. S. 315) gibt als Swahili-Namen dafür am- berasi an, was sehr an das ambrevade der französischen Kolonien erinnert. Wo- her dies letzte Wort stammt, habe ich nicht finden können. Leider ist es mir einstweilen nicht gelungen, die Bezeichnung dieser Bohne in vielen Negersprachen zu bekommen, es scheint aber, daf3 die Pflanze sehr vielfältig bezeichnet wird. Sie wird im größten Teil des tropischen Afrika, von Nubien und Mombuttu, über Unyoro, bis zum Zambezi-Land, auch in Ober- und Unter-Guinea gebaut. In unserem Gebiet erinnere ich mich, die Strauchbohne nur südlich vom Victoria-See angebaut gesehen zu haben, meines Wissens fehlt sie meist im Zwischenseengebiet und ganz im Urwald und scheint erst in Nord- Unyoro wieder aufzutreten. Es ist schwer, sich ein Bild von dem Vorkommen der Strauchbohne und anderer Arten zu machen, da die Berichte meistens von »Bohnen verschiedener Art« sprechen, aber es scheint mir immer, als ob es sich um keine so sehr weit verbreitete Pflanze handelt. Sie scheint mir nicht so sehr weit von der Küste aus ins Innere vorzudringen, und es wäre sehr interessant, darüber genaueres zu erfahren. Im Sudan scheint die Pflanze dann wieder viel- fach gebaut zu werden. In Indien sah ich die Cajanus-Bohne in großen Feldern in Pflugkultur, auch in Java, wo sie gzxde heißt. In den französischen Kolonien nennt man sie ambrevade. Die Tatsachen sind noch recht dürftig, um Schlüsse zu ziehen, die Reisenden haben leider auf diese nicht wichtige Kultur wenig geachtet. Aber ich habe den Eindruck, als ob für Ostafrika die Kultur keine so sehr alte ist. Wenn man bedenkt, daß sie in Indien schon zur Sanscritzeit bekannt war und daf3 in dieser alten Zeit nur wenig Verkehr von Afrika nach Indien stattfand, daf3 in Egypten die Kultur ganz neu ist, daß sie auch in Ostafrika nicht so sehr ausgebreitet ist und anscheinend meist nur bis zum Victoria-See reicht, und daf nebenbei der Name darasi vielleicht eine Verdrehung der alten indischen Bezeichnung ist (?), so glaube ich, dafs viel Wahrscheinlichkeit dafür spricht, daß sie in Südasien heimisch war und nach Ostafrika in sehr alter Zeit, wohl durch die Perser (?), ge- bracht wurde. In Westafrika scheint sie aber auch recht lange in Kultur zu sein, leider fehlen mir alle Details darüber. Es kann aber vielleicht ebensogut sein, daf} sie aus Afrika nach Indien eingeführt ist, doch scheint mir der afrikanische Ursprung der Pflanze einstweilen viel weniger wahrscheinlich als der asiatische. Wenn sie schon mit der Einwanderung der Urbantu aus ihrer östlichen Heimat nach Afrika eingeführt wäre, so müßte sie hier wohl weiter verbreitet sein. Da ihre Kultur aber auch streckenweis wieder aufgegeben sein kann, so mul: die Frage unentschieden bleiben. Ich sah hier von Cajanus nur die Varietät mit rotgestreiften Blüten. In unserer Sammlung in Amani haben wir aber sehr viele Farbenvariationen der Samen, von hellgraubraun, über verschieden stark orange gesprenkelt, zu braun, dunkelbraun und eine zweite Serie von hellgraubraun über schwarz gesprengelt bis zu völlig schwarzviolett. Wie weit diese Farbenvarietäten konstant sind und die beiden Farbenserien vielleicht zusammenfallen mit der Blütenvarietät mit rein gelber und mit rotgestreifter Fahne, müssen spätere Kulturversuche zeigen. Eine große Rolle in der Wirtschaft der Eingeborenen spielt unsere Bohne nirgends. Die Europäer essen diese Bohnen gerne ganz unreif gekocht, wo sie genau wie unsere Linsen schmecken, nicht wie in der Literatur steht wie Erbsen. 2. Canavalia ensiformis DC. Die Fetisch- oder Schwert-Bohne wird in dem ganzen Tropenbezirk kulti- viert, in Afrika: in Ober-Guinea, dem Nilland, Sennar, Abessinien, dem Zambezi- Gebiet, Unter-Guinea. In Ostafrika kommt sie wohl überall vor aber nie in Mengen, da man sie nicht gerne ißßt sondern meist nur zu Opferzwecken für böse Geister verwendet. Man nennt sie ‚npupu, in Ungoni zpupe oder Zangam, ın Usambara magobe-ya-masimu, shaafa-ya-masimu (Geisterbohne). Man nimmt an, daf sie aus Vorderasien ‚stammt, wo sie wild und kultiviert vom Himalaya bis nach Ceylon und Siam vorkommt. In Indien nennt man sie makkam-shim, sem, shem, gawari usw., was mir keine originelle Namen zu sein scheinen, da man mit sen, shem verschiedene Bohnen benennt. Im Sanscrit soll sie nach Watt auch sAzmbe heißen, ein Name, der ebenfalls anderen Bohnen zu- kommt. Ich habe bei uns immer den Eindruck gehabt, als ob es sich hier um eine wilde, nur dann und wann beachtete Pflanze handele. Ob sie nun hier oder in Ostasien heimisch ist, kann ich nicht entscheiden, wahrscheinlich in beiden Erdteilen. Eine ökonomische Bedeutung hat diese Bohne nicht, deren Hülse jedermann durch ihre Größe auffällt, auch die rotbraunen oder weißen Samen sind sehr groß. Nur die kleine Varietät »o//is Wall. soll in Indien geniefibar sein. 3. Cicer arietinum L. Die Kichererbse ist eine sicher in nördlicheren Gegenden heimische Pflanze, die man zwar wild nicht kennt, die aber wahrscheinlich aus den Ländern zwischen dem Süden des Kaukasus und Nordpersien stammt. Von da ist sie in grauester Vorzeit, wohl mit dem Kulturstrom der Arier, nach Nordwesten gegangen. Den Griechen war sie als eredznthos oder Arzos, den Römern später als czcer ein wichtiges Nahrungsmittel. In Ägypten war sie sicher seit Beginn unserer Zeitrechnung, wahrscheinlich früher angebaut, die Juden scheinen sie nicht gekannt zu haben. Bei den Arabern heißt sie kumus, ommos (ebenso in Marokko), ein wohl neuer Name, der auch für andere Hülsenfrüchte (Erbse) gebraucht wird, in Algier sagt man auch djelbana. Mit dem arischen Kulturstrom kam sie auch sehr früh nach Indien. Im Sanscrit heißt sie ckennuka und in den modernen indischen Sprachen chenna, chana, chola usw., im persischen »ukhud, in Abessinien chimbera, bei den Tigrinern dort afer-guijeh, den Saho adır. Wie sie in Angola heißt, weiß ich nicht. In Indien wird sie heute in sehr großem Umfang gebaut, die Engländer nennen sie dort gram, was vielleicht von dem portugiesischen Wort für Korn (grad) kommen mag. Die Anbauversuche in Amani sind fehl geschlagen, entweder ist das Klima ungeeignet, oder die betreffenden Wurzelbakterien fehlen oder ein Pilz beziehungs- weise die weilfen Wurzelläuse traten als Schädlinge auf; die Pflanzen blühten, aber setzten keinen Samen an. In Kondoa-lrangi sind die Anbauversuche neuerdings von Erfolg gewesen. Die unter dem Namen dos? in Ungoni (Bezirk Songea) gebaute Pflanze ist nicht Czcer, sondern Prsum sativum. Nach Zanzibar und unserer Küste werden große Mengen von Kichererbsen, meist in geschältem Zu- stand aus Indien unter dem Namen dengu gebracht. Woher diese Bezeichnung kommt, weifS ich nicht, vermute, daß sie aus einem indischen Dialekt verdreht ist. Es sind kleine, meist blafßl gelbrote geschälte und zersplitterte »Linsen«, die ein beliebtes Pferdefutter sind, aber auch von den Menschen gekocht gegessen werden. 4. Cyamopsis tetragonoloba Taub. Diese in Vorderindien angebaute Hülsenfrucht, deren Hülsen als Gemüse gegessen werden, deren Samen arme Leute dort geröstet essen und die sonst als Futter dient, ist in Zanzibar beobachtet worden, doch ist ihre Kultur so selten, daf3 ich mich nicht erinnern kann, sie gesehen zu haben. Einen Namen habe ich nicht erfahren können. 5. Dolichos biflorus L. Die Pferdebohne, Horse Gram der Engländer, wird in Ostafrika meines Wissens noch nicht gebaut. Sie und die nahe verwandte D. uniflorus Lam. kommen aber wild oder verwildert in Afrika vor, in Abessinien, Mossambik, Natal, Bukoba, am Niger-Benue und am Kongo. Die Hülsen und jungen Samen werden in Indien gegessen, das Kraut und die Körner als gutes Viehfutter ver- wandt. Diese im Sanscrit ebenfalls 7262 heißende Art wird heute in Indien kulthi, kulti, gahat genannt. Sie scheint überall in den Tropen der alten Welt verbreitet zu sein, wahrscheinlich sogar wild. Zur Verwendung als Viehfutter wäre sie hier sehr zu empfehlen. 6. Dolichos Lablab L. Die Helmbohne ist dadurch von den anderen hier kultivierten Bohnen aus- gezeichnet, daf3 ihre ziemlich flachen, ovalen Bohnen einen groten, immer weißen Nabel haben, der etwa in einem Drittel den Umfang der Bohne wie die Raupe eines bayrischen Helmes umgibt. Die Hülse selbst ist ziemlich kurz, 4—7 cm lange und 27 3 cm breit, enthält nur 2-6 Samen, und ist an ihrer’ Spitze in einen umgebogenen Ausläufer verlängert. Die Samen sind verschieden gefärbt, weifl, rehbraun oder rotbraun, oft auch fast pechschwarz, aber stets mit dem großen weifen Nabel. Taubert nimmt in Engler und Prantl’s »Pflanzen-Familien« Afrika als ihre Heimat, in seiner Bearbeitung der Hülsenfrüchte in der »Pflanzenwelt Öst- afrikas« Indien an, und mir scheint, dafs letzteres die größere Wahrscheinlichkeit für sich hat. Sie soll in Bengalen wirklich wild sein, für Afrika konnte ich keine sichere botanische Angabe über wildes Vorkommen finden. Nach einer Mitteilung von Dr. Kandt soll die Pflanze in Ruanda nicht angebaut, aber »wild oder halbwild« vorkommen, in der Nähe der Hütten oder am Rand von Bananen- hainen. Man sät sie dort nicht aus, begünstigt aber ihr Wachstum durch Entfernen des Unkrautes. Die Samen sollen rehbraun bis rotbraun mit weißem Nabel sein. Es scheint sich demnach um dieselbe Art zu handeln, aber ihr Vorkommen läßt vermuten, daf es sich nicht um ein spontanes Vorkommen, sondern um Ver- wilderung handelt. In Indien wird sie im großen angebaut und ist seit sehr alter Zeit bekannt, denn man hat den Sanscritnamen szmbi, shimbi, dafür, der sich noch heute als szm, s/hem, sembi findet, neben dem noch val, burbuti u.a. gebraucht werden. In alter Zeit ist sie dagegen in China, Westasien und Ägypten nicht bekannt gewesen. Heute baut man sie fast im ganzen Tropengebiet. In Afrika wird sie in Ober- und Unter-Guinea, Nubien, Abessinien, am Zambezi und in Ägypten gebaut, in unserm Gebiet bis zur Westgrenze, aber überall nicht sehr viel und immer meines Wissens strichweise. Hier in der Gegend von Tanga ist sie scheinbar wenig, in Usambara mehr bekannt. Der Küstenname ist 207, ebenso in Udoe, in Usagara mafiwi, in Ugogo und Uhehe /azwz, in Unyamwezi zwi, mkassi, maguka, bei den Djagga am Kilimandjaro pa, in Ugogo die weiße Sorte mfiwi mpu, bei den Wangoni gunguta, bei den Wahiyao »guya (vielleicht mit der Bedeutung Frucht aus Unguya, d.h. Zanzibar), in Usambara majembo, majombo, in Unguru zgwarei, bei den Massai dbombo, ÜUlwombo, bei den Wamakuwa zpwirt, in Ujiji, Uha vzgorz, visoya, — 216 — in Karagwe und Unyoro guingueso oder maharagwe (ob dort nicht so Ph. vul- garis bezeichnet wird, bleibt festzustellen). Die Bezeichnung kassorz in Bukoba ist mir auch nicht ganz sicher. Die Bilin sagen gerenga. Ob die von Holst aus Usambara angegebenen vier Farbenvarietäten: kzvnd für rehbraun, #zbeju für kleine rotbraune, zgala für weiße und Jazri konstant sind, müssen spätere Kulturversuche zeigen. Vielleicht sind das vielfach auch nur, wie oft bei Holst, in die Eingeborenen hineingefragte Phantasienamen. Der Wirtschaftsinspektor Christen in Wilhelmstal konnte nur den Namen »gwala für eine braunsamige Varietät mit kurzer Schote, an der sich Öltropfen bilden, feststellen. Sonst kennt man immer braune, weife und rote Samen durchein- ander, die aber sicher konstante Varietäten sind. Der mindestens 3000 Jahre alte Anbau in Indien, der vielleicht in die Zeit vor der arıschen Einwanderung zurückreicht, die dortige sehr verbreitete Kultur in Verbindung mit dem wilden Vorkommen in Bengalen, und andererseits die nicht sehr ausgiebige Kultur in Ostafrika läfßt Indien als wahrscheinliche Heimat dieser Bohne erscheinen, die vor langer Zeit, wahrscheinlich durch die persischen Kolonisten hier eingeführt wurde. Die Perser haben allerdings ihr Wort für die Bohne nicht hier hergebracht, sie nennen sie, /udzah, Inbia, ein Ausdruck der auf viele Hülsenfrüchte dort angewendet zu werden scheint und den die persischen Eroberer auch in Nordindien für diese und andere Bohnenarten einführten; be- sonders wird Vrgna sinensis so genannt. Ob die Perser und verwandte Völker dies Wort /udzah von den Griechen (lobos), wie De Candolle meint, oder umgekehrt erhielten, ist zweifelhaft. (P. S.) Beiläufig möchte ich noch auf das Wort szmbz, sim hinweisen, das heute noch. in den N.-W.-Provinzen von Indien für unsere Bohne gebräuchlich ist und aus dem Sanscrit stammt. Die Kauri-Muscheln werden nun in Uganda, Unyoro, Ruanda,*) Bukoba, meist auch an der Küste 277267 genannt, und Dapper schreibt schon im Jahr 1670, daf3 die Portugiesen bei ihren Fahrten in West- afrika dort »simbos« genannte kleine Muscheln als Geld vorfanden, die ja sicher aus dem indischen Ozean stammten. DafS die Kauri in der Urzeit sehr weit gehandelt wurden, wissen wir aus den prähistorischen Funden aus dem Mittel- meergebiet und aus dem Norden. Sollte es ein Zufall sein, daß die oft auch weißen Bohnen und die weißen Muscheln des indischen Gebiets mit einem Namen bezeichnet wurden? Vielleicht interessiert sich jemand für diese Frage, dem die Literatur zur Verfügung steht und der auch die verschiedenen Namen für die Kauri verfolgen kann. Ich komme darauf noch einmal bei Besprechung der Kauri zurück. 7. Glycine hispida Makm. (G. soya L.) Die Soya-Bohne ist wahrscheinlich in Ostasien heimisch und dort schon seit undenklichen Zeiten kultiviert, in China wahrscheinlich schon *) Der Vulkan Kari-simbi soll vielleicht wegen der weißen Schneehaube nach den simbi- Kauri genannt sein? (Kandt.) 2800 v. Chr. Von da kam sie offenbar nach dem Sunda-Archipel und nach Indien, wo sie jetzt massenhaft gebaut wird und auch oft verwildert. Man nennt sie dort dbhat, ram, kurtht. In Ostafrika ist sie bisher noch nicht gebaut, die Kulturversuche in Amanı und an anderen Stellen sind einstweilen mißglückt, obgleich wir die Bete mit japa- nischer Erde impften, um die richtigen Wurzelbakterien zu bekommen. Die Er- träge waren sehr klein. Die Versuche werden jetzt mit anderer Saat wiederholt. Die verwandte G/. javanıca L. ist in Afrika wild, in Abessinien, Kordo- fun, Bahr-el-Gazal, Zanzibar, Usagara, Usambara, Kilimandjaro, Seengebiet, Niassa- land, Natal, Kamerun, Gabun, Loango, Angola, Benguela. Sie wird offenbar nicht benützt. 8. Lathyrus sativus L. Die weiße Platterbse stammt wahrscheinlich aus Westasien und verbreitete sich von da in sehr alter Zeit nach Südeuropa, wo die Griechen sie als Zathyros. die Lateiner als czcercu/a anbauten. Auch nach Indien ward sie gebracht, wo sie angebaut und im Norden überall verwildert ist. Sie heifst dort AAhessarz, kessur, auf Persisch wzasang. In Abessinien wird sie ebenfalls kultiviert unter dem Namen sobbeure, sabare, seppere, sebbere, ater-shimbera. Da sie in Angola mit Erfolg angebaut wird, ist dies vielleicht auch für uns zu erhoffen, als ein wertvolles Viehfutter. 9. Lens esculenta Mnch. Die Linse ist ebenfalls eine nordische Pflanze, die im wilden Zustand nicht bekannt ist. Schon in vorhistorischer Zeit wurde sie im Mittelmeergebiet, im Orient und sogar in der Schweiz angebaut, wo man ihre Reste in den Pfahl- bauten des Bieler Sees fand. Im alten Testament ist sie als adaschim bekannt (Esau’s Linsengericht!), und noch heute ist der Name in Ägypten ads, adas, bei den Berbern ades. In vorhistorischer Zeit ist sie auch nach dem Süden gekommen. Die alten Perser nannten sie mangu, margu, die heutigen Perser mzrjumak oder auch adas. Im Sanscrit hieß sie masura, renuka, mangalaya, und heute in Indien musur, motr! usw. Von Indien wird ihre geschälte rote Saat nach Zanzibar und der Küste importiert. Auch in Ägypten wird sie geschält gegessen, nicht wie bei uns. Dasselbe war offenbar im Altertum der Fall, denn Esau’s Linsenge- richt war »rot«. Soweit mir bekannt, wird sie in Afrika nur in Abessinien angebaut als birsin, berssem (Tigre), ades, misser (Amhar), manssir, birssin (Soho). Die Notiz in Taubert's Bearbeitung der Hülsenfrüchte Östafrikas in der »Pflanzenwelt«, wonach Prof. Volkens ihm mitgeteilt habe, daf3 die Linse seit der Jesuitenzeit im Nyassa-Land, also bei Langenburg, angebaut wird, muß wohl eine Verwechse- lung mit der Erbse sein. Auch habe ich dort nie von einer Jesuitenzeit gehört. — 218 — 10. Mucuna melanocarpa Hochst. Eine zu dieser Pflanze gehörige oder ihr nahe verwandte Bohne sammelte Busse beim Dorfe Namguru, wo sie kultiviert war. Ich erhielt sie 1907 unter dem Namen zpupu aus Kilwa. Die kurze, beiderseits zugespitzte Hülse ist etwas geschweift, hat zwei Seiten kielartige Flügel und feine Brennhaare. Die Samen sind hellgrau mit dickem weißen Nabel. Die Kultur scheint selten zu sein, bis- her nur aus dem Süden der Kolonie bekannt. Andere Arten dieser Gattung, z. B. M. pruriens sind die gefürchteten Brenn-Bohnen, deren Haare ein unerträgliches Jucken verursachen. Eine Art M7. utılis wird als Viehfutter gebaut, sie soll dem Boden durch Bakterienknollen viel Stickstoff zuführen, so in Reunion. Nach Busse’s Angabe ward sie in Zanzibar bei Dunga unter dem Namen Velvet Bean als Futter gebaut. 11. Pachyrrhizus bulbosus Brit. (P. angulatus Rich.) Die Yambohne wird jetzt in den Tropen der alten und neuen Welt kultiviert, ihre Heimat ist nicht bekannt. Nach Olliver's Flora kommt sie in Ober-Guinea, am weißen Nil, in Abessinien und bei den Madi vor, er schreibt aber nicht ob wild. Über den Anbau in Ostafrika ist bis- lang nichts bekannt. Nicht nur die Bohnen sind genießßbar, sondern auch die Knollen bilden eine sehr nahrhafte Speise, so daß ihre Einführung recht wünschens- wert wäre. Auf den Fiji-Inseln wird sie Yaka, wayaka genannt, in Indien sax- kalu, in Abessinien kharreg (Tigrinja), sererö (Tigre). 12. Phaseolus aconitifolius Jacg. Die aconitblättrige Bohne wird anscheinend in Ostafrika noch nicht wie in anderen Gegenden Afrikas und in Indien gebaut. Sie kommt in Indien vom Himalaya bis Ceylon wild vor und wird hauptsächlich zu Futterzwecken gebaut, da man ihre Samen nicht als Nahrung schätzt. Sie heißt auf Sanscrit dassunta, vasunla, makashtaka, in den heutigen indischen Sprachen mout, moth. 13. Phaseolus lunatus L. Die Lima-Bohne, Duffin-Bohne oder Mondbohne hat ein stark schlingendes Kraut und bis 9 cm lange, 1'/,—2'/, cm breite und stark halbmondförmig gebogene Hülsen, die flach, kahl und nur kurz geschnäbelt sind, sie enthalten zwei bis sechs platte, ovale bis zu 2 cm große Bohnen, deren Nabel klein und oft eingezogen ist. Die Farbe der Samen ist sehr variabel. Hier in der Sammlung von Amani haben wir rein weiße, gelbweiße, rein gelbbraune, hellrötlichbraune und braune, die dicht schwarzviolet gesprenkelt sind, und schwarze. Dazu kämen die von Holst angegeben: intensiv violett, schwarz und weiß gestreift, rundliche schwarze, schwarz und rot gefleckte und endlich schwarz, grau und braun gefleckte. Im Semliki-Tal sah ich kirschrote mit weißem Nabel. Wie weit diese Varietäten konstant sind, kann nur durch Kulturversuche festgestellt werden. Diese Bohne kommt verschiedentlich in Ostafrika vor, genau kann ich aber ihr Verbreitungsgebiet nicht angeben, da in den Berichten zu oft Verwechse- lungen mit anderen Bohnen, besonders mit PA. vulgar?s und Vigna sinensts vorkommen. Ich glaube aber, daf3 sie im Zwischenseengebiet recht häufig ist und auch von mir in einigen Wakondjo-Dörfern westlich vom Semliki beobachtet wurde. Aber auch ich habe offenbar damals oft die Arten verwechselt. Sie kommt nach O/zver’s Flora von Afrika auch in Fernando Po, Sierra Leone, Unter- Guinea und am Niassa vor. An der Küste hier erinnere ich mich nicht, sie ge- sehen zu haben. Bei den Wadigo und Wabondei wird sie szagobe, bei den Wahiyao mandale, bei Kilwa mandare, in Usambara #zrguena, in Unyoro umverango, bei Bukoba kassorz, bei den Kikuyü zsabz genannt. Nach Emin werden sie auf dem Markt in Unyoro mit dem abweichenden Namen diuwme bezeichnet. Ich habe noch einige Namen von Phaseolus in der Literatur gefunden, weiß aber nicht, ob sie sich auf PA. /unatus oder Ph. vulgaris beziehen: bei den Lur zgorz, den Madi osso, den Waganda dznyanyaro, den Massai szgorzoz. Diese Bohne wird auch in Indien gebaut, ist dort aber unzweifelhaft eine neue Einführung, sie hat keinen Sanscrit-Namen, die heutigen Indier nennen sie entweder wie die meisten Bohnen /odzya, oder kursumbulla-pullie, bunbur-buttt. Alle Botaniker sind sich darüber einig, daf3 diese Bohne amerikanischen Ursprungs ist, am Amazonas und in Zentralbrasilien sind wilde Exemplare ge- funden, ebenso in den alten Gräbern von Ancond, so daf3 man mit großer Sicher- heit Brasilien als ihre Heimat betrachten kann. Ebenso wahrscheinlich ist, dafs sie mit den Sklavenschiffen nach Guinea gebracht wurde und von der Westküste aus ihre Wanderung durch den Kontinent antrat. Vielleicht haben auch die Portu- giesen sie nach Mossambik und Indien gebracht. Einige Varietäten dieser Bohne sind giftig. 14. Phaseolus Mungo L. Die Mung-Bohne ist eine indische Pflanze, die für unser Gebiet anscheinend eine nicht sehr alte Einführung ist. Sie wird im Küstengebiet und im Innern bis zum Viktoria See angebaut, aber ihres Wärmebedürfnisses wegen nicht in höheren, kühleren Lagen. Sie kommt auch in Uganda, Unyoro, in der oberen Nilregion, sowie im Süden bei Wahiyao und Wamakuwa vor. An der Küste werden diese heutzutage auch viel von Indien eingeführten Bohnen dajzroko, chiroko, chtrokko, chooko genannt, woraus die Wamakuwa /olokro machen. Die Wadigo sagen /0jo, die Washamba jposwe, die Wado& /oso, die Wagogo mpossa, mhodso, die Wanyoro xtoyo, ntogo, die Waganda focha, die Leute bei Wiedhafen »ndocho, die Wasagara mhoso, mposo, die Wakami sz/z, die Wahiyao mbezu, die Wasukuma ruduru, bei Mkalama-lrangi duru, die Wanyamwezi dl, kaffuta, soloko, in Ujiji-Uha kafuto, die Walombo kabdaa, die Lur ngohr. un 22 Ge Die Araber im Somali-Land digzr-akdar, die Somali in Mugdischu _ sal- bucco (dort grauschwarze, graugrüne und horngelbe Bohnen durcheinander). Woher das Küstenwort chzroko, chooko usw. kommt, darüber kann ich nicht einmal eine Vermutung aussprechen, die Bezeichnungen Pocha, mpozo, pojo usw. hängen möglicherweise mit den alten indischen Worten pacha, masha zusammen, wenn auch dies nur eine reine Vermutung ist. Für Zanzibar gibt Burton noch eine Bezeichnung /o#£a an, die ich nie hörte. Ob ein Massai-Wort gamuri sich auf diese Art bezieht, kann ich nicht sagen, Kannenberg gibt in einem Manuskript für die Massai fposso an. Diese Bohne heifst auf Sanscrit damze-masha, mudga, in den heutigen indischen Sprachen mung, munj, muga, pessara, hessaru, in Bengalen Halimung, bei den Tamilen z/andu, den Telegu wudalu, pacha pesala. Die Perser sagen mung, mash, die Süd-Araber unge, monggut. Da diese Bohne einen Sanscrit-Namen hat und in Indien seit sehr langer Zeit gebaut wird, da sie außerdem in Indien wild gefunden ist, so ist mit Sicher- heit Indien als ihre Urheimat anzusehen. j Wann sie bei uns eingeführt wurde und wer dies zuerst tat, ist kaum zu sagen. Weil weder die indischen noch die arabisch-persischen Bezeichnungen hier üblich sind, so könnte an eine recht alte Einführung gedacht werden, wenn die obige Vermutung, daf3 manche hiesige Namen mit den altindischen zusammen- hängen, richtig sein sollte. Ebensogut aber ist denkbar, dafs die Neger hier einen ganz neuen Namen machten oder ihn aus irgend einem indischen Lokaldialekt nahmen, von den sie zuerst einführenden Leuten. Die kleinen graugrünen Bohnen werden gerne gegessen, auch von Europäern, man kann eine Erbsensuppe oder Erbsenpuree daraus machen. Ebenso werden sie mit Reis zusammen gekocht. Mit enthülstem Sorghum zusammen gekocht heifst die Speise in Usagara »snseto«<. Die Var. Radiatus L. mit stärkerer Behaarung und längeren, dunkleren Samen kommt hier auch vor, ich weiß aber nicht, ob man sie besonders benennt. Im Sanscrit wurde sie Zurzta, masha genannt, heuts in Indien arud, urıd, kalat, mash, kalomug, in Persien benu-mash, in Arabien mash. Die heute von Indien in Ostafrika eingeführten Hülsenfrüchte sind haupt- sächlich PA. mungo, Ph. radiatus und Cicer arietinum, neben denen andere Sorten nicht in Betracht kommen. Es wurden eingeführt an »Hülsen- früchten«: 1903 74251 Kilo im Werte von 14289 Mark. 1904 85238 „ » a ESS 37 1905. 5178464. 1, 0.00 222,050 7000 Ich will hier auch gleich die Ausfuhrziffern für »Hülsenfrüchte aller Art« geben, die höher sind als die der Einfuhr. Es wird sich hier meistens um »Kundi« (Vigna sinensis) handeln, neben denen vielleicht noch etwas PA. mungo und andere Bohnen ausgeführt werden. 1903 389940 Kilo im Werte von 32664 Mk. TOOARL AO OE I, es » 43301 „, 1905 86668 „, * re AHRROAL , %, Daressalam, Kilwa und Mikindani sind hauptsächlich an der Ausfuhr be- teiligt. 1905, wo nur wenig Hülsenfrüchte ausgeführt und wohl auch weniger als sonst produziert wurden, war die Einfuhr entsprechend größer. Zum Schutze der hiesigen Landwirtschaft zahlen PA. mungo (chiroko) bei der Ausfuhr einen Zoll von 60 Pesa (90 Heller) für 100 englische Pfund (45 Kilo), Sorghum, Mais, andere Bohnen usw. die Hälfte. 15. Phaseolus vulgaris L. Die gemeine Gartenbohne, Schneidebohne, Stangenbohne ist bei uns in Europa mit ihren zahllosen Varietäten jetzt die bekannteste Bohne. Über ihre Herkunft ist unendlich viel geschrieben. Unterschieden ist sie von den anderen hiesigen Bohnenarten durch ihre länglichen, etwas nierenförmigen Samen, die alle möglichen Farben haben. Eine lange Zeit glaubte man, daf3 sie aus Indien stammte. Sie ist dort aber eine neue Einführung, und ein alter Name existiert für sie dort nicht. Die von Theophrast mit dolichos, von Dioscorides mit fastolus, von den Römern mit faseolus und phasiolus bezeichnete Bohne gehörte sicher einer anderen Art an, wenn auch heute dieser Name sich auf die Garten- bohne übertragen hat. Neugriechisch fasowlina, italienisch fag7olo, albanesisch fasule. Nach Wittmack (Die Heimat der Bohnen und Kürbisse. Ber. d. D. bot. Gesellschaft. VI. 1888. S. 374) ist f£s0o/, frisol ein amerikanisch-westindisches Wort, aus dem das spanische /7770/, das deutsche /7so/ usw. entstanden ist. Acosta nennt zwei Arten amerikanischer Bohnen, /rzsoles und pallares,. Nach Asa Gray und Trumbull fand Kolumbus drei Wochen nach seiner Ankunft auf Cuba Felder von »faxones« und »fabas«. Es scheint nur ein Zufall zu sein, daf3 die amerikanische Bezeichnung /7730/ etwas an das faszolus, phaseolus der klassischen Völker anklingt. In den Ausgrabungen von Troja, in ägyptischen Gräbern, in den Pfahlbauten sind keine Bohnen gefunden, wohl aber andere Hülsen- früchte. Ebenso waren sie den alten chinesischen Schriftstellern unbekannt. Unsere Vorstellungen vom Ursprung dieser Pflanze haben sich ganz geklärt, seitdem Wittmack in den altperuanischen Gräbern von Ancon unzweifelhafte Samen der Phaseolus vulgaris zusammen mit anderen rein amerikanischen Samen nachwies. Fbenso sind sie in den praecolumbiahischen Gräbern von Arizona in Nordamerika ausgegraben. Und unzweifelhaft ist es auch, daf3 erst nach 1492 unsere Bohne sicher beschrieben und überall erwähnt ist. Die Botaniker sind sich heute völlig darüber einig, daß die Gartenbohne amerikanischer Her- kunft ist, wie die Kartoffel, Batate, Maniok, Mais, und daß alle die vielfachen Sorten dieser Bohne Amerika zu verdanken sind. Heute wird diese Bohne in der ganzen Welt angebaut. In Indien wird sie wie alle möglichen anderen Bohnen /oda, lobia oder bakla genannt. a NEAR Er In Ostafrika ist sie streckenweis recht intensiv kultiviert und wird meist mit dem Namen smaharagıwwe bezeichnet. Daraus machen die Wangoni mahalage, die Wanyamwezi bei Ujiji maharage, makaragwe, die Wasagara maharagt. An sonstigen Namen fand ich noch: bei den Waganda dzyanyaro, den Wangoni nodto, mseura, marongonde, womit wahrscheinlich Varietäten bezeichnet werden, in Bukoba jfelego, in Usambara makokole, madjagga, am Kilimandjaro mamrondo, im Zwischenseengebiet kavirondo, die Walungi bei Bismarkburg kaurz, in Ufipa krranda, die Wado& krkunde-kwima, makamba (braunrote, ziemlich kurze Sorte), die Wahehe dogi-dungn (braunrot), die Wakhwere krwinsi-kwima (rund, weiß; rund, braunrot), #Aöguru-makambi (in vielen Farben, länglicher), makamba (sehr groß, pechschwarz), bei Kilwa zagala (groß, rund, weiß mit braunem Nabel), in Ruanda zvzs/hznbo (hartes »sh«), dort auch viele Namen von 10— 12 Farbenvarietäten. Die Wakikuyu nennen sie ‚nboso, mbosho, mjahe, die Muesa bei Langenburg mtema, die Wasokiri dortselbst zdzına, in Abessinien sagt man in Tigrinja adagora, adogra, bei den Somali dögkir. In Usukuma werden verschiedene Bohnensorten mit rushiri, iharage, ruguku, bei den Massai mit szgorioi, li-kamule, ol-pomboi be- zeichnet, von welchen Namen nur z%aragi ohne weiteres als unsere Bohne an- genommen werden kann. Jedenfalls sind die verschiedenen Namen wieder ein Beispiel dafür, wie auch sicher neue Einführungen von den Negern ganz verschiedene Namen erhalten, und eine Warnung, aus der Verschiedenheit der Namen Schlüsse zu ziehen, höchstens kann man aus der Übereinstimmung von Namen etwas schließen. Meinen Erfahrungen nach wird PA. vulgaris in Ostafrika meistens in Ge- birgen angebaut, Usambara, Kilimandjaro, Nuguu, Uluguru, Usagara, Ungoni und ganz besonders im Zwischenseengebiet, dort von Usindja an bis Ujiji und bis Bussoga, Unyoro, in den Ländern westlich von Albert-See und bis weit hin- ein in den Urwald. Ich habe das Gefühl, daß sich die Kultur dieser Pflanze in den 20 Jahren meiner hiesigen Anwesenheit sehr ausbreitete. Vielfach wurden auch von Europäern eingeführte weiße und schwarze Sorten angenommen. Es scheint, daß vor allem die klimatischen Ansprüche für diese Verbreitung verantwortlich zu machen sind. Taubert nimmt an, dafl sie von Abessinien aus an den oberen Nil und in das Zwischenseengebiet gelangte. Die Verbreitung ist aber in allen Gebirgsgegenden, so daß eine Einführung vom Norden aus nicht sehr wahrscheinlich ist; das spätere Studium der Varietäten aus allen Teilen Afrikas und eine umfassende Kenntnis der Verbreitung (auch außerhalb Deutsch- Ostafrikas) und der dortigen eingeborenen Namen kann uns vielleicht Fingerzeige über die Wege der Einfuhr geben. Ich glaube einstweilen, dafßß sie von allen Seiten in den Kontinent drang, in das Zwischenseengebiet wohl zusammen mit der Batate und dem Mais, also wohl eher von Westen als von Östen her. Sie ist ihres großen Ertrages und ihrer Schmackhaftigkeit wegen bei allen Negern sehr beliebt, und so wird sie sich wohl allmählich von Hand zu Hand verbreitet haben und in den Gegenden angebaut worden sein, die klimatisch für sie ge- eignet sind. Wenn man allerdings ohne Berücksichtigung der historischen und vergleichenden Tatsachen nur ihr heutiges Anbaugebiet in Ost- Afrika be- trachtet, dann kann man leicht den Eindruck erhalten, es sei eine in den unzu- gänglichen Gebirgen übriggebliebene alte Reliktenkultur aus früherer Zeit. Wir müssen uns aber mit dem Gedanken vertraut machen, daf) eine ganze Anzahl von Kulturpflanzen lange vor Eintreffen der Europäer und ohne Karawanenver- kehr von Arabern usw. sich unter den Negern in verhältnismäßig kurzer Zeit weit ins Innere des Kontinents verbreitete. Trotz der scheinbaren Abgeschieden- heit der Stämme fand seit langem ein reger Verkehr von Hand zu Hand statt, ohne daß Völkerwanderungen immer mitgespielt zu haben brauchen. Ich nehme an, daß die Portugiesen und der Sklavenhandel die Bohne seit Anfang des 16. Jahrhunderts an die westafrikanische Küste brachten; die Portugiesen werden sie auch nach Abessinien gebracht haben, als Mitte des 16. bis Mitte des 17. Jahr- hunderts dort die Jesuiten-Missionare aus Portugal waren. Woher der Name maharagi usw. kommt, ist mir ganz unklar. Die hochwindende Stangenbohne ist meiner Erfahrung nach bei uns viel seltener gebaut als die niedrig bleibende Buschbohne. Es gibt viele noch recht wenig studierte Farbenvarietäten. Eine zebragefleckte wird in Usambara nach Holst mAombo genannt, sie kommt-auch am Kilimandjaro und in Tabora vor. Aus Usambara sind noch die Sorten matazta und madjagga mit weißen Samen, makunguru, gulu mit schwarzen Samen sowie makope und madahrda erwähnt, doch sind das wohl, wie vielfach bei Holst, aus den Negern herausgefragte Phantasienamen. Auch hier wäre die Einsendung aller erreichbaren, von den Negern gebauten Sorten mit ihren Eingeborenenbezeichnungen sehr erwünscht. In den Gebirgsgegenden ist der Anbau der PA. vulgaris oft so ausge- dehnt, daf3 sie einen ganz wesentlichen Teil der Ernährung und der Wirtschaft der Leute bildet. Eine schwarze Varietät wurde hier in Ost-Usambara von der Pflanzung Bulwa unter dem Namen »Lima-Bohne« eingeführt, um zwischen dem Kaffee als Nah- rungsmittel für die Eingeborenen gepflanzt zu werden. Bei der teuer bezahlten Arbeit aber lohnt sich nach unserer Erfahrung hier in Amani der Anbau nicht recht, man kann für das ausgegebene Geld fast ebensogut Nahrung kaufen. Bei billigen Arbeitskräften oder wenn man die Bohnen für billiges Geld von den Eingeborenen kaufen kann, wird sich in der Nähe der Verkehrswege (Eisenbahn, Victoria-See) ein Export der Bohnen nach Europa oder Südafrika lohnen, die große Mengen davon aufnehmen können. In der Tat hat vor einiger Zeit eine deutsche Firma in der Nähe von Nairobi große Mengen aufgekauft und ausge- führt, sie gab den Eingeborenen Saat und Geldvorschuß; aber man hat aus mir unbekannten Gründen das Geschäft aufgegeben. 16. Pisum sativum L. Die Gartenerbse, deren wilde Form man nicht kennt, wird wahrscheinlich ebenso wie Linse und Kichererbse ihre Heimat in Vorderasien haben und mit den Ariern oder vor ihnen ihren Einzug in Südeuropa gehalten haben: Griechisch /zsos, pison, albanesisch Peselle, arabisch in Ägypten dasella, in Syrien biszlla, lateinisch pisum, portugiesisch ervz/ha. In den Pfahlbauten der Bronzezeit ist sie gefunden. Den alten Ägytern und Juden scheint sie unbekannt gewesen zu sein. In Indien muß die Kultur ebenfalls schon sehr alt sein, ihr Sanscritname soll Aarenso sein. Im heutigen Indien wird sie als matar, Ruda, kalon, vatana, patana gebaut. Von Südasien aus ist sie offenbar nach Abessinien gebracht, wohl von Südarabien aus, wo sie Aummus heißt wie die Kichererbse. In Marokko sagt man ayzlbana, in Algier ajeljelana, hommus. In der Amhari-Sprache Abessiniens wird sie wie Cicer shimbera oder meistens aler, aint-ater, genannt. Leider ist mir der Galla- Name, in deren Gebiet sie auch wohl vorkommt, unbekannt, denn durch Ver- mittlung der Galla ist vielleicht ihr merkwürdiges isoliertes Vorkommen in Zentral- afrika zu erklären, ich meine im Zwischenseengebiet. Sie wird dort in Nkole, Toru, Karagwe, Ost-Mpororo, Ussuwi, Ruanda, Urundi bis hinunter nach Usumbura gebaut. Im Norden nennt man sie wyjegere, in Ruanda yjegele, meist mashäsa, in Usumbura zAeseze, bei den Wakikuyu segere, in Uha malıo ganıa, bei Bismarck- burg sntumpe. Dann ist sie isoliert in Ukinga und Matengo des Bezirks Langenburg gebaut, wo man sie sadawe, sawawa, viporo nennt, in Uhehe vzvolo, im Ukingage- birge bei Bulongwa maboro (Goetze), bei Bismarckburg wiwmpe und endlich an- scheinend noch in Ungoni (Bezirk Songea) unter dem Namen »dosz. In Westafrika wird sie in Angola gebaut. Wie diese isolierten Vorkommen zu erklären sind, ist sehr schwer zu sagen. Man könnte meinen, daf3 sie mit der Wanderung der Watussi-Wa- huma von den Galla-Ländern aus in das Zwischenseengebiet gelangt ist, aber dies waren reine Hirtenvölker, die wohl schwerlich Saaten mitbrachten. Jedoch selbst, wenn man dies annimmt, wie soll man ihr Vorkommen im Norden und Osten des Niassa an zwei ganz isolierten Stellen sowie am Tanganika und unter ganz verschiedenem Namen erklären, während das Zwischenland sie anscheinend nicht hat? Das einzig denkbare ist, eine alte Berührung dieser Lokalitäten mit fernen Gegenden anzunehmen, etwa durch portugiesische Händler (von Zambezi oder aus Angola?), die an den Niassa und Tanganika kamen, oder daran, daß die Sulu-Stämme der Wangoni die Erbse mit bei ihrem Vordringen aus dem Süden brachten. Aber von wo? Kurz, hier ist noch ein Rätsel zu lösen. Unzweifel- haft handelt es sich nach dem in Amani befindlichen Material im Zwischenseengebiet, in Songea, Uhehe usw. um die Gartenerbse, und aus den Beschreibungen ist an- zunehmen, daf3 dies auch in Kikuyu und Langenburg der Fall ist, ebenso wie in Abessinien und Angola. Sicher ist auch, daf es sich im Zwischenseengebiet nicht um eine Neuein- führung durch die Araber handelt, sondern um eine alte Kultur. Nach Uhehe, wo sie in den Landschaften Mzungwe, Kalinga, Ujenga, Uhafıya, Njallameo und Fuagi gebaut ist, wurde sie nach den Erkundigungen des Hauptmanns Frh. von Wangenheim aus Ukinga durch den Sultan Kalinga auf einem Kriegszug eingeführt. Das Rätsel kann vielleicht gelöst werden, wenn man weiß, wie weit und wo die Erbse im portugiesischen Mossambik und im Schiri-Hochland vorkommt. Einstweilen nehme ich an, daf3 sie von Süden aus durch Portugiesen verbreitet wurde und dann in den Streifen von Hochländern längs der großen Seen nach Norden wanderte, und daf3 sie in Abessinien von den Jesuiten eingeführt wurde. Erbsen werden sonst neuerdings für die Bedürfnisse der Europäer bei den Stationen und zu Futterzwecken in Kwai gebaut. 17. Psophophocarpus longepedunculatus Hask. wird ebenfalls in den Tropen überall gebaut, ihre unbekannte Heimat ist wahr- scheinlich die alte Welt. In Afrika ist sie am Senegal, Calabar, Nupe, Congo, beim Orte Mbwiga (70 24’ s. Br.) gefunden, bei uns wird sie stellenweis gebaut. Man ifßßt die jungen Schoten als Gemüse und auch die Knollen. Busse fand sie 1903 bei Nandpala, in den Vorbergen von Ost-Usambara kennen die Swahili sie als wieda, die Wanyamwezi nennen sie Zangasya, bei den Malayen heifst sie angeblich #ezjzprr, den Indiern charpattı, chandaree. Die Engländer nennen die Pflanze wwinged pea, goa-beans, die Franzosen pozs carre, cheveaux de frise. Die indischen Namen beziehen sich wohl auf P. ferragonolobus DC. (}). Es scheint, daf3 in Ostafrika die Pflanze in der Nähe des Wassers in einer Art von Halbkultur ist, jedenfalls wird sie nicht häufig gebaut und ist vielleicht wild. Nach Balfour soll sie in Mauritius einheimisch, nach Baker’'s Flora of Mauritius dort subspontan sein. Es ist eine Dolichus-artige, rankende Bohne, deren etwa einen halben Finger lange Hülsen häutig braun und breit vierflügelig sind. Es scheint, daß die Art in Afrika, vielleicht auch auf den Maskarenen und in Indien heimisch ist, denn die fünf Arten der Gattung finden sich nach Engler und Prantl in Asien und Afrika. 18. Trigonella Foenum-graecum L. Der Bockshornklee wird selten einmal unter dem Namen za, wwatu in Zanzibar angebaut, kommt dort auch von Indien aus auf den Markt. Wohl in Westasien heimisch ward diese Pflanze im Altertum in Südeuropa viel gebaut, besonders in Griechenland. Die Kultur ist in Europa aber so gut wie aufgegeben, dagegen wird sie im Orient heute noch betrieben. In Indien heißt sie mezkz, mathi, in Persien shkemit, shan-balıd, auf arabisch Aeldeh, hulbah, in Marokko helba, in Algier bei den Arabern dersime, haska, kefis, nefel, heulba, dort bei den Tuareg Z%fst, in Abessinien auf Amhari abdzod, auf Tigrinja abage, abakhe. Stuhlmann, Beiträge zur Kulturgeschichte von Ostafrika. 15 — 226 — In Ostafrika ist eine seltene Einführung, wahrscheinlich der modernen Indier, der Name zatu ist wohl eine Verdrehung aus mat. 19. Vicia Faba L. Die Saubohne oder Puffbohne ist eine der ältesten Kulturpflanzen, die man in wildem Zustand bisher nicht fand, die aber möglicherweise wie ver- schiedene andere Pflanzen auch aus Vorderasien stammte. Die Griechen kannten sie als Auamos, die Römer als faba, im alten Testament wird ?0/ erwähnt, was ziemlich sicher diese Bohne war, die heute bei den Arabern noch fz/ heißt. Im südlichen Europa war die Pferdebohne jedenfalls prähistorisch, nach China ge- langte sie erst ca. im Jahre 100 v. Chr., nach Japan noch später und ebenfalls spät nach Indien, wo sie jetzt als da®/a gebaut wird, also unter demselben Namen wie Ph. vulgaris. In Ägypten ist sie jetzt die Hauptnahrung für das Volk und spielt auch in Abessinien eine wichtige Rolle. In Ägypten heißt sie //, in Yemen gz//e, in Abessinien auf Amhari dakela, auf Tigrinja afer-bahri, ater- bahari, baedongna. Ater ist in Abessinien und 'Südarabien der Name für Erbse, bahari wird vielleicht andeuten, daf3 diese Sorte vom Meere aus ins Land kam, also eine fremde Einführung war. Allerdings soll als dacher bei den Fellachen im Fayum und Nildelta die der Saubohne ziemlich nahe verwandte Vrceza nar- bonensis bezeichnet werden, und deshalb wird von einigen Botanikern ange- nommen, das dahar (Amhari dakela?) vielleicht eine altsemitische Bezeichnung für Vzcia Faba sei und demnach mit dem Worte dachr, bahar! für Meer nichts zu tun habe. In Ostafrika wird diese in Ägypten, Südarabien, Indien und Abessinien viel gebaute Pflanze nicht kultiviert. Die hier in Amani gemachten Versuche ergaben stets ein vorzügliches Wachstum derselben, sie setzten aber später nie Samen an, was ja auch in Amerika stellenweis beobachtet wurde. Wahrscheinlich fehlt das zum Befruchten der Blüte nötige Insekt hier. In Deutschland soll man durch Ausbrechen der Spitze manchmal die fehlende Samenbildung erzwingen können. 20. Vigna nilotica Hook. soll in Abessinien und im oberen Nilgebiet als Hülsenfrucht gebaut werden, bei uns aber meines Wissens nicht. Schweinfurth führt die Art in seiner Liste abessinischer Pflanzennamen nicht auf. 21. Vigna sinensis Endl. (Vigna Catjang). Die Vigna-Bohne, die Kunde unserer Neger, ist wohl die hier am meisten kultivierte Bohnen-Art. Sie wird jetzt in der ganzen Tropenzone gebaut, das Altertum hat sie wohl nicht gekannt, aus dem alten Ägypten scheint sie wenigstens nicht erwähnt zu sein, während man sie dort heute anbaut. Es ist noch nicht absolut sicher gestellt, wo die Urheimat dieser Bohne war. Schweinfurth hält sie für einheimisch in Abessinien und neigt dazu, ihre Kultur für ursprünglich afrikanisch zu halten, wenn er auch zugibt, daß ihre Ab- leitung aus indischen Stammarten größere Wahrscheinlichkeit hat. Die meisten Botaniker nehmen aber jetzt eine indische Heimat an, De Candolle hält die afrikanische für wahrscheinlicher. Watt u.a. geben Sanscritnamen raya-masha, nishpava, lasundra und halten den indischen Ursprung für unzweifelhaft, ebenso Taubert. Auch ich glaube, daf3 sie südwestasiatischen Ursprungs ist. In den heutigen indischen Sprachen wird die dort sehr viel gebaute Bohne mit folgenden Worten bezeichnet: chora, chowli, barbuti, rawan, raongt, chaunro, bullar, ghangra, vawas u. a.m., die Tamilen sollen sie Zaramanı, die Malayen alasendi nennen, In Ägypten soll sie ollacah heißen, in Abessinien auf Tigrinja adugguari, adagora-quolla. Die Perser nennen sie wie fast alle Bohnen /odzya. In Ostafrika ist diese Art im ganzen Gebiet mit Ausnahme der Berg- Ländereien verbreitet und wird sehr viel angebaut. Ebenso pflanzt man sie in Abessinien, am oberen Nil, in Ägypten und in Westafrika, bis hinunter nach Südangola und dem Ovambo-Land. Im Osten wird sie wohl bis nach Natal verbreitet sein. Der Name dieser Bohne an der Küste hier ist Zunde, ein Name der sich merkwürdigerweise als wakrund: ım Hinterland von Mossammedes und in nörd- licheren Teilen von Angola wiederfindet. Die Wasagara nennen sie wAunde, die Wahiyao und Wadigo kunde, in Bukoba anscheinend #ole. In Unyamwezi und in Utonga bei Ujiji heißt sie kapala, kapalla, in Uhehe und Ugogo mandala, in Ugogo auch mAunde, bei den Wamakuwa zamara, bei den Wapare ?oja, (also derselbe Name wie für PA. mungo bei anderen Stämmen!), in Usumbura vzkore, in. Ruanda »%ole, ebenso in Ujiji und Uvinza, die Washamba »nz7z2, die Wadjagga sokko, die Wassegedju »dorok, (also ein ganz hamitisches Wort). Bei den A-Sande heißt sie adagba, bei den Schuli /apäna, bei den Madi opässo, in Ober-Guinea 7o und angeblich bei den Massai g7x, (auch sokörio). Es ist wohl kaum anzu- nehmen, daf3 diese letzteren Worte von dem portugiesischen Wort ferjaö für »Bohne« herzuleiten ist? Die Manyema sagen /uswaswa (hellbraun mit schwarzen Flecken), kunde-kongari (dunkelrauchbraun), die Waschamba nach Christen kunde-ya-ushere (daraus pombo, hombo, pule, mseto gekocht), in Ukhwere mesa- yamyam (in 11 Farben), in Usegua /ambara (2 Farben). Die Somali bei Mug- dischu a7r, die Araber dort azgzr-adkar für eine Sorte mit fahlhorngelben, hell- braunen oder hellgesprenkelten Samen, für dieselben die Somali d7r-afcul, die Araber dir-abied dort für eine Sorte mit pechschwarzen, rotbraun-hellgefleckten, braun- gelben-schwarz-violett-gefleckten Samen. Die Muesa bei Langenburg sagen nan- Zara, die Wasokiri dortselbst saforo, die Wakikuyu bei Nairobi ndoroko. Woher das Wort kunde®) kommt, ist mir nicht klar, besonders wo es sich in Südwestafrika wiederfindet. Hier bei uns wird der Baum Parkia filicoidea *) Zukunda heißt in vielen Bantusprachen »lieben«; Aunz? »Liebling« heißt z. B. die Haustaube in Ruanda (Kandt). Ob das Wort kunde hiermit zusammenhängt, wäre zu unter- suchen. I 5 — 2238 — Welrw. kunde genannt, dessen Samen gegessen werden. Denkbar ist, daßß man die aus Indien eingeführten V7gnra-Bohnen nach den seit alters benützten Parkia-Samen kunde nannte. Heißt aber auch die Parkra oder eine andere einheimische Pflanze mit efßbaren Samen in Angola kunde, so daß man auch dort diese Namenübertragung machte, oder brachte man die Bohne von Öst- nach Westafrika? Ganz unsicher ist natürlich auch, wer diese Bohnen hierher gebracht hat. Die Portugiesen fanden bei ihrer Ankunft nach Strandes Angabe »Bohnen« als Landesprodukt vor; leider sagt er nicht welcher Art, aber ich möchte ver- muten, daß es Vzgna sinensis war. Möglich ist, daf3 die persischen Kolonisten etwa um 900 n. Chr. herum die Bohne hier vom persischen Golf aus einführten oder wahrscheinlicher, daf3 sie noch viel eher hierher kam, aber weder die Geschichte noch die Etymologie der hiesigen Pflanzennamen geben irgend welche Handhaben, die dieser Vermutung einen Rückhalt geben. Die von Süd-West- Asien nach Afrika gehenden Völker- und Kulturströme werden sie wohl mitge- bracht haben. Diese Bohne hat 8—ıo cm lange und '/a»—ı cm breite Hülsen, in denen zehn bis zwanzig längliche Samen mit schmalem, ziemlich langem Nabel sitzen, die meistens erbsengelb sind, oft aber auch grau, braun, rot oder schwarz. Holst erwähnt aus Usambara eine Sorte mit graubraunen gebogenen Samen (mz7u), eine mit sehr hellen, gelblichen gebogenen Samen (mtambala) und eine mit geraden schwarzen oder schwarzpunktierten Samen (nchongwe). Hier in der Sammlung von Amani sind eine ganze Anzahl von Farben- varietäten vorhanden, deren Studium Dr. Braun begonnen hat. Nach den ersten Versuchen scheint es, als ob die Farbenvarietäten konstant d. h. auf die Nach- kommenschaft übertragbar seien. Kunde werden massenhaft gebaut, genau die Verbreitung anzugeben, bin ich einstweilen außer stande, aber ich habe den Eindruck, als wenn sie in den Küstengegenden und bis zum Viktoria-See häufig seien, im Zwischenseengebiet aber weniger gebaut würden und vermischt mit PA. vulgaris, so z. B. in Ruanda. Die Ausfuhrziffern sind mit den anderen Bohnen zusammengeworfen. Bei der Besprechung der Mungo-Bohne habe ich sie gegeben. Diese Bohnen kommen massenhaft auf den Markt und werden sogar aus- geführt. Die durch Stampfen im Holzmörser von den Schalen befreiten und gekochten Bohnen werden, wie Lambrecht beschreibt, mit etwas Salz unter dem Namen #ihembe (kiswahili) köhage (kisagara) gegessen, mit Sorghum oder Mais zusammengekocht heifst das Gericht kande. 22. Voandzeia subterranea Thou. Die Erderbse wurde zuerst von du Petit-Thouars aus Madagaskar be- schrieben, die Franzosen nannten sie offenbar nach der dortigen Eingeborenen- — 229 — bezeichnung voandsou. Da Voa in Madagaskar immer »Pflanze«, »Baum« heißt, muß der reine Name dort zdsezra oder wohl besser ndsou, ndzu gewesen sein. An unserer Küste heißt diese merkwürdige Pflanze bei den Negern w’zdyugu; es ist klar, daß dies derselbe Wortstamm wie zdsu ist. Somit ist anzunehmen, daf3 entweder das Küstenwort aus Madagaskar stammt oder wahrscheinlicher, daf3 die Madagassen die Pflanze von der ostafrikanischen Küste erhielten. Diese Bohne wird im ganzen tropischen Afrika angebaut, wenn auch nicht in sehr großem Umfang. Sie findet sich vom Tschad-See und Niger durch Guinea bis zum Ovambo-Land, vom oberen Nil bis nach Südostafrika. Sie heißt an unserer Küste wie erwähnt zdjugu, oder ndjugu-mawe (d.h. Steinnuß), in Usagara mheko, in Usukuma mhande, in Unyamwezi pande, in Uhehe ande, nsugu, in Unyoro-Uha »npande, mpandıi, am Kilimandjaro /z0, am Zambezi und Shiri Ztlo, in Bukoba zshoro, nsoro, in Usumbura dududu, in Ungoni (Bez. Songea) und bei den Wahiyao zdjama, bei den Wadigo n»deremuka. Bei Mkalama- Iranji sagt man szgo, bei Wildhafen wmandondo, bei den Wasokiri in der Gegend von Langenburg zajugu, bei den Wakikuyu in der Nähe von Nairobi wmbumbnu, in Südangola vzelo, jengubu de Cambambe, bei den A-Sande abondu, bei den Schuli Zald, den Madi ssongo, den Lattuka o/og, in Ober-Guinea agwng, jubbejubbe, ın Bornu »zgangala, bei den Fan nöfau, den Bayon dzyan, den Pati mbeya. Die Sudan-Araber nennen sie fwl-Fertit, also »Bohnen aus Dar-Fertit.« Die Haussa gxarruru, die Kanuri gangala, die Fullah galledyi (Passarge), am Kongo nzmü, bei den Waregga westlich vom Albert-See (nach Last) mabungu, in Ugogo zsugu (horngelb und ebenso mit braunen Flecken), bei den Walombo njumu, bei den Wakussu e#ermbe. In Ruanda sind sie nach Kandt unbekannt. Die Pflanze kriecht etwas an der Erde hin und hat dreiteilige Blätter. Ihre Blüten sitzen auf langen Stielen, die mit steifen nach rückwärts ge- richteten Haaren bedeckt sind und am Ende eine Anschwellung haben. Nach der Befruchtung senkt sich der Blütenstiel mit den Blüten in den Boden und die Früchte reifen in dem Boden unter der Erde, ebenso wie bei der Erdnuß (Arachis). Die kleine Hülse enthält in der Regel nur einen, selten zwei Samen. Diese sind rund oder ein wenig oval, meist einfarbig, schwarz oder rotbraun seltener weil). Emin sah bei den Bari auch gefleckte, die ich auch aus Ugogo erhielt. Immer haben sie einen runden weißen Nabel, der bei den hellen Sorten schwarz gerandet ist. Die Samen, die etwas größer als eine Erbse sind, werden gekocht gerne gegessen, die roten und schwarzen sollen weicher und besser als die weißen und gefleckten sein. Es ist eine mehlige, etwas fetthaltige Frucht, die wie andere Bohnen genossen wird. Man muf} diese Steinnuß oder Erderbse von der Erdnuß (Arachzs) unter- scheiden, deren Samen ebenso unterirdisch reifen, in deren Hülsen aber stets zwei, und sehr ölhaltige, Samen sitzen. Schweinfurth hat die Voandseia an den Nilufern von Chartum bis Gondokoro wild gefunden. Man nimmt allgemein an, daß das tropische Afrika ihre Heimat ist, vielleicht am oberen Nil. Möglicherweise war sie aber im wilden Zustand weit auf dem Kontinent verbreitet und wurde an verschiedenen Stellen domestiziert. Über die Verbreitung der Varietäten scheint man noch sehr wenig zu wissen, nur von Emin finde ich die Notiz, daß es in Unyoro nur die einfarbigen, schwarzen oder roten, bei den Bari aber nur die gefleckten gäbe. Bei uns er- innere ich mich, meist einfarbige ziemlich helle Sorten gesehen zu haben. Möglicher- weise gehören die gefleckten und die einfarbigen verschiedenen Entwickelungs- zonen an. In Brasilien nennt man diese Bohne mandubi d’ Angola, sie ist offenbar ‘mit dem Sklavenhandel von Angola nach Brasilien gekommen. In Amerika scheint sie sonst nicht häufig zu sein. In Südasien ist sie sicher nicht heimisch, Watt führt sie in seinem Dic- tionary überhaupt gar nicht auf, und Hooker schreibt in seiner Flora von Indien, daß sie sich ganz selten einmal kultiviert findet. IX. Die Knollen-Gewächse. 1. Alocasia macrorrhiza Schott, wird angepflanzt, aber wohl mehr als Ziergewächs. Ihr Stamm, der den ef3baren Teil bildet, ist großenteils oberirdisch und wird mächtig groß. Die Blätter sind größer als bei Colocaszia und derber, hellgrün. Ich sah sie meist nur in Kübeln als Zierpflanze. Auf Ceylon, wo sie wild sein soll, heißt sie kabara, auf den Freundschaftsinseln #Zappe, auf Tahiti ape, haape, muota, in Neu-Caledonien era. Auch A.odora C. Koch und A. indica Schott kommen wahrscheinlich vor, aber alle diese Formen sind hier bislang noch nicht ‚näher untersucht worden. Okonomisch wichtig ist jedenfalls nur die Co/ocasira antiguorum. 2. Anchomanes difformis (Engl.). Ein Knollengewächs mit nur einem großen dreiteiligen Blatt und stachligem Stiel. Die Teile des Blattes sind wiederum dreifach, zweifach, und diese Teile nochmals unregelmäßig geteilt. Die endständigen Blattsegmente endigen mit 2—3 großen Zähnen. Die sehr große Knolle wird unter dem Namen /entela in Unyamwesi gekocht gegessen. Auch die Knollen der Zydrosme werden gegessen. Die Pflanzen sind der vorigen ähnlich, es fehlen aber die Stacheln an Stielen und Blattenden. Im Hinterland von Mossambik soll die Art 7. mossambicensis (Schott.) palaimboa heiffen. Beide Gattungen gehören zu den Arons-Stäben, von denen sicher noch manche der Knollen wegen benützt werden. 3. Coleus sp. Die Numbu-Knollen der Eingeborenen finde ich in allen den Arbeiten, welche die ostafrikanischen Nutzpflanzen behandeln, übersehen, nur andeutungs- weise ist in den großen Werken, wie Engler und Prantl, sowie Oliver er- wähnt, daß einige Arten Co/eus eßbare Knollen geben. Und doch sind diese ganz außerordentlich interessant, weil es außer Yams und Colocasien wohl die einzigen Knollenfrüchte der Neger waren, bevor sie aus Amerika Bataten und Maniok erhielten, und weil sie dementsprechend die Neueinführungen vielfach nach diesen altbekannten Pflanzen benannt haben. Die Gattungen C’o/eus und die ganz nahe verwandte Plectranthus haben in Afrıka und Südasien über 180 Arten zusammen, aufSerdem noch- mehrere in Madagascar und auf den Mascarenen; einige mit geniefß3baren Knollen werden außer in Afrika in Amboina, Java, Ceylon und an der Coromandelküste angebaut. Da nun über die bei uns kultivierten Arten noch nichts von Fachleuten veröffentlicht ist, halte ich mich im folgenden an die Monographie von Cheva lier und Perrot (les vegeteaux utiles de l’afrique tropicale francaise I, ı. Paris 1905) sowie an die Aufzählung in Kew Bulletin von 1894 und muß es den Fach- leuten überlassen, wie weit botanisch die bei uns wachsenden Arten unterzu- bringen sind. In meinem Reisebericht über die Emin-Pascha-Expedition habe ich übrigens 1894 aus Ostafrika diese Knollen vielfach erwähnt, und wir haben sie damals oft gegessen. Ä Beide Gattungen gehören zur Familie der Lippenblütler, zu denen ja unser Rosmarin, Salbei und die hier als »zAanz bekannten Oczmum-Arten gehören; ein Art, Stachys affinis, ist unter dem Namen crosne aus Japan in Europa als Wurzelgemüse eingeführt. Die erste Co/eus mit eßbaren Knollen wurde schon 1658 von Flacourt aus Madagascar bekannt. Nachfolgend sind nach den Angaben der oben erwähnten Werke die Arten dieser beiden Gattungen, die Knollen haben sollen, kurz aufgezählt: Pl. ternatus Sims. aus Madagascar, Comoren, Mauritius, in ersterem Land als voa-mitsa, houmine, omine bekannt. Pl. rotundifolius Poir. von Mauritius, Coromandelküste. Pl. madagascariensis Benth. von Madagascar, Mauritius, Natal, Yemen. Pl. miserabilis Brig. vom Kongogebiet, Lunda und Mukenge. Pl. esculentus Brown. von Natal, dort umbondive oder Kaffern-Kartoffeln genannt. Pl. floribundus Brown. von Natal, Niassa, Angola. Pl. floribundus var. longipes Brown. von Angola am Cunene, Deutsch- Ostafrika auf dem Plateau im Norden des Niassa-Sees, englisch Niassa- land, Matabeleland, nach Engler auch noch am unteren Kongo. C. tuberosus Benth. In Java, Ceylon, Amboina. und anderen Inseln des Malayischen Archipels kultiviert. Die portugiesischen Colonisten nannten diese Pflanze gorte keligam, gotte kelim*) Hooker vereinigt diese Art mit: C.parviflorus Benth. von Östindien. C. Boyeri Benth. von Madagascar. C.scutellarioides Benth. von Amboina und Mauritius. *) C. fuberosus R. heißt in Abessinien dennitsch auf Tigrinja, dinisch bei den Saho. C.salagensis Gürke. Togo bei Bismarckburg, »Salaga-Kartoffeln«. C. dysentericus Baker. vom Yoruba-Land bei Lagos als krodyn bekannt. C. Coppini Heckel. aus dem französischen Sudan. C.barbatus Benth. von OÖstindien, Himalaya, Arabien, Abessinien, Nubien, Uganda. Diese und die verwandte C. sfzcatus. wird in Abessinien andeffdef genannt. C. edulis Vatke. unter dem Namen dauneh in Abessinien bei Kueita gebaut (s. die Anmerkung zu C. fuberosus). C.rotundifolius Cev. et Perrot (Poir). var. Javanicaminum Chev. in Java gebaut. var.nigraChev. vielim französischen Sudan gebaut und von da verteilt. var.rubra Chev. in Madagascar, Natal, (von den Magwamba matambala genannt), französisch Sudan. var. alba Chev. gebaut am Ubangi, oberen Shari, am Nigerbogen. Von den Bambara zssz-ni-ge genannt. C.brassavillensis Chev. von französisch Kongo. C. Daso Chev. von Brazzaville am französischen Kongo, Bateke, Ober-Ubandi, oberen Shari, scheinbar nicht nördlich von 9° nord. C.langoussiensis Chev. vom Ober-Übangi. Im speziellen soll C. rofundifolius sehr weit in der Kultur verbreitet sein, in Afrika im Westen, Zentrum und Natal. In Westafrika kommt die Pflanze nicht in den Küstenländereien vor, außer in Lagos. Im Innern von französisch Kongo, am Ubangi, am Shari, bis zu den Nduka ist sie überall nur angebaut. Der Name wechselt von einem Stamm zum anderen, im französischen Sudan ussu-ni-fing, ussu-ni-ge, am mittleren Niger fa-dbzrama, bei den Banda gurundu, bei einigen Ngao »dugui, bei anderen daso-rabi (d.h. mohammedanischer daso), bei den Mandjia Auzkiri, manguli, bei den Leuten der Nduka-Gruppe smetele, matele. In Madagascar »Madag. Kartoffel«. Coleus Daso ist im nördlichen Kongobecken, in den Ländern zwischen dem 4.° und 8.° n. Br. kultiviert; am unteren Kongo heißt die Pflanze dzgonde, am Shari und oberen UÜbangi daso, doso, dayu, ndaso, dazu: Coleuslangonuassiensis wird von den Languassi am UÜbangi und Kuango gebaut in recht beschränkter Ausdehnung. Hierzu finde ich noch: C. Penzigii Dam., die in Eritrea kultiviert wird. C.zgniarius Schw., kultiviert in Eritrea und Abessinien. C.chrysioideus Buk., kultiviert am Nyassa und Tanganika. C.languinosus Hochst., Abessinien. C. densus N. E. Brown. vom Nyassa-Land.*) *) Siehe außerdem: Tuberous Labiate in Rew. Bull. 1894. Wıttmack, Eine neue Pflanze mit eßbaren Knollen, Coleus Coppini Hckl. Gartenflora 1902. In unserem Gebiet heilen die Knollen zyumbo im Livingstone-Gebirge, numbu bei Bukoba und in den Gegenden westlich davon, ebenso in Usukuma. Ich notierte das Vorkommen in Nord-Unyamwezi, Uhehe, Usindya und Uganda als zyumbu, in Karagwe, West-Unyoro, bei den Lendü, den Wawira und den Walegga S.-W. vom Albert-See als zzrndu, im Kondeland bei Langenburg zyovera. Das Vorkommen muß, wenigstens in früheren Zeiten, sehr viel ausgebreiteter ge- wesen sein, denn die Batate wird von vielen Völkern mit einem Namen bezeichnet, der mit dem für Co/eus fast identisch ist, wie wir an anderer Stelle sehen werden. Ich nenne dahingehend Ugogo, Usukuma, Nyambo, Ujiji, Uguha, Ubemba, Ubissa, die Wakussa, die Wadjagga, Usumbura. Dort muf3 nach der Namengebung für die Batate zu urteilen die C’o/eus-Wurzel wenigstens bekannt gewesen sein. Ich vermute, daf3 die Coleus-Pflanze, welche die zumbu-Knolle liefert, in dem Küstengebiet fehlt, aber von West-Ugogo an bis zum Bezirk Iringa und Songea, bis zum Niassa, Tanganika und Viktoria-See, im Zwischenseengebiet und nordwest- lich bis weit hinein zum Kongostaat gebaut wird, anscheinend lieber in offenen Ländern als im Urwald. Um welche Art es sich aber handelt, kann ich nicht sagen, vielleicht um verschiedene. Die im Bezirk Langenburg und Songea ge- bauten werden vielleicht die P/. floribundus var. longipes oder C. chry- szoideus oder C. densus sein, die vom Niassa-Land gesammelt wurden (wahr- scheinlich die erstere Art, die unter dem Namen zyovera von Goetze im Kondeland gesammelt ist); die an der Urwaldgrenze westlich von Albert-See vielleicht die C. daso? Aber meines Wissens haben die hiesigen »zumbÖu« alle kleine Knollen. Hoffentlich setzt uns bald Material in den Stand, die Pflanzen zu bestimmen. Die Form aus Uhehe, und eine, die Dr. Busse von Java mitbrachte, werden jetzt in Amani kultiviert, so daf3 sich wohl bald die Pflanzen bestimmen lassen. So weit ich es in Erinnerung habe, ist der Geschmack der Knollen recht angenehm, etwa wie Teltower Rübchen. Sie werden von den Negern stellenweis, aber an- scheinend nie in grofsen Mengen, gebaut. Es sind niedere einjährige sparrige Kräuter, die scheinbar keine große Trockenheit vertragen und nicht übermäßig ergiebig zu sein scheinen. Ihr Anbau ist unzweifelhaft von den Bataten zurück- gedrängt und diese, nicht der Maniok hat von den Eingeborenen den Namen der Coleus erhalten in den Ländern, wo man C’oleus baute. Nach den Anbauversuchen von Chevalier sind die Erträge ganz gut, 16000 Pflanzen per Hektar ergaben 24 Tonnen Knollen, bei anderen Versuchen ıo und 40 Tonnen per Hektar, so daß ihr Anbau doch nicht zu verachten ist. Ethnographisch ist diese Pflanze sehr interessant, weil sie zeigt, wie durch eine Neueinführung eine Pflanze verdrängt wird und die neue den Namen der alten erhielt. Jedenfalls scheint es eine altheimische Pflanze zu sein. Hier in Amani wurde die von Dr. Busse unter dem Namen C. Zuberosus aus Java hergebrachte Pflanze kultiviert, brachte aber nur etwa haselnufßgrofßse Knollen. Unsere Javanen, die sie Zontang nennen, behaupten, die Erträge würden bei Anzucht aus Stecklingen bessere. 4. Coccinia sp. Im Gebiet des Ituri-Urwaldes lebten wir auf der Expedition mit Emin Pascha eine Zeit lang von den großen, lappigen Knollen einer stacheligen Wald-Liane, die wahrscheinlich zu dieser Gattung der Cucurbitaceen gehörte. Das rötliche, sehr faserige und stark bittere Fleisch der Knollen mußte unter Wasserwechsel sehr lange gekocht werden und gab selbst dann noch ein gräuliches Essen, das man nur bei der damaligen Hungerszeit zu sich nahm, wo wir täglich Leute an Hunger verloren. Bei Bukoba kamen 1891 lappige, fingerförmige, bittere Knollen unter dem Namen #orgo auf den Markt, die wahrscheinlich zur selben Gattung gehören. 5. Colocasia antiquorum Schott. Die Colocasie oder der Taro; jenes zu den Arum-Gewächsen gehörige Kraut wird bei uns vor allem in den feuchteren Teilen der Gebirge angepflanzt, in der Ebene nur an geschützten und sehr feuchten Plätzen. Besonders ist es der knollige Grundstock, der gegessen wird und zwanzig Prozent Stärke enthält, aber auch aus Blättern und deren Stielen kann ein gutes Gemüse hergestellt werden. Jedem Reisenden, welcher in den Gebirgen Östafrikas sich aufhielt, werden die saftig grünen, großen und pfeilförmigen Blätter dieser Pflanze auf- gefallen sein. Die Blüten bekommt man nur sehr selten zu Gesicht. Die Knollen aller dieser Aroideen enthalten frisch einen scharfen oder giftigen Saft. Man kocht sie deshalb ziemlich lange, giefßt das Wasser meistens einmal fort. Sie bilden dann ein ganz gut schmeckendes Gericht. Ich ließ mir oft die bisweilen 4—6 Pfund schweren Wurzeln nach dem Kochen in Scheiben schneiden und diese in Butter oder Fett backen, das gibt ein zwar etwas unansehnliches, weil graues und faseriges Gericht, das aber wohlschmeckend ist. Die Blätter der jungen C’olocasien aber geben den feinsten Spinat, den ich kenne, der unseren europäischen übertrifft. Die alten Blätter sind aber nicht gut. Dies Gewächs wird jetzt überall in den Tropen angebaut, in Afrika nach Oliver in Ober-Guinea, Kap Verde, Sierra Leone, Kamerun, Eritraea, Abessinien, Sennar, Uganda, Unyoro, Niassa, Shire, Mombassa, Angola, Oliver fügt hinzu »in shady woods«, sagt aber nicht ob wild oder angeflanzt. Nach meinen Beob- achtungen ist es immer angebaut oder höchstens verwildert, kommt bei uns in Zanzi- bar, da und dort an der Küste, in Usambara, Uluguru, Unguu, Usagara, am Kili- mandjaro, am Tanganika, und vor allem im ganzen Zwischenseengebiet bis weit hinein in die Urwaldgebiete des Kongostaates vor. Im Süden im Bezirke Langen- burg und Songea. Es scheint mir so, als ob die Verbreitungszone der Colocasie mit der von der Banane zusammenfällt, ganz besonders in den spezifischen Bananen- ländern werden die Colocasien massenhaft angebaut. In den Uluguru-Bergen sah ich ganze Berghänge damit bewachsen. Es kann diese Erscheinung natürlich ihren Grund darin finden, daß beide Pflanzen sehr ähnliche Ansprüche an das Klima haben, aber es ist auch recht gut denkbar, daf3 beide gemeinsamen Ur- sprungs sind. Diese letztere Vermutung hat recht viel Wahrscheinlichkeit für sich. Die Botaniker nehmen im Allgemeinen an, daf3 die Urheimat unserer Pflanze in Indien und auf den Inseln des malayischen Archipels sei. Dort und auf Ceylon sind wilde Exemplare gefunden. Nun hat aber vor einiger Zeit Schweinfurth in Yemen ebenfalls unzweifelhaft wilde Colocasien entdeckt! So ist es wahr- scheinlich, daf3 sie an mehreren Stellen heimisch ist, Südasien, im Archipel und Südarabien, möglicherweise auch noch in Abessinien, in welchen Gebieten doch recht ähnliche Floren sind. Offenbar vom Archipel oder Indien aus ist die Pflanze anfangs unserer Zeitrechnung nach China gebracht, wo sie zuerst im Jahre 100 n. Chr. erwähnt wird. Und von Arabien aus wird sie wohl nach Ägypten ver- pflanzt sein. Plinius beschreibt sie von da als Arum Aegyptium, A&tius als manzisanion, Simeon Seti als maltanion. Sie wird wohl in griechisch- römischer Zeit nach dem Nilland gelangt sein. Die von den Griechen co/ocasza benannte Pflanze war aber nicht diese, sondern Ne/lumbium, man hatte diese beiden, die ja entfernt ähnliche Blätter haben, wohl verwechselt, denn der Name stammt offenbar von der arabischen Bezeichnung für die richtige Colocasie nämlich cwlcas. Mit diesem Worte wird unsere Pflanze in Arabien und in Ägypten be- zeichnet (culcas, qulkas, kulkas, auch adsan elfil), von hier gelangte der Name als adcolcas nach Portugal, während die Italiener sie, — die auch dort gedeiht —, aro di Egitto nennen. Im Sanscrit heißt die Colocasie kz/schu, in den heutigen indischen Sprachen kachu, ghuyo, arvi, alu, in Ceylon die angebaute kandalla, die wilde gahalla, die malayischen Namen sind Zallus, tallas, tales, kladi, kelady; von den ersteren Worten stammt offenbar das Zallo, tarro von ÖOtahaiti und Neuseeland ab, und das dalo der Fiji-Inseln. Unter dem Namen /aro ist unsere Pflanze dann in der ganzen Südsee bekannt und eins der wichtigsten Kulturgewächse. Offen- bar ist sie dort mit den Wanderungen der Südseeinsulaner verbreitet worden, und auch hier gehen scheinbar Banane und Colocasie nebeneinander! Die Ja- paner sagen 2720, die Chinesen yz-?’u. \Vulgärnamen aus verschiedenen Gegenden sind noch Zales, songes, Karaiben-Kohl, tayes, tayoves, tayobas, mangarctas meist wohl amerikanische Benennungen. In Tahiti kennt man 18 Sorten mit verschiedenen Namen, in Caledonien 21. An der ostafrikanischen Küste wird die Colocasie nzlungwi, mayugwa, mayugıw! oder 727267, in Usambara smalombo, maese, am Kilimandjaro und bei den Wapare ma- duma, malombo, maluma, mlindi, in Usagara mhimbi, in Uganda und Unyoro djuni (in Unyoro nur im Süden des Landes vorhanden), in Bukoba dzswara, li- zwota, in Usumbura und Ujiji wmateke, in Lattuka adovona, bei den Kai in West- afrika dolang, nono und in anderer Gegend von Westafrika dznde genannt Die Haussa sagen goasd, die Fullah Zandodje, die Ewe in Süd-Togo sowie die Be- wohner der Goldküste zankani. Die Blätter heißen in Usambara maithe. In Madagascar nennt man Aroideen mit eßSbaren Knollen saonjo, horirika. Wahrscheinlich sind es auch Colocaszien. In keinem dieser Worte ist etwas von den indischen oder arabischen Aus- drücken zu finden. Nun kann man ja allerdings aus der Namengebung in Afrika herzlich wenig auf die Abstammung einer Pflanze schliefen, wenigstens nicht aus Verschiedenheiten; aber es will mir doch scheinen, als ob die Colocasie bei uns in sehr alter Kultur sei. Ich kann dafür keine Beweise erbringen, aber es macht mir den Eindruck, als ob sie mit der Bananenkultur stammeseins sei, und daf3 ebenso wie bei der Banane wir uns über die Herkunft die Köpfe zer- brechen können. Am wahrscheinlichsten kommt es mir noch vor, dafs beide mit der Einwanderung der Bantu oder anderer Neger aus deren östlicher Urheimat ge- bracht sei, oder aber, daf3 sie vielleicht auch hier in Afrika heimisch ist. Schein- bar wild findet man sie ja bisweilen, und es ist recht schwer zu sagen, ob es sich um eine Verwilderung oder um ein spontanes Vorkommen handelt. Wenn sie in Yemen wild ist, warum sollte sie nicht auch, wenigstens früher, in Abessinien und den Gallaländern sowie in den Gebirgen Afrikas wild gewesen und dann an verschiedenen Stellen in Nutzung genommen sein? Große Züchtungen wie beim Getreide sind doch jedenfalls mit diesem Gewächs nicht vorgenommen, das man zwar anpflanzt und vermehrt, das aber immer noch einen halbwilden Eindruck macht. Und es werden doch in vielen Ländern der Tropen die Knollen der nachweislich wilden Aroideen gegessen | Die Colocasia macht zwar Blüten und ihre roten Früchte, wenn man die Knollen vor dem Auspflanzen erst ruhen läßt, aber das kommt hier bei den Ein- geborenen doch wohl selten vor. Im allgemeinen werden diese Pflanzen auf die Vermehrung und also auch auf die Verbreitung durch den Menschen angewiesen sein, denn außer daf3 Vögel einmal die recht seltenen Beeren aufnehmen könnten, kann doch nur der Mensch die Knollen forttragen. Ähnlich ist es mit der Banane, die nur auf diese Verbreitung angewiesen ist. Man kann die Wurzel- knollen beider zwar weit versenden — wir bekamen z. B. junge Bananen in einem Blechgefäßß aus Indien —, aber für die Neger wird es doch recht umständlich gewesen sein, sie von einem Land, wo sie gedeihen, zum anderen zu schaffen. Ich glaube demnach den Gedanken nicht ganz von der Hand weisen zu sollen, daf3 die Völker sie auf ihrem gewiß ganz allmählich vorgegangenen Vorschieben von Osten her mitführten, und dies hat wohl zu einer sehr entlegenen Zeit statt- gefunden, wo die klimatischen Bedingungen von den heutigen verschieden waren, wo die Wälder sich infolge viel größerer Niederschläge viel mehr ausdehnten, wo die Gletscher der grofen afrikanischen Gebirge noch weiter als heute herab- reichten und wo die großen Trockenrisse der Steppen noch Wasser führten. Es kommt mir demnach so vor, als ob Colocasie und Banane sehr alte Einführungen seien. Vielleicht kann uns in Zukunft das Studium der hiesigen und indischen Varietäten der Pflanze eine Lösung der Frage geben. Holst beobachtete in Usambara 4 Varietäten, zalombo mit grünen Blatt- stielen und grünen Rippen, dann solche mit bläulichen Stielen und ebensolchen Rippen, mulungwe, die klein und rötlich waren, und dombwe, die eine große grün- liche Staude bildeten. Christen konnte besondere Namen für die Varietät mit rötlich-violett-grünen Blättern in Usambara 1907 nicht feststellen. Seiner Ansicht nach variiert die Knolle nach Größe und Form je nach dem Boden. Am Kilimandjaro sind folgende beschrieben: ‚zsarı, die hellgrüne Stiele und untere Auswüchse an den Rippen haben. (Sie gehören nach Engler’s Ver- mutung vielleicht zu der Art Manthosoma nigrescens var. appendicula- tum Eng!*) Ferner mshele mit dunkelroten Stengeln und grünen, sehr großen Blättern, »zsaanga, kleinere mit nur am Grunde rot gestreiftem Stiel, sale, die sehr groß und ganz grün sind, und endlich wzuyasa eine große Sorte mit ganz hellgrünem Stiel, deren Knolle schlecht sein soll. Die Sorte mit Anhängen an den Blattrippen habe ich im Urwaldgebiet westlich vom Albert-See viel gesehen. Wieweit die beschriebenen Sorten wirkliche stän- dige Varietäten oder nur durch verschiedene Lebensbedingungen hervorgebrachte Abweichungen sind, kann nur durch Kulturversuche entschieden werden. Nicht ausgeschlossen ist es auch, daf3 es hier mehrere Arten gibt. Die Xanthosomen sollen alle in Amerika heimisch sein, wären also, wenn die Neger sie wirklich kultivieren, späte Einführungen. 6. Cyperus esculentus L. Die sogenannte Erdmandel. Die Wurzelknollen verschiedener Riedgräser werden benützt teils zu medikamentösen Zwecken, teils zum Essen. Wieweit das in Ostafrika geschieht, weiß ich nicht. Die des C. esculentus werden in vielen Gegenden gegessen und sollen ganz gut schmecken. Er kommt in Süd- europa, Amerika, Ägypten und fast überall in Afrika vor und bildet stellenweis ein lästiges Unkraut. Vielfach aber wird er angepflanzt. Die Wurzelknollen sind in Togo z. B. ein beliebter Leckerbissen, sie sollen mandelartig schmecken. Bei den Herero sind sie ein wichtiges Nahrungsmittel. In Zanzibar, am Kilimandjaro, am Tanganika, im Niassaland sind sie gesammelt. Die Engländer nennen sie chefa, chufa, Earth Almond, Tiger Nut, Rush Nut. In Indien gehen unter den Namen kaseru, dila. Die Pflanze hat ein sehr großes ethnographisches Interesse, weil die Knollen im alten Ägypten viel gegessen wurden. In den altägyptischen Gräbern findet man sie auch als Beigaben der Toten. Die arabisch-persischen Schriftsteller nennen sie hab-el-selm hab-elasis, salam. In Ewe heißt sie fe. Ich selbst habe die Knolle hier noch nicht in Gebrauch gefunden. Am Fuß der Usambara-Berge wächst eine Juneacee, die von der C\ esculentus tosel verschieden ist, unter dem Namen dago, deren Knollen angeblich als Medizin bei Verdauungsbeschwerden benützt werden. ”) Nanth. violaceum heißt nach Busse in Togo coco. Cyperus bulbosus Vahl soll nach Trimen's Angabe in Ceylon unter dem Namen sz/andı-arisi viel gegessen werden. Nach Schweinfurth’s Liste heißt sie in Abessinien auf Tigrinja gaan, ko'enti, guaudi, in Tigre gain. 7. Dioscorea sp. Die Yams-Wurzeln sind schon für den Fachmann ein schwieriges Kapitel, ‘da die Unterscheidung der Arten noch nicht ganz geklärt ist und man oft bei den kultivierten kein zur wissenschaftlichen Bestimmung ausreichendes Material in die Hände der Fachleute lieferte, für mich aber kann es sich hier nur darum handeln, nach den vorhandenen Veröffentlichungen von Warburg, Dammer und Sadebeck eine Zusammenstellung zu machen, an die ich mich im nach- folgenden halten muß. Es handelt sich um ein- oder mehrjährige, kletternde oder windende Kräuter, die aus oft sehr großen, oft kahlen, oft schuppig beblätterten Knollen heraus- wachsen. Ihre bald wechsel- ‘bald gegenständigen Blätter sind herzpfeilförmig, drei bis sieben nervig, oder auch handförmig gelappt. Die Blütenstände sind traubig, die Früchte eine dreikantige, geflügelte Kapsel. Die Gattung Dzroscorea umfaßst etwa 200 Arten und Varietäten, die in den Tropen der alten und neuen Welt leben. In Ostafrika gibt es elf Arten. Die in den verschiedenen Ländern kultivierten oder ihrer Knollen wegen ausgenützten Yams gehören ganz verschiedenen, in den betreffenden Ländern entweder ein- heimischen Arten oder weitverbreiteten an. So wird z.B. D. Batatas Desne. in China und Japan im Großen gebaut, wo die Kultur uralt ist, D. alata L. auf den Südseeinseln und in Östindien, D.sativa L.von Indien bis Nord-Australien, D. vz/losa_L.und D.trziloba Lam. in Amerika usw. Vielfach sind die in Kultur genommenen Arten dann auch ausgetauscht. Für Ostafrika kommen außer der besonders ihrer oberirdischen Knollen wegen zu behandelnden D. (Helmia) bulbifera L. folgende Arten in Betracht: D. abyssinica Hochst., die in Abessinien, Usagara, Usambara und am Kili- mandjaro gebaut wird, auf Kischamba vzg0n7o genannt und dort offenbar die meist kultivierte Art, von den Wadjagga am Kilimandjaro »z#%ua genannt. Die Stengel sind etwas stachelig, die Blätter ungeteilt und gegenständig. D.odoratissima Pax. vom Niassa-Land, Ober-Guinea, Kamerun, Kongo und Angola, mit einfachen, gegenständigen Blättern. D. alata L. vielleicht von Indien eingeführt, wird in Usambara unter dem Namen Arlungu masi gebaut; mit geflügeltem Stengel. Sie hat kleine Luft- knollen in den Blattachsen. Sie wird auch bei den Wadigo, in Zanzibar usw. gebaut. D. dumentorum Pax. vom Seengebiet, Niassaland, Niger-Benue, Kamerun, Unterem Kongo (auch im Malayischen Archipel?). Die Art hat gefingerte Blätter und stark stachelige Stengel. | Uline (bot. Jahrb. 25, 1898) schreibt, daß Afrika 20 gute Arten von Dioscorea habe, besonders mit gegenständigen, dreizähligen Blättern, und daß D. sativa L. (=H. buldifera Kth.) wahrscheinlich in Afrika einheimisch sei. Die Arten sollen sich in folgende Gruppen teilen lassen: I. Blätter einfach. ı. Blätter abwechselnd gestellt, D. dulbrifera, D. Buchannii, D. hylo- phila. 2. Blätter gegenständig, D. abyssinica, D. odoratissima, D. sanszi- barensis, D. Schimperiana, Var. vestita. II. Blätter gefingert. D. Ouartiniana, D. Stuhlmannii, D. Holstiti, D. dumentorum. Welche Arten nun in den verschiedenen Gegenden von Ostafrika unter den Namen der Eingeborenen verstanden sind, weif3 ich nicht. Es scheint, daf die erste Art (D. abyssinica) nur in den Gebirgen gedeiht, die anderen auch in der Ebene. An der Küste werden die Yams immer vzasz vikun genannt, welcher Ausdruck nicht etwa von kuu-kubrwa (groß) herkommt, sondern von kuu, kukuu = alt. Vrasi heifsen heute allgemein die Bataten, die aber bekanntlich neue amerikanische Einführungen sind. Vrzazsz ist offenbar der ursprüngliche Name der Yams, die man später nach Einführung der Bataten die vzasz vzkuu, d. h. die altertümlichen Knollen, nannte, und das Wort vzasz7 bedeutet offenbar auch Wurzelknollen im allgemeinen. Noch heute wird jede Wurzelknolle, die nicht zwiebelartig ist, #zasz pl. vzasz? genannt. Die Yams, ohne auf die Zugehörigkeit zu bestimmten botanischen Arten einzugehen, werden von den verschiedenen Völkern genannt: von den Washambaa in Usambara vzgongo, makolo, vılongo-masi, von den Wadigo vzgogwe, viazı- vikuu, viazi ya shambalani, in Ukhwere krnana (rund), in Usagara kzgonso, in Usukuma z/ugz, in Unyamwezi »natugu, in Unyoro brrai, in Uganda dallugu, in Usumbura szödzrz, in Bukoba »ndzra, bei den Wakussu wzandıku, von den Massai gere, li-murungunti, von den Lur alahm, den A-Sande mbdarra, den Kai gdana, kise, kwaso, von den Djagga vzrrAua, von den Wamakuwa wahrscheinlich ekarraka (Kartoffeln), im Bezirk Langenburg zrdale (rot), maboko (bräunlich, groß, flach), fitugu (groß, rund), am Kilimandjaro yzrndza, furi, am Kongo guinguoa que kongo(?), bei den Walombo-Manyema vzhama, bei den Haussa doya, den Fulbe dugumdje, bei den Mu&sa (Langenburg) vzhugu, den Wasokiri dortselbst zgerengere. Unzweifelhaft handelt es sich meist um hier einheimische Arten, selten um von ferne her eingeführte Kulturpflanzen, wahrscheinlich sind viele dieser Arten hier noch mehr oder weniger wild vorhanden. Es ist anzunehmen, daf3 es wohl ziemlich die ältesten hier in Pflege des Menschen genommenen Pflanzen sind, die in der Urzeit von dem nur die wilden Früchte des Waldes sammelnden Neger ausgebeutet wurden, und die er erst später anpflanzte, als er seßßhaft wurde. Mit Ausnahme der D. alata, die sonst auf den Südseeinseln und in Ost- indien wächst, die wohl von Indien einführt wurde, sowie der noch zu be- sprechenden D. bulbifera, die von Australien bis Ostindien verbreitet ist, sind es wohl alles hiesige einheimische Arten. Die in anderen Ländern der heifSsen Zone gebauten, » Yams« genannten Knollen haben demnach meist nichts anderes mit den hiesigen zu tun, besonders nicht die amerikanischen zrAame, cara, als daf3 es an verschiedenen Gegenden kultivierte Pflan- zen derselben Gattung sind. Es erübrigt sich demnach, näher auf die Eingeborenen- Namen dieser Sorten näher einzugehen. D. alata wird auf den Südseeinseln ubi, rubi genannt und dies Wort findet sich von den Philippinen bis Madagascar (Tonga uf, Tahiti exe, Madagascar vzvz). In Neukaledonien sind nicht weniger als 45 Varietäten dieser Art mit verschiedenen Namen bekannt. In Indien heifst sie kam-alu, kon, dand-alu. Das Wort Yarn soll nach einigen aus den westafrikanischen Dialekten stammen und dort so viel wie »Essen« bedeuten,*) die meisten Autoren aber sagen, dafs es aus Amerika stammen soll, wo schon Vespuceci es 1497 an der Küste von Paria (?), Cabral 1500 in Brasilien gehört haben soll. Die Portugiesen nannten die Wurzel zrlame, die Franzosen zgzame, in Brasilien sagt man caras, in Fran- zösisch-Indien cambares, in Cuba ajes (?). Aus Britisch-Indien wird sie 1583, aus Guinea (Purchas Pilgrimage) 1625 erwähnt. Aus Ostafrika sind mir keine alten Erwähnungen zu Gesicht gekommen. Nach den Angaben von Holst soll es in Usambara folgende Sorten geben: kigwa, mit goldgelber Knolle, sirkwagano, mit weißer, mehliger Knolle, vigonjo, mit gelblicher, faseriger Knolle, angwa, lusi ya vigonyo, moya ya ngombe. Ferner unter den Kollektivnamen zakolo und vzlungo ması folgende zehn Formen: moyo ya ngombe, mit großer, feinschaliger senkrecht im Boden stehen- der Knolle, deren jüngere Teile schmackhaft sind, wefesa, mit wagerecht im Boden liegender armdicker Knolle, an der die kleinen genießbaren Tochterknollen sitzen, ubrkahehrt mit unregelmäßigen, flachen schleimigen Knollen, kz/a ya mamba, mit länglicher Knolle, die eine blättrige Schale hat. Dies sind alles Sorten mit weißem Knollenfleisch. Aznguni, mit mehreren Knollen, die Auswüchse zeigen und schuppig sind, fome ya kwicho, mit senkrecht im Boden stehenden, arm- starken Knollen, die Auswüchse haben und glattschalig sind, /xsz, mit langen, horizontal liegenden Knollen, die dünn und glattschalig sind und azgzva, mit langen gewundenen Knollen, die Auswüchse tragen und schuppige Haut haben. Diese Sorten sollen rötlich angelaufenes Fleisch haben. Endlich noch die finger- förmige shemanderu und die kriechende Zoxa. Jetzt (1907) ließen sich in West-Usambaru durch Wirtschaftsinspektor Christen nur noch folgende Sorten feststellen: /zsz, mit stachligem Stengel, ganzrandigen Blättern und Knollen, welche horizontal liegen aber nach unten handförmige Fortsätze aussenden; Azgogno, die nicht verzweigte Knollen und auch dornige Stengel haben, und Zone ya krwicho, mit dünnem, geflügeltem, stachellosem Stengel, *) In Fullah heißt nach Westermann zyasn »essen«. Stuhlmann, Beiträge zur Kulturgeschichte von Ostafrika. 16 ganzrandigen Blättern und aufSer den Erdknollen noch kleinen Luftknollen, die man zur Vermehrung benützt. Ob die anderen Formen ausgestorben sind oder ob Holst dort teils Phantasienamen bekam, kann ich nicht entscheiden. Bei der Kultur zeigte sich bis zu meiner Abreise aus Amani (Januar 1908) daß: sugu herzförmige, abwechselnd gestellte Blätter und glatte Stengel hatte, sie gehörte also zur Gruppe dulbifera; Zus! hatte gegenständige, ungeteilte Blätter, der Stengel war geflügelt, sie ge- hörte also zur Gruppe abyssinzca; rıgogno hatte geteilte, abwechselnd stehende Blätter und einen sehr stachligen Stengel, gehörte also der Gruppe dumentorum an; Sorte von Tanga hatte herzförmige, rotgeaderte, gegenständige Blätter und geflügelten Stengel, Gruppe abyssinzca. Die Namen werden offenbar von verschiedenen Leuten stets miteinander verwechselt. Eine Klärung in der Frage können nur die von Prof. Zimmer- mann unternommenen, ausgedehnten Kulturversuche bringen. Nach Warburg gehören die vzgonjo und singua kano genannten Sorten zu D. abyssinica, die kllungu masi und vırasi ya shambalanı zu D. alata und die moyo ya ngombe, uetesa, ubikahet, kıla ya mamba, lusi, angwa, pome ya kwicho, kungunt, shemandero und fona vielleicht zu D. satıva. In Kilossa kennt man die #zgonso kiseru mit weißem Fleisch und breiten Blättern, die kzsongo kidunghu oder mnuka mit roten Knollen und schmalen Blättern. In Songea kennt man #iyaoyao und Zaotuli, bei Kilwa eine virhamzmwva genannte Sorte mit eiförmigen Knollen von der Größe unserer Kartoffel. In Zanzibar waren auf der landwirtschaftlichen Ausstellung welche unter dem Namen Zpome ya kwichu Yams, die ca. Ya Zentner wogen und fast fußdick bei 3—4 Fuf3 lang waren, dann wieder andere, die mächtige vielfach gelappte Knollen hatten. Sie werden in Amani kultiviert und gehören auch zu D. alata. Irgend wie genau botanisch bekannt sind aber alle diese Sorten nicht, es wäre in hohem Grade wünschenswert, wenn alle in den verschiedenen Bezirken aufzufindenden Arten dem B. L.-Institut mit den Eingeborenen-Namen sowie mit Herbarium-Material gesandt würden, wobei zu beachten ist, daß die an verschiedenen Pflanzen wachsenden männlichen und weiblichen Blüten mitgesandt werden. Aber auch, wenn die Herbarexemplare fehlen, kann hier in Amani durch Kultivierung die Art festgestellt werden. In den Gebirgen, wie z. B. am Kilimandjaro und in West-Usambara spielt die Yamsknolle eine ziemlich bedeutende Rolle im Haushalt der Neger, allerdings bei uns nicht im entferntesten so wie in Westafrika z. B. Togo. Ich höre, dafs dort gebackene Yams auch bei den Europäern die Stelle des Brotes vertreten und recht beliebt sind. In Angola dagegen sind Yams sowie Colocasien so gut wie unbekannt: Auf St. Thom& kommen nach Moller 4 Arten vor: Dioscorea sativa L., von den Negern oZoxz, von den Kolonisten za same genannt. D. triphylla L., von den Negern gunin, unguinin, von den Kolonisten zwhamne bravo genamnt. D. prehensilis Benth., der ofo der Neger, zuhame branco der Kolonisten, D. alata L., der gudüu der Neger, der zuhame gudu der Kolonisten. Zum Schluß gebe ich eine Serie von Neger-Namen für Yams nach Koelle’s Polyglotta africana, meistens von westafrikanischen Stämmen. Yam. Senegambien b. Bissagos bis Monrovia Basa sz Filham ekama Kra s2 Bola katoh, pl. ıtoh Grebo ki Sarar katok, pl. ıtok Gbe hule & dogbe Pepel kitok, pl. ıtok Dahome, Sklaven-Küste Biafada wuladso, pl. Adampe ete maladso Ewe ete Padsade maradso Hwida Lewi Baga (v. Kalum) akur, pl. ekui Dahome ZEIDLE ER LL, Timne anai, pl. manai Mahi Lewi Bulom anet, pl. manei AkunOta zadsu Mampo Roc Rdn Egba zdsu, udsu Kisi tomboi Idsesa esu Süd-Senegambien bis Kap Palmas Yoruba zdsu Madenga ku Yagba 75U, usu Kabunga nyambo Eki zdsu Toronka eu Dsumu 25uU & 15U Dsalunka ku Oworo zdsu Kankanka ku Dsebu USU Bambara ku Ife 28U Kono ku Ondo 25U Vei sinabeli (dyambı, Dsekiri OTUSU Soso Solima ku wild) Igala odsu Kisekise habı Sudan—Niger. Tene urebili Mose nyurt Gbandi möbulei Dselana nuna Landoro mbole & mboe Guresa nyır, pl. nyue Mende mbole Gurma nura & anura Kpese bele Legba hire & he Toma böe Kaure kabana, pl. kabansı Mano ve Kiamba fudu, pl. fidın Gio ble Koama Pia Kru-Küste Bagbalani pina Dewoi s2 Kasm pia Niger-Mündung Isoarna 2dsı & ds Isiele 2d'st Abadsa dsi & ghi Aro 2dsı Mbofia gl Sobo one Egbele emi Bini znya Ihewe edsa, eya & ema Oloma amıla Okuloma buru Udso dulu Unterer Niger (Nupe) Nupe edsi Kupa 2tsi Esitako 2dsı Goali Gugu siama Puka dsıama Busa 2tsı Ebe edsi Opanda enu Igu enu Egbira-Hima nu Tsad-See Bornu Kanuri berma Munio döya Nguru döya Kanem doya West-Tsad-See Pika nisumo & nzimo Karekare doya, daya Ngodsin danya Ost-Unt.-Niger Ekamtulufu elu Udom elu, pl. belu Mbofon enu pl. benu Eafen edsu, pl. adsu Basa 2gene Kamuku ıgana, pl. mogana Kamerun-Hinterland Dsukn (Bantu ?) su 244 — Isuwu Diwala, Dualla Orungu Bayon do. Pati Kum Bagba Balu Bamom Ngoala Momenya Papiah Param Ngoten Melon Nhalemoe Baseke Kongo— Angola Kabenda Mimboma Musentandu Mbamba Kunyika Ntere Mutsaya Babuma Bumbete Kasande Nyombe Basunde Ngola Pangela Lubalo Runda Pongo Kisama S.-Afrika Muntu Kiriman Marawi Meto Nyamban mba mba MONgO ko zyoR ko, pl. nko akuo Yu yo, ayo a30 kuo ayohı udso kuad Rotok koto yoma, pl. bioma mbala, pl. mbalaz mbala, pl. simbala mbala kekua, pl. ekua dsiham, pl. biham kekoa, pl. bekoa mbala kekoa, pl. bekoa rekua, pl. bekua keliengo, pl. cliengo mbala, pl. tsimbala mbala, pl. zimbala zdenko, pl. sıtata odsirengo keliengo pl. eliengo dsuron, pl. iron kelinko. pl. belinko kasarala mapcla Imitsama mutsama, pl. kllas, pl. tselas mapcetla kılongu, pl..ztilongu — 245 West-Atlantische Stämme Dsarawa ntiri, pl. antırı Wolof nyambi Koro dsıt Bidsogo Ankaras zrezs Ham edog Wun uresa Akurakura zbom Gadsaga ku Okam okotegwe, adsıd Banyun bakamako Yasgua bero Nalu nkiep Nki muro Bulanda ‚gnbos, fgnbos Kambali berui Limba ne, pl. neni Alege poniara, poniaga Lamdoma detsak, pl. yetsak ' Penin ngor Asante odie Bute eo, pl. beo Hoch-Sudan Murundo akua, pl. bekua Barba lası Undaza dsıan, pl. bedstan West-Zentral-Sudan Ndob dsan, pl. yelsan Tumbuktu labdundu Tumu dyoma, pl. bioma Bagirmi doya Nkele enyara, pl. menyara Hausa Kano doya Konguan 2kır Kadzina doaya, doya, pl. Mbarike zyoro, pl. tyowo doyaoi Siwi zsun Pulo hapere, pl. kappe Boritsu kadsio Timbo Kapol, pl. kappe Afudu kedien, pl. bedien Kano 157 Mfut ASsog Niger-Delta Mbe kenkuro, pl. enkuro Yala ‚ edia Arabisch Süd-West-Afrika Adirar bagalun, pl. borol, Anan beag bugudu 8. Dioscorea (Helmia) bulbifera L. Die Luftknollen-Yam nimmt eine gesonderte Stellung dadurch ein, dafs sie an den Ranken oberirdische Knollen bildet. Diese Art wird auch gebaut und kommt von Australien bis Afrika vor, wohl im ganzen Tropengürtel, sie ist in in Abessinien, Deutsch-Östafrika und Westafrika zu finden und zwar an Wald- (Auch D. dumento- Ich habe immer den Eindruck gehabt, dafs oder dichten Buschrändern an nicht zu trockenen Stellen. rum wacht kleine Luftknollen.) D. bulbifera bei uns wild ist aber auch kultiviert wird. Auch in Indien soll sie nach Watts Angabe wild sein. Dieser auffallenden Art haben die Neger denn auch besondere Namen gegeben. In Usambara nennt man sie /udu,®) in Usa- gara krtugwi, in Ukhwere vzZubwwi, am Kilimandjaro mamaia, (die Erdknollen »g). auch #zbere, in Uganda makodbe, in Unyoro makingo, bei den A-Sande männä. Diese Art macht auch Erdknollen, die jedoch ungenießbar sein sollen. Ich fand *) Wirtschaftsinspektor Christen von Wilhelmsthal schreibt, daß /xgz der Name einer wilden, ungenießbaren Art sei. sie selten im Steppenland, ich kann mich sogar sicher nur erinnern, sie in allen Gebirgen und massenhaft im Zwischenseengebiet (Bukoba) und im Kongo-Urwald gefunden zu haben. Ich habe die Ze/mza viel häufiger zu Gesicht bekommen, als die anderen Yams, deren Kultur meistens durch Maniok und Bataten mehr und mehr verdrängt zu werden scheint. Diese Luftknollen — 60—70 an einer Pflanze — haben meistens die Größe eines Hühnereies, selten bis Faustgröße und sind schwach dreikantig. Sie werden mit der Schale gekocht uud schmecken wie eine filzige Kartoffel, die Frost be- kommen hatte. 9. Ipomoea Batatas Lam. (Siehe Verbreitungskarte). Die Batate oder Süßkartoffel gehört zu der Familie der Winden. Es ist ein Kraut mit windendem oder rankendem Stiel und abwechselnd stehenden Blättern, die von recht verschiedener Gestalt sein können. Bald sind sie herz- förmig, bald wie die Blätter der Platane geformt, bald mit fünf, tief einge- schnittenen handförmigen Lappen. Zwischen diesen Formen finden sich alle Übergänge, aber man findet dieselbe Form meist auf einem Beet, manchmal so- gar in einem Lande konstant. Es erfordert noch lange Studien. die von Dr. Braun begonnen sind, um festzustellen, ob diese Blattformen erblich sind oder ob es sich, wie vielfach die Neger behaupten, um Variationen handelt, die durch ver- schiedenen Boden hervorgerufen sind.*) Die großen, blafSpurpurroten Trichter- blumen sitzen zu 3—4 gemeinsam am Ende eines langen Stieles. Wenn auch früher vielfach angenommen wurde, daf3 ihre Heimat die alte Welt sei, wie z. B. der Prodromus von De Candolle noch Indien als Heimat nennt, so sind sich heute doch wohl alle Botaniker darüber einig, daf3 diese Pflanze aus Amerika stammt. 13514**) soll sie in Darien und Honduras wild von P. Martyr beobachtet worden sein, aber das wahrscheinliche ist, daf3 ihre wilde Form wie bei so manchen Kulturpflanzen ausgestorben ist. Pigafetta fand sie 1519 bei den Indianern, Oviedo 1525 in Hispaniola (datatas, ajes, cumar, hetich |Tupi]) als Nahrungsmittel. Clusius schreibt 1576 und 1601, daß er sie in Spanien gegessen habe, wo man sie unter den Namen Datatas, Camotes, Amotes, Cumar, Ajes, Hetich (Tupi), Yete (Guarani) von Amerika eingeführt habe.}) Die *) Dies letztere ist recht unwahrscheinlich, denn hier in Amanı auf demselben Boden kultivierte Sorten behalten ihre Blattform ebenso wie die Neigung einiger Sorten violette Blatt- stiele und Rippen zu bilden. **) Gray und Trumbull in Americ. Journ. of Sc. 1883. 7) O. F. Cook (Contr. U. S. Nat. Herbarium 1901) ist der Meinung, daß die Cocos-Palme, Jam-Bohne (Pachyrhizus), Lagenaria, Cucurbita, Mucuna, mehrere Dioscorea-Arten sowie Bataten, welch letztere sicher amerikanischen Ursprungs sind, schon in vorhistorischer Zeit, also vor Ankunft der Europäer, von Amerika nach den polynesischen und malayiıschen Inseln gebracht wurden und zwar durch Menschen; daß ebenso die Banane in vorhistorischer Zeit durch Menschen nach Amerika transportiert worden ist. Spanier brachten sie aus Amerika nach den Philippinen und den Molukken, von wo die Portugiesen sie im indischen Archipel verbreiteten. Den Griechen, Römern und Arabern war die Pflanze unbekannt, die in Ägypten Ende des 18. Jahr- hunderts noch nicht eingeführt war. Nach dem im 16. Jahrhundert erschienenen Buche Min-shu soll sie in China zwischen 1573 und 1620 eingeführt sein. 1698 kam sie in die Provinz Satzuma in Japan. Wenn hier und da ein Indigenat in der alten Welt behauptet wurde, so hat wohl eine Verwechselung mit anderen I/pomoea-Arten vorgelegen, z. B. mit /. /uberosa L., I. mammosa Choisy. oder anderen. Nach Afrika scheint die Batate ziemlich sicher durch die Portugiesen ein- geführt zu sein, stellenweis nennt man sie sogar batatas (so in Unyoro und am Rovuma). Benützt werden die knollenförmig verdickten Seitenwurzeln, die Stärke und etwas Zucker enthalten. Es sind spindelförmige Gebilde von 1ı—3 Pfund Ge- wicht mit hellbrauner oder rötlicher Rinde. Außerdem werden die Blätter wie Spinat gegessen. Die Batate ist heute in der ganzen warmen Zone, stellenweis in sehr be- deutenden Mengen angebaut. In Amerika pflanzt man sie sogar noch in New- york, und auch in Südeuropa ist sie bekannt. Für Afrika führt Hallier sie autsarur Ägypten, Nubien, die Oase Tripoli, Algier, Canaren, Madeira, Zanzibar, Mossambik, Usaramo, Uluguru, Usambara, Tanganika, Natal, Kap, Comoren, Madagascar, Mauritius, Kamerun, Kongo-Gebiet, Angola. Sie ist bei uns nach meiner Erfahrung als Nebenprodukt fast im ganzen Gebiet mit Ausnahme der trockenen Länder des Massailandes, Ugogo u. a. ver- breitet. Man baut sie immer gern in der Nähe des Wassers, wo in der Regen- zeit das Land überschwemmt war, und zwar stets auf hohen Beeten. Die Ver- mehrung geschieht nie durch die Knollen, sondern immer durch Stecklinge. Die Hauptverbreitungsgebiete sind das ganze Küstenland, Usambara, Pare, Kilimandjaro, Usegua, Usagara, Ukami, Unyamwezi, Süd-Victoria-See, Tanganika- See, etwas in Uhehe, Liwale, Mahenge, ziemlich viel in Songea und sehr viel im Norden des Niassa-Sees, sowie besonders viel im Zwischenseengebiet, wo sie mit der Banane die Hauptnahrung bilden. Bis weit hinein in die Urwälder westlich vom Albert-See konnten wir Bataten erhalten. Im Sudan scheinen sie zu fehlen; Süd-Unyoro, Mombuttu und das Niamniam-Gebiet scheinen ihre Nordgrenze dort zu sein. Anscheinend sind auch sie wie der Maniok, die Phaseolus vulgaris und andere von Osten und Westen aus in den Kontinent eingedrungen und auch sie offenbar von Westen aus weiter als von Osten. Die Batate ist von Westen sogar weiter als der Maniok vorgedrungen, der in dem Zwischenseengebiet und Ituri-Wald fehlt oder selten ist. Für die Batate werden als Sanscrit-Namen mitgeteilt: srakar-kanada, kaht- alu, rukt-alu, aber ich vermute, daß dies eine Neubildung oder eine Verwechselung ist. Heute heißt sie in Indien »arr-alu, pend-alu, mita-alu, rat-alu, sakar-kenda, shakar-kandu usw., in Persien sardak-la Lahori (also aus Lahore eingeführt), auf Telugu ghenasa, auf Tamil vallö kalangu, auf Malayisch katela, kastila (was doch sicher von Kastilien abzuleiten ist). Jedenfalls ist sie in Indien eine recht späte Einführung. Die Bataten werden von unserer Küstenbevölkerung #zasz, pl. vzasz genannt, was offenbar von der aus altersher bekannten Yamspflanze übernommen wurde Deutsch-Ostafrika 1:12000 000 100 200 Kilsmeter SG AUNDPETUI TERN: S o ea So SPergssalam „ 2 go JA 2 a 0 a2) u) o a I) > 2 Verbreitung intensiver Kultur der Batate. und überhaupt allgemein für Wurzelknollen gebraucht wird. Eine ganze Anzahl von Völkerschaften benennt die Batate mit Worten, die entschieden auf die Be- zeichnung für die C’o/eus-Knollen zurückzuführen sind, z. B. die Wadjagga ngumba (auch kiasanda), in Taveta zgumba, in Usukuma »umbÖu (die Blätter werden dort zrandu genannt), in Bukoba vzyzmba (auch mfuma, nduva), in Usum- bura vzyumba, bei den Wakussu Zunga, in Kisuba bei Shirati mzungu. Aus der weiter unten aufgeführten Namenliste nach Stanleys Werk sind noch eine ganze Reihe hierher gehöriger Worte zu entnehmen. An die Bezeichnung der Küsten- leute erinnert bei den Wassegeju rasi, bei den Wadigo viyasi. An anderen Worten nenne ich: Uganda rumonde, Usagara vındoro, Ügogo mandore, Kikuyu ngwashe, Massai murungo, ÜU-murunguni, l-gisoya, ol-kısoyan, ol-mondoloe, ngwashu, auf dem Markte in Unyoro nur für den internen Marktverkehr wird das Wort vummormoro gebraucht, Unyamwezi zrafu, kafu, kandole, Uluguru chzmmoga, Usambara und Pare krogwe, Manywema zsenga, in Karema am Tanganika fvambo, Ubemba vichumbi, Uhehe ngamba, kingamba, Songea (Wangoni) kinunguru, die Wagogo mhoka, die Walungu bei Bismarckburg vzsel/a, Wahaia bei Shirati mabonz, die Wahehe fnrgamba; endlich einige Worte, die an die europäische Bezeichnung erinnern: Unyoro dzata, ayata, Lur brahta, Madi kajata, Comoro-Inseln bartata, Wahiyao snbatata. Die Lattuka sagen zavaz, die Kai in Westafrika gr/edn, die Leute in Süd-Angola cara, die Wakami vzbokwa, die Walomba-Manyema kryumbu- senga, die Wabemba vzchumbu, die Bakwiri in Kamerun »doko, die Yaunde ebendort mdudu, die Haussa dankali, die Fulbe »deku, die Sesubia im Oka- vanga-Sumpf sumbukuma (Passarge Z. f. Ethn. 1905), die Ewe anagote (d. i. »Jams aus Yoruba«). Ich lasse hier folgen die Namen der »Kartoffel« (potatoe) nach Stanley (Durch den dunklen Weltteil), wobei es ungewißs ist, ob in manchen Fällen nicht Bataten, Manjok und Yams verwechselt wurden. Meistens scheinen es Worte für die Batate zu sein: Suaheli vzasz, Usagara mhoka, Ügogo nıumba, Usukuma numbu, Unyambu vzdyumbu. Uganda rumonde, Unyamwezi kafu, Ujiji vzrumbo, Uguha vzrumbo, West-Manyema kasenga, Marungu, Ubemba, Ufipa zZumbu, Wabissa zfiumbu, Unyoro vzfakuli, Ost-Manyema dzhama, Wahiyao batata, Waniassa batata, Watuta chzmungurwe, Warori madule, Wakussu #zlunga, Wabwende chzkwa, Ka- kongo, Kabinda ‚ndbala, Warua kulungu, M-Fan amona, Ukanda am Ogowe fagola, Adumas am Ogowe faneti, Ukoa oder M-Bongo am Ogowe zlezlo, Kaffern in Süd- afrika amasembane, Sechuana makhunle, Yoruba kukrunduku. Die Wambutti-Zwerge im Waldland zdurebbo, die Balegga /al, die Bawira im Grasland A#zarta (Batate!), die Wasamburu und Babuesse im Grasland kafatta, die Mombuttu zamanszingt, die Niamniam abaugzwve. Der Vergleich ergibt, daf3 die Namen meistens mit den oben gegebenen meiner Sammlung übereinstimmen. Watuta ist ein anderer Name für die Wangoni. Lehrreich ist die ganz verschiedene Benennung dieses doch erst seit kurzer Zeit eingeführten Gewächses. Woher die Leute ihre Namen ableiten, ist meist nicht nachweisbar, oft wohl aus irgendwelchen Zufälligkeiten. Die Frage der Varietäten ist noch nicht so studiert, daß wir genau über die Variationsbreite der Batate und die Gruppierung der Sorten Bescheid wissen. Man unterscheidet die mit weißen Wurzeln (Var. /eucorhisa) und die mit rot- schaligen Wurzeln (Var. erythrorhisa), außerdem mindestens fünf Blattformen von herzförmig-ganzrandig, über etwas gezipfelten, mehr gezipfelten, platanenartig gelappten, bis zu tief handförmig eingeschnittenen Blättern. Bei vielen beobachtet man eine violette Färbung des Stengels und der Blattnerven. Endlich hat Hallier noch eine besondere Var. cannabinus (Hallier) aufgestellt, mit fünflappigen Blättern, die in Zanzibar vzasz kibangi heißt. Ich gebe in Nachfolgendem eine einfache Aufzählung der Eingeborenen- Namen der Varietäten usw. in verschiedenen Bezirken, ohne dabei zu behaupten, daf3 die verschiedenen oder gleichen Namen nun auch verschiedene oder gleiche Varietäten darstellen, im Gegenteil, diese Namen sind offenbar sehr wechselnd, sogar mal oft von Ort zu Ort und auch mit der Zeit oder je nach der Phantasie des Gefragten, so daß ihnen viel Wert nicht zuzusprechen ist.*) Zanzibar, viasi kibangi, viasi kirihani, kondoro. Küstenland bei Tanga, »viasz sena (weiß), viasi! kindoro (rot). Usambara, nach Holst, kindolo, vindolo (weiß, Blätter handförmig), kitaita, vimhella, kamhella, pome ya kwicho, viogwe (Knollen rotschalig, Blatt ganzrandig, lappig), s/rumbalieno, mankutu, kitetta (Knolle weißschalig, Blatt ganzrandig). kindolo, lugole (Knollen weißschalig, Blätter platanenförmig). In unserer Sammlung Amani sind aus der hiesigen Umgegend #ondoro, mkwata, meupe, halımtuwa, mkwata, mekundo. Kilimandjaro, »zserrz (rot), visovza (weiß) in Moshi und Arusha werden sie nur sehr wenig gebaut. Pangani. Allgemein bei den Wasegua manumbi genannt, vier Sorten malu- galuga (rot), makandolo (weiß), masereka (runde Knollen), mangovole (großblättrige). Die Wasegua und Wabondei bauen nur sehr wenige Bataten. Saadani, krndoro (weiß), krato (rot). Bagamoyo, vier Sorten, santoro, suata, mbuda, miserera. Daressalam, sieben Sorten, kandoro, meeva, bungala, kitumbo unga, kıwalta, bunga, sena. Mohoro, weiße und rote. Kilwa, mingamba, viyao. Lindi, vier Sorten, werden viel als Nebenprodukt gebaut. Songea, weiß und rot. Mahenge ebenso. Morogoro, drei Sorten, dbange, viboga, kandoro, die ersten beiden rot, die letzte weiß. Kondoa-Irangi, kzndolo (weiß), kirihani (rot). Kilimandjaro, vier Sorten, zgäho, djimbia, mafure, chisere. Langenburg (in Aönyakiusu), ntolobeka, mwakiussa, njetile, lubessi (vier weiße), mufufu, kassanganı (zwei rote). Iringa, viel gebaut unter dem Namen »gamba. Kilimatinde und Bismarckburg, weiße und rote. Mkalama, zumba (rot, großblättrig), kandoro (fingerblättrig), mwesigumu (Blätter herzförmig). *) D. M. Nesbil (Farmer’s Bull. No. 129, 1901) zählt für Amerika achtzig Sorten auf, Price empfiehlt die Einteilung nach den Blattformen in drei Hauptgruppen (ganzrandige, ge- schulterte und gespaltene Blätter). Tabora, viel gebaut, kandoro, kimwana-mwana u.a.m. Mwanza, zumbu (weiß), mzungu (rot), in Usindja solche mit geschlitzten und ganzen Blättern. Am Südwest-Ufer des Emin-Pascha-Golfs scheinbar nur schlitzblättrige. Bukoba. Rote Sorten: kandoro, kagoro, gurabigega, rahakatali. Weiße Sorten: msyungu, kachari, kibanga, mgandatra. Shirati, bei den Wagaia mabonz, bei den Wasuba wzungu genannt. In Mpororo beobachtete ich ganzrandige und geschlitzte Blätter, bei den Wawira nur rote pfeilblättrige, bei den Lur weiße und rote, bei Kavali nur rote, ebenso bei den Warrassura in West-Unyoro (Mboga), bei den Waholi (Wakondjo im Walde am Semliki) ganzrandige, pfeilförmige und geschlitzte Blätter, in Vichumbi am Südwestende des Albert-Edward Sees nur schlitzblättrige. Hoffentlich ermöglichen die von Dr. Braun begonnenen eingehenden Studien bald, diese Formen und Namen zu gruppieren. Die Bataten spielen in der Wirtschaft vieler Stämme eine sehr bedeutende Rolle, die Wanyamwesi bauen viele und führen die Kultur überall da ein, wohin sie als Arbeiter kommen. Im Zwischenseengebiet bilden die Bataten einen sehr wesentlichen Teil der Nahrung. Sie sind beliebt, und wenn reicher feuchter Boden verfügbar ist, sind sie leicht zu kultivieren. Nach drei bis vier Monaten können die Leute schon die Frucht ihrer Arbeit haben. So ist es verständlich, daf3 diese Kultur die frühere der Yams und der C’o/ezus immer mehr verdrängt, und es ist zu erwarten, dafS diese letztere bald recht seltene Erscheinungen werden. Irgend welche Notizen, wann die Batate zuerst in Ostafrika aufgetreten ist, habe ich nicht finden können, möchte aber annehmen, daf3 dies recht spät der Fall. war, vielleicht nicht vor Anfang des achtzehnten Jahrhunderts. Von West- afrika aus hat sie ihre Wanderung aber wohl sicher schon früher angetreten, ein- geführt als Proviant der rückkehrenden Sklavenschiffe. Die ziemlich kurze Über- fahrt von Brasilien nach der Westküste Afrikas wird die Batate leicht ausgehalten haben, während sie bei ihrer Neigung zum raschen Verderben die lange Reise bis zur Ostküste schwerlich oft überdauert haben. Da sie in China aber Anfang des siebzehnten Jahrhunderts eingeführt wurde, ist auch in Ostafrika eine frühere Einführung, als oben angenommen, nicht ausgeschlossen. 10. Ipomaea tuberosa (L.). Eine sehr reich gelb blühende Winde mit handförmig gespaltenen dunkel- grünen Blättern wurde von Regierungsrat Dr. Busse unter diesem Namen nach Amani gebracht. Die Pflanzen entwickeln sich hier sehr üppig, blühen herrlich, aber Knollen an den Wurzeln haben sie auch in einigen Jahren nicht gebildet. Vielleicht handelt es sich nicht um die richtige Art. 11. Manihot utilissima Pohl. (Siehe Verbreitungskarte). Der Maniok oder die Kassave dürfte jedermann hier bekannt sein, und zwar nicht nur die walzig runden Wurzeln, sondern auch die Pflanze. Es sind holzige Kräuter und Sträucher, die 1—3 Meter hoch werden, mit langgestielten, großen, handförmig gelappten oder geteilten Blättern. Die Stengel und Zweige sind etwa finger- bis daumendick und bedeckt von den Narben der abgefallenen Blätter. Wie alle Wolfsmilchgewächse, zu denen die Pflanze gehört, enthält sie in allen ihren Teilen einen Milchsaft, der giftig ist. In der Erde gehen vom Grunde des Stammes mehrere dicke knollige Wurzeln aus, die meistens zylindrisch und nach der Spitze zu spindelförmig verjüngt sind. Diese enthalten außer einer Fasermasse sehr viel Stärke und bilden ein äußerst wichtiges Nahrungsmittel der Eingeborenen. Auch die Wurzeln enthalten Milchsaft, der bei einigen Varietäten der Pflanze heftig giftig sein soll, das darin aufgelöste Manihotoxin bildet bei der Einwirkung von Wasser die furchtbar giftige Blausäure, aber beim Kochen oder durch Gärung verschwindet das Gift. Man unterschied bisher nach der mehr oder weniger giftigen Eigenschaft der Wurzeln die giftige M.utilissima Pohl und die fast ungiftige M: palmata var. Aipi Pohl. Wie weiter unten auszuführen, ist aber die Einteilung in Arten oder Varietäten noch sehr wenig gelöst und jedenfalls nicht allein auf diese Eigenschaft zu gründen. Die weite Verbreitung der Pflanze und ihre ausgedehnte Kultur sollten ver- muten lassen, dafS sie hier einheimisch ist. Sie ist jedoch wie alle etwa achtzig Arten dieser Gattung unzweifelhaft im tropischen Amerika zu Hause und war vor Entdeckung dieses Weltteils in der alten Welt unbekannt. Wild hat man sie noch nicht mit Sicherheit gefunden. Humboldt und Bonplant fanden zwar am Ufer des Magdalenenstromes eine fast spontane Maniokpflanze, Pohl hält die 7. puszlla aus der Provinz Goyas in Brasilien für die Stammpflanze unserer kultivierten, Piso behauptet, 1658 wilde »Mandioka« an der Küste nörd- lich von Rio gefunden zu haben, deren Wurzeln gegessen wurden, aber neuer- dings sind diese Funde nicht sicher bestätigt. Das wahrscheinliche ist, daß die wilde Stammpflanze des Maniok ausge- storben ist. Jedenfalls fanden die ersten europäischen Besucher Brasiliens nicht nur den Gebrauch der Wurzel sondern auch die Herstellung der Stärke und des Tapioka daraus vor. In seinen Mitteilungen über die Fahrten des Colon be- schreibt schon Petrus Martyr 1494 die giftigen »Yucca-Wurzeln«, die zur Brodbereitung dienten, Jean de Lery sah 1555 dort die beiden Sorten aypz und smamzot, und 1574 wird von Fernandez und Monardes die Cassawe- Stärke beschrieben. Sir Walter Raleigh fand sie in Guiana und Piso er- wähnt 1684 die Tapioca. Das Wort Maniok soll corrumpiert aus »Yucca« sein, das für die Pflanze 1500 in Hayti gebräuchlich war, das daraus gemachte Brod hieß dort nach Oviedo cassabi, cagavi, (woraus man Cassave corrumpiert), bei den Tupe-Indianern hieß die Pflanze ayzpr. (Gray & Trumbull, in Americ. Journ. of Sc. 1883). In Indien kann die Kultur des Maniok nicht alt sein, Linshoten erwähnt sie 1598 noch nicht, 1794 und 1840 kam sie von Südamerika nach Calcutta und Serampur, erst 1786 führ der Gouverneur v. d. Graaf die Pflanze von Mauritius in Ceylon ein, (Agricul. Ledger N. 10 1904), und Strandes schreibt, daß die Portugiesen sie nachweislich erst 1750 nach Mossambik brachten. Im Jahre 1799 war wohl das erste englische Kriegsschiff unter Admiral Blankett in Zanzibar. Cpt. Bissel, der diese Reise beschrieb, erwähnt aus Zanzibar die Batate als etwas ihm bekanntes, dann aber als eine Kuriosität »die Wurzel einer Pflanze, »Mohogo« genannt, »Farina da pas« der Portugiesen, die von den Negern viel gegessen würden«. Damals muß die Pflanze in Indien, woher das Schiff kam, eine große Seltenheit gewesen, in Zanzibar aber schon eine Zeit lang bekannt gewesen sein, da sie viel gegessen wurde. Wir werden nicht fehl gehen, wenn wir annehmen, daf3 sie nach Westafrika durch den Verkehr der Sklavenschiffe im 16. oder 17. Jahrhundert gebracht wurde, nach der Ostküste aber später, ent- weder mit den von Reunion und Mauritius massenhaft an unsere Küste kommenden Sklavenschiffen oder durch die Portugiesen, jedenfalls kaum vor der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts. Auch bei dieser Kulturpflanze aus Amerika hat die frühere Einführung von der Westküste aus bewirkt, daß sie von Westen aus viel weiter in den Kontinent eingedrungen ist als von Osten. Sehen wir uns zuerst ihre heutige Verbreitung in Ostafrika an. An der Küste wird sie überall gebaut aber meist nicht viel mehr als 100 Kilometer im Innern als wichtige Kultur. Im Hinterland von Tanga spielt sie eine große Rolle, ebenso in Useguha und Unguu, in Usaramo und im Hinterland von Lindi und Mikindani. Dann folgt eine Zone. wo sie nur vereinzelt gebaut wird, so Usagara, Mahenge, Livale, Usambara. Etwas ist der Maniok in Süd-Unyamwezi, Itumba, Uusure, sehr viel aber in Ungoni (Bez. Songea) und Wied-Hafen, in ganz Nord- Unyamwezi, dem Bezirk Shirati und im Zwischenseengebiet vorhanden, in letzterem besonders in den südlichen Landschaften und bis herunter nach Ukawende. So gut wie ganz zu fehlen scheint diese Kultur in Ufipa, im Bezirk nordwestlich vom Niassa-See und in Uhehe. Ebenso fehlt sie in den abflußlosen Gebieten des Massailandes, sowie in der alten Äquatorialprovinz, nur im äufsersten Süden des Lur-Landes und in Süd-Unyoro wird dort etwas Maniok gebaut. Vom Tanganika an aber scheint diese Kultur durch den ganzen Kongo-Staat bis an die West- küste ohne Unterbrechung die wichtigste Nahrungsquelle zu sein, sie geht den Aruwimi-Fluß aufwärts bis oberhalb von Kilonga-Longa’s-Ort (1892), und nur im Quellgebiet des Ituri war wieder eine Zone, wo sie nicht gebaut wurde. Auch in Mporöro, Nord-Ruanda, am Albert-See, im Semliki-Tal und auf dem Plateau westlich des Albert Edward war zur Zeit, als wir 1892 dort reisten, der Manjok unbekannt. Es scheint als ob er sich von Osten aus in nordwestlicher Richtung bis in den Südwesten des Victoria-Sees vorgeschoben hätte, von Westen aus bis zum Norden des Tanganika und nach Urundi-Ruanda. Jedenfalls ist nach meinen Informationen die Kultur von Westen aus viel geschlossener und weiter in den Kontinent verbreitet, und das kann seinen Grund nicht nur in etwa günstigeren Bedingungen für den Anbau finden, denn auch bei uns wächst Manjok ohne irgend welche Mühe fast überall, und seine Kultur ist so leicht und für den Hackbau der Neger so ausgezeichnet geeignet, daß eben die spätere Einführung von Osten aus für die geringere Verbreitung hier verantwortlich zu machen ist. Es ist wiederum sehr eigenartig, wie gerade hier in Ostafrika die Kultur des Manjok andere Kulturen verdrängte, wie sie in bestimmten Bezirken so Gebrauch wurde, daß sie jetzt das Hauptnahrungsmittel liefert, so z. B. an der Küste, in Deutsch-Ostafrika 1:12000 000 un = Aue el nme ces en j Hi >\ SS N 100 200 y ) , | AR Aut, er B: N i Ai; im v Kilometer jr Es N NVADOD RAR ISTANI > . . . - . r 1] | | I Hauptverbreitungsgebiete intensiver Maniok-Kultur. Tanga-Hinterland und in Usaramo, wo sie dann meist mit der Maiskultur ver- gesellschaftet ist. Dasselbe finden wir wieder im Norden des Tanganika und im Kongostaat. Man kann sich da der Überzeugung nicht verschließen, daß nicht nur beide Pflanzen ähnliche Bedingungen nötig haben, sondern vielmehr, dafs beide ungefähr miteinander eingeführt wurden. In allen solchen Verbreitungen der Kultur- pflanzen kann man eigentlich nur Augenblicksbilder liefern, denn die Verhält- nisse ändern sich, besonders jetzt, wo die eifrig Landwirtschaft treibenden Wa- nyamwezi Bataten, Maniok und Mais überall einführen, und wo seit kaum einem Jahrzehnt in einigen Gegenden gewisse Kulturen verschwinden und durch andere bequemere und ertragreichere ersetzt wurden, wenn sie nur in das System des Hackbaus der Neger hineinpassen, so z. B. das Verschwinden der Fleusine, des Pennisetum und der Yams von Usambara. An unserer Küste wird der Maniok allgemein mwAhogo, muhogo genannt. Ich kann mir nur denken, daf dieser Name auf irgend eine Weise durch Ver- drehung von mandıoka, manjoka zustande gekommen ist. Ebenso bezeichnen ihn auch die Wanyamwezi, die ihn von der Küste bekamen, die Wahehe, Wa- gogo und die Leute der Comoren-Insel Johanna. In dieselbe Gruppe der Namen gehört auch das wahanga-haso von Madagascar. In Usambara, bei den Wadigo und den Wapokomo am Tana wird er manga genannt, also » Arabisches«, womit die Leute vielfach alle fremden Einführungen benennen, in Kikuyu wzxonga. In Usukuma sagt man z/uwa, maltwa, in Shirati wmalzbwa, in Bukoba vz/va, vırıva und auch vzgando, in Ujiji mundeba. In Uganda /umange usmtih, in Unyoro lumonge mkallu (nur in Süd-Unyoro und Muenge), in Usagara mgara, in Usum- bura und bei den Wawemba snmumbati, bei den Wahiyao manangiva, in Songea bei den Wangoni zayao, (also aus Uyao Gekommenes, dort vom Süden Einge- führtes), bei den Wasokiri (Langenburg) majawu, bei den Wagogo angalia, bei den Waregga westlich vom Albert-Edward-See kaszye, bei den Manyema /ungumba, bei den Wakussu russze, rusiyi, bei den Wagiriyama in Lamu wzgaszdju (d.h. aus Groß-Comoro-Angasidja Eingeführtes), bei den Bakwiri in Kamerun chachin, bei den Niam-niam (A-Sande) adangbal, bawra, bei den Makua der trockene Maniok makaka, bei den Walombo-Manyema snuyanya-rungumba, bei den Massai 2/- mungatra, mwanga, ol-marungu, bei den Haussa 70g0, bei den Fulbe dar, den Somali in Banadir zled. Ich lasse eine lange Liste von Bezeichnungen für »Cassada« nach Koelle's Polyglotta africana folgen: Senegambien von Bissagos bis Monrovia | Süd-Senegambien bis Kap Palmas Fulup esana, pl. sisana Mandenga banaku, bananku Filham esana Kabunga banta-nyambo Bola kalofo, pl. ülofo Toronka bayangu Sarar "putok, pl. muntok Dsalunka bantara Pepel "kemandiok, pl. Kankanka banangu zmandıiok Bambara bananengu Biafada "dudioka, pl. man- Köno tangäü dioka Vei gbasa Padsade bantanyambi Söso Solima kondarabına Baga von Kalum *ayora, pl. eyoka Kisekise "yokat, dsokai Timne Fayoka, pl. eyoka Fene "yoka Bulon "yoka Gbandi ndsuru Mampa *yeke Landoro batanga Kisi yambalen Mende lango Kpese Soma Mano Gio Kru-Küste Dewoi Basa Kra Krebo Gbe Sklaven-Küste Adampe Ewe Hwida Dahome Mahi Egba Idsesa Yoruba Yagbo Eki Dsumu Oworo Dsebu Ife Dsekiri Igala Sudan-Niger (Gruresa Kıamba Niger-Mündung Isoarna Isiele Abadsa Aro Mbofıa Sobo Egbele Bini Ihewe Oloma Okuloma manan "panaku boi be /ıwıo boe sogulo solo boki agbede, agberi ag beli okute fel: Ze farıa 0gege Lbaguda ogege, gbaguda derefe (wild?) agu-gvayo, 0gomu agu-goyo (wild?) 0gEgEe gbaguda gbagudu mıdaka abasa nyutisa, NyU-gumso bonfe zdst-oRu arıbu g1bo ®jdst-aku x 3 & gr-aku "nadaka kitegbia "madaka ebibodsi eleteya dscagp 256 Nupe Kupa Esitako Puka Basa Ebe Opanda Igu Egbira-Hima Tsad-See Munio Nguru Udom Mbofon Basa Kamuku Kamerun-Hinterland Isuwu Diwala, Duala Orungu Bagba Balu Bamom Param Ngoten Baseke Kongo— Angola Kabenda Mimboma Musentandu Mbamba Kanyika Ntare Mutsaya Babuma Bumbete Kasands Unterer Niger (Nupe) ed’st-koya, d'st-Roya 2tst-koya dst-dagwa, 1dsı- koya logo agugwam edst-koya egbodsi enapa odsoka karasa kosaro Östl. vom unteren Niger elu akarara arogantı zgbingbi zganaumoso mtwondo mondo, pl. miondo aloti, alot akubar yu-pit yo-pit mwvo nkan-mel wuondo,p!.ntwondo *yaka, pl. mayaka *jyaka, pl. mayaka *dioko, pl. mdatioko kekuo, pl. ekuo dsimen, pl. bimen lesus, pl. ndsuas */eyaka, pl. mayaka modsuane, pl. medsuane rekuo, pl. bekuo mukamba, pl. mi- | kamba Nyombe *diyaka, pl. mayaka | Hoch-Sudan Basunde #dioko, pl. madioko Asante koturuwanke Ngola ntombo, fadınya Boko gbe-a Pangela otombo, ohnarira West-Zentral-Sudan Lubalo mutombo Kandin kalasa Runda kandın Hausa Kano logo Songo kelinko, pl. belinko Kadzina logo, pl. logogi Kisamo ntombo, pl. mitombo Pulo Timbo bantarawal, pl. Süd-Ost-Afrika bantaradje Muntu dsinangoa Karo rogoht, pl. vogodje Kiriman falinya, pl.refalinya | Niger-Delta Marawi kinangua, pl. Yala 257 abase isenangua Anan okumudog Meto manangua Süd-West-Afrika Matatan "nandioka Dsarawa beag-ngun Nyamban mfada, pl. mefada Koro kodsirogo, pl. Westatlantische Stämme ag1Wogo Wolof buloh Ham dsumpara BidsogoAnkaras *nondeoro Okam isirona Wun *mandeogo ; Yasgua odsira gbare (wild) Gadsaga bantara Bute kukum Gura gbara Undaza moawando, pl. Banyun dsonko mawando Nalu "nandiog Tumu isamwe Bulanda kıla Nkele wondo, pl. mondo Limba batanka Tewi vambeyo Landoma "/andıoro, pl. man- Mfut kedien kıwi dioro Von diesen Ausdrücken kann man zwei Gruppen herausscheiden. I. Solche Worte, die offenbar aus farznha, — Mehl entstanden sind, wie faria, felie, falınga. 2. Solche, die aus dem Worte mandioca gebildet wurden, und die ich in der Liste mit * bezeichnete wie: zmandiok, numtok, putok, budioka, ayoka, yoka, yeke, yokal, manaku, gqlaku, ıdst-aku, madaka, yaka, iyaka, dıoka, leyaka, diyaka, dioka, mandioka, mandıiogo, mondeoko, mandıiog, landioro ; ob auch szondo, wondo hierzu zu rechnen sind, ist unsicher. | In der Literatur und in Notizen finde ich bisher folgendes über hiesige Varietäten des Maniok. Zanzibar. kindoro, mit grünem Stamm und grauer Wurzel, bald mit süßer, bald mit bitterer Wurzel. bungela, mit dreilappigen Blättern und weißer, süßer Wurzel. nangwa mit weißen bitteren Wurzeln. Stuhlmann, Beiträge zur Kulturgeschichte von Ostafrika. Im Tanga-Hinterland nach Prof. Zimmermann: 1. ya Bukini, ya uleya mpesasi mit zickzackartig geknicktem Stengel, das Blatt ist jung rot, alt grün, der Blattstiel rot, die Wurzelrinde weiß. Diese Sorte wurde etwa im Jahre 1900 von Herrn Veith aus Madagascar hier eingeführt und hat sich sehr rasch bis weit ins Innere verbreitet wegen der verhältnismäfßigen Immunität gegen die Kräuselkrankheit und wegen der großen Erträge. 2. Mkandoro, mlunguya (?), mit in der Jugend grünen Blättern, graugrünem, nicht zickzackartig gebogenem Stengel und weißer Wurzelrinde. 3. Mkanderinya, mit roter Stengel- und Wurzelrinde, hellgrüner Farbe des jungen Stengels, 4. Mwvamfuli, deren junge Stengel rötlich, und junge Blätter bläulich sind. Ferner werden noch die Namen rangza, nkwangwara, tembo, gwangwale und bonder genannt. In Pangani unterscheidet man bei den Wanyamwezi, die dort fast allein Maniok bauen, 5 Sorten. Aus dem Usambara-Bezirk führte Holst folgende auf: Awamkwarra, mit roter Wurzelrinde, blafßgrünem Laub, rötlich angelaufenen Blattstielen; eine Sorte, die zumeist zum Trocknen verwandt wird. Azadzgo mit roter Wurzelrinde, quirl- förmig sich verzweigenden Trieben, roten Blattstielen und dunkelgrünem Laub, die Knollen sollen sehr süß sein und werden deshalb meist roh gegessen, aber auch zur Herstellung eines guten Mehles verwandt. Der Kräuselkrankheit ist diese Sorte nicht so stark wie die vorige unterworfen. AMiopetope, mit roter Wurzelrinde, einem dichten buschartigem Wachstum und knallroten Blattstielen. Kindoro, mit weißer Wurzelrinde, die sonst im Wuchs der Zwamkwara gleicht. Später ist dann noch die Madagascar-Sorte überall eingeführt. Aus Bagamoyo werden 3 Sorten erwähnt, aus Saadani 2, aus Daressa- lam 7, aus Mohorro 6, aus Kilwa 2, ebensoviel aus Lindi und Mikindani, aus Morogoro und Kilossa kandoro mit weißer Wurzelrinde und dünnem Stengel, und mmgaza-ekundu mit roter Wurzelrinde und dickem Stengel. Langenburg, »/ca (dunkle Wurzel), ziunda (hellere), majabu (helle), ruyofu (Blätter wie Cannabis), am Kilimandjaro wird nur wenig gebaut. Kondoa-Irangi und Bismarckburg je 2 Sorten, aus Uhehe rote und weiße (mukogo, dungu und eupe), aus Bukoba die Sorten kacharz und kaztukairaı. Von den anderen Bezirken habe ich bisher keine Angaben erhalten können. Die größten Knollen sah ich bei Kadjuma und am Südwest-Ufer des Victoria- Sees, wo sie IO cm dick und 50 cm lang waren, doch auch in Amani haben wir Riesen-Wurzeln gebaut. Um nun über die noch sehr verworrene Varietäten-Frage Klarheit zu schaffen, ließ Herr Prof. Zimmermann von vielen Stellen sich Stecklinge und Samen des Maniok schicken, auch von außerhalb Deutsch-Ostafrikas, und studierte dieses Material ausführlich. Alle bisher von ihm untersuchten Formen muß er zu Manzhot utılissima Pohl! rechnen, zu welcher solche mit bitteren und süßen Knollen gehören. Sn Ich lasse einen fast wörtlichen Auszug aus Zimmermanns Mitteilung (Pflan- Zer III 1907, S. 258 ff.) folgen: „Bestimmungstabelle. ı. Alte Stengel (nach der Korkbildung!) silbergrau oder schwach gelblich. a) Stengel zickzackartig geknickt. Junge Blätter purpurviolett. Knollen unter der Korkschicht meist purpurfarbig, süß . . . . 1) Mopesasi. | b) Stengel gerade. Junge Blätter grün. Knollen unter der teils grauen, teils purpurfarbigen Korkschicht rein weifs. I) Stengel in ca. ı m Höhe oder niedriger verzweigt. NEKmollenabitter 7.2. nenn nn 2) Mkandorro B) Knollen meist süß . . . 220202020..3) Mkitibaunga (?*) II) Stengel meist bis 3 oder 4 m Höhe unverzweigt. Knollen sehr bitter undgeitte en nn A) Mlıinzuya 2. Stengel nach der Korkbildung gelbbraun oder kastanienbraun. Pflanzen nur car u m,hoch . 2 ..2.:u 2... 5) Mkitembo B) Pflanzen höher, meist 2—3 m hoch. I) Junge Blätter hellgrün oder schwach violett. Alte Stengel gelbbraun. a) Junger Stengel hellgrün, selten etwas purpurfleckig 6) Mkanderinya b) Junge Stengel violett-purpur-gestreift, Korkbildung sehr spät eintretend, Stengel lange grün bleibend .'. . . .....7) Möondei (?)*) II) Junge Blätter violett, alte Stengel kastanienbraun. a) Junge Stengel grün, Blattstiele hellgrün, nur an den besonders dem Lichte ausgesetzten Teilen rötlich . . .....8) Mganguala b) Junge Stengel meist dunkel violett, Blattstiele ebenso. aa) Breiteste Stelle der Blattzipfel oberhalb der Mitte derselben. Knollen bitter . 2... 2 2. . 09) Mwamful bb) Blattzipfel in der Mitte eingeschnürt oder wenigstens dort auf eine längere Strecke fast gleich breit bleibend. Knollen süß, 10) Maigo. 1. Mpesazi (Madagaskar-Maniok, „mhogo wa Bukini“). Diese aus Madagaskar stammende Varietät, die jetzt in den Küstenbezirken von ganz Deutsch-Ostafrika mit gewisser Vorliebe kultiviert wird, gilt als früh und reichlich tragend. Die Knollen sind, soweit bisher konstatiert werden konnte, stets süß. An einem aus dem Bezirk Bagamoyo eingesandten Knollensystem, das insgesammt ı2 kg wog, befand sich eine Knolle von 92 cm Länge und bis zu 14 cm Durchmesser. 13 in Amanı gezüchtete sehr stark kräuselkranke Pflanzen *) Von den durch (?) gekennzeichneten Varietäten ist bisher eine scharfe Abgrenzung gegen die davorstehende Varietät noch nicht gelungen. Vielleicht werden dieselben später zu streichen sein. m 17 — 260 — gaben dagegen in einem Alter von 8 Monaten nur eine Ernte von durchschnitt- lich 0.41 kg. 2. Mkandorro (mkindorro). Diese Varietät wird in unserer Kolonie häufig angebaut. Sie besitzt aber bittere Knollen, die infolgedessen in erster Linie zur Mehlbereitung benutzt werden. Sie leidet sehr unter der Kräuselkrankheit. Bei den ersten Kultur- versuchen ist es sogar überhaupt nicht gelungen, eine völlig gesunde Pflanze zu erhalten. Da diese Pflanzen aufSerdem in erster Linie zu Pfropfungsversuchen u. dergl. dienen sollten und mit Rücksicht darauf sehr eng gepflanzt waren, haben sie verhältnismäßig geringe Ernten geliefert. So wurden z.B. von 15 12"/, Monate alten Pflanzen nur 17.55, also pro Pflanze 1.17 kg Knollen geerntet. Verschiedene von den neuerdings in Amani gezüchteten Pflanzen sind aber bisher von der Kräuselkrankheit völlig frei geblieben. 3. Mkitibaunga (?). Unter der obigen Bezeichnung erhielt Zimmermann aus dem Bondeiland eine Varietät, die sich von der Mkandorro-Varietät dadurch unterscheiden soll, daf3 sie süße Knollen besitzt. Bei den in Amani aus diesen Stecklingen gezüchteten Pflanzen war es nun .nicht möglich, irgend ein unterscheidendes morphologisches Merk- mal zwischen den beiden genannten Varietäten aufzufinden. Die Mkitibaunga- Stecklinge waren auch ziemlich stark durch die Kräuselkrankheit angetastet; die Knollen derselben waren aber in der Tat größtenteils süß. Die bisher erhaltenen Erträge waren aus den gleichen Gründen wie bei der Mkandorro-Varietät sehr gering, nämlich nur 0.60 kg pro Pflanze. Die Kulturversuche mit dieser Varietät sollen fortgesetzt werden. 4. Mlunguya (?). Unter dieser Bezeichnung wird im Bondeilande eine Varietät gezüchtet, die dadurch ausgezeichnet ist, daß die Stengel sich erst sehr spät, z. B. in einer Höhe von 4 m verzweigen und dafß die Knollen ganz besonders giftig sind. Durch andere Merkmale vermag ich diese Varietät nicht von der Mkandorro-Varietät zu unterscheiden. Die Kultur wird fortgesetzt. 5. Mkitembo. Stecklinge von dieser Varietät stammten aus dem Bondeilande. Die aus diesen gezüchteten Pflanzen erreichten, obwohl sie nicht besonders stark durch die Kräuselkrankheit angetastet waren, eine nur sehr geringe Höhe und lieferten auch nur sehr geringe Erträge: zwei I1'/z Monate alte Pflanzen nur 0.23 und 0.4 kg. Ich halte es übrigens für sehr wahrscheinlich, daf3 unter der gleichen Bezeichnung auch andere Varietäten kultiviert werden. — 261 — 6. Mkanderinya. Diese Varietät ist in unserer Kolonie sehr verbreitet. Sie leidet aber meist stark unter der Kräuselkrankheit. Gesunde Pflanzen liefern reiche Erträge von süßen Knollen. So gaben z.B. in Amani 9 ca. I Jahr alte Pflanzen im Durch- schnitt 6.24 kg Knollen, eine 15 Monate alte 7.5 kg. 7. Mbondei (?). Stecklinge, die er unter dieser Bezeichnung aus dem Bondeilande erhielt, zeigten in ihrer Entwicklung mit denen der Mkanderinya-Varietät eine sehr weit- gehende Übereinstimmung. Vielleicht handelt es sich aber doch um eine von dieser abzutrennenden Varietät. Als einzige Unterscheidungsmerkmale vermochte er zur Zeit anzugeben, daf3 der Stengel bei der Mbondei-Varietät in seinen ganz jungen Teilen mehr purpurrot gefärbt ist und später viel länger hellgrau erscheint als bei der Mkanderinya-Varietät und daß die Samen mehr gelbgrau gefärbt sind und bedeutend kleinere Flecken tragen. Die Knollen sind süß. 8. Mganguala. Diese Varietät scheint in Deutsch-Östafrika ziemlich verbreitet zu sein. Sie liefert auch gute Erträge. So wurden in Amani von einer ı1'/s Monate alten Pflanze ı2 kg Knollen geerntet. Dieselben sind bitter. 9. Mwamfuli. Die Mwamfuli-Varietät ist anscheinend in unserer Kolonie ziemlich verbreitet. Sie besitzt im allgemeinen bittere Knollen und liefert gute Erträge. In Amani wurden von einjährigen Pflanzen bis zu 6 kg Knollen geerntet. 10. Mdigo. Diese Varietät ist mit der vorstehenden anscheinend sehr nahe verwandt. Sie unterscheidet sich von derselben aber dadurch, daf die nicht randständigen Blattzipfel in der Mitte fast immer etwas eingeschnürt sind oder mindestens auf eine längere Strecke fast gleich breit bleiben; außerdem sind die Zipfel auch erheblich schmäler als bei der Mwamfuli-Varietät. Ferner sind die Knollen süß. Von einer 16 Monate alten Pflanze wurden in Amani 4.9 kg Knollen geerntet. Ob in den Blüten und Früchten zwischen beiden Varietäten noch Unterschiede vorhanden sind, war nicht mit Bestimmtheit anzugeben«. Leider ist nichts über die geographische Verbreitung dieser Sorten fest- gestellt worden, so daf3 die Untersuchung einstweilen nur botanisch, nicht aber kulturgeschichtlich zu verwerten ist. Die Sorte npesazi ist, wie erwähnt, von Herrn Veith vor etwa Io Jahren aus Madagascar nach Ostafrika eingeführt worden und hat sich durch ihre guten Eigen- schaften sehr rasch bei den Negern eingebürgert, da sie in den Hackbau pafSte und — 262 — müheloser bessere Resultate als die anderen Sorten gab. Der Name mpesasz soll aus dem Neger-Spitznamen eines Herrn entstanden sein, der sich um die Verbreitung der Sorte sehr bemühte und Material an Stecklingen verteilte (Herr Passarge). Man sieht daraus, auf welche Weise Namen für Kulturpflanzen bei den Negern entstehen können. Der Maniok bildet in vielen Gegenden unserer Kolonie, die oben erwähnt sind, eins der wichtigsten Nahrungsmittel der Bevölkerung. Man ißt ihn, da ja die bitteren, giftigen Sorten selten sind und ihre Kultur wohl immer mehr auf- gegeben wird, sehr viel nach Entfernung der Schale in rohem Zustand. Dann wird er auch geschält wie unsere Kartoffeln gekocht, oder aber man schneidet die geschälten Wurzeln durch Längsschnitte in etwa vier Stücke, die an der Sonne gedörrt werden und so einen lange haltbaren Dauerproviant geben, der immer etwas grünschimmelig aussieht. Vor dem Genuf3 wird dieser Dörrmaniok im Holzmörser (#zno) gestampft, um daraus ein graues Mehl zu gewinnen, das in großen Mengen auf den Markt kommt. Aufheben tut man es in diesem Zu- stand aber nicht gern lange, es wird nur für den jeweiligen Bedarf von viel- leicht einer Woche bereitet. Nur die getrockneten Stücke werden lange auf- bewahrt. Das Mehl wird unter Umrühren in kochendes Wasser geschüttet, bis ein steifer Brei wie Polenta entsteht, der eine grünlichgraue Farbe hat. Er wird ebenso wie ähnlicher aus Sorghum und anderen Mehlsorten »z,galz« genannt; es ist eine beliebte und den Magen auf lange Zeit sättigende Nahrung, was bei dem Neger das wichtigste ist. Aus den Blättern kochen die Leute, oft zusammen mit anderen Zutaten, eine Gemüse-Tunke (nchusz), die Europäer bereiten aus ihnen ebenso wie aus den Blättern von Bataten, Vigna sinensis u.a. einen ganz leidlichen Spinat. Dann und wann stellt man aus den Wurzeln auch Stärke her, bevorzugt aber die aus Tacca. In vielen Ländern, besonders in Südamerika, wird aus der geschlemmten Stärke durch Erhitzen und dadurch bewirkte teilweise Verkleisterung die Tapioka bereitet. Es ist schon verschiedentlich versucht, diese Industrie hier einzuführen, die z. B. in Singapore eine ganze Anzahl von Unternehmungen beschäftigt, und wofür auch in Reunion mehrere Fabriken sind. Als Anregung ließ das B. L. I. eine einfachste Reibetrommel, wie sie in Reunion für die Be- reitung des Hausbedarfs an Tapioka dient, von dort kommen. Wir stellten auch recht gut geratene Tapioka der verschiedenen Sorten her und brachten sie zur Anregung auf die Landwirtschaftliche Ausstellung nach Zanzibar. Aber es hat noch niemand gewagt, diese Industrie hier in größerem Maße zu betreiben. Ich sollte glauben, daß wir sehr leicht den Bedarf Deutschlands an Tapioka decken könnten — denn Maniok ist in riesigen Mengen zu schaffen und auch billig —. Wenn die hiesige Industrie einen Schutz durch Zollbestimmungen in der Heimat bekäme, müßte das Unternehmen gedeihen. Einstweilen aber denkt jedermann hier nur an Sisal und Kautschuk und scheut sich vor den Aufwendungen, die eine Fabrikanlage erfordert. Sollte jemand Neigung haben, diese Industrie hier TEEN a A a de ie ann zu beginnen, so kann ich nur raten, daf3 er seine Vorstudien in Singapore und Reunion macht. Das Küstenland produziert soviel Maniok, daf eine ganze Menge davon ausgeführt wird, wohl fast alles zum Konsum in Zanzibar. Die Statistik lehrt uns folgendes: Manjok und dessen Mehl: Ausfuhr: 1903 608124 Kilo im Werte von 49235 Mk. TOOANEBOOAT I I, 23108700, 1905 46923 „’ „’ „ ”„ 3733 „’ 1610/04 2 ON DR LEN MELNOOSS EN, Der Rückgang des Exports für 1905 ist wohl auf großen eigenen Bedarf zurückzuführen, nicht auf eine Mißernte. Manjok ist vom Ausbleiben der Regen und Heuschrecken nicht in dem Grade abhängig wie andere Feldfrüchte. Eingeführt wurden nur sehr geringe Mengen: 1903 2675 Kilo im Werte von 87 Mk. 1904 7223980 u 0 u „207 1905 343 „, ”’ ”’ >) 23 23 Der große Unterschied in der Bewertung liegt offenbar daran, daf3 das Verhältnis vom rohen Manjok zum Manjokmehl ein verschiedenes war. 12. Maranta arundinacea (L.). Die echte Pfeilwurz aus Westindien, die in Westafrika ziemlich viel gebaut wird, ist in Ostafrika noch recht selten. In Zanzibar findet man sie hier und da, vielleicht auch die nahe verwandte M. zndica (Tussac) aus OÖstindien. Die Indier machen Stärke für feine Bäckereien daraus. Da man hier aber die fast gleichwertige Taccastärke billig bekommt, so baut man die fremde kaum. Die hier in Amani stehenden Pflanzen wachsen der Kälte wegen nur kümmerlich. Die Maranta wurde angeblich zuerst »Pfeilwurz« genannt, weil die Indianer sie als Gegenmittel gegen Wunden von Giftpfeilen benützten. Herr Wester- mann machte mich jedoch darauf aufmerksam, daß diese Annahme wahrschein- lich nicht stimmt. Die Indianer nannten seiner Ansicht nach die Pflanze araruta, daraus machten die Engländer arrow-root, das wurde ins Deutsche als »Pfeilwurz« übersetzt. So entstand der Name. Als Gegenmittel gegen Pfeilgift ist es nicht verwendet worden. Die indische Sorte dürfte nur eine Abart der zentralamerika- nischen sein und nach Indien als Kulturpflanze erst 1840 eingeführt sein. Das aus den Maranten hergestellte feine Stärkemehl ist unter dem Namen Arrow-Root allgemein bekannt. \ 13. Nymphea stellata (L.) Die stärkehaltigen Rhizome der schön blau-blühenden Wasserrose werden hier und da gegessen. Emin erzählte mir, daß die giftige Substanz darin, wenn sie durch Auswaschen nicht entfernt würde, Impotenz erzeugte. Die Leute am oberen Nil mischten deshalb für die, welchen sie einen Schabernak antun wollten, von dem nicht ausgewaschenen Mehl der Nahrung bei. 14. Solanum tuberosum L. Die Kartoffel, bekanntlich ein amerikanisches Gewächs, das in Chile spontan ist und zuerst 1580— 1585 von den Spaniern und später von den Engländern nach Europa eingeführt ist, gedeiht hier nur in den Gebirgen in höheren Lagen gut. Überall bei den Missionen und Stationen sind kleine Kartoffelanpflanzungen für den Hausbedarf der Europäer eutstanden, und in einigen Gegenden haben auch die Neger diese Kultur angenommen, um die Kartoffeln an die Europäer zu verkaufen, wie z. B. in West-Usambara, am Kilimandjaro, bei Songea, Bukoba usw. In Kwai wurden etwa 450 Zentner vom Hektar gewonnen. Der Neger nennt sie vzasz ya kisungu, »europäische Wurzel«. In Abessinien kultiviert man zwei Sorten Kartoffeln unter dem Namen dimezch. Früher wurden alle Kartoffeln, die in Ostafrika gebraucht wurden, von Bombay und Malta, bisweilen auch von Marseille eingeführt. Jetzt wird ein Teil des Bedarfs wenigstens im Lande produziert, hier und in Britisch-Ostafrika, welch letzteres durch seine Bahn im Vorteil ist, denn ein Transport von 6 Stunden auf Negerköpfen zur Bahn bei uns verteuert das Produkt zu sehr im Vergleich mit Br.-O.-A., wo die Bahn in das Land hineingeht, in dem man Kartoffeln pflanzen kann. Es wurden immerhin bei uns noch folgende Mengen eingeführt: 1903 79852 Kilo im Werte von 18469 Mk. 1904 110222 „ 33 „’ „ 21 535 IB] TOO 115002, = x 28 1300085 1906 232088 „, R N SSH, Mehrere Kolonisten würden schon vom Verkauf dieser Mengen leben können, vielen würde die Kartoffel allerdings wohl kaum genügend Verdienst lassen. Die Preise sind allerdings im Verhältnis zu Europa recht hoch. Die Last von 30 Kilo kann man an Ort und Stelle wohl mit 2—2'/; Rup. kaufen, in einiger Entfer- nung vom Produktionsort aber wird man 6 Rup. (8 Mk.) und noch mehr geben müssen. Die Ausfuhren von Kartoffeln waren in den letzten Jahren ganz gering. 1903 3714 Kilo im Werte von 1107 Mk. I9045, 41390 3.5 R ehe 96 1905 4752 „’ ’’ >) 2 1092 „’ 1900.27 0705 »» „ 1123 , 15. Tacca pinnatifida Forst. Die afrikanische Arrowroot-Pflanze hat im Boden eine 30--500 Gramm schwere rundliche Knolle, aus der ein oder selten mehrere ca. ?/,; Meter lange, viel- — 265 se: fach doppelt zerschlitzte Blätter mit langem Stiel herauskommen und ebenfalls der ca. ein Meter lange Blütenstiel, an dessen Spitze der Blütenstand sitzt, woran später die Beeren sich bilden. Die Heimat dieser Pflanze ist das tropische Indien, Birma, die malayische Halbinsel, Ceylon, Nordaustralien, die Inseln des stillen Ozeans, besonders die Gesellschaftsinseln, endlich im ganzen tropischen Afrika, in Abessinien, dem Bahr- el-Gazal-Gebiet, Zanzibar, Mossambik, im ganzen Küstenland, in Ober-Guinea, Gabun, Angola, am unteren Kongo usw. Hier in der Nähe von Amani steht sie z. B. sehr viel an der Usambara-Bahn entlang in offenem Gras-Buschland. Es ıs kein Zweifel, daf3 diese Pflanze in Afrika ebenso heimisch ist, wie in Süd- Asien. Ich habe nicht gehört, daf3 die Eingeborenen sie hier in Kultur nehmen. Sie wächst überall in den unteren Regionen so haufig, daf3 sie auch ohne Kultur recht viel benützt wird. Der Name im Küstenlande ist mwanga, malanga, ulanga, mulanga, mwu- ranga, ebenso bei den Wasegeju, Washambaa, Wadigo, Wabondei, Wasaramo, Watussi; die Wakami sagen kunsugulu, die Wanyamwezi »zyanza, die Wasukuma ngongo, die Wangoni Zembe, die Wahiyao utondwa ngoli, die Wamakonde mungu- ruwe, in Langenburg amasımb:. In Indien heißt die Pflanze dhaz, diva, kanda. In Zeiten der Hungersnot wird die Wurzelknolle in Mengen gesammelt und nach mehrfachem Abkochen gegessen. Meistens aber werden die Knollen ver- wandt, um daraus eine sehr feine Stärke herzustellen, die man sowohl zu tech- nischen Zwecken wie gewöhnlicher Stärke verwendet, (wie z. B. zum Wäsche- stärken), als auch zu Genußzwecken, wobei sie dem Arrowroot nicht nachstehen soll. Wir haben die Pflanze hier kultiviert. Nach mehr als einem Jahr hatten wir 500 Gramm schwere Knollen. Nach Herrn Chemiker Lommel’s Bestimmungen im hiesigen Institut ent- hielten Knollen von hier und von Bagamoyo aber nur 9— 18 °/, Stärke, die aus anderen Gegenden müssen, aus Wohltmann’s Untersuchungen zu schliefen, be- deutend reicher sein; möglich, dafS unsere nicht im günstigsten Reifezustand untersucht wurden. Das Stärkemehl wird auf dem Markte verkauft und auch ausgeführt. Leider geben die Ausfuhrtabellen es nicht getrennt von anderen Sachen an. Es sind in der Statistik »andere Knollen, (d. h. außer Maniok und Kartoffeln) und deren Mehl, insbesondere von Pfeilwurz« zusammen- gezogen. Die Zahlen werden sich demnach wohl meist auf Bataten, die man ihrer geringen Haltbarkeit wegen weit weniger als Maniok ausführt, und außerdem auf die Tacca-Stärke beziehen. Es wurden ausgeführt: 1903 15167 Kilo im Werte von 1797 Mk. 1904 9903 ss ” er Same l2,7,08 5, LOOb 17 SO En; » ie 5 1900 2272 En 379 m — 266 — Unter derselben Bezeichnung fungiert aber auch ein ziemlich großer Posten in»der Binfuhr. 1903 94324 Kilo im Werte von 18469 Mk. NOOAWENIO222 0, 5 ZEN TOOENETSEOB2, 0 5 RR ER RSEIVELOM NT, Da wie ich höre, unter dieser Rubrik der Statistik auch Zwiebeln gerechnet werden, werden sich obige Zahlen fast nur auf diese beziehen, die von Bombay kommen. Man kann schon an der Bewertung sehen, daf3 es sich um verschiedene Pro- dukte bei der Einfuhr oder bei der Ausfuhr handeln muß. Die Zwiebeln sollten besser gesondert in der Statistik aufgeführt werden. Notiz. Die Knollen und Stärkemehl liefernden Canna indica und Cur- cuma longa werden, erstere unter den Zierpflanzen, letztere unter den Gewürz- pflanzen besprochen. X. Die Gewürze. 1. Amomum-AÄrten. Dem Kardamom*) verwandte Gewürze kommen von folgenden Pflanzen: Amomum cardamomum L., in Siam und Java wild und kultiviert. Die Früchte kommen nicht nur einzeln, sondern auch zu ganzen Fruchständen ver- eint traubenförmig in den Handel, in Java sollen sie kapol, kapul, bei den Malayen kapa-laga heißen. Besonders beliebt scheinen sie in China zu sein, wo man sie Pe/-tau-kau, tung-po-tau, lo-kuli nennt und wo unter der Sung-Dynastie (5. Jahrhundert, oder 10.— 12. Jahrhundert? 2te Sung-Dynastie?) der Dichter Sel- tung-po sich nach dem Kardamom benannt haben soll. A.subulatum Roxb. Die Früchte werden als »große oder Nepal-Kar- damom« bezeichnet. Die Pflanze wächst wild in Bengalen und Nepal, scheint für den Welthandel nicht viel in Betracht zu kommen, aber in Indien und anderen östlichen Ländern viel konsumiert zu werden. Im Sanscrit soll sie außer e/a noch drzrhal-upakun-chika heilen, in Indien darz-lachi, elcho, moto-Uacht (moto auch bei den alten Klassikern für eine Varietät von Zimmt, das Wort »n0t0, motu kommt auch noch sonst bei indischen Produkten vor), morung-elachi (nach den Morung- Bergen), bei den Tamilen periya-yelak-kay, kattu-yelak-kay, bei den Telegu fedda- yela-kayalu, adaviyela-kaya, auf Arabisch gakzlahe-kibar, hel-sakar, auf Persisch quakilhahe-halan, gagalahe-sakar. A. xanthioides Wall., aus Hinterindien und Siam, soll in Singapore und China als Medizin gebraucht werden, auch auf den indischen Bazaren zu haben sein. Man nennt die Früchte auch Bastard-Kardamom. Nach China sollen jähr- lich 400000 Kilo importiert werden. Wahrscheinlich werden noch die Früchte von einer ganzen Reihe von Arten verwandt. Die afrikanischen Arten sind von Schumann zu einer Gattung Aframomum zusammengezogen, deren dicht am Boden sitzende Früchte große spitz ausgezogene Gebilde sind, die reif und frisch meistens rote Farbe haben. *) Das Kardamom des Handels wird unter Z/eftferia behandelt. — 268 — In ihnen liegen in einem säuerlich-aromatischen Mark viele kleine Samen von scharfem Geschmack eingebettet. Jedermann, der in den Bergwaldgebieten von Ostafrika gereist ist, wird diese Früchte gesehen haben, die von den Ein- geborenen auch bisweilen als Erfrischungsmittel verkauft werden. In Uganda sind sie z. B. stets massenhaft unter dem Namen smatimguru auf dem Markt, welchen Namen sie auch anderwärts führen. Soweit mir bekannt, kennt man die botanische Art dieser Aframomum von Uganda und Bukoba noch nicht.*) Die Früchte von A. angustifolium (Sonn.) K. Sch. von Zanzibar und Mada- gascar (dort /ongasi genannt) sehen sehr ähnlich aus, auch sind die Uganda- Früchte kaum zu unterscheiden von denen der hier in Usambara vorkommenden A. Mala K. Schum., aus deren Kernen Dr. Schellmann ein ätherisches Öl destilliert hat. Von einer ganz verwandten Sorte kommen jedenfalls die als koraima der Galla aus Massaua ausgeführten Früchte, /ez/ der Araber (also wie die echten Kardamomen sel genannt), die nach Arabien und Indien gebracht werden. In Abessinien heifst die Pflanze auf Amhari karoroma, kororima. Be- sonders diese Kardamomen sollen die Araber dem Kaffee zusetzen. Wieder andere Kerne kommen von Aframomum Meleguetta (Rosc. K. Schum. aus Westafrika, Sierra Leone bis Angola, sie liefern den Melegeta-Pfeffer oder die Paradieskörner des Handels, (Ewe aro%n), die in der Liqueurfabrikation noch Ver- wendung finden. Für die sehr ähnlichen Körner von A. »zala und andern ostafrika- nischen Arten aus dem Niassaland, vom Victoriasee usw., hatten die Kaufleute nicht viel Interesse. Erwähnenswert ist die von Schumann erwähnte Tatsache, daß! bei ganz nahe verwandten Arten der Gattung Aframomum die Körner, welche kantig und netzig skulpturiert sind, scharf und gewürzig sind, die Arten mit glatten elipsoiden und zusammengedrückten Samen aber keine scharfen Bestand- teile haben. Aus Langenburg stammende Samen von Aframomu m hatten 2 °/, ätherisches Öl, das für Parfümeriezwecke verwendbar ist; von Segoma stammende Samen hatten geringe Mengen eines Öles von vorzüglichem milden Aroma; von Bukoba stammende Samen hatten 8°/, Gerbstoff, Harz und Farbstoff und 3°/, ätherisches Öl, das im Handel befindliche Produkt hat aber 5% Öl; die Bukoba-Saat dürfte 1,10 Mk. pro Kilo Wert haben. (Kol. wirt. Komitee.) 2. Anethum graveolens L. Der Dill ist nach Drude-Engler (Nat. Pflanzen-Familien) in Indien und Persien, vielleicht auch in Ägypten wild, und durch die Kultur schon sehr früh verbreitet. Die indische A. Sowa Roxb., die uns hier interessiert, wird von vielen Botanikern für dieselbe Art gehalten, doch sind die ätherischen Öle beider *) Vielleicht handelt es sich um A. sanguineum K. Schum. (Engler's Pflanzen- welt. C. S. 149). nach den Beobachtungen von Gildemeister und Hoffmann ziemlich ver- schieden, so daß es sich mindestens um Klimavarietäten handelt. Man behauptet, daß der Dill das arurest der ägyptischen Papyri gewesen sei, er war das anethon der Griechen, das anethum der Römer, doch sollen nach Dragendorff diese Worte auch für Carum Ridolfia angewandt sein. Die Araber nennen die Pflanze shabit, shibit, chebett, h’asa ; kerafes (wilde Sorte in Algier), im Sanscrit soll sie sita-siva, missereya, satapushpi, shaleya heilen, heute in Indien sowa, sulpha, soya, sutopsha, surwa, unsere hiesigen Banyanen aus Gudjerat sagen swwadana. Die Samen sind in den meisten hiesigen Indierläden erhältlich, aber nicht als dzsari, bisari-nini, wie Holst-Warburg angeben, sondern unter den indischen Namen swwa, suwadana. Die Leute brauchen sie zum Speisewürzen, auch wohl zur Curry-Bereitung. Hier und da findet man auch die Pflanze hier in Kultur, so sind Exemplare von Pangani und vom Obstabfall des Walegga-Plateaus zum Albert-Sees von mir gesammelt. Aber ebenso wie beim Koriander, werden diese von den Sudanesen der früheren Äquatorialprovinz dort hingebracht sein, und nicht von den Watussi- Wahuma. Jedenfalls ist die Kultur dieser Pflanze hier recht selten, und was an Samen gebraucht wird, kommt von Bombay. In Abessinien und den Haussa- staaten soll dagegen der Dill angebaut werden. (Warburg.) In Abessinien heißt er auf Tigrinja schzlau, sılan, stlan-beita, sadan-schoa. 3. Capsicum minimum Roxb. und verwandte Arten sind die Solaneen, welche den spanischen Pfeffer, Paprika oder die Chzllies liefern. Wenn auch diese Pflanzen in allen wärmeren Gegenden fast wild zu sein scheinen, so ist doch wohl nicht daran zu zweifeln, daf sie ursprünglich aus Amerika eingeführt sind. Von der Gattung Capsicum sollen etwa dreißig Arten in Amerika und eine in Japan heimisch sein. Aber die Kulturformen gehen so ineinander über und schlagen bei Vernachlässigung auf das C. minimum zurück, daß es eben meistens Zuchtformen sein werden, die vielleicht nur eine oder sehr wenige Arten als Stammformen haben. Nach den Angaben von Flückiger läßt sich der spanische Pfeffer weder in den alten klassischen Literaturen, noch bei den älteren Arabern, noch im Mittelalter nachweisen, wohl aber taucht sofort nach der Entdeckung Amerikas die Runde von ihm auf. Dr. Chanka, der als Schiffsarzt Columbus auf seiner zweiten Fahrt begleitete, berichtet, Anfang 1494, dafl3 auf der Insel Hispaniola agi als Gewürz diente. Fernandez beschrieb 1514 die hohlen, roten Schoten, die er axrz, ajes nennt aus Honduras, auch Cortes kennt agzes aus Mexiko. 1542 muß das Gewächs schon weit verbreitet gewesen sein, man kannte es in Deutschland (Fuchs »calecutischer Pfeffer«; Gessner nennt ihn ebenso aber auch »brasilianischen«). Clusius erfuhr, daß es aus Pernambuco gekommen sein sollte. Fernandez nennt Ende des sechzehnten Jahrhunderts auch nöch den amerikanischen Namen cAhz//z.*) Die Heimat des Gewächses oder seine ur- sprüngliche Kulturstätte hat wohl in Zentralamerika, Westindien, Guiana und Brasilien gelegen. Man kann annehmen, daf3 Portugiesen und Spanier die Pflanze sehr rasch über die damals bekannte Welt verbreiteten. So wird sie auch zu früher Zeit nach der Ankunft der Portugiesen in Ost- afrika eingeführt sein, wo sie z. B. auf der Insel Zanzibar in den felsigen, östlichen Teil, wo der Korallenkalk aus dem Boden hervorsteht, in großen Mengen in einem scheinbar wilden Zustand vorkommt. Man sammelt hier die Früchte, wo sonst nur noch ein wenig Maniok wächst, viel und verkauft sie an Indier, die sie wieder an die europäischen Firmen übermitteln zur Ausfuhr nach Nordamerika, England und viel auch nach Indien unter dem Handelsnamen c/Az//zes, also mit einer altamerikanischen Bezeichnung. Es sind besonders die Wahadimu, die sich in Zanzibar mit dem Pfefferhandel beschäftigen, jene Leute, deren Sultan, Muniemkuu, sich von den Shirazi-Persern ableitete.e Auch an der Küste wird überall das Capsicum gefunden, wenn auch nicht in sa dichten Beständen wie im Osten der Insel Zanzibar. Vielfach ist die Pflanze auch ins Innere vorgedrungen, in Usambara, bei Kilossa, in Usaramo und an vielen Punkten findet man sie, meist auf Schutt oder als Ruderalpflanze. Bei den alten Ansiedelungen der Araber ist sie stets zu finden. Sehr eigenartig aber ist das Vorkommen in Uganda, be- sonders im östlichen Teil dieses Landes, in sehr bedeutenden Mengen, so dafs man vor einigen Jahren begann, die Schoten von da auszuführen, nachdem die Fertigstellung der Ugandabahn die billige Verfrachtung der Ware zur Küste er- möglicht hatte. Der Ausfuhrhafen dort ist Jingo am Ausfluß des Sommerset- Nils aus dem See, von wo bald so enorme Mengen der dort in den Bananen- hainen halb- oder ganz wild wachsenden Drogue ausgeführt wurden, dafs die Preise auch in Zanzibar beträchtlich sanken. Es ist immer die winzig kleine Schotensorte, die an der Pflanze aufrecht steht, nicht hängt. Schon früher hatten Reisende ihr Vorkommen in Uganda und Unyoro gemeldet, wo sie damals wohl kaum benützt wurde. Es ist nicht anzunehmen, daß sie erst durch die Araber, also etwa seit 1840 dort eingeführt ist, sie muf3 sich schon sehr viel früher dort verbreitet und ein auferordentliches günstiges Wachstum gefunden haben. Ich habe 1891 auch im nordwestlichen Unyoro, und besonders im Semliki-Tal die Pflanze gefunden und damals angenommen, daß sie dort heimisch sei, so häufig kam sie dort überall in den Bananenhainen und im Busch vor. Ob sie auch in den Zwergengebieten westlich des Albertsees gefunden wurde, kann ich mich nicht mehr erinnern. In Westafrika scheint sie heute sehr weit verbreitet zu sein, ich glaube an der ganzen Küste und weit ins Innere hinein, ferner auch im Sudan und jeden- falls überall, wohin arabische Händler kamen. *) Yule und Burnell sind der Meinung, daß das Wort cAhzllies vom Lande Chili kommt, wie schon Jac. Bontius 1631 meinte, jedoch gibt nach denselben Autoren Acosta als mexikanischen Namen chAzlzi, als solchen von Cusco vchu an. u “Ich möchte annehmen, daf die Pflanze nach der Westküste durch die Portu- giesen bei den Sklaventransporten etwa im sechzehnten oder siebzehnten Jahr- hundert gelangte, daß sie dann zusammen mit Maniok und Mais sehr schnell ihre Wanderung antrat, wohl unterstützt durch Vögel, und daf3 sie von Westen aus bis zum Semliki-Tal, ja vielleicht bis Uganda und Unyoro gelangte, dafs sie aber in unseren küstennahen Gebieten, in Unyamwezi usw., von unserer Küste aus verbreitet wurde. Denkbar aber ist auch, daß sie in recht alter Zeit durch Handelsbeziehungen, die wir nicht mehr nachweisen können, ebenso wie etwa die Kaurischnecken, von Osten aus nach Uganda kam und dort eben einen be- sonders günstigen Boden zur Entwickelung fand. Aus der Namengebung der Pflanze wird sich kaum etwas über ihren Verbreitungsweg nachweisen lassen, weil hier wie in vielen anderen Fällen, die Neger dem sicher neu eingeführten Produkt ganz beliebige Namen gaben, deren Ursprung wir nicht einmal raten können. Stellen wir zunächst ‚fest, daß die Araber die Pflanze wie den schwarzen Pfeffer #/f#/ nennen, in Abessinien und bei den Afer sagt man berberi, barberi”), bei letzteren auch Özsdes (vergl. Muskatmacis und Fenchel), die Galla sagen mz/mitta, guratscha und barberi. Dies berberi deutet vielleicht darauf hin, daf3 das Produkt von der Berberküste aus nach Abessinien usw. eingeführt wurde (?). Bei unseren Eingeborenen heifst die Pflanze mpzlepzle, die Drogue pzlepzle-hoho bei den kleinen Sorten, prlepule-kibanyanı bei den längeren größeren Sorten. Die Haussa sagen (nach Passarge) borkono, die Madagassen sakay, die Madi kzsseta, die Wasagara kznjanga, die Waschambara #rrgwabe, in Ujiji Ratole- walanda, die Wanyoro, Waganda und A-Lur kamradli, die Schuli kamrala. Woher dies Wort stammt, ist mir unerklärlich, Kamrasi hief3 ein früherer Herrscher von Unyoro, der Vater von Kabrega, doch ist das ein ganz anderes Wort und hat mit dem für Pfeffer nichts zu tun. In Indien heißt das Gewürz /al-miri, gach-mirt, mirch, mir-singa, milagay, also wie schwarzer Pfeffer, in Turkestan Aalamphur, in China ta-hu-tsiau, lah-tsiau, in Ägypten schiteta, bei den Tuareg c/itta, in Uhehe kisam- basamba, bei den Wakussu /ukumbi, bei den Wakikuyu #anogo, bei den Massai ossongonoi (?), bei den Wasokiri (Langenburg) zupzlipr. In nachfolgender Liste gebe ich noch eine Menge Negernamen für »Pfeffer« nach Kölle’s »Polyglotta africana«. Ich weiß aber nicht, ob es sich hier in allen Fällen um Capszcum handelt, vielleicht auch um Äy/opza, um Maleguetta- Pfeffer, um Aschanti-Pfeffer usw. Es kommt mir aber so vor, als ob das Zak7 der Dahome-Völker auf den amerikanischen Namen agi, arxi, aki zurückzuführen sei.}) Vielleicht beschäftigt sich ein Herr, der die westafrikanischen Sprachen kennt, mit dieser Frage. Wie ich schon früher angab, kann man auch die Stammesnamen von Kölle vielfach nicht identifizieren; er schrieb sie in den vierziger Jahren auf, als die meisten Völker noch unbekannt waren. *) Nach Schweinfurths Liste derderz, bels, schirba (Tigrinja), sirra, fründsch (Amharı). +") Zaki (Dahome) ist nach Westermann aber der Maleguetta-Pfeffer. Senegambien b. Bissagos bis Monrovia manlegwe Fulup bebawa Filham kewu bakanı Bola zdohe Sarar kadoi pl. idoi Pepel 2dsoyo Biafada ntegwe, pl. Padsade tubagani Baga(vonKalum) magbdengbe Timne kegbengbe Bulom ugbengbe Mampa nReje Kise kısan Südsenegambien bis Kap Palmas Mandenga Furoto Kabunga kano Toronka ‚Foyoto Dsalunka Furoto Kankanka Furoto Bambara Furoto Kono putu Vei kerefe Soso Solima surontonna Kisekise gbengbei Tene kunde Gbandı kisengi Landoro hoige Mende Ppudse Kpese klan Toma kise Mano sua & sua Gio kie Kru-Küste Dewoi kire Basa be Kra ba Krebo peya Gbe be Dahome—Sklavenküste Adampe able Ewe ekukuli, atadı 272 — Hwida Dahome Mahi Aku, Ota Egba Idsesa Yoruba Yagba Eki Dsumu Oworo Dsebu Ife Ondo Dsekiri Igala Sudan— Niger Mose Dselana Guresa Gurma Legba Kaure Kiamba - Koama Bagbalan Kasm Yola Niger-Mündung Isoama Isiele Abadsa Aro Mbohfa . Sobo Egbele Bini Ihewe Oloma Okuloma Udso Laki Lakı Laki elta 2g0r0 ata ala agere, W. ata, ala agbogbo & ata ala 2g0r0 ala ala ogulo agboko kambi nyakos mawesuna & MAYWASUM kami kambura gbansuru dsanatl nandsua nandsua nemiulidsua namledsua 050 azu s2bo tsoka ehtl-e eht-e gesia sanı egina Unterer Niger (Nupe) Nupe Kupa Esitako Goali Gugu Puka Basa Ebe Opanda do. Igu Egbira-Hima Tsad-See Bornu, Kanuri Munio Nguru Kanem West-Tsad-See Pika Karekare Bode Ngodsin Doai yakra agbo yakra stagba nyagba alko lako agbogbo aigbo akoko ndsıta barguno bargumo dsıta dsta & sıa dsıta sıgba sıta barkano & dsıta Östlich vom unteren Niger . Ekamtulufu Udom Mbofon Eafen Basa Kamuku aburagbura abulogbala ceweragbana NSISU agbagba od'sita Kamerun-Hinterland (Bantu ?) Dsuku Isuwu Diwala, Duala Orungu Bayon do. Pati Kum Bagba Balu Bamom Ngoala Momenyo sıta ndongo ndongo ntogolu & tohulo Lıta Lıta Isela asoa yıvoa yowua mine kekie 273 Papiah Param Ngoten Melon Nhalemoe Baseke Kongo— Angola Kabenda Mimboma Musentandu Mbamba Kanyıka Ntere Mutsaya Babuma Bumbete Kasando Nyombe Basunde Ngola Pangela Lubalo Runda Songo | Kisama Süd-Ost-Afrika Muntu Kiriman (Kilimane?) Marawi Meto Matatun Nyamban (Inhambane’?) Wolof Wun Gadsaga Gura Banyun Stuhlmann, Beiträge zur Kulturgeschichte von Ostafrika. cso mbeyet ndon ndon ndon nlangane ndungua ndungua ndungu ndongu & ando sintson ndu, pl. bandu ndu, pl. bandu ntuo lenduo, pl. anduo ntongu, pl. sintongu ndongu nUungu ndonko olondongu ninterongu ndsun ndongu, pl. sindongu sintongo sobora Ppiripiri sabora piripiri piripiri longue West-Atlantische Stämme kant Bidsogo Ankaras erantot cloma Hwawohana kunwıa bagıl 18 274 — Nalu malket Okam ladivi Bulanda bsende Yasgua oyaya Limba magbende Nki nkare Landoma simmi Kambali madsıta Hoch-Sudan Alege 080ga Asante makruo Penin Loro Barba nyeku Bute ndo Boko meku Murundo mokale West-Zentral-Sudan Undaza lendongu Kaudin misinktmba Ndob ndon Tumbuktu dando Tumu ndon Bagirmi barkono Nkele metangale Hausa Kano borkono Konguan baya Kadzina loanka & tonka Mbarike 2sapon Pulo Tımbo pordo Tiwi mukem & nkem Salum nyamaku & kani Boritsu bakera Kano borkono Afudu NSCSEe Niger-Delta Mfut dsop Yala ata Mbe erüte Anan niuen Nso dsısor Süd-West-Afrika usw. Arabisch Koro moa Wadai seta Ham sarpara Adirar Fulfuli < Arakura oda Beran harir Die hiesigen Eingeborenen trocknen das sehr scharfe Gewürz und bewahren es zu gelegentlichem Gebrauch auf, genießen es auch frisch zu ihren Saucen, die “sie oft recht scharf machen. An der Küste wird mit der furchtbar scharfen Frucht auch krimineller Mißbrauch getrieben, man träufelte Leuten zur Strafe und um Geständnisse zu erzwingen den Saft in die Augen; ein scheußlicher Mißbrauch ist auch, daf3 die Früchte Frauen, die vorher gebunden werden, als Racheakt in die Vagina gesteckt werden, wodurch natürlich die furchtbarsten Schwellungen _ entstehen. In Uganda und Unyoro aß man den Pfeffer nicht gern, weil er Unfrucht- barkeit erzeugen sollte. Wie erwähnt, werden »Chillies« in Mengen seit langer Zeit von Zanzibar exportiert. Seit einigen Jahren hat auch eine Pflanzung im Tangahinterland sich mit dieser Kultur befaßt, die kleine Art fand sich dort wild, die Arbeiter aber beschäftigen sich der scharfen Eigenschaft wegen nicht sehr gerne mit der Frucht, auch fielen die Preise. Man hat dann aber auch größere rote und gelbe Sorten gebaut, ich glaube auch mit finanziellem Erfolg, nur kann man sie nur dann ausbeuten, wenn reichlich Arbeiter vorhanden sind, was nicht immer der Fall. Er EIER FE Der Export von Uganda (Jingo) aus ist seit einigen Jahren sehr groß. Zu- erst verdiente eine europäische Firma, die die Sache aufnahm, gut damit, dann aber befaflten sich so viele, besonders auch indische Firmen mit diesem Artikel, daf3 die Einkaufspreise stiegen, durch zu großes Angebot auf dem Markte die Verkaufspreise fielen, so daf3 das Geschäft nicht mehr so gut ist. Immerhin werden noch bedeutende Quantitäten davon verschifft; sie haben die Preise der Zanzibarware sehr geworfen. Für Europäer rentiert sich anscheinend deshalb besser der Anbau der längeren Schoten, die der ungarischen Paprika mehr ähneln. Wenn in Zanzibar in einem Hause Chillies verwogen oder verpackt, wenn in den Dampfern auf dem Viktoriasee diese verladen werden, so muf3 die ganze Umgebung lange Zeit hinterher noch niesen. Ich sammelte seiner Zeit im Semliki- tal eine Menge Pfeffer und ließ ihn trocknen und stoßen, um meine naturwissen- schaftlichen Sammlungen damit gegen Mottenfraf3 zu schützen. Die Herren, die nachher in Berlin die Vogelbälge bearbeiteten, wissen ein Lied von den Wirkungen zu singen. Sehr viel von den Chillies geht nach Bombay, wo die Leute ja viel scharfes Gewürz lieben, das meiste aber anscheinend nach Amerika, wo doch ursprünglich das Land war, »wo der Pfeffer wächst« (d. h. Cayenne). Es müssen in den Ver- einigten Staaten enorme Mengen dieses so furchtbar scharfen Gewürzes konsumiert werden, ich vermute zu Saucen, Pickels usw. Auch bei uns gibt es Leute, die zer- kleinerte Pfefferschoten zum Reis essen können; mit den unreifen, grünen ist das noch denkbar, aber anstatt der roten kleinen Sorte kann man sich ebensogut auch Feuer in den Mund stecken. Auch werden, besonders von Arabern, Indiern und Negern Pfefferschoten in Essig eingelegt und als Speisenwürze genossen. Sehr wichtig wäre es, zu erfahren, welche Pfeffersorte 1330 Ibn-Ba- tuta in Mugdischu zu essen bekam, Guillain schreibt in seiner Über- setzung nach Defremery und Sanguinetti »grappes de poivre confits dans le vinaigre«. Danach hat es den Anschein, als wenn es sich da- mals um dieselbe Mischung gehandelt hätte, die die Leute noch heute mit den Capsicum-Schoten herstellen; aber es ist höchst unwahrscheinlich, daß man damals in der »alten« Welt überhaupt die Capszcum-Pflanze hatte. Eine Er- klärung wird höchstens das Studium des Urtextes geben, und vielleicht auch dieses nicht, da die Araber wohl für beides 2/f#/ sagen werden, wenn es sich nicht um ganz andere Früchte, wie etwa um Koraima-Kardamom, Sorten von langem Pfeffer etc. handelte. Das wahrscheinlichste ist, daß Ibn-Batuta Pfeffer- körner von Piper nigrum in Essig als Zutat zum Essen erhielt. Nach einer brieflichen Mitteilung von Herrn Geheimrat Prof. Dr. A. Sachau ist die Stelle in Band II S. 135 der Ausgabe von Defremery-Sanguinetti, Paris 1877, richtig mit »grappes de poivre« übersetzt; fz/ful ist das gewöhnliche arabische Wort für Pfeffer im Allgemeinen. Die mit Pfeffer und Essig eingemachten Pickels werden an unserer Küste atschari, achari genannt, ein Name, der auch im Persischen und Malayischen 18* bekannt ist. Yule und Burnell lassen die Frage offen, ob dieser Ausdruck nicht vom Lateinischen acefaria abstammt. Er findet sich schon 1563 bei Gärcia die l"Olrto. An »Pfeffer aller Art« wurden aus Deutsch-Ostafrika ausgeführt: 1903 25650 Kilo im Werte von 11556 Rp. 1004 227.807: % a „, 119307, 1905 23869 „ „ 3 157 0 (davon 640 Kilo über die Binnengrenze) 1906 13759 Kilo im Werte von 5063 Rp. (davon 2703 Kilo über die Binnengrenze). Sofern es sich nicht um etwas Wiederausfuhr von schwarzem Pfeffer handelt und um ein wenig »langen Pfeffer« von Bagamoyo, von wo aber 1906 nichts kam, handelt es sich um Clapszcum-Pfeffer, und zwar für die Küstenbezirke fast nur aus dem Hinterland von Tanga, wo eine Pflanzung (Segoma) ihn anbaut, um deren Produktion es sich in erster Linie handeln wird. Zanzibar führte an rotem Pfeffer aus: 1901 181786 Ibs. im Werte von 192710 Rp. 1904 124579 Ibs. 1905 135216 Ibs., das Frasilah nur zu 4-5 'Rup, ‘da. durch die enorme Ausfuhr dieses Produkts aus Uganda der Preis sehr gesunken ist. Die Ware geht nach den Vereinigten Staaten, England und Indien. Die Ernte- zeit ist im Juni und Juli. Die Pflanzung Segoma führte nach dem Jahresberichte der Gesellschaft 1902 den ersten Pfeffer aus und zwar 588 Zentner, der Zentner war zu 32'/;3 Mk. ver- kauft, und man berichtete, daf3 die Pflanze dort soviel wächst, daß bei genügen- den Arbeitern 3000 Zentner geliefert werden könnten. 1903 wurden 516 Ztr., 1I904—5 18 Ztr. ausgeführt, 1905 485 Ztr. Chillies A812). Nik pros/tr: 29, selben Pfeiier 255 K; Ze 9 „,.xoten bieiter a3 ” ae 1906 1720 Kilo Chillies a 0,70 Mk. 37407 0 gelben IRreifen22.0.07. 1980 , roten Pfeffer a 0,94 , Man sieht aus diesen Zahlen, daf3 der Export aus unserer Kolonie sich nicht mit dem von Zanzibar messen kann. Die Ausfuhrzahlen aus Uganda sind mir nicht gegenwärtig, doch glaube ich mich zu erinnern, daf3 1905 in einigen Monaten 300 Tons ausgeführt wurden. Lewis & Peat in London notieren für Zanzibar Chillies: Marz 1907. 78-30 /sbrproei Ztr. Juni 71607 212>20,shr nee, Okt. 1907 "1220 che Okt. 1908. 25 —30:sh. 0, für solche von Nyassaland Oktober 1907 25—50 sh pro Ztr., für Capsicum von Ostindien Oktober 1907 15—35 sh Natal e 5008 sh Nyassaland ,, BED .HOLSH. „ „’ 21; „’ 1) DB} Wahrscheinlich spielt Aufbereitung und Aussehen eine große Rolle bei der Preisbildung. 4. Carum Carvi L. Unser gewöhnlicher Kümmel ist von Europa bis zum Himalaya und durch Sibirien und Tibet verbreitet; er wurde in sehr alter Zeit in Südeuropa angebaut. Es is der #aros der Griechen, carım der Lateiner. Ob dieser Name, wie Plinius meint, nach der Landschaft Carien gebildet ist, scheint zum mindestens unsicher zu sein. Die Araber sagen karoya, karawya, karaouia (Algier), karanbad, karanfan, kamun-armeni, die Perser karoya. Ob nun diese Worte aus den europäischen, klassischen Sprachen ins Arabische oder umgekehrt übergegangen sind, weil ich nicht, vermute aber, daß erstere.*) Das deutsche Kümmel ist eine Umbildung aus dem cuminum für den römischen Kümmel, der mittelhochdeutsche Ausdruck war Zarbe, karve, englisch caraway, die alle eben wie das Arabische al-karavıa wahrschein- lich wohl aus dem griechisch-römischen stammen wird. Nach Warburg-Engler soll der echte Kümmel an unserer Küste bisweilen unter dem Namen yamda, zamda in den Läden vorkommen, sicher aus Indien eingeführt, wo er in der kühlen Jahreszeit in den nördlichen Ebenen angebaut wird, in der warmen Zeit in Kaschmir usw. In Indien nennt man ihn szra, jıra, siyah-zira, guniyun, umbhu usw., also wie den Cuminum-Kümmel yzra, ein Wort, das nach Watt vielleicht ein allgemeiner Ausdruck für Gewürz im Sanscrit war. In Turkestan soll man Zorzba, koraa sagen. Nach Deutschland werden sehr bedeutende Mengen Kümmelsaat eingeführt, das meiste von Holland aus, im Ganzen nach Hamburg allein 13—14000 Dz. im Werte von 6—700000 Mark. 5. Carum copticum Benth. (Ptychotis Adjowan DC.) wird viel in Indien, Afghanistan, Persien und Ägypten kultiviert. Die Früchte sehen denen der Petersilie ähnlich, haben aber einen inten- siven Geruch nach Thymol, das aus ihnen hergestellt wird. Zu diesem Zweck werden sie aus Bombay ausgeführt. Sie sollen meist in Marwar in der Rajputana gezogen werden. In ihnen ist 31/7, —4!/a °/o Ajowan-oel, welches 45—50 °/, Thymol *) Yule und Burnell glauben, daß das Arabische karaviya eine Corruption von Jateıi- nisch careum, griechisch karos sei, daß aber das englische caraway durch spanisch alcaravca aus dem Arabischen stammen. enthält. Daraus gewonnenes Thymol ist in indischen Bazaren unter dem Namen ajwan-kaphul erhältlich (d. h. » Ajowan-Kampfer«, nicht wie Gildemeister und Hoffmann schreiben, »Blüte des Ajowan»). Die Pflanze scheint in Östindien heimisch zu sein. Dort heißt sie Jowan, ajwani, jowan, ajamo, juwani, owa, bei den Tamilen aman, oman, ama, den Telegu omamı, omamu, im Sanscrit an- geblich yamanz, aymodum, bei den Persern szman, naukhwah, naukhah, in Turke- stan dschiwar-i-Kaschgar, in Abessinien asmuth (Tigrinja). Wahrscheinlich ist es der ammi aethiopikon des Dioscorides.*) 1549 wurde die Saat zuerst von Ägypten aus nach Europa gebracht, später dann wieder vernachlässigt und neuerdings ist sie zur Herstellung des Thymols recht gesucht als Fructus Ajowan. Die Indier gebrauchen die Samen als Medizin, wohl seltener als Gewürz. Sie sind deshalb vielfach in den Läden in Ostafrika erhältlich. Ihr Anbau ist zu empfehlen, da der Bedarf offenbar zu steigen scheint, ob die Kultur sich aber rentiert, kann ich nicht Sagen. 6. Caryophyllus aromaticus L. Der Gewürznelkenbaum ist auf ganz beschränktem Gebiet ursprünglich heimisch, nämlich auf den kleinen Inselchen, welche das östliche Gestade von Halmahera (Djilolo) der Molukken umrahmen, also besonders auf Ternate und Tidore (vielleicht noch auf den Philippinen). Da der Baum von den dortigen Eingeborenen ursprünglich nicht viel kultiviert und auch nicht verbreitet wurde, ist es verständlich, daf3 man erst ziemlich spät dies Gewürz überhaupt und seine Herkunft im besonderen kennen lernte. Der kleine Baum hat glänzende Blätter, an den Zweigenden bilden sich Rispen von kleinen, purpurroten Blüten, die verkümmerte Blütenblätter und gelbe Staubfäden tragen. Nach der Reife entsteht eine etwa hagebuttengroße dunkel- purpurrote, längliche Frucht. Die Gewürznelken des Handels sind die noch nicht aufgeblühten Blütenknospen in getrocknetem Zustand, ihre Stiele gehen als Nelkenstengel in den Handel, die Früchte (Mutternelken) werden selten verkauft. Die Nelke ist zuerst bei Plinius erwähnt unter dem Namen garyophyllon. Wahrscheinlich hat Plinius seine Kenntnis darüber aus einem Buch von Juba, dem gelehrten König von Numidien, geschöpft, das dieser für Cajus, den Stiefsohn von Augustus geschrieben hat, und welches Arabien behandelte. Man hat vielfach gezweifelt, ob er tatsächlich unsere Gewürznelke gemeint hat, aber Schumann, der eine ausgezeichnete Arbeit (»Beiträge zur Kenntnis und Etymologie der Gewürznelke«, Jahrb. d. Bot. Gartens III) geschrieben hat, an die ich mich im folgenden halte, nimmt an, dafß3 Plinius nichts anderes vorge- schwebt hat als unser Gewürz, wenn es auch damals noch sehr selten gewesen *) Sollte das Griechische arzızz von dem Tamilen-Wort ara kommen? sein muß. In der Zolltafel, welche zwischen 176 und 180 n. Chr. unter Mark Aurel und Commodus von einem Marcianus aufgestellt wurde, und welche in Justinian's Pandekten überging, kommt neben indischen Waren ebenfalls gariofllum vor. Die Angabe, daf3 nach dem »Liber pontificalis«< der Kaiser Constantin an Papst Silvester (314— 335) 150 Pfund Nelken geschenkt habe, hält Schumann für apokryph. Dagegen erwähnt der Arrianer Philostorgios die karyophyllon aus Indien, läfit sie allerdings am Hyphasis wachsen. 547 hat dann Cosmas Indicopleustes in seiner Topographia christiana die Nelken von Ceylon (Taprobane oder Sielediba; dvipa, diba heißt im Sanscrit »Insel«) erwähnt. Sie soll dorthin von weiter gelegenen Gegenden kommen. Damals mufß3 das Gewürz schon in Europa gut bekannt gewesen sein, denn bei Colmar wurden einige Nelken in einer goldenen Büchse gefunden, die in einem aus dem 6. Jahrhundert stammenden Steinsarg lag.*) In der Karolingerzeit waren sie all- gemeines Küchengewürz der Wohlhabenden (Heyd I S. 594). Die älteste Nachricht in arabischen Schriftstellern soll sich in der Muallaka des Amro’l-Kais finden. Ibn-Hordadbah, im 9. Jahrhundert, läßt die Nelke auf Java wachsen. Alle älteren arabischen Schriftsteller haben aber offenbar nur das Gewürz und nicht die Bäume gesehen. Die Verbindung der Araber mit den Molukken muß aber schon recht intensiv gewesen sein, denn 1322 hatten nach Angabe von Crawford Araber und Javanen Ternate besucht und sich dort angesiedelt, 1465 wird der König Marhum von Ternate zum Mohammedanismus bekehrt und im 15. Jahrhundert sollen nach den 1609 von Argensola niedergelegten Angaben (nach War- burg) von den 5 Mollukken schon 6000 Bahar, also etwa ı1'/, Millionen Kilo Gewürznelken ausgeführt sein, und zwar durch Schiffe, die von Java, Malakka und Indien kamen. Offenbar hat die Produktion dort mit der Zeit sehr abge- nommen. Der erste, welcher die Molukken als Heimat der Nelke angibt, ist Nicola Conti; die Beschreibung der Bäume nach eigener Beobachtung gibt erst 1504 Ludovico Barthema, dessen Reisebeschreibung aber teils für gefälscht ge- halten wird, dann am 8. November 1521 Pigafetta, der Begleiter von Magellan. Die Portugiesen beschäftigten sich, seit ihrer Ankunft auf diesen Inseln unter Antonio de Brito 1522, unter reichem Gewinn mit der Ausbeute der Nelken und scheinen die Kultur auch nach Amboina und anderen Inseln verpflanzt zu haben, wenn das nicht erst von den Holländern geschah, die unter Steven v.d. Hagen 1605 die Molukken den Portugiesen fortnahmen, und dort eine Zeitlang stark in Konkurrenz mit den Spaniern waren. Von da an wurde ein seit 1621 durchgeführtes sehr strenges Monopol für die Gewürze eingerichtet. *) Ich finde bei Köhler (Medizinalpflanzen) die Angabe, daß man ein Halsband aus Nelken in ägyptischem Grabe gefunden hat, kann aber sonst nirgends die Bestätigung dieser Nachricht sehen; Schweinfurth erwähnt in seinen Arbeiten nichts davon. Wohl spricht er von einem Halsband aus gekeimten Gerstenkörnern bei ägyptischen Mumien. a SON Um dies überwachen zu können, und um nicht mehr zu erzeugen, als der Handel gebrauchte, ohne den Preis zu drücken, wurden von 1633 an sämtliche Nelken- bäume außer auf Amboina ausgerottet. Im Jahre 1626 z. B. zerstörte man auf den Inseln Loho und Cambello 16000 Nelkenbäume. Aber trotz der eifer- süchtigen Wachsamkeit der Holländer gelang es am 24. Juni 1770 und dann 1772 der Initiative des französischen früheren Reisenden und späteren Gouverneurs von Mauritius und Reunion, Poivre, Nelkenbaume sowie Muskat, Zimmt, Pfeffer, Tee, Bergreis, Brotfrucht etc. dorthin einzuführen, wobei die Naturforscher Commerson und Sonnerat mitwirkten. 1793 kamen Nelkenbäume nach Cayenne, 1780 nach den Seyshellen und bald darauf nach Zanzibar. 1776 hatten die Bäume auf Reunion die ersten Früchte, die aber an Qualität denen der Molukken nach- standen. Es scheint, daß etwa von 1770 an das Monopol auf den Molukken oft durchbrochen wurde, jedoch dauerte es — abgesehen von der englischen Okkupation — noch bis 1864 offiziell fort, wo man es nicht aus freihändlerischen Gedanken, sondern wegen der finanziellen Mißerfolge aufhob. Um 1800 hat angeblich ein Araber namens Harameli-bin-Saleh (nahe Lyne Saleh bin Haremil) einen französischen Offizier von Zanzibar nach Reunion oder Mauritius begleitet und soll auf der Rückkehr Samen und Pflanzen des Nelkenbaumes mitgebracht haben, die er bei Mtoni auf dem Wege nach Chweni auspflanzte. Es war dies zu einer Zeit, wo recht viel Verkehr zwischen Zanzibar und den Mascarenen war, wohl hauptsächlich des Sklavenhandels wegen, dann aber während der Napoleon-Zeit auch wegen der englisch-französischen Rivaliıtät. Zuerst müssen aber nur wenige Pflanzen vorhanden gewesen sein, denn Kapt. Smee, der ı811 Zanzibar besuchte und sehr ausführlich über dessen Pro- dukte berichtete, erwähnt die Nelke nicht. Die ersten regulären Pflanzungen hat man bei Kizimbani (nach der Angabe von Burton 1818) angelegt, einem Land- sitz von Seyyid Said, dem das Verdienst zukommt, die Kultur im Großen ein- geführt zu haben. (Er besuchte Zanzibar zuerst 1829). Ende der dreißiger Jahre (1839) scheint man die ersten größeren Mengen des Produkts ausgeführt zu haben, aber der Preis wurde durch große Mengen von den Molukken und Reunion kommender Nelken gedrückt, so daß man zeitweise (Burton) sogar für die Ab- schaffung dieser Kultur plädierte. In der ersten Zeit sandte Seyyid Said die Zanzibar-Nelken mit eigenen Schiffen nach Singapore zum Verkauf, wo damals der Markt für diese Ware war. Die Zerstörung der Bäume auf Reunion in den vierziger Jahren durch einen Orkan und die billige Sklavenarbeit in Zanzibar und Pemba hat dann hier die Kultur sich so ausbreiten lassen, daf3 diese beiden Inseln seit langer Zeit über sieben Achtel des Weltbedarfs produzieren. Am 15. April 1872 wurden durch einen furchtbaren Orkan, den einzigen, der die Ostküste Afrikas nach den ge- schichtlichen Überlieferungen erreichte, fast die ganzen Nelkenpflanzungen auf Zanzibar (nicht auf Pemba) verwüstet, so daß die heute auf Zanzibar stehenden Plantagen nicht älter als 35 Jahre sein können. — 298931 — Die größere Menge Nelken kommt von der Insel Pemba, aber sie sind etwas weniger gut als die von Zanzibar und werden durchweg mit 0,06—0,25 Dollar p. Frsl. geringer als jene bezahlt. Die Amboina-Nelken stehen höher im Preise, sind größer und mehr als Tafelgewürz verwendbar, während die von Zanzibar meist zur Ölherstellung gebraucht werden. Sehr feine sollen auch die von St. Marie, einer kleinen Insel im Nordosten von Madagascar, sein, deren Produktion aber meines Wissens in den letzten Jahren stark heruntergegangen ist. Das alte griechische Wort karyophyllon klingt auf den ersten Anschein echt griechisch; aber es ist trotzdem höchst wahrscheinlich, daf3 es ein gräzisiertes Fremdwort war, aus dem später das caryophylli der Lateiner, das gzrofle der Franzosen, das garofano der Italiener geworden ist, mit »Kern-Nufß3« und »Blatt‘ hat es jedenfalls nichts zu tun, ebensowenig mit der erst viel später in Mode gekommenen und wohl nach dem Gewürz benannten Nelkenblume. Es stammt wahrscheinlich aus dem arabischen karanful. Lassen meint, dal das arabische Wort aus Sanscrit karaka-phalla = »Blüte des Granatapfelbaumes«*) gebildet ist, indem man den Namen einer bekannten Pflanze auf dies von einem den Indiern unbekannten Baum stammende Gewürz anwandte. Diese Erklärung ist aber wenig wahrscheinlich. Das arabische Wort wird dialektisch auch Akalafur, karafful, in spanischen, lateinischen und holländischen Texten auch karonfal, karumpfel geschrieben. Es ist klar, daß ihm die semitische Konsonantenverbindung #--n-f-/ zugrunde liegt, ja man findet sogar Meinungen, daf3 das arabische z auch ein 7 sein könnte, daß die Wurzel also %--zf-/ sei. Das /, fu! ist wohl sicher aus #/#/ = arabisch Pfeffer entstanden, indem aus dem indischen pzPpali, weil die Araber kein # kennen, flfl, fulful gemacht wurde. Das A#r7, cri aber ist eine Sanscritbezeichnung für für Gewürze, sie wird für Nelken und für Zimmt angewandt. (kikra für Cinna- momum Tamala, kri, cri für Nelken). Es ist demnach, nach der Meinung von Schumann, sehr gut möglich, daß in dem karanful eine arabische Über- setzung von »Nelkenpfeffer« vorliegt. Auch soll nach Rumphius in Bugula- wan bei den Amboinesen die Nelke #777 heißen. Lassen übersetzt karzpippali mit »Elefantenpfeffer«, und es wird behauptet, daß in dem ziemlich neuen indischen Arzeneibuch von Susrutas damit Pothos officinalis Roxb. ge- meint sei. — Denkbar aber ist noch, daß das arabische Wort aus den Bezeich- nungen der Tamilen und Telegu für den Nelkenpfeffer kzrrambu, kiramber, crambu entstanden ist, wenn diese das Wort nicht umgekehrt aus dem arabischen um- gebildet haben. Unzweifelhaft ist, daß die Indier andere Worte für die Gewürz- Nelke haben, daf das arabische Wort auch nicht von einer Sprache der Mol- lukken entlehnt ist, daß aber die Araber auf ihren Handelsfahrten von dem Osten das Gewürz brachten und mit ihrem Namen karanful weiter vertrieben. Das Wort cavus, clavellina, portugiesisch cravo, gravos, stammt ebenso *) Ich finde für Punica granatnm nur das Sanscrit-Wort darimba. — 2892 — wie das englische c/ove und das deutsche zegelkin, neilikin (mittelhochdeutsch) und unser heutiges Gewürznägelchen von »Nagel« ab wegen der Form der Dro- gue, die sich ja mit der eines Nagels vergleichen läßt. Auch im japanischen sagt man Zschoo-Ro, tschoo-si, was nach Schumann mit »Nagelfrucht« übersetzt werden kann. Die Chinesen sagen in Kanton Zirg-hiang, was wörtlich übersetzt ‚Nagelaroma« heißen soll (nach Balfour auch /#eng-hia); in der Zeit vor dem 5. oder 6. Jahrhundert soll man dagegen in China #2-sche-hian, » Vogelzungenaroma«, gesagt haben. Rumphius gibt noch das Wort Zhenghio an, woraus die Ma- layen und Holländer /sjancke, tsengke, bunga-chanka gemacht haben, die Portu- giesen im Osten chanka, chanque. Die Eingeborenen auf Ternate sollen (nach Garcia dell’Orto und Rum- phius) das Produkt gomode nennen, die Malayen sagen dunga-lavang, die Am- boinesen Ödugulawan, bua-lawan, auf Saparua ferawanno, auf Kela dualawane, auf Asilulu paknlavane (buah »die Frucht«, paku »der Nagel«). Das /avanga ist wohl aus dem Osten in das Indische übergegangen. Schumann gibt nach Prof. Hildebrand folgende Bezeichnungen im Sanscrit an: /avanga, Fırna-puspa, madana, devakusuma, divyagandha, vahpuspa, cri, grisanyna, supuspa, bhringara, vacya, gringara, candakapuspa etc. Nach Watt und Balfour sagt man im heutigen Indischen /ong, lavang, laung, bunga-lavang, langa, in Kashmir /aung, bei den Tamilen und Telegu /avangam, kiramber, kirambu, crambu, bei den Singha- lesen krabu-gaha, warrala, bei den Burmesen /a-nyen-pwen, bei den Persern mykek, mekhak. Die Neugriechen sagen noch heute kurphullon.*) In Zanzibar ist ebenfalls der arabische Name im allgemeinen Gebrauch, man nennt den Baum miarafın, das Produkt karafım, karanfüun. Das Gewürz ist hier in Ostafrika eben durch die Araber lange vor den Pflanzen bekannt gewesen, bei der Ankunft der Portugiesen kannte man es schon. Als Vasco da Gama am 2. März 1498 in Mosambik ankam, sah er dort in den Händen der Araber Nelken, Zimmt, Pfeffer und andere indische Gewürze in Mengen. Deren Kenntnis und Gebrauch wird mit den arabisch-persischen Kolonisten etwa vom zehnten Jahrhundert an nach Ostafrika gekommen sein. Es wird behauptet, daß die wild auf den Molukken oder vielleicht auch auf den Philippinen wachsenden Nelken fast ohne Aroma sein sollen, dessen vor- wiegender Bestandteil, das Nelkenöl, hauptsächlich Eugenol enthält, das zu 15 bis 18°/, in den Zanzibarnelken vorhanden ist. Zur Zeit der Ernte riecht die ganze Luft in Zanzibar nach den trocknenden Nelken, die Gegenden der Stadt, wo sie gelagert oder verpackt werden, ganz betäubend. Aus alten Segelschiffszeiten wird glaubwürdig erzählt, daß beim Fehlen genauer astronomischer Beobachtungen der Nelkenduft zur besseren Bestimmung des Schiffsorts selbst dann geholfen hat, wenn die Insel Zanzibar noch nicht gesichtet war. *) Vergl. Schumann Beitr. z. Kenntnis der Etymologie und Geschichte der Gewürz- nelke. Jahrb. Berlin III 1884. | Von den Bäumen werden außerdem noch die Nelkenstiele gehandelt, welche von den Swahili auf Zanzibar vzAonye, von den Arabern asakzf genannt werden, 5—6°/, Eugenol enthaltend. Die Mutternelken, anthophylli, werden von Zanzibar nur unregelmäßig in kleinen Mengen ausgeführt. . Sie werden in der Medizin und dazu in Rußland als Amulette verwendet. Die früher offizinellen abgeworfenen Blütenblätter, cappelletti, werden gar nicht ausgeführt. In Zanzibar wird die Gewürznelke nach dem Gewicht vom »Frasilah« ge- handelt, das sind 35 lbs oder 15,867 Kilo. Die dortige Regierung nimmt einen starken Ausfuhrzoll, richtiger Produktionsabgabe auf die Nelken, die nur 1872—76 des Windschadens wegen nachgelassen wurde; danach nahm man bis 1886 1—2!/, Dollar pro Frasilah, darauf 30°, und seit 1887 25 °/o. Dieses Zolles wegen müssen alle Nelken nach Zanzibar in das Zollhaus gebracht werden, wo die Abgabe meist in Natura erhoben wird. Dieser Umstand bringt es mit sich, daf3 wir eine recht gute Statistik über dieses Produkt haben. Das Erntejahr beginnt durchweg am I. August, selten kommt schon im Juli etwas in die Stadt. Die aus den Abgaben stammenden Nelken werden etwa alle vierzehn Tage im Zollhaus versteigert, nur im vorigen Jahr (1906) versuchte die Verwaltung, die ganze Steuer-Menge einer englischen Firma zu festem Preise zu verkaufen, ein Verfahren, das man sehr bald auf Vorstellungen der Kaufmannschaft nicht fortsetzte. Die Preise werden dort wie bei allen Waren in Dollar und dessen Bruchteilen festgesetzt, einer gar nicht mehr vorhandenen Münze, die ursprünglich aus dem Maria-Theresien-Taler, später amerikanischen Golddollar bestand, die jetzt aber nur noch als Buchungsmünze der Kaufleute existiert und zu 2 Rupie 8,17 Pesa (47 Dollar gleich 100 Rup.) gerechnet wird. Die nachfolgenden Statistiken gehen gemäf der Erntezeit vom I. August bis 31. Juli.*) ı) Ältere unsichere Zahlen: 1839—40 erntete man 9000 Frsl., 1843—44 — 30000 Frsl.., 1846 47 = 07000 Frsl., 1847-48 = 35—40000 Frsl. (nach Guillain), 1849 = 120— 150000 Frsl., 1856 = 157000 Frsl., 1857 nur sehr wenig wegen großer Trockenheit, 1857—58 über 200000 Frsl. (nach Burton), 1889—090 hatte den damals größten Ertrag mit etwa 500000 Frsl., 1890-91 ergab 378000 Frasilah. 2) Ich gebe in Folgendem die mir bekannt gewordene neuere, genaue Sta- tistik, die ich der Freundlichkeit des Herrn R. Helm in Zanzibar verdanke; der Einfachheit wegen sind bei der Preisangabe nicht Dollar, sondern Rupien, Annas (Yıs Rup.) und Pice ("/ıa Anna) angenommen. *) Besser und natürlicher so und nicht wie in alten Konsulatsberichten vom September bis August. Daraus erklärt sich auch wohl die Differenz gegen die Zahlen der früheren Kon- sulatsstatistik z. B. im »Notizblatt des Bot. Gartens in Berlin« 1897, S. 275. Erntejahr: Insel Zanzibar: Insel Pemba: Insgesamt: Jahresdurchschnitts-Preis: (Pemba.) 1893/94 197710 rl. 4920627. irl. „600331 "frl. Rs. unbekannt 1894/95 102209%.,. 3072860 0... 410068, ER 1895/96 165901 „, A1231240,,4 570025 5 N 1896/97 84592 „, 224362 „ 308954 „ ee 1897/98 44941 , 150708 9,5. 105024 5 DER ON 1898/99 TAOQAITEE,, 481 5052,.0030982 2, oe) 1899/1900 BO7AL, 2006640.,,, 2606381.,, „0. 1900/01 SE SON ZOL1927E83238 7592. Role 1901/02 43020, 321599... 305026. „ 10.10.56 1902/03 175420 2, 257768020. .,4127200%, 00.48.:0 1903/04 28309, OO7925, E25 or. STEH 1904/05 79860 „, 075.093 930755543, eo 1905/06 181536 „, 1099312 ,,. 22071467 ,,, 10814003 1906/07 0833 ,, 2020633. ,.°2530400 5 le 1907/08 766.600 ";,, Die Durchschnittsgröfßße der Ernten in den 14 Jahren 1893/94— 1906/07 be- trug demnach 389585 frasilah. Der Durchschnittspreis der letzten 14 Ernten war Rs. 7.1.— (7 Rup. ı Anna). Dieser Preis gilt nur für die Pemba-Nelken, Zanzibar-Frucht ist etwas höher. Der Kurs der Rupie schwankte sehr, so daf ich weiter unten, um ein Bild der Preisbewegung zu geben, die hamburger Deklarationen annehme. Wie bei allen Kulturen wechseln reiche Ertragsjahre bei günstigem Wetter mit schlechten Jahren ab. Nach dem Ausfall der Ernten und den in London lagernden — oft sehr großen — sichtbaren Vorräten richtet sich der sehr schwankende Marktpreis, der teils aber auch wohl durch Spekulationen beeinflußt wird. Während früher die Preise in London und teils auch in Hamburg gebildet wurden, geschieht dies neuerdings — anscheinend zum teil durch die Termingeschäfte — in Rotterdam, Man sieht aus Obigem, dafl die Jahre 1893/94, 1895/96, 1898/99, 1904/05, 1907/08 mit besonders reichlichen Ernten gesegnet waren; auffällig ist, daß trotz der großen Ernte 1904/05 die Preise nur wenig gefallen sind, die sehr geringen Ernten der beiden folgenden Jahre haben sie sogar noch hinauf gebracht; bei der winzigen Ernte 1903/04 war der Preis so hoch wie lange zuvor nicht. Aus alten Zeiten wird von Zanzibar von einem Preise von 5—6 $ erzählt. In den Tagen vor dem Orkan 1872 stand der Preis in Zanzibar auf $ 1.62'/, bis $ 1.75. Er stieg innerhalb drei Tagen auf $ 7.—, um in den nächsten Jahren sogar auf 5 12.— — den höchstbekannten Zanzibar-Preis — zu steigen. Stellt man nicht die Ernten von August bis Juli, sondern die Ausfuhren der Kalenderjahre zusammen, so ergibt sich folgendes Bild: Talwesernten. Kalenderjahr: Insel Zanzibar: Insel Pemba: Insgesamt: 1897 90676 frl. 240954 frl. 331630 frasilah 1898 603037, 3084855 , 368848 1899 139320 „, 344704 5, 484084 1900 49180 248935 ,„, 298215 „ 1901 49977 294709 3446806 1902 58438 „ 235106 „ 293544 1903 146308 ,, 1728,00 5; SON Lg 1904 36549 „, 387. 840% u 424395 1905 91448 „, 374893 466 341 1906 DSOTIST,, 2092117 „, 398409 ,, zusammen 3729171 frasilah. Der Kalenderjahresdurchschnitt für die 10 Jahre 1897—1906 war demnach 3729:7 Frasilah. Ein Frasilah gleich 35 Ibs. Aus alten Jahren liegen Berichte vor, nach welchen die Vorräte in London oft sehr groß gewesen sind. So sollen dort 1896 80000 Ballen von je 4 Frsl. oder mehr als drei Viertel einer mittleren Jahresernte gelagert haben. Diese Ver- hältnisse haben sich geändert, seitdem dieser Platz nicht mehr allein führend im Nelkenhandel ist. Über die Preise und- sichtbaren Vorräte in London im laufenden Jahrzehnt, aufgestellt auf den 31. Juli jeden Jahres, gibt die folgende Zusammen- stellung Aufklärung, die ich Herrn J. Strandes verdanke: 1900. 122170 Ballen je 4 Fısl. »3/, Pence pro 11b. 1901. - 18220 ie IR er 4 en N u 1002 Fe Do en Be ee er 1903 18250 Rn Ale ze " 1904, 22220 H EN ja a R Br 1905 25650 „ non 5°/ı „ = > 1906 25960 " A a: za r € er 1907 16620 " = 6 2 2 e 1908 37000 5 SR? 4°/s N # Man nimmt roh an, daf3 jetzt Europa und Amerika zusammen für eine Menge von 200000 Frsl. und Indien für 200000 Frsl. aufnahmefähig sind. Die Aufnahmefähigkeit Indiens hängt sehr von den dortigen Ernteverhältnissen und der dadurch geregelten Kaufkraft des Landes ab. Eine Ausfuhr von mehr als 200000 Frsl. nach Europa wird wohl Käufer finden, aber am Schluf des Jahres wird das sichtbare Lager in Europa um soviel höher sein und auf den Markt drücken. Das sichtbare Lager in Europa und Amerika beträgt jetzt schon seit längerer Zeit nur etwa 283000 Ballen, also 112000 Frsl. (nach Helm, Gehe & Co. gibt andere Zahlen). Es wird also roh angenommen, daß von der ganzen Zanzibar-Ernte die Hälfte nach Europa und Amerika geht und die andere Hälfte nach Indien. — 286 — In den Jahren 1892—96 wurden aber z. B. im Durchschnitt 54,6%. direkt nach Europa, 43,1-°/, nach Indien, 10,7°/, nach Amerika und 0,3 °/, nach Afrika (Ägypten) von Zanzibar aus verschifft. Beim weiteren Vertrieb mag sich für den Konsumenten dann dies Verhältnis ändern. In Europa verteilte sich die Ernte wie folgt auf die verschiedenen Plätze: London Hamburg Marseille in Frasilah: 1894 171,676 37 668 33 823 1895 150924 53752 48512 1896 54204 46.976 34.024 in englischen Pfunden: Rotterdam 1899 844 480 2 430000 ? 5 241600 Ibs. 1900 1792 280 3 780 000 ? 3,3706.240: 1901 1841493 125720) 133000 2330704 1902 1295 910 425015 (?) . 188475 221OA20N 1903 2014289 465005 (0) 251664 B77OI8 1904 4779340 444995 () 251669 1096860 „, Die letzteren Zahlen sind teils aus den Handelsberichten von Gehe & Co. entnommen. Die Vergleichung mit den nachfolgenden Zahlen der amtlichen Hamburger Statistik legt die Vermutung nahe, daß ein großer Teil der nach Rotterdamm gegangenen Nelken in Hamburg zur Umschiffung gekommen ist. Nach den Hamburger Einfuhrlisten wurden dort eingeführt: 1841I—1850 1424 Dz. durchschnittlich 1851 1800 2 25890, »» 1861-1870 17300.8: > 1871 1880221905825 » 1881 180020 21830, " 1891 1500 14198: ,, BR 1900 TOO; 1901 11.720,02, 1902 T3 2A, 1903 72T 1904 20371: „: im Werte: von 2.824 130.Nk 1905 2A 1 N FEIERN A ss H2EA4980, 3: 1906 3 OLE 55 3 » 3932310 ,„ 1907 47295 5» » 5222419007, 1905 sind die Nelken von Zanzibar mit 96 Mark, die von Niederländisch- Östindien mit 143 Mark bei der Einfuhr deklariert. Andererseits gelangten von Hamburg wieder sehr bedeutende Mengen see- wärts zur Ausfuhr, die andeuten, daß Hamburg für diesen Platz mehr Umschlags- hafen als Handelsplatz ist. Diese Ausfuhr betrug: yp1sv1] 000°0I u vqwag pun ıvgızuvz ur oyu1g vqwoag pun arqızuez ur uU9suawsjulg pun Sınqwe ur dymyuig A9p 1994 UaN[ON A9P 9Slaıd mei j r | rerz > ‘ h ne In 1zzisa a Faw/Z7 E----J-. —! 3 EN | | Be le Fr | = - ES ı_ Zu _— TOBIES --T al ee 4-7 as Ze - — BES WER TDWAT2SIOH URN IDEg IE SE ai # sewrzbe7 ur 40/yA7 zz zen Ip m H- SIIEE W SCH 068 SH 088 SLU OLH 098 SFEL —ı 288 —- 1904. 13733 Dz. im Werte von, '1 845 800 Mk. MOOS SUEn ln, „32042010. 190042223532 0 A ” 2779300, TOO 35348 5 ss NEAE00630%0 5, Allein Dreiviertel hiervon gingen nach Groß-Britannien und sehr viel nach den Niederlanden. Dazu kommen landwärts ausgehend: 1906 2997 Dz. im: Werte von 374620 Mk. 1907 4809 „ 5 „ 528.990, Bei der Einfuhr in Hamburg wurden folgende Durchschnittspreise deklariert, die ein recht gutes Bild der Preisbewegung geben und die ich auf umstehender Tabelle graphisch darstellte, zusammen mit den Ernte-Ergebnissen in Zanzibar und Pemba. Der große Hochgang des Preises von 1873—74 an ist die Folge von der Zerstörung der Bäume von Zanzibar durch- den Orkan von 1872, so dalS man nur auf Pemba-Ware angewiesen war. Die Hebung der Preise seit 1896 und zugleich auch die Verminderung der Vorräte in London ist vielleicht dem Umstande zuzuschreiben, daß im Sept. 1895 G. Turn aus Graz ein Patent (D.-R.-P. 92466 vom 12. 9.95) darauf nahm, aus Nelkenöl durch Oxydation mit Quecksilberoxyd Vanillin herzustellen. Später hat man mit anderen Verfahren (Oxydation mit Ozon, Oxydation von Isoeugenol mit Superoxyden) diese Herstellung wohl noch mehr ausgebildet. Werden aber die Nelken zu teuer für das Verfahren, so wird man wohl wie früher das Vanillin nur aus Tannenholz usw. herstellen, oder man wird das Nelkenöl aus Zimmtblättern gewinnen, deren Öl 70—090 °/, Eugenol enthält. In Kreisen der Kaufleute in Zanzibar meint man allerdings, daf3 der oben erwähnte Verkauf der Steuernelken an eine Firma (1906), wodurch die Menge der »freien« Nelken sehr gering wurden, die Erhöhung der Preise bedingt hat. Da viele Händler vorweg auf Spekulation beträchtliche Mengen von Nelken verkauft hatten, ohne sie zu besitzen, so hatte die künstlich erzeugte Ebbe der freien Nelken eine Art von Panik hervorgerufen, die sich aber wieder legte, als die Re- gierung nach Vorstellung der Kaufmannschaft die früheren regelmäßigen Auktionen wieder einrichtete. Die Preise sind dann auch nicht abnorm in die Höhe gegangen. Sie waren im September 1907 10'/; Rup. und in London wurde für September- Abladung 5'/, d bezahlt, während man im Frühjahr 1907 noch Preise von 8 d erlebte. Im Laufe des Jahres 1907 aber sanken die Preise stark durch das große Angebot der Jahresernte. Mitte des Jahres 1908 zeigte sich zufolge ungünstiger Schätzungen der etwa zu erwartenden Ernte für 1908/09 ein neuer Aufschwung, der sich aber nach wenigen Wochen wieder verflüchtigte. Nelken sind eben für die Indier in Zanzibar und europäische Spekulanten ein beliebter Spielartikel ge- worden. Käufe und Verkäufe auf Lieferung für jeden Monat des folgenden Jahres im voraus sind an der Tagesordnung. Nicht nur die unsicheren Schätzungen und Behauptungen über die bevorstehende oder im Gang befindliche Ernte, sondern mehr noch der Stand der beiderseitigen Verpflichtungen und dazu oft Machenschaften bestimmen den jeweiligen Preis. Ein bedeutender Artikel sind auch die Nelkenstengel, die in Zanzibar durch- schnittlich 21°/, des Nelkenquantums ausmachen. Es wurde gewonnen: Erntejahr: Zanzibar und Pemba: Prozentsatz im Vergleich zur Nelken-Ernte desselben Jahres: 1899/1900 7245081r1. ungefähr 27 °,o 1900/01 ARBaT 5 % 18 2/0 1901/02 Zn VD2 n 19 °%o 1902/03 GR % 172% 1903/04 20017 3, ® 222 2/6 1904/05 T34300 5, H 18 °/o 1905/06 OROSSEN, Rn 27 jo Ungleich Nelken, worin London und Rotterdam herrschen, ist für Nelken- stiele Hamburg der bedeutendste Weltmarkt. Der Grund ist, daß die deutschen Fabriken (Hamburg, Leipzig und Holzminden) bei der Öldestillation aus Nelken- stielen vorteilhafter auskommen als aus Nelken. Die Einfuhr in Hamburg betrug: 1904 3795 Dz. im Werte von 148610 Mk. (Ernte 1903/04 ca. 4300 Dz.) BIOSMBLOASOEE en 22670: 8 (Ernte 1904/05 ca. 21400, Dz.) KOO07,,9072 vH, ® 510#390:570)8 5, 19070: 8:90 1.00, = 25330150, 5, 1905 ein Durchschnittswert von 31 Mk. für den Dz. 1907 3» er ieMe e Die Stiele haben demnach in Hamburg etwa ein Drittel des Wertes von den Nelken, was dadurch bedingt ist, daß sie nur 5—6°% Öl enthalten. In Zanzibar sind sie der hohen Fracht wegen im Verhältnis noch weniger wert. Nach der Londoner Preisliste sind die Nelken von Penang am teuersten, es folgen die der Benkulen (Sumatra), Amboina, Zanzibar und Pemba. Zum Beispiel kosteten nach Warburg in London im Mai 1892: Zanzibar-Nelken .... 2°/— 2?/; Pence pro ı lb Ambomaseme nl 32/33 RE Penang- Ei N SEEN Iı2 —12?/ " NR Er, Lewis & Peat in London notierten: im Oktober 1907 im Oktober 1908 für Penang (dull to fine bright Bold... ee A 1o)Bence pro r |b2 210. 12 Pence pro 1 lb für Amboina (dull to fine) . 8 — 8/5 „ alle 2: lo 8 0; a er künG@eylon (dull to fine)... no, .. I, Dot e20 ir BEE ae U für Zanzibar (fair and fine bright) 6',— 7 ,, RR 5a n Fe für Stems (Nelkenstengel [fair|) 2'/a 3.0 An an 2 e a: Stuhlmann, Beiträge zur Kulturgeschichte von Ostafrika. 19 Ganz sichere Angaben, wie hoch in Zanzibar und Pemba die Erträge der Nelkenbäume sind, kann man schwer erhalten, da die Farbigen, in deren Händen die meisten Pflanzungen sind, kaum genaue Angaben zu machen imstande sind. Die Bäume beginnen in Zanzibar im 7.—8. Jahr zu tragen, haben aber erst im 10. Jahr ihren vollen Ertrag. Burton schreibt, daf3 die Nelken in Zanzibar im Maximum 3 Kilo geben, im Durchschnitt aber ergäben 30 Bäume selten mehr als 16 Kilo, die Bäume also je ca. '/s Kilo. Sir Gerald Portal, der frühere englische Generalkonsul in Zanzibar, berichtete einmal, daf3 4000 Bäume nur 50 Frsl. = 800 Kilo gaben, der einzelne Baum demnach nur '/; Kilo. Einzelne Bäume sollen nach dem Bericht eines amerikanischen Konsuls in Zanzibar 7'/a„—ıo Kilo, ein zwanzig- jähriger einmal 50 Kilo ergeben haben; vor dem Orkan sollen nach Portal einige Bäume sogar je So Kilo getragen haben. Von anderer Stelle wird be- hauptet, der Durchschnittsertrag sei 2'/—4 Kilo pro Baum, in guten Jahren 4'/ Kilo. Mr. R.N. Lyne, der Direktor der Agrikultur-Abteilung der Zanzibar- Regierung, der wohl der kompetenteste Beurteiler ist, schreibt, daf3 bei der .Be- wirtschaftung durch Araber der Baum 2—3 lbs. Nelken bringt, dafß man aber durch sorgsame Bodenbestellung, Düngung, Pflege der Bäume und gute Prä- paration der Nelken einen Ertrag von 5 lbs. erzielen könne.*) In Pemba sollen allerdings Bäume in sehr reichen Jahren über vier Frasilah, einer sogar 6 Fra- silah (210 Ibs.) ergeben haben, doch sind das sicher Ausnahmen. Lyne nimmt an, daf3 beim Preise von 7 Rup. pro Frasilah der Baum einen Bruttoertrag von 5 Anna (?/ıs Rup.), einen Nettoertrag von 4 Anna (!/; Rup.) bringt, in Pemba aber 6 Annas (#/ıs Rup.). Hiervon muß dort noch die Steuer von 25 °/o in Ab- zug gebracht werden. | Die Bäume werden in 18—30 Fuß Entfernung gepflanzt. Bei gutem Boden 9 m, bei schlechtem 5'/,—7 m. Bei 20 Fuß (= etwa 6 m) würden demnach 278 Bäume pro Hektar geben, und diese würden nach Lyne einen Ertrag von ca. 70 Rup. Netto pro Hektar bringen, was aber selten vorkommen dürfte, da man meist weiter als 6 m pflanzt und demnach weniger Bäume pro Hektar haben wird.**) Watt gibt an, daß der Baum (wohl in Indien) 6—7 lbs. pro Jahr vom 6. Jahr an bringen soll. Für Zanzibar aber wird man im großen ganzen wohl auf kaum mehr als 3 lbs. (= 1,361 Kilo) pro Baum bei Eingeborenen-Bewirt- schaftung rechnen können. Das macht bei der sehr engen Pflanzweise von 6 m für 278 Bäume 874 Ibs. oder etwa 25 Frasilah, die bei 7 Rup. einen Wert von *) Ein auf den Blättern schmarotzender Pilz (Ausseella Caryophylli P. Hen.) scheint keinen Schaden zu machen. **) Bei 5'/, m Abstand erhält man 331 Pflanzen im Quadrat (382 ım Verband) pro Hektar, 6 278 » 2) ” ” E) = ”„ ” 2) „ „ „ 9 » ” „ ” 9) ” „ ” ” „ 175 Rup. als Bruttoertrag des Hektars darstellen würden, bei dem hohen Preis des letzten Jahres von 13 Rup. aber 325 Rup. Auf mehr Bruttoertrag nach 6—8 Jahren wird man also kaum rechnen können. Davon gehen ab die Ver- zinsung und Amortisation der Anlagekosten der Pflanzung während 6—7 Jahren, das jährlich zweimalige Reinigen mit 50—60 Rup. pro Hektar und die Pflück- kosten, für die in Zanzibar 3—4 Pesa für jedes Pischi, das 4—5 Pfund grüner Nelken enthält, gezahlt werden. 40—100 Pfund soll ein guter Mann täglich pflücken können, im Durchschnitt aber 35 Ibs., was 17'/s lbs. trockener Nelken pro Arbeitstag oder etwa 2 Heller Lohn pro Pfund entspricht. Es sind obige Zahlen durch Berechnung des einfachen Verkaufswertes der Nelken in Zanzibar, ohne Berücksichtigung der Abgabe von 25 "/, erhalten, Lyne nimmt ohne diese Abgabe nur einen Netto-Ertrag in Zanzibar von 70 Rup, in Pemba von 104 Rup pro Hektar von 278 Bäumen an, im allgemeinen aber wird man viel weniger Bäume auf dem Hektar haben, da wohl 24 Fuß die durch- schnittliche Entfernung der Bäume sein wird. Man kann daraus entnehmen, daß die Nelkenkultur bei den schwankenden Ernten und den variablen Preisen eine viel geringere Einnahme pro Hektar er- bringt, als Sisal oder Kautschuk, und daß durch eben diese Schwankungen die Einnahmen sehr unsicher sind. Wie schwankend und unberechenbar aber die Ernten sind, kann man sehen, wenn man das gegenseitige Verhältnis der Ergeb- nisse von Zanzibar und Pemba vergleicht, das so sehr verschieden ist. Manch- mal produziert Pemba 8 mal so viel als Zanzibar, manchmal nur 4 mal und 1902/3 nur etwa 1'/a mal so viel. Eine genaue Übersicht über die Leistung des einzelnen Baumes im großen Durchschnitt würde man erhalten, wenn die Anzahl der in Zanzibar und Pemba befindlichen Nelkenbäume bekannt wären. Das ist aber leider nicht der Fall. Der Wert der Nelkenernte in Zanzibar war demnach früher (1891 — 96) 1,7—3,9 Millionen Rup, 1901/02 war sie 2,4 Millionen, 1904/05 aber 6 Millionen und 1906/07 etwa 3,4 Millionen Rupies. Da die Regierung hiervon ein Viertel erhält, und diese Abgabe einen wesentlichen Teil in den Einnahmen des Zanzibar- Budgets ausmacht, ist es klar, daß diese Regierungs-Einnahmen sehr schwankend sind (0,42—1,5 Millionen Rupies). Die dortige Regierung hat demnach das aller- größte Interesse daran, der Nelkenkultur ihre Aufmerksamkeit zuzuwenden. Die arabischen Besitzer der Nelkenpflanzungen bearbeiteten dieselben sehr billig mit dem einmal vorhandenen Sklavenmaterial, dessen Unterhalt sie wenig kostete, da die Leute an ihren zwei freien Tagen der Woche ihre Nahrung selbst bauen mußten. Es war klar, daf3 die am 3. April 1897 proklamierte gesetzliche Aufhebung der Sklaverei in Zanzibar einen Wandel schaffen mußte; unter dem Einfluß dieser Malis- regel und wegen der geringen Ernte von 1897/98 stieg auch der Nelken-Preis bedeu- tend. Und trotzdem die Sklaverei-Abschaffung sehr milde gehandhabt wurde, stellte sich Arbeiternot ein, die Besitzer der Pflanzungen hatten keine Barmittel, um 19* bezahlte Tagelöhner anzustellen, und manchmal hat man aus Leute- und Geld- mangel nicht einmal die ganze vorhandene Ernte der Pflanzungen einbringen können. Die Regierung hilft jedoch, wo immer sie kann, durch Einfuhr von Saison- arbeitern aus Britisch-Ostafrika, sie beabsichtigt ein großes Wegenetz zur billigeren Abfuhr der Ernte zu bauen, und man spricht sogar von der Beschaffung einiger lL.astautomobile zur Produktenbeförderung. So sind die Pflanzungsbesitzer heute in bedeutend günstigerer Lage als vor einigen Jahren. Viel Schaden soll den Pflanzungen aber durch die ungeübten Saisonarbeiter infolge des Abreifens der Triebe zugefügt sein, wodurch die nächste Ernte geschädigt wird. Gelingt es den Besitzern, wieder einen Stamm geschulter Arbeiter zu erhalten, und kommen die vielen angelegten Neupflanzungen erst zur Tragreife, so ist eine größere Durchschnittsernte zu erwarten, die einen Preisrückgang zur Folge haben muß, wenn nicht die chemische Technik mehr wie bisher das Nelkenöl-Eugenol zur Herstellung von Präparaten verwendet und dadurch einen größeren Weltkonsum als bisher bedingt. In Zanzibar gedeiht der Nelkenbaum nur in dem westlichen und nordwest- lichen Teil der Insel, und auch dort nicht am sandigen Strande sondern nur auf einem Boden, der aus sandigem Lehm und zwar meist Rotlehm, besteht. Es sind leichte Terrainwellen und Höhenzüge, die etwa 100 Meter Meereshöhe erreichen und die nach den Feststellungen von Bornhardt fast durchweg den »Mikindani- Schichten« angehören, die Altquartär oder junges Tertiär sind, unter denen, z. B. zwischen Walleso und Dunga bei Koani noch Tertiär ansteht. Die anderen Teile der Insel bestehen aus jungen Deckschichten und Küstenbildungen, zum Teil aus gehobenen Korallenriffen, auf denen keine Nelken angebaut sind. Die Regen- fälle verteilen sich auf zwei Hauptzeiten, (April— Mai, November — Dezember), es fehlen aber auch in anderen Monaten die Niederschläge nicht ganz, die jähr- lich im Durchschnitt in Zanzibar etwa 1500—2000 mm betragen. Der Boden ist etwas bündig, so daf3 er ein wenig das Wasser hält, aber nirgends darf er stagnierende Nässe haben. Der dortige hügelige rote und rotgraue Boden wird allein für die Nelkenkultur geeignet gehalten. Ganz ähnliche Verhältnisse scheinen auf Pemba vorzuliegen, doch kenne ich die dortigen Nelkenpflanzungen nicht aus eigener Anschauung. Man hat nun schon früher verschiedentlich versucht, auch an anderen Punkten die Nelke zu bauen. In Mossambik hat 1847 der Gouverneur Abrea de Lima sich große Mühe ohne Erfolg gegeben, auf der Insel St. Marie bei Madagascar und auf Reunion, sowie auf Groß-Comoro (Mroni nach C. W. Schmidt) wachsen die Bäume auf meist vulkanischem Boden bei guten Regenfällen ausgezeichnet, sind dort aber bisweilen den Cyclonen ausgesetzt. In früheren Zeiten in Bondei und Handei gepflanzte Bäume sollen ein sehr schlechtes Produkt ergeben haben. Auf Mafia, im Süden der Insel, hat man früher bei Dundani, Chemchem und Furuni eine ganze Zahl von Nelkenbäumen ge- er habt, die recht gut gediehen sein sollen, aber nun alle verschwunden sind; der letzte den Prof. Zimmermann im Mai 1907 bei Dundani sah, soll bald darauf absichtlich von den Leuten umgeschlagen sein. Bei Bagamoyo (Kaole), bei Kilwa, bei Pangani sind in alten Zeiten von den Arabern mit geringem oder keinem Erfolg die Nelken angebaut worden, jedenfalls ist davon schon lange nichts mehr übrig. Am Ende der 90er Jahre ist vom Gouvernement eine Menge Saat verteilt worden, und an vielen Punkten hatten Araber diese ausgelegt; es ist aber nicht das ge- ringste dabei herausgekommen. Möglich, dafß Fehler gemacht sind, daf3 die Leute die Behandlung von Saat und Pflanzen nicht verstanden, wahrscheinlich aber ist auch, daf® Boden und Klima nicht günstig waren. Die in Amani ge- machten Versuche zeigten, daf3 selbst in dem gut gelegenen Sigital, wo reicher Boden und große Niederschläge vorhanden, die jungen Nelkenbäume gegen Trockenheit sehr empfindlich sind, und daf3 man wahrscheinlich den Fehler machte, nicht wie die Araber in Zanzibar die jungen Pflanzen erst lange Zeit in den Saatbeeten sich kräftigen zu lassen, bevor man sie an ihren endgiltigen Standort auspflanzte, was in Zanzibar meist erst nach zwei Jahren geschieht. Die wenigen im Sigital von den Kulturen des B. L. I. übrig gebliebenen Bäume stehen recht gut. Was für ein Produkt sie geben und wieviel, kann man erst sehen, wenn sie 7—8 Jahre alt sind. Bei den heutigen Verhältnissen, wo man Pflanzungen nicht mehr mit billigen Sklaven anlegen kann, sondern bezahlte Arbeiter benützen muß, fällt dies lange Warten auf den Erstlingsertrag sehr störend ins Gewicht, denn auch in Mafıa, wo es von altersher noch Sklaven gibt, würden bei der Neuanlage von Nelken- pflanzungen diese den Kokoskulturen entzogen, für die sie auch nötig sind, und außerdem können sie durch Arbeitnehmen bei europäischen Pflanzern, die auch in Mafıa sind, ihren Herren wahrscheinlich einen besseren Verdienst bringen, als wenn sie Neuanlagen von Nelken herstellen. Aber schon jetzt herrscht auf Mafia nach Prof. Zimmermann’s Bericht vom Mai 1907 Arbeitermangel, und die europäischen Pflanzer in Mtumaine mufstten schon Arbeiter von der Küste im- portieren. Wir haben zwar im Süden der Kolonie bei Lindi und Mikindani große Strecken, die geologisch mit den »Mikindani-Schichten« von Zanzibar identisch sind, auch die Puguberge, die Matumbiberge etc. bestehen aus genau denselben geologischen Schichten, aber das Klima dort ist von dem Zanzibars sehr ver- schieden und mit seiner zeitweisen starken Trockenheit der Nelkenkultur sicher nicht zusagend. Das nächstliegende ist natürlich, Nelken in Mafia zu bauen, wo auch nach- weislich einige Bäume ganz leidlich gediehen sind. Die Bodenbeschaffenheit dort aber ist nach der geologischen Karte von Bornhardt nur an ganz Kleinen Punkten im Norden so wie die der Nelkengegenden in Zanzibar. Der Regen- fall in. Zanzibar und Pemba war nach Lyne wie folgt: Zanzibanhstadea rn: 1578 mm Diner run 2OA2E0N Bananılaun Pemba” .ı. . 20027, Alles im Durchschnitt von 4 Jahren (1899, 1901—03). Dabei kamen dort nur im Juni bis August Monate unter 25 mm Regenfall vor. Vor allem aber ist bemerkenswert, dafS beide Inseln zwei Regenzeiten haben, eine um den November, eine um den April herum. Nach den mir seitens der Meteorologischen Hauptstation zur Verfügung ge- stellten Zahlen ist die Regenverteilung in Mafia eine ganz andere. Man hat nämlich nur eine Regenzeit von Dezember bis Mai, während Juni bis November trocken sind. Die Durchschnittszahlen sind folgende von Chole, einem Inselchen im Süden von Mafia, von wo allein Beobachtungen vorliegen: mm mm Januar we.2% 179.0 2 August. 98.10.1 Bebruare 22.018938 September 8.3 Norge 205.6 Oktober 2.2.00548 ENDE 321.0 November... .....0720 I EV 189.9 Dezember. 2 01337 ine ee 327 Jahr 1400.6 Juli 34.7 Man sieht daraus, dafs die Insel Mafia meteorologisch schon zum Süden der Kolonie gehört, wo südlich von Rufiyi die Regenzeiten ebenso wie im Innern westlich von Kilossa und Aruscha in einer Periode zusammengezogen sind (siehe Karte der Regenverbreitung). Bei dieser prinzipiellen Verschiedenheit der Regen- verteilung zwischen Zanzibar-Pemba einerseits und Mafıa andererseits ist es durch- aus unsicher, ob in Mafia die Wetterverhältnisse der Nelkenkultur ebenso günstig sind wie in ersteren Inseln. Sehr beachtlich zu diesen Fragen ist auch die Tatsache, daf3 die Araber auf Mafia keine große Nelkenkultur geschaffen haben, wozu die leichtere Sklavenversorgung, verglichen mit Zanzibar und Pemba, hätte reizen sollen. Möglicherweise liegt aber diesem Umstande ein Verbot des Anpflanzens durch einen Zanzibar-Sultan zugrunde, von dem ich gerüchtweise gehört habe und das verständlich wäre, weil die Zanzibar-Finanzen früher wie heute von dem Nelkenausfuhrzoll abhängen, dessen Überwachung für Mafia schwierig gewesen wäre oder jedenfalls einen kostspieligen Verzollungsapparat erfordert hätte. Es scheint mir alles zusammen genommen recht fraglich, ob es sich emp- fiehlt, zur Kultur des Nelkenbaumes in Mafia anzuregen. Es könnte sich nur um Kulturen durch arabische Pflanzer handeln, die noch etwas an billiger Sklaven- nt zur Verfügung haben, die sie, wie oben erwähnt, aber vielleicht besser und vorteilhafter anders ausnützen, als daf sie sieben Jahre auf den Ertrag der Nelken- bäume warten. Ohne Import von Arbeitern wird es dort wohl kaum gehen, da sie schon jetzt nicht ausreichen. Man weiß aufSerdem über den Nelken-Ertrag auf Mafia noch nichts, während man das Ergebnis der Kokospalmen, die ja allerdings auch sieben Jahre zur Entwickelung brauchen, sicher kennt. Auch ist es unzweifelhaft, daß für Kopra immer genügend Absatz sein wird; ob das für Nelken der Fall ist, ist zweifelhaft. Wie ich oben zeigte, scheint der Nelkenbaum auch auf Zanzibar pro Hektar keine sehr große Rente zu bringen, jedenfalls weniger als Sisal und Kautschuk, und sein Ertrag ist so sehr großßen Schwankungen unterworfen. Dazu kommt, daß Zanzibar und Pemba nachweislich den Weltbedarf von ca. 400000 Frsl. jährlich gut decken. Wird demnach noch mehr erzeugt, so wird der Preis der Nelken wahrscheinlich recht zurückgehen, wenn nicht die Industrie das Nelkenöl in größeren Mengen nötig hat. Ist dies aber der Fall, so können wir dies Öl wahr- scheinlich ebensogut aus den Zimmtblättern herstellen, die in Usambara gut ge- deihen. Einen Erfolg von einer Konkurrenz mit Zanzibar und Pemba im Nelken- bau verspreche ich mir nur, wenn die Arbeiterverhältnisse in Zanzibar mit der Zeit durch die jetzt erfolgende gänzliche Ablösung der Sklaverei so schlecht werden, daf eine rentable Nelkenkultur daselbst ausgeschlossen wird, und wenn dadurch das dortige Quantum der Nelkenproduktion so herabsinkt, daf3 es den Weltbedarf nicht mehr decken kann. Dazu ist aber einstweilen die Aussicht nicht vorhanden, auch ist man in solchem Falle nie sicher, ob nicht andere Gegenden die Nelkenkultur aufnehmen, die sehr-günstige Bodenverhältnisse dafür aufweisen. Meines Dafürhaltens hat es deshalb keinen Zweck auf diese Wahrscheinlichkeiten hin in Mafia zur Nelkenkultur anzuregen und einen Konkurrenzkampf zu einzugehen, dessen Ausgang auf schwachen Fütflen steht, selbst wenn wir bei uns mit eventuell günstigeren Arbeiterverhältnissen und ohne die Zanzibar Steuer-Abgabe von 25°/, ihn aufnehmen. Die Hauptsache wird bleiben, daf3 es in Mafia voraussichtlich sicherer und rentabler sein wird, Kokospalmen oder anderes zu pflanzen. 7. Cinnamomum Cassia Blume und C. zeylanicum Breyne. Der Zimmt spielt zwar in Ostafrika im Handel und Pflanzungen eine nur sehr untergeordnete Rolle, aber er ist für die Gesamtgeschichte der Handelsbe- ziehungen des Orients von so großer Wichtigkeit, daß ich ihn hier kurz erwähnen muß. Über seine Geschichte besteht eine ganze Literatur, über die man sich in den Fachwerken (Flückiger, Köhler u. a.) orientieren kann, besonders zu erwähnen ist aber die ausgezeichnete Arbeit von Schumann (Kritische Unter- suchungen über die Zimmtländer, Perthes, Geograph. Mitt. Erg. Heft, 1883), an deren Resultate ich mich in Folgendem hauptsächlich halte. Die älteste Erwähnung vom Zimmt findet sich um das Ende des dritten Jahrtausend v. Chr. in ägyptischen Monumenten, wo die Produkte beschrieben wurden, die man aus dem Lande Punt bezog. Unter dem Pharao Sanchkara der XI. Dynastie wurde ein gewisser Hannu ausgesandt, um von Punt den Weih- rauch zu holen in lebenden Bäumen (Felseninschrift b. Hamammat nach Lepsius). Während der XII. Dynastie unter Pharao Usurtasen UI. wird die glückliche Rückkehr eines Beamten aus diesem Lande geschildert. Aber die wichtigste Quelle für das Land Punt und seine Produkte ist die Inschrift im Tempel Der-el- bahr, welche die Expedition der Königin Makara (Hatsops, Hatschepsu) dorthin darstellt. Die Herrschaft des Sanchkara wird etwa um 2250, die der Hatsops um die erste Hälfte des fünfzehnten Jahrhunderts v. Chr. zu setzen sein. Diese Punt-Fahrten dauerten bis zum Ende der XX. Dynastie (ca. 1050 v. Chr.). Es ist unwahrscheinlich, daß die erwähnten Handelsbeziehungen plötz- lich entstanden, etwa durch die Initiative irgend eines unternehmenden Herrschers oder Kaufmanns, vielmehr werden die uns überlieferten Expeditionen nur der Ausdruck dauernder Handelsbeziehungen gewesen sein, die seit langen Perioden bestanden und die sich allmählich angebahnt hatten. Der Hauptzweck dieser Handelsverbindungen war die Herbeischaffung von Weihrauch und Myrrhen ge- wesen, alle anderen Produkte wurden nur nebenbei mitgebracht. Jene Räucher- mittel waren aber ein für alle uns bekannten orientalischen Religionen unentbehr- liches Kultusmittel. Indem ich mir für eine andere Gelegenheit in diesen Notizen ein näheres Eingehen hierauf vorbehalte, möchte ich hier nur darauf aufmerksam machen, daf3 diese Weihrauchexpeditionen wahrscheinlich so alt wie jene Religionen sein werden und daf3 sie in jene Länder zurückgingen, aus denen wohl ursprüng- lich diese Religionen einmal sich verbreitet haben werden. Zimmt wird anscheinend nur sehr selten unter den von Punt, Pun, Chont-hun-nufer mitgebrachten Produkten erwähnt, kommt aber später auch in den Inschriften zu Edfu über die in dem dortigen Tempellaboratorium zur Herstellung der Kyphir-Rezepte gebrauchten Droguen vor. Dort wird auch kaina-ma genannt, das aber nach Schumann kaini des Landes zten, d.h. »Rohr aus der Oase« heißen soll und deshalb viel- leicht nicht Zimmt war. Dagegen soll bei den Kyphir-Rezepten auch kanen vor- kommen, das ein bisweilen mit sebz#-notem verwechseltes Holzgewächs sein soll. Sebt ist koptisch Calamus, Arundo, Funcus, und sebit-notem daher »süfßßes Rohr«. Es ist demnach sehr wohl möglich, daß #aren den Zimmt bedeuten soll, be- sonders wo in der Bibel mit »süßem Rohr«, kaneh-besem, der Zimmt gemeint ist. Auch ein Stoff, der kanu (kanenu) genannt wird, soll durch die Ägypter von den Herusha aus dem Süden eingeführt sein. Allerdings hat man, so viel ich sche, in den alten Gräbern nie Proben von Zimmt gefunden, die Namen würden ‚deshalb etwas in der Luft schweben, wenn man nicht verwandte Ausdrücke aus der Bibel kennen würde. Während aus den Keilschriften, sowie aus den Hinter- lassenschaften der südarabischen Sabäer und Himijaren keine Zeugnisse über den Zimmt bekannt sind, nennt ihn die Bibel verschiedentlich als hochgeschätztes Salb- und Räuchermittel, und zwar meist unter dem Namen #innemon, daneben er- scheint auch kaneh, kiddah, kesiah (letzterer Name nur Psalm 45, V.9 und als Name einer der Töchter des Hiob in Hiob 42, V. 14). Bei der Bereitung des Salböls werden gebraucht kzrnemon-besem, kanech-bosem und kıddah. Das kaneh ist ein rein semitisches Wort für Rohr, das uns als kanna“) aus dem arabischen (?) be- kannt ist und als cannella, cannelle nach Europa wanderte, während es im Lateini- schen und Griechischen fehlt, und #rrnemomon entsprang vielleicht aus derselben Wurzel, es ist nach Lassen wahrscheinlich phönizischen Ursprungs. Herodot schreibt, daß aus Nordost- Afrika »die Späne kommen, welche wir von den Phöniziern krnnamomon zu nennen gelernt haben.« Keszah und krddah sind nach- weisbar identisch, denn in der chaldäischen Bibelübersetzung steht an Stelle des kıddah das kesiah. Schumann meint, das #eszah das ursprüngliche Wort sei und daß es derselben Quelle wie das ägyptische #J2s?? entstammt. Wir wissen nun, daß die Ägypter den Stoff aus dem Lande Punt, Pun, Chont-hun-nufer erhielten, daß ferner die Griechen und wahrscheinlich die Hebräer ihn von den Phöniziern bekamen, daß kznnemon ein ursprünglich phönizisches Wort ist, daß ferner die Phönizier in uralter Zeit, vordem sie an der syrischen Küste erschienen, aus der Gegend des persischen Golfes einwanderten, daß die Phönizier, die Punier der Römer und die Kolonisten des Landes Pun, Punt mit größter Wahrscheinlichkeit stammeseins waren. Es ist somit anzunehmen, daß alle jenen alten Völker den Zimmt durch Vermittlung der »Phönizier« erhielten, und zwar der syrischen wie auch derjenigen am persischen Golf sowie der in Süd- arabien und an der heutigen Somali-Küste, jener alten semitischen oder hamito- semitischen Küstenhandelsvölker, deren Urzentrum wohl das Ufer des persischen Golfes war. Bis in spätere Zeit hinein aber verstanden es diese schlauen Händler, ihre Kunden über die Herkunft des Produkts so im Unklaren zu lassen, daß man meinte, der Zimmt wüchse in Südarabien oder an der heutigen Somali- Küste, eine Meinung, die trotz Schumann’s zwingenden Beweisgründen auch noch nach seiner Schrift wieder auftaucht. (Grimm, Pharaonen in Ostafrika 1887). Also: das kaneh, kinnamon ist ein altsemitisch-phönizisches Wort für Rohr, Zimmt und bezeichnete höchstwahrscheinlich die rohrförmig zusammengerollten Sorten der Ware. Das #/isit aber stammt, wie Schumann nachwies, aus dem Chinesischen !! Unter dem Namen #zez findet sich der Zimmt nämlich nach Bretschneider schon in dem Kräuterbuch der Kaisers Schen-nung aus dem Jahre 2700 v. Chr., ferner in dem Kräuterbuch Rh-ya aus 1200 v. Chr., und heute noch heißt er in China #zei, meist sagt man Auei-shi, kuei-ci für Zimmt-Rinde, Cassia-Rinde, in Japan ist kei-sch? Zimmtzweig, kei-schin (»Zimmt-Herz«), die Rinde älterer Bäume. Und diese Worte sollen fast wie »#esi« ausgesprochen werden. Schu- mann hält es für sehr wahrscheinlich und so sicher, wie man überhaupt solche Ableitungen machen kann, daß die #/isit der Ägypter, (denn »7« ist Feminin- Endung der hamitischen Sprachen), und das keszah, kiddah der Juden aus dem *) ka-ni-e — Schilfrohr, aus der Inschrift Nebukadnezars in Wadi Brisa nach Weisbach (Deutsche Orient. Gesellsch. 1906). Das Schilfrohr heißt in Ägypten aber Aasab. < ==, Ale, Chinesischen stammt, und daf3 das Produkt durch die »Phönizier« in den Handel gebracht ward. Bevor wir nun weiter untersuchen, wie die Phönizier zu dem Zimmt kamen, müssen wir erst noch feststellen, daßß beide Ausdrücke, kinnemon wie keszah sich bis in die Neuzeit erhalten haben, das kzunemon ist ohne weiteres identisch mit dem krnnamomon der Griechen, dem cznnamomum der Römer, dem cinnamom der Engländer, dem Zimmet, Zimmt der Deutschen usw., und aus dem keziah ıst kasıa der Griechen, cassza der Lateiner geworden. Erstere (czunamomom) war die flache Rindensorte, letztere (cassza) die gerollten Röhren. Herodot, Aristoteles, Theophrast, Agatharchides, Strabo u. a. erwähnen beide Droguenarten als aus Arabien stammend, und zwar aus der Gegend von Saba, (Yemen), Adramyta, (Hadramaut), Kitibaena, ‘Cottabani, (Halb- insel Arabiens an der Straße von Ormuz), Mamale, (Lohayya nördlich von Ho- deida), Capo Musendon (Straße von Ormuz), Omana (Oman), Maketa (südlich von den Baharein-Inseln an der arabischen Seite des persischen Golfes), Gerrha (großer Handelsort an der arabischen Küste bei den Baharein-Inseln). Die Küstenorte Arabiens und der Nordseite der Somalihalbinsel bis Guardafui wurden noch in späterer Zeit als die Punkte angegeben, von denen Zimmt und Cassia kam. Den wirklichen Ursprung der Droguen geheimhaltend, umgab man ihre Gewinnung mit den abenteuerlichsten Geschichten. Nur Strabo, der die Erzählungen des Admirals Alexander des Großen, Onesikritos, wiedergibt, sagt: »Zimmt, Narde (Nardostachys) und die übrigen wohlriechenden Stoffe habe das südliche Indien wie Arabien und Äthiopien«*) Fast überall bis spät in unsere Zeitrechnung hinein wird diese Gegend als das Herkunftsland von Zimmt und Cassia angegeben. Plinius kannte von cimnamomum eine helle, eine dunkle Sorte und das ıylocinnamum, von der Cassia die Handelssorten /ada,**) balsamodes, daphnoides-isocinnamon, und eine dunkle Art. Das auch von Plinius erwähnte serzchatum ist vielleicht nach der Meinung von Schumann das ara- bische salzha, selechatun für Cassia, sein gabalium vielleicht das arabische gabadz, gabalinjun, der Bergzimmt, den Avicennia erwähnt (gedel = arabisch Berg). Die Heimat von Zimmt und Cassia soll nach Plinius das Land der Gebaniter (ein Teil von Yemen) und Okelis (Ort an der arabischen Seite der Straße Bab-el- mandeb) sein. Dioscorides kennt von der Cassia die Sorten szgzr, die dick und schwarz sein soll, achy-daphmitis, blastos-mosyletis, (Zweig von Mosylon), die schwarze aphysemon, kitto und dakar, sowie noch eine Pseudocassia. Die Orte Daphnos (etwa Bender Meraya an der Nord-Somali-Küste) und Mosylon (Bender Gazem nach Cooley und Schuman, Karam oder Chor Schoreh am Ras Chamsir nach Glaser, die Bucht zwischen Saluine und Mais nach Grimm), *) Die Indier hatten, wie wir weiter unten sehen werden, vom ersten Jahrhundert an Verbindungen mit dem Östen, insbesondere mit Java, werden demnach den Zimmt auch auf dem Seewege direkt bezogen haben. Aber anscheinend war diese Seeverbindung eine sehr minimale. **) Jada ist heute der malayische Name für Pfeffer. nach denen obige Sorten benannt sind, liegen an der Somali-Küste. A77o wird das hebräische kiddah sein, dakar ist vielleicht gleich dem dxaka des Periplus, das jedoch Glaser für eine Weihrauchsorte hält. (F. M. Hunter kennt die Sorten duaka (pulverförmig) und ams/ot von »Miti-Weihrauch«), Schumann aber ver- mutet, daß es von dem Sanscrit-Wort /Zvak für »Rinde« stammt, die Ayurvedas des Susrutas nennen den Zimmt Zvacha (vergl. auch über Weihrauch: duka = pulverförmig). Vom Cinnamomon beschreibt Dioscorides die Sorten mosylon, den Bergzimmt oreinon, drei fernere Arten und das xylocinnamomon. Galen kennt von der Cassia noch die Sorten g737, arebo und daphnitis. Der Periplus, der nach der Ansicht von K. Müller zwischen 8o und 89 n. Chr., nach Glaser zwischen 56 und 71 entstand, nennt Malao, (Berbera oder Zeila), Mundu, Mosyllon, Tabae (bei Gered Hafun) und Opone (Ras Hafun, ein Name, der auch an eine Niederlassung der Puni-Völker erinnert) als Häfen für Zimmt. Der Periplus kennt nicht den Cinnamomon sondern nur Cassia in folgenden Handelmarken: kasza, sklerotera, duaka, gisir, asyphe, aroma (arcbo?) magla, (magma ?) moto.) Von Indien, wo der Verfasser des Periplus sicher selbst bis zu dem von ihm Nelcynda genannten Ort an der Westküste von Vorderindien gekommen ist (etwa bei Calicut), erwähnt er den Zimmt nicht, auch nicht von Taprobane (Ceylon). Wahr- scheinlich sich immer an Ptolomaeus’ Autorität anlehnend, kannten auch die alten christlichen Schriftsteller den Zimmt und die Cassia nicht von Indien und Ceylon (Lanka indisch, Szelediba bei Kosmas Indikopleustes, Szhala-dvipa — Insel der Löwentöter), ja bis in die Neuzeit blieb das Somali-Land die Aegzo cinnamomifera, obgleich dort sicher niemals Zimmt oder Cassia gewachsen ist. Wir wissen demnach nun, daf3 krnnamom und klusit-kassıa ım Somaliland und Südarabien gehandelt wurde, daß das Wort kznnamom aus dem Phönizischen stammt und daf3 Juden und Griechen ihn von den Phöniziern erhielten, dafs kasıa—cassia auf einem Umwege aus dem Chinesischen stammte. Nun aber ist es auch unzweifelhaft, dafs der Zimmt im Altertum nicht aus Indien kam, es ist sogar sehr unwahrscheinlich, daf3 er in Ceylon und Indien gehandelt wurde (mit Ausnahme von Zimmtblättern, dem zalbathron der Alten, das Theophrast schon kannte und das 176 in Alexandrien verzollt wurde). Es waren sehr teure Produkte, das Kilo Zimmt kostete noch im römischen Altertum 3000—3500 Mk. Der damals bekannte Zimmt stammte nur aus China. Nun berichten aber die alten chinesischen Quellen gar nichts über einen Seeverkehr mit den westlichen Ländern. Das erste derartige Ereignis ist nach Hirth aus dem Jahre 166 n. Chr. re- gistriert, wo syrische Kaufleute, unter dem Vorgeben, sie seien eine Gesandschaft des Königs An-tun von Ta-tsin (Antonius), in Südchina oder vielmehr in dessen Grenzlän- dern, etwa in Annam (Jih-nan), mit Elfenbein, Rhinozeroshorn und Schildpatt an- kamen. Erst seit dieser Zeit hat nach den chinesischen Quellen eine direkte Verbin- *) Die eingeklammeten Worte sind die von K. Müller vermuteten Korrekturen zu dem Wortlaut des Periplus. Vergl. auch Mac. Crindle, S. 20 ff. dung mit den Ländern des Westens angefangen.*) Wohl aber wissen wir, daß die Chinesen über Land nach Parthien gingen und daß sie auf diesem Wege eine nicht geringe Kenntnis von den Handelsverhältnissen von Syrien und Ost-Rom hatten (Hirth). Es hat den Anschein, daß sie nach der Gegend von Baktrien oder des Kaspi-Sees kamen, daf3 sie Seide brachten und Glas, Weihrauch, Styrax etc. mit zurücknahmen. Und da ist es mir höchst wahrscheinlich, daß in alter Zeit auch der Zimmt auf diesem Landkarawanenweg nach dem Westen kam, und zwar vielleicht durch Vermittelung einer Zwischenstation in dem Parther- Land, von wo aus die im hohen Altertum am persischen Golf und in Süd- mesopotamien sitzenden kuschitischen Punier den ferneren Handel monopolisierten. Eine direkte Reise der Chinesen nach Parthien (Pan-tou) und Syrien (Ta-tsin) ist uns in chinesischen Annalen allerdings erst aus dem Jahre 98 n. Chr. be- richtet (Hirth). Solche Handelsverbindungen entstehen aber nicht plötzlich, es werden da uralte Handelswege gewesen sein, auf denen die Waren von Hand zu Hand befördert wurden.**) Aus diesem Landtransport erklärt sich der hohe Preis der Ware, der chinesische Name der Drogue im hohen Altertum, und aus der Mittlerschaft der Punier die Geheimhaltung der Ursprungsquellen des Pro- duktes. Nun aber hatten die Phönizier, wie wir nach griechischen Überlieferungen annehmen können, in der ältesten Zeit, vor ihrer Einwanderung nach dem heutigen *) Für die römische Kaiserzeit war China das Land der »Serer«, der Seidenfabrikanten, ein Name, der vielleicht früher ein Gebiet mehr im Innern oder Norden bezeichnet haben mag, aus dem man Felle und Eisen bezog. Der Periplus und Ptolomaeus erwähnen Thin, Thinai, Sinai, wahrscheinlich nach Hörensagen aus dritter Hand durch indische oder arabische Kaufleute, die in Ceylon oder im Malayischen Archipel waren, denn die Bezeichnung Sin China für das Reich der Mitte stammt aus malayischen Sprachen, die damit Jıh-nan meinten. Über andere Conjekturen dazu vergleiche Yule und Burnell S. 196. =*) In Samarkand, dem alten Marakanda, der Hauptstadt von Sogdiana, das von Alex- ander dem Großen 328 v. Chr. erobert sein soll, hatten Leute aus Südarabien intensive Be- ziehungen. Dort sind nach Balfour’s Cyclopaedia sogar himjaritische Inschriften gefunden, wonach Shammir Yirash ein Gebäude der Gottheit der Sonne weiht. Dieser Shammir kam in einem Kriege gegen die Tibetaner um, gegen welche sein Nachfolger Tobba-ul- Akram einen Rachezug vollführte und Samarkand neu erbaute. Er regierte in Yemen 90 bis 140 n. Chr. und errichtete in China eine Stadt, die von Thaalebi »EI-Beit« genannt wurde, und in der er 30000 Südaraber ließ, die dort noch 553 eine geschlossene Kolonie bildeten. Dies Vorkommnis bezeugt, welche intensiven Beziehungen von den Einwohnern von Südarabien mit dem heutigen Turkestan und China unterhalten wurden. Die ältesten Pali-Inschriften, so die von Kapurdigiri sind im sogenannten baktrischen Pali von rechts nach links geschrieben. Man nimmt an, daß diese Schrift aus dem »phönizischen« Alphabet abgeleitet sein soll, ein neuer Beweis für die engen Beziehungen der alten Puni mit Innerasien, speziell Baktrien. Und wieder etwas weiter östlich, bei Kaschgar, an den Nord hängen des westlichen Kuenluengebirges, vermutet man die Ursitze der chinesischen Rasse, ehe sie 2200 v. Chr. die besseren Gegenden am Wei-ho aufsuchte. Hier muß einst eine dichte Be- siedelung und enge Verbindung von chinesischen, semito-kuschitischen und arischen Völkern bestanden haben, bis die fortschreitende Versandung das Land verödete und die Bewohner zum Fortziehen zwang. Syrien, wie oben erwähnt, am persischen Golf ihre Sitze, und sie scheinen sich nicht nur nach Norden, sondern auch nach dem Südwesten ausgebreitet zu haben. Gerrha, die Südküste von Arabien und fast sicher auch die Nordküste des heutigen Somalilandes war von ihren Händlern besetzt, ja vielleicht haben sie dort auch größere Handelskolonien angelegt. Wiederum aber sind die orientalischen Religionen aus den Gegenden von Südmesopotamien, dem Schauplatz der Sint- flut, gekommen. Und so erklärt es sich, daßß die Wanderwege dieser Völker rückwärts noch Jahrtausende als Handelswege benützt wurden, auf denen man besonders auch die bei der Ausübung der orientalischen Religionen notwendigen Requisiten, Weihrauch, Myrrhe und auch den Zimmt bezog. Um diese Artikel dreht sich die ganze alte Handelsgeschichte dieser Gegend, die kushitischen Völker der unteren Euphrat- und Tigris-Ebene sind ihre Träger gewesen. Diese aber werden mit den östlichen Hinterländern Handelsbeziehungen gehabt haben, die in die fernste Geschichte der Menschheit zurückgehen, zunächst mit den Gegenden, aus denen die arischen Völker auswanderten, aus dem Oxus- und Jaxartes-Gebiet. Und es ist wahrscheinlich, daf3 auch ein großer Teil der Kultur- elemente von China aus diesen Gegenden Innerasiens stammte. So erklären sich diese alten Handelsbeziehungen verhältnismäßig klar, auch wenn die geschicht- lichen Überlieferungen fehlen und wir vielfach auf Vermutungen und Schlüsse angewiesen sind. ar Bereits Schumann wies mit Rücksicht auf die Handelswege des Zimmtes auf das Zinn oder vielmehr die Bronze hin. Vielleicht kam auch die Kenntnis der Bronze, die ja ein Gemisch aus etwa neun Teilen Kupfer und ein Teil Zinn ist, aus dem Osten nach Europa; nach v. Richthofen blühte die Bronzeindustrie in China schon 1800—1500 und 1100—900 v. Chr. und Zinnerz (Cassiterit) wird so- wohl am Kaukasus als auch in China (bei den Topas und Smaragd-Minen von Adon- tsche-lon) gefunden, wenn auch wohl — besonders in späterer Zeit — die Chinesen ihr Zinn aus Hinterindien und von der Insel Banka bezogen. Es ist deshalb durchaus nicht unmöglich, daf3 schon in ältester Zeit auch Zinn und Bronze auf diesem Überlandwege nach dem Westen gelangten. Allerdings haben die semi- tischen Kulturländer ja sicher auch mit Indien in allerältester Zeit Verbindungen gehabt. Aus Gräbern der XVIII. Dynastie in Ägypten hat man z. B. Früchte von Sapindus emarginata Vah!l gefunden, die nur aus Indien gekommen sein können, aber es ist auffällig, daß der Zimmt nie als aus Indien stammend erwähnt ist. Ich nehme deshalb einstweilen an, daß der Zimmt nicht auf dem Seewege, sondern über Land durch Asien nach den Gegenden um den persischen Golf, die Erythraeische See der Alten, kam, und daß er von hier nach den Handels- plätzen der mit den Phöniziern verwandten alten Handelsleute kam, von wo die Ägypter und andere ihn holten. Dies Alten benutzten alsonmur das, was wir. heute den chinesi- schen Zimmt, kassia lignea, kassia vera nennen, und dieser wurde in den allerältesten Perioden nur als Räuchermittel gebraucht, später auch als Medikament, als Ingredienz für Salböle und in der Römerzeit zur Herstellung von Würzweinen. Sein Gebrauch zum Würzen von Speisen kommt erst im neunten Jahrhundert auf. Wir sahen oben, daf} die südchinesischen Häfen, und zwar zuerst in Annam, im zweiten Jahrhundert (166) n. Chr. den Fremden bekannt und zugänglich wurden. Während der früheren Han-Dynastie (206.v. Chr. bis 264 n. Chr.) scheint das Land den fremden Händlern offen gewesen zu sein, in der Wei-Dynastie (368 bis 550 n. Chr.) waren einzelne Häfen den Fremden eröffnet; wahrscheinlich haben die Leute des Westens demnach erst Ende des dritten oder Anfang des vierten Jahr- hunderts den Zimmt in seiner Heimat kennen gelernt. Von 600--900 verkehrten dort viele malabarische Schiffe, 758 wurde Kanton von den Persern und Arabern geplündert, 999 waren in Hang-chow die Araber exterritorial. Während der großen Blüte Chinas unter der Tang-Dynastie (618—967) dehnte sich der Handel mit den Arabern und Persern dort aus, er. war sehr bedeutend vom elften bis vierzehnten Jahrhundert. Der Handel scheint demnach von West nach Ost ge- gangen zu sein, nicht umgekehrt wie Schumann meint. Die Chinesen hatten zwar nach den Annalen der Sui-Dynastie (589—619 n. Chr.) in Ceylon Waren- lager, sogar 56 n. Chr. sollen indische Schiffe schon nach Kanton gekommen sein.*) Im vierten Jahrh. n. Chr. gelangten nach der Reisebeschreibung des buddhistischen Priesters Fa-hsien dagegen chinesische Schiffe nach Bengalen und Ceylon, in der ersten Hälfte des fünften Jahrhunderts lagen indische und chinesische Schiffe in Hira, südöstlich von Babylon (Richthofen, Warburg). Sehr rege scheint aber der Verkehr von China aus nach dem Westen nicht gewesen zu sein, er wurde von 700 an durch arabische und persische Händler ganz zurückgedrängt, und erst wieder Anfang des dreizehnten Jahrhunderts scheinen die Chinesen selbst mit ihren ungefügen Schiffen einen größeren Überseehandel, zuerst hauptsächlich nach dem Sunda-Archipel, betrieben zu haben, 1408 eroberten sie unter dem Admiral Cheng-ho mit sechzig Djunken Ceylon und fuhren 1430 nach Djed- dah, dem Hafenort von Mekkah. Jedoch scheinen später diese Fahrten der Chinesen nach dem Westen wieder aufgegeben zu sein, und der Handel der Fremden in China wird -bei dem Fremdenverbot 1523 aufgehört haben. Wir können demnach annehmen, daf3 die Araber erst frühestens im vierten Jahrhundert den Zimmt in China kennen lernten und ihn zu Schiff zu etwas billigeren Preisen nach dem Westen brachten, als es früher auf dem Landwege geschah. Aber im dreizehnten Jahrhundert war er immer noch ein kostbarer Stoff, der als Fürstengeschenk diente. So bot 1283 Al Hadj abu Othman, der Gesandte Ceylons, dem Sultan von Ägypten Zimmtrinde an. *) Die Ausdehnung des indischen Handelsverkehrs mit dem Osten, zuerst mit Java, hängt wohl mit der im ersten oder zweiten Jahrhundert n. Chr. erfolgten Auswanderung der indischen Buddhisten nach Java zusammen. Bei den Arabern, z.B. um 1200 bei Ibn Batair, finden wir den Zimmt mit den Namen dar-sine d.h. »Holz von China«, und salzha, manchmal auch kirfah (»Rinde«). Der erste Araber, der den chinesischen Ursprung der Drogue nennt, scheint Moses von Kyrene im fünften Jahrhundert gewesen zu sein, er sagt: darsenic, darsine kommt aus China. Und unter dem Namen darchını, dal- chini ist auch in Indien heute der Zimmt zumeist bekannt, ein Zeichen, daf} er dort durch die Araber von China aus eingeführt wurde, und daf3 man den dort selbst wachsenden Zimmtbaum erst in späterer Zeit benutzen lernte mit Ausnahme der früh gebrauchten Malabathron-Blätter. Und auch der Name China, Tschina stammt ja nicht von den Chinesen selbst, sondern von der malayischen Bezeichnung für den Süden des Landes, die dann auf das ganze Reich der Mitte übertragen wurde. Der chinesische Zimmt kommt von Czinnamomum Cassia Bl. einem Baum, der in der Provinz Kwangsi in Südchina aus Samen gezogen wird. Seine recht dicke Rinde wird heute noch in sehr großen Mengen von Kanton als kassza lienea, kassia vera der Holländer*) gehandelt. Von dieser selben Pflanze führt man auch in großen Mengen die getrockneten, unreifen Früchte unter dem Namen Kassia flores nach Hamburg aus. Erst Kazwini (} 1283) und Ibn Batuta (um 1340) erwähnen einen Zimmt- baum als wildwachsend von Ceylon. (Vergl. auch Heyd II S. 661). Man beutete dort die zufällig von den Flüssen herabgeschwemmten Bäume aus. Johannes von Severac bespricht den Zimmt von Ma’abar oder Coromandel, und erst Nicolo de Conti findet etwa 1440 auf Ceylon (seinem Zeilam), den guten Zimmt in großer Menge wachsen. Es ist unzweifelhaft, daß die C. Zeylanzıcum Breyn. dort stets wild vorkam, man wird im Lande selbst das Gewürz auch wohl schon früher verwertet haben, aber in irgendwie nennenswerter Menge wurde er von dort nicht vor der Mitte des 14. Jahrhunderts gehandelt. 1584 berichtete Philippo Sassetti in seinen Briefen an Francesco I. von Medici, daß man auf Ceylon die wilden Bäume regelmäfßig schälte, 1656 bemächtigten sich die Holländer eines Teiles der Insel, aber erst auf Veranlassung des Gouverneurs J. W. Falk begann man 1785 damit, diese Bäume plantagenmäfßlig anzubauen. Die holländisch-ost- indische Kompagnie hatte dort das Monopol für dies Gewürz, wie es ebenso nach der 1796 angetretenen englischen Verwaltung die englische Gesellschaft weiter behielt. 1833 ward das Monopol aufgehoben, aber ein hoher Ausfuhrzoll erhoben, der ebenso wie alle anderen Beschränkungen seit 1858 fortfiel. Der Zimmt wird in Ceylon auf dem niederen, sandigen Küstenstreifen im Südwesten der Insel noch heute massenhaft gebaut, die Bäume behandelt man ungefähr wie bei uns die Weiden, damit sie viele junge Triebe machen, aber die Kultur soll sich nicht mehr gut lohnen, oder anderes lohnt sich wohl besser, so dafs fast *) Er wurde wohl zum Unterschied gegen diespäter Cassza genannte Leguminosen-Gattung als Cassia vera bezeichnet. Früchte von Casszia fistula werden von den Holländern aus Java viel in den Handel gebracht, sie werden in Deutschland bisweilen Manna genannt. alle Pflanzungen sich in Händen von wohlhabenden Singhalesen oder Mischlingen befinden, die auf denselben Ländern auch Cocospalmen bauen. Man nimmt an, daf3 jetzt etwa 35000 Acres mit Zimmtbäumen bestanden sind und daf der Acre 50—60 Kilo jährlich bringen kann. Die Singhalesen nennen den Baum kurundu, kakaynnama (wohl von Portugiesen eingeführter Name?), die Indier /a7, dalchini, Lıkki, die Tamilen karrıwa, lawunga, die Telegu /avanga, sanalinga, auf San- scrit soll er gudatvak, darasita (?) heißen, die Malayen sagen Audlit-manis, kaina- manis, (griechisch?), die Araber darsini (China-Holz), kirfah-sadlaniyah (Ceylon- Rinde), die Perser Zalikhahe-satlaniya, dalchini (chinesisches Holz). Eine andere Art C. Tamala Nees. wächst im Himalaya, Bengalen, den Khassia-Bergen und Birma. Sie gibt zusammen mit den Rinden von C. obtusi- folium Nees., C. pauciflorum Nees u.a. den Zimmt, der im inneren Ver- kehr von Indien teilweise den chinesischen Zimmt ersetzt und der auch von Cal- cutta ausgeführt wird. Wahrscheinlich stammten von diesen Arten auch die früher viel in den Handel kommenden Fola indica, Folia malabathri, auch manch- mal nur /ola genannt. Das Wort malabathrum soll von Zamol-pathri, tamalu- patra, tali-putra kommen.*) Diese Blätter waren als wmalabathron schon Theophrast um 300 v. Chr. bekannt und werden 176 n. Chr. in der »alexandrinischen Zollordnung« erwähnt. Schon Tabarnaemontanus wies im 16. Jahrhundert die Abstammung des malabathıron aus dem Indischen nach. Horaz sagte: »Coronatur nitentes Malabathro Syrio capillos«, der Periplus nennt die Drogue von Bakave (Westküste von Vorder-Indien).. Dioscorides meinte, es sei ein auf dem Wasser schwimmendes Blatt. (Vergl. auch Hartwich in Bull. v. h. Kol.-Mus.-Haarlem N. 32. 1905). Die C. Tamala heilt in Indien dalchini, kirkıra, tali-putra, sılkantıi, te7- pati, tamala, laj, tamal-patra, silkanti, auf Sanscrit Zamal, tes-patra, bei den Ta milen Zalsrapattiri, in Assam dopatti, bei den Arabern sarad. Das Wort patra heißt »Blatt«, Z/amala ıst die Benennung des Baumes z. B. im Bezirk Bombay. Meistens scheint man auch heute noch in Indien, wie schon der Name dalchın zeigt, die Rinde aus Südchina zu benutzen, und wahrscheinlich gebrauchte man von der heimischen Art C. Tamala in früherer Zeit nur die Blätter. Die Rinde von Cl. iners Reinw' aus Ost-Bengalen, Südindien und Birma wird meist medi- zinisch, bisweilen auch zu Curries benützt. In den Indier-Läden von Ostafrika ist überall der chinesische Zimmt in ziemlich groben, dicken Rinden erhältlich, vielleicht dann und wann auch der von C. Zamala. Die allgemeine Bezeichnung hier ist dalasinı, für den Baum mdalasini, also das arabische Wort, und es ist anzunehmen, daf3 die Araber die Kenntnis des Gewürzes hier einführten, wohl zur Zeit ihrer allgemeinen Handels- *) Vergl. auch Yule und Burnell S. 543. Zeitweise wurden die Zimmtblätter mit Betel- blättern verwechselt, vielleicht benannte man auch ein gewürztes Öl mit malabathron. ausbreitung nach dem Osten und Süden, also etwa zwischen dem 9. und 14. Jahr- hundert. Als die Portugiesen nach Ostafrika kamen, fanden sie (März 1498 in Mossambik) jedenfalls den Zimmt als Handelsartikel vor. Einzelne Bäume sind in Zanzibar und wohl auch auf Pemba und bei Pan- gani von den Arabern auf ihren Pflanzungen gezogen, angeblich sollen die ersten von Seyyd Said eingeführt sein, wohl zusammen mit den Nelkenbäumen von Reunion gebracht. Später hat dann etwa 1893 die Deutsch-Ostafrikanische Ge- sellschaft in Derema, einer Kaffeepflanzung in Ost-Usambara, eine Anzahl Bäume von Ceylon-Zimmt gepflanzt, die prächtig gedeihen, aber nicht zur Bereitung der Rinde ausgenützt werden, weil die Arbeit hier zu teuer wird und der Preis der Rinde zu niedrig ist. Öl aus den Blättern und der Rinde dieser Pflanzen hat Dr. Schellmann in Amani hergestellt. Jetzt werden die Zimmtbäume, die rasch eine dichte Krone bilden, sehr gerne als Windbrecher auf den Kaffeepflanzungen in Usambara benützt. Früher hatten auch die katholischen Missionare in Baga- moyo und in Morogoro einige wenige Zimmtpflanzen in ihren Gärten. Es waren, soweit ich mich erinnere, immer die Ceylon-Arten mit deutlich fünfnervigen Blättern, während die chinesische Art schmälere Blätter haben soll, an denen nur drei Längsnerven deutlich sind. Auf einer Pflanzung in Ost-Usambara wird offen- bar die letztere Art gebaut. Wieviel Zimmt als Handelsware hier eingefürt wird, läßt sich nicht fest- stellen, da die Statistik ihn nicht besonders nachweist. Es sind, wie erwähnt, recht grobe Sorten, den feinen Ceylon-Zimmt mit seinen langen, dünnen Rinden- röhren sieht man bei den Farbigen nicht. Der andere aber war schon 1890 so- gar weit im Innern zu haben, so in Tabora, Ujiji usw., dorthin von arabischen Karawanen gebracht, allerdings wohl fast ausschließlich zum eigenen Gebrauch, denn dieser ist bei den Arabern nicht gering. Sehr viel wird er für Saucen, besonders aber bei dem Pillaf (Reis mit zerlassener Butter, Rosinen, Mandeln, Z/Zimmt und einem Huhn gekocht), gebraucht, dann macht man ein beliebtes Ge- tränk, indem Zuckerwasser mit Zimmt gekocht und gekühlt wird, das in der Tat ganz erfrischend wirkt. Auch fügen manche Araber dem Kaffee aufer Safran auch Zimmt hinzu, was nach unserm Geschmack eine Barbarei ist. Da von den Eingeborenen an die Qualität keine großen Anforderungen gestellt werden, sollte ich meinen, daß man die hier in Usambara wachsenden Bäume recht gut für diesen Lokalbedarf der Farbigen an Zimmtrinde ausnützen könnte. Für den europäischen Handel kommen nur folgende Sorten in Betracht: I. Kassia lignea oder K. vera (von C. Cassia) aus Kanton und in ge- ringen Mengen und in nicht sehr gesuchten Qualitäten von den Sunda-Inseln (letztere vielleicht von C. Burmanni Bl. Hamburg und London sind die Haupt- märkte dafür. Seit 1893 klagt man über eine sehr starke Verschlechterung der Kanton-Sorten, was wohl auf große Überschwemmungen und Frost in Südchina 1892 und eine Zerstörung von vielen Bänmen zurückzuführen ist, so daß man zu junge und noch unreife Bäume ausbeutet. Bisweilen kommen unter diesen Stuhlmann, Beiträge zur Kulturgeschichte von Ostafrika. 20 Handelsnamen auch wohl die Rinden anderer Cinnamomum-Arten in den Handel. Die Abfälle werden als »chips« verkauft. 2." Kassia floses, wie erwahnt ‘die unreifen Krüchte "derer CasszaeSie kommen fast ausschließlich in Hamburg auf den Markt in Kisten (a 2 Pikul von ie 60,479 Kilo). Von China und Malabar sollen sie auch nach Bombay gebracht und von den Arabern sehr gern als Gewürz gebraucht werden (kala nagkesar in Indien, yuch-kwei-tss in China, eine Verfälschung in Turkestan zarmusk genannt). 3. Ceylonsimmt von den kultivierten Pflanzen, der in London und Hamburg seinen Hauptmarkt hat. Einiges wird auch aus Java exportiert, das meiste aber aus Ceylon, dessen Qualität unerreicht ist. Die Corter malabathri und Folia malabathri von C. Tamala dienen wohl nur dem Lokalkonsum in Indien usw. (tajpat, tamalapatra, talischa pattri in Indien, sadash der Araber, kwer-yoh der Chinesen.) Etwa 300000 lbs. Zimmt aus Cochinchina, der wahrscheinlich von C. Loureirii Nes. stammt, geht meistens nach China für den Eigenbedarf der Chinesen, die diese Sorte sehr schätzen sollen. Man behauptet, daß von dieser Sorte auch Cassia Flores stammen sollen. (?) Von Ceylon wurden 1738 schon 600000 Pfund exportiert, jetzt etwa 600000 bis 900000 Kilo Röhren und 100000 bis 250000 Kilo Abfälle (chips), die Rohren in zylindrischen Ballen zu 92’/a lbs. (ca. 45 Kilo). Auch ein wenig von wilden Bäumen gesammelte Ware wird ausgeführt (»Jungle«). Es kamen in London zur Auktion: 1808. 83572 Ballen 1899 6532 „ 1900 53I0 ,, und 5905 Kolli Jungleware. 1901 5809 , (Gesamt-Import 7776 Ballen) LOB2 a Y u 1903 4202 ,, » 7094 TOoAr 2204 R ATOON ES, 1905 2071 r 28375, 1906 2686 $,, # 3044: Von Ceylon wurde insgesamt verschifft: 1820 1.830 320000 Ibs. 1897 26745 Fardehle 1853 9056280}, 1898 25 340 2 1869 2518320 5, 1899 25 150 e 1890 2346:009 ; 1900 26731 " 1896 30320007, 1901 27 562 " 1902 2555313 Ibs. 1903 3043714 „ TOOAR 2811 55007: Während der Import von London immer abnahm, steigerte sich der von Hamburg bedeutend. Es wurde nach Hamburg eingeführt an »Kaneel«: BSAL 1850 190 dz. 185 11860 AS 1861—1870 OA; 1871. .1880. 1429 ,, 1881 18901,22303 7, 1891-1000, ,4:089,, OO 023, 1982 6376 (7400 Ballen) | 1903. 7.080 (72200 5.) | 1904 7540 „ im Werte von 801450 Mk. (5600 „ ) (aaa Gehe. SO Lonskoen "320200. „ (7700 =) 190059081. 5, N 0,0230... \oso0 u. 199710502 1.0.» ss „12192090. ;, Aus dem Umstand, daf3 ein kleines Quantum davon auch von China und | Japan kam, ist zu schließen, daß man auch dort die dünnen Ceylon - Röhren herstellt, oder daß diese kleinen Mengen (ca. 300 Dz.) ursprünglich aus Ceylon stammten. Die Hamburger Einfuhr-Statistik ergibt andere Zahlen als Gehe's Marktberichte, wenn man annimmt, daf3 ein Ballen 45 Kilo enthält. Die Preise bei der Einfuhr-Deklaration in Hamburg schwankten sehr. 1850 notierte man durchschnittlich 465,27 Mk. 1850 279,77. Mike pro. Dz. NSOBLRZHOSA NE es 1868 447,52 50 1876 336,52 „u 1880, 2172.80, Da 7890, 1175. 550% 3 A 895. 10825, a 19008 12828, Re 1904 106,2 R NERNDER 1905 95,94 „ 38 1906 108,44 „, ge NOOZE ES 39 si ir cm 1906 notierte man in Hamburg für »loco Ware« 76—83 Pf. pro \/a Kilo, ta chips' 19"/„— 23. Pi. Aus Niederländisch-Indien kamen: 1887581,2.5.80, 107. 1890 7.000, ,,, 1895 . 9960 „, zur Ausfuhr, deren Qualität nicht so gut wie die von Ceylon sein soll. Cochinchina exportiert nach China ca. 300000 Pfund einer besonders von den Chinesen geschätzten Sorte (von C. Zoureirii?). 20 Kassıa lignea wurden aus den chinesischen Vertragshäfen nach Semler Pikul a 60,479 Kilo 1880 38784 1895 136943 1800, 71.843 ausgeführt; 1900 s9osı Kisten LIOE 34853 7, 1902 56200 308 1903 38406 Kisten also ca. 47000 Kisten oder ca. 94000 Pikul pro anno. Es wurden nach Gehe & Co. zugeführt: In Hamburg: 1897 22500 Kisten 1898..230007 75 18992 222000 1900 235 900 IgOI 14330 1902 21050 1903 9000 1904 20890 1905 22000 1906 13500 In-Kondon: 5617 Kisten 9594 si 3007. Eis 5922 „ 1256 N 4955 ” Nach der amtlichen Einfuhrstatistik gingen nach Hamburg: 1904 1005. 10770 5 10007 29500... 1907 10978 12906 Dz. im Werte von 1126480 Mk. 957 800 780 990 921700 Die Durchschnittseinfuhren in Hamburg waren: 1841 1850,98 3:07.07. 1851 -18007.,.06034 1871-1880. 11450 891 1900714 193 Die Deklarationspreise bei der Einfuhr in Hamburg waren: 1850 1855 .7210,85. NR 1896— 1900 73,04 Mk. 1856— 1860 186,10 1901 SOrBsale 18617 1865. 170,01 1902 85,39 1866 18700 223212 1903 2020 1871 — 1875. iossaı 1904 SI Dan 1870-1880. 28568 1905 88,80 ;,, 1881, 1885 27020805 1906 STOOmE. 1880-.1890: ) 40,80, 1907 83,000 ;, 1891— 18095 AP DAm; Ende der 70er Jahre ist der Preis sehr zurückgegangen. 1906 notierte man in Hamburg 44'/„—46 Pf. pro '/» Kilo für »loco selected Ware«, für »selected Bruch« 321% —33 Pf. 1905 wurden in Hamburg bei der Einfuhr deklariert: für China-Ware 91 Mk., für Niederländisch-OÖstindien 66 Mk., für Japan 72 Mk.; 1904 für Britisch-Ost- indische Ware 84 Mk. pro Doppelzentner. Cassıa flores: Zufuhr nach Gehe & Co.: in Hamburg: in London: 1896 1625 Kisten 700 Kisten 1897 1045 5 450 2 1899, 11840, ©, 1900: 21850. 5 1901, 1080. ; 198220 Mk. pro Dz. 19022 1,100 0, 1903.) 1050 1904 855 ” 1OOBE 15,700 2, 1900, , 15002 = Anders nach der Hamburger Zoll-Statistik: 1904 697 Dz. im’Werte von 67.320 Mk. NSOSE OT Oo TO, LSCO 353 5 9 nr 0.537305 OO BO ie. 099960 Davon kamen 1905 57 Dz. von Bıritisch-Indien. Durchschnittswert 1905 146 Mk., 1906 152 Mk., 1907 197 Mk. pro Dz. Zu Beginn 1906 notierte man in Hamburg 87—88 Pf. pro '/s Kilo, Ende des Jahres sogar 1,50 Mk. Lewis & Peats in London notierten für Cassza flores unsrtd., fair selected: März 2007,50.5h —. cd" pro. Ztr. Juni IgorE 528chr Bo.de 1 Oktober 1907 5sosh —d „ ,„ Diese leicht zu sammelnden Cassza-Früchte, die nur sorgsam und schimmel- frei getrocknet zu werden brauchen, sollten wir auch liefern können, denn es sind nur die Einsammel-, Trocknungs- und Verpackungskosten zu zahlen, nicht aber das mühsame Präparieren der Rinde, für welches die Arbeit bei uns zu teuer ist. Wenn wir im Hafen Tanga das Kilo zu ı Rup. verpackt liefern könnten, sollte sich der Export noch lohnen, vorausgesetzt, daß die Qualität genügt. Diese muß allerdings recht verschieden sein, denn bei der Einfuhr in Hamburg deklarierte man 1905: 1907 Urs Chima\Maren ... 2. 154 Mk. pro Dz. 198 Mk. Mmssolcher aus; Niederlandesn ra \wohlevon Java 311 , K f2 von Britisch-Ostindien 51 , stammend) Jedoch sollte sich der Versuch lohnen für unsere Pflanzer, die daraus viel- leicht einen immer mitzunehmenden Verdienst erzielen könnten. In ganz rohen Zahlen können wir, abgesehen vom Lokalkonsum der Tropen- länder, die Weltproduktion von Zimmt pp. schätzen auf etwa: Cassia iügnea ... 5—5,4 Millionen Kilo, Ceylon-Zimmt .... 1! Millionen Kilo, Java-Zimmt .... 900000 Kilo, Cochinchina-Zimmt 150000 ‚ (von C. Loureirii?) Cassia. Jlores 7..2.000000% 8. Coriandrum sativum L. Der Koriander ist im mediterran-orientalischem Florengebiet, wahrscheinlich in Nordafrika, Vorderasien, vielleicht auch bis Indien einheimisch gewesen, aber schon sehr früh kultiviert und verbreitet worden. Außer in vielen Ländern Euro- pas wird die Pflanze jetzt in Indien überall, in Nordafrika bis in die Sahara hin- ein und in Abessinien kultiviert. Ich fand sie seiner Zeit auch am Abfall des Walegga-Plateaus nach dem Albert-Nianza zu, doch möchte ich nicht mit War- burg annehmen, dafs sie dahin durch die Watussi-Wahuma gebracht wurde, denn in jenen Gegenden westlich des Albert-Sees gibt es nur sehr wenige Leute dieses Stammes, und in den eigentlichen Watussi-Ländern ist sie meines Wissens noch nicht nachgewiesen. Ich glaube vielmehr, daf3 die sudanesischen Soldaten der früheren Äquatorialprovinz sie dorthin brachten, wenn auch vielleicht nur durch indirekte Vermittelung, und daf die dortigen Pflanzen demnach ursprünglich aus dem Sudan bezw. aus Ägypten stammten. In Indien wird die Kultur auch schon aus sehr alter Zeit stammen. Der Same heißst auf Sanscrit dhranyaka, in Indien heute dhanya, dhana, die Pflanze dort kothamira: die Tamilen sagen kofamalli, die Telegu kotrmirı, danyalu, die Singhalesen kofambaru, die Araber kusbarah, kurbusaf, keszirah, gousbir, keusber, in Turkestan Zuchm-r--kashnis, die Perser Aushmis, kitnus. Im Hebräischen soll man gad sagen, also ein Wort, wie es ähnlich für den Schwarzkümmel im La- teinischen gebraucht wurde. In Ägypten sagt man kusdara, in Algier kesbour. In Ostafrika, wo die Samen in vielen Indierläden erhältlich sind, nennt man sie nach der Angabe von Guillain viongo-ya-mtelle (?), von Krapf kusubarra, kurubassa, also mit arabischem Namen, nach Warburg dıhania, dhana mit dem indischen Namen oder nach Holst gzgz/ani, was im arabischen etwa »Mischung« heißen muß (Krapf gibt als Übersetzung an »mzscuit«). Groß ist der Gebrauch nicht und wohl auf die Asiaten beschränkt, welche die Samen zu Curries und (Gebäcken benützen. Von Indien aus wird auch etwas Koriander nach Hamburg exportiert, 1905 z. B. 340 Dz. im Werte von 9030 Mark. 9. Cuminum Cyminum L. Römischer, Mutter-, Pfeffer-, ägyptischer, Kreuz-, Wanzen - Kümmel und wie diese Pflanze sonst noch genannt wird. Die borstigen, auf jeder Hälfte mit neun Rippen besetzte Frucht hat einen eigenartigen Geruch nach Wanzen, der durch das Cuminal enthaltende ätherische Öl des Samens bedingt wird. Die Pflanze ist wild nur von Turkestan, von den Ufern des Kisilkum gesammelt, ist aber vielleicht auch im östlichen Mediterrangebiet heimisch. Es ist ein einjähri- ges unbehaartes Kraut mit dreiteiligen, fast fadenförmigen Blättern. Heute sind Syrien, Marocco, Malta und Ostindien die Hauptexportländer. Nach Schweinfurths Meinung ist die Pflanze von Syrien aus nach Ägypten ein- geführt. Watt meint, daß sie nach Indien, wo man sie jetzt anbaut, von Ägypten oder Persien aus eingeführt sei; hier und da soll sie in Indien verwildert sein. Es scheint eine Pflanze zu sein, die schon in sehr alter Zeit im Orient an- gebaut war, die hebräische Benennung kammon ist in das Griechische überge- gangen als Auminon, ins Lateinische als cumznum, ins Portugiesische als cumznhos. Bei den Arabern heifst dieser Kümmel kamun, kemun, kemmun, in Algier kamoune, kemmoun, kerowa. Es scheint hier eine alte semitische Bezeichnung vorzuliegen, und die Art scheint ihre Wanderung von einem Heimatland angetreten zu haben, wo sie die Semiten unter diesem, der Arier unter Bezeichnungen kannten, die mit szra verwandt sind, also möglicherweise in den Gegenden südlich vom Kaspi-See, oder von Armenien aus. In Persien sagt man szra, zra-safed, im Sanscrit jzraka, Jira, jiru, ın Indien zzra, jera, bei den Tamilen szragum, den Telegu jı/axkarra, den Bur- mesen zsee-ya, dse-ya, den Canaresen jzraga. Unsere hiesigen Banyanen aus Gudjerat nennen ihn zyzra. Für die Singhalesen finde ich die ganz abweichende Benennung dura, der Name der Malayen jzatan ist dagegen vielleicht auch auf das arische Wort zurükzuführen, ebenso das von Turkestan schzrin-safed, zira. Dies Gewürz wird in recht beträchtlichen Mengen von Bombay aus nach Ostafrika gebracht, wie auch Watt erwähnt. Man findet es in den kleinsten Indierläden. Die Leute reiben die Saat zusammen mit kurkuma und anderen Gewürzen zur Herstellung des Currypulvers*). Hier wird sie allgemein dzsar7 ge- nannt (und nicht der Dill, wie Warburg in Engler's Pflanzenwelt schreibt). Dies Wort läßt sich aus keinen der Benennungen für unsere Pflanze ableiten; in Krapf’s Dictionary of the Swahili Language fand ich aber, daf dzsar im Arabischen allgemein für »Gewürz« gebraucht wird, er schreibt »condimentum ollae, aromata«, offenbar nach dem von ihm benützten Lexicon arabico-latinum von Freytag. Aus dem grofen Werke von Watt habe ich den Eindruck, dal’ dieser Kümmel gar nicht so sehr viel in Indien verwandt und auch nicht seit sehr alter Zeit dort kultiviert wird, ich nehme deshalb an, dafß er durch Perser in *) Curry, jene bekannte Gewürzsauce zum Reis, stammt nach Yule und Burnell (S. 281) aus der Tamil-Sprache, #arr-Sauce vom Verbum Aarz »to eat by biting«. Die Canaresen- Form Zaril ist von den Portugiesen verbreitet worden und wird noch in Goa gebraucht. Reis mit Curry wird angeblich schon durch Athenaeus nach Megasthenes aus Indien zitiert. Indien eingeführt wurde, daf3 die Araber ihn seit langem als bevorzugtes Haupt- gewürz kannten und dafS beide ihn hier in Ostafrika einführten. Die Indier nahmen sich dann des Handels mit ihm an. Wie alle Umbelliferen wird er hier aber kaum gebaut, diese Pflanzenfamilie ist überhaupt sehr spärlich in Ostafrika vertreten, aber Versuche haben gezeigt, daf3 die Art ganz gut in Amani wächst, und es ist anzunehmen, dafS sie auch in den Hochebenen des Zwischenseenge- bietes usw. gedeiht. Ob die Kultur sich aber rentieren wird, weiß ich nicht, denn viel Wert wird diese Drogue nicht haben. Es ist offenbar das in der Hamburger Einfuhrstatistik als »Spiefßkümmel« auf- geführte Gewürz, und von dem dort eingeführt sind: 1903 5185 Dz. im Werte von 213700 Mk. per Dz.. 41,22. MR 1904. 46406 50, “ RS SAN 5 EIG SDE, 1905 5318 „u 0009 „ 238340 „ „nm 4482 „ 1906 3495 1 0005 » 249240 „, 1907 4379 u u» » ‚3200205 ,,, Wenn sich bei diesen Preisen der Anbau lohnt, dann können Kleinkolonisten immerhin ihn in Ost-Afrika kultivieren. Die Früchte des am Himalaya und in Persien wachsenden Carum nigrum Royle sollen denen unseres Kümmels sehr ähnlich sehen aber denselben Wanzen- Geschmack wie die von Cuminum haben (Flückiger). Vielleicht kommen sie gelegentlich auch einmal nach Ostafrika. 10. Curcuma longa L. Eine dem Ingwer verwandte Pflanze, die auch äußerlich diesem ähnelt, gibt in ihrer Wurzel die als Kurkume bekannte Drogue, Ahzsoma curcumae der Droguisten. Das was man als »lange« und »runde« Kurkume bezeichnet, kommt von denselben Rhizomen, je nachdem man die Anhängeknollen oder das Stammrhizom nimmt. Die Engländer nennen die Drogue Zurmerzc, ein Wort, das durch eine Verdrehung von Zerra merita, terra martta entstanden sein soll. Die Pflanze wird in Südasien heimisch sein, doch ist die genaue Heimat schwer festzustellen, da man sie kaum je wirklich wild gefunden hat. Zwar will Clarke sie in Behar bei Parasnath wild aufgesammelt haben, Lauterbach und Hollrung haben sie in Deutsch Neu-Guinea, Volkens auf den Karolinen in einem anscheinend spontanen Zu- stand gefunden. Das wahrscheinliche ist, daf3 die Heimat etwa von Hinterindien bis zum malayischen und papuanischen Archipel war, genau läflt sich das aber nicht nachweisen. Die Kultur derselben ist aber wohl in den beiden indischen Halbinseln entstanden, von wo noch jetzt die größten Mengen der Drogue kommen, sonst noch aus Südchina, wenngleich die Pflanze fast überall in den Tropen in Kultur sein wird. Die gelben Rhizome werden abgebrüht oder lange gekocht, dann auf Matten getrocknet. Massenweis wird der Artikel von Bombay und Madras, auch Calcutta ausgeführt, etwas noch von Hankow, Formosa und anderen chinesischen Häfen. Die Wurzel enthält 5—5,5°/, eines ätherischen Öles, das ihr den eigenartigen Geruch verleiht, und etwa 1/3°/, eines prachtvollen gelben Farbstoffs, Curcumin, der auch in geringer Menge in den Wurzeln anderer Zingiberaceen vor- kommt. In Europa wird die Drogue zum Färben und als chemisches Reagens benützt, in Indien und seinen Nachbarländern als Gewürz, indem es den Haupt- bestandteil des Curry-Pulvers bildet, diesem seine gelbe Farbe gebend. Wahrscheinlich hat Dioscorides diese Wurzel, die er mit Ingwer vergleicht, schon unter dem Namen kyperos indicos gekannt (Flückiger), ebenso Plinius als cypira. Und als aperus indicus wird sie noch überall in den mitteralterlichen Droguenverzeichnissen geführt. Daneben aber kommt auch die Bezeichnung Azr- kuma auf, die, wie wir bei der Besprechung von Safran sahen, als Ausdruck für »Gelb« in altsemitischen Sprachen, aber nicht im arabischen, vorkommt und auch noch für andere Pflanzen (C’rocos) gebraucht wurde. Das arabische Wort für gelb ist safran, safr und auch dies finden wir in den arabischen Benennungen für Kurkume.*) Garcia dell’Horto nennt sie crocus indicus. Die Pflanze (oder das Produkt) heißt auf Sanscrit harzdrapeesa, heute in Bengalen Aaldi, halud, in Pandjab haldar, halja. in Gudjerat karadul, bei den Kanaresen arszna, bei den Malealal manjella-hua, den Tamilen munzal, manzal. den Telegu pasupu, pampıi, den Malayen kochnet, kuneer, mannal, marinala, den Sundanesen Zunzst, den Chinesen kzang-hoang (2), in Turkestan sap-ischuba, auf arabisch Zurd, sirsud, uruk-us-safr, kurkun, sarsad, uruk-es-subr, auf persisch sard- chobah, karkum, dar-sard, sard, in Madagascar gzngzsy. In Ostafrika wird unsere Pflanze manyano (dialektisch mandano) genannt, ein. Wort, das wohl aus südindischen Sprachen (Tamil zarja/) entnommen ist. Es ist wahrscheinlich, daß die Kolonisten, welche die Pflanze und die Drogue bei uns zuerst einführten, sie in Südwestindien kennen lernten; es werden An- wohner des persischen Golfes oder Südarabiens gewesen sein. Daß sie nicht die arabischen Namen hier einführten, ist nicht sehr verwunderlich, da scheinbar in alter Zeit das Gewürz bei den Arabern nicht sehr eingeführt war; die alten arabischen Schriftsteller sollen es nur selten erwähnen (Flückiger). So werden die alten Händier es zusammen mit den Curry-Saucen zum Reis in Südindien aufgenommen haben, ohne es vorher gekannt zu haben. Die Indier selbst werden es kaum hier eingeführt haben, sie hätten sonst ihren Namen aldi mitgebracht, und Tamilen haben hier schwerlich früher Handelsverkehr gehabt, wohl aber waren Araber und Perser in sehr früher Zeit in Südwestindien und brachten die dortigen Produkte nach Südarabien, besonders nach Aden und den Somalihäfen. Ibn Batuta spricht 1330 in Mugdischu von »grünem Ingwer, el-sengebil-cl’ahdar. als Zutat zum Reis, der möglicherweise Kurkume gewesen sein kann (?). Kurz, ich möchte annehmen, daf die Kenntnis der Kurkume mit den Reis-Saucen durch die ) Die Hamburger Einfuhrstatistik schreibt Auurkume, die Droguisten Auyzsoma curcumae, die Engländer allgemein Turmeric. Kolonisten aus dem persischen Golf zwischen dem zehnten und vierzehnten Jahr- hundert hier eingeführt wurde. Jetzt ist sie so bekannt, daf die Neger alle gelbe Farben rangz-ya-manyano nennen. Zusammen mit Pfeffer und dzsarz (Cuminum- Kümmel) wird unter Zutat von dem fetthaltigen Saft, den man aus zerriebenen reifen Kokosnüssen auspreßt (Zuz-/a-nazi) und Fleisch oder Fisch die Sauce »zchusz (dialek- tisch w/usi) daraus hergestellt, die an der Küste alle wohlhabenderen Leute als /utat zum Reis oder Mehlbrei gebrauchen, während die Ärmeren Gemüsesaucen nehmen, denn trocken ifst der Neger seine Speisen nur sehr ungern. Die Zuspeise zum Reis oder Mehlbrei im Allgemeinen wird #zloweo, kitoleo genannt. In den Dörfern in der Küstennähe wird auch die Pflanze angebaut, ebenso findet man sie bei den früheren arabischen Niederlassungen im Innern und an Orten, wo offenbar in alter Zeit einmal eine Siedelung Fremder war, so z.B. in Usaramo und Usambara. Viel verbreitet aber ist sie hier nicht, und die Produktion genügt bei weitem dem Bedarf nicht. Es werden demnach ziemliche Mengen der Wurzel von Bombay aus hier eingeführt, die von Arabern, Indiern usw. zu- sammen mit den anderen Curry-Ingredienzen auf Steinen gemahlen werden in der Mischung, die den Leuten gerade am meisten behagt, während der Europäer — und oft auch der Indier — das in Flaschen aus Indien fertig kommende »Curry- Powder« benützt, das ja auch in Deutschland in den Delikatefläden erhältlich ist. Wieviel allerdings von der Wurzel hier eingeführt wird, kann ich mangels einer Statistik nicht sagen, da viele Gewürze zusammengezogen werden, unter diesen aber ist Aurkume- und Cuminum-Kümmel jedenfalls die Hauptmasse. Ob bei der ziemlichen Billigkeit der Wurzel der Anbau sich hier lohnen wird, weils ich nicht; im Innern, wo hohe Transportkosten zu decken sind, wohl sicher, wenn genügend Absatz dadurch geschaffen wird, daß die Eingeborenen die Wurzel mehr als bisher als Gewürz benützen. Im Handel spielt der Stoff immerhin eine Rolle, der Hauptmarkt scheint London zu sein, aber auch in Hamburg wurden eingeführt: 1903 6881 Dz. im Wert von 144100 Mk. pro Dz. 20,94 Mk. LOOAE JOBS en “ Ba AOL, 7 An, OO RO en 7 1906 3223 „ „ ” „ 97 570 „ „ „ 30,00 „ 1907 6790 „ „) „ „ 256550 2] „ „ 38,00 ” In London notierten Lewis & Peat im Oktober 1907: für Turmerik bengal 20 sh pro ctw. a x Madras 19—20 sh pro ctw. ” cochin 19 sh pro ctw. (Die »fingers«e 3—4 sh höher als die »bulbs«.) Da von dem Importpreis in Hamburg noch Fracht, Verpackung usw. ab- geht, möchte ich bezweifeln, ob sich der Anbau für den Export lohnt, wenn der Doppelzentner in Ostafrika höchstens 10—14 Mk. Wert ist. 44 11. Curcuma Zedoaria Roscoe. Eine der Aurkume nahe verwandte Zzngzberacee liefert in ihren Rhizomen die Zittwerwurzel, die als Gewürz und Medikament — in Europa jetzt nur zu letzterem Zweck — dient. Sie wird jetzt meist in Ceylon von Farbigen kultiviert und kommt über Bombay in den Handel. Wild ist die Pflanze im östlichen Himalaya, in Ceylon und Hinterindien gefunden. In Europa ist die Wurzel seit dem 6. Jahrhundert (A&tius) bekannt. Das europäische Wort szZ/wer, zitbar, serumbet kommt aus dem persischen sarambad, das sedoaria aus dem arabischen yJudwar, sadwar, djeduar, dschadwar, und es ist anzunehmen, daf3 die Kunde der Drogue durch Araber oder Perser nach Europa kam. Im Sanscrit sagte man satz, karchura, im heutigen Indien sruf, banhaldı, karchur-omu, sati, kathura, kachura,*) bei den Tamilen kapur-kichili, kasturi-manjal, den Telegu Azchlr-gadda, kusthuri-pasupu, den Singhalesen wal-kaha, den Malayen tomon, in Burma Zha-nu-wen, in China Hren-chuh-kan-ktang, auf Arabisch seram- bad, sadwar, mahfirfeen, dschadwar, zarwar, sadawar, thwarah, ın Turkestan sarnabad, ın Persien jJadwara-khatai, auf der Halbinsel Malakka Zamar-lawas. In Indien wird die Knolle mit dem Holz von C’easalpinia Sappan zusammen zer- rieben als adur, phag und in Gestalt von rotem Pulver bei Festlichkeiten verstreut. - 12. Elettaria Cardamomum White et Maton ist die Stammpflanze des meisten im Handel befindlichen Kardamoms, des so- genannten runden oder kleinen Kardamoms. Es ist eine in Südwest-Indien, an der Malabarküste, in Travancore wildwachsende und in Halbkultur befindliche Zingiberacec, die man in Ceylon, Westindien und sonst in den Tropen auch kultiviert. Nach Schumann ist davon der lange Kardamom als #&. major Smith. spezifisch verschieden (»Zingiberaceae« in Engler's Pflanzenreich IV. 46. 1904), die in Ceylon wild wächst und ein weniger geschätztes Handelsprodukt gibt. Aus einem knolligen Rhizom kommen die bis 3 m langen Blätter und die Blüten und Früchte tragenden etwa spannenlangen Stengel heraus, an denen die kleinen, dreikantigen, ledrigen Kapseln reifen, die kleine Samen enthalten. Die Kapseln sind die Kardamomen des Handels. In Indien wurden diese Früchte vermutlich in recht früher Zeit benützt, sie finden sich in Susruta als e/a genannt. Da aber das Alter der indischen medi- zinischen Literatur nicht sehr groß ist, kann man genaueres über die Zeit des Gebrauchs in Indien nicht angeben. Vielfach meint man, daß die von Theo- phrast und Dioscorides erwähnten kardamomon und amomon dies Gewürz ist, doch ist das, wie Flückiger sagt, ebensowenig festzustellen, wie die Be- *) Als Aachur werden auch noch die Knollen von HZedvchium spicatum und Zingiber zerumbet bezeichnet. deutung von Plinius' amomis, amomum, cardamomum sowie ebenso benannten Droguen aus der »alexandrinischen« Zolltafel usw. Es ist zunächst sehr auffallend, daf die Namen für diese Drogue und ver- wandte Arten bei den indischen und semitischen Völkern, von denen die Griechen und Römer sie doch bezogen haben mufsten, auch nicht die leisesten Anklänge an die klassischen Namen haben, die demnach irgend wie Neubildungen sein müßten. A-momos könnte »gegen Unreinheit« d.h. »Gegengift« bedeuten; daß es mit nomos »Schande« etwas zu tun hat, ist unwahrscheinlich, Dioscorides (erstes Jahrhundert) sagt, daßß man die Kardamomen aussuchen müsse, welche voll und zähe beim Zerbrechen seien, daf3 sie scharf und bitter beim Geschmack seien und daß ihr Geruch Schwere im Kopfe verursache. Nach ihm sollen sie aus Armenien und vom Bosporus, aber auch aus Arabien und Indien kommen. Galen (zweites Jahrhundert) bemerkt, daß die Kardamomen weniger scharf aber angenehmer als Nasturtium und von ein wenig bitterem Geruch seien. Nach einem griechischen Lexikon wird Zo-kardaman mit einer Art »Kresse« übersetzt, die austrocknende Wirkung habe, weshalb die Perser sie gerne gebrauchten. Nach den Angaben von Watt gibt ein Muhammed Hussainan, daf! der griechische Name des richtigen Kardamom katdaus sei (vielleicht arabisch kati-djaus, djaus gleich Nuß), und der syrische Name sharfiyun, shusma. Ich glaube, wir kommen auf eine Vermutung, wenn wir die Namen von anderen »indischen« Gewürzen, die durch Vermittlung der Araber im Altertum in das Mittelmeergebiet gelangten, in Betracht ziehen. Schumann macht darauf aufmerksam, dafs das Suffix mom bei solchen Droguen recht häufig vorkäme. Aus asyphe wird asyphemon, aus casıa cassa- mon, aus kanch kinnemon, kinnamomon. So bleibt, wenn wir kardamomon ana- Iysieren, die Zusammensetzung kard-amomon, von amomon bleibt eventuell armno- mon. Nun finde ich außerdem in Glasers botanischem Wörterbuch, daf3 man mit amomum auch den Ingwer bezeichnete, und daß das Wort vielleicht mit dem arabischen Aamama zusammenhinge. Dies soll aber nach Garcia dell’ horto eine Art Sphangnum sein (Watt); nach Dragendorff aber die Primulacee Dionysia diapensiacfolia Boiss. aus Persien, die amomum oder khamama genannt würde. Es wird eine ganz interessante Aufgabe für den Sprachforscher sein, dem nachzuforschen; mir fehlen Kenntnisse und Literatur dazu, aber ich habe das Gefühl, dafß die Alten mit den Worten amomum, amomon, kardamomon, alle möglichen Spezereien bezeichnet haben können, dafs speziell amomon eine Bezeichnung für Spezereien, besonders Räuchermittel überhaupt war. Es ist sehr gut möglich, daß man irgend welche Samen von Zingiberaceen damit meinte*), vielleicht aber auch ganz was anderes. Bei dieser Gelegenheit könnte der Linguist auch untersuchen, ob das Wort amomon in irgend einer Beziehung zum Dienst ®) Im sechzehnten Jahrhundert bezeichnete Valerius Cordus den Amomum virum als identisch mit den Aoraima-Kardamomon von Abessinien (Annotationen zum Dioscorides).. des Gottes Amon, Ammon stand (vielleicht Räuchermittel?), und ob auch die Be- zeichnung für die Ammoniak-Harze aus /erx/a und anderen Umbelliferen Arten damit zusammenhängen. Die Malabar-Cardomomen wurden im Sanscrit nach Watt c/a, upa-kunchtika, pritlmveka, chundruvala, nishkosti, bahoola genannt, der Ausdruck e/a scheint der übliche gewesen zu sein. Die heutigen Indier sagen chotti-2lacht (kleiner Cardamom), elaich, Uagacht, barra-lacht, shoshmir (vergl. das syrische skusma), die Tamilen elettari, ela-cheddi, ella-kay, vittula, ela-ka, die Telegu el/akr-chettu, yela-kulu, sanna- claki, ela-kaya, die Singhalesen rata-ensal, die Malayen capılaga, puwar, die Perser kakelah-seghar, kakllahe-khurd, die Araber kakula, ebil, gagqllah, kh-aır- bawa, hel, hel-bawa, chirbawa, shoshmir, kal, ın Turkestan cAhe/, bei den Bur- mesen pa-lah, ba-la.. Vom sechsten Jahrhundert an mindestens hat man aber unser Kardamom und verwandte Gewürze gekannt, denn Alexander Trallianus beschrieb den enthülsten und den Trauben-Kardamom (amomom botrus), welch letzterer nichts anderes sein kann als die Früchte von Amomum cardamomum, des Siam Cardamoms, die oft in den ganzen Fruchtständen, also in Traubenform, in den Handel kommen. Ist also meine obige Ansicht richtig, daf3 die Namen der Alten amomom und kardamomom verschiedene Gewürze bedeuteten, so hat man etwa seit dem sechsten Jahrhundert die Früchte von unsern Zingiberaceen damit speziell bezeichnet. Auch Massudi hat im neunten Jahrhundert aus Hinterindien wahrscheinlich den Trauben-Kardamom gekannt, Edrisi im zwölften Jahrhundert aber wahrscheinlich die aus Ceylon kommenden Früchte von £. major. Mit dem Ausdruck cardamomum-majus wurden aber bisweilen die großen Früchte von Aframomum-Arten, besonders von der korazına aus Abessinien oder der A. Maleguetta von Westafrika, deren von der Hülle befreite Samen als » Paradies- körner« galten. Barboza sah 1514 den Cardamom von Malebar in seinem Heimatland. In Ostafrika sind die Früchte von Cardamom unter dem Namen e/kz be- kannt, Araber und Indier benützen sie gerne als Gewürz. Wann sie hier zuerst eingeführt sind, läßt sich nicht feststellen. Sie werden von jetzt Bombay ein- gebracht. Diese Art ist in kleinem Maße in Nderema, Ost-Usambara und auf einigen anderen Plantagen gepflanzt worden, wo sie ganz gut wächst, aber sie scheint sich nicht genügend zu rentieren, um eine Ausdehnung der Anlagen zu veran- lassen. Zur Erzeugung eines guten Produkts wird man die Pflanze ebenso wie in ihrer Heimat in Waldlichtungen anbauen müssen. Auch macht die Präparation der Droge einige Schwierigkeit, denn der Handel will nun einmal eine ganz besonders weiße Sorte haben, die in Indien durch Bleichen mit Schwefel und Färben mit Stärke erzielt zu werden scheint. Vor einiger Zeit aber soll man in Ceylon eingesehen haben, daß der einfach in der Sonne anstatt wie sonst im Ofen getrocknete Cardamom viel gehaltvoller sein soll, als der weiße und für diesen »grünen« Kardamom soll in Ceylon gute Nachfrage und gute Preise ge- wesen sein. Anscheinend gebraucht man das Gewürz in der Liqueurfabrikation und be- sonders bei der Würzung von Würsten. In Hamburg wurden eingeführt nach der Einfuhrstatistik: 1903 1287 Dz. im Wert von 416900. Mk., pro Dz. 323,93 Mk. OOA WS 2OM u 2 AA3/2008 Se a1 ÜGOSIIL/OR An Mr eloleenlene a DZ L[HOOF OL2 u: 5 35 „2060850. EDER 1907 Soor mn a4 2320 1000 Bun 5300:00N Der Export von Ceylon betrug von »Fructus cardamomi<«*): 1895 374635 Ibs. 1900 537455. Ibs. 1896 452595 „, 19010,.559 70400, 1897 532830 „ 1902406015022 %, 1898 531573 „, 1903 909418 ,, 1899 499959 „, 1904 095.080 ,, Von 1905 an sollen die Preise in die Höhe gegangen sein, da die Pflanzungen in Ceylon durch große Trockenheit vielen Schaden gelitten hatten. Ende 1906 notierte man in Hamburg pro '/a Kilo: „Kurant Ceylon und Malabar ungebleicht 1,70— 1,80 Mk. „Mittel Bis ten gebleicht Cylon 77 1720-2480 „Aussehtlster Kardamomı a ey BIO Z2I80 Die Zufuhr von echter Malabar-Ware soll fast ganz gefehlt haben, die Ceylon- Pflanzungen schränkten ihren Anbau ein, wodurch die Preissteigerung kam. In London notierten Lewis & Peat im Oktober 1907: für Malabar Kardamoms ısh 35 d bis 2 sh — d pro Ibs. „ Fellicherry ” 1 OO „ Mangalore ® N AO „ı GeylomMysore, u Se SS * os ıMalabarı Le NEN Or R „long wild ‚,, N a A ea Man sollte meinen, daß bei dem Preise von 2,50—5,60 Mk. pro Kilo die Produktion sich auch hier lohnen sollte, wenn die Pflanze gut wächst und ein vollwertiges Produkt liefert. Auch könnte man den Bedarf von Zanzibar durch unsere Pflanzungen decken. Viel hat man sich hier aber noch nicht mit dieser Kultur abgegeben, und ich glaube nicht, daß im ganzen mehr als 3 Hektar mit Kardamom bestellt sind. *) Zu bemerken ist noch, daß Seen amomi des Handels nicht von diesen Pflanzen, sondern von Pimenta abstammt und aus Amerika kommt. 13. Foeniculum vulgare Mill. Die Samen des Fenchel kommen in den hiesigen Läden der Indier zum Verkauf. Die Pflanze ist von den Azoren bis Kurdistan und Persien, von Nord- arfrika bis Ungarn verbreitet. Die in Indien gezogene Sorte, die viele als eigene Art F. Panmorium D. C. bezeichnen, ist wohl nur eine Varietät, ebenso wie die europäische süße Sorte /. dulce Mill. nur eine Kulturform darstellt, deren Früchte als »Fructus Foeniculi romani« bei uns bekannt sind. Der Fenchel ist im Mittelmeergebiet seit der Urzeit angebaut, wird im Papyros Ebers genannt, er hief bei den Griechen marathron, marathon, welchen Namen er in Griechenland heute noch führt. Die Lateiner nannten ihn fenzeu- Zum, woraus die meisten jetzigen europäischen Namen geworden sind. In Indien soll der Fenchel überall kultiviert, manchmal auch wild gefunden werden, der Same der dortigen Varietät ist hellgelb und schmäler als der in Europa. Sein Name im Sanscrit ist moodorika, madhurika, in Bengalen sagt man mooree, murt, goowa, maurt, muhort, ım Hindustani sorf, mayuri, shombu, sopu, somp panmuohri, in Gudjerat wareali, variyali, wariari (so nennen unsere Banyanen in Ostafrika die Samen), die Tamilen sagen ferun-siragam, die Perser badıan,*) die Araber rasimı, rasijanag, barhalia, bisbas, shamar, (so in Ägypten), in Algier desbes, die Tuareg semsous, in Turkestan arba-badian; Brugsh vermutet nach einer Notiz bei Dragendorff,. daß desdes der ägyptischen Papyri der Fenchel gewesen sei (ganz ähnlich — dzsbes, besbas — ist heute die arabische Benennung für die Muscat-Macis). In vielen Indier-Läden ist der Same unter dem Namen warzari in Ostafrika zu haben, offenbar als Küchengewürz. Eine große Rolle spielt er anscheinend nicht. Aus Britisch-Ostindien wurde 1905 nach Hamburg eingeführt: 891 Dz. Fenchel im Werte von 23860 Mark. Der wie Bleichsellerie gezogene Fenchel (firocchio der Italiener), dessen an- geschwollene Blattstielbasen man als Gemüse ift, wächst hier in Amani recht gut. 14. Myristica fragrans Hout. (1774). Der Muskatnuß-Baum ist ein prächtiges Gewächs, das bis 20 Meter hoch wird und eine dichte Krone von 5 —-I5 cm .langen,. 3—7 cm .breiten Blättern und unscheinbare Blüten trägt, von denen die männlichen und weiblichen auf verschiedenen Bäumen stehen (zweihäusig). Die Heimat der echten Muskatnuß ist sicher auf den Molukken und zwar speziell nur auf den Banda-Inseln gewesen, d.h. auf dem Bogen vulkanischer Inseln, die nördlich mit Ceram beginnend, die Banda-Inseln an der Nord-, Ost- und Südseite umgibt und in der Nähe von Ti- *) Als dadian wird sonst im Handel die Frucht vom Sternanis (Zllicium anisatım) bezeichnet, ein Name der nach Hirth aus dem Chinesischen stammt, die 8 Kerne davon heißen Za-yon (kantonesisch Zat-yan), die Frucht selbst Za-kzo (kantonesisch Zar-kok = »Achthorn«). — 2 mor endet (Warburg). Durch die Holländer ist der Baum dort bis auf die Banda-Inseln ausgerottet worden, später wurde er aber nach Java, Sumatra (Ben- kulen, Padang, Lampong, Deli usw.), Minahassa auf Celebes, Penang, Singapore, Westindien (Grenada, Trinidad, Jamaica usw.), Ceylon, Mauritius, Reunion, Zanzi- bar, Südindien (Goa, Tinnevelly, Courtallam usw.) verpflanzt, meist Anfang des 19. Jahrhunderts. Der Baum wächst in den Wäldern niedriggelegener Gebiete und liebt Schatten und Feuchtigkeit. Warburg hat in einer großen Monographie (Die Muskatnuß, Lpz. 1897) und in seiner »Monographie der Myristicaceae« (Halle 1897) die Geschichte und Botanik der Pflanze in ausführlichster Weise behandelt, dann ebenfalls Janse (de Nootmuskaat-Cultuur in de Minahassan en op de Banda Eilanden, Batavia 1898). so daf3 ich hier der Vollständigkeit wegen nur in kurzen Notizen die Resultate von Warburg gebe. Wer sich für die Geschichte dieses Gewürzes und beson- ders für die Kulturgeschichte der Gewürze überhaupt interessiert, der lese die prächtigen Schilderungen in dem erstgenannten Werk nach, in dem auch die ganze (seschichte der Entdeckung der Gewürzinseln und des holländischen Ge- würzmonopols in extenso behandelt sind. Die klassischen Völker haben die Muskatnufß nicht gekannt. Denn das komakon des Theophrast kann jede andere wohlriechende Frucht Indiens, vielleicht die Cubebe gewesen sein; das von Plautus gebrauchte zaczs ist ein Phantasiename; Plinius’ caryopon ist das flüssige Öl einer syrischen Frucht; die viel vom ı. Jahrhundert n. Chr. an erwähnte Drogue macer stammte von Arlanthus malabarica D.C., die hiermit oft als identisch erklärte arabische Drogue Zhalısafar wahrscheinlich größtenteils von YHolarrhena antidysente- rica Wall. Die von Dioscorides erwähnte indische aromatische Fruchtrinde narcaphtum war jedenfalls nicht unsere wmacis; die von Celsus und Dioscori- des genannte dalanus myrepsike war wahrscheinlich Moringa oleifera. Der Periplus erwähnt weder Nelken noch Muskat, und ebensowenig die »alexandri- nische« Zolltafel um 176—1ı8o, n. Chr. Die ersten Beziehungen von Vorderindien mit Java scheinen von der Zeit an zu datieren, als von Indien Buddhisten nach Java im ı. oder 2. Jahrhundert auswanderten, erst von dieser Zeit an beginnt die dortige Handelsgeschichte, und auf etwas weiter ausgedehnten Fahrten werden die Leute auch die Muskatnuß gefunden haben, für welche die ursprünglichen Einwohner der Banda-Inseln offen- bar keinen Gebrauch hatten. Dadurch ist es erklärlich, daß im ganzen Sunda- Archipel und in den Molukken die Frucht mit einem sicher aus Indien stam- menden Namen bezeichnet wird. Das Za/a kommt unzweifelhaft von dem indischen Pphala Frucht; die Indier nennen heute die Muskatnuß jae-phal, jati-phala. Wo- her das jae, jaye, jJaji, jati, sati usw. kommt, ist nicht zu ermitteln, vielleicht ist es eine Benennung der Insel Java, oder aber es könnte mit dem arabischen djauss (Nuß) zusammenhängen. Die medizinischen Bücher der Indier sind nicht sehr alt, so dafß man authentisches über die Zeit, wo die Nuß dort bekannt wurde, nicht weil; aber man kann annehmen, daf3 sie in den ersten christlichen Jahrhunderten bei ihnen gebräuchlich war. Sehr schwer ist zu sagen, wann die Araber sie kennen lernten, die doch seit recht früher Zeit in Indien und auch wohl noch weiter östlich Handel trieben. In ihrer Literatur ist sie zuerst im 7. Jahrhundert von Ahroun (Aron) genannt, dessen syrisches Kompendium bei Serapio zitiert ist; ferner von Isaak ibn Amran, der zwischen 903 und 906 in Kairuan hingerichtet wurde. Ich sollte meinen, daf3 bei den sehr ausgedehnten Handelsverbindungen der kushitischen Anwohner des persischen Golfes es gar nicht unmöglich ist, dal3 diese Leute sogar noch vor den Indiern oder ebenso früh das Gewürz kennen lernten. Die Expansion der Araber mit der Verbrei- tung des Mohammedanismus aber wird erst die Kunde der Muskatnuf in weite Länder gebracht haben, und damit auch zum Mittelmeer. Denkbar aber un- sicher ist es, daß der im 6. Jahrhundert in Alexandien lebende, christliche Arzt Aetius das Gewürz als zur zundica und Ingredienz seines suffumzigmm moscha- Zum kannte. Der erste, der es 1078 sicher als karyon aromatıcon nennt, ist Simeon Sethi, und in der Folge findet sich die zur myristica oder nur mo- schata immer häufiger erwähnt. So ist es wahrscheinlich, daf3 die Muskatnuf3 spätestens Ende des 9. Jahrhunderts durch Vermittelung der Araber am Mittel- meer bekannt geworden ist, allerdings nicht mit ihrem arabischen Namen. Die älteren arabischen Autoren gaben Indien als ihr Heimatland an, jedoch der zwischen 916 und 920 in Indien reisende Masudi weiß, daf3 sie von »weiter Ööst- lich« kam. Erst Niccolo Conti, der 1419— 1444 in Indien und auch auf Java war, schreibt, daf3 die Muskatnuf3 von Osten, von der Insel Sandai, käme, ein Name, der wohl aus dem arabischen sandjz, dem »äufsersten Platz der Welt« gemacht ist*). Die Chinesen erwähnen die Frucht erst im 12. oder zu Beginn des 13. Jahr- hunderts. Der Verkehr der Araber mit Banda und den anderen Inseln, auf denen die Muskatnüsse wuchsen, scheint aber viel geringer als mit den eigentlichen Molukken gewesen zu sein, wo 1322 schon Araber sich in Ternate angesiedelt und 1465 der König Marhum zum Mohammedanismus übertrat. Aber auch in Banda hatte man schon vor Ankunft der Portugiesen den Glauben Mohammeds ange- nommen, und seit 1465, wahrscheinlich aber früher, fuhren die wohl dem ma- layischen Stamme angehörenden Bandanesen nach Ternate, um dort Nelken zu holen. Malakka, ferner Ormus und Calicut, scheinen bei der Ankunft der Portugiesen die Emporien für den Gewürzhandel gewesen zu sein. Von Malakka aus fuhren *) Ich halte mich an Warburg’s ausführliche Darstellung. Nach Yule und Burnell (S. 529) wird zacis erst sicher bei Edrisi 1150 erwähnt als Produkt des Inselkönigreichs Sanf oder Champa des Königs Mihräj. Die Autoren geben zu bedenken, ob das Wort ‚zacis nicht vom arabischen dasdäsa abzuleiten ist, vielleicht in Verwechselung mit dem antiken wmacer, macır. Stuhlmann, Beiträge zur Kulturgeschichte von Ostafrika. 21 auch die Portugiesen, geführt von Nakhoda (Kapitän) Ismael, sicher einem Mohammedaner, im Dezember ı51I unter Antonio d’Abreo nach Banda. Zuerst in Konkurrenz mit den Spaniern, dann seit 1529 allein, und oft im Kampfe mit den Eingeborenen, waren die Portugiesen die Besitzer der Gewürz- inseln und damit auch des Monopols mit den Gewürzen. Gegen Ende des 16. Jahrhunderts aber verloren sie ihre Macht über Banda ganz, und asiatische Händler ließen sich dort wieder nieder, um in Malakka die Gewürze an Portugiesen zu verkaufen, bis 1602 die Holländer den ersten Monopolvertrag in Banda ab- schlossen, nach dem sie zuerst 1599 Banda besucht hatten. Von 1621—1796 hatten dann die Holländer das absolute Gewürzmonopol auf den Molukken. Sie rotteten eine große Menge der Muskatnufibäume aus, die sie nicht kontrollieren konnten, vernichteten auch riesige Mengen der schon geernteten Nüsse im Osten und in Holland, um die Preise zu halten. Und nach der kurzen englischen Okkupation von Niederländisch-Indien wurde das Monopol noch weiter geführt, so daß es de facto erst 1873 ganz erloschen ist. Im Jahre 1754 erhielt der frühere Missionar, später »Ministre de France« und dann noch später Gouverneur von Mauritius und Reunion, Poivre, einige Muskatpflanzen, aber erst 1770 gelang es ihm, sie in Mauritius und Reunion einzuführen, ebenso glückte in der Folge die Zucht auf den Seyshellen und in Cayenne. 1864 wurden von Reunion 2500 Kilo Nüsse und 450 Kilo Macis ausgeführt, später aber ging die Kultur dort sehr zurück. Anfang des 19. Jahrhunderts brachten Araber von Mauritius oder Reunion einige Pflanzen nach Zanzibar (wahrscheinlich zusammen mit den Nelkenbäumen). Man kultivierte sie dort in den Gärten der Araber. Es gibt noch heute einige sehr grofe und gute Bäume davon, z. B. ein Prachtexemplar neben dem grofsen Hause in Dunga; aber irgend eine Bedeutung haben sie nie gehabt. Möglich auch, daß einmal Pflanzen nach der Küste (Pangani) gebracht sind, ich habe aber davon nichts gehört. In Daressalam und bei Amani wollten sie noch nicht ge- deihen. So weit mir bekannt, sind in Deutsch-Östafrika keine Muskatbäume vor- handen, und ich kann ihre Kultur auch nicht empfehlen, denn es wird nur sehr wenige Stellen geben, wo Klima und Boden für sie geeignet sind; dann muß man wenigstens neun bis elf Jahre auf einen Ertrag warten, um endlich jährlich etwa drei bis vier Pfund Nüsse und ein Pfund Macis pro Baum (in guten Jahren) zu erzielen. Für Europäer ist die Kultur jedenfalls nicht mehr rentabel. Die Gesamtproduktion der Erde wird nach Warburg 1,6 Millionen Kilo Nüsse und 0,93 Millionen Kilo Macis betragen, von etwa 1050000 Bäumen. Die Nüsse werden meistens gekalkt in den Handel gebracht; man tut das, um schädliche Insekten von dem Zerstören der Ware abzuhalten. In Ostafrika sind die Nüsse als kAungu-manga bekannt, also als »Nüsse von Maskat«. Aungu ist, wie wir sehen, in einigen Dialekten die Bezeichnung für Telfairia (auch für die Kerne von Bauhinia reticulata DC.); man nannte demnach die neueingeführten Kerne nach den bereits bekannten, aber die Bezeichnung zanga deutet darauf hin, daf3 die Araber sie einführten. Mit dem richtig arabischen Namen ist aber die »zaczs bekannt, dieser im frischen Zustand schön rosenrote Arillus der Nuß3, der dasbas? genannt wird, im arabischen desbese, bisbese, befbasc*) (die richtige Schreibweise ist Özsdasa). Dagegen nennen die Araber die Nuß dschaus-buwwa, gaus-banwa auch gaus-ut-hb (tb —= Wohlgeruch), persisch jous-boya, afghanisch yousa-bia. Gauz, dschaus ist Nuß, du oder bar ist im persischen Wohlgeruch, man sagt also in allen diesen Sprachen »wohl- riechende Nuß«. Wann die Muskatnuf3 in Ostafrika bekannt wurde, habe ich nicht feststellen können, Strandes erwähnt sie nicht unter den Gewürzen, die den Portugiesen bei ihrer Ankunft gezeigt wurden. Und aus dem Worte Akungu-manga ist zu schliefßßen, daf3 sie erst zur Hauptzeit der Maskataraber eingeführt wurde, denkbar aber auch früher. Sie ist bei Arabern und Indiern recht beliebt und gilt besonders als Aphrodisiacum. Wieviel hier eingeführt wird, läßt sich bei der Zusammen- fassung der verschiedenen Gewürze in der Zollstatistik nicht ermitteln. Der Import wird durch Indier vermittelt, wohl durchweg über Bombay. Hamburg führt jährlich je für 2—300000 Mk. Muskatnüsse und Muskatblüte (Macis) ein, neuerdings (1906) den DZ. zu 206 beziehungsweise 277 Mark. Lewis & Peat in London notierten Okt. 1907 für Muskatnüsse 5'/a d bis m snrordepro Ib je nach, Klerkunft und Große, für’Maeis 1'sh 3 d bis. 2 sh pro lb., für solche aus Karrachee aber nur 3—3°/4 d.° Die letztere stammt sicher von einer anderen Pflanze. Im Innern von Afrika, im Waldgebiet, wächst ein wilder MuskatnufSbaum (Pycnanthus Schweinfurthii Warb.), so bei Bukoba und am Tanganika, deren Kerne im frischen Zustand aromatisch sind und im Innern bisweilen als Gewürz verwandt werden. Getrocknet verlieren sie das Aroma bald und sind demnach nicht exportfähig. Sie enthalten aber 72°/, gutes Fett. In Usambara wächst eine andere Myristicacee, Cephalosphaera(Brocho- neura) usambarensis Warb., bei Bulwa mszngamadıle, meist aber mrambala genannt, deren Früchte, welche nur einen kleinen Arıllus haben, nicht aromatisch sind, aber ebenfalls Fett enthalten. 15. Nigella sativa L. Der Schwarzkümmel hat mit unserm Kümmel keine botanische Verwandt- schaft, es ist vielmehr eine Ranunculacee, und die schwarzen, scharfkantigen Samen lassen sich von denen des Kümmel leicht unterscheiden. Die Pflanze ist ®) Der Fenchel, Foenzculum vulgare, wird von arabisch-persischen Autoren nach Dragendorff disdäs genannt und soll in alt-ägyptischen Papyrı vielleicht auch 2zsdzs heißen. Liegt hier vielleicht ein allgemein alter Ausdruck für Gewürze vor? Warburg konnte die Ab- stammung des Wortes dzsdasa für dıe Macis nicht erklären. in Südeuropa und vielleicht im Orient heimisch, aber offenbar schon sehr früh nach Indien eingeführt. Nach einigen Botanikern ist aber die indische uns hier interessierende Sorte eine besondere Art, N. zndica Roxb. Die Kultur scheint sich von Nordafrika verbreitet zu haben, wenigstens ist es möglich, daf3 die Römer ihren Namen g77. gzth dafür von den Puniern er- hielten. Die Griechen nannten ihn smelanthıon, melathuon. Die Araber nennen die Saat kamum-aswad (schwarzer Kümmel), habla-tusunda (schwarze Saat), shounis, hab-el-suda, in Marokko sanous, habbe-thellaua, in Algier chit (!), sanoud), habbet-es- souda, hebbet-el-baraka, kemmoune-el-akhal, in Turkestan gyaus-dona, siya-biran), in Persien szgah-danah. Der (wohl späte) Sanscritname war sushave, krishna- jiraka, im heutigen Indien sagt man #alonji, mugrela, kalemjira, kal-zira. In Abessinien heißt er bei den Tigrinja awosscda, awosseia. Wenn die Saat einmal in den hiesigen Indierläden verkauft wird, so ge- schieht dies unter dem arabischen Namen Aabasonda (— habla-tu-sunda) oder dem indischen kalondji. Sehr großer Bedarf für dies Gewürz ist aber nicht, es wird anscheinend nur von Arabern und Indiern konsumiert. In Kultur ist die Pflanze bei uns meines Wissens noch nicht. 16. Pimpinella Anisum L. Der Anis hat seine Heimat in Ägypten, Kreta, Cypern, den griechischen Inseln und Kleinasien, er wird seit undenklichen Zeiten vom Mittelmeergebiet über Persien bis Nordindien angebaut, teils als Gewürz, teils zur Gewinnung des Anisöles. Er hief3 im Sanscrit se/a-pus/hpa, heute in Indien saurif, sonf, echra, anesum u.a. m., bei den Arabern rasaneh, rast, rasiyancj, shamar, in Persien rasaneh-rumt, rasant, badiyan, in Marokko näfe. Gebaut wird die Pflanze in Ostafrika meines Wissens nicht, doch kommen die Samen in den indischen Läden als Gewürz bisweilen zum Verkauf: 17. Piper Clusüu C..DC. Eine dem Ashanti- oder Guinea-Pfeffer sehr nahe verwandte Art, die vielfach nur als eine Varietät von P. guineense Schum. et Thonn. angesehen wird, kommt außer in Fernando Po, Kamerun, Togo und im Niamniam-Gebiet auch in Uganda und bei Bukoba vor. Wahrscheinlich wird diese Art auch noch in den Waldländern am Tanganika und im westlichen Teil des Zwischenseen- gebiets gefunden werden. Es ist ein mit Hilfe der an den Stengelknoten sitzen- den Wurzeln kletternder, lianenartiger Strauch mit abwechselnd stehenden, fieder- nervigen und an der Basis herzförmigen Blättern. Die Blütenstände sind den Blättern gegenüberstehende, kurze, getrenntgeschlechtliche Ähren, an denen die etwa pfefferkorngrofßen, runden mit einer kleinen Spitze endigenden und im frischen Zustande roten Früchte auf kleinen Stielen sitzen, die ein wenig länger pas 325 — als sie selbst sind. Die hiesige Art läßt sich offenbar genau so wie der Guinea- Pfeffer benützen, die Pflanze steht zwar dem Cubeben-Pfeffer botanisch sehr nahe, enthält aber kein Cubebin. Wo im Mittelalter der schwarze Pfeffer noch recht teuer war, benützte man alle Surrogate; schon 1364 wurde der Guinea-Pfeffer von Kaufleuten aus Rouen und Dieppe von der Körner- oder Pfefferküste Westafrikas, dem heutigen Liberia, geholt, die Portugiesen brachten ihn 1485 als prmzenta do rabo von Benin (Flückiger). Aus dem europäischen Handel ist dies Produkt fast verschwunden, seitdem man billig den schwarzen Pfeffer erhält. 18. Liper sp. Auf den Mark: in Bagamoyo kommen seit langer Zeit bisweilen Frucht- stände einer Prper-Art, die ungefähr denen des P. /on gum insofern gleichen, als die Früchte in den Fruchtstand eingesenkt sind, der oft 20 cm Länge er- reicht bei nur 3—4 mm Dicke. Schon 1891 wurden diese Fruchtstände aus den Nguru-Bergen von Vogler und Frere Oscar eingesandt (Warburg in Engler’s Pflanzenwelt OÖstafrikas), und vor einigen Jahren kamen solche zur Be- gutachtung vom Zollamt in Bagamoyo an das B.L.I., jedoch war es bislang nicht möglich, die botanische Art festzustellen. Eine kommerzielle Bedeutung hat dieser Pfeffer noch nicht erlangt. 19. Piper longum L. (Chavica Roxburghii Mig.) Der lange Pfeffer kommt für den Handel kaum noch in Frage, er ist bei uns in Ostafrika noch nicht kultiviert, aber ich muß ihn hier wegen seiner Bedeutung für die Handelsgeschichte erwähnen. Es ist ein kleiner Baum oder Strauch, der in Ost-Nepal, Assam, Khassia, Bengalen, westlich bis Bombay, südllich bis Travancore, wild oder kultiviert vorkommt, Trimen erwähnt ihn für Ceylon nur kultiviert. Östlich soll er durch den Sunda- Archipel bis zu den Philippinen wachsen. Die nahe verwandte Art P. offzcr- narum DC. ist aus dem Sunda-Archipel von Celebes bis Sumatra bekannt. Von dieser Art haben wir auch in Amani ein Bäumchen, das zwar blühte aber noch keine Früchte gab. Die Früchte dieser Arten sind in die Ährenspindel eingesenkt und mit den schildförmigen Deckblättern verwachsen, so dafs die ganzen, langen Fruchtstände auf den Markt kommen, die der Sorte den Namen »langer Pfeffer« gaben und die, — wie beim schwarzen Pfeffer erwähnt, — schon im Altertum bekannt waren. Heute sind sie vom europäischen Markt wohl ganz verschwunden, bei den OÖrientalen aber ihrer großen Schärfe wegen immer noch sehr beliebt. Es war der ?zper longum, peper! makron der Alten. Ich habe beı Watt und Balfour folgende Sanscrit-Bezeichnungen. dafür gefunden: pzrPpPpaln. krishna, kana, upukalya, videhi, magudhi, chupula, kuna, ushuna, kola, shoundi. Die heutigen Indier sollen sagen: pzpal, pipula, gas-pipal, pipli, pipulmul, pıpul. popal, die Tamilen pzpzl, tppili, pippalu, pippali, die Perser prpal, pilpil, maghas- pipal, filfil-daras, filfil-dray, die Araber dar-flfil (»Pfefferholz«), in Turkestan darö-filfil, die Malayen ckabay-jawa, die Chinesen prh-poh-muh. Für P. offici- narum die Malayen /ada-pandjang. Von den Indiern wird der Stamm und die Wurzel dieses P. /ongum in kleinen Stücken als Medizin (?zppula-moola, in Turkestan flfl-mujah?) sehr ge- schätzt. Aus dem Umstand, daß nur die aus Pzppali abgeleiteten Worte verbreitet wurden, und daf3 in Indien nur diese Art mit diesem Namen bezeichnet wird, kann man vermuten, daß die Alten, besonders die Perser, zuerst nur diesen langen Pfeffer kennen lernten, und dafs wahrscheinlich diese Art auch in Indien die zu- erst benutzte und in weiteren Distrikten einheimische war. Von Singapore und Penang sollen jährlich noch etwa 600000 Pfund des langen Pfeffers verschifft werden, das meiste wohl für östliche Häfen, und viel wird offenbar im Lande selbst konsumiert. Nach dem Periplus wurde epeli von Barugaza (langer Pfeffer), von Mouzi- ris und Nelkunda (Kotonarike-Pfeffer) ausgeführt. (cf. Mac CrindleS. 28). Pli- nius, Dioscorides kennen ihn. Heyd (II S. 640) meint, daß langer Pfeffer von P. offininarum käme. Nicola Conti erwähnt ihn von Sumatra, Garcia del’Orto u.a. von Bengalen. 20. Piper nigrum L. Der schwarze und weiße Pfeffer wächst an kletternden Lianen mit ledrigen, breiteiförmigen Blättern, die 5—7 Nerven haben. Die spindelförmigen Blütenstände gehen von den Knoten der oberen Triebe aus und sitzen immer einem Blatt gegenüber. An ihnen entstehen bis 30 erst grüne, dann rote Samen. Unreif abgepflückt und getrocknet geben sie den schwarzen Pfeffer, ausgereift und durch Reiben von den äufleren Fruchthüllen befreit, den weifsen Pfeffer des Handels. Es ist sehr schwer, die ursprüngliche Heimat dieser jetzt in vielen feuchten Gebieten der Tropen kultivierten Pflanze festzustellen. Gewöhnlich liest man in den Handbüchern, daß Südindien, besonders die Malabarküste, ihre Heimat gewesen sei. Hooker schreibt in seiner »Flora of British India«, daß die Pflanze in den Circars, also im Gebiet des Kistna, Godavery und Gondikama, heimisch sei, möglicherweise auch noch in Assam und Malabar. Als wilde Form der Pfeffers beschrieb man unter dem Telegu - Namen swirzal-tga aus den Circar-Bergen ?P. frioecum Roxb., die aber nicht spezifisch von P. »igrum abweichen soll. Dieser wilde Pfeffer soll von Madras exportiert werden. Thwaites in seiner »Flora of Cey- lon« schreibt, daß die Art in Ceylon überall angebaut sei, »but very doubtful native«. C. de Candolle im »Prodromus« gibt als Heimat an: West-Borneo (an cult.?), Luzon, Sumatra, Java, Singapore, Penang, Nepal, Malabar; Sadebek | meint, daß die Art im wirklich wilden Zustand heute nicht mehr zu finden sei. Wenn ich nun die weiter unten ausgeführte Tatsache mit in Betracht ziehe, daf3 den alten Kulturvölkern zuerst nur der indische Name des langen Pfeffers (P. /ongum) und nicht der von ?. nzg rum übermittelt wurde, und dafs später offenbar beide Sorten mit dem indischen Namen für ?. /ongum bezeichnet wurden, so ist es wahrscheinlich, daf3 in ältester Zeit von den Arabern und Persern, die wohl zu- erst den Pfeffer verbreiteten, die Gegenden besucht wurden, in denen man den langen Pfeffer fand, daß der /. nzgrum demnach vielleicht etwas weiter von von dem Sitz dieser Völker entfernt wuchs, (— wenn nicht im Altertum die lange, scharfe Art beliebter und deshalb verbreiteter war, —). Es ist deshalb in Anbetracht der Angaben der Botaniker und des Umstandes, daß P. nigrum nur in sehr feuchten Gegenden gedeiht, wohl sehr wahrscheinlich, dafS seine Hei- mat in einem Gebiet lag, das von der Coromandelküste, (Kistna und Godavery), sich nach Hinterindien und vielleicht auch nach Java und Sumatra zog. Wäre der Pfeffer im Sunda-Archipel nicht heimisch, sondern von den Indiern aus Vorder- indien dorthin gebracht, so würde man ihn bei den Malayen, Sundanesen etc. wahrscheinlich mit einem Namen bezeichnen, der aus indischen Sprachen abge- leitet ist, während er im Archipel aber offenbar autochthone Benennungen hat. Jedenfalls ist dies Gewürz in sehr früher, prähistorischer Zeit weit im Osten verbreitet worden, unsere ältesten Nachrichten darüber lassen eine sehr alte Kultur der Pflanze an der Malabar-Küste vermuten. Theophrast unterscheidet im vierten Jahrhundert v. Chr., allerdings unklar, rundlichen und länglichen Zeperz, deren Kenntnis vielleicht durch den Alexander- zug nach den Mittelmeerländern gekommen war. Nun ist, wie wir sahen, pzppali die Sanscrit-Bezeichnung für P7per /longum, nicht für Piper nigrum. Rund / werden bekanntlich in vielen Sprachen stets miteinander vertauscht, hier in Ostafrika sind wir daran ganz gewöhnt; speziell soll das alte Persisch kein 1 ge- kannt und dasselbe bei Übernahme von Worten aus anderen Sprachen stets in 7 verwandelt haben. Es ist demnach sehr wahrscheinlich, daf3 zuerst die Kenntnis des langen Pfeffers nach Nordwesten gewandert ist und zwar vermutlich durch erste Vermittlung der Perser, die ja schon mindestens im sechsten vor- christlichen Jahrhundert, wahrscheinlich aber früher, ausgedehnte Beziehungen mit Indien hatten. Und später wird man den ähnlich schmeckenden schwarzen Pfeffer mit demselben Wort bezeichnet haben, obgleich er in runden Körnern, der lange aber in den ganzen länglichen Fruchtständen in den Handel gekommen sein wird. Im ersten Jahrhundert n. Chr. werden deutlich der lange, schwarze und weiße Pfeffer unterschieden, Dioscorides, Plinius und der Periplus des Roten Meeres nennen diese. Der in der ersten Hälfte des 1. Jahrhunderts lebende A.C. Celsus schreibt »piper utrumque, sed magis rotundum«. Die Drogue muß damals schon allgemein in Gebrauch gewesen sein, denn Plinius gibt einen Marktwert dafür an, das Pfund (328 gr) schwarzen Pfeffer kostete 4, das von weißem 7 und das von langem ı5 Denare. ° Periplus nennt als Ausfuhr- plätze die vorderindische Westküste zwischen dem heutigen Mangalore und Cochin, besonders sein Nelceynda. Ob nun der schwarze Pfeffer hier auch gebaut wurde oder wie andere Produkte nur Handelsartikel war, weiß ich nicht. Etwas später werden Pfeffer und andere Gewürze unter den an den Grenzen des römischen Reiches zollpflichtigen Artikeln erwähnt (sogenannte alexandrinische Zolltafel von 176). Am Ende des ersten Jahrhunderts mußten in Rom Pfeffer usw. in den Horrea piperataria hinter der Basilica des Constantin lagern. Um die Mitte des 6. Jahrhunderts beschrieb Kosmas Indicopleustes die Pfefferliane aus Taprobane (Ceylon), er nannte im Pfefferlande, Male, fünf -Harens(Fleyd. 15.2032). Wo wir nun wissen, daf schon vor der Zeit des Periplus das von ihm Rhapta genannte Land in Ostafrika »nach altem Herkommen« den Südarabern in Mokka untertan war, und daf3 zu dieser Zeit Pfeffer in den Plätzen am Roten Meer gehandelt wurde, daf3 damals auch ein recht reger Verkehr die ostafrikanische Küste entlang bestand, ist es nicht unwahrscheinlich, daß schon zu so alter Zeit dies Gewürz auch nach Ostafrika kam; erwähnt wird es allerdings nicht ausdrücklich. Allgemeiner in Gebrauch wird er in Ostafrika durch die Araber oder persischen Kolonisten gekommen sein. Ich vermute durch letztere, denn in Ostafrika heißt der Pfeffer pzlepile, die Perser kennen das /, die Araber nicht, sondern haben aus dem ursprünglich für P. /ongum gebrauchten Sanscritwort Zzppali ihr filfıl gemacht. Die Swahili-Benennung läßt also wohl auf persische oder indische Einführung schließen, ich glaube, auf erstere, denn die Indier hätten wohl kaum ihren Ausdruck für P. /ongum, sondern den für P. nigrum, mirch, miri, hier eingeführt. Jedenfalls war Pfeffer bei Ankunft der Portugiesen am 2. März 1498 in Mosambik ein seit langem bekannter Gegenstand. Der schwarze Pfeffer heißt im Sanscrit maricha, ushana, hapusha, in Indien heute Aala-mirch, gul-mirch, choka-mirch, habush, muricha, morich, mir! (Bombay), in Kashmir »zarts, bei den Kanaresen menasu, den Tamilen molago-valli, milagu. den Singhalesen gam-miris-wil, gam-miris, kalu-miris, den Telegu mirzalu, moluvu- kodi, miriyalu. Die Afghanen sagen daru-garu, die Perser pz/pzl, auch filfil-gird, Flfil--siah, die Araber filfil-aswad (auch salsanuneh, fulful, kulam, kabar, babari bei Ibn-el-Batuta), die Sundanesen dedas, pedas, die Malayen /ada, kuru- mulaka, während die Javanen den indischen Ausdruck szerzetje haben. In Tur- kestan sagt man dbaarank, in China Au-tsiau. Es scheint somit, daß sprachlich mindestens ein Zentrum für den schwarzen Pfeffer in Südindien vorhanden war (miri, mirich) und eins bei den Malayen Nlada). Wie grofß3 annähernd der Konsum von schwarzem Pfeffer hier in Ostafrika ist, kann nicht festgestellt werden, da die Statistik alle Gewürze zusammenmengt. Er wird nur von den Küstenleuten, besonders aber von Arabern und Indiern benützt, auch in ihren Niederlassungen im Innern, da die ärmere Neger-Bevölkerung, die sehr bedürfnislos ist, an dem überall wachsenden C’apszicum genug hat, um ihren Gaumen zu kitzeln. Die Gesamtweltproduktion ist nach Semler etwa 35 Millionen Kilo, das wichtigste Produktionsland ist Sumatra, der Hauptmarktplatz Singapore, von wo auch 3—4 Millionen Kilo nach China gehen. Hamburg importiert jetzt etwa 500.000, D7,,1846 _ 1850 nur 7000-.BDz2 7 Der Doppelzentner kostete bei der Einfuhr in Hamburg früher 50—70 Mk., ist aber in den letzten Jahren auf 100 119 \ik. gestiegen, Weißer Pfeffer ist immer 30-40 Mk. teurer. In Amani haben wir eine ganze Menge von Pfefferlianen;, oben in den Bergen gedeihen sie der Kälte wegen schlecht, aber im Sigital kommen sie ganz gut fort, haben aber noch nicht fruktifiziert. Auch einige Privatpflanzungen in der Ebene haben sich mit dieser Kultur beschäftigt. Segoma hatte z. B. 5000 Pflanzen im Jahre 1907, die aber noch nicht trugen. Sehr große Flächen werden wir nieht haben, die für diese Pflanze geeignet sind, welche sehr viel Feuchtig- keit, Wärme und besonders Windschutz nötig hat. Da die Preise des Produkts aber hoch, so ist es sehr gut möglich, daß in geschützten Tälern oder in Wald- lichtungen, sofern sie die natürlichen Bedingungen für diese Pflanzen bieten, einige kleinere Unternehmungen Geld mit dieser Kultur verdienen können. Für eine Massenproduktion kommt aber unser Gebiet kaum in Frage, während Kamerun offenbar die besten Aussichten dafür, bietet. 21. Vanilla planifolia Andr. Die Vanille ist eine Orchidee, welche mit Hilfe von Luftwurzeln an Stütz- bäumen in die Höhe kriechen kann, ihre Nahrung aber ausschließlich aus dem Boden bezieht. An jeder leichten Knickung des »gegliederten« Stengels sitzen flache, längliche, dickledrige Blätter. Aus den Winkeln kleiner grüner Deckblätter kommen Trauben von gelblichgrünen, großen Blüten heraus, aus denen die bis 23 cm lang werdenden Früchte (Kapseln) entstehen, die zuerst grün und geruch- los sind und erst durch Abtöten in heißem Wasser, Fermentieren und Trocknen ihre dunkelbraune Farbe und ihren schönen Vanille-Geruch erhalten. Die Hei- mat der Pflanze ist das tropische Amerika, besonders die feuchten Urwälder der Küstenregion von Zentralamerika, und stellenweis südwärts bis Brasilien. Im alten Mexiko wurde die Vanille schon von den Azteken unter dem Namen Xilxvochit! als Zusatz zum Kakao verwandt, welchen Gebrauch die Spanier also vorfanden. Der gebräuchliche Name Vanzlle stammt von Ximenez, der das bisher benützte sz/ögua (Hornfrucht wie das »Johannisbrot«) mit vainılla übersetzte. Die Pflanze wurde 1819 nach Reunion durch Perrotet von Cayenne aus eingeführt, die Kultur dort aber erst ausgebreitet, nachdem Morren 1837 die künstliche Befruchtung der Blüten in Lüttich gefunden hatte. Die Entdeckung derselben durch den Negersklaven Edmond Albius, die auch ich erwähnte (Tropenpflanzer 1901), ist eine Sage. (Busse, Studien über die Vanille, Arb. a. d. Reichs-Ges.-Amt 1898, an welche Darstellung ich mich halte). Zur selben Zeit ward die Kultur in Mauritius und ca. 1860 auf den Seyshellen eingeführt. Die ersten Pflanzen nach Ostafrika brachte wahrscheinlich Sir John Kirk von Ceylon aus, dann aber schon sehr früh die »Schwarzen Väter«, Congregation du St. Esprit et du sacre coeur, nach Bagamoyo (seit 1862 dort) von Reunion aus, von wo diese weichen mußten, weil die freien Arbeiter sich dort den wirtschaftlichen Unternehmungen dieser Missionsgesellschaft aus Furcht vor Konkurrenz wieder- setzten. 1888 sah ich in Bagamoyo schon eine Menge Pflanzen. In der Folge hat die Mrima Land- und Plantagen-Gesellschaft (L. u. OÖ. Hansing) in Kitopeni bei Bagamoyo 1892 und zur selben Zeit Baron v. Saint-Paul-Illaire bei Tanga größere Pflanzungen angelegt, und auch die der Missionare wurden vergrößert, sowie an einigen anderen Stellen kleine Kulturen angelegt. Leider haben sich die groflen Hoffnungen, die man auf dies Produkt setzte, trotz aller aufgewandter Mühen nicht verwirklicht, die Anlagen sind vielleicht nicht an den günstigsten Orten gemacht, man mulfste für Schatten und auch mit Kosten für künstliche Bewässerung sorgen, und endlich kam Preissturz des Pro- duktes dazu, um alle unsere Vanillekulturen so gut wie zu Grunde zu richten. Die Pflanzung Kitopeni ist 1906 an einen Indier verkauft, der dort wohl haupt- sächlich Kokospalmen bauen will. 1894 hatte sie Erstlingsernte mit 6 Kilo, im Laufe der Zeit aber gab sie ihren Besitzern ganz beträchtliche Verluste. Ich höre, daf3 auch die Missionare sich nur noch sehr wenig mit Vanille beschäftigen. Über die früheren Ausfuhrzahlen aus Deutsch-Ostafrika kann ich keine Zahlen geben, da die Statistik sie erst von 1903 an getrennt bringt. Es gelangten zur Ausfuhr: 1903 392 Kilo im Werte von 8859 Mk. 1904 390 , iA 010238: 0, Ko ee 55 R TO 1996 196 ” „ „ De) 4510 „’ Der Welt-Markt wird seit einiger Zeit von der Produktion von Reunion und der Nachbarländer (Comoren, Madagaskar) bestimmt. Dort wurde 1869—1870 ca. 15000 Kilo produziert 1895 „95000 „, „ 1898 1809. ,„ 1085402, H 1809. 1000.,,,.17206000° 7, 5 1906-1901 ,. 104.000, SR 1001-1002, 153923. 5 19931904... 2117000: |1,, ee 1904. .1005, 2, 1197 100. iS 1005-1900, 2.254.000: 1, Hi (davon Madagaskar u. Comoren 145 000) 1906— 1907 geschätzt auf 187000 Kilo (nach Gehe & Co.) Rechnet man nun, daf3 Guadeloupe vielleicht 5—8000 Kilo, Java, Indien, Ostafrika 1000 Kilo, Mexiko 50—90000 Kilo auf den Markt bringen, so kommt mindestens eine Weltproduktion von ca. 250—300000 Kilo heraus, abgesehen von der Tahiti-Vanille (ca. 130000 Kilo) und der »Vanillon’s», die leider ihres Ge- haltes an Piperonal wegen (Heliotrop-Geruch) nur zur Parfümerie Verwendung finden können. Nach Maurice Simon, Paris (Tropenpflanzer 1907), waren die Gesamt- ernten an Vanille folgende, wobei die ganz kleinen Produktionsgebiete außer Be- tracht blieben: 1901/02 1902/03 1903/04 1904/05 1905/06 1906/07 1907/08 Schätzung Boubon 1 10 000 100000 00000 55000 50000 30000 50000 Seyshellen 72000 52000 65000 50000 45000 20000 50000 Komoren | \ Mayone | 40000 70000 55000 95000 125000 105000 85000 Madagascar | Nass | — = — 20000 30000 40000 60000 Mauritius 2 500 2:000% = 2.000 2000 2000 3 000 2 000 Antillen 5 000 10000 6000 3 000 2000 5000 10000 Ceylon, Java 1 500 4000 3000 3 000 2000 3 000 4000 Fiji, Kongo 2000 1500 2000 1 300 1 000 1 000 3 000 Mexiko 30 000 38000 35000 130000 75000 120000 200000 263000 277500 258000 359300 332000 327000 464000 Vom Jahre 1904/05 an ist demnach die Gesamtproduktion ganz erheblich gestiegen. In Hamburg wurde eingeführt: 1903 37974 Kilo im Werte von 327810 Mk. 1904. 7480500 1, er eier LOOHN TZOSA3E 5 s = 1309010, TOOOEEEOSHS SINE ea 22:006007 ;; Die Preise für Vanille sind lange ziemlich konstant geblieben. Bei der Einfuhr in Hamburg wurden bezahlt: 1887 32,00 Mk. pro Kilo 1894 24,05 Mk. pro Kilo. 1SB8, B2 MOON TERN B8962728,30° Br 588007:38,70, 0 a 1890% 234,008 I, zii eis 1890 34,40 ;, 2 3 1903 3103.00 5 r 1891..24,80: , ,, ne N 1904 0,004 MR 55 RBO2023,.70. ,; an “ 1905 5,2 % Re E 1S98I, 30,50% er YE 1906 BROOR ne 5 = Also 5 Mk. war 1906 der Durchischnittspreis aller Vanille-Sorten bei der Einfuhr in Hamburg. Im speziellen aber 1905: Von den Vereinigten Staaten am. Atl. Meer... . .. 42470 Kilo im Wert v. 173610, ME 22 MR Durchschn? „Madagascar: Se 27.2,.975625, 3, 200 14305 0240 Ve „ ‚. ,Gesellschatts-Inseln.. ... 02:060 ,,. 2.5) 2, KELSSOR ar 55 „eSevshellena ana 370 1, We 7 OO ER R .:.ostankar aa een, 68, S2ORERE ON Er ‚Mexiko am Atl. Meer RE) DONE TOTEN T Die großen amerikanischen Provenienzen drücken also auf den Gesamt- durchschnittspreis in Hamburg, ostafrikanische sind immer noch mit 11—36 Mk. deklariert. Möglich, daf3 der billige Gesamtdurchschnitt durch Import von viel Tahiti-Vanille (Vanillons) verursacht wurde. In London notierten Lewis & Peat: März 1907 für »Mauritius, Madagascar und Seyshellen« I 8 —-16.6 pro Ibs. 17720 Yo I 3759728: 00 Jun 1907 1 2 8 70:0 OO ER II210:0 Amer Il: 10.02.10 309.0 %% Oktober nTOoO7 2. a ee ea Io IOR® Ierıro_ 700 II #9:6,- 1000 00 Also immerhin noch 21—41 Mk. pro Kilo. Es geht daraus hervor, dafs die Preise für gute Sorten leidlich konstant geblieben. Eine etwas bessere Geschäftslage scheint auch dadurch einzutreten, daß seit 1906 das amerikanische Gesetz für alle Genufizwecke die Vanille vorschreibt und künstliches Vanillin nicht mehr erlaubt. Die Pflanzer haben aber den Mut verloren, noch weiter diese recht mühsame und vielen Zufälligkeiten ausgesetzte Kultur zu betreiben. Nicht leicht ist es aber, zu sagen, welche Einflüsse hierbei gewirkt haben. Der Kaufmann sagt: "Vanille will sich schon seit Jahren nicht wieder erholen.« | Das erste ist natürlich, daß man der Erfindung des künstlichen Vanillins die Schuld zuschiebt. 1874 gelang es Tiemann und Haarmann aus dem Glucosid des Coniferenholzes durch Oxydation das Vanillin herzustellen und nach- zuweisen, dafß es Monomethyläther des Protocatechu-Aldehyds ist. In der Folge wurde das Verfahren vielfach verbessert, und seit 1896 stellt man das Vanillin — außer aus Tannenholz usw. — auch noch aus Eugenol (Nelkenöl) her, nachdem schon vor langem Jorissen und Hairs nachgewiesen hatten, daf3 es auch frei in der Gewürznelke vorkommt. Aber es stellte sich in der Praxis heraus, daß in der Vanille-Frucht doch noch allerhand andere ungreifbare aromatische Stoffe sind, so dal man für alle feinen Schokoladen-Fabrikate usw. durch den künstlichen Stoff das Aroma der Vanille nicht ersetzen konnte, deren Preis demnach trotz des chemischen Kunst- =, Ron) vanillins leidlich konstant blieb, während der Preis des Vanillins sogar fiel. Denk- bar ist, daß die neue Darstellung von Vanillin aus Nelkenöl ein so billiges und massenweises Kunstprodukt liefert, daf3 der Preis der Drogue durch die Massen- produktion der Chemikalie fällt, doch mufS das amerikanische neue Gresetz diese Einflüsse wieder ausgleichen. Wahrscheinlicher ist mir aber, daf3 die Überproduktion der natürlichen Vanille abschreckend wirkte. Man hat die Anpflanzungen in Reunion beibehalten, vielleicht sogar vergrößert, auf den Comoren (besonders Johanna-Anjuani) und auf Madagascar aber sehr bedeutende neue Kulturen angelegt, so dal die Ernte von diesen Provenienzen, die 1896 kaum 5000 Kilo betrug, heute 130000 bis 150000 Kilo bringt. Flückiger schätzte 1891 den (Gesamtverbrauch an Vanille nur auf 100000 Kilo; wenn nun heute mehr als das Drei- bis Vierfache auf den Markt gelangt, so ist es klar, daf3 Mutlosigkeit eintreten mußte. Etwas könnten die Produzenten wohl vor einem Rückschlag durch Über- produktion gewarnt werden, wenn international möglichst genaue Statistiken auch über die Anbauflächen und Erträge von vielen tropischen Produkten geführt werden. Senden alle Kolonien ihr Material an eine Zentralstelle ein, so kann man wenigstens einigermaßen sich über die zu erwartenden Ernten orientieren. Am besten würde dies Material wohl an dem Istituto internazionale d’agricoltura in Rom gesammelt und verarbeitet. Immerhin aber wird bei dem Mißtrauen und der Lässigkeit der meisten Pflanzer, die sich meist nicht einmal für das interessieren, was in ihrer nächsten Nähe vorgeht, und auch fürchten, Geschäfts- geheimnisse zu verraten, ein leidlich zuverlässiges Material nur sehr schwer zu haben sein. Anhang. In Ostafrika wachsen zwei Arten wilder Vanille, die hier kurz des Ver- gleiches wegen erwähnt werden mögen. 1. V.cuculata Kränzl., die der Kulturart recht ähnlich sieht. Sie hat etwas kleinere Blätter und wenn ich nicht irre gelbliche, etwas kleinere Blüten. Die Art kommt bei Daressalam im »Sachsenwald«, im Sigi-Tal bei Amani, am Pangani-Flußß und an vielen anderen Stellen im dichteren Steppenwald vor. Sie ist zuerst in Kamerun gefunden und soll auch in Britisch-Ostafrika sein. Sie hat etwas über fingerlange, bleistiftdicke und in weiten Windungen gedrehte Früchte, die präpariert nicht nach Vanillin sondern nur nach Heliotrop duften. 2. V. Roscheri Reichenb,, die gar keine Blätter sondern nur Hochblatt- schuppen am dicken grünen Stengel hat; ihre Blüten bilden große weiße Trauben und die Früchte sind etwas gedrungener als die der echten Vanille, haben aber getrocknet nur einen Geruch nach Skatol, der auch beim Präparieren der echten Vanille zuerst auftritt. Sie kommt in trockeneren Gebieten vor, bei Daressalam Ze 20) Aka z. B. auf den gehobenen Korallenfelsen, bei Mombo im Steppenwald. Die grau- grünen Stengel werden bis kleinfingerdick. In Usegua soll diese Art nach Sac- leux sokasoka genannt werden. 22. Xylopia Eminii Engl. und verwandte Arten z. B. X. pririfolia Engl. stehen dem als Mohren- oder Negerpfeffer bekannten A. aethiopica A. Reich sehr nahe, den sie in unserem Gebiet zu vertreten scheinen, X. Eminz: ıst von mir auf den Sesse-Inseln in Uganda, X. firzfolia in Bataibo am Duki-Bach westlich vom Albert-See ge- funden. Es sind hohe, reich belaubte Bäume mit länglichen, schotenförmigen Früchten. Als Surrogat für den echten Pfeffer kamen früher die Früchte von A. aethropica und wahrscheinlich auch A”. szzamnmıamensts ın den Handel, und zwar anscheinend mit Karawanen durch die Sahara in die Häfen des Mittelmeeres. Sie lassen sich unter dem Namen habb-essalam, habb-selim bis ins 11. Jahrhundert verfolgen, waren aber gewifS schon früher bekannt. Bis zum 17. Jahrhundert wurden sie auch in den europäischen Apotheken geführt als Zzper aethmopum oder habb-selim. In den Tsadsee-Gebieten gelten die Früchte heute noch viel und wurden zu Barth'’s Zeit in Wadai unter dem Namen Zzmba oder kumba wie Geld benützt. In Usaramo soll nach Bley eine Art dieses Baumes mit roten Früchten ein Lieblingsgewürz der Eingeborenen geben. Mir ist davon nichts bekannt geworden. Zusammen mit den Samen von Aframomum melegueta K. Schum, werden die Samen von Xyl/opia acthiopica als Meleguetta-Pfeffer gehandelt. 23. Zingiber officinalis Roscoe. Der Ingwer ist in Südasien überall nur in kultiviertem Zustand bekannt, vielleicht ist er im Bismarckarchipel wild. Das bekannte Gewürz ist das Rhizom (Grundachse) der Pflanze, welches geschält als weißer, mit der Haut als schwarzer Ingwer in den Handel kommt. Außer von Südasien wird eine Menge aus Sierra Leone und Westindien verschifft. Ursprünglich wohl sicher in Südasien heimisch, muß er schon sehr zeitig nach Amerika ausgeführt sein, denn schon 1547 wurden von Jamaica 22000 ctw. nach Spanien versandt, von St. Domingo ein Quantum 1585, von Barbados 1654. Dioscorides und Plinius sind die ersten, welche das Produkt erwähnen, Dioscorides kannte es sogar schon in den irdenen Töpfen mit Zucker. ein gemacht, und ersterer meinte, daf3 der Ingwer wie andere Gewürze in Südarabien- wachsen, offenbar, weil er dort eingekauft wurde und über das Roten Meer zu den alten Kulturvölkern kam. Merkwürdig ist, daß er vom Verfasser des Periplus, der doch Vorderindien selbst besuchte,. nicht genannt wird. Dann fungiert er Tau IE 1 ee aber zwischen anderen Gewürzen in der »alexandrinischen Zollordnung«, die etwa 176 erschien. Im Mittelalter war es ein bekanntes Gewürz, das von Indien kam (Heyd I. S. 600). Die Alten nannten ihn zzggederi, singiber, sinziber, zimpibert, ein Wort, über dessen Entstehung man sich viel gestritten hat. Manche meinen, daßß es durch Vermittelung des Arabischen oder Persischen aus dem Sanserit stamme, wo es allerdings erst im neunten Jahrhundert n. Chr. nachweisbar, eine Benennung srzngavera, die »hornförmig«, »geweihartig« übersetzt wird, für ihn gab *). Daß dieser spät im Sanscrit auftauchende Name die Grundlage unseres Wortes sein soll, ist um so unwahrscheinlicher, als im Sancrit auch dasselbe Wort für die Pflanze vorkommt, das heute noch in Indien gangbar ist, nämlich ardraka, ebensowie für die getrocknete Wurzel der Ausdruck szz7. Sehr viel wahrscheinlicher ist, daß das offenbar altarabische oder persische Wort aus der indischen Be- zeichnung für die getrocknete Ingwerwurzel szr»7. sontz irgendwie abgeleitet werden kann, wo doch die semitischen Völker die Vokale oft durcheinander gebrauchen; dieses wird bisweilen auch soxtk geschrieben, offenbar mit dem englischen 7%, so daf3 daraus schon ganz gut santhı, sandsch entstehen konnte, allerdings mit scharfem s. Ich weiß nicht, ob vielleicht sprachlich das scharfe s im Anfang in ein 3 ver- wandelt wurde. Yule und Burnell (S. 374) meinen, daß die arabische Benennung aus dem Malayalam für grünen Ingwer, zxchz, inchi-ver (von inchi Wurzel) stammt. In Burma sagt man ferner ginst-kluav, khyeng-dsein. Auch diese gzuns? und dsein klingen an szngiber an. Aber es ist auch denkbar, daß alle diese Ver- mutungen irrig sind. Warum soll das szngzber, arabisch-persisch sanjabel nicht dieselbe Entstehung haben wie die Bezeichnung für unsere schöne Nachbar- insel Zanzibar ? Nach Burton, einem sehr kompetenten Kenner der arabischen und per- sischen Sprache, ist sang, (korrumpiert 37”7,) Plural szzu7, sicher das persische sang, sangi »ein Schwarzer“, so verändert durch die Araber, die den arisch-per- sischen Buchstaben sa/ nicht kennen. Im modernen Persisch .heifßt sarzgz7 noch heute ein Neger und alle Schwarzen, Dunklen, daher sang/ır die Zigeuner, das- selbe wie szugari. Herr Geheimrat Professor Dr. Sachau teilt mir dagegen mit, dafS send, zenj nicht aus dem Persischen stamme, sondern ein altarabisches Nomen proprium für die dunkelfarbigen Bewohner Afrikas sei. Was die Nachsilbe »7« »ber« heißt, ist mir nicht möglich nachzuweisen, vielleicht ist es eine Verdrehung aus fl (arabisch K/fl = »Pfeffer«) vielleicht aber kann es auch Gewürz, Wurzel oder etwas ähnliches sein, es würde demnach das arabische sandjabıl, sangabıl soviel wie »Gewürz der Schwarzen« heißen. Nun haben die Araber und Perser den Ingwer sicher in Südindien kennen gelernt, wo die Tamilen und verwandte Völker im Gegensatz zu den Nordindiern und den Arabern schwarz genannt und von ihnen mit Negern verwechselt werden konnten. Die Araber selbst brachten *) Singara, von Sanskrit srzingätfaka, sringa, (Horn) ist in Indien die Wassernuß, Trapa bispinosa Roxb (nach Yule und Burnell), allerdings nach Yule und Burnell den Namen für das Gewürz sanjabul, sinjabil mit der Küste von Z7n7, Zanzibar, in Verbindung, ja sie nannten es sogar »die Pflanze von Zinj«, shajr-al-sanı). Es wird wohl eine altarabische Volksetymologie vorgelegen haben, indem der Name ursprünglich aus südindischen Worten stammte, man ihn aber im Volke mit dem geläufigeren Namen für die afrikanische Küste irrtümlich zusammen brachte. Sei nun die Entstehung des Namens wie sie wolle, die europäischen Be- zeichnungen sind jedenfalls aus den persisch-arabischen abgeleitet. Nachstehend gebe ich die Benennungen für die Pflanze, die getrocknete und die frische Wurzel in den verschiedenen Sprachen, meist nach Watt: getrocknete Wurzel frische Wurzel Pflanze Arabisch samabıl, sangebil sanjabile-ratab = sanjabil-yabıs, = —— sengebil — va Persisch sanjablle-kushr sanjablle-tar —— Sanscrit orshna-bhushagam ardrakam ardraka nagara = sringavera sunt ne FE mahaushadha re: ner Hindustan sonth, sindht, shukku adrak, adhruka adrak Bengalen sont adrok, ada ada Assam = = ada Nepal sonth = Ey N.-W.-Provinzen adrak sonth ada Pendjab sang sabıl, sonth sun jbel, adrak ada, adrak Deccan sont adrak, adhruka = Guzerat sunt adu, adıu > Tamil shukku nt Sen; Telegu sont, sontht, allam allam allam Kanarese vona-sunthut hasi sunthi IE Malayalam m incht, incht-ver — Malay chukka zncht om Burma ginst-kiuav gin-sin khyen-semg khyeng-dseim khyeng-khynk Ze Singhalesen velicha-nguru AMU--NgUTU en znguru Außerdem sagt man in China kang-kiang, peh-kiang, in Bali jahetub, algo, in Java yasza-kıng, jait, djahe, bei den Malayen in Singapore sapadas, bei den Türken Zemjefil, ın Turkestan garzın-dorö, in Madagascar saka-malao. Die indischen Namen suzth für die Wurzel, adrak, ada für die Pflanze, sind nicht in andere Sprachen übergegangen. Einen von Köhler erwähnten in- dischen Namen szrdsch? konnte ich sonst nirgend finden, wahrscheinlich ist es eine Fr BYE der sehr vielen durch die Mohammedaner in Nordindien eingedrungenen arabisch- persischen Bezeichnungen. Nach Ostafrika muß die Kenntnis des Ingwers, — und die Pflanze selbst —, recht früh gelangt sein. Mitte des 13ten Jahrhunderts erwähnten Ibn-Sayd, Abulfeda, daß in der Stadt Melinde der »arbre de zinj« wachsen solle, wie Guillain in seiner Übersetzung schreibt; leider kann ich nicht kontrollieren, wie das Wort im Urtext heißt. Um 1330 hat Ibn Batuta in Mugdischu »grünen Ingwer‘ (el-sengebil-el"ahdar) gegessen. Nun ist es ja allerdings denkbar, daß es sich hier um Kurkuma gehandelt hat, der zu einer Curry-Sauce getan war, aber ebenso wahrscheinlich ist es auch, daf3 es wirklich Ingwer war, d. h. frischer, nicht getrockneter. Auffallend ist, daß man etwa zur selben Zeit, 1380, in Brügge einen in Zucker eingemachten »grünen« Ingwer (grone Gingeber) kannte, während sonst als grüner Ingwer der einfach getrocknete, nicht kandierte gilt. Jetzt heißt unsere Drogue in Zanzibar und an der Küste überall /angazwızz, die Pflanze miangawvısi. Die geschälten und getrockneten Wurzeln sind in jedem In- dierladen zu haben, eine hellgraugelbe und recht kleine Sorte, die lange nicht so groß} ist, wie der in Zucker eingemachte Ingwer, welchen wir aus China er- halten. Aber er ist recht scharf. Die Leute nehmen ihn sehr gerne zum Würzen der Saucen und Speisen, auch als Medizin, z. B. zerrieben als Hautreizmittel bei Kopfschmerz etc. Auch der kandierte Ingwer in Töpfen kommt nach Zan- zibar und ist dort in vielen Indierläden recht billig erhältlich. Die Pflanze wird bei uns seit langem von Farbigen kultiviert, in Zanzibar recht häufig, ebenso an vielen Küstenorten, im Innern kenne ich sie nur von Usambara und aus Usaramo, wo die Eingeborenen sie noch ziemlich weit im Innern haben, immer unter dem- selben Namen, ein Zeichen dafür, daf3 hier einmal eine fremde Kolonisation stattfand, denn in denselben Gegenden finden wir auch die Pommeranze und andere fremde Pflanzen. Eine ausgedehnte Kultur des Ingwers, wie in Westafrika, findet hier aber nicht statt. Barbosa erwähnt seine Kultur aus Madagascar, Varthema von den Comoro-Inseln. Ich notierte noch, daf3 bei den Somali der Ingwer szndschzbil, bei den Abessiniern zschendschibel, in Madagascar sara- malao und bei den Kai in Westafrika zdsamang heißen soll. In Ewe heilt er nkrawusa. Ob eine rentable Kultur von Ingwer hier möglich ist, kann man ohne Ver- suche, bei denen man Kosten und Ergebnisse genau berechnet, nicht feststellen. Es wird aber immer eine Kleinkultur sein müssen, da die Aufbereitung einer guten Ware (Schälen und Trocknen) viel Handarbeit und Sorgfalt verlangt. Auf recht fruchtbarem gedüngtem Boden wird man pro Hektar auf 1000— 1700 Kilo trockene Ware rechnen können, also 600— 1000 Mark Brutto pro Hektar. Über die Kultur etc. der Pflanze hat Zimmermann in der Umsambara Post vom 2. Juli 1904 ausführliche Notizen gegeben. Kleinere Ansiedler werden sich durch diese Kultur gewiß eine gute Neben- einnahme schaffen, sie werden auch den hiesigen Markt versorgen können, der Stuhlmann, Beiträge zur Kulturgeschichte von Ostafrika. 22 immer noch ziemlich grofse Mengen getrockneten Ingwers von Bombay bezieht. Wie groß) diese sind, läfst sich Mangels einer Statistik leider nicht feststellen. In Hamburg wurde an »rohen Ingwer« eingeführt: 18A1 1850 1835 Dz. pro Jahr im Durchschnitt 185 1— 1860 TSOB Se LS: ” 17801 - 1870 ZART R ne n 187 1— 1880 20817 sehen; > 881-1800 2IO TER Y KEN 2 189] „1900 En , „ ass 5 1900 Poor A ER, 35 1901 DOAN. 35 1902 AO H ee ” 1903 9619 5, ® Rn DR ss 1904 12327 Dz. im Werte von 672740 Mk. 1905 JASUIE m MESAZ LION 1906 2SOR a NE 1907 B200E ka R we 2100700: Davon kommt fast die Hälfte aus Britisch-Östindien, am Rest sind West- afrika, Japan und Großbritannien etwa gleich beteiligt. 1903—1905 wurden von obigen Mengen 5000—7000 Dz. aus Hamburg aus- geführt. An kandiertem Ingwer kam nach Hamburg: 1904 1827 Dz. im Werte von 110150 Mk. 1905 1050 0 * „1069997, meist von China, und 400—1400 Dz. wurden 1903—1905 jährlich wieder aus- geführt. Die Preise bei der Einfuhrdeklaration in Hamburg waren; 1850— 1855 41,84 Mk. im Durchschnitt pro 100 kg. 1850— 1860 AA,20 es a ie RE 1861— 1865 KO2,1AR Zn: 5) a 1866— 1870 OT OR ee: 5 n Der 187.1- 1875 TOS04 5 »3 5 a 1876 — 1880 NSOOR 5 a 1881 1885 (0311,02 MDR N " SAL ER RE: 1886— 1890 BOrSS 7.5, # 3 Sshe 1891— 18095 SEO... Y 33 .} 1896— 1900 BONN, 5 5 ErRIE EIER 1900— 1905 GAB e ee 605 1906 GOLOBR 55 35 ne .Bh 1907 600, 4, 55 $ 3 ah London wird der Hauptmarkt für Ingwer sein und mindestens 5—6 mal mehr wie Hamburg importieren. Die Sorten von Cochin scheinen am besten zu N sein, die von Bengalen, Japan und Westafrika zu folgen. Die afrikanischen Pro- venienzen und besonders auch alle schwarzen, nicht geschälten Sorten werden zur Destillation von Ingweröl verwandt, von dem 2—-3°/, darin enthalten sind. In London notierten Lewis & Peat im Oktober 1907 für Bengal Ingwer 27 sh pro ctw. ee @alicut Ri O8 SE £ Ba Cochin er, BO Als „ Japan = 2a > Man sieht daraus, wie stark die Unterschiede in den Qualitäten sind. Wie groß die Gesamtproduktion an Ingwer ist, laßt sich schwer sagen: Ich finde: Export von Britisch Ostindien ca. 10 Millionen Pfund N Br e Jamaica ei) * En re ei fe Sierra Leone , I—1,8 1 R 5 e is China " I N ” (an kandiertem Ingwer). Es werden demnach, wenn man die hier nicht aufgeführten Produktions- länder (Japan, Inseln von Westindien usw.) mitrechnet, wohl sicher 17 Millionen Pfund Ingwer gehandelt, der Import von England soll 1880 etwa 4,9, 1897 10 Millionen Pfund gewesen sein. Sehr‘ große Mengen dieser Wurzel werden aber in Indien usw. konsumiert, die nicht zur Ausfuhr gelangen. 24. Anhang. Als Gewürze kommen verschiedentlich in den ostafrikanischen Indierläden vor: Zingiber Zerumbet lIzoscoe, maha, bach oder kachur der Indier, in Ceylon walingum, bei den Malayen /ampıyan, lampu-jJang, lampu-pait genannt. Die Pflanze stammt aus Indien, wird aber nur noch kultiviert angetroffen. Hedychium spicatum Ham. kapur-kachri, siruti, sheduri, kachuri der In- dier, aus dem Subtropischem Himalaya, auch kleiner Galgant genannt. Die kleinen weißen Scheiben dienen aber mehr als Parfüm, und sind in den Läden als Aatschele erhältlich. Alpinia ofieinarum Hoance wächst wild an der Südküste der Insel Hainan. Die Wurzeln sind seit dem frühen Mittelalter in Europa als Galgant, Galanwurzel, Galban bekannt, wohin sie wohl durch Ver- mittelung der Araber kamen. Ibn Chordadbah nannte schon richtig als Her- kunftsort Sela, also China. Die Drogue heifßt im alten Chinesisch kzang-liang, daraus machten die Araber cholandschan, kullendjan, chalindschan, die Indier #o- landjan, kulijan, kalenga. Sie heißt in Indien aber auch razfaz, bei den Malayen languas, lankwas. Dies wird aber wohl der Name für Alpinia Galanga (L. Swarts sein, die von den Mollukken bis Vorderindien wächst und den » großen Galgant« liefert, der aber nur selten nach Europa in den Handel kommt. W DL XI. Die narkotischen Genußmittel. 1. Cannabis sativa L. Der Hanf dient in Ostafrika weder zur Gewinnung von Fasern noch seiner Samen wegen, sondern nur als Narcoticum. Ich führe ihn deshalb hier unter den Genufßmitteln auf. Er ist nach der Ansicht der Botaniker in Zentralasien, etwa südlich vom Kaspischen Meer bis Sibirien einheimisch und ist vielleicht zuerst in Bactrien und Sogdiana angebaut worden. Nach Europa ist er wohl durch die Wanderungen der Scythen nach Rufsland auch nach Gallien gekommen, den klassischen Völkern blieb seine Kultur lange Zeit noch fremd. In vielen seinen Benennungen findet sich der Stamm an, kan wieder. So das cannabis, hanaf, hänep, hanf, kannab der Araber,*) kanas der Kelten usw. Eine zweite Gruppe von Bezeichnungen ist das russische Zerka, das persische und afghanische derg, bang, altsanscrit-vedisch dAanga, zendisch dbanha, sanscrit banga, bhanga, gangika, gunjika, von denen letzteres wohl mit dem persischen ginnab, dem arabischen #annab zusammenhängt. Viele leiten das ÖAlang von sanscrit dlanga, brechend, ab, Burton aber ebenso wie das arabische dan7 vom altkoptischen niban;, das eine Präparation aus Hanf bezeichnete und wohl mit dem homerischen zepenthes stammeseins war (Yule und Burnell S. 59). Schon in sehr alter Zeit muf3 der Hanf von seinem Heimatland aus ver- breitet worden sein, in der ältesten indischen Literatur, in der Vedas, wird er vor 3000 Jahren erwähnt, die Chinesen hatten ihn mindestens seit dem 6. vor- christlichen Jahrhundert. Herodot erwähnt ihn von den Scythen im 5. Jahr- hundert v. Chr., und noch jetzt wird er nirgends in so ausgedehnter Weise wie in Rußland südlich von Moskau gebaut. *) Im Assyrisch-Babylonischen hieß die Pflanze gunubu (Behrens, Leipziger semitische Studien. II. 1906), also auch dasselbe Wort. Es wäre zu untersuchen, ob dies mit der Wort- wurzel #x, gu und demselben Stamm wie canna usw. = Rohr zusammenhängt. Dann würde in altsemitischen Sprachen Hanf und Rohr dieselbe Sprachwurzel haben, was darauf hindeuten könnte, daß der Hanf aus Rohren geraucht wurde (vergl. auch Comes, le Tabac S. 1). Während die Pflanze ursprünglich vielleicht nur Faserlieferant war, und man wohl auch ihre medizinischen Eigenschaften zu schätzen wußte, ist sie später in allen südlichen Ländern zu einem Genufl- und Betäubungsmittel nach Art von Opium, Coca usw. geworden.”) In den warmen Gegenden haben nämlich die Spitzen der weiblichen Exemplare stark narkotische Eigenschaften, sie schwitzen sogar in einigen Gegenden ein sehr giftiges Harz aus. Aus diesem Grunde hat man die Pflanzen aus dem Süden zu einer besonderen Art, C. zazdrca, stellen wollen, eine Ansicht, die sich aber botanisch nicht halten läftt. Ob dieser Gebrauch des Hanfes nun in Persien oder Indien entstanden ist, lafßt sich wohl schwer feststellen, verbreitet scheint er zuerst durch die Perser und Araber zu sein. Ich möchte annehmen, daf3 er von diesen auch nach Indien kam, wenig- stens zu Genufszwecken, während die Arier die Pflanze als Faserstofflieferanten wohl auf ihrer Wanderung aus Zentralasien mitbrachten.”*) In Ostindien fertigt man verschiedene Präparate zu narkotischen Zwecken, wobei zu bemerken ist, daß nur die Triebspitzen und jungen Blätter der weib- lichen, nicht der männlichen Pflanzen zu verwenden sind. I. ganja, die weiblichen Ähren, Vorblätter und Deckblätter, die man nach dem Abstreifen der Blätter sammelt. Es dient mit Tabak gemischt zum Rauchen, drei bis vier Pfeifen von je vier Gramm sollen volle Wirkung hervorbringen (Flückiger). Dasselbe Präparat heißt in Marokko #7 und wird in kleinen metui, krab genannten Ledertaschen dort: aufbewahrt (Ouedenfeldt). Die winzigen, dazu dienenden Tonpfeifen heilen in Marokko es-ss26ss7. 2. bhang, subsa, sıdhi, sukho, savia, je nachdem man die großen Blätter und Stengel, oder die kleinen Blätter nimmt, die zerkleinert und mit etwas Pfeffer, Zucker oder Gewürz versetzt, in Wasser oder Milch getrunken werden, welcher Trank berauscht und als Aphrodisiacum gilt. In Marokko, Syrien, Ägypten heißt dieser Trank Aaschisch. 3. charras ist eine harzige Ausschwitzung der weiblichen, nicht befruchteten ‚Triebe, die in Nepal, Yarkand, Herat, Kashgar und am Himalaya gewonnen wird. In Indien wird dies Harz verschiedenen Latwergen zugesetzt, es wird in besonderen Läden — wie auch alle Hanf- und Opium-Präparate — verkauft, die Monopol sind oder unter Kontrolle der Regierung stehen. An eine Person dürfen nur bestimmte Mengen mit einem Mal verkauft werden. Ich hörte aber, ®) So betäubten nach Herodot die Scythen sich, indem sie Hanfkörner auf glühende Steine warfen, Strabo erzählt, daß die Scythen aus Holz- oder Tonpfeifen rauchten, nach Plutarch spielte vielleicht der Hanf auch bei der Betäubung der Pythia eine Rolle; in Mossul soll ein assyrischer Tonzylinder gefunden sein, auf dem ein die Pfeife rauchender König abgebildet ist, wobei es sıch natürlich nicht um Tabak, sondern höchstens um Hanf oder Aromata handeln kann (Comes S. 3). Auch die Druiden und Gallier werden sich vor ıhren Opfern mit Hanf betäubt haben. ==) Creighton glaubt, daß vagar im Hohenlied der Hanf war und als Aphrodisiacum diente, daß auch Simson ein Hanfesser war.“ dalß man dies Gebot stets zu umgehen weiß, indem dieselbe Person gleich wiederkehrt, um eine neue Maximaldosis zu erstehen. 4. majun, eine Latwerge aus bhang, ganja, charras, opium, mastıx, datura, Gewürzen mit Milch, Butter, Zucker. In Marokko setzt man dem auch dort madjun genannten Präparat Canthariden-Pulver zu und benützt es als Aphrodisia- cum; in. der Türkei auch Moschus, Datteln, Feigen, Mandeln, Alkanna usw. In Ägypten und der Türkei wird mit Gummi und Zucker aus dem Krautpulver eine feste Masse gemacht, in Algier kocht man es mit Honig und setzt Ge- würze etc. zu, tut es auch in Backwerk oder Süßigkeiten. Eine andere Latwerge aus Ödhang und Mohnsaat heißt in Indien /adhal. Der Name madjun, mayum, majuni scheint durch den ganzen Orient zu gehen,*) schon Garcia dell’Orto erwähnt ihn im 16. Jahrhundert als »zaju, und die Latwerge mzajuni**) mit Opium, Zucker und Eiern ist auch in Zanzibar und stellenweis an der Küste bei Arabern und arabisierten Swahili bekannt, sie gilt für sehr berauschend und als Aphro- disıacum. Majunun?! ist auch ein aus dem "Arabischen stammender Ausdruck für geistesabwesend, verrückt, und da dieser Stamm überall für dies Präparat gebräuchlich ist, nehme ich an, daf auch die Sitte seiner Anwendung durch die Araber, wenn auch nicht erfunden, so doch verbreitet wurde. Der Gebrauch des Hanfes kann sogar zu einem Kultus werden. Bekannt ist die Ismaeliden-Sekte der Hashashin oder Mulahida, die um 1090 von Hassan ben Sabah in Alamut und Kaswin südlich vom Kaspi-See gegründet wurde. Die Kreuzfahrer, die im Libanon mit diesen Leuten zu tun hatten, machten danach das Wort Assassin für Mörder allgemein. Und eine zweite Kultusgenossen- schaft, die auf den Hanfgenuf3 begründet war, wird uns von den Baluba im südlichen Kongobecken in Zentralafrika durch Wißmann, Wolff bekannt, wo der Häuptling Kalamba-Mukenge den dort Aramba genannten Kultus etwa 1870 zwangsweise einführte und wo alle nicht daran teilnehmenden Leute Zs/zpolumba genannt wurden. Man rauchte den Hanf dort aus Kalebassen. Da Welwitsch früher das Wort »zamba von Angola kennt, ist es wahrscheinlich, daf3 das Hanf- rauchen bei den Baluba von der Westküste aus eingeführt wurde. Doch scheint es schon sehr lange in Afrika bekannt zu sein, denn 1652 war es als dacha, dagha bei den Hottentotten allgemein verbreitet. Nach Mac Iver hat man in Rhodesia bei den alten Ruinen viele Pfeifen aus Seifenstein gefunden, die offen- bar zum Hanfrauchen dienten. In Afrika ist der Hanf als Genuß- und Betäubungsmittel weit verbreitet, bei den Batoko am oberen Zambezi heißt er mzuto kwane, bei den Makololo malo kuane, ın Angola rzamba, liambo, diamba, bei den Mukenge-Baluba vzamoda, isamba, riamsa, am Kongo smaconta, in Unyamwezi und Usukuma zyemu oder bhangti. bei den Massai sumot, den Wamwera mevemba, den Wahiyao chamba, = Nach Yule und Burnell heißt za’jtn, wörtlich »geknetet«. #*) Sacleux gibt auch noch ein ähnliches Präparat als Zarw an. ua den Okawango dacha, in Quilimane ssuruma, so angeblich auch am Kilimandjaro, in Ugoni (Songea) makenjo, in Usumbura #znoge, bei Bukoba r27az, bei den Watussi im Südwesten vom Victoria-Nianza kzrmoge, bei den Ssessubia im Okawango- Sumpf dacha (Passarge, Z. f. Ethnol. 1905). In Madagascar nannte man ihn nach Dapper ahets-mangha, ahets-bule, nach Sibree die Hanfsaat rongona. Die Araber in Algier sagen Zekrouri, kerneb, hachticha. Grant gibt für Ostafrika den Namen dwmo an, am bekanntesten aber ist der Name dhang, bangı. Bang, bandsch ist außerdem die persische Bezeichnung für Zyoscyamus niger, das wohl ähnlichen narkotischen Zwecken dient. An der ostafrikanischen Küste ist die Pflanze zwar überall bekannt, hier und da gibt es auch Hanfraucher, und wie erwähnt, ist der Gebrauch des majunz bei Arabern und Swahili eingeführt, sehr viele Banyanen-Indier rauchen auch den Hanf, aber allgemein ist diese Unsitte hier nicht und wird im ganzen ver- abscheut. Jedoch viele aus dem Innern gekommene Sklaven und Träger, ganz besonders die Wanyamwezi und Wasukuma, ebenso wie die Stämme süd- lich von Tanganika rauchen sehr viel Hanf, und überall, wo Wanyamwezi sich ansiedeln, bauen sie ihren Hanf. Ganz auferordentlich ist der Gebrauch auch bei den Zulu-Völkern verbreitet. Schon Warburg in Engler's Nutzpflanzen Ostafrikas machte darauf aufmerksam, dafs vielleicht das Hanfrauchen vom Süden her eingeführt sei, und ich glaube mich seiner Vermutung anschliefSen zu können. Es scheint, als ob der Hanf auf demselben Wege wie die Erdnufß vorgerückt sei, und daf3 die zuluartigen Völker das Hanfrauchen vom Zambezi durch die Niassa-Länder nach Unyamwezi, Usukuma und dem Victoria-See brachten, und daf3 er auch in den Kongostaat durch von Süden aus gekommene Völker ein- gedrungen ist. Aber außerdem hat an der Küste auch ein direkter Import statt- gefunden, wahrscheinlich durch die Perser oder Indier. Und diese werden in alten Zeiten die Hanfpflanze vielleicht auch in Südostafrika eingeführt haben, vielleicht von Sofala und dem Mashona-Land aus, wo arabisch-persische Leute bei den jetzigen Ruinen von Zimbabye sicher etwa vom 11. bis 15. Jahrhundert gesessen haben, wie aus den Porzellan- und Glasfunden dort hervorgeht. Eine ethnographisch sehr interessante Frage ist, ob das Hanfrauchen älter als das Tabakrauchen ist. Vom ÖOpiumrauchen weifS man bestimmt, daß es erst durch den Gebrauch des Tabakrauchens bei den Chinesen aufkam, und da wäre es immerhin möglich, daf3 dasselbe der Fall mit dem Hanf ist, wenigstens seine allgemeine Verbreitung. Die hier meist für Hanf gebräuchliche Wasserpfeife gleicht außerdem zu sehr dem »Nargileh«, als dafS sie eine besondere Erfindung hiesiger Neger sein könnte. Es wäre demnach denkbar, daf3 das Hanfrauchen all- gemein erst im 16. oder 17. Jahrhundert verbreitet wurde, viel wahrscheinlicher ist aber, daf3 die Wasserpfeife vielleicht ursprünglich nur für das Hanfrauchen benutzt wurde und mit diesem schon recht früh nach Ostafrika gelangte. Ich halte es für ziemlich sicher, dafß von Asien aus der Gebrauch des Hanfes als Rauch- und Genußmittel sich schon vor der Ankunft der Portugiesen und vor 2 se W34AN Bekanntwerden des Tabaks in Ost- und besonders in Südostafrika verbreitete. Und die Portugiesen haben möglicherweise den ihnen in Indien oder in Mosambik als dAang bekannt gewordenen Rauchhanf auch nach Brasilien gebracht, wo er nach Burton noch jetzt als dJange bekannt ist, vielleicht aber waren die Über- mittler auch aus Afrika dorthin gebrachte Sklaven. Der Hanf gedeiht hier in Ostafrika in der Ebene und im Gebirge überall und ohne Mühe. Man könnte recht leicht die jungen Triebe für den Export sammeln. Vielleicht lohnt sich das im kleinen; in den Katalogen von Gehe ist das Kilo immerhin mit 9'/,; Mk. notiert, allerdings im Detailverkauf, und ein großer Absatz davon wird wohl kaum zu erwarten sein. Das harzige Cannabinum ist pro Dekagramm mit 3°/, Mk. notiert. Der Engrospreis ist natürlich viel niedriger. Aber für »/Zerba cannabıs Indicac« ıst er seit etwa I9OO enorm in die Höhe gegangen, angeblich infolge hoher Ausfuhrzölle aus Indien. Einige hundert Doppelzentner zum Preise von 500 Mk. werden jetzt in Deutschland ein- geführt, während man früher den Doppelzentner für 100 Mk. kaufte. Das Inter- esse des Handels am Artikel ist infolge dieses abnorm hohen Preises sehr er- lahmt; aber vielleicht könnten wir von der hohen Preislage Nutzen ziehen. 1901 bezahlte man I sh 6.d für das englische Pfund, 190272°sh 3’d, 19032 sh260:0; und dafür sollten wir das Produkt gut liefern können, das wie Unkraut wächst. 2. Catha (Celastrus) edulis. Die Cath-Blätter werden in Südarabien (Yemen) mit großer Sorgfalt und in Mengen gebaut. Es ist eine wohl wie der Kaffee aus Abessinien eingeführte Pflanze, deren junge Schösse in frischem Zustand gekaut werden und anregende Eigenschaften besitzen sollen. Dies Stimulans ist nicht zu verwechseln mit dem cat, katu, der gerbsäurehaltigen Substanz, die aus dem Holz von Albizzsia catechu, und der ähnlichen, die aus Uncaria Gambir gewonnen wird. Die Catha edulis kommt auch in Ostafrika vor, z. B. bei Nairobi, doch wird sie hier nirgends benützt. Ihr Gebrauch scheint auf Yemen und vielleicht auf Abessinien beschränkt zu sein. (Vergl. auch Comes Histoire du Tabac, S. 232.) Die Blätter sollen eine stimulierende Eigenschaft haben und darin dem Tee über- legen sein. 3. Coffea arabica L. Der Kaffeebaum gehört einer Gattung der Rubiaceen an, deren Arten zum bei weitem größten Teil auf dem afrikanischen Kontinent heimisch sind. Es werden jetzt über 20 gut beschriebene Arten von C’offea bekannt sein, aber noch jedes Jahr findet man neue. Wenn nun auch die fast ausschließlich kulti- vierte Art C. arabdica jetzt in der ganzen warmen Zone verbreitet ist und eine enorme wirtschaftliche Bedeutung erlangt hat, so ist ihr natürliches Verbreitungs- gebiet doch ganz beschränkt und zwar nicht, wie der Name irrtümlich vermuten TE RL re läßt, in Arabien, sondern in den südlichen Bergdistrikten von Abessinien, speziell in der Provinz Kaffa zu suchen. Hier soll der Baum in fruchtbaren Wäldern noch viel wild gefunden werden; vor einiger Zeit hat man, wie F. Rosen be- richtet (Gesandtschaftsreise nach Abessinien), dort allen wild wachsenden Kaffee für Staatseigentum erklärt, dessen Ausbeutung als Lehn vergeben wird. Die ein- geborenen Galla, eine von Landwirtschaft und Viehzucht lebende fleiflige Be- völkerung, die im Gegensatz zu den Abessiniern dem Boden eine Menge Produkte abgewinnt, geht jetzt mehr und mehr dazu über, in ihrem Lande den Kaffeebaum in Kleinkultur künstlich anzupflanzen. Das in Abessinien gewonnene Produkt geht zum größten Teil über Harrar nach Djibuti. Auf Amhari heißt der Baum in Abessinien nach Rosen dxz, nach Yule und Burnell in Schoa ebenso. Nach Heuglin und Schweinfurth (Abessinische Pflanzennamen) soll die Pflanze auf Amharisch duna heillen. Offenbar ist hiervon die allgemeine arabische Bezeichnung der Kaffebohne, dun, abgeleitet — von welchem Wort vielleicht unser Ausdruck »Bohne« stammt —, während man das Getränk Aare, kachwe, im Swahili kahawa, kahaua nennt*). Der europäische Name »Kaffee« stammt demnach von dem arabischen für das Getränk ab, nicht von dem für die Pflanze oder Frucht. Der Gebrauch der Kaffeebohnen scheint in Abessinien sehr alt zu sein. Von Abessinien aus ist der Baum nach Südwestarabien verpflanzt worden, beide Länder hatten, wie wir bei der Betrachtung des Weihrauchhandels sehen, stets rege Beziehungen miteinander, ja die herrschende Rasse der Abessi- nier, die Gheez-Völker, sind nachweislich etwa im 3. oder 2. Jahrhundert v. Chr. aus der Gegend des heutigen Hadhramaut in Südarabien in ihre jetzigen Wohnsitze eingewandert. Aber es scheint, als wenn die Kenntnis und Kultur unserer Nutzpflanze erst recht spät nach Yemen gelangte, denn vor dem Beginn des 15. Jahrhunderts ist von dem Kaffee, der doch heute im Leben der Araber eine große Rolle spielt, weder in arabischen noch in europäischen Schriften irgend etwas erwähnt. An- geblich soll ein Muphti der Suffin, Scheich Shihabuddin Dhabhani den Gebrauch der Kaffeebohne und des daraus bereiteten Getränkes etwa 1470 (ge- nauer 875 d. Hedjra) in Aden eingeführt haben; auch soll man die Pflanze schon im 15. Jahrhundert in Persien kultiviert haben, wo nach einer Notiz bei Comes (Histoire du Tabac) jener Muphti sie 1420 kennen gelernt haben soll.**) Gegen *) Nach Yule und Burnell(S. 232) bedeutet ZaAhwa im Arabischen ursprünglich » Wein (nach Burton von akha. Ekel, Abneigung gegen Essen erzeugend). Auch im Lateinischen soll Ducange ein Wort cahuxa für schwachen weißen Wein aufführen. Früher haben arabische Puristen den Kaffee köhwah zum Unterschied von kahwah, Wein, genannt. Man wird das neu eingeführte Getränk demnach wie den lange bekannten Wein genannt haben, oder aber das Volk brachte den Namen des Landes Kaffa, von wo das Getränk gekommen war, mit dem für den Wein zusammen. **) Nach einem Zitat bei De Candolle (Ursprung der Kulturpflanzen) aus J. Ellis’ (An historical account of coffee 1774) soll Shebabeddin Ben, Verfasser einer arabischen Hand- schrift aus dem 15. Jahrhundert (Nr. 944 der Pariser Bibliothek) berichten, daß man den Kaffee seit undenklichen Zeiten in Abessinien gebrauchte; ein mit dem Autor fast gleichzeitig leben- Klon Ende des 15. Jahrhunderts scheint der Gebrauch des Kaffees von Yemen nach Mekka gelangt zu sein, wo man im Jahre ı511I ein strenges Verbot gegen dies Reizmittel erliefS, dessen Gebrauch der Prophet, weil es zu dessen Lebzeiten noch unbekannt, zwar nicht besonders untersagt hatte, das aber von den Puritanern als ebenso religionswidrig betrachtet wurde wie der Alkohol. Aus diesen Notizen, die ich in der Literatur finden konnte, geht jedenfalls hervor, daß erst mit dem Beginn des 16. Jahrhunderts der Kaffee allgemein be- kannt wurde. Es scheint mir allerdings recht gut möglich zu sein, daf3 der Baum, vielleicht zuerst nur als Medikament, schon früher in Yemen angebaut wurde und nicht zuerst in Persien, daf3 aber die Bewohner der Küste des persischen Grolfes, diese Haupthändler langer Zeiten, die Drogue bei ihren Fahrten im Süden des Roten Meeres bereits im Beginn des 135. Jahrhunderts kennen lernten und nach Persien brachten. Von Mekka scheint der Gebrauch des Kaffees bald nach Kairo und 1554 nach Konstantinopel gelangt zu sein. 1573lernte Rauwolff das Getränk in Aleppo als cAaube, die Frucht als durru kennen, 1596 sandte Bellus Samen davonan Clusius, zur selben Zeit (1591) beschrieb Prosper Alpinus den Strauch von Ägypten als arbor bon con fructu suo buna«, seine Abbildung davon ging in viele Werkeüber, 1615 kam der Kaffee nach Venedig, 1652 nach London, 1675 nach Paris. NachdemderHolländerv.d.Broeckihnzuerst 1616in Mokka gesehen hatte, lief3 auf Veranlassung von Nikolas Witsen, des Direktors der holländischen Handels- kompagnie in Amsterdam, der Gouverneur van Hoorn die Saat 1690 von Arabien nach Batavia bringen, wo man mit der systematischen Kultur begann, die dann Ende des 17. Jahrhunderts auch in vielen tropischen Ländern (Surinam 1718, Reunion 1718, Martinique 1720, Guadeloupe 1730, Ceylon, Java, Jamaica, Bra- silien usw.) aufgenommen wurde*®). 1713 beschrieb A. de Jussieu die Pflanze nach einem lebenden Exemplar. Da nun seit sehr langer Zeit ein recht intensiver Verkehr zwischen Süd- arabien und Ostafrika war, so ist es sehr wohl möglich, dafs die Drogue auch schon im 17. Jahrhundert nach Ostafrika gebracht wurde. Weil jedoch die Haupt- kolonisatoren Ostafrikas, die Anwohner des persischen Golfes, zu jener Zeit dort durch den Einflufs der Portugiesen — vielleicht auch durch das Aufhören des Goldhandels mit Sofala —zurückgedrängt warenunddemnach damals nicht mehr viele Kulturpflanzen werden eingeführt haben, so möchte ich annehmen, daf3 man den Baum in jener Zeit dort noch nicht anbaute. Geschehen ist dies vielmehr wohl kaum vor der ersten Hälfte des vorigen Jahrhunderts, als die Maskataraber viele der Muphti von Aden, Gemaleddin, habe, nachdem er den Kaffee in Persien habe trinken sehen, diese Sitte nach Aden eingeführt. Playfair sagt in seiner Geschichte von Yemen, daß Jamaluddin ıbn Abdallah, Kadı von Aden, den Kaffee von Abessinien eingeführt habe. *) In Ceylon pflanzten die Holländer 1690 die ersten Bäume, eine ausgedehnte Kultur begann aber erst 1825, ım Jahre 1869 ward dort die Zemileya-Erkrankung gefunden, und aus Furcht vor dieser verließ man fast völlig die Kaffeekultur. Vielleicht aber haben schon vor der portugiesischen Invasion Araber den Baum nach Ceylon eingeführt. mir BUS:C. 34 5 Al neue Pflanzungen errichteten. Aber nach allen Nachrichten hatte man wenig Glück damit; Burton berichtet, daß die Bäume fast sämtlich an Verletzungen durch einen Bohrkäfer zu Grunde gingen, der wohl identisch oder nahe ver- wandt gewesen sein wird mit dem HZerpetophygas fasciatus, der auch noch heute die Kaffeekultur bei uns so sehr schädigt, wenn er sie nicht über- haupt bald ganz vernichten wird. Aber aus jener Zeit werden auf den arabischen Pflanzungen in Zanzibar und Pemba noch einige Bäumchen arabischen Kaffees ein kümmerliches Dasein fristen. Burton berichtet auch, daß in den 4oer Jahren von der Küste gegen- über Zanzibar etwas Kaffee gekommen und ausgeführt sei. Es wird dieser aber sicher von wild wachsenden C’offea-Arten gewonnen worden sein, so wie er noch heute von C. /bo bei den Querimba-Inseln, besonders bei Ibo im nörd- lichen Teil der portugiesischen Provinz Mossambik, gesammelt wird. Auf diese wilden Coffea-Arten Ostafrikas kommen wir unten zurück. Für die Kultur des arabischen Kaffeebaumes ist das unmittelbare Küsten- land von Ostafrika jedenfalls durchaus ungeeignet. Er will ein kühleres, feuchtes Bergklima haben. Im Jahre 1876 haben die Engländer die Kultur des arabischen Kaffees ım Shire-Hochland, südlich des Niassa-Sees, erst im kleinen, Ende der 8Soer Jahre im größeren begonnen. Man hat in ‚der Folge dort bedeutende Anlagen ge- macht, viel Kapital investiert, aber es scheint die Kultur neuerdings sehr nach- gelassen zu haben. Badd nachdem ruhige Zustände durch das Vorgehen des Majors v. Wißßsmann in Deutsch-Ostafrika geschaffen waren, begann man sich bei uns mit sehr grofsem Eifer und enormen Geldopfern der Kaffee-Kultur zuzuwenden, Prof. Dr. H. Meyer und Dr. Baumann hatten auf das waldreiche, küstennahe Ost-Usambara Gebirge hingewiesen, 1890 ward Dr. Hindorf seitens der Deutsch-Ostafrikanischen (resellschaft dorthin gesandt und hielt nach seinen früheren Erfahrungen in Süd- asien dies von mächtigem Walde bestandene und triefend feuchte Gebirge für jene Kultur geeignet. "Die D. ©. A.G. begann 1891 dort zuerst in Nderema, dann bald in Ngwelo, mit großen Mitteln und unter der Leitung von alten Pflanzern aus Ceylon und Mexiko mit der Anlage einer großen Kaffeepflanzung. Sehr bald folgten andere Pflanzungsgesellschaften, die alle mit großen Mitteln ar- beiten konnten. Man führte auch chinesische und javanische Arbeiter ein, von denen man sich mehr Leistungen versprach als von den Negern, deren Arbeiten man damals noch nicht so kannte und die vor allen den fremden Pflanzungs- leitern unbekannt waren. Die Saat kam durchweg aus Java; soweit mir bekannt ist, hat nur eine Pflanzung solche aus Südarabien in kleinem Maße verwandt. Sehr bald begann man auch mit großen Anlagen in West-Usambara, überall wurden riesige Ländereien belegt oder gekauft, große Strecken abgeholzt, und die jungen Kaffeepflanzen gediehen auf das beste. Aber nach einiger Zeit merkte man, daf3 große Fehler gemacht waren. Vielleicht weil man die Er- fahrungen anderer Länder einfach hierher übertrug, vielleicht weil man die hiesigen Böden falsch beurteilte, vielleicht aber noch mehr infolge des stillen Wunsches der heimischen Auftraggeber, möglichst rasch mit so wenig Mitteln wie man konnte recht viele Pflanzen pro Jahr in den Boden zu bringen, bepflanzte man ungeeignetes Terrain, machte die Pflanzlöcher oft sehr klein und setzte die Pflanzen stellenweise viel zu dicht. Die fremden Arbeiter waren recht teuer, die (Grehälter der europäischen Angestellten sehr hoch, die Usambara-Bahn war noch nicht weit gediehen, so daß alle Transporte mit Menschenkraft sehr teuer kamen, kurz, die Ausgaben waren sehr hohe. Und nach einigen Jahren zeigte es sich, dafs man falsch gepflanzte Teile der Anlage ganz aufgeben mufste. Am Ende des vorigen Jahrhunderts mögen etwa rund 6'/, Millionen Kaffeebäume in Usambara und sonst in D. ©. A. ausgepflanzt worden sein.*) Denn man hatte auch begonnen, im niedrigen Gebiet die in Westafrika heimische C. /zderzica zu bauen, in erster Linie auf Pflanzungen, auf denen die früheren Anlagen mit Tabak mißglückt waren, dann aber auch auf Neuland. Die herrlichen, schweren Waldungen von Usambara machten den Pionieren den Eindruck sehr großer Fruchtbarkeit; man hatte daher gerechnet, daß die dort gepflanzten Bäume mindestens soviel Kaffee liefern würden wie im Durch- schnitt in Brasilien und anderen Ländern oder doch mindestens ein Pfund pro Jahr. (F. Rosen gibt an, daß man in Harrar sogar 2» Kilo pro Baum und Jahr rechnet.) Aber die Erfahrungen lehrten leider, daß die Resultate weit hinter den Erwartungen zurückblieben: der Boden in Usambara ist ohne Zweifel lange nicht so fruchtbar, wie es den Anschein hat; wie wir es unten sehen ‘werden, kann man im großen Durchschnitt kaum auf ein Viertel Pfund jähr- lichen Ertrag pro Baum rechnen. Dazu kam, daf3 durch die enorme Produktion der Welt an Kaffee, besonders in Brasilien, die Preise des Produkts im Welt- markt sehr fielen. Der in Ostafrika erzielte Kaffee war, — und. ist noch, — zwar erster Qualität und erzielte stets sehr gute Preise im Vergleich mit anderen Provenienzen, aber die ganze Marktlage drückte die Preise doch sehr herab. Bei der Anlage unserer Pflanzungen war nach den Hamburger Einfuhrdeklarationen 1891 der Preis von Kaffee im großen Durchschnitt 119,07 Mk. pro Dz., der von Brasilien 162,50 Mk., von Domingo 153,06, von Java 189,40, von Portoriko 190,78 usw. In den Jahren 1901—1905 waren die Preise auf 78,80 Mk. im Durchschnitt gefallen, Brasilien auf 72,12, Domingo auf 75,80, Java auf 94,17, Por- torıko auf 122,57 usw., also teils fast auf die Hälfte von früher. Es ist klar, dafs dieser Rückgang der Preise einen sehr großen Einfluß auf die Rentabilität unserer Pflanzungen ausüben mußte, zusammen mit dem zwar qualitativ be- friedigendem aber quantitativ ungenügendem Resultat. Endlich kam hinzu, dafs *) Ende 1900 etwa Bezirk Tanga noch 3900000 a Wilhelmsthal ı 200 000 n Uluguru 150000 ferner an Liberia-Kaffee 100000 in Panga und 300000 in Pangani. die Anlagen von Liberia-Kaffee in der Ebene sich nicht bewährten, einerseits gediehen die Bäume bei den sehr wechselnden und nicht genügenden Regen- verhältnissen nicht gut, andererseits war aber der Erlös gerade für diese Sorte noch ungünstiger. So verließ man zum großen Teil diese Anlagen von Liberia- Kaffee. Zu allem kam noch hinzu, daß ein Bockkäfer, Zerpetophygas fas- ciatus, den ich Mitte der 90er Jahre zuerst in den Kaffeebäumen der Mission in Morogoro gefunden hatte, — der aber nicht mit der Kaffeekultur erst ein- geschleppt ist, sondern wie Exemplare, die Herr von Bennigsen sehr viel früher gesammelt hatte, bewiesen, bei uns heimisch war, — sich ganz besonders die Stämme der Kaffeebäume zu seinem Aufenthalt wählte. Die Larven desselben bohren im Stamm des Baumes, besonders von oben nach unten, und machen hier und da auch horizontale Gänge, die immer mit Holzmehl fest verstopft sind. Wenn die Larven endlich an der Wurzel angelangt sind, so stirbt der Baum ab. Man hat alles mögliche versucht, die so befallenen Bäume zu retten; ein Ein- giefßen von Schwefelkohlenstoff oder Ähnlichem in die Bohrlöcher, -—- auch wenn man diese rechtzeitig findet, — nützt gar nichts, da die Chemikalien wegen der dichten Verstopfung der Gänge mit Holzmehl nicht bis zu den Larven gelangen; ein Herausziehen der Larven mit Drähten gelingt nur sehr selten, ebenso wie das Herausschneiden der verletzten Stellen mit den Larven. Das einzige Mittel scheint die genaueste Untersuchung aller Bäume zu sein, damit man jeden davon infizierten unter der Stelle, die die Larven erreicht haben, abkappen kann, worauf bald ein gesunder Trieb des Baumes wieder aus dem Stumpf auswächst. Aber der Kampf gegen diesen Feind ist recht kostspielig, das Abschneiden gibt einen Verlust der Ernte auf 2—3 Jahre, und endlich traten auf einigen Pflanzungen die Larven in so großen Mengen auf, daf3 ein Kampf nicht mehr möglich war. So hat z. B. eine Pflanzung den Kaffeebau total verlassen müssen, nachdem in kurzer Zeit 500000 Bäume durch den Käfer vernichtet waren, eine andere Pflanzung verlor in 2 Jahren 300000 Bäume usw. Es hat sich bisher gezeigt, daf3 der Käfer anscheinend in den der Küste näheren Pflanzungen der Vorberge schlimmer auftritt. Aber auch in Ost-Usambara macht er sich bedenklich be- merkbar. So waren von unseren, für Düngungsversuche in Amani bestimmten Kaffeebäumen, die etwa vier Jahre alt waren, Ende 1907 eine große Menge be- fallen; durch Ausschneiden versuchten wir so viel wie möglich dagegen zu kämpfen, aber es muß sich noch zeigen, ob mit Erfolg. Ausgesprochene Wald- gebiete scheinen für das Auftreten der Bohrkäfer günstigere Bedingungen als offenere Länder zu bieten. Durch Verlassen einzelner ganzer Pflanzungen und Übergang zu anderen Kulturen, durch Aufgabe schlechter Teile von Unternehmungen, und durch das Ab- sterben hat sich die Zahl der in beiden Usambara-Gebirgen vorhandenen Bäume bis Ende 1907 auf rund 4,7 Millionen verringert. Man versuchte nun, die verhältnismäßig geringen Erträge durch Düngung aufzubessern, denn es ist nach den Bodenuntersuchungen anzunehmen, dafs in den roten Erden von Usambara meist zu wenig Stickstoff und Phosphorsäure enthalten sind. Es wurden Superphosphat, Chilisalpeter, Ammoniumnitrat, Chlor- kalium, Ammoniumsulfat u. a. gegeben, daneben aber besonders kompostierte Kaffeeschalen und Stalldünger. Da aber nun in den Wäldern von Usambara, wo man die meisten Pflanzungen angelegt hatte, das Halten von größeren Mengen Vieh nicht möglich ist, so können nur wenige Pflanzungen sich den Luxus von Stalldünger leisten, besonders nur die, welche Weideland zur Verfügung haben, wie es oft in Westusambara der Fall ist. Nach allen Erfahrungen zeigte es sich, daf für Usambara der Betrieb von großen, ausgedehnten Kaffeepflanzungen nicht rentabel ist, kleine Unternehmer sind bedeutend besser daran, die die Pflanzen mehr individuell pflegen, sie düngen und beobachten können. Eine große Pflanzung ist z. B. dazu übergegangen, alle weniger günstigen Teile ihrer Anlagen aufzugeben und in Weideland zu ver- wandeln, dabei nur soviel Kaffeebäume behaltend, wie sie mit dem selbst ge- wonnenen Stallmist gut versorgen kann. Große Kaffeepflanzungen in Usambara sind bisher keine gute Kapitalanlagen gewesen, sie konnten sogar meistens die jährlichen Betriebskosten nicht decken, nur dann und wann hatten sie kleine Überschüsse über diese aufzuweisen. An eine Verzinsung und Amortisation des in sie hineingesteckten Kapitals ist leider nicht zu denken. Dagegen scheinen kleine Kaffeegärten, die besonders von kleineren Kolonisten neben anderen Kul- turen nebenbei betrieben werden, dem Besitzer eine leidliche Rente abzuwerfen. Leider fehlen ganz sichere Statistiken der Pflanzungen. Ich habe versucht, mir durch Rundfragen bei allen Anlagen ein Bild von der Anzahl der vorhandenen Bäume und von deren Jahreserträgen zu machen, aber das Resultat ist nicht ab- solut zuverlässig. Eine große Anzahl der Anfragen sind mir nie beantwortet worden, und zwar leider besonders nicht von Westusambara, wo vielfach die Pflanzer mit höheren Erträgen als im Osten zu rechnen scheinen. Eine bescheidene Ergänzung gibt eine vom wirtschaftlichen Verband für die Nordbezirke auf- gestellte Statistik, die Sr. Exellenz dem Herrn Staatssekretär am 2. Oktober 1907 überreicht wurde und die in der »Usambara Post« vom 12. Oktober ab- gedruckt ist. Ich habe mir das fehlende aus dieser Statistik zu interpolieren ver- sucht, wenn sie auch nicht vollkommen ist und ganz sicher manche nicht zu- treffende Angaben hat, da nicht daraus hervorgeht, ob die angegebenen Flächen alle dicht mit Kaffee bebaut sind oder ob auch andere Kulturen oder Brachen darin enthalten sind. Endlich aber ist es offenbar auch für die Pflanzungsleiter schwer, sich selbst ein ganz scharfes Bild über ihre eigenen Pflanzungen zu machen, besonders wohl bei den fortwährenden Verlusten durch Bohrkäfer, denn bei ver- schiedenen Gelegenheiten erhielt ich ganz abweichende Zahlen von derselben Pflanzung. Die folgende Zusammenstellung gibt das Bild wieder, das ich mit den Angaben der Pflanzer, mit Interpolationen und der Statistik der »Usambara- Post« mir habe machen können. Und ich hoffe, daß es wenigstens ungefähr zu- treffend ist. Wohl ist es möglich, dafß einzelne Pflanzungen durch günstige Lage — und durch besonderes Geschick ihres Leiters bessere Resultate erhalten, als hier angegeben, mich interessierte aber nationalökonomisch immer nur der grofse Durchschnitt. Da ich aus begreiflichen Gründen die Namen der Pflanzungen nicht aufführe, gebe ich erst einmal die Gesamtzahlen für die drei Bezirke im Jahre 1906/07, in denen im Norden der Kolonie Kaffee gebaut wird: Ost-Usambara West-Usambara Kilimandjaro Anzahl der bepfl. Hektar 1370 I141 319 Anzahl der stehenden Kaffeebäume 2 105 000 2 597 000 71000 Ernte 2680 Dz. 1416 Dz. ? Ernte pro Baum 0,079 Kilo 0,051 Kilo ? Ernte pro Hektar 195,6 Kilo 132,9 Kilo ? Anzahl der Pflanzen pro Hektar 1533 2273 2993 Dies gäbe demnach für Ost- und West-Usambara zusammen 2511 Hektar mit 4702000 Kaffeebäumen, die 1906 eine Ernte von 4096 Dz. oder pro Baum 65 Gramm Hornschalenkaffee, oder pro Hektar 164,3 Kilo Hornschalenkaffee lieferten. Nach der in der »Usambara-Post« veröffentlichten Statistik der Pflanzer sind in beiden Usambara-Gebirgen 2580 Hektar mit Kaffee bestanden, von denen im Jahre 1906 2680 Dz. Hornschalenkaffee oder pro Hektar 104 Kilo kamen, EOO7R297 r ne a De r 190892775 5 „5 ha sh e IKOy/ erwartet wurden. Die Statistik des wirtschaftlichen Verbandes gibt also ein noch viel un- günstigeres Resultat als meine obige Zusammenstellung. Nach der Zollausfuhrstatistik wurden 1906 aus dem Küstenland ausgeführt von Tanga 4974 Doppelzentner Kaffee. Nun kann man annehmen, daf3 die kleine Ernte vom Kilimandjaro teils über die Binnengrenze via Uganda-Bahn zur Aus- fuhr gelangt. Die obige Menge würde demnach das Produkt von den beiden Usambara- gebirgen darstellen, demnach also pro Baum rund 105 Gramm oder pro Hektar (beim Durchschnitt beider obigen Statistiken von 2545 Hektar) 195 Kilo. Der Unter- schied zwischen den Berechnungen kann einmal darauf beruhen, daf3 doch auch vom Kilimandjaro Kaffee via Tanga verschifftt wurde, ‚besonders aber darauf dafS die Erntemengen auf den Pflanzungen und die Verschiffungen derselben in einem Kalenderjahr nicht immer ganz zu harmonieren brauchen, denn die Resultate der Jahre sind verschieden, und das Ergebnis eines Kalenderjahres kommt oft wegen der Trägerverhältnisse oder der heimischen Marktlage erst im nächsten Jahre zur Verschiffung. Wie bei allen landwirtschaftlichen Unternehmungen sind auch beim Kaffee die Resultate der verschiedenen Jahre sehr voneinander abweichend, sei es, daß die Klimaverhältnisse mitspielen, sei es, dafßß nach einer größeren Ernte die ge- schwächten Bäume im folgenden Jahre nur eine kleinere produzieren können. Wir wollen deshalb die folgenden Zahlen betrachten, welche die auf einigen Pflanzungen in verschiedenen Jahren tatsächlich erzielten Resultate zeigen. Bee 352 un A. Ost-Usambara. Pflanzung I von 300 Hektar, der Hektar durchschnittlich mit 1617 Bäumen bestanden, brachte pro Baum in Kilo: Kirschenkaffee Hornschalenkaffee Regenfall mm pro Jahr 1903 0,205 0,043 1861 1904 1,229 0,245 2501 1905 0,639 0,128 ZESA 1906 1,006 0,201 2616 also im Durchschnitt 0,156 Kilo pro Baum oder 252 Kilo pro Hektar in vier “Jahren an Hornschalenkaffee. Pflanzung II von 320 Hektar’ mit durchschnittlich 1594 Bäumen pro Hektar ergab: Kirschenkaffee Hornschalenkaffee Regenfall mm pro Jahr 1904 1,000 0,200 1559 1905 0,680 8,130 1767 1906 0,600 0,120 1984 (geschätzt!) 1907 (1,406) (0,280) ? also ım Durchschnitt von drei Jahren pro Baum 0,152 Kilo oder pro Hektar 242 Kilo Hornschalenkaffee. Pflanzung III von 180 Hektar, der Hektar mit durchschnittlich 2350 bis 2830 Bäumen bestanden, ergab: Kirschenkaffee Hornschalenkaffee Regenfall mm pro Jahr 1903 0,500 0,094 1320 1904 0,915 0,183 2060 1905 0,591 0,117. 2018 1906 0,521 0,105 2206 (geschätzt!) 1907 1,65 0,329 ? (425 000 Bäume) also im Durchschnitt von 4 Jahren, 1903—06, pro Baum 0,165 Kilo, pro Hektar 357 Kilo. Pflanzung IV mit 143 Hektar und ca. 1678 Bäumen pro Hektar brachte pro Baum: Kirschenkaffee Hornschalenkaffee 1903 o,215 Kılo 0,023 Kilo 1904 15500, RS 1905 8912 0,189 1906 0,7150, ONNO2 (geschätzt!) 1907 (1,666) „, ra) also im vierjährigen Durchschnitt pro Baum 0,197 Kilo, pro Hektar 350 Kilo Der Durchschnitt obiger vier Pflanzungen ist demnach 157 Gramm Hornschalen- kaffee oder etwa 115 Gramm reinen geschälten Kaffee pro Baum gewesen zwischen 1903 und 1906, die Schätzungen und Resultate des sehr günstigen Jahres 1907 habe ich nicht berücksichtigt. B. West-Usambara. Pflanzung I von 60 tragenden Hektar, die durchschnittlich je 2500 Bäume hatten, ergab an Hornschalenkaffee pro Baum: 1904 0,050 Kilo 1905 1830 % 1906 02507 5 (1907 0,200 , geschätzt) also im Durchschnitt 1904-06 pr oBaunmg 0,161 Kilo oder pro Hektar 402 Kilo. Pflanzung Il von 250 Hektar, mit ca. 2000 Bäumen pro Hektar, hatte 1906 0,256 Kilo Kirschenkaffee oder 0,050 Kilo Hornschalenkaffee pro Baum, also 100 Kilo pro Hektar. Pflanzung III von 6 Hektar mit durchschnittlich 1830 Bäumen pro Hektar ergab an Hornschalenkaffee: 1903 0,136 Kilo 1904 0272, 1905 0,480 1960.@2170,2598 5, also im Durchschnitt 0,313 Kilo Hornschalenkaffee pro Baum oder 572 Kilo pro Hektar. Dies Resultat kann durch besonders gute Lage erzielt sein, wahrschein- lich aber durch sorgfältige, individuelle Behandlung der Bäume und reichliche Düngung derselben. Von den anderen der im ganzen etwa 23 Kaffeepflanzungen habe ich keine /ahlen erlangen können. Man rechnet im allgemeinen, daß auf 100 Kilo gepflückten frischen Kirschen- kaffee — d.h. den frischen, roten Früchten — man 20 Kilo Hornschalenkaffee erhält, in welcher Form der meiste bei uns ausgeführt wird. Bei der Aufbe- reitung in Hamburg, d. h. bei dem Entfernen der Horn- und Silberhaut und dem Polieren verliert er noch 20—25°/, seines Gewichtes. Wir sahen aus obiger Zusammenstellung, dafS in Ost-Usambara auf jenen vier Pflanzungen die Bäume in vierjährigem Durchschnitt je 157 Gramm Horn- schalenkaffee brachten. Wenn man aber, wie in der ersten Zusammenstellung, alle überhaupt vorhandenen Bäume rechnet, so gaben sie 1906 durchschnittlich sogar nur je 65 Gramm. Die Ergebnisse pro Hektar schwanken nach den verschiedenen Angaben zwischen 104—11ı1 Kilo (Wirtschaftlicher Verband in der »Usambara-Post«): 164 Kilo (Erste Statistik). 195 Kilo (Zollstatistik). 100—572 Kilo (Verschiedene einzelne Pflanzungen im Durchschnitt mehrerer Jahre). Stuhlmann, Beiträge zur Kulturgeschichte von Ostafrika. [9 [97 Sa Er Ve Ein genaues Bild kann man sich demnach hieraus nicht machen, ich glaube aber, daf3 die Angaben des wirtschaftlichen Verbandes zu ungünstig sind. Ich möchte annehmen, daf3 im großen Durchschnitt der Ertrag pro Hektar zwischen 150 und 200 Kilo liegen wird, daß) aber die älteren Pflanzungen, welche die schlechten Stellen ausgemerzt haben, auf 2350— 360 Kilo Hornschalenkaffee rechnen können. Alle diese Zahlen vermindern sich nun noch um 20— 25 °/o Schalenverlust, wenn man den marktwertigen Kaffee ersehen will, der vielleicht 0,50—0,90 Mk. pro Kilo in Hamburg bringen wird. Der wirtschaftliche Verband gibt selbst in seiner Denkschrift, wie gesagt, ein sehr ungünstiges Resultat, die von ihm angenommenen 104—11ı Kilo Horn- schalenkaffee würden 74—89 Kilo marktfertigen Kaffee ergeben, der in Hamburg etwa den Wert von 59—71 Mk. haben würde. Jene Statistik gibt zugleich an, daf für die Bewirtschaftung von 5 Hektar Kaffeelandes vier Arbeiter nötig wären. Der Mann kostet nun aber monatlich 14 Rup., also 128 Rup. im Jahr, demnach die Arbeitskraft für einen Hektar Kaffeelandes 102 Rup. oder 136 Mk., während der Hektar nur 59—71I Mk. brutto einbringen würde!! So miserabel steht die Kaffeekultur nun doch nicht bei uns! Der Arbeiterbedarf pro Hektar ist mit einer halben bis zweidrittel Arbeitskraft wohl gedeckt und der Ertrag von alten, ge- pflegten Pflanzungen ist wohl dreimal so groß, im Durchschnitt aber mindestens das doppelte der Pflanzerstatistik. So wird man wahrscheinlich 160—350 Kilo Kaffee (= 120— 280 Kilo Marktware) im Wert von 96—224 Mk. mit einer Aus- gabe an Arbeitslohn von 85—113 Mk. erzielen können, vielleicht auch noch mehr. Aber wenn man bedenkt, daf3 davon noch die Ausgaben für Leitung, Aufsicht, Werkzeug, Abnützung der Trockenanlage, Verpackungsmaterial, Träger zur Bahn, Bahnfracht und Schiffsfracht und endlich Maklergebühren zu bezahlen sind, so kann man sich vorstellen, daß die Kaffeekultur in Ostafrika kein glänzendes Ge- schäft ist, daß sie nur selten einen Überschuß über die jährlichen Betriebskosten bringt und daf3 eine Verzinsung und Amortisierung der meist recht großen An- lagekapitalien ausgeschlossen ist. In einem Lande, wo der Kaffeebaum im Durch- schnitt höchstens ein drittel oder meist nur ein viertel Pfund Hornschalenkaffee bringt, und bei den gegenwärtigen niederen Kaffeepreisen, die gar keine Aussicht auf Besserung haben, da scheint der Betrieb von Kaffeepflanzungen im Großen ein Unternehmen zu sein, auf das sich nur sehr reiche Leute einlassen können, die auf keine Verzinsung rechnen und denen eine Unterbilanz auch nichts schadet. Oder es können nur große Gesellschaften sich darauf einlassen, die durch die (rewinne bei anderweitigen Unternehmungen die Verluste ihrer Kaffeekulturen er- tragen können und die nicht gerne das Odium auf sich nehmen wollen, eine ein- mal begonnene Sache aufzugeben. Die ursprünglich allein auf die Kaffeepflanzungen angelegten Unternehmungen haben dann auch in der letzten Zeit begonnen, ein- mal sich eine Nebeneinnahme durch die Tätigkeit eines Sägewerkes zu schaffen ; dann aber haben fast alle neben ihren Kaffeegärten noch fernere Kulturen in Sisal- oder Manihot-Kautschukbäumen begonnen, um durch diese die Ausfälle auf den Kaffeepflanzungen einzubringen. Sie scheinen die alten Kaffeepflanzungen durchzuhalten, und durch Einschränkungen in den Ausgaben, rationellere Bewirt- schaftungen usw. kommen sie dann wohl dazu, daf3 im großen Durchschnitt die Einnahmen und Ausgaben sich ungefähr decken. Und sie hoffen, daf3 einmal ein großes Unternehmen die riesigen Waldbestände der Gesellschaften kaufen oder ausbeuten wird, oder aber sie rechnen damit, daf3 man eine Kultur findet, die sich lohnt, an Stelle der Kaffeebäume auf die großen einmal gerodeten Flächen gesetzt zu werden. Leider hat man diese Zukunftskultur immer noch nicht kennen gelernt. Im Hochlande wird der Chinarindenbaum, vielleicht auch die Gerber- akazie in Frage kommen, wohl auch Kassiarinde und Kickxia. In Amani sind in drei verschiedenen Serien Düngungsversuche mit Kaffee- bäumen angesetzt, von jedem Baum wurde vorher das Nationale aufgenommen und die Ernte wird jährlich von jedem Baum getrennt genommen. Aber die Versuche leiden sehr unter den Angriffen der Pflanzen durch den Bohrkäfer*). Von Bodenanalysen verspreche ich mir sehr wenig praktische Resultate, die Böden sind in einem nicht jahrhundertelang bearbeitetem Lande so ungleichmäßig, dal man nur sehr unvollkommen Durchschnittsproben nehmen kann, außerdem kennt man die Bedürfnisse der tropischen Pflanzen noch zu wenig, um aus dem Fehlen irgend welcher Bodenbestandteile sichere Schlüsse ziehen zu können auf die Boden- behandlung. Das beste ist immer, man macht die ganz systematischen Düngungs- versuche und sieht sich ihre Resultate an; aber solche Versuche kosten sehr viel Mühe und Zeit. Die Bodenbearbeitung, besonders die Herstellung großer Pflanz- löcher spielt ferner eine sehr große Rolle für die Resultate; man kann oft sehen, daf die alten Kaffeebäume mit ihren Wurzeln gar nicht aus dem Pflanzloch heraus- gehen und nicht in den gewachsenen Boden dringen. Sehr abhängig sind die Jahreserträge auch von dem Regen, weniger von der absoluten Menge als von dem Zufall, dafß nach reichlichem Niederschlag die Blüten etwa im Dezember herauskommen, und dafS dann während der Blüte es nicht regnet. Wie auch in vielen anderen Gegenden, z. B. Harrar, reifen auch bei uns die Beeren sehr un- gleichmäßig, weshalb die Ernte sich lange hinzieht, was für ihre Behandlung un- bequem ist. An anderen Schädlingen spielt besonders die Kaffeewanze eine große Rolle, deren Stich die Bohnen nicht zur Entwickelung kommen läfßt; gegen sie hilft nur ein Absammeln der Tiere. Ferner macht eine oft in enormen Mengen auftretende Heuschrecke (Zonocerus elegans) großen Schaden. Man kann nicht anders gegen sie vorgehen als ihre jungen Exemplare zu sammeln. Der Blatt- pilz (HZemileya vastatrix) ist nicht im entferntesten so gefährlich, wie man früher meinte; Pflege der Bäume kräftigt sie so, dal sie den Blattverlust leicht ettragen. Übrigens ist dieser Pilz sicher so alt wie der Kaffeebaum selbst. Ich fand ihn 1891 im Westen des Victoria-Sees an den dort seit Urzeit in Halbkultur *) Der erste Bericht darüber ist von V. Lommel im »Pflanzer« Jahrgang 1908 gegeben. J 195) befindlichen Bäumen, vordem dort eine Kaffeesaat aus anderen Ländern importiert war, und Rosen berichtet über ihn auch aus Harrar. Die Furcht vor seiner Einschleppung ist demnach unbegründet. Seinetwegen, der 1869 zuerst be- obachtet wurde, verliefen die Engländer bekanntlich Hals über Kopf die ganze Kaffeekultur in Ceylon. Stellenweise tut ein Wurzelpilz, der auch anderen Bäumen schadet, in Usambara den Kaffeepflanzen Abbruch, ebenso eine weiße Wollaus, die an den Wurzeln lebt. Aber der schlimmste Feind der Kaffeekultur in Usambara ist der ungenügende Ertrag. Boden- und Klimaverhältnisse sind offenbar nicht so, dafs die Pflanze ihr Optimum der Entwickelung findet. Bedeutend günstiger für den Kaffeebau scheinen die Verhältnisse am Kili- mandjaro zu liegen, wo man nicht den aus der Verwitterung von Gmneifls ent- standenen roten Boden hat, sondern ein Verwitterungsprodukt vulkanischer Materialien, die überall sehr nährstoffreich zu sein pflegen. Dort kann man auch reichliche Mengen von Stalldünger erhalten, denn die eingeborenen Wadjagga halten während eines großen Teil des Jahres ihr Vieh im Stall bei Fütterung meist mit Bananenblättern. Aber der verfügbare Boden ist in diesem dicht be- siedelten Lande beschränkt; so kommt es, daf3 die Pflanzungen dort nur klein sind. Und gerade dieser Umstand ist, wie ich oben erwähnte, vielleicht von be- sonderem Vorteil für den Kaffeebau. (Bei Harrar sollen die Kaffeegärten der Eingeborenen meist nur 100—200 Bäume haben). Leider ist es mir nicht ge- lungen, trotz mehrfacher Anfragen, genaue Angaben über den Ertrag der Kaffee- bäume am Kilimandjaro zu erhalten. Man erzählte davon, daßß der Baum im vierten Jahr durchschnittlich 4 Pfund ergäbe. Von einem Pflanzer Usambaras, der sich kurz am Kilimandjaro aufhielt, wurde mir aber erzählt, daf3 man doch nur auf 2‘ Pfund rechnen könnte. Anfang 1907 war mir vom Kilimandjaro nur das Vorhandensein von 5 Pflanzungen mit zusammen 71000 Bäumen bekannt. Ich hörte, daf\ auch bei Nairobi in Britisch-Ostafrika die Kaffeebaume eine sehr viel gröfsere Ernte als in Usambara geben sollen. Man sprach von 3 Pfund bei vierjährigen Bäumen. Soweit ich weiß, sind auch in jenen Gegenden vulkanische Deckschichten vorhanden. Aber die Kleinheit der Pflanzungen scheint auch bei Nairobi auf die Erträge günstig einzuwirken. a. Wilder Kaffee in Ostafrika. Ich erwähnte, daf3 C’offea arabica sich in den Wäldern von Südabessinien wild vorfindet. Dieselben scheinen dort härtere, dickere Blätter als die Kultur- Varietäten zu haben. Nach Fischer (Mehr Licht im dunklen Weltteil S. 19) wächst Kaffee auch am Naivasha See wild, im Berliner Herbarium sollen Exem- plare von Ligajo sein, die der Kulturart sehr nahe stehen. Cameron fand C’ooffea westlich von Nyangwe im Kongogebiet. Bei den Waregga westlich vom Albert Edward See soll der Kaffee nach Last kabumba genannt werden, ich vermute, daf3 es sich in beiden letzteren Fällen nicht um C. arabica sondern um C. stenophylla oder eine verwandte Art handelt. In Usegua soll nach der Angabe von Sacleux der Kaffee m/avzlavı genannt werden und zwar eine dort wachsende wilde Art. Ich vermute, daß es sich um Coffea sansibariac Lour. handelt, der vor langer Zeit in Mosambik von Loureiro gefunden ist (>in silvis orae zanzibarae Africa, in hortis culta prope Mozambicum, Amajona«), und den ich dann Mitte der goer Jahre wild in den Usaramo-Bergen hinter Dares- salam wieder fand. Wahrscheinlich wurde dieselbe Art auch von O’Neill in Eradi und Muaja, 3—4 Tage von der Mosambik-Küste, gesammelt. Eine andere wilde oder in Halbkultur befindliche Kaffeeart ist C. /bo Fröhn, die bei der Insel Ibo im Nordteil der Kolonie Mosambik ausgebeutet wird. Diese Art unter- scheidet sich von den übrigen Coffea-Arten dadurch, dafs sie ihre Blätter abwirft. Eine andere Art, C. Schumanntana Busse, fand Busse am Mbangala- Fluß in der Ruvuma-Gegend im Süden von Deutsch-Ostafrika. Die in Amani kultivierten Exemplare davon zeigen auffallend kleine Blätter. Ob diese Art eine rentable Kultur zuläßt, ist noch unbekannt. ‘In Amani kultivieren wir ferner eine am Pangani-Flufß bei der Friedrich-Hoff- man-Pflanzung von Herrn Scholz gefundene C’ooffea-Art mit kleinen harten Blättern und winzigen Früchten, die als neue Art unter dem Namen (. m?- crantha Krause beschrieben wird. Sie hat nur botanisches Interesse. Fitzgerald berichtet, daß bei den Wapokomo am Tana der Kaffee wild wächst, und daf3 die Bajoni dort bei Faza die Kaffeebohnen kauen. Nach einer amtlichen Information, die mir durch das deutsche Vizekonsulat in Mombassa gütigst übermittelt wurde, soll der Kaffee am Tana-Fluß nicht wild wachsen, aber man sagt, daß er in dem Rendile-Wald vorkäme. Der Kaffee bei den Wagalla soll dur heißen. Ebenso kauen meiner Information nach die Somali den Kaffee, den sie manchmal erst mit etwas Butter rösten und in einer Muschel- schale heif3 verzehren sollen. Welcher Art dieser Kaffee angehört, ist unbekannt. Die Sitte des Kauens der Bohnen aber ist sehr interessant, denn sie findet sich in ausgedehnter Weise am Victoria-See wieder. Es ist gar nicht unmöglich, dafs das Kauen der Bohnen das primitivere Verfahren war, und das das Bereiten des Gretränkes erst viel später erfunden wurde. In Amani haben wir eine große Zahl von C’offea Arten in Kultur, sowohl Kulturformen von C. arabica aus den verschiedensten Gegenden, als auch die westafrikanischen Sorten, C. canephora u. a. ‚Ich gehe auf diese nicht näher ein, da einmal die botanische Bestimmung der von Händlern bezogenen Pflanzen und Samen oft sehr unzuverlässig ist und erst an blühenden Exemplaren revidiert werden muß, dann aber auch, weil wir irgendwie positive Resultate mit unseren jungen Pflanzen noch nicht erzielt haben. Ebenso besitzen wir Hybricen zwischen C. arabica und C. liberica, sowie Pfropfungen dieser beiden Arten aufeinander. Am Kilimandjaro ist eine kaffeeartige Pflanze gefunden, die aber Galznzera coffeoides Del. ist und nicht zu Coffea gehört (Volkens). | [@>) wı [0] | b. Coffea liberica ist eine aus dem feuchten Küstenland von Westafrika stammende Art mit sehr großen, dicken Blättern und Früchten, die etwa doppelt so grofß3 sind wie die der arabischen Art. Es wurden auf diese Art des Tieflandes große Hoffnungen ge- setzt, in vielen Ländern baute man sie an, erfand sogar besonders abgeänderte Methoden für die Aufbereitung der Bohnen. Auch bei uns hat man früher sie ziemlich viel kultiviert, wie ich oben erwähnte, besonders als Ersatz der auf- gegebenen Tabakskultur. Aber sie gedieh nicht sehr gut, das Klima unserer Niederungen hat zu wenig und besonders zu ungleichmäfßlige Regen, als dafs ein Baum des feuchten westafrikanischen Tieflandwaldes bei uns seine besten Be- dingungen finden könnte. Aufßserdem wurden die daraus gewonnenen Kafiee- sorten auf dem Weltmarkt noch schlechter bezahlt als die anderen. So hat man diese Pflanzungen fast alle verlassen. Meines Wissens wird nur eine von etwa 20 Hektar mit einer durchschnittlichen Jahresproduktion von 25 Doppelzentnern (nach der Statistik des wirtschaftlichen Verbandes) weiter bewirtschaftet. Sie wird die geringen Unterhaltungskosten wohl aufbringen. Im übrigen spielt der Liberia-Kaffee bei uns wirtschaftlich keine Rolle mehr. c. Coffea arabica var. Stuhlmanni Warb. Der Bukoba- oder Uganda-Kaffee. Die ersten europäischen Reisenden, welche die Länder nordwestlich des Victoria-Sees erforschten — so Grant 1862 in Witschiu, Cameron in Karagwe, Stanley Anfang der 70er Jahre in Uganda u.a. m. —, berichteten, dafßß dort der Kaffeebaum vorkomme. Meistens wurde behauptet, daß er wild sei, genauere Beobachter aber beschreiben ihn als in einzelnen Exemplaren in den Bananenhainen angepflanzt. In den Baziba-Sultanaten, z. B. bei Bukoba, heifst er mevani, muani, ebenso in Uganda, in Unyoro muarrt, dort im inneren Marktverkehr nach Emin auch zazrva. Die Bohnen werden nie zur Herstellung eines Getränkes durch Abkochung benutzt, sondern man pflückt sie fast völlig reif ab, brüht sie mit heißem Wasser und läßt sie im Schatten trocknen. In kleinen zierlichst geflochtenen Körbchen oder Säckchen wird der Kaffee bei jeder Gelegenheit in diesem Zustand angeboten, man kaut die mit der Kirschenschale getrockneten Bohnen, nachdem man sie aus der Schale gelöst, wodurch Speichelabsonderung und wohl auch ein leichter narkotischer Effekt er- zielt wird. Das Wort für »Geschenk« soll gleichlautend mit der Bezeichnung für die Kaffeebohne sein, beim Schließen der Blutsbrüderschaft werden von den beiden Kontrahenten je eine der beiden in einer Kirsche enthaltenen Kaffeebohnen, mit dem betreffenden Blut bestrichen, verzehrt. Wie mir Herr H. Rehse, der sich lange bei Bukoba aufhielt und dort die Sitten der Leute genau studierte, schreibt, darf nur ein vollerwachsener Mann einen Kaffeebaum pflanzen und zwar nur einen während seines ganzen Lebens, da man glaubt, daf3 der, welcher ihn pflanzte, mit dem Absterben des Baumes auch stirbt. Bevor die Leute Kaffee- TR bohnen kauen, sollen sie nach demselben Beobachter zwei Bohnen dem Geiste Mugasha opfern und sich die Hände mit einem wohlriechenden Blatte abreiben, das die Frau des Hauses zusammen mit den Bohnen überreicht. Die Geliebte bringt ihrem Auserwählten in sauber gearbeitetem Behälter einige Kaffeebohnen usw. Herr Rehse meint aus den vielen Zeremonien, die mit dem Gebrauch der Kaffee- bohnen verbunden sind, schließen zu sollen, dafs der Baum nicht im Lande einheimisch sei, sondern mühsam von ferne her importiert wäre. Denn nur un- gewöhnliche Sachen, die mit Mühe gewonnen wurden, könnten mit soviel Ver- ehrung betrachtet und behandelt werden. Es ist diese Annahme zwar meines Erachtens nicht ganz von der Hand zu weisen, aber nicht zwingend. Eine Über- lieferung über die Einführung des Kaffeebaumes hat Herr Rehse trotz aller Mühe nicht feststellen können. Ausschlaggebend für die Lösung dieser Frage kann deshalb nur die Erkundung der geographischen Verbreitung des wild- wachsenden Baumes sein, und darin sind wir noch von einer Vollständigkeit weit entfernt. Wir wissen, daß der Kaffeebaum in Uganda, Südunyoro, und in den Baziba-Ländern westlich vom See bisher nur in kultiviertem Zustand gefunden ist, und zwar in einer eigenen Varietät der C. aradica, die Warburg nach den von mir 1890 bei Bukoba gesammelten Materialien als Var. Stuhlmannt beschrieben hat. Diese Varietät unterscheidet sich von der gewöhnlichen Kultur- sorte durch sehr viel gröf3ere Blätter, die zwischen zwei Seitenadern sehr stark gewellte Blattspreiten haben, während die Blätter der Kulturart fast glatt sind. Die Drüsen in den Winkeln der Blattnebenadern sind fast nicht zu sehen, während sie bei den meisten andern Coffea-Arten mehr oder weniger stark ausgebildet sind. Die Blätter des Bukoba-Kaffees, den wir in Amanı haben, sind etwa 38:101/ cm, bei Java-Kaffee. 121/,:5 cm groß... Die Blüten unseres Bukoba- Kaffees in Amani zeigen, wie mir Herr Regierungsrat Busse schreibt, nur sehr kleine Abweichungen in den Filamenten, verglichen mit Originalmaterial von C. arabica von Harrar, das Robecchi-Bricchetti dort sammelte, und mein 1890 in Bukoba gesammeltes Material zeigt wiederum kleine Abweichungen von den vorigen beiden. Das alte Material aus Bukoba hat außerdem weichere, dünnere Blätter, sowohl als das aus Amani wie als das aus Harrar, bei dem auch die Drüsen kaum auffindbar sind. Nach dem, was man bisher feststellen kann, handelt es sich also um eine Lokalvarietät mit größeren, welligen und dickeren Blättern, mit winzigen oder fast fehlenden Drüsen, und diese Eigen- schaften scheinen je nach Standort ein wenig zu variieren. Das auffallendste Merkmal ist die winzig kleine Frucht bei dem Bukoba-Kaffee, die als reife Kirsche ne Amanı nur TO:11 mm, groß wird — gegen 15:18 mm bei Java-Kaffee —. Demzufolge ist auch die Bohne nur sehr klein, und oft findet man durch Ver- kümmerung einer Bohne die andere zur Perlbohne ausgebildet. Es ist diese Kleinheit der Bohnen auch eine Eigenschaft des echten Mokka-Kaffees von Abessinien und Arabien, und man wird nicht fehlgehen, wenn man annimmt, dafs die beträchtlichere Größe der gangbaren Kaffeebohnen durch Auswahl bei der Kultur erzielt sind. Nach allem kann man also annehmen, dafß der Kaffeebaum vom Nord- westen des Victoria-Sees eine Lokalvarietät des arabischen Kaffees ist, die der aus Abessinien am nächsten zu stehen scheint. Sehr viel spricht dafür, daß sie vom Nordosten aus eingeführt ist. Jedenfalls wurde sie in ihr jetziges Gebiet nicht durch die Araber von der Ostküste aus gebracht, denn der Überlieferung nach fanden die ersten derselben, besonders ein gewisser Muza mzuri, sie dort bei ihrer Ankunft schon vor; wäre sie von ihnen gebracht, so hätten sie auch den (Gebrauch des Kaffeetrinkens dort eingeführt und nicht das Kauen der Bohnen, das die ursprünglichste Anwendung der Drogue in den Gegenden südlich von Abessinien gewesen zu sein scheint, so wie die Somali und die Leute am Tana sie heute noch üben. Nicht sehr wahrscheinlich ist es mir, daf3 die Watussıı Wahuma-Völker die Saat von ihrer nördlichen Heimat mitbrachten, denn diese waren wahrscheinlich reine Hirtenvölker, die keinen Ackerbau trieben. Und in den typischen Watussi-Ländern im Westen des Sees scheint die Kultur des Kaffees unbekannt zu sein. Sie beschränkt sich vielmehr auf die Gegenden in ziemlicher Nähe des Sees, im Nordwesten desselben. Ist aber der Baum dorthin eingeführt, so müssen dort alte, uns noch unbekannte Handelsbeziehungen vom Nordosten aus geherrscht haben, oder noch wahrscheinlicher, diese dort jetzt sitzenden Völker waren in der Vorzeit selbst aus nordöstlichen Gegenden ein- gewandert, in denen der Kaffee wuchs. Höchst eigenartig ist die Kultur des Kaffeebaums am Victoria-See, auch sie deutet auf eine unabhängige Entstehung der dortigen Kultur dieses Gewächses. Ich erwähnte, daf3 die Bäume in ziemlich vereinzelten Exemplaren in den großen Bananenhainen und in der Nähe der Hütten gezogen werden, und daf3 ein Mann in seinem Leben nur einen Kaffeebaum pflanzen darf. Diesem Aberglauben ist es offenbar zuzuschreiben, daß man sich bemüht, die Bäume so umfangreich wie möglich zu ziehen, um einen gröfßtmöglichen Ertrag zu erhalten. Die folgenden genaueren Notizen darüber verdanke ich ebenfalls Herrn H. Rehse. Die Vermehrung des Kaffees geschieht in den Baziba-Ländern nicht wie sonst überall durch Samen, sondern auffallenderweise durch Stecklinge. Man schneidet einen kräftigen, vorjährigen Zweig aus einem älteren Baum, entfernt alle Nebenzweige und stößt beide Enden dieses Reises in dem Bananenhain in die Erde, so daß die Mitte des Zweiges bogenförmig über dem Boden steht. Bald beginnt der Steckling zu treiben. Sobald sich größere Triebe zeigen, durch- schneidet man den Bogen an der höchsten Stelle und erhält nun zwei angewachsene Stecklinge, die man beide am Platze ihres Entstehens wachsen läßt. Nach zwei Jahren knickt man den jungen Baum um und befestigt seine obere Hälfte, — eventuell mittels Stricken, — am Boden, so daß er horizontal liegt und dadurch veranlaßßt wird, immer neue Triebe nach oben zu bilden, die ihrerseits später wiederum geknickt werden. Durch diese Behandlung erreichen dort die Kaffee- pe, 361 Ale bäume eine sehr große Breite, Exemplare von 6 Meter Höhe und 32 Meter Um- fang sollen keine Seltenheit sein. Die Bäume erreichen dort offenbar ein Alter von Ioo Jahren und mehr, denn sehr alte Leute zeigten Herrn Rehse große Bäume, die in ihrer Jugend schon alte Bäume gewesen seien. Der Kaffeebaum heißt in Kiziba mumuani (mumsevani), die Bohne emmuanı (emmmwvanı). Der Durchschnittsbaum soll in Kiziba tragen: im vierten Jahr '/a Pfund, im fünften Jahr °/; Pfund im sechsten Jahr ı Pfund im siebenten Jahr 2—4 Pfund und erzielt bei großem Alter mit entsprechender Ausdehnung 30—40 Pfund Er- trag. Die Bohnen junger Bäume sollen nach der Beobachtung des Herrn Rehse etwa doppelt so groß sein wie die der alten. Genauere statistische Zahlen über die Anzahl der dortigen Bäume sind bis- her nicht zu erhalten gewesen. Man ist demnach auf Schätzungen angewiesen. Herr Rehse nimmt auf jede Hütte durchschnittlich zwei Bäume an, aufßserdem noch einige junge Pflanzen. In neuster Zeit sind ferner in der Landschaft Kizıba auf Veranlassung des Sultans 85000 Bäume gepflanzt worden (1903). Abgesehen von diesen letzteren dürften im Bezirk Bukoba etwa 100000 Bäume vorhanden sein. Die Ausfuhr von Kaffee bewegte sich zwischen 2—500000 Pfund. Nimmt man nun an, daf3 dasselbe Quantum im Lande selbst verbraucht wird, so erhält man das Resultat, daf3 der einzelne Baum jährlich eine Ernte von 4—1o Pfund Kaffee in der Schale bringt. Es ist das ein sehr schönes Resultat, aber man muf3 bedenken, daf3 die Bäume absichtlich zu Riesenexemplaren gezogen werden und daf3 sie einzeln bei den Hütten stehen, demnach auch wohl individuell ge- pflegt werden, und vor Wind geschützt sind. Man wird demnach nicht erwarten dürfen, daß auf einer europäischen Pflanzung in großen Beständen man auch nur annähernd diese Ernten erhalten wird. Die Ausfuhr von Kaffee ist in den letzten Zeiten von Bukoba aus stets ge- stiegen, die Entwickelung des Verkehrs durch die Uganda-Bahn ermöglichte eine rentable Ausfuhr von dort, und von der Zeit Emin Paschas an haben. alle deutschen Verwaltungsbeamten die Sultane überredet, möglichst viel Bäume an- zupflanzen. Nur in einem Lande, in dem kraftvoll Sultane herrschen und ihre Leute in guter Zucht haben, in dem Ruhe und dadurch Seßhaftigkeit herrscht, ist eine Kultur von Bäumen überhaupt möglich. Und die finanziellen Resultate, die man jetzt hat, werden die Leute veranlassen, allmählich von ihrem Vorurteil abzugehen, das jedem Manne nur das Pflanzen von einem einzigen Kaffeebaum gestattet; die Kultur des Kaffees und dadurch der Wohlstand wird sich bald be- deutend ausbreiten unter der Voraussetzung, daß man wie bisher die Autorität der Sultane stützt, von denen einige sich im besten Sinne Kulturbedürfnisse an- eignen, sich hübsche Häuser bauen und binnen Kurzem auch Abnehmer für alle möglichen Artikel der deutschen Industrie werden. Allerdings muß man darauf achten, dafS die Sultane ihre Untertanen nicht zu sehr knechten. Zu hoffen ist auch, dafis es gelingt, die Leute vor der Ausbeutung durch indische Kaufleute zu schützen, sie sind selbst im Gegensatz zu anderen Negern intelligent genug, daf3 unter ihnen selbst kleine Händler auftreten können, welche dort die gewissen- losen indischen Händler entbehrlich machen, und hoffentlich werden europäische Kaufleute sich dort die größeren Zwischenhandelsgeschäfte nicht von den Indiern aus der Hand nehmen lassen. Die Produktion des einzelnen Mannes an Kaffee ist allerdings verschwindend klein. Der Bezirk Bukoba hat ca. 332000 Einwohner und exportierte 1906 214552 Kilo, 1907 182 371 Kilo Kaffee, das Kilo im Werte von etwa 54 Pfennigen in Deutschland !! Der Bukoba-Kaffee ist schlecht, was wohl durch die miserable Behandlung der Eingeborenen zu erklären ist, die viele Früchte unreif abpflücken. Er hat eine sehr kleine Bohne, die oft durch Verkümmerung einer Bohne in der Kirsche die »Perlform« annimmt. So kommt es, daß die Ware äußerlich dem Mokka-Kaffee recht ähnlich sieht, und sie wurde angeblich auch bis vor kurzem massenhaft zur Versetzung des Mokka-Kaffees nach Aden via Mombassa ausgeführt. Doch soll neuerdings dies nicht mehr geschehen. Wie bei allen mir bekannten, halbwilden afrikanischen Kaffeearten hat das aus dem Bukoba- Kaffee bereitete Gretränk einen etwas säuerlich bitteren Beigeschmack, der mir per- sönlich nicht unangenehm ist. Ich habe seinerzeit auf der Emin-Expedition mehr als ein Jahr diese Sorte mit Genul3 getrunken. Neuerdings beginnt man auch von seiten deutscher Unternehmer im Bukoba- Bezirk Kaffee zu bauen, zusammen mit Viehzucht und Sisalkultur, damit man nicht alles auf eine Karte setzt. Erfahrungen über das Resultat liegen noch nicht vor. So weit ich hörte, wird beabsichtigt, u. a. die eingeborene harte C. arabica var. Stuhlmannıi zu kultivieren, und es wäre der Mühe wert, mit dieser auch in anderen Gebieten Versuche anzustellen, denn es ist sehr wohl möglich, dafs gerade sie sich besonders gut für unser Land eignet. Und wenn man auch nicht dieselben guten Qualitäten wie bei anderen Kulturarten erhält, so kann man hoffen, das finanzielle Resultat durch größere Mengen aufzubessern. Allerdings wird man auch hier nicht Riesenpflanzungen anlegen, sondern nur so viel Bäume bauen dürfen, als man individuell behandeln, düngen und besonders vor Wind schützen kann! Die Gegenden, in denen der Bukoba-Kaffee jetzt wächst, liegen 1200 bis 1400 Meter über dem Meere und haben etwa 1750 mm jährlichen Regenfall, der von Mitte September bis Ende Mai fällt, während die übrigen Monate nur je 40—70 mm haben! Der Boden ist dort recht armer Rotlehm, der aus der Ver: witterung von Quarziten und Tonschiefern entstanden ist. Reichliche Viehhaltung wird dort die Düngung ermöglichen! Ein europäischer Unternehmer aber wird bei Bukoba nicht wie die Eingeborenen die Riesenbäume ziehen, deren Schnitt und Ab- erntung unbequem ist, sondern er wird Bäume von normaler Größe sich schaffen. Ob er sie aus Samen oder besser aus Stecklingen wie die Eingeborenen zieht, wird nur die Erfahrung lehren können, wahrscheinlich wird man die Varietät besser mit der Vermehrung durch Stecklinge erhalten können. Jedenfalls wird er rationeller als die Eingeborenen wirtschaften und gröfere Werte als sie erzeugen. Die Mengen von Kaffee, die aus Bokuba ausgeführt sind, ersieht man aus der weiter unten nachfolgenden Statistik, indem die Ausfuhr über die Binnen- grenze fast ganz auf Rechnung von Bukoba kommt, nur wenig vom Kilimandjaro. Der Vollständigkeit halber will ich noch erwähnen, daß man in Südarabien und in den Vorländern von Abessinien ein Getränk aus den Schalen der Kaffee- bohnen bereitet und dafs auch diese Coffein enthalten sollen. Vor einigen Jahren wurde eine Abkochung von 30 Gramm Kaffeeschalen in 400 Gramm Wasser in kleinen Tassen 6 mal pro Tag als Mittel gegen die Malaria empfohlen. (Dr. L. Restrepo von Medellin in Columbia nach der »Central Africa Times: vom 27. Juni 1903.) Auch die Holländer auf den indischen Inseln empfehlen zu diesem Zweck ungeröstete Kaffeeschalen. Der Gebrauch von Tee aus KRaffee- blättern, den v. Bibra (Die narkotischen Genufßmittel u. d. Mensch. Nürnberg 1855. S. 36) anführt, ist offenbar nie verbreitet worden. Sie enthielten 1,15 bis 1,25 9%, Coffein. Die folgenden Zahlen geben die Ausfuhr an Kaffee aus Deutsch-Ostafrika. Da die ersten Pflanzungen 1891 gegründet wurden, erscheint erst im Jahre 1895 eine nennenswerte Ausfuhr von Kaffee. 1892 850 Kilo 1893 100% ,, 1894 SO, 1895 35000 ı ,; 18090: =25:000 ,, 1897 73:0008 \, 18985 .00000 1... 1899 1.500007, 19007 7148785 „ im! Wert von 274757 Mk. HOT 7802070 „ 25713 190207353 124M A 55 4822050, 1903 33%. 344 »’ », „ „ 525 848 „ 19947, AOVOZS N a 523 018°, 1005 IK AOTEaT „407153 ,„ vonder Küste | ZAON7SS Se, r x 50.933 ,, ». „ Binnenerenze (davon 234 740Ko.v. Bukoba) 1906 J 500994. 1, N Manns =20122 333: vonder Küste | ZRDZOONN BERLO8257. 5; Dun. Binnenerenze ao 10219028 2 a BAUM 2OLH -;; ma Küste Lo )0 2 99832. 15; near bBinnensrenze Der Bezirk Bukoba allein führte nach U. v. Katte (Tropenpflanzer 1908, SESTSlaus: — 364 a 1906497214552 Kılo BOO7 7.182 2.705,06 fur 64.713 N Der kleine Bezirk Bukoba mit seinen nur in den Händen von Eingeborenen befindlichen Kulturen lieferte also fast halb soviel Ausfuhr an Kaffee wie die ganzen Usambara-Pflanzungen zusammen, obgleich eine große Menge der Kaffeeproduktion von Bukoba im Lande selbst verbraucht wird. Der Preisrückgang des Kaffees von Deutsch-Ostafrika liegt nicht an einer Verschlechterung der Qualität, sondern an dem allgemeinen Preisrückgang der Ware, vielleicht aber auch daran, daf3 man nicht mehr Phantasiepreise dafür in Deutschland bezahlt. Es würde die Aufgabe einer ganz speziellen nationalökonomischen Studie sein, die Handelsgeschichte des Kaffees zu verfolgen. Für unsere Betrachtungen genügt es, darauf hinzuweisen, daf3 Deutschland einen recht großen und immer steigenden Konsum von dieser Drogue hatte, und dafs fast der ganze Bedarf über Hamburg eingeführt wird, wo einer der größten Märkte dafür auf dem Kontinent ist. Nach der Hamburger Einfuhrstatistik wurden dort über See importiert: 1841— 1850 290651 Dz. jährlich im Durchschnitt 185 1— 1860 290471 v n j| 1861-1870 DEIN 18721 .1880 6492500, = sh 1851— 1890 OBOY 7A 5 ” % Der 189 1— 1900 1496054 „, 5 = “ 1901 1995750 „, „ 2 „ 1902 2171,0978, 5 e 55 35 1903 220974 © FE x e 1904 1807205 ,‚ im Wert von 154033910 Mk. 1905 9300037, „ur, = 16666124085, 1906 ZA2ZIOT a ». 2015060070, ,,, 1907 2OAOOHO Mn „204944 840.7, Von diesen wurden in den letzten Jahren etwa 8—900000 Dz. wieder see- wärts ausgeführt. Nach dem »Statistischen Jahrbuch« wurden im deutschen Zollgebiet eingeführt: 1903 181998 Tons im Wert von 145 168000 Mk. 1904 180093 #7, ss er . 162.9300002,, 1905 180700 0°), S ” „17030800088. 1906 186520 5, r en „ . 1700067.000. demnach weniger als in Hamburg, von dessen Einfuhr ein Teil gleich wieder ausgeführt wurde. Der Gesamtverbrauch in Deutschland stieg in 1836/40 von 26600 Tons auf 1906 185334 Tons oder von 1,01 Kilo auf 3,02 Kilo pro Kopf der Be- völkerung. Über zwei Drittel der Einfuhrmengen kommen aus Brasilien, das mit seiner enormen Produktion den ganzen Kaffeemarkt beherrscht und die Preise diktiert.“) Mit Mengen von 15—-200000 Dz. kommen ferner noch Guatemala, San Salvador, Venezuela, Haiti, Nikaragua, Mexiko, Niederl. Indien, Kostarika und Kolumbien in Betracht. Uns interessiert speziell, daß in Hamburg eingeführt wurde aus Deutsch-Ostafrika: Durchschnittswert 1904 3518 Dz. im Wert von 314770 Mk. 89 Mk. pro Dz. 1905 AOSS N 108520, SO, 5 1906 DOOR 5 SL AGA 890.5 Sean 1, 19007 ° 4146 „un 00389740 „ 07 Dre aus dem übrigen Ostafrika: 1904 4469 Dz. im Wert von 364 160 Mk. 81 Mk. pro Dz. 1905 23399 sn » 237250 „ 93T nn 1906 ZUMOBE EN Ns; * LS 2410. .; SE u One: 1907 NOS Mn S 98900 „, GOwerı aus Arabien: 1904 MOON a ee Ra 20, A202, 1905 OS, „922170 ,„, Ing aa 1906 OL ESS T2208%, I 1907 SEO Eee a OO5AION ;. > Su Fast die ganze Produktion der Usambara-Pflanzungen wird über Hamburg D DeR D -_ in Deutschland eingeführt, während die Erzeugnisse von Bukoba meines Wissens früher nach Aden, jetzt meistens nach Marseille gehen. Wie schon früher erwähnt, spielen die Durchschnittspreise des Kaffees zu- sammen mit dem Ertrag des Einzelbaumes und den Produktionskosten die Haupt- rolle für die Rentabilität der Pflanzungen. Und diese Preise werden seit langer Zeit von dem Hauptproduktionsland Brasilien diktiert, wo jetzt etwa 8 Millionen Sack jährlich erzeugt werden. Etwa drei Viertel der Gesamtproduktion der Welt. Die große Überproduktion dort hat die Preise sehr gedrückt, so daß die Rentabilität der Kultur auch dort in Frage gestellt ist. Soweit ich gehört habe, arbeitet man in Brasilien vielfach mit italienischen Landleuten, die am Ertrage der Pflanzungen finanziell interessiert sind, indem man ihnen Teile derselben in Unternehmung gibt, ein System, das sich vielleicht auch für uns empfehlen würde, da auf diese Weise eine individuellere Behandlung der Pflanzen gesichert ist. Man müßte aber dies System genau in Brasilien studieren, um beurteilen zu können, inwiefern es sich für uns anwenden läfkt. Um die Preise zu regulieren, hat der Staat Saö Paulo sich entschlossen, eine großartige Finanzoperation zu unternehmen, indem er seit 1905 mit Hülfe einer bedeutenden Anleihe riesige Mengen von Kaffee aufkaufte und in den großen Kaffeemärkten Europas und Amerikas deponierte. Im Jahre 1907 soll *) 1906 kamen von Brasilien 10—10Y, Millionen Sack. der Stock auf fast acht Millionen Sack Kaffee gebracht sein, und die Regierung glaubte, dadurch die nötigen Mengen von Ware aus dem Verkehr gezogen zu haben, um die Preise zu sanieren. Diese sollen erst u 3 im Jahre dann verkauft werden, wenn die erhöhte Nachfrage S SEES@S S S SIERNSIERS I es verlangt und wenn Preise erzielt werden, welche den Interessen der brasilianischen Pflanzer dienen. —1 17900 Glückt der Plan, so wird mit dieser Staatshilfe den S Mark pro DZ. Tag 26 N se] Pflanzern ein großer Dienst erwiesen, schlägt er aber N S - fehl, indem die Regierung nicht die nötigen Mittel ] E bekommt, und indem sie dann enorme Mengen ot Kaffee verschleudern muls, so werden die Kaffee- preise stark fallen und nicht nur die brasilianischen Bi} Pflanzer, sondern auch die aller Länder werden unabsehbare Nachteile haben (»National-Zeitung«, 30 1907). Man sieht deshalb dieser »Valorisation des Kaffees« in Brasilien mit Spannung entgegen. Durch eine neue Anleihe ist einstweilen die » Valorisation gesichert, aber die großen toten Vorräte schweben wie ein Schreckgespenst über dem Kaffeemarkte. Über die Preisbewegungen des Kaffees gibt folgende, aus den Angaben in »Hamburgs Handel und Schiffahrt« zusammengestellte Tabelle eineÜber- sicht, die die Zahlen bei der Einfuhrdeklaration angibt. 4. Cola vera K. Schum. Der Kolanuß - Baum ist bekanntlich im westafrikanischen Waldgebiet heimisch und kommt bei uns im Osten nicht vor. In Amani haben wir einige Bäumchen der echten Art, die jedoch einstweilen nicht sehr gut gedeihen wollen. Die Kultur wird sich für Private überdies sicher nicht empfehlen, da nach den in Togo gemachten Erfahrungen der Baum erst recht spät zu tragen beginnt. Eine so große Rolle die Samen dieses Baumes ım Handel von Westafrika auch spielen, hier im Osten sind sie ganz unbekannt. Doch geht ihr Gebrauch offenbar bis zu den östlichen Grenzen des westafrikanischen Waldgebietes. In Mombuttu werden sie viel verwandt, und ich selbst sah einige Kolanüsse in den Händen meiner Leute im großen Kongo-Urwald am Aruwimi-Ituri-Oberlauf, die von ihnen gekaut wurden. Ich verabsäumte leider, rechtzeitig festzustellen von welchen Bäumen sie kamen, denn als ich die Früchte bemerkte, waren wir nicht mehr in jenen Gebieten. Aber der Umstand, daf3 unsere Leute sie verwandten, zeigt, dal sie dies von den Eingeborenen gelernt haben mußten, da sie aus ihrer Heimat den Gebrauch nicht kannten. Es gibt überdies Co/a-Arten, deren Früchte coffeinhaltig sind, und solche, die nur bitter sind. In einer- länglichen Frucht liegen übereinander und gegenseitig abgeplattet 367 u 3 bis 10 bräunliche, innen rosarote Samen in einer rosa oder gelblichen Pulpa. Manche Früchte werden vielleicht auch der Pulpa wegen gesucht. Wahrscheinlich werden, wie Warburg in Engler's Pflanzenwelt Ostafrikas bemerkt, mehrere Arten dieser interessanten Gattung in den Wäldern unserer Westgrenze vorkommen. Eine noch nicht genau bestimmte Art, C. c/avata Mart. stammt aus dem Mosambikgebiet (Schamo). 5. Ilex paraguariensis L. Die Blätter dieses Strauches werden in Südbrasilien, Paraguay, Argentinien als Yerdba mate gesammelt, um daraus ein Getränk herzustellen, das jedoch trotz aller damit gemachten Reklame in Deutschland noch wenig Anklang findet. In seinem Heimatlande ist es ein unentbehrliches Genufsmittel für jedermann. In Amani haben wir einige hier aus Samen gezogene Pflanzen, die ganz gut gedeihen. 6. Nicotiana Tabacum L. und N. rustica L. Über die Geschichte der Tabakspflanze sind alle erhältlichen allgemeinen Daten mit Benützung der ganzen Literatur von Comes zusammengestellt,*) so daß ich mich hier kurz fassen kann. Trotzdem mehrfach z. B. von Becker**) Versuche gemacht sind, zu beweisen, .daf3 die Sitte des Tabaksrauchens schon seit dem grauen Altertum bekannt sei und aus der »alten Welt stamme, sind sich die Botaniker und Kulturhistoriker heute darüber wohl einig, daf dies Reizmittel aus Amerika eingeführt ist und unserem Kulturkreis demnach vor dem Ende des 15. Jahrhunderts völlig unbekannt war. Mit Ausnahme der Nzcorzana suaveolens (= N. undulata Vent), die in Australasien heimisch ist, dort von den Eingeborenen aber nur zum Kauen und nie zum Rauchen benutzt wird, sind alle Arten der Pflanzengattung Nrcofzana auf dem amerikanischen Kontinent heimisch, und zwar scheint von den Hauptkulturarten die N. rxstzica mit den gelben Blüten in Mexiko, dem nördlichen Teil von Zentralamerika, vielleicht auch Florida oder Californien ursprünglich heimisch gewesen zu sein und sich von dort schon vor der Entdeckung Amerikas im Norden des Kontinents verbreitet zu haben, während N. Tabdbacum mit den blafvioletten Blüten wahrscheinlich ihre Urheimat in Zentral- und Südamerika, besonders wohl in Equador hatte. Alle Berichte der alten Klassiker über Rauchen und Räucherungen sind nicht auf Tabak zurückzuführen, es wird sich um Cannabis, um Mentha, Origanım usw. oder auch um die vielen Aromatica gehandelt haben, die im Kultus des Altertums eine so sehr große Rolle spielten. Es ist nicht daran zu zweifeln, daß früher viele Völker den Rauch von Pflanzenstoffen als Narcoticum benützten und den Gebrauch sogar bis zur Betäubung trieben, ja dafl sie sich dabei auch *) ©. Comes, Histoire, geographie, statistique du Tabac 4°. Naples 1900. ##) L, Becker, Wie raucht die Menschheit und seit wann? Natur Bd. XXX 1881 und andere Arbeiten. pfeifenartiger Instrumente bedienten (Comes, S. 3, 4), aber die Benützung des Tabaks zu diesem Zwecke stammt unzweifelhaft nur aus Amerika. Dort ist der (sebrauch dieses Narcoticums jedenfalls uralt; in den präcolumbianischen Mounds von Nordamerika sind eine Menge von Pfeifen gefunden, und schon bei Ge- legenheit der ersten Reise von Columbus erwähnen die Reiseschriftsteller die Tabaksblätter sogar von der kleinen Insel Guanahani (Sa6 Salvador) als Merk- würdigkeit und fanden sie und ihre Anwendung dann in der Folge überall wo- hin sie kamen, besonders in Cuba. Die Pflanze und ihre Blätter nannte man dort in Zentralamerika cohoba, cogroba, cojoba, cohıba, guioja, in Mexiko pzczetl ; das brennende Kraut oder wohl besser die aus den Blättern hergestellten »Rollen« wurden in Cuba zadac, die Pfeife in Mexiko Zabaco oder ye/t genannt. In Guiana nannte man die Pflanze /amoüi, die Pfeife zwwinna, ın Brasilien erstere pelun, betum, pytuna, dıe Pfeife kAumz, in Peru wurde der, — dort erst von den Spaniern eingeführte —, ‚Tabak. sayrz (N. Tabacum), picielt, petun (T. rustica), in Canada die Pflanze yppowoc, die Pfeife calumet (wohl ein Fremd- wort, das Rohr bedeutete), in Florida die Pflanze fawoc, apvoke, die Pfeife op- wa-gun genannt. Es scheint, daf die Sitte des Rauchens auf Zentral- und Nord- amerika beschränkt war, während man in Brasilien die Blätter kaute oder schnupfte, und daß der Gebrauch von Tabak in den La Plata-Ländern, Uruguay, Paraguay und Peru vor Ankunft der Europäer nicht bekannt gewesen ist. In der Mitte des Iöten Jahrhunderts war das Rauchen und Schnupfen allerdings auch in Brasilien allgemein bekannt, (vergl. Comes S. 31. pytum die Pflanze, pytuma-tyba die Pflanzung, Py- tuma-pyta die Zigarre, pyfuma-cui der Schnupftabak). Cardani beschrieb 1557 das Kraut als herba cohoba indiae, Franc. Hernandez de Toledo 1559 als Zabaco. Jean Nicot, französischer Gesandter in Lissabon, kultivierte dort — nachdem schon früher Samen und Blätter bekannt geworden — in seinem Garten die Tabakspflanzen anscheinend als erster in Europa, und nach ihm wurde die Pflanze Nzcotzana genannt. In der ersten Zeit scheint hauptsächlich N. rustica bekannt geworden und seiner schönen Blüte wegen als Gartenpflanze kultiviert worden zu sein. Die Tabaksblätter und das Rauchen waren in der ersten Hälfte des I16ten Jahrhunderts noch nicht weit bekannt, in Italien wurden sie durch den Bischof Nicola Tornabuoni eingeführt und waren damals unter dem Namen serba lornabuon! bekannt. Erst Ende des ı16ten Jahrhunderts fand die Pflanze mit dem steigenden Weltverkehr ihre große Verbreitung in Asien und Europa. So war 1604 der Tabak in Mekka schon bekannt, der Überlieferung nach soll er 1605 von den Portugiesen in Indien unter Akbar eingeführt sein, dessen Nach- folger Jehangir 1617 das Rauchen verbot, 1605 wurde er von den Portugiesen in Nagasaki angebaut und sehr bald darauf nach China verpflanzt.”) Ganz be- *) Nach: China Imp. mar. Customs II Ser. Nr. ı3. Edkins: Opium. 1889 wurde der Tabak nach China am Ende der dritten Ming-Dynastie durch die Spanier von den Philippinen aus eingeführt, zuerst zirka 1620 in Amoy. Tabak — /ampaku, tan-pu-kuei. u sonders scheint die Gegend von Ormuz ein Zentrum der Tabakskultur gewesen zu sein, und der dortige Handel wird wesentlich zur Verbreitung des Rauchens beigetragen haben. Allem Anschein nach ist das Kraut in Westafrika schon in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts bekannt geworden, und man wird auch damals schon die Pflanze dort kultiviert haben (Comes S. 129). 1607 war sie in Sierra Leone z. B. schon eine weit verbreitete Kulturpflanze. Auf ihren Handelsreisen nach Westafrika berührten die Portugiesen meist die Küste von Brasilien, der immer mehr um sich greifende Sklavenhandel wird ebenfalls zur Verbreitung der amerika- nischen Kulturpflanzen, wie Mais, Maniok, Pfeffer, Tomate und Tabak beigetragen haben. Etwas später scheint der Tabak an die Ostküste des Kontinents gelangt zu sein. So soll er 1611 noch nicht in Madagascar bekannt gewesen sein, wohl aber allgemein 1661, in Socotra war er 1638 schon in Kultur. In Ägypten war die Pflanze Ende des 16. Jahrhunderts noch unbekannt, denn Prosper Alpinus erwähnt sie von da nicht, nach El-Is-Hakee (Comes S. 163) soll die Sitte des Rauchens dort zwischen 1601 und 1603 eingeführt sein. In Abessinien scheint er erst Ende des 17. Jahrhunderts kultiviert zu sein. Bei den sehr dürftigen Nachrichten ökonomischer Natur über die Mosambik- und Zanzibar- küste aus älterer Zeit ıst es nicht zu verwundern, wenn der Tabak von dort nicht besonders erwähnt wird, er scheint keine große Rolle gespielt zu haben. Comes will daraus schließen, daß er erst recht spät und zwar von Indien aus dahin eingeführt sei. Es ist mir aber trotz der fehlenden Nachrichten wahr- scheinlich, daf3 die Portugiesen, die auf ihren Indienfahrten doch immer unsere afrikanische Küste besuchten, und die dort auch Ansiedlungen hatten, die Tabaks- pflanze Ende des 16. oder spätestens Anfang des 17. Jahrhunderts in Ostafrika einführten. Beweise kann ich allerdings dafür nicht erbringen. Auf alle Fälle hat dies Kraut von den Küsten aus, und zwar etwas früher vom Westen als vom Osten ebenso wie der Mais und Maniok, in sehr kurzer Zeit seinen Siegeslauf durch den ganzen Kontinent angetreten, und heute kann man sich keinen Neger denken, der das Rauchen nicht kennt. Tabakspflanzen gedeihen ohne viel Mühe auf allen Schutthaufen bei fast jedem Negerdorf, so ist es erklärlich, daf3 das leicht zu gewinnende, betäubende Kraut so rasch ver- breitet wurde, und daß der Neger es jetzt fast überall im Kleinen selbst baut, während in früherer Zeit die importierten großen Rollen von amerikanischem Tabak im westafrikanischen Sklavenhandel eine bedeutende Rolle gespielt haben. Hier und da behandelt der Neger die Kulturen auch etwas sorgsamer, er legt erst Saatbeete an und setzt die Pflanzen in regelmäßige Reihen, gibt ihnen sogar Düngung. So sind bei uns z. B. die Wazegua recht gute Tabaksbauern, sie stampfen die noch grünen Blätter ein, lassen sie ein wenig fermentieren und bilden endlich aus dem Blattbrei in Formen aus Span kleine runde Brode, die zu mehreren in Bast gehüllt weithin verhandelt werden, auch nach Zanzibar. Am besten wird aber diese Kultur im Hinterland von Lindi behandelt, wo ein recht Stuhlmann, Beiträge zur Kulturgeschichte von Ostafrika. 24 bedeutender Anbau stattfindet. Die Blätter werden zu Zöpfen und diese zu flachen Spiralen zusammengedreht, die in bedeutenden Mengen von Lindi aus in den Handel kommen. Wenn bei uns in den Exportstatistiken Tabak vorkommt, so handelt es sich fast nur um diese beiden Provenienzen, abgesehen von den 90er Jahren, wo von den Pflanzungen in Lewa und später in Mohorro einige Mengen ausgeführt wurden. Der Neger raucht den Tabak nach sehr unvollkommener Bereitung, fast ohne jede Fermentation meist aus einfachen Tonpfeifen mit Rohrstiel, die z. B. in Uganda mit sehr großer Kunst angefertigt werden. Stellenweise hat er besondere Modi- fikationen derselben erfunden, wie die Antilopenhornpfeife der Zulu, aus deren weiten Ende er — unter Zuhalten mit der Hand des größten Teils der Öffnung —- den Rauch zieht, oder die Erdpfeife einiger südlicher, Volker, wo an einem Ende eines in der Erde angelegten kleinen Kanals der Tabak in Brand gesetzt wird, während der Raucher mit dem Munde an dem anderen Ende des Kanals saugt. Bei den Waldvölkern am Ituri findet man Pfeifen aus einer frischen Bananenblattrippe mit einem Pfeifenkopf aus einer Tüte von grünen Blättern. Da der Tabak meistens schlecht brennt, wird er stets durch ein darauf gelegtes Stück Holzkohle in Brand gesetzt, wodurch der Raucher oft eine Menge Kohlen- oxyd mit einzieht! Bei sehr vielen Negerstämmen kann man die Männer den ganzen Tag tatenlos rauchen sehen, während die Frauen arbeiten (z. B. in West- usambara); bei Bukoba ist die Pfeife mit langem Stiel ein ebenso ständiger Be- gleiter des Mannes wie die Kalebasse mit dem Bananenwein, und vielfach rauchen die Frauen ebenso leidenschaftlich wie die Männer. Sehr weit verbreitet ist auch die Wasserpfeife, deren Gefäß an der Küste nach indischem Muster aus einer Kokosnuß, im Innern aus einer Kalebasse besteht. Damit die Asche des Tabaks nicht in das Wassergefäß fällt, legt man an der Küste in den Pfeifenkopf einen kleinen Kiesel, in anderen Gegenden (Unyamwezi, Usukuma) erfüllt ein siebartig durchbrochener Boden im Pfeifenkopf diesen Zweck. Recht weit verbreitet ist auch das Kauen vom Tabak, oft — bei den Küstenleuten — vermischt mit ge- löschtem Muschelkalk. Noch häufiger ist allerdings das Schnupfen, besonders bei den Binnenvölkern. Der Tabak wird dazu sehr häufig mit Natron (magadi) vermengt, um ihn schärfer zu machen, eine Sitte, die auch vom oberen Nil, Sennar usw. bekannt ist. Bei uns wird dies Natronsalz aus dem Massai-Land gebracht und ist an den Küstenorten, besonders in Pangani, immer auf dem Markt in Form krystallinischer Krusten erhältlich. Eine höchst eigenartige Sitte ist das Schnupfen von Tabaksbrühe, die in die Nase gezogen wird, wonach eine auf die Nase ge- setzte Holzklammer in der Form unserer Wäscheklammern verhindert, daß die geschätzte Flüssigkeit zu rasch wieder herausläuft. Diese Sitte wird vom oberen Nil und auch aus der Gegend des Kivo-Sees beschrieben. Narcotica sind eben dem Neger ein Bedürfnis, und glücklich sind die Gegenden, wo er nur den recht harmlosen Tabak dazu benützt und nicht Hanf oder Alkohol. Emin Pascha erzählte mir, dafß am oberen Nil einige Stämme in der Sucht nach Narcoticis sogar den mit Baumwolle oder anderen Fasern herausgenommenen braunen Saft der Tabakspfeifen mit großem Genuß auskauen! In Zanzibar und an der Küste war durch den Einfluß der Araber das Tabaks- rauchen nicht gern gesehen, die Wahabiten z. B. verbieten es völlig. Meines Erinnerns wurde dort noch vor 20 Jahren nur die Wasserpfeife und die Tonpfeife geraucht, während das jetzt sehr verbreitete Rauchen von Cigaretten erst mit der Ankunft von den sudanesischen Soldaten der Wißmann-Truppe allgemeiner ver- breitet wurde, denen griechische Cigarettenhändler überall hin folgten. In den Cigaretten wird von den Küstenleuten besonders eine holländische Tabakssorte »Rising Hope« konsumiert, die in blauer Papierpackung massenhaft importiert wird; diese Sorte wird aber auch gekaut. An der Küste heißt der Kopf der Wasserpfeife dorz, der kleine Kieselstein, der das Herabfallen der Asche verhindert, jekassz, der Stiel, welcher von dem Tonkopf in das Wassergefäß reicht, heißst mdakali, digali, das Wassergefäß selbst kiko (womit auch der ganze Apparat benannt wird) und das an den Mund ge- nommene Saugrohr heißt mwansz? wa kufutia tumbaku. Der arabisch -indische Name der Wasserpfeife ist hooka, huka, shishe, die Anglo-Indier sagen Aubdle- bubble, die Perser nargzleh"). Die letztere Bezeichnung kommt offenbar von nargzl, dem persisch-indischen Namen für die Kokosnußl. Die Pfeife ohne Wasser heifßst an der Küste stellenweise Zosa, fosa (nach Krapf), in vielen arabischen Ländern iscnbur. Wenn nicht schon die botanischen und geschichtlichen Fakten uns genug beweisen würden, so müßte schon die gleichlautende Bezeichnung für den Tabak bei den meisten Völkern uns auf den Gedanken der gemeinsamen Abstammung und Einführung desselben führen. Wir sahen im Verlauf dieser Betrachtungen vielfach, daß man aus der Verschiedenartigkeit von Benennungen nichts schlief3en kann, wohl aber meist aus der Gleichartigkeit derselben. Nun heißt der Tabak bei den meisten Negern Zaba, tambaku, tumbako oder ähnlich. Ich erwähne: in Senegambien Zamaka, bei den Yolof /magha, aber auch pun (die Pfeife dort smanan, nanu), bei den Phula /Zada und szmme, (die Pfeife dort Ayardugal, tierdu- galbei), den Tuareg aba, taberka, den Hottentotten nach Chapman Zabak, patague, ın Sennar Zaba, in Bornu und Darfur Zaba, bei den Abwiri am Ituri 7abo, in Indesura dort Zada, in Mombuttu Zodda. In Abessinien bei den Tigre Zombakh, Zombac oder ssenken, den Amhari ZAmbakho, den Saho Zunbako, in Uganda und Unyoro Zaba für N. Tabacum, während auf dem inneren Marktverkehr nach Emin dort für N. rustica der abweichende Name zrkabue, irkabwe gebraucht wird. Bei den A-Lur Zelda, den Schuli /oda, den Madi /uÖda, den Dor südlich Djur am oberen Nil zawa, bei Bukoba /umbacca, tuba, taba für N. Tabacum, bei Usumbura im Norden des Tanganika z/awe, bei den Wagiriama am Tana mkumr- baku, den Somali /Zumbac, den Wagoscha /umbaco, den Galla Zambo, in Unyamwezi *) In Marokko hat man daraus regzla, ergila, ringila gemacht. a ee Zumbati, itawe, die aus den Blättern hergestellten kegelförmigen Tabaksbrode dort sunko. In Usambara heißen die getrockneten Blätter Zumbdatu, bestimmte Sorten der Pflanze gana und gongola. Für die gelbblühende und ziemlich selten gebaute N. rusfzca soll bei Bukoba der Name syjogga, in Ruomas-Land im Südwesten des Victoria-Sees kzmogga, in Uganda ya, in Unyoro rokabwe gebräuchlich sein. Man hat aus diesen ab- weichenden Benennungen schließen wollen, daf3 beide Sorten verschiedener Her- kunft seien, aber ich möchte annehmen, daf3 man eben nur die starke, seltnere Art mit einem abweichenden Phantasienamen belegte. Sonst kommen auch hier und da noch Namen vor, die ganz von der ge- wöhnlichen Benennung abweichen und die ich ohne weiteres nicht erklären kann. So sagen die A-Sande gunda, die Somali wer-singelli, auch buri, (sonst die Be- zeichnung für die Wasserpfeife in Südarabien und für den Kopf der Wasser- pfeife in Mombassa), die Massai gumban, die Wakussu faanga, die Babussesse zmbasi, die Bondu in Senegambien Zankoro, in Loango sagte man nach Dapper im. 17. Jahrhundert zaye-monola, in Nubien soll der Tabak /ox/yga und auch dokhang heifsen, welch letzteres Wort wohl aus dem arabischen dockan, Rauch, ge- bildet ist, die Bongo sollen nach Schweinfurth für N. rustica maschir sagen, in Quilimane (Mossambik) heißt der Tabak sonz. In den meisten arabischen Ländern z. B. Ägypten, Tunis heißt der Tabak dochan, duchan, was einfach «Rauch» bedeutet. Desgleichen sagt man in Griechen- land kapnös und in der Türkei zZäfän. Und es ist sehr gut möglich, daß eine Anzahl der obigen abweichenden Benennungen in ähnlicher Weise ent- standen ist. Dafs für den Export und den Handel von Ostafrika der Tabak eine gewisse Rolle spielt, wurde bereits kurz erwähnt. Außer den Erzeugnissen der europäischen Pflanzungen vor etwa Io Jahren werden die Tabake von Lindi, die hauptsächlich die Mataka-Leute herstellen, und von Usegua nach Zanzibar ausgeführt. Einge- führt werden in recht beträchtlichen Mengen die erwähnten holländischen billigen Tabakfabrikate, die auch in dem kleinsten Laden ‚im Innern erhältlich sind, etwas türkische Zigarettentabake, die von Syriern oder Griechen verarbeitet werden und endlich Zigarren zum Konsum der Europäer. Es betrug die Einfuhr Rohtabak Tabaksfabrikate, einschl. «rising hope» I902 316 Kilo im Wert von 451 Mk., = — Sr Sr 1903. 9413 „» » » 2 8326 ,„ 59505 Kilo im Wert von 201018 Mk. LIOAME 22T. 2 “ OA 7 182078 a ER249985 75, KOOSISTOTTN es „1775 129 06, == = = = TOOOEBT2A3I 0 5 5, 5 1602. 5,1. TTOISE Ren, " 38 Sa 1907 ? se, ? 0KO300 RE 22 SISE - Über die Binnengrenze kam bisher nur ein recht geringes Quantum davon, 1907 z. B. 6483 Kilo. I Ve Die Ausfuhren an Rohtabak bezifferten sich auf: 1900 149920 Kilo im Wert von 90170 Mk. 1901 TOSG2SENN A Y MN 7OOZZIE., TOO22 7 S4AOT EN he SURAZSSNO2 IE 1903 (Angaben fehlen) | 1904 153899 Kilo im Wert von 41604 Mk. 1905 48 574 ER) >} „, „’ 26577 3.y 1906 ZOOS EL), „ 27651 „ (332 Ko. üb. die Binnengr). 1907 SCI: u WA rn ee 1 Er Lei Die Ausfuhr von Tabaksfabrikaten ist ganz unbedeutend. Angeregt durch die großen finanziellen Erfolge mit der Tabakskultur in Holländisch-Indien, und auch weil einige der Hauptinteressenten bei der Gründung der ersten Pflanzungsgesellschaften selbst in Sumatra die Resultate des Tabaks- baues kennen gelernt hatten, begann schon im Jahre 1886 die Deutsch-Ost- afrikanische Plantagengesellschaft mit dem Anbau davon. Eine große Anlage ward bei Lewa in Nord-Useguha geschaffen, denen bald je eine kleinere in Mbuzini in Süd-Useguha und in Kibweni, einige Kilometer nördlich der Stadt Zanzibar folgten. Die zwei letzteren Unternehmungen wurden schon 1889 aufgegeben, in Lewa ward durch den Aufstand 1888 alles ‘zerstört. Aber nach Nieder- werfung desselben begann man von ‚neuem mit großen Mitteln und importierte auch erfahrene chinesische Arbeiter. Jedoch nach einigen Jahren stellte es sich heraus, daf3 das Resultat weit hinter den Erwartungen zurückblieb, die Qualität entsprach nicht den aufgewandten Kosten, und auch der Plan, Tabak starker Sorte zur Herstellung von Nikotin zu pflanzen, fand keinen Anklang, so daf3 die ganzen Kulturen nach grofSen Verlusten verlassen wurden. Man pflanzte dann auf den alten Feldern Liberia-Kaffee mit grofßen Kosten und negativem Erfolg, und neuerdings wird dort mit gutem Resultat Manihot-Kautschuk erzielt. Eine andere deutsche Pflanzung auf der Insel Zanzibar, die von einem Hamburger Hause an- gelegt war, mußte wegen der ungenügenden Resultate ebenfalls verlassen werden. Alle bisherigen Anlagen waren im Bereich des nördlichen Teils der Küste ge- macht worden, wo zwei Regenzeiten herrschen, und wo die Regen nicht sehr zu- verlässig nach der Zeit ihres Eintreffens sind, außerdem waren sie auf rotem Boden angelegt. Ein alter Sumatra-Pflanzer schrieb diesen Umständen die Mißs- erfolge zu, und das Gouvernement entschloß sich, noch einen Versuch in ganz anderer Gegend zu machen. Das Alluvialgebiet der Rufiyi-Deltas bei Mohorro wurde dazu ausersehen, wo die Regen, wie überall im Süden der Kolonie, sich in einer Periode konzentrieren und wo schwerer dunkler Boden vorherrscht. Nach kleinen Vorversuchen wurden 1897 158000 Tabakspflanzen ausgesetzt und im folgenden Jahr etwa die gleiche Menge, denn man durfte nicht unter einen be- stimmten Umfang mit den Versuchen hinuntergehen, um soviel Tabak zu er- zielen, daß man ihn fermentieren und dadurch eine Marktware erzielen konnte. Auch dort hatten wir einige chinesische, in der Tabakskultur erfahrene Arbeiter 7a und einen Leiter, der lange Jahre in Sumatra Tabak gebaut hatte. Es wurde ein Produkt erzielt, das hellfarben, mit großen und sehr dünnen Blättern war. Aber der Brand stellte sich als ungenügend heraus, ein Teil der Blätter kohlte, so daf3 nicht solche Preise erzielt wurden, die den aufgewandten Kosten ent- sprachen. In der Erwartung, daf3 der Mitlerfolg der Nähe des Meeres und dem dadurch bedingten Salzgehalt des Bodens zuzuschreiben war, wurden weiter fluß3- aufwärts bei Usimbe 1899 noch einmal 94000 Pflanzen ausgesetzt, aber wieder mit negativem Erfolg, so daf3 das Gouvernement ebenfalls die Versuche aufgab und in den für die Pflanzung errichteten Gebäuden die Forstverwaltung bezw. das Bezirksamt des Rufiyi-Gebiets unterbrachte. Soweit mir bekannt, hat später ein Ansiedler in den Bergen nördlich des Niassa-Sees einen gut brennenden Tabak erzielt, und es sind von Privaten auch hier und da kleine befriedigende Versuche gemacht worden. Man sollte meinen, daßß ganz besonders in den vulkanischen Gegenden nördlich des Niassa und des Kivo, am Kilimandjaro und vielleicht auch noch in den Binnenhochländern der Anbau von Tabak für den ostafrikanischen Eigenbedarf, vielleicht auch zum Export nach Südafrika möglich sein sollte. Einem Ansiedler, der Absatzmög- lichkeit für sein Produkt hat und der guten, wenn möglich vulkanischen Boden und Dünger zur Verfügung hat, dessen Gebiet außerdem sichere Regenverhält- nisse hat, so daf3 er zur bestimmten Zeit darauf rechnen kann, seine Pflänzchen aus den Saatbeeten ins Land bringen zu können, der wird sich aus dem Anbau von Tabak trotz der vielen früheren Mißserfolge wahrscheinlich eine Einnahme schaffen können, wenn er nicht den Ehrgeiz hat, ein Produkt für den Weltmarkt zu schaffen, sondern wenn er nur auf den engeren afrikanischen Konsum rechnet. Er wird außerdem nicht gleich bei einem Miß3erfolg den Mut verlieren müssen, denn in vielen Gegenden (z. B. Teile von Sumatra) stellte es sich heraus, daß auf bestimmten Böden der Tabak erst nach ihrer mehrjährigen Bearbeitung wuchs, nachdem dieser in einer uns unbekannten Weise aufgeschlossen war. Der kleine Tabaksbauer wird entweder in genossenschaftlicher Weise sein Produkt fermen- tieren, oder er wird dies mit Zurhilfenahme von Heu und Brettern oder auch mit den in Amerika gebräuchlichen Kasten-Fermentations-Apparaten versuchen. Nach Hamburg allein werden jährlich für 39—46 Millionen Mark Roh- tabake eingeführt, zu denen noch für 10—14 Millionen Mark Tabaksfabrikate kommen. Bremen hat einen sehr großen Tabaksmarkt. Die Einfuhr in Deutsch- land an Rohtabak war 1903—1906 für 60 bis 122 Millionen Mark, etwa 1,6 Kilo pro Kopf der Bevölkerung. 7 Biper Betle 1.2) Diese kletternde Pfeffer-Art gibt die Blätter, welche als Betel-Blätter in ganz *) Wer sich ausführlicher hierüber orientieren will, vergleiche Lewin über Areca Catechu, Chavica Betle und das Betelkauen, Stuttgart 1889, und besonders das Bull. v. het. Kolonial Museum to Haarlem No. 32 1905 (vor allem darin die große Arbeit von C. Hartwich.) Außerdem finden sich viele Bemerkungen in Comes Histoire du Tabac. SE 70230 a Südasien ein den Leuten unentbehrlicher Bestandteil der Mischung ist, die sie fast konstant kauen. Wer immer in Indien, oder noch mehr in Java, gereist ist, dem muß diese widerwärtige Sitte zum Übermaß aufgefallen sein. Der ganze Mund der Leute wird rot, die Zähne allmählich schwarz gefärbt, die stark an- geregte Speichelsekretion verursacht, daf3 sie überall hin ihren braunroten Speichel spucken, wenn sie dafür nicht besondere kupferne Becken gebrauchen. Die kletternde Liane hat länglich herzförmige, glänzende Blätter, die stark aromatisch schmecken und Betelphenol enthalten. Man nimmt im allgemeinen an, daf3 diese Pflanze in dem Sunda-Archipel hauptsächlich in Sumatra, Java heimisch ist, vielleicht auch in Hinterindien, von wo der Gebrauch des Betelkauens sich aber sehr früh nach Vorderindien ver- pflanzt haben muß. In Pegu und auf den Nikobaren soll sie angeblich wild wachsen, in Ceylon und Vorderindien aber nur kultiviert sein. Im Sanscrit heißt die Pflanze z/ambula, tambuluvullec, tambuale, auch nagavallı, purna, heute in Indien fan, tambuli, vilyadele (Bombay), videcha-pana, (Maharat), nagurvel (Guzerat), bei den Tamilen veitzlei, den Telegu /amala-paku, den Mala- yalam veitzla, bei den Kanaresen vz/e-dele, bei den Burmesen Aunyoe, kwan, den Singhalesen dalat, den Arabern fambul, tambol, tamul, (die Wurzel als flfl-mıuy, jetzt in Turkestan), bei den Persern barg-i-tambul, tambol, in China ku-tsiang, Zu-pih-po, in Java szrek, auf den Philippinen duyo (Usteri). Ein ausführliches Verzeichnis der Namen gibt Hartwich. In Madagascar, wo schon zu Dapper’s Zeiten Betel gekaut wurde (Comes S. 151) heißt die Pflanze Z/ambure, sie wurde mit voaduru oder — in Matatane — mit Zurenfura (Areca) zusammengekaut. Von einigen Autoren wird behauptet, daß das wmalabathron-Blatt der Alten nicht das Zimmtblatt, sondern das von P. Betle gewesen sei; das malabathron könnte ja allerdings auch aus Zamala-paku, (Telegu) tambula-pattra (Sanscrit) usw. entstanden sein, ebenso wie aus Zamala-pattra —= Blatt von Cinnamomum Tamala. Das Wort Betle soll (Hartwich in Bull. v. het. Kolon. Museum Haarlem No. 32 1905) folgendermaßen entstanden sein: malabathrum, batrum, betrum, betre, betle. Nach Yule und Burnell soll es dagegen aus dem Malayalam veztila (Blatt) durch das portugiesische dezre, betle kommen, was mir wahrscheinlicher ist. Die Anglo-Indier sagen auch Jazwr (indisch par).*) *) Es ist nicht wahrscheinlich, daß das in Indien sehr gebräuchliche Wort Z/az mit dem Wort für die Zahl fünf (Zansch, griechisch benta) zusammenhängt, weil zur Herstellung des Betelgemisches fünf Ingredienzien nötig erachtet werden: das Pfefferblatt, gelöschter Kalk, — am liebsten aus Muscheln gebrannter, chunnam, den man darauf streicht, — eine Scheibe der Areka-Nuß, Extrakt von Catechu oder Gambir und endlich Tabak. Es wäre dann dieselbe Sache wie bei unserem «Punsch», zu dem ja auch fünf Elemente gehören und dessen Be- zeichnung von der Sanscrit-Zahl abstammt. Nach dem Bull. v. H. Kolon. Museum Haarlem 1905 soll man früher nur Areca und Baroskampfer genommen haben, seit 1500 Catechu und Gambir, seit Ende des 16. Jahrhunderts auch Tabak. In Ostafrika wird von den Indiern sehr viel, von Arabern weniger Betel gekaut, und leider haben die Neger stellenweise auch diese sehr häßliche Sitte angenommen, besonders in Zanzibar, und ein wenig auch an der Küste, doch habe ich das Gefühl, daß der Gebrauch mit der Einführung des Zigaretten- rauchens, das noch nicht so sehr alt ist, mehr abkommt. Am meisten kauen anspruchsvolle und nichts arbeitende Frauen diese Ingredienzien. Wenn Leute, die daran gewöhnt, im Innern auf Reisen die verschiedenen Bestandteile nicht haben, — denn die Blätter sind nur frisch zu gebrauchen und können nicht lange aufbewahrt werden, — dann nehmen sie Tabak mit etwas Kalk. Alle zum Betelgemisch gehörige Sachen werden in einer länglichen Dose, die in ordinärer Ware in Europa fabrikmäfßlig gemacht wird, aufbewahrt, bisweilen findet man in Zanzibar noch schöne Messing- oder Silberdosen, am schönsten die von der immer seltener werdenden Lamu-Arbeit (Silber ciseliert, und in Vertiefungen ciselierte Goldbleche eingelegt). Solche Dosen werden auf Swahili Azyaluda genannt, eine Büchse für den Kalk vfulaha. Die längliche Dose wird von den Frauen in den Bund ihres Brusttuches eingeklemmt, von Männern in der Hand getragen oder in den Bund des Hüfttuches gesteckt. Größere Mengen der Ingredienzien bewahrt man in den #zpatu genannten, aus Palmenbast geflochtenen Deckelkörben. Die Areca-Nußl P0p0o wird mit einer eigen geformten Schere (nakassi) in Scheiben ge- geschnitten, die fast genau so konstruiert ist, wie die häufig aus Java abgebildete, d. h. sie hat die Schneide nur auf einer Seite. Das zum Betelkauen zurechtgemachte Paket, d. h. das mit Kalk beschmierte Blatt, darin eingewickelt die Betelnuß- scheibe, der Katu-Extrakt von Gambir und etwas Tabak, alles gut zusammen- gewickelt, heißt rod7a oder zraibu (Mischung). In Zanzibar und stellenweise auch an der Küste wird mit ziemlich viel Sorgfalt der Betelpfeffer kultiviert, der Schatten, Feuchtigkeit und Windschutz haben will. Wo er in der Nähe von Städten gedeiht, bringt er dem Eigner reichen Gewinn, denn die Blätter werden in Bündeln (70dfa) zu etwa je 16 Stück für 2 Pesa. verkauft (4'/ Pf.), die dann mit den andern Ingredienzien zurecht- gemachte Prise pro Blatt im Detail zu ı Pesa. Die Pflanze heißt hier mz/ambun, das Blatt /ambun. Es ist also eine ursprünglich indische Bezeichnung hier ein- geführt, die aber auch bei Arabern und Persern gangbar ist. Es läßt sich dem- nach nicht nachweisen, wer die Sitte des Betelkauens und die Kultur der Pflanze hier einführte. Da aber der vornehme Maskataraber auch heute noch ungern den Betel kaut, möchte ich annehmen, daf3 die Indier oder Perser die Sitte hier- her brachten. 1330 beschreibt Ibn-Batuta das Betelkauen von Mugdischu und als die Portugiesen ca. 1500 hier ankamen, hatte man die Pflanze in Ostafrika jedenfalls schon an sehr vielen Plätzen, aber damals waren auch schon eine Menge indischer Händler hier. Die Areca-Nuß enthält ein Alkaloid (Arekolin), unreife Nüsse und einige Varietäten sollen nach Hartwich berauschend sein, das Betelblatt enthält ein aetherisches Öl und soll anaesthetisch wirken, etwa wie Coca, der Kalk wird die = Magensäure abstumpfen, vielleicht auch aufschliefßend auf die Nuß wirken. Das ganze wird milde narkotisch-stimulierend wirken, daneben durch starke Speichel- absonderung und der Kalk auch diätetisch. Der Betelkauer hat einen Atem, der an Lakritzen und Fenchel erinnert. In den Tälern von Ost-Usambara, besonders an schattigen Stellen des Sigi- tals, findet sich massenhaft eine Pfefferliane, die von den Negern wie der echte Betelpfeffer benützt und auch ebenso benannt wird. Unterhalb von Nderema gibt es sogar einen »Mto ya tambuu« — Betel-Bach, auch bei Segoma soll die Art viel wachsen. Die Leute schicken von der Küste her und lassen die Last Blätter für a Rup. kaufen. Sie behaupten, daf3 der Geschmack der Blätter genau denen der in Zanzibar kultivierten Art gleiche, daf3 die Kulturform nur etwas mehr rötliche oder bräunliche Blätter habe. Dieser wilde Betel trägt im Oktober etwa 4—5 cm lange Blütenstände, die fahlhellgelb aussehen, kleine schwarze Punkte deuten die Stellen der braunschwarzen Blütennarben an. Die Pflanzen wachsen hier mit allen Zeichen der Indigenität, trotzdem ergab die botanische Untersuchung nach einem Brief von Geheimrat Professor Engler, daß es sich um die echte Betelpflanze handelt. Es werden demnach aus Kulturen entsprungene Pflanzen sein, die hier ein sehr günstiges Gedeihen fanden und ver- wilderten. Da nun der Überlieferung nach hier keine Indier vor langer Zeit an- sässig waren, wohl aber die Perser „weit ins Land hinein Siedelungen hatten (Pomeranze usw.), glaube ich auch, daß die Perser im 9.—ı5. Jahrhundert die Pflanze eingeführt haben. Dr. Schellmann hat aus dieser »wilden« Art ein helles Öl destilliert, das ganz eigenartig nach einem Gemisch von allen möglichen Gewürzen riecht, man glaubt Anis, Petersilie und andere Suppenkräuter sowie Pfeffer darin zu erkennen. 8. Theobroma Cacao L. Der Kakaobaum ist in den Küstenländern und Inseln des Mexikanischen Busens sowie am Orinocco und Magdalenenflusse heimisch, scheint aber vor der Entdeckung Amerikas dort nur in Mexiko zur Bereitung des c/Aocolat! genannten Getränkes benützt zu sein. Die Bezeichnung cacana, cacaguate stammt ebenfalls aus Mexiko. Der Baum ist in der Kultur sehr empfindlich, und nicht viele Gegenden in den Tropen sind dafür geeignet. Wärme, Luftfeuchtigkeit, Windschutz, tief- gründiger, sehr fruchtbarer Boden müssen zusammentreffen, um sein Gedeihen zu gewährleisten. In Ostafrika hatten Ende der 8oer Jahre die katholischen Missionare in Bagamoyo einige Kakaobäume gezogen, die auch damals schon Früchte gaben. Wahrscheinlich stammte die Saat von Reunion. Aber es blieb bei wenigen Exemplaren, da die Umgegend dort sich nicht für diese Pflanze eignet. Etwa 1893 wurden dann in der Pflanzung Nderema, Ost-Usambara, einige Bäume ge- Fr pflanzt, von denen jetzt noch ca. 100 stehen, aber nicht ausgenützt werden. Früchte bringen sie jedes Jahr hervor. In der Folge haben noch die Friedrich Hoffmann-Pflanzung, die katholische Mission in Msingano, die evangelische Mission in Iringa, besonders aber die Pflanzung Segoma der Sigi-Gesellschaft Anpflanzungen dieses Baumes angelegt. Die letztere ist mit dem Resultat anscheinend zufrieden, und der kleine Export, den Deutsch-Ostafrika von Kakao hat, ist wohl ausschlief3- lich dieser Anlage zu verdanken. In Amani haben wir ebenfalls einige Pflanzen, die im Sigital leidlich ge- deihen, wenn auch ihre Blätter stark von einem Käfer (?) zerfressen werden. Die rotfrüchtige Sorte hat 1906 zum erstenmal getragen, die gelbfrüchtige noch nicht. Die Pflanzen leiden stellenweis auch etwas unter dem Stich einer Zelopeltis- artigen Wanze. Nach Bukoba gesandte junge Pflanzen sind dort nicht weiter gediehen, es ist nicht bekannt, ob es dort zu kalt war oder ob die richtige Behandlung fehlte. An Kakao wurden ausgeführt: 1905 157 Kilo’im’ Werte von; 374!Mk. 19067 39,8. 7. 23, 55 „ 0050%,, Es ist nicht zu erwarten, daf3 diese Kultur sich bei uns sehr ausdehnen wird. Hamburg führt hier etwa 50 Millionen Mark dieses Produktes ein, wovon die Kolonie Kamerum etwas mehr als ı Million Mark liefert. Ein Teil wird wieder ausgeführt. In Deutschland wurden 1903—06 für 25—41 Millionen Mark ein- geführt. Die Gesamternte der Welt schwankte 1902—06 zwischen 122411 und 149020 Tonnen. Der Verbrauch in Deutschland stieg von 0,01 Kilo (1836/40) auf 0,55 Kilo pro Kopf der Bevölkerung. 9. Thea sinensis L. Der Tee hat für unser Gebiet noch gar keine national-ökonomische Be- deutung, ich brauche ihn deshalb nur ganz kurz zu erwähnen. Die Botaniker sind sich jetzt darüber einig, daß man nur eine botanische Art dieser Kultur- pflanze, die mit der Camellie nahe verwandt ist, anerkennt und daf3 von dieser zwei Varietäten zu unterscheiden sind: Var. varıdıs L., ein großer Strauch mit ausgebreiteten Zweigen, blafgrünen Blättern, die lanzettlich 12 zu 4 cm groß sind und deren Blüten einzeln stehen, und Var. Bohea L. (= assamica) mit aufrecht strebenden Zweigen, dunkelgrünen Blättern von 6 zu 3 cm, seine Blüten stehen zu 2—3. Zwischen beiden Sorten gibt es aber offenbar viele Bastardierungen. Der Teestrauch ist wild auf der chinesischen Insel Hainan und in Ober-Assam in Bengalen gefunden (Szyszylowicz in Engler und Prantl’s Nat. Pflanzen- familien). Wenn auch nach der bei De Candolle gegebenen Notiz von Bret- schneider die Pflanze schon viele Jahrhunderte vor unserer Zeitrechnung in ee China erwähnt zu sein scheint, so ist doch der Aufguf3 der Blätter vielleicht zuerst (seit dem 3. Jahrhundert) als Medizin und wahrscheinlich erst im 4.—6. Jahrhundert als Getränk in Gebrauch genommen (Comes, le Tabac, S. 267), und auch die Kultur der Pflanze in China, besonders in der Provinz Sze Chuan, scheint erst aus dieser Zeit zu stammen. Etwas allgemeiner in Gebrauch kam sie erst im 8. Jahrhundert. Etwa zur selben Zeit ist die Kultur auch nach Japan verpflanzt. Arabische Berichte aus dem 9. Jahrhundert erwähnten die Pflanze als sakh (Flückiger). Da Marco Polo trotz seiner großen Landeskenntnis den Tee- genußß aus China nicht erwähnt, scheint er zu seiner Zeit noch nicht sehr aus- gebreitet gewesen zu sein. Erst im Laufe des 17. Jahrhunderts fand das Getränk allmählich seinen Eingang in Europa. Seit 1832 begann man in Assam, etwas später am Himalaya bei Darjeeling mit der Kultur dieser Pflanze und in Ceylon seit dem fast völligen Verlassen der Kaffee- und Chinarinden-Kultur gegen Ende der 70er Jahre. Seit einiger Zeit liefert nun noch Natal eine ziemliche Menge dieses Produkts, 1903 waren dort 4000 Acres damit bepflanzt und ergaben 1,6 Millionen Pfund. Auch in den Milandje-Bergen von Britisch-Zentral-Afrika hat man Anpflanzungen gemacht, nach einer Zeitungsnotiz gewann man 1903 270 Pfund pro Acre von 2 Jahr alten Bäumen; der dortige Tee ward unsortiert in London damals zu 8'/, d, pro Pfund verkauft; die Pflanzen sollen in jener Gegend in den Monaten Juli und August eine Winterruhe haben. Bei weitem die größte Masse des Weltbedarfs von Tee wird seit längerem durch Ceylon und Indien gedeckt, dort sogar eine ziemliche Überproduktion er- zeugt, so daf3 man immer Versuche macht, durch geschickte Reklamen dem Getränk einen erhöhten Absatz zu verschaffen. Die Preise sind aber so niedrig geworden, daf3 die Kultur sich nur da lohnen wird, wo die Pflanze das Optimum ihrer Bedingungen findet, und vor allem wo man zahllose billige und sehr ge- schickte Arbeitskräfte zur Verfügung hat, um das recht mühevolle und Sorgfalt fordernde Sammeln und die Präparation zu ermöglichen. Die Aufbereitung er- fordert auf den von Europäern betriebenen Pflanzungen außerdem noch recht teure Maschinen-Anlagen. Ohne zahlreiche indische Kuli zur Verfügung zu haben, ist es niemandem zu empfehlen, einen Versuch mit dieser Kultur zu machen, es sei denn, sein Produkt würde durch große Einfuhrzölle vor der natürlichen Kon- kurrenz anderer Länder geschützt. Neuerdings (1908) kommen anscheinend sehr große Mengen Tee aus China. | In Deutsch-Ostafrika hat man demnach nur versuchsweise einige Pflanzen in früherer Zeit in Nderema eingeführt, und in Amani haben wir ebenfalls einige Hundert Bäumchen der Assam-Sorte, die gut und üppig gedeihen; über die Qualität des Produktes kann ich nichts angeben, da bisher noch kein Versuch mit seiner Bereitung gemacht ist. Es ist denkbar, daß für den eigenen Lokal- bedarf und dem der Nachbarn ein Ansiedler hier ein wenig Tee mit Vorteil bauen kann, wenn er sich auch die Präparationsweise der Chinesen, die mit der Hand und einigen Pfannen hantieren, einübt, für den Grofßßbetrieb scheint diese Kultur bei uns nur dann in Frage zu kommen, wenn unsere Arbeiterverhältnisse wesentlich besser als heute werden, und dafür sind keine Aussichten vorhanden, oder wenn wir gute billige Kräfte von Südindien einführen. Der in Ostafrika verbrauchte Tee kommt, wenn nicht der Europäer ihn von seinem Lieferanten aus Deutschland und so indirekt von China bezieht, aus Ceylon via Bombay, oder von Natal. Jeder Indier und Araber trinkt hier gerne Tee, ‘und. bei der Billiskeit dieser Teesorten' hat er’ auch !bei den Negern) der Küste fast mehr als der Kaffee Eingang gefunden. In Deutsch-Ostafrika wurden immerhin eingeführt: 1902 450 Kilo im Wert von 2050 Mk. 1903 10089 ,„, H n Rn 206427, 1904 7 997002: 5 SINELOGSTLT., 1905 7.059 30 2..2 3, ” > ALOE Der Name des Tees ist hier in Ostafrika allgemein c/ar, ischai. Das Wort stammt aus dem Chinesischen und wird durch Vermittelung der Indier oder Araber hierher gelangt sein. Wie Hirth (Chinesische Studien S. 217) schreibt, ist unser deutsches Wort «Zee» die Aussprache des sonst cA a gesprochenen Wortes im Dialekt von Amoy. C/’a, — dasselbe Wort im Mandarin- wie im Kanton-Dialekt, —*) ist ins portugiesische als cha, ins russische als /schaz über- gegangen, die ersteren bekamen das Wort mit den ersten Ladungen der Ware vermutlich aus Makao, die Russen über Sibirien. Hirth vermutet, daß das englische “a noch im Anfang des 18. Jahrhunderts /ee gesprochen worden ist, ebenso wie im Deutschen. Auch die Namen der Tee-Sorten stammen nach Hirth (S. 226) aus dem Chinesischen: congou von kun-fu (= Arbeit), oolung von wu-lung (= schwarzer Drache), soxchong von szao-chung (= kleine Sorte), fpekko von par- /Jhao, kantonesich fak-ho (= weißser Flaum wegen der feinen weißen Härchen auf dem echten Pekko.) Auch doFea stammt aus dem Chinesischen. Das Wort ist nach Hirth aus dem Englischen entlehnt und sollte 20/7 heißen, dieses aber ist die lokale Aussprache des Namens wa-z, wu-i-shan, eines Gebirges in der Provinz Fukien, auf dessen Abhängen lange Zeit der beste Tee gezogen wurde. Ich vermute, daß die Araber auf ihren Handelsniederlassungen in Süd- china (Zeitun usw.) schon im 10—ı5ten Jahrhundert den Tee kennen lernten, und daf3 er auch schon ziemlich früh in Ostafrika bekannt wurde, irgend welche Notizen darüber habe ich aber nicht finden können. Immerhin wird der Tee da- mals selten und teuer gewesen sein, denn in dem Warenverzeichnis, das Guillain in den 40er Jahren zusammenstellte, ist der Tee nicht erwähnt. Ich vermute, dafS sein häufigerer Gebrauch erst aufgekommen ist, als man den billigen Tee aus Ceylon an Stelle des teuren chinesischen Produkts erhalten konnte. Zu erwähnen wäre noch, daf3 der Konsum von Tee auch in Deutschland sehr *) Comes (le Tabak S. 267) schreibt, das Wort 7de käme aus der Provinz Fo-kien, die Mandarinen nennten ihn Zschza. zunimmt, und sich wahrscheinlich nach der Verringerung des Einfuhrzolls von 100 auf 25 Mk. noch mehr heben wird. Hamburg importierte: 18341 1850 5733 Dz. im Durchschnitt 185 1— 1860 VORAN, 56 „ 1861— 1870 ORR N, d 187 1— 1880 DSAaE u 5 „» 1881— 1890 OA „s 1891—- 1900 ZONIOAr ns, = 1900 AA n | 1901 SIEO78 u, 555 e Durchschnitts- 1902 SWO3T. Sn e preis pro Dz. 1903 34723 Dz. im Wert von 5538910 Mk. (159) | 1904 Be 236010005, (155) 1905 BOHSOE „ 11472680 „ (203) | 1906 Se 2798900407, (186) 1907 I 2881 19or,, (183) Darunter 11904,12208 Dz., 1005 29723”Dz, . 1006 20054 Dz. .1907 nur 8948 Dz. direkt von Britisch-Indien. Die Hamburger Ausfuhr war seewärts sehr bedeutend: 1903 20262 Dz. im Wert von 3565200 Mk. (175) 1904 EN „ 5860200 ,„ (188) oO 3710500, 8050400, oa) 1906 SOON m: 784.870, 0,2 (202) BIO 20950, 0, ne =, 4178000; (190) Die Durchschnittspreise von Tee bei der Einfuhr in Hamburg haben sich sehr verringert, wohl unter dem Einfluß des billigen indischen Tees. 1851— 1855 275.29, Mike pro Dz. 1856 — 1860 327,83 5 ss „„ 1860 — 1865 321,43 “ 33 > 1860 1870 a1 107 en S; 35 187018725 286,79 1 2 ss 1876 — 1880 244,22 „ ss x 18811885 ZU ALOE, 5 „ 1886— 1890 196,65 es , 1891— 1895 1773,17 R " » 1896 — 1900 152,53 a, 5 55 1901——-1905 100 CH Der Verbrauch im deutschen Zollgebiet war: 1836/40 ı22 Tonnen d.h. 0,004 Kilo pro Kopf der Bevölkerung. 1871/75 1018 3 „) 0,02 39 6) 3.) „’ 3:3 1901 2877 „7 „’ 0,05 „7 8) „’ „’ sb} 1906 3887 „ „ 0,06 SE 38) 2) >») „ Dazu kommen seit I9OI noch 33—413 Tons zur Herstellung des Teein. Anhang. Teeartige Aufgüsse aus anderen Ingredienzien werden in Ostafrika manch- mal getrunken, so z. B. von den Arabern ein »Tee« aus Zimmt-Rinde mit Zucker, der gar nicht schlecht schmeckt, oder einer aus Orangenblättern, oder den Blättern des Zitronengrases. Letztere beide gelten als schweißtreibend und werden gern bei Fieber genommen, doch sah ich letztere auch als GrenufSmittel bei Missionaren im Innern. Der daraus bereitete Aufgußß schmeckt recht erfrischend. In Reunion wird aus den Blättern einer Orchidee (Angraecum fragrans) ein Tee her- gestellt, der Cumarin enthält und nach Waldmeister duftet (Faham-Tee). XII. Pflanzen, welche Öle und Fette liefern. 1. Allenblackia Stuhlmannii Engl. ist ein hoher Urwaldbaum, der bisher in den Regenwäldern von Uluguru und Usambara gefunden ist. Er zeitigt mächtige, holzbraune Früchte, aus denen, wie bei vielen Guttiferen, zu denen er gehört, bei Verletzungen ein gelber Saft austritt. Sie enthalten eine Menge großer Kerne, welche ein Stearin artiges Fett enthalten, das man in Uluguru und Ukami gewinnt, in Usambara aber nicht kennt. Es kommt in Bast-Paketen bisweilen als Speisefett in Bagamoyo auf den Markt. In Uluguru nennt man den Baum swkranyr, in Usambara nmsambo. Großen ökonomischen Nutzen hat das Fett bisher nicht gehabt. 2. Aleuritis triloba Forst. (A. mollucana Willd). Der Lichtnuß-Baum, der zu den Wolfsmilchgewächsen gehört, kommt vereinzelt in Zanzibar und an der Küste in Anlagen vor. Bei Daressalam sind von mir eine ganze Menge gepflanzt worden, die sich gut ent- wickelten und reichlich Samen trugen. Der Baum stammt aus dem Sunda-Archipel, in Ostafrika ist er eine neue Einführung. Die Samen geben ein sehr feines Öl, das besonders von den Malern geschätzt sein soll! Es wird merkwürdigerweise im Handel auch »wood oil« genannt. Gewonnen wird es bei uns noch nicht, der Baum dient einstweilen nur zu Dekorationszwecken. 3. Arachis hypogaea L. (Siehe Verbreitungskarte.) Die Erdnußpflanze gehört in die Familie der Leguminosen;; es ist ein niederes oder auf dem Boden liegendes Kraut mit paarig gefiederten Blättern und gelben Schmetterlingsblüten, die eine lange, fadenförmige Kelchröhre haben. Nach der Befruchtung verlängert sich die Blütenachse zu einem langen, Carpopodium ge- nannten Stiel, der sich zu Boden senkt und den nunmehr an seiner Spitze be- findlichen Fruchtknoten in die Erde bohrt. Die Hülse entwickelt sich nun inner- halb des Bodens wie bei Voandzeia. Es ist eine kurze, runzelige Hülse, die zwei, selten drei Bohnen enthält, welche ihres Ölreichtums wegen einen sehr ge- schätzten Handelsartikel bilden. Man unterscheidet zwei Formen der Pflanze, eine aufrechte und mehr be- haarte, var. asiatfica Lour. und eine mehr niederliegende und kahle, var. afri- cana Lour (A. hypogaca L.var. glabrata DC). Doch soll es Übergänge zwischen beiden geben. Beim Auftreten einer Erdnuß-Krankheit im Süden unserer Kolonie zeigte es sich nach den Untersuchungen von Prof. Zimmermann, daß die kranken Pflanzen nicht wie gewöhnlich dem Boden anlagen, sondern in die Höhe wuchsen, sich demnach krankhafter Weise der Var. asiatica näherten. In früherer Zeit hat man über die Heimat der Erdnuß-Pflanze viel gestritten und dazu geneigt, sie in Afrika zu suchen, wo sie besonders im Westen eine sehr ausgedehnte Verbreitung hat. Nun hat man inzwischen aber. sieben wilde Arten der Gattung Arachzs kennen gelernt, die alle in Brasilien heimisch sind, man hat in den vorhistorischen Gräbern von Ancon Samen der Erdnuß gefunden, und die geschichtlichen Tatsachen sprechen nicht gegen eine Heimat in Amerika, so daf3 heute die Botaniker sich völlig darüber einig scheinen, daß auch die kultivierte Erdnuf3 aus Brasilien stammt. Wild ist sie bislang dort nicht gefunden wahrscheinlich wird sie auch im wilden Zustand gar nicht existieren sondern eine Kulturzüchtung der in Brasilien wilden A. prostrata Benth. sein. Fernandez de Oviedo berichtete als erster im Jahre 1547 über die Erd- nußß aus Cuba, wo er 1513—1524 sich aufhielt, und wo damals wie heute diese Pflanze zanz genannt wurde. Soares de Souza nennt sie 1589 aus Brasilien amendaö, d. h. große Mandel. Jean de Lery beschreibt sie 1578 aus Brasilien als »zanobz. Auch Piso (1658), Marcgraf (1648) und Martius (1839) geben an, daf3 sie in Brasilien mandubt, mundubi, mandobi genannt werde, ein Name, der sich in verschiedenen west- und südostafrikanischen Sprachen wieder- findet. Es ist nicht wahrscheinlich, daf3 dieser Name von Afrika nach Amerika gelangte. Da die Heimat der Pflanze mit einer Bestimmtheit, wie man sie beim Fehlen genauer Angaben durch Schlüsse überhaupt nur erlangen kann, in Bra- silien ist, wird auch jener Name von dort aus nach Westafrika gelangt sein. Aus Peru wird auch der Name axchzc von Monardes (1605) erwähnt. Bei allen afrikanischen Angaben über »Erdnüsse« ist man oft im Zweifel ob nicht die Arachzs mit der Voandzeia verwechselt wurde, die letztere in der alten Welt heimisch ist und in ganz ähnlicher Weise ihre Früchte unter der Erde reift, aber sehr viel weniger Öl enthält, als die Arachis. De Candolle z. B. zitiert Piso, demzufolge die von ihm mandodr genannte Frucht von Afrika nach Brasilien gebracht sei. Nach der Abbildung, die Piso gibt, habe es sich aber auch hier um eine Verwechselung mit der Voandzeia gehandelt. Es ist des- halb sehr wohl denkbar, daf3 man in Brasilien sowohl wie auch in Westafrika die beiden Erdnüsse Arachzs und Voandseia miteinander in der Namen- en 385 zn gebung oft zusammenbrachte, wie es heute auch die Swahili mit dem Worte mnjugu tun, das ursprünglich für die Voandzsera gebraucht wurde und später auf die neu von Amerika eingeführe Arachis überging. Nach Bretschneider’s Meinung ist die Arachis erst im ı8ten Jahr- hundert in China und wohl nicht viel eher in Japan eingeführt. Dymmock glaubt, daß sie nach Britisch-Östindien von China oder Westindien aus importiert ist und erst um 1830 dort kultiviert wurde. Nach Westafrika ist sie aber schon sicher sehr bald nach den ersten Entdeckungszeiten gebracht. Da im I7ten und ı8ten Jahrhundert die Sklavenschiffe die Arachiden vielfach als Proviant von Westafrika aus mitgenommen haben, kann man annehmen, daf3 sie damals dort schon viel gebaut wurde und demnach wahrscheinlich schon im Anfang des ı6ten Jahrhunderts in Westafrika eingeführt worden sind, aller Wahrscheinlichkeit nach durch die Portugiesen. Und diese werden sie auch nach Mosambik sowie nach Südchina und vielen anderen Ländern des Ostens gebracht haben. Von beiden Küsten Afrikas aus ist die Erdnuf3 dann ins Innere gedrungen, und zwar vom Westen aus früher und deshalb weiter als vom Osten. Die alten Autoren scheinen über diese Frucht in Ostafrika zu schweigen, ich möchte ver- muten, daß sie etwa zusammen mit dem Maniok, also etwa erst 1750 nach der Mosambikküste gelangte und unter dem Druck der Regierung sich bald so ver- breitete, daß es heute eine der wichtigsten Kulturen dort ist. Wir erwähnten aus Amerika die Bezeichnungen mandubr, manı, anchıc und ginguba. Das Wort mandub! findet sich als mandu wieder bei den Makuwa in Mosambik, bei den Isuwu als ‚zatovz, den Duala als zutobo, den Ngotan als metowo, den Melon und Nhalemoe als szefowe, den «Matatan», «Kiriman» (Kili- mane?) in ähnlichen Ausdrücken, wobei ich hinzufüge, daß die Bezeichnungen mit Ausnahme der Makuwa, die meinen eigenen Notizen aus dem Jahre 1888 ent- stammen, aus den «Polyglotta» von Koelle entnommen sind. Nach anderen Quellen soll das Wort mandub! auch in Westafrika vielfach gebräuchlich sein. Auch Anklänge an das in Brasilien angeblich gebräuchliche Wort grnguba finden sich in Afrika, so nach Passarge als gangalla bei den Kanuri, nach Koelle als zguba bei den Basunde, als /ungobo bei den Angola, o/onguba bei den Pangela. (Ob das asz, as? der Eweleute mit dem amerikanischen azchic etwas zu tun hat, ist wohl zweifelhaft.) Es ist demnach recht wahrscheinlich, daß amerikanische Bezeichnungen mit der Pflanze nach Afrika gewandert sind, und bei weiterem Studium würden sich die Beispiele wohl noch vermehren lassen. Leider steht mir keine Literatur von Westafrika zur Verfügung. Bei der Besprechung der Voandsera erwähnte ich, daf3 deren Küstenname mndjugu mawe sei, im Gegensatz zu dem der Arachis, die man mndjugu niassa nennt, und dafs jedenfalls der Name der hier lange bekannten Steinnuß auf die Arachis übertragen sei. Die Voandseia nennt der Swahili also die Steinnuß, die Arachis die «Nuß vom Niassa-See» — oder, wenn man die Stuhlmann, Beiträge zur Kulturgeschichte von Ostafrika. 25 us 386 er Schreibart von einigen smnajugu miassi annimmt, so würde es heißen, die «Gras-Nuß». In ähnlicher Weise ist offenbar der Name mpande, mhande für die Voand- zcia bei den Waniamwezi, Wasukuma und Wanyoro bei letzterem Volke als mpandi, bei den Lur als mfandi für die Arachis übernommen. Es kann uns das nicht wundern, die Pflanzen sind recht ähnlich im Äußeren, und die meisten Europäer wissen sie auch nicht auseinanderzuhalten. Die Arachis wird von unseren Binnenstämmen mit recht verschiedenen Namen bezeichnet, bei den Wasagara mayoe, den Wagogo majowe, den Massai majoe, in Bukoba komah vinyova, in Usumbura zvyerma, bei den Wakami mayova, in Unguru snayonz, bei den Wahehe zangogo, ferner bei den Wahiyao 73a, den Wangoni und in Langenburg sniesa, matewera, bei den Wamakuwa in unserm Gebiet »nieshe, dagegen bei den südlichen Makuwa bei Kilimane mandın; ferner bei den Wanyoro mpande, den Waganda dznjuevua, den Wasukuma rukaranga, den Wanyamwezi halanga, kalanga, — ein Wort, mit dem sie auch an der Küste oft benannt wird; — bei den Waregga westlich vom Albert-Edward-See kalima, ın Uha mayoma, mwanya, in Uhehe mangogo, /ingogo, in Ruanda xzu- wembe, bei den Wakussu sx%*u, den Walombo-Manyema Zajuu, bei Mkalama- Irangi »garanga, bei Wiedhafen malahor, von den Wasokiri bei Langenburg mshawara, barala, den A-Sande vandä, den Ashanti exgkatje, den Akkra molague, den Lur wzfandi, den Madi swlungwendt, den Haussa geda, den Kanuri kold7z, den Fullah derzaj7z, am Kongo nach Pogge Zumbdula. Diesen von mir gesammelten oder in Reiseberichten gefundenen Worten, die sich wohl sicher auf Arachis beziehen, füge ich noch eine lange Liste nach den «Polyglotta» von Koellean, wobei eine Verwechselung mit Voanzezra nicht immer ausgeschlossen ist, ob- gleich die von ihm gebrauchte englische Bezeichnung «ground-nut» meist für Arachis gebraucht wird, außerdem lassen die 1853 gesammelten Bezeichnungen von Völkerstämmen sich nicht immer identifizieren. Senegambien b. Bissagos bis Monrovia | Süd-Senegambien bis Kap Palmas Fulup fohoi, pl. gohoi | Mandenga da Filham fuku, pl. kukud | Kabunga Lo Bola opets Toronka La Sarar opiat, pl. ngipiat Dsalunka tra & lika & oliar | Kankanka dra Pepel olek Bambara Lıra Biafada ntia, pl. mantia | Kono yala Padsade mankoli Vei gendeli Baga von Kalum Zakan, pl. makan Soso Solima kansinna Timne akantr, pl. makantır Kisekise kansı Bulom ukantsr | Tene boare Mampa nkantr Gbandi ferang! Kisi Zei, pl. teo Landoro ndsara Mende Gbese Toma Mano Gio Kru-Küste Dewoi Basa Kra Krebo Gbe nekile teran tera gua saıdo gene de kalıde ‚gronöte (english) diri & deri Dahome—Sklavenküste Adampe Ewe Hwida Dahome Mahi Togo—Lagos Akur ota Egba Idsera Joruba Jagba Eki Dsumu Oworo Dsebu Ife Ondo Dsekiri Igala Sudan—Niger Mose Dselana Guresa Gurma Legba Kaure Kiamba Koama Bagbalan asıi asi ası ası-i ası egba egba egba egba kesue, egba egba & egbayo egba ogodsia egba eg ba egba egba opapa sunkama norolum senpam, pl. senpata dsina, adsina & gudia notum & norotum keluru aku, pl. akua sınu sunon, pl. sunoro Kasm Yula Niger-Mündung Isiele Abadsa Aro Sobo Egbele Bini Ihewe Oloma golesı golesi & si, pl. sia ogba ahuekele alı ck 2 TA sagwegwe SAGWELWL 2sagwegwe esawogwe esaguegue Unterer Niger (Nupe) Nupe Kupa Esitako Goali Gugu Puka Basa Ebe Opanda do. Igu Egbira-Hima Tschad-See Buduma Bornu, Kanuri Munio Nguru Kanem West-Tschad-See Pika Karekare Bode Ngodsin = -Doar Östl. v. unt. Niger Ekamtulufu Udom Mbofon Eafen Basa Kamuku gusa busoa gusia gbegbe ebue elsu gusia zdsampa golsia atogba koldsıan koldst koldsı koldsi koldst durokano gorgoi & debero magoigoi gudsedoa godanu korokoro dsi mfirikam mfili, pl. afıli mfirt, pl. afirı ndsıu 2g0St, pl. ngost agodsıa, pl.sigodsia 215° Kamerun-Hinterland Dsuku Isuwu Duala Orungu Bayon do. Kum Bagba Balu Bamom Pati Ngoala Momenya Papiah Param Ngoten Melon Nhalemse Baseke Kongo— Angola Kabenda Mimboma Musentandu Mbamba Kanyıika Ntere Mutsaya Babuma Bumbete Kasando Nyombe Basunde Ngola Pangela Lubalo Runda Songo Kisama Süd-Ost-Afrika Muntu Kiriman Marawi fiengba & osiengba matowi mutobo, pl. matabo mbenda & mpenda biyan mbeya ndsuense betsan pire pireen pira bedyan & bedsan apere IMENSZO metowo metowe melowe mbenda mpinda, pl.mpindasz nguba, pl. singuba nguba, pl. singubo penda, pl. mpenda kabent, pl. tuwent lepena, pl. mpena lewene, pl. pene dedsu, pl. ndsu lendso, pl. ndso londs, pl. sonds Pinda, pl. tsıpında nguba, pl. singuba /lungoba, pl. singoba olonguba lunguba,pl.minguba rınyum, pl. sinyum keelu, pl. bielu n30, pl. Sinzo manduwi nduwe, pl. manduwe ntentsa, pl. mitentsa 388 Matatan Nyamban manduwe nyome, pl. tnyome West-Atlantische Stämme Wolof Bidsogo Ankaras Wun Gadsaga Banyun Nalu Bulanda Limba Landoma Hoch-Sudan . Asante Barba Boko West-Zentral-Sudan Kaudin Tumbuktu Bagirmi Hausa Kano Kadzina Pulo Fimbo Salum Goburu Kano Niger-Delta Yala haren epfele epede & epele gerle dssankadıa nkolimo mangara Judere, pl. madere kulun nkotsie & nkatie yosa Ss2 FUSIa Q mantire & malıra gedadsi geda gusia & gudsıa tigare, pl. tigadje gerte mbiriu, pl. biridji möbiriu, pl. biridjt abirino Süd-West-Afrika? usw. Dsarawa Koro Ham Akurakura Okam Yasgua Nki Kambali Alege Benin Bute Undaza Ndob N308 kufiri, pl. afırı Mm afuagba afagba ngbegbe mbantsam agusia Sorokuo matobo mindeke leinsolo, pl. insolo sungat, pl. besungat Tumu sungat Mfut kendiu, pl. bendiu Nkele rambenda, pl. Nso biren mbenda \| Arabisch Konguan ndseresi Wadai Ful Tiwi zhe, pl. ahıe Adirar dsuradsu, pl. Boritsu epfinbatur dsudsaru Afudu efi Beran gertere, pl. gerte Deutsch-Ostafrika 1:12000000 100 200 = ne Kilometer - ” ’ um | ANAUISTAONA x NUADO , / / J / N N Me Ih, f —) HMM | | Verbreitung der mehr oder weniger intensiven Kultur der Erdnuß (Arachis hypogaea). Sehen wir uns nun die Verbreitung der Arachis in unserer Kolonie und den Nachbarländern an, so werden einzelne Erdnüsse als Leckerbissen wohl überall gepflanzt, wo überhaupt ackerbautreibende Völker sitzen, also im ganzen Gebiet, außer im sogenannten Massai-Land und in den «abflußlosen» Gebieten. Aber etwas intensiver wird die Kultur betrieben vor allem in dem Hinterland von Kilwa, Lindi und besonders Mikindani, und noch mehr im portugiesischen Gebiet, von wo diese Kultur offenbar in unsere Küstengegenden gekommen ist. Dann leidlich intensiv in Unyamwezi und seinen südlichen Grenzländern, Songea und dem Niassa-Tanganika-Plateau, sowie im ganzen Zwischenseengebiet. Eine fernere Zone des intensiven Anbaus ist in Usukuma und den Ländern südöstlich vom Viktoria-See. Schon Baumann erzählt 1892, daß er in den Landschaften Uhemba, Uashi und Ikiju bei seinem Durchmarsch fast nichts anderes als Arachis erhalten habe, besonders in Uhemba, dicht gegenüber der Insel Ukerewe. Viel- leicht kann man eine mittlere Zone des Anbaues in Deutsch-Östafrika feststellen, die der Wanderung von zuluartigen Wangoni-Stämmen aus portugiesischem Ge- biet nach Norden zu verdanken ist. Der Bezirk Lindi ist demnach auch derjenige, von wo seit längerem, der von Mwanza, wo seit Aufschliefßung des Landes durch die Uganda-Bahn sich ein beachtenswerter Export der Erdnüsse entwickelt hat. Allerdings können wir uns im Export dieser wertvollen Ölfrucht noch nicht im entferntesten messen mit Mosambik, von wo jährlich 60°— 125 000 Sack ausge- führt werden, oder mit der Guinea-Küste, von der mehr als 25 Millionen Kilo, von Senegambien vor allem, von wo über 100 Millionen Kilo jährlich ausgeführt werden. Die Ausfuhren von Deutsch-Ostafrika haben sich in den vergangenen Jahren folgendermaßen gestaltet: 1889 28000 Kilo 1890 2.0008: 1891 13:000/) ,, 1892 906007}, 1893 70007, 1894 200007), 1895 A000: 7, 1896 20.0005 1897 95000 „, 1898 390007 ;; 1899 94500 „, 1900 292609 Kilo im Werte von 38873 Mk. T99% TO3AsA, m er m 208508. LOO2S E22D 1 21 er 5 ET 202 1903. 1 590274 7, 7; 33 WIETO7OSOREN 1904 4080,01 2 ae loc 1905 TY22 A 35 „ 149359 „ 1909 29543250 5, 0, EAN DE 1997. 15051707 22 55; » 278137005; Von diesen wurden über die Binnengrenze, d.h. meist aus dem Bezirk Mwanza, neuerdings auch aus Ihangiro, Bezirk Bukoba, ausgeführt: 1904 707333 Kilo im Werte von 45108 Mk. 1905. 117,309 994 2; 52 „1126070, 1906 ,2816974.,,,, .„ ” 370.749, 19041283195 0% RN 222, Es scheint, als ob 1907 durch Regenmangel am See die Ausfuhr zurück- gegangen ist. Aus diesen Zahlen geht die konstante Steigerung der Ausfuhr hervor, ganz besonders aber die große Entwickelung, die diese Kultur am Victoria - See genommen hat, seitdem die Uganda-Bahn mit billigen Frachten eine Ausfuhr und deshalb einen gewinnbringenden Anbau dieser Olfrüchte gestattet. Man weiß, daß die Produktion von Deutsch-Östafrika seit 1905 erst kaum ein Zehntel des Imports vom Hamburger Hafen an Erdnüssen decken konnte. Natürlich wird aber nicht einmal im entferntesten die ganze hiesige Ernte nach Deutschland ge- schafft, sondern meistens dorthin, wo der Hauptmarkt für diese Ware ist, also nach Marseille. Es wäre aber sehr zu wünschen, daf3 Deutschland das vorzüg- liche Erdnußöl dem viel mit Baumwollsaatöl gefälschten Olivenöl vorzieht und eine größere Menge von Erdnüssen als bisher verbraucht. Wenn jedermann Erdnuß- öl für seine Küche besonders fordert, wird der Bedarf sehr gesteigert werden können. Sofort nach Niederwerfung des Aufstandes durch v. Wißßmann war es das Bestreben der Deutsch-Östafrikanischen Gesellschaft, die Produktion der Erdnüsse zu heben. Besonders ihr damaliger Direktor E. Vohsen, der früher in West- afrika den enormen Handel mit Erdnüssen studiert hatte, gab sich dahin viele Mühe. Schon im Spätherbst 1889 bereiste er alle Küstenorte nördlich Daressalam und verteilte an die durch Wißmann zusammengerufenen Dorfältesten (Yumben) Geldgeschenke und Mengen von Erdmußsaat. Es wurden große Friedensversamm- lungen abgehalten, in denen die Nützlichkeit der Erdnußkultur den Leuten er- klärt und die Geschenke verteilt wurden — leider ganz ohne Erfolg, denn Saat und Geld wurden nicht zur Kultur — sondern zum Essen verwandt. Der Aufschwung des Anbaus im Bezirk Lindi ist dem konstanten Bestreben unserer Verwaltungs- beamten zu verdanken, besonders auch den Wirtschaftsinspektoren in einem Be- zirk, wo die Kultur schon aus dem benachbarten portugiesischen Gebiet eingeführt war, und dort ist sie wie bei uns durch die Steuererhebung zu einer gewissen Höhe gebracht, weil durch diese Frucht die Leute sich sehr leicht die geringen Steuerbeträge schaffen konnten. Leider hat bei Lindi die Kultur durch die zu erwähnende Erdnußskrankheit letzthin sehr gelitten. Im Südosten des Nianza ist die vorhandene Kultur automatisch infolge der Abfuhrwege, welche durch die Uganda-Bahn geschaffen wurden, in die Höhe ge- gangen. Die Bahn hat uns dort große Vorteile und kaum Nachteile geschaffen, aufSer durch den enormen Zuzug von indischen Kleinhändlern. Die Ölfrüchte sind, wie die meisten landwirtschaftlichen Produkte, bei der Ausfuhr zollfrei. Der Fiskus verdient demnach durch die große Entwickelung der Erdnußkultur am Vietoria-See nur indirekt, indem die Eingeborenen durch Verkauf der Erdnüsse Geld in die Hand bekommen und deshalb Stoffe und dergl. kaufen, welche einen Einfuhrzoll von 10 ®/, vom Wert bringen. Leider aber sind die Stoffe usw., welche von den Negern gekauft werden, meistens indischer Her- kunft. Die Verdienste daran gehen nach Indien, wohin direkt wie besonders in- direkt so sehr viel von dem abfließt, das hier im Lande verdient wird. Geschälte Erdnüsse sind in Hamburg je nach der Marktlage 25—32 Mk. pro 100 Kilo wert. Sie werden wie Sesam meistens in Mattsäcken (makanda) aus Palmblatt verschickt, wenigstens die von der ostafrikanischen Küste. Der Hauptkonsument für diese wie andere Ölfrüchte ist Frankreich, besonders Marseille, wo jährlich 3—4'/, Millionen Doppelzentner Sesam und Erdnüsse, und davon allein geschälte Erdnüsse jährlich zwischen 90000 und 1,3 Millionen Doppelzentnern, eingeführt werden. Sehr viele dieser Ölfrüchte werden dort jedenfalls zur Seifenfabrikation verbraucht, doch wird aus den Erdnüssen auch ein sehr feines Speiseöl hergestellt. Die Preßrückstände werden entweder als Futtermehl verarbeitet, oder aber man macht auch ein nahrhaftes Suppenmehl und Zusätze zu billigen Schokoladesorten daraus. Die Einfuhr nach Hamburg betrug: 1904 257412 Dz. im Werte von 5921710 Mk. 1905 128249 37 ’’ „, 37 3451810 >) 1906, 74983 00, 0, W227 720070608 E9O7% «IL OO27 R% 31104 890-5, davon aus Deutsch-OÖstafrika direkt: 1904 1422 Dz. im Werte von 33 600 Mk. 1905 SOSE, 3» 3 9500 „, 1906 AS 10 eR 12.680% ;,, 1907 LSAgE En, 5 = 67940 ;; aus dem »übrigen Ostafrika«: 1904 14235 Dz. im Werte von 356650 Mk. 1905 737424 05°. = = 1O4A04207, 1900 717297 N u 506.0000.% TOO 11 840 28 5, R 2392020, ,,; Die größte Menge kommt aus Westafrika, aus Mombassa und Mossambik und nächstdem aus Französisch-Östindien, besonders Pondicherry. Die Europäer in Ostafrika essen die Erdnüsse gern geröstet, auch kann man sie als Ersatz für Mandeln gebrauchen. Im Haushalte der Eingeborenen spielen sie keine sehr große Rolle. Nur dort, wo arabischer Einfluß herrscht, versteht man das Öl daraus zu gewinnen; sonst verzehrt man sie ebenfalls geröstet oder man bereitet Saucen für den Mehlbrei davon. Wie hoch die Erträge bei uns pro Hektar sind, weiß ich nicht, aus Ar- gentinien werden I400 Kilo, aus Nordamerika 2000— 10000 Kilo angegeben. Sehr viel liegt jedenfalls am Boden, der nach Sadebeck'’s Feststellungen einen gewissen Kalkgehalt haben muß, um reich zu tragen; am Victoria-See im Gneiß- Gebiet hat er aber diesen jedenfalls nicht reichlich. Auch ist ein heller, sandiger Boden dem roten angeblich vorzuziehen, da die Bodenfarbe sich den Bohnen mitteilen soll, und man hat helle Bohnen bevorzugt. Europäer haben die Erd- nuß hier meines Wissens nur selten als Nebenprodukt oder Zwischenkultur ge- ee 393 Im zogen. In Indien klagte man vor einiger Zeit über Verschlechterung der Ernten und Degenerierung der Saat; nach Düngung und Einfuhr neuer Saat soll sich das gehoben haben, auch hat dort ein Pilz und ein Insekt viel Schaden gemacht. Seit einiger Zeit ist bei uns im Bezirk Lindi eine Krankheit bemerkbar gewesen, durch welche die Ausfuhren dort, — anstatt wie nach den bebauten Arealen gehofft — zu steigen, im Gegenteil stark gesunken sind. Infolge dieser Krank- heit, die sich im Februar 1905 zuerst zeigte ging die Ausfuhr von M. 80908 im Jahre 1903/4, auf M. 39796 in 1904/5, auf 17787 M. in 1905/6 und 20798 M. in 1906/7 herunter. Professor Zimmermann untersuchte die Erscheinung, konnte aber weder physikalische Störungen, noch Krankheiten feststellen, die von tierischen oder pflanzlichen Parasiten verursacht wurden; er hält bis zu ferneren Versuchen mit Kultur des kranken Materials es für eine Krankheit, die mit der Mosaik-Krankheit des Tabaks, der Kräuselkrankheit des Maniok und der in- fektiösen Chlorose der Malvaceen verwandt ist, deren wohl ultravisible Krank- heitserreger man noch nicht nachweisen konnte. Bei den kranken Pflanzen liegen die Seitenzweige nicht wie gewöhnlich dem Boden an, sondern streben in die Höhe, so dal kugelige Büsche und des- halb sehr wenig Früchte gebildet werden, weil die Blüten den Boden nicht er- reichen. Da die Krankheit offenbar infektiöser Natur ist, so darf man von den kranken kein Saatgut nehmen und sodllte die verseuchten Felder mehrere Jahre lang nicht mit Erdnüssen bestellen. Bei fernerer Ausbreitung der Krankheit _ würde der Export, der für unsere Handelsbilanz schon ziemlich ins Gewicht fällt, schwer bedroht werden, denn fast alle Länder längs der Bahn und große Ge- biete am WVictoria-See könnten Erdnüsse liefern, die schon nach vier Monaten . eine Ernte geben. Sie sind für die Eingeborenen-Kultur ganz außerordentlich wichtig, wenn es sich darum handelt, ein Produkt zu erzielen, das Verkaufswert hat und für das Deutschland in großem Mafßse noch aufnahmefähig ist. 4. Guizotia abessinica Cass. deren Same, — von den Engländern Niger seed genannt, — Öl liefert, ist eine ziemlich hoch werdende, in Abessinien heimische Komposite, von der zwei nahe verwandte Arten (G. Schultzii und G. bidentoides) auch in unserem Gebiet gefunden sind. Die in Abessinien zwhk, nehuk, m'hok, von den Bilin e/hongur genannte Pflanze wächst dort in höheren Regionen. Es ist deshalb sehr wahr- scheinlich, daf3 sie auch bei uns in den Höhen des Zwischenseengebiets, die für Sesam usw. nicht geeignet sind, gute Resultate geben wird, zumal dort die er- wähnten Verwandten wild vorkommen, (z. B. bei Bukoba und im Niassa-Land). In Indien wird diese wohl aus Abessinien eingeführte Pflanze unter dem Namen kalatıl, ram-tl, surguja, kerani kultiviert, das daraus gewonnene Öl soll sehr billig sein und auch wohl nach Ostafrika ausgeführt werden. es AR 5. Hyptis specigera Lam. ist ein zu den Lippenblütlern gehöriges Gewächs, das einen strengen Geruch hat. Die Samen werden geröstet gegessen oder zum Auspressen von Öl benützt. Die Pflanze ist aus dem Sudan, Bahr-el-Gazal, dem oberen Nil (Bari, Bongo, Lattuka u. a. Länder der früheren Äquatorialprovinz) und aus Senegambien be- kannt. Überall baut man sie des Öles wegen. Bei den Niamniam heißt sie ndakka, in Garno nördlich des Victoria-Sees zno, bei den Bongo #indi. Aus Ostafrika ist sie meines Wissens noch nicht bekannt. Versuche damit in Amani haben kein günstiges Resultat ergeben. Die Pflanze scheint ein trockenes, warmes Klima zu verlangen. 6. Jatropha Curcas L. Die zu den Wolfsmilchgewächsen gehörige Pflanze, welche die Purgiernuß liefert, wird bei uns als Stützpflanze für die Vanille gezogen, welchem Zwecke sie unter dem Namen Prgnon d’Inde auch in Reunion, Madagascar usw. dient. Bei uns wird sie merkwürdiger Weise beim Totenkultus benützt, indem der Swahili auf jedes Grab an Kopf- und Fufßsende der Leiche einen oder mehrere Stecklinge derselben setzt. Es ist dies um so merkwürdiger, als die Pflanze unzweifelhaft aus Amerika stammt und deshalb erst in ziemlich neuer Zeit zu jenem Zwecke verwandt sein kann. Man nennt sie bei uns »ndono, was auch ein Name für die Ricinus-Pflanze ist. Ebenso bringt man sie auch in Indien als dag-erenda, moglı- erenda usw. mit dem Namen für Azenus zusammen, offenbar der ähnlichen, pur- gierenden Wirkung der Samen wegen, denn die Pflanzen gleichen sich gar nicht. Von Westafrika soll das Öl der Samen als Schmiermittel benutzt werden, und man führt von dort große Mengen der Samen aus, vor allem von den Cap- verdischen Inseln. 7. Linum usitatissimum L.- Ich erwähne den Lein hier, weil in Indien und Abessinien aus seinen Samen Öl bereitet wird, während men die Leinfaser dort nicht gewinnt. Bei uns in Ostafrika wird er noch nicht angebaut. Da man ihn aber am Zambezi mit Er- folg kultiviert, kann dies wahrscheinlich auch bei uns geschehen, besonders im kühleren Innern. In Abessinien ist er auf Amhari als /alba, talwa, telba, auf Tigrinisch als exiate, entade bekannt. Die Indier nennen ihn alsz, Zsz, alscht usw., im Sanscrit atası, san, masina, ooma u.a.m. Auch dort in Indien, wo er sehr viel gebaut wird, beutet man nur das Öl aus, während der Araber ebenfalls die Gewinnung der Faser kennt. Er nennt die Pflanze Rattan, kutan, kettan, und dies Wort hat man auch auf die Baumwolle übertragen. Leinen wird bei den Swahili ebenso wie Hanffaser #z/anz genannt, z. B. Hanftauwerk z37 ya kılanı. Die Tuareg nennen die Pflanze 7rfest. Der Lein ist eine sehr alte Kulturpflanze. Zur Zeit, als man in Europa nur = Se Steinwerkzeuge kannte, baute man schon Flachs, jedoch die Art Zirum angusti- folium L., die von den Kanaren durch das Mittelmeergebiet bis zum Kaukasus wächst. Im alten Ägypten aber baute man schon mindestens 2240—2200 v. Chr. unsern /. usztatissimum, den Lein mit geschlossenen Kapseln, und zwar in mehreren Varietäten. Es ist im höchsten Grade wahrscheinlich, daf3 dieser Lein nach Ägypten aus Asien, und zwar vermutlich aus Mesopotamien zusammen mit den ältesten Kulturentlehnungen kam, vielleicht aber auch aus Turanien, von wo er durch die arischen Wanderungen nach Norden und auch wohl nach Indien gebracht wurde. Die Mumienbinden des alten Ägypten sind alle aus Leinen hergestellt. Die Phönizier nannten ihn #ezfonet, die Juden vielleicht /zs/ta, bei den Griechen und Römern war er als /non, linum bekannt, sie fertigten ihre Kleider und auch ihre Segel schon zur homerischen Zeit daraus. In Griechen- land und noch mehr bei den östlichen Völkern spielen im Altertum Harnische und Panzer aus Leinen eine große Rolle, ganz ähnlich, wie man sie jetzt noch bei den Tsad-See-Völkern — allerdings wohl aus Baumwolle — hat. | Offenbar weil man in Indien die bequemer zu bearbeitende Baumwolle hatte, beutete man den von Norden eingeführten Lein dort nicht auf Fasern, sondern nur auf Leinöl aus. 1900 verschiffte man von Indien 217000 Tons, von Argen- tinien 508000 Tons und überhaupt in der Welt 1'/, Millionen Tons. Die Einfuhr in Hamburg von Leinsaat betrug: 1904 3083 132 Dz. im Werte von 61068980 Mk. 1905 12888007. 5 3 30330700, LOOO 207173305. 3, 045 ® 147398910, 7907, 2779062925 0°, ir 0109030305 5, und zwar für je 18—46 Millionen Mark je aus Ostindien und Argentinien. Die Wiederausfuhr betrug seewärts: 1904 445873 Dz. im Werte von 8304440 Mk. 1905 SRH ‚€ OR SOESO, 190000 271,009 0, 8, er eo 1907 ORION u nu n y 4205610: ,, Nach dem »Statistischen Jahrbuch« wurden in das deutsche Zollgebiet an Leinsaat eingeführt: 1903 331505 Tons im Werte von 66032000 Mk. 1O04, A027 220 0 r » 79068000 _„, TGOS, "3534820 A 200.003. 00025; 1906 378824 „ „ „ „ 83 257 000 >) Die Ausfuhr betrug nur 1,1—2,1 Millionen Mark. Es handelt sich demnach um einen sehr bedeutenden Artikel des deutschen Verbrauches, für den wir jährlich 65—8o Millionen Mark an das Ausland be- zahlen müssen. Auf unseren afrikanischen Hochebenen werden wir ohne Zweifel wie in Indien die Leinsaat bauen können. 8. Olea europaea L. Der Ölbaum wird in Ostafrika, außer in einigen nach Kwai und Amani neuerdings eingeführten Exemplaren, die schlecht gedeihen, nicht kultiviert. Die wilde ©. chrysophylla (wogre, au’lch in Abessinien) aber kommt in den afrikanischen Hochgebirgen überall wild vor, und es ist recht gut möglich, dafs diese Art eine sehr gute Unterlage zum Propfen des echten Ölbaumes abgeben würde. Bei uns hier im Waldgebirge bei Amani scheint es für den Kultur- Ölbaum zu kalt und zu feucht zu sein. Der wilde Ölbaum (Oleaster) ist in vorhistorischer Zeit im Mittelmeergebiet heimisch gewesen, sogar fossil im Pliocän gefunden. Überall in den Macchien von Nordafrika, Italien, Griechenland ist er in unzweifelhaft wildem Zustand; er kommt ebenfalls im Pandschab, Beludschistan, Persien, Mesopotamien, südlichen Arabien, Syrien und Transkaukasien vor. Aber die Kultur desselben ist nicht im Mittelmeergebiet, sondern im Orient in Angriff genommen, von wo die Kultur- sorte sich allerdings schon in vorhomerischer Zeit nach Westen ausbreitete, und zwar via Ägypten, Syrien, Kleinasien. Wo er zuerst kultiviert wurde, weiß man nicht, jedenfalls nicht in Südarabien, wo er in Yemen jetzt nach Schweinfurth's Beobachtungen nur in neueren türkischen Gärten vorkommt. In Ägypten fand man Totenkränze aus den Zweigen des Ölbaumes schon in Gräbern der XXI. bis XXV. Dynastie. Im Babylonischen und Assyrischen soll es kein Wort für ihn geben, sonst aber hängen die orientalischen Bezeichnungen für ihn immer mit dem Stamm >»sezfu« zusammen, das im Arabischen, Aramäischen und auch im Persischen, Kurdischen, Tartarischen nachzuweisen ist. Es ist, da der Ölzweig doch in der Sintflutsage eine Rolle spielt und noch jetzt im katholischen Kultus benützt wird (Palmsonntag!), er auch der Preis der griechischen Sieger war, nicht unwahrscheinlich, daf3 seine Kultur in die Vorzeit der Menschheit hineinragt und von der Gegend um Armenien ausging. Zeitun, zituna ist auf arabisch der Ölbaum, seit das Öl, und als asezte ist dies Wort auch in das Portugiesische gedrungen. Das Olivenöl ist bei den ostafrika- nischen Arabern und arabisierten Swahili gut bekannt, man schätzt es sehr als mafuta al zeit (mafuta al set)*). In Abessinien nennt man ihn anölö, seine Frucht sezz, bei den Saho den Baum derotta, bei den Tuareg asemmur, tahatimt. *) Das Wort zeifun, mit dem man das alte »Seladon«-Porzellan in Zanzibar bezeichnet, das dort als große Seltenheit manchmal vorkommt und das schon Marco Polo mit dem- selben Namen nannte, hat mit dem Wort für den Ölbaum nur die äußerliche Gleichheit ge- mein, nichts aber mit dem Ölbaum selbst. Es stammt von der Bezeichnung zez/un für den alten arabischen Handelsort, das heutige Ch’üan-chou-fu bei Amoy in Südchina, und ist wahr- scheinlich eine Verdrehung aus dem Chinesischen (Tsen-tung, Tz’u-tung?). Dort saßen die Araber schon um 1070, während sie schon mindestens seit 300 n. Chr. Handel in China trieben. Dorther holten die Araber auch Atlas-Seidenstoff, den sie zez/wn nannten, aus welchem Wort man dann Satz machte. Die Chinesen nannten diesen Stoff ssä-/zan, ım Kanton-Dialekt sze-tün. Sollte die arabische Benennung des Ortes vom chinesischen Namen für den Atlas stammen? . rer Der hiesige wilde Ölbaum, Olea chrysophylla, heißt in Yemen attum, öttum, in Abessinien auf Tigrinisch awleh, ohleh, auf Amhara woirra, wogera, bei den Galla dort edjerssa, in Usambara mszagembe. Der Olea oleaster heißt in Algier bei den Arabern seboudj, zemboudj, bei den Kabylen in Algier asemmour, in Italien o/vastro, oleastro. 9. Ricinus communis L. Die Rizinusstaude wächst hier in Ostafrika halb wild auf jedem Schutt- haufen und als Unkraut fast auf jedem Felde. Deshalb wird jeder Afrikaner dies oft 3 Meter hoch werdende Gewächs mit seinen hübschen, gelappten Blättern, den unscheinbaren gelben Blütenrispen und den stacheligen Früchten kennen, welche nach dem Reifen mit einem hörbaren Knack aufspringen und ihre glatten schwarzen oder vielfarbig gesprenkelten Samen herausschleudern. Die Pflanze gehört botanisch zu der Familie der Wolfsmilchgewächse, wenn sie auch keinen Milchsaft hat. Die Botaniker kennen nur eine einzige Art der Gattung Kzcznus, allerdings mit sehr zahlreichen Varietäten, solchen mit grünen und roten, kleinen und großen Blättern, kleinen und großen Samen, von denen die großen weiß, gesprenkelt, schwarz, rot und rotgesprenkelt sein können. Viele von diesen Varietäten sind zu Hause bei den Gärtnern beliebte Ziersträucher, darunter auch der » Riczinus sansibaricus«. ‚Die hier verwildert vorkommenden Pflanzen haben verhältnismäßig kleine Blätter und kleine Samen von bräunlich - violetter Farbe. Über die Heimat des Xicinus gehen die Meinungen der Botaniker aus- einander, indem einige Südasien, die Mehrzahl aber Afrika dafür ansprechen. Schon in der Urzeit der Kultur ist unsere Pflanze bekannt gewesen. Die Samen sind in alten ägyptischen Gräbern aufgefunden. Der Azcinus wurde im alten Ägypten #7% genannt. Nach dem Zeugnis von Herodot benutzten sie das Öl zum Brennen und zur Herstellung von Salben, vielleicht soll der Name mit dem hebräischen Wort #z#ar für »rundlich« zusammenhängen. Das alte Testament scheint die Pflanze als #zAajon zu kennen, und man meint, daf3 der »Kürbis«, den der Prophet Jonas vor seinem Zelt in Ninive pflanzte, der in einer Nacht zum Baume ward und dann — von einem Insekt angestochen — rasch verdorrte, Rzcinus gewesen sein soll. Der Name %z%7 ist auch in das Neu- griechische übergegangen, und auch das Mittelalter (Albertus Magnus) sagt neben Rzcznus auch #r% im Deutschen. Es kommt mir vor, als ob das Wort kik einer alten semitischen Sprache angehöre. Allerdings sollen die Araber die Pflanze heute #hrwa, kerrua, charua nennen *), aber Dapper spricht in seinem alten Werk über Asien außer von santjone, alkaroa, kerwa auch von kikajon. Theophrast nennt die Pflanze aulh croton, Dioscorides erwähnt als erster *) Die heutigen Ägypter sagen charwa, chirwa, die Tunesier cherouar. das Öl als Abführmittel, und Plinius beschreibt die Pflanze unter dem Namen ricınus. Aus krkı machte man Oleum kikinum, Oleum cicinum und daraus wurde Oleum ricinum verdreht. Nach allem scheint es, daf3 bei den alten semitischen Völkern die Pflanze in der ältesten Zeit bekannt war. Leider habe ich keine Notizen über Baby- lonien und besonders über Südarabien finden können. Die persischen Bezeichnungen sind bedanjır, kuntzut. Jedenfalls in Indien ist die Kultur der Pflanze sehr alt, sie soll im Sanscrit als eranda, ruvuka, vatari, rakta erwähnt sein, und die ältesten medizinischen Werke der Sanscrit-Literatur erwähnen sie und ihr Öl, das man zum Brennen und als Medikament benützte. Die heutigen indischen Sprachen haben das Sanscrit-Wort als arand, erend, orendi, daneben dzveli und viele andere Be- zeichnungen. Watt ist der Meinung, daf3 die einwandernden Arier die Pflanze in Indien erst kennen lernten und alteinheimische Namen in ihre Sanscrit-Sprache aufnahmen. Nach dem Zeugnis vieler Botaniker kann es keinem Zweifel unterliegen, daß Rzcznus in Afrika in einem wilden oder so verwilderten Zustand gefunden wurde, daß man die Pflanze dort für heimisch hält, besonders in Abessinien, Sennar, Kordofan. Wirklich angebaut wird sie bei uns von den Negern wohl nirgends, sie ist eben überall als Ruderalpflanze vorhanden, und ähnlich scheint es in anderen Gegenden Afrikas zu sein. Die Kultur und Benützung in Ägypten ist also sehr alt, die in den arischen Indien wohl etwas jünger. Wenn ich nun alles zusammenfasse, so scheint mir der Ricinus eine Pflanze von recht weitem ursprünglichem Verbreitungsgebiet zu sein, dafß wie bei manchen anderen Pflanzen, — ich erinnere nur an Zyszphus, Gossypium, Sesamum, —- von Nordwest-Indien über Mesopotamien, Arabien in das tropische Afrika sich erstreckte. Bei dem äußerst schnellen Wachstum und der langen Keimkraft der Samen hat sich die Pflanze recht weit verbreitet. Ich möchte annehmen, daß sie in Mesopotamien oder einem benachbarten semitischen Lande zuerst in Kultur genommen wurde und mit anderen Kultur- pflanzen in sehr alter Zeit nach Ägypten gebracht wurde, daß man sie ebenso in Südindien in Kultur nahm, wo die einwandernden Arier sie vorfanden. Wahr- scheinlich werden auch die alten Einwohner von Südarabien sie kultiviert haben. Daß ihre Kultur vom tropischen Afrika nach Indien gelangte, glaube ich nicht, vieleher von Südarabien oder den Euphratländern aus, es sei denn daf3 man sie mit den Handelsexpeditionen von den Küstenländern des Roten Meeres nach Indien und Ostasien brachte. (?) Bei uns in Ostafrika kommt wie erwähnt der Azcznus fast überall vor ohne eigentlich angepflanzt zu werden. Die Eingeborenen sammeln die Saat und be- reiten Öl daraus, das wohl fast nur zum Einsalben des Körpers benützt wird. Nur unter dem Einfluß arabischer Kultur wird man es auch zum Brennen und sehr selten als Purgans verwenden. u 399 An der Küste wird die Pflanze von den Swahili »260n0, njongo, mbarika ge- nannt, (meist mbarika), und das Öl wird meist als mafuta ya mbarika bezeichnet. Die Wagunya von Lamu sagen muono, die Wasagara mvono, die Wasukuma mbono, die Leute in Usambara und die Wadigo zyona,*) die Malandsche nach Pogge nona oder makula-kula, in Bukoba muyuna, in Angola dafueira, die Waregga westlich von Albert Edward-See kaluvugn, die Schuli Zschoga, die Madi dol/u, die Wanyamwezi #ale, nyomba, die Wakami ryemba, die Wassegeju mbaragi, die Wamakuwa zparika, die Wagogo nyemba, die Wahehe nuono, die Massai mbaragiti, die Wakissi bei Langenburg mono, mjemba. Man hat verschiedentlich versucht, die Azcznus-Pflanze, die hier so sehr üppig wächst, zu kultivieren, aber das Einsammeln selbst der wildwachsenden Samen scheint sich bei uns nicht zu lohnen. Wir versuchten dann in Amani die gesuchteren Ziervarietäten der Gärtnereien anzubauen, aber trotz guter Preise waren die Gewinnungskosten zu hoch. Wenn nicht die Eingeborenen die wild- wachsenden Samen auf eigene Rechnung einsammeln und auch die Pflanzen ver- mehren, und die von den Hüllen befreite Saat an die Kaufleute zu einem Preise liefern, ‘der eine Sendung nach Europa ermöglicht, wird nicht an eine Ausfuhr von hier aus gedacht werden können. Als Zwischenkultur ist die Pflanze nicht zu empfehlen, weil sie sich zu sehr verbreitet und ihre Entfernung aus den Feldern zu viel Arbeit kosten würde.” Es werden eben in einem so übervölkerten Lande mit billigen Arbeitskräften und Pflugkultur wie Indien ganz enorme Mengen von Ricinus ausgeführt, daß die Konkurrenz es schwer hat, und die Mittel- meerländer, wie Süditalien, Dalmatien haben bei ihren Ausfuhren nicht mit den hohen Ausgaben für Frachten zu rechnen wie Ostafrika. Der Export von Indien ist sehr bedeutend, 1889—99 wurden 2'/, Millionen Gallonen Öl und 900000 cwt. Saat im Werte von fast ro Millionen Rupie aus- geführt. Man sagt, daß der Hektar 22!/, cwt. Saat liefere. Der Konsum im Lande ist auch sehr groß, denn nach den Angaben von Schulte im Hofe werden dort fast alle Eisenbahnen mit Ricinusöl geschmiert, das im Lande her- gestellt wird. Die Prefrückstände werden zum Düngen, als Brennmaterial und auch zur Gasgewinnung gebraucht. Die Saat kostet franko Hamburg nur 14—20 Mark für 100 Kilo, das Öl 40—118 Mark je nach der Marktlage und der Qualität des Produkts. Man kann sich da ausrechnen, daß, selbst wenn eine Bewirtschaftung durch Europäer mehr als 1000 Kilo pro Hektar an Saat ergeben würde, der Gewinn nur ein sehr kleiner sein kann. Etwas anderes ist es vielleicht, wenn die Ein- geborenen die Saat sammeln, und die Europäer sich das Öl selbst auspressen, um es als Schmiermaterial beim Betrieb von Maschinen oder Eisenbahnen, auch auf den Dampfern zu verwenden, oder Seife daraus herzustellen. In unserer Nach- *) nyonya heißt bei vielen Völkern auch Sesamum, also vielleicht allgemeiner Name für Ölpflanzen. -— 400 — barkolonie wird das Öl zum Bedarf für die Uganda-Bahn, die Ricinus ver. wenden soll, noch aus Indien importiert. Neuerdings wird aus den Rzcinus- Samen ein Ferment zur Spaltung von Fetten, zur Zerlegung der Fette in Fett- säure und Glyzerin hergestellt, aber diese Fabrikation kann auch nicht mehr als etwa 14 Mark für den Dz. in Hamburg zahlen. Die Einfuhr in Hamburg war 1885 für 314000 Mk., 1895 für 688000 Mk., 1004 21221, Dz. im Werte von 1210660 Mk. 1005 22313 3,055 “ „, "172850008, TO002 127300 0:08. % „»21009:.907 4, 1907 34055 „ „ „” „ 2227 270 ”„ und zwar nur an Öl, das von England, Belgien, Frankreich und etwas von Italien kam. Die Einfuhrzahlen für Rzczaus-Saat sind mir unbekannt. Daß das Öl auch für die Eingeborenen nationalökonomisch eine sehr ge- ringe Rolle spielt, erwähnte ich schon: Zur Beleuchtung wird es seit der massen- haften Einführung von Petroleum kaum noch gebraucht, aber die wilden Stämme im Innern schmieren damit ihren Körper ein, nachdem sie es mit rotem Lehm versetzt haben. Ganz besonders die Massai können ohne dies Kosmetikum schlecht leben, das auch in die Haare in triefenden Mengen appliziert wird. Eine ausführliche Zusammenstellung über Ricinus hat Prof. Zimmermann in Band I des »Pflanzer« gegeben. 10. Rhus succedanea L. Der mit unserem Perrückenbaum verwandte, zu den Aracardiaceae ge- hörige Baum liefert das sogenannte vegetabilische Wachs aus Japan, das aber nicht aus Wachs, sondern aus Palmitin besteht. Die Fettmasse wird aus den Früchten gewonnen — sie bedeckt die Kerne mit’ einer Schicht: — und-heißt in Japan ro, während der Baum Jase-no-kz, ro-no-ki genannt wird. Dies Fett hat die Eigenschaft, nicht ranzig zu werden und ist demnach aufer zur Seifen- und Kerzenherstellung als Schmiermittel geschätzt, wozu aber, da es konsistent ist, besondere Schmiervorrichtungen an den Maschinen gehören. Man sagt, daf3 ein erwachsener Baum in Japan bis 90 Kilo dieses Fettes liefert. Die Gesamtpro- duktion in Japan wird auf 3—ıo Millionen Kilo geschätzt, von denen über zwei Drittel im Lande verbraucht werden. Auch in Indien hat man den dort kakarsing, karkatasringi genannten Baum angepflanzt und gewinnt davon, — wie in Japan —, ebenfalls die Gallen, die mit denen von Tamarix integerrima gleichen Namen haben. In Amani haben wir eine ganze Anzahl dieser Bäume angepflanzt, aber bislang noch nicht ausbeuten können. 11. Sapium sebiferum Roxb. Der chinesische Talgbaum, zu den Wolfsmilchgewächsen gehörig, ist in China heimisch und wird dort viel angebaut, ebenso auch in Indien, Cuba, Süd- Carolina. Die ganzrandigen, herzförmigen Blätter sind jung (an den Triebspitzen) klein, später um ein mehrfaches gröfer; vor dem Abfallen werden sie pracht- voll rot. Die Früchte sind dreifächerige Kapseln, deren Samen mit einer Schicht von Talg umgeben sind, das man in China zur Herstellung von Kerzen und Seife benützt und auch ausführt. Aus den Samen kann noch das Zng-yu ge- nannte Öl gepreßßt werden. In China soll der Baum yarzcon heißen. In Amanı aus Samen gezogene Bäume wachsen recht gut und haben schon geblüht. | 12. Sesamum indicum L. Die Sesam-Pflanze gehört zu der kleinen Pflanzenfamilie der Pedaliaceae deren Vertreter zum größten Teil in Afrika ihren Wohnsitz haben. Die 12 Arten ’ der Gattung Sesamum verteilen sich mit neun in Afrika, zwei in Indien und eine ist die allgemein verbreitete Kulturpflanze, über deren Wohnsitz sehr viel diskutiert ist, da man sie als sicher wild noch nicht gefunden hat. Die botanische Wahrscheinlichkeit spricht demnach dafür, daf3 auch sie in Afrika ihre Urheimat hat. S. radiatum Schum. et Thonn. kommt im Bahr-el-Gazal-Gebiet, in Zanzibar, Muanza, am Lutamba-See im Bezirk Lindi, in Westafrika und dem Sudan wild vor und wird hier und da anstatt der 5. zaudz’cum auch von den Negern angebaut; man nennt sie in Zanzibar ufuta-mwvitu, d.h. wilder Sesam. | S. angustifolium (Oliv.) Engl. ist wild in Zanzibar, an unserer Küste, bei Mpwapwa, Bukoba, Mwanza, Gonda gefunden; die Samen und das Kraut werden ebenfalls gegessen. Bei Bagamoyo wird sie mpombo genannt, wie alle Kräuter, aus denen eine schleimige Sauce gemacht wird; in Mpwapwa heißt sie berere, an unserer Küste futa-mevitu, in Unyamwezi und Ugogo /endi. S. zndicum var. integerrimum Engl. ist in offenbar wildem Zustand im Gallahochland in 1300—1500 m Meereshöhe und ebenso am Lulua im Kongo- gebiet gefunden. Unsere Kulturpflanze ist ein Kraut von '/,—ı m Höhe mit meist eiförmig- länglichen, selten gelappten Blättern, die meist ganzrandig sind. Die weißen oder roten, schief glockenförmigen Blüten gleichen äußerlich am meisten denen unseres Fingerhuts (Digz/alis). Die Frucht ist eine längliche, stumpf vier- kantige Kapsel, die sich bei der Reife zuerst oben, später bis zum Grunde in vier Fächer spaltet, aus denen die zahlreichen, kleinen Samen herausfallen. Es gibt zwei Varietäten, eine mit dunklen und eine mit hellen Samen, die bei uns durcheinander angebaut werden, von denen die schwarze reichlicher aber schlechteres Öl liefern soll. Die Ansichten der Autoren über die Heimat unserer Pflanze gehen weit auseinander; während z.B. Ascherson und Schweinfurth wegen der Ver- breitung der anderen Arten der Gattung Afrika für die Heimat ansehen, sucht De Candolle sie in Indien oder eher noch auf den Sunda-Inseln, und Watt in Behar und Nordwest-Indien. Stuhlmann, Beiträge zur Kulturgeschichte von Ostafrika. | 26 Es ist noch nicht mit absoluter Sicherheit erwiesen, ob die Pflanze den Ägyptern der ältesten Zeit bekannt war.*) Brugsch hat den Namen semsem in einem Texte aus 1500 v. Chr. gefunden, auch deutet man die Abbildungen von kleinen Körnern in der Grabstätte von Rhamses III., die mit Mehl ver- mischt werden, auf Sesam; aber auffallend ist, daf3 die ältere jüdische Literatur die Pflanze nicht erwähnt. Daraus schloß man, daß sie in Ägypten erst nach dem — doch wohl sagenhaften — Exodus eingeführt wurde. Andererseits soll sie aber im »Papyrus Ebers« als semsemat genannt sein. Die Kapseln von Sesam, welche Schiaparelli in einem alten Grabe gefunden hat, hält Schweinfurth für Küchenreste von neueren Bewohnern dieser Gräber. Jedenfalls war Sesam zur Zeit von Theophrast und Dioscorides in Ägypten vorhanden, also mindestens im 4. Jahrhundert v. Chr.; diese nannten die Pflanze sesame und sagten, daß die Ägypter sie des Öles wegen anbauten, welches sie aus dem Samen gewönnen. Plinius schreibt dann später, daf3 der Sesam aus Indien stammen solle. Auch in den Talmuldischen Schriften ist er genannt. Wichtig ist, daß alle antiken Völker die Pflanze unter dem rein semitischen Namen sesame, sesamum kannten. (Ob nicht auch andere Ölpflanzen so hießen?) In Indien wird sie zuerst in den Institutionen des Manu genannt, und es ist sehr wahrscheinlich, daf3 sie den indischen Ariern schon vor ihrem Einbruch in Indien bekannt war, da fast alle arisch-indischen Völker sie mit Namen be- zeichnen, die mit 77/ zusammenhängen. Die dravidischen Rassen haben allerdings teilweise andere Namen und ebenso die Einwohner der Sundainseln. Aber man kann gewöhnlich aus der Verschiedenheit von Namen sehr wenig Schlüsse ziehen, nur die Gleichheit von Bezeichnungen erlaubt uns Schlußfolgerungen. Plinius erwähnt, daf3 sesamum von Sind in die Häfen des Roten Meeres ausgeführt wurde, und der Periplus des Roten Meeres, der etwa in der zweiten Hälfte des ersten Jahrhunderts (nach Glaser von einem Manne namens Basile zwischen 56 und 67 n. Chr.) geschrieben ist, erwähnt die Ausfuhr von Guzerat und den Handel mit Sesamöl von Opone, dem heutigen Ras Hafun. Herodot hatte schon früher den Anbau in Mesopotamien beschrieben. Die europäischen Reisenden beschreiben die Pflanze dann von 1510 an als sersalino, gergelino, gergelim, Namen, die den arabischen Benennungen entlehnt sind. Barro de Rezende, der Sekretär des portugiesischen Vizekönigs, erwähnt 1635 Sesam aus Zanzibar. Wenn auch in Afrika an vielen Stellen Sesam gebaut wird, so kann ich nicht annehmen, daß seine Kultur von hier ausging. Ich bestreite nicht, daß *) Samıma (babylonisch) scheint ein uralt-semitisches Wort für alle Fette zu sein, Sa-am-nu (Weisbach, Inschriften Nebukadnezars in Wadi Brisä 1906). Wahrscheinlich hängt damit auch das arabische Wort für Fett, ägyptisch saman, syrisch semen zusammen. Herr Baron Dr. F.von Oefele in Neuenahr schreibt mir, daß altbabylonisch Sarızz = die Pflanze, Samnı — das Fett, Samsamni = die Fettpflanze war. Jeremias (S. 429) schreibt Samnu-Öl. man so wie heute vielleicht schon in recht alter Zeit die Samen von wild vor- kommenden Sesam-Arten sammelte und verzehrte; aber daß die Kulturpflanze in einer Zeit, die so sehr weit zurückliegt, von hier nach Indien und dann nach Ägypten gebracht sein soll, kann ich nicht glauben. Der Kulturstrom ist von Nordost nach Südwest gegangen und nicht umgekehrt. Und wenn auch die Ägypter in sehr alter Zeit ihre Handelsverbindungen mit den Weihrauchländern in Südarabien und im Somali-Land hatten, und die Südaraber einerseits nach der afrikanischen Küste, andererseits nach Südasien handelten, so wird doch nie erwähnt, daf3 man von Afrika Sesam holte. Im Gegenteil, die Überlieferung weist auch in Ägypten nach Indien. Wenn ich alles zusammenfasse, so ist es mir am wahrscheinlichsten, daß die Pflanze S. zudzicum oder eine sehr nahe verwandte Art in alter Zeit wie so viele andere ihr Verbreitungsgebiet von Mittelafrika durch Arabien und Mesopotamien bis nach Persien, Afganistan und Nordwestindien hatte, und dafs sie in Mesopotamien oder einem Nachbarlande, jedenfalls bei semitischen Völkern vor sehr langer Zeit in Kultur genommen wurde, vielleicht auch bei den Ur-Ariern. So kann man nun die große Gruppe der semitischen Namen, von denen die europäischen abstammen, und andererseits die indischen Namen in weiter Ver- breitung erklären. Wenn daneben noch eine Menge Bezeichnungen der Draviden, der Perser, Malayen, Chinesen und überall in Afrika bestehen, so ist diese Erscheinung nicht vereinzelt, man denke nur an Manyiok, Batate und anderes, deren Ursprung man genau verfolgen kann und die überall verschiedene Namen haben. I. Indische Gruppe. Sanscrit %la, tilaha (Saat), tzla-taila (Öl), sueha phala (?). Hindu 7/, krischna-tl, kala-tıl, barik-ul, tir, tılmın, und die eingeführten Worte kunjad (persisch), gingl/ (arabisch). Malayalal s/zZela, singhalesisch /el-tala. 2. Semitische Gruppe. Arabisch alyuhjwlan, jyl-jylan, djil-djtlan, chulchulan, Ägypten semsam, griechisch sesame, spanisch al-jonjoli, sorgelin, italienisch serse- Jıno, ginggiolino, giuggiolino, portugiesisch grrgelin, zirselim, französisch yuge- oline usw. 3. Verschiedene Bezeichnungen. Persisch Aunjed, roghen, roghane, in Turkestan kunshut, Burmesisch Zxan, Canaresisch yellu, wull-ellu, Tamilen yellx, yellu-chedi, Telegu »uvu, Malayisch vzajin, Java /enga, Banda alalun, Sumatra benjam. Chinesisch snoa, chi-ma, ku-shing, tsze, Japan koba. Das Öl soll auf arabisch go/golan, jiritch, shıray, dhonuel-hal, auf indisch mitha-tel, tilka-tel, Tamil nal-yennai, Telegu manchi-noonay, die Saat auf arabisch siomsim heißen. Aus dem Umstande, daß die alten Ägypter, Griechen, Römer, Juden der Talmud-Zeit, Syrier, Araber, die alten Bewohner von Mesopotamien nach Herodots Zeugnis, und endlich auch die Bewohner von Nordwestindien, die unter mohammedischem Einfluß standen, die Pflanze mit sesem und davon abgeleiteten Worten benennen und nicht mit den Worten, die mit der Sanscrit- Bezeichnung 7/a zusammenhängen, in Verbindung mit dem Umstande, daf die 26= meisten Kulturentlehnungen von Ost nach West, aber fast keine den umgekehrten Weg gingen, kann man den ziemlich sicheren Schluß} ziehen, daf3 obige Völker den Sesam von einem semitischen Volk erhielten, also mit großer Wahrscheinlichkeit von Arabien oder noch eher von Mesopotamien und Umgegend. Es ist nicht wahrscheinlich, daß die Ägypter ihn schon mit den ersten Kulturströmen, die ihnen von Mesopotamien den Ackerbau mit Pflug, Viehhaltung, Weizen usw. brachte, bekamen, sondern erst kurz vor 1500 v. Chr., wenn man die Angabe des »Papyrus Ebers« annehmen will, oder aber einige Zeit vor der Griechen- Periode. Es ist anzunehmen, daf3 mindestens zum Beginn unserer Zeitrechnung der grofle hamito-semitische Völkerstrom, der die Ostküste Afrikas entlang ging und wahrscheinlich ursprünglich von der Gegend der Elamiter am Euphrat- und Tigristal aus ging, und wo uns außerdem der Handel mit Sesam vom Periplus ins Rote Meer bezeugt wird: daf3 dieser Kulturstrom die Kenntnis des Sesam auch nach Ostafrika brachte, dieselbe Völkerwanderung aber in bedeutend früherer Zeit die Pflanze wahrscheinlich in die hamitischen Gebiete von Oberägypten und vom Sudan einführte, von wo sie allmählich zusammen mit manchen anderen Kenntnissen bis zur afrikanischen Westküste gelangte. Wie bereits oben erwähnt, ist es sehr wohl möglich, daß die Einwohner von Afrika schon in sehr entlegener Zeit die Samen von wild wachsenden Sesam- arten benützten, aber die Kultur der angebauten Sorte ist meinem rein persön- lichen Gefühl nach hier in Ostafrika nicht übermäßig alt, sondern eingeführt. Die Gründe für diese Ansicht, die sich allerdings nicht beweisen läßt, sind einmal, daf die Kultur bei uns nicht sehr verbreitet ist. Allerdings gibt sich der Neger mit allem Anbau, der nicht zur Befriedigung des täglichen Hungerbedürf- nisses dient, sehr wenig Mühe, und Sesam wird höchstens einmal als Zukost ge- nossen. Nur in dem Hinterland unserer südlichen Bezirke, wie Kilwa und Lindi, hat die Kultur sich ausgedehnt, und in letzter Zeit fängt man damit auch am Victoria-See an, wie die Exportzahlen über die Binnengrenze beweisen. Zweitens gibt es meiner Ansicht für die Sesam-Pflanze gar kein eigentliches Swahili-Wort. Alle Worte für Pflanzen beginnen mit dem Präfix »m«; so heißt limao die Zitrone, m/ömao der Zitronenbaum. Der Sesam heißt auf Swahili fra, und zwar die Saat und die Pflanze. Das ist recht ungewöhnlich, wir haben diese Erscheinung sonst nur bei Pflanzen, die ganz neu eingeführt sind (z. B. kiasz) oder hier — wie z. B. die Zwiebel #z/ungun, — nicht angepflanzt werden. Ufuta ist also die Sesam-Saat. Mafuta ist die Bezeichnung für alles Öl, Fett, sowohl von Tieren als auch Pflanzen stammend; das Sesam-Öl nennt man mafuta y uto. Uto ist einmal das Eiweiß, dann aber auch flüssiges Fett aus ölhaltigen Substanzen, z.B. uto ya nyama ist ausgeschmolzener Rindertalg, und im übertragenen Sinne sagt man auch zo ya risass für geschmolzenes Blei. Zuta ist Fett und Talg, aus tierischen Substanzen ausgelassen. Zufolge diesen, aus dem großen Lexikon von Krapf entnommenen Bezeichnungen heißt also zfuta einfach Ölsaat, mafuta ya uto Nüssiges Fett; das Wort wird allerdings nur für Sesam-Öl angewandt. Ob das Wort irgendwie aus dem Arabischen stammt, ist mir nicht bekannt. Ich er- wähne an dieser Stelle noch, daf3 die zerstampfte Sesam-Saat, die zur Herstellung des Öles vorbereitet ist, Azdatu cha uto, die ausgepreßten Ölkuchen s/udu ya uto, im Kigunya-Dialekt von Lamu dazar heilen. In den verschiedenen afrikanischen Sprachen wird die Sesam-Pflanze mit ganz verschiedenen Worten bezeichnet, von denen ich im Nachfolgenden einige gebe, wobei es unsicher ist, ob immer die kultivierten oder die wilden Arten ge- meint sind. Die Verschiedenartigkeit der Namen ist in Afrika an sich nichts besonderes und läßt wenig Schlüsse zu, aber in diesem Falle ist sie vielleicht zum Teil darauf zurückzuführen, daf3 man wohl die eingeführte Kulturart mit den Namen der sehr ähnlichen einheimischen Sorten bezeichnete. A-Sande »bzgpalla, Lur landi, Schuli z72/,n, Lattuka auyzhın, Madi anyu, Am- harisch salzt, sselid, Tigrinja angoda, angada, Arabisch semsem, Haussa rzdz, Kanuri malessari, Fullah nome (die drei letzten Worte nach Passarge für S. radiatum), Unyoro makjandi, Uganda ntungo, Usagara und Wamakonde wlLende, Usukuma runionya*), Wamyamwezi umionya oder usambya, Bukoba wonsa, Uhehe ufutha (wie an der Küste), Makua »ambogwe, Usaramo myegca, Walombo znyunya, Ukami ukuya, Wadigo ufuha, Wasegeju xguta, Wahiyao rkupa, Uha dulenda, in Ugogo miheja, bei Mkalama-lrangi z/ende, bei Wiedhafen sono, bei den Wamuäsa (Langen- burg) ununia. Außerdem sind die oben für die wilden Arten gegebenen Namen zu vergleichen. Wie ich bereits erwähnte, kommt die Kultur bei uns in größerer Ausdehnung besonders im Hinterland von Kilwa und Lindi vor, anscheinend anschließend an die ausgedehnten Kulturen im benachbarten portugiesischen Gebiete, und auch vielleicht von dort herübergebracht. Vereinzelt bauen die Leute diese Pflanze an der ganzen Küste und auch wohl hier und da im Binnenlande zwischen anderen Früchten. Dort wird sie aber ausgedehnter nur im Süden des Victoria- Sees kultiviert, weniger bei Bukoba, in Mpororo, Ruanda und Urundi, dann noch in Ungoni, Ukami und etwas bei Langenburg. Auf der Expedition mit Emin Pascha haben wir Sesam, soweit ich mich erinnere, bei den Warassura im Westen von Unyoro, in der Semliki-Ebene und in den Gebieten westlich vom Albert-See beobachtet. Im Sudan wird Sesam offenbar überall angepflanzt, ich vermute beinahe, dafS er dort hauptsächlich im Gefolge der arabischen Kultur auftritt, übergreifend nach Mombuttu, Niamniam und in die Haussa-Länder. Leider habe ich keine Literatur, um diese Frage zu studieren. Auch fehlen mir Notizen von der West- küste, nur finde ich die Angabe von Warburg in Baum'’s Reisebericht, dafs Sesam in Südangola fehlt. Im »Tropenpflanzer« für 1900 finde ich, dal Sesam im Kamerun-Hinterland, — im Wute- und Tibati-Land —, gebaut wird, ebenso *) unyonya ist vielfach auch für Azeinus gebräuchlich und wohl ein altes Bantu-Wort für Fett (s. S. 399). auch im Waldlande des Kongostaates. Nach einer Notiz im »Tropenpflanzer« von 1898 wird Sesam an der Kamerun-Küste nicht, wohl aber in Adamaua ge- baut. In Togo hatten die Eingeborenen an der Küste die Kultur aufgegeben, aber im Hinterland, z. B. in Kete Kratji, nicht, wo man auch 5. radiatum baut. Ganz bedeutend ist die Sesam-Kultur in der portugiesischen Mosambik- Provinz. Eine sehr große Produktion hat auch British-Indien, das abgesehen von dem sehr großen Konsum im Lande, 1877 ı,3 Millionen ctw. im Werte von 8,6 Millionen Rup., 1893 2,5 Millionen ctw. im Werte von 20,9 Millionen Rup. an Saat ausführte, dazu noch Öl. Deutschland importiert jährlich etwa 140—250000 Doppelzentner im Werte von 4—35'sa Millionen Mark; der Hauptkonsument aber ist Frankreich, wo in Marseille allein jährlich für 25—30 Millionen Francs Saat eingeführt werden. Eine große Bedeutung hat auch für uns das Sesam-Öl, weil im Margarine-Gesetz eine Beimischung von Sesam-Öl vorgeschrieben ist, das man durch eine einfache chemische Reaktion in der fertigen Margarine erkennen kann. Vergl. Ausführungs- bestimmungen des Bundesrates zum »Gesetz über den Verkehr mit Butter, Käse, Schmalz und deren Ersatzmitteln< vom 4. März 1897. (Furfurol-Reaktion auf Sesam-Öl.) Die Ausfuhr von Sesam-Saat aus Deutsch-Ostafrika geht aus der folgenden Liste hervor: Ausfuhr aus Deutsch-Ostafrika: 1889 1330000 Kilo 1890 1720000 ,, 1891 1A30.000.05,, 1892 780000 ,, 1893 740000 „, 1894 1220000 ,, 1895 11290009. 5 1896 7200004. ,, 1897 ISAOOOOFT,, 1898 620000 _$„, 1899 440000 ,„, 1900 885215 ° ,„ im Wert von 179568 Mk. 1901 1.05 8200 7 ,, x R 27983, 1902 I 343 825 „, „’ 93 „’ 246779 „’ 1903 723929, Mr ” 2,7040 1904 2 348 587 „’ >} „’ ”’ 374.026 „, 1905 TREO n A 521309068 1906 62123690, R MT 220280,, 1907 A9ZTASE N EN 13030708, Davon gingen über die Binnengrenze, hauptsächlich von Muanza ausgeführt: 1905 49857 Kilo im Wert von 5229 Mk. 1OOOEE SONST N N 8 ,,5113:167 &,; ISO O2 nn 5570, Man sieht, die Ausfuhr ist ganz außerordentlich schwankend, von einem Jahre zum nächsten oft um die Hälfte. Woran das liegt, ist kaum aufzuklären, man kann höchstens an ungünstige Witterungsverhältnisse denken. Der Rück- gang im Jahre 1896 ist wohl auf die Heuschreckenplage, der 1906 auf die kriegerischen Unruhen zurückzuführen. Wie hoch der Gesamtimport in Deutschland ist, weifß3 ich leider nicht. In Hamburg allein wurden importiert an Öl: 1904 2201 Dz. im Wert von 143 260 Mk. 1905 3751 2) ”, „’ 2” 255 140 „’ KO0O AO 307480, 1907 3200 nen 2240903, ,, und an Saat: 1904 127754 Dz. im Wert von 3015520 Mk. 1905 I49494 , & R ag 2422052034, 1906 ZSWEOTT are ;S BEE S42 700, 1907 203,898. van. 90 68409300. .;, Von diesem kommt das meiste aus Britisch-Ostindien, dann auch aus China, Kleinasien, Syrien, Portugiesisch- und dem sonstigen Ostafrika. Man sieht also, daß allein der Hamburger Markt mehr als das zehnfache der Ausfuhr von Deutsch-Ostafrika aufnehmen kann. Im Haushalt der Eingeborenen spielt der Sesam im Innern nur eine neben sächliche Rolle, zerquetscht wird er zu Saucen oder als Beimengung zum Mehl- brei genossen; die Herstellung von Öl kennt man eigentlich nur im Bereich des arabischen Einflusses. Man quetscht das Öl meist in primitiver Weise auf den Mahl- steinen aus, mit denen sonst das Getreide gemahlen wird. So machten es auch die Sudanesen der Äquatorialprovinz. An der Küste aber sind in jedem größeren Ort die primitiven arabisch-indischen Ölmühlen tätig (kinu cha kushindikia). Die Saat kommt in einen großen hölzernen Mörser, in dem ein dickes hölzernes Pistill geht, das im Kreise an einem Balken bewegt wird, den ein Kamel herum- drehen muß. KAushindika heißt die Ölmühle treiben, ‚kuyjakaja Öl stampfen, eben- so wie kupinda mafuta. Diese leise quietschenden Ölmühlen verarbeiten eigent- lich nur Sesam und sind hier fast immer in Händen von Südarabern aus Sheher. Kamele, aus Maskat oder der Somali-Küste importiert, fristen in den dunklen Hütten, in denen diese Mühlen stehen, ein kümmerliches Dasein. Genau die- selben Mühlen sah ich in Indien, und auch in Arabien sollen sie überall sein. Bei der primitiven Bereitungsweise wird kaum die Hälfte des in der Saat ent- haltenen Öles gewonnen. Der Ölkuchen, mashudu, wird an das Vieh verfüttert. Das Sesamöl wird von den Eingeborenen der Küste zu Küchenzwecken gerne verwandt, sie braten ihre Fische und ihre Reiskuchen (vztwmbda) usw. darin. Vielleicht sind früher die schleehten Sorten auch als Lampenöl benützt, allerdings wohl mehr Cocosöl. Aber diese kleinen Tonlampen mit Schnabel, die den antiken ähnelten, sind an der Küste ganz verschwunden, wo man nur noch Petroleum in kleinen, immer qualmenden Lämpchen aus altem Blech brennt; und der Neger des Inneren kennt eine Abendbeleuchtung mit Lampe nicht, das Herdfeuer genügt ihm. Sesam-Saat ist zu Hause ein Artikel, der sehr aufnahmefähig ist, wie alle Öl- früchte, außerdem verträgt er bei dem Hamburger Preise von ca. 27—-32 Mk. pro 100 Kilo die Transportkosten. Es ist, schon weil die Sesam-Kultur in den Hackbau des Negers hineinpafßst, ein vorzügliches Exportprodukt für ihn in allen Gegenden, die leidlich am Verkehr liegen. Man kann gar nicht genug die Leute zum An- bau davon anregen, und die Eröffnung des Handels am Victoria-See durch die Uganda-Bahn hat gezeigt, daß die Eingeborenen, welche im Aktionsradius der Bahn wohnen, schon ein wenig an den Anbau herangehen, sowie an den von Erdnüssen. 13. Sterculia sp. Die dunklen, in einem Pelz von unangenehmen Brennhaaren sitzenden Samen von SZerculia-Arten werden neuerdings gesucht, da man aus ihnen Substanzen herstellt, welche als Zusatz zum Kautschuk verwandt werden. Bei uns in Ostafrika kommen eine ganze Anzahl Arten dieser Pflanzengattung vor- z. B. die hohen Bäume mit den langen, schneeweifßsen Stämmen die in Flußufer, wäldern häufig sind (S7. alata). Es würde sich der Mühe lohnen, von allen Sterculia-Arten einmal Samen-Proben zur Untersuchung einzusammeln. 14. Telfairia pedata Hook. Die Kwemme-Liane bringt riesige, kürbisartige Früchte hervor, welche eine Menge flacher Kerne enthalten, deren grüne Binnenschale bitter, das Fleisch aber süß und sehr ölhaltig ist, so daß man die Kerne recht gut als Ersatz für Mandeln verwenden kann. Die Kerne sind außen von einem Netz von Bastzellen um- geben. Die mächtige armdicke Liane ist offenbar in dem Küstengebiet von Ostafrika heimisch; sie wird von den Negern aber oft in Halbkultur genommen und an den Bäumen in der Nähe der Dörfer angepflanzt, da man ihre Samen gerne ifßft und auch an der Küste verkauft. Der Swahili-Name ist mkweme, und unter dieser Bezeichnung ist sie auch in Reunion, Madagascar, Mossambik in Kultur. In Usambara heißen die großen Früchte /znba, die Nüsse /ukungu, bei den Wadigo kungu, den Wassegeju »gungu, den Wamakonde dimeme, den Wahiyao mapeme, Man kann die Samen überall an der Küste zu kaufen bekommen. 15. Terminalia Catappa L. Der indische Mandelbaum oder Etagenbaum hat eine grüne, im reifen Zustand etwas rötliche Frucht, die eine holzig-schwammige Schale enthält, in der ein mandelartiger Kern sitzt. Dieser enthält ein recht geschätztes Öl. Aber auch der Kern selbst kann wie Mandeln verwendet werden. Da der Baum bei uns sehr viel in den Alleen gezogen wird, sollte man auf seine Früchte achten, die vielleicht einen Exportartikel geben können, allerdings nur, wenn man gröfßere Mengen liefern kann. Einstweilen verzehren die Neger nur die gerbstoffhaltige, leicht süßlich schmeckende Rinde der Frucht. Der Swahili-Name ist wrungu. (Vergl. auch unter Fruchtbäumen S. 122.) XIII. Pflanzen, die ätherische Öle und Kampfer liefern. 1. Andropogon sp. Eine ganze Reihe von den zur Gattung Andropogon gehörigen Gräsern enthalten in den Blättern oder Wurzeln ätherische Öle. Die Arten sind recht schwer zu unterscheiden, stellenweise handelt es sich bei den verschiedenen Sorten von Andropogon-Ölen vielleicht auch nur um Standortsvarietäten der Gräser, welche Öle mit etwas verschiedenen Eigenschaften enthalten. Ich führe die bekannten Sorten hier nach der Literatur auf, besonders nach O. Stapf, the oil Grasses of India and Ceylon. Bull. of Misc. Information. Kew. London 1906, 9. 297. a. Adropogon Schoenanthus Spreng. kommt von Nordafrika, Arabien, Indien bis Tibet vor, auch in Persien, Beludschistan und Abessinien. Es ist die herba schönanthi der alten Pharmazie und war den klassischen Völkern als schoinos aromaticus, Juncus odoratus, schoenus bekannt, die sie zur Herstellung von Salbölen, Bereitung von duftenden Lagerstätten, zu Räucherungen usw. benützten. Auch narde, stakte scheint man es genannt zu haben, wenn auch die eigentliche Narde wohl meist Nardostachys Fatamansi D.C“) und Valeriana celtica ge- wesen sein mögen. Den alten Ägyptern war unsere Pflanze als /aa oder Zau bekannt, (dieser Name auch für Zordeum), sie ist jedenfalls in altägyptischen Gräbern ge- funden.**) Die Araber nennen sie zsrhir, idkhir, kilal-el-mamum, tibu-el-makak, in *=) Nach Yule und Burnell kommt das den Alten bekannte Wort zardus, nardos von Sanscrit zalada durch semitische Vermittelung, persisch zard, Sanscrit zada, ein Schilfrohr. **) Das Gras ist in Särgen der Necropolis von Theben der 2oten und 2ıten Dynastie gefunden (1200—1000 v. Chr.) Es ist später in der Ptolomaer Zeit als »aethiopisches Rohr, Cyperus des Westens« bekannt gewesen. Vielleicht war es das »kaneh-bosem«, kaneh-hattobh der Juden. Hippocrates (460—375 v. Chr.) scheint es gekannt zu haben, Theophrast beschreibt eine Sorte schoinos »von der anderen Seite des Libanon«, ein andere aus Arabien. Dioscorides gibt Anweisungen für die Auswahl des Materials. Ausführlich behandelt Stapf a. a. O. S. 305 die Geschichte dieses Grases. Ägypten mdhareb, m’häh(Hedjas), beiden Indiern karancusa, khavi, ghatyari, lamjak, jelesaya usw., in Persien ulfas-udwiyah, gor-giyah. Die Var. Jwarancusa Blane kommt außer in Östindien auch in Ostafrika vor, in Abessinien, dem Sudan, Mossambik und Zambezi. Da in den Wüsten A. schoenanthus — A. laniger die Hauptnahrung der Kamele bilden soll, wurde das Gras im Altertum auch als foenum camelorum bezeichnet. Aus ihm wird das Kamelgrasöl genannte Öl destilliert, das aber wenig verwandt wird. Das Gras findet sich viel in West- afrika, in Abessinien, dem Sudan, in den küstennahen Gebirgen von Ostafrika, am Kilimandjaro usw., wo es bis 3 Meter hohe Blütenstände treibt. In Hooker’s »Flora of India« werden 7 Varietäten davon aufgezählt. Bei uns kommt sicher die Var. densiflora mit kugeligen Blütenständen aufser der gewöhnlichen Form vor. Die Blätter des Grases duften beim Zerreiben intensiv nach Pommeranzen. Die Eingeborenen wenden Abkochungen des Grases hier und da als schweißtreibenden Tee, besonders bei Brustschmerzen an. Die Massai behaupten, wie Merker angibt, daß die Kälber nach dem Genuß des 0/ godet | onjugi genannten Grases an schwerem Durchfall erkranken. Das Öl aus unserem einheimischen Gras ist noch unbekannt. b. Andropogon (Cymbopogon) Martini Stapf findet sich wild in Afghanistan und Indien. In der Präsidentschaft Bombay (Distrikt Kandesh) wird aus diesem Gras in Mengen das Palmarosa- oder unechte Geranium-Öl destilliert mit 0,3—0,4°/, Ausbeute. Man nennt das Produkt auch Nimmar-Öl, Rusa-Öl, rvose- gavat, rohisha, Ginger-Öl. Im Jahre 1879 wurden 3600 Kilo, jetzt etwa 20000 Kilo davon verschifft, und zwar besonders in die Häfen des Roten Meeres, von wo man es nach Ägypten, Konstantinopel etc. bringt. Es wird ebenso wie das Geranium- Öl als Surrogat für das teure Rosenöl oder zur Verfälschung desselben verwandt. Das Öl ist auch in Zanzibar als unechtes Rosenöl in den Indier-Läden erhältlich und wird von den Arabern, Indiern und Swahili, die sich das echte Öl nicht leisten können, gerne zu kosmetischen Zwecken verwandt. Es ist dies einer der vielen arabischen Wohlgerüche, mit den Sammelnamen smarashz oder nukrato (von kumuchsa = riechen) benannt. Diese Art haben wir meines Wissens hier noch nicht angepflanzt oder aus- gebeutet. Da das Öl wenn es unverfälscht ist, ganz gut bezahlt wird,‘ würde sich die Anzucht empfehlen, um zu ermitteln, wieviel Rente sie gibt. Man sollte aber die im Bezirke Kandesh angebaute Rasse zu diesem Zweck einführen. c. Andropogon(Cymbopogon) citratus Stapf ist nur in angebautem Zustand aus den meisten tropischen Ländern bekannt. Das daraus gewonnene Öl hat aber ganz andere Eigenschaften als das obige, indem es nicht Geraniol sondern Citral enthält, also stark nach Zitronen duftet. (Die Art ist auch mit A. nardus nahe verwandt.) Aus ihm wird das Lemongras-Öl des Handels dar- gestellt, das man auch indisches Verbena- oder indisches Melissen-Öl nennt. Man kultiviert dieses fast nie blühende Gras in Östindien, außerdem auch auf Ceylon, in Singapore, im östlichen Archipel und neuerdings auch in Brasilien und St. Thome. Es wurden von Ceylon 1883 1500 lbs. Öl verschifft, von den Straits-Settelments etwa 2000—3000 Ibs. Das Öl wird zu Parfümeriezwecken und besonders zur Seifenfabrikation verwandt. Das wertvollere Lemongras-Öl soll oft mit dem weniger kostenden Citronellöl verfälscht werden. Dieser Art nahe verwandt ist A.(Cymbopogon)flexuosus Stapf, das Citronellgras von Tinivelly und Travancore; von der Malabar-Küste wurden 1896/97 zirka 270000 Ibs. Öl ausgeführt. Schon 1888 sah ich im Garten des deutschen Klubs in Zanzibar und in der katholischen Mission in Bagamoyo Andropogon-Gräser, die wahrscheinlich mit dem A. czfratus verwandt waren und vielleicht aus Reunion eingeführt waren. In Amani sind einige hundert Pflanzen, die meist als A. cz/ratus be- zeichnet werden. Sie stammen von der nahen Kaffeepflanzung Derema der D. O. A. G., und ich möchte annehmen, daß diese sie auch aus Zanzibar er- hielt. Das daraus dargestellte Öl ist nach den Berichten von Schimmel (1905) nicht mit dem indischen konkurrenzfähig. Ein in Kamerun destilliertes Öl glich der westindischen Sorte, die schlechter als die indische sein soll. Es ist demnach anzunehmen, daf3 wir hier nicht eine gute Varietät des Grrases haben, oder daf3 Standort und Klima sehr große Einflüsse auf die Qualität der Öle haben. Dies wird auch von mehreren Autoren vermutet, besonders z. B. für A. Schoenanthus. So bekam der Garten in Buitenzorg (Verslag 1903) Saat von angeblich A. Schoenanthus aus Indien, die daraus gezogenen Pflanzen und das Öl waren aber von den indischen verschieden. Ch. A. Sawer hat im »Chemist and Druggist 1904«, in einer mir leider nicht zugänglichen Arbeit die Andropogon-Gräser botanisch studiert und dabei große Variabilität gefunden. Nach den erhaltenen Ölen soll man durchaus nicht immer auf die Stammpflanze schliefßen können. Besonders variabel soll A. Schoenanthus sein, aber auch bei A. Nardus sollen Klima, Boden und Zeit des Schnittes einen grofSen Ein- fluß auf die Qualität des Öles haben. Es ist somit wahrscheinlich, daß wir in Aımani entweder eine schlechte Rasse des A. czfratus oder A. flexuosus haben, oder daß die Art sich hier anders als in Indien verhält. Entschieden kann dies erst durch Importe neuer Pflanzen aus den Ursprungsländern oder durch lange Kulturversuche werden. Jeden- falls sollten wir diesen Andropogon-Arten Aufmerksamkeit schenken, denn man kann sie eventuell mit Nutzen auf den für Kaffee unrentablen Bergländereien bei uns pflanzen. d. Andropogon(Cymbopogon) Nardus Rendle ist ein mit A. Schoe- nanthus sehr nahe verwandtes Gras, das im wärmeren Indien, Birma, den malayischen Ländern, in Ceylon, Afrika und Nordaustralien nur kultiviert als Citronella-Gras bekannt ist. Hauptsächlich in Ceylon wird es im Großen angebaut, wo etwa 17000 Hektar damit bepflanzt sein sollen. Man baut dort vier Varietäten davon, die zweien Gruppen angehören. Die Hauptmasse wird in Ceylon lanabatu genannt, das Öl derselben ist schlechter, die Ausbeute geringer, aber das Gras macht an Boden weniger Ansprüche und bedarf nicht des häufigen Verpflanzens, wie die andere Art. Der Umstand, daß man zum großen Teil diese Sorte pflanzt, soll zur Verschlechterung des Ceylon-Öles mehr als die Verfälschungen beigetragen haben (nach Joyasuriya, zitiert in Schimmel's Berichten 1905). Die zweite Sorte, mahapangiri genannt, soll ursprünglich aus Malacca stammen und ein besseres und reichlicheres Öl geben, aber große Anforderungen an den Boden stellen und häufiges Verpflanzen verlangen. In Java und Singapore soll eine gute Sorte gebaut werden. Im Vollertrag will man in Ceylon 71 Pfund Öl auf dem mit 135000 (?) Pflanzen bestellten Acre erhalten, nach anderen Angaben 16—20 Flaschen beim Sommerschnitt und 5s—1ıo Flaschen beim Winterschnitt auf den Acre, die Flasche zu 22 Unzen. In Ceylon gibt es etwa 600 Destillieranlagen. Man führte dort 1887 550000 Ibs., 1898 1360000 Ibs., 1904 768000 Ibs., 1905 855 000 Ibs. (nach Trop. Agric. Aug. 1905 sogar 1282471 Ibs.), 1906 694000 |bs. von 40—50000 Acres des Öles aus, das fast alles zur Seifenfabrikation verbraucht wird. Nach dem Bericht von Schimmel für 1905 liefern die vier Varietäten in Ceylon Öle verschiedener Beschaffenheit. Von der malayischen Halbinsel -sollen (1903) ca. 30000 |bs. von ca. 2000 Acres kommen. Diese Grassorte haben wir meines Wissens in Ostafrika noch nicht. . e) Andropogon (Vetiveria) zizanioides Stapf (muricatus Rets) enthält das ätherische Öl nicht wie alle die vorigen Arten in den Blättern, sondern nur in den Wurzeln. Die Art kommt wild im Küstenlande von Indien, im Pendschab, Coromandel, Mysore, Bengalen, Burma, Ceylon vor, es wird aber dort wie auch in Reunion, Mauritius, den Philippinen, Westindien, Brasilien und neuerdings in Ostafrika ebenfalls angebaut. In Indien wird es khas, cus-cus, bala, panni, vala, bena, varelu usw. genannt, in den französischen Kolonien in Indien vezver, die Wurzeln (khas-khas, vetiver) sind in den europäischen Apotheken als Radir anatheri, R. vetiveriae bekannt. Das ausgedehnte Wurzel- system duftet sehr stark; aus ihm fertigt man in Indien die vzssary genannten Matten und Fächer. Besonders diese Matten kann man fast in jedem Hause in Indien in der heißen Zeit vor Türen und Fenstern hängen sehen, wo sie, stets durch Wasserübergußß feucht gehalten, Kühlung bringen und durch ihren Geruch Insekten abhalten. Kleine Partien werden in den europäischen Parfümerieläden verkauft zum Zwischenlegen im Wäscheschrank usw. Die hellbraunen Wurzeln werden meist ausgeführt, selten wird daraus das Öl in Indien destilliert, was in- folge seiner schweren Flüchtigkeit nicht leicht ist. In Amani kultivieren wir einige Tausend Pflanzen und haben auch das dickflüssige Öl daraus destilliert, das dem aus Reunion kommenden gleich geachtet wurde. Die Ausbeute soll 0,4——-0,9 ”/o geben. Die in Amani gewonnene Wurzel wurde auf dem Hamburger Markt und von den heimischen Fabriken ätherischer Öle gut beurteilt. Demnach haben wir neuerdings in Amani und der, neuerdings verpachteten, Zweigstation Mombo einen größeren Anbauversuch damit gemacht, um festzustellen, wieviel'und wie rasch sie brauchbare Wurzel gibt. Es lassen sich jedenfalls bedeutende Quanti- titäten davon hier züchten, nur ist in schwerem Boden das Ausgraben der Wurzeln etwas kostspielig, in leichterem billiger. Bei einem Versuch erhielten wir folgendes Resultat: In Amanı wurden von 1975 Pflanzen 105 Kilo Wurzeln mit einem Aufwand von Arbeitslohn für die Ausgaben usw. von ııı Mark gewonnen, also 54 Gramm pro Pflanze. Doch ist bei dem schweren Boden dort die Entwickelung der Wurzel nicht gut und der Arbeitslohn hoch. In Mombo auf leichterem Boden kostete das Graben, Packen, Trocknen von 177 Kilo Wurzeln 74 Rup. = 08,3 Mark. Der Transport bis Hamburg kostete noch 68 Mark, so daf3 uns 282 Kilo auf 279 Mark zu stehen kamen. Das Gewicht war auf dem Transport bis Deutsch- land noch auf 250 Kilo’ zurückgegangen, für die wir 362,50 Mark erlösten. Die Kosten für das Roden und Reinhalten des Landes, Pflanzen und Zinsverlust sind bei obigem nicht in Ansatz gebracht, so daß nicht viel Gewinn übrig sein wird. Aber auf leichtem, sandigem Boden wird man bessere Resultate mit geringeren Unkosten erreichen, so daf3 eine rentable Ausfuhr mir möglich scheint. Wir setzen deshalb unsere Versuche fort. Ob aber der deutsche Markt für große Mengen dieser Wurzeln und immer zu 1,45 Mark pro Kilo aufnahmefähig sein wird, ist mir unwahrscheinlich. In Bombay wurde uns nur recht wenig für sie geboten. 2. Cananga odorata Hook. et Thoms. Das Ylang-ylang- oder Cananga-Öl wird auf der Insel Luzon der Philippinen unter dem ersten, auf Java unter dem zweiten Namen gewonnen. Es wurde, ob- gleich in den Ursprungsländern (z. B. in Java) die sehr wohlriechenden Blüten bei den Eingeborenen lange in Gebrauch waren, erst von deutschen Unternehmern auf Luzon dargestellt, ward 1864 zuerst nach Europa gebracht und kam nach der Pariser Weltausstellung 1878 zur Herstellung von Parfüms in Mode. Das erste feinere Destillat geht als das viel wertvollere Ylang-ylang, das zweite auch von Manilla als minderwertigeres Cananga-Öl in den Handel; das von Luzon gilt für besser als das von Java. 1900 brachte ich Samen der Pflanze von Reunion mit, die im Januar 1903 schon zu blühenden Bäumen geworden waren. Im August 1905 bildeten sich die ersten Seitenäste in den Blattwinkeln. In Daressalam blühten die Bäume fast das ganze Jahr lang, in der kühlen Zeit weniger als in der heißen. Samen setzten sie nur wenig an, aus denen dann die in Amani stehenden Exemplare heran- gezogen wurden, die in der warmen Zeit 1906/07 die ersten Blüten trugen. Sie wachsen hier im Sigi-Tal recht rasch und gut, blühen aber bisher nur in der 2 — A warmen Zeit. Versuche mit der Destillation des Öles sind bislang noch nicht gemacht, doch ist es wahrscheinlich, daß auch hier ein gutes Öl zu erzielen ist! Aus 5 Kilo Blüten soll man 25 Gramm Öl gewinnen. Das gute von Manilla kostet 420—450 Mark pro Kilo, das schlechte von Java nur etwa 65 Mark. Hamburg führte 1905 210 Kilo Ylang-ylang-Öl im Werte von 17500 Mark von den Philippinen ein, wieviel von Java kann ich nicht feststellen. Das Öl wird jetzt auch synthetisch dargestellt. Manilla verschiffte 1907 27 000 Kilo. 3. Cinnamomum Camphora F. Nees et Eberm. Der Kampferbaum, zu den Lorbeergewächsen gehörig und mit dem Zimt- baum nahe verwandt, ist in den südöstlichen Provinzen von China, besonders auf der Insel Formosa, sowie in Südjapan heimisch und bildet dort mächtige Bäume. Es sind Pflanzen mit harten, glänzenden, stark aromatisch riechenden Blättern und unscheinbaren Blüten. Der Kampfer wird aus dem in Stücke geschlagenen Holz destilliert. Neuerdings hat man auch aus den Blättern und jungen Zweigen ihn destilliert, und zwar etwa ein Prozent daraus erhalten. Es wird zunächst Kampferöl gewonnen, aus dem sich in der Kälte der Kampfer abscheidet. Aus diesem Baume wird der japanisch-chinesische Kampfer gewonnen. Ein ganz ähnliches Produkt wird von dem in Borneo und Sumatra wachsen- den Baum Dryobalanops aromatica Gärtn. gesammelt, einer zu den Diptero- carpaceae gehörenden Pflanze. Der sogenannte Borneo-Kampfer findet sich in Spalten des Holzes dieses Baumes, ist aber seltener und auch heute noch recht teuer. Er ist der erste Kampfer, der im frühen Mittelalter bekannt war; heute kommt er nur noch selten in den Handel, soll aber bei den Chinesen sehr gesucht sein zur Einbalsamierung der Toten. Auch die Malayen sollen dies kostbare Produkt, das man auch Baroskampfer nennt, zu rituellen Zwecken benützen. In Kanton ist er 8omal teurer als der chinesische. Endlich wird noch ein Ngai- oder Blumea-Kampfer genanntes Produkt aus einem zu den Kompostien gehörigen Kraut, der Alumea balsamifera DC., gewonnen, das in Java, Amboina und Cochinchina vorkommt, aber nur in Hainau und China ausgebeutet wird durch Destillation der jungen Blätter. Dieser sehr seltene Kampfer dient den Chinesen als Medikament und als Beimischung für feine chinesische Tusche. Der Kampfer des heutigen europäischen Handels kommt ausschließlich von Cinnamomum Camphora. Es soll bezeugt sein, daß die Chinesen mindestens schon im 6. Jahrhundert v. Chr. das Holz des Kampferbaumes kannten, doch ist eine Benützung der Drogue, wenn sie auch wahrscheinlich stattgefunden hat, literarisch anscheinend nicht nach- zuweisen. Zuerst wird der Kampfer von dem Fürsten Imru el Kais aus Hadra- maut im Beginn des 6. Jahrhunderts n. Chr. und 550 von dem Arzte Attius aus Amid in Mesopotamien, dem heutigen Diabekr, erwähnt unter dem Namen caphura, der aus dem Sanscrit stammen und wahrscheinlich »weil« geheilsen haben soll. Das »sülsduftende camphzre« von Salomon wird vielleicht /Zennah gewesen sein, und unzweifelhaft hat das klassische Altertum den Kampfer nicht gekannt. Es ist aber ziemlich sicher, dafß auch die Araber zuerst nur den sehr teuren Borneo-Kampfer erhielten, wohl an ihren Handelsplätzen in Süd-Sumatra. Im Jahre 636 erbeuteten die Araber in der Sassaniden-Hauptstadt Madain eine ganze Schiffsladung Kampfer (Heyd, II S. 604). Die arabischen Schriftsteller des ı1. Jahrhunderts lassen keinen Zweifel darüber, dal sie die kostbare Drogue aus Feisur, Kaisur erhielten, das an dem nördlichen Teil der Westküste von Sumatra, etwa beim heutigen Baros lag. Im 7. und 10. Jahrhundert wird Kampfer als Geschenk noch in China eingeführt, also wohl jedenfalls indischer und nicht chinesischer. Allerdings erwähnt ein sehr früher arabischer Schriftsteller Ibn Khordadbah nach Schumann, daf3 die Araber Kampfer auch aus dem Lande Sila holten, und dies war eine Bezeichnung für Ostchina oder Japan. Leider finde ich keine Angabe, wann dieser Khordadbah sein »Buch der Wege und Reiche« schrieb, aber es muß ein sehr früher Schriftsteller gewesen sein. Da- nach wäre also auch Kampfer im frühen Mittelalter aus Ostasien gekommen, allerdings wohl nicht in großen Mengen. Daf3 die Araber nach Ostasien in den allerältesten Zeiten Verbindungen hatten, lehrt uns der Handel mit Zimt. Der Kampfer war noch im ır. Jahrhundert so kostbar, daf3 man ihn in goldenen Ge- fäßßen aufhob. Marco Polo schreibt, daß man den Kampfer aus Sumatra mit Gold aufgewogen habe, erwähnt aber das Produkt auch schon vom chinesischen Festland. Später, nachdem die Europäer, besonders die Holländer, in Ostasien mit ihren Handelskolonien festen Fuß gefaßt hatten, kam der chinesische Kampfer in großen Mengen nach Europa. Das Sanscrit nennt den Kampfer kapura, die mittelalterlichen Griechen #apoora,, die Araber kafur. Es ist also anzunehmen, daf die arabischen Händler das Produkt zuerst in Südasien und nicht in Südchina kennen lernten, später dann in größeren Mengen wohl zur Zeit ihrer Handelsniederlassungen auch in Südchina. Und von da aus wird der Kampfer auch recht früh nach Ostafrika gekommen sein, wo man ihn jetzt karafuu mayıti nennt, das heißt wörtlich »Leichen-Nelken«, denn karafun ist das karanful der Araber oder Nelkenpfeffer. Es wird hier eine Volksetymologie mit dem arabischen #afur für Kampfer vorliegen, aus dem die Swahili das ihnen für Nelken bekannte Wort karafun machten. Man benützt diesen Stoff bei den arabisierten Swahili zur Herrichtung der Leichen, d. h. in die Körperöffnungen derselben wird vor der Beerdigung je ein kleines Stück Kampfer getan. Dieser merkwürdige Brauch ist in die Araberwelt wohl in Süd- china gekommen, wo man den Kampfer bekanntlich auch zum Einbalsamieren der Leichen der Chinesen verwendet. Sehr groß ist der Verbrauch aber nicht, jedoch kennt jedermann an der Küste diese Drogue. In Anbetracht, dafßß nun der Konsum von Kampfer immer steigt, da er notwendig bei der Herstellung von Celluloid und von rauchlosem Pulver gebraucht a SH I Er Ye I ug 002 2 Are wird, und daf3 Japan zu versuchen scheint, nach der Okkupation von Formosa, von wo die Hauptmasse von Kampfer kommt, dies Produkt zu monopolisieren, hat man in anderen Gegenden an die Anzucht eigener Bestände gedacht, denn wegen der Pulverfabrikation muf3 man unabhängig von Monopolen sein. Auch die hiesige Forstverwaltung und das B. L. I. in Amani haben ziemlich große Anpflanzungen angelegt, die gut gedeihen. Es ist beabsichtigt, aus den Blättern das Kampferöl und aus diesen den Kampfer zu gewinnen. Hier .in Amani stehen zu Versuchszwecken einige Tausend Pflanzen. Von jungen 2'/, und ı Jahr alten Bäumen wurden die Blätter und jungen Zweige destilliert und aus ihnen nicht ganz ein Prozent Kampfer gewonnen. Das gewonnene Kampferöl enthielt, da wir hier keine Kältemaschine zur Auskrystallisation haben, noch eine Menge Kampfer (etwa Io %). Das schwere Kampferöl dürfte 5o Mark, das leichte 40 Mark pro 100 Kilo wert sein, der Kampfer selbst 700—800 Mark pro Doppel- zentner. Nach dem Gehalt an Kampfer dürfte das hier gewonnene rohe Öl einen Wert von 250—300 Mark pro .ı0oo Kilo haben. Wieviel der Baum oder der Hektar ergeben wird, konnte bei der Jugend der Anpflanzung noch nicht bestimmt werden. Da es sich um die Ausnützung der Blätter handelt, werden die Pflanzen meist in Form von Hecken gezogen werden. Neuerdings hat man nun aber auf synthetischem Wege den Kampfer aus Terpentinöl bezw. Pinen dargestellt, so daß es fraglich erscheint, ob die Anzucht der Bäume noch nötig oder rentabel sein wird. Solange der Preis des Kampfers so hoch wie jetzt bleibt, wird sich der synthetische Kampfer und die Baum- kultur bezw. Destillation aus den Blättern lohnen, geht der Preis herunter oder wird ein einfacheres chemisches Verfahren gefunden, so wird die Kultur unrentabel werden. Ich höre, daf3 die chemische Fabrik von Schering schon 1906 etwa ı Million Kilo davon herstellte. Der Bedarf an Kampfer in Deutschland ist ein ziemlich großer. Die Einfuhr in Hamburg betrug 1904 14624 Dz. im Werte von 5237530 Mk: TOOS TOoSEa er },, en is, #3.900,320. ,, 1906. U 20 9 ]-s er 0 5425.880 1907 15733 „) „, ”„ „’ 7971980 „’ Dagegen stand eine Ausfuhr 1904 4577 Dz. im Werte von 1958460 Mk. 1995, 29700 00% 5 0215063800. 1900. ; A100 EN 3 2044 780%, 19071. 8949, 05 ® er ALS LOSE so dafs jährlich für 2'/,—3,8 Millionen Mark im Lande blieben. Die Importe früherer Jahre in Hamburg waren LSAL—-50 1265. Dz 1900) 2161.10 ..D2. 785160 965, 1902210316, ‚, NS01 70 LI, 41902. 18301 ',, Stuhlmann, Beiträge zur Kulturgeschichte von Ostafrika. 27 1871.80 2UTSRNZ: 1903., 17.087 Dz. 1881 —90 05308, 1904. 14.626 .. 17891 1000,.145.76 |, 1905. 10085 5 Die Preise von Rohkampfer schwankten in Hamburg bei der Einfuhr zwischen 128,01 Mark (1858) und 442,79 Mark (1861) und betrugen I901—1905 durch- schnittlich 342,43 Mark pro Doppelzentner, 1906 487,76 Mark, 1907 506,70 Mark. Die japanische Regierung hat den Alleinverkauf von Kampfer an die englische Firma Samuel gegeben, die 1905 3208150 Kin Formosa- und 504200 Kin Japan-Kampfer absetzte, während Japan selbst etwa 500000 Kin für militärische Zwecke verbrauchte, so daß die Produktion etwa 4'/ı Million Kin (a 1,3 lb. oder 600 Gramm etwa) be- trug. Von dem Export gingen 32°/o nach Deutschland, 31°/, nach Amerika, 22%, nach Frankreich, 13%. nach England und. 2%, nach Indien. Der Breis reiner Ware stieg 1906 von 780 auf 1000 Mark pro Doppelzentner, da die Produktion zu gering für den Weltbedarf war. Die Aussicht auf den Anbau von Kampfer wäre demnach recht gut, wenn nicht das Gespenst des künstlichen Kampfers im Hintergrund stünde, der jetzt allerdings kaum billiger als der natürliche ist, dessen Ausgangsprodukt Terpentin allerdings stets seinen Preis haben wird, den man aber vielleicht doch zukünftig mit einfachen Verfahren billiger wird liefern können. Das in Süd- und Östasien zur Anfertigung von Insekten-sicheren Koffern beliebte sogenannte »Kampferholz« soll meist von Czinnamomum Partheno- ıylon Meissn stammen, der in Sumatra und Tenasserim wächst. 4. Melaleuca leucadendron L. var. Cajeputi Roxb. ist ein zu den Myrtaceae gehöriger Baum und auf den Molukken, Java, Borneo, Celebes, Hinterindien, Nordaustralien heimisch. Aus den frischen Blättern und jungen Zweigen wird ein ätherisches Öl destilliert, das in Europa erst durch die Holländer im 17. Jahrhundert bekannt geworden ist, die Malayen benutzten es aber schon seit langem als schweißßtreibendes Mittel. Durch Benützung kupferner Destillierapparate erhält das an sich farblose Öl eine hellgrüne Farbe. Das meiste Öl kommt von den Inseln Buru und Banda und gelangt über Makassar in den Handel, von wo jährlich 40—80000 Kilo ausgeführt werden. Sehr viel desselben wird im Orient, besonders in Indien verbraucht. Nach Holland werden etwa 2—-8000 Kilo gelangen. Aus 120 Kilo Blättern soll man eine Flasche von 550 bis 660 Gramm Öl gewinnen. Schon vor vielen Jahren habe ich in Daressalam und Mohorro diese Bäume gepflanzt, dann wurden sie in mehreren Varietäten in Amani in einigen hundert Exemplaren angebaut. Versuche mit dem Öl sind noch nicht gemacht. Die Bäume wachsen hier schnell und gut. Vielleicht läßt sich die sehr dicke und federleichte Rinde derselben auch irgendwie verwenden. 5. Ocimum Basilicum L. Basilicum ist ein zu den Lippenblütern gehöriges Kraut, in welcher Familie sehr viele Pflanzen mit ätherischen Ölen zu finden sind. Von den 42 Arten der Gattung leben 33 im tropischen Afrika, 6 in Südafrika und 3 auf Madagaskar. Unsere Art kommt wild und kultiviert in Ägypten, Sudan bis Senegambien, Abessinien und Zanzibar vor, auch in Arabien und im tropischen Asien (Östindien, Sunda-Inseln). In Zanzibar und an unserer Küste, sowie offenbar auch im Sudan ist es immer im Gefolge arabischer Kultur zu beobachten. Es ist ein sehr be- liebtes Gewürz und Kosmetikum aller arabisierten Stämme, die es wohl überall rchan, rihan nennen. Sonst finde ich noch folgende arabischen Namen: dadarug, dschawmar, farandsch-musk, asabia-alfatajat, aukimun, habak. Die Swahili nennen es immer szJan, in Indien heifst es zasbo, sabsa, baboitulsi, vidudıpattr! usw. Die var. pilosum heilt bei den Malayen zur. Es ist offenbar eine als Küchengewürz schon lange in Kultur befindliche Pflanze, die ja auch in Europa allgemein bekannt ist. Eine der Arten, vielleicht O. minzmum L., O. Basilicum L. oder O. pilosum W., hat man im alten Ägypten gekannt und aus den Blättern Toten- kränze geflochten. Sie wird wahrscheinlich auch den Alten als ocznos bekannt gewesen sein. In Indien ist sie ebenfalls aus allerältester Zeit bekannt, ganz besonders aber .O.sanctum L., die die heiligste Pflanze der Indier ist, Zulsz, tulasi, der Sage nach die verwandelte Nymphe Tulasi, die Geliebte von Krischna. Die Hindu bauen diese Art überall bei den Wohnungen und in Töpfen, beten sie morgens und abends an und schwören bei ihr. Sie ist die paruasa, sorasan, tulasi, ajaka des Sanscrit. Wahrscheinlich ist diese Art, sowie OÖ. Baszlicum in Indien nur verwildert zu finden, die letztere ist möglicherweise überhaupt eine Kulturvarietät. Ich möchte annehmen, daf3 diese Arten ursprünglich eine recht weite Verbreitung in Asien und Afrika hatten, aber irgendwo in Westasien zuerst in Kultur genommen sind, von wo sie in die Kulturländer verbreitet wurden. Das Vorhandensein einer Menge Varietäten von OÖ. Baszlicum spricht auch für eine sehr alte Kultur. In Europa wird sie in der Küche und zur Herstellung von Chartreuse ähn- lichen Likören benützt; in Griechenland und Italien dient die Pflanze, duszlzco, auch stellenweise zu mystischen Zwecken. Hier in Ostafrika wird das Kraut von den Eingeborenen, welche von arabischer Kultur beleckt sind, zu kosmetischen Zwecken und für die Küche geschätzt. | Das ätherische Öl daraus wird besonders auf Reunion in einer besonders guten Qualität hergestellt. 6. Ocimum canum Sims. ist eine der vorigen nahestehende Art, die massenhaft in Ostafrika wild vor- kommt, besonders auf altem Kulturland und in Hecken. Auch auf Madagaskar, mE 20 Mauritius, den Comoren, Socotra, in Arabien, Ägypten, im tropischen Asien und Amerika wird sie gefunden und hier und da als Gewürzkraut gebraucht. Hier bei Amani steht die Pflanze in Mengen, und wir haben ein ätherisches Öl aus ihr destilliert, leider aber kein Gutachten über dessen Wert erhalten. Man sagt, dafß der Geruch der Oczmurm-Arten Moskitos vertreibe; eine Zeit- lang wurden Pflanzungen dieser Sorten sogar als Mittel zur Sanierung einer Gegend gegen Malaria infolge der Mückenvertreibung empfohlen, aber ohne viel Erfolg. Oc.suave Willd wird nach Merker’s Angabe von den Massai zum selben Zwecke als Räuchermittel gebraucht (o/ amora). Oc. febrifugum Lind! soll in Usegua arachıa heißen (Sacleux); Ocimum canım wird bei uns an der Küste Azvumbazi genannt. Das als zana, mmanaa ın Zanzibar wfe fast in allen mohammedanischen Ländern, z. B. auch in Tunis, bekannte Kraut ist eine Mentha (sativa?r), die wohl von Arabern eingeführt wurde. 7. Pelargonium odoratissimum Willd. auch ?P. soseum Willd, P. radula Ait und P. capitatum Act sind Arten der als Geranium oder Pelargonium bei uns bekannten, meist aus dem Kaplande stammenden Pflanzen, aus deren Blättern man ein Öl destilliert. Sie werden in bedeutenden Mengen in Algier, Tunis, Spanien, Südfrankreich, Korsika und auf den hochgelegenen Ebenen von Reunion kultiviert, wo man aus den grünen Teilen der Pflanze das Geranium- oder Pelargoniumöl destilliert, kurz vor Eintritt der Blüte, wenn die Blätter zu gilben beginnen, wobei man 0,15—0,33°/, erhalten soll. Die Pelargonien überhaupt sind 1690 in Europa eingeführt, das ätherische Öl ist 1819 von Reclus in Lyon dargestellt, mit dem Anbau begann man aber erst 1847 bei Paris. In Algier ist die Kultur durch Chiris und Monk, in Valencia durch Robillard eingeführt. Ende der achtziger Jahre begann man mit der Kultur auf Reunion. (Gildemeister und Hoffmann.) Aus Algier sind 1900 8300 Kilo Öl nach Frankreich, 1140 Kilo nach Deutschland und 105 Kilo nach Italien ausgeführt. Für 1903 war die Ernte dort auf 15000 Kilo geschätzt. Die Zentren .der Produktion in Algier sind Staoueli, die Ebene von Mitidja und Boufarik mit zusammen ca. 500 Hektar. {Jahresbericht Schimmel, Oktober 1903.) Neuerdings soll die Kultur unrentabel werden bei zu niedrigem Preis des Öles. In Tunis wird die beste Sorte von den Arabern atrocha, atrocheir, atherecha, von den Franzosen »Geranium senteur« genannt. Im trockenen Gebirge sollte man auch bei uns diese Pflanzen mit Erfolg kultivieren können. Wir haben eine Art mit kleinen Blättern und eine größere in Amani ange- pflanzt, jedoch entwickeln sie sich nicht besonders gut, besonders nicht die kleinere, das Klima scheint hier noch zu warm und feucht für sie zu sein. Es ist aber nicht ausgeschlossen, daf3 die Kultur sich auf den höheren Gebieten unserer Kolonie ebenso einführen lassen wird wie auf Reunion, wo eine Menge Kolonisten in ihr einen lohnenden Erwerbszweig finden. Ob wir die gute Sorte überhaupt in Amani haben, muf3 sich erst herausstellen. 8. Pogostemum Patchouli Pellet. Die Patchuli-Pflanze gehört der Familie der Lippenblütler an, die so viele 'Gewächse mit ätherischen Ölen hat. Die Var. propria wächst wild und kulti- viert im westlichen Ostindien und auf Ceylon, sie wird von den Indiern als peholi, pachapat, panel, patcha, pacholi bezeichnet. Wahrscheinlich wird auch diese wilde Sorte in Indien benützt. Eine nur in angebautem Zustand bekannte Var. suavis stammt ursprünglich nach der Meinung von Watt aus Südchina. Sie wird in großen Mengen auf der malayischen Halbinsel, in den Straits, Perak, Shylet, Penang, Java, etwas auch auf Mauritius, Reunion und in Zentralamerika kultiviert. Die Malayen nennen das Kraut fokonzslam, bur-kalıf, eine Varietät derselben in Singapore dhelum-wangi, das wilde Patchulikraut dhelum-outan ; v. Hügel will die Pflanze bei Kanton wild gefunden haben. Man sammelt das Kraut und trocknet es. In diesem Zustand wird es nach Europa, besonders Frankreich, exportiert und kommt auch massenhaft in die Bazare in Indien, wo man es zu Räucherungen und als Parfüm benützt. Die Araber lieben es sehr und stopfen sich sogar Kissen damit aus. Der Geruch soll Motten vertreiben, weshalb man die Kashmir-Shawls damit parfümierte, was man zur Täuschung der Käufer dann auch mit den imitierten Shawls machte. Der chinesischen Tusche wird dieser Geruch zugesetzt. Das Patchuliöl wird meist in Europa destilliert, wobei das trockene Kraut bis 4°/, Ausbeute gibt, während die Eingeborenen in Java nur 1'/,°/u erzielen. Das Öl kostete in Hamburg per Kilo 1897 52— 72 Mark, sein Preis schwankte zwischen 105 Mark (1887) und 34 Mark (1890). Den meisten Europäern ist der höchst aufdringliche Geruch sehr unangenehm, wenigstens den germanischen Nationen, bei denen man mit dem Geruch nach Patchuli immer den Gedanken an die Halbwelt verbindet. Schon in der Toilettenseife kann der Geruch unerträglich sein und haftet lange. Einige Leute legen das Kraut aber in Riechkissen zwischen die Wäsche. In Assam und Khassia wird die ähnlich duftende Plectranthus Patchouli C/arke gewonnen, deren Kraut wahrscheinlich von Kalkutta aus auf den Markt kommt; auch Pogostemon comosus Hug, diem der Javaner, duftet ähnlich. In Amani wächst das Patchuli-Kraut recht gut, seine Blätter duften beim Zerreiben intensiv. Wir haben es aber nicht im Großen kultiviert und deshalb auch noch kein Öl daraus gewonnen. Es ist aber festgestellt, daß die Pflanze hier recht gut gedeiht, und es ist nicht ausgeschlossen, dafß man sie auf den nicht rentierenden Kaffeepflanzungen bauen kann. 9. Santalum album L. Der Sandelholzbaum gehört zu der kleinen Pflanzenfamilie der Sanra- /aceac, deren Mitglieder meist mit ihren parasitischen Wurzeln auf andere Bäume angewiesen sind oder wenigstens im Anfang zur Ernährung, andere Pflanzen nötig haben. Aus dem in der Jugend weißen, im Alter gelblichen Holze wird das Sandelöl destilliert, das in ihm zu 2—5°/, enthalten ist. Sandelöl gewinnt man aber auch noch aus allerhand anderen Holzarten, die mit dem echten Sandelbaum gar nicht verwandt sind, und endlich bezeichnet man als Sandelhölzer sogar Farb- und Möbelhölzer, welche gar kein Öl enthalten. Zımmermann hat eine vollständige Zusammenstellung dieser Pflanzen in den »Mitteilungen aus dem B. L. I.« No. 25 (21. Mai 1904) gegeben. Der echte Sandelbaum kommt hauptsächlich in Südindien in der Landschaft Mysore vor, daneben auch noch in Cochinchina, Java, Madura, Timor usw. Es sind kleine Bäume mit ziemlich schmalen, ganzrandigen Blättern, die im Alter von 25—30 Jahren genutzt werden. Die Regierung von Britisch-Indien hat ein Monopol auf die Bestände und läßt nur so viel schlagen, als der Weltmarkt nötig hat. Aus diesem Holz werden mannigfaltige Schnitzereien in Indien her- gestellt, auch wird es im Lande massenhaft zu rituellen und kosmetischen Zwecken verwandt. Das in Indien destillierte Öl ist braun und sehr mit brenzligen Stoffen verunreinigt, das in Europa destillierte hellgelb. Es wird in der Medizin ver- wandt, besonders als Mittel gegen Gonorrhoe. Das Indische Öl wird als Cos- meticum von Bombay als zafuta sandalı in Zanzibar eingeführt, ebenso das Holz, das man auf einem Stein zerreibt, um mit dem gewonnenen Pulver zu par- fümieren. | Manche Autoren behaupten, daß das Sandelholz den alten Ägyptern schon 17 Jahrhunderte v. Chr. bekannt war, und daf3 sie es zusammen mit Weihrauch, Myrrhe und Zimmt von den Häfen des südlichen Roten Meeres bezogen. Die Königin Makara (Hatsops, Hachepsu) der XVII. Dynastie ließ aus dem Lande Punt, das wir in den südlichen Küstenländern des Roten Meeres und an der Nord-Somaliküste zu suchen haben, aufser anderem die wohlriechenden Pflanzenprodukte ab, hekennn, juden, ahem, kihnsit und die Hölzer Yras, saas, mererit, tashops holen. Das #As2f ist ziemlich sicher Zimmet gewesen, die anderen Namen sind aber nicht genau zu identifizieren. Das almuggım, das Salomon aus dem Lande Ophir holen ließ, ist nach Glaser's Ansicht (Geographie S. 367) aber Storax gewesen, das zs/ der Ägypter, eine Meinung, die ich nicht für sicher fundiert halten kann, denn Storax wächst kaum in Arabien, dessen Flora allerdings recht unbekannt ist. In Indien war das Holz mindestens im 5. Jahrhundert v. Chr., wahrscheinlich aber viel eher bekannt, wo es als ckandana in dem unter dem Namen Nirukta bekannten Kommentar der Veden genannt ist. Der Periplus des Roten Meeres erwähnt das ıylon sagalina, xylon santalinon als Einfuhrartikel in die Länder am persischen Golf, und fernerhin kommt es verschiedentlich in der Literatur vor. In Europa ist es im ır. Jahrhundert den Ärzten der Schule von Salerno bekannt. Vielleicht war santalon aber schon Dioscorides bekannt. Die An- wendung des Stoffes in der Medizin scheint besonders durch die arabischen Ärzte eingeführt zu sein. Im Jahre 1499 scheint zuerst das weit wertlosere rote Sandelholz bekannt geworden zu sein. (Hieronymus de Santo Stefano, ein Genuese nennt es zuerst.) Es ist unerklärlich, wie man das hellfarbene, riechende Sandelholz mit dem rötlichen, geruchlosen Holz zusammenbrachte. In Indien werden jährlich 2000—2500 Tons Sandefholz gewonnen, von denen etwa ein Drittel ausgeführt wird. Von Macassar werden 1500— 3500 Pikul a 66'/. Kilo ausgeführt. | Nach der Angabe von Balfour (Cyclopaedia) soll in Zanzibar ein Sandel- holz unter dem Namen /awa (vielleicht Zwa?) und ein anderes von Croton sp. ausgeführt werden, von Madagaskar ein »grünes Sandelholz«. Gildemeister und Hoffmann beschreiben ein Sandel, das von Madägaskar über Zanzibar nach Europa kam und das vielleicht. identisch ist mit dem als Zasoranto im nördlichen Madagaskar vorkommenden Holz. In Madagaskar wächst die zu den Rubiaceae gehörige Santalina madagascariensis Baull. Anhang. In Ostafrika, z. B. in West-Usambara und am Kilimandjaro, kommt Osyris tenuifolia Engl. vor, deren rötliches Holz stark nach Sandel riecht. Es kommt gelegentlich auch in Zanzibar auf den Markt, wo ich es schon vor mehr als ı5 Jahren fand. Es stammt von einem kleinblättrigen Strauch, der zu den Santalaceae gehört, und der am Himo-Bach am Kilimandjaro und bei Kwai häufig ist. Ausgeführt ist dies Holz noch nicht, das Öl ist nach Schimmel zu 4,86°/o im Holz vorhanden, aber ganz vom echten Sandelöl verschieden. Auch die verwandte Osyris abissinica Hochst. kommt bei uns ‚vor. In Abessinien heißt diese Art karathı, keras, tokasılla, geras, gerar (Tigrinja), tokasalle (Amhari).. Das Holz der O. alba L., eines in den Mittelmeer- ländern wachsenden Baumes, _ ist wahrscheinlich dem Dioscorides und Galen bekannt gewesen und von ihnen osyrzs genannt. In Algier nennt man die Osyrzs heute boulila. Nach chinesischen Quellen soll man nach Hirth von Tseng-Po (Zanzibar) im Anfang des 13. Jahrhunderts außer Gold, Elfenbein, Ambra auch „gelbes“ Sandelholz exportiert haben. Vielleicht war dies Osyrzs. Die Massai benützen nach Merker Abkochungen aus der Wurzel von Osyrzs tenuifolia — el assassıad — als Mittel gegen Gonorrhöe, also so wie in Europa das Sandelöl gebraucht wird. (Siehe auch die Anmerkung bei Sassaparilla.) Seit langem holen die Leute dies Holz vom Schummewald, von Kwai in Westusambara und nennen es /zwa, zerrieben dient es als Ingredienz der Räucher- kerzen. Ähnliches soll auch vom Somaliland kommen, endlich ein wanda genanntes Holz von Kilwa, das ebenfalls duftet. Wieviel Sandelöl und -Holz in Zanzibar und Ostafrika eingeführt wird, ist mir unbekannt. Indier, Araber und Swahili lieben den Geruch sehr, in den indischen Läden von Zanzibar ist beides immer zu erhalten. Schon vor einer Reihe von Jahren versuchten wir in Daressalam den echten Sandelbaum zu kultivieren, aber mit nicht viel Erfolg, vielleicht stehen aber dort im Versuchsgarten noch einige Exemplare. Auch in Amani blieben von vielen Sämlingen nur wenige am Leben. Die Kultur ist nicht leicht, weil man die Eigenart der Pflanze berücksichtigen muß, die mit ihren Wurzelhaustorien auf andere Pflanzen zur Ernährung angewiesen ist. XIV. Die Medizinal- und Gift-Pflanzen. 1. Acocanthera Schimperi Benth. et Hook. bildet kleine aufrechte Sträucher, die zu der Familie der Apocynaceae gehören. Sie haben dicke lederartige Blätter, in deren Achsen weifßse, wohlriechende Blüten stehen, aus denen sich schwarzviolette Beeren entwickeln. Der bis 5 Meter Höhe erreichende Baum ist äußerlich einem Kaffeebaum ähnlich; vor Jahren wurden mir mehrfach Zweige desselben als »wilder Kaffee« gesandt. Man muß sich aber sehr vor dieser Verwechselung hüten, denn die Acocanthera ist eine der giftigsten Pflanzen, die hier vorkommen, nur das süßliche Fruchtfleisch ist ganz ungiftig, offenbar um einen Transport der Samen durch Vögel und andere Tiere zu ermöglichen, sonst enthalten Samen, Blätter, Rinde, Holz und Wurzeln Glycoside, die das wirksame Prinzip des Pfeilgiftes sind, welches von den Somali, Abessiniern und den meisten Eingeborenen von Ostafrika benützt wird, besonders von Wakamba, die seine Herstellung vielfach monopolisieren. Botanisch soll die genannte Art identisch mit adysszinica Hochst. und kaum zu unter- scheiden sein von A. Deflersii Schw. aus Erythrea und .Yemen und A. Ouabaio Cath.im Somaliland*). Aber chemisch und physiologisch scheinen die Arten doch ein wenig voneinander abzuweichen. Der Baum kommt wohl in allen höher gelegenen Teilen von Deutsch-Östafrika vor, in Westusambara, Ulu- guru, Unguru, Uhehe, Kilimandjaro, Usuwi bei Bukoba, Ukaia-Schaschi usw. und fast überall wird er msunguti, mchunguti genannt. Mchungu, mmsungu heißt »bitter«, und ebenso werden alle Gifte und besonders die Pfeilgifte benannt. Das Gift wird aus den Kernen, der Rinde, dem Holz und den Wurzeln hergestellt durch Abkochung der zerkleinerten Massen und Eindampfen des Extraktes. Besonders bereiten die Wakamba dies Gift und verkaufen es in kleinen, in Maisblätter gehüllten, länglichen Paketen, die mit Bast umschnürt sind. Diese Wakamba stammen ursprünglich aus dem Norden in Britisch-Ostafrika, haben *) Guillain (II 2. S. 173) schreibt, daß nach Brawa die Nord-Somali das Giftholz (owabaio) bringen. Es wird vielleicht von den Abyssinischen Bergen stammen. aber seit langem Kolonien in Usambara, Uluguru, Unguru, und bis weit im Süden angelegt. Es war früher der Haupt-Elefantenjägerstamm ÖOstafrikas, eine Tätigkeit, die er jetzt nach dem immer mehr erfolgenden Zurückweichen der großen Säuger nur noch wenig mehr ausübt. 1888 konnte Arnaud aus angeblich A. Oubdbaio, die Revoil aus dem Somaliland mitgebracht hatte, ein krystallisiertes Glycosid herstellen, das er Onabin nannte. Es handelte sich aber wahrscheinlich um A. Deflersiz oder A. Schimperi. Lewin stellte aus A. Deflersii von Erythrea später ein da- von abweichendes amorphes Glycosid dar, das er in der Folge auch bei Holz- proben aus Bukoba-Ussuwi, Groß-Aruscha, Ukaia-Schaschi, Kisaki-Uluguru, Kilossa- Ukamba fand, und Krause gibt an, daf3 die krystallinische Form bei A. Def- Zersit und A. Schimper:, die amorphe bei 4. 2b2ysszinzca gelundenzser jedenfalls die krystallinische bei den »zsunguti Bäumen aus West-Usambara, von den Wakamba, Wagiryama und aus Mombassa (Fraser und Tillie 1899). Außer- dem wird behauptet, daf3 das aus Bagamoyo bezogene Holz schwammiger, die dortigen Blätter und Früchte größer seien als bei den aus West-Usambara stammenden Acocantheren. Die ersteren sind wohl sicher aus den Ungurubergen gekommen. Bei der Bagamoyo-Art soll auch im Holz und den Früchten ein roter Farbstoff sein, der bei den Usambara-Proben fehlte.e Wenn demnach auch die Pflanzen botanisch nicht zu unterscheiden sind, so scheinen sie doch einige Unterschiede aufzuweisen*). Das letzte Wort ist in dieser Sache jedenfalls noch nicht gesprochen, da die Unterschiede auch auf der verschiedenen Zeit der Probenentnahme beruhen können. Nach der Angabe von Krause sollen die Glycoside der Apocynaceen (Strophantin, Abessinin, Acocantherin, Ouabin mit dem Glycosid der Digrtalis purpurea, dem Gift aus dem Fingerhut, in den Brechungsexponenten und der Dispersion bis zur Stereoisomerie gleich sein. Es sind intensive Herzgifte, sie beschleunigen erst die Herzbewegung, bringen sie dann zum Stillstand, und wirken außerdem auf das verlängerte Mark, Atmungs- störungen und Erbrechen hervorrufend. | Die Somali von Ogaden nennen die Pflanze waber, wabajo, ghedulajowaba, die Abessinier (Tigrinja) die ihrige mpiah, mupta, muptah, maktat, mept, menbtchen, mörse. Ein Gegengift gegen die Wirkung des Acocanthera-Pfeilgiftes ist bisher noch nicht gefunden, die von Eingeborenen als solche angewandten haben sich bei der Untersuchung als wirkungslos erwiesen, wie z. B. die in Usambara *) Nach Lewin sollen bei 4. Schimperi die Blüten geruchlos, die Blätter ganz kahl sein. bei A. Deflersii die Blätter auf der Rückseite rauh, die Blüten duftend. bei A. Ouxaibo die Blätter sehr derb mit einer Bräunung an den Nerven der Blattstiele. bei A. venenata vom Kapland (Giftbusch der Buren), die Blätter länglich, wie bei Oleander, die Blüten duftend. (Botan. Jahrb. Bd. 17. Beiblatt Nr. 41). mandali, ngole und limhulwe genannten Pflanzen, sowie Solanum andidotum und verschiedene Pflanzen von Schaschi. Ebenso hat es sich als unmöglich her- ausgestellt, Tiere durch wachsende Dosen des Giftes zu immunisieren. Die einzige Möglichkeit der Behandlung von Pfeilvergiftungen ist, das Gift im Körper zu spalten. Durch Einspritzung von Diastase gelang es Krause bei Tieren immer, den Tod trotz Einverleibung tötlicher Dosen zu verzögern, in manchen Fällen sogar eine Gesundung herbeizuführen. Es ist wohl möglich, daß in einigen Pflanzen ein Stoff zu finden ist, der noch intensiver in dieser Be- ziehung als die Diastase wirkt. Es ist demnach ein sehr verdienstvolles Werk, wenn hiesige Reisende alles Material sammeln, das die Eingeborenen gegen das Pfeilgift anwenden und davon größere Massen zusammen mit den Blüten, Blättern oder Früchten der Pflanze unter Angaben der einheimischen Namen einsenden, damit die Wirkung physiologisch untersucht werden kann. 2. Aloe sp. Aus den Blättern verschiedener Arten der Gattung A/oe wird die medizinisch gebrauchte Drogue gleichen Namens gewonnen im Kapland, in Natal, an der Somali-Küste, auf der Insel Socotra, in Arabien, Indien und auf Barbados. Von den etwa 85 Arten der Gattung kommen in unserm ostafrikanischen Gebiet etwa ıI vor, von denen aber bislang noch keine ausgebeutet wird, auch noch nicht näher untersucht ist. Überall, wo man den Stoff gewinnt, werden die saftigen Blätter abgeschnitten und mit der Schnittfläche nach unten in Ziegenfelle gelegt, mit denen man kleine Gruben im Boden auskleidet, oder man stellt sie in Holzrinnen. Der zähe, bern- steingelbe heraustretende Saft wird unter stetem Rühren auf dem Feuer oder auch an der Luft eingedampft und gibt dann das Alocharz, das je nach der Provenienz braungelb, leberartig oder glasig braun-schwarz aussieht. Es kommt von Süd- afrika, Indien, Arabien, Barbados in den Handel, das von Socotra und der Somali- Küste auch von Zanzibar, Aden oder Bombay. Die Drogue ist seit langer Zeit in ihrer abführenden Wirkung bekannt. Angeblich soll sie schon im »Papyrus Ebers« genannt sein. Bei den Erwähnungen im Altertum muf3 man aber immer vorsichtig sein, da oft das sog. »Alo&holz«, das ganz anderen Ursprungs ist und zu Räucherzwecken diente, damit verwechselt wurde. Schweinfurth meint aber, daß die in Yemen wild vorkommende A.vera _L. schon in vorhistorischer Zeit ihrer medizinischen Eigenschaften wegen in Syrien, Ägypten, Griechenland verbreitet wurde. Sie ist sonst noch in Nord- afrika und auf den Kanaren wild und von da auch nach Spanien und Süditalien verbreitet und schon 1596 in Barbados eingeführt, wo man sie noch heute kultiviert. Der Name Alo& soll vom hebräischen %alal (glänzend), syrischen "elwaz, ala, dem arabischen alloerk kommen. Halule aber bedeutet anscheinend im ara- bischen jedes Abführmittel, auch im Swahili für Alo&, Sennesblätter und Magnesiumsalz gebraucht. Es ist demnach nicht unmöglich, daß es ein alt- semitisches Wort für Purgans ist und der Pflanze bezw. der Drogue ihren Namen gegeben hat. Theophrast schweigt über die Alo&, die erst im ersten Jahrhundert von Celsus, Dioscorides, Plinius usw. erwähnt wird. Nach einer von Idrisi wiedergegebenen Sage*) soll Alexander der Große auf Rat seines Lehrers Aristoteles auf der Insel Socotra, die von den Alten Insula dioscurides ge- nannt wurde (wahrscheinlich nach Verdrehung eines Sanscrit-Namens **), ionische Griechen im 4. Jahrhundert v. Chr. angesiedelt haben, um dort die Alo& zu ge- winnen, denn — wenn auch die ersten klassischen Berichte sich wohl auf Alo& von Nordafrika oder Syrien bezogen haben — so war doch in der alten Zeit jahrhundertelang die Drogue von Socotra die berühmteste. Zur Zeit des Periplus wurde Alo& von Kane in Südarabien ausgeführt (Mac Crindle S. ı5). Über die Alo& im Mittelalter vergleiche Heyd I, S. 557. Noch im 16. Jahrhundert war die Socotra-Alo& berühmt, die Portugiesen besetzten die Insel zeitweilig, im 17. Jahrhundert kaufte die englisch-ostindische Kompagnie den ganzen dortigen Vorrat an Alo&, und erst im Beginn des 19. Jahrhunderts verfiel die Industrie auf der Insel, wenn auch immer noch etwas Alo& dort hergestellt wird. Im März/April soll im Orte Tamarid immer welche erhältlich sein. Sie kommt in Ziegenfell- schläuchen verpackt nach Zanzibar, Bombay und Aden. Seit 1650 wird in Barbados von den dort eingeführten Pflanzen Alo& hergestellt und seit 1770 ge- winnt man sie massenweis am Kap aus dort heimischen Arten. *) Wahrscheinlich ist obiges nur Sage, aber die Griechen haben vor dem 10. Jahrhundert auf Socotra sicher Alo& gewonnen. ##) Doviba sukhädhara, Insel der Glückseligkeit, woraus dzw-socotora, diuscadra, diuscorides, sukatra und sokotra geworden sein soll. Die Insel war vielleicht zeitweise der Mittelpunkt des Weihrauchhandels der Südphönizier (Puni), der Südkuschiten. Nach dem Periplus sollen Araber, Indier und Hellenen die Insel bewohnt haben, Cosmos Indicopleustes (6. Jahrhundert berichtet, daß die Ptolomäer die Insel kolonisierten, im 6. Jahrhundert sollen dort noch griechisch sprechende Leute gesessen haben. Hamdäni in seinem Werk »Djesiret el Arab« und Yakut schreiben noch von griechischen Christen auf Socotra, Schweinfurth fand dort ganz fremd- artige Pflanzennamen (Zhafaridion, jihannijirion) und bei dem Orte Eriosh ist eine griechische Inschrift gefunden. Zur Zeit des Periplus gehörte die Insel zum Weihrauchlande, dem Gebiet des Königs Eleazos vom (erweiterten) Hadhramaut, der sie verpachtet hatte (Glaser). Denkbar ist, daß die griechischen Kolonisten dort aus Axum stammten, dem Hauptort des Axumitenreiches von Abessinien. Socotra soll zuerst von Ptolomaeus erwähnt sein, 1591 berührte sie James Lankaster auf seiner Expedition nach ÖOstindien, 1607 William Finck, 1610 Henry Middleton. 1834 versuchte die englisch-ostindische Kompagnie ın Tamarid eine Station zu errichten, vordem man Aden erwarb. (Guillain II ı, S. 361, nach Huet). Neuerdings haben Balfour und Schweinfurth die Insel botanisch erforscht. Ich erwähne hier noch, daß nach Guillain auch Drachenblut von Socotra nach Zanzıbar gekommen sein soll. In Indien wird die Drogue auch lange bekannt sein, obgleich alte Berichte und die indischen Namen darauf hinweisen, daf3 auch die Araber diese Industrie dort eingeführt haben. Die Pflanze heißt angeblich im Sanscrit agarı (das Produkt), in Indien ghrrk-kumart!, kamwar, komar, kwar, gandal, mastı, in Ceylon kumarika, auf arabisch »ubatussbi, auf persisch darakte-sibr, in Abessinien eru, ere, orch, sabr, sober, shabbr. Die Drogue aber auf indisch aba, elwa, eliya, yalıyo, mıi- sabbar, moshabbar, auf persisch ször, musabbar, bol-siah, auf singalesisch kuma- rıilla, komarika, auf arabisch sz6r, sabr, musabbar, makr, auf malayisch gaharu, alua-tan,. alivah, in China chin-htang, lu-wei, hang-tan. In sehr vielen dieser Worte für die Drogue ist demnach der arabische Stamm s-6-r oder das aloe, eliye enthalten. Die Somali sollen nach Guillain Ahomeur (hhomneur) sagen. In Zanzibar und Ostafrika wird, wie erwähnt, die Drogue nicht hergestellt, jedoch ist sie in jedem Indierladen als sruÖrrimani zu haben, also unter der ara- bischen Bezeichnung. Der Küstenmann nennt auch die Pflanze meist wmshubzirimant. Der Aloesaft soll nach Balfour auf Socotra Zayef, von den dortigen Arabern scobr genannt werden, der etwas eingedickte Saft Zayef-gesheshah, noch später Layef-kasahul, die von dort kommende Drogue ist die Aloe /ucıda des Handels. Wenn das Produkt jetzt auch nicht mehr so viel wie früher in der Medizin gebraucht wird, so ist der Handel damit doch noch ziemlich rege, besonders wo man ihn auch in der Färberei braucht. * 1904 kamen nach Hamburg 2257 Doppel- zentner im Werte von 135460 Mark, 1905 1279 Doppelzentner im Werte von 68060 Mark, 1906 892 Doppelzentner, 1907 1824 Doppelzentner, davon "1904 109 Doppelzentner, 1905 I Doppelzentner von Zanzibar, das andere von Curagao, Südafrika, England und den Vereinigten Staaten. Die von Zanzibar wurde mit über 100 Mark, die anderen Sorten mit 42—76 Mark pro Doppelzentner dekla- riert. 1906 wurden 892 Doppelzentner im Werte von 56820 Mark, davon 283 Doppelzentner von Britisch-Südafrika, 839 Doppelzentner von Curagao einge- führt. Ausgeführt wurden von Hamburg 1904 1788, 1905 828 Doppelzentner, 1906 895 Doppelzentner, 1907 786 Doppelzentner. Die Preise schwankten von 1850 an zwischen 130,83 Mark (1855) und 38,20 Mark (1898) und waren 1901— 1905 durchschnittlich 49,53 Mark pro Doppelzentner. Im Jahre 1903 wurden in London 1667 Kolli aller Alo&-Sorten angebracht und 2240 Kolli verkauft. 1904 kamen in London vom Kap 1821, vom Kap ver- schiffte man 327772 lbs., der Preis ging von 47 sh auf 33 sh pro 100 Ibs. zurück. An Curagao-Alo& wurden anstatt sonst 6000—7000 Kisten nur 5000 geerntet. 1905 gingen die Preise für Kap-Alo& auf 25—26 sh zurück. Die Ausfuhr betrug von dort etwa 500000 lbs. Die leberfarbene Curagao-Alo& war sehr gesucht, da man nur etwa 2000 Kisten produzierte. Es exportierten die Inseln Bonaire Aruba 1901 12695 Kilo 185 720 Kilo 1902 36599 „ 432349 „ 1903, 240140 102305, 1906. Die Ausfuhr von Kap-Alo& ging auf 350000 lbs zurück, deshalb steigerte sich der Preis um 25 °o. Die Leute wenden sich mehr der rentablen Feldarbeit zu, auch herrschte am Kap Arbeitermangel. Ebenso nahm die Pro- duktion an Curagao-Alo& ab, so daf3 auch hier die Preise im Steigen sind, be- sonders für leberfarbene Sorten. (Gehe & Co.) Im Oktober 1907 notierte London (Lewis & Peat) für Socotra-Aloe 80 bis. 90’ sh, ‘für Zanzibar‘ und. Hepatic 20—-60. sh, für Cape 25 = 3515h pro” cewr Im Jahre 1900 kam in London eine Alo& unter dem Namen Uganda-Alo& auf den Markt, die nach den Untersuchungen von Tschirsch und Klavones der Kap-Sorte gleicht. Die Angabe, daß die Gesamtproduktion der Erde 9—12000 Doppelzentner sei, wird sich wohl auf frühere Zeiten beziehen. Die Aloe-Pflanzen wachsen bei uns oft in enormen Mengen, z. B. in der Nähe von Mombo und Taravanda, so dal3-man ihre Blätter in großen Mengen erhalten kann. Sie heilen bei den Swahili außer 72s/Aubzrimani noch krsimro, bei den Wanyamwezi sugaka, den Wamakonde »anztenda, den Wamakuwa nzanarapwı, den Washambaa /xsa, den Wamwera /ungangamvitu, den Wahiyao kztapika, den Massai usonguroi, den Wabondei zanasimwitu (wilde Ananas), den Wasaramo mtyr. In Amani haben wir die hiesige wilde Art, deren botanischer Name mir unbekannt, sowie A. feroxr, aus welcher die Kap-Alo& gewonnen wird. Mit der hier bei Amani wild wachsenden Art, die der von der Ebene am Fuß der Usambara-Berge ganz ähnlich ist, machte ich einen Versuch. Da die abgeschnittenen Blätter sehr wenig Saft austropfen liefßßen, schälte ich ihre Rinde ab, kochte in Wasser und dampfte dies ein. Es entstand eine erst pechartige, dann glasharte schwarz-braune Substanz, die an der feuchten Luft wieder etwas zerfloßß und ähnlich wie Alo& aussah. Aber sie ist nicht die Spur bitter. Diese Art scheint demnach ungeeignet zu sein. Dagegen lassen die abgeschnittenen Blätter der hier kultivierten A. ferox vom Kap eine ziemlich reichliche Menge gelblichen, dicken Saft ausfliefßen, der enorm bitter wie Alo& schmeckt. Einen größeren Versuch konnte ich nicht machen, da wir nur zwei Pflanzen besitzen, die vermehrt werden sollten. Jeden- falls wird diese Art auch hier die Drogue liefern. Von Socotra aus sollen früher mehr, jetzt seltener, kleine Mengen von Drachenblut nach Zanzibar in den Handel gekommen sein. Es ist wohl der eingedickte Saft von Plerocarpus sp. 3. Cassia angustifolia Vahl. Von den drei C’assza-Arten, deren Blätter die Sennesblätter liefern, kommt nur diese in Ostafrika vor, sie geht von Mosambik über Somaliland und Arabien bis Östindien, von einer Varietät dieser Pflanze wird die sogenannte Mokka- oder arabische Senna gewonnen, die viel auf den Markt in Indien kommt und von Bombay aus weiter verschifft wird. Von dieser Art werden die Sennesblätter stammen, welche in jedem Indierladen bei uns unter dem Namen Aalule, (allgemein für Abführmittel gebraucht) oder sana-maki (»senna von Mekka«) erhältlich sind. In Südindien bei Tinnevelly wird diese Art in Menge gebaut und kommt in den europäischen Handel als Tinnevelly-Senna, bei den Arabern wird sie sanda-e-hindt, in Abessinien ufekkr (Tigre), in Indien hindi-sana, sana-maki genannt. Die Drogue heilst im Arabischen allgemein suza, sena, sennat, bei den Indiern sana-pat, sunna-inuki, bei den Tamilen xzla-verez, den Telegu »zzla-ponna. Die beste Art kommt von Alexandrien auf den Markt, die Stammpflanze dieser Sorte ist C. acutifolia Del, die am mittleren Nil von Assuan bis Kordofan, wahrscheinlich auch noch im westlichen Sudan vorkommt, denn in der mit Karawanen nach Tripolis kommenden Senna sind Blätter dieser und der vorigen Art vermischt. Diese strauchförmige Art haben wir vor Jahren in Dar- essalam angebaut, aber mit wenig Erfolg, die Pflanzen wuchsen zuerst rasch, bildeten aber nur wenig Bläfter und kümmerten, wahrscheinlich war das Klima für diese Steppenpflanze zu feucht. ‚ Die Blätter von C. obovata Coll. kommen selten in den Handel, der Baum wächst in Afrika, Arabien und‘’Indien. Man bezeichnet diese in Ägypten wenig geschätzte Sorte dort als senna-beledi, »wilde Senna«. Sie wird manch- mal den anderen Sorten beigemischt, kommt auch selten mal von Tripolis in den Handel. Diese C. obovata soll in Algier kachzcha, sena, bei den Tuareg ad- jerjer, tardjardjart heilen. Den Alten war die Senna unbekannt, erst Serapio (Ibn Serafjun), der wahrscheinlich in Persien am Ende des ı1. Jahrhunderts lebte, beschreibt sie, ebenso Isaac Judaeus (Abu Yaqub bin Soliman el Israeli), der Ende des 10. Jahrhunderts in Ägypten und Kairuan (Tunis) lebte. Im 16. Jahrhundert wurde C. obovata sogar bei Florenz angebaut. Später wurde fast nur die alexandrinische Sorte geschätzt, deren Verkauf von Ägypten als Monopol ver- pachtet wurde. Sie heilt noch heute Paltsenna von dem italienischen appalto—= Pacht. In Tenevelly ist die Kultur im Anfang des 19. Jahrhunderts begonnen. Heute wird nicht mehr so viel Senna wie früher gebraucht, um 1850 importierten England nach Flückiger 450000 ‚Pfund, Frankreich 360.000, Triest 430000, Hamburg 65 000 Pfund jährlich. 1904 gingen in den Hamburger Hafen 4370 Doppelzentner im Werte von 246410 Mark, 1905 4349 Doppel- zentner im Werte von 223870 Mark, der Doppelzentner durchschnittlich für 53 Mark, der aus Ägypten aber für 8o Mark, 1906 2067 Doppelzentner im Werte von 106780 Mark, 1907 2624 Doppelzentner im Werte von 148880 Mark. Die Gesamtproduktion mag jetzt etwa nur 25 000 Doppelzentner betragen. Ham- burg notierte 1907 August für ägyptische 70—140 Mark, für indische 40—80 Mark pro Doppelzentner. (Tropenpflanzer.) Obgleich die C. oBovata bei uns gut gedeiht, z.B. hier in Amann, iswes nicht wahrscheinlich, dafß man mit dieser minderwertigen Sorte Geschäfte machen wird. Möglich aber ist es, daß in trockenen Gegenden des Innern die C. acuti- folia gut wächst und ein verkäufliches Produkt liefert. 4. Cassia fistula L. Der mfurwe der Swahili, mAuinsigur bei Kilossa genannt, kommt in unserm Küstenland öfter wild vor, findet sich auch in Zanzibar wohl einmal angepflanzt. Das Mark aus den langen flötenartigen Früchten ist süßlich und wirkt sehr leicht abführend. Die Pflanze heifßt bei den Arabern #hzar-shanbur, katha-al- hind, chirnub-hindi (»indisches Johannesbrod), bei den Persern #/zar-chanbar, in Indien amaltas, girmalah, alasıı, ali, kiar USW. Diese Pflanze ist insofern interessant,‘ daß das Altertum ‘mit dem Wort cassıa, casıa nicht diese Pflanze, sondern den Zimmt bezeichnete, den #eszoth der Juden, die kassıa syringe, kassıa syriggodes der Griechen, kassza fistula der Römer, zum Unterschied gegen die ıylocassza, die nicht aus der röhrenförmig gerollten Rinde, sondern aus holzigen Stücken bestand. Johannes Actuarius in Konstantinopel am Ende des 13. Jahrhunderts und Abdul Abbas Anna- bati zur selben Zeit in Sevilla beschrieben zuerst in Vergleich der langen Früchte mit den Zimmtstangen unsere Pflanze als Cassza, wonach Linne dann die Leguminosen-Gattung gleichen Namens machte. Der erste, welcher die Pflanze sah, ist wohl der Dominikaner Jordanus de Severac (Jourdain Catalani), 1330 Bischof von Vorderindien, gewesen. Doch sollen nach Heyd die abendländischen Kaufleute (Symon Simeonis, Sigoli, Piloti) den Baum aus Ägypten gekannt haben. Die langen Früchte seien ein renommiertes Erzeugnis in Ägypten gewesen. Jourd. Cataloni habe sie dann später in Östindien ge- funden (Heyd I S. 644). Die langen, johannesbrodartigen Hülsen dieser Pflanze werden von den Negern bisweilen ihres Fruchtmarkes wegen gesucht. Nach Hamburg wurden 1905 104 Doppelzentner im Werte von 5170 Mark von Holland eingeführt*), 1333 Doppelzentner im Werte von 40550 Mark von Niederländisch-Östindien, 736 Doppelzentner im Wert von 31180 Mark wurden nach Rufsland ausgeführt, wo man sie gerne wie Johannesbrod ißt. Auch in Deutschland sind sie neuerdings viel in Fruchtläden unter dem Namen »Manna« anzutreffen. Vielleicht könnten die nach Deutschland importierten Cassza-Früchte auch in Ostafrika gesammelt werden, es handelt sich immerhin um etwa 40000 Mark Wert. *) 1907 545 Doppelzentner im Werte von 19290 Mark von den Niederlanden, 752 „ „ a EL 208ROE „. Niederländisch-Indien. et 53 Hann 5. Cinchona succirubra Pavon und C. Ledgeriana Moens. So außerordentlich wichtig die China-Rinde auch für die Medizin ist, und einen so sehr bedeutenden Handelsartikel sie bildet, so wenig ist eigentlich ge- schichtlich über sie zu sagen. Ich kann mich da auf wenige Bemerkungen be- schränken, es dem Interessenten überlassend, sich ausführlicher in Flückiger’s Pharmakognosie zu informieren. Die Cznchona-Arten sind alle in Südamerika in den Bergen von Peru, Bolivia, Equador, Columbien und Venezuela in Regionen von etwa 2000 m Meereshöhe heimisch. Allem Anschein nach haben die Indianer den Gebrauch der Rinde nicht oder nicht allgemein gekannt. Die alten spanischen Schrift- steller schweigen über die Rinde, und die Ansicht von Wellcome und einigen, daf3 die Indianer den Spaniern ihre Kenntnis von der Rinde früher vorenthalten hätten, hat nicht viel Wahrscheinlichkeit für sich, denn die Rinde. ist in den alten Gräbern nicht gefunden und wird noch jetzt von den Indianern ungern angewandt. Der Gebrauch derselben scheint vielmehr auf die Gegend von Loxa beschränkt gewesen zu sein, einem Distrikt von Peru. Dort, im Dorfe Malacatos soll ein vorüberreisender Jesuit durch einen Kaziken durch diese Rinde vom Fieber geheilt worden sein, ebenso 1630 der Corregidor von Loxa, Don Juan Lopez de Canizares. Dieser hat’die Rinde der 1638 an Malaria erkrankten Gattin des Vizekönigs, Grafen Chinchon, durch deren Leibarzt Dr. Juan de Vega gesandt. Hierdurch gelangte die Rinde zur Berühmtheit, die Gräfin sorgte für ihre Verbreitung, weshalb man sie zeitweise als pol/vo de la condessa (»Pulver der Gräfin«) bezeichnete. Sehr bald gelangte die Rinde auch nach Spanien und nach Rom, . dort besonders verbreitet durch den Generalprokurator der Jesuiten, Kardinal de Lugo, nach dem man sie auch zeitweise folvore de los jesuttos, pulvis patrum genannt hat. Der Gräfin Chinchon zu Ehren nannte Linne die Pflanzengattung Cinchona. Die Indianer im nordwestlichen Südamerika sollen die Hülsen des Peru- balsam-Baumes noch jetzt pepztas (Kerne) de guina-quina, kina-kina nennen, und durch Verwechselung habe man dem Perubalsam-Baume die Chinarinde zuge- schrieben und diese so genannt. Nach anderen Autoren soll gina, kina bei den Indianern einfach »Rinde« bedeuten. Jedenfalls hat die Rinde nach unserer deutschen Schreibweise mit dem Lande China nicht das geringste zu tun, und die Schreibweisen der Nationen, die guna, kina sagen, kann als die richtigere angesehen werden. Es gibt eine ganze Menge Arten der Gattung Cinchona. C. succirubra ist vom Chimborasso bis Nord-Peru heimisch und geht tief in die Täler herab, sie ist in ihren Lebensbedingungen am wenigsten anspruchsvoll. .C. Ledgeriana wurde 1851 von dem englischen Kaufmann Ch. Ledger in Bolivia gefunden. 1865 erhielt er Samen dieser Art, die nach Java und Britisch-Indien gingen. Es ist dies die wertvollste der Arten, sie macht mit der vorigen leicht Kreuzungen, Stuhlmann, Beiträge zur Kulturgeschichte von Ostafrika. 28 ee 32h mer deren Gehalt an Chinin sehr hoch ist. C. officinalis Hook. wird bei uns in Ostafrika nicht gebaut, wohl aber in Britisch-Indien. C. Calisaya Wed. aus Bolivia und Süd-Peru gibt heute die gesuchteste Rinde von wildwachsenden Bäumen ab, die besonders für Extrakte benützt wird. Lange Zeit hindurch war man nur auf die von wilden Bäumen in Süd- amerika gesammelten Rinden angewiesen. Abgesehen von einigen vereinzelten Kulturen in ihrem Heimatslande, versuchten zuerst 1849 die Jesuiten von Cuzco die Pflanze nach Algier überzuführen, aber vergeblich, ebenso wie spätere Versuche dort 1866—1868. Im Jahre 1852 reiste auf Veranlassung des Generalgouver- neurs Pahud von Niederländisch-Indien der deutsche Botaniker J. K. Hasskarl nach Bolivia und brachte 1854 zwei Ward’'sche Kästen mit CzZnchona-Pflanzen glücklich nach Batavia. Auch Samen gelangten um diese Zeit nach Paris und Holland. 1860 hat dann Markham und seine Begleiter Pflanzen nach Otaca- mund und Darjeeling in Indien und Hacgalla auf Ceylon gebracht. In Java wurden die China-Bäume unter Junghuhn’s Leitung so angebaut, daf3 1862 schon ı'/, Million Pflanzen vorhanden waren. Und allmählich ist dann Java für die Produktion von China-Rinde maßgebend geworden, die Gewinnung der Rinde von wildwachsenden Bäumen trat immer mehr zurück. 1870 wurde die erste Kulturrinde von Java, 1876 von Britisch-Indien verschifft. Heutzutage wird die Rinde in Britisch-Indien fast nur für den eigenen Bedarf produziert. In Ceylon trat nach dem Zusammenbruch der Kaffeepflanzungen infolge der Furcht vor der Zemzilezia eine Hochflut von China-Anbau ein, bald fürchtete man aber Überproduktion, ging zum Tee über und nutzte die China-Bäume meist ganz ab, so daf3 heute die China-Kultur dort keine große Rolle mehr spielt. Java hat völlig die Führung übernommen. Aus Ceylon wurden verschifft: 1872 12000 Ibs. \ 1880— 1885 1208000 $„, 1885 — 1886 15 365000 „, 1890 8729000 , 2 Ausfuhren aus Ceylon 1895 12000007, 1896 9O9EO00 1897 1022000 ,„, 1902 A30,000 =, 1903 170565 „ 1904 130.008, 1% a in London 1905 14497! | 1906 220.108. Von Britisch-Ostindien werden jetzt jährlich 150000—300000 Kilo Rinde nach London verschifft, anscheinend meist von Privatpflanzungen, denn die Re- gierungspflanzungen verarbeiten ihre Produktion alle zu Chinin und «Febrifuge>», Tr Se . einem rohen Alkaloidgemisch aus der Rinde von C. succzrubra und C\. officialis, worin nur ziemlich wenig Chinin, aber viel «Nebenalkaloide» enthalten sind. Die Anfuhren in London waren; von Britisch-Indien von Afrika von Bolivien 1902 6240 Ballen 803 Ballen 7713 Ballen 1903 3107 7, 1066: ;, 20866 ,„, 1904 3688. ),, ABA, 33012 7, 1905 3864 NR 2046 & 2556 % 1906 ZA72N 3; OA kn Boss, Der Ballen zu 50—60 Kilo. Man sieht, daf3 alle diese Mengen nicht sehr bedeutend sind. Nach einer Zusammenstellung von P. van der Wielen wurden sonst noch folgende Kulturversuche gemacht: In St. Helena begann die Kultur 1868, nach 2 Jahren waren 20000 Pflanzen vorhanden, von 1876 an gab man die Kultur auf. In Teneriffa- sind 1868 im Tal von Orotava einige Czrchona angepflanzt. Auf Reunion begann man ebenso 1868, 1894 waren 80000 Bäume dort vor- handen, vor allem C. szcczrubra. In Mauritius hat man die 1865 begonnene Kultur aufgegeben, ebenso die seit 1871 in Madagascar gepflanzten. Auf San Thome begann man 1864, 1875— 1885 wurde die Kultur ausgedehnt, 1900 sollen dort etwa 2 Millionen Bäume gestanden haben. Das meiste wird in einer Fabrik bei Lissabon bearbeitet, der Rest (sxccz/rubra) kommt nach London als afrikanische Provenienz auf den Markt, wie obige Tabelle ergibt. Auf den Kap Verden, Principi und in Angola sind die Versuche scheinbar mißglückt. In Kamerun sind in kleinerem Maße gebaut. Kleine Versuche in Martinique, Guadeloupe, am Kaukasus, auf Jamaica, Neu- Seeland, Australien, Figi, Mexico, in Sierra Leone kommen nicht in Betracht. Auf den Anbau in Deutsch-Ostafrika komme ich unten zurück. Die Java-Rinde bestimmt den Markt, sie wird fast sämtlich in Auktionen in Amsterdam verkauft oder in der javanischen Chininfabrik von Bandoeng zu Chinin verarbeitet. Die Preise werden nach »Unit« festgesetzt, d. h. das Unit ist der Preis für jedes Prozent Chininsulfat in a Kilo Rinde, oder '/, Kilo Rinde von 1°/, Chininsulfat ist ein Unit, demnach wären z. B. 5 Kilo Rinde von 5 °/, gleich 50 Units. | Die javanischen Pflanzungen sind derartig führend geworden, weil man die Botanik und Chemie sich zunutze macht und durch Saatauswahl die Qualität der Rinde enorm steigerte. Während man dort Anfang der 60er Jahre Rinde von nur 0,4 °/o Chiningehalt erzeugte, hat heute in Java die Durchschnittsmasse etwa 282 5'/a °/o, und einige Hybriden-Bäume geben bis 18°, Chinin in ihrer Rinde. Jetzt werden dort über 22 Millionen Bäume stehen, die fast °/ıo der ganzen Welt- produktion an China-Rinde liefern. Die Produktion in Amerika ist sehr zurückgegangen, 1880 kamen von dort noch etwa 3'/» Millionen Kilo. 1896 gelangten nur noch mehr etwa 50000 Kilo, 1902 — 380000 Kilo, 1906 nur 26000 Kilo nach London. Der enorme Rückgang der amerikanischen Rinde liegt an den hohen, dort erhobenen Ausfuhrzöllen, den vielen Verfälschungen des Produkts, an der teil- weisen Ausrottung der wild wachsenden Bäume und besonders an der Über- legenheit der Kulturrinde über die wilde, die weit weniger Chinin enthält als die auf Pflanzungen gewonnene. Die amerikanische Rinde wird demnach fast nur noch zur Herstellung von Extrakten benützt. Den Aufschwung der Produktion von China-Rinde in Java mögen folgende Zahlen erläutern: Durch- i & schnitts- Totalangebot ee Verschiffung von Java *) gehalt an “ a des Jahres Chinin- incts.v.holl.Fl. sulfat. 1887 1399000 Kilo > 1889 26040007 ,, —z 1891 3374000, ap 1893 29007000 „ 4,28 cts. 1895 38150007, DETO EN 1896 5039500 ,, ZN 1897 4218800 ,, 47 » 1898 5.575.0004 ©, Zn 1899 5704900 ,, VSOBEES 1900 5 390000 ,, TOO. 1901 6399500 ,, 5,45%/o 6588133 Kilo 330,0. 1902 6673000 „, 5,5100 0:8940837 7 5 ROOMn 1903 6862:500: ,, 5,32% TBOASASTen OO 1904 7250000, 5,27°/o 8140320. 5, on 1905 7699500 „, 5,49°%/o 9085722 „ 3 38 1906 6758000 „, 5,44°/o 8794480 „, Aal, 1907 8606000 ,, — R AST Der Durchschnittsgehalt an Chininsulfat schwankt, je nachdem größere oder kleinere Mengen Szccirudra-Rinde in den Verschiffungen waren. Der Unit-Preis von 4,31 cts. in holländ. Gulden wäre zum Kurse von 1,70 Mk. gleich *) Die Zahlenangaben schwanken vielfach, diese sind teils Semler, teils den Handels- berichten von Gehe u. Co. entnommen. So hörte ich in Java selbst, daß 1899 die Produktion 5017661 Kilo, die Ausfuhr 4 743200 Kilo gewesen sei. en Br a7 Bi, 5,10. cts. gleich 8,67 Pf., so daß ein Kilo Rinde von 61/,%/, Gehalt an Chininsulfat 95,12 Pf. bezw. 112,71 Pf. kosten würde. Ende der 90er Jahre wurde eine Chininfabrik in Bandoeng auf Java er- öffnet, die jährlich etwa 700000 Kilo Rinde verarbeitet. Man hoffte hierdurch, die vereinigten deutschen Chininfabriken, welche die Preise beherrschten, beein- flussen zu können, und tatsächlich stieg der Preis 1900 auf 10,10 cts. per Unit. Angeregt hierdurch nahm die Produktion zu, und die Preise mußten wieder stark fallen. 1905 taten sich 20 Pflanzungen mit einer Produktion von 4'/, Million Kilo zusammen, um I906 nur 2,9 Millionen Kilo zu produzieren und davon noch !/ıa zurückzuhalten, so daß sie nur 2,7 Millionen Kilo auf den Markt bringen wollten. Unter dem Einfluß dieser Vereinigung ging dann die Ausfuhr von Java um ca. I Million Kilo zurück, und man hoffte, daß der Preis dadurch bald sich heben sollte. 1907 aber scheint diese Vereinigung nicht mehr gewirkt zu haben. Die Weltproduktion in Chinin wurde geschätzt 1901 auf 401 100 Kilo 1902. 9, 110340 0%, 1903: „ 400900 _,, Was bei einem Durchschnittsgehalt von 3° einer Rindenmenge von 8 Millionen Kilo entsprechen würde, bei 4° Gehalt aber 10 Millionen Kilo. Das meiste davon kommt in Amsterdam auf den Markt. Deutschland importierte nach Semler: 1887 42430 Doppelzentner 1881 60050 rn 1895 20240 2 1896 34660 * 1897 42046 3 bei etwa 800 Doppelzentner Wiederausfuhr im Transit. Nach dem »statistischen Jahrbuch« gingen in das deutsche Zollgebiet 1903 367800 Doppelzentner im Werte von 4781000 Mark 1904 394 300 ’„’ ’”’ ,„’, +} } 5 125 000 ’„’ 1905 2,9490 ”’ „ „’ „ 3373000 ‚IR } 1906 345 400 , s 7 3. 4391000 =, Die meiste Chinarinde wird per Bahn von Holland nach Deutschland hineingehen. Seewärts kamen nach Hamburg nur: , 1904 1860 Doppelzentner im Werte von 205760 Mark 1905 2541 1 „’ ’’ ’7 285 270 m 1906 2711 3 3) ’„’ >} 255 040 ’„’ 1907 1689 Er hs r se LS27 70 1905 zum Durchschnittswert von 113 Mark pro Doppelzentner (1906 94 Mark, 1907 108 Mark), wobei Rinde von Bolivia mit 236 Mark (164, 180), solche von Britisch-Ostindien mit nur 60 Mark (52, 54 Mark) deklariert wurde. Ausgeführt wurde seewärts ins Ausland: —n anne ei 1904 1905 1906 1907 1765 Doppelzentner im Werte von 223910 Mark 1454 1556 1468 „’ 26) ” „’ 210730 „ „ ’’ „’ >} 209 570 „’ 55 Ss & ALSO: N Also spielt Hamburg in diesem Artikel keine Rolle, ist auch fast nur Transit- hafen. Die Gesamtproduktion soll 1901 gewesen sein! vonjavyar see 6399500 Kilo „ Britisch-Indien . TOSE0O ssbolviene en 399780. Geyvlonssse ZI 1ATER se Airika ee AB ISO... zusammen 7820137 Kilo wozu wohl noch etwa 700000 Kilo kommen, die in Java verarbeitet werden. Die Preise für China-Rinde, die sich nach dem Chiningehalt derselben richten, haben stark geschwankt. Nach der deklarierten Seeeinfuhr waren die Durch- schnittspreise bei der Einfuhr in Hamburg: Ebenso schwankten 1851— 1855 1856— 1860 1801 - 1805 1866 — 1870 1871-1875 1876— 1880 1881— 1885 1886-— 1890 1891—1895 1896 — 1900 1901 1902 1903 1904 1905 1906 1907 maßgebend sind. Im Januar Mai Februar Mai August 314,23 Mk. 255,04 ,„ 345,55 » 199,07 P2EEOS ER 335,898, 183,47,» (der große Sturz 1884 von 213 auf ıı1 Mk.) 170,07 143,32 „ 87,15 , (der große Sturz 1897 von 95 auf 81 Mk.) 103,100, 7440 97,59 » 10,020, 172,00, 94,08 „ To821 5 die Preise für Chinin, für welche die deutschen Fabriken 1876 notierte Zimmer in Frankfurt 195 Mk. pro Kilo 1877 1878 1879 1880 November 1881 „ „ „ „, 545 „ „ „ 1] „ „’ 3.9 260 „’ „’ „’ 59 Im Mai 1883 notierte Zimmer in Frankfurt 210 Mk. pro Kilo „ November 1884 a " hs 3 1220, „ „» „ Juni 1885 , n 3» » 90 , on „ September 1886 n 55 > in DD as on „ November 1887 s 5 ” 7 BIN, „ „ ul 1888 55 ss 2 ss AA; ss juni 1889 u sh 7 $ 31 u „on » ZNUgUust 13901, 5, R 5 h Tr Nach den Handelsberichten von Gehe & Co. schwankte der Preis: 1900 von 42—50 Mk. FOOT 3042, 35, April 1902 44 Mk. Juni 1906 ©: Me Juli 1902 30°, Dezember 1005 20, 5 Oktober 1902 38 „, Januar 1906 28,90 „, Januar 71003 40°, Juni 1900 20,83, Juni 190327. 340; Dezember 1906 25,93 ,„, Juni TOCde 5, Ich höre, daf3 Mitte 1907 das Kilo nur 23 Mark in Hamburg kostete. Je nach den Rindenzufuhren springen die Preise vom Chinin. Ausgeführt wurden an Chinin-Salzen aus ganz Deutschland: 1891 1866 Dz. 1897 2513 „ 19021 2322 1903 1970 ,„ im'Wert von 7092000 Mk. 1904 1590 „’ „’ „’ „ 5724 000 „’, 1905 1404 „ „ 218) DB 4493 000 „’ VGOOREITZEZ En, ”,4021000 Von Hamburg allein wurden ausgeführt seewärts: 1904 1331 Dz. im Wert von 2097060 Mk. 1905 1003 „’ „ „’ „’ I 370070 ses) 1906 1O2002 7, 5 ie BEELOT22107 .; 1907 1219 3 „ „ „ I 880 860 „ Eingeführt wurden dort seewärts nur: 1904 24 Dz. im Wert von 48320 Mk. 1905 II „ „’ 33 „ 44 990 „ 1906 15 „’ „’ „ 3 52 130 ’„’ 1907 OT BAT Mal; 022207508, Man sieht also, daß Deutschland mehr als '/; der gesamten Weltproduktion an Chinin in seinen Fabriken herstellt. | Man sagt, daß in Java die China-Pflanzungen immer noch gut verdienen. Bej einem Unit-Preis von 7 cts. sollen sie 73— 100 °/, Dividenden bezahlen. Geben sie dabei weniger, dann machen sie große Abschreibungen. Man rechnet (nach v. Broekhuizen), daf3 man in Java von ı Hektar im 4.Jahr 434 Kilo Rinde I a Se. 5 OS " I R 02.0 TOO Re I en IR BIT Bow. R: I » as 1O.5, 392 > I »» 3 KO Oo „» I en se MO ELOAOR "N I % SET I HS L OrO2E.; I I v5 ER 560, 53 schneiden kann. Da es sich um eine Forstkultur handelt, sind die Kulturkosten nicht groß, auch sind keine Fabrikanlagen aufler Trockenschuppen und Zerkleinerungs- maschinen nötig. Auch wird das Produkt nicht schlecht, wenn die Pflanzen altern, und der Produzent kann die guten Marktkonjunkturen zum Abschlagen der Bäume abwarten. Ob bei uns in Ostafrika diese obigen Resultate auch nur annähernd die gleichen sein werden, kann natürlich niemand voraussagen. Da alles vom guten Wachstum der Bäume und dem Gehalt der Rinde abhängt, sollte man nur edelste Hybriden anbauen, die diese beide Bedingungen am besten erfüllen. Die ersten Cinchona-Pflanzen wurden in der zweiten Hälfte 1900 von mir nach Deutsch-Ostafrika gebracht. Es waren 12 in Java auf den »Governements Kinaondernemingen« bei Bandoeng von Herrn van Leersum gekaufte Pfropfungen der allerbesten Hybriden mit 12—16°/, Chiningehalt, von denen 6 lebend in Amani ankamen. Das B.L.I. war damals noch nicht gegründet, sondern nur ein indischer Gärtner sorgte in Amani einstweilen für die Pflanzen, die er durch Stecklingsentnahme noch etwas vermehrte, so dafl Professor Zimmermann bei seiner Ankunft Mitte 1902 11 javanische China-Pflanzen vorfand, einige Hybriden und einige C. succzrubra, von denen die ersteren im Juni 1902 schon 80 cm hoch waren. Von diesen aus Java bezogenen Pfropfungen sind dann späterhin, 1905/06, eine Menge Samen an Privatinteressenten abgegeben, die sich aber auch direkt hochwertige Saat von den Auktionen in Java kommen ließen. Im August 1902 erhielt das B. L. I. dann durch Vermittelung von Professor Volkens Samen von hochprozentigen China-Hybriden aus Java, im Februar nächsten Jahres noch- mals solche von C. Ledgeriana bester Sorte von dem Direktor der China- Pflanzungen der holländischen Regierung auf Java, Herrn v. Leersum, Sendungen, die später noch wiederholt wurden. Auch Saat von C. succirubra und C. robusta wurden bezogen. | Am 31. März 1906 waren ausgepflanzt: 2700 C. robusta, 6587 C. Ledge- riana, 9049 C. succirubra, 3658 Hybriden zwischen C. Ledgeriana und C.succirubra. Am 31. März 1907: 3100 C. robusta, 6587 C.Ledgeriana, 9000 C. succirubra und 6668 Hybriden, zusammen 25 355 Bäume. Im Juli 1906 konnten wir die erste Probe Rinde der ältesten hier ge- wachsenen China-Hybriden nach Deutschland senden, die vom Samenkorn an 4, vom Verpflanzen auf die endgiltigen Standorte an 2'/, Jahre alt waren und in Höhen von 980 Metern gestanden hatten. Herr Hofrat Hesse von der chemischen Fabrik Feuerbach bei Stuttgart fand, daß die von Zweigen und ausgesägten Doppelstämmen genommene Rinde 6,47 °/,, die von ganzen ausgeforsteten Stämmen 6,80 °/, Chininsulfat und daneben 1,93 °/, Nebenalkaloide, unter denen kein Cincho- nidin war, enthielten. In Anbetracht, daf3 nach den javanischen Erfahrungen das Optimum des Chiningehaltes meist erst frühestens bei fünfjährigen Pflanzen ein- tritt, daß unsere aber nach der in Java gebräuchlichen Bezeichnung erst 2'/, Jahr alt waren, ist dies Resultat ein recht gutes zu nennen. Ein Kilo dieser Rinde von 6!/a °/, Chiningehalt würde bei dem Unitpreis von 5 cts. etwa eine Mark wert sein, im vierten Jahr also nach obiger Aufstellung auf javanischen Pflanzungen einen Bruttoertrag von 440 Mark pro Hektar geben. Ob dies Resultat hier auch erreicht werden wird, kann natürlich niemand voraussagen, aber es hat den An- schein, als ob für eine Forstkultur der Chinarindenbaum eine recht gute Rente geben wird und wahrscheinlich auch für den Privatpflanzer. Nur wird dieser Saat von den besten Hybriden beziehen müssen; er wird gut tun, wenn er etwas mit Rizinuspreßkuchen oder ähnlichem düngt und in nicht zu niederen Lagen seine Pflanzung anlegt. Diese Hybriden ergeben hier in Amani Resultate, die sich mit den besten von Java messen lassen, es ist deshalb zu empfehlen, daß man hier nur diese Sorten baut, wo immer der Boden es zuläßßt. Die Rinden der anderen hier ge- pflanzten Sorten sind bisher noch nicht untersucht. Angeregt durch das Beispiel des B. L. I. haben eine Reihe von hiesigen Privatpflanzungen ebenfalls Chinarindenbäume in Kultur genommen uud auch die Forstverwaltung des Gouvernements hat sich dieser Kultur ein wenig zugewandt. Sehr ausgedehnt sind die Pflanzungen allerdings noch nicht, man scheut sich wohl noch vor den niedrigen und so sehr schwankenden Rindenpreisen, will wohl außer- dem die Resultate des B. L. I. abwarten. So weit ich habe erfahren können, standen am 1. Oktober 1907 in Deutsch-OÖstafrika folgende Chinarindenbäume aus- gepflanzt: 25355 Bäume in Amani, 66 700 3 „ anderen Pflanzungen, davon 1500 am Kilimandjaro und 4200 bei der Forstverwaltung in Wilhelmsthal, die übrigen auf Privatpflanzungen in West- und Ost-Usambara. 6. Croton Tiglium L. ist ein kleiner, zu den Wolfsmilchgewächsen gehöriger Baum, der in Zanzibar und selten an der Küste bei uns steht. Die Samen bilden ein äußerst drastisches Purgiermittel. Da sie etwa wie Mandeln schmecken, sind einige Male schwere Vergiftungserscheinungen damit an Leuten vorgekommen, die die Pflanze nicht kannten und einige Kerne in Unkenntnis aßen. Der Baum stammt wohl aus Indien und wird dort, sowie auf Java, Ceylon und in Südchina kultiviert. Die Araber sollen die Pflanze dand, die Perser dend nennen. Sehr häufig ist der Baum bei uns nicht, in Amani wächst er gut. Die Araber und Indier werden wohl die Samen bisweilen medizinisch anwenden. 7. Erythrophloeum guineense Don. ist ein kräftiger, akazienartiger, unbedornter Baum mit doppelt gefiederten Blättern, kleinen, gestielten an den Zweigenden rispig angeordneten Blüten und länglichen zusammengedrückten ledrigen Hülsen, in denen die Zwischenräume zwischen den Samen mit Mark erfüllt sind. Das Holz ist eins der schönsten Fournierhölzer, die es hier gibt. Die Rinde enthält einen dunkelroten Farbstoff und ein sehr gefährliches Gift, das Erythrophloein, es wirkt daneben picrotoxinartig. Ab- kochungen der Rinde werden zu Gottesurteilen und zu kriminellen Zwecken ver- wandt, und zwar anscheinend gleichmäßig im ganzen tropischen Afrika. Der Baum ist durch das ganze tropische Afrika verbreitet und scheint bei allen Bantu- Völkern moavr, mwavi zu heifsen. In Mombuttu heißt der Baum e/nda, die Zwerge dort sollen aus ihm in Verbindung mit den Samen von S/rychnos Icaja, des Blattes von Paliso- ta Barteri Benth. und von Combretum grandiflorum Don. ihr Pfeilgift herstellen. An anderen Stellen heift die Rinde sassy, mancone, Buvanıdes Floupes, talincassa, (wahrscheinlich alles in Westafrika). In Togo heißt der Baum ersa. Der Baum kommt in den Waldungen der mäßig feuchten Gegenden in Küstennähe, im Sachsenwald bei Daressalam, im Niassaland, Zambezigebiet, in Senegambien, Sierra Leone, Oberguinea vor. Ob er auch im Innern und im nördlichen Teil unseres Gebiets steht, ist mir nicht bekannt. In der Nähe vor Wiedhafen am Niassa-See und bei Songea wird nach Busse's Beobachtungen die Rinde einer Parkia Bussei Harms ebenfalls unter den Namen »n0avr zu Gottesurteilen von Zauberern benützt, möglich, daf3 auch die unter dem Namen moavi von mir bei Pangani gesammelte S/uhlmannia Moavi Taub. ebenso angewendet wird. Der Name scheint vielen giftigen Leguminosen zuzukommen, die zu Zaubereien und Ordealen gebraucht werden, und dieselbe Bezeichnung scheint durch alle Bantuländer zu gehen, was wohl auf einen sehr alten Ge- brauch dieses Rinden-Ordeals deutet. Das Zrythrophloeum ist ein starkes Herzgift, findet aber auch in der Augen- heilkunde als Anaestheticum seine Anwendung. 8. Erythroxylon Coca Lam. und Erythroxylon novogranatense Hieron. geben die Coca-Blätter von Südamerika, die von den Eingeborenen von Peru schon in vorcolumbianischen Zeiten benützt wurden, wie die Funde von kleinen — LU Beuteln mit Cocablättern und Kalk in den Gräbern von Ancon beweisen. Die Pflanzen wurden von den Indianern geradezu der Sonne heilig gehalten, und die ersten Europäer, wie Ortiz 1499 und spätere berichten über die wunderbare Wirkung derselben. Das Kauen von Cocablättern befähigt den Indianer zur Er- tragung von großen Anstrengungen, auch dient es als Genufsmittel; man fügt Asche, Kalk oder Calciumcarbonat hinzu. Eine Zeit lang haben dort die Geist- lichen und die Verwaltung gegen diesen Gebrauch alle möglichen Verordnungen erlassen, aber ohne Erfolg. Peru, Bolivien und Brasilien sind die Heimatsländer der Pflanzen, doch hat man die Z£. Coca bisher nicht sicher im wilden Zu- stand gefunden. Sie heißt in den Indianer-Sprachen kayo, guarigos, ipadu, ibadu, ypadu, tuyuka. Es ist ein kleiner Strauch von etwa 2 Meter Höhe mit ovalen Blättern, winzigen weißlichen Blüten und roten länglichen Früchten. Diese Art ist die wertvollste und enthält bis ı°/, Alkaloide besonders das berühmte Cocain. Die andere Art E. novogranatense hat kleinere hellgelblichgrüne Blätter und enthält nicht so viel Cocain. Schon in der Mitte des ı6ten Jahrhunderts be- standen in Peru Cocapflanzungen, die 20—80000 Dukaten wert waren, die Blätter waren Tausch- und Zahlungsobjekt anstelle von Geld. 1750 wurde die erste lebende Pflanze nach Europa von Jussieu gebracht und 1786 von Lam- mark beschrieben. Eingeführt aber wurden die doch so wirksamen Blätter lange Zeit nicht nach Europa. Nach fruchtlosen Versuchen anderer gelang es 1860 Niemann, aus den frischen Blättern, welche die Fregatte Novara mitgebracht hatte, das Alkaloid herzustellen; schon er erkannte die Eigenschaft desselben die Schleimhäute lokal zu anesthesieren, aber erst seit 1884 kam dieser Stoff all- gemein in Anwendung, wie z. B. bei Augen-, Zahn- usw. Operationen. Die Produktion der Coca-Blätter steigerte sich bedeutend, nachdem das Cocain in der Heilkunde viel angewandt wurde, in dem Heimatsland der Pflanze wie auch in Indien, Java etc. baute man sie an. Und heute ist das schon in Südamerika fabrikweise hergestellte Rohcocain und die Blätter recht billig ge- worden und geradezu eine Überproduktion eingetreten. Man soll 40 Millionen Pfund Blätter jährlich erzeugen. In Amani sind mehrere Tausend Sträucher von Z. novogranatense, die am leichtesten wachsen und sich vermehren lassen, sowie einige Hundert von E. Coca angepflanzt, die alle zahlreiche Samen tragen. Wir haben aber mit Rücksicht auf die schlechte Marktlage des Produkts die Kultur nicht weiter aus- gedehnt, sind jedoch in der Lage, sobaid die Konjunktur sich bessert, Mengen von Samen abzugeben, aus denen in wenigen Jahren die exportfähigen Blätter gezogen werden können. Die Pflanze wächst hier ausgezeichnet und wäre ge- eignet, die alten Kaffeekulturen zu ersetzen, wenn nicht eben eine große Über- produktion jetzt vorhanden wäre. 1905 kostete der Doppelzentner Z. Coca in Ham- burg bei der Einfuhr 193 Mk., aber die etwas weniger alkaloidhaltigen Blätter von E.novogranatense, die hier am besten kommen, werden wohl auch weniger wert sein, 1903 wurden für die in Amani gewachsenen nur 95 Mk. geboten. MAN Es waren in ihnen im‘ Kebruar 1904 1,8 °/, Basen, im Juli T,2'%/, darin, 'aber diese sind kein kristallinisches Cocain, sondern eine Masse, aus der man durch Spaltung und Synthese das Cocain erst gewinnen muß. Die besten Blätter mit wenig Nebenalkaloiden kommen von Cuzco-Bolivien, die Truxilla-Art ist halb soviel wert und die von Huanaco steht in der Mitte zwischen beiden. Die von Java und Ceylon stammenden Blätter gleichen der Truxilla-Art, und dasselbe ist mit unserer E.novogranatense in Amani der Fall. Über den Ertrag einer Pflanzung gehen die Meinungen auseinander, wie Prof. Zimmermann in der «Usambara-Post» vom 4. Juni 1904 darlegte, doch wird man wohl auf 700 bis 1000 Kilo Blätter vom Hektar etwa rechnen können, was bei 0,90 Mk. pro Kilo 630—900 Mk. pro Hektar Bruttoertrag bedeuten würde. Eine genaue Statistik ist schwer zu erlangen. Angeblich sollen, wie oben erwähnt, jährlich ca. 20 Millionen Kilo Blätter erzeugt werden, von denen aber sehr viel im Lande selbst konsumiert, anderes im Lande zu Rohcocain ver- arbeitet werden, so daß als Blätter nur ein kleiner Teil ausgeführt wird. Die aus Java stammenden werden in Holland auf Cocain verarbeitet. Aus dem «Handelsberichte von Gehe & Co. in Dresden entnehme ich folgendes über die Einfuhren in Hamburg: Rohcocain Coca-Blätter 1898 1067 Kilo ? 1899 32802, ? 1900 A21O0 1852 Ballen a 60 Kilo 1901 4595 » 3500 5 mn m 1902 BONZ 1870 AN u 1903 5642, 2000 = abet 1904 Bas, ? 1905 OLE ? 1906 52207, ? 1907 5143, „ ? Von diesen Mengen geht aber ein Teil (',—!/s3) wohl wieder in das Ausland. Die Preise von Rohcocain sind recht veränderlich: 1902 kostete es 220 bis 350 Mk. proKilo, 1903: ca. 290 Mk., 1904: 280—340 Mk., 1905: 220—320 Mk., 1906: 190—320 Mk. je nach den Zufuhren und der Nachfrage. 1906 sank bei großer Zufuhr der Preis von 320 auf 200 Mk., 1907 auf 195 Mk. 1905 wurden nach Hamburg von Chili 18 Kilo Rohcocain im Werte von 5100 Mk., also das Kilo zu 193 Mk., 5100'Kilo von Peru im Werte von 1599650 Mk. eingeführt, also das Kilo zu 313 Mk. und 57 Dz. Blätter von Kolumbien im Werte von 11000 Mk., also der Doppelzentner zu 193 Mk. 1907 kamen dorthin von Peru 5400 Kilo im Werte von 1044320 Mk. Der Gesamtwert der Einfuhr in Deutschland mag jähr- lich 1!/a —ı°/; Millionen Mark betragen. Für uns wird sich, besonders bei £. novogranatense mit dem nicht kristallisierenden Alkaloid, die hiesige Herstellung von Rohcocain nicht emp- AS fehlen, sondern nur die Ausfuhr der gut und rasch im Schatten getrockneten und eventuell pulverisierten Blätter, die wasserdicht zu verpacken sind. Bedenkt man, daf3 schon nach 2 Jahren eine Anfangsernte zu erzielen ist, und daf das Feld nach 5 Jahren in Vollertrag steht und dabei 600—900 Mk. Brutto bringt, so wird der Ertrag immer noch größer als der von unseren jetzigen Kaffeefeldern sein, auf denen Coca gut wächst. Man mufS aber bedenken, dafs der Markt nicht unbegrenzt aufnahmefähig für dies Produkt ist, und dafs der Be- darf jetzt schon von Südamerika voll gedeckt wird. Ende 1905 versuchte man in Peru, die Rohcocain-Fabrikanten in eine gemeinsame Konvention zu bringen, mit der Absicht, nur den wirklichen Bedarf zu produzieren und so den Preis zu halten. Der Versuch scheiterte, weil das Rohprodukt dort in zu vielen kleinen Händen ist, die sich nicht vereinigen ließen. So kam es, daf3 unter dem Ein- fluß der unausgesetzten Zufuhr der Preis des Rohcocains von 320 Mk. auf 195 Mk. sank. Somit ist für uns ein rentabler Anbau nur möglich, wenn die Verhältnisse in Südamerika sich gebessert haben dadurch, daß die Produzenten ihre Produktion auf ein vernünftiges Maf3 beschränken, oder wenn in Deutschland ein hoher Im- portzoll auf fremdes Cocain bezw. Cocablätter gelegt wird. Für dies Produkt kann man das verantworten, da wir aus unseren Kolonien den Bedarf Deutsch- lands bald decken können, was bei Kaffee etc. nicht der Fall ist, aber es be- dingt ein Abweichen von unserer bisherigen Handelspolitik, die keine Differenzial- zölle für deutsche Kolonialprodukte zuläßßt und die Kolonien als deutsches Ausland betrachtet. Im Falle von Cocain würden allerdings keine vitalen Handelsinter- essen von Deutschland durch solche Mafßnahmen berührt, da englische Kolonien nicht in Betracht kommen. 9. Euphorbia Candelabrum Trem. und andere hiesige Arten der baumförmigen Wolfsmilchgewächse, die wie Cac- teen aussehen, enthalten eine große Menge von Milchsaft, aus dem nach dem Trocknen sich das Zuphorbium genannte Harz bildet, das sehr bitter und ätzend wie der Milchsaft der Pflanze ist. E. antiguorum und E.Nikae Pax., sind stachlige Sorten, E. förucalli L., eine Art mit stachellosen, bleistiftrunden Zweigen. Letztere oder eine nahe verwandte Art, wirdin enormen Mengen als Einfriedigung von Viehplätzen in Unyamwezi, Usukuma, im Zwischenseengebiet, bei Langenburg usw. angebaut, indem als Umfriedigung einfach Äste der Pflanzen in den Boden ge- steckt werden, die dann anwachsen. Eine eigentliche Kultur derselben findet also nicht statt. Die stacheligen Arten kommen in sehr großen Mengen in den Steppen von Ostafrika, auf den Korallenriffen der Küste usw. vor. Wenn es gelänge, das daraus leicht massenhaft erhältliche Harz nutzbar zu machen, könnte der Verkauf derselben eine gute Einnahmequelle werden. Man wird jedoch vielen Widerstand der Sammler überwinden müssen, da der ungemein giftige Saft alle Schleimhäute entzündet, mit denen er in Berührung kommt. Das ein- getrocknete Harz enthält etwa 1%, Kautschuk, ist also für dessen Gewinnung kaum verwendbar. Allerdings wird unter dem Namen almadeina*) ein ähnliches Harz von St. Paul de Loanda in den Handel gebracht, das vielleicht von £. rhip- saloides stammt, vielleicht aber zum Teil auch von der Asclepiadee Fockea multiflora K. Schum. Harz der E. resinifera kommt unter dem Namen Zuphorbium von Marokko aus in den Handel, wohl besonders zu medizinischen Zwecken. Wie groß der Import in Hamburg ist, weiß ich nicht; die Ware wird wohl mit »anderen Gummiharzen« zusammon in der Statistik aufgeführt. Nach der An- gabe von Dürkop wurden aus Mogador verschifft 1896 108000 Kilo im Werte von 84700 Mark, 1897 96000 Kilo im Werte von 66200 Mark, davon je 1000—2000 Kilo nach Deutschland, also das Kilo zu etwa 0,80 Mark. Dies Harz war schon im Altertum bekannt, der gelehrte König Juba II. von Mauretanien soll ihm eine Schrift gewidmet und die Pflanzen nach seinem Arzte Euphorbus benannt haben. Die Araber in Marokko nennen es e/-for- bioun, ferbion, afarfizun, bei Dioscorides auch Azppophaes, hippophaiston ge- nannt. In Turkestan heißt ein ähnliches Produkt farangium, tarpejum, bei den heutigen Arabern farfiun, akal-nafsah, sekum, gholak, kala, zukhume, bei den Persern sagumziye-hindi, bei den Indiern Ze), saynd-ka-dud, nara-sij, farbiyun, afar- biyun, farfiyun, bei Ibn-el-Batuta noch akzlnafsihu, dshawlaf, laban-el-suda, walb, takut. Es scheint, daß? man die Pflanzen verschieden benennt, das Harz aber überall mit einem dem exphorbium ähnelnden Namen, der wohl kaum von dem alten Leibarzt des Königs Juba abstammt, sondern eine alte Berberbezeichnung ist, die sich mit der Kenntnis des Harzes durch die Araber, eventuell durch die altgriechischen medizinischen Klassiker nach Indien usw. verbreitete. Unsere Eingeborenen nennen alle diese Euphorbien sz/upa, ebenso wie die Thephrosia, aus denen Fischgift bereitet wird. Man wirft die zerstampften Pflanzenteile in das Wasser, um die Fische zu betäuben oder zu vergiften, kutupa »werfen«, daher wohl der Name sztupa. Auch Pfeilgift wird aus dem Saft gemacht, das aber nicht im entferntesten so gefährlich ist wie das aus Aco- canthera. Brieger stellte fest, dafß der Euphorbiensaft nach Einspritzung schwere Nekrosen macht. Die Bongo nennen den Baum #akoh, bolloh (E. venefica), die Hammeg dingil (E. venenifica), arabisch im Sudan shedjr-e-simm (»Giftbaum«), die Haussa /aya, die Fullah durodjz, die Kanuri garuru. Die Euphorbia Tiru- calli wird bei den Swahili /uragara, in Unguru /ugofu, in Kilossa mznare, bei *) Nach Sgr. Almeida in Mossammedes benannt, Zofato-gum der Engländer. 1897 wurden davon 72748 Kilo aus Angola ausgeführt, 1898 99682 Kilo. Nach Schlechter soll der Kautschuck von #. Zirukalli unbrauchbar, der von E. rhipsaloides das almadeina sein. (Tropenpflanzer 1900 S. 367). — den hiesigen Arabern zchakasa genannt. Die Fuph. antiguorum an der Küste und in Usegua nbamba, kibamba, eine andere Art mwata, mwusa (Sac- leux). Das Harz der Euphorbien ist ungemein bitter und auch giftig. Vielleicht läßt es sich außer zu medizinischen Zwecken irgendwie in der Technik ver- wenden. Im Bezirk Langenburg wird damit gekittet, z. B. die Eisenspitzen bei Lanzen und Pfeilen im Schaft befestigt. Ein damit gekitteter Gewehrschaft hielt bei einem Herrn in Langenburg jahrelang. Nach einer Analyse von Dr. Schellmann (Pflanzer III 1908 S. 32) ent- hielt das aus Kilossa gewonnene Produkt, das aus einer #£. /zrucalli verwandten Art stammte, 94,04°/o Harz und 2,44°/, Kautschuk, das aus West-Usambara von der dortigen Baum-Euphorbie gewonnene 53,03 °/, Harz und 18,67 °/.o Kautschuk. Letzterer wird als Zusatz zum Kautschuk dienen können. Ein Preis ist auf die Erzeugung eines ungiftigen, technisch brauchbaren Artikels aus dem Milchsaft ausgesetzt worden. 10. Hagenia abyssinica Willd. (Brayera anthelminthica Knuth) ist ein großer zu der Familie der Rosacen gehöriger Baum mit unpaar gefiederten, behaarten Blättern und grofsen achsel- ständigen Blütenrispen, die nach männlichen und weiblichen Blüten getrennt sind. Nur die letzteren bilden, einfach getrocknet oder zu mehreren zopfartig vereint, die offizinellen Flores Koso der Apotheken. Die einzelnen Zöpfe sind bis 30o cm lang. Der Baum ist hauptsächlich aus Abessinien bekannt, wo er in den Gebirgen zwischen 3000 und 4000 Meter wächst und wo die Blüten im Dezember und Januar gesammelt und via Aden, Bombay versandt werden. Der Baum wächst ebenso am Kilimandjaro bei 1400—2800 Meter, in West-Usambara zwischen Kwai und Wilhelmstal bei 1400— 1700 Meter, am Runsorro bei 3100 Meter, in Usafua nördlich des Niassa am Beya Berge bei 2200 Meter, wo er im Juni blüht, und wahrscheinlich noch in manchen afrikanischen Hochgebirgen, nach Flückigers Vermutung vielleicht auch in Madagascar. In Abessinien, wo er allgemein auf Amhari #oso, kousso, kosso-meder, bei den Tigre hepah, habbi, habi genannt wird, ist die reife weibliche Blüte ein ganz regelmäflig genommenes Bandwurmmittel, dessen Anwendung sie wegen des vielen von ihnen gegessenen rohen Fleisches wegen nötig haben. Seit Mitte des vorigen Jahrhunderts wird die Drogue auch in Europa zum gleichen Zweck verwandt, kommt aber immer mehr ab, da man grofle Mengen des bitteren und unangenehmen Pulvers verschlingen muß, während man mit Zzunctura fllicıs marıs dieselbe Wirkung bequemer und sicherer erreichen kann. Früher mit 30 Mark pro Unze wird die Blüte jetzt zu 2'/a,—3 Mark das Kilo verkauft. Den Eingeborenen bei uns ist die Wirkung der Blüten meines Wissens nicht bekannt, es gibt ja außer den Massai auch nicht viele Fleischesser hier. In West-Usambara heitfst der Baum nach Mitteilung von Forstassessor Deininger mwvisso, russ! TUSSt. Ein Projekt, das vor ein paar Jahren auftauchte, ein Konzession für die Ausbeutung dieser Blüten in West-Usambara zu nehmen, hat der damalige An- tragsteller auscheinend wegen des jetzt so geringen Preises der Drogue fallen gelassen. 11. Jatrorhiza Columbo Miers. Die Columbo-Wurzel kommt von einer in Ostafrika heimischen Pflanze, deren behaarte Sprosse sich gurkenartig winden, steilig gelappte Blätter und große Trauben unscheinbarer Blüten haben. Aus dem kurzen Wurzelstock kommen Knollen heraus, die in Querscheiben geschnitten und getrocknet die offizinellen Columbo-Wurzeln bilden, die aufen eine Korkschicht, innen konzentrische Schichtung zeigen. Der Handel verlangt möglichst helle, gut getrocknete Ware. In den Wurzeln ist ein gelber, wasserlöslicher Farbstoff und Bitterstoff vorhanden. Das Hauptverbreitungsgebiet der Pflanze ist die Nordhälfte der portu- giesischen Provinz Mosambik, das Zambezi- und Niassa-Gebiet; bei uns ist sie recht häufig in dem Bezirk Lindi, wo die Eingeborenen sie kaomwa, kaomua, katima nennen*), in Mosambik heißt sie kalumb. Ich glaube nicht, daß die Pflanze hier auch angebaut wird; in Madagascar, den Mascarenen und auf Ceylon wird sie aber kultiviert. Vielleicht würde sich das auch hier als Nebenkultur eignen. 1899 nach Deutschland gesandte Ware, die etwas braun war, wurde mit 100 Mark per Dz. beurteilt. Die Wurzel kam etwa 1670 von Mosambik aus in den Handel und wurde zuerst 1675 von Francesco Redi aus Arezzo empfohlen. 1880 wurden von Mosambik 135 390 Kilo nach Hamburg und London gesandt. Ein Teil wird auch von Zanzibar und Lindi verschifft. (Im Oktober 1907 notierte Lewis & Peat in London 10— 14 sh pro ctw. für Columbo-root? 1908 kostete sie bei Gehe & Co. 60 Mark pro 100 Kilo.) 12. Marsdenia Condurango Reich. ist eine in Südamerika (Equador) heimische Asclepiacee, die dort dejuco de perro, mata perro genannt wird (ferro —= Hund, mata — töten, also Hundetöter). Die Rinde dieser Liane ist erst seit 1871 als Condurango-Rinde bekannt und ent- hält ein scharfes Gift. Auch die Rinde von Gonolobus triana kommt als Condurango in den Handel. Die Lianen wachsen hier in Amani recht leidlich und haben schon Früchte getragen, die Oktober-November reifen.**) *) Sacleux gibt noch folgende, allerdings von ihm als zweifelhaft hingestellte Namen: Usegua Zundwi (2), kiriga (2), Küstenland gwaa (?), kaomwa ya mzizi, korombo. **) Unsere als Marsdenia Condurango erhaltenen Pflanzen in Amanı haben ovale Früchte mit 4 bilateral-symetrisch angeordneten Rippen, nicht lange, wie die der Abbildung in Englers Pflanzen-Familien. Auch sind bei unseren die Blätter am Grunde herzförmig, nicht gerundet. — uno) Eine verwandte Art M. erecta R. Br. wächst in Syrien und war vielleicht das apokynon, kynokrambe von Galen, das chanıko-el-kilab von Ibn-el-Batuta (also auch Hundetöter), Marsdenia tructoria R. Br, und M. parvittoreDec. gaben in Sumatra und Indien einen indigo-artigen blauen Farbstoff. 13. Mirabilis Jalappa L. Die Wunderblume liefert in ihren Wurzeln die falsche Falappa, Radır Nyctaginis Mechoacannae, die früher in medizinischem Gebrauch war. Jetzt dient die Knolle wohl nur noch zur Verfälschung der echten aus /fomoea Purga gewonnene Jalappa-Wurzel. Die schön blühende, oft als Ziergewächs kultivierte Pflanze stammt aus Mexiko und wird in Indien viel gebaut unter den Namen gulabas, gula-bashi, abasi. Die Araber nennen sie sahr-ul-ayl, die Perser gulr- aabbas. In Indien soll sie vielfach subspontan sein. Auf einer Pflanzung auf Java sah ich sie in bedeutenden Mengen kultiviert, die Knollen wurden in Scheiben geschnitten und als »Jalappa« verkauft. Da sie stark abführend wirken, werden sie wohl in der indischen Volksmedizin noch benützt. Ob sich die Kultur bei uns empfehlen wird, ist mindestens fraglich. Als Zierpflanze ist sie wohl hier und dort zu finden, besonders in den arabisch-indischen Gärten auf Zanziıbar, wo die Leute sie Aznukadiyo nennen. Ob sie dort auch medizinisch verwandt wird, ist mir nicht bekannt. Die echten Zudbera Falapae kosteten 1908 200 Mark pro 100 Kilo. 14. Papaver somniferum L. Der Gartenmohn, der zur Gewinnung des Opiums in vielen Gegenden an- gepflanzt wird, ist richtig wild nicht bekannt, die Botaniker sind aber der Meinung, daß er eine Abart des im Bereich des Mittelmeeres wild vorkommenden ?. sefz- gerum DC. ist, der in Sicilien, Algier, Spanien, Griechenland, auf der Insel Cypern wild wächst und dessen Kapseln man in den Schweizer Pfahlbauten fand. Diese Art hat auf den Kapseln nur 8, anstatt wie beim Gartenmohn 10 bis ı2 Narben. Es ist demnach anzunehmen, daf3 die Mohnpflanze in der Mittelmeer- Region zuerst kultiviert wurde, und zwar wohl zunächst in Griechenland oder auf den griechischen Inseln. De Candolle gibt aber auch die Möglichkeit zu, dafs zwar in Europa der ?. sefzgerum bekannt war, daf3 aber die Kulturform in Vorderasien entstand, und daß in dieser Gegend der griechische Name markon, der sich in dorischen als »zakon, in slavischen und kaukasischen Sprachen als mack wiederfindet, entstanden ist, wahrscheinlinh auch der orientalische Ausdruck theriaki, turiaga, der persisch und armenischen Ursprungs zu sein scheint und das Opium bezeichnet, während die Perser und Araber für die Pflanze den Namen kash-kash, bisrul-kashkast haben. Auch mantur (P.erraticum) und dyuladjulan- Stuhlmann, Beiträge zur Kulturgeschichte von Ostafrika. 29 elabeshiat (»abessinischer Sesam«) wird die Pflanze im Arabischen genannt, in Turkestan koknar. Nach einigen (Brugsch) haben die alten Ägypter die Pflanze zasıt, xesait, xesau () — in Malta soll nach Dragendorff das Opium Xanxien heißen, was sehr an das ägyptische Wort erinnert; xeszt, khesit ist aber wahr- scheinlich Zimtrinde gewesen (Schumann) —, den Mohnsamen sepnen genannt, die Drogue als seier-seref (» Trank des Ruhens«). Das mekon, mykos der Griechen findet sich vielleicht im althochdeutschen szago, mittelhochdeutschen magsat, mahm wieder. Die Pflanze muß im Mittelmeergebiet in sehr alter Zeit bekannt gewesen sein. Cornelius Nepos erzählt die Sage von Tarquinius mit den Mohn- köpfen, die Ilias kennt yon, die Odyssee den Sorgenbrecher zepenthes, der vielleicht ein Extrakt aus der Mohnpflanze oder aber von Cannabis indica war. Theophrast beschreibt im 4. Jahrhundert v. Chr. den mmekonzon genannten Mohnextrakt, kannte vielleicht auch schon das Opium, das Hipocrates als opos-mekonos beschrieb*). Der Mohn wird zuerst als Ölsaatlieferant und auch wohl als Zierpflanze benützt worden sein, dann stellte man aus der wzekon genannten Pflanze den ziemlich milden Extrakt »zekonion her und benützte erst später den aus Verletzungen der Mohnkapsel herausfließenden Saft (0P0s) unter dem Namen option, neugriechisch ap/ıonzon. In der alten Zeit scheint das Opium besonders in Kleinasien und Ägypten gewonnen worden zu sein und dort lernten die Araber und Perser es kennen. Die Perser haben ein eigenes Wort Zherzakt, turiaga, das als Name von opiumhaltigen Latwergen in die mittelalterliche Medizin ging. Die Araber aber machten aus dem griechischen opzon ihr afyun, afıyun, persisch abyun, apyun, der Talmud aus dem 7. Jahrhundert nennt es op/zon, in das neuere Sanscrit ging der Name als ahiphena, apayunmuım (auch chasa) über. Die neueren Indier sagen afıyun, afım, appo, abini, daneben auch post. postakatal”*), die Tamilen apzz. Es ist mit Sicherheit anzunehmen, daf3 die Araber, die die medizinischen Werke der Griechen studierten, die Pflanze und die Gewinnung des Opiums nach Persien, Indien usw. brachten, wahrscheinlich etwa um den Beginn unserer Zeitrechnung. In Indien verbreitete sich die Kultur sehr, und aus dem unschätz- baren Heilmittel wurde eine Pest der Menschheit, indem man die Drogue, ver- setzt mit anderen Sachen, als Genuß- und Reizmittel verzehrte, wie das dort noch heute geschieht. China war in der früheren Han-Dynastie (206 v. Chr. bis 264 n. Chr.) den fremden Händlern geöffnet, in der Wei-Dynastie (368—550 n. Chr.) waren einzelne Häfen zwischen Nord- und Südchina dem Fremdenverkehr geöffnet, unter der Tang-Dynastie wurden in Canton, Hangchow, Ningpo usw. eigene Aufseher des Fremdenhandels (shi-po-ssu) ernannt. Die Handelsbeziehungen der Araber (wenig- stens der Südaraber) mit China müssen zwar noch sehr viel ältere gewesen sein, *) Vielleicht war wzekonion stellenweis aber auch der Saft von Euphorbia PeplusL. **) In Radjputana und Gudjerat wird Opium-Tinktur Ausum, kusumbha genannt, womit sonst Saflor und Cannabis bezeichnet werden. wie die Geschichte des Zimthandels zeigt. Doch scheint man spezifisch arabische Gewächse, wie Jasmin und Hennah, erst kurz vor Beginn des 4. Jahrhunderts in China eingeführt zu haben, entweder durch arabische Händler oder auf den Über- landwegen aus Turkestan, das von China 97 n. Chr. erobert war. Der Mohn wird in China zuerst sicher in der ersten Hälfte des 8. Jahrhunderts erwähnt von Chen-tsang-chi. Unter der Tang-Dynastie (618—967), während der großen Blüte von China, dehnte sich der Verkehr mit Persien und den Arabern des Chalifats sehr aus, und da wird auch der Anbau der Mohnpflanze eingeführt sein; 968 wird sie als Heilpflanze erwähnt. Aber erst etwas später wird das Opium dort eingeführt sein, das die Chinesen nach dem arabischen Namen ofu-yung, opr.en, yang-yen, ya-pi-yen nannten. Von der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts an wird es auch in China selbst fabriziert. ‚ Besonders nach dem Fremdenverbot im Jahre 1523 baute man die Pflanze in China viel an. Am Ende der Ming- Dynastie wurde das Tabakrauchen in China eingeführt, zuerst wahrscheinlich in Amoy 1620 von den Philippinen aus. Bald mischte man dem Tabak (ampeku, tan-pu-kuei) allerhand Droguen bei, darunter Arsenik und Opium; 1646 wird das Opiumrauchen aus Formosa erwähnt, wohin die Sitte angeblich von Java aus ge- kommen sein soll, wohl von in Java ansässigen Chinesen, die unzweifelhaft die furchtbare Sitte des Opiumrauchens erfunden haben, welche sich in der Folge rasch ausbreitete, so daß schon 1729 Ein Edikt dagegen erlassen wurde. Später brachten dann die Portugiesen und die englisch-ostindische Kompagnie massen- haft Opium nach China, ein Verbot der Chinesen nützte nichts. Aus dem Schmuggelhandel entwickelten sich die Verwirrungen, die zu dem englischen Opiumkrieg führten, bis man 1858 seitens der Chinesen im Vertrage von Tientsin den Opiumimport zulief3 und damit der britisch-indischen Regierung enorme Ge- winne zuwandte, die von den Mongolen-Kaisern das Opium-Staatsmonopol über- nommen hatte, durch das sie S0—100 Millionen Rupies im Jahre verdient. Nach Ostafrika kommt ein wenig Opium unter den Namen afzyunz, wahr- scheinlich meist von Indien. Es wird von den Eingeborenen zu medizinischen Zwecken benützt, dann aber machen die Araber und Indier auch ein Präparat daraus durch Mischen mit Hanf, Zucker und Eiern, wie das von Cannabis, majuni genannt, das von einigen wenigen Leuten gegessen wird. Diese Lat- wergen werden von manchem für Aphrodisiaca (swahili wz#ujatz) gehalten, wohl mit Unrecht. Auch in Indien ißt man Opium,. raucht es weniger. Unter den hiesigen Indiern und Arabern werden eine ganze Anzahl von Opium-Essern sein, die solche und ähnliche Präparate verzehren. Früher sollen die Araber in Uganda einmal die Kultur der Pflanze versucht haben. Anfang 1899 verteilte das Gouvernement eine Menge Saat von Mohn aus Bombay, und Mitte 1900 von Smyrna an verschiedene Plätze, wo sie meistens keimte, aber ohne Bewässerung nicht recht gedieh. In Kwai wurden die Ver- suche 1901 zu verschiedenen Zeiten aufgenommen, in der Herbstregenzeit gesät, kamen die Pflanzen während der folgenden Trockenzeit zum Stillstand und er- 29* a NEE gaben kein Opium. In der großen Regenzeit gesät, ward das Kraut zu üppig, lagerte sich und verfaulte bald am Boden, aber Ende der großen Regenzeit auf Beten ausgesäter Mohn, den man später berieselte, ergab ein ganz gutes Re- sultat, das auch 1903 wieder erzielt wurde. Das so vom Ökonomiedirektor Eick erhaltene Opium enthielt in der Trockensubstanz 14,39 °/o Morphin, also ein recht guter Gehalt. Es ist sehr gut möglich, daf3 Kleinsiedler, die geschickte Arbeitshände zur Verfügung haben, auf Feldern, die sich berieseln lassen, mit finanziellem Erfolg hier Mohn bauen können. Die Pflanze soll nach mündlicher Aussage von Dr. Kandt in Ruanda z. B. ganz vorzüglich gedeihen. Das Opium erträgt auch aus den entferntesten Gegenden den Transport mit Menschen, und die ölhaltige Saat wird immer eine recht angenehme Nebeneinnahme ergeben. Im portugiesischen Gebiet bei Mopea am Zambezi hatte sich 1879 eine Mohnpflanzung gebildet, deren Ernte man nach Indien und China brachte. Das Produkt wurde durch Mischung auf einen Morphiumgehalt von 4 °/, gebracht. Ob die Anlage sich rentiert hat und ob sie noch besteht, ist mir zweifelhaft. 15. Pilocarpus pennatifolius Lem. ist ein kleiner zu den Rutaceae gehöriger Strauch aus Brasilien, dessen Blätter zusammen mit denen anderer Arten dieser Gattung die Faborandi genannte Drogue liefern. Die Pflanze ward von Piso im ı7ten Jahrhundert aus Brasilien beschrieben, da ihre Wurzeln bei Indianern und Portugiesen als Gegengift be- benützt wurden. Die Pflanze blieb aber unbeachtet bis sie 1873 von Dr. Coutinho nach Paris gesandt wurde und man dort ihre wichtigen Eigenschaften erkannte. Das wirksame Prinzip darin, das Pilocarpin fand man 1875, es wirkt schon in sehr geringen Dosen enorm schweifßtreibend. Die Pflanze gedeiht seit einigen Jahren hier in Amani recht gut und hat auch schon Früchte gegeben. Um den Wert der Blätter festzustellen, wurde eine Probe 1907 nach Berlin gesandt. Die größte Menge der Blätter wird zur Herstellung von Pilocarpin ver- wandt, besonders obige P. Faborandi Holm und auch die P. microphyllus Stapf. Die Sendungen kommen von Buenos-Ayres, Paraguay und Cearä. Die Blätter kosteten 1906 4—5"a Mk. pro Kilo, sind aber starken Schwankungen unterworfen (1908 1,65 Mark), sie enthalten 0,15—0,65 °/, Alkaloid. 16. Piper angustifolium Ruiz. et Pavon. Ein Pfeffer-Baum, welcher die Matico-Blätter der Apotheken liefert. Der Baum wächst in Brasilien, Peru, Panama, Kuba. Die Blätter waren dort lange als blutstillend bekannt und sind zuerst von Hernandez 1575 beobachtet als Hatlancuaye, der Name Matico soll einer Erzählung nach von einem spanischen Ass. Soldaten gleichen Namens stammen (Diminutiv von Matteo), doch hält Flückiger diese Sage für unglaubwürdig, da manche andere Pflanzen dort ebenso hielfsen. Gegen die Mitte des vorigen Jahrhunderts ist das Medikament in Europa eingeführt und besonders gegen Gonorrhoe angewandt. Ein Exemplar dieser Pflanze gedeiht in Amani recht gut. Im Detailpreis notiert Gehe die Foila Matico mit 1,50—1,90 Mark das Kilo. Es wird aber wohl schwerlich viel damit zu verdienen sein. 17. Sausurea Lappa Clarke ist eine in Nord-Indien, besonders Kaschmir wachsende Komposite, deren Wurzel den costus der Alten lieferte, eine im Altertum und Mittelalter auch in Europa hochberühmte Medizin und ein Räuchermittel. Die Pflanze heißt in Kashmir root, im Sanscrit kustha, kusthum, in Indien heute Auf, Rust, kustum, pachak, upalat, gostamu im persischen und arabischen #zs/f. In Europa ist sie völlig außer Gebrauch gekommen, wird aber von Bombay aus in ganz bedeutenden Mengen nach China gebracht, wo sie unter den Namen Zutschuk, muh-hiang, kwang-muh-hiang als Gewürz, Räuchermittel und Medikament verwandt wird. 1875 importierte Hankow allein für 100000 Mark davon. Die costus-Wurzel wurde ungefähr wie unser Alant (/zu/a Helenium L.) gebraucht. Die Alten kannten verschiedene cos/us-Sorten, so c. arabicus, c. speciosus, deren Ursprungs- pflanzen bisher noch nicht alle sicher ermittelt wurden, die aber sicher nicht von der Pflanzengattung Cos/us der Botaniker abstammten, deren Vertreter auch hier in den Wäldern Usambaras viel vorkommen. Es ist mir nicht bekannt, ob nicht auch nach Zanzibar in die Indierläden die echte cosz#-Wurzel als Medizin dann und wann gelangt. 18. Smilax Kraussiana Meissn. Im tropischen Ostafrika kommt wohl überall in der Steppe wie im Gebirge, diese oder eine nahe verwandte Smilax vor, Schlinggewächse mit mehrnervigen glänzenden Blättern, an deren Grunde Ranken sitzen; die Blätter brechen beim Absterben über diesen ab, so dafs die Ranken an dem mit vielen Haken- stacheln bewehrten, kletterndem Stamm sitzen bleibt. In den warmen Ländern gibt es zahllose Arten dieser Gattung, von denen einige aus Zentral- und Süd- amerika die offizinellen Sarsaparzl//-Wurzeln liefern. In unserer Pharmakopoe vorgeschrieben ist die Sarsaparil/la von Honduras, deren Stammpflanze man noch nicht sicher kennt, obgleich die Drogue schon 1536 oder 1545 durch die Spanier in Europa eingeführt wurde. S.aspera L.”) kommt im Mittelmeergebiet, auf den Kanaren, in Abessinien *) Die Art heißt in Algier arabisch zegrech, sekridja, bei den Tuareg zskerchi, sebarina. A und in Indien vor, vielleicht ist die von Dioscorides und Galen mdax-he- fZracheia und die von Stephanos Magneta perzploca genannte Pflanze diese Art, während es nicht sicher ist, daß die samz/ar genannte Art des Theophrast mit der S. aspera indentisch ist. (Dragendorff.) In Malta wird sie salsa- paisana genannt, die Spanier kannten sie aus ihrer Heimat als sarsaparılla (sarza, eine stachelige Schlingpflanze, parzlla der als Laube gezogene Weinstock). Diese europäische Art war von Dioscorides als giftwidrig beschrieben. Im 16. Jahr- hundert wird auch (von Fallopio) diese Art medizinisch benützt, deren Wurzel bei Pisa ausgegraben wurde; im allgemeinen aber gebrauchte man nur die amerika- nischen Arten, die von den Mexikanern szecapatli genannt wurden. Im Anfang des 19. Jahrhunderts wurden von Vera Cruz allein jährlich 250000 Kilo davon ausgeführt.”) Der Gebrauch dieses Medikaments hat jetzt abgenommen, immer- hin aber kamen 1905 nach Hamburg noch 958 Doppelzentner im Werte von 142430 Mark, 1904 881 Doppelzentner im Werte von 136720 Mark. Der Doppelzentner kostete bei der Einfuhr 149 Mark. 1906 1285 Doppelzentner im Werte von 211630 Mark (& 165 Mark), 1907 1205 Doppelzentner im Werte von 217160 Mark. Ausgeführt wurden in denselben Jahren 458 Doppel- zentner (1904), 507 Doppelzentner (1905) resp. 629 Doppelzentner (1906) im Werte von 196 Mark (193 Mark, 201 Mark) pro Doppelzentner. Die Preis- differenz erklärt sich wohl durch die Maklergewinne, die Hafenunkosten oder durch eine Aufbereitung der Ware. Der Hauptabnehmer ist Nordamerika, wo man tonische Getränke aus der Wurzel bereitet. Newyork importiert jährlich 800— 2000 Ballen. Aus der Wurzel von Smmz/arxr China L. wird die bei uns selten, im Osten sehr viel medizinisch gebrauchte Chznawursel gewonnen, die in Indien von China importiert wird und in Indien sowie in Persien und Turkestan chob-china, in Indien auch chena-pagu, paringai-puttai, in Japan sankiva, in China Zu-fuh-ung genannt wird. Alle diese Sorten enthalten als wirksame Bestandteile verschiedene dem Saponin verwandte Glycoside, das darunter Perillin genannte soll in der S. aspera und S. china nicht vorkommen. Die ostasiatische S. mysotiflora DC. wird unter dem Namen zalz-tambaja, ütah-visi (indisch) als Aphrodisiacum mit Betel zusammen gekaut. Wo so viele Arten dieser Pflanzengattung medizinisch verwendet werden, müßste es festgestellt werden, ob auch die aus unserem Gebiet in großen Mengen *) Nach Dapper's Schilderung wurde im 17. Jahrhundert Sarsaparilla von den Hol- ländern an der Goldküste als Handelsartikel eingeführt. (Vgl. Luschan. Westermanns Monatshefte 1898, S. 727.) Sie diente zusammen mit einem sandelähnlichen Holz, chikongo genannt, als Mittel gegen die von Amerika aus eingeschleppte Syphilis, dodde der Portugiesen (vielleicht dasselbe Wort wie das »Buba« der Swahili für Framboesia). Vergl. Comes. Histoire du Tabac, S.128 und dessen: la lue americane, il mal francese, il mal napoletano ai tempi dı Carlo VIII. Napoli 1897. EEE FE DI erhältliche S. Araussiana*) zu verwerten ist. Diese wird in Zanzibar mkwangrwa- chare genannt, von den Wabondei wmiokosz, von den Wakamı kwvangua swale, von den Wanyamwezi koye genannt. Die Pflanze bildet ein unterirdisches, horizontal verlaufendes Rhizom, von dem zahlreiche starre, holzige, dunkelbraune Wurzeln ausgehen. Leider hat die Untersuchung des Materials ergeben, daf3 es wahrscheinlich keinen Handelswert hat. Herr Professor Dr. Thoms schreibt darüber unter dem#27 Dezember 1907: »Die mit gefälligem Anschreiben vom 13. September 1907 (J. Nr. 2201) eingesandten Rhizome und Wurzeln der Somzlax Kraussiana, für deren praktische Verwendung wohl nur ihre Brauchbarkeit als Sarsaparille in Frage kommt, zeigen beim Vergleich mit acht verschiedenen Sarsaparillsorten der Drogensammlung des Pharmazeutischen Instituts mit diesen nur wenig Ähnlich- keit. Da über die chemischen Bestandteile der Sarsaparille, die an der Wirk- samkeit der Droge beteiligt sind, zur Zeit nur wenig bekannt ist, so ist von einer chemischen Untersuchung des eingesandten Materials kein AufschlufßS darüber zu erwarten, ob es geeignet ist, als Ersatz der Sarsaparille zu dienen. Eine Beantwortung dieser Frage liegt auf pharmakologischem Gebiet. Aber selbst wenn die Droge physiologisch der Sarsaparille gleichkommen sollte, so wird es doch nicht leicht sein, sie als Ersatz in den Handel einzuführen, da sie äufserlich eben beträchtlich von den echten Sarsaparillsorten abweicht. Von einer eingehenden chemischen Untersuchung wurde aus den vorstehend angegebenen Gründen Abstand genommen. Ermittelt wurde Folgendes: Eine Abkochnng der Wurzel im Verhältnis 10: 200 ist weit heller als ein in derselben Weise bereitetes Dekokt aus echter Sarsarparille. Sie ist braun gefärbt, von unbedeutendem Geschmack und von schwach saurer Reaktion. Beim Schütteln schäumt sie stark und hält den Schaum ro Minuten. Gerbstoffe sind durch den Geschmack und Eisenchlorid nicht nachweisbar. HEbensowenig ist mit den allgemeinen Alkaloidreagentien (Phosphorwolframsäure, Pikrinsäure, Phos- phormolybdänsäure, Jodjodkalium, Kaliumwismuthjodid) eine Pflanzenbase aufzu- finden. Mit Bleiacetat entsteht ein schwacher, mit Bleiessig ein dicker flockiger Niederschlag. Die Gegenwart von Stärke wurde durch die Blaufärbung mit Jod festgestellt. Auf glykosidartige Körper wurde in einem alkoholischen Extrakt die Wurzel geprüft; die Anwesenheit eines saponinartigen Glykosides ist, wenn auch nicht exakt bewiesen, so doch wahrscheinlich. » Es ist jedoch nicht unmöglich, daß die Syzz/ax-Wurzeln in anderen Gegenden von Deutsch-Ostafrika besser sind. Jedenfalls müßten sie untersucht werden. *) Die von Engler beschriebene 5. Goetzeana hat, der Abbildung nach zu schließen, länger ausgezogene Blattspitzen, während dieselben bei der hiesigen Art kurz, fast eingezogen sind. Es wird bei Amani aber wohl um S. Araussiana handeln. 19. Strophantus Kombe Oliv. Auf seinen Reisen 1858—64 in den Zambezi-Gebieten fand Livingstone, dal die Eingeborenen dort ein kombe genanntes Pfeilgift benützen, und sein ärzt- licher Begleiter, der spätere englische Generalkonsul in Zanzibar, Dr. John Kirk, der sich um die Erforschung der Flora von Ostafrika so große Verdienste erworben hat, ermittelte 1861, daß dies Pfeilgift aus einer Kletterpflanze her- gestellt wird, die die Leute #ombe nannten und die nach der Bestimmung von Oliver zu der schon 1802 von De Candolle aufgestellten Apocynaceen-Gattung Strophantus gehörte. Sir John Kirk hatte durch einen Zufall die physiolo- gische Wirkung des Giftes an sich selbst erfahren, indem etwas davon an seine Zahnbürste geraten war. Die Wirkung war ein Sinken des Pulses. Fraser studierte das Gift genauer, das vorher schon 1862 Sharpey als Herzgift erkannt haben soll. In der Folge sind dann noch eine ganze Reihe von Strophantus- Arten gefunden, welche dieselbe Wirkung haben. Besonders werden die west- afrikanischen Arten S. kzspidus DC. und S.gratus Franch. ebenfalls offi- zinell verwandt. Es hat sich aber herausgestellt, daß lange nicht alle Arten der Gattung zu gebrauchen sind; bei einigen konnte man gar keine Reaktion auf das wirksame Prinzip, das Strophantin, feststellen, sie sind demnach wertlos. Da nun mehrere Arten der Gattung bei uns vorkommen, von denen bislang meines Wissens nur die 5. Aombe sicher als Lieferant von Strophantin nach- gewiesen wurde und deren Samen ziemlich wertvoll sind, lohnt es sich, diese Arten und ihre bisher festgestellte Verbreitung zu betrachten, damit — wenn möglich — Interessenten in der Lage sind, das Brauchbare von dem Minder- wertigen zu unterscheiden. Ich halte mich dabei vor allem an die Darstellung von Pax (Botan. Jahrb. 1893), an einen Privatbrief von Dr. Gilg, an eine Menge im Laufe der vergangenen 10 Jahre entstandenes Aktenmaterial, an die Exemplare im Herbarium von Amani und vor allem an die Monographie der Gattung S7ro- phantus vonGilg inEnglers Monographieen afrikanischer Pflanzenfamilien 1903. Unter dem 9. Oktober 1897 ordnete das Auswärtige Amt, Kolonial-Abteilung, eine Sammlung von Informationen über das Vorkommen von S/rophantus an. Daraufhin erging eine Rundfrage, bei deren Beantwortung einige Daten heraus- kamen; ferner wurde im Laufe der Zeit von Goetze, Busse und mir ver- schiedenes Material hier gesammelt. Ich gehe hier nicht auf die sehr umfang- reiche pharmakognostische Literatur über das Thema ein, die uns in Amani doch vielfach fehlt, besonders die Monographie von Fraser (Trans. Roy. Soc. Edingb. 1890) und das Werk ‘über die Pfeilgifte von Lewin (1894). Die Gattung Szrophantus hat 43 Arten im tropischen Afrika und Asien, davon 5 in Ostafrika. Es sind meist kletternde, seltener sparrige Sträucher mit krautigen oder lederartigen Blättern und end- oder seitenständigen Blütenständen. Die Blüten sind trichter- bis glockenförmig, zeigen am Eingang des Trichters fünf gespaltene oder zehn einfache Schlundschuppen, ihre Blumenkrone trägt am Rande Ta fünf selten kurze, meist sehr lange und oft korkzieherartig gedrehte Zipfel. Einige der mir bekannten Arten haben stark nach Heliotrop duftende Blüten. Die Früchte stehen sich stets zu zweien um 180° gegenüber — wie bei Kıckria, Oleandra — und bilden lange, schlanke, hart ledrige bis holzige Hülsen, die an einer Seite aufspringen und bis 200 Samen herauslassen, die etwa wie in die Länge gezogene Reiskörner aussehen, welche je eine lange Borste tragen, die ihrerseits wieder einen Schopf feiner Haare hat. An diesen immer zu zweien stehenden Früchten mit den gefiederten Samen, zusammen mit den lang geschwänzten, ge- drehten Blütenzipfeln, die der Pflanze ihren Namen Strophantns gaben (von grie- chisch s/rophein drehen), ist die Pflanzengattung unschwer zu erkennen. Die aus Ostafrika bisher bekannten Arten sind kurz folgende: 1. 52. Kombe Oliv. ist ein schlingender, kletternder Strauch und hat wenige endständige Blüten, dessen Kelchzipfel kürzer als die Kelchröhre sind, die fünf Zipfel der Blüten sind um vieles länger (10—20 cm) als die etwa I cm lange Blumenglocke (mit der Röhre 2 cm), die selbst gelblich-weiß, innen gelb, fein rötlich gestreift, ihre Zipfel sattgelb sind, die kurzgestielten Blätter sind 7 UL cm’ lang, 31/, 5}/2 cm breitund immer ‘oben. sehr stark orange be- borstet, unten dicht behaart. Durch diese Behaarung der Blätter unterscheidet sich diese gute Art von der unbrauchbaren S. grandiflorus, (=sarmentosus). Die 8—ıo sekundären Rippen der Blätter sind transversal gerichtet und unter sich parallel. Die Frucht ist 20—35 cm lang, dunkelbraun, leicht längsgefurcht, faserig- lang und schlank, das Ende, die frühere Narbe, ist stark verbreitert. Der Same ist etwas filzig behaart, grün bis braun-grün bis braun, 14—18 mm lang und 3—4 mm breit, 1,5 mm dick, seine Granne 40—60 mm lang, die Haare daran 60—70 mm. Der behaarte Teil der Granne ist etwa so lang wie der kahle, der Haarschopf selbst ist länglich bis kuglich. Ob die Blüte duftet, ist mir nicht bekannt. Diese echte Aormbe, die der westafrikanischen S. rzsprdus D. C. so nahe verwandt ist, daf manche Botaniker sie nur für eine Varietät derselben hielten, ist nun im Mosambik-Gebiet an den Manjanga-Hügeln am Schiwa-See, bei In- hambane, bei Shibisa, im Yao-Wald, im Britischen Niassaland, am mittleren Zam- bezi, auf dem Kandalire-Berg bei Boruma gefunden. Bei Daressalam auf dem Usaramo-Plateau in der Nähe von Manaromango durch Götze unter dem Namen sxtowe, wo sie im Oktober blühte, derselbe Sammler fand sie an den Pagani-Schnellen des Rufiyi, wo sie im November blühte. Busse fand sie in Djurumye bei Liwale im Hinterland von Kilwa unter dem Namen »2songololo, wo sie im Dezember blühte und überreife Früchte hatte, nach einem Bericht des Bezirksamtes in Langen- burg soll sie auf dem Tanganika-Plateau massenhaft unter den Namen Aombde vorkommen und dort im August und September reife Früchte haben, von dort wurde auch der Name c/oki erwähnt (?). Auch im Niassalande muß die Pflanze häufig sein, 1890 wurde von dort ein größeres Quantum der Samen ausgeführt und in London für 17'/, sh per Pfund verkauft, später hat man nur noch 2—2°/, sh dafür erhalten. Nach allem was wir bisher wissen, ist diese Art demnach in der südlichen Hälfte unseres Gebiets vielfach verbreitet, ob sie nörd- lich von Daressalam vorkommt, ist noch nicht festgestellt. Von dieser allein kommen die offizinellen S/rophantus-Samen, sie ist an den sehr rauh be- haarten Blättern, den langgeschwänzten, weißgelben Blüten und den bräunlich- grünen Samen von anderen Arten, die bei uns vorkommen, zu unterscheiden. Das »Arzeneibuch für das Deutsche Reich IV« 1900 verlangt für die offizinellen Strophantus-Samen, daf3 sie bis 17 mm lang, bis 5 mm breit und bis 3 mm dick sind, dicht behaart, bei der Ansicht gegen diese Haare soll die Farbe hell- grün bis braun, bei Betrachtung mit den Haaren mehr grau sein. Wird der Querschnitt eines Samens mit einem Tropfen Schwefelsäure benetzt, so nimmt besonders das Endosperm vorübergehend eine kräftig blaugrüne Färbung an, die später in rot übergeht. Durch diese Reaktion soll man die guten Strophantin- haltigen Samen von unbrauchbaren unterscheiden. Wenn also jemand die Samen zwecks Verkauf sammeln will, so sollte er sich nur um diese Art kümmern. Doch wäre die Einsendung von den Früchten der anderen Arten für das B. L. I. von großem Interesse, da unter ihnen doch vielleicht auch noch wertvolle sein könnten. Neuerdings hat Dr. C. Focke wie bei Digztalis, so auch bei S?rvo- Pphantus genaue physiologische Wertbestimmungen vorgenommen, so daf3 man gewissermaßen tritierte Ware erhalten kann. (Vergl. Geschäftsbericht von Caesar & Loretz in Halle a. S. 1907 S. LV]). 2.5. grandiflorus (N. E. Braun) Gilg (S. sarmentosus var. ver- rucosus Pax). ist ein 3—5 Meter hoher Strauch, halbschlingend oder kletternd. Die Blätter sind.6—10. cm lans und 3%, 5, a =cem breit, ihr Stielw 1 080m lang, sie sind häutig, ovalelliptisch, etwas gespitzt, und nicht behaart (!) Die wenigen Blüten sitzen an kleinen Seitenzweigen, seltener am Ende von Zweigen. Die Blüten sind recht groß, ihr unterer zylindrischer Teil 6—10 mm, die Glocke 2—3 cm lang, die Schwänze sind 12—17 cm lang, die Blüten sind außen violett, innen weißlich-gelb. Die Einzelfrucht ist 20—35 cm lang, leicht längsgestreift, grauschwarz, an der Spitze nicht stark verdickt, die Samen sind goldbraun bis braungelb, dicht seidig behart, I12—ı14 mm lang, 2'/,—3 mm breit, 1'/a mm dick, die unbehaarte Granne 33 mm, der Haarschopf 70 mm lang. Gefunden ist diese Art bisher bei Mombassa, wo sie im März blühte, im Sachsenwald bei Daressalam und bei Kissiyu, in den Pugu-Bergen, bei Sungwe und bei Maneromango, wo die Blüte im September bis November, die Frucht- reife im Juli-August war. Sie heißt dort muda, mtowe, mhowe, am Rufiyi mtogwwe, bei Maneromango miungut! (also Giftbaum). Weiter im Süden ist sie beobachtet aus Delagoa Bay, wo sie im Dezember blühte, Lorenzo Marquez, bei Marra- quene, wo sie im April unreife Früchte hatte. Nach Hartwich soll sie auch in Uganda bei Entebbe und im Kionzozi-Wald vorkommen. Samen dieser Art, von mir bei Kisidyu gesammelt, wurden 1903 an Merck gesandt, der sie für unverwendbar erklärte, sie hätten kein Strophantin enthalten. EEE Zee oe Diese schlechte Art ist durch die unbehaarten Blätter leicht von der guten zu unterscheiden, ihr Verbreitungsgebiet scheint ziemlich mit dem der vorigen übereinzustimmen. 3.8. Bminil Aschensset. Pax. ist ein nicht kletternder "Strauch der trockneren Gegenden mit kurzgestielten, ovalen, beiderseits stark behaarten Blättern von 9--ı2 cm Länge. Wenige Blüten erscheinen an kleinen Seiten- ästen vor der Bildung der Blätter. Die rosa-violetten oder rosa-bräunlichen Blüten haben eine etwa I—1!/s cm lange Röhre und eine Glocke von nur Ya—I cm, ihre fadenförmigen Zipfel sind 10—ı2 cm lang. Die Blüten haben einen äußerst intensiven Duft nach Heliotrop, so daß im Massailand und Ugogo, wo der Strauch häufig ist, oft die ganze Gegend danach riecht. Die Einzelfrucht ist 20--50 cm lang, filzig-warzig. Der Same ist goldgelb behaart, schimmernd, 15 mm lang, 5 mm breit, 1 mm dick, seine unbehaarte Granne 3 cm, der Haarbüschel 3 cm, manchmal anscheinend auch länger (Hartwich). Er hat dicke, wasserhaltende Wurzeln. Dieser 3—8 m hohe Strauch wächst massenhaft in Ugogo, wo er 1890 von mir entdeckt wurde, bei Ipala, wo er im Juli blühte, bei Niassa, wo er im Tuli-August blühte und Früchte hatte, bei Mpwapwa, bei Kidete in Usagara, im Walde westlich von Irangi, wo er im Juni blühte, in Ussango, den nördlichen Kinga-Bergen, bei Kilimatinde in Uhehe, am Ostufer des Victoria-Sees, am Ruaha- Fluß, wo er im Januar junge Früchte hatte; ferner in Britisch-Zentral-Afrika, in Urungu, bei Abercorn, Kituta. Der Eingeborenen-Name in Ugogo, Unyamwezi, Irangi ist amwerz-wert, mveli-veli, ın Uhehe und am Ruaha 7x702v0, bei den Küsten- leuten ntondo, msungululu. Busse (Vegetationsbilder Ostafrikas) bringt eine schöne Abbildung der Pflanze. Es scheint demnach, als ob diese Pflanze in dem ganzen Gebiet vorkommt, das sich vom Massailand herunter erstreckt durch Ugogo, Ost-Unyamwezi, Uhehe, bis zum Tanganika-Plateau. Wahrscheinlich wird sie auch noch im Massailand am Kilimandjaro und im englischen Gebiet zu finden sein. Sie blüht offenbar meist im Juni-Juli und trägt Früchte im März-April. Soweit mir bekannt, sind die Samen dieser Art bisher auf ihre medizinische Wirkung noch nicht unter- sucht. Man könnte sie bei uns in Ugogo massenhaft erhalten, aber es ist recht unwahrscheinlich, daf3 die Früchte einen Handelswert haben, besonders wo die Vorschriften unseres Arzneibuches für das äußere der Samen bindend sind. Einen Giftstoff aber wird die Pflanze enthalten, darauf deutet schon ihr Name msungululu, denn smsungu, mchungu heißt immer »Gift« für die Leute, die nicht das arabische Wort sumu benützen. Die vorgeschriebene Reaktion auf S/rophantus wird von Hartwich bei diesen Samen nicht beobachtet. Nach Thoms sollen im Samen winzige Mengen Strophantin sein (cf. Busse, Vegetationsbilder). Busse (Ber. D. Pharm. Ges. X. ı901. S. 418) stellte aber fest, daß die Manyema: alle Teile dieser Pflanze zur Herstellung von Pfeilgift benutzen, das jedoch noch nicht näher chemisch und physiologisch untersucht ist. 4. 5. Courmontii Sacl., von dem Pater Sacleux nach dem früheren katholischen Bischof von Zanzibar, Msgr. de Courmont, genannt. Es scheint eine der am weitesten verbreitesten Arten zu sein, die sich von den anderen dadurch unterscheidet, daf3 ihre Blüten keine langen Zipfel, sondern nur kurze Fortsätze tragen. Es ist ein Kletterstrauch, der hoch in die Bäume geht und einen etwas feuchten Standort zu bevorzugen scheint. Die ovalen, kurz zuge- spitzten Blätter sind kahl, unbehaart. Die wenigen Blüten stehen an den Enden von beblätterten Zweigen. Die ledrig-wachsige Blüte hat eine 2,7—4 cm lange, unten enge, oben stark erweiterte Glocke mit nur 3—3'/a cın langen und ziem- lich breiten Zipfeln. Sie sind außen violett, innen weiß, violett angehaucht, die Schlundschuppen gelb. Die Einzelfollikel der Frucht sind 17—28 cm lang, 4 cm breit, abgestumpft, oft ein wenig gekrümmt, auflen warzig bis faserig. Sie sind viel gedrungener als die der anderen hiesigen Arten. Die Samen sind 13—16 mm lang, 21,3 mm breit, 11/ mm dick, Ihre .Grannen 4o 60 mm, den Haar schopf 50—60 mm. Diese hübsche Art, die man auch in Kultur genommen hat, wurde am Tana-Flußß bei Sisimi, in Britisch-Ostafrika bei Mantaviyo, bei Amboni nahe Tanga, am Mkomazi zwischen Pare und Usambara, am Pangani-Fluß, im Unguru- Gebirge, bei Msorwa nahe Daressalam, auf dem Usaramo-Plateau bei Mengwa, bei Tununguo, bei Luangulu in den Uluguru-Vorbergen; ferner bei Mosambik, Quilimane, am Ruaha, Ruhuhu, Liwale, bei Wiedhafen, im Shire-Hochland, in Rhodesia, im Batoka-Land usw. gefunden. Man sammelte sie in nördlichen Gegenden blühend im Februar und Oktober, im Süden und im südlichen Innern blühte sie im Dezember-Januar. Nach den von Hartwich beschriebenen Früchten scheint sie auch am Victoria-See und am Kilimandjaro vorzukommen. Demnach dürfte sie in unserm ganzen Gebiet wachsen, wo lichter Steppenwald in feuchter Lage ist. Die Eingeborenen am Rufiyi nennen die Pflanze mululuta, mkombe, in Usaramo mkrurubuka, mtobwe. Über die Verwendbarkeit ihrer Samen liegen noch keine Beobachtungen vor, Hartwich fand in ihnen nicht die Reaktion auf Strophantin. 4. 5. Petresianus Klotsch. ist ein kleiner Strauch mit ziemlich kleinen glatten Blättern (2'/),—6 cm lang, 1'/,—4 cm breit), die wenigen Blüten stehen an beblätterten Endzweigen, die Blüte ist mit dem Röhrenteil 15—1ı7 mm lang, die Zipfel 4-6. cm, letztere sind bräunlich-violett, die Blüten selbst weiß. Die Früchte dieser Art sind offenbar noch nicht bekannt. Hartwich beschreibt Samen »vom Zambezi«, die vielleicht zu dieser Pflanze gehören. Sie waren lang weiß behaart (I mm), 16 mm lang, die Granne 60 mm, der behaarte Teil 5—-6mal länger als der nicht behaarte. Vielleicht gehörte sie aber zur folgenden Art. Diese Art ist ‘bis jetzt nur ‘vom. Niassaland, am 'Zambezil:bei Tette, bei Boruma, bei Chiroma gefunden; sie blühte im September und Dezember. Denk- bar wäre, daf3 man diese Art mit den auffallend kleinen Blättern auch im süd- lichen Teil unseres Gebietes fände. 5.5. Nicholsonii Holmes. Ein Strauch, dessen jüngere Zweige dicht behaart sind, ebenso wie die bisher nur bekannten jungen Blätter. Die wenigen Blüten sitzen an blattlosen kurzen Zweigen; die Blüte ist etwa ıı mm lang und und sehr schmal, ihre Zipfel 6-10 cm lang; die Früchte sind 14—27 cm lang, die Samen lang weiß behaart, blaf3 bräunlich-weifß, 16 mm lang, die Granne 4—5 cm, der Schopf 6 cm lang, Diese Art mit den auffallend behaarten Samen ist bisher nur in Britisch-Zentralafrika zwischen Lusengasia im Gebiet von Senga und dem oberen Loangwafluß gefunden. Denkbar ist, dafß man sie auch noch einmal bei uns findet. Gute Samen, die den Anforderungen des Arzneibuches entsprechen, wurden Ende 1903 mit 7'/—8 Mark pro Kilo bezahlt, und Partien von 50— 100 Kilo sollten leicht verkäuflich sein, kleinere allerdings wohl schlecht, geringere Sorten waren nur 3—4 Mark, neuerdings viel weniger wert. Es ist möglich, daf3 Reisende oder Ansiedler sich durch das Einsammeln des Samen von 5. Kombe einen kleinen Nebenverdienst schaffen können, doch müssen sie auf ein sorgsames Trocknen der wirklich ausgereiften Saat achten, damit sie nicht durch Schimmeln leidet, und die Pflanzen müssen an ihrem Wohnort reichlich vorkommen. Im Jahre 1904 stiegen die »Strophantus«-Samen im Preise. Man zahlte in London und Hamburg im März pro lbs. 3 sh ı d bis 3 sh 6 d für die grünen Kombe- Samen, I sh 9 d bis 2 sh 6 d für die braunen »Hispidus«-Samen. Dann verur- sachten große Zufuhren einen Preisrückgang, der bis Ende 1905 anhielt. Ich höre, daf3 jetzt (1908) in Hamburg große Mengen liegen, die zu 1,90 Mark un- verkäuflich sind und die durch Wurmfraßß bei langem Lagern stark leiden. Momentan sind demnach die Aussichten für das Produkt sehr schlechte. Nur einwandfreies, von Fachleuten gesammeltes Material von Kombe mit hohem Strophantin-Gehalt waren gesucht (Gehe). Wie groß der Bedarf überhaupt ist, habe ich nicht feststellen können. In Amani haben wir die westafrikanischen Arten 5. rz7spzdus DC. mit stark behaarten Blättern und 5. gratus Frank. mit glatten Blättern und ganz kurz gezipfelten, großen Blüten in Kultur, die beide gute Handelssorten vom Samen liefern sollen, endlich noch eine als S. dichotomus (S.caudatus Kurs) be- zeichnete Art, die aus Südasien stammt und S. fomentosa L. S.hispidus und 5. grafus haben in Amani schon geblüht. , S. gratus soll von diesen die wertvollste sein, sie wächst massenhaft in Kamerun. Thoms und Gilg (Ber. d. deutsch. pharm. Ges. 1904) machen darauf aufmerksam, daß es sich empfiehlt, diese Art mit glatten Samen allein als offizinell zu betrachten, da man das wirksame Glycosid Strophantin bisher nur aus ihr in reiner, krystalli- nischer Form herstellen kann, so daß eine genaue Dosierung und präzise physiolo- gische Wirkung gesichert ist (»Strophantin g. Thoms«). Einstweilen aber sind noch die Samen von 5. Kombe und S. kzspidus die offizinellen. Aus Britisch-Ostafrika wurden ausgeführt (Fuchs, Südbahn S. 159) an Strophantus 1899— 1900 für ı5 & 9 sh 1900—1901 , 247 & 6 sh I90I—1902 ,„ 1193 &£ 18 1902-1003 .,,. 1027 1.00, sh 19063-109047 „error 1oRsh sh Von den Eingeborenen in Westafrika werden die Strophantus-Samen von Ss. gratus und S. hispidus als ine, onaye, obo, nshom zur Bereitung von Pfeilgift benützt, im südlichen Ostafrika am Zambezi ebenso die von S. Kombe. Man soll die zerkleinerten Samen mit klebrigem Pflanzensaft, Kautschuk, Euphor- biensaft usw. am Pfeil befestigen. Wahrscheinlich werden auch eine Menge der Kongo-Völker diese Pflanze benützen. Die Leute bei uns nehmen aber mehr die Acocanthera. Es wäre aber interessant zu beobachten, ob auch bei uns stellen- weis S/rophantus benützt wird. Beide wirken als sehr starke Herzgifte (Herz- kontraktion, Krämpfe, Kreisbewegung). Von S. hispidus und S. gratus wird auch das zerriebene Holz als Lanzengift verwandt, es soll mit den Glycosiden aus SS. Kombe, Adenium Bothmianum, Acocanthera Schimperi, A. Deflersii, A. abyssinica sehr nahe verwandt, vielleicht identisch sein. Es ist deshalb wahrscheinlich, daf bei vielen S/rophantus-Arten auch Wurzel und Holz wertvoll sind. Das B. L. I. wird gerne Untersuchungen darüber ver- mitteln, doch müßte Material immer von jeder Art getrennt gesammelt und Blüten, Blätter und möglichst auch Früchte zur botanischen Bestimmung beigelegt werden. Denn bei dem verschiedenen Verhalten der Arten muf3 man genau wissen, von welcher Art das zu untersnchende Material stammt. Zum Schlusse gebe ich noch ein Verzeichnis der Eingeborenen-Namen der übrigen botanischen S/rophantus-Arten, die bei uns in Ostafrika noch nicht nachgewiesen sind. S. gratus French. enaee (Kamerun), inaye, onayed (Gabun), obö, nshom (Ekoi- Sprache). S. gardeniflorus Gilg mulembe (oberer Kongo, Katanga). 5. Welwitschii K. Sch. kassonga-kabasji, kandalupire (Katanga), musua n’gonga (Malange). Ss. mirabilis Gilg hadomidgot (Gallaland). S.sarmentosus DC. sindya (Togo, Sokode). S.hispidus DC. sue (Togo, Sokode), ahati (Togo), atscha-gba-ti (Togo- Badja), enade bisholle (Kamerun, Bipindi). 5. Schuchhardtii Pax qum binganbinga. Str. sp. Haussa konkönni, Fullah föki, bidjage (?), Kanuri kenigobe. Wahrscheinlich werden einige der zahlreichen Arten des westafrikanischen Waldgebietes auch noch bei uns gefunden werden, z. B. am Tanganika, Kiwu-See, bei Bukoba usw. Vor allem wohl der S. ZAoloserziceus K. Sch. et Gilg, der bisher bei Mzimu an dem westlichen Ufer des Tanganika gefunden ist und der mit 5. Nzcholsonii verwandt scheint. Er hat behaarte Blätter, lange Blüten- stiele, sehr lange Kelchzipfel und langgeschwänzte Blüten. 20. Tephrosia Vogelii Hook. ist ein Leguminosen-Strauch mit gefiederten, seidenhaarigen Blättern, violetten, seltener weifßen Schmetterlingsblüten und gelb-braun behaarten Hülsen. Seine zerstampften Blätter dienen, in das Wasser geworfen, zum Vergiften oder Betäuben von Fischen. Zu diesem Zweck wird der kleine Strauch zuweilen auch angebaut, wie in Zanzibar und in Usambara. Die Küstenleute nennen die Pflanze miupa utupa, in Useguha smiuha, in Usambara mdombosa, stellenweis sagen sie auch kıbarasi, also »kleine Strauchbohne«. Im tropischen Amerika wird 7. fZoxzicaria Pers. und T.cinerea Pers., in Indien 7. prscatoria Pers. als sarpunkha, unhali za demselben Zweck ver- wandt, vermischt mit ungelöschtem Kalk. Z. Vogelir und T.densiflora Hook. werden in Afrika auch zur Herstellung von Pfeilgift benützt. Aus Intenctoria Pers. und T. apollinea DC., die erste in Ostindien, die letztere in Ägypten, wird ein schlechter Indigo-Farbstoff hergestellt. Die 7. Vogelti scheint über das ganze warme Afrika verbreitet zu sein und überall zu demselben Zweck angewandt zu werden; die Haussa nennen sie bassabe, in Angola und Gabun heißt sie cazote, calembo, ütyosaen. Auch Arten der verwandten Gattung Millettia dienen als Fisch- und Pfeilgifte, so z. B. M. ferruginea Bak in Abessinien, M. Caffra Meisn in Natal, M. auriculata Bak und M. sericea W. e. A. in Südasien. 21. Uragoga (Caephaelis, Psychotria) Ipecacuanha Baill. ist eine kleine Pflanze aus feuchten Tälern der brasilianischen Wälder, deren Wurzel das als Brechmittel und Medizin gegen Dysenterie bekannte Heilmittel geben, das von Cartagena, Minas, Matogrosso ausgeführt wird. Der portu- giesische Mönch Michael Tristam hat zuerst über sie-Ende des 16. Jahr- hunderts berichtet unter dem Namen zepecaya, pigaya. Vielleicht stammt das Wort aus indianischen Sprachen, vielleicht aber bedeutet es im Portugiesischen »eine kleine am Wege wachsende, brechenerregende Pflanze«. Helvetius er- kannte darin 1586 ein Mittel gegen Dysenterie. In Deutschland wurde das Medi- kament im 18. Jahrhundert, besonders durch die Empfehlung von Leibnitz ge- bräuchlich. Die brecherregende Substanz in der Wurzel ist das Emetin, von dem die Wurzelrinde ca. 2'/. °/, enthält. Die Gesamtproduktion wird etwa 200—300 Doppelzentner betragen, das Kilo kostet etwa 10—20 Mark. London erhält jährlich 500— 1500 Ballen. | Da die Drogue ziemlich wertvoll ist (pro Doppelzentner 1000— 1700 Mark), versuchte man vielerorts die Kultur, aber anscheinend nirgends mit großem Erfolg, mit Ausnahme von Östindien (Johore). In Daressalam früher eingeführte Pflänz- chen starben alle bald und so ging es auch bisher in Amani. 1907 erhielten wir vom botanischen Garten in Berlin einige Pflanzen, die wenigstens einstweilen noch leben. Ob aber die Kultur gelingen wird, ist noch recht zweifelhaft. Als falsche /Jecacuanha, radır Ipecacuanhae nigra s. stricta kommt die Wurzel von Psychotria emetica Mutis in den Handel, ein kleiner Strauch aus Neugranada (Columbia). Diese Pflanze wächst in Amani recht gut. XV. Pflanzen, welche Faserstoffe liefern. 1. Agave rigida var. sisalana Engelm.*) Die ersten Schriftsteller, welche nach der Entdeckung der neuen Welt die Natur derselben beschrieben, gedachten der merkwürdigen, dickblättrigen Agaven, die von den Azteken in Mexiko und den Mayo in Yucatan in der mannigfaltigsten Weise benützt wurden. Schon die ersten Reisenden nach Amerika brachten spätestens in der Mitte des 16. Jahrhunderts (angeblich 1561) die »Wunderpflanze« nach Europa, wo sie sich in der Mittelmeerregion ganz naturalisiert hat, so dafs Uneingeweihte sie dort für einheimisch erklären könnten.**) Man zählt mindestens 50 Arten der Gattung Agave und ı5 der verwandten Gattung Fourcroya, die allein Amerika zu Hause sind, und von denen eine Menge dort seit der Urzeit kultiviert oder ausgebeutet werden, in erster Linie der Fasern wegen, dann aber auch, indem man bei einigen aus dem Saft, welcher dem ab- geschnittenen Blütenstiel entströmt, das mexikanische Nationalgetränk, die Pulque, herstellt. In der ersten Zeit wurden die aus Mittelamerika ausgeführten Agaven in Europa usw. mehr als Zierpflanzen und Kuriositäten angesehen, und erst zum Beginn des 19. Jahrhunderts nahm man sich der Kultur derselben an. Aufser der nicht sehr ergiebigen Fourcroya gigantca kommen für uns zur Erzeugung von Fasern zwei Varietäten von Agave rigida in Betracht. Die Var. elongata, der Sacci von Yucatan (spanisch sagaz), auch weißer Henneguen genannt. Die Blätter sind weißgrün, wachsig bereift, ihre Ränder oft mit Dornen versehen. Zu dieser Sorte gehören die meisten der in Yucatan kultivierten Agaven. Hier in Ostafrika ist sie, um das gleich vorauszusenden, erst ziemlich spät durch den Direktor der Deutschen Agaven-Gesellschaft, Herrn Korsch, eingeführt. *) Diese Notizen sind großenteils von mir im «Pflanzer» 1907 abgedruckt worden. **) Man behauptete sogar, die Zeichnung einer Agave auf den Wandmalereien in Pompeji gefunden zu haben, doch wird sich dies wohl als ein Irrtum herausgestellt haben. Soweit man bis jetzt weiß, haben alle Agaven ihre Heimat in Amerika. Stuhlmann, Beiträge zur Kulturgeschichte von Ostafrika. 30 — ,466 — Die Var. Sisalana stammt aus Mexiko, Honduras, Yucatan, Zentral- amerika und wurde in viele Länder verpflanzt, so besonders nach den Bahama- Inseln und nach Florida. Von letzterem Orte haben wir sie erhalten. Die bei weitem größte Menge der in Ostafrika gebauten Agaven gehört dieser Sorte an. In der Maya-Sprache heifst sie yarcz, sonst aufßler Szsa/ auch grüner Hennequen. Der Name Szsa/ soll von der gleichnamigen Stadt in Yucatan herstammen. Die Engländer nennen sie fälschlicherweise wie die meisten Agaven Aloe. Diese Sorte macht keinen Stamm wie die Var. e/longata; nur im letzten Reifezustand sind die äußersten Spitzen ihrer Blätter silberig bereift, die selten Seitendornen tragen. Alle diese Agaven vermehren sich nur selten durch Samen, meist durch sog. Bulbillen an den Blütenständen — das sind kleine Brutknospen — oder durch Wurzelschößlinge. . 1836 wurde die Szsa/ana von Merida aus in Florida eingeführt, 1845 nach den Bahama. 1879 nahm die Grofskultur in Yucatan ihren Anfang, dann wurde die Art in sehr viele Länder der warmen Zone gebracht, so nach anderen Inseln von Zentralamerika, nach der Kapkolonie, Algier. Britisch-Indien erhielt die ersten 1891, Hawaii 1893, Mauritius, Deutsch-Ostafrika 1893, Java 1895, die Kapverdischen Inseln 1900, Madagascar 1901. Neuerdings hat man sie auch in Britisch-Ostafrika, in Togo, Neuguinea usw. eingeführt. Dr. Braun hat eine vollständige Zusammenstellung über die Kultur und Verwendung der Agaven in Band II und IV des »Pflanzer« gegeben, so daß ich mich hier ganz kurz fassen kann.*) Dort ist auch eine ausführliche Literatur- angabe zu finden. Auf Betreiben von Dr. Hindorf, der kurz vorher die ersten Kaffee- pflanzungen für die Deutsch-Ostafrikanische Gesellschaft in Ost-Usambara an- gelegt hatte, bestellte diese Gesellschaft, — zuerst, wie Hindorf schreibt, mit einigem Widerstreben, — in Florida 1000 Sisal-Agaven, von denen 1893 62 Pflänz- chen lebend ankamen. Diese wurden auf der Pflanzung Kikogwe von dem Leiter dieser Pflanzung, Herrn Lautherborn, gepflegt und vermehrt, so daß (außer Hindorf und die D.-O.-A.-Gesellschaft) besonders dieser Herr das große Ver- dienst um unsere Kolonie hat, die Agavenkultur durchgeführt und praktisch ihre Rentabilität erwiesen zu haben. Leider sollte das böse hiesige Klima ihm nicht vergönnen, die Früchte seiner Arbeit zu genießen; ein tückisches Fieber raffte ihn davon, gerade, als seine Pflanzung in der größten Blüte stand, und er es fertiggebracht hatte, durch diese Kultur die meisten Ausgaben, die durch die früheren Versuche mit Baumwolle und Liberia-Kaffee in Kikogwe entstanden waren, zurückzuverdienen und noch beträchtliche Gewinne zu machen. Es ist sehr lehrreich, daß diese Pflanzung, die 1893 mit 62 Pflanzen be- *) Neuerdings haben Drummond & Prain im Agricultural Ledger (Calcutta 1907) eine ausführliche Zusammenstellung: »Notes on Agave and Furcraea in India« gegeben. gann, 7 Jahre brauchte, bis sie die ersten Fasern ausführen konnte. Die Ein- führung des Pflanzenmaterials aus Amerika ist nicht leicht, nur ein geringer Prozentsatz kommt lebend an seinem Bestimmungsort an, eine Erfahrung, die auch in Indien gemacht wurde. Durch die Arbeit des Herrn Lautherborn waren wir also andern Ländern in dieser Kultur recht voraus. Jetzt allerdings, wo man von hier nicht nur einige Bulbillen, sondern Hunderttausende von Schöß- lingen in die Nachbarländer und nach Indien *) verbracht hat, werden in Kürze dort uns große Konkurrenzen entstehen, da diese Neuanlagen nicht erst langsam die Pflanzen zu vermehren brauchen, wie wir damals, sondern gleich mit einem Vollbetrieb beginnen können. Glücklicherweise ist nach mehreren Vorstellungen Ende 1907 von der Re- gierung ein sehr hoher Prohibitivzoll auf die Ausfuhr von Pflanzen und Bulbillen von Sisal aus Deutsch-Ostafrika gelegt worden. Aber es sind bereits Millionen von Bulbillen vorher an das Ausland abgegeben worden, ein Verfahren, das man nur als kurzsichtig bezeichnen kann. So wird der hohe Ausfuhrzoll nicht mehr viel nützen. Betrachten wir nach den Berichten der D.-O.-A.-G. die Entwickelung der Sisal-Pflanzung auf Kikogwe. Ende 1898 waren die 62 Pflanzen aus dem Jahre 1893 auf 63 000 vermehrt. 1899 schaffte man die erste Maschine an. Am I. Januar 1900 hatte man 150000 Pflanzen, von denen 4000 älter als drei Jahre, also schnittreif waren. 1900 konnte man die ersten Fasern ausführen, nachdem schon vorher Probesendungen die gute Qualität derselben bewiesen hatten. Kikogwe hatte: jahr = Ausfuhr Wert Jahr. "Austuhr Wert 1900 7° Tons 3116 Mk. 1904 .642 Tons 369000 Mk. 1901 A; 26059, ,, 1905 887° 544000 „, 1902 york RER, 109000 _„, 19062 2986,75, 645000 „, 190310347 197307 5; Die Zahlen sind den Jahresberichten der Gesellschaft entnommen, die Werte stellen also wohl die Verkaufswerte in Hamburg dar. Im Jahre 1904 hatte man unter 1800000 Pflanzen 1300000 schnittreife, von denen man 624000 Kilo Fasern gewann, das ergab also auf die schnittreife Agave des Bestandes 494 Gramm Fasern. 1905 war der Bestand an beiden Sorten der gleiche, und man gewann 887000 Kilo, demnach pro Pflanze 682 Gramm. 1906 hatte man 1600000 schnittreife Agaven mit einer Produktion von 980000 Kilo, demnach pro Pflanze des Bestandes 613 Gramm exportierte Faser. Rechnet man mit diesen veröffentlichten Zahlen, so ergibt sich die Wahr- *) Ich finde in einer Zeitungsnotiz, daß Saatmaterial nach Indien durch Reasoner Bros. Oneco, Florida (nach Daura cherra Co., Cachar in Assam) gebracht wurde, und daß in der Präsidentschaft Madras 1907 1000 acres = 400 Hektar mit Sisal bebaut waren. [92) Q, ii scheinlichkeit, dafß man auf die schnittreife Agave der Gesamtpflanzung einen Jahresertrag von 500—650 Gramm Fasern rechnen kann, — denn das Maximum von 682 Gramm wird wohl selten erreicht werden — daß bei einer im Voll- betrieb befindlichen Pflanzung ungefähr °/; der gesamten Pflanzenzahl schnittreif, das andere Ersatzpflanzen sein werden, daß man demnach bei einem Gesamt- Bestand von ı Million Pflanzen und 666000 tragenden jährlich auf 333—433 Tonnen Fasern rechnen darf, wenn man jedes Jahr fast die Hälfte der Gesamtzahl durch /wischenpflanzen ersetzt; denn man kann sie hier der Erfahrung nach nur zwei, manchmal drei Jahre lang schneiden, bis sie in Saat schiefsen. Nimmt man eine Pflanzweite von 2000 pro Hektar an, so erhielte man für 666000 Pflanzen auf 333 Hektar etwa. 1,00— 1,3 "Tonnen: Easer ‚jährlich "aus "dem’Flektar Fseimer Pflanzung. Es ist diese Berechnung recht günstig, da andere Pflanzungs-Unter- nehmen in ihrem Voranschlag nur 305 Gramm Ertrag der schnittreifen Pflanze ansetzten. Neuerdings hat sich nun gezeigt, daf} man enger pflanzen kann. Man setzt die Agaven sogar 2'/a zu I Meter, so daf3 man 4000 pro Hektar erhält. Beim Vollbetrieb der Pflanzung, wenn die Arbeiterverhältnisse es gestatten, jährlich fast die Hälfte der Gesamtpflanzen durch Zwischenpflanzen zu ersetzen, wird man den Ertrag also wohl auf eine Tonne bis ı'/;, Tonne pro Hektar im großen Ganzen bringen können, wenn wie früher 2000 pro Hektar gepflanzt werden. Wie sich der Ertrag bei der doppelt so engen neuesten Pflanzweite stellen wird, weiß man noch nicht, da man sie erst seit 1906/07 anwendet). Eine andere Rechnung ergibt folgendes Bild: Man sagte mir, daf3 man jährlich von einer Pflanze zweimal je ı5 Blätter schneiden könne, und daf diese Blätter bei dem Durchschnitt von 10000 ge- zählten Blättern je 750**) Gramm wögen und 2,5—2,75 %, Fasern gäben. Das würden, wenn man 2'/a°/,u Faserergebnis rechnet, pro Pflanze einen jährlichen Ertrag von 22'/, Kilo Blättern oder 562 Gramm Fasern ergeben. Man sieht, diese Rechnung stimmt mit den Resultaten, die oben aus den Arbeiten der Pflanzung Kikogwe abgeleitet sind, ziemlich überein. Es würde das für ı Million wirklich tragender Pflanzen ein jährliches Ernteergebnis von 562 Tonnen Fasern ergeben oder bei dem Gesamtbestand von ı Million, von denen ?/, immer tragen, und bei der Pflanzweite von 2000 pro Hektar 374 Tonnen Ergebnis auf die 333 Hektar oder etwas mehr als eine Tonne auf den Hektar. *) Kaerger schreibt, daß in Yukatan pro Hektar 910— 2999 Kilo Fasern je nach Boden und Pflanzenvarietät gewonnen würden. ==) Auf einer anderen Pflanzung wogen die Blätter pro 1000 Stück 630—680 Kilogramm und enthielten einmal 2,47°/, ein anderes Mal 2,98°/), Fasern. Möglich, daß Jahreszeit und Standort einen großen Einfluß haben. In Amani war nach Braun das Blatt-Durchschnitts- gewicht ıroo Gramm. In jeder Schnittperiode konnte man höchstens auf 4o Blätter rechnen. Der Fasergehalt war nach Braun in Amani bei sjährigen Pflanzen 4,5%, in Mombo 3,2—3,6°/. Mit maschineller Aufbereitung wird man aber wohl nur 2,5—2,75 °/, erzielen. Bei der Berechnung eines grofen Durchschnittes wird man also für eine Million wirklich tragreifer Pflanzen auf eine jährliche Ernte von 500—650 Tonnen rechnen können. Ob das engere Pflanzen in dem Ertrage pro Pflanze eine Ver- änderung gegen diese Zahlen ergeben wird, oder ob pro Hektar doch wieder dieselbe Zahl von einer Tonne Fasern herauskommen wird, muß die Zukunft lehren. Das engere Pflanzen hat jedenfalls eine bedeutende Ersparung in der Bewirtschaftung zur Folge durch Verringerung der Kosten für Reinigung des Bodens und für Transport der Blätter zur Aufbereitungsanstalt. | Über die Kosten einer Pflanzung habe ich nur recht wenig Sicheres er- fahren können, da natürlich jeder seine Wissenschaft nicht gerne preisgibt. Im Interesse der Allgemeinheit wäre es wünschenswert, wenn ein Praktiker seine in der Praxis gewonnenen Zahlen der Öffentlichkeit zugänglich machen würde. Anderenfalls können solche Angaben wie die obigen und folgenden immer nur mehr oder weniger hypothetische sein. Man nimmt im allgemeinen an, dafß ein Pflanzer, welcher eine Anlage von einer Million Agaven machen will, dazu eines Betriebskapitals von 500000 Mark bedürfe. Kann er aber während der Anlage und Entwickelungszeit der Pflanzung einen Teil der Kosten durch Zwischenkulturen — wie Baumwolle — wieder ein- bringen, so verringert sich auch das Betriebskapital bedeutend. Man rechnet, daß der gesamte Dauerbetrieb einer Pflanzung von einer Million Agaven jährlich etwa 90000 Mark kostet, nach Verlauf von drei Jahren, wo der Ertrag zu be- ginnen pflegt, hätte der Unternehmer demnach 270000 Mark verausgabt, die Anlage der Maschinen*) und der Schienengeleise zum Transport der Blätter zur Fabrik werden wieder 130000 Mark kosten, so daf3 er beim Beginn der Faser- gewinnung rund 400000 Mark ausgegeben haben würde. Der Betrieb im vierten Jahre kostet wieder 90000 Mark, so daf3 er von seinen 500000 Mark noch für unvorhergesehene Fälle eine Summe von 10000 Mark verfügbar hätte, und am Ende des vierten Jahres auch schon auf eine Einnahme rechnen kann. Aber kaum vor dem fünften Jahre wird er auf die Verzinsung seines Anlagekapitals und notwendige Amortisation der Anlage mit mindestens jährlich 10—135 °/o rechnen können. Bei einem den tropischen Verhältnissen angemessenen Zinsfuls von 8°/, und der Amortisation von 15°, wird er also für das fünfte Jahr auf Unkosten von etwa I15000 Mark allein für diese rechnen müssen, dazu 90000 Mark für den laufenden Betrieb, so daf3 er.bei einem Verkaufspreis von 800 Mark pro Tonne im fünften Jahre etwa 250 Tons, bei schlechtem Preis wie jetzt viel mehr, produzieren müßte, um nur diese Unkosten zu decken. Es *) Nachdem man früher meistens die Grattes-Maschinen von Mauritius hatte, arbeitet man in Deutsch-Ostafrika jetzt durchweg mit der Mola-Maschine aus Merida (Mexiko), die ca. 15000 Mark kostet, oder mit der Finigan-Maschine (Finigan-Zabriskıe Co., Paterson N. J. U. S. A.), die erstere soll 1'/, Tons, die letztere ®/; Tons Fasern pro Tag liefern. Die kleinen Duchemin-Maschinen sind nur für Versuchszwecke zu verwenden. * müßten demnach im fünften Jahre bei dieser ganz hypothetischen Rechnung 400000— 500000 von seinen Agaven im vollen Ertrage sein, um dies Ziel zu erreichen, was sehr gut möglich ist. Einmal hörte ich auch, daf3 die Tonne Agavenfaser einschließlich Ver- zinsung und Amortisation in Hamburg etwa auf 550—600 Mark zu stehen käme, ohne diese etwa auf 300—400 Mark. Demnach müßte bei den jährlichen Betriebskosten von 90000 Mark und dem Einstandspreis von 400 Mark nur auf einen Mindestertrag von 225 Tons gerechnet werden. Wie gesagt, man tappt bei diesen Angaben noch sehr im Dunkeln, aber es scheint, dafß — da bei pfleglichem Betriebe die Erträge vom 6. Jahr an voll werden können, und da durch Amortisation des Anlagekapitals die Höhe der Verzinsung mit den Jahren immer geringer wird, bis sie im 11.— 12. Jahr völlig verschwinden muf3 — die Gewinnaussichten bei einer Sisal-Pflanzung’ recht gute sind, auch wenn der Preis der Ware durch die wahrscheinlich bald einsetzende Konkurrenz stark sinken. wird. In den letzten Jahren sollen nach einer Angabe von A. I. Boyd die Preise für Sisal folgende gewesen sein, wobei aber zu bedenken ist, dafs sich diese Zahlen auf Yucatan-Hanf beziehen, und daf3 der Hanf aus unserer Kolonie besser als dieser bewertet wird. 1977 660 Mark 1879 AO, 1880 SAORE,, 1881 SOOrE,, 1882 500, 1884 A205, 1885 380, :, 1886 A200; 1887 6607, 1888 740 „ (Gründung des National Cords Trust in Amerika) 1889 1000, „(im März: 1130) 1890 600 „ (Zusammenbruch dieses Trusts) 1891 K202%,, 1892 500,5, 1893 500 ,, 1894 340 , (Wirkung der Überproduktion in Yucatan) 1895 200: 1896 23005 1897 BAomer 1898 HOOsas, 1899 680: 7; 1900 740 1901 660 M. (600—1000 M. für D.-O.-A.-Ware) | 19022 1000 7 \ % 1903 780 , (680— 700 „ ,„ IR Ir BIO AO 20 740 ss h TOO AO AO 820 » „“ i Also 583 Mark im Durchschnitt Wenn demnach auch der Sisalhanf von D.-O.-A. etwas unter den Durch- Letzteres nach den Jahres- berichten von L. Riebow. ) schnitt des Yucatan-Sisal von 583 Mark fallen würde, so hätten die Pflanzer aufer der Verzinsung ihres Anlagekapitals mit 8°/, und der Amortisation mit 15 °/o immer noch eine gute Dividende zu erwarten. Im Jahre 1906 waren nach den Berichten von L. Riebow in Hamburg die Preise für Yucatan- und Mexiko-Hanf 640—740 Mark, die für D.-O.-A.-Sisal 760—900 Mark pro Tonne, im Mai sogar 965 Mark, während darauf (Mai 1907) der Markt wieder flauer und die Preise niedriger gewesen sein sollen (etwa 840), 1907 440—740 Mark, (für D.-O.-A.-Ware 600—965 Mark). Infolge großer Zu- fuhren von Manilla-Hanf fiel Sisal Ende 1907 auf 600—640 Mark pro Tonne, lendeneward -auchzuber schlechte Quahtät’der Ostafrika -Ware geklagt. (Sachverst. Bericht der Hamburger Handelskammer 1907). Mitte 1908 wurde der Hanf in Hamburg mit nur 540—660 Mark verkauft, im Oktober 1908 kostete D.-O.-A.-Hanf nominell 520--540 Mark. Der Markt war sehr flau. Nach der amtlichen Zollstatistik für D.-O.-A. hat sich die Ausfuhr von Sisal (teils auch von anderen ähnlichen Fasern) in den letzten Jahren folgender- maßen gestaltet: Austuhr-von »Hanf verschiedener Arte, 1901 204529 Kilo im Werte von 83369 Mark 1902 3507032000, % „0 145535 ;, 1903 Re er Re „464763 5 1904. 1104116 „ . er ® ZELOOSER, 1905: 5133201805, 0 5 ® 0O7T290W,, davon Sisal-Hanf: 1903 422066 Kilo im Werte von 324116 Mark 1904 YO er " 773g 19005, "EL MORSO N A EN 19067 17.83, 708, 3s =. 1L3517200=% 19072: 72. 8803400 Pa x „ss LION0850 5, einschließlich der Ausfuhr über die Binnengrenze mit 1906 ca. 15441 Kilo im *) 1906 690 Mark (760—820 Mark für D.-O.-A.-Ware) 1907 460—740 ‚,„ (640-060 ,, “ . a) Gegen Ende des Jahres stark gefallen. Werte von ca. 2592 Mark, 1907 27719 Kilo im Werte von 12540 Mark. Sansiviera?) 472 (Wohl Weil nunmehr die vielen neu angelegten Pflanzungen in die Zeit ihres Er- trages kommen, wird sich die Exportziffer bald sehr bedeutend erhöhen. Um hierüber uns ein Bild zu verschaffen, wollen wir betrachten, wieviel Agaven Anfang 1907 in Deutsch-Ostafrika ausgepflanzt waren und wieviele davon schnitt- reif waren. Nach den mir zur Verfügung stehenden — vielleicht nicht absolut voll- ständigen — Angaben gestaltete sich das Bild für die Zeit Januar—April 1907 folgendermaßen: Gesamtzahl Gesamte davon Anzahl der j j 5 ei U der davon bepflanzte mit Beat: Br ausgepflanzten schnittreife Fläche schnittreifen er Agaven in Hektar Pflanzen Tanga 13 10 305 600 2 168 000 5713 1276 Wilhelmstal 3 810 160 = 22 = Pangani 2 3330000 | ca. 2 200000 2000 1400 Lindi 5 1 127000 110000 534 55 23 15 572760. 4478000 8472 272 Es waren dies die Zahlen, die ich im September 1907 im »Pflanzer« III nach einer bis zum April 1907 reichenden Statistik veröffentlichte, soweit ich sie erhalten konnte. Am 2. Oktober 1907 hat der Wirtschaftliche Verband für die Nordbezirke Sr. Exzellenz dem Herrn Staatssekretär eine Denkschrift unterbreitet, die folgende Zahlen für 1907 gibt: Anzahl der Bepflanzte Erforderliche Pflanzungen Fläche Arbeiterzahl 1907 1910 Tanga 12 5910 5093 6820 Wilhelmstal 6 829 967 1010 Pangani 2495 2580 3425 Summa 24 9234 j 8640 II 255 Dazu kommen für Lindi 5 680 ? ? Also im Ganzen 29 Unternehmungen mit 9914 Hektar Sisal-Pflanzungen. Die Anzahl der Pflanzen für Ende 1907 habe ich nicht erhalten können, aber ich hörte, daß man im Bezirk Tanga, Pangani und Wilhelmstal etwa 2—3 Millionen, in Lindi 1'/, Millionen Pflanzen seit der Zeit meiner obigen Statistik gepflanzt habe, demnach Anfang 1908 wohl etwa 19,8—2o Millionen Agaven im Boden gewesen sein werden, also etwas mehr als 2000 pro Hektar für die obigen 9234 Hektar. re Nachdem ich obige Notizen fertig zusammengestellt hatte, erhielt ich die Arbeit von Dr. Braun (Pflanzer IV S. 49), in der die neuesten Erhebungen für Ende 1907 enthalten sind. Ich lasse seine Aufzeichnung hier wörtlich folgen ohne die Literaturnachweise: Tanga. »Heidehus. 1907 waren hier 50 Hektar unter Kultur, mit etwa 100000 Pflanzen. 1909 hofft man bereits 25 Tonnen Hanf zu ernten. Die Plantage ist im Besitz der Vogtländischen Industrie- und Plantagen-Gesellschaft. Kange. Diese Pflanzung war ursprünglich für Mauritius-Agaven gedacht. Es standen daselbst 40000 Stück. Das Land umfaßt 859 Hektar. 1905 wurde dasselbe von der Deutsch-OÖstafrikanischen Gesellschaft erworben, die Mauritius- Agaven abgeerntet und in demselben Jahre mit dem Anbau von 300000 Sisal- Agaven begonnen. 1906 standen 360000 Stück, am I. Januar 1907 waren ı80 Hektar damit bepflanzt. Jedes Hektar enthielt 2500 Pflanzen, was einer Pflanzweite von 160X250 cm entspricht. Im Laufe des genannten Jahres wurde die bebaute Fläche auf 300 Hektar gebracht und hofft man 1909 zum ersten Male ernten zu können. Der Boden besteht oben aus Sand, unten aus rotem Lehm. Kigombe. Die Plantage gehört mit der später zu erwähnenden Plantage Pongwe zusammen, zu der am ıı. November 1904 gegründeten »Sisal-Agaven- Gesellschaft«. 1904 waren daselbst 50 Hektar unter Kultur und standen 158000 Agaven. Bis Ende 1905 wurden 139000 Stück neu gepflanzt und für weitere 200000 Pflanzen das Grelände vorbereitet. 1907 zählte man 400 Hektar bepflanzte Fläche und erntete 100 Tonnen Hanf. In demselben Jahre wurde das bebaute Gebiet auf 650 Hektar erweitert. Die Pflanzweite ist verschieden: 250X2;50, 200X 250 und 160X 250 cm, was Zahlen von 1600, 2000 und 2500 Sisal-Agaven pro Hektar entspricht. Der Boden besteht aus rotem Lehm, die Lage über dem Meere erreicht etwa Io Meter. Kiomoni. Der Bestand an Sisal-Agaven dieser, der Westdeutschen Handels- und Plantagen -Gesellschaft gehörenden Pflanzung belief sich im Jahre 1905 auf 1437000 Stück, nachdem in demselben Jahre 620000 Stück neu ge- pflanzt wurden. 1906 wurden 437000 Pflanzen in das Feld gebracht, und belief sich die Gesamtzahl auf 1890000. 363000 kamen als Ersatz für abgeerntete Agaven in die Erde, und am Ende des Jahres war durch weiteres Nachpflanzen die Summe von 2400000 Stück erreicht. 1907 deckte die Pflanzung eine Fläche von 1084 Hektar. Die Ernten waren: 1904 62000 Kilo 1906 191500 Kilo 1905 1IO9446 „, 1007. 12500007 7, Kiuhui. 1904, am 15. Januar wurde begonnen und 150 Hektar bepflanzt, 1905 standen 500000 Agaven auf 350 Hektar. Am 1. Januar 1907 betrug die bepflanzte Fläche 370 Hektar. Auf ein Hektar kommen 1450 Pflanzen. Der Boden besteht aus rotem Lehm, und ist das Gebiet auf hügeligem Terrain ge- legen. Die Pflanzung liegt etwa 350 Meter über dem Meeresspiegel und in der AA Luftlinie etwa 45 Kilometer von der Küste entfernt. 1907 wurden 150 Tonnen Hanf geerntet. In der Fabrik arbeitet eine Molamaschine. Die Anlage gehört zu den Prinz Albrecht-Plantagen. Moa mit Totohovu und Jassini. 1900 wurden die ersten 2500 Pflanzen von Kikogwe aus eingeführt. 1901 nennt der Bericht der Pflanzung 125448, 1902 1125448, 1903 1390000, 1904 1500000, 1905 1775000 und 1906 eben- soviel Agaven. 1907 waren 2100 Hektar bepflanzt. Die erste Ernte im Jahre 1904 lieferte 26 Tonnen, 1905 belief sie sich auf I94, 1906 auf 325 und 1907 auf 500 Tonnen. Die Pflanzung ist im Besitz der Deutsch-OÖstafrikanischen Ge- sellschaft. Mruwazi. An der Bahnlinie Tanga-Mombo, bei Nyussi gelegen, umfafste diese Pflanzung 1907 20 Hektar. 1909 hofft man auf die erste Ernte von etwa 15 Tonnen. Ngambo. Nach einem Berichte aus dem Jahre 1905 waren damals einige tausend Sisal-Agaven vorhanden. Fasern wurden daselbst meines Wissens nicht gewonnen, doch dürften die Pflanzen zur Lieferung von Bulbillen ausgenutzt werden können. Die Plantage gehört der Rheinischen Handels- und Plantagen-Gesellschatft. Ngomeni. 1905 waren hier ı2 Hektar mit 13000 Agaven bepflanzt. Im Januar 1907 stieg die bebaute Fläche auf 300 Hektar und vergrößerte sich im Laufe desselben Jahres auf 500 Hektar. Man hoffte, 1908 etwa 150 Tonnen zu ernten. Auf ein Hektar wurden 3000 Pflanzen gesetzt. Der Boden des Gebietes besteht aus lehmhaltigem Sande. Nguvu Mali. Die Pflanzung entstand im Jahre 1904 mit 85 Hektar, 1905 vergrößerte sie sich auf 160 Hektar mit einem Bestand von 320000 Agaven. Zwei Jahre später waren 210 Hektar unter Kultur, und lieferte die Ernte 50 Tonnen Hanf. Pingoni. 1904 Beginn mit 50 Hektar, 1905 zählte man 75 Hektar und 1907 360 Hektar nebst einem Ertrag von 200 Tonnen Fasern. Pongwe (siehe Kigombe). Wurde 1904 mit 298000 Pflanzen übernommen und bis Ende 1905 der Bestand auf 603000 Stück vermehrt. Um dieselbe Zeit wurde mit dem Bau einer Fabrik, Feldbahn und einem Dampfpumpwerk an- gefangen, dessen Kosten mit 80000 Mark veranschlagt wurden. 1907 waren 461 Hektar bepflanzt, und die Ernte belief sich auf 130 Tonnen. Die Plantage liegt etwa 14 Kilometer vom Meere entfernt, die Höhe darüber beträgt 40 bis 50 Meter, und der Boden besteht aus sandhaltigem, rotem Lehm mit verwittertem Kalk. Man arbeitet mit einer Molamaschine. Ruvu. Die Plantage liegt am Pangani, südlich von Nyussi und wurde 1907 angelegt. Damals waren 75 Hektar bepflanzt und hofft man 1909 auf eine Ernte von 75 Tonnen. Hiermit hätte ich die im Bezirk Tanga vorhandenen Plantagen besprochen. Im Jahre 1907 standen 5910 Hektar unter Sisal-Kultur und lieferten eine Ernte von 1380 Tonnen Hanf. Der Preis für Sisal-Schößlinge variierte je nach den TIERE VE Lieferungsbedingungen. Ich fand 1000 Stück für 20 Rupies angeboten und 1000 Bulbillen für 10 Rupies, bei Abnahme von einer halben Million. Pangani. Buschirihof mit Mundo und Mkuzi Katani. Diese am Pangani liegenden Plantagen gehören der am 27. Juli 1900 gegründeten Deutschen Agaven- Gesellschaft. 1903 standen 1030000, 1904 1100000 Agaven. Im nächsten Jahre fand keine Vergrößerung der bebauten Fläche statt. 1906 wurde eine halbe Million Pflanzen neu gesetzt, und 1907 betrug das ganze Gebiet 675 Hektar be- pflanztes Land. Die Ernte belief sich auf 300 Tonnen. Man arbeitet mit einer Molamaschine und soll augenblicklich ein zweites Exemplar Aufstellung finden. Die Pflanzung verfügt auch über einen kleinen Bestand der in Yucatan gebauten Ag.rigida var. elongata. Friedrich Hoffmann-Plantage. Nach einer Angabe aus dem Jahre 1905 waren um diese Zeit 15 Hektar mit Sisal-Agaven bebaut. Gegenwärtig ist das Gebiet verwildert und die in großer Menge niederfallenden Bulbillen gehen nutzlos verloren. Hale. 1905 wurde mit der Kultur begonnen. 1907 waren 100 Hektar be- pflanzt und hofft man 1910 auf eine Ernte von 125 Tonnen. Durchschnittlich werden 3300 Agaven auf ı Hektar ‚gepflanzt, doch wurden auch Versuche mit dichterer Pflanzweite eingeleitet. DaS Gebiet liegt etwa 300 Meter über dem Meere. Der Boden besteht aus tonigem Sand. Kikogwe mit Mwera. Die genannten Plantagen sind im Besitz der Deutsch-Ostafrikanischen Gesellschaft. Dieser gebührt das Verdienst, auf Anraten von Dr. Hindorf im Jahre 1893 die Sisal-Agaven in unserer Kolonie eingeführt zu haben. 1896— 1898 waren in Kikogwe 25 000 Stück ausgepflanzt, 1898 standen daselbst 63000, in Mwera 100000 Pflanzen. 1899 zählte man in Kikogwe 150000, 1900 auf den beiden Pflanzungen 645 000, I9OI 1460000, 1902 1800000, welche Zahl bis jetzt beibehalten wurde. 1907 umfalite das bebaute Gebiet 1600 Hektar. 1898 gingen von Kikogwe aus die ersten 3 Probeballen Sisal-Hanf aus Deutsch- Ostafrika auf den Hamburger Markt und erzielten je 100 Kilo einen Preis von 70 Mark. Die erste größere Ernte fand 1900 statt und ergab 7500 Kilo, wofür 3116 Mark gelöst wurden. 1901 betrug die Ernte 45 238 Kilo, 1902 61.098 Kilo, 1903 347693 Kilo, 1904 642 Tonnen, 1905 887 Tonnen, 1906 986 Tonnen, 1907 1000 Tonnen. Anfangs arbeitete man mit Raspadoren, die durch eine Lokomobile getrieben wurden. 1901 kam eine zweite Lokomobile mit 29 Pferde- kräften zur Aufstellung. 1907 wurde die Böken-Maschine »Neu Corona« nach Kikogwe überführt, dieselbe erwies sich aber nicht allen Anforderungen ent- sprechend und mußte zurückgeschickt werden. Nach einigen Abänderungen ist dieselbe 1908 erneut nach dort geschafft worden und sind Erfolge damit angeb- lich erzielt. Der Verkehr zwischen den Fabrikgebäuden und dem Ladeplatz ver- mittelte eine Dampfstraßenwalze, in neuester Zeit wird eine Feldbahn von dem Maschinenhaus bis nach Bueni am rechten Panganiufer angelegt. A Kilimanguidu. Die Plantage gehört der Vogtländischen Industrie- und Plantagen-Gesellschaft. 1907 umfafste sie 120 Hektar und lieferte eine Ernte von 120 Tonnen. Das Gebiet liegt zwei Tagereisen von Pangani, die Gesellschaft wurde 1907 gegründet. Der Bezirk Pangani lieferte im Jahre 1907 1300 Tonnen Sisal-Hanf von einem Gesamtgebiete von 2495 Hektar. Wilhelmstal. Korogwe. Die der Firma Wilkins & Wiese gehörende Sisal-Plantage wurde Anfang November 1905 begonnen und zählte am ı. Januar 1907 95 Hektar. Im Laufe desselben Jahres wurde sie auf 295 Hektar vergröfsert, und hofft man 1908 35 Tonnen Hanf zu ernten. Auf ein Hektar sollen 2750 Pflanzen kommen. Das Gebiet liegt etwa 250 Meter über dem Meere und in der Luftlinie 8o Kilo- meter von der Küste entfernt. Der Boden besteht aus rotem Lehm. Makanja. Die im Entstehen begriffene Plantage der Herren Barry und Taube am Westrande von Süd-Pare gedenkt ebenfalls Sisal-Agaven unter Kultur zu nehmen. Makuyuni. Das Gebiet liegt 3 Kilometer westlich von der Bahnstation gleichen Namens, am Mkomasi und 405 Meter über dem Meere. Die erste An- pflanzung geschah am ı. Januar 1906. Am 1. Januar 1907 waren 110 Hektar bepflanzt und wurde cas Gebiet im Laufe des Jahres auf 240 Hektar erweitert. 1908 hofft man auf 120 Tonnen, erste Ernte. Jedes Hektar wurde mit 2700 Pflanzen bestellt, der Boden besteht aus rotem Lehm. Masinde. 1907 waren 50 Hektar bepflanzt und hofft man bis 1910 auf eine Ernte von 60 Tonnen. Mkumbara. Im Januar 1907 waren 20 Hektar angebaut und wurde in demselben Jahre das Gebiet bis auf 40 Hektar vergrößert. 1909 hofft man auf eine Ernte von Io Tonnen. Die Pflanzweite beträgt etwa 210X160o cm. Der Boden besteht aus rotem Lehm und ist die Plantage etwa 460 Meter über dem Meere gelegen. Ngombezi. Im Oktober 1907 begonnen, wurden bis jetzt etwa 100 Hektar fertiggestellt. 1910 wird eine Ernte von etwa 125 Tonnen erwartet®). Timdı. Kikwetu und Mitwero. Die beiden Pflanzungen gehören der Ostafrika- nischen Kompagnie. Kikwetu wurde mit 300 Hektar, Mitwero mit 150 Hektar Sisal bepflanzt. Nach Angaben aus dem Jahre 1907 stehen in dem zuerst ge- nannten Orte 200000 Sisalpflanzen im Felde und 120000 in Saatbeeten. Die Pflanzweite beträgt 250 X 100 cm. Kitunda. Auf dieser, 1900 gegründeten, der Lindi-Handels- und Plantagen- *) 1908 ist noch eine neue Agaven-Pflanzung bei Maurui errichtet worden, ee A Gesellschaft gehörenden Besitzung waren 1905 107 Hektar mit 172000 Agaven bepflanzt. 1906 standen 450000 Pflanzen und 10907 zählte man 192 Hektar be- baute Fläche. Die Pflanzweite beträgt 250 X 250 cm, der Boden besteht aus Lehm und Sand. Hier findet sich auch ein Bestand von Agave rigida var. elon- gonta, der sonst hauptsächlich in Yucatan gebauten »weilsen Agave«. Lindihinterlands-Gesellschaft. Nach einer Angabe aus dem Jahre 1907 soll gegenwärtig '/s Tonne Hanf im Tage produziert werden. Mikindani. Auf der Pflanzung des Herrn v. Quast standen IYoz etwa 40000 Agaven. Mroweka. Im Dezember 1906 wurde die Plantage begonnen. Das Gebiet liegt etwa 60 Meter über dem Meere. Der Boden besteht aus sandigem Lehm. Man beabsichtigt etwa 2000 Pflanzen auf ı Hektar zu bringen. 1907 wurden 60.000 Stecklinge ausgepflanzt. Südküste. Hierzu gehören die Pflanzungen Naitivu, Kiduni und Mikindani. Erstere wurde 1906 begonnen. Das Gebiet liegt etwa 60 Meter über dem Meere, der Boden besteht aus rotem Lehm, pro Hektar werden 2000 Agaven gepflanzt. Am 1. Januar 1907 erstreckte sich das Gebiet bereits über 180 Hektar. Naitivi hatte 1907 410000 Agaven, Kiduni 140000, Mikin- dani 60000 und auflerdem 265 000 Bulbillen in Saatbeeten. 1907 erhielten die Anlagen eine Feldbahn.« a Hiernach würden, wenn man die fehlenden Angaben mit 2000 Agaven pro Hektar interpoliert, folgende Zahlen sich ergeben: Anzahl der Unternehmen Hektar Agavenzahl Bezuke kansar 2 2. 212 5 910 9 662 000 Panoanıy mug 2, aA 2495 5 090 000 Wilhelmstal 5 725 1450000 ne a MER) 872 1 910000 Zusammen 2 ea (27) 10 102 18 112000 wobei einige demselben Besitzer gehörige Unternehmungen zusammengefaßt wurden. Aus diesen Zahlen, die gewiß noch verbesserungsbedürftig sind, aber doch immerhin ein Bild geben, kann man nun allerhand interessante Schlüsse ziehen. Ich halte mich zunächst aber an meine eigene, erste Statistik für Anfang 1907. I. Nehmen wir zuerst nur die Zahlen von Tanga, so ergibt sich, dafs tat- sächlich auf 5713 Hektar 10 305 600 Agaven gepflanzt waren, demnach im Durch- schnitt 1804 pro Hektar; die 2168000 schnittreifen Agaven nahmen eine Fläche von 1276 Hektar ein, also kamen auf den Hektar 1699 Agaven. Man kann demnach annehmen, daf} bis zur Zeit der Ertragsfähigkeit einige der ursprünglich gepflanzten nicht zur Entwickelung gekommen sind. Auf den neu angelegten Plantagen werden mehr Pflanzen auf den Hektar kommen. 2. Man sagte mir, daß für den vollen Betrieb einer Sisal-Pllanzung etwas mehr als ein Arbeiter pro Hektar nötig sei, das würde demnach für den Bezirk Tanga, — ohne etwa noch im Gange befindliche Ausdehnungen der Betriebe — ein täglicher Arbeiterbedarf von rund 6000 Mann sein. Und da sicher darauf zu rechnen ist, daf3 der vierte Teil der vorhandenen Leute krank ist oder sich irgendwie von der Arbeit drückt, auch sonst nebenher noch Leute gebraucht werden, müßte also ein Stamm von 8000 Leuten zur Verfügung stehen, um allein im Bezirk Tanga den Betrieb der Sisalpflanzungen sicher zu stellen. Für die vier Bezirke zusammen ergibt sich für die Sisalkultur nach Obigem heute ein täglicher effektiver Arbeiterbedarf von etwa 8500 Mann, oder ein Arbeiterstamm von mindestens 11300 Leuten. Die Leute werden durchschnittlich einen Lohn von 40 Hellern pro Arbeitstag erhalten (vielleicht in bevorzugten Gegenden ein wenig weniger), das gäbe einen Lohn pro Tag von 3400 Rupie, und bei 300 Arbeitstagen im Jahr eine Lohnaufwendung von 1020000 Rp. also über ı!/z Millionen Mark. Da nun noch eine Menge Löhne für Handwerker, Aufseher usw. und die Gehälter der Angestellten dazu kommen, werden sich die Auf- wendungen, welche die Sisalpflanzuugen allein für Löhne jährlich ausgeben, noch erhöhen. Der Bezirk Tanga allein partizipiert an dieser Zahl mit ‘rund. drei Vierteln. Allerdings basiert diese Berechnung auf der hypothetischen Annahme, daß etwas mehr als ein Arbeiter pro Hektar. zur Verfügung stehen, und er be- rücksichtigt nicht die im Gange befindlichen Vergrößerungen der Pflanzungen. Ich glaube demnach nicht fehl zu gehen, wenn ich annehme, daß 1907 1'/a—1?/; Millionen Mark von den Sisalpflanzern allein in D.-O.-A. an Gehältern und Löhnen gezahlt wurden. Die Statistik des Wirtschaftlichen Verbandes rechnete : 1907 für 9234 Hektar 8640 Arbeiter und eine Ernte von 2680 Tons*) 1908. „9284 " 9285 ® a, s EI 1009,, 2,9234 „102175 n ae * NOS T910r 2, 79234 a Pe ie N = u 7 ASORE Demnach im Anfang etwas weniger, später etwas mehr einen als Arbeiter pro Hektar. Die vier Bezirke werden demnach in den nächsten Jahren zusammen 10—13000 Arbeiter täglich beschäftigen; d. h. bei einem Lohn von 40 Hellern, im Durchschnitt würden täglich 4000—5200 Rupie und in 300 Tagen I,2— 1,56 Millionen Rupie oder 1,8—2,08 Millionen Mark an die Arbeiter gezahlt werden. Zuzüglich der Löhne für Aufseher usw. wird man in den nächsten Jahren dem- nach auf eine Ausgabe an Gehältern und Löhnen in Ostafrika allein für Sisal- Kultur von 2!/,—2'/; Millionen Mark rechnen können. Diese Summe fließt jährlich dem »Nationalvermögen« von D.-O.-A. zu, bezw. erhöht die Kaufkraft des Landes. Da aber das meiste von diesem Gelde in die Hände der Neger geht, diese aber recht wenig sparen, vielmehr sich bei den Indiern Sachen dafür kaufen, ist es wahrscheinlich, daß nur ein Teil der *) Tatsächlich sind 2772 Tons aus ganz Deutsch-Ostafrika ausgeführt. = 479, dabei erzielten Verdienste dem deutschen Importeur eines Teils der Waren zu- kommt, daf3 aber der Löwenanteil des Verdienstes den Indiern zufließt, welche die von den Negern hauptsächlich gekauften Baumwollstoffe führen. 3. Bleiben wir bei unserem oben gewonnenen Resultat, dafß die schnittreife Pflanze jährlich zwischen 500 bis 650 Gramm Faser ergibt, so erhalten wir die Wahrscheinlichkeit, daf die Anfang 1907 schnittreifen 4278000 Agaven in diesem Jahre eine Ermte von 2239-2910. Tonnen Agaven ergeben werden; — oder, wenn wir die andere Rechnung nehmen, daf3 nämlich der Hektar mit schnitt- reifen Agaven ı—ı!/; Tonnen Faser liefert, so erhalten wir die wahrscheinliche Ernte auseden 2727.so.bestandenen Tlektaren mit 2721-3628 Tonnen, ein Resultat, das ein wenig höher als das obige und wahrscheinlich zu hoch ist. Im Jahre 1906 wurden nach der oben gegebenen Statistik tatsächlich 1836 Tonnen ausgeführt, bei dem Anwachsen der Pflanzungen ist eine Vermehrung der dies- jährigen Ausfuhr auf etwa rund 2500—3000 Tons wohl möglich, die beim Preise von nur 600 Mark ein Objekt von 1,5— 1,8 Millionen Mark darstellen, hoffentlich aber mehr. 1907 wurden 2772 Tonnen erreicht. 4. Berechnen wir nach der vorhin befolgten Weise die wahrscheinliche Produktion allein der gesamten, Anfang 1907 im Felde stehenden 15,5 Millionen Agaven unter der Voraussetzung, daf3 man durch Nachpflanzung stets für den Ersatz der abgeernteten sorgt, dann ergibt sich, dai3 wir von ihnen spätestens im Jahre 19Io auf einen jährlichen Export von 7786—11134 Tonnen rechnen können, oder, wenn wir den Betrag nach den bepflanzten Hektaren ausrechnen, von 8472—11269 Tonnen Sisalhanf, die beim Preise von nur 540 Mark pro Tonne 4,6 bezw. 6,1 Millionen Mark wert sein würden. Die Statistik der Pflanzer-Denkschrift rechnet für die in den drei Nord- bezirken, Oktober 1907 bepflanzten 9234 Hektar 1907 auf 2680 Tons 1905. 3555 1909 ,„ 5635 „ TOTOS 1. HASO 5, demnach nicht eine Tonne pro Hektar bei mindestens 3'/; Jahre Betrieb der Pflanzungen. Dazu kämen nun noch die Bestände des Bezirkes Lindi mit ca. 8oo Hektar oder, da die Pflanzungen vielfach noch jung sind, vielleicht 50 Tons pro 1907 und 600 Tons pro 1910, so daß wir danach auf etwa 8000—8600 Tons im Jahre 1910 rechnen könnten. Die obigen Zahlen stellen offenbar das Maximum der Erwartungen dar, denn einige Unternehmungen rechnen nicht 500—650 Gramm Faser pro schnittreife Pflanze, sondern nur 305 !! Ist das richtig, so würde das zu erwartende Quantum nur etwa halb so groß sein. Dagegen muß bemerkt werden, daf3 lange noch nicht alle Unternehmungen abgeschlossen sind, daß sich manche noch beträchtlich zu vergrößern beab- — 224600 sichtigen, daß auch vielleicht eine oder die andere Unternehmung von mir in obiger Statistik nicht berücksichtigt wurde, da es mir trotz aller Mühe nicht gelang, ein ganz vollständiges Material von Zahlen zu erhalten. Es ist somit anzunehmen, daf3 die wahrscheinlichen Exportzahlen in der Zukunft nach 1910 sich noch vergrößern können. Man muf dabei in Rechnung setzen, dafs die Agave etwa 2°/; Jahre von ihrem Einsetzen in den Boden als Schößling (nicht als Bulbille) beginnt, schnittreif zu werden, dafs also die nach obiger Aufstellung neu hinzugekommenen Agaven (also z. B. die 1907 gepflanzten) spätestens Ende des Jahres 1910 beginnen werden, einen Ertrag zu geben. Bei Betrachtung der obigen Zahlen ergibt sich nun die sehr wichtige Frage: Wird eine Überproduktion eintreten und haben die Unternehmungen, besonders bei größerer Ausdehnung als bisher, noch eine gute Aussicht auf Rentabilität und Absatz? Natürlich kann es sich bei den folgenden Betrachtungen nur um - Vermutungen handeln, denn die Konjunkturen des Weltmarktes kann niemand vorhersagen. Im allgemeinen wird man annehmen können, daf3 die Preise sich so lange halten werden, als bis unsere eigene Produktion auf den Markt drückt oder bis uns in anderen Ländern große Konkurrenzen erwachsen werden. Daf3 dies letztere wahrscheinlich bald eintreten wird, und zwar nicht nur in deutschen Kolonien, deutete ich oben schon an, es fragt sich nur, ob es der Konkurrenz gelingt, dieselbe Qualität der Fasern wie wir zu erzeugen. Nach den Angaben von Kaerger (Tropenpflanzer 1901, S. 504) exportierte man aus Yucatan bis zum Ende der 8oiger Jahre jährlich etwa 6000 Tons, 1889—90 stieg die Ausfuhr auf 39000 Tonnen und betrug in den folgenden Jahren 53000 bis 75000 Tonnen, 1898--99 war sie 71000 Tonnen, zu denen noch über 600 Tonnen Tauwerk kamen, das im Lande hergestellt war. Nach Dunston (Zeitungsnotiz) war 1841— 1901 die durchschnittliche Produktion von Yucatan 416328 Ballen a 400 Ibs., also 74000 Tons, 1903 verschiffte man 594 300 Ballen = 105000 Tons 1905 a „597289, .,%.—. 1006604. dazugkamen von den Turko- und Caicos-Inseln 1902 223 Tons, 1904 für 6886 £, 1905 für 5803 &£, von den Bahamos . 1903 1047 Tons, 1904 990 Tons, 1905 1357 Tons, von den- Philippinen 1901) "375, 1905 1878 n Wir können demnach vermuten, daf3 die Gesamtproduktion jener Länder etwa 110000 Tons sein wird, zu dem jetzt noch ca. 3000 Tons von Deutsch- Ostafrika kommt. Dr. Braun berichtet (Pflanzer IV, S. 66), daß 1883 in Yuka- tan schon 820 Pflanzungen mit ca. 40000 Hektar und 64 Millionen Agaven vorhanden gewesen seien. Von Yukatan sind ausgeführt: 1880 18178 Tons, 1895 61729 Tons, 1900 81093 Tons, 1903 93444 Tons, 1905 99589 Tons, (davon 93744 Tons nach den Vereinigten Staaten). (Braun.) So weit ich gehört habe, gehen diese enormen Massen zum bei weitem größten Teil nach den Ver- einigten Staaten, die davon sehr große Mengen zur Herstellung der Bindgarne für die Erntemaschinen gebrauchen. Es scheint mir aber nicht sehr aussichts- reich, wenn wir mit diesem Yucatanhanf die Konkurrenz aufnehmen und uns einen Markt in Nordamerika suchen wollen. Vielmehr werden wir in erster Linie im eigenen Vaterlande auf Absatz rechnen müssen, allerdings immer dabei dorthin verkaufen, wo man unser Produkt gut bezahlt. Nun hat Einstein im »Tropenpflanzer« 1907 einen sehr beachtens- werten Aufsatz über den deutschen Markt für diesen Faserstoff geschrieben. Man behauptete früher immer, daf3 Deutschland schon jetzt etwa 11000 Tonnen von Sisal-Fasern importiere, man hoffte, diesen Bedarf in den eigenen Kolonien zu decken, und rechnete, bevor dieses nicht einträte, auf die: Aufnahme des deutschen Marktes für unsere Produktion. Einstein weist nun aber überzeugend nach, daf3 tatsächlich alle möglichen Fasern unter den 11000 Tonnen aufgeführt werden, und daf3 dabei nur 300, höchstens 500 Tonnen Sisal aus Yucatan-Mexiko seien, das demnach der deutsche Bedarf dafür nur klein sei. Er sagt aber auch zugleich, daf3 unser ostafrikanischer Sisal gar nicht mit dem von Mexiko konkurrieren könne, weil er zu gut und zu teuer sei, daß er viel- mehr zukünftig zu den Fabrikationen verwandt werden müsse, die bisher Manila- hanf usw. benützten, von dem etwa die Jahresproduktion 8o— 100000 Tons ist. Einstein tritt dann warm dafür ein, die ganze Regelung von Angebot und Nachfrage über den deutschen Sisal-Hanf an einer einheitlichen Stelle zu konzentrieren, da nur auf diese Weise bei einem einigermafsen beträchtlichen Umsatz eine reguläre Preisbildung stattfinden und Unterbietungen verhindert werden könnten, die in letzter Linie für die Produzenten schädlich seien. In den nächsten Jahren können wir, wie oben gezeigt, noch mit keinen solchen Riesenmengen rechnen, daf3 sehr Schlimmes zu befürchten sein wird. Die Industrie zu Hause scheint sich mit dem ausgezeichneten ostafrikanischen Sisal zu befreunden und ihn schon jetzt zu vielen Fabrikaten zu verwenden, zu denen man bisher andere Fasern gebrauchte. So kann man z. B. auf den Dampfern der D.O.A.L. jetzt auch sehr viel Trossen von Sisalhanf sehen, wo man früher Manila-Seile benützte.. Die 8000—11000 Tonnen, auf die wir jährlich im Maximum bis Ende 1910 rechnen können, werden allerdings kaum in Deutschland untergebracht werden können. Allzu rosig nehme man die Aus- sicht auf die drohende Konkurrenz und auf eine eigene zu große Produktion nicht. Die Hauptsache im Kampfe wird bleiben, daf3 wir in der Qualität einen un- übertroffenen Hanf erzielen, der so viel als irgend möglich den von Manila ersetzt. Alle fraglichen Fasern für den deutschen Bedarf scheinen bisher fast aus- schließlich über Hamburg eingeführt zu werden, denn in den »Statistischen Mitteilungen über Bremens Handel und Schiffahrt«, die von der dortigen Handelskammer herausgegeben werden, sind sie nicht aufgeführt, nur Flachs und Hanf zusammen, von denen 1906 etwa 17000 Doppelzentner im Werte von 1,24 Millionen Mark dort eingeführt, und 11000 Doppelzentner im Wert von 0,89 Millionen Mark ausgeführt wurden. Nach den »Berichten des Hamburger Handelsstatistischen Bureaus« wurden in Hamburg eingeführt: Stuhlmann, Beiträge zur Kulturgeschichte von Ostafrika. 31 482 Manila-Hanf, Sisal etc. 1904 1905 Durch- 1906 Durch- Van — || schnitts- —|| schnitts- EL Wert ın Ah Wert in ||Wert p.dz % Wert in ||Wertp.dz Mark Mark |in Mark Mark |ın Mark Mexiko am atlantisch. Meer . || 39 422) 1 994 420 | 46 301| 2 41oO 230 2 47 360| 2 450 030 52 Deutsch-Ostafrika 8155| 506 390||15 389| I 103 140 2 15 613| I 200 430 77 ZanZbaer ee ee 6 160 138 9 480 69 — — — ubrs®Ostatsikagan. 2... 939) 49 680 308 19 260 63 767 57 700 75 Sıneaporereer 0.2.2.2 110470222.08.020 26 1950 715 75 8 100 108 Br. Ost-Indien .........|}14 810] 606 170 || 20 479| 750 580 37 27 102| I 107 750 41 Mauritius... .. = 02620 38 300 || 3 2561| 204 460 63 3858| 247 280 64 Ver. Staaten am Attl. Ozean . | 7 3891 351 160|| 3 62 173 580 48 1540| 67 270 44 Philippinen . . . m 6370520 L6TL920 | 7750082 08.180 65 6 397| 524 230 82 Niederl. Ost- Indien | 590 25 450|| 1087 64 960 60 879 66 370 76 Neu seelander ea: 236)" 14520 700 42 600 61 — — — Chinaw ar | — —_ 734 42 310 58 — = = Halten. a 123 7 580 33 18 250 54 173 10 530 61 Algier 55 2 250 60 2 900 48 — — = Siam. : Rasen ine 31 3 630 = = = 22 2 880 131 Großbritannien 22222... 13 461) 866870 || 14 618, 893 050 61 7166 506 870 71 Belsienewewe ee Won 98 860 | 1818 98 500 54 2062 1135 690 56 Niederlanden . 222 13900|| 503] 46400 92 A530 232870 2 Frankreich 224 13 900 196 20 860 106 12 7 520 61 Rheinprovinz . 92 69801. 235|, 15 220 65 467| 30 580 65 Portugal . Rn 111 6 000 — — | — = — — übr. Einfuhr seewärts : 90 4 170 130 5580| 43 55 2 890 53 zusammen seewärts 92 899| 4 836 130 |111449| 6 030 490 | — 308| 16050 2 von Brasilien p. Eisenbahn u. p. Oberelbe || 2016| ıo00800|| 2373| 128 140 || — 142 10 070 71 ,„ Columbien 123 4410 36 , Westafrika Dies sind also die 11000 Tonnen, auf welche man rechnete. 49 2.579 2 „ Kuba 318| 30760 97 ,„ Schweden 126 8 870 790, Spanien 87| 4 190 182, Italien 117141\ 6 635 340 \ im Durchschn. 57M.pr.dz 3003| 181 870 | mit den Eisenbahnen und von der Öberelbe. „ 2255760 ’„, IB} ” 7 51791 dz im Werte von 2577 390 Mark 47 060 davon ins Ausland 45839 „, Inland blieben j Seewärts so daf3 also im |] Hingegen kamen aber in denselben Jahren an Ausfuhr aus Hamburg von 1904 | denselben Artikeln: Seewärtts . . . 50743 dz im Werte von 2763300 Mark 1905 En ins Ausland #43492 , ei 22342350008 5 [: daf also im Oe Inland blieben r Seewärtts . . . .:55607 dz im Werte von 3164300 Mark ne inse Auslande 48.8322, A 12750460 1906 8: daf3 also im | eh Inland blieben | Es geht daraus hervor, daß 1904 nur 4706 Tons, 1905 nur 6796 Tons, 1906 nur 6831 Tons im Inland geblieben sind, und ich möchte annehmen, dafs hiervon etwa nur die Hälfte Fasern waren, welche dem Sisal ähnlich sind und mit welchen er eventuell konkurrieren kann. *) Was von allen diesen Fasern nun in Frage kommt, wenn es gilt, den Be- darf für D.-O.-A.-Sisal zu eruieren, weiß ich nicht, doch scheint es mir, als ob zunächst alle Fasern ausscheiden müßten, die 1904—1906 einen geringeren Durch- schnittspreis als 60 Mark für den Doppelzentner hatten, und sicher werden bei dem Rest auch noch eine Menge sein, welche als ganz anders geartet nicht in Frage kommen. Diese Tabelle wird demnach nur von den Fachleuten in Hamburg, vor allem von den Maklern L. Riebow und M. Einstein analysiert werden können, und es wäre ein verdienstliches Werk, wenn sie sich dazu einmal äußern könnten. Eine sehr große Rolle für den deutschen Handel spielen diese Artikel alle zusammen mit ihrem Wert von 3—4 Millionen Mark allerdings nicht, wenn man bedenkt, dafß Hamburg an Rohjute für 38—4o Millionen Mark, an Jute- und Manilahanfgarn für 4 Millionen, an Baumwolle für 90—ıoo Millionen Mark im- portiert, während der Import von Bremen in Baumwolle 300—400 Millionen Mark pro Jahr beträgt. Einige der Artikel finden sich in den Jahresberichten von L. Riebow spezialisiert, aus denen ich Folgendes entnehme: Finfuhr in Hamburg; 1896 1897 1898 1899 1900 Sisalhanf Mexiko Packen 3234 2230 1577 1100 1074 ss D-O-2 — Zee ur ee Aloe-Hanf Mauritius 1434 2737 1400 1156 Da DO. — ex Ben ni DR *) Für 1907 zeigt dieselbe Statistik Einfuhr seewärts 124 568 Dz. ım Werte von 7 630060 Mk. landwärts 4345 , „ e „304080 davon von Deutsch-Östafrika 25812 ,, ,, e 21101540 Ausfuhr seewärts 59522 „ ,, N » 3855090 landwärts 37632 „ „ 4 2431350 demnach blieben im Binnenlande ca. 6504 Tons. 6 Sl | ! | 1896 1897 1898 1899 1900 Istle 7,7 2, Packen) 22320 :,30093.1,.23460,406200 128.482 Zacaton . =...) Backen=.32048 17.019. 185,.14588 0 SNo2, BARNo (A etwa 50 kg) Haiti-Sisal —— = = — — Manilla-Hanf ee ee We Bir N 1901 1902 1903 1904 1905 1906 1907 SisalhanfMexiko Packen 884 500 700 ? 1400 ? 100 (300 t) ey 70 Ball. 225t, 3501 760.1: 1466 £ 15,80% 13443,Ball UN 28308 Aloe-Hanf Mauritius 816 —- =. (62.6), (325M1)2000Ballı ı „u. D.O.-A, (120 Ball) —; Hooball"827B. voBale ıı — (160 t) Istlee © . „ Packen 317974: 35 122 34.913.1'39623, 7435507044. 04270 374609 Zacaton .. : Packen 51001 45556.47587. 47702. 230310732361. 322705 (A etwa 50 kg) | Haiti-Sisal — rn — 238 24oBall. 5ı Ball. 46Ball. (— 2a), At) Manila-Hanf — — — (gos.t) I1Kot) —*) Die (eingeklammerten) Zahlen sind aus der Hamburger Handelsstatistik in dieser Tabelle eingefügt. Bei einem »—« fehlen mir die Angaben. Es fallen Istle als minderwertige Faser und Zacaton, weil sie zu ganz anderen Zwecken, nämlich zur Bürstenfabrikation benutzt wird, fort; es bleiben demnach übrig: 1903 1904 1905 1906 Mexiko. sisal mare no " 300 ? D-OSAZSIsal a ua. er. 360.1, 7160,.,171008,75.80 Haitı-Sisalı, ra a Eee 24 24 ? Mauritius-Hanf von Mauritius . . . ? 62 325 400 Mauritius-Llanf von, D-O.A, ... (100) 100, "lol Mantla-blanı = namen (305) (150) Die eingeklammerten Zahlen sind ungewiß, da mir das Gewicht der Ballen nicht bekannt ist, oder sie aus der wohl anders aufgestellten Hamburger allgemeinen Statistik entnommen sind. Wenn die Import-Zahlen für Manila-Hanf — die mir sehr niedrig erscheinen und die Annahme wahrscheinlich machen, daß ein großer Teil des deutschen Bedarfs an Manila-Hanf über Großbritannien und nicht direkt von den Philippinen nach Hamburg eingeführt wird — richtig sind, dann hat es den Anschein, als *) 1906 Verschiffung von Manilla 786000 Ballen, 1907 hs A m 967000 ,, (nach Riebow). ob der Bedarf der fraglichen Artikel in Deutschland (bezw. im Hamburger Waren- verkehr) nicht viel mehr als 2200 Tonnen pro Jahr ist, von denen dreiviertel schon durch die Produktion von D.-O.-A. im Jahre 1905 gedeckt wurde. Hoffen wir also, daf3 die Fachleute in Hamburg uns belehren werden, daß noch eine große Zufuhr von Manila-Hanf über andere europäische Häfen dazu kommt und der Gesamtkonsum größer ist. Immerhin wird die Entwickelung des Bedarfes für diesen Artikel in Deutsch- land für uns hier von allergrößßtem Interesse sein in der Frage, wie wir unsere voraussichtliche maximale Produktion von 8000—-11000 Tons pro 1910 werden absetzen können, wenn wir damit nicht in das Ausland gehen wollen. Ich gebe obige Mitteilungen hier, trotzdem und weil ich mir bewußt bin, daf3 sie vielfach noch auf schwachen Füßen stehen und in der Hoffnung, daß die Fachleute des Handels in Hamburg und besonders auch die Praktiker in Ostafrika mir recht bald Korrekturen und Belehrungen zukommen lassen, damit ich sie in einiger Zeit in verbesserter Form an anderer Stelle wiederholen kann. Nach der ersten Veröffentlichung im »Pflanzer« (Sept. 1907) bis Mai 1908 habe ich allerdings von Niemandem irgend eine Belehrung darüber erhalten. Ich nehme demnach an, daß meine Annahmen stimmen oder daß die Fachleute für unseren OÖstafrikanischen Hanf kein Interesse haben. Das Jahr 1908 hat jedenfalls gezeigt, daß wir nicht mehr auf die hohen Preise werden rechnen können und uns mit 520—560 Mark werden zufrieden geben müssen. Nur durch Erzielung von allerbesten Qualitäten wird der ost- afrikanische Sisal-Hanf die Konkurrenz aufnehmen können. 2. Boehmeria nivea (L.) Hook. Die Ramie wird von einer Pflanze gewonnen, die der Brennessel verwandt ist und auf den Sunda-Inseln, in Südchina, auch in Nordamerika, Brasilien, Algier und sogar Südfrankreich gebaut wird. Als Streifen oder Bänder kommt die Ware als sogenanntes »China-Gras« in den Handel, Streifen, aus denen die feine seidenartige Faser durch komplizierte Prozesse isoliert wird. Eine große Fabrik für die Ramie-Produkte ist in Emmendingen. Leider ist es anscheinend immer noch nicht gelungen, zuverlässige Maschinen herzustellen, um die Faser gleich im frischen Material zu isolieren, trotzdem. die französische Regierung ganz be- deutende Preise auf die Erfindung einer solchen Maschine aussetzte. Die Pflanze scheint große Ansprüche an den Boden und das Klima zu stellen, so dafS ihre Kultur bisher sich anscheinend nirgends außer als Hauskultur bei den Chinesen einzuführen scheint. In Daressalam hatten wir schon vor mehr als zehn Jahren einige Beete da- mit bestellt, aber das Wachstum war kein erfreuliches, auch die Friedrich Hoft- mann-Pflanzung, die sich bei uns sehr viel Verdienste um die Einführung aller — 486 — möglichen Kulturen erworben hat, scheint keine guten Resultate erzielt und den Anbau wieder aufgegeben zu haben. Ich glaube, nach den bisherigen Resultaten dieser Pflanze, keine günstige Zukunft bei uns voraussagen zu können, es sei denn, daf3 eine einwandfreie Maschine zur Isolierung der Faser erfunden wird. Neuerdings wird angegeben, daf3 der Amerikaner H. W. Howard ein chemisches Verfahren erfand, mit dem 500 Pfund gebleichter und entfetteter Fasern in vier Stunden hergestellt werden (Howard, Ramie Fibre M. Co.). In ein neues Stadium scheint die Verwendung der Ramie aber neuerdings dadurch getreten zu sein, daf3 die Papierindustrie sich dieses Artikels annimmt. Der Gummi, der aus den »Streifen« so schwer zu entfernen ist, wenn man die seidige, schöne Faser gewinnen will, ist den Papierfabrikanten gerade sehr will- kommen zum Leimen des Papiers, und so scheint er das Produkt recht hoch für die Herstellung sehr feiner Luxuspapiere bezahlen zu können. Ich glaube sogar, daf3 er die schöne Faser gewissermaßen als Nebenprodukt betrachtet. Es wäre demnach sehr wichtig zu sagen, ob auf sehr günstigen Böden, die sich bewässern lassen müssen, die Ramie bei uns gedeiht. Da man die Pflanze jährlich siebenmal schneiden soll, so werden nur sehr nährstoffreiche, eventuell vulkanische Ländereien und viel Düngung in Frage kommen. Die besten Resultate der Chinesen mit ihrer glänzenden Ausnützung aller Düngermittel (vor allem auch der Haarabfälle beim Rasieren) werden wir aber schwerlich erreichen können. Ein Versuch ist aber immerhin zu empfehlen, und man sollte sich durch die auf- gegebenen Versuche einer hiesigen Pflanzung an den Pangani-Fällen nicht ab- schrecken lassen. Aus China wurden in Hamburg eingeführt: 1905 3830 Dz. im Werte von 260020 Mk. 1906 TOT EN >. 10270735 1907 ° 4097 5» 5» „u 2266000, von »China-Gras«, also 1905 zu nicht ganz 68 Mark pro Doppelzentner. Es sind dies die noch mit Gummi-Rinde behafteten Streifen, aus denen die Faser erst isoliert werden muß und für die kein besonderes Aufbereitungsverfahren auf der Pflanzung nötig ist, aber immerhin ist zu bedenken, daf3 dieser Stoff billiger als Sisal ist. 3. Bombax rhodognaphalon K. Sch. ist ein sehr hoher Baum, der der C’ezba pentandra nahe verwandt ist und hier in Ostafrika wild vorkommt. Er hat ebenfalls einen säulenartigen hohen Stamm, aber nicht den Etagenwuchs seines Verwandten. Die meisten Arten der Gattung kommen in Amerika vor, eine in West-, eine in Ostafrika. Der Baum steht in den Tälern von Usambara im dichten Wald, z. B. hier im Sigital, bei Bombwera, am Kakindi-Bach usw. Busse fand ihn viel bei Lindi. Die Kapseln enthalten eine kurze rostbraune Wolle, die von den Ein- geborenen ebenso wie die von C’e/da benützt wird. Daf sie viel Handelswert hat, glaube ich nicht; auch seine Samen enthalten Öl, und die Faser wird wegen ihrer Farbe gewiß für manche Zwecke verwertbar sein. Mein Freund Dr. Kandt machte mich darauf aufmerksam, ob sie nicht für Friseure zur Anfertigung von vergänglichen Theaterbärten und Perrücken brauchbar wäre. Der Baum heißt in Usambara nach Holst murarz, muale, ın Unyamwezi mgude. Der Bombax malabaricum heilst in Indien szmud. 4. Ceiba pentandra (L) Gärtn. (Eriodendron anfractuosum DC.) Der Baumwollbaum gehört zur Familie der Bombaceen, deren Arten meistens in Amerika zu Hause sind. Von den 9 Arten der Gattung C’ezba ge- hören 8 Amerika an, und eine ist unser in der ganzen Tropenzone verbreiteter Baumwollbaum, der auch viel unter seinem malayischen Namen #apok bekannt ist. Hier an der Küste wird jedermann der hohe spindelige suff-Baum gegen- wärtig sein mit seinem kerzengeraden Stamm mit grau-grüner Rinde, auf der oft kegelförmige Dornen sitzen. Etagenweise gehen quirlförmig angeordnete Äste von ihm ab, die wenige gefiederte Blätter tragen, und dann und wann die weifsen Blütenbüschel oder die 10—1ı5 cm langen braunen Kapselfrüchte. Die Blüten erscheinen vor den periodisch abgeworfenen Blättern. Wegen seiner geringen Belaubtheit und der regelmäßigen Etagenanordnung der Äste benützt man in vielen Ländern den Baum als lebende Telegraphenpfähle oder als rasch wachsende Stützen für Klettergewächse. Die Kapsel springt mit 5 Klappen oben an ihrem Ansetzungspunkt auf und läftt alsdann die gelblich-weißle, feinseidige »Wolle« heraustreten, die oft weit vom Winde fortgeweht wird. In dieser kurzstapeligen Samenfaser sitzen runde Kerne, die etwa 20°, Öl enthalten. Zur Herstellung von Geweben ist diese Wolle schlecht zu verwenden, wohl aber wird sie als Polster und Packmaterial geschätzt und auch nach Europa unter ihrem malayischen Namen #apok verhandelt. Neuerdings verwendet man sie be- sonders als Füllmaterial für die Reformbetten und Schwimmgürtel. Die Schwierig- keit ist, die Wolle gut ven den Kernen zu befreien, wozu man in Java einen von mir im Tropenpflanzer 1902 beschriebenen Apparat konstruiert hatte. In Java rechnete man, daf jeder Baum jährlich etwa 320 Früchte liefert; um 62'/» Kilo Wolle zu gewinnen, brauchte man dort, 80000 Früchte. Von 50000 Bäumen gewinnt man ungefähr 200 Pikul a 62'/ Kilo Wolle jährlich, die in Ham- burg etwa 42,50 Mark pro Zentner kosten. Der Baum kommt in Südamerika, Ost-Indien, den Sunda-Inseln, in West- und Ostafrika vor. Da seine Verwandten alle in Amerika leben, liegt die Ver- mutung sehr nahe, daf3 er anderswo eingeführt ist. Bei uns in Ostafrika ist es ohne /weifel eine eingeführte Pflanze, die noch nicht sehr lange hier sein kann, denn man sieht sie nur an der Küste bei den Siedelungen oder Pflanzungen, und im Innern meines Wissens nur bei den alten Araber-Plätzen, wie z. B. in Tabora, in Unyoro usw. Anders scheint es in Westafrika zu sein, wo der Baum offen- bar viel häufiger und in großen alten Exemplaren vorkommt, sowie anscheinend auch weit im Innern. Wenigstens schlief3e ich das daraus, daf) es dafür eine Menge eingeborener Namen bei weit im Innern wohnenden Stämmen gibt. In Indien scheint, besonders auch in Ceylon, der Baum häufig vorzukommen, man hat so- gar eine Var. indicum benannt. Wenn ich alles zusammen nehme, so ist es unzweifehaft, daß es eine aus Amerika in die östlichen Länder eingeführte Pflanze ist, die ihre Verbreitung vielleicht den Portugiesen zu verdanken hat. Busse hält sie auch in Westafrika für eingeführt, sie ist dort mit der Papaya vergesellschaftet. In Ostafrika bei uns bezeichnet man die Pflanze als zsufz, die Faser als sufft, also arabisch gleich Wolle, in Mosambik sagt man ‚nmgudsa, auf Madagas- car mal-pamka, in Westafrika nach Barth >77 bei den Haussa; bei den Fulbe bantai, bei den Woloff denten, den Mandingo dzntaforo, Ewe zuu. In Indien sagt man hattian, (simal 2), shamieulla, in Ceylon pulim, unbul, bei den Tamilien e/avum maram, in den Antillen fromager, Reunion ouatier. Nachfolgend gebe ich eine Menge afrikanischer Namen nach der »Poly- glotta africana« von Koelle, die er als Bezeichnungen für »52/% tree« aufführt, ohne daf3 man bestimmt sagen kann, ob immer derselbe Baum gemeint ist, oder ob es sich um irgend welche eingeborenen Faserpflanzen handelte. Diese Sammlung ist von Koelle im Jahre 1853 gemacht durch Befragen von befreiten Sklaven in Westafrika. Senegambien b. Bissagos bis Monrovia Kono banda Fulup busana, pl. osana Vei banda Filham busana, pl. usana Soso Solima kondena Bola puntsen Kisekise konder Sarar Pundian,pl.mundıan Fcne lama gar Pepel punsene, pl. insene Gbandi nguo & nguol Biafada biregi, pl. saregi Landoro nguho Padsade birimi Mende ngua Baga(vonKalum) kopulon, pl.tsepulon Kpese wuye Timne apulon, pl. epulon Toma guo Bulom upolon, pl. epolon Mano ge Mampa polon Gio gUe Kise 2bakeco, pl. gbake Kru-Küste Südsenegambien bis Kap Palmas Dewoi to Mandenga bandan' Basa d'so Kabunga bantano | Kra dsue Toronka bandan Krebo dsueye Dsalunka bandan Gbe dso Kankanka bandan | Dahome—-Sklavenküste Bambara banda & banna Adampe evuli & evu Ewe Hwida Dahome Mahi Togo—Lagos Aku, Ota Egba Idsesa Yoruba Yagba Eki Dsumu Oworo Dsebu Ife Ondo Dsekiri Igala Sudan—Niger Mose Dselana Guresa Gurma Legba Kaure Kiamba Koama Bagbalan Kasm Yola Niger-Mündung Isoama Isiele Abadsa Aro Mbofıa Sobo Egbele Bini Ihewe Oloma 189 zvu agırohu kedehu-su hu egu EgUgU EgIEU egu egu-gus W. egugu, I. egu EgU-gZU & agu AgUGU agu egUgU ESU-QU egUu-gu ESU-QU Aagu gonra & gonga gumar & gumahı gon, pl. gonsa gbemu zwwuloro komuru, pl. komin komu, pl. komin kome kuoma, pl. kuomase gunu gunu aku agbo agbo & agbe aku akıu oha-h & oka oka oka aka Okuloma Udso Nupe Kupa Esitako Goali Gugu Puku Basa Ebe Opanda Igu Egbira-Hima Tsad-See Bornu Kanurl Munio Nguru Kanem West-Tsad-See Bilka Karekare Bode Ngodsin Ekamtulufu Udom Mbofon Eafen Basa Kamuku Kamerun-Hinterland Dsukn Isuwu Diwala, Dualla Orungu Bayon do. Pati Kum Bagba sekaka ASETU Unterer Niger (Nupe) kudsı ekuds! ekutst lzelie niehc AgUgU gbıli osoban kondsigwa ndsegba limit”) lemı lem? gawa dua dana sebarwa geslua Östl. vom unteren Niger ckam ekam, pl. okam ekem “okam, pl. akam oubo ouma, pl. yııma ahuı buma buma ohuma & deduma, pl. maduma gum amwuom gum, pl. ngum 2 gum & agum =) Nach’ Barth 727722. Balu Bamom Ngoala Momenya Papiah Param Ngoten Melon Nhalemoe Baseke Kongo— Angola Kabenda Mimboma Musentandu Mbamba Kanyıka Ntere Mutsaya Babuma Bumbete Kasande Nyombe Basunde Ngola Lubalo Runda Kiısama S.-Afrıka Kiriman Marawi Wolof Bidsogo Ankaras Wun Gadsaga Banyun Nalu Bulanda Limba Landoma vom eram avuo ogum eram arum & agum pem ekan bum cdumo, pl. medumo mfuma, pl. mfumaz mfuma,plonumfuma mfuma okuma, pl. ckuma mufonk, pl. mifonk pfuma, pl. mepfuma mopfom, pl. mıpfom mopfut, pl. mepfuit mokuma, pl. ekuma mofuma, pl.mefuma mpfuma, pl. mimpfuma fuma, pl. mifuma mfoma, pl. mifoma mufoma, pl.mifoma gofumfum mufuma,pl.mefuma enuku, pl. vinuku muvale,pl.mivale(?) West-Atlantische Stämme . bentenkt kogbenk kogben bamtıne kıden nkawe, pl. akawe bsahe kutsene, pl. batsene kawi, pl. tsawi Hoch-Sudan Asante Barba Boko West-Zentral-Sudan Kaudin Tumbuktu Bagirmi Hausa Kano Kadzina Pulo Timbo Salum Kano Niger-Delta Yala Süd-West-Afrika Anan Koro Ham Akurakura Okam Yasgua Nki Kambali Alege Penin Bute Murundo Undaza Ndob Tumu Nkele Konguan Mbarike Tıwi Boritsu Afudu Mfut Nso Arabisch Adirar onya guma gbe-l limit dambu & bondou ltmı limit limi, pl. limae bantanhe, pl.bantandse bantanki,pl.bantane rin, pl. rinidse ZgU ukum & okum kokumu, pl. akumu dsum ogam 0g0Mo eku bokam, pl. bakam ulmımo mokom nyromu kukum buma, pl. muma moakuma, pl. mekuma wum, pl. buwum wom & awom eduma, pl. maduma beram, pl. baram okakum vompe, pl. vevamp bugor mbeRo | duwom, pl. mumwvom kevmu bantan & bantinne STERBEN“ = In einigen Pflanzungen hier hat man eine Menge der Bäume angepflanzt, um die Faser als Nebenprodukte zu gewinnen, und es werden auch Quantitäten davon ausgeführt, wenn die Arbeiter während der Reife so reichlich sind, dafs man die Fasern einsammeln kann. In der Höhe von Amani wächst C’ezda nur recht langsam. Bei Tanga blüht er im August. Da die Farbigen die Faser sehr zum Stopfen von Kopfkissen schätzen, kann man sie auch oft hier und besonders in Zanzibar zu leidlichen Preisen absetzen. Eine Pflanzung hat etwa 127000 Bäume, von denen sie 1905 122 Zentner reine Faser gewann, jedenfalls ohne der knappen Arbeiterverhältnisse wegen die Bäume alle auszunützen. Man hat zur Entkernung eine Maschine, die etwa wie ein großer Ventilator oder eine Kornklapper arbeitet » Kloppwolf«). 5. Cyperus Papyrus L. Das riesige Riedgras, welches die Alten mit Papyrus bezeichneten, ist wohl am oberen Nil heimisch und von den Ägyptern, die selbst von Süden aus ihr Land besiedelten, in das Nildelta eingeführt, aus dem es verschwand, als es nicht mehr gebraucht wurde. Bei uns kommt dies enorme, aber stets graziöse Riedgras an vielen Punkten und in ganz bedeutenden Mengen vor; so in der Küstennähe bei Mombo im Mkomazi-Sumpf, sonst überall im Bereich des Viktoria Nianza, der im Südwesten von oft kilometerbreiten Papyrussümpfen eingefafst ist. Im Zwischenseengebiet werden die Flüsse hunderte von Kilometern weit von breiten Sümpfen eingefaft, welche ausschließlich aus dieser Pflanze bestehen. Können wir sie irgend wie nutzbar machen, dann lassen sich große Schätze heben. Woher der Name Papyros stammt, ist unbekannt. Die Ägypter machten daraus ihr Material zum Schreiben, indem sie nach Abtrennung der harten Rinde aus dem zarten Mark der Riesenstengel feine Streifen schnitten, diese auf eine glatte Unterlage nebeneinander legten und anfeuchteten. Rechtwinklig darüber kam dann eine zweite gleiche Lage, wurde ebenfalls angefeuchtet, und das Ganze nun geprefSt, getrocknet und auf das Sorgsamste geglättet. Man behauptete, daf3 das Nilwasser die Lagen zusammenkleben mache, während es wohl ein gummiartiger Stoff aus dem Marke selbst gewesen sein wird. Dieser Papyros hat dreitausend Jahre im Schoße der trockenen ägyptischen Erde die Schätze des Wissens der Ägypter und Griechen uns bewahrt. Die Griechen nannten dies Schreibmaterial dyölos, und die damit herge- stellten Briefe und Werke wurden ebenso bezeichnet, woraus unser Wort Brbel entstanden ist. Die Wurzel diente den alten Ägyptern als Nahrung, aus dem Außenbast wurden Seile, Körbe, Matten gewonnen. Die in der Odyssee be- schriebenen Stricke zum Anbinden der Schiffe waren großenteils aus Öyblos. ge- fertigt. Hanfseile waren damals eine Seltenheit. Aus den leichten Stengeln machte man Flöße, geradeso wie wir heute sie in Ostafrika in Faschinenform zum Überbrücken von Sümpfen gebrauchen. Der einzige Punkt in Europa, wo die Pflanze verwildert vorkommt, und den alle Touristen besuchen, ist bekanntlich der Anapus-Fluf3 bei Syrakuss. Zahm im Vergleich zu den großen Sümpfen im Seengebiet bei uns, aber doch poetisch steht der Papyrus da, aber man muß nur nicht glauben, daf3 er dort ein Rest klassischen Griechentums ist; die Quelle der Kyane floß nicht zwischen Papyrus; auch Orangen und Zitronen gab es im Altertum dort nicht, Gehölze oder Mac- chien werden die Quelle eingesäumt haben. Der Fapyrus ist erst durch die Araber aus Ägypten im 10. Jahrhundert in Sizilien eingeführt, und zwar wurde er zunächst im Bette des Papireto-Baches bei Palermo gepflanzt, von wo ihn Ibn Haukal uns 977 zuerst erwähnt. Bei Syrakus ist er 1624 noch nicht gewesen und wird zum ersten Mal im Jahre 1674 genannt, ist demnach dort eine ganz moderne Einführung. Er hat sich am Anapus aber vorzüglich akklimati- siert, während man ihn der Malaria wegen in Palermo wieder ausrottete. Und es berührt Einen sehr poetisch, wenn bei Syrakus die nach alter Methode ge- fertigten Papyrus-Blätter aus den kreuzweisen Streifen dem Reisenden zum Kaufe angeboten werden. Ein erstrebenswertes Ziel würde es sein, die enormen Bestände dieses Riesen-Riedgrases bei uns nutzbar zu machen. Wenn das Mark, welches die Alten besonders für ihr »Papier« gebrauchten, dafür jetzt zu weich ist, dann könnten vielleicht die sehr zähe Rinde der Stengel zur heutigen Papierfabrikation dienen. 6. Ficus-Rinde. Die Rinde von Ficus (Urostigma) chlamydodora Warb. wird in Uganda sowie im größten Teil des Zwischenseengebietes in Mengen gewonnen, um daraus die bekannten Rindenstoffe, den dzagu der Waganda herzustellen. Zu demselben Zwecke benützt man auch noch die Rinde von F. persicifolia Warbg. von F, Rokko Warbg. et Schweinfth. und einer Art, die wahr- scheinlich zu /. g/umosa gehört. Letztere Art ist unter den Namen malemba oder pszlopoga in Angola gefunden, der #. Rokko kommt bei den Niam-Niam und Mombuttu im Quellgebiet des Bahr-el-Gazal unter dem Namen roRko vor, und wurde von mir auch in Mpororo nachgewiesen. F. persicifolia wurde im Quellgebiet des Bahr-el-Gazal, im Zwischenseengebiet bei Bukoba und in Uganda gefunden unter dem Namen mzlumba. F. chlamydodora ist ge- sammelt in Unyamwezi als mrumba, (Gonda, Tobora, Bussissi), in Uganda als mlumba, ebenso in Urundi, auch ist er in Hochwald von Westusambara bei Lutinde nachgewiesen. Außerdem wird in Unyamwezi und Usukuma sowie in den Nachbargebieten noch aus der Rinde von Leguminosen, wahrscheinlich von Drachystegra appendiculata Benth, B. spiciformis Benth. und von Berlinia Eminii Taub. (dem myombo der Wanyamwezi, dem muba bei Igonda, dem 193: 7 = myombo, mgombo in Karagwe) aber auch wohl aus der Rinde von verwandten Arten, ein sehr grober Rindenstoff bereitet. Die 2. appendeculata kommt nur im südlichen Teile unseres Gebietes vor, die anderen Arten sind die Charakter- bäume des jedem Afrikaner bekannten Myombo-Waldes, der große Teile von Unyamwezi bis nach Karagwe bedeckt, ohne in anderen Gegenden zu fehlen. Aus der Rinde, besonders von Der/inza, macht man auch die bekannten, /zrdo genannten Schachteln der Wanyamwezi, in denen sie ihre Habseligkeiten und Vorräte aufbewahren, die von den kleinsten bis zu riesigen Dimensionen ange- fertigt werden, und die man meist mit schwarzen Malereien verziert. Wird nun der grobe, rote Bast dieser Bäume, der unbearbeitet die Schachteln liefert, unter fortwährender Benetzung geklopft, so entsteht ein grober, braunroter faseriger Filz, der den Leuten früher in weitgehendster Weise, heute aber immer seltener, als Lendenschurz diente. Es wird nicht mehr lange dauern, so wird dieser Rinden- stoff nur noch mehr in ethnographischen Museen zu finden sein, denn schon heute sieht man ihn nur noch in abgelegenen Gegenden oder bei alten Leuten. Es ist allerdings kein sehr begehrenswerter Kleidungsstoff, der bald unansehnlich wird, auffasert und dem Ungeziefer Brutstätten bietet. Weit besser ist der Rindenstoff von den Z7cus-Arten, allerdings scheint der in Mombuttu hergestellte nach den Beschreibungen von Schweinfurth auch recht grob und hart zu sein. Ähnlich ist er wohl in den Waldgebieten des Kongo beschaffen, nur macht man dort dürftig kleine, schmale Stücke, die vorne und hinten an einer um den Gürtel gelegten Schnur befestigt und zwischen den Beinen durchgezogen werden, entsprechend der Kleidermode in jenen Ländern. Auch in Ruanda versteht man nach den Schilderungen von R. Kandt (Z. f. Ethnol., Bd. 36 S. 43) keine Rindenstoffe erster Qualität zu fabrizieren, und das- selbe scheint in den Nachbargebieten der Fall zu sein, besonders dort wo der Rindenstoff sehr mit präparierten Fellen im Gebrauche als Bekleidung konkurriert wie in Ruanda. Aber auch in diesen entlegenen Ländern kommt diese ursprüng- liche Bekleidung immer mehr ab. In Unyoro, sowie noch mehr in Uganda hat man es zu einer unerreichten Meisterschaft der Rindenstoffbereitung gebracht. Die Herstellung ist so oft geschildert worden, daß ich sie hier nicht in extenso zu wiederholen brauche. Die durch zwei Kreis- und einen Längsschnitt abgelöste Rinde wird von der äuferen Borke befreit, angefeuchtet, geknetet und über einen glatten, horizontal liegenden Stamm gebreitet: Man klopft sie nun lange Zeit auf beiden Seiten und in mehreren Perioden unter fortwährendem vor- sichtigen Ziehen an allen Rändern mit einer quergeriffelten Keule, wodurch das Stück bedeutend an Größe und Feinheit zunimmt, man drückt den Saft aus, walkt das Ganze, und so erhält man durch ein recht mühsames und zeit- raubendes Verfahren gleichmäßige Stücke von etwa 2: 2!/, Metern Größe. Ent- stehen durch das Ziehen und Klopfen Löcher im Innern, so schneidet man sie genau viereckig aus und näht in diese Stelle ein genau ebenso großes Stück, das dem Rande entnommen ist, mit Bananenfasern ein. ve An, Der Rindenstoff wird in Uganda und Umgegend dugu genannt, er zeigt in- folge der Bearbeitung mit dem Klöppel eine gerippte Oberfläche und hat eine lederbraune Farbe in Nuancen von lichtgelbbraun bis dunkelrotbraun. Manchmal wird eine rote Farbe künstlich durch Färben erzielt, wozu man snulila nimmt, wahrscheinlich Erytroxylon (?). Diese Rindenstoffe werden bisweilen mit sehr exakten geometrischen Mustern vermittels schwarzem, humösem Schlamm be- malt. Die so erzeugten prächtigen Stücke, dugu mtone genannt, konnte man in früherer Zeit nur von Königen geschenkt bekommen, jetzt werden sie in Uganda in Mengen zum Verkauf an die Europäer hergestellt. In der östlichsten Provinz von Uganda, in Bussoga, werden die dort recht ordinären Rindenstoffe mit humösem Schlamm völlig schwarzgrau gefärbt. In der Gegend von Bukoba wird Rindenstoff selten getragen, wohl noch seltener hergestellt, da die Leute dort ursprünglich einen Schurz aus Raphia-Fasern oder, — die Frauen —, aus Streifen von #Zcus-Rinde trugen. Der Uganda-Rindenstoff sieht neu sehr nett aus, wird aber im Tragen bald unansehnlich und kann besonders Nässe schlecht vertragen. Auch ist er dadurch unangenehm, dafs sich leicht Läuse in ihm festsetzen, so dafS man die Stücke in Uganda von Zeit zu Zeit dem Rauch aussetzt, um die lästigen Gäste zu ver- treiben. Man breitet sie zu diesem Zwecke über Gestelle von Gerten, die ebenso aussehen wie die Gerüste, welche man zum Fang der Termiten (mszva) über deren Bauten errichtet. Dafßß der »Stoff« in Uganda Öxgu heißt, erwähnte ich oben, in Unyoro sagt man ebenso, aber im inneren Verkehr auf dem Markte wird der sonst ganz un- gebräuchliche Name Azsvere dafür angewandt. Der Hammer zum Klopfen der Rinde heißt in Unyoro zssammu. In Mombuttu heißt der Rindenstoff rokRko. In Ruanda heißt nach Kandt der Stoff zmpusu, die beiden Sorten Fzcus umu- wummu und umuhehe, ihre Rinde zeischischwa (allgemein), zmpüsu, der Klopf- hammer zmangu. In Urundi werden mehr Rindenstoffe als in Ruanda getragen, wo man vielfach Felle bevorzugt, wohl die ursprüngliche Kleidung der Watussi- Hirten. Heute kommt mit der Einfuhr von billigen indischen Baumwollstoffen in Uganda das Tragen von Rindenstoffen immer mehr ab. Während früher dort fast jedermann damit bekleidet war, konnte ich Ende 1905 in der Nähe der Hauptstadt Entebbe kaum noch jemand sehen, der ihn trug. Ich glaube an- nehmen zu sollen, daß vor der Benützung der Baumwollstoffe eine Menge afrika- nischer Völker diese Rinden zur ausschließlichen Kleidung gebrauchten, und zwar in einer Zone, die mit Unyoro nördlich abschließt, Uganda, einen grofßen Teil des Zwischenseengebietes umfaßt, dann durch das Kongogebiet bis Mombuttu einschließlich geht und südlich etwa bis zur Höhe von Ujiji, ferner ganz Unyam- wezi und Usukuma, wahrscheinlich auch noch Usagara, Ukami und viele Länder herunter bis zum Niassa, wo nach Fülleborn's Angaben bei den Küsten-Wakonde, Mavia, Wangoni und den Einwohnern des Makonde-Landes diese »Stoffe« in KB Gebrauch sind. Auch südlich im portugiesischen Gebiet und westlich des Niassa soll Rindenstoff gebraucht sein. Es unterliegt keinem Zweifel, daß in alten Zeiten ein großer Teil der Bevölkerung von Afrika sich in Rindenstoffe kleidete; ein anderer in feine Matten aus Rap hra-Faser, wie noch jetzt im Manyema-Lande und in Madagaskar; ein anderer in präparierte Felle, wie alle »jüngeren Bantu«, alle Hirtenvölker, z. B. die Massai, die Watussi, und dann ein Teil wieder in Fransenschurze, wie die Baziba bei Bukoba, die Waluguru u. a. Wo man Rindenstoffe herstellt, wird der dazu nötige /zcus in eine Art von Halbkultur genommen. Die Natur kommt dabei dem sonst der Baumzucht ganz abholden Neger zur Hilfe, indem der #7cxs aus einem einfach in die Erde geschlagenen Stück des Baumes anwächst, und vielleicht ist diese Baumkultur auch aus der Herstellung von Einzäunungen für den Hof oder das Vieh ent- standen. Besonders im Zwischenseengebiet sind die Rindenstoff- /7cus- Bäume neben der stachellosen Fuphorbia tirucallı und einigen Dracaenen oft weit und breit die einzigen überhanpt vorhandenen Bäume, und hier, sowie nach Fülleborn’s Beschreibung aus dem Süden, hat man den Eindruck, als ob die vorhandenen Rindenstoff-/7cuxs sämtlich angepflanzt seien oder aus früheren Ansiedlungen verwildert übrig geblieben wären. Überall stellt man aus dem Ficus und der Euphorbia die Viehkraale her, beides leicht ohne Kultur, indem in die Erde geschlagene Prügel schnell anwachsen. Und dasselbe scheint in Ungoni usw. der Fall zu sein. Ob der Zzcus eigentlich in jenen Gebieten ein- heimisch ist, kann man schwer sagen, in Usambara ist er ohne Zweifel wild. Jedenfalls ist der Rindenstoffbaum eins der sehr seltenen Beispiele, wo der Neger einen Baum in Pflege nimmt. Heute kann man in Uganda, z. B. auf dem Markte in Kampalla und Entebbe, noch eine Menge schöner Stücke Rindenstoff erhalten, schon allein weil der Fremde sie gerne kauft. Ja man hat sie sogar zu vielen Tausenden ausgeführt, wenn ich nicht irre nach Amerika als Kuriositäten. In der Tat bildet das große leder- braune Stück eine sehr beachtenswerte Zimmerdekoration. Vor einiger Zeit kam nun ein Deutsch-Amerikaner, Herr Kuller, darauf, diesen » Stoff« noch in irgend einer Art zu präparieren, zu färben und zu bedrucken, um ihn dann als Bespannung von Wänden, Polstermöbeln usw. zu benützen. Ich sah solche ganz hübsche Stücke, aber ich glaube, daf für irgend welche Gebrauchssachen das Material sich nicht halten und bald unansehnlich werden wird. Es ist mir nicht bekannt, ob der Plan noch weiter verfolgt wird. Etwas später hat derselbe Herr durch ein be- sonderes Verfahren den Bast des Fzcus aufgekratzt, die so erhaltene Faser ge- sponnen und daraus einen Faden erzielt, der verblüffend dem der rohen Wolle glich und der auch zum Versetzen der Wolle dienen sollte und sich färben liefß. Wie weit diese Versuche gediehen sind, weiß ich nicht.*) ”) Neuerdings (Juli 1907) lese ich in der Zeitung, daß derselbe Herr die Herstellung einer äußerst billigen Seide, die er nach sich Kuller-Seide nennt, erfunden habe. Sie stammt von Anaphe sp., einem Schmetterling, dessen Raupe am Victoria-See gesellig lebt (vergl. Vos- seler, Pflanzer III, S. 272). | Jedenfalls läßßt sich das Rohmaterial zu dem Rindenstoff und also auch zu der Kunstwolle in enormen Mengen im Zwischenseengebiet schaffen, und es fragt sich nur, welche Unkosten an Transport darauf stehen können. Wird der Bast nur einigermaflen am Orte bezahlt, so kann man in kurzer Zeit durch Einsetzen von Stecklingen riesige Mengen des Materials schaffen, dessen Rinde vielleicht auch noch Gerbstoff enthält. Die fertigen dugu-»Stoffe« werden in Uganda jetzt etwa eine halbe bis eine Rupie kosten. Auch aus anderen Ländern sind Rindenstofte bekannt, deren Herstellung Semper mit der der Felle verglich. ‘So macht "man "in Borneo und aufeden Moluken solchen, am vollkommendsten wohl auf den polynesischen Inseln z. B. auf Tahiti aus der Rinde des Papiermanebeerbaumes (Broussonetia papyri- fera). Die geklopften Rindenstreifen werden mit Gummi aus der Rinde von Aleurites triloba zusammen gewalkt, gefirnißst, so dal der Zapa genannte »Stoff« wasserdicht wird. Herr v. Luschan (Beitr. zur Ethnogr. der abflußlosen Gebiete, in: Werther, die mittleren Hochländer in D.-O.-A. und Westermann’s Monats- hefte Sept. 1898) nimmt es als zweifellos an, daf3 die Kenntnis der Rindenzeug- bereitung aus Indien über die Ostafrikanische Küste zu den Wanyamwezi und noch weiter in das Innere von Ostafrika eingeführt sind, daß sie aber an der Küste durch indische Baumwollstoffe verdrängt wurden. Wir können allerdings die asiatischen Beeinflussungen in Afrika nicht hoch genug anschlagen — und es ist wohl denkbar, daf} in praehistorischen Zeiten, etwa zusammen mit der Verbreitung der Banane, die Kenntnis der Rinden- stoffbereitung aus Südasien hieher kam. Aber wohl kaum gelangte sie in ver- hältnismäßig neuer Zeit von Indien hierher. Ob die hiesigen Rindenstoff-Fzcus- Arten hier einheimisch sind, müssen die Botaniker entscheiden; wenn sie auch im Seengebiet meist angebaut sein werden, so beweist ihr Vorkommen in Usambara anscheinend, daf3 es eine hier heimische Pflanze ist. Der Drachystegia, aus der die Wanyamwezi u. a. ihre Rindenstoffe herstellen, ist jedenfalls ein hiesiges Ge- - wächs. Es können demnach nicht die Pflanzen, sondern nur die Methoden ein- geführt sein. Jedenfalls aber ist diese Einführung uralt, praehistorisch und vielleicht so alt, als die Bantu selbst sind. Denn die Rindenstoffe scheinen wesentlicher Kulturbesitz einer großen Gruppe von Bantuvölkern zu sein, und zwar besonders solcher, die sich kleiden, indem sie vorn und hinten einen Streifen Rindenstoff an einer um die Lenden gelegten Schnur befestigen, (eine Kleidung, die ja auch in Indien sehr verbreitet ist und unter der sichtbaren Oberkleidung noch heute in vielen Gegenden getragen wird, so daf3 man sie nur sieht, wenn die Leute bei schwerer Feldarbeit oder dergl. sind). Der Rindenstoffmantel der Waganda scheint sekundär zu sein, entstanden aus dem Fellmantel. Aber die aus Prachystegia-Rinde hergestellte Z72do-Deckelschachtel der 'Wanyamwezi ist vielleicht auf etwas neuere asiatische Beeinflussung zurück- u zuführen zusammen mit ihrer Tembe-Wohnung, wohl Nachahmungen von Erzeug- nissen, welche dies Volk an der Küste sah. Denn offenbar haben diese Leute schon mindestens zur Zeit der Portugiesen im ı6ten Jahrhundert viele Beziehungen mit der Küste gehabt. Die Lindo-Schachtel wird eine etwas ältere Einführung sein, die kastenartige Tembe-Wohnung mit ihrem gestampften Lehmdach aber scheint eine recht neue Errungenschaft zu sein, abgelauscht den Einrichtungen, welche die Karawanenleute an der Küste (oder vielleicht sogar bei Arabern im Innern) sahen, und die praktischen Leute haben diese Hausform zu Verteidungszwecken angenommen. (Denkbar ist aber auch, daf3 die Tembe aus der Höhlenwohnung entstanden ist, deren Wände man mit Hölzern sicherte, und die man mit Knüppeln eindeckte, auf welche Erde geworfen wurde?) 7. Fourcroya gigantea Vent. Es ist dies eine Agave, welche nicht graugrüne, sondern hellgrasgrüne Blätter hat, die bedeutend größer als die der Sisal-Agave sind. Die einzelnen Blätter können über zwei Meter lang und mehr als 2'/, Kilo schwer werden. An den Rändern haben die meisten Blätter einzelne Stacheln. Die Art ist in Mexiko heimisch, aber schon früh als Zierpflanze überall in den wärmeren Ländern verbreitet worden. Sie vermehrt sich auch durch Wurzelschößlinge, aber vor allem durch Bulbillen, die in großen Massen sich an den Blütenständen bilden, an denen Früchte wohl nie zur Entwickelung kommen. In enormen Mengen ist diese Agaven-Sorte in Mauritius verwildert, wo man auch für ihre künstliche Vermehrung sorgt. Seit längerer Zeit gewinnt man dort den »Hanf« derselben mit Maschinen, die unter dem Namen »grattes« in den Forges et fonderies in Port Louis gebaut werden. Es war nun allerdings bekannt, daß die Sisal-Agave einen besseren Ertrag und eine wertvollere Faser lieferte als die Foxurcroya, aber deren Pflanzenmaterial war, wie Kikogwe zeigte, recht schwer zu erlangen. In Anbetracht nun, dafs Mauritius, wo sie 1790 eingeführt ist, mit dem Fourcroya-Fasern gut verdiente und große Ausfuhren hatte, und daf3 das Pflanzmaterial leicht zu beschaffen war, machte ich dem Gouvernement den Vorschlag, einen Anbau auch mit dieser Art zu versuchen, besonders wo am Hafen von Daressalam ein geeignetes Stück Land mit guten Verkehrsverhältnissen ohnedies bepflanzt werden sollte. In Bagamoyo standen eine Anzahl dieser Fourcroya-Agaven, wahr- scheinlich durch die »Missionare vom Heiligen Geist« aus Reunion dorthin ge- bracht*); auch in Zanzibar konnte man die Art hier und da sehen. Es waren *) Auch eine botanisch noch nicht bestimmte niedere Agave, die für Einzäumungen be- nutzt wird, ist offenbar auf dieselbe Weise von Reunion eingeführt (wohl nach 1860). Diese Missionen begannen 1862 ihre Tätigkeit im Schutzgebiet. [97 Stuhlmann, Beiträge zur Kulturgeschichte von Ostafrika. (9) demnach Brutknospen zu erhalten. Der Gärtner Thienemann, der vom No- vember 1895 bis April 1896 nach Mauritius gesandt wurde, erhielt u. a. den Auftrag, sich für die Kultur und die Präparation dieser Faser zu interessieren und Pflanzenmaterial zu besorgen. Er konnte dort feststellen, daf3 damals die halbwilden Bestände dieser Pflanze nicht gepflegt wurden, weil sich bei dem zur Zeit herrschenden niederen Preis der Faser von 360 Mark (gegen früher 600 Mark) pro Tonne das Reinhalten der Felder nicht lohnte in einem Lande, wo man recht hohe Löhne zu bezahlen hatte. Man beutete die auf den steinigen Hängen wachsenden Pflanzen aus, sowie sie eben gediehen. Thiene- mann besorgte drei Fässer voll Bulbillen, die leidlich gut ankamen. So be- gannen wir am 25. April 1895 ganz langsam und im kleinen mit beschränkten Mitteln den Anbau dieser Pflanze auf Kurasini am Hafen von Daressalam, von vorn- herein überzeugt, daß man bei einem so langsamen Anbau nie auf eine Ren- tabilität rechnen könnte; dazu hätte zur Verteilung der allgemeinen Unkosten eine sofortige Bepflanzung von großen Gebieten gehört. Juni 1897 hatten wir 27 Hektar, Anfang 1898 150000 Pflanzen auf 134 Hektar, darunter 28000 schnittreife auf 25 Hektar stehen ; die nötigsten Maschinen wurden bestellt und zwar zuerst eine solche vonBarraclough, die viel von sich reden machte. Als sie Ende 1898 ankam und am 1. Dezember in Gang gesetzt war, stellte es sich heraus, daß für die Riesenblätter die automatische Zuführung nicht arheitete, daß die Maschine folglich selbst nicht für unseren kleinen Bestand genügte. Bald wurde dem- nach noch eine der billigen Doppel-Grattes aus Mauritius an dieselbe Maschinen- anlage angekoppelt und im Juni 1899 in Betrieb genommen. Jedenfalls hatten wir in der Pflanzung Kurazini bei Daressalam somit die ersten Entfaserungs- maschinen für Agavenhanf aufgestellt. In dem Bewußtsein, daf3 der Sisal besser sei, wurden einige wenige Pflänzchen, die wir aus Kikogwe erhalten konnten, ebenfalls angepflanzt. Es war aber damals kaum möglich, dies Material in nennenswerter Menge zu erhalten, und mit Rücksicht hierauf hat auch eine große Pflanzung bei Tanga die Kultur der Fourcroya begonnen und be- deutende Mengen davon angepflanzt, meist aus Bulbillen, die sie aus Kurazini bezogen hatte. Im Juli 1899 konnten wir von Kurazini die ersten 45 Ballen a 250 Pfund Hanf versenden, die im Verhältnis zum allgemein niedrigen Preis für diese Artikel gut bezahlt wurden. Leider habe ich wenig Notizen mehr aus jener Zeit, nur daß bis zum 1. August 1899 182'/, Zentner Hanf versandt waren, und daß wir im Anfang 1899 180000 Pflanzen im Felde hatten.*) Ermutigt durch die Erfolge von Kikogwe und durch die steigende Tendenz der Hanfpreise begann man sich sehr für die Agaven zu interessieren, zugleich aber trat beim Gouvernement die Meinung auf, möglichst alle Anlagen, die auf *) Die Pflanzweite war 3%X3 Meter, die Pflanze entwickelte 80 Blätter und mehr. 1000 Blätter ergaben etwa 20 Kilo trockener Fasern, der Hektar ergab ı—ı'/,; Tonnen, die Fasern waren etwa 1'/, Meter lang. II einen Wirtschaftsbetrieb zielten, abzustofßsen. Dies hatte seine große Berechtigung, da ein direktes Interesse, die Kultur anzuregen, nicht mehr vorlag, weil Privat- unternehmungen diese Agavenkultur bereits genügend aufgenommen hatten, und auch das Gouvernement, an den Etat gebunden, nie mit großen Mitteln in eine Unternehmung hineingehen konnte, welche allein einen rentablen Betrieb ge- währleisteten. Als demnach Anfang 1900 Herr Dr. Hindorf, — der so wie so eine neue Agavenpflanzung begründen wollte und schon vorher mit dem Gouvernement in Verbindung getreten war, — das Gouvernement um einen Verkauf anging, stimmte dieses zu, nachdem vorher der Käufer sich durch per- sönliche Untersuchung über die Pflanzung informiert und ein Gebot gemacht hatte. Da derselbe damals zugleich Direktor der Rheinischen Handei-Plantagen- Gesellschaft war, übernahm diese von ihm die Anlage. In der Folge ist das Gouvernement und besonders ich wegen dieses Ver- kaufes sehr angefeindet worden, weil die Gesellschaft bei genauerer Untersuchung zur Überzeugung gekommen war, daß mit der Fourcroya-Kultur dort, auch trotz einer bedeutenden durch Gebietszukauf vorgenommenen Vergrößerung, keine Rentabilität zu erzielen sei. So weit ich erinnere, hatte man in vorsorglicher Weise mit einem Minimumpreis kalkuliert, der damals allerdings gerechtfertigt er- schien, denn 1895 stand sogar der Sisal auf 260 Mark, stieg allerdings bis 1900 konstant und stand damals auf 740 Mark. Die Folge hat gezeigt, daß eine Pflanzung bei Tanga ihre bedeutenden Mengen von Fourcroya mit Gewinn ausbeutete. Mit einer Kalkulation von 250 Mark konnte man allerdings auf keine Rentabilität kommen. Es liegt das im Allgemeinen schlechtere Ergebnis bei Fourcroya besonders daran, daf3 der Prozentsatz von trockenen Fasern im _ Verhältnis zum Gewicht der frischen Blätter viel ungünstiger ist als bei Sisal; wenn ich nicht irre, erhält man etwa ı°/, Fasern gegen 2'/ °/, bei Sisal. Es kamen noch manche nicht hierhergehörige Umstände hinzu, so daß schließlich das Gouvernement das inzwischen nicht weiter gepflegte und ganz verwachsene Land wieder zurückkaufte. Die Pflanzung selbst wurde für Agaven nicht wieder aufgenommen. Ich habe diese Verhältnisse hier so ausführlich be- handelt wegen der Angriffe, die Anfang der 90er Jahre bezgl. dieser Pflanzung gegen das Gouvernement und gegen mich gemacht wurden. Ich lasse einige statistische Zahlen über Fourcroya-Hanf hier folgen: Nach den Berichten von L. Riebow waren (die Importe in Hamburg von ostafrikanischem »Mauritius-Hanf, Aloe-Hanf«; d. h. also von dem in Deutsch- Ostafrika gewonnenen: 190: 120 Ballen zu 46—50 Mark pro 100 Kilo Wert Ende Dezember 66—70 Mark. 1oo2 zu 66—70 Mark pro 100 Kilo 1903 500 „ 251. 09 von 3» (Über die Qualität wird geklagt.) 19044821 „ =-160N1i0%zu 56-69, Mark pro 100 Kilo 32" 1905 50 Ballen zu 70 Mark pro 100 Kilo 1906 wenig un 000, ee 1907 B} „ 62 ”’ 7 1] „’ Der Import in Hamburg von Hanf aus Mauritius: 1897 1434 Ballen zu 40—47 Mark pro 100 Kilo SOON OS. u AUT AN Ten SE 1899. ,1400 2 „ ERAO O8 en > 1900 1156 A 154810 72 25 ns 3% „ 1901 816 N 270 r 55 » 59 1902 ? s OO 2er » EOOBE RE OA TOR a S „ „ 1904 wenig „, RT a ONE >» 1905 wenig ,, 5502-08 nn Be, „» 1906 2000 ei 11806 = Br 5 08 19007 — RE a 102 20042 My a Im Mai 1907 kosteten Mauritius-Agavenfasern . . 50—62 Mark pro 100 Kilo. D.-O.-A. Mauritius-Hanf . PIE RUR BR AL AR Sisal von Mexiko-Yukatan . 12 ns an ” Sısal- von-D.-O AN 2722701797 er Bun EN Demnach brachte Sisal fast 50°/, höhere Preise. Bei sorgsamer Aufbereitung, wie man sie jetzt dem hiesigen Sisal zu Teil werden läfit, hätte Fourcroya-Hanf jetzt wohl 65 Mark gebracht, vielleicht aber auch mehr. Immerhin ist das Ergebnis pro Pflanze und der Preis der Faser für Sisal besser, und die Fourcroya-Kultur ist in Ostafrika demnach fast ausgestorben. Die Pflanzung, die sich damit befaßte, soll ihre Ernte jedoch, wie verlautet, immer noch mit etwas Gewinn verkauft haben, allerdings mit weit geringerem als bei Sisal, so daß man jetzt ausschließlich diesen anbaut. 8. Gossypium herbaceum’ L. und verwandte Arten. Die Baumwolle ist wohl die Pflanze, welche in der modernen Weltwirtschaft einen der ersten Plätze einnimmt. Überall in den wärmeren Ländern in Kultur, und dabei in den Händen von sehr vielen Züchtern, hat sich durch Vermischung von wenigen ursprünglichen Formen eine so enorme Zahl von Spielarten gebildet, daf3 sie sich schwer übersehen lassen, zumal die Einteilungsprinzipien verschiedene sind. Man weiß aber, daf3 einige Formen in der neuen, andere in der alten Welt heimisch sind. Die meisten Botaniker unterscheiden heute fünf botanische Arten, welche angebaut werden. Nachfolgend gebe ich eine Tabelle zur Bestimmung dieser Arten nach den Angaben von Gürke in Engler’s »Pflanzenwelt Östafrikas«: I. Samen nur mit langen Haaren bedeckt. Blüten gelb, beim Verblühen röt- lich werdend. A. Samen- frei; aus Westindien stammend . . . . G.darbadense I. B. Samen in jedem Kapselfach untereinander zu einem nierenförmigen Paket vereinigt; aus Südamerika stammend ENG PeruVLanum’Cav. II. Samen mit langen Haaren und außerdem noch mit einem kurzen Filz bedeckt. A. Blüten gelb oder weiß, beim Verblühen rötlich werdend. a. Blätter drei- bis fünflappig, ziemlich groß, die Lappen von dreieckiger Form, am Grunde nicht verschmälert, mehr oder weniger lang zugespitzt, Blüten weiß; aus Mexiko stammend . . . . . G. hirsutum L. b. Blätter drei- bis fünf-, seltener siebenlappig, klein, die Lappen mehr oder weniger zugespitzt, zuweilen aber auch fast stumpf, am Grunde verschmälert, daher die Form derselben eiförmig, Blüten gelb; aus Indiensstammendes m tar ne. NGaherbaceum L. B. Blüten rot, Blätter meist sehr tief, drei- bis siebenlappig, die Lappen lanzettlich, schmäler als bei jeder anderen Art, am Grunde der Blatt- buchten meist noch ein sehr kurzer Lappen zwischen je zwei größeren; vielleicht>aus Altıka stammende na nn. GlarboreumL. Wild kommt hier außerdem noch die G. Kir kii Mast. vor, mit kleiner Kapsel und rot-brauner Faser. Sie ist bei Daressalam und bei Pongwe hinter Tanga beobachtet. Es ist vorauszuschicken, daf3 die bei uns jetzt meistens gebaute, sogenannte ägyptische Baumwolle zur Art G. dbarbadense gehört, zum Teil wohl mit G. hirsutum und G. herbaceum bastardiert. Aber auch G. Jeruvianum und G. herbaceum werden in Ägypten gepflanzt. Wenn wir zunächst von den immerhin neueren amerikanischen Arten ab- sehen, so ist es unzweifelhaft, daf3 die Kultur der Baumwolle aus Südasien stammt. Wenn auch aus einigen alten chinesischen Geschichtswerken herausgelesen ist, dafS dort die Baumwolle schon im 3. Jahrtausend v. Chr. gebaut wurde, so ist, wenn überhaupt diese Notiz richtig ist, diese Kultur dort später wieder verlassen, denn sogar zu Marco Polo’s Zeit im 13. Jahrhundert wurde sie nur ein wenig in der Provinz Foking gebaut und zwar keineswegs in allgemeiner Kultur. Das Hauptkulturland dafür in Asien ist im Altertum immer Indien gewesen, wenigstens haben unsere klassischen Völker ihre Kenntnis des Stoffes von dort erhalten. Aber es ist sehr wahrscheinlich, daß auch noch weiter nordwestlich, etwa in Turkestan oder Persien, solche in den ältesten Zeiten gebaut wurde, und daf} wir zwei Zentren ihrer Kultur annehmen können, ein indisches und ein persisches. In Ägypten scheint man in den ältesten geschichtlichen Zeiten die Baumwolle nicht gekannt zu haben, oder wenigstens kultivierte man sie nicht. Man hat zwar in einer im alten Theben gefundenen Vase einige Samen gefunden, die Parlatore als zu Gossyprium arboreum gehörig bestimmt hat, aber es handelte sich offenbar um eine Seltenheit. Die in Ägypten gefundenen alten Stoffe, besonders die vielen Mumienbinden, sind alle aus Leinen gefertigt und nicht aus Baumwolle. a 502 — In Indien wird die Baumwolle zuerst in den Gesetzbüchern des Manu er- wähnt, die neuerdings aber für gar nicht so alt gehalten werden (vergl. Schrader's Handelsgeschichte, S. 222). Es sind da die heiligen Fäden erwähnt, die die Brahminen sich beim Beten in drei Streifen um die Stirn legen müssen und die aus karpassı hergestellt werden sollten. Und auch heute noch bestehen die Opfer- fäden der Brahminen aus Baumwolle. Es scheint, daß man dazu in der alten Zeit sowie heute fast ausschließlich die Wolle von G. arboreum nahm, die fast gar nicht in Großkultur gezogen sondern nur in wenigen Pflanzen bei den Tempeln gehalten wird. Die Botaniker nehmen zwar meistens an, daf3 diese Art in Afrika heimisch sei, wo sie in anscheinend wilden Exemplaren in Oberguinea, Abessinien, Sennar und dem Nilgebiet gefunden ist. Es kommt mir nun aber recht unwahrscheinlich vor, daß man in der ältesten Zeit diese Baumwollart eigens der Kultuszwecke wegen von Mittelafrika nach Indien brachte und sie sonst weiter gar nicht kultivierte; viel wahrscheinlicher ist mir, daf sie ursprünglich ebenfalls auch in Vorderasien heimisch war, und zwar, da sie bei den religiösen Hand- lungen verwandt wurde, vielleicht in den Gegenden, von wo aus die Religion der Inder ausging, also etwa im Oxus- und Jaxartes-Quellgebiet, von wo die Arier wahr scheinlich nach Indien auswanderten. Denkbar ist, daf sie in jener alten Zeit ein grolßes Verbreitungsgebiet hatte, das sich von dort bis nach Mittelafrika er- streckte, denkbar auch, daf3 sie — als die vielleicht zuerst benützte Sorte — sich in alter Zeit nach dem Sudan verbreitete und später dort verwilderte, als man sie des schlechteren Produktes und der geringeren Ergiebigkeit wegen nicht mehr anpflanzte, sondern die G. kerbaceum vorzog. Dafl sie in uralter Zeit von Westen nach Osten, von Afrika nach Vorderindien wanderte, glaube ich nicht bei dieser und anderen Kulturpflanzen. Die Vermutung von Schweinfurth, daß die in Abessinien, Sennar, Angola wilde G. anomalum Wawra et Peyo die Stammpflanze der in Asien gebauten Baumwollen sei und dorthin mit den uralten Handelszügen der Süd- araber gelangt sei, wird dadurch hinfällig, daß die Untersuchungen von Gürke gezeigt haben, daf diese Art zur Gattung Czenfuegosia und nicht zu Gossy- pium gehört. Dagegen scheint die in Nordindien wilde G. Stockszr? Mast. die Stammpflanze für die dort gebaute G. kerbaceum zu sein. Die G. arboreum heißt im Hindustani zurma, deokapas, im Santal dudi- kaskon, bhoya-kaskon, in den Nord-West-Provinzen zurma, manua, radtia, in Bandelkand dogal, nurma, bei den Maharatta devakapusi, bei den Tamilen semparutin, bei den Telegu part, in Birma »x20a und im Sanscrit nach Elliot karpasamı. Die G. herbaceum wird in Sanscrit karpasi, in Hindustan kapas, ru, in Bombay, Gudjerat, Bengalen kapas, tula, im Pendjab ruz, bei den Tamilen vzx- paratti, paratti, den Telegu pautti, edudi, parati, parit, in Birma wa genannt. Eine ganz andere Gruppe von Namen ist in Persien und den Nachbar- ländern zu Hause, pambak ist ein altes Wort, das einen Baum bezeichnet, »der Wolle zur Bekleidung trägt«, im Neupersischen heifst es Jampa, pämbäh, im Össetischen pambag, im Armenischen fambak. Aus diesem Wort ist offenbar das Griechische bombakion, bombuktion entstanden, ein Wort, das man auch mit dem Gespinst der wilden Seidenraupe Domdyx zusammenbringt, sowie das russische dumbaga, das Neugriechische dombakion, die türkischen, albanesischen, magyarischen Bezeichnungen, das mittellateinische dombax, bombix und der im Italienischen bisweilen gebrauchte Ausdruck dambagro. Die Griechen lernten die Baumwolle durch den Zug von Alexander dem Großen kennen, Theophrast, der die botanischen Ergebnisse des Zuges be- handelte, beschreibt die Baumwollpflanze ganz genau von der Insel Tylos, die zu den Baharein-Inseln des persischen Golfes gehört, wo der griechische Admiral Androsthenes sie beobachtete, (Brizl, Botanik des Alexander-Zuges). Sie lernten sie demnach in Indien und am persischen Golfe kennen.*) Später be- richtete der etwa im Jahre 79 unserer Zeitrechnung verfaßte »Periplus des roten Meeres«, — jene bekannte alte Segelanweisung —, daf3 Baumwollzeuge von Patiala, Ariaka und Barygraza (Baryganza) — dem heutigen Broach — und Masulia — dem heutigen Masulipatam — nach Adulis (bei Massaua) und anderen Häfen verhandelt wurden**). Durch die Vermittelung der Handelsvölker in Süd- arabien und am persischen Golf haben die Völker des Mittelmeeres wie so manche andere Produkte auch die Baumwollenzeuge erhalten. Auch von Oman aus soll zur Zeit des Periplus Baumwolle ausgeführt sein. Diese Segelanweisung des Roten Meeres nennt sogar verschiedene Arten von Baumwollgeweben, szr- thones, othonion wit den Unterarten molochzna, und die sagmatogena oder Decken- stoffe. Es scheint aber nach den Untersuchungen von Brandes und Schrader, dafß man mit diesen Ausdrücken nicht Stoffe aus bestimmten Produkten, sondern eher besondere Webarten von Stoffen oder Kleiderformen bezeichnete, und dafs demnach das Vorkommen dieser Namen nicht immer sicher auf den Handel mit Baumwolle schließen läßt. Ebenso wird bei den Griechen das Wort dyssos nicht für Baumwolle allein, sondern für alle möglichen Fasern vor allem für Leinen angewandt, allerdings wohl am seltensten für das, was man heute in der Zoologie Byssus nennt: die Spinnfäden bestimmter Muscheln (der Pizza, Miesmuscheln und der Dreissena). Das Byssos ist ein Fremdwort im griechischen, aus hebräisch bus. (Schrader). Wahrscheinlich nannte man so die recht seltenen und teuren Gewebe. Ob unter dem Namen Öyssos in der Stadt Patrae der Landschaft Elis im Altertum Baumwolle oder Leinen verarbeitet wurde, ist wenigstens zweifel- haft. Man nannte die importierten Stoffe opus byssicum, carbasum, carbasca, SO z. B. bei Justinian's Zollverordnungen. Die Griechen nannten die Baumwoll- *) Plinius (XII ıo. $ 33—39). (Sprenger, Geographie von Arabien S. 118) schreibt über Tylos: »arbores vocant gossympinos, fertiliore etiam Tylo minore, quae distat X mille passus. Juba circa fructicem lanugines esse tradit, linteaque ea Indicis praestantiora, Arabiae autem arbores, ex quıbus vestes faciant, cynas vocarı, folio palmae sımilıi. *#) Mac Crindle (S. 18.) gewebe szrdon nach Indien oder Sindh. Man bezog diese Luxus-Artikel offen- bar aus dem Orient über Alexandrien oder von Syrien, wohin sie auf dem ur- alten arabischen Karawanenwege über Mekka und Petra bezw. von Gerrha aus gelangen mochte. Möglich ist es aber, daß in Syrien und Palästina in sehr früher Zeit auch etwas Baumwolle gebaut wurde. Yericho soll die von Josephus erwähnte Pflanzenfaser #kethon, hebräisch #efonet, in besonders guter Qualität erzeugt haben, in Syrien wurde die Stadt Hierapolis nach Faserstoffen auch Mabog oder Bombyce genannt, aber es ist durchaus zweifelhaft, ob die bei den Juden #etonet schech und bus genannten Fasern Baumwolle und nicht vielmehr Leinen waren. Sicher unter dem Namen #arpas, also mit der indischen Bezeichnung, wird die Baumwolle erst im Buche Esther (I. 6) genannt. Sehr früh gelangte die Baumwolle nach Persien und dem westlichen Zentral- asien, meiner Meinung nach wurde sie hier sogar wahrscheinlich unabhängig von Indien in Kultur genommen unter den Bezeichnungen dombak, pamba, und von hier auch den Vorderasiaten und Griechen, sowie den Skythen gebracht. In Turkestan nennt man sie heute gusa. Ob die Araber die Baumwolle von Persien oder Indien kennen lernten, läfßßtt sich nicht feststellen, wahrscheinlich bei den »punischen« Siedelungen am persischen Golf (Tylos), sie übernahmen nicht die Namen derselben von diesen beiden Kulturzentren, sondern nannten sie durch volksetymologische Verwechselung vielleicht nach dem ihnen seit langem bekannten Flachs-Lein (kattan, kittan) als gun, gutn, kutn, kutun, kutunn, auch stellenweis kurtam- ussul, chisfudsch, thut, uthub, kasam, kursuf, korsofah, korsuf*”) Und sie sind es gewesen, die die Kultur der Baumwolle, die bisher unbekannt war, bei ihren Er- oberungszügen in die Mittelmeerländer brachten, so nach Ägypten, Nordafrika, Sizilien und Spanien. Die Araber führten auch ihre Bezeichnung der Baum- wolle in die Mittelmeerländer ein, aus dem arabischen e/ gutn wurde das spanische algodon, das portugiesische al/godao, cotäo, das italienische cozone, das französische coton, das englische color, ebenso wie früher das spätlateinische cozZorum, coto, das russische #zfnja, das rumänische #ufnzc. Auch das Wort Kattun ist aus dem arabischen Wort entstanden, während Kalliko, Calico, nach dem Orte Calicut in Indien genannt ist. In Spanien müssen unter den Chalifen schon im 10. Jahr- hundert große Baumwollkulturen und -Industrien gewesen sein, ebenso auch in Sizilien. Mit der Vertreibung der Mauren oder Sarazenen verschwand aber diese Kultur wieder aus dem Abendlande. Wenn auch in China die Baumwolle, »nzerhwa genannt, wohl schon lange bekannt war, ist ihre Kultur dort frühestens im 9. oder 10. Jahrhundert eingeführt, offenbar auch von den Mohammedanern in ihren südchinesischen Handelsplätzen, oder aus Turkestan oder durch die Dynastie der Tartaren, denn im größerem *) Schrader (Handelsgeschichte S. 204) vermutet, daß das Wort gossypium von dem altarabischen korsofah, korsuf, korsof abzuleiten ist, und daß dies vielleicht mit Aarpasa zu tun hat. Später hat im Arabischen das gzZ/n den alten Ausdruck Aorsuf verdrängt, ob es aber direkt aus Aaffän (Flachs) abstammt (?), wollte Schrader nicht entscheiden (S. 193). u 505 —— Maße wurde sie erst nach dem 13. Jahrhundert betrieben. Von da ward sie nach Korea gebracht. Japan kannte sie schon am Ende des achten Jahrhunderts, verlor aber die Kultur wieder, die dann erst 1592, wahrscheinlich durch die Por- tugiesen als »zwata«, wieder eingeführt wurde. Im Mittelalter wurde in Persien, Kurdistan und Kleinasien eine Menge Baumwolle gebaut, während in Europa die Pflanze ganz unbekannt wurde. Man verlor jede Kenntnis von ihr und meinte noch bis in späte Zeiten, daß sie auf dem »Pflanzenschaf« oder Boru- metz wüchse, das mit seinem Nabel an einer Pflanze in der Tartarei festgewachsen sei und das Gras abweidete, soweit seine Anheftung es ihm gestattete. Noch 1725 wird dies Ungetüm »Agnus vegetalis scythicus oder Barometz« von Philipp Breyn in Danzig beschrieben. Aber wenn auch die Kenntnis der Pflanze total vergessen wurde, die Faser kannte man sehr gut, die Kreuzfahrer sahen sie im Morgenlande, italienische Kaufleute aus Genua und Venedig holten das Produkt in Alexandrien, in Syrien und Kleinasien — und zwar Stoffe und Rohbaumwolle — und diese wurde in Venedig, Konstanz, Ulm und Augsburg verarbeitet, während ‚England damals fast nur fertige Stoffe importierte. In Ägypten scheint im Mittelalter die Baum- wolle nur wenig gepflanzt zu sein. Zwar erwähnt in alter Zeit der ältere Plinius sie unter den Namen gossypzon und xylon aus Oberägypten, und man nimmt an, daß es sich hier um G. ärboreum gehandelt habe, in den ersten nachchristlichen Jahrhunderten scheint sie auch in Unterägypten etwas gebaut zu sein, später aber hat man offenbar ihre Kultur aufgegeben. Man bezog massen- haft die fertigen Stoffe, welche, wie in der ältesten Zeit so bis zur Entdeckung des Seewegs nach Ostindien, die arabischen Seefahrer von Indien teils nach Or- muz und Bassora, teils nach Aden und den Häfen des Roten Meeres brachten. Die Waren gingen dann zusammen mit Weihrauch und anderen Produkten auf dem Karawanenwege weiter einerseits über das Euphratland, Bagdad zu den syrischen Häfen, andererseits teils via Mekka nach Damascus, und teils nach Alexandrien. Auch viel persische und turkestanische Baumwolle kam wahrscheinlich auf den Markt, wenn man auch nicht viel über den Ursprung des Produktes erfuhr, da die Kaufleute ihre Quellen geheim hielten. Die Araber haben die Kultur der Baumwolle unzweifelhaft auch im ganzen Sudan ausgebreitet, wo sie noch jetzt eine recht bedeutende Rolle spielt. In Marokko heißt sie Azlgotton, die Saat /Zamali, auch in den Oasen wird sie ge- baut. Rohlfs beschreibt G. k erbaceum aus Fezzan, wo die Araber sie gofn fessani, gotmi bernaui, die Tuareg tabdug nennen. In Baghirmi heißt die Pflanze njere, bei den Haussa audıga. Überall im Bereich der mohammedanischen Kultur baut man die Pflanze bis zum heutigen Tage und webt aus der Faser 4—6 Zentimeter breite Streifen, die zu großen Stücken zusammengenäht werden. Und die Haussa haben diese Kultur und Industrie bis in die Hinterländer von Togo und Kamerun eingeführt. H. Schurtz und Oppel schließen aus der eigenartigen Form der Webeapparate bei den Haussa, daß hier ein isolierter Herd der Erfindung der Weberei sei. Wenn ich mir aber den von Passarge in seinem schönen Werk über Adamaua abgebildeten und von Oppel reprodu- zierten Webstuhl der Haussa ansehe, so finde ich, daf3 er im Prinzip ganz identisch mit dem hier in Ostafrika gebrauchten ist, es sind beides Webstühle, die sich von den indischen nur dadurch unterscheiden, dafs man nicht breite Flächen, sondern schmale Bänder webt. Hier in Ostafrika macht man nur Borden an den ssuka genannten Lendentüchern, im Sudan dagegen die er- wähnten Streifen. Bei uns hier wird das doppelte »Geschirr«, daß je die geraden und ungeraden Faden der »Kette« faßst, ckashabu genannt, es wird mittels zwei Hölzern, die forgo heißen, mit den Füßen bewegt; um die Fäden in Ordnung zu halten, ist am Ende der Kette ein /aua genanntes Gitter aufgesetzt. Im Sudan wird der »Schuf3« mit einem Schiffchen, bei uns mit der Hand durch- geführt, den dazu benutzten Faden nennt man bei uns suianda za kutarızıa,; im Sudan wird er mit einem kammartigen Instrument angedrückt, bei uns mit einem zuraj? genannten Holzmesser. Sonst aber sind die Webstühle ganz gleich. Früher hatte man bei uns im Innern und an der Küste auch solche, die breitere Tücher herstellen konnten, und diejenigen, welche ich in Indien zum Handbetrieb sah, waren ebenso dem Prinzip nach gebaut. Ich glaube demnach, daß das Weben im Sudan nicht besonders erfunden ist, sondern von den Arabern einge- führt wurde, und daf3 diese es aus Osten brachten. Das Urmodell für das Weben wird natürlich immer das Flechten gewesen sein. Das primitive Walzengin der Indier ckurka (in Turkestan Zschigir, tschigirch) scheinen die Araber weder in den Sudan noch nach Ostafrika eingeführt zu haben. Die Araber oder Perser brachten die Baumwolle auch nach Abessinien, wo sie öföb, duht (Amhari), othbe, thuth (Saho), fut (Tigrinja) genannt wird, sowie in das Somaliland, wo man sie szf nennt, also »Wolle«. Im Somalilande spielt die Baumwollkultur heute noch eine ziemliche Rolle, man exportiert von dort sogar seit Jahren eine allerdings recht schlechte Qualität nach Zanzibar. Es handelt sich um G. Zerbaceum. Soweit ich gehört habe, werden dort auch grobe und recht dauerhafte Zeuge gewebt. Im östlichen Sudan und der alten Äquatorialprovinz ist auch immer durch die Araber Baumwolle gebaut und gewoben. Besonders kam dies wieder zur Zeit der Abgeschlossenheit während des Mahdistenaufstandes auf. Die Sudanesen von Emin Pascha, die wir 1891 im Westen des Albert-Sees trafen, hatten alle selbstgewebtes Zeug, und Emin schenkte mir ein in seinem Hause gewebtes Handtuch mit roter Borde. Alle Frauen und Männer gingen immer mit der primitiven Spindel spazieren, für deren Wirtel man ein Stück Ton oder eine rund geschlagene Topfscherbe benützte. Als Kolumbus 1492 in Guanahani landete, fand er dort die ihm von seiner Heimat bekannte Baumwolle vor, allerdings nur von wilden Pflanzen; ebenso fand man sie wild in Brasilien. Die Azteken in Alt-Mexiko aber, die Maya in Yukatan und die Peruaner pflanzten und verarbeiteten sie. Offenbar haben diese Amerikaner die Pflanze selbständig in Kultur genommen und auch ohne Einfluß von Fremden die Weberei erfunden. Unter der spanischen Herrschaft ver- kümmerte diese Industrie dort fast ganz. Erst um die Mitte des 18. Jahrhunderts begann man damit wieder in Brasilien. Ende des 18. Jahrhunderts führte man Baumwolle auch aus Guiana und Westindien aus, in Virginien baute man zuerst 1621 die Pflanze an, in Luisiana 1697, die riesige Ausdehnung aber begann dort erst nach Erfindung der Entkernungs- und Spinnmaschinen 1770—1793 mit dem Beginn des 19. Jahrhunderts, und stockte eine Zeit lang während des Bürger- krieges bedenklich. Angespornt durch diesen Aufschwung begann man mit dem Anbau in Ägypten im Jahre 1821 durch den Franzosen Jumel, die Kultur wurde dort durch Mehmed Ali aufgenommen und besonders während des amerikanischen Bürgerkrieges sehr ausgedehnt. Während dieser Zeit wurde auch in Indien mehr Wert auf den Anbau gelegt. Dort hat sich auch eine sehr bedeutende Industrie entwickelt, 1854 baute man die erste Dampfweberei, und zwar in Bombay, wo es jetzt riesige mit den modernsten Maschinen ausgestattete Webereien gibt. In ganz Indien waren 1891 neben der Hausweberei 125 Dampfwebereien mit über 3 Millionen Spindeln und mehr als rıı Tausend Arbeitern. Wenden wir uns nun nach Ostafrika. Die Pflanze kommt hier massenhaft vor, aber sicher nicht wild, sondern überall, wo man sie fand, nur verwildert. Man nennt sie an der Küste mpamba, die Faser pamba, also mit dem persischen Wort, woraus die Wasagara /Aamba machten. Der Umstand, daf3 die Pflanze trotz des alten und großsen Imports von indischen Baumwollstoffen nicht mit indischen oder arabischen Namen benannt wird, läßt den recht sicheren Schluf3 zu, daf3 die persischen Kolonisten diese sowie viele andere Pflanzen hier ein- führten: jene hier meistens unter dem Namen Shirazi bekannten Leute, die im 10. Jahrhundert Magdischu und Kilwa gründeten, ihren Einfluß bis nach Sofala ausdehnten, aber wahrscheinlich schon viel früher hier Handel trieben. Die Blüte dieser persischen Kolonisation scheint mit dem 14. bis 15. Jahrhundert ab- geflaut zu sein, es ist also wahrscheinlich, daß die Einführung der Pflanze vor dieser Zeit stattfand, und zwar wird es sich ausschließlich um G. kerbaceum gehandelt haben. Es wäre interessant zu untersuchen, ob die Worte für die Teile des kleinen hier üblichen Webstuhles, die ich oben gab, persischen oder arabischen Ursprungs sind. Als die Portugiesen hier 1498 ankamen, fanden sie hier schon indische Kaufleute mit ihren Baumwollstoffen. Diese Indier werden durch ihre Beziehungen zu den Anwohnern des persischen Golfes und Arabiens von diesen gehört haben, daf3 es hier etwas zu verdienen gab, die afrikanischen Pioniere sind sie gewiß nicht gewesen, sie sind nur diesen nachgefolgt, als sie sicheren Ver- dienst sahen, und Kulturpflanzen scheinen sie fast nie eingeführt zu haben. Man hat an der Küste gegen Elfenbein, Kopal, Sklaven u. a. m. Baumwollstoffe ein- getauscht, aber diese werden sicher nicht billig gewesen sein. In der alten Zeit waren es auch in Europa Luxusartikel, feine Handwebereien für wohlhabende Leute. Die indischen Massenartikel für die »Wilden« werden nicht vor Ent- wicklung der indischen Industrie selbst, also nicht vor etwa 1840 in großen Mengen hergekommen sein. Noch 1850 trugen die Leute bei Tanga nach Krapf und Burton meist Felle. Von 1840 an beginnt auch erst die große Ausdehnung des Karawanenhandels mit dem Innern. Nach den Angaben von Strandes webte man, offenbar weil die Importe teuer waren, zur Zeit der Ankunft der Portugiesen hier eine Menge und recht gute Baumwollstoffe, wahr- scheinlich aus selbstgebauter Faser. Er schreibt: »Bekannt war die Baumwoll- industrie von Mugdischu, die heute, durch amerikanische und indische Fabrik- ware hart bedrängt, nur noch ein kümmerliches Leben fristet, in früheren Jahr- hunderten aber Erzeugnisse lieferte, die weithin verführt wurden und bis Ägypten einen guten Ruf hatten. Auch Patta hatte einen besonderen Ruf in der Her- stellung feinerer, buntgewebter Zeuge. Hauptsächlich reichere Stoffe wurden hier gewebt, und die als Geschenke für die Landesfürsten verwendeten Gewebe wurden allgemein geradezu Patta-Stoffe genannt. Ferner hatten die Kerimba- Inseln bei Ibo und die anliegende Küste eine ansehnliche Ausfuhr von Baum- wollstoffen. Daf3 Spinnerei und Weberei in alten Zeiten längs ‚der ganzen Küste bis Sofala hinunter betrieben wurden, ist vielfach beglaubigt. Erwähnenswert ist die Nachricht, dafß man in Sofala die Färbung der Garne nicht verstand, sondern vorwiegend nur weile Stoffe herstellte, die mit blauen und anders- farbigen Fäden durchwirkt waren, welche aus Stoffen indischer Herkunft los- gelöst waren.« Offenbar ist von der Küste aus die Kunst des Webens auch ins Innere ge- gangen. Noch jetzt fertigen die Leute im Süden des Tanganika in Mpimbwe, Rungwe, Urungu, Ufipa und am Tanganika selbst, ebenso Wanyamwezi im Süden des Victoria-Sees sehr dauerhafte und mit gelben und schwarzen Mustern ver- zierte Stoffe an. Aber durch die billigen eingeführten Stoffe lohnt sich für die bequemen Leute diese Industrie nicht mehr, und es wird nicht lange dauern, so werden solche hier gefertigten Stoffe große ethnographische Seltenheiten sein. An der Küste ist nur das Anweben schmaler bunter Borden an die Hüfttücher übrig geblieben; diese Borden werden /arzs? genannt, ein aus dem Arabischen stammendes Wort, die daran befindlichen Fransen matamfua. Sacleux gibt an, daf3 die Baumwolle auch bisweilen hier wzazyoa, d.h. »Haare«, genannt wird, ich habe das nie gehört. Der allgemeine Ausdruck an der Küste ist Jamba, auf der Komoren-Insel Johanna xramba, wwwamba, ın Usum- bura mangara, was wohl mit manga, der Bezeichnung für die Maskataraber, zu- sammenhängt. In Uganda sagt man pasuba, bei den Lur vzanwahre, den Shuli uahro, den Madi vara, bei den Wakami sz/a, den Wanyamwezi zluwa, den Wahombo zulembe, den Wakussu zsonx, den Wangoni /unguza, den Wamakuwa utochi, in Togo (nach den Varietätennamen zu schließen) dot, deti. Es wäre interessant,. diese Liste zu vermehren, jedenfalls sind die ver- schiedenen Benennungen für eine sicher eingeführte Pflanze ein neues Zeichen dafür, wie wenig Schlüsse man aus den verschiedenartigen Bezeichnungen einer Pflanze für deren Herkunft ziehen kann. In Nachfolgendem gebe ich noch eine Menge afrikanischer Namen für die Baumwolle und die Baumwollpflanze nach Koelle's »Polyglotta africana«, die 1854 herausgegeben wurden. Er hat die Sprachen von westafrikanischen befreiten Sklaven in Liberia usw. abgefragt, Leuten, die teils schon lange aus ihrer Heimat fort waren. Die Wörter werden deshalb zum Teil nicht sehr zuverlässig sein. Außerdem war zur Zeit der Aufstellung der »Polyglotta« die Kenntnis vom Innern Afrikas noch so gering, daf3 viele der Stämme sich kaum identifizieren lassen. Ich gebe sie, wie sie in dem Koelle’schen Werk stehen mit seiner Orthographie. Senegambien bei Bissagos bis Monrovia Volksstamm Baumwolle Baumw.-Pfl. Fulup bubal bubul Filham buful buful Bola mods mods Sarar mual bumuat, pl. mmuat Pepel Zmors ZIMOrS Biafada waelu buri wuwawelu Padsade pakonde pakonde Bagavon Kalum #ease kents ekekcase Timne epompo epompo Bulon noma wlogunoma Mampa noma fogu-noma Kisi yifundo fungalen _ yıfunde-bungulen Süd-Senegambien bis Kap Palmas Madenga koronde koronde-koloma Kabunga kutando kutande-iro Toronka koyondyi koyondyıdyu Dsalunka kodondi kodondi-dsu Kankanka koronde koronde-kolo Bambara korondi korondt-koroma Kono ande Fande-kone Vei Fande Fande-kon Soso Solima gesema gesebella Kisekise gesafute gesa-wuri Tene dugıfuni dugrfuni Gbandi fandei fande-uri Landoro ande fande-wuru Mende ande fande goro Gbese Vie Vle-uru Toma gese gese Mano zye zye-Iri Gio gle gle-giri u. vye-giri Kru-Küste Volksstamm Dewoi Basa Kra Grebo Gbe Dahome-Sklaven-Küste Adampe Ewe Hwida Dahome Mahi Togo, Lagos Aku Ota Egba Idsesa Yoruba Yagba Eki Dsumu Oworo Dsebu Ife Ondo Dsekiri Igala Sudan-Niger Mose Dselana Guresa Gurma Legba Kaure Kiamba Koama Bagbalani Kasm Yula Niger-Mündung Isoarna Isiele Baumwolle gle gefu E ese dsue & ESEe edeti u. deli deti avoka avoka avoka OWU oWwu OWwu OU OU oWwu efutowu u. 0Wwu oru u. 0WwuU ou OWU ou owu oOWU lamdo gmit garguna kunkuntu gbemgbeman Ppisato yortto kunkun gungun geripun yarogumu oro OWwuU Baumw.-Pfl. grle-su ge-dsın gese-tu dsue-apubur gese-dsu deti-t deti-t avoka-tı avoka-u avoka-l 2g7-0wu 2g7-0wu og0do 2gT-0wu 2g7-0Wwu 2g7-0wU 2g7-0wu Zg7-0ru egT-owu 7g7-0wu 2g7-0u owu-cgTl alt-owu lamdo gmioh gargun-tvo kunkun-do gbemgbem-dedan pisatoru akirve kunkunda yargungunu geripunde yaro-gumu-leo oro OSIST-OWU nen Niger-Mündung Volksstamm Abadsa Aro Mbofa Sobo Egbele Bini Ihewe Oloma Okuloma Unterer Niger (Nupe) Nupe Kupa Esitako Goali Gugu Puka Basa Ebe Opanda do. Igu Egbira-Hima Tsad-See Budumo Bornu, Kanuri Munio Nguru Kanem West-Tsad-See Pika Karekare Bode Ngodsin Doai Baumwolle ou 070 Uruesie olulu olulu olulu olulu olulu auvro lunu coru lolu /ula lelu lulu Isugbani owu ou tut ou-tulu kundera kalgutan (arab.) kalgudan kalgudan kalgudan lolo aslei sdado akokua kou Östlich vom unteren Niger Ekamtulufu Udom Eafen Basa Kamuku Kamerun-Hinterland Dsuku newu lewu cewo tise ZUSce vsyo U. vS20 Baumw.-Enl: ou U. asıst-omwu oSISI-0TO uruesie usolulu otolulu etolulu alulu alulu ourondst lunu-dsigma eoru-tsigmo lolu-zugba /ulo-dsimoa dalu tsıgbo-Iulu isugbami tugma owu oktou odst-ou wanei hikundera kender kander kender kesgä-kalgudanbe dsorwr-lolo masalı sugwa den-gabokua zdongo kou eti-newu bett-lewu ettwvo eutise 0-0, 0-lUSc h-vsyo Kamerun-Hinterland Volksstamm Bayon do. Pati Kum Bagba Balu Bamom Ngoala Momenyo Papiah Param Kabenda Kongo— Angola Mimboma Musentandu Kanyıka Ntere Mutsaya Babuma Bumbete Kasando Nyombe Basunde Ngola Pangela Lubalo Runda Songo Kisama Südost-Afrika Muntu Kiriman (Kilimane?) Marawi Meto Matatun Nyamban (Inhambane?) Baumwolle ngombe u. ndeb ndab ngombe gombe ndab ndab susur ngombe ZU20 U. Si20 ndeb koko nsande WUS ondant fura lefot mosida misele musinya,pl.misinya nsari sade musınya ondera u. ulonanga munsmya ndant musinya,plnusinya musinya,plmuzinya litondst ntod's tond'se ntodse ntodse kigama, pl. zigama West-Atlantische Stämme Wolof Bidsogo Ankaras witen unyomfur Baumw-BRtl Z-ngombe H-ndab u. nke-ndab Br-ngombe gombe u. ombe Htin-dab fe-ndab susur ngombe ZU20 edje-ndab uti-RoRo nt-ansade nt-awusu mudsuondant mott-cfura mott-lefot mosida, pl. mesida olamosele mudsu-amisınya nu-minsari ntı-ansade modsu-amusınya ott-wondere munsimya modsu-andanta MUSU-AMSINYA mudsu-amusinya litond'si murt wantods tengo tonds ntodse aluguda (portug.) ntandawakigama banta-wilten West-Atlantische Stämme Volksstamm Wun Gadsaga Banyun Nalu Bulanda Limba Lamdoma Hoch-Sudan Asante Barba Boko West-Zentral-Sudan Kandin Tumbuktu Bagirmi Hausa Kano Kadzına Pulo Timbo Salum Goburu Kano Niger-Delta Yala Süd-West-Afrika Anan Dsarawa Koro Ham Okam Yasgua Nki Kambali Alege Süd-West-Afrika ? Penin Bute Ndob Tumu Baumwolle enyoma kotole dsomat mbufuka Fkotun pompom akutan asawa NOESU bu abdıga habu oudega oudugü abduga /otollo lige u. hortolo hotolo /otolo OU afu lan nkortle syuas etatig olulu ole dsinlu u. dsıllu OWU Baumw.-Pfl. enyoma kotole-tine dsomot ntı ngambufuka fkotun kufompom akutan asawa-dua noesu-mbora bu-lı angulia u. 2dsa- abdiga habu-bunda u. habu lambu tadse heudega itadsanondiga ıtsa-abduga legal-hotollo legal-hige legal-hotolo ou afu u. eto-fö ngun-lan kodsi-rule katıwas ts! dsetadig olulu ole odanga-dsıllu OST-0WU endsun (vom Baum!) fefurom nkuet kontefuromme mpunkuet ngegoami u. ngoad ngoad Stuhlmann, Beiträge zur Kulturgeschichte von Ostafrika. [95) [0>) Süd-West-Afrika ? Volksstamm Baumwolle Baumw-Bil Konguan ewo EeNOTOWO Mbarike letop letop Siwi moo, moWwo u. moro RoNo-Moo Boritsu busekam ekin-busckam Afudu ndase ndase . Afut ngonbe keti Rengonbe . Nso ndaw kedsi kendau Arabisch Wadai gotun gotum Adıirar kutan ige, pl. ligedsi Beran kutan ige, pl. hgul Auch vor der neueren Baumwollkultur müssen in Ostafrika fremde Saaten eingeführt sein. Im Jahre 1901 wurde vom Gouvernement eine Umfrage erlassen und dabei festgestellt, daß außer der kaum überhaupt irgendwo angebauten G. arboreum hier alle Arten Gossypzum verwildert gefunden wurden, während von den Persern oder Arabern doch nur G. kerbaceum eingeführt worden sein kann. Und zwar gehörten merkwürdigerweise die meisten gesammelten Proben den aus Amerika stammenden Arten an. G.barbadense war 1895 zur Zeit der Abfassung von Engler’s »Pflanzen- welt Ostafrikas« bekannt von Abessinien, Nubien, Zanzibar, Senegambien, Zambezi, Sierra Leone, Ober-Guinea, Tsad, Niger-Benu&, Gabun, Angola, Kongo, auch in Gonda in Unyamwezi von Böhm, am Ikimba-See westlich von Bukoba von mir gefunden usw. Bei der erwähnten Umfrage wurde das Vorkommen dieser Art festgestellt in Mahenge, Kitopeni bei Bagamoyo, Mohoro, Kilwa, Samanga bei Kilwa, Kilossa, Sungwe bei Daressalam, Masinde, Mpwapwa, Saadani, Mandera in Usegua, Tengwa bei Saadani. G. peruvianum war früher nicht gefunden worden, aber bei der Umfrage konstatiert in Rudege bei Saadani, bei der Mission Kirokwe bei Mpwapwa, bei Kisserawe, bei Kirumbira, am Tanganyika, Mwanza, Liwale, West-Usambara, Madibiro in Uhehe, Kilimatinde, Mikindani. G. hirsutum war früher bekannt aus Abessinien, Nubien, Sennar, Kordofan, Senegambien, Niger-Benu&, Angola, Unter-Kongo, Usambara. Bei der Umfrage ward sie gefunden in Bismarckburg und Kilwa. G. herbaceum war aus Abessinien, Nubien, Somali-Land, Sennar, Kordofan, Bahr-el-Ghazal, Zanzibar, Zambezi, Senegambien, Ober-Guinea, Niger-Benu& be- kannt. Bei der Umfrage ward sie gefunden in Daressalam, Mwanza und Zanzibar sowie in Somali-Land. Letztere in Proben aus Zanzibar. Verwilderte Baumwolle ist damals, ohne daß sie der Art nach näher be- stimmt wurde, in der ganzen Kolonie verbreitet gefunden. Unzweifelhaft wird hier in älterer Zeit nur die G. kerbaceum vorhanden gewesen sein; aber die anderen Arten sind ziemlich früh verbreitet, wie das bei Ikimba gefundene Exemplar von G. darbadense zeigt, wohin unsere Expedition als erste europäische kam. Die Befunde der amerikanischen Sorten bei der Um- frage sind wohl meist darauf zurückzuführen, daf3 man damals danach in der Nähe der Europäer Ansiedelungen suchte, und daf3 dorthin seit Jahren Proben von allen erdenklichen Samen gesandt wurden. Bis etwa 1898 verteilte die frühere Kultur- Abteilung des Gouvernements jedes halbe Jahr an alle Gouvernementsnieder- lassungen viele von Klar und von Dammann gesandte wirtschaftliche Sämereien, unter denen sich meines Erinnerns auch immer solche von Baumwolle befanden. Es werden sich also auch vielfach auf diese Weise die Befunde der amerikanischen Arten erklären. Schon im Beginn unserer Kolonialbewegung wurden hier gröfere Versuche mit der Kultur der Baumwolle gemacht in der Erkenntnis, daf3 unser Heimats- land sich, wenn möglich, unabhängig von dem Ausland stellen mufß in der Be- schaffung dieses seit dem vorigen Jahrhundert für die deutsche Volkswirtschaft so eminent wichtigen Rohstoffes. Der Weltbedarf von Rohbaumwolle ist ungefähr etwa 14—15 Millionen Ballen von je 500 Pf. engl, im Werte von rund 3'/s Milliarden Mark. Deutschland führt jährlich davon etwa 3'/,—4 Millionen Ballen ein im Werte von über 400—470 Millionen Mark, von denen etwa 3—3'/, Millionen Ballen im Werte von 250—280 Millionen im Lande bleiben.*) Eine geringe Schwankung des Rohmaterials im Preise kostet demnach dem Nationalvermögen Millionen, politische Verwickelungen in den Hauptursprungsländern können die gesamte große Baumwollindustrie von über 7 Millionen Spindeln lahm legen und ungezählten Arbeitern das tägliche Brot rauben. Die Erzeugung von Baumwolle in eigenen Gebieten ist demnach volkswirtschaftlich von ganz eminenter Be- deutung, sie ist mit dem Wohlergehen von fast einer Million von deutschen Ar- beitern eng verbunden. Im Jahre 1386 wurden seitens der Deutsch-OÖstafrikanischen Gesellschaft Anbauversuche in Madimula hinter Bagamoyo, in Korogwe am Fuß der Usambara- berge und in Kikogwe bei Pangani gemacht. Die ersteren beiden Plätze wurden als Stationen der Gesellschaft bald aufgegeben, im September 1888 habe ich bei Korogwe noch die Reste der Baumwollfelder gesehen; Kikogwe wurde in dem großen Araberaufstand, ebenso wie die meisten Niederlassungen der Deut- schen zerstört, so daf3 dort erst nach der Niederwerfung des Aufstandes durch Major von Wißmann die Anpflanzungsversuche im Jahre 1890 wieder begonnen werden konnten, und zwar unter der Leitung des in Texas erfahrenen Pflanzers Lautherborn, desselben, der sich später durch Ausbildung der Sisalkultur am *) Nach dem »Statistischen Jahrbuch« gingen in das deutsche Zollgebiet an Rohbaum- wolle 1903 382466 Tons ım Wert von 395 147000 Mk. 1904 398 118 ” „ ”„ „ 470999 000 „ 1905 402858 „, REN: » 398215000 ,, 1906 390 2053 ” „ „ ‚» 445279000 ,, (05) os is 516 geh selben Platze ein bleibendes Verdienst für die Kolonie schuf. Im ersten Jahr wurden 40 Morgen mit Texas- und Sea-Island-Baumwolle bepflanzt, 530 Zentner wurden geerntet, die von Dr. Jansen in Dülken gut beurteilt wurden. Im folgenden Jahre erntete man 4600 Kilo Texas- und 300 Kilo Sea-Island-Baum- wolle; im September 1893 wird berichtet, daf3 412 Morgen gerodet waren, von denen man 200 bepflanzt hatte. Zwanzig Zentner Baumwollsaat hatte man an die benachbarten Eingeborenen verteilt, aber ohne daf3 diese die Kultur auf- nahmen. Im Jahre 1894 war nach dem Sachverständigen-Urteil das Produkt »fast tadellos«, wurde aber bei dem niedrigen Stand der Baumwollpreise nur mit 31'/a Pfg. per lb. beurteilt. Der Jahresbericht der Deutsch-Ostafrikanischen Gesellschaft für 1893 äufßsert sich über die Erfolge mit Baumwolle noch sehr be- friedigend, im folgenden für 1894 aber wird erwähnt, daf3 die Felder durch plötzlich hereingebrochene Heuschreckenschwärme schwer heimgesucht seien. Es heißt dann weiter: »Im Hinblick auf die durch Überproduktion in Amerika und anderen Ländern hervorgerufene Verschlechterung der Baumwollpreise, welche anscheinend von Dauer ist, haben wir auf Kikogwe den Anbau von Liberia- Kaffee begonnen.« Im Jahre 1896 ist die Baumwollkultur dort dann ganz auf- gegeben. Aus alten Notizen entnehme ich noch, daf3 man mit Ochsen pflügte, und daf3 diese durch Krankheiten starben, daf3 »eine Mottenlarve die Kapseln sehr schädigte«, so dafl3 das Ergebnis etwa nur 30%, von dem in Texas üb- lichen war. Ich entnehme ferner dem Jahresbericht der Gesellschaft, daß Kikogwe 1894 bei der Aufgabe der Baumwollversuche mit 187000 Mk. zu Buch stand, die wohl ganz auf diese Versuche verbraucht sind. Wenn nun auch über die Insektenplage, über einen roten Blattrost, über unzuverlässige Regen, teure Frachten und das Viehsterben geklagt wurde, so glaube ich doch, daf3 die Haupt- gründe für das Aufgeben dieser Kultur der allgemeine Preissturz der Baumwolle und außerdem die Hoffnung der Gesellschaft war, durch den Anbau von Liberia- Kaffee mehr zu verdienen.*) Kleine Versuche wurden bei Tanga 1891 noch durch die Herren Perrot, Weber und Dr. K. Kaerger gemacht für die Deutsch-Östafrikanische See- handlung. Letzterer hat in seinem Werke »Tanga-Land und Kolonısation Deutsch- Ostafrikas« darüber berichtet; er spricht sich nicht schlecht über die Aussichten aus, gab aber die Versuche wegen seiner Abreise auf. Andere Versuche wurden damals noch in Witu von Deutschen angestellt, deren Namen ich nicht kenne, und in Mikindani durch Herrn v. Quast. Zur Unterstützung der Baumwollproduktion in unseren Kolonien machte Ernst Vohsen im Kolonialrat 1891—92 den Vorschlag, für die Dauer von 10 Jahren eine Ausführprämie von Io Pfennigen auf das Kilo der in den Kolonien *) In der Tat hatten die Baumwollpreise damals einen abnorm niedrigen Stand: midd- ling american kostete pro 'J, Kilo loco Bremen 1871 = 81°/, Pfg., 1881 = 61'/, Pfg., 1888 — 53 Pfg., 1892 = 80 Pfg., 1893 = 44 Pfg., 1894 = 36 Pfg., 1895 = 36\/, Pfg., 1896 — 41 bie, 1897 — ar, Pfg., 1898 — 31\), Pfg., 1899 — 331, Pe, 1900 — Isny, Pfos 1901n A ae erzeugten marktfähigen Baumwolle zu gewähren, ein Vorschlag, der sich leider nicht verwirklichen ließ. So ruhte nun eine ganze Zeit lang die Baumwollproduktion bei uns. Es ist das Verdienst von Karl Supf, durch die Initiative des Kolonialwirtschaft- lichen Komitees sie wieder in Fluß gebracht zu haben. Zuerst ward im Herbst 1900 eine Baumwoll-Expedition unter Leitung amerikanischer Neger nach Togo gesandt. Der Kaiserliche Gouverneur Graf von Götzen griff den Plan dann für Deutsch-Ostafrika auf. Ende 1901 wurde auf Grund der erwähnten Umfrage ein ausführlicher Bericht über die Baumwollfrage zusammengestellt. Im Juni 1902 trat in der Kolonialabteilung des Auswärtigen Amtes eine Versammlung zusammen, in der beschlossen wurde, mit staatlicher Unterstützung auch in Ostafrika die Baumwollkultur aufzunehmen und damit das Kolonial- wirtschaftliche Komitee zu beauftragen. Mittel des Gouvernements, der Wohl- fahrtslotterie und später auch ganz bedeutende Mittel der an der Baumwoll- industrie interessierten Firmen wurden bereitgestellt. Ende 1902 ward ein in Ostafrika früher beschäftigter Pflanzer nach Nordamerika gesandt, der dort die Kultur studieren und später hier die Unternehmungen leiten sollte. Leider mifs- glückte diese Sendung. Inzwischen wurden in Ostafrika vorbereitende Anpflanzungen in Liwale vom Gouvernement und in Gerengere von der Kommune Kilwa, sowie bei Tanga durch die seitens der Kommune angesiedelten Indier mit verschiedensten Saaten vorgenommen. Anfang 1903 sandte das Komitee je eine Handginmaschine und die zur Herstellung einer Ballenpresse nötigen Eisenteile an die Kommunen Kilwa und Tanga sowie an Herrn Zschaetzsch; das Komitee gewährte aufserdem . diesen Stellen für jeden ordnungsmäßlig mit Baumwolle bepflanzten Hektar eine Prämie von 150 Mk. für mindestens je 10, höchstens je 20 Hektar. Ägyptische Saat wurde reichlich hergesandt. Ende 1903 wurde zur Leitung der ganzen Versuche der Deutschamerikaner J. H. G. Becker als Baumwollinspektor heraus- gesandt, dem der Farmer Wiebusch und der Maschinenmeister Sasse bei- gegeben wurden. Ende 1903 hatten die zehn Kommunalverwaltungen an der Küste sowie die Herren Zschaetzsch, Devers, Wiedemann und Wiegand mit der Kultur begonnen. In der Kampagne 1904 wurden über 2000 Hektar bepflanzt, 26 Ginmaschinen und 13 Pressen wurden aufgestellt und eine Dampf- ginanstalt angelegt. Das Komitee selbst begann am Rufiji bei Panganja unter der Leitung von Herrn Holzmann eine eigene Baumwollfarm, die hauptsächlich Lehrzwecken dienen sollte. Da es sich herausgestellt hatte, daf3 die ägyptischen Varietäten die besten Resultate bei uns gaben, wurden Professor Zimmermann vom Biologisch Landwirtschaftlichen Institut und der Baumwollinspektor Becker nach Ägypten gesandt, um dort Studien zu machen, worüber dann ersterer eine » Anleitung zur Baumwollkultur« herausgab. In der Folge hat man dann fast nur mehr ägyp- tische Sorten, besonders die »Abassi« genannte, gebaut. Wie oben erwähnt, verdankt die Baumwollkultur in Ägypten ihre Ent- stehung der Iniative des Chediven Mehemed Ali im Anfang des vorigen Jahrhunderts; man soll dort zuerst eine langfaserige Art aus Sennar und Dongola, dann auch beste brasilianische Saat genommen haben. 1838 führte der Franzose Jumel dort Saat von Sea-Island-Baumwolle, also G. barbadense ein, die man dort Jumel nannte. Eine sehr große Ausdehnung bekam die Kultur in Ägypten, als die Faser während des amerikanischen Bürgerkrieges im Jahre 1861—1865 auf über einen Dollar pro Pfund stieg. Jetzt bebaut man dort etwa 6400 qkm oder etwa '/, der gesamten Kulturfläche mit Baumwolle und zwar hauptsächlich mit den Sorten As/smuni, Mitafifi, Abassi und Yannowich. Ashmuni, die alte Maco-Jumel, hat nach der Angabe von Oppel ihren Namen nach dem Orte Ashmuni; sie ist jetzt in Unterägypten stark verdrängt, wird aber noch im Oberlande gebaut. Mitafifi ist eine Varietät, die von einem Griechen in dem Orte gleichen Namens gefunden ward, offenbar eine im Lande spontan entstandene Kreuzung, ihr Same hat am Ende einen blaugrünen Flecken. Er ist die in Unterägypten jetzt meistens gebaute Sorte mit gelblich-bräunlicher, langstapliger, starker und seidiger Faser. Abassi soll ein Abkömmling von der vorigen sein, sie hat eine rein weiße, langstaplige, seidige und sehr feine Faser. Mit dieser Sorte hat man bisher in Ostafrika die besten Erfolge gehabt. Yannowich ist eine erst Ende der neunziger Jahre des vorigen Jahrhunderts in Ägypten entstandene Spielart, deren Faser etwas heller als die von Mitafifi, aber noch feiner, seidenglänzender und langstapliger ist. Der Beschaffenheit der Kerne nach, die fast ohne den kurzen Filz sind, ihn vielmehr nur an ganz kleinen Stellen zeigen, handelt es sich bei der hier gepflanzten Abasszi-Sorte um fast reine G. barbadense, wohl ein wenig mit G. hirsutum oder G. herbaceum gekreuzt. Zur Unterstützung der neuen Kultur in Ostafrika hatten die Deutsche Ost- afrika-Linie und die Firma W m. O’Swald & Co. sich bereiterklärt, alle hier erzeugte Baumwolle auf ihren Dampfern bis zum 30. April 1906 frachtfrei zu befördern, von da an gelangte ein Frachtsatz von 42,50 Mark plus 10°/, pro 1000 Kilo Baumwolle, und 25 Mark für 1000 Kilo Baumwollsaat zur Anwendung. Das Komitee erbot sich, alle Baumwolle zu einem Garantiepreis von 40 Pfennig für das Pfund der ägyptischen »fully good fair« entsprechende Qualität, 30 Pfennig für das Pfund der dieser Qualität nicht gleichkommenden entkernten Baumwolle an der Küste zu zahlen, einschließlich des Entkernens, für das 4 Pfennig pro Pfund gerechnet wurde, oder aber die Faser ohne Kommissionskosten in Deutsch- land zu veräußern. An Stelle des ausgeschiedenen Herrn Becker übernahm Herr John Booth seit dem 30. Juli 1905 als Kommissar des K. W. K. die Leitung der hiesigen Unternehmungen, da der Anbau sich immer weiter ausdehnte und nur im Süden der Kolonie durch die kriegerischen Unruhen ein wenig ins Stocken kam. Die Zahl der Ginstationen wurde vermehrt, der Anbau am Viktoria-See in der Land- schaft Nera und am Kilimandscharo ausgebreitet; insbesondere wurden alle Gin- stationen anstelle der Sägegins mit den die Baumwolle mehr schonenden Walzengins ausgerüstet. Bei den landwirtschaftlichen Ausstellungen in Dares- salam (1904) und Zanzibar (1905) erhielt die ostafrikanische Baumwolle hohe Preise. Zur dauernden Kontrolle der Qualitäten wurden ein ägyptischer Klassi- fikateur angenommen. Im Frühjahr 1906 waren 6 Dampfgin-Anlagen in Tätig- keit. Seit 1907 fungiert als Kommissar des K. W. K. an Stelle des ausge- schiedenen Herrn J. Booth Herr Freiherr von Palm. Die Unternehmungen dehnten sich so aus, daß auch in der Heimat eine dem K. W. K. beigegebene Baumwollbau-Kommission im Jahre 1906 ins Leben trat, die heimischen Textilverbände entschlossen sich, für den Anbau von Baum- wolle in den Kolonien Beiträge bis zu einem Satze von 10 °/, ihrer Beiträge zur Berufsgenossenschaft zu leisten, das Reichsamt des Innern stellte außerdem Mittel bereit, und endlich fingen 1906 auch eine ganze Reihe von Privaten an, sich intensiv mit eigenen Unternehmungen für die Baumwollkultur zu interessieren. Diese Anlagen betätigen sich im Bezirk Kilwa, bei Saadani, bei Morogoro- Kilossa und bei Mwanza. Das Komitee selbst kam zu der Ansicht, daß ein Anbau im Großen mit den Mitteln der modernen Landwirtschaft den kleinen Unternehmungen vorzuziehen sei und beschloß demnach, bei Saadani eine große Farm mit Dampfpflug anzulegen, eine zweite bei Mwanza. Der Dampfpflug (Fowler ı6pferdig) kam Ende 1906 in Tätigkeit und arbeitet vorzüglich. Auch die Pflanzung Panganja am Rufiji soll vergrößert werden. Gebr. Kan gros brachten noch einen Hackdampfpflug, der aber als zu schwach durch einen 2opferdigen ersetzt werden soll. Einen anderen Dampfpflug brachte man 1908 nach Kilwa. Es ist demnach neuerdings anstelle der zuerst geplanten Eingeborenen-Kultur die euro- päischen Großkultur ins Auge gefaßt worden. Es ist dies ein Wendepunkt in den ganzen landwirtschaftlichen Bestrebungen in Deutsch-Ostafrika. Es ist zu hoffen, daf3 diese Unternehmen Erfolg haben werden, und daß die umliegenden Eingeborenen unter der Anleitung der großen Pflanzungen ebenfalls etwas Baumwolle anbauen und den Europäern verkaufen werden. Ohne gelinden Druck allerdings werden die Neger wohl kaum viel produzieren, geschweige denn, daß sie in Nachahmung der Europäer die Pflugkultur mit Düngung leicht aufnehmen werden. Der Neger arbeitet nur in der Art seines ihm ge- wohnten Hackbaues, und in diesem wird er auch Baumwolle erstellen, pflügen aber wird er auch mit noch so viel Druck kaum. Ich bin in dieser Hinsicht nicht der Meinung meines Freundes Busse. Nur wenn der Neger, wie in Amerika, ganz aus seinen heimischen Verhältnissen herauskommt, oder aber, wenn ihm ein anderes ethnologisches Kulturelement aufgepfropft wird, wie es die Weißen in Südafrika sind, wie es Chinesen oder indische Kulis hier vielleicht ein- mal sein könnten, wird er ein anderes Wirtschaftssystem annehmen. Die frühere Beeinflussung der hiesige Küstenneger durch Perser und Araber, die doch in ihrer Heimat pflügen, und deren Einfluß wahrlich nicht gering war, hat nicht ausge- reicht, selbst hier an der Küste eine andere Wirtschaftsform als den Hackbau ein- zuführen. Wenn der Neger zu anderen Wirtschaftsformen käme — wobei die Frage ganz aufser Betracht gelassen werden soll, ob’ er sich dabei glücklicher fühlen würde — so würden wahrscheinlich die Arbeiterverhältnisse noch schwieriger werden, bis die Bevölkerung so zunimmt, dafß jeder Neger arbeiten muß, der leben will, was augenblicklich nicht der Fall ist. Die bisherigen Be- mühungen, die Baumwolle als eine Volkskultur der Eingeborenen einzuführen — wie dies in Togo gelang — scheinen bei Mwanza und am Rufiji keine schlechten Aussichten zu haben. Ob es unter den veränderten Verkehrsver- hältnissen im Anschluß an Eisenbahnen fortschreitet, muß die Zukunft lehren. Nach den neuen national-ökonomischen Bestrebungen der Regierung, die in erster Linie vom Neger eine eigene selbständige Produktion erwartet, wird man die Versuche in dieser Hinsicht wohl sehr unterstützen. Aber man vergesse nicht, daf3 nur die groß angelegten europäischen Pflanzungen gute Qualitäten werden erzielen können, und daß sie ohne zahllose Arbeiter nicht werden gedeihen können. Durch zu großes Ermutigen der Eigenkulturen der Neger aber wird die Be- schaffung von Arbeitern für alle europäischen Unternehmungen sehr erschwert, auf denen überdies der Neger stets und in Mengen einen lohnenden Verdienst finden kann und auf denen er zum guten, fleißigen Arbeiter erzogen wird, der Bedürfnis nach Einkauf von Artikeln europäischer Importe hat. In Mohoro und Mwanza sollen neuerdings die Eingeborenen sich der Baumwollkultur annehmen. Die ganze Baumwollproduktion in Großen wird ebenso wie die anderer landwirtschaftlicher Produkte davon abhängen, ob es gelingt, die Arbeiterzufuhren befriedigend zu gestalten. Auf die Benützung von Zugtieren wird man erst dann sicher rechnen können, wenn man die Tsetse-Krankheit und andere Seuchen sicher zu bekämpfen weiß, wovon wir heute noch weit entfernt sind. Ist eben in Gegenden die Tsetse-Fliege, so wird auch die Krankheit, wenn sie nicht schon da ist, auch bald dort erscheinen, und z. B. an den Ufern des Viktoria-Sees kommt G/ossina fusca massenhaft vor. Außerdem wird man mit den gar nicht mehr billigen und häufigen und auch der Tsetse-Krankheit unterworfenen sog. Massai-Eseln beim Pflügen gar nichts anfangen können, sie sind zu schwach und störrisch. Die Rinder sind vielen Krankheiten unterworfen und auch schwach. Man wird demnach — eben- so wie in den Zuckerkultur-Ländern — argentinische Maultiere benutzen müssen. Bei wirklicher Großkultur aber wird man nur an Dampfpflüge und an eine Be- förderung mit Eisenbahnen und Dampfern denken, zahllose Negerhände aber nicht entbehren können. . Schlimmer als die Arbeiterfrage und die Beschaffung von Tieren zum Pflügen und Befördern des Produktes ist aber die Frage der hiesigen Schädlinge der Baumwollkultur. Wenn man von den bisweilen mit elementarer Gewalt hereinbrechenden Heuschreckenschwärmen absieht, kommen nach den Unter- suchungen von Prof. Vosseler bei uns folgende tierische Schädlinge in Betracht: Gelechia gossypiella, die auch in Indien vorkommt. Die kleine Raupe (der rote Kapselwurm) dieser Motte lebt in den Kapseln, frißt die Samen und zerstört die Fasern. Dies ist hier der allerschlimmste Feind, und bislang ist noch kein Mittel zu seiner Bekämpfung gefunden, ja es konnten die Schmetter- linge selbst so gut wie nie gefangen werden, weder bei Tage, noch nachts bei der Laterne. Man hat sie bisher nur durch Züchtung erhalten. Glücklicherweise scheint dieser Schädling im Innern der Kolonie weniger stark vorzukommen als an der Küste. Diese Motte ist jedenfalls der gröfßßte Feind der Baumwollkultur, und wenn diese sich ausdehnt, wird man nicht umhin können, eigene Gelehrte mit der Untersuchung: dieses Schädlings zu betrauen, wie man das in Amerika mit den Hauptfeinden macht. Im Oktober 1908 hat das K. W. K. sich ent- schlossen, zu diesem Zwecke einen Herren zu gewinnen, der seine Arbeiten im Anschluß an das Biol. Landes-Institut Amanı machen soll. Dysdercus fasciatus und D. superstetiosus,' die sogenannte Rot- wanze. Auch sie macht viel Schaden, aber man kann sie in enormen Massen fangen in aufgeschlagenen Früchten des Affenbrotbaumes, und zwar mufß3 man in feuchteren Gegenden trockene, in den trockenen Bezirken noch nicht ganz reife Früchte zu diesem Zwecke nehmen, in denen man jeden Morgen ganze Mengen der roten Wanzen finden und in Petroleumwasser töten kann. Auch fängt man sie in halben Kokosnußsschalen oder ähnlichen Gefäßen, die man mit alter Baumwollsaat gefüllt in die Pflanzungen legt. Earias insulana. Die Raupe dieser kleinen Motte frißt als »Kapsel- wurm« die Kapseln aus und sticht die Triebspitzen der Pflanze an. Glücklicher- weise ist sie hier noch nicht so schädlich, wie in Ägypten. Prodenia sß. Die Larve dieser Motte lebt als »großer Kapselwurm« ebenfalls in den Kapseln, ist aber nicht sehr häufig. Ein Rüsselkäfer, der noch nicht wissenschaftlich bestimmt ist, ringelt den Stamm und bringt dadurch die Pflanze zum Abbrechen, ebenso Termiten, die oft durch Frafß an den Stämmen viel Schaden machen, aber vielleicht haupt- sächlich da, wo durch klimatische Schädigungen die Pflanze schon kränkelte. Oxrycarrhenus hyalnipennis ist eine kleine Wanze, welche in den offenen Kapseln lebt, aber ohne anscheinend Schaden zu machen. Die sogenannte Kräuselkrankheit der Baumwolle hat nach den Unter- suchungen keine pflanzlichen oder tierischen Feinde als Ursache, sondern ist auf physikalische Schädigungen durch zu grofle Nässe an den Wurzeln der Pflanzen usw. zurückzuführen. An pflanzlichen Schädlingen ist von Prof. Zimmermann eine Wurzel- krankheit durch den Pilz Neocosmospora vasinfecta beschrieben, die sich infek- tionsartig verbreiten kann und bei deren Auftreten deshalb alle erkrankten Pflanzen sofort zu vernichten sind. Auf den so erkrankten Wurzeln lebte der Pilz Drp/odia, auf den Blättern bezw. Fruchtknoten die Pilze Phryllosticta gossypina und Alternaria makrospora(?), die aber alle anscheinend keine großen Schädi- gungen machen. Jedenfalls verdienen die Schädlinge dauernd die sorgsamste Beobachtung und Bekämpfung, d’enn es ist eine alte Lehre, daß man bei den Kul- turen nicht nur die betreffende Pflanze, sondern auch alle deren Schädlinge dauernd mitzüchtet. Wenn diese demnach nicht mit allen verfügbaren Mitteln unterdrückt werden, so vermehren sie sich so rapide, daß sie die Kultur vernichten können. Es wird eben eine Frage der Berechnung sein, ob trotz dieser Schädlinge die Baumwolle hier noch rentable Erträge gibt. In der Voraussetzung, daf} man gute Arbeiterverhältnisse hat, daß man solche Böden zur Kultur wählt, wo bei unerwarteten Regen die Pflanzen nicht durch Stagnierendes Wasser ertrinken können, und daf man konstant die Schädlinge mit Erfolg bekämpft, kann der Baumwollproduktion ein leidlich gutes Progno- stikon gestellt werden. Etwas anderes ist es mit der kaufmännischen Rentabilität, über die ich keine Zahlen geben kann, die auch wohl erst zu geben sind, wenn die neuen Pflanzungen einige Jahre gearbeitet haben. Das K. W.K. hat meines Wissens noch kaum etwas darüber veröffentlicht. Ich kann deshalb nur folgende Zahlen geben: Herr Brunnhoff erzielte in Makuyuni am Fuße von West-Usambara als Zwischenkultur zwischen Agaven 1907 vom Hektar rund 225 Kilo entkernte Baumwolle (Mitafifi), wodurch ein großer Teil der Anlagekosten der Sisal- Pflanzung gedeckt wurde. (Pflanzer III S. 82). In Mombo wurden auf Versuchsfeldern mit verschiedener Saat und ver- schiedener Pflanzweite 1904/05 von 11,26 Hektar 4560 Pfund reine Baumwolle, also 202 Kilo pro Hektar geerntet. Im Jahre 1905/06 dagegen am selben Ort nur folgendes: Abassı 2 u een 743,484, Kilo Mita. sr. 022 72 109,285 5 N annov. Chem 90,425 25 von amerikanischer Saat 108,75 , pro Hektar also ein recht ungünstiges Ergebnis, das wir vermutungsweise ungünstigem Wetter und dem jungfräulichen Boden zuschrieben, wodurch viel Blätter und wenig Früchte gebildet wurden. In Saadani ist 1907 geerntet worden auf 3 verschiedenen Stellen 464, 456 und 450 Pfund pro Hektar, im Durchschnitt 456 Pfund geginnte Baumwolle. Ein Unternehmer glaubte mit Hülfe des Dampfpfluges 800, mit Negerhandarbeit aber nur 200 Pfund pro Hektar erzielen zu können. Die Gelechia trat Ende 1907 sehr stark, später viel schwächer auf. An Regen fielen in Saadani 1902 868 mm 19037 1143 1904 OR; 1905 1234 mm 1906 , 1433 „ 1907 510 ,„ (bis Ende November). Da es dort zwei und nicht wie im Süden und Innern eine konzentrierte Regenzeit gibt, scheint es mir, als wenn die Regenverhältnisse in Saadani nicht so sehr günstig sind. Der finanzielle Erfolg bleibt abzuwarten. Man beabsichtigt, einen großen Kanal zur Bewässerung zu bauen, wird aber auch an zeitweise Entwässerung niedriger Strecken denken müssen. Eine große Pflanzung erhielt 1908 auf 180 Hektar je durchschnittlich etwa einen Ballen auf unbewässertem Lande. (1100—1200 Pfund mit den Kernen). Am Rufiyi hat man 1907, wenn man im März pflanzt, 1000—1200 Pfund Rohbaumwolle, oder ca. 500—600 Pfund entkernte pro Hektar erhalten, wenn man im Mai pflanzt, nur /,—!/; soviel. Am Kilimandjaro ist pro Hektar 1907 400—500 Pfund entkernte Baumwolle erzielt worden. Die Resultate der bisherigen Bemühungen gehen aus der Ausfuhrstatistik hervor. Da kaum Baumwolle irgendwie nennenswerter Menge im Lande ver- braucht wird, bilden die Ausfuhrziffern jedenfalls ein genaues Bild der tatsächlich produzierten Mengen: Export: Jahr Kilo Jahr Kilo im Werte von Mark 1892 I 100 1899 6 921 202 1893 11200 1900 II 5 1894 14900 1901 109 94 1895 4.600 1902 371 2102 1896 3 500 1903 9292 703 1897 ? 1904 188 140 123 892 1898 5 300 1905 188785 196765 1906 188632 179 348 1907 231640 224534 Es ist mir nicht bekannt, ob in den Ziffern 1892—1898 nicht auch die Wolle des Baumwollbaumes (Cezba pentandra) mit enthalten ist. Durch die bedeutende Vergrößerung der Betriebe im Jahre 1907 werden die Mengen in diesem Jahr sehr bedeutend steigen. Anfang 1907 hatten bei Saadani 10 Unternehmungen zusammen 18800 Hektar belegt. Andere Unter- nehmungen sind in Kilossa und Mwanza und Kilwa im Entstehen.*) *) Nach neuesten Mitteilungen (Supf, Deutsch-Koloniale Baumwollunternehmungen Tropenpflanzer Erg. Heft 3 1908) waren an Baumwolland belegt, in Kilwa 5740 Hektar, in Mo- rogoro 50 Hektar, in Kilossa 10000 Hektar, in Saadani 44570 Hektar, in Tanga 750 Hektar, in Wilhelmstal 175 Hektar und ın Mohorro 10080 Hektar. Fertig zur Bestellung sollen in europäischen Betrieben 2385 Hektar gewesen sein — wobei man aber offenbar die großen An- lagen bei Saadanı vergessen hat (!) — Es sind 71 Ginmaschinen und 18 Pressen sowie drei Dampfpflüge vorhanden. Für 1908 erwartete man 1800 Ballen Baumwolle. Die Frage der künstlichen Bewässerung wird von dem Geheimen Oberbaurat Schmick an Ort und Stelle studiert, besonders in Saadani und Kilossa. Auch in Britisch-Ostafrika hat man intensiv mit der Baumwollkultur be- gonnen und zwar besonders in Uganda und im Bezirk Melindi; in beiden Ge- genden haben die Eingeborenen die Kultur gut aufgenommen. Es wurden aus Mombassa ausgeführt; davon aus Deutsch-OÖstafrika stammend 1904/05 für 668 & 221 & 1008/00%,, 2720, AO7,; 1000/0707, 74083, U 190708... 206097, 671, Die Hauptmenge kommt von Uganda, wo man den Eingeborenen die Ware stets für 6'/; Rupie pro 100 Ibs abkauft, damit sie nicht durch Preisschwankungen abgeschreckt werden. (Tropenpfl. 1908). Die Qualitäten der hiesigen Baumwolle sind ganz vorzüglich beurteilt worden; so wurde Anfang 1907 eine Probe aus Kilwa mit ı,— Mark, von Saadani mit 1,04 Mark und von Mwanza mit 1,05 Mark pro "/s Kilo bewertet; man wird auf einen Durchschnittswert von 70—80 Pfennig rechnen können, 1907/08 erzielte man einen Gesamtdurchschnitt von 76 Pfennig pro '/» Kilo. Anfang 1908 gingen die Preise für Baumwolle sehr herunter, so daf3 nur auf 55—60 Pfennig zu rechnen sein wird. Eine sehr wichtige Aufgabe wird jetzt sein, die vergröferten Baumwoll- unternehmungen nicht ins Blinde hinein auszudehnen, sondern diese für uns noch ganz neue tropische Ackerwirtschaft auf eine wissenschaftlich - landwirtschaftliche und rationelle Basis mit dem Endziel der möglichst billigen, besten und gröfsten Produktion zu stellen. Dazu ist nötig, daß alle Informationen systematisch ge- sammelt werden, daf3 die Schädlinge dauernd bekämpft werden, und daf3 man für die in Frage kommenden Gegenden ganz genau die Bodenverhältnisse studiert, und zwar nicht durch chemische Analysen, sondern durch geologisch-agronomische Bewertung der Böden an Ort und Stelle. Denn die Eigenschaften tropischer Böden kennt man noch kaum. Daf man ferner die hiesigen Nährstoff bedürfnisse der Baumwollpflanze untersucht und die Fragen der Bodenbearbeitung, der Frucht- folgen, der Düngung usw. ganz genau und systematisch bearbeitet. Greschieht dies nicht, so werden in der Zukunft die bösesten Rückschläge unausbleiblich sein. Ausführlich über diese Probleme hat sich Busse im »Tropenpflanzer« Juni 1907 geäußert. Diese Aufgaben können ausschließlich von der praktischen, modernen, wissenschaftlichen Landwirtschaft gelöst werden. Ich kann demnach nur dringend empfehlen, daß die am Baumwollbau interessierten Faktoren diese Arbeit baldmöglichst in die Hand nehmen. Amani kann mit seinem jetzigen Beamtenpersonal sie nur zum Teil lösen; aber Amani bietet mit seinen Labora- torien und seiner Bibliothek die Mittel, in kollegialer Arbeit alle die Fragen zu bearbeiten. Die beste Lösung wäre, wenn nach dem Beispiel von Java dem hiesigen Institut ein oder besser zwei Beamte seitens der Baumwollinteressenten zur Verfügung gestellt würden, die ausschließlich sich mit dem Studium der Baum- 525 wolle beschäftigen, und vielleicht empfiehlt es sich, wenn man dazu studierte, wissenschaftliche Landwirte nimmt, die vor allem einmal die Kulturmethoden und die Bodenfragen, die Fruchtfolge usw. bearbeiten, die auf den Baumwollpflanzungen umherreisen, um sich selbst zu informieren und alles Materal zu sammeln, die aber auch überall belenrend wirken können, und die ihre Resultate in der Zentrale sammeln und verarbeiten. Am besten müßten es deshalb zwei Beamte sein, von denen einer reist, einer am Ort ist. Die Auslagen dafür werden sich bei den großen in die Baumwollunternehmungen gesteckten Kapitalien sehr gut lohnen, und das Verfahren, dem staatlichen Institut für bestimmte Aufgaben von Seiten der Privatinteressenten Beamte und sogar ganze Laboratorien zur Verfügung zu stellen, hat sich bei den Kaffeepflanzern usw. in Java sehr bewährt. In Ansehung der riesigen Mengen von Rohbaumwolle, die wir in Deutsch- land gebrauchen, von 3'/;—4 Millionen Ballen, spielen die hier erzeugten 1000 bis 1800 Ballen keine Rolle für die deutsche Volkswirtschaft; wir müssen hier danach streben, wirklich große Quantitäten zu erzeugen, die einen nennenswerten Teil des deutschen Rohstoffbedarfes decken, und wir wollen hoffen, daf die nächsten Jahre ganz andere Ziffern bringen werden. Die Einfuhr von Baumwolle und deren Fabrikaten nach Deutsch-Ostafrika ist nicht gering, wie aus den nachfolgenden Zahlen zu ersehen ist. - h i 1903 1904 1905 un Kilo | Mark || Kilo | Mark || Kilo | Mark ı. über die Küstengrenze: BRohbaumwoller a2. 2.7... 2 466 1541 2427 493 1 006 599 Watte, Putzlappen, Abfälle 11839 6.098 8138 2933 i1855 22 082 Baumwollgame ........ II 174 22,232 II 196 23 082 II 207 25 379 Baumwollstoffe......... 1373918 | 2995 125 | I 279 424 | 3 125 758 | 1 235 997 | 3 121 713 Baumwollene Bekleidungs- sachen, auch in a di nee Eekk non. 466 799 |1 485 701 | 414892 | 1398 963 || 593 307 | 1 927 212 Fäden | 2. über die Binnengrenze: Baumwollwaren aller Art 131476| 331 38ı|| 401 905 | 992 289 || 580 240|1 354 761 demnach Gesamtimport || ı 997 672 | 4 842 078 || 2 118.082 | 5 543 518 || 2 433 612 | 6 451 746 1902 wurden Baumwollwaren aller Art 1818164 Kilo im Werte von 4410567 Mark eingeführt. Es hat wenig Zweck, diese Statistik nach den Herkunftsländern zu ver- vollständigen, da die amtliche Statistik anscheinend immer den Einschiffungs- hafen, nicht das Ursprungsland der Ware gibt. Jedenfalls kommt ein sehr großer Teil der Baumwollwaren, heute wie in alter Zeit, aus Indien, wo große moderne Webereien sind, sonst aus England, Amerika, der Schweiz und Holland. Ich schätze, daf3 ein Drittel bis zur Hälfte dieser Importsummen von Indien kommen, daß Deutsch-Ostafrika dahin demnach 2—3 Millionen Mark allein hierfür abgibt. un 526 en, Jedenfalls ist über ein Drittel des gesamten Import-Wertes der ganzen Kolonie auf (fremde) Baumwollwaren zu setzen; denn der Gesamtimport 1904 betrug 14,4 Millionen, 1905 17,6 Millionen. Nach Zanzibar wurden eingeführt an Baumwollwaren 1904 1905 überhaupt für 5596164 Rup. 4944128 Rup. davon aus Indien , 1534643 ,„ 14602202 3% und ausgeführt überhaupt, 37706870, 3738:2008,, davon nach D.-O.-Afrika ,„ 2170204 „, 1710020 Also kam etwa '/—"/3 der dortigen Einfuhr aus Indien und bedeutend mehr als die Hälfte der Ausfuhr von Zanzibar ging nach Deutsch-Ostafrika — und das werden wohl vielfach auch die billigen indischen Stoffe für die Bedürfnisse des Binnen- landes gewesen sein. Für 2,3—2,8 Millionen Mark des Importes kommen dem- nach via Zanzibar nach Deutsch-OÖstafrika, also etwa ein Drittel der Gesamt- einfuhr an diesen Artikeln. Es wäre zu erwägen, ob man in der Zukunft diese Millionen, die jetzt ins Ausland gehen, nicht wenigstens teilweise im Lande behalten kann und — beim Vorhandensein der Rohbaumwolle durch eigene Produktion — die ordinären Massenartikel, welche die Neger gebrauchen, in einer eigenen Fabrik hier im Lande herstellen kann. Allerdings wird man dazu indische oder italienische Arbeiter einführen müssen. In der Stadt Bombay allein werden mehr als 50000 Menschen in den Baumwollspinnereien beschäftigt. Mit einer Produktion von Stoffen im Werte von 2 Millionen Mark sollte eine Fabrik sich hier doch wohl halten können, und besonders wäre daran zu denken, daf3 eine solche Fabrik die schlechteren Rohbaumwollsorten hier im Lande verarbeitet, während die besseren exportiert würden. Da die Baumwollstoffe mit einem Einfuhrzoll von 10°/, be- lastet sind, genief3t die Herstellung im Lande auch die Vorteile, diesen Einfuhr- zoll zu sparen. Eine andere Möglichkeit wäre, die billigen Baumwollstoffe — also die in- dischen — mit höherem Einfuhrzoll zu belasten als die teureren, europäischen. Dadurch würde der europäischen Industrie geholfen und den Negern größere pekuniäre Bedürfnisse anerzogen. Nach der Zusammenstellung von W.v. St. Paul-Illaire (Swahili-Sprach- führer) waren 1896 die hier gangbaren Stoffe folgende: *) I. Rohe Baumwollstoffe: Amertikano asıli (= Merikani asıli), roher Baumwollstoff amerikanischer Fabri- kation (American Grey Sheetings), in Stücken von 36" Breite, 30 yards Länge, 9'/s lbs. Gewicht, 3,12'/ $. *) Die Preise sind in Zanzibar-Dollar $ = etwa 2'/,; Rp., die Maße in englischen Zoll — etwa 2'/), cm angegeben, die Gewichte in englischen Pfunden. ı Korja — 20 Stück von 8 yards oder 40 Stück von 4 yards. Amerikano mardufu (= Merikani mardufu), roher Baumwollstoff amerikanischer Fabrikation (American Grey Drillings), in Stücken von 30" Breite, 40 yards Länge, 14/a—ı7'/a lbs. Gewicht, ca. 4,62'!/2 8. Gamti, roher Baumwollstoff indischer Fabrikation (Grey Sheetings), in Stücken von 24—36“ Breite, 16—36 yards Länge, 3—8!/, Ibs. Gewicht, 25 ct. per Ib. Bekannte Marken: Kaisar i Hind Mill, Mazazon Mill, Oriental Mill, Colaba Land?& Mill’ Co. The -Sasoon .S. W. Co. etc. Handass, Se Nembe | Roher Baumwollstoff | indischer Fabrikation, / Le 22, Ä | (Grey Langcloth) | englischer Fabrikation, in Stücken Satıni ya Ulaya, | von 36" Breite, 28,32 oder 36 yards Länge, 8 lbs. Gewicht, 25 ct. per Ib. Ulayiti, roher Baumwollstoff englischer Fabrikation (Grey Shirtings), in Stücken von 34—54" Breite, 371% —38'/a yards Länge, 7—11 lbs. Gewicht, 2—4 8. Shuka (indisch Chadda), rohe Baumwolltücher indischer und englischer Fabri- kation (Grey Scarves), in Stücken von 2 Tüchern je von 32—54 Breite, 2— 31/4 yards Länge. Kikoi cha Ulaya, roher Baumwollstoff mit bunten Bordüren auf beiden Seiten (Bordered Shirtings), in Stücken von 12 Tüchern von je 34—42“ Breite und 72“ Länge, 2—4$. Die billigeren gangbaren Lendentücher der Männer. 2=Getarbte Baumwollstoite. Kaniki, blau gefärbte Shirtings, in Stücken von 34—60“ Breite und 4 oder 8 yards Länge. Kaniki ya Membei, in Bombay gefärbt, das Rohtuch meist englisches Fabrikat. Kaniki ya Ulaya, ın Holland, England oder Belgien gefärbt, das Roh- tuch meist englisches Fabrikat. 40“ genannt, 34/36“ Breite a. 6'/,, 7—8 Ibs. Shirtings 43 R „ : 38/40 5 „ b5) 89 PE) „ 45° 40/42" 3) ! „ „, „ „ „ | 10—25 » 50 „ 45/47 Z „ „ Oo „ „ [ 54" r Ola Io— II, 2 | per Korja 60 5 „ 54 R „ „ II „ „ | 64 = ” 60 “ „’ ”„ 12 %: „, Ukaya, blau gefärbte Mulls, in Stücken von 34—38" Breite und 18—-ı9 yards Länge. Von den Negerinnen als Kopfputz über den Rücken bis fast auf den Boden herabhängend getragen, 12—16 $ per Korja. Jetzt aus der Mode gekommen. Bendera mardufu (oder kitambi bendera mardufu oder Madrasi), rot gefärbter Baumwollstoff (Red Twills) englischer oder schweizer Fabrikation, in Stücken von 29—31 Breite und 24 yards Länge, 1,50—2 8. Khusurungi (khudurungi, khudrang), hellbraun gefärbter Baumwollstoff, meist arabischer Fabrikation (aus Hadramaut), in Stücken von 26—30" Breite und 8 yards Länge, für Hemden der Araber und Swahili, 1,50— 2,50 $. 3. Gebleichte Baumwollstoffe. Bafta (= bafuta), gebleichter Baumwollstoff englischer Fabrikation (White bafts), in Stücken von 28—36“ Breite und 40 yards Länge. Bafta ingresa thamanini, »Nr. 80o« besonders bekannte feine Qualität, 2—49. Bafta faransa, ursprünglich wohl französische Fabrikation, jetzt aus- schließlich von England importiert, etwas stärkere Qualität, 2—4 8. Bafta dondo, sehr schwer appretiert, 2 8. Bafta mongona, Bafta sena, ' andere Oualitäten. Bafta mardufu, Nesu (= Nensuk), en gebleicht.Baumwollstoff, in Stücken Malmal (= Melmeli), Muslin, von 25—39“ Breite und 18 yards Shash (= chachi), geringere Qualität Mull Länge, 0,75—4 3. Doria (White Muslins), | gebleichte Musline und Brokade, in Stücken von Samdani (White Brocades), | 25—29" Breite, 9--ı0 yards Länge, 0,75—4 ®. Die letzten sechs Stoffe werden auch in Indien mit der Hand gefertigt. 4. Bedruckte Baumwollstoffe. Kisutu cha Membei, bedruckte Baumwolltücher (Scarves), rot, blau, weiß in nur einem Muster, indischer Fabrikation von Achmadabad, aus Bombay im- portiert in Paketen von 2 Tüchern von 44— 56" Breite und 66—72" Länge, 7,50—10 ® per Korja, fast ausschließlich von Frauen getragen. Kısutu cha Ulaya, Imitatation des vorigen, holländischer, schweizer, belgischer oder englischer Fabrikation. Kanga (= leso ya upande mmoja), buntbedruckte Baumwolltücher (Scarves), englischer, holländischer oder schweizer Fabrikation, in Stücken von Breite und 72 u u 5 Tüchern von 50 Länge, 5—ı2 $ per Korja, Mode- artikel in mannigfaltigen Mustern und bunten Farben, von Frauen und Männern getragen. Leso ya kushona, buntbedruckte Tücher resp. Taschentücher (handkerchiefs), in Stücken von 12”Tüchern von. je 25-30” Breite’ und#22 >27. Bance 0,50—1 8. Diese »Taschentücher« sind jetzt fast ganz abgekommen und durch die »Kanga« und »Malabari« ersetzt. Zwei Stücke von je drei Tüchern wurden der Länge nach zusammen- genäht und bildeten so ein Tuch (wie das aus einem Stück bestehende kanga), welches als Schulter- oder Lendentuch getragen wurde. Es war Modeartikel wie kanga in mannigfaltigen Mustern und Farben. Leso seno, Tücher sehr geringer Qualität, meist in weifen und schwarzen Mustern. S/uti, buntbedruckte Baumwoll-Stückwaren (Prints), in Stücken von 24-28" Breite und 24 yards Länge, 1,50—2 %. 5. Buntgewobene Baumwolltücher. a) Maskati, Fabrikation von Maskat mit Bordüren an beiden Seiten und Bordüren an beiden Enden (Kopf) und Fransen, meist auch Seide enthaltend. Debwani, Turbantuch, rote oder braune Bordüre, klein karrierter Grund, dunkel- hellblau, roter Kopfabschluß. Debwani kariatı, mit roter Seide im Kopfabschlufßs. Debwani karlati bendera, mit roter Bordüre zum Unterschied von solchen mit brauner Bordüre, 50—52" Breite, ca. 108" Länge, 100 $ per Korja. Debwani Sevetti, ohne rote Seide ım Kopfabschlufß, aber etwas gelbe Seide in der Bordüre, 48” Breite, ca. 99" Länge, 30— 37,10 $ per Korja. Suturbasi, klein karriert dunkelblau und hellblau, braune Bordüre und gelb gestreift, ohne Seide 38" breit, 72" lang, 17,50. per Korja, mit Seide 40—42" breit, 80“ lang, 26,25 $ per Korja. Sahart, Schärpe für den Dolch. Be breit, 100" lang, 35—40 $ per Korja. Sabahta, Grund dunkel und hellblau oder braun und gelb karriert, mit sehr breiter Bordüre. 60° breit, 606—72“" lang mit Seide und Goldfäden, ı2—20 $ per Stück. 50,54" breit, 100" lang, ohne Seide, 40 5 per Korja. Durai, mit sehr breiter rotseidener, gelb und dunkelblau gestreifter Bordüre, Grund dunkelblau gestreift. 40—56" breit, 72—90" lang, 50—100 per Korja. /smarli, mit schmaler rotseidener, gelbgestreifter Bordüre und dunkelblau ge- streiftem Grund. 40“ breit, 72" lang, 30 $ per Korja. Rehant, mit rotseidener, gelb und dunkelblau gestreifter Bordüre und dunkel gestreiftem Grund, 40-50" breit, 72—90" lang, 18—30 $ per Korja. Favi, mit rotseidener, gelbgestreifter Bordüre und rotem Grund. 4041" breit, 72— 80" lang, 30—35 $ per Korja. Krkor, weißgrundig mit buntgestreifter Bordüre in allen möglichen Kombi- nationen von Seide und Baumwolle. 40—50“ breit, 72—90" lang, 10— 30 ® per Korja. Es sind die gangbarsten Lendentücher der wohl- habenderen Küstenmänner. Alı bin Sudi, Abu Saidi, u. a. sind besonders beliebte Muster. Kikoi mzinga, weißßgrundig, ähnlich wie Debwani mit roter Bordüre. 54 breit, 100— 108" lang, 20—30 $ per Korja. Kunguru, dunkelblau und weiß karriert. 64" breit, 120. lang, 605 per Korja. 54" breit, 108" lang, 45 $ per Korja. Stuhlmann, Beiträge zur Kulturgeschichte von Ostafrika. 34 b) Surati, Fabrikation von Surat, Imitation obiger Maskat-Tücher, jedoch meist nur in halber Breite. Kikoi, 28—29 breit, 90“ lang, 25 $ per Korja von 4o halben Tüchern. Favi, 21ı—23" „ 67—g90" „, 10 Ismaili, 2ı—23" ,„ 67—90" „10—1598 „’ „ ” >) >} ’„’ si 23 3% 28) „’ ’„ Burat, 26" „ 72-90" „ 18—30 $ (Burai Favi 21" breit, 85" lang.) „’ „ „’ „ „’ „ c) Kutch, Fabrikation von Kutch, Imitation von Maskattüchern, meist in Paaren von zwei halben Tüchern. Subahia, 22—27" breit, 72—90° lang; "9 16 Si per Korja. Burai (oder Tausiri) 20—34" „ 67—120" „, 7—248 „, Rn Ismailı, 20—34" „ 68—180" „ „—22$ „ & Rehani, 20— 31" „ 63-90" „ ——178 „ e Kunguru, 2OARR 1O82 2,0 119 2uadee » Auch Arkor, Favi, Suturbasi, Debwani Sahari »Kutch«, aber wenig im Handel. d) Buntgewebte Tücher diversen Ursprunges. Deuts, \ sehr reiche mit Gold und Seide durchwirkte Tücher; Originale Barawagı, } indischer Fabrikation. Dusamalı, Fabrikation von Persien; als Kopfschleier von Frauen getragen, grün und rot. 40“ breit, 36" lang, 2— $ A Stück von 2 Tüchern. De a ee mit Goldfäden sol mars a, a Re Sri, Fabrikat von Hadramaut, von den Hadramaut-Arabern als Kopftuch getragen, 44—45" breit, 44—45 " lang, 4—6 8, in Stücken von 8 Tüchern. Barasati und wvisuta, Kutch-Fabrikation, in Stücken von 4 halben Tüchern. 52—31* breit, 60—80" lang, 7—14 89; diese Tücher sind nicht zu- sämmen mit den andern Kutch-Tüchern unter c) aufgeführt, weil sie keine Imitationen von Maskattüchern zu sein scheinen, wenigstens kommen diese Muster in Maskatfabrikation nicht auf den Markt. e) Europäische Fabrikation. Alle unter a, b, ce und d aufgeführten Tücher werden in England, Holland und der Schweiz in den verschiedensten stets wechselnden Qualitäten und Größen imitiert; außerdem: Leso Singapati, bunte Tücher, Muster europäischen Ursprunges. 50" breit, 72% lang. Mit Aunguru werden auch die wenigen buntgewobenen (groß oder klein karrierten) Waren bezeichnet, die im Stück -— meist von 24 yards Länge — in den Handel kommen. (Cheks, Ginghams etc.). Sehr viel Änderungen werden seit 1896, wo Herr Baron von St. Paul- Illaire diese Liste veröffentlichte, nicht in den Sorten vorgekommen sein, nur daf3 Zesso und Srzrt fast ganz abgekommen sind gegenüber den Aanga und Malabari genannten großen bedruckten Tüchern, die jeden Monat in Zanzibar und Daressalam in neuen Mustern ankommen, und deren Musterstil von Zeit zu Zeit wechselt. Zum Entwurt dieser Muster halten die europäischen Importeure sich eigene Zeichner. Der Import dieser bunten Stoffe liegt fast ganz in deutschen Händen, doch kommen die Stoffe selbst meist aus England, Holland und der Schweiz, werden in Deutschland höchstens ‚bedruckt. Bei der Ausdehnung der Baumwollkultur wird man auch an eine zweck- dienliche Verwendung der Saat denken müssen, die man schwerlich mit Ver- dienst bei den hohen Frachten in großen Mengen wird exportieren können. Bei einer notwendigen intensiveren Kultur wird auch das Bedürfnis nach Dünge- mitteln hier für andere Pflanzungen ein großes sein; mit ihrem Ölgehalt sind die Samen aber zur Düngung viel schlechter zu verwerten als nach dem Auspressen desselben. Man wird demnach im Lande eine Ölpresse einrichten müssen; der Baumwollsamenrest wird dann hier als Dünger verwandt werden, das Öl teils bei den Eingeborenen als Speiseöl Abnehmer finden, teils exportiert, teils auch wohl hier zur Herstellnng von Seife verwandt werden. Da das Gewicht der Kerne das Doppelte von dem der gewonnenen Baumwollfaser beträgt, so werden wohl bedeutende Mengen Düngemehl gewonnen werden können, die dem Pflanzer zu Gute kommen. Eine kleine Presse ist, wie ich höre, jetzt in Daressalam aufgestellt. Nach Hamburg wurden eingeführt an Baumwollsamen: 1904 39966 Dz. im Werte von 492680 Mk., davon aus D.-O.-Afrika 590 Dz. im Werte von 7770 Mk. 1905 50052 Dz. im Werte von 635460 Mk., davon aus D.-O.-Afrika 1264 Dz. im Werte von I0oogo Mk., 19006.2.73 277. DZ. im Werte von. 989220. Mk,, davon aus D.-O.-Afrika 3466 Dz. im Werte von 32250 Mk. 1.907. 137 971 .D2.. 1m \Vette v0n'2133720.Nk., davon aus D.-O.-Afrika 1942 Dz. im Werte von 20100 Mk. 1905 war der Durchschnittspreis bei der Einfuhr 13 Mk., der von D.-O.-A. 8 Mk. der teuerste kam von Britisch-Östindien mit 18 Mark. 1906 war der Durchschnittspreis bei der Einfuhr ı3 Mk., der von D.-O.-A. 9 Mk. der teuerste kam von Britisch-Östindien mit 35 Mk. 1907 war der Durchschnittspreis 16 Mk., der von D.-O.-A. ıı Mk. der teuerste von Ägypten mit 18 Mk. Außerdem wurden eingeführt an Baumwollsaat-Öl in Hamburg: 1904 128001 Dz. im Werte von 6313920 Mk. im Durchschnitt NOO50,183:310 6,5 sa 17208052007, 44 Mk. pro Dz. ge 195) 1906. 177.472 Dz. im Werte von 8050.100 Mk. 45. Mk Proz. 19074. 1042392 ER: e N L0402080E% BA Bei weitem das meiste kommt aus den Vereinigten Staaten von Nord- Amerika. Erwähnenswert ist, daf3 die wolligen Samen von @. Aerbaceum in Britisch- Östindien eine sehr beliebte Nahrung für die dortigen Büffel bilden. Mit der Ausdehnung der Baumwollkultur hängt auch der Aufschwung der Papierfabrikation zusammen, und damit auch ein klein wenig der unserer ganzen allgemein gewordenen literarischen und wissenschaftlichen Kenntnisse. Bekanntlich benutzte das klassische Altertum das Erz oder Pergament für dauerhafte Scripturen, sonst die Wachstafeln usw.; daneben den aus Ägypten kommenden Papyrus, den Öydlos der Griechen, nach dem die Bücher dydlos genannt wurden. Die Perser, Nordindier und Leute von Kaschmir schrieben auf Birkenrinde /(7xs), die Araber, wie noch jetzt manchmal, auf den Schulterblättern der Schafe, die Chinesen früher auf Stücke von Bambus oder weißer Seide, die Südindier auf Palmblattstreifen usw. Im Beginn unserer Zeitrechnung begann man in China ein Papier aus Pflanzenpulpa zu machen, also aus zermahlenen und aufgeschwemmten Pflanzen- teilen, etwas später in Japan. Man nahm dazu Hanf, die Rinden von Wick- strömia, Broussonetia, Edgworthia, Aralia papyrifera, Bambus- schößlinge, Reisstroh und anderes. Im 6. Jahrhundert wurden in China schon Bücher gedruckt. Mit Entwickelung des Baumwollbaues in Westasien machte man in Samarkand unter Leitung von Chinesen daraus Papier, benützte aber auch Abfälle von Stoffen. Die Araber lernten das Papier dort kennen und brachten es mit Beginn des 8. Jahrhunderts nach Mekka, von wo sie es weiter ver- breiteten. Wahrscheinlich hatten sie ‚es auch auflerdem etwas später in ihren süd- chinesischen Handelsniederlassungen, wo sie vom 10. bis 14. Jahrhundert be- sonders bei Amoy (dem Zeitun der Araber) saßen, kennen gelernt und es von dort verhandelt. Jedenfalls haben die Araber die Herstellung des Papiers aus Lumpen-Pulpa im ı2. Jahrhundert nach Spanien gebracht, wo 1150 in dem Orte Xativa, dem alten Saetabis, eine berühmte Fabrik war. In Spanien machte man Anfang des 13. Jahrhunderts Papier auch aus Baumwolle, gab dies aber später wieder auf, weil die Papiere aus Leinen und Hanf besser waren. Von Spanien brachten die Christen die Papierfabrikation nach Frankreich, Burgund, Italien und Deutschland, wo 1390 in Nürnberg die erste Fabrik errichtet wurde. Lange noch machte man das Schreibmaterial fast ausschließlich aus Leinen- Hadern, das allerdings unserem heutigen Papier an Güte sehr überlegen war. Mit dem großen Aufschwung der Baumwollwaren-Industrie — die bewirkte, daf3 man in der ganzen Welt hauptsächlich Baumwollzeug trug, anstatt in Europa früher nur Leinen und Wolle, oder anstatt in China Seide, oder in Afrika Felle, Grasgewebe und Rindenstoffe — da benützte man auch in erster Linie die Ab- Ds fälle der Baumwolle zur Herstellung des Papiers und mußte, um bei dem immer größeren Konsum billige Ware herstellen zu können, bald auch zum Holzstoff, zu Halfa-Gras und allen den zahllosen Papiermaterialien der Neuzeit greifen. Das Papier heißt bei den Arabern warka, warak (Blatt), bei den Persern kaghus, bei den Portugiesen papel. Die Leute hier in Ostafrika nennen es car- las, karatassi. Es scheint, als ob weder die Araber noch die Perser den Ostafrikanern die Kenntnis davon brachten, sondern die Portugiesen. Viel- leicht aber gibt es im Arabischen auch einen aus den europäischen Sprachen entlehnten Ausdruck c/Aartaz, oder aber die hiesigen Leute nannten das Papier nach dem portugiesischen Wort für Brief carta, Anschlagzettel cartas, denn es ist unwahrscheinlich, dafß die Nationen, die Papier carta, charta, wie die Italiener nennen, es hierher brachten. Die Araber schreiben in den Koranschulen hier oft noch heute wie zu Mohammeds Zeiten auf einem Schafschulterblatt oder auf einem Brettchen, das immer wieder abgerieben und geweilit wird. Während die guten Papiersorten aus Deutschland, Frankreich und England herkommen, werden ordinäre Sorten hier massenhaft aus Bombay eingeführt. Ich habe bei Poona selbst eine mit grolßSen Maschinen arbeitende Fabrik eines Parsi besucht, wo auch das Schreibpapier für die Kanzleien des Gouvernements hergestellt wurde, und wo man aufser einheimischen Materialien (Lumpen und das Gras /schaemon angustifolium) auch massenhaft aus Schweden (!) ein- geführte Cellulose benutzte. 9. Hibiscus cannabinus L. Unter den Namen Madras-Jute oder Bimlipatam-Jute auch Dekan- oder Ambari-Hanf kommt von Madras seit einigen Jahren eine bedeutende Menge Faser, die nicht von Corchorus®) sondern von .Hrbrscus cannmabıinus L. stammt, eine zu den Malven gehörige Pflanze, die in Afrika sehr häufig wild wächst. 1902/03 wurden von Madras 64787 ctw. im Werte von 436687 Rps. 1906/07 " " BRZTSALT in 5 „3938427 » ausgeführt, also ganz bedeutende Mengen. Da die Pflanze hier wie erwähnt wild wächst, wäre sie leicht zu ziehen, die Faser aber wird durch einen Röstprozel3 gewonnen werden müssen, der sich wohl eher für kleinere Betriebe als für große Gesellschaften eignen dürfte. Wo wir in Deutsch- land groflen Bedarf an Jute haben, diese HZrbiscus-Jute aber so gut sein soll wie Mittelware von Corchorus-Jute aus Calcutta, und da sich wahrscheinlich weite Distrikte für 7zdriscus viel eher eignen als hier Corchorus, kann ich dieser /zdiscus-Kultur viel eher das Wort reden als der von Bengal-Jute. *) Vergl. Corchorus unter den Gemüse-Pflanzen. un 10. Pandanus utilis Boj. Die Schrauben-Palme, die allerdings mit einer Palme nichts zu tun hat, ist auf den Mascarenen-Inseln z. B. Mauritius und Reunion unter dem Namen vacoa eine wichtige Nutzpflanze,; aus ihren Blättern schneidet man lange Streifen, aus denen Matten und besonders Säcke hergestellt werden zur Verpackung von Kaffee und Zucker. Wir haben diese Art in Amani in Kultur. Wild wächst an der Küste bei uns ?. Rabarensis Rowle und wahrscheinlich auch ?. sesszlis Boj7., im Gebirge von Usambara und in anderen Gebirgen der Küstenzone P. Stuhlmanniti.*) Die Eingeborenen des Küstenlandes nennen den Pandanus hier mkadh? mit der arabischen Bezeichnung. Die männlichen Blüten sind ihres etwas aufdringlichen Wohlgeruchs wegen von den Leuten geschätzt zum Par- fümieren der Kleider. Der arabische Namen der verwandten P. odoratissimus L. ist keder, kat, kadhi, kasi, nach Avicennia armak. Die Perser sagen gul-i-kivea, kavondi, die Sanscrit-Bezeichnung ist £efeka, ketakt, die indische #eorz, bei den Tamilen Zalam, talay, den Malayen Zandang. Die Faser der Blätter ist für Seilerarbeiten schlecht, dagegen sehr gut zu verwenden für Matten, Säcke und Papierfabrikation. Vorzüglich sind die von den Stacheln befreiten Blätter auch zu benützen, um aus ihnen kleine Bastkörbe herzustellen, in die man provisorisch vor dem Aussetzen junge Sämlinge setzt. In Mauritius wird Pandanus in großen Mengen auf den Pflanzungen als Wegeeinfassungen gezogen und vielseitig verwandt. Bei uns an der Küste und im Gebirge wächst ?. »tz/is vorzüglich, und es ist seine Kultur für den zu empfehlen, der billige Säcke zu Verpackungszwecken wünscht und Arbeiter so wohlfeil hat, daf3 er das Flechten der Säcke billiger leisten kann, als ihm die Einfuhr der immerhin nicht ganz billigen Jutesäcke kostet. 11. Sanseviera sp. Die meisten hiesigen Europäer werden diese dickfleischigen, starren Ge- wächse der Steppengebiete kennen, die mit ihren graugrünen, bis 2 Meter lang werdenden, verschieden geformten Blättern oft weite Strecken in den trockneren *) Nach Warburg (Pandanaceae, ım Pflanzenreich, 1900) sind aus Ostafrika folgende Arten bekannt: Pandanus Heddei Wrbg., Daressalam, n: Kirkii Renle, Zanzibar, r platycarpus Wrbg., Zanzibar, ie Goetzii Wrbg., Uhehe, Lofio-Fluß, sa Stuhlmannii Wrbg., (Daressalam), Ost-Usambara, West-Uluguru, ” rabaiensis Renle, Britisch-Ostafrika, Rabai-Berge bei Mombassa, ’ Livingstonianus Renle, Zambezi-Mündung, ki Petersii Wrbg., Mosambik. ei Teilen unserer Kolonie bedecken. Man hört vielfach die Meinung, dafß diese Gewächse dort, wo sie überhaupt vorkommen, in weiter Verbreitung und wie in einer Pflanzung dicht den Boden bedecken. Das ist aber meines Wissens nicht der Fall. Sie kommen zwar in manchen Gegenden, wie‘z. B. jenseits von Masinde und bei Shirati, in großer Ausdehnung vor, und auch in sehr be- deutenden Mengen, aber doch immer nur platzweise; 10—-100 Quadratmeter sind damit eng bestanden, und dann kommen wieder Strecken, wo keine wachsen. Und fast immer sind sie meiner Beobachtung nach an Buschinseln gebunden, als deren Unterholz sozusagen, nur S. cy/indrica sah ich hinter Masinde auch offener stehen, wo sie stellenweise wie die Spargel aus der Erde schossen. Es sind bisher 12 Arten der Gattung beschrieben, davon 2 in Ostindien, die anderen alle im wärmeren Afrika, aber es scheint nach neueren Funden, als wenn hier noch wenigstens zwei weitere Arten dazukommen müssen, deren Beschreibung wohl Dr. Braun, der sich im »Pflanzer« schon mehrfaeh über diese Gewächse äußerte, in Kürze vornehmen wird. Er hat auch alles, was bisher über ihre Verbreitung in Ostafrika bekannt geworden, an angegebener Stelle zusammen- gestellt, so daf3 ich mich hier kurz fassen kann. Für die technische Ausbeutung kommen besonders folgende Sorten bei uns in Frage: Ss. cylindrica Boj7., deren Blätter auf dem Querschnitt überall kreisrund sind, leichte Längsrillen haben und bis 2 Meter lang werden. Man findet die Art recht selten blühend. Es gibt noch eine zweite ähnliche, aber offenbar neue Art, deren Blätter kürzer, viel schlanker und stärker gerieft sind. Die Faser der S. cylindrica scheint nach den bisherigen Erfahrungen die beste zu sein, wenn sie gut gereinigt wird. S. Kirkii Bak., deren Blätter in der Mitte flach sind, am Grunde einen sichelförmigen oder halbmondförmigen Querschnitt haben; der Blütenstand ist kopfartig. Die Blätter erreichen bis 1'/; Meter Länge; man findet sie in dichtem Grebüsch. S. guineensis (L) Willd. ist der vorigen im Habitus ähnlich, die Blätter sind aber noch flacher und bis ı2 cm breit, dabei mit unregelmäßigen, grau- grünen Flecken versehen und rot gerandet. Die ebenfalls nicht sehr häufigen Blüten stehen in einer länglichen Traube. Diese Art ist in Afrika sehr weit verbreitet, auch an der Westküste, die Faser ist feiner als die anderer Arten, bleibt bei der Aufbereitung meistens etwas grün und ist seidig. Sie wird in vielen Tropenländern angepflanzt ihrer Fasern wegen. Bei uns beuten bisher nur die Eingeborenen sie aus. Ss. Ehrenbergii Schwfth., deren Blätter halbzylindrisch, an einer Seite mit einer tiefen Furche versehen sind. Die Blätter einer Pflanze sind fächerförmig angeordnet, wodurch diese Art sich sehr von den anderen unterscheidet, deren Blätter immer einzeln aus dem unterirdischen Rhizom herauskommen. Verwandt mit dieser ist die 5. Perrotii Warb. Diese Pflanzen werden von den Eingeborenen zusammen mit anderen Faser- pflanzen mit dicken Blättern wie die Agaven mit dem Sammelnamen mkonge bezeichnet. Im speziellen finde ich noch folgende Worte: In Usaramo konge songera. In Unyamwezi, Bismarckburg makonge, vikonge. In Bukoba #zgozgo, die Faser bugoigo. Bei Shirati in der Sprache der Wasuba dukongwe, die Faser masuz, in der Sprache der Wagai umgekehrt. Bei den Massai o/ dopag, ol lopy. Bei Pangani mchongosea (S. Ehrenbergii). In Usambara morzale-mkonge, mkonge-chongoliana, d. h. die stachelige (5. Ehren- bergii). Bei den Somali dieselbe Pflanze karkul, bei den Arabern in Yemen diese Art seleb, die 5. guineensis dennag. In Angola nennt man die 5. cy/indrica ıfe. ıfi, bei den Hottentotten die S. Zhyrsiflora ket. In Indien heißt die S. seylanica u. a. hattıan, safed-simal, shamieula, monvra, murgal, murba, marul, in Ceylon neyanda, pulim, imbul. Nachdem schon früher verschiedentlich Proben der Faser nach Hause ge- sandt und gut beurteilt sind, ist man seit einiger Zeit an die systematische Aus- beutung der hiesigen, natürlichen Bestände gegangen. Eine große Konzession ist an eine amerikanische Gesellschaft in British East Afrika bei Voi vergeben *) und in unserem (rebiet eine oberhalb von Masinde und zwei im Bezirk Shirati. Bei Voı gewinnt man die Fasern mit der verbesserten »Todd«-Maschine, die Auf- bereitung in unserem Gebiet geschah bislang meist durch Handarbeit. Im Jahre 1906 exportierte man von zwei Unternehmungen bei Shirati etwa 24 Tons Fasern, für 1907 wird auf So Tons gerechnet. Bei einem Versuch gaben 50 Blätter 200 Gramm, bei einem anderen 320 Gramm Fasern, man rechnet, daf3 man bei Handarbeit 1'/; "/o, bei Maschinenarbeit weniger gewinnen wird, und daf3 man die Pflanze nach 2'/; Jahren wieder schneiden kann, wahrscheinlich aber erst nach 5 Jahren. Die Preise für diesen Hanf schwankten im Jahr 1907 zwischen 54 und 76 Mark pro 100 Kilo in Hamburg, waren demnach niedriger als die für Sisal und höher als die für Mauritiushanf. Man beutet bisher die vorhandenen Bestände aus. Über den Nachwuchs Uber Mombassa sind ausgeführt an »Fasern«: 1903/04 1904/05 1905/06 1906/07 aus Britisch-Östafrika für — a. 2590 £ „ Uganda Be 485 £ 2067 £ 2a 20, „ Deutsch-Ostafrika ‚, — — 75» 946 „ Es wird sich dabei fast ausschließlich um Sanseviera-Hanf handeln. Bei Kilwezi hat außerdem ein Deutscher eine Konzession. gibt es noch keine abschließende Beobachtungen. Die Konzessionsinhaber glauben vielfach, daß sie bei völliger Aberntung nach 5 Jahren (andere nach 2'/, Jahren!) wieder an demselben Fleck schneiden können, und daß bis dahin die Pflanzen nachgewachsen sind. Schon vor mehr als einem Jahrzehnt hatte ich in Daressalam alle erreichbaren Arten einschließlich S. sey/lanıca an- gepflanzt. Die Vermehrung war eine äußerst langsame, und dauerte jahrelang, ehe sie sich durch die unterirdischen Rhizome soweit ausgebreitet hatten, dafs sie einige C)Juadratmeter bedeckten. Versuche bei Mombo ergaben, dafs die Pflanzen vielfach abstarben, wenn man alle Blätter abschnitt, aber diese Er- scheinung kann daran gelegen haben, dafß man das Schneiden während der feuchten Zeit vornahm, und die Stümpfe deshalb faulten. Von einigen Seiten wird empfohlen, die Blätter an der Stelle abzubrechen, wo sie am Rhizom an- gewachsen sind, doch wird sich das im Großbetrieb nur selten durchführen lassen. Um genaue Angaben zu bekommen, haben wir in Mombo bei natür- lichen Beständen eine ganze Reihe von sytematischen Versuchen angesetzt, deren Resultate aber noch nicht spruchreif und durch die Verpachtung von Mombo in Frage gestellt sind. Es scheint, als ob die S. cy/indrzica noch am raschesten wächst. Eine groiSe Schwierigkeit für die Ausbeute macht der Umstand, dat die natürlichen Bestände zerstreut wachsen, und dafS demnach die Beförderung der abgeschnittenen Blätter zur zentral gelegenen Aufbereitungsanstalt mit der Zeit recht teuer wird. Man hofft dies durch die Konstruktion von transportablen Maschinen zu überwinden. Der Franzose Duchemin konstruierte eine solche, die leicht und billig ist. Man kann damit ohne Zweifel Fasern gewinnen, aber es geht sehr langsam, und ich glaube kaum, daß sich die Arbeit damit ren- tieren wird, wenigstens nicht mit den verhältnismäßig hohen Tagelöhnen. Sie ist nach dem Prinzip konstruiert, wie man den Manilla-Hanf auf den Philippinen gewinnt, und wie unsere Neger die Faser aus der Sanseviera und Banane ex- trahieren, d. h. man zieht das Material bei der neuen Maschine zwischen zwei Eisen hindurch, die durch Federdruck aufeinandergepreßßt werden, bei der primitiven Art der Eingeborenen zwischen zwei Holzstücken. Wenn die Maschine nicht noch sehr verbessert wird, dann glaube ich, daf man sie höchstens zur Hausindustrie wird verwenden können, nicht für den Be- trieb einer europäischen Anlage, denn sie arbeitet sehr langsam. Und für einen Neger ist ihr Preis zu hoch. Für Sanseviera sollen mit ihr noch systematische Versuche in Amani gemacht werden. Ohne gute Maschinen ist jedenfalls an keinen regulären Betrieb zu denken. Die Handarbeit rentiert sich nur bei Löhnen, deren geringer Betrag nicht verantwortet werden kann. Bei Wilhelmstal und an der Grenze von Mwanza und Schirati sollen deshalb auch größere Maschinen aufgestellt werden. Wahrscheinlich wird es am besten sein, wenn man die vorhandenen Be- stände von Sansevieren ausbeutet, soweit dies bei den Transportkosten der Blätter zur Maschine möglich ist, und das man gleichzeitig mit der Kultur der viel rascher wachsenden Sisal-Agaven beginnt, so dai3 das Anlagekapital für diese Pflanzung durch die Gewinne der Sanseviera-Ausbeute wenigstens grofsen- teils gedeckt wird, ein Verfahren, das man nach Dr. Braun’s Bericht bei Voi schon in Aussicht genommen hat. Nach der amtlichen Denkschrift wurden 1906/07 15 000 Kilo Fasern im Werte von 3592 Mark ausgeführt. Außer aus D.-O.-A. kommen von Ceylon und Columbien diese Fasern auf den Markt, meist unter der Bezeichnung der Engländer als. Bowstring Hemp d. h. Bogensehnen-Hanf, weil man früher aus ihnen in Indien die Sehnen der Bögen herstellte. Im Haushalt unserer Eingeborenen spielen diese Fasern seit alters eine ziemlich bedeutende Rolle; sie machen überall Stricke, Netze, Geflechte daraus und benützen sie zum Aufziehen der Perlen. Jeder Neger wird die zkonge- Fasern kennen. Nach den Berichten von L. Riebow waren 1906 Sanseviera-Fasern von: Columbien zu 68—76 Mark pro 100 Kilo, von Deutsch-Ostafrika zu 534—62 Mark pro 100 Kilo in Hamburg verkauft worden. Im Jahre 1907 sanken die Preise von 88 Mark auf 36—58 Mark, entsprechend dem allgemeinen Rückgang der Hanfpreise. Proben aus der Insel Ukerewe wurden nach den Verhandlungen des Kol.- Wirtsch. Komitees in Hamburg im Mai 1907 mit 70 Mark bewertet, solche aus Nairobi im Januar 1907 mit 80 Mark. 12. Stipa tenacissima 1. Die in Spanien Esparto, in Nordafrika Halfa*) genannten Blätter dieses Wüstengrases bilden einen so außerordentlich wichtigen Handelsartikel in Spanien und besonders in Algier, Marocco und Tunis, dafs man sich in Deutschland mit dem Gedanken trug, ob die Pflanze nicht bei uns in Ostafrika einzuführen sei. Über Südwestafrika habe ich kein Urteil, für unser Gebiet kann ich den Versuch nicht befürworten (siehe »Pflanzer« 1907). Sehen wir uns einmal an, was Trabut darüber in einer ausführlichen Mono- graphie, die 1889 erschien, schreibt: Die Pflanze kommt spontan in enormen Ge- bieten der ariden Zone von Nordafrika und in Spanien vor; in Algier schätzt man ihr Gebiet auf etwa 5 Millionen Hektar. Dort sammelt man die Gräser ein und transportiert sie auf Kamelen oder auf eigens zu diesem Zweck gebauten Bahnen zu den Verschiffungshäfen, von wo sie alsdann nur verhältnismäßig geringe Frachten nach ihrem Hauptkonsumlande (England) zu tragen haben. Besondere administrative Mafßßregeln sind zum Schutze der Bestände getroffen. Stellenweis, besonders in Spanien,-hat man sie auch künstlich vermehrt und dabei festgestellt, *) Die Araber in Algier und Tunis sagen Aalfa, alfa, weiter im Osten gweddim, die Tuareg ar. Tan 250) gen daß die Samen zwar nach 10o—ı;5 Tagen keimen, dafß aber 8—ıo Jahre nötig sind, um ausbeutungsfähige Bestände zu erzielen. Auch kann man sie durch Aus- setzen von Pflänzchen vermehren, wobei per Hektar 3—5000 Stück nötig sind. Die Nützlichkeit der Halfa war den Alten schon bekannt, Varro, Dios- curides und besonders Plinius beschreiben sie und ihre Ernte. Aus Spanien führte man 1868—1872 je 90000 Tonnen, 1874 47 800 Tonnen, 1889 45000 Tonnen aus; von Algier begann die Ausfuhr 1863 mit geringen Mengen, steigerte sich 1870 bis 23000 Tons, 1879 auf 119000 Tons, 1884 96000 Tons, 1889 betrug sie 80000 ITons. Aus Tunis exportierte man 1879 33000 Tons, 1889 14000 Tons, 1896 1'/s Millionen Tons, aus Tripolis 1881 80000 Tons, aus Marocco 3—4000 Tons. Wallraff (Geographische Verbreitung, Geschichte und kommerzielle Be- deutung der Halfa, Ing.-Diss., Bonn 1890) gibt vielfach etwas abweichende Zahlen. Im Jahre 1889 war die Gesamtausfuhr ca. 150000 Tons im Werte von 10 Milionen Francs. 1900 wurden aus Algier 97535 Tons exportiert, von denen 88000 Tons nach England und nur ı1 Tons (!) direkt nach Deutschland gingen. Man schätzt, daf allein aus den in Algier auf 5 Millionen Hektaren vorhandenen natürlichen Beständen jährlich ohne Schaden 400000 Tons gewonnen werden könnten. Erwähnenswert ist, dafS durch Bau der neuen Bahn im Süden von Tunis bald neue Halfa-Bestände erschlossen werden (bei Feriana); es soll dort eine Sorte mit besonders dicken Stengeln wachsen, aus denen man hofft, Zündhölzer machen zu können (?). Bisher wurden die guten Halme für die Mundstücke der Virginia Zigarren verwandt. Nach Cult. Col. I, S. 45 sind in Süd-Tunis, südlich von Kairuan, ca. 1'/ Millionen Hektar mit Halfa bewachsen, bis zu den Schotts hin, zwischen Skira und Gafsa. In Algier ist durch Dekret vom 14. Dezember 1888 die Aus- beutungszeit der Halfa limitiert, in Tunis noch nicht. Der Handel damit ist für Tunis in Skira und Sfax konzentriert, früher war er Monopol der Comp. franco- anglaise d’exportation des alfas tunisienne, seit 31. Juli 1887 ist das Monopol zurückgezogen. Es kamen aus Tunis zur Ausfuhr: 1892 1920510 Doppelzentner 1893 1866080 1894 1457870 I 18957 7091320 sr 1896 1488640 Bei der Zollberechnung wird 10 Francs per Doppelzentner als Wert an- genommen. 1897 ward der Ausfuhrzoll von 1,27 Francs auf 0,56 Francs herab- gesetzt. Zwischen Sousse und Monastir ist eine große Halfa-Fabrik des Herrn M. Deiß (1897). Die Märkte für Halfa sind in Tunis bei Arad, Sakel, Kairuan, Sfax, Korkuma-Inseln, Quennouch, Arad, Hergla und Sousse. Nach England wurden ausgeführt an »Esparto und verwandten Fasern« nach den Angaben von Semler: 1879 202000 Tons 18992..207.000: , ,, 1900, 200000 =, 90111193000 I, In Hamburg wurden 1905 eingeführt: von Spanien 8361 Doppelzentner im Werte von 22 390 Mark, eier or ss Bi » EZ ION, zusammen 1024 Doppelzentner im Werte von 25600 Mark, oder etwa 24 Mark für den Doppelzentner. Aus diesen Angaben geht nun hervor: ı. dafß das Halfagras fast ganz in England verarbeitet wird, da unsere deutsche Industrie offenbar kein Interesse daran hat; daßß die Pflanze nur auf sehr trockenem, wüstenartigem Gelände ge- deiht, von dem wir hier in Ostafrika glücklicherweise nicht viel haben, denn auch das Massai-Land ist in seiner großen Ausdehnung keine Wüste; 3. dafl es in Nordafrika enorme natürliche Bestände gibt, die sich auf den dreifachen jetzigen Export und auf den doppelten bisherigen Konsum an »ähnlichen Fasern« von dem Hauptabnehmer (England) [8} ohne Schaden ausbeuten lassen; 4. daf3 die Kultur der Pflanze, wenigstens dort, wo man sie versuchte, recht langwierig und deshalb auch teuer ist. daf3 Halfa sich nur bei sehr günstigen Transport- und Frachtverhält- in nissen rentabel ausbeuten läßt. Es scheint mir demnach ausgeschlossen, selbst wenn wir in die trockensten Gebiete von Deutsch-Ostafrika eine Bahn bekommen, daf3 wir hier diese Pflanze einbürgern können für eine rentable Ausnützung. Wir müßten dort die mühsam hergeschafften Pflanzen anzüchten, müßten das Land roden oder sonst irgendwie vorbereiten, müßten Arbeiter, da sie in jenen Gebieten nicht vorhanden sind, dort ansiedeln und sie anderen Unternehmungen fortnehmen, müßten lange warten, bis wir vielleicht unsere kleinen Anlagen abernten könnten, die jedenfalls sich nie mit den natürlichen Beständen von Nordafrika werden messen können. Wenn wir nun mit teuren und wenigen Leuten das Gras glücklich geschnitten haben, dann soll es eine lange Eisenbahnfracht tragen, Verladungskosten pp. an der Küste und endlich noch eine Dampferfracht, die, wenn sie sich mit der Zeit gegen die heutigen Sätze auch erniedrigen wird, allein wegen der Gebühren im Suez- Kanal immer viel höher bleiben wird, als diejenige von Algier nach Europa. Und nun kommt endlich dazu, daß das Produkt in Algier 7—8 Francs, in den besten, nur zu Flechtereien dienenden Sorten 11—ı2 Francs per 100 Kilo wert ist, also ®/ın—"/s vom Werte des Sisal-Hanfes. In Hamburg wurden die besseren Sorten mit rund 13—24 Mark bezahlt. Die Dampferfracht für Baum- KT — wolle, die als sperriges Gut ungefähr gleiche Sätze wie Halfa zahlen wird, kostet allein 42'/; Mark für 1000 Kilo, demnach 5,3 Francs für 1oo Kilo, die in Algier vielleicht 7—ı2 Francs, in Hamburg 13—24 Mark wert sind. Ich glaube, dafs wir nach diesen Zahlen nie daran denken können, hier die S7z7pa einzuführen. Das Halfagras dient in England zur Papierfabrikation, die besten Sorten auch zu Flechtereien. Da kommt es viel eher in Frage, zu untersuchen, ob wir nicht bei uns natürlich wachsende Bestände in erreichbarer Nähe finden, die man für dieselben Zwecke nutzbar machen könnte. Die Gattung S/7fa scheint nach dem, was man bisher weiß, bei uns zwar zu fehlen, aber die verwandte Arzstzda kommt in mehreren Arten vor. Wenn es auch immer noch recht zweifelhaft ist, ob wir hier bei unseren Arbeiterlöhnen und bei den hohen Dampferfrachten ein Gras in erheblichen Quantitäten liefern können zu einem Preise, der mit dem für Halfa konkurrieren kann, so scheint es mir jedenfalls eine weit bessere Anwendung von verfügbaren Mitteln zu sein, die hiesigen Gräser usw. auf ihre Verwendbarkeit zu diesen Zwecken zu prüfen und zugleich die für die Ausbeutung in Frage kommenden wirtschaftlichen Verhältnisse zu studieren, als sie an unausführbare Projekte zu setzen, die sich niemals bezahlt machen können. Das B.L.I. hat vor längerer Zeit bereits eine ganze Reihe von Pflanzen- stoffen, welche für die Herstellung von Papier in Frage kommen, nach Deutsch- land an Fachleute eingesandt und wird dies auch gerne mit anderen faserigen Rinden und Gräsern tun. Bisher sind u. a. fortgesandt: Baobab-Rinde (16 bis 18 Mark pro 100 Kilo in Hamburg), Reisstroh, Baumwollabfälle, Sisalabfälle, Kapok, Papyrus, Juncus u. a.m. Sollte jemand Interesse an solchen Stoffen haben oder geeignetes finden, so wird das B. L. I. gerne die Untersuchung vermitteln. 13. Anhang. Es kann nicht Aufgabe dieser Besprechungen sein, alle Pflanzen aufzuführen, die in unserem Gebiet Fasern liefern oder liefern könnten. Die verschiedenen Palmen-Produkte (einschließlich Raphia-Bast und Piassava), Jute, Adansonia, FHibiscus u.a. wurden schon an anderer Stelle besprochen. Ich will hier nur noch einige Fasern erwähnen, die vor kurzem viel von sich reden machten. Trumfetta rhomboidea Facg. wird in Britisch-Zentralafrika zsonogwe genannt, eine verwandte Art dort Zchopwa, T. semitriloba L. in Usambara fifiokole. Szda rhombifolia L., denje in Britisch-Zentralafrika, liefert in trockeneren Gegenden eine ausgezeichnete Faser. Securidaca longipedunculata Fhes. wird in derselben Gegend duase genannt. Alle diese Pflanzen geben vorzügliche Fasern und würden sich gewiß anbauen lassen, aber nach den Angaben des »Bull. Imper. Inst.< B. II sind die Fasern pro Tonne nur zwischen ıı und 16 &£ wert, also noch nicht halb soviel 542 wie Sisal. Ich glaube, dieser Umstand wird jeden abhalten, sich mit dem An- bau dieser Pflanzen zu beschäftigen. Zacaton. Unter diesem Namen kommen seit einigen Jahrzehnten aus Mexiko die Wurzeln von Gräsern der Gattung ZPzcampesin den Handel, die sich zur Her- stellung billiger Bürstenwaren in Europa sehr eingebürgert haben und einen recht bedeutenden Artikel, auch auf dem deutschen Markt, bilden. Zu denselben Zwecken werden in Italien (Lombardei, Venetien) die sogenannten Reiswurzeln von Chrysopogon Gryllus verwandt, die man dort 7redbza nennt. Diese Trebbia soll an Qualität besser als die Zacaton sein, wird aber durch die Mengen der von Mexiko ausgeführten Ware erdrückt. Auch aus Ungarn wird eine ähn- liche Wurzel aus C’krysopogon gewonnen, und neuerdings beutet man in Algier die unter der Zalfa in der Wüstenregion wachsende Grasart Ampelodesmus fenax, die dyss oder diss der Araber, aus. Über den Zacaton hat Dr. Endlich im »Tropenpflanzer« 1906 ausführ- lich referiert. Die von Mexiko ausgeführten Mengen sind sehr bedeutend, 1903 3,8 Millionen Kilo im Werte von 1!/a Millionen Dollar, 1904 4,4 Millionen Kilo im Werte von über 2 Millionen Dollar, von denen ein großer Teil immer nach Deutschland gegangen ist, so 1904 mehr als 2 Millionen Kilo im Werte von 941469 Dollar. Die Einfuhren nach Hamburg gab ich in den Tabellen bei der Besprechung vom Sisal; der Preis schwankte zwischen 51 (für Abfall) und 98 Mk. pro 100 Kilo. Es handelt sich hier um ein recht wertvolles Produkt, von dem in Deutsch- land ganz bedeutende Mengen gebraucht werden. Die Pflanze kommt allerdings in Mexiko in recht hohen Lagen vor. Wir haben uns vom B.L. I. schon seit längerer Zeit Mühe gegeben, Pflanzmaterial von der mexikanischen und italieni- schen Grasart zu erhalten. Die mexikanische Pflanze ist von der Westdeutschen Handels- und Pflanzungsgesellschaft 1907 eingeführt, über die damit erzielten Erfolge ist nur zu erfahren, daf3 sie gut angewachsen ist. Wurzeln von CAryso- pogon Gryllus hat das B. L.I. im Januar -1908 durch die Güte’ des’ Ferrn Marchese R. Valiante (Neapel) erhalten, dem ich auch hier besten Dank für seine großen Bemühungen aussprechen möchte. Hoffentlich gelingt die Anzucht dieser Art. Es wäre sehr interessant, zu versuchen, die Wurzel hier zu gewinnen. Allerdings darf man sich durch die relativ hohen Preise von Zacaton in Ham- burg nicht täuschen lassen, denn die Wurzeln müssen sorgsam und recht müh- selig in frischem Zustand gereinigt und von der Wurzelrinde befreit werden, so dafs ihre Aufbereitung nicht billig sein wird, aber dafür wird in Mexiko schon die Fasio-Maschine angewandt. Nicht unmöglich ist es, dafßß wir auch bei uns eine Graswurzel finden, die wild wächst und geeignet ist, die Zacaton oder Trebbia zu ersetzen. Man sollte sich demnach orientieren, wie die gesuchte Ware beschaffen sein muß und überall bei uns danach suchen. Jedermann werden die ordinären »Reisbesen« bekannt | | | ES sein, deren Fasern allerdings meist von einer Varietät des Sorghum (mtama) ge- wonnen werden. Die Zacaton-Wurzeln sind feiner und glatter, aber man könnte mangels anderen Vergleichsmaterials nach Graswurzeln suchen, die dem Material der Reisbesen ähnlich sind, allerdings müßten sie in einer Gegend wachsen, von wo der Transport zur Küste sich billig ermöglichen läfst, also in der Nähe einer Bahn oder im Nianza-Gebiet. XVI. Farbstoff-liefernde Pflanzen. 1. Bixa orellana L. Der echte Orlean-Baum ist ein Strauch oder bis 10 Meter hoher Baum, mit herzförmigen, zugespitzten Blättern und Rispen von schönen rosa Blüten. Die Früchte sind zweiklappig aufspringende, einfächerige Kapseln, die außen stachelig behaart sind und die zahlreichen Samen enthalten, die von einer roten Schicht arrillusartiger Papillen bedeckt sind. Aus dieser röten Samenhülle wird der Orlean oder Anatto (Arnatto) genannte rote Farbstoff hergestellt, der be- sonders zum Färben von Butter und Käse verwandt wird. Die Pflanze ist un- zweifelhaft im tropischen Amerika heimisch; ihre Samen wurden auch in den alten, vorcolumbianischen Gräbern gefunden. Die Tupi-Indianer nennen sie urucu, woraus der französische Name zoxcou gebildet ist, die Aruac-Indianer dzra, bicha. Wahrscheinlich ist die in Panama, Peru, Columbien wild vorkommende Var. platycarpa Warbg. die Urform der Kultursorten. Diese Pflanze scheint eine der ersten gewesen zu sein, die von den. Ent- deckern aus Amerika nach Südasien und Afrika usw. ausgeführt wurde, und sie hat sich in ihren neuen Heimatsländern fast ganz akklimatisiert. Man unterscheidet eine Var. carriboa mit rosa Blüten und eine Var. indica mit weißen Blüten. Sie ist in Südasien überall zu finden, von Indien bis zu den Tonga- Inseln und Hawaii. Die Indier nennen sie watkana, gulbas, kisri, kesari, kesar- bondi, kisti, carpurji, sendri, die Malayen kasumba-kling. In Zanzibar ist der Baum häufig und wird dort wie an unserer Küste msinga-furi genannt, ein Name, dessen Ableitung ich nicht habe eruiren können.*) Der Same wird hier und da zur Herstellung einer roten Markier-Farbe oder Tinte benützt. Wahrscheinlich haben die Portugiesen ihn im 16. oder 17. Jahr- hundert eingeführt. Auf einigen Pflanzungen hat man den Baum, der sehr schnell dichte Hecken bildet, zum Schutze anderer Kulturen gegen Wind ge- pflanzt, so z. B. auf den Vanille-Pflanzungen bei Bagamoyo. Dort hat man auch *) Ob er mit dem portugiesischen Wort für »färben« —= Zingir zusammenhängt? ee die Farbe gewonnen und etwas davon exportiert. Wie viel kann ich nicht sagen, da in unserer Zollstatistik diese Farbe mit Orseille und anderen Pflanzen- farben zusammengeworfen wird. Ob sich die Ausfuhr lohnt, selbst wenn es sich nur um ein Nebenprodukt handelt, weif3 ich nicht, es wird von den Arbeiter- verhältnissen abhängen. Die Hauptmasse des in den Handel kommenden Orlean- Arnatto kommt aus französisch Guyana, Guadeloupe, Jamaica und Brasilien. Von ersteren beiden Kolonien sollen jährlich etwa 800000 Kilo der zu Kuchen geformten Farbe ausgeführt werden. Der Doppelzentner kostete in Hamburg- 1903—05 durchschnittlich bei der Einfuhr 64—78 Mark. In Hamburg wurden eingeführt: 1903 .405 Dz. im Werte von 31760 Mark 1904 1430 u» >» » 27140 „ TOOLBARS 30 U. a 3 22.100 5, Der Hauptexport geht aber nach England, wo der Chester Käse damit rot gefärbt wird (etwa 2—300000 Ibs). 2. Carthamus tinctorius L. Der Saflor ist ein Distel-artiges Gewächs, dessen rote Blüten seit der Ur- zeit zur Herstellnng eines roten Farbstoffes dienen, und zwar wäscht man den schlechten löslichen gelben Farbstoff bei den besseren Qualitäten erst aus und formt die Blüten dann zu Kuchen, die in den Handel kommen. Die Leinenbänder, welche die Mumien im alten Ägypten umgaben, waren vielfach mit Saflor gefärbt, Reste der Pflanze hat man dort auch in Gräbern ge- funden. Ob das von den Griechen #rzdos genannte Gewächs der Saflor war, ist nicht ganz sicher. In Indien ist die Kultur sehr alt, im Sanscrit heißt die Pflanze kusumbha, kusum, kanalottara, in den heutigen indischen Sprachen kusum, kusumba, kayirech, auf persisch kashıra, muasfir, kasakdanah, auf Arabisch usfar, usfur, gurtum, kurthum, asforo, saffron, in Ägypten kortum, kurtum, kurtim. Karkom ist auf Hebräisch Saffran oder Cocus. Asforo, asfar wird auf Arabisch einfach das Wort für rotgelb sein, das auch für Saffran angewandt wird. Das Wort carthamus, cartame der Franzosen, cartamo der Italiener ist aus dem ägyptisch-arabischen kortum, das Saflor (zisflor) des Deutschen aus dem arabischen zsfar ebenso wie das italienische asfore, asfrole, astıifore, saffrolo, saffrone entstanden. Die Chinesen haben die Pflanze im 2. Jahrhundert v. Chr. aus Baktrien erhalten. Der Carthamus ist wild unbekannt, man vermutet die Heimat der Kultur in Arabien (De Candolle) oder Indien (Hehn), vielleicht lag sie zwischen beiden in Mesopotamien. Für den Handel kommt heute nur noch Indien, Persien und Ägypten in Be- tracht; die besten Sorten kommen von Bengalen und Persien, sonst baut man die Pflanze noch in China, wo sie Zong-wha heißt, Japan, Süd- und Mittelamerika, Stuhlmann, Beiträge zur Kulturgeschichte von Ostafrika. 35 Australien, Italien, Frankreich, Deutschland und Ungarn, doch hat die Kultur unter der Konkurrenz der Anilinfarben stark abgenommen. Wenn nun auch der Saflor für die Herstellung von Farbstoffen nicht für einen Anbau durch Ansiedler in Frage kommt, so können die reichlich pro- duzierten Samen, welche etwa 30 °/, eines zu Speisezwecken und auch zur Malerei dienenden Öls geben, eine Rolle spielen. Wir hatten in Mombo, wo die Pflanze vorzüglich gedieh, vor einigen Jahren ıı Zentner Saat erhalten, die nach Untersuchung von Dr. Fendler mit der Schale 25,82u.0%0 Öl enthielten, das zum Ranzigwerden neigte und deshalb mehr zur Seifenfabrikation etc. als zur Speise geeignet ist. Ich glaube, daf3 als Zwischenkultur und vielleicht auch als alleiniger Anbau die Pflanze sich rentieren kann, wenn man die ebengeöffneten Blüten nicht zur Herstellung von Farbstoff verwendet sondern die Samen reifen läßßtt, um aus ihnen Ol zu gewinnen. 3. Crocus sativus L. Der Safran, Crocus kommt hier für die Kultur gar nicht, für den Handel als Drogue nur sehr wenig in Betracht, so daf ich nur ganz kurz auf seine, an sich sehr interessante Geschichte eingehe, es demjenigen, der sich dafür inter- essiert überlassend, bei Hehn. u. a. darüber nachzulesen. Die kultivierte Form des Crocus satfzivus stimmt nach den Untersuchungen von Maw mit keiner der wild auf den Bergen bei Smyrna, auf Kreta, den Cycladen, bei Athen, in Taurien, Thracien, Dalmatien usw. gefundenen Formen dieser Pflanzenart überein; die Kulturform ist immer steril, wenn man sie nicht mit dem Pollen einer wilden Sorten befruchtet, sie ist auch sehr konstant, während die wilden beträchtlich variieren. Es scheint sich demnach botanisch um eine sehr alte Kulturpflanze zu handeln. In der Tat war sie den alten Ägyptern bekannt; im »Papyrus Ebers« soll sie erwähnt sein. Im alten Testament (Hohelied) wird sie Cartkhamus oder karkom genannt. Oppert gibt das assyrische Wort karkuma, im Armenischen heifßt sie heute #rkum. Bei den Griechen war sie von Homer an als #rokos, bei den Römern als crocum bekannt. Es scheint mir nun unzweifelhaft, daf alle diese Worte zusammen hängen, und von einem altsemitischen Wort mit der dreikonsonantigen Wurzel #-»-% ab- stammen. Die Vokalisation spielt ja bei den semitischen Sprachen eine sehr geringe Rolle, es handelt sich immer nur um drei Konsonanten, die wir in allen diesen Worten wiederfinden.*) Denkbar, daß dies ursprüngliche Wort »gold- gelb« bedeutet hat, wie etwa das Sanscrit-Wort kankana »golden« heißt und für alle möglichen gelben Pflanzenstoffe angewendet wird (kunkuma, kurkuma). *) Diese 3 Konsonanten finden sich wie im crocos auch im Althochdeutschen cArzogo, croe, kruago, daneben heißt die Pflanze dort noch drose, brugo, sintvarıe. a N ze Die arabische Bezeichnung safaran, za'farın, safran, aus dem die euro- päischen Worte asafran (spanisch), safran (deutsch) usw. abstammen, ist einfach das arabische Wort für die Farbe »gelb«. Auch in Indien sagt man zafran, jafran, neben kunkuma-puvvu, kunkuma-dahuvu haldi, halad u.a. m. Sanskrit haridra, hari (grün, gelb). Wohl kaum ein Pflanzenstoff spielt in den Mythen und Liedern der Alten die Rolle wie Safran: man pries seinen Duft, setzte ihn allen möglichen Speisen und fast allen Medikamenten zu. In Altpersien trugen die Herrscher gewisser- maßen als Hoheitszeichen mit Safran gefärbte Schuhe, der aus dem Orient stammende Gott Bacchus erscheint in #Arokotos Gewändern, Jason, Pallas Athene werden mit dem Crocosgewand geschildert, und in späterer Zeit legte das klassische Altertum auf Crocos in Küche und Keller, in Parfümerien usw. einen Wert, den wir uns heute gar nicht mehr vorstellen können, wo wir diese Drogue doch beinahe nur noch als Gewürz in den altertümlichen Östersemmeln (Paasch- Semmeln) kennen. Aber noch im Mittelalter war Safran eine der gesuchtesten und wertvollsten Spezereien des Levantehandels, der besonders in den Händen der Venezianer war. Früher wohl im Orient angebaut, brachten die Araber die Kultur des Crocus nach Spanien, wo er heute noch eine große Rolle spielt, und die Kreuz- fahrer brachten ihn aus Syrien mit. Außer in Spanien und Frankreich wird der Crocus noch ein Kleinasien, Persien, Kaschmir und China angebaut. Der Bedarf davon für Indien kommt fast ganz aus Kaschmir, wenn er nicht von Frankreich importiert wird. Die Araber kannten ihn offenbar in ihrer Heimat nicht, lernten ihn wohl früh durch den Handel und auf ihren Eroberungszügen in Persien, Kleinasien usw. kennen, um ihn von dort zu verbreiten. Daraus erklärt sich der der Umstand, daf3 sie kein eigenes Wort für ihn haben, sondern nur den Aus- druck für die Farbe Gelb benützten. Wenn wir nun alles zusammenfassen, so ist es sehr wahrscheinlich, dafs eine Varietät der ursprünglich im östlichen Mittelmeergebiet und der Gegend um das schwarze Meer verbreiteten Pflanze in einer Region in Kultur genommen wurde, wo ein Ursitz der semitischen Sprachen und Kulturen zu suchen ist, nämlich etwa in den Ländern südlich vom schwarzen und kaspischen Meer; im alten Assyrien und Medien. Von dort wird der Gebrauch der Drogue sich nach Ägypten, Altgriechenland, Persien, Kaschmir usw. ausgebreitet haben. Der als Safran im Handel bekannte Stoff besteht aus den Blütennarben der kultivierten Crocus; etwa 60—80000 Blüten sollen erst ein Kilo Safran geben, das 70—80 Francs kostet. Das Hauptproduktionsland Spanien exportierte 1901 97846 Kilo 19027800177 ,; T9O3 m 2275 lGenhle). In geringen Mengen kommt der Safran von Indien nach Zanzibar und an unsere Küste in die Indierläden. Die Indier und Araber benützten ihn, so weit ar* >] ich weiß, wohl nur in der Küche zu Gebäcken und Zuckerwerk, sowie als Zusatz zum Kaffee. Der Gebrauch scheint durch die Araber hier eingeführt zu sein, wenigstens wird der Stoff auch hier safran? genannt. Die damit hergestellten Backwerke haben für unser Gefühl einen »orientalischen«, uns nicht sehr zu- sagenden Geschmack. Die Moden haben sich eben sehr geändert und mit ihnen der Geschmack; die Deutschen des Mittelalters noch schätzten den Safran als eins der besten und kostbarsten Gewürze. Vielleicht wird hier und da in Marokko, in Indien usw. auch noch in alter Weise das Leder mit Safran hell leuchtend gelb gefärbt. Allerdings wird man das »Corduan-Leder«*) jetzt wohl meist mit Anilin färben, und Farbe, Geruch und Geschmack des Safran ruft uns Modernen nicht mehr das Entzücken wach, wie den Alten, bei denen bei diesem Stoff wahrscheinlich noch religiöse und mythische Bedeutungen dazu kamen. 4. Ceasalpinia Sappan L. Das Sappan-Holz genannte Färbmaterial ist das rote Kernholz dieses in Indien und dem Malayischen Archipel vorkommenden kleinen Baumes. Im Sanscrit hieß er Jaltanga, auf indisch jetzt pattangay, bakanu, bakam, teri, bokmo, bakapu, malayalam chappannam ın Java sachang, bei den Malayen sapang, kayu-sappan, bei den Persern und Arabern andam bakam, baggam (richtiger dakkam). Marco Polo erwähnt diesen von ihm verszno genannten Baum aus Lambri auf Sumatra, von Ceylon und der Malabar-Küste. Der Übersetzer und Herausgeber der neuen deutschen Ausgabe, Dr. Lemke (Guttenberg-Verlag in Hamburg), schreibt außerdem auch »Brasilholz«. Nun soll nach Taubert's Angabe in Engler’s »Pflanzenfamilien« schon im Jahre 1193 ein indisches Rotholz auf dem Land- wege nach Europa gekommen sein, das man draszl oder dresı! genannt habe. Im 14. Jahrhundert hieß es in Coeln (Ördinancie van der Dumvagen) Bruszlien- holts. Und noch heute wird nach der »Cyclopedy of India« von Balfour das Sappan-Holz von den Engländern Draszlwood, brasiletto, von den Italienern legno di brasıle oder verzino, von den Portugiesen pao braszıl, von den Spaniern madeira de bresil sonst noch bdreszl, brasilly, braxilis, brasile**) genannt. Und den darin enthaltenen roten : Farbstoff bezeichnet man als Draszlm. Un- zweifelhaft ist das Holz unter dem Namen draszl, brusil demnach schon vor der Entdeckung Amerikas im 12.—15. Jahrhundert aus Indien bekannt gewesen; und als die Portugiesen unter Cabral 1500 den Südkontinent von Amerika fanden, nannten sie das neuentdeckte Land zuerst Santa Cruz, dann nach dem vielen dort vorkommenden Drasz/-Holz »Brasilien«. +) Denn dort kommt das beste *) Safıan-Leder hat damit nichts zu tun, es hat seinen Namen nach der Stadt Safı in Marokko. **) Von braglia, brascia, brasa, braise, glühende Kohle, der Farbe wegen nach Heyd. f) Siehe auch Comes, Histoire du Tabac, S. 30, Heyd II, S. 576. ‚ = be), Rotholz von C. echinata Lam. als fernambuk, ıbtrapı-tanga, ymira piranga der Eingeborenen vor.*) Ceasalpina Sappan wächst bei uns recht gut, sowohl bei Daressalam als bei Amani. Ich glaube aber kaum, dafS sein Holz für die Ausfuhr einmal in Frage kommen kann bei dem allgemeinen Preisrückgang der ganzen Farb- hölzer und bei den Mengen, die man in Südamerika an wildwachsenden Rot- hölzern findet. Auch von Westafrika kommen jetzt eine Menge Rothölzer nach Hamburg. Da sie aber nur mit 5 Mark anstatt wie die brasilianischen Rothölzer mif ı2 Mark pro Doppelzentner bei der Einfuhr notiert sind, wird es sich bei diesen afrika- nischen Provenienzen vielleicht um Möbelholz handeln, vielleicht um sogenanntes rotes afrikanisches Sandelholz von P/erocarpus. 5. Datura alba N. ab Nes. der weiße Stechapfel wächst in Zanzibar, an der Küste, am Tanganika subspontan auf Schuttplätzen; auch an der Uganda-Bahn sah ich diese oder eine nahe ver- wandte Art. Sie ist sonst noch in Madagascar, Ostindien, Persien, Arabien zu finden. Die Var. fastuosa L., die von einigen Botanikern als eigene Art an- gesehen wird, kommt fast in der gleichen Verbreitung vor auf Schutthaufen in der Nähe von Wohnungen, sie findet sich auch bei Mosambik, am Zambezi und in Westafrika. In Europa, Amerika, Japan und China wird sie kultiviert. D. Stramonium L. soll an den Ufern des Kaspi-Sees wild sein, in Europa verwildert, in Kashmir, Beludschistan, Sikkim, am Himalaya wird sie an- gepflanzt. Die erste Saat davon soll Clusius 1583 nach Europa gebracht haben. D. Metel L. stammt wahrscheinlich aus Amerika und ist in der alten Welt stellenweise naturalisiertt Diese Art soll in der Mitte des 16. Jahrhunderts zuerst in Venedig kultiviert sein. Die 15 Arten der Gattung Darura kommen in den warmen Teilen beider Erdhälften vor; es scheint, daf3 ursprünglich einige aus Amerika und einige aus Asien stammen und daf3 man später die Namen derselben vermischt hat, wahr- scheinlich aber wird D. S/ramonium und D. alba schon lange vor der Ent- deckung Amerikas in Asien bekannt gewesen sein. Es ist nicht sicher, ob die Griechen und Römer die Darura kannten, denn vielleicht war das s/ramonzum etwas anderes. In Sanscrit werden die Daturen dAustura, unmatta, dhattura genannt, heute in Indien dhuthura, dhaturo (wohl D. alba Nees), auf persisch kons, gaos- gtah, mabale, safed, taturahe-safed, auf arabisch yous-masle, yous-el-mathil, tattı- rahe, bokkam, auf türkisch /udnla, im modernen Griechisch Zazowxla. Entsprechend *) Das Wort Pifanga, piranga der Indianer erinnert sehr an das Sanscrit- und indische Wort Zatftanga. Sollte das Wort eine Einführung der Portugiesen nach Brasilien sein? der Wahrscheinlichkeit, daß Darura Stamonium im Süden der Kaspi-See heimisch ist, kann man annehmen, daf3 das Wort dhufura aus diesen Gegenden stammt, Zaf soll auf persisch »stechen« heiflen, mathzl, masle ist der arabische Name, aus dem in Europa das Metel geworden ist. In Ostafrika wird die D. alba, mnara, mnarabu, mranaha, genannt, die Ein- geborenen benützen sie zum Blau- und Grünfärben der Mattenstreifen. Nach den Angaben von Burton sollen die Araber und Eingeborenen auch die narkotische Wirkung der Pflanze kennen, sie rauchen Blätter, Blüten und Wurzelrinde gegen Asthma, wobei manchmal Vergiftungserscheinungen vorkommen. Möglich ist, daf3 sie wie in Indien auch hier bisweilen zu kriminellen Zwecken verwandt wird. 6. Haematoxylon campechianum L. Der Blauholz-Baum ist in Mexiko und Zentralamerika heimisch und ver- schiedentlich auch in anderen Ländern angebaut. In Ostafrika wuchs er in Daressalam recht gut, ebenso in Amani, wo die Bäume 1907 zuerst blühten. Neuerdings hat auch die hiesige Forstverwaltung sich meines Wissens mit dem Anbau beschäftigt. Das in frischem Zustand blutrote, an der Luft violett bis schwarz werdende Kernholz enthält als Farbprinzip das Hämatoxylin, das zum Blau-, Violett- und Schwarzfärben auch heute noch trotz der Anilinfarben unentbehrlich ist. Das von Honduras und Yucatan kommende Holz kostet in Hamburg ı1—ı2 Mk., das von Haiti, Jamaica und St. Domingo nur 7—9 Mk. pro Doppelzentner. Hamburg importierte 1904/05 für etwa 1—1,8 Millionen Mark und führte wieder für etwa 0,5 Millionen Mark in beiden Jahren aus. Blauholz, Campecheholz oder /og-wood sind die Handelsbezeichnungen für dies Farbholz. Da es in den Gegenden von Südamerika vorkommt, deren Klıma dem unseren ähnlich ist, und da auf3erdem nachgewiesenermafsen der Baum hier gut gedeiht, so sollte man, sobald das Holz aus den hier und bei Daressalam gewachsenen Bäumen der Qualität nach gut beurteilt ist, von seiten der Forstverwaltung intensiv mit dem Anbau vorgehen. Für Privatunternehmer wird sich der Anbau, der doch mindestens 20—25 Jahre auf ein finanzielles Resultat warten läßt, nur in seltenen Fällen lohnen, es sei denn als Schattenbaum oder Wegeeinfassung. 7. Indigofera tinctoria L. und verwandte Arten sind kleine Halbsträucher oder Kräuter, aus deren Blättern und andern grünen Teilen der Indigo gewonnen wird. Es sind zu den Schmet- terlingsblütlern gehörige Pflanzen mit gefiederten Blättern und unscheinbaren Rispen von rosa Blüten. Die abgeschnittenen, einjährigen Pflanzen werden in Wasser mazeriert, wodurch sich das darin enthaltene Indican löst und nun durch langes Umrühren der Lösung zu Indigotin oxydiert wird, das als unlösliches BB blaues Pulver zu Boden fällt. Außer den /zd7gofera-Arten, von denen für die Kultur hauptsächlich neben der genannten Art /. Anz/. L., der Steckindigo. der wahrscheinlich in Amerika heimisch ist, /. /eptostachya DC. von Natal, !. oligosperma von Guatemala, /. argentea L. von Ägypten, Arabien, Abessinien, Indien, / arrecta Benth. von Abessinien u. a. m. in Frage kommen, werden noch eine ganze Anzahl von Pflanzen in ähnlicher Weise zur Herstellung von blauer Farbe verwandt, wie z. B. /safis finctoria, der Färber- Waid, Marsdenia, Ruellia, Thephrosia usw. Die Gattung /ndigofera hat etwa 250 Arten, von denen allein im Kap- land und im tropischen Afrika 200 vorkommen. Überall bei uns in Ostafrika wachsen wilde Indigo-Sorten, und in Zanzibar, Mosambik und Angola auch die I. tinctoria. | Die Anwendung dieser Pflanze zur Herstellung von Farben ist sehr alt; es scheint, daß die alten Ägypter die /. argentea als terneken kannten, die Juden bauten sie an, und dort durfte niemand eine Indigo-Pflanze ausrotten, bevor sie drei Jahr alt war. Noch bis 1320 kannte man diese Kultur bei Jericho. Ob die blauen Borden der Mumienbinden mit Indigo gefärbt waren, ist nicht genau nachgewiesen. 60 v. Chr. kannte Dioscorides den Farbstoff als zudion, Plinius etwas später als zzdzcum, der Periplus des Roten Meeres nennt zadzicon melan”) aus Barbaricon am Indus. Der Name gibt den Ursprung an. Im Alter- tum scheint man den Stoff für einen Stein gehalten zu haben, und wahrscheinlich war Marco Polo der erste, der die pflanzliche Natur desselben nachwies; er beschrieb die Farbe aus Lambri in Sumatra (III, 15) aus Quilon an der Malabar- Küste (III, 25), sowie aus Kambaya (II, 31) brachte Samen mit nach Venedig, die aber nicht aufgingen. Linschoten beschreibt sie dann als awzzl/ mit dem indischen Namen. Im Mittelalter war nach Heyd (II, S. 597) Bagdad der Haupt- stapelplatz für Indigo. | Pflanze und Farbstoff heißen vielfach verschieden, so im Sanscrit die Pflanze vzshashodami, die Farbe nzla, nilini, (Gudjerati gul), in Java die Pflanze tom (Tarım auf Sumatra), die Farbe auch »z/a, ein Zeichen dafür, dat die Technik der Farbbereitung von den indischen Einwanderern nach den Sundainseln gebracht ist. Wahrscheinlich haben auch die Araber diese Industrie in Indien kennen gelernt und von da verbreitet. Und mit der Pflanze verbreitete sich auch der Name; die persischen Autoren sagen 2/, nzladsch, lile, chutr, Ibn-el-Batuta nennt sie /Junna madschun, islim, fulful-el-kurud, wasnat. Nach Persien, Arabien, Ägypten, Nordafrika, Cypern, Sizilien, Spanien, Senegambien, den Haussaländern wird die Indigo-Industrie von den Arabern gebracht sein. Eine grofßle Rolle spielt sie aber nur in Ostindien, Java, Guatemala. Um 1228 wird Indigo-Farbe in Marseille als Einfuhr von Bagdad erwähnt, bald brachte man mehr nach Europa, so dafs zum Schutze der einheimischen DEMAae@rindle7S-1T7: Färber-Waid-Industrie Mafßregeln ergriffen wurden, die 1607 unter Kaiser Rudolph zu einem völligen Verbot der Einfuhr bei Leibesstrafen führten. Die mit Indigo gefärbten indischen Baumwollstoffe, die sogenannten kanzki, werden in Ostafrika seit langer Zeit bekannt gewesen sein, jedenfalls vor An- kunft der Portugiesen. Die hier viel wachsenden Indigo-Pflanzen versteht der Neger aber meines Wissens nicht zu verwerten. Zwar wird die /. /inctoria in Zanzibar nach der Angabe von Saccleux zZ, also mit dem indisch-arabischen Namen benannt, jedoch mufl diese Kenntnis fast ganz verschwunden sein, denn ich hörte. diesen Namen nie. Der Sultan Said Seyd hatte einmal einen Franzosen in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts beauftragt, eine Indigofabrik in Zanzibar anzulegen, die Pflanzen gaben gute Erträge, aber ein Produkt soll nach Kerstens’ Angaben nicht erzielt sein, da der Unternehmer ein Schwindler gewesen sei, der seine Sache nicht verstand. Nach einer Notiz bei Fitzgerald soll Sir John Kirk berichtet haben, daf3 noch etwa bis 1860 Indigo in Zanzibar fabriziert sei, und daf3 man noch die Reste der Fabrikzisternen sehen könne. Jedenfalls ist heute diese Industrie hier ganz verschwunden. An der Küste soll die Pflanze nach Saccleux Azbasi (also kleine Ca- jJanus-Bohne) heißen, ich notierte noch subir? ya mmwitu (msubiri ist sonst Aloe, kusubiri »warten«), bei den Manyema snszndasi, in Usambara »25s0lo, in Usaramo menda-menda. Natürlich beziehen sich diese Namen auf hier wilde Arten, die auch zu medizinischen Zwecken benützt werden, die Färbekraft kennt man nicht. Bei den Haussa heißt der Indigo (nach Passarge) dada, die Färberwerk- statt marina, die Tuareg sagen dabba, in Madagaskar heißt die Pflanze azka. In Ägypten nennt man die Farbe ebenfalls »2/; und a”2/*) nennen auch die Portugiesen ihn, die ihn demnach von den Arabern erhielten. Der Name indicon, indigo, indaco (italienisch) deutet die frühere Herkunft der Farbe aus Indien an. Und Indien mit Java ist auch heute noch der Hauptproduzent. In den ooer Jahren soll von Ostindien jährlich für 30—45 Millionen Rupie der Farbe ausgeführt sein, von Java auferdem noch ca. 5-—-700000 Kilo. Die Produktion von Indigo in Britisch-Indien war nach Stange (Tropen- pflanzer 1907): In ıojährigem Durchschnitt auf 1004400 acres 129200 ctws 1905/06 383 000.03 AOHOOLEN, 1906/07 452,800, 2: 69TOON, Er ist demnach enorm zurückgegangen. In den letzten Jahren hat die Indigo-Kultur einen schweren Schlag er- halten durch die Herstellung von synthetischem Indigo durch die Badische Anilin- und Soda-Fabrik, so daf3 die Pflanzungen schwer zu kämpfen haben. Trotzdem aber hört die Einfuhr des natürlichen Farbstoffes nach Deutschland nicht ganz *) Das Wort Anilin stammt auch jedenfalls aus derselben Quelle, d. h. von dem indischen Worte anal. a auf, da er sich wahrscheinlich für einige Zwecke besser eignet als der künstliche. Und die Pflanzungen haben mit Hilfe der Wissenschaft begonnen, ihre Produktion auf die möglichste Höhe zu bringen. Uns in Ostafrika interessiert dieser Kampf wenig, denn unsere Kolonien produzieren keinen Indigo, und wir können nur froh sein, wenn Deutschland anstatt große Summen dafür an das Ausland zu bezahlen, die eigene Produktion exportieren kann. Nach Hamburg wurden seewärts eingeführt: 1903 2755 Dz. im Werte von 1837480 Mk. 1904 2a 3 3 20875, 1905 1380, „5, ee u 840330 „, 1906 BZORUE ER, ES Kr 3020; (Durchschnitt 593 Mk. pro Dz.) 1907 TRITT ETF os; 5 723200 Mk. (Durchschnitt 653 Mk. pro Dz.) und ausgeführt an natürlichem Indigo: 1903 1300.:Dz. im Werte von 091.640: Mk. 1904 Bo2sE ne „ .603370 „ 1905 OS, 5 RIND DONE 1906 GOÄ, Hr le AS2ION7ON, ..; (Durchschnitt 726 Mk. pro Dz.) 1907 350 05, E 27243720 Mk. (Durchschnitt 633 Mk. pro Dz.) Ich vermute, dafS es sich in beiden Fällen fast nur um natürlichen Indigo handelt, denn der künstliche wird in der Ausfuhr unter anderen Positionen auf- geführt oder geht nicht über Hamburg. 1 Die Einfuhren der früheren Jahre in Hamburg waren: 1841— 1850 SS 7: 1900 3430-2. 185 1— 1860 BAAS:,, 1901 3572. 1861— 1870 3419 5, 1902 SO... 187 11880 4774 1903 2755 » 1881— 1890 5080. 1904 2379 5 1891 1900 OL5SN 1905 12802, 1895 wurde der künstliche Indigo erfunden, von da beginnt auch die Ab- nahme des Importes. An künstlichem Indigo gingen seewärts allein aus Hamburg aus: 1905 17 13% Dzsim Werte von’ 3.643.110 Mk. 1906 2307 “ 1 270352.0008.)* (Durchschnitt 293 Mk. pro Dz.) 1907 A2220n iS „13.517 100,\Ik. (Durchschnitt 220 Mk. pro Dz.) An künstlichem Indigo sind aus ganz Deutschland ausgeführt: a nee DEE Me En nd Edel nn nun md u Uno 2: un zul 13107 San 1898 918 Tons im Werte von 7,57 Millionen Mark 190. 1W2.073100 ne, 12,69 S 3 Die Gesamt-Ausfuhr davon aus dem deutschen Zollgebiet war nach dem Statistischen Jahrbuch: .1903 7232 Tons im Werte von 20690000 Mk. 1904 STROM REP EN e „ 216001000, T9OOSE SELWILOB, 5, 7, F nr 2372TCOON N 1906 127302 8, 65 5 >» 31575000575; Die Menge der Ausfuhr stieg um das ı2fache, der Wert nur um das 3'/a- fache durch den Rückgang des Preises, der pro Tonne von 8240 Mk. im Jahre 1898 auf 2310 Mk. ım Jahre 1905 sank. Die Gesamt-Einfuhr an Indigo in Deutschland war: 1898 1036 Tons im Werte von 8,25 Millionen Mark 1901 609 22 „, >’ 9 4,26 „’ ’’ 1905 199 ls} ,’’ y’,’, ,, 1,20 ,.. ,, 1906 NE RER a: Be: x in Der Wert sank von 8000 Mk. in 1898 auf 6000 Mk. pro Tonne, so dafs der natürliche Indigo viel teurer als der künstliche ist. Die Preise für Indigo schwankten bei der Einfuhr in Hamburg zwischen 1690,82 Mk. (1870) und 557,25 Mk. (1904) pro Doppelzentner und waren 1901 bis 1905 682,54 Mk. im Durchschnitt pro Doppelzentner. Wer sich mehr für den Indigo interessiert, vergleiche die ausführliche Arbeit von Dr. Schulte im Hofe im »Tropenpflanzer« 1902, auch meine Reisenotizen darüber in derselben Zeitschrift 1901 und 1903. 1907 soll die Deutsch-OÖstafrikanische Gesellschaft in Daressalam weiße, importierte Baumwollstoffe mit Indigo gefärbt haben. Die Eingeborenen bei uns kennen nur das mit Indigo gefärbte Aanzrr-Zeug, ein Name, über dessen Herkunft ich mir keine Rechenschaft geben kann, der aber schon zur Zeit der Portugiesen bestand. Braucht man blaue Fäden, so zieht man sie aus den Aanzkr-Stoffen heraus, wie z. B. für das Unterlegen der fein ge- stickten weifsen Mützen hier. Braucht man aber sonst blaue Farbe, so nimmt man eingeführtes Ultramarin, das wohl fast alles aus Deutschland und Belgien kommt. Die Einfuhr davon läßt sich nicht genau feststellen, da der Stoff in der Statistik mit anderem zusammen aufgeführt wird. Aber Hamburg exportierte nach Ostafrika: 1904 95 Doppelzentner im Werte von 7830 Mark 1905 339 „’ „ ’ „’ 29020 „ 1906 186 4 k: ie 38.0000 1907.7554 „ ” oh 20870. von denen gewifS eine Menge nach Zanzibar ging. 1905 gingen direkt nach Deutsch -Ostafrika von Hamburg 54 Doppelzentner im Werte von 4630 Mark, 1906 56 Dz., 1907 90 Dz.; nach Zanzibar 1905 219 Doppelzentner im Werte von Ta > ze 20720 Mark (1906 130, 1907 464 Dz. nach dem »übrigen Östafrika«), von denen sicher ein Teil auf diesem Umwege nach Deutsch-Ostafrika gelangt. Diese d/u ‚von den Leuten genannte Farbe wird massenweis beim Waschen benutzt. N} r 8. Lawisonia inermis L. | Der Hennah-Baum ist eine im ganzen Orient angebaute Pflanze, deren nach Teerosen duftende Blüten nicht nur das Entzücken der Leute bilden, sondern deren zerriebene Blätter und jungen Zweige unter Zusatz von Kalk eine Paste liefern, welche bei Indiern und Arabern — auf Finger und Fußnägel, auf die Hand- und Fußteller, sowie auf den Bart gelegt — zum Rotfärben dienen. Bei allen festlichen Gelegenheiten wird dies »Schönheitsmittel« angewandt, das uns so lächerlich vorkommt; und auch die Swahili äffen hierin die Araber nach. Das Bartfärben betreiben besonders die mohammedanischen Indier, und es sieht recht komisch aus, wenn eine Zeit nach der Färbung der Bart wieder weiß nach- gewachsen ist und nun in zwei Absätzen erscheint. Es sind wohl nur Regungen der Eitelkeit, die hierzu führen, wenngleich man bisweilen auch hört, dafs die Pasta kühlend wirken soll. Den Pferden und weißen Eseln färbt man die Schwänze rot, die Esel sogar oft am ganzen Körper; man sagt, die Hennah soll hier die Läuse vertreiben. ; Diese Mode des Nägel- und Handfärbens war, wie Schweinfurth ver- sichert, schon im alten Ägypten verbreitet. Die Pflanze wurde im alten Ägypten kultiviert, sie war den Juden als £opker bekannt, und noch heute wird sie nach Schweinfurth von den Nubiern ckofrehk genannt. Dioscorides beschreibt sie als cypros aus Syrien. In Indien scheint die Benützung ebenfalls auf sehr alte Zeiten zurück- zugehen. Der persische Name ist panna, hinna, hanna, der arabische kenna, /unna, hanna, yoranna, alhenna, arkan, fakuliyun, fagtat, in Turkestan sagt man Jhenne-simberk, imwibark, für die Wurzel chob-anchusa, (auch für die Alkanna- Wurzel), bei den Tuareg anella, inella, die Indier nennen sie mehndi, mhindi, hena, mehudi, maruturi, atvanam, gorante u. a. m., die Chinesen yen-chi-kiah (nach dem arabischen), bei Beginn des 4. Jahrhunderts n. Chr. wird Hennah in China erwähnt, wohin sie wohl von Turkestan oder durch die arabischen Händler gelangte. Botanisch ist es die einzige Art der Gattung, doch ist fossil im Eocän des Londonthons der Insel Sheppey die /. europaea nachgewiesen. Die heutige Art ist mehr oder weniger spontan von Nord-Australien (Meville-Insel) über die Sundainseln und Östindien bis Arabien, Madagascar und Ostafrika gefunden, sie ist durch die Kultur bis China und Japan einerseits, bis Marokko und Sene- gambien andererseits verbreitet. Die Araber haben sie auch nach Sizilien ge- bracht, wo sie in einem Edikt von Kaiser Friedrich II. 1239 erwähnt wird. Es ist demnach nicht unwahrscheinlich, daß die Pflanze botanisch auch m Te —— ohne Zutun des Menschen in der Urzeit eine recht große Verbreitung hatte; aber ich möchte annehmen, daf ihre Kultur und die Anwendung der Farbe zu kosmetischen Zwecken eine Erfindung des ältesten Orients war, von wo der Gebrauch sich einerseits nach dem alten Ägypten und Palästina, andererseits nach dem alten Indien verbreitete. De Candolle möchte Persien und seine Grenzgebiete für die Heimat der Kultur ansprechen, Semler die westasiatischen Steppen, Schweinfurth meint, daß sie von Indien stamme und in Persien ihre erste Station auf dem Wege nach Ägypten machte. Es wäre interessant, von den Orientforschern zu erfahren, welche alten Völker und wann sie den Ge- brauch der Nägel- etc. Färbung hatten, und ob nicht wahrscheinlich irgend ein ritueller Gebrauch zu diesem merkwürdigen Färben führte, etwa dafl man sich so für den Besuch der Tempel schmückte. Bei den Mohammedanern tut man dies heute wenigstens besonders bei Festen. Es scheint mir nicht unmöglich, dai3 der Gebrauch des Hennah-Färbens ebenso wie der des Weihrauchs mit den ältesten Religionsausübungen zusammenhing, und dafß er mit diesen Religionen nach Altägypten aus Vorderasien, Arabien oder aus den Ländern um den per- sıschen Golf gelangte, von wo er auch nach Indien gewandert sein könnte. In Ostafrika heißt die Pflanze mronna, aus Bagamoyo wird noch das Wort mhanuni genannt. Hier ist die Pflanze wohl ohne Zweifel durch die Perser oder durch die alten Händler von Südarabien eingeführt, wahrscheinlich erst nach der Etablierung des Mohammedanismus; sie ist bei uns nicht wild, nur bei den alten persischen und arabischen Ansiedlungen verwildert, und ich möchte annehmen, daf3 der Mohammedanismus sie auch nach Marokko, Senegambien, dem Sudan und den Haussaländern, wo sie /alee, lale heifst, brachte. An den oberen Nil ist sie vielleicht schon von Altägypten aus gebracht. Die Exemplare, die Emin in Lattuka fand, hält Schweinfurth für verwildert. Die aus den Blättern und jungen Zweigen bereitete Pasta wird in den In- dierläden feil gehalten, oft auch im Haushalt der Eingeborenen angefertigt. Es kommt mir vor, als ob der Gebrauch seit dem Eindringen der Europäer etwas abnimmt; an der Küste ist er überhaupt nicht sehr verbreitet, außer bei Arabern und Indiern, und im Zanzibar wenden ihn unter den Negern nur Frauen und nichtsnützige Dandies an. Die Indierfrauen sieht man allerdings fast immer so geschmückt, ebensowie die weißen Bärte der Indier und die Schwänze der weifsen Esel, wenn letztere im Besitz von Farbigen sind. Die wohlriechenden Blüten waren schon im alten Ägypten geschätzt, in Indien heißen sie wmehudi. In Daressalam haben wir vor Jahren einmal etwas süßlich nach Teerosen oder Reseda riechendes Öl daraus destilliert. 9. Moringa citrifolia L. Der von den Engländern zuasan mulberry genannte kleine Baum mit gegen- ständigen, ovalen Blättern und unscheinbaren Blüten kommt auf den arabischen TUN ee Pflanzungen, in den Anlagen auf Zanzibar und auch an der Küste hier und da vor. Er ist in Indien und Ceylon wild und kultiviert und offenbar dort zu Hause. Kultiviert kommt die Pflanze aber wohl überall in den Tropen vor. In Indien wird aus der Wurzelrinde eine schöne rote Farbe, die man dort al nennt, aus dem Holz eine hellgelbe Farbe gewonnen. Aufer a/ nennt man die Pflanze in Indien noch a%, abri, bartundi, mulugu, toguru, togari. Kinen Swahili- Namen konnte ich nicht feststellen. Soweit mir bekannt, wird sie hier nicht zum Färben sondern nur als Zierstrauch benützt. Wahrscheinlich ist sie von den Arabern oder Indiern aus Indien in ziemlich neuer Zeit hier eingeführt. Da die Pflanze in Indien felderweise im Großen kultiviert wird und die A/-Farbe dort eine große Rolle spielt, würde sie gewif auch hier mit Vorteil gezogen werden können, wenn nicht die billigen Anilin-Farben allen pflanzlichen Naturfarben eine Konkurrenz machten, so dafß fast alle pflanzlichen Farben mehr und mehr abkommen, sehr zum Schaden der Haltbarkeit der Farben. Sonnenechte Farben für Gewebe und Teppiche wird man nur mit natürlichen Pflanzenfarben herstellen können. Deshalb spielt die A/-Farbe in der Kleinindustrie für gute Webereien in Indien noch eine Rolle Für den Anbau der Europäer ist sie nicht zu empfehlen. 10. Rocella Montagnei Bel. Die den Bartflechten verwandte Orseille-Flechte kommt hier an der ganzen Küste und auch im Innern als Epiphyt auf Bäumen vor, und zwar in zwei Varietäten, einer feineren aus den südlichen Distrikten, besonders von Lindi, die sogenannte snalelle ya mrima oder malelle mayanı. und eine Form mit breiteren Prothallien, die aus den trockneren Ländern des Nordens, besonders von dem Somali-Land um den Ort Barawa kommt, die sogenannte wmalelle ya Barawa. Diese Flechten spielten im Zanzibar-Handel noch vor 15—20 Jahren eine ganz be- deutende Rolle; in den Faktoreien der deutschen Häuser sal3en je 3—400 Frauen und Kinder täglich, welche die in Säcken angekommenen Flechten von allen Beimischungen reinigen und besonders die Dornen entfernen mulsten. Dann wurden die snalelle in große Ballen gepreft und verladen. So gingen ganz be- deutende Mengen dieser Flechten von hier fort, um in Europa durch Extraktion mit Sodalauge und Ammoniak einen roten Farbstoff zu liefern. Unter der Kon- kurrenz der Teerfarben hat dieser Export sehr nachgelassen, obgleich man auch jetzt noch kleine Partien davon benützt, so weit ich weißS, in der Wollfärberei, um das Infanterierot für die Uniformaufschläge daraus herzustellen. Naeh Wiesener sollen. %R 7220 0#1a DC. und AR, rucrjormis DC, den meisten Farbstoff haben. Von .Zanzibar wird der Export der Orseille-Flechte zuerst 1869 von Sir John Kirk erwähnt, soweit ich habe finden können. Leider fehlt mir die ältere Zanzibar-Statistik, ich finde nur in Dr. Bau- mann’s Bericht (Kol.-Blatt 1897), daß 1896 an Orseille für 24450 Rup. ex- portiert wurden. Damals hatte der Export aber schon bedeutend abgenommen, 1904 führte man dort für 13 106 Rup., 1905 für 12860 Rup. aus. An »Farbhölzern, Orseille und anderen pflanzlichen Farbstoffen« wurden aus Deutsch-Ostafrika ausgeführt: I900 31498 Kilo im Werte von 5168 Mk. 1901 31414 „ »„ » 5IMV 1902 Bar 3, * un. STOAAER 1003,.2.,39:359, la Aa zo 1904 83541 u us „u AADAN; 1905 17a sy us 3» 3» 82. .,, 1906 LOL: w,, sn = Si BI Hierin ist vielleicht etwas Orlean (Bixa) enthalten; das meiste aber wohl Orseille. Die Importe von Orseille und Orseille-Extrakt waren in Hamburg: 1903 1036 Dz. im Werte von 34760 Mk. 1904 Glen un „ 30510 „, 1905 072 e „u 20200m.\ (darunter von Zanzibar 103 Dz.) 1906 782 Dz. im Werte von 30110 Mk. 1907 BO A 20100). 5, und die Exporte: 1903 316 Dz. im Werte von 14030 Mk. 1904 ASGR En er ne 2 2ROA, 1905 16 1: n 9160 ,, 1906 Eee 03277500, 1907 208 Mas ‚. Dr 3210 Von 1850 bis 1905 schwankte der Preis davon zwischen 231,25 Mk. (1860) und 29,49 Mk. (1898), im Durchschnitt der Jahre 1886—1890 46,73 Mk., 1901 bis 1905 33,29 Mk. 11. Rubia cordifolia L. Die indische Krapp-Pflanze kommt in Ostafrika im Seengebiet (Bukoba) Usagara, Usambara, am Kilimandjaro und in Natal wild vor und ist durch Indien bis nach China verbreitet. Wie weit sie dort nur angebaut ist, weiß ich nicht. In Indien wird die Art jedenfalls ihrer Farbwurzel wegen unter den Namen manjit, mader kultiviert, auf Sanskrit soll sie manjzshtha geheifsen haben, woraus auf eine recht alte Kultur dort zu schließen ist. Die Perser nennen die Pflanze runas, die Araber fovvah, foua. Und unter dem Namen /wwa sind ihre in kleine Stücke geschnittene Wurzeln in jedem Indier-Laden bei uns zu finden. Die Leute kochen die zerkleinerte Wurzel mit Alaun zusammen, um mit der er- haltenen Brühe die Streifen von Phönir-Blättern rot zu färben, die zur Her- I stellung der ‚nikeka (Matten) dienen. Die verwandte Var. discolor dient in Bukoba demselben Zwecke unter dem Namen karamata.*) Die Leute im Innern werden vielfach die hier wachsenden Axdra-Pflanzen zum Rotfärben benützen, an der Küste und in Zanzibar braucht man für die recht ausgedehnte Mattenfärberei meines Wissens ausschließlich die aus Indien eingeführten /zva-Wurzeln, die unser Land ebenso gut liefern könnte. Im Mittel- alter war besonders guter Krapp aus Arabien nach Persien und Indien gebracht über Aden (Heyd II S. 590). Die nahe verwandte Rubdza tinctoria L. ist die europäische Krapp-Pflanze oder Färberröte, aus der Alizarin gewonnen wurde. Diese ist offenbar im öst- lichen Mittelmeer und in Persien, Armenien bis zum Kaspi-See heimisch. Den Griechen, Römern, Celten und Germanen bekannt ist der Krapp bis in ziemlich neue Zeit in Deutschland, Frankreich, Holland, Griechenland, Kleinasien, Syrien gebaut. Die Franzosen nennen ihn garence, die Perser und Afghanen rodang, rodan, in Turkestan anxzzbar, bei den Arabern fuzwzwat, uruk-ahmar, ın Tunis foua, bei den Tuareg /aroubza, tharoubta, bei den Griechen im Altertum ery/hrodanon, bei Karl dem Großen warantia, bei den Italienern im Mittelalter zoddza. Diese Art wird in Kashmir, Afghanistan, Persien angebaut, es ist demnach möglich, daf3 auch ihre Wurzeln zusammen mit denen der vorgenannten hierher in den Handel kommen. ; In Hamburg wurden in den letzten Jahren 116—201 Dz. im Werte von 65 '/a—70 Mk. pro Dz. an Krapp importiert. *) Dort braucht man auch noch die chzika genannte Rumex abbessinicus zum Rot- färben und eine Acanthacee mit Namen zzfoka zum Schwarzfärben. Die schönen Farben der Naphia-Matten in Manyema werden rot mit »z#ula-Holz und Samen von /uwenga, gelb mit kulole-Wurzel (Curcuma?), schwarz mit humösem Schlamm unter Zufügen von zerstampften mir unbekannten Blättern, grün mit Kupfervitriol (mrututru) gefärbt. Wie sie die violette Farbe herstellen, weiß ich nicht. XVII. Gerbstoffhaltige Pflanzen. 1. Acacia catechu Willd. Die Catechu-Akazie wächst bei uns in Ostafrika recht häufig, stellenweis — z. B. im Luengera-Tal — in ganzen Wäldern, aber sie wird bisher nicht aus- gebeutet. In Südasien, besonders Vorderindien und Pegu bildet der aus dem Kernholz hergestellte Extrakt einen sehr wichtigen Handelsartikel, den auch wir liefern könnten, wenn wir in jenen Gegenden, wo der Baum vorkommt, unter- nehmende Kleinkolonisten hätten, oder wenn unsere Neger erwerbslustig wären. Jedenfalls bilden diese Bestände der von den Wanyamwezi anscheinend mzwamben, in unsern Nordbezirken zusammen mit anderen Akazien zgunga genannten Catechu- Akazie ein Stück des Nationalvermögens von Deutsch-Ostafrika, das noch der Ausbeutung harrt. Es ist eine Akazie mit kleinen Hakendornen und sehr fein- gefiederten Blättern. Aus dem im Sanscrit Ahadira, in Indien #hair, kath-khair, kwareh ge- nannten Baume wird der zum Gerben und in der Färberei benützte Cazechu, in Indien kath, cuch, cachu genannte Extrakt gewonnen, eine schwarze, in Fladen oder kleinen Blöcken in den Handel kommende Masse.*”) Eine Sorte, welche kristallinische Struktur hat und durch Auskristallisieren des etwas eingekochten Kernholzextraktes gewonnen wird, dient den Indiern, Arabern und auch hier wohl den Swahili bisweilen als Zusatz zum Betel-Kaugemisch. Es ist in den Indierläden hier erhältlich unter dem Namen kataı, katlın. Im 17. Jahrhundert glaubte man, daf3 dieser Stoff eine Erde sei und nannte ihn deshalb Zerra japonica, ein Name, der jetzt ausschließlich auf ein ganz ähnliches Produkt aus den Blättern von Uncaria Gambir angewandt wird, während man die Catechu im Handel als Zerra Catechu bezeichnet, französisch cachou. Aber schon Barboza und Garcia dell’Örto haben seine pflanzliche Natur beschrieben. *) Sanskrit Avathı (»abkochen«), Hindustani kath, Canaresisch Zä@chu, Tamil Ads, Malayisch Aache. Die europäische Benennung stammt aus den südindischen Sprachen. Das /veium der Alten, das dell’OÖrto mit Catechu identifizierte, ist der Extrakt aus einer Der- beris, ın den Bazaren v«sö/ genannt (Yule u. Burnell, S. 173). Aus Indien werden jährlich für etwa 3 Millionen Rupie Catechu ausgeführt, und die Einfuhr nach Hamburg ist recht bedeutend. Sie bewegt sich zwischen 200000 und 700000 Kilo zum Preise von 37—67 Mark, zuletzt 50 Mark für den Doppelzentner, also für rund "/, Million Mark. 2. Acacia decurrens Willd. und A. mollissima Wild. Die australischen Gerberakazien oder Öblack-wattles der Engländer sind in Südostaustralien und Tasmanien heimisch; seit einiger Zeit werden sie in bedeutenden Mengen in den Gebirgen von Britisch-Indien, Ceylon und noch mehr in Natal angepflanzt. Nächst diesen wichtigsten, gerbstoffreichsten Arten kommen die A. dealbata (silver wattle) und A. pycnanttha (golden wattle) weniger in Frage. Die verschiedenen bei uns wildwachsenden einheimischen Akazien-Arten scheinen weniger gute Rinden zu haben, doch müssen sie noch von verschiedenen Stand- orten und zu verschiedenen Jahreszeiten untersucht werden, um ein abschliefendes Urteil geben zu können. Von Australien wurden die »Mimosa-Rinden« zuerst im Jahre 1823 aus- geführt, man erhielt damals 50 £ für die Tonne, 1889 wurden gesetzliche Maß3- nahmen zum Schutze der Bestände getroffen und einzelne (rebiete zur Rinden- gewinnung verpachtet. 1893 betrug die Produktion 14000 Tons im Wert von mehr als 90000 &, von denen 10000 To. im Lande selbst verwandt wurden. Wie Holtz berichtet, ist die Kultur dieser Akazie vor etwa 30 Jahren in Natal eingeführt, und 1901 wurden von dort über 14000 Tons exportiert. Es sollen in Natal 25000 Acres (also 10000 Hektar) damit bebaut sein. Nach 7 bis 9 Jahren nutzt man dort die Bäume und erhält an Vornützung und Abtriebs- Ertrag vom Acre 45° Tons, also 10—12\»s Tons per Hektar. Die Pflanzer sollen am Ort 10o5—ı1o Mk. für die Tonne erhalten. Man rechnet, daß der ‚Mimosenrinden«-Anbau auch für den Privatmann ein gutes Geschäft ist. Forst- assessor Gieseler gibt die Kulturkosten pro Hektar für West-Usambara im ersten Jahr mit 64 Rup. an, wovon man 36 durch zwischengepflanzten Mais einbringen könnte. Jährlich kämen dann 2ı Rup. für dreimaliges Reinigen dazu, und im 6.—7. Jahre könne man bis 10 Tons trockener Rinde gewinnen, also 1900 bis 2000 Mk. Brutto. Nach Hamburg gehen ziemlich bedeutende Mengen der Mimosenrinde, 1905 von Britisch-Ost-Indien 670 Dz. im Wert von 13250. Nik. „ Neuseeland und Tasmnien oe a Er ERER er R 14500 0, „ Australien 10293 E55 © ri 191792072, ‚„ Britisch-Süd-Afrika MOB, 5 = SBLTAS7090.N „ England (Tote) ee n 2 1824700, 8, „ Belgien 229 5» 5» „„ 4170 „ Bremen As or, AU NAEN h; 10060 „, und der Bedarf wird noch steigen, wenn nicht. einmal ein hoher Eingangszoll Stuhlmann, Beiträge zur Kulturgeschichte von Ostafrika. 36 auf fremde Gerberrinde gelegt wird zum Schutze unserer Eichenschälwälder. Die neuerdings aufgekommene »Maletto<-Rinde von Zucalyptus occidentalis wird der Akazie nicht viel Abbruch tun. In Deutsch-Ostafrika scheinen die ersten Exemplare von A. decurrens var. mollissima bei Tanga etwa 1892 von Dr. Kaeger angepflanzt zu sein. Ein größerer Versuch ist vom Ökonomiedirektor Eick 1896—97 in Kwai mit Samen aus Natal, die ich kommen ließ, gemacht. Die Pflanzen gediehen dort in ziemlich trockenem Klima in einer Höhe von 1600 m ausgezeichnet und tragen schon seit mehreren Jahren Samen. Bei Amani gepflanzte Bäume ge- diehen ebenfalls sehr rasch und gut, aber im vierten Jahre werden eine große Zahl von ihnen von Wurzelpilzen getötet, die auch viele andere Bäume hier vernichten. Die Bäume gedeihen aber so rasch, dal3 ein hier durchreisender Natalpflanzer sagte, sie hätten bei uns nach vier Jahren die Größe, die man in Natal für das schlagreife Alter annimmt, und könnten demnach vor der Er- krankung genützt werden. Ermutigt durch die bisher erzielten Resultate hat die Forstverwaltung und auch Private sich auf den Anbau von A. decurrens geworfen, einige Unter- nehmungen in West-Usambara beschäftigen sich sogar ausschließlich damit; eine ist in Händen eines Herrn, der Jahre lang in Natal Acacza baute. Man kann demnach hoffen, daß in einigen Jahren auch Deutsch-Ostafrika in die Reihe der Mimosarinde-Lieferanten treten wird. In West-Usambara, wo es weniger regnet und der Boden vielleicht tief- gründiger ist, zeigt sich die Wurzelkrankheit bisher nicht. Der Gerbstoffgehalt hiesiger Rinden ist sehr verschieden. Die Unter- suchungsergebnisse fielen sehr verschieden aus von 32-—52°%. Dr. Schell- manns Analysen haben nun gezeigt, daf3 die Bäume individuell sehr verschieden- haltig an Gerbstoff sind. Man muf3 demnach die Individuen untersuchen, indem man Streifen ihrer Rinde analysiert und nur die gerbstoffreichsten zur Gewinnung von Saat benützt. Es ist zu hoffen, dal man durch Auslese eine hochwertige Sorte erzielen kann (vgl. »Pflanzer« III, S. 252). Diese Akazien bilden an ihrer Rinde massenhaft Gummi, das — wie die meisten hiesigen Gummisorten — nicht völlig lösbar ist, und sich nur zu Appretur- zwecken und als Zusatz zu Farben eignet. Der Gummi wird eine gute Neben- nützung geben. Ebenso wird die Holzgewinnung für manche Gegenden eine Rolle spielen. Gegenden mit leichten Transportverhältnissen für die Rinde und der Möglichkeit der Holzverwendung werden für die Gerberakazien-Kultur noch eine große Rolle spielen. Ich denke vor allem an den Viktoria-See. Es zeigte sich nun aber auf3erdem, daf3 nicht nur die Individuen der Bäume im Gerbstoffgehalt stark voneinander abweichen, sondern daß wir in Ostafrika drei verschiedene botanische Arten besitzen, deren Gehalt an wertvollem Material recht verschieden ist. Zimmermann (Pflanzer IV 1908 S. 24) charakterisiert die drei bei uns vorhandenen Arten nach De Candolle’s Prodromus wie folgt: 4 »I. Acacia decurrens Willd. kahl, Zweige und Blattstiele scharfkantig, Fiedern 8—ı1-paarig, Blättchen 30--40-paarig, schmal lineal, voneinander ent- fernt, zwischen allen Fiedern eine Drüse. I. Acacia mollissima Willd. flaumhaarig, Zweige und Blattstiele kantig, Fiedern 8—18-paarig, Blättchen 30—40-paarig, lineal, sehr dicht, flaumhaarig, zwischen allen Fiedern eine Drüse. Il. Acacıa dealdata Link. durch sehr kurze Flaumhaare schwach samtig, Zweige schwach kantig, Fiedern 15-paarig, Blättchen 30—35-paarig, lineal, sehr dicht flaumhaarig, zwischen fast allen Fiedern eine Drüse. I. Acacia decurrens Willd. Für die typischen Exemplare ist namentlich charakteristisch, daf3 die Blättchen relativ lang und schmal sind. Meist beträgt bei den normal ausgebildeten Blättern von den in der Mitte der Fiedern gelegenen Blättchen die Länge 3— 12 mm und die Breite 0,5—0,6 mm. Ferner befinden sich zwischen den einzelnen Blättchen relativ große Zwischenräume; dieselben sind meist etwa ebenso breit wie die Blättchen selbst. Die Biattstiele und jungen Stengel sind scharfkantig oder auch deutlich geflügelt. Die jungen Knospen erscheinen makroskopisch meist dunkelbraun und sind, wie die mikroskopische Un:ersuchung zeigt, mit ge- stielten Drüsenzotten bedeckt, die mit der Entwicklung der Blätter allmählich abfallen. Außerdem tragen die ganz jungen Blätter, Blattstiele und Stengelteile auch gekrümmte, einzellige Haare, die mit Hilfe des Mikroskops meist auch an den älteren Stengelteilen und Blattstielen zu beobachten sind. Mit dem un- bewaffneten Auge gesehen erscheinen dieselben ebenso wie die ausgewachsenen Blätter völlig kahl. Besonders charakteristisch ist nun aber die Verteilung der sogenannten Blatt- stieldrüsen, die an der Spindel des Blattes mehr oder weniger stark vorragende, häufig kugelige Erhebungen bilden, die in der Mitte eine tiefe Einsenkung zeigen. Ob diese Gebilde schon näher untersucht sind, habe ich bisher nicht feststellen können. Für uns genügt auch zu wissen, daf3 diese Drüsen bei Acacza decurrens sich stets dicht an der Ansatzstelle der Blattfiedern befinden, und zwar gewöhnlich nur eine Drüse unterhalb jeden Fiederpaares; zuweilen fand sich aller- dings auferdem auch eine, meist kleinere Drüse oherhalb eines Fiederpaares. Von den von Schellmann untersuchten Bäumen gehören zu dieser Art solche mit einem Gerbstoffgehalt von 38:3—52.45 °/o, im Durchschnitt 44.1 %o. Diese Bäume haben somit sehr gute Rinden geliefert. Zwischen den einzelnen Exemplaren bestehen aber doch nicht ganz unerhebliche Abweichungen. Irgend welche hiermit in Beziehung stehende Verschiedenheiten in den äufseren Merk- malen habe ich aber bisher nicht aufzufinden vermocht. Ebenso wenig gelang es, zwischen dem Standort und Gerbstoffgehalt einen Zusammenhang nachzu- weisen. Ob dies bei Untersuchung einer größeren Anzahl von Bäumen möglich sein würde, lasse ich dahingestellt. « 305 Ähnlich verhielten sich nun übrigens auch die im Bezirk Wilhelmstal von typischer Acacza decurrens gesammelten Rinden. Dieselben enthalten nach den Analysenergebnissen, die Herr Dr. Schellmann im »Pflanzer« Band II ausführlich mitgeteilt hat, 34.78—53.00 °/o, im Durchschnitt 44.9 %/, Gerbstoff. Einen erheblich geringeren Gerbstoffgehalt zeigte dagegen eine Rindenprobe, die ich im Jahre 1905 an den Verein Deutscher Gerber sandte. Dieselbe ent- hielt nach dem Analysenergebnis auf absolut trockene Rinde umgerechnet 31.9 °/o (Grerbstoff. II. Acacia mollissima Willd. Bei den typischen Exemplaren dieser Art sind die Blättchen relativ kurz und breit, nämlich im Durchschnitt 2.5—3 mm lang und 0.7—0.8 mm breit. Sie sind ferner am Rande und auf der Unterseite behaart, auf der Oberseite sonst kahl. Sie stehen so dicht beieinander, dafß die benachbarten Blättchen einander fast berühren. Der Blattstiel besitzt auf der Oberseite eine wenig vor- springende Leiste und ist dicht behaart. Die Haare sind einzellig, zum Teil gelblich gefärbt. Der Stengel ist stumpf kantig und ebenfalls dicht behaart. Die gelbbraun oder auch goldgelb erscheinende Stammspitze ist von einem dichten Filz goldgelber Haare umgeben. Aufserdem finden sich aber namentlich an der Basis der Blättchen und in den Vertiefungen des Stengels noch braune, gestielte, vielzellige Drüsenzotten. Ein Wachsbelag ist auf den Blättern nicht zu beob- achten; dieselben erscheinen in Folge dessen auch rein grün, nicht silberartig schimmernd wie bei der nachfolgenden Art. Von dieser unterscheidet sich aber Acacia mollissima namentlich auch durch die Zahl und Anordnung der auf der Blattspindel befindlichen Drüsen. Diese befinden sich nämlich fast aus- nahmslos-nur bei den untersten Fiedern in Binzahl’dicht unterhalb der Ansatzstelle eines Fiederpaares. Im oberen Teile des Blattes sind dagegen fast immer 2—3 Drüsen zwischen 2 benachbarten Fiederpaaren vor- handen und auch ziemlich unregelmäßig verteilt. Die. zu dieser Art gehörenden Bäume hatten einen Gerbstoffgehalt von 42.62— 51.76, im Durchschnitt 46.7 °/o. Die drei ebenfalls aus Amani stammen- den Proben, die auf Veranlassung des Vereins Deutscher Gerber analysiert wurden enthielten auf absolute trockene Substanz berechnet 42.4—46.0 °/, im Durch- schnitt 43.9 °/, Gerbstoff. Diese Art wird in Natal anscheinend zur Gerbstoffgewinnung ausschließlich angebaut. III. Acacia dealbata Link. Diese Art steht im Blattbau Acaczia mollissima sehr nahe. Sie laßt sich von dieser aber namentlich durch die Zahl der Blattstieldrüsen leicht und sicher unterscheiden. Ich fand nämlich bei derselben fast ausnahmslos nur eine einzige Drüse,. dicht unter der. Ansatzstelle jeden Bil arunrede Außerdem sind die jungen Blätter und Stengelteile von einer dünnen Wachs-« ee »schicht überzogen und haben in Folge dessen einen hellgrauen, silberartigen Schimmer, dem diese Art der Bezeichnung »silver wattle« verdankt. Die alten Blätter sind übrigens häufig fast ganz rein grün. Außerdem ist die Behaarung von Stammspitze, Stengel und Blattstiel weniger gelb als bei Acacia mollis- sima, meist rein weiß). Die Blattknospen erscheinen in Folge dessen rein weiß oder schwach gelblich. Wıe man in Kwai leicht beobachten kann, ist Acacza dealbata auch dadurch ausgezeichnet, daf3 sie an älteren Bäumen - Wurzelausläufer bildet, was bei den beiden anderen obengenannten Acacia-Arten nicht der Fall ist. Drei aus dem Bezirk Wilhelmstal eingesandte Rindenproben stammen, wie an dem eingesandten Herbarmaterial deutlich zu erkennen ist, von dieser Art. Sie, enthalten naehrden» Analysen des Herrn Dr. Schellmann 19.61—-21.00.%, im. Mittel 20.53 °/o Gerbstoff. Sie sind also durchaus minderwertig gegenüber den beiden anderen Arten, was übrigens auch mit den hierüber in der Literatur vorliegenden Angaben im Einklang steht. Um eine Vermischung der Saat und Hybridenbildung zu verhindern, dürfte es sich auch jedenfalls empfehlen, nur solche Saat zur Anzucht zu benutzen, die aus reinen Pflanzungen von Acacra mollissima oder Acacıa decurrens stammt, resp. in Pflanzungen, die auch Acacıa dealbata enthalten, diese möglichst bald zu entfernen und auf diese Weise zur Anzucht von Saat ge- eignete Bestände zu schaffen.« Wenn nun auch für die Pflanzer ausschließlich A. decurrens und A. mol- lissima in Betracht kommen können, so wird bei diesen Arten die Saatauswahl von den besten Bäumen nach dem Ausfall der chemischen Analyse von Rinden- streifen wahrscheinlich imstande sein, möglichst hochwertige Sorten zu erzielen, eine Aufgabe, die hoffentlich in einigen Jahren in Amani gelöst werden kann. 3. Caesalpinia coriaria Willd. Die Divi-divi genannten Fruchthülsen stammen von einem in Zentral- und Südamerika heimischen Baume ab, der jetzt auch in Indien viel angebaut wird. Die Hülsen enthalten bis über die Hälfte ihres Gewichtes Gerbstoff. Im Jahre 1768 kam dieser Gerbstoff zum erstenmal aus Caracas nach Europa und hat allmählich eine recht große Bedeutung erlangt. 1830 oder 1842 wurde die Kultur durch Wallich in Calcutta eingeführt. Man behauptet, dafs in Indien von einem vollkräftigen Baum eine Ernte im Wert von 9 Rup. ge- wonnen werden kann. Hamburg importierte davon in den 90er Jahren 50—90000 Dz. im Werte von I--1,8 Millionen Mark, in den letzten Jahren 883—ı13000 Dz. Der Preis schwankte zwischen 18 und 34 Mk. und war in den letzten Jahren 2ı Mk. für den Doppelzentner. Der Baum wurde etwa 1894 von mir in Daressalam gezogen und wuchs en, 566 fach, ausgezeichnet, sein Produkt wurde 1900 in Hamburg recht gut beurteilt. In Amani zeigten die Bäume ein langsames und schlechtes Wachstum. Es ist also sehr wohl möglich, dafS Pflanzungen sich mit der Kultur dieses kleinen Baumes einen guten Nebenverdienst schaffen können, wenn sie ihn an den Wegen usw. bauen. An eine Kultur der Eingeborenen kann ich bei der bekannten Abneigung derselben gegen alle Baumzucht nicht glauben. Wenn wir aber einmal ein anderes Kulturelement herbekommen sollten, entweder europäische Kleinunternehmer oder indische bzw. chinesische Ackerbauer, so werden sie mit dieser Kultur sicher einen Erfolg haben. Ob sie sich für euro- päische Grofßkultur eignet, weiß ich nicht. Der Anbau wird in der Ebene leicht sein, und in denklich 5 Jahren wird man auf eine Ernte rechnen können, das Einsammeln der Früchte kann nur billiger als beim Kaffee sein und Auf- bereitungsanstalten sind nicht nötig. Gut ist, wenn man die beim Gerben schädlichen Kerne vor dem Versand der Früchte entfernt. Da der Baum nicht groß wird, kann man wohl 400—500 auf den Hektar pflanzen. Der indische und anscheinend auch der in Daressalam gezogene Drvz-divr hat ein wenig weniger Gerbstoff als der amerikanische. 4. Eucalyptus occidentalis. Dieser australische Baum ist seit einigen Jahren ein recht wichtiger Gerb- rindenlieferant geworden. Der Gerbstoffgehalt der Rinde soll ein sehr guter sein. In Hamburg wurden 1905 eingeführt von Australien 139024 Dz. im’ Wert von 2703840 Mk. „ England 70 “ 1141700 '°, „ Bremen OO: rs 5 1.8000 7, demnach für fast 3 Millionen Mark. Der Doppelzentner kostete wie Mimosarinde etwa IQ Mk. Die von Dr. Schellmann untersuchten, in Deutschland impor- tierten Rinden hatten 40—42°/o Gerbstoff. Es sind hier in Amani jetzt auch eine ganze Anzahl dieser Bäume angepflanzt, über deren Ertrag und Gedeihen aber noch kein Urteil gegeben werden kann. Ebenso hat die Forstverwaltung des Gouvernements mit dem Anbau dieser Bäume begonnen. Die Kultur scheint nicht ganz leicht zu sein. Im Handel wird diese Rinde als aletto bezeichnet. 5. Pithekolobium dulce Benth. Es ist ein kleiner Baum, dessen Nebenblättchen in Dornen verwandelt, und dessen Früchte gekrümmte oder korkzieherartig aufgerollte Hülsen sind. Er ist in Südamerika heimisch aber vielfach auf den Ozeanischen Inseln, im malayischen Archipel und Südasien angebaut. Nach Indien ward er im ıgten Jahrhundert eingeführt und wird dort vzlazti, imli, dakanı usw. genannt. Er liefert Gummi, die Samen ein fettes Ol, das Fruchtmark kann zur Not gegessen werden, und -—__— die Rinde ist gerbstofihaltig. In Mombo aus indischer Saat gezogene Pflanzen hatten aber Rinde von nur 10,69 °, Gerbstoff, waren also zu diesem Zweck nicht verwendbar. Neuerdings erhielt das B. L. I. von den Marianen-Inseln (aus Saipan) Samen von einer Varietät dieses Baumes, deren Rinde sehr gerbstofi- haltig sein soll und mit der nun Anbauversuche gemacht werden, deren Ab- schluß aber noch einige Jahre dauern wird. 6. Rhizophora mucronata Lam. und Aruguiera gymnorhisa Lam. sind die beiden Bäume der hiesigen Mangroven-Formation,*) deren Rinde zu Gerbzwecken verwandt wird. Daneben kommen mit etwa gleichem Gerbstoffgehalt Cerzops Candolleana Arn. und Xylocarpus Granatum Kocn. in Betracht. Die bedeutend weniger Gerb- stoff enthaltende Rhrsophora Mangle (ca. 20°/,) kommt nur im Gebiet des Atlantischen Ozeans vor. Die hier noch in der Mangrovenregion wachsenden Sonneratia caseolaris L. (milana, mkoko-mpia der Swahili**)) HZeritiera litoralis Dyrand. (sikundasi), Lumnitzera racemosa Willd. (mshandi) und Avzicennia officinalis L. (mchuu) kommen ihres geringen Gerbstoffge haltes wegen nicht in Frage (15—20°/,). R. mucronata (mkaka, mkoko) hat hohe Stelzwurzeln, und wächst im Überschwemmungsgebiet der Meeresflut, Aruguiera gymnorhisa (msinsi, mshinzi) hat in großem Umkreis um den Baum aus der Erdekommende Atemwurzeln, und zeigt einen gedrehten Wuchs des Stammes, C’erzops (mkandaa) treibt oben abgerundete klotzartige Luftwurzeln, Aylocarpus (Carapa) (mkomavi) hat keine besonderen Wurzeln, ihre Früchte gleichen großen, holzigen Äpfeln, in denen grofe, unregelmäßig geformte Samen, die sich gegenseitig flachdrücken, eingeschachtelt liegen, während die andern Arten kleine Früchte haben, aus denen schon am Baume ein nach den Arten verschieden gestalteter, langer Keim her- auskommt. Diese verschiedenen Bäume wachsen zusammen in einer Zone am Meeres- strand, die von Creeks durchsetzt ist, wo Flüsse einmünden, und wohin täglich, oder doch wenigstens zweimal im Monat, bei Hochflut das Meerwasser gelangt; der Boden besteht in diesen Regionen aus einem tiefen, zähen, salzigen Schlamm. Große Mangrovengebiete haben wir südlich von Mikindani an der Ruvuma- Mündung, im Bezirk Lindi, ein sehr großes von ca. 15700 Hektar an der Rufijji- Mündung, kleine am Kingani und Wami, und wiederum ein großes nördlich von Tanga. *) Über den Ursprung des Namens »Mangrove« vergleiche Yule u. Burnell S. 557. Das englische Wort mzangrove stammt entweder vom malayischen mzanggi-manggi, wahrscheinlich aber von szangle, einer südamerikanischen Benennung dieser Pflanzensorten, woraus die Franzosen manglier, die Engländer mangle-grove = mangrove machten. **) Die Swahili-Namen, welche hier gegeben, sind die am Rufiji üblichen. Seit undenklicher Zeit sind die arabischen Fahrzeuge von Bombay, dem persischen Golf, Somaliland und Südarabien hierhergekommen, um am Rufiji ihren Bedarf an Stangenholz und Feuerholz von den Mangroven zu schlagen, und auch als die Küste vom Reich übernommen wurde, lastete auf diesen Gebieten noch ein Vorrecht des Sultans von Zanzibar, für seinen Haushalt dort kostenlos Feuerholz zu schlagen. Im Jahre 1898 wurde im Rufijji-Delta von dem damaligen Forst- assessor von Bruchhausen eine amtliche Forstwirtschaft eingerichtet, die heute noch besteht. Wer sich dafür interessiert, lese die genaue Beschreibung aller einschlägigen Verhältnisse von Grass in den »Ber. über Land- und Forstw. von Deutsch-Ostafrika« U. S. 165. Die Gesamtausfuhren von Stangenholz (dorzt*) usw.) waren schon in alter Zeit, vor der deutschen Herrschaft, recht beträchtlich. Später sind allein von der Forstverwaltung des Rufiji jährlich S—10000 fm verkauft worden. Ende 1897 wurde ein Stück des Waldes verpachtet an Freiherrn von Brandenstein, der ein Holzverwertungsunternehmen und ein Sägewerk dort einrichtete, das jedoch nach einigen Jahren (1900) liquidierte, weil für gesägtes Holz das Material mit seinem gedrehten Wuchs und seiner großen Härte nicht beliebt war und deshalb nicht genug Absatz fand. Die Ausfuhren von rohem Holz und Feuerholz aus Deutsch-Ostafrika waren folgende, die sich wohl fast nur auf Mangrovenhölzer beziehen. Wenigstens schätze ich, daß bis heute So—90°/, der Ausfuhr hierauf fallen, der Rest wird meist Grenadille-Holz und ähnliches sein. Rohholz: Feuerholz: 1900 7020599 Kilo i. Wert v. 60580 Mk. 1907, 9 347 1400 222,0 35. 5,,107,083 0, 19027 9050052 Na 85 Lo 1908.20 710EAO ge EEE TRESOR. 3621170 Kilo i. Wert v. 22 148 Mk. 1904 3406406, 0 ,128043 ? ! 1905 2034345 I, 0 005. 7925300249, EAAAOSA se NO 1906 039078. nr, RLS002. 82017 VEN Diese Zahlen weisen demnach einen Rückgang auf, der noch stärker wird, wenn man die älteren Jahrgänge vergleicht, bei denen allerdings — wie auch 1900 und 1901 — KEdelhölzer und Bauholz mitgerechnet sind, während später es »Rohholz« heißt. 1899 ca. 10000000 Kilo im Wert von ca. 89000 Mk. 1898 ,, 95000000 , « er 12.800000 1897 ,, 33000000 ,, b- c KoYoKeXoXo) co, 1896 ? BBO5 2.233. 1. ee Pe füre car 77.0000, KEOA. 2. TA OON,: BOB en ee Se 500005, *) Die Mangrove Rhizophora heißt in Indien hamo, bhora, bhara. Sollte hieraus der Swahili-Ausdruck borzi für eine Sorte von Rundhölzern abgeleitet sein? 5 Teils liegt dieser Rückgang vielleicht auch daran, dal neuerdings nicht mehr viel von dem schweren und teuren Grenadille-Holz (Dalbergia melano- xylon) ausgeführt wird, das in der Statistik einbegriffen ist. Im allgemeinen aber werden obige Zahlen die Ausfuhrmengen von Mangrove-Hölzern darstellen, und diese scheint in der Tat bedeutend abgenommen zu haben. Die ausländischen Fahrzeuge kamen meistens im Nordmonsum Januar bis März her, um nach dem Einnehmen des Holzes mit dem Südmonsum im April- Mai in ihre nördliche Heimat zurückzugehen. In alter Zeit holte man das Holz anscheinend fast nur von dem Rufiji, warum, weiß ich nicht, denn weiter nörd- lich bei Lamu gibt es Wälder, die den Leuten viel näher liegen. Weahrschein- lich spielen da geschichtliche Entwickelungen der Handelsverhältnisse mit: etwa in dieser Gegend lag schon im ersten Jahrhundert n. Chr. der Handelsort Rapta. Mitten im Mangrovewald des Rufiji fand man etwa 1896 auf einer Sandbank eine Steinsäule mit einer altchinesischen Schale in Form einer Kröte, die wohl aus der Schirati-Zeit zwischen 1000 und 1400 stammen mag. Unser neuerdings geringerer Export dieser Hölzer mag meist daran liegen, daf3 die Leute in der Nachbarkolonie Britisch-Ostafrika näher an ihrer Heimat ihr Holz ohne Schwierigkeit bekommen können; dann aber fürchten sich die Eingeborenen vielleicht ein wenig vor unserer unter Leitung von Europäern stehenden Forstverwaltung der Rufiji-Waldung, wo sie nicht mehr nach Belieben waldverwüstend schlagen können, sondern wo sie das fertige Holz kaufen. Und auch in den gleich zu erwähnenden Konzessionsgebieten dürfen sie nicht mehr nach Belieben schlagen, was für die Erhaltung der Bestände nur vorteilhaft ist. Die Forstverwaltung des Rufiji hat sich nur mit der Gewinnung von Nutz- holz befaßt, die Mangrovenrinde nur selten nebenbei gewonnen. Angeregt durch große Exporte von dieser Rinde aus unsern Nachbarkolonien, besonders Mosambik, die man früher auch schon von Ceylon usw. in .den Handel gebracht hatte, erwirkten G. Dehnhardt & Co. unter dem 25. März 1903 vom Gouvernement eine Konzession auf die Ausbeutung der Mangrovenrinde aus den Waldungen in den Bezirken Tanga und Pangani, die später noch auf die anderen Mongrove- waldungen mit Ausnahme des Rufiji ausgedehnt wurden.*) Dieselbe Firma hatte vorher schon eine ähnliche Konzession im Süden bei Mikindani und noch früher in Britisch-Ostafrika bei Lamu erhalten und ausgebeutet, und hat ähnliche Kon- zessionen auch in Togo und Kamerun, die sie aber. anscheinend nicht ausbeuten kann, weil dort nur die Rhzsophora Mangle und R. racemosa mit minder- wertigen Rinden vorkommen, welche nach den Analysen von Strunk nur 19 bis 27 °/o Gerbstoff haben. Vor Erteilung dieser Konzessionen, die gewisse Wald- schutzmafßßregeln vorschrieben, hatten verschiedene Firmen die Rinde frei und ohne Schonung gewonnen, so z. B. die Societa coloniale italiana im Jahre 1903. *) Nach einer Zeitungsnotiz hat 1908 die Firma Renner mit dem Gouvernement einen Vertrag abgeschlossen, nach dem sie einen Teil der Rufiji-Waldungen auf bedeutende Rinden- mengen ausbeuten will. G. Dehnhardt & Co. ließen Ende 1903 nach Tanga eine Menge in dem (reschäft der Rindengewinnung bewanderte Leute von Lamu zusammen mit ihren eigenartigen Tepe-Fahrzeugen kommen und richteten in Tanga einen Platz zum Zerkleinern und Trocknen der Rinde ein. Die erste Rinde von Tanga führten sie im Februar 1904 aus. In der Zollstatistik sind zwar »Gerbrinden und Gerb- hölzer« zusammen aufgeführt, da aber meines Wissens, abgesehen von kleinen Proben von Mimosa-Rinde, derartiges bisher nicht ausgeführt wurde, so werden die nachfolgenden Zahlen ziemlich genau den Export der Mangrovenrinde aus ganz Deutsch-Ostafrika darstellen. 1003: 7 71101 Kılorıime Wert von 22270 Me 1904. 2114529 5, a 28404, 1905 1414219 Ss si Ar Ar 2034 E55, 1996. W5OAASS, ns u 08: (davon 14 Dz. mit 7 Mk. über die Binnengrenze). Im Jahre 1905 wurden an Mangrovenrinde in Hamburg eingeführt aus Deutsch-Ostafrika 13534 Dz. im Werte von 147330 Mk. „ übrigem ” TALSOLN 2 ss se LRAONISON „ Madagascar SATaE en e SL 203% „. Westafrika ASS ao „ 2 2940 „. Br.-Ostindien T3983 500 5 a Br 13.250. 8, ‚,„ Australien SAO0. es: N ” IT „ England Ara Mr ” 4460 ,„, 1906 im ganzen 170936 Dz. im Wert von 1862120 Mk. 1907 =, Me 28, 702m RE: Rn = »2:001. 200.2, davon aus: Deutsch-Ostafrika dem übrigen Ostafrika Madagaskar 1906 7.006 Dz. 134232 Dz. 12.000..D2. 1907 182072, 10020, GONE 30 Der Bedarf in Deutschland ist demnach ein ziemlich großer und wird wohl noch steigen. Wahrscheinlich aber wird ein Teil davon wieder ausgeführt, da anscheinend Amerika sich sehr für diesen Artikel interessiert. Erwähnenswert ist, dafß nach den Zollstatistiken die Gerbrinde bei der Ausfuhr aus Ostafrika etwa 1,4 Mk., bei der Einfuhr in Hamburg etwa 10,8 Mk. pro Doppelzentner wert ist. Ich kann mir das nur durch den sehr großen Frachtsatz erklären, der auf diesem sperrigen Artikel liegt und dadurch, daß bei der Ausfuhr hier der tatsächliche Erstehungswert der Rinde bei seiner Verladung angegeben wird. Neuerdings (1907) wird dieser nur mit 0,75 Rup. = ı Mk. angegeben. Der Gerbstoffgehalt der ostafrikanischen Mangroverinden ist nach den Be- stimmungen von Busse für Rhzsophora 47°, Ceriops 42°/o, Bruguiera 51%, Aylocarpus 40°). Bei anderen Untersuchungen ist viel weniger Gerb- stoffgehalt festgestellt. Derselbe ist wahrscheinlich mit der Jahreszeit, auch wohl mit den Individuen der Bäume und deren Standort sehr veränderlich, noch mehr aber hängt er von der Behandlung der Rinden ab. Jeder, der an lagernden Mangrovenstämmen vorbeiging, und noch mehr der die Stellen besuchte, wo sie geschält wurden, wird gesehen haben, dafs eine ganze Flut von rotem Farbstoff von den Lagerplätzen zum Strande läuft; Farb- und Gerbstoff lösen sich eben sehr im Wasser, und Rinde, welche auch nur kurze Zeit dem Regen ausgesetzt war, muf& viel von ihrem Gehalt verlieren. Daraus können sich andere Befunde von nur 27°/o Gerbstoff erklären. Die Rinde, hat nun nicht nur Gerbstoff, sondern auch eine Menge von einem roten Farbstoff, der auf das Leder nicht sehr günstig wirkt. Im Jahre 1905 setzte die Deutsche Kolonialgesellschaft einen von Herrn Oldemeyer in Bremen gestifteten Preis aus, um ein Verfahren zu erfinden, diesen Farbstoff auf rationelle Weise zu entfernen. Der Preis scheint bisher niemandem zuerkannt worden zu sein, denn er wurde 1907 wieder aus- geschrieben. Wenn einmal die hiesigen Eingeborenen Leder gerben, so benützen sie die Mangrovenrinde der wziraka, der Neger des Binnenlandes gerbt sonst keine Häute, er walkt sie nur mit Hilfe von Fett. Das Gerben, das man in Zanzibar und selten an der Küste findet, ist durch Araber (Perser) hergebracht. Das Leder wird durch die Mangrovenrinde hart und dunkelrot. Aus ıhm werden die arabischen Sandalen (#zatu pl. viatu) hergestellt. Ebenso ist das Gerben im Sudan, Nordafrika usw. eine arabische Einführung. XVIIl. Gummi-liefernde Pflanzen. Acacia Verek, Guill. e. Perr. (Acacia Senegal Willd.)und andere Akazien-Arten, geben den amorphen Stoff welchen man als Gummi arabicum bezeichnet. Mit der Bezeichnung »Gummi« wird im allgemeinen und besonders in der Kaufmannswelt ein sehr großer Mißbrauch getrieben. Man nennt alle Harze, Kopal und sogar Kaut- schuk so. Da ist es nötig die Bezeichnung »Gummi« ganz genau zu definieren für solche Kohlenhydrate, die sich in Wasser auflösen und deren Lösung mit einer Lösung von DBleiacetat keine Trübung gibt, während Pflanzenschleim Trübungen gibt. Eine ganze Reihe von Pflanzenstoffen sind jedoch den rich- tigen Gummiarten sehr ähnlich, aber sie enthalten an Stelle oder neben dem Arabin noch die als Cerasin und Bassorin bekannten, nicht chemisch sondern nur physikalisch definierten Stoffe, die im Wasser nur quellen und sich nicht lösen. Es entstehen dann keine Gummischleimlösungen sondern nur mehr oder weniger feste Gallerten. Diese Stoffe sollen hier ebenfalls mit erwähnt werden, und zwar besonders deshalb, weil in Ostafrika bisher die guten Gummiarten nur recht selten gefunden sind und die meisten bisher hier beobachteten Aus- scheidungen von Akazien und allen möglichen anderen Bäumen in Wasser nur quellen. Über die Entstehung von Gummi und verwandten Stoffen sind die Meinungen noch recht getrennt. Einige meinen, daß es sich um Umwandlung von Zell- inhalten, andere von Zellwänden, andere von beiden handelt. Und einige schreiben diese Umwandlung der Einwirkung bestimmter Pilze (Pleospora gummipara Oudem.) zu, andere der von Bakterien (BD. Acacra, B. metarabinum), noch andere aber der von Diastase-artigen Enzymen, also nicht organisierter Fermente. Die Abscheidung von Gummi geschieht wohl meistens an verletzten Stellen der Rinde, vielleicht in dem Bestreben der Pflanze, diese Verletzungen zu schließen. Klima und Feuchtigkeit scheinen dabei sehr wesentliche Rollen zu spielen; die aber wohl noch kaum sicher erforscht sind. Sehr häufig scheinen nach Busse Insektenstiche die Veranlassung der Gummiabsonderung zu sein. Der beste Gummi kommt von der Acaczia Senegal Willa.(=4A.Verexk Guill. e. Perr.) von Kordofan und Senegambien in Westafrika. Es ist nun im höchsten Grade interessant und wichtig, daf3 dieselbe Pflanzenart, (wenigstens das, was wir in Amani unter diesem Namen als Saat erhalten haben und hier sowie in Mombo kultivieren) in den genannten Gebieten eine ausgezeichnete und klar lösliche, fast weifSe Ware liefern, während der an diesen Bäumen in Mombo entstehende Gummi zwar äußerlich auch vorzügliches Aussehen hat, aber fast un- löslich ist, der daraus mit Mühe dargestellte Schleim aufSerdem sehr leicht einer schäumigen Gärung unterworfen ist. Aus diesem Grunde ist der hiesige Stoff fast unverwendbar. Es scheinen, wie erwähnt, einstweilen unkontrollierbare klimatische und lokale Einflüsse eine noch ganz unbekannte Rolle zu spielen. Es ist auch schon anderswo beobachtet worden, daf3 dieselben Pflanzenarten ganz verschiedene Produkte unter verschiedenen klimatischen Bedingungen liefern.*) So schreibt Wördehoff, der Inhaber der Firma Wördehoff & Schnabel in Köln (Tropenpflanzer 1901 S. 91), daß dieselbe Akazienart, die in Kordofan das beste Gummi liefert, unter demselben Breitengrade im Zentral- und Ost-Sudan zwar wächst, aber bei weitem nicht dasselbe Produkt wie dort gibt. Die Lös- barkeit kommt dabei für den Handel nicht allein in Frage. So ist im West- Sudan bei Timbuktu die Lösbarkeit zwar eine ‚gute, die Klebkraft aber geringer, und außerdem gibt die Lösung beim geringsten Umrühren einen Schaum wie Pilsener Bier. Dieselbe üble Eigenschaft soll auch das Gummi aus Arabien haben. Hierdurch allein werden solche Sorten 33—50 °/, geringer als die nicht schäumenden bewertet. Die Textilbranche, die Massen von Gummi braucht, mufS bei deren Auswahl sehr vorsichtig sein und kann absolut keine Sorten gebrauchen, die schäumen oder eisenhaltig sind. Es wäre eine sehr interessante und wichtige pflanzenphysiologische Arbeit, zu untersuchen, auf welche Einflüsse dies verschiedene Verhalten zurückzuführen ist. Wenn es wahr ist, daf3 Enzyme bei der Gummibildung die entscheidende Rolle spielen, so wäre zu untersuchen, ob in anderen Ländern nicht andere En- zyme wirken und ein wenig abweichende Produkte erzeugen. Recht schwer wird diese Untersuchung sein, da der Gummi ein chemisch nicht scharf definierter Körper ist. Bei allen Beurteilungen von Gummi aber ist es unumgänglich nötig, die Ausscheidungen von ganz bestimmten Pflanzenarten zu sammeln und nie die- jenigen von verschiedenen Pflanzen untereinander zu mengen. Auch mufß man sehen, ob nicht zu verschiedenen Zeiten die Ausscheidungen verschiedene Eigen- schaften haben. Auch auf die Qualitäten des Bodens usw. müßte weitgehend geachtet werden. Da der Laie auch mit der Bestimmungstabelle der hiesigen *) Die Meinung, die ich früher hatte, daß bei der Verletzung der Baumrinde nicht nur Gummi sondern auch gerbstofthaltiger Pflanzensaft ausgeschieden würde, der den Gummi un- löslich machte, ist wohl nicht stichhaltig. a an Akazien, die Taubert in der Pflanzenwelt Ostafrikas (Teil B. S. 425) gibt, die Art schwer wird identifizieren können, empfiehlt es sich, stets etwas geprefltes Herbarium- material (Zweige mit Blättern und Früchten) mitzusenden. Sonderbar ist, daß dieselbe Pflanze A. Verek. bei den von Busse ge- sammelten Proben nach den Analysen von Mannich (Tropenpflanzer 1902 S. 203) ein brauchbares Gummi lieferte, das frei von Bassorin war. Ich nehme an, dafs die Proben aus den Vorländern von Usambara stammten, vielleicht etwas jenseits Masinde, wo Busse diese und viele andere Akazien fand. Mannich untersuchte nachfolgende Proben der Sammlung Busse’s: 4A. Kirkii der Busse schen Sammlung lieferte ebenfalls ein bassorinfreies gutes Produkt. A. spirocarpa Hochst. war nur für technische Zwecke geeignet, da es nicht völlig löslıg war. Die behaarte Hülse dieses bis 25 Meter hohen Steppen- baumes ist spiralig gerollt. 4. Seyal Del. gibt ebenfalls bassorinhaltiges Gummi, das nur teil- weise löslich ist. Die Pflanze hat zwischen den Samen eingeschnürte Hülsen und lange weiße Dornen. Eine Varietät dieser Art, var. fistula Schweinf. hat an der Basis der meisten Dornen große hohle Anschwellungen, die ein kleines Loch haben, in welches man winzige Ameisen hineinkriechen sehen kann. Wahr- scheinlich sind es Gallbildungen, die durch diese Gäste hervorgerufen sind. Diese Varietät habe ich immer nur strauchförmig oder als Krüppelbäume beob- achtet, und meines Erinnerns ausschließlich nur an solchen Punkten, deren Boden tonig und nicht durchlässig, zeitweise überschwemmt war, so daf3 er während der Trockenzeit rissig wird. Ich habe bei meinen früheren Kartenaufnahmen diese »Flötenakazie« immer als Merkmal solchen Überschwemmungslandes an- gesehen und. notiert. Auf den großen Alluvien unmittelbar an den Flüssen findet man sie nicht, wohl aber auf ein wenig höher gelegenem Gebiet in der Nähe des Wassers auf grauem, zähem Boden, so daf} ich geneigt bin, für land- wirtschaftliche Unternehmungen solche Stellen, wo diese Pflanze steht, mit Miß- trauen zu betrachten. A. arabica Willd. gab ebenfalls ein vielleicht technisch verwertbares Produkt, das etwas Bassorin enthielt, ähnlich A. szenocarpa Hochst. A. usambarensis Taud. enthielt sehr viel Bassorin und ist vielleicht wie eine geringe Sorte Traganth verwendbar. Die Washambaa sollen nach Holst diesen, von ihnen magwede genannten Gummi kauen. Es ist anzunehmen, daß hier noch eine Menge anderer Pflanzen Gummi liefern. Wir sammelten solches z. B. von Anacardium orientale, Gre- villea robusta u. a. Oft war es von schönem Aussehen, aber immer nur teilweise löslich, so dafs es kaum Wert haben dürfte. Eine etwas dunkle Gummisorte, die ebenfalls fast unlöslich ist, stammt von A. decurrens, der bekannten Gerberakazie. Große Klumpen davon kann man | Se nV) Wera von den Stämmen abnehmen, anscheinend besonders von denen, welche kränkeln. Das hier in Amani gesammelte Produkt soll etwa 10°/, weniger als das soge- nannte Äufera-Gummi (von Cochlospermum gossypium) aus Nordindien und das Bassorah-Gummi (von Ac. lZeucophloea?) wert sein. Ende 1906 war der Preis dieser Sorte von A. decurrens loko Antwerpen 25 Mk. pro 100 Kilo, ein Jahr früher allerdings nur 20 Mk. Es ist aber immerhin möglich, daf3 der Verkauf davon eine Nebeneinnahme für Pflanzungen bilden kann, die sich mit der Kultur der Gerberakazie befassen. Brachystegia Kirkii (mkaka der Swahili) sondert oft in beträchtlichen Mengen und großen Stücken ein ganz eigenartiges »Gummi« ab, das fast das Aussehen von ordinärstem Siegellack hat. Es ist ganz undurchsichtig und dunkelrotbraun, es quillt nur in Wasser auf. Dieser Stoff ließe sich in manchen Gegenden in ziemlich bedeutenden Mengen sammeln. Als Gummi arabicum ist es allerdings ganz unverwendbar, könnte aber wohl zu Appreturen und als Bei- mengungen für Farben, um diesen »Körper« zu geben, Verwendung finden, wenn es billig genug geliefert werden kann. Eine gute Sorte Akaziengummi, das sich völlig löste, ist von einem Baum mit weißen Dornen bei Tabora gesammelt, die Pflanzenart hat aber noch nicht festgestellt werden können. Die Bildung von brauchbarem Gummi arabicum scheint danach geographisch ziemlich beschränkt zu sein, und die Aussicht ist recht gering, daf wir aus unserm Gebiet nennenswerte Mengen einer guten Qualität erhalten können. Da aber weite Distrikte bei uns mit akazienartigen Bäumen bestanden sind, ist es -recht gut möglich, daf3 bei guter und billiger Bahnverbindung mit der Küste und billigen Seefrachten geringere Sorten mit Vorteil von hier ausgeführt werden können. Jedenfalls dürfen niemals die Gummiausscheidungen von verschiedenen Bäumen, die sich, wie wir sahen, ganz verschieden verhalten, miteinander ver- mengt werden, und da beim Handel viel auf das Aussehen gegeben wird, ist es auch zweckmällig, schon am Orte eine Sortierung der gleichen Provenienz in verschiedene Farben und Größen vorzunehmen. Endlich aber darf auch der gute Gummi nie zu scharf und in der Hitze getrocknet werden, da er anscheinend dadurch seine Löslichkeitsverhältnisse stark ändern kann. Gummi soll schon durch die oft erwähnten Punt-Fahrten der alten Ägypter bekannt geworden sein, die schon ca. 1500 v. Chr. ihn von den Gegenden des südlichen roten Meeres, vielleicht auch der Somaliküste holten. Und diese liefern ja heute auch noch immer den besten Gummi. Aus dem komf, k-mi, g-mi, qgmy der alten Ägypter soll das griechische kommi und unsere heutigen Benennungen in den europäischen Sprachen entstanden sein. Im allgemeinen, ohne Rücksicht auf die Ursprungspflanze, wird Gummi arabicum genannt: von den Indiern gond, den Tamilen pzszuz, den Telegu banka, jigata, ım Sanscrit kapıtha, den Arabern samghul, samagıhı, den Türken samk, den Chinesen shu-krau, bei den Somali gowhio. In Zanzibar kommt immer etwas Gummi auf den Markt, meist wohl aus dem Somaliland stammend oder von Bombay eingeführt, wohin es von den Häfen des roten Meeres und Südarabiens gelangt. Die Leute nennen ihn meist gundi, also mit indischem Namen, aber auch samagh, sumugh, haba. Soweit ich weiß, bildet dies Produkt für Zanzibar einen ganz unwichtigen Artikel, wohl meist zu Genulizwecken. An der Küste bei uns ist aufer dem Klebstoff für Bureaus und in den Apotheken bislang kaum noch etwas davon gehandelt, es sei denn, daf3 es sich um kleine Probesendungen handelte, um zu versuchen, ob hier ge- machte Funde exportfähig seien. Wo man in Europa genügende Mengen für 40—42 Mk. pro 100 Kilo erhalten kann, die schlechten aber, wenn überhaupt verwertbar, nur 20—25 Mk. bringen, wird sich nur unter günstigen Einsammel- und Transportverhältnissen die Ausfuhr bezahlt machen. In Hamburg wurde in den letzten Jahren für 2—2'/, Millionen Mark Gummi arabicum eingeführt und für 1,3—1,5 Millionen Mark wieder ausgeführt. Der Preis bei der Einfuhr war 1905 je nach der Herkunft 32—ı107 Mk. per Dz., im Durchschnitt 57 Mk. Offenbar sind in diesen Summen alle erdenklichen Ouali- täten enthalten. Traganth ist bedeutend teurer, Durchschnitt 1905 204 Mk. Die Durchschnittspreise für Gummi arabicum aller Art sind zurückgegangen, sie waren 1806-1870 189,55 Mk... 1876-1880 138,57. Mk‘, 1836-1890, 230,392. N 1891—-1895 165,36 Mk., 1896-1900: 100,90 'Mk., 150119005 61,79. Mk. ım Durchschnitt. Aus dem Sudan werden ungefähr 4000—18000 Tons, aus dem Senegal 3—8000 Tons ausgeführt. Anhang. Herr Dr. Schellmann untersuchte in Amani eine Menge Gummi und Gummiharze aus Bagamoyo, darunter war eine Sorte, die noch mit etwa 1000 Teilen Wasser eine Gallerte gab. - Die Untersuchungen sind noch nicht ab- geschlossen, besonders da wir noch nichts über die botanische Abstammung der Substanzen wissen. Man sollte bei solchen Einsendungen immer Herbarmaterial mitsenden. Der Gummigut-artige gelbrote Ausfluß aus /aronga, einem der ge- meinsten Bäume in Usambara, Uluguru usw. scheint wenig Wert zu besitzen. XIX. Pflanzen, welche Harze liefern. 1. Aquilaria Agallocha Roxb. ist ein großer zur Famlilie der TAymelaceen gehöriger Baum, der das Alo&- Holz oder kalambak liefert. Im Altertum war dies eine der gesuchtesten Räucher- substanzen und spielt als solche heute noch im Orient eine bedeutende Rolle. Wir hören, daß die Königin Rama-ka (Makara, Hataßsu, Haschops, Hatschepsu) von Ägypten um 1700 v. Chr. aus dem Lande To-Nuter, wahr- scheinlich etwa dem heutigen Somaliland, unter anderen Produkten auch Alo£- Holz holen ließ (Flückiger, S. 49). Bei Schumann (Zimmtländer) finde ich aber dies Produkt nicht aufgezählt. Es soll das arel, ahelim, ahtlot des alten Testaments, das aloes, agallochon der Griechen sein. Aus diesem Wort haben wahrscheinlich die arabisch-persischen Autoren aghalukhi gemacht. Lange war die Herkunft dieses Holzes unbekannt, erst Loureiro beschrieb recht ungenau einen Baum unter dem Namen Aloexylon Agallochum, den man später als zu den Leguminosen gehörig vermutete, dessen Namen heute aber aufgelassen ist. Roxburg fand, daß der.von ihm Aguzllaria Agallocha genannte Baum den bei weitem größten Teil des Holzes noch heute liefert, und zwar in Hinterindien in den I.andschaften Shylet, Chittagong, den Mergui-Inseln; daneben kommt er noch im östlichen Himalaya, Bhotan, Assam, Khassia vor. Über die nahe verwandte A. malaccensis Lam. von Malakka und von den Malayischen Inseln, sowie einige Arten in China, den Philippinen, Borneo und Neuguinea vergl. Gilg, Bot. Jahrbuch Bd. 28 S. 145. Von dem sonst hellen und leichten Holz des Baumes sind kleine Teile von einem sehr aromatischen Harz durchtränkt, wahrscheinlich infolge eines krankhaften Vorganges. Sie werden dadurch dunkel und sehr schwer. Diese werden nach dem Fällen der Bäume, denen man äußerlich nichts ansehen kann, herausgeschniten und in unregelmäßigen Stücken auf den Markt gebracht. Im Mittelalter war dies Holz auch in Europa recht gesucht, ist dort aber jetzt wohl ganz verschwunden, während in China, Indien und Arabien noch ein ausgedehnter Gebrauch desselben stattfindet. Stuhlmann, Beiträge zur Kulturgeschichte von Ostafrika. je>} SI Das Holz verbreitet beim Anzünden einen den Orientalen sehr angenehmen Geruch, auch macht man Kästchen usw. . daraus. Das Holz ist genau von Möller untersucht worden (Lignum-Aloe und Linoaloes-Holz, Pharm. Post 1896), das beste soll von obiger A. Agallochum stammen und sich durch intrazellulare Phloemstränge auszeichnen. Die aromatischen Stoffe hält Möller für eine Folge von Altersdegeneration, sie treten zuerst im Zellinhalt auf, zerstören die Zellwände und verbreiten sich zuletzt im ganzen Holz. Früher hat man geglaubt, dafß das Holz von Zrcaecaria Agallocha denselben Zwecken dient, was aber nicht der Fall ist. Es ist ein Wolfsmilch- gewächs der Mangrovenzone mit sehr scharfem Milchsaft, das aber keine aro- matische Substanzen enthält. Das echte Alo&-Holz wird von den Europäern auch Adlerholz eagle-wood, garo de Malacca, nach der malayischen Bezeichnung auch Aalembak, oder agar- wood genannt. Die Araber sagen aga-lugen, kakal,*) halhal, yellanzjug, aya-lugi, aya-lugin, ud (d.h. Holz),**) el-’ud el-hindi, el-üd el-gameri, "ud el-nadd, "ud el- bahür, el-üd el-gägulli, duchan (d. h. Rauch), die Perser agre-hindi, agar, ud- Z-chini, ud-i-hindi, agur, in Turkestan anchus, im Sanscrit agara, agarhu, rajarha (?), in Indien zgoor, hindi-agara usw. Es wird oft zusammen mit ddellum-Harz zum Räuchern benützt, je schwerer es ist, desto wertvoller. Über die Gewinnung hat Hooper ausführlich geschrieben (Agricultural Ledger 1904 Nr. ı1).***) Wie in allen mohammedanischen Ländern ist auch in Ostafrika das Holz bekannt und zwar unter dem Namen zd, udi. Es wird auch sicher echtes Aloe- Holz hierher gebracht, aber meist soll das zu Räucherzwecken hier benützte aus dem Somaliland importiert werden, besonders aus Barawa. Ich weif nicht, von welchen Pflanzen es stammt, vielleicht von Osyrzs, denn das von O. Zenur- Ffolia aus Westusambara wird zu ähnlichen Zwecken unter dem Namen /zva gebraucht. Anderes kommt aus Sheher in Südarabien (wa%-ya-shehiri), anderes aus Bombay (ud? ya hindi), Auch der Name wanda kommt für eine Sorte wohlriechenden Holzes vor. Mir wurde erzählt, daf3 jemand es bei Kilwa ge- sehen habe? Mit zadz bezeichnet man bei uns alle Räucherhölzer, mit zbanz und ufumba den Weihrauch und Galbaum, mit zuxkato, manukato alle Wohlgerüche, arabisch zb, tıbu. Das seit längerem im europäischen Handel befindliche Alo&-Holz kommt von Mexiko (Linaloe, Bois de Citron von Bursera Delpechiana Pois) und *) Vielleicht identisch mit dem anderswo erwähnten e/'ud el-gägullı. **) Qalgasandi, l’Art du style, S. 356ff. hat, wie mir Herr Prof. Dr. C. H. Becker sagt, einen großen Artikel über ‘“@Z,; er zählt ı8 Arten auf und nennt ihre Herkunft, ihre Unterschiede und zum Teil ihren Preis. *=#) Sanscrit agaru, aguru, daraus wohl das Malayalam agz/, akıl, woraus die Portugiesen aguila machten (Französisch dois d’aigle, Englisch eagle-wood), Malayisch Aayu- (Holz)- gahrı, altgriechisch agalloxon (Yule u. Burnell, S. 335). m I von Cayenne (Linaloö, likari, Bois de Rose femelle, copahu von Ocoteacaudata Mez.). Wahrscheinlich benützte Napoleon dieses zu Räucherungen in seinen Palästen. Nach Ostafrika kommen diese amerikanischen Sorten jedenfalls nicht, aber eine Art von Ocofea wächst auch in Usambara, deren Rinde ein ätherisches Öl enthält, (O. usambarensis), das Dr. Schellmann destillierte. Von Zanzibar aus soll nach Bombay und Calcutta (nach Hooper) ein dunkles, ölhaltiges Holz als Substitut für Adler-Holz gebracht werden, das dort sagar, tagar, tuggur heißen soll. Es sinkt im Wasser unter, an das es eine gelbe Farbe abgibt, welches dann grünlich fluoresziert. Burton (I. S. 239) schreibt von einem stark duftenden weilßsnervigen Holz, das als /rva von Madagascar kommt und von den ärmeren ‚Parsi für das heilige Feuer gebraucht würde, und daß ein angenehm duftendes Aalambak- (vulgo columbo)-Holz früher auf Zanzibar gemein gewesen sei, jetzt (1850) aber von Madagascar dorthin käme und zwar ein helles, buchsbaumartiges und ein schweres dunkelrotes Holz. Näheres ist mir darüber nicht bekannt. Wahrscheinlich sind es sandelartige Hölzer (Osyrzs?), die mit Alo&-Kalambak nichts zu tun haben (vergl. auch bei Sanralum). 2. Boswellia Carteri Bridw. ist Hauptlieferant vom Weihrauchharz. Wenn auch Weihrauch ebenso wie Myrrhe bei uns in Deutsch-OÖstafrika nicht gewonnen werden, ihre Stammpflanzen auch nicht vorkommen, so ist die Besprechung doch notwendig, da nur durch Berücksichtigung des Handels mit Weihrauch die Entwickelung des antiken Handels überhaupt verständlich wird, und da diese alten Handelswege uns sehr wichtige Fingerzeige für Vermutungen über die uralten Kulturströme geben. Mangels eigener Erfahrungen gebe ich Notizen aus der Literatur wieder, mich, dabei an Eneler, Flückiser, Koehler, Watt u. andere haltend: I. Boswellia Carteri Bridw. bildet kleine Bäume von 3—6 m Höhe, deren Rinde papierartig abblättert, deren Blätter am Ende der Zweige sich büschelartig zusammendrängen, aus welchen Büscheln Trauben unscheinbarer Blüten herauskommen. Die Blätter sind unpaar gefiedert; die einzelnen 15—19 Fiederchen kraus, am Rande meist wellig gekerbt, beiderseits oder nur unten filzig behaart und unten blafgelblich. Gefunden ist der Baum auf den Kalk-Gebirgsplateaus des nördlichen Somalilandes, z. B. im Ahlgebirge bei 1000—1800 m, auf Kalkfelsen in Hadhramaut, an der Küste des südöstlichen Arabiens bei Merbat.*) Die Pflanze soll von den Somali nach Bridwood möhr-meddhu (-mado:ıv) *) Zur Fatimidenzeit galt, wie mir Herr Prof. Dr. C. H. Becker sagt, der /udän als im Innern von ‘Omän gewonnen. Die Farbe des echten sei weiß nach grün hin. Uber Fälschungen wird geklagt Mahäsin el-tigära, S. 22. a 3% eo un 580 —. (meddhu = schwarz wegen der dunkleren Rinde), ihr Harz nach Cruttendon /uban bedawi, nach Vaughan /uban makur, nach Engler auch /uban sheheri heißen. Die Araber sollen den Baum maghrayt-d’shechas nennen. Die Pflanze soll viel in dem Somaliland südlich von Bunder Burayah und Mareah vorkommen. Nach Haggenmacher und anderen sollen die Somali aber jeden Weihrauch- baum deyo, bayo nennen, im östlichen Somaliland auch möhrr-/afod (lafod arabisch — Streifen). Eine feine Sorte Weihrauch soll djau-der, eine geringere muchos heißen und vielleicht identisch mit der möhr-dad bed der West-Somali, der »mohr- as (as — rot nach der Farbe des Harzes) sein. B. elongata Balf. von Socotra ist der vorigen Art sehr nahe verwandt, scheint aber nicht ausgebeutet zu werden. B. Bhau-Dajiana Bridw. ıst meines Wissens bisher nur im Somali- Küstenland gefunden worden, sie ist der D. Carteri nahe verwandt, hat aber glatte, nicht krause Blattfiederchen. Die Somali nennen diesen Baum möhr- add (add = weiß), von ihm soll ein Teil des /uban-sheheri genannten Weih- rauches kommen. B. papyrifera (Delile) A. Rich. wächst in Mengen in den Bergen von West-Abessinien, im Gebiet der Takazze, zwischen El Obeid und Sheibun, bei Djeladjeramme, Keren, Fasoghlu, im oberen Gebiet des Mareb und blauen Nil, aber nicht im Somaliland. Der Baum wird anguah, kafal, galgalaam genannt, nach Watt bei Sennar swakur. In Abessinien sagen die Tigrinja mager, makker, angai, die Amhari magger. Er liefert zwar auch weihrauchartiges Harz, das aber nicht ausgebeutet und in den Handel gebracht wird. BD. neglecta Moore mit sehr kleinen, ganzrandigen, eiförmigen, grau- filzigen Blättchen ist ein Baum von 5—6 m Höhe im Ahlgebirge von Serrut des Nord-Somalilandes bei 500 m Höhe. Dort soll er murlo, mohr-add (wie B. Bhau-Dajiana), nach Haggenmacher auch uchos heißen. Ich ver- mute, daf3 das Harz dieser Art ausgebeutet wird. 5b. Ameero Balf. von Sokotra wird anscheinend nicht ausgebeutet. B. Hildebrandtii Engl. kommt im Dornbusch zwischen Teita und Duruma, im Massaigebiet von Britisch-Ostafrika vor. Ob diese Art Harz liefert, ist noch nicht bekannt. Aber es ist sehr wahrscheinlich, daß sie auch im deutschen Teil des Massailandes wächst, und man sollte auf ihr Harz achten und es zur Untersuchung einsenden. BD. Frereana Birdw. hat Blättchen, die am Grunde herzförmig, ganz kahl und graugrün sind. Der Baum kommt auf den Kalkbergen des Nord- Somalilandes vor und soll in der Nähe von Aden kultiviert werden. Die Somali nennen den Baum yegaar, segar, gekar. Die Ausschwitzungen sind vom eigent- lichen Weihrauch etwas verschieden, indem sie wie die Elemi-Harze nach Watt kein Gummi, sondern nur Harz und ätherisches Öl enthalten. Die Blätter und Blüten sollen nach Zitronen duften. Das Harz dieser Art wird /uban mati, luban meyti (meiti, matdi) genannt. Ich habe keine Erklärung für diesen Namen in der Literatur gefunden, vermute aber, daß es mit mazjit = Toter zusammenhängt (ähnlich wie der Zanzibar-Name karafun-maiti für Kampfer), und daf vielleicht dies Harz zu Räucherungen bei Beerdigungen, Leichenfeiern gebraucht wird. Die gute Sorte dieses Weihrauchs soll amshat = Kämme heifßen, mit deren Zähnen die Harzstücke Ähnlichkeit haben sollen, die geringere wird dugag —= » Abfall, Staub« genannt. Glaser erwähnt aus Aden folgende Handelssorten des »Miti«-Weihrauchs: masctt (mashatt) aus Felak, Ar? aus Bender Khor und tafarı aus Tafar in Arabien. Nach Dragendorff war dies Harz vielleicht das makroton der Alten. Auf dem Markt in Bombay soll das Harz dieser Art nach Watt pandhrr- escs/ genannt werden. B. socotranum Balf. von Socotra mit nicht papierartiger Rinde, ganz- randigen Blättchen und geflügeltem Blattstiel gibt vielleicht ein ähnliches Harz, das aber nicht ausgebeutet wird. B.serrata Roxb. (= B.thurifera Roxb.) liefert den indischen Weih- rauch, der jedoch wohl ganz im Lande konsumiert wird und selbst für dessen Bedürfnisse lange nicht genügt. Die Pflanze kommt in den trockneren Teilen Indiens vor, wohl besonders im Nordwesten. Ich selbst fand sie in der Radjputana. Nach Watt heißt dies Harz im Indischen salke, salli, salli, salga, sel-gond, kundur, salpe, saleya, luban, der Sanscrit-Name war wahrscheinlich sal/akz. In Kumaon sagt man anduku, anduga, guggar, dümsal, ın Bombay auch noch dhup, salaya-dhup, salaphali, bei den Tamilen Aundrikam-morada, kundrukkam-pishin, bei den Telegu andu, andiku, bei den Persern Aundur, den Arabern bdastuy, kundur luban, nach Balfour auch noch 2zstuy, zuchir. Watt meint, dal gxggw/ ursprünglich diese Pflanze gewesen sei und der Name später auch für C. Mukul Hook =C. Roxburghiana (Stocks) Engl. angewandt wäre, der Pflanze, die das indische Bdellium liefert. Aundur ist arabisch-persisch und sollte nicht hierfür sondern nur für echten Weihrauch an- gewandt werden. Diese Pflanze hat demnach kommerziell keine Bedeutung, während Bombay einer der Hauptmärkte für den echten Weihrauch ist, der von Arabien und dem Somaliland kommt. Im Somaliland werden die Weihrauch-Bäume im Februar, März angeschnitten, die Ernte dauert bis in den September. Wenn aüch die Bäume wild wachsen, so soll jeder Stamm, wohl auch jede Person ihre bestimmten Baumreviere zur Ausbeutung besitzen. Das Produkt geht nach Bender Murayah, Lass khorai, (Ras Gorel), Bender Kassim, Ankor (Ungar), von wo es nach Aden verschifft wird. 1875/76 soll die Ernte etwa 236000 Kilo betragen haben, von denen 51000 nach Bombay gingen. Nach de Cordemoy gehen vom Somaliland jährlich 300—580o Tons im Werte von 245 000—360000 Francs fort, davon !/ nach Europa. — In Arabien beginnt das Einschneiden der Bäume im Dezember, die Ernte erfolgt dort bisweilen durch bezahlte Somali. en 582 =; Im Allgemeinen — ohne die Abstammung von verschiedenen Pflanzen zu unter- Scheiden — heißt das Weihrauch-Harz bei den Arabern kundur (= xövöpas), /uban, (auch /%xs, aber wohl nur bei den arabisch-persischen Schriftstellern, die aus dem Griechischen usw. schöpften), bei den Persern ebenso, in Turkestan kundur, im Sanscrit angeblich kunduru, in Bombay vzsesh, esesh, luban, bei den Tamilen parangt-shambiranı, kunurakkam-pishin, den Telegu parangr-sambrani, den Malayen kamanan, manan, minan, kamayan, in Ägypten dachür, bei den Chinesen yah- Juang, t au-yu, hsün-lIu-hsiang Dragendorff), ju-hsiang, welch letzteres Wort nach Hirth an das türkische g%Aynluk erinnert (Studien S. 16). Natürlich gibt es eine Menge Handelssorten des Weihrauches. Einige nach den Pflanzen und Provenienzen lernten wir schon oben kennen. Schon an der Somali-Küste, vor allem in Bender Murayah: Nach der An- gabe von Hunter bei Flückiger soll man das Produkt dort in zwei Haupt- gruppen trennen, die beste Qualität zakhwa (arabisch = »Auslese«) und das minderwertige zsku-j7r (somali = »laß es gehen«). Die erste Sorte wird getrennt in fusus (arabisch = Edelsteine), majandal. Glaser schreibt (Geographie S. 199), daß der beste Fusus-Weihrauch in Bender Kasim und Kandala (Gandalo der Karten) verfrachtet würde. In Aden würde dieser Somali-Weihrauch Sehr? (shehri) genannt und in drei Qualitäten ge- handelt: ı. fasis (lubban dakar), aus oben genannten zwei Häfen, weniger aus 'Ankor, 2. tabak (luban bidawi) aus Durduri und Räs (Läs) Kuraj, 3. zskudjir (weiblicher Weihrauch) aus 'Ankor und Urküda. In Arabien soll der fausus- Weihrauch von den mg hazrot genannten Bäumen kommen. Die Somali sollen nach Glaser (S. 200) Weihrauch (6£jo) nur von den Bäumen wmohr, muklo (vielleicht B.neglecta s. oben »murlo«), hakar (vielleicht B. Frereana?) und Runre (kurro) kennen, sich aber in der Nomenklatur nicht ganz einig sein (!) Einige behaupten, daß der muklo (arab. mug!) das halak-hädi genannte Harz liefere (also Bdellium von Commiphoraerythraeca), andere behaupteten, der hakar liefere Myrrhe, auch sie nannten den Weihrauch den Sehiritischen. Nach Aussage der von Glaser befragten Somali soll der mol» Ban in ganz Nordsomali, aber etwas im Innern, nicht hart an der Küste vorkommen, sein Harz würde in den Häfen Kändala, Bender Kassim, Durduri, Raskuraj] und Ruküda verfrachtet; der makhiritische Weihrauch von Bender san und Kändala soll der beste sein. Der mohr soll auch im nördlichen Teile von Dathina in Arabien vorkommen. wo man ihn khalfa nennt. Der smuklo (also vielleicht DB. neglecta?) findet sich nach Glaser s Erkundigungen auf dem Bürläb genannten Berge im Makhir-Lande und auch in Arabien, da man auch »zx%lo-Weihrauch aus Makalla nach 'Aden einführe. Im Handel von Bombay sollen nach Watt folgende Sorten unterschieden werden: 1. kundur-sahar, männlicher Weihrauch, die beste Sorte in tiefgelben Tränen. 2. kundur-unsa, weiblicher Weihrauch. 3. kundur-madharaj, der künstlich bereitet werden soll, indem man das noch feuchte Harz in Körben schüttelt, so daf3 es Form von Tränen erhält. 4. kishar, gishar-kundur, kashıfa, Rindenstücke mit dem Harzausfluß daran. 5. dukak*), dagäg-kundur, staubförmig, für den indischen und chinesischen Konsum. Nach Zanzibar kommt echter Weihrauch aus dem Somaliland, bisweilen wohl von Aden, das meiste aber wird wohl über Land, wie auch Guillain (II 2. S. 349) schreibt, nach Mugdischu und von da zu Schiff nach Zanzibar kommen. Man nennt ihn in.Zanzibar und an der Küste »danz, in Lamu pefu. Er wird zum Räuchern in besonderen Tongefäfen benützt, auch zur Herstellung der Räucherstäbchen. Ich nehme an, daf die Sitte von den Arabern eingeführt ist. Im Somaliland wird Weihrauch ebenso wie Gummi arabicum gekaut, an- scheinend auch in anderen Ländern. Die europäischen Kaufleute nennen ihn Gummi olibanum. Der ubani, luban, olibanım kommt offenbar von einem alt- semitischen Wort, im Hebräischen heifst der Weihrauch /zbonoth, lebonah von laban —= weiß sein, angeblich nach der weißen Farbe des frischen Saftes. Die heute allgemein übliche arabische Benennung scheint kundur zu sein.**) Gummi olibanum wurde Oktober 1907 in London von Lewis & Peat notiert: drop. good to fine white‘ - 45—55 sh. pro ctw. middling to fair BO AON es pickings, low to good pale [O7 200 siftings, slightly foul to fine Eh CAR Er Der Handel kümmert sich heute nicht um die vielen arabischen Sorten- namen; offenbar entsprechen aber die »siftings« dem »duka« (dukka [dugga] oder dukak |dugag]). gi Unsern Betrachtungen über den alten Weihrauchhandel wollen wir einen Ausspruch des Altmeisters Schweinfurth (Zeitschr. f. Ethnologie 1891, S. 635) *) dugag (dukak) ist, wie mir Herr Prof. Dr. C. H. Becker sagt, Plural von dwgga und heißt Staubteilchen: turäb ist Staub (Kollektiv); man sagt also dugag el-tur@b, die einzelnen Atome, aus denen das Kollektiv Staub besteht. dagga heißt: »dünn, fein (dag?g) sein«. Von diesem Stamm werden dann in verschiedenen Ableitungen Begriffe wie Pulver (medizinische), pulverisiert usw. gebildet. Mit Laden (dukkän) und duhän (Rauch) hat der Stamm absolut nichts zu tun. Se *2) Wie mir Herr Prof, Dr. €, H. Becker mitteilt, steckt im Stamm! Zn der Begriff »Milch«e. Das Wort ist gut semitisch. Von der Milch kommt der Begriff »Weiß«. Dieser wird übertragen auf allerlei weiße Dinge; so z. B. Ziöneh, Weißpappel, /öbnah, Glanz; Libanon der weiße Berg (wegen Schnee oder Kalkfelsen). Ebenso auch Zedönah als heller Harzsaft. Neben dieses semitische Wort Zebönah, arabisch /ubän, tritt ın hellenistisch-aramäischer Zeit das griechische yördoos, chondros, das dann (vielleicht über das Aramäische) als kondor, kundur ins Arabische übergeht. Hier ıst nun das Tertium comparationis nicht mehr die Farbe, sondern die Gestalt. x6övdeos heißt Korn, Graupe, dann Knorpel. Die Araber der alten Zeit sagten lubän, heute scheint Aundur zu überwiegen. voraussenden, der mir wichtige Fingerzeige zu enthalten scheint für denjenigen, der sich mit der Geschichte der alten Kulturströme beschäftigt. Indem er von Ägypten spricht, sagt er: »Der dritte Faktor der Kultur, die Religion, läßt sich nicht ohne weiteres aus dem Norden herleiten. Die älteste Götterverehrung, die uns in den Über- lieferungen der historischen Welt entgegentritt, bedarf bereits als notwendiges Ausstattungsstück des Weihrauches, semitische Religionen sind ohne den Weih- rauch kaum denkbar, dieser aber ist ein Erzeugnis des südlichen Arabiens und der gegenüberliegenden Küste des Osthorns von. Afrika. Wenige Erzeugnisse der Welt sind von gleich streng umgrenzter Verbreitung wie der Weihrauch, dessen Begriff in großer Schärfe feststeht. Ich nehme daher keinen Anstand, die Heimat des Weihrauchs mit der Wiege aller, auf Offenbarung, Tradition und Priestertum basierten Religionen unserer historischen Welt zu identifizieren. Wäs nun die ägyptische Religion betrifft, so wird diese Hypothese noch durch die Tatsache gestützt, daß) zwei seit den ältesten Zeiten der Tempelinschriften mit der frühesten Götterlehre aufs innigste verknüpfte Bäume, die Sykomore*) und die Persea (Mimusops Schimperi), in Ägypten sich nur in angebautem Zu- stande vorfanden, während dieselben, wie ich selbst an Ort und Stelle nach- gewiesen habe, im glücklichen Arabien, sowie in den Gebirgsländern der gegen- überliegenden afrikanischen Küste noch heutigen Tages als vollkommen wild- wachsende Bestandteile des Waldes anzutreffen sind.« Ob diese These sich allerdings aufrecht erhalten läfst, ist wohl recht zweifelhaft. Und obigem füge ich ein Zitat von Sprenger (Alte Geographie Arabiens, S. 299) bei. »Die Weihrauchregion ist das Herz des alten Welthandels, und es hat schon in vorhistorischer Zeit zu schlagen angefangen. Die Araber, näher bestimmt die Bewohner der Weihrauchregion, sind die Gründer des Welthandels, wie er im Altertum bestand.«< Und weiter Seite 299: »Die Artikel des alten Welthandels waren in erster Linie Rauchwerke und Spezereien, in zweiter Linie Kostbarkeiten und andere Luxusartikel, wie Edelsteine, Perlen, Elfenbein u. dgl. Auch von diesen sind viele arabischen Ursprungs. Namentlich sind es die Araber, welche den größten Teil des im Altertum vorhandenen Goldes unter die Menschen ge- schleudert haben. Ich habe sie sogar im Verdacht, daf3 sie es sind, welche dieses unselige Metall zuerst feil geboten und die »sacra auri fames« angereizt haben. Überseeische Artikel sind insofern wichtig, als sie beweisen, daf3 die Bewohner der Weihrauchregion schon vor viereinhalb Jahrtausenden sich nicht auf den Export einheimischer Artikel beschränkten, sondern auch Seehandel trieben und aus entfernten Ländern Handelwaren holten, aber so fest war das Monopol ihrer Tätigkeit, daß man in Alexandrien, vielleicht auch in Jerusalem *) neha der alten Ägypter nach Lortet (zitiert bei Rochebrune. Toxycologie africaine Il. 245, der Persea —= swab für Balanites aegyptiaca irrtümlich erklärt). noch 200 Jahre v. Chr. die Kassia, eines der überseeischen Produkte, für ein Produkt von Oodha’itis hielt.« Ja wir können noch weiter als Sprenger gehen, auch in ganz neuer Zeit hat man, wie wir bei der Besprechung vom Zimmt sahen, geglaubt, dafs dieser in den anderen Handelniederlassungen desselben Handelsvolkes, nämlich im heutigen Somaliland oder sonstwo in Ostafrika, wächst, während gerade die Geschichte von Zimmt und Kassia deutlich zeigt, daf3 diese uralten Händler ganz gewaltige Verbindungen mit dem äußersten Osten von Asien hatten und zwar ziemlich sicher über Land durch ganz Asien. Soweit wir bis jetzt wissen, findet sich Weihrauch — aufser dem für den Handel nicht in Betracht kommenden indischen — nun nur im nahen Hinter- land der arabischen Südküste (Mahra-Hadramaut) und auf den Bergen der Nord- Somaliküste. Die alten Klassiker geben zwar das Weihrauchland, die regio libanotofera, auch am sachalitischen Golf an, also an der Südostecke von Arabien. Es ist sehr gut möglich, daf3 auch dort solcher wächst, aber ebensogut kann hier ein ältestes Zentrum gelegen haben, von wo aus der Weihrauch gehandelt wurde. Ob es im Hinterland der persischen Küste oder in der Gegend des unteren Euphratgebietes Weihrauchbäume gab, ist sehr zweifelhaft, zum mindesten unbewiesen. Die obigen Erwägungen könnten uns demnach dazu bringen, in Südarabien den Platz zu vermuten, wo die alten Religionen entstanden sind, die den Weih- rauch als Ausstattungsstück ihres Kultus nötig hatten. Wir wissen, daf3 der Mond- und Sonnenkultus und der Dienst anderer Gestirne in der grauesten Vorzeit von Arabien eine grofle Rolle spielten, wir vermuten auch, daf3 ein großer Kulturstrom von Arabien aus über das Rote Meer ging und Ägypten von Süden aus beein- flußte, wo im Isis-Hathor-Dienst die Sonne eine Hauptrolle spielte. Und auch diese Kultur wird von Süden abgeleitet, ebenso wie die dem Isis-Hathor ge- weihten Bäume, Sykomore und Persea, aus dem Süden kamen. Ebenso wissen wir, daf im assyrisch-babylonischen Götterdienst die Gestirne, besonders Samas, die Sonne, eine Hauptrolle spielten. Der Feuer-Kultus von Zoroaster der alten Meder und Perser ist wohl ähnlichen Ursprungs. Apollo ist ebenfalls der Sonnen- gott. Wie die Minäer und Sabäer in Südarabien ihre Berg-Heiligtümer hatten, so auch die Baal-Götter der. Phönizier. Ein großes Zentrum des Sonnenkultus scheint im alten Riyam gewesen zu sein, ein Ort mit vielen Ruinen nördlich von Sana (Gana) im Lande der Sabäer, beim jetzigen Land der Banü-Zohayr, auf der Spitze eines Hügels Itwa in Hamdänitis (Sprenger, S. 220).*) *) Es braucht aber natürlich durchaus nicht aller Gestirnendienst nur aus dem babylonischen Kulturkreis zu stammen, wie Wıinckler und andere es wollen. Vielmehr wird der Kultus der alles belebenden Sonne überall spontan entstanden sein. In Südarabien spielte wohl der Mond die Hauptrolle im Gegensatz zum babylonischen Sonnendienst. Nach Martin Hartmann, dessen Werk »die arabische Frage« ich erst während der Korrekturen erhielt, scheint den südarabischen Völkern gemeinsam der Kult des Gottes 'A/tar Und alle diese Völker brauchten das Rauchopfer mit Weihrauch. Es ist hier also: ein großer Kulturkreis, der wahrscheinlich von den Semito-Hamiten, vielleicht den Kuschiten, ausgegangen ist. Denn es ist sehr unwahrscheinlich, daß man an verschiedenen Punkten in den Religionen das Weihrauchopfer erfand und sich nun den dazu nötigen Stoff aus Arabien holte.*) Vielmehr muß man vermuten, daß eben diese Kulte von der Weihrauchregion ihren Ausgang nahmen (?). Da erzählen uns nun die alten Klassiker, z. B. Strabo, daß die Phönizier, diese Händler und Verbreiter von Weihrauch und Spezereien im Mittelmeergebiet, ihren Ursprung vom persischen Golf nahmen (Sprenger S. 118, Oppert Z. f. Ethnol. 1903, S. 218). Strabo erzählt, daß auf den Inseln Tylos (Tyros) und Arados im persischen Golf, den heutigen Bahrein-Inseln, den phönizischen ähn- liche Tempel standen, daf ihre Bewohner behaupteten, die gleichnamigen Inseln und Städte der Phönizier am Mittelmeer seien Absiedelungen von ihnen. Die Bahrein- (Bahrayn) Inseln hat man früher Owäl genannt, welches auch der Name eines von den beiden Wäyliten-Stämmen Bakr und Taghlıb verehrten vormoham- medanischen Götzen ist. (Der Name der alten Hauptstadt von Owäl soll Tarım gewesen sein.) Wo in Bahrein »Punier« saßen, sollte da der Owäl-Götze nicht ein »Baal« gewesen sein? Archäologische Forschungen auf den Tylos-Bahrein-Inseln, bei EI Khatif, sowie an dem Eingang zum persischen Golf, bei Raysüt usw. würden von aller größter Wichtigkeit für die Erkenntnis der ältesten Kulturgeschichte sein. Aber leider weil man davon so gut wie nichts. (babylonisch Istar, Morgenstern?) und die Göttin Sams (Sonne) gewesen zu sein, während der Mond verschiedene Namen hat (in Ma“n, Minäer, wadd, ın Saba haubas, in Hadramaut 5%, in Qataban ‘Armn (Seite 13). Vielleicht waren die ganzen siderischen Gottheiten Südarabiens auch importiert. *) Da ich selbst völliger Laie in diesen Fragen bin, wandte ich mich um Auskunft an Herrn Baron Dr. von Oefele in Neuenahr, der mir folgendes brieflich mitteilt. »Die Weihrauchverwendung hängt mit der altpneumatischen Auffassung vom Leben zu- sammen. Bewegte Flüssigkeit (Wasser, Blut) und Atmungsluft sind in den ältesten Belägen (schon Pyramidenzeit) die angenommenen Grundbedingungen des Lebens. Bald steht die Flüssigkeit im Vordergrund (humorale Auffassung), bald die Atmungsluft (pneumatische Auf fassung). Es sind weltbewegende Fragen des Altertums, wie Protestantismus und Katholizismus weltbewegende Fragen der Neuzeit sind. Dies geht durch Jahrtausende. Die Wolken des Aristophanes, welche Socrates als pneumatischen Ketzer verleumden, könnten schon einmal und mehreremale in den Zeiten der Pyramidenkönige in Ägypten und bei den Sumerern und Babyloniern geschrieben worden sein. Der Pneumatiker braucht zur Wiederbelebung der ver- storbenen Abgeschiedenen Räuchermittel, eine potenzierte, belebende Atmungsluft. Daß dies weıtverbreitete Ansicht war und ganz isoliert bis heute traditionell vererbt wurde, zeigt die erst neuerdings wieder mitgeteilte heimische Heilkunde der Batak auf Borneo, wo die Seele, das Zendi, ein Sonderleben als pneumatisch gedachte Seele führt. Für die Juden ist nicht der Boswellia- Weihrauch das ursprüngliche Räuchermittel, sondern wahrscheinlich der Gilead Balsam. Es geht noch heute ein tiefer Riß durch zwischen orientalischen und occidentalen Christen, die ganz verschiedene Räuchermittel verwenden. Da muß erst ein späteres Verhältnis maßgebend gewesen sein.« SER Nun erschienen die »Phönizier-Punier« etwa im 3. Jahrtausend v. Chr. im Mittelmeergebiet, sie werden aber wohl noch früher dorthin Kultur- und Handels- ströme gesandt haben, als Teile eines großen Zuges nach dem Westen. Wir können demnach annehmen, daf sie mindestens schon im Beginn des 3. Jahr- tausends v. Chr. am persischen Golf ihre Sitze hatten und dort Handel trieben. Möglicherweise kamen diese »Ur-Punier-Phönizier« aber vom Nordende des persischen Golfes, etwa aus dem alten elamitischen Gebiet, oder dem vorbaby- lonischen, kuschitischen Reiche Nimrod, das mit Altägypten eine Kultureinheit bildete (?). Es müssen hamitische Stämme mit bräunlicher Hautfarbe und halb- krausem Haar gewesen sein, wie wir sie heute noch in Südarabien zerstreut finden. In Elam muß eine solche Urbevölkerung gesessen haben, von der auch die alten Arier wissen, denn deren Gebiet ist einmal von Kuschiten überschwemmt worden, die in der Erinnerung in der Person von Zohak konzentriert werden. (Busch, Urgeschichte des Orients I. 63.) Möglicherweise aber ist auch Süd- arabien die erste Heimat dieser Völkerrasse, — oder wenn man sie aus Vorderasien ableiten will — der Platz gewesen, an dem sie einen großen Teil ihrer Kultur- elemente ausbildeten, an dem sie vor allem den Gestirnsdienst mit Weihrauch- opfern annahmen, und von wo sie diese ausbreiteten.”) Leider fehlen uns aber alle antiquarischen Forschungen moderner Natur in Südarabien, wo die Denk- mäler erst mit den minäischen Inschriften beeinnen. Bs?7st aber höchst wahrscheinlich, dafs die Zukunft uns dort ebensc interessante und wichtige Resultate geben wird, wie sie bei den babylonischen Grabungen erhalten wurden. Der Mohammedanismus zerstörte fast alles von den »Baida«, den untergegangenen Völkern, stammende, und von den Archäologen und Praehistorikern ist Arabien höchst stiefmütterlich behandelt worden, obgleich es so unendlich wichtig ist. Teils liegt das an der großen Schwierigkeit der Forschung in diesen Ländern, teils aber an der Interesselosigkeit. Liest man doch noch z. B. in Meyers Konservationslexikon, daf3 »die Geschichte der Araber vor Mohammed wegen ihrer geringen Verbindung mit der übrigen Welt von wenig allgemeinem Interesse ist«e — und gerade das Gegenteil sollte der Fall sein. Man muß} sich eben klar machen, daf3 vor dem Einbruch der Arier von Norden nach Indien, und dem Einströmen semitischer Volkselemente, der Jok- taniden, aus dem Norden nach Arabien, der südliche Teil von Arabien von Leuten (Aditen?) bewohnt war, die mit den Ureinwohnern von Indien und den Einwohnern von Nordost- Afrika anthropologisch und ethnographisch eng ver- wandt waren, und daf3 diese Völker wahrscheinlich auch Süd-Mesopotamien usw. inne hatten. Nach der Tradition der Araber soll in der Urzeit Südarabien von den Aditen bewohnt gewesen sein, Hamito-Kuschiten, die offenbar allmählich durch Zuzug von Norden semitisiert wurden. Und wahrscheinlich infolge jener *) Frhr. v. Landau nimmt an, daß die Phönizier eine frihe Gruppe der aus dem Innern der arabischen Halbinsel hervorbrechenden Völkerwanderungen sei. Völkerschiebungen aus dem Norden fanden nicht nur Vermischungen mit den Neuankömmlingen statt, sondern auch eine Völker- und Kulturwelle nach der andern ist nach dem Westen und Süden gedrängt worden. Es muß das allerdings in sehr früher Zeit geschehen sein, denn die Einwanderung eines sehr beträcht- lichen Elementes der Urbevölkerung von Ägypten ist eine der letzten Phasen dieser Wanderungen, ebenso viel später die Besiedelung von der Somali-Halbinsel und von Abessinien mit diesen ethnographischen Elementen. | Diese dunklerfarbenen Kuschiten waren offenbar die Kulturträger, und mög- licherweise die Weihrauchgegend in Südarabien der Sitz der Rauch-opfernden Religionsformen.*) Sie waren auch Handelsleute, ihre an der Küste wohnenden Teile beschäftigten sich mit Schiffahrt. Wer in diesen Gegenden aber die ersten, aus Planken gebildeten, hohlen Schiffe erfunden hat, ist wohl schwer nach- zuweisen. Vielfach wird man zuerst Flöße benutzt haben, deren Träger aufge- blasene Tierhäute waren, wie man sie noch heute auf dem Euphrat und an der Mahra-Küste benützt, und wie sie zur Zeit des Periplus zum Verkehr zwischen Südarabien und der afrikanischen Küste gebräuchlich waren. Wahrscheinlich war es die »punische« Abteilung dieser Völker, die besonders den Seehandel kultivierte und die »zusammengebundenen« Schiffe mit dem großen viereckigen Segel erfand, das zwischen zwei horizontalen Raaen ausgespannt war, Schiffe, wie sie auf den altägyptischen Denkmälern der Puntfahrten dargestellt sind, wie sie heute noch in Lamu und Zanzibar als 7epe bekannt sind, und wie sie Marco Polo von Hormuz beschrieb. (Vgl. auch Hahn in Zeitschr. f. Ethnologie 39, 1907.) Wenn nun jene Religionen und andere Kulturelemente von der Weihrauchgegend stammten, so ist es natürlich, daf ihre Träger zur Befriedigung des Bedürfnisses an dieser Kultusaustattung immer wieder Beziehungen mit den Weihrauchländern unterhielten, d.h. daß sie selbst Unternehmungen hinsandten, um das begehrte Produkt zu holen, daf3 aber noch mehr die schlauen »Punier« ihnen diese Be- dürfnisse zuführten und, indem diese ihre Kenntnisse über die Quellen derselben meist geheim hielten, sie sich das Monopol dieses Handels sicherten. Ebenso wie seit mindestens 2500 v. Chr. die Punier-Phönizier im Mittelmeer diesen Handel monopolisierten und überall Handelskontore, aber keine staatlichen Kolonien (mit Ausnahme von Karthago und einigen anderen) unterhielten, so handelten im Gebiet des indischen Ozeans, des arabischen und persischen Meerbusens ihre engsten Stammesgenossen, deren eines Zentrum auf den Bahrein-Inseln wir kennen lernten, die aber ohne Zweifel an zahllosen Punkten, einerseits nach Indien hin, andererseits nach der afrikanischen Küste, ihre Faktoreien angelegt hatten. Diese Leute suchten keine politische Macht, sie gingen nur dahin, wo es Verdienst gab. Und so werden sie nicht nur die Weihrauchländer an der Südküste Arabiens, sondern auch sehr früh schon die Gebiete an der heutigen Somaliküste besucht und Handelskontore errichtet haben, aber ohne politische Staatswesen zu bilden. *) Noch zur Zeit des Plinius war das Weihraucheinsammeln in Südarabien eine Art Kultushandlung, an der Frauen nicht teilnehmen durften (Sprenger, S. 219). ee 589 — Aus den alten Inschriften in Ägypten, die wir bei der Besprechung vom Zimmt kennen lernten, wissen wir, daf3 mindestens zuerst unter dem Pharao Sanchkara der XI. Dynastie, also etwa um 2100 v. Chr., ein Beamter Namens Hannu ausgesandt war, um aus dem Lande »Pwn-t« (Punt”®)) frischen (grünen) Weihrauch zu holen, der damals ganz ohne Zweifel schon lange bekannt war. Und am bekanntesten ist die Expedition der Königin Makara (Hatsepsu) der 17. Dynastie etwa um 1700 v. Chr. in diese Länder. Ta-nuter das »heilige Land« wurde Südarabien genannt, die Heimat des Sonnengottes Ra**), dargestellt in den Tempelanlagen von Der-el-bahri. Diese direkten Beziehungen Ägyptens zum Weihrauchland dauern bis zur XXI. Dynastie zirka 0950 v. Chr. Ich nehme mit vielen Forschen an, daß die Ägypter, die keine seefahrende Nation waren, nicht selbst diese überseeischen Expeditionen unternahmen, daf} sie sie vielmehr unter Begleitung ihrer Beamten und unter dem Schutze ihrer mitgesandten Soldaten machen liefen von Leuten der Handelskolonien am Roten Meer, die zeitweise unter ägyptischem Regiment standen, die aber von denselben Leuten angelegt waren, welche solche Handels- und Schiffahrtskontore am persischen Golf, in Südarabien usw. hatten. Die Kenntnis des Harzes selbst wird in der aller- ältesten Kulturzeit zusammen mit den Religionssystemen selbst nach Ägypten gelangt sein, also mindestens im 4. Jahrtausend v. Chr., und zwar von Ober- ägypten aus, und seit dieser Zeit wird das Produkt den ägyptischen Tempeln immer durch diese Kaufleute zugeführt worden sein. Wir können also annehmen, daf3 diese Handelsverbindungen ganz außerordentlich alt sind, etwa gleichaltrig mit den ältesten babylonischen Kulturen. Also schon im Jahre 2200 v. Chr. wollte man die lebenden Weihrauch- bäume anpflanzen. Ana der Ägypter scheint der Weihrauch, nicht Myrrhe ge- *) Die nordischen Phönizier-Syrier sind diese Punt-Leute nicht gewesen, sie sind in den ägyptischen Inschriften als cAalx aufgeführt, früher in Gebäl, seit 1500 v. Chr. in Sydon ihren Vorort besitzend. Die Semiten im Norden und Nordosten von Ägypten wurden von ihnen retennu genannt, die Nord-Syrier-Hetiter chefa. Die Ägypter selbst leiteten ihren Ursprung aus Pun-punt ab (Ranke, Weltgeschichte, Textausgabe Band I 1896). In Darius’ Völkerliste wird das Land Punt Puri7a genannt. Nach Lepsius (Nubische Grammatik S. XCIX) hießen die nordischen Phönizier bei den Ägyptern kefa, ein Name, der sich als Zepheis in griechischen Sagen aus Aethiopien und als kepheyes ın Süd-Babylonien wieder findet. Nach den Überlieferungen des Berosus sollen »Fischmenschen« aus dem Erythraeischen Meere, d. h. dem persischen Golf nach der alten Be- zeichnung, die Kultur nach Babylon gebracht haben, Lepsius glaubt, es seien »Schiffsmenschen«, oder Seefahrer gewesen. An angegebener Stelle finden sich ausführliche Hinweise auf die Zu- sammengehörigkeit von Puna, Pun-t, Punier, Phönizier, Kefa usw. Es ist möglich, daß diese »See-Menschen« des Berosus den Sternenkult mit Weihrauch- opfern in Babylonien einführten, und daß es eben Leute aus Arabien bezw. von den Küsten des Perser-Golfes waren. (?) **) Das kann heißen, das Land nach Osten, wo die Sonne (der Gott Ra) aufgeht, kann aber auch bedeuten, das Land, aus dem der Kultus des Sonnengottes ursprünglich stammte. wesen zu sein. Man kannte später eine Menge Handelsformen des Artikels, Brugsch und Dümichen nennen 14 Bezeichnungen dafür.*) Man meinte früher, dafß3 durch diese alten Handelsbeziehungen die Ur- semiten-Phönizier in Ägypten auch die hierarchische, idiographische Schrift kennen gelernt haben, aus der sie ihre Laut- und Buchstabenschrift mit 22 Konsonanten und Halbvokalen bildeten, welche dann die Grundlage nicht nur für die semiti- schen, sondern auch für die griechischen, indischen usw. Alphabete gegeben hätten, während die Keilschrift (auch ursprünglich als idiographische) unabhängig davon erfunden sei. Man nahm vielfach an, daf3 die Nordphönizier etwa zur Hyksos Zeit (ca. 1700 v. Chr.) die Schrift in Ägypten kennen lernten. Von anderen Gelehrten aber wird vermutet, daf3 die Buchstabenschrift weder von der ägyptischen noch von der assyrischen idiographischen Schrift abstamme. Von den zwei Gruppen der alten Buchstabenschrift scheint die nordsemitische (aramäische, phönizische und althebräische) älter als die südsemitische (minäisch und sabäisch) zu sein, welche einige neue Zeichen hinzubildete. H. Winckler nimmt an, daf3 Babylonien die Heimat dieser Buchstabenschrift sei. Die ältesten nordsemitischen Inschriften gehören dem 9. und 8. Jahrhundert v. Chr. an, und man hat Ursache anzunehmen, daf3 minäische und sabäische Denkmäler in noch früherer Zeit hinaufreichen.**) Also, wenn auch die Phönizier nicht die Erfinder der Buchstabenschrift sind, so wird diese doch vielleicht geistiges Eigentum jenes eigenartigen Kultur- volkes im Norden des Perser Golfes sein, mit dem auch wohl unsere alten Handelsleute an den arabischen Küsten zusammenhängen. Diese »ägyptischen« Weihrauchbeziehungen gingen nach Südarabien und der gegenüberliegenden Küste (zu beiden Seiten des Meeres«, Schumann, Zimmtländer, S. 3. »Die @%-Harz-Landschaft des zu beiden Seiten des Meeres gelegenen Landes Punt«). Viele, auch Schumann, meinen, die Leute der Hatsops seien bis in das heutige Süd-Somaligebiet gereist, um dort die lebenden Bäume zu holen, und zwar, weil auf den Reliefs Bäume abgebildet sind, die sie als Cocospalmen deuten. Wenn aber das Harz Weihrauch war, das sie wollten, so werden sie höchstens die Nord-Somaliküste besucht haben, denn im Süden wachsen keine Weihrauch-liefernde Boswellien. Und die »Cocospalmen « können, wie ich früher ausführte, ebensogut stilisierte Dattelpalmen gewesen sein. Das wichtigste ist, daß man per Schiff aus den Ländern im Süden des Roten Meeres Weihrauch bekam, und zwar aus Punt. Den Namen dieses Landes bringen viele mitden »Puniern« zusammen, die eben dort wie überall Handelskontore von Tylos-Bahrein aus angelegt hätten. In der Ptolomäerzeit erinnere noch das Ve V: *) Darunter auch eine Namens deses, ein Wort das, — aber sicher nur scheinbar — an das indische esesAı erinnert. **) Vergl. H. Winckler, Geschichte Israels in Einzeldarstellungen I., Leipzig 1895. —. 5 — Öpone, heute Ras Hafun,*) an diese alten Kaufleute. (?) Aber diese Händler waren (damals eben jene hamitischen Handelskolonisten und keine Somali, und die Ägypter haben schwerlich diese Puntländer tatsächlich unterworfen und beherrscht. Zum Teil aber haben die Ägypter ihren Weihrauch auch auf dem Landwege ‘erhalten, die südarabischen Hamito-Semiten des Weihrauchlandes haben schon in sehr alter Zeit Überland-Handelswege für ihr Produkt eröffnet, wobei sie offenbar Vertragsverhältnisse mit den nördlicher wohnenden semitischen Nomadenstämmen eingingen. Die Karawanen werden ungefähr von Hadramaut**) ausgegangen oder wohl im alten Minäerreich organisiert und gesammelt worden sein, nach dessen Untergang bei den Sabäern. Sie gingen nach dem Landmarsch von Gazän (Djazan) gegenüber den Farsan-Inseln über das Rote Meer, dann von dem heutigen Koseir (Kusair) und anderen Häfen aus nach dem alten Koptos, wohl durch das Felsental von Hamamat an den Nil. Auch der zu Schiff direkt von Punt kommende Weih- rauch wurde via Koptos nach dem Nil geschafft. Aber nicht nur die Ägypter brauchten Weihrauch, sondern auch viele andere Völker. Zeitweise zu Schiff, zeitweise über Land ging er von Tylos- Bahrein aus nach Tiredon in der Nähe der Euphrat-Mündung und dann nach Babylon, Ninive und von da weiter. Plinius behauptet, die ersten, mit denen Weihrauchhandel getrieben, seien die Perser gewesen. Es ist wohl möglich, dafs diese ihn für den Feuerkultus des Zoroaster brauchten. Und 081072 v. Chr. versuchte der assyrische Herrscher Assarahaddon Arabien und die Weihrauch- länder zu erobern, ein Unternehmen, das später Nebukadnezar wiederholte. Die Perser haben oft ihren Einfluß auf die Weihrauchländer geltend gemacht, sie beherrschten oft einen großen Teil der arabischen Küste des persischen Golfes bis weit hinein nach Arabien, wo persisch-parthische Bergleute die Goldminen in Hawilah ausbeuteten, im Gebiet des Wadi Dawasir. Überland waren Weihrauch und andere Waren teils auf ungefähr demselben direkten Wege von Tylos-Bahrein und Gerrha aus transportiert, den wohl einst die Völkerwanderung der von hier nach Syrien gehenden Phönizier nahm. Die zweite Karawanenstraße aber ging von der Südostecke Arabiens im Lande der Cotta- banen (Oodhä’a), dem sachalitischen Golf, aus durch Hadramaut nach dessen Hauptort Sabbatha (Schabwat) und in alter Zeit ins Reich der Minäer, später in das der Sabäer, von wo aus man nach Norden zog über das heutige Mekka, — das alte Macoraba —, nach Elana am Nordende des Golfes von Akaba oder nach Petra, und von dort nach Gaza in Süd-Syrien, das von Alexander dem Großen zerstört wurde. Es gehörte gewif3 nicht wenig diplomatisches Geschick dazu, die nomadischen, halbwilden semitischen Stämme Nordarabiens für den Karawanen- _ handel so zu gewinnen, daß sie ihn wenigstens nicht störten. Während der Zeit *) Es handelt sich wahrscheinlich um Ras Hafun und nicht um das Kap Guardafui, dessen Name nebenbei gesagt nicht von den Portugiesen (»Hüte Dich«) stammt sondern vom arabischen Jered Hafun. **) Hadramöt ist das Hazarmaveth der Bibel. des Karawanenverkehrs wurden religiöse Feste gefeiert in den alten heiligen Orten wie Macoraba (Mekka). Die dortigen Priester hatten das intensivste Interesse an diesem Handel, weil sie hohe Durchgangssteuern von den Karawanen nahmen. So haben die religiösen Feste in Mekka usw., zu deren Zeit ein Landfriede pro- klamiert wurde, zum Teil dem Karawanenverkehr ihren Ursprung zu verdanken. Und diese Feste stammen aus weit vormohammedanischer Zeit, der Islam führte sie später nur weiter. Man kann annehmen, daf schon im 3. Jahrtausend v. Chr. die Phönizier in Syrien Weihrauch und anderes auf diesem Überlandwege erhielten, und die Phönizier verhandelten diese Waren überall hin; sie werden nicht nur Weihrauch, Myrrhe, Balsam, Zimmt sondern auch Gold und Eisen, in alter Zeit Bronze, in Mengen vertrieben haben; und Gold wurde in Zentralarabien (Hawilah) so viel gewonnen, dafß man noch später damit die Säulen des Salomonischen Tempels und anderes verkleiden konnte. Durch die Phönizier werden auch wohl die Israeliten das Weihrauchopfer kennen gelernt haben, die in frühester Zeit vielleicht dazu den Gilead-Balsam etc. verwandten. Denkbar ist zwar, daf3 sie den Weih- rauch auch aus Ägypten oder Mesopotamien kennen lernten. Neben dem Brand- opfer von Tieren wurde bei den Juden das Rauchopfer mit Harzen geübt, vielleicht übernommen von den Phöniziern etc. Interessant ist, daß wir im hebräischen für den Weihrauch zuerst das Wort Zibonoth, lebonah finden. Oppert (Zeitschr. f. Ethnol. 1903, S. 244) ist zwar der Meinung, daß Weihrauch in Palästina selbst wuchs (Hohes Lied IV 6. 14), und daß Jericho durch seine Balsamstauden berühmt war (Jes. IX 6, Jer. VI 22). Die alte Kultur von Gilead-Balsam, Commiphora Opobalsamum, erwähne ich bei der Besprechung dieser Pflanze. Zu Räucherzwecken wird auch vielleicht das Harz der Libanon-Ceder gebraucht worden sein, von der jetzt im Libanon beim Dorfe Benhari nur noch wenige Exemplare, mehr im cilicischen Taurus stehen. Es wird sich nur schwer fest- stellen lassen, ob die Israeliten zuerst das Harz von Commiphora Opobal- samum und der Libanon-Ceder als Räuchermittel brauchten, oder den ihnen aus dem Süden gebrachten echten Weihrauch. Jedenfalls irrt Oppert, wenn er annımmt, daß »Weihrauch« in Palästina wuchs. Die diesen liefernden Pflanzen sind botanisch und geographisch eng begrenzt. Und er selbst weist darauf hin, daf3 nach Jes. IX 6, Jer. VI 22 auch Weihrauch aus Arabien kam.*) *) Zu Räucherzwecken sind im Altertume wie in der Jetztzeit wohl verschiedene Harze etc. benutzt, so die Frucht vom Wachholder Yuniperus communis L.), Harz von Cedern — saruwut der Araber nach Balfour —, von Cedrus Deodara ım Himalaya dem sano- barul der Araber, sanöbare der Perser (so wird jetzt in Ostafrika Fichtenholz genannt), (das Harz in Indien kelon-ka-tel, der Baum devadaru »heiliger Baum«), das Harz von Calitris guadrivalvis Vent. (Thuya articulata Vahl.) aus Nordafrika, sandarache, sandarak, das auch von den Ägyptern zum Balsamieren von Leichen verwandt sein soll. Unter dem Namen kundricum gehen in Indien nach Balfour auch Harze von Madagascar, von Borneo und von Pedir auf Sumatra. Neuerdings braucht man auch Harz von Pinus TaedaL. aus Florida; IS, Ich muß allerdings zugeben, daf3 die ganze Hypothese von den alten Handelsstraßen und dem Religionsursprung aus Südarabien auf der Voraussetzung beruht, daß? man ursprünglich diesen Joswell/lria-Weihrauch anwandte, und daß später andere Harze als Surogate für den teuren Stoff genommen wurden. In den Bezügen aus dem Lande »Ophir«*) — auf deren Bedeutung und Lage wir noch bei anderer Gelegenheit zurückkommen —- spielen auch die gofım eine Rolle, was man allgemein mit »Affen« übersetzt. Ich verfehle nicht, darauf hinzuweisen, daß einer der besten Kenner Arabiens, E. Glaser, der Meinung ist (»Münchener Zeitung« vom 25. November 1902, nach Oppert in Zeitschr. f. Ethnol. 1903, S. 244), daß da ein Schreibfehler vorgelegen habe, und daß es vielleicht gufrn, gajefim heißen solle, indem in sabäischen Inschriften die Worte m-g-f (magaf), gf (gaf) und gIf (geif, gijaf) die Bedeutung »Räucher- altar, räuchern, Rauchopfer darbringen, Rauchwerk« hätten. Er meint deshalb, daß unter gofim (besser gufun, gajef m) nicht » Affen« sondern »Räucherwerk«, in erster Linie Weihrauch zu verstehen gewesen sei, vielleicht aber auch andere Wohlgerüche und Gewürze. Auch die ägyptischen Inschriften sollen diese Auf- fassung bestätigen, indem nach W. Max Müller in Philadelphia dort #upy, xöpt Räucherwerk sein soll. (Im allgemeinen allerdings scheint es, als ob alle die zahllosen #yp/z Geheimmittel der alten Ägypter Medizinen oder Einbalsamierungs- mittel gewesen sind.) Von den »Phöniziern«, diesem Handelsvolk des Altertums, das wahrscheinlich überall auch die Kenntnis der Bronze und später des Eisens verbreitete, ist nun wohl der Weihrauch den Griechen gebracht, die ihn nach der allgemeinen semitischen Bezeichnung olbanos nannten aber auch als /Aus bezeichneten. bog ist das Räucherwerk, Opfer im allgemeinen, Ybetv opfern, Yönx die Opfergabe, Yooeız duftend. Sie benannten demnach das Harz nach der Kultushandlung. Wann Weihrauch dort eingeführt wurde, ist mir nicht bekannt, jedenfalls wohl erst in nachtrojanischer Zeit. Die Römer kannten ihn anfangs gar nicht, erst zu Catos und Plautus Zeit ward er beim Opfer eingeführt, dagegen bei Begräb- nissen viel angewandt. (Marquardt, Privatleben der Römer, S. 783.) Selbst die griechisch-römische Mythe beschäftigt sich mit dem Weihrauch. Ovid erzählt, Carolina, von /un?perus-Arten usw. Aber der früher zu religiösen Zwecken allgemein gebrauchte Weihrauch kam nur von Südarabien und. dem Somaliland. Und für das damals sehr teure Produkt wird man überall Surrogate gesucht haben. Das Pdellium, hebräisch dedolah wird wohl das Harz einer Commiphora gewesen sein, das chelbeneh das von Ferula gal- baniflua. Von Cypern kam das Ladanum-Harz; nach Unger und Kotschy (Insel Cypern Wien 1865) soll die Insel von diesem ihren Namen kopher oder kypros erhalten haben, nach Etienne und Lusignan aber von der Hennah-Pflanze (Hahn, Haustiere, S. 434). Nach Dragendorff soll dies Harz von CzZstus cyprius L. stammen, vielleicht dem #2sZos, kis- tharos, hypokistos des Galen, von Ibn-el-Batuta skakwäs, kistos, lädsan genannt. *) Der Verkehr von Salomo selbst mit der Königin von Saba, der Bilgis der Araber, und zum Lande Ophir ist wohl nur sagenhaft, der Niederschlag von tatsächlichen alten Handels- beziehungen mit Südarabien. [®>) [0/e} Stuhlmann, Beiträge zur Kulturgeschichte von Ostafrika. Bm 5594: daf3 Leukothoi die Geliebte des Sonnengottes Helios war. Ihr Vater, der König Örchamos von Persien, lief sie wegen dieser unerlaubten Liebschaft lebendig begraben. Aus dem Grabe wuchs der Weihrauchbaum, der von den Strahlen des lebenden Helios erwärmt, den Weihrauch als Tränen der Leukothoi gibt. Auch aus dieser Sage erkennt man die Beziehungen des Weihrauchs zum Sonnenkultus und die Abstammung aus dem Gebiet des Perserlandes, d. h. vom Gebiet des persischen Golfes. Die christliche Kirche verhielt sich zuerst gegen den heidnischen Weihrauch ablehnend, ich finde, dafß? man ihn unter Constantin (also im 4. Jahrhundert), nach anderen erst um 818 einführte. Jetzt ist er ein notwendiges Requisit der römischen und griechischen Kirche. Plinius schreibt, daß von Arabien aus zuerst mit Persien ein Handel mit Spezereien stattgefunden hätte. Nach der Angabe von Herodotsollen die Araber schon dem Darius jährlich einen Tribut von 1000 Talenten Weihrauch haben senden müssen. Das heifit wohl nicht mehr, als daf3 in der zweiten Hälfte des 6. Jahrhunderts v. Chr. Südarabien von Persien abhängig war. Wir wissen, dafs dies mit der Ostküste von Arabien häufig der Fall war. Sowie Persien die Ober- hand gewann, versuchte es auch, den wichtigen Handel mit Weihrauch und anderen Spezereien an sich zu ziehen. Wenn ich Sprenger und andere richtig verstehe, so lassen sich geschicht- lich etwa folgende Perioden im arabischen Weihrauchhandel feststellen: ı. Vielleicht ist das Minäer-Reich, das seinen Hauptsitz in Djauf, nördlich von Saba, hatte, von Südosten aus gegründet worden; es war eine Konfoederation, die lange Zeit die Hegemonie in Südarabien hatte. Von der Südostecke Arabiens wanderten die Oodh’a (Cottabanae, Kottabanoi) aus. Die Minäer waren ein im Binnenland sitzendes Ackerbauvolk, das den Anstofl zum Karawanenverkehr mit dem Norden gab. Vor ihnen scheint es wohl nur den von den Ägyptern er- wähnten Seehandel mit den Puniern gegeben zu haben (»Punt zu beiden Seiten des Meeres«).*) 2. Die Konfoederation der Sabäer scheint auch etwa von Hadramaut aus gegründet zu sein. Diese sind vielleicht gleichzeitig neben den Minäern, haupt- sächlich aber wohl nach ihnen vorherrschend in Südarabien gewesen. Sie be- herrschten dann den ganzen Karawanenhandel der Weihrauchstraße, bis in die Zeit Juba’s (gestorben 24 n. Chr.). Inschriften und Monumente von ihnen haben *) Nach Hartmann’s Ausführungen, dessen Werk, »Die arabische Frage« ich erst während der Korrektur erhielt, lassen sich die Könige der Minäer (Main) chronologisch nicht fixieren, wahrscheinlich herrschten sie von 700—230 v. Chr. Es folgten die Mukarrabe und Könige von Saba, wohl in die minäischen hineinreichend; dann die Könige von Saba und Dhu Raidan von etwa dem ersten Jahrhundert n. Chr. bis etwa 300. Und endlich die Könige von Saba, Dhu Raidän, Hadramaut und Jamanät, beginnend mit den letzten Regierungsjahren der Samir Juhar‘is ) >B) „’ I 8 800 „’ „, 94 2] 25] „7 Von London aus scheint das meiste nach Amerika versandt zu werden. Asafoetida wird in Europa noch als Fischwitterung verwandt. 9. Ferula galbaniflua Boissa Buhse und andere Arten dieser Gattung liefern das Gummiharz Galbanum. Diese Art kommt vom Demavend bis nach Afghanistan, im Tal des Hari-rud vor, sie heifst dort persisch Zasuzrh, in Masenderan dorzdschah, in Afghanistan dbadra-kema, bi- ri-jeh. Ferner kommen noch in Frage (nach Drude) F. rubicaulis Boiss. in Südpersien; Kuh-daena, vielleicht in Westpersien bei Hamadan, sowie westlich von Herat, kassuzrh der Perser. F. Schair Borsz. in sterilen tonigen Steppen am Syr-Darja, in der Kisil- kumi-Wüste, bei Tscharadara, bei Chiwa, von den Kirgisen schkair (Harz) genannt. F. ceratophylla Regel & Schmalhausen aus Turkestan, Karatau bei Kultscheck, am Berge Kara-Tschokla. Das Harz fließt freiwillig am Grunde des Stengels aus; ein Teil gelangt über Orenburg nach Rußland, ein anderen über die Häfen des persischen Golfes nach Bombay. Nach Triest und Marseille sollen oft Ouantitäten kommen (Flückiger). Es ist zwar wahrscheinlich, aber nicht sicher bewiesen, daf3 die Räucher- substanz chelbeneh der Juden, das chelbane von Theophrast und anderen mit dieser Drogue identisch ist. Die arabisch-persischen Schriftsteller kennen unser Harz als kznnah. Soviel mir bekannt, ist heute in Bender Buschair am persischen Golf der Ausdruck chelbenah noch gebräuchlich; er wurde wenigstens kürzlich in einem Brief des Dragomans am dortigen deutschen Konsulat gebraucht. Nach Dragendorff sollen die arabisch-persischen Ärzte noch die Worte dadered, barsed, chalbani, kinneh, mathobtum haben. Bei Watt und Balfour finde ich folgende Bezeichnungen: arabisch darsud, kuineh, persisch jJawashir, khassuch, gaoshir, birees, in Afghanistan badra-kenna, bi-ri-je, das Harz jao-skir, in Indien birija, kinneh-ka-gond, ganda-birosa (auch für Terpentin von Pirus longifolia). Nach Dragendorff in Turkestan dschair. Ich nehme an, daß dies Harz bisweilen auch nach Zanzibar von Bombay aus kommt. Galbanum kostet bei Caesar & Loretz 260—390 Mk. pro Daz. — 6Il — 10. Ferula Sumbul (Kaufm.) Hook. aus dem Südosten von Samarkand und /. suaveolens Aitsch & Hansl. aus Korassan sind die Stammpflanzen der nach Moschus duftenden Sumbul- wurzeln, die als Medikament von Persien nach Bombay gesandt werden und wohl auch gelegentlich nach Zanzibar kommen. Die Ferula communis L., ferla der Italiener, c/e£a der Araber aus dem Mittelmeergebiet, Zana und kalk des Ibn-Batuta, spielte bekanntlich im Alter- tum eine große Rolle, Prometheus soll in den hohlen Stengeln dieser Pflanze den Menschen das Feuer gebracht haben, man machte aus den Stengeln der Narthex Büchschen für Salben usw. Und heute fertigt der Sicilianer und Tunesier allerhand Hausgerät daraus an. 11. Liquidamber orientalis Miller. Der Storax-Baum wächst nur im südlichen Teil von Kleinasien und in Nordsyrien. Aus seiner Rinde wird der Storax-Balsam gewonnen und heute an- scheinend besonders über Triest verschifft. Er wurde früher und wird noch heute nach dem Osten gesandt, Indien und China scheinen wichtige Abnehmer dafür zu sein. In China soll die Drogue nach Hirth (Glaser, Geographie, S. 363) su-ho genannt werden, und vielleicht soll ein Teil der nach China importierten Mengen von Altingia excelsa, einem Baume von Java, stammen, der den merk- würdigen Namen »rose-maloe« führt. Nun wissen wir, daf3 schon im grauen Altertum szoraxr, storache durch das Rote Meer und den persischen Golf nach dem Osten gebracht wurde. Der Periplus erwähnt ihn als Einfuhrartikel nach Barygaza in Nordindien. Es ist wahrscheinlich, dafß zwar auch der erwähnte »flüssige« Storax damit gemeint wurde, besonders aber wird es das feste Produkt einer anderen Pflanze, nämlich von Siyrax officinalis L. gewesen sein, die als kleiner Baum heute noch im östlichen Mittelmeergebiet vorkommt, von der aber kein Harz mehr gewonnen wird, wohl weil man die Bäume nicht genügend groß werden läßt. Früher soll diese Sorte besonders von Isaurien (Süd-Kleinasien), aber auch von Sizilien, Pantel- laria usw. gekommen sein. Weil der Styrax ein Produkt war, das von Syrien usw. schon in sehr alter Zeit in Arabien, Persien und Indien eingeführt wurde, ist er für uns von handels- geschichtlichem Interesse. Außerdem dadurch, dafS nach Glaser'’s Meinung (Geographie, S. 363) es Holz von Styrax gewesen sein soll, das als almuggim durch die Schiffe Salomo’s und Hiram’s aus »Ophir« geholt wurde. Glaser glaubt, daß dies Holz mit dem z8x-Holz identisch sei, das von den Sabäern als Tribut an die assyrischen Herrscher geliefert wurde. Aus dem alınuggim soll man Stützen und Geländer am Salomo-Tempel gemacht haben. Dann soll ein algummin ge- 397 — 612 — nannter Baum nebst Zedern und Tannen am Libanon gewachsen sein. Almuggrm und algummim werden an Parallelstellen ausgewechselt (vgl. 1. König 10, 11- 12; 2. Chron. 9, 10. 11). Wir wissen einstweilen nicht, was almuggim war, vielleicht Sandel, Teak, oder ganz etwas anderes; wir wissen ebensowenig, ob das zum Bauen dienende almuggzm und das zur Herstellung von Lanzenschäften benützte sasz identisch war, das wohl aus dem in assyrischen Keilinschriften erwähnten Ort Usun kam. Und es ist nicht wahrscheinlich, dafß das jetzt 2 Jahr- tausende später in China bekannte sz-4o-Harz vom almuggim-Baum stammt. Oppert (Z. f. Ethnol. 1903, S. 221) übersetzt wie die meisten Autoren das almuggim mit »rotes Sandelholz«. Ich habe nicht gehört, dafs »flüssiger« Storax von Bombay nach Zanzibar gebracht wird, ausgeschlossen ist das aber nicht. Die Indier sollen ihn sz/aras, merh-sıla, nagorigona, silha, salajet, ım Sanscrit sılaka, die Araber mzah-sayelah, usteruk, meatt-luban, salajet, meah, die Perser meih-stla, asle-Iubn: nennen. In vielen diesen Worten kommt das sz/a vor. Es wäre zu untersuchen, ob dies dieselbe Bezeichnung für Nord-China ist, die wir beim Zimmt näher kennen lernten; dann würde es aber hier heißen »für China« und nicht »von China«. Scheinbar stammen die indischen Namen aus dem Arabischen. 12. Styrax Benzoin Dry. Das Harz dieses Baumes aus Siam, Java und besonders Sumatra ist als Benzo&@ bekannt und gelangt bisweilen vom Bombay aus in kleinen Mengen zu Räucherzwecken nach Zanzibar. In ägyptischen Mumien ist Benzoesäure nachgewiesen, die aber nicht aus dem Benzoeharz zu stammen braucht, denn sie kommt in manchen Harzen vor und kann jetzt sogar künstlich (aus Hippursäure oder aus Toluol z. B.) her- gestellt werden. Es ist also wohl kaum erwiesen, daß die Ägypter das Harz gekannt haben; ebenso unwahrscheinlich ist die Bekanntschaft der klassischen Völker mit der Benzo&. Sie scheint vielmehr von den Arabern auf ihren Handelzügen im Sunda-Archipel gefunden zu sein, wo sie vielleicht bei den Einheimischen schon bekannt war. Die Araber haben sie dann /uban-jJawa (»Weihrauch aus Java«) genannt, indem mit »Java« von ihnen auch Sumatra bezeichnet wurde, und aus diesem Wort soll angeblich dbanjawi, beijoin, benzut, benzoe gemacht worden sein (Flückiger)*), die Engländer nennen den Stoff sogar bisweilen deryamın. Erst im 15. Jahrhundert wurde das Harz in Europa bekannt. Die Araber sollen das Harz /uban (Weihrauch), hasz-/uban, die Perser hasz- uljJawa nennen, im Sanscrit soll es devad’hupa, heute in Indien /uban-ud, im *) Man findet auch die Angabe, daß das Harz nach dem französchen Botaniker Ben- zon benannt sei, was aber wohl unwahrscheinlich. Malealal sambrani, bei den Tamilen malacca-sambrani, bei den Chinesen zgan- Juan, ngan-sih-hiang, bei den Malayen menjan heilen. Zu erwähnen ist, daß in Hamburg an Benzo& eingeführt wurde: 1904 1385 Dz. im Wert von 199530 Mk. 1905 CT a er a "40130910: .,,. 137. Mk pro Dz. 1906 BAZO nW, ° MEDAWI2ON 108, * ® 1907 ROLLO RE AR ION TAOL EI TU, Ro: wobei die direkten Provenienzen in Singapore und Niederländisch-Ostindien nur 92 (128, 134) und 110 (145, 120) Mk. pro Dz. kosteten, die von Zwischenhändlern in England, Frankreich und Holland bezogene aber 192—563 Mk. pro Dz. London notierte im Oktober 1907 (Lewis & Peat) pro ctw. Gum Benjamin Sumatra, marbled good to fne 8 & bis 9 & Common to fair SOr SHE 7 Los Palembang Com. to fair, part almondy 25 se 1o sh, Siam fair black to fine bld. almonds Sr rer ee: 13. Trachylobium verrucosum (Gaertn.) Oliver. (Siehe Verbreitungskarte.) Den ersten einwandfreien Beweis, dafl die ostafrikanische Kopale von diesem Baume stammen, und zwar auch die fossilen Sorten, hat in der ersten Hälfte der 70er Jahre Sir John Kirk erbracht,*) nachdem man schon vorher wußte, daf3 die frischen Sorten des Harzes von dieser Baumart ausfließen. Sir John Kirk fand in Stücken von fossilem Kopal Pflanzenreste des Baumes, wo- durch der Beweis erbracht war. Es ist ein mächtiger Baum aus der Familie der Schmetterlingsblütler, dessen Blätter zwar paarig gefiedert sind, aber immer nur aus zwei Fiederchen bestehen, so daf der Laie ihnen nicht den Typus des »Akazien-Blattes« ohne weiteres ansıeht. ;, Die Früchte sind kurze, Hülsen mit 2—3 Samen.‘ Außen sind sie stark warzig, innen diese Warzen mit Luft und vielem Harz erfüllt, wodurch die Früchte leicht auf dem Wasser schwimmen und sich deshalb durch Strömungen verbreiten können. Aus dieser Eigenschaft ist wohl auch die ziemlich weite Verbreitung der Pflanze zu erklären. Sie kommt nämlich in dem ostafrikanischen Küstengebiet vom Somali-Land bis Angosch vor, auferdem aber auch in Mada- gaskar, von wo sie zuerst im Jahre 1791 durch Gaertner beschrieben wurde, ferner in den Seyschellen und Mauritius. Man hatte eine Zeit lang ver- schiedene Arten dieser Gattung von Mossambik,**) Madagaskar und von unserer Küste beschrieben, bis Gilg nachwies, daß alle nur einer Art angehören. *) Guillain (II 2 S. 319) gibt nach der Untersuchung des ihn begleitenden Natur- forschers Boivın schon an, daß Zymenaca verrucosa die Stammpflanze von Kopal seı. **) Zimmermann (Pflanzer III S. 17) hält es nicht für ausgeschlossen, daß 7. mos- sambicense Klotzsch. doch eine gesonderte botanische Art sei. Ob die in Java, den Seyschellen und auf Mauritius gesammelten Exemplare dieser Pflanze von dort angebauten Bäumen stammen, oder ob die Samen durch Strömungen dorthin getrieben wurden, ist wohl noch nicht entschieden. In Ma- dagaskar ist die Pflanze jedenfalls unter dem Namen Zanrou jou (A. C. de Jussieu nach Gilg), Zszmatsy-mangoto in Diego-Suarez, mandriofo in Maroant- setra, mandrorofy in Masoala (nach H. J. de Cordemoy) besonders im Norden und Osten verbreitet. Auch dort kennt man das wertlose frische und das fossile gute Harz. In Ostafrika steht der Kopalbaum meist nicht unmittelbar an der Küste, sondern einige Meilen im Innern und an Stellen, deren Vegetation etwas Boden- feuchtigkeit anzeigt, manchmal sogar direkt an Bachläufen. Stellenweis kommt er auch unmittelbar am Meeresufer vor (Perrot), aber meist in Waldparzellen auf etwas erhöhtem Gebiet, auch im Vorland von Usambara, und geradezu be- standbildend in Usagara. An diesen Bäumen kann man nun aus Verletzungen *) das Harz massenhaft ausfließen sehen. Ich nahm einmal ein Stück ab, das etwa 40 cm lange und mehrere Pfund schwere Stalaktiten bildete. Es erhärtet gleich am Baum. Viel wert ist dies Produkt nicht, sein Schmelzpunkt ist zu niedrig, als das es für wertvolle Lacke Verwendung finden könnte. Aus gutem Kopal werden neben denen aus Bernstein die härtesten Lacke hergestellt. Der weiche Kopal soll aber nach Bombay gehen und zu Lacken verarbeitet werden, angeblich von dort auch nach China. (?) Oft wird es als Verfälschung dem fossilen Kopal bei- gemengt. Die Eingeborenen nennen dies Harz sandarusi ya yuu, sandarusi ya mti, also »oberer« oder »Baumkopal«. Nach einer Mitteilung von Dr. Foelsing (Tropenpflanzer 1907 S. 478) hat dieser nun ein Verfahren zum Patent angemeldet, wonach er ein dem fossilen Kopal gleichwertiges Produkt aus dem in den Früchten des Baumes vorhandenem Harz darstellen kann. Die Früchte sollen in den Schalen 15 °/. aussondern, in den Kernen noch 8 °/, Harz enthalten. Nach demselben Bericht hat die Re- gierung dem Erfinder die Alleinberechtigung des Ankaufs aller Kopalfrüchte in der Kolonie zugesichert. (?) Wenn die Industrie sich in Zukunft dieses Produkts annimmt, so kann ein neuer Ausfuhrartikel hier mit den Kopalfrüchten ge- schaffen werden, sofern man sie sehr billig erhalten kann, denn für 100 Kilo Kopal wird man zirka 500 Kilo Früchte brauchen von je 4—5 Gramm. So häufig aber scheint der Baum nicht zu sein, als daß mit den jetzigen Beständen so sehr bedeutende Mengen der Früchte zur Ausfuhr kommen können.}) Man meint vielfach, dafßß der Baum durch die vielen Buschbrände sehr dezimiert wurde. *) Fitzgerald gibt an, daß in British-East-Afrika aus einem Baum durch Anschneiden 0,16 Liter frischer Kopal gewonnen sei. Zimmermann konnte aus 5", Jahr altem Baum in Amanı noch kein Harz erhalten. -) Eine Kultur des Baumes ist leicht, in Amani wachsen sie gut. Nach wieviel Jahren sie aber Früchte geben, ist noch unbekannt, ebenso wieviel Früchte die wilden Exemplare liefern. = 615 —- Denkbar ist dies wohl, beweisen läßt es sich nicht. Jedenfalls war der Baum in vergangenen Frdperioden viel häufiger als jetzt, denn nur so läßt sich das massenhafte Vorkommen von fossilem Kopal erklären. Allerdings muß man da- bei in Rechnung ziehen, daß das Harz fast unvergänglich ist, und daß deshalb dasjenige, welches man jetzt findet, das Produkt von unmefibaren Zeiten ist. Es gibt nicht viel andere Bäume hier, die überhaupt Harz liefern, die Trachy- /obien aber scheiden es in großen Mengen ab, wie man noch heute sehen kann. Da ist in sehr langen Zeiträumen eine große Anreicherung auch denk- bar, wenn man keinen so sehr viel gröfseren Bestand der Bäume als heute an- nimmt. Eigenartig ist es, daß man das fossile Harz heute an Stellen findet, wo keine lebenden Bäume vorkommen. Man schlief3t daraus meist rasch, dafß die Bäume demnach an den betreffenden Punkten ausgerottet oder ausgestorben sein müßten. Wenn man aber genau beobachtet, so findet man, daf die Lager- stätten des fossilen Kopals entschieden sekundär sind. In Zanzibar*) fand Burton ihn in Ablagerungen von Ton, rötlichen Massen und Wurzelresten, an der Küste bei Saadani in sandigen Schichten. Ich habe die Gräbereien nach diesem Harz immer nur auf sandigen Schichten gesehen, auf denen heute keine Bäume waren, überhaupt nur wenig Vegetation von »sauren« Gräsern. Es ist mir sehr wahrscheinlich, daf3 das Harz in Zusammenschwemmungen liegt, meist in Sanden, seltener in Ton, und in Tiefen von !,—2'/g Metern. Das frische Harz der Bäume schwimmt auf dem Wasser, das fossile ist schwerer als dieses, so kann das frische sogar auch auf dem Wasser schwimmend durch Bäche usw. bis zu Orten getrieben werden, wo es durch Vegetation oder andere Umstände fest- gehalten wird. Immerhin will ich gerne zugeben, daf die Kopalbäume in früheren Epochen zahlreicher gewesen sind. Geologisch allerdings können diese Zeiten nicht sehr weit zurückliegen, denn das Harz liegt in den jungen Deckschichten, die anscheinend Strandablagerungen oder Sedimente von Krieks sind, welche zu einer Zeit entstanden, in der das Meer zum letzten Mal bedeutend höher als heute gestanden hat. Wahrscheinlich gibt es für den Kopalbaum bei den Negerstämmen auch eigene, ursprüngliche Namen. So gibt Perrot an, daß alle Völker im Süden der Kolonie ihn ‚z#umdzi nennen, auch fand ich für den Bezirk Bagamoyo die Bezeichnung Azsangire (vielleicht Name einer Handelssorte des Kopal). Im all- gemeinen aber ist der arabische Name snsandarus? ‘eingebürgert, auf dessen Ent- stehung ich noch zurückkomme. Am Fuße der lebenden Kopalbäume findet man durch Graben einen Kopal, der ein wenig härter als der frische am Baum ist, aber er zeigt keine oder nur eine ganz geringe Verwitterungsoberfläche (Gänsehaut) und ist in der Höhe des Schmelzpunktes von dem frischen nicht viel verschieden, deshalb auch kaum *) In Zanzibar wurde Kopal früher auch auf den Höhenzügen, z. B. bei Walleso, gegraben. Bornhardt gibt dort Mikindani-Schichten an (Altquartär oder jüngstes Tertiär). — 616 — mehr wert als dieser. Die Neger nennen diese Sorte chakasi. Daraus macht der Händler durch Verdrehung chakassi, jackass u. a.m. Das Wort chakası wird mit kasz »Arbeit« zusammenhängen, also das Harz bedeuten, welches »mit Arbeit, d.h. durch Graben gewonnen wird«. Denkbar aber ist, daß die Neger durch Volksethymologie dies Wort aus cAa-kas? bildeten und dieses würde aus Kiez . H dem Arabischen stammen, kasi (0* ” hart), also »harter Kopal« bedeuten.) Deutsch-Ostafrika 1:12000 000 NINE N Ni, SS A0p2/ Fundstellen. Verteilung der hauptsächlichsten Kopal-Fundstellen. *) Aassi (ya-, za-) heißt auch der Zwirn- oder Leinenfaden nach Krapf. Daß das Wort zusammenhängen kann mit yakasi, der Bezeichnung für den kleinen Stein, der in die primitiven Tonpfeifenköpfe gelegt wird, damit die Asche nicht in das Wassergefäß fällt, oder mit Au-jakaja, »Ölsaat stampfen«, oder mit Aur-takassa, »das Haus bei der Auswanderung aus- leeren«, erscheint mir höchst unwahrscheinlich. Burton (Zanzibar II S. 276) schreibt chakazz, nicht chakasi. Vielleicht ist es auch eine indische Handelsbezeichnung aus Cutsch. Die Eng- länder schreiben vielfach jackass-Kopal. Yule u. Burnell vermuten, daß das Wort chakazi vielleicht jahazr-copal, d. h. »Schiffs-, Dhau-Kopal« bedeuten könnte, weil aus den schlechteren Sorten Dichtungsmittel für Schiffsböden hergestellt würden. | Pr —— Die beste und allein für den Handel in Frage kommende Sorte ist der schon erwähnte jungfossile Kopal, der in den altquartären bis diluvialen Schichten gefunden wird in einer Zone, die einige Tagemärsche ins Innere gehen kann, aber meist nur 20—30 km weit reicht, im Norden weniger weit ins Innere als im Süden. Auch auf ziemlich hoch gelegenem Gebiet, z. B. auf den Plateaus im Bezirk Lindi, wird das Harz gefunden. Woran die Leute das Vorkommen von Kopal muten, ist mir nicht klar geworden, sie graben meist nur armtiefe Löcher, eins neben dem anderen, wie die Kaninchen, senkrecht in den sandigen Boden. Man sieht dann oft einige Hundert Löcher nebeneinander, aber alle nur 10—20 cm breit. Und immer wählen sie sandigen Boden, der mit spärlichem Gras bewachsen ist. Es hätte gewifS ein mehr als theoretisches Interesse, wenn ein Geologe einmal diese Lagerstätten genau studieren würde. Bisweilen werden auch etwas breitere Löcher gegraben, aber nicht mehr als brusttief. Ein Mann kann wohl ıo Pfund täglich gewinnen, wenn eine gute Stelle erwischt. Man hört oft die Behauptung, der Kopal nehme ab durch sehr starke Ausbeutung, beweisen läßt sich mangels genauer Untersuchungen und Kenntnis der früheren Verhältnisse das nicht, weder für noch gegen. Mir will aber am wahrscheinlichsten scheinen, daf3 das Kopalsuchen ein unsicheres und für die leichten Erwerbsverhältnisse und geringen Ansprüche des Negers zu mühevolles Geschäft ist. Es wird außerdem nur in nennenswertem Umfang betrieben, wenn der Boden nach den Regen weich und mühelos mit den primitiven Werkzeugen zu bearbeiten ist. Es gibt den Leuten also nur Verdienst in einem Teil des Jahres. Man kann wohl nicht bezweifeln, daf früher reichlicher Kopal auf den Markt kam, während man jetzt über Mangel und hohe Preise im Handel viel- fach Klagen hört. In älterer Zeit kam viel Kopal aus Mafıa, Kilwa, Saadani, ganz besonders aber war Daressalam noch in den Soiger Jahren der Haupt- ausfuhrplatz dafür. Die indischen Kaufleute, die dort vor der deutschen Okku- pation ansässig waren, beschäftigen sich meines Wissens fast nur mit diesem Artikel, und heute ist das sehr zurückgegangen, wenn auch Darressalam jetzt immer noch fast die Hälfte der Ausfuhr aus Deutsch-Ostafrika liefert, neben der nur noch Bagamoyo und Lindi in Betracht kommen. Aber die Gesamtausfuhr hat seit 1891 einen sehr starken Rückgang erlitten; und der Export dieses Artikels von Zanzibar ist hauptsächlich von der Zufuhr aus dem deutschen Gebiet abhängig, von wo etwa */; der Zanzibareinfuhr an Kopal kommt. Die so viel geringere jetzige Ausfuhr kommt nun meines Erachtens in erster Linie daher, dafl seit der deutschen Herrschaft die Eingeborenen einen viel leichteren Verdienst und eine dauernde und sichere, vor allem aber bequemere Einnahme im Lande durch andere Beschäftigung finden, als wenn sie Kopal ausgraben. Jeder der arbeiten will, findet jetzt bei Bauten, auf Pflanzungen, als Träger und bei vielen anderen Gelegenheiten, ohne lange zu suchen, einen dauernden und sicheren Verdienst, und wer eben nicht arbeiten will, der gräbt auch keinen — 6183 — Kopal. Dies Geschäft ist den Leuten nicht bequem und lohnend genug, auch wenn der Handel das Doppelte des jetzigen Preises für das Harz bezahlen könnte, würde der Neger kaum viel mehr davon gewinnen, denn er hat es nicht nötig. Fernere Gründe für die Abnahme sind: die Konkurrenz mit den billigen Kopalen anderer Provenienzen (Neuseeland, Brasilien usw.), sowie die Verfälschungen, durch welche die Indier den Ruf des Zanzibarkopals schädigten. In früheren Jahren kam dieser Kopal fast ausschließlich unter dem Namen »Bombay Kopal« in den Handel, weil er von Indiern nach Bombay und erst von dort nach Europa und Amerika gebracht wurde. Jetzt heißt er »Zanzibar Kopal«, obgleich auf der Insel Zanzibar kaum noch einige Pfund dieses Harzes gegraben werden und das meiste von der deutschen Küste, etwas auch von der englischen und Nord-Mosambik-Küste nach Zanzibar gelangt. Man kann nur wenig über die Geschichte dieses ostafrikanischen Handels feststellen. Bei Beginn der Portugiesenzeit wird (Strandes, S. 29) schon aus Malinde berichtet, daf3 dort Guzeraten-Indier aus Kambaya »Harz« nach Indien verschifften, ebenso 1546, wo dort der Capzlano da costa zeitweise eine Art von Monopol auf dies Produkt hatte, das aber bald wieder allgemein gehandelt wurde. Die Portugiesen bezeichnen es in ihren Berichten als »drex«, was nach Strandes Harz heißt.*) 1592 machte die Mannschaft des englischen Kaperschiffes »Edward Bonaventure« in Zanzibar durch Kochen von »weißlem und grauem Gummi« einen Stoff zum Kalfatern des Schiffes. Ebenso berichtet 1635 der Sekretär des. portugisch-indischen Vizekönigs, Barro de Rezende, von der Kopalausfuhr aus Mafia. Da nun hier keine anderen Harzsorten im Handel vorkommen, ist es ziemlich sicher, daf3 es sich damals um Kopal handelte. Im Jahre 1769 verbot nach Burton die portugiesische Regierung die Einfuhr aller anderer Kopal- sorten außer der von Brasilien kommenden z/ayczca genannten (Fatoba-Hymenaea), um die brasilianischen Besitzungen zu bevorzugen. Ich möchte annehmen, dafS es sich damals besonders um Maßßregeln gegen den sogenannten Bombay-Zanzibar- Kopal handelte. 1811 erwähnte Kapt. Smee einen »roten Dammar« als Aus- fuhrprodukt von Zanziba!, der wohl sicher auch Kopal war. Die alten Schriftsteller, wie der Periplus und die alten Araber scheinen das Produkt nicht zu erwähnen. Ich konnte aber die Originalberichte nicht ein- sehen. Als harzige Substanzen kommt bei ihnen anscheinend immer nur Weih- rauch und Ambra**) vor. Leider kann ich auch nicht finden, ob unser Harz in *) Nach dem portug. Dictionäre von Michaelis heißt Harz resina, dagegen ist dreo, breu —= Schiffsteer, der Teerauftrag heißt dreadura. Denkbar ist, daß die Portugiesen das. Kopalharz als Kalfatermittel benutzen, wozu man hier von den Farbigen nur Fischöle braucht (sifa). Die das Elemi auf den Philippinen liefernden Canarium-Arten werden dort aber arbol a brea, das Harz resina oder brea blanca genannt. Es wird sich wohl auch um einen Ausdruck für Baumharz handeln. **) In Ostafrika wird Bernstein ebenso ambarz genannt. Es wäre denkbar, daß dies auch früher geschah und daß die Alten sowohl echte Ambra als auch das bernsteinähnliche Kopal hierunter verstanden. (?) Und die Ambra-Ausfuhr wird vom Periplus erwähnt. Weiteres vergl.. bei Physeter (Pottwal). älteren Droguenlisten in Europa erwähnt ist. Jedenfalls darf man da nicht unter dem Namen »Kopal« suchen, denn dieser stammt aus amerikanischen Sprachen. Nach Schreger sollen Indianer alle durchsichtigen Harze als copalli bezeichnen, nach J. A. H. Murray ist copalli ein aztekisches Wort, das auch für Weihrauch ge- braucht wird, copalliguahuitl soll Harzbaum heißen (zuerst bei Molina, nach Wiesener, Rohstoffe I, 294). Es ist danach klar, daf3 diese Bezeichnung für unser Harz erst nach 1500 aufgekommen sein kann, wahrscheinlich erst, als der von Hymenaca Courbaril stammende brasilianische Kopal in größeren Mengen in den europäischen Handel kam, also vielleicht erst nach dem portugiesischen Verbot von 1769. Unter welchem Namen früher das von Bombay in den Handel kommende ostafrikanische Harz ging, weiß ich nicht, vielleicht unter dem jetzt noch bei den Engländern gebräuchlichen Ausdruck anzınz, oder auch als eins der vielen rätselhaften elemz-Harze. (Dragendorff schreibt, daß unter dem senen der ägyptischen Papyri ein Kopal vermutet würde (?).) Bei Balfour (Cyclopaedia of India) finde ich noch sanzfariol-Animi, das fossil in Zanzibar ge- funden würde.*) Vielleicht können wir zu einer Vermutung über die Geschichte des Kopals durch den hiesigen Namen des Harzes gelangen. Man nennt es hier sandarus. Nun ist dies sicher kein Swahili-Ausdruck, sondern ein aus dem Arabischen übernommenes Wort. Es heißt zwar nach Balfour auch im Hindustani chan- drasa, ich nehme aber bestimmt an, daß dies Wort auch dorthin durch die Araber gelangt ist. Sehen wir nun in Watt's Dictionary nach, so finden wir, daßß dieser Ausdruck nur noch für das Harz von C’allzitris quadrivalvis Var. vorkommt, auf Persisch sardarus, in Gudjerat sundaras, Maratti chandrasa, Sind sandaras, sandarach. Das bemerkenswerte ist nun, daß die C’allitris in Indien nicht vorkommt, wohl aber wird ihr Harz durch die Händler dorthin ge- bracht. Es ist unser Sandarak. Aristoteles, Dioscorides, Plinius, Strabo und andere beschrieben nach Flückiger unter diesem Namen aller- dings das natürliche rote Arsensulfür, unser Realgar, aber Dioscorides soll *) Nach Flückiger beschrieb Theophrast südlich von Coptus am Roten Meer elaia, ölbaumartige Gewächse, an denen eine blutstillende Substanz austrete, Plinius nennt diese enhaemon. Auf enhaemon oder eliaos, vielleicht auch auf das arabische /wban sollen das in der mittelalterlichen Medizin benutzte elernz, animi zurückzuführen sein, das auch als mzıyrr ha amimaea und Flußharz bekannt war. Den botanischen Ursprung davon kann man nicht mehr feststellen, vielleicht waren auch Doswellia-Harze darunter, z. B. das von 2. Frereana Bridw., luban mati der Araber, yegaar, gekar der Somalı, vielleicht auch Kopal (?). Nach der Entdeckung Amerikas wurden dortige Harze, besonders von /cica, als elemi und anımi in den Handel gebracht, später auch von Indien und besonders von den Philippinen. Wenn auch der englische Handel heute noch den Kopal mit ann? benennt, so werden allgemein doch unter elemi heute die an ätherischen Ölen reichen Harze von Burseraceen so genannt, besonders das aus Manilla (von Canarium commune L., das amerikanische von Amyris und /cica) sowie die Canarzium-Harze aus Afrika. — 620 — außerdem mit sandarache*) auch das Harz von der erwähnten Caallitris be- zeichnen, ebenso später persische und arabische Ärzte, wie z. B. Ishak bin Amran, der Anfang des 10. Jahrhunderts in Kairuan hingerichtet wurde. Es ist die Pflanze, deren Holz von den Römern zur Herstellung der teuersten Tischler- arbeiten als cz/rus oder kedros gesucht wurde, also eine gewisse Berühmtheit im Altertum hatte. Ich vermute nun, daß das Harz dieser oder ähnlicher Pflanzen in Nordafrika oder anderswo etwa mit sandaras bezeichnet wurde, woraus die alten klassischen Autoren sandarache machten.**) Es ist nun bekannt, daß die älteren arabisch-persischen Ärzte ihre Kenntnis vielfach aus den Schriften von Dioscorides, Galen usw. hatten. Das Wort wird vielleicht aufdiesem Wege, oder aber durch persönliche Kenntnis der Araber in Nordafrika in deren Schriften übergegangen sein, also kaum vor dem Beginn des 8. Jahrhunderts. Wir sahen oben, dafl um 900 ein arabischer Autor über Sandarak schrieb. In der zweiten Hälfte des 10. Jahrhunderts aber fand die große Besiedelung von Ostafrika durch mohammedanische Stämme vom persischen Golf statt. Wir können demnach vermuten, daß diese Kolonisten bald den hiesigen Kopal kennen lernten, wenn dieser nicht schon den lange vorher an unsere Küste gelangten hamito-semitischen Stämmen bekannt geworden war. Wir hören ferner nach allem, dafS zunächst die Araber und Perser die Schiffahrt hier beherrschten, sie zuerst werden das Harz ausgeführt haben, das dann aber in der Folge die indisch-parthischen Kaufleute kennen lernten und benützten, sogar bald den Arabern den Handel damit aus der Hand nahmen. Den arabischen Namen des Kopal — den sie nach dem ihnen aus Schriften, vielleicht auch aus Proben, die von Nordafrika gekommen waren, bekannten Caallitris-sandarak-Harz dem neuen Produkt als sandarus, sandarus-billauri (Glas-sandarus) gaben —, aber haben offenbar die Perser-Araber sowohl hier als auch in Indien eingeführt. Ich möchte demnach annehmen, daß hier in Ostafrika der Handel mit dem Harz frühestens im 10. Jahrhundert begann, zuerst von den Arabern, dann bald von den Indiern aus Kambaya, die das als Tauschmittel unentbehrliche Baum- *) Der Periplus erwähnt 0@vöapdyn als Ausfuhrprodukt von Ägypten nach Barugaza, Mouziris und Nelkunda in Indien. (Mac Crindle, S. 28.) Das ebenso sandarake genannte Schwefelarsen soll nach Plinius früher von der Topazas genannten Insel im Roten Meer ge- kommen sein. **=) Nach Battandier et Trabut, Flore d’Algerie et de la Tunesie finde ich folgende Namen für Coniferen: Pinus: arab. snouber, kabyl. azoumbei, berb. Zaida; Cedrus. arab. meddad), berb. begnoun, Abies; berb. faoumert, Tetraclinis (Callitris) arab. arär; Oxycedrus oxycedrus: arab. faga, O. communis: berb. famerbout, Sabina phoenicea: arab. arar,; S. thurifera: berb. aioual; Taxus baccata. berb. tarek, kabyl. tiffowzel. Alle haben mit sandarak nichts zu tun. Prof. Becker teilt mir mit, daß man im Arabischen sandarus für ein (persisches?) Fremdwort halte, (gummi juniperium, vernix). Vielleicht sei es aus dem persischen ins Griechische und über das aramäische ins arabische gelangt. Ich persönlich ver- mute allerdings, da der Stoff schon im ersten Jahrhundert Einfuhrartikel aus dem Norden nach Indien war, daß auch das Wort denselben Weg ging. — 621 — wollenzeug lieferten und besonders dadurch einen so starken Einfluß aus- übten. Der Name »Kopal« der Europäer ist dann erst sehr viel später auf- gekommen. Im Beginn des vorigen Jahrhunderts scheint der Handel damit noch nicht sehr groß gewesen zu sein. Außer den Indiern kamen nur französische Händler aus Mauritius und R&@union nach Zanzibar, und diese haben hauptsächlich Sklaven- handel getrieben. Dann scheinen die Amerikaner durch die im Anfang des 19. Jahrhunderts zahlreich in unsern Gewässern verkehrenden amerikanischen Wal- fischfahrer, die sich in Zanzibar verproviantierten, auf den Handel hier auf- merksam gemacht zu sein. 1830 kam das erste Schiff mit amerikanischen Baum- wollwaren nach Zanzibar, 1833 schon 9 amerikanische und nur 4 englische Schiffe, am 21. September 1833 wurde in Zanzibar der amerikanische Handelsvertrag*) abgeschlossen und 1835 der erste europäische Konsul, der Amerikaner Rich. P. Waters dort installiert. 1859 war noch die Hälfte des gesamten Zanzibar- Handels in den Händen der Amerikaner, die dort drei große Firmen hatten, John Bertram & Co., Rufus Green und Samuel Masury, alle von Salem in Massachusetts. Und diese scheinen sich ganz besonders auf den Handel mit Kopal geworfen zu haben. Sie kauften ihn roh ein und versandten ihn im gleichen Zustand. Er wurde dann in Salem gereinigt. Etwas später haben Adolph Jacb. Hertz Söhne aus Hamburg und noch später Wm. O’swald & Co. u.a. den Kopal in Zanzibar selbst gereinigt, (Aupaa sandarussi = Kopal reini- gen) ein Verfahren, das jetzt auch die Indier schon lange übernommen haben, so dal die europäischen Firmen nur noch gereinigten Kopal kaufen. Die aus dem Boden gegrabenen Stücke sind nämlich mit einer kalkig-erdigen Kruste überzogen, die aus Verwitterungsprodukten des Harzes besteht und die wertlos ist. Das Material wird in kaustischer Soda eingeweicht und dann ab- gebürstet, wodurch eine rauhe Oberfläche sichtbar wird, die man nach ihrer eigenartigen Struktur »Gänsehaut« nennt, und die für den fossilen Kopal charak- teristisch ist. Erst gereinigt kann der Kopal nach Farbe und Größe in seine zahlreichen Handelssorten getrennt werden.**) Häufig werden im Kopal wie beim Bernstein Insekten, auch selten einmal Spinnen, Skorpione, kleine Eidechsen eingeschlossen gefunden. Kirk fand wie erwähnt auf diese Weise auch Pflanzenreste der Trachylobium darin. Solche *) Zur Zeit des Abschlusses von dem Handels-Vertrag von 1839 waren Kopal und Elfen- bein für Monopole des Sultans erklärt worden. **=) Die europäischen Firmen haben bis zur 2. Hälfte der Soer Jahre den Kopal selbst gewaschen und sortiert. Die deutschen eingeführten Handelsmarken waren W (weiß), B (blond) und R (rot), und jede Farbsorte ward nach der Größe wieder in die Sorten A, B, CE und Splitter getrennt. Es gab genaue Angaben, wieviel Prozent jeder Sorte die Kopale der ver- schiedenen Ursprungsstellen gaben (von Daressalam, Saadani, Kilwa, Kaule usw.). Die Indier verfälschten den fossilen Kopal mit schlechten, weichen Sorten, ja erfanden sogar ein Verfahren, durch Behandlung mit Seifenlauge dem weichen Kopal die »Gänsehaut« des harten zu geben. — 922 — Stücke mit Insekten werden als Kuriositäten verkauft, manchmal sogar als Broschen gefaßt auf die weibliche Toilette getan. Die Ausfuhr an Kopal von Deutsch-Ostafrika gestaltete sich folgendermaßen : 1888 286000 Kilo rund 1894 163000 Kilo rund 1889 29300097 -,, 1895 1540002, 1890 2790008 1896 167.000, 5, 1891 155000 ,, 1897 153000 „, 1892 154000 „, 1898 2333007, 1893 104000 1899 193.000 ,, 1900 114979 Kilo im Werte von 158421 Mk. 1901 162533, 210» » 193967 „ 1902 227349 = 7 BE 201087 1903 TO ZI 4 S% LOL TO, 1904 GONE: s SLTOWOLSC., 1905 127728005 R " 13232008, 1906 BoA22 5 a a MEZIOS SEN 1907 VOGOO7 Sn ER 55 „105918, Es ist ein Artikel der abnimmt, nicht aus Erschöpfung, sondern offenbar weil die Gewinnung den Leuten nicht lohnt, vielleicht auch, weil der Handel für viele Zwecke die billigeren Sorten anderer Herkunft nehmen kann. Die Ausfuhr aus Zanzibar betrug: 1897 für 313453 Rup. 1898 ., 348853 ,„ (davon °s nach London, '/; nach Hamburg). 190370 2.100537 0, LOOAR 77,2,18,2012 203 Der Wert der Einfuhr nach Zanzibar: 1898 323259 Rup. 1903 97410 ,„ 1904 125216 ,‚ davon etwa */; aus Deutsch-Ostafrika. Durch das Waschen gewinnt das Harz an Wert, deshalb ist die Ausfuhr mehr wert als die Einfuhr. Das Frasilah von 35 lbs. kostete 1904 ungereinigt 10—ıII $, gereinigt 10—28 $. Im Jahre 1844 sollen nach Guillain (II. 2, S. 340) etwa 40000 Frsl. also rund 630000 Kilo ausgeführt sein, 1868 etwa 362000 Kilo, doch gab es damals keine Statistiken. Zur Zeit von Guillain (II. 2, S. 321) bezahlte man nur ı—4'/a $ pro Frasilah Kopal. Seit etwa 10 Jahren wird aus Inhambane im portugiesischen Gebiet das Harz eines Baumes als Kopal ausgeführt, der dort in großen Beständen vor- | kommt. Die Eingeborenen sollen ihn s/zakate oder staka*), die Zulu zuthlaka *) Ob dies ein Name der Neger ist? S/akte ist sonst auch eine Bezeichnung der klassischen Autoren für eine Sorte Myrrhen-Harz. nennen. Die Pflanze gehört zu Copazifera Gorskiana Bth. (Copaiba con- Jugata (Bolh, O. Ktze.), möglich ist aber, daß es auch C. Mopane (Kirk) O. Ktze. ist. (Vgl. Kew. Bull. N. 24, Dezember 1888 und Engler, Pflanzenwelt Ostattikas, B.S. A109.) Verschiedentlich schon deutete ich an, daf3 unter dem Namen Kopal eine ganze Reihe halbfossiler und rezenter Harze im Handel vorkommen, von denen der ostafrikanische der härteste und deshalb wertvollste ist. Unter anderem kommt aus Neu-Seeland der sogenannte Aaurz (Cowrie) Kopal von Dammara australis Don, aus Neu-Caledonien von Dammara ovata Moore, aus Manilla von Dammara orientalis Lam., aus Westafrika von Cloparfera Demeursii Harms, Cynometra sesstliflora Harms, von Gurbourtia copalifera, aus Südamerika von Zymenaea Courbaril L. u.a. m., aus den Sunda-Inseln usw. von Vaferia indica L. (weißer Dammar) Piney-resin. Diese Sorten haben nun sehr verschiedenen Handelswert und werden auch zu verschiedenen Zwecken gebraucht, aber in den Statistiken vielfach zusammen- geworfen. Es wurden an »Gummi-Kopal« (ohne Sandarak und Dammar) importiert nach Hamburg: 1904 32900 Dz. im Wert von 3082 500 Mk., im Durchschnitt 102,— Mk. pro Dz. 1905 27057 „ „ „ „ 2771 690 BE) I) „ 93,69 „ » „ 1906 27695 „ » 2739100 „ „ Sm 1907 33 460 „ „ „ „ 20954730 „ „ „ le „» „ „ Aber man muß nicht annehmen, daf3 das Harz von 1904 bis 1907 so im Preis gesunken sei. Das Verhältnis der Provenienzen zueinander wird eben ein verschiedenes gewesen sein. Es waren z. B. bei der Einfuhr angemeldet: . 1905 1906 a Wert in Durch- | Wer in Durch- | Dz. Mark schn. ı. M. Dz. Mark schn. ı.M. Britisch-Ostindien .. 26 3 360 73 602 30020 50 Deutsch-Ostafrika . . 135 25 900 279 120 41610 347 Ranmzibaßeia.uon.o. 618 I170Io 323 760 255 2830 BIST übriges Ostafrika .. 81 13 880 283 21 6170 294 Neu-Seeland.-. .... 614 105 960 L24 869 106 800 12 Kamerun. 2.2. 164 W770 78 73 5 690 78 übriges Westafrika . Br 10430 176 506 82 430 163 khilippmen. .....: 516 75 840 83 784 32 340 41 Brasiienu..... 0 1307 138 460 66 383 38700 | 101 Niederl» Ostindien ... | 4773 472 140 34 3134 308 690 98 Singapore usw. .... | 9650 | 629630 74 6514 | 467790 72 Die Zahlen zeigen, daf3 in Deutschland meistens die billigeren Sorten der hinterindischen Provenienzen (wohl Kaurie Kopale) und von Brasilien gebraucht werden. Der Bedarf an dem Produkt ist aber ein ganz beträchtlicher, wohl aus- schließlich zur Herstellung von feinen Lacken. Weil nun die Preise der Kopale aus den verschiedenen Herkunftsländern so sehr abweichend sind, sie aber in der Statistik alle zusammen aufgeführt werden, hat es auch keinen Zweck, die Preisschwankungen bei der Hamburger Einfuhrdeklaration aufzuführen, die in der dortigen Statistik seit 1850 aufgeführt sind, denn man kann aus diesen Durchschnittszahlen nicht das Verhältnis der verschiedenen Sorten zueinander entnehmen. Dazu wäre die Einsicht aller alten Spezial-Einfuhrzahlen erforderlich. In den Londoner Preisnotierungen z.B. bei Lewis & Peat, ist Zanzibar- Kopal immer nur als Gwm anımı aufgeführt, während der »Kopal« des englischen Handels von Manilla, Macassar, Pontianac stammt. Im Oktober 1907 wurden in London gefordert: Anımi Zanzibar pale and amber str. srts. 2A % bis’25 & 5 sh. perachw. a a N little red 3 Sr Ha R a bean and pea size do. do. 75 sh. STERN arors—he: e“ fair to good red sorts 9 %& Tu 3236 REVErN, med. D..bold glassy sorts #25, 2102 ,, 102,120 ER $ Madagascar fair to good palish A e 8. »10. a e Er red AU, " VER LO: = Re Die besten Zanzibar-Sorten kosteten demnach etwa 500 Mk. pro ctw. oder 11oo Mk. pro Dz. Die Preise schwanken aber stark, im März 1907 waren sie z. B. über 10°/, geringer als im Oktober desselben Jahres. Kautschukliefernde Pflanzen. Über den Kautschuk gibt es in Bezug auf seine kommerzielle und ökonomische Bedeutung sowie auf seine Kultur und Chemie eine solch’ große und vorzügliche Literatur, daf3 ich mich hier auf wenige, speziell auf Ostafrika bezügliche Be- merkungen beschränke, es den Interessenten überlassend, sich weitergehend in den großen Arbeiten von Clouth, Warburg, Reintgen (Tropenpflanzer 1905) und vielen anderen zu informieren. Sie bringen alles Wissenswerte, besonders auch Statistiken. Da aber sowohl der im Walde von wilden Lianen gesammelte Kautschuk seit längerer Zeit, als auch neuerdings der auf Pflanzungen gezogene für unser Gebiet große wirtschaftliche Bedeutung besitzt, kann ich ihre Erwähnung hier nicht umgehen. a, Allgemeines. Der Kautschuk bildet ein außerordentlich wichtiges Rohprodukt, das die Industrie von Jahr zu Jahr mehr gebraucht und das kaum durch eine andere Substanz zu ersetzen ist, denn alle Versuche, einen Kunstkautschuk herzustellen, haben bisher nur höchstens dazu geführt, Beimengungen für die Fabrikation von Kautschukwaren zu liefern. Leider wird unser Stoff heute noch oft mit Gaummz, Gummi elasticum usw. bezeichnet, welches Verfahren nur zu Verwirrungen führen kann, erst recht wenn man ihn und seine Produkte als Guza percha bezeichnet. Denn der Name Aaufschuk ist nur auf einen ganz bestimmten Körper von be- sonderen chemischen und physikalischen Eigenschaften anzuwenden. Es ist eine bei gewöhnlichen Temperaturen elastische Masse, die stets aus dem Milchsaft von einer großen Reihe von verschiedenen Pflanzen gewonnen wird, die gegen Wasser, Alkohol und Säuren widerstandfähig ist, sich aber in Benzin, Äther Schwefelkohlenstoff, Petroleumäther etc. fast ganz löst.*) Durch Zutat von wenig *) Ungelöst in Benzin bleibt ein Teil kautschukartige Substanz, von Schellmann als »Unlösliches« bezeichnet, die wahrscheinlich zum Teil durch das Lagern des Kautschuks chemisch verändert ist. Um vergleichbare Resultate zu erzielen, muß man immer dasselbe Lösungsmittel benutzen. In Amanıi wird Benzin gebraucht. Stuhlmann, Beiträge zur Kulturgeschichte von Ostafrika. 40 — 626 — Schwefel in der Wärme wird der Kautschuk »vulkanisiert«, d. h. so verändert, daß er in weiten Temperaturgrenzen seine Elastizität behält, durch einen Zusatz bis zu 50 °/, Schwefel in der Wärme und unter Druck wird er so verändert, daß er hart aber biegsam wird und Zbonit oder Hartkautschuk (Hartgummi) gibt, aus dem man Kämme und vieles andere herstellt. Guttapercha dagegen kommt nur von einer ganz beschränkten Pflanzen- familie (Sapotaceen) und ist eine bei gewöhnlicher Temperatur harte, in der Wärme knetbare aber nie elastische Masse, die besonders die sehr schätzenswerte Eigenschaft hat, gegen Seewasser fast absolut unempfindlich zu sein. Sie dient besonders zur Umkleidung von Telegraphenkabeln, ist dafür allerdings unentbehr- lich, sonst noch zur Herstellung von sogenanntem »Gruttaperchapapier«. Es scheint, daf die Indianer Brasiliens schon seit undenklichen Zeiten den Saft der Zevea brasiliens?!s benutzen, um damit undurchlässige Flaschen herzustellen, indem sie Ton- oder Kalebassenflaschen mit dem Milchsaft über- zogen und diesen durch Räuchern über Feuer trockneten. Wenn der Überzug nach wiederholtem Auftragen genügend dick war, so zerschlugen sie die Innenflasche und hatten ein elastisches und wasserdichtes Gefäß, das unzerbrechlich war. Von den Indianern stammt auch das Wort cahuchu, cauchu für diesen Stoff, aller- dings wohl nur aus Zentral-Amerika. 1736 hat le Condamine von Quito aus die ersten Proben des //evea-Baumes gesandt. Schon früher hatte Co- lumbus auf seiner zweiten Reise gesehen, daf3 die Indianer in Hispaniola-Haiti mit Bällen aus der elastischen Substanz spielten, und 1616 hatte Torquemada den zwle-Baum zude gualuıt! (Castilloa) aus Mexiko beschrieben, aus dessen Saft die Leute Gummischuhe herstellten. Ausführliche Angaben über die Ge- schichte bringt Reintgen (Tropenpflanzer 1905, Erg. Hefte). Viel interessiert aber hatte man sich früher nicht für die Stoffe, erst 1770 hat Priestley, ein englischer Chemiker, darauf hingewiesen, . daß man mit Stücken des Kautschuks die Bleistiftstriche ausradieren kann, seitdem nannte man den Stoff »zndia rubber< \»indianischer Reiber«). 1791 wurden die ersten Röhren durch Zusammenkleben von Kautschukplatten hergestellt, von der Zeit an gelang es auch, Gewebe durch Bestreichen mit einer Lösung von Kautschuk wasserdicht zu machen, ein Verfahren, das 1823 durch Macintosh verbessert wurde, indem er die Naphtha-Lösung des Kautschuks dazu verwandte. 1832 erfand Lüders- dorf in Berlin das Vulkanisieren, was 1839 von Goodyear durch Mischen mit Schwefel und Erhitzen vervollkommnet wurde. 1844 nahm Goodyear Patente auf dieses Verfahren. Und erst seit der Erfindung der Vulkanisation datiert der große Aufschwung der Kautschukverwendung, seit dieser Zeit hat sich dann der Handel in allen Ländern des Produktes angenommen. (Obige Daten aus dem Gummi-Kalender, von E. Herbst, Dresden. Stein- kopf & Springer 1907, ein jährlich erscheinender Kalender, der sehr viele, für den Pflanzer und Kaufmann unentbehrliche Notizen über unser Produkt enthält.) er 627 zer Die Produktion und der Konsum dieses Stoffes sind konstant im Steigen begriffen. 1894 betrugen sie 29250 Tonnen (Schumann in Englers Pflanzenwelt). Warburg und Reintgen berechnen für etwa 1896 und 1900 die Ge- samtproduktion auf 42000 bezw. 49800 Tons. Von denen stammten 1896 1900 aus Amerika ca. 27000 Tons 31466 Tons, davon allein 25 498 Tons ENtmla car 1121000: ,, 10.000: IHevea-Kautschuk ESNSIen ca: 2:000°1,, DIOR, . zusammen 42000 Tons 49805 Tons Afrika allein lieferte: 1895 ca. 11447 Tons 1896 ,„ 12610 ,, davon gingen nach England 6117 Tons ». kamburg', 2508 ;,, j Antwerpen 11170 1,7, 1897.25, 1.1.9067. 1%, 1900 ,„ 16000 ,‚, (einschließl. Madagascar. Nach Reintgen) Die afrikanische Produktion wird sich inzwischen durch die Provenienzen aus dem Kongostaat sehr stark gehoben haben, entsprechend der Erhöhung der Gesamtproduktion der Erde um fast 50°, in den letzten 10 Jahren. Nach einer im »Gummi-Kalender« gegebenen Zusammenstellung der Firma Hecht, Lewis & Kahn in Liverpool gestalteten sich die Zahlen in den letzten Jahren folgendermaßen: 1899/00 ‚1900/01 1901/02 1902/03 \1903/04 1904/05 |1905/06 | 1906/07 1907/08 Produktion aller | | Sorten in Tons . || 53 348 | 52 864 | 53 887 | 55 603 | 61 759 | 68 879 | 67 999 | 74023 | 66 379 Gesamt-Konsum | Sichtbare Vorräte | am 30. Juni- ... 8809| 6gy1| 6816| 5053| 4388 | aller Sorteni. Tons |) 48 352 | 5ı 136 | 51170| 55 276| 59666 | 65 083 | 62 574 | 68 173 | 62 376 | | | 4584| 5352| 6464| 8035 70000 Tonnen Kautschuk aber haben ungefähr einen Wert von 600 Millio- nen Mark. Es scheint demnach, als ob schon jetzt die Produktion von Kautschuk um 5 —6000 Tons gröfser ist als der Verbrauch!! Die Fahrrad- und Automobil-Industrie werden einen Hauptanteil an diesem großsen Aufschwung des Kautschukkonsums haben, welch letztere nach War- burgs Schätzung allein für Amerika 2000 Tons Kautschuk brauchte. Ein Drittel von allem Kautschuk mindestens kommt auch heute noch aus Brasilien, aber in zweiter Linie fungiert Afrika als Kautschuklieferant, ganz besonders durch enorme Mengen, die aus dem Kongostaat kommen und in Antwerpen von Zeit zu Zeit auf den Markt gelangen. 2 40° — 0628 — Da nun der Bedarf steigt und die Gewinnung des Kautschuks von wild- wachsenden Pflanzen zusehends schwieriger werden muß, da ferner keine Über- füllung des Marktes zu befürchten ist und Kautschuk immer seinen Käufer zu guten Preisen findet, haben sich in tropischen Gebieten seit einiger Zeit die Pflanzer auf diesen Artikel geworfen. In England, und besonders in Bezug auf Ceylon und Hinterindien, ist ein wahres Gründungsfieber entstanden, von dem auch Deutsch-Ostafrika angesteckt ist. Aber auch die Chemie hat sich intensiv damit befaßt, auf künstlichem Wege den Kautschuk herzustellen. Jetzt ist sie allerdings noch weit von der Verwirk- lichung ihrer Aufgabe entfernt, aber sie ist in zielbewußter wissenschaftlicher Arbeit daran, und es wird die Zeit nicht mehr fern sein, wo man einen Kaut- schuk künstlich herstellen kann. Aber der bisherige Ausgangspunkt der Dar- stellung, Terpentin, ist nicht billig, es ist nicht anzunehmen, daf3 man aus ein- fachen Stoffen den chemisch komplizierten Kautschuk wird herstellen können, so dal3 wenigstens vor der Hand noch keine Gefahr vorliegt, dafS der Chemiker ein Produkt liefert, das finanziell mit dem natürlichen konkurrieren kann. Von den sehr großen Anpflanzungen in Südasien, auch in Amerika usw. werden in den nächsten Jahren ganz bedeutende Mengen auf den Markt kommen. Ceylon lieferte z. B. von I. Januar bis ı5. April 1907 allein 113260 Ibs. im Vorjahr in derselben Zeit 78000 |lbs. 1905 sollen insgesamt noch nicht über 150 Tons Pflanzungskautschuk produziert worden sein, aber diese Zahl wird ganz rapide steigen. Und da man in Südasien, wo die größten Pflanzungen angelegt sind, zumeist einen hervorragenden Kautschuk von /Zevea herstellt, wird dieser, wenn erst in großen Mengen geliefert, auch alle geringeren Sorten stark drücken müssen. Man vergesse nicht, dafß Ceylon und Hinterindien 1905 schon über 50000 Hektar mit Kautschuk bepflanzt hatten, die im Vollertrag wohl 10—12 000 Tons Kautschuk bester Sorte liefern werden.*) *) Nach einem Bericht des kaiserl. deutschen Konsuls in Singapore waren allein auf der Halbinsel Malakka Ende 1906 in den föderierten Malayischen Staaten 254 Pflanzungen auf 99230 Acres mit etwa 13 Millionen Zevea-Bäumen. In den Pflanzungen waren rund 100 Millionen Mark an Kapital angelegt. Für 19I2 rechnet man dort auf eine Ernte von 5200 Tonnen Pflanzungskautschuk, während 1906 von etwa 500000 Bäumen zirka 900000 Ibs. ge- wonnen waren. Die dortigen Pflanzungen haben den enormen Vorteil der billigen Tamilen- Arbeiter, Kuli von Madras, die 25 Dollarcents = 60 Pfennige Lohn erhalten und allerdings 20—50 Dollar Anwerbekosten pro Mann erheischen. Außerdem hat man Javanen und eine Menge einheimischer Arbeiter. Mit diesen Arbeiterverhältnissen werden wir nie konkurrieren können. In Java, Sumatra, Borneo und besonders Ceylon sind ebenfalls sehr bedeutende An pflanzungen, so daß wohl mindestens auf I10—12000 Tonnen Pflanzungskautschuk pro 1912 von dort zu rechnen sein wird, also etwa den 6. Teil des Weltbedarfs. Tatsächlich ist allein von den Straits und Malayen-Staaten ausgeführt worden an Pflanzungs- kautschuk: 1906 22573 Daz. 1907 : 49381 „ (Tropenpflanzer Juni 1908.) Der Plan, aus Rinden und Blättern auf chemischem Wege durch Extraktion mit Petroleumäther oder ähnlichen Substanzen, oder auf mechanischem Wege durch Auswalzen und Auswaschen, den Kautschuk im großen zu gewinnen, wie man das mit Guttapercha schon seit Jahren tut, und wie es auch bei dem Guayule- Kautschuk geschieht, hat sich in der Praxis noch nicht verwirklichen lassen. Bisher waren die erzielten Produkte teurer als anders gewonnener Kautschuk und auch wohl nicht von derselben Güte. Aber es ist nicht ausgeschlossen, daß man das Verfahren vervollkommnet. Und dann wird man nach ganz anderen Prinzipien dic Kautschukpflanzen ausbeuten als heute. Die Entwickelung des Hamburger Handels in Kautschuk (ob mit Gutta- percha?) ergibt sich aus folgenden Importzahlen: (Hamburgs Handel und Schiff- jalır5 1907.18. 20.) 1841— 1850 362 Dz. jährlich 185 1— 1860 18091, „ 1861—1870 RO TR 2 1871-1980 12.630... % 1851— 1890 DRROZE 33 1891— 1900 E22 Do „ 1900 119,244. 5, e 1901 104.622 12, ” 1902 7272300,.,, Pe 1903 123741 „ „ 1904 TA268220%; 55 1905 179838 „, „ 1906 TSa7RO282 0 s 1907 108027 5 5 Nach der Zusammenstellung von Warburg wurde an Kautschuk (und Guttapercha!) in Deutschland importiert und exportiert. Import Tonnen im Wert von Export Tonnen im Wert von 1889 4011 28,1 Mill. Mk. 682 5,1 Mill. Mk. 1893 5199 DEE EN, 202 WERE 1898 10098 AAN a), 2436 Tor22 Pe une 1907 15 809 Bo0n2..005 DO Aa Der Hauptmarkt ist Hamburg, dort wurde (ohne Guttapercha’?) (nur Rohkautschuk). importiert: ‚ Ausfuhr seewärts: Tonnen im Wert von Tonnen im Wert von 1893 5050 17,7 Mill. Mk. 1898 9030 AO 2 n 1903 12 374 A EN 6455 19,7 Mill. Mk. 1904 14 268 TOR EN 015,27 DIS, R 1905 17 984 IOMONE. MN 8498 BZ sh 1906 18 762 Te N ” 6549 ANE 06; > 1907 16 803 BURAN iR 5750 26,4, e also etwa '/; der ganzen Weltproduktion geht nach Hamburg. darunter in Tonnen 1894 1895 1896 1897 1898 1904 1905 1906 1907 aus Deutsch-Ostafrika 110 93211, 204.1.142 | 112072230 76 272m 25a 27 „ Zanzibar 45 22,5 51 705 70 95 72 29 33 „.übrigemÖstalrik.a2117 1 277) :326,:..257. 5248.17 524. 552, WoO70B 611 „ Madagaskar 580,4 1355. . 277), 196: 2010,20 24oee775 0 3025, Das größte Quantum wird via England in Hamburg eingeführt (1904/05 2852 und 3724 Tonnen), außerdem Belgien (1478 und 1650 Tonnen), Deutsch- Westafrika (861 und 1030 Tonnen), dem übrigen Westafrika (1593 und 1732 Tonnen) und Brasilien (823 und 1558 Tonnen). Sehr verschieden sind die Werte der in Hamburg bei der Verzollung deklarierten Kautschuk-Sorten; ich führe an: 1905 1906 1907 pro Dz. Proz. Pro Dz. Mk. Mk. Mk. Deutsch-W estafrika 620 —-. 1080 7345"Kamerun66T. übriges Westafrika 568 813 607 Brasilien 930 883 869 Deutsch-Östafrika Tan 850 754 Zanzıbar 832 880 773 übriges Ostafrika 562 606 592 Bolivien 1090 793 TAN Singapore 282 308 258 Br.-Ostindien 398 475 639 Peru 921 957 856 Madagaskar 301 631 569 Mexiko 528 383 578 Venezuela 949 857 745 Niederl. Ostindien 131 1297 90 Argentinien 942 2S1 Zr Ägypten 251 202 537 Kleinasien 89 57, = Marokko 54 7 = Die Preise bei der Zolldeklaration sind selbstverständlich möglichst niedrig angegeben, in Wirklichkeit stellen sie sich im Handel wohl höher (25—30 °/,). In der zweiten Hälfte des Jahres 1907 trat ein enormer Preissturz für alle Kautschuksorten ein, die geringeren Qualitäten waren kaum mehr abzusetzen. Mitte 1908 schienen die Preise sich ein klein wenig zu erholen, und im November- Dezember 1908 zogen sie plötzlich um 20—25°/, an. Was die Ursache dieser Erscheinung war, ist schwer zu sagen. Einmal mag die enorme Geschäftsdepression daran schuld gewesen sein, vielleicht auch Furcht vor Überproduktion. Ende 1908 regte eine Bestimmung aus Brasilien den Kautschukhandel sehr ei auf, demzufolge einem Konsortium brasilianischer Firmen ein bedeutend ge- ringerer Ausfuhrzoll auf Kautschuk als den fremden zugestanden wurde, wodurch jene ein Monopol der Ausfuhr und dadurch der Preisbildung haben würden. Und bei dem großen Anteil, den die brasilianischen Provenienzen an der gesamten Produktion von Kautschuk haben, müssen die dortigen Preise auch auf die all- gemeine Marktlage einwirken. Es bleibt abzuwarten, wie diese Verhältnisse sich entwickeln werden. Die enorm verschiedenen Preise erklären sich dadurch, daf3 der Kautschuk von sehr verschiedenen Pflanzen stammt. In der Milch dieser Gewächse sind außer dem Kautschuk noch Harze und Eiweifistoffe enthalten, und bei der Ge- rinnnung (Koagulation) des Kautschuks werden diese meist ganz mit in das Produkt eingeschlossen. Je nach der Zusammensetzung der sehr verschiedenen Pflanzensäfte werden demnach auch die Kautschuksorten einen sehr verschiedenen Gehalt dieser Beimengungen enthalten, und besonders nach dem Gehalt an Harz richtet sich der Preis. Ein höherer Harzgehalt entwertet das Produkt sehr, weil man bei dem mechanischen Waschverfahren in den Fabriken wohl die Bei- mengungen von Sand, Rinde usw. herausbringt, nicht aber Eiweiß und Harz. Die ganz billigen Sorten z. B. von Marokko, sind offenbar fast nur aus Harz zusammengesetzt, wohl von Euphorbien abstammend, ebenso wie das Almeidıina. Bei dem Waschen zwischen gerieften Walzen unter Wasserzufluß werden die mechanischen und wasserlöslichen Beimengungen als »Waschverlust« quantitativ entfernt, die chemischen Beimengungen lassen sich nur durch chemische Analyse feststellen, sie beeinträchtigen die Qualität. Da man diese Beimengungen nun nicht entfernen kann, muf} man für jedes Fabrikat die notwendige Mischung von Kautschuksorten herausprobieren. Für ganz feine, elastische Gegenstände kann man z. B. nur die Kautschuksorten ver- wenden, welche sehr geringe Harzmengen enthalten (Para 1,9—2,1 °/,), während die schlechtesten Sorten nur als Zusätze zu verwenden sind, wenn sie selbst zur Herstellung von Gummischuhen nicht mehr zu verwerten sind. Nach einer Tabelle von Henriques-Soskin im »Gummi-Kalender« hatten zum Beispiel: Preis Aug./Sept. Mittl. Waschverlust Harzgehalt 1906 pro Kilo Feinster Para 11,50.) 17—20 °% 1,9— 2,1 % Ceara, Piauhy-Ceara- 6,30 7,30 29 zu Scrups zirka 8,50 Deutsch-Ostafrika Lianen-Kautschuk | v. Lindi, Donde, Niassa, \ 8,00— 11,00 8—35 3,7—4,6 Lanmu, Tanga etc. Br.-Östafrika. Preis Aug./Sept. Mittl. Waschverlust Harzgehalt 1906 pro Kilo Portugiesisch-Ostafrika Mosambik-Lorenzo 202°00...9,090 10.20 3,0 09,8 Marquez | Assam, v. Ficus elastica 3,80 —10,70 1638 33 Java v. Ficus elastica 8,00— 10,00 Nach Dr. Schellmann’s Analysen in Amanı. Kautschuksusbtanz Waschverlust Harze Hevea br. (auswärtiger) 94,92—05,32 0,56— 0,88 3,5I— 4,42 CoastelloaNDres) 42,49— 66,63 9,31—15,57 .15,73—45,22 Ficus elast.(D.e. 5.) 50,85—59,26 1,16— 5,08 36,47—42,41 Manihot G!.(D.-O.-A.) 55,55—80,88 10,80— 33,52 A577 86 : „ (amerikan.) 63,11—81,97 8,83 — 26,48 4,74— 6,85 Mascarenhasia 66,46—-92,26 1,747 26,34 4,65— 6,56 Land. Kirkıi 7A,82- 88,30 33710-217599 4,67— 6,93 Dawei 79,03 5,82 8,68 SZolz22 69,93 20,25 7,34 Clitandra orient. 87,79 1,04 ZI Kickxia 85.53 00,81 1,07.:5.50 7,4928,00 Cryptlostegia 82,64 — 14,07 b. Kautschuk von den in Ostafrika wildwachsenden Pflanzen. Kautschuk spielt im Handel von Ostafrika jetzt eine große Rolle, er ist mit Elfenbein, Wachs und einigen anderen das teuerste hiesige Produkt und ge- langt in ziemlich bedeutenden Mengen zur Ausfuhr, die in den Statistiken einen hervorragenden Posten ausmachen. Entsprechend dem Umstand, dafi3 früher dieser Stoff überhaupt wenig im Handel beachtet wurde, taucht er natürlich auch in Ostafrika erst im vorigen Jahrhundert auf. Der erste der darüber be- richtet, ist der englische Schiffsleutnant J. J. Reitz, der während der kurzen Okkupation der Engländer Anfang 1824 in Mombassa als Kommandant gelassen war und der seinen Instruktionen gemäß, sich über das Land zu informieren, eine Reise bis Tangata machte. In den ersten Tagen des Mai 1824 war er auf der Insel Tanga, wo damals noch die Ansiedelung der Eingeborenen lag, und fand dort Kinder mit elastischen Ausflüssen aus einer Liane spielen, indem sie durch Aufblasen einen kleinen Ballon daraus herstellten, der zum Platzen ge- bracht, knallte (Lyne, S. 25, 254). Krapf, der sein Material in’ den 4oiger Jahren sammelte, dessen Lexikon aber erst 1882 erschien, schreibt aus Mom- bassa (S. 242), daß die Milch (ztomfu) der mioria genannten Pflanze (Zandol- phia) gekocht und mit Menschenhaar gemischt wurde. Hierdurch erhielten die Swahilikinder die smipzira, eine Sorte von Bällen, mit denen sie spielten, indem sie auf die Erde geworfen wurden und dann vermöge ihrer Elastizität zurücksprangen. »Äutesa mpira< (kuchesa mpira) »Ball spielen« hieß das da- mals 1844. Später gibt schon Steere an, daf3 »zpzira »India Rubber« also Kautschuk sei. Ursprünglich aber heißst »»/zra der Gummiball, welcher aus dem Saft der Zandolphia Liane gemacht wurde und als Kinderspielzeug diente. Und die Pflanze wurde »zpzra genannt. Burton, der Ende der zoiger Jahre in Zanzibar weilte und darüber später sein ausgezeichnetes Werk schrieb, gibt an, dafS damals schon während der kühleren Jahreszeit in Ost-Madagaskar eine Menge Kautschuk eingesammelt würde, daf3 aber der amerikanische Konsul, Mr. Macmillan, vergeblich einen Preis von 1000 Dollar auf guten Kautschuk von Ostafrika ausgesetzt habe, aber die Eingeborenen seien zu faul gewesen, um einige Einschnitte zu machen. Nach der Angabe von Lyne (S. 255) soll die Entwickelung des ostafrikanischen Kautschukhandels Sir John Kirk zu verdanken sein, der 1868 anfıng, die Ein- geborenen von Daressalam anzuweisen, das Produkt dieser Schlingpflanze zu sammeln. (?) Aber erst in den 70er Jahren entwickelte sich der Handel damit, da vorher das Hauptinteresse der Leute sich noch um die Sklavenverkäufe drehte. Unsere Kaufleute werden uns sagen können, wie der Export von Kautschuk in Ostafrika begann. Zanzibar war wie für alle Artikel so auch für Kautschuk früher die Handels- zentrale. Auf der Insel selbst und auf Pemba wird nur verschwindend wenig davon gewonnen sein. Aufser aus Madagaskar und von der Mosambik-Küste kam das meiste an Kautschuk des Zanzibar-Handels von dem Süden der jetzt deutschen Küste (Kilwa, Lindi, »Mgao«) und eine Menge von Bagamoyo-Dares- salam, dorthin meist aus dem Innern kommend. Da die Eingeborenen, wo sie einmal das Zapfen der Lianen gelernt hatten, dabei ruchlos zu Werke gingen, so wurden viele Bestände bald erschöpft und die Ausbeutung wandte sich immer weiter ins Innere, Zum Teil geschah dies auch, um der immer gesteigerten Nachfrage nach dem Artikel genügen zu können. Da nun die Eingeborenen nur dann arbeiten, wenn sie müssen, sind in späteren Jahren die Kaufleute zu einem Vorschufssystem gekommen, ganz besonders im Süden unserer Kolonie. Kleinen Händlern, Negern, die keinen Pfennig Geld besaßen und keinen Hinter- halt an Besitztum hatten, gab man auf ihr »ehrliches« Gesicht Waren im Werte von Tausenden von Rupie. Diese Leute gaben im Innern die Waren — meist indische Baumwollstoffe — wieder als Vorschüsse an irgend welche ganz besitz- lose Neger, die dafür im Laufe der Zeit Kautschuk anbringen sollten. Jahrelang verzögerte sich oft diese Lieferung des Produkts, die Händler beanspruchten die Hilfe der Behörden bei der Beitreibung ihrer Ausstände, wo die Eingeborenen zum Teil wohl gar nicht mehr an ihre Verpflichtungen gedacht haben werden. Sehr vieles war überhaupt nicht mehr beitreibbar, und die Kaufleute haben oft recht bedeutende Verluste gehabt. Aber das Drängen nach den alten Schulden wird auch viel böses Blut gemacht und Zündstoff aufgehäuft haben, der vielleicht mit zu den Aufständen 1905 beigetragen haben mag, indem die Eingeborenen auf diese Weise hofften, ihre Verpflichtungen loszuwerden. Da der Artikel recht wertvoll war, lag natürlich stets die Versuchung vor, ihn durch Beimengung von allerhand Fremdkörpern zu verfälschen. Die Liane wird nämlich von den Leuten durch Flachschnitte verletzt, indem Späne ab- geschnitten werden, die austretende Milch (wlzmbo, utomfu) wird teils auf der Rinde der Pflanze trocknen gelassen, meist aber von den Leuten auf Arm oder Brust gestrichen; dort gerinnt sie rasch und wird nun in schmalen Streifchen oder Fäden abgenommen und aufgewickelt, so daf3 zuletzt wie gesponnen aus- sehende Bälle zu Stande kommen. Dabei versuchte man außer den zufälligen Beimischungen von Rindenpartikeln auch Sand, Steine u. a. hineinzutun. Damit nun durch diese Fälschungen der hiesige Kautschuk keinen schlechten Ruf im Weltmarkt erhielte, hat das Gouvernement durch Verordnung vom 2. Juli 1891 und 16. Juni 1897 bestimmt, daß alle Bälle nur aufgeschnitten in den Handel kommen dürfen und daf3 alle absichtlich gefälschten Stücke konfisziert werden sollten. Auch ist zugleich die Herstellung und der Handel mit »Wurzel- und Kochkautschuk« verboten. Diese Verordnung hat sehr segensreich gewirkt, in- dem Fälschungen kaum noch mehr vorkamen. Heute ist in Ostafrika wohl kaum noch ein Gebiet, in dem der Kautschuk noch nicht ausgebeutet wird. Es sind die mäßig feuchten, mit dichtem Busch bestandenen Regionen, in denen die Pflanzen zu finden sind. Die Distrikte von Donde-Liwale und Mahenge sind z. B. besonders dafür berühmt. Einzelne Länder hat man zeitweilig für das Sammeln von Kautschuk geschlossen, um ein gutes, ungestörtes Nachwachsen der ausgebeuteten Pflanzen zu sichern. Die Lianen wachsen im dichten Buschwald im Schatten, es ist darum sehr schwer, ihnen in Pflanzungen die natürlichen Existenzbedingungen so zu bieten, daf sie gut gedeihen. Auch haben die bisherigen Versuche bewiesen, daß ihr Wachs- tum ein recht langsames ist, so daß schwerlich europäische. Pflanzer sich mit der rentablen Anzucht dieser Gewächse befassen können. Andererseits aber haben Beobachtungen gelehrt, daß dort, wo durch die Ausbeutung die Lianen abgeschnitten waren, die Wurzeln bald wieder ausschlagen, daß auch offenbar ein Nachwuchs durch Sämlinge eintritt, denn an solchen Stellen sieht man eine Menge junger Pflänzchen aus dem Boden kommen. Durch Verbot der Gewinnung in bestimmten Distrikten kann man also wahrscheinlich die Bestände durch natürlichen Nachwuchs ergänzen. In wie langer Zeit das geschieht, ist schwer zu sagen; ich sollte meinen, daß 5-—7 Jahre nötig sind. Der »wilde« Kautschuk ist ein sehr wesentlicher Bestandteil des nationalen Besitzes der Kolonie. Um diesen nicht verwüsten zu lassen, müssen energische Vorkehrungen zu seinem Schutze getroffen werden. Und das kann meines Er- achtens nur dadurch geschehen, daß man die Gewinnung von Kautschuk in be- stimmten Gegenden zeitweise untersagt, und indem man andere Länder, die vorher rechtmäßig zu »Kronland« erklärt sind, an Unternehmer hinsichtlich der ua 635 ul Kautschukausbeute langfristig mit den nötigen Kautelen verpachtet. Da diese Unternehmer dann stets den Bewohnern der betreffenden Gebiete Arbeit beim Kautschuksammeln geben, ihnen das Produkt abkaufen werden, sind die Interessen dieser Eingeborenen gesichert. Dagegen halte ich es für nicht praktisch, auf Grund der Bestimmungen der »Waldverordnung« in den zum Waldreservat erklärten Distrikten eine Abgabe für das Kautschuksammeln in Geld oder Natura von den Eingeborenen zu erheben. Ein solches Vorgehen kann leicht böse Er- regung verursachen. In Pflanzerkreisen hört man bisweilen die Ansicht aussprechen, man solle die Eingeborenen ermutigen, baldmöglichst alle natürlichen Kautschukbestände bis zur völligen Erschöpfung auszubeuten, damit die Leute, die sich durch Kautschukverkauf Bedürfnisse angeeignet haben, nach Erschöpfung dieser Er- werbsquelle gezwungen würden, auf den Pflanzungen der Europäer Dienste zu nehmen oder wenigstens selbst Landwirtschaft intensiver zu betreiben. Ich kann solchen Vorschlägen nicht das Wort reden. Absichtlich natürliche Quellen des Wohlstandes zu vernichten, ist an sich ein Unding. Dann aber liegen die Be- stände der Kautschuklianen jetzt meist so abgelegen, daf die Leute, die bisher sie ausbeuteten, auch bei der völligen Erschöpfung der Lianen kaum auf die entfernten Pflanzungen der Europäer gehen oder Exportprodukte anpflanzen werden. Der Neger gewöhnt sich Bedürfnisse leider recht schwer und langsam an, aber dafür rasch wieder ab. Die Folge von dem Verlust der Einnahme- quelle würde also wahrscheinlich sein, daß diese Leute wieder in Bedürfnislosig- keit zurückfallen würden, und auch der Import von den Sachen, die man ihnen verkaufte, würde also aufhören. Damit hängt auch die Ansicht Vieler zusammen, den Eingeborenen zu verbieten, Kautschukbäume anzupflanzen. Viele Europäer agitieren sehr ernstlich für diesen Plan, und sie betonen, daf3 die Eingeborenen, die eine Anzahl von Manihot-Kautschukbäumen mit wenig Mühe in kurzer Zeit ziehen, mit sehr wenig Arbeit ihren recht bescheidenen Lebensbedarf durch Verkauf des daraus gewonnenen Kautschuks decken können. Sie würden im Besitz dieser Erwerbsquelle weder Lebensmittel anpflanzen noch auf den Pflanzungen der Europäer Arbeit nehmen; mit einem Worte, da der Neger leider prinzipiell so wenig arbeitet, wie er kann, wird er, sobald er mühelos ein hochwertiges Produkt erzielt, sehr viel weniger als jetzt arbeiten und deshalb nationalökonomisch für das ganze Land eine geringere Produktion von Werten überhaupt leisten. Man ist in dieser Hinsicht tatsächlich schon so weit gegangen, den Eingeborenen die von ihnen gepflanzten Bäume von Manihot-Kautschuk ab- zukaufen und zu vernichten (z. B. in Niussi, Bezirk Tanga.) Nun, eine scheinbare Berechtigung ist diesem Gedankengang mit Rücksicht auf den mangelnden Erwerbssinn der Neger und seine geringe Bedürftigkeit nicht abzusprechen; aber man wird dabei nicht alle Gegenden gleich behandeln können. Wo Pflanzungen von Europäern vorhanden und darin große Werte investiert sind, die ohne die Arbeitskraft von Negern nicht nutzbar gemacht werden können, sondern verloren werden, da tue man alles mögliche, um die Leute zu den Pflanzungen der Europäer zu bringen, man ermutige sie nicht zur Kautschukkultur; aber in entfernten Ländern, da sollte man sogar darauf dringen, daß die Leute so viel wie möglich hochwertige Produkte, die den Transport zur Küste ver- tragen, erzielen, und dies vor allem in den Gebieten, aus welchen die Leute der Natur nach nicht zur Plantagenarbeit kommen. Es wird sich dadurch immerhin ein gewisser Wohlstand herausbilden, und die Leute werden auch allmählich Be- dürfnisse erhalten, die befriedigt werden müssen. Ein Verbot der Anpflanzung von Kautschuk überhaupt und eine Ver- nichtung des bestehenden aber halte ich für eine undiskutierbare Maßregel, die auf gleiche Stufe mit den berüchtigten Gewürzmonopolen der Holländer zu stellen wäre. Aus Deutsch-OÖstafrika wurden an Kautschuk ausgeführt: 1896 27,8: 819 0 1897 2823048 ,, 1898 186841 ,„, 1899 267505 „ 1900 196984 ,„ im Wert von 1058657 Mk. 1889 172000 Kilo |388 1890 190131 „ '(v. 18. VII. 1889 bis 17. VIEL 1890) | „©. 1891 237.807 0, (vn 78.. VI 7890, 75V Son) Es 1892 2B3AOTA (vu 07. “IV.218920,, 237. X]leonse2)u ee 5 180300, 227 07a, = E 1894 189436 „, So EEE sag E 2 2 a en Nach Reintgen. bar 2 Ibs. 1901 2ION Se or 1 ROASOASN N, 1902 255 208: u, L, N DINO OLZT 1903 3390431 a 0, ETOOSBABN: .„ 1904 344179 nm 00» „ 2237039 » (davon 2320 Kilo über die Binnengrenze) 1905 325543 ,„ im Wert von 22569000: Mk. (davon 23821 Kilo über die Binnengrenze) 1906 342477, im Wert von"”2 3862838 Mk. (davon 45233 Kilo über die Binnengrenze) 1907 307.728‘ ,, im: Wert von 2049475 Mk. (davon 66254 Kilo über die Binnengrenze). Das ist also noch nicht "/s°/o der Weltproduktion. Aber die Ausfuhr hat sich in den 18 Jahren verdoppelt. In den letzten Jahren ist in diesen Zahlen eine allerdings noch ziemlich kleine Menge von Plantagenkautschuk, vom Manzhot glastovir gewonnen, enthalten. Leider wird dieser Pflanzungskautschuk — ob- gleich er zollfrei ausgeführt wird, während der andere für 100 lbs. (45,5 Kilo) 18 Rup. Ausfuhrzoll bezahlt — in der Statistik nicht getrennt aufgeführt. Ich schätze die Ausfuhr 1905 —-06 aber nur auf 15—20000 Kilo Pflanzungskautschuk, so daß bei weitem der größte Teil von den Eingeborenen gesammeltes Wald- produkt ist. Zur Beurteilung der Wichtigkeit und Entwicklung der Pflanzungen wäre es äußerst erwünscht, wenn der Plantagenkautschuk in der Statistik er- schiene, wie dies meines Wissens von 1908 beabsichtigt ist. Aus Zanzibar wurden an Kautschuk ausgeführt: 1895 337402 Ibs. 18997. 313.770, bs. 1896 198250%, ,, 1900 BOOTE I, 1897 31214898 2, 1901 29.703 5 1898. 234522 ,, 1902 305105; 1904 für 659540 Rup. EFOOS a 3109.05, Das Frasilah kostete 1905 30—45 ®, also bedeutend weniger als aus Deutsch- Ostafrika. Allmählich hat sich der Kautschukhandel aber von der Vermittelung von Zanzibar unabhängig gemacht. c. Die Pflanzenarten des wilden Kautschuks. Bei weitem der größte Teil des »wilden« Kautschuks stammt von Lianen der Gattung Zando/lphia und zwar in erster Linie der kleinblättrigen und kleinblütigen Z. A7r kir Dy., die im allgemeinen »fzra genannt wird. Im Süden soll die Pflanze matire, mtire heißen (v. Planchon S. 318), in Mombassa mitorza. Man findet sonst noch die Namen madzbr und mwrfe im Tanga-Bezirk, mmuffz und /ugolotto in West-Usambara (vergl. Tropenpflanzer 1900 S. 373, in einem ursprünglich von mir verfaßten Bericht). Nach Sacleux heißt sie auch noch mdungo (?), kilungwana (Usegua) und »pyo (Mombassa), Namen, die mir unbekannt sind. Es beruht das aber wohl auf einer Verwechselung, denn nbungo ist allgemein die L. florida-Comorensis Boj., welche von den Zandol/lfphien die am meisten verbreitete ist, deren Milchsaft aber hier keinen Kautschuk liefert.*) Das Koa- gulum enthält nur Spuren davon, im allgemeinen aber nur Harze und etwas ‚balataartige Substanz. Es kann demnach höchstens einmal zur Verfälschung bezw. als Zusatz zum Kautschuk verwandt werden. Was /L. Comorensis- florida von Westafrika als Kautschuklieferant benannt wurde, ist die nahe verwandte C. Dawei, die auch in Uganda ein gutes Produkt liefert (Bull. Imper. Inst. IV. 3. 1906.) Hier bei uns gibt die mdungo (L. florida-Comorensis), die Liane mit großen Blättern und großen Blüten, jedenfalls keinen Kautschuk. Ihr Saft ist nur als Vogelleim (z/znbo) verwendbar, ebenso wie der der bisher untersuchten hiesigen /z7cxs-Arten besonders der gewöhnlichen Fzcus capen- *) Will man in der Praxis sehen, ob eine Pflanze guten Kautschuk liefert, so nehme man einige Tropfen des Milchsaftes zwischen Daumen und Zeigefinger, reibe etwas hin und her, und entferne dann beide Finger voneinander. Ein unbrauchbarer Saft wird dann klebrige Fäden ziehen, der brauchbare aber bald kleine elastische Klümpchen bilden. sis (mkuyu). Bei Kilwa wird die /. florida mikombe, bei Lindi mangombe, in Konde amabungo genannt. Dagegen liefern vielleicht bei uns die Z. Peter- szana (Kl) Dyr. (mtolia, matatubonsu der Eingeborenen in Mosambik) (nach Planchon S. 319) und Z.angustifolia K. Sch. ein brauchbares Produkt. Landolphia parviflora K. Sch. liefert nach Busse’s Beobachtungen im Süden unserer Kolonie keinen guten Kautschuk, sie heißt allgemein mdungo, in Kihiyao zrdocolia. Die Stammpflanze des Donde-Kautschuks ist vielmehr die mehr strauchartig wachsende /. dondeensis Busse, die 1903 von Donde aus etwa 50000 Kilo Kautschuk lieferte (Fuchs). Diese Art heißt auch dort mpira ım Gegensatz zum unbrauchbaren mbdungo. L. dondeensis ist mit L. Kirkti nahe verwandt, und unterscheidet sich von ihr durch die Größe der Früchte und durch den Wuchs (Busse Tropenpflanzer 1901). Kautschuk liefert auch /. Szolsiz Busse im Bezirk Langenburg, sowie /. /ucida var. hispida Hall.und 1. scandensvar. Tubeufii Busse (mtove, mto’i) am Rovuma sowie Holarrhena microterantha K.Sch., sämtlich Lianen. Endlich gibt /. scan- dens F. Didr. ın anderen Varietäten noch Kautschuk, so in Usaramo und bei Lindi z. B. die Var. genuina Hall. (mpira), die Var. rotundifolia Hall. in Usaramo (mabungo), in Usagara (mpira) auf Mafia, bei Kilwa und Lindi (mpzra), bei Nyangao [(%olo;) die Var. Petersiana Hall. in Usaramo (mpfıra), am Rovuma (mpzra, mtowe) und endlich die Var. Stuhlmanniana Hall. Am Kilimandjaro liefert noch die verwandte C/ztandra kilimandjarica Warb. einen brauchbaren Kautschuk (Tropenpflanzer 1900, S. 614). Eine andere Art dieser Gattung, C/. orientalis, gibt in Uganda einen recht guten Kaut- schuk. Die Milch der dort kappa genannten Pflanze wird nicht an Ort und Stelle koaguliert, sondern in Gefäßen aufgefangen, durchgeseiht und durch ein- faches Erhitzen koaguliert. In Uganda wird in derselben Weise die Milch von Landolphia Dawcei gesammelt, mansale der Eingeborenen, und durch Hin- zufügen von Kochsalz zum Gerinnen gebracht. Dort wird auch ein ausge- zeichneter Kautschuk gewonnen aus AÄzckria elastica (Funtumia elastica), welcher Baum, der westafrikanischen Flora angehörend, in den Wäldern von Uganda wild vorkommt. Im Küstengebiet von Ostafrika wird »wilder« Kautschuk noch von einem Baum Mascarenhasia elastica K. Sch. gewonnen, dem »goa oder mmyazve- madji der Eingeborenen, der von mir in der Mitte der g9oer Jahre südlich von Daressalam als mäßig hoher Baum entdeckt wurde. Er ist später auch noch bis zum Rufiyi, im Sachsenwald westlich von Daressalam und auf Mafia ge- funden. Bei seiner Kultur zeigte es sich, daß junge Pflanzen keinen Milchsaft, sondern nur Wasser liefern, erst Bäume von 5—6 Jahren haben Milchsaft. Die Kultur derselben wird demnach wohl weniger rentabel als die von Manrhot Glazstiovii sein. Mit dieser kurzen Aufzählung wären die Lieferanten des »wilden« Kaut- schucks von Ostafrika abgeschlossen, soweit sie bisher bekannt sind. Es ist wohl möglich, daf einige der zahllosen Zanrdo/phia-, Clitandra- und Car- podinus-Arten der westafrikanischen Flora auch in unser Gebiet hineinreichen und Kautschuk liefern werden, und daf3 man auch aus noch unbekannten Pflanzen Kautschuk oder wenigstens Surrogate für denselben erzielen wird. Unser Fzcus- Arten haben, soweit sie bisher untersucht sind, fast nur Harze ergeben, eben- so die verschiedenen milchenden Apocynaceen und Asclepiadeen. Auch hat man bisher in der Milch hiesiger Wolfsmilchgewächse kaum Spuren von Kaut- schuk gewonnen, während eine Art (E. rhipsaloides Lem.) in Angola das als almeidina bekannte Procukt liefert, das wenigstens als Zusatz zum Kautschuk dienen kann. (Es kommt zum Teil auch von Fockea multiflora K. Sch.) Die Zuphorbia heißt in Angola cassoneira (Tropenpflanzer 1904, 5. 202). Das Produkt heißt nach seinem ersten Exporteur Joao Duarte d’Almeida in Mossammedes Almezdina. In früheren Zeiten wurde in unserem Gebiet ein recht minderwertiger, so- genannter »Wurzelkautschuk oder Kochkautschuk« hergestellt, indem die Ein- geborenen, die an der Aufsuchung und Ausbeutung der oberirdischen Teile von Landolphia Kirkti usw. nicht genug hatten, die Wurzeln davon ausgruben, ihre Rinde durch Klopfen lockerten und im Mörser mit etwas Wasser zerstampften. In das Wasser ging die Milch über, gerann dort spontan oder durch kochen und gab einen infolge der Beimengung von vielen Rindenteilen recht schlechten Kautschuk — mpira ya chini — mpira ya kuponda — (von kuponda, zerstampfen), dessen Herstellung seit langer Zeit gesetzlich verboten ist — zur Schonung der Kautschukbestände —, und der jetzt aus unserm Gebiet nicht mehr in den Handel kommt. Ein Stoff, der eine entfernte Ähnlichkeit mit Balata hat und unelastisch, grauweif ist, wurde verschiedentlich probeweis von Daressalam ausgeführt. Er stammt wahrscheinlich von Zandol/lphia florida — Comorensis (2). Der Stoff enthält nach Untersuchung von Dr. Ditmar (Tropenpflanzer 1906, S. 740) 59°/, Harz (Alban-Fluarit), 23'/2%/, Balata gutta, 14'/3%/, Balabanen. Er scheint in der Technik für Herstellung von Dichtungsringen und wo man plastische, wachsartige Massen herstellen will, verwendbar zu sein. d. Auf Pflanzungen gewonnener Kautschuk. Die Versuche, die Kautschuk liefernden Pflanzen aus ihren Heimatsländern in andere Gegenden überzuführen, um sie dort anzubauen, datieren alle aus der Mitte der 7zoiger Jahre des vorigen Jahrhunderts. So sind die Samen von FHevea von H. A. Wickham 1876 nach den Kew-gardens und von da im selben Jahre weiter nach Ceylon und vielen anderen Kolonien verbracht. 18735 wurden Samen und Pflanzen der zentralamerikanischen Castzlloa elastica von R. Cross gesammelt; trotz der Havarie des Schiffes brachte er die Pflanzen nach Kew, von wo sie im nächsten Jahre verteilt wurden. Derselbe Herr hat Ende 1876 auch Material von Manzihot Glastovii nach Kew gebracht, das nach Singapore, Indien, Ceylon, Java, Fiji usw., und 1878 auch nach Zanzibar gesandt wurde. Und im Beginn der 7oiger Jahre hat man auch mit der Kultur von Fzcus clastica begonnen. Für uns in Ostafrika scheint einstweilen nur der Manihot Glasiovii Müll-Arg. für eine Kultur in größerem Maße in Frage zu kommen. Die Pflanze, 1876 von Müller-Argau botanisch beschrieben, wächst unter dem Namen smanissoba, manıcoba in den Steinsteppen-Gebieten von Nordost-Brasilien, in der Provinz Ceara, besonders in der Serra grande und Serra da Uruburitama, sowie in den Serras von Maranguape und Pacatuba (Warburg), im Hinterland der Staaten Piauhy, Ceara und Rio grande del Norte sowie in Maranhao (Reintgen) mit der Hafenstadt Fortalezza. Das beste Produkt soll jetzt, wo durch Raubwirtschaft die Bestände an der Küste fast vernichtet sind, aus der Gegend von Acarape und jubaia kommen, während der von der Alto Sertao de Assar€ harzreich und weniger elastisch sein soll. Das Hauptverbreitungsgebiet ist der Sertao genannte Steppenwald mit einer Regenzeit von November bis Juni, in der aber die Regen auch oft sehr spärlich sind. Sandstein, Kies oder ver- witterter Granit sind dort die Böden. Die mittlere Temperatur ist 23—32°, und die Bäume verlieren während der Trockenzeit das Laub. In seiner Heimat werden sie nur während der Trockenzeit angezapft. Sie wachsen dort aber auch in den höheren, regenreicheren Gebirgen, jedoch angeblich nur dort gut, wo sie sehr durchlässigen Boden haben. Die Anspruchslosigkeit dieses Baumes an Boden und Klima, seine mühe- lose und rasche Vermehrung und sein schnelles Wachstum begeisterte zuerst die Pflanzer allerorts sehr, aber bald kamen von allen Gegenden recht betrübende Meldungen, überall lohnte der Baum nicht die Kosten des Anzapfens, so daß z. B. 1890 in Ceylon die Kultur so gut wie eingeschlafen war. Wie oben erwähnt, hatte Sir John Kirk, der um die Erforschung von. Ostafrika so verdienstvolle britische Generalkonsul in Zanzibar, schon 1878 acht Bäume von Ceara-Manzihot Glazsiovi:i erhalten; aber 1883 berichtete er, daß 5jährige Bäume noch zu klein seien, um die Anzapfung bezahlt zu machen; er schrieb (nach Warburg): »Ich bin ganz sicher, daß der Baum hier einem Privatpflanzer von keinem Nutzen ist, einige Bäume geben einen wässerigen Saft fast ohne Kautschuk, und im besten Fall ist die Quantität sehr gering. Vielleicht mag das Produkt im Inlande, in weniger feuchtem Klima besser sein, aber ich verdamme den Baum als nutzlos für europäische Ansiedler und ein lästiges Un- kraut, wo einmal auf den Plantagen eingeführt. « Auch die erst mit allen Hoffnungen begonnenen Versuche in Natal, Mau- ritius, den Seyshellen usw. schliefen in den 3oiger Jahren allmählich ein. In Deutsch-Ostafrika hat Baron W. von Saint-Paul-Illaire dicht bei. Tanga an zwei Stellen 1891/2 mit dem Anbau dieser Pflanze begonnen, er hat, wie er mir persönlich mitteilte, die Saat dazu von William Broths. in Hene- ratgoda auf Ceylon und aus Ceara selbst erhalten. Ihm folgten R. Perrot in . Tanga und andere. Aber auch hier stellte sich nach einigen Jahren heraus, daß die Bäume wenig Kautschuk und von mäßiger Qualität gaben, und die Anlagen wurden so gut wie verlassen, die Bäume nicht mehr gepflegt. Aber Pflanz- material von der ersten Plantage ist an sehr viele Pflanzungen in Deutsch-Ostafrika gelangt. Etwa 1895 hatten wir die Manihot Glasiovii im Versuchsgarten in Daressalam. Unter anderem war der Baum auch auf die Pflanzung Lewa der Deutsch-Östafrikanischen Plantagengesellschaft gelangt. Dort waren die Mittel der Gesellschaft durch die in Lewa und Petershöhe (Mbusini) in Usegua, sowie bei Kitopeni in Zanzibar ohne Resultat vorgenommenen Pflanzungen von Tabak, und später durch die ebenso erfolglosen Kulturen von Liberia-Kaffee (in Lewa) sehr geschwächt, so daß man fast alle Hoffnungen aufgab. Der Leiter der Pflanzung, Herr Koehler, hat nun auf systematische Weise die dort befind- lichen Manzhot-Bäume angezapft und schließlich ein Verfahren herausgebracht, mit dem er unter Aufwendung verhältnismäßig geringer Mühen und Kosten einen brauchbaren Kautschuk erzielte, der nicht nur die Zapflöhne deckte, sondern noch einen guten Gewinn versprach. Er vermehrte seine Bäume so, daf3 er Ende 1902 schon 250000 Bäume stehen hatte. Unabhängig davon und etwa zur gleichen Zeit hatten (1896) die Gebrüder Wehlan in Donde, Hinterland von Kilwa, ‚einge Manthot-Bäume gebaut. Sie brachten mir gelegentlich einer Reise zur Küste — etwa Ende 1899 — einige kleine dort gewonnene Kautschukbälle, die eine sehr gute Qualität zeigten. Daraufhin beschloßß das Gouvernement, in Donde eine Versuchspflanzung an- zulegen. Im April 1900 wurde damit begonnen, doch mußte die erste Anlage wegen Verlegung des Verwaltungspostens von Donde-Barrikiwa nach Liwale wieder aufgegeben und in Liwale von neuem: begonnen werden. Anfang 1903 standen dort 150000 Bäume. Im selben Jahre wurde in Daressalam schon die Zapfmethode geübt, die Rinde des Baumes mit zahlreichen, fast punktförmigen Einstichen zu versehen, nachdem man sie vorher von den anhaftenden Borken- stücken gereinigt und mit sehr verdünnter Säure oder Zitronensaft bestrichen hatte. (Vgl. meine Anmerkung auf S. 124, B. I der Berichte über Land- und Forstwirtschaft in Deutsch-Östafrika.) Damals war meine persönliche Meinung, daß der Anbau von Maninhot sich sehr für die Eingeborenen eignen würde, hauptsächlich, weil er ihnen rasch sichtbare Erträge gibt, und sie so an den Anbau von Bäumen überhaupt gewöhnt würden, wodurch sie einen mehr seßßhaften Ackerbau zu betreiben ge- zwungen würden an Stelle ihres halbnomadischen Hackbaues. Ermutigt durch die Erfolge des Herrn Köhler und die günstigen Preise, die er für seinen Kautschuk erzielte, hatten viele Pflanzer diese Kultur auf- genommen, zuerst und ungefähr zugleich mit Herrn Köhler, Herr Zschaetzsch meNMuhezasund Herr Perrot in Eindi.. Am. Januar 1902 waren nach der Zusammenstellung des Gouvernements außer 200000 Bäumen in Lewa noch Stuhlmann, Beiträge zur Kulturgeschichte von Ostafrika. 4I vorhanden, 3000 auf der Friedrich-Hoffmann-Pflanzung, ein Versuch in Kitopeni bei Bagamoyo, 15000 bei der Lindi-Hinterlandsgesellschaft, 70 Hektar bei Liwale, zwei Hektar der Kommune Kilwa, daneben die Reste der alten Pflanzung bei Tanga. Zusammen vielleicht 300000 Bäume. Am ı. April 1904 waren im Bezirk Tanga 120 Hektar ar „ Pangani 350 R ® „ Bagamoyo TON = „. Daressalam 2 R en „. Kilwa Al „ ‚und die 7o ha = leindi 27, a [des Gouv. in versch. Binnenbezirken 18 mit diesem Baume bepflanzt, zusammen also etwa 638 Hektar mit rund '/s Million Bäumen. Am ı. April 1905 werden etwa 800000 bis ı Million Bäume vorhanden gewesen sein. Seit 1905 ist nun die Kultur sehr vergrößert worden, und seit dieser Zeit entstand ein wahres Manihot-Fieber; die Engländer würden es einen »boom« nennen. Die Nachfrage nach Land, besonders an der Usambara-Bahn ist immer mehr gestiegen, so dal dort fast alles brauchbare vergeben ist, und eine Pflanzung nach der anderen wurde »aufgemacht«. Dadurch und durch das Wachsen der Sisal-Pflanzungen haben sich die Arbeiterverhältnisse verschlechtert und verteuert. Sehr viele von diesen Anlagen sind nun offenbar auf die Spekulation hin erbaut, nach Erstellung der ersten Anpflanzungen das ganze möglichst günstig zu verkaufen, und in der Tat ist dies natürlich das beste, weil sicherste Geschäft. Es ist den mutigen Leuten, die in diesen Gegenden arbeiten, sehr zu gönnen, daf3 sie nach vielen Enttäuschungen auf diese Weise Mittel zu größeren Anlagen in die Hand bekommen. Aber es ist natürlich auch die Gefahr vorhanden, daf3 die nur für den Wiederverkauf gemachten Anlagen nicht so sorgfältig geschehen, als wenn der Besitzer sie selbst zu bewirtschaften ge- denkt. Denn es darf als festgestellt gelten, daß auch für diesen anspruchslosen Baum eine sorgfältige Kultur mit gut gereinigtem Boden, vor allem mit grofsen, guten Pflanzlöchern und sorgfältiger Pflanzenauswahl sehr günstig wirkt. Anfang 1907 war die Anzahl der im Felde stehenden Manhiot-Baume auf etwa 5 Millionen gestiegen. Nach einer Rundfrage des Biologisch-landwirtschaft- lichen Instituts und allerhand anderen Korrespondenzen sowie mit zur Hilfenahme einer von dem »Wirtschaftlichen Verband« veranlaften Statistik, hat Professor Zimmermann die folgenden Zahlen fesstellen können: (Pflanzer HI S. 222.) Bezirk Tanga 2465000 Bäume „. Wilhelmstal 1837000 Hr „ Pangani 451000 " „ Bagamyo 10000 > „ Daressalam I 100 „ Kilwa 40 000 55 Bezirk Lindi 216000 Bäume „ Morogoro 14000 % alora 1000 a , --Muanza 67 000 m „ Jringa | 5 000 R „Fr Bukoba 500 ie zusammen 35107600 Bäume. Da nun im Laufe des Jahres eine Menge Neupflanzungen erfolgt sind, kann man rechnen, dafß Ende 1907 6--7 Millionen Bäume von Manihot Glasiovii vorhanden waren. Die Pflanzweite beträgt meist 3X 3 bis 3/2 x 31a m, so daß man rund 1000 Bäume auf den Hektar annehmen kann. Die Denkschrift, die S. Exz. dem Herrn Staatssekretär Dernburg im Oktober 1907 von den Pflanzern überreicht wurde, gibt für Tanga 3355 Hektar „ Pangani EROOE,; „ Wilhelmstal 1726 „’ zusammen 6181 Hektar für Kautschukkultur an. In diesen Zahlen sind jedenfalls auch die Flächen mit enthalten, die zur Pflanzung vorbereitet oder ausersehen waren, so daf3 wahr- scheinlich in Zukunft allein in diesen drei Bezirken auf mindestens 6 Millionen Bäume zu rechnen sein wird. Am Ende des 3. oder im 4. Jahre kann man von dem Manihot-Baume auf einen Erstlingsertrag rechnen, aber der Ertrag von 3 Zentnern Kautschuk pro Hektar im 4. Jahre, also 150 Gramm pro Baum im großen Durchschnitt, wie es die erwähnte Denkschrift tut, ist jedenfalls viel zu hoch gerechnet. Wenn mit Sicherheit dieser Ertrag erzielt würde, dann wäre die Kautschukkultur hier allerdings einer Goldgrube zu vergleichen. Bei der Neuheit der Kultur von Kautschuk hat man in Ostafrika noch keine Er- faliırungen über die Ausbeute der Pflanzungen im großen, und alle Angaben darüber basieren nur auf Vermutungen. Es gibt zwar eine Menge von Versuchen mit einzelnen Bäumen, aus denen man große Mengen gewann, man hat auch exakte Versuchs- reihen mit 70 und 150 Bäumen gemacht, aber auch deren Resultate darf man mittels Multiplikation nicht auf ganze Pflanzungen ausdehnen. Die Arbeiter lassen sich im großen nicht kontrollieren, bei der dann allein möglichen Akkord- arbeit werden sie stets nur die ihnen als ergiebig bekannten Bäume aufsuchen und andere gar nicht anzapfen. Die Frage wird bei der Bewirtschaftung im großen sich nicht darum drehen, auf wieviel Kautschuk man pro vorhandenen Baum rechnen kann, sondern es wird darauf hinauskommen, wieviel Mann kann man zum Zapfen rentabel in die betreffende Pflanzung senden und zu welchem Preise erhält man von ihnen das Kilo getrockneten, marktfähigen Kautschuk. Bei der einfachen und billigen Kultur von Manzhot wird es leicht sein, die Pflanzung um viele Hektar zu vergrößern, die Frage aber wird sein, ob man konstant ge- AI, nügend Arbeiter zur rentablen Ausbeutung der Anlage zur Verfügung hat und beaufsichtigen kann, was diese Arbeiter und die Koagulationsmittel kosten, bzw. wie hoch das Kilo Kautschuk rein steht. Prof. Zimmermann (l. c. S. 324) nimmt an, daß man unter normalen klimatischen Bedingungen auf folgende Jahresernte pro Baum rechnen kann; vom 3.--4. Jahre 100 Gramm trockenen Kautschuk Re ne 1 an r # W500 0,2200 Ar ® Ir On 00 Mn 7 1 ter rele er e Rn SO 500 K An 1a Ich bin überzeugt, dal man diese Resultate ın der Ebene bei einigen 100 Bäumen im Durchschnitt wird erzielen können. Wenn es sich aber um die Bewirtschaftung einer Pflanzung von ca. 100000 Bäumen und mehr handelt, so werden erst die Erfahrungen lehren müssen, ob diese Resultate im groflen Durch- schnitt, auf den allein esankommt, erreicht werden. Bisher hat eine gröfßßere Pflanzung mit ca. 4—5jährigen Bäumen allerdings etwa 125 Gramm erhalten, ob dies sich nun jährlich steigert, wird allein die Zukunft lehren können. Läßt sich dieser Durchschnitt von 125 Gramm erreichen, so werden wir bei 5 Millionen im Jahre 1910 4jährigen Bäumen auf etwa 600 Tons Pflanzungskautschuk rechnen können, die mindestens einen Wert von etwa 3,6 Millionen Mark repräsentieren, wenn man nur 6 Mk. pro Kilo erzielt. Wenn man nach der Annahme von Prof. Zimmermann weiter rechnet, dann erhält man mit 6 Millionen Bäumen: 1910 600 Tonnen 1913 1800 Tonnen ToTT 750 e IQI4 2400 gi 191271200 e I9I5 3000 ® von diesen Bäumen; doch sind dies nur Annahmen, die dazu dienen sollen, sich ein ungefähres Bild zu machen. Ich vermute beinahe, daß man pro Hektar nicht auf mehr als 2—2'/, Zentner, pro Baum im großen Durchschnitt auf nicht mehr als 125 Gramm kommen wird, und ich würde dies schon für ein recht günstiges Resultat halten. Ein Pflanzer, der recht vorsichtig ist, rechnet im 3.—4. Jahre z. B. nur auf 25 Kilo trockenen Kautschuk pro Hektar, also auf 25 Gramm pro Pflanze. Aber wo keine Erfahrungen vorliegen, ist es zwecklos, sich weiter über diese Wahrscheinlichkeiten zu verbreiten. Ich hörte aus der Praxis nur, daf! ein Pflanzer, der 100000 zapfreife Bäume hatte, seinen Kautschuk mit 90000 Mk. ver- kaufte, das macht pro Baum Brutto 0,90 Mk. Einnahme oder bei einem damaligen Preis von 7 Mk. pro Kilo, 125 Gramm pro Baum. Einen sehr wesentlichen Anteil bei der Bewirtschaftung einer Manihot- Pflanzung bilden die Kosten des Zapfens, und diese sind vollkommen abhängig von den Arbeitslöhnen. Prof. Zimmermann (»Pflanzer« III., S. 327) gibt an, daß in Lewa (1906) das Kilo trockenen Kautschuk an Zapflohn und Koagulations- mittel 1,73 Mk. gekostet habe, nimmt dabei aber 33 Heller Lohn an, während die meisten Pflanzungen schon jetzt (Ende 1907) 40—45 Heller bezahlen; ebenso rechnet er, daf3 der nasse Kautschuk nur '/; im Gewicht beim Trocknen verliert; man wird aber meist wohl '/;, annehmen müssen, um sicher zu gehen, wie mir Herr Köhler persönlich sagte. Zimmermann kommt im Durchschnitt auf 1,50 bis 2,00 Mk. pro Kilo trockenen Kautschuk als Unkosten. Paasche (Deutsch- Ostafrika, S. 320) gibt sogar an, daf3 die Erntekosten pro Pfund Kautschuk auf 0,50 Mk. zu stehen kommen. Es wird sich dies auf nassen Kautschuk ohne Koagulationsmittel bei den damaligen Lohnverhältnissen beziehen. Ich glaube, daß diese Summen bei der Ausbreitung der Betriebe, wo erfahrungsmäßsig sich alles verteuert, zu gering angenommen sind. Schon jetzt (Ende 1907) rechnen viele Pflanzer mit einer Art von Akkordarbeit, der Mann muß für seinen Tag- lohn, der einschließlich Werbekosten, der Aufseherlöhne und Hüttenbau auf 45—50 Heller täglich kommt, 500 Gramm nassen Kautschuk liefern, dazu kommen die Kosten für Koagulationsmittel, die mit der Ausbreitung der Kultur auf 25—30 Heller pro Pfund nassen Kautschuk steigen, so dafS für das Pfund nassen Kautschuk 75 Heller an Erntekosten entsteht, das Pfund trocken danach 1,50 Rup. = 2 Mk., also. das Doppelte von obiger Annahme, das Vierfache von dem, was Paasche angibt. Und wenn der Mann mehr als ı Pfund Kaut- schuk pro Tag anbringt, erhält er das überschießende mit 50 Heller pro Pfund bezahlt. Um ganz ungünstig aber dafür um so sicherer zu rechnen, möchte ich demnach annehmen, daf3 das Kilo trockene Ware an Zapflohn und Koagulation auf rund 4 Mk. zu stehen kommt. Man rechne so ungünstig wie möglich und freue sich, wenn man bessere Resultate erhält! Wie Zimmermann zeigte, ist es zwar technisch möglich, die Milch des Manihot-Baumes in Gefäfen zu sammeln und dann zu koagulieren, ob es aber finanziell rentabel, ist zweifelhaft. Im allgemeinen wird eben die Rinde des Baums etwas gereinigt, dann mit einer durchgeschnittenen Zitrone oder mit ver- dünnter Säure bestrichen und durch zahllose, quer zur Längsachse des Baumes gestellte, feine, scharfe Messerstiche verletzt, aus denen die Milch ausquillt, die nun gleich koaguliert. Den wie Quarkkäse aussehenden Kautschuk nimmt man bald ab und wickelt ihn zu Klumpen oder runden Bällen. In ihm sind außer zufällig hineingeratener Rindenstückchen alle Harze und Eiweilßsstoffe sowie sehr viel Wasser der Kautschukmilch und endlich das an- gewandte Koagulationsmittel (Säure etc.) enthalten. Der angelieferte Kautschuk ist eine weiße, sehr wasserhaltige Masse, die ohne weitere Behandlung bald fault und furchtbar stinkt infolge der Zersetzung der Eiweißsstoffe, die gerade im Ceara-Kautschuk sehr reichlich enthalten zu sein scheinen. Es ist demnach ein sofortiges Trocknen der Ware absolut nötig. Mindestens sollte man die Bälle in Scheiben schneiden und sie in Wasser waschen, dann mit einer gerieften Doppelwalze bis zur schwammigen Konsistenz zermahlen, pressen und trocknen. So hält das Produkt sich und ist 1906—07 auch pro Kilo einmal mit 9—9,60 Mark in Deutschland bezahlt worden. Bringt man es un- vorbereitet in den Handel, so kommt in Deutschland eine stinkende Masse an, die für 4—5 Mark unverkäuflich sein wird. Wenn nämlich der Kautschuk erst ein- mal fault, so tritt auch eine chemische Veränderung ein, die ihn wertloser macht. Es sollte demnach unter allen Umständen wenigstens ein primitives Reini- gungs- und Trocknungsverfahren unmittelbar nach der Gerinnung angewandt werden. Bringt man den Kautschuk ohne dies auf den Markt, so wird man nicht nur einen sehr schlechten Preis erzielen, sondern auch den Ruf des ost- afrikanischen Pflanzungskautschuks auf dem Weltmarkt so verderben, daf3 die ganze hiesige Produktion dadurch leiden wird. Denn man muß sich klar machen, daf3 wenn in nächster Zeit sehr grofßje Mengen von bestem Pflanzungs- kautschuk von Zevea aus Ceylon usw. auf den Markt kommen werden, mög- licherweise eine Verminderung des Preises eintreten kann, die natürlich zuerst die schlechten Sorten berühren wird. Und wir müssen uns nicht darüber im Unklaren sein, daß der Manzhot-Kautschuk dem Produkt aus Zevea um etwa ein Drittel in Qualität nachsteht, schon infolge des höheren Harzgehaltes. Eine andere Frage ist es, ob es sich empfiehlt, den gewonnenen Kaut- schuk gleich hier rationell zu waschen. Der Handel sträubt sich anscheinend gegen ein schon hier behandeltes Präparat, weil doch jede Fabrik ihre eigenen Waschmethoden hat und den Prozef3 wiederholen muß. Aber ein provisorisches Waschen, ein Auspressen zwischen gerippten Walzen und ein gutes Trocknen ist unerläßlich. Ein ganz hypothetisches Rechenexempel für eine Pflanzung von 100 Hektar gebe ich in folgendem, damit man sich ein ungefähres Bild machen kann: I. Jahr: 100 Hektar Roden und Bepflanzen a 150 Rup. —200,: Mk. ers ee ee ee 2000R; Reisekosten .des. BEeiters 2.2.2... 22222270007 (Gehalt des Leitersw ss a Dee Bar NEO Gebaude und anderes s32 0. 2.2.,.2. 22. SSeoome: 32000 Mk. Das Roden etc. wird sich in Wirklichkeit wohl auf 2 Jahre verteilen. Il. Jahr: 6. °/0 Zinsen von’32/0004Vlkr.2 1.1 22.222. 7170205 MR (zehaltrdesBeiterse nr ar 2.2... 2. Eco 100 Hektars2’mal "Reinisenar8o Mk. 72277223 000% Diverses 2eW .N. we ss En EAN SOE II. Jahr: oo Zinsen \6 %,: von. 50000. Nik. 2... ee zieconNie Grehält..des ‚Leiters‘... en N oe LooNklektar Reinigen a,80.Mleı 2 erneE28000 Wiversesul..ı »ı.n.. u a en Se 2000 19000 Mk. Die Pflanzung kostet demnach beim Beginn des Ertrages 69000 Mark, da sie aber in diesem Jahr noch einen sehr geringen Ertrag geben wird, soll der Sicherheit wegen noch ein viertes Jahr hinzugerechnet werden, auch wenn im dritten Jahr schon auf eine kleine Einnahme gerechnet werden kann. Die auf den 100 Hektar stehenden 100000 Bäume sollen im vierten Jahre hypothetisch je 100 Gramm an Kautschuk also zusammen 10000 Kilo Kautschuk liefern, was einem Verkaufswert von etwa 60000 Mark“) entsprechen würde. Die Ausgaben würden betragen: IV. Jahr: Verzinsung von 69000 Mk. mit 6% ..... 4440 Mk. Reinigung, Leiter usw. ... 0000, ,; Zapflohn für 10000 Pfund trocken = 40000 naß, sat Pfund’ naß 75°. Heller = ı Mark ein- schließlich Koagulationsmittel . . . »...... 7 400600 '‘,, Transport nach Deutschland, Verpackung, Trock- nen, Waschen des Kautschuks . ...... 1000 Mk. Bau neuer Trockenschuppen, Beschaffung einer Niaschwalze 2 u ra 2,0094, 63 140 Mk. Man hätte demnach durch Verkauf des Produkts die Jahresausgabe fast gedeckt, ein Fall, der aber wohl nicht eintreten wird, da man für diese Summen den Leiter in- zwischen wird auf Urlaub fahren und eine Hilfskraft annehmen müssen. Man kann also.bei sehr vorsichtiger und ungünstiger Rechnung, bei der alles möglichst schlecht angenommen ist, vermuten, dafß — aufser der regelmäßigen Kapitalsverzinsung mit 6 %/o — im vierten Betriebsjahr die Unkosten vielleicht durch die Einnahmen gedeckt werden. Kann man das Zapfen des Kautschuks billiger als 2 Mark pro Pfund trockner Ware machen und ihn teurer als 3 Mark ver- kaufen, so wird das Verhältnis sich günstiger gestalten. Vom fünften Jahr an werden die Ernten vielleicht 12500 Kilo Kautschuk = 75000 Mark betragen, die Ausgaben werden annähernd dieselben bleiben, da man anstatt Anschaffungen verschiedene Reparaturen nötig haben wird, d. h. ca. 65000 Mark, man wird demnach von den 10000 Mark Überschuß 7000 Mark für eine Abschreibung von 10 °/, auf das Anlage-Kapital von 70000 Mark verwenden, den geringen Rest von 3000 Mark auf eine Dividende, Tantiemen und Ersatzpflanzungen verwenden können. Es ist dies allerdings alles ganz hypothetisch und bei bescheidenster Anlage sehr vor- sichtig gerechnet. Wenn der Preis bei 6 Mark pro Kilo bleibt und der Ertrag 125 Gramm pro Baum, so wird man wahrscheinlich noch ein etwas günstigeres Resultat gewinnen. Steigert sich mit den Jahren der Durchschnittsertrag tatsächlich und ist man in *) Im November 1908 wertete der ostafrikanische Maniokkautschuk in Hamburg 5,50 bis 6,60 Mark pro Kilo je nach Güte. Manihot-Kautschuk ist immer etwa '/; weniger wert als gute Zevea-Sorten. einer Gegend mit billigen Arbeitern, so wird man bedeutend größere Erträge erzielen. Nach einem 20 jährigen hiesigen Aufenthalt aber neige ich dazu, immer alles so pessimistisch wie möglich anzusehen. »Unvorhergesehene« Zufälle, wie Krankheiten der Europäer, Arbeiterkalamitäten, Pflanzenschädlinge und schließlich politische Unruhen können alles über den Haufen werfen. Auch läßt sich die Marktlage des ostafrikanischen Kautschuks nicht voraussagen. Nach allem, was man bisher weiß, ist es aber im höchsten Grade wahr- scheinlich, daf3 bei einer Manihot-Kultur das Kapital sich mit 6 °/, verzinsen, vom fünften Jahr an auch amortisieren läßt, und daf3 man auflerdem noch einen Überschuß erzielen wird, der sehr von den Arbeiterverhältnissen, Lager der Pflanzung, Geschicklichkeit des Leiters, Marktlage und anderen Umständen ab- hängen wird. Aus obigem geht hervor, dafß man zur Verteilung der Generalunkosten eine Pflanzung mit Manihot jedenfalls nicht unter 100 Hektar anlegen sollte, es sei denn, daß ein Ansiedler auf eigenem Grund und Boden für sich arbeitet und die Kultur von Kautschuk neben anderem betreibt, um sich eine Bareinnahme zu schaffen. Aber in den Siedelungsgebieten für Europäer, die frei von Malaria, d. h. in höheren Lagen sich befinden, scheint eine rentable Kultur von Manzhot nicht mehr möglich zu sein, nach allem was man bisher darüber weiß. Zur Koagulation benutzt man, wo zu bekommen, die »wilden« Orangen (Pomeranzen), die hier halbwild in vielen Gegenden massenhaft vorkommen. Aber je mehr Pflanzungen entstehen, desto teuerer kommt ihnen das Material und desto schlechter ist es erhältlich, so daf einige sich schon Anpflanzungen von Pomeranzen-Bäumen anlegten. Auch Aufschwemmungen vom Mark der Affenbrodbaumfrucht, die Weinsäure enthält, sind verwendbar. Wo Pomeranzen oder Zitronen nicht erhältlich, wird man importierte Essigsäure anwenden. Karbol- säure ist ein vorzügliches Mittel zur Koagulation, aber der bleibende Geruch des Kautschuks danach schreckt die Käufer ab. Wahrscheinlich wird man bald dazu kommen, Essig zu diesem Zwecke selbst hier herzustellen, aus irgend- welchen stärkehaltigem Material (Maniok-Mohogo oder noch besser aus Bananen- wein wie in Bukoba, der von selbst Essig gibt). Oder man wird die ausgiebigere Schwefelsäure, Flußsäure usw. importieren. Am angenehmsten sind aber stets die Pomeranzen, schon allein, weil die Neger ungern mit Säuren arbeiten. Wenn ich (ungünstig) rechne, daß ein Arbeiter pro Tag "/s Pfund trockenen Kautschuk anliefert, und daß er dafür '/, Rup. erhält, was alles sehr ungünstig gerechnet ist, dann sind 1910 zur Gewinnung von 600000 Kilo Kautschuk 2,4 Millionen Arbeitstage nötig und würden den Leuten 1,2 Millionen Rupien an Löhnen dafür gezahlt. Da aber wahrscheinlich nur auf 200 Zapftage im Jahr zu rechnen ist, weil es an den anderen regnet oder der Mann sich ausruht, so müssen für das Kautschukzapfen 19IO etwa 12000 Arbeiter bereit sein, die dafür pro Mann und Jahr in den 200 Tagen je 100 Rup. verdienen würden. Dazu kommen noch Leute für das Reinigen, für Bauten, Transporte u. a. m., so daf3 man auf mindestens 15 000— 16000 Arbeiter pro 1910 sicher rechnen mußs. Die erwähnte Denkschrift nimmt für die 3 Nordbezirke im Jahre 1909 schon über 15000 Arbeiter an. Diese 15000 Arbeiter könnten Kautschuk im Werte von etwa 3,6 Millionen Mark produzieren. Der Wert, den der Einzelarbeiter demnach pro Jahr durch die Arbeit auf den Kautschukpflanzungen schafft, beträgt etwa 246 Mark, von denen er etwa 133 Mark für 200 Arbeitstage an Zapflohn, oder bei ständiger Arbeit für 300 Tage a 40 Heller — 160 Mark ausgezahlt erhält. Aus der Differenz müssen alle Generalunkosten, Zinsen, Gehälter usw. gezahlt werden, bevor ein Gewinn übrig bleibt. Aber die etwa 2 Millionen Mark Löhne die ins Land geworfen werden, erhöhen die Kaufkraft desselben, bringen den Leuten Bedürfnisse bei, ermöglichen ihnen, ihre Steuern zu zahlen, vermehren die Importe und damit Zolleinnahmen, so daf die Pflanzungen hiermit indirekt sehr bedeutend zu den allgemeinen Verwaltungskosten des Landes beitragen. Es kommt hinzu, daß der Neger durch die Tätigkeit auf den Pflanzungen zu einer konstanten regelmäßigen Arbeit erzogen wird, und daf3 deshalb die Pflanzungen einen großen erzieherischen Einfluß auf die Leute ausüben, einen Einfluß, der ebenso hoch an Imponderabilien anzuschlagen ist wie die Erziehung des jungen Mannes in der Armee bei uns in der Heimat! Und durch die Arbeit auf den Pflanzuugen der Europäer werden dem Manne am schnellsten Bedürfnisse angewöhnt, die er in seine Heimat mit zurücknimmt. Dadurch tragen die Pflanzungen indirekt sehr viel zur Entwickelung der Ein- seborenen bei. Wie erwähnt, stammen fast alle in Deutsch-Ostafrika gezogenen Manzhot- Bäume von der Pflanzung Herrn v. Saint-Paul’s bei Tanga. Man meinte hier wie anderswo, Varietäten zu sehen, besonders eine mit aufrechtstehenden und eine mit hängenden Zweigen, auch mit verschiedenen Blattformen; aber in der Er- giebigkeit scheint kein Unterschied zu sein. Wohl aber gibt es einige — vielleicht besonders gut gepflegte oder an sehr guten Plätzen stehende — Bäume mit be- sonders großem Ertrag. So sollen einige Exemplare in Lewa 10—12 Pfund Kautschuk jährlich geben. Und von diesen sollte man der Sicherheit halber Saatgut nehmen, auch wenn einstweilen über die Erblichkeit dieser Eigenschaft nichts bekannt ist. 2. Vor kurzem sind neue Arten aus Brasilien gekommen, a. Feguze und b. eine Sorte aus dem Staate Piauhy, beide mit sehr viel größerem Samen als Manihot Glasiovii. Ihr Ertrag überhaupt und ihre Genügsamkeit auch mit trockenen und höheren Standorten wird gerühmt. Die Blättchen von der Feguie-Sorte zeigen bei jungen Pflanzen eine Einkerbung etwas oberhalb der Mitte (Pflanzer II., S. 167), was bei alten Pflanzen sich zu verlieren scheint. Da- zu kommt noch eine dritte Art. Diese drei Arten sind von Dr. Ule (Tropenpflanzer 1907) beschrieben als 1. Manihot dichotoma Ule, die Jequie-Sorte. 2. M. heptaphylla Ule, die von Rio Saö Francisco. 3. M. piauhyensis Ule. _ 650 uner Die erste Sorte scheint sich einstweilen in Deutsch-Ostafrika am besten zu entwickeln, sie wächst in ihrer Heimat in der »Bergcatinga« und besonders auf lehmigem Boden. Ihre Samen sind sehr groß und länglich. Die Arten werden von Dr. Ule sehr empfohlen, es sind bei uns auf allen Pfanzungen Samen verteilt und junge Pflanzen vorhanden. Über die Resultate mit denselben wird man erst etwa 1909/10 die ersten Erfahrungen sammeln können. Vor einigen Jahren sind noch zwei andere Arten als Manrhot violacea Miüll.-Arg. und M. yaniphoides Müll.-Arg. beschrieben, die ebenfalls Kautschuk liefern sollen. In den Pflanzungen machen die Wildschweine oft einen bösen Schaden. Doch kann man durch Vergiftung mit Arsenik die Tiere auf lange Zeit vertreiben, ein Verfahren, das ich angab (Pflanzer I., S. 225), das sich auch in Mohorro brillant bewährte, das aber noch viel zu wenig befolgt wird. Die Wurzelkrank- heit, verursacht durch einen Pilz, der zuerst die Wurzeln befällt, scheint nur im feuchteren Gebirge aufzutreten, wohl durch zu viel Bodenfeuchtigkeit und harten Boden begünstigt. Sie ist in der Ebene selten. Auch im Kongostaat etc. ward die Krankheit beobachtet. In Madagaskar scheint man nach Oehlerking (Tropenpflanzer 1907, S. 244) die Kultur aufgegeben zu haben. Vielleicht liegt es dort, wie früher auch bei uns, nur an mangelhafter Zapfmethode. Bei Inhambane sollen gute Pflanzungen sein. Auch in Brittisch-Östafrika beginnt man mit der Kultur, aber nicht im Entferntesten so umfangreich wie bei uns. 3. Ficus elastica Roxb., von Roxburgh entdeckt, indem ihm aus Shylet ein Korb mit Honig geschickt wurde, der mit dem Safte dieser Pflanze ge- dichtet war. Es ist eine Pflanze, die uns zu Hause als Gummibaum aus dem Zimmer bekannt ist, und die ihre Heimat in Hinterindien und dem ganzen indomalayischen Archipel hat, sie ist auch in Ostafrika verschiedentlich in Kultur genommen; ich bin überzeugt, daß auch Sir John Kirk sie schon in den 70er Jahren auf seiner Anlage südlich der Stadt Zanzibar hatte. Im Februar 1892 machte ein Erlaß des Auswärtigen Amtes besonders auf diese Pflanze aufmerksam, und im März desselben Jahres bat der Gouverneur Frhr. v. Soden um Zusendung derselben. Der botanische Garten in Berlin hat dann Pflanzen nach Daressalam und Tanga gesandt. In Daressalam wurden sie bei dem Hause des Gouverneurs unter- gebracht; der älteste Baum, von dem die Stecklinge nachher genommen wurden, steht dort neben dem Stallgebäude des Gouverneurs. In Tanga ist es wahr- scheinlich das Exemplar bei dem Hotel Deutscher Kaiser, vielleicht auch eins im Garten der Deutsch-OÖstafrikanischen Gesellschaft. Von diesen Bäumen sind zuerst alle Stecklinge genommen, die in Ostafrika stehen. Leider hat sich später, als die Bäume zapfreif waren, herausgestellt, daß ihr Kautschuk von schlechter Qualität war, die aus Daressalam mit allen ihren Abkömmlingen noch viel schlechter als die von Tanga. Es muf eine schlechte Rasse des —e 651 —— Baumes gewesen sein, die wir erhielten. Dann hat das Biologisch - Landwirt- schaftliche Institut vor einigen Jahren junge Pflanzen von Berlin erhalten, die noch nicht zapfreif sind, und später hat es aus Samen von Sumatra, die von besonders guten Bäumen stammen sollten, selbst Sämlinge gezogen und davon auch eine Menge verteilt. Es ist zu hoffen, daf3 diese Bäume einen besseren Kautschuk liefern werden als die früheren. Möglich ist es auch, daf3 diese Pflanze in der Zukunft noch einmal eine ökonomische Rolle für die Kolonie spielen wird. Am besten aber wird man Stecklinge von notorisch guten Bäumen aus Sumatra importieren. Sehr hoch bewertet wird aber der Ficus-Kautschuk nirgends. 4. Ähnlich ging es uns mit den Kautschukbäumen aus Zentralamerika, der dort w/e genannten Castilloa elastica Cerv. Samen, die aus Paris von einer renommierten Handlung bezogen waren, keimten in Daressalam ausgezeichnet; die Pflanzen wuchsen rasch und gaben schon in wenig Jahren Samen, aus denen in Amani eine Menge Pflanzen herangezogen wurden. Die chemische Untersuchung des daraus in Daressalam und Amani gewonnenen Kautschuks hat aber ergeben, daß er sehr minderwertig ist. Man kann demnach diese Pflanzen durchaus nicht zur Nachzucht empfehlen. Auch eine alte, in den goer Jahren von Berlin bezogen, durch Herrn Winter von der Deutsch-Ostafrikanischen Gesellschaft in deren Garten in Tanga gezogene Pflanze gab kein viel besseres Resultat. Man muß neue Akkli- matisationsversuche abwarten, um zu sehen, ob die Pflanze im hiesigen Klima immer schlechteren Kautschuk als bei sich zu Hause gibt, oder ob wir nur schlechte Rassen hatten. Die ganz grofßiblättrigen Sorten sollen die besten sein. Die C’as/z/loa scheint außerdem unter einem Bohrkäfer zu leiden, in Kamerun wurden die Bäume wenigstens durch eine Käferart zerstört, die wir hier auch gefunden haben und die wahrscheinlich die Pflanzen auch bei uns angreifen wird, wenn die Kultur sich ausdehnt. 5. Daß Kickzia (Funtumia) elastica Preuss. in den Wäldern von Uganda wild wächst, wurde oben erwähnt. In Amani sind aus den von Uganda bezogenen Samen Mengen von Bäumen gezogen, die gut wuchsen, im Tale besser als in der Höhe. Die ersten winzigen Pflanzen kamen (aus Kamerun-Saat gezogen) 1902 von Berlin. Diese haben 1907, nachdem sie vor 4°/, Jahren hierher verpflanzt und in 850 m Höhe 7 m hoch geworden waren, einen Kautschuk von vorzüglicher Qualität gegeben. Man kann ihn allerdings nicht wie bei Manihot an dem mit Säure bestrichenen Stamme koagulieren, sondern muß die Milch in Becherchen oder dergleichen auffangen und später zu Hause weiter behandeln. In der Folge sind dann auch noch aus Saat von Uganda hier Mengen von Pflänzchen gezogen worden. Die ältesten Berliner Pflanzen haben 1906 die ersten Samen gegeben, von denen etwa 40000 an hiesige Interessenten verteilt werden konnten. Die Samen scheinen im Januar—Februar hier zu reifen. Nach den bisherigen Erfahrungen ist es wahrscheinlich, daß Azckria elastica in nicht zu hohen Lagen mit gutem Boden und leidlich hohen Regenfällen hier — 652 , eine sehr wichtige Kulturpflanze werden wird. Ob man sie auch oben im Ge- birge mit finanziellem Erfolg wird bauen können, ist abzuwarten. Man erhält von dieser Art allerdings nicht in so kurzer Zeit wie bei Manihot ein Resultat, aber man hat den Vorteil, einen sehr guten Kautschuk zu bekommen, der auch bei dem eventuellen Fallen der Gesamtpreise für Kautschuk mit den besten Sorten wird konkurrieren können und der weniger leicht von einer Preis- verschlechterung beeinflußt werden wird, als der geringere Manihot-Kautschuk. Die hier wildwachsende Azckrza Scheffleri K. Sch. gibt kein brauchbares Produkt. 6. Ich erwähnte oben schon, daf3 eine Kultur von Lianen zur Gewinnung von Kautschuk mir nicht sehr aussichtsvoll zu sein scheint. Es ist das auch zu umständlich, weil man Stützbäume mit ziehen mufl. In Frage können höchstens die mehr buschartig wachsenden Zandolphria Heudelotti A. DC. von West- afrika und die /. dondeensis Busse aus dem Dondelande kommen. Auf einer Mission bei Langenburg ist die Kultur von /. S7zo/szri Busse versucht worden, das Resultat bleibt abzuwarten. Ich glaube nicht, daf3 sie vor 7 bis 8 Jahren auszubeuten sind, und der Kautschuk dieser Art scheint nicht so gut wie der von anderen Arten dieser Gattung zu sein. Herr Dr. Eduardoff schreibt mir, daf3 bei Langenburg die älteren Exemplare dieser Pflanze einen guten, die jüngeren einen schlechteren Kautschuk lieferten. Wir haben alle diese Arten in Amani auch nach C/ztandra kilimandjarica Warb., Cryptostegia grandiflora RBr. (Palay-Kautschuk) und einige noch unbestimmte von Madagaskar. Außerdem werden versuchsweise in Amani kultiviert Fzcus altissima Blume, F: indtca L,E.religivia L, Hicus Schlechter: Warınnveus Vogelii (der vabba« der Goldküste) Marsdeniaverrucosa Dc., Euphorbia elastica und einige noch unbestimmte Euphorbien von Madagaskar. Die An- zucht von Parthenium argentatum A. Gray, der Stammpflanze des Gua- yule-Kautschuks, ist nicht gelungen, ebensowenig die Überführung der brasi- lianischen Kautschukmisteln. 7. In größerer Anzahl aber besitzt das B. L. Institut Zevea brastiliensis Müll. Arg., die im Sigital jetzt 4—7 Meter hoch sind und sich an warmen, geschützten Plätzen gut entwickeln. Eine Anzahl der Pflanzen sind von Berlin gesandt, viele hier auch aus Ceylon-Saat gezogen. Diese Saat kam am besten in kleinen Kistchen mit Cocosmulm hier an, in Ermangelung an Torfmulm eines der besten Verpackungsmitteln für Samefi usw. Man reibt die Cocos-Fasern und benützt den herausfallenden Mulm, der ziemlich antiseptisch ist. Hcevea zeigt ein schnelles und gutes Wachstum. An Stellen mit gutem Boden, Windschutz und feuchtem Klima wird sie ein wertvoller Baum auch bei uns werden. Leider sind diese Plätze bei uns nicht so ausgedehnt, als daf3 die Kultur dieser Pflanze hier eine so große Rolle wie in Ceylon und Hinterindien spielen kann. Immerhin aber ist sie für günstig gelegene Pflanzungen sehr zu empfehlen. Wenn man auf Erträge auch länger als Manihot warten mufs, kann man dafür auf ein erstklassiges Produkt rechnen. 8. Mascarenhasia elastica ist in Daressalam und Amani versuchsweise kultiviert. Ich glaube nicht recht an eine Rentabilität, weil erst etwa 4—5jährige Bäume überhaupt etwas Milch liefern. Zukünftige Untersuchungen müssen das Weitere lehren. 9. Guttapercha-Pflanzen. Ich erwähnte oben, daf3 ein Balata-artiger, allerdings etwas minderwertiger Stoff in Ostafrika gewonnen ist, wahrscheinlich aus Zandolphria florida- comorensis (2). Es ist denkbar, daß hier wachsende Mimusops-Arten auch noch ähnliche Stoffe liefern werden. Die Gewinnung von Guttapercha wäre sehr wichtig, weil der Stoff in der Telegraphenkabelindustrie nicht zu ersetzen ist, und weil die natürlichen Be- stände in Sumatra stark beansprucht werden. Die holländische Regierung hat demnach dort große Pflanzungen angelegt. Von der besten, Gutta liefernden Pflanze, Palagurum oblongifolium Burck. hatten wir eine Menge junger Exemplare, doch haben sich leider nicht viele davon entwickelt, im Tale schlechter als oben bei Amani. Eine Anzahl aber gedeihen jetzt gut, so daf3 wir in Zukunft wenigstens auf Saat rechnen können, die sehr schwer zu beschaffen ist. Tabernaemontana Donnell-Smithii Rox. aus Zentral-Amerika soll in ihren Früchten Balata liefern, doch haben die Pflanzen weder in Daressalam noch in Amani, wo sie überall gut wachsen, bisher je Früchte gegeben. Aufer- dem besitzt das B. L. I. noch Payena Leerii B. e. H. und Forstoronia floribunda Mey. als Gutta liefernde Gewächse. Notiz: Neuerdings wird verdünnte Flußsäure unter dem Namen »Purup« von Sandmann als Koagulationsmittel sehr empfohlen, sie soll Qualität und Konservierung des Kautschuks gut beeinflussen. Nach neueren Untersuchungen beruht das Klebrigwerden des Kautschuks auf einer physikalischen Veränderung, die in erster Linie durch Licht- und Wärmestrahlen erzeugt und durch manche Koagulationszusätze begünstigt wird. XXI. Verschiedene Nutzbäume, sowie Bambus. 1. Aeschynomene (Herminiera) Elaphroxylon (G. e. P.) Taub. ist ein im Wasser wachsender Baumstrauch mit gefiederten Blättern und gelben Schmetterlingsblüten, der als Charakterpflanze im Gebiet der Nilseen und am Nyassa vorkommt. Verwandte Arten derselben Gattung finden sich im ganzen Gebiet von Ostafrika, in Ostindien usw. Sie wachsen stets an feuchten Stellen, meist ganz im Wasser, ihr Stamm ist federleicht. Der von obengenannter Art wird über armdick und 2—3 m lang, ist aber leicht wie ein Stück Kork oder Hollundermark. Die Ufer des Victoria-Sees und oberen Nils sind vielfach mit dieser von den Arabern in Ober-Ägypten ambatsch genannten Pflanze eingesäumt. Die Wanyamwezi nennen sie »zpes? —= Leichtholz und machen oft Tragstangen für ihre Lasten daraus, da das »Holz« trotz seines geringen Gewichtes ziemlich widerstandsfähig ist. In Indien werden aus verwandten Arten (».So/a« der Indier, Ae. indica) die bekannten Tropenhüte sowie Schnitzereien (Tempelmodelle) ge- macht (z. B. in Trichinopoly). Man sollte versuchen, ob das Material aus dem Nilgebiet, das man bei Mwanza etc. massenhaft haben kann, sich nicht technisch verwerten und ausführen läfßst. Vielleicht kann man es für Insektenkästen ge- brauchen. Allerdings ist unser Material etwas faseriger und gröber als das schnee- weiße so/a-Mark in Indien. (Hindustani s/ola, Bengalen sola, Dekan dhend, Tamil zez#. Die Anglo-Indier sagen bisweilen auch so/ar-hats (Sola-Hüte). Ein Material für Hüte, Isolierungen usw. würde vielleicht auch die leichte Korkrinde der Melaleuca-Arten geben, die bei uns in Amani vorzüglich wachsen. Die Rinde ist sehr leicht und hat eine vorzügliche Isolierkraft für Hitze. 2. Albizzia Lebbek Bth. Die Lebbek-» Akazie« ist jetzt in den Küstenorten bei uns einer der häufigsten Alleebäume, der sehr rasch wächst, guten Schatten gibt und nur kurze Zeit im Jahre blattlos steht, dann aber immer noch ein wenig Schatten macht durch die zahllosen an ihm hängenden Samenhülsen. Jeder, der in Ägypten war, hat diesen nützlichen Baum dort bewundert, z. B. in der großen Allee, die zu den Pyramiden führt. Aber dort ist er eine ziemlich neue Einführung. Mit dem Wort Zedbach, lebbek wurde in Ägypten früher die alte heilige persea-Pflanze bezeichnet (M7- musops Schimperi), die als heiliges und den Göttern geweihtes Gewächs zu- sammen mit der Sykomore und dem Weihrauchbaum aus dem Lande Punt oder aus den Gegenden am Roten Meere eingeführt wurde. Erst ca. 1670 ist die Albissia*) von Arabern aus Indien nach Ägypten gebracht und erhielt nun merkwürdigerweise den alten Namen /eöbek, der früher etwas ganz anderes be- deutete (Schweinfurth). Unsere Albissria Lebbdek ist nämlich in Nord- indien heimisch, wo sie im Sanscrit pz#-shirish, shirisha, shri (von »brechen«), heute szrzs heifßt. In Zanzibar soll man die Pflanze nach Sacleux sesemz nennen; in Reunion dozs-nozr, in Madagaskar bonara. 3. Bambusa vulgaris und andere Bambus-Arten. In Deutsch-Ostafrika gibt es eine Anzahl von Bambus-Sorten; aber die meisten sind nicht recht brauchbar. Die Stangen sind spröde und brüchig, so z. B. die der in den Pugu-Bergen wachsenden Ory/henantheramacrothyrsus K. Sch., ebenso die von Usambara.- In Usaramo wächst noch das bambusartige Gras O. abyssinica (A. Rich.) Benth., das weit verbreitet ist von Abessinien und dem Ghazal-Gebiet bis Angola. Bei Lindi gibt es zwei Arten, eine große Sorte wird myans? genannt und dient zu Hausbauten. Es ist Oryrhenanthera macrothyrsus K. Sch. Eine andere schwache Art wird »Reisbambus« genannt, weil gelegentlich die Früchte wie Reis gekocht werden, was man bei anderen Sorten auch in Indien tut. Diese Art scheint Orythenanthera abyssinica (A. Rich.) Benth. zu sein. Wahr- scheinlich diese Form bildet im Hinterland von Lindi und Mikindani oft undurch- dringliche Dickichte und zeichnet sich durch winkligen Wuchs der Halme aus. Im Bezirk Langenburg wird eine der dort wild wachsenden drei Bambus- arten durch Absenker beim Beginne der Regenzeit im Dezember künstlich ver- mehrt, wobei man Lehmboden bevorzugt. Nach 2 Jahren sind die jungen Triebe groß genug zum Hausbau. Es gibt dort in Langenburg mindestens drei Sorten Bambus: 1. malasi, stark und dünnwandig, bis IO cm dick, meist im Unterland. 2. Zungwe, schwach mit starken Wänden. Diese Art soll am meisten an- gepflanzt werden. *) Die wirklichen Akazien heißen in Ägypten szr/, ein Wort, das sich bis ins fernste Altertum verfolgen läßt. Die »Dornpflanze« wird hebräisch 87a, koptisch Sontz, Sorte, demo- tisch SzZe, Sat, neuägyptisch 87, altägyptisch 8zs/, meluchchisch in Keilschrift sarntır be- zeichnet. Die Griechen nannten auch diese »Dornpflanze« acanthos. (M. W. Müller, Orient. Lit. Zeitung 1903, S. 446, nach einem Referat.) 3. lusyambe, ein kleiner Zierbambus mit vollem Stengel, der bis 2000 m Höhe vorkommt. (Nach einem Bericht vom 27. Februar 1902.) Eine der Arten istOreodbambus Buchwaldii K.Sch., der auch in Usam- bara (Amani) gefunden wird, eine andere Oxrythenanthera Braunii Pilger. Im Langenburg-Bezirk bei den Wakonde ist der Bambus das Hauptbau- material für die Hütte. Es scheint nur dort eben eine technisch brauchbare Sorte zu geben, und die wird neben Rindenstoff, Ficus usw. sogar angebaut, eine Baumkultur, die für Neger sehr merkwürdig und nur einem seßhaften, bananenbauenden Volk möglich ist. Merensky behauptet nach Fülleborn (Nyassa- und Rovuma-Gebiet, S. 363), daß der angepflanzte Bambus »indischer« sei, was aber botanisch jedenfalls ganz unbewiesen ist. Im Uhinga- und Livingstone-Gebirge, sowie in Ungoni-Songea wird eine Bambussorte (Oxrythenanthera Braunii) von den Eingeborenen angepflanzt, um aus deren Saft ein berauschendes Getränk, in Ungoni zlasz, herzustellen. Wo- her diese Sitte stammt, ist mir ganz unklar. Dieser »Bambuswein«, den man in der Art wie bei uns den Birkenwein gewinnt, soll gut schmecken, wie mir Herr Bezirksamtmann Dr. Hardy erzählte. Die Bambuskultur und der Erbsen- Anbau der Länder am Nyassa deuten auf fremde (wohl vom Süden mit den Zulu eingeführte) Einflüsse. Recht brauchbaren und technisch verwendbaren Bambus soll es auch im Norden des Tanganika-See im Bezirk Usumbara geben. In den Bergen von Kikuyu und wahrscheinlich auch am Ruwenzori wurde Arundinaria alpina K. Sch. gefunden. Sie kommt von den Bergen Abes- siniens bis zum Konde-Land vor und bildet dort oft echte Bambuswälder in 2100 bis 2300 m Meereshöhe. In Ostafrika heißt der Bambus allgemein mwanzi, mianzi (allgemein für hohles Rohr), in Lamu zwandi, in Uregga mionga, bei den Wakussu drhuluhuln, bei den Wakombo donge, bei den Madi oddra’hk, den Kai mda; in Abessinien auf Tigrinja arkaz, kirkeha, auf Tigre höll, auf Amhari schzmela, schimat, schommel, schemmel. Weil nun unsere Sorten meist schlecht verwendbar sind, der Bambus in vielen Tropenländern aber ein äußerst wichtiges Material für alle technischen Zwecke bildet, hat das Gouvernement seit langem großen Wert auf seinen Anbau gelegt. Etwa 1895 habe ich in Daressalam und später in Mohorro sowie in Mombo Bambus- Arten anpflanzen lassen, meist D. vulgaris und Dendrocalamus strictus, auf welch’ letzte Art eine Zeitlang großer Wert gelegt wurde, weil man glaubte, aus ihren soliden Stangen Lanzenschäfte für die Kavallerie herstellen zu können. Eine ganze Anzahl von Sorten brachte ich 1900 von Ceylon und Java mit, wir haben manche auch aus Saat gezogen, die die indische Forstverwaltung bereit- willig zur Verfügung stellte, und endlich erhielten wir eine Sammlung aus Japan. Von den für hier geeignetsten Arten BD. vulgaris, B. arundinacea und D. strictus sind Tausende von Stecklingen und jungen Pflanzen von Amani aus abgegeben worden. Momentan (1907) sind in Amani folgende Arten vorhanden: Bambusa vulgaris Wend!. mit gelbem oder grüngestreiftem Halm und ohne Dornen. BD. arundinacea Restzs. mit grünem und unten dornigem Halm. Dendrocalamus strictus Ness. mit nicht hohlem Halm. Kerner: Bambusa heterocycla Carr. B. mitis Poir. B. Oliveriana Gamble. B. quadrangularis Fensi. Cephalostachyum pergracile Munro. Gigantochloa aspera Krs. Goatev Kr. Phyllostachys aurea A.e. Riviere. Ph. bambusoides Sieb et Zucc. Dh lemomis. Ph. nigra Munro, der japanische schwarze Möbeibambus. Ph. sulfurea A.e. C. Riviere. Teinostachyum Dullooa Gamble. Bambus ohne spezifische Unterschiede werden im Hindustani und Persischen nat, bans, in Java freng, im Malayischen duluh, mambu, bei den Tamilen mungzl, mangal, bei den Arabern gasab genannt. Der Sanskritname soll vansa, kichaka sein. Über die unsichere Abstammung des europäischen Wortes »Bambus« vergl. Nulenu, Burmell Ss. 54 Einige Arten, besonders 3. arundiacea und Melocanna bambusoides bilden in ihren Stengeln eigenartige, meist aus Kieselsäure bestehende Kon- kretionen, die unzerbrochen einen Ausgufßß der Bambushöhlung bilden. Sie sind in der Medizin der Orientalen ein verbreitetes »Heilmittel« (Arabisch-Persisch — fabashir) gegen alle erdenklichen Krankheiten, und auch als Aphrodisiacum ist der Stoff gesucht. Schon den Griechen und Römern war der Stoff bekannt, wurde aber durch die arabisch-persischen Ärzte des 10. und ıı1. Jahrhunderts erst weit verbreitet. | Der Name Zabashir soll von dem Sanscritwort Zavakkshira (Rindenmilch) abstammen, den Stoff selbst aber soll man jetzt in Indien bans-lochan, bans-kapur, bei den Tamilen wzunga-luppu, im Sanscrit vansa-lochanu, venu-lavanam nennen. Man glaubt, daß das saccharon, saccharum von Dioscorides und Plinius sich vielfach auf dieses /abashir und nicht auf Zucker bezog, und daß man im Alter- tum beides miteinander verwechselte (Hackel in Engler’s Nat. Pflanzenfamilien). Vergl. darüber auch Watt’s ausführliche Angaben im Dictionary of Economical Products of India. Stuhlmann, Beiträge zur Kulturgeschichte von Ostafrika. 42 4. Ceasalpinia Bonducella Roxb. ist ein dorniger Kletterstrauch, der von Südindien an, im malayischen Archipel und in dem größten Teil des tropischen Afrikas heimisch ist. In seinen Hülsen findet man ziemlich große, blaugraue, fast kugelrunde und steinharte Bohnen, die ethnographisch in vieler Hinsicht so interessant sind, daf3 wir sie hier er- wähnen müssen. Die Samen werden gepulvert als ein angeblich gutes (?) Fieber- mittel in Indien verwandt; sie enthalten einen brechenerregenden Bitterstoff, Bonduein. Man nennt sie manchmal »das Chinin des armen Mannes«. Die Pflanze heißt hier »zRormzve, bei den Wanika mduruga, mfurwe, in Unguru msoro. Die komme genannten Körner werden zu dem dao-Spiel benützt: In einem Holzbrett (dao, ubao, mbao) sind 32 Löcher in vier Reihen angebracht, außerdem zwei größere Löcher als Vorratsstellen. In bestimmter Weise werden nun die Aomzve-Kerne in diesen Löchern verteilt. Herr Baron v. St.-Paul hat dies Spiel mit seinen recht komplizierten Spielregeln genau studiert, die mir aber unbekannt geblieben sind. Das Spiel heißt bei den Waganda smoöse, und anscheinend ganz dasselbe Spiel bei den Malayen onka. Es findet sich in Ostafrika sicher bis zum Zambezi, und Felsblöcke, in welche die 32 Löcher ein- gegraben sind, hat man in Rhodesia gefunden. Man hielt sie dort sogar für antike Inschriften (v. Luschan, Zeitschr. f. Ethnolog. 1906, S. 897). In Ägypten, wo das Spiel wzankal'ah heißt, hat das Brett nur 12 Gruben. Solche »Bretter«, in Erz gegossen, sind auch aus Benin bekannt, das Spiel auch in den Bissagos- Inseln, Liberia und überall in Westafrika, sowie in Syrien. Es wäre sehr interessant, zu untersuchen, wie weit genau dies Spiel ver- breitet ist und woher es ursprünglich stammt. Mir kommt es manchmal so vor, als ob es eine arabisch-persische Einführung sei, die sich in sehr früher Zeit recht weit verbreitet hat. Die Leute nehmen aber auch Kiesel, andere Bohnen etc. dazu. Die Bonducella-Bohnen sind hier nur am meisten dafür gebräuchlich. Die mburuga oder mfurwe Kerne werden vom Zauberer auch zu Orakeln benützt. Er greift die in einem Sack befindlichen Bohnen heraus und sieht ob »gerade oder ungerade«, oder ähnliches nach, um danach die Gefährlichkeit einer Krankheit (Krapf) oder anderes herauszubringen, ähnlich, wie die waganga es sonst mit Zeichen tun, die sie auf ein mit Sand bestreutes Brett machen, oder mit arabischen Buchstaben- bezw. Zahlenorakeln. Nach den Ausführungen von G. Oppert (Mitt. z. Gesch. d. Medizin u. Naturw. IV. 1905, S. 434) ist dandhuka eine Altsanskritbezeichnung für die Caesalpinia Bonducella, bei Watt finde ich dies Wort nicht sondern nur Aubera-kschi, putikaranya, latakaranja. Die Bohne ist nach Oppert früh als bonduk-hindi zu den Arabern gekommen. Man soll sie in alten Zeiten als Geschosse in Indien verwandt haben und soll dann später auch die aus den Geschützen (mahantakamana — Todesmaß) geschleuderten Bleikugeln dandhuka genannt haben, und nach diesen hat man die Feuerwaffe dandhuki, bundukie genannt. »Nach der kleinen runden Bohne ward zuerst die Bleikugel, dann das Geschütz, aus welchen sie geworfen wurde, genannt«. Und außerdem kam noch eine andere Namensverdrehung zustande. Die Haselnuß hieß karyon pontikon, aus dem pontikon machte man das aramäische pfunduk, das arabische ffundug; dies Wort ward mit dunduk vermengt, und die Haselnuß erhielt den Namen dunduk. Und mit dundugiyatun, banadıgalun be- zeichnete man auch eine venetianische Zechine (vielleicht von der Gestalt eines darauf abgebildeten Turmes, den man für eine Kanone hielt??); man nannte dann alle venetianischen Waren und Venedig selbst ebenso, dafl3 einige das arabische bonduk von Venedig (Danadik) ableiten wollten, was auch möglich ist. Nebenbei sei erwähnt, daß Oppert in der angegebenen Arbeit nachweist, daf3 die Indier schon in sehr alter Zeit, lange vor den Europäern, das Pulver gekannt hatten. Auch bei uns in Ostafrika heißt das Gewehr bdunduki, bei einigen Leuten, die sich auf ihre arabischen Kenntnisse etwas einbilden, auch slah (»Waffe«) oder (auf türkisch) Zefezgk. In Ägypten nennt man das Gewehr meist nach dem Pulver darzdi, und nicht wie sonst nach der Flintenkugel — Bon- ducellabohne dundukr. Als die Portugiesen hier ca. 1500 eintrafen, hatten die Einwohner von Kilwa bereits 4 Kanonen (bombardas in der Beschreibung von Mayr, Siehe Strandes, S: 02). 5. Casuarina equisitifolia Forst. Die Casuarinen sind an der Meeresküste von Ostafrika eine Charakter- pflanze für die sandigen Stellen. Die feinen graugrünen, besenförmigen Zweige von der Tracht der Schachtelhalme lassen jeden Laien den Baum erkennen, aber die hier oft gehörte Meinung, es sei eine mit den Koniferen verwandte Pflanze ist ganz irrig. Sie gehört systematisch vielmehr in die Nähe der Wal- nußbäume und Weiden. Die Casuarinen haben ihre gröflte Ausbreitung in Australien, finden sich aber auch in Neu-Kaledonien, den Sunda-Inseln, im tropischen Asien, auf den Maskarenen, Madagaskar und in Ostafrika. Unsere spezielle Art ist in Ost-Australien, Neu-Kaledonien, Südasien bis Ostafrika ver- breitet. Aber es ist auffällig, daf3 sie bei uns nur unmittelbar an der Meeres- küste spontan vorkommt, wachsen tut sie wie andere Casuarinen-Arten auch im Gebirge ganz gut. Außerdem kann man bisweilen z. B. an der. Nordspitze Zanzibars beobachten, wie sie viel häufiger an der Ostseite als an der Westseite steht. Es ist deshalb recht gut möglich, daf3 die Samen ursprünglich durch Strömungen, sowie wohl auch die der Cocos-Palme — und wie sicher der Bim- stein — hierher getrieben ist. Die Swahili nennen den Baum mvrndy'z, mvindya, in Reunion heifßst er /z/ao. Das Holz der Casuarinen ist vorzüglich, von schöner Maserung. 6. Dalbergia melanoxylon G. et P. ist ein kleiner Baum unserer Steppengegenden, der. stellenweis recht häufig ist. Er hat einen hellen Splint und ein sehr dunkles, ungemein hartes Kernholz, 42" = 1,0060, —= das eine tiefpurpur bis fast schwarze Farbe hat. Doch ist es nie ganz ebenmäfßig schwarz sondern immer etwas mit purpurnen Streifen durchzogen. Dies Holz kommt unter dem Namen grenadzılla-Holz in den Handel. Soweit ich orientiert bin, wird es in erster Linie zur Herstellung von Flöten, Klarinetten u. dergl. verwandt, dann auch für Türklinken. Im Lande macht man gern aus den schrägen Querschnitten des Baumes Scheiben von möglichst unregelmäßiger Ge- stalt zum Befestigen von Gehörnen. Der Baum heißt an der Küste npingu, in Usegua mAzngo, in Unyamwezi mgermbe, in Abessinien auf Tigrinja sopfz, szbbe. Der Bedarf von diesem Holz auf dem Weltmarkt ist ein ziemlich be- schränkter, und deshalb ist immer, wenn einmal größere Mengen davon ver- schifft wurden, längere Zeit keine Nachfrage mehr danach. Es gingen aber dann und wann von der nördlichen Küste und noch mehr von Lindi ziemliche Mengen fort, dann aber stockte die Abladung wieder stark. Man bezeichnet dies Holz auch als »falsches« Ebenholz. Eine der besten Sorten von echtem Ebenholz kommt auch auf den Markt in Zanzibar, aber nicht von hier sondern von Madagaskar. Die Bäume Dzos- pyrus haplostylis Boiv. und D. microrhombus Hiern. sind seine Liefe- ranten, also zur selben Familie gehörig, aus der die südasiatischen Ebenholzarten stammen. In der Literatur, z. B. noch in Englers Pflanzenwelt Östafrikas, ist erwähnt, daf die größere Menge des »Zanzibar-Ebenholzes« von Diospyrus mespiliformis Hochst. stammt, einem weit verbreiteten Baum mit ganz- randigen Blättern und kleinen apfelartigen, eßbaren Früchten. Es ist dies viel- leicht möglich, ebenso daf3 auch eine Anzahl Leguminosen mit dunklem Kern- holz »Ebenholz« liefern, aber meines Wissens stammt der Handelsartikel, den man in Zanzibar als grenadil! bezeichnet, und der allein dort in einigen Mengen verfrachtet wird, von Dalbergia. Gutes indisches Ebenholz von verschiedenen Dzrospyrus-Arten wurde sicher bereits im hohen Altertum nach den Mittelmeerländern gebracht. Schon im Exodus ist es als habenim, hobnem als von den Leuten Dadan gebracht ge- nannt. Die Dedän besaßen nach Sprenger (Geographie S. 113) Inseln und versahen Tyrus mit den Produkten von Indien. Ezechiel erwähnt Elfenbein, Ebenholz und Teppiche (deged) als ihre Artikel. Dedän ist nach der Bibel der Bruder von Sheba (Sabaeer), und beide waren Söhne Ra’emas. Es werden die »Maken« $. ©. Arabiens und die Einwohner der Baharein Inseln im Altertum gewesen sein, die nach Diridotis-Teredon reisten, der uralten Handelsstadt an der Mündung des Euphrat, — der früher unabhängig vom Tigris in den persischen Golf mündete —, und von da aus ging es per Karawane oder stellenweis zu Schiff das Euphrattal entlang nach Syrien. Auf dieser einen »Weihrauchstraße« werden die alten Völker das indische Ebenholz erhalten haben, aber sie lernten sicher auch schon früh außerdem das äthiopische Ebenholz kennen, edenos, von dem Herodot berichtet, daß die Abessinier es als Tribut nach Persien brachten. Es muß dies also zu einer alten Zeit gewesen sein, etwa im 6. Jahrhundert v. Chr., — 661 — wo die Assyrer oder Perser ihre Macht weit nach Südwesten ausgedehnt hatten. Das Ebenholz heißt bei den Arabern und Persern adbnus, abnuse-hindi, es ist also wahrscheinlich, dafß die alten klassischen Völker, sowie die Juden ihr kabenzm, hobnem, ihren griechisch-lateinischen Namen ebenos, ebenum von den Arabern, »Puniern« oder Persern erhielten, von denen der Bibel nach die Phönizier es be- zogen. Im Hindustani soll es edans, abnus, tendu, kendu, timbor! usw. heißen. Die ersten Worte werden durch die mohammedanischen Herrscher nach Indien eingeführt sein, wo man am Hofe von Delhi doch lange Zeit hindurch nur persisch sprach. In alter Zeit aber scheint man aus Afrika nur von den nördlichen Ländern, etwa von Abessinien und seiner Nachbarschaft, Ebenholz ausgeführt zu haben, denn darauf bezieht sich wohl die obige Nachricht des Herodot und Dios- corides, vielleicht auch von ÖOberägypten. Weder der Periplus noch sonst alte Berichte erwähnen es von Ostafrika; bei Strandes kann ich es selbst für die Portugiesenzeit nicht als von hier aufgeführt finden und ebensowenig bei Kapitän Smee ı8ı1. Es wird eben in Europa usw. früher wie heute meist das bessere indische gekauft sein, und erst die europäischen Kaufleute werden, vielleicht etwa in den 50er oder 60er Jahren vorigen Jahrhunderts es von Zanzibar gebracht haben. Noch in den Soer Jahren diente es meist als »Schwergut«, wenn man nichts anderes schweres hatte, um es unten in die Segelschiffe zu legen. Wie groß die Ausfuhr in letzter Zeit war, ist recht schwer festzustellen. Es werden in der Statistik eben Bau-, Nutz- und Edelhölzer zusammengeworfen und nur getrennt nach »roh bearbeitet« und »zu Balken und Brettern bearbeitet. Die Hamburger Statistik führt nur solches von Madagaskar u. a. auf, aber nicht aus Ostafrika. Das von Madagaskar ward mit 19 Mk. pro Dz. deklariert, das Grenadill-Holz ist gewif3 noch weniger wert. In den »Sachverständigen Berichten« über Hamburgs Handel pro 1905 finde ich, daß die Abladungen von afrikanischem Grenadill 1906 sehr hoch waren, auf Hamburg kamen 22 199 Stück mit 691900 Kilogramm, 1907 19905 Stück mit 692500 Kilo. Die Einfuhr in Hamburg an Grenadill-Holz gestaltete sich nach den »Sach- verständigen Berichten« folgendermafßsen: in Kilogramm in Kilogramm 1876— 1880 78750 1599 188 400 1881— 1890 195 260 1900 286 400 1891 170000 1901 673400 1892 430000 1902 217000 1893 63 000 1903 380000 1894 23 000 1904 210000 1895 218000 1905 204000 1896 248000 1906 691000 1897 326 500 1907 692 500 1898 286 400 — 0662 — Wahrscheinlich hat der Neger in ältester Zeit vielfach das Grenadill-Holz und andere Harthölzer zur Anfertigung von Werkzeugen anstelle von Eisen benutzt. Ich fand vor Jahren in einer Höhle in den Uluguru-Bergen eine Feldhacke aus diesem Material und hörte, daf3 zeremoniell noch jetzt beim ersten Bestellen des Feldes in jedem Jahre der »erste Spatenstich‘ mit einer Hacke aus mpzngo ge- tan werden müsse. | Aus dem Grenadill-Holz und Einlagen von Elfenbein in interessanten stilisierten Pflanzenarabesken sind die großen »Sultansstühle« gefertigt, die als seltene Stücke von Lamu und Umgebung kamen und die jedenfalls recht alt sind, wenn man auch ihre Beflechtung aus Bindfaden, die Stuhlrohr-Flechtwerke nachahmt, wieder ersetzt hat. Da aber die Form dieser Sessel ganz unarabisch ist — mit hoher steiler Lehne, Armstützen und Fufibank -— so vermute ich, daf3 es sich um Nachbildungen portugiesischer Stühle handelt, die man in Mom- bassa sah. 8. Juniperus procera Hochst. In den Gebirgen von Ostafrika, von Abessinien bis dicht zum Nordende des Niassa-Sees, kommt in Lagen von über 1600 Meter (am Kilimandjaro sogar nur über 2500 Meter) eine Wacholder-Art vor, die dort neben den zur Gattung Podocarpus gehörigen Koniferen recht bedeutende Bestände bildet, auch in Abessinien, im Somalihochland und im Massaihochland. Das bekannteste Vorkommen ist das im »Shumme« genannten Teile von Westusam- bara, oberhalb von Masinde und Makumbara. Dort ist ein Hochplateau mit auf- gesetzten Hügelrücken; die dazwischen befindlichen flachsohligen Täler sind mit niederem Gras bestanden und haben tiefen Humusboden, die Hügel sind mit Bäumen bewachsen, die besonders durch ihren Behang mit Bartflechten einen ganz nordischen Eindruck machen. Aber nicht im entferntesten gehören alle dortigen Bäume zu den wertvollen Funrzperus, viel Podocarpus und anderes ist dazwischen, und die »Zedern« haben einen recht eigenartigen Wuchs, der ihre Verwertung etwas erschwert. Der Stamm ist nämlich stark geflügelt, so dafs bei Aufarbeiten immer viel Abfall herauskommt, ganz abgesehen davon, dais recht viele der Bäume kernfaul sind. Leider ist in früheren Zeiten von den Eingeborenen, besonders von den Wambugu-Hirten und von dem »Sultan Sembodja in Masinde sehr arg mit den schönen Bäumen gehaust worden. Man schälte ihre Rinde ab, um sie als Dachdeckmaterial zu benützen. Noch um 1897 habe ich massenhaft Häuser oben in den Bergen und auch im Orte Masinde in der Ebene damit gedeckt gefunden. Aber die so getöteten Bäume widerstanden den Einflüssen des Klimas ausgezeichnet; alte gestürzte Exemplare, auf denen große andere Bäume gewachsen waren, und die demnach schon mindestens 20 Jahre im Walde gelegen hatten, zeigten ein ganz gesundes Holz, das nicht die Spur verrottet war. Der Funiperus wird in Usambara mwvangati genannt. Einige behaupten, es gäbe dort zwei Arten oder Varietäten davon. In Abessinien heilt die Art auf Tigrinja ssahheddi, ssakhadi, zähhäddi, auf Tigre nerret, auf Amhari /heda, de’ct, sadd, bei den Saho sserid. Das was im Handel als Zedernholz gilt, kommt jetzt immer von Pflanzen dieser Gattung. Der Bedarf von »Zedernholz« ist nun zu Hause immer recht groß, die besseren Sorten für die Bleistiftfabrikation, die schlechteren für Zigarrenkisten und Luxustischlereien. Dies Usambara-Zedern- oder Wacholderholz ist in seinen älteren Stücken schön braun von gleichmäßiger, weicher Beschaffenheit, es reift nicht, wirft sich nicht, und es nimmt die Politur gut an. Somit ist eine kommerzielle Verwertung recht viel versprechend. Nach Gieseler (Pflanzer II., S. 7) soll es sich zu feinem Möbelholz, Täfelungen, Fournieren, geringeres zu Zigarrenkisten eignen, jedoch soll es für Bleistifte nicht sonderlich tauglich sein. Allerdings schrieb 1897 Herr Kurz, von der bekannten Bleistiftfabrik in Nürnberg (Notizbl. d. Bot. Gartens Berlin I. 1897, S. 239), dem wir Proben da- von sandten, daf3 das Holz vom Schumme-Wald härter als das der »virginischen Zeder« sei, daf3 man es aber anstelle von gebeiztem Linden- oder Erlenholz für Bleistifte 2. Qualität verwenden könne. Bestes Florida Zedernholz war damals in Nürnberg für 6—-ı0 Mark der Zentner zu haben. Da nun dies Holz nach Semler (tropisch-nordamerikanische Waldwirtschaft 1888) naß 512 Kilo, trocken 448 Kilo pro Kubikmeter wiegt, wird also etwa 9—10 Zentner davon auf den Kubikmeter gehen, der demnach 1897 in Nürnberg 54—100 Mark wert war. Das beste Bleistiftholz kommt nach Angabe von Wiesener (Rohstoffe II, S. 163) von der roten Zeder, Funipevus virgineana L., anderes von der Florida-Zeder, 7. Bermudiana L., während das Zigarrenkisten-Holz von Cedrellaodorata L.gewonnen wird, einem Baum, der in Westindien und Guiana wild wächst oder vielfach angebaut wird, ebenso von C’edrella toona aus Indien. Es scheinen nun die Vorräte von bestem Bleistift-Zedernholz geringer und teurer zu werden, deshalb hat man versucht, den Baum in Süddeutschland und Tirol anzupflanzen, und mit Erfolg. Das in Kultur in Deutschland gezogene Holz soll genau dieselbe Güte wie das amerikanische haben. Nach Hamburg wurden eingeführt an »Zedernholz«: 1903 876 508/00 cbm im Wert von 1676380 Mk. 1,91 Mk. pro "Yon cbm 1904 823. 38.0, N Zr u 13320.180% TOR», re 1905 STASI ER ee est LAGO OLO 5, TO20 er 1O0072.17,00 4932 san, 2045510... 278. ae SW, OO 350 3300, 2 VE a 07:900,930 I, EA, Ausgeführt seewärts: 1903 163 835 '/ıoo cbm im Wert von 264450 Mk. 1,61 Mk. pro "/ıoo cbm 1904 T4000n., SShSUEN e un 213,47, 00, MWAGRES. 5 1905 TAOSA7n N ae ii NED ACHTE NAAR 1906 NOS, a u 109580080 154, a Ra 1907 AZOREN PERSSTOLORE MIT 2O:, — 4 — Es bleibt demnach das meiste im Lande, und zwar die besseren Sorten, denn die Ausfuhrpreise sind geringer als die Einfuhrpreise. Die Ausfuhr von Hamburg ging zum größten Teil nach Bremen. Die Preise bei der Einfuhr waren 1905: von den Vereinigten am Atl. Meer 4,38 Mk. pro "/ıoo cbm „, MKostankan ee. 2. neue, OO ern 3 n ae. Ce en 1,200 ee " „ . eiMexıkor am Atlant. Meer 2. WiToome ee BEN ıkarapua, ee O7 en: s% A er eiidade nee ee 1,20, 500% = R% Ta ON neh, RR SB a San Salvador GONE ,s 35 2 Brasilien?” in 172 Tuer r = Jamalkarı sy. Roh n 3 002 Dommsom zen: BO 5 53 Ich weif3 nicht, ob hierbei nur Funzperus-Holz oder auch solches von Cedrella war, ich vermute das letztere. Beim Preise von ı'/, Mk. pro !/ıoo cbm würde der Kubikmeter ı25 Mk. oder der Doppelzentner 27,67 Mk. kosten, beim Preise von ı Mk. pro '/ıoo cbm also 22,22 Mk. In den »Sachverständigen Berichten« über Hamburgs Handel ist erwähnt, daf3 1906 Florida-Zedernholz in Zufuhr fehlte, es kamen nur 2 Partien Haiti- Holz an, das weniger gut verwendbar sei. Die Gesamtzufuhr war 3433 Stück mit 100000 Kilo. Die Einfuhr in Hamburg gestaltete sich folgendermaßen (Sachverständigen Berichte 1907). Zedern zu Zigarrenkisten. Zedern zu Bleistiften. pro "/ıoo cbm. Kilogramm im Durchschnitt. 1856— 1860 129 800 1861-1870 203 147 18711880 401130 1881-1800 327 806 150 500 1891 560 686 230 000 1892 262 000 134 000 1893 368 390 66 400 1894 381 368 538000 1895 192730 765 000 1896 520076 607 000 1897 530 509 705 000 1898 376034 684.000 1899 347 024 235 000 1900 681 384 251 800 Zedern zu Zigarrenkisten Zedern zu Bleistiften pro !/ıoo cbm Kilogramm im Durchschnitt 1901 280 301 189 100 1902 226 107 26 200 1903 235 306 130 000 1904 224597 1 040 000 1905 342 566 5 10 400 1906 502 928 : 100 000 1907 572014 355 000 Wir können daraus schließen, daß der größte Teil der Einfuhr an »Zedern- holz« in Hamburg sich auf Zigarrenkisten — Cedrella — -Holz bezieht. Im »Tropenpflanzer« ist der Preis für Zedernholz leider nicht notiert. Die Durchschnittspreise von »Zedernholz« aller Art bei der deklarierten Seeeinfuhr in Hamburg waren: 1OS1 1955 22,20%. pro Dz. n881. W805 17,48 pro Dz. 1856— 1860 23,00, 1886 — 1890 2A SU 5 1861— 1865 DEN er 1891—-1895 16506... 1866 — 1870 ZOOM 1896 — 1900 1O,TOR Na 7871 1875 202, 5 Ak ai 1901-1005 BOSAS 1876— 1880 22 | 1906 Da, Wie die Preise pro '/ıoo cbm in solche für den Doppelzentner umgerechnet sind, weiß ich nicht, denn bei der Einfuhr ist für 1905 1,62 Mark pro "/ıoo cbm angegeben, was 36 Mark pro Doppelzentner entsprechen würde. In der anderen Liste ist der Doppelzentner 1905 mit 21,23 Mark angegeben, was 0,96 Mark pro /\oo cbm sein würde, immer wenn man annimmt, daß der cbm 9 Zentner wiegt. Vielleicht ist ein ganz anderes spezifisches Gewicht bei der Umrechnung zu Grunde gelegt, denn der Artikel wird pro "/ioo ebm notiert, die Übersicht von 1850— 1905 ist aber pro Doppelzentner gegeben. Jedenfalls ist aus ihr ersichtlich, daß der Artikel bis 1890 sank, dann wieder auf den Preis vom Jahre 1850 stieg. Aber die Übersicht hat nur wohl relativen Wert, weil nicht ersichtlich ist, wie die verschiedenwertigen Holzarten an der Einfuhr in den verschiedenen Jahren beteiligt waren, und diese kann sehr auf die Durchschnittspreise einwirken. Mangels anderer Angaben aber muß ich aus dem mir vorliegenden Material schließen, daf3 1897, als Herr Kurz schrieb, das Zedernholz abnorın billig war (15,05 Mark pro Doppelzentner) und daß es 1905 schon bis 21,23 Mark pro Doppelzentner stieg, also um über 25 °,. Die Preise werden demnach heute bedeutend günstiger sein als 1897. Da obiges die möglichst billigen Angaben bei der Verzollung sind, werden die Marktpreise tatsächlich noch höher sein. Wie hoch der Handel zu Hause aber das funzperus-Holz aus dem Schumme- Wald bewertet, ist mir unbekannt, kann auch wohl erst festgestellt werden, wenn die Praxis ein größeres Quantum davon aufgearbeitet hat. Gieseler (Pflanzer I S. 8) schreibt, daß das Holz in Deutschland mit 200 Mark und mehr pro — rd Festmeter bewertet sei. Da es jedoch noch nicht auf den Markt gekommen, wird eine Preisnormierung sich erst in der Praxis später bilden können. Im Schumme-Wald beginnt man jetzt das Junzperus-Holz im großen aus- zubeuten. Eine Firma (Wilkins & Wiese) hat ein beträchtliches Areal zur alleinigen Ausbeutung erhalten. Sie bezahlt dort dem Fiskus einen bestimmten Satz für jedes Kubikmeter gefälltes Funzperus-Holz, gedenkt es an Ort und Stelle zu zersägen und zu exportieren. Ein bedeutender landwirtschaftlicher Betrieb zum Anbau von Futter ist eingerichtet für die Pferde, welche zum Herbeischaffen des Holzes dienen. Vor allem aber ist eine enorme Drathseilbahn im Bau be- griffen, die das Holz von ca. 1800 m auf ca. 500 m Meereshöhe hinunter an die Bahn schaffen soll. Man erzählt, daf die Baukosten der Bahn allein 1 '/;s Millionen Mark be- tragen sollen, und daf} die ganze Anlage, bis sie in Betrieb kommt 2—2'/, Millionen Mark kosten wird. Es handelt sich demnach um das größte wirtschaftliche Privat- unternehmen in der Kolonie, und mit Spannung wird erwartet, wie dies kühne Wagnis finanziell auslaufen wird. Geht es gut, so wird diese Gesellschaft die Exportwerte von Deutsch-Ostafrika um sehr große Ziffern vermehren. Denn wieviel Holz muß ausgeführt und verkauft werden, um nur allein die ausgelegten Kapitalien zu verzinsen und zu amortisieren, dann auch, um die jährlichen Be- triebskosten zu decken. Eine große Frage in der Zukunft ist, ob die doch mindestens 10000 cbm Holz pro Jahr, die das Unternehmen ausführen muß, nicht stark auf den Markt drücken werden. Hamburg führt jetzt ja allerdings allein ca. S000 cbm von Z/edernholz aller Art ein. Wie groß der Weltbedarf davon ist, habe ich leider nicht feststellen können. Kaum wird aber das Ganze für die Bleistiftfabrikation benützt werden können, auch die Luxustischlerei wird hoffentlich sich des schönen Holzes annehmen, das wetterfest und doch leicht ist. Aber wie grofs sind die Vorräte im Schumme-Wald? Ich vermute, daß man nicht mehr als 30 cbm davon auf den Hektar rechnen kann und fürchte, dafß von diesen 30 cbm nur die Hälfte, vielleicht nur ein Drittel nutzbar sein wird, da der eigenartige Wuchs des Holzes mit seinen Flügeln und bis zum Zentrum gehenden Rindenfalten sehr große Abfälle bedingt. Stimmt das, dann müßte zur Erzielung von 10000 cbm nutzbaren Zedernholzes 1000 Hektar abgeforstet werden. Und je weiter man in der Ausnutzung fortschreitet, um so höher werden die Transportkosten zur Säge und zur Drathseilbahn werden. Die Zukunft muß auch lehren, ob sich die Bearbeitung an Ort und Stelle lohnen wird, schon weil der Eingangszoll für bearbeitetes Holz in Deutschland soviel höher als für Rohholz ist und weil aus dem Abfall 21% —4'/a/o Zedernöl destilliert werden kann und die bei der Destillation zurückbleibenden Späne noch den Pelzfärbereien beim Zurichten ihrer Felle dienen (Gildemeister u. Hoff- mann, S. 355). Die Ausnützung des Holzes ist also in Deutschland eine viel größere als sie in Ostafrika sein kann. Das Öl kostet in Deutschland im Detail ca. 3,50 Mk. pro Kilo. Ich vermute, daß man auch noch das andere Holz von Hoch-Usambara, das von Podocarpus usambarensis Pilger. ausführen will, (muse, mse). Es ist ein helles, schönes Werkholz, das für viele Arbeiten mit Fichten- holz konkurrieren kann. Dies aber kann für etwa 50 Mk. pro Kubik- meter nach Südafrika geliefert werden. Und für die Grubenarbeiten und vieles andere hat man sich eben in den Minengebieten Südafrikas, die doch in erster Linie als Abnehmer in Frage kommen, an Pitch-pine-Holz gewöhnt. Man wird, auch wenn man andere Sorten billiger erhalten kann, nicht von diesem Pitch-pine abgehen. Da beim Minenbetrieb zu große Werte von der Güte des verwandten Holzes abhängen, wird man schwerlich wegen geringer Ersparnisse gefährliche Experimente wagen. Vielleicht kann man in West-Usambara auch Sandelholz (Osyrzs fenuifolra) und Acocanthera ausnützen. Kurz, die Entwickelung dieses Unternehmens wird mit sehr grofSer Spannung verfolgt. Gelingt es, so wird es für die ganze Kolonie von sehr grofser Wichtig- keit werden. Vertraglich muß die Firma dem Fiskus nur für das geschlagene Holz zahlen, der Fiskus aber beabsichtigt, die genutzten Strecken wieder aufzuforsten. Daf3 er dies der Arbeiter wegen auf etwa 1000 Hektar jährlich wird leisten können, möchte ich bezweifeln. Als Mauch die bekannten Ruinen Zimbabye im heutigen Rhodesia-Maschona- Land entdeckte, fand er über einer Tür einen Tragbalken aus »Zedernholz«, das noch den charakteristischen Geruch hatte. Aus diesem Fund wurden einer- seits die abenteuerlichsten Schlüsse von Libanon-Zedernholz gemacht, das von Phöniziern dorthin gebracht sein soll, andererseits zu beweisen gesucht, dafs die Bauten nicht alt sein könnten, weil sonst Holz zerfallen sein müßte. Nun gibt es aber in Südafrika und Madagaskar eine ganze Anzahl von Bäumen, deren Holz zedernartig ist, nämlich die Gattung Callztris, z.B. C.(Widdringtonia) juniperoides (L.) Eichl., den »Cederboom« der Buren u. a. m. Eine Art davon kommt auch im Shire-Hochland vor (C. Whyteri [Rendle] Eng!.. Sollte das von Mauch damals mitgenommene Stück Holz noch in einer heimischen Sammlung vorhanden sein, so würde durch eine anatomische Untersuchung sich wohl sicher feststellen lassen, zu welcher Gattung jenes Holz gehörte. Herr Graf Linden schreibt mir aber, daf} sich nichts von der Nachlassenschaft von Dr. Mauch in Stuttgart usw. auffinden ließe. Ist dies Ca/lztrzis-Holz ähnlich geartet wie das der Usambara-Juniperus, so kann es ohne Schaden einige Hundert Jahre unzersetzt überdauern, denn dieses wird von den Termiten nicht angenommen. Beweisen läßt sich aus jenem Funde Mauch’'s also herzlich wenig für das Alter der Ruinen. Erwähnen wir noch kurz, daf mit Zedros, cedrus die echte Zeder bezeichnet wurde, die heute fast verschwunden ist. Aber schon im Altertume wird auch die Funiperus Oxycedrus L. als kedros genannt, daneben mit arkeuthos und MOOS. bei Homer Mon. Und auch die C’a/litris guadrivalvis von Nordwestafrika (Atlas-Vorland) nannte man kedros, citrus. Kedros galt als giftwidrig, krank- heitsabwendend. Darum nannte man die im selben Ruf stehende, in der Kaiser- zeit eingeführte Zedrat-Zitrone ebenso cedro, citrus, braucht man sie doch heute noch in Süddeutschland, Italien bei Leichenbegängnissen als krankheitsabhaltend ; die Leiche erhält eine Zitrone in die Hand und ebenso die Leidtragenden, da- neben auch Dasz/icum-Kraut, das auch in Indien den Ruf hat, Unglück ab- zuwenden. (Vgl. oben S. 79.) Als cirus-Holz galt im Altertume nicht das Holz der Zitronen-Bäume, sondern das der Zedern-artigen Calztris guadrivalvis. Und heute nennt man Zedernholz vor allem die Funzperus-Wacholder-Hölzer, sowie ein entfernt ähnlich aussehendes Holz eines gar nicht zu den Koniferen gehörigen Baumes, der C’edrella odorata!! 8. Khaya senegalensis (Quill. et Perr. Es sind mächtige Bäume mit gradem, schönem Stamm, die das afrikanische Mahagoni-Holz liefern. Diese Pflanze ist dem westindischen Mahagoni-Baum (Swietenia mahagoni Facg) sehr nahe verwandt. Sie kommt häufig in Westafrika vor und bei uns in den Vorländern der küstennahen Gebirge, wie z. B. am Fuße der Usambara-Berge. Der schönste, leider nicht sehr große Be- stand findet sich in Mombo, wo er ein kleines Wäldchen von Riesenbäumen bildet. Der Baum heift dort dwvaua, bei Amani mshahr-mambu. Die Erfahrung hat gezeigt, daß die Pflanze sich leicht vermehren läßt und an den Hängen bei Amani leidlich rasch wächst. Das Holz ist rötlich, feinfaserig und in großen Stämmen astfrei, deshalb ein ausgezeichnetes Werkholz. Von Westafrika werden Stämme dieser oder einer nahe verwandten Pflanze als »afrikanisches Mahagoni« in den Handel gebracht. So sind z. B. meines Wissens die Täfelungen der Treppenhäuser in den Dampfern der D.-O.-A.-Linie aus diesem Holze hergestellt. Nach der wechselnden Mode aber variieren solche Luxushölzer sehr im Wert, und wenn sie zu Fournieren geschnitten werden, auch sehr mit den einzelnen Stücken, indem für Blöcke mit schönen »Spiegeln« das 10—2ofache wie für andere ohne solche bezahlt wird. Die große Masse afrikanischer Mahagonihölzer aber bringt meist nicht ganz die Hälfte vom Preise des aus Honduras und St. Domingo stammenden, aber fast - dasselbe wie das aus Mexiko, Guatemala, Kostarika, Kolumbien verschiffte. An Mahagoniholz überhaupt wurde in Hamburg eingeführt: 1904 1998465 "/ıoo cbm. im Werte von 3278580 Mk. d.h. 1,69 Mk. p. '/ıoo cbm. T9052.21:0060,617 , ;; are R 54 2453.2900 Sl ro y5 1906 2448480 „, te S Se ERZIAOTO N a > 1907, 491207780, oa dan " 118089704, u ea „ Davon aus Westafrika: 1904 1277936 "/ıoo cbm. im Werte von 1805 420 Mk. d.h. 1,41 Mk. p. '/ıoo cbm. TO057 71.141478 5 Bi ss BELA STOL nal 25 I: Ns 1900. 2124405, RAIL: H FROH DEN 4, 110,80: 122) von Kamerun 1,19 1007 3800378 EN n „ 4788230 ,, » „1 (1,24)Mk. von West- afrika per "/ıon cbm. Daraus ist ersichtlich, wie sehr die westafrikanische Provenienz überwiegt. Die Zufuhren von Mahagoniholz aller Art sind in Hamburg gestiegen. Die »Sachverständigen Berichte« geben folgende Zahlen in "/ıoo cbm., die etwas von denen der Einfuhrstatistik abweichen: 1856— 1860 287 400 "/ıoo cbm. 1861— 1870 Aszo7S8 H 187 1—1880 5ELB7O „s 1881— 1890 4100137. 8, is 1891 557550 » 1892 323250 „„ 1893 635960 ,, " 1894 i 408945 un 1895 ngA200 2, 25, 1896 GBA > 1897 Say 1898 834031 ,„, 1899 686028 $„, 1900 1054355 „ „ 1901 050014 0, 35 1902 451577 » » 1903 912243 „ 1904 WSOATIL „ 1905 1062422 ° y 1906 AO023780 55, 2 1907 A31050°..,, =, Dies Holz wird neuerdings eben wohl bedeutend vielseitiger verwendet als früher, besonders beim Schiffs- und Bootsbau, ist auch für Mobilien modern ge- worden. Die Preise von Mahagoni werden in Hamburg immer pro "/ıoo cbm notiert. Obiges sind die bei der Einfuhr verzollten Preise. Auf dem Hamburger Markt kosteten nach dem »Tropenpflanzer« im Juni 1907: Mahagoni aus Mexiko 1202,75, N „ „ \Mestindien 1,50 2,00 .. eieıka 0,70— 3,00 also der Kubikmeter 70— 300 Mark. „’ ke 670 Ze Die Durchschnittspreise aller Mahagoni-Arten gegen frühere Jahre sind fast konstant gesunken. So kostete in Hamburg bei der Einfuhr der Doppelzentner, also wohl rund !/,o cbm: 1851-1855 22,29 IN 1861-1865 25 1806..1870 19, POL 1075 DIN 1876— 1880 20,32 06 1881— 1885 TOO, 1886 — 1890 LO,BA 1891-1895 16,70: „, 1896 — 1900 TS RO, 1I901— 1905 13,48. ;; Es ist dieser Preisrückgang weniger dem Umstand zuzuschreiben, daf3 dies Holz nicht so mehr Mode ist wie in der ersten Hälfte vorigen Jahrhunderts, wo seit der Empire-Zeit jedermann seine Mobilien daraus herstellen lief, sondern vielmehr dadurch, daf3 große Mengen des billigeren, westafrikanischen Holzes auf den Markt gebracht wurden, das vor allem wohl von Lagos, dann auch von Togo und Kamerun kommt. Leider ist der Baum in Deutsch-Ostafrika nicht so häufig, daf3 eine Aus- fuhr im grofen möglich scheint. Das kleine Wäldchen in Mombo ist wohl der größte Bestand in erreichbarer Nähe, und hier sollten die schönen Riesenbäume als Naturdenkmal geschont werden; das Land ist zum Waldreserwat erklärt. Einige Bäume mußten bei dem Bahnbau fallen, und einige sind leider als Material zum Bau einer Brücke verwandt worden, die durch Benutzung dieses kostbaren, ex- portfähigen Materials recht teuer geworden ist. Es gibt dort Stämme von 1!/a—2 Meter Durchmesser und 30—40 Meter astlosem Schaft, die also ein ganzes Kapital repräsentieren. Da sie dicht an der Bahn stehen, kann man sie leicht ausführen. Ein großes Stück war für die Berliner Kolonialausstellung 1907 gesandt, konnte dort aber seiner Größe wegen nicht Platz finden und kam ins kgl. botanische Museum nach Dahlem. 9. Melia Azedarach L. ist ein Baum, der bei uns erst etwa seit 1896 allgemein eingeführt ist, zuerst scheinbar bei Lindi, dann von Daressalam aus allgemein. Ich glaube aber, daf} schon vorher in Zanzibar einige Exemplare waren, ebenso wie die nahe ver- wandte M. asedarachta L. Unter dem Namen »indische Syringe«, Zxlas des Indes, »persische Lilia«, »przde of India« ist dieser Baum bekannt, der sehr rasch wächst und schon nach ı—1'/s Jahren seine Rispen vıoletter, fein nach Flieder-Syringen duftenden Blüten zeitigt. Zuerst macht der Baum auch eine schöne, dichte Krone, die jedoch später bald sparrig und sehr windbrüchig wird, wogegen man nur durch guten Schnitt ankämpfen kann. Außerdem wird er sehr von Zoranthus-Misteln. heimgesucht. Immerhin ist es aber ein beliebter Baum, deren Blütenduft angenehm ist. Beide Arten sind wild in Indien, M. asedarach am Himalaya, M. asedarachta in Südindien, und beide im ganzen Tropengürtel kultiviert. Wahrscheinlich sind sie durch die mohammedani- schen Perser verbreitet, denn darakte heilt auf persisch »Baum«. Auch an das Mittelmeer ist die Melia asedarach von den Arabern verbreitet, wo die Italiener ihn /asseruolo nennen. In Indien heift er 22, Maharatts »zınd, Sans- krit zzında, in Tahiti zra, in Anam sau-dan. 10. Poinciana regia Bojer. ist eine Leguminose mit schöner, schirmförmiger Krone, die fast das ganze Jahr grün ist. Zwischen Dezember und Februar sind die Bäume mit Mengen von scharlachroten Blüten bedeckt, so daf3 sie wie riesige Blumenkörbe aussehen. Der Baum ist in Madagaskar heimisch, von dort aus wohl zuerst nach den Mascarenen-Inseln verpflanzt. Die Franzosen haben ihn in der Folge unter dem Namen »/famboyant« überall in den Tropen verbreitet. Auch in Zanzibar wird er seit Anfang des vorigen Jahrhunderts eingeführt sein, als von Reunion aus alle möglichen Gewächse eingeführt wurden. Oder aber die Missionare haben ihn von Reunion aus gebracht. In Bagamoyo standen 1888 schon alte Bäume da- von. Jetzt hat man diese Pflanze überall an der Küste als Alleebaum, im Ge- birge gedeiht sie aber nur kümmerlich. 11. Salvadora persica Garcin. ist ein Strauch, der von Ceylon an durch Vorderindien, Persien, Arabien und einen großen Teil von Afrika verbreitet ist. Man nennt ihn meist den »Zahn- bürstenbusch«, weil überall im Orient seine Zweige am Ende aufgefasert werden und so als pinselförmige Zahnbürsten dienen, deren sich Araber und Neger sehr fleißig bedienen. In Aden erhält jeder Reisende diese Zahnpinsel angeboten, und hier bei uns sind sie das unentbehrliche Requisit von Jedermann unter den Farbigen. Die Pflanze heißt hier bei uns wwswakr, bei Kilossa sagassa. Das Wort inswaki ist wahrscheinlich aus dem Persischen hierhergekommen, wo die Pflanze darakt-i-miswak heilst, die Araber sollen sie arak, trak, khardjal, kabbar, pilu, auch szoxak nennen, die Indier kubdur, diar, pllu, kakhan, kauri-jal, kabbor, im Sanscrit ?z/u, im Talmud soll sie Arardul heißen, im Pushtu smzswar, plewan, in Abessinien heift sie addaz, bei den Agau schzwellscha, bei den Tuareg Zchag. Zichag, tihog. Soweit ich weiß, wird im Arabisch-Persischen zzszwakr allgemein für jedes Holz gebraucht, das zum Reinigen von Zähnen und Mund dient. Ob das Wort aus dem Arabischen oder Persischen stammt, weiß ich nicht. Auch bei uns werden, wenn man die Sa/vadora-Zweige nicht hat, solche von anderen Pflanzen benützt, z. B. von Sycygrum owariense von einer ubugu genannten Schlingpflanze, u. a. m. 12. Sapindus trifoliatus L., der Seifenbaum, ist in Nordwest-Indien, Bengalen und Süd-Indien heimisch, wo man ihn rz/ha, arıtha, auf Sanskrit Phenzla, urista, arıshta nennt, die Araber sagen rzla, funduk-t-hindi, die Perser brndake-hindt. In Zanzibar und an der Küste findet man den Baum manchmal, in Dares salam stehen einige im Park (vielleicht S. saponaria). Die Früchte sind in allen Indierläden als arifa zu haben. Sie dienen zum Waschen von empfind- lich gefärbten Stoffen, besonders von Seide. Denn gerieben geben sie einen Schaum wie Seife. Aber alle saponinhaltigen Pflanzen sind giftig und deshalb mit Vorsicht zu benützen; in manchen Gegenden braucht man sie als Fischgift. Auch Sapindus mukorosi Gä rin. ist in Indien heimisch, während Ss. sapondia L. aus Amerika stammt. Ich vermute, daf3 die Zanzibar arzia- Samen’der S..277z2/o/2arus. zugehoren. 13. Sesbania grandiflora Pers. ist ein kleiner sparriger Baum mit gefiederten Blättern und sehr großen, weißen oder gestreiften Schmetterlingsblüten, der in Zanzibar und an der Küste manch- mal kultiviert wird. Er stammt aus Indien, wo seine Blüten heilig sind und als Tempelspende dargebracht werden. Die Blüten werden auch in Zucker gekocht, die Blätter als Gemüse gegessen. Stellenweis wird er im großen felderweis ge- baut, so in Indien (Trichinopoly) und Java, weil die Zweige und Blätter ein wert- volles Viehfutter geben. Da die Pflanze auch bei uns gut gedeiht, wird sich ihr Anbau zum selben Zweck lohnen. In Indien heißt der Baum agartı, agastı, agust, bak, buka usw. 14. Tectona grandis L. Der Teak-Baum ist erst seit neuerer Zeit bei uns angebaut. Ich erinnere mich nicht, früher in Zanzibar oder an der Küste ihn gesehen zu haben. Die ersten wurden im Versuchsgarten zu Daressalam etwa 1895 von mir angepflanzt und zwar aus indischer Saat. Als wir sahen, daß die Pflanzen hier rasch und anspruchslos wuchsen, bezogen wir große Mengen von Saat durch Vermittelung der indischen Forstverwaltung, erst von Bombay, in späteren Jahren auch von Hinterindien und seit 1901 von Java. Die Saat ist dann verteilt worden, z. B. wurden schon vor Jahren in Mohorro, und bei Muheza durch Herrn Zschaetzsch gröfsere Anpflanzungen gemacht, die rasch und lückenlos in die Höhe wuchsen. Scheinbar haben wir zwei Varietäten der Pflanze erhalten, eine mit sehr rauhen, grauen Blättern, eine mit glatteren. Ob diese sich im Holz verschieden verhalten, ist mir unbekannt. In späteren Jahren haben dann Kommunalverwaltungen und besonders die Forstverwaltung sich dieser Kultur im großen angenommen. Eine sehr schöne Anforstung kann man z.B. an der Usambara-Bahn beim Halteplatz »Steinbruch« hinter Tanga sehen, ebenso in den sogenannten Pugubergen bei Daressalam. Zur Verminderung der Kultur- kosten wird in der ersten Zeit Mais zwischen gepflanzt, durch dessen Verkauf ein großer Teil der Anlagekosten wieder eingebracht werden. Es ist nicht wahrscheinlich, daf3 man viel vor 80 Jahren ein Nutzholz wird erzielen können, abgesehen von einer kleinen Vornützung durch Verkauf von Stangenholz. Solche Anforstungen werden sich deshalb wohl nur für den Staat empfehlen, der mit einer geringen Verzinsung auskommen und lange warten kann. Aber auch für diesen werden hier in den Tropen meines Erachtens sich alle Auf- forstung nur in zwei Richtungen empfehlen, einmal, wenn irgendwelche Flächen aus Gründen der allgemeinen Bewaldung und dadurch bedingten Regenverteilung überhaupt angeforstet werden sollen — eine sehr wichtige Aufgabe —, dann aber, weil wir in der heimischen Industrie, besonders im Schiffsbau gerade dies, durch nichts anderes zu ersetzendes Holz absolut nötig haben, mit seinem Bezug aber ganz vom Ausland abhängen. Möglichst billig erstellte Teak-Waldungen, die später aufjer Brandschutz kaum noch der Pflege bedürfen, können unter diesem Gesichtspunkte von großem nationalökonomischen Vorteil für den Staat werden, auch wenn ein direkter finanzieller Gewinn nicht dabei herauskommt oder generationenlang auf sich warten läßt. Ebenso wird eine solche An- pflanzung für Private sich an solchen Stellen empfehlen, die andere Kulturen nicht gestatten, wo aber eine Bewachsung von Hängen der Wasserhaltung wegen oder zum Windschutz wünschenswert erscheint. Die Bäume nehmen mit ver- hältnismäßig dürftigem Boden vorlieb; wenn sie nur kein Grundwasser und keine undurchdringliche Tonschicht finden, können sie gerne ein wenig steinigen Boden haben, Kalk scheint von Vorteil zu sein. Man sollte aber nur Saat von Hinterindien oder Siam benutzen, nicht von Java, dessen Teakholz weniger wert ist als jenes. Tectona hat seine Heimat in den Randgebirgen (Ghats) der Westseite Vorderindiens, in Hinterindien, Siam und in Ost-Java. Dort kommt er in großen Beständen vor, die während der trockenen Zeit ihr Laub abwerfen. Der Baum heifst im Sanskrit saka, in Indien sagun, saklı, sagwan, sag, sal, bei den Tamilen ze#rka, den Telegu Zeku,*) in Birma kyun, ky-won, bei den Ma- layen und in Java jyat, djatti, bei den Arabern und Persern say. Es scheint, daß der Periplus dies Holz schon als sagalına erwähnt (aramäisch saga), (Löw, Ber. d. bot. Ges. 1901, S. 127). Ibn-el-Batuta nennt ihn sädsch. *) Nach Yule u. Burnell stammt die angloindische Benennung Zeak vom Malayalal tekka, Tamil fekku. Stuhlmann, Beiträge zur Kulturgeschichte von Ostafrika. 45 In Zanzibar und an unserer Küste heißt das Holz msadji, saji,*) also mit dem arabischen Namen, der wohl aus dem indischen stammt. Es werden von Bombay aus ziemliche Mengen davon zu recht hohen Preisen eingeführt. Neuer- dings, bei der Entwickelung von eigenen Sägewerken, kann man für viele Sachen es recht gut durch das Holz von Chlorophora excelsa (mvule der Swahili, dem odum von Westafrika egde-t der Ewe, momangi in Kamerun) ersetzen, welcher Baum sehr schönes, astloses Holz liefert, das ebenfalls fast ganz sicher vor Termitenfraf3 ist. Dieser Baum kommt in den Gebirgen sowohl als im Vorland an ziemlich feuchten Stellen vor, wenn auch nicht in geschlossenen Beständen, so doch in ziemlicher Anzahl. Leider läßt er sich schwer anpflanzen, denn die jungen Pflänzchen sind nach der Untersuchung von Prof. Vosseler sehr der Vergallung durch den Stich eines Blattflohes (Prytolyma lata Scott) unterworfen; es ist wahrscheinlich, daf3 die Pflanze nur in dichtem Busch auf- kommen kann. Zu vielen Arbeiten aber kann dies Holz das Teak nicht ersetzen, das die besondere Eigenschaft hat, einmal ausgetrocknet, sich nie wieder zu werfen und deshalb für Schiffsdecks unersetzlich ist. Das C’klorophora-Holz ist frisch heller und dunkelt stark im Lichte nach. Leider aber wird nun nicht nur C’hlorophora als »mvule< ausgeführt, sondern auch ähnliche Hölzer werden mit versägt, wahrscheinlich wegen mangelnder Beobachtung der Exporteure. Für richtiges Mvzl/e soll 160—180 Mk. pro cbm. bezahlt werden. Siam-Teak kostet allerdings 210— 350 Mk., das javanische ist be- deutend billiger. Nach Zanzibar kommt das Teakholz von Bombay, oft auch mit den Reisdampfern von Rangoon. Es kostet in Zanzibar je nach Sortiment 180 bis 250 Rup. pro cbm. oder 40 cb.-Fuß. Als afrikanisches Teak-Holz wird sonst auch das von Pierocarpus eri- naceus Poir. bzw. Pt. Bussei bezeichnet, mininga der Wanyamwezi (auch afrikanisches Rosenholz genannt), welcher Baum ein ganz vorzügliches Holz liefert, aber leider immer nur vereinzelt in den großen Wäldern von Der/inia Eminii (myombo, in Uhehe umkwe genant) vorkommt. Dann gilt auch Oldfieldia africana als afrikanisches Teak. In Indien und Java benutzt man Teak viel als Eisenbahnschwellen, die auch nach Südafrika und anderen Gegenden versandt werden. Die meisten unserer hiesigen Hölzer haben sich trotz Imprägnierung dafür nicht bewährt, sie zer- fielen in Trockenfäule oder wurden von Termiten angefressen. So ist man immer wieder auf die sicheren Eisenschwellen zurückgekommen, obgleich solche von Holz für das Befahren der Bahn bequemer sind, weil die Wagen darauf weniger stoßen. Ob es sich lohnen wird, die Abfallstücke von Chlorophora oder Funiperus-Holz als Schwellen zu verwenden, muß die Zukunft lehren. Imprägnierte deutsche Schwellen haben sich gar nicht bewährt, und solche aus Teak sind wohl nicht billiger als eiserne. *) Europäisches Tannenholz wird hier zzsonabari genannt. Die Einfuhr von Teakholz in Hamburg gestaltete sich nach den »Sach- verständigen Berichten« folgendermaßen: 1876—-1880 720, cbm. 1881 — 1890 SS: 0 1891 1950 1892 Se; 1893 I 200 5. 1894 O4: 7, 1895 2650 1896 40007, 1897 2 500 1898 4040 1899 3140 1900 5455 1901 DA 1902 6 400 1903 2639 1904 5323 1905 & 9929 1906 6440 ,, 1907 30907 5 1906 z. B. von Birma und Siam 49738 Stück 3200 loads von Java 14 143 Sr 1900 cbm. Planken und Decksplanken waren begehrt, Balken weniger, der Konsum stieg entschieden mit unserem steigenden Schiffsbau. Zur Ausnutzung der Holzbestände von Deutsch-OÖstafrika sollten sich aufser den schon bestehenden — im Jahre 1908 die OÖstafrikanische Holzgesellschaft (Betrieb der Anlagen der Sigi-Export-Gesellschaft), die Deutsche Holz-Gesellschaft für Ostafrika (D. K. G.) und die Afrikanische Handels- und Forstverwertungs- Gesellschaft m. b. H. gebildet. = 45 XXIl. Zierpflanzen. 1. Canna indica L. Diese auch in Europa allgemein bekannte Zierpflanze, von der es zahlreiche Kreuzungen und Kulturformen gibt, wird vielerorts in Ostafrika gezogen. Bei den Europäeransiedlungen fehlt diese dankbar und mühelos zu behandelnde Pflanze wohl nirgends. Aber in Zanzibar und an vielen Punkten der Küste kommen meist nur die Naturformen mit fast stets roten kleinen Blüten und grünen Blättern seit recht langer Zeit vor, und zwar als Ziergewächse, aber be- sonders weil man aus den schwarzen runden Samen Perlschnüre herstellt. Die Leute nennen die Pflanze nach Sacleux miasbihi, ein Wort, das offenbar von tusabi, tesbiht, tasbü, tesbiht = Rosenkranz kommt, da man die Kerne auch zur Herstellung von Rosenkränzen benützte. In Usambara und am Kilimandjaro ist die Pflanze in Halbkultur oder halb- wild. In Usambara nennt man sie nach Holst safahzli und benützt ihre Kerne als Perlen. In sehr großen Mengen sah ich sie 1891/2 im Semliki-Tal zu beiden Seiten des Flusses am Fuße des Ruwenzori-Berges. Sie stand dort in den Bananen- hainen mit Capszcum und einer stacheligen Solanee zusammen. Sie ist sonst noch aus dem Bahr-el-Gazal-Quellgebiet und aus Westafrika von Senegambien bis Angola bekannt (Engler's Pflanzenwelt). Ich glaube, sie auch in Uganda gesehen zu haben. Es wäre recht interessant, zu wissen wie weit sie im Innern Afrikas ohne direkten Einfluß der Europäer vorkommt. Bei Wildemann (Flore du bas et moyen Congo. Ann. du Musee du Congo 1904) finde ich sie noch zwischen Tumba, Mani und Popokabaka, bei Eala erwähnt. Die ganze Pflanzenfamilie der Cannaceae, die allerdings nur eine Gattung und wenige Arten hat, ist auf das tropische Amerika beschränkt (Petersen in den »Natürl. Pflanzenfamilien«). Somit ist auch anzunehmen, daß die bei uns an manchen Stellen anscheinend wild vorkommende Art hier nur verwildert ist und ursprünglich aus Amerika eingeführt wurde, von wo sie auch nach Europa schon 1570 in Kultur kam. Ich nehme an, dafß3 sie zusammen mit Mais und Capsz- cum etc. durch die Sklaventransporte nach der Westküste eher als nach der Ostküste kam, und sich mit diesen Pflanzen zusammen ins Innere verbreitete, vielleicht eben ihrer Perlen-Kerne wegen. Auf welchem Verbreitungswege (von West oder Ost?) die von mir im Semlikital gefundenen Pflanzen dorthin gelangt sind, kann man nicht angeben, solange nicht festgestellt ist, ob sie auch im ganzen Kongogebiet von der Küste bis zu Semliki zu finden sind, wie ich bei- nahe annehmen möchte. An die Ostküste werden sie später zusammen mit allen möglichen anderen amerikanischen Kulturpflanzen gekommen sein. Wer sie aber hierher brachte ist nicht festzustellen. Vielleicht die Portugiesen, die sie auch wohl als Rosenkranzlieferanten geschätzt haben mögen, und die sie sicher in der ganzen Welt direkt oder indirekt verbreiteten. Auch in Indien kommt sie vor, aber scheinbar nur gebaut oder verwildert, wenngleich Balfour sogar den Sanskritnamen sz/arumba dafür angibt. Es wird dies aber wohl ein neuer Sanskritname sein, oder eine Übertragung von der Benennung anderer Pflanzen auf Canna. Aus dem Rhizom stellt man in anderen Ländern Stärke her, was in OÖst- afrika unbekannt ist. - 2. Jasminum Sambac Alt. Die großblütige indische Jasmin-Art wird in Zanzibar und an der Küste hier und da angepflanzt, besonders die Indier gebrauchen sie gerne als Schmuck bei ihren Festen. Sie ist in Indien einheimisch. Ob es sich aber vielleicht um F. officinale L. oder $. grandiflorum L. handelt ist mir nicht bekannt. Die Sambac soll in Indien mostra, bel mogra usw. in Arabien saman, yasaman, wardt-abyas, in Tunis yasımin, in Persien sambak, gule saved heißsen, die $. offi- cinale in Indien chamba, samsem usw. Die f. grandiflorum in Indien chameli, Jatı, chambeli. Nach Schweinfurth’s Ansicht ist dieser großblütige Jasmin erst in der Kalifenzeit in Ägypten eingeführt. In Tunis ist er eine der be- liebtesten Zierblumen der so sehr blumenliebenden Farbigen; jeder trägt im Sommer einen Strauß davon hinter dem Ohr oder unter der Scheschiah. In Zanzibar nennt man die Pflanze yasınzni, und nach ihr und ihrem Wohlgeruch werden öfter Mädchennamen (asmini) gegeben. Bei den Tuareg heißt F.frutz- cans L. gurmi, agourmt. Fasminum Afu Gilg. ist eine wild in Ostafrika vorkommende kleinblütige aber schön duftende Art. Auch ihre Blüten sind bei den Arabern und arabisierten Negern beliebt, die sie afu, mwafu nennen, in Mombassa nach Sacleux mianda-ufu. Ich glaube kaum, daß sich in Ostafrika die Kultur der Arten zur Her- stellung von ätherischen Ölen lohnen würde, die übrigens jetzt meistens synthetisch fabriziert werden. 3. Nerium Oleander L. Der Oleander wächst auf Zanzibar und in den Anlagen der Küste in verschiedenen Formen, — gefüllten, wohlriechenden, rosa und weifßßen Sorten — und blüht fast das ganze Jahr reichlich, Der Strauch ist im Mittelmeergebiet bis nach Syrien und vielleicht bis Persien heimisch, im Süden des Mittelmeers und in Spanien, Sizilien massenhaft wild. Nerzon, rhododaphon, rhododendron ward er im Altertume genannt, von den Neugriechen pzkrodaphne, in Italien oleandron, leandro. Merkwürdig ist, daß antike Namen vor Plinius für die Pflanze zu fehlen scheinen, doch ist Engler davon überzeugt, daß sie im Mittel- meergebiet heimisch ist (Hehn S. 413). Die Araber nennen den Strauch defla, difli, difla (wohl von daphne ge- bildet), sum-i-himar (»Eselsgift«, ebenso wie heute noch in Süditalien amasz / 'asino), die Tuareg ele/, alli, die Perser kabr, kar-sahrah, die Indier kaner, kanel, karabi kamira, gamira, die Kabylen kitia, in Sanskrit sveia pushpa, vaxta pushpa, karavira (N. odoratum Lam.). Die Pflanze ist sehr giftig. Der Milchsaft macht unauslöschliche Flecke auf Tischwäsche usw. 4. Nymphaea stellata Willd. Die blaue Wasserrose oder Lotosblume ist bei uns in Ostafrika wohl die häufigste Art dieser Gattung, sie findet sich in Zanzibar und an der Küste fast in jedem Teich, ist von Ägypten an durch ganz Afrika bis Madagaskar und Südasien verbreitet. Die Swahili nennen sie makula, yungi-yunge, ma'ungti-ungt. Fast ebenso weit verbreitet ist MV. Lotus L., die weiß, rosa oder rot blüht und deren ausgewachsene Blätter scharfbuchtig gezähnt sind. Die Var. Stuhl- manii Schwfrth. derselben Art mit schön gelben Blüten ist bisher nur ein- mal von mir in einem Tümpel bei Bibisande in der Gunda mkali, Unyamwezi, gefunden. Die hellblauen, Blüten unserer Lotosblume haben einen sehr feinen Duft, wohl einen der zartesten, den man bei Blüten findet. Die beiden Arten waren im alten Ägypten die heiligen Lotosblumen, die als Opfer dienten, mit denen man sich schmückte, zu deren Duftgenuß man sich einlud — wie heute bei uns zu einer Tasse Kaffee —, die man als Totenbeigabe massenhaft zu den Mumien legte. Aus den Samen machte man Brod, die Wurzeln wurden gegessen. Schweinfurth gibt an, daß mit den Persern — also nach 525 v. Chr. — aus Asien noch die Ne/umbium speciosum Willd. in Ägypten eingeführt wurde, welche die alte Nymphaea im Kultus verdrängt habe. Die Wasserlilie heißt im alten Ägypten sessuz, sessen, sessin, neheb-t, nehab, nest (Dragendorff). Eine ähnliche Rolle spielt die Me/um bium-Wasserrose in Indien und der buddhistischen Welt. Sie ist von Persien durch Indien, Tibet, bis nach Japan verbreitet. Die Blüte ist der Sitz Brahmas und Buddhas, die Indier nennen sie kamala, kanval, ambal, gevaka, padma, — »om lami padmi om« sagt der Tibetaner tausende von Malen, wenn er seine Gebetsmühlen dreht: »O Herr, der Du auf der Lotosblume sitzt« —. In Arabien, Persien, Turkestan heißen die Samen zzlufar. Bei den Swahili werden mit den Blüten der blauen Wasserrose in Ver- bindung mit allen möglichen Spezereien böse Geister und Krankheiten vertrieben (Krapf). Au-punga pepo, den bösen Geist zitieren und austreiben, nennt man das; ein Weihwedel — mguisho — wird parfümiert und damit der Kranke an- gewedelt, um den Geist zu zitieren, das duruga genannte, mit Sand bestreute Brett wird als Orakel befragt, es wird geräuchert, getanzt und getrommelt bis der yzuni-Geist antwortet. Man bietet dem Geist lebende Opfertiere, Nahrung und alle möglichen Wohlgerüche an, damit er fortgeht. Alle Wohlgerüche gelten seit dem grauen Altertume eben nicht nur als Annehmlichkeiten sondern als krankheitswidrig und den Geistern angenehm. Emin erzählte mir, dafß am oberen Nil der Genuß der Wurzeln von einer Seerose als Impotenz verursachend gilt; in den meisten Gegenden werden aber die stärkehaltigen Rhizome gegessen. Hier in Ostafrika habe ich nicht gehört, daf3 man sie benutzt. 5. Plumiera alba L. ist ein Strauch mit dickfleischigen, grünen, stark milchhaltenden Zweigen, an denen man die Narbenstellen der abgefallenen großen länglichen Blätter sieht. Die reichlich an den Zweigenden stehenden Blüten sind weiß, innen gelb und haben einen intensiven, angenehmen Duft. Der Strauch ist viel in Gärten in Zanzibar und an der Küste angepflanzt. Die Franzosen nennen die Pflanze franchipanier, die Engländer Zemprle- tree, pagoda-tree, weil sie sehr viel bei den buddhistischen Tempeln angebaut ist, die Indier gw/a-chin (chinesische Blume), ckampa, chumpa usw. Es ist eigen- artig, daf3 diese Pflanze in den Kultus der Buddhisten und Indier aufgenommen wurde, obgleich sie eine Einführung aus Amerika ist. Ich glaube, daf} ihre Blüten gleichwertig gelten mit den Krischna geweihten gelben, stark duftenden Blüten der Michelia champaca L. (champac, champa der Indier), die viel als Opfer in den Tempeln niedergelegt werden. Als Seltenheit kommt in Zanzibar noch P/. rosea vor, vielleicht auch noch andere Arten. Wahrscheinlich sind die Plumieren von Reunion aus hier ein- geführt worden, etwa Anfang des 19. Jahrhunderts. 6. Rosa gallica var. damascena Mill. und R. chinensis Facg. Nach den Angaben von Engler in der »Pflanzen- welt Ostafrikas« sind es diese beiden Rosen, die in Zanzibar kultiviert werden. Lange bevor die Europäer sich dort mit Blumenzucht beschäftigten, wurden sehr — 680 — reich blühende Rosen einer hellrosa Sorte in Mengen von Arabern und auch von Indiern gezogen, die am besten im Tal des Mwera-Baches gediehen. Schon 1888 konnte man diese Blüten auf dem Markte kaufen oder bei vorheriger Be- stellung körbeweise erhalten. Bis nicht ein Kenner die genaue Varietät dieser seit langer Zeit dort kultivierten Rose festgestellt hat, ist es nicht möglich zu entscheiden, woher sie ursprünglich kam. Ebensowenig kann man die Zeit der Einfuhr raten. Es spräche ja der Umstand, daf3 in Persien bis in das 17. und 18. Jahrhundert das Hauptquantum von Rosenwasser — und auch heute noch viel — ebenfalls aus AR. damascena hergestellt wurde, dafür, zu vermuten, daf3 diese Rose schon früh mit den persischen Kolonisten aus Persien kam. Ich glaube das aber nicht, denn der heutige persisch-indische Name für die Rose (gx/) ist hier fast unbekannt, man nennt sie vielmehr warzdi, mawrilt, mawridi, maulidi, also mit einem aus dem arabischen abstammendem Wort. Ich vermute, daf3 erst im vorigen Jahrhundert die Herrscher von Zanzibar sich die Pflanzen kommen ließen für ihre Gärten, entweder aus Bombay oder wahr- scheinlicher aus Persien, mit welchem Lande auch heute noch durch Ver- mittelung von Maskat immer eine gute Verbindung ist. Das Rosenwasser (madjti- oder marasıhi ya waridi), das Rosenöl (mafuta- oder hal ya warıdı) und die getrockneten kleinen Rosenknospen (matumba maulidi, malumba waridi) da- gegen werden schon sehr lange überall dort bekannt gewesen sein, wo Araber waren. Noch heute wird eine große Menge von Rosenknospen und Rosenwasser auch von den ärmeren Leuten in Zanzibar und an der Küste bei Festlichkeiten verbraucht, ebenso als Zutat zu Süßigkeiten und Gebäcken. Billiges Rosenwasser wird aus Indien kommen, wo ja in Gazipur am Ganges auch Rosenöl (unter Bei- mischung von Sandelholzspänen) destilliert wird; das bessere aber wird aus Persien via Bombay bezogen. »Rosenöl« ist überall in den Indierläden käuflich, meist aber wird von Rosen nichts darin gewesen sein, sondern es besteht wohl durchweg aus reinem Palmarosa-Öl, (von Andropogon Schoenanthus). Natürlich ist auch echtes zu haben; z. B. war bei den Empfängen des Sultans von Zanzibar immer der Schlußakt der Zeremonie, wenn ein dicker Eunuche kam, um jedem, der den Empfang mitgemacht, einige Tropfen Rosenöl ins Taschentuch zu giefsen. Jetzt, wo so viele Europäer dabei erscheinen und die Mittel des Sultans nicht mehr so reich wie früher sind, wird diese Salbung nur noch bei besonderen Gelegenheiten geübt. Der Sultan ließ sich sein Rosenöl durch eine Hamburger Firma via Hamburg von Konstantinopel bezw. von Bulgarien kommen, wo seit dem 17. Jahrhundert in der Umgegend der Stadt Kezanlyk das dort gähak genannte Rosenöl für fast den ganzen Weltbedarf hergestellt wird. Heute wird etwas Rosenöl (arr-i-gul)*) außerdem in Gazipur in Indien für den Lokal- bedarf und vielleicht ein wenig in Tunis und Marokko, sowie in Persien *) Das ’aztor (von Angloindiern corrumpiert in o/fo of roses), Rosenöl, kommt aus dem Arabischen ’/r, Parfüm, ’at/ar, ein Parfümeur, Droguist, ’aftarı, dem Parfümeur gehörig. Daher das sz# el attarin, Parfüm-Marktstraße der nordafrikaniıschen Städte und der Name der Vra Latterini in Palermo in Erinnerung an die dortige Sarazenenzeit (Yuleu. Burnell, S:647). — 681. — im Distrikte Fuman, südwestlich von Räscht, in Gilan, Rosenwasser auch in Mei- mänd, südlich von Shiras, in Khansar, nordwestlich von Isphahan, in Gamsär bei Kashan, und in Kum, (alles in Persien) hergestellt (Flückiger), ebenso in Herah (Afghanistan). Die persischen Produkte gehen meist nach Bombay. Da- neben wird in Südfrankreich und bei Leipzig Rosenöl und -Wasser fabriziert (Schimmel & Co.). Wer sich für die Geschichte der Rose interessiert, lese in den Büchern von Flückiger, Gildemeister und Hoffmann, Hehn etc. nach. Die aus dem Orient stammende Pflanze scheint schon im grauestem Alter- tum des Geruches und der Farbe der Blüten wegen bekannt und geschätzt ge- wesen zu sein. Die Rose war der Inbegriff der Schönheit und Lieblichkeit, entstanden aus dem Blute von Adonis, des Geliebten der Aphrodite. Alles spricht dafür, daf die Kultur der Pflanze von Persien und Medien ausgegangen ist und über Thrazien zu den Griechen gelangte, die sie drodon, rodon, rodıa nannten. Und die Sprachforscher belehren uns, daf3 auch dies Wort aus iranischen Sprachen in vorhomerischer Zeit entlehnt wurde. Schrader schreibt in den Anmerkungen zu Hehn S. 258: »Daß griechisch 1'9550v eine alte vorhomerische Entlehnung aus iranischem Gebiet (vergl. awestisch vareda-Pflanze, neupersisch gul-Pflanze xaT'e£oyyv-Rose, woraus einerseits armenisch vard, andererseits arabisch ward, aramäisch vardäah, koptisch ver? entlehnt wurden) sei, und daß aus einem Griechischen poöt«, podeax (06er) wiederum das lateinische rosa hervorging, wird man auch heute noch als die wahrscheinlichere Annahme gelten lassen müssen «. — Aus altpersisch vareda soll mit Verlust des schliefßenden d, auf regelmäfßlige Weise das heutige, schon im Husvaresch vorkommende gw/, die Rose, ent- standen sein (S. 592). In Nordafrika, Abessinien, Nordindien wächst die Rosa moschata Mill, von der Dieck vermutet, daß sie das im Altertum geschätzte Rosenöl von Kyrene lieferte. Aber das Altertum kannte nur fette Öle, die mit Rosenduft gesättigt waren, nicht das destillierte Rosenöl, das nach Flückiger erst seit dem 16. Jahrhundert nachgewiesen ist. Die Rosa sancta Rich. ist nach Schweinfurth in Abessinien (sege reda) heute nur bei Kirchen angepflanzt und soll identisch sein mit den Garten- rosen, die in Ägypten in Gräbern aus der älteren römischen Kaiserzeit gefunden sind. Die R. abyssinica FH. heißt in Abessinien koloschim, gaga. Rosenwasser ist wahrscheinlich zuerst in Persien bereitet, im Beginn des 9. Jahrhunderts wurden von dort schon große Mengen davon exportiert, im 10. Jahrhundert z. B. nach China, Indien, Yemen, Ägypten, Spanien und Nord- afrika. Damals waren die größten Fabriken davon in Djur (dschur), Firuzabad zwischen Schiras und dem Meer. Die Araber haben bei ihren Eroberungszügen die Herstellung des Rosenwassers auch in Spanien eingeführt, doch kam noch bis in den Beginn der Neuzeit das Rosenwasser meist aus Persien und auch 682 — Mesopotamien, zuerst durchweg durch den italienischen Handel, später durch Portugiesen und Holländer. Rosenwasser ist für den Araber auch heute noch ein unentbehrlicher Luxus- artikel, es wird in eigenartig geformten, langhalsigen Flaschen aufbewahrt, die oft kunstvoll aus Silber hergestellt werden. Diese »Spritzflaschen« waren in Kilwa schon 1500 bekannt (Strandes, S. 42), damals ward schon Rosenwasser in Kilwa ein- geführt. Es ist in jedem arabischen Haushalt zu finden. Mit Rosenwasser werden viele süße Getränke (sherbet) parfümiert. Aus den getrockneten, meist recht schlechten Rosenknospen, die in jedem Indierladen zu haben sind, machen die Leute durch Zerreiben mit Sesam- oder Cocosöl ein Fett zum Einreiben des Körpers. Während uns modernen Europäern der Duft von Rosenwasser und Rosen- öl weichlich und aufdringlich erscheint, lieben die Orientalen diese Stoffe sehr. Neuerdings führte man eine Menge von Kultur-Rosen ein, die in Zanzibar recht gut gedeihen. Sie wollen lehmigen Boden und Windschutz. Bei Dares- salam sind sie nicht gut gewachsen. In Usambara, Nairobi, Uganda hat man das ganze Jahr hindurch blühende Rosen in bester Entwickelung und allen erdenk- lichen Sorten. Bei guter Pflege und Windschutz werden sie im Innern überall kommen. I. Säugetiere. Vorbemerkung. Es kann nicht die Aufgabe dieser Zeilen sein, Spezialuntersuchungen über die ostafrikanischen Haustiere und ihre geschichtliche Abstammung anzustellen, die Unterlagen dafür sind noch viel zu spärlich, haben wir doch noch nicht einmal genaue Beschreibungen der bei uns vorkommenden Rassen der einzelnen Haustiere, zoologisches Material an. Messungen und Schädeln fehlt so gut wie ganz. Auch ich habe im Lande selbst nicht viel Gelegenheit gehabt, mich ein- gehender mit den Haustieren beschäftigen zu können. Dazu kommt, dafs die Fachleute in manchen Fragen sich noch nicht einig über die Abstammung und Rassengeschichte der einzelnen Haustiere sind. So müssen wir uns hier darauf beschränken, die Meinungen der verschiedenen Forscher, wie V. Hehn, Ed. Hahn, C. Keller u.a. m. zusammenzustellen und daran einige Beobachtungen zu knüpfen, auch die Bennungen der betreffenden Tiere bei den verschiedenen Völkern zu geben und auf ihre Bedeutung für den Haushalt Ostafrikas ein- zugehen. Es wäre höchst dankenswert, wenn bei uns draußen die Fachleute, d.h. in erster Linie die dort lebenden Ärzte und Tierärzte, sich der Natur- geschichte der Haustiere etwas annehmen würden, die einzelnen Rassen genau beschreiben, Material an Schädeln und Messung einsammeln und verarbeiten sowie die Verbreitung der Varietäten feststellen würden. Wenn sie auch noch dazu die Überlieferungen der Eingeborenen darüber sammeln und die Namen der Tiere in allen Dialekten notieren, so würde das Material an Wert gewinnen. 1. Bos domesticus. (Siehe. Verbreitungskarte.) Das Rind ist für den Menschen das allerwichtigste Haustier, mit seiner Zähmung bezw. Domestikation beginnt die eigentliche Kulturgeschichte des modernen Menschen, denn Rinderhaltung, Düngung und Ackerbau sind die Grundbedingungen dessen, was wir als Landwirtschaft im europäischen Sinne P u OS bezeichnen, und mit diesen setzt der Beginn der Kultur unserer asiatisch-europäischen Region ein. Aber wie und wo fand diese Domestizierung statt? Es ist zu natürlich, daf3 sich mit dieser Frage sehr viele Forscher beschäftigt haben und daß dabei recht viele verschiedene Meinungen herausgekommen sind. Es fällt ganz außerhalb des Rahmens dieser Betrachtungen, hierauf im Einzelnen einzugehen, ich mul3 mich deshalb kurz fassen. Wenn auch der Hund wohl das älteste Haustier ist, so ist es doch kein ökonomisches im eigentlichen Sinne, auch war offenbar seine Zähmung nicht schwer, kleine Schakale oder dergleichen wurden leicht gezogen, oder sie ge- wöhnten sich an das Lagerfeuer von Jägerstämmen, von den Abfällen der Jagd lebend. Anders ist es mit den großen und wilden Säugern, die Stammväter des Rindes gewesen sein können. Es ist im höchsten Grade unwahrscheinlich, daf3 diese mit leichter Mühe und wie der Hund fast zufällig gezähmt wurden. Und ebenso unwahrscheinlich ist es, dafß man diese gewaltigen Tiere einfing und zähmte mit der Absicht, sie zum Ziehen, Pflügen zu benutzen, — was man doch alles in der Urzeit sicher noch nicht kannte, — oder auch daf3 man die Absicht hatte, durch Genuß der Milch und ihrer Produkte sich bei den Kälbern der Tiere gewissermaßen in Pension zu geben. Alles dies, was uns das Rind heute so wertvoll macht, muf3 erst ganz allmählich und gewissermaßen durch Zufall entstanden sein. Wie alle wilden Tiere, so wird auch das wilde Rind in der Urzeit vom Menschen gejagt worden sein, sein Fleisch diente ihm als Nahrung wie das von vielen anderen Tieren. Aber wie kam es, daf3 der Mensch gerade diesem Tiere seine besondere Aufmerksamkeit zuwandte? Eine sehr plausible Erklärung, und wahrscheinlich die einzig mögliche, hat Eduard Hahn in seinen schönen Werken über die »Haustiere« und über »das Alter der wirt- schaftlichen Kultur« gegeben, deren Studium ich jedem, der die Wirtschaft und auch die Geistesregungen primitiver Völker verstehen will, nur dringend empfehlen kann. Hahn ist der Meinung, dafS es religiöse, mystische Regungen waren, die zur Rinderhaltung führten. Er nimmt an, dafß der Mond immer mit Ver- ehrung betrachtet wurde, man schrieb ihm Einfluß auf die Fruchtbarkeit der Frauen (Menses!) und übertragen auch auf die Fruchtbarkeit der Erde zu, und man glaubte, in der Gestalt der Rinderhörner die der Mondsichel wiederzusehen. So kam es, daf3 das: Rind das heilige Tier der »großen Göttin« wurde, man opferte ihr Kühe, die man einfing; und um bei nötigen Gelegenheiten solche Opfertiere vorrätig zu haben, wenn sie z. B. bei Mondfinsternis versöhnt werden sollte, fing man wilde Rinder und hielt sie gefangen., Auf diese Weise wird zuerst die Zähmung und in langen Zeiträumen die Domestizierung des Rindes vor sich gegangen sein. Das Bildnis der Göttin aber wurde auf heiligen Wagen umhergefahren, die von kastrierten Rindern gezogen wurden, denn der Gottes- dienst verlangte vielerorts geschlechtslose Diener. Der Pflug war aber eine vom Wagen gezogene Hacke, mit der man den Schofß der Mutter Erde immer wieder öffnen mußte, um sie zur Hergabe ihrer Frucht zu bewegen. Der Gebrauch der Milch wird irgend wann sich nebenbei eingebürgert haben, und damit die Züchtung der Rinder auf Milchertrag, die durchaus nicht bei allen Völkern vor- handen ist, z. B. nicht in Ostasien. Wahrscheinlich ist diese Milchbenützung früher oder an anderer Stelle als die Erfindung von Wagen und Pflug vor sich gegangen. Dies ist, wenn ich ihn recht verstehe, der sehr einleuchtende Gedankengang von Ed. Hahn. Wer sich näher dafür interessiert, der lese seine höchst in- teressanten Werke nach. Man meint, daß ein Teil der Rassen des Rindes als Stammvater den Ur (Bos primigenius Boj.) hat, den rzmnu der Assyrier, den reemn der Hebräer, der in alter Zeit weit über Europa hinaus in Asien verbreitet war, und dessen letztes Exemplar 1627 in den Forsten von Jaktorowka in Massowien, westlich von Warschau, starb. Und zwar hat die Domestikation desselben mit allergrößter Wahrscheinlichkeit in der Gegend des Zweistromlandes stattgefunden, und wohl zu einer sehr frühen Zeit. Von ihm stammen dann alle die zur »Primigenius Form: gehörigen Rassen des Rindes ab, die in neolithischer Zeit, in der Pfahlbau-Periode in Europa auftraten, aber später als dort das sogenannte Torfrind bekannt war, das zur Gruppe der »Brachyceros-Rinder« gehörte, welche noch älter ist und mit Wahrscheinlichkeit aus Südasien stammte. Es fehlen mir die Spezialkenntnisse, um diese Rassenfragen genau zu ver- folgen, insbesondere die Variationen und die räumliche sowie zeitliche Verteilung der Brachyceros-Rassen. Ich finde aber in der Literatur die Annahme, daf die sogenannten Zebu-Rinder hierzu gerechnet werden müssen. Und diese bilden bekanntlich auch den Hauptbestand der Rinder des tropischen Afrikas. Keller ist der Meinung, daf3 ein anderer Stamm dieser Formengruppe über Ägypten, wo er schon in der vorpharaonischen Negadah-Zeit auftrat, nach Nordafrika und von da nach Europa wanderte, so die Torfrinder bildend, ebenso wie die Brachy- ceros- und Brachycephalus-Rassen, die wir besonders an der Peripherie der Ver- breitung des orientalischen Rindes finden. Es ist nicht unwahrscheinlich, dafs diese höckerlosen Brachycerus-Formen die älteren, die Höckerrinder aber eine spätere Züchtung sind, die von Südasien ausgehend, auch im alten Ägypten be- kannt waren, ebenso in Mesopotamien. Und auch im mykenischen Kulturkreis finden wir sie: auf Cypern gab es Höckerrinder, auch Alexander der Große soll eine große Herde aus Indien nach Griechenland gesandt haben. Eine Trennung der asiatischen und afrikanischen Zebu-Rinder ist nicht möglich, sie gehören einer einheitlichen und sicher auch an einem Zentrum entstandenen Rassen- gruppe an. Da nun aufer dem nicht in Betracht kommenden Büffel in Afrika einheimische Verwandte des Hausrindes (Bovina) fehlen, so ist es absolut ausgeschlossen, daf3 das Rind in Afrika entstanden bzw. domestiziert sein kann, es ist vielmehr sicher eine Einführung aus Asien. Es sind zwar im Pleistocen von Algier Reste vom Ur gefunden, aber diese kommen, auch wenn man sie für die Abstammung anderer Rassen in Betracht ziehen wollte, für die Zebu-Formen sicher nicht in Frage. 688 m Welches aber war nun der Stammvater unserer Zebu-Formen? Adametz hat n Baumann's Reisewerk (durch Massailand zur Nilquelle) meines Wissens als erster die Behauptung aufgestellt, daf3 der Stammvater aller Zebu der Ban- teng (Dos sondaicus) B. Danteng Rafyf!., sei, und CH Kellierist-mehrsals zehn Jahre später auf Grund neuer vergleichend anatomischer Studien zu dem- selben Resultat gekommen, und zwar soll nach ihm besonders der weibliche, weniger der männliche Banteng-Schädel dem der Zebu-Brachyceros-Rassen sehr ähneln. Nun wird diese Meinung recht viele Wiedersacher haben, denn der Banteng ist jetzt nur auf den malayischen Inseln in Java und Bali zu finden. Aber bei dem noch recht dürftigen palaeontologischen Material von aufßsereuropäischen Ländern ist es nicht unmöglich, daf3 Reste dieses oder eines nahe verwandten Tieres einmal in anderen, uns näher gelegenen Ländern gefunden werden. Mir scheint es recht wahr- scheinlich, daf3 die Stammväter der Zebuformen in Südasien gelebt haben, und dafs diese vielleicht früher als der BJos primigenius Boj. domestiziert wurden. Es ist zwar nicht sehr wahrscheinlich, daf3 der recht komplizierte und lange dauernde Vorgang der Domestizierung der beiden Wildrinder Dos Primigentius und sondaicus unabhängig voreinander in zwei verschiedenen Kulturkreisen statt- fand, es ist sogar recht wahrscheinlich, dafS die Zähmung für beide Formen in der Urzeit in dem Kulturkreis erfolgte, der die oben erwähnten religiösen Vor- stellungen hatte. Aber es ist ebenso gut möglich, daf3 in der allerältesten Zeit dieser Kulturkreis in Gegenden safS, in denen ein Banteng-artiges Tier*) lebte, und zwar zu einer Zeit, in der diese Tiere zwar schon als Opfer und zu anderen mystischen Zwecken verwandt wurden, zu der man auch begann die Milch zu nützen, — dais aber Wagen, Pflug und Getreidebau dort noch nicht sondern erst in späteren Sitzen dieser Völker erfunden wurden. Der Grund für diese Hypo- these ist, dal die aus dem orientalischen Rind hervorgegangenen Formen an- scheinend die ersten waren, die nach Westen gelangten (Torfrind, in Altägypten die dortigen Kurzhorn- und Langhornrassen) und besonders daß in ganz Afrika das Rind zwar fast überall verbreitet ist, dafß man zwar mit ihm auch einen Teil der religiösen Vorstellungen über das Rind, nicht aber den Getreidebau, die Düngung und besonders Wagen und Pflug dort eingeführt hat — mit Ausnahme der Mittelmeerregion, die dem europäischen Kulturkreis angehört, und Ägypten, Abessinien, die dem semitischen Kreis angehörten —. Das kann kein Zufall ge- wesen sein, auch nicht an dem refraktären Charakter der. Afrikaner gelegen haben, und ebensowenig wird diese Nutzanwendung des Rindes bei den Afrikanern verloren gegangen sein. Wenn mich nicht alles täuscht, muf3 das Zebu-Rind aus seiner in Südasien gelegenen Urheimat nach Afrika ausgeführt sein zu einer Zeit und aus einer Gegend, wo zwar seine gottesdienstliche Verwendung im *) Wir kennen eben meines Wissens paläontologisch von dort noch recht wenig, und auch die Rassen der heutigen südwestasiatischen Hausrinder sind noch kaum studiert. Es ıst recht gut denkbar, daß mehrere südwestasiatische Rinderformen die Stammväter des Zebu- Hausrindes waren. — 689 — Stammlande schon in Gebrauch war, wo man es auch bereits als echtes Haustier züchtete, wo aber weder Wagen, noch Pflug, noch Düngung noch Getreidebau be- kannt waren, denn diese sind nicht mit dem Rinde nach Afrika gelangt. Es wäre zu sonderbar, wenn bei der Auswanderung der Rinderrassen — und mit ihr auch wohl der Menschenrassen — aus Asien, nur ein Teil der damaligen Nutzanwendungen des Rindes mitgekommen wären. Es ist vielmehr sehr wahrscheinlich, daß man zur Zeit in der Urheimat diese eben noch nicht »erfunden« hatte, daf3 mit anderen Worten die Rinder und mit ihnen die betreffenden Menschen aus einer Gegend Asiens stammten, in denen man nur »Hackbau« und keinen » Ackerbau « kannte. Wir können sogar noch weiter die Hypothese aufstellen, daß das Rind in der Heimat eines bantengartigen Wildrindes zuerst in südlicheren Ländern in Gebrauch genommen war, in einer Gegend, aus der auch andere Kulturelemente der Afrikaner stammten, und daf3 Wagen, Pflug und Ackerbau erst erfunden wurden, als die ursprünglichen Besitzer des Rindes in andere Gegenden gezogen waren (Zweistromland?), oder nachdem sich die Leute von ihnen getrennt hatten, welche — unter vieler Blutmischung auf dem Wege und in der neuen Heimat — die Rinder nach Afrika brachten. Es kann so sein, daf3 das Rind zusammen mit dem ältesten Hackbau aus Asien nach Afrika gelangte, gebracht von Einwanderern, die sich vielleicht mit einer Urbevölkerung mischten und so den Grundstock der Neger bildeten, aber es muß das durchaus nicht der Fall sein. Wir kommen zum Schluf unserer Betrachtungen noch einmal auf diese Fragen zurück. Hier will ich nur anführen, dafßß anscheinend die ersten Wellen von Einwanderern, die wahrscheinlich aus dem Osten und Nordosten nach Afrika eindrangen nur einige Elemente des Hackbaues hatten, daf3 aber das Rind erst mit einer späteren Welle von Volks- elementen in den dunklen Kontinent gelangte, und zwar wahrscheinlich von Halbnomaden gebracht. Die Nomaden werden aus Hackbauvölkern hervor- gegangen sein, die durch irgendwelche Ursache ihre Scholle verlassen mußten und nur ihre bewegliche Habe mitnahmen, also in erster Linie ihr Vieh, die sich dadurch zwar ein besonderes Wirtschaftssystem bildeten aber die Produkte des Hackbaues ihrer Nachbaren immer benützt haben werden, sei es durch Tausch, sei es durch Raub. Solche Hirtenvölker haben wahrscheinlich mit ihrem Vieh eine der ältesten Einwanderungen in Oberägypten gebildet, indem sie über den schmalen Teil des roten Meeres kommend —- wenn dieser Grabenbruch da- mals überhaupt schon vorhanden war —, sich von Arabien aus im Niltal fest- setzten und vielleicht etwas Hackbau dort vorfanden oder ihn einführten, denn völlige Nomaden ohne eine primitive Bodenbearbeitung werden es nicht gewesen sein. Diese Leute werden die kleine, altägyptische, orientalische Rinderrasse, die dem Banteng noch nahe stehen soll, in das Niltal gebracht haben, und weiter werden diese Völker in unendlich langen Zeiträumen auch die Nord- küste von Afrika besiedelt und mit ihrem Rind versehen haben, von wo es vielleicht sogar auch nach Europa gelangte, wenn es dorthin nicht via Klein- Stuhlmann, Beiträge zur Kulturgeschichte von Ostafrika. 44 asien kam. Diese Völkergruppe (der Hamiten) wird, sich mannigfach mit den Urbewohnern mischend, auch direkt nach Westen in den Sudan ihre wohl höckerlosen Rinder geführt haben. Außerdem aber wurde eingeführt oder entstand in den südlichen Grenzländern von Ägypten ein neuer Schlag von Rindern, den das alte Ägypten wohl aus dem Süden des Landes bezog: die grofßshörnige Form ohne Höcker, die in Altägypten später als das altertümliche kurzhörnige Rind vielfach gehalten, die dann aber verdrängt wurde und heute noch in den Grenzländern von Abessinien, im Zwischenseengebiet und in Süd- westafrika sich findet. Ich glaube nun nicht, daf3 die ältesten Bantuvölker, die vielleicht selbst aus Asien kamen, wenigstens früher wohl kaum an ihren jetzigen Wohnplätzen saf3en, bei ihrer Einwanderung schon das Rind mit sich brachten; die ältesten scheinen, wie wir später sehen werden, Hackbauern gewesen zu sein, die aus ihrer Heimat Banane, Colocasie und manche ethnographische Elemente mitbrachten zu einer Zeit, in der Ostafrika noch kein Steppenklima hatte, also am Ende der Pluvialperiode.e Dann müssen noch mindestens ein zweites Mal Kultur- und Völkerströme von Nordosten aus in unser Gebiet gewandert sein, und zwar wohl wiederum in mehreren Perioden, und diese haben offenbar das Rind in der Zebuform aus Nordosten mitgebracht, daneben auch wohl noch Ziege, Schaf und eine Anzahl Getreidepflanzen. Diese Völkerwellen müssen angekommen sein, nachdem sich die Urwälder nach Schluß der Pluvialzeit aus den Gegenden zwischen der Küste und den großen Seen zurückgezogen hatten, und nachdem eine Steppenvegetation dort sich ausgebreitet. Ob es nun jene »älteren Bantu« Östafrikas, oder diese »jüngeren Bantu« oder aber reine Hirtenstämme waren, die das Rind erst sekundär den Hackbau treibenden sefßhaften Leuten brachten, ist schwer zu sagen. Jedenfalls ist die Rinderzucht mit dem ganzen Wirtschafts- system der meisten Östafrikaner nur sehr locker verbunden, sie ist eine Art von Sport, Luxus oder Kultus, wie man es benennen mag. Da aber in unendlich langen Zeiträumen sich von Norden kommende Hirtenvölker zwischen seßhafte Hackbauern schoben, und da beide voneinander Kulturelemente annahmen, ist die Entscheidung recht schwer. Sie wird vielleicht einmal möglich sein, wenn wir mehr prähistorisches Material in dem Lande gefunden haben werden, und wenn die Völkerkunde dort von grofßen Gesichtspunkten aus behandelt sein wird, wozu heute erst der Anfang durch die Arbeiten von Ankermann und Frobenius gemacht ist. Das wesentliche für uns ist einstweilen, daß das »Zebu«-Rind Ostafrikas von Nordosten und ursprünglich aus Asien gekommen ist, und zwar in einer recht weit zurückliegenden Zeit, und daß mit dem Rind nicht das Kultursystem von Ackerbau, Düngung, Pflug und Wagen dorthingelangte. Wir haben noch viel zu wenig genaue Kenntnis von den Rassen unserer ostafrikanischen Rinder, als daß es sich lohnen würde, auf sie im Detail ein- zugehen, leider fehlen mir selbst auch exakte Beobachtungen darüber. Es wäre im höchsten Maße dankenswert, wenn unsere Ärzte und Tierärzte es sich an- ei 691 — gelegen sein ließen, ein genaues, wissenschaftliches Material zusammenzubringen, um es selbst zu bearbeiten oder bearbeiten zu lassen; genaue Photographien und Beschreibungen, sowie Einsendungen von vielen typischen Schädeln wären er- forderlich. Es handelt sich um meist ziemlich kleine Rinder mit zartem Kopf, einer mehr oder weniger ausgeprägten Hautwamme am Hals, einem oft recht starkem Höcker auf dem Nacken und sehr kurzen Hörnern. Die Farbe variiert sehr, neben schwarzen kommen viel rote, gescheckte und weiße, auch falbe Tiere vor. Besonders große Formen sind an einigen Stellen (Usukuma), recht kleine an anderen (Mafia) anzutreffen. Im allgemeinen wird es sich überall um dieselben Grundrassen handeln, die teils durch verständnislose Inzucht degene- riert sind, — denn der ostafrikanische Bantu ist ein schlechter Viehhalter —, die aber teils auch nach der bei manchen Negern sehr ausgesprochenen Ge- .schmacks- und Moderichtung umgezüchtet sind. In einigen Gegenden aber ist die ursprüngliche Rinderhaltung offenbar sehr zurückgegangen; die Raubeinfälle der Mafiti-Zulu einerseits, der Masai andererseits und ferner das Auftreten von verheerenden Seuchen haben die Viehhaltung in vielen Gegenden fast vernichtet, und man hat sie auch kaum wieder aufgenommen, weil sie eben mit dem eigentlichen Kultursystem der Neger nur sehr lose verbunden war, weil sie nur einen Luxus bildete. So ist z. B. der ganze Süden von Deutsch-Östafrika fast frei von Rindern, der Aufstand vor zwei Jahren hat die letzten Spuren wohl fast vertilgt. Und doch wissen wir, daf3 in früherer Zeit in der Gegend von Kilwa viele Rinder waren, wo sie bei Vasco da Gama’s zweiter Reise 1502 erwähnt wurden. Je nach Frieden und Ruhe im Lande und je nach den großen Völker- verschiebungen, die seit der Urzeit in Ostafrika stattfanden, wächst und schwindet eben der Viehbesitz, ebenso wie in den anderen Ländern der Reichtum wechseln wird, und das Vieh ist für den Neger ja eben nur Besitz, nicht ein für seine Landwirtschaft absolut unentbehrlicher Faktor, wie es bei den Völkern der mesopotamischen und europäischen Kulturkreise ist. Ich erwähnte oben schon, dafß noch ein zweiter, von den sogenannten Zebu *) ganz verschiedener Viehschlag in Ostafrika vorkommt. Es sind mittelgroße Rinder, die gar keinen oder einen kaum merkbaren Buckel haben, eine Hautwamme zwischen den Beinen und ins riesenhafte ver- größerte Hörner, die verschiedenartig geformt sein können, aber meist sehr weit ausladend leierförmig gestaltet sind. Sie können ‘viel mehr als einen Meter lang und an der Basis enorm dick sein.**) Dies Vieh hat bei uns eine ganz be- *) Das Wort Zebu ist offenbar in Europa gebildet, in Asien aber unbekannt. Nach Yule u. Burnell (S. 979) ward er von Buffon eingeführt nach Angaben eines französischen Schaubudenbesitzers, der den Namen angeblich aus Afrika erhalten haben wollte. In Tibet soll es Anklänge an diesen Namen geben (ze’-da, Höcker vom Kamel oder Rind, shods, dsoms eine Rinderrasse in hochtibetanischen Gegenden des Himalaya). **) In mündlicher Unterhaltung sprach Herr Prof. Matschie in Berlin die Meinung aus, daß die Langhornrassen der afrikanischen Rinder von einer anderen wilden Stammform 44* schränkte Verbreitung, es ist nämlich an die Wohnsitze der Wahuma-Watussi- Völker streng gebunden, jenem eigenartigen Hirtenadel, der im Zwischenseen- gebiet über Hackbau-treibende Eingeborene herrscht, selbst aber sich nur mit Viehzucht beschäftigt. Schon an den Grenzen seines Gebietes, das mit dem /wischenseenplateau fast identisch ist, findet man Kreuzungen zwischen dem Deutsch-Ostafrika 1:12000 000 NN IDIOS BIBI STERNT Buekenieh ann. + Langhornvieh Hauptverbreitungsgebiete intensiverer Rinderzucht. (Außer in den schraffierten Gebieten befinden sich zahlreiche Rinder der Buckelrasse bei den nomadisierenden Massaı.) Watussi- und dem Zebu-Rind, z. B. in Uganda. Die vergleichend ana- tomischen Untersuchungen, die Adametz an den von Dr. Baumann mit- gebrachten Schädeln anstellte, haben ihn zu der Überzeugung geführt, daß das Watussi-Rind der sogenannten Sanga-Rasse sehr nahe steht, die von Abessinien Südasiens abstammten als die Zebu-Rinder. Entscheiden wird man diese Frage erst können, wenn Mengen von Rinder-Schädeln von Afrika und Südwestasien zur Untersuchung gekommen sind, und wenn man von dort auch fossiles Rinder- Material erhalten hat. aus auch nach Westen verbreitet ist; noch näher verwandt mit ihnen sind aber die Schläge von Großßhornrindern, die im Hawash-Tal im Osten, in der Gegend des Zsai-Sees im Süden von Abessinien und auch noch in den Galländern (Arussi) südlich von Abessinien vorkommen. Und wohl fast dieselben Rassen waren im alten Ägypten weit verbreitet und hoch geschätzt, später aber von anderen Rassen ganz verdrängt. Endlich sind offenbar die großhörnigen Rassen von Südafrika am Zambezi,*) bei den Herero und früher auch wohl bei den Hotten- totten zu diesen Formen zu rechnen. Die Rasse ist ökonomisch nicht sehr viel wert, ihr Milchertrag nicht sehr hoch, das Fleisch nicht besonders. Es ist ja auch nicht zu verwundern, denn die Ernährung dieser Riesenhörner und ihr fortwährendes Heben und Senken beim Fressen erfordern einen übermäßigen Kraftverbrauch, der dem Organismus für seine sonstige Entwickelung verloren geht. Diese Rasse ist aber auch ein Zeichen für die Verehrung, die das Rind findet und für die Tatsache, daf es mehr dem Sport als einem wirklichen wirt- schaftlichen Bedürfnis dient. Denn wenn auch die Watussi in erster Linie von dem Milchertrag ihrer Herden leben, so legen sie doch einen großen Wert auf die Riesenhörner, die sie mit Bewufßitsein züchten, auch wenn sie den Rindern nur hinderlich sind, und die Tiere sich damit manchmal im hohen Gras so ver fangen, daf} sie verhungern. Rinder. sind auch hier anscheinend in erster Linie Zeichen von Reichtum, sind Besitz, und erst in zweiter Linie wirtschaftlich nötige Elemente. Man nimmt nun im allgemeinen an, daß die Watussi-Wahuma diese Rasse aus ihrer Heimat von Norden mitbrachten, und daf bei ihrer Ankunft in ihren jetzigen Wohnsitzen sie keine Rinder vorfanden oder aber die ihrem Geschmacke nicht genehme Zeburasse vertrieben. Das hat auch sehr viel Wahrscheinlichkeit für sich, diese Rinder sind eben doch am nächsten mit den Gallaformen der Sanga-Rassen verwandt. Aber ich glaube, daf3 so ganz einfach die Frage nicht ist im Hinblick auf das Vorkommen ähnlicher Rassen im alten Ägypten und bei den Hottentotten in Südafrika. Wir wissen zwar über die Verbreitung der Rinderrassen in Afrika vor Ankunft der Europäer noch recht wenig genaues, vor allem fehlt eine genaue Aufnahme, wie sich die Langhornformen zwischen die Zebu hineinschieben. Die neue Ethnologie nimmt nun an, daf3 die Hottentotten eine von Norden eingewanderte hamitische Rasse sind. Es ist also sehr wohl möglich, daf3 auch sie bei ihrer Wanderung solche Riesenhornrassen von Rindern mit sich führten. Der Überlieferung der Hottentotten nach soll ihre Rinderrasse auch aus dem Norden eingeführt sein: Die Hottentotten wollen dies Rind von den Betschuana erhalten haben, und diese Leute sind nach ihrer Tradition aus dem Norden ge- kommen. (Keller, in Globus Bd. 66, 1894, S. 183.) Es ist also denkbar, dat} das südafrikanische Langhornrind aus denselben Quellen wie das Watussi-Rind *) Auch in Uhehe scheinen nach Hauter Sangaschläge mit kleinem Buckel und Lyra- hörnern vorzukommen. stammte und in ziemlich neuer Zeit dorthin kam. Aber wenn man bedenkt, dat! im alten Reich von Ägypten diese Rasse die am weitesten verbreitete war und daß, wie oben erwähnt, sie mit großer Wahrscheinlichkeit früher als die Zebu- formen nach Afrika kam, dann muf3 man auch an die Möglichkeit denken, daf& es sich um Relikten der ersten Rindereinfuhr handelt. daf} die heutigen Langhorn- rinder von einer alten, früher weiter als heute verbreiteten Grofßhornrasse übrig geblieben sind, und zwar auf den schwer zugänglichen inselartigen Gebirgen von Abessinien, im Gallaland, Zwischenseengebiet (in ersterem Land meist durch die Zebu verdrängt) und bei den am meisten an der Peripherie gelegenen Völkern in Südafrika, dafßl also mit anderen Worten die Zeburassen die Langhörner verdrängten und sich zwischen sie eindrängten. Allerdings nimmt man bisher allgemein an, dafs die Watussi diese Tiere ins Land brachten, die ihrerseits in historischer Zeit in Nord-Unyoro, dicht bei Mruli, über den Nil gekommen sein sollen. Ich habe versucht, mir einige genauere Informationen über dies Thema zu verschaffen. Am besten könnte jedenfalls Dr. Kandt darüber Auskunft geben, der seit etwa einem Dezennium in dem typischsten Watussi-Land Ruanda lebt und sich fast ausschließlich mit dem Studium dieser Völker beschäftigte. Aber private Anfragen, was er über die Zeit der Einwanderung der Watussi und ihrer Rinder denkt, blieben ohne jede Antwort. Dagegen hat Herr Zahlmeister a. D. Rehse, der in Bukoba sich mit ethnologischen Studien befafste, mir liebenswürdigerweise geschrieben, dafS der Überlieferung nach in Kiziba und Karagwe bei der Ankunft der Watussi nur wenige Rinder am Westufer des Victoria-Sees vorhanden gewesen sein sollen, und diese hätten Iyraartig nach innen gebogene Hörner gehabt und keinen Buckel. (Wie auch jetzt dort noch einige vorkommen.) Sie müssen demnach fast ganz mit den echten Sanga-Rindern von Abessinien übereingestimmt haben. Das Langhornrind sei von Karagwe aus nach Kiziba (am See nördlich von Bukoba) eingeführt und dort später ausschließlich gezüchtet worden. Der erste Herrscher von Kiziba namens Kibi soll aus Bunyoro gekommen und durch Uganda nach Kiziba wandernd kein Rind mitgebracht haben, dies sei vielmehr von den westlicher wohnenden Watussi nach dem See gekommen. In Kiziba selbst zählen die Leute nach ihren recht zuverlässigen Überlieferungen bis heute 17 Watussi-Herrscher, das würde also, wenn man durchschnittlich eine Herrschaft von 30 Jahren für jeden rechnet, bedeuten, daf3 die Einwanderung um 1500 geschah.*) Aber wahrscheinlich haben diese Herrscher viel kürzer regiert, so *) Nachfolgend gebe ich nach dem Manuskript des Herrn Zahlmeister a. D. Rehse die Liste der Herrscher von Kiziba (im Norden von Bukoba). Die dick gedruckten sind zur Herrschaft gekommen, die dabei stehende Zahl ist nur vermutungsweise eingesetzt, indem die Regierungszeit jedesmal zu 30 Jahren angenommen wurde, was vielleicht zu hoch ist. Ntumwa (letzter Eingeborenen-Fürst), Kiziba (sein Medizin-Mann und Berater). Nyamaishwa (war nach Uganda ausgesetzt, weil ihm die unteren Schneidezähne zuerst gewachsen waren — Zeichen einer Mißgeburt. Hier traf er den aus Bunyoro kommenden Sohn des Bunyoro-Fürsten) namens: (Fortsetzung s. S. 696/97.) L daf3 dies die äußerste, mögliche Zahl ist! Ich möchte aber annehmen, daß im Westen, in Karagwe, Ruanda, Urundi, und besonders im Nordwesten (in dem Lande Toru-Kitara) Watussi viel früher als am See wohnten. Wann aber die erste Einwanderung derselben geschah, weif3 ich nicht, ich persönlich habe das Gefühl, daß es nicht viel mehr als vor etwa 500—600 Jahren war.*) Jedenfalls wird es gut sein, wenn die am Orte befindlichen Herren versuchen, alles Material zu sammeln, was auf die Rinderrasse und ihr Verhältnis zu den Watussi sich bezieht, besonders ob die Watussi die Rinder mitbrachten oder in ihren jetzigen Wohnsitzen vorfanden. Einstweilen spricht unsere Kenntnis für das erstere. Und wenn dies der Fall war, dann werden auch andere Völker sie bis Südafrika gebracht haben. Wenn einmal erst die europäischen Unternehmungen in diese Gegenden dringen, dann wird die Langhornrasse wahrscheinlich sehr zurückgedrängt werden oder gar verschwinden, denn man kann es deutschen Landwirten nicht verdenken, wenn sie diese unwirtschaftliche Rasse nicht haben wollen, aber man sollte eine gute Herde als zoologische Merkwürdigkeit jedenfalls konservieren, vor allem aber die Rasse bald wissenschaftlich bearbeiten. Bei dem Mtussi spielt die Milch eine große Rolle, und die Butter ge- braucht er auch, aber nur zum Einsalben des Körpers und der Kleidung, ebenso wie andere Neger zu diesem Zweck Rizinusöl oder Hammeltalg nehmen. Es ist durchaus wahrscheinlich, dafßß auch in unserem europäischen Kulturkreis die Butter ursprünglich zum Salben diente und erst später zum Essen. Hehn- Schrader (Ursprung der Kulturpflanzen, S. 160) geben eine Menge Belege dafür an. Auf Swahili heißt die frische, ungeschmolzene Butter szagz (gleich Sahne), die meist gebrauchte, ausgelassene (Butterschmalz der Süddeutschen) aber samuli, ein aus dem arabischen Wort für »Fett« saman umgebildeter Name. Und auch im Binnenland wird die Butter meist mit dem Wort für Fett mafuta bezeichnet. Die zerlassene Butter ist ein recht bedeutender Handelsartikel; von diesem bei den Indiern gree genannten Artikel spricht schon der Periplus des Roten Meeres. Boötupov ein Produkt von Ariake, wurde von Barugaza in Nordwest- indien in die Häfen von Barbarikon, an der Nordsomaliküste ausgeführt. In unseren Zeiten wurde der Bedarf von Zanzibar und der Küste, da die eigene Produktion nicht ausreichte, von der Somaliküste, von Südarabien (von diesen beiden auch viel Kamelsbutter) und von Bombay bezogen, und zwar in sehr verschiedenen Qualitäten, von einer stinkigen billigen Masse bis zu wirklich guter Ware. Seit *) Etwa im Beginn des 13. Jahrhunderts wanderten hamitische Völker, die Süsu, vom oberen Nil nach Westen, nach Ansicht von Desplanges (Plateau centrale nigerien. Paris 1907) die Nachkommen der Hirtenvölker, welche die Griechen Hyksos, die Ägypter Sasu nannten. Das Totem der Susu ist heute noch die Schlange, und Schlangen spielen auch bei den Watussi eine große Rolle! Watussi, Susu u. a. sind Teile der lange währenden hamitischen Wanderungen von Östen aus. 696 R rquunyse) uoA A99nW A9Pp I9q yelyas 0651 edurznw —— ‘IST UISSISIA ISI9r) WOA A9YE A UMS EP ‘yaıs ue PWWONSSIUOM 91P ywunu OMADNYIMN Ur SJuyomn equreueng epuegey —_—— -uageirsaqun 3NNH A9P ur [[oIs3FA19n9 7 Wwap Aqn 2391] A U9ssIsIg Treu -eM UOA 9pınm rwunuuey\ pun um puequigg um wyl AH Ulz Am Val ur Sure vr squaseN spe “yaıs Syydruı equmysey — AN ERUnSE>] waoysppm ur ‘ereny-nuery pun eqızısp usyasımz 3911 ‘0o10Aung ur joysdıuoy] usp ur Zus 0951 aqwadew a equueueng 'eqweueng pun Inge usyasımz Jdurey —— eyıpuesng :geı) 'eyIpueäng pun 1zZOoys] :u9zuapısoy 'TyeIS PWWONSFTUON Ip eqweu -eAg 19 SpnH USI9p u eqwueueng SsIp neIg Sum ga ‘Ozoysy ul SYuyon 0EsI Imyew —— Sury 1918911] A9P 10} 19P -UIM OO Bee \ S9IS19%) sap A94salıg wop wyeu ‘3309293 eqızisyp ul) LUeMNNg UL 2UIOLPIS -91 IIND SUIDS EAPUIMAMN "equnysN :qeiy'n zuspiso‘y Szsı Iwnuue My — "1910193 A9pnıdq WOUI9S UOA 9pP-ANAM vagIzıy] UOA eInuteys] '"eInul -eys] uapIoq usyasımz 3911 equnuysN :gqein) pun zuapısoy "JuueuIs usIsındg umz wur uUoA pAlM "U9SSE] -Jsyonınz J1op pun 713n32 -93 o10Aung UI IqIS] UOA —— eınureys] "BWeIBSIN :qeıs) 'n ZUSPISINy "(PALZIN] UOA I9P =) »eqtznyy « vaweu -SIULWEISULYIIS SJuUUEUAIY -“uaysın J wnz y9Is aJydeur 'n emunN 93970) eqizisp y9wu enysteweäuey Ju 302 (o104ung UOA ISIN J) OlLqny ıql — 00ST eunweys] 'sIgISE 70H WI eweiesty :gqein) emysteueÄAueN] qtels ıyeun[n ydeu aıye[E Tem vqızıyy ur aıyef or IgtN] SI% ‘qieys yeun[n oaSere‘ pun egızisp USYOSImz SOLL -OYNW A9UIOS wm 9MmSerey] yDwu 302) o6rı ‘fı eaga ‘epuiyny — :ıyeun[N nei] 19p ur 9}3n92 ‘o10Aung UOA jsıng erdnumwäN (E061 zıeN "ZZ 119S 91391) gmıedueyernW "Eo61 ziem "Ze qıels 0987 TarquorernW 0e8I !qıy yuueuas Isıng Se eameygemnM eIgoAny —————— nn naunı ng 2[e7 JyderydS a5p uf "JUULMOS YOIS INFBAEMMUBIN 199% I9p enteyeyny U9S98 SAN UMZ LIEMJWELN 1294 NSUNANE "UL USADU MOLSAA vameyemy 'yOnınz uurep Jıy9as] 'eI9sey Ip Aaoqn Sul pun. usyaıy ‘Sozsne vqlzısp? 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Die Position in der Zollstatistik heilt zwar »Milch, Butter, Käse, Eier usw.«, aber es kommt tatsächlich fast nur Butter in Betracht. Es wurden z. B. ausgeführt: 1905 über die Küste 62866 Mk. im Werte von 68933 Rp. über die Dinnenorenze 7172241 2, ir ORSZITTONEEN ee ar, Nero 1906 über die Küste Beer. über die, Binnengrenze’ 18397077 rn, 9 97233 Zusammen DIRT DEN weh, 5 Sy AO SEE } Mwanza, Tanga und Pangani sind die Hauptausfuhrhäfen dafür. Die betreffende Position in der Einfuhrliste umfaßßt auch noch »Honig und sonstige tierische Nahrungsmittel«, so daf3 es schwer ist, den Anteil von Butter festzustellen, ich glaube aber, daf3 recht viel von dieser eingeführt wird. Alles zusammen waren es für die Küste: 1905 122522 Kilo im Werte von 226825 Rup. 1906 1630200, 08 $ „ 300839 „, An lebendem Rindvieh. wurden ausgeführt: 1905 über die Küste 1953 Stück im Werte von 91045 Mk. über die Binnengrenze SS. an 33 oz Zusammen B32an u Sue = ei Er 1906 über die Küste 746 a ee, ” 35222805 über die Binnengrenze 2098 % a 7 7.183 0.100; Zusammen 2934 | ” es a | % x 106583. x h 1907 über die Küste j Tao Br | Di Bu: vn 86 271 Ei über die Binnengrenze 1532 ee I 2 \s ZADOT Zusammen ; 2948 er En { Mi 5 E a 110538 RR und zwar besonders vom Moschi, Bismarckburg, Langenburg, Tanga und Baga- moyo aus. Um der Entblößung der Kolonie von Vieh vorzubeugen, hat die neue Zollordnung vom 14. Juni 1903 auf männliches Rindvieh einen Ausfuhrzoll von 8, auf weibliches einen von 20. Rupie gesetzt. Eine Zeit lang hatten nämlich Vieh- aufkäufer Tiere in ganz bedrohlichen Mengen über die Grenze nach Rhodesia gebracht, aber neuerdings hat dies sehr aufgehört, einmal etwas durch den Zoll, dann weil die Eingeborenen sich nur ungern von ihrem Vieh trennen, und end- lich besonders weil Rhodesia sich aus Furcht vor dem Küstenfieber gegen die Einfuhr von Vieh etwas abschloß. Einen recht bedeutenden Ausfuhrartikel bilden die Rinderhäute, ganz be- sonders, seitdem man begonnen, vom Victoria-See solche auszuführen, was auch auf ganz andere Bezirke mit eingewirkt hat. Es gelangten z. B. zur Ausfuhr: Häute und Felle, d. h. von Groß- und Kleinvieh zusammen: 1905 1065 812 Kilo im Werte von 1473651 Mk. 1906 w283 220°, N = 1210307308 v; 1907 TA33 5080 55 055 DR LLOTSOAHE,, (etwa */; davon über die Binnengrenze.) Der amtliche Jahresbericht für 1906 berechnet, dafS davon an Rindshäuten waren für die Bezirke: Daressalam die Häute von 2747 Rindern Bagamoyo $, % ». 4859 „ Saadani 2, R es 4 " Kilwa RR A 269 ’ Lindi ri ” r 223 » Mikindani $, % en TI ®) Tanga i % „9475 ” Pangani R S > 213505 »„ Moschi ® 55 Ih 6691 Schirati 5 I % 1070 a Mwanza ra ei 22 21:,508 * BEbpkoban mas N 58383 Zusammen also die Häute von 62529 Rindern pro 1906/07. In Deutschland wurden eingeführt von 1903—1906 jährlich an grünen und gesalzenen Rindshäuten für 72—96 Millionen Mark gekalkten und getrockneten Rindshäuten für 47—73 Kalbsfelle 40—-64 1906 zusammen für ca. 220 Millionen Mark, dazu noch ein grofser Posten 3 u} >) gegerbtes Leder! Hörner, die bei unseren Zebu-Rindern sehr klein sind, werden nicht ausgeführt. Ich möchte aber auf die Möglichkeit hinweisen, gute Hörner des Watussi-Rindes z. B. nach Abessinien zu bringen, wo sie nach Rosen mit Phantasiepreisen be- zahlt werden, weil man sie als Met-Hörner schätzt. Knochen kamen früher in großer Menge vom Somaliland und gingen per Segler nach Hamburg. Ob das noch geschieht, ist mir unbekannt. Da aus Bombay massenhaft grob mit einem Disintegrator gemahlene Knochen nach Europa per Dampfer gehen, wäre vielleicht ebenso an einen Export vom Victoria-See zu denken, auch an der Küste könnte man sie sammeln, da es ein sehr wertvolles Düngemehl gibt. Auch eine Ausfuhr von Gedärmen fehlt noch völlig! Wie grof3 die Zahl von Rindern in der Kolonie ist, kann niemand auch nur annährend angeben, eine ungefähre Viehzählung wäre bei Gelegenheit der Steuerveranlagung wohl zu machen. Schlechte Viehbezirke sind nach der amt- lichen Denkschrift für 1906 alle Küstenbezirke mit Ausnahme von Pangani, wo in Usegua leidliche Bestände leben, schlecht ist das Hinterland von Daressalam bis Lindi einschließlich Morogoro, Mahenge und Songea und schlecht auch die an den Tanganika grenzende Südwestecke der Kolonie (Bismarckburg und Südujiji), während Nordujiji (Uha) viel Vieh hat. Bukoba hat einen mittelmäßigen Be- stand, — vor zwei Dezennien waren dort noch sehr große Herden vorhanden, besonders in Karagwe; Seuchen, die vieleicht auch durch Zusammentreiben und Anhäufen von Vieh unterstützt wurden, dezimierten die Tiere. Reiche Viehbezirke sind noch Nordwilhelmstal, Moschi, Shiratii, Mwanza, Iringa, Mpwapwa, Kili- matinde, Tabora, Urundi und Ruanda. Durchweg wird in Deutsch-Östafrika das Vieh von den Eingeborenen in freiem Weidegang gehütet und nachts in die Hütten oder in Kraale getrieben. Nur dort, wo zeitweilig Futtermangel herrscht, hat man eine eigenartige Stall- fütterung eingeführt; so in einem großsen Teil des Jahres am Kilimandjaro, wo man mit Bananenblättern und -Stengeln füttert, die den Tieren auch das nötige Wasser geben, und auch in Ukara bei der Insel Ukerewe, wo man Baumblätter der dort mukromaka, mkobekobe und mirumba (Ficus) genannten Bäume ver- füttert und den Tieren Streu von den Bäumen zsambiya und massira gibt. Der msambiya wird sogar zu diesem Zweck angepflanzt, eine sonst bei Negern ungewöhnliche Erscheinung, die fast nirgends Baumkultur haben. Wo, wie am Kilimandjaro, Stallfütterung herrscht, ist das Vieh viel weniger Krankheiten ausgesetzt, und die europäischen Pflanzungsunternehmer haben dort den großen Vorteil, gegen billiges Geld eine Menge Dünger kaufen zu können. Zum Schutz gegen Krankheiten und zur besseren Ausnützung der Tiere, besonders des Düngers wegen, wäre auch für den europäischen Viehhalter es das einzig rationelle, alle Tiere in Stallungen zu halten, mindestens aber, sie ein- zuzäunen. Leider aber sind dazu nötige teure Bauten und mangelnde Arbeits- kräfte gewöhnlich unüberwindliche Hindernisse. Es drohen sehr grof3e Gefahren unsern Viehbeständen: Texasfieber, Küsten- fieber und Tsetsekrankheit sind die schlimmsten, und es ist kein Zweifel, daf3 sie sich ausgebreitet haben. Die Ursache ist der erhöhte Verkehr im Lande.*) Da in den vieharmen Küstenbezirken Rinder zum Essen gebraucht werden, muf3 man sie zur Küste treiben, und dabei werden auch die Krankheitskeime ‘verbreitet. Man hört manchmal die Meinung — und sie findet sich auch in der letzten amtlichen Denkschrift —, daf3 die 7seise-Fliege ihr Verbreitungsgebiet in den *) Die amtliche Denkschrift gibt an, daß allein von Tabora aus getrieben wurden: auf dem Bagamoyo-Weg; auf dem Mwanza-Weg Rinder 1904/05 2892 25 1905/06 3038 37 1906/07 3957 287 Ziegen und Schafe 1904/05 3919 36 1905/06 3235 7 1906/07 6204 135 Auf dem Bagamoyo-Weg wird der Bedarf der Küste, besonders an Schlachtvieh (auch für Dampfer) getrieben. Nach Mwanza wird nur wenig gebracht, weil dort genug Vieh im Lande vorhanden ist. Jahren vergrößert habe, daf3 sie immer an neuen Orten auftritt. Bewiesen ist dies in keiner Weise, da Beobachtungen aus früheren Jahren fehlen.*) Wohl aber ist unzweifelhaft, daß die Tsezse-Arankhett sich ausgebreitet hat! Dazu ist nicht nur die Fliege, sondern auch der Infektionsstoff nötig, d.h. an Trypa- nosomen erkrankte Säugetiere. Werden solche kranken Tiere irgendwo hingetrieben, wo es Fliegen gibt, dann infizieren diese sich an den Säugern und übertragen die Krankheit auf die empfänglichen Säugetiere des Bezirks, in dem nun die Tsetse-Krankheit endemisch wird. Theoretisch genommen sollten also erkrankte Tiere niemals getrieben und in andere Gegenden gebracht werden, sie sind eine große Gefahr, man sollte alle zu transportierenden Tiere vorher untersuchen und die kranken baldmöglichst schlachten, eine Forderung, die sich trotz ihrer Berechtigung aus Mangel an Personal nicht ganz durchführen lassen wird. Aber es wäre höchst wünschenswert, dafs möglichst viel Herren die mikroskopische Blutuntersuchung lernen und sich mit einem Mikroskop ausrüsten. Für jeden, der in Östafrika ein Viehzuchtunternehmen hat, sollte dies eine erste Bedingung sein. Sind dann genügend geschulte Kräfte vorhanden, so könnte man das Transportieren von Vieh nur auf Grund eines Zeugnisses über die Infektionsfreiheit gestatten. Noch mehr werden durch das Viehtreiben die mit Pyrosomen infizierten Zecken verbreitet, die Texas- und Küstenfieber übertragen. Jedenfalls ist die Bekämpfung dieser Viehseuchen eine der allerwichtigsten wirtschaftlichen Aufgaben. Es ist nicht zu leugnen, daf3 die seit 1893 erlassenen aber nie streng durchgeführten Verbote gegen das Grasbrennen der Viehhaltung geschadet haben. Die Grasbrände vertilgen eine Unmenge von Zecken (auch Heuschrecken und andere Schädlinge), sie vernichten das abgestorbene, sich sonst zu, einer filzigen Masse lagernde und dem Vieh schadende Gras und lassen, oft wenige Tage nach dem Brande, ein frisches hellgrünes Gras aus den Wurzeln aus- schlasen. "Viehhaltune ım - Großen ist ohne Grasbrennen nicht möglich. Einen Einfluß auf das Klima aber hat das Brennen und die viel- leicht dadurch ein wenig zurückgehaltene Bewaldung nicht; das Klima hängt ab von den großen meteorologischen Verhältnissen eines Landes. (Vgl. auch Busse in Mitt. a. d. Schutzgeb. 1908.) | In einigen Gegenden bei uns, besonders in Ugogo, hat man die unan- genehme Gewohnheit, die Milchgefäßßse mit Kuhurin auszuwaschen, wodurch die Butter ungeniefbar wird. Die Leute glauben, daf3 beim Unterlassen dieser Mafs- regel die Kühe ihre Milch verlieren. Bei den Massai und ihren Nachbaren wird *) Es hat sich jetzt z. B. herausgestellt, daß Glossinen auf sämtlichen Straßen vor- handen sind, die von Tabora ausgehen, und daß nur eine kleine Zone um den Ort selbst frei davon ist. Auch gibt es Glossinen in fast allen Sumpftälern von Karagwe. nicht nur die Milch sondern auch das Blut der Rinder genossen, das man ihnen mit einem eigenartigen Pfeil aus der Halsader entnimmt. Die Herstellung von Käse ist dem Neger ganz unbekannt, nur der Araber kennt ihn als y26Bbrn. Dagegen genießt der Neger die Milch meist im geronnenen Zustand. Der Milchertrag der afrikanischen Kühe ist minimal und hört meist nach Entwöhnung des Kalbes auf. Die Leute behaupten, daf3 eine Kuh ohne das Kalb die Milch nicht abgibt; wenn es gestorben, legt man der Mutter wenigstens die mit Heu ausgestopfte Haut ihres Kalbes beim Melken vor. Andere Stämme veranlassen die Kühe durch Anblasen des Afters oder Lufteinblasen in die Vagina, ihre Milch herzugeben. Einzelne Exemplare gibt es aber, die gröfsere Milchmengen liefern und die diese Eigenschaft auch vererben, wie eine Herde zeigte, welche Frau Baronin von St.-Paul-Illaire in Tanga gehörte. Man bedenke aber, daß Milch für die meisten Neger Nebensache ist, dafs das Vieh nicht auf Milchertrag gezüchtet ist, da es doch nur Besitzobjekt ist, ja daf3 es vielleicht aus seiner Heimat in Asien ausgeführt wurde, vordem die Milchnutzung allgemein geworden war. Das Rind heißt auf Sanskrit Zara, auf Hindustani gai, goru, auf Arabisch in Kairo dakar, der Stier Zaur, in Syrien Zor, in Tunis dagara, tar. An der ostafrikanischen Küste nennt man das Rind »zgombe, und dies Wort kehrt in sehr vielen Bantu-Sprachen wieder (folgende Angaben meist nach Last): Stamm Rind, Kuh Bulle Wabemba ngombe mwanakasi ngombe mwanalume Wabisa ngombe mwanakasi _ngombe mwanalume Wabungu-Zulu ngombe makahano ngombe ndumi Wanyamwezi- Galanganza ngombe mküna ngombe wagosia Wasumbwa ngombe mkima ngombe ngosia Wasukuma ngombe mkima, Jeku ngombe usheki Wanyaturu ngombe nkima, ngombe ngosiua ngombe ukhema Wanyalungwa ngombe nkota ngombe ngosia Warua ngombe nkota ngombe zıulume Waguha ngombe nkota ngombe jülume Warangi ngombe muke ngombe mulume Sakalawe (Madagaskar) angombe vuavı angombe lahı bei den Howa dort o0ndz (früher nach Sibree jamoha genannt) Wasegeju ngombe Wadigo ngombe Wabond£&i ngombe moyele, ngombe dume buguma Stamm Rind, Kuh Bulle Waschambaa ngombe mbuguma Wazegua ngombe mbuguma Wakaguru mbuguma na ngombe kambaka, nkambaku wa ngombe, mjeku Waitumba ngadada na ngombe ukhambakawangombe Wakami mbuguma nang’obme Wakonde ngombe malt ngombe walumi Wamakuwa ing ope mtiana eng ope cho alupwana Wayao ngombe ja Jikongwe ngombe ya ndume Wagindo ngombe mkasi ngombe mwanalume Wagogo mbuguma wa ngombe nmjeku wa ngombe Bei den Stämmen des Zwischenseengebietetes heilt das Rind zxZe, so: Waha nka ngolingoli, uka 'nka kimasa kikowa Waganda nti mkagi mbandıva Babira bei Kinena znki (nach Stanley) Eine andere Gruppe von Völkern hat das Wort senga: Wanguru zsenga nkıma zsenga udumi, njeku Wakhutu senga mthwansi senga mörgalo Wahehe zsenga mbuguma zsenga Uume, senga nkombaku Wabena zsenga ndala zsenga Uume Es ist wohl nur Zufall, daß dies Wort dem Klange nach an das sanga erinnert, mit dem die Rinderasse in Abessinien bezeichnet wird. An sonsigen Bezeichnungen ist noch zu notieren: Stamm Rind, Kuh Bulle Ochse Tigrinja beurai (börai) arho (nach Kapt. Ferrari) Vieh: /Zahmz (arabisch »Fleisch«) Amhari Jam aura beri Vieh: #edo (nach Dr. Zintgraff) Saho sautıa haur Borana Galla caraba ghibie = Galla bei Abessinien ssa korma | pr = Vieh: %orz kotigu NEM, Somali (Süd) dibi, lo bagait | 5 S Somali (Nord) ssa dibbi kohd dıbbi RI Vieh: Aola | & Massai engetin ol oimoni ol getin (allgemein ngischa) Wakwafı engorlaiyuni ortamgon! = Stamm Wahumba Wataturu Wakamba Dinka Dongolanı Nuba Mombuttu Balegga am Albert- See Wambutti Rind, Kuh elubunga ndur morma, Mora adımır tr u, teh eyti adthe bansart (?) Bulle ktlakt nthau, n3ao Ochse | | | | Der Vollständigkeit halber folgt auch hier wieder die Liste für »Cow und Bull< aus Kölle’s Polyglotta africana: Senegambien b. Bissagos bis Monrovia Fulup Filham Bola Sarar Pepel Kanijop Biafada Padsade Baga von Kalum Timne Bulom Mampa Kisi ebe, pl. sibe; fidsin, pl. gudsin ebe, pl.sıibe; fumuna wit, pl. ngit; okas wet, pl.ngiet;okas oyit, pl. ngiet; okal, pl. ngekal uyet; uRas umara, pl. gunara ; Zura kuna; patura ana, pl. tsena: ana- -TrUuguni una, pl. tsuna ; una- rum znar, pl. sinar ; inar zpugan na; ma puran nawo, pl.nawa znau Piando Süd-Senegambien bis Kap Palmas Madenga Kabunga Toronka Dsalunka Kankanka Bambara Kono mist; tura nıso; tura nist; tuya mist; Lura msi; tura mist; tura ningi: ningi-kai Vei Soso Solima Kisekise Tene Gbandi Landoro Mende Gbese Toma Mano Gio Kru-Küste Dewoi Basa Kr Krebo Gbe Adampe Ewe*) Hwida Dahome Mahi Togo—Lagos Aku Ota m; mi kalma ningena; turuna ningei; ninge ginci nage; kuli mikai;s mika-hanai nika-ha; nika ha ngihiana nika; nika-hina nina; mina sire nike; nike zina di; dipe du; du-go bli; bli-wo bilk ; balı-bio bili ; bili-buro bali ; bili-bio buli ; buli-brio Dahome-Sklaven-Küste enyl; enyl-su afenyi; enyisu nyibu; nyisu nyibu; nyısa et-bu; ei-su e-rola;: akokau *) Im Ewe bedeutet nach Westermann das Wort für Rind wörtlich »Hauselefant«. Egba Idsesa Yoruba Yagba Eki Dsumu Oworo Dsebu Ife Dsekiri Igala Sudan-Niger Mose Dselana Guresa Gurma Legba Kaure Kiamba Koama Bagbalani Kasm Yula Niger-Mündung Isoarna Isiele Abadsa Aro Mbofa Sobo Egbele Bini Ihewe Oloma Okuloma Udso e-rola; ako-e-rola ela &erela; ako-ela malu; ako-malu cla; ogi, W. akola I. ako-ela erola; akoro-la erola & eo-la; akonla ela; akoela e-re-la; akorela malu; ako-malo emdlla; emil okera okuno: okokuno nafo; nagaraogo narob, pl.nare; nar doar nawo & nau, pl. mra; na, lalera onua,pl.inuet;notoni nao;: nawabalo no, pl. nan; naru nao, pl. nan; nao balo nan; naba nnan, pl. nanne ; bola-nnan nao; nabea nao, pl. nanz n-bea, pl. na-be eht: okehi esu; okesu ef; okefi chi; okehi efi; okefi EeSU-WE; esu-we sale amena: amenomoe emela; emel-ogwea emela; oke ela = uke-ela nembulo evi Unterer Niger (Nupe) Nupe Kupa Esitako Goali Gugu Puka Basa Ebe Opanda do. Igu Egbira-Hima Tsad-See Buduma Bornu, Kanuri Munio Nguru Kanem West-Tsad-See Pika Karekare Bode Ngodsin Doai Unterer Niger Ekamtulufu Udom Mbofon Eafen Basa Kamuku Kamerun-Hinterland Dsuku Eregba Isuwu Diwala (Duala) Orungu Bayon Stuhlmann, Beiträge zur Kulturgeschichte von Ostafrika. nako; nako-ba noko; mokonu nako; nako-ba na-guo; besime nako; nakonigba anoko: anoko-ba ENO: ENON-MAMA umo; unonolu umo; umo noru uno: unaraka ha; tumu pe-dalo pe pe pres belan gbami kom: kom mamsı vaaa sla; koam sla: mornak mfon; nua-mfon mfon, pl. efon; nua- mfon mfon; nnmu omfon mfon, pl.afon ;ndun- mfon buna, pl. ına bina, pl. ena; bina [bitualıi Nas NA-TVOU-NU indo neindo; indo NONISE nyaka; momanyaka nyaka; mume, ma- nyaka nyare ; nyareyonomiı mfon (nyed wild) ndomnyia 45 Bayon Pati Kum Bagba Balu Bamom Ngoala Momenyo Papiah Param Ngoten Melon Nhalemse Baseke Kongo— Angola Kabenda Mimboma Musentandu Mbamba Kanyika Ntere Mutsaya Babuma Bumbete Kasando Nyombe Basunde Ngola mfon; ndumfon mfon; ndu-mfon mfon; ndomfon mfon; mfu yintinera mfon; ndu-mfon etan; mban-tan mfo; ndo-mfo mfan; ndumı mfon; & ndoa-fon ndonamfon nyaka; ngeomu- nyaka nyak & nyaka; ngiom-nyaka nya ndsuomo ; ndsuomo [wwesangue "nkombe ; nkombe mbakla "ngombe ; ngombe ambakala "ngombe ; ngombe akoko mpasera (wild); mpasera Fnombe; nombe-mo- anu mulom mpasera (wild); mpasera balera *ngom (pasega wild); ngome lebala pasera; paserubalga (wild); 0lo mandsae ndsae "ngombe (ngombeya wild) zdombe "ngombe ; ngombe yımbakala "ngombe; ngombe ambakala "ngombe, pl. sin- gombe; kapalu Pangela Lubalo Runda Songo Kisama Süd-Ost-Afrika Muntu Kiriman Marawı Meto Matatan Nyamban Fongombe ; ongombe yorume "nombe; nombe alı- yalı "nompa; dialunompa Fngompe: ngompe yan tumpe "nkombe : nkombe [ariala "nombe Fnompe; nompe amu- lopoana Fnombe; nombe aina ®enope; yomloboana Fenobe, pl. inobe ; enobe eloguana Fnombe, pl. tnombe : kikola kanombe West-Atlantische Stämme Wolof nag; nkoi & Roi Bidsogo Ankaras edsine; edsiondo Wun Gadsaga Gura Banyun Nalu Bulanda Limba Landoma Hoch-Sudan Asante Barba Boko West-Zentral-Sudan Kaudin Tumbuktu Mandara Bagirmi Hausa Kano esine ; esinowide na, pl.nanu; gumbo, pl. gumbu bara aral; bunapı masımbe ; masımbe kele klla;saberha & lambo mano; manawale wana, pl. tsena nankuye na; na doa Zuwo; soane asgar & sama; sa hou; hou-har elagee; garı mana (@ sama; sa & Sa- namedst 5.2197, Kadzina sa, pl.sanıu ; named- Undaza nyads; nyads sın-sa Ndob ndsie; ndombsice Pulo Fimbo nage, pl.nat; kalaldı Tumu ndsom & ndsum Salum nage, pl.nat; kalaldı (wild); dan-dsum Goburu nage, pl. nal; kala- Nkele nyate; nyale ngo- haldı stanwe Kano nage, pl. nal; kaal- Konguan mpon; nampon haldı, pl. kalhallı Mbarike indak (wild); zndak- Niger-Delta otusir Yala yena; oba-yena Tiwi boa; nom-boa Anan enan; egianenan Boritsu indah; emenifur Süd-West-Afrika Afudu entam ; ntam-miom Dsarawa ndag; bilndag Mfut mpon, pl. bompon ; Koro ona, pl. ena ; ona ivere ndi-mpon Ham nyak; nyasasak Mbe zpon (wild) Akurakura cfam; orum-efam Nso ambon; ndum bon Okam owam; owam din | Arabisch Yasgua enag; enalsag Arabie Soa bagar; tur Nki mpon; ote-mpen Wadai bagar Kambalı vnnaha;volifu-naha Adirar bagara,pl.lobugar : Alege apı; kumeda tor, pl. tear Penin miare (wild) munom Beran bagara, pl. logbar ; Bute znyam adarıf, tor, sada, Murundo nyaka; munya na- | wadas & wagas wanyaka Man sieht also, daß die Benennung zgombde (®) bis zur Westküste reicht. Es wäre interessant zu erfahren, ob sie auch auf ein wildes Tier angewandt wird, (— der Büffel heißt auf Swahili »yat, mbogo, Amhari gosch, Somali beid, Galla gafarsa —), denn es ist immerhin möglich, daß viele Neger das neu eingeführte und im Waldland doch fast unbekannte Rind mit dem Namen eines ihnen be- kannten wilden Tieres bezeichneten. Wahrscheinlich werden auch noch eine ganze Anzahl der Namen aus der Liste von Kölle sich auf wilde Tiere be- ziehen, da meines Wissens das Rind im Gebiet des Kongo-Urwaldes in großem Distrikten so gut wie fehlt. Teils mag das darauf zurückzuführen sein, daß Klima und Nahrung ihm dort nicht zusagt, mehr aber wohl darauf, daß die — früher eingewanderten — Kongostämme das Rind nicht mitbrachten und dafs es auch noch nicht bis zu ihnen gelangte. Um bessere Milch- und Fleischrassen zu erhalten, hat das Gouvernement Ende der 90er Jahre mehrere Zuchtstiere aus Deutschland eingeführt, und zwar Der Zufall wollte es, daß die Schweizer Tiere bald starben, so daf die Zucht zuerst mit den Hol- nahm man sowohl Schweizer als auch Holländer Vieh. ländern durchgeführt wurde. Ökonomiedirektor Eick hat sich mit größter Sach- 45* kenntnis der Zucht angenommen und es fertig gebracht, in kurzer Zeit mehr als ein halbes Hundert prächtiger Kreuzungen mit einheimischen Buckelrindern zu erzielen. Der Buckel verschwand schon in der zweiten Generation völlig und die Tiere sahen aus wie europäische. Leider ist dann nach dem Fortgang des Herrn Eick eine Seuche in der Herde eingeschleppt worden, so daß der spätere Pächter von Kwai, Herr Illich, fast von neuem mit der Zucht beginnen mußte. Er hat in der Folge zu verschiedenen Malen fränkische Zuchtstiere ein- geführt und sehr schöne Resultate erzielt; es ist ihm auch durch strenge Stall- fütterung gelungen, die Krankheit aus Kwai fortzubekommen. Der Bestand ist jetzt wieder so groß geworden, daf3 mit einer ordentlichen Milchwirtschaft begonnen werden konnte. Leider sind die Weideflächen in Kwai für eine ausgedehnte Wirtschaft zu klein. Größere Betriebe werden erst anfangen können, wenn man mit einer Bahn das Vieh vor Krankheiten sicher nach dem Massailand bringen und später die Zuchtresultate auch absetzen kann. Ich stelle mir vor, daf3 dort die Viehzucht für europäische Unternehmer noch einmal eine große Rolle spielen kann, wenn es gelingt, die Seuchen abzuhalten, was wohl nur durch (@uarantäne-Stationen, Einzäunen und Verbot des unvernünftigen Treibens von nicht untersuchtem Vieh geschehen kann. Zum Studium und zur Bekämpfung der Viehseuchen ist vom Gouvernement auf Anregung Sr. Exz. Prof. Koch eine Organisation geschaffen, die aber noch sehr viel weiter ausgedehnt werden müßlte, um segensreich zu wirken. Einige Langhornrinder waren eine Zeit lang auf der Mission in Kurasini bei Daressalam. Bubalus buffelus L. var. domesticus. Der Büffel stammt wahrscheinlich von dem indischen Wildbüffel, dem Arni, ab. Über die Geschichte seiner Zähmung und seiner Verbreitung scheint wenig bekannt zu sein. Keller gibt an, daß auf einem babylonischen Siegelzylinder aus dem 4. Jahrtausend einer abgebildet sei. Der Büffel ist als sehr nützliches Tier nach Ägypten, (596 n. Chr.) nach Italien, Ungarn usw. verbreitet worden. Er ist zum Ziehen geeignet, seine Milch ist außerordentlich fettreich, und aus. ihr wird der vorzügliche zussarella-Käse in Italien gemacht. Die Büffelbutter ist fast schneeweißß. Schon vor längerer Zeit hatten Indier einige Tiere nach Zanzibar gebracht, die sich dort schlecht und recht wie anderes Vieh hielten. Ich kaufte für das Gouvernement im März 1896 drei Stück, um den Versuch der Einführung zu machen, aber die Tiere starben nach einiger Zeit an einer uns damals noch un- bekannten Krankheit. Es wird Texasfieber gewesen sein. Da mir die Ein- führung dieser eminent nützlichen Tiere recht wichtig schien, kaufte ich 1900: wieder einige Tiere in Bombay, und zwar von der Gudjerat- und der Delhi- Rasse. Sie wurden nach Kwai gebracht, hielten sich aber trotz bester Pflege nicht lange, sie bekamen sogar angewärmtes Wasser. Die Bullen starben zu- erst, so daf3 die Zucht nicht weiter geführt werden konnte. Das Gebirge, auch wenn dort ebene Flächen vorhanden, ist auch nicht recht geeignet für sie. Die große Schwierigkeit bei der Einführung dieses Nutztieres sind die vielen Krankheiten an der Küste, denn der Büffel ist offenbar gegen alle sehr stark empfindlich. Sobald durch Bahnen Gelegenheit zum Transport gegeben ist, sollte man die Versuche wiederholen und Büffel etwa an den Süden des Victoria-Sees bringen, auch nach Bukoba, wo sie Sümpfe haben können. Aber Aussicht auf Erfolg hat das nur, wenn tüchtige Landwirte sich der Behandlung der Tiere dauernd annehmen. Camelus dromedarius Erxl. Das Dromedar kommt für uns in Ostafrika kaum in Betracht, ich kann es hier also nur ganz kurz erwähnen. Diese Art und das Kamel i. e. S. (C. bac- trianus Erx/.) gehören nach den neueren Untersuchungen nur einer Tierart an, die wahrscheinlich in den Wüsten Zentralasiens von Nomaden gezüchtet wurde. Und zwar ist die zweihöckerige Form, das Kamel im eigentlichen Sinne, die ur- sprünglichere Form, das einhöckerige Dromedar ist wahrscheinlich eine Züchtung von Iran, von wo es weiter nach Westen vordrang. Im Euphratland war es in der ersten Hälfte des ersten vorchristlichen Jahrtausends jedenfalls bekannt. Aber es ist eigenartig, dal3 das Dromedar trotz den vielen Beziehungen zum Osten den Ägyptern in früher Zeit gefehlt zu haben scheint. Zwar hat man in der lybischen Wüste eine Zeichnung davon auf Felsen entdeckt, die aus alter Zeit stammt, und neuerdings fand man die Statuette eines niederknieenden Dromedars als Salbfläschchen in den Gräbern bei Abusir-el-melek im Fayum, die aus der vorhistorischen Zeit Ägyptens stammen (Schwäbischer Merkur vom 28. August 1907).*) Aber sonst erscheint es nur im Gefolge der asiatischen Vasallen und wurde erst um 600 v. Chr. dort sicher bekannt. Man meint auch vielfach, datf3 religiöse Vorurteile die Abbildung des Dromedars verboten. Weiter westlich ist es erst dicht vor Beginn unserer Zeitrechnung, in Algier sogar wohl vom König Juba, zuerst als seltenes Tier, eingeführt. Eine große Verbreitung aber bekam es in Nordafrika erst durch die Araber, die es einerseits nach Sizilien und Spanien, andererseits in den Sudan und bis zu den Somali-Ländern gebracht haben. In alter Zeit wird man auf wenigen Wegen die Sahara zu Fuß, oder mit Hilfe von Eseln und Rindern durchquert haben, wahrscheinlich waren damals auch ihre Wasserverhältnisse besser. | In Ostafrika hat das Kamel seine südliche Grenze noch nördlich vom Juba- Fluß, meist aber wird es an der Küste nicht viel über Mugdischu gehen. Im Innern ist es bis zum Rudolf- und Stefani-See vorgedrungen, die Massai haben im Norden ihres Streifgebietes den Galla oder Somali manchmal welche fort- genommen. Nach Merker sollen die nördlichen Massai es sogar bisweilen als *) Nach Haacke-Kuhnert, Tierleben III S. 545 soll das Dromedar auch in einem Papyrus aus dem 14. Jahrhundert v. Chr. genannt sein. Lasttier gebrauchen. An unseren Küsten und in Zanzibar gibt es immer nur wenige Tiere, die in Häuser oder Höfe eingeschlossen die arabischen Ölmühlen drehen und meist nach einigen Jahren zu Grunde gehen. So war es schon bei der Ankunft der Portugiesen (Strandes). Diese Tiere vertragen eben ein feucht- heißes Klima nur sehr schlecht, sind außerdem sehr empfindlich gegen die Tsetse. Jedes Jahr werden als Leckerbissen für die Araber einige Kamele, be- sonders im Fastenmonat, geschlachtet, manchmal sogar zu diesem Zweck vom Somaliland eingeführt. Verschiedentlich ist versucht, das Dromedar als Lasttier für afrikanische Expeditionen auszunützen, zuerst wohl 1569, wo die Portugiesen unter Barreto einen Zug mit vielen Dromedaren nach dem Goldlande, in das heutige Rhodesia, unternahmen. Zu unserer Zeit nahm Hauptmann Langheld 1893 einige Kamele zum Victoria-See mit; ich glaube, es kam auch eins oben an. Dann machte einige Jahre später Generalleutnant von Trotha, der damals Vizegouver- neur bei uns war, dasselbe Experiment. Die Reise ging durch das Massai-Land in der Nähe der englischen Grenze. So weit ich hörte, haben die Tiere auch dann und wann Lasten getragen, waren aber im Gebirge und besonders in feuchter Gegend ganz hilflos, so daß sie endlich geschlachtet wurden. Die Kommune Wilhelmstal stellte einem Ansiedler im Magamba-Tal einige Dromedare zur Verfügung, der Mann verließ aber seine Pflanzung, und eins der Kamele hat dort verwildert — es ließ sich nicht wieder einfangen — lange sein Dasein in Hochusambara gefristet, bis es einem Löwen zum Opfer fiel. Später hat Tierarzt Schmidt die Versuche in größerem Maße wieder aufgenommen, Lasten ins Innere befördert, die Tiere auch ziehen lassen. Weil man sie aber nur einige Monate im Jahre während der Trockenzeit verwenden kann, und besonders weil sie eben doch nun einmal unserem Klima so gar nicht gewachsen sind, hat man die Versuche nicht wieder erneuert. Anders ist es in dem trockenen Südwest- afrika, wo das Dromedar sehr viele Dienste geleistet hat. Hagenbeck hat dorthin über 2000 Tiere aus den Gegenden am Roten Meer und dem Golf von Aden geliefert. Denkbar ist, daß sie auch in Ostafrika für den ebenen Teil des Massai-Gebietes brauchbar sind, wenn man sie mit einer Bahn in diese Gegenden befördern und nur dort verwenden kann, vielleicht auch in der Form der schnellen Reitdromedare zum Patrouillendienst. Das Lastdromedar heißt in Ägypten dschamal, in Syrien gamal, das Reit- tier dalul, bezw. hegin. Auf Tigrinje sagt man ghemel, auf Amhari gemal, auf Saho-Asavetino galha, bei den Galla ebenso, bei den Somali und Benadir gel, im Norden die Stute kasch, der Hengst aus und bei den Swahili »gamza, ein Wort, das auch wohl aus gasmel entstanden ist. Canis familiaris L. Der Haushund fehlt wohl in keinem Negerdorf bis in das tiefste Innere des Kontinents, aber fast überall handelt es sich um ungepflegte und vernach- lässigte Köter, die von den Abfällen des Dorfes leben. Sie führen eine mehr parasitäre Lebensweise, ohne dem Menschen viel Dienste zu leisten, es sei denn, daß sie durch ihr Geheul das Nahen von ungewohnten Menschen oder Tieren anzeigen und dadurch als Wächter dienen. Denn bellen wie ein europäischer Hund kann der afrikanische nicht, er stößt nur ein langgezogenes Geheul aus. Bei einzelnen Stämmen aber begleiten die Hunde die Männer zur Jagd und leisten bei der Aufsuchung oder Verfolgung des Wildes Hilfe, selten werden sie den Mut haben, das Wild zu stellen. Wenn wir uns über die Rasse dieser Hunde Klarheit schaffen wollen, so müssen wir in Betracht ziehen, daf3 an vielen Stellen, auch oft weit im Innern, die heimischen Hunde mit solchen europäischer Abstammung gekreuzt sind. Die »reine« ostafrikanische Rasse ist ziemlich klein, gedrungen, meist ledergelb oder bräunlich, seltener weil oder gescheckt, auch wohl schwarz mit rostfarbenen Abzeichen über den Augen, an den Füßen und am After; doch habe ich immer den Verdacht, daf3 solche abweichend gefärbte Tiere aus Kreuzungen hervor- gegangen sind. Die Schnauze ist spitz, die dreieckigen Ohren groß und auf- gerichtet, sehr selten umgeklappt. Der Schwanz ist fast immer ein wenig ge- rollt, oft sogar recht stark, indem er mehr als einen Kreis beschreibt, wobei die Spitze wohl gewöhnlich nach rechts liegt. Meist ist der Schwanz struppig. In vielen Gegenden findet man ziemlich große Tiere dieser Rasse, eine auffallend kleine Form aber bei den Zwergvölkern im Ituri-Walde, ebenso wie Schwein- furth sie bei den Akka fand. Es würde sehr interessant sein, diese Hunde- rassen einmal vergleichend anatomisch zu studieren, zu welchem Zweck man von unverfälschten Tieren möglichst viele Schädel von recht zahlreichen Orten mit einigen Angaben über das Aussehen der betreffenden Hunde haben müßte. Auf Veranlassung von Herrn Prof. Noack habe ich an viele Dienst- stellen in Ostafrika darum geschrieben und hoffe, dafl wenigstens einige etwas senden werden. Es ist nämlich gar nicht unmöglich, daß die großen und kleinen Formen des Paria-Hundes von verschiedenen wilden, schakal-artigen Tieren ab- stammen. Aber man kann sicher annehmen, daf3 der ostafrikanische Paria-Hund nicht von einem heute in Ostafrika lebenden Schakal abstammt. Er ist vielmehr von Asien eingewandert. Außer diesen meist ledergelben Hunden mit aufrechtstehenden Dreiecks- ohren und Ringelschwanz gibt es nun in Ostafrika noch eine ganz verschiedene Hunderasse mit länglichem, spitzem Kopf, überhängenden, oder doch wenigstens teilweise geklappten Ohren, langem, schlankem Körper, hohem Brustkorb, schlanken Beinen und fast geradem, weniger behaartem und nur leicht gebogenem Schwanz. Tiere, die auch viel größer als die der anderen Rasse sind. Meist sind auch sie gelbbraun, aber ebenso kommen weiße, gescheckte, selten dunkele vor. Ich habe diese Sorte nur in den Ländern gesehen, die von den Watussi- Wahuma beherrscht sind, also im Zwischenseengebiet bis hinauf nach Unyoro und den Ländern westlich vom Albert-See. Speke hat diese Art Anfang der 60er Jahre aus Karagwe beschrieben, sie scheint auch noch im Kongogebiet vorzukommen. Nach allem, was ich darüber hörte, ist diese Hunderasse identisch oder sehr nahe verwandt mit den Windhunden, die im oberen Nilgebiet, besonders bei den Dinka und Schilluk zu finden sind, die in der älteren Pharaonenzeit in Ägypten als Lieblingstiere gehalten wurden, die auch den Arabern in ihrem Heimatsland und in Nordafrika allgemein bekannt sind. Es ist die Sloughi ge- nannte Rasse, einer der Windhunde, die von C. Keller von dem abessinischen Wolfe abgeleitet wird, der noch heute von Abessinien bis Kordofan wild zu finden ist (Canzs simensisRüpp .), in ersterem Lande walgzeoder kabaru genannt. Herr Prof. Matschie in Berlin sagt mir aber, daf3 diese Art gar kein Wolf, sondern ein fuchs-artiges Tier (eigene Gattung Szmenia) und sicher nicht der Stammvater der Windhunde sei. Als solche seien vielmehr besondere Formen der Schakale anzusehen, wie Canzs variegatus Crschm.vonSennar, C.riparius von Erythraea und nahe verwandte Arten. Die ursprüngliche Rasse dieses Windhundes (z. B. in Altägypten) hat aufrechtstehende Ohren und einen am Ende buschigen Schwanz gehabt; unter dem Einfluß der Domestikation traten wie auch bei anderen Tieren die Hängeohren auf. Ich glaube aus der Verbreitung dieser Art schließen zu können, daf} sie in Ostafrika verhältnismäßig spät ein- geführt wurde, und zwar vielleicht von den Watussi-Hirten aus den Ländern im Süden von ÄAbessinien. Es ist ja allerdings auffallend, daß trotz der langen Be- einflussungen von Norden und Nordosten aus, aus Abessinien und Ägypten so wenig Kultuselemente nach Ostafrika kamen, ich kann nur vermuten, dal die meisten anderen Kulturströme aus Gebieten kamen, in denen diese Hunde nicht heimisch waren, und daß die Windhunde aus ihrem Heimatsland mehr nördlich und westlich (vielleicht auch nach Arabien) als südlich verbreitet wurden. Denn nach Ägypten sind die Windhunde schon in recht früher Zeit gelangt, sie sind schon in Gräbern der vierten Dynastie dargestellt (Siber, S. 17), zuerst mit Stehohren, später auch mit Klappohren. Und ebenso ist auch der kleine Hund mit den Dreiecksohren und dem Rollschwanz auf den ältesten Monumenten Ägyptens vorhanden, sein Bild wurde von der Urzeit bis zum Erlöschen der Hieroglyphenschrift als Schriftzeichen für »Hund« benutzt. Einige Forscher, besonders Studer, nahmen an, daf alle Haushunde von einem ausgestorbenen, uns unbekanntem, diluvialem Hunde abstammen, der etwa dem Dingo ähnlich gewesen sei. Jetzt sind die meisten Zoologen aber der Meinung, dafs unsere Haushundrassen von einer ganzen Anzahl von wilden Tieren abstammen, daß ihr Ursprung polyphyletisch ist. Nach C. Keller kann man die Hunde ihrer Abstammung nach in folgende Gruppen einteilen. Spitzhunde, die schon in der neolithischen Periode in Europa vorhanden waren, und deren Stammvater vielleicht der Schakal (Canzs aureus Briss.) war. Paria-Hunde, die in Afrika und Asien weit verbreitet sind, meistenteils werden auch sie vom Schakal (C. aureus Briss.) abstammen, ein Teil derselben aber auch wohl von anderen Schakalarten, so z. B. die aus dem Nilgebiet und Nord- afrika von Canzs anthus Rüpp., dem nubischen Schakalwolf. Man nimmt im allgemeinen an, daf3 die Paria nicht wilde, sondern verwilderte Hunde sind. Da der C. aureus in Algier, Tunis, Ägypten, Südeuropa (Dalmatien, Griechenland, Südrußland), Kleinasien, Persien, Indien, Birma und Ceylon (— nach Keller —) vorkommt, so wird die Domestikation desselben wohl irgendwo in Westasien oder im Mittelmeergebiet stattgefunden haben, von wo aus die Hunde sich dann verbreiteten. Und bei der Weiterverbreitung werden häufig wilde Schakale in den neuen Ländern zur Blutmischung beigetragen haben, wenn nicht vielleicht sogar gesonderte Domestikationen derselben stattgefunden haben. Diese beiden genannten Hundegruppen werden vielleicht die ältesten, überhaupt domestizierten Tiere sein: die urindogermanischen Hunde, die aus Vorderasien sich verbreiteten, und die auch wohl mit den ältesten Kulturströmen aus Asien auch nach Afrika gelangt sind. Die Schäferhunde, wahrscheinlich mit der Bronzekultur nach Europa gelangt, stammen mit ihren Unterrassen vielleicht vom indischen Wolf oder Landga (Canis pallipes Sykes) ab, der möglicherweise zuerst im alten Iran gezähmt wurde. . Die Windhunde, die in Europa erst nach der Bronzezeit auftraten, die auch dem alten assyrisch-babylonischen Kulturkeis gefehlt zu haben scheinen, während sie im alten Ägypten bekannt waren, stammen wahrscheinlich aus dem äthiopischen Gebiet, ihr Stammvater war nach C. Keller der abessinische »Wolf (Canis simensis Rüpp.), nach Matschie aber die Schakale C. variegatus- riparius. Jagdhunde und Dachshunde stammen vielleicht von dieser Gruppe ab. Die Doggen finden sich zuerst dargestellt im mesopotamischen Kultur- kreis, sie werden in Innerasien domestiziert worden sein, nach Albrecht wahr- scheinlich von einem den Draviden nahestehenden Volke, das sie auch zusammen mit anderen Haustieren vor der arischen Einwanderung nach Europa brachte. (Der Pyrenäenhund der Basken steht der Tibetdogge nahe und heißt bei den Basken chakur, bei den Draviden Südindiens kurra, kukur, kukka, im Sanskrit auch #kukurra — neben svan und bhasaka). Wahrscheinlich ist der Tibetwolf (Canis niger) der Stammvater dieser Hundefamilie, zu der außer den Doggen und Molossern auch die Bernhardiner und Neufundländer gehören. In unser ostafrikanisches Gebiet scheinen in der alten Zeit diese Formen nicht eingeführt zu sein. Auffallend ist allerdings, daß in Ostafrika eine Volksgruppe den Hund kuri nennt, was aber wohl — wenn überhaupt kein Zufall vorliegt — eher auf eine ethnographische und linguistische Beeinflussung dieser Gebiete von Süd- indien aus als auf einen Import der Doggenrassen zurückzuführen sein wird. Wenigstens habe ich nie von solchen Hunden in Ostafrika gehört, wenn sie nicht neue Einführungen waren. Wir sehen also, daß zwei Hundeformen in Ostafrika zu finden sind, der vom asiatisch-mediterranen Schakal abstammende Paria, der wahrscheinlich mit den ersten Kulturelementen der Neger von Südwestasien oder vielleicht von Ägypten aus zu uns kam und sich über ganz Afrika verbreitete, und dann der Windhund aus den Abessinien benachbarten Nilländern, eine ziemlich neue Ein- führung. Wenn wir uns nun die sprachlichen Fragen betrachten, so wollen wir die indogermanischen und andere Kulturkreise außer acht lassen. Albrecht hat in ausführlicher Weise die Benennungen der Hunde dort analysiert, und dabei eine #xan-Gruppe (Phrygier, Albanesen, Graekoitalier, Kelten), eine svan-Gruppe der südöstlichen Indogermanen, Inder, Iranier, Littauer und eine Zund-Gruppe der Germanen festgestellt, neben denen noch Slaven mit der ?es-Gruppe u. a. vorkommen. Interessant ist uns eine Sprachgruppe für die Hundebenennungen, bei den Basken chakur, chakurra, ebenso bei den Tamilen, Malayalam, Kanaresen; als kukurra bei den nepalisch-bengalesischen Idiomen wie Darhi, Denwar, Koch; als #Aukur im südindischen Chentsu, als #zRAka im Telegu. Die Semiten haben für den Hund die Sprachwurzel #-/-#, so ursemitisch kalbu, assyrisch-babylonisch #alöu, phönizisch %albo, hebräisch #eled, aramäisch kreleb, arabisch kald, nabatäisch und sabäisch #-/-6-1, bezw. #-/-b-w oder Ak-Lb-m, äthiopisch #ald, Tigrinji cheldi, kelbi, (Amhari usha). Die Araber unterscheiden den Hund #ald deutlich vom Schakal dzöu. Aber zum Aald kommt mit be- sonderer Benennung der salakz, salukt, seluk, suluk hinzu, der s/oughi der Beduinen, der von ihnen geschätzte Windhund. (Nach Glaser ist sloughi das Adjektiv von salak, suluk im Plural). Der Hund heifst ferner im: Sanskrit svan, sunas, suni, svanas, Zend spa. suno, spano, adj. spaka, medisch spaka, afganisch spar, persisch seg, sag, Pehlwi sag, sak.*) Die hamitischen Ägypter und die Kopten nannten den Hund "ww oder 7, früher fx gelesen, ferner wwhr, (sahidisch xrar, uhor, memphitisch »Aor, andere Dialekte suenmhoor, suenhor), außerdem den Windhund oder Jagdhund Zsrz, (tesern, thesem); aus der Verschiedenheit der semitischen und ägyptischen Benennungen schließt man, daß die Ägypter den Hund erst nach ihrer Loslösung von der hamito-semitischen Gemeinschaft erworben haben, also frühestens in ihren vor- nilotischen Wohnsitzen, die wohl in Asien lagen. Ob sie den Hund dort selbst zähmten oder von anderen Völkern entlehnten, ist unbekannt. Sehen wir uns nın weiter in Afrika um, so haben die ganzen nilotischen, sudanesischen und hamitischen Völker, entsprechend ihrer Sprachverwirrung, sehr verschiedene Bezeichnungen für den Hund. Ich notierte folgendes: A-Sandeh Niamniam ango, Mombuttu zessz Dinka 720, djong, edju Balegga am Albert-See aiche *) Persisch heißt der Hund sag. Er spielte dort früher wohl eine mythische Rolle, denn noch heute müssen nach Balfour sterbende Parsi einen Hund sehen, der ihre scheidende Seele befördern soll. sag-did = Hunde-Sicht. Se 177, De Moru kotfsche Dongolaui we/ Lur goke Nuba do/, uet-gi Schuli gwok Somali v. Benadir %ez Lattuka ex-goR Somali im Norden eg% Djur guok Massai o/-dia (früher nach Merker Bongho bzhz ol-eba, ol-siraten genannt) Mittu ze Wahumba-Massai o/-dia Golo owzo Wakwafı da Kredj kohno . Wataturu Audret Ssehre borro Irgend ein System kann ich in diesen Benennungen nicht finden, es sind nur die Gruppen der Lur usw. gok, gwog, goke, und die der Massai mit dva, diet festzustellen. Unter den Bantu ist in sehr großer Verbreitung das Wort mbwva in Variationen verbreitet, leider fehlen mir die Worte für den »Hund« aus West- afrika ganz, es wäre sehr interessant, wie weit dieser Wortstamm geht. Ich er- wähne (meist nach Last): Swahili a26wwa, umbwa Wanyamwezi-Galanganze mbzrva Wamrima mbwa Wasumbwa nbwa Nguru dwa Wasukuma umbrwa Ukaguru 26a Waha mbwa Itumba zun&bwva Wanyaturu mdwa Ukami zmbwa Wanyambo (S. W. Victoria-See) Ukhutu yzmbwa mÖugeng, MÖUSENgE Makonde Zbwa Nyalungwa zwmbzwva Makuwa mwalapıra Urua ndzva Wayao mbwa Uguha »nbva Wagindo jzmbwa Waganda mbwa Wagogo nyambwa Wakussu meza Wahehe zmbwa, igubwa Manyema mvzva Wabena zunbwa Waregga w. v. Albert-See zudwva Wasango umbwa Wabenba abva Wabissa »zmbwa Ssesubia-Sekuba (Okawango) uınboa. Wahrscheinlich liefen sich diese Worte leicht noch sehr vermehren. Der Stamm sndwwa scheint den meisten Bantu eigen zu sein. Über seine Ab- stammung kann man höchstens die Hypothese aussprechen, dafS das Wort onomatopoetisch ist, das Bellen oder Kläffen der Hunde nachahmend. Aus dieser weiten Verbreitung des Hundenamens bei den meisten Bantu könnte man vielleicht vermuten, daf3 sie dies Haustier aus gemeinsamer Quelle und zu einer Zeit erhalten haben, als die Bantu noch nahe beieinander safden und nicht in viele Stämme geteilt waren. Es würde dies zu einer Zeit gewesen sein, wo sie noch nahe oder sogar in ihrer Urheimat in Nordost-Afrika oder in Westasien saflen; aber u 716 et ebensogut kann diese Gleichheit der Namen den Schluß zulassen, daß der Hund erst in ziemlich später Zeit von einer Quelle aus zu den Bantu gelangte und überall mit demselben Namen angenommen wurde, wie später z. B. der Tabak. Um etwas genauere Schlüsse ziehen zu können, müßte man die Hundenamen in Südafrika und im Westen zum Vergleich heranziehen, was mir leider nicht möglich ist. Eine zweite sehr merkwürdige Gruppe von Bezeichnungen für den Hund ist folgende: Saho (südl. v. Massawa) karı Washamba Aurz-krbusimeno, kuti Borana-Galla sare/ Wasegeyu zguru Galla im Norden von Abessinien Wazeguha kzlz sare Wakamba „gr7X%, get Wabondei kurz, kulr Warangi kul Tragen wir uns diese #urz-Volksstämme auf eine Karte ein, so finden wir, dal sie einen Keil bilden, der sich von Norden aus längs der Küste und in deren Nähe nach Süden schiebt und seinen südlichsten Ausläufer in Useguha und Irangı hat. Es wäre sehr interessant, durch vermehrte Sammlungen die Ver- breitung dieses Hundenamens festzustellen, besonders müßte man die Stämme in dem sogenannten abflußlosen Gebiete nördlich von Irangi und des Kilimand- jaro bis hinauf nach Abessinien darauf untersuchen. Denn es scheint mir, dafs kurt bei den sogenannten »jüngeren« Bantu als Name für den Hund gilt, also bei den meist viehzüchtenden Bantuvölkern, die in verhältnismäßig neuer Zeit von Norden nach Süden wanderten. Aber es ist auch möglich, daf3 es eine rein hamitische Bezeichnung ist, die einem der vielen Kulturströme folgte, die von NNO. nach SSW. gingen, diesmal die Somali unberührt lassend. Die Saho werden als die Leute angesehen, welche den Ureinwohnern von Abessinien am nächsten stehen, Hamiten, zu denen auch die anderen Völker zwischen Abessinien und der Küste des Roten Meeres zu rechnen sind. Wie bei diesen der Hund heifst, weiß ich leider nicht, aber merkwürdig ist, daß das Wort wieder bei den ebenfalls hamitischen Borana-Galla auftritt und dann wieder in der Nordecke von Deutsch -Ostafrika. Und noch eigenartiger ist, daf3 dies Wort scheinbar An- klänge an die dravidischen Namen für den Hund in Südindien hat. Wir wissen, daf3 mancher Verkehr von dort nach Ostafrika stattfand, daf3 Araber beide Küsten in sehr alter Zeit bereisten. Wenn die Annahme von O. Albrecht richtig ist, dafs der Hundename bei den Basken und den Draviden, wie oben erwähnt, auf eine Quelle zurückgeht, warum sollte das nicht auch hier der Fall sein können? Die Sprachforscher müssen das entscheiden, und durch weitere Samm- lung von Hundenamen und ihrer Rassen in Afrika wird man mehr Klarheit er- halten, als dies jetzt möglich ist. Ganz abweichende Namen für den Hund notierte ich noch mitten unter den Bantu bei den Wabungu-Zulu mit zgalo, bei Kilimane an der Zambezi- Mündung mit smalabadeo, bei Wamakonde mit zgawanga. (Es handelt sich hier wohl um die Makonde im Hinterland von Lindi, der Name ist mir von einem Bureau-Diener in Amani aufgeschrieben, während die oben erwähnten Makonde wohl die am Nordende des Niassa-Sees sind, jene Notiz stammt aus Last, Polyglotta) Man müßte die Völker Südafrikas auf die Hundenamen weiter prüfen. Nach allem kann man annehmen, dafi der Paria-Hund ein sehr alter Kultur- besitz der Neger ist, den sie wahrscheinlich in der ältesten Zeit aus ihren Ur- sitzen mitbrachten. Über die wirtschaftliche Bedeutung des Hundes ist nicht mehr viel hinzu- zufügen, als ich einleitend sagte, meist sind es Vertilger von Abfall und Wächter, nur wenige Stämme nutzen sie intensiver zur Jagd aus. Sie sind nur zufrieden, wenn sie am Feuer liegen, wie auch Frobenius bemerkte. Es sind knurrige, oft bissige Tiere, die zuerst jeden Europäer ankläffen, die, wenn angebunden, als erstes ihren Strick durchbeifßen, weshalb man das untere Ende desselben immer mit einem Stück Bambus oder dergleichen umgibt oder ein Holz einschaltet. Wo sie zur Jagd verwandt werden, pflegt man sie besser, gibt ihnen einmal von der Beute zu fressen, und wählt auch die geeignetsten aus. Einige Stämme ver- zehren den Hund als Festbraten (— auch in Berlin werden jetzt Hunde zum zum Genufl geschlachtet, 1907 mehrere Hundert —); aber die Vorurteile der Semiten gegen den Hund als unreines Tier, die uralt sind, gehen auch etwas auf die Binnenstämme über. »Hund« gilt auch bei ihnen als Schimpfwort, und der Mnyamwezi sagt, wenn er jemandem eine ganz verächtliche Bemerkung an den Kopf werfen will »tomba mbwa«. Die Schwänze und Beinhäute von Hunden und ähnlichen Tieren sind bei vielen Stämmen gesucht, um die Lanzenklingen am Schaft durch Überziehen des beim Trocknen steinhart werdenden Schwanzes zu befestigen. Bei vielen Negerstämmen werden die Hunde kastriert. Europäische Hunde sind gerne gesehen, auch die Araber schätzen ihre Eigenschaften, besonders zum Bewachen von Haus und Hof, und oft wurden gute Hunde gestohlen. Auch manche Neger sind ganz versessen auf den Besitz eines guten Hundes. Leider halten die meisten guten Rassen in der Hitze sich schlecht. Am besten gedeihen die härteren Terrier, nächstdem die Teckel, wenn sie nicht zu weit laufen müssen. Beide vermehren sich auch gut, und wo einige längere Zeit sind, haben bald fast alle Hunde-Nachkommen mehr oder weniger Einschlag von Terrier- und Teckelblut, was oft gräuliche Rassen gibt. Große Doggen halten sich schlecht. Major v. Wissmann brachte sehr schöne mit, die aber bald so faul wurden, daf3 sie zu nichts taugten; eine ward in einem Gefecht erschossen. Eine ausgezeichnete Zucht von russischen Barsoi- Windhunden und Dobbermann-Pintschern hat Herr Bock von Wülfingen in Ost-Usambara, die Tiere halten sich im Gebirge vorzüglich. Eine Zeit lang konnte man in Zanzibar nackte Hunde sehen, die ganz gut gediehen, wahrschein- lich stammten sie aus Ägypten oder Syrien. Jagdhunde gediehen meist nicht gut, es sei denn im Gebirge, die Nase leidet zumeist sehr. Zu erwähnen ist noch, daf3 alle Hunde ganz außerordentlich empfindlich gegen die Isetse-Krankheit sind und, einmal von infizierten Glossinen gestochen, langsamer oder schneller ihrem Ende entgegengehen. Capra hircus L. (Siehe Verbreitungskarte über Kleinviehzucht.) Die Hausziege ist wohl eins der ältesten Tiere, das der Mensch sich dienstbar machte und das er an seinen Hausstand gewöhnte. Die Völker- wanderung der Indogermanen scheint sie schon aus ihrer Heimat mitgebracht zu haben, wenigstens fand man Ziegenreste in den Pfahlbauten. Man ist sich heute darüber klar, daf3 die meisten Ziegenrassen von der vorderasiatischen Wildziege, Capra (Hircus) aegagrus Gmil., der Besoarziege, abstammen, die noch jetzt vom Kaukasus und Transkaspien durch Persien, Afghanistan und Be- ludschistan bis nach Sind wild zu finden ist. Auch auf Kreta lebt sie. Neben dieser Art hat auch wahrscheinlich noch die Capra (Hircus) Falconeri /Tügc!., der Markhor, als Stammvater einiger Rassen und zwar der Kaschmir- ziege gewirkt, sie kommt in Kaschmir und Nordwest-Pendjab vor. Ob auch der Himalaya-Steinbock, Capra sibirica Meyer vom westlichen Himalaya, der abessinische Steinbock Capra Walie Rüpp, der nubische C. nubrana, der Sinai-Bock C. sznaztica Ehrbg., sowie C. Mengesiiund C. Beden Wgr. aus Südarabien ebenfalls bei der Gestaltung von Ziegenrassen mitwirkten, ist zum mindestens nicht sehr wahrscheinlich, wohl aber hat der Thar, Capra (Hemi- tragus)jemlahica Griff. aus dem Himalaya, Kaschmir und Nepal, vielleicht zu- sammen mit C. hylocrius Oligby aus den Nilgerries und C. Fayakarı aus dem südöstlichen Arabien einige Rassen gebildet, die auf den Sunda-Inseln und an der Malabarküste leben und sich durch schafartige Köpfe auszeichnen sollen. Unsere afrikanischen Ziegen aber werden mit fast völliger Sicherheit alle von der Besoarziege abstammen, was schon allein dadurch wahrscheinlich ist, dafs unter ihnen so häufig die Farbenrückschläge zur Stammform mit fahlgelbem Fell und einem dunklen Längsstreifen auf dem Rücken, einer geringen Quer- bänderung auf den Schultern und einem dunklen Streifen von der Hornbasis durch das Auge bis zum Maul vorkommen. Die Ziege ist so recht das Haustier für die Kleinwirtschaft, und ganz be- sonders ist sie dem Hackbau des Negers angepaßt! Sie ist hart und widerstands- fähig, auch braucht sie wenig Pflege, wozu die meisten Bantuneger gar kein Talent haben. So kommt es, dafs wir sie fast überall finden, wo nicht die Tsetse das Halten derselben verbietet. Aber meist ist sie in wenigen Exemplaren vorhanden, nur die spezifisch viehzüchtenden Völker, wie Massai, Wagogo und andere haben oft bedeutende Herden davon. Sie wird viel häufiger als das Schaf gehalten. Es ist merkwürdig, daß bei der Ankunft der Europäer in Süd- afrika die Hottentotten nur Schafe und keine Ziegen gekannt haben sollen. Ich Ba LIN habe die Überzeugung, daß die Ziege schon in sehr alter Zeit in Afrika ein- führt wurde, wann läßt sich allerdings nur sehr schwer sagen; ich möchte glauben, daß es mit den ersten Kulturströmen von Südwest-Asien geschah, und zwar schon vor der Einführung des Rindes, aber nach der der Banane und Colocasie, daß also mit anderen Worten die Neger Ziegen aus ihrer Urheimat mitbrachten. Weiter unten zu erwähnende sprachliche Tatsachen lassen aller- dings auch die Meinung aufkommen, daf} sie erst in etwas späterer Zeit zusammen mit ihrem Namen dus7 von Nordosten aus nach Afrika gelangte. Die meisten afrikanischen Ziegen gehören einer eigenartigen, sehr kleinen Rasse an, die man als Capra aegagrus africanus mit Keller bezeichnen kann. Es sind geradezu Kümmerformen, oft kaum halb so grof3 wie unsere in Europa bekannten Rassen, mit kurzen aber kräftigen Beinen, mit spitzer Nase, ganz winzigen nach hinten gerichteten Hörnern, fast immer, auch beim Männchen, ganz ohne Bart und mit den Hautkarunkeln am Hals, die die Wanyamwezi msolo nennen. Meistens sind die Ziegen einfarbig schwarz, es kommen aber auch braune, schwarz-weiß gescheckte und ganz weiße vor, letztere anscheinend am meisten in den Steppengebieten. Vielfach findet man die falben Sorten mit den oben beschriebenen Abzeichen, ich traf sie besonders häufig in den Ländern am Albert-See und an der Grenze des Kongostaates. Stellenweise wie in Usukuma, Karagwe, bei den Wakondjo, den Waholi im Kongo-Urwald und den Wambuba fand ich eine Rasse, der die Hautkarunkeln am Halse ganz fehlten. Die Ohren der kleinen afrikanischen Ziegen sind fast stets nach vorne und aufwärts gerichtet und verhältnismäßig groß. Dann gibt es eine Rasse, die eine eigenartig aufgeblasene Stirn hat, wodurch die etwas dicken aber auch kurzen Hörner zur Seite gedrängt werden. Sie stehen nach hinten und sind selten mehr als fingerlang. Diese Tiere sind meist hinten überbaut. Ich sah sie an der Grenze des Kongowaldes, westlich von den Seen, bin aber nicht über ihre weitere Verbreitung orientiert. Eine etwas größere Rasse kommt im oberen Nilgebiet vor, z. B. in Lattuka und in der Gegend des Albert-Sees. Sie ist dadurch ausgezeichnet, daß die Haare auf der Stirn so lang werden, daß die Tiere geradezu am Sehen be- hindert werden, auch die Behaarung an den Körperseiten ist sehr lang. Vielleicht ist diese Art von Norden aus eingeführt worden. Sie ist anscheinend mit der Blasenstirnziege nahe verwandt. | Nur an der Küste, besonders in Zanzibar wird von Arabern und Indiern, manchmal auch von Europäern, eine ganz andere Ziegenrasse gehalten, die aus Indien oder Maskat stammen soll. Sie ist viel größer, als unsere kümmerliche afrikanische, meist falb oder hellfarben und zeichnet sich durch enorme Schlapp- ohren aus. Es ist dies offenbar die orientalische Ziege, auch Mamberziege ge- nannt, die schon im Talmud vorkommt, die Aristoteles kannte und die wahr- scheinlich altorientalischer Zucht ist. Im Gegensatz zu den afrikanischen Rassen, die kaum Milch liefern, wird diese asiatische besonders der Milch wegen ge- halten. Nach Keller soll auch diese Sorte von C. aegagrus abstammen. Zu uns wird sie von Bombay oder Maskat gebracht und ziemlich teuer bezahlt, unter 60 Rupie wird man kaum ein Weibchen erhalten. Sie ist eine recht neue und seltene Einführung. Bei den viehzüchtenden Stämmen, wie den Massai, den Leuten im Zwischen- seengebiet, den Wagogo, Wanyamwezi, Wasukuma usw. sind die Ziegen ein R, f Deutsch-Ostafrika icloria u, 1:12 000 000 100 200 INS ZTIEINIISTL NN [ll Hauptverbreitungsgebiete der Kleinviehzucht. (Außer in den schraffierten Gebieten befindet sich viel Kleinvieh bei den nomadisierenden Massai.) wesentlicher Bestandteil des Volksvermögens, zusammen mit dem Rindvieh das angesammelte Kapital der Leute. Denn ursprünglich trat der direkte ökonomische Nutzen dieser Tiere bei den Leuten weit in den Hintergrund, sie gaben ihnen keine Milch, nur dann und wann leistete man sich den Genuf3 des Fleisches oder konnte an vorbeireisende Karawanen einige Tiere verkaufen, sie ihnen auch als »Gastgeschenk« anbieten, dabei den doppelten Wert der Ziege als Gegen- geschenk erwartend. Viehbesitz galt als Zeichen des großen Mannes, gab seinem on Besitzer einen Vorrang vor den andern Leuten. Kine wirkliche Ausnützung fand nur bei den Viehzüchtern statt, die wie Massai und Watussi etc. sehr auf Fleischnahrung angewiesen sind, und die zusammen mit einer ganzen Gruppe von Afrikanern die gewalkten Häute der Haustiere zur Kleidung verwenden. Seit einigen Jahren, eigentlich erst seit Eröffnung der Uganda-Bahn, aber haben die Kaufleute sich intensiv auf den Fellhandel geworfen, zuerst meines Erinnerns eine italienische Firma, die Societa coloniale italiana, die vor allem Ziegenfelle in Mengen aufkaufte, zuerst an der Küste, dann in großen Mengen im Innern. Und alle anderen Kaufleute kamen nun auch allmählich auf diesen Gedanken. Ziegenfelle wurden in großen Mengen, besonders im Gebiet des Victoria-Sces aufgekauft, während man in früherer Zeit nur aus den küstennahen Distrikten Ochsen- und Wildhäute sowie Zwergantilopenfelle gekauft hatte. Dies massen- hafte Aufkaufen lief zeitweise die Befürchtung aufkommen, dafs die Eingeborenen sich um eines momentanen geringen Vorteils willen ihres wertvollsten Besitzes in solchen Mengen entäufsern würden, daf3 der Ausfall durch die Nachzucht nicht gedeckt werden könnte, und man ging zeitweise mit dem Gedanken eines Aus- fuhrverbotes für Ziegenfelle um. Zu entscheiden wäre diese Frage nur, wenn man die Zahl der bei uns vor- handenen Ziegen etc. und die Geschwindigkeit des Nachwuchses kennt und außerdem genau die Zahl der ausgeführten oder besser der überhaupt ge- schlachteten Tiere feststellen kann. Leider wissen wir über alle diese Fragen nur sehr unvollkommen Bescheid. Im Jahre 1901 wurde vom Gouvernement eine Viehzählung versucht, deren sehr unvollkommene Resultate auch in den »Berichten: über Land- und Forst- wirtschaft in D.-O.-A.« 1. S. 314 abgedruckt sind. Viele Bezirke hatten gar keine Zahlen gesandt, und alle anderen nur sehr unvollkommene Schätzungen gegeben was auch gar nicht anders möglich war. Wir wissen nur, dal die Bezirke Wilhelmstal, Panganı, Langenburg, Songea, Mpwapwa, Tabora, Mwanza, Schirati- Kelimatinde, Moschi, Ruanda und Urundi ganz besonders reich an Ziegen sind. Aber Zahlen kann man auf diese Weise nicht erhalten. Der amtliche Jahresbericht für 1906/07 gibt an, dal in diesem einen Jahr exportiert wurden: aus Daressalam die Felle von 20128 Ziegen „ Bagamoyo $, ogas en, „ 'Saadanı ss Er 102 ,„, „ Kilwa e % z» 1457 » „ Lindi e et; L50022, . NMiıkındanı u; 305 5 Tanga # De u 0572005 „ Panganı R Sa sh 59850 „ Moschi Y 039,77, 0 s.Schiratı " un 9 LO Ze: Stuhlmann, Beiträge zur Kulturgeschichte von Ostafrika. 46 aus Mwanza die Felle von 547 338 Ziegen »ı (Bukobauı m 2,07 52, 22455288H zusammen die Felle von 1315970 Ziegen also rund 1'/» Millionen. Wenn wir nun annehmen, daf jede Mutterziege jähr- lich zwei Junge zur Welt bringt, daß etwa '/; Böcke und ?/3 Ziegen vorhanden sind, und daf} eine große Menge Felle von geschlachteten Ziegen nicht zur Aus- fuhr kommt, so müßten mindestens eine Million Ziegen vorhanden sein, um diesen Bedarf zu decken. Wahrscheinlich aber haben wir noch mehr im ganzen Lande. Aus dem Seengebiet allein sind in den zwei vergangenen Jahren etwa 1a Millionen Felle ausgeführt. In unserer ostafrikanischen Statistik werden die Felle von Groß- und Klein- vieh zusammengeworfen, ich habe deshalb die Ausfuhrzahlen bei den Rindern gebracht, möchte hier nur auf den merkwürdigen Sprachgebrauch aufmerksam machen, daß in Ostafrika, auch in den amtlichen Berichten, die Felle von großen Tieren »Häute«, die von kleinen aber »Felle« genannt werden.*) Für den deutschen Handel bilden diese Felle einen recht bedeutenden Ar- tikel, die folgende Zahlen beweisen. In Hamburg allein wurden an »Schaf- und Ziegenfellen« eingeführt: 1904 144632 Dz. im Werte von 21760410 Mk. davon aus Deutsch-Ostafrika ı Dz. im Werte von 110 Mk. ne . Lanzıbar TE Pau 1% r Rt 2020108 ® ‚„. demübrigen Östafrika 633 „ 2 .10,1728400 5, 1905 161029 Dz. im Werte von 24791690 Mk. davon aus Deutsch-Ostafrika 20 Dz. im Werte von 4170 Mk. . ;„ Zanzibar I 272504000, N ‚„ demübrigenÖstafrika 1533 „ s» 5 » 2ALOOO 1906 189886 Dz. im Werte von 35 878180 Mk. davon aus Deutsch-Ostafrika 18 Dz. im Werte von 4140 Mk. 2 » Zanzıbar US. N: 5 175505355 IS „ dem übrigen Ostafrika 1094, , bu SE TOO OO *) Über Britisch-Ostafrika sind ausgeführt an Häuten und Fellen: 1905 1906 1907 aus Britisch-Östafrika stammend 16 320 £ 25792 £ 27 392 &£ „ Uganda e 40 300 „, 45 668 „, A1330%, „, Deutsch-Ostafrika a 46 250 ‚, 69749 „, 83880 „, Im Jahre 1907 waren es für 73 226 £ Rindshäute und 68628 £ Ziegenfelle. Die Ziegen- felle werden pro »Koria« von je 20 Stück gehandelt, der Preis sank 1907/08 auf die Hälfte, von ca. 18$—20 auf Io Rup. pro Koria. Die Ziegenfelle gehen meist via Neapel nach Amerika. Schaffelle sind etwas weniger gesucht. Merkwürdig ist es, daß man die Ausfuhr von Gedärmen, Knochen und Hörnern aus Ostafrika so ganz vernachlässigt. An ersteren gehen nach Hamburg jährlich für etwa zwölf Millionen Mark, und zwar auch aus Arabien, Persien, Britisch-Ostindien. 1907 129945 Dz. im Werte von 25651710 Mk. davon aus Deutsch-Ostafrika 90 Dz. im Werte von 14120 Mk. 1 ne Fanzibar RER is ” AO2O 65 Re „ demübrigenOstafrika 1242 „, ,, e 137280075, Das meiste aus D.-O.-A. kommende wird eben nicht von unsern Häfen sondern von Mombassa verschifft. Die Hauptmenge der in Hamburg im- portierten Felle kommt von Argentinien, Britisch-Östindien, Marokko, den russischen Ostseehäfen, Spanien und England, bedeutende Massen auch aus Arabien, Algier, dem schwarzen Meer, Türkei, Griechenland usw. Etwas mehr als '/; der eingeführten Mengen wurden wieder ausgeführt, das meiste nach den Vereinigten Staaten von Nordamerika. Nach dem »Statistischen Jahrbuch f. d. Deutsche Reich« wurden in Deutsch- land eingeführt vom März bis Dezember 1906: Lammmfelle und Schaffelle 17674 Tonnen im Werte von 46493000 Mk. Ziegenfelle 5356 S Br e SA20ONOL000%,, Selbstverständlich wäre es für die Mafljnahmen der Verwaltung äußerst wichtig, eine genaue Statistik über die Haustiere zu haben, man sollte deshalb beim Zoll die Ziegen- und Schaffelle getrennt von denen der Rinder anschreiben, — solche von Wild spielen keine so sehr bedeutende Rolle, nur die von den /wergantilopen, deren Fang mit Netzen aber in den letzten Jahren so gut wie ganz unterbunden ist, wodurch auch der Export wohl fast aufhörte. Ferner sollte man bei Gelegenheit der Steuerveranlagungen wenigstens ungefähr die Haustiere zählen lassen, wenn man dabei auch kein genaues Resultat erhält, so gibt es wenigstens ein Bild. Und die jährliche Vermehrung der Tiere kann man durch Befragen verschiedener Leute an verschiedenen Plätzen ungefähr feststellen. Zählungen wurden vom Gouvernement mit Erlaß vom 24. Sept. 1906 angeordnet. Jedenfalls spielen die Ziegen eine bedeutende Rolle in Ostafrika. Als Braten werden sie von den Arabern und Negern, und meistens auch von den Europäern, mehr geschätzt als die Schafe. An lebenden Schafen und Ziegen wurden aus Deutsch-Ostafrika ausgeführt: über die Küstenorte 1905 1977 Stück im Werte von 18507 Mk. a 2, N 1906 5 100 r « * sv 130124005 nr , "Binnenortes1905 Os. "N FE TOR. ee » 1906 Sea u Rosen also 1905 zusammen 2085 ,, AN en I ODSSTEN 21908 a 5499 Stück im Werte von 37115 Mk. Die Tiere wurden also durchschnittlich mit 7—9 Mk. deklariert. Die Zeiten sind vorbei, wo man für zwei Rupie überall eine Ziege kaufte, im Innern oft noch billiger, so daf3 das Fell bei der Ausfuhr bisweilen mehr wert war als das lebende Tier beim Einkauf. Ich erinnere, daß man vor 17 Jahren in Mwanza für Stoffe im Werte von etwa einer Rupie zwei Ziegen erhielt. 46* Bei einigen Stämmen werden die Böcke kastriert, um besseres Fleisch zu erzielen. Die Ziege war bei den Griechen als azs, azlos bekannt, Sanskrit ga-as; die Araber sagen in Ägypten ma’si, in Syrien ma’se, sonst mas, auch Zeys, tuyus, in Tunis wmzdasa, mase, der Bock atrus. Heute sagen die Griechen kapros, die Indier dakra gharsa, chela, die Türken #echr. Die Capra sibirica heißt bei den Sutley im nordwestlichen Pandjab, am Hyphasis der Alten, dus, von der Capra aegagrus bei den Persern das Männchen ?a-sang, das Weibchen aber dos, auf Puschtu dor, in Sind das Männchen sera, das Weibchen 7er, bei den Beludschen AAaschzn. Nun ist es im höchsten Grade auffallend, daf3 bei sehr vielen Bantu der Name dus, dbusi für die Ziege wieder- kehrt. Es ist zwar bedenklich, aus dem Gleichlaut eines Tiernamens bei so weit voneinander wohnenden Völkern auf die Abstammung des Tieres schliefen zu wollen. Aber wenn man aus anderen Gründen weiß, daß diese Capra aegagrus der Stammvater unserer Ziege ist, und daf3 die afrikanischen Ziegen sicher ursprünglich aus Asien stammen, wenn man außerdem feststellen kann, daf3 konstante Kulturströme seit der Urzeit aus Südasien oder Vorderasien nach Ostafrika gingen, so gibt eine "solche Lautübereinstimmung doch recht viel zu denken. Solten die Sprachforscher feststellen, daf3 hier nicht nur eine zufällige Lautgleichheit vorliegt, so könnte man aus dieser Wortgleichheit schliefen, dafs die Bantu ihre Ziegen mit dem Namen derselben aus den Gebirgen im Nord- westen von Vorderindien erhielten, oder aber auch, daf3 eine Gruppe von Ein- wanderern zwar das Tier selbst in Afrika bei ihrer Ankunft schon vorfanden, dafßß aber sie oder irgendwelche andere Leute, die großen Einfluß auf die Sprach- bildung hatten, wenigstens den Namen einführten. Da es sich aber in Asien nicht um den Namen der zahmen Ziege, sondern nur um den der wilden handelt, wird die Frage noch komplizierter. Ich lasse zuerst eine Reihe von Bezeichnungen folgen, in denen das dus: vorkommt, meist nach Last's Polyglotta. Stamm Ziege Bock Ziege weiblich allgemein Wamrima mbusi mbusi bulala mbusi togata, mbuguma Waschamba mbuzi mbusi vulata mbusi logota Wazegua mbuzi = I Wakamba mbut mbut mlume, ımbor mmpbui ndetu Wakonde dimbudi libebehu mbudi mmaht Wamakuwa epuri epuri ya Ulupwana epuriya ıtlana Wayao mbusi mbuzi ya julume == Wagindo mbuht mbulr mwana lume mbuhl mwana muke Wabena mbusi pongo mbuguma Wabemba mbuzi zpepe mbusi mwana kazı Wabisa mbusi zpepe : mbusi mmvana kazi Stamm Ziege Bock Ziege weiblich allgemein Wabungo-Zulu mbuht mbuht-mume mbubi maka kano Wanyemwezi- mbusi mbuszi mgösta, mbusi mbusi mkima Galaganza zpone Wasumbwa mbust ngulatı mbuzi ukima, ndogosa Wasukuma mbuli zgulatı mbuguma Wanyaturu mbuzi ngulatı ndogosa Wanyambo (SW.-Vict.-See) mbusi "embusi mseja cembusi mweshikt Wanyalungwa mbust umbuzi ngosia umbust ngola Warua, Waguha smbus7 mbuzi mlume mbusi mkasi Waganda mbust mbusisegwanga,yesedumi mbusi mkasi Warangi mbusi mbuzi mulume mbusi muke Wakussu möbuli mbuli mpanga mbuli walı Wamanyema mbult mbuli mpanga mbuli walı Wasegeyu mbort =. Z— Wadigo mbust = Zu Wabondei mbusi i = Zoe Waschamba mbusi mbusi fulata u Wamakonde(Lindi) audi — — Wabemba mbudi = = Baluba mbuischt == — Bakuba kambıschi — 7= Bati umbu nn = Dualla mbodi — Az Bali möbi — z Bayon mot ae; = Pati mamp! — == Bei einer anderen Gruppe von Bantu heißt die Ziege Peenz, so z. B.: Wanguru, Wakaguru smpeenz mpeeni vulata mpeeni togota Waitumba mpeeni — re Wakami mpheni En ae Waktutu mpeeni a: = Wagogo mpeent, mitogo mpeeni mvulata mpeeni mbuguma Wahehe mpeeni, ndimwa pongo*) mbuguma mene Wasango mpeeni, meneni! 1ipongo logata Waha mpeent zngulate ndogosa Sesubia-Sekuba mpene _- — (Okawango) *) Das Zongo kommt, wie aus Koelle’s Liste hervorgeht, als kombo, hombo auch in Westafrika vor. Vielleicht ist dies Wort Zeen? onomatopoetisch, noch mehr aber das merme verschiedener Waldvölker (nach Stanley): Bakiokwa-Bakuma memce-apabay Babira bei Kinene meme Mombuttu name-Me Bavira, Babusesse meme. Eine Anzahl von Stämmen haben ganz verschiedene Benennungen für die Ziege: Wambutte-Batwa samanga Zr > De Balegga am Albert-See nzazrı — Dar — Dinka etto == == = Niamniam vusende ze — u Dongolawi egecd = == — Nube oguimin, 0g0t —= = To Wataturu mboita —, — Se Wakwafı endarre = Zur ri Wasandawi za = —— — Wakavirondo dı — = — Tigrinja — magula fiel _ mahsösö (Zicke) Amhari fräl aura fiäl — Z— Saho (südl. v. Massaua) — bacolo . Indienotta dabela Borana-Galla — cocbesa ellaba elmididicca Galla bei Abessinien rcah ass == SE Somali von Benadir = korbu hö-deddi uara Somali im Norden rıdh urgt == — Massai 0 engume, en-gine En-gIME elobunga-da —- ololo-el-engume _ engume ol-oro (el-oroi) en-gine ol-balelo- (en-gine dji) l-en-gine Zum Schluß gebe ich die Liste von Namen für die Ziege nach Kölle’s Polyglotta africana. Die Worte, welche an dzsz anklingen, habe ich darin mit einem * bezeichnet. Senegambien b. Bissagos bis Monrovia | Baga von Kalum zvrr, pl. asır Fulup edsamen, pl. sıd- Timne wir, pl. dsir samen Bulom zkulun, pl. sikulum Filham edsagmen Mampa zkulun Bola opei Kisi tvindo Sarar opet, pl. ngepei Südsenegambien bis Kap Palmas Pepel ope, pl. ngepe Mandenga ba Kanyop upe Kabunga ba Biafada ndahu, pl. gudahu Toronka ba Padsade wondafe | Dsalunka ba Kankanka Bambara Kono Vei Soso Solima Kisekise Tene Gbandi Landoro Mende Kpese Toma Mano Gio Kru-Küste Dewoi Basa Kra Krebo Gbe ba ba ba ba sına s2 hulumase ndse & nge nge NEE #bolz Fbulz #bo do Fzpzuli El bokuro Fzpudı Fzpuli Dahome—Sklavenküste Adampe Ewe Hwida Dahome Mahi Togo—Lagos Aku, Ota Egba Idsesa Yoruba Yagba Eki Dsumu Oworo Dsebu Ife Ondo Dsekiri Igala egbo 29.00 ngba & ngwa bagba ngbagba &ngbagwa EeUTVE CUTE CWUVE ewule & cwure eure, W.era &eure, S. degwe & ide- regwe degbe edegbe 2degbe ero eure ek (3 g [4 ekiregbe EeWO DER. Sudan—Niger Mose Dselana Guresa Gurma Legba Kaure Kiamba Koama Bagbalan Kasm Yola Niger-Mündung Isoama Isiele Abadsa Aro Mbofıla Sobo Egbele Bini Ihewe Oloma Okuloma Udso bora bulor, pl. buli buo, pl. bue hu-awo ponu ponu nam, pl. namın bo-ne buna, pl. bune boka bo, pl. bom eru cwu eri ere ewu EeWEe egwe egwe egwe gisiri Fobori ®obolt Unterer Niger (Nupe) Nupe Kupa Esitako Goali Gugu Puka Basa Ebe Opanda Igu Egbira-Hima Tsad-See Bornu Kanuri Munio Nguru Kanem bikundst buk bukundst EgNIE kelegbe ano ewubea ebu ebu ebo kanı kanı kant kanı rer 128 — West-Tsad-See Kasande kombo Pika gbarie & gballe Nyombe kombo Karekare wadsi Basunde nkombo Bode akut Ngola hombo, pl. sehombo Ngodsin akı | Pangela ohombo Doai gulia Lubalo Jhombo Östl. vom unteren Niger Runda mpempo,pl.ampemp Ekamtulufu memeg Songo hombo Udom miImEeg Kisama hombo Mbofon mbunaban Südost-Afrika Eafen mbe Muntu nbust Basa bieyo, pl. 1eyo Kiriman #7nbos7 Kamuku biyo, pl. iyo Marawı #711003 Kamerun-Hinterland Meto Fepuri Dsukn bi Matatun Feburt, pl. iburi Eregba #7bute Nyamban pongo, pl. hpongo Isuwu #7nbole | Westatlantische Stämme Diwala, Dualla *,25o/z Wolof bei Orungu mboni, pl. bimboni | Bidsogo Ankaras ezve Bayon mbi, pl. mambı Wun ewe do. Pati mampı & mpi Gadsaga sugo Kum mbi Gura di Bagba membt Banyun febi Balu vindun Nalu mefi, pl. befie Bamom mvi Bulanda araha Ngoala momfu Limba baf, pl. bafur Momenya mbı Landoma wir, pl. ir Papiah mentro Hoch-Sudan Param mwinko & mvi Asante abilikte Ngoten ton-mböt Barba bo Nhalemoe tonpot Boko Öle Baseke 2tabo ' West-Zentral-Sudan Kongo— Angola | Kaudin tarad, pl. awakı Kabenda nkombo Tumbuktu hankin Mimboma nkombo Mandara dsewoi Musentandu kombo Bagirmi akuya Mbamba ntawa Hausa Kano akuya Kanyıka ompemp Kadzina akuya Ntere ntawa Pulo Timbo bei, pl. bei Mutsaya kombo Salum mbero, pl. bei Babuma ntaba Goburu mbea, pl. bei Bumbete ntawa, pl. anlawa Kano mbca, pl. bei 7 9 — Niger-Delta Ndob pog, pl. bepog Yala ngbeu Tumu nkile Anan ebut & ebod Nkele ampotu Süd-West-Afrika Konguan ngoman & man Dsarawa mpail Mbarike zwuon Koro evu, pl. cvu Tiwi zvo Ham bio Boritsu emen Akurakura eban Afudu bese Okam upfugbora Mfut pok, pl. bepok Yasgua ebo, pl. cbo Mbe ndon Nki cbo Nso but Kambali magbele Arabisch Alege obi Arabisch Soa anam Bute dsır Wadai NESEC Murundo ke, pl. doke Adirar anz, pl. meres Undaza taba, pl. bıtaba Beran anz, pl. meais Das Gouvernement hat früher für die Kuilturstation Kwai einen Stamm Angoraziegen von Südafrika eingeführt; aber das Klima sagte den Tieren nicht sehr zu, und die Zucht ging ein. - Die trockneren Massailänder, oder auch die Hochländer im Westen des Victoria-Sees werden geeigneter sein für diese Rasse, die ein sehr trocknes Klima verlangt. In Britisch-Ostafrika haben, soweit ich weiß, einige Züchter sie mit Erfolg gehalten. In Südafrika spielt die Angora seit-einiger Zeit eine sehr, sroße Rolle: Auch europäische Ziegen, wenn ich nicht sehr irre aus Deutschland zu- erst und vor etwa zwei Jahren aus Italien, wurden eingeführt. Sie kommen gut weiter und geben mit der eingeborenen Rasse leichte Kreuzungen, die reichlich Milch liefern. durch Die Kommunalverwaltungen, z. B. Tanga und Wilhelmstal, ver- suchen Verteilen von Zuchtböcken die Rasse der heimischen Ziegen zu heben. In Europa, besonders im Süden, ist die Ziegenzucht eine große Gefahr für das Land, indem die Tiere durch Abfressen aller erreichbaren jungen Baumtriebe die Bewaldung zerstört. Madeira soll durch Ziegen entwaldet sein, in dem kein Nachwuchs von Bäumen aufkommen konnte. Unsere afrikanischen Ziegen sind in dieser Hinsicht nicht so schlimm, ich sah sie nicht so eifrig wie ihre europäischen Verwandten die Triebe abweiden, sei es dafs sie diese Eigenschaft überhaupt nicht so haben, sei es daf3 unsere afrikanische Natur ihnen genügend Futter am Boden liefert. Aber immerhin muß man Kulturen vor ihnen schützen, und das wird noch mehr der Fall sein, wenn man europäische Rasse und deren Kreuzungen hat. Auch die Ziege wird sehr von der Tsetse angegriffen, kann jedoch lange Zeit mit den Trypanosomen im Blut leben bleiben und so diese immer weiter verbreiten, wenn sie in einer Gegend lebt, in der die Fliegen sind. Sehr oft leiden die Ziegen auch an Insektenlarven in den Nasenhöhlen, sie müssen dann fortwährend pusten und niesen. In Bukoba sah ich 1892 eine sehr verderbliche Krankheit unter dem Kleinvieh, besonders unter den Ziegen, bei der Geschwüre in der Haut auftraten, die dadurch durchlöchert und wertlos wurde. Mit dem Namen sndus? wird noch der »bockartige« Schabeapparat be- zeichnet, auf dem man sitzt und an dessen eisernem gezähnten Kopf die Kokos- nufß) geraspelt wird. Es ist gewif eigenartig, dafß man ein Sitzinstrument bei uns »Bock« auf Swahili «Ziege« nennt. Equus asinus L. (Siehe Verbreitungskarte.) Der Esel ist eins der wenigen Tiere, die mit großer Wahrscheinlichkeit in Afrika ihre Urheimat haben. Wenigstens wird allgemein angenommen, daf} der ostafrikanische Wildesel, Eguus somalicus Noack,*) der im Somalilande (Ogaden) beute noch wild lebt, der Stammvater dieses Hausesels gewesen ist, ja von ihm sich heute noch kaum unterscheidet, und daf3 seine Domestizierung wahrscheinlich von den Hamito-Semiten in sehr alter Zeit vorgenommen wurde, vielleicht in Oberägyten. So wenigstens nimmt Keller an, während Hahn der Meinung ist, daf3 zuerst Westasien den Esel als ältestes Tragetier domesti- zierte, und daß er dort vor dem Pferd und Dromedar bekannt war. (Wohl der asiatische, nicht der afrikanische Esel.) Einer Angabe bei Keller zufolge soll ein Esel schon auf der aus vorpharaonischer Zeit stammenden Negadah- Tafel abgebildet sein, während Hahn angibt, daß er in Ägypten nur bis in die 6. Dynastie zurückreichte. Jedenfalls gelangte der Esel sehr früh nach Westasien, er war in Palästina zur Patriarchenzeit bekannt, er war damals wie noch heute im Orient das Transporttier des täglichen Lebens, wie Hahn sagt. Von Syrien über Kleinasien und die Balkaninsel werden wahrscheinlich die Griechen den Esel, oros, erhalten haben, vielleicht später als das Maultier, da dieses bei Homer oft als Haustier genannt wird, der Esel aber nur ganz selten. Der afrikanische Wildesel ist langohrig und hat den Rücken entlang sowie quer über die Schultern eine dunkle Binde, ebenso sind die Beine verwaschen zebraartig gebändert. Der Umstand, daf3 bei unserm ostafrikanischen zahmen Esel diese Zeichnung sich wiederholt, allerdings die Querbänderung der Beine nur selten, zeigt, daf die bei uns ziemlich viel gehaltenen Esel vom afrikanischen Somali-Wildesel abstammen. Besonders im Norden des Massailandes und bei den Somali soll man Exemplare mit den gestreiften Beinen sehen, ich beobachtete solche in Utaturu. Nach der Ansicht der Zoologen stammt dagegen der sogenannte Maskat- *) Außerdem kommen noch der nahe verwandte £. faeniopus Heugl!. vom Hawasch- Becken bei Harrar und der E. africanus von Erythraea als Stammväter der zahmen, grauen Esel in Frage. Wahrscheinlich haben alle diese sehr nahe verwandten Arten an seiner Bildung teilgenommen. esel von einer asiatischen Stammform ab, und zwar von Zguus Onager Schreb., der von Syrien über Persien, Mesopotamien und Afghanistan und nach Balfour auch noch in Cuch und Sindh leben soll, besonders von der Form aus Meso- potamien var. hemippus. Dieser ist nach Keller weil oder isabellfarben, ohne Abzeichen. Von Ägypten bis Persien, am besten in Südmesopotamien und Nordarabien (Nedje) werden diese bei uns Maskatesel genannten Tiere gezüchtet. Es sind prächtige, hohe, feurige Esel, in reiner Züchtung schneeweifßs. Ihr guter Gang, Ausdauer und Geschwindigkeit sind berühmt, doch sind sie etwas empfindlicher, besonders in feuchtem Klima, als die grauen, so daf3 man für den Gebrauch sie gerne mit den ostafrikanischen Eseln kreuzt. Um es hier voraus- zunehmen, gibt es diese schönen Maskatesel ziemlich viel in Zanzibar, sie kommen auch auf allen größeren Küstenorten vor, berühmt war die Zucht eines Beludschen im Dorfe Kaule bei Bagamoyo. Schon vor zwanzig Jahren wurden für ganz ausgesuchte Tiere davon bis 800 Rupie bezahlt, die erwähnten Kreuzungen sind billiger, doch kostet ein gutes Tier immerhin etwa 200 Rupie. Wenn sie auch gegen die Tsetse-Krankheit recht empfindlich sind, so bilden sie für Expeditionen doch die besten und dauerhaftesten Reittiere, die den Maultieren fast gleich- wertig oder überlegen sind. Die Schutztruppe selbst hat in Daressalam und auf den Binnenstationen eine Menge’davon gezüchtet, aber leider ist der Verbrauch an Reittieren auch ein ziemlich starker, denn man kann sie auf Reisen nicht immer vor der Tsetse und anderen Schädigungen schützen. So genügt meist das Angebot an Halbmaskateseln dem Bedarf nicht, und wir müssen Maultiere von auswärts einführen. Einige Unternehmer haben sich auch auf die Zucht von Eseln geworfen, aber das Resultat genügt dem Bedarf noch nicht. Für Ansiedler, die genügend Weide zur Verfügung haben, kann diese Zucht einen guten Verdienst abgeben, sie müssen nur sehen, sich zeitig mit reichlichen Mengen von grauen Eseln zu versorgen, die allmählich anfangen teuer zu werden. Zu Zuchtzwecken hat die Kommunalverwaltung von Westusambara einige hervorragende Hengste aus Italien kommen lassen, wo riesengroßle und allerbeste Tiere in der Provinz Bari in den Gemeinden Noci, Alberobello, Locorotondo, Cisternino und Martinia franca gezüchtet werden, die bis 1,40 m Schulterhöhe erreichen; Stuten kosten dort 500—1500, Hengste bis 2000 Francs. Ich habe nicht gehört, ob von diesen Tieren schon Nachzucht vorhanden ist. Bei anderen Verwaltungsstellen wurden gute Maskathengste zur Zucht eingestellt. Die Ab- sicht, in Kwai neben der Pferdezucht auch Esel und Maultiere zu ziehen, lief sich nicht gut ausführen, da die Futterverhältnisse dazu nicht ausreichten. Es sollte jemand ein solches Gestüt im Massailande anlegen, das ja gut erreichbar ist, sobald die Eisenbahn bis zum Kilimandjaro fertig gestellt sein wird. Die grauen, bei uns Massai- oder Wanyamwezi-Esel genannten Tiere obgleich die Wanyamwezi sie kaum ziehen — finden sich in den Steppengebieten zwischen Kilimandjaro und dem Victoria-See und südlich bis nach Ugogo. Es handelt sich aber nur um einzelne Bezirke mit seßhaften Leuten, wo Esel ge- züchtet werden, besonders im sogenannten abflußlosen Gebiet, in Ugogo, bei Tabora und in Usukuma, sonst sind noch leidlich viele Esel bei den nomadi- sierenden Massai vorhanden. Durch vieles Aufkaufen und besonders infolge einer Wurmkrankheit — die durch im Magen der Tiere schmarotzende Eingeweide- würmer hervorgerufen wird, welche von einem Tier zum andern durch das Saufen aus schlechten Wasserstellen übertragen werden —, hat sich die Zahl der Esel recht vermindert. Und durch die starke Nachfrage sind die Preise sehr in die Höhe gegangen. Vor zwanzig Jahren konnte man sie noch oft für fünf Rupie pro Stück kaufen, jetzt freut man sich, wenn man sie für 30 erhält. Vielleicht würde ein Preis, den das Gouvernement den Dorfgemeinden für Eselzucht aus- setzen könnte, die Leute zur vermehrten Zucht anregen. Die geographische Verteilung der Eselzucht zeigt deutlich, dafS es sich um eine Einführung der hamitischen Völker handelt, die in mehreren Gruppen und zu verschiedenen Zeiten von Norden aus in unser Gebiet einwanderten, und die wohl aus den Ländern südlich und westlich von Abessinien kamen. Der Um- stand, daf3 die auch zu den nördlichen Hamiten zu rechnenden Watussi, die wahrscheinlich erst vor einigen Hundert Jahren in ihre heutigen Sitze einwanderten, die Esel nicht haben, beweist, daf3 diese Leute aus ganz anderen Gebieten kamen als die östlichen hamitischen Stämme, aus Ländern, in denen man die Eselzucht nicht kannte. Wann aber die Einfuhr der Esel stattfand, darüber kann man keine Angaben machen. Die geringe Verbreitung der Esel läßt vermuten, dafs ihre Einwanderung in ziemlich junger Zeit stattgefunden haben mufS, wahrschein- lich viel nach der Ankunft der »jüngeren« Bantu, vielleicht erst dicht vor dem Einbruch der Massai. Die eingeborenen Esel werden eigentlich nur zum Tragen verwandt, niemand ißt ihr Fleisch, auch die Massai nicht, welche ja auch das von allem Wild ver- schmähen. Die Lattuka im Norden halten sehr viele Esel der Milch wegen. (Emin.) Alle Mohammedaner essen weder Pferd noch Esel oder Zebra. An der Küste wird der Esel /unda genannt, und zwar der graue ein- geborene punda kihongwe, »der zum Reiten untaugliche, störrische«. Und es ist wahr, daf3 nicht viele davon sich zum Reiten eignen, einige haben sehr störrische Gewohnheiten und Tücken, sind auch überaus langsam. Schon ihn für Tragzwecke zu gewöhnen gehört eine Geduld, über die Europäer mit ihren Tropennerven meist nicht verfügen. Von den Farbigen werden die Tiere aber viel gebraucht, besonders zum Heranschleppen von Sand und Steinen bei Bauten. Da kein Neger das Talent besitzt, Tiere zu behandeln, und besonders erst gar kein Mitgefühl für sie hat, werden sie abscheulich verprügelt und sind oft mit schweren Wunden bedeckt. Das liegt auch zum Teil daran, daß man die Last nur in einen über den Rücken des Tieres geworfenen Sack tut, ordentliche Tragsättel sind den Farbigen unbekannt. Europäer haben sich dankenswerte Mühe gegeben, geeignete Tragsättel zu erfinden, aber zu einem allgemeinen Modell ist man noch nicht durchgedrungen, der Bedarf dafür ist noch zu gering, da IS die Beschaffung von Eseln in genügender Zahl letzter Zeit schwerer wird. Man sollte das einfache südamerikanische Gestell oder aber die schönen Maultiersättel nehmen, welche die italienische Verwaltung in Abessinien benützt. Schon in der Wissmann-Zeit gab man sich mit der Benutzung des Esels zum Tragen auf Expeditionen viel Mühe, besonders der verstorbene Kommandeur v. Zelewsky war eifrig dabei. Es scheiterte immer daran, daß die Tiere zu S an Deutsch-Ostafrika Victoria ge 1:12000 000 ; e 0 200 Kilometer r Z Io) fi 2 a joe 3 2) oO a @ > zZ ww» Eselzucht. Hauptverbreitungsgebiete der Eselzucht. (Außer in den schraffierten Gegenden finden sich Esel zahlreich bei den nomadisierenden Massai und deren Gebietsnachbarn.) selbständig waren, nicht geordnet marschieren wollten und so die Karawane auseinanderbrachten. Es nützte auch nichts, als man wie bei den Kamelen ein Tier am Schwanze des vorgehenden anband. Für militärische Expeditionen gab man es endlich auf. Dann wurde Jahre später durch den Freiherrn von Brandenstein ein Esel-Transport-Unternehmen gegründet, das Lastentransporte ins Innere unternahm. Aber die Tiere erkrankten viel an der Wurmseuche und ea 38 a Es hat sich herausgestellt, daf3 der Esel für Transporte über große Strecken bei uns an Tsetse, so daf3 die Gesellschaft keinen Erfolg hatte und liquidierte. schlecht zu verwenden ist, besonders die Tsetse ist sein schlimmster Feind, wenn auch der graue Esel weniger empfindlich dagegen ist, als die Maskatsorte, ja vielleicht einige Tiere überhaupt immun sind; aber für kurze Transporte, die nicht schnell zu gehen brauchen, z. B. an Seitenstrecken von der Bahn aus oder bei Bauten, bei dem Transport von kleinen Mengen Waren zum Victoria-See, in einem Pflanzungs- oder Bergwerksunternehmen, kann der Esel viele Dienste tun, und man sollte ihn schonen und vermehren. Sehr viele Esel gehen, wie erwähnt, an der »Wurmseuche« zu Grunde, einer Plage von massenhaft im Verdauungskanal auftretenden Würmern, die offenbar durch das mit Eselexkrementen verunreinigte Trinkwasser an den Karawanen- straßen verbreitet werden. Die Benennung punda der Swahili findet sich nur bei sehr wenigen Bantu- den Swahlili Sonst heiflt das Tier fast über- all ndogwe, njowe, z. B. (meist nach Last’s Polyglotta): völkern und wird außerhalb des Küstengebietes nur noch bei sprechenden Leuten des Binnenlandes angewandt. Wabond6ei Waschambaa Wanguru Wasegua njowe Wakamba ing’ ot, njoi Wakaguru ngoö, ndogoc Waitumba ndogwe Wakami ndogwe Wakkutu ndogwe Wakonde njowe Wayao njowe Wagogo ndogwwe Wabena indogowe Wasango ndogıwe Wabunga-Zulu ndogrve Wanyamwezi—Galanganze 2dogwe Wasumbwa ndogrve Wasukuma zdogowe Wanyaturu ndogorwe Waha ndogowe Wanyambu ndogowe Wanyalungwa umodogowe Waganda ndogoi Warangi ndakıvi njowe Jowe njowe, nJol Te VS ar Außerdem fand ich noch folgende Benennungen: Araber in Kairo in Syrien das junge Tier dort in Tunis Wamakuwa Mossambik Wapokomo Wanguru Wabemba Wabisa Warua Waguka Wataturu Massai der Hengst: das Fohlen: Wakwafı Tigrinja—Abessinien . Amharı % Saho—S. von Massaua Borana—-Galla Galla bei Abessinien Somali Sakalaven auf Madagaskar Wambutti—Bakwa Bakiokwa—Bakumu ım Waldland humar, plur. hamir hammar dschahsch (gahsch) bıhın puru boru harre (wie die Galla) zsinka auch 7702, njorwe umbega mbega kioyo wankenka tigiet os-sigtria (es-sirgon) ol-amu® ol gurarü sıgiria adaghı ahya ocolotta harre, hare damer (wohl arabischen mburuht alte makabo*) [Ursprungs) Ich erwähne noch, dafß der Esel auf Hindustani gadhe kahel, auf Urdu gad'ha heißt, der Eguus Onager (Schreb.) Pallas auf Persisch ghour, auf Hindustani gor, khar, bei den Kirgisen kowlan; Equus hemionus Pallas heißt in Tibet Azang, dsightai. Der Onager der klassischen Völker war wahr- scheinlich der in Syrien, Mesopotamien und Nordarabien lebende Eguus taeniopus Heugl. (nach Balfour). Ebenso wie funda wohl die Benennung für das Zebra war und erst nach träglich auf den Esel übertragen wurde, so werden auch die meisten afrikanischen Namen, die ich oben gab, in erster Linie solche für das Zebra sein. den oben genannten Völkerschaften werden den Esel kaum kennen. Viele von Reisende sollten das genauer an Ort und Stelle feststellen. *) Diese Vokabel stammt von Stanley. Die Waldleute kannten keine Esel, Stanley’s war der erste, den sie sahen, auch ıst ihnen wohl das Zebra fremd. Das Wort makabo aber um. 230005 Maultiere sind bei uns ziemlich viel in Gebrauch, die meisten sind aus Aden, und wohl indirekt aus Abessinien bezogen, wo große Zucht davon ist. Aber einige sind auch bei uns mit Erfolg gezogen. Das Maultier wird von den Swahili zyzmbu genannt, was eigentlich Gnu heißt. Equus caballus L. Das Pferd spielt für Ostafrika eine ganz untergeordnete Rolle, so daß wir hier auf seine so sehr interessante Geschichte nur ganz andeutungsweise ein- gehen wollen. Wilde Pferde lebten zu der Zeit in Europa, wo nach den Glazial- perioden eine Steppenflora dort eingezogen war. Als Haustiere sind Pferde zwar in den Pfahlbauten vorhanden gewesen, treten aber zahlreicher erst zur Bronze- zeit auf. Es .gibt daher manche "Forscher, und. mit ihnen Keller,.die meinen, dafS auch in Europa das Wildpferd domestiziert wurde, und dafs dort der Stammvater der schweren Schläge, der »occidentalen Rassen« gewesen sei. Andere, und mit ihnen Hahn, dagegen glauben, daf3 es ursprünglich nur in Innerasien dem Menschen dienstbar gemacht worden sei, wo heute noch wilde Pferde, Zguus Prsewalskii Poljakoff., in den Steppen der Dsungarei leben. Und zwar soll es ein turanisches Reitervolk gewesen sein, das das Pferd bei einer der vielen, im Laufe von Jahrtausenden sich folgenden Überschwemmungen Europas mit zentralasiatischen Reiterhorden, (wie z. B. Hunnen) nach Westen ge- bracht hätte. Die Erinnerung an diese ersten Reiterhorden haben sich bei den Völkern als Centauren bewahrt. In älteren Perioden habe man überall, bei den Semiten der Euphatregion, wo man das Pferd schon um 2300 v. Chr. kannte, als auch bei den homerischen Griechen, als auch im alten Ägypten, wo es mit den Hyksos etwa 1700 v. Chr. bekannt wurde,) nur seinen Gebrauch als Zugtier für den Kriegswagen gekannt. Schrader nimmt an, daf3 dies durch die assyrische Art der Kriegsführung bedingt gewesen sei. Und erst mit den Persern sei das Reiten aufgekommen. ıst ohne Zweifel dasselbe wie O#apr. Der Name für dieses wunderbare Tier des Waldgebietes war demnach schon unbewußt seit Stanley bekannt gewesen. Wıedemann brachte die Meinung auf, daß das Okapi der se? der alten Ägypter war, das Tier des Kriegsgottes, des Teufels der ägyptischen Mythologie und die Personifikation der Epidemien. Es ist höchst unwahrscheiulich, daß die Ägypter bis zur heutigen Heimat des Okapzr gedrungen waren, dies wird vielmehr — wie auch der Wald — in alter Zeit vielleicht weiter nach Norden verbreitet gewesen sein. *) Nach Desplagnes (le plateau central nigerien) hießen die Hirtenvölker (1800 bis 1600 v. Chr.) nur bei den Griechen Zy%sos, sie selbst nannten sich ssz, ssasz, der König hieß Sselati Hyk Ssasu, daraus machten die Griechen /yksos. Das Pferd nannten die Ägypter nach diesem Volke sszs, im West-Sudan nennen es alle Berber-Stämme sszo (Ewe so). Die Roten« Einwanderer des Sudan sollen, von Norden kommend, das Berber-Pferd mitgebracht haben. Siehe auch die Bezeichnung für Pferd auf aramäisch, hebräisch, assyrisch! Die Berber haben jedenfalls das Pferd als Reittier, nicht als Zugtier für den Kriegswagen mitgebracht 3 Arabien ist jedenfalls nicht Heimat des Pferdes, dort gibt es nach allen Berichten gar nicht einmal viele davon.*?) Wohl aber haben die Araber auf ihren Eroberungszügen recht viel zur Ausbreitung der Pferde beigetragen. Wenn sie auch wohl in Nordafrika schon zur Berber- und Römerzeit bekannt gewesen, so hat doch wohl erst der Mohammedanismus sie dort weit verbreitet. Und andererseits wird das Pferd auch von Arabien aus nach Abessinien gelangt sein, wo angeblich erst um 1570 die Galla bei ihren Einfällen es kennen lernten. Auch die Somali werden es aus derselben Quelle erhalten haben. Heute kommt in Ostafrika das Pferd außer, in Abessinien und im Galla- lande bei den Somali bis herab nach Mugdischu zahlreich vor, und zwar in einer kleinen, sehr ausdauernden, trockenen Rasse. Weiter südlich verhindert das Klima seine weite Verbreitung, Pferdesterbe und Tsetse sind seine grofen Feinde. Erst in Südafrika tritt es wieder massenhaft auf, dort zuerst durch die Holländer eingeführt, und populär gemacht, als Dingiswayo, der Lehrer und Erbe vom ersten Zulukönig Tchaka, um 1800 sich desselben bediente. In das Damaraland soll es erst um 1830 eingeführt sein, und zwar von einem Kapitän Alexander. Nach Zanzibar sind seit langem d. h. wohl seit dem Anfang des vorigen Jahrhunderts durch Indier und Araber, besonders durch die Sultane, die sich einen Marstall hielten, ‚viele Pferde eingeführt, von Maskat die feinen Rassen, kleine Tiere von Bombay, und auch viele Somali-Pferde gelangten dorthin. Ich erinnere mich, daf3 einmal eine ganze Schiffsladung Pferde aus dem Norden des Persergolfes dort angeboten wurde (1890), aber nicht viele wurden verkauft zu 2080 400 Rupie, pro Stück.” Letzter Zeit. hat die Zanzibarregierung auch australische Whaler importiert. Meistens in Zanzibar haben auch wir unsere wenigen Pferde für D.-O.-A. eingekauft; besonders bei Beginn des Nordmonsums ist dort die beste Ge- legenheit, es kommen dann in Dhaus, geknebelt und in recht kümmerlichem Zu- stand, eine Menge Pferde vom Somaliland und von Bombay an, die man oft billig für 100-—200 Rupie kaufen kann; und wenn man bei der Auswahl Glück hat, kann man die heruntergekommenen Tiere zu brauchbaren Reittieren auf- ziehen. Nach Tanga wurde vor wenigen Jahren auch einmal eine ganze derartige Ladung gebracht, die gemeinsam von den Interessenten bestellt war. Im Gebirge bei uns halten die Pferde sich recht gut, in Amani haben wir ein vorzügliches Tier mehrere Jahre lang gehabt, das mit Ausnahme eines Mauke- anfalles nie krank war, und das nachher zu Zuchtzwecken nach Kwai kam. Aber *) Nach V. Hehn hatten in alter Zeit die Araber keine Pferde (Herodot, Strabo), auch zur Zeit des Aelius Gallius wird im Yemen von keinen Pferden erzählt. In der Schlacht bei Magnesia hatten die Araber nur Kamele. Pferde scheinen erst um 200—300 n. Chr. in Arabien eingeführt zu sein. In Nordarabien aber müssen sie wohl seit längerer Zeit be- kannt gewesen sein, denn die Hyksos, welche auf ihrem Zuge doch gewiß Nordarabien be- rührten, brachten sie doch zirka 1700 v. Chr. nach Ägypten! Stuhlmann, Beiträge zur Kulturgeschichte von Ostafrika. 47 wenn man die Pferde einmal in die Ebene bringt, so infizieren sie sich meist mit Tsetse. An der Küste selbst, wo keine Tsetsen sind, halten die Pferde sich leidlich, bis sie einmal der von Zeit zu Zeit bei Beginn der Regen auftretenden Pferdesterbe erliegen. \Schon Kapitän Smee erwähnt die kurze Lebensdauer der Pferde in Zanzibar 1811). Sie müssen aber sehr vorsichtig im Futter gehalten werden, nasses Gras schadet leicht, auch gibt man ihnen an der Küste immer die aus Indien importierten dengo Cicer aricetinum, während man im Ge- birge einfach Mais als Kraftfutter reicht. Auch am Victoria-See sigd einige Pferde, das erste brachte wohl der un- glückliche Stokes etwa 1892 dorthin; unsere Tiere der Emin-Pascha-Expedition gelangten leider nicht bis zum See, das letzte starb in Samuyi. In Bukoba ist ein Pferd, ebenso mehrere in Uganda, und in Nairobe hält man sogar Pferderennen. Ein kleines Gestüt wurde in Kwai begründet mit den Pferden, die ich 1900 in Bombay einkaufte, zwei arabische Hengste und sechs Bombay-Stuten. Der jetzige Pächter von Kwai, Herr Illich, hat ausgezeichnete Tiere gezogen, von denen sogar einige Preise auf Ausstellungen und beim Rennen in Nairobi er- hielten. Vor etwa einem Jahre hat das Unternehmen von den Herren Wilkins und Wiese in das Schumme-Gebiet von West-Usambara eine ganze Anzahl schwerer Arbeitspferde gebracht, ich glaube Percherons, die in erster Linie wohl zum Holztransport dienen sollen, die man aber auch weiter züchten will. Das Pferd heißt bei den Swahili /aras, also wird es mit dem arabischen Namen für die Stute bezeichnet. Nach Schrader (Hehn S. 353) soll, wenn ich recht verstehe, dies arabische faras, feres, äthiopisch faras, hebräisch parasch der Reiter, mit aramäisch szsja, hebräisch szs, assyrisch szs# und andererseits mit Sanskrit asva, zendisch und altpersisch acpa, lateinisch egaus, griechisch zppos etymologisch zusammenhängen (?). Die Araber nennen in Ägygten das Pferd allgemein sonst chazl, syrisch chel, den Hengst Asan, (husan) und nur die Stute faras. Auf Tigrinja heift der Hengst faras, die Stute dasra, auf Amhari das Pferd faras, die Stute dasra, gegua, der Hengst dungula, bei den Saho-Assavatino /aras, bei den Borana Galla der Hengst sanga, die Stute gregna, bei den Galla in der Nähe von Abessinien das Pferd farda, die Stute farda dalta, der Hengst farda korma, bei den Somali in Benadir der Hengst faras, die Stute gregnedde, bei den Somali im Norden das Pferd faras, die Stute gegnu, der Hengst faras kodh. Die Hausa sagen doki, pl. dawaki, die Fulla put, die Ewe so, (so in sehr vielen Sprachen des Sudan. Vgl. auch Anm. S. 736), die Tschi oponko, die Akra pongo. In alter Zeit waren Pferde offenbar in Ostafrika unbekannt, Massudi, der 917 die Küste bereiste, beschreibt von dort Reitstiere, mit denen ganze Truppen beritten waren. (Siehe Devic S. 141.) TB EN RN Equus tigrinus Johnst. Das Zebra des Kilimanljaro steht nach den Untersuchungen von Noack (Zool. Anz. 1902/1903) in der Mitte zwischen den Formen E. Crawshawi- Granti und E. Selousi (Johnston unterscheidet folgende Arten von Zebras: Eguus (Hippotigris) OQuagga, Zebra, Grevyi,tigrinus, letztere mit den Varietäten Burchellii, Capmannii, Grantii und Selousii.) Das Zebra heiflt bei den Swahili /unda milia, bei den Wanyamwezi nduln, den Waganda maulegge, den Wagogo nhenge. Es kommt in allen Steppen- gebieten Ostafrikas vor, scheint aber im Zwischenseengebiet zu fehlen. Uns interessiert besonders das vom Kilimandjaro. Zebra sind am Kilimandjaro, besonders durch Herrn Bronsart von Schellendorf, in den letzten Jahren in Mengen gefangen und meist durch die Firma Hagenbeck in den Handel gekommen. Sie wurden auch bei uns in Daressalam von der Truppe zum Reiten und Fahren abgerichtet, ebenso wie das schon früher Rothschild in England gemacht hat. Sogar in Neapel sieht man jetzt regelmäßig zu Reklamezwecken ein Zebragespann. Zuerst in Amerika, dann auch in Deutschland, z. B. im Gestüt Poggelow des Herrn Dr. Schröder, und ebenso im Gestüt der Truppe in’ Daressalam wurden Kreuzungen vom Zebra- hengst und der Pferdestute, sogenannte Zebroide, gezogen, die bessere Eigen- schaften als die Zebra haben sollen. Diese sind nämlich bissig und unzuverlässig, sie erfordern einen geübten und immer aufmerksamen Reiter. Es ist ja immerhin möglich, daf sich diese Kreuzungen bewähren, und daf3 man sie auch praktisch benützen wird. Aber ich glaube nicht recht an die ökonomische Seite der Sache. Die Nachkommen werden wie die Maultiere unfruchtbar sein, man muß also immer neue Zebra fangen, was recht kostspielig und zeitraubend ist. Am Kilimandjaro wenigstens haben sich die Ausgaben für das Fangen nicht bezahlt gemacht, die Kilimandjaro-Straufßenzucht-Gesellschaft mußte diese Tätigkeit ein- stellen. Der Hauptgrund, den man für die Zebras immer anführte, war, daß sie als einheimische Tiere gegen die Tsetse unempfindlich sein sollen. Diese Hoffnung scheint aber durch die auf dem Institut für Infektionskrankheiten in Berlin gemachten Experimente nicht einzutreffen: die dort geimpften Zebras er- krankten ebenso wie andere Säuger an der Tsetse. -Von der ganzen Domestikation von wilden Tieren halte ich nur sehr wenig. Man bedenke doch, daf3 im Laufe von vielleicht mindestens 7000 Jahren die Menschen, — die im Altertum sehr viel Zeit und keine Nerven hatten, die außerdem auf Tiere zum Transport viel mehr angewiesen waren, als wir, die wir mit Eisenbahnen und Automobilen arbeiten, — daf3 die Menschen im Laufe ihrer ganzen Kultur- geschichte von den unendlich vielen Säugetieren (ca. 2300 lebende Arten nach Leunis) nicht viel mehr als etwa ein Dutzend wirklich domestiziert haben. Die ge- zähmten Antilopen, die man im alten Ägypten hatte und die vielleicht zum Teil wenigstens kastrierte Böcke waren, kann man nicht als Haustiere rechnen, denn 47° A ya Zähmung und Domestikation ist ein großer Unterschied. Ich glaube, daß die Dome- stikationsversuche heutzutage nicht viel mehr als ein interessanter Sport sind. Viel wichtiger ist für die wirtschaftliche Erschließung von Afrika und anderen Ge- bieten, dafß man moderne Verkehrsmittel anwendet, und dafS man auflerdem die vorhandenen Haustiere gut züchtet, und lernt, ihre Krankheiten auf rationelle Art zu bekämpfen. Derjenige, welcher ein sicheres und praktisch verwertbares Mittel gegen Tsetse und Küstenfieber bezw. Texasfieber erfindet, hat jedenfalls unendlich mehr Anspruch auf Dankbarkeit und Aussicht auf Erfolg, als der Zähmer von wilden Tieren. Deshalb lege ich auch auf alle Schongesetze nur von wissenschaftlich-zoologischem Standpunkt aus Gewicht, nicht vom praktischen, der uns bei der Bestreitung der Seuchen vielleicht sogar eher dazu führen muß, die wilden Tiere auszurotten dort, wo Landwirtschaft und Transport ge- deihen sollen. Felis domestica L. Die Hauskatze stammt, wie jetzt wohl allgemein angenommen wird, aus Ägypten, und zwar von der dort und in anderen Teilen Nordafrikas wilden Felis maniculata Rü pp. vielleicht mit einer Einmischung von Zelzs chaus Güld. Und es ist unzweifelhaft, daß sie auch in Ägypten gezähmt und domesti- ziert wurde. Dort hat man sie nach Brugsch schon in Gräbern der V. und VI. Dynastie auf Inschriften unter dem Namen »mzu, f., mzut erwähnt. In sehr großen Mengen sind dann Katzen unter der XII. Dynastie gehalten worden, bei Bubastis fand man zahlreiche Mumien derselben, sie waren der Göttin Bast, die aus dem semitischen Osten stammte, heilig. Die Untersuchungen von Virchow und anderen aber haben ergeben, daß es sich hier — anscheinend immer — um gezähmte Wildkatzen von /. manzculata und nicht um domestizierte Hauskatzen handelte, die wohl erst allmählich durch Zucht entstanden sind. Eigentümlich ist, daf3 die Katze lange Zeit nicht über die Grenzen von Ägypten gelangte, die antiken Schriftsteller erwähnen sie nur aus dem Nillande, und erst in den ersten Jahr- hunderten unserer Zeitrechnungen wird sie den klassischen Völkern bekannt. Die ersten ganz sicheren Nachrichten über sie sollen sogar erst aus der Zeit des Papstes Gregor d. Gr. um 600 stammen (Hehn S. 467). Viele meinen, daf die Katzen im Gefolge der aus.Ägypten stammenden Mönche ins Abendland kamen, andere, daß sie, als zur Zeit der Völkerwanderung die Hausratten aus dem Orient nach Europa gelangten, zum Schutze gegen diese aus Ägypten eingeführt oder doch mehr beachtet wurden. Und zwar scheint man sie in den lateinischen Ländern nach der Wildkatze caftus genannt zu haben, welches Wort wahr- scheinlich aus den keltisch-germanischen Sprachen stammte (O. Schrader bei Veklehn Ss. 467). Sehen wir uns erst auflerhalb Afrikas um, so heifßt die Katze im Hindustani balli, im Telegu ?z/ö, im Tamil pore, im Persischen wazda, im neueren Sanskrit marjara, denn im alten Indien fehlte sie ebenso wie in der Bibel und im Assyrischen. Die Araber in Ägypten sagen heute kutla, bsaini, in Syrien besene, für den Kater san, besen. Die Wildkatze soll dagegen nach Balfour (Cyclo- paedy of India) auf Persisch /uschak, in Afghanistan /zrschik, in Kurdistan /s2%, Dei den Türken puschik heißen.*) Die eigenartige, langhaarige Varietät, die man allgemein als Angorakatze bezeichnet, obgleich sie in Kleinasien kaum vorkommt sondern aus Afghanistan stammt und in Persien viel vorkommt, wird in Kabul daruk, burak genannt. Die Katze heißt auf Tigrinje dömn, auf Amhari demmat, bei den Saho- Asavetino bei Massaua dömuz, den Borana-Galla grauhe, den Galla bei Abessinien adume, den Somali in Benadir zrAulal (nach Cap. Ferrari), den nördlichen Somali bissat, bei den Nuba Aadis, in anderen Dialekten dort sad. Ich möchte ver- muten, daß man mit diesen Namen meist die in den betreffenden Ländern ein- heimischen Wildkatzen meinte und deren Namen auf die spät eingeführten zahmen Tiere übertrug. Und so wird es auch wohl bei unsern Bantu gewesen sein. Die Swahili nennen das Tier para, wahrscheinlich ursprünglich die Be- nennung für die Wildkatze, die man heute zum Unterschied von der zahmen paka mwvitu nennt (mwitu—=Wildnis). Und der Name Jaka kommt noch bei vielen östlichen Bantu vor. Wakamba mbaka, Wayao mbaka Konde mara Wasango /upaka Wamakuwa paka Warua yupaka. Eine andere Gruppe von Bantu nennt die Katze zyao. So z. B.: die Wamrima zyao Wabemba mnyao die Wabondei mnyao Wabisa rzyao Waschambaa wryao Wabungo-Zulu zyao Wanguru mnyao Wanyamwezi-Galanganze kanyao Wazegua mnyao Wasumbwa zyazwo Wakaguru »yao Waha »yawvo Wakhutu yao Wanyambo(SW. Victoria-See) zyao Wagindo ryao Wanyabungwa znyao Wahehe zyao Die meisten Worte entnahm ich der Polyglotta von Last, der offenbar an der Küste sammelte, es ist also möglich, daf3 Irrtümer vorliegen, aber es ist doch wahrscheinlich, daf3 es sich fast immer um Worte für die Wildkatzen handelt, wenn man auch vermuten kann, daf3 es onomatopoetische Bezeichnungen sind nach dem Miau-Laut der Katze. Da die zahmen Katzen in Afrika sehr wenig verbreitet sind, so ist es möglich, daf3 die befragten Leute die Namen erst an der Küste machten, aber auch, daf bei ihnen zu Hause die wilden Tiere auch *) Bei V. Hehn S. 609 wird für die Katze allgemein angegeben: Neupersisch Zuschek, kurdisch Zzschik, afghanisch Zzscho, albanesisch /zs0o usw. was nach der Notiz bei Balfour sich nur auf die Wildkatze beziehen soll. — m — so genannt wurden. Untersuchungen an Ort und Stelle sind nötig, um das aufzuklären. ; Einige abweichende Worte fand ich, auch meist bei Last: Makuwa bei Mossambik Awvatu Wasukuma /sangu Warangi gwala Weatatura smztat Waregga westlich vom Albert-See mwera Sakalaven auf Madagaskar /abza Madagaskar nach Sibree sa#a, dort die Wildkatze kary. Obgleich die Katze den Mohammedanern ein fast heiliges Tier ist, weil der Sage nach der Prophet sich den Ärmel abschnitt, um eine darauf eingeschlafene Katze nicht zu stören, (— die Swahili sagen Jaka ya mtume, die Katze des Propheten —) ist sie in Ostafrika doch merkwürdig wenig verbreitet worden; und wie nützlich würde sie der oft entsetzlich vielen Ratten wegen sein. In Zanzibar gibt es zwaı leidlich viele, besonders seitdem die Verwaltung der Pest- bekämpfung wegen Wert auf ihre Haltung legt, und auch an der Küste sind sie fast überall zu finden, aber nie als häufiges Haustier. Der Neger hat zu wenig Sinn für die Tierpflege, ein so intensiv häusliches Tier wie die Katze ist nicht für ihn geeignet. Araber und Indier haben sie gerne. Im Innern kommt sie nur hier und da vor, meist nur an den alten Araber-Kolonien. In den Sudan und nach Uganda sind sie von Norden aus eingeführt. Bei unsern Verwaltungsstationen werden jetzt vielfach welche gezogen, auch gern von Sudanesen; aber wenn sie nicht sehr häuslich gehalten werden, so verlernen sie bald das Rattenfangen, gehen auf Vögel und paaren sich mit den Wildkatzen, so dafl sie schon in der dritten Generation nicht mehr von ihnen zu unterscheiden sind und ganz ver- wildern. Sehr gern werden sie auf den Pflanzungen in Usambara gehalten. Die Katze ist eine ziemlich neue Einführung in Ostafrika, wahrscheinlich von den Maskatarabern mitgebracht, und sie hat sehr wenig Eingang bei den Negern gefunden, die kein Verständnis für Tiere haben, besonders wenn sie nicht unmittelbar zum Essen dienen. Burton (I. S. 198) erwähnt, daß in Mombassa eine Katzenvarietät mit völlig kahler Haut gewesen sei. Der Vollständigkeit halber gebe ich noch eine Liste von Katzen- Namen nach Kölle’s Polyglotta africana, ohne dabei, wie auch in anderen Fällen, die Ortschaft der Stämme und ihre Namen identifizieren zu können, und ohne zu wissen, ob es sich nicht meist um Namen für Wildkatzen handelte, denn so weit ich weiß, ist die Katze in Westafrika nicht sehr häufig.*) *) Für Wildkatze hat man nach Westermann in Westafrika stets ein ganz anderes Wort als für Hauskatze; letztere ist dort überall selten, aber sie findet sich überall. 3 Senegambien von Bissagos bis Monrovia | Dahome—Sklavenküste Fulup Filham Bola Sarar Pepel Kanyop Biafada Padsade Baga von Kalum Timne Bulom Mampa Kise Südsenegambien bis Mandenga Kabunga Toronka Dsalunka Kankanka Bambara Kono Vei Soso Solima Kisekise Tene Gbandi Landoro Mende Gbese Toma Mano Gio Kru-Küste Dewoi Basa Kra Grebo Gbe eseho, pl. siseho edangon, pl. odalin |sidangon udale, pl. ngedale ondale, pl.ngendale & ogalu, pl. nge- gatu (Portugies.) undali dsanguma, pl. ba- dsanguma dsankuma anyart, pl. evarı ayarı, pl. mayarı yarı, pl. siyari yare nyayo, pl. nyaya Kap Palmas nyarı : nyankumo nyayı nyart nyarı nyanguma manyale manyale nyare nyart Jmlumase manyalet nyale manyale nyale nyale-wuro nyama nya bli sura kebue pome nyalıua Adampe Ewe Hwida Dahome Mahi Togo—Lagos Aku ota Egba Idsasa Yoruba Yagba Eki Dsumu Oworo Dsebu Ire Ondo Dsekiri Igala Sudan—Niger Mose Dselana (suresa Gurma Legba Kaure Kiamba Koama Bagbalan Kasm Yula Niger-Mündung Isoarna Isiele Aro Mbofıa Sobo Egbele adade dadı awı a! awı olugbo olugbo, ologbo odsomm ologene & ese W. ese, ologwo abadsaku u. ologbo che obansaku u. dsagen! ologbo ologbo olugbo ologbo olobo obara yura agunk, pl. aguso dorobeara & sumbir, p!. sumbisa multi u. kamulera, pl. mutımu ARU agua digida, pl. igidasi gall galin, pl. galina dirabu derebn, pl. derebia una welede awuru mbelugbo nuampa unogbo anugbo Bini Ihewe Oloma Okuloma Udso Unterer Niger (Nupe) Nupe Kupa Esitako Goali Gugu Puka Basa Ebe Opanda do. Igu Egbira-Hima Tschad-See Bornu, Kanuri Munio Nguru Kanem West-Tschad-See Pika Karekare Bode Ngodsin Doai Unterer Niger Ekamtulufu Udom Mbofon Eafen Basa Kamuku Kamerun-Hinterland Dsuku Isuwu Duala Orungu Bayon dor Batı AA ologbo Kum undogbo Bagba wlagbesere Balu wembele Bamom ologbo | Ngoala | Momenya dandsı & dangı Papiah abamı Param dandsı Ngoten balıa | Melon MUSUE Baseke obandseku Kongo— Angola dagwaru Kabenda obala Mimboma wandsako Musentandu wandsaku | Mbamba ngampatu | Kanyiıka ngam | Ntare ngam | Mutsaya nam | Babuma Bumbete dsawa Kasands awei Nyombe sarıa Basunde patu Ngola sayim (Arabisch) Pangela Lubalo ebiti Runda ekanden, pl.akanden Songo ekanden awa Kisama zbele, pl. mbale kianwa, pl. mo- kramwva medsaku gmabara singi nyami monyawa minyangob Süd-Ost-Afrika Muntu Kiriman Marawi Meto Matatan Nyamban nyagwan nyawa mingangab nyawa mumjanyı nyaro u. Nyago menyangob mimnangub sin sin pus (Englisch?) waya, pl. wayas budı, pl. yıbudı mbumba, pl. sim- bumba kewat, pl. awai kaboz, pl. tubos kewat, pl. bewai ndsut, pl. bandsut gewe, pl. bewe rewae, pl. bewae ngalo wayu, pl. biwayu wayt, pl. miwayı ngato, pl. singata nkato (Portug.?) ngato, pl. ningato kangat, pl. dsungat simpa u. kasımpa, pl. sisimpa nkato, pl. sinkato dsome paka moanamanga koatu koat, pl. akoat (Portugiesisch) kimanga, pl. zt- manga (» Tier v. Maskat« ?) a er West-Atlantische Stämme Süd-West-Afrika Wolof dsenab Dsarawa mos Bidsogo Ankaras nodat Koro paduma Wun dsangnma Ham rä Gadsaga nyokume,pl.nyokumu Akurakura wuambara Banyun dalı Okam ekandem Nalu mpus Yasgua omalti, pl. amalı Bulanda ndal Nki cwa Limba yare, pl. yaren Kambali masali Landoma nyare Alepe nuapo Hoch-Sudan Penin embom Asante agiramoa Bute nyamtannore Barba musuRru Murundo awambara, pl. Boko MUuSsu bawambara West-Zentral-Sudan Undaza mat, pl. mama Kandin musa, pl. musor! Tumu tegbemi Tumbuktu must Nkele nyame Mandara patu Konguan monyldsan Bagirmi mage i Mbarike mbaktako & makrıako Hausa Kano kenwa Tiwi anyamkor & dsonge Kadzina mussa, pl. mussos! (nur wild) Pulo Timbo nyarıru, pl.nyarıdyı Boritsu geram (wild) Salum wlundu, pl. uludı Afudu ata Goburu MUSUrU | Mfut nyarwo, pl. benyawo Kano musuru, pl.musudsi \ Nso nyenyankongu Niger-Delta Arabisch Yala yanı Wadai bise Anan dambuna &rambana Adirar nos, pl. lamas Beran nos, pl. lamäs Lepus cuniculus L. Das Kaninchen stammt ursprünglich aus der iberischen Halbinsel, Po- lybius und Strabo sind die ersten, die es, erwähnen aus Corsika und den Balearen, auf welch letzteren Inseln es damals schon grofßße Verwüstungen machte. Bei uns in Ostafrika sind diese Tiere selten, einzelne Europäer haben einige eingeführt und ziehen sie. Die Treiberameise ist ihr großer Feind beı uns, indem sie die Jungen auffrißßt, wenn man den Stall nicht sehr gut schützt. Ich habe noch nichts von Verwilderungen gehört, und es ist auch recht gut möglich, daf3 diese bei uns in einem Lande, dessen Klima dem Kaninchen nicht so sehr zusagt, nicht so zu fürchten sind, während sie anderswo bekanntlich den Ackerbau stellenweis unmöglich gemacht haben. Immerhin sollte man auch bei uns mit dem Loslassen der Tiere vorsichtig sein. A Das Tier wird bei uns surgüra genannt, ebenso wie der Hase, der bei den Swahili in den Erzählungen dieselbe Rolle als kluges Tier spielt, wie bei uns der Reineke Fuchs. Ovis aries L. (Vergleiche Verbreitungskarte über Kleinviehzucht, Seite 720.) Das Hausschaf ist wie die Ziege schon in vorhistorischer Zeit Genosse des Menschen geworden. Während einige es von nur einer Stammart ableiteten, ist man jetzt überzeugt, daf3 alle die verschiedenen Rassen von mehreren wilden Tieren abstammen. Nach der Ansicht von Keller kann man drei Bildungs- herde erkennen. Der europäische lag vermutlich im Osten des Mittelmeers, von wo aus Rassen ausgingen, deren Stammvater der Mufflon (Ovzs musimon Schreb.} war, die aber in Europa fast die spätesten Ankömmlinge gewesen zu sein scheinen. Es sind die nordischen Kurzschwanzschafe, die für unsere afrikanischen Verhältnisse nicht in Betracht kommen. Der afrikanische Bildungsherd hat wahr- scheinlich das afrikanische Mähnenschaf benützt, Ovrs (Ammotragus) trage- laphus Desm., mit ziegenartigem Kopf, geraden Nasen, in flachem Bogen nach aulen gehenden Hörnern, ohne Tränengruben, einer Kehl- und Beinmähne und langem, mit Endquaste versehenen Schwanz. Wahrscheinlich wurde dies Tier in Nordafrika domestiziert, wo man schon in vorpharaonischer Zeit Abbildungen davon auf der sogenannten Negadah-Platte fand. Im mittleren Reich treten dann verschiedene Kulturformen davon auf, während die ammonshörnigen Widder der vielen ägyptischen Monumente erst dem neueren Reich und einer vielleicht von Asıen eingeführten Rasse angehören. Vermutlich gehörte das älteste Schaf Furopas, das Torfschaf der Pfahlbauten, auch zu diesem Formenkreis, es hat sich noch als Bündnerschaf in den Alpen erhalten. Zu diesen Schafen mit ziegenartigem Kopf gehört das Dinkaschaf vom weißen Nil, das Ziegenhörner und an Hals und Brust einen Mantel von langen schwarzen Haaren hat. Es besitzt nur einen langen dürren Schwanz. Verwandt damit soll das Nedje-Schaf aus Zentralarabien sein. Endlich ist auch in Asien ein Wildschaf, und zwar anscheinend der Arkal, Ovis arkal Brdt. domestiziert, das heute noch wild vom Kaspisce bis Persien lebt. Merino, Zackelschaf, die Fettschwanz- und Fettsteißschafe scheinen hiervon abzustammen. Schon auf alten assyrischen Monumenten aus der Zeit von Tiglat Pilesar (745 v. Chr.) wird das Fettschwanzschaf als Beute aus einer jüdischen Stadt abgebildet, bei 3. Moses III., 9 wird es auch erwähnt; diese Rassen sind jedenfalls uralt und gehörten wahrscheinlich dem semitischen-babylonischen Kultur- kreis an. Geklärt scheint mir die Abstammungsfrage der Schafe aber noch nicht ganz zu sein. Mit dem Schaf ist für uns Europäer immer der Begriff Wolle verbunden, aber diese ist unzweifelhaft ein Produkt der Züchtung, sie ist offenbar durchaus nicht allein vom Klima abhängig, denn in Indien gibt es in feuchtheißßen Gegenden REN RAN oe; auch Wollschafe. Die Tiere sind aber offenbar nur da auf Wolle gezüchtet, wo man diese gebrauchen konnte. So kommt es, dal es im tropischen Afrika keine Wollschafe gibt, die Leute hatten gar kein Interesse an dieser Eigenschaft der Tiere, wo sie in Bastgeweben, Rindenstoffen und Häuten ausreichendes Material zur Bekleidung hatten. Alle Schafe bei uns in Afrika haben hartes Haar, das nur selten sich ein wenig kräuselt. Die Wollhaare kommen gegen- über den Grannenhaaren nicht zur Entwickelung. Die in Ostafrika hauptsächlich verbreitete Rasse ist ziemlich klein, oft hinten überbaut, mit schmalem Hals, ganz ziegenartigem Kopf und gerader Nase. Die Hörner fehlen meist in beiden Geschlechtern völlig, kommen höchstens ein- mal bei alten Widdern zur Entwickelung und sind dann mehr ziegenartig, nur sehr wenig gekrümmt. Die Ohren sind meist klein und ein wenig herabhängend. Der Schwanz ist lang und reicht oft über das Kniegelenk herab, manchmal aber auch nicht so weit, sein Ende ist meist ein wenig nach aufwärts gerollt. Die Fettansammlung in ihm ist sehr verschieden, oft kann man Tiere sehen, deren Schwanz geradezu mager und spitz ist, in anderen Gegenden sind Rassen vor- handen, bei denen der Schwanz etwa ein Drittel so breit wie lang ist. Ich er- innere mich, einmal bei Morogoro ein Tier gesehen zu haben, das ich erst für einen Bastard zwischen Schaf und Ziege hielt. Es hatte einen Ziegenkopf, winzige nach hinten und unten gerichtete Hörner und kleine abwärts stehende Ohren, dabei zwei Hautkarunkeln am Halse wie eine Ziege. Aber der lange und starke Fettschwanz gehörte offenbar zu einem Schaf. Leider habe ich da- mals, am 19. Mai 1890, den Schädel dieses Tieres nicht mitgenommen, um untersuchen zu lassen, ob es sich wirklich um einen Bastard handelte. Stellenweis gibt es auch Schafe mit ganz kleinem, fast fettlosem Schwanz, so z.B. nach Hauter in Uhehe. Sie sind wohl von der »Ziegenkopf-Rasse Eine etwas andere Rasse, die ich nur aus dem Küstengebiet kenne, hat gebogene Ramsnasen, auf Schnauze und Stirn, auch auf dem Oberkopf ein Fett- polster, beim Männchen kleine, nach ab- und vorwärts gekrümmte Hörner, deren Basis leicht geringelt ist, und einen länglichen, nicht sehr dicken und am Ende spitzen Fettschwanz. Es ist offenbar nur eine Varietät der vorigen Sorte. Alle diese Schafe sind meistens schmutzig-braun gefärbt, oft auch gescheckt. Daneben kommen, besonders in den Steppenländern der Massai und noch mehr bei den Somali, solche vor, deren ganzer Körper weiß ist, während regelmäßig Hals und Kopf scharf abgesetzt braun-schwarz ist. Es ist denkbar, daf3 bei unsern ostafrikanischen Schafen sich zwei Rassen vermengt haben, deren eine vielleicht von dem ziegenköpfigen nordafrikanischen Mähnenschaf abstammt, während die andere, fettschwänzige, aus Asien gekommen ist. Und offenbar hat diese letztere den größeren Anteil an der Bildung unserer Rasse gehabt, oder aber die Eigenschaft des Fettschwanzes hatte mehr Durch- schlagskraft und war mehr geschätzt, als die Qualitäten der anderen Rasse, von der aber der ziegenartige Kopf sehr konstant blieb. Es wäre wichtig, von vielen Gegenden zahlreiche Schäfschädel mit einigen Notizen über Fundort und Aus- sehen der Tiere einzusenden, damit die Rassenfrage einmal vergleichend - ana- tomisch gelöst werden kann, eine sehr verlockende Aufgabe für unsere draufen stationierten Tierärzte. Wo wir über die Abstammung unserer Schafrassen noch nichts genaues wissen, können wir über ihre Herkunft auch nur Vermutungen haben. Es kommt mir so vor, als wenn hier ein nordafrikanischer Strom sich mit einem aus Süd- westasien vereinigt und vermischt hätte. Aber der asiatische mufS jedenfalls schon sehr alt sein. Als die Entdecker in Südafrika ankamen, fanden sie bei den Hottentotten außer Rindern nur Schafe und keine Ziegen als Haustiere, und diese Schafe gehörten der Fettschwanzrasse an. Nach neueren Forschungen ist man ja nun allerdings zu dem Schluß gekommen, daf3 die Hottentotten zu den hamitischen Völkern gehören, die demnach erst in ziemlich später Zeit von Norden aus eingewandert sind als einer der großen Völkerströme, die aus dem Nordosten kommend, Afrika durchzogen. Aber es wird das Fettschwanzschaf wahrscheinlich schon mit den jüngeren Serien der Bantu von Norden aus ein- gewandert sein und zwar zusammen mit dem Buckelrind, aber vielleicht ein wenig später als die Ziege. Und von Norden aus scheint auch das afrikanische ziegenköpfige Schaf gekommen zu sein, wahrscheinlich vor der Fettschwanzrasse. Bei ihrer Ankunft fanden die Portugiesen in Ostafrika überall Fettschwanz- schafe (Strandes). Ich möchte nun aus allerhand Gründen annehmen, daf3 die Schafe vor allem durch die mehr viehzüchtenden sogenannten jüngeren Bantu in unser Ge- biet gelangten und nicht mit den älteren Völkerwanderungen. Das Schaf be- vorzugt, wie das Rind trockneres Klima, in den waldigen Gebieten des Kongo- staates fehlt es fast überall — es hat dort ja auch keine Nahrung, wo vielfach Gras fehlt —, und wir können annehmen, daf3 es erst in unser Gebiet kam, nachdem dort eine Trockenflora die sich nach der Pluvialzeit zurückziehende Waldflora verdrängt hatte. Das Schaf wird aus einer in Nordostafrika oder Süd- westasien gelegenen Gegend nach Ostafrika gelangt sein, nachdem vielleicht schon in diesem Ausgangsland die beiden Hauptrassen der Schafe sich vermischt hatten. Aber es sind dann offenbar später immer noch von den asiatischen Einwanderern als Zuchttiere bessere Rassen eingeführt worden, einmal von den Hamiten (Galla, Somali, Massai usw.) die schwarzköpfigen Somalischafe, dann aber auch von den Semiten, die seit der Urzeit in Ostafrika Handelskolonien hatten, und die sicher damals ebenso wie auch die Araber und Indier noch heute, sich Tiere aus ihrer Heimat mitbrachten. Vor allem werden Einwanderer aus den Ufer- landschaften des Persergolfes die Tiere eingeführt haben, Leute, die mindestens seit dem 8. Jahrhundert bei uns wirkliche Siedelungen, nicht nur Handelskolonien hatten. Durch die Semiten werden auch die Fettsteißschafe zu uns gekommen sein, die nicht sehr häufig ist, im Innern meines Wissens sogar. recht selten. Bei On den Massai, den Somali, an der Küste bei uns findet man sie aber mehr oder weniger häufig. Sie ist bekanntlich dadurch ausgezeichnet, dafs der Schwanz stark verkümmert und seine ganze Fettmasse sich in zwei riesigen Polstern am Grunde des Schwanzes konzentriert hat. Ich möchte glauben, dafs die Fettsteifs- schafe erst in ziemlich neuer Zeit in Ostafrika eingeführt wurden. Das Schaf ist viel empfindlicher als die Ziege, aufserdem ziehen die Bantu- neger wie die Araber das Fleisch der Ziege dem des Schafes sehr vor. Es ist demnach auch lange nicht so weit verbreitet und so zahlreich vorhanden wie die Ziege. In wirklich größeren Mengen findet man es nur bei den vieh- züchtenden Völkern, den Somali, Massai und im Zwischenseengebiet. Sonst möchte ich annehmen, daß in den meisten Bezirken nur je ein Viertel bis die Hälfte so viel Schafe wie Ziegen sind. Wie überhaupt der ganze Süden der Kolonie so sehr vieharm war, daf3 man im Hinterland von Kilwa und Lindi nur verschwindend wenig Groß- und Kleinvieh fand, so ist dieser ungünstige Zu- stand nach dem letzten Aufstand noch sehr viel schlechter geworden, der die Bestände fast vernichtete und dessen Wirkungen man noch sehr lange Zeit spüren wird. Die Felle der Schafe werden wohl zusammen mit denen der Ziegen, die man zu bevorzugen scheint, ausgeführt. Das Fett der Schafe wird bei den Ein- geborenen von Ostafrika zwar geschätzt, es wird jedoch nicht in so unglaublichen Mengen und nicht als Kosmetikum benutzt, wie dies bei den Hamiten in Ober- ägypten, im Sudan und Somaliland geschieht, wo man in Oberägypten sogar noch den alten »Salbkegel« der ägyptischen Monumente wiederfand. (Schwein- furth, Ägyptische Relikten im äthiopischen Süden. Vossische Zeitung vom 30. Juni 1907.) Wie die Araber zu diesem Zweck ranzige Butter gebrauchen, die auch im Zwischenseengebiet bei den Watussi zum Salben dient, nehmen die Bantu Pflanzenöle, besonders von Rizinus und oft vermengt mit roter Erde, um daraus ihre Pomade zur Salbung von Körper, Kopfhaar und Kleidung her- zustellen, jedoch kein Hammeltalg. Das Schaf hieß im Sanskrit @v7, womit das lateinische ovzs, das russische 02032 usw. zusammenhängt. Heute sagt man auf Hindustani dAera, mhenda, auf Persisch gosfand, auf Türkisch koyunber, die Arabern in Kairo vammı, nadsche, syrisch ramme, nadscht, in Tunis alusch. Das wilde, Ovis nahura Hodgs wird im Himalaya durkel, bharal, bharur, dessen Männchen smzenda genannt, bei den Sutlej wa, war. Bei den Swahili heifßt das Schaf #ondoo: woher dieses Wort kommt, kann ich mir nicht erklären. In ähnlicher Weise sagen (meist nach Last's Polyglotta) die Warufiyi kondolo Wahiyao ngondolo Wazaramo hondolo Waluguru ngondoro neben m/olo Wakamı ngondo Wahrscheinlich hiermit zusammenhängend sind folgende Benennungen: Wazegua Wanguru Wakamba Wakaguru Wagogo Wahehe Wasegeju Wadigo Wabond£i Washambaäaa Wanyamwezi ngolo ngolo ngondu kholu nkholo, nhollo inkholo, nhoro ngundo ngonzi ngolo ngoto-kosogolo holo-ıtama, nkolo Vielleicht ist das Stammwort Zolo—Jhoro-—holo: und einen ähnlichen Ausdruck finden wir wieder bei den Borana-Galla als Zola, holi. der Wortstamm von Norden (Gallaländern) stammt. (?) findet Anklänge an aguto in Lagos usw. Es ist aber denkbar, dafs Der Ausdruck 29070 Ganz andere Ausdrücke haben folgende Völker für das Schaf: Wabemba Manyemä Warangi Waganda Sesubia (Okawanga) Sekuba 5 Tigrinja in Abessinien Amhari „, “ Saho im Süden von Massaua Somali von Benadir Somali bei Abessinien Massai Fan Jaunde-Dualla mmvo okoko mundi ndiga mbelele ogu beghien bäg (der Bock aura bäg, ya bäg aura) hamatıa, nabaıt non, 1-dü /aha (der Bock wönkh) en-ger (Schaf) ol-meregesch (Bock) ol-balelo (Lamm) nloma intomba Der Vollständigkeit halber gebe ich noch hier die Liste von »ewe (sheep)« aus Koelle’s Polyglotta africana, wenn ich auch hier ganz besonders fürchte, daf3 sehr viele Irrtümer darin enthalten sind, indem sich besonders Bezeichnungen für die »Ziege eingeschlichen haben. Zum Beispiel scheinen mir die Namen in Wadai etc. mit wmadse, mase in dieser Hinsicht sehr verdächtig. Senegambien b. Bissagos bis Monrovia Fulup Pepel Kanyop Biafada Padsade Baga v. Kalum 'Timne Bulom Mampa Kisi saya, pl. sisaya ompalalo upobabo gumpalelo dsipode kelongome kelome lonkube nongube salando Süd-Senegambien bis Kap Palmas Mandenga sara Kabunga sagto & sadsto Toronka sara Dsalunka sara Kankanka sasa Bambara sasa Kono SAMUSU Vei baranara Soso Solima yarena Kisekise yarat Tene vere Gbandi mbara-hai Landoro mbala-ha Mende mbara Gbese barasa Toma barawaa-sa Mano ba-mu Gio ba Kru-Küste Dewoi bla Basa bela Kra bolawele (Grrebo bolable Gbe bulabule Dahome—Sklaven-Küste Adampe ale Ewe ale Hwida legbo Dahome legbo Mahi & egbo A Togo-—Lagos Aku Ota Egba Idsesa Yoruba Yagba Eki Dsumu Oworo Dsebu Ife Ondo Dsekiri Igala Sudan— Niger Mose Dselana (suresa Gurma Legba Kaure Kıamba Koama Bagbalan Kasm Yula Niger-Mündung Isoama Isiele Abadsa Aro Mboha Sobo Egbele Bini Ihewe Oloma Okuloma Udso egulo egulo, agula agula abo-aguto eguto eguto & agbo aguto agulo aguto agula agula agula ala ‚pesoro penenk pentwe (pasur, Schaf) gbe-nyo /rtwwalo hheu fe, pl. fen pie-ne pisa, pl. pine pa-kana pea, pl. pe alono alerc atolo aturo & atıno alturo ogoli aye omai ohua ohua osagamı zdsurume onana Unterer Niger (Nupe) Nupe kingbagba Kupa Esitako Goali Gugu Puka Basa Ebe Opanda do. Igu Egbira-Hima Tsad-See Bornu Kanuri Kanem Westl. v. Tsad-See Pika Karekare Bode Ngodsin Doai Unterer Niger Ekamtulufu Udom Mbofon Eafen Basa Kamuku Kamerun-Hinterland Dsuku Eregba Isuwu Diwala, Duala Orungu Bayon Pati Kum Bagba Balu Bamom Ngoala Momenya Papiah Param Ngoten Melon gbabayuku dsimbagba (Bock) neigua agola awuto-vo eti 080g0lo agoguro eleme dımı demt temsı tamdsı mamendo akuyıt lZumoru Zunko ndso mbul mbun ndsombe ogudo, pl. agudo bitama, pl. itama ado oma adı ade mulua MOVONgEe mulongo mamboli edombe & entombe nsur ndso-mbi ndse mfinsit ndsuet mondsuar ndse ndsero MVINZUL moare mbot mpot Nhalemoe Baseke Kongo— Angola Kabenda Mimboma Musentandu Kanyika Ntere Mutsaya Babuma Bumbete Kasando Nyombe Basunde Ngola Pangela Lubalo Runda Songo Kisamo Südost-Afrika Muntu Kiriman Marawi Meto Matatan Nyamban mpot zdombe meme*) MEME MEME muRrok lememe lememe lememe lememe mboll dimeimne MEme mbudi yamhet omeme & omkuri mboli muRok meme mbudt putiputi (Schaf) bıla nkosa putiputi ebutibut mpfuta, pl. timfuta West-Atlantische Stämme Wolof Wun Gadsaga Gura Banyun Nalu Bulanda Limba Landoma Hoch-Sudan Asante kar & nkar Lbago dsara yaharc bawa karnel kingesia sagat tsaga agangasıa ugwiane *) Vergleiche das »zerze oben auch zur Be- zeichnung der Ziege. BL, 7 Ss Barba nya nmıru Nki bumebo Boko sa& sa da Kambalı vaha wihie West-Zentral-Sudan Alege odso Kandin tele, pl. tumakı Penin ndombi Tumbuktu Fedsi-woi (fegi, Bute ndoringo Schaf) Murundo muronki Mandara awui Undaza ngombe, pl.bangombe Bagimi buta nena Ndob ndsongan Hausa Kano Zunkıia Tumu ndzungan Kadzina Zunkia Nkele dombe Pulo Timbo mbalu, pl. balı Konguan aron Salum mbalu, pl. balı Mbarika otan Goburu mbalu, pl. balı Tiwi yongo Kano mbalu, pl. balı Boritsu ta Niger-Delta Afudu soa-bese Yala onyero Mfut ndsu-pok Anan eran Mbe ndsag Südwest-Afrika Nso ndse Dsarawa NZUr { Arabisch Koro odseme Arabie Soa Zaurie Ham ver Wadai nadse Akurakura edara & edana Adirar nase & se, pl. la- Okam orogoman ganan Yasgua edoi, pl. edoi Beran nase, pl. laranam Europäische Schafrassen hat das Gouvernement seiner Zeit für Kwai ein- geführt, sie hielten sich auch recht gut, hatten nur teils unter »Schieferzähnen « zu leiden. Die Zucht ist aber wieder verlassen, besonders weil das Land dort für eine ausgedehnte Viehzucht zu beschränkt ist. Die Engländer, vor allem Lord Delamere, haben in British-East-Africa auf den Hochländern des Massaigebietes, am Naivasha-See usw. eine große Menge bester Zuchtschafe ein- geführt, die sehr gut gedeihen sollen. Man hofft dort, wie in Südafrika, eine ausgedehnte Schafzucht betreiben zu können. Bei uns in deutschem Gebiet würden sich die Massailänder und besonders auch die Hochländer des Zwischen- seengebietes sicher sehr für Schafzucht eignen, wenn man dabei nur sorgsam die auch dort recht verbreiteten Herde der Tsetse-Fliegen vermeidet. Soweit ich hörte, beabsichtigt auch eine Unternehmung im Lande westlich von Bukoba die Zucht von Schafen und Rindern zu beginnen. Unsere eingeborene Rasse kreuzt sich, wie das in Kwai bewiesen, leicht und fruchtbar mit den europäischen Schafen, nur muß man den Weibchen, die für die Nachzucht bestimmt sind, in der ersten Jugend die Fettschwänze abkappen, da diese die Begattung hindern. Aber unsere einheimische Rasse ist sehr klein und dürftig. Wenn man später gute, große Wollschafe erzielen will, so wird man wahrscheinlich gut tun, nicht Stuhlmann, Beiträge zur Kulturgeschichte von Ostafrika. 48 u > gleich mit dem Einkreuzen von feinen Wollschafen zu beginnen, sondern man wird besser zunächst einmal recht kräftige, harte Fleischrassen zur Zucht ver- wenden, und erst nach zwei bis drei Generationen, wenn man eine große, starke, dem Klima angepaifste Unterlage hat, wird man mit der Einkreuzung der feinen Wollrassen beginnen. Sehr zu empfehlen wird für trockene Gebiete das »Perser- Schaf«, die Karakul-Rasse, sein, deren Fell (Persianer) sehr wertvoll ist. In Ge- bieten mit Dornbusch wird man durch Weidegang von Ziegen die unteren Partien der Dornsträucher erst entfernen müssen, damit die Schafe die Dornen nicht in das Vlief3 bekommen. Auch das Schaf leidet sehr unter der Tsetse-Krankheit, kann aber wie die Ziege die Trypanosomen jahrelang im Blute haben, ohne daran zu Grunde zu gehen. Z.B. waren fast alle Exemplare von Kleinvieh, die im Luengera-Tal bei Usambara untersucht wurden, mit diesen Blutparasiten behaftet. So infizierte Tiere bilden also immer eine Gefahr für die Weiterverbreitung der Krankheit. Züchter im Grofßsen sollten deshalb nur in solche Gebiete gehen, in denen keine Schafe und Ziegen der Eingeborenen in der Nähe sind, sie sollten auch das ein- heimische Wild vertreiben oder ausrotten, da dies dieselbe Gefahr mit sich bringt, und sie müßten vor allem selbst auf die Blutuntersuchung eingeübt sein, sie regelmäfig in großer Zahl ausüben und alle Tiere entfernen, bei denen sich die Trypanosomen zeigen. Sus domesticus. Das Hausschwein stammt, wie man jetzt allgemein annimmt, von mindestens zwei wilden Tieren ab, dem europäischen Wildschwein Szs scrofa L. und einer indischen oder südasiatischen Form, die man früher in mehrere zoologische Arten spaltete, jetzt aber wohl meist unter dem Namen Sus vittatus Müll. Schl. vereinigt. Die Kontroverse, ob zuerst die indischen Formen, von denen man das Torfschwein ableitet, oder die europäischen in Europa, und zwar in vorhistorischer Zeit, auf- traten, kann hier außer Acht bleiben, Keller meint z. B. daß zuerst eine Schweineform vom Osten eingeführt wurde, und dafS man erst später begann, auch das europäische Schwein zu zähmen, und zwar zur Pfahlbauzeit. Eduard Hahn aber ist der Meinung,. daßß die Schweinezucht wie so vieles andere im mesopotamischen Kulturkreis ihren Anfang nahm, und dafß sich auch dort all- mählich die Abneigung gegen dies Tier herausgebildet habe, vor allem verur- sacht unter dem Einfluß der Tammuz-Adonis-Mythe, die in den orientalischen Vorstellungen eine große Rolle spielte. Die Hausschweine haben alle im Gebißß sechs Schneidezähne, einen Eck- zahn und sieben Backenzähne, es müssen deshalb alle wilden Schweine mit anderen Zahnverhältnissen als Stammväter des Hausschweines ausscheiden, was für unsere Frage sehr interessant isn ZB haben die afrikanischen Gattungen Phacochoerus (giri der Swahili) und Potamochoerus (nguruwve der Swahili) „cs ran rund ar azı N N andere Zahnsysteme. Bei ersterer Gattung fallen die Schneidezähne, ebenso wie die vorderen der 6 ursprünglichen Backzähne früh aus, während Poramochoerus stets sechs Backzähne haben soll. (Es wäre sehr interessant, die ostafrikanischen zahmen Schweine auf die Zahnverhältnisse hin zu untersuchen.) In Mesopotamien sehen wir das Schwein auf den assyrischen Denkmälern in einer Form, die auf östliche Herkunft schließen läßt; in Ägypten war es mindestens seit dem mittleren Reich vorhanden, aber ein nicht sehr geachtetes Tier, das wohl aus religiösen Gründen nicht abgebildet wurde. Nun ist es gewiß denkbar, daf ursprünglich das domestizierte Schwein aus dem Osten nach Mesopotamien kam, in China wird es jedenfalls seit undenklichen Zeiten gehalten, es konnte z. B. denselben Weg wie die Bronze und vielleicht wie die uralten Handelsbeziehungen durch Zentralasien (Zimmt!) gewandert sein. Aber ebenso gut können wir uns vorstellen, daß auch die wilde Tierart, aus der es hervorging, einst in den Ländern des mesopotamischen Kulturkreises lebte. Die Form cristatus von Sus vittatus Müll. Schl. soll z. B. heute noch in Vorder- und Hinterindien vorkommen. Ehe man nicht palaeontologisches und prähistorisches Material aus jenen Gegenden besitzt, kann man diese Frage nicht entscheiden. Wir wissen eben nur, daf die Tammuz-Adonis-Mythe aus Vorder- asien stammt und sehr alt ist: die grofle Göttin tötet nach der ältesten Leseart der Mythe in Gestalt eines Ebers ihren jungen schönen Geliebten, und der Eber wird darum verachtet (Hahn S. 215). Es ist also sehr wohl möglich, daf3 die Schweinezucht in Vorderasien ihren Anfang nahm. In Ostafrika gibt es sehr wenig Hausschweine. Das wird natürlich durch die Abneigung der Mohammedaner gegen das Tier bedingt. Aber auch bei unsern Binnenvölkern ist das Hausschwein unbekannt, obgleich sie doch, wie z. B. die Wanyamwezi, das Fleisch von Wildschweinen gerne essen. Ich vermute, daß der seit der Urzeit an der Küste herrschende semitische Einfluß verhinderte, daß dies Tier von Asien in Ostafrika eingeführt wurde. Anders ist es in Mosambik, wo offenbar die Portugiesen die Zucht einführten und wo auch die Neger, so weit mir bekannt, sie in einigem Umfange betreiben. Wenn früher einmal in Zanzibar ein Schweinebraten zu haben war, so kam er von einigen Goanesen, die wenige Tiere zum Entsetzen der Mohammedaner hielten, oder man brachte gelegentlich mit einem Schiff einige Ferkel von Mosambik. Heute, nachdem die Europäer bei uns herrschen, haben sie vielfach Schweinezucht be- trieben, und man kann in den größeren Orten dann und wann einmal Schweine- fleisch erhalten. Die früher (und auch jetzt .noch stellenweise) in Ostafrika vorhandenen Mosambik-Schweine waren dürftige Tiere, meist mager und immer grauschwarz gefärbt. Es wäre notwendig, sie genau auf ihre Rasse zu untersuchen, ob sie zu dem indischen Typus oder dem europäischen gehören, ich vermute zum ersteren. Sie werden von den Portugiesen eingeführt sein und vielleicht aus 48* eine Indien selbst, wo ja heute noch in Mengen eine ganz ähnlich aussehende Rasse gehalten wird, so dafs ihre Borsten einen bedeutenden Ausfuhrartikel bilden. Man hat später bei uns edle europäische Rassen eingeführt, z. B. in Kwai. Aber es ist nötig, dafß3 die Zucht mit großer Umsicht betrieben wird, denn bei Inzucht verkümmert die Rasse anscheinend noch rascher als bei uns zu Hause, die Köpfe der Tiere werden lang, die Beine ebenso, die Haut dunkel. In Kwai hat Herr Illich eine bedeutende Zucht eingerichtet, er schlachtet jährlich sehr viele und macht vorzügliche Schinken und Dauerwürste daraus, allerdings nur in der kühlen Jahreszeit. Für den kleinen Kolonisten wird Schweinezucht ebenso wie in Europa eine sehr wesentliche Einnahmequelle werden, wenn er Absatz für die Erzeugnisse im Lande selbst findet, denn an einen Export nach Deutschland ist kaum zu denken. Von Kwai aus wird Wurst allerdings bis zum Victoria-See gesandt. Solange wir keine größere europäische Bevölkerung in der Kolonie und ihren Nachbarländern haben, werden demnach immer nur eine ganz beschränkte Anzahl von Landwirten ihre Betriebe auf den Verkauf der Schweinezuchtprodukte basieren können, aber jedem Kolonisten wird das Schlacht- schwein für seine eigene Wirtschaft willkommen sein. Das Schwein heißt bei uns in Ostafrika zguruwe, in Mombassa nach Krapf »guue, auf Kinika ungnlue. Dieser Name scheint mit einigen Ver- änderungen über weite Gebiete der Bantu verbreitet zu sein, wie aus der unten gegebenen Liste von Koelle hervorgeht, ich notierte auch noch für die Wan- yamwezi »guluwe, die Baluba »gw/ubu-uanpata. Der Name ist aber ohne Zweifel auf das Hausschwein nur übertragen, man nannte das Wildschwein so und zwar Potamochoerus, während Phacochoerus ngiri heißt. (In Mombassa an- scheinend 7707.) Der arabische Name für das Schwein ist chansır, bei den Saho-Assavetino kanzir, ebenso bei den Somali, den Abessiniern auf Tigrinja Aasema. Nach- folgend gebe ich die Liste nach Kölle’s Polyglotta africana, wobei ich nicht weiß, welche Namen für das zahme und welche für das wilde Schwein dienen. Die an das Swahili »gwrzwe anklingenden Worte habe ich mit einem * bezeichnet. Senegambien b. Bissagos bis Monrovia | Timne asop, pl. tesop Fulup ehomba,pl.sohomba Bulom per, pl. siper Filham ekumba, pl.sikumba Mampa epio Bola kumba u. unkumba Kisi ptowo, pl. plowa Sarar udsifek,pl.ngidsifek | Süd-Senegambien bis Kap Palmas Pepel onkunde, pl. ngon- Mandenga kose kumbe Kabunga sewo Biafada yanoli, pl. guyanoli Toronka le (rot); Aasıi, pl. Dsalunka köse makasi (schwarz) Kankanka Rose Padsade sen Bambara kose Baga von Kalum asop, pl. eso® Kono kolinya Vei konta Sudan-Niger Soso Solima koasena Mose deoro Kisekise koaset | Dselana afank, pl. afaı Gbandi ndundena (suresa duoro, pl. de Landoro ndunde Gurma dualo, pl. cdualı Mende ndunde | Legba afa Gbese dur Kaure dere, pl. de Soma bi Kiamba ava, pl. avana Mano bo | Bagbalan ten, pl. tene Gio bo u. bo | Yula toro, pl. toro Kru-Küste Niger-Mündung Dewoi be Isoama esta Basa be Isiele est Kra boe Abadsa etse Krebo bokto Aro esle Gbe be | Mbofia esi Dahome—Sklavenküste Sobo esi Adampe cha 2 Egbele edzt Ewe *) cha Bini esi Hwida agulusa Ihewe esi Dahome agurusa u. oha Oloma alagese Mahi oha Okuloma opuropo Togo—Lagos Udso opulopo Aku ota clede Unterer Niger (Nupe) Egba clede Nupe kutsu Idsesa clede Kupa kulsu Yoruba elede Esitako kutsu Yagba clede | Goali Gugu, kulosu Eki ogoro u. alede | Puka cdi Dsumu 0g0r0 Basa agworo Oworo clede | Ebe kudsu Dsebu clede Opanda est Ife clede lgu 02070 Ondo clede Egbira-Hima ola Dsekire est | Tsad-See Igala est Bornu: Kanuri gadu *) Bei den Ewe heißt, wie mir Herr uud DEZ Westermann schreibt, das Hausschwein wie Nguru gadu oben gesagt ea. Ganz selten wird auch der Kanen gadı portugiesische Name rako (aus borco) genannt, Westl v. Tsad See aber merkwürdigerweise nur für das Wild- . schwein (Pinselohrschwein). Auch letzteres Pika dozu heißt häufiger odeha, d. i. »Buschschwein«, | Karekare gubosu Bode Ngodsin Doai Unterer Niger Ekantulufu Udom Mbofen Eafen Basa Kamuku Kamerun-Hinterland Dsuku Isuwu Diwala Orungu Kum Bagba Balu Bamam Ngoala Param Ngoten - Melon Nhalemoe Baseke Kongo— Angola Kabenda Mimboma Musentandu Mbamba Kanyıika Ntere Mutsaya Babuma Bumbete Kasande gadu gursenu kafus NgOMU ngumu, pl. agumu ngumm ngume, pl. owume ikam, pl. sikam ngurusunu, pl. AZUFUSUNU wudse u. WwUltsu ngoa ngoa ngoa, ngowa u. ngoya ngum ndsue ngenam nge u. ngena semban Zelonsuei ngo ngo NEU ngoyo "ngulubu, pl. ngu- /ubus "ngulu, pl. zingulu "ngulu, pl. zingulu "ngowele, pl. ango- wele "ngulup "ngmovule, pl. bangu- wile "nguel, pl. banguel "ngulebe, pl. bangu- lebe genguo, pl. enguo ngotu, pl. singolu Nyombe Basunde Ngola Pangela Lubalo Runda Songo Kisama Südost-Afrika Muntu Kiriman Marawi Meto Matatan Nyamban "ngolu, pl. tsingolu Fngulu, pl. singulu "ngolo, pl. singolo Fongolu, pl. owen- golu "ngulo, pl. mengulo dsibont, pl. ibont ktombo, pl. yombo "ngolu, pl. singolu ®zgulunve "gulue, pl. degulue Fngurive "eguluve ®ekruluwve, pl. ikuluwe komba, pl. tekomba West-Atlantische Stämme Wolof mbam Bidsago Ankaras furogo (Portugies. ?) Wun Gadsaga Gura Banyun Nalu Bulanda Limba Landoma Hoch-Sudan Asante Barba Boko West-Zentral-Sudan Kandin Tumbuktu Hausa Kano Kadzina Pulo Timbo Salum Goburu Kano porko (Portugies.?) kose, pl. Roso nyua dsifek masoap, pl. besoape forgo u. kumba koasa, pl. koasei asop, pl. tsesop purako (Portug.) kurusu dsagwa gUursunu alkinsir u. binka gurusunu gursunu, pl. gur- sunna kosewi, pl. kosedyı ngiro, pl. girodsi andere, pl. andedse gursunu, pl. gur- sundst ms DOM ge Niger-Delta Tumu guyan u. ngulan Yala yerima Nkele ngoya, pl. bangoya Anan edi u. er! Konguan ungut Südwest-Afrika Mbarike odsik Dsarawa FUTUSUNU Tiwi soam u. isoam, pl. Koro naragbene, pl. ena- wesoam gbene Boritsu gisum (wild) Ham dsız Afudu ete u. eler Akurakura est Mfut ndst u.ngt, pl.bengt Okam ö okomba Mbe nguei Yasgua ebeb, pl. cbeb ! Nso ndst Nkıi ckurog Arabisch Kambali edsima | Wadai hansir Alege keram | Adirar handsir u. hanseru, Penin mekuanef pl. hanaseru Bute ngaole | Beran handsiru u. hamar Murundo - ngoa | algab (Wild- Undaza ngueya,pl.bangueya | Schwein) Ndob ndsyun u. ndsuyan | Während unsere Neger auch im Innern, wie erwähnt, das Hausschwein nicht kennen, ist es meines Wissens im Westen recht weit verbreitet. Ich hörte, daf3 es bis zum Manyema-Lande, also dicht bis an den Tanganika-See, vorkommt. Man wird nicht fehlgehen in der Annahme, dafl indirekt die Portugiesen es dort einführten, und daf} es, wie so viele andere Kulturelemente, vom Westen viel weiter als vom Osten aus in den Kontinent gedrungen ist, besonders wo der Mo- hammedanismus ihm im Norden und Osten den Zugang versperrte und nur sein Vordringen von Mosambik und vom Zambezi aus gestattete. Johnston (Kilimandjaro) allerdings glaubt, daß in Westafrika das Schwein schon vor der Ankunft der Portugiesen als Haustier gehalten worden sei. Wie es dorthin gelangt sein soll, ist mir unbekannt. Hahn nimmt an, daß die alte Schweinezucht der Funj in Sennar vor dem Islam in das Land gebracht wurde. Bei den Küstennegern in Joruba soll es erst in neuerer Zeit von Europa aus eingeführt sein. Das abessinische Christen- tum verbietet den Genuß des Schweinefleisches ebenso wie der Islam. Il. Hausvögel. 1. Anas (Cairina) moschata Flem. Wenn man in Ostafrika Enten hat, so handelt es sich mit wenigen Aus- nahmen immer um die Moschusente, die man auch fälschlich türkische Ente nennt, obgleich es mit Sicherheit ein in Amerika vor Ankunft der Europäer domestizierter und von dort verbreiteter Vogel ist. Er bewohnt ursprünglich Südamerika von Brasilien bis Paraguay. Es ist die recht grofßse Ente mit dem roten Warzenhof um das Auge, deren Urform schwarzgrün mit einigen weilsen Flügelfedern ist, es kommen aber auch ganz weiße und schwarze sowie braune vor. Die Tiere sind besonders für uns geeignet, weil sie sehr anspruchslos in Bezug auf Wasser sind und deshalb auch in trockenen Ländern mit Erfolg ge- zogen werden können. Auch haben sie die angenehme Eigenschaft, nicht zu schnattern, nur die Männchen pfauchen etwas und sind sehr streitsüchtig. Die jungen Tiere sind zart und wohlschmeckend, die alten oft recht zäh. Es kann keinem Zweifel unterliegen, daf3 diese Enten von den Portugiesen in der Welt verbreitet und wahrscheinlich auch von ihnen direkt nach Ostafrika gebracht wurden, wenn auch es möglich ist, daf3 sie auf dem Umweg über Mas- kat oder Indien zu uns kamen. Sie sind an der Küste bei uns überall zu finden, im Innern nur stellenweis an den Plätzen arabischer oder europäischer Kolonien, oder doch von diesen stammend. In der Nähe der Küste findet man sie häu- figer bei den Eingeborenen. Auch in Westafrika, z. B. Togo findet man diese Moschusente. Die Ente (auch die europäische) heißt bei den Swahili data, und andere Stämme benennen sie ähnlich. Nun sagen eine Reihe von südosteuropäischen Völkern, sowie die Portugiesen und Spanier auch pata, bata. So Portugiesisch pato, pata, spanisch ebenso, albanesisch ats, bulgarisch patka. Schradersn Hehn’s Werk meint, daß dies Wort vielleicht asiatisch sei, (persisch daz, arabisch in Kairo baita), während die indogermanischen Benennungen mit dem Sanskritwort a4 zusammenhängen. Es ist also möglich, daß dies Wort bei den Negern von den Persern eingeführt ist, vielleicht zuerst für die europäische Ente, = 761 eu die ja ein sehr alter Hausvogel ist und von der europäischen Wildente Anzas boschas L. abstammt. Aber wahrscheinlicher ist mir, dafßß das Wort und Tier direkt von den Portugiesen in Ostafrika eingeführt wurde. Ich gebe eine Anzahl von Worten für die Ente, meist nach Last’s Polyglotta: Wabondei zwata Wasumbwa-Wanyamwezi /zmbata Waschambaa zwata Wasukuma /umbata Wakamba oAuanyungu Waha mbdata Wakaguru zwata Wanyaturu zmata mata Waitumba zwata Wanyalungwe wmusefwe Wakbutu datata Waruwa Azoyo Wakuwa nrata Waguba Akroga Mossambik /zdata Waganda data Wayao mbata Warangi nyammala Wangindo /bata Wamanyema aufu Wagogo njyamwala Wataturu oldawashenda Wahehe zdata wata Massai o/-motonyi el engart Wabena zbata wata (= Wasservogel) Wasanga nsafı 2 Sakalawa auf Madagaskar gana- Wanguru mbata gana Wabemba wmudyonz Waregga zyomba Wabisa zdyonz Tigrinja | Wanyamwezi-Galanganze Saho cocahet N.Cpeenrarı inkhowale Somali coco gle | Wo nicht das Wort data oder dergleichen steht, vermute ich, daß es sich um Benennungen von einheimischen Wasservögeln handelt. Außerdem werden eine Menge dieser Völker, bei denen die Hausente kaum vorkommt, das Wort bata an der Küste aufgesammelt haben. Die europäische Ente ist viel seltener, sie wird zwar in Zanzibar und an der Küste — hier und da auch von Farbigen, — gezogen, im allgemeinen aber wird sie nur von Europäern und noch dazu selten gehalten. Um es hier gleich anzufügen, ist auch die Gans in Ostafrika fast un- bekannt, nur einige Europäer besitzen wenige Tiere. Es ist das um so auf- fallender, weil die Gans doch ein sehr altes Haustier der Europäer ist, und weil die verwandte Nilgans im alten Ägypten recht viel gezüchtet wurde, allerdings in späterer Zeit dort fast ganz abkam. Diese Nilgans kommt wild auch in unserm Gebiet vor; es werden hier und da einmal klein eingefangene oder krank ge- schossene Exemplare von Europäern oder Farbigen*) gehalten, aber ein Haustier ist sie nirgends bei uns. Die Swahili nennen die Gans data bukini, d. h. Ente *) So züchtete nach Hauter der Walı von Iringa solche jung eingefangene Nilgänse und hatte guten Nachwuchs davon. nt 762 ge von Madagaskar. Wahrscheinlich kamen von dort oder Reunion die ersten Exemplare nach Zanzibar. 2. Columba livia domestica L. Die Haustaube stammt von der sehr weit von Europa bis tief nach Asien und Nordafrika verbreiteten Felsentaube ab, Co/umba livia L., deren erste Do- mestikation aller Wahrscheinlichkeit nach im semitischen Kulturkreis von Vorder- asien stattfand, und zwar in sehr alter Zeit. Spielt sie doch schön in den Sind- flutsagen eine Rolle, die große Göttin Astoret— Astarte—Aphrodite— Venus hatte sie als heiligen Vogel, und ihre Verehrung findet sich heute noch bei Mohammedanern und Christen. Es ist merkwürdig, daf3 die Taube nur so wenig in Ostafrika eingeführt wurde, wo sie doch in Persien, Ägypten usw. eine sehr große Rolle spielt. In Zanzibar kann man allerdings immer welche erhalten, ebenso an manchen Küstenorten, aber im Innern ist sie geradezu selten zu nennen. In Unyamwezi, wo man ihnen die Lindo-Rindenschachteln als Wohnungen gibt, ist sie wohl sicher von Arabern eingeführt. Eine eigenartige Rolle spielten einmal die eben erst eingeführten Tauben in Lulua bei den »Baschilange« im südlichen Kongo- Gebiet, wo bei der Einführung der »Hanfrauchreligion« die Leute ihre früheren Lebensmittel verlassen mußten und nun als Fleisch nur die Taube hatten. Ob dies dort noch der Fall, weif ich nicht. Wahrscheinlich nicht. Die Eingeborenen an der Küste haben die Tauben sehr gerne, wohl durch mohammedanische Einflüsse bestimmt, und halten auch gerne Wildtauben, be- sonders die kleinen Turteltauben, Zefere, in Mombas fukoa genannt, in Käfigen. Die Swahili nennen die Tauben zyzwa, ndiwa, was sicher der Name für eine ein-. heimische Taubenart ist, sie sagen auch syiwa ya mwvitu, wilde Taube, und njtwa manga Maskat-Taube, d. h. die zahme. Nach dem Volksglauben ist also die Taube von den Maskatarabern eingeführt, und das mag wohl stimmen. Wurde sie doch wohl auch durch Mohammedaner in den Sudan gebracht, und Abessinien wird seine Tauben ebenfalls von Arabien oder Ägypten erhalten haben. Der arabische Name für die Taube, — in Kairo hamämz genannt, — ist in Ostafrika ungebräuchlich. Auf Tigrinja sagt man rögößz, bei den Saho gududultz. Zu Beginn der ostafrikanischen Tätigkeit des Majors von Wissmann wurden Brieftauben eingeführt. Im Jahre 1889 wurden sie mit gutem Erfolg be- nützt, um Kriegsnachrichten von Expeditionen zur Küste zu bringen. Es hat sich dabei gezeigt, daß die Tiere einen Monat lang selbst auf Landreisen brauch- bar blieben, und an ihren Ausgangspunkt zurückfanden. Später ist dann diese Art von Depeschenförderüng nicht mehr benützt worden. 3. Gallus domesticus Briss. Es herrscht heute wohl kaum noch ein Zweifel, daß unser Haushuhn nur von einer einzigen wilden Vogelart abstammt, und zwar von Gallus ferrugineus Gmil. (G. Bankiva Temm.), dem Bankiva-Huhn, das vom Fuß des Himalaya durch Birma und die Sundainseln bis nach den Philippinen heute noch wild vor- kommt, und dessen Federschmuck, Hautlappen am Kopf und Krähen mit unserm Haushuhn übereinstimmen. Es unterliegt gar keinem Zweifel, daf3 die Heimat aller Hühnerrassen in Südasien zu suchen ist. Und zwar ist das Huhn eins der jüngst erworbenen Haustiere des Menschen. Die Gewöhnung an den Menschen hat nun in der Urzeit allerwahrschein- lichkeit nach durchaus nicht aus ökonomischen Motiven stattgefunden, nicht »einesteils der Eier wegen, welche diese Hühner legen, zweitens weil man dann und wann, einen Braten essen kann usw.« sondern es sind mystisch-religiöse Zwecke gewesen, die den Menschen veranlafsten, den bunten Hahn zu halten, der durch sein Krähen den nahenden Tag begrüßte, der dem Menschen nachts die Stunden angab und der aufSerdem durch seine Kampfwut ihn erregte. In der alten Zeit haben offenbar, wie heute noch bei den sogenannten Naturvölkern, religiöse Beweggründe eine weit größere Rolle in dem Leben des Menschen ge- spielt als die materiellen. V. Hehn und Ed. Hahn haben so zahlreiche Bei- spiele dafür angeführt, dafß wohl kein Zweifel mehr hierüber herrschen kann. Wahrscheinlich spielten im indisch-malayischen Kulturkreis die Hahnenkänipfe die Hauptrolle für die Domestikation des Hahnes, im medisch-persischen Kulturkreis mit seinem Feuer- und Gestirndienst aber das Krähen in der Nacht. Der Hahn in seiner weißen Form war der heilige Vogel des Lichtgottes, der schwarze aber das Tier des bösen Elementes. Vor dem Hahnenschrei verschwanden die bösen Geister, er gab den Leuten in der Nacht die Stunden an, das Tier wurde zu Opfern . sowie zu Weissagungen verwandt. Wer sich mehr für diese Frage interessiert, der lese darüber in den schönen Werken von Hehn und Hahn nach. Aus dieser ursprünglich mystischen Bedeutung des Hahnes aber erklärt sich nicht nur die Rolle, die er bei den Orakeln der Römer spielte und die ihn uns noch heute auf die Kirchtürme als Wetterfahne setzen läfßt, sondern offenbar sind auch viele Vorstellungen der Neger über die Hühner auf diese Urquelle zurückzuführen. So essen die Wanyamwezi keine Eier, die gesamten Völker des Zwischenseen- gebietes essen weder die Tiere noch die Eier, sondern benützen die Hühner nur zu Wahrsagen, Gottesurteilen u. dergl. Weifßse Hühner sind auch dem Swahili für allerhand Zauber nötig. In Abessinien ißt man keine Hähne mehr, sobald sie einmal gekräht haben usw.) Nach einer Notiz bei Keller sollen die Hühner in Indien schon 1200 v. Chr. domestiziert worden sein, in China angeblich schon 1400 v. Chr., in Babylonien fand man sie auf einem Siegelzylinder aus den 7. oder 6. vorchristlichen Jahr- hundert abgebildet. Das alte Testament aber kannte das Huhn noch nicht, nur *) Ebenso gestatteten die Gesetze des Menu wohl daß Essen von wilden, nicht aber von zahmen Hühnern, die Hindu verschmähten Hühner und Eier, die Kelten in Britannien aßen nach Caesar keine Hühner, Gänse und Hasen (Balfour). der Talmud erwähnt es. Homer kennt es nicht, und in den Pfahlbauten fehlt es noch. Nach Hehn soll es zuerst von Theognis, einem griechischen Dichter aus der zweiten Hälfte des 6. Jahrhunderts v. Chr. erwähnt sein. Es ist kein Zweifel darüber, daf3 die klassischen Länder Europas das Huhn erst mit den Perserkriegen und auch aus Persien erhielten. Und wahrscheinlich ist es auch damals erst nach Ägypten gekommen. Zwar gibt es in der Hieroglyphenschrift ein Zeichen, das ganz dem Bilde eines Küchleins gleicht, das Lautzeichen x (wie das englische zv), das besonders für Pluralendigungen gebraucht wird. Wiede- mann und Schrader nehmen an, daf3 dies ein Hühnchen sei, aber Hahn und Oefele (Mitteilungen z. Gesch. d. Medizin und Naturwissenschaft I. 1902 S. 294) glauben, daß es sich um das Junge irgend eines anderen Vogels, wahrscheinlich einer Gans, handle. Das Huhn ist so recht dem Wirtschaftssystem der Neger angepafit, es erfordert nicht viel Pflege, man kann es in den kleinsten Haushalten haben, seine Nach- kommen und Eier gelegentlich verkaufen. Selten allerdings ifßft man es im Innern selbst, hat aber stets Tiere für Zauberei, Weissagungen und Gottesurteile zur Hand. So kommt es, daß es heute wohl in ganz Afrika verbreitet ist, soweit Hackbauern wohnen, den Nomaden fehlt es. Aber es ist eine große Frage, wann und von wem es zuerst eingeführt wurde Hahn nimmt an, daß es nach Afrika sowohl über Ägypten (nach der Perserzeit also) als auch an die Ostküste direkt von Indien kam. Ich glaube immer, daß die Verbreitung von Ägypten aus bei der Abgeschlossenheit dieses Landes und den trennenden Wüsten nicht sehr aus- giebig gewesen ist, höchstens nach Westen hin. Die in Ägypten so sehr früh und viel gehaltene Gans ist z. B. nicht nach Ost- und Zentral-Afrika gebracht. Als Ursprung des Huhnes für Ostafrika möchte ich auch nicht gerade Indien an- nehmen, sondern vielmehr den persisch-parthischen Kulturkreis. Vorausschicken will ich, daß Johnston (Kilimandjaro) meint, daß aus der bei sehr vielen Bantu gebräuchlichen Benennung Auru, ngoko für das Huhn ge- schlossen werden muß, daf die »Urbanturasse« das Huhn vor ihrer Einwanderung oder vor ihrer Verteilung hatte, und er scheint anzunehmen, daf} dies erst vor ca. 2000 Jahren stattfand. Nun kann man aber, wie wir im Laufe unserer Be- trachtungen gesehen haben, aus der mehr oder weniger großen Verbreitung eines Namens sehr viel Trugschlüsse ziehen. Wenn Johnston’'s Vermutung richtig wäre, so müßte sie auch für den Tabak zutreffen. Sie kann stimmen, aber sie braucht es nicht. Dann aber rechnet er außerdem mit viel zu geringen Zeit- räumen, wenn er glaubt, daß der »Urbantu« erst vor ca. 2000 Jahren ein- gewandert oder überhaupt existiert habe. Er führt am gleichen Ort an, daß eine ganze Reihe von Tiernamen, wie Leopard, Elefant, Flußpferd, Büffel, Schwein, Pavian, Graupapagei, Biene bei den Bantu ebenfalls weit verbreitet seien, und daß alle diese Tiere in einem feuchten, bewässerten Lande gelebt haben müßten. (Ob alle, ist mir zweifelhaft, Biene, Pavian leben auch in Steppen !) Stimmt das, dann müßte die Einwanderung der Bantu aus einem wasserreichen Lande und auch wohl in ein Gebiet geführt haben, in dem mehr Wasser und Vege- tation war, als es heute in Ostafrika der Fall ist. Es müßte mit andern Worten zur Pluvialzeit oder an deren Ende gewesen sein — was auch ich annehme —, also zu Zeiten, die wir nicht bestimmen können, die aber doch mindestens zehn- tausend Jahre und- mehr zurückliegen. Ich möchte nun bei den Linguisten die Frage anregen, ob man nicht aus der Benennung koko, kuku, ngoko für das Huhn (der Hahn heißt, wie wir sehen werden, meißt anders) einige Schlüsse über seine Herkunft ziehen kann. Ich finde bei Hehn (S. 330), daß das Huhn auf persisch ckuru, churuh, churus, in Finnland #u%ko, bei manchen Slaven kogut, kokotu, Ramird körk, afghanisch czr%, kurdisch #urk, mayarisch #ukas, albanesisch #o%os, altbaktrisch kahrka, Sanskrit kukhuta heilt und daß kuku, kuko schon indogermanische Vogelnamen gewesen sein können. Es ist ja nun etwas sehr gewagt, aus dem Gleichlaut bei so entfernten Völkern auf eine gleiche Abstammung eines Kulturelementes schließen zu wollen, oft besagt sie wohl gerade das Gegenteil. Aber wenn man bedenkt, daß un- zweifelhaft das Huhn aus Asien stammt und daß es in Persien eine große Rolle spielte, daf3 ferner die Mittelmeervölker es aus Persien erhielten, daß endlich seit sehr alter Zeit ein äußerst reger Verkehr von den Küstenländern des Perser- golfes nach Ostafrika bestand, so ist es vielleicht weniger gewagt, an eine solche Abstammung auch für Ostafrika zu denken. Nachrichten aus den alten Zeiten habe ich nicht gefunden, aber es scheint, daßß das Huhn schon recht lange in Afrika ist, die Portugiesen sollen an der Westküste mit Ausnahme von ÖOberguinea schon Hühner vorgefunden haben. Ob nun das Huhn in sehr alter Zeit mit der Einwanderung einer der Bantu- ströme, etwa zusammen mit Rind, Schaf und Ziege nach Ostafrika kam oder erst später, läßt sich kaum auch nur vermuten. Wir können aus der Tatsache, daß es in andere Länder, die mit dem Osten doch in recht regen Beziehungen standen, wie Ägypten und Griechenland, erst um 600 v. Chr. kam, und mit Hinsicht darauf, daß der Verkehr in sehr alter Zeit nach Ostafrika wohl geringer als der nach jenen Ländern war, schließen, dafßß es in Ostafrika auch erst später eingeführt wurde, und zwar von den Leuten, die vom persischen Golf kamen. Zur Zeit des Periplus war hier schon ein reger Verkehr gewesen, ich möchte also annehmen, daf3 erst etwa um den Beginn unserer Zeitrechnung oder wenig vorher das Huhn nach Ostafrika gelangte, vielleicht zuerst in die Gegenden die Arabien am nächsten lagen. Auch bei den Tigrinja, Galla und vielen Völkern im Norden und Westen (siehe Kölle’s Tabelle unten) kommen Worte vor, die ganz an das #uku der Swahili erinnern, auch im Sudan*) und vielleicht ist unser _ deutsches Gockel/ auch darauf zurückzuführen, d.h. alle diese Worte kommen “*) Wie mir Herr Westermann schreibt, geht ebenfalls von Nubien bis fast nach Senegambien ein etymologisch sicher zusammenhängendes Wort für Huhn, das auf eine Wurzel kukur oder kukun zurückgeht. aus dem persischen (oder vielleicht indischen?) Kulturkreis wie das Huhn selbst. Aus dem Semitischen kommt dies Wort jedenfalls nicht, die Juden sagten ouph, die Mohammedaner in Indien murghi, die Araber in Ägypten farrudsch (der Hahn dr%, die Henne dschadschi, farcha), in Tunis das Huhn «d7es, der Hahn sserduk. Bei den Tamilen sagt man Xolz. Ich gebe im Nachfolgenden einige afrikanische Benennungen für das Huhn: Swahili Wasegeju Wadigo Wabond6ei Washambaa Wanyamwezi Waganda Wazaramo Wakami Warufiyi Wahiyao Wabembe Tigrinja (Abessinien) Amhari (Abessinien) Borana Galla in Benadıir Galla bei Abessinien Somali im Norden Somali in Benadir Bakuba Babuba Wanguru Wazegua Wakamba Wakaguru Waitumba Wakhutu Wakonde Wamakuwa Wayao Wagindo Wahehe Wabena Wagogo Wasango Huhn "Puku "nguka #"puko kolo . FyguRo "ngukro kolo Fngoko #Poko "zguko Fnguko #puko "nguku 00 derho doro #Jukru audako didjatsch dorch FRoRo nsolo FzguRru zbolomai Fnguku Fylıuku Fzplnonklu Hahn 70800 samba sogolo sogolo sogolo kungo rume segwanga, nkoko nsaja n30g0l0 nsongolo nsongolo fambara oo sa mlume, mkolowe Feuccunal aura doro dik kormandako dig dig sogolo sogolo, logolo znjogola, tvola 270g0lo 2g0g0lo 70g0lo nangongowela mthupt, mıtup! Zambala nkhambako tjogolo (bekamen es nach Last von den Wasagara) 270g0lo didsogolo 770g0lo Wabungu (Zulu) Galanganza—-Wanyamwezi Wasumbwa Wassukuma Waha -Wanyaturu Wanyalungwa Warua Warangi Wakussu Wamanyema Wataturu Mässai Wahumba Sakalawa (Madagaskar) Waregga Wakwafı — 270g0lo are "7Rungu lume 5 "zrungu lume er "zkungu lume == "7rungu bume = "zkungu lume = umka lume = nsolo-mlume — ndeu = #ume-koko — Fome-koko Br engaguf ol wotonyi .ol-eingoni ollolewa ngweny! = "akuu-lal kikwesa motoni Die auf ZuRu zurückzuführenden Ausdrücke habe ich nachfolgenden Liste mit einem versehen. 70g0lo, dsolo viel vor, meist für Hahn gebraucht. muluwa sa kalukıeso hier — wie in der Sonst kommt noch das Wort 70900, Ich füge das Wortverzeichnis über »Fow/-Hen« aus Kölle's Polyglotta hier an, aus dem hervorgeht, daß #uku auch in Westafrika gebraucht wird. Vielleicht hängen noch viel mehr Worte als die mit * bezeichneten damit zu- sammen. glauben. Senegambien b. Bissagos bis Monrovia Fulup ehulol, pl. suhulol Mandenga Filham erasa, pl. sılol Kabunga Bola #ogok, pl. ngugok Toronka Sarar "ugok, pl. ngugok Dsalunka Pepel Fogoka, pl. ngegoka Kankanka Kanyop Fugog Bambara Biafada adsua, pl. masıa Kono Padsade padsafe Vei Baga von Kalum a/sogo, pl. etsogo ; Soso Solima u.afsoro, pl.etsoro Kisekise Timne "qaloko, pl. etoko lene Bulom 1soR, pl. sısok Gbandi Mampa 150R Landoro Kisi so, pl. soa Mende Grbese Daf3 das Wort nur onomatopoetisch ist, kann ich nicht ohne weiteres Süd-Senegambien bis Kap Palmas SISLe sIseon SISE SISe SISC SISC le te tlorena toraeı fore le le le le Toma Mano Gio Kru-Küste Dewoi Basa Kra Krebo Gbe Le Lo Lo so so so hawe so Dahome—Sklavenküste Adampe Ewe Hwida Dahome Mahi Togo— Lagos Aku ota Egba Idsesa Yoruba Yagba Eki Dsumu Oworo Dsebu Ife Ondo Dsekire Igala Sudan-Niger Mosa Dselana Guresa Gurma Legba Kaure Kiamba Koama Bagbalan Kasm Yula #kokulo #kokulo #kokulo #Rokuro #kokulo edie edie, edue adıe adıe adue, W. adıe aduye adıe adie adıe adiye adıe egbele adsure nora kuarhı, pl. kuars gbeora, pl. gbesa "kokuro, pl. kokuri karumbire, kambire kalemure,pl.kaleme kalimbire glme gimen, pl. ginna dsiuro kioro u. dsioro, pl. kienn % „68 — Niger-Mündung Isoama #9kokö Isiele #okoRo Abadsa #okoko Aro Fokuko Mbofia #gkoko Sobo #o/o Egbele Foko Bini FoRoko Ihewe #okoko Oloma #0R0 Okuloma #obloko Udso ofoni Unterer Niger (Nupe) Nupe bise Kupa abise Esitako bise Goali, Gugu pese ° Puka pese Basa abise Ebe biste Opanda ohie do. Igu ohte Egbira-Hima auhe Tsad-See Buduma "Ruguiou Bornu: Kanuri *Ruguz Munio kurui Nguru kurui Kanem kurui Westl. v. Tsad-See Pika yawvi Karekare kezi Bode kaseda Ngodsin gasa Doai kısa Unterer Niger Ekantulufu FnRok Udom Fnkog Mbofon FnRog Eafen Fnkog Basa Kamuku Kamerun-Hinterland Dsuku . Eregba Isuwu Dualla Orungu Bayon do® Pati Kum Bagba Balu Bamom Ngoala Momenya Papiah Param Ngoten Melon Nhalemoe Baseke Kongo— Angola Kabenda Mimboma Musentanda Mbamba Kanyika Ntere Mutsaya Babuma Bumbete Kasande Nyombe _ Basunde Ngola Pangela Lubalo Runda Songo Kisama alma, pl. salma woaroma, pl. St- | aroma | | kur fu u. fu kuba | uba | ntsogon, ndsohon u. ngub [ndsogoni nguob ngub mongub ngab | ngob MONgor mangub mangab ngub kub kup kub nguba NZUSU ndzusa SUZU ndsoso o20l, pl. isol ndsusu dsusu ndsuso, pl. bandsuso nd'soso susoa, pl. sisusoa ISUZU NISUSU sands, pl. sesands osandsı sansı, pl. nısans nsol sosua, pl. sesosua sanse, pl. sisanse Südost-Afrika Muntu Kiriman Marawi Meto Matatan Nyamban Fngugu Feku, pl. scku "nkuku, pl. tsenkuku Felaku "noalaku u. pl. Haku "koku, pl. tekoku elaku, West-Atlantische Stämme Wolof ganar Bidsogo Ankaras efont Wun Gadsaga Gura Banyun Nalu Bulanda Limba Landoma Hoch-Sudan Asante Barba Boko West-Zentral-Sudan Kandin Tumbuktu Mandara Bagimi Hausa Kano Kadzina Pulo Tiımbo Salum Goburu Kano Niger-Delta Yala Südwest-Afrika Anan Dsarawa Koro Ham Stuhlmann, Beiträge zur Kulturgeschichte von Ostafrika. etont selme, pl. selinu fo bukar malko, pl. batke nyek te, pl. teni alsoro EqPoko goa P tekised u. kasa gorugo u. gorongo kugala gelugal kasa kasa, pl. kazodsı u. kadsı gertogal gertogal gertogal gerogal, pl. gerode OgU umen ngub kono, pl. ano nyu 49 TE Akurakura egoro Konguan #nkok Okam znon Mbarike "gokum Yasgua enu, pl. enu Tiwi kore u. Ror Nki ekua Boritsu 25m Kambalı uto u. motohu Afudu s2e Alege ORUO Mfut ntsak Penin mıioro u. moR Mbe ngub Bute dsona Nso NEU0 Murundo kuba Arabisch Undaza SUSU Arabic Soa dsıdada Ndob nyı Wadai dsedad Tumu nyi Adirar dike, pl. dikat Nkele kuba Beran dike, pl. dikat Die Hühner in Ostafrika sind meist von recht primitiver Rasse, dem Wild- huhn ziemlich ähnlich. Der Hahn zeigt mehr oder weniger die langen schwarz- grünen Schwanzfedern, die schimmernden Halsfedern, die Hennen sind meist bunt, doch gibt es auch weiße und schwarze Sorten in beiden Geschlechtern. Die Küken haben fast immer bei fahler Gesamtfarbe einen dunklen Streifen über den Rücken. Die Neger an der Küste kennen aber mehrere Sorten, die nach Krapf folgendermaßen benannt werden. kuku la mtume, das Huhn des Propheten, mit schwarzen Flecken oder Haar- schopf auf dem Kopfe, an dies knüpft sich eine mohammedanische Sage. kuku wa kidimu, mit krausen Federn. kuku wa kibarawa (aus Brawa im Somaliland) mit aufrecht gesteliten Federn. kuku mangizi, kuku wa mbuni wit sehr langen Beinen \Straußenhuhn). Die meisten Hühner in Ostafrika haben auffallend lange Beine, ähnlich der als Malayenhuhn bezeichneten Rasse. Die Jungen heißen je nach ihrer Größe zuerst kindi la kuku, dann faranga, msoo, pora; ımteta ist die Henne, die bald Eier legt, #%o die Legehenne. Diese Worte werden wohl hauptsächlich in Mombassa gebraucht, wo man den Hahn jimbi nennt. Kuwvika heilen dort krähen. (Krapf). Von der Küste werden auch einige Hühner ausgeführt, sie sind in den Zollisten aber mit anderem Geflügel vereinigt, von denen aber kaum welche zur Ausfuhr kommen, während für die Binnengrenze offenbar hierunter auch Straufße aufgezählt sind, wie aus den Preisen hervorgeht. Es gelangten zur Ausfuhr über die Küste: 1905 4285 Stück im Werte von 9788 Mark 1906 230,1. s ESOBRER und zwar meist von Bagamoyo und Daressalam nach Zanzibar und zur Ver- sorgung von Dampfern; über die Binnengrenze: 1905 19 Stück im Werte von 135 Mark 1906 os » TA 5, Davon 85 Stück von Moschi für 7227 Mark; es wird sich also um Strauße gehandelt haben. Von den Europäern sind vielfach und mit gutem Erfolg europäische Hühner eingeführt, die mehr und größere Eier legen als die einneimischen. Seuchen sind unter den Hühnern häufig, ich weil nicht, ob es sich um Hühnercholera oder Spirillose handelt. Auch leiden sie sehr unter kleinen Sandflöhen, die sich an die nackten Teile des Kopfes und an die Augen setzen. Hiergegen ist Auswaschen des Stalles mit Salzwasser und Kalk das beste, die Parasiten kann man manchmal mit Ol von den Augen fortbekommen. 3. Struthio molybdophanes Rchw. Eine blauhalsige Varietät des Straußes kommt in den offenen Steppen- gebieten, im Massailand usw. nicht selten vor. Vor einigen Jahren bildete sich eine Kilimandjaro-Straufßenzuchtgesellschaft, die aber sich nicht sehr viel mit der Zucht dieser Vögel, sondern hauptsächlich mit dem Fang von Zebras und anderen Tieren beschäftigte, und die sich später umbildete. So ist es mit der Straufßen- zucht bei uns noch recht wenig weit gediehen. Einige Herren haben zwar ein- zelne Tiere gehalten, aber mehr als Luxus oder zum Verkauf an Tiergärten. In Südafrika spielt die Straufenzucht, nachdem zuerst 1866 die künstliche Aus- brütung der Eier gelang, eine große Rolle, die Straußenfarmen rentieren sich trotz Sinken der Federpreise gut. Man braucht aber große, eingefriedigte Felder, denn 100 Strauße wollen eine Lauffläche von 250 Hektar haben. Für Ansiedler und Viehzuchtunternehmer in den weiten Steppengegenden würde die Straußen- zucht auch bei uns ein gutes Geschäft sein, wenn man die Kosten der Ein- friedigungen nicht scheut. Der Strauß heifßt bei den Swahili dznz. 4. Verschiedene Vögel. Truthühner sind in Ostafrika ziemlich selten, früher bekam man sie dann und wann einmal von Mosambik, in neuerer Zeit haben mehrere Europäer, be- sonders auf Pflanzungen sie mit gutem Erfolg gezogen, wozu allerdings recht viel Mühe gehört. Der Vogel stammt aus Amerika und ist in vorkolumbianischer Zeit in Mexiko und bei den Mayavölkern domestiziert worden. Nach Ostafrika ist er ohne Zweifel durch die Portugiesen gebracht, vielleicht auch durch die Franzosen via Reunion. Die Swahili nennen das Tier data mzinga, Kanonenente, nach dem kollernden Geräusch, das die Männchen machen. In Lamu soll man piru sagen. Der deutsche Ausdruck Calzute ist geographisch ebenso irrtümlich wie das englische /urkey und das französische coc d’inde, dindon. 49" EN 2 Der Pfau ist in Indien heimisch. Alexander der Große fand ihn dort wild, die Phönizier brachten ihn in die Mittelmeerländer, wo er heiliger Vogel der Hera wurde. In Zanzibar sind nur ganz wenige Exemplare davon beim Sultan gewesen, sonst habe ich nichts von ihnen gehört. Die Tiere haben ja in der Auslegung der salomonischen Ophir-Fahrten eine Rolle gespielt. Man hält das Zukkiyom der Bibel für den Pfau, viele Orientalisten glauben diesen Namen als Sanskrit g7%#A7, alttamulisch Z/ogez wiederzufinden. Die Meinung einiger, daß das Wort Perlhühner oder Sklaven bedeute, scheint auch beachtenswert zu sein. Viel- leicht aber werden es Pfauen gewesen sein, die als Handelsware oder Kuriosität von Indien aus in die Handelskolonien am Perser Golf kamen. Der Graupapagei kommt in Westafrika und nach Osten bis zum Tan- ganika, Uganda und Bukoba vor. Vielfach bringt man gezähmte mit zur Küste, wo sie teuer verkauft werden (20—40 Rup). Diese Vögel von den Seen sollen angeblich besser sprechen lernen als die von Westafrika; eigentliche Haustiere sind es aber nicht. Der Swahili nennt das Tier kassuku. Reisvögel (Spermestis orycivora) sind ca. 1827 von einem Kapitän Ward von Java nach Zanzibar gebracht und dort heute verwildert, an der Küste scheinen sie nicht vorzukommen. (Burton.) © a fene tierische Produkte, C, Verschiedene tierische Produkte. 1. Apis mellifica L. (var. Adansonii Latr.). Die Honigbiene hat jedenfalls schon in der allerältesten Zeit die Aufmerk- samkeit aller Naturvölker erregt, sie konnte ihnen den einzigen natürlichen und leicht erhältlichen Süßstoff liefern. Die ältesten Völker, die ihre Nahrung nicht durch Ackerbau, sondern nur durch das Einsammeln von fertig in der Natur vorhandenen Produkten erwarben, müssen schon den Honig aus Baumhöhlen genommen haben, worin die Tiere auch heute noch in den ostafrikanischen Steppen gerne nisten, dabei viel die Baobab-Bäume bevorzugend. Und schon in sehr früher Zeit wird man begonnen haben, ihnen ähnliche Wohnungen be- reit zu stellen, indem man ausgehöhlte Stammstücke in den Bäumen befestigte. Es ist das so nahe liegend, daf3 zu dieser primitivsten Tierdomestikation nur ein sehr niedriger Kulturzustand erforderlich ist. Es ist nicht anzunehmen, daß die afrikanische Biene, die von der europäischen in der Farbe ein klein wenig abweicht (der Anfang vom Hinterleib ist rotgelb und schwarz), nach Ostafrika von fern her eingeführt wurde, es ist vielmehr sehr wahrscheinlich, daf3 sie im Lande einheimisch ist. So wird es zu erklären sein, daf3 bei den meisten Bantu die Bezeichnung für die Biene die gleiche zu sein scheint. Die Küstenleute bei uns nennen sie zyukz, die Waregga westlich des Albert-Sees yurz, die Ngwila nzuki, die Wataturu dur, die Warangi zyukr, und. vielleicht ist auch die Be- nennung- „007 der Tigriner in Abessinien (Amhari ed) auf dieselbe Wurzel zu- rückzuführen. Dagegen sagen die Massei o/efero, die Saho südöstlich von Massaua kahatta, die Borana Galla #resa, die nördlichen Galla kanzsa, die Somali s/ennz. Bei den Arabern heifst die Biene nahlı, im Hindustani shad-ki-mekhi, bei den Tamilen Z/ezx, auf Hebräisch deburan. Der Honig wird von den Waregga duki, den Ngwila zr7, den Warangi und Waluguru o#7 oder nyuki, von den Swahili asalzı-ya-nyuki (nach dem arabischen Wort für Syrup-Honig assal), auf Amhari mar, Somali malab, Galla dama genannt. Das Wachs heißt bei den Swahili »/a, den Arabern shumd, im Sanskrit siktha, bei den Persern ‚om, im Hindustani wor, peela-mom, bei den Malayen lilin, den Tamilen zen-mashacu, auf Amhari sam (Fett!), Somali, sudak, Galla gaga. Das Bienenhaus (hohles Stammstück) wird von den Waregga saka, den Ngwila wmuszku, den Swahili msznga-ya-nyuki genannt. Meinga ist ursprünglich ohne Zweifel dieser für die Bienen ausgelegte hohle Baumstamm, den man horizontal in passenden Bäumen befestigt, und nach der Form dieses Gerätes nannte man später die Kanonen ebenso. Meistens wird von den Leuten der Honig unverändert verzehrt, fast stets zusammen mit den herausgenommenen Larven und Puppen. Aber man läßt ihn der besseren Konservierung halber auch wohl auf Feuer aus und be- wahrt ihn in Tontöpfen oder Kalebassen auf. Die Leute behaupten, daß, nach- dem die Bienen Material von Euphorbien und anderen giftigen Pflanzen ein- gesammelt haben, der Honig giftige Eigenschaften haben soll. Bei der Auf- bewahrung wird man auch oft eine Gärung und dabei die Bildung eines be- rauschenden Getränkes beobachtet haben. Absichtlich hergestellt wird dieses bei uns meines Wissens allerdings nur von einigen Völkern z. B. den Mässai und neuerdings im Norden der Kolonie von dort ansässigen Wanyamwezi, wobei man die Wurzel einer mir noch unbekannten Pflanze, die bei Mombo wächst (von Wazegua und Wanyamwezi zvischa genannt), hinzufügt, wohl weil sie narkotisch wirkt, ebenso wie man in Abessinien zu dem dort als Nationalgetränk dienenden Honigbier (Zez7) Teile von Rhammus prinoides, dort gesho genannt, hinzutut (Rosen, Gesandschaftsreise). Den meisten Negervölkern im Innern bei uns war bis vor kurzem (1903) der Handelswert vom Wachs noch unbekannt, man spie es aus, und oft konnten Reisende in den Dörfern ganze Haufen dieses Abfalls beobachten. Im Süden — in der portugiesischen Kolonie Mosambik — und auch in Zanzibar dagegen bildete Wachs schon seit ziemlich langer Zeit einen Handelsartikel, ebenso wie an der Küste bei uns. Wird doch Honig und Wachs schon 1635 von Barros de Rezende aus Pemba als Ausfuhrartikel erwähnt.*) Der fortwärenden Belehrung durch die Organe des Gouvernements und den eifrigen Bemühungen der Kaufleute ist es nun in den letzten beiden Jahrzehnten allmählich gelungen, den Negern den Wert des Wachses klar zu machen, zuerst besonders im Hinterland von Lindi und Kilwa (besonders seit 1903), so daßß nunmehr dieser Artikel zu einem immer wichtigeren Ausfuhrstoff wird. Die Inder begannen bald ihn zu verfälschen, es ward deshalb eine Verordnung erlassen, nach der das Wachs nur in der Form von Broden und diese nur zerschnitten in den Handel kommen durfte; bisweilen aber setzten die Leute auch Hammel- oder Ziegenfett ihm zu, deren Erkennung schon große Übung oder chemische Untersuchung erfordert. Man klagt darüber, daß aufser dem Bienenwachs noch das Wachs anderer Insekten in den Handel kommt. Wir haben uns in Amani bisher vergebliche Mühe gegeben, die Tiere kennen zu lernen, die dies Produkt herstellen sollen. Die honigliefernden Erd- bienen (Andrena) sind es schwerlich, denn diese liefern eine Masse, die man kaum *) Auch Kapt. Smee fand ı81ı Wachs als Ausfuhr aus Zanzıbar. als Wachs bezeichnen kann. Es wäre sehr erwünscht, wenn dem B. L. I. Exemplare der Insekten zugesandt würden, die dies Produkt liefern. Das sogenannte »Hummelwachs« wird dem guten Bienenwachs beigemengt. Es fühlt sich fettig an und duftet weniger nach Honig als das echte Bienenprodukt. Bis anderes festgestellt ist, wäre auch zu untersuchen, ob es sich vielleicht um Bienenwachs handelt aus Gegenden oder Zeiten, in denen die Tiere eine Nahrung hatten, die der Wachsqualität ungünstig ist, oder ein Wachs, das lange in den Bienenwohnungen der Oxydation ausgesetzt war. Da besonders bei Sendungen aus Mombassa und Pangani über dies »Hummelwachs« sehr geklagt wird, das sehr minderwertig ist, ist eine genaue Verfolgung der Frage wichtig. Von Westafrika soll diese Sorte unbekannt sein. Prof. Vosseler (Pflanzer 1907 S.'84 und 5. 187) machte darauf auf- merksam, in wie großer Menge die Bienen sich in den Pflanzungen von Manihot Glasiovii ansiedeln, und daf3, wenn auch vielleicht der von diesen Euphorbiaceen stammende Honig nicht brauchbar sein sollte, das dort gewonnene Wachs ein sehr erwünschtes Nebenprodukt für die Kautschuk-Pflanzer werden kann, auch wenn man die Bienen nur nach Art der Eingeborenen züchtet aber dafür sorgt, daf3 man bei der Ausbeutung des Stockes das Volk nicht durch Rauch tötet, wie die Neger es oft machen. Dafl man die afrikanischen Bienen recht gut in europäischen »Mobilbauten« ziehen kann, haben die Erfahrungen von Vosseler in Amani und von mir in Darressalam gezeigt, und wir haben eine ganze An- zahl von modernen Bienenwohnungen an verschiedene Binnenstationen verteilt. So wurden meines Wissens damit in Mahenge, Uhehe usw. gute Erfahrungen erzielt, wenn Herren da waren, die damit umzugehen wußßtten. Für die Neger sind aber solche Mobilbauten noch ganz ungeeignet. Auch der Honig, der von den Eingeborenen oft in guter Qualität und in Mengen für ein billiges angebracht wird, könnte recht wohl ein Ausfuhrprodukt werden, beziehen wir in Deutschland doch enorme Mengen davon von ferne her, z. B. aus Südamerika. An Wachs wurden aus Deutsch-Ostafrika ausgeführt: 1903 58529 Kilo im Wert von 138489 Mk. 1904 244 826 „ „ „ „ 575 572 „) 1905 AO er „1289649. 5 (davon 174 101 Kilo über die Binnengrenze) 1906 303.000 Ey ASSSTOREN R (davon 130798 Kilo über die Binnengrenze) 1907 IE SAD (davon 320494 Kilo über die Binnengrenze). Die Hauptmengen kommen von Bagamoyo, Lindi und Muanza. Es ist zu erwarten, daß mit der Erleichterung der Verbindung und dadurch, daf immer mehr Leute den Wert dieses Artikels kennen lernen, die Ausfuhr von Wachs in den nächsten Jahren sich noch steigern wird. Sie spielt schon jetzt mit über ı Million Mark eine nicht unbedeutende Rolle in unserer Handelsbilanz. Ganz besonders sollte die Verwaltung darauf dringen, daß die dicht bevölkerten Länder westlich des Victoria-Sees zu ergiebigen Wachsgebieten werden, auch wenn man zu diesem Zwecke Bäume und honigliefernde Blumen anpflanzen müßte. Das Hauptproduktions- und Handelsland dafür ist jetzt Tabora, von wo etwa 100000 Kilo pro Jahr kommen werden. Der Import von Wachs nach Deutschland hat in den letzten Jahren be- deutend zugenommen. Allein in Hamburg wurden eingeführt: 1841— 1850 287 Dz. pro Jahr im Durchschnitt 185 11860 OOBP%. »» 18612 1.870 20103, Be >» 1871-1880 1204ER ee ABLE 24 1881— 1890 7780, % a > 1891— 1900 ZART, h ee »» 1901 3533 na » 1902 38:87 A a on 1903 AS TO es » 1904 57047 im Werte v. 13719350 Mk. also im Durchschn. 1905 5230204 a ZA LOON, 239 Mk. pro Dz. 1906 59599 u "n. „14674610 „ 246,» u» u 1907 60505 u, 5» „15093300 „ 249 u» » Davon kamen aus 1904 1905 1906 1907 Deutsch-Östafrika 1764 3125 2223 2730.97 Zanzibar 478 909 139 Bose dem übrigen Ostafrika 2614 3979 5060 Bi 2u ee zu einem Preise der über dem grofßßen Durchschnitt stand. Es werden demnach über zwei Drittel unserer Produktion direkt nach Hamburg gesandt, ohne Zan- zibar zu berühren. Über 30000 Dz. im Werte von ca. 8'/s Millionen Mark wurden von Hamburg wieder ausgeführt. Die Preise für Wachs loco Hamburg waren 1906 (Zoll 10 Mark pro 100 Kilo): aus Angola 278 Mk. pro 100 Kilo „ Brasilien 235-280 Mk Senn „».Chilr 2862200, 1 „ «Kuba 21, 022280- Ka von Ss=D)om1ng02200...200 une Marokko 27,0 27208: „ Westindien 266-270 „ » u» „ Ostafrika 280. 2850 5 Un a Bedeutende Mengen kommen von Mombassa und Mosambik zur Ausfuhr. Die mehr oder weniger starke Beimengung von »Hummelwachs« beeinträchtigt den Wert des Produkts oft sehr, ebensowie die — allerdings seltene — Verfälschung mit Ziegen- oder Schaffett. ra 3a euere An Honig wurden in Hamburg eingeführt: 1904 35285 Dz. im Werte von 1379320 Mk. 1905 AIDS 5; 20L41208 4, 1906 AOORSE en: s5 41.772.230, %, 1907 AOOOOE ER ‚; 3 MR TEOAAP3 O0, Kuba, Chili, Mexiko, Jamaika usw. liefern das größte Quantum davon. Die Einfuhrpreise schwankten zwischen 34 und 100 Mark: pro Dz., die wertvollen Sorten kommen aus Griechenland und Italien, die gewöhnlichen Preise sind 34-46 Mark pro Doppelzentner. Natürlich kommen bei der Kalkulation des Preises im Ursprungsland die Verpackungsmaterialien (Fässer oder Blechkanister) und die Fracht sehr in Betracht. Wenn man aber von Eingeborenen den Honig billig aufkauft, ihn dann reinigt und darauf achtet, schlechte Sorten gleich aus- zuscheiden, so sollte ich meinen, daf3 aus den an den Weltverkehr durch Bahn oder Dampfer angeschlossenen Gegenden Deutsch-Ostafrikas ein Export zu lohnen- den Preisen möglich sei. Das Verpackungsmaterial wird man als zugeschnittene Bleche importieren und an Ort und Stelle zusammenlöten müssen, da die Petro- leumkanister nicht so reichlich erhältlich sein werden. Nach der Meinung von Ad. Leyrer in Stuttgart sollte einschließlich Fracht und Verpackung der Honig nicht mehr als 46—50 Mark pro Doppelzentner loco Hamburg zu stehen kommen. Der Zoll ist 40° Mark pro Doppelzentner'—- ‘Brutto für netto. Die Preise in Hamburg waren in letzter Zeit für Honig: aus Kuba 4448 Mk. pro Dz. “ ,, Valparaiso 32 AO re - „u Ehili-Bers 60 au. hs » Mexiko AG Aare h; h „ Brasilien BA or En „ Kalifornien (feinst) 70—78 Be rNüstralien 44—-48 ri Sehr wesentlich ist, daß Honig und Wachs beim Auslassen nicht zu heil gemacht werden, wodurch lezteres an Farbe, der Honig an Farbe und Geschmack verliert. Einstweilen beschränkt sich die Ausfuhr von Honig aus D.-O.A. auf wenige Hundert Kilo, die wohl nach Zanzibar usw. gehen. Es wurde z. B. aus- geführt: 1905 919 Kilo im Werte von 316 Mark, davon 43 Kilo über die Binnengrenze bei Moschi 1906 749 Kilo im Werte von 471 Mark, davon 70 Kilo über die Binnengrenze bei Moschi Er kam fast ganz von Tanga, Bagamoyo und Daressalam. 2. Chelone imbricata L. Von der auch in den ostafrikanischen Meeren lebenden Carett-Schildkröte wird das Schildpatt (ital. /arzaruga, engl. tortoise shell, französ. ecaille) gewonnen, Auf dem Rücken des Tieres liegen 13 Schilder, die sich wie Schuppen oder Dachziegel übereinander decken, davon 5 in der Mittellinie, und 4 auf jeder Seite. Der Rand des Rückenschildes hat 25 kleine, technisch nicht verwertbare Platten. Die Platten dieser Art sind ziemlich dick, während sie bei der häufigeren Ch. mydas L. recht dünn sind und nicht verwertet werden können. Diese letztere wird an unserer Küste oft lebend für billiges Geld zum Verkauf angeboten; man kann sie in einem Bottich lange lebend halten, um sie bei Gelegenheit eines Diners zu schlachten. Die Platten werden entweder durch Fäulnis oder durch leichtes Erhitzen vom Rücken abgelöst, ersteres Verfahren soll das bessere sein. Die sorgfältig getrockneten und gereinigten Stücke werden meist vor dem Verkauf leicht mit Öl eingerieben, angeblich, damit sie sich besser halten, wahrscheinlich aber, um ihnen ein besseres Aussehen und ein höheres Gewicht zu geben, denn sie sind ein wertvoller, nach dem Gewicht gehandelter Artikel. Der größte Teil des in Deutsch-Ostafrika gewonnenen Schildpatts wird erst nach Zanzibar gehen. Schon die ältesten Schriftsteller über Ostafrika, z. B. der ungenannte Ver- fasser des Periplus maris erythraei, schreibt etwa 79 n. Chr., daß bei Rhapta, südlich von Zanzibar-Menuthias, die Eingeborenen die Schildkröten »kelone« in Einbäumen auf offenem Meere fangen, und daß Schildpatt von dort sowie von nördlicheren Punkten (Menuthias, Opone) ausgeführt werde. Sehr groß aber ist die Ausfuhr heute nicht mehr. Die Platten werden sortiert und in alten Petro- leumskisten verpackt. Die Ausfuhr aus Deutsch-Östafrika betrug: 1888/89 701 lbs im Werte von 5958 Rup.| vom 18. VIIl.88 an seitder 38 G Ubernahme derZollverwal- 1889/90 Moe » een tung durch die D.-O.-A.-G. 1890/91 Oro ; Pe aa — arabischesKalenderjahr. 1892 OO \ 7 BAUR, | 1893 1388 90 a RL ZT O ER | 18 8 RR s ul838 000% es 7 ; nn: 1895 2142 ll Ve nt 24 788 0 1896 265ORE N ” »en26449 7% | 1897 2810 „ „ „ „ 25 495 „ von 1898 an wirft die Statistik »Tierische Schalen und Muscheln aller Art und Waren daraus“ zusammen, erst seit 1903 wird Schildpatt wieder getrennt auf- geführt: 1903 724 Kilo im Werte von 15634 Mark 1904. 04202 un Sn LSB 25 1905 SEM re N In,8010 7, 1906 QASE NEE AL, 2822105 Von Zanzibar wurden ausgeführt: 1904 für 94 126 Rup., davon nach Indien für 56000 Rup. nach Hamburg ‚,, 33000 „, u 781 nn 1905 für 57235 Rup., davon nach Indien für 42000 Rup. nache-iamburee2 7, 790005, Nach Zanzibar wurden eingeführt: 1904 für 48380 Rup., davon aus Madagaskar u. Comoren für 30000 Rup. „-D-O-Afrika FALL OOOR Br. Or-Afrıka 3 #2:0008 19065 für 32778 Rup., davon aus Madagaskar u. Comoren für 12000 ,, „ D.-O.-Afrika 12.0004 5 „ Br.-O.-Afrıka 2200056 ;; Man sieht daraus, daf3 1904/05 so gut wie die ganze Produktion von D.-O.-A. durch Zanzibar aufgenommen wurde. Recht bedeutende Mengen dieses Artikels kommen jährlich von Singapore, Manila und Batavia in den Handel, wohl 13000 Kilo pro Anno. Der Durch- schnittspreis bei der Einfuhr in Hamburg war etwa 25—-30 Mark pro Kilo. In Hamburg gelangten zur Einfuhr: davon aus Zanzıbar 1903 11320 Kilo im Werte von 354180 Mark (31,29 pro Kilo) _— TOOAPETAZDUS R RG DULON 2825.30, =, )e 5680 Kilo TOOEP272240 # 92002700 20,5120,4125 er 2000. 7, TOO0SR129,8. EN \, MRZORNTOME NE ZO AO 7 0 720000; Do AAO, EN ne u) TOAAT und 291 Kilo aus dem übrigen Ostafrika. Ausgeführt wurden von Hamburg seewärts: 1903 4250 Kilo im Werte von 94200 Mark (22,16 Mark pro Kilo) AOSAL 7 2000 sn eo oa 3 vr SE) 1905 HISOBEN rl 5104 620,12: 03°62 2, RE: 1906 BIRORENURN, Y WEILS O EDS, ec) KO SON En 145650, OA Es scheinen demnach die besseren Sorten im Inland zu bleiben. Die Seeschildkröten heißen bei den Swahili ohne Unterschied der Art ngamba zum Unterschied von den kassa genannten Landschildkröten. Die Araber in Ägypten nennen das Schildpatt Aischr, issil’hafi, die Syrier dara, die Schild- kröte szlhafi (zelhafe), in Indien bei den Gudjerat nennt man die Ware kachakra (Sanskrit kachchhapa), bei den Malayen szsk, kurakura, kulit-panu, die Carett- Schildkröte soll dort Aulztan heilen, während die doRo, panu, ratı genannten Arten nur zum Essen dienen sollen und kein brauchbares Schildpatt liefern. Die Mo- hammedaner essen übrigens bei uns das Tier nicht. Zu gewisen Zeiten kommen die Schildkröten an das Land, um dort ihre Eier abzulegen, besonders am Sandstrande der kleinen Inseln im Mafia-Kanal kann man manchmal die Eier in sehr großer Zahl finden. Sie schmecken nicht gut, das Weiße gerinnt nicht völlig, bleibt immer ein wenig durchsichtig, etwa wie bei Kibitzeiern, und der Dotter ist grobkörnig, fast feinsandig. a 782 en 3. Cypraea annulus L. Die afrikanische Kauri-Schnecke spielte eine Zeit lang im ostafrikanischen Handel eine recht wichtige Rolle, während heute nur noch unbedeutende Mengen davon verschifft werden. Bis zum Jahre 1844 gelangten die Schneckenhäuser der C. moneta L. (der östlichen von den Seyschellen bis zum westlichen Teil des stillen Ozeans vorkommenden Form) von den Malediven (» Tausend-Inseln«) nach Chittagong und Kalkutta und von da über London etc. nach Westafrika, wo sie seit offenbar sehr alter Zeit als Geld dienten. Die Hamburger Firma Adolph Jacob Hertz Söhne versuchte, da’ sie gerade kleine Segelschiffe Zzuns\er. fügung hatte, die Schnecken direkt auf den Malediven einzukaufen; aber die Leute dort wollten sie nicht gegen bares Geld sondern nur gegen Reis und Salz abgeben. Auf der Rückreise lief das Schiff Zanzibar an, und der Kapitän sah dort, daß Mengen einer etwas größeren Art dieser Schnecken, C. annulus (eine bläuliche Art mit gelbem Ring, die mehr im östlichen Teil des indischen Ozeans lebt), zum Kalkbrennen benützt wurden. Versuchsweise kaufte er davon ein und fand bei seiner Ankunft an der afrikanischen Westküste, daf3 er sie gut verkaufen konnte. Die kleinere Malediven- Art, von der 45—48000 auf den’ Zentner gingen, kostete nämlich im Ursprungsland 8—9 Dollar pro Zentner, die größere, blaue Zanzibar-Art, von der nur 18—20000 auf den Zentner gingen, stand ®/; Dollar (später nach Burton "/— 1,44 Dollar) ein. An der Westküste wurden die ersteren zu 18 Dollar, die anderen zu 8—9 Dollar verkauft, so daß letztere trotz des viel geringeren Preises ein besseres kaufmännisches Resultat brachten. Der Wert des Zentners der Schnecken in Westafrika richtete sich nämlich nach der Anzahl der darin enthaltenen Stücke, die die Münzeinheit waren. Bei ihrem weiten Transport ins Innere waren deshalb der Transport- kosten wegen die kleineren die wertvolleren, von denen mehr von einem Manne getragen werden konnten. Die Zanzibar-Art lief sich außerdem in beliebigen Mengen beschaffen, da sie massenhaft auf den Bänken des Mafia-Kanals gefunden wurde, während die von den Malediven sich nur in geringen Quantitäten be- sorgen lief. So kam es, daf3 die erwähnte Firma und bald auch WlIm. O’Swald & Co. und andere Jahre lang große Mengen von diesen Schnecken in Zanzibar aufkauften, um sie nach Westafrika zu bringen, wo man dafür früher spanische Gold-Doublonen, die durch den Sklavenhandel dorthin gekommen waren,und nach der Unterdrückung des Menschen-Handels Palmöl eintauschte, das nach London oder Hamburg gebracht wurde. Da bald die heidnischen Banyanen in Zanzibar aus religiösen Bedenken die tierischen Schnecken nicht mehr handeln wollten, warfen sich die mohammedanischen Indier (nach der Angabe von Burton) auf dies Geschäft. Die Schnecken wurden auf den Faktoreien der Europäer auf- gekauft, gewaschen, die »toten« d. h. kalzinierten Exemplare ausgesucht, und dann wurden die guten auf den flachen Dächern der Häuser getrocknet, wobei oft ein abscheulicher Geruch entstand. Die schlechten Stücke benützte man zum Se Makadamisieren der Strafen oder zum Kalkbrennen. In den nächsten Jahren gingen kleine Segelschiffe von 150—200 Tonnen für dies Geschäft nach Zanzibar und der Westküste. Bald aber befafsten sich mehr Firmen damit, der westafrikanische Markt wurde überfüllt, trotzdem die Schnecken auch in Bornu noch als Zahl- mittel eingeführt wurden. Der Export ward aber so übertrieben, besonders seit 1857, wo man jährlich bis 100000 Säcke der Schnecken a ı Zentner verschiffte, die Qualität der Schnecken verschlechterte sich auch, so daf3 seit 1859 die Firma Adolph Jacob Hertz Söhne sich von Zanzibar zurückzog und auch der Export an dieser Ware seitens der übrigen Firmen immer mehr zurückging, 1879 sind dann wieder einmal 20000 Sack nach Westafrika gebracht worden. (Burton berichtet allerdings, daß 1867 noch 24 Schiffe nach Zanzibar kamen.) Seitdem ist der Handel damit nur noch unbedeutend gewesen. Ich erinnere mich allerdings, daß vor zwanzig Jahren immer noch geringe Mengen davon in Zanzibar sortiert und getrocknet wurden, und auch heute gehen gelegentlich kleine Posten ab. In unserer Statistik sind die Kauris mit »anderen Muscheln« zusammen- geworfen worden. Davon gelangten zur Ausfuhr: 1888/89 für 4133 Rup. | vom 18. August bis 1889/90 : % BROS mr.) 17. August 1890/91 Bob > Kalenderjahr 1892 OAZSOS U, SOLO, 1893 29951 0, O9, 1894 2390280, er, Os, 1895 BAD DIR Eh: SBOLLR, 1896 on Lo 39722 8, 1897 5004, N, ZI TOREN Von 1898—1902 wurden tierische Schalen und Muscheln aller Art und Waren daraus zusammengeworfen, es wird demnach auch das Schildpatt hierunter aufgeführt sein. 1898 264892 Kilo im Wert von 37425 Mk. 1899 260.878 5 x 1 14083: 5, 1900 205018 „, 5 5 3971044. 5 1901 Rosa, 1,8 3446975, 1902 SA, „ „ 55564 ,„ Von 1903 an zieht die Statistik wieder Kauri und andere Muscheln zusammen. 1903 150488 Kilo im Wert von 10122 Mk. 1904 20, OB; » „9997 » 1905 TOO, OS OA: 1906 BAD EEE Ich erwähnte bereits oben, daf3 die Kauris nach Hertz in Westafrika seit sehr langer Zeit als Scheidemünzen galten, und zwar im Gebiet des Niger und Benue, also im Fellata-Land, den Haussa-Staaten und Bornu, an der Küste zwischen den Flüssen Niger und Assinieh und ihren Hinterländern, jedoch mit Ausnahme von Aschanti. Hierzu kommt das Land im Nordwesten und Norden des Viectoria-Sees, besonders in Uganda und in den Baziba-Staaten um Bukoba herum. Auflerdem gehen sie fast überall in Afrika als beliebter Schmuckartikel, besonders z. B. in Latuka. Endlich soll auch im Manyema-Lande diese Schnecke als Zahlmittel gegolten haben. Uns interessiert besonders das Gebiet am Victoria- See, wo schon die ersten Reisenden die dort szmdz genannten Schnecken als Geld antrafen, z. B. Cameron in den 60er Jahren. So weit mir bekannt, gibt es in jenem Lande keine Überlieferungen, von wem und wann dies Zahlmittel dort eingeführt wurde, nur weißß man, daf3 es in Uganda früher als in Bukoba bekannt gewesen sei, wo in alter Zeit eine jetzt ungebräuchliche große schwarze Perle zu diesem Zweck benützt wurde. Es gab bisher in diesen Ländern sehr bedeutende Mengen an Kauri, alle Zahlungen und auch die Steuern wurden darin geleistet. Man durchbohrte die Rückenseite der Schnecken und reihte sie zu Hundert an einer Schnur auf (kiassa, swahili #eite), die ihrerseits wieder zu zehn zusammengebunden wurden zu einem Paket von Tausend (/zndo). Neuerdings kommen die Schnecken aber — durch Einführung der Geldwährung — mehr aufler Gebrauch. Wir wissen, daf3 der intensive arabische Karawanenhandel mit dem Innern etwa 1825 begann, und dafs die Araber sich am Tanganika und in Karagwe bezw. Uganda etwa um 1840 festsetzten, wir können also annehmen, daß seit dieser Zeit zum Einkauf von Elfenbein und Sklaven große Mengen dieser Schnecken zum See gebracht wurden, die in Zanzibar fast nichts kosteten, demnach fast für die alleinigen Transportkosten am See lieferbar waren. Und dies ist etwa dieselbe Zeit, in der auch der Kaurihandel von Zanzibar nach Westafrika seinen Anfang nahm. Aber es ist unzweifelhaft, daß in Uganda gerade so wie an der Westküste die Schnecken schon seit sehr langen Zeiten ein Zahlmittel oder doch ein begehrter Tauschartikel waren. Auch an der Ostküste wurden sie im Mittel- alter gehandelt. Ibn el Ouarde erwähnt sie als ouada, wada’ von der Zendj- Küste (Devic, S. 168). Massoudi nennt sie 967 als Handelsartikel von Ost- afrıka. J. E. Hertz (Über Verwendung und Verbreitung der Kaurimuschel in Mitt. der Hamburger Geogr. Ges. 1880) erwähnt, daß Ibn Batuta im 14. Jahrhundert Kauris zu Gago am Niger sah,*) daf die Portugiesen bei der Umschiffung des Kap Verde 1455 dort kleine weiße Schnecken als Münze fanden. Dapper schrieb 1670 in seinem Sammelwerk über Afrika: »Schneckenhörnlein von zweierlei Art, so man sznbos heisset und wovor man in den kongischen, innerhalb des Landes gelegenen Orten alle Waren kaufen kann«. Ferner erwähnt v. Luschan (Westermanns Monatshefte 1898, S. 726) nach Dapper aus Benin »Buszchen *) Nach Yule u. Burnell hat Ibn Batuta die Kauri in Mälı und Gügä (am Niger) zum Preise von 1150 gleich ein Golddinar gesehen. oder ostindische Schneckenhörnlein, welche sie an Geldes Statt gebrauchen«. Es geht hieraus hervor, dafl schon vor dem 14. Jahrhundert eine Schnecke in West- afrıka Zahlmittel war, welche nur im Gebiet des indischen Ozeans vorkommt. Or Schnerder eibe, ans daß in" Falter: Zeit. in Westafrika” andere kleine Schnecken (O/zva nana und verwandte Arten) als Schmuck und Geld galten, die von einer Insel südlich der Kongomündung kamen, welche Insel die Portu- giesen Z/ha de dinheiro —= Geldinsel nannten. Es müssen aber schon sehr früh Kauris dort eingeführt sein und die Oliva verdrängt haben, denn auf den alten Benin-Bronzen haben die Helme Kauri-Schnecken als Zierat. Er vermutet, daf! sie durch Vermittelung der Venetianer zuerst nach Marokko und von dort nach Westafrika gelangten. Die Portugiesen »fälschten« bald dies Geld, indem sie aus Brasilien eine szıbo de Faneiro genannte Schneckenschale einführten. Nach Ostafrika sind sie vielleicht von Indien direkt gekommen, wenn überhaupt dort C. moneta gangbar war, was man nur durch Studium der ethnographischen Sammlungen wird feststellen können. Es wäre interessant, zu konstatieren, ob auch im Osten noch Oliva oder andere Schnecken als Zierat vorkommen und mit welchem Namen. Es haben offenbar in alter Zeit Binnenland-Beziehungen bestanden, die vermutlich die Schnecken als Schmuckartikel von der West- und Ostküste aus von Hand zu Hand gehen liefen, sie so überall verbreitend. Und durch irgendwelchen Zufall sind vielleicht zwei ganz getrennte Gegenden darauf ge- kommen, sie als Zahlmittel zu benützen. Diese Anwendung als Wertmesser kann ja allerdings getrennt von verschiedenen Völkern erfunden sein, aber es ist auch ‚ebenso gut denkbar, dafS ein gewisser Zusammenhang dabei besteht, denn diese Schnecke scheint in uralten Zeiten ein Handelsartikel in sehr weiten Gebieten, und ebenso ein Zahlmittel in Indien, China und auch wohl auf den hinterindischen Inseln gewesen zu sein. Nach Conwentz sind Cypraea moneta, C. annulus, C. carneola, C. erronea und (C./ynx aus Westpreußen in mehreren Funden der Hallstatt- zeit bekannt, dortselbst auch aus der römischen und aus der arabischen Periode. In der vorhistorischen Stadt Birka in Schweden kamen mit kufisch- arabischen Münzen aus den Jahren 893— 963 auch einige Kauris zu Tage (Andree), man fand sie ebenfalls in den Gesichtsurnen Pomerellens an der Öst- see, zwischen angelsächsischen Altertümern in England, in heidnischen Gräbern in Littauen, ja auch in den Ruinen von Nimrud-Ninive. Es ist anzunehmen, daßß ein prähistorischer Handelsweg etwa vom Schwarzen Meer durch Rußland zur Ostsee ging, wo man Bernstein holte und wohin man unter anderem Kauris brachte. In einer früheren Zeit der Menschheit wird die Bronze wohl denselben Weg gewandert sein. Als Schmuck ist die Kauri sogar in Europa noch bis auf den heutigen Tag erhalten; die Husarenoffiziere verzieren damit ihr Parade- zaumzeug, ebenso wie die Perser es machen; die Schlächter benähen mit ihr den Gürtel, an dem das Wetzeisen hängt, usw. In ähnlicher Weise wie in Europa nach der Ostsee werden wir uns den Ver- Stuhlmann, Beiträge zur Kulturgeschichte von Ostafrika, 50 trieb der Kauris in alter Zeit durch Afrika vorstellen müssen. Wahrscheinlich aber ist die höchst eigenartige Wertschätzung dieser Schnecke von China oder Indien aus- gegangen, wo sie sicher schon zur Zeit der Sanskrit-Sprache als Geld benutzt wurde. Sie wurde im Sanskrit deya (kaparda) genannt, ebenso wie heute noch in Ben- galen, Java und in den Malayen-Staaten; und das Wort deya bedeutete im Sanskrit ebenfalls »Steuer, Zoll«. Ibn Batuta wußte schon, daf3 man diese Schnecken von den Malediven nach Bengalen brachte, und daf sie hier als Münze verwandt wurden (Balfour), während sie auf jenen Inseln nicht als Geld dienten. Und die Benützung als kleinste Scheidemünze kann man noch heute auf jedem Markt in Indien sehen, in Kalkutta sowohl als in Bombay. In letzterem Ort habe ich ‚selbst beobachtet, daß der Eingeborene sich bei einem Geldwechsler an der Tür der großen von den Engländer erbauten Markthalle eine Kupfermünze in eine größere Zahl von Kauris umtauscht, um mit diesen seine kleinen Bedürfnisse einzuhandeln. Sie dienen jetzt offenbar dort nur noch dem internen Marktverkehr. Nach Balfour bekam man 1740 für eine Rupie 2400 Kauris, 1756 aber 2560 und 1870 in Madras 5760 Kauris. Watt gibt an, dafs 1883 ein ?zce gleich 24 ganda oder 96 Schnecken, demnach die Rupie gleich 6144 Kauris gegolten habe. An anderer Stelle sagt er, dafß 4 Kauris gleich ein ganda, ca. 20 ganda gleich ein fan, 5 fan gleich einer anna gewesen seien, die Rupie demnach 6400 Kauris gezählt habe. Wahrscheinlich ist auch das Wort der Gudjerat- Indier corz für »Pflicht, Zoll, Steuer«, das in das Swahili als corz, codi über- gegangen ist (z. B. für die Hüttensteuer), von der Bezeichnung für die Kauri abzuleiten. In China werden nach Yule u. Burnell die Kauri schon im »Tribut von Yu« (oder Yü-Kung) im Schu-King, etwa im 14. Jahrhundert v. Chr. sowie im »Buch der Poesie« (Schz-Krng) in einer Ode aus dem 10. Jahrhundert v. Chr. er- wähnt. Vielleicht haben die Chinesen den Gebrauch von den Eingeborenen des Ostens und Südens angenommen, sie dehnten ihn auch auf Schildpatt und ver- schiedene Muschelschalen aus. Im Jahre 338 v. Chr. soll der König von Tsin, da nicht genügend Schnecken vorhanden, diesen Wertmesser abgeschafft und Kupfer eingeführt, Wang Mang soll sie 9—23 n. Chr. wieder eingeführt haben. Erst unter der Dynastie der Hang wurden die Kauris durch ge- löcherte Kupferstücke ersetzt, früher waren sie das einzige Geld. Nach Hirth heifSt im modernen Chinesisch das Schriftzeichen für die Kauri in Nordchinesisch Jet, Kantonesisch /rez, in Korea p’ae, in Japan dar. Es ist in der chinesischen Schrift eins der »Klassenhauptzeichen«, mit dem ca. 200 Worte zusammengesetzt sind, die alle Begriffe für kaufen, verkaufen, Verkehr, Tribut, geizig, teuer, billig, Geldsammeln, verschenken usw. bezeichnen. Es geht daraus hervor, dal die Kauri in alter Zeit den chinesischen Handel beherrschten. Marco Polo er- wähnt die Kauri verschiedentlich als Handelsartikel und Münze aus Ost- und Südasien. E. v. Mertens (Berl. Anthrop. Ges. 1871) gibt an, daß im Sanskrit die —_ Kauri kaparda, kapardika geheißen habe,”) woraus bei den Maharatta kavarz, kavadi, im Hindustani kowree, kauri (kaudı) geworden sei. Balfour dagegen schreibt in der Cyclopedia deya als Sanskritbezeichnung der Kauri, im Sing- halesischen /zrg0, im Telegu gavvallu, im Tamil Aavadı. Der Name wird wahrscheinlich aus den dravidischen Sprachen Südindiens stammen und von dort zu uns nach Europa gekommen sein, ganz besonders in alter Zeit durch die Venetianer, später durch die Holländer, die von Ceylon aus lange Zeit viele Kauris nach Westafrika verhandelten. In Säcken von 12000 Stück wurden sie via Holland nach Guinea versandt, woselbst zeitweise der ganze Sklavenhandel mit diesem »Geld« betrieben wurde. Schon 1796 klagte man in Amsterdam, wo ihr Hauptstapelplatz war, daf3 durch zu große Zu- fuhren der Wert der Schnecken in Westafrika gesunken war (Hertz). Der holländisch-indische Name für die Schnecken komwers ist offenbar in einige Negersprachen mit kleinen Abänderungen übergegangen, so #urd? im Haussa, uuri in Sokota, kulu in Bambarre, kungona in Bornu (Hertz), ebenso sagt man in Zanzibar kauri (nicht dus? wie Hertz schreibt), was wohl aus Indien stammt durch Vermittelung der europäischen Kaufleute oder der Indier selbst. Die Italiener nannten die Schnecke — neben corz — porcellana, so z.B. Marco Polo. Dieser Name wurde den Kauris und den verwandten Arten der Gattung Cypraea offenbar von ihrer Ähnlichkeit mit dem Rücken eines Schweinchens porcello gegeben.”*) Auch im Deutschen ist ja der Name Porzellan- schnecke bekannt, er ist wohl zu uns gekommen durch den italienischen Orient- handel des Mittelalters. Und als dann aus China das Porzellan — (das nicht vor dem 7. Jahrhundert erfunden ist und dessen älteste Sorte, das Seladon, hauptsächlich im ı2. und 13. Jahrhundert produziert wurde, das aber in nennens- werten Mengen nicht vor der Niederlassung der Europäer im Osten nach Europa kam, also nicht vor Ende des 16. Jahrhunderts) — bekannt wurde, da nannte man den neuen Stoff nach seiner Ähnlichkeit mit den bekannten Schnecken- häusern so wie diese Porcellana. Und nun ist es eine höchst eigenartige Parallel- erscheinung, daß auch in Zanzibar das Porzellan und Steingut ebenso wie diese Schnecken #kaur? genannt wird. Die Spanier nennen die Schnecke dzcios oder szmbos, die Portugiesen dz.370 (Hörnchen), 27260, simbi. Nach Dapper hießen die Kauris im 17. Jahrhundert in Benin Özszchen, am Kongo und in Malandge heute noch nach Hertz busa, auch die Franzosen sagen neben corzs, cauris auch douges. Möglich, dafs dies Wort mit Abänderungen aus dem indischen deya, oder aus dem Namen der *) Ebenso Yule u. Burnell, S. 269. **) Vgl. dazu auch Yule u. Burnell S. 725. Porcellana oder porcelletta ım wittel- alterlichen Italienisch. Schnecken derselben Familie sollen an der englischen Küste Zrg heißen. Dr. Johnson bringt »Porcellan« noch zusammen mit dem Französischen »pour cent annees«, weil man früher glaubte, daß Porzellangefäße 100 Jahre unter der Erde reifen müßten, eine Erzählung, die Barbosa noch 1510 bringt. 50* a rk - Schnecken auf ihrer ursprünglichen Ursprungsinsel, den Malediven du/y gebildet wurde. Wahrscheinlich aber stammt es aus dem Portugiesisch-spanischen (dusina de signal = Signalhorn). Wie erwähnt, schrieb Dapper 1670, dafS man im Königreich Kongo die Schnecken szmÖos nenne, in der Cyclopaedy von Balfour wird ebenfalls der Name im Spanischen als szmbos erwähnt. Nun ist es im höchsten Grade inter- essant, daf3 in Uganda—Bukoba ebenso wie in Unyamwezi, in Ubemba und wenn ich nicht irre auch in den Manyema-Ländern westlich des Tanganika die Kauris sznde genannt werden. Es wäre zu sonderbar, wenn diese Bezeichnungen nicht genetisch zusammenhängen sollten. Mangels ausführlichen Materials aber kann ich über die Herkunft des Namens nur eine recht vage Vermutung geben. Wie ich bei Gelegenheit der Besprechung der Do/zchos Lablab Seite 216 er- wähnte, werden diese in einer schneeweiflen Varietät oft vorkommenden Helm- bohnen im Sanskrit szmbz, shimbi, in Nordwest-Indien heute noch sim, s/um, sembi genannt. Nun gibt es anscheinend jetzt in Westafrika diese Bezeichnung für die Schnecken nicht mehr. Ich denke mir, daß sie auch damals vielleicht bei den Negern nicht allgemein oder ursprünglich gebräuchlich war, sondern daiS die Venetianer oder Portugiesen den Namen sz267 irgendwo in Indien aufnahmen und nach Westafrika übertrugen auf die ihnen dort ebenfalls zu Gesicht kommenden Schnecken, die sie wohl auch aus Indien und später aus Brasilien (siehe oben) als Handelsartikel nach Westafrika gebracht haben werden. Und ich vermute ferner, daf3 in irgend einem Dialekt von Indien die Schnecken mit demselben Namen wie die Lablab- Bohnen oder vielleicht wie die weiße Varietät derselben genannt wurden, dafs demnach der Name szrbr für die Schnecken aus Nordwest-Indien stammt. Es wäre recht dankenswert, wenn sich jemand in Indien für diese Frage interessieren würde. Auch in Zanzibar wird man wahrscheinlich schon einiges darüber er- fahren können. Ist meine Vermutung richtig, so würde daraus hervorgehen, dafs die Schnecken vielleicht von Leuten aus Nordwest-Indien nach Uganda usw. gebracht worden sind, wann aber, laßt sich schwer sagen. Es wäre denkbar, dal es erst mit dem Aufblühen des indisch-arabischen Karawanenhandels war, nachdem ca. 1840 ein Mann indischer Abstammung Namens Muza mzuri sich in Karagwe angesiedelt hatte, der vielleicht die Schnecken in Uganda als selteneren Schmuckartikel vorfand, wie das fast überall der Fall ist, und der dann diesen Umstand kaufmännisch ausnützte und unter seiner für sich mitgebrachten Be- zeichnung szmÖe die Schnecken dort massenhaft importierte, nachdem er einen klugen Herrscher von der Nützlichkeit des Gebrauchs einer Scheidemünze über- zeugt hatte, etwa sowie das in der Mitte des vorigen Jahrhunderts Hadj Beshir mit dem Sultan Shech Omar von Bornu tat. Denkbar aber ist auch, daf3 sie von den Portugiesen in Ostafrika als szwm6os in Aufnahme kamen und von Mombassa (oder von der Westküste) unter diesem Namen ins Innere bis Uganda gelangten. In den letzten Jahren nimmt mit der Einführung von Münzen, — der Rupie und deren Teilstücken, — der Gebrauch von Kauris in Uganda und Bukoba ab, wurde in Uganda sogar amtlich abgeschafft, indem die Regierung die Vorräte von den Schnecken aufkaufte und zu Kalk verbrennen lief. Und die Zeit wird nicht mehr ferne sein, daf3 die Eingeborenen von dem Gebrauch der Kauris als Geld nichts mehr wissen. Es wäre deshalb recht verdienstlich, wenn die in jenen Ländern weilenden Herren alle Informationen über die Schnecken und ihre dortige Handelsgeschichte sorgsamst sammeln würden, ehe es zu spät ist. Zum Schlusse gebe ich noch einige Namen für die Schnecken, teils nach Balfour und Hertz, teils nach eigenen Informationen: Haussa kurdi Jaunde zmwama Sokoto zurz Duala mbamba Bambarre kudu lrangi dia Bornu kungona Baluba ‚nzbella Arabisch e/ wadaa, wuda Bakuba pasch? Persisch khar-mahra Mässai segera, o-segherai (sing), (khur - mohnu2)= Pferdemuschel "seghera (pl.) (Hollis) Adamaua Zschede Wakami vıdanı Fulbe dede Swahili, Kisegeyu, Kibondei kaure Yoloff petau . Nandi (Nordost-Victoria-See) Ibo (Westafrika) zgo, zgovo sekeriol Bonny (Westafrika) okubba Galla im Nord. v. Br.-Ostafrika Fan vama sagarıa Ewe Aotschur 4. Elephas africanus L. Der afrikanische Elefant war in alter Zeit offenbar etwas weiter verbreitet als heute, denn es ist kaum anzunehmen, daf3 die Phönizier ihn durch die Sahara haben kommen lassen, um in den Kriegen Hannibals als Kriegstier zu dienen; sie werden ihn aus den ihnen näher erreichbaren Gegenden mit nicht zu grofsen Umständen bezogen haben. Vielleicht etwas durch Klimawechsel, besonders aber infolge der Jahrtausende langen Verfolgungen, die dies wertvolle Wild zu er- dulden hatte, verschwand er offenbar aus vielen Gegenden oder wurde dort eine seltene Erscheinung. So ist er auch in Deutsch-Ostafrika allmählich zu einem durchaus nicht mehr häufigen Wild geworden. Noch vor 25 Jahren fand er sich in den küstennahen Gegenden oft an, erreichte am Tana nach J. G. Fischer sogar die Meeresküste. Heute sollen zwar z. B. auch am Fufle der Usambara- Berge bisweilen noch einzelne Exemplare gesehen werden, die vom nördlichen Gebiet her sich verirren,; in etwas größerer Anzahl aber sind diese Dickhäuter meines Wissens jetzt nur noch am Kilimandjaro, im Mässai-Land bis zum Vic- toria-See (besonders im Bezirk Shirati), im Westen von Ruanda und Urundi, im Norden von Bukoba, in einzelnen Herden in Usukuma-Unyamwezi und häufiger im Süden des Landes in Mahenge und Uhehe sowie zwischen Liwale und dem Niassa anzutreffen. Vereinzelt kommen sie zwar auch anderswo immer noch dann und wann vor, jedoch nicht so häufig, als daf3 es sich wie noch vor einigen Jahr- zehnten für Hunderte von Leuten lohnen könnte, die Jagd darauf zum einzigen Erwerbszweig zu machen. Es waren dies die sogenannten Makuwa (Maküa), Leute, die wohl ursprünglich überall dem Stamme der im Süden wohnenden Wamakuwa angehörten, die dann an vielen Stellen Kolonien gründeten, besonders zu Jagd- zwecken und deren Name sich mit der Zeit als Artbegriff auf fast alle Elefanten- jäger übertrug. Auch sonst gab es noch in vielen Gegenden z. B. Unyamwezi eine Menge dort /undz (d. h. Meister) genannte fachmäfßige Elefantenjäger, deren Jagdmethoden allerdings, auch wenn sie mit ihren langen Vorderladern ganz gut schossen, einen europäischen Jäger zur Verzweifelung bringen würden. Sie waren ihres Schielitalentes wegen in Kriegszeiten gesuchte Bundesgenossen für die Sultane und demnach gerne gesehen. Als Auszeichnung trug derjenige, welcher einen Elefanten erlegt hatte, einen Armring, welcher angeblich aus der Sohlenhaut des Tieres geschnitten war. Vielfach wurde von den Eingeborenen auch mit Giftpfeilen geschossen, und in der Bereitung des Giftes aus Acocanthera waren gerade jene Makuwa besonders bewandert. Im nördlichen, waldreichen Teil des Kongostaates gibt es jedoch noch recht zahlreiche Elefanten. Matschie hat zwei Varietäten des afrikanischen Elefanten (E. cyclotis und £. oxyotis) beschrieben, zu denen noch eine aus dem französischen Kongo- lande von Noack beschriebene Zwergform E. africanus var. pumilio Noack kommt (Zoolog. Anz. 1905), von der ein 6 Jahre altes Exemplar nur 120 cm Kreuzhöhe hatte. Das Elfenbein bildete seit den ältesten Zeiten einen der gesuchtesten Luxus- artikel, der teils aus Indien kam, aber wohl schon in den allerältesten Zeiten noch mehr aus Afrika. Die Gegenden am oberen Nil und im Süden des Roten Meeres werden ebensoviel davon geliefert haben wie der alte Karawanenhandel durch die Wüste nach den Iybischen und numidischen Reichen Nordafrikas. Für den Osten des Kontinents aber wird dieser Artikel zusammen mit den Sklaven den besonderen Anziehungspunkt der Händler gebildet haben. Die Leute jener eigenartigen Handelskolonien in der Gegend des persischen Golfes und Roten Meeres, die Weihrauch, Myrrhen, Zimmt und Gold handelten, werden auch des Elfenbeins wegen unter Benutzung der Monsume die afrikanische Küste entlang gefahren sein. Mit diesem Material schmückten die Alten ihre Götterstatuen und Tempel, und von seiner Herkunft aus Ostafrika zeugen schon die altägyptischen Mo- numente. Die Bibel kennt das Elfenbein von den »Ophir-Reisen« als shenhabbim (Zähne von habbim), die Assyrier als sinnz-piri, die Indier als vöha, die Griechen als ese- phas (Oppert in Zeitschr. f. Ethnologie 1903, S. 241). Nach dem Periplus WEG EBEEDE ELDER TEEERRETTEEN bildete es schon 79 n. Chr. ein Ausfuhrartikel aus den Häfen von Azania INS @r indes Se 12) So kam es, daf3 mit steigendem Verkehr sich für den Handel mit Elfen- bein (neben dem mit Sklaven) eine der großartigsten Karawanenorganisationen herausbildete, die einen ihrer Ausgangspunkte an der Küste hatte, die Zanzibar gegenüberlag. Dort safen die Indier, die den arabischen und schwarzen Kara- wanenleuten die nötigen Tauschwaren vorschossen, und dort wurden die Qualitäten des Produktes je nach den Marktbedürfnissen sortiert und versandt. Denn in Indien hat man für die Schnitzereien und Armringe ganz andere Sorten der Elefantenzähne nötig als in Europa und Amerika für Klaviaturen und Billard- bälle. Eine große Ausdehnung scheint dieser Karawanenverkehr erst etwa um 1820 angenommen zu haben, Tabora ward der Mittelpunkt desselben, später ging man von Ujiji aus in das Kongogebiet. Aber schon zur Zeit der Portu- giesen sprach man von den Monemogi, die Elfenbein brachten. Noch in den Soer und 90er Jahren kamen Jahr für Jahr 100—200000 Leute aus Unyamwezi zur Küste, meist nach Bagamoyo, um dort als Träger für den Karawanenhandel zu dienen, der in erster Linie auf dem Handel mit Elfenbein basierte. Unter dem Einfluß der Aufteilung Afrikas unter die verschiedenen europäischen Mächte und unter der Ableitung des Handels durch den Ausbau anderer Verkehrswege, in erster Linie durch die Schiffahrt auf dem Kongo-Fluß und durch die Uganda- Bahn, — wurde aber die Menge des nach Bagamoyo gebrachten Elfenbeins all- mählich geringer. Denn wenn auch in den alten Zeiten ein großer Teil der . Ware aus dem heutigen Deutsch-Ostafrika kam, so lieferte doch schon in den Soer Jahren das Gebiet des Kongo-Staates das größte Quantum, und bedeutende Mengen des so wertvollen »weichen« Beines kamen früher aus dem jetzigen britischen Gebiet nach Bagamoyo und Pangani. Es ist nicht mehr als natürlich, daß die Nachbarstaaten durch administrative Mafßßnahmen die Produkte ihres Ge- bietes von den deutschen Karawanenorten ablenkten. *) Über die höchst interessante Etymologie des Wortes E)EDaG OXvTog, das zuerst nur das Material, nicht das Tier bezeichnete, vergl. Yule u. Burnell S. 337. Herodot ist der erste, der das Wort für ein Tier anwendet. Persisch /%, Aramäisch 2%, Arabisch //, Spanisch Elfenbein zarl, Portugiesisch zarfan, Alt-Schwedisch und Alt-Dänisch für. des Tier /%/, Is- ländisch /7//, Sanskrit zdha, das Material zbhadanta (2). Die Ägypter jagten 1600 v. Chr. Elefanten noch in Mesopotamien, 500 Jahre später ebenfalls die Assyrier, wenn man richtig übersetzte und es sich nicht um Büffel handelte. Nach Hodgson (Notes on northern Africa) sollen die Kabylen den Elefanten elef amegran »großer Eber« nennen. Vielleicht haben Griechen das Tier zuerst im Süden von Kleinasien gesehen? Im Mittelgotischen wird z/bandus für Kamel gebraucht, ebenso Althochdeutsch o/denta, Angel- sächsisch o/fend, Alt-Schwedisch ae/pand, alwandyr, Isländisch z/faldi. Vielleicht lautete ähn- lich eine uralte indogermanische Bezeichnung für «großes Tier«, die auch die Wurzel des Wortes elephas bildete. Die nordischen Worte für das Tier und Material sind aber wohl aus dem Lateinischen entnommen. Alt- und Mittelhochdeutsch eefant, helfant, elfenbein, helfenbein, Angelsächsisch v/dend, elpend, vlp, elp, vlpenban. eo So ist es in erster Linie zu erklären, daf3, nachdem 1890—91 abnorm große Mengen Elfenbein zur Küste kamen, die während des Aufstandes im Innern zu- rückgehalten waren, in der zweiten Hälfte der 90er Jahre durch Ablenkung zum Kongo die Ausfuhrmengen aus Deutsch-Ostafrika sehr sanken, und daf nach Er- öffnung der Ugandabahn und Beruhigung der großen Länder im Urwaldgebiet des Kongostaates Anfang dieses Jahrhunderts die Mengen noch viel mehr herab- sanken, wie die folgende Tabelle zeigt. | Ausfuhr an Elfenbein aus Deutsch-Ostafrika: 1888 2000 Kilo 1894 155000 Kilo 1889 79,000 ,, 1895 88000 „, 1890 204000 ,, 1896 106000 ,, 1891 208000 „, 1897 96000 _„, 1892 129/000. 1898 38000, 5: 1893 11000028, 1899 63.060055, 1900 64098 Kilo im Wert von 996709 Mk. 1901 5/3 Ra 801,708, 1902 30603, ee er 020 1903 23124 „us ELOGOGFEE 1904 N er davon 668 Kilo über die Binnengrenze 1905 23060 Kilo im Wert von 485814 Mk. davon 1607 Kilo über die Binnengrenze 1906 19050 Kilo im Wert von 434380 Mk. davon 701 Kilo über die Binnengrenze 1907 25289 Kilo im Wert von 663 387 Mk. davon 806 Kilo über die Binnengrenze.*) Zum Teil allerdings wird dies Sinken der Elfenbeinausfuhren auch auf eine Verminderung der Tiere selbst zurückzuführen sein. Auch behauptet man, dafs die Zähne kleiner werden in den letzten Jahren. Durch die Ablenkung nach *) In einer Zeitungsnotiz finde ich dagegen folgende Zahlen. 1903 23 Tons ım Wert von 406 500 Mk. 19042 23. 7,00, Bl aA A30Saun, ISO 2 „ 459840 „ LOO6STO A EA20:81002% 1907 24 5 5 an ON Obiges bis 1906 ist aus der amtlichen Statistik der »Denkschriften«, die Zahlen für 1907 aus den vorläufigen Übersichten im Kolonial-Blatt pro 1908 entnommen. Aus dem geringen Anschwellen der Ausfuhr pro 1907 glaubte man auf ein Wiederaufleben des Handels nach D.-O.-A. oder auf Wirkung der Schongesetze schließen zu können. Wenn letztere überhaupt eine Wirkung haben werden, so kann sie erst in vielen Jahren ersichtlich werden bei dem lang- samen Wachstume der Tiere. Wahrscheinlich ist im Jahre 1907 eine größere Menge von Regierungselfenbein, das aufgestapelt war, bei guter Marktlage in Daressalam verkauft worden, oder Berufsjäger haben übermäßig viele Tiere erlegt. eh I er dem belgischen Kongo ward auch der sonst ganz auf London beschränkte Elfen- beinmarkt zum Teil nach Antwerpen verlegt. Nach der von Heinr. Ad. Meyer herausgegebenen Statistik erhalten wir folgendes Bild: Importe an Elfenbein in Tonnen: Nach Großbritannien: 1867 489 1880 536 1868 473 1881 546 1869 649 1882 425 1870 667 1883 596 a koyie 1884 466 1872 586 1885 439 1873 630 1886 401 1874 605 1887 419 1875 680 1888 507 1876 567 1889 438 1877 627 1890 519 1878 652 1891 502 1879 444 1892 504 nach Großbritannien: nach dem europäischen Festland: zusammen! 1893 405 272 677 1894 395 212 607 1895 331 293 624 7590.27 378 273 649 1897 339 ? 5 1898 319 283 602 1899 326 387 3 1900 304 416 720 1901 273 385 658 1902 332 444 776 1903 307 423 739 1904 268 376 644 1905 Sa! 430 741 1906 268 0. 388 656 1907 289 425 714 Es scheint demnach die Ausfuhr von Elfenbein in den letzten ı5 Jahren ungefähr gleich geblieben zu sein. Dagegen war der Verbrauch und also auch wohl das Angebot früher offenbar größer. Nach den Angaben von Heinr. Ad. Meyer in Hamburg war der Ver- brauch an Elfenbein im Durchschnitt der Jahre 1879-1883: ey IA een In England „ Deutschland „ Frankreich ‚„ Amerika 290 Tonnen 177 » 108 172 „ sonstige Länder 49 55 „ Indien eChina 123 0 zusammen 833 Tonnen. In denselben Jahren war die durchschnittliche Produktion in Afrika Westküste Ostküste Sen zaunbien und | eos Tripolis und Ägypten 171000 kg Nordguinea . . . J Abessinien und NigersBenue nn. er 89000 „, Somalir mv. 26.0008, Kamerun u. Gabun 64000 „, Zanzibar 2m Su 196000 „, Konsor eur ara 86000 „, Mozambique... = 142/000., Benpuelareie zur 200008, Kaplanderame ee 29000 „, 284000 kg 564000 kg Afrika (West- und Ostküste) ca. 848000 kg Vorder-Indien “ ENOOO = Rangum, Chittagong etc. OOo Ceylon und Sumatra . 2000 Per Jahr Total-Elfenbein-Produktion ca. 868000 kg Die 848000 Kilo von Afrika hatten etwa einen Wert von 17 Millionen Mark. Abgesehen von dem Lokalverbrauch in Afrika an Keulen, Hörnern, Ringen usw. bedeuteten diese Exporte 65000 getötete Elefanten pro Jahr. Der Preis für fast alle Sorten Elfenbein hat sich bisher nach den Preis- notierungen gesunder, weicher, mittelschwerer ostafrikanischer Zähne gerichtet und diese Notierungen stellten sich in den letzten 50 Jahren wie folgt: 1840 bis 1850 durchschnittlich ca. 11,— Mk. pr. kg. 185005,..1860 I a EN 180076727870 an, WELSLOr ee 1870 ,, 1880 n Dane es en 1880 ,, 1890 17 ZA rs In Hamburg wurden eingeführt an Elfenbein: 1841— 1850 45347: 185 1— 1860 BAER 1861— 1670 809,0 1871 .1880 1803 1881— 1890 17 829W% 189 1— 1900 230, 1900 DEO30 1901 207 1902 23008, im Durchschnitt pro Jahr RE ah ee. ee Be“ mer ver, 1903 2074 Dz. im Werte von 3201030 Mark 1904 2363 ,„ im Werte von 3634690 Mark davon von Ostafrika 251 Dz. 1905 2870 , im Werte von 5259560 Mark davon von Ostafrika 505 Daz. 1906 2085 ,„ im Werte von 3916500 Mark davon von Ostafrika 214 Dz. 1907 2631 ,„ im Werte von 5960160 Mark davon von Ostafrika 339 Dz. 1840 bis 50 1860 bis 70 1870 bis 80 1880 bis 90. 1234567891123456789]123456789[123456789[123456789 ERzDHag a EBENE HN Bam le] | ag IA Y/I\ alle] - N 1 | | ee! SEE ON T| Ai / \ DEE 4 IE u» = Durchschnittspreise für gesunde, mittelschwere ostafrikanische Elefantenzähne in den Jahren 1840— 1890 nach Heinr. Ad. Meyer in Hamburg. Fast die Hälfte des Gesamtimportes nach Hamburg kommt über London, ferner sind Antwerpen und Kamerun stark beteiligt. Die deklarierten Durchschnittspreise für Elfenbein haben bei der Einfuhr in Hamburg nicht sehr stark geschwankt, sie waren allerdings 1852 auf 967,68 Mk. pro Dz. gesunken und 1874 auf 2578,28 Mk. pr, Dz. gestiegen, schwankten dann aber seit 1880 um 1800 Mark herum, sanken sogar 1891—1895 auf 1631 Mk., 1896—1900 auf 1504 Mk., 1901--1905 auf 1576 Mk. und waren 1906 auf 1878,42 Mk., 1907 auf 2265 Mk. gestiegen. Wieder ausgeführt wurden aus Hamburg: 1906 1392 Dz. im Werte von 2291400 Mk. TOO7 OT F 2.912907 4, Die geringeren Anfuhren von Ostafrika wurden wohl durch die großen An- fuhren von Westafrika so ersetzt, daf3 die Gesamtpreise nicht viel in die Höhe gingen und daf3 ebenso die in Hamburg eingeführten Mengen sich seit 1890 zwischen 2000 und 2800 Dz. hielten. Wie bereits erwähnt, unterscheidet man zwei verschiedene Sorten des Elfen- beins, das weiche und das harte. Das harte, auch lebendes, transparentes oder Glasbein genannt, mit mehr schlankeren Zähnen und einer weniger elastischen, transparenten Masse kommt besonders aus den westlicheren Ländern und dient für Messerhefte, Stockgriffe, Schnitzereien, Fächer etc., das weiche mit mehr gewundenen Zähnen und weicher, undurchsichtiger Qualität kommt aus dem Norden, aus den trockneren Ländern des Massai-Gebietes, aus Südabessinien usw. und wird in erster Linie zur Herstellung von Billardbällen, Klaviaturen und Kämmen benützt wegen der gröferen Klastizität seiner Masse. Es ist dies die wertvollste Sorte. Da die Herkunft der beiden Arten geographisch ganz ge- trennt ist, die erste aus Ländern mit feuchtem Klima, die zweite aus solchen mit trockenem Steppenklima, so ist es wahrscheinlich, daf3 die Nahrung der Tiere in ihrem Heimatsland einen solchen Einfluß auf die Zähne bildet, daf sich die zwei Rassen bildeten. Der Kenner kann einem gesunden Elfenbeinzahn seine Herkunft genau ansehen. Ob diese Varietäten auch in anderen zoologischen Merkmalen des Tieres als den Zähnen sich bemerkbar machen, ist mir nicht be- kannt. Die hohlen Teile der Zähne werden in Zanzibar abgesägt, um nach Indien und China verschifft zu werden, wo man Armringe aus ihnen herstellt, die Spitzen für Schnitzereien in ähnlicher Weise. Sehr viel Elfenbein wird in Ostafrika von den Amerikanern gekauft, die anscheinend höhere Preise dafür bezahlen können als die Europäer und Indier. Sonst ist der Elfenbeinhandel bei uns fast ganz in den Händen der Indier. Teils mag das daran liegen, dal; sie von Alters her die Karawanen bevorschufsten, und die Leute deshalb ihre Waren an sie abliefern mufßiten. Dann aber benützen sie die Sendungen von Elfenbein nach Bombay, um dorthin Rimessen für andere Waren zu machen, so daf3 sie die Unkosten für Wechsel usw. sparen und demnach ein wenig mehr für das Elfenbein zahlen können. Jedenfalls wurde früher nur sehr wenig davon direkt nach Deutschland verschifft, das sich seinen Bedarf zum größten Teil aus London holte, und die Vertretung der großen Hamburger Elfenbeinfirma in Zanzibar, Heinr. Ad. Meyer, hatte als Hauptaufgabe, die Anfuhren der Ware genau zu verfolgen und eine exakte Statistik zu führen, damit man die Markt- lage beurteilen konnte. Neuerdings kommt etwa der zehnte bis fünfte Teil der Hamburger Einfuhr direkt aus ostafrikanischen Häfen. Der Elefant heißt bei den Swahili Z/embo, bei manchen Stämmen auch ndofu, ndovu, ndjovu. Interessant ist die Sage von einer mwanika genannten Schlange, die das Elfenbein bewachen soll. Man glaubte früher immer, daß ein großer Teil der Ware des Handels von seit langer Zeit gestorbenen Tieren stammte oder daf im Innern grofse Vorräte von Elfenbein vergraben lägen. Hier und da mag das allerdings auch Be. ae I Re vorkommen, das meiste aber ist frisches Elfenbein, denn dasjenige, welches lange in der Erde gelegen hat, verwittert stark und wird an der Oberfläche rissig, be- sonders, wenn es nach dem Ausgraben nicht ganz allmählich an die Luft ge- wöhnt wird. Man kann bei der großen Nachfrage danach annehmen, daß fast alles jetzt in den Handel kommende Elfenbein von erst vor einigen Jahren ge- töteten Tieren stammt, deren Zahl jährlich also eine ganz beträchtliche sein muß, wahrscheinlich eine viel größere als der Nachwuchs. Die Jäger müssen immer entlegenere Gegenden aufsuchen, um den Bedarf zu decken, und die Zeit wird nicht mehr weit sein, wo das Riesentier eine zoologische Seltenheit sein muß, wenn man es nicht sehr energisch schonen wird. Aber meines Erachtens kann diese Schonung sich in erster Linie nur aus Gründen des zoologischen Interesses verantworten lassen. Wo die Elefanten in größerer Anzahl vorkommen, sind sie nämlich sehr arge Feinde der Landwirtschaft, die ganze Haine von Bananen in kurzer Zeit vernichten. In bewohnten Gegenden sind sie demnach recht lästig. Man hat nun besonders geltend gemacht, daf3 der Elefant ein sehr nützliches Haustier werden könnte, dafß man im Altertum auch die afrikanische Art und nicht nur die indische zähmte, und dafßl die erstere gerade für die un- wegsamen afrikanischen Länder ein sehr wichtiges Verkehrs- und Transportmittel werden könnte. Auch ich war -früher dieser Meinung. Wenn man aber be- denkt, daf3 die Zähmung einer größeren Zahl von Tieren nicht leicht ist und sehr viel Geld kosten wird, dafS der Elefant sich in der Gefangenschaft selbst in Indien nicht vermehrt, daf3 er in Indien fast nur ein Luxustier der Großen bei Jagden und Aufzügen ist und nur in Hinterindien und Siam zum Bewegen der Teakhölzer nutzbringend angewandt wird, daf3 er empfindlich und nicht leicht zu behandeln ist, dal der Neger ein sehr schlechter Tierpfleger ist und daß end- lich die Neuzeit viel eher mit Eisenbahnen und Automobilen als Transportmittel vorgeht, so glaube ich jetzt nicht mehr daran, daf3 der gezähmte Elefant ein nennenswerter ökonomischer Faktor für uns werden kann !*) Wichtig ist allerdings, daß das Elfenbein bei manchen Gegenständen, be- sonders bei Billardbällen, durch nichts anderes zu ersetzen ist. Aber wenn ein- mal die Elefanten seltener und ihr »Bein« teurer wird, so muß der Konsument dieser Luxusartikel sich damit abfinden oder aber die Technik wird bis dahin ein Surrogat finden. E Um der rapiden Vernichtung der Elefanten zu steuern, hat man einmal das Indenhandelbringen von kleinen Zähnen unter 10 lbs. verboten, sie werden kon- fisziert.”®) Es ist zu hoffen, daß dadurch die Jäger ein klein wenig abgeschreckt *) Im Kongostaat hat man neuerdings afrikanische Elefanten gezähmt und zum Tragen verwandt. **) Die konfiszierten Zähne werden von Zeit zu Zeit versteigert, zusammen mit den als Regal abgelieferten Zähnen, denn der Jäger konnte wählen, ob er als Schußgeld pro Tier einen Zahn oder 100 Rup. bezahlen will. In früherer Zeit erhielt der Sultan des Landes stets den- jenigen Zahn als Tribut, auf den das Tier gefallen lag. Das neue Jagdgesetz läßt Elefanten- jäger eine sehr hohe Gebühr zahlen. {>} werden, die kleinen Tiere zu töten, denn fast alle in Afrika etablierten Mächte führen diese Maßlregel durch. Ferner hat man das Schießen von weiblichen Elefanten ganz verboten. Aber bei der enormen Ausdehnung des Gebietes kann das natürlich niemand kontrollieren, und solche Gesetze sind deshalb nur für die anständigen Jäger wirksam. Endlich hat man in bestimmt bezeichneten Distrikten die Jagd überhaupt, in anderen die auf Elefanten ganz untersagt, eine Maßregel, die recht gut durchzuführen und deshalb wirksam ist. Will man in späterer Zeit den schönen Tieren noch mehr Schutz angedeihen lassen, so muf3 das erste sein, die Jagd auf sie den Eingeborenen und professionellen Elefantenjägern ganz zu verbieten, da erstere nie zu kontrollieren sind, so lange wir kein ausgedehntes Netz von Verwaltungsposten über das ganze Gebiet wie in einem Kulturland haben, und man muß das Abschiefen derselben durch Europäer nur guten Jägern und auch diesen nur das Erlegen von wenigen Stücken gestatten. In einem Lande wie Deutsch-Ostafrika, aus dem selbst nur noch recht wenig Elfenbein mehr kommt, das dort demnach ökonomisch kaum eine Rolle spielt, kann man solche Maßregeln ohne Schaden für die wirtschaftlichen Verhältnisse ergreifen. Den Distriktschefs aber müfßste die Entscheidung überlassen bleiben, ob und wieviel Elefanten in ihren Bezirken zur Zeit abzuschießen sind, damit nicht der Fall eintritt, daß diese Tiere eine Plage für die Landleute werden. 5. Fische und Fischprodukte. Unsere Meere enthalten unendliche Mengen von guten Fischen, die, — in rationeller Weise ausgebeutet —, eine unversiegliche und billige Quelle der Volksernährung für die Küstenleute bilden könnten. Leider liegt aber die Fischerei sehr im Argen, die Boote und Netze der Neger sind sehr primitiv, und nur wo Araber aus Shihiri ansässig sind, wird ein wenig besser gefischt. Die Reusen-Hürden, welche in großen Dreiecken im flachen Wasser aufgebaut werden und in denen bei Ebbe die Fische zurückbleiben, werden aus Ostafrika schon vom Periplus des Roten Meeres 79 n. Chr. erwähnt. Vor einer Reihe von Jahren habe ich einen Vorschlag ausgearbeitet, die Fischerei bei uns zu heben, indem man als Instruktoren einige auf der Zoologischen Station zu Neapel aus- gebildete Fischer mit allem Handwerkszeug kommen ließ. Es sollte dabei auch besonders das Salzen und Räuchern der Fische berücksichtigt werden. Eine Kaufmannsfirma hatte sich bereit erklärt, alle Fänge zu einem Einheitspreis zu übernehmen, und ich hatte mir gedacht, daf3 nach zwei Jahren die Instruktoren dort ein selbständiges Geschäft aufmachen könnten. Leider mußte daß Projekt anderen Aufgaben gegenüber zurückgestellt werden, ist auch nur durchführbar, wenn ein Herr der oberen Verwaltung sich. persönlich dauernd der Sache an- nimmt, bis sie im Gange ist. Jetzt sind Seefische zwar gut und wohlfeil, aber nicht immer sicher zu II haben. Der größte Teil des recht bedeutenden Bedarfs von getrockneten und gesalzenen Fischen aber kommt aus dem Ausland, und es entgeht dem National- wohlstand Ostafrikas somit eine recht bedeutende Summe, die im Lande bleiben könnte. Jene recht unangenehm stinkenden Salzfiısche, die weit ins Innere ge- bracht werden, und die dem Neger eine beliebte Zuspeise zum Reis sind, kommen nämlich etwa zur Hälfte je von Indien und Südarabien. Zum Salzen von drei Tons Fischen soll man eine Tonne Salz gebrauchen. Es sind Papa, d.h. alle Sorten von Haifischen, /aa, Rochen, und dann die gurx genannten Fische, die offenbar den Gattungen Serranus, Lutjanus oder Mesoprius angehören. Sie sind frisch ein sehr feines Gericht, stinken aber getrocknet noch schlimmer als die Haifische. In Zanzibar wurden von diesen Trockenfischen eingeführt: 1905 für 193507 Rup., davon für 31158 Rup. aus Deutsch-Ostafrika 19005. 2208392 ai BE 2OOE " ns Etwas Fisch wird auch bei uns getrocknet, so z. B. Tintenfische, Jwesa, auf den kleinen Inseln, schollenartige Fische, ferner die Flossen der Haifische, die als Delikatesse nach China gehen u. a. m. Sehr auffallend ist die große Menge von Trockenfisch, die von der Halbinsel Mayita bei Shirati am Ostufer des Viktoria- Sees kommt, nach Port Florence -»per Canoe gebracht wird und deren Natur mir unbekannt ist. (Im Süden des Albert Nianza fand ich seiner Zeit ebenfalls eine recht bedeutende Industrie von getrocknetem Fisch.) In manchen Gegenden des Innern werden auch Welse (C/arzias u.a.) in Mengen getrocknet und in die Umgegend verhandelt. Aber eine große Menge des nicht unbedeutenden Be- darfes an diesem Material kommt aus dem Auslande. Eine gut organisierte Fischerei und Fischtrocknerei würde sich bei uns sicher rentieren, wenn sie von Fischern unternommen wird, die selbst arbeiten. Aus Deutsch-Ostafrika wurden ausgeführt an »Fischen, sonstigen Wasser- tieren und Haifischflossen«: 1905 39708 Kilo im Wert von 21197 Mk., davon allein 19060 Kilo im Wert von 9602 Mk. von Shirati 1906 209479 Kilo im Wert von 19753 Mk., davon allein 193 270 Kilo im Wert von 9785 Mk. von Shirati Zur Einfuhr gelangten dagegen an »Fischen, Seetieren und Süßwassertieren« aller Art: 1905 359463 Kilo im Wert von 113473 Mk. 1906 IOZF2028 u “ BERLISET LAT hiervon nur 1500—2000 Kilo über die Binnengrenze. Fast die ganze Menge der Einfuhr wird aus Trockenfisch bestanden haben, die wenigen europäischen Fischkonserven (Sardinen) fallen nicht sehr ins Gewicht, obgleich die Neger sie sehr gerne kaufen. Zu erwähnen wäre noch der Haifischtran, der abscheulich stinkt und — 800. — aus Arabien oder Nordindien kommt. Man soll Haifischlebern in Trögen verwesen lassen, bis das Öl austritt, das vermischt mit Kalk zum Dichten der arabischen Dhau-Fahrzeuge dient. Dies Öl soll in Bombay zwagd heißen, in Ostafrika ist es als szfa bekannt. Der ranzige Geruch der Dhaus ist ihm zuzuschreiben. Von der Malabar-Küste kommt außerdem noch ein übelriechendes Fischöl, das aus kleinen Sardinen-artigen Fischen bereitet werden soll. Eine Zeit lang wurden bei uns Trepang (Böche de mer) in 2—3 Sorten ge- sammelt, präpariert und ausgeführt, und zwar durch das Perlfischerei-Syndikat. Die großen, im tieferen Wasser lebenden Holuthurien sollen den besten Trepang ge- geben haben. Die Tiere werden abgekocht, aufgeschnitten und im Rauch ge- trocknet.*) Der Export wird wohl nur nach Singapore gegangen sein, wo dem Vernehmen nach gute Preise erzielt wurden. Doch scheint sich bei den großen Unkosten die Industrie nicht gelohnt zu haben, denn man arbeitete mit malayischen Tauchern und Taucherapparaten. Die Konzession ist aber heute noch in den Händen jenes Syndikates. Den Europäern, welche Liebhaber von Curry mit Reis sind, ist der kleine Trockenfisch bekannt, der geröstet dem Reis zerrieben zugesetzt wird und den man allgemein »Dombay Duck« nennt. Es ist ein kleiner schuppiger Siluroid, Harpodon nehereus, der in Indien bummalo oder nehare genannt wird. In Zanzibar sind diese Fische immer zu erhalten. Seltener sind dagegen die winzigen in einer roten Sauce konservierten sogenannten Makassar-Fische, die auch zum Curry gehören. Diese rote Sauce ist eine Bakterien-Kultur, die mit der Bakterie der »blutenden Hostie« verwandt oder identisch ist und die wie diese als Stoff- wechselprodukt Trimethylamin mit seinem Geruch nach Heringslake erzeugt. Aale und Muränen (mkunga) werden von den Mohammedanern nicht ge- gessen, man hält sie für Schlangen. Auch der höchst merkwürdige Lungen- fisch (Protopterus), der als kambare mamba am Victoria-See, als mdoe am Zambezi allgemein bekannt ist, wird meist verschmäht. 6. Hippopotamus amphibius L. In fast allen Gewässern von Östafrika ist das Flußpferd recht häufig, nur dort, wo reger Verkehr ihm Beunruhigungen bringt, verschwindet es. Den an- wohnenden Landleuten sind diese Riesentiere eine große Plage. Bisweilen gehen sie auch recht weit ins Meer hinaus, sind sogar manchmal nach Zanzibar ver- schlagen worden. Ihre Haut wird in derselben Art wie die des Rhznoceros benutzt, ist aber viel weniger gesucht. *) Eine ausführliche Darstellung der Präparation soll sich nach Yule u. Burnell in der mir nicht zugänglichen Tijdschrift von Nederlandsch Indie. XVII. befinden. Der Aus- druck beche-.de-mer, englisch beech de mer soll aus dem Portugiesischen dzcho-da-mar kommen. Die Angloindier nennen den Trepang noch swallow, entstanden aus der Benennung in Makassar suwäalaä. Tripang, teripang ıst der malayische Name. — doll — Ausgeführt werden die großen Zähne der Tiere, die als Ersatz für Elfen- bein zu Drechslerarbeiten dienen. In der Statistik werden sie mit den Zähnen der Wildschweine zusammengeworfen. Von diesen beiden zusammen gelangten zur Ausfuhr: 1905 8685 Kilo im Wert von 22862 Mk., davon 657 Kilo über die Binnengrenze 1906 9547 Kilo im Wert von 28175 Mk., davon 1570 Kilo über die Binnengrenze. Das meiste kommt von Bagamogo, Daressalam und Bukoba zur Ausfuhr. Die krummen Zähne werden bis zu '/); m lang und bis 4 kg schwer, die geraden bis 30 cm lang und bis ı kg schwer. Die krummen haben einen glas- harten Schmelz, der vor der Verarbeitung abgebeizt wird, wodurch ihr Gewicht sich um etwa '/, verringert. Die Preise für Flußpferdzähne waren um 1890 nach Heinr. Ad. Meyer: Krumme. Unabgebeizte Abgebeizte Untesa/seker u mr. pr. kg Mk = Mk. 6,80 N EB N Kuna; IELARSO 7380 Te DEREN RE Te) en 8,80 Dr Ge ee Re ER ELSE) „ Io,— “ Gerade. UÜmterel/a koreo i. pr kg, Mk 6,50 Vonkpzund-mehrs: ara.“ ER „6, Kiefer und Bruch: Von Mk. 1,50 bis Mk. 3,50 pr..kg. Im Januar 1908 in London für: Curved, crached, fair 22 Aede275=10.d pr. Ibs, Straight, most sound A En BORN R crached ZU ED On eh Mixture of above Re ZEN 7, Interessant ist, daf3 das Flufßpferd, das sich ja auf vielen römischen Mosaiken abgebildet findet, auch der Bibel bekannt war, denn während der /evzathan des Hiob eine Fabel gewesen ist, kann man in dem dehemoth das Flußpferd sicher erkennen. Auf koptisch hieß das Tier ?-ehe-monut d. h. Wasserochse. Das biblische Wort wird demnach aus dem Ägyptischen stammen (vgl. F. Rosen, Gesandtschaftsreisen in Abessinien.. Mohammedanische Eingeborene essen das Fleisch dieser Tiere nicht. Die Swahili nennen das Flußßpferd #z6oko, viele Binnenvölker aber Zomondo, die Waganda mvavu, mvubu. 7. Meleagrina margaritifera L. Die Perlmuttermuschel und ihr nahe verwandte Arten kommen in unsern Gewässern, besonders auf den Bänken im Mafila-Kanal viel vor. Man nennt sie Stuhlmann, Beiträge zur Kulturgeschichte von Ostafrika. 51 — 802 — allgemein chasa, tschasa, eine andere Art wird als c/ole bezeichnet, die schwarzen Perlmutterschalen, P/rra, werden von den Leuten Zanga genannt. Vor einigen Jahren bekam ein Arzt deutscher Abstammung aus Transvaal Dr. Aurel Schulz bei uns eine Konzession auf das Sammeln von Perlmuscheln und anderen Seetieren. Zur Schonung der Bestände mufste der Konzessionär alle Muscheln mit einem Durchmesser unter 10 cm wieder ins Wasser zurück- werfen. Er trat bald seine Rechte an ein südafrikanisches Syndikat ab, das auch, besonders zum Zweck der Trepang-Gewinnung, Taucherapparate und malayische Fischer importierte und eine Menge Geld ausgab, wohl zu viel für die Verhält- nisse, jedenfalls gab man die Ausbeutung nach einer Reihe von Jahren mit großem Verlust wieder auf, die Konzession war aber noch 1907 in den Händen jenes Syndikats. Man hatte offenbar mit viel zu teurem Gerät gewirtschaftet, anstatt erst einmal nach Art der Eingeborenen die Riffe bei Ebbe abzusuchen. Es wurden auch eine Menge von Perlmutterschalen und hier und da auch einige nicht sehr große echte Perlen (arabisch-swahili Zn, indisch 0%) gewonnen. Letztere werden in kleinen Exemplaren und Mengen seit längerer Zeit an der Küste von Mosambik gewonnen, besonders bei den Kerimba-Inseln und bei Sofala.*) Die Perlmuscheln sind in den Ausfuhrlisten mit anderen Conchilien, be- sonders mit Kauri-Schnecken vereint. Ich bringe die Statistik demnach bei den letzteren. Die Perlmutterschalen von verschiedenen Provenienzen sind sehr verschieden im Preis, die von Ostafrika scheinen einer recht geringen Qualität anzuhören. In Hamburg wurden z. B. eingeführt: 1905 37 213. DZ. im Werte v0n723:655 000-Nk also 98 Mk. im Durchschnitt pro Daz. 1906 56510 Dz. im Werte von 3411820 Mk. also 60 Mk. im Durchschnitt pro Dz. 1907 40704 Dz. im Werte von 2778480 Mk. also 68 Mk. im Durchschnitt pro Dz. Davon wurden deklariert die 1905 1906 1907 von Zanzibar mit 62 22 46 Mk. pro Dz. „ Arabien x 16 24 25 59 in „ Singapore H 66 82 2.5 RE „. Venezuela a — 8 18 ss Ay on *) Vielleicht fehlen bei uns die Parasiten, durch deren Reiz am Mantel der Muschel die Perlen gebildet werden, oder aber die Wasserverhältnisse sind nicht so günstig für die Ent- wickelung der Perlen wie bei Ceylon usw., denn die Perlen bei uns sind meist recht klein. Nach mündlicher Mitteilung des Herrn J. Strandes kamen Perlen schon in den alten por- tugiesischen Berichten von der Mosambik-Provinz als Exportartikel vor. Man soll später auch einige bei Pemba gefunden haben. 1905 1906 1907 von Japan mit 78 88 175 Mk. pro Dz. „ Mexiko a — ' 89 RER eg „. Gesellschaftsinseln ,, 203 175 90 “ Fr „ Australien, Festland ‚, 341 168 LOS MEN „ Abessinien $, — 160 Er 35 Bo „rBismarckarchipel ” ,, 98 114 GA ns Möglich, daf3 sie in manchen Ländern besonders ausgesucht oder zugerichtet werden. Wieder ausgeführt aus Hamburg wurden 5000—6500 Dz. jährlich. 8. Verschiedene Conchllien. Außer obigen Conchilien werden jährlich eine Anzahl Kisten der ver- schiedensten Sorten, — nach Arten getrennt oder durcheinander, — von Ost- afrika und besonders von Zanzibar ausgeführt, die nachher in den europäischen Bade- orten den Gästen als Kuriositäten verkauft werden oder die in die Naturalienladen wandern. Ich lasse eine Liste der Arten mit den Swahili- bezw. Handelsbe- zeichnungen von Zanzibar folgen, die ich den Herren Hansing & Co. verdanke. Ob die Bezeichnung immer zoologisch richtig ist, möchte ich bezweifeln, ein sehr großes Geschäft scheint aber damit nicht gemacht zu werden, da der Bedarf doch nur beschränkt ist. Suaheli-Name | oder Handelsbezeich- Wissenschaftlicher Name | Deutscher Name . . | nung in Zanzibar Fungus | Vasum scolymus Langenschnecke? Kete meupe Oliva inflata Weiße Olive Mismari makundu | Mitra episcopalis Bischofsmütze Puniko == — S/undano Terebra muscaria Fliegenschraube Maburgas Turbo olearius Ölkrug S/undano meust! Potamites palustris |,Schwarze Nadelschnecke Nidole vidogo Pteroceras lambis Kl. Teufelsklaue Bullmouth ROSS RR Feuriger Ofen Turki — = Shindano meupe u == Szlverlips Strombus lentiguinosus | Sommersprossen-Flügelschnecke Papai Pyvula vespertilis? Fledermaus-Birnenschnecke Karbu — — Kete meusi Oliva gibbosa Quaeker-Olive Tschuru Turbinella rhinoceros — Suaheli-Name oder nung in Zanzibar Handelsbezeich- | Nramwes! Bimba meupe Gulab Kofia ya bamanı Chole Madondo meussi Mayassı Barawa ndogo Bimba Mayai Harpshells Tuale Sombras Harpshed meupe Panga Chemu Miba Kombe Ntdole vikubıwa Bulgum Dulgum Tungt Tschano Tschasa Conus litteratus Pteroceras aurantia Cassis cornuta Cypraea tigris Solarium perspectivum Cypraca arabica Murex chrysostomus Ovula ovum Harpa ventricosa Strombus gibberulus Cypraca talpa Stfrombus auris Dianae | Pinna Avicula macroptera Murex ınjLatis Cardium isocardia | Pterocervas truncata Tritonium tritonis Triton lampas Malea ringens? Tridacna sguamosa | Meleagrina margariti-\ fera Deutscher Name Buchstaben-Kegelschnecke Pomeranzenschnecke Sturmhaube Perlmuscheln Tigermuscheln Perspektivschnecke Arabische Porzellenschnecke Dickstacheliger Spinnkopf Eierschnecke Harfenmuschel Weiße Flügelschnecke Maulwurfsschnecke Diana-Flügelschnecke Schwarze Perlmutterschalen Perlmuschel ? Stachelschnecke Herzenmuschel Große Fingermuschel Tritonshorn Weifles Tritonshorn Gezahnte Fonumschnecke? Klappmuschel Perlmuttermuschel verdienen die dicken Kalkdeckel Ein besonderes ethnographisches Interesse einer Schnecke (7urbo sp.), die zu länglich dreieckigen glatten Stücken geschliffen und längs durchbohrt einen beliebten Halsschmuck vieler Neger, besonders der Wanyamwezi, bilden und weithin verhandelt werden. Sie heißen an der Küste kimwangwa, bei den Wasegeyu kola ya rukangani, den Waniamwezi pingu kilungu, Die Deckel mit der Spiralzeichnung findet man überall an der Küste in den Indier- den Massai al-kalashi, den Wakami #ejeri, den Wabemba Zunga. runden läden, die Dreiecke bilden beliebte Geschenkstücke im Innern. 9. Physeter macrocephalus L. Der Cachelot oder Potwal wurde in früheren Zeiten in den Gewässern von Ostafrika eifrig gejagt. So weit man weiß, waren es in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts, vielleicht auch schon im 18. Jahrhundert in erster Linie amerikanische Walfischfänger, die diese Gewässer besuchten und in Zanzibar sich verproviantierten. Durch diese Amerikaner ist die Insel nach dem Aufhören der portugiesischen Handelsbeziehungen zuerst wieder mit der europäisch-ameri- kanischen Handelswelt in Verbindung getreten. Und diese Leute waren es, die den amerikanischen Golddollar als Zahlmittel ins Land brachten, nach dem in Zanzibar noch heute nominell gerechnet wird (reäli), obgleich die Exemplare desselben nur noch selten in Gestalt von Westenknöpfen bei Indiern zu finden sind. Burton schreibt noch 1857, daß im Mai bis Juli jeden Jahres Schiffe von 200—600 Tons in die Gewässer südlich von Mafıa kamen und bis zum Roten Meer hinaufgingen. Der Potwal ist bekanntlich ein Tier der wärmeren Gewässer und erreicht 38—72 Fuf3 Länge, von denen der Kopf °/; einnimmt. In diesem Kopf sind 2—3 Tons von dem weichen, gelblichen Fett vorhanden, das unter dem Namen Spermaceti bekannt ist und dessenwegen das Tier haupt- sächlich gejagt wird. Seine Zähne können als Ersatz für Elfenbein dienen. Heutigentags aber kommen meines Wissens keine Walfischfahrer mehr nach Zanzibar, und selten wird eins dieser Ungeheuer an die Küste getrieben. Burton sah 1857 ein verendetes Tier im Hafen von Zanzibar. Der Potwal heiflt bei den Swahili zgwm? msira. x Im Enddarm dieses Tieres wird, wohl als pathologisches Produkt, eine harzige Masse abgeschieden, die man Ambdra, Ambergris nennt, und die seit un- denklichen Zeiten bei allen orientalischen Völkern eine äußerst gesuchte Drogue war. Es ist eine graubraune, harzartige zusammengebackene Masse, die einen eigenartigen Geruch hat, und die überall bei den Orientalen als großes Aphro- disiacum gilt.*) Sie schwimmt auf dem Wasser und wird durch Wind und Wetter an die Küsten getrieben. Massudi, Ibn Batuta, Edrisi usw. berichten dar- über in Lobpreisungen. In alter Zeit betrachteten die Sultane, die am indischen Ozean wohnten, den gesuchten Stoff als ihr Regal; jeder Finder mußte ihn ab- liefern. Alte Reisende erzählen sogar die Fabel, daß die Somali Kamele ab- gerichtet hätten, um das Ambra an der Küste aufzusuchen, etwa so wie die Schweine es mit den Trüffeln machen. Hier und da wird auch in Ostafrika noch etwas von diesem Stoff angebracht, doch habe ich nie von besonders großen Funden gehört. Im Jahre 1906 z. B. wurden gemäß der Hamburger Zollstatistik von Zanzibar nach Hamburg 500 Gramm Ambra im Werte von 2970 Mark eingeführt. Das Kilo war demnach 5940 Mark wert. Man sagt, dafS anderswo Stücke von 4 Unzen bis zu 185 Ibs. gefunden seien, in einem einzigen Potwal soll man einmal 362 Unzen gefunden haben. 1693 soll ein Stück von 185 Pfund für 11000 Reichstaler verkauft worden sein. Ambra mufs jedenfalls früher mehr als heute in Zanzibar gehandelt sein: nach Hirth erwähnt *) Aphrodisiaca werden bei den Swahili allgemein ‚z2zjatr genannt. Allen erdenklichen Stoffen spricht man die ersehnte Wirkung zu, z. B. besonders auch der Muskatnuß. — 806 — der Ch’üan-chou-fu ihn als Produkt aus Tseng-po (Zanzibar) am Anfang des 13. Jahrhunderts und Barros de Rezende 1635 aus Pemba. Die Swahili nennen den Stoff ambarz, die Araber amber, ambar, mussumbra. Er ist in den meisten Indierläden erhältlich, doch gewöhnlich mit anderen Stoffen zu Latwergen vermischt. Besonders scheint man ihn den wzajunz genannten Hanf- präparaten zuzumischen. Auch als Räuchermittel wird er von Arabern und Indiern verwandt, und jedermann schwört auf seine Eigenschaft als Aphro- disiacum. Von einigen Völkern wird amber, ambra bekanntlich auch das im Deutschen als Bernstein bekannte fossile Harz genannt. Die Griechen nannten dieses elek- tron, die alten Römer szxcczuum und erst in späterer Zeit amber, ambrum, ambarum, das wohl aus dem Arabischen ambar stammt. Es kommt mir so vor, als ob dies Wort ursprünglich für das Potwal-Produkt (grauer Amber, amber gris) und erst später für andere duftende Harze angewandt wurde. Vielleicht‘ weil man aus beiden Stoffen Halsketten, Gebetschnüre usw. machte, und weil beide beim Erhitzen dufteten, benannte man sie mit gleichem Namen. Der fossile Bernstein (= Brenn-Stein) ist bekanntlich in prähistorischer Zeit von der baltischen Küste durch Rußland zum Schwarzen Meer und von dort zu den orientalischen Völkern gelangt, wohl durch Vermittelung der Phönizier, später über die Alpen durch die Etrusker. Und denselben Weg rückwärts wanderten wohl neben der Bronze die Kauri-Schnecken. (Vgl. Ant. Stoppani, l’Ambra nella Storia e nella Geologia. Milano 1886.) 10. Rhinoceros bicornis L. In den Steppengebieten von Ostafrika kommt das Nashorn immer noch ziemlich häufig vor, besonders im Massai-Lande und in Karagwe. Oft kann man in diesen Gegenden seine Spuren finden, erkenntlich daran, dafß die Exkremente durch kreisende Bewegung des Schwanzes bei der Defaekation weit auf die Büsche gespritzt werden. Das Tier wird hauptsächlich seiner Hörner wegen gejagt, die anatomisch ein zusammengewachsener Haarzopf sind. Die ganze Menge kommt fast nur aus den nördlichen Bezirken unserer Kolonie. Schon der Periplus er- wähnt Rhinozeroshorn als Ausfuhrartikel aus Azania. Es gelangten zur Ausfuhr: 1903 7156 Kilo im Wert von 65976 Mk. 1904 66077, “ 2 eSALOST. ER 1905 ASS 19T, davon 1956 Kilo über die Binnengrenze 1906 6126 Kilo im Wert von 73709 Mk., davon 2091 Kilo über die Binnengrenze. Im Januar 1908 war der Preis für Rhinozeroshörner in London: best 8 s 6. d. bis 15 s o.d pro lb. medium.-60,. 3-7, Wo GENE A A er ee ee Außer den Hörnern des Tieres wird noch die Haut verwandt. Bei uns in Ostafrika werden daraus allerdings fast nur die dakorra oder auch Kzboko, viboko genannten Peitschenstöcke geschnitten, und zwar aus der Rückenhaut des Rhi- nozerus (krfaru) in bedeutend besserer Qualität als aus der des Flufßpferdes (kiboko). Man schneidet lange, vierkantige Riemen ein wenig dicker als ein Daumen, hängt sie an einem Ende auf und beschwert das andere mit einem großen Stein, damit der Streifen gerade trocknet. Die harten kantigen Stücke werden später rund geschnitzt und bisweilen unter Anwendung von Firnis poliert, so daß sie durchscheinend wie Bernstein werden. Sie dienen dann, mit silbernem Knopf verziert, als Spazierstöcke, als Reitpeitschen und auch wohl als Züchtigungs- instrument. Leider werden die Häute selbst noch viel zu wenig exportiert, die meisten werden in der Wildnis achtlos liegen gelassen. Und doch sind sie sehr wertvoll; man stellt aus ihnen und aus denen vom Flußpferd die Lederpolster her, die als Aufschlagpuffer in den Förderanlagen der Bergwerke dienen und die aus keinem anderen Material in derselben Weise herzustellen sein sollen. Es werden demnach gute Stücke von den getrockneten Häuten dieser beiden Tiere immer hohe Preise erzielen, und es ist zu erwarten, daß bei der Möglich- keit des Transportes der schweren Stücke mit dem Ausbau von Verkehrswegen das wertvolle Material nicht mehr achtlos verkommen, sondern ein Ausfuhr- produkt bilden wird. Allerdings wird bei der Aussicht auf gewinnbringende Ver- wendung die Verfolgung und Vernichtung dieser Tiere auch zunehmen. Die Buren am Kilimandjaro haben 1906/07 per Wagen eine gröfßere Menge Haut zur Küste gebracht. Es waren mehrere Waggonladungen voll. Der Preis ist ca. 40 Mark pro Frasilah (35 Ibs.). Aus dem Horn macht man Schnitzereien, besonders Spazierstöcke und Griffe derselben, Dolchgriffe, Säbelgriffe u. a. m. Die Araber des Sudan stellen kleine Becher daraus her; sie glauben, dafs alle Gifte darin aufschäumen müssen und fühlen sich deshalb vor Vergiftungen bei Benutzung eines solchen Bechers sicher. In den letzten Jahren haben einige Jäger sich darauf gelegt, im Osten des Vietoria-Sees junge Nashörner lebend zu fangen. 1906/07 sollen 6 tatsächlich zu 5000—8000 Rup. pro Stück verkauft sein. Aber dabei hat man etwa 50 Weibchen der Tiere getötet!! (Amtliche Denkschrift 1906/07, S. 38.) Die Swahili nennen das Tier Azfaru, faru, die Wanyamwezi mpäla, pera, die Waganda zrura, die Wagogo mhera. Eine Abart mit langem, schlankem Horn aus dem Massai-Land ist als A. Hol/mwoodti Sc/!. beschrieben worden. 11. Viverra orientalis Matsch, und V. malaccensis Gem. Die Zibeth-Katzen kommen in Ostafrika in diesen beiden Arten vor, die erstere ist in wildem Zustand nicht selten, hat an Nacken und Rücken eine auf- richtbare Mähne. Sie heifft bei den Swahili »gaua, ngawa, in UÜgogo Zwiss? (also Hyäne), in Uganda efwmba, bei den Wambuba asembo, den Wakondjo kıtanda. Die zweite, mähnenlose Art soll in Indien heimisch und in Arabien, — 808 — Socotra, Zanzibar eingeführt sein, wo man sie gefangen hält, um von Zeit zu Zeit aus den Analdrüsen das stark riechende Exkret herauszuschaben. Dieser Stoff wird sadadi*) genannt, das Verbum, das Sekret herausnehmen heißt Ausabadt, und zwar wird der Stoff von beiden Arten gewonnen. Das zahme Tier wird von den Swahili /ungz genannt. So weit mir bekannt, dient das Produkt von Ostafrika fast nur dem Lokalbedarf und wird wohl kaum ausgeführt, die größte Menge der Handelsware kommt aus Abessinien und wird nach Djibuti gebracht. Die ÖOrientalen benützen den Zibeth zu Parfümeriezwecken, zum selben Zwecke wird er auch nach Frankreich gebracht. Sonst wird man ihn wohl nur in Ver- bindung mit Asafötida als Fischwitterung benützen. Alle neun Tage soll man von den in Abessinien in Käfigen gehaltenen I”. Czverta ca. 15 Gramm Sekret gewinnen, das in Kuhhörnern verpackt und oft verfälscht wird. Dort kostet das Kilo ca. 240 Frcs., in Europa ca. 500 Mark (Rosen). Moschus kommt in Zanzibar bisweilen in den Handel unter dem Namen miskt, misikt. Er stammt bekanntlich aus den Analdrüsen des männlichen Moschus- tieres, Moschus moschiferus L. und kommt von Tonking, Nepal, Assam, Jünnan, Karbad, in den ausgeschnittenen beutelförmigen Drüsen als sehr teure Drogue in den Handel.**) Durch Reiben mit Bittermandelmilch oder mit Mutter- korn verschwindet auffallenderweise der höchst penetrante Geruch völlig. Die so sehr teure Substanz wird jetzt durch das künstlich hergestellte Tonkinol er- setzt (Trinitrobutylxylol, oder Trinitrobutyltoluol und geruchlose Acetanelyd). Auch in Ostafrika gibt es Tiere, die nach Moschus riechen, so z. B. Ne- sofragus moschatus Dub. der Moschusbock, paa ya miski und eine Moschus- ratte fanya ya miski, die aber nicht ausgenützt werden. Ebenso wenig gewinnt man von dem Klippschliefer das in der alten Pharmazie unter dem Namen Hyracınum bekannte, bibergeilartige Material. Angeblich soll diese stark riechende Substanz, die als Surrogat für Castoreum diente, aus dem getrockneten Urin der südafrikanischen Klippdachse gewonnen werden. Man nannte es danach das- jJept!ss. Es wäre zu untersuchen, ob sich ein ähnlicher Stoff von unserem Den- drohyrax terricola gewinnen läßt, der in Usambara usw. sehr gemein ist; vielleicht liefert auch die von Th. Mollison beschriebene Rückendrüse dieses Tieres (Morphol. Jahrbuch XXXTIV 1905) ein duftendes Sekret. *) zabadi ist arabisch. Nach Mitteilung des Herrn Westermann wird es ebenso im ganzen Sudan genannt. **) Yule u. Burnell nehmen an, daß Lateinisch rwschus, Griechisch KöSYos durch das Persische vom Sanskrit szus/ra kommt. Der Stoff soll in Europa zuerst 390 n. Chr. von St. Hieronimus, 540 von Aetiusv. Amida erwähnt sein. Cosmas nennt ıhn auch kaszurr, womit das Moschustier heute noch am Himalaya bezeichnet wird. Die Übertragung dieses Wortes auf AROTÖpLOV (Castoreum), Bibergeil, ist merkwürdig. Zusammenfassung. Zusammenfassung. I. Der geographische Ursprung der landwirtschaftlichen Kulturelemente. Wenn wir nun die verschiedenen Elemente, aus denen sich der landwirtschaft- liche Kulturbesitz unserer Ostafrikaner aufbaut, gruppieren, so wollen wir dabei die- jenigen Pflanzen und Tiere unberücksichtigt lassen, welche nicht in Kultur oder Do- mestikation sind und nur durch die Sammeltätigkeit der Eingeborenen nutzbar ge- macht werden, wie verschiedene Palmen, die Kautschuklianen u.a. m., ferner die ganz neuen Erwerbungen, die erst in den letzten beiden Dezennien durch die ‚europäischen Pflanzer oder das Gouvernement eingeführt sind. Ich zähle hier vielmehr nur diejenigen Elemente auf, die für das ursprüngliche Wirtschaftsleben der Farbigen vor der europäischen Okkupation ein mehr oder weniger grofses Interesse hatten, um zu untersuchen, aus welchen Beeinflussungen sich der Kulturbesitz derselben aufgebaut hat. Wenn man diese Elemente nach der ur- sprünglichen Heimat derselben in Gruppen zerlegen will, so kommt man bis- weilen in Verlegenrheit, einmal weil für einige der Ursprung doch noch nicht genügend aufgeklärt ist, und besonders weil offenbar viele Pflanzen usw. in der Urzeit ein grofes Verbreitungsgebiet hatten, und es nicht ohne weiteres klar ist, an welcher Stelle desselben sie in Kultur genommen wurden. Es ist allerdings nicht ganz ausgeschlossen, dafS diese Domestizierung an verschiedenen Orten und von verschiedenen Völkern unabhängig geschah, doch ist dies nach allem, was man bisher sich darüber vorstellt, nicht sehr wahrscheinlich. Es scheint vielmehr, als ob die Domestikation von Pflanzen und Tieren meistens nur in bestimmten Regionen vor sich ging, und daf3 jedes Element von beschränkten Gebieten aus verbreitet wurde, wenn auch in langen Zeiträumen und oft auf Wegen, die wir nicht mehr nachweisen können, die teils sogar schon einer prähistorischen Zeit angehören. In Fällen, wo man zweifelhaft ist, wird man meist das richtigere treffen, wenn man den Strom der Kulturelemente von Osten nach Westen annimmt, ihnen also asiatischen Ursprung zuschreibt. RO Z Ines Je nach der wahrscheinlichen geographischen Heimat, in der die Pflanzen oder Tiere ursprünglich wild waren und in denen der Mensch sie sich dienstbar machte, wollen wir folgende Gruppen unterscheiden, wobei einige derselben etwas in die Nachbargruppen hinüberreichen, so z. B. die des westasiatischen Steppen- gebietes in die von Südasien, und die afrikanischen in die westasiatischen. Manche sind deshalb nachfolgend mehrfach erwähnt. I. Kulturelemente, welche in Afrika einheimisch sind und wahr- scheinlich auch dort in Kultur senommenrn wurden: Elaeis guineensis, spät von Arabern vom Tanganika eingeführt. Citrullus vulgaris, die ordinären Varietäten wohl von Negern in Kultur genommen, die guten aber in Asien. Corchorus olitorius, wird meist noch halb wild verwandt. Cucumis melo, vielleicht wild in Afrika, aber wohl in Asien kultiviert. Cucumis metuliferus. Lagenaria vulgaris. Zuffa eylindvioca. Momordica Charantia, halbwild. Pedicellaria pentaphylla, wird wohl kaum angebaut. Portulacca oleracea, wird wohl kaum angebaut. Canavallia ensiforme, vielleicht aus Indien? Psophocarpus longepedunculatus, in Halbkultur. Voandseia subterranea. i£ 4 Eleusine coracana \ et ; d Bantabs elum a [ wohl in Südasien in Kultur genommen. Dioscorea abyssinica, D. dumentorum, D. sativa-bulbifera. CoOLeuUSs sp. Szisygium ovariense, wild oder in Halbkultur. Ricinus communis. Sesamum radiatum und andere Arten, die heute noch wild sind. Indigofera sp., wild, wird nicht verwandt. Apis mellifica. Der Windhund (obere Nilregion). Der graue Esel (obere Nilregion—Somaliland). Die Katze (Ägypten). Das Ziegenkopf-Schaf (Ovis tragelaphus) |Nordafrika?] 2. Pflanzen unbekannter Heimat, weitverbreitete Strandpflanzen. Cocos nucifera. Zentrum der Entwickelung wohl Amerika-Pazific. 3. Weitverbreitete Kulturelemente, dieihre ursprüngliche Heimat über einen großen Teil von .Afrika und Asıen hatten, aber ziemlich sicher in Westasien in Kultur genommen wurden undrerst sekundär nach Ostafrika kamen. Hibiscus esculentus, ni 813 Bun ” Citrullus vulgaris, die besseren Kulturvarietäten, die schlechten waren afrikanischen Ursprungs. Cucumis Melo, die besseren Kulturvarietäten. Lagenaria vulgaris \ Luffa cylindrica Momordia Charantia, auch wild in Afrika. . vielleicht auch in Afrika kultiviert. Canavallia ensiforme? Terminalia Catappa. Lawsonia inermis, in alter Zeit von Persern nach Ostafrika ein- geführt. Ricinus communis, vielleicht auch in Afrika ursprünglich angebaut. Sesamum indicum. Andropogon Sorghum, vielleicht auch afrikanischer Kultur oder in vorhistorischer Zeit dort eingeführt. Eleusine coracana, vielleicht auch afrikanisch oder in vorhistorischer Zeit dort eingeführt. Gossypium arboreum. 4. Kulturelemente, die im südwestasiatischen Steppengebiet ihre Bieimatchatten,. .dortin Kultur’genommen und’nach Afrika eingeführt sind. Phoenix dactylifera, spät durch Maskat-Araber vereinzelt eingeführt. Hibiscus sabdariffa. Solanum esculentum (Melongena). Raphanus sativus, spät von Arabern (oder Indern) eingeführt. Czicer arietinum (nur als Handelsware von Indien kommend.) Phaseolus Mungo, von Persern sehr früh eingeführt. Dolichos Lablab, von Persern sehr früh eingeführt. Vigna sinensis, sehr früh eingeführt? Cajanus indicus, wohl sehr zeitig eingeführt. Trigonella foenum graecum, neu von Indien eingeführt. Orysa sativa, früh von Persern und Arabern gebracht. Pennisetum spicatum. Sefaria italica, spät von Maskat-Arabern gebracht. Triticum sativum, spät von Maskat-Arabern gebracht. Saccharum officinarum, früh von Persern gebracht. Citrus aurantium amara, früh von Persern gebracht. C’trus aurantium sinensis, etwas später von Persern oder Arabern eingeführt. Citrus nobilis, neue Einführung. Citrus aurantium var. decumana, neue Einführung von Indiern oder Portugiesen. Citrus aurantium suntara, spätere Einführung von Südindien. 8 Citrus medica limonum, spät von Portugiesen eingeführt. Citrus medica limetta, von Arabern und Persern eingeführt. Citrus histrix acida, von Arabern und Persern eingeführt. Artocarpus integrifolia, von Arabern aus Indien gebracht. Mangomangifera, ziemlich früh von Persern aus Nordindien gebracht. Morus alba var. indica, von Persern gebracht. j Punica granatum, ursprünglich in Persien, spät durch Araber eingeführt. Vitis vinifera, spät von Arabern eingeführt. Anethum graveolens, von Arabern oder Indiern eingeführt, selten Carum carvi | in Kultur. Coriandrum sativum Curcumalonga, von Persern oder Arabern früh eingeführt, ursprünglich wohl südasiatisch. Zingiber officinale, von Persern oder Arabern früh eingeführt, ur- sprünglich wohl südasiatisch. Cannabis indica, wohl früh von Persern eingeführt. Croron Tiolıumm. Fasminum Sambac, spät von Indiern oder Arabern gebracht. Rosa gallica damascena, spät von Arabern gebracht. Gossypium herbaceum, früh von Persern gebracht. Coffea arabica, aus Abessinien stammend. Das Dromedar, Innerasien, von Arabien ans verbreitet. Die Ziege. Der Maskatesel von Zguus Onager, Westasien. Das Fettschwanz- und Fettsteißßschaf, von Ovrs Arkal. Das Schwein von Sus vittatus. Die Taube von Columba livia. Der Paria-Hund vom Schakal. 5. Kulturelemente, die aus dem südasiatischen Gebiet stammen. Areca catechu, von Persern früh aus Indien gebracht. Colocasiaantiquorum | EI SCEr wohl praehistorisch eingeführt. Musa sapientum Dioscorea alata. Fambosa malaccensis, von Arabern spät eingeführt. Fambosa vulgaris, von Arabern oder Persern früher eingeführt. Nephelium lappaceum, von Reunion aus nach 1800 durch Araber. Cinnamomum Cassia, von Arabern spät eingeführt. Eletteria cardamomum, von Arabern spät eingeführt. Piper Betle, von Persern früh eingeführt. Moringa oleifera, spät von Indien aus. Das Zebu- und Sanga-Rind von Banteng-artigen Tieren. Das Huhn von Gallus ferrugineus. m 815 te 6. Kulturelemente, die ihre Heimat in Australienoder den Inseln diesss sul len O/ze ansshatten. Artocarpus incisa, spät von Reunion aus durch Araber ° Spondias dulcis, spät von Reunion durch französische Missionare. Caryphyllus aromaticus spät von Reunion durch Araber ca. 1800. Myristica fragans, spät von RE&union durch Araber ca. 1800. 7 Küultunelemiente, dieihre Heimatin Europa hatten. Pisum sativum, Zeit und Weg der Einführuug unbekannt, vielleicht durch Portugiesen vom Süden aus. 8. Kulturelemente, die ihre Heimat in Amerika hatten. Cucurbita moschata, C. Pepo, C. mazxima. Sechium edule (ganz neue Einführung von Reunion aus). Solanum Iycopersicum, durch Portugiesen. Phaseolus lunatus, Phaseolus vulgaris, ” > Zea Mays, % 5% Ipomoea Batatas, r 5 Manihot utilissima, Anacardium occidentäle, ,, Ananas salivus, Anona squamosa, er ss Anona reticulata, wohl erst spät von Arabern aus der Gegend des persischen Golfes gebracht. Anona muricata, erst spät eingeführt, wohl von Reunion aus. Carica Papaya, durch Portugiesen. Opuntia Ficus indica, schlechte Sorte früh von Portugiesen gebracht, gute Sorte ganz neue Einführung. Psidium Guayava, von Portugiesen gebracht. Capsicum conicum, ,, i% Cannaindica, < ü Vanılla planifolia, von Reunion durch französische Missionare. Nrcotiana Tabacum, von Portugiesen. Nıcotiana rustica, ” HEN aRT Theobroma Cacao, ganz neue Einführung. Biza.orellana, von Portugiesen. Arachis hypogaeca, Farnopha Curcas: Gossypium barbadense, Ceiba pentandra, „’ „’ ”’ ”„’ ”’ DB „’ 3) Forcroya gigantea, von Reunion durch französische Missionare. Agava rigida var. Sisalana und andere Arten, die früher von Reunion aus eingeführt wurden. Die Moschusente, von Portugiesen. — 816 — II. Ausgangspunkte der afrikanischen Kulturelemente. Wenn wir in vielen Fällen feststellen konnten, aus welchen geographischen Regionen die verschiedenen Kulturelemente stammen, die in Ostafrika jetzt vor- handen sind, so sind diese Regionen doch lange nicht immer die Ausgangspunkte gewesen, von denen Afrika sie erhielt. Offenbar haben sie oft erst weite Reisen zu anderen Völkern gemacht, ehe sie zu uns gelangten. Als Ausgangsländer können wir folgende Gruppen aufstellen: 1. Südasien, insbesondere Südindien. Von dort scheint die Banane, Colo- casie, die Areka-Palme, Dioscorea alata, der Betel-Pfeffer, das Zeburind zu stammen. 2. Das westasiatische Steppengebiet. Besonders Nordwestindien und die Länder am persischen Golf haben sehr viel Kulturelemente nach Ost- afrika geliefert; ich erwähne Phaseolus Mungo, Dolichos Lablab, Vigna sinensis, Cajanus indicus, den Reis, das Zuckerrohr, einige Citrusarten, den Feness- und den Mangobaum, den Granatapfel, Curcuma, Ingwer, die Baumwolle, Kaffee, die Ziege, den Maskatesel, das Fettschwanz- und Fettsteißß-Schaf, das indische Schwein, die Taube, den Paria-Hund usw. Wahrscheinlich kamen auch Wassermelone, Gurke, Hennah, Ricinus, Sesam, Sorghum und Eleusine hierher. 3. Von Nordafrika sind offenbar recht wenige Elemente direkt eingeführt. Der Wüstengürtel hinderte ihre Verbreitung nach Süden, und noch mehr die Ab- schließung, die Ägypten in alter Zeit gegen die Außenwelt hatte. So sind das nördliche ziegenköpfige Schaf und die Katze wohl auf dem Umwege über Arabien zu uns gekommen. Viele Pflanzen, die zwar in großer Verbreitung auch in Afrika wild vorkamen, sind offenbar nicht hier, sondern in Asien domestiziert worden. Ein kleines Zentrum der Verbreitung hat im oberen Nillande oder an den Grenzen von Abessinien gelegen, von wo der graue Esel, das Sanga-Rind und der Wind- hund ausgingen. 4. Amerika lieferte seine Provenienzen teils direkt durch die Portugiesen, teils auf dem Umwege über’ Indien. 5. Aus Reunion oder vielleicht auch aus Madagaskar sind einige wenige Elemente bei uns eingeführt worden, teils von den Arabern, teils von Missionaren, und zwar nach Zanzibar. Im einzelnen muf ich auf die Spezialausführungen verweisen. Wenn wir nun alles abziehen, was von auswärts nach Ostafrika kam, so ‚bleibt recht wenig übrig, das in Afrika selbst domestiziert worden ist, und auch \bei diesen ist es vielfach zweifelhaft, ob nicht in der Urzeit eine sehr große Ver- breitung der Pflanzen vorlag und ihre Domestikation außerhalb unseres Kontinents stattfand. Die ordinären Sorten von der Wassermelone, wilder Sesam, Flaschen- kürbis, Corchorus, Pedicellaria, Canavallia, Dioscorea-Arten, Co- leus, Psophocarpus u. a. werden jedoch afrikanischen Ursprungs sein, be- sonders aber auch Voandsera. Die zeitliche Aufeinanderfolge der Kulturentlehnungen hängt insbesondere von den Völkerverschiebungen und Völkerwanderungen ab, denen Ostafrika von der allerältesten Zeit an unausgesetzt unterworfen war. Es ist zwar in manchen Fällen recht gut möglich, — und auch wohl vorgekommen, —- dafs die Kultur- elemente allein eingeführt wurden, ohne daf3 ihre Träger, die Menschen, - in nennenswerter Weise die Zusammensetzung der Bevölkerung beeinflufit haben, aber in vielen Fällen, besonders in der ältesten Zeit, werden Menschen als Über- bringer der Kulturentlehnungen in Mengen in das Land eingewandert sein, es werden gewissermaßen Völkerwanderungen stattgefunden haben, von denen wir zwar geschichtlich nichts wissen, die wir aber aus der anthropologischen Zu- sammensetzung der Negervölker, aus ihren ethnographischen Besitztümern, aus sprachlichen Elementen und endlich aus den Kulturentlehnungen in bezug auf Nutzpflanzen und Haustiere konstruieren können. Es ist nur zu natürlich, dafS wir uns in dieser Hinsicht noch meist auf Vermutungen und Hypothesen beschränken müssen, die durch jeden neuen Fund umgeworfen werden können. Aber es scheint mir doch vielleicht nicht zwecklos, wenn ich versuche, in ganz kurzen Umrissen eine Darstellung zu geben, wie ich persönlich mir den Aufbau und die Entwickelung der ost- afrikanischen Volkselemente und ihrer materiellen Kultur denke, in Anlehnung an die bisher angestellten Untersuchungen. Sehmyvielese wird. dabesmurr reine Vermutung sein können, aber eine Zusammenfassung, wenn sie auch noch so kurz und unvollständig und noch so voll von Fehlern sein wird, kann doch vielleicht anregend wirken. | Wir wollen also den Versuch machen, den Werdegang der ostafrikanischen materiellen Kultur, besonders in bezug auf Nutzpflanzen, Haustiere und Handels- verkehr kurz zu betrachten, und wir wollen dabei die verschiedenen Kultur- perioden getrennt behandeln. Wie ich schon bei verschiedener Gelegenheit betonte, hängt die Verbreitung der Kulturpflanzen nicht nur von den geschichtlichen Entwickelungen, sondern sehr viel auch von den physisch-geographischen Verhältnissen der Gebiete ab. Es würde aber zu weit führen und eine eigene umfangreiche Darstellung er- fordern, wenn ich auf die geologischen und Bodenverhältnisse der Länder, auf die Höhenlagen, die hauptsächlichsten Windrichtungen und andere Faktoren, die für die Verbreitung von Pflanzen eine große Rolle spielen, eingehen wollte. Ich möchte hier nur auf die sehr wichtige Verteilung der Regenzeiten und auf die durchschnittlichen jährlichen Regenmengen kurz hinweisen. Aus dem beige- druckten Kärtchen, dessen Angaben ich in erster Linie Herrn Dr. Hans Maurer verdanke, ist ersichtlich, daf3 der ganze Süden und Südwesten unseres Gebietes nur eine Regenzeit vom November bis April hat, die Grenze dieser Region liegt an der Küste bei der Rufiyi-Mündung, wo auch die natürliche Pflanzenwelt eine Stuhlmann, Beiträge zur Kulturgeschichte von Ostafrika. 52 a Re Ko deutliche Scheidung gegen die des Nordens zeigt. Diese ausgesprochene Trocken- zeit des Südens scheint z. B. für die Baumwollkulturen eine günstige Vorbedingung zu sein, während sie einer Nelkenkultur schädlich sein kann. Im Norden und Nordosten aber finden wir zwei Regenzeiten, in dem größten Teil dieser Region _] Deutsch-Ostafrika 1:12 000 000 100 200 Kilometer NVYADO SARDSTAONT °00 | | °o0oo0o 000 Regenpausen im Südsommer Gegenden mit nur einer Regenzeit vom Im Südsommer ausgesprochene Regen- (d.h. zwischen dieRegenmonate schiebt November bis April. pause, d. h. zwischen die Regenmonate sich einer, der wenig Regen hat). schiebt sich wenigstens ein deutlicher Trockenmonat. Die Zahlen geben die ungefähre jährliche durchschnittliche Höhe der Regenfälle an den betreffenden Orten an. Übersicht der Verteilung der Regenzeiten in Ostafrika unter Benutzung von Angaben von fe) ö _ fe) Dr. H. Maurer und Prof. Dr.C7Uhlıe:. schiebt sich im Südsommer zwischen die Regenmonate einer, der wenig Regen hat, während in den Ländern im Südosten des Victoria-Sees und nordwestlich von Usambara eine noch deutlichere Trockenzeit im Südsommer erscheint. Die in die Karte eingedruckten Zahlen geben die durchschnittlichen Regen- mengen des Jahres für einige Punkte an, man sieht, daß die südliche Küste regenärmer als die nördliche ist, daß die größten Regenmengen an den Küsten- seiten der großen Gebirge liegen, ebenso im Norden des Niassasees, dal aber die nordwestlichen Teile der Gebirge, wie z. B. Westusambara zum Teil schon im Regenschatten liegen. III. Übersicht über die Geschichte der materiellen Kultur in Ostafrika. 1. Die vorhistorische Urzeit. Man hört vielfach die Meinung, daf3 der afrikanische Kontinent als große, ungegliederte Masse sehr wenig geologische Veränderungen durchmachte, und daf3 es aus seiner kompakten Form zu erklären sei, wenn seine Bewohner sich gegen außen so refraktär verhielten. Daf3 letzteres nicht der Fall war, haben wir im Verlaufe unserer Betrachtungen häufig gesehen, vielmehr scheint alles wesentliche an Kulturelementen von auswärts eingeführt zu sein. Aber, auch wenn wir von den älteren geologischen Schwankungen absehen, so lassen sich sogar in verhältnismäfig junger geologischer Zeit ziemliche Veränderungen in Ostafrika nachweisen. So z. B. vermutete Michaelsen aus der Verbreitung der ostafrikanischen Regenwürmer, die in ihren zahlreichen Formen für die Geschichte der Erde gewissermaßen als Leitorganismen angesehen werden können, »dafs das jetzige Küstengebiet Deutsch-Ostafrikas in nicht sehr weit zurückliegender Zeit durch eine für Regenwürmer unüberwindliche Verbreitungsschranke (Meer oder Wüste) etwa in der Linie der großen Seen vom Inneren des Kontinents und von seinem Süden getrennt war, und daf) es etwa in Gestalt einer Halbinsel mit den nördlichen Gegenden von Afrika zusammenhing. Vielleicht hat ein großer, etwa von der Straße von Mosambik oder vom Zambezi ausgehender Meeresarm in der Senke der großen Seen tief in das Land eingeschnitten, etwa ähnlich, wie dies heute das rote Meer zwischen Arabien und Afrika tut.«*) Und wahrscheinlich werden die Bruchspalten (die großen Seen, das rote Meer usw.) alle von ungefähr gleichem Alter sein, d. h. sie entstanden nach Süß zu einer Zeit, die jünger als die heutige Süflwasserfauna des Nils aber älter als gewisse große Klimaschwankungen war. Bei unseren heutigen Kenntnissen läft sich aber das Datum dieser Periode auch nicht annähernd bestimmen. Viele Geographen sind sich heute mit Süß, Hans Meyer, Passarge und anderen darüber einig, daß in Afrika einst eine Periode existierte, in der die Nieder- schläge sehr viel höher als heute waren. Die Spuren von Gletschern an den großen Bergen gehen weit unter ihre jetzige Ausdehnung hinunter — teils tausend Meter —, die Kalaharı war mit Süfßwasserseen überdeckt, ebenso wie die Sahara Wasser- läufe usw. enthielt, die Seen in dem heutigen »abflußlosen« Gebiet waren einst *) Geologisch sind hierfür allerdings wohl kaum Beweise zu finden, denn Meeressedi- mente fehlen in den betreffenden Gegenden. Sollten nicht auch große Sümpfe oder Binnenseen eine solche Trennung der Faunengebiete veranlaßt haben? 20 — größer als heute, mehrere der dort früher vorhandenen Seen sind heute ganz verschwunden. Die großen Talrisse in jetzt fast wasserlosen Gebieten können nur während einer Periode gebildet sein, in der viel mehr Feuchtigkeit als heute vorhanden war. Nähere Zusammenstellungen über diese Fragen finden sich in Hans Meyer'’s Werk über den Kilimandjaro. Man kann annehmen, daß diese Periode den sogenannten Eiszeiten in Europa entsprach, ob sie ganz gleich- zeitig mit ihr war, läßt sich wohl schwer nachweisen. Es scheint, daß die Klima- Veränderungen, welche vielleicht (?) durch die Pendulation der Erdachse bewirkt sein werden, nicht überall auf der Erde gleichzeitig in derselben Weise gewirkt haben. Es ist sogar denkbar, daf3 während der kühl-feuchten Periode eines Erdteils eine warme eines anderen herrschte. Aber während einer kalten und regenreichen Zeit in Europa und Nordasien wird, wenn anders die Erdachsenschwankung der Grund für diese Erscheinungen war, auch weiter im Süden, in Südasien und in Afrika, eine Herabsetzung der Temperatur, eine Vermehrung der Regen stattgefunden haben. Wahrscheinlich war dies zur Zeit des frühen Pleistocäns, des Diluviums, gewesen. »Eine Woge von borealem Leben« — wie H. Meyer sagt — muß damals von Norden nach Süden geströmt sein. Es ist denkbar, daß mit dieser Woge auch der Mensch 'nach Afrika ge- kommen ist. Viele Gegenden von Afrika, in denen heute nur schlecht die Menschen leben können, ja die sie nur mit Mühe passieren, waren damals offenbar teilweise mit einer Vegetation bedeckt, die feucht-tropisch war, die Flüsse waren zahlreicher und gröfser als heute, die Seen ausgedehnter. Wälder mit tropischer Feuchtigkeit werden Ostafrika, wohl auch das Somaliland, bedeckt haben, welche Länder heute durchweg eine Savannenvegetation aufweisen, die Sahara und Kalahari waren einst Gebiete mit vielen Süßwasserseen. Und ebenso wird auch Arabien und ein grofer Teil von Westasien ein viel feuchteres Klima und eine üppigere Vegetation als heute gehabt haben. Geologisch hat sich vielleicht seit dieser Zeit nicht viel an der äußeren Form des heutigen Kontinentes verändert, das rote Meer scheint wenigstens schon etwa im jüngeren Tertiär Arabien von Afrika getrennt zu haben, und bereits im Laufe der Tertiärzeit wurde die Ver- bindung von Ostafrika mit Madagaskar und Vorderindien unterbrochen,*) also zu einer Zeit, in der es wahrscheinlich noch keine Menschen gegeben hat. /u jener diluvialen Zeit also wird eine für Menschen gangbare Verbindung von dem Mittelmeer bis nach Südafrika bestanden haben, vielleicht unterbrochen *) Auf dieser hypothetischen Landverbindung, der »Lemuria«, werden demnach keine Menschen von Asien nach Afrika, insbesondere nach Madagaskar eingewandert sein können. Die indo-malayische Einwanderung von Madagaskar (Vazimba?) fand allerdings sehr früh statt, ich vermute, daß sie die Auslegerboote mitbrachte. Die Hova in Madagaskar kamen nach Ansicht von Grandidier nicht vor dem 16. Jahrhundert im Südosten der Insel an, wo sie bei ihrer Ankunft schon Araber vorfanden. Alle diese Leute aber werden zur See mit Booten, nicht auf hypothetischer Landverbindung nach Madagaskar gelangt sein. Wurde doch noch Anfang des 19. Jahrhunderts eine malayische Djunke bei Tamatave gefunden! — 821 — durch die Seen, besonders möglicherweise durch einen grolsen Binnensee, der das heutige Kongobecken teilweise ausfüllte. Vorgeschichtliche Funde aus dem ganzen Südafrika bis zum Zambezi, auch in Deutsch-Südwestafrika beweisen nun, dal der Mensch dort schon zu der Pluvialzeit lebte, und zwar nicht nur in eolithischer und palaeolithischer sondern auch in neolithischer Kultur. In der Oranje-Kolonie sind sorgfältig bearbeitete Steinwerkzeuge zusammen mıt Topfscherben, Rinderknochen, Mahlsteinen,*) und den Schalen einer Szccinea-Schnecke gefunden, und diese Schneckengattung kann nur in einem Klima leben, das viel feuchter als das heutige jener Gegenden war, also zur Pluvialzeit. Eolitische Artefakte sind in Schottern Südafrikas viel- fach angetroffen, die nur in der regenreichen Pluvialzeit, nicht aber unter den heutigen Verhältnissen abgelagert sein können, ja die Werkzeuge sind sogar teilweise selbst abgerollt. In den Schottern am Victoria-Fall des Zambezi finden sich ober- und unterhalb der Fälle sehr zahlreiche neolithische Werkzeuge, nicht aber unten in der tief ausgegrabenen Schlucht des Flusses. Die Verfertiger dieser Werkzeuge müssen demnach dort schon zu einer Zeit gewohnt haben, als die Victoria-Fälle noch nicht existierten oder doch viel weiter abwärts lagen (Passarge S. 260). Gregory fand Obsidian-Werkzeuge in der Alluvialebene des alten in der Grabensenke westlich von Kikuyu gelegenen ausgetrockneten ‚Lake Süß« und auf den Uferterrassen des Baringo-Sees,; die Besitzer dieser Werkzeuge müssen dort also zu einer Zeit viel größerer Feuchtigkeit gelebt haben. In dem heute ganz trockenen und fast unbewohnbaren Küstenstrich Goban im Nordsomaliland sind Tumuli und Artefakte gefunden, am Chor Issu- tugan ebenfalls, der früher viel Wasser geführt haben muß. Es sind dort nur palaeolithische Werkstücke gefunden. Zwischen dem Ahaggar-Gebirge und dem Atlas sind Feuersteingeräte gefunden, ebenso in der Iybischen Wüste, in der Sinai-Halbinsel usw. An den Wadi der Sahara fanden die französischen Forscher, z. B. Gautier, zahlreiche Mahlsteine, die auf eine einstige Besiedelung hinweisen von Gegenden, die heute absolut wasserlos sind. Geschliffene Steinbeile sind in einem Streifen von der Goldküste bis zu den Quellen des Uelle nachgewiesen, sie scheinen noch zur Zeit der Herstellung der Benin-Bronzen wenigstens beim Kultus *) Passarge schreibt nach Johnson, dessen Werk (The Stone Implements of South Afrıca, London 1907) mir leider nicht zugänglich ist, daß diese Funde ım Distrikt Boshof vom Oranje-Staat gemacht sind. Es wäre sehr interessant zu erfahren, wie genau man diese »Rinderknochen« untersuchte, denn wenn es sich nicht um Schädel handelt, werden sıe sehr schwer von Büffelknochen u. a. zu unterscheiden sein. Welchen Rassen gehörten jene Rinder an? Wie alt die Steinwaffen sind, kann man schwer entscheiden, denn solche werden nach v. Luschan’s Erkundigungen noch heute von Buschmännern improvisiert, fortgeworfen oder ın Quellen versteckt. Steinwaffen sind von Randell Mac Iver auch in den Ruinen von Dhlo-dhlo in Rhodesia gefunden, sie müssen dort wohl vor noch nicht so sehr langer Zeit benutzt worden sein. In obigem Falle deutet allerdings der Schneckenfund auf ein recht hohes Alter der Werkzeuge. — 822 — in Gebrauch gewesen zu sein. Geschlagene Steinwaffen fand man an vielen Stellen des Kongo-Staates. Aus dem östlichen Afrika sind aufSer im Somaliland und in der Gegend südlich des Zambezi noch keine Steinwaffen meines Wissens gefunden worden, außer den oben erwähnten Obsidianmessern von Gregory westlich von Kikuyu im großen Graben. Man kennt sonst aus diesem Bezirk nur die eigen- artigen Steinringe oder durchbohrten Steine vom Südende des Tanganika, die vor langem durch den Missionar Hore, dann später durch Hauptmann Ramsay gefunden wurden, und die bei den heutigen Eingeborenen mit religiöser Scheu in ihren Zauberhütten aufbewahrt werden; ferner roh durchbohrte Steine vom Kiliman- djaro, die zuerst Merker sammelte. Die ersteren haben sehr wahrscheinlich zur Beschwerung von Grabstöcken gedient, wie das bei den Buschmännern Gebrauch war, und wie es auch die Galla in Südabessinien nach einer Abbildung und Beschreibung bei Rosen noch heute machen. Und auch die besseren Stücke vom Kilimandjaro, die in Berlin aufbewahrt sind, werden genau denselben Zwecken gedient haben. Aber einige von den Kilimandjaro-Steinen sind für diesen Zweck zu roh und dürftig durchbohrt, wenn auch ihre künstliche Bohrung von zwei Seiten aus über allen Zweifel erhaben ist. Ich weil nicht, wozu sie dienten, habe aber manch- mal an »Steinanker« gedacht, an die man Tiere band, um ihr Fortlaufen von der Weide zu verhindern. Wahrscheinlich aber sind es unfertige Werkstücke, aus denen man die »Ringe« herstellen wollte. Ich will bei dieser Gelegenheit die Bitte aussprechen, daf) alle, die mit Erdarbeiten zu tun haben, also bei Kulturen, Wege- oder Eisenbahnbauten, auf das Vorkommen vorhistorischer Fundstätten genau achten und auch eventuelle Knochen und Scherben sammeln, sowie genaue Beschreibungen aller Umstände aufnehmen. Noch besser allerdings wäre es, wenn sie die Funde intakt liefen und Fachleuten ihre Untersuchung ermöglichten. Seit wänn die eigentlichen Steinwaffen in Ostafrika nicht mehr gebraucht werden, kann man nicht sagen, es muf3 meist sehr lange her sein, denn es finden sich keine Überlieferungen darüber bei den Eingeborenen. Aber bei den Buschmännern in Südafrika fertigt man nach v. Luschan’s Erkundigung noch heute Steinwaffen an, die bei den Dhlo-dhlo-Ruinen in Rhodesia gefundenen können auch nicht sehr alt sein, und auch im Galla-Lande werden die Steinringe der Grabstöcke noch heute benützt. Man braucht auch durchaus nicht anzu- nehmen, daf3 die afrikanische Steinzeit zeitlich mit der europäischen zusammen- fiel, die doch am nördlichen Fuß der Alpen etwa 1000 v. Chr. durch die Bronze abgelöst wurde, im Mittelmeergebiet aber viel früher, im Norden wohl später. Jedenfalls geht aus den Steinfunden in Südafrika hervor, daß schon vor ganz außerordentlich langen Zeiten dort Menschen lebten, und dafß diese Menschen mindestens schon am Ende der Pluvialzeit Rinder besaßen und Korn gemahlen haben, denn man fand dort auch Mahlsteine. Rinder aber sind für ein Volk, das nur mit dem Sammeln von Produkten des Waldes oder mit der Jagd seinen BR. —— 823 m Unterhalt fristet, ausgeschlossen, wir müssen vielmehr annehmen, daf3 damals Südafrika schon von Hackbauern bewohnt war. Wie lange nun diese Zeit vergangen ist, darüber kann man sich gar keine Vorstellung machen, besonders da man nicht über die Gleichzeitigkeit der Stein- zeit im Norden und in Afrika orientiert ist. Aber, da von Eolithen- an bis zu Neolithen viele Sorten Steinimplemente dort vorkommen, müssen wir annehmen, daf3 diese Steinzeit sich über ganz unendliche Zeiträume erstreckte, und wahr- scheinlich werden, —- wie in späteren. Perioden, — ‚auch in der Urzeit Völker- wellen auf Völkerwellen gefolgt sein, mit denen das Land besiedelt wurde. Ob nun diese Steinzeitleute über den ganzen Kontinent verbreitet waren oder nur strichweise, besonders in den verschiedenen Perioden, das wird man erst untersuchen können, wenn auch erst in anderen Gegenden als in Südafrika mehr Funde gemacht sind. Es ist aber immerhin wahrscheinlich, daf3 die Urwald- gebiete recht spät besiedelt wurden, dafs eine Kultur sich nur in leidlich offenen Ländern entwickeln oder ausbreiten konnte. Man wird wohl schwer je entscheiden können, ob in Afrika eine wirklich autochthone Urrasse gelebt hat. Es hängt diese Frage mit der nach der Ein- heit des Menschengeschlechts zusammen, über die man sich durchaus noch nicht einig ist. Ich persönlich sehe bei, Ostafrika nicht ein, warum die Völkerströme, die wir in späterer Zeit nachweisen oder wenigstens vermuten können, nicht auch schon in der ältesten Zeit von Nordost aus in den Kontinent gingen, und ich selbst nehme an, daf3 die Neger einmal viel weiter im Nordosten gewohnt haben, wahrscheinlich in Südasien. Aber wie dem auch sei, die ältesten Be- wohner von Afrika scheinen Buschmann-artige Leute gewesen zu sein, nennen wir sie Nigritier. Die Buschmänner selbst waren in sehr alter Zeit viel weiter als heute verbreitet, Felszeichnungen, die sicher von ihnen stammen, hat man über ganz Südafrika gefunden. Und es ist eigenartig, daf3 Zeichnungen von gleichem Charakter und gleicher Ausführung auch in den Höhlen von Süd- frankreich gefunden sind (Passarge), und daß man auch in Europa die Reste von einem kleinen Menschenschlag gefunden hat. Vielleicht werden spätere Funde uns mehr Aufklärung über die Verbreitung dieser Rasse geben. Wahrscheinlich waren nun diese Leute, die wir als die Ureinwohner be- zeichnen wollen, ziemlich klein gebaute Menschen von dunkler Hautfarbe und mit Wollhaar. Sie werden sich von Wurzeln, Früchten und Grassamen genährt haben, die die Frauen im Busch fanden, während die Männer leicht erreichbare Tiere griffen oder andere mit Steinen oder Keulen töteten. Wahrscheinlich sind aber die Bogen und Pfeile, die jetzt jeder Buschmann hat, später importiert, und zwar, wie aus ihrer Konstruktion zu schließen ist, aus Südasien. Von den Frauen wird ganz allmählich der Anfang gemacht sein, einige der wild wachsen- den Pflanzen in der Nähe der Lager in Vorrat zu setzen, d. h. anzubauen. Die gewöhnlichen Gemüsepflanzen, wie Corchorus und Pedicellaria wird man wohl immer wie heute wild gesammelt haben, ebenso sehr lange Zeit hindurch die wilden Wassermelonen. Auch Zuffa und ZLagenaria werden wohl schon von den ältesten Leuten verwandt sein, ohne sie zu kultivieren. Weahrschein- lich wird man zuerst die wilden, stärkereichen Wurzeln wie Dzoscorea, Coleus und Coccinea, die man gesammelt hatte, bei der Lagerstätte eingescharrt und so angebaut haben. Allmählich wird man auch Steine zugeschlagen und damit eolithische Werkzeuge konstruiert haben, aber diese Kenntnis sowie die des Feueranmachens durch Hölzerreiben werden die Ureinwohner wohl schon aus ihrer nördlichen Heimat mitgebracht haben. Im Laufe von Zeiträumen, deren Ausdehnung wir auch nicht annähernd vermuten können, sind nun in Afrika Menschen eingewandert, die aus dem Nord- osten kamen. Es müssen ganz allmählich sich Leute zwischen und unter die Urbewohner geschoben und wahrscheinlich allerhand neue Kulturelemente mit- gebracht haben ; wieviele solcher Ströme kamen und welche Wege die einzelnen gingen, wird sich wohl nie mehr feststellen lassen. Wir können aber wenigstens für die »Bantu« von Südafrika einige derselben annähernd präzisieren.*) Ich stelle mir vor, daf3 ganz im Anfang Leute kamen, die den Hund als Haustier mitbrachten, die bessere Waffen aus Steinen machen konnten, die auch Bogen und Pfeile hatten und Hütten bauten. Sie werden die ersten Anfänge von Hackbau in ihre neue Heimat mitgebracht haben. Eine zweite grofle Kulturbeeinflussung brachte als Kulturpflanzen die Ba- nane und die Colocasie, die Kenntnis, aus Baumrinde Kleider herzustellen und solche aus Palmfasern (Raphia) zu »weben«, die Leute konnten Hütten mit einem Gibeldach bauen, hatten Masken und Geheimbünde, Schilde aus Geflecht, übten die Beschneidung und wußten geschliffene Steinbeile herzustellen. Es sind dies diejenigen, die Frobenius und später Anckermann als die des west- afrikanischen Kulturkreises bezeichnet haben. Diese ' Forscher haben es sehr glaubhaft gemacht, daf3 diese Einwanderer irgendwo aus Südasien stammten, von wo aus In einer sehr fernen Zeit einerseits die » Westafrikaner«, andererseits die heutigen Bewohner von Melanesien, Mikronesien und die Ostpapua auswanderten. Und zwar mul: dieses Verlassen eines gemeinsamen Ursitzes zu einer Zeit gewesen sein, wo man dort noch keine Eisengewinnung, keine Ziegen und keine Rinder kannte, denn diese sind nicht mit nach dem Osten gebracht worden, die nach Westen gehenden Auswanderer aber werden sie auf ihrem Wege aufgenommen haben. Bei der Besprechung der Banane führte ich aus, daf3 diese, und auch wohl die Colocasie, nur zu einer Zeit eingeführt und bis nach den großen Seen und Westafrika gebracht sein konnten, als der Osten Afrikas ein feuchteres Klima als jetzt hatte. Ich kannte damals, als ich auf diese Vermutung kam, noch nicht die ethnographischen Ausführungen von Frobenius und Anckermann, *) Die Frage nach der Herkunft und Abstammung der »Bantu« ist durchaus nicht geklärt; soweit ich unterrichtet bin, vermuten Sprachforscher, besonders Meinhof, daß sie sprachlich aus einer Mischung von Negern mit Hamito-Semiten in nicht so sehr alter Zeit entstanden. die den Ursprung der Kultur, die heute in Westafrika sitzt, nach Südasien ver- legen. Und auf Südasien führt uns auch die Banane. Es ist wahrscheinlich, daf3 diese Völker, — denn um solche wird es sich gehandelt haben, nicht nur um einen Import der Kulturelemente ohne die dazu gehörigen Menschen —, im Heimatsland der Bananen safsen, also etwa in Hinterindien oder in einem Land, das damals dessen Vegetation und Klima hatte, daf sie vordravidische Stämme waren, und daf3 die Länder, welche sie auf ihrem Wege, allmählich sich vor- schiebend, durchwanderten, ebenfalls feuchtes Klima hatten, mit anderen Worten: Vorderindien und Arabien ebenso wie Ostafrika müssen damals noch unter dem Einfluß der Pluvialperiode gestanden haben. Wahrscheinlich befanden sich diese Leute noch in der Steinzeit. Sie werden wohl einst, zwischen den Ureinwohnern lebend und sich mit ihnen vermischend, erst in Südarabien und dann in einem großen Teil Südafrikas gewohnt haben. Die beiden genannten Gelehrten, denen Passarge sich anschlieft, meinen, daf3 die Leute an der Küste entlang zogen und später das Zambezital aufwärts nach Westen gingen, so das Kongogebiet besiedelnd. Aber ohne Zweifel sind auch im Osten noch Spuren vorhanden, die diesem Kulturkreis angehören. Die viereckigen Hütten der Wazaramo und Waluguru, die geschnitzten Figuren der Wazaramo, Maskentänze der Rovuma- völker, z. B. möchte ich dafür * halten, und die Wazaramo sollen dieselbe Sprache reden wie Leute im Norden des Niassa-Sees. Wahrscheinlich wird man bei näherem Studium im Osten noch viel mehr Anklänge an die west- afrikanische Kultur finden. Aber immerhin ist es möglich, daß das Zam- bezital die Hauptstraße für diese Wanderer nach Westen gewesen ist. Man hält diesen Völkerstrom für den ältesten, der sich nachweisen oder vermuten läft. Die letzten Ströme von diesen Menschenschüben haben unterwegs vielleicht auch das Rind aufgenommen und mitgebracht, ich vermute aber, daf dies erst von späteren Einwanderern geschah. In der Folge, wahrscheinlich unendliche Zeiten später, kamen neue Ein- wanderungen, die vielleicht aus mehr nordwestlichen Ländern stammten, und die aus Gebieten kamen, welche etwas trockener waren. Vielleicht haben sie ursprüng- lich etwa in Vorderindien oder in Iran gesessen, hatten bei ihrem Vorrücken erst die Elemente der vorigen Volksströme aus Arabien usw. verdrängt, die deshalb weiter nach Afrika gewandert waren, und sie waren später selbst ihnen gefolgt, zu einer Zeit, als die regenreiche Pluvialperiode in Asien und Arabien mindestens schon stark im Abnehmen begriffen war. Diese Leute brachten das Zeburind mit, ebenso das Schaf, (von dem in Asien vielleicht schon die Fettschwanzrasse mit der nördlichen Ziegenkopfrasse sich gemischt hatte), sie brachten den aus- gebildeten Hackbau mit, dessen Kulturpflanzen damals vielleicht Phaseolus Mungo, Cajanus indicus, Vigna sinensis, Dolichos Lablab, Penni- Setum spicatum, Eleusine coracana, Sorghum vulgare, bessere Sorten von Czitrullus, Cucumis melo u. a. waren. | Ich vermute, daß diese neuen Wanderer in ihren ersten Strömen noch -- 826 — Steinzeitkultur hatten, denn das Rind ist noch mit Steinwaffen, mit Mahlsteinen und Tontöpfen zusammen in der Oranje-Kolonie gefunden. Aber ich glaube auch, daf3 vieleicht schon die letzten Ströme dieser Menschen die Kenntnis der Eisen- bereitung in ihre neue Heimat brachten, oder sie dort erfanden. Es ist diese Frage eine der umstrittensten der afrikanischen Völkerkunde; einige Forscher, wie Schweinfurth und v. Luschan treten dafür ein, daß die Eisenindustrie in Afrika erfunden und nicht von Norden eingeführt sei, andere wie Anckermann und Passarge glauben an eine ziemlich späte Einführung dieser Kunst. Zippe- lius (Urgeschichte des Schmiedes, Würzburg 1901) glaubt, daß das Schmiede- handwerk in Armenien bei der ugrisch-finnischen Völkergruppe entstanden sei. Andererseits glaubt man Beweise zu haben, daß die Eisenbereitung in Ägypten lange unbekannt war, daf3 dies Metall dort noch in griechischer Zeit eine Selten- heit gewesen ist, und man sieht auf den alten ägyptischen Abbildungen immer die Leute aus dem Süden, Neger, mit blau gezeichneten Eisen-Barren in den Händen als Tribut ankommen. Daraus geht mit Sicherheit hervor, daß die Ägypter das Eisen nicht erfunden haben, daß die Neger es dagegen schon zur Zeit der altägyptischen Herrschaft kannten. Es ist nun möglich, daß die Einwanderer der zweiten Schicht das Eisen unterwegs erfanden oder es aus Gegenden mit- brachten, wo sie unterwegs zeitweise sallen, daf3 diese Kunst aber aus unerklärten Gründen von dort aus nicht nach Ägypten usw. gelangte. Oder aber die Neger haben in ihrem neuen Heimatslande die Eisenbereitung erfunden. (?) Die Neger von heute sind allerdings sehr erfindungsarm, aber die Einwanderer waren ja auch nicht identisch mit den heutigen Negern der »zweiten Schicht«, die vielmehr durch Vermischung der Neueinwanderer mit der ersten Schicht und den Urbewohnern entstanden ist. Es scheint, daf3 zur Zeit der äygptischen Puntexpeditionen, also etwa 2000 Jahre vor unserer Zeit, die Leute am roten Meer das Eisen schon kannten, aber diese Zeit ist im Vergleich mit der der Einwanderung der »zweiten Schicht« wohl eine ganz neue. Und außerdem trafen die ägyptischen Ex- peditionen im Punt-Lande Stationen eines Handelsvolkes an, das, wie ich früher bei der Besprechung von Zimt und Weihrauch zeigte, vielleicht zum sumerischen Kulturkreis gehörte. Ihre Verwandten, die »Phönizier«, haben wahrscheinlich schon vor 1000 v. Chr. den Stahl erfunden, mußten das Eisen also wohl lange gekannt haben. Nach Griechenland ist das Eisen in nachmykänischer oder vor- homerischer Zeit, um 1100 v. Chr. von Kleinasien und dem Pontus aus bekannt ge- worden (Schrader). Ich muß die Entscheidung der Eisenfrage kompetenteren Herren überlassen, glaube aber persönlich einstweilen, daß diese »zweite Schicht« der Einwanderer es bei sich zu Hause oder an ihren neuen Wohnsitzen erfand. Die typischen Blasebälge der Neger sollen nach einigen Ethnographen in Afrika bodenständig sein.“) *) Desplagnes gibt an, daß das Eisen in das Nigergebiet von den »Roten Einwanderern« zusammen mit Pferd, Rind usw. von Norden aus gebracht sei. EB u ee a u Br at > 0 re rn nn a en DE aan en a a 64 Ki — 827 ER Diese zweiten Wanderströme bestanden wahrscheinlich, wie Frobenius und Anckermann zeigten, aus Leuten, die Felle als Kleider benützten und aus demselben Material Schilde herstellten, sie hatten Rundhütten, Keulen, Speere, Bogen und Pfeile als Waffen, und vielfach Körbe, die aus spiralig gewundenen Graswülsten bestanden. Ich nehme an, daf3 die Einwanderung einige Zeit nach Schluf3 der Pluvialzeit stattfand, wo die Urwaldvegetation durch eine immer mehr sich ausbreitende Savannen- und Baumsteppenvegetation abgelöst worden war, und wo auch alle die großen Säugetiere wie Giraffen, Antilopen usw. einwanderten, die im Walde nicht leben können. Es muf3 diese Zeit natürlich schon sehr weit zurückliegen, mindestens so weit wie das Aufhören der Glazialzeit im Norden. Wann das war, weifß wohl niemand, — ich möchte mehrere 10000 Jahre an- nehmen —; die Wanderung muf3 aber wohl enorme Zeiträume bei einem sehr langsamen Vorschieben und einem Durchdringen der schon in Afrika vorhandenen Völker angedauert haben. Sehr schwer ist natürlich eine Antwort auf die Frage zu geben, welche Ursachen diese Völkerverschiebungen zustande gebracht haben. Dafi diese Einwanderer ursprünglich in Süd- und Südwestasien saflen, erscheint mir so gut wie sicher, und wahrscheinlich haben damals hellere Menschen nördlich von ihnen gewohnt. Diese sind vielleicht unter dem Einfluß der nach Süden vor- rückenden Vereisung des Landes während der Glazialzeit nach Süden gedrängt, und die im Süden wohnenden vor ihnen nach Osten und Westen ausgewichen. Und sollte nicht die zweite Menschenströmung ins Rollen gekommen sein dadurch, daf3 wieder neue Nachschübe von Norden kamen, die nach der Eiszeit vor der Versandung und Versteppung Innerasiens auswichen und südlich drängten? Neuerdings stellt man sich ja vor, daf3 diese verschiedenen Eiszeiten durch ein Oszillieren der Erdachse hervorgerufen sind. Die heutigen Steppen und Wüsten Asiens aber sucht man zu erklären durch die Wirkung der Monsume. Zu einer Periode aber, wo die Erdachse anders als heute lag, mulsten auch die Monsumgebiete entsprechend verschoben werden; man könnte sich also vorstellen, daf früher einmal die Steppen Innerasiens nicht vorhanden waren und dafS dort Menschen mit Hackbau leben konnten, die aber bei der Veränderung der Ver- hältnisse den Versandungen und Austrocknungen weichen mußten. Es sind schon so viele Völkerströme von Innerasien nach Westen gegangen, warum sollte das nicht auch mal nach Süden haben stattfinden können, natürlich nicht über die Berge des asiatischen Inneren hinweg, sondern wohl mehr von westlicheren Gebieten kommend. Denkbar aber ist auch die Möglichkeit, dafßS verschiedene Eis- bzw. Pluvialzeiten die verschiedenen Völkerbewegungen verursachten. Etwa um dieselbe Periode, wie die der »zweiten Schicht«, vielleicht aber etwas früher oder später, kamen wahrscheinlich aus derselben Richtung und aus ähnlichen Gegenden andere Völkerströme, die sich nicht nach Südwesten sondern nach Westen wandten, und dort, mit der Urbevölkerung sich mischend, den Sudan allmählich bis nach der Westküste besiedelten. Und noch eine — 823 — andere Völkerwelle, auch über das rote Meer via Arabien aus kommend, ging mehr nördlich. Vielleicht stammte sie selbst aus nördlicheren Ländern als die anderen, vielleicht fand sie in der neuen Heimat gar keine oder andere »Ur- bevölkerungen« vor als die südlich und westlich gegangenen. Ich vermute, dafs diese Einwanderung recht viel später als die vorigen vor sich ging, denn es waren »hamitische« Rassen, die dabei in Afrika erschienen, Leute, die die ersten Bewohner von Ägypten waren, und deren Verwandte wir heute noch als Hadendoa, Bischarin, Saho u. a. m. kennen. Sehr gut möglich ist aber, daß auch die nach Süden gewanderten Menschen ursprünglich den Typus der Hamiten hatten und daß sie sich im neuen Lande mit einer negroiden Volksschicht mischten, dadurch in verschiedenen Mischungs- verhältnissen die Sudanesen, Bantu usw. erzeugend, während die nach Norden gehenden Leute fast ungemischt blieben. Auch diese ‚werden sich weiter nach Westen und Norden verbreitet haben, so die — damals vielleicht noch etwas bewohnbare — Sahara bevölkernd, wovon heute noch Tuareg, Berbern u.a. übriggeblieben sind, die allerdings auch sehr viele Blutmischungen von Norden aus erhalten haben werden. Viele Sahara-Oasen werden ethnographische »Re- likten« aus dieser Zeit sein. Viel später kam nun ein neuer (semitischer?) Menschenstrom aus dem Osten nach Ägypten und zwar wahrscheinlich aus einer etwas nördlicheren Gegend als die vorigen stammend und auch den nördlichen Weg über die Landenge von Suez benützend. Während alle früheren Einwänderer — oder Kulturbeeinflussungen — nur den Hackbau und die Viehzucht kannten, hat dieser neue eine total andere Kultur nach Afrika gebracht, nämlich den Ackerbau mit Pflug, Wagen, Düngung, Gretreidebau und Ausnützung des Viehs zur Bestellung des Feldes. Und damit gelangten auch die religiösen Grundvorstellungen der Einwanderer nach Ägypten usw., die wie der Ackerbau aus dem mesopotamischen Kulturkreis stammen. Dieser Völkerstrom ist wohl als Wirkung der Expansion der Semiten, Proto- semiten oder Hamitosemiten aufzufassen, die von Norden kommend die hamitischen Reiche von Südbabylonien (Elam, Akkad) aufsog oder mit ihrer Kultur über- flutete, und die auch nach dem Westen drückten, indem dorthin vielleicht zuerst die Berbern, Lybier und Numidier, dann die Ägypter, die Leute auf Kreta, in der Folge um ca. 2500 v. Chr. die Phönizier aus Asien und dem Südosten vor- drangen. Diese Ströme wiederholten sich mit den »Hyksos«, deren Ausläufer nach Ansicht von Desplagnes bis zum westlichen Sudan (Süsü, Fulbe) vor- drangen. Und schließlich ist der Eroberungszug der Mohammedaner auch in demselben Sinne aufzufassen. In Arabien und seiner Umgegend scheinen sich die Völkerwellen immer gestaut zu haben, scheinbar von dort aus gingen Jahr- tausende lang wie aus einem unerschöpflichen Quell Menschenmassen oder Kultur- beeinflussungen in die Nachbarschaft, tatsächlich wird dort aber nur eine Station der Wanderung, das Einbruchstor zum Westen gelegen haben. Wir wissen, daß noch in historischer Zeit das südliche Drittel der Halbinsel 48) Oi — Arabien nicht mit semitischen Arabern sondern mit dunkelfarbenen Hamiten besiedelt war (Aditen), wir wissen, daß die Phönizier ca. 2500 v. Chr. von Süd- ostarabien aus nach Norden gezogen sind wie wahrscheinlich auch die Kananiter, wir wissen ferner, dafß die Abessinier noch in historischer Zeit, d. h. ca. 200 v. Chr. aus Südarabien (Hadramaut) nach Afrika wanderten, und wir müssen es als höchst wahrscheinlich annehmen, daf3 die Somali usw. ihre Entstehung ebenfalls einer Einwanderung aus Südarabien verdanken. Wenn wir ferner die ethno- graphischen Vergleichungen, die Befunde an Nutzpflanzen und Haustieren, und schließlich auch das Aussehen der Menschen in Betracht ziehen, so ist die Hypothese, daß verschiedene große Völkerwellen und Kulturströme über Arabien bzw. die Landschaften um den Perser-Golf nach Südwesten in Afrika einzogen, so fest begründet, wie es eben bei dem Fehlen von geschichtlichen Nachrichten möglich ist. Es ist eine transerythräische Wanderung, wie Glaser sie benannte. Für Ägypten hat Schweinfurth dieselbe Hypothese, die ich oben wiedergab, verfochten, und für das südliche Afrika haben die Ethnologen (Frobenius, Ankermann) sie etwa in derselben Weise aufgestellt. Mehr Hoffnung auf Klärung der Fragen werden wir erst bekommen, wenn aus Afrika, besonders auch aus Arabien und den Landschaften des Perser-Golfes, vorgeschichtliche Funde in großer Zahl vorliegen, wie sie in den letzten Jahren aus Ägypten und dem übrigen Nordafrika gekommen sind. Ich kann nicht genug auf die Wichtigkeit der archäologischen und prähistorischen Untersuchung der Uferlandschaften des Perser-Golfes und Arabiens*) hinweisen; die ganze Vorgeschichte Ostafrikas liegt dort ebenso begraben wie die alte Geschichte des Weihrauchhandels und der späteren Kolonisation von Ostafrika. Leider sind die sabäischen Inschriften immer noch nicht in extenso veröffentlicht, der vorzügliche Kenner dieser Zeit, Ed. Glaser, ist kürzlich gestorben, und vorgeschichtliches kennen wir meines Wissens fast nichts von dort. Es wäre sehr nötig, dal3 Orientalisten zusammen mit einem Kenner der vorhistorischen Artefakte von dem Blicke Schweinfurth's dort ihre Arbeiten begönnen, und sie könnten vielleicht am besten erst einmal bei der Insel Tylos-Baharein anfangen. Kurzum, das Verschwinden der dunkelfarbenen Bewohner von Südarabien ist ebenso sicher wie das Vordringen der hellen semitischen Araber von Norden. Die ersteren wichen über das schmale Meer nach Afrika aus. Und so wird es auch in alten Zeiten gewesen sein, nur dal} zuerst vielleicht kraushaarige, dunkle Leute aus den Ländern kamen, die wohl etwas mehr östlich lagen und daß diese nach Westen und Osten auswichen. Aber im Osten kamen die ver- schiedenen Wanderer auf Inselgebiete, wo sie sich isolierten, so einen um- schriebenen Kulturzustand bewahrend (Mikronesier, Melanesier, Papua usw.), während sie nach Westen in den riesigen Kontinent Afrika gelangten, wo sich *) Aus dem Norden Arabıens, im Gebiet der Hedschas-Bahn, sind vorgeschichtliche Kulturstätten, Steinwaffen usw. gefunden. vo bei mehreren Einwanderungen alles durcheinanderschob und vermischte, so dafs wir dort einen schwer zu entwirrenden Völkelknäuel haben. Es scheinen hier ebensowohl langsames Wandern, ein allmähliches Infiltrieren, als auch ein stoßR- weises Vordringen durch große Entfernungen bis an den äußersten Süden des Kontinents stattgefunden zu haben. Wer sich mehr hierfür interessiert, möge die Ausführungen bei Frobenius, Ankermann und Schweinturth nachlesen. Kehren wir nach dieser Abschweifung zu unserer zweiten Kulturwelle zu- rück! Ich stelle mir vor, daß diese Leute in alter Zeit an der Nordküste der Somalihalbinsel an und weiter südlich und westlich safßen, zuerst wohl am Ende der Pluvialzeit, als man dort noch als Hackbauer leben konnte. Und ganz allmähliche Übergänge müssen diese nördlichen Völker in langsamer Infiltration mit den südlichen verbunden haben. Das nördliche Land aber wurde langsam trockener und unbewohnbarer, auch kamen, wie wir unten sehen werden, neue hamitische Menschennachschübe. Dadurch wurden die ersten Leute aus dem Norden südlich gedrängt. Ich stelle mir vor, daf3 auf diese Weise die nach Bau- mann sogenannten »jüngeren« Bantu entstanden sind. Bei fast allen von ihnen ist die Tradition vorhanden, daf3 sie früher weiter im Norden saßen, auch zeigt ihre physische Erscheinung und viele Kultureigenarten ihre Verschiedenheit von den »älteren« Bantuvölkern. Bei vielen von ihnen überwiegt die Viehzucht gegen- über dem Hackbau, eine Erscheinung, die sich wohl in den nördlichen, offenen und trockneren Ländern herausbildete. Die Wakilindini bei Mombassa z. B. wollen ihrer Überlieferung nach in alter Zeit bei Ras Hafun gewohnt haben, von wo sie erst nach Vumbo am Djuba, dann ins Innere in ein Land Kirao ge- wandert seien, das im Westen von Melinde gelegen haben soll (Guillain, II. 2), die Wanika wollen ebenfalls von Kirao und einem Orte Angomba (wohl nord- westlich von Taita) gekommen sein, und auch die Wasegeju leiten ihre Herkunft von dem unbekannten Orte Kirao ab.*) Anscheinend sind alle diese Stämme durch das Vorrücken der Galla nach Süden gedrängt worden. Und die Galla sind wiederum ihrerseits in historischer Zeit vor den Somali nach Süden ausgewichen. Wahr- scheinlich wird man auch bei manchen Stämmen des abflußlosen Gebietes, bei den Wagogo, Wakamba, Wakikuyu, Wazegua u. a. Überlieferungen über Einwanderung aus dem Norden finden. (Es sind meist auch die Stämme, die für den Hund die merkwürdige Benennung #7 haben.) Diese jüngeren Bantu, und vielleicht nicht die Massai, haben als neue Waffe das Schwert in Lederscheide ohne Parierstange, das vorne schwerer als am Grunde ist, mitgebracht. Ihre Haupt- haustiere sind Buckelrind und Fettschwanzschaf, daneben auch die Ziege. Die Kulturpflanzen sind heute durch das Eindringen der amerikanischen Provenienzen so verändert, dafß man über die ursprünglichen Kulturen dieser Leute nicht mehr *) Alte Leute bei Tanga, z. B. Abdallah Sega, wissen noch heute diese Tradition von Kirao, ohne daß sie näheres angeben können. unterrichtet ist. Sorghum und Jams scheinen durch Mais, Batate und Maniok verdrängt zu sein. In den Gebirgen übernahmen diese Leute die von der ersten Kulturentlehnung als Relikten gebliebene Bananenkultur. Alle die Einwanderer hatten nur den Hackbau, d. h. die Feldbestellung mit der Hacke, ohne Benützung des Pfluges, ohne Wagen, ohne Verwertung des Düngers. Sie mußten, um Resultate zu erzielen, immer nach einigen Jahren die bestellten Flächen wechseln und neue mit Brandkultur urbar machen. Dafs sie dabei an die düngende Wirkung der Asche dachten, glaube ich nicht, diese Idee ist in unsern europäischen Köpfen entstanden, die mit dem Begriff der Landwirtschaft den des Düngens verbinden. Das Brennen geschah nur um den Busch zu entfernen, und dabei ließ man wie heute die Baumstümpfe und Wurzeln stehen, die meist später wieder ausschlagen. Wie beim ältesten Hackbau, so ist es noch heute vielfach: in fast allen Fällen ist die Feldarbeit Sache der Frauen, die für den Unterhalt der Familie mit Vegetabilien aufzukommen haben, und die nach Hahn u.a. den Hackbau überhaupt erfunden haben. Der Mann beteiligt sich in den meisten Fällen nur an dem Roden des Waldes, dem Klären des Feldes, manchmal auch an der Ernte, während die Pflege des Feldes ebenso wie das Bestellen desselben Arbeit der Frauen ist. Der Mann sorgt etwas und meist mit wenig Verstand für das Vieh und bringt etwas Jagdbeute ein, be- schäftigt sich sonst mit Nichtstun, Politisieren, mit religiösen Zaubereien, mit den öffentlichen Angelegenheiten des Stammes und mit Krieg. Bei einigen Völkern wandert er gerne und treibt dabei Handel. Es ist dies Verhältnis ganz tief in dem System des Hackbaues begründet. Die Feldarbeit, das Herbeischaffen der vegetabilischen Nahrung ist eben nicht Arbeit des Mannes, nur bei wenigen Völkern hat sich dabei eine Ausnahme herausgebildet. Man sollte das bedenken, wenn man die Neger zu landwirtschaftlichen Arbeiten heranzieht. Diese liegen für den Mann ihrem ganzen Kultursystem ferne. Freiwillig, ohne einen wenn auch nur indirekten Zwang wird eben der Neger nur schwer und nur bei wenigen Stämmen landwirtschaftlich arbeiten. Ihn daran wirklich zu gewöhnen, wird Ge- nerationen dauern, das kann nur durch Erregung der Habsucht nach Luxus- gegenständen oder durch einen Druck der Verhältnisse geschehen, eventuell auf dem Umwege durch Völkervermehrung oder Steuer. Aber man vergesse dabei nicht, dafs die landwirtschaftliche Arbeit den meisten Negern nicht recht liegt. Viel eher wird man vielleicht Frauen dazu bringen, so unsympathisch dies für die Vorstellungen ist, die wir Europäer nun einmal haben. Und diese sind uns durch die Landwirtschaft im Laufe von Jahrtausenden anerzogen worden, bei der der Mann mit dem Pfluge die landwirtschaftliche Arbeit der Feldbestellung übernimmt, während der Garten, als Überbleibsel des Hackbaues, bei uns auch heute noch die Domäne der Frau ist, wie es immer beim Hackbau war. Hahn hat das in so überzeugender Weise nachgewiesen, daß daran gar nicht zu zweifeln ist. Andere Arbeiten, wie.Bäume fällen, Erdbewegungen und Lasten tragen passen dem Mann bei den Negern eben viel besser als reine Landwirtschaft. Sehr wichtig für unsere Betrachtungen ist nun, daß mit der Einführung des Hackbaues durch die »erste und zweite“ Kulturwelle aus Asien die ganze Grundlage auch für die heutige Wirtschaft des Negers geschaffen ist, also offen- bar am Ende der Pluvialzeit. Es sind zwar, besonders von Amerika aus, eine Menge neuer Kulturpflanzen hinzu gekommen, aber in dem System hat sich nichts ge- ändert. Und wir haben im Verlauf unserer Betrachtungen gesehen, dafl von fremden Pflanzen der ostafrikanische Neger nur das annahm, was ihm mit weniger Arbeit mehr Ertrag für die täglichen Lebensbedürfnisse lieferte, höchstens nahm er außerdem noch Stimulantien auf, die ihm sehr wenig Arbeit kosteten, wie Hanf und Tabak. Gegen die andern Einführungen war er in seiner großen Masse refraktär, ganz besonders gegen Baumkultur, die ihm zu spät Erträge lieferte von nicht notwendigem Luxus, und die mit seinem fortwährenden Wechseln der bebauten Flächen sich nicht vertrug. Eine Ausnahme von obigem war vielleicht die Baumwolle, die spät eingeführt, sich zeitweise verbreitete, aber sofort ver- lassen wurde, als man billige Baumwollstoffe erhalten konnte. Nur die Banane be- dingte eine gewisse Seßhaftigkeit, stetige Verhältnisse unter kräftigem Regiment, die Bananenkultur ist ja ein Relikt aus der ersten Einwanderung und stammt aus Südasien von anderen ethnischen Elementen. Der Neger kennt wohl ein wenig Düngung, er streut etwas Asche oder Dünger auf seinen Tabak, aber ich glaube, daß dies dem Einfluß der Araber zuzuschreiben ist. Im allgemeinen geht durchweg der animalische Dünger bei dem Weidegang des Viehs nutzlos verloren, und auch aus den Hütten oder Kralen holt der Neger ihn fast nie heraus, sondern läfit ihn verkommen. Der Hackbau an sich aber ist bei den Negern auf eine recht hohe Stufe gebracht, die allerdings kaum die des »Gartenbaues« erreicht hat. Aber man bedenke, daf3 eben der Hackbau ein ganz anderes System der Landwirtschaft ist, als wir es kennen; es ist unserm gegenüber kein inferiores sondern eben ein anderes. Zwei Zweige sind von einem Punkt ausgegangen und in entgegen- gesetzter Richtung gewachsen, wir Europäer haben den Hackbau in ältester Zeit auch gehabt, haben auch Teile davon uns bewahrt in Anbau von Leguminosen, Hirse und Gartenfrüchten, aber wir haben später vom mesopotamischen Kultur- kreis aus den Getreidebau erhalten mit rationeller Viehbenützung, mit Wagen und Pflug, Errungenschaften, die in Afrika nur durch spätere Kulturströmungen nach Ägypten, der Nordküste und nach Abessinien eingeführt sind und zwar offenbar von einwandernden Völkermassen, die die Zusammensetzung der Ur- bewohner so veränderten, daß die neu angekommenen jetzt einen wesentlichen Bestandteil der betreffenden Bevölkerung bilden. Durch bloßes Einführen und Vorzeigen der Pflugkultur, durch Belehrung wird man sie dem Neger niemals beibringen, es gehört dazu Zwang oder eine sehr starke Infiltration mit anderem ethnischen Material. Selbst die recht starke Kolonisation der Perser und Araber im Mittelalter, die aus Gebieten mit Pflugkultur kam, hat das nicht vermocht. Wir sollten das bei unsern MafSnahmen nie vergessen. Die Einführung einer »rationellen Pflugkultur« durch Anbieten billiger Pflüge und durch Belehrung, wie das Kolonialwirtschaftliche Komitee es neuerdings beschlossen hat, ist eine Utopie, die aus der Unkenntnis der Hackwirtschaft der Neger resultiert. Nach- machen wird der Eingeborene hier und da dem Europäer das Pflügen, wirklich annehmen aber wird er es nicht, es sei denn, daß} ein neues Element in sehr großer Zahl (Europäer, Indier, Chinesen) das Land durchsetzen wird, oder daß allmählich der Neger in ganz andere ökonomische Bedingungen kommt, wie das im Süden durch die vorherrschende Europäerbevölkerung geschehen ist, oder wie es durch Isolierung des Negers in anderen Verhältnissen in Amerika stattfand. In Westafrika scheinen durch Beeinflussung von Haussa etc. andere Zusammen- setzungen der Kulturelemente bei den dortigen Negern vorhanden zu sein, die ihn vielleicht dort mehr aufnahmefähig machen als bei uns (z. B. für Cacao-Kultur). Es ist mir wohl bekannt, daß im letzten Jahrzehnt in Britisch-Südafrika gewisse Neger- stämme den Pflug in grofSer Zahl angenommen haben. Aber auch hier glaube ich, dafs diese Erscheinung teils mit dem Eindringen zahlreicher Europäer zusammenhängt, teils aber vielleicht dem Einfluß eines anderen Kulturelementes, der Missionare und dem Christentum, zu danken ist. Die ökonomischen oder kulturellen Bedingungen müssen sich ändern, um eine Annahme der Landwirtschaft im europäischen Sinne vorzubereiten. : Das ganze System der Wirtschaft des Negers ist in vorhistorischer Zeit ab- geschlossen, was im Laufe der Zeit an neuen Pflanzen hinzukam, hat am System nicht das geringste geändert, und wir sollen uns nicht einbilden, es in wenigen Jahren umbilden zu können. Obige Betrachtungen führen uns zu der Erkenntnis, daf3 die Hauptkultur entlehnungen Afrikas aus einer Gegend und zu einer Zeit gekommen sein müssen, als man im Ursprungsland derselben weder Getreidebau mit Pflugwirtschaft, noch die rationelle Ausnützung des Viehs kannte, aber auch zu einer Zeit und aus einer Gegend eingeführt waren, wo man die Domestikation von Rind, Ziege und Schaf, ihre Milchbenützung und die religiösen Vorstellungen, die sich mit dem Rind verbanden, besaß. Es wird sich also um eine Zeit ın Südasien oder Vorderasien gehandelt haben, bevor die hamitische Kultur dort von der semitisch- babylonischen abgelöst war. Damals, also vielleicht mehr als 6000 Jahre vor unserer Zeitrechnung, müssen Menschen in so großen Mengen nach Afrika ge- strömt sein, daf3 sie ihr Kultursystem — den Hackbau — dem neuen Lande aufpflanzen konnten, die späteren Beeinflussungen aber müssen viel geringer ge- wesen und von weniger Leuten ausgeführt sein, da sie den Ackerbau im Neu- land nicht durchsetzen konnten, sondern mit ihrer Kultur im System des vor- gefundenen Hackbaus aufgingen. Oder aber diese späteren Einwanderer hatten vor ihrer Ankunft die Landwirtschaft in unserem Sinne gegen nomadisierende Viehzucht vertauscht, sie kamen demnach aus trocknen Ländern oder durch solche, in denen sie keinen Ackerbau treiben konnten. : Einige spätere Völkerströme gehören zwar kaum noch in die Urzeit in Stuhlmann, Beiträge zur Kulturgeschichte von Ostafrika. 553 unserem Sinne, aber wohl in die Vorzeit für Afrika. Wenn sie auch sehr spät nach den ersteren Einwanderungen ankamen, wollen wir sie doch hier erwähnen, weil sie in der für Ostafrika vorgeschichtlichen Zeit am Aufbau der heute vor- handenen Völkermassen teilnahmen. Ich erwähnte oben, daf3 wahrscheinlich in sehr alter Zeit Wanderungen von Hamiten, Hamito-Semiten oder Protosemiten, wie man sie nun bei den vielen Übergängen und Vermischungen nennen will, von Arabien aus über das Rote Meer in die Länder des oberen Nils zogen. Diese müssen sich dort sehr ver- mehrt und nach allerhand Vermischungen mit Vorbewohnern des Landes diffe- renziert haben. Von hier aus wanderten, wie wir sahen, offenbar Leute in sehr alter Zeit nach Norden und Westen, aber auch nach Süden sind Volksströme gelangt. Die Länder an dem oberen Nil und um Abessinien müssen ihren Menschenüberfluß in Form von Volksauswanderungen abgegeben haben. Ferner gelangten vielleicht auch direkt noch neue Elemente von Arabiens hamitischer Bevölkerung nach Süden oder Südosten, in die Länder südlich von Abessinien und das heutige Somaliland. Diese gallaartigen Völker werden, wie wir er- wähnten, erst die nördlichen Bantu vor sich hergetrieben haben, dann aber sind sie selbst bald gegen Abessinien (16. Jahrhundert), bald nach Süden gezogen, in der letzteren Richtung vielleicht zuerst. Es geht eine große Völkerbrücke in der Diagonale durch Afrika, allerdings nicht in ununterbrochener Ausdehnung sondern in verstreuten Gliedern von Menschen, die sich durch den Gebrauch der Bienenkorbhütten und durch den Besitz der Sanga-Rinderrasse auszeichnen, die außerdem entweder hamitische Sprachen reden oder physisch ganz ent- schieden den Hamiten gleichen. Am weitesten nach Süden davon scheinen die allerdings stark mit Negern gemischten Hottentotten gelangt zu sein. Bei diesen hatte schon Lepsius den hamitischen Aufbau der Grammatik erkannt, was später durch Schlechter und Meinhof bestätigt wurde, und das merkwürdige ist, daß die Hottentotten dieselbe Form der partiellen Beschneidung wie die Massai haben (v. Luschan, Zeitschr. f. Ethnologie Bd. 38, 1906. The racial affinities ofthe Hottentots, Rep. Br. and South African Associations 1905, London 1907) und daß eine solche Beschneidung auch die Sola in Togo haben. Zu diesen hamitischen Einwanderern gehören wahrscheinlich auch die Fulbe, die aber vom Ursprungs- land nach Westen wanderten. Wir können nun in Ostafrika mehrere Gruppen solcher hamitischer Ein- wanderungen unterscheiden. Die Mässai-artigen Völker, zu denen ihre Vorgänger die Asa-Wanderobbo, die Wambugu und die Wakwafı ebenso gehören, wie offenbar eine ganze Reihe von Stämmen im Norden in der Nähe des Rudolphsees. In ihrer ganz hamitisch (— mit grammatischem Geschlecht —) aufgebauten Sprache sollen eine Menge Anklänge an die Sprachen einiger Stämme am oberen Nil vorhanden sein. Auch werden die Latuka, Turkan mit ihnen verwandt sein. Merker hat über die . Massai eine große Monographie geschrieben, die sehr viel höchst wertvolles Material enthält; aber mit seiner Annahme, daß es sich um echte Semiten, sogar um Ur-Juden handelt,.kann ich mich in keiner Weise einverstanden ‚erklären, besonders nicht mit seiner Behauptung, daf3 diese Leute aus Nordarabien vor der ältesten ägyptischen Herrschaft den Nil aufwärts gewandert sind. Merk- würdig ist, daß Mr. A. C. Hollis, der selbst vorzüglich die Maässai-Sprache beherrscht und eine Grammatik davon geschrieben hat, so gut wie nichts von den Sagen bei ihnen erfahren konnte, auf die Merker seine Theorie gründet, und Merker konnte mit den Leuten nur durch Dolmetscher verkehren. Für mich sind die Mässai nur Teile von einer großen Gruppe hamitischer Völker, die ihre Zentrale um Abessinien hatten, und die in einer ganzen Reihe von Scharen nach Süden wanderten. Merker schreibt selbst, daf die Massai noch in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts mit ihren Vorgängern, den Wakwafı, um die Herrschaft gekämpft hätten, sie werden also vor nicht zu langer Zeit in ihre jetzigen Gebiete eingewandert sein. Und die Obsidianwaffen, welche Gregory im Massai-Lande fand, beweisen, daf3 wenigstens in alter Zeit dort andere Menschen gewohnt haben. Die Verwandten der Massai sitzen noch im Norden, und ehe wir über diese keine ausführliche Monographien haben, können wir keine genauen Theorien aufstellen. Der Umstand, daf3 die Massai nach Merker (S. 278ff.) in ihren »Reminiszenzen aus der Urzeit< immer von Mais kulti- vierenden Völkern sprechen, die sie im Norden gekannt haben, beweist, dafs diese Bekanntschaft erst nach 1500 gewesen sein kann, wahrscheinlich später, denn dorthin wird der Mais erst jüngst gelangt sein.*) Ich möchte annehmen, ‘daf3 die Massai selbst erst frühestens am Ende des 18. Jahrhunderts in ihren heutigen Gebieten erschienen, die Wakwafı und Wanderobbo entsprechend früher. Wenn bei diesen Völkern sich, wie Merker es will, tatsächlich biblische Überlieferungen finden, dann sollte man die Vergleiche und Quellen dafür vielleicht in Abessinien suchen, wo eine Zeit lang eine jüdische Dynastie herrschte, die wohl Proselyten gemacht haben wird, welche nach der Vertreibung der Dynastie vielleicht auswanderten; auch gibt es in den Faiascha heute noch Juden in Abessinien. Vielleicht könnte man auch an eine Beeinflussung von Yemen aus denken (?), wo seit der vorchristlichen Zeit jüdische Kolonien bestehen. Eine andere und wahrscheinlich ältere Gruppe von hamitischen Einwanderern sitzen im abflußlosen Gebiet von Deutsch-Östafrika (Waflomi, Iraku, Uassi, Wam- bulu, Wataturu-Tatoga usw.). Diese sind vielleicht mit die ältesten Einwanderer dieser Völkergruppe gewesen. Wann sie kamen, kann man auch nicht annähernd sagen. Besondere Kulturelemente scheinen alle diese nicht mitgebracht zu haben, außer vielleicht das schwarzköpfige Schaf und den grauen Esel. Eine sehr eigenartige, ohne Zweifel aus dem Norden stammende Bevölkerung sind die Wahuma-Watussi des Zwischenseengebietes, deren ich bei der Be- *) Alvarez soll allerdings nach einer Notiz bei Hösel 1520 in Abessinien wrz/ho zaburro gesehen haben, was mit Mais übersetzt wird. vı 195) E =. 86 — sprechung der Langhornrinder und der Windhunde gedachte. Der Besitz dieser Rinder und Hunde deutet auf die Abstammung aus den südlichen Vorbergen von Abessinien, auf die Gallaländer, wenn es sich hierbei nicht um recht alte Einführungen handelt, die jetzt als Relikt in Rückzugshorsten sitzen geblieben sind. Dagegen läßt die eigene Tradition der Watussi sie in historischer Zeit bei Mruli über den Nil gehen (Emin), sie haben selbst noch ein starkes Zusammen- hangsgefühl unter sich und sitzen als Herrscher in der Minderzahl fast rassenrein über einer inferioren Rasse. Hoffentlich erfahren wir in absehbarer Zeit genaues über diese Leute von Dr. R. Kandt, der seit einem Dezennium sich ihrem Studium widmet. Einstweilen möchte ich annehmen, daf3 die Zeit der Watussi- Einwanderung nicht viel mehr als 5—600 Jahre zurückliegt. Als Kulturelement haben sie möglicherweise das GroßShornrind mitgebracht, das sich aber auch bei den ebenfalls von Hamiten abstammenden Hottentotten usw. findet. Die Be- schneidung haben diese Leute vielleicht ebenso wie ihre hamitische Sprache gegenüber der numerischen Übermacht der Vorbewohner des Landes aufgegeben, oder aber sie haben sie wie die heidnischen Galla nie gehabt. Die Bienenkorb- hütte ist vielleicht sehr charakteristisch für diese Völkergruppe. Viel Einfluß auf die Entwickelung der materiellen Kultur haben alle diese Einwanderer nicht gehabt, sie haben in ihrer Eigenschaft als Hirtenvölker eine etwas sorgsamere Viehzüchtung und -Haltung und vielleicht die intensivere Be- nützung der Milch eingeführt. Da sie sich offenbar weit nach Süden zwischen andere Völker geschoben und sich mit ihnen vermischt haben, werden sie in weiten Grebieten, in denen wir es nicht mehr nachweisen können, einen Einfluß auf die Viehhaltung ausgeübt haben. Vielleicht könnten wir uns in der Form derartiger Durchdringungen auch das Vorrücken der früheren Völkerströme vor- stellen, doch spricht dagegen, daß diese den halbseßhaften Hackbau mitbrachten und einführten, also in größerer Masse gekommen sein müssen als die Hirten. Weil eben die Hamiten den Hackbau nicht hatten sondern nur Viehzüchter waren, müssen sie zu einer Zeit in Afrika angekommen sein, wo in ihrer asiatischen Heimat ebenso wie in den Gegenden von Afrika, wohin sie zuerst kamen, der Hackbau nicht mehr als Hauptsache vorhanden war, also nach der Austrocknung des Landes. Die Wahrscheinlichkeit spricht also auch aus diesen Erwägungen dafür, daß es neuere Einwanderungen sind. Vielleicht waren die letzten von diesen Einwanderungen die der Galla und schließlich der Somali, die nachweislich die Galla in historischer Zeit immer mehr nach Süden verdrängt haben. Die arabische Überlieferung besagt, daß die Somali aus der Vermischung von Leuten, die ca. in der Mitte des 3. Jahrhunderts unserer Zeitrechnung aus Arabien infolge religiöser Streitigkeiten vertrieben waren, mit den Vorbewohnern entstanden seien. Wahrscheinlich wird es sich um das unter dem mohammedanischen Einfluß stattfindende letzte Vordringen der Semiten nach Süden gehandelt haben, das die Reste der Hamiten aus Süd- arabien über das Meer warf. Aber es waren sicher schon verhältnismäßig ähn- liche Völker ihnen dahin vorangegangen. Früher sind etwa 200 v. Chr. die Abessinier aus Hadramaut in das heutige Abessinien eingewandert, 'seßhafte Ackerbau-Leute, die vielfach auch wohl hamitische Physis hatten, aber semitische Kultur, Schrift und Sprache, den Pflug und den Getreidebau brachten. Sie müssen also in überwältigender Menge im neuen Heimatsland aufgetreten sein, denn sonst hätten sie den dort vorher vorhandenen Hackbau nicht überwunden. Es ist-aber auch möglich, daf3 der abessinische Ackerbau schon vorher von Ägypten dort eingeführt war. Die Somali aber sind Hirten, die eine Hackbau treibende Bevölkerung unterwarfen, die heute noch unter ihnen lebt. Sehr wenige Kulturbeeinflussungen sind offenbar in unser Gebiet von Ägypten ausgegangen, das sich fast völlig abschloß. Die den Ägyptern und südlichen Leuten gemeinsamen Elemente werden vom Süden aus nach Ägypten gekommen sein, oder aber beide Teile haben sie aus ihrer asiatischen Heimat mitgebracht. Das Iyraartige Musikinstrument, das Langhornrind, den Windspielhund und den Esel rechne ich hierzu; die (ägyptische) Katze ist erst spät auf dem Umwege über Arabien nach Ostafrika gekommen. Eine geringe Beeinflussung von malayischen Völkern ist an unserer Küste ohne Zweifel zu bemerken: das Giebeldach-Haus mit der in Zapfen sich drehenden Tür der Swahili ist vielleicht dahin zu rechnen, (?) sicherer das Einbaumkanoe mit dem doppelseitigen Auslegern, galawa genannt. Wahrscheinlich ist dies sogar ein malayischer Name, der allerdings für das Auslegerkanoe in Madagaskar nicht gebräuchlich zu sein scheint. Ich vermute zwar, daf3 das Giebeldach eine Reminiszenz aus der ältesten Kulturschicht ist, da wir es ın Westafrika noch treffen, es kann aber für die Küste auch neuer Einführung sein. Das Kanoe wird wohl eine neue Erwerbung sein, gebracht durch die Leute von Madagaskar und von den Komoren, oder aber auch dies ist eine Reminiszenz der ältesten Einwohner.*) Noch 1820 machten Madagassen Einfälle in Ostafrika. Dafs die Kokospalme vielleicht in sehr alter Zeit durch Strömungen an das Land getrieben wurde und auch gelegentlich einmal anwuchs, erwähnte ich an der betreffenden Stelle, ebenso daß ihre ausgiebige Kultur erst wahrscheinlich später in Angriff genommen wurde. 2. Verkehrs- und Handelsbeziehungen des Altertums. Wir haben im Obigen untersucht, aus welchen Elementen sich die Be- *) Die Neger haben sonst überall im Innern und ım Westen nur Einbäume ohne Aus- leger (mifumbwi). Auf welche Einflüsse die genähten Ruderboote (wa/o) auf dem Victoriasee zurückzuführen sind, weiß ich nicht; sollten sie von ägyptischen Modellen entlehnt oder den ge- nähten Booten der Küste nachgebildet sein? Aber warum führte man dann das Segel nicht mit ihnen ein? Sehr rohgenähte Boote gibt es auf dem Albert Edward-See. Höchst primitive Rindenkanoes beobachtete ich 1888 auf dem Wami-Fluß, etwas westlich von Mbuzini, sie waren aus einem Stück Myombo-Rinde zusammengebogen, an den Stirnseiten mit Bast zusammengezogen — oder genäht — und mit Ton gedichtet. Recht kompliziert gebaute Rindenboote hat v. Lu- schan (»Aus der Natur« 1907) ın Mossambik gesammelt. ze 838 en völkerung und ihre Hackbau-Kultur in der vorhistorischen Zeit aufgebaut hat, wobei wir nicht nur an die Urzeit im europäischen Sinne denken mußten sondern auch verhältnismäßig neue Völkerbewegungen hineinzogen, die am Autbau der Bevölkerung teilnahmen, von deren Geschichte wir aber nichts oder nur wenig kennen. Wir wollen nunmehr die geschichtlichen Beziehungen zur Außenwelt und ihre Einflüsse auf die Entwickelung der materiellen Kultur ganz kurz be- trachten. a. Die ägyptisch-phönizischen Beziehungen mit dem Weihrauch- und Aromata-Handel. Die ältesten Erwähnungen Ostafrikas in seinen auswärtigen Beziehungen sind in den ägyptischen Inschriften über den Bezug von Weihrauch und Zimt aus dem Lande P-n-t, zuerst während der XI. und dann während der XI. Dy- nastie. Die erste derartige Inschrift wird um das Ende des 3. Jahrtausends v. Chr. entstanden sein, und die Puntfahrten dauerten bis zur XX. Dynastie, also etwa bis 1050 v. Chr. Die Registrierung dieser Fahrten in den Inschriften läfßt vermuten, dal schon lange vorher ein organisierter Handel mit diesen für die Religions- übung der Ägypter nötigen Aromata bestanden hat. Bei Gelegenheit der Be- sprechung des Weihrauchhandels erwähnte ich auch Schweinfurths Ver- mutung, daf3 diese Religionen, die den Weihrauch nötig hatten, aus eben dem Lande stammten, wo dieser gedeiht, d. h. in erster Linie aus dem südlichen Arabien. Das Vorkommen von Weihrauchbäumen dort zeigt uns auch, daf3 schon damals in Arabien das zum Gedeihen der Stammpflanzen dieser Drogue not- wendige trockene Klima herrschte. Bei der Besprechung dieser Produkte habe ich dargelegt, daf3 die Punt-Expeditionen in erster Linie nach Südarabien, dann auch nach der gegenüberliegenden Nord-Somaliküste gingen, wo überall ein eigenartiges Handelsvolk seine Niederlagen und Agenturen hatte, das wohl von den Uferländern des Persergolfes ausgegangen ist und mit den hamitischen Stammvätern der Phönizier verwandt war. Diese, und nicht Ägypter, werden die Seefahrten seit recht alter Zeit, unternommen haben, und die Ägypter haben sich dann und wann an ihnen beteiligt. Als Fahrzeuge dafür haben den Ab- bildungen nach Schiffe gedient, die zwischen zwei Raen ein viereckiges Segel hatten; sie stimmten wahrscheinlich mit den heute noch im Persergolf und Öst- afrika verkehrenden szz/epe überein. Anscheinend waren die Palmen, welche auf den Monumenten in dem Lande Punt abgebildet wurden, keine Kokospalmen, es wird sich vielmehr um Dattelbäume gehandelt haben. Wir führten oben aus, daß in alter Zeit noch keine Somali in dem jetzigen nach ihnen benannten Lande wohnten sondern die zweiten Bantu oder vielleicht zum Teil schon gallaartige Hamiten. Und diese hatten nach den Monumenten gradrückige Rinder (Glaser S. 296) und Rundhütten, die allerdings merkwürdigerweise auf Pfählen standen. Ich halte es für ziemlich ausgeschlossen, daf3 diese Punt-Kaufleute weiter als höchstens bis zum Kap Guardafui reisten, wenn auch nicht bestritten werden ee 839 u kann, daf3 man gelegentlich unter Benützung der Monsume auch weiter ver- schlagen wurde oder sogar absichtlich fuhr. Aber die Käufer hatten außer den Aromata nur Interesse an Elfenbein und Sklaven, und beides werden die Händler im Norden ausreichend erhalten haben; warum sollten sie also weiter gehen? Daß der Zimt damals aus Südostasien bezogen wurde, und zwar wahrscheinlich auf dem Landweg quer durch Asien bis zum Persergolf, ist an der entsprechenden Stelle ausgeführt. Und nicht weiter als bis Südarabien werden die sogenannten »Ophirfahrten von Salomo und Hiram« gegangen sein, die vom atlanitischen Golfe, dem jetzigen Golf von Akaba von der Stadt Eziongaber bei Ailana ausgingen. Hier fand man offenbar auch die seit langem den Handel mit den Aromata beherrschenden »Punt-Phönizier«, die ihre Agenturen an den Küstenländern von Arabien und Nordsomaliland und ebenso an der Westküste von Vorderindien gehabt haben werden. Es waren ja die Stammesgenossen von Hiram, die hier Kaufleute waren und, wie der Zimthandel zeigte, sich nicht in die Karten sehen liefen. Orientalisten und Geographen haben unendlich viel über diese Ophir-Fahrten geschrieben, weil sie ein schriftliches Dokument eines sehr alten Handels bilden, denn für Salomo und sein Reich sind die wenigen Reisen kulturell recht belang- los gewesen, sie werden auch wohl nur, ebenso wie die der Ägypter, die Be- teiligung eines Herrschers an einem lange bestehenden Handelsverkehr gewesen sein.*) Aus den mitgebrachten Produkten will man auf die Ziele der Fahrten schließen. Und am meisten Interesse hat das Gold mit Rücksicht auf die Gold- vorkommen in Südostafrika verursacht. Es gibt sehr viele Leute, von denen Dr. C. Peters am meisten von sich reden gemacht hat, die mit aller Energie vertreten, dafß Ophir mit Sofala identisch und in Afrika gelegen habe. Die Fahrten müssen zur Regierungszeit Salomos also 993—953 v. Chr. stattgefunden haben.**) Goldbergwerke waren im Altertum massenhaft in Süd- arabien, besonders in Hawilah; im Hafen Ommana und vielleicht auch in Apo- logos wurde Gold noch in später Zeit verfrachtet. Tausende von persischen Bergleuten arbeiteten noch im Mittelalter zu Hamdani's Zeit dort in den Gold- bergwerken (Glaser S. 350). Ophir, in der Septuaginta sophir genannt, ist wahrscheinlich das arabische saphala, »niedrig sein«, sophala, eine Niederung, eine niedrige Küste, und vielleicht stammt auch der Ortsname Dhafan, Dhofan im Weihrauchlande vom selben Wort ab. (Glaser S. 378, Oppert Zeitschrift f. Ethnol221003,.5.7234.4 256, 190625. 922). Sprenger nimmt an, daß es’ die Araber waren, die im Altertum den größten Teil des Goldes unter die Menschen *) Jeremias (S. 508) macht darauf aufmerksam, daß Salomo wahrscheinlich trıbut- pflichtig und abhängig von den Phöniziern (Hiram) war. **) Man vergleiche über diese Fragen Oppert (Zeitschrift für Ethnologie 1903 S. 236), Sprenger (S. 299), Glaser, Arabien (S. 347) etc. geschleudert haben (S. 299).*) Oppert glaubt, daß man unter Ophir zunächst ein Land in Südarabien in der Nähe von Hadramaut gemeint habe, daf3 aber später der Name auf alle Goldgebiete übertragen sei, dafS die Expeditionen von Salomo teils nach Indien teils nach Afrika gegangen seien. Ich glaube, dafS es sich bei Ophir um alle die Handelsagenturen der »Punt-Phönizier« in Arabien und Umgegend handelte, wo man schon zu Zeiten der Ägypter und später alle Produkte eintauschen konnte. An die Ausbeutung der Goldländer in Südafrika für diese alte Zeit glaube ich nicht, solange dafür noch keine Beweise vorliegen. An den Uferländern Arabiens dagegen strömte durch den Handel der Punt- Phönizier alles zusammen, was die Käufer haben . wollten. Denkbar, aber unbe- wiesen ist es, dal diese südarabischen Kaufleute auch schon in alter Zeit ge- legentlich nach Ostafrika fuhren, aber dies ist unwahrscheinlich, denn sie hatten alles, was sie brauchten viel näher, besonders das Gold. Die Vermutung, die Peters von den alten portugiesischen Autoren usw. aufgenommen hat, dafs der Name Afrika von Ophir abzuleiten sei, ist als eine philologische Unmöglichkeit zur Genüge bewiesen worden. Josephus leitet das Wort Afrika von Zpher, dem Enkel Abrahams, auch Faphra, Aphera geschrieben, ab. Die Griechen nannten das Land übrigens nur Lybien und Äthiopien, erst die Römer sagten Afrika, von Afer, der ein Sohn des Herkules gewesen sein soll (Oppert S. 232). Meines Erachtens kommt also in diesen alten Zeiten die Ostküste von Afrika für den Handel nur bis höchstens zum Kap Guardafui in Betracht. Agatharchides (165 v. Chr.) kannte offenbar nur die Goldminen im Süden des Roten Meeres, vielleicht waren es die arabischen oder die von Abes- sinien bis Darfur, besonders zwischen dem weißen und blauen Nil gelegenen. Die ersten sicheren Nachrichten von Ostafrika bringt der von einem un- genannten Verfasser, nach Glaser von einem Manne namens Basile, geschriebene Periplus des Roten Meeres, der etwa in der zweiten Hälfte des ersten Jahr- hunderts (56--67 v. Chr. nach Glaser) von einem Kaufmann aus Alexandrien verfaßt ist. Es ist eine Art Segelanweisung für den Indischen Ozean, das Rote und persische Meer. Der Verfasser gibt eine Anzahl Ortsnamen in Ostafrika bis zur Insel Menuthias und dem Orte Rhapta. Man hat viel über die Identi- fizierung dieser Plätze geschrieben; es scheint, dafßß einmal die griechischen Kaufleute sich Ortsnamen selbst bildeten, daf3 sie aber die Plätze meist nicht selbst aufsuchten, sondern viele Informationen von den Südarabern erhielten, die wahrscheinlich damals wie auch heute alle Fremdnamen in einer ganz unglaub- lichen Weise verdrehten. Es ist möglich, daß Menuthias ##) aus dem heutigen Ungudja, dem Swahili-Namen für die Insel Zanzibar, entstanden ist, aber sicher ist das nicht, im Grunde auch ganz gleichgiltig, bis wir tatsächliche antiquarische *) Das griechische Wort für Gold chrysos, soll aus dem Semitischen stammen, assyrisch hurası, hebräisch harüs. Das mykänische Gold war semitischer Herkunft. (Schrader Sprach- vergleichung und Urgeschichte II. die Metalle, Jena 1906). **) Vincent schreibt Eitenediommenouthisias. Funde in Ostafrika gemacht haben. Das höchst wichtige ist nur, dafs die Küste damals bis 5 oder 7 Grad südlich vom Äquator von Händlern befahren wurde. Ich glaube aber nicht, daf3 die alexandrinischen Kaufleute immer selbst diese Fahrten machten, vielmehr werden meistens die Nachkommen der alten Händler in Südarabien dorthin gereist ‘sein, die schon zweitausend Jahre früher den Zimmt- und Weihrauchhandel monopolisierten, und die Griechen werden die ihnen nötigen Waren in den Hauptfaktoreien dieser »Araber« in Südarabien oder im Nord- somali-Lande eingetauscht haben, sie werden dort auch allerhand Informationen über die südlichen Plätze erhalten haben; und höchstens dann und wann werden die Griechen auch selbst sich weiter nach Süden gewagt haben. Die Schiffahrt geschah wahrscheinlich wie die Nachrichten über Rhapta und der Name dieses »Ortes« zeigen, mit den aus Planken zusammengenähten Booten, die noch heute als Mitepe bei uns bekannt sind, die schon zur Zeit des Punthandels benutzt wurden, die Marco Polo auch aus Ormuz beschrieb. Dies scheinen die ursprünglichen Fahrzeuge der alten Handelsleute des Persergolfes gewesen zu sein. Denkbar ist aber auch, dal3 mit dem Namen rap/a einfach die bei uns galawa genannten Auslegerkanus gemeint sind.*) Im $ 17 des Periplus (Mac Crindle S. 72) werden als Exportprodukte von diesen südlichsten Orten nur Elfenbein von einer schlechteren Qualität wie das aus Adulis (bei Massaua), Rhinoceroshorn, Schildpatt und etwas »Nauplius aufgeführt, welch letzteres vielleicht Perlmutter nach anderen Kokosnufß sein kann. Eingeführt wurden Wurfspeere, die man in Muza, bei dem heutigen Mokka, her- ‚stellte, Hacken, Messer, Ahlen, verschiedene Sorten von Kronglas, außerdem noch > r *) Der Periplus schreibt: "Eotı dE Ev aurT mAordpıa panta nal povöcula, vis ypovıar npös ANlav ral Äypav YEAWmvYg. »Sunt in ea naviculae consutae et uniligneae, quibus utuntur ad piscatum captururamque testudinis« (Geographi graeci minores ed. C. Müller, I. 270). Der Herausgeber meint, der Boden dieser Kähne bestand aus einem Baumstamm, auf dem Holzplanken befestigt sind, aber nicht mit Nägeln, sondern mit Schnüren aus Palmfasern. v. Luschan (Über Boote aus Baumrinde. Aus der Natur, Jahrg. 1907) ıst der Meinung, daß es dem Sinne nach (nicht der Grammatik nach) heißen müsse, es gäbe in Menuthias ge- nähte Boote und auch Einbäume, also zwei Sorten von Fahrzeugen. Mac Crindle schreibt S. 70: »The boats are made here of planks sewn together attached to a keel formed of a single log of wood, and these are used for fishing and for catching turtle«. Ich glaube kaum, daß man die zzZefe zum Fischen verwendete, und die Auslegung, ein Baumstamm, an den zusammengebundene Planken befestigt werden, könnte möglicherweise auch auf die Auslegerkanus (galawa) passen. Daß die genähten Boote die ältesten waren, glaube auch ich mit Hahn (Zeitschr. f. Ethnologie 1907, S.42), und daß die Fahrzeuge der alten Handelsbevölkerung vom Roten und Persischen Meer, die auf den ägyptischen Monumenten abgebildet sind, den wzadarata des Mittelalters vom Persergolf und den »zz/epe der Neuzeit von Ostafrika sehr nahe verwandt sind, zeigen die Abbildungen auf dem Tempel in Der-el-Bahri in Ägypten, denn die Form des Schiffes und das viereckige Segel zwischen zwei Raaen sind sehr charakteristisch. Aber vielleicht können trotzdem die »Aapfa des Periplus Auslegerkanus gewesen sein. etwas Korn und Wein als Geschenke für die Häuptlinge, die alle voneinander unabhängig waren. Das ganze Gebiet wurde damals von dem »Tyrannen« von Mopharitis verwaltet, es war »nach einer alten Gerechtsame« dem König- reiche des »ersten Arabien« (Yemen) untergeordnet. Aber von diesem König hatten die Einwohner von Muza diese Küsten tributpflichtig erhalten. Sie ent- sandten dahin viele Handelsschiffe unter »arabischen« Kapitänen und Beamten, welche die Eingeborenen genau kannten, mit ihnen verschwägert waren, ihre Sprache und die Navigation der Küste kannten (Glaser S. 205, Mac Crindle S. 72). Die ganze Zone wurde damals — und auch in viel späterer Zeit — Asama ge- nannt, welches Wort vielleicht eine Verdrehung des arabisch-persischen Zend), dunkle Menschen, ist.*) Asana wurde nach Ptolomaeus die Küste von Zingis promontorium dicht südlich von Opone, d. h. Ras Hafun, benannt.**) In die nörd- lichen Häfen des heutigen Somali-Landes, das man damals BDarbaricon nannte, wurden meist von Indien aus importiert: Korn, Reis, zerlassene Butter, Sesamöl, Baumwollstoffe, Gürtel und Zucker, während man dort Weihrauch in mehreren Sorten, Zimmt, Myrrhe, Macer, Rinde, Schildpatt, Sklaven u. a. m. erhandelte. Wichtig ıst, daf3 der Periplus Gold als Exportgegenstand nur von Ommana und Apologos (am persischen Golf) nach Barugaza in Indien angibt, Goldplatten wurden von Ägypten nach Muza und Adulis als Geschenke gebracht, Silber- und Gold- denare gingen von Ägypten aus nach den Häfen von Nordsomaliland. Aus diesen Notizen des Periplus geht hervor, daf3 im ı. Jahrhundert n. Chr. in Südarabien ein intensiver Handel mit allen möglichen Produkten sich etabliert hatte einerseits mit Ägypten, andererseits mit den Häfen des Persergolfes und mit Vorderindien, dafS die gesuchtesten Produkte Zimt, Weihrauch und andere Aromata waren, und daf3 Gold nur aus dem Arabien kam. An die südlichere Ostküste Afrikas scheint man nicht sehr viel gefahren zu sein, man holte von dort nur Elfenbein, Schildpatt und wohl sicher auch Sklaven. Aber die Notiz, daß Rhapta abhängig von den Himyaren in Muza-Mokka war, beweist, daf3 von dort aus schon seit längerer Zeit ein Handel mit Ostafrika betrieben wurde. Wenn wir uns das überlieferte nüchtern betrachten, so werden wir annehmen müssen, daß die Neger dort an der Küste von Asanza in voneinander unab- hängigen Dörfern lebten, und daß an einigen wenigen Orten Handelsagenturen von Kaufleuten aus Mokka usw. bestanden, über die das Mutterland einigen Ein- fluß hatte. Von den Welthandelsplätzen in Südarabien und dem Nordsomaliland *) Sprachlich hat das Azania mit ‘Agem wohl sicher nichts zu tun, dem arabischen Wort für »Barbaren«, »die sich nicht auf Arabisch ausdrücken können«. Doch wird, wie Yule u. Burnell S. 8 angeben, statt agam bei Hieronimo di Santo Stefano (1494—99) von Asami, bei Varthema von Persern und Asaminz gesprochen. Das Wort Zingis ist schon Ptolo- maeus geläufig (I. 17, 9; IV. 7. ı1); es stammt vom arabischen seng (zendj), womit man die farbigen (braunen, schwarzen) Bewohner Afrikas, nicht aber die Ägypter, Berbern usw. be- zeichnete. Ob das Wort Azania hieraus entstanden ist, mögen Berufene entscheiden. **), Unter HZafun, Guardafui (das aus Jered-Hafun entstand) vgl. Yule u. Burnell, S..398. aus hatte man mit Hilfe der Monsume*) einige kleine Zweigniederlassungen an der Ostküste gegründet. Daß diese nicht schr bedeutend waren, scheint aus der nur ziemlich nebensächlichen Erwähnung derselben im Periplus und aus den wenigen für dort aufgeführten Handelswaren hervorzugehen. Interessant ist, daß sehr viel Eisenwaren®*) damals nach Ostafrika eingeführt wurden, was bei einer aus- giebigen Eisenindustrie der Eingeborenen wohl kaum der Fall gewesen wäre. Es ist außerordentlich wichtig, daf3 1907 bei Erdarbeiten in einem kleinen Dorf an der Küste dicht bei Daressalam eine echte ptolomäische Silbermünze gefunden ist, die sich im Besitz von Herru J. Strandes in Hamburg be- findet. Der Vertreter von Hansing & Co. in Daressalam Herr Dieck- mann hat sie dem Neger, der sie fand, abgekauft, leider aber nicht einen dort angeblich auch gefundenen Dolch, 0 Bo von dessen Verbleib mir nichts be- 1 2 3 4 9 e 2 kannt geworden ist. Sollten diese Ptolomäische Silbermünze von Ptolomaeus X 2 Zeilen dem jetzigen Besitzer des Dol- Soter. 1907 bei Daressalam gefunden. ches in die Hände kommen, so lege ich ihm dringend ans Herz, diesen äußerst wichtigen Fund von einem Fach- mann untersuchen zu lassen und das Resultat der Öffentlichkeit zu übergeben. Die Münze ist als eine von Ptolomaeus X Soter, der 115—38o v. Chr. König von Ägypten war, bestimmt worden. Ein einzelner Fund besagt ja allerdings recht wenig, aber er gibt uns wenigstens die Hoffnung, weitere Aufklärung zu er- halten. Das Gouvernement sollte keine Kosten scheuen, um an derselben Stelle weiter nachforschen zu lassen, denn es wäre in hohem Grade wichtig, wenn wir dort (bei Msasani?) wirklich die Reste einer ptolomäischen Niederlassung fänden. Die Griechen haben eine Anzahl Kolonien in Arabien gehabt (Glaser, S. 152), ebenso auf Socotra, wo sie anscheinend sich lange gehalten haben, dal: sie aber an der Ostküste Niederlassungen hatten, ist bis jetzt noch unbewiesen. Über die Wichtigkeit und das Alter des Handels mit Zimt und Weihrauch habe ich an entsprechender Stelle gesprochen; es scheint, daf3 derselbe nur sehr unbedeutende Ableger an die Ostküste Afrikas gesandt hat. Seit wann aber *) Das Wort Monsum stammt aus dem arabischen Zlonausim. Den Römern wurde dieser Wind erst durch die abenteuerliche Fahrt eines Freigelassenen des Annius Plocamus von Arabien nach Ceylon unter Claudius 47 n. Chr. bekannt. Hippalus, ein erfahrener Seemann, der davon hörte, benutzte diesen Wind zur Reise nach Indien, deshalb nannten die Römer den Wind Hippalus. szawsim heißt »Jahreszeit«, »etwas, das jedes Jahr regelmäßig widerkehrt«. Die Portugiesen machten daraus wzowcao, moncao, die Engländer monsoon. (Vergl. Yule u. Burnell S. 577). #*) 917 berichtet erst Massudi, daß von Sofala aus Eisen nach Indien exportiert wurde; sollten vielleicht die Perser-Araber, die Sofala gründeten, die Eisenindustrie nach Südafrıka gebracht haben? Im Norden war sie jedenfalls lange bekannt. hier die südarabischen Kaufleute tätig waren, wird sich wohl schwerlich je be- stimmen lassen. Ich persönlich glaube kaum, daf3 ein nennenswerter Handel sehr lange vor Beginn unserer Zeitrechnung an der ostafrikanischen Küste bestanden hat. Zu erwähnen ist noch, daß etwa 1886 Herr Caesar Wegener in Mug- dischu an der Somaliküste eine kleine Statuette fand, die er für ägyptisch hielt und die Herrn Dr. Joest geschenkt wurde. Sie ist im Rautenstrauch-Joest- Museum in Köln nicht vorhanden, über ihren Verbleib ist leider nichts fest- zustellen. Ptolemaeos nennt im zweiten Jahrhundert Äthiopia das Land von Zingis Promontorium dicht südlich von Opone (Ras-Hafun) an bis zum Raptum pro- montorium. Über die Unternehmungen der Römer in Südarabien und den portugiesischen Münzfund bei Maskat habe ich bei der Besprechung des Weihrauches referiert.”) Ich glaube nicht, daf3 sie auch Niederlassungen in Ostafrika hatten. Es war früher einmal die Rede davon, daf3 in Südafrika römische Münzen gefunden seien; aber auf eine briefliche Anfrage darüber bei dem Herrn Direktor des South-Africa-Museum in Kapstadt erhielt ich folgende Auskunft: »Zur Zeit der Auswanderung, die der englischen Okkupation des Maschonalandes folgte, hörte ich mehrmals von mehr oder weniger glaubwürdigen Münzfunden sprechen. Ein einziges Mal sah ich mehrere Bronzemünzen, ich glaube ein Antonius oder Konstantius, von denen der Eigentümer behauptete, er habe sie in Umgegend des Fort Juli gefunden. Ich habe diesem vermeintlichen Funde sehr wenig Be- deutung beigemessen, weil die Persönlichkeit, welche uns diese Münzen zu ver- kaufen bereit war, wenig Vertrauen einflößte. Ganz kürzlich erfuhr ich von Mr. R. N. Hall, dem Erforscher der Ruinen von Zimbabwe, daß ein Farmer, der sich im genannten Lande niederlassen wollte, eine Sammlung von Münzen mit sich gebracht habe, die verloren gegangen ist. Ich möchte nicht den Ver- dacht aussprechen, daf3 diese Münzen aus dieser Sammlung stammen, aber es ist die Ansicht Mr. Hall’s, der trotz aller Anstrengungen niemals davon etwas gesehen hat, ebensowenig wie Bent, Schlechter und andere. Auch der Sekretär der britischen South-Africa-Company gab die Auskunft, dafß man seines Wissens in Rhodesia nie Münzen gefunden habe. « Einmal wurde auch von Münzen aus dem Kaplande gesprochen, die beim Brande von Cecil Rhodes’ Haus zu Grunde gegangen sein sollten. Einst- weilen kann ich also über irgendeinen Verkehr von Römern in Ostafrika keine Beweise finden.**) *) Es sollen auch in den 80er Jahren noch einmal römische Münzen bei Maskat gefunden sein. Vielleicht war dies portus ommanus. **=) Im Werke von C. Peters, Im Goldlande des Altertums, finden sich als Anhang »Einzelheiten über einen Münzfund von Dr. C. Peters in Afrika«, von Rud. Frenzel. Es werden dort besonders alte griechisch-baktrische Münzen aufgeführt. So: Eukratides 180 bis 160 v. Chr., Appolodotus 135 v. Chr., Straton II ca. ı2o v. Chr., dann eine altindische Seydhie- Recht großen Einfluß haben die alexandrinischen Griechen aber in Adulis gehabt, dem Hafenort von Axum, der Hauptstadt des abessinischen Reiches, wo der Verkehr und Handel auf Griechisch stattfand, während die Priestersprache das hamito-semitische Geez war, das mit der Einwanderung der Habaschiten aus Mahra-Hadramaut im zweiten oder ersten vorchristlichen Jahrhundert dort eingeführt war. In Adulis ist eine axumitische Inschrift vorhanden gewesen, die nach Glaser (Abessinien, S. 150) am Ende des dritten nachchristlichen Jahrhunderts verfafßt wurde, und die von dem nach Indien reisenden Mönch Cosmas Indi- copleustes im 6. Jahrhundert für den Axumitenkönig in Adulis kopiert ist. In dieser Inschrift sind die Eroberungen des Königs verzeichnet, darunter Sasu als Goldland. Viele Forscher haben dies Land in die südliche Hälfte des Somali- landes legen wollen, unter ihnen früher auch Glaser (Arabien, S. 203), doch ist im Somaliland meines Erachtens noch nie Gold gefunden. Fünf Jahre später ist denn Glaser zu der Überzeugung gekommen, dal es nicht Sasz sondern Kasu heißen sollte, welches Land er in die Gegend von Chartum verlegt (Glaser, Abessinien, S. 146).*) Hier zwischen dem weißen und blauen Nil bis nach Darfur hin waren die alten großen afrikanischen Goldminen. Die Erklärung von Glaser und Desplagnes hat deshalb etwas sehr überzeugendes für mich; wie weit sie philologisch und geschichtlich sich bewährt, weil3 ich nicht. Mir scheint nur, daf3 dies Sasu für die Ostküste Afrikas nicht in Betracht kommt, und daf3 demnach im 3. Jahrhundert von einem Goldhandel dort nicht die Rede ist, auch nicht im 6. Jahrhundert nach dem was Cosmas Indicopleustes in seinem Reisebericht weil). Nach ihm lag hinter dem Lande Barbaricon, d. h. der Nordsomaliküste, der Ozean von Zingzon (Ziggion), den er für unbefahrbar erklärt. Entweder müssen also die früheren Handelsbeziehungen dorthin aufgehört haben, oder Cosmas hatte schlechte Erkundigungen eingezogen bei Leuten, die nicht Bescheid wulsten. Eine bedeutende Rolle aber scheint zu seiner Zeit die Ostküste im Handel nicht gespielt zu haben. Wenn von dort damals wirklich Gold gekommen wäre, hätte er das doch gewifS registriert. Im 4. Jahrhundert wurde in Abessinien und Arabien das Christentum ein- geführt, in Arabien wurden sogar in Aden, Dhaphar und Emporium Romanorum Münze ca. 215 n. Chr. und indische Münzen von 1125, 1302, 1303, 1305, 1488 n. Chr., eine von Kandahar 900 n. Chr. Herr Dr. C. Peters schreibt mir, daß sie in Inyanga (Nordost- Maschonaland) gefunden seien. Wenn sie wirklich in Südafrıka ausgegraben, würden sie nur einen alten Verkehr des Landes mit Indien, nicht mit Griechenland und Alexandrien be- weisen. Herr J. Strandes machte mich darauf aufmerksam, daß Albrecht Wirth (Ge- schichte Südafrıkas Bonn 1907 S. 8) römische Münzen des 4. Jahrhunderts als Funde aus Sim- babwe erwähnt. Leider ıst mir das Werk nicht zugänglich. e *) Dr. C. Peters schreibt im »Goldland des Altertums«, daß Sos-Shasu ägyptisch ein Ausdruck für Hirten sei, daß man in dies Land Sos von Ägypten aus über Land und nicht zu Schiff ging, und auch er meint, daß es etwa im oberen Nilgebiet lag. Über die Hyksos- Sasu-Sussu habe isch nach den Vermutungen von Desplagnes oben gesprochen. — 846 — (nach Glaser wohl Emporium Omanorum = ÖOrmuz oder Oman-Sohair-Maskat) Kirchen und Bistümer errichtet. Die politische Geschichte von Arabien dreht sich in diesen Jahrhunderten wie schon früher um den Wettstreit zwischen Abessinien—Rom und Persien, und dieser Streit ist bedingt durch den Wunsch, das reiche Handelsland Yemen (Saba-Himyar) und damit die Weihrauchhandels- straßßen sowie den Indienhandel zu besitzen. Ostafrika wird dabei nicht in Frage gekommen sein, es hatte kein Interesse für den Handel, wenn man auch vielleicht von dort dann und wann Sklaven und Elfenbein bezogen haben wird. Vor allem ist in diesen Zeiten nirgend von einem Goldhandel an der Ostküste die Rede; Arabien und das Gebiet am oberen Nil gaben in alter Zeit offenbar genug Aus- beute von diesem Metall, um dem Bedarf zu genügen. Beim Niedergang der Macht von Rom erhielten die Perser immer mehr Einfluß in Arabien, dessen wesentlichen Teil sie offenbar schon zur Zeit des Pe- riplus beherrschten. Der letzte Himyaren-König Du-Nuwäs (490-525 v. Chr.) war jüdischen Glaubens und hatte die Christen in seinem Lande bedrückt, die deshalb die christlichen Abessinier zur Hilfe gerufen hatten, welche nun, wie schon einmal früher (zwischen 325 u. 375?), Südarabien unter El-Esbaas, dem Hellestenes des Procop, 525 n. Chr. eroberten. Der Urenkel von Du- Nuwaäas aber hatte die Hilfe des Perserkönigs Chosren angerufen gegen die fremden Herrscher, bei Aden kam es zu einem Kampf in dem die Abessinier aus Südarabien herausgeworfen wurden; und etwa seit 600 regierten in Yemen persische Gouverneure. Aber schon vorher (ca. 522) hatten die Perser die Nord- somaliküste besetzt; sie erbauten bei Berbera sogar eine Wasserleitung, deren Reste heute noch vorhanden sind. Um diese Zeit scheint für Ostafrika eine Geschichtsperiode beendet zu sein, über die wir seit dem Peripius nichts sicheres wissen. 3. Die Zeit des Mittelalters. Wenn auch schon früher in langen Zeiträumen Händler aus Südarabien die ostafrikanısche Küste besucht hatten, so werden sie dort nichts anderes als Handelsagenturen errichtet haben, bei denen vielleicht auch einige wenige Ansiedler im Lande blieben und sich mit den Eingeborenen vermischten. Die Unruhen in Südarabien aber und das Vordringen der Perser dort scheinen ein- mal eine Auswanderung der hamitischen Bewohner aus Südarabien verursacht zu haben, wie wir dies, — ebenfalls unter dem Einfluß des persischen Druckes — schon bei der Wanderung der Abessinier aus Mahra und Hadramaut nach dem Bergland in Afrika ein bis zwei Hundert Jahre vor unserer Zeitrechnung ge- sehen haben. Die Semiten drängten schon lange im Laufe von Jahrhunderten in Arabien immer mehr von Norden nach Süden und sogen die Hamiten dort auf, deren reinste Reste wir noch heute in Mahra sehen. Viele der Hamiten aber werden auch über das Meer gewandert sein und im Süden des Roten Meeres, noch mehr an der Nordsomaliküste sich angesiedelt haben. Den ee Hauptanstoß aber für eine solche Auswanderung wird die Ausbreitung des Mohammedanismus gegeben haben. Der Strom der semitischen Araber ging damals nicht nur nach Norden und Westen sondern auch nach Süden. Anderer- seits aber werden Glaubensstreitigkeiten viele Leute zur Auswanderung gebracht haben, und wahrscheinlich werden die in Bewegung gekommenen Glaubensboten mit größeren Menschenmassen wie in andere Länder so auch an die Ostküste von Afrika gegangen sein. Somit ist die Ausbreitung des Mohammedanismus der Beginn einer neuen Geschichte für Ostafrika. Um 634 soll der Mohammedanismus in Südarabien seinen Einzug gefunden haben, der Persereinfluß war dadurch dort beendet. Araber oder wohl mehr Hamiten Südarabiens wanderten massenhaft in das Somaliland. Nach der Über- lieferung der Somali sollen Leute unter Darod, Tarod aus Nord Hedschas sowie unter Dir, Tir etwa von Oman aus, (Paulitschke) den Stamm der heutigen Somali gebildet haben, anscheinend etwa um 650. Diese Einwanderer scheinen all- mählich die Galla und Bantu aus dem Norden verdrängt zu haben. Auch aus den Uferländern des Persergolfes scheinen Flüchtlinge und Dissidenten schon in den ersten Jahrhunderten des Mohammedanismus sich dorthin gewandt zu haben. Die genauere Kenntnis darüber verdanken wir einer Chronik der Insel Kilwa, die von den Portugiesen dert bei der Eroberung gefunden wurde. Da- nach soll ca. 122 d. Hedjra (739 n. Chr.) Said, der Sohn des von den Auf- ständischen gewählten Chalifen Ali bin Hussein, nach dem Tode seines Vaters nach Ostafrika ausgewandert sein, und mit ihm eine Menge seiner Anhänger. Ein großer Handelsverkehr mit dieser Küste muß zwar schon früher bestanden haben, denn 750 n. Chr. werden aus Mossul schon 4000 Sklaven von »Zendj« erwähnt, man wird also von dort lange Zeit schwarze Sklaven bezogen haben.*) Aber erst im 8. Jahrhundert scheint eine wirkliche Kolonisation von Leuten die sich fest dort ansiedelten und das Land bebauten, stattgefunden zu haben. Der Überlieferung nach haben die ersten Auswanderer eigentliche Städte noch nicht gegründet, wenn sie auch zum Schutze gegen die Eingeborenen in Ortschaften zusammenwohnten (Strandes S. 82). Im Jahre 908 sollen dann Irmäer aus El Chasa am Persergolf bei den Baharein-Inseln sich an der Somali- Küste (Ajan) niedergelassen und dort die Städte Mugdischu**) und Barawa ge- gründet haben. Die früher dorthin gekommenen Nachkommen der »Emosaiden wurden von diesen neuen Ankömmlingen verdrängt, sie wanderten ins Innere, vermischten sich mit den Eingeborenen und sollen auf diese Weise Anlaß zur *) Da Zendj, zeng einfach die »dunklen Bewohner Afrikas« heißt, können jene Sklaven- banden auch aus anderen Leuten, nicht aus Östafrikanern bestanden haben, z. B. aus Leuten vom Roten Meer. *=) In Mugdischu gibt es einen ganz ım Sande vergrabenen Stadtteil mit teils unter- kellerten Häusern. In einem solchen Keller wurden zwei riesige, bauchige, olıvbraun glasıerte Tonvasen gefunden, die ich dem Königl. Museum f. Völkerkunde in Berlin schenkte. Ich ver- mute, daß diese Vasen aus der Schirazi-Zeit Mugdischu’s stammen. Bildung des Somalivolkes gegeben haben. Etwas später (von verschiedenen Autoren wird die Zeit auf 944 oder wohl richtiger 975 berechnet) kamen andere Auswanderer aus Schiras in Persien, die sich in Ormuz einschifften. Sie konnten sich mit den andersgläubigen Mohammedanern an der Somaliküste nicht ver- tragen und gingen weiter nach Süden, wo sie die Stadt Kilwa auf einer Insel gründeten, an welchem Orte bei ihrer Ankunft schon Mohammedaner vorhanden waren, die auch eine Moschee hatten. Ebenfalls soll der Tradition nach Mombassa um diese Zeit von Leuten aus Shiras gegründet sein. Die gröflte Blüte scheint Kilwa unter Solıman Hassan 1178—1195 gehabt zu haben. In dem Werke von Strandes finde ich nun, daf die Leute von Schiras durch den Ruf vom Goldreichtum des Landes nach Ostafrika gegangen seien. Der arabische Schriftsteller Massudi (F 956), besuchte 917 die Ostküste von Afrika, er berichtete, daß im äußersten Süden vom Meere der Zendj Sofala von Demdernah und das Gebiet der Wak-wak läge.“) Sofala heifit wie wir sahen auf arabisch das »niedrige Küstenland«. Der Name könnte sich ja auf ‚verschiedene Gegenden beziehen, da aber Massud den Goldreichtum als bekannt voraussetzt und dieser schon in Persien bekannt war, müssen wir annehmen, daf3 tatsächlich 917 die Minen in Südafrika schon in Betrieb gewesen sind. Die Chroniken von Kilwa und Mombassa sind nun gewiß von keinen Leuten mit historischem Verständnis geschrieben, sie dienten vor allem den dynastischen Interessen der Herrscher und gaben die genealogischen Traditionen der Araber wieder. Es ist nun nicht sehr wahrscheinlich, daf3 wir einmal ge- nauere Daten erhalten werden, wenn nicht zufällig Münzen usw. gefunden werden sollten.**) Wir müssen uns demnach mit dem Vorhandenen begnügen und uns daraus ein Bild machen. Danach aber ist es mir sehr wahrscheinlich, daß die Ausbreitung des Islams und religiöse sowie politische Schwierigkeiten den Haupt- anstol zur Besiedelung von Ostafrika gegeben haben. Mit den Verhältnissen zu Hause unzufriedene Leute suchten sich eine neue Heimat, und auflerdem wirkte die Exspansionskraft der Lehre Mohammeds nach Ostafrika ebenso wie anderswo. Handelniederlassungen zum Erwerb von Elfenbein, Sklaven und *) Über die Wak-wak hat man viel Vermutungen aufgestellt und geglaubt, sie mit den Makua identifizieren zu können. Derselbe Name kommt, wie Schumann (Zimmtländer) schreibt, auch in arabischen Quellen über Ostasien vor. Nun erinnere ich mich, daß unsere Kairo-Sudanesen oft wilde Völker, deren Sprache sie nicht verstanden, mit Bake-bake be- zeichneten, Emin sagte mir, das solle bei den Arabern heißen, »sie zwitschern wie die Vögel«, d.h. haben eine unverständliche Sprache. Auch die Zwerge wurden so genannt. Sollte nicht das Wak-wak ebenso zu deuten sein? **) Nach einer Zeitungsnotitz von 1902, von der mir Herr J. Strandes sprach, hat Prof. Stanley. Lane-Poole in der Royal-Irısh-Academy einen Marmor-Grabstein aus Rhodesia- Ruinen gezeigt mit einer Inschrift aus A. H. 95 (713—714 n. Chr.) Wenn dieser Stein un- zweifelhaft dort gefunden ist, so beweist es, daß die Besiedelung durch Araber im Süden schon vor der oben erwähnten Auswanderung der »Emosaiden« stattfand. Schildpatt wird es seit langem gegeben haben, nicht aber geschlossene Siedelungen. Für den Beginn von diesen möchte ich die zweite Hälfte des 7. Jahrhunderts vermuten. Und zwar scheint die Siedelung, nachdem die Hamiten Südarabiens schon grofßßenteils verschwunden waren, besonders von den Küsten des Perser- golfes ausgegangen zu sein, da Persien ja auch in Südarabien seit 600 die Hegemonie hatte und da nach der Eroberung von Persien durch den Islam dort eine Menge politische und religiöse Flüchtlinge das Land verlassen haben werden. Und bald kam auch die neue politische Hegemonie der Landschaften des Perser- golfes erhöht zur Geltung, nachdem mit der Gründung von Bagdad und Basra durch die Chalifen Macht und Handel sich dort etabliert hatten. Wir sahen oben, daf3 im Altertum und Mittelalter Tausende von persischen Bergleuten die Goldminen an den Östabhängen von Yemen ausbeuteten, daß Gold in Mengen von Ommana und Apologos verschifft wurde, daß Ham- dani, dessen Werk (Ibn-el-Hayik Hamdani’s Gezirat al Arab), die Be- schreibung von Arabien, 908 kopiert ist (Sprenger, S. 2), diese Minen noch im Betrieb kannte (Glaser, S. 350). Wir müssen außerdem uns immer ins Gedächtnis zurückrufen, daf3 die große Völkerwelle, die das östliche und vielleicht ganze Afrika seit der Urzeit überschwemmte, vom persischen Golf ausging, wo Elam ein uralter Staat an den Küsten war, der erst etwa 2300 v. Chr. begann, sich in Babylonien festzusetzen (Glaser, S. 374). Arabien hat bei diesen großen Völkerströmen, deren Ursachen wir nur ahnen, deren tatsächlichen Vorgang wir aber sicher annehmen können, immer nur als Zwischenstation gedient. Und auch im Mittelalter kamen die Menschen wieder von den Landschaften des Perser- golfes nach Ostafrika, zuerst die Leute, die in der Überlieferung unserer Ostafrikaner noch heute als Schirasi bezeichnet werden, dann noch später die Maskatleute. Viele von diesen Kolonisten, die meiner Ansicht nach seit dem Ende des 7. Jahrhunderts sich in Ostafrika festsetzten, werden die Goldbergwerke in Arabien selbst gekannt haben, und wie alle derartige Bergwerke werden auch diese sich bei einer intensiven Ausbeutung von Jahrhunderten erschöpft haben. Es ist zu natürlich, daf3 einer oder der andere der Kolonisten in seinem neuen Heimats- lande nach dem ihm von früher bekannten Gold suchte, es werden auch unter- nehmende Leute dabei gewesen sein, die sich ein wenig in das Innere des Landes wagten. Und wahrscheinlich auf diese Weise wird man das Gold im heutigen Rhodesia gefunden haben. Die Kunde von den Funden aber wird sich sehr rasch verbreitet haben, und eine Art von Goldfieber wird entstanden sein, das auch die erwähnten Auswanderer von Schiras angesteckt hatte. 4. Die Zimbabwe-Kultur. So weit ich orientiert bin, ist bis heute noch kein scharfer Beweis dafür erbracht, daf3 die großen Bauten in Rhodesia, die von den Portugiesen besucht, von de Barros, de Goes, Duarte Barbosa beschrieben, und von Karl Mauch 1871 wieder entdeckt wurden, in das höchste Altertum hinaufreichen. Die Stuhlmann, Beiträge zur Kulturgeschichte von Ostafrika. 54 Ausführungen von Randell Maciver, v. Luschan und H. Schäfer stellen dies wenigstens in Frage, besonders wo die dort angeblich gefundene »ägyptische« Statuette sich als eine moderne Fälschung erwiesen hat*), und nachdem v. Luschan die »Tierkreisabbildung« auf einer dort gefundenen Holzschüssel als Negerdar- stellungen der Zauberhölzer (dolla) Südafrikas erkannte. Aber wenn ich die Ab- bildungen und genauen Beschreibungen der mächtigen Mauerwerke ansehe, die am besten wohl Hall in seinem großen Werke gibt, so bekomme ich die feste Über- zeugung, daß es sich um Bauten handelt, die nun und nimmerallein von Negern ausgeführt sein können. Sie sind viel zu solide hergestellt, um einem Hackbauvolke zu dienen, das immer seine Plätze wechseln muß, aus Steinen baut auch kein Neger. Wenn selbst wahrscheinlich die regelmäßigen, vierkantigen, ohne Mörtel gefügten Steinplatten durch Zerschlagen von den Sprengstücken hergestellt sein mögen, wie sie durch tägliche Erwärmung und nächtliche Ab- kühlung von Granit in Afrika so oft entstehen (z. B. bei Mwanza massenhaft), so ist die Arbeit doch zu glänzend, um Neger als Bauherren zuzulassen. Unter den in den Ruinen gemachten Funden ist nun keiner (die Steinwaffen bei Dhlo- dhlo ausgenommen), der beweisen könnte, daß die Bauten über das »Mittelalter« zurückgehen, ja, man hat dort viele Scherben von Seladon-Porzellan ausgegraben, das nicht vor 620 erfunden ist, das aber erst durch die Handelsniederlassungen der Araber in China (die dort seit 550 saßen) besonders vom 11.—14. Jahr- hundert verbreitet wurde. Man fand dort auch dekorierte arabisch - persische Gläser aus dem 13.—14. Jahrhundert. Ebenso sind außer einigen offenbar indi- schen Achatperlen, — die noch zur Zeit der Portugiesen aus Indien kamen und die man selten noch in den Händen der Neger im Innern findet,**) — auch Perlen gefunden, die ganz denen gleichen, die man auch in Mugdischu fand und die heute noch unter dem Namen »sela, selan«}) aus China via Bombay nach Zanzibar kommen. Es sind dieselben, die im Ituri-Gebiet als »mangatschutschu« gangbar waren, als ich mit Emin dort war. Einige der mir vom South African Museum liebenswürdig zur Ansicht ge- sandten Scherben, Glas sowie Perlen aus den Rhodesia-Ruinen habe ich photo- graphiert. Im Jahre 1907 ging eine Notiz durch die Zeitungen, daf3 von einem Ein- geborenen bei Zimbabye eine Silbermünze gefunden sei, die sich im Besitz eines Herrn D. Robinson in Humansdorp befände und die ein salomonischer Schekel sei. Der Besitzer sandte mir liebenswürdigerweise die Photographie dieser Münze, die ganz einem Schekel gleicht, leider aber erhielt ich über die Umstände des Fundes keine weiteren Notizen. (Vor Jahren habe ich in Zanzibar einen noch *) In der neuesten Publikation von Dr. Peters ist noch eine andere, goldene Statuette, erwähnt, über die mir näheres nicht bekannt ist. **) Siehe v. Luschan in Werther’s Werk, S. 350. +) Sela ıst nach Richthofen, Schumann u. a. Korea, der Name kommt auch in den altarabischen Autoren über Östasien vor. dazu gefälschten Schekel gekauft, der offenbar von griechischen Kaufleuten dort- hin gebracht war.) Ehe demnach nicht die Münze :von Fachleuten untersucht ist und man ganz genau über die Umstände des Fundes Bescheid weils, kann auch diese Münze nicht als Beweis für das hohe Alter der Ruinen dienen.*) Die Bauart der Ruinen soll nun nach Hall sehr an solche aus den Sabäer- landen in Südarabien erinnern. Recht viel haben dıe aus Speckstein geschnitzten Vogelfiguren von sich reden gemacht, die auf langen, die runden Mauern der »Tem- pel« überragenden Steinbalken safen. Es ist denkbar, aber nicht zwingend, daf3 diese Fi- guren Negerarbeiten sind. Ich halte sie für Werkstücke der alten Kolonisten oder doch unter ihrer Leitung gemacht. **) Die Bergleute von Zim- babwe werden auch die Ter- rassen- und Wasserleitungs- bauten von Inyanga hergestellt haben, von denen die Be- obachter erzählen, denn auch Dekorierte Gläser und Perlen, die von Mr Rich. N. Hall in ihrer Heimat ist eine Land- zıemlich tief an den Fundamenten der Zimbabwe-Ruinen ee lertassenbau gefunden sind. (Aus dem South African Museum.) und künstlicher Bewässerung ganz allgemein. Und die Terrassenberge kommen sogar schon in den ägyptischen Beschreibungen von Punt vor. Maciver hält diese Terrassen in Inyanga allerdings für Schutzwälle. Bevor nicht ganz zwingende Beweise für ein höheres Alter dieser Ruinen erbracht ist, möchte ich demnach annehmen, dafs sie vielleicht nicht früher als 650 n. Chr. unter der Leitung von Leuten errichtet sind, die von Jemen oder *) Nach einer Zeitungsnotiz vom 14. Januar 1909 soll auch ein Trapisten- Mönch aus dem Museum von Marianbill in Natal eine altjüdische Münze beschrieben haben, die aus dem 2. oder ı. Jahrhundert v. Chr. (nach »South Africa« vom 30. 1.09 aber von 66—70 n. Chr.) stamme. **) Sollten diese Figuren nicht Geier sein können, wie man sie zu Tausenden auf den » Türmen des Schweigens« der Perser-Parsi sitzen sieht? Wenn die alten Kolonisten und Bergleute Zimbabwe’s aus Südarabien oder Persien stammten, vielleicht sogar aus den persischen Berg- werken in Jemen, sollten sie dann nicht auch den Feuerdienst gehabt und ihre Toten in der- selben Weise bestattet haben, wie es heute noch die Parsi tun, welche sie in Ummauerungen legen und von den Geiern verzehren lassen? Sie haben vielleicht die von ihnen verehrten Geier als Bildnisse auf ihre neuen Tempel gesetzt? Ich möchte diese Frage zur Erklärung der Geierfiguren nur anregen. Auch viele Pfeifen aus »Seifenstein«, dıe wohl zum Hanfrauchen dienten, sind nach Mac- iver im Matabeleland gefunden worden. 54* den Uferländern des Persergolfes kamen und die in ihrer Heimat schon Gold- bergbau gekannt hatten, der sich aber dort nicht mehr recht rentieren wollte. Sie haben vielleicht zuerst ihren Feuer- und Sterndienst in die neue Heimat gebracht und auch später noch nach den alten Modellen ihrer Heimat Tempel usw. gebaut. Die Bauten selbst aber sind unter der Leitung der mehr oder weniger zahlreich mit höherer Kultur gekommenen Fremden von 'den Händen der in Mengen zur Arbeit herangezogenen Eingeborenen ausgeführt. Daf3 man dort keine Münzen fand, ist erklärlich, denn mit diesen konnte man im Lande nichts an- fangen. Auch bei uns in Ostafrika war vor unserer Ankunft das gemünzte Geld im Inneren nur dem Namen nach bekannt. Man hatte ja außerdem als Wert- messer die Goldstückchen (%ör auf Arabisch).*) Ein großer, neuer Zufluß von Einwanderern scheint nach Hall im 13.—14. Jahrhundert stattgefunden zu haben. Die Zimbabwe-Kultur war zur Zeit der Ankunft der Portugiesen offenbar nicht mehr auf ihrem Glanzpunkt, sie muß aber gleich bei ihrem Beginn auch mit großen Mitteln, mit einer Art Goldfieber eingesetzt haben, und allmählich wird sie degeneriert und vernegert sein. Bei der Ankunft der Portugiesen scheinen dort nur Neger gesessen zu haben. Der Einfluß der Portugiesen, die den Goldhandel an sich reifßen wollten und die Araber auch aus religiösen Gründen zu verdrängen suchten, hat wohl sehr viel zur ferneren Degenerierung beigetragen, denn die Portugiesen besafsen nicht Kraft und Menschen, die Minen selbst in der Art, wie die verschwindenden Araber-Perser es getan, weiter zu halten. Und später werden die Kaffern von Zimbabwe **) noch ein wenig Gold nach altem Schema gewonnen haben, bis auch das ganz aufhörte. Die Portugiesen haben aber dort doch eine ganze Zeitlang gesessen und auch wohl geherrscht, von 1560—1632 waren in »Monomotapa« die Dominikaner, die Jesuiten sollen sogar bis etwa 1770 dort Stationen gehabt haben, um 1607 und 1700) stellte sich das Reich des Monomotapa, das offenbar ganz Negerstaat geworden war, unter *) Das Gold soll nach Macıiver in Rhodesia mzaruca und dhahabı genannt worden sein, letzteres ein echt arabisches Wort. **) Zimbabwe heißt nach Maciver »Steinhäuser«e. Von den Portugiesen wurde der Hauptort des Sultans so genannt, besonders aber der den Portugiesen benachbarte am Berge Fura, wo sie am Muzoi-Fluß, 150 engl. Meilen von Tette, kurze Zeit ein Pallisaden-Fort namens Masapa hatten, das nach Peters heute auch Inja-Sapa heißt. Monomotapa war der dynastische Titel des Negersultans, der erst Anfang des 19. Jahrhunderts ganz verschwunden zu sein scheint. ) 1560. Der Jesuit Goncalves de Sylveira tauft Leute in Monomotapa. 1569. Expedition von Francesco Barreto nach Monomotapa. 1570 wird Zimbabwe von den Portugiesen verbrannt. 1. August 1607 sucht der König von Monomotapa portugiesischen Schutz. 1609 werden die Portugiesen aus Monomotapa vertrieben, weil sie 5000 Dukaten Subsidien dem Herrscher nicht bezahlten für die Erlaubnis der Goldausbeutung. Von Herrn Heinrich Hansing i. F. Wm. Philippi & Co. erhielt ich die Photo- graphie einer angeblich 1898 bei Inyanga ausgegrabenen portugiesischen Goldmünze aus dem Jahre 1598. den Schutz der Portugiesen, die bei Inyanga ein Fort hatten. Wahrscheinlich hat eine Invasion von Zuluvölkern den letzten Rest am Ende des 18. Jahrhunderts zerstört. (Vergl. Passarge, Südafrika, S. 180.) Randell Maciver steht auf dem extremen Standpunkt, daß es bei diesen Ruinen sich nur um Negerarbeiten handle, daß die Terrassen Verteidigungs wälle seien, aus denen sich, ebenfalls als Verteidigungsbauten, die runden tempel- artigen Bauwerke entwickelt hätten. Die vielen Ähnlichkeiten mit den Verhält- nissen in Arabien und die geschichtlichen Überlieferungen lassen sich, wie mir scheint, ungezwungen vereinigen, wenn man meine obige Theorie annimmt. Mr. Rich. N. Hall, der langjährige Erforscher dieser Ruinen, macht mich in einem Briefe vom 10. Juli 1908 darauf aufmerksam, dafs vor dieser persisch- arabischen Einwanderung sicher eine viel ältere Kulturschicht in Zimbabwe ge- Arabisches Türschloß aus Holz von Zanzibar. wesen sei, deren Träger die Tempel erbauten, die Geierbilder, Phalli usw. her- stellten und große Goldschätze besaßen. Hall’s neues Werk »Prehistoric Rhodesia« ist leider bei Abschluß meiner Arbeit noch nicht erschienen. Die Seladon- und Glasfunde beweisen jedenfalls, daf die Minen und Gebäude etwa vom 11. bis 15. Jahrhundert in Benutzung waren. Wer sie früher errichtete, weifß man nicht. Die oben erwähnten, zerstreuten Münzfunde scheinen mir einst- weilen noch keine scharfen Beweise über Zeit und Herkunft der alten Kolonisation zu sein. Interessant ist nun, daß ein in großen Mengen ins Land kommendes Ein- wanderervolk, wie es die Erbauer der Rhodesia-Ruinen waren, so sehr wenig Einfluß auf die Entwickelung des Landes hatte. Man kann ja allerdings sagen, dafs eben nur Berg- und Kaufleute sich dort aufgehalten hätten, und dafs diese wohl recht wenig zur Entwickelung beigetragen haben. Aber wenn meine obige An- nahme richtig ist, so waren es doch dieselben Einwanderer, die weiter im Norden als Shirazi, wie wir sehen werden, eine Menge neuer Kulturelemente eingeführt haben. Und ihre Stammesgenossen werden auch in der Gegend von Simbabwe dasselbe getan haben. Aber es scheint nichts davon nachgeblieben zu sein, nachdem die höher kultivierten Einwanderer verschwunden sind. Es sollen sich dort aber, wie mir J. Strandes erzählte, nach Augaben von Henrik Müller noch die altertümlichen Holzschlösser mit Holzschlüsseln bei den Negern in Gebrauch finden, die auch in Zanzibar in alten Häusern noch heute vorhanden sind und die selbst in Tunis vorkommen. Es ist dies jedenfalls eine arabische Einführung. Wenn man vielleicht auch einige Schuld dem Umstande zuschreiben kann, daf) zuluartige Völker später die Gegend überschwemmt haben, so ist es doch merkwürdig, daf3 weder die Gewöhnung an Steinbauten noch etwas Baum- kultur übrig blieben. Trotzdem die Einwanderer offenbar in großer Zahl gekommen sind, trotzdem sie eine grofße Macht ausgeübt haben: nach ihrem Verschwinden ging auch.ihre Kultur unter, der Neger hat nichts davon aufgenommen. Höchstens wird von dieser Gegend aus der Hanf seinen Einzug in Afrika gehalten haben, und vielleicht sind auch einige Bohnensorten auf die Perser-Araber zurück- zuführen. 5. Die Shirazi-Kultur Ostafrikas. An der ganzen Küste von Ostafrika sind die Reste alter Bauten verteilt, von dem Somaliland nördlich Mugdischu bis in das portugiesische Gebiet südlich von Angosch hinein, die von den Eingeborenen noch heute allgemein den Shirazi, d.h. Leuten von Shiraz in Persien, zugeschrieben werden. In manchen Orten bezeichnen die Neger die Erbauer dieser Ruinen auch als Wadeburi, Wadebri. Möglich ist, daß dies Wort von dem Jemen-arabischen dadur, dabir für »Westen« kommt, daß es. also die Westleute waren (vgl. auch Glaser, Arabien, S. 196), vielleicht waren es die von den Persern oder Maskatern so genannten Leute aus dem südwestlichen Arabien, die für erstere westlich wohnten. Außer den größeren Orten, die von den mittelalterlichen arabischen Schriftstellern erwähnt wurden, wie Mugdischu (megaad-el-chäta = Ort der Schafe), Barawa, Melindi, Patta, Mombassa, Kilwa, Sofala sind noch eine grofle Anzahl kleiner und kleinster Siedelungen vorhanden, deren Reste man jetzt den Shirazi zuschreibt. Die mittelalterlichen arabischen Schriftsteller, wie Edrisi (gest. 1164), Yakuti (1179 bis 1229), Abulfeda (1273—1331), Ibn Sayd, Ibn Batuta (1302— 1377), Abul Mahassen (1378), El-Bakus (1403) erwähnen meistens die größeren dieser Orte wie Mugdischu, Barawa, Malinde, Lamu, Mombassa, Kilwa und Sofala; auch die Komoren und Madagaskar*) sind in diesen Jahrhunderten von denselben Mo- hammedanern besiedelt worden. Von Jakuti-El-Bakui wird zuerst auch der ein- geborene Name der Insel Zanzibar-Unguya als Zendjuja, von anderen Pemba als e/ *) Das Wort Madagaskar ist eine durch Marco Polo veranlaßte Verwechselung und Namensverdrehung aus Mugdischu. —— 855 = Chotera genannt, aber es müssen schon damals eine sehr große Menge kleiner Siedelungen vorhanden gewesen sein. Revoil (Tour du Monde 1882—83) hat eine Anzahl dieser Ruinenorte aufgezählt, ebenso Brenner (Petermann’s Mitt. 1868). Aus unserem Gebiet erwähne ich noch Mtangata (Tongoni) bei Tanga, Pumbuji 1 '/, Stunden südlich von Baga- moyo (— schon von den Portu- giesen Pambuga genannt —), Bweni bei Bagamoyo, dann ein Dorf an dem Platze, wo jetzt das Hospital in Dares- salam steht, auch an der süd- lichen Seite der dortigen Bucht sind Ruinen, aufderInsel Kwale, an der Rufiyi-Mündung*), auf Mafia, in Chole, Ras Kisi- mani,**) Djuani, Kua, dann in Mdingi bei Lindi, in Mgao bei Sudi, auf der Insel Tum- batu bei Zanzibar usw. Die alte Niederlassung auf Zanzi- bar soll südlich der heutigen Stadt bei Unguya mkuu ge- legen haben. Alle diese Shirazi-Bauten sind durch behauene Steine an den Fenster- und Türum- Schirazi-Grab von Tongoni-Tangata (dasselbe, welches rahmungen, durch Mörtel, der Burton abbildete). ohne roten Lehm hergestellt ist, durch Kerbschnitzfiguren, die als Verzierungen in den weichen Mörtel ge- schnitten sind und bei den Moscheen, z. B. in Kilwa, Kiziwani, durch Gewölbe- decken charakterisiert. Überall sind bei den Siedelungen tiefe, sehr sorgfältig *) Dort halbwegs zwischen Mzungu und Nyemsatı waren Gebäudereste, Moschee, Gräber, ferner Reste einer Stadt, die vor über ıoo Jahren von den Shikokombe-Wadeburi bewohnt war, und Pflanzungen in der Gegend Mschengia, die angeblich vor Ankunft der Portugiesen verlassen sind. Zwischen der Twana- und Kivumboni-Mündung ward auf einer Säule eine große Porzellanschale in Form einer Kröte gefunden, die ich dem Mus. f. Völkerk. in Berlin sandte, j **) Von einigen dieser Orte werden mehr oder weniger verbürgte Schatzgräbergeschichten erzählt. So sollen bei Kirongwe auf Mafia unter einem Baobabbaum Portugiesen, die mit einem Segler eigens kamen, eine schwere Kiste und Töpfe gefunden haben (ca. 1850), dagegen hergestellte Brunnen und schöne Gräber vorhanden, die immer am Kopfende eine hohe Grabstele haben, die oft phallusartige Form zeigt.*) Manche von diesen Gräbern haben hausförmige Überbauten mit spitzem »Zeltdach«. Fast als Leitfossilien findet man in diesen Ruinenorten Scherben von dem graugrün glasierten dicken Porzellan, das man als Seladon bezeichnet, und das die Araber bei uns heute noch Zezfun nennen, nach dem alten arabischen Handels- platz gleichen Namens in China gegenüber Amoy (Ch’üan-chou-fu). Aber auch andere Porzellane findet man; so war z. B. in der einen Kilwa-Moschee früher ein Teller von »Rhodos Porzellan« eingemauert. Diese Bauten zeigen eine viel bessere Technik, als die heutigen Farbigen sie haben, sie zeugen von einem Volke, das auf einer höheren Stufe stand als auch die jetzt bei uns wohnenden Araber und Indier. Der Reichtum und die Blüte dieser Orte sind offenbar dem Goldhandel mit Sofala zuzuschreiben, auch mit Sklavenhandel wird man viel verdient haben. Aber diese Kolonisten trieben durchaus nicht nur Handel, sie hatten vielmehr feste und politisch organisierte Niederlassungen, die lange Zeit alle von Kilwa abhängig waren und die viel Ackerbau trieben. Der Tradition nach soll Sofala von Mugdischu aus gegründet aber schon im Anfang des 12. Jahrhunderts von Kilwa abhängig "gewesen sein (Strandes S. 99). Wahrscheinlich aber erfolgte die Gründung schon im 7. Jahrhundert. Überall an der Küste von Mugdischu bis Sofala wird gleich im Anfang der Kolonisation, nachdem das Gold einmal gefunden war, ein großer Menschen- zuflußß eingesetzt haben, und der leichte Erwerb gestattete den Leuten vielen Luxus. So kam es, daf3 die Zeiten etwa von 900 an für Ostafrika glänzende waren, daf3 in ihnen die Grundlage der mohammedanischen Kultur gelegt wurden, wie die Portugiesen sie bei ihrer Ankunft vorfanden und wie wir sie heute noch haben. Aber anscheinend war der Höhenpunkt der Entwickelung 1500 bei der Ankunft der Portugiesen schon überschritten. Den Zustand der damaligen Zivilisation hat Strandes in seinem grund- legenden Werk über die Portugiesenzeit (S. 81 ff.) mit Meisterhand geschildert. Alles wesentliche war vor 400 Jahren genau so wie heute, und dieser Zustand muß in der Zeit von ca. 700—1500 entstanden sein, der Höhepunkt der Ent- hätten später gekommene Leute bei Tireni auf Mafia nichts gefunden. Auf der Insel Mnemba an der Östseite der Insel Zanzibar sollen etwa 1885 mit einem Segler gekommene Portugiesen ebenfalls einen Schatz gefunden haben, eine Nachricht, die ich 1889 vom Wali von Kokotoni erhielt, die aber sehr unwahrscheinlich ist. Dagegen wird ganz sicher verbürgt, daß bei Ras Kisimani auf Mafia um 1850 Portugiesen mit Büchern und Karten angekommen sind, gemessen haben und beim Graben eine Kiste oder Urne fanden, die sie fortnahmen. Beim Transport ist diese zerbrochen; ein Indier nahm eine Scherbe davon mit sich, die er später teuer nach ihrem Silberwert verkauft hat. Dieser Indier Namens Soliman Dawud hat Herrn J. Strandes dies Erlebnis selbst erzählt. *) Solche Gräber werden auch aus Madagaskar abgebildet. wickelung wird 1100—1300 gewesen sein. Die nördliche Küste, das Somali- land, wurde von den Arabern Dar-el-Agam genannt, das südliche Gebiet war das Land der Zendj, Zendji-bar, das Land der Schwarzen.*) Die herrschende Klasse in den vielen Orten waren Perser und Araber, wohl fast durchweg aus den Uferländern des persischen Golfes, man trug offenbar bei der Ankunft der Portugiesen dieselbe Kleidung wie heute, weiter im Norden, in Mugdischu, hat man nach Ibn Batuta’s Bericht damals die weißen Tücher wie die heutigen Somali getragen. Man wohnte in eng stehenden Hütten aus Stangenwerk mit Lehmbewurf und Palmblattdach, nur wenige Häuser waren aus Stein. Die Küstenorte hatten einerseits mit Sofala, andererseits mit Aden, Ormuz, den Orten am persischen Golf und mit Kambaya in Nordindien Beziehungen. Und zwar scheint wie in ältester Zeit der Verkehr fast ausschließlich mit den »genähten« Boten, den rhapta des Periplus, den madarata des Perser-Golfes (Glaser, Arabien S. 190 muddarra’at, madra’at, bastgebundene Schiffe) den muntaefiya der Araber (Burton), den ztepe des heutigen Ostafrika stattgefunden zu haben unter der Führung von Arabern, die den Kompas wohl in China kennen gelernt hatten, und die mit Instrumenten den Schiffsort bestimmen konnten. Ich glaube, daf3 erst unter dem Einfluß des indischen Handels die »Dhaus« mit ihren verschiedenen Arten aufgekammen sind. Bei der Ankunft der Portugiesen waren in allen den Orten schon eine Anzahl heidnischer und mohammedanischer Indier. Wann diese Invasion der Indier begonnen hat, läßt sich schwer fest- stellen. Man vermutet, daf3 zur Zeit des Periplus sie auf Socotra schon längere Zeit saßen. Bei dem regen Verkehr, der in sehr alter Zeit mitjIndien herrschte, um Pfeffer und andere Gewürze, besonders aber Baumwollstoffe zu erwerben, werden sicher auch in sehr früher Zeit Indier in den Handelsemporien Süd- arabiens und der Nordsomaliküste sich niedergelassen haben, ich glaube, aber *) In seinem Diktionär der Swahili-Sprache schreibt Krapf Dar-el-Agam, von ajamon, arabisch Barbaren, »alles was nicht arabisch ist«, Herr Geheimrat Prof. Dr. Sachau in Berlin schreibt mir, daß die Araber — ähnlich wie Griechen und Römer — alle Menschen in Araber und Barbaren teilen. Das Wort agem heißt Barbaren, Barr-el-agem also Barbarenland. Nebenbei besteht ein volkstümlicher Sprach- gebrauch bei Türken, in Babylonien — und meines Wissens auch in Zanzibar — die Perser speziell 'Agem (agemi = ein Perser) zu nennen. Es ist meiner Ansicht nach demnach sehr gut möglich, daß das Somaliland nicht nur als »Barbarenland« sondern auch wegen seiner persischen Kolonisation so genannt wurde. Mit zeng (zendj) bezeichnen die Araber alle dunkelfarbigen Leute Afrikas, Bantu, Neger usw. aber nicht Ägygter, nicht Lybier oder Berbern. Nach Burton soll das Wort Zany (korrumpiert 2777), Plural zw), »unzweifelhaft« das persische sang, oder zangr, »ein Schwarzer« sein, verändert durch die Araber, die das harte arisch-persische sa/ nicht kennen. In derselben Sprache heißt Bar »Land«, demnach Zanzibar Land der Schwarzen, Nigritien. Im modernen Persisch heißt sarzgz auch »ein Neger« und alle Schwarzen; daher serghi = Zigeuner, italienisch zzzgarz. Herr Geheimrat Prof. Dr. Sachau aber schreibt mir, daß eng ein arabisches und kein persisches Wort sei und nicht »schwarz«, sondern speziell die dunklen Bewohner Afrikas bezeichnete. nur da, wo wirklich ein reges Geschäft war, und ich nehme an, daf3 sie nach Ostafrika erst dann in nennenswerter Zahl gekommen sind, als die arabische Be- siedelung und die Goldausbeutung mit Macht einsetzten, also etwa erst im 10. oder ıı. Jahrhundert. Es wurden zur Zeit der Ankunft der Portugiesen nach Strandes eingeführt: Baumwollstoffe, Glas- und Achatperlen aus Kambaya, Rosenwasser, Salz, Glas- flaschen, getrocknete Fische aus dem persischen Golf, — ebenso wie es heute noch geschieht, — Kupfer. Von dem letzteren vermutet Strandes, daß es aus China stammte. Ich nehme an, daf3 viel davon auch aus Südarabien kam, wo auf einer Insel Masira von Persern betriebene Kupferminen waren. Ausgeführt wurden Sklaven, Elfenbein, Schildpatt, Amber, Wachs, Harz (Kopal?), Zibet, Kauris und Gold. Das letztere war offenbar der Lebensnerv des Handels. Die mohammedanische Invasion, und zwar besonders die Leute aus dem persischen Golfe, haben jedoch nicht nur Handelsniederlassungen sondern auch dauernde Ackerbausiedelungen gegründet und eine Menge neue Kulturelemente ins Land gebracht. Wenn auch wohl vielleicht schon früher einzelne Kokos- palmen vorhanden waren, durch Strömungen angeschwemmt, so werden diese Änsiedler doch erst die Palme wirklich kultiviert haben; sie haben ferner ein- geführt: Areca-Palme, Betelpfeffer, Jams (Dioscorea alata), Fenessi, Mango, Granatapfel, Curcuma, Ingwer, Zzbiscus sabdariffa und Hibiscus escu- lentus, Solanum esculentum (beringani), die besseren Sorten der Wasser- melonen und von Cxcumis Melo, Hennah, Sesam, Cannabis, — diesen vielleicht besonders in Zimbabwe, — wahrscheinlich die Bohnenarten Pha- seolus Mungo (djirokko), Dolichos Lablab und Vigna sinensis (kunde), wenn diese Bohnen nicht schon früher in vorhistorischer Zeit durch die Bantu- einwanderungen gebracht waren, dann Zuckerrohr, — aber ohne die Fabrikation des Zuckers, — Reis, Citrus aurantium amara und sinensis, (die bittere und süße Orange), Ci/rus medica limetta und Citrus histrix acida (die süße und saure kleine Zitrone), Fambosa vulgaris, (den Rosenapfel). End- lich wird von ihnen die Einführung der Baumwolle und der Weberei stammen, das Fettsteißschaf, der Maskatesel (dieser vielleicht erst später), vielleicht auch Taube und Katze. Ob das Huhn erst mit den Mohammedanern nach Afrika kam, läßt sich nicht bestimmt nachweisen, wahrscheinlish kam es schon früher. Während der Araberzeit zuerst von Massudi wird aus Afrika von einer Eisenindustrie berichtet, während früher nach den Angaben des Periplus Eisen unter den Importartikel aufgezählt wird. Ob die Eisengewinnung aber sich erst unter dem Einfluß der Araber verbreitet hat, ist zum mindesten zweifelhaft. Die Perser haben auch die Zeitrechnung nach dem ‚persischen Sonnenjahr an unserer Küste eingeführt, die man noch heute für die Zwecke der Landwirt- schaft und Schiffahrt benützt, während man sonst das arabische Mondjahr an- wendet. Das Sonnenjahr hat 365 Tage und beginnt mit dem nzerus, nauros, nay-ros, der im alten Ariana nach persischer Tradition von König Jamshid eingeführt und an den Tag des Winteräquinoctiums gelegt wurde. Er entspricht dem Holi-Fest der Indier. Der Swahili nennt den persischen Neujahrstag 7% ya mwaka und zählt von da in Dekaden a 10 Tagen seinen landwirtschaftlichen Kalender. Weil nur 10—ı2 Tage dem arabischen Mondjahr zugelegt werden anstatt genau I6 Tage o Minuten 11,7 Sekunden rückt der Jahresanfang des persischen Sonnenjahres gegenüber dem astronomischen Jahr hier jährlich um einige Tage vor (Burton). Aber die Tatsache, daß diese Zeitrechnung sich noch er- halten hat, beweist den sehr großen Einfluß, den die Perser in Ostafrika hatten. In das Innere scheint die mohammedanische Kultur sich nicht weit erstreckt zu haben, man kann sie stellenweis in Usaramo, in Usambara an der Verbreitung von Bäumen der bitteren Orange, Finessi u. a. vermuten. Nur recht wenige mohammedanische Einführungen aber sind allgemein von den Negern angenommen worden, vor allem die Baumwolle, deren Negername pamba deutlich auf die persische Herkunft hinweist. Wenn auch der landwirtschaftliche Einfluß von Persien kam, so scheint der religiöse von Arabien ausgegangen zu sein, denn persisch-schiütische Mohammedaner haben wir mit Ausnahme einiger Indier nicht. Und auch die Religion der Einwanderer ist damals nicht in das Innere gebracht worden, die ganze Kultur derselben beschränkte sich auf die Küste, aber diese hat zu jener Zeit ihren noch heute bestehenden Typus erhalten. Während dieser arabisch-persischen Periode trat ein Handel mit China auf. China war zwar bereits im 3. Jahrhundert einmal für den Fremdenverkehr (Syrien, ÖOstrom) geöffnet worden, im 4. und 5. Jahrhundert gingen schon ‚chinesische Schiffe nach Ceylon, Bengalen und dem persischen Golf, um 550 sollen Araber-Perser in China seßhaft gewesen sein, zwischen 600—900 verkehrten dort viele malabarische Schiffe, aber erst während der Expansionszeit des Mohamme- danismus scheinen die arabischen Händler in gröferer Zahl nach China gegangen zu sein, und damit hat wohl zeitweise der eigene chinesische Außenhandel auf- gehört. Besonders während der Blüte Chinas unter der Tang-Dynastie (618 bis 967) florierte der arabische und persische Handel in China. Die Haupthandels- niederlassungen dieser Kaufleute waren Kinsai (Hang-chow in der Provinz Chekieng), Zeitun (Ch’üan-chou-fu bei Amoy) und Kanton. Letzteres wurde 758 von den Arabern und Persern geplündert. In China war später als 620 das Porzellan erfunden, wahrscheinlich indem man Experimente machte, um Glas herzustellen, das man in den Mittelmeerländern auf dem Überlandhandel kennen gelernt hatte. In Lung-ch'üan, einem Gebirgsstädtchen an der Grenze der Pro- vinzen Chekiang und Fukien, das zwischen Hang-chow (Kinsai) und Amoy (Zeitun) lag, gründeten in der Sung Dynastie (1127—1278) zwei Brüder zwei Porzellanfabriken, in der sehr dicke schwere Ware hergestellt wurde, die man ko-yao und hung-ch’üan-yao nannte. Diese Sorten wurden in Mengen durch die Araber und Perser im ı2. bis 14. Jahrhundert verhandelt, nach Ibn Batuta sogar bis Marokko. Scherben dieses »Seladon« (nach dem grün gekleideten Held eines französischen Schäferromanes) genannten Porzellans findet man in den — 860 — Ruinen aller alten Shirazi- Ansiedelungen von Ostafrika, von Mugdischu bis Rhodesia, und noch heute kann man als Raritäten einige gut erhaltene Stücke davon gelegentlich für viel Geld in Zanzibar erstehen. In den alten Moscheen waren oft derartige Schalen und Teller eingemauert. Überall in Südarabien und am persischen Golf sollen einzelne Stücke davon heute noch zu finden sein. In Zanzibar heißen sie noch jetzt sezfun nach dem arabischen alten Handelsort, nur der Name hat sich erhalten, von dem Orte weiß jetzt in Zanzibar niemand mehr etwas.*) In anderen Ländern des Orients soll dies Porzellan auch martabanı genannt werden. Offenbar sind diese Porzellane nach Ostafrika von den arabisch- persischen Händlern im ı2. bis 14. Jahrhundert gebracht worden, einzelne Stücke vielleicht sogar noch später, denn man fabrizierte schlechtere Sorten davon noch in bedeutend späterer Zeit.**) Aber Anfang des 13. Jahrhunderts haben die Chinesen auch selbst wieder Handelsexpeditionen ausgesandt, zuerst wohl nach dem Sunda-Archipel, wo auf ganz entlegenen Inseln sich heute noch das Seladon- Porzellan als sehr geschätzte Rarität findet. 1408 eroberten sie Ceylon und fuhren 1430 nach Djedda, dem Hafenort von Mekka, nachdem sie wegen der politischen Verhältnisse nicht wie beabsichtigt in Aden hatten landen können. Dieselbe Flotte soll auch Mugdischu angelaufen haben. Marco Polo erzählt sogar von einer Expedition, die die Chinesen bis Madagaskar gemacht haben. Durch diese Handelsbeziehungen sind auch eine Menge chinesischer Bronze- münzen nach Ostafrika gekommen, die in Mugdischu und Kilwa gefunden sind, sie datieren aus den Jahren 713—1163 (Strandes). Ich nehme an, daß nicht die Chinesen selbst sie brachten, — denn diese scheinen kaum eigene Nieder- lassungen bei uns gehabt zu haben, — vielmehr werden sie von den Arabern und Persern aus ihren Agenturen in China mitgebracht sein. Die Hauptmenge der Münzen stammt aus den Jahren 1017—1163, und dies stimmt auch mit unserer Kenntnis über die Handelsverhältnisse überein.r) *) Das Porzellan wird sonst in Zanzibar Zawrz oder auch sza (d. h. China-Ware) genannt. **) Mit diesen alten Porzellanen haben nichts zu tun die sogenannten » Lamu-Porzellane«, die besonders in Lamu in großer Zahl vor 15-20 Jahren erhältlich waren, jetzt aber seltener und teurer geworden sind. Dies ist chinesische Exportware für den arabisch-persischen Ge- schmack aus der ersten Hälfte des vorigen Jahrhunderts. Sie gelangte wohl nach Ostafrika durch eigene Schiffe, die nach China gesandt wurden oder durch Vermittelung von Maskat. (Vgl. darüber Strandes, S. 88.) Seyid Said sandte auch direkt Schiffe nach Singapore, um dort Nelken zu verkaufen. Als Rückfracht kam Porzellan usw. mit. -) Außerdem sind in Kilwa von Herrn Perrot eine Menge arabischer Münzen gefunden, im ganzen ca. 1700 Stück. Die Schlagherren der arabischen Stücke waren Ali ıbn el Hassan, elHassan ibn Suleiman, Suleiman ibn el Hassan, Daud ibn Suleiman, Daud ibn el Hassan. Wo diese Münzen geprägt wurden, ist noch nicht festgestellt, ich vermute in Arabien oder Persien. Ferner ist in den 8oer Jahren auf der Insel Zanzibar eine Goldmünze mit dem Stempel von Harun al Raschid gefunden, und in Kilwa eine Hulag- nide Abu Said aus dem Jahre 37 d. Hedjra. Endlich fand Herr Perrot in Kilwa noch drei Münzen des Königs Manuel von Portugal (1495—1521), die dort während der kurzen Okkupation der Insel durch die Portugiesen (1505—1512) verloren sein müssen. Eine Portu- giesenmünze ist auch in Kısimani auf Mafia gefunden. — 861 — Irgendwelchen kulturellen Einfluß haben die Handelsbeziehungen mit China nicht gehabt, die Araber haben in China zwar Henna und Jasmin eingeführt, ich glaube aber nicht, daf3 sie chinesische Kulturen nach Ostafrika brachten. 6. Der Beginn der Neuzeit mit der Kolonisation der Portugiesen und Oman-Araber. Die ganze Geschichte der Portugiesen in Ostafrika ist von Strandes in ausführlichster Weise behandelt worden. Für sie waren die Niederlassungen an Der Vollständigkeit halber lasse ich hier eine Liste der alten Münzen aus Ostafrika folgen, welche im Kgl. Museum für Völkerkunde in Berlin deponiert sind: III E 285 Indische Münze — Zanzibar. Hildebrandt III E 4409 6 Münzen zwischen Sigi und Mkulumuzi (bei Kiomoni) gefunden. Friedrich, Tanga III E 5069 15 arabische Kupfermünzen — Mugdischu. Dr. Stuhlmann III E 6845 66 arabische Kupfermünzen — Kısimanı, Mafıa. Kgl. Gouvernement PIEES7535 ı2 arabische Kupfermünzen — Deutsch-Östafrika. - Ausw. Amt III E 7552 portugiesische Kupfermünze (Schlagjahr nach 1499) — Kisimani, Mafa. Kgl. Gouvernement Perrot arabische Kupfermünzen Strandfunde Kılwa. III E 10 439 a—c Io 440a, b Io 441 a—d 10 442a, b, ca. 1316—1318 u. 1341— 1364 10 443 a—d, ca. 1302—1316 n. Chr. „ » Dr. Stuhlmann chinesische Münzen Mugdischu — Somaliland. III E 10 444 IIII—ı118 n. Chr. (Ausgrabung) 5 Io 445 vielleicht 1195— 1201 In 5 » 10 446 1195— 1201 ® „ j IO 447 1078—1109 hr a 3» 10 448 vielleicht 1195— 1201 = > 10 449 viell. Fli-Ming 1068—78 10 450 Aufschrift unlesbar Io 451 1078— 1094 10 452 713 742 s „ y 10 453 vermutlich 1017—1022 Kupfer 5 y Io 454 1041— 1049 % 5 3 10455 1094— 1098 5 5 » To 456 I1I9—1126 % » Io 457 DESL-TLO3 " 3. „ 10 458 Aufschrift unleserlich (Ausgrabung) R R Diese chinesischen, gelochten Münzen werden portugiesisch sapeca, französisch sapegue genannt. Über die Herkunft dieser Bezeichnung siehe Yule und Burnell, S. 793. Die Engländer sagen cash. — 862 — unserer Küste in erster Linie Stationen auf ihrem Seeweg nach Indien und dem fernen Osten. Es kann deshalb nicht überraschen, wenn sie kulturell hier nicht sehr viel geleistet haben. Aus handelspolitischen und religiösen Interessen suchte man die Mohammedaner möglichst zurückzudrängen, hatte aber doch mit einer so großen Übermacht derselben zu kämpfen, daß man meist mit ihnen paktierte. Wirklich dauernde Niederlassungen’ hatten die Portugiesen nur in Melinde, Mom- bassa und an der Mosambikküste, alle anderen kleinen Punkte scheinen nur wenig und schwach besetzt gewesen zu sein. Auf Pemba und Zanzibar hatten sich auch landwirtschaftliche Kolonisten angesiedelt. Auf Pemba wurden diese 1589 ermordet, wohl infolge von ihnen begangener Ausschreitungen. Mombas wurde 1729 von den Portugiesen verloren, die später nur noch südlich von Kap Delgado Besitzungen hatten. In Melinde wurde eine staatliche Handelsfaktorei errichtet, die dem Kom- mandanten des Platzes verpachtet oder als Lehn vergeben wurde. Der Import von Baumwollstoffen und der Export von Elfenbein, Kokusgarn, Kopal, wahr- scheinlich auch von Amber und Wachs waren monopolisiert. Irgend wie gröfseren Einfluß auf die Landeskultur haben die Portugiesen hier im Norden direkt kaum ausgeübt, bedeutend mehr im Süden, wo die Ein- geborenen vielfach Christentum und portugiesische Sprache annahmen. Ihren indirekten Einfluß aber ersieht man schon allein aus einer ganzen Anzahl portugiesischer Worte, die in das Swahili übergegangen sind, nochmehr aber aus der Menge von Nutzpflanzen amerikanischer Provenienz, die von den Portugiesen in der Welt verbreitet wurden und die auch nach Ostafrika kamen. Wie weit sie direkt in Mombas oder Mosambik von Portugiesen selbst eingeführt wurden, wird sich meist schwer feststellen lassen, bei einigen wie den Akaju- Baum wird das wohl der Fall gewesen sein. Durch Vermittelung des Sklaven- handels, der zwischen Westafrika und Brasilien blühte, wurden an der Westküste alle amerikanischen Nutzpflanzen bedeutend früher als an der Ostküste einge- führt, wohin immerhin ein großer Umweg nötig war. So kommt es, daf3 von den amerikanisch-portugiesischen Einführungen, welche die Neger überhaupt an- genommen haben, fast alle von der Westküste aus viel weiter ins Innere vor- gedrungen sind als von der Ostküste. Auf diese Weise sind folgende Elemente ins Land gekommen: Alle Kürbisarten (maboga), die Tomate, die Bohnen Phaseolus vul- garis und Ph. /unatus, der Mais, die Süßkartoffel (vzasz), der Maniok (mxu- hogo), der Akajoubaum (mbzbo), die Ananas, Anona sguamosa, A. reticu- /ata und A. muricata (letztere zwei aber wohl erst später via Reunion ein- geführt), die Papaya, der Feigenkaktus, die Guyave (mapera), der spanische Pfeffer, der Tabak, die Erdnuß (kalanga), der Orlean, die amerikanische Baum- wolle, der Baumwollbaum, und endlich die Moschusente und der Truthahn. Ob die Erbse durch Vermittelung der Portugiesen nach Innerafrika gelangte, etwa vom Zambezi oder von Abessinien aus, weiß ich nicht. | en 863 a Sehr interessant für die Beurteilung des Negers ist nun der Umstand, dal: von allen diesen Einführungen nur dasjenige im Innern von den unvermischten Negern angenommen wurde, was in den reinen Hackbau pafstte. Nirgends nahm man dort Baumkulturen auf, ja selbst die so rasch wachsende Papaya ist nur ganz wenig eingeführt. Andere Gewächse aber haben sich mit einer großen Geschwindigkeit und in einer erstaunlichen Ausdehnung im tiefsten Innern Afrikas verbreitet, ich erinnere nur an Mais, Maniok und Batate, sowie an den Tabak. Es sind alles Kulturen, durch die der Neger mit weniger Arbeit als bei seinen ‚früheren Kulturen und reichlicher die tägliche Nahrung gewinnen konnte, oder, — wie beim Tabak, — die ihm ein Reizmittel sehr bequem und fast ohne Arbeit lieferten. Schwer wird auch in Zukunft der ostafrikanische Neger Kulturen an- nehmen, die ihm viel Arbeit machen und sorgfältige Präparation erfordern oder die ihn wie alle Bäume, zu einem sefßßhaften Landbau zwingen, immer wird er die Kulturen bevorzugen, die in seinen Hackbau mit Felderwechsel und ohne Düngung hineinpassen. Es sei denn, daf3 wir einmal eine so dichte Bevölkerung erhalten, daß für den raumvergeudenden Hackbau kein Platz mehr ist. Die ihm genehmen Kulturen, die reichlich Nahrung mit wenig Arbeit liefern, nimmt er aber in einem solchen Umfang auf, daf die ursprünglichen Kulturen fast ver- schwinden. Allerdings hängt die‘ Verbreitung der amerikanischen Hackfrüchte wohl auch ein wenig vom Klima ab, meist aber sind es historische Gründe, die verursachten, daß bestimmte Gewächse in eine Gegend nicht eingeführt wurden, in eine andere aber so, daf3 sie jetzt den Ausschlag geben. Man sieht das an dem verschiedenen Vordringen von Mais, Maniok von Osten und von Westen aus. Ob die Portugiesen, aufser nach Zimbabwe, weiter ins Innere vorgedrungen sind, ist zum mindesten zweifelhaft. Burton spricht nach Swahili-Erzählungen von einer Ruine Njuira auf einem Hügel nördlich vom Pangani-Fluß, Rebmann meinte, daß dieser Hügel 160 Meilen von der Küste läge. Im Chaggaland sollen Steinmauern, Brustwehren für Kanonen und das Bildnis einer langhaarigen Frau, die ein Kind auf dem Arm hatte, und auf einem Stuhl saß (Madonnenbild), ge- wesen sein. Am Pangani soll ein Ort Kisunga (Kisonga) früher von den Por- tugiesen bewohnt gewesen sein. Aber genaues weil man über alles dieses nicht. Daß z. B. durch Portugiesen die Kauris bis zum Victoria-See gelangten, ist wohl ausgeschlossen. Indirekt haben die Portugiesen also sehr viel Nutzpflanzen bei uns ein- geführt, direkt aber weder politisch noch wirtschaftlich viel geschaffen. Nachdem 1588 die portugiesische Krone an Spanien gekommen und noch- mehr seitdem die Portugiesen 1622 Ormuz gegen die Engländer verloren, die sich zu diesem Zweck mit den Persern verbündet hatten, beginnt der Verfall der portugiesischen. Macht. Zu dieser Zeit hatten erst Türken, dann Holländer und Engländer den Portugiesen den Besitz von Ostafrika streitig zu machen versucht, aber ohne dauernden Erfolg. Dagegen kamen allmählich die sehr von Persien aus beeinflußten Araber aus Maskat in immer größerer Zahl ins Land. 1650 wurden die Portugiesen aus der Stadt Maskat vertrieben, 1698 erobert der Sultan von Maskat, der Jarebit Sif ben Sultan, zum ersten Mal Mombassa.*) Un- ruhen in Maskat brachten die Portugiesen noch einmal etwas in Vorteil, aber 1733 etwa soll auch nach Zanzibar eine Besatzung von Maskat aus gelegt sein. Mit Achmed bin Said kam 1744 die noch jetzt in Maskat und Zanzibar regierende Dynastie der Abu Said zur Regierung. Um die Wende des 19. Jahrhunderts stand die Ostküste unter der Statt- halterschaft eines Eunuchen namens Yakuti, der in Lamu, Zanzibar, Kilwa und anderen Orten die eigenartigen Forts mit den tonnenförmigen Türmen bauen ließ, die viele fälschlich für Portugiesenforts halten. 1806 wird Seyid Said Herrscher von Maskat. Er unternahm verschiedene Züge, besonders zur Unter- werfung von Mombas, wo die Msara (Masuruwi)-Herrscher sich immer wieder empörten. Als ı811 Capt. Smee und Hardy die Stadt Zanzibar besuchten, bestand dort ein leidlicher Verkehr. Die Araber werden sich in erster Linie mit Sklavenhandel beschäftigt haben, aber viele waren sefßhaft und wohlhabend ge- worden und ließen durch ihre vielen Sklaven das Land bestellen. Recht rege Beziehungen waren Anfang des 19. Jahrhunderts mit Reunion und Madagaskar, häufig kamen Schiffe von dort, besonders auch um Sklaven zu holen (was bis 1865 andauerte). Auf einem dieser Schiffe war ein Araber nach Reunion ge- fahren und brachte von dort Samen und Pflanzen der Gewürznelken mit. In derselben Weise werden auch im Laufe der nächsten Zeit noch eine ganze Anzahl von Fruchtbäumen nach Zanzibar gekommen sein, wie die Mandarine, Pampelmuse, Nepheltium lappaceum, Zimt, Cardamom, Brotfruchtbaum, Muskatnuß usw. Durch die Araber selbst aber wurden Dattelpalmen, Rosen, Weintrauben, Kamele, Pferde in etwas späterer Zeit aus ihrer Heimat eingeführt sein. Einmal sollen auch allerhand Pflanzen direkt von den Sundainseln geholt worden sein von einem Araber Mohammed bin Seliman Mendri, den der Sultan eigens zu diesem Zwecke hinsandte. Ungefähr von 1830 an beginnt der Handel von Zanzibar aufzublühen, zuerst angeregt durch Walfischfahrer, die sich dort verproviantierten und die Amerikaner auf das Land aufmerksam machten. In der ersten Zeit ließ der Sultan die Nelken mit eigenen Dampfern nach Singapore senden, weil damals dort der Markt für sie war. 7. Die neue Zeit. Im Jahre 1835 schlossen die Amerikaner, nachdem 1830 das erste ameri- kanische Handelschiff mit Baumwollwaren dorthin gekommen war, mit dem Sultan *) Eine ganze Zeit müssen recht unruhige Zeiten in Ostafrika geherrscht haben, die geradezu zu einem Seeräuberwesen führten. Nach Burton soll 1698 ein Capt. Kidd in Pemba seine Schätze vergraben haben. 1733 erst fand diese Flibustierzeit ihr Ende durch ein Gefecht bei St. Marie in Madagaskar, dessen Gewässer die Seeräuber im 17. und 18. Jahr- hundert unsicher machten. (Das Reich der Betsimisaraka dort soll von den Nachkommen des englischen Piraten Thomas White regiert worden sein [Grandidier)],) ze 865 en von Zanzibar einen Handelsvertrag ganz besonders wohl mit Rücksicht auf den amerikanischen Handel mit Baumwollzeug und Kopal. Am 31. Mai 1839 schlossen die Engländer einen Handelsvertrag, von Capt. Rennel gezeichnet, doch erst 1842 wurde der bis dahin in Maskat stationierte Capt. A. Hammerton englischer Konsul in Zanzibar. Von dieser Zeit an beginnt die starke Besiedelung Zanzibars mit Indiern, die unter dem Schutze ihres Konsuls sich sicher fühlten. Seyid Said verlegte 1840 seinen Sitz von dem armen und trockenen Maskat nach dem reichen Zanzibar, das immer größere Bedeutung erlangte. Mit den Handelsverträgen folgte am 14. November 1844 Frankreich (ratifiziert am 4. Februar 1846), 1858 wurde ein hanseatisches Konsulat in Zanzibar er- richtet, das vom Vertreter der Firma Wm. O’Swald & Co. verwaltet wurde, 1879 wurde der Handelsvertrag mit Portugal, 1885 mit Italien und Belgien, am 20. Dezember 1885 mit Deutschland und 1887 mit Österreich-Ungarn ab- geschlossen. Im Anfang des 19. Jahrhunderts überwog der französische Handel in Zanzibar bedeutend, die Napoleon-Kriege machten sich auch hier bemerkbar. Schon 1785 hatten die Franzosen sogar Kilwa besetzen wollen, woher sie ihren Bedarf an Sklaven bezogen, sie hatten dort auch Verträge abgeschlossen; aber die Absicht ward nicht ausgeführt. Die Franzosen versuchten die Engländer durch Kapern von Schiffen unter englischer und indischer Flagge überall zu schädigen, aber um 1823 bekamen die Engländer die politische Oberhand; sie sandten Vermessungsschiffe her und führten auch in Ostafrika ihr bewunderns- würdiges Vermessungswerk durch, besonders unter der Leitung von Owen. 1859 war das Handelsverhältnis noch so, daf3 unter den Schiffen mit zusammen 23340 Tons, die Zanzibar besuchten, z. B. 3066 Tons französische, 10890 Tons amerikanische und nur 493 Tons englische waren. Seit 1845 bemühte sich England, die Sklaverei abzuschaffen, 1854—60 lebte dieser noch einmal stark auf: während England im Krimkrieg engagiert war, wurden eine Menge Sklaven nach Reunion, Cuba und Brasilien verkauft. Aus dieser Zeit stammen die meisten der großen Eisenkanonen, die man in Zanzibar und an der Küste sieht; sie sind von französischen Sklavenhändlern als Geschenke für die Häuptlinge mitgebracht. 1873 wurde Sir Bartle Frere als besonderer Sklavenkommissar nach Zanzibar entsandt, der 1875 einen Vertrag über die Aufhebung des Sklavenhandels und der Sklavenmärkte zu stande brachte, aber erst im August 1897 wurde in Zanzibar die Sklaverei ganz abgeschafft. Früher kamen nur vorübergehend Segelschiffe zu Handelszwecken nach Zanzibar, so z. B. 1830 das erste amerikanische, 1845 das erste deutsche Schiff, die »Piccola«, und im selben Jahre der Segler » Albrecht Otto« von Wm. O’Swald & Co. Von irgendeinem gelegentlich dorthin gekommenen Segler wird wohl die alte Glocke stammen, die in Daressalam gefunden wurde und deren Inschrift lautet: Ich bin in Gottes Namen durchs Feuer geflossen, Hans Olemann von Magdeburg hat mich gegossen. A. 1583. 2) Stuhlmann, Beiträge zur Kulturgeschichte von Ostafrika. — 8000 —_ Sie soll angeblich von einer norwegischen Bark stammen. Zuerst scheinen Amerikaner aus Salem in Nordamerika sich dauernd in Zanzibar etabliert zu haben, dann 1844 die Hamburger Firma Ad. Job. Hertz Söhne, besonders für den Kaurihandel, 1849 Wm. O’Swald & Co. und 1853 Hansing & Co. 1860 waren nach den Angaben von Burton folgende europäische Firmen in Zanzibar ansässig: Amerikaner: Bertram .& Co. Rufus’Green & Co. SamuelrMasuny., außerdem kamen amerikanische Walfischfahrer dorthin. Franzosen: Vidal Freres und Rabaud Freres, die Sesam, besonders von Lamu ausführten. Hamburger: Gebr: Horn, Herr Quas als Agenten für Ad. Job. Hertz Söhne, Wm. und Albr. ÖO’Swald als Agenten ihres Vaters (sie waren damals britische Protegees), Kroll als Agent von Hansing & Co. Reich als Agent von Müller & Co. 1862 ließß sich die erste englische Firma aus Bombay in Zanzibar nieder. 1865 kaufte Capt. Fraser von der indischen Marine ein großes Gebiet bei Kokotoni im Norden der Insel Zanzibar, um dort Zucker zu bauen. Er sollte (nach Ansicht von Lyne) beweisen, daß man mit freien Arbeitern anstatt Sklaven auskommen könnte, große Fabriken wurden errichtet, aber, trotzdem sogar Verträge mit Sklavenbesitzern geschlossen wurden, reussierte er — angeb- lich der Arbeiterfrage wegen — nicht, die Zuckerkultur wurde verlassen, und auch mit Cocos machte er keine Geschäfte, so daß er, — ich glaube Anfang der 30er Jahre —, die Anlage an den Banyanen Jairam Sewji verkaufte. Nachdem 1860—61 eine Kommission der Engländer die Erbfolge-Frage für Maskat und Zanzibar untersucht hatte, wurden seit 1861 beide Sultanate voneinander unabhängig erklärt unter der Bedingung, daf3 das reichere Zanzibar dem weniger begünstigten Maskat 40000 Maria-Theresien-Taler Subsidien zahlen mußte, aber seitdem Anfang 1866 Seyd Thweni in Maskat von seinem Sohne Salim ermordet wurde, hat der Sultan von Zanzibar die Subsidie nicht mehr bezahlt (Lyne). Nachdem 1869 der Suez-Kanal eröffnet war, wurde auch Zanzibar regel- mäßig von Dampfern angelaufen, seit 1872 unterhielt die British-India-Steam’ Navigation-Co. einen monatlichen Dienst von Aden aus dorthin. Am 27. Dez. 1879 wurde der Telegraphendienst in Zanzibar eingerichtet, und somit war der Anschluß an den Weltverkehr erreicht. (Die Messageries Maritimes begannen ihre Fahrten 1888, die Deutsche Östafrika-Linie 1890). Wenn in früherer Zeit jemand nach Zanzibar reisen wollte, hatte er von Aden aus eine Dhau zu benützen, oder aber er mußte mit einem Segler um das Kap fahren, was von Hamburg im Durchschnitt 100 Tage dauerte; und wenn der Segler einige Monate gelegen hatte, um Ladung einzunehmen, fuhr er mit der Post in ferneren 100 Tagen zurück, so dafß Antworten auf Briefe meist 8 Monate unterwegs waren. In alten Perioden waren zwar sicher auch einige Indier in Zanzibar, schon die Portugiesen erwähnen sie bei ihrer Ankunft; aber noch 1811 berichtete Smee nur von wenigen Banyanen als Abenteurern. Erst mit der Errichtung eines englischen, — oder viel mehr zuerst beinahe eines indischen Konsulats, denn die ersten Beamten waren aus der Englisch-Östindischen Kompagnie und der Handelsvertrag auch mit dieser geschlossen —, strömten im Gefühl der Sicherheit für Leben und Eigentum Indier in größerer Zahl herbei und bemächtigten sich des Kleinhandels.*) Es gibt zwar indische Firmen, die aus ihren Büchern eine Tätigkeit in Zanzibar für 300 Jahre nachweisen wollen, aber es können in der alten Zeit nicht viele gewesen sein. Eine noch größere Ausdehnung erhielt ohne Zweifel der indische Zanzibar-Handel dadurch, daf3 etwa 1840 die Baum- wollindustrie in Indien ihren großen fabrikmäßiigen Aufschwung nahm, denn früher hatte man die Stoffe doch nur mehr im Hausbetrieb hergestellt, sie können vorher nicht so billig gewesen sein, als daf3 sie sich für den Massenkonsum von Negern eigneten. (1850 noch trugen nach den Schilderungen von Krapf und Burton die Leute in dem Orte Tanga fast alle Felle.) In früherer Zeit werden die Geschäfte sich fast nur an der Küste, besonders in Zanzibar abgespielt haben, — die heutige Stadt stammt offenbar erst aus dem Ende des 18. Jahrhunderts —, nur wenige Araber werden ın das Innere des Landes gedrungen sein. Aber der Bedarf nach Sklaven und Elfenbein trieb sie an, fernere Gebiete aufzusuchen. Von Tabora (Kazeh) aus, gelangte nach Bur- ton 1825 der Araber Sayf bin Said el Muameri an den Tanganika, und um 1830 siedelten Muza Mzuri und sein Bruder Sayyan, Khoya Indier, sich in Tabora an, von wo sie etwa Io Jahre später nach Karagwe (Kafuru) gingen, um von dort aus auch Uganda auszubeuten. Die Länder im Hinterland von Kilwa wurden durch die Araber recht schwer mitgenommen, deren Sklavenzügen in Verbindung mit den Einfällen der zuluartigen Mafiti es zu verdanken ist, daf heute diese Gebiete so verödet sind. 1859 fand der Hamburger Forschungs- reisende Roscher dort noch eine Menge Ortschaften, wo heute nichts mehr vorhanden ist. Der von etwa 1800 an datierenden arabischen Periode ist demnach ein großer Aufschwung der Pflanzungen zu verdanken, besonders die Nelkenkultur und Zuckerfabrikation, ebenso die bedeutende Ausbreitung der Palmenanpflanzungen, die aber schon früher begann. Der von 1830 beginnenden Tätigkeit der euro- päischen Kaufleute ist es zuzuschreiben, dafS in erster Linie die Sammeltätigkeit des Negers angeregt wurde, Kopal seit 1830, Kauris seit 1840, Kautschuk seit 1860 etwa. Auch begannen Wachs, Orseille, Häute u. a. m. eine große Rolle zu *) Um 1800 waren nach Burton in Zanzibar nur einige Bhattia Hindus, 1844 schätzte er 5oo Banyanen, 1855 kamen die ersten Parsı. 55* SOSE spielen. Daneben wirkten die Kaufleute ermutigend auf die Landwirtschaft der Araber und Neger, indem sie ihnen die exportfähigen Produkte abkauften, so Sesam, Erdnüsse, Nelken und Copra, auch Chillipfeffer u. a. m. Aber irgend wie neues haben sie nicht geschaffen, ich wüßte keine Pflanze oder Tier zu nennen, die durch die Tätigkeit der europäischen Kaufleute bei uns eingeführt wurden. Das sollte erst der neuen Ära vorbehalten werden. 8. Die Jetztzeit. Anfang 1884 wurde die »Gesellschaft für deutsche Kolonisation« gegründet, und im November desselben Jahres schloß Dr. Karl Peters mit einer Reihe von Dorfschulzen Verträge. Mag man über diese Akte sagen, was man will, das große Resultat von ihnen war der kaiserliche Schutzbrief über die Landschaften Useguha, Ukami, Usagara und Unguru vom 27. Februar 1835, und damit der Beginn der deutschen Herrschaft über unser jetziges Schutzgebiet von Deutsch- Ostafrika. Am 27. April desselben Jahres überreichte der neu ernannte deutsche Generalkonsul Gerhardt Rohlfs dem Sultan Seyid Bargasch die deutsche Forderung, diesen Schutz anzuerkennen; dieser weigerte sich erst, sandte sogar Sir Lloyd Matthews, seinen Minister, nach dem Kilimandjaro, um auch dort Verträge abzuschließen. Im August aber wurde den deutschen Forderungen durch das Geschwader des Admirals Paschen und durch sein Ul- timatum Nachdruck verliehen, und am 14. August erkannte der Sultan die Ver- träge an. Schon am 25. Mai 1885 hatte die englische Regierung der deutschen die Bildung einer englischen ostafrikanischen Gesellschaft angezeigt, und am 3. September 1888 erhielt Sir W. Mackinnon eine königliche Charter auf Grund von Verträgen, die Harry Johnston im September 1884 in Taveta abgeschlossen hatte. Zur Feststellung der Grenzen des Sultansgebietes und da- durch auch des portugiesischen usw. wurde im Oktober 1885 eine Kommission ernannt, der die Herren Kitchner, Schmidt-Eeda, Eemaine und Serpa Pinto angehörten; im Oktober-November 1886 ward über die Grenze ein Ver- trag geschlossen, der in der Folge zwischen Deutschland und Portugal zu einigen Verwickelungen führte, die erst 1894 ihren endgiltigen Abschluf fanden. Die jetzt »Deutsch-Östafrikanische Gesellschaft« genannte Firma errichtete in Daressalam und Pangani mit Einwilligung des Sultans Niederlassungen, außer- dem im Innern in Usagara, Useguha, Usaramo und am Kilimandjaro eine Anzahl Stationen, einerseits um ihre Herrschaft zu dokumentieren, andererseits um land- wirtschaftliche Versuche zu machen. Und in diesem Bestreben folgte sehr bald die neugegründete »Deutsch-Ostafrikanische Plantagengesellschaft«, mit Tabaks- pflanzungen in Useguha (Lewa und Mbuzini) sowie in Zanzibar (Kibweni). Auch die Firma Wm. O’Swald & Co. begann 1886 in Zanzibar eine Tabaks- pflanzung. Am 27. März 1888 war der Sultan Seyid Bargasch gestorben; mit seinem Nachfolger, Seyid Chalife wurde am ı8. April 1888 durch den Direktor .der Deutsch-Ostafrika-Gesellschaft, Herrn Konsul a. D. E. Vohsen, ein Vertrag ab- geschlossen, nach welchem der ganze Küstenstrich von Ruvuma bis Wanga von der Gesellschaft gepachtet wurde. Am 15. August hißte man zuerst in Baga- moyo die Flagge der Gesellschaft neben der des Sultans, und in den nächsten Tagen geschah dasselbe in den andern Küstenorten. Die Zollhäuser gingen in die Verwaltung der Gesellschaft über. Aber man hatte die Verhältnisse sehr unterschätzt. Sofort nach jener Zeremonie brach an der ganzen Küste ein Auf- stand los, den man mit der Entsendung eines englisch-deutschen Geschwaders und einer Blockade zu dämpfen suchte (2. Dezember 1888). Als diese Maßregel sich nicht als genügend erwies, entsandte die Reichsregierung im April 1889 den damaligen Hauptmann Hermann von Wismann, unsern großen Afrikaner. Es ist noch in aller Gedächtnis, wie es diesem gelang, in kürzester Zeit die ganze Küste wieder in Ruhe zu bringen und überall die Autorität herzustellen. Es ge- schah dies rechtlich im Namen des Sultans, der offizieller Landesherr war. Im März 1890 ward der eben erst aus dem Innern gekommene und von schwerem Krankenlager genesene Emin Pascha für deutsche Dienste gewonnen, um am 26. April ins Innere zu gehen, dort die Flagge zu zeigen und einige Posten einzurichten. Eine neue Wendung der Verhältnisse enstand durch einen Vertrag zwischen Deutschland und England am ı. Juli 1890, in welchem das gegenseitige In- teressengebiet festgesetzt und ein Übereinkommen geschlossen wurde, wonach Deutschland die dem Sultan gehörige Küste für 4 Millionen Mark abkaufte, was auch im November geschah, indem zur selben Zeit ein Vertrag des Reiches mit der Deutsch-Östafrikanischen Gesellschaft diese finanziell sanierte und die Rechte der- selben festsetzte. Zugleich willigte die Reichsregierung ein, daf3 Zanzibar eng- lisches Protektorat würde. Unter dem 14. Februar 1891 wurde Freiherr von Soden zum ersten Kaiserlichen Gouverneur ernannt, mit welchem Zeitpunkt die Einrichtung einer deutschen Verwaltung in dem Schutzgebiet begann. 1892 ging die Verwaltung des Sultansgebiet im Somaliland an Italien über, und am I. August 1895 übernahm die englische Regierung die Verwaltung des bis dahin von der Chartered Company geführten britischen Ostafrika. In Zan- zibar war am 20. Oktober 1891 an Stelle des bisherigen autokratischen Sultans- regiments eine reguläre Verwaltung unter britischem Protektorat eingerichtet. Dies sind in wenigen Daten die Veränderungen, welche in den letzten zwei Jahrzehnten sehr tief in das Wirtschaftsleben von Ostafrika eingegriffen haben. Nach der Niederwerfung des Aufstandes begann im deutschen Gebiet eine sehr eifrige Pflanzungstätigkeit. Leider war eine große Autorität im tropischen Landbau, Heinrich Semler, den die D. OÖ. A.G. verpflichtet hatte, 1888 wenige Wochen nach seiner Ankunft, in Zanzibar dem Klima erlegen. Dr. Hindorf wurde als Experte hinausgesandt und empfahl 1890 den Kaffeebau und Sisal, ferner war Dr. Kärger eine Zeit lang bei Tanga tätig. —_ 870 — Mit Baumwolle und Tabak wurden grofe Versuche gemacht. Eine ganze Reihe von Pflanzungsgesellschaften wurden gegründet. Die besondere Tätigkeit der Pflanzer konzentrierte sich zuerst auf das Hinterland von Tanga, wo durch eine von der D. OÖ. A. G. gegründete Gesellschaft auch eine Bahn (Usambara-Bahn) begonnen wurde, die später vom Reich übernommen und weitergeführt ist. Es überschreitet den Rahmen dieser Zeilen, wenn ich ausführlich die Ent- wickelung der letzten zwanzig Jahre, die ich selbst mit erlebt habe, schildern wollte, sie wird den meisten auch noch im Gedächtnis sein. Die Ausbreitung der einzelnen Kulturen ist an den betreffenden Stellen dieser Zeilen besprochen worden. Dem Fieber zur Anlage großer Kaffeepflanzungen u.a. folgte seit 1903 ein ähnliches zur Kultur von Sisal und später von Manzhot-Kautschukbäumen, die beide gute Resultate gaben, während mit der Kaffee- und Tabakskultur nicht viel Geld gewonnen ist. Mit der Befestigung der Verhältnisse und der allmählichen Ausbreitung der deutschen Verwaltung im Innern begann auch der Handel an der Küste sich zu beleben und allmählich durch direkte Bezüge und Ausfuhren sich von Zanzibar mehr und mehr freizumachen. Aber die geschichtliche Entwickelung des Handels bringt es mit sich, dafS der Markt für viele Produkte und das Kapital noch immer in Zanzibar konzentriert sind. Dies wird erst mehr gebrochen werden können, wenn die ganzen Handelsverhältnisse sich verschieben, z. B. wenn einmal die Produkte der europäischen Pflanzungen, welche direkt ohne Mittelsperson exportieren, eine wesentliche Rolle in der Handelsbilanz bilden, und wenn zweitens durch neue Verkehrswege der Handel andere Wege als bisher erhält. Und dieses Verhältnis hat mit der Eröffnung der Ugandabahn begonnen. Durch diese Bahn sind große Gebiete am Victoria-See, — der zweiten Küste unseres Schutzgebietss, — dem Handel erschlossen, indem die billigen Frachten von dort eine Ausfuhr an Produkten ermöglichen, deren Transport zur Küste mit Trägern nicht rentabel war. Der Handel, und mit ihnen die Steuer- und Zolleinnahmen, haben sich in dem deutschen Teil des Sees in kürzester Zeit ganz enorm gehoben, während im englischen Gebiet keine so sehr grof3e Steigerung bemerkbar wurde. Und mit diesem Aufblühen hat sich auch der Gesamthandel des Landes von Jahr zu Jahr sehr bedeutend vermehrt. Von der englischen Ugandabahn, die dort besonders politischen Zwecken dienen sollte, hat das deutsche Gebiet nur Vorteile und kaum Nachteile gehabt. Der Einfluß der jetzigen beiden deutschen Bahnen (Usambara-Bahn und Zentral-Bahn) wird sich dort erst intensiv bemerkbar machen, wenn sie bis zu wirklichen Endpunkten, d. h. bis zu den Seen, durchgeführt sind. Da wir aber nicht viel Aussicht haben, ein großes Bahnnetz zu erhalten, und da die Bewilligung jeder Bahn Schwierigkeiten macht, sollte man bei uns neue Bahnen nicht für den Transitverkehr und somit für die Entwickelung der Gebiete unserer Nachbarn bauen, wie die Eng- länder dies, ohne zu wollen, mit der Ugandabahn machten, a 2. Ba 1 Beh sondern wir solltenzunsere Bahnen nur durch solche Gegenden Leeiennadıes inner Bevölkerung mach und infolge ihrer Natur’ die biesites Zuussieht hablen, selbst produzierende Landschaften zu werden. Und dies wäre leider bei der sogenannten Südbahn nicht der Fall, denn sie geht zum größten Teil durch unbewohntes und recht mäfßiges Land, wenn sie auch vielleicht Songea und Langenburg aufschließen würde, so käme sie doch in erster Linie dem britischen Rhodesia zu gute. Die große Entwickelung des Handels im deutschen Schutzgebiet läfst sich leicht zahlenmäßig nachweisen. E Nach der amtlichen Denkschrift gestaltete sich in den letzten 10 Jahren der Handel wie folgt: Einfuhr in Mark Ausfuhr in Mark Zusammen in Mark 1897 9043 466 4939252 13 982 698*) 1898 11852656 4332945 16 185 601*) 1899 10822 586 397 150 14759736 1900 12030 540 4293645 16324185 1901 9510766 4623471 14.134.237 1902 8858463 5233 290 14.141.783 1903 II 183050 . 7054207 18.242257 1904 14 338 888 8950565 23 289458 1905 17 655 350 9949661 27605 011 1906 250152851 10994712 36 147 563 1907 23 806 369 12500 179 36 306 548 Danach ist in den letzten 9 Jahren (1899— 1907) gestiegen: die Einfuhr um. 120983783. Mk! —= 119% „ Ausfuhr + 8:563.0204 21.217 ,, der Gesamthandel AZ SAOSN2 EN —Ui TAN Wenn wir pro 1905 bis 1907 die Ausfuhrziffern nun gruppieren, so er- halten wir folgendes Bild: I. Produkte der Eingeborenen-Wirtschaft, einschließlich Kokos, Zucker, aller lebenden Tiere, Butter und Häute. 1905 1906 1907 von der Küste 1981830 Mk. 2110929 Mk. 2424417 Mk. vom Innern (mit Kaffee) 1563694 ,, ZACTSSZU DR2TAGZIN Zusammen: 3545524 Mk. INA S2 ZN 4645910 Mk. 2. Produkte europäischer Pflanzungen, wobei Kokos und die Er- zeugnisse der Viehzucht fortgelassen, dagegen Baumwolle, Gerbrinden, Bau-, Nutz- und Edelhölzer einbezogen sind von der Küste (mit Kaffee) 1705 841 Mk. 1981976 Mk. 2852248 Mk. vom Binnenland (ohne) TOO 1, Koy21 101 5, ASIl SIE, Zusammen: 1716720 Mk. 1992 187 Mk 2180, 1 2C *) Die Zahlen für 1897 und 1898 scheinen in Rupies, nicht in Mark angegeben zu sein. en 872 N 3. Produkte der Sammeltätigkeit, besonders aller Kautschuk, Wild, Fische, Elfenbein, Hörner, Schildpatt, Kauri und Wachs von der Küste 2200886 Mk. 2198985 Mk. 3203543 Mk. vom Binnenland MAN2IOT I 13320370 12280313 2613497 Mk. 2531022 Mk. 4431574 Mk. Hierbei haben Kautschuk und Wachs den größten Anteil. Es geht also aus dieser Zusammenstellung hervor, daf3 augenblicklich die Erzeugnisse der Eingeborenen-Wirtschaft um fast das doppelte die der euro- päischen Pflanzungen übersteigen, daß auch die der Sammeltätigkeit noch viel größer als diese sind. Aber von letzteren mufS der Pflanzungskautschuk abge- zogen werden. Die Werte, welche von den Europäer-Pflanzungen geschaffen werden, wachsen bedeutend rascher als die von den Eingeborenen-Kulturen gelieferten. Die Produktion der europäischen Pflanzungen wird wohl bald bedeutend steigen. Für 1910 sind zu erwarten: 600 Tons Kautschuk a 6000 Mk. = ca. 3,6 Millionen Mark 7000 Tons Sisal a B00, 0 6 else 8 Kaffee = „0,5 » Baumwolle == 0,5 % Mn So dafl 1910 auf eine Produktion der europäischen Pflanzungen von gut 8 Millionen Mark gehofft werden kann; besonders wenn man die baldige große Ausbeutung der Waldprodukte dazu rechnet, werden noch bessere Resultate herauskommen. Endlich werden auch die Viehzuchterzeugnisse bald nicht mehr ausschließlich auf das Konto der Eingeborenen zu setzen sein. Ob mit dieser Entwickelung der europäischen Unternehmungen auch die Ausfuhren von den Er- zeugnissen der Eingeborenen gleichen Schritt halten werden, können nur die nächsten Jahre zeigen. Voraussagen kann das niemand. 9. Betrachtungen über den momentanen Zustand. Die oben gegebenen Zahlen zeigen, daß wir uns in einer Periode des Auf- schwungs befinden, und daran ist der erhöhte Handel mit den Erzeugnissen der Eingeborenenwirtschaft, einschließlich ihrer Viehzucht, ebenso beteiligt, wie die Resultate der europäischen Pflanzungsunternehmen. Ja es ist nicht ausgeschlossen, daf der Wert der von den letzteren kommenden Produkte in einigen Jahren die der Eingeborenen-Kulturen übersteigen kann, wenn keine Störung hervorgerufen wird. Beide Zweige der Landesproduktion müssen in gleicher Weise berück- sichtigt und geschützt werden. Dabei kommt noch in Betracht, daß in den Pflanzungen der Europäer eine sehr große Summe deutschen Kapitals investiert ist, das vor Verlusten bewahrt werden muß. Ich schätze, daß allein in den Sisal- unternehmungen etwa 10—12, in den Manihot-Kautschuk-Pflanzungen 6—8 Millio- nen Mark, wenn nicht mehr, an deutschen Kapitalien arbeiten. Dazu kommen die allerdings nicht lukrativen aber doch immer ihre Betriebskosten deckenden Kaffeepflanzungen und eine große Anzahl von Baumwollunternehmungen, so daß ich wohl 22—27 Millionen Mark nicht zu gering als Wert dieser An- lagen annehme. (Es wird angegeben, dafS die Höhe des überhaupt in europäischen Gesellschaften in Ostafrika arbeitenden Kapitals fast 70 Millionen Mark sei). Diese europäischen Pflanzungen sind aber in ihrem Gedeihen sehr von der Arbeiterfrage abhängig. Sie waren bis vor kurzem meist in den Nordbezirken kon- zentriert, was man ihnen von manchen Seiten zum Vorwurf gemacht hat, ohne zu bedenken, dafs die einzige, bei uns seiner Zeit vorhandene Bahn sie anzog, vor allem aber der Umstand, daf3 doch tatsächlich in diesen Bezirken eine Menge günstiger Erfahrungen vorlagen und man deshalb lieber hier sicher pflanzen als in anderen Gegenden Versuche anstellen wollte. Die Nordbezirke allein können aber nun einmal nach Zahl und Art ihrer Bevölkerung die nötigen Arbeiter nicht stellen, man muß sie also aus anderen Gegenden beziehen. Es gibt nun eine leidlich große Bevölkerung bei uns, auf die wir bei der Arbeiterbeschaffung unter allen Umständen in erster Linie rechnen müssen. Die Einfuhr von fremden Arbeitern hat immer recht viel lästiges, sie sind teuer und machen viel Umstände. Aller- dings sind die Tamilen von Südindien, besonders von Madras, ein sehr gutes Arbeitermaterial und auch gute landwirtschaftliche Kolonisten. Aber ihre Ausfuhr hängt von der Erlaubnis der indischen Regierung sowie vielen Formalitäten und Umständen ab. Man behauptet vielfach, daßß das Sachsengehen der Neger nationalökono- misch unvorteilhaft sei; einmal gebrauchten die Leute lange Zeit für die Hin- und Rückreisen, dann aber hätte ihre lange Abwesenheit von der Wohnung eine Verminderung des Bevölkerungszuwachses infolge von geringer Zahl der Geburten zur Folge. Das letztere mag teilweise stimmen, obgleich wir bei der vielfach herrschenden Vielweiberei usw. bei der Beurteilung Ostafrikas nicht unsere heimischen Verhältnisse zum Vergleich heranziehen dürfen. Die verlorene Zeit auf dem Wege aber ist nicht hoch zu rechnen, da der Neger bei sich zu Hause recht viel Zeit übrig hat und da noch wie in der ersten Zeit des Hack- baues seine Frauen den Hauptteil der landwirtschaftlichen Arbeit verrichten. Man hat auch behauptet, daß die Arbeiter auf den Pflanzungen schlecht behandelt würden und dafß deshalb leicht Mißstimmung käme. Nun, bei der Konkurrenz und der Schwierigkeit, Leute zu beschaffen, muß jede Unternehmung die Arbeiter gut behandeln, sonst erhält sie eben keine. Die Leute werden wohl immer auf das allerbeste behandelt. Sie durch höhere Löhne zu halten oder anzulocken, ist ein recht zweischneidiges und verkehrtes Verfahren, denn einmal können durchaus nicht alle Pflanzungen höhere Löhne bezahlen, — und eine Erhöhung müßten auch gerade die kleinen oder wenig lukrativen Betriebe mit- machen. —- Dann aber kann bei einem Preissturz, wie wir ihn ja für Sisal und Kautschuk 1907 sahen, auch für große Unternehmen eine höhere Lohnzahlung ihre Rentabilität unmöglich machen. Endlich aber, und das ist das wichtigste, wundesdenı Nregenselbstu mechtzweniesvonseiner Erhöhung der Löhne haben, denn in diesem Falle würde er wahrscheinlich nur entsprechend weniger arbeiten, und würde außerdem bei den In- diern um so mehr ausgeben. Die Artikel, welche die Neger kaufen, also vor allem Baumwollstoffe billiger Sorten, kommen fast alle aus Indien. Auskömmliche und solche Löhne, die ihm die unbequeme Arbeit ver- lockend machen, wird man an sich meist zahlen, und es zeigte sich, daß ganz von selbst bei ausgedehnteren Betrieben die Löhne in die Höhe gingen. Ich schätze die Erziehung des Negers auf den Pflanzungen der Europäer ganz außerordentlich hoch. Wenn man diese Leute als Wilde hat ankommen sehen und bemerkte, wie sie nach 6—-8 Monaten weiß ge- kleidet und gut genährt fortgehen, so dıängt sich einem die Überzeugung auf, daf viele von diesen Leuten die Gewöhnung an die neuen Bedürfnisse und da- mit die Notwendigkeit der Arbeit mit in ihre Heimat zurücknehmen und beibe- halten. Auch werden auf diese Weise am allerbesten die Männer an eine regel- mäflige und rationelle landwirtschaftliche Arbeit gewöhnt, was sie bei sich zu Hause nicht kannten, wo meist die Frauen arbeiteten. Ich bin sogar der Über- zeugung, daf3 ohne eine solche frühere Schulung auf Reisen und Pflanzungen die Wasukuma, die jetzt im Bezirk Mwanza eine recht gute eigene landwirtschaftliche Produktion haben; nicht das jetzige geleistet hätten. Denn ein recht großer Teil von ihnen wird bei Europäern arbeiten gelernt haben. Und wenn dann, — wie gerade bei diesen Leuten, — der glückliche Erwerbssinn dazu kommt, den die meisten Neger nicht haben, dann kann man auf eine gute Produktion bei ihnen rechnen. Bei den meisten Stämmen werden diese beiden günstigen Vorbedingungen wie bei den Wasukuma und Wanyamwezi nicht zutreffen, die meisten werden nicht derartig produktiv werden. Wie: im allgemeinen arbeitet dertunwermischterundesich selbst überlassene Neger nach meiner Erfahrung nur so vielals er zum Leben gerade braucht. Nur ganz allmählich gewöhnt er sich Luxusausgaben wie Kleidung, Petroleum u. a. m. an. Aber mit dieser Ge- wöhnung sind auch seine Löhne gestiegen, so daf3 er nicht viel mehr als früher zu arbeiten brauchte, um sich den Luxus zu leisten. Die Neger bewirken die Massenproduktion von landwirtschaftlichen Erzeugnissen durch ihre große Anzahl, der einzelne Mann erzeugt nationalökonomisch verhältnismäßig recht wenig Werte. Durch eine Vermehrung der Bevölkerungszahl werden deshalb in den Gegenden, wo Menschen mit Erwerbssinn sitzen, schon von selbst die exportfähigen Pro- dukte vermehrt werden, sobald Verkehrswege ihre Ausfuhr mit Gewinn ermög- lichen. Jeder Aufstand aber vernichtet eine Gegend auf lange Zeit, wir sehen das jetzt am Süden des Landes. Deshalb müssen Aufstände auf alle Weise ver- mieden werden, die auch durch Schwäche oder Ungeschicklichkeit der Verwaltung hervorgerufen werden können. Durch die Bevölkerungszunahme und dadurch bedingtere Hinderung der Ausbreitung wird der Neger auch zu einer intensiveren Benutzung des Bodens kommen. S— 875 zen In vielen Gegenden des Inneren herrscht zeitweise eine gewisse Wassersnot, die Erstellung von neuen Wasserplätzen durch Stauwehre wird deshalb von selbst eine Vermehrung der Wohnplätze und dadurch eine Zunahme der Be- völkerung und Produktion verursachen. Daf3 die Neger in der Landwirtschaft viel von Europäern annehmen werden, glaube ich nicht, die einzigen mir bekannten Fälle sind etwas Kartoffeln und die neue sogenannte Madagaskar-Varietät des Maniok. Wenn sie sehen, dafl sie durch Baumwollbau auf bequemere Weise ihre Verpflichtungen an Steuerzahlung erfüllen und sich die gewünschten Stoffe etc. kaufen können, dann werden die Neger auch Baumwolle bauen, aber in der Form ihres Hackbaues. Die Ein- führung von Pflugkultur hat meines Erachtens nicht viel Aussicht, höchstens da könnte man einen Versuch machen, wo die Leute schon durch Bananenbau seßhafter geworden sind, und wo ja auch die Baumkultur vom Kaffee eingeführt ist. Intelligente, energische Häuptlinge werden dort vielleicht eine Neuerung durchsetzen, die dem Wirtschaftssystem des Negers sonst ganz konträr ist. Aber eine Pflugkultur ist ohne Düngung und reguläre Viehnutzung undenkbar. Ich kann nicht glauben, daf der Neger sein ganzes Wirtschaftssystem umändern wird, ohne daf3 vorher die ethnischen oder ökonomischen Bedingungen sich änderten.*) : Durch Erhaltung des Friedens im Lande, durch Besserung der sanitären Verhältnisse (Impfen, Schlafkrankheit, Wurmseuche) sowie durch Vermehrung der Wohnplätze, indem man Wasserstellen schafft, wird — in Verbindung mit dem Ausbau der Bahnen — sich die Produktion des Negers schon von selbst erhöhen, auch bei Beibehaltung seines Wirtschaftssystems. Ein geringer indirekter Zwang zur Arbeit — nicht eine Zwangsarbeit — schadet dem Neger gar nichts. Es hat doch keinen Sinn, wenn wir eine teure Kolonie besitzen und die Eingeborenen leben dort im paradiesischen Nichtstun. Die Redensart, daß man durch etwas Zwang die Menschenrechte des Negers antastet, ist eine Gefahr für die Entwickelung des Landes. Wird nicht überall in den Kulturländern ein viel größerer Zwang auf den Menschen ausgeübt durch Steuerzahlung, Schulzwang, Militärpflicht u. a. m. Eine Arbeitspflicht wird allerdings wohl kaum zu konstruieren sein, aber der immer wieder ausgesprochene »Wunsch« der Behörde, dal die Leute arbeiten, wird Wunder tun. Nur mul die Arbeit kontrolliert und die Anwerbung der Leute organisiert werden. | Der europäische Pflanzer aber ist recht abhängig von den nötigen und — der Leistung entsprechend —- preiswerten Arbeitern. Daß er sie selbst an- wirbt bzw. durch Agenten anwerben läßt, die dabei oft nicht sehr uneigennützig und im Interesse von Arbeitern und Arbeitgebern zu Werk gehen, ist nicht sehr *) Die bei den Basuto in Südafrika eingeführten 25000 Pflüge haben ihren Eingang dort offenbar irgendwelchen schwer zu bestimmenden Änderungen in den kulturellen oder ökonomischen Bedingungen zu verdanken. (Bevölkerungsdichte, Missionen ?) zu empfehlen. In anderen überseeischen Ländern sind große staatliche Organi- sationen geschaffen, um den Zuzug von Kulis für die europäischen Unternehmungen zu gewährleisten; ich erinnere nur an Ceylon. Da wäre auch bei uns ein solches Vorgehen, das Arbeiter wie Arbeitgeber in gleicher Weise schützen muß, sehr in Betracht zu ziehen. Auf alle Fälle scheint mir bei jeden Mafßnahmen beachtenswert zu sein, dal} eine überseeische Kolonie, besonders eine solche für die das Mutterland noch eine Menge Geld zuschießen muß, in erster Linie zum Besten dieses Mutterlandes da sein soll, und daf3 die Europäer, die dorthin ihre Kapitalien und ihre Gesundheit bringen, unter allen Umständen als Herren auftreten müssen, denn sonst ist ihre Stellung den Eingeborenen gegenüber schon durch ihre Minderzahl undenkbar. Der Europäer hat die Pflicht, in fremden Ländern’der farbigen Bevölkerung! gegenuber „als Jerez au zutreten, und zwar der Einzelne ebenso wie der Staat, denn sonst geht bei der Minderzahl der Europäer der Respekt verloren und Aufstände entstehen, deren Folgen die Eingeborenen immer am meisten schädigen. Wir sollen den Eingeborenen schonen und in jeder Weise menschenwürdig und gerecht behandeln, wir sollen ihm seine eigene Wirtschaft ausbilden helfen, nicht aber demselben eine ihm unnatürliche aufpfropfen wollen. In seinem Kulturkreis wird er dann in die Höhe kommen und gutes leisten. Ihn aber ebenbürtig und gleichwertig wie den Europäer behandeln und dasselbe von ihm erwarten zu wollen, ist eine höchst verderbliche und sinnlose Idee. An eine völlige Gleich- stellung des Negers mit dem Europäer wäre höchstens erst dann zu denken, wenn in einem Lande die Europäer den Eingeborenen numerisch gleich oder überlegen sind. Eher wird jedes Nachgeben gegen den Eingeborenen nur ihn selbst und die herrschende Nation schwer schädigen. Aber auch im anderen Falle verspreche ich mir von einer solchen Gleichstellung nur beiderseitige Nach- teile. Bei Interessenkonflikten sollte man immer zuerst an den Europäer denken. Soll man aber für unser Schutzgebiet in Ostafrika eine möglichst grofse Zuwanderung von Europäern erwünschen und begünstigen? Diese Frage wird oft aufgeworfen. Es unterliegt keinem Zweifel, daß es viele und auch nicht zu kleine Ge- biete in Innerafrika gibt, die so gesund oder gesünder als der Durchschnitt von Europa sind, und in denen der Europäer andauernd ohne Schädigung seiner Gesundheit leben und sich fortpflanzen kann. Man hat meines Erachtens auf diese rein medizinische Seite der Frage bisher immer zu viel Gewicht gelegt. Die psychischen und ökonomischen Bedingungen einer Siedelung in fremden Gegenden sind viel wichtiger. Wenn Leute einsam in einem Neuland leben, so fehlt ihnen jede Anregung, sie können sich nicht aussprechen, und die Folge ist eine Verbissenheit und Nervosität, die man vielfach mit Tropenkoller be- zeichnet, die ich teils auf den Mangel an geistiger Ablenkung zurückführen möchte. Dieser Zustand tritt nicht nur bei einsamen Kolonisten sondern auch bei den Bewohnern etwas größerer Orte ein, wo die Verhältnisse auch nicht das Maf3 an aufßergeschäftlicher Ablenkung bieten, an das wir Kulturmenschen nun einmal gewöhnt sind. Deshalb — und nicht nur aus gesundheitlichen Gründen — muf3 der europäische Tropenbewohner um so häufiger nach seiner Heimat je länger er draußen ist. Einsam lebende Kolonisten werden bald von emern Art, Gemütskrankheit' befallen, es sei denn, "daß es Leute ohne jeden geistigen Anspruch sind, die nur ihr Leben fristen wollen. Es müssen deshalb alle Ansiedelungen als verfehlt bezeichnet werden, in denen die einzelnen Kolonisten weit voneinander und einsam wohnen. Man sollte möglichst ganze Dörfer ansetzen, in denen Handwerker, Geistliche und Lehrer nicht fehlen dürfen. Und der Kolonist sollte — sobald er es sich irgend gestatten kann — Frau und Kinder haben; wenn sie ihm auch sehr viel Sorgen bereiten können, so wiegt der ethische und psychische Einfluß die Unbequemlichkeiten auf, und er verhindert außerdem einen großen Krebsschaden von Siedelungen: die Misch- ehen oder die Bastardnachkommen, die eine politische Gefahr für ein Land werden können. Mit der Ansetzung einer Kolonie ist es genau so wie in vielen anderen Dingen: Man kann nicht ein Glas Wein herstellen, sondern muf3 gleich ein ganzes Faf3 produzieren. Der Kolonist ist nicht im Stande, allein mit dem sich zu ernähren, was er auf seiner Scholle baut, er muf3 sich auch Barmittel schaffen, um verschiedenes von außerhalb zu beziehen. Deshalb kann er nicht nur seine eigenen Lebensmittel pro- duzieren, sondern muf3 auch bei bescheidensten Lebensansprüchen Produkte ver- kaufen, da er in den meisten Fällen durch Lohnarbeit sich nichts wird verdienen können. Er muf3 demnach so mit dem Weltverkehr verbunden sein, daf3 die von ihm erstellten Produkte rentabel abgesetzt werden können. Da an der Küste nicht das geeignete Land für ihn vorhanden, wird er nur im Bereich einer Bahn oder des Schiffahrtsverkehrs sich ansiedeln können, denn die meisten landwirtschaft- lichen Produkte vertragen keinen Aufschlag von hohen Transportkosten. An Erzeugnissen im Sinne unserer heimischen Landwirtschaft wird er nicht sehr viel für den Weltmarkt absetzen können, wohl aber etwas im Lande selbst; ich denke an Kartoffeln, Mehl u. a. m. Dagegen wird ein praktischer Mann mit der Viehzucht etwas verdienen können, wenn er auf Butter-, Schmalz- und Fellexport oder be- sonders Schafzucht sich einrichtet und wenn er es versteht, die Seuchen von seiner Herde abzuhalten. Auch für die Beschaffung der dafür nötigen Zuchttiere ist ein Zusammenschlufß von vielen Ansiedlern nötig. Für den Verkauf wird der Kolonist außerdem, je nach der Gegend, in der er lebt, auch tropische und sub- tropische Pflanzen bauen, wie Chinarinde, Ätherische Öle, Coca, Kaffee, Gerber- rinden u. a. m. Diese werden einen weiteren Transport als anderes vertragen. Also die Absatzmöglichkeit der Erzeugnisse ist das wichtigste Moment bei der Ansetzung von Kolonisten. Bisher aber ist es darum noch recht schlecht bestellt, denn für Produkte europäischer Landwirtschaft ist immer eine Verbindung mit fahrbarem Weg — und Tsetsefreiheit dieses Weges — an die Bahn er- forderlich. Mit einer sehr unglücklichen Eigenschaft haben nun viele deutsche An- siedler zu kämpfen. Wir sind leider politisch noch recht wenig erzogen, glauben an allem nörgeln zu müssen, schreien sogleich nach der Polizei und verlangen Hilfe des Staates, wenn etwas nicht gelingt: aber nur sobald wir in einem deut- schen Gebiet sitzen. In einem fremden Lande ist der deutsche Kolonist der denkbar beste; er weifs, daf ıhm niemand hilft als er selbst, und deshalb bringt er selbst auch alles fertig. Im deutschen Lande aber ruft er leicht die Hilfe der Regierung an und bemüht sich oft nicht viel selbst. Und wenn ihm manches nicht gelingt, dann schreibt er an eine Zeitung, und diese bringt lange Artikel über allerhand Schaudermärchen. Von den großen Mengen Deutscher aber, die in einem fremden Lande zu Grunde gehen, wird nie gesprochen. Daf3 man in einer deutschen Kolonie genau in derselben Weise wie in einer fremden ein großes Risiko läuft, und dal einem dort die Regierung oft ebenso wenig helfen kann wie in der fremden, das wird nicht überlegt. Es könnte deshalb leider manch- mal der Fall eintreten, daf! fremde Kolonisten in deutschen Gebieten besser fort- kommen als einzelne der eigenen Landsleute, die oft zu unselbständig sind. Bisher haben wir in Ostafrika mit landwirtschaftlichen kleinen Ansiedlern noch nicht viel Glück gehabt, wirklich vorwärtsgekommen ist kaum jemand. Die Entwickelung der Kolonien am Kilimandjaro, die in Dörfern stattfand, muf noch abgewartet werden. Und es ist auch schwer jemandem zu raten, er solle jetzt kommen und sich ansiedeln. Er müßte in dem Neuland doch darauf rechnen können, besser vorwärts zu kommen als z. B. auf einem Rentengut in der Heimat, und er müßte im Neuland doch auch dauernde Werte schaffen, nicht Raubbau irgend einer Art treiben. Ich kann nach zwanzigjährigem Aufenthalt in Ostafrika niemanden zureden auf gut Glück hinauszugehen und ein Land zu suchen, auf dem er nun sofort etwas pflanzen soll. Wer so vorgeht, wird mit sehr großer Wahrscheinlichkeit sein Geld recht bald verlieren. Die Verhältnisse sind von denen der Heimat so himmelweit verschieden, daf3 der Neuling überall Mißgriffe machen wird. Will jemand kommen, dann sollte er erst auf ein bis zwei Jahre in eine abhängige Stellung bei erfahrenen Leuten gehen, um sich selbst einige Kenntnis von der Behandlung der Leute und von der Möglichheit, etwas im Rahmen seiner speziellen Fähigkeiten anzufangen, zu verschaffen. Wenn er während dieser Zeit die Augen aufmacht, dann wird er berausfinden, wo er einsetzen kann mit seiner Arbeit, und er wird auch beurteilen können, welche Kapitalien er braucht. Wenn er aber keinen Geschmack an dem neuen Lande gewinnt, dann kann er es getrost verlassen, ohne viel von seinem Gelde zugesetzt zu haben. Es ist, wenn ein Ankömmling so vorgeht, ziemlich gleichgiltig, wieviel Kapital er zur Verfügung hat, es kommt eben nur auf diesen Menschen selbst an. Er muß allerdings soviel mitbringen, daß er eine Zeit leben kann, um sich eine Stelle zu suchen. Nicht leicht ist es aber unter den heutigen Umständen, eine Stellung zu finden, wenn man ohne festen Vertrag auf gutes Glück heraus- geht. Das wird erst besser werden, wenn dorfmäßige Siedelungen vorhanden sind, in denen dann leicht Arbeit zu finden sein wird. Diese aber können nur staatlich oder von Gesellschaften organisiert werden. Wo aber solche Dörfer unmittelbar an der Bahn in bester Lage zu errichten sind, das ist schwer zu sagen, denn die in Frage: kommenden Länder liegen bisher zu weit von den vor- handenen oder projektierten Bahnen, jedenfalls ist eine Siedelung ohne Anschluß an die Bahn mittelst sehr teurer Kunststrafßen nicht möglich. Wenn der Neuankommende nicht gerade Wert darauf legt, eine landwirt- schaftliche Siedelung in gesunder Gegend zu begründen, dann wird er, wenn er erst einmal längere Zeit lernend im Lande war, sehr verschiedene Möglichkeiten der rentablen Betätigung finden, aber er soll selbst durch eigene Wahrnehmung und Beobachtung in abhängiger Stellung die Verhältnisse für seine eigenen Fähigkeiten studieren, denn Fremde — auch die Regierung — können ihm wenig raten. Er wird in allen denkbaren Berufszweigen allerdings stets ein großes Hindernis an der Konkurrenz der Indier finden, die in immer größer werdender Zahl alle Gegenden besiedeln, wo etwas zu verdienen ist, und deren Tätigkeit in Ostafrika meines Erachtens mindestens ebenso viel Nachteile wie Vorteile hat, die zu diskutieren aber den Rahmen dieser Betrachtungen überschreitet. Jeden- falls darf ein europäischer Einwanderer und Ansiedler in Ostafrika nicht auf einen sofortigen Goldregen und auf ungebundenes Abenteurerleben rechnen, ihm wird wie überall der wirtschaftliche Kampf nicht erspart bleiben und nur der ‘wirkliche tüchtige Mann wird dort — wie überall — sein Glück machen und das vielleicht manchmal etwas schneller als in der Heimat, weil er im Neuland seinen Fähigkeiten entsprechend sich betätigen und die Gelegenheiten als erster ausnützen kann. Die Regierung aber wird vielleicht besser tun, Ansiedler nicht herbeizu- ziehen oder mit Barmitteln zu unterstützen, sondern ihnen lieber durch Ver- besserung der Verbindungen (Eisenbahnen, Straßen, Brücken), durch Hebung der sanitären Verhältnisse für Mensch und Vieh und andere administrative Matfs- nahmen die Existenzmöglichkeiten schaffen. Um noch einmal zu resumieren, so sind meiner Meinung nach folgende Perioden in der wirtschaftlichen Entwickelung Ostafrikas zu unterscheiden. 1. In vorhistorischer Zeit kamen mindestens drei verschiedene Völkerströme aus Asien nach Afrika, von denen die ersten beiden die Grundelemente der westafrikanischen und ostafrikanischen Kultur brachten. Schon am Ende der Steinzeit war das Wirtschaftssystem der Neger in seiner heutigen Form mit dem Hackbau ausgebildet. Die dritte Einwanderung bestand hauptsächlich aus Hirtenvölkern, deren Vordringen aus Asien und Nordostafrika nach dem Süden bis in die heutige Zeit reicht. | — 880 — 2. Die Handelsverbindungen des Altertums von Ägypten und den klassischen Völkern brachten Ostafrika in der Landeskultur nicht weiter. 3. Einen großen Einfluß hatten neue transerythraeische Einwanderungen, die mit der Ausbreitung des Mohammedanismus zusammenhingen. Vom 8. bis 15. Jahrhundert findet eine Kolonisation von Persern und Arabern statt, die eine Menge Kulturelemente bringt und den Grund zu der heutigen mohammedanischen Kultur der ostafrikanischen Küste legt. Zugleich damit beginnt die kommer- zielle Ausbeutung Ostafrikas durch Indier. 4. Die dann folgenden Portugiesen haben mehr indirekt einen großen Ein- Nuß ausgeübt, indem sie, teils wohl früher und weiter vom Westen als vom Osten, vom 16. bis 18. Jahrhundert eine Menge aus Amerika stammende Kultur- elemente einführten. 5. Die Araber von Oman beschäftigten sich im 18. und 19. Jahrhundert außer mit Sklavenhandel mit Ackerbau; die Pflanzungen auf Zanzibar verdanken ihnen ihre Entstehung. 6. Die Tätigkeit der europäischen Kaufleute im 19. Jahrhundert wirkte nur anregend auf die Sammeltätigkeit und den Ackerbau der Farbigen, neue Kultur- pflanzen etc. haben sie nicht gebracht. Der Karawanenhandel mit dem Innern breitet sich seit 1830 aus, und infolge des Schutzes der Konsulate lassen sich zahlreiche Indier im Lande nieder. 7. Mit der politischen Okkupation des Landes durch die Europäer beginnt seit 1885 ein neuer Aufschwung. Es werden eine Menge neuer Kulturen ein- geführt und auf Pflanzungen der Europäer gebaut. Unter dem Einfluß der Er- schliefßung des Landes durch Bahnen und der politischen Ruhe steigert sich ebenfalls die Produktion der Eingeborenen, aber nur in Bezug auf Kulturen, die in das System des Hackbaues passen. N Nachträge und Berichtigungen. CER I u Nachträge zum Teil A—C. Zu Seite 32: Dattelpalme. Nach den Darlegungen von A. Engler (Die Pflanzenwelt Afrikas II., Leipzig 1908, S. 224) ist die nächste Verwandte der kultivierten Dattelpalme die Phoenix abyssinica Drude. Zu Seite 150: Rhaphanus statt Raphanus. Zu Seite 239: Dioscorea-Yams. A. Engler (Die Pflanzenwelt Afrikas II., Leipzig 1908, S. 359) gibt an, daß im tropischen Afrika etwa 25 Arten von Dioscorea vorkommen, von denen 5—6 weiter verbreitet sind. In allen Wald- ‚gebieten findet sich als Kulturpflanze die D. satzva L. mit kahlen, herzförmigen, oft 30 cm langen und breiten Blättern, oft mit Knollen in den Blattachseln. Verwandt damit sind D. sansibarensis Pax. von Bagamoyo bis zum Kili- mandjaro, und D. macroura Harms von Togo bis zum Kongo. Als Kultur- pflanze zu erwähnen ist noch D. dumentorum (Kunth) Pax. mit rundem, stachligem Stengel und gedreiten, unterseits weichhaarigen Blättern, bisweilen mit stachligen, axillären Knollen, von Lagos bis Angola, von Erythrea bis Zambezi. Diese Art hat sehr viele Varietäten, z. B. moyo ya ngombe, neteza, ubika heht, kıla ya mamba, kunguni, pome ya ‚kwicho, lusi, angıva, alle offenbar aus Usambara. D. abyssinica Hochst, in Abessinien, Togo usw. mit eiförmigen, am Grunde herzförmigen Blättern. D. alata L. mit vierflügeligem Stengel und tief herzförmigen Blättern. Sie wird kultiviert wegen ihrer großen Knollen vom Ghazalgebiet bis zum Niger, auf Sao Thome und in Angola. Ob sie in Afrika einheimisch, ist noch nicht entschieden. Zu Seite 263: Nymphaea statt Nymphea. Zu Seite 365/366: Kaffee-Valorisation. Die große brasilianische Valorisations-Anleihe von ı5 Millionen Pfund Sterling ist im Dezember 1908 glänzend untergebracht worden. Da sie zu einem bestimmten Preise von einem Konsortium von Banken übernommen und von diesen sofort zu 92'/, °/u aus- 56” m— 584 _—— gegeben ist, haben diese Banken in Anbetracht, dafß die Anleihe sofort über- zeichnet wurde, schon durch dies Geschäft viele Millionen verdient. Man beab- sichtigt nun, die Ausfuhr von Kaffee aus Sao Paulo im ersten Jahre auf 9 Millionen, im zweiten auf 9'/, Millionen, im dritten auf ro Millionen Sack zu beschränken, den Überschuß aber als Valorisations-Kaffee aufzukaufen. Die enormen, etwa vorhandenen und zukünftigen Mengen von Valorisations-Kaffee lasten nun auf den Hauptkaffeemärkten der Welt, für viele eine stete Gefahr. Aber es hat den Anschein, daf3 man vielleicht beabsichtigt, die ganzen Massen vor der voraus- sichtlichen Einführung eines Eingangszolls für Kaffee in den Vereinigten Staaten dorthin zu werfen, wo sie dann von der durch die Verzollung bedingten Preis- steigerung Nutzen ziehen würden, so daß vielleicht, wenn dies glückt, die brasilia- nische Regierung damit ein glänzendes Geschäft machen wird. Allerdings wäre auf diese Weise der Markt der Vereinigten Staaten auf etwa 1'/, Jahre mit Kaffee versorgt, und die in den nächsten Jahren voraussichtlich noch gröfleren Ernten in Brasilien müßtten ganz nach Europa usw. abgesetzt werden, indem der Markt in Nordamerika mit ca. 8 Millionen Sack jährlich ausfallen würde. Dies so er- zeugte gewaltige Überangebot würde die Kaffeepreise sehr drücken, und die Pflanzer würden darunter zu leiden haben, wenn nicht die brasilianische Regierung ihre eigenen Kaffeepflanzungen durch eine sehr starke Herabsetzung des dortigen Silberkurses schadlos halten sollte, so daf3 sie mit billigem Silber ihren Kaffee produzieren, ihn aber mit normalem Gold verkaufen könnten. Die Kaffeepflanzungen aller anderen Länder aber müßten auf diese Weise sehr stark unter dem über- großsen Angebot leiden. Mit einem Worte, die Aussichten auf günstigere Preise für Kaffee sind nicht sehr gut, und die Kaffeepflanzer können mit keinen grofsen Hoffnungen in die Zukunft sehen. Nach einer Notiz in den »Hamburger Nachrichten« vom 15. Dezember 1908 betrugen die Valorisationsbestände von Kaffee des Staates Sao Paulo 6994920 Sack von je 60 Kilo. Die gesamten Kaffee-Ernten haben betragen (in Säcken a 60 Kilo): Brasilien andere Länder zusammen 1887/88 3411564 4070000 7 481564 1888/89 6603 112 3816000 10422 112 1889/90 4 823 664 4215000 9038 664 1890/91 5 636934 4.790000 10 426934 1891/92 7 832 940 4437 000 2 269949 1892/93 6768 239 4 574.000 11 342 239 1893/94 4997 620 4311000 9 308 620 1894/95 7054480 4.257 000 II 311480 1895/96 6046416 4546 000 10 592 416 1896/97 8 946 464 4651000 13 597 464 1897/98 11057084 4 840 000 15 897 084 1898/99 9284 394 4405 000 13. 689 394 885 Brasilien andere Länder zusammen 1899/00 9493 734 4 380 000 13 873734 1900/01 II 143 009 3785 000 14928 009 1901/02 15 545 600 3 645 000 19 190 600 1902/03 13 322 996 3752000 17 074.996 1903/04 11 321 500 4628 000 15 949 500 1904/05 10 509 394 3 820 000 14 329 384 1905/06 11251851 3 480 000 14731851 1906/07 18082023 3 475 000 21.557 023 1907/08 11001000 3 861 000 14 862 000 Die Ausfuhr aus dem Staate Sa6 Paulo geht wohl ganz über Santos. Von dort kamen zur Ausfuhr: 1902 8714182 Sack 1903 7994395 1904 6571509 „, 1905 7.453752 5 1906 1000267. 0%, »Demnach wird durch oben erwähnte Kontingentierung der Ausfuhr aus dem Staate Sao Paulo nicht die ‚Wahrscheinlichkeit geschaffen, daß dort regel- mäßig größere Bestände im Inland zurückgehalten werden. Immerhin wird der Kaffeehandel auch in Zukunft weiter mit Verkäufen aus Valorisationsbeständen zu rechnen haben, ohne daf3 die Bestrebungen der brasilianischen Regierung zu ‚einer Verminderung der Kaffee-Anbauflächen bisher eine irgendwie merkliche Abnahme der Kaffee-Erzeugung herbeigeführt hätten.« Es ist klar, dafß bei der enormen Kaffeeproduktion der Erde von jährlich 900—1200 Millionen Kilo die Erntemengen von Ostafrika gar nicht in Betracht kommen, daß die Pflanzungen Ostafrikas und anderer Länder vielmehr ganz von der Gestaltung der Verhältnisse in Brasilien abhängen müssen. Zu Seite 430: Alo&. A. Engler (Die Pflanzenwelt Afrikas II, Leipzig 1908) gibt an, daß in Usambara bis 1000 m Meereshöhe die Art Aloe lateritia Engl. vorkommt. Vielleicht handelte es sich demnach um diese Art, aus der ich vergeblich die Drogue herzustellen versuchte. Zu Seite 448: Fairorrhisa statt sn Zu Seite 453: Saussurca statt Sausurca. Zu Seite 456: Es muß S/rophantlvus und nicht S/rophantus heilen. Zu Seite 472: Sisal-Agaven. Nach dem amtlichen Jahresbericht sollen Ende März 1908 24 Millionen Sisal-Agaven auf 10335 Hektar in Deutsch-OÖst- afrika vorhanden gewesen sein und zwar: > HR in Pangani 5'/a Millionen Pflanzen auf 2495 ha. »alanga 12 55 > » 59107, „ Wilhelmsthal 2 ® 5 ao, „l.indi 4a si Ai u 13008, Die Ausfuhr 1907 hatte 2161685 Mark Wert, nicht 1161685 Mark. Zu Seite 495 (Anmerkung): Seide. Nach der Zeitung »Textil« vom 19. Januar 1909 (= Tropenpflanzer 1909, S. 133) hat man in Bukoba und Uganda mit der Verwertung der Seidencocons begonnen, deren Produkt für die sogenannte Schappindustrie geeignet sein soll. Zu Seite 555: Zawsonia statt Lawisonia. Zu Seite 560: Acacia Catechu Vent. Neuere Untersuchungen ergaben, wie mir W. Busse erzählt, daß Acacza Catechu in Östafrika noch nicht nachgewiesen ist. Was man bisher dafür gehalten hat ist Acacza Suma. Es wäre interessant, zu untersuchen, ob auch deren Holz Catechu enthält. Zu Seite 566: Prrhecolobium statt Pithekolobium. Zu Seite 569: Mangroven. Im September 1908 hat sich unter der Ägide der Firma Karl Feuerbach in Stuttgart eine »Deutsch-Koloniale Gerb- und Farbstoffgesellschaft m. b. H.« gebildet, die am Rufiyi zwischen der Bomba- und Usimbe-Mündung ein grofes Gebiet erworben hat. Nach ihrem Prospekt rechnet sie dort auf 300000 Fm. Holz bzw. 52000 Tons Gerbrinde, deren Gestellungs- kosten 7 Mk., deren Verkaufswert in Hamburg aber 1ı—ı2 Mk. pro Tonne sei. Der Firma ist es gelungen, den roten Farbstoff aus der Mangrovenrinde zu ent- fernen (D. R. P. Nr. 198782) und so einen Gerbstoff zu erzielen, der demjenigen aus Eichenrinde gleichwertig sei. In ihrer Fabrik in Freiweinheim a. Rh. (bei Niederingelheim) will sie einen entfärbten Extrakt aus der Rinde herstellen. Beteiligt bei dieser Gesellschaft ist der oben Seite 569 genannte Herr Renner. Zu Seite 631: Kautschuk-Konsortium in Brasilien. Es verlautet, daß auf Vorstellungen der fremden Firmen, hinter denen ihre Regierungen standen, die brasilianische Regierung die Zollvergünstigungen für das brasilianische Kon- sortium nicht hat in Kraft treten lassen, so daf3 die daran geknüpften Erwägungen hinfällig geworden sind. Januar 1909. Zu Seite 662: 7. Funiperus procera statt ©. Zu Seite 779: Wie ich höre, ist vor einiger Zeit ein großes Quantum Ceresin (Mineralwachs, das aus Erdwachs, Ozokerit, gewonnen wird) nach Zan- zibar gebracht. Wahrscheinlich wird es von Indiern zur Verfälschung von Wachs gebraucht, worauf bei eventuellen Untersuchungen zu achten wäre. Statistik. Die Einfuhr: und Ausfuhrzahlen pro 1907 mußte ich im Text von Teil A, B und C nach den vorläufigen Angaben der Vierteljahrszusammen- stellungen im Amtlichen Kolonial-Blatt geben, wodurch manche Ungenauigkeiten entstanden sind. Erst nach Abschluß der Korrekturen gelang es mir, den amt- lichen Jahresbericht für 1907 zu erhalten, aus dem ich hier einige Zahlen gebe mit der Bitte, dieselben an den betreffenden Stellen einzufügen. Das jeweils vorgedruckte K bedeutet: Verkehr über die Küstengrenze. B Verkehr über die Binnengrenze. S Die Summe von beiden. Einfuhr 1907 Kilo Wert in Mark Reis K? 8730335 2 040 544 B LIOT57 1917 S 8741492 2042 461 Kartoffeln K 240460 45475 B 14091 2683 S 254551 48 158 Zucker K 854040 274035 B 75.963 28481 S 930003 292 516 Fische, Seetiere und Süfwasser- tiere aller Art RE791.819 257574 B 1807 4691 3:.:7093.626 262 265 Baumwollgarn und Baumwoll- gewebe K 1219899 3 417 480 B 1513573 1 188950 DIE 233472 4.606 430 Ausfuhr 1907 Kilo Wert in Mk. Mais RE194278 20479 B 12 569 710 55.206.787 21189 Reis K 3501 654 Be7767165 140695 SER Z1NSBON EN 141349 Sorghum Hirse K 223830 28015 DI NO STSL 807 S 234648 28 822 Hülsenfrüchte Maniok Kartoffeln Andere Knollengewächse und deren Mehl (Pfeil- wurz) Kokosnüsse Kaffee Kakao Vanille Pfeffer aller Art Sirup-Melasse Tabak Kopra 888 Wert in Mark Kilo K 150669 18 493 B 1908 249 S 152577 18742 K7383173 3495 B RR NZ za) 3 K 1144 280 Bo WA 39 RR: 319 25.231097 6045 B 2085E.,5 106 SI 230 6061 K. 137731 5495 ze et Se RE 5495 K 402902 441 261 B 229024 98 832 5, 031.920. 5. 22549098 K 4 566 6952 ee ee I S 4566 6952 K 79 905 B SEE ES — Sa 020 905 K 285 7 BRD 5 ne Ban S 440 99 K 194189 37 660 B Bun = S 194189 37 660 K 69564 59969 B 170 108 Ss 69734 60077 K 3891028 1344781 B — a S 3891028 1344781 Erdnüsse Sesam Rohbaumwolle Sisalagaven Gerbhölzer, Gerbrinden Kautschuk und Gutta- percha Wanyamwezi-Esel Rinder Kleinvieh Hühner und anderes Geflügel Honig 889 Kilo Wert in Mark 221975 59871 1283 197 222573 1505 172 282 444 457523 125797 35 626 5 570 AST 49R 131367 193 684 194 509 38 556 30024 231640 224533 2802 623 2149145 27719 12540 2830 343 2 161685 2665 170 38671 2665 170 38671 241474 BORLLZ2I 65.254 428 344 306728 2039475 Stück 46 2004 213 5438 259 VATERYE 1416 86 271 N ‚24 207 2948 110478 4942 46.297 SIEH 3 4951 46 320 3 000 9350 s2 1047 3082 B 10 397 Kilo 1 328 731 N ar 1704 875 (Strauße!) Fische (frisch, gesalzen, sonstige Wassertiere, Haifischflossen) Elfenbein Flußpferd- und Wild- schweinzähne Nashörner Schildpatt Kauri, Muscheln Häute und Felle Wachs no R u en un OR Wi Kilo Wert in Mark Etwas Trepang wurde 24120 14040 wieder gewonnen. Fischausfuhr aus Schirati 1964 162 unbe bei Absperrung 26084 14 202 ®; englisch. Grenze wegen Schlafkrankheit! 24483 644.287 806 IQIIO 25 289 663 397 9744 42 683 »239 877 9983 43 560 6571 101927 246 3 334 6817 105 261 846 22591 4 13 850 22 604 131245 6184 131245 6184 284625 359019 1148933 1539026 1433 558 1898045 306 903 709 187 368 499 762 161 675.402 1471348 3 ’ Literaturverzeichnis. Ich führe hier nur einen Teil der benützten Literatur auf, einige Angaben finden sich im Text verstreut. Verwandt wurden außerdem die Antworten auf einige Fragebogen, die an die Behörden des Schutzgebietes versandt waren. Sehr viele Angaben habe ich den Jahresberichten der Pflanzungsgesellschaften und den amtlichen Denkschriften über die Entwickelung der deutschen Schutz- gebiete entnommen. Für das britische und italienische Gebiet verdanke ich eine Menge Notizen den Herren Hollis und Glaser in Mombassa, Schulz in Entebbe sowie Kapt. Ferrari in Giumbo am Tana, für Zanzibar Herrn J. Strandes und R. Helm. Abel, M. H. Beans, peas and other Leguminous as food, Farmers Bull. Washing- ton I9O00O. Adametz, L. Das Watussi-Rind, in Baumann: Durch Massailand zur Nil- quelle. Berlin 1894. Albrecht, Osk. Zur ältesten Geschichte des Hundes. München. E. Rein- hardt. 1903. Andree, R. Die Steinzeit Afrikas. Globus. Bd. 41. Ankermann, B. Kulturkreise und Kulturschichten in Afrika. Zeitschr. für Ethnologie Bd. 37. 1905. Balfour. Cyclopaedia of India. London 1885. Baum-Warburg. Die Kunene-Zambezi-Expedition. Berlin 1903. Baumann, O. Durch Massailand zur Nilquelle. Berlin 1894. — Usambara und seine Nachbargebiete. Berlin. 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Vosselerzund A. Zimmermann u. a. m. in diesen beiden letzten Zeitschriften führe ich nicht gesondert an. Alphabetisches Register der deutschen und lateinischen Bezeichnungen. Acacıa catechu 560, 886. — decurrens 501. — senegal 573. — Suma 886. —ZVierek2572, Acajou 88. Achras Sapota 85. Acocanthera Schimperi 425. Adansonia digitata 85. Ägypten, Phönizien, Handel mit Ostafrika 838. Äpfel 128. Aeschynomene elaphroxylon Affenbrotbaum 85. [654. Aframomum sp. 267. Agaven 465. Agave rigida var. sisalana 465. Albizzia Lebbek 654. Aleuritis triloba 383. Allenblackia Stuhlmannıı 383. Allıum Cepa 129. — sativum vulgare 131. Almeidina (nicht Almadeina) 446. Alocasıa macrorrhiza 231. Alo& sp. 427, 885. — Holz 577. — lateritia 885. Alpinıa officinarum 339. Altertum, Handelsverkehr ın Ostafrika 837. Amarantus spinosus 131. Ambatsch 654. Ambra 805. Ammoniak-Harz 607. Amomum sp. 267. Amygdalus communis 127. Anacardium occidentale 88. Ananas sativa 90. Anas moschata 760. Anchomanes difformis 231. Andropogon citratus 4I1l. — Martini 411. — nardus 412. — schoenanthus 410. — sorghum 165. — zizanioides 413. Anethum graveolens 268. Angraecum fragrans 382. Anis 324. Anona cherimoia 95. — muricata 94. — reticulata 94. — senegalensis 92. — squamosa 92. Anone, Netz- 94. — Stachel- 94. Ansiedler, europäische 876. Apis mellifica 775. Aprikose 128. Aquilaria Agallocha 577. Araber 864. [nern 867. — Handel der, mit dem In- Arachis hypogaea 383. \ Areca catechu 13. Arecapalme 13. Arenga saccharifera 36. Arrowroot, afrıkanisches 264. Artocarpus incisa 95. — integrifolia 96. Asafoetida 608. Atriplex sp. 132. Avena sativa I65. Averrhoa Bilimbi 127. — Carambola 127. Avocado Birne 114. Bahnbau 870. Bambus 654. Bambusa vulgaris 655. Bambu-Palme 34. Bananen 37. — Faser-, wilde 59. Bantu, jüngere 830. Banyanen-Kürbis 148. Baobab 8;. Batate 246. Baumwolle 500, 887, 839. Baumwollbaum 487. Benzo& 612. Berlinia Eminii 492. Bermudagras 176. Betelpalme 13. Betelpfeffer 374. Biene 775. Bilimbi 127. Birnen 128. Bixa orellana 544. Bockshornklee 225. Boehmeria nivea 485. Bohnen 221. — (Vigna-) 226. ru I/ Bombax rhodognaphalon 486. Bombay Duck 800. Boote, genähte 857. Borassus flabellifer 14. Bos domesticus 685. Boswellia Carteri 579. Brachystegia appendiculata Brasil-Holz 548. Brassica sp. 155. Brotfruchtbaum, echter 95. Brustbeerenbaum 124. Bubalus buffelus domesticus Büffel 708. Butter 695. Cactus-Feige 112. Caesalpinia Bonducella 548. — coriaria 565. — Sappan 548. Cajanus indicus 211. Cajeput 418. Calamus sp. 16. Calophyllum inophyllum 3597. Camelus dromedarius 709. Cananga odorata 414. Canarıium Schweinfurthii 598. | Canavalia ensiformis 213. Canis famiharis 710. Cannabis indica 340. Canna indica 676. Capra hircus 718. Capsicum minimum 269. Carica cundinamarcensis 99. Carica Papaya 97. Carludovica incisa 36. — pumila 36. Carpodinus sp. 639. Carthamus tinctorius 545. Carum Carvi 277. — copticum 277. Caryophyllus aromaticus 278. Caryota sobolifera 36. Cassia angustifolia 430. — fistula 432. Castilloa elastica 651. Casuarina equisitifolia 659. Catechu 560, 886. Catha edulis 344. Cedrat-Zitrone 78. Ceiba pentandra 487. [492. [708. 000 Celosia sp. 132. Ceratonia siliqua 100. Ceresin 886. Ceriops Candolleana 567. Chamaerops humilis 36. Chartered Company 869. Chayote 151. Chelone ıimbricata 779. Chillies 269. China, Handel Östafrikas mit Chinarinde 433. [859. Chouchou 151. Chrysophyllum Cainito 1Io1. — Icaco 126: Chrysopogon Gryllus 542. Cicer arietinum 214. Cinchona Ledgeriana 433. — succirubra 433. Cinnamomum Camphora 415. — Cassia 295. — zeylanicum 293. Citronellagras Öl 412. Citrullus vulgaris 132. Citrus sp. 63. — Aurantium amara 67. — 2 3japonIcaw7o: — — sinensis 72. — 7 —Zyar..decumanarzs. —ı — Suntara76: — histrix acida 81. — medica gemina 78. — 2 EımonumeEımettasst. — —/ syulgarıs’79. — nobilis 77. Clitandra Kilimandjarica 638. Coca Blätter 442. Coccinea sp. 235. Cochenille 113. Coco de mer 31. Cocos nucifera 16. Cocospalme 16. Coffea arabica 344. — — var. Stuhlmannii 358. — liberica 358. — micrantha 357. — Schumanniana 357. — zanzıbariensis 357. Cola vera 366. Coleus sp. 231. Colocasie 235. Colocasia antiquorum 235. Columba livia domestica 762. Columbo-Wurzel 448. Commiphora abyssinica 599. — ÖOpobalsamum 600. Conchilien, verschiedene 803. Copra 21. Carambola 127 Corchorus acutangulus 134. — olitorius 134. Coriandrum sativum 310. Cosmas Indicopleustes 845. Costus 453. Cremefrucht 92. Crocus 546. — sativus 546. Croton Tiglium 441. Cucumis Melo agrestis 136. — metuliferus 137. — sativus 137. Cucurbita moschata 138. Cuminum Cyminum 311. Curcuma longa 312. — Zedoaria 315. Cyamopsis tetragonoloba 214. Cycas circinalis 101. Cynodon dactylon. 176. Cyperus esculentus 238. — Papyrus 491. Cyphomandra betacea 126. Cypraea annulus 782. Cythere-Apfel 119. Dalbergia melanoxylon 659. Dampfschiffslinien n. Ostafrika Dattelpalme 883. [866. —techten32. — wilde 34. Datura alba 549. Delebpalme 14. Dendrohyrax terricola 808. Deutsch-Ost-Afrikanische Ge- sellschaft 868. —_——— Plantagen-Gesell- Dill 268. [schaft 868. Dioscorea sp. 239, 883. — bulbifera 245. Divi-divi 565. Dolichos biflorus 214. — Lablab 215. Dorema ammoniacum 607, Doryalis hebecarpa 126. Dromedar 126. Dumpalme 29. Durio 102. — zibethinus 102. Durra 165. Ebenholz 660. Eierfrucht 151. Einwanderungen der Neger Elaeis guineensis 25. [825. Elefant 789. Elephas africanus 789. Elettaria Cardamomum 315. Eleusine coracana 171. Eleusine-Korn 177. Elfenbein 790, 890. Encephalartos Hildebrandtii Ente (Moschus-) 760. Equus asinus 730. — caballus 736. — tigrinus 739. Erbse 222. Erderbse 228. Erdmandel 2358. Erdnüsse 889. Erdnußpflanze 383. Eriobotrya japonica 126. Eriodendron anfractuosum457. Erythrophloeum guineense442. Erythroxylon Coca 442. —- novogranatense 442. Esel 730, 889. Esparto 538. Eucalyptus occidentalis 566. Euphorbia candelabrum 445. Europäer, Handel Zanzıbar 865, [102, der, ın Farbstoff-Pfllanzen 544. Faserstoff-Pflanzen 465. Feige 102. Felis domestica 740. Felle 890. Ferula Asa-foetida 608. — communis 611. - — galbaniflua 610. — Sumbul 611. Fenchel 156, 319. Fetisch Bohne 213. Ficus capensis 637. —Z@aricau1o2: — chlamydodora 492. — elastica 650. Ficusrinde 492. Fische 887, 890. — u. Fischereiprodukte 798. — gesalzene 799. Flacourtia Ramontchii 126. Flaschenkürbis 145. Flußpferd 800, 890. Foeniculum vulgare 319. Fourcroya gigantea 497. Fruchtbäume, diverse 85. Fuchsschwanz 131. Futtergräser 165. Galbanum 610. Galiniera coffeoides 357. Gallus domesticus 762. Gans 761. Gartenbohne 221. Gemüse 129. Genußmittel, narkotische 340. Geraniumoel, echtes 420. | — falsches 411. Gerberakazie 561. Gerbrinden 570, 889. Gerbstoff-Pflanzen 560. Gerste I81. Getreidegräser 165. Gewürze 267. Gewürznelken 278. Glycine hispida 216. Gold in Ostafrika 848. Goldminen in Arabien 849. Gossypium Arten 500. Gouvernement, deutsches 869. Gräber, persisch-arabische 855. Granatapfelbaum 117. Grenadilla 114. Grenadill-Holz 660. Guajave 116. —, Erdbeer- R17% Guinea Gras 193. Guizotia abyssinica 393. Gummi arabicum 572. — olıbanum 583. herbaceum u. a. Gummi-Pflanzen 572. Gurken 129. — afrıkanische 137. —zechten137 — melone 136. Guttapercha 653. Hackbau 6, 831. Häute 890. Hafer 165. Hagenia abyssinica 447. Haifisch 799. Haifischtran 800. Halfa 3538. Hamiten-Wanderung 828. Handelsstatistik Ostafrıkas 871, 887. Handelsverträge 865. Hanf 340. Harz-Pflanzen 577. Haustiere 683. Hausvögel 760. Hedychium spicatum 339. Helmbohne 2135. Hennah 555. Hevea brasiliensis 652. Hibiscus cannabinus 533. — esculentus 142. — Sabdariffa 144. Hippopotamus amphibius 800. Hirse 193. Honig 775, 889. Hordeum distichon IS1. Hovenia dulciıs 126. Hühner 762, 889. Hülsenfrüchte 210, 211, 888. Hund 710. — (Pariah-) PETER — (Windhund) 711. Hyphaena coriacea 29. Hyptis specigera 394. Ilex paraguariensis 367. Indigo 550. Indigofera tinctoria 550. Ingwer 334. Ipecacuanha 463. Ipomoea Batatas 246. — tuberosa 251. Jaborandi 452. Jackfruchtbaum 96. Jambosa domestica 104. — malaccensis 104. — samarangensis 104. — vulgaris 105. Jasminum Afu 677. — Sambac 677. Jatropha Curcas 394. Jatrorrhiza Columbo 448, 885, Johannisbrotbaum 100. Jujubendorn 124. Juniperus procera 662. Jute 134. — (Madras-) 533. Kaffee 888. — arabischer 344. — Liberia 358. — Statistik 884. — Uganda- oder Bukoba 358. — Valorisation 883. — wilder 356. Kakao 377, 888. Kalebasse 145. Kampferbaum 415. Kaninchen 745. Kanu, Ausleger- 837. Kapok 487. Kap-Stachelbeere 115. Kardamom 267, 315. Kartoffeln 887, 888. — europäische 264. — süße 246. Kaschubaum 88. Kassave 251. Kastanie 128. Katze 740. Kauri 890. — »Muscheln« 216. — Schnecke 216, 782. Kautschuk 886, 889. — Pflanzen 625. Khas-khas Wurzel 413. Khaya senegalensis 668. Kichererbse 214. Kickxia elastica 638, 651. Kilwa, Gründung von 847. Kirsche 128. Klippdachs 808. Knoblauch 131. Knollengewächse 231. Kohl 155. Kokosnüsse 888. Kolanuß 366. Kolbenhirse 199. Kopal 613. Kopra 888. Koriander 310. Koso 447. Krapp 558. Kresse 155. Kümmel 277. — römischer 311. — Schwarz- 323. — Wanzen- 311. Kürbis 129, 138, Kulturelemente, Ausgangs- punkte der 876. | Kulturelemente, geographi- scher Ursprung der 811. Kulturkreis, westafrikanischer Kum-quat 76. [824 Kurkume 312. Lagenaria vulgaris 145. Landolphia sp. 633, 637, 652. Lathyrus sativus 217. Lawsonia inermis 355, 886. Lebbek-Akazie 654. > Lein 394. Lemongras Oel 411. Lens esculenta 217. Lepidium sativum 155. Leptochloa chinensis 182. — obtusiflora 182. Lepus cuniculus 745. Lichtnußbaum 383. Lilas 670. Lima-Bohne 218. Limone, saure 79. — süße 81. Limonelle 81. Linse 217. Linum usitatissimum 394. Liquidamber orientalis 611. Litschi, falscher ı12. Lodoicaea Seschellarum 31. Loquat 126. Lotus 678. Luffa cylindrica 146. Luffa Gurke 146. Luftknollen-Yam 245. Mahagoni (afrikanisches) 668. Mais 201, 887. Maletto 566. Mandarine, echte 77. — falsche 76. Mandelbaum, echter 127. — indischer 122, 409. Mangifera indica 105. Mango-Baum 105. Mangroven 507, 886. Manihot dichotoma 649. — Glaziovii 640. — heptaphylla 649. — piauhyensis 649. — utilissima 251. Manillahanf-Banane 58. Maniok 251, 888. — (Varietäten) 257. Maranta arundinacea 263. Marsdenia Condurango 448. Mascarenhasia elastica 638, Maskat-Araber 864. [653. Mässai 824. Materiellen Kultur, Geschichte der 819. Matico Blätter 452. Maulbeerbaum, indischer 110. Mauritiushanf 497. Medizinalpflanzen 425. Meerrettichbusch 148. Mekkabalsam 606. Melaleuca leucadendron 418. Meleagrina margaritifera 801. Meleguetta Pfeffer 268. Melia Azedarach 670. Melonenbaum 97. Mimusops Schimperi 115. Mirabilis Jalappa 449. Mispel, japanische 126. Mittelalter, Handelsverkehr ın Ostafrika 846. Mohammedaner, rung nach Ostafrika 847. Mohammedanische Kultur 858. Mohn 449. Mohrenhirse 165. Mombin Pflaumen 119. Auswande- Momordica Charantia 148. Mondbohne 218. Monstera deliciosa 127. Morinda citrifolia 556. Moringa oleifera 148. Morus alba var. indica 110. Moschus 808. Mucuna melanocarpa 218. Münzen, chinesische 860. Mung-Bohne 219. Musa Holstii 59. — paradisiaca 37. —textilise5o. Muscheln 890. Muskatnuß 319. Myristica fragrans 319. Myrrhe 599. Nashorn 806, 890. Natron 370. Negerhirse 194. Nephelium lappaceum 112. Nerium Öleander 678. Nicotiana rustica 367. — Tabaccum 367. Nigella sativa 323. Niger seed 393. Nußbaum 128. Nutzbäume 654. Nymphaea 883. — stellata 263, 678. Ochsenherz 94. Ocımum Basilicum 419. — canum 419. Oelbaum 396. Oele, aetherische 410. — u. Fette liefernde Pflanzen Oelpalme 25. [383. Olea europaea 396. Okro 142. Ophir 839. Opium 449. Opuntia Ficus-indica 112. Orange, bittere 67. — süße 72. —zSuntlarar 77. Orangen und Citronen 63. Orlean 544. Orseille-Flechte 557. 908 Oryza satıva 182. Osyris tenuifolia 423. Ovis aries 746. Oxythenanthera macrostachys u.a. Arten 655. Pachyrrhizus bulbosus 218. Palaquium oblongifollum 653. Palmarosa Oel 411. Palmen, nützliche 13. Pampelmuse 75. Pandanus utilis 534. Panicum colonum 193. — Crus Gallı 193. — frumentaceum 193. — jumentorum 193. — miliaceum 194. -— sanguinale 194. Papagei 772. Papaver somniferum 449. Papaya 97. — Berg- 99. Papier 5332. Papyrus 491. Passiflora edulis 114. — quadrangularis 114. Passionsblume 114. Patschuli 421. Pedecellaria pentaphylla 149. Pelargonium odoratissimum 420. Pennisetum americanum 194. Periplus des roten Meeres 840. Perlen (»sela«-Perlen) 850. Perlmutter 801. Persea gratissima 114. Perser 854. — Auswanderung nach Öst- afrıka 847. Pfau 772. Pfeffer 888: — Achanti- 324. — Guinea- 324. — langer 325. — Neger 334. — schwarzer 326. — spanischer 269. Pfeilgift 425. Pferd 736. Pferdebohne 214. Pfirsich 128. Phaseolus aconitifolius 218. — lunatus 218. — Mungo 219. — vulgaris 221. Phoenix abyssinica 883. — dactylıfera 32. — reclinata 34. Physalıs peruviana 115. Physeter macrocephalus 804. Phytelephas macrocarpa 36. Pilocarpus pennatifolius 452. Pımpinella Anısum 324. Piper angustifolium 452. — Betle 374. — Clusii 324. — longum 325. — nigrum 326. Pisum sativum 224. Pithecolobium dulce 566, 886. Plantagenprodukte 871. Platterbse, weiße 217. Plumiera alba 679. Pluvialzeit Afrikas 819. Poa (Eragrostis)abyssinica 199. Pogostemum Patschouli 421. Poinciana regia 671. Polygonum sp. 132. Pomeranze 67. Portugiesen, Handel der 862. — -zeit 861. Portulacca oleracea 149. Portulak 149. Porzellan 850, 860. Potwal 804. Prunus armeniaca 128. — avium 128. — cerasus 128. — persica 128. — Puddum 126. Psidium Cattleyanum 117. — Guayava 116. — pumilum 117. Psophocarpus longepeduncu- latus 225. Psychotria emetica 464. Ptolomaeische Münze 843. Punica granatum 117. Purgiernuß 394. Rahmapfel 92. Rambutan 112. Ramie 485. Raphia Mombuttorum 34. Raphiapalme 34. Regenfall 817. — zeiten 817. Reis 182, 887. —evogel 772: Rettich 150. Rhaphanus sativus 150, 883. Rhinoceros bicornis 806. Rhizophora mucronata 567. Rhus succedanea 400. Ricinus 397. — communis 397. Rind 685, 889. — Langhorn- 691. Rindenstoff 492. Rocella Montagnei 557. Römer in Arabien und Öst- afrıka 844. Rosa gallica var, damascena Rosella 144. [679. Rosen 679. apfel 105. —öl 680. Rottang 16. Rubia cordifolia 558. Rumex abyssinicus 132. Saccharum officnarum 157. Saffran 546. Saflor 545. Salvadora persica 671. Sandelholz 422. — afrikanisches 423. Sandoricum indicum 127. Sanseviera Sp. 534. Santalum album 422. Sapindus trifoliatus 672. Sapium sebiferum 400. Sapotillpflaume 85. Sappan-Holz 548. Sarsaparilla 453. Saubohne 226. Saussurea Lappa 453, 885. Schaf 746. Schildkröte 779. Schildpatt 779, 890. Schraubenpalme 534. Schutzbrief, Kaiserlicher 868. Schwein 754. Schwertbohne 213. Sechinum edule ı51. Securidea longipedunculata Seide 495, 886. (541. Sennesblätter 430. Serranus sp. 799. Sesam 401, 889. Sesamum indicum 401. Sesbanıa grandiflora 672. Seschellennuß 31. Setaria italıca 199. Seyid Bargasch 868. — Said 864, 865. Shirazı Kultur 854. Sida rhombifolia 541. Sirup 888. Sisal 465, 889. — Agaven 88;. Sklaverei 865. Smilax Kraussiana 453. Solanum Boyeri 154. — esculentum 151. — Lycopersicum 153. — tuberosum 264. Sorghum 165. — Hirse 887. Soya-Bohne 216. Spondias dulcis 119. —lutearnT9: Stechapfel 549. Steinwaffen 820. Sterculia sp. 408. Sternapfel 101. Stinkfrucht 102. Stipa tenacissima 538. Storax 611. Strauchbohne 211. —erbseg21n Strauß 771. Strophanthus sp. 885. — Kombe u. andere Arten 456. Struthio molybdophanes 771. Stuhlrohr 16. Styrax Benzoin 612. Süßkartoffel 246. Sus domesticus 754. Syzygium owariense 122. Tabak 367, 888. Tabernaemontana Donnell- Smithn 653. Tacca pinnatifida 264. Takamak 598. Talgbaum, chinesischer 400. Tamarinde 119. Tamarindus indica 119. Taro 235. Taube 762. Teakholz 672. Tectona grandiıs 672. Teffkorn 199. Telfairia pedata 408. Tephrosia Vogelii 463. Terminalia Catappa 122, 409. Thea sinensis 378. Mee. 378. ' Theobroma Cacao 377. Tierische Produkte 775. Tomate 153. — Baum- 126. Trachylobium verrucosum 613. Trebbia 542. 225: Trigonella Foenum-graecum Triumfetta rhomboidea 541. Triticum satıvum 200. Truthuhn 771. Tsetse 700. Türschloß aus Holz 853. Ultramarin 554. Uragoga Ipecacuanha 463. Urrasse der Neger 823. Urzeit, die vorhistorische 819. Vangueria edulis 127. Vanilla cucullata 333. — planifolia 329. — Roscheri 333. Vanille 329, 888. Vetiver 413. Vicia Faba 226. Vigna-Bohne 226. — nilotica 226, — sinensis 226. Vitis vinifera 123. Viverra malaccensis 807. — orientalis 807. Voandzeia subterranea 228. Wachs 775, 886, 890. — vegetabilisches 400. Wassermelone 132. Wasserrose 263. — blaue 678. Wattles 561. Watussi von Kiziba 696. — Wahuma 835. Weihrauch 579. — handel 583. Weinstock 123. Weizen 200. Xylocarpus Granatum 567. Xylopia Eminii 334. Yambohne 218. Yams 883. — (Luftknollen-) 245. — Wurzeln 239. Ylang-Ylang 414. Zahnbürstenbusch 671. Zakaton 542. Zanzibar, englisches Protek- torat 869. Zea Mays 201. Zebra 739. Zedernholz 663. Zibethkatze 807. Ziege 718. Zierpflanzen 676. Z/Zimbabwe-Kultur 849. Zimmt 295. Zingiber offizinalis 334. — Zerumbet 339. Zitrone 79. — Cedrat- 78. Zittwer Wurzel 315. Zizyphus Jujuba 124. Zucker 157, 887. Zuckerrohr 1357. Zusammenfassung 811. Zwiebel 129. Alphabetisches Register der gebräuchlichen Swahili-Bezeichnungen. Der Einfachheit halber ıst das Präfix »»z«, das die Swahili für alle Pflanzennamen anwenden ’ hier fortgelassen. Man suche deshalb z. B. statt wzzende, die Dattelpalme, Zende. (Weiches s = z, scharfes s = s, Zsch = ch, unbetontes z = w, deutsches 7 = y.) afıyumi 451 ambari 306 ananasi 90 apapindi 101 balasi 211 balungi 76 bamia 142 bangi 343 baraszi 211 barika 399 basbasi 323 bata 761 basi 211 belungi 76 beringani 152 bibo 88 bizari 311 boga 140 boga-ya-pwani 150 boriti 568 bitgu 492 buni (Kaffee) 345 „ (Strauß) 771 buyu 87 buzi 724 chai 380 chakazi 616 chele (mchele) 183 chenza 76 chicha 131 chikichi 25 chindumba 193 chirokko 219 choko-choko 112 chooko 219 chunguti 425 chungwa 74 chungwa mkali 71 dalasini 304 danzi 70 darabi 105 daranzi 70 dengu 214 djirokko 219 dodoki 147 eliki 317 embe 106 fenessi 97 fenessi ya kizungu 96, 102 fersadi 111 Reili 150 Rwi 215 forsadıi 111 Jungu 808 Furungu 8o fuwa 558 gigilani 310 goa 638 gomba 42 guru 157, 799 hal-bilsan 607 halule 427, 431 hindi (mhindi) 203 hing 609 hinna 556 hogo (mhogo) 255 inthirani 16 jJackassi 616 yamda 277 kachele 339 kadhi 534 kahawa 345 kaka 567 kandaa 567 kongaya 77 kanju 88 karabaka 102 karafüu 282 „ mayıti 416 kathu 560 katu 560 kiboko Sol kibuyu 146 kifaru 807 kindu 34 kitani 394 kitungiu 129 n sum 131 kivumbazi 420 koche 30 koko 567 komamanga 118 komavi 567 kondoo 749 konge 536 korosho 88 kuku 765 kunazi 125 kunde 226 kungu 122, 409 „manga 322 kwadju 120 kwemme 408 limao 80 humba 492 lungwi 236 mafuta al zeit 396 magadi 370 malelle 557 maharage, maharagwe 222 manemane 605 manyano 313 malama 168 maulidi 680 mawele 195 e manga 199 mawridi 680 mbono 399 mbwa 715 mitepe 857 moawi 442 muhogo 255 mungunya 136, 146 muwa 160 myombo 493 nard 550 narabu 550 naraha 550 nathirani 16 nazi 18 ndimu-kali 81 „» tamu 81 ndizi 46 ndjugu 229 „ mawe 229 „ miassa 385 ngamba 781 ngamia 710 ngano 200 ngaua 807 ngombe 707 ngumi mzira 805 nguruwe 756 nida 30 njegere 224 njiwa 762 nta 775 numbu 231 nyaa 30 nyanya 153 nyuki 775 paffu 598 paka 741 pamba 507 papa 799 papaia 98 papuli 609 pera ”„ 62] 116 golabi 105 ya kizungu 105 besi 654 Ppilepile 271 ” -manga 328 Pingu 660 pira 632 pombo 135 Popoo 13, 376 Ppunda 732 „ milia 739 punga 183 Pungalti 112 Duüpu 213 rehan 419 ronge 149 sadıi 674 sandarusi 614 shayiri 181 shinzi 567 shubirimani 429 sifa 800 singa-furi 544 stapheli 93 „ 2} sufft SUmM ya Adjem 95 ya kizungd 94 487 131 sungurra 746 sunguti 425 suwa 269 swakt 671 faa 79 fama (mtama) 168 tambuu 376 langawızı 337 tango 137 lapu 101 Lasbihi 676 teda 225 Zende 33 Likiti 133 Zini 103 Zofah 104 Zomondo 104 Lopetope 93 er mwilu 92 fowe 457 tschai (chat) 380 fumbako 371 Zunguru 268 Zunguti 458 watu 226 ubani 583 udi 578 ufuta 404 wlesi 178 upupu 218 utupa 446, 463 uwele (mawele) 195 „ manga 199 viazi (kiazi) 248 „ vikuu 240 vindya 659 vindyi 659 vumo 15 wale (mwale) 35 wanga 149, 265 wangati 662 wariari 319 waridi 680 wembe (mwembe) 106 yasmini 677 yugwa 236 yungt-yungi 678 zabadı 808 zabibu 123 zsafrani 548 zamberau 122 zeit 396 zimzi 567 Er, 2 en 5 u 3 a KA. 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