Beiträge

zur künde der

indogermanischen sprachen

herausgegeben

von

Dr. Adalbert Bezzenberger.

Dreizehnter band.

Göttingen,

Vandenhoeck und Ruprecht's verlag.

1888.

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Iiihalt

Seite

Die degi^abdäs bei Trivikrama. (Fortsetzung). Von R. Pischel - - 1

Schwedische Wortforschung. Von Urik Brate 21

Beiträge zur altiranischen grammatiU. V. Von Chr. liartholomae - 54

Sanskrit vicchitti „schminke". Von Th. Zachariae 93

Miscellen. Von K. F. Johansson - - 111

Keltic Notes. Von John Strachan 128

Nasale sonanten im Lykischen. Von W. Deeche 132

Cena. Von Otto Immisch - 139

Wurzel rädh-, radh- „ich bringe zu fall". Von Walter Prellwitz - 142

Litauisch sa, lett. so-. Von A. Bezzenberger 146

Erwiderung. Von F. Bechtel - - 148

Briefe an Theodor Benfey von H. Brockhaus, A. Kuhn, J. B. Biot,

C. Lottner, Las. Geiger, W. Corssen 152

W. Scherer. (Nekrolog). Von F. Bechtel 163

Die sprachform der altionischen und altattischen lyrik. (Fortsetzung).

Von A. Fick 173

Zu den märchen der tausend und einen nacht. Ein Sendschreiben

an herrn M. J. de Goeje in Leiden von A. Müller 222

Avestica. IL L'Ahuna Vairya. IIL Vis'tö. Von C de Harlez - 245

Lykische Studien. IIL Von W. Deecke 258

Avestä cinvat-ustänem. Von Karl Geldner 289

Syntaktische bemerkungen. Von A. Bezzenberger 290

Indogermanisch ger. Von W. Neisser 291

ZvQiy^. Von A. Bezzenberger ----" 299

Etymologien. Von Oskar Wiedemann ---. 300

Etymologien. Von H. D. Müller - 311

<Pv0Cl;oos. Von A. Fick 316

August Friedrich Pott. (Nekrolog). Von P. Hörn 317

Register. Von W. Prellwitz 342

Die de9i9abdäs bei Trivikrama.

(Fortsetzung').)

ummiiho \ uddano \ pahattho^) \ garvi | unmukhah^) um- muho II udvadanah 1 dasya säco luk *) ] uddano \\ pradhrshtah pahattho ») || „ummuho \ uddano \ pahattho \ 'hochmütig', 'stolz'. ummuho kommt von unmukha, uddano von udvadana, indem d mit seinem vocale (also die silbe da) ausgefallen ist, pahattho von pradhfshta". Die erklärungen von ummuho, das auch H. D. 1, 99 erwähnt wird, und von pahattho, das auch H. D. 6, 9 steht, sind richtig. Für uddano hat H. D. 1, 99 uttuno; H. D. 1, 128 wird uddäna im sinne von garvishtha „sehr stolz" auf- geführt. In der Päiyalacchi (im folgenden mit P. bezeichnet) findet sich v. 75 uttanuo, das Bühler mit ^uttanuka erklärt. uddano gehört zu Sanskrit udvana, das B-R. aus dem Käthaka in der bedeutung „ansteigend" belegen.

lambä \ valli ^) \ velli ^) \ villariä ') ] vallari ») j ke^ah ] lam- banta iti^) lambä \ vallivadi<>) valli velli ^^) \ vallarivad i^^ vil- lariä ^3) I ader ata ih i*) svärthe ka^ ca | tadvad vallari ca || „lamhä \ valli \ velli \ villariä 1 vallari | 'haare'. Sie hängen herab {yiamb), daher (heissen sie) lamhä. Weil sie wie eine Schlingpflanze {valli) sind, (heissen sie) valli, velli, weil wie eine ranke {vallari), villariä, indem das erste a (von vallari) zu i wird und suffix ka ohne änderung des sinnes antritt. Wegen der ähnlichkeit mit ihr (der ranke) auch vallari'-''. Ueber die Wurzel vall, vell, vill, von der die vier letzten worte stam- men, vergleiche man diese Zeitschrift 3, 263 ff. H. D. 7, 26

*) Um Irrtümer zu vermeiden, behalte ich dieselbe Umschreibung bei wie in den beiden ersten artikeln: 3, 235 ff. 6, 84 ff. "^) B pa- huththo. ") B udaümukhah. *) B susäco yuk. ») B valli. ß) B veli. 7) B Villa". «) öm. B. *) B lambatiti. ") B vallivad.

") om. B. ") A vallavad B vallarivad. *») AB vallariä. ^*) B tüder ata uh A i.

neiträge z. künde d. ind(;. sprachen. XUI. \

2 R. Pischel

wird lamba in der bedeutung „haar" und „kuhhürde" aufge- führt. H. D. 7, 32 stehen valU, vallari, villari; dazu kommt in gleicher bedeutung vella (m.) H. D. 7, 94.

jannaharo^) \ raxah | yajSaharah | tatsvabhavatvat || „jan- naharo 'Raxas' von yajnahara *opferdieb', weil das seine art ist". Die etymologie ist richtig. In H. D. 3, 43 wird jannohano gelehrt, das = *yajnäpahana ist. cfr. yajnahan, yajnahana.

janaütto \ grämapradhänanarah | janaputrah i tadvad äca- ratiti || „janaütto 'die hauptperson im dorfe' von janajmtra „Schmarotzer", weil sie wie dieser sich benimmt". janaputra fehlt bei B-R. Dass es ,, Schmarotzer", ,, Schwindler", „galan" bedeutet, also dasselbe ist wie vätaputra, schliesse ich aus H. D. 3, 52, wo für janaütto die beiden bedeutungen: ,, hauptperson im dorfe" (grämapradhänapurusha) und „Schwindler" (vita) angegeben werden. Ich glaube ferner, dass mit der „haupt- person des dorfes" der „barbier" gemeint ist. Der präkrittext von H. D. lautet: gämanividesu janaütto und grämani bedeutet nach den indischen lexicographen (auch Vi^vakoga: grämanir bhogike patyau pradhäne näpite 'pi ca und ^ägvata v. 217) auch „barbier". Der barbier gehörte zu den fünf in jedem dorfe nötigen handwerkern (Ind. stud. 13, 468); war er doch bei den ceremonieen des haarschneidens (cüdakarman) und bart- scheerens (godänakarman) notwendig. Unter den 6 personen, mit denen man sich nicht einlassen soll, nennt das Mahabhä- ratam 5, 33, 80 (ed. Bomb.) den vanakdma näpita, einen barbier der sich gern im walde herumtreibt. Er gehörte eben not- wendig ins dorf. Sein ruf war ein sehr schlechter: tiardnäin näpito dhürtah heisst es Pancatantra 3, 73 und wenn alle ihre kunst 80 ausübten wie der barbier im Dhürtasamagama (p. 15 f. ed. Cappeller), war ein gebet wie AV. 8, 2, 17 für jeden ratsam der sich ihren bänden überliess. Immerhin gehörte der barbier nicht zu den verachtetsten menschen. Manu (4, 253) und Yajriavalkya (1, 166) nennen ihn unter den ^üdräs von dem ein zweigeborner speise annehmen darf und der hofbarbier (rfijanäpita , Kägikä, zu Pänini 6, 2, 63) war eine angesehene person (Oldenberg, Buddha p. 158 anm. 1). Unter den fünf dorfhandwerkern war er wohl der erste, weil er bei den

*) A ° bharo.

Die de^i^abdäs bei Trivikrama. 3

erwähnten religiösen handlungen mitzuwirken hatte und daraus ist es wohl vor allem zu erklären , dass er grämani genannt wurde. Vermutlich war er schon damals in Indien wie heut bei uns der träger der neuigkeiten und auch dadurch „eine hauptperson im dorfe". Zugleich erklärt dies, dass er nicht im besten rufe stand; auch seine frau (ndpiti) fungierte als düti d. h. kupplerin (B-R s. v,). Darüber dass er auch heut noch die gleiche Stellung im dorfe hat wie im alten Indien, sehe man z. b. Dubois, Moeurs 1, 69 if. Nesfield, Brief View (Allahabad 1885) § 97 u. a. Nur so ist mir Trivi- krama's erklärung verständlich.

hamJiaharam ^) \ äranälam^) \ therosanam^) \ ambujam | brahmagrham hamhaharam^) \ äräd düre*) samipe ca nälam^) astity äranalam ^) \ dvitiyasyato 't | sthaviräsanam therosa- nam ') | sthaviro brahmä ] ata ot || „hamhaharam \ dranälavi \ therosanam | 'lotos'. hamhaharam kommt von hrahmagrha „haus des Brahman"; sein stengel (näla) ist in der ferne und nähe, deswegen heisst er äranalam. Für das zweite d ist a eingetreten, therosanam kommt von sthaviräsanam „sitz des Brahman" (da) sthavira = Brahman (ist), ä ist zu o gewor- den". — Die etymologie von hamhaharain , wofür H. D. 6, 91 hambhaharani steht, ist richtig; Brahma's sitz ist eine lotos- blume die dem nabel des Vishnu entspriesst. äranalam (mit dentalem l) hat Hemacandra D. 1, 67, der bemerkt, dass das wort in der bedeutung „saurer reisschleim" aus dem Sanskrit kommt. Die etymologie ist dunkel, therosanam lautet H. D. 5, 29 theräsanam und dies bedeutet in der that „sitz des Brahman". thero brahmä wird in H. D. in demselben verse angeführt und sthavira als name des Brahman hat Hern. Abhidh. 211. therosanam ist = * sthavirävasanam aus sthavira „Brah- man" und * ävasana „wohnung".

kalimam 8) | kanduttam ^) \ utpalam | keliyata ^<') iti kali- mam^) \ der^i) dimah^^) ) kandäd uttikate i^) udgacchatiti kan- duttavi^^) j stau iti otve krte kandoUam^^) j „kalimam I kanduttam \ 'blauer lotos'. Er bewegt sich spielend, deswegen heisst er

*) A vammaharam. *) A °nälam B äranaam laddhorosanam.

") A vamma° om. B. *) B adüre. ^) B nälam. ^) A °nälain

B °nalam. ') A °hanam. »j B kalimam. ») B kamdottam. >») B kelayata. ") 07n. A; B le. '-) B dimam. ") B kaindäd utka-

tikrte. '') B kaindottam. '^) A om. von stau au.

1'

4 R. Pischel

kalimam. Für ^ ist ima eingetreten. Er steigt aus der wurzel- knolle auf, daher kanduttam. Wenn nach Trivikrama I, 2, 65 für u eintritt o, lautet das wort kandottam" . Die Übersetzung der erklärung von kalima ist unsicher, weil die lesart nicht feststeht. Ich fasse keliyate als denominativuni zu keli. Ob der richtige lesart ist, ist zweifelhaft; B's le gibt keinen sinn, ebensowenig ler, an das man zunächst denkt. T.'s erklärung selbst ist natürlich irrig, ebenso wie die von kandutta. Beide Worte stehen auch H. D. 2, 9, letzteres in der form kandottam; in der form kanduttam findet es sich auch P. v. 39 und H. P. 2, 174, zu welcher stelle ich reichliche belege gesammelt habe, was Aufrecht, Ind. Studien 16, 209 übersehen hat. Bühler im Glossary zur P. leitet es zweifelnd von kandavarta ab = „giving sustenance by its roots". Im Sanskrit werden aufge- führt: kandata, kandota, kandota, kandottha, verderbte formen des PrÄkritwortes.

candojjam | raaniddhaam \ kumudam ] sitotpalam i) | can- drenoddyotyata ^) iti candojjam ^) \ rajanidhvajam *) raani- ddhaam 11 „candojjam \ raaniddhaam | 'die blute der weissen Wasserlilie'. Sie wird vom mond erhellt, deswegen heisst sie candojjam, Sie ist die fahne der nacht, daher raaniddhaam". Die erklärung von candojjam, das auch H. D. 3, 4 (nebst candojjayam) und P, 39 {camdujjayam) steht, ist nicht richtig. Es ist = candra+udyat „durch den mond aufgehend" i. e. „aufblühend". Bühl er im Glossary zu P. erklärt es mit candra + udya, ohne die bedeutung von udya anzugeben.

gharaandaam ^) \ mukuram | ghare grhe candravad uddyo- tata iti jl „gharaandaam 'spiegel', weil er im hause wie der mond leuchtet". H. D. 2, 107: gharayando ädargah || Die bezeich- nung „hausmond" für ,, spiegel" ist um so verständlicher, als die Spiegel aus metall und rund waren; cfr, (idarcahimba Ku- märas. 7, 22 (Mallinätha = darpanamaiidala), ädarcamandala KirätArj. 5, 41 (Mallinätha = darpanabimba). Als ümä, in neue linnengewänder gekleidet den neuen Spiegel in die band nimmt, glänzt sie: paryäptacandreva ^arattriyämä Kumäras. 7, 26.

Msaialam^) \ harmyaprshtham ') | äkägatalavad ääsata-

*) om. B. •) A candrenädyotata B caindre dyotyata. ^) B

canidrojjam. *) A °dhvajah. ^) B gharaadhdhaam; otn. von ghare an. «) om. B; A °talaiii. ') o?n. B,

Die de9i9abdä8 bei Trivikrama. 5

la7n^)\\ „ädsafalam 'das flache dach des palastes', weil es wie die himmelsfläche aussieht". Auch H. D. 1, 72.

änandavado *) | uavavadhvä ^) raktärunavastram | pratha- raarajasvaläyä raktaktapatah *) | anandavishayatväd änanda- vado^) H „änandavado 'das vom blut einer neuverheirateten frau rote gewand und das vom blut einer zum ersten mal men- struierenden rote gewand'. Weil es gegenständ der freude ist, deswegen heisst es änandavado''. Auch H. D. 1, 72. Die erklärung = änandapata ist richtig; das wort wird Härävali V. 31 auch im Sanskrit erwähnt in der bedeutung „gewand einer neuvermählten" (tiavodhdvastram). Ueber die sitte, welcher diese bezeichnung entstammt, sehe man Weber, Hala v. 457. Ind. Studien 16, 155. Gubernatis, Storia comparata degli usi nuziali in Italia e presso gli altri popoli Indo - Europei. Milano 1869 p. 209. Niebuhr, Beschreibung von Arabien p. 35 ff, u. a.

süraddhao ^)\ \ divasah | süryo dhvajo yasyäsau '^) süra- ddhao II „stiraddhao 'tag'. Weil die sonne (sürya) seine fahne (dhvaja) ist, heisst er süraddhao". Auch H. D. 8, 42.

pallaviam \ lax^raktam ] pallavitam») Iva pallaviam^) \\ „pallaviam 'mit lack rot gefärbt', weil es wie junge schöss- linge aussieht". Auch H. D. 6, 19. P. v. 268. cfr. B-R. s. v. pallavay.

acchivadanam \ nimilanam | axipaxmanäm patanam acchi- vadanam^^)\\ „acchivadanam 'das schliessen der äugen'; weil die augenwimpern dabei zufallen". Auch H. D. 1, 39. Hema- candra bemerkt dazu: „Wenn das wort auch von axipatana abgeleitet ist, so wird es doch hier aufgeführt, da es im Sanskrit (in dieser bedeutung) nicht üblich ist".

nhanko ii) ] vrshah | nihgankah ^^) nisanko ^^) \\ „ntsanko 'stier', (weil er) furchtlos (ist)".

elahilo i*) | dhanavam^ ca | cakäräd vrsha^ i^) ca ] elabija- vat 16) elahilo \\ „elahilo (bedeutet) auch 'reich'. Weil 'auch' gesagt ist, (bedeutet es wie nisanko) auch 'stier'. Weil er wie Elabila ist, heisst er elabila". Auch H. D. 1, 148 (elavilo).

1) A °talam. ^) B änadavatto. ^) A °vadhvara. *) A "äkta- vastram. *) B °valo. *) B süratbthao. ') A yasya. ') B eapal- lavam. ®) B pallavitam. >") om. B. ") A nisainko B nisakko.

»2) B niggakah. *«) A ni°; om. B. >*) A elavilo B elavilo. ") B vrxag. ^^) A esbila° B elabilavat.

6 H. Pischel

Elabila ist ein beiname Kuberas, des gottes des reichturas nach seiner mutter Ilabila d, h. „erdlochbewohnerin". ejabila ist also für einen reichen eine ähnhche bezeichnung wie bei uns „ein Krösus". Wie das wort zu der bedeutung „stier" kommt, weiss ich nicht zu sagen.

suharao i) | därikägrham cataka^ ca | sukharatam ''') astiti suharao \\ „suharao 'bordell' und 'sperling', weil der beischlaf darin angenehm ist (bordell) und weil er den beischlaf liebt (sperling)". In H. D. 8, 56 lautet das wort, durch das metrum geschützt, suharao, was = Sanskrit suhharäga ist.

hatthamahattho^) \ svasthah*) | hrshtag cäsau mahärthag ca hatthamahattho^) || „hatthamahattho 'gesund', weil er ver- gnügt und reich ist". Auch H, D. 8, 65. Die von T. aufgestellte etymologie ist wohl richtig. Ueber tth in mahattho vergleiche man H. P. 2, 33 Übersetzung.

niinmisuo ^) | yuva j nih^magrükah nimm'/stoo '^) j ader ata it*) 11 „nimmtsuo 'Jüngling'; weil er bartlos ist. Für das erste a ist i eingetreten". In H. D, 4, 32 lautet das wort nim- mamsü, wozu B's lesart nimmamsuo stimmt und die regeln H. P, 1, 26. 2, 86. Die angäbe in beiden handschriften über den eintritt von t für a beweist jedoch, dass T. ein anderes wort vor sich hatte.

jahanaroho \ üruh | jaghanenäruhyata iti jahanaroho || „ja- hanaroho 'schenke!' , weil sich das hinterteil auf ihm erhebt". ' Auch H. D. 3, 44.

palottaßho ^) \ aüjjhaharao ^^) \ rahasyabhedi | paryastajih- vah palottaßho ^^) \ guhyaharah aüjjhaharao i^) | adav adäga- mah ^^) II „palottajiho (und) aüjjhaharao 'verräter eines geheim- nisses'. palottajiho kommt von paryastajihvah 'bewegliche zunge habend', aüjjhaharao von guhyahara 'ein geheimniss weiter bringend'. Am anfange ist a zugetreten". Die beiden Wörter auch bei H. D. 6, 35 und 1, 43 (agujjhaharo). H. P. 4, 166 hat palottai als wurzelsubstitut für pratyagacchatij 4, 200 für prt/-//a.s«/a^« und 4, 230 wird es von -^lut hergeleitet. palottam erscheint 4, 258 noch besonders im sinne von paryasta. Die parallelstellen aus Trivikrama sind am rande meiner aus-

*) B subharao. ') A sukhataram B sukhatamaram. ') B hätha-

mahätho. *) B svastyarthah. ^) om. B. ^) B nimmamsuo. ') om. B.

•) A i. *) A parnletta° B paloggajiho. ") B ajhjhabharao. ") om. B. ") B abhujbjha°. "') B ädau vasägamah.

Die de9i9abdä8 bei Trivikrama. 7

gäbe angegeben, belege in der Übersetzung. Die ■\/lut fehlt ganz bei Whitney, Roots p. 149, obwohl sie inschriftlich belegt ist und jedenfalls ebenso grosses recht hat als Sanskrit- wurzel angesehen zu werden wie yiud. In den neuindischen sprachen ist sie weit verbreitet. 2)alotta/i ist = *pralutyati; anders Paul Goldschmidt, Götting. nachrichten 1874, p. 521, Siegfried Goldschmidt, Präkrtica p. 8. aüjjhaharao ist == aguhyadharaka, wie H. D. 1, 42 richtig bemerkt wird.

nihimm \ nidhuvanam i) | suratam i) | nibhrtam nihuarn ^) \\ „nihuam 'beischlaf' von nibhrta 'geheim', 'verborgen'". H. D. 4, 50 erhält das wort die bedeutungen ,,ohne beschäf- tigung", „still", „beischlaf". In den beiden ersten bedeutungen ist es = Skt. nibhrta f in der letzten jedoch = Skt. *nidhti' tarn (n.) „das hin- und herbewegen", wie nidhuvanam; dies beweist H. D. 4, 26, wo in der bedeutung „beischlaf" das wort als nihuam •= nidhütam erscheint.

abbuddhasiri 2) | manorath4dhikaphalapraptih | abuddha- 5rih3) I pramuktädipäthad^) dvitvam jj „abbuddhasiri 'grösseres glück als man gewünscht', von abuddha^ri mit Verdopplung nach Trivikrama 1, 4, 91 = H. P. 2, 97". Die Verdopp- lung ist mir dunkel.

bahujdno^) \ coro dhürtag ca | bahujöänah bahujäno^) j| „bahujäno 'dieb' und 'schelm'; weil er viel weiss". In H. D. 6, 92 wird in der bedeutung „bösewicht" das wort bahu- muho aufgeführt = Skt. bahumukha.

2)areo \ pi^äcah ') | paretavat ^) pareo ^) \ „pareo 'ein Pigäca; weil er wie ein todter aussieht". Auch H. D. 6, 12. P. V. 30 und im Skt. bei lexicographen.

ujjallo 10) I balavan | ujjvalah ") | daivadipathäd dvitvam || „ujjallo 'stark' von ujjvala. Die Verdopplung nach Triv. 1, 4, 92 = H. P. 2, 99". Auch H. P. 2, 174 (cfr. Übersetzung). In H. D. 1, 97 wird ein substantivum ujjallä „gewaltthätigkeit" aufgeführt und 1, 154 erscheint unser adjectivum als ojjallo gemäss H. P. 1, 116. Die wörter setzen einen praesensstamm *ujjvalya- voraus, worüber unten bei oallo.

joi 1 vidyut | jyotih j dyoti vä^^) |1 Joi 'blitz'; von jyotis

1) om. B. *) B ambumdha°. ») B abudha°. *) B amukta".

6) A vahu°. «) A vahu°; om. B. ') om. B. ») B paretah.

») om. B; B add. viga *") H uvjalo. ") om. B. ") B

vidyut jyotir (sie).

8 R. Pischel

oder *dyoti". Auch H. D. 3, 49. Man vergleiche band 6, 101, wo statt IV, 48 und IV, 49 zu lesen ist III, 48 und III, 49.

bhingam \ krshnam | bhrfigavat bhingam | nilatvät^) j sam- skrtam ity eke 1| „bhingam 'schwarz'; weil es wie eine biene ist, wegen der schwärze. Einige sagen es sei (auch in der bedeutung 'schwarz') ein Sanskritwort". Auch H. D. 6, 104.

„Schwarz" dürfte die grundbedeutung von hhrnga sein.

niandhanam | paridhä,nam | nibadhyata iti niandhanam j| „niandhanam 'gewand'; weil es festgebunden wird". Auch H. D. 4, 38, wo in derselben bedeutung auch niamsanam auf- geführt wird, das auch P. v. 69 und mehrfach im Häla er- scheint, niandhanam ist aus nibandhanam entstanden, indem b als inlautend behandelt, also zu v wurde, was dann schwand.

jahanüsuam | calanakam | jaghanäm^ukam | äto binduna Baha ütvam I| „jahanüsuarn 'Unterrock'. Von jaghanäinguka 'hüftengewand', indem ä + anusvara zu ü wurde". Auch H. D. 3, 45 {jahanüsavam). Das wort ist wohl aus jaghana und utsuka zusammengesetzt; Hemacandra's lesart weist auf jaghana -f- utsavu hin.

päurani \ kavacah | prävaranakatvät 2) pravarani | äder ata ut II „pänrani 'panzer' von *prävarant , weil 'er bedeckt. Für das erste a ist u eingetreten". Auch H. D. 6, 43. Sieh band 3, p. 247 ff.

oallo I apasärah kampag ca | apacalah oallo \ ^akäditvä-d dvitvam || „oallo 'weggang' und 'das zittern' von *apacäla mit Verdopplung (des l) nach Triv. 2, 4, 63 = H. P. 4, 230".

In H. D. 1, 165 erhält das wort die vier bedeutungen: umgeworfen (paryasta), das zittern (kampa), kuhhürde (goväta) und hängend (lambamäna), bei Trivikrama 3, 1, 132 die bedeu- tung „zugedeckt" (channa). Ich glaube, dass Trivikrama ganz richtig die wurzel des wortes gefunden hat; er hätte sich nur nicht auf seine regel 2, 4, 63 sondern 2, 4, 62 (in Ms. B = 2, 4, 58) II calasphuti ll = Hemacandra 4, 231. Vararuci 8, 53 berufen sollen. Dort wird gelehrt, dass die wurzeln cal und sphuf ihren auslaut verdoppeln können, dass man also cala'i und callai, 2^hudai und phutta'i sagen könne. Mit andern

*) B bhagam krshnah bhrmgavan nilatvät samakrta A bhr°|bhim- gam I krflhnam | nilatvät | om. 8a° ity eke. *) A piävärakatvät.

Die de9i9abclä8 bei Trivikrama. 9

Worten besagt dies, dass die wurzeln cal und sphut im Prä,krit nach der L, beziehungsweise 6., und 4. conjugation des Sanskrit fiectieren. Schon Lassen, Institutiones p. 343 hat hervor- gehoben, dass im Präkrit wurzeln nach der 4. classe gehen, die im Sanskrit selten oder nie ihr folgen. Von seinen beiden beispielen ist jedoch nur ruccadl = Skt. rocate richtig; jujjadi aber ist = Skt. yiijyate. Dagegen sind anzuführen die von Vararuci 8, 52. Hemacandra 4, 230. Trivikrama 2, 4, 63 er- wähnten verba: sakka'i = Skt. gaknoti, stehend für *9akyati, jimmai Skt. Jemati, stehend für *jimyati (cf. H. P. 4, 110), lagga'i *lagyati, pariattai == *paryatyati; palottai = *pra- lutyati. Ferner nach H. P. 4, 232 = Varar. 8, 54. Triv. 2, 4, 61 die composita von -y/mü, wie pamülm neben pamtlai, ummilla'i neben ummila'i. Ausserdem vajjadi (in der Mähärä- shtri vacca'i) = Skt. *vrajyati und ApabhraipQa vajja't = *vadyati (-y/vad), das auch im Pali als vajjati erscheint. Mit Childers und Kuhn (Beiträge zur Pali-grammatik p. 120) anzunehmen, dass die form , ebensowie ahhiruyhati, missver- ständlich aus dem gerundium erwachsen sei, scheint mir schon wegen des Apabhram9a unzulässig. Ferner weist das oben erwähnte adj. ujjallo auf *ujjvalyati und zu erwähnen sind ferner thakka'i (oben 3, 258 f.), kukka'i (oben 3, 256) u. a.

Dass eine flexion nach der 4. classe vorliegt, beweisen fälle wie H. P. 4, 116 toda'i, tuda'i, tutta'i, die sämmtlich auf ■\ftrut zurückgehen und von denen die zweite form = Skt. trutdti, die dritte = tn'ityati ist, während die erste ein * trötati voraus- setzt, calla'i aber verhält sich zu * cälyati wie tutta'i zu triit- yati. callai liegt ausserdem vor in den compositen paallai H. P. 4, 77, wozu payalla, und parialla'i H. P. 4, 162, neben dem ebendaselbst auch parialai = pariccdati angeführt wird. paallai *pracalyati hat die bedeutung = prasarati und oollo *apacalya demgemäss = apasdra. Das wort ist in der von mir oben 6, 86 besprochenen weise aus dem Prakritpraesens- stamme gebildet, * apacalya also, wie ich nochmals hervorheben will, nur eine rückübersetzung. Dass * apacalya und ähnliche formen einst wirklich im Skt. vorhanden gewesen sind, wird also damit durchaus nicht behauptet. Die bedeutung ,,da3 zittern" erklärt sich aus derselben form; in der bedeutung „kuhhürde" setze ich als grundform an *avacälya „wohin (die kühe) zu treiben sind"; in den bedeutungen „umgeworfen"

10 R. Pischel

„hängend" liegt das particip. praet. pass. = *avacalna vor und in der bedeutung „zugedeckt" *upacalna (cfr. oben payallam). Genau entsprechende bildungen sind aus dem Ski phuUa, aus dem Präkrit Mwm//^a, nimilla (ymil) *un- "^ ni-milna. Ganz anderer ansieht über das wort oallo und seine sippe ist Sieg- fried Goldschmidt, Präkrtica p. 10 ff. Er sucht darin die ■^ü mit ä und meint zu ä-li sei das p. p. p. mit Verkürzung gebildet worden allia = *alita; dieses allia habe die spräche irrtümlich als all-ia gefasst, daraus einen verbalstamm alla- abstrahiert und diesen als verbum flectiert: allai u. s. w. Das p. p. p. dazu sei alla. Das ist die bekannte geschichte von der dummen spräche und dem klugen Junggrammatiker. Abge- sehen von allem übrigen: bei Goldschmidt's erklärung bleibt das doppelte / und die kürzung des i völlig dunkel. Gegen G.'s erklärung hat sich mit recht schon Weber gewendet zu Häla v. 898 p. 483 f. Weber bemerkt ganz richtig, dass der mangel des samdhi bei oalla und paalla bedenken errege; er selbst will „etwa" die Wörter aus ykarsh herleiten durch die stufen: karsh, kaddh, kall. Für pahalla'i (nach Goldschmidt 1. c. p. 12 ist das h „eingeschoben" !) und pariallaX denkt Weber an ■]/val und bei päsalla an affix -IIa. Dabei werden aber neue Schwierigkeiten geschaffen und die alten nicht be- seitigt. Ein lautwandel karsh : kaddh : kall ist ganz unerhört und undenkbar und in alliai wird das i nicht erklärt. Leu- mann dachte wegen der doppelconsonanz an ■\/vli (Äupapatika Sütra, glossar s. v. parillenta). Es stimmt diese herleitung jedoch nur zu wenigen formen, in den bedeutungen fast nirgends recht. Das wort alliai muss meiner meinung nach von den übrigen Wörtern völlig getrennt werden. Die von Hemacandra bereits gegebene, von Weber und Goldschmidt übernommene, herleitung von yii mit ä scheitert, wie bemerkt, an zwei unüber- windlichen lautlichen Schwierigkeiten. Das // weist, wie Leu- mann richtig gesehen hat, auf ursprünglichen doppelanlaut hin. Mir scheint, dass nur die yi. Qri, ursprünglich auch p't (in com- positen erhalten) allen anfordorungen genügt. Das q, sowie die verwandten sprachen /.Xt v-co lat. cli-vu-s u. s. w. (Fick P, 62) be- weisen, dass das Skt. r nur dialektisch ist. In pra^lita hat sich auch im Skt. unter dem schütze des r das alte l in einem t. t. erhalten, ebenso in (^lish. Altes gl wird aber im Präkrit teils mit schwä zu sal, sil, wie Skt. gldghd = Präkrit salähä, Skt.

Die de^i^abdas bei Trivikrama. 11

(^lokü =• Pr. siloo , teils zu s wie sanho = (ßaxna, teils aber auch zu l, wie Skt. Qlaxna == Pr. lariho, Skt. gläghati == Pr. lähai. Altes ^^/, fZ^ nach classe 6 würde also im Präkrit ergeben *siliai, *salia'i oder lia'i und die letztere form mit ä muss regelrecht lauten alliat = *äcliydti. Zu dieser lautlich unanfechtbaren herleitung stimmt die bedeutung durchaus. Nach H. P. 4, 54 (wo allim zu lesen ist nach H. D. 1, 58) bedeutet alliai „sich anschmiegen", nach 4, 139 „sich nähern" ; in beiden bedeutungen ist es im Häla und Setubandha belegt und wird öfter von den commentatoren mit mjri übersetzt. So auch in compositis wie samallim, wie auch Häla v. 532 zu lesen sein wird wo TW samä^rmjati übersetzen. alUai ist also von oalla- paalla- gänzlich verschieden. Ebenso pahalla'i. Nach H. P. 4, 117. H. D. 6, 29 bedeutet dieses „hin und her schwanken". Es ist >= * praghalyate. Die ^ghal „werfen" ist im Apa- bhramQa belegt und in den neuindischen sprachen ungemein häufig (H. P. wortverzeichniss s. v. ghalla'i und Übersetzung zu 4, 334), Verwandt ist *-^ghul von der im Präkrit ghola'i, gho- Ura, paholira u. s. w. häufig vorkommen, päsallam endlich erhält H. D. 6, 76 die bedeutungen „thür" und „schräg". Es ist Skt. pärgva mit dem Präkritaffix -IIa, wie Weber bereits gesehen hat. Beweisend sind Maräthi qm^ „zurückgelehnt", „angelehnt"; Sindhi mmp „seitwärts".

cavedi^) | karasarpputäghätah 2) | capeti') jj „cacedi 'schlag mit geballter faust' von capetl 'schlag mit flacher band'". Das wort ist nur der geringen bedeutungsdifferenz wegen unter die de^igabdäs gestellt worden, vielleicht auch nur weil im Skt. das femininum capeti selten ist. Es ist vielleicht erst aus dem Präkrit eingedrungen. In H. D. 3, 3 erhält es die bedeu- tung „geballte faust"; andere gahen ihm nach H. nur die bedeutung von samputa.

ra'ilakkham ! jaghanam [ ratilaxma*) |j „ra'ilakkharn 'hinter- teil' von ratUaxma 'die merkmale des liebesgenusses habend' ". In H. D. 7, 13 erhält das wort die bedeutungen „beischlaf" und „hinterteil". In der ersten bedeutung ist es = ratilaxa, was in der Härävali v. 50 auch als Sanskritwort angeführt wird (B-R. s. v.).

1) B pesarn. *j B °taghätah. ^) om. B. *) A °laxyam.

12 R. Pischel

vävado I kutumbii) | vyäprtah I| „vdvado 'hausherr', 'fami- lienvater' von vyäprta 'beschäftigt'". Auch H. D. 7, 54.

purilladevä \ daityah | purabhäväh purillä j| „purilladevä 'dämonen'; weil sie ehemals dawaren". Auch H. D. 6, 55. In H. D. 6, 53 wird purillo im sinne von „der vorzüglichste" (pravara) angeführt und gehört in dieser bedeutung zu puras. Die bildung von purillo nach H. P. 2, 159.

gosanno \ mürkhah 2) | gosamjnah^) [ pa^uprayatvät *) || „gosanno 'dummkopf von gosainjfia 'den namen ochse habend', weil er dem vieh ähnlich ist". Auch H. D. 2, 97. Die etymologie Trivikrama's ist ganz richtig, go wurde als Schimpf- wort gebraucht, wie z. b. Mahäbhärata 2, 77, 19. 3, 27, 27. 5, 73, 19 (femin.) beweist.

imrahatto | bhirur nishiddhag ^) ca | parah ^atruh ^) \ tad- bhaktah '^) parahatto ^) |j „parahatto 'furchtsam' und 'ver- boten', von para 'feind' und hhakta 'abhängig' = 'von dem feinde abhängig"*. In H. D. 6, 72 |lautet das wort parih- hhanto. So lesen an der zweiten stelle zeile 10 sämmtliche handschriften; an der ersten stelle zeile 8 schwanken sie da- gegen beträchtlich. A liest paravutto, BF paribhhatto, G parab- bhamto. Aus Trivikrama's etymologie .ergibt sich, dass er parahatto oder parabhatto vor sich hatte, was bei H. nicht ins metrum passt. paribbhanto ist = paribhrdnta, was wenigstens in der bedeutung „furchtsam" gut stimmt, parahatto ist, wie Triv. annimmt, = parahhakta „von einem andern abhängig".

caccikko ^) | sthasakah | carcikä ^o) | kadvitvaip ^^) puipstvam ca II „caccikko 'das einsalben des körpers mit wohlriechenden Stoffen' von carcikä^ indem k verdoppelt worden und das wort masculinum geworden ist". In H. D. 3, 4 erhält das wort die allgemeinere bedeutung „geschmückt" und wird adjectivisch verwendet. H. P. 2, 174 dagegen wird caccikkam (neutr.) in der von Triv. angegebenen bedeutung aufgeführt, die H. D. 3, 19 caccd erhält = carcä. In H. Abhidhänac. 636 wird carcikyam (v. 1. carcikyam, wie Amara hat) als Sanskritwort angeführt. Diese form setzt das Präkritwort voraus und zeigt jeden-

•») A kutumbam. «) A mukhah. ») A ojnäkah. *) B »pradhä- natvät. ^) B nishpidaQ. *) A para jatrah B parag gakrah. ') B tathhaktaQ ra *) A parabhatto. •) A cacciko B cachchikko. i") A ca (lücke). ") B kor dvitvam.

Die de9i9abdä8 bei Trivikrama. 13

falls, dass ich band 3, 243 unter gonikko auf der richtigen fährte war.

kälam \ tamisram | nilatvät i| „kälmn 'das dunkel', weil es schwarz ist". Auch H. D. 2, 26. Wie im Päli, so wird auch im Skt. und Prakrit von guten drävidischen Mss. das wort käla ,, schwarz" stets mit / geschrieben.

hhattio 1) I harih ^) | vishnuh | jagatposhakatväd bhartrkah | rta it 1 bhattio^) \\ „hhattio 'Vishnu'; von bhartrka 'erhalter', weil er die weit erhält, r ist zu i geworden". Auch H. D. 6, 100. H. P. 2, 174.

indaggidliümam \ tuhinam | indrägnidhümah |l „indaggidhü- mam 'thau', 'schnee' von indrägnidhüma 'rauch des feuers des Indra'". Auch H. D. 1, 80, wo auch in gleicher bedeu- tung indaggi aufgeführt wird, indrägnidhüma wird auch von Sanskritlexicographen angeführt und ist, wie viele Wörter dieser art, ohne zweifei aus dem Prakrit entlehnt, indaggi ist = „feuer des Indra".

pattharam *) | pädatädanam ^) \ prastaravat pattharam | dulisahatvä,t j| „pattharam 'fusstritt', weil er wie ein stein ist, indem man ihn schwer erträgt". H. D. 6, 8 lautet das wort patthard (femin.) und in gleicher bedeutung werden paddalä und paddud angeführt. Das wort ist wohl aus päd + stara (•y/star) zusammengesetzt.

oväao 6) I astakälali ') | apatapah ^) \ kio väkärah ^) |j ovdao 'zeit des Sonnenuntergangs' von *apätapa [i. e. apa -f- ätapa]. Für ä ist eingetreten". In H. D. 1, 162 lautet das wort oäavo. Dies könnte apa -\- ätapa sein, wie Trivikrama für sein oväao fälschlich annimmt. Aber der mangel des samdhi erregt bedenken und so wird es richtiger sein, das wort = apaga + ätapa also = *apagäfapa zu setzen. Man vergleiche ätapä- tyaya „abendliche kühle", nirdtapä „nacht". Triv.'s oväao kann damit nicht zusammengebracht werden. Es ist entweder = ava-(apa) pdtaka „das herabfallen (der sonne)" oder apa-vätaka „die zeit der windstille" d. h. die zeit wo sich der wind legt, was ja am abend geschieht. Man vergleiche schon RV. 2, 38, 2.

piticchä^^) I mäud^^) | sakhi | pitrshvaseva mätrkevai^)

') B bhatio. ^) om. B. ^) om. B. *) B padhdhäram. «) B pada° ^) B oväalo. ') B astäkälah. ") B avapätah. ») B ato pakärah. '") B vimuchchä. ") B niäumä. '*) B mätrshvasrkeva.

14 R. Pischel

hitakaritvät \ piucchä^) \ mduä^) \\ „piucchd, mäud 'freundin', weil sie wie eine tante und mutter liebes erweist". Auch H. D. 6, 49. 147. Für fqrys^ habe ich fqri-c-^r ediert. Da das wort dreimal vorkommt, so dürfte ich trotz der leichten Ver- wechslung von s und j nicht falsch gelesen haben, sondern wirklich fqj^^T in den handschriften stehen. Dass Triv. f^^^r gelesen, zeigt seine etymologie und dass dies die allein richtige lesart ist, beweist der commentar zu Häla v. 538: piuccha- gabdena pitrshvasä Qva^rüh sakhi vocyata iti gathäko^akärah. Danach verbessere man H. D. 6, 49. Dem worte mäuä giebt H. auch die bedeutung „Durga".

porattho^) \ matsari | paurastyavat ^) porattho^) |j „porattho 'neidisch', weil er wie Paurastya ist". Was Triv. mit pau- rastya gemeint hat, ist nicht sicher zu ermitteln. Ich vermute, dass es = paulastya zu fassen ist und entweder als eigenname = Rävana ist (Wollheim, Mythologie p. 114), oder dass es allgemein = „ein räxasa" ist (B-R. s. v.). Nach H. D. 6, 62, wo mit Triv. gegen die Mss. porattho statt poraccho zu lesen ist (cfr. A zu zeile 16), bedeutet es ,,ein schlechter mensch" (durjanah). Triv.'s etymologie ist vielleicht richtig, wenn man 'paurastya im sinne von raxasa nehmen darf.

doso I kopah ] ätmano doshatvät jj „doso 'zom', weil er ein charakterfehler ist". Auch H. D. 5, 56, wo das wort auch noch die bedeutung „hälfte" erhält. Dazu gehört auch H. D. 5, 51 dosdkaranam „zom". doso „hälfte" ist ganz abzu- trennen. Nach H. P. 1, 94 wird im Präkrit dvi (2) zu du, zuweilen do; so wird Skt. dvividhah zu duviho, dvivacanam zu dovaanam. Dieses do ist der alte dual dvau, der nicht nur in der flexion des Zahlwortes durchgeführt worden ist, wie instr. dohi, abl. dohinto, gen. donham, sondern auch als thema in Zusammensetzungen erscheint, wie dohäiam = dvidhäkrtam, domuho dvimukhali u. a. Sonach steckt auch in doso „hälfte" das zahlwort dvi. Was -so ist, kann ich mit Sicher- heit nicht sagen, doso „zorn" ist dasselbe wort wie doso „hass", das im Päli wie in der Jaina-Mahärashtri mehrfach belegt ist. Weber, Childers, Jacobi, Leumann, E. Müller, Klatt, (^ishabhapaiicä^ikä, p. 475) leiten es von Skt. dcesha ab und

*) B Tiuohchä. *) B mäuchchaä. ') A porartho B poradhdbo. *) A paustyavat. *) A plioraththo B paurauidho.

Die de9i9abdä8 bei Trivikrama. 15

zwar E. Müller (Jainaprakrt p. 23) lautgesetzlich, mit annähme eines Übergangs von ve in o, Jacob i (Ausgewählte erzählungen p. XXV anm. 1) junggrammatisch, indem er meint, dass das „begrifflich naheliegende dosa (Skt. dosha) 'fehler' ' eingewirkt hat resp. damit zusammengefallen ist". Dass dvesha nicht laut- gesetzlich zu doso werden kann, liegt auf der band und ist hier um so unwahrscheinlicher, als die regelmässige Präkrit- form heso faktisch vorhanden ist (Bhagavati p. 186), wie auch dveshya nur heso wird (H. P. 2, 92. Häla s. v. vesa; cfr. H. D. 7, 79 hesattanam) und vidvesha im Päli viddeso lautet. Ein Übergang von ve in o ist undenkbar. Das vorkommen von beso und viddeso widerlegt auch Jacobi^s annähme, die ja im wesent- lichen schon Trivikrama hat. Mir ist kein analoger fall be- kannt, in dem ein begrifflich naheliegendes wort in solcher weise auf die lautliche gestalt eines andern eingewirkt hätte. Es läge dann ebenso nahe an beeinflussung durch rosha zu denken. Ich glaube, dass doso „zorn", „hass" in der that nichts anderes ist als Skt. dosha. Es ist bekannt, dass den Indern die sünde und die leidenschaften als eine Verdunkelung, ein dunkel der seele gelten und so finden wir mehrfach, dass Wörter mit der grundbedeutung „dunkelheit", „finsterniss" zu- gleich „Sünde", „gebrechen" bedeuten, aber auch bestimmte einzelne affecte bezeichnen. So bedeutet rajas „dunkelheit" und „leidenschaft" und Manu 12, 26 sagt, dass liebe und hass „dunkel" genannt würden : ragadveshau rajah smrtam. tamas „dunkel" bedeutet auch „irrtum", ,, Verblendung" , nach den lexicographen ,, sünde" und speciell „kummer" (goka) und diese letztere bedeutung erhält es auch im Prakrit H. D. 5, 1. tamisra „dunkel" bedeutet nach den lexicographen auch „zorn" und in dieser bedeutung ist tdmisra oft belegt. Amaru v. 49 spricht vom „dunkel des groUs" (mänandhakära) und ähnliches begegnet überall. Wir sind daher berechtigt, dasselbe für dosha anzunehmen. Im Petersburger wörterbuche werden zwei ver- schiedene dosha angesetzt; dosha ,, abend", „dunkel" und dosha „sünde", ,, fehler". Davon ist dosha „dunkel" nicht gebräuch- lich, sondern nur das femininum dosha, das fast nur vedisch ist. Die klassische spräche gebraucht jorrtc^osAa; das wieder nur in der bedeutung „dunkel", „abend" häufig ist, selten in der bedeutung „sünde", „Schlechtigkeit", während dosha in dieser letzteren bedeutung der alten spräche ganz fremd ist. Der

16 R. Pischel

RV. kennt nur doshd „dunkel". Dass die wörter ganz identisch sind, haben schon Grassmann (Wörterbuch s. v. doshä) und Bechtel (Sinnliche Wahrnehmungen p. 165 anm. 1, III) er- kannt, indem sie doshä „abend" auf ydush „schädigen" zurück- führten. Entscheidend ist das de^iwort dosäkaranmn „zorn", in welchem das alte doshä noch vorliegt, das in der bedeutung ,, nacht" von mir oben 6, 101 im Prakrit auch noch in dosä- raano „mond" nachgewiesen worden ist. P^bendort habe ich auch doso „dunkel" im Prakrit nachgewiesen. Es fehlt also kein einziges glied der kette und das wort ist ein interessanter beleg dafür, dass alte wörter, die im klassischen Sanskrit ver- schwunden oder ungebräuchlich sind, im Prakrit weiter fort- leben. Im Päli findet sich auch noch doso als adverbium „abends" = Skt. doshas. Für die -^dush wird also ursprüng- lich eine sinnliche bedeutung anzunehmen sein, etwa „sich verdunkeln". Für dosha aber ist die bedeutungsentwicklung : 1) dunkel, abend. 2) sünde, fehler. 3) hass, zorn. Ebenso ist es bei doshä. Vermutlich ist bedeutung 3 ursprünglich ein t. t. der Buddhisten und Jainas.

caccä I talähatih | carca i) |j „caccä 'schlag mit der flachen band' von carca". In H. D. 3, 19 erhält caccä die bedeu- tungen „das parfümieren des körpers" und „schlag mit aus- gestreckter band", in P. v. 1 17 nur die erstere. In der bedeu- tung „parfümieren" „salben" ist es = Skt. carca, in der bedeutung „schlag*' eher * cartyä von ycart. Sollte sich die lesart paricarcita = parivartita Caurisuratapancä^ikä v. 28 ed. Solf bewähren, so wäre von einer -y/carc = -yjcart auch caccä „schlag" denkbar. cfr. oben p. 12 caccikko.

pamhalo \ kesarah | paxmalavat pamhalo^) Jl „^amhalo 'Staubfaden', weil er wie eine feder (wimper?) aussieht". Auch H. D. 6, 13, wo in gleicher bedeutung pasareho ange- führt wird. P. V. 246 erscheint jpamhalayain in der bedeutung „haarig", die es auch im Skt. hat.

Tihandhayatthi^) \ khandhamamso^) \ bhujah || skandhasya^) yashtih khandhayatfht^) | skandham mr^atiti') khandhamamso ^) \\

*) om. B. ■') otn. B. ") A khamdayyatti , darunter: khandala-

ththi B khaindalaththi. *) A khaindhamdo (sie) B khadamaso. *) AB Bkandasya. *) A khamdayatti B khamdadeththi. ') A ma skanda mr^-ati. "*) A dbaniso superscr. klmni B °jiiaso.

Die de^i^abdas bei Trivikrama. 17

„khandhayatthi (und) khandhamamso 'der arm', weil er (gleich- sam) der stock der schultern ist (°yatthi) und weil er die schultern berührt (°mamso)". Auch H. D. 2, 71. In mamso könnte, wie Trivikrama annimmt, nach H. P. 1, 26. 2, 105 ein Skt *mar§a stecken. Bedenklich ist aber, dass im Präkrit, wie im klassischen Sanskrit, weder das simplex -y/mar^ noch ableit- ungen gebräuchlich sind. Die composita bilden dmariso, parä- mariso (H. P. Übersetzung p. 75, wo paramar^a statt parä- marsha zu lesen ist), und ^mmhusa'i H. P. 4, 184 = H. D. 6, 73 weist auf den anlaut sm hin, der sich höchst wahrscheinlich auch in einem compositum wie * skandhamarga erhalten haben würde. Auch mämsa ist schwerlich darin zu suchen.

aggiüo^) \ tambakhm \ indragopah^) |j agnivat kayo 'syeti acjgiäo \ tamrakrmih ^) tambakimi \\ „aggido \ tambakimi 'cocci- nelle'. Weil ihr leib (rot) ist, wie das feuer, heisst sie aggido ('feuerleib habend'); tambakimi ist = tamrakrmih 'Jerrote käfer'". In H. D. 1, 53 lautet das erste wort aggio == agni- kah, das auch im Skt. die bedeutung ,,coccinelle" bei lexico- graphcn erhält. Trivikrama's herleitung von aggido ist lautlich unanfechtbar, tämrakrmi wird auch im Skt. aufgeführt, tamba- kimi auch H. D. 5, 6.

vihädano^) \ anarthah ^) | vighatanah 0) || „vihädano 'un- nütz' von vighätana". Auch H. D. 7, 71. Zu Vghat.

joio I jyotiringanah '^) \ khadyotah | jyotishkah ^) joio ^) j| „joio 'elater noctilucus' von jyotishka". Auch H. D. 3, 50. Es ist = *jyotidah.

sinjiro \ dhvanih | sihjä ^iiijanam eväsyeti sinjiro ^^^ || „s/ii- jiro 'ton', weil er klingt". Dies scheint mir die wahrschein- lichste herstellung des verderbten textes. Trivikrama leitet mit recht sinjiro ab von sinj'ä nach H. P. 2, 159 und erklärt sinjä (= Skt. Qinjä) mit ginjanam, was bisher im Skt. nicht nach- gewiesen ist.

joisam \ joanä'^'^) j jodo'^^) \ khajjoo \ tärakä || jyotisham joisain I dyotanä joanä^^) \ dyotah jodo 1*) | tasya dali^^) j

') B ahiäo. ^) AB indrakopah. ') A °krimi B "kriraih. *) A vibhädhano B vihäsano. ^) B ana ®) A vighätanah B vighä- tanam. ') B jyotirimkhanam. ®) A jyotixnah B jyotishkam.

") om. B. ") A tisimjiro | dhvani | simjä | Qinjänam eva simjiro |I B

siro dhvanih jo sijiro (sie, alles !). ") B joano. ^'^) B joso. ^*j A joanä dyotanä. '*) B so (sie). *^) B sah.

BeitrUgf x. kuiida d. indjf. spraclien. Xlll. 2

18 E. Pischel

khe*) dyotata iti khajjoo^) \\ ,Joisam I joand | jodo \ khajjoo | 'stern'. joisam ist Skt. jyotisham, joanä ist Skt. dyotanä, jodo == Skt. dyotah mit Übergang von ta in da; weil er am himmel leuchtet heisst er khajjoo". H. D. 3, 49 werden jodam und joisam in der bedeutung naxatra „gestirn", 3, 50 joanam in der bedeutung „äuge", 2, 69 khajjoo „gestirn" auf- geführt. Schwierigkeiten macht nur jodo, jodam, das mit Trivi- krama von dyotah abzuleiten, nicht angeht, da die cerebra- lisierung des t sonst in dieser wurzel nicht vorkommt. Ins Skt. zurückübersetzt ist jodo *yota und yotaka wird in der bedeutung „constellation", -^yaut in der bedeutung „verbinden" aufgeführt. Diese worte sind ebenso wie die wurzeln jud und jut ohne zweifei nur rückübersetzungen der in allen neuindi- schen sprachen gebräuchlichen -^jod „verbinden" und ihrer zahlreichen ableitungen: M. sftj^ Cr- frVjöf S. sTtjur (to add up) H. 5it| (Hoernle, Hindi Roots p. 47)" U. nW Bihäri sr^x MaithilT siV? B. ?frj ^r u. s. w. Im Präkrit jodiüna Jacobi, Erzählungen 62, 14. Zieht man Sindhi stV^ttt to yoke cattle, M. ^zm to unite, H. ^% be joined (Hoernle 1. c. p. 47), ■^z a fellow, a match u. s. w. in betracht, so wird man wohl VstVj als secundärwurzel zu -/sTts- ansehen müssen. Diese mit Hoernle auf Skt. yukta zurückzuführen, ist mir sehr bedenk- lich, da ich die theorie S. Goldschmidt's von der herkunft „secundärer verba aus part. perf. pass." (Prakrtica p. 8 ff.) für durchaus verfehlt halte, weil auch nicht ein einziges seiner beispiele auch nur annähernd richtig ist. Ein teil davon ist oben p. 8 ff. erklärt worden. Man wird wohl in ^V?^ ein deno- minativum von yoktra sehen müssen und die cerebralisierung wird ohne etymologischen wert sein, wie in den von mir ZDMG. 35, 722 hervorgehobenen fällen. Es lässt sich somit vielleicht iür jodo, jodam die bedeutungsreihe annehmen: 1) Verbindung 2) paar 3) constellation (cfr. yotaka) 4) gestirn (doppelstern ?). Diese herleitung ist aber ganz zweifelhaft, da Skt. yoktra im Präkrit nur jotta wird: Hala v. 694, wie yukta stets nur Jutta, daravallaho^) \ kdaro^) \ käntah |! daro bhayam | taträpi vallabhah daravallaho'^) \ katarah") j viyogabhirutvat |j „dara-

^) AB kha. ^) B iti khadyotatam khajjoo. ') A Oyallabho B °vallaho. ■*) B käaro kätarah käintah. '^) B akäaro viagabhiratvät.

Die de^i^abdäs bei Trivikrama. 19

vallaho \ käaro \ 'geliebter', daro bedeutet 'furcbt'. Weil er einem auch dabei (i. e. wenn man furcht vor ihm hat) lieb ist, heisst er daravaUoho; käaro ist = Skt. katara (furchtsam) weil man sich vor der trennung von ihm fürchtet". dara- vallaho auch H. D. 5, 37. Für käaro hat H. D. 2, 58 käalo, doch wird erwähnt, dass andre kaaro lesen. H. gibt ihm auch die bedeutung „krähe" (= Skt. käkala). H. P. 1, 254 wird für kätara die form kähalo gefordert, ein wort, das H. D. 2, 58 noch in den bedeutungen „weich" und „schurke" aufgeführt wird, käaro dürfte = kätara „schüchtern" sein und ähnlich wird daravallaho aufgefasst werden müssen.

pandarango \ mahe^varah | dhavalängakatvät i) ]] „panda- rango '^iva', weil er einen weissen körper hat". Auch H, D. 6, 23 (= Rudra). Qiva's körper ist mit asche bedeckt.

hhoio 1 grämegah ] bhogam 2) caratiti ^) bhogikah *) \\ „bimo 'dorfherr', 'schulze'; weil er die herrschaft ausübt". Auch H. D. 6, 108. Wohl so benannt, weil er die steuern einnahm. Cfr. auch Skt. bhogin, bhogapati.

saggaho ^) \ muktah | sushthu ß) agrahah ') svagrahah || „saggaho 'befreit', 'frei', weil er schwer zu fangen ist". Das ist wohl der sinn den Trivikrama mit seiner erklärung beabsichtigt. In H. D. 8, 4 wird es im commentar erwähnt, P. 229 hat es im sinne von „verfinstert"; wo es also = sagralia ist, wie Bühler richtig erklärt. Vnsev saggaho ist wohl nichts anderes als Skt. svargastha. Man vgl. oben 3, 246 gäma- hanam.

samkaro^) \ rathyä ) samkiryate 'treti samkaro || ,,sam- karo 'landstrasse', weil man sich dort trifft (vermischt)". Auch H. D. 8, 6, wo in gleichem sinne noch säht aufgeführt wird.

paaro \ ardham ] darah ardhe j prakarshena dsLrsihpaaro^) || „paaro 'hälfte' von dara 'hälfte' und pra, das einen hohen grad ausdrückt". daram „hälfte" in H. D. 5, 33. P. v. 212.

maimohini \ surä | matimohini i^) || „ma'imohini 'berau- schendes getränk', weil es die sinne verwirrt". Auch H. D.

*) B pämdarämgatvät. ^) A bhaugam. ^) B tvaratiti. '') A Ibhaugikah. ^) B samgabhoga. ^) B suththü. ') B avagrahah.

*j B samkaro. ®) B paaro pradarah amdham darah adhyadarah ardha pi'akarshena darah paaro (sicl). "*) B mohiniti ima mohini surä (sie).

2*

20 R. Pischel

6, 113 (maimoliani) , wo in gleiclier bedeutung auch mm auf- geführt wird -=: *madi.

dhäräväso \ dardurah I prävrshenyatvät ^) |j ^^dhäräväso 'frosch', weil er zur regenzeit in beziehung steht". Auch H. D. o, 63, wo das wort auch noch die bedeutung „wölke" erhält, in der es = Skt. dhärävarsha ist. In der bedeutung „frosch" ist es ^^= Skt. *dhäräväga „beim regen quakend" von yväg. RV. 7, 103, 1 3. 7. Das viel besprochene lateinische wort für „frosch" räna ist nicht = *rac-sna (Stolz § 67, 1, a), sondern = *rasna von y^ras; cfr. rasanam mandükänam Brhatsamhita 28, 4. Auch räna ist also = „der quaker".

kamalain | äsyam kalahag ca |j kamaluvat kamalam^) \ kam mastam malatiti kamalam^) \\ „kamalain 'mund' und *zank'; weil er wie eine lotosblüte aussieht (= 'mund') und weil er den köpf (ka) einnimmt (erfüllt) (=^ 'zank')". In H. D. 2, 54 lautet das wort kamalo und erhält die vier bedeutungen „topf", „trommel", „mund" und „gazelle". Zur bedeutung „mund" ist das wort vielleicht aus dem häufigen vergleiche mit einer lotos- blüte gekommen; die Verbindungen äsyakamala, mukhakamala, vadanakamala sind bekanntlich sehr häufig. Für die erklärung der übrigen bedeutungen fehlt mir jeder anhält.

venusäo | dhuaräo^) \ bhramarah j venu9abdavac chabdo yasyasau venusäo &) | samyuktasya i^luk ^) \ dhruvarägah ^) | sad4 susvaratvat |j „venusäo \ dhuaräo \ 'biene'. Weil ihr summen wie das rauschen des Schilfrohres ist, heisst sie venusäo; die verbundenen consonanten {hd in gahda) sind elidiert worden. dhuaräo kommt von dhruvaräga, weil sie immer schön summt". Für venusäo hat H. D. 7, 78 venunäso, für dhuaräo aber 5, 57 dhuagäo. venusäo erkläre ich als ^venusäda; cfr. pushka- rasäda TS. 5, 5, 14, das einige mit bhramara erklären. Diese herleitung wird bestätigt durch Hemacandra's venunäso das = Skt. venunyäsa ist, worauf auch die Variante venunnäso in Ms. C hinweist, die ebenso richtig ist wie venunäso, bei Hema- candra aber gegen das metrum wäre, dhuaräo setze ich = *dhruvaräva „beständig summend". Hemacandra's dhuagäo, das auch P. v. 11 hat, ist ^'Ulhruvagäya „beständig singend". Man vergleiche z. b. Raghuv. 9, 32 (ed. Stenzler ^ 9, 29

') B prävrshtyeshanyatvät. *) A kamalam | kamalavat | ') B ka- malain kam mastakam raalayatiti | *) A suaräo. ^) B vena» ") B luk. ') A (lhrava° B dhrvagärah.

Die degi^abdas bei Trivikraraa. 21

ed. Paraba 3. aufl. Bombay 1886): madhulihäm madhudA^na- vi^äradäh kurabakä rffvakaranatäm yayuh, was Mallinatha er- klärt: bhrngäh kurabakanäm madhüni pitva Jagur ity arthah. Bühlers erklärung ~ dhüpakaya scheitert an den lautgesetzen.

Damit schliesst der gana gahiddydh. Trivikrama bemerkt noch: asmin gane liiigavyatyayah prayogädhinah „in diesem gana ist der geschlechtswechsel vom gebrauche abhängig". Demgemäss haben bei Hemacandra die worte mehrfach ein anderes geschlecht als bei Trivikrama; so z. b. Triv. ghara- andaam, Hern, gharayando; Triv. pattharam, Hem. pattharä; Triv. jodo, Hem. jodam; Triv. kamalam, Hem. kamalo und andere.

Ausser den beiden von mir behandelten ganas finden sich bei Trivikrama noch drei: 2, 1, 30 varaittagäs trnädyaih, 3, 1, 132: appunnagäh ktena und 3, 4, 71 jhadagas tu degyah sid- dhäh, das letzte sütram der grammatik. Dieser letzte gana ist der umfangreichste, findet sich aber leider nur in B und zwar in so verderbter gestalt, dass eine behandlung ohne neues handschriftliches material ganz unmöglich ist. Der gana 3, 1, 132 giebt nur part. praet. pass. und eignet sich nicht zu einer besprechung an dieser stelle, da weitaus die meisten worte etymologisch dunkel sind. Die Wörter des gana 2, 1, 30 finden sich meist auch in der Deginamamäla und da die bearbeitung des zweiten theiles derselben durch Bühler in angriff genommen ist, so glaube ich von einer behandlung auch dieses gana abstand nehmen zu können.

Halle (Saale). R. Pischel

Schwedische Wortforschung. 1. Göjemänad.

Die bedeutung und die bisher geltende etymologie von schwed. göjemänad ist von Th. Wisen, Nordisk familjebok, artikel Goe, folgendermassen erläutert. „Der könig Torre hatte zwei söhne, Nor und Gor, und eine tochter Goe. Einmal ver- schwand sie und das verursachte, dass das miävetrarblöt einen

22 Erik Brate

monat später als sonst gewöhnlich angestellt wurde; dieser monat wurde dann Goe- oder Göjemänad genannt. Nor und Gor spürten ihrer Schwester nach und fanden sie zuletzt in Hedemarken bei könig Rolf in Berg, der sie geraubt und ge- heiratet hatte. Das isl. wort göl wird auch goe geschrieben, welche form dem in norwegischen dialekten vorkommenden gjö „dünner schnee, spurschnee" besser entspricht. Auch in dem namen Goe finden wir also die Personifikation einer natur- erscheinung. Göjemänad ist jetzt die schwedische benennung von februar, obgleich damit ursprünglich die letzte hälfte des februar und die erste hälfte des märz bezeichnet wurde, wie der Torre-mänad (dessen namen in unseren almanachen zu Tors-mänad entstellt ist) den schluss von Januar und die erste hälfte von februar umfasste". Nach derselben sage hat Torre- mänad, Januar, seinen namen nach Torre erhalten, dem die Finnen in diesem monate um die mitte des winters opferten, damit sie viel schnee für das schneeschuhlaufen kriegten. Es liegt auf der band, dass man diesen raythen keine entscheidende bedeutung für die etyraologie der betrefi'enden Wörter beilegen kann; von willkürlichem etymologisiren enthält die ältere literatur noch manches beispiel. Hält man sich an die namen selbst, so muss erstens isl. göi und schwed. göjemänad geson- dert werden; denn sie sind formell nicht zu identifizieren. Vermutlich haben sich die anhänger der Zusammenstellung von göi und göje- den Zusammenhang als einen Wechsel von goe und dessen umlaut göje- vorgestellt und ein altes ^geju- scheint neuschwed. göje- ergeben zu können, da schwed. blöja- auf aschwed. blöia, isl. bloja- zurückgeht. Indessen diese Zu- sammenstellungen sind nicht durchaus befriedigend. Die isl. Schreibung goe erklärt Vigfüsson in seinem Wörterbuch zu G6i ganz einfach als goe, wodurch die stütze für eine umge- lautete form des monatnaraens im Isl. wegfällt. Ueber norweg. gjö f. „spurschnee" gibt Aasen, Norsk ordbog die wenig be- friedigende auskunft, dass die form etwas zweifelhaft ist, da auch ein „Jo (Gjo'^)" in der bedeutung „spur" aufgezeichnet ist. Dazu vergleicht er das wort mit dem gjo f. „lauernde und spähende nachstellung" der schwedischen dialekte, welche Zu- sammenstellung, wenn sie richtig ist, eine ganz andere bedeu- tungsentwickelung des norw. gjö ,, spurschnee" als die von Wisen angenommene, anzeigt. Ich halte also Wisens etymologie

Schwedische Wortforschung. 23

des Wortes goi für höchst unsicher und eine andere etymologie für erwünscht und glaube auch eine solche geben zu können, welche mehr befriedigt.

Das ö in dem schwed. göjemänad kann aus vielen Vor- stufen hervorgegangen sein. Ich glaube, dass schwed. göjemänad im Isl. * gygjar-mänaär lauten würde, und beziehe göje-, gygjctr- auf isl. ^ygr f, „an ogress, witch".

Es macht etwas Schwierigkeit, den angenommenen laut- übergang zu erweisen, weil die beweisenden beispiele spärlich und unsicher sind, und diese Schwierigkeit wird die Ursache sein, dass niemand an diese Zusammenstellung früher gedacht hat, obgleich sie sich aus anderen gründen (siehe unten) empfiehlt. Erstens geht aus der erschöpfenden Sammlung von beispielen bei Lyttkens und Wulff, Svenska spräkets Ijudlära och beteckningslära s. 68 und 164 hervor, dass wenigstens nicht in der Verbindung -ygja- y im schwed. erhalten ist. Aus gygjar- musste zunächst *gyjar entstehen, wie gj in schwed. höja aus Iwgja , plöja aus pUgja zu j geworden ist Dass *gyjar im Schwed. zu *göjar werden musste, ist aus dem Dänischen wahrscheinlich, wo dröj dem schwed. dryg, isl. drjügr entspricht. Innerhalb des Schwedischen selbst scheint man den nämlichen Übergang an der entsprechung aschwed. fryghp neuschwed. fröjd beobachten zu können, wenn die entwickelung, wie mir wahrscheinlich ist, ohne formellen einfluss von d. freude sich vollzogen hat, vgl. Tamm, Om fornnordiska femi- nina, afledda -ti och -ij)a s. 36. Die schwed. wörter blygdj dygd haben sich dann in bezug auf das g an die Stamm- wörter, das adj. blyg, und das verbum duga, angeschlossen. Absichtlich habe ich bisher das schwed. dröja „zögern, ver- weilen, dauern" bei seite gelassen, welches aber mit einem schlage den Übergang y zu ö vor j im Schwedischen ausser zweifei setzen würde, wäre die gewöhnliche Zusammenstellung ''\

davon mit isl^^^^^^^jto make to keep Ipnger, lengtben" ganz ^^Sd sicher. Ich glaube, dass dies der fall ist, aber vom verbum dröja finden sich bei Rydqvist, Svenska spräkets lagar I, 69, III, 34, VI, 80 nur aschw. dpii^a, fr am drögha, dröghilse, dröagffläl, und zwar nioh't^'-*^s der ältesten zeit bezeugt. Die rßfoglichkeit wenigstens bliebe also zu berücksichtigen, dass aschw. drggäfa eine ähnliche^ bildung ypm adj. isl. dreigr „that which can be pulled agawm", tvic^gr „ambigmws" sei, wie

24 Erik Brate

isl. drygja vom adj. drjügr, denn die bedeutung könnte zwischen diesen möglichkeiten nichts entscheiden. Hiermit hoöe ich indessen erwiesen zu haben, dass isl. *(jy(jjarmänaär sich schwedisch zu göjemänad entwickeln musste ^).

*) Die entwickelung der aschw. spirans gh im Neuschw., worauf sich die obige darstellung vielfach bezieht, scheint folgendermassen vor sich gegangen zu sein.

a) Aschw. gh wird im Neuschwed. g, gutturale oder palatalc (vgl. Lyttkens und Wulff a. a. o. s. 199) explosiva

«) in betonten silben (also im auslaut oder vor einem folgenden consonanten, wodurch gh mit zur silbe der vorhergehenden sonanten gehört)

1. nach a, o, u, ä

z. b. part. lagd^ sagd (aschw. laghper, saghper), fogde (aschw. foghati)^ praet. diigde (aschw. dughpi). Die beispielc sind sehr spärlich.

2. auslautend nach allen vokalen:

z. b. lag (aschw. lagh) , teg (aschw. tegher) , mig (aschw. tnik, tntgh), stig (aschw. stigher), praet. drog (aschw. drogh), hug (aschw. hugher), tyg (aschw. tygh)^ trag (aschw. trogh).

ß) in unbetonter silbe, ausser vor und nach i.

1. vor vokal: z. b. öga (aschw. ögha), mage (aschw. maghi, maghe), utsago „aussage", vredgas (aschw. vredhgas).

2. vor konsonanten

ögla oder ygla ,,Ö8e" zu ögha, egna (aschw. eghna), cowp. lägre, hügre (aschw. leeghri, höghri).

Stehen die Verbindungen ghl, ghn, ghr zwischen zwei vokalen, so liegt demnach die grenze der zwei silben vor gh. In gn ist g weiter gutturaler nasal geworden.

b) Aschw. gh wird neaschwed. J a) in betonten silben

wenn noch ein consonant auf gh folgt: nach [e, i, y] a, ü; z. b. friijd (aschw. frmghp) ; hujd (aschw. höghp).

ß) in unbetonter silbe: 1. vor i oder j; z. b. taji, draji in Stockholm statt tagit^ dragit der Schriftsprache ; hlija (aschw. höghia), läja (aschw. leghia; aber lega., aschw. legha subst.).

2. nach i: z. b. nadi die gewöhnliche ausspräche von nadig , .gnädig" vgl. Kock, Studier öfvur fornsvensk Ijudlära II, s. 307.

Ich muss des raunies wegen darauf verzichten, die einzelnen aus- nahmen der regel zu durchmustern ; nur die grosse ausnähme muss ich besprechen, dass aschw. Igh, rgh neuschwed. gewöhnlich als Ij, rj auftritt, obgleich oft lg, rg geschrieben wird; z. b. talg (aschw. talgherf d. talg), galge (aschw. galghi, -e), torg (aschw. torgh), sarga (aschw. sargha). Ganz vollständig ist doch die Vertretung von aschw. Igh, rgh durch neuschwed. (;, rj nicht durchgeführt. Schwed. helgon ist aschw. helgon, schwed.

Schwedische Wortforschung. 25

Eine besonders kräftige stütze für meine annähme, dass schwed. göjemändd im isl. * gygjarmdnaär sei , bietet der umstand, dass der narae des vorhergehenden monats, isl. porri m., porra-mänaär , schwed. l^orsmänad „Januar", sich unge- zwungen zu isl. pHj-s III. ,,a giaut" stellen lässt, also nach dem masc. zu gygr genannt ist. Dass ein rr in grammatischem Wechsel mit rs stehen kann , ist durch die entsprechung von got. paursus und ahd. durri, isl. ßurr bezeugt. In der that düH'te Purs derselben sippe angehören; ai. ^^si^s b^doi^tet „giehg, lech^Bg4t^ ^ine bedeutung, welche die benennung der "riesen geben konnie , wie isl. jgtimn von eta zeigt. Diese ety- mologie von isi'.-;^i;a>' ist v6J3lJ, G rt«j^n, Mytt^jJ^. 488^ gegeböß.

Dass diese zwei mouate nach den riesen genannt wurden^ dürfte darin begründet sein, dass die Witterung dieser monate, frost und Schneesturm, dem wesen des riesengeschlechtes ange- messen schien , vgl. die benennung hrhnpursar. Im winter donnerte Thor nicht; Jötunheims bewohner konnten dann unge- stört in Midgard hausen.

Ehe die ableitung des göjemänad aus gygjarmänaär als endgültig erwiesen betrachtet werden darf, ist noch ein formelles bedenken zu erledigen. Die älteste bezeugte form des wertes ist göyomänat Rydqvist, Svenska spräkets lagar VI, 173, deren -o auf ein schwaches fem. deuten könnte. Aber der beleg findet sich in Variarum rerum vocabula cum sueca inter- pretatione, einem Wörterbuch, in Stockholm im jähre 1538 gedruckt, und ein -o zu der zeit hat geringe beweiskraft, da es leicht fälschlich für das e eingesetzt werden konnte, wozu alle unbetonten vocale in gewissen Stellungen damals geschwächt waren eine erscheinung, die gewiss nicht aus dem dänischen einfluss allein zu erklären ist. Vgl. So d ervall, Hufvudepo- kerna af svenska spräkets utbildning s. 56 1).

morgon aschw. morghon. Das auftreten von neuschwed. {;", rj statt aschw. Igh, rgh beruht auf analogischem einfluss. Dieser hat in den verschie- denen fällen verschiedenen ausgangspunkt. Bei Wörtern wie torg, galge ist Ij aus Igh in der form mit suffigiertem artikel torghit, galghin nach regel b, /?, 1 entstanden. In sarga und dgl. ist rj analogisch aus Wörtern wie sörja (aschw. sgrghta), wo rgh nach derselben regel j ward, oder aus Wörter wie välj'a (aschw. vcelia), wo IJ nicht aus Igh entstanden ist, über- nommen.

*) Die frage nach der Schwächung der unbetonten vokale a, o za e

26 Erik Brate

Ist also schwed. göjemänad ein isl. * gygjarmänadr , was ist dann isl. goi f.? Die identische bedeutung spricht für formelle Verwandtschaft, wenn solche möglich ist. Da isl. ßorri m. eine ausbildung des Stammes */wrsa- 1) zu einem «-stamm, *ßursan-, *f)orsan-, ist, so wird göi eine entspre- chende ausbildung des in gygr enthaltenen Stammes sein, und sein stamm kann als *gühin- angesetzt werden, dessen ü sich nach geltendem gesetze zu ö entwickeln musste, vgl. isl. pro, ae. ßrüh „trog" und Noreen, Altisl. gram. § 762).

Ich habe den stamm von isl. göi f. als *gühin- angesetzt,

im Bchlusse der aschw. periode und nach dem neuen aufschwung dieser vokale a, o in unbetonter silbe in der reformationszeit harrt noch auf eine eingehende Untersuchung, welche doch von Kock, Studier öfver fornsvensk Ijudlära II, 267 f. angebahnt ist. Zur beleuchtung der obigen annähme in bezug auf das o des göyomanat will ich einige fälle anführen, wo aschw. pl. -or im Neuschwed. von pl. -er vertreten wird, und umge- kehrt aschw. pl. -ar, durch neuschwed. pl. -or. Es ist deutlich, dass ein solcher übertritt nur durch die Zwischenstufe -er, die gemeinschaft- liche Schwächung der beiden pluralbildungen , gegangen sein kann und durch eine ähnliche fälschliche einsetzung von o wie die in göyomanat erfolgte. Aschw. ganga, pl. -or ist neuschw. gang, pl. -er, aschw. fargha, pl. -or neuschw. /är^, pl. -er, aschw. reghla, pl. -or neuschwed. regel^ pl. regier, aschw. nota, pl. -or neuschw. not, pl. -er. In diesen fällen liegt also die Schwächung in der neuen spräche vor. Vorausgesetzt wird sie durch folgende entsprechungen : aschw. är , pl. -a, isl. dr , pl. -ar neuschw. ara, pl. -or, aschw. for, pl. -ar neuschw. fara, pl. -or, isl. tag, pl. -ar neuschw. taga, pl. -or. Am deutlichsten ist das falsche -or für das wort ano^,,ah,nen" bezeugt, dänisch pl. Aner. Der dän. pl. Aner ist nach Säby, Blandninger udgivne af universitetsjubileets danske samfund h. L, 8. 36 eigentlich die entlehnte deutsche zsg. ahnherr als plural umge- deutet, und im Schwed. hat dieser plural die gestalt des plurals der schwachen feminina angenommen.

*) Wegen ae. pyrs sollte man denken, dass die ansetzung des Stammes als * purst- nötig sei, aber da isl. porre von *pursa- ausgehen muss und da nach Kluge, Nominale stammbildungslehre § 3 5 sowohl -a als -t zur bildung von persönlichen masculinis verwandt wird, dürfte es erlaubt sein, isl. purs und ae. Pyrs als stammverschiedene bildungen mit derselben bedeutung aufzufassen. 2) In „Äldre Vestmannalagens Ijudlära" § 2, e, 8 und unten habe ich die bisherige fassung des entsprechenden laut- gesetzes, dass im Anord. i zu e vor h wird (sieh Noreen § 77, 1) berich- tigt. Es musB nunmehr dieses lautgesetz über den Übergang von u zu o vor h entsprechend anders gefasst werden. Wie altnord. i, wo es antevocalisch stand, zue geworden ist, muss es auch ein lautgesetz geben, wonach u in antevocaliscber Stellung zu o wird.

Schwedische Wortforschung. 27

denn die thatsächliche declination des wortes deutet auf einen solchen stamm oder auf *(/ühin-. Ihn mit kurzem i anzusetzen bewegt mich die erwägung, dass isl. ßorre eine einfache aus- bildung mit n aus dem stamme *pursa-, *porsa- ist; dement- sprechend dürfte dann göe auf einen stamm *gühin- mit kurzem i zurückgehen. Dazu kommt noch folgendes. Der stamm, der mit gygr in grammatischem Wechsel steht, ist nicht allein in isl. göi bezeugt. Man wird ihn ohne Schwierigkeit in dem gofar der schwedischen dialecte erkennen, einer benennung des don- ners, ursprünglich gewiss einem beinamen Thors. Der letztere teil der Zusammensetzung gehört zu isl. /(J^a,^n der bedeutung „to d^roy, maEKsto pH^"; g^f<^r ist also eigentlich „der riesenvertilger". Dieses worfr^^macht \iber wahrscheinlich, dass das wort, worauf göi f. gebildet ist, die allgemeinere bedeutung ,,riose" gehabt hat, nicht die speziellere einer riesin. Da ae. pyrs einen i-stamm ^^ursi- voraussetzt, so ist wahrscheinlich auch ^dieses wort ein «-stamm gewesen (*gühi-), und es scheint mir sehr wahrscheinlich, dass dieser «-stamm in dem namen Gor der sage vorliegt. Als volksetymologische neuschöpfungen auf grund dieser zsg. sind gewiss die dialektischen Gohonden, Gogubben, Torguhhen u. s. w. anzusehen.

Hieraus scheint aber zu folgen, dass die doppelheit isl. pti^A und göi nicht ursprünglich sein kann, da alle beide larsprÖnglich „der rife8«nmonat" bedeuten. Wahrscheinlich ist göi der ältere name, wie**<^oV die ältere bezeichnung eines riesen ist. Als die benennung purs geläufig ward, wurde auch ein name des riesenmonats aus diesem stamm gebildet. Als Stammwort wurde schliesslich *(/dr von ^urs ganz verdrängt, aber der daraus gebildete monatsname erhielt sich neben dem mit purs gebildeten. Do, göi als fem. flektiert wurde, porri aber als masc. , deutete man göi zu * gy^jii^-mUHoj^, schwed. ^Öj^^ mmtttd*^Qi monat der riesrftf^n" um und ordnete die^'Äajnen in der tatsächlichen reihenfolge ein.

In isl]'>§i4£f.,^>ts^gam '*gühin-, *göin-, haben wir einen fall, woran wir mit sicherhei?**feeobachten können, dass i auf einen unmittelbar vorhergehenden vokal nicht umlautend wirkt. Dieses verhältniss hat mit dem a. a. o, siehe s. 26 not. 2 von mir erwiesenen gesetze, dass «', u antevocalisch im altnordischen zu e, 0 werden, eine gewisse Verwandtschaft. Es ist nur eine andere äusserung des gutturalhaften einflusses, der für den

28 Erik Brate

hiatus durch diesen Übergang bezeugt wird. Dann folgt, dass 0 in isl. Sri, got. jühiza (s. Noreen, Altisl. gram. § 76, 1, § 351, anm. 3) nicht /-umlaut von ö sein kann, sondern nach der syncope von i durch den anord. Ä-umlaut, Noreen § 68, entstanden ist. Dass i einen unmittelbar vorhergehenden vocal nicht umlautete, ist schon von Paul, PB. Beitr. VI, 102 note und ebenda VII, 155 note ausgesprochen worden, ist aber viel- fach unbeachtet geblieben. Ich will hier von dem gewonnenen Standpunkte aus ein paar von andern irrig beurteilte fälle zur erneuten prüfung aufnehmen.

Burg, Die älteren nordischen runeninschriften s. 136 be- spricht das verhältniss zwischen dem prät. faihido des Einang- steines und dem isl./«; facta, /a^r und äussert : „Lautgesetzlich konnte nach meiner meinung keine form des verbs nach der ersten das aussehen eines nach der vierten classe gehenden gewinnen, aus (paL^idö konnte nicht fäpa werden, wie aus *8träwidö sträpa, sondern nur "^f^ßa; wol aber konnte nach der analogie von *streyja sträpa zu * f^ja ein fäßa gebildet und aus diesem dann ein Infinitiv fd, wie aus sträpa ein inf. strd, gefolgert werden". Die thatsache, dass i nicht unmittelbar vorhergehenden vokal umlautet, fordert eben, dass das isl. prät. fdäa die lautgesetzliche entwickelung ist. Die verschiedenen stufen waren: "^faihiäa, *fähiäa, *fäiäa^ fääa ^).

Der besprechung des zweiten falles, wo die nichtbeachtung des umstandes, dass i unmittelbar vorhergehenden vokal nicht umlautet, zur irrigen auffassung der betreffenden spracherschei- nung geführt hat, will ich einen besondern abschnitt widmen.

*) Die meisten beispiele von der urnord. monophthongierung von ai zu ä vor h (s. Noreen, Altisl. gram. § 88, 1) haben geschlossene silbe und man kann nicht annehmen, dass h in denjenigen Wörtern, wo ai ursprünglich im silbenauslaut vor einem h- im anlaut der folgenden silbe stand, dieselbe Wirkung hat haben können, seit es im anlaut der silbe zu Spiritus asper geworden war, wie das ä in geschlossener silbe, welches lange zeit gutturale spirans blieb. Es scheint daraus zu folgen, dass die monophthongierung von ai zu ü vor h zu einer zeit geschah, wo noch A im Nordischen auch intervokalisch gutturale spirans war. Das setzt aber für den Einang-stein mit erhaltenem ai vor h entweder ein hohes alter voraus oder dialectische abweichung. Vgl. hiermit Hrate, Runologiska spörsmäl s. 4, Äldre Vestmannalagens Ijudlära § 3, e, 8.

Schwedische Wortforschung. 29

2. Hä^t, hingst.

Leffler, Tidskr. f. fil. \i. r. IV, 287 lässt die wörter schwed. hast, isl. hestr m. „a horse" und schwed. hingst, d. hengst aus derselben urgerm. ^undform *hanhista- hervor- gehen. Aus dieser grundform eMstand teils „ein hänhista-, hqhista-, teils ein hanglsta. Aus dek ersten form wurde nordisch h^str, mit kürzung des nasalvokales Vor st: hestr (vgl. oss mit vor SS gekürztem ?^), Aus hanglsta eitstand die deutsche form hengst, wovon neuschwed. hingst eine \ntlehnung ist". Alter- nativ wird in der note zur erklärung deK^^ kürzung in hestr vor- geschlagen: „oder haben vielleicht auf^ nordischem gebiete h^sta- und hqtigista- neben einander in vörschiedenen casibus bestanden und hat die letztere form die küra,ung des vokals in der vorigen veranlasst". \

Nach dem zeugniss von isl. göi, fdäa konnte sich die grund- form *hähista- nordisch nicht zu h^str entwickeln. Nach dem ausfall von h musste ä vor i ohne umlaut bleiben; i selbst konnte je nach der läge der betonung bleiben oder ausfallen. Die möglichen entwickelungen des Stammes * hähista- waren also zunächst entweder *häist oder *häst.

Dass isl. hestr nicht umlauts-e enthalten kann, zeigt das histR auf dem Rök-steine. Wegen dieser ritzung hat auch Noreen, Altisl. gram. § 264 Lefflers grundform *hähistoz in *hlhistoz geändert.

Eine weitere möglichkeit lässt sich jedoch denken, und ich habe in Vorlesungen dieselbe als die vielleicht richtige vorge- tragen; dass nämlich äi zu ai, ei gekürzt und dann zu e monophthongiert wurde (s. Noreen, Altisl. gram. § 111 oder § 116). Dadurch würde aus * hähista- die vokalisation von isl. hestr entstehen.

Für diese möglichkeit spricht die ausspräche des wortes mit geschlossenem e in meinem dialekt, Norberg in Westmanland, welches e geradezu die allgemeine schwedische monophthongie- rung des diphth. ei sein dürfte und also einem isl. *heistr ent- sprechen würde. Dazu stimmen die formen aus Dalarne (h)est, (hjist Leksand, hest Gagnef, St. Skedvi, Aspeboda, hist Boda. Das i dieser formen scheint eine kürzung von e aus ei zu sein, vgl. isl. gneisti, schwed. gnista, isl. fleinn „spitze", schwed. flintskaUig „kahlköpfig", isl. kreista, aschw. kristn, krysta. Die

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möglichkeit ist freilich auch zuzugeben, dass die formen mit i aus der von Noreen angenommenen grundform ^Mhistoz stam- men, denn nach meinen erörterungen über die Wandlung von i zu e vor h in „Äldre Vestmannalagens Ijudlära" § 2, e, 8 sollte diese grundform "^hist, aber nicht * liest ergeben. Sonst ist die annähme dieser ablautenden grundform überflüssig und sie kann nicht das dialektische hest erklären.

Da in fääa aus *faiäa, wofür wohl die accentlage *fäidä sicher steht, äi zu ä wird, setzt die in rede stehende möglich- keit eine accentlage voraus, wo ä unbetont ist, also *hä{st- oder * ha ist'-. Von diesen zweien verdient zweifelsohne die erste accentlage den vorzug, weil sie eine directe fortsetzung derjenigen accentlage ist, welche urgerm. *hangista- ergab.

Was hingst, d. hengst, ahd. hengist m. ,jwallach, pferd über- haupt" betrifft, so findet sich bei Kluge, Etym. wb. hengst, die **annahme, dass es eine zsg. sei, deren erster teil sich zu abulg.

kom „pferd" stellte, der zweite aber unkl^-r^ wäre. *'*****^'"®^ür j^äsf ist das von Leffler nicht erwähnte vorkommen des Wortes auch auf westgerman. Sprachgebiete von Wichtigkeit. Nach Ettmüller, Lexic. anglosax. s. 651 steht Lex Rip. 18: „quodsi ingenuus sonesti i. e. duodecim equas cum admissario, furatus fuerit". Das -esti muss zur sippe von hast gehören; son- ist mit ae. smior ,,grex" gleichbedeutend, was aus Ett- müUers citat aus L. Angl. hervorgeht: „qui scrofas sex cum verre, quod dicunt son, furatus est". Welche lautform des Wortes hast diesem -esti zu gründe liegt, ist nicht aus dem Worte selbst zu ersehen. Ob die entwickelung * hähista-, * häista-, *heista-, *hesta- für die spräche dieses denkmals denkbar wäre, weiss ich gar nicht. Wäre dies möglich, so würde das wort gänzlich mit dem hest in meinem dialekte übereinstiinmen.

Da ahd. hengist eine zsg. ist, deren erster teil klar, deren letzter aber "völlig unaufgeklärt ist, möchte man gerne der ursprünglichen lautform dieses letzten gliedes der zsg. nachzu- spüren suchen. Formell wäre hengist wie messer und ahd. jiabissa aufzufassen, welche von Kluge, KZ. XXVI, 82 f. erklärt sind. Der hauptaccent hat auf dem letzten glied der zsg. geruht und dadurch ist der anlaut davon nach Verners gesetz verschoben worden. Die zsg. braucht nicht von dem /a-stamme oder t-stamme abulg. Jconh gebildet zu sein, sondern kann einen einfacheren stamm voraussetzen, urgerm. *han. Sonst ist zu

Schwedische Wortforschung. 31

beachten, dass auch ein staram *hani bei der angenommenen betonung nach dem von Paul, PB. Beitr. VI, 144 aufgestellten gesetze für vokalausfall nach nebentoniger silbe, das gewiss in allen germ. sprachen früher als die sonstigen gesetze für vokalausfall gegolten hat, sein -i verloren haben würde. Vgl. as. mezas aus *mat(i)-zdhs, das seinen umlaut freilich von dem Simplex meti erhalten hat. So früh ist gewiss dieser ausfall von vokal, dass es unmöglich ist, den /-umlaut in ae. hengest durch das nach diesem gesetz etwa ausgefallene i in der compositionsfuge zu erklären, und ich sehe nicht, was der annähme, dass dieser ausfall sogar vor dem urgerm. Schwund von n vor h läge, entgegensteht. y-'''

Es fragt sich ob in ahd. henßiet', ae. hengest das, * im letzten gliede ursprünglich ist, ^fi' also auch in (liesein gliede als selbständigem wort gebraiicht finden würde. Ist i nicht ursprünglich, so kann es aus e entstanden sein, entweder durch den urgerman. Übergang von e zu i vor einem * der folgenden silbe, oder durch Übergang von e zu i in unbetonter silbe. Zur annähme der ersten dieser möglichkeiten haben wir keinen anlass; es bleibt also die zweite. Diese fordert die annähme, dass der hauptton von dem letzteren auf das erste glied der zsg. versetzt worden sei, ein Vorgang, den man wol der langen zeit zwischen dem Vernerschen gesetze und der ältesten einzel- sprachlichen lautform des wertes zutrauen kann. Die Ver- setzung des hauptaccentes fände darin ihre erklärung, dass durch die Verschiebung im anlaut des letzten glieds der zsg. oder durch das aussterben des simplex der Zusammenhang mit dem simplex nicht mehr empfunden, sondern das wort als ein einfaches betrachtet wurde. Vgl. Pauls erklärung von ae. or^f, ondet^ beof == ahd. ur-heiz, and-heiz, bi-heiz und von ae. orod (oraä, ord) , oredes „halitus" als zum verbum edian gehörig (Paul und Braunes Beitr. VII, 121 note 2), sowie Noreens erklärung von isl. fjös, schwed. dial. fäggus Arkiv III, 11 1).

*) Die von Noreen daselbst gegebene erklärung der schwed. präp. hos „bei" bedarf einer kleinen modification um richtig zu sein. Von dem ausdruck : „Was weiter die obige etymologie für isl. ff'os u. a. bestätigt, ist der umstand, daM nach meiner meinung auch das unzusammengesetzte AjJSN(gotr'*!Smsa, ags^^^ auf nordischem gebiete fortlebt,

nämlich in derSstnordischwi präp. hos, aschw. und adän. hos", kann man wenigstens nur die auffassung erhalten, dass o in hos der alte umlaut

32 Erik Brate

Für das ahd. hengist wäre die annähme, dass -gist aus -gest durch unbetontheit entstanden wäre, gewiss unbedenklich, s. Braune, Althochdeutsche gram. § 64, b, d. Ob das für ae. hengest vorauszusetzende ältere * hangist auch auf dieselbe weise aus noch älterem * hangest- entstanden sein kann, ist dagegen fraglicher. Im Ae. ist nämlich der i-umlaut sehr früh, und jener Übergang müsste also vor dem «-umlaut erfolgt sein. Ueber die muthmassliche reihenfolge der ältesten lautgesetze in einem englischen dial. s. Brate, Paul und Braunes Beitr. X, 27 f. Aber da e in urgerm. zeit in unbetonter Stellung zu i wird (s. Sievers, Ags. gram. 2 § 45, 2 anm. 1), scheint es nicht gewagt, dasselbe für eine etwas spätere zeit anzunehmen, zumal, da hier dem e g voranging, dem man die nämliche Wirkung allein zumuten könnte, vgl. den nordischen e-umlaut vor alten ge, ke (Noreen, Altisl. gram. § 64, Arkiv I, 152 n. 2). Ich halte es also für möglich, dass -gist in ahd. hengist, ae. hengest in uralter zeit aus -gest- entstanden sein kann. Für die etymologie des demnach möglichen *-hesto, -gesto muss man vor allem die bei Kluge, Etym. wb. unter „hengst" ge-

«.gebene auskunft verwerten, dass die ältere bedeutung des ahd.

yienqist ..ec\n\is castratus" war; durch die annähme der gene- rellen bezeichnung „pferd" hindurch gelangte das wort nhd. / (seit dem 15. Jahrhundert) zur bezeichnung für das „unge- ' schnittene männliche pferd". Da abulg. | A:6)/Hl , >P^^d| überhaupt bedeutet, muss die bedeutung „equus castratu^^'^^a^h die zsg. mit *hesto- entstanden sein. Bei dieser Sachlage empfiehlt es sich sehr, das *hesto-, wie doc. Noreen mir vorgeschlagen hat,

von ä sei, was aber mit Noreens ausführungen s. 38, note 1 in wider- sprach steht. Auch in hos muss also ö durch die dehnung des vokals eines urgerm. *honso, welches aus *hansd durch die präpositionelle an- wendung und daraus folgende unbetontheit entstand (Noreen, Altisl. gram. § 113, Paul, PB. Beitr. VI, 179) erklärt werden. Zu den auf- geführten dialektformen von ^'6s kommt noch das/öy's in meinem dialekt, Norberg in Westmanland, das ich nur unter der annähme von M-uralaut des e des ersten glierles y'e/m- in 0 zu erklären weiss; das erste glied hatte den hauptton, das letztere ist durch die unbetontheit zn j's einge- schrumpft. Die entwickelung des ersten gliedes war also *fehu-, */eu-, *J'0u- und es reiht sich dadurch den von Bugge, Arkiv II, 250 f. gegebenen beispielen von «-umlaut des e zu a durch u an. Der s. 27 und 28 e/wähnte widei stand des hiatus gegen palatalumlaut ist natür- lich für das eintreten des labialumlautes kein binderniss.

Schwedische Wortforschung. 33

mit eben dem lat. [castmre zusammenzustellen , wenn diese Zu- sammenstellung laüTrTc!r"zu''rechtfertigen ist. Dies erscheint möglich, da auch sonst lat. a dem germ. e entspricht; z. b. isl. mikillj 1. magnuH, gr. (.dyag; got. fidvör, 1. quafuor; asächs. t^ur, 1. labrum; d. eher, 1. a^er etc. Von dem auftreten eines uralten i als a im Lat. weiss ich aber kein beispiel und der etymologie zu liebe scheint es mir also nicht wahrscheinlich zu sein, dass -gist in ahd. hengist uraltes i enthält.

3. Schwed. fredag und die urgermanische Verschärfung von j und w.

Ueber die erscheinung, dass urg. j , iv im anord. durch 99.)) 99^f^> ii^ Giot. durch ddj , ggw , in den westgerm. sprachen dem entsprechend durch doppeltes,;, iv zuweilen vertreten wird, während in anderen fällen diese ,, Verschärfung" auszubleiben scheint , ist vieles verhandelt worden , und so jüngst von Bechtel, üötting. nachrichten 1885, nr. 6, wo auch die früheren ansichten kurze erwähnung finden. Bechtel ist zu seiner ansieht durch Ficks nachweis in diesen Beitr. IX, 317 320, angeregt, „dass idg. j im Griechischen zwischen vokalen ausfällt, wenn der alte accent vorhergegangen, zu iota wird, wenn der alte accent gefolgt ist". Bewährt sich dies gesetz, so findet es Bechtel wahrscheinlich, dass die erscheinungen der germanischen Verschärfung damit in Verbindung stehen, und sucht dann zu erweisen, „dass die Verschärfung eintritt, wenn der alte indogermanische accent unmittelbar folgt; unterbleibt, wenn der alte accent unmittelbar vorausgeht". Der eintritt der Verschärfung würde also dem auftreten des i im Griechischen entsprechen, das ausbleiben dem des j. Von dem zusammenhange der Verschärfung mit dem von Fick nachgewiesenen gesetze bin ich lebhaft über- zeugt, aber es kommt mir vor, als wäre die beziehung der Verschärfung zu diesem gesetze gerade die umgekehrte, so, dass der eintritt der Verschärfung dem auftreten von ,/ entspricht, das ausbleiben dem des sonantischen i. Die forscher, welche früher die erscheinung zu erklären gesucht haben, haben nach meiner meinung darin gefehlt, dass sie über die natur der erscheinung nicht klar geworden sind. Sie gehen alle von j, w aus und es gilt für sie zu ermitteln, unter welchen bedingungen dieses j', w

lieitrü^'e /. kuiidc d. indg. sprachen. Xill. 3

34 Erik Brate

urgerm. zu jj, ww wird und unter welchen es j, tv bleibt. Nach meiner meinung ist dieser ausgangspunkt unrichtig; aus dem alten consonantischen i (das ich hier i schreibe) entwickelt sich immer Verschärfung; wo die Ver- schärfung auszubleiben scheint, war die Vorstufe nicht consonantisches i (i) , sondern vokalisches (hier mit i bezeichnet). Dieser Wechsel ist also nur eine äusserung des allgemeinen wechseis von i und i bei hiatus, welchen Sievers, PB. Beitr. V, 131 als schon für die indoeuropäische grundsprache geltend erwiesen hat. Dass der grund dieses wechseis von i und i ein anderer, als die Stellung nach kurzer oder langer Wurzelsilbe sein musste, habe ich, ohne Ficks auf- satz zu kennen, in diesen Beitr. XI, 197 aus daselbst vorge- brachten umständen erschlossen, aber ich vermochte damals den wahren Zusammenhang nicht einzusehen und vermutete ein dem von Fick aufgestellten ganz entgegengesetztes princip. Diese Vermutung gebe ich hiermit ganz auf. Ich glaube, dass Fick die regel für den Wechsel von i und i nach vokal im Griechischen richtig aufgestellt habe, aber es kommt mir vor- läufig nicht darauf an; ich sehe ganz von dem etwaigen gründe des wechseis von i und i ab und behaupte nur, dass wo urger- manisch (wegen des accentes oder aus anderen Ursachen) i intervokalisch stand, es zu m' gedehnt wurde; vokalisches« erlitt zunächst keine änderung, ging aber später in % über. Vgl. wie im Schwedischen inter vokalisches i immer lang ist, Lyttkens und Wulff, Svenska spräkets Ijudlära och beteckningslära s. 162, und vgl. Orms Schreibungen e^^e, fa^gerr, deren phone- tische geltung als eije^ f'aijer Ten Brink, Haupts Zs. XIX, 213 nachgewiesen hat. Es steht dann auch fest, dass in der flexion desselben wertes dieser Wechsel von i und i vorhanden gewesen, vgl. die von mir a. a. orte angeführten umstände, welche dafür sprechen.

Dass man nicht früher die frage nach dem eintreten und nichteintreten der schärfung auf diese einfache weise gelöst hat, hängt teils von Sievers' formulierung des gesetzes über den Wechsel von i und i, teils von einem gewissen „horror vacui" ab: man hatte eine gewisse scheu hiatus im Urgermanischen oder noch mehr in der indoeuropäischen grundsprache anzu- nehmen. Jeder hiatus musste von einem parasitischem conso- nanten ausgefüllt werden, welches verurteil, wie sonst so

Schwedische Wortforschung. 35

manches, von der Überschätzung des Altindischen und Goti- schen als zeugen über die ursprachlichen Verhältnisse herrührte. Dass die obige darstellung des Vorganges das richtige trifft, dafür zeugt auch der umstand, dass die Verschärfung nicht nach langer Wurzelsilbe auftritt. In dieser Stellung war ja vokalisches i so überwiegend vorhanden, dass Sievers das Vor- handensein des i mit der Stellung nach langer Wurzelsilbe in Zusammenhang setzte. Vielleicht wird es gelingen, auch nach langer Wurzelsilbe die Verschärfung nachzuweisen , wie umge- kehrt fälle, wo die Verschärfung nach kurzer Wurzelsilbe aus- bleibt, nachgewiesen sind. Dann muss man natürlich auch in diesem falle die möglichkeit der analogiebildung zwischen den accentlagen zugeben und nicht zu strenge fordern, dass die von dem germanischen Wechsel angezeigte accentlage immer den alten Verhältnissen gerecht sein soll.

Die vokalischen Verhältnisse des wortes fredag machen Schwierigkeit. Die aschwed. formen sind nach Rydqvist, Svenska spräkets lagar VI freadagher , fredagher. Das fria dagher in dem alten dialect von Gotland zeugt, dass dieses aschw. e, wenn isl. vorhanden, ein S wäre. Zur erklärung der Vokalqualität habe ich in der mit diesen aufsätzen gleichzeitig gedruckten abhandlung ,,Äldre Vestmannalagens Ijudlära" § 3, e, 8 ein nordisches lautgesetz aufgestellt, wonach i, i antevo- kalisch zu e wurde. Nach seiner natur wäre dieses lautgesetz eine art gutturalu miaut, und ich stelle dessen Wirkung als phonetische erscheinung dem hindernden einfluss gleich, den der hiatus bei dem i-umlaute ausübt; s. o. s. 28. Für das nähere über dieses gesetz verweise ich auf meine auseinander- setzung a. a. o. ^

Das wort fredag , d. freitag , ahd. friatag ist bekanntlich mit dem namen der göttin Frigg zusammengesetzt. Dass der in der zsg. enthaltene gen. sg. der alte und dass der isl. gen. sg. Friggjar eine neubildung nach dem nom. sg. sein muss, brauche ich J£aum,^zu bemerken. Das wort ist etymologisch klar, ai. j3riy<^„garhm, ge^^bte". Ferner steht es durch das schwedische wort fest7*^ass ofec^ gen. sg. keine schärfung hat, und die schärfung dürfte also dem nom. sg. angehören. Da ein Wechsel der betonung, wonach der nom. sg. Schlussbetonung, der gen. sg. aber wurzelbetonung hat, so viel ich weiss, nicht erwiesen ist, sondern immer der umgekehrte Wechsel stattfindet,

3*

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wo überhaupt ein Wechsel der betonung sich wahrnehmen lässt, so folgt gegen Bechtel, dass die schärfung eintritt, wenn der alte accent unmittelbar vorausgeht; dass sie dagegen unter- bleibt, wenn der alte accent unmittelbar folgt. Setzen wir jetzt den Wechsel von i, i nach Ficks gesetz ein, so ergibt sich folgendes: nom. sg. *friid gibt isl. Frigg ; gen. sg. '^fri-i-oz gibt zunächst *fri-öz, schliesslich aschw. Frea-.

Dieses wort zeigte also, mit dem ai. priya verglichen, eine Versetzung der betonung im nom. sg. Dagegen steht die alte etymologie got. freis : sskr. iwiyds mit den lautgesetzen in völliger Übereinstimmung, ai. prigds, indo-eur. *pri-i-ds, ur- germ. *fri-i-dz, *frl-dz gibt eben got. freis. Eine Zwischen- stufe ^frijis gab es also nicht und got. frijei ist gotisch aus *fri-i entwickelt.

In diesen fällen entspricht also der eintritt und das aus- bleiben der Verschärfung dem vorkommen von i und i nach Ficks gesetz, dass « bei vorausgehendem, i bei nachfolgen- dem hauptton stand. Aber ich wiederhole es nachdrücklich, die erscheinung der Verschärfung hängt von der befindlichkeit eines i (u) ab, gleichviel ob dieses durch das accentgesetz oder sonst irgendwie entstanden ist; sie hat also nur insofern mit der betonung zu schaffen, als die Verteilung von i und i, u und u von der betonung abhängt.

Ich werde nicht nötig haben das zu der verschärfungs- frage gehörige material nochmals durchzusprechen. Was für und gegen die annähme ursprünglicher betonung vor oder nach dem verschärften laut sich sagen lässt, das ist schon von forschem vorgebracht, welche mehr berufen sind die urge- schichtlichen Verhältnisse unseres sprachstammes zu behandeln als ich es bin. Es konnte meine aufgäbe nur die sein, die von mir im anschluss an Fick neugewonnene anschauung darzustellen und an einem deutlichen fall die richtigkeit davon nachzuweisen. Die erklärung der übrigen fälle folgt dann so zu sagen von selbst. Im grossen und ganzen werden dieselben beispiele meine erklärung stützen, welche Kluge zu seiner auf- fassung bewogen. Durch Ficks gesetz, auf die germ. sprachen übertragen, sind doch keineswegs die gründe des wechseis von i und i erschöpft. Dieses gesetz betrifft nur den Wechsel von i und i nach vokal; auf den Wechsel von i und / nach konso- nanten bezieht es sich nicht. Für das Germanische ist die

Schwedische Wortforschung. 37

berechtigung eines i, u nach kurzer Wurzelsilbe in einigen fällen der eigentliche gewinn von diesem gesetze. In anderen fällen muss i, u nach kurzer Wurzelsilbe eine andere erklärung haben und nach langer Wurzelsilbe muss ausser Ficks gesetz für das überwiegende vorkommen von i noch etwas als erklä- rung hinzukommen.

Ein wort muss ich doch besonders besprechen, weil es selbst dunkel ist und ßechtels meinung zu stützen schem<^ Es ist das aschw. hosm^fa „hausfrau". Dass dieses worj^icht zu frau gehört, scji^mt die vokalisation e zu beweise^rfes ist eine von isl. hutp-ßi/gia, aschw. hits-fröa, agntn^hus-froyia (s. Rydqvi.«x, Svenska spräkets lagar II, Spi^anz verschiedene bilduflg und gehört ohne zweifei der/^ppe von Frigg an. Auch von dem andern worte kommejrf^orraen mit^ vor: anorw. huspreyja. Für sp hat Noreen,/i^rkiv I, 297 die erklärung gegeben , dass s + labiolabi^i^ f lautgesetzlich sp ergeben, welcher an sich wahrscheinliche lautübergang kaum durch ein zweites beispiel belegt werden kann. Nach anord. lautgesetzen allein kann dies p sonst nicht erklärt werden. Falls Noreens erklärung von sp nicht richtig ist, was ich jedoch glaube, könnte man denken, dass p durch den einfluss des tonlosen s aus b entstanden sei, das wiederum mit dem f von Frigg, Freyj'a in grammatischem Wechsel stehe. Das setzt voraus, dass in der zsg. * hüsa-friiön , * hüsa-frl-ön der hauptton nach dem f gelegen hat, wodurch dieses zu h, h ward. Aber es ist nur die frage, wie weit nach f der hauptton hat stehen müssen ; müsste er unmittelbar nach f gestanden haben, so stimmte das wort durch das ausbleiben der Verschärfung zu Bechtels theorie ; stand er noch weiter vorwärts auf der endung des wortes, so stände die entwickelung mit meiner theorie in Übereinstimmung. Und ich weiss nicht, was die annähme hindert, dass der haupt- ton auf der letzten silbe ruhte. Das wort ist zur schwachen flexion übergetreten, ganz wie p/^rj, isl. l^ß^, das ebenfalls Schlussbetonung hatte. Es scheint dann nfoglich, dass hier der alte nom. sg. ai. ;^n|^sich in der zsg. erhalten hat und schwach flectiert wlörden ist. Was das^^wort besonders dunkel macht, ist der wfechsel li^spfea^ Ißi^rea. Es kommt noch in ein paar zsg. diese abwandlung von hus vor, nämlich einmal in nötos VGL. II, isl. naut-hns, und mehrmals in dem stadt- namen Lgßos, Löpos, is\. Ljöähüs jetzt Lödöse, Rydqvist,

38 Erik Brate

Svenska spräkets lagar IV, 79. Dass die abwandlung von u zu 0 mit der geringen stärke der betonung des letzten gliedes der zsg. , dessen Zusammenhang mit dem simplex oft nicht empfunden ward, in Zusammenhang steht, darauf deutet, dass im aschw. dat. pl. Lößesom (s. Rydqvist II, 280) in der unbe- tonten mittelsilbe noch eine weitere Schwächung vorliegt. Die kürzung des vokals in hüs als letztes glied der zsg. ist eine folge der schwachen betonung dieses gliedes; dieselbe kürzung würde natürlich erfolgen , wenn hüs als erstes glied schwache betonung hätte und dadurch kann auch in hosprea die kürzung erklärt werden. Dass der so gekürzte vokal aschw. als o auf- tritt, hängt von den von Kock, Studier öfver fornsvensk Ijudlära erwiesenen gesetzen für den Vokalwechsel der unbe- tonten Silben ab. Lypos kommt öfters vor, es kann also in Schriften mit „vokalbalans" auftreten (s. Kock, s. 173); in solchen Schriften ist o nach der langen Wurzelsilbe regelrecht. In den Schriften mit „vokalharmonie" würde höpos regel- recht sein , denn dieses gesetz fordert o nach einer Wurzel- silbe mit o-laut, geschlossenem e-laut oder ö-laut. Durch die vokalharmonie ist vielleicht nötos zu erklären und vielleicht auch hosprea, wobei man annehmen müsste, dass die vokal- harmonie auch rückwärts wirkte, welche möglichkeit selten in betracht kommen kann.

4. Schwed. kalfdans und die flexion des particium praesentis.

Rydqvist, Svenska spräkets lagar I, 420 hat eine anzahl bildungen zusammengestellt, welche er als zum part. praes. gehörig j^jkennt, ohne die bezi^hung ins einzelne zu ermitteln. Es sinrl I afjphw,'^^^r7a^>>Tw^^ ganganz foter das-

jWOÜHbaue le^e", _ ll-s gutWliten der taxatoren", wighcenz wakn „mofüWaffe", '&ifmHiz mcep ofuanz vimn ,,gewährsleute", havanzlösa ^^angeiy, mkfns m ,,es^"Wia^e'^S4j;id mit diesen wird noch anorw. sjänds vitni) bei' Vigfuss'on sjdndz-vdttr „an eye-witness" gleichgestellt. Betreffs des letzten führt Rydqvist Munchs erklärung an, dass sjänds vitni für vitni hins sjdnda „das zeugniss eines sehenden, augen- zeugen" stehe und dass -s in sjänds diis rückbleibsel der sonst fast ausgestorbenen starken flexion des part. praes. sei, welche

selbe, b^r<inz tr^ „obstbl^m", i^o^Tm^s ?w^H^^' micetanz mcen „taxatoren", mmanz orpj J^

Schwedische Wortforschung. 39

flexion noch der got. iiom. sg. saihvands bewahrt, vgl. sf/tiar vitni, asynar vitni mit derselben bdg. Diese treffende erklär ung Munchs verwirft Rydqvist mit gründen, welche anzudeuten scheinen, dass er Munchs meinung nicht verstanden hat. Er selbst scheint am meisten geneigt zu sein, das -s der betref- fenden Wörter als eine für die Zusammensetzung geschaffene unrichtige genitivbildung anzusehen, wie es isl. hj'alpsmaär heisst, obschon das simjjlex hj'alp nur den gen. sg. hjdpar bildet. In einigen fällen z. b. lofiianz (mcenj will er sogar das erste glied der zsg. geradezu als einen gen. sg., wie hj'alps- gebildet, von einem subst. lofuan „versprechen", auffassen.

Obgleich an der erklär ung Rydqvists nichts auszusetzen ist, glaube ich doch, dass Munch das richtige gesehen hat, dass also diese bildungen den gen. sg. der alten flexion des part. praes. enthalten und genau zum griech. gen. sg. -ovrog stimmen. Dass die germ. sprachen diese flexion besessen haben, zeigt der nom. sg. auf -s im Gotischen; als nominativbildungen entsprechen also got. itands und das alte part. praes. odovg „zahn" aus *od-ovT-g einander genau. Die syntactische Ver- bindung ist dieselbe wie in IlQid/iioio ßlt] ,,der gewaltige Pria- mus", aöyj(.ia ßorjg „ein undeutliches geschrei", ccgtqwv evcpQOvt] „sternhelle nacht" u. a. und die deutschen nachbildungen „er stiess ihm des Schwertes schärfe in den leib"; „eröffnet ist des rachens weite" (Schiller); „sie flohen auf des pfades enge" (Uhland). Vgl. weiter im Aschw. selbst mep ivreps ivilia, meß wreps hcende, mep harms hcende, alle mit der bdg. „im zorn" eigentl. „mit dem willen, der band eines erzürnten" und im Lateinischen die bekannte syntactische construction mit gen. eines part. präs. statt eines deutschen subst. abstractum z. b. addidit et aliam fidentis speciem „ein anderes zeichen der Zuversicht" und insbesondere mit gen. plur. z. b. velutl fiammas spirantium miraculo attoniti constitertmt „sie blieben stehn betroffen vom wunder des scheinbaren flammenspeiens", Nägels- bach, Latein. Stilistik 3. aufl. s. 93. Dass die betreffenden nordischen Verbindungen dem sinne nach vollkommen mit diesen alten dichterischen constructionen der classischen sprachen übereinstimmen, deutet darauf, dass sie auch in der form eine altertümlichkeit bewahrt haben.

Die altertümlichkeit der bildung ist aber in schwed. ^»s;^ ganz unverkennbar. Dieses wort isT^

40 Erik Brate

noch nicht etymologisch aufgeklärt. Au der form und aus- spräche ist es als eine zsg. erkenntlich, deren erstes glied kalf „das kalb" ist. Das zweite glied will ich als gen. sg. part. präs. des in den nordischen sprachen §onst ausgestorbenen verbums auffassen, welches im griech. d^fjo^i „gSugen", ahd. ^M«wa ,,saiJg»Bi|^ auftritt. Die bedeutung warte also „des das kalb saugenden" und zu diesem gen. hat man ein subst. als „milch" oder dgl. zu ergänzen. Vgl. im Griechischen con- structionen wie iv ''L4idov „in (der wohnung) Hades", im Lat. pugnatum est ad Spei (sc. templum), im Deutschen Werners (familie, ungehörige) haben uns heute besucht u. s. w. Im Schwed. finden sich beispiele, dass ein ursprünglicher gen. sg. als nom. sg. gebraucht wird z. b. skjuts, gods, siehe Kock, Svensk akcent II, 121. Das in rede stehende part. präs. würde indoeur. in gen. sg. *dhe-nt-6s heissen, urgerm. nach Verners gesetz * äe-nä-6s, urnordisch *dä-nd-as, nach der anord. syncope *dändsj und mit kürzung des ä vor den vielen consonanten: *dands, *dants, welches neuschwed. schliesslich -dans wurde, wie deutsch Lorenz, Franz schwed. Lorens, Frans sind. Diese bildung lehrt zugleich, dass der gen. sg. des part. präs., der ursprünglich in syntactischer beziehung als ein selbständiges wort behandelt wurde, auf der entwickelungsstufe der nordi- schen sprachen zu einem blossen bildungselement herabgesunken ist, da hier gen. sg. masc. mit bezug auf ein fem., die kuh, steht.

Aber in noch einer form tritt uns dieselbe bildung ent- gegen. In seinem werke IV, 441 behandelt Rydqvist schwed. oqvädingsord „Schimpfwort". Aschw. heisst dieses wort okua'pins orp , iikucepins orp, ukuaßins orp, nur zwei oder drei mal vqucepingz orp, wie im Neuschwed., oder okuceßis orp, wie isl. ukvddis-ord „offensive language". Noreen, Svenska landsmälen I, 697 weist auch oqvcedhansord nach. Mit recht hebt Rydqvist hervor, dass -ns nicht aus -ngs hervorgehen kann, weil die Verbindung ng im Aschwed. durchgängig erhalten wird. Da- gegen ist es leicht verständlich, dass die bildung auf -ins zu -ings analogisch umgestaltet wird; vgl. wie im Englischen durch die nämliche analogie -ing die endung des part. präs. geworden ist. Die Umbildung zu okuwßis orp liegt auch nahe. Die form auf -ins muss also die alte sein. Vergleicht man dann mit der nebenform dieses wortes oqvcedhansord das von Rydqvist

Schwedische Wortforschung. 41

erwähnte oqvepins vitr ,,ein unvernünftiges tier" eigentl. „ein nicht redendes", welche bildung gänzlich mit den oben behan- delten übereinstimmt, so wird man nicht zweifeln können, dass auch diese Zusammensetzungen den alten gen. sg. des part. präs. enthalten. Die Verdrängung des t zwischen n und s ist auf analogischem weg geschehen und zwar durch association mit dem gen. sg. kva^pins des part. pass. kvcepin. In diesen bildungen haben wir also ein suffix, das mit demjenigen der früher behandelten in ablautswechsel steht, ein indoeurop. suffix -ent-, das vielleicht im lateinischen -em^, -entis vorliegt.

Dieselbe bildung enthält das Uddinsakr „das land der unsterblichen'' der isländischen mythe. Es ist also formell *ü-dav-ind-s-ahr , aus dem regelrechten part. präs. zu deyja, *dav-ind-r. Das inlautende v ist in U-ddinsakr durch association mit part. pass. ddinn verdrängt und dieselbe association hat im auslaute das d, t zwischen n und s schwinden lassen. In dem letzteren fand der wegfall von v in den syncopierten formen statt, s. Noreen, Arkiv I, 56.

5. Dualis in dem altschwedischen älteren Westmanna- gesetze.

Es besteht in aschwed. denkmälern ein wegfall des aus- lautenden -r der flexionsendungen nach vokal, der, immer mehr um sich greifend, im fünfzehnten jh. soweit gediehen ist, dass fast jede endung, die im Isl. auf -r nach vokal auslautete, im Aschw. vokalisch auslautet. Sieh darüber So de rvall, Hufvud- epokerna af svenska spräkets utbildning s. 17, 19, 58, 61. Das gesetz, wonach das -r wegfällt oder bleibt, ist bisher nicht ermittelt. Einen von Kock, Svensk akcent II, s. 427 ge- machten versuch den wegfall von der betonung abhängig zu machen zurückweisend, habe ich in „Äldre Vestmannalagens Ijudlära" § 40 in „Upsala universitets ärsskrift 1887" zu er- weisen gesucht, dass in diesem denkmal dasselbe gesetz den Wegfall von -r regele, das im Englischen für den wegfall des auslautenden -r gilt. Sweet, Elementarbuch des gesprochenen Englisch s. XXVIII gibt das gesetz so an: „Im E. erscheint r nur vor unmittelbar ohne pause nachfolgendem vokal"; es fällt also vor konsonanten und in pausa weg. Für den nachweis über dieses gesetz des Wegfalls verweise ich auf jene arbeit;

42 Erik Brate

hier will ich einen excurs zu meiner dortigen darstellung vor- tragen.

Nicht alle Wortklassen nehmen gleichen anteil an dem wegfalle von -r. Das -r der verwandtschaftswörter faßir, mo^ir etc. bleibt im grossen und ganzen bestehen und im plural -ur (-or) der schwachen fem. fehlt zuweilen das -r, aber „erst um die mitte des 14. jh.", Södervall s. 17.

Im älteren Westmannagesetze halten auch die schwachen fem. in plur. das -r zähe fest. Nora, und acc. pl. der schwachen femin. sind 21 mal bezeugt; aber nur zwei mal ohne das schlies- sende -r. Rücksichtlich der von mir aufgestellten regel für den Wegfall bleibt in diesen formen das -r der regel gemäss 5 mal, gegen die regel 11 mal, während in 3 fällen mit -r es unsicher ist, ob der regel nach das -r bleiben oder wegfallen sollte. Ich habe den wegfall des -r auch zu der altnordischen Verschiedenheit zweier r-laute (der eine, r , von haus aus ein r-laut, der andere, R, aus urgerm. tönendem s entstanden) in beziehung gesetzt und zwar so, dass r durchaus bleibt, R meinem gesetze für den wegfall unterliegt. Dann habe ich die beharrlichkeit des -r im pl. der schwachen femin. als eine an- gleichung an endungen mit -ur , besonders an diejenigen der verwandtschaftswörter, erklärt, wodurch der plur. die endung -uR mit -ur vertauschte.

Bei dieser Sachlage ist man berechtigt nach einer beson- deren erklärung für die zwei fälle zu suchen, in welchen das -r im acc. pl. der schwachen fem. weggefallen ist, obgleich die übrigen zahlreichen fälle es durchgängig bewahren. Es gibt zwei plurale des wertes huna „frau" ohne -r und es kann für die erklärung nicht ohne bedeutung sein, dass alle beide mit dem Zahl- wort „zwei" vereint erscheinen. Die belege sind: iahi twa kunu oc en man KrB 6 und wiiis manni vm tiva kunu KrB 9, 1. Die bedeutung und die von dem plur. verschiedene form er- weisen, dass wir hier einen dualis in lebendigem gebrauch vor uns haben. Die ursprüngliche gestalt dieses duals zu ermitteln ist dagegen mit einiger Schwierigkeit verbunden, weil das wort huna einer declination angehört, deren geschichte sehr dunkel ist.

Möller, PB. Beitr. VII, 542 hat erwiesen, dass die schwachen feminina im Germ, aus alten ä-stämmen, ü-stämraen und n- stämmen entstanden sind und dass ihre flexion im Nordischen

Schwedische Wortforschung. 43

eine derartige zusammenschmelzung der flexion der fl-stämme und derjenigen der /«-stamme ist, dass in allen casibus ausser dem nom. sg. jene den vokal des stammschlusses , diese den konsonanten abgegeben haben; der stamm geht also auf -ün aus. Das wort kiina ist eben ein alter ä-stamm, griech. yvv^, der zu dieser flexion übergetreten ist. Der vorauszusetzende stamm wäre also *kunün-, und es ist nur die frage, welches die endung des duals war. Vielleicht lässt sich darüber streiten ; ich glaube, dass man es bei der tatsache beruhen lassen kann, dass ein dualis, gebildet mit dem in Griech. zur bildung des dualis von w-stämmen, dycov-s^ riyBf.i6v-e, dsleplv-e verwandten -€ ein *hmün-e, und damit das kumi des Westmannagesetzes ergeben würde, ^kimüne musste sehr früh sein -e verlieren, s. Paul, PB. Beitr. VI, 144 f. und vgl. urnord. J)rawingan auf dem Tanum -steine, witadalialaiban auf dem Tune-steine vgl. Burg, Die älteren nordischen Runeninschriften s. 91, 127. Es musste also "^kiman entstehen, welches später das auslautende -n einbüsste, s. Noreen, Altisl. gram. § 220, 3.

Dass der pl. kunu von mir richtig als dualis gedeutet worden ist, wird durch das vorkommen von noch einem alten dualis in demselben denkmal zur gewissheit erhoben. Es ist der nom. pl. giizzmiu KrB 6, 1, 2 mal. Nachdem die Vor- schrift gegeben ist : Pcet harn skal döpilsi fa cer swen barn taki tica men oc ena kmiu. ßön sculu kunna. pater noster. oc credo. cer harn taki twa kunu oc en man wird fortgesetzt: Langt cer til kirkiu fara guzziuiu sculu harn ivacta. Sceghia swa guzziuiu. ivi cerum cei f'ör mcep pcessu harnni ywi scoghin etc. Von dem betreffenden worte „pathe, taufzeuge" kommen in dem denkmal sonst folgende formen vor: nom. pl. guzziuia 1 mal , gozziuia 1 mal ; acc. pl. guzziuia 1 mal ; dat. pl. guz- ziuium Iraal, guzziuiu Imal und dazu noch die zsg. guzziuia lagh 2 mal, welche wahrscheinlich nicht zu diesem wort, sondern zu isl. gtiäsifjar f. pl. „sponsorship" gehört. Ausser dem dat. pl. auf -u wird also das wort durchaus als ein mask. «w- stamm flectiert. Das Isl. hat teils das mask, guäsefi „a gossip, god- father" Oxf., ,,person durch geistliche Verwandtschaft mit einem verbunden; sowohl von männern als frauen verwandt" nach Fritz n er, teils guctsifja f. „a female gossip" Oxf., „frau, die im verhältniss von geistlicher Verwandtschaft zu einem steht" und in Oxf., nicht bei Fritzner guäsifja adj. „god-relatives". Dass

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guzziuiu nicht das fem. isl. guäsifja sein kann, geht aus der Verwendung hervor; es sind die pathen sowol von männlichem als weiblichem geschlecht gemeint, nicht nur die letzteren. Die form muss also zum mask. isl. giiäsefi, aschwed. gupsivi gehören, das in der Verwendung gen. com. ist. Für die deu- tung des guzziuiu als dualis knüpfe ich an die bemerkung von Möller, PB. Beitr. VII, 486 an, dass die syntactische regel: „masc. + fem. wird durch den plur. neutr. gegeben" durch den formellen zusammenfall von nom. dual. masc. und nom. acc. pl. neutr. ihre erklärung erhält. Diese syntactische regel konnte natürlich nach ihrem aufkommen mit sich führen, dass ein wirklicher dualis statt des plurals verwandt wurde, wo der plural aus mask. und fem. bestand, wie das hier der fall ist. Die ältere form dieses duals scheint *-sihj-un-e aus * -sihj-'^-e zu sein, vgl. in bezug auf die suffixform ai. näm-an-i (Veda) aus ie. *7iöm-n-e statt des jüngeren ai. näm-n-i und weiter i. d. abl. näm-a-hhyäm aus ie. *nöm-n-. Dat. i^]. guzziuiu dürfte auf der anlehnung des nom. dual, guzziuiu an die schwache adjectiv- flexion im plural beruhen.

6. Das verbum göra.

Ueber die fiexion und die wechselnden formen des isl. gorva, gjgrva hat Sievers, Gott. gel. anzeigen 1883, s. 55 f. folgende erklärung gegeben: „Zu gründe liegt, wie meines Wissens zuerst Noreen, Nyare bidrag II, 692 erkannt hat, ein germ. adjectivstamm garwu-, fem. garwia- (nom. *garwi-)\ daher im Nordischen die doppelformen g^rr und gerr. Hiervon abgeleitet ist ein präsensstamm garwio-, die grundlage des verbums gerva. Nun zeigt die flexion der verba auf rw (Iw) in den älteren ags. denkmälern die eigenthümlichheit, dass das tv da wegfällt, wo der alte thema-vokal als i erscheint, d. h. in der 2. 3. sing. ind. präs., dem sing, imp., dem Präteritum und participium präteriti (vgl. meine Ags. gramm. § 405, 5 nebst anm. 2). Die nordischen formen von gerva setzen nun offenbar dieselbe eigenthümlichkeit voraus, die demnach als germanisch zu gelten hat. Es sind also als germ. grundformen anzusetzen :

Präs. ind. sg. 1 ganviö ags. gierwe 2 garizi gieres

Schwedische Wortforschung. 45

Präs. ind. sg. 3 garidi = ags. giered pl. 3 garivionäi gierwaä.

Imp. sg. gart ags. giere, prät. ind. sg. 1 gariäo, ags. gie- rede, part. prät. garidoz, ags. giered. Im Nordischen entwickeln sich hieraus ohne weiteres inf. gorva , 1 sg. gorvi (wie doemi), 2. 3 sing, gerr (so in der älteren spräche bisweilen überliefert, später durch ^mr nach art der langsilbigen ersetzt, W immer, § 143, 2), 3. pl. gerva, imp. ger. So entsteht im präsens laut- gesetzlich ein Wechsel zwischen 0 und e, sowie ein zweiter zwischen formen mit und ohne iv , die bald zu den bekannten neubildungen führen. Das Präteritum hätte lautgesetzlich garda zu lauten (vgl. berja harda u. ä.) und so heisst die form aus- schliesslich auf den runensteinen (geschrieben 3. sg. karpi, pl. kar^u, Wimmer, Runeskriftens oprindelse 249). Diese form ist zwar in der literarischen periode zunächst meist durch neu- bildungen nach dem präsens, gerdi, gerdi, ersetzt worden; doch geht die daneben häufig gebrauchte form gjgrdi vielleicht noch direct auf den umgelauteten ältesten plural ggrdu zurück, indem nur der palatale anlaut der präsensformen auf das Präteritum übertragen wäre. Möglich ist allerdings ein anderer weg der erklärung. Als participium präteriti zu gera wird bekanntlich im Nordischen das schon oben erwähnte adj. ggrr , gerr ge- braucht, zumal dessen neutralform ggrt. Durch diese nahe beziehung zwischen participialadjectiv und verb könnte aller- dings auch der vocalismus gerade des Präteritums leicht beein- flusst worden sein: denn auf das Präteritum sind die formen mit JQ gewiss einmal beschränkt gewesen, wenn sie sich auch hernach weiter ausbreiten (vgl. die Zusammenstellungen bei Gering, Finnbogasaga VI)". Ich habe diese erklärung in extenso abgedruckt, weil sie kaum kürzer gegeben werden konnte und die folgende darstellung sich auf jeden punkt der- selben beziehen muss. Sievers hält das isl. gjgrva für eine secundäre, aus dem prät stammende bildung und das j vor p nur als ausdruck der palatalität des vom präsensstamme über- tragenen g vor dem g des prät. plur. Ich halte diese auffassung für unrichtig und glaube, dass isl. gjgrva durch brechung aus *gerva entstanden ist. Meine gründe sind die folgenden. In dem altschwedischen älteren Westmannagesetze, dessen lautlehre ich neulich eine eingehende Untersuchung gewidmet habe, wird das in rede stehende verb im allgemeinen mit io geschrieben, gio7'a

46 Erik Brate

im inf. 14 mal, präs. ind. 3 sg. gior 20 mal; pass. giors 3 mal; präs. konj. 3 sg. giori 3 mal, prät. ind. 3 sg. giorpi 6 mal, giorpe Imal, 3 pl. giorjm 2 mal; part. prät. nom. sg. mask. ^^or Imal, fem. gior Imal, giorü, Imal, neutr. giort 8 mal, acc. sg. iem. giora Imal, also 61 mal mit io. Daneben ini. giöra Imal; präs. ind. 3 sg. giör 2 mal, pass. giörs Imal, 3 pl. giöras Imal, präs. konj. 3 sg. göri 1 mal , göriu 1 mal. In diesem denkmal stimmt die entwickelung des «^-umlauts von a im ganzen mit den von Kock, Studier öfver fornsvensk Ijudlära II, 468 f. erwiesenen gesetzen , obgleich der beispiele wenige sind ; mit o u: subst. hog, afhog, part. prät. hoggin, huggin, präs. ind. 3 sg. hoggir 12 mal (Imal liöggir, isl. heggr), 3 pl. hogga, pron. nokor in 18 belegen; mit ö; pcenings öll, dat. pl. öldum, dat. sg. ölstuw. Es fehlt also an beispielen, wo g vor r stand, aber da die entwickelung des ^<-umlautes von a im Neuschwed. vor l und r dieselbe ist, wird man das auftreten des p als ö auch vor r ganz sicher erschliessen können. Aber dann kann giora nicht den w-umlaut von a enthalten; io muss wie sonst ge- wöhnlich in dem denkmal die brechung von e sein und damit kommen wir auf eine Vorstufe *gervan zurück.

Die von Sievers nachgewiesenen, aber nicht erklärten flexionseigenheiten dieses verbums hat Noreen auf der dritten nordischen philologenversammlung zu Stockholm während der diskussion aus der flexion von ai. karö-mi pl. kurv-dntl abge- leitet. Ueber den konsonantismus der Wörter werde ich unten handeln; der vokalismus stimmt nicht ganz, denn zu ^g'ervan erwartet man ai. *car6-mi, indoeur. *kereti-mi; es dürfte nicht gewagt sein anzunehmen, dass ai. karömi aus dem plural kur- vdnti das k übernommen hat. Die indoeurop. flexion des sg. und 3 pl. war also die folgende, wobei ich gh- für k- einsetze: 1 sg. *gher-eu-mi, 2 sg. *gher-eu-si, 3 sg. * gher-eti-ti , 3 pl. *ghr-v-änti, durch ausgleichung aus dem sg. * gher-v-dnti. Diese flexion zeigt die doppelheit, dass v in einigen formen sich findet, in anderen fehlt und zwar in denjenigen, wo nach Sievers' nachweis das iv im Ae. fehlte. Das zeugt dafür, dass Noreens ableitung der flexion des verbums gj^rva aus ai. karömi richtig ist, auch wenn alle einzelheiten sich nicht dartun lassen würden. Der einzige punkt, worüber man zweifeln kann, ist die behandlung des eu in 2. 3. sg., aber da got. sun/us = isl. synir ist, hat Noreen gewiss das recht in isl. gerir jenes '*gher-

Schwedische Wortforschung. 47

eu-si wiederzufinden, und dasselbe gilt dann auch über ae. gieres, giereä. Die 1 sg. *gher-eu-mi vertauscht wie die >«/-verba im allgemeinen die endung -mi gegen -ö. Das *gher-eu-ö gibt urgerm. *ger-jo isl. ger, wonach 2. 3. sg. gerr. Aus den plural- formen entwickeln sich die formen mit v: *gher-v-dnti gibt gerva, gorva. Man erwartet, dass 2. 3. sg. isl. als *girir statt gerir auftreten soll, wie pl. firäir zu fj'grär. Diese vokalisation ist nordisch verdrängt, findet sich aber in as. giriuuan, sieh Leffler, Tidskr. for filologie N. R. II, 236 note. Leffler fasst, wie ich, isl. gjorva als die brechung enthaltend auf. Neben diesem *gervan kam nun auch das vom adj. *garum- gebildete ^gariviaUf ahd. garawen, isl. gorva vor und vermischte sich damit, da so viele formen in der litterarischen zeit des nordi- schen für beide verba eins waren.

Die von Noreen gemachte ableitung der eigentümlich- keiten des verbum gjgrva aus der flexion von ai. karö-mi trägt an sich das gepräge der Wahrheit und hat sich ohne erheb- lichere Schwierigkeit durchführen lassen. Sie bildet darum einen festen punkt von wo aus der anlautswechsel sich fest- stellen lässt, denn an der identität der Wörter lässt sich nicht länger zweifeln. Noreen wies in seinem vertrag auf die be- kannte entsprechung got. ga- und lat. co-, ai. hrd und lat. cor hin.

Aber der Wechsel im anlaut hat ein weiteres gebiet. Es scheint, als käme eine allgemeine abstufung: media aspirata: explosiva media: explosiva tenuis vor, obgleich diese stufen gewöhnlich zu je zwei vorkommen. Für den inlaut ist allerlei Wechsel der konsonanten von andern forschem erwiesen. Ich werde hier einige gleichungen vorführen , welche solchen Wechsel im anlaut zu bezeugen scheinen. Ich habe dieselben bei Studium von Kluges Etymologischem wörterbuche der deutschen spräche notiert und verweise deshalb ein für allemal auf diese arbeit. Die bedeutung ist es und die formelle Übereinstimmung ausser in dem in rede stehenden punkt, welche bei solchen gleichungen entscheidend sind. Ich werde mich darum bemühen, nur solche beispiele zu wählen, wo die Verwandtschaft der bedeutung unverkennbar ist und an welchen in formeller bezie- hung sonst nichts auszusetzen ist. Ich fange mit beispielen von demselben anlautswechsel wie isl. gjorva : ai. karömi an, also Wechsel von indoeuropäischem (ie.) gh- : k-.

48 Erik Brate

D. gerste ist ie. ^ßherzdä, 1. hordeum^ ie. *ghrzdejo. Im anlauts- wechsel damit, ie. £■ voraussetzend, steht d. fiivse, a,]\$TimiiiJt^8Qj eiae mehr primäre bildung, deren stamm in lat. Ü^f'^^^-eH^f. „die^" göttin der Saaten", dichterisch auch „getreide'VStu?trittrT)ie dritte stufe liefert vielleicht d. körn, ahd. chorn, 1. gränum, d. hern, ahd. Ji'erno, welche dann für ie. *grsno-, "^gersnon- mit ausfall oder assimilation des s stehen würde, vgl. Mm, ahd. hirni aus *hirzni. Kluge, Paul und Braune's Beitr. VIII, 520 f.

Isl. gjalla st. vb. „to yell", gella schw. vb. „to yell", isl. gjallr „"also speit gallr "^iging'", vgl. schwed. gallskrika, müssen mit der sippe von d. hall, hell, isl. Jivellr in etymologischem zusammenhange stehen, ^u dieser sippe gehören noch di.Ttobmf^^ ahd. Ji^slo^ ^'^^^f ^^^' ^^^"^^j griec^>i«4i£»' und mit'^ ander- weitigem aiiTauts%echsel Itrmiißll, isl. skmct. lieber diese sippe vgl. Noreen, Arkiv III, 22 note 2^). In isl.-schwed. kalla liegt die dritte stufe mit anlautendem ie. g vor.

^) D. grell gehört noch derselben sippe an, mit einer warzelvariation, die bisher wenig beachtet zu sein scheint. Ich führe einige beispiele davon auf. Bekannt ist der gegensatz zwischen d. sprechen und e. to

Ispeak. Im Ae. kommt spr^can, speg^nT nehen einander vor. D. schale, ahd. scäla, isl. skel, schwed. skal', dän. Skal sind ohne r, welches viel- leicht daneben in dän. skreel „schale", skrcelle „schälen". Die Zusammen- stellung ist jedoch unsicher, da es denkbar ist, dass dän. skrcdle mit schwed. skräda zusammengehört. Dem isl. skeid ,,a kind of swiftsailing ship of war" entspricht ae. scräd „navis", das jedoch nur einmal belegt zu sein scheint. Schwed. sprund ist das deutsche spund, welches wegen dieser entsprechung schwerlich allein auf 1. puncto „stich , loch , die in eine röhre gemachte Öffnung" beruht, wol aber davon einwirkung empfan- gen hat. Schwed. trut „maul, schnauze" hat in meinem dial. die form tut, welche ^ch in dän. tud „die schnauze eines gefässes" begegnet; i8l?*'(«jWs7h>^,vi^^5»<4js" von C. Säve zu got. vrisqan ,,frucht bringen" ^^stellt^hat^eben sicn^sl. vaskr „manly, valiant". Schwed. tciti^, dän. Ä^ÄI« ist d. JißzHti^ daneben steht dän.»^r«?rf«^jucKfeij« krat^sln". Deutsch wintmi^, sch^^d. vift%la ist dän. vri)»«^. Neben got. gi^s „betrübt, traurig ,ae. ffyr^i\,sor^^ steht ae. ^hsü^vt „sorge" und dazu noch g^'n. Isl. skreppa f. „\ scrip, bag" und isl. s^Sy^ ,,a meJbsm|e, bu^tjgl", schwea. «Ä?555»^5i,^]^Cbeäjgl\ Die zusinnmengehoHg^eit von d. 'ft5St;«Mc , ah*d. tvßhan, mhd. trahen, trafkf mit d. zS^Are, ahd. si^a)', gr. (}'«x^><sJst wol ''be- leuchtend. Dän. vrti^l, vrevl eig^l. „etwas zh^ammengedrefei^" danil\ „galimatias" hängt vielleicht mit d. reiften aus *wrwtin zusammenN Dazu stellt.jäigh ohne r isl.veifa_^^,to wave, vibrate" und noch näher das v^nia in meinem QiinT75Veil't»WNMij»jö|^jgammendrehen". Mit schwed. skratta ,,(laiit)^ lachen" ist vielleicht isl. skutt-^m'^^(m\ language, ranting", skat{t)-yrdu8k

Schwedische Wortforschung. 49

D. ganSf ahd. gans, ai. hansä-, jgr. xw* XV^og vgl. ahd. ganazzo''^^%. o"hne -s bei Kluge fangen mit ie, gh- an. Bestellt ' der anlautswechsel gh- : k-, so empfiehlt sich sehr zu dieser sippe d. hahn, huhn zu stellen. Mit isl. hlunka „to give a dull, hoUow sound" scheint schwed. glunka „munkeln" in ähnlichem anlauts- wechsel zu stehen. Im Isl. selbst ist dieser Wechsel zwischen ^??J»»,,,to sTliiiQpgiiJt^'', d. gJukm.,u\iS:'iM€t>-y^tzQ ausströmen, dampfen (?)", Gering, (xTossar zu äen liefern der Edda s. 77, unverkennbar.

Ein ähnlicher Wechsel scheint zwischen schwed. gump „steiss" besonders von dem sterze der vögel, gumpa „klotzig laufen", guppa „auf und nieder hüpfen" und d. humpeln, isl. huppr „hüft&^, ahd. huf zu bestehen.

Diese beispiele, deren etymologischer Zusammenhang, den zu erweisenden anlautswechsel zugegeben, wol unzweifelhaft ist, scheinen mir das Vorhandensein eines solchen wechseis unwiderleglich darzutun. In einigen fällen kam noch der Wechsel mit anlautendem ie. g- in derselbigen sippe vor, und ich werde jetzt einige beispiele vorführen, wo der anlauts- wechsel ie. gh- : g- besteht. D. gT*iiin, ahd. ^«ioq^ „grünen", Q. tOf^^/row „waphsen" sind offenbar mit d. kn

to^'^ow „waphsen" sind offenbar mit d. kram, gr. ßqvo}^ k'fipQvov, ie. Wz. *gru- verwandt. Yür die bMeutung vgl. das mit kraut teilweise sich deckende schwed. grottsoJI^r „görai^e". . Schwed. ^^>Hi^ ,,frofifi]h", gro Rydqvist VI, lb4 wol aus ' *gröä) setzt ie. gtir- vorauf. Dagegen weist _d,'^^*fc»«ii(e; .^itdrl c^^84JL. cÄrSto auf ie. *qr-. Diese lautform scheint ^^ im aScawed. A:Zotea '(aus dem 16. jh.) Rydqvist VI, 238 „kröte", dem lAossa (mit geschlossenem o und verdicktem ?-laut) meines dialektes vorzuliegen. Ohne die bedingungen für den eintritt näher angeben zu können habe ich in meinem dialekte mehrere l für r bemerkt z. ßriSTiJ»«>,^^f*«idfii^^ g^^''^^ „grinsen", Glimbo aus Grindbo, Ko\pb6, Korpebo geschrieben. Das geschlossene o

„to bandy high words, to rail, rant" verwandt, und weiter noch schwed. skata „die elster", denn skratta ist gerade die schwedische bezeichnung für die stimme der elster. Ich werde mich auf diese beispiele be- schränken, aber erwähne zuletzt, dass mein freund doc. K. F. Johansson mich auf die Zusammenstellung von l.frango und 1. bhanäjmi aufmerksam gemacht hat. Den grund der erscheinung kann ich im einzelnen nicht angeben, aber viele von den beispielen scheinen doch zu zeigen, dasa wir hier teilweise mit einem w'pgfall durch dissimilation zu tun haben.

Beiträge z. kundo d. indg. sprachen. XIII. 4

50 Erik Brate

weist darauf hin, da§s klossa in demselben ablautswechsel mit aihdydhf^, A. ' h:Me\ii^t , wie ae. sö^ „fuligo", is\. sßf^߀ „sjfoejj^, 8. ltföller,'^gl.''Studien III, 155 note. .^^y^ Isl. gilja „to beguile a woman", aschw. gicel mapir „Ver- führer", giolscemi, giolskaper, gcelskaper „unzucht" setzen ie. gh- voraus; isl. einkili „a fondling", d. kj'cele, schwed. kela „einen verzärteln" ie. g-.

Ae. gotigel-wcefre „die spinne" braucht nicht, mit ^^^^Wnktv^ „spinne", isl. T^igwWfTyw gXichen , als eine Volksetymologie aufgefasst zu werden, wie Kluge thut.

Isl. garpr „a warlike man, but often with the notion of a bravo" steht mit isl. karp n. „bragging" in dem anlautswechsel von ie. gh- : g-.

Zu isl. ^^atipn ,,both hands held together in the form of a bowl" stellt sich d. kaufen, s. Kluge.

Das deutsche garbe scheint nicht von dem gleichbedeu- tenden \s\. kjarf n.^ kerfin. „a bunch, wreath" getrennt werden zu können, obschon für beide Wörter, als unverwandt gefasst, gute etymologien sich darbieten, sieh bei Kluge, Etym. wb. garbe, kerbe. Diese Wörter setzen also den anlautswechsel ie. gh- : g- voraus.

Den indoeuropäischen anlautswechsel g- : k-, der germanisch als k- : h- auftreten soll, ^zeigen folgende Wörter. Got./':fc«j^ „sorge", ae. cfa^Uj ahd. chob*q, d. karfreüg mit der sippe^von^ . narm verglichen.

•s^erselbe Wechsel vermittelt den Zusammenhang zwischen d. Ä:a?J?!»^iund mhd. ^^^w.

Engl. ATwoifZ „hügel", ae>^«fi/Z. d. Bn^gew, rahd. "ÄTWi^m. „er^cEötte,, klütopi^ß^ ülBelpl5^S£,, und afa. hnel(ty^mot(l) „spitze, gipfel, hügel, fcerg".

D. kring, mhd. krinc, krank, isl. kring, kringla u. a. steht zu d. ring, isl. hringr in demselben verhältniss.

In der gutturalreihe scheint der angenommene Wechsel durch diese beispiele gesichert zu sein. Auch in der labial- und in der dentalreihe findet entsprechender Wechsel statt, obgleich ich weniger beispiele davon aufgezeichnet habe. Für den Wechsel von ie. hh- : p- hat Bugge, Svenska landsmälen IV, 2, 8. 48 note, 53 note zahlreiche beispiele gegeben.

Zu diesen füge ich noch: isl. brana f. „a freq. name of a

Schwedische Wortforschung, 51

cow [brana = juvenca, cited by Du Gange frora old Spanish Latin deeds; it probably came into Spain with the Goths]" Oxf. und isl. frenj'a f. poet. „a cow".

Isl. bmiia ,',toHb«ttdi.'„ und lat. pcifulus siehe Bugge, Kz. IX, 437. ^* ^..--'^4---^

Ae. ^i^^„gl.om, lionor" und ae. *flcBcl in eigennnamen, mhd'.' -v)M^m un-vlät, d. tg^ath.

Als beispiele eines \vechsels J-.'t^- könnend./;/"«^, ^q. pce^ im verhältniss zu der nasalierten wz. von ae. feäa m. „fuss- gänger" dienen.

Durch die annähme eines wechseis dh- : t- erklärt sich das Xerhältniss zwischen A.utH^, mhd. tdftwß^y tdtufen und d. fMt%(£n, ahd. dotttmu^^ ae. p^H^ri, isl. poyja.

ßin durch germanische lautgesetze nicht zu erklärender Wechsel besteht auch zwischen d. truhe, ahd. truha und! 2iQ. Prüh , isl. pro, zwischen d. troddcT^ dimin. zu ahd. tvjüt^a] „fry^e" und d. dißhf] Q.e. Pnßä,^is\. pi^r; aber an dem deut-| sauen tr- lässt sich nicht ersehen, ob urgerm. tr- oder dr- zu gründe liegt; für"*i^m^ ist jenes durch Kluges vergleichung mit l?ög^vahrscheiulich , was auf einen ie. Wechsel von d- : t- führen würde. ^

Dieser wech^öl ie. d- : t- besteht Zwischen aschw. Ü^ttce „stossen" und/'ai. tudämi, 1. tundo mit derselben bedejftung. D. stossen zei'gt noch eine wurzelva:^iation durch anlautjpfades s-. Derselbe -Wechsel scheint in isl. toiita „to mutter, mjfrmure in a low vöice" und isl. Pjöta „to emit a whistlin^ sou^iÖ, to howl" vorzukommen. ' /' /

Ae. kord „figjtis, coenum", isl. tord-^ll „a dung-lJBefl^'^'' gehen auiTe'. *mizdh- zurück; ahd. dost ^ist, coenurh, sterct Ra. Graff,y^, 232 auf ie. *tuzto- ^er vielleicht "^dhui compromiamormen scheinen ahd, zßst Glli. , ^^orst F. G/aff, V, 228,,/e,-^.r(^zu sein. / .--^'^

Die obigen Zusammenstellungen zeigen meines erachtens, dass in den indoeuropäischen sprachen anlautend in derselben sippe media aspirata : explosiva media : explosiva tenuis wechseln konnten, ohne dass dieser Wechsel durch die Specialgesetze der einzelnen sprachen, in meinen beispielen meistens durch die der germanischen, zu erklären ist. Für einen teil der fälle, welche dem anschein nach diesen uralten anlautswechsel zeigen, hat prof. Bugge in einem Vortrag auf der dritten nordischen

4*

52 Erik Brate

Philologenversammlung zu Stockholm eine ganz andere erklä- rung entworfen. Wegen solcher fälle, wo ie. k, p, t durch germ. g-^ h-, d- im anlaut vertreten werden, schlägt Bugge eine ergänzung zu Verners gesetz vor. Das Verner'sche gesetz betrifft nach bisheriger annähme den anlaut nicht, aber nach Bugge sollten auch im anlaut die aus ie. k, p, t zunächst entstandenen stimmlosen Spiranten A, f, ß weiter zu stimm- haften Spiranten g, h, ä verschoben werden , so oft die dritte Silbe, von dem anlaut gerechnet, den hauptton trug. Von solchen fällen konnten g-, h-, d- auf andere fälle übertragen werden, wo sie lautgesetzlich nicht berechtigt waren, ein aus- tausch der natürlich oft zwischen zsg. und simplex stattfinden musste. So ist z. b. das /"- in d. f,ach aus ie. p- verschoben. D. hlachfeld würde sein h- aus /- bei einer betonung *flaha- felp-, *hlaha-felp- erhalten haben. Auch innerhalb der flexion von ftach selbst konnte h- entstehen z. b. in superl. *flahisfd-, *blahistd, vgl. Kluge, Paul und Braunes Beitr. VIII, 519 f. Diese scharfsinnige theorie kann aber in vielen der von mir angeführten fälle nicht aushelfen, nämlich überall da, wo andere sprachen auf einen Wechsel von media aspirata und tenuis explosiva als entsprechung des germanischen wechseis von stimmhaften und stimmlosen Spiranten deuten, und ebenso werden auch diejenigen fälle, wo germanische stimmhafte oder stimmlose spirans anlautend in beziehung zu germanischer tenuis explosiva steht, von Bugges regel ganz unberührt ge- lassen. Das alles kann anlass geben an der gültigkeit der letzteren überhaupt zu zweifeln.

Dass es inlautend einen Wechsel zwischen ie. media aspirata und media explosiva oder media explosiva und tenuis gibt, ist von mehreren gezeigt worden z. b. J. Schmidt, Kz. XXV, 146, Bugge, Svenska landsmälen IV, 200, 263, Ost- hoff, Morphol. untersuch. IV, 328, PB. Beitr. VIII, 256 f., Möller, PB. Beitr. VII, 460, Kz. XXIV, 441, 517, Kluge, Kz. XXVI, 98 f, PB. Beitr. IX, 180 f., W. Schulze, Kz. XXVII, 605, V. Fierlinger, Kz. XXVII, 478 f note; und diese forscher haben meist den Wechsel durch combinatorischen einfiuss nebenstehender laute, besonders der nasale, zu erklären gesucht. Welche gesetze in der that für den Wechsel mass- gebend sind, lässt sich gewiss nur auf der grundlage einer weit umfänglicheren materialsammlung, als meine gelegentliche

Schwedische Wortforschung. 53

aufzeichnungen , darthun und ich erlaube mir darüber keiue Vermutung ^).

Nachtrag zu s. 33 ff. Eine ausgezeichnete parallele zu dem Vorgang bei der urgermanischen vers,chärfung und deren entwickelung im Nordischen bietet das '"Fseröische dar. ) In diesem dialekte wird nach Hammershai mb, AnnaTei"*" f. nord. oldkyndighed 1854 s. 244: ,J in einzelnen fällen zwischen zwei vokalen als ggj ausgesprochen z. b. troyja 'wams', oyjar 'inseln', lyjur 'still, w&rm', niyjur 'neu',\veshalb auch in diesen fällen troyggja , lyggjur gisschrieben worden (es lautet hier wie j im engl. joyy-. Vgl. weiter s. 249: „i vor einem andern vokal geht nicht mj, wie in isl., über, sondern nimmt ein scharf ausgesprochenes j nach sich an, das gewöhnlich ggj wegen der harten, zischenden ausspräche geschrieben wird; also: trijar oder triggjar (isl. prj&r), gleich dem gen. pl. dieses wortes in isl. priggja verschärft; iernGr,f fggja 'hassen', fncjgja 'freien^' J^*^^'''^^^?*'^*^**^*^^i s/g»^^ 'sehen' etc. Bei der färoisclicn verschärlung*^des j gfe'Kt siciier der hauptaccent "voran und bestätigt somit gegen Bechtel die annähme, dass auch bei der urgermanischen Verschärfung der hauptaccent hat vorausstehen können. Zur erklärung des urgerm. wechseis von t und i und des überwiegenden Vorkommens des i nach langer Wurzelsilbe sind die ausführungen von Kock, Studier öfver fornsvensk Ijudlära II, 340 f. über den aschwed. vokalbalans der endungs- vokale zu vergleichen, vgl. oben s. 38. Es stellt sich dabei heraus, dass die Stellung nach langer Wurzelsilbe durch die lagerung der betonung dieselbe lautentwicklung als die Stellung in unbetonter silbe hervorruft.

*) Auf dem gründe der erwiesenen entsprechungen lässt sich eine gute etymologie von g. kalkjö gewinnen, welche in hohem grade die annähme des wechseis bestätigt, ka- ist die dritte stufe, ie. *go-, von dem präfixe wovon 1. co-^ got. ga- die zwei anderen stufen zeigen. -Ik- ist die vokalisch und konsonantisch abgestufte wz. *legh in liegen. Dem sinne der bildungselemente nach stimmt also got. kalkjö vollkommen zu dem gleichbedeutenden lat. concubma.

.___ Erik Brate^

54 Chr. Bartholomae

Beiträge zur altiranischen grammatik. V*). XXI. Gd. aski^ j. 46'. 18.

Im literarischen zentralblatt 1884, sp. 930 habe ich darauf hingewiesen, dass das armenische es „ich" auf ein indoger- manisches *ek\ zurückzufüren sei, das sich zu.'^effiom verhalte, wie das avestische jus zu jüzem : im (absoluten) auslaut trat an stelle des tönenden der entsprechende tonlose laut. Wie idg. eg-ihom oder egiom'^) zu eki , a,v. jüzem zu Jzhs^verhalten sich ferner ai. tvdm zu tu, idam zu id u. a. m.; vgl. Leskien, berichte der k. sächs. ges. der w. , phil.-hist. kl. 1884, s. 94 f. Dass die partikel -om (-mn^ -em) speziell bei den pronomina zur hervorhebung diente, unterliegt meines erachten^ keinem zweifei. In den altiranischen hymnen kommen Jifeswm^^nd TiNj^Ju" tatsächlich nur in enklitischem gebrauch vor.

Die fürs indogermanische angesetzte form eki „ich" finde ich nun ausser im armenischen auch in der gathischen form as/ciß (j. 46. 18) wieder, worin man früher eine verbalform oder eine Verstärkung des folgenden Superlativs sehen wollte. s vor ^ statt s beruht auf Übertragung; vgl. vlspaiie j. 9. 27 statt vlsp° u. a. Die betr. stelle:

je maihiä jaos ahmäi askiß vahisfä

mahiä istöis vohü köisem manarohä

ist zu übersetzen:

,,wer mir hold ist, dem verspreche auch ich (meinerseits) in gnaden das beste aus meinem schätze". Zur bedeutun^von istai- vgl. j. 49. 12; es gehört zu got. a^ÄViiS•^. babe", aiih^

iB^abe". -'• •~™--*- ^•

W^"~%fX-^^'

/Vz^

XXII. Gd. j. 47. 3.

In Bezzenberger's beitragen X, s. 271 n. bemerkte ich, dass das p in ptä „vater" etc. nicht ursprünglich sei, da (ab- solut) anlautendes p vor t überhaupt anlautender verschluss- laut vor verschlusslaut schon in indogermanischer zeit ge-

♦) Vgl. diese beitrage VII, s. 185 ff., IX, 126 ff., 299 ff., X, s. 267 ff. Die numerirten noten befinden sich am schluss des ganzen.

Beiträge zur altiranischen gramniatik. V. 55

schwunden ist *). Die einer „schwa"-losen indogermanischen nominativform direkt entsprechende avestische form müsste lauten. Ich finde dieselbe an der oben zitirten gathastelle, welche lautet:

ahiß manieus tuem. ahi spentö. Sie schliesst sich enge an die vorhergehende strophe an, wo es hiess:

ahiä manieus spenistahiä vahiStem

hizuä it^däis vawheus eeänü mananhö

ärmatöis zastöihiä siaoßanä verezißß

öiä Icistl huö ptä asahiä mazdä

d. i.: „Solcher heihgen gesinnung (konkret: dessen der so heilig gesinnt ist) wartet das beste los (vgl. str. 1); in ihrer (seiner) zunge reden schliesst sie (er) sich an den guten sinn, in ihrer (seiner) bände tun an die gottesfürchtige gesinnung an, in der erkenntniss: er, Mazdah, ist der vater der gerechtig- keit (konkret: des gerechten)". Nun folgt: „Dieser gesinnung (konkret: dem der so gesinnt ist) bist du (auch wirkhch) der heilige vater, (er der ihm die glückspendende kuh geschaffen hat, . . .)". [S. jetzt ar. forschungen III, s. 29. Korr.-note.]

Ueber eeänü ... verezuiß cf. Geldner, Kuhn's Zeitschrift XXVIII, s. 265, wo richtig anuarstee (jt. 5. 18) verglichen wird. Eigentlich passt vereziaj^ nur zu zastöihiä siaoßanä, ist aber zeugmatisch auch zu hizuä uliS^is zu nehmen, zu dem man ein caokaß ergänzen muss. öiä ist = ai. aja, wie Spiegel, vergl. grammatik, s. 324 richtig angiebt. öi statt des zu erwartenden ai weiss ich nicht zu erklären. In den gatha's findet es sich ferner in: akövä j. 51. 8 (1. sg. akt.), a^töiöi j. 56'. l, isöiä j. 33. 8 (= ai. Isäjä: „wie ich dem ketzer nach kräften ein rechter feind sein will, so ...")> wöögo j. 41. 3, urüdöiatä j. 44. 20 (3 sg. med.), vätöiötü j. 35. 6, hädröiä j. 32. 7, häßröiä j. 43. 2 (1. sg. akt.). Ueber ein andres öi, das für blosses i steht, cf. verf., ar. forschungen II, s. 130.

XXIII. Gd. saregä j. 29. 3.

Das richtige hat bereits Spiegel, common tar II, s. 208

vermutet, wo bemerkt wird: Vielleicht ist es aus fjarS „herr-

*) fedröi = aus *ptrai (j. 53. 4) beweist nichts dagegen, sondern nur

das, dass das p schon in voriranischer zeit wieder restituirt worden ist.

Vgl. auch unten note 1.

56 Chr. Bartholomae

Schaft" und jan zusammengesetzt und heisst „in herrschaft schlagend". In der tat ist saregä ein kompositum, und zwar aus sar- „genossenschaft, bund" (vgl. verf,, arische forschun- genll, s. 183 f.; Geldner, Kuhn's Zeitschrift XXVIII, s. 195 f.) und = ai. hä, nom. sing, zu ar. ghan-; vgl. verepremgä j. 44. 16. saregan- adj. bedeutet somit „den bund brechend". Die erste zeile

ahmäi asä nöi^ saregä

aduaesö gauöi paiti . mraua^ besagt somit: „kein wirklich wolwoUender bricht dem rinde den bund, so antwortete er ihm ". Der zwischen mensch und rind bestehende bund wird seitens des menschen durch schlechte behandlung des rindes gebrochen, und das ist's ja, worüber sich das rind in der ersten strophe des lieds beklagt.

XXIV. Av. hanuant huenuant.

Der jüngste erklärer des worts zerlegt es in hu+an-{-vant- und will es zu häßra- gestellt wissen; hu-an-uant- soll bedeuten „wo es sich leicht atmen lässt, angenehm, lieb"; cf. Geldner, Kuhn's Zeitschrift XXVIII, s. 197 f. (anders ebenda XXV, s. 478 f.). Ich glaube aber nicht, dass es Geldner gelingen wird irgendwo im veda oder avesta eine änliche bildung auf- zutreiben. In Kuhn's Zeitschrift XXVIII, s. 12 ff. hoffe ich das verhältniss von gd. heng zu ai. svär klargestellt und gezeigt zu haben, dass heng für *suans stehend der gen. sing, eines arischen Stamms suan- ist, der in der flexion mit dem stamm suar- wechselte. Der gleiche stamm wie dort liegt auch in unserm hanuant-, gd. henuant- vor. Es entspricht dies somit dem ai. svärvant- „licht, himmlisch". Vgl.: asmanem hanuantem „den lichten himmel", gaiehe hanuatö „des himmlischen lebens", asä henuätä „mit dem himmlischen Asa" (vgl. svärvant- als beiname des Agni, Indra, der Aditi, Usas und überhaupt der deva's: rgv. 6. 50. 2); endlich hanuaiüs verezö asahe „die lichten statten der gerechtigkeit oder des Asa", vgl. zum aus- druck vrgdne svärvati rgv. 10. 63. 15, womit doch wol im gegensatz zu pathjasu „den wegsamen, bewonten gegenden". dhänvasV' „den wüsten" und äpsü „den gewässern" „der luft- raum" gemeint sein wird. Unklar bleibt noch henuaß hanhus in j. 53. 4. Geldner, Kuhn's Zeitschrift XXVIII, s. 198 will

Beiträge zur altiranischen grammatik. V. 57

haifhtis als nom. subst. zur ysan- stellen. Dann würde sich ai. sätih svärvati rgv. 1. 168. 7 vergleichen lassen. Aber ich sehe doch nicht recht, wie man von san- auf haioh-us ge- langen soll.

Zu hanuaitis asahe verezö j. 16. 7 , hanuaiüs verezö vsp. 19. 2, jt. 5. 1 f. vgl. Geidner, Kuhn's Zeitschrift XXV, s. 478 f. Spiegel und Justi (s. v. verez-) übersetzen nach Nerjosengh „die glänzenden taten (werke) der reinheit (des Asa)". Aber der glossator verstand den text noch besser als Nerjosengh, was daraus erhellt, dass er der pehleviversion garötman hinzu- fügt. Und diese selber? Zu j. 17. 42 (Spiegel) lautet der pehlevitext: zak i nevak karto jasaräis varzisno jazbe^ünam: garötman. Was bedeutet varzisno? Muss es denn „das wirken" bedeuten? Die in gr, Uqyvv vorliegende wurzel, welcher wir den sinn „einfriedigen, umfriedigen" beizulegen haben, liegt auf iranischem gebiet vor in: av. verezena-, varezäna-, ap. var- dana- = ai. vxgana- „umhegung, umfriedigter platz, ge- schlossene niederlassung , dorfschaft" auch oppidum (BR.), np. barzan „quartier, Stadtviertel" und in Ortsnamen auf verd und gird (cf. Mordtmann, Zeitschrift der d. morgenl. ges. XXXII, s. 724 ff.). Sollte es wirkhch ganz unmöglich sein auch unser varzisn zu jenen Wörtern zu stellen ? Das gathische verezena- wird von der tradition mit väran wiedergegeben, und Nerjosengh übersetzt dieses angebliche värün mit svapawktis, svasrenis oder dgl. Aber värün ist doch schwerlich etwas andres als eine inkorrekte Schreibung für varzo. Ist dies nun blos eine buchstäbliche transskription des avestischen worts oder ein achtes pehleviwort ? Jedenfalls ist die letztere anname in hinblick auf np. barzan nicht one weitres abzuweisen.

XXV. Av. aspa-vlra-ga jt. 10. 101.

Aus meiner abhandlung über die avestischen dualverbin- dungen in Bezzenberger's beitragen X, s. 267 ff. *) ergiebt sich, dass die Westergaard'sche korrektur aspa viralca, die von Windischmann, Spiegel, Geldner (Metrik, s. 72) und

*) Die Worte „da antare sonst mit dem akkusativ verbunden wird" (a. c, 8. 268 n.), bitte ich zu streichen. Ich habe übersehen, dass Geldner antare-saire verbinden will.

58 Chr. Bartholoraae

J. Darmesteter stillschweigend angenommen worden ist, un- möglich richtig sein kann. In der tat ist der handschriftliche text ganz tadellos; derselbe hat aspa viraga, ein nom. sing, zu aspa-vira-gan-, adj. „rosse und männer zu boden schlagend". Man vergleiche hiezu die kurz vorhergehenden worte nigainti aspaeka paiti viraeka. aspa-vlra, das hier als erstes compositionsglied fungirt, ist ein weiteres beispiel zu den bei verf., a. a. o. auf- gezälten dualverbindungen.

Den anlass zu jener korrektur gab vermutlich das voraus- gehende warn, wofür West er gaard uie schreiben wollte. Aber auch hier ist der überlieferte text ganz korrekt. Nur ist uaia nicht, wie Geldner, a. a. o. es nimmt, gleich ai. ubhdjä (akk. du.), sondern vielmehr gleich ai. uhhaja (adv.) zu setzen; es bedeutet „zu beiden Seiten, rechts und links". Ins indische übersetzt würde das sätzchen lauten: sa pürvjö gadäm nihantj asveka prati vireka saträ frastqs (oder trastä) träsajatj uhhajä 'svavlrahä.

XXVI. Av. naua.

Justi im handbuch, s. 168 sagt zu 2 naua einfach, es käme von 1 na „nicht", one sich über dessen entstehung zu äussern, bemerkt aber zu nauäß, es sei dies die ältere form von naua. Spiegel, vergl. grammatik, s. 394 nimmt für naua eine adverbialendung va an, die gleiche, die auch in aeua = ai. 1 evä vorliege. In der tat aber ist naua nach ausweis der belegstellen nichts andres als das indische nd va; das enklitische ist mit dem betonten na zusammengeschrieben. naua bedeutet:

1) „oder nicht"; cf. v. 5. 25: dätaß paiti draonäß naua dätäß „niag das Streitobjekt rekognoszirt oder nicht rekognoszirt sein" (vgl. Geldner, Kuhn's Zeitschrift XXV, s. 205);

2) verdoppelt „weder noch"; cf. v. 3. 39 = <9. 27 : naua he asti kipa naua he asti äperetis „für den gibt es weder strafe noch busse";

3) „auch nicht"; vorher ist ein entsprechender satz mit naua dem sinn nach zu ergänzen; cf. v. 18. 31: naria azem . . anaiwiästis hunämi „auch ich gebäre nicht one beischlaf"; jt. 11. 3 : naua kis mainiaua jazata . . paitidrqm nöiß paiti-

Beiträge zur altiranischen grammatik. V. 59

st(im vldenti „auch keine [man erwartete Icaio] himm- lischen götter vermögen beihilfe oder beistand zu gewären'*;

4) „nicht aber"; cf. j. 11. 3: naua ahmi pesö-särö „ich bin aber kein ausgestossener"; jt. 5. 50 = 19. 77.

Das zu a. 1. 4, v. 6. 32 bezeugte nwaäß ist eine zusammen- rückung aus naua -{-aß, = „oder aber nicht"; vgl. aääß.

XXVII. A\).ßakatä.

Die einwendungen , welche Geldner in Kuhn's Zeitschrift XXVIII, s. 801 gegen die in meinen arischen forschungen II, s. 103 vorgetragene erklärung von ßakatä etc. erhebt, kann ich nur zum geringsten teil für berechtigt erklären. Vor allem ist es mir nicht möglich mich Gelduer's eigener erklärung anzu- schliessen. Schon die ausdrucksweise wäre höchst befremdlich. Die stelle z. b. Bh. 1. 42 f. : ^saSam . hauv . agarhäjata . garmapadahja . mähjä . 9 . raukabis . ßakatä . aha . avaßä . ^Sa- sam . agarbäjatä . würde nach Geldner wörtlich übersetzt be- sagen: „der herrschaft bemächtigte er sich; vom monat gar- mapada waren 9 tage vorüber; es war; da bemächtigte er sich der herrschaft". Das wäre also am 10. gewesen ! Der haupt- grund aber, warum ich Geldner's erklärung ablehnen muss, ist ein syntaktischer, als 3. sing, oder plur. des praeteritums im praeteritalen sinn müsste das wort notwendig mit dem augment verbunden sein.

Ich stelle für die wurzel (ar.) sak- folgende bedeutun- gen auf:

1) „verlaufen, verstreichen, dahin gehen, vorübergehen"; vgl. P W. unter 3 i 2) , 1 gatn 2) , 1 ja 2) : dazu als verbal- abstrakt sakatai- „der verlauf";

2) mit ä „sich hinziehen bis , einen bestimmten Zeit- punkt erreichen";

3) mit parä „von einem punkte weg zum andern hingehen, sich hinziehen, sich erstrecken, dauern";

4) mit pra „fortgehen, vorübergehen, aus dieser weit scheiden"; vgl. PW. unter ?ti+pra 3). Cf. :

ad 1) Bh. 1. 37 f.: vija^nahja . malijä . 14 . raukabis .ßakatä . aha .jadlj . itdapatatä „im vjakhna-monat, im verlauf des 14. tags war es, dass er sich empörte" ; v. iö. 8 : jezi näirika vohunls aiwi . vaenäß jaß he ßrajÄj limfna sakänte airime gätüm he nishi-

60 Chr. Bartholomae

äaeta vispem ä ahmäß jaß he Icaßwärö ^safna sakänte „wenn die frau noch blutstropfen sehen sollte, nachdem ihr drei nachte verstrichen sind (sein werden), so soll sie ihren platz in der abgeschiedenheit beibehalten, so lange bis vier nachte ver- strichen sind (sein werden)". Vgl. v. 16. 9 ff., 6. 43, 9. 33, 19. 23. Hauptsächlich diese stellen sind es, die Geldner gegen meine erklärung von pahatä geltend macht. Wie man ein praeteritum im priorischen nebensatz im deutschen mehr- fach durch das plusquamperfekt wiedergeben muss, so hier den futurischen konjunktiv durch das futurum exactum. Vgl. Del- brück, syntaktische forschungen I, s. 67, II, s. 114. v.l.A glosse: hapta henti hqminö mätaha panica zaiana askare ,, (sonst) gibt es doch sieben Sommermonate, (nachdem) die fünf winter- monate vorüber gegangen sind". Das jar beginnt mit dem winter, wie der tag mit der nacht.

ad 2) V. 15. 8 : näirikqyn jqm apußrqm . . anaßa^tqm para ^sudrä aui franharezaiti ,,wer eine niedergekommene frau be- schläft, die ihre zeit noch nicht erreicht (ihre reinigungsfrist noch nicht abgewartet) hat". Vgl. Geldner, Kuhn's Zeitschrift XXV, s. 193; bei Darmesteter wird das wort ignorirt.

ad 3) nir. fol. 71: kahmäß haha apqm vawuhinqm frätis fragasaiti? haha hü. va^säß ä .fräsmö . däitim para (hds. pairi; doch s. fol. 75) saJcaiti (? °te) „wann beginnt die weihe der guten wasser? Sie dauert von Sonnenaufgang bis Sonnen- untergang". Vgl. Zendpahlavi glossary, s. 76 f.

ad 4) V. 5. 10: frä hama saicinte aßa aiwigäme „die Sommer- zeit geht vorüber; da in der folge "; v. 19. 28: pasica iri- stahe masiehe pasha frasa^tahe masiehe ,, nachdem der mensch gestorben, nachdem der mensch hinübergegangen ist" (Spiegel). Für sakaüe in v. 18. 16 habe ich schon in Bezzenberger's beitragen IX, s. 311 eine andre erklärung vorgeschlagen, die es mit pehl. sazldan zusammen bringt. Ich habe keine veran- lassung davon abzugehen.

XXVIII. Zur 5. und 9. praesensklasse.

1) Gd. debenaotä j. 32. 5.

In Kuhn's Zeitschrift XXVIII, s. 261 schreibt Geldner: „In debenaotä steckt wieder ein den gramraatikern so fatales e, das noch der junggrammatischen erlösung harrt". Dem debe-

Beiträge zur altiranischen grammatik. V. 61

naotä kann geholfen werden. Freilich anders wol, als Geldner annehmen mag. Ich halte nicht das zweite e für svarabhaktisch, wie es jedenfalls Geldner tut, sondern das erste, und teile d^h-enao-tä.

db = ar. dhh : ist die wurzel dahh- „betrügen" in schwäch- ster gestalt. Man setzt sie ja allerdings gewönlich mit innerm nasal an, unter hin weis auf ai. dadämhha, damhhäjati u. a. Aber, wenn auch diese oder jene form der wurzel einen nasal aufzeigt, so ist es damit noch keineswegs erwiesen, dass der- selbe von alters her darin heimisch war. Wurzeln, deren vokal vor einem geräuschlaut stand , konnten im arischen gar leicht auf dem wege der analogie zu einem nasal kommen. So kann ai. daddmbha zu dabhtioti gar leicht nach den mustern tastämhha zu stabhnoti, haskämbha zu skabhnoti neu gebildet sein. Dass aber wirklich dabh- und nicht dambh- als wurzel anzusetzen sei, dafür lassen sich folgende gründe geltend machen: 1) Im rgveda kommt der nasal überhaupt nur achtmal vor, und zwar sechsmal im kaussale und zweimal im nominalstamm ddmbhana-; später nimmt er überhand. So hatrgv. im perfekt noch dadabha, aber athv. daddmbha. 2) Das avesta hat nirgend einen nasal; das kaussale lautet hier däbaieiti gegen- über ai. dambhdjati. 3) Das desiderativum lautet schon in arischer zeit ^dibzha-ti = ai. dipsa-ü, av. diwza-idmi ; diese form erklärt sich aber nur aus einer nasallosen wurzel, und zwar aus * di-dbh-sa-ti. Aus dambh- hätte nur *didahzhati hervorgehen können.

enao = ar. anau: setze ich gleich idg. y,neu und erkläre dies für eine nebenform von nau, dem praesenssuffix der fünften klasse. Ebenso findet sich ja auch in der neunten klasse neben nä, nl, n ein an, d. i. t^n ; cf. ai. isanas, isanat, isananta neben isndti, ferner krpänanfa und av. pesanaiti (cf. verf., arische forschungen II, s. 95); auch im griechischen steht -avcj neben -vü). Doch flektirt debenaotä noch unthematisch, wärend isanas etc. in die thematische konjugation übergetreten sind.

2) Gd. zaranaemä j. 28. 9.

Zu den eben erwänten indisch -iranischen formen der neunten klasse gehört auch zaranaemä, das nicht, wie bisher allgemein geschah, in zara-nae-ma zu zerlegen ist dann wäre eben zeren° zu erwarten , sondern vielmehr in zar-anae-mä. Das zwischen z und r stehende a ist svarabhaktisch, wie in

62 Chr. Bartholomae

zaraiö „see" neben zraiö = ai. gräjas, zauruänem neben zruä- nem }. 9. 11 u. ö. Die flexion ist auch hier die thematische.

3) Av. spanuanti jt. 21. 4, spenua^ j. 51. 21, hanuainti jt. 14. 46. '^

Justi stellte im handbuch eine wurzel span- „fördern, mehren" auf, zu welcher er ausser spanuanti und spenuaß be- sonders auch spenta-, spaniah-, spenista- und spänah- gezogen wissen wollte. Unter spenta- finden wir dort das folgende: „vermehrend, heilig (zwei bedeutungen, welche im persischen religionssystem identisch sind; der heilige ist der, der dem Ahriman abbruch tut und die macht des Ormuzd vermehrt)". Auf welche tatsache stützt sich diese erklärung? Doch einzig und allein darauf, dass der zendist spenta beharrlich mit afzünik wiedergibt und der glossator dies im sinn von „mehrend" aber Nerjosengh hat fast durchweg mahat- oder gurav- „gross" versteht. Und eben zu dem zweck ist sie gemacht, um zwischen spenta- „heilig" und afzünik „mehrend" eine brücke herzustellen. Aber die texte selber unterstützen diese meinung in keiner weise. Hier bedeutet spenta- einfach „heilig, sanctus^ und nichts andres. Das slav. sve^t^ aber und das lit. szvhnts, beide ebenfalls „heilig" bedeutend, lassen keinen zweifei darüber bestehen, dass das wort uralt ist und seine bedeutung „heilig" längst gehabt hat, ehe ein persisches reli- gionssystem existirte. Die traditionelle Übersetzung von spenta- mit afzünik „mehrend" und dessen erklärung beruht lediglich auf der vagen Vermutung irgend eines avestagelehrten, dem es die folgenden generationen träggläubig nachgesagt haben 2).

Für mich existirt eine wurzel span- (,, mehren" oder dgl.) nicht. Auch spenuaß und spanuanti setzen eine solche nicht voraus. Vielmehr gehen sie auf spha- „proficere" zurück und zerlegen sich in sp- (= ar. sph-, schwache wurzelform) +anu-, enu- (= ar. anu) -f suff. ; anii aber, d. i. idg. '^nu ist die schwache form des für debenaotä nachgewiesenen praesens- suffixes. Die flexion jedoch wenigstens die von spenuaß ist die thematische.

hanuainti wird von Justi zur wurzel han- „glänzen" ge- zogen und soll mit apa ,,sie machen glanzlos, d. i. erfolglos" bedeuten; nach Darmeste ter sogar ,,chant away" (cf. etudes iraniennes II, s. 111), verf. in seinem altir. verbum erfand eine wurzel ^aw- „drehen". Greldner endlich, drei yasht, s. 83

Beiträge zur altiranischen grammatik. V. 63

bemerkt: „hvanvainti ist ein non liquet. Keine der bekannten wurzeln hvan will passen". In der tat, hanuainti gehört auch zu keiner derselben , sondern vielmehr zu smi- (ai. 2 su) „an- regen, antreiben", mit apa „fort-, zurücktreiben", und ist aus SU- (schwache wurzelform) + anu + suff. entstanden. Dass aus der gleichen wurzel praesensbildungen nach der fünften und neunten klasse nebeneinander vorkommen vgl. hu- näiil, hunümi , ist ganz gewönlich; so z. b. ai.: ksinati neben ksinoti, stj-nati neben stfnoti, stahhnati neben stahhnoti u. a. m.

Ihr getreues ebenbild haben diese formen im griechischen. In den viel besprochenen homerischen praesentien (p&avto ( = att. q>&av(i)) und 'iv.ävof.iaL kann -ävio nur auf -ävfto zurück- gefürt werden; vgl. Wackernagel, Kuhns Zeitschrift XXV, 8. 262. (pd--avf-a) aber ist aus 9>^ä- genau so gebildet, wie sp-anu-anti aus spä-; und nicht nur das, es ist sogar völlig das gleiche wort, wie das schon Bezzenberger in seinen Beiträgen IX, s. 252 erkannt hat. Die dem avestischen und griechischen verbum zu gründe liegende wurzel ist sphe- (cf. ai. sphäjate, sl. sjJeti, lit. speti), bzw. mit metathese der konso- nanten pshe-, woraus gr. (pd^°; vgl. hierzu verf. , arische forschungen II, s. 54 ff. Die veranlassung freilich zu dieser und änlichen Umstellungen ist noch in dunkel gehüllt. Denkbar wäre es, dass anlautendes s vor verschlusslauten nach aus- lautendem s verloren ging (vgl. von Fierlinger, Kuhns Zeit- schrift XXVIl, s, 197), nach auslautendem verschlusslaut aber sich umstellte. Vgl. G. Meyer, griech. grammatik^, § 248 ff. Neben ixavco mit dem suffix ^mw steht rAvio^aL aus °vej^° mit neu; es besteht hier dasselbe Verhältnis wie in der neunten klasse zwischen ai. imnat mit nn und isnät mit nä.

Warscheinlich gehört auch das zu jt. 10. 20 bezeugte fra- stammintl hierher, das sich in fra-st-anu-ainti zerlegen und zur wurzel sthä- ziehen lässt. Die worte harentö noi^ frasta- nuainti besagen „reitend kommen sie nicht vom fleck"; vgl. dazu ai. sthä--\-prd „aufbrechen". Im arischen kommt zwar sonst ein nasalpräsens dieser wurzel nicht vor; aber im griechi- schen haben wir ozdvsL und eotavsv ^ im slavischen stanq Einem historischen Zusammenhang dieser formen soll damit nicht das wort geredet werden.

64 Chr. Bartholomae

4) Av. huqnmahi j. 35. 5, friqnmahi j. 38. 4 *).

Zu den formen der neunten klasse mit an statt n gehören weiter, auch die beiden eben zitirten, welche als 1. plur. neben den 3. sing, hunäitl, frinäß stehen. Den Zusammenhang von friqnmahi mit ai. prlnlmdsi hat schon de Saussure, memoire sur le Systeme primitif, s. 251 geant, one ihn jedoch richtig zu erkennen. Wenn wir annehmen, dass sich die arische gruppe vokal + nasal vor nasal im avestischen zum nasalvokal + nasal gestaltete und dem steht nichts im wege, da kamna- aus kab(h)nd- entstanden ist, vgl. kamhista- und verf,, handbuch, § 138 , so lässt sich huqnmahi auf ar. *su-an- mäsi zurückfüren; dies aber verhält sich zu ai. *su-na-ti (= av. hunäiti) genau so wie ai. is-an-at zu is-nä-ti, nur dass jenes noch unthematisch flektirt ist. Ueber n als schwache form des praesenssuffixes der neunten klasse cf. verf., arische forschungen 11, s. 87.

Endlich, wie sich huqnmahi zur wurzel sau- stellt, so fri- qnmahi zu prat-. Ueber das alter dieser bildung mag man wegen des anlauts fri zweifelhaft sein. Doch vergleiche man 2i^.hijäj das nach Osthoff s richtiger erklärung (zur geschichte des perfekts, s. 426) aus bhu-ne-t hervorgegangen ist. *bhu-i^ in bijä aber steht zu *bhü-ie- in ai. bhüjät im gleichen Ver- hältnis wie *prt-y,n- in friqmahl zu *pri-n- in ai. jprlnate.

Ist auch dqnmahi j. 68. 1 hierher zu ziehen?

XXIX. Gd. agen j. 48. 10.

Man hat uiaen tasher allgemein (Spiegel, Justi, Roth, verf.) als 3. Tlur" f zuai.^ |^^!>3ff|, ..ö%i^^ ' genommen. Dem widerspricht aber derpalatal. Ich zerlege a (= a) + gen = | ai. hdn, ar. *ghans, 2. sing, praet. zu -y/ghan-; vgl. gen in j. 46. 12, | das ebenfalls 2. sing, praet. ist, aber zu ygam- zu gehören scheint. Den sinn unsrer stelle hat Roth (Zeitschrift der d. morgenl. ges. XXV, s. 228 f.) im wesentlichen richtig erkannt; daran wird auch durch Ludwig's geschmackvolle Übersetzung „wann werden sie den harn dieser begeisterung wegpissen?" (der rigveda IV, s. 233) nichts geändert. Die zeile kadä agen müßrem ah^a madahiß

* So fast alle hdss. Geldner schreibt one grund °qmaht.

Beiträge zur altiranischen grammatik. V. 65

wird besagen: „Wann wirst du (endlich einmal) dreinschlagen (mit dem blitz) in den sudel dieses rauschtranks ?"

XXX. Gd. aköj^^. 51. 8, ha^rj/a \. 4S. 2.

Schon oben s. 55 habe ich beme^ktf dass ich diese formen für 1. sing, halte, im gegensatz zu Geldnör's auffassung in Studien zum avesta I, s. 21. In ihrer bedeutung vergleichen sie sich mit indischen denominativen wie aghajäti „unheil zu- fügen wollen, drohen", dukhnnäjase „unglück bereiten wollen, böses antun wollen" u. a. m. öi steht beidemale für ai; cf. oben s. 55.

1) Ui^tä „ich drohö schlimmßgr," böses''^ ' zu aka- j. 5i. »fC^ ^^.^ -^' _ -' - /

hia^ wköia dreguäü^ uStä asem je dädre

„schlimmes drohe ich.^em ungläubigen; heil aber (sei) demi der am rechten festhält!";

2) haprom ^MJ^'^QxheissG glü^", zu h^ra-; cf. j. 43. 2:

'"^''ii^yf ahmäi ^^mspanc^mjji^istem

ißpröiä '"" ,vt«^

„und dem v^rheisse ich das allerhöchste glück".

')"

XXXI. Gd. enäJistä j. 32. 6.

Vgl. Geldner, Kuhn's zeitschr. XXVIII, s. 261. Die ansieht, dass unser wort mit ai. inaksati zusammen zu stellen sei, habe ich längst aufgegeben. Ueber letzteres vgl. verf. , arische forschungen II, s. 91 f. enä^stä kann schon wegen des anlau- tenden e nicht zu den desiderativen gezält werden. Es ist vielmehr praeteritum vom perfektstamm (sog. plusquamperfekt) der Wurzel ans- „erreichen". Die grundform ist ar. *cinästa = idg. *ennkite, also mit „attischer" reduplikation , wie sie ja bei dieser wurzel häufig genug bezeugt ist; cf. ai. änqsa rjveyyia. Schwierigkeit macht nur das ^. Geldner glaubt sie dadurch beseitigen zu können, dass er die form zu ai. yaks- stellt. Aber ks in ai. aks- geht auf idg. kis zurück, und kist wird im iranischen auch nur st, ebenso wie kit Ich halte dafür, dass das ^ obiger form in gleicher weise zu beurteilen ist, wie in ßware^staraska neben pwörestä, välisem neben väsem

Beiträge z. künde d. indg. sprachen. Uli. 5

66 Chr. Bartholomae

(v. 7, 41) u. a. : es ist one etymologischen wert. Bezüglich des kurzen anlauts verweise ich auf ai. anagä, anagjät zu ang-, anastam rgv. 7. 45. 2 (aorist: „jetzt haben seine beiden arme des himmels enden erreicht") zu ans- und av. anase (s. 78).

XXXII. Gd. ehm = ar. asm.

Im altpersischen geht ar. s vor m ganz verloren, cf. amlj = ai. dsmi*\ im avestischen anlautend ebenfalls, cf. mahi = ai. smäsij wärend inlautendes sm zu m wird, wofür Geldner in seiner ausgäbe ganz mit unrecht, wie ich überzeugt bin, hm in den text gesetzt hat (cf. Kuhn's literaturblatt II, s. 383). Dass dies angebliche hn in seiner ausspräche dem m sehr nahe gestanden haben muss, zeigt die tatsache, dass es auf ein vorhergehendes a die gleiche Wirkung äussert wie blosses m. Im gathadialekt erscheint ar. a vor w vielfach als e (cf. verf., handbuch, § 6), in gleicher gestalt aber auch, was ich dort noch verkannt habe, vor hm. Die belege sind:

1) ehmä j. 29. 11, 34. \, 43. 10; = ar. *asma „wir waren"; im Jüngern avesta ahma, vgl. das zitat in a. 3. 3.

2) mehmaidl j. 45. 3, amehmaidl j. 35. 7; = ar. *a-7nas- madhi (mas = my.s), 1. plur. aor. sigm. med. aus yman-; vgl. ai. masija, agasmahi (-ygam-J.

3) grehma- j. 32. 12 14; = ar. *grasma~ zu ai. -y/gras-.

XXXIII. Gd. Iciuisl, kiuista j. 51. 15, 34. 13.

In Kuhn's Zeitschrift XXVII, s. 229 f. wollte Geldner statt der überlieferten formen Icöisl, Jcoistä lesen und als aoriste zur Wurzel kais- „versprechen" stellen. Man kommt aber, glaube ich, auch one korrektur aus. Dass das erste i svara- bhakti ist, wird von der metrik mit Sicherheit erwiesen. Eine Wurzel kuais- anzusetzen ist unmöglich, wegen des palatals,

*) Die Roth'sche erklärung von näisml in j. 12. 1 aus näi sml, welches „ich bin nicht" bedeuten soll (cf. etudes dediees a C. Leemans), kann ich aus zwei gründen nicht für richtig halten: 1) weil es ein allein stehendes nüi „nicht" nicht gibt; ap. naij ist aus naid hervorgegangen, und 2) der hauptgrund weil ein av. sm doch nicht auf ar. sm zurückgefürt werden kann. Man müsste schon analogiebildung nach asti annehmen.

Beiträge zur altiranischen grammatik. V. 67

der sich eben nur vor einem hellen vokal entwickeln konnte. Ich teile daher hi-w-lj ku-is-tä, und sehe in diesen formen ü- aoriste einer wurzel kau-, der ich die bedeutung „es absehen auf , hoffen" zuweise; vgl. ai. -^kü, äkütis. Das Je ist aus den bildungen mit mittlerer wurzelform bezogen. Dass der ?«-aorist schwache wurzelgestalt aufweist, ist gegen die regel der Sanskritgrammatik, kommt aber im veda oft genug vor; vgl. die aufzälung der stamme bei Whitney, wurzeln, s. 226. Cf.: j. 51. 15:

ve vohü manawhä . . . Iciulsi „das erhoffe ich mir von eurer gnade"; j. 34. 13: hia^ kiuistä hudäbiö mizdem mazdä

jehiä tu daprem ,,was von den frommen als Ion erhofft wird, o Mazdäh, (näm- lich) dass du ihn gewären wirst". [Jehiä steht für ja^ ahiä (mlzdahiä). Gegen die mehrzahl der hdss. mit Geld n er hudäbiö zu schreiben, kann ich mich nicht entschliessen ; vgl. Kuhn's literaturblatt II, s. 386. Aus einem thema hudäh- = ai. sudtis- kann der dativ plur. nur entweder hudazhiö (= ar. * siiddzbhjas , ai. sudahhjas) oder als analogiebildung in an- lehnung an den nom. sing. hudäbiö lauten.]

XXXIV. Gd. frärente j. 46. 3.

Das wort ist nicht, wie man es früher tat, in fra-\-arente, sondern in frä+rente zu zerlegen, wie eine anzal von hdss. auch wirklich bietet, rente ist = ai. rante rgv. 7. 36. 3, vgl. rmita, und gehört wie dies zur wurzel ar- „schicken, sich auf- machen". Whitney, wurzeln, s. 14 teilt die formen der 6. praesensklasse zu. Aber das avestische erete j. 44. 12, 3. sing., zeigt, dass sie richtiger der 2. zugewiesen werden. Warscheinlich sind sie auf den formen des unthematischen aorists aufgebaut: „aoristpraesentien" ; vgl. ai. ärta, arta, av. ärem (j. 43. 10; unten, s. 72). Das « dieser letzten form ist aus der kontraktion des augments mit dem wurzelaulaut ent- standen. Wenn dagegen das zur gleichen wurzel gehörige äresuä in j. 55. 12 so richtig überliefert ist, so muss es seines ä wegen dem perfektstamm zugezält werden.

68 Chr. Bartholomae

XXXV. Ap. ak''un"V"j"t''a.

Nach einem vokallos zu sprechenden konsonantenzeichen wird in der altpersischen schrift bekanntlich ij statt blossen / geschrieben; vgl. verf. , handbuch, § 81 f. In der anmerkung zu § 82 sind nur drei abweichungen von dieser Schreibweise aufgefürt: tj'a etc., apanjäkam und akünavjata. Die erste tja, tjam, tjaij etc. bleibt als solche bestehen; dass etwa taja ge- sprochen wurde, halte ich nicht für warscheinlich. Auf apanjäkam in der grammatisch und orthographisch gänzlich verluderten Inschrift des Artaxerxes Mnemon ist kein gewicht zu legen. Endlich, was das letzte wort betriift, so halte ich jetzt dessen hergebrachte lesung und erklarung akünavjata: 3, sing, praet. med. eines aus dem praesensstamm künav- gebil- deten passivstamms ; cf. Spiegel, keilinschriften ^ , s. 190; verf., handbuch, § 277 nicht mehr für richtig. Man er- wartete doch wenigstens die Schreibung ak"un''V'jH''a. Ich lese jetzt vielmehr akünavajatä, das ich als 3. plur. praet. med. eines aus dem praesensstamm künav- geformten kausal- stamms fasse. Eine 3. plur. fügt sich besser in den Zusammen- hang, insofern so der Wechsel des Subjekts vermieden wird, und ausserdem wird diese fassung durch die parallelstelle NRa 20 unterstützt. Cf.: tj'asäm hakäma a^ahj^) ava akünava (NRa 20) gegenüber tjasäm hafcäma a^ahj . . . ava akünavajatä (Bh 1. 20) und j'apäsäm hakäma aßahj ava^ä akünavajatä (Bh 1. 24). Dass dort das aktiv, hier das medium gebraucht ist, stört mich nicht; ich verweise auf den unterschiedslosen ge- brauch der beiden genera bei der wurzel bar-; cf. I 9: manä hägim ahara gegen Bh 1. 19: manä hägim abaratä. Werden ja doch sogar zu astij „er ist" medialformen gebildet. So wird man auch akünavatä in NRa 37 besser als 3. plur. „was ich ihnen sagte, das taten sie" denn mit Spiegel als 3. sing, mit passiver bedeutung nehmen. Auch das macht mich nicht irre, dass das kausale im gewönlichen sinn der wurzel gebraucht ist. Eigentlich kausative bedeutung lässt sich ja bei keiner der belegten altpersischen kausalformen mehr mit Sicherheit nachweisen (doch vgl. die note 4).

Beiträge zur altiranischen grammatik. V. 69

XXXVI. Ap. f''r''h''r''V'")n".

Wie nach einem vokallos zu sprechenden konsonanten- zeichen ij statt j geschrieben wird (cf. oben), so auch uv statt v; cf. verf., handbuch, § 81, 84. Als einzige ausname von dieser orthographischen regel ist an letzterer stelle das wort fraharvam Bh 1. 11 aufgefürt. Denn statt gäßvä, wie Spiegel in Bh 1. 62, 66, 69 und NRa 36 liest, ist sicherlich vielmehr gäpavä zu lesen. Spiegel nimmt gäpvä als instrumental im sinn des lokativs, unter hinweis auf § 75 (s. 192). Ich vermisse aber dort die belege, gäpavä ist vielmehr wirklicher lokativ mit postfigirtem a, ebenso wie dahjauvä; vgl. auch dastajä und verf., handbuch, § 56. Aber auch fraharvam halte ich nicht für die richtige lesung. Man dürfte wenigstens erwarten f<'r"h''r"v"m'' geschrieben zu finden. Ich denke mir, dass harava-, wie ich lese, identisch ist mit dem griech. öloo-, das doch nur aus öXofo-, nicht etwa aus oXj^o- entstanden sein kann. Dann verhält sich ap. harüva- (ar. *sarva-) zu harava- (ar. *sarava-) wie gr. olo- (aus *6lfo-) zu okoo- (aus * oAo/o-). Wir haben es also mit einem abstufenden nominalsuffix zu tun; über die verschiedenen formen des suffixes olo etc. vgl. Wheeler, der griechische nominalakzent, s. 23.

Ich benutze diese gelegenheit, um wieder einmal an die schon von Windischmann aufgestellte, später aber wie z. b. aus Bezzenberger's bemerkungen in seinen beitragen V, s. 168 n. hervorgeht wieder in Vergessenheit geratene gleichung gr. ccQiGTSQog = av. vairiastära zu erinnern. In jeder der drei ersten silben des worts, das offenbar eine kom- parativbildung mit doppeltem suffix ist, weisen hier die beiden sprachen eine andre ablautsstufe auf. Als dritte form zu teqo-, tara- stellt sich av. ära- in apäJiära (komp. zu dpänk-).

Es sei mir gestattet im anschluss an die beiden letzten artikel noch ein par weitrer bemerkungen zu den Spiegel'- schen lesungen altpersischer Wörter zu machen.

up'd"r''m''h''j''ä (Spiegel upadaranmahja) : 1. iipadarmahjä. Spiegel's lesung, die dem susischen humbadaranma zu gefallen gebt, ist nach der altpersischen Orthographie nicht zu recht- fertigen. Nasale werden nur vor geräuschlauten unbezeichnet

70 Chr. Bartholomae

gelassen, vor nasalen werden sie geschrieben; cf. kamnam. Der name des in rede stehenden Susiers war ebenso gut iranisch wie der seines sones Athrina (asina). Das wort mag mit av. zaremaia- zusammenzustellen sein.

(/"ub"r"uv" (Spiegel gaubar uva): ]. gauhrüva, eigentlich „einer der stierbrauen hat". Im griechischen wird das alt- persische au in der regel durch w wiedergegeben, cf. Gaubrüva Fwßgvag, Äuramazdä '£2Q0f^d^rjg, Vaumana '£2f.iav6s, und umgekehrt im altpersischen griechisches w durch au, cf. Jaunä 'lojvla. Das lässt schliessen, dass das altpersische au die ausspräche ou gehabt hat. Vgl. das thessalische.

Icij^lcr^m" (Spiegel ciyankaram): 1. kijakaram, d. i. kij'at- karam, *icijankaram wäre auf *kijant-karam zurückzufüren, eine schauderhafte bildung.

t"v"m" (Spiegel fuvm): 1. tüvam ai. tvdm, gd. tiiem. Spiegels anname, dass uv in der mitte der Wörter einige male = ü stehe (keilinschriften^, s. 157, 180 f.), lässt sich nur mit dem einen parüvnäm stützen , das zweimal in NRa und zweimal in P vorkommt. Die inschrift des Artaxerxes Ochus ist ganz verwarlost, aber auch die von Naksirustem zeigt einige abson- derlichkeiten , vgl. verf., Bezzenberger's beitrage X, s. 270. UV vor konsonanten ist entweder = uva oder falsch; entspre- chend ij. Länge und kürze von i und u werden im altpersi- schen Schriftsystem nicht geschieden; vgl. verf., handbuch, s. 5f. Danach sind die altpersischen beispiele bei Osthoff, morpho- logische Untersuchungen IV, s. 40 ff. zu beurteilen.

m'^wy'ah''j'* (Spiegel maniyähy)'. 1. manijähaj, medium statt aktivum. Die form kommt nur einmal unverstümmelt vor, nämlich I 20; aj statt aij findet sich auch sonst.

f'uv'ja" (Spiegel JMüe'yä): \. jauvijä; cf. bX. javj'd (drei- silbig), np. gül. Zur Schreibung vgl. av. haetaoue j. 53. 4.

vz-'r^k" (Spiegel vazraka): 1. vazarka. Das neupersische buzurg weiet auf mittlem r-vokal hin; cf. Hüb seh mann, Kuhn's Zeitschrift XXVII, s. 111.

h"g"m"t"a"n"ij'' : Spiegel liest hangmatänaij, um so eine etymologie des worts zu gewinnen. Aber die dabei ange- nommene Wortbildung wäre ganz barbarisch. Das griechische, aramäische, assyrische, susische und der moderne name weisen auf hagmatäna hin, wie das wort auch jedenfalls zu lesen ist.

h'um''V'' [r^k^'a] (Spiegel humavarkä): 1. haumavarkä.

Beitriäge zur altiranischen grammatik. V. 71

Spiegel lässt sich durch die griechische form des namens, l^/nvQyioi, abhalten haiinia° zu lesen. Aber für hu wird ganz ausnamslos blosses u geschrieben. Die Griechen werden also falsch gehört haben (genau wäre 'i2/iiaoQyioi ; vgl. oben), hauma- varkä sind „die hauma- (söma-)wölfe". Die Sakä haumavarkä scheinen diesseits, die Sakä tigraliaudä, „die spitzkappen-Saken", jenseits des Jaxartes gewont zu haben ; vgl. die reste von Bh. 5, aus denen hervorzugehen scheint, dass, um den Sakuka gefangen zu nehmen, ein grösseres wasser überschritten werden musste. Sakuka war aber jedenfalls ein spitzkappen-Sake, das geht aus seinem bild aufs deutlichste hervor.

XXXVII. varänl j. 53. 4, °uarefa j. 31. 10. vairl- maidl j. 35. 3.

Aller warscheinlichkeit nach hat das ar in jeder dieser drei formen aus wurzel icar- „erwälen, sich bekennen zu " einen andern etymologischen wert. Zu varänl vergleicht sich ai. vdrat, vdras; ar ist hier = ar. ar. Tax. vairlmaidi stellt sich ai. vurlta; ar ist rr. Endlich °uaretä bringe ich hinsichtlich der vokalisation mit ai. gürta, pürdhi zusammen. ar ist also f. Die 3. plur. praet. med. varatä j. 30. 5 (,,da entschieden sich : dafür das schlechteste zu tun der lügne- rische von diesen beiden geistern, für das rechte aber der heiligste geist . . und diejenigen, welche . . .")*)» ^~- ^^ steht entweder für vrr° oder das a ist übertragen. Geldner's Vor- schlag (Kuhn's Zeitschrift XXVIII, s. 263) vratä zu lesen, muss ich für verfehlt erachten; ar. vrata wäre *uruatä; vgl. verf, handbuch, § 74.

XXXVIII. fear j. 46. 4.

Geldner schreibt mit ganz wenigen handschriften Imräß, vermutlich weil er es, wie auch ich früher, zu Imnr- „bewegen"

*) Anders neuerdings Geldner, Bezzenberger's beitrage XII, s. 93, 97. Grammatische gründe sprechen gegen seine Übersetzung. 1) „vcrezyö ist akk. plur. eines adj. verezi, gebildet wie dhunt, und verbal konstruirt". Ich kenne sonst radikalstämme ausgenommen nur akk. plur. auf •ts, bzw. -in, -t«. 2) Die 3. sing, praet. med. von var- sollte eben varetä geschrieben sein, wie j. 31. 10; doch vgl. verf., ga5-a's, s. 13.

72 Chr. Bartholomae

zieht. Die tradition ist hier mit ihrem künisno ganz im recht. Ich nehme hara^ jetzt als konjunktiv des unthematischen aorists der Wurzel har- „machen"; ai. kdrat. Ins vedische übersetzt würde die zeile e lauten: sa tän purögäh pathmän sukitteh karat. Vgl. dazu verf. , Zeitschrift d. dtsch. mgl. gesellschaft XXXVIII, s. 119, Bezzenberger's beitrage X, s, 274. Die übrigen gathischen aoristformen aus wurzel kar- sind: Jcöreß j. 44. 7, 45. ^ (= ar. Icart, ai. kar), keremä j. 40. 1 (ai. kfsva), tcaraiti j. 51. 1 (= ai. karati; tradition vabdünjen, cf. s. 73) und karäne j. 44. 17 (Geldner: karäm; doch vgl. die Varianten und verf., arische forschungen II, s. 183). Aus dem Jüngern avesta noch Icarenta y. 2. 11 (astem i^ra fralcarenta „ein heim bereiteten sich da").

XXXIX. däis j. 43. 10.

Justi, handbuch, s. 151 nimmt däis als 2. sing. konj. aor., verf., altiranisches verbum, s. 31 als 2. sing. opt. aor. akt. der wurzel da- „geben". Eines ist so verkehrt wie das andre. Auch die von mir, arische forschungen II, s. 166 vor- geschlagene änderung ist abzuweisen, däis ist eine durchaus regelmässige 2. sing. inj. akt. des s-aorists der wurzel dhai- „warnehmen, sein augenmerk richten auf ", gebildet ganz wie ai. hhäis zu bhai-, jäus zu iau-. Nach der metrik ist zu lesen (vgl. verf., a. a. o. III, s. 11 ff.):

djß tu möi dais dsem \ Mä]^ zdozaomi \\

äramäiti \ häkimno l^ arem \\ ; d. i. „Nimm war meines opferlieds, das ich ergiesse; ergebnen sinns hab ich dir's jetzt zugesendet", äreni ist augmentirte aoristform der wurzel ar- „senden; sich aufmachen", ist ai. sma; cf, verf. a. a. o. III, s. 58.

XL. dlsemna- j. 51. 1.

Mit den drei besten handschriften J 2, K 5 und Pt 4 lese ich vidisemnäi. °näiS wie Geldner schreibt, ist durch das folgende siaopanäis veranlasst. Die gleichmachung der aus- ginge benachbarter wörter ist eine gar nicht seltene erschei- nung, vgl. z. b. j. 44. 10, 49. 4, 49. 5 {täiskä vispäis statt

Beiträge zur altiranischen grammatik. V. 73

taelcä vispäis, vgl. die vorhergehende strophe und verf., Kuhn's Zeitschrift XXVIII, s. 46), 51. 13 {peretä äkä siaii peretö so K 11 äkä, vgl. die vorhergehende strophe), 51. 15. Die bildung disemna- entspricht so genau wie möglich der vedischen dhl'samäna- rgv. 10. 26. 6: part. med. des s-aorists aus der Wurzel dhai- „warnehmen, sein augenmerk richten auf ". [So richtig P. W., Grassmann und Delbrück; anders Whit- ney, wurzeln, s. 83.] Subjekt des ersten satzes der strophe ist vohü lisa^rem vairlm; Jcaraiü ist als konjunktiv des aorists zu kar- „machen" zu stellen, cf. s. 72; die tradition hat va- bdünjen; Iza, instr. sing., mit ai. l'hate zusammengehörig, ist eine bildung aus dem desiderativstamm wie ai. hhiksä u. a. (Whitney, ind. grammatik, § 1149), steht also für ar. *igzhä aus Igxh+sä, vgl. Geldner, Studien I, s. 64 ff., verf., a. a. o. III, s. 52 f. Danach übersetze ich: „Der gute, liebe (gott) Khsathra erwirkt für den das günstigste (wörtlich „zuträg- lichste"), das beste los, der in seinem tun mit eifer nach dem rechten strebt; ihn will ich jetzt für uns zu gewinnen suchen".

XLI. siodum j. 48. 7.

So bieten sechs der besten handschriften. Geldner schreibt jetzt doch vgl. die bemerkung in Kuhn's Zeitschrift XXVIII, s. 265 mit J 2 siözdüm. Ich kann das nicht billigen. Dass zd oder zd fälschlich für blosses d geschrieben wird, kommt zum öftern vor. Man vergleiche z. b. j. 44. 20, wo vier hand- schriften urnzdöiatä statt urüdöiatä bieten; ferner j. 46. 11, wo statt Jiraodaß vgl. j. 51. 13 fünf handschriften (darunter J 2, K 5, 4) Jiraozda^ haben; und besonders j. 32. 3, wo statt asrüdüm in fünf handschriften asrüzdüm, in zwei asrüzdüm geschrieben ist. siödüm ist 2. plur. inj. med. des i-praesens der wurzel sä- „wetzen, schärfen", paiti siödüm ist „rüstet euch gegen , macht euch bereit gegen ". Geldner, a. a. o. stellt damit siasklß j. 32. 16 zusammen. Ich halte es für sehr bedenklich, das wort für eine 2. sing, zu nehmen. ^Iß hinter dem verbum finitum kommt sonst nirgend vor; auch im rgveda nicht. Das von Grassmann und Geldner zitirte dhdnvan-kid rgv. 1. 135. 9 ist sicher nominalform, cf. Ludwig, rigveda V, s. 43.

74 Chr. Bartholomae

XLII. vldäitl j. 51. 6

gehört nicht zur wurzel dhä', wie ich Kuhn's Zeitschrift XXVIII, s. 43 annam, sondern als 3. sing. konj. praes. akt. zu uaidh- (ai. vidh-) „[den göttern] dienen , sich widmen , ergeben sein". Die a. a. o. gegebene Übersetzung wird dadurch nicht berürt. Vgl. dazu Geldner, Kuhn's Zeitschrift XXVII, s. 197. Zur selben wurzel gehört auch vldö j. 51. 18, nom. plur. fem., in konkreter bedeutung, wie ai. ripas, doisas, nidas u. a. m.

XLIII. frösiä^ j. 46. 8.

Ich zerlegte früher frö+asiä^. Das ist falsch. Solche kontraktionen kommen in den gatha's nicht vor. Auch die Zerlegung von fröretols j. 46. 4 in frö+eretöis ist verfehlt. Es ist entweder frö . iritöis oder frö . rentöis zu lesen. frösiäjß nun ist einfach frö+siäß, d. i. 3. sing. konj. akt. des ^-praesens aus shä- „schneiden", = ai. Ichä-, Jch.jäti; hier in der allge- meinern bedeutung „verwunden, verletzen, etwas zu leide tun". Zur gleichen wurzel auch säzdüm (s-aorist) j. 31. 18 und aus dem Jüngern avesta auasiäß und sänam „stück". Vgl. verf., Kuhn's Zeitschrift XXVII, s. 366 f. frö ist hier = ai. pro (z. b. rgv. i.39. 5); ebenso j. 28. 11, 33. 8, 13, 45. 6, 46. 3, 5, 10, 49. 6. So auch apö j. 32. 9 = ai. äpo (z. b. rgv. 5. 48. 2). In der komposition dagegen so beide male in j. 46. 4 entspricht es dem ai. puräs.

XLIV. morenden, morenda^ j. 32. 9 ff.

mörend- auch morend- geschrieben steht nach § 8 meines handbuchs für älteres *marnd- (vgl. P 6). Ich füre das jetzt auf ar. *mfnd- zurück und verweise dazu auf das lange i in vinasti j. 31. 15.

XLV. nerefsaitl j. 44. 3

mu88 für eine recht junge bildung gelten. Das beweist die lautgruppe fs statt ß. Die inchoative praesensbildung, im alt- indischen nur in sehr beschränktem umfang üblich der rgveda hat nur ikha-, ukha-, xlcha-, gakha-, jalcha-, jukha- und

Beiträge zur altiranischen graramatik. V. 75

vänicha- hat im altiranischen stark überhand genommen, ebenso wie im griechischen und lateinischen. Als zweifellos junge bildungen des Jüngern avesta erwäne ich noch tafsa- und hafsa-. Grund wie oben. Im gathadialekt finden sich die inchoativstämme : a) nerefsa-, (jasa-, jasa-, peresa- ; b) isasa-, hlsasa- (j. 32. 13, vgl. Geldner, Kuhn's Zeitschrift XXVIII, s. 303; hlsasa-, dreisilbig, ist „beginnen inne zu haben" = „einnehmen").

XLVI. Jisäi j. 28. 3, lisö 46. 2.

Geld n er schreibt ^s°, vgl. auch j. 65. 9. Dann beruht das s auf Übertragung. Die lautgesetzliche form ist jedenfalls die mit s. Ich stelle beide formen zum einfachen themati- schen aorist der wurzel kas- (ai. käs-) oder auch ksä-. Die gathische bedeutung ist „warnehmen, schauen auf , bedacht sein auf ". Dagegen ist für ^a^se und ^säta j. 65. 9 die bedeutung „mitteilen, verkünden" anzusetzen. Auch die wurzel ka^s- = ai. Jcaks-, av. Icas- (verf., Bezzenberger's beitrage X, s. 209) hat ja beide bedeutungen. Die behauptung übrigens, dass ai. Icaks- sich durch reduplikation aus kas- (käs-) ent- wickelt habe, ist ganz unhaltbar. Ai. kasß == av. Icaste kann nur aus ^k^ekistai, nicht aber aus "^k^ek^stai entstanden sein.

XL VII. fisentä, ^sentqm j. 48. 5, ^saetä j. 41. 2, Tisaesa j. 8. 5.

Die in meinen arischen forschungen II, s. 168 für ai. ksa- trd- = av. Tisapra- und ai. ksdjati av. Tisaieiti aufgestellte wurzel ksä- „walten, macht haben über , beherrschen" liegt deutlich in den beiden ersten formen zu j. 48. 5 vor. Die zeile :

hüTisaprä ^sentqm \ md.ne düse.^saßrä ^seiUä \\ bedarf keiner korrektur. Es ist eine ganz normale dzagati- zeile mit zäsur nach der fünften silbe; vgl. verf., a. a. o. II, s. 28 f.; III, s. 11 ff. (Die betonung Jm^s°, düse.^s° ist durch den gegensatz bedingt.) Da das praesens von ksä- im vedi- schen wie im avestischen nach der i-klasse gebildet wird, nehme ich jene formen als 3. plur. inj., bzw. imp. med. des einfachen thematischen aorists. Ebendazu gehören auch ^saesa

76 Chr. Bartholomae

und ^saetä als 2. und 3. opt. med. Das medium der wurzel kommt auch sonst vor: ^saiamnö. Wenn in j. 41. 2 hu^sa- ßrastü.ne richtig überliefert und tü.ne nicht etwa aus § 3 und 4 hierher verschleppt ist , muss tu als partikel , = ai. tu genommen werden, wärend es sonst als enklitischer nominativ sing, des pron. II, pers. fungirt.

Zur praesensbildung ksdjati ^sateiti vgl. hväjati zhaieiti zu zhtiä- und Hübschmann, indogerm. Vokalsystem, s. 42. Ausser in diesen formen kommt die wurzel Mä- nur noch in ai. adhiksitam rgv. 10. 92. 14 vor. Eine i-wurzel wird aber dadurch keineswegs erwiesen. Entweder i gehört zum suffix wie in tadit u. a. , oder i repräsentirt die schwache vokalform zu ä. Die Geldner'sche Übersetzung von j. 32. 5c halte ich schon desshalb nicht für richtig, weil ^saieiti sonst überall in den gatha's mit dem genitiv verbunden wird. Statt Jisaiö ist wie in j. 31. 20 mit Pt 4, Jp 1, K 4 Tisiö (infinitiv „zu ver- derben") zu lesen.

XL VIII. röißwen j. 31. 7.

Man nimmt allgemein röipwen als 3. plur. praet. akt. Ich halte diese erklärung nicht mehr für richtig. Die syntax spricht ganz entschieden dagegen. Ich fasse es jetzt als infinitiv. Dann ist die zeile zu übersetzen: „Er der zuerst es erdachte mit licht die räume zu erfüllen " (wörtlich „zu- sammenfliessen zu lassen"). geht auf häprä. Zur kon- struktion vgl. j. 33. 6: Ja verezieidiäi mantä västnä; j. 31. 8: ßß pwä menghl . . jezim stöi; rgv. 7. 2. 7: mdnje väm gätd- vedasä jagddhjäi. Der form nach ist röipiven lokativ. Etwas häufiger finden wir den dativausgang des gleichen Suffixes zur infinitivbildung verwendet, -uancii; cf. ai. dävdne, av. vlduanöi. Auch beim suffix -man hat sowol der dativ- als auch der lokativausgang zur infinitivbildung gedient; vgl. verf., Kuhn's Zeitschrift XXVIII, s. 20 und 22, G. Meyer, griech. gram- matik^ § 595 anm. 4, Brugmann, Iw. Müller's handbuch II, s. 93 und 621. Ein genaues analogon dürfte röipwen im griechi- schen haben; cf. G. Meyer, a. a. o., § 598 anm. 2. Die stelle j. 12. 1 , wo die zweite hälfte unserer zeile zitirt wird, beweist natürlich nicht das geringste gegen meine fassung. Sie kann höchstens zeigen, dass das genauere verständniss der

Beiträge zur altiranischen grammatik. V. 77

gatha's schon recht frühzeitig verloren gegangen ist: eine tat- sache, die auch noch durch andre, oft ganz unvernünftige Zitate erhärtet wird.

XLIX. qStä j. 43. 14.

Ueberliefert ist frqstä, das zweifellos in fra + qstä zu zer- legen ist. Geldner, drei yasht, s. 38 scheint an der nasa- liruug anstoss zu nehmen. Ich halte die form für durchaus regelmässig. Sie darf nur nicht als aoristbildung genommen werden, qsta ist die ganz normale 3. sing, praet. med. zur vedischen 1. plur. konj. med. andmmahäi rgv. 8. 27. 22, gehört also zum praesens der 7. klasse der wurzel ans- „erreichen; reichen, bringen". Vgl. dazu ai. ankte und andkti zu aTitg- „salben".

L. nisqsia 50. 2.

Meine erklärung in arische forschungen II, s. 26 f. ist ebenso verkehrt wie die Geldner'sche in Kuhn's Zeitschrift XXVII, s. 580. Geldner hat aber wenigstens das etymon getroffen, qsiä ist 1. sing. opt. med. aus dem schwachen prae- sensstamm 7. klasse der wurzel ans- „bringen"; vgl. (^ta, oben. Der tonlose zischlaut in nis macht keine Schwierigkeit. Laut- gesetzlich war z doch nur vor tönenden geräuschlauten ent- standen. Man vergleiche dazu duser epris j. 49. 1 neben duza- zobä j. 46. 4; erestialcä j. 31. 12 neben erezu^däi j. 31. 19. Die bedeutung von ans- + nis ist „herausbringen, erretten, er- lösen". Das vorhergehende ist ai. stna. Danach ist zu übersetzen: „die warhaft rechtschaffenen unter den des Sonnen- lichts sich freuenden menschen, die will ich, wenn sie im gericht stehen, herausbringen, hin zu den wonsitzen der ge- rechten", dä^em nehme ich als gen. plur., vgl. starein j. 44. 3 u. a. m. ; dähuä als lok. (des ziels) plur. zu dam- „haus". Man könnte vielleicht gegen diese fassung die tatsache geltend machen wollen, dass sonst in den gatha's das postfigirte ä hinter loka- tiven nicht zu belegen ist. Der einwand ist aber nicht stich- haltig, üeberall wo ä unmittelbar vor oder hinter einem lokativ steht, ist es nach ausweis der gatharhythmik enklitisch oder proklitisch gesprochen worden; cf. j. 34. 10: | ßwähmi mäzdä

78 Chr. Bartholomae

^§aßroi ä vöj^dßrä \\ ; man beachte , dass hier Jp 1 und K 4, zwei der besten handschriften, in der tat ^saßröj^a lesen; ferner j. 48. 7, 49. 8, 10, 50. 4, vgl. die neuausgabe. Gegen die herkömmliche erklärung von dähuä als 2. sing. imp. von dä- oder dhä- spricht das ä vor dem suffix. Ich verlangte diäuä, cf. dlsä j. 43. 7 und ai. dhisvd. Bei Ludwig's Übersetzung unsrer stelle (rigveda IV, s. 275) verstehe ich das deutsch nicht.

LI. vlstä j. 46. 17.

So lese ich mit K 5, J 2 und K4. Geldner vestä nach Pt 4 und den meisten andern handschriften. Aber das e ist grammatisch nicht zu rechtfertigen. Der zendist (lekßm . .sä- tüned) las mit S 1 u. a. ve stä. vlstä steht meines erachtens für ar. *uinßa oder *uinpta und bildet die 3. sing, praet. med. zu vlnasti j. 31. 15, gehört also zum praesensstamm 7. klasse der Wurzel uaid- „finden; verschaffen, bewirken"; vgl. nista V. 18. 16, 2, plur. zu naid-, verf. , arische forschungen II, s. 83 f. Die zeile

hadä vlstä \ vahmeng seraosä rädawhö || ist zu übersetzen: „(wo) er immerdar preislieder sammt ge- horsam im tun finden soll (, er der den gerechten und den ungerechten scheiden wird . . . der gott Mazdah)".

LH. anase j. 44. 14.

Die Streichung des anlautenden a ist nicht gerechtfertigt. anäSe ist ein aus dem attisch reduplizirten perfekt- (oder aorist-) stamm mit dem suffix -sai gebildeter infinitiv der wurzel ans-, ä ist ^. Im übrigen vgl. enä^stä, s. 65. Das suffix -sai tritt auch im indischen einmal hinter einem reduplizirten tempus- stamm auf: /cdrkrse rgv. 10. 22. 1, 105. 4 (? 10. 74. 1, fälsch- lich unbetont?). An der ersten stelle ist zu übersetzen: „welcher im haus der dichter, der im verborgenen auch im lied zu rümen ist". Aenlich auch an der zweiten stelle. Die herkömmliche erklärung von IcärkYse 3. sing. int. med. kann ich nicht billigen. Das s bleibt dabei unerklärt. Mit aricase, ginlse, gäjise und den übrigen bei Whitney, wurzeln, s. 242 zusammengestellten 1. sing. konj. med. lässt es nicht in Verbindung bringen. Dieselben sind doch sicherlich neubil-

Beiträge zur altiranischen grammatik. V. 79

düngen mit dem konjunktivausgang des sigmatischen {s- und is-) aorists; vgl. J. Schmidt, Kuhn's Zeitschrift XX VII, s. 326. Aber die 3. sing.? Vgl. unten av. rämhamhöi.

LIII. zaia^a j. 6S. 1, zaemä j. 41. 4.

Beide gehören als 2. plur. des /-praesens, bzw. 1. plur. opt. des thematischen aorists zu einer wurzel zä-, zä-, zhä- oder zhä- - der anlaut ist nicht zu ermitteln , welche „tenere" bedeutet. In j. 53. 7 ist zu übersetzen: „haltet ihr fest an diesem bund, so . . ."; zu j. 41. 4: „erwerben wollen wir ihn und uns darin behaupten (= ihn behaupten, behalten), 0 Mazdah Ahura, in deinem langwärendem schütz; rüstig wollen wir durch dich werden und stark", zaemä Hesse sich allerdings auch = ai. '^gema, injunktiv zu zai-, setzen, aber der vorausgehende optativ hanaemä spricht entschieden da- gegen. — Zur gleichen wurzel gehört auch zazenti j. 30. 10; vgl. jetzt Geldner, Bezzenberger's beitrage XII, s. 94, 100.

LIV. rämhatahöi j. 28. 8.

Ich nehme die form jetzt als 1. sing, zu ras- „gönnen". Es ist eine bildung wie ved. aricase, jagase; vgl. Delbrück, altind. verbum, s. 181, Whitney, ind. grammatik, § 894 d, 897. Vielleicht macht man mir auf grund dieser erklärung wieder einmal den Vorwurf ein „fanatiker des sanskrit" zu sein. Das soll mich wenig bekümmern. Ich halte jede bildung, die ich für arisch ansehe, auch im avestischen für erlaubt und möglich. Uebrigens findet sich im avesta auch eines jener auffälligen medialpartizipien auf -asäna-, welche nach Del- brück, altind. verbum, s. 234 und Whitney, ind. grammatik, § 897 anders J. Schmidt, Kuhn's Zeitschrift XXVII, s. 326 mit diesen 1. sing, auf -sai im Zusammenhang stehen, näm- lich manawhänö jt. 19. 47, 49 (so gewiss zu lesen). Zur er- klärung der form cf. oben s. 78. Danach isl meine Über- setzung in arische forschungen II, s. 145 f. richtig zu stellen.

LV. väura- j. 28. 5, 31. 3, 47. 6.

Der stamm väura- liegt vor in väuräiie, väuraiä (1. sing, opt. med., cf. verf., ar. forschungen II, s. 65) und väuröimaidi.

80 Chr. Bartholomae

Seine Zugehörigkeit zu uar- „erwälen, sich bekennen zu-" ist zweifellos. Ebenso sicher ist seine bedeutung „veranlassen sich (zum rechten glauben) zu bekennen, bekehren." Die bedeutung, sowie in zweiter linie die thematische flexionsweise lässt es geraten erscheinen, väura- nicht als intensivstamm zu neh- men, sondern als stamm des reduplizirten, kausativen aorists. Bezüglich des reduplikationsvokals lassen sich ai. avävarlt rgv. 8. 89. 7 und rärdnat etc. vergleichen, welche von Whitney, wurzeln, s. 162 und 224, bzw. vom Petersburger Wörterbuch, s. V. ran- zum reduplizirten aorist gezogen werden. Doch ist das freilich sehr problematisch.

LVI. vereztatqm j. 48. 5.

Ich nehme es jetzt, entgegen der ar. forschungen II, s. 64 ausgesprochenen meinung für eine 3. dual. opt. aor. med. Die form ist genau so gebildet wie ai. jugjätäm rgv. 7. 42. 1 ; also verez-i-ätqm. Der dualis bezieht sich auf die beiden Subjekte: jaozdä und zqßem. j'aozdä, in der pehleviübersetzung jOÄC^äsariÄ; ist ein neutrales Substantiv, wie ai. bhäs u. a. aipi ist einfach „und, auch."

LVII. mqzdazdüm j. 53. 5, mendaid-iai j. 44. 8, men j. 28. 4, 31. 5.

Die in Bezzenberger's beitragen VIII, s. 211 f. ausgeführte meinung, dass men die schwächste form von mänas- sei, ist irrig und wird auch durch j. 48. 4 nicht erwiesen; manö ist hier infinitiv. mqzdazdüm ist eine bildung wie mazdänhödüm und enthält denselben wurzelstamm wie dieses, nur in stärkerer form, nämlich mendh-; cf. verf., ar. forschungen III, s. 55 f. Wie im rgveda neben sraddddhänas auch srät te dadhämi u. s. w., mit trennung des nomens vom verbum, vorkommt, so im avesta neben mazdäwhödüm , mqzdazdüm auch men gaire dade, men/cä daidiäi. men geht auf ar. *tnant (mit t- oder d- aus dh) zurück, wie gd. rapen auf ^rapant (3. plur. praet.). Die form mc^ in mqs vaka dapänahe j. 9. 31 ist zweifellos erst sekundär an die stelle von *men getreten; veranlassung hiezu gab das nebeneinander von men . . daäaiti und mqzdaäaiti. Die form mcndaidiäi hat mit der wurzel dhä- nichts zu schaffen ;

Beiträge zur altiranischen grammaük. V. 81

sie ist einfach für den infinitiv jener wurzel mandh- anzusehen. Man beachte dass auch mend° und mond^ mehrfach in den handschriften bezeugt ist. Statt Ja menff j. 48. 2 (cf. Geld- ner, drei yasht, s. 86) ist jämeng, d. i. ai. jäman zu schreiben; so muss auch der zendist gelesen haben, da er ja meng zu- sammen mit damtk wiedergibt*). S. auch zend-pehl.-gl. 14. 10. Die rhythmik spricht ebenfalls dafür. Es ist zu übersetzen: ,,Tu es mir kund, da du es ja weisst, o Ahura, noch ehe die entschei- dung im kriegszug**) eintritt: Wird der gläubige, o Mazdah, den ketzer besiegen?" j^ereßä stelle ich mit ai. p^thak „ge- schieden" zusammen. vqs in j. 49. 4 ist verbalform ; cf. unten s. 82.

LVIII. asfnn j. 33. 2.

Es ist ein weiterer akkusativischer infinitiv zu den bei verf., ar. forschungen II, s. 141 aufgezählten. In j. 31. 22 findet sich der nominativ dazu : astis ,, beistand", a ist das be- kannte praefix, stim gehört zur wurzel sthä-. Vermutlich steht

*) Die von Geldner, Bezzenberger's beitrage XII, 8.96 aufgestellte gleichung av. Jeinan- (in Jemä j. 30. 3) = ai. j'ämati- kann ich nicht für richtig halten. Av. °em° ist ar. und ai. °am°, nicht °äm°. **) Um

einen solchen handelt es sich, das geht auch aus der vorhergehenden Strophe (j. 48. 1) hervor, wo ich übersetze: „Wenn er (der prophet) erst die lüge mittelst der warheit (d. h. das ketzervolk mit hülfe der gläu- bigen) überwunden und es dadurch erreicht haben wird, dass er sich wirklich heimisch fült (zu ai. ö'kas etc.), in Sicherheit vor daiva's und menschen : dann wird er laut dein lob ertönen lassen, o Ahura". daibi- täriä stelle ich auch nach den neuesten auffürungen Geldner's in Kuhn's Zeitschrift XXVIII, s. 260 mit ai. düita zusammen. Das schliessende ist dasselbe, wie in apanä und japanä. Meine zu j. 32. 3 in Zeitschrift d. dtsch. mgl. ges. XXXVIII, s. 122 f. gegebene Übersetzung fügt sich dem Wortlaut man beachte ^'äi« ! viel bequemer als die Geldner'sche. Statt qsasutä ist entweder q^isastä zu lesen oder qsasnutä (eine intensiv- bildung mit beibehaltung des praesenscharakters, was ja auch sonst vor- kommt; vgl. ai. pipinvtUhur u. a.). Ich ziehe letztere korrektur wegen spa- supä in j. 53. 6 vor. Mit rücksicht auf jt. 11. 5 lese ich spasnupä. Geld- ner's erklärung in Kuhn's Zeitschrift XXVIII, s. 199 fördert nicht, ja- sepwa- in jt. 13. 148 beweist meines erachtens gar nichts; vgl. jt. 13. 153 und die Varianten. Wenn „der irrationale vokal in der tat die kraft hat nach dem zischlaut die spirans zu konserviren" , wie konnte er denn gleichzeitig den wandel von s in s hervorrufen? Und wo soll denn über- haupt die svarabhakti zwischen tonlosen geräuschlauten herkommen? Beiträife z. kundo d. indp. sprachon. XIII. (J

82 Chr. Bartholomae

astisfür *a-sth-H-s; vgl. verf., a. a. o., s. 104, 118. Bezüglich der konstruktion von astlm mit dem lokativ verweise ich auf das Petersburger Wörterbuch unter sthä- m. a 6) und asthä- 1). Es ist zu übersetzen: „Wer dem ketzer böses antut in wort oder gedanken oder tat, oder aber dem frommen beizustehen bedacht ist: die ..." Im avesta stehen den ai. formen aus 4 Icit' solche mit ^ (= ar. th) und t gegenüber, die sich nicht vereinigen lassen ; vgl. unten s. 84. Die bedeutung ist ungefär die gleiche. Auch h'köiferes j. 32. 11 besagt „sie lassen sich angelegen sein, sind bedacht auf "; statt dreguatö ist mit Pt 4, S 1 dreguantö, nom. plur. zu lesen: „die ketzer, welche eifrig darauf bedacht sind, die hausfrauen und hausherrn um dem besitz ihre erbe zu bringen".

LIX. vq,s j. 49. 4.

Die in Bezzenberger's beitragen VIII, s. 211 gegebene er- klärung nehme ich zurück; vgl. oben s. 80 f. Das auslautende s ist der lautgesetzliche Vertreter eines arischen st (ar. forschun- gen II, s. 81); V({S also = ar. *uänsf, 3. sing. akt. des sigma- tischen aorists von uan-, hier im sinn des lateinischen „delec- tare". huarstäis ist nicht instrumental, sondern aus huarstä (nom. plur.) + U zusammengeflossen, wie j'äis j. 28. 2 u. a. (wo- rüber demnächst an einem andern orte), jaesqm ist so viel wie jaß aesqm. Es ist zu übersetzen: „Die in böslicher absieht die raserei und grausamkeit durch ihre reden unter den bauern verbreiten, selber one feldbau , da nur deren Übeltaten, nicht ihre guttaten sie ergötzen : die . . ." Die singularform vqs nach dem plur. huarstä ist ganz normal; vgl. verf., ebenda. Ueber die bedeutung von aesema- und räma- vgl. verf., ar. forschungen III, s. 23 f.

LX. Icagedö j. 51. 20.

Geldner, Kuhn's Zeitschrift XXVII, s. 228 erklärt es richtig als verbalform. Aber eine 3. dualis kann es nicht sein. Die Verbindung des plurals jazemnäwhö mit einem verbum in dual halte ich für unmöglich. So ungelenk ist die spräche der gathas keineswegs. Icagedö ist vielmehr 2. plur. inj. akt. aus dem pcrfciktstumm ; vgl. Icagemä j. 37. 3, haguä j. 46. 2 und

Beiträge zur altiranischen grammatik. V. 83

geht auf ar. */cagdhau zurück, dessen au aus a und der enkli- tischen Partikel u erwachsen ist, gdh ist gh + t. Somit ist hagedö das iranische gegenstück zu dem bei Ost ho ff, morph. Unter- suchungen IV, s, 255 und Thurneysen, Kuhn's zeitschr. XXVII, s. 174 besprochenen ai. dvistö rgv. 7. 34. 12. Man beachte, dass der padatext nicht auflöst er hat dvistö iti , und dass auch das metrum die kontrahirte form verlangt. Ueber die Ver- tretung des arischen auslautenden au durch av. ö vgl. verf. Bezzenberger's beitrage IX, s. 308, 312. Dieselbe ist mir jetzt nicht mehr zweifelhaft. Weitre sichere beispiele sind : f'rö ai. pro und apö ai. dpo (beide enthalten ebenfalls das enklitische w, cf. oben s. 74); peretö, aMö (j. 51. 12. lok. sing, der au- de- klination, cf. ai. sä'nö, vgl. noch oben s. 73)*). Ich über- setze die Strophe : „So spendet uns denn alle vereint eure hilfe, Asa sammt Vohumanah und die mit ihnen gerufene Armati: in andacht verehrt, o Mazdah, gewärt uns euren beistand." ase7n ist vokativ, wie j. 29. 2; vgl. verf., ar. forschungen III, s. 29 f. Zeile 2 b ist wörtlich: „vocata quibuscum Armatis". In 3 ist mazda statt mazdä zu lesen; beide werden in den handschriften oft genug verwechselt; cf. j. 28. 1, 2, 4, 6, 7, 8, 10 u. s. w.

LXI. sasapa j. 30. 11.

In ar. forschungen II, s. 52 f. nam ich sasa^ä als 2. plur. akt. eines ^-praesens aus einer wurzel sak-, von der Voraus- setzung ausgehend, dass s an stelle von si stehen könne. Aber diese annähme ist für die spräche der gatha's nicht erweislich, jene erklärung also nicht zu halten. Ein nach a, ä stehendes gathisches s kann folgende werte haben: 1. = ar. rt, 2. = ar. ^s (d. i. idg. hs\ 3. = ar. fch, 4. vor i = ar. k. Zur gleichen Wurzel mit sasaßä gehören zweifellos salisa^ , sa^sqs, sasken, saskitstema (verf., a. a. o.), sowie das desiderativ asi^sö. Danach ist, wie mir scheint, nur der dritte fall möglich : sasnßä geht auf ar. *sakhatha zurück. Die wurzel ist also i^g.kiekuh-.

*) Versuchsweise übersetze ich : „Nicht schliesst sich ihm der Vaipier an, an der brücke des kavischen landes, weil er (ihn) den Zarathustra Spitama verhindern will das zu erreichen, dass . . .", peretö ist wol eine ortsbezeichnung. Die zeile b ist wörtlich : „weil er den Z. Sp. in dieser erreichung (== in der erreichung dessen) aufhalten will".

6*

84 Chr. Bartholomae

Die formen daenösäka, asäkaiö, säkaiamna widerlegen diese anname nicht. Entweder es sind neubildungen idg. hi und kih waren ja in zalreichen formen zusammengefallen; so muss z. b. der nom. sing, von daenö. säka zweifellos daenö. sä^s ge- lautet haben, wie änusha^s zur wurzel sak oder wir haben

zwei parallelwurzeln, mit k und kh, anzusetzen ; vgl. ai. ketat> av. höipa^, oben s. 82. Ist meine erklärung von sasapa rich- tig, so muss ai. siksati „er versucht" von siksati „er lernt" ety- mologisch getrennt werden. Ausser im desiderativ und den davon abgeleiteten Wörtern würde im indischen die wurzel sakh- sak- „merken", soviel ich sehe, nur noch in der verwunder- lichen bildung säktd- „lehrer" (im froschlied, rgv. 7. 103- 5) vorliegen.

LXII. hafsi j. 43. 4. Ich habe früher hafsl im anschluss an Justi als 2. sing, praes. zur 3. sing, haptl j. 31. 22 genommen (handbuch § 297). Ich gebe jetzt diese erklärung auf. Freilich ist die stelle ganz verzweifelt. Den hebel zur beseitigung der Schwierigkeit bildet, glaube ich, die fassung des worts zastä. zastä, vom zendisten überhaupt nicht übersetzt, kann nicht instr. sing, zu zasta- „band" sein; es ist vielmehr akk. plur. neutr. des part. perf. pass. zasta- zur wurzel zah- „ausgehen, verschwinden" wozu zahiß j. 60. 7 und gehört zusammen mit garemä in der vierten zeile. Auch in j. 9. 5 ist das Substantiv garema- im gegensatz zum indischen gharmd- als neutrum gebraucht, zastä . . pwahiä garemä äprö osäMoganhö sind also „die erlo- schenen gluten deines dem gerechten helfenden feuers". Im indi- schen wird das entsprechende gas- ebenfalls vom ausgehen des feuers gebraucht; vgl. die im petersb. Wörterbuch zitirte stelle des sat. br. 2. 2. 2. 19: agnim . . . 'äsdjati „er macht das feuer (durch besprengen mit wasser) ausgehen". Fürs verbum des mit hiaß (zeile 2) beginnenden satzes sehe ich auä an ; d. i. 2. sing, praet. akt. zu uä- „wehen, blasen", mit a (ä) „anwehen, an- blasen, anfachen", ja steht für jaß ta, wie so oft, und nimmt das vorhergehende /«/«/wieder auf. Also: „Dich halte ich für den starken und heiligen, Mazdah, weil du die erloschenen, weil du sie (wieder) hafsi anfachtest, die du dem ketzer und dem frommen zum geschenk gabst, die gluten deines feuers". Ich vermute, dass hafsi (oder hafsü, wie die beiden besten

Beiträge zur altiranischen grammatik. V. 85

handschriften J 2 und K 5 lesen?) ein lokativ pluralis ist, auf den sich das folgende ja bezieht. Der ausgang sl statt findet sich auch in strophe 7 der selben hymne: aihl pivahü gaePähü tanumUä. Man vergleiche dazu den griechischen aus- gang -Ol. Als thema kann man (ar.) sap-, sah-, oder in hin- blick auf nafsü auch sapat- oder änlich ansetzen. Offenbar bedeutet das wort etwas, was zur feuererzeugung gehört, und zwar nicht das instrument, mit welchem, sondern das material, in welchem das feuer erzeugt wurde. Die spezielle bedeutung ist kaum zu ermitteln. Im indischen kommt ein par mal sdpas- ,,penis" vor. War die grundbedeutung etwa ,,ror, röre"? Dann könnte das eventuell damit verwante hafsl etwa besagen „in den rorfaseren, im rormark". Beides mag man wol als zunder verwendet haben.

LXIII. aiohaia j. 82. 16.

Geldner, Kuhn's Zeitschrift XXVIII, s. 258 übersetzt die letzte zeile der strophe, ,,wenn ich meine lieben um mich schare, um räche an dem ungläubigen (richtig, den ungläubigen, vgl. j. 46. 7, 8, wonach dregiiatö akk. plur. sein muss) zu nehmen" ; auf s. 265 wird mdhaiä als 1. sing, kauss. zu as- „sein" erklärt. Schwerlich richtig. In der gesammten indischen litteratur kommt von 1 as- keine einzige kausalform vor. Ich ziehe cmhaiä als 1. sing. konj. zu der im petersb. Wörterbuch aufgestellten wurzel st- (sat-) „reihen" ; a ist praefix. Man ver- gleiche besonders die bedeutung von senä- >haenä-. hmß. amhaiä ist also: „wenn ich . . zum kämpf ordne, aufstelle".

LXIV. gauu azi j. 46. 19.

Westergaard und Spiegel (im kommentar II, s. 382) lasen gaiiä azi. Nach Spiegel wären die zeilen c und d der strophe zu übersetzen: „dem gewärt man als Ion die jenseitige weit sammt allen gutem, den von mir erlangten, durch die gehende kuh". Hang, essays^, s. 166 hat: „to him the first (earthly) and the other (spiritual) life will be granted as a re- ward, together with all goods to be had on the imperishable earth". Dagegen ist folgendes einzuwenden: 1) hanente kann nicht heissen „man gewärt", hau- bedeutet in den gatha's nur

86 Chr. Bartholomae

„erwerben, verdienen", vgl. j. 41. 4, 44. 18, 54. 1, und wird nur aktiv gebraucht; hanenü, wie Spiegel liest, steht blos in einer handschrift. hanente muss also nominalform sein, dat. sing, des part. praes. Die tradition hat ganz richtig argänlk. 2) gmiä azl ist die zweifellos besser verbürgte lesart; das könnte aber nur nom.-akk. dual, sein; der instr. sing, wäre gauä azm, vgl. vawhuiä j. 33. 12, 51. 10, vahehtä j. 35. 9. Ich nehme gäiuJ als verbum finitum, und zwar als 1. sing, praes. aus (fäu- „verkünden; verheissen", wozu ai. gö'guve, goguvänas; azi als infinitiv zu zai- gai- „ersiegen" ; der form nach ist azl entweder akk. sing, neutr. oder dat. sing, wie Jfiti jt. 10. 68, räiti j. 40. 1 (cf. verf. , a. a. o., §224). mane.vista- wird wol heissen müssen, „auf seine gesinnung hin erprobt". Danach übersetze ich die strophe: „Wer mir, dem Zarathustra, was meinem willen am gemässesten ist, rechtschaffen erfüllt : ihm, der den Ion verdient, verheisse ich, dass er sammt allen, deren ge- sinnung erprobt ist, das andere leben sich erwerben wird. Solches hast du mir offenbart, o Mazdah, der du's am besten weisst." Zu sqs (= ar. * shäntst) vgl. verf., a. a. o. II, s. 95 f. Die bedeutung ist aber doch etwas anders anzusetzen, als dort geschehen. Ich postulire für shand- als grundbedeutung „offen- baren; sich offenbaren". Erstere auch in ai. khändas- und av. asqsaß v. 19. 15; letztere in ai. khantsi, dichän, av. sqs j. 43. 11, cf. unten s. 87. Zu haißim varesaitl vgl. Geldner, Bezzenberger's beitrage XII, s. 98.

LXV. didqs j. 49. 9, didainhe j. 43. 11.

Ich stelle beide zn einer wurzel ar. dans-, der ich die be- deutung „einweihen, weihen" beilege, didqs ist 3. sing, praet. akt. = ar. ^didanst, didainhe 1. sing, praet. med., beide aus dem praesensstamm ; letzteres nach analogie der thematischen praesentien flektirt. Wegen der Schreibung mit nh vgl. Geld- ner, Kuhn's Zeitschrift XXVIII, s, 207. sarem didqs ist „foedus sa7iciet"; vgl. zur stelle Geldner, a. a. o., s. 196. Das gegenteil, das „frangere foedus'-\ wird mit der wurzel ghan- ausgedrückt; cf. sareg'ä j. 29. 3, verf., ar. forschungen III, s. 32. An der zweiten stelle lesen wir: h^aß ^smä.u^däis (als kompositum) didainhe paouruim. Ich übersetze die strophe: „Als den heiligen, o Mazdah, erkannt ich dich da, o gott, als mich

Beiträge zur altiranischen grammatik. V. 87

die frommen gedanken überkamen, als ich zum ersten mal in eure Sprüche (wörtlich „mit . . .") eingeweiht wurde. Da ward ich gewar, dass es verderblich sei auf menschen zu bauen (wörtlich „als verderblich offenbarte sich mir das verlassen auf menschen", cf. oben s. 86). Drum will ich das tun, was ihr mir als das beste verkündet habt."

Nunmehr ergibt sich auch one weiteres die bedeutung des jungavestischen dahma-, über die Geldner in seinen Studien I, s. 13 f. noch nicht völlig ins klare kommen konnte, dahma- ist 1. „eingeweiht"; 2. „mit eingeweihten in beziehung stehend, ihnen zugehörig" u. änl. Die „einweihung", d. h. die aufname in den religionsbund der zoroastrier erfolgte in früheren Zeiten nach zurückgelegtem 15. jar und damit erlangter geschlechts- reife (jetzt, bei den indischen parsen wenigstens schon nach dem 7. jar); von da ab trägt der Parse den gürtel. In den gatha's kommt dahma- nur an einer stelle, j. 32. 16 vor. Ob es dort ganz die gleiche bedeutung hat wie später oder etwa „der geweihte", s. v. a. der priester besagen soll, lässt sich nicht ausmachen. Die sitte der gürtung ist bekanntlich auch dem brahmanismus eigen, jedenfalls also uralt.

LXVI. Das „wurzeldeterminativ" d.

Wir finden es in den gatha's bei drei verschiedenen wurzeln vor: marz-, uais- und sias-.

a) marz- „abwischen" marzd- „verzeihen, gnädig sein": merezdatä j. 33. 11. Die gleiche erweiterung findet sich bekannt- lich auch im indischen: m^-däta.

b) ua^s- „schnellen, schwingen" (zum gr. diaaeiv)'. uaßd- „schwingen, schleudern auf ": vöizdaß j. 32. 10. Die er- weiterte Wurzel uaizd- liegt meines erachtens auch im vedischen vldupätmahhis rgv. 1. 116. 2 vor, einem synonymon von äsu- hemabhis, also ungefär „sausenden flugs dahin eilend". Die bedeutung „unnachgiebig fliegend" (Roth; Sajana „halavad- utpatanäis", Ludwig „kräftig fliegend") sieht allzu künst- lich aus.

c) stas- „zurücktreten von , abtreten, überlassen, zurück- lassen" (ai. sinästi) siazd- ,, zurückweichen von oder vor ": siazda^ j. 34. 9, sizdiamnä j. 32. 4. An ersterer stelle über- setze ich: „vor denen fürwar soll man zurückweichen, so weit

88 Chr. Eartholomae

als unsereins vor einem wilden khrafstra (zurückweicht)", aeihiö ist ablativ, aurunä lirafsträ instrumental; über diesen Wechsel in der konstruktion vgl. Hübschmann, zur kasuslehre, s. 264; Whitney, ind. grammatik, § 283. ahmaß ist akk.-nom. ntr. zu ahma- und hat ganz den sinn von „unsereins". So auch j. 40. 1 : „was dir unsereins zu gefallen tut". Wollte man es als abl. des pron. I. pers. fassen, so würde man eine verbal- form in der 1. plur., und zwar von transitiver bedeutung, er- gänzen müssen, nämlich „so weit als wir die wilden tiere von uns fernhalten". Eine unerträgliche härte. [Lautlich ent- spricht ahmaß meines erachtens genau dem lesbischen «ju/ie, das freilich nur mehr als akkusativ verwendet wird. Vgl. übrigens G. Meyer, griech. grammatik 2, § 421 anm. Die in letzter zeit mehrfach wiederholte gleichung: aiiifie = av. ahma

z. b. G. Meyer, a. a. 0. , § 414 anm. 1 halte ich für unrichtig, ahma kommt nur einmal vor, und dazu an einer ganz unsichern und späten stelle: jt. 1. 24; vgl. verf., hand- buch, § 269. Es müsste geradezu einem wunder gleichgeachtet werden, wenn uns in einem so jungen text eine so alte form erhalten wäre. Für identisch mit ajLi^ie und ahmaj erachte ich auch das in kompositen auftretende indische asmad, das man gewönlich für den ablativ ansieht, asmdtsakhä ist wie tddökäs zu beurteilen. Akkusativ und ablativ waren ursprüng- lich durch die vokalisation des vor d stehenden «-vokals ge- schieden.] — lieber ^rafstra- cf. verf., ar. forschungen II, s. 142. mas gibt der zendist hier und zu j. 32. 3 durch kabed „viel, sehr" wieder; vgl. verf., Bezzenberger's beitrage VIII, s. 232 f. Es ist aber doch wol „mensch, man". Im arischen musste der nominalstamm mart- flektirt werden: *mdrts, *mdrtam, *m^tä, *mftds etc.; d.i. uravestisch: *märs, *mdsem, mertd, merto u. s. w. (verf., ar. forschungen II, 8. 33 ff.). Aus dem akk. sing, mdsem, nom. plur. mdsö u. s. w. wurde nun das 5 in die übrigen formen übertragen und gleich- zeitig ein neuer nom. sing, gebildet: 7nas; vgl. deres j. 29. 1, ahümbis j. c^i.l9 (Geldner, Kuhn's Zeitschrift XXVIII, s. 205).

asista- (j. 60. 3), das Geldner, Bezzenberger's beitrage XII, s. 100 fälschlich mit siazdaß zusammenstellt, gehört viel- mehr zu ai. Ichinddmi {s "> Ich = idg. k\h); cf. hisidiaß jt. 8. 54. Ueber av. shind° vgl. Hübschmann, zeitschr. d. dtsch. mgl. ges. XXXVIU, s. 424 f.

Beiträge zur altiranischen grammatik. V. 89

LXVII. Die gathische flexion der w-stämme.

Nachtrag zu § 236 meines handbuchs. I. Wurzelstämme. Sing. nom. : ahü. Cf. ai.:

dat.: suie. vibhve.

Plur. akk.: awhuas[ka. majöbhüvas,

IL Abgeleitete stamme. Sing, akk.: tanuem, taniim. tanväm, tanum

instr. : hizuä, ?useurü. tanvd .

dat.: tanuie, ?usuruie. tanve.

gen.: tanuö, tanuas[/clß, hiztiö; tanväs;

hizuä. svasruds.

Plur. nom.: pesö. tanuö. tanväs.

instr.: hizubis. lok. : tanusi[jcä. Bemerkungen: Statt u ist an allen stellen mw zu lesen: j. 45. Ic und 47. 2 b sind dzagati-zeilen. °uie im dat. sing, steht für °uue. Die «m- stamme haben in den hymnen one ausname °aue oder °auöi. In der gatha haptanghäti kommt zweimal ahu^e vor. tanüm j. 33. 10 ist zweisilbig, um also == ar. um zu setzen *). Ob useurü j. 34. 7 und muru^ j. 32. 16 hierher zu ziehen sind, bleibt mir fraglich. Ich er- wartete °ü, °aiie (aw-stamm) oder °uä, °uie (ö-stamm). Zu Geldner's Übersetzung beider stellen in Kuhn's Zeitschrift

*) Geldner's behauptung „zevtm kann nicht = skr. havyatn sein, denn das müsste im gathadialekt zevyem lauten" (Bezzenberger's beitrage XII, s. 160) verstehe ich nicht. Die Schreibung °nem, °uuem kommt ein par mal, die abgekürzte °»m, °üm ein par dutzend male vor; vgl. verf., die gä^a's, s. 10 f. Uebrigens hätte auch berücksichtigt werden sollen, dass im veda vor dem infinitivausgang -aje stäts die schwache wurzel- form auftritt; in sanäje ist a Vertreter der nasalis sonans. zevlm in j. 31. 4 ist meines erachtens einfach als nom. sing, des part. fut. pass. zu nehmen und auf asem zu beziehen. Man beachte die zäsur. Zum zweiten stoUen ist ein nom. plur. zu ergänzen. Also: „Wenn Asa zu erbitten, (wenn) es Mazdah und die götter sind, und Asi und Armati: so will ich flehen . . .". Vgl. j. 30. 9 und verf., ar. forschungen II, s. 129 f. Geldner's Übersetzung dieser strophe (a. a. o. , s. 94) ist mit dem über- lieferten Wortlaut nicht vereinbar; „Mazda und ASa, ihr geister" wäre mazdä asä ahurä (dual). Die ebenda s. 161 gegebene erklärung von j. 28. 7 c ist etwas stark komplizirt.

90 Chr. Bartholomae

XXVIII, s. 264 f. vgl. oben s. 73 und verf. , ar. forschungen III, s. 64; wegen senghüs vgl. jetzt auch B rüg mann, grund- riss, § 290. hizubls (mit u) ist der analogie der aw-stämme gefolgt; ebenso tanusi[fcä; über das i dieser form cf. oben s. 84 f. Das jüngere avesta hat auch tmiaoß, tanunqm u. a. m.

LXVIII. vlspeng, awreng j. 43. 15.

Die in meinen ar. forschungen II, s. 157 gegebene er- klärung und Übersetzung ist nicht zu halten. Die formen sind ganz gewönliche akk. plur. mask. Die stelle besagt: „Mit ketzern soll sich niemand einlassen. Denn alle rechtgläubigen machen sie zu (glaubens-) feinden." Die grundbedeutung der Wurzel ^stiau- ist wol „sich anschliessen an , in Verbindung, verkehr treten mit " *) (sequi); dann „willfaren, zu willen sein, es recht machen" (obsequi) ,, zustimmen" (in ^snütem). Die jungavestische bedeutung liegt etwas weiter ab.

Geldner's erklärung von spenka und aspenkä j. 34. 7, 45. 9 (in Kuhn's Zeitschrift XXVIII, s. 264) als akk. plur. aus a-stämmen halte ich trotz seiner berufung auf Roth und J. Darmesteter für bedenklich. Maskuline formen können es nicht sein, da das s vor nicht fehlen dürfte. Also neu- trale? Eher möchte ich sie noch für akk. sing, der ä-dekli- nation halten , vgl. tem j. 51. 21, 53. 4 u. a. Nach ursprünglich langem a-vokal ist die Schreibung des auslautenden nasals eine sehr schwankende; vgl. dqm dqti (j. 44. 16, 45. 10) = ai. °dhäm; damq.m j. 48. 7, 46. 6 (wo Geldner gegen die bessern handschriften °qn), nämqm j. 38. 4 (wo Geldner mit einer handschrift °q) = ar. °än. Ueber den grund dieses Schwan- kens vgl. verf., handbuch, § 47. Warum übrigens hat Geldner zu j. 45. 9 gegen die autorität der vier besten hand- schriften spenfcä, aspen/cä aufgenommen, statt °nk°? Es ist dies, so viel ich sehe, der einzige fall, wo in der neuausgabe n vor einem verschlusslaut geschrieben ist.

*) So wol auch i- 49. 1: „Der junge Bendva, der mächtige, läset es nicht zu (wörtlich „hält mich ab"), dass ich mich an die irrgläubigen mache, (mit den irrgläubigen verkehre, natürlich um sie zu bekehren). Gerechter Mazdah, gut ist mein unternehmen, so komm denn zu mir und steh mir zur seite. In gnaden schaffe, dasa er zu gründe geht."

Beiträge zur altiranischen grammatik. V. 91

Noten.

1) von Fierlinger, Kuhn's Zeitschrift XXVII, s. 478 f. n. setzt für die fälle, wo sich ar. Ich und eur. g entsprechen, ein indogermanisches y (palatale spirans) an und stellt dann fürs armenische die gleichung auf: idg. y anl. = arm. c, inl. =: arm. s. Als beweise gelten ihm: ai. hdnus : ysvvg : cnaiit und ai. ahäm : syw : as. Aber für ai. mdhi : (.dya : mec passt jene gleichung schon nicht mehr. Am ende fügt von Fierlinger hinzu: „Ig. y scheint überall aus ^lA entwickelt zu sein; welches aber waren die bedingungen seines entstehens?" Da wissen wir gerade so viel wie zuvor, die Schwierigkeit ist nur verlegt. Und so bleibt denn doch schhesslich nichts andres übrig, als jene differenz zwischen ar. zh und eur. g (und andere mehr) auf eine ursprüngliche dialektverschiedenheit zurückzufüren. Uebrigens wird von Fierlinger aus der oben zitirten rezen- sion auch ersehen, dass er mit seiner bemerkung auf s. 478 keineswegs im recht war. Ich bin gern bereit meine erklärung von ^vyaTTjQ duhitd in Kuhn's Zeitschrift XXVII, s. 206 f. für eine weniger umständliche preis zu geben; dass aber mit K luge's ansatz der idg. Stammformen dhugatar- und dhuktr- alle Schwierigkeiten beseitigt wären wie Hübschmann, Zeitschrift der dtsch. morgenl. ges. XXXVIII, s. 426 annimmt , ist durchaus nicht meine meinung. Ein arisches dhugitar- wäre im avestischen zu dugitar- geworden. Aber auch ange- nommen, das i wäre wirklich erst im avestischen geschwunden vgl. übrigens ta, s. 54 , so wäre doch sicherlich duTitar- daraus geworden, nicht aber dugedar-, du^dar-, ^) Ai. mäta- risvan- enthält, wie aus der flexion deutlich hervorgeht, ein suffixales dement; cf. akk. sing, mätarisvänam gegen vrtra- hänam, vok. sing, matarisvas gegen v^trahan. Aber welches? Garbe, Kuhns Zeitschrift XXIII, s. 484 zerlegt mätari-su-an, d. i. „schon in der mutter gewaltig" , mit der bemerkung , der akzent sei von der ursprünglichen tonsilbe (mätäri) auf die endsilbe (des ersten kompositionsglieds) gerückt. Whitney, ind. gramm., § 1277a nimmt das suffix van an; doch vgl. wurzeln, s. 176 die bemerkung zu fw. Ebenso J. Schmidt, Kuhn's Zeitschrift XXVI, s. 358. Aber aus -^smi- -f suffix van- wäre doch nur *süüaw- hervorgegangen. Vermutlich von dieser er-

92 Chr. Bartholomae

wägung ausgehend hat Lanman, journ. of the american or. SOG. X, s. 529 if. mätarisvan- unter die a/?-(C)stärame einge- reiht (doch vgl. s. 527, 536 und 559 unten). Aber da macht wieder der vokativ mätarisvas und die femininalbildung mata- rUvari Schwierigkeit. Und dann eben vor allem der akzent! Sollte es nicht richtiger sein, mätdr-isvan- zu teilen? isvan- wäre das gegenstück zum avestischen isuan-, und mätdr ein letztes Überbleibsel der in av. sästars u. a. vorliegenden alt- arischen genitivbildung (cf. verf., arische forschungen II, s. 110). Dann würde alles klappen. Akzent (cf. Whitney, gramm. a. a. 0.) und flexion. Die ursprüngliche bedeutung wäre „der über seine mutter herr wird", zunächst ein epitheton des harten (männlichen) reibholzes, weil es d. h. das von ihm erzeugte feuer das weiche (weibliche, die mutter) verzehrt, dann aber auch des feuers selbst. Dass mätarisvan- ein alter, nur mehr halb verstandener ausdruck war, unterliegt keinem zweifei. Und dass sich eben in solchen ausdrücken alte formen und Wörter, die sonst längst aus dem gebrauch geschwunden sind, bergen und erhalten können, habe ich früher (arische forschun- gen I, s. 70 f.) für pätir ddn nachgewiesen. Schwierigkeit macht ich verkenne das nicht das zu rgv. 10. 120. 9 bezeugte mätaribhvarls , wofür übrigens an der parallelstelle athv. 20. 107. 12 mätarisvarl steht. Es lässt sich aber denken, dass es eine späte auf falscher auffassung und Zerlegung von mätarisvan- beruhende nachbildung sei. Wie rnätarisvan- ist auch Yyisvan- (P. W.: n. pr. eines Schützlings von Indra) gebildet, f-g-isvan- würde, der obigen fassung entsprechend, als „liedermächtig" zu deuten sein. Bez. g vergleiche man Ygmin-, fgmija- und G. Meyer, griech. gramm. 3, s. 201 (wo noch weitere litteraturangaben) , Möller, Kuhn's Zeitschrift XXIV, s. 457 f. Endlich durgihhisvanö rgv. 1. 52. 6 (Böht- lingk: „(etwa) unaufhaltsam schwellend"; Grassmann: „des schwer zu fassenden"; Ludwig: „dem bös packenden hunde") nehme ich nicht als genitiv, sondern als nominativ, zu beziehen auf Indra, und erkläre es als kompositum aus durgj-'hh- + isvanä- (cf. vagvand-, satvand-) mit dem akzent des ersten glieds (cf. Whitney, gramm., § 1268). Dadurch gewinnt meines erach- tens auch der sinn der stelle. Ich übersetze:

v^trdsja jdt pravane dtirg^bhisvanö nigaghdntha hänvör hidra tanjatüm

Beiträge zur altiranischen graramatik. V. 93

„als du, o Indra, harr werdend auch des schwer zu fassenden, dem Vrtra jählings den donnerkeil in die fresse schlugst". ') Auch azäpä j. 50. 7 (2. plur.), das man nach Roth's Vor- gang zur Wurzel az- „treiben" gestellt hat, ist vielleicht davon zu trennen und als konjunktiv des aorists von zha- z=z ai. ha- „sich aufmachen" mit dem praefix a (== ä) zu nehmen

jäiS azäJ5ä mahmäi hißtä auamhe heisst: „wenn ihr euch mit ihnen (den rossen) aufmacht, so kommt zu meinem beistand". *) Oder apahj'a. Aber der

von Spiegel, keilinschriften^, s. 85 gegen die lesung aßahj erhobene einwand ist nicht stichhaltig, aßahj wäre ai. äsqsi, wie apaham = ai. dsqsatn. Das dort geforderte * d§ähj wäre eine missbildung. Zu gunsten der lesung apahja und dessen erklärung als 3. sing. impf. pass. mit aktiver endung lässt sich nur mehr das eine pahjämahj anfüren in Bh i. 6 f. == a 9 ff. : avahjarädij vajam ha^ämanisijä pahjämahj „desswegen werden wir Hakhamanisja genannt". Wie aber, wenn vajam auch als akkusativ fungirte und statt pahjämahj vielmehr pahaj'ämahj (= ai. sqsdjämasi) zu lesen wäre (also ,,desshalb lassen wir uns H. nennen")? Die Verwendung von vajam als akkusativ ist nicht ärger als im indischen die von ävam und j'uvdm als nominativ.

Münster i./W. Chr. Bartholomae.

Sanskrit vicchltti schminke.

Ein beitrag zur bedeutungslehre.

Die nachstehende abhandlung ist eine weitere ausführung und begründung der kurzen bemerkungen, die ich in den Göttingischen gelehrten anzeigen 1885 p. 381 f. über die be- deutungen des sanskritwortes vicchitti veröffentlicht habe. Hier gehe ich näher ein auf die besonders auffällige bedeutung von vicchitti, welche von den indischen lexicographen als angaräga, von Böhtlingk im PWB. als „schminke" angesetzt wird.

Es versteht sich von selbst, dass das Petersburger Wörter- buch sowie Böhtlingks Sanskritwörterbuch in kürzerer fassung für die vorliegende arbeit benutzt worden sind. Doch habe ich,

94 Th. Zachariae

wie jeder kundige leicht sehen wird, eine umfangreiche sanskrit- und präkrtliteratur selbständig durchforscht; auch habe ich werke zu rate ziehen können, die noch ungedruckt und nur wenigen ausser mir zugänglich sind. Aus diesem gründe dürften meine mitteilungen auch für solche interesse besitzen, die mit den ergebnissen der Untersuchung nicht einverstanden sind.

Was zunächst die form, die Orthographie von vicchitti betrifft, so habe ich nur darauf aufmerksam zu machen, dass das wort unter den ädidantijoshthya , d. h. unter den Wörtern, die mit v beginnen, aufgeführt wird in Mahe^vara's ^abdabhe- daprakäga II, 14 p. 509 ed. Borooah.

Die bedeutungen von vicchitti bespreche ich nach der reihenfolge im PWB. Die erste bedeutung: Unterbrechung, Störung, hemmung, aufhebung kommt für uns nicht weiter in betracht, da sie sich aus der etymologie vi-chid-ti ohne Schwierigkeit ergiebt und aus älteren und neueren texten belegt werden kann. Bedeutung 5) und 6) im PWB., die den fehlerhaften Calcuttaer ausgaben der indischen lexica ent- stammen, müssen gestrichen werden, vgl. meine Beiträge z. ind. lexicogr. p. 87, GGA. 1885 p. 381, und Borooah's Compre- hensive grammar III, 1 p. 387 unter vicchitti. Somit bleiben drei eigentümliche bedeutungen von vicchitti, bedeutung 2) 3) 4) im PWB., zu besprechen übrig, nämlich zunächst

vicchitti „strikingness", eine ungewöhnliche, absonderliche, piquante auffassung oder darstellung PWB. Für diesen gebrauch citiert Böhtlingk fünf stellen aus dem Sahityadarpana und eine aus dem Kuva- layananda, also aus zwei rhetorischen werken. Ich weiss nicht, ob dieser gebrauch ganz modern und ob er nur auf rhetorische werke beschränkt ist. Bei den ältesten rhetorikern die uns erhalten sind, z. b. bei Vamana, ist mir vicchitti nicht begegnet. Nur im Sahityadarpana habe ich vicchitti öfters, und zwar in der regel mit vigesha verbunden, gelesen. In der englischen Übersetzung des Sahityadarpana wird vicchittivicesha gewöhnUch mit „peculiar strikingness" wiedergegeben. Daher habe ich oben, der kürze halber, vicchitti strikingness gesetzt.

Aehnlich wie vicchitti werden im Sahityadarpana gebraucht, wenigstens in der englischen Übersetzung ähnlich wiedergegeben,

Sanskrit vicchitti schminke. 95

die ausdrücke catnatkära, camatkäritva (staunen, Überraschung) und vaicitrija, vaicitrt/avigesha (mannigfaltigkeit , verschieden- artigkeit, Seltsamkeit). Ich mache hierauf nicht ohne absieht aufmerksam. Es wird weiter unten eine stelle besprochen werden, in der vicchitti mit camatkdra glossiert worden ist. Im übrigen soll uns vicchitti strikingness nicht weiter beschäf- tigen. Nur so viel will ich noch bemerken, dass nach meiner ansieht diese bedeutung von vicchitti mit viccheda, vicchedana „unterschied, das unterscheiden" auf eine linie zu stellen ist. Vgl. noch Sahrdayalilä II, 20.

Ein zweiter eigentümlicher, technischer gebrauch von vi- cchitti findet sich in den lehrbüchern der dramatik und rhetorik. Hier bedeutet

vicchitti einfachheit in der kleidung, simplicity in dress Sähityad., translation p. 81. 86, eine durch ihre einfachheit reizende toilette PWB., neglect of dress and Ornaments through mental agitation Wilson, Select specimens of the theatre of the Hindus P p. XL VI. Die vicchitti gehört zu den reizen des schönen geschlechtes. Auf die details kann ich hier nicht eingehn: ich verweise auf Wilson a. a. o. und die stellen die Böhtlingk unter vicchitti und häva citiert.

Wie vicchitti zu der speciellen bedeutung „einfachheit in der kleidung, einfacher anzug" gekommen ist, muss vorläufig dahingestellt bleiben. Ich möchte nur darauf hinweisen, dass ausdrücke wie nyäsa, vinyäm, racanä bei der definition der vicchitti verwendet werden, ausdrücke, die, wie sich nachher zeigen wird, fast Synonyma von vicchitti sind. Vgl. z. b. mandanänädarani/dso vicchitti rüpadarpatak

Amara ed. Bomb. 1877 p. 48 comm.; oder

dkalparacanälpapi vicchittih käntiposhakrt

Da^arüpa II, 36; katipayahhüshanavinyäso vicchittih Rasa- taramgini ed. Regnaud p. 58; s. auch GGA. 1885 p. 381 f., Mallinätha zu Magha 8, 70. Diese Verwendung der ausdrücke nydsa u. s. f. drängt zu der Vermutung, dass ein Zusammen- hang besteht zwischen der technischen bedeutung von vicchitti „einfacher anzug" und der dritten eigentümlichen bedeutung des Wortes^), die nunmehr ausführlich besprochen werden soll.

^) Vgl. unten s. 98 das citat aus dem comm. des Qriniväsäcärya z.

96 Th. Zachariae

vicchitti schminke.

So Böhtlingk, wohl mit rücksicht auf die indischen lexica und die stelle ^äk. 164.

Für diese bedeutung von vicchitti möchte ich, nach genauer betrachtung der stellen wo das wort vorkommt in der literatur, in den Wörterbüchern und commentaren, die folgenden bedeu- tungen einsetzen:

1) vicchitti zunächst allgemein: anordnung; das anlegen, anthun; das auftragen z. b. von färben; gebraucht wie mjäsa, vinyäsa, racanä, viracanä am ende eines compositums. Dann speciell: das auftragen von (das beziehen mit) strichen und zeichen auf das gesiebt und andere teile des körpers mit moschus u. 8. w. (vgl. PWB. unter jja^raJ/mw^a) ; colouring the body with coloured unguents Wilson s. v. vicchitti; vgl. nyäsa „das auftragen mystischer zeichen auf verschiedene teile des körpers".

2) die durch das auftragen von sandelsalbe u. dgl. ent- standenen zeichen, striche, streifen, linien {= pattrahhanga, pattrarekhä u. s. f., vgl. PWB.), also „das resultat der hand- lung" (Lindner, Altind. nominalbildung p. 21 f.: Heerdegen, Untersuchungen zur lat. Semasiologie II, 40); dann überhaupt strich, streifen, reihe, linie, s. v. a. rekhä u. s, f.

Ist die bedeutungsentwickelung bis hierher richtig, so kann vicchitti sicher auch bedeuten auch wenn sich kein beleg für diese bedeutung finden sollte --

3) salbe, schminke, also „das mittel der handlung" (vgl. gr. svTQLXpig); indisch: vicchidyate 'nayä vicchitiih vgl. Benfey Vollst, gramm. § 351.

Aus den indischen (homonymischen) Wörterbüchern gehört hierher die erklärung von vicchitti mit angaräga d. h. 1) smea- ring the body with unguents of sandal etc. 2) the perfume or unguent so applied (nach Goldstücker). Was die syno-

^äk. 164, und die beispiele für die vicchitti in den rhetorischen werken, wie Kumäras. 7, 17; ^igup. 8, 70; Sarasvatik, p. 307: vibMshanddinäm anädaravinydso vicchittir yathä,

anguni candanarajahparidhüsaräni

tdmbülardgasulahho 'dharapallava^ ca |

acchdnj'ane ca nayane vaaanam taniyah

kdutdsu hhiishanam idam vihhavac ca ceshali ||

Sanskrit vicchitti schminke. 97

nymischen Wörterbücher betrifft, so fehlt vicchitti noch im Amarako^a. Der älteste lexicograph der das wort berücksich- tigt hat ist vielleicht Rabhasa, vgl. das citat im Amara ed. Bomb. p. 164 comm., wo vicchitti als synonym von hashäya und angaräga aufgeführt wird. Nach Trik. II, 6, 40 ist vicchitti ein synonym von kashäya und saniälamhhana. Uebrigens ist kein grosses gewicht auf die tatsache zu legen, dass die sanskrit- lexicographen vicchitti mit angaräga erklären. Wahrschein- lich ist angaräga nichts weiter als eine glosse zu vicchitti in einer bestimmten stelle, in der noch zu besprechenden stelle ^äk. 1G4. Vgl. im allgemeinen meine Beitr. z. ind. lex. p. 26 ff. 37 ff. Viel wichtiger und interessanter für uns ist die angäbe, die wir in einem prak rtwörterbuche finden. Wir lesen in Dhanapäla's Päiyalacchi v. 116: vinnäso vicchitti. Hier wird also vicchitti geradezu = vinnäsa (skr. vinydsa) gesetzt. Beide Synonyma giebt B übler mit arrangement wieder, s. diese zschr. IV, 159. 160. Ob danach im Trikändagesha III, 3, 184 vinyäsa statt vinäga gelesen werden muss (s. GGA, 1885 p. 381 f.), bleibe dahingestellt. Uns genügt hier das zeugniss eines indi- schen lexicographen für vicchitti = vinyäsa. Dass aber vicchitti diese bedeutung, sowie die anderen von mir oben aufgestellten bedeutungen wirklich hat, wird sich ergeben, wenn wir zu- nächst betrachten

vicchitti in der sanskrit- und prakrtliteratur. vicchitti kommt in der ,, klassischen" sanskritliteratur nicht häufig vor. Nur einmal haben das wort gebraucht soweit meine beobachtungen reichen Kälidäsa, Subandhu, Bana, Mägha; niemals Bharavi, Dandin, Bhavabhüti, Rajagekhara, Bilhana, ^riharsha. Es mag auffällig erscheinen, dass vicchitti von einigen der berühmtesten autoren sehr selten gebraucht, von anderen wiederum gänzlich gemieden wird: noch auf- fälliger ist, dass das wort, wo es überhaupt vorkommt in der „klassischen" literatur, fast immer die von mir aufgestellten bedeutungen hat. Folgende stellen kommen in betracht:

Kalidasa, ^äk. 164 Böhtl. vicchittigeshaih surasundarindm

varnair atni likhanti. Die mir bekannten neueren ausleger

und Übersetzer geben hier vicchitti mit schminke wieder. So übersetzt Fritze

Mit färben, Überreste sind's der schminke

Beiträge z. kimde d. indg. sprachen. XIU. 7

98 Th. Zachariae

Der himmelsschönen, schreiben deine that Die götter auf des wunderbaums gewänder.

Von den erklärungen der indischen scholiasten kenne ich nur die, welche Williams in seiner ausgäbe anführt. Hier wäre höchstens die (schwerlich correct mitgeteilte) glosse des Kätayavema zu beachten. Ich halte die Übersetzung „schminke" nicht für falsch, meine aber, dass man auch übersetzen könnte: mit den färben, die übrig geblieben sind von dem bemalen, dem bestreichen des körpers, dem auftragen von strichen, varna ist gewissermassen doppelsinnig: färbe zum schreiben, und färbe zum bestreichen des körpers, vgl. Böhtlingk unter varna und varnaka. Man könnte auch viccMfti etwas frei mit toilette^) wiedergeben , vgl. amgaräasesa Häla 189 (seife die) von der toilette zurückgeblieben (Weber).

Subandhu, Väsavadatta 138, 7 ed. Jivansinda. j'aladevatä- candanavicchittibhir iva phenaräjihhir upättarämaniyakam (ja- lanidhim apagyat) 267, 4 ed. Hall, wo die v. 1. jaladeva- takucacandana° zu beachten. Nach dem indischen comm. ist vicchitti = comatkära. Ich kann diese sonderbare erklärung (vgl. oben s. 95) nur für den fall gelten lassen, dass vicchitti hier doppelsinnig gebraucht sein sollte. Böhtlingk im kürzeren Wörterbuch übersetzt: eine durch ihre einfachheit reizende toilette. Hier meine Übersetzung. Das wort vicchitti steht offenbar parallel und ist daher gleichbedeutend mit räji und den vorhergehenden ausdrücken 2) manjari, samtati (nach

^) Das obige war bereits niedergeschrieben, als ich von Pischel genauere mitteilungen über verschiedene indische scholien zu Qäk. 164 erhielt. Candra^ekhara und Räghavabhatta erklären vicchitti mit angardga (daher vicchitti = angardga bei den lexicographen !). Das scholion des Qriniväsäcarya ist interessant und verdient wohl ganz mitgeteilt zu werden, soweit es sich auf vicchitti bezieht: vicchitti^eshaih vicchitter ava- cishtaih varnaih kunkumakastürikdäivarnakaih \ vicchittir ndma khclanddinä anädarena stokdddnam | uktarn ca

svalpo 'py anddardn nydsah kunkumddes svamandane | yd pardm janayec chobhum sd vicchittir uddhrtcti || Wie man sieht, fasst Qriniväsa vicchitti in der technischen bedeutung „einfacher anzug" (s. 0.). Das citat, welches der scholiast beibringt (aus der Vaijayanti?), ist bemerkenswert, weil darin das auftragen von safran u. s. w. als besonders characteristisch für die vicchitti hingestellt wird. *) Beiläufig mache ich auf das hier vorkommende seltene sanskritwort dtarpana aufmerksam, = dlepana, mangaldlepana bei den lexicographen; cfr. dippana Häla 166, Hem. Deg. I, 78.

Sanskrit vicchitti schminke. 99

dem comm. s. v. a. samühä) und dhdrd (Bollensen, Urva^i p. 399), die alle „streifen, reihe" u. dgl. bedeuten oder doch bedeuten können. Kurz, candanavicchittiist s&ndelstreiien^ wie phenaräji: schaumstreifen; (kuca-)candanavicchitti ist ein ausdruck, ein compositum wie candanavigeshakabhakti Qiq. 10, 84, kucakrshndgurupankapattralatä Käd. 57, 11, candanapattralekhä Subhashitävali 1487.

Bäna, Kädambari ed. Peterson, Bombay 1879, p. 56, 3 harinäm dänavicchittih ^). Wenn ich recht sehe, ist ddnavicchitti hier doppelsinnig so gut wie andere ausdrücke in dem satze Käd. 55, 16 ff., vgl. Petersons noten. Zunächst ist ddna doppelsinnig; es bedeutet das freigebige spenden von gaben und geschenken, und die beim elephanten zur brunstzeit aus den schlafen quellende flüssigkeit. Bollensen zur Urva^i p. 422 f. Der ausdruck dänavicchitti aber bedeutet 1) Unter- brechung, aufhebung der spenden, 2) brunstsaftstreifen; es ist das ein seltener ausdruck, den Bäna nur gebraucht, um einen doppelsinn hervorzurufen, während er sonst, wie auch andere autoren, ddnalekhä, madalekhä, dänaräji u. s. w. sagt: Käd. 59, 18. 65, 21. Ragh. 2, 7. Kirät. 7, 35. gigup. 17, 57. Ind. Sprüche (immer nach ed. 11 citiert) 227. 5789. 6322. Setub. 1, 63. Der ausdruck ddnavicchitti findet sich auch, und zwar ebenfalls doppelsinnig, in dem (wohl erfundenen) beispiele, das Mahendra im comm. zu Hemacandra's Anekärthasamgraha für vicchitti = viccheda anführt:

na hhäti dänavicchittih prahhünäm dantinäm iva.

Mag ha, (^igupälavadha 16, 84 vicchittir navacandanena vapushah. Mallinätha glossiert vicchitti mit älepana, Böhtlingk im kürzeren Wörterbuch übersetzt: schminke. Ich übersetze: das bestreichen des körpers mit frischem sandel; das beziehen des körpers mit strichen aus frischem sandel. Man beachte wie vicchitti construiert wird. Uebrigens ist vicchitti auch hier wieder doppelsinnig: es bedeutet auch viyoga (Mall.), das er- mangeln (Böhtl.).

Pari mala 2), Navasähasänkacarita (unediert) 11, 17:

^) Man beachte den unmittelbar vorhergehenden ausdruck kucahhanga „lines painted on the breasts" (Peterson). ^) Parimala oder Padraa- gupta, söhn des Mrgänkagupta, lebte unter den königen Väkpatiräja und Sindhuräja von üjjayini (ende des 10. Jh.). Er war ein Zeitgenosse des Dhanapäla, des Verfassers der Päiyalacchi; s. Bühl er in dieser Zeitschrift

7*

100 Th. Zachariae

sa citravarnavicchittihärinor avanigvarah \ Criharsha iva samghattam cakre hänamayürayoh \

In dieser stelle haben wir es ebenfalls mit doppelsinnig- keiten zu thun: aber das wort vicchitti, auf das es uns allein ankommt, ist glücklicherweise nicht doppelsinnig, es hat hier ganz deutlich die bedeutung vinyäsa. Von dem könige Sin- dhuräja, der sich auf der jagd befindet, wird gesagt, dass er pfauen erlegte, oder, wie Parimala sich ausdrückt, dass er einen zusammenstoss verursachte zwischen pfeilen und pfauen; geradewie der könig Harsha eine Verbindung ver- anlasste zwischen (den beiden berühmten dichtem) Bäna und Mayüra. Worauf Parimala anspielt, ist nicht ganz sicher und für uns gleichgültig (doch vgl. z. b. Müller-Cappeller, Indien p. 282 ff,). Von den pfeilen, den pfauen und den beiden dichtem heisst es nun, dass sie entzückten (härin) durch die bunte oder wunderbare Zusammenstellung {vinyäsa, arrange- ment) der varna, d. h. der färben und buchstaben. Was die pfauen betrifft, so bedarf der ausdruck vaniaincchitti keiner erläuterung. Die pfeile entzückten durch ihr farbenarrange- ment, wenn sie nämlich bemalt waren: man kann aber auch daran denken, dass die pfeile des schützen namensaufschrift, prahartur ndmäksharäni , trugen (Urvagi p. 78, 13); dann bedeutet varna buchstabe, schriftzug, wie Urv. 78, 10. Letztere bedeutung allein passt für varnavicchitti in bezug auf die beiden dichter und ihre berühmten literarischen corapositionen. In diesem falle ist vicchitti deutlich so gebraucht, wie sonst nyäsa, vinyäsa (vgl. Böhtlingk unter diesen ww.) hinter Wörtern wie akshara, pada, varna u. s. f.

Den ausdruck varnavicchitti kann ich noch nachweisen aus der Sahrdayalila des Ruyyaka II, 9 (varnavicchittinä- nätvam) , wo man übersetzen kann : das auftragen von färben, oder : farbenarrangement.

Im präkrt ^c\i&mi vicchitti sehr selten vorzukommen. Ich kenne nur die stelle Hala 780 deha vicchittim (dlepanam schol.), „streicht frisch an" Weber, der zu dieser Übersetzung be- merkt, er habe dabei an das weissen der wände gedacht.

IV, 71 ff. Bei der interpretation der oben besprochenen stelle ist mir Bühl er behülflich gewesen.

Sanskrit vicchitti schminke. 101

Sollte vicchitti hier nicht „das beziehen des körpers mit strichen" bedeuten?

vicchitti bei den lexicographen und commentatoren.

P'ast noch wichtiger als die aus der literatur beigebrachten stellen sind für die festsetzung der bedeutungen von vicchitti die stellen in den Wörterbüchern und commentaren, wo vicchitti verwendet wird zur erklärung anderer sanskritwörter. Die Wörter freilich, zu deren erklärung vicchitti zu dienen pflegt, sind leider vieldeutig, und ich muss offen gestehen, dass es mir nicht immer gelungen ist, die bedeutungen der glossierten Wörter und ihrer glosse vicchitti genau zu bestimmen. Die folgenden mitteilungen stammen grösstenteils aus den commentaren zum Anekarthasamgraha des Hemacandra und zum Mankhako^a (s. bereits meine Beitr. z. ind. lex. p. 50).

Drei Wörter sind es besonders, die mit vicchitti glossiert werden : hhanga, bhangi, bhakti Wörter , über deren mannig- faltige bedeutungen man sich jetzt am besten in Böhtlingks kürzerem Wörterbuch informiert. Die einzelnen glossen sind:

hhanga = vicchitti Hern., d. h. strich, linie. Die bedeutung ist aufgestellt für das compositum pattrahhanga (vgl. oben und Petersen z. Kad. 13, 20. 56, 3), wie sich ergiebt aus dem beispiel, welches der commentator Mahendrasüri citiert:

Paulomtkuca'pattrahhangaracanäcäturyam adhyäpitah (aus dem Anargharaghava des Murari, act II).

Im Mankhakoga wird bhanga, ausser mit bheda, ürmi, u. s. f., mit bhakti erklärt, und im commentar dazu wird bemerkt:

taramgabhrübhangety ddau bhaktau, vicchittau. (Das citat aus der Urva^i, v. 115.) Da Mankha die bedeutung bhakti neben bheda aufstellt, so ist es kaum zweifelhaft, dass wir bhakti und somit auch vicchitti als „strich, reihe, linie" zu fassen haben, auch wenn wir uns mit der Interpretation der worte taramgabhrübhanga, wie sie von Mankha angedeutet wird, nicht einverstanden erklären können. Für Mankha ist bhrübhanga, das sonst allerdings „das verziehen der brauen" bedeutet, offenbar s. v. a. bhrülekhä vgl. z. b. Balarämäyana p. 120, 2; Vikramänkacarita 8, 78:

bhridekhäyiigalam bhäti tasydg catulacakshtishah pattradvayiva haritä ndsävangasija nirgatä, vfO paltradvayl = pattrabhangadvayi. Gebogene (gewölbte, ge-

102 Th. Zachariae

schweifte, geschwungene) brauen bilden aber eine Wellenlinie und werden daher mit wellen verglichen: Bollen sen z. Urva^i p. 429; Mahaviracarita VI, 9 taramgahhangi hhruvau (= äya- talekhe hhruvau Borooah in seiner ausgäbe p. 227; wogende brauen Böhtlingk Spr. 4878); Ragh. 16, 63 hhangyo bhru- väm upamdnam (?). Auf den gebrauch der wörter für „welle" bei vergleichungen werde ich noch einmal zurückkommen. Jetzt wende ich mich zu den glossen des schon erwähnten wortes bhakti.

hhakti = hhangi Hem. ; Mahendra erklärt hhangi mit vic- chifti. Was bedeutet nun vicchitti? „It may mean fracture", bemerkt Borooah Compr. Grammar III, 1 notes p. 69 zu meiner mitteilung Beitr. z. ind. lex. p. 50. Gewiss; aber was für eine bedeutung der scholiast im äuge hat, ergiebt sich, wenn man die stelle nachschlägt, die ich a. a. o. aus Mahendra's commentar beigebracht habe. Als beleg für bhakti in der be- deutung hhangi oder vicchitti citiert Mahendra Kumäras. 3, 30. Hier aber bedeutet bhakti, und folglich auch hhangi und vicchitti^ nach Mallinätha: racanä. So glossiert er hhakti auch sonst, z. b. zu Kumär. 8, 69, Qi9up. 10, 84. Mit racanä meint er aber rekhä, wie er zu Megh. 19 ausdrücklich bemerkt: bhaktayo racanäh, rekhä iti yävat. Böhtlingk endlich hat neuerdings in seinem kürzeren Wörterbuch für hhakti Kum. 3, 30. 8, 69 u. s, f. die bedeutung „strich, linie" aufgestellt.

Mankha setzt hhakti direct gleich vicchitti und citiert im comm. als beleg Megh. 19: bhakticcheda. Mallinatha's glosse dazu ist soeben mitgeteilt. Böhtlingk im kürzeren Wörterbuch übersetzt den ausdruck: gebrochene, nebeneinander laufende striche. Vgl. auch Stenzler z. d. st.

Schliesslich hhangi (hhangi). Dieses wort wird von Mankha und Hemacandra mit hhakti erklärt; in den commentaren wird hhakti weiter mit vicchitti glossiert mit folgendem belege für hhangi == hhakti:

hhangihhir angikrtam äyatäkshyäh (v. 1. änatängyäh). Ich kann diese stelle leider nicht nach- weisen und will mir daher über die bedeutung von hhangi (hhakti, vicchitti), die die lexicographen hier im äuge haben, kein bestimmtes urteil erlauben. Doch ist es nach allem was ich angeführt habe kaum zweifelhaft, dass hhanga (gewisser- massen ein gekürztes pattrahhanga), hhangi, hhakti und vicchitti als Synonyma mit der bedeutung „strich, linie" angesehen wer-

Sanskrit vicchitti schminke. 103

den müssen. Uebrigens wird bhangi auch sonst noch mit vi- cchitti erklärt was gemeint ist, bleibe dahingestellt : Amara ed. Bomb. p. 359 comm. ; Ganaratnam. p. 77, 7 bhangibhangigab- dau vicchitiiparyäyau. In den scholien zu Naish. 10, 37 wird grngär abhängt ^) mit crngdravicchitti glossiert. In diesem Zu- sammenhang muss erwähnt werden, dass Kaiinga nach dem PWB. bhangi mit vinyäsa erklärt hat. Dieses vinyäsa ist viel- leicht glosse zu einem ausdruck wie pattrabhangl und daher mit „streifen" zu übersetzen. Vgl. auch Mallinätha z. Qiq. 7, 22, wo ZeMa streifen mit vinyäsa glossiert wird. Nach PWB VII, 1782 ist unter vinyäsa „toilet, fashion" zu verstehn, welche bedeutung von bhangi Kern in seiner Übersetzung 2) von Varäh. Brh. S. 242, n. 1 (= Journal of the R. A. S., N. S. VI, 310) festgestellt hat. Dem sei wie ihm wolle: interessant ist die thatsache, dass bhangi, wie vicchitti, gleich vinyäsa gesetzt wird.

Es bleiben zwei fälle zu besprechen übrig, wo die glosse vicchitti schwerlich als ein synonym von bhakti u. s. f. „strich, linie" gefasst werden kann. Nach Hemacandra bedeutet ürmi „welle" auch bhanga. Dieses bhanga glossiert Mahendra mit vicchitti und citiert für diese bedeutung von ürmi (zugleich für die bedeutungen prakäga und vastrasamhocalekhä) das vermut- lich erfundene beispiel

vatanirmitavastrormi narmapätram babhüva sä.

Nehmen wir noch hinzu, dass ürmikä mit vastrabhanga^) erklärt wird, und bedenken wir, dass bhanga neben vastra- samkocalekhä als bedeutung von ürmi erscheint*): so ergiebt

*) Derselbe ausdruck = crngäraceshtita 11, 32 schol., cfr. 1, 145. Qriharsha im Naishadhac. und Bilhana im Vikramänkac. haben bhangi ziemlich häufig gebraucht. In den scholien zum Naish. wird das wort meist unbestimmt mit raeanä-, äkära-, prakdravicesha glossiert. Ein kühner, aber nach dem oben bemerkten nicht auffälliger gebrauch findet eich Naish. 21, 41 : bhrnff abhängt , s. v. a. bhramarapankti, bienenreihe. *) Kern übersetzt hier bhangdnjana mit toilet- collyrium. Ich habe von meinem Standpunkt aus Wenig dagegen einzuwenden: bhanga steht wohl für pattrabhanga. ■) Vgl. PWB. s. v. urmikä. Für die bedtg „finger- ring" citiert Mahendra ^igup. 17, 8, für alle übrigen (!) bedtgen von ürmikä ein beispiel, das schwerlich einem texte entnommen ist: ürtnikä- bhir vibhdnty etd nadivadhvo latd iva. *) F'alten können sehr wohl mit wellen verglichen werden; die erklärung von urmi oder ürmikä mit bhanga oder vastrabhanga ist daher nicht auffällig. Wenn aber ein an- deres wort für welle, tararnga, nach einem lexicographen bei Ujjvaladatta

104 Th. Zachariae

sich als wahrscheinliche bedeutung für hhanga und dessen glosse vicchitti: bruch, d. h. falte (in einem kleide). Vielleicht liegt diese bedeutung von vicchitti vor im comm. z. Naish. 16, 85, wo nivi „schürz", das sonst = vastragranthi, vastrabandha ge- setzt zu werden pflegt, mit bhangtnibaddhanäbhicumbitavastra- vicchitti erklärt wird. Oder ist vicchitti auch hier s. v. a. vinyäsa?

Ich habe in dem eben besprochenen falle geglaubt, die be- deutung „falte" für vicchitti aufstellen zu müssen. Es besteht aber ein inniger Zusammenhang zwischen dieser und der bisher angenommenen bedeutung „linie". Denn um es kurz zu sagen wo falten sind, da sind auch linien. Ich will ver- suchen, diess an einem beispiel zu erläutern.

Was runzelig oder faltig ist, wird im sanskrit gern mit einer welle •ürmi, taramga^), vici etc. verglichen. Oder es werden auch falten geradezu mit wellen identificiert (cora- posita werden in diesem falle mit eva aufgelöst). Häufig finden sich solche vergleichungen, identificierungen u. s. f. bei den be- rühmten drei hautfalten (vali), der trivali oder dem valitrayam. Folgende stellen sind mir zur band: taramgahdritrivali, vali- trayataramgitä Kathas. 59 , 5. 84, 7 (citiert im PWB. unter härin, taramgita) ; trivalitaramgaka Mahävirac. II, 21; thouv- vellavalttaramgam uaram Karpüram. II, 1; taramgd valayah die falten sind wellen Ind. spr. 1037 cfr. 1269; valivicih QiQup. 10, 59. Mallinatha z. Kirat. 8 , 24 erklärt (madhyeshu) valt- vibhangishu^) mit ürmimatsu. Wenn aber falten mit wellen ver- glichen, oder falten als wellen bezeichnet werden, so kann man auch an linien, an Wellenlinien, denken. So wird tmni, wie oben bemerkt, auch mit vastrasamkocalekhd erklärt, und bei den vali ist öfters von rekhäs (streifen, linien) u. dgl. die rede. Mallinatha glossiert vaUshii Kumär. 5, 24 mit udararekhdsu ; valikriyä Kirat. 8, 52 mit rekhdbandha; und valikdh Qi^up. 3, 53 mit trivalyäkhyd madhyarekhdh. Ind. spr. 6238 heisst es von dem valitrayam, dass es „schon durch linien bezeichnet"

z. Un, 1, 119 die bedeutungen vastra und hhanga haben soll, so ist diese angäbe auffällig und schwerlich correct überliefert.

') Vgl. * carmataramga runzel. *) An den faltenwogenden mitten Rückert, Jahrbb. f. wiss. kritik 1831, I, s. 22, wo über die trivalt ge- handelt wird.

Sanskrit vicchitti schminke. 105

sei. Väsavadattä einleitung v. 3 valivibhangäh *) wird im comm. mit trivalipanktayah glossiert. In dem lexicon Vaijayanti wird voll mit madhyamarekhormi erklärt. Ich fasse nämlich in dem citat aus der Vaijayanti im comm. z. ^ig. 3, 53

valt madhyamarekhormijirnatvaggrhadärushu madhyamarekJwrmi als eine bedeutung (anders Stenzler, De lexicogr. sanscr. principiis p. 27) und schlage vor, die bedeutung welle (ürmi) von vali aus unseren sanskritwörterbüchern zu ent- fernen. Dass meine auffassung die richtige ist, erhellt auch aus der Anekarthadhvanimanjari , wo vali gleich strhnadhyahhä- gormi^) gesetzt wird.

Die letzte glosse die ich zu erwähnen habe findet sich im comm. z. Ragh. 13, 69. Hier glossiert Mallinätha hhangi „ab- satz, stufe" mit vicchitti. Megh. 60, wo das wort hhangi eben- falls stufe bedeuten soll, glossiert Mallinätha mit parvan (in der mir vorliegenden ausgäbe; anders Schütz, Meghadüta p. 25). Es ist kaum nötig zu bemerken, dass die bei Mallinätha vorliegende Verwendung von vicchitti in der bedeutung „absatz, stufe" wenig auffallend ist, so wenig wie der vorhin besprochene gebrauch „bruch, falte" bei Mahendra.

Zur etymologie von vicchitti.

Wir sind jetzt vorbereitet auf die erörterung der frage: wie ist es möglich, dass das wort vicchitti, das doch augen- scheinlich zu Wurzel chid gehört, alle die bedeutungen hat, in denen es wie wir gesehen haben gebraucht wird? Wie lassen sich die bedeutungen von vicchitti vereinigen mit den bedeu- tungen der ^'\chid^(vicchidj spalten, scheiden, trennen, teilen ^ ^ u. s. f.? Es soll versuciit werden zu zeigen, wie vicchitti zu ^'^-i seinen bedeutungen gekommen ist; und zwar hauptsächlich in der weise, dass ausdrücke von ähnlicher grundbedeutung wie vic- chitti zur vergleichung mit diesem worte herbeigezogen werden.

Vorweg bemerke ich, dass sich der folgende kleine beitrag zur Semasiologie und etymologie fast ausschliesslich auf die s. 96

^) Vgl. valibhanga Subhäshitävali 2131. In den schollen zu Naish. 10, 74 wird valivibhanga mit valivinyusa glossiert. ^j Hier bedeutet stri natürlich „weib", nicht „femininum" , wie Borooah zu glauben scheint, wenn er Compr. Grammar III, 1 p. 299 drucken lässt: halih stri madhydbhdgormir balif earma jaräkrti.

^

106 Th. Zachariae

aufgestellten bedeutungen bezieht. Wer im folgenden genauere nachweise und belege verraisst, sei ein für allemal auf die Petersburger Wörterbücher verwiesen.

Das wort vicchüti, welches gebraucht wird wie vinyäsa, an- garaga, pattrabhanga u. s. f., könnte gefasst werden als: durchbrechung. Vgl. Mägha 16, 84 vicchittir navacandanena vapushah; der körper wird von sandelstrichen durchbrochen. Das mittel der durchbrechung steht, wie zu erwarten, im instru- mental i). Oder: vicchitti heisst eigentlich zerteilung, dann Verteilung (z. b. von salbe auf den körper). Es vergleicht sich der gebrauch von vibhaj, besonders von vibhakta in stellen wie Kumär. 7, 15. 18, ^igup. 4, 5. Am besten aber vergleicht sich bhakti, das oft erwähnte synonym von vicchitti. Beiden Wörtern ist ja auch die bedeutung „linie" gemeinsam (vgl. übrigens noch rekhä, ein geritzter streifen, hnie PWB.). Es wird nicht überflüssig sein, hier anzuführen, wie Böhtlingk im kürzeren Wörterbuch die bedeutungen von bhakti entwickelt, speciell wie er zu der bedeutung „linie" gelangt: bhakti aus- teilung, Verteilung; ...teil; ...teilung, s. v. a. das beziehen mit strichen ; strich, linie ; reihe. Ferner mache ich aufmerksam auf bhagga =- lipta Hem. Deq. 6, 99; auf chur, churiia, vi- cchurita PWB.; auf den merkwürdigen gebrauch von bhinna (vibhinna, bhidura), construiert mit dem instrumental oder am ende eines compositums stehend, in der bedeutung „vermischt, verbunden mit". Ueber diesen gebrauch von bhinna hat C. Schütz gehandelt in der Halleschen allg. lit.-zeitung 1844 II p. 972 und in seiner übers, des Meghadfita p. 24 f. Ob die von Schütz gegebene erklärung des gebrauches von bhi?ina richtig ist, wage ich nicht zu entscheiden. Jedenfalls ist das scheinbar unmögliche im sanskrit möglich geworden. Ein kunst- dichter wie Mägha durfte schreiben

vicchiUir navacandanena vapusho bhinna 'dharo 'laktakaih Qig. 16, 84, wo vicchitti bedeutet um es kurz auszudrücken Verbindung mit, und trennung von (viyoga Mall.), und bhinna: verbunden mit (yukta) und getrennt von (viyukta).

Schliesslich habe ich viddha (auch anuviddha u. s. f.) zu erwähnen, das ähnlich wie bhinna gebraucht wird; s. Osthoff,

') Man darf wohl vergleichen vapur vihhaktam navayauvanena Ku- märas. I, 32.

Sanskrit vicchitti schminke. 107

Morphol. Untersuchungen IV (1881) p. 79, der darauf auf- merksam macht, dass die sanskritwurzel vyadh den weiteren gebrauch des damit zusammengestellten lat. dividere teilt, u. a. die aus „spalten, trennen, isolieren" specialisierte bedeutung „durch Isolierung hervorheben, auszeichnen i), verzieren", allge- meiner „behaften, versehen mit". Vgl. noch lat. distinguo, und gr. aristo.

Zu vicchitti (das bestreichen mit) salbe stimmt gut das particip vicchinna, das nicht nur „getrennt" u. dgl., sondern auch „gesalbt" bedeutet wenigstens nach den lexicographen, z. b. nach Hemacandra, der vicchinna mit samdlahdha (= carcita, Mahendra) erklärt. Indessen ist vicchinna in dieser bedeutung noch nicht nachgewiesen; auch das beispiel, das Mahendra dafür anführt (zugleich für die bedeutungen kutila und vibhakta!), macht nicht den eindruck, als sei es einem texte entnommen. Vielleicht ist samälabdha falsche lesart. Mankha nämlich was Mahendra zu H. an. nicht übersehen hat liest samäpti statt samälabdha (s. bereits z. ^ä- 5vata 522) :

samäptau ca vibhaJde ca vicchinnam trishu.

Was Mankha meint, wenn er vicchinna mit samäpti erklärt, erhellt aus dem beispiel, das er im comm. citiert aus seinem eigenen kävya ^rikanthacarita (II, 51; cfr. Subhashitävali 179): die bedeutung samäpti ist aufgestellt für avicchinna „ununter- brochen". —

Das ist alles was ich jetzt beibringen kann um die Zuge- hörigkeit des Wortes vicchitti in einigen seiner auffälligsten bedeutungen zur w. chid zu erweisen. Wem diese Zugehörigkeit nicht einleuchtet, dem wird nur übrig bleiben anzunehmen, dass Wörter verschiedenen Ursprungs in vicchitti zusam- mengefallen sind (vgl. meine Beitr. z. ind. lex. s. 56 ff.). Die Vermutung liegt sehr nahe, dass ein präkrtwort vicchitti mit den eigentümlichen bedeutungen vinyäsa u. s. f. in das classische sanskrit übergegangen ist. Auf keinen fall kann die frage nach dem etwaigen prakrtischen Ursprung von vicchitti hier umgangen werden. Fragen wir zuerst allgemein:

*) Vgl. hier wiederum das bereits erwähnte part. vibhakta (mit vigeahita glossiert z. b. von Mallinätha zu Kumär. 7, 15). Ist vicchitti vielleicht zu fassen als „auszeichnung, Verzierung, schmuck" (cfr. di- stinctio) ?

108 Th. Zachariae

Ist vicchitti ein präkrtwort?

Wahrscheinlich ist es durchaus, dass vicchitti in der einen oder anderen hedeutung ein präkrtwort ist: zunächst deshalb, weil es zu den kunstausdrücken im alamkära^ästra gehört. Hier begegnet nämlich gar manches wort, das für präkrtisch gehalten werden muss. Ich erinnere an avahitthd, das schon im PWB. aus dem präkrt erklärt worden ist (cfr. präkr. hittha, ähiitha: ich hoffe auf diese wörter zurückkommen zu können). Und wenn wir speciell „the charms of the fair sex", zu denen die vicchitti gehört, durchmustern, so finden wir da ausdrücke wie hibhoka (vivvoha?), mottdyita, kuttamifa^) u. a. m. , aus- drücke, die ihren präkrtischen Ursprung an der stirn tragen. Wenn wir ferner die wörter durchgehn, die, wie vicchitti selbst, das bestreichen (mit salbe) oder salbe bedeuten, so treffen wir Wörter an, die vielleicht aus dem präkrt stammen, carcd, im Sanskrit selten (?), wird von Hemacandra Deg. III, 19 als degigabda (caccä) aufgeführt. Ebenda II, 98 comm, heisst es, gomuha werde nicht aufgeführt, weil es aus skr. gomukha ent- standen sei. Offenbar war gomuha in älteren Sammlungen von degigabdäs enthalten, sonst wäre Hemacandra's bemerkung kaum zu begreifen. Uebrigens hat Mägha bekanntlich gomukha ge- braucht. Verdächtig ist auch sthdsaka , das allerdings im Sanskrit vorkommt , z. b. bei Bäna , von anderen classischen autoren aber beharrlich gemieden wird. Ich erinnere noch an ucchädana, präkrtisch für utsädana (PWB.).

Endlich haben wir ein directes zeugniss dafür, dass vi- cchitti ein präkrtwort, ein degigabda ist, in dem scholion des Sädhärana z. Häla 780: vicchittir alepane degi. Freilich ist hierauf nicht viel gewicht zu legen, ebenso wenig darauf, dass vicchitti in der Päiyalacchi erwähnt wird (vgl. diese zeitschr. IV, 76 ff.). Bemerkenswert ist nur, dass Dhanapäla vicchitti ^= vinyäsa setzt.

Sollte vicchitti, etwa in der soeben angeführten hedeutung, wirklich ein präkrtwort sein, so ist es ja leicht zu begreifen, wie das wort ins sanskrit aufgenommen, wie es sogar von einem Kälidäsa gebraucht werden konnte: präkr. vicchitti ist dem sanskritworte vicchitti vollkommen gleich. Der Inder

*) Vgl. Päiyal. 70; Hem. Präkrtgr. IV, 168; wegen mottdyita auch Sarasvatik. p. 5, 2 (lud. Studien 16, 208).

Sanskrit vicchitti schminke. 109

würde sagen: vicchitti hat eine vyiitpatW^), eine etymologie, im Sanskrit ; vicchidyate 'nayä vicchedanam vicchittih (Ma- hendra). Ob sich alle Bedeutungen des Wortes mit den bedeutungen der w. chid vereinigen lassen, ist dem Inder gleichgültig.

Für die erklärung von vicchitti aus dem präkrt bieten sich, soweit ich sehe, zwei möglichkeiten.

vicchitti aus vikshipti.

Diese etymologie, von Bühler aufgestellt in dieser zschr. IV, 159, empfiehlt sich wegen der gleichsetzung von vinyäsa und vicchitti Päiy. 116: wie vinyäsa zu as, so vicchitti zu hship. Danach wäre vicchitti eigentlich das bewerfen mit, das

auftragen, anlegen (iniectus, ETtißoXiq). Vgl. kshepa =

lepana in der Medini, wohl eine glosse zu gorocanäkshepa Kumär. 7, 17, wo Mallinätha kshepa mit vinyäsa erklärt; räani- kkhevo Malavik. 41, 1 Bollensen cfr. räarehävinnäso 40, 14; und sajalavastünäm vikshepah (glosse zu carcä) Kä,vyädarQa 2, 104 comm.

Ist aber vicchitti aus vikshipti lautgesetzlich möglich? Streng genommen nicht; wir hätten *vikkhitti zu erwarten, da z. b. vikshipta im präkrt zu vikkhitta wird. Doch schwanken viele Wörter in den präkrtdialekten zwischen kkh und cch gegenüber skr. ksh (Pischel z. Hem. II, 3. 17 ff., GGA. 1881 s. 1322 f.). Man könnte daher vicchitti für eine dialektische nebenform von vikkhitti halten, die sich in einer speciellen bedeutung fest- gesetzt hat; vicchitti und vikkhitti wären den präkrtischen doppelformen zuzurechnen, mit deren entwickelung, wie bekannt, öfters bedeutungsdifferenzierung band in band ge- gangen ist (S. Goldschmidt K. Z. 25, 612 f.). Ich erinnere nur an khana : charia , khamä:chamä; an pekkhadi : pecchai; wegen vikkhitti : vicchitti speciell an den Wechsel zwischen ukkhitta und ucchitta im Setubandha (cfr. Päiyal. p. 121, Hem.

') Ein degya oder de^iQabda ist ein wort. das keine etymologie hat (avyutpattimant). Ein solches wort soll man nicht gebrauchen. Ind. Studien 16, 208 f. Wenn aber ein mahäkavi, wie z. b. Kälidäsa, einen degya gebraucht hat, so darf man das nachahmen; aus dem doshatvam kann ein gunatvam werden. Vämana V, 1 , 13. Sarasvatik. I, 104 p. 35 ed. Borooah.

110 Th. Zachariae Sanskrit vicchitti schminke.

Beq. 1, 124). Die letzten beiden formen vergleiche ich natür- lich nur insofern, als sie zur w. kship gehören.

Die Bühlersche etymologie Hesse sich durch den hinweis darauf bestreiten, dass vikshipti im sanskrit nicht vorkommt. Indessen werden präkrtwörter durchaus nicht bloss von ferti- gen sanskritwörtern gebildet (s. oben bd. XI, 326 f.); auch lässt sich gegen die form vikshipti schwerlich etwas einwenden, vgl. kshipti, utkshipti, samkshipti, und Ganaratnam. p. 475, 6, wo vikshipti factisch gebildet wird {vicchitti steht zufällig da- neben).

Sollte sich zu gunsten der Bühlerschen etymologie an- führen lassen, dass wörter wie kshipti, dkshiptikd, samkshipti kunstausdrücke, besonders in der dramatik, sind?

vicchitti zu chiv „berühren".

Ohne lautgesetzliche Schwierigkeiten lässt sich vicchitti ab- leiten von der bekannten prakrtwurzel chiv „berühren, anfassen", einem Substitut von skr, sparg Hern. IV, 182. Formen von chiv kommen zumal im Hala häufig vor; das part. lautet chitta, s. Hala, index, und Viddhagälabh. II, 16 (ed. Calc. 1883 p. 68, mit skr. sikta übersetzt). Mit dem praefix vi findet sich chiv im Kalpasütra: vicchippamäna berührt (zu dem passivstamme chippa Hern. IV, 257). Gegen die bildung vicchitti liesse sich sonach schwerlich etwas einwenden: aber auch der gebrauch des Wortes erklärt sich in manchen fällen ziemlich leicht, wenn als ursprüngliche bedeutung „berührung" angenommen wird. Man denke an vicchittir navacandanena berührung d. h. be- streichung mit frischem sandel Qiq. 16, 84 (vgl. lat. tangere)^ an varnavicchitti Sahrdayalilä 2, 9 cfr. ^ak. 164. Die beste analogie für den bedeutungsübergang wenn man von einem solchen überhaupt reden will bietet das wort, welches ja nach Purushottama ein synonym von vicchitti ist: skr. samä- lambhana (samälambha) , eigentlich das anfassen, berühren, dann das salben, die salbe. Vgl. PWB. unter labh+samd, samärambhana, samälambha, samälambhana.

Königsberg i. Fr. Th. Zachariae.

K. F. Johansson Miscelleo. 111

Bliscellen.

1. Piuralia tantum von Ortsnamen im Griechischen und Lateinischen.

Oft kann man die Ursache finden, warum stadt- und Orts- namen nur im pluralis vorkommen; gewöhnlich ist das ver- hältniss so, dass der name von einem appellativum gebildet ist, das nur oder doch häufig in der mehrzahl angewendet wurde. So kann z. b. eine stadt nach einer Völkerschaft, nach den Umgebungen , nach teilen , aus denen sie besteht , nach in ihr befindlichen gegenständen u. s. f. benannt werden. Im allgemeinen aber ist kein anlass oder annehmbarer grund zu erkennen, warum ein nomen proprium im pluralis auftritt. Es ist freilich wahr, dass die meisten namen sehr oder ganz unklar sind, und dass man deshalb nach ihnen oder über sie nicht gerade viel urteilen kann; nichtsdestoweniger aber muss man, wie mir scheint, aus dem minder gewöhnlichen gebrauch von pluralischen Ortsnamen im allgemeinen (ausser wenn namen von Völkerschaften analogice für Ortsnamen zur regel geworden sind) schliessen, dass mehrere der betr. alten sehr zahlreichen piuralia tantum doch wohl anders zu deuten sind, besonders wenn nichts in ihrer bedeutung und der geo- graphischen läge der betr. orte für einen ursprünglichen plural zu sprechen scheint. Ich glaube nun, dass mehrere auf andere weise gedeutet werden können , und zwar wage ich folgende erklärung vorzuschlagen. Ich glaube, dass mehrere mehrzahlige Ortsnamen ursprüngliche lokative sing, sind, die bei dem all- mählichen schwinden der lokative missverstanden und nur infolge der äusseren gleichheit der form als nom. plur. angewendet worden sind. Sowohl im Griechischen als im Lateinischen waren hierfür die Verhältnisse günstig: lok. -ot von der o- deklination = n. pl. derselben dekl.; dasselbe gilt lok. sing, und n. pl. der ä-dekl.; und im Lateinischen lok. -i (domi) n. pl., lok. -m (RomcB) = n. pl. Als allgemeine behauptung darf ich wohl aufstellen: mehrere griechische stadt- namen auf-ot, -at sind ursprüngliche lok. sing.; das- selbe gilt von mehreren lateinischen namen auf -i, -ce. Die lateini- schen auslautsgesetze sind dieser behauptung kaum hinderlich; selbst wenn die regeln Osthof fs (Perf. 195 ff.) stichhaltig

112 K. F. Johansson

sein sollten, dürfte es nicht schwer sein, sie mit meiner an- nähme in einklang zu bringen. Es ist bekannt, dass besonders von Ortsnamen die kasusform, die am meisten ge- braucht wird, mehr und mehr isoliert zu werden pflegt und so die hauptsächlichste und fast ausschliessende benennung eines ortes werden kann. In den heutigen sprachen ist es gar nicht selten, dass oblique kasusformen als nora. aufgefasst werden; wie viel leichter kann dies der fall sein, wenn schon die äussere form durch gleichheit dazu einladet. „Wie die bezeichnung gewöhnlich von der angäbe des ortes, wo etwas geschieht oder sich befindet, ausgeht und dafür am häufigsten verwendet wird, so wird der dabei gebrauchte casus massgebend", sagt Paul Princ.i p. 156. Daselbst werden mehrere namen ange- führt, die vom dativ ausgegangen sind, sei es mit oder ohne Präposition: Baden, Bergen, Brunnen, Hausen, Münden, Staufen, 'felden, -hofen, -kirchen, Altenburg u. s. f., Ambach, Amberg, Amsteg, Imhof, Unterwaiden u. s. w. Beispiele aus dem Schwe- dischen sind Upsala, Valla u. a. namen auf -a (gen.), Falun (dat.) vergl. Tamm Svenska ord belysta genom slav. och halt, spräken Upsala 1881, p. 16. Auch im späteren Latein begegnet uns dieselbe erscheinung. „Der abl. in lokativischer funktion vertritt hier die stelle des nom., akk. von Ortsnamen, Consentius K. V, 349, 4: Interdum efferuntur novo modo et quasi mono- ptota ut Curibus, Trallibus, Turribus, Sulcis; auf sard. In- schriften des 3. Jahrhunderts CIL. X, 7996; 8077; auf afrik. VIII, 758; in den itinerarien des 4. Jahrhunderts ; Stobis, Tobis Jord.; auf Merowingermünzen D'Arbois 40; 45; 59; ital. i, frz. s und ai = aco" (W. Meyer Grröbers grundriss der roman. philologie I, 370). Dass aus völkernamen entstandene landsnamen {Polen, Hessen u. s. w.) obgleich in anderer richtung sing, geworden sind, ist fast dieselbe psychologische erschei- nung. — Ich werde jetzt einige beispiele anführen, wo es mir annehmbar scheint, dass ursprüngliche lokative zu gründe liegen. Jelcpol, äol. Bil(poi (rücksichtlich ß und d, vergl. ßelfpig, delcpig u. s. w. s. J. Schmidt KZ. XXV, 152). CurtiusEt.» 479 sagt: „wohl von seiner läge in einer tiefen schlucht benannt" und die faktische geographische läge der stadt bewahrheitet diese worte (vergl. Kiepert Lehrb. d. a. geogr. p. 288). Wenn dem aber so ist, so erscheint es uns ziemlich unmotiviert, den platz „die schluckten" statt vielmehr „die schlucht" zu benennen.

Miscelleil. 1 13

Nach meiner meinung steht JEXq)ol begrifflich ungefähr auf einer linie mit den oben angeführten Imhof, Amberg, Unter- waiden u. s. w. und ist ein ebensolcher lok. wie oixoi, ^lad-fioX (G. Meyer Gr.», 339 ff., Brugmann Gr. gr. p. 59). Die accentuation darf nicht befremden (vergl. Haussen KZ. XXVII, 614 ff,), denn der accent konnte leicht umgebildet werden, seit das wort als n. pl. aufgefasst zu werden anfing. Ein anderes beispiel scheint mir in l^d^rjvaL zu stecken. Bury hat (BB. VII, 340), wie ich glaube mit recht, l4d^^vai aus ymedh in f.i£a(a)og, 1. medius, s. madhija, g. midj'is hergeleitet und andere gr. namen verglichen, unter welchen Med^iovr] besonders wichtig ist. Diese beiden namen liefern nämlich nicht nur ein gutes beispiel für die erscheinung des qualitativen ablautes (Fick GGA. 1881, 44 ff., Möller Paul und Braune's Beitr. VII, 492 ff. u. a.) f.t€&ü)-v- : dd^^-v ; sondern sie sind auch von wert für die beurteilung des quantitativen ablautes in zwei-

silbigen basen: me'dh medhe medhe wie gen (s. pf. Ja- jäna vgl. g. qens : yvvrf) .;.4jtß«4,,( vergl. yEve-triQ) : gne (gnä, gnö, vgl. yv^aiog, 1. natus, yvcorog) , s. Verf De derivatis verbis contractis linguae gr. quaest. Upsala 1886 p. 92 ff. Die zwei- silbige form medhe kann wenigstens dann als zweisilbig er- scheinen, wenn der eine vokal gleichzeitig qualitativen ablaut aufweist: medho, medhö (vergl. cpiqu) und octi<ea-cpoQog, wo -cpogo- hinsichtlich des quantitativen ablautes etwa -(pioQ- oder -cpqw- gleich ist). *dd-r]-v fasse ich als einen lok. auf -w (ohne -i) (Whitney Gr. § 425, J. Schmidt KZ. XXVII, 306, Brug- mann Gr. gr. § 82 u. s. w.). Hinsichtlich der langen Stamm- form *d&t]-v vergl. zd. hakhmeng u. a., gr. d6i.ir]v und (pegr^v (Bartholomae KZ. XXVIII, 22, Hdb. d. altir. dial. p. 85, Brugmann Hdb. d. kl. alt.-wiss. II p. 621). *l4d^t]-v bedeutete ursprünglich „in der mitte". Davon ist ein adj. *d9-r]vog „in der mitte seiend" abgeleitet und !A&r]vai (Ttolsi, z. b.) bedeutete „in der mittelstadt"; als es nicht mehr als lok. verstanden wurde, wurde es als n. pl. aufgefasst. ^A&t]vaL ttöXel kann, so scheint mir, etwa mit einem ueaai, noXei verglichen werden. Viel- leicht ist die Stadt benannt nach der geographischen läge und der bedeutenden machtstellung in dem bunde von Städten, zu dessen haupt Theseus nach der sage Athen machte. Auf dieselbe weise wie ^^i>rjvai möchte ich hinsichtlich der form auch Mv-

Beiträge z. kimdo d. indg. spraclisn. XIII. 8

114 K. F. Johansson

TirjvaL erklären; darf man in d. schmuck dieselbe w-formation, vom schwachen stamm gebildet etwa wie s. dg-na- (: ägmi-) u. s. w. sehen? Andere griechische namen, die möglicherweise dieselbe erledigung finden, sind hinsichtlich ihrer etymologie zu unklar, um mit einiger Sicherheit für meine meinung in anspruch ge- nommen werden zu können. In Qrjßai konnte man um so besser einen lok. von sing. Qtjßä (vergl. QrjßuLyev^g, Qrjßaiog u. a.) sehen, als eben der sing. Qrjßcc möglicherweise die ur- sprünglichere obgleich obsolete form ist, die dann von der neugebildeten missverstandenen Qrjßai ausgedrängt worden wäre. Vgl. die unten angeführten namen. Namen, die deutlich aus adjektiven entstanden sind, z. b. '^jc^ßi mögen etwa aus *ax^a£, tcoXel u. s. w. entstanden sein (vergl. axQOTtohg, fast in einer jeden stadt). 2vQdycovoaL von einem adj. -fsvT- konnte ehedem avQaKovauL ^coIsl sein, ganz wie in OoivLyiovoa, ^EgiKovaa (rto- Atg) der n. sing, den sieg davon getragen hat. 2vQccxovaaL aber ist doch höchst unsicher, man vergl. die fünf theile der Stadt {Näoog, IdxQCLÖivrj u. s. w.). Andere griechische namen, welche hier in betracht kommen und welche vielleicht wenig- stens teilweise als meiner meinung günstig befunden werden, sind: TlXataiau (auch sing. TlXazaLo)^ OeaTtial (auch sing. QsuTtia), ^EXsvd^SQal, Kwnai, FeQOvd^Qat (reQavd^Qai), ÜQuaial (auch ngaaia), nargai, Odgai (auch (Dago), 'L^ßat oder l4ßal (auch 'L4ßa), ^fivxXat (auch l/4/.ivxXa), ^Ogveal, Klewval, ^iyai (auch u4lyd), u4lyalai, u4lyaial (u4lyEial) u. s. w.

Gehen wir zum Lateinischen über, so sehen wir von den vom Griechischen abgeleiteten namen ab. Von den rein latei- nischen könnte vielleicht Fundi am nächsten mit gr. Jslcpol verglichen werden; Fundi wäre dann == s. hudhne der form nach. Den stadtnamen Velürce möchte ich folgendermassen auffassen. In *veli-ter sehe ich einen lok. (-te)-r , etwa „im thale" (Persson Studia etymologica Upsala 1886, p. 100 ff., 114). Von diesem lok. aus konnte dann ein adj. auf -o gebildet werden: *velitro- oder *velitero- (vergl. dygorsgog, OQSorsQog 1. paluster, equester, *netnesier in Nemesfrinus Brugmann KZ. XXIV, 20 n. 1; sinister dgLOvegog, dexter = ds^iTegog, Sequester), welches sein gegenstück in dem aus dem s-stamme ausgehendem volsc. Velestrom (= 1. Veliternorum) hat: „im thale seiend". Von diesem adj. konnte man einen lok. velitrai (urhe) „in der thal (stadt)" bilden, und dieser könnte mit

Miscellen. 115

^u4&rjvaL verglichen werden. Ich versage es mir, alle anderen, hier in betracht kommenden lateinischen namen anzuführen und zu besprechen, und beschränke mich darauf, nur die wichtigsten derselben zu erwähnen: Fcesulce, Pisce, Volaterrce, Busellw, (Esquilice), Antemnce, Fidence, Verulce, Minturnce, Formice, Fregellce, Acerrce, Stahice, Aecce, Herdoniw, Cannce, Ccelice, Budice, Lupice, Volsinn, Falerii, Volci, Tarquinii, Car- seoli, Barduli, Bubi, Vocei, Thurii u. a. Zum Schlüsse betone ich, dass das vorstehende nur ein erklärungsversuch ist, der natürlich nicht auf Sicherheit anspruch erheben kann.

2. Gr. dyad^og und verwandtes.

Man hat, ganz natürUch, ayad^og mit germ. *g6äa- (g. göds, isl. gödr, ags. göd, ahd. guot u. s. w.) zusammenstellen wollen (Lottner KZ. XI, 197, Grassmann das. XII, 129, vgl. Vanicek Wb. 371 ff.), und noch neuerdings haben Möller (P.-B. Beitr. VII, 501) und Fröhde (BB. VIII, 165) Zusam- menhang dieser Wörter vermutet. "Wegen der lautlichen Schwie- rigkeiten, die mit dieser vergleichung verbunden sind, stellt sich dagegen J. Schmidt (KZ. XXV, 650) ablehnend zu ihr und Kluge (Wörterb. unter gut) erklärt: „Zusammenhang mit dyad^ög ist unmöglich". Nichts destoweniger will ich die berechtigung dieser Zusammenstellung näher zu begründen suchen.

Zunächst möchte ich mit einigen Worten auf einen quan- titativen ablaut, den ich in meiner abhandlung De derivatis verbis contractis cet. p. 92 ff. in hauptsächlicher Übereinstim- mung mit Fick, Danielsson u. a. kurz besprochen habe, und den ich sehr bald mit ausführlicher beispielsammlung näher zu begründen hoffe, die aufmerksamkeit lenken; am besten könnte dieser ablaut gleichgewichts- od. schwebe- ablaut benannt werden. Dieser ablaut besteht darin, dass zwei einzeitige silben, wenn sie unter einem gemeinsamen hauptaccente ausgesprochen werden, mit einer zweizeitigen silbe etwa identisch sind; er wird reguhert nach der silbe, auf welcher der stärkste exspiratorische ton ruhte. Natürlich lassen sich viele formen dieses ablauts, zumal bei reducierten vocalen, denken und mögen auch wirklich vorgekommen sein; aber für jetzt denke ich mir hauptsächlich nur drei eigentliche stufen

8*

116 K. F, Johanäson

der mit hauptton gesprochenen formen. Ich wähle als beispiel

ge n (ge n(d), ge nd) gene {gdue , g(d)ne') gne. Alle diese formen konnten verkürzt werden {gen, gne [gdnd] [und noch mehr gdn, gnd {g(djn(d)) gin^ und gnj), und die so entstandenen Silben konnten den hauptton tragen entweder, weil das hier besprochene gesetz ausgestorben war , oder weil der ton auf andere silben verteilt werden konnte. Man hat bisher gewöhn- lich die s. g. wurzeln einsilbig angesetzt. Es folgt von selbst, dass ich, wenn und so weit man mit wurzeln theoretisch operiren darf, sie lieber als zwei- (oder mehr-)silbig denke (wie z. b. ganz oder zum teil Fick, Paul, De Saussure, Möller, Danielsson u. a.), und dass, wenn ein regel- mässiger ablaut in einer wortgruppe vorzuliegen scheint, die zu gründe liegende wurzel eher langvokalisch als kurzvokalisch zu denken ist, was ich hier wegen Osthoffs übrigens oft sehr scharfsinniger erörterungen in seinem buche Zur gesch. des perf. bemerkt haben will. Es kommt übrigens hier nicht darauf an diese frage näher zu verfolgen. Statt der „wurzel" gen setze ich also gene (oder gen oder gne) an.

Denken wir uns eine „base" *aghadh, so ergibt dieselbe ein griechisches *axccd^og > dyia&og, das in der Hesych. glosse daa&ov ' dyad^ov entgegentritt. Wenn wir ferner in demselben idg. paradigma sowohl * aghadho- als "^aghdlio- ansetzen (wozu wir zweifellos berechtigt sind), so folgt aus *aghdho- ein *agdho- (Bartholomae Ar. forsch. I, 3 ff., KZ. XXVII, 206 f., vergl. auch Kluge Paul-Braune Beitr. IX, 152 f.). Aus *aghadho- und * agdho- konnte leicht durch kontamination *agadho- ent- stehen, und die erklärung wird in der hauptsache dieselbe, wie die von Bartholomae für die formen von gr. O^vydctjQ, s. duhitä u. s. w, aufgestellte. Gehen wir nun zu den übrigen ablauts- formen unseres wortes über, so müssen wir uns eine form *ägh(d)dh d. h. sowohl äghdli als mit beibehaltenem 9 *äghadh vorstellen; hieraus konnte durch eine ähnliche kontamination wie die obige eine form *ägadh herausspringen. Ich wage die vermuthung, das dies ügadh der Ursprung des gr. rjydd^eog sei, das einer volksetymologischen anlehnung an d^wg oder d^ia seine endung verdanken kann; könnte nicht die bedeutung reich, prächtig (oder nach einer andern grundbedeutung der sippe: passend u. s. w.) ebensogut für die betr. Hom.

Miscellen. 117

stellen (z. b, Z 133, d 702) passen, als z. b. hochheilig u. s. w., die man auf grund der angeblichen etyraologie statuirt hat? Der auf die letzte silbe schwebende accent ergab end- lich die form *gliädh, welche leicht im germ. st. fföda- erkannt wird; von den von Fick Wb. II, 546 und Fröhde a. o. citierten Wörtern möchte ich wenigstens lett. gäds „habe, besitz- tum" und möglicherweise auch andres hierher ziehen. Ich denke also rjyaO-- : äxaS^-, dyad-- : god- = gen : gene : gne. Nur wenige werte habe ich von kypr. atad-ög (SGD. 37, 3; 54, 4, vgl. Ahrens Phil. XXXV, p. 21; Siegismund C. st. IX, 99; C. st. VII, 235, 239 lesen Deecke u. Siegismund dys»^) zu sagen; dies kann, wenn es richtig gelesen ist, gegen meine anseinandersetzung keine instanz bilden, wenn dyad^og in der weise, wie ich hervorgehoben habe, entstanden ist. Dann ist ccLad^og laut speciell gr. lautgesetzen aus dyad-og entwickelt (vgl. J. Schmidt KZ. XXV, 145 ff., G. Meyer Gr.^ § 194).

3. 'Ix^vg und verwandtes.

Fick hat mit recht h/^vg mit lit. zuvls (g. zuves), apr. suckans (a. pl. i. e. zukans), vgl. lit. zukmistras „fisch meister", Rrm.jukn {g. jkan) Wb. I, 585; II, 82; KZ. XXII, 383, vgl Hübschraann Arm. st. p. 40, Brugmann Grundriss p. 304, G. Meyer Gr.^ § 259, zusammengestellt. Bartholomae (Ar. forsch. II, 56) hat ix^vg u. s. w. eine idg. grundform *gizhii-s zu gründe legen wollen, die er für die ursprünglichste hält. Aber wenn die Zusammenstellung, die ich machen werde, richtig ist, scheint mir als idg. grundform nicht ^gizhü-s, sondern *ghiju-s vorausgesetzt werden zu müssen es sei denn, dass Bartholomae eine von zwei möglichkeiten be- weisen könnte : entweder dass gizh = gr. yd- lit. z germ. gj, oder dass urspr. gJnj nur durch eine idg. grundform gizh, gr. x^ bt. z germ. gj werden konnte , was wohl noch unmöglich ist. Aus der grundform * ghjü-s lässt sich mittels einer prothese (s. G. Meyer Gr.'^ § 102) lyS-vg in derselben weise erklären wie lyßsg, x^^S^ s. hyds, lat. heri, hes(-ternus), got. gis(-tradags , von *ghis?) aus einer idg. grundform *ghij€s, oder i-xrlvog im verhältniss zu s. gi/enä- (< idg. *kja:.ina-, vgl. G. Meyer Gr.' § 253 anm., 259, Bartholomae

118 K. F. Johansson

Ar. forsch. I, 20). Die lit. form erledigt sich leicht aus gh\j (lit. ziuvls kommt auch vor, Bezzenberger BB. VIII, 112) und Pr. und Arm. möchten nicht dagegen sprechen.

Die oben aufgestellte grundform wird nun meiner meinung nach von folgenden nordischen Wörtern gestützt, die ich mit den vorher angeführten zusammenstellen will. Im Neuschwedi- schen kommt ein wort gös als name einer fischart (Perca Lucio- perca) vor. Dass dies wort mit einer nord. grundform *gjus- zusammenhängt , leuchtet hervor aus der Schreibung gyus des 14. jahrh. (Schlyter VGL. XIV, Rydqvist Sv. spräkets lagar II, 300, III, 69). Dass in einer oder mehreren sprachen eine allgemeine benennung einer specifischen oder artbenennung einer oder mehrerer anderer sprachen entspricht, ist ja sehr gewöhn- lich. Das einzige, wodurch idg. ghiju- und schw. gj'us- in der form sich unterscheiden, ist, dass gj'us- eine ableitung mit s-suffix sein muss. Die Verschiedenheit der schwedischen formen gös und gj'us muss aus einer altschwed. doppelheit gjus- und *gjys- erklärt werden. Diese beiden formen aber müssen oder können wenigstens aus verschiedenen kasusformen hervorge- gangen sein. Nun kommt auch im Schwedischen ein name eines raubvogels (Falco Halisetus) fisk-ljuse oder fisk-ljus vor. Diese Schreibung ist nicht alt, denn in der bibel Gustavs des I wird das wort fiska-giusen geschrieben. "Wir müssen also auch hier eine ältere form form gjus oder gjuse annehmen (fisk-gjus in den Wörterbüchern von Lind und Serenius, vgl. Ryd- qvist V, 257; estnisch - schw. dius nach Freudenthal Upplysningar om Rägö- och Wichterpalmälet i Estland p. 168, 184). Es ist nicht unwahrscheinlich, dass diese vogelart nach ihrer lebensweise so benannt ist, und dass gjuse (an- st.) etwa dasselbe wie flscher ist. Die verdeutlichende Zusammensetzung fisk-gjus(e) wird entstanden sein, als man anfing, die ursprüng- liche bedeutung zu vergessen (vgl. Kluge Wörterb. unter Wind- hund; ferner schwed. gärdsgärd u. s. w.). In Zusammenhang hiermit stehen auch die isl. , norw. namen derselben vogelart isl. gjödr, norw. dial. fiske-j0, fiske-jon (Daa Svensk-norsk haandordbog), ßske-gjod, -jo, -jo (Aasen Norsk ordbog). Die letztangeführten formen müssen auf einen stamm *ghijut6- zurückgeführt werden.

Miscellen. 119

^4. Gr. a/ii^vog, a/.trjvaL u. S. W. /

2'/<^»'og/(theocr. VIII, 46, H)^iocl. Theog. 594 u^. w.; a f-irfvoi^yTO (.ieIlgowv y,al orfim/^v a&gota/iia. tct 6Jt ayyeia a^i^vf] ^es.) , Gf-irjvaL' xiov kfelLoatov ol y,rjQod6xoi^ tjtol al ■^jyxMT Hes. u. a. Wörter dasafbst scheinen im allg^einen eine Sammlung, gesammelte masse und eine/ platz für eine Sammlung irgendwelcher urt zu bedeuten; auf bienen u. s. w. specialisiert bedeuten sie 1) bienen schwärm u. s. w., 2) bienenkorb u. s. w., kommen aber auch in allgemeinerer anwendung vor, z. b. o/iirjvog Xoyiov u. a. Ich schlage vor, diese sippe zur wurzel seme zu ziehen, die einheit und Identität, gleichheit und Zusammensein ausdrückt. Diese wurzel kehrt in sehr vielen Wörtern der meisten idg. sprachen wieder; ich werde sie hier nicht näher verfolgen, will aber die hauptsächlichsten ablautsformen (durch schwebe- ablaut entstanden) verzeichnen: *säjn- > zd. Mma- „der- selbe, gleich"', abg. samü „selbst", vermutlich auch s. sämi, ^/iii, 1. semi „halb"; ags. f/e-som, isl. sSmr, söma, somi, a,s. somi aschw. soema (nach Noreen): *seme, somo > s. samd „gleich, derselbe", zd. hama ,, gleich", g. sama, 6fiö-g, o(.i,OLog, möglicher- weise s. sama (enclit.) „irgend einer, irgend wer, jeder" : *s(9)mäx > s. part. smä (vgl. asma-kam u. s. w.), vgl. auch s. samü-nd (entweder s(9)mä, snitna oder mit vollvokal durch analogie sa^nä < semä, somä, sama). Die übrigen kürzeren formen dieser wurzel l. seni-, eig, s. smä (smd-d), simd „jeder", aj.i6g, g. swms, * sm- (a-ua^ u. s. w.) will ich nur angedeutet haben (übrigens vgl. Hübschmann Vocalsyst, p. 105 f., 174, Osthoff Perf. 481, 575 f., De Saussure Mem. 95, 275,| J. Schmidt KZ. XXV, 1 u. a.). Ich glaube, dass oi-irj- der; oben verzeichneten form sma^ zunächst steht und hinsichtlich; der bildung ziemlich genau mit s. samä-nä- (vgl, sdma-na-) % und mit g. samana (vgl. Mahlowl. v. p. 67p ahd. zi-samene, \ mhd. ze-samene, ahd. vb. samanön, as. samnön, ags. samnian, i altisl. samna übereinstimmt. Hinsichtlich der verschiedenen | ableitungssuffixe in Of-iiivog, afxfjvac und z. b. 1. simul, simiUs, 6f.iaX6g glaube ich vergleichen zu ^^en einerseits die oben angeführten formen , anderseits-''mhd. sai^d€fi^ ndl. za>jji,eieftf* schw. samla. Ich glaijt>e" demnach nicht, in dieser sippe (vgl. Kluge Nom. stammbilduugslehre einl.) innerhalb der ger-

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manischen sprachen eine lautliche vertauschung zwischen n und l annehmen zu dürfen. Hinsichtlich des anlautes ai-i- verweise ich auf G. Meyer Gr.2 § 246, Brugmann Grund- riss p. 421.

5. 6ot. alj)f)äu und verwandtes. '^^

Das got. aipßau „oder, wo nicht, sonst, vielleicht, gewiss" * ist bisher in mehreren weisen gedeutet worden; die haupt- sächlichsten versuche bis zum j. 1873 sind von Bezzenberger Got. adv. p. 93 f. verzeichnet und kritisirt. Im allgemeinen ist aißßau so verstanden, als ob ai zeichen für kurzes e wäre (vgl. Braune Got. gr, § 20), wobei man sich natürlich auf ahd. eddo, isl. eäa, eotr gestützt hat. Hinsichtlich der erklärung hat man früher wegen der as. formen efäo u. s. w., afr. ieftha (s. unten) am allgemeinsten eine assimilation einer labialen Spirant an/ im Ahd., Got., Ags., Aisl. angenommen (Holtz- mann Ad. gr. I, 1, 156; 2, 66; Paul P.-B. Beitr. IV, 384 vgl. VI, 248; Piper Spr. u. lit. Deutschlands p. 263). Diese behauptung lässt teils das got. ai (== e) unerklärt, teils mangelt es für eine solche assimilation vollends, so viel ich weiss, an beispielen in den genannten sprachen (vgl. Bezzenberger a. 0.). Ferner hat Mahlow (Die 1. v. p. 159) angenommen, dass aißpau (ahd. eddo) für *i-h-ßau steht, und Meringer bei Singer (P.-B. Beitr. XII, 211 f.) hat gleichfalls aißßau durch assimilation aus *aih-pau entstehen lassen und aih- = 1. ec- gestellt. Sowohl Mahlow als Meringer und Singer haben sich natürlich auf die bekannte got. assimilation nipßan < nih pan, summaißpan < sumaih ßan u. s. w. (Braune Got. gr. § 62 a. 3) gestützt; und unzweifelhaft ist die Schreibung aip^au damit erledigt. Aber abgesehen davon, dass man nicht eigent- lich weiss, um welches lat. ec- es sich bei Singer handelt entweder ec aus ecce u. s. w. abstrahirt (was ziemlich proble- matisch ist, denn ecce kann wenigstens gar wohl aus *e-ce mit deiktischem e- [vgl. ecastor u. s. w.] entstanden sein) oder pron.- und präp.-st. ec in 1. ec-, ex, u. eh-, ehe-. Ix (ich sehe hier von sl. izu, lit. isz u. s. w. ab, vgl. G. Meyer Gr. gr.^ p. 269 n. 2) abgesehen davon ist die Zusammenstellung meiner meinung nach recht bedenklich aus dem gründe, dass man genötigt ist, aip^au (sowohl) von (afr. ieftha u. s. w., was

Miscellen. 121

jedenfalls nötig ist, s. unten, als von) ahd. eddo, isl. eäa u. s. w. zu scheiden, weil eine derartige assimilation in diesen sprachen weder sicher bezeugt ist, noch, wie ich glaube, belegt werden kann; hp > pp scheint nämlich eine specifisch gotische laut- veränderung zu sein, die in der faktischen litteratur von einem beziehungsweise geringen anfang in Zuwachs begriffen ist. Bez- zen berger a. o. hat recht darin, dass aippau als aippau zu schreiben ist, aber seine eigene zurückführung auf einen st. ifa scheitert eben an der Schreibung aip- und möglicherweise auch an den ahd. formen od(d)o , oda u. s. w. Wenn dem so ist, scheint es nicht anmasslich, eine neue erklärung vorzubringen, besonders wenn man dadurch einige bis jetzt unerklärte Wörter zur selben sippe führen kann. Jedenfalls muss aippau von as. efdo^ afr. ieftha geschieden werden.

Zunächst folgt ein resume der formen die man aus ver- schiedenen gründen in einer oder anderen hinsieht mit aippau zusammengestellt hat, und von denen hier aus dem einen oder dem andern gründe gehandelt werden muss.

A. Hd. 1) Ahd. eddo, odo, oddo, oda (Graff I, 147), erdo, Order (vgl. widar : loirdar); 2) mhd. ode, od, oder.

B. Nd. a) And. 1) as. efäo, efda, ettha (Mon. 3408, eftha Cott.), etlho Mon. und eftha Cott. 1329, 1696, 1721, 1830; ohtho (Mon. 3629, eftha Cott). 2) Ags. odde, oä(ä)a, eääa (anorth.), epa (Rushworth Gloss.). 3) Afr. ieftha, ioftha, oftha (ofte). b) Mnd. edder, odder u. s. w. , übrigens s. Paul P.-B. Beitr. VI, 258. Von den nordischen {eäa, eär u. s. w.) wie von den übrigen hier zu behandelnden Wörtern s. unten.

Wenn Singer (a. o.) nun behauptet, dass in Zusammen- hang mit * aih-pau as. efäo, afr. ieftha sich leicht erklären lassen „aus dem bekannten spirantenwechsel" , so bekenne ich, dass ich nicht weiss, welchen Wechsel er meint. Es ist wohl bekannt, dass got. und hd. ft im Mfr. (Tr. capit.) und in nd. dialekten in ht übergeht (Müllenhoff u. Scherer Denkm.» XVII, 580; Piper p. 267, 273; Franck Mnl. gr. p. 75; Lübben Mnd. gr. p. 61 u. s. w.), aber für den umgekehrten hergang wüsste ich nur nfr. ht > ft zu belegen (Denkm.^ XVIII, Piper 270), das auch mnd., aber selten ist (Lübben Mnd. gr. p. 61). Dass vollends die Verbindung fp in den altnd. dialekten in hp übergegangen sei, ist nicht wohl zu behaupten (ich kenne nur ohtho Mon. 3629), noch weniger das umgekehrte (hp > fP),

122 K. F. Johansson

was nach Singer, soweit ich sehen kann, anzuerkennen wäre. Ich glaube demnach behaupten zu können, dass die betr. formen mit lab. spirant nicht aus einer grundform * ehßau zu erklären seien. Wir sehen uns demnach genötigt, wenigstens zwei wesentlich verschiedene grundformen für die oben ver- zeichneten Wörter in den germ. sprachen anzuerkennen. Aber hauptsächlich nur diese zwei, was ich im folgenden zu beweisen suchen will; denn ich glaube nicht, dass got. aipßau von den ahd., ags. und isl. Wörtern zu trennen ist. Von den oben verzeichneten formen gehören zur gruppe 1: g. aippau, ahd. eddo, od(d)o u. s. w., die daraus entstandenen mhd. formen, as. ettha, eftho, ags. oMe u. s.w., die damit in Verbindung stehenden mnd. formen; isl. eda, edr u. s. w. Zur gruppe 2: as. efda, efdo^ eftha und ohiho, afr. ieftha, ioftha, oftha.

Wir wollen erst die 2. gruppe erledigen, Mahlow (Die 1. V. p. 159) wie auch andere (vgl. Paul P.-B. Beitr. IV, 384) sieht im ersten teile demente , die mit got. jahai, ihai, iba, ahd. ibu, as. ef, ags. gif, afr. j'ef, jof, isl. «/, ef u. s. w. zu- sammenhangen; ausserdem berücksichtigt er ahd. wJöT; oha, ubi, mhd. obe, as. afr. of, mnl. of) aschw. of, adän. of. Ich sehe mich genötigt, diese formen ein wenig zu besprechen, wobei ich mich zum teil auf einige gedanken über die Wörter, die Mahlow (a. o.), Bremer (P.-B. Beitr. XI, 36; 50) und Noreen (in Vorlesungen 1886) geäussert haben, stütze.

Es ist wohl jetzt von wenigen verkannt, dass wir in diesen Wörtern, wie in den got. adv. auf -ba (anders Bezzenberger Got. adv. p. 17 ff.) einen idg. pron.-st. bho bhe (bhö bhe) oder vielleicht zweisilbig ebhe (ebho u. s. w., woraus durch schwebe- ablaut mehrere formen) zu sehen haben, der teils als selbst- ständiges wort, teils in Zusammensetzungen, teils als kasus- suffix, teils als ableitungs-suffix auftritt (s. Bezzenberger Got. adv. p. 19 ff. und Seh er er ZGDS.^, 402, Mahlow a. o.). Diesen stamm möchte ich durch ablaut folgendermassen ge- spaltet sehen: ebh(9) , öbh(d), äbh(9)^) : ebhe u. s. w. ; (d)bhe, (d)bhö, (d)bhä. Von den beiden ersten stufen kann ich nicht sichere ausläufer bezeugen, vgl. indessen s. abh-i, abhitas, i(p-i-

^) Es ist hier nicht der ort zu begründen, warum ich glaube be- haupten zu können, dass U sowohl mit e (und ö) als « mit c (und ö) schon idg. ablautete ; und dass es mehr stufen von quantitativem ablaut gegeben hat, als gewöhnlich angenommen wird z. b. e-e-afaJ-i-CsJ-nvM-stnie.

Miscellen. 123

(Osthoff MU. IV, 227 ff.) u. s. w.: cpri, zd. H lit. bä, ar-bä, got. ba {ßauh ba Job. 11, 25 s. Bezzenberger Got. adv. p. 68); ausserdem gehört hierher: lit. abu, abi : s. u-bhä, u-bäu, cifi-qxo, \. am-bo, g. bai (s. Kluge Wb, unter beide). In Zu- sammensetzungen haben wir also bereits diesen stamm bezeugt (u-bhä, äf.i-q)0)) ^). Als kasussuffix tritt dieser pronominalstamm sehr häufig auf 2). Als ableitungssuffix fungirt er (von einem kasus ausgehend) möglicherweise in gr. Wörtern auf -(pog =* s. -bha (vgl. besonders s. gi-bha-m = gl-ghra).

Ebenso wie 1. i-bi ein kasus von dem demonstrativen st. ei oi i, womit rel. ie io—i identisch ist (durch ablaut aus einem st. eie u. s. w.), so scheinen mir die germanischen formen *iB- in isl. if auf fast derselben idg. grundform *i-bh-i (oder einer anderen M-formation) zu beruhen. Hinsichtlich der bedeutung hat Noreen mit recht verglichen schw. der-est = wenn, vgl. d. ivo , wofern. Ich möchte vermuten , dass 1. i- bei (vgl. tibei = abg. te-be) auf ein idg. *i-bhoi oder *i-bhai zurückzuführen und mit dem got. i-bai identisch sei. Allerdings können wir weiter gehen. Ich sehe mit Persson (St. et. p. 95 n. 2) in o-tf-QO, (und to-cp-Qo) eine formation, die mit st. bho bhe aus- gebildet ist und glaube mit ebendemselben , dass *io-q)-Y ; *io-cp-L = 1. am-f-r, am-b-r : aix-(p-i sich verhält; wurden nun Y und i als die eigentlichen träger der kasusbedeutung auf-

^) Mit u-bhä, afi-ffw sind zu vergleichen (f-(pw {acpm od. (fcpai, ö(pd5e, 2 du.), ebenso a-tfta-i, a-tpoi-tv (3 du.). MitMahlow nehme ich an, dass die pron. mit ß-tf- auf einem anaphorischen st. ese beruhen (hinsichtlich der etyraologie anders B rüg mann KZ. XXVII, 399 und n. 2, vgl. Baunack Mem. d. 1. soc. d. ling. "V, 14). Mit Brugmann (Gr. gr. § 97) glaube ich ferner , dass a-(pC{v) (wesentlich , obschon mit schon idg. reducirtem vokal = 1. se-bei < idg. *se-bhaxi), den übrigen pluralformen zu gründe liegt, obschon es sich nicht verkennen lässt, dass seinerseits a(f)-(ä (vgl. ä/x-(fwi) ebenso ursprünglich sein kann (vgl. Wackernagel KZ. XXVIII, 139). 2) It. *.fo-s > o.-u. *-fo~s, 1. -bu-s, gall. -ßo; mit jjo-/e-suffix vermehrt: *bhe-ie u. s. w. > *-6Aa,-/ in 1. ti-bei, u. te-fe, 0. si-fei, sab. se-fei, womit ich abg. te-b^^ se-be für völlig identisch ansehe (vgl. Leskien Decl. p. 143, 146 f.), *-bh-ia^ in s. (ved.) d. sg. tü-bh-ya und tü-bhyam, i. d. ab. d. -bhyä-m, zd. -bya {iübhyam : tübhya = s. -bhyäm : zd. -byä = zd. bya : -byäm, Bartholomae Hdb. p. 67 f.), s. d. ab. pl. -bh-ya-s; und als die schwächste form *-bh-i in -ipi, -tfi-v kelt. *-bi-m B. -bhi-s {-(ft-v : -bhyatn, -bhyäm ^^ -bhis : -bhyas) (zuletzt hat von den ftA-kasus gehandelt V. Henry Mem. d. 1. s, d. ling. VI p. 14 des separat- abdruckes). «fi-ifiu .• dfi-tpl = O'tfü : a-(fi.

124 K. F. JohanRson

gefasst (anfangs r und i nur um die schon in (p vielleicht steckende lokalbedeutung zu verdeutlichen), so konnte incp leicht als stamm gedeutet werden (vgl. l'-rpi-og : J-cpi). Denken wir uns uun in dem relat.-demonstr. st. qualitativen [und quantitativen] ablaut iebh iohh [ibhj^ so haben wir die stamme für ags.gif, möglicherweise 'ä,h\. ef (<. jebh-), g.jabai (<. jobh-), g. ibaij (< ibh-) (nach Noreen). Zu diesen stammen ge- hört nun, wie ich glaube, das erste glied der unter gr. 1 angeführten formen und zwar as., afr. ef- (vgl. die konj. ef), afr. ief- (konj. ief, ags. gif), iof- (konj. iof)^). Mit den ge- nannten vergleicht sich ungezwungen lit. iJeXb „wenn" u. s. w., was doch Ficks kombinationen unglaubli^T'raacßr'^ Hin-

^) Beiläufig^-'tt'lTl ich bemerkt,tor5en , dass die stj^s^te**^. ef, efan ,,zweifel"^j>*rflr aschw. icBv, aMt,ai^Ja7 isl. vb. efa „zvpjreln" nach Noreen aus del* konj. herzuleiten"^seien (anders vgl. Kluge Wb. unter 2 ob, Fick Wb. III, 20, Bezzenberger Got. adv. p. 19 f., 89 ff). *») Mög- licherweise liegt es nicht von dem ziele dieses artikelchöns so ganz fern, mit einigen werten die übrigen germ. formen für o5 zu berühren. Wie wir gesehen haben, gehen die oben im text angeführten formen auf einen stamm * jehh—johh—ibh zurück. Paul (P.-B. Beitr. VI, 248) scheint ahd. uha, oha, übt, mhd. obe, ob, op, as. afr. of (af Mon. 1523), vgl. afr. of-fha, mnl. ob, adän. aschw. of (auf welche letzteren beispiele mich Noreen aufmerksam macht) mit den im texte verzeichneten formen vermitteln zu wollen. Ich glaube , dies ist kaum möglich. Vielleicht wird man einige beispiele vorbringen können, in welchen im Ahd. u. s. w. ein c (auf welcher weise je entstanden) unter irgend welchen bedingungen (z. b. unbetonung) sich in o verändert haben kann (vgl. odo : eddo, wola : wela, g. vaila (Braune Ahd. gr. § 25 a. 1), oder ein ursprünglicher ablautswechsel erkennbar wäre (in welchem fall o in unbetonter silbe erhalten wäre, vgl. Paul P.-B. Beitr. VI, 179 ff., Noreen Altisl. gr. § 113 u. 8. w.) ; aber wie ist es möglich einen urspr. at. jebh ibh mit einem st. ebh—obh zu vermitteln? Mir scheinen zwei möglichkeiten zur erklärung denkbar. Entweder: wir haben im st. ebhe eine schwebe- ablautsform * äxbh- statuiert. Wenn wir nun * öbh- oder * äbh- annehmen, würde es ahd. *uob, und ich denke dies könnte in den oft unbetonten proklitischen konj. verkürzt werden ob-, üb-; oder: ahd. ubi ist direkt mit 1. ubl, übet zu vergleichen, so dass got. ibai : 1. ibl = ahd. übe: 1. Mit (ahd. oba : g. iba ahd. übe : g. ibai). Ich sehe nämlich nicht ein, warum nicht vom pron.-st. u {au-, vgl. av-rög, s. ti-ta) ein ic-bi hergeleitet werden konnte (vgl. u-bhd) wie ibi aus st. » («/- s. e-tad). Die relative bedeutung ist jedenfalls sekundär. Vgl. Bersu Guttur. p. 145; Da- nielsson Gr. anm. I, p. 16 n. 2. Ich gebe gern zu, dass dies alles nichts als unsichere Vermutungen sind.

Miscellen. 125

sichtlich der kasusformen werden got. jabai, ibai lok. sein wie ahd. übe; got. iba < *ibhe oder * ibiiö (woraus ahd. ibu) oder ^ibhoi (nach J. Schmidt KZ. XXVI, 42 ff., Hanssen KZ. XXVII, 614 f.).

Ich gehe jetzt zur andern gruppe über. Oben habe ich hervorgehoben, dass diese formen kaum durch assimilation eines labialen oder eines gutturalen Spiranten entstanden seien. Ich glaube aber, dass es einen pron.-st. ete gegeben habe, den ich folgendermassen , durch schwebe - ablaut variiert , ansetze : *aj : * ete : * tä^. Zu *tä^ gehört wahrscheinlich ti], lit. te^ got. ßan-de, (xa-)Tw; kürzere formen sind die gewöhnlichen pron.-stämme to, te und tu (td) in (xa-)ra. Zur mittleren form könnte man möglicherweise rechnen lit. ata-, abg. otü; übrigens vgl. 1. et-, et-i, s. ät-i und als noch kürzere form 1. at (übrigens s, Fickj-Wb. III, 36). Denselben stamm erkenne ich in s. dt-ra (dt-räj. Wir können nicht umhin mit dträ as. adro, ags. cedre, edre („eilend, alsbald^ zeitig, früh"; hinsichtlich der .^ bedeutung lok. > temp. vgl. 1. illico/h\ sur h chaiiip, d. auf \_4

(^erjÄi^p)''zu y^^^ ,^"'"'

Gehen wir nun zum Isl. über, so begegnen uns ein paar Wörter, die kaum von as. adro geschieden werden können: ich meine ddr („früher, eher, sonst") und ddan („früher, jüngst", Fritzner Ordb. p. 6 f.). Diese formen müssen auf et zurück- geführt werden, und hierin sehe ich einen beweis dafür, dass wir in der „wurzel" ete auch die erste ablautsform annehmen können.

Dies et- ist es nun , was ich in hinblick auf einige bald zu behandelnde formen in got. aippau erkennen will. Zunächst möchte ich aber betonen, dass e^- im Got. als aiß- erscheinen konnte, und zwar wenn entweder die silbe ep- oder das ganze wort im satze unbetont war. Dies aber ist sowohl apriori leicht zu verstehen, als auch aus formen der übrigen sprachen erkennbar. Dass ein in nicht haupttoniger silbe stehendes e im Got. mit ai bezeichnet ist, habe ich in meiner abhandlung De derivatis verbis contractis p. 186 f. zu zeigen gesucht (vgl. g. sijais 1. sies ; red. z. b. in saisö , vgl. die lange redupl. im Skr., Zd. und Gr., Whitney Gr. § 786, Bartholomae Hdb. p. 142, vgl. Ost hoff Perf. 56 ff.; vaila = * vela > in hauptton. silbe, anorw. val, Noreen Aisl. gr. § 356) und ich möchte jetzt aippau als beispiel derselben rogel ansehen.

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Hinsichtlich der verhindung der beiden Zusammensetzungs- glieder leuchtet es von selbst ein, dass sie nicht früher als in germ. zeit vor sich gegangen ist im anderen fall wäre ihre entwickelung eine ganz andre gewesen (Kluge P.-B. Beitr. IX, 150 f.; OsthoffPerf. 560f.; Brugmann Grundriss p. 344, 384, 394, vgl. Mü. III, 131 ff.) das heisst: wir müssen germ. -//- ansetzen. Wäre nun das wort hauptbetont gewesen, so hätten wir wahrscheinlich im Ahd. in ihm -it- , ebenso im Isl. ('^äi(t)o, *ät(t)a) (Kluge P.-B. Beitr. IX, 159 f., Brate ib. X, 35 f., einiges wird auch von Liden in einem bald im Arkiv f. n. fil. erscheinenden aufsatze vorgebracht). Wir finden aber statt dessen im Ahd. dd, d, im Isl. ä. Dies kann, so scheint mir, nur auf zwei weisen erklärt werden: entweder ist die entwicklung der germ. kombination // in nicht haupt- toniger silbe anders als sonst vor sich gegangen (d. h. ßß = da y dd statt #), oder zufolge eben derselben unbetontheit ist pp erst in p (vgl. Paul P.-B. Beitr. IV, 384 f., 407, anm.) übergegangen und daraus ist ahd. d, isl. d entstanden, ahd. eddo aber vielleicht durch eine kontamination zu stände gekom- men. Hier bin ich indessen nicht im stände, zu entscheiden.

Irre ich mich nun nicht sehr, so finden wir in den nordi- schen sprachen ausser im Isländischen spuren auch der be- tonten form unseres wortes, die bisher nur nicht richtig gedeutet sind. Es sind dies: schw. äter, dän. und norw. atter, die auf altn. äter, atter zurückgehen müssen. Und in aschw. gesetzurk. begegnet sowol atter als meist ater (> nschwed. äter) „zurück, wiederum" u. s. w. Im Aschw. kommen ater, attcer, atter, atir, atr (Gottl. L.) wechselnd vor (Rydqvist V^^ä; III, 7); atter (mit gem. muta) ist am wenigsten gebräuchlich: Westm. L., einmal (attcer) in ÖGL.; das gewöhnlichste ist ater, atir. In derselben bedeutung kommt nun, am frühesten im älteren VGL, apter vor; doch fast gleichzeitig ater. Man hat nun gewöhnlich (so Rydqvist II, 441; III, 7; V, 90) atter und ater aus apter durch assimilation hergeleitet. Ich bin durch Noreen belehrt worden, dass im Anord. kein ein- ziges sicheres beispiel einer derartigen assimilation i) vor- liegt. Uebrigens kommt ja sowohl atter als ater fast gleich- zeitig vor; endlich ist ater, das wol apriori als mit atter zusammenhängend angesehen werden muss, weder direkt aus *) Vereinzelt nschw. iitter .• efter.

Miscellen. 127

atter^ noch weniger aus apter herleitbar. Ich will deshalb atter und ater völlig von apter scheiden und sehe in den deutschen sprachen einen guten grund hierfür. As. eft „wieder, von neuem" u. s. w. = ecld (Freckenh. 344, 475 u. s. w.), ags. eft, mnd. echt ,, wiederum", efte, ifte, ofte „wenn, ob, oder, vielleicht" (Lübben Mnd. gr. p. 129), afr. ofte, mnl. ochte, ofte „oder" u. s. w. (Franck Mnl. gr. p. 75), die in der nächsten beziehung zu g. afta, isl. apt, ept, rökst. aft (Bugge Antiquarisk tidskrift för Sverige V, [1828] p. 116 f.) stehen, müssen sowohl von g. a^p^u^ ahd.^^^^^ als von as. efäo, afr. ieftha geschieden werden. Diese genannten Wörter stehen aber, glaube ich, in demselben etymologischen verhältniss zu isl. aptr, eptir, aschw. apter (von ablaut und den verschiedenen gestaltungen des Suffixes sehe ich hier ganz ab), wie atter, ater meiner meinung nach zu aippau, eddo, eäa u. s. w. Hin- sichtlich der bedeutung findet sich ein Wechsel „wieder, wiederum aber oder wenn, ob" statt, vgl. 1. aut : autem, ast u. s. w.

Ich wende mich jetzt zur lautlichen begründung meiner Zusammenstellung. Ich stelle mir vor, dass wir hier wirklich einen ausläufer der germanischen betonten form vor uns haben was auch in Wechselbeziehung zu der verschiedenen bedeutung zu stehen scheint und dass aus germ. *^Pp-, nord. *ätt- nach oben angeführten beispielen sich entwickelt hat. Diese form ward, wenn betont, zu *ät- in ater. Aber wenn, ehe wirklich *ätt- in ät- übergegangen war, "^ ätt- durch neuen verlust des haupttones zu ätf- verkürzt ward, so konnte davon die form atter gebildet werden, die jedenfalls im Schw. nicht häufig ist, dagegen im Dan. und Norw. fast zur allein- herrschaft gelangt ist. Hinsichtlich des suff. vgl. isl. eäa : eär = *ätta : ater.

Vom letzten teile der behandelten zusammengesetzten Wörter haben gehandelt Bezzenberger (Got. adv. p. 95) und Paul (P.-B. Beitr. IV, 383 ff.; 376). Ich will nur hinzufügen, dass Pauls gleichsetzung paii = *täm (1. tarn) kaum möglich ist. Warum nicht annehmen, dass Pau auf idg. * tä^ + u zurück- gehe? Doch hierüber kann ich nicht mit einiger Sicherheit urteilen.

Wie aber ist die vokalisation o in od(d)o, oder, oääe '(: eddo, eäa) zu erklären? Paul ist (P.-B. Beitr. VI, 247, vgl. Mab low

128 K. F. Johansson Miscellen.

Die 1. V. p. 158 f.) geneigt darin einen a blaut zu sehen, der seiner qualität nach durch proklisis bestimmt sei. Könnte man vielleicht vermuten , dass wir eigentlich einen ablaut e/- ; ö/- haben, so dass gleichwie tp > eddo, so auch ö^ zu od(d)o sich verkürzt hat? Die form erdo, order (Singer P.-B. Beitr. XII, 211) hindert jedenfalls nicht die obigen Zu- sammenstellungen; erdo : ed(d)o : wirdar : widar.

Upsala. Karl Ferdinand Johansson.

Keltic Notes 1).

1. The t-preterite.

The material of this article is derived mainly from the exhaustive coUections of Whitley Stokes and Windisch (Kuhn's Beiträge VII. 24—28, VIII. 442—448), from a dis- cussion of the Welsh forms by Rhys (Revue Celtique VI. 24 35) and from the Grammatica Celtica and Windisch's Irish Grammar. The latest explanation of this formation is, so far as I know, that of Windisch (Beiträge 1. c), who finds in it a suffix -to- as in Lat. ßecto. To this there are several objections: he quotes no instances of this suffix in Keltic, except the doubtful bert, dicam, which will be discussed later: we shall also see that there are some phonetic difficulties. A surer link of connection may perhaps be found between the ^-preterite and the idg. verbalsystem, when we observe that the 3 Singular of the ^-preterite is identical in form with the 3 Singular of the non-thematic aorist middle, with such forms as Gr. (OQTO, di-Kto (Monro Homeric Grammar § 13), Skr. arta, ahhakta (Whitney § 834), Zd. aokhta, vanta (Spiegel Alter. Sprach. §276. Bartholomae Altiran. verb. § 104). Ir. do-hert, W. kemerth, Corn. cemert (= kemherth) : hherto = no hered, W. cymeret (K.Z. XXVII. 178) : hJiereto. Some of the ^preterites seem to have aorist forms corresponding to them in other languages; riarfad , qusesivit = Zd. aokhta (for avakhta. Geldner Metrik 3). ^

*) I must express my Obligation to Mr. Stokes for his kindness in looking over these notes and suggesting some corrections.

J. Ötrachan Keltic Kotes. 129

locht 1), pres. comhoing, break, cf. Skr. abhakta. abhakta is at- tached to bhcrj divide, not bhanj break, but the meanings are so similar that it is probable that bhaüj is an Idg. nasalised form of bhaj (otherwise Brugmann M. U. III. 155). „mad bocht", (gut brach sie, d. i. erntete sie. W indisch) is at all events very like Skr. „sarve bhejire manasah sukham". P. W. V. 149. do-ind-nacht, tribuit: cf. Skr. active aorist aw«^; wrt^ (Grass -

mann Wb. 719). W. gtumt, feriit: Skr. vanta 3 plur. (Grassmann Wb. 514). nn between consonants becomes regularly na e. g. atnata = atnnta. But the combination vmita may have been treated differently. P. W. gives no instance of initial vn in Sanskrit. The different or rather contrary mea- nings oivan may be derived, with Grassmann, from the fundamental notion of striving after. cf. the various meanings of Lat. 'peto. do-m-roi-sechtatar , mihi succurrerunt do-m-rü-sectatar :

cf. Skr. reduplicated stem sishak-. do-sn-acht, he drove them away, may be compared with a Greek pluperfect form -^xro. Such aorists from roots beginning with a vowel would in Greek naturally tend to attach themselves to the pluperfect. Such ^-preterites as have no corresponding aorist forms in other languages may be either Idg. forms lost elsewhere, or new creations after the old modeis.

The above explanation accounts for the absence, in the old language, of the e-infection which, on Windisch's hypo- thesis we should expect in some of the ^-preterites. Forms ending in et prove nothing, as et seems to prevent e-infection. But * ernte should have become eit or euit, dornte , deit, as senti, seit, or seuit, denti, deit (Stokes K. Z. XXVIII. 61). On the other band * emto would become et, as centom, cU. Similarly rt . It . admit of infection. The middle Irish forms with infection, like «^rwift/r^Windisch Irish Gramm ar §267) can hardly be said to disprove my theory; they are probably due to the second person or to the perfect. arroHt offers

') We have perhaps an example of the active aorist in comhach, (gl. fregit). Stokes, Beiträge, VII. 7.

Beiträge z. kundo <l. indgr. sprachen. XIII. 9

130 J. Strachan

difficulties: it may be due to contamination of arroet and arroU, or it may be merely a difference of spelling (cf. Thurn- eysen Revue Celtique VI. 155),

In Idg. the weak grade of the root appeared in this formation. In the individual languages there are also traces of the middle grade (mittelstufe). Many of the Keltic forms as acht, w. aefh, bocht, sechtatar may represent the weak grade. As for do-ind-nacht^ nag appears in weak forms in Skr., so that if there was an Idg. ablaut neki yJci (Skr. nag ag) the two forms must soon have been confused. fact finds its parallel in Zd. aohhta. In roots ending in a nasal the Irish vocalisatiou might be either strong or weak i). If I am right in assuming only one root van, its Idg. form must have been ven (Lat. Venus, venerari)y and Welsh guant can represent Idg. vyto, not Idg. vento (Zimmer K. Z. XXVII. 450. note). Many of the remaining forms may have arisen within the Keltic lan- guages themselves. Proportions like aig : acht = seich : sech- tatar = meil : x = geil : x would easily lead to forms like melt, gelt.

Beyond the 3. singular this aorist has disappeared. The reason for this is probably the great difference of form pro- duced by phonetic change. If then the other persona of the ^-preterite are due to analogy, on what model were they formed? S tokos has already suggested that the i of the

*) It is possible that forms like do-rSt may be either active or middle, as it is doubtful whether final nt was lost (Windisch Irish Grammar § 104a. Brugmann V. G. 1. 77. 512. 566). üutside the verb I have found no certain instance either of its loss or of its retention. If it were certain that benim, strike, came from gh.^en, the forms dorod-ba, absci- dat, arenindar-be ut abigat, rafor-ha, accomplished, would be most easily explained as = ben-t, Idg. gh^ent. In that case forms like arrodibai, intercidit, codofobath, ut incideret, codufoibither , ut succidatur, which show no traces of a nasal, must be analogical formations, partly after the Substantive verb, partly after verbs like, renim, where the « is a present suffix (cf. Osthoff Perfect 519. 520). Job. Schmidt (K. Z. XXV. 171) however, connects benim with Goth. banja (F. IIP. 196) without explaining how beim a blow can come from an root. b^im, pl. nom. bemeti, in Old-Ir. might = beimen (cf. Old-Slav. biti strike) or benmen: Gaelic beum, pl. beuman, seens to decide in favour of the latter, as intervocalic m becomes mh (Ebel Beiträge III. 11). If bei?», comes from gh^en^ it is most natural to derive benim from the same root.

Keltic Notes. 131

2. Singular coraes from the perfect. If we extend this to the 1. Singular, the singular is explained Irisli ro-burt, ro-hirt, ro-bert (unaccented ru-bart), like ro-charus, ro-charis, ro-char : Welsh ceint, ceint-ost, cant, like cereis, cereis, caras. In Welsli as in later Irish i has sometimes made its way into the

3. singular.

Sometimes in Irish the 3. singular form has extended itself to the other persons e. g. doret, defendi, arro4it, accepi, im- rualadsa, offendi, ni comtacht-su non quaesivisti (unaccented form of comtecht). Is there any form, by which these could have been influenced, in which the three persons are the same? The only form is the preterite passive, rocMt, dor eiset, asrobrad, furecht, etc. This then must have been the infiuence at work.

The plural is plainly formed after that of the perfect; corapare ru-bartmar , ru-bariid, ru-bartatar, with cechnammar, cechnid, cechnatar. No plural forms have been found in Welsh.

Some ^-forms are found in the later language with a future meaning, as at-bert, dicam, bertait, ferent. One is tempted to discover the starting point of these forms in the aorist indicative used as an injunctive^).

2. Dative singular of a-stems.

Brugmann (Vergleichende Grammatik I. 510), assu- ming that the Irish dative of a-stems represents an Idg, dative, finds difficulty in accounting for the apparently different treatment of äi and öi in the a- and o-stems. He justly remarks that it is not likely that äi should have become z, and at the same time öi, ö. The difficulty disappears if we assume that the Irish dative is not a true dative but a locative (the dative in Greek has been frequently replaced by a loca- tive. Gustav Meyer Gr. Gram. § 347 351). tuathai becomes regularly tuathl, tuaith^). This explains how i got into the genitive and accusative of a-stems.

3. Vocative plural of o-stems.

It is not probable that Idg. ös should have been preserved

^) Since the above was written, another explanation of forms like hertait Las been given by Zimmer (K. Z. XXVIII. 313). ^) The diph- thong ua does not concern us here, cf. Brugmann V. G. 57.

9*

132 W. Deecke

in the vocative plural, while in the nominative it was replaced by t. Rather must we see in e. g. a Bomanu (GL Quirites), not an old vocative but an accusative like that found after Latin o, as in, o miseras hominum mentes (Madvig Lat. gram. § 236. Roby Lat. gram. § 1128). So too in other stems, e. g. cara^ friend, nom. pl. carit, acc. voc. cairtea : cathir, town, cathraiff, cathracha : brithem, judge, hrithemain, hrithemna.

4. Eclipsis destituens.

A phenomenon akin to this is found in modern Gaelic. The tenues and mediae are pronounced differently according as they are preceded by a nasal or not. If not preceded by a nasal they are voiceless, if preceded by a nasal, voiced. Thus cu, a. dog, but ang gu, written an cu the dog. Similarly in duine, a man, the d is voiceless, but in an duine, the man, if I may trust my ear, d is voiced. This diiference is not marked in writing.

Manchester. John Strachan.

Nasale sonanten im Lykischen.

J. P. Six hat in einem briefe an mich vom 25. Januar d. j. zuerst die Vermutung ausgesprochen und durch eine anzahl von Zusammenstellungen und Umschreibungen begründet, dass der von Mor. Schmidt durch /; von mir durch f d. i. nasaliertes i wiedergegebene lykische buchstube i, den ich schon bisweilen etymologisch einer indogermanischen nasalis sonans gleichge- setzt hatte (art. I, 125; 133 unter pddöx(ta; 139 unter s^topäh; auch 149, nt. 1 khes^j no^, st[ta), vielmehr durch y, zu bezeichnen, also wirkliche, und zwar dentale, nasalis sonans sei. Dieser geniale gedanke des verdienten forschers bestätigte sich mir sofort, nicht nur durch eine reihe neuer naheliegender gründe und combinationen, sondern auch durch die auffindung der entsprechenden labialen nasalis sonans m in dem von Mor. Schmidt durch a, von mir bisher durch q d. i. nasaliertes a umschriebenen lykischen buchstaben X. Die palatale und Velare nasalis sonans fehlen.

Nasale sonanten im Lykischen. 133

Die wesentlichsten für die obige gleichsetzung spre- chenden gründe sind folgende:

I. die wähl der zeichen: sie entsprechen, das eine dem jonisch-griechischen, das andere dem chalcidisch- griechischen zeichen für ^; dieser in seinem griechischen lautwert für die Lykier unbrauchbare buchstabe folgt aber im griechischen aiphabet auf W; n, so dass sich im lykischen aiphabet die sonanten nasalen ^^ m oder m, y. an die consonantischen an- schlössen Das jonisch-griechische / hat lykisch in der form -|- den lautwert h; für lyk. x dient das chalcidisch-griechische "^^ {— Jon. xp). Die Lykier haben also bei der bildung ihres alphabets beide arten des griechischen alphabets vorliegend gehabt und benutzt. Statt des einheitlichen ^ brauchen sie doppelconsonanz, theils xss, seltner x^j einmal vielleicht kss St. X. N. 39, theils x^^-

IL die Verwendung der zeichen: consonantisches m findet sich im lykischen, ausser vor vocalen, nur vor l und r, und zwar anlautend und inlautend ; n ist vor consonanten stets geschwunden; s. z. b. die verbalendungen -öte, -ötö = idg. -onti, -onto. Die wenigen scheinbaren ausnahmen beruhn auf unsichrer lesung; ungenaue Schreibung ist p^m^ränwe Lim. 5, 3, sonst stets pi^träi^ne. Das sonante m dagegen steht vor p, m, u, isoliert auch im auslaut, sogar vor der enklitika te- (art. I, 143, n. 2) in masxx'tftHci' St. X. W. 65 (s. 68); ^ bezeichnet die nasalis sonans vor t, n und regelmässig im auslaut, in compositis auch vor guttural in äpt^x^xc^h Lim. 31, 1 (art, I, 132, n. 21) und vor labial z. b. in äpy^podö Kyan. 1, 5; nicht ganz sicher in lesung und trennung ist obrayi^dabrala Ant. 1, 7; andre Unregel- mässigkeiten sind auf falsche lesung zurückzuführen.

III. Umschreibungen von eigennamen:

1) '^tareiäosähä = Jageiov (art. I, 146, n. 12; e näherte sich im laut dem i, o dem u) St. X. 0, 59; vgl. jetzt, neben dem 1. 1. von mir schon angeführten neugr. vt = d, auch noch die hieroglyphisch-ägypt. Schreibung ntrius. Analog steht dann 7rip r= b neugr. f.i7t im namen mpara, componiert art(t)o- mpara (art. I, 127, n. 4); s. das von mir schon verglichene liQTaßÜQLog; die verdumpfung in art(t)o- ist wohl dem m zuzu- schreiben; s. ärta-xsserazahä = ^Aqxa^eg^ov (art. I, 128, n. 7). Die früheren Schreibungen pareiäosähä und art(t)oqpara waren weit unwahrscheinlicher.

134 W. Deecke

2) ari^na = "Aqva, einheimischer name der stadt Xanthos (art. I, 136, n. 7). Nie findet sich in dem namen oder seinen ableitungen ein t, so dass schon aus dem gründe, wie Six richtig bemerkt, die Umschreibung arpia bedenklich war. Hier scheint ri (nicht n) der gleitlaut. Analog gebildet ist pn^na „omog", woher pr^nava ,,olma'\ (ä)pry,navatö „wx/^cro" u. s. w.; 8. art. I, 134 unter kezzapr'Q^na und art. III. Wenn der Stadtname py.[nara] griechisch durch Tlivaga, richtiger wohl 1^ nivdqa, wiedergegeben wird (art. I, 137), so yg\. pttara = zd ndTOQa, richtiger tj Tlaidga (ebdt.); ähnlich erinnert der ml. eigenname ^^wwoMA (genit.) Pin. 3, 2, jetzt durch Benn- dorf gesichert (art. I, 138, n. 7), an kypr. IIvvTog neben nlvvTog.

3) triYimele „lykisch, Lykier" (art. I, 151, n. 2), griechisch TeQullfjg, TQS^llr]g u. s. w., niemals * TQafiäXrjg, was man nach der frühern Umschreibung trqmele hätte erwarten müssen ; Tqi- /iiillg yij ist an composita mit tql- angelehnt; der lelegische könig TgdßßTqXog ist fernzuhalten. Ebenso steckt der stadt- name Tsqurjaaog, Tegf-isöög wahrscheinlich in fpnmes St. X. 0. 50; acc. triirimesn ebdt. 29; Pin. 2, 2 (nach Benndorf). Auch hier haben wir ini als gleitlaut.

4) der ml. eigenname sppyiaza (art. I, 127, n. 3) ist dem- nach nicht mit iran. gpita- (gr. ^Ttiza-), sondern mit iran. gpenta- „heilig" zusammenzustellen; s. gr. 2(pevöa-ddtr]g.

IV. Die gleitlaute. Ausser den unter III schon ange- führten beispielen gehören hierher folgende:

1) die Präposition «pri, wohl adverbial gebrauchter accu- sativ, = idg. *epm, zum ind. ^locativ dpi, gr. etzL, idg. epi, verbindet sich i^it|lyEr*^»ri»»j^ zu *äp'^nöne „enkel",

eig. „nachkind"; s. gr. srtiyovog, sTttyov^ Hier scheint n äer gleitlaut. Von öne findet sich der dat. sg. öne Myr. 2, 2; der acc. sg. önfej Myr. 6, 2; der gen. pl. önähe Myr. 5, 3; St. X. S. 24; von dem compositum der dat. sg. äpy^nöne X. 2, 4; vielleicht [äp^Jnöne Kyan. 1, 3; der dat. pl. [äp^Jnönä Myr. 5, 2; vgl. art. I, 131 unter ap'Q.ütama. Ebenso giebt öpri mit der verbalform äpeiätö „er bestimmte", die z. b. X. 1, 5 u. 6 vorkommt, das compositum äp'Q.näpeiätö Ky. 1, 2, vielleicht herzustellen ebdt. 4. Ein dritter fall ist pär-äpri-n-ästtä St. X. W. 51; s. jiiiräp'p.: Lim. 42, 5; asttä St. X. 0. 50; sä-i-ästtä- bäle ebdt. 0. 2. Das ursprüngliche ^ ist vor p erhalten in

Nasale sonanten im Lykischen. 135

dem oben citierten säepr^i : pablüte , aus säe äpm; sonst bleibt das ri auch vor p z. b. in den verbalformen äp'rb-podö Myr. 3, 5 ; Kyan. 1, 5; äp'^-po'^tö Lim. 17b, 2, wo das zweite ?i den ton haben muss = idg. y,, da es sonst geschwunden wäre. Dass der gleitlaut aber nicht immer vor vocalen eintritt, zeigt, ausser dem oben citierten eigennamen apy,ütama Myr. 3, 2, z. b. äpi^ äbttä Lira. 9, 2 = eti avtolg; s. art, I, 141. Die neben- form apy, hat auch apy,tade St. X. W. 33, neben äp'Q.tade ebdt. N. 56.

2) einige ml. eigennamen haben nach consonanten das Suffix -mma statt -m«: pexmma, hrexnima, ddarssmma, auch nach r (sonans): padrmma; s. art. I, 129 u. vgl. noch orssmme- käze ebdt. 148; ferner mopmmä „einfach" Rhod. b, 9; topTtimä „doppelt" Ant. 4, 4. Bei der Umschreibung -qma war der unterschied vom suffix -ama räthselhaft; s. %ttarama = Ktd- QapioQ, zahama, ap^iUama, art. I, 131. Vergleiche noch zu jenem das idg. superlativsuffix -tirimo; auch Zahlwörter wie septnimo, deJcmmo, wo aber das m zum stamme zu gehören scheint.

3) nominales , ursp. adjectivisches suffix -'^ne (nicht -^ne) z. b.

xbedöi^ne „königlich", von x^^dä „könig"; s. art. I, 140 vädräy^ne und vädrönne_^,ysvvalog'^ Rhod. a, 2; b, 3 u. 6,

von vädre '^ib y^^og", Ant. 3, 4; s. art. III. priträi^ne^'TAm^ 11, 6; 14, 6; neben py,nträ'y,ne Lim. 5, 3; siehe oben, vgl. noch den namen ddäpi^näväh (genet.) art. I, 147, n. 15 neben dem subst. ddäepnäoxez Sura 4; ferner äsä-dä-'TLnäva „nachkommenschaft", art. I, 145, unter äsä-däplöme; auch das demonstrativ äbö'^nö, äbö-^mi (acc. sg. fem.) in den bilinguen == tovzo, tovtI, eig. TavTr]v, mit den weiteren Varianten äbörf,nü, äbunnö, äbunnö, daneben äbönö u. s. w. ; idg. z. b. neunnö- „der neunte"; s. noch lyk. tresi^ne St. X. Or^ zu m»^ „cmiimal?" W. 70; N. 52. """^^ ^«r ^^^n,

4) adject. suff. -'cnne, vielleicht zu ind. -vin; z. b. xbedävQ^ne St. X. N. 47; s. ybedöi^yie

tonävv^ne St. X. W. 62; N. 64

trälävme St. X. W. 40 (s. noch 0. 13); vgl. traleiä W. 42

bosavvy,n... St. X. W. 41; vgl x^^a-^ose N. 42.

136

W. Deecke

5) der münzname: ammüma Lim. 5, 3 (viel wahrscheinlicher, als das frühere

aqmiima)', daneben: ümmüma Lim. 13, 3 u. 4; Rhod, b, 3.

Die verdumpfung des a zn ü ist wohl durch das m ver- ursacht; s. den acc. sg. der nomina auf -a, der ü neben a hat z. b. ladü und lada „yvv^siiKa" von i^da ,^ftim" ; auch oben aHo- (für arta-) vor m. ^S* \

V. Etymologieen:

1) /Jt^^Ä'H^geboren , kind'VvPart. mWpass. = i^^S^v,t6- von gen „zeugen"

pdää-xv-ta s. art. I, 133

kähe-xv^ta St. X. N. 13 sowie in den ableitungen:

Xrdlah (genet.) art. I, 130, n. 12—13, wahrscheinlich = lat. „principis"; nebst xV'^^^^pünä ebdt. 139

Xntänobäh (genet.) ebdt., n. 9

XV'to^vata „verwandter", in verschiedenen casus und ablei- tungen; auch xV'tävätä Pin. 2, 2

XV'tabora, x'&t^bäeme, pjrito&ose u. s. w.

Daneben begegnet nun auch * xvßß^'f^Tad^'^ =jße^.*gy,nö- also nicht mit gleitlaut ; s. z. b. id^f%.-nü-. Erhalten sind der nom. pl. x^waÄrt St. X. 0. 58; der gen. pl. xv-^ahe X. 4, 3; St. X. S. 24, herzustellen X. 6, 3; Lim. 10, 4; und eine ablei- tung pfriwe/ä . . St. X. W. 18. Part. pft. pass. können auch ar'^na und pry^na sein (s. ob. u. art. III), etwa von är und per.

2) sy^ta idg. k\nt6- 100: Lim. 14, 6; Rhod. b, 4; vgl. den ml. eigennamen sy.topäh (genet.) art. I, 139, n. 10 neben 'Enaro/uvag ; vielleicht gehören auch hierher tosy,tete St. X. S. 7 (s. to- = 2) und tauresigiä ebdt. W. 68.

3) noiniüta Lim. 36, 3 w 9000, aus neuri,-tüsy,tä, dessen s

gehn musste und mit dem rf, , wie ind. pdnSan, beruht kbesigi,'

worin s aus afficiertem guttural ischen ; s. s^ „yfnd" ; sä(e) „quis,

zwischen sonanten in h ül schwand. Auf analogiebildui füta Lim. 13, 3 u. 4 == 5001 entstanden ist, wie oft im iT^; ^'ä „£|"^. s. w..„ 4)o<« und )N;^„hin? schiedenencömpositenf^s. art. altlat, en; s. gr. «vrl^, ntös. X

erweitert y,tä('e)pe, beide in ver- das 71 ist tiefstufe zu gr. iv, hergestelltem e, für *dt6i aus

Nasale sonanten im Lykischen. 137

5) acc. sg. auf -^; aus -71; s. oben äprn, äpti, und trrnmesxt, und vgl. noch:

eiiinesy, St. X. 0. 27 = 'Itoyinov; davor ein ähnlicher accus., von dem nur . . . es?i erhalten ; vorhergeht säxssadrapahe : irijimele... „und von Satrapen: den lykischen . ."; es folgt sppartaze, atünazfej „den spartanischen, atheni- schen" u. s. w. s. art. IL Aehnliche bildungen sind: Xäreuazy, St. X. W. 45; 53; acc. sg. eines adjectivs vom fürstennamen läreua, den ich nicht mehr für weiblich halte (s. art. I, 135, n. 1), da das münzenbild nach Six eine göttin ist vezUasppaziQ, St. X. N. 49; ebenso von *vezUasppa = altpers.

Vistäspa = ' YaTciaTtrjg smrnnaz'^ ebdt. 50, von smrnna 2fiVQva tnömäzv. ebdt. W. 28; s. den stadtnamen Mov/naatog; ferner losTSi, Lim. 16a, 2, object zu pri^navatä „olxoöoi.isV^ ; daneben: losü : i^trah'^ Lim. 6, 2 losütrah'^ Myr. 6, 2; vgl. einerseits tros'ri, aros^; andrerseits flahv., xhah'Q,, xhehi/j^f poväiähi^L (neben poväiahä St. X. S. 19) u. s. w.; das s geht auf einen guttural zurück, das h auf s; vgl. z. b. zu ^osy alt- keit. Zö^cfw (acc.) ,,§3f^'^'',J5ez?.vBeitr. XI, 115; zu x^<^^^ viel- Tä^ xba(hj Lim. 5, 3 = bactr. Usvas = 6, u. s. w.

6) verbalformen auf -nie idg. -'^ti; -^tö = idg. -'^fo; vielleicht -^Ltä = idg. -'>}tdi; z. b.

'Qtäpe-tas'Q,te Myr. 5, 2 „hinein thun sie", eig. „geben sie";

von tas = gr. dwx, idg. döJc; vgl. tase, täse u. s. w.

art. III; sonst steht in der gleichen Verbindung i^itäpe-

töte, einmal -taute, von = dw, idg. dö, und -önte, -ünte

= idg. -o-nti. äpfjb : pontö Lim. 17 b, 2; dass das ^ zum suffix gehört, zeigt

äp^ : podö Myr. 3, 5; äp^tpodö Kyan. 1, 5; s. art. III;

wahrscheinlich war hier das tt betont (s. ob.).

7) im namen hmprüma (art. I, 135, n. 4) steckt vielleicht hip,- = idg. sm-. ind. sa-, lat. sim-.

VI. Die analogie der sonanten liquiden r und l, die zwar nicht eigene zeichen besitzen, aber neben den con- sonantischen in grossem umfange vorkommen, z. t. mit deut-

138 W. Deecke

lieber entstehung durch Verkürzung der betreffenden silbe. Die wicbtigsten fälle sind:

1) im an laut; vgl. i^ta, Tripara:

rtto Lim. 36, 2, neben ortto, orto-, h-rottla, h-ortto-; s. art.

I, 149, n. 20; vgl. ind. rtd, rtü. rbbenäzes St. X. W. 53; neben ärbhena, ärbhe; s. art. I, 136, n. 8; vgl. ind. vBü. In diesem falle könnte, trotz der trennenden wort-interpunction , sandhi-krasis eingetreten sein, da ein e vorhergeht; s. L. 11, 5 hrppebäeiä hrppe äbäeiä. rppe Lim. 19, 3; s. unten hr2)pe Ibbäväle Ant. 1, 6 Ibeiöe St. X. W. 40.

Auch in diesen beiden fällen möchte, trotz der inter- punction , krasis vorliegen : es geht ä vorher und ein anlau- tendes a scheint abgefallen ; s. albaxü, albmolü, albrünakä, albüpä u. 8. Vf. Unsicher ist: Ibä Ant. 1, 4.

2) im inlaut zwischen consonanten, wobei in der regel der folgende consonant verdoppelt ist, indem er in einen implosiven, zur vorhergehenden silbe gehörigen, und einen explosiven teil zerlegt ward, der die folgende silbe anlautete, also z. b. trb-be; erst dadurch wird die sonantische natur der liquida vollkommen. Beispiele sind:

a) trbbe und viele verwandte formen, s. trbböneme art. I, 144, n. 4; sogar trbbde St. X. N. 38; W. 27; 34; vgl. lyk.-gr. TQsße-XvaLog, Tgeßhöai, TQsßevvarwv

zrbblü St. X. N. 41; 45; daneben viell. [zjrblö Ant. 1, 7 xrblla Ant. 1, 8; xrbblatü St. X. N. 63 urbble St. X. W. 26; urblale Ant. 1, 4 mrbbönäde St. X. S. 33; 0. 5 vgl. ind. gr})d, dr})ika, srbinda, nrbähü u. s. w.

b) prddärüt . . . Lim. 30, 1 ; vgl. ind. prdäJcu.

c) trpplö St. X. N. 54, neben tbeplö ebdt.; trppale ebdt. W. 28; trppalao W. 46; vgl. trzzohe und treia, treiärö, treso (neben tbeso), tresi^ne, zur wurzel fer == 3; s. ind. tr-tija.

zrppädon... St. X. W. 6; zrppodäenä 0. 46; vgl. zeröpla,

zeroplä; kaum ^aQTtrjSojv. hrppe, auch hrppae Kad. 1, 2; hrpe Myr. 4, 2; rppe Lim.

19, 3, neben hre; s. noch hrzze;

Nasale senanten im Lykischen. 139

vgl. tTTipäemäh, tiripävöte art. I, 144, n. 6; ztripdä St, X. W. 45; hmprüma u. s. w.; ind. trpdla, srprd, nrpdlni u. s. w.

d) ho-mrxxü St. X. S. 50; vgl. mrsxxü W. 12; mrsxxate W. 24; andrerseits masxx^ W. 65; 68; s. ind. mrgajds, mrgdt^ mrsä u. s. w.

e) przzö St. X. S. 23; przzä. .. S. 28; przzede Lim. 32, 1, neben parzza N. 2; pa[rzz]a X. 5 c, 1; parza St. X. N. 14 zu altpers. pärsa-, gr. IleQai^q; s. art. I, 128

trzzobe Lim. 13, 4; s. trpplö hrzze, 6 mal „obere"; s. hrppe, hre

krzzünasä St. X. S. 48, zu XsQo6vr]aog?, doch s. auch x^'ssöne St. X. 0. 52; vgl. ind. prsat, trsü, hrsitd, grsu, krsnd u. s. w.

f ) mrmmdepä St. X. N. 33 ; mrmmd ... N. 38 ; mrmmas . . . N. 44; auch wohl mrm... W. 48; vgl. ind. nrmdnas, nrmnä u. 8. w.; auch lyk. padrmma; s. ob.

g) koprlle u. s. w., s. art. I, 147, n. 7; vgl. KvßeQvla%og prllöle St. X. W. 46; daneben perle, aber auch prle, prl,

prlaraema St. X. W. 9; s. art. I, 148; gr. ^^Ttiglai,

lATtSQQaiTWV

h) smrnnaz^ St. X. N. 50; s. ob. gr. ^fivQva?; vgl. ind. mrnmäja

i) xphP^^^^^ A.nt. 1, 7, redupliciert ; y^. pllove St. X. W. 61, sonst im anlaut pl-.

Buchs weiler. W. Deecke.

Cena.

Eine etymologie dieses wertes, über welches befriedigendes meines wissens bisher noch nicht vorgetragen ist, hat von fol- genden thatsachen auszugehen: .

1) Fesl^ts^p. 339: ^^scensas ^^^^. nu4w cenas . quae autem . . . . habebant etN.jjro ceni(s) . . .". Pat^s bietet: „scensas Sabini cenas dicebantT^^^^yp^ autem nunc plandia sunt, cenas dicebant et pro cenis vesp^lfsas appellabant\ Schon Paulus las also scensas im Festus. Darnach fehlt j^er grund, mit

140 Otto Immisch

Henop De linkua Sabina p. 54, Aufrecht'^. Kirchhof^ II, 358, Corssen l\ 327, Goetze Stud. I, 2, 168 Sicaligers sce^as anzunehmen, sce^as ist eben sabinisch, scei^nas wäre lal^- nisch, wie 11 eX richtig anmerkt, vergl. aik;b Mommsem U. D. p. 354. \ \

2) Altlat. cesna Festus p. 209.

3) Altumbr. liegt vor: ^ersim'ii, gehmmtur^ neuumbr. sesna. Bei diesen formen ist von vornherfein festzuhalten , wovon auch Bücheier Umbr. p. 153 nicht hätte abweichen sollen, dass die epichorische schrift niemals rs für <f setzt. An der nicht- beachtung dieser thatsache "scheitert die Meyer-Corssen'sche erklärung (Krit. beitr. p. 455).

Dies die Überlieferung. Sie ermöglicht folgende aufstellung :

1) Der sabinischen form liegt ein theraa scend zu gründe, dasselbe, was uns in griech. axedccvw/iiL begegnet und auf w. ska „schneiden, teilen, spalten" zurückführt. Der nasal begegnet wieder in lat. scandvla (Curtius Grdz. ^ 246). Betreffs der bedeutung vergl. griech. dd'Cg neben daCtoi, öalto. Man bildete von scend ein scendia, vergl. prand-iu-m. Dieses wurde zu scensa, wie wir aus Verg. A. VII, 706 Clausus für Claudius gerade als sabinisch kennen. Vergl. osk. Bansae mit dem EN. Bandius.

2) Das Lateinische geht von der nicht nasalirten form sced aus (vergl. pre-hend-o und hed-era) i). Mit abfall des anl. s (vergl. cutis, scutum, Corssen Krit. beitr. p. 442) wird aus *ced-na cena, wobei die durchgangsstufe das bezeugte cesna war.

3) Die eigentliche Schwierigkeit biet^ nicht die sabinische, / sondern die umbrische form, die wir als^|W<a ansetzen dürfen. | Woher nun hier, wenn rs nicht für d genon^en werden darf, f das r vor s?

Meine meinung ist diese. Nach massgabe der form arveitu für aäveitu, die tab. I b, 16 mit AK. I, 84 not. 2 zu bezweifeln kein grund vorliegt, dürfen wir annehmen, dass ä auf den alten tafeln, wenn auch nicht zu rs, so doch bisweilen zu r werden konnte. Folgte nun gar auf(f, den mittellaut zwischen r und

*) Auch scheda könnte hierher gehören und braucht nicht entlehnt zu sein, sondern dem Griech. nur, wie die form schida (nach Charisius p. 115, 12 K.) sein h zu verdanken. Ital schegyia setzt doch wohl vulgär- lat. tcedia voraus.

Cena. 141

s, ein anderes s, so war ein ausweichen des et zu r völlig natür- lich. So steht tab. III, 5 der abl. mersus, für meäs-us. Wir gehen demnach durchaus sicher, wenn wir auch gers-na auf geäs-na zurückführen. Das umbrische wort stimmt also im abfall des anl. s und im suffix mit der lateinischen bildung. Dagegen ist der stamm im ümbrischen ein neutraler sigma- stamm: geäs, der sich einem griech. aueöog, lat. cedus ver- gleichen Hesse. In dem laute d für d haben wir alsdann die nachwirkung des ausgestossnen vocals der zweiten silbe zu er- blicken, ganz wie in meäs = lat. * modus, eris, cf. modes-tus, moder-amen.

Betreffs der bildung geäs-na vergl. lat. aes, umbr. ahesnes, lat. Vesper und vesperna, letztres nach Paulus gleichfalls be- zeichnung einer mahlzeit.

Der genitiv plur. eines weiblichen adjectivums, der in umbr. gersiaru, d. i. also ceäs-m-rum, ausserdem vorliegt, stellt eine etwas andre bildung dar. Es verhält sich nämlich geds zu geäs-ia-rum, wie lat. Venus zu Veneriarum. Wollte man nach Büchelers der deutlichkeit so nützlichen art die ümbri- schen formen latinisieren, so müsste man für neuumbr. shna cederna, für altumbr. cersnatur cedernati, für gersiaru cederia- rum bilden.

Zum Schlüsse eine blosse vermutun^f Das dunkle wort silicernium (leichenschmaus) ist seit ^aliger oft^) mit cena in Verbindung gebracht worden, pÜne dass man das lautliche auseinandergehen beider, noch dazu durch ähnliche bedeutung verbundner Wörter gerechtfertigt hätte. Das treffliche Philo- xenusglossar enthält nun folgende, dünkt mich, beachtenswerte notiz : Silicernium tveq^utivov . Xvxvovg yaq anteiv ev rtivd^u ov d-i^ig . TtaQayrjQrjiiq,'^). Nun heisst hj^vog lateinisch ?Mcerwa; _ ^ j _ _— _—

^) Aufrecht, KZ. VIII, 211. Breal, Tables Eugub. p. 246 not., Bücheier Lex. ital. p. XIII, Umbr. p. 35. 129, siehe Servius ad Verg. A. V, 92. ^) nuQcty^QTjfia bezieht sich offenbar auf die stelle Terent. Ad. 4, 2, 48. Sonach empfiehlt sich die glosse durch gute gelehrsamkeit. Vielleicht geht sie auf Festus zurück, wie denn in einem aus Nonius ent- nommenen fragmente Varros das hier gebrauchte wort TiegiSemrov als offenbares glossem zu silicernium wiederkehrt (Vahlen, Conj. p. 64). Siehe auch Loewe Prodr. p. 194. Festus scheint (p. 294) die ansieht des Verrius, beiläufig die hauptautorität für Corssens etymologie (P 443), zu bekämpfen. Paulus (p. 295) ist ganz verwirrt. Der von ihm citierte

142 Walter Prellwitz

sollte daher das „mahl ohne lamp^f^ nicht sed-lucernium ge- nannt worden sein ? (vgl. sed-itio q\^. Die lautlichen Schwierig- keiten, um von hier aus Q,\xi äMcernium zu kommen, scheinen mir nicht allzu gross. D^egen weiss ich meine Vermutung sachlich aus der altenydfeciplina funebris nicht zu begründen.

Otto Immisch.

Wurzel radh-, radh- „ich bringe zu fall", ein beitrag zur bedeutungsentwicklung.

Lat. läbor, lähi und gr. X^&ofiai können beide auf eine Wurzel *lädh- zurückgehen und sie werden einander gleich zu setzen sein, sobald sich ihre bedeutungen auf eine gemeinsame zurückführen lassen. Zweifellos müsste der Urbedeutung läbor „ich gleite, strauchele, komme zu fall" näher stehen als Xiqd^o[xai, „ich vergesse". Setzen wir jenes „ich komme zu fall" als ge- meinsame bedeutung der media lähor und li]d-o/Liai an, so muss das activum Aj^'^w, Xavd-dva) „ich bringe zu fall" heissen. In der that ist dieses, behaupte ich, die eigentliche bedeutung von Xi]d^(ji) und nicht, wie alle unsere Wörterbücher angeben „ver- borgen sein".

X^d^SL (xs ,,es entgeht mir" stellt sich durchaus dem lat. fallit me zur seite. Wenn wir einen gegenständ nicht bemerken, so geben wir die schuld an seinem unbemerkt-bleiben ihm selbst und nicht uns, indem wir ihn als handelndes subject hinstellen, welches uns „entgeht", „fugit" oder „praeterit" , und uns „zu fall bringt" fallit, Xrjd^ei.. Z. b. IL XV, 461 dXX' ov Xrj&e Jibg TtvKLvbv voov; IL XXIV, 563 xat Ö8 ae y^yvoja/LO)^ TlQiafxe, (pqe- aiv, ovde fXE Xrji^^eig, ottl d-eiov xig a* ^ye d^odg sul v^ag ^^xaitav „du täuschest mich nicht darüber" könnte man übersetzen, natürlich ohne jede moralische beziehung. Wie verfehlt die hergebrachte annähme einer grundbedeutung „verborgen sein" ist, zeigt der fall, wo als subject ein drittes gedacht wird, welches uns an der Wahrnehmung, der geistigen auifassung

Caeciliusvers spricht gegen das, was er sagt, und diente vielleicht dem Festus gegen Verrius.

Wurzel rädh-, radh- u, s. w. 143

eines gegenständes verhindert: z. b. Od. XX, 85 vTtvog eTve- Xrjoev anävTiüv, II. XV, 60 ocpQa . . (Iqis) 'Exroga XeXd&jj odvvdtüv. Besonders merkwürdig ist II. II, 600: ai öi (Movaac) XoX(xioä(.ievai rcrjQov &eoav (Qd/uvQiv), avTccQ doidijv d^eaTteairjv dq)iXovxo y.ai ey-X^Xad-ov y.id^aQiaTvv. Hier scheint der accusativus geradezu die Übersetzung zu forden „sie brachten zu fall, verdarben sein zitherspiel". Indessen kann derselbe auch einer assimilation oder attraction an den vorhergehenden accusativus doLÖrjv d-aGTteoirjv {dcpelovto) seine wähl verdanken und den zu erwartenden genetivus (si^Xlkad-ov avtbv) xid^agi- axvog vertreten. Hierher gehören jedenfalls die composita Xad^Ly,r]drig (f.iaC6g II. XXII, 83) und Xad^icpd^oyyog (d-dvazog Hesd. sc. 131). Sie bedeuten „die sorge bezw. die stimme zu fall bringend" d. i. „bezähmend" bezw. „vernichtend".

Diese aus den klassischen sprachen erschlossene wurzel lädh-, ladh-, nasaliert landh- (Xavd-dvio) findet sich im Alt- indischen in den genau entsprechenden formen radh, randh. Das verbum rdndhyati bedeutet 1) „jmdm. (d.) erliegen, ihm unterthan werden", 2) „jmd. (a.) einer person oder einem zu- stand (d.) in die gewalt geben, unterwerfen", 3) „jmd. (a.) unterwerfen". Dieses „unterwerfen" ist gleich dem „zu fall bringen", und jenes „erliegen" entspricht läbi „zu fall kommen" (vgl. unten raddhä, radhrd, rändhra).

In gr. X^&oi-ial tivog „ich vergesse etwas" zeigt sich das ursprünglich unbegrenzte gebiet der apperception unserer wurzel beschränkt auf das gedächtnis. Mit seinem gedächtnis bei einer Sache zu fall kommen, so dass man ihrer nicht habhaft wird, sie verliert, heisst vergessen. Unser „ven^e^eti", engl, to forget, ist zusammengesetzt aus got. gitan, j^. geta, engl, to get ,^s^l> reichen, erlangen" und ver- , q^^ for im sinne des gr^a^af „vorbei"; vgl. auch mhd. vetmiochen „nicht achten,^, *#gessen" | und mhd. jjieruochen „ge|;»fien , sorgen". Diese beziehung auf * das geäächtnis ist im>4pätern Griechisch die einzige, bei Homer ist der gebrauch bekanntlich ein weiterer: dX^fjg, xdqfxrig Xiq- d^eod^ai geht auf die Willenskraft, nicht auf das gedächtnis.

Zu Xrj&of.iaL gehört das substantivum Xrjd^rj ursprl. „das wanken, der fall", in bezug auf das gedächtnis „das vergessen". Z. b. II. II, 33 dXXd av afjGiv e'xe q)QSolv, (xiqde as Xri&rj aigsito). Seine alte unbeschränkte bedeutung zeigt sich in dem adjek- tivum d-Xi]&i']g. Dieses heisst „ohne wanken", also von personen

144 Walter Prell witz

(IL XII, 433) „zuverlässig", von Worten „untrüglich, wahr", von Sachen „echt". (Vgl. Xad-gog^ alaoTog unten.)

Lat. läbor hat die ursprüngliche bedeutung klar erhalten und wird auch auf die Sittlichkeit (in officio läbi Cic.) und das gedächtnis bezogen. Dem griechischen gebrauch entsprechen Verbindungen wie memoria läbi (Suet.) oder memoria lahat (Liv.) von dem abgeleiteten labare (zum ablaut Xa&slv, ai. radh) und läbida memoria. Zu läbi gehören auch läbes, läbor, läborare und lassus.

läbes heisst wie Ajf^jy „das gleiten, der fall" (z. b. montis, corporis), „das abgleiten" d. i. jeder fehler, der die erreichung einer gewissen Vollkommenheit vereitelt. Daher bezeichnet es ebenso gut den fehler in der färbe (victima labe carens Hör.; sit sine labe toga Ov.), wie in den sitten und der ehre {illa läbes et ignominia Cic; abolere läbem priöris ignominiae Tac), gerade wie wir Deutschen „rein" und „fleck" mit den vorstel- lungsgruppen von färbe, sitten, ehre u. a. appercipieren , je nach dem Zusammenhang. Die eigentliche bedeutung von läbes zeigt das abgeleitete läbosus {iter Lucil.) „glitschig". Eine not- wendigkeit oder auch nur möglichkeit, läbes „Schandfleck" von läbes „einsturz" zu trennen und zu gr. Xwßrj (ai. lajjä, Fick o. VII, 270) zu stellen, liegt durchaus nicht vor. Hier erwähne ich ai. rändhra , für welches die bedeutungen „öfi'nung, spalte, höhlung, fehler, mangel, blosse" (B. R.) angegeben werden. „Spalte" ist da als fehler in der fortlaufenden Oberfläche auf- gefasst.

Lat. läbor darf weder zu dXcpdvü), noch zu nhd. arbeit, noch zu Xa/ußdvto, IdcpvQov gestellt werden. Diese bisher ge- machten vergleichungen werden allein durch die bedeutung des lateinischen wortes schon hinreichend widerlegt. Denn läbor heisst „plage, quäl, anstrengung, bemühung" und läborare „sich plagen, geplagt sein". Die sich selten findende bedeutung „Unternehmung, arbeit" und „unternehmen, erstreben" erlangen diese worte nur durch die deuthche hinweisung auf den zweck, grade wie unser „sich um etwas plagen" z. b. bonae metiti läborare, Sen.; nihil laboro, nisi ut salvus sis, Cic; labor belli, Verg. Ich meine , dass läbor von läbi (läbäre) abgeleitet ist, wie amor von amäre und zunächst den zustand des „zufall- kommens, gleitens" bezeichnet. In einen solchen zustand gerät man besonders auf schlechten wegen {iter läbosum, Lucil.) und

Wurzel rädh-, radh- u. s. w. 145

beim fortscliaifen einer grossen last (sub onere läbitur Petr.), und so kommt lähor zu der bedeutung „plage, not, anstrengung" und kann auch die arbeitsamkeit bezeicTuieu, deren kennzöicheia und folge jener zustand ist.

Das participium perf. pass. lapsus ist in dieser gestalt ohne zweifei junger entstehung. Hätte nämlich läbor wirklich einen jo-stamm, so hätten wir entsprechend scriptus von scribo vielmehr *laptus, nicht lapsus zu erwarten. Ist aber die wurzel idg. rädh-, so kann idg. '"radh-tö-, ai. raddhd „unterworfen" („zu fall gebracht") im Lateinischen lautgesetzlich nur lassm entsprechen, da idg. dht, dt, U im Lateinischen nach langem vokal zu s, nach kurzem zu ss wird: fisiis, fissum, cessum (vgl. Froehde o. I, 208). Dieses alte participium zu läbor haben wir nun in dem adjectivum lassus „müde" anzuerkennen. Seine bedeutung eigl. „ausgeglitt^i^ hingesunken" zeigt ai. radhrd „erliegend, matt", welchem lautlich gr. Xccd-qög Xad-galog (Hes.) bis auf den ton entspricht. Doch hat dies activen sinn „heim^ lieh", d. i. „zu fall bringend", (die auffassung) ,, vereitelnd". Für lassus vergl z. b. lasso papavera collo (Verg.) und lapsi ocelli, lapsa catena (Prop.), caput labens (Lucan.), lapsae genae (Sen. poet.) und lassa cervix (Sen.). Später wurde der Zu- sammenhang zwischen lassus und labor äusserlich wieder herge- stellt, indem man die labialis des praesens in das participium einsetzte: lapsus. Wo aber jener Zusammenhang aus dem be- wusstsein geschwunden war, blieb lassus. Im Griechischen scheint sich das part. p. erhalten zu haben in aXaaTog^l) ,,in- victus" (a%og, Ttevd-og) und 2) mit activer bedeutung „non vin- cens, ferens" d. h. elend, unglücklich; daher älaordv zürnen „moleste ferre". akdatcog 1) „bösewicht, 2) räcliende gottheit" würde ich direct' gieic^^aHyraddhar „bezwinger, Unterdrücker, peiniger, quäler" setzen, wenn das (prothetische ?) a nicht be- denklich machte.

Endlich finden sich auch auf baltischem Sprachgebiet einige Vertreter unserer wurzel, nämlich lett. lafcha „fehler, gebrechen" (aus * lad ja; vgl. lat. läbes), und init ausschliesslicher beziehung auf die sitten lit. paloda „Übermut, zügellosigkeit", palodau „leichtfertig, zügellos leben", palodusiai „zügellos".

Königsberg i. P. Walter Prellwitz.

Beiträge z. knndo d. indfj. sprachen. XIII. 10

146 A. Bezzenberger

Litauisch sa, lettisch so-.

In zwei alten litauischen texten, der Bretken'schen bibelüber- setzung und der Übersetzung der Margarita theologica, begegnet, hier als präfix und präposition, dort nur als präfix, einigemal sa statt SU (Beiträge z. gesch. d. lit. spräche s. 246, 248). Ruhig^) und Mielcke erwähnen diese form, jedoch nur als präfix, und der letztere hat sie offenbar aus dem lexicon des ersteren, welcher dafür aber keine belege gibt, herübergenommen. In dem Wörter- buch Kurschats und in demjenigen Nesselmanns fehlt sa dagegen, und in dem letzteren ist ausdrücklich bemerkt: „Im separaten gebrauche, mit dem Instrumentalis des nomens, sowie in der verbalcomposition hat sie [sc. die präposition sq] sich bereits überall in su abgeschwächt". Unter diesen umständen ist es sehr interessant, dass als präfix und präposition heute noch in einem durchaus nicht kleinen und nicht etwa an das Lettische angrenzenden bezirke des preussischen Litauens an stelle von su gebraucht wird. Ich habe es in dieser Verwendung in den kirchspielen Norkitten, Obehlischken, Jodlauken, Didlacken, Neramersdorf, Balle then, Kleszowen und Gawaiten gefunden, d. h. im westlichen teile Südlitauens, wo im allgemeinen anders als in dem östlichen teile dieses gebietes gesprochen wird. Ganz genau die grenzen seines Vorkommens festzustellen, ist mir bei der teilweise sehr grossen spärlichkeit der litauischen bevölke- rung in den betr. gegenden noch nicht gelungen, doch steht jedenfalls fest, dass um Karalene und in den parochien Nie- budzen, Enzuhnen, Pillupönen, Mehlkehmen, Szittkehmen und Dubeninken su, nicht sa gebraucht wird. Ich gebe nun einige belege für das letztere.

sarinkhnq „Versammlung", Wiepeningken (kirchsp. Norkitten);

salmte „falten", sa dew' „ä dieu", Obehlischken;

samhkst „zusammenknüpfen", Drutschlauken (kirchsp. Jod- lauken) ;

sasejims „Versammlung" (= sasiejimas), sa manlm „mit mir", Kohlischken (kirchsp. Didlacken);

zu, zcr'

„Sä, auch Sa, inseparab. wird vor Sü, mit, gebrauchet, und heisset

Litauisch sa, lettisch so-. 147

sadzüs „wird vertrocknen", sa taivim „mit dir", Kollatischken

(kirchsp. Nemmersdorf) ; satinkam „wir kommen überein", sa jdticzu „mit einem

ochsen", Neu-Rogaischen (kirchsp. Bailethen); sagrqzyt „ringen" (die hände), sa lazdä „mit einem stock",

Uszballen (kirchsp. Kleszowen); sammzt „zerschlagen", sa pönu „mit dem herrn", Kurnehnen (kirchsp. Gawaiten). Hin und wieder wird neben und statt des landesüblichen sa SU gebraucht, das dann aber immer leicht als eindringling aus der Schriftsprache zu erkennen ist. Von sq ist sa voll- kommen zu trennen, wie sich aus z. b. sänkalas Obehlischken, sdszlaivas Drutschlauken, sdspara Kohlischken ergibt, und dass es etwa eine lautliche Umwandlung von su sei, ist ganz unmög- lich. Dies sa (das vielleicht auch in salik Brugmann Lit. Volkslieder u. s. w. s. 343 enthalten ist) ist also mit dem letti- schen sa zu identificieren.

Wie hiernach sa, so ist nun auch sq-, san- als litauisch- lettisch anzuerkennen i). Es geht darauf sicher das so der lettischen Wörter soUakam „zusammen", somafgas „spülicht", sowaras „bindeholz" (an einer holzegge) und sowäerds „namens- bruder" zurück, welche in Saussen gebraucht werden. Ihr o wird, wie mir herr J. Kaulin mitteilt, ebenso wie das o ('&, o) von koks, slota, sols, soma ausgesprochen. Derselbe herr hat festgestellt, dass in der mundart von Saussen weder ä noch ä TM 5 wird, dass ebenda das präfix sa nur als sa oder er- scheint (vgl. 0. XII 215 ff.) und z. b. neben somafgas das verbum satnafgät steht. An das ganz anders ausgesprochene russische präfix so lässt sich dies so nicht anschliessen, und so scheint mir meine zurückführung des letzteren auf san-, sq- keinem zweifei zu unterliegen. Hiernach darf man vermuten, dass sq- auch in den im Ulmann'schen Wörterbuch aufge- führten compositis sowa'hrdis (sowa'hrdneeks , sowa'hrnis) , so- mafgas (vgl. 0. somafgas, sowäerds) und so'hars, sohmakschas (sohmakstawas , sohmesti^ sohmestatvas , sohmasta), sohmiski^), soriba (soraihs, soruhs), sotvihsts, sowi'hst, sowihst enthalten sei,

*) Auch als preussisch, vgl. Gott. gel. anz. 1874 s. 1248. ®) = lit. samiszkai „vermengt, durcheinander".

10*

148 F. Bechtel

und für soriba (; soraibs = lit. arihis : araikis, Beitr. z. gesell. d. lit. spr. s. 63) lässt sich diese Vermutung sogar beweisen, da dies wort nicht nur von Liborius Depkin (geb. in Sissegal), sondern auch im gesangbuch von 1587 (25. 3) gebraucht ist. Andrerseits ist sie in bezug auf soivi'hst und sotvlhst nicht eben wahrscheinlich, da sich aus dem Litauischen und aus den lettischen Wörtern, welche sicher so- = sq- enthalten, ergibt, dass sqp- seine berechtigte Stellung nur in der nominalzusammen- setzung hat und in der verbalzusammensetzung sowie in prä- positionaler Verwendung durch sa- , bez. su~ i) vertreten wird. Ganz dasselbe verhältniss bestand ehedem, wenn ich mich nicht sehr irre, auch in den slavischen sprachen, die jedoch sa ver- loren haben und deren s^ aus s<^ entstanden sein soll, während es doch auf das beste zu lit. su stimmt. Vgl. hierbei J. Schmidt K. zs. XXVI 24.

A. Bezzenherger.

Erwiderung.

Herr Brugmann hat mit dem fünften halbbande des von Iwan Müller herausgegebenen handbuches der klassischen alter- tumswissenschaft eine vom april 1886 datierte erklärung ver- treiben lassen, welche den von mir Phil. anz. 1886. 1 ff. gegen seine darstellung der griechischen grammatik erhobenen Vorwurf der Parteilichkeit zu entkräften sucht. Diese erklärung hat auf mich keinen eindruck gemacht.

Herr Br. meint mich dadurch zu widerlegen, dass er aus- führt, die anzahl der stellen, an denen er nicht-junggram- matische arbeiten unberücksichtigt lasse, stehe in keinem Verhältnisse zu der anzahl der stellen, an denen er nicht-jung- grammatische arbeiten erwähne. Da herr Br. bei bloss dreien von den acht gelehrten, deren abhandlungen ich ihm entgegen- gehalten habe, ein seinem gerechtigkeitssinne günstiges ver-

^) Sumafgas und sunahki im ültnann'schen Wörterbuch sind offenbare lituanismeu.

Erwiderung'. 149

hältnis herauszurechnen vermag, beweisen seine zahlen schon darum wenig. Aber auch aus zwei anderen gründen wenig. Erstens hat herr Br. nicht angegeben, wie oft er junggram- matische Schriften citiere und wie oft er sie noch hätte citieren müssen. Von s. 14 bis s, 50 seines buches hat herr Br. eigene aufsätze gegen 70, aufsätze des herrn Osthotf gegen 80 mal angezogen: es bleibt ihm überlassen auszurechnen, ob das Ver- hältnis der angezogenen und der nicht angezogenen stellen sich wie 60 : 2 , wie 5:5, oder wie 0 : 1 gestalte. Zweitens ist nicht allein von belang, wie oft herr Br. nicht citiert hat, sondern auch was er nicht citiert hat. Herr Br. erwähnt Amelung nicht, obwol seine ersten arbeiten keinen principiellen fortschritt gegen Amelung bezeichnen. Er verschweigt den gegen ihn gerichteten aufsatz von Collitz, obwol hier zuerst der für die reconstruction des ursprachlichen vocalismus maass- gebende gesichtspunkt geltend gemacht worden ist. Er sagt kein wort davon, dass er in der auifassung und in der trans- scription der einen ^•-reihe Collitz folgt, handelt über die palatale, ohne Collitz zu erwähnen. Er trägt zwei entdeckungen Scherers vor, ohne deren urheber zu nennen. Er hält es nicht für nötig an der stelle, wo er von dem ursprünglichen accente der griechischen präpositionen handelt, Benfeys zu gedenken. Es ist gewis nur böser wille von mir, dass ich nicht begreifen mag, warum es immer nicht-junggrammatiker sind, deren beste gedanken von herrn Br. ohne directe Verweisung eingeführt werden. Aber ich möchte doch sehen, welcher lärm geschlagen würde, wenn jemand in nachahmung der citiermethode des herrn Br. dessen Curtius' Studien IX. 367 ff. veröffentlichte abhandlung damit gewürdigt zu haben glaubte, dass er auf Collitz' oder Schmidt's kritik der letzteren verwiese.

Mich hat der „parteigedanke von vornherein verblendet", und in der argen Verblendung habe ich nicht bedacht, dass die litteraturan gaben des herrn Br. durch „gewisse rücksichten" könnten bedingt gewesen sein. Herr Br. spricht von der rück- sicht auf den räum, von der rücksicht auf den zweck des handbuches.

Rücksicht auf den räum hat herrn Br. veranlasst mit ,, Vorliebe solche stellen" zu citieren, ,,wo möglichst viel litteratur über die betr. frage zusammengetragen'' sei: es habe sich ,,nur um eine kleine auswahl von belegstelleu" handeln können.

150 F. Bechtel

Wie klein die auswahl von belegsteilen ausgefallen ist, mögen folgende beispiele zeigen:

1) S. 25 z. 7 V. u.: „Osthoff M. U. 2, 14 f., 143 f. 4, 362. 367. 398. Vf. ebd. 2, 154 ff."

2) S. 26 z. 11 V. u. : „Osthoff P.-Br. B. 3, 52. M. U. 2, 144ff, Vf. C. St. 9, 325. 385, K. Z. 24, 258 f., M. U. 2, 151 f., Fick Bezz. B. 4, 167 ff., de Saiissure Mem. 6 ff."

3) S. 27 z. 6 V. 0.: „Osthoff M. U. 2, 14 f., 143 f. 4, 362. 367. 398, Z. G. d. P. 439. 450, Vf. M. U. 2, 154 ff"

Wieder ist es nur der böse wille, der mich nicht begreifen lässt, warum in einem buche, das eine einzige von ihm gelehrte tatsache mit zeilen von litteratur belegt, der räum knapp zu werden droht, sobald es sich um nennung nicht-junggrammati- scher leistungen handelt i). Und in der durch meinen bösen willen verursachten Verblendung habe ich, was er gar nicht gerügt hat, herrn Br. wirklich ein mal unrecht getan, indem ich ihn für eine hypothese verantwortlich machte, die nicht von ihm aufgestellt sondern nur gebilligt ist. Herr Br. schreibt Griechische grammatik p. 16: „Der spir. asper in vrto, vttsq, vöojQ u. a. bei ursprünglichem anlaut u . . . deutet auf Übergang von anlautendem u- in iu im Urgriechischen 12). Ueber die von grammatikern überlieferten Itvsq, Yxpog etc. s. Mahlow D. 1. V. 16 f., Meister Gr. D. 1, 46 f." Ich habe geglaubt, die im ersten satze ausgesprochene Vermutung rühre von herrn Br. her und darum das geringe maass von vorsieht, womit er eigene gedanken vorträgt, getadelt. Allein es liegt wieder eine raum- ersparnis vor: das citat „Mahlow D. 1. V. 16 f." bezieht sich auf jenen ersten satz mit, was ich in dem eifer „alles zu ent- stellen" mir habe entgehn lassen.

^) Philol, anz. 1886, 7 habe ich herrn Br. vorgehalten, dass er zu § 71 , wo er von der Umwandlung alter m-stämme in «-stamme handelt, Bezzenbergers Vorgang nicht erwähnt habe. Darauf entgegnet er mir, er habe dort überhaupt niemanden citiert, „vermutlich weil mir die sache einfach und an sich klar erschien". Hätte er aber belege geben wollen, 80 hätte er auch sich selbst (Stud. IX. 308) citieren müssen. Ehe herr Br. erwiderte, hätte er die von mir angeführte abhandlung Bezzenbergers sich ansehen sollen: er würde dann gefunden haben, dass dort die ent- stehung der flexion eig : evög gerade so gelehrt wird wie Er sie in dem satze: „sondern auch nach dem vorbild von *fV?" u. s. f. lehrt eine lehre, die so wenig „an sich selbst klar" ist, dass sie noch in der zweiten aufläge der G. Meyer'schen grammatik 178) fehlt.

Erwiderung. 151.

Dann die rücksicht auf den zweck des handbuches. Zweck des handbuches ist belehrung des anfangers. „Im interesse des anfängers erwähnte ich gelegentlich auch solche arbeiten, die zwar nichts wesentlich neues bieten, aber leicht und gut orien- tieren". Hier kommt alles darauf an, was man unter „gut" orientieren verstehn will. Was herr Br. darunter versteht, zeigt er in dem paragraphen, in dem die litteratur genannt wird, bei der der anfanger belehrung über methodische fragen suchen kann: er citiert die junggrammatische litteratur voll- ständig, von den gegen die junggrammatische methode gerich- teten arbeiten schweigt er. Ich habe zwei der letzteren lier- vorgehoben: Bezzenbergers recension des ersten bandes der Morphologischen Untersuchungen , und Schmidts abhandlung K. Z. XXVI. 329 ff. Herr Br. entgegnet, er habe diese arbeiten übergangen, „weil sie nichts enthalten, was zugleich neu und richtig wäre". Auf das „neu" kann es - wenn ich nicht abermals eine ,,krittelei" begehe nicht ankommen, da herr Br. „im interesse des anfängers gelegentlich auch solche arbei- ten" erwähnt, ,,die zwar nichts wesentlich neues bieten, aber leicht und gut orientieren". So enthalten also jene erörterungen fehler, welche es dem anfanger unmöglich machen sich aus ihnen „leicht und gut" zu orientieren? Das ist mir nicht bekannt: mit Bezzenberger trifft Schuchardts kritik der jung- grammatischen lehren vielfach zusammen (Schuchardt, lieber die lautgesetze, Berlin 1886), und wie wolbegründet Schmidts Warnungen gewesen sind, zeigen die, z. t. von mir besprochenen, partieen des Br.'schen buches, an welchen herr Br. sie in den wind geschlagen hat. So wie die Sachen liegen, fürchte ich, dass auch Schuchardts schrift nicht „gut" orientiert, also vor Johns abhandlung lieber die methodischen principien der sog. Junggrammatiker zurückstehn muss.

Der rücksicht auf den räum wie auf das interesse des anfängers zusammen muss man es zuschreiben, dass herr Br. darlegungen, die er „für verfehlt oder wenigstens nicht för- dernd" hielt, übergehn zu dürfen glaubte. Nun wird der anfanger in herrn Br.'s buche darüber belehrt, dass herr B. gr. (ptQO) auf idg. bher-\-o + a'' zurückführe (s. 29. 72), und das System des griechischen z-perfectums durch eine einzige von den sprechenden nicht begriffene perfectform öidtoyia hervor- gerufen sein lasse (s. 87); dass herr Osthoff" eoTd/M in *«ffrä

152 Briefe an Theodor Benfey.

plus Partikel xa zerlege (ebenda), das anlautende a von adXog als aus dem satzinlaute übertragen betrachte (s. 20), gr. vrtsQ- q)laXog als vneq-cpj^-ialo-g deute (s. 20. 27), (.iväof.t<XL als deno- minativum zu einem nomen *fiva, erkläre (s. 36) , eine tonlose und eine nebentonige form der tiefstufe „glaubhaft ermittelt" habe (s. 27), das suffix -gi des dativus pluralis sich als „Um- bildung von -SU nach der analogie des loc. sg. -t, vielleicht unter mitwirkung von -(fi" denke (s. 63). Nur der böse wille kann sich darüber wundern, dass herr Br. bei der beschränkt- beit des ihm zugemessenen raumes es für nötiger erachtet hat den anfänger von derartigen einfallen zu unterrichten, als etwa ihm zu sagen, wo Fick versucht habe über die vor den Suffixen erscheinenden vocale von d^vyd-triQ, ysvs-Tr^Q^ 6(.i6-aoai etwas besseres ausfindig zu machen als herr Br. selber.

Ich bleibe bei meiner behauptung, dass herrn Br.'s Grie- chische grammatik eine parteischrift ist, wie wir sie bisher nicht erlebt hatten. Ob herr Br. darum an meinen bösen oder guten willen glauben mag, ist mir ganz gleichgiltig : 2ol (xtv tavta öohsvvt' eotio, if.ioi de Tocöe.

F. Bechtel.

Briefe an Theodor Benfey. 1. Von Hermann Brockhaus.

Hochgeehrter herr doctor! Entschuldigen Sie es, dass ich Ihre freundliche Zuschrift vom vorigen monate erst so spät beantworte, Sie können leicht denken, wie lebhaft mich Ihr plan interessirte, uns eine neue grammatik der sanskrit-sprache zu geben, deren bedürfniss jeder lehrer und kenner der spräche seit lange fühlt. Bopp ist ganz hinter den massigsten forderungen der jetzigen zeit weit zurückgeblieben, und doch ist sein buch das einzige, das man hat und daher zu gründe legen muss. Die grammatik endlich einmal auf der alten lebenden spräche zu basiren , und diesen stoflF mit geistvoller vergleichung zu durchdringen , ist eine nicht länger aufzuschiebende forderung der orientalischen philologie. Ihre ausgedehnte kenntniss der veda-sprache und scharfsinnige analyse der verwandten idiome befähigt Sie vor allen zu einem solchen werke. Ich habe daher auch meinen brüdern eifrigst zu der Übernahme des verlags zugeredet und ein sehr geneigtes ohr für das unternehmen gefunden. Was definitiv beschlossen worden ist, weiss ich nicht, doch hoffe ich das erwünschte.

Briefe an Theodor Benfey. 153

Anf Ihre arbeit über Rawlinson und die keilinschriften im allge- meinen bin ich sehr gespannt. Diese inschrift des Darius ist ein kost- bares document, so einfach, klar und bestimmt in seiner ausdrucksweise. Wer hätte vor 10 jähren noch ein solches zeugniss der ältesten geschichte erwartet, und geglaubt, dass ein solches document mit solcher leichtig- keit und Sicherheit würde entziffert und übersetzt werden können. Gelingt es Botta, wie Rawlinson es andeutet, die assyrischen Inschriften zu ent- ziffern, 80 muss das, bei der grossen menge und ausdehnung derselben, nothwendig eine totale revolution in der ältesten geschichte und ethno- graphie des alten Orients geben. Möchte sich Bottas entdeckung als wahr bewähren.

Ueber die nothwendigkeit einer baldigen herausgäbe des ganzen Rig-veda, in text und Übersetzung, nebst vollständigem Wortregister, bin ich natürlich ganz mit Ihnen einverstanden. Müller's arbeit gehört zu den colossalsten Unternehmungen, denn er giebt den text als sanhitä- päda und pada-päda, beides mit accenten, den vollständigen Sayana, eine Übersetzung des textes und commentars, und wort-index. Er ist noch jung, hat muth und ausdauer, und sind die äusseren Verhältnisse günstig, 80 zweifle ich nicht an dem gelingen. Aber wie lange wird es dauern, ehe das ganze vollendet sein wird! Da geht ein menschenleben darüber hin , und dann wird das buch so enorm theuer werden , dass es sich niemand kaufen kann. Ob es aber je zur ausführung kommen wird, weiss ich nicht ; meine erfahrungen in der buchhändlerischen weit geben mir dazu nur geringe hoffnung. Ein blosser textabdruck u. s. w. dächte ich müsste kräftige Unterstützung von der gelehrten weit finden. Wagen Sie doch das unternehmen , fangen Sie es allein an , ich bin überzeugt, Sie finden dann bald die unterstützende kaufmännische band. Wollen Sie aber auf die letztere warten, dass sie Ihnen geboten wird, ehe Sie anfangen, so zweifle ich, dass sie Ihnen wird geboten werden.

Wie steht es mit dem Säma? Ich habe Ihr glossar mit vergnügen gelesen ; es wird uns unendlich im verständniss der veden im allgemeinen helfen. Nehmen Sie Rosens Rig ganz auf? Wird Roths Nirukti wirk- lich gedruckt, oder ist dazu noch keine aussieht? Ich habe mir hier alle mühe gegeben, einen Verleger zu finden; es ist mir aber nicht geglückt. Mit der ausgezeichnetsten hochachtung Ihr ergebenster

Hermann Brockhaus. Leipzig, 16. decbr. 1846.

2. Von Adalbert Kuhn.

Berlin, 2. nov. 1859. Werthester herr professor! Ich muss um entsohuldigung bitten, wenn ich Ihre beiden Zuschriften erst jetzt beantworte, aber der semesterschluss und eine kleine reise nach dem Harz, die ich mit Weber und Kiepert unternahm, haben mich

154 Briefe an Theodor Benfey.

einige zeit an der regelrechten abwicklung meiner geschäfte gehindert. Haben Sie zunächst besten dank für Ihre Zusendungen, die möglichst bald gedruckt werden sollen. Leider hat sich das erscheinen des schluss- heftes des 8. bandes dadurch etwas verzögert, dass der bearbeiter des index herr cand. Arendt nach Ungarn übergesiedelt ist; jetzt indess ist es im druck fertig und nun soll es mit dem 9. bände frisch vorwärts gehen. Da indess schon eine reihe von aufsätzen seit längerer zeit liegen, Sie auch den wünsch aussprechen, dass der ganze abschnitt auf einmal gedruckt werden möge, so muss ich denselben bis zum 2. und 3. heft, die dann zusammenerscheinen sollen, liegen lassen. Hoffentlich dauert Ihnen dies nicht zu lange (ich denke, dass wir etwa so im Januar damit fertig werden); im andern falle würde ich um weitere bestimmung bitten. Die einfügung der nachtrage werde ich besorgen und Ihnen auch recht- zeitig eine revision zugehen lassen.

Ihre treffliche arbeit über die märchen habe ich zwar bis jetzt nur flüchtig geniessen können, da zum soliden genuas auch der feste einband gehört, unsre berliner buchbinder sich aber leider stets allzulange zeit zur Vollendung ihrer werke lassen; indess habe ich doch auch schon durch den flüchtigen genuss gelegenheit genug gehabt, die bahn bre- chende arbeit zu bewundern , die gewiss noch rechtzeitig mancher über- kühnen mythenforschung, wie sie in den letzten jähren mehrfach geführt sind, die bahn versperrt. Ich habe in meinen anzeigen in Zarncke's centralblatt oft vergeblich gewarnt, man möge nicht alle deutschen märchen auch als ursprünglich deutsch und gar als deutschheidnische mythen ansehen, da ihre weite Verbreitung bei andern Völkern jedenfalls die Untersuchung, wo sie ursprünglich seien, unerlässlich machte, aber es wollte nur wenig verfangen. Ihre Untersuchungen, die uns von vielen die alten quellen aufweisen, machen nun dem ein ende und das freut mich ungemein. Ich freue mich, bei rechter müsse an das Studium des Werkes kommen zu können.

Vor etwa 4 wochen habe ich ein exemplar meiner herabkunft des feuers und göttertranks an Sie abgehen lassen, das hoffentlich nun in Ihren bänden sein wird. Sie haben den Vorläufer desselben mit für mich so ermuthigenden worten in den gött. gel. anzeigen begrüsst, dass ich Sie wohl bitten möchte, dem nun vollständigen werkchen eine freund- liche beurtheilung angedeihen zu lassen. Ich bin mir der schwächen desselben wohl bewusst, aber sie zu heben lag nicht überall ganz in meiner macht; es ist ein erster grösserer versuch dieser art und ich wollte endlich einmal abschliessen , um zu neuen arbeiten kommen zu können. So wird sich sicher im einzelnen vieles besser begründen lassen, manches wird auch vielleicht bei strengerer prüfung fallen müssen, aber im grossen und ganzen hoffe ich den mythos als einen indogermanischen sicher gestellt zu haben und muss nun erwarten , ob diese Zuversicht durch das urtheil meiner mitforscher bestärkt oder erschüttert wird. Ich bitte Sie daher mit der fülle der Ihnen so reichlich zu geböte stehenden mittel ein solches zu sprechen und werde Ihnen für ein solches dankbar sein.

Briefe an Theodor Benfey. 155

Mit den besten empfehlungen und grüssen, auch von Weber, der über brahmagavi nichts beizubringen weiss,

Ihr ergebener

A. Kuhn.

3. Von J. B. Biot.

Monsieur

La lettre que vous m'avez fait l'honneur de m'adresser, en data du 3. de ce mois, m'a cause un sensible plaisir; non seulement par les sen- timents d'approbation bienveillante que j'y trouve exprimes, mais encore, et plus peut-etre, parcequ'elle m'ouvre pres de vous, une voie de con- sultation eclairee, a laquelle je suis tres heureux de pouvoir recourir, etant independante de tout parti pris ä l'avance, comme il le faut dans les recherches de critique, pour arriver ä la verite. Lorsque, il y a 22 ans, je fus conduit, sans l'avoir prevu, ä decouvrir l'identite astrono- mique des 28 sieou chinois, avec les 28 nakshatras Hindous, qui n'en etaient que la reproduction deguisee, je ne connaissais ces nakshatras que par la description et l'analyse detaillee que Colebrooke en avait donnee d'apres le Süria-Siddhänta, et c'etait ainsi exclusivement ä ceux-lä que l'identification s'appliquait. Le rejet absolu que Mr. Weber crut pouvoir opposer ä cette derivation, en la declarant tout simplement impossible, me fit comprendre que, sous ce memo nom de Nakshatras nous entendions probablement , lui et moi, des institutions d'epoques et de nature differentes, dont l'une, indigene et propre ä l'Inde, aurait etee remplacee posterieurement par celie qui derive des sieou. Je m'attachai donc ä isoler cette derniere question de l'autre ; et ä demander aux indianistes de vouloir bien nous definir positiveraent, d'apres des textes vediques d'une originalite incontestable , en quoi ces nakshatras priraitifs consistaient.

Dans la lettre que j'eus l'honneur de vous ecrire ä ce sujet, je ne pretendais nullement vous presenter , de ce probleme , une solutition que j'osasse regardor comme certaine, ou seulement comme acceptable au Premier abord. Cela n'aurait nullement convenu ä l'incompetence qui je me reconnais , en pareille matiere. Mon but unique etait d'indiquer, par un exemple possible le genre de Solutions aux quelles il me paraissait raisonnable de tendre: non pas de Celles qui supposeraient l'emploi des theories astronomiques et mathematiques, mais seulement l'intuition attentive des phenomenes Celestes les plus apparents. Encore, dans ce cas meme, il ne faudrait les appuyer que sur des faits distincte- ment enonces, et non pas sur des inductions tirees de mots qui peuvent avoir plusieurs sens. Ainsi, dans le passage du Rig-veda, cite par Mr. Max Muller, si le mot nakshatra a, comme vous le pensez, le sens ge- nerique d'astre, on ne peut plus y voir que l'enonce d'un simple fait de toute evidence, et non pas l'indication d'une institution astronomique, fondee sur des divisions stellaires du ciel, teile que les astronomes

156 Briefe an Theodor Benfey.

Hindous en ont, depuis, attache l'idee au mot Nakshatra. Mais il ne m'appartient pas de me hasarder dans ces doraaines de la philologie.

'A propos du travail qua Mr. Weber prepare sur les nakshatras, j'ai oui dirc qu'il se propose de rassembler les textes des calendriers attaches aux ouvrages vediques, sous le nom de Jyotisha. Ce sera une publication importante, et qui pourra fournir beaucoup de lumieres. Car, deja, cclui de ces calendriers dont Colebrooke a donne un trop court extrait, porte les marques evidentes d'un travail moderne. En sera-t'il ainsi des autres? Mais, pour que cette coUection ait toute l'utilite qu'on en peut attendre, il est bien ä desirer que Mr. Weber nous donne, non pas seulement la traduction, mais le texte sanscrit de ces documents. Car, par la iiberte d'interpretation que permettent souvent les mots, dont se composent des texts pareils, il n'est pas rare, que les traducteurs y introduisent insciemment leurs idees propres ä la place de la signi- fication precise. Par exemple, dans son expose de l'astronomie chinoise, Ideler, trouvant les sieou designes par la denomination d'hotellerie, lieu de passage, il en a fait, de son autorite privee, des mansions lunaires, specialite dont on ne trouve aucune indication quelconque dans les textes chinois, et qui est essentiellement contraire, ä la nature ainsi qu'ä la generalite de leur emploi pour fixer les positions de tous les astres doues de mouvements propres, quand ils passent au meridien. Mais l'idee des mansions lunaires, accreditee alors parmi les orien- talistes, a prevalu dans son esprit sur la simple verite qui s'offrait si naturellement ä lui.

Adieu Monsieur! je vous retourne cordialement tous vos souhaits de bonne annee, et je vous prie de vouloir bien permettre que je vous entretienne quelque fois de cette astronomie primitive de l'Inde, sur laquelle vous pouvez si bien nous instruire.

J'ai l'honneur d'etre, avec la plus haute consideration, Monsieur Votre tres humble et obeissant serviteur J. B. Biot. Paris le 13 janvier 1862.

4. Von C. Lottner.

Trinity College Library Dublin 11/2. 63.

Geehrtester herr professor! Der brief, den Sie an herrn professor Max Müller hinsichtlich Sieg- fried's richteten, hat diesen veranlasst, sich an mich zu wenden, um nähere auskunft über des verstorbnen wissenschaftliches treiben zu er- halten. So weit die persönlichen Verhältnisse des verstorbnen in betracht kommen, wird Ihnen der eingelegte brief des bruders die nötige auf- klärung verschaffen. Sollten Sie in dieser hinsieht mehr wünschen , so bitte ich Sie, sich direct an den genannten herrn zu wenden. Hinzuzu- fügen scheint mir namentlich noch, dass er mit Whitley Stokes sehr

Briefe an Theodor Benfey. 157

innig vertraut gewesen, und dass eine zwar kurzlebige, aber sehr warme Freundschaft zwischen ihm und dem gründer der celtischen philologie existirte.

Der plan, der Siegfried nach England brachte, war eine vergleichende grammatik der celtischen sprachen in der weise der Dietz'schen oder Grimm'schen zu schreiben. Hierin wurde er durch Zeuss' werk überholt, dessen treuer Verehrer und Parteigänger er seitdem geblieben. Er selbst hat sich dahn namentlich auf das Studium derjenigen teile des celtischen altertums geworfen, die liclit über die mythologie zu verbreiten im stände sind. Demnach hat er mit Zugrundelegung der bücher von De Wal (De moedergodinnen und Mythologiae septentrionalis reliquiae) und herbei- ziehung neuerer inschriften eine kritische Sammlung aller altceltischen götternamen anzulegen begonnen, die sich unter seinen papieren findet. Diese hat er dann einerseits mit den irischen und welschen traditionen, andererseits mit der allgemeinen indogermanischen mythologie zu ver- mitteln gesucht, so dass er z. b. nachwies, eine irische persönlichkeit Nuad (acc. Nuadat i. e. = *gall. NUDANT) der Schmidt sei der Nudd der Welschen und der Dens Nudens lateinischer inschriften Galliens. Aehnliches der art finden'Sie von ihm angeführt in Stokes Three Irish Glossaries p. XIX ül*er Triath = Trita Aptya und über Brigantia ibid. p. XXXIII. Es steht zu hoffen, dass mir von dr. Todd, dem die familie seine papiere Übermacht hat, die definitive herausgäbe dieser Sammlung celtischer götter übertragen wird.

Ein andrer punkt, in dem S. sehr ausgezeichnetes geleistet hat, ist der anteil, den er an der entzifferung der gallischen inschriften hat. Die Vaison-inschrift z. b. hat er zuerst richtig gelesen (Kuhn Beiträge I 451), desgleichen die von Nismes (AGA6 MATP6B0 N6MAYCIKAB0 vid. Stokes abhandlung über gallische inschriften in Beiträge II). Die arbeit, über die er gestorben ist, und deren redaction mir übertragen ist, ist eine erklärung der amuletinschrift von Poitiers, 1858 gefunden, und nach seiner entdeckung gegen einen dämon Dontaurios gerichtet, halb lateinisch und halb gallisch. Es v^ird diese arbeit zunächst der irischen academie als Vortrag mitgeteilt und demnächst, wie ich hoffe, gedruckt werden, wo es Ihnen an einem exemplar nicht mangeln soll.

Noch fand ich unter seinen papieren einen ziemlich vollständigen entwurf eines handbuchs der vergl. gram, des Skr., Gr., Lat. so wie frag- mente einer vergleichung des Zend und Sanskrit.

Ich bin gern bereit, weitere auskunft zu erteilen, falls das obige für Ihren zweck nicht genügt. Die inschriften und celtische mythologie bleiben immer sein bedeutendstes.

Mit ausgezeichneter hochachtung

C. Lottner.

Dublin Trinity College Library 7/3. 63. Geehrtester herr professor, Es ist mir für den augenblick und an diesem orte kaum möglich, über Siegfried's lebensverhältnisse vor seiner Übersiedlung nach Irland

158 Briefe an Theodor Benfey.

etwas näheres in erfahrung zu bringen, ausser was ich durch seinen bruder in dem Ihnen eingehändigten briefe bereits erkundet habe. Ich möchte Sie daher bitten, zunächst selber aus den in Ihren bänden befind- lichen notizen einen kurzen berioht über ihn in Ihrer Zeitschrift aufzu- setzen. Im anfsmge des april werde ich der Irish Academy die von mir redigirte abhandlung über die Dontaurios-inschrift, die ich teils nach S.'s mündlichen mitteilungen teils nach seinen papieren aufgesetzt habe, vor- legen und wir werden sie ohne zweifei danach drucken. Sollten Sie dann für gut befinden , Sie für Ihr Journal zu übersetzen , so würde von selten der hiesigen wohl schwerlich etwas im wege stehen. Siegfried's litterarischer nachlass ist in den bänden von dr. Todd, des hiesigen Oberbibliothekars, ich zweifle aber wenig, dass mir demnächst die werth- vollen teile übergeben werden. Namentlich aus den Sammlungen über celtische mythologie lässt sich zweifelsohne ein anständiges und werth- volles buch herstellen, das beste denkmal, das dem verstorbnen gesetzt werden kann, S.'s todestag war der 10. jan.

Ich bin für den äugen blick durch die pflichten meiner neuen Stellung als lehrer des Sanskrit etwas stark in anspruch genommen und werde in nächster zeit kaum eigne arbeiten veröff'entlichen können. Da Sie mir aber Ihr Journal so freundlich als ableiter meiner etwaigen ideen an- bieten , so will ich doch immerhin gleich von ferne anfragen , ob Sie geneigt wären mythologischen artikeln nicht grade heute, oder morgen, aber im fortschritt der zeit räum zu gewähren, die zum zweck hätten der jetzt etwas stolz sich so nennenden vergleichenden mythologie den fehdehandschuh hinzuwerfen. Ich kann mich nicht überzeugen, dass die jetzige sonnen- oder donner-götter-theorie in dieser ihrer einseitigkeit das richtige trifft; kann nicht glauben, dass man die fülle des griechischen und indischen mythus durch diese ärmlichen kategorieen begreifen kann. Ebensowenig will mir scheinen, dass man so leichtfertig die etymologie für mythologische zwecke handhaben darf, wie dies in den fällen der TsX/iveg = druhas , des "Hifataros u. a. von grossen gelehrten geschehen ist. Es kann nichts helfen, uns durch Illu- sionen über unsere Unwissenheit zu täuschen. Diese neue manier aber, etwa Apollo zu einer form von Rudra, und dann diesen zum donner- himmel zu machen, führt nur zu eingebildetem wissen.

Mit ausgezeichneter hochachtung

Ihr ergebenster

C. Lottner.

Trinity College Dublin 25/1. 66.

Geehrtester herr professor,

Es versteht sich von selbst, dass ich nicht umhin kann, mich für

die tochter eines landsmannes zu interessiren, der als gelehrter in einem

fache berühmt ist, in dem ich es leider bisher vergeblich versucht habe,

etwas zu leisten. Wenn ich fräulein Benfey irgendwie nützlich sein

Briefe an Theodor Benfey. 159

kann, so können Sie versichert sein, dass ich die gelegenheit dazu nicht verpassen werde. Wir sind hier der Deutschen so wenige, und unter diesen wenigen sind wieder so wenige von bildung und erziehung, dasa wir hier mehr als irgendwo auf einander angewiesen sind. Hinsichtlich der politischen aufregung machen Sie sich wohl zu viel angst. Bei allem gerede ist ja bis jetzt nichts herausgekommen.

An Hincks halte ich es für besser, sich nicht zu wenden. ^

Wie geht es Ihrer Zeitschrift? In der letzten nummer ist ein auf- 1 Satz über das Beja von F. Müller. Dieser trifft in seinem nachweis | semitischer affinitäten in afrikanischen sprachen zum teil mit einem | aufsatz von mir zusammen ,,0n sisterfamilies of languages, especially | those connected with the Semitic", der vor einigen jähren in den Trans- actions of the Philologicae Society of London erschien; aber, wie es scheint, in Deutschland nicht bekannt geworden ist. Machen Sie doch F. M. einmal darauf aufmerksam. Es freut mich, dass er mit reicherem material, mir stand damals nur Galla, Saho und einiges Berber zu geböte doch wesentlich zu denselben resultaten kommt, wie ich. Auch Ihnen muss dies ganz besonders erfreulich sein, denn Sie haben in dieser hinsieht bahn gebrochen mit Ihrem buche über das Koptische, das Ihr Göttinger koUege, der 13. der kleinen propheten, zur zeit seines erscheinens, als unmoralische ausgeburt der Julirevolution erkannt hatte. Ewald ist hier, wie auch in andern feldern, durch die Weiterentwicklung der Wissenschaft lügen gestraft worden. Er hat überhaupt als Sprach- forscher Unglück. Rödiger und Gesenius sind auch von ihm „abgetan" worden, weil sie das Arabische und seine casusflexion für antiker als das Hebräische erklärten. Seit aber diese letztere flexion auf den assy- rischen monumenten zum Vorschein gekommen, wird es wohl dabei bleiben, dass Ewald sich geirrt hat. Das macht ihn aber, wie es scheint, in seinem papsttum nicht irre.

Ist Ihnen irgendwo einmal ein vocabular des Neger-Englischen der Sklavenstaaten in die bände gekommen, oder anderer europäischer sprachen , wie sie von negersklaven gebraucht werden? Ich habe nur eins dergleichen aus Surinam auftreiben können. Beiläufig, ich glaube nicht, dass der von Ihnen in den G. G. A. beschriebene dialect von Curagao wirklich eine organische romanische mundart sein kann. Eine solche Zersetzung aller flexion ist unerhört, ausser wo romanische oder germanische sprachen den Negern oder Indianern anheimfallen. Sind die angeblichen sardischen funde in Deutschland gegenständ der discus- sion geworden? Mir kamen sie ungemein bedenklich vor, ich habe nur eine kurze notiz in der Satur-Day-Review gesehen. Verzeihen Sie die vielen fragen. Man lebt hier am ende der civilisirten weit „unter larven die einzige fühlende brüst". Mit dem beantworten nehmen Sie sich zeit.

Ergebenst

C. Lottner.

160 Briefe an Theodor Benfey.

5. Von Lazarus Geiger.

Hochgeehrter herr professor!

Durch Ihre so theilnehmend eingehende als gehaltreiche Zuschrift haben Sie mir eine unendliche freude bereitet, schon darum, weil sie mir eine lange ersehnte gelegenheit gibt, Ihnen persönlich gegenüber- tretend die dankbare Verehrung auszusprechen, mit welcher ich seit Jahren in Ihren Schriften mannigfache belehrung , leitung und förderung gefunden habe. Ein solches gefühl kann Ihnen freilich weder neu noch unerwartet sein; denn ich bin ja nur einer von vielen, welche Ihnen nicht nur für sprachliche erkenntniss , sondern auch für das wahre und unverfälschte verständniss der vedaliteratur zu gleicher dankbarkeit verbunden sind, wenn schon ich mir vielleicht schmeicheln darf, auf Ihre Worte aufmerksamer als mancher andere zu sein. Dass Sie meiner nur erst beginnenden thätigkeit Ihre theihiahme zuwenden und meine Vor- bereitungen der aufgalie, die ich mir gestellt, nicht unangemessen finden, hat mir zu wahrer ermuthigung gereicht, und lässt mich die hoffnung fassen , wenn ich erst zu speciellerer ausführung werde gelangt sein können, mit Ihren meinungen nicht in Widerspruch gefunden zu werden. Die darstellung in dem bis jetzt veröfFentlichten theile leidet, wie ich mir wohl bewusst bin, an manchen Schwierigkeiten; zum theil werden dieselben vielleicht einige entschuldigung in der art finden, wie ich in einer längeren reihe von jähren den stoff in mir auszubilden und umzu- gestalten hatte, indess die Wissenschaft ihn täglich vermehrte und ver- änderte; zum theil mögen sie aber auch in der that unvermeidlich gewesen sein , wenn ich nicht meine besondere philosophische Welt- anschauung ganz von den sprachwissenschaftlichen fragen trennen wollte. Diess letztere zu thun konnte ich mich nicht entschliessen, da ich gerade die trennung zwischen philosophie und specieller erfahrungswissenschaft aufgehoben wissen wollte, und glaube, dass die philosophie überall sofort da ist, wenn wir einen naturgegenstand, auch empirisch, soweit uns eben möglich, in seine gründe und anfange verfolgen; und so sah ich mich denn gezwungen, speculative ansichten, die eigentlich ein System aus- machen sollen, gelegentlich anzudeuten, ohne sie doch schon im zusam- menhange aussprechen zu können: was, wie ich fürchte, oft und viel- leicht den philosophischsten leser am meisten stören muss. Ich glaube nur soviel fest versichern zu dürfen, dass ich niemals von der speculation aus auf die thatsachen übergegangen bin und diese nach jener zu deuteln versucht habe, sondern dass die allgemeinen erklärungen sich mir immer als wirkliche resultate des lernens und des denkens über die erfahrenen thatsachen ergeben und aufgedrängt haben. Uebrigens wird in den fol- genden theilen schon der natur der sache nach das speculative fast ganz zurücktreten.

Eine öffentliche anzeige und besprechung von Ihrer seite zu erfahren, ist ein gedanke, den ich nicht zu äussern gewagt haben würde, wenn Sie nicht selbst in Ihrem mir so werthen briefe eine möglichkeit davon

Briefe an Theodor Benfey. 161

andeuteten. So aber will ich mich nicht scheuen, Ihnen oflfen zu ge- stehen, wie erfreulich mir die aussieht wäre, eine jener kritiken, die mir stets 80 lehrreich gewesen sind, nun an meine eignen versuche angeknüpft zu sehen.

Haben Sie nochmals, hochgeehrter herr professor! innigen dank für die freude, die Sie mir durch Ihre schönen worte bereitet haben ! Möge Wohlsein und ungetrübte freudigkeit Sie stets zu unser aller nutzen und freude in Ihrer segensreichen Wirksamkeit stärken und fördern!

Ihr

Sie verehrender

L. Geiger. Frankfurt a/M. den 12. juni 1868.

6. Von Wilhelm Corssen.

Lichterfelde bei Berlin, Villa Göthestrasse 2. 15. 7. 73. Hochgeehrter herr.

Da Ihre vollständige grammatik der sanskritsprache seit jähren mein steter rathgeber ist, und da Sie trotz gewisser Verschiedenheiten der ansichten, die zwischen uns bestehen, doch einer seite meiner sprachlichen arbeiten Ihre anerkennung nicht versagt haben , so wage ich es , an Sie die ergebenste bitte zu richten, mir in einer frage des Sanskrit freund- lichst eine briefliche auskunft geben zu wollen.

Sie lehren in Ihrer sanskritgrammatik s. 353 f. , dass im Sanskrit denominative verba durch anfügung des Suffixes S an nominalstämme gebildet werden, das mit auslautendem « des Stammes zu ä verschmilzt, und vor dem i und u gunirt werden. Als ein denominativum der ersten art führen Sie an mälä'-ti für *mälä~a-ti (a. o. s. 354). Dagegen behauptet G. Curtius neuerdings, die form mälä'-ti stamme lediglich aus dem ziem- lich späten grammatischen hülfsbuch Siddhanta-Kaumudi; von einem wirklichen gebrauche solcher formen könne garnicht die rede sein, das übliche causativum von mala heisse vielmehr mäla-ja-ti u. s. w. (Das verbum der griechischen spr. s. 330. 331). Ich erlaube mir daher, die fragen an Sie zu richten:

1. Ist es gegründet dass mäld-ti niemals im wirklichen Sprachge- brauch vorkommt, und dass es eine reine fiction eines gram- matikers ist?

2. Welche denominative verba giebt es sonst noch im Sanskrit, die durch anfügung des verbalsuffixes ä an nominalstämme auf « ge- bildet sind ?

Sie würden mich verpflichten , wenn Sie aus dem schätze Ihrer kenntniss des Sanskrit, zu dem ich jedenfalls mehr vertrauen habe, als zu den orakelnden aussprüchen, die bei Curtius immer mehr die stelle strenger beweisführung vertreten, über die beiden vorstehenden fragen eine auskunft ertheilen und mir gestatten wollen, vorkommenden falles mich auf Ihre mir mitgetheilte ansieht berufen zu dürfen. Beiträge z. kunde d. indg. sprachen. XIII. 11

162 Briefe an Theodor Benfey.

Meine zeit und arbeitskraft reicht leider nicht aus, um mir einerseits den Sprachstoff, den ich bearbeiten will , aus den gräbern Italiens zu holen, andrerseits auch noch quellenstudium des Sanskrit zu treiben, was ich ja sehr wünschte. Deshalb sehe ich mich genöthigt, zu Ihnen meine Zuflucht zu nehmen.

Hochachtungsvoll

Ihr ganz ergebenster

W. Corssen.

Lichterfelde bei Berlin, Villa Göthestrasse 2. 22. 8. 73.

Hochgeehrter herr.

Für die schnelle und eingehende art, in der Sie meine anfragen in betreff der sanskritischen verbalformen zu beantworten die freundlichkeit hatten, fühle ich mich gedrungen, Ihnen meinen aufrichtigen und ganz ergebensten dank zu sagen.

Ausser der unmittelbaren antwort auf meine fragen, sind mir Ihre mittheilungen über die hohe bedeutung der indischen grammatiker für unsere kenntniss des Sanskrit lehrreich und willkommen gewesen. Ich habe nie begriffen, wie gelehrte, welche dieselben so wenig eingehend studiert haben, wie ich, grammatiker, die sich doch durch die auffindung des begriffes der wortwurzel ein unsterbliches verdienst um die Sprach- wissenschaft erworben haben, so bald es ihnen beliebt, in dem lichte erscheinen lassen können, als wären ihre angaben über wurzeln und wortformen ihrer muttersprache zum grossen theil hirngespinste und er- findungen. Ich bin immer der ansieht gewesen, dass man auch auf grammatiker den rechtsgrundsatz anwenden müsse: Quisque praesumitur bonus, donec probetur contrarium, dass man ihre angaben für richtig halten müsse, wenn nicht im einzelnen fall bestimmte und ausreichende gründe dagegen sprächen. Ihre mittheilungen belehren mich, dass auch für die erforschung des Sanskrit dieses verfahren höchst nothwendig und von grosser Wichtigkeit und trageweite ist.

Ich darf also nun annehmen, dass Sie mir die erlaubniss gegeben haben, stellen Ihres briefes in einer später zu veröffentlichenden schrift wörtlich abdrucken zu lassen.

Mit dem wünsche für Ihr allseitiges Wohlergehen empfehle ich mich Ihrem ferneren wohlwollen.

Mit vorzüglicher hochachtung

Ihr ganz ergebenster

W. Corsaen.

Wilhelm Scherer. 163

Wilhelm Scherer.

Als ich mich in den herbstferien des jahres 1876 nach Strassburg überzusiedeln rüstete, um dort deutschen Studien obzuliegen, ahnte ich nicht, dass das gleiche buch, aus dem ich Scherers wissenschaftliche persönlichkeit kennen zu lernen mich soeben bemühte, mir zehn jähre später zur grundlage einer öffentlichen Würdigung des ertrages dienen müsste, den Scherers leben der Sprachwissenschaft zugeführt hat. Und als der mann, der dieses buch geschrieben, hn october jenes jahres mir zum ersten male gegenüberstand, war es mir zwar sofort klar, dass der Zauber seines wesens mich mein leben lang nicht mehr los lassen würde; aber jeden gedanken daran, dass diese von dem feuer und von der kraft der Jugend durchströmte gestalt nach wenigen jähren gebrochen sein würde, hätte ich angesichts derselben weit von mir gewiesen. Das er- schütternde ereignis des vergangenen sechsten august hat aufs neue ge- zeigt, wie schmerzlich die erwartung trügen kann, die auf menschen gesetzt ist: die kühnsten entwürfe haben sich in den letzten monaten mit todesahnungen gekreuzt, und die todesahnungen haben schliesslich recht behalten.

Unter den mancherlei planen, mit welchen Scherer sich getragen hat, war auch der, eine grammatische gesellschaft ins leben zu rufen und bei dieser veranlassung zu den grammatischen Studien zurückzukehren. Seit er seinen ersten Wirkungskreis zu Wien (1872) verlassen hatte, war bei ihm die grammatik in den hintergrund getreten: in Strassburg beschäf- tigt er sich zunächst mit der alten, dann mit der neueren litteratur; dem coUegen Müllenhoffs (seit 1877) liegt die moderne deutsche litteratur und zuletzt die poetik am herzen. Die recensionen und aufsätze sprach- wissenschaftlichen Inhalts, die er in Strassburg und Berlin geschrieben hat, enthalten bloss weitere ausführungen einzelner gedanken, welche in dem hauptwerke der Wiener periode, dem buche „Zur geschichte der deutschen spräche" angedeutet sind. Zwar ist ende 1878 eine zweite aufläge dieses buches in die weit gegangen. Aber Scherer hat sie selbst als „halbes werk" bezeichnet; und in der tat, wer den wahren Scherer kennen lernen will, der darf nicht diese zweite aufläge in die band nehmen, deren Vorzüge vor der ersten nur darin bestehn, dass sie das principielle mehr hervorhebt und die aus der litteraturgeschichte ge- wonnene epochentheorie auf die Sprachgeschichte überträgt, im übrigen aber deutlich verrät, dass sie die bearbeitung eines werkes ist, das über- haupt keine bearbeitung vertrug. So wird die frage, was die Sprach- wissenschaft Scherer zu danken habe, gleichbedeutend mit der frage, worin die Verdienste der aufsätze bestehn, welche der fünfundzwanzig- jährige gelehrte während des sommers 1866 niedergeschrieben und im frühjahre 1868 unter dem titel „Zur geschichte der deutschen spräche" hat erscheinen lassen.

Die aufgäbe der deutschen philologie definiert Scherer in der Grimm-

164 Wilhelm Scherer.

biographie als „die grosse arbeit nationaler Selbsterkenntnis, welche nicht anders gedacht werden könne als auf geschichtlichem wege". Die deutsche grammatik, als ein teil dieser philologie, soll nach Scherer „eine geschichte des geistigen lebens sein, insoweit dieses in der spräche sich niederschlägt; sie muss daher ihren gang gleich einer historischen dar- stellung nehmen und von epoche zu epoche den sprachstand schildern; sie muss den gesammten Wortschatz in ihre betrachtung einbeziehen; sie muss die letzten geistigen gründe für die sprachlichen erscheinungen Buchen" (s. 221). Diese forderungen waren von Jakob Grimm nur zum teile erfüllt. Nach zwei selten hin steht er unter dem banne romanti- scher beschränkung. Einmal: er fragt nicht nach den letzten geistigen gründen der sprachlichen erscheinungen, nach den geschichtlichen grund- lagen der sprachlichen Veränderungen, „Selten zieht er die blumen mit der Wurzel aus, allzu oft pflückt er sie über der erde nur oder reisst blos die bluten ab Ueberall, wo poetisches verständniss nicht aus- reichte, wo mühsame gedankenmässige erörterung und erwägung logischer und psychologischer momente allein zum ziele führen konnte, da ergreift ihn nicht einmal das verlangen, den webenden sprachgeist bei seinem geschäfte zu belauschen. Er betrachtet das gewebe , beschreibt uns die Zeichnung; wie die fäden geschlungen wurden, kümmert ihn nicht" (s. 218). Und das andere ist: Jakob Grimms Interesse hängt vorwiegend an der älteren periode der Sprachgeschichte. Je mehr die spräche ihre sinnliche frische verliert, je mehr die begriffe aufwachen, die in dem sinnlichen schlummerten, desto weniger zieht sie ihn an. Es gilt als das merkmal des auserlesenen geistes, dass er die schranken der Überlieferung erkennt , in welcher er erzogen worden ist. Es bleibt für alle zeiten Scherers glänzendes verdienst, inmitten der freudigsten Verehrung für Jakob Grimm klar durchschaut zu haben , nach welchen richtungen die grammatik einer weiterführung bedürfe. Er ist dadurch gleich bei seinem ersten selbstständigen auftreten umstürzend, bahnbrechend geworden.

Indes hat Scherer nicht nur gefordert; er hat, was er forderte, selbst zu einem teile zu leisten sich bemüht. Das hauptproblem des buches „Zur geschichte der deutschen spräche" ist kein geringeres als der versuch , den satz Wilhelm von Humboldts : „die lautform hängt genau mit der gesammtanlage der nation zusammen" an der deutschen Ursprache zu bewähren. Also das eine, was Scherer an Jakob Grimm vermisst hatte, die erforschung der tieferen gründe der sprachlichen er- scheinungen, hat er bereits in einen ,,hauptvorwurf" zusammengedrängt: „die entstehung unserer nation , von einer besondern seite angesehen, macht den hauptvorwurf des gegenwärtigen buches aus" (Widmung s. IX). Und die energie, mit der er den zweiten fehler Jakobs Grimms zu ver- meiden bestrebt war, spricht sich in der Verwerfung der herkömmlichen Unterscheidung von entwickelung und verfall der spräche und in der aufstellung des grundsatzes der „wechselseitigen erhellung" aus, den er in grammatik wie in litteraturgeschichte anzuwenden pflegte.

Mit den werten, welche Scherer bei Jakob Grimms tode schrieb: „Nicht dies ist das entscheidende an der Wirksamkeit eines grossen

Wilhelm Scherer. 165

mannes, wie wenig er seinen nachfolgern zu tun übrig gelassen, sondern wie hoch die ziele waren, die er verfolgt, wie gross der anstoss, den er gegeben" (Jakob Grimra s. 344) hat der jünger selbst den maassstab bestimmt, mit dem er geraessen werden muss. Eine einzige entdeckung hat die scharfsinnigsten corabinationen , mit welchen Scherer die ent- stehung der deutschen spräche erklärt zu haben schien, über den häufen geworfen. An das höchste ziel, nach dem er vorzudringen suchte, ist er nicht gelangt. Aber in dem streben nach dem ziele hat er die auf- fassung der der deutschen grammatik und der grammatik überhaupt gesteckten aufgäbe so umgestaltet, hat er eine solche reihe hochwichtiger fragen teils in fluss gebracht, teils der lösung entgegen geführt oder erledigt, dass wir sagen müssen: die anregungen, die Scherers buch ge- geben, ziehen ihre kreise bis in unsere tage hinein, und noch die kom- menden tage werden sie verspüren.

Wer sich das problem stellte die lautform einer spräche aus dem geistigen charakter der nation herzuleiten, hatte eine reihe nicht der kleinsten aufgaben zu lösen. Er musste erstens jene lautform genau kennen lernen. Er musste zweitens feststellen, welche speci eilen er- scheinungen diese lautform zur individualität stempeln. Er musste drittens untersuchen, welche physiologischen und psychologischen tat- sachen durch die als charakteristisch erkannten lautveränderungen zum ausdrucke gebracht würden. Und wenn er über den geistigen charakter der nation sich klar geworden war, so hatte er viertens zu zeigen, dass die als charakteristisch erkannten physiologischen und psychologischen tatsachen zu dem fundamente des nationalcharakters sich verhalten wie Wirkung zu Ursache. Durch inangriffnahme dieser vier aufgaben ist Scherer nach drei selten hin bahnbrechend geworden : er hat erstens auf reconstruction der deutschen Ursprache gedrungen; er hat zweitens die Verbindung der deutschen grammatik mit der Sprachwissenschaft, welcher Jakob Grimm die entdeckung des begrifFs „lautgesetz" verdankte, wieder hergestellt; er hat endlich den grund zu einer vertieften behandlung grammatischer fragen überhaupt gelegt.

„Auf dem satze von der ursprünglichen einheit aller germanischen sprachen ruht das ganze gebäude unserer Sprachgeschichte. Diese ein- heit so scharf und bestimmt zu construiren, als möglich, ist ihre erste pflicht Jakob Grimms .... Vorstellungen von der Ursprache ent- lehnt er allzu ausschliesslich dem Gothischen. Obwohl er theoretisch nicht zweifelte, dieses sei nur die älteste und ähnlichste tochter der ver- lorenen mutter, so vermisst man doch in seiner praxia die consequente anwendung der theoretischen einsieht" (Jakob Grimm s. 215). Der gedanke der reconstruction einer urspi ache war nicht neu : schon 1852 hatte Schleicher die notwendigkeit eingesehen die spräche des indoger- manischen urvolkes wieder her zu stellen, und 1860 war er auf die „deutsche grundsprache" zu sprechen gekommen. Wie sehr aber die deutsche grammatik in den bahnen weiter gieng, die ihr begründer ihr gewiesen hatte, ergibt sich daraus, dass die wichtigste zu Jakob Grimms lebzeiten auf dem gebiete des Deutschen gemachte entdeckung aus-

166 Wilhelm Scherer.

Bchliesslich das Gothische berücksichtigt: 1852 stellt Westphal das „auslautsgesetz des Gothischen" auf. Wer darauf ausgieng die germanische lautform aus der gesammtanlage der nation herzuleiten, mueste jene laut- form erst gewinnen, gewinnen durch sorgfältige vergleichung der ältesten dialekte und hervorhebung des allen dialekten geraeinsamen. So ver- wandelt sich das „auslautsgesetz des Gothischen" unter Scherers hand in das „auslautsgesetz des Germanischen"; und wenn wir heute an ein gemeingermanisches vocalisches auslautsgesetz im sinne Scherers nicht mehr glauben und das auslautsgesetz der consonanten etwas anders formulieren : so wird hierdurch die tatsache nicht geändert , dass wir seit Scherer zu ergründen suchen, welche lautgesetze in der Ursprache gewirkt haben, wie gross ihr formenreichtum gewesen sei, welchen Sprachschatz sie besessen habe. Es ist unnötig zu zeigen, welchen nutzen diese historische betrachtungsweise für die deutsche grammatik abge- worfen habe; ich will nur kurz daran erinnern, dass es Scherer durch ihre anwendung gelungen ist die gesichtspunkte anzugeben, nach denen die Umgestaltung ehemals reduplicierender verba in ablautende erfolgt ist, und dass die formen der einzelnen dialekte erst durch sie dem Verständ- nisse näher gebracht sind. Aber Scherers bemühen gieng über die deutsche Ursprache hinaus. ,,Die gruppen der Völker und sprachen soll die forschung ergründen, welche das erste resultat der diflferenzirung waren, und wie sie selbst wieder ferner sich spalteten" (a. a. o.). Die erste Spaltung der Germanen hatte Müllenhoff schon bei Tacitus ge- funden. Scherer war der erste, der für MüUenhoffs fund einen sprach- lichen beweis beizubringen wusste. Wer heute eine besonderheit der westgermanischen sprachgruppe entdeckt, darf nicht vergessen, dass Scherer die erste entdeckt hat.

„Wie er seine grössten erfolge fast nur durch die beschränkung auf die weit der germanischen sprachen erlangt hatte, so war ihm eine

neigung geblieben, den blick auf dieselben festzuheften Ueberall,

wo die erklärung irgend einer sprachlichen erscheinung rein aus der germanischen spräche möglich schien . . . . , ging er über deren kreis nicht hinaus". So Scherer über Jakob Grimm s. 209. Da Scherer an zweiter stelle die frage zu beantworten hatte, durch welche Ver- änderungen die germanische Sondersprache zur individualität gestempelt worden sei, so musste er von der beschränkung, in der er den altmeister befangen wusste, sich frei gemacht haben : denn ohne vergleichung keine erkenntnis des charakteiistischen. Es gilt jetzt für selbstverständlich, dass niemand mit aussieht auf erfolg grammatische Studien betreiben kann, der sich nicht die fähigkeit erworben hat über die zaunpfähle der einzelsprache hinaus zu sehen; und wenn die einsieht in die geschichte der deutschen spräche heut zu tage weiter fortgeschritten ist als das Verständnis der griechischen oder gar der lateinischen grammatik, so kommt das daher, dass die deutschen philologen früher und lebhafter darnach gestrebt haben sprachwissenschaftliche und philologische bildung zu vereinigen, als die classischen. Weniger selbstverständlich ist die anerkennung, dass Scherer derjenige deutsche philologe war, welcher die

Wilhelm Scherer. 167

notwendigkeit jener Vereinigung zuerst betonte und durch das gewicht seiner ergebnisse auch weitere kreise von derselben überzeugte. Es ist kein zufall, dass die folgenschwersten entdeckungen , welche auf dem gebiete der vergleichenden gramniatik in neuester zeit gemacht sind, an Probleme der deutschen grammatik sich anknüpfen: die lösung der letzteren war durch Scherers eindringenden Scharfsinn so weit vorbereitet, dass jemand, der mit frischer kraft die Untersuchung an der stelle wieder aufnahm, wo Scherer sie gelassen hatte, aussieht hatte ganz zum ziele zu gelangen. Wie Benfey die ablautsverhältnisse des indischen, so hat Scherer die des starken deutschen perfects mit dem alten indogermani- schen accente in Verbindung gebracht. Amelung folgte dem vorgange Scherers, gelangte zunächst zur erkenntnis sylbenbildender liquidä (Die bildung der tempusstämme durch vocalsteigerung s. 53) und damit zur richtigen Würdigung des deutschen o, im verlaufe seiner auf das gesammt- gebiet des ablautes gerichteten Studien zu der Überzeugung, dass der glaube an die altertümlichkeit des arischen vocalismus auf einem wan- kenden gründe ruhe (Kuhn's Zeitschrift XXII. 369). Der gleiche accent, der den Wechsel der vocale im starken perfecte regelt, bestimmt auch den umfang der Verschiebung der vorgermanischen tenuis: das ist der inhalt der entdeckung Verners. Die gesetze des grammatischen wechseis der vocale erkannte Scherer im accente; während Scherer die Ursache des grammatischen wechseis der consonanten wo anders suchte, aber doch wenigstens suchte, entdeckte sie Verner in dem gleichen accente. Mit Verners nachweise fiel allerdings ein ganzes gebäude Scherer'scher Schlüsse zusammen. Aber die waffen waren in Scherers feuer geschmiedet, und der geschlagene freute sich des gewinnes, den der sieger der Sprach- wissenschaft in den schooss legte: der entdeckung des ersten ausnahme- losen lautgesetzes und der schärfung der methode, die dieser fund im gefolge hatte.

Als die sprachlichen erscheinungen , welche die specifische lautform des Germanischen ausmachen, hatte Scherer erkannt: die betonung der wurzelsylbe; die lautverschiebung ; die beseitigung der vocale der end- sylben. Alle drei dachte er in innigster Verbindung unter einander: lautverschiebung und vocalisches auslautsgesetz betrachtete er als Wir- kungen des germanischen accentprincipes. Die beweise entnahm er der Physiologie. Um dem vorwürfe, den er gegen Jakob Grimm geäussert hatte: „Er hielt sich oft zu wenig den lebendigen tönenden laut gegen- wärtig und blieb mehrfach an dem äusserlichen des buchstabens haften" (a. a. 0. 208) seinerseis nicht anheim zu fallen, arbeitete er sich in die von Brücke begründete hilfswissenschaft der physiologie ein und suchte einheitliche gesichtspunkte zu finden, unter denen die fülle der erscheinungen sich vereinigen Hesse. Als das wesen der lautverschiebung fand er erleichterung der consonantischen articulation. Die erleichterung der consonantischen articulation begründete er mit der bevorzugung der vocale. Die bevorzugung der vocale stellte er als folge der durch den neuen accent geschaffenen wortmelodie hin. Das wesen der germanischen wortmelodie ist tonverstärkung der stammsylbe, tonverstärkung der

168 Wilhelm Scherer.

stammsylbe bedingung der Vernichtung der auslautenden vocale. Also lautverschiebung und vocalisches auslautsgesetz Wirkungen der neuen betonung. Woher aber die neue betonung? Woher die vertausch ung des freien mit dem gebundenen accente? Hier gilt es eine psycholo- gische tatsache zu begreifen: die tatsache, dass das stoffliche, gegen- ständliche element des wortes in der Vorstellung des Germanen das gesammtinteresse erlangt hat. Scherer leitet sie ab aus dem grundzuge des germanischen nationalcharakters , der im leben wie im style der nationalen poesie zum ausdrucke gelange: aus der leidenschaft.

Ergreifenderes als die hierher gehörigen capitel hat Scherer nicht mehr geschrieben. Es gibt kein buch, in welchem fragen der laut- geschichte in eine solche tiefe verfolgt würden. Freilich sind Scherers combinationen als gescheitert zu betrachten : wir wissen durch Verner, dass die lautverschiebung älter ist als das neue accentprincip. Aber dadurch wird das verdienst der kühnen entwickelung nicht wesentlich berührt. Nicht nur, dass er im laufe derselben die Untersuchung wichtiger fragen erheblich förderte, wie die der lautverschiebung, der auslautsge- setze. Der hauptfortschritt liegt in der heranziehung der physiologie und Psychologie zur aufhellung sprachlicher erscheinungen , also in der methode.

Scherer hat wiederholt anerkannt, dass Rudolf von Raumer der erste philologe gewesen sei, der die notwendigheit physiologischer erörterungen betont habe. Zwar hat Raumer auf Schleicher gewirkt, der in der 1848 erschienenen monographie über den zetacismus (Sprachvergleichende Untersuchungen, erster teil) auf s. 119 ff. die physiologische erklärung der beobachteten erscheinung zu geben und die verschiedenen formen derselben unter dem einheitlichen gesichtspunkte der quantitativen oder qualitativen assimilation einzuordnen suchte^). Gleichwol hat erst die musterhafte klarheit, mit der Scherer (s. 33—62) die von den physiologen ermittelten grundtatsachen den philologen vor äugen führte, sowie der erfolg, mit dem er selbst von denselben gebrauch machte, das eis ge- brochen. Es gibt heute wenige leute, die nicht wüssten, wodurch aspirata von affricata, aspirata und afi'ricata von spirans sich unterschieden; viel- leicht hat es vor Scherer eben so wenige gegeben, die diese unterschiede gekannt haben. Wie fruchtbar die Wirkung physiologischer kenntnis sein könne, hat Scherer nicht nur durch seine behandlung der lautver- schiebung bewiesen; ihm bleibt auch das verdienst das wesen des Um- lautes in der moullierung erkannt, den ersten bestandteil der angelsächsi- schen brechungen eo und ea richtig als ce bestimmt, endlich den weg beschrieben zu haben, den urgermanisch au bis zu ags. zurückgelegt hat. Seit Scherer wird von jedem, der fragen der lautgeschichte be- handelt, verlangt, nicht dass er auf ein physiologisches system schwöre, aber dass er den versuch mache einen auf dem steine oder auf dem

*) Auf diese stelle des Schleicher'schen werkes, das ich seit jähren nicht mehr in der band gehabt hatte, bin ich erst wieder durch Hoffory aufmerksam gemacht worden.

Wilhelm Scherer. 169

pergamente bezeugten lautwandel in das leben umzusetzen. Wenn z. b. die Kreter um 500 kvaaS^S^at, , ngöd^d^a statt Jiiiaaa&ai, nQoa&a schreiben, so haben wir daraus zu lernen, dass die urgriechische aspirata der dental- reihe auf Kreta um 500 bereits zu spirans geworden war. Ich will übrigens noch anführen, dass Scherer im College als einleitungswissen- schaft nicht lautphysiologie sondern eine neu zu schaflfende allgemeine lautlehre zu bezeichnen pflegte, die nicht nur alle denkbaren lauttypen zusammenfassen sondern auch eine möglichst vollständige Sammlung der in den verschiedensten , toten und lebenden , sprachen zur geltung ge- langenden lautübergänge anzustreben hätte. Man sieht hieraus, auf welch breite grundlage er die lautphysiologische betrachtung gestellt zu sehen wünschte.

Für noch verdienstlicher halte ich Scherers unternehmen die Sprach- geschichte durch hereinziehen der psychologie zu erhellen. Man hat ihn in den letzten jähren gerne darum gefeiert, dass er das princip der formübertragung zu ehren gebracht hat. Wäre er hierbei stehn ge- blieben, so würde ihn der gleiche Vorwurf treffen, den Schuchardt jüngst in seiner klassischen schrift Ueber die lautgesetze (s. 33) gegen die Junggrammatiker erhoben hat: „dass sie davon absehen die laut- gesetze selbst zu begreifen , jedoch die ausnahmen durchaus begriffen haben wollen". Ich habe oben ausgeführt, dass er das germanische accentprincip als psychologische tatsache zu verstehn gesucht habe. Von den psychischen gründen, die bei einem lautübergänge mitwirken oder ihn allein entscheiden könnten, handelt er s. 36 der zweiten aufläge; er macht Unaufmerksamkeit, trägheit, hastigkeit oder langsarakeit, sachliche leidenschaft oder behagliche Schönrednerei, änderungen des geschmackes, moden, nachgeahmtes spiel mit klängen geltend. Durch die bemühung psychologische motive des lautwandels zu finden gerät Scherer nicht nur in einen gegensatz zu seinen Vorgängern, die nach den letzten gründen der lautgesetze überhaupt nicht fragten, sondern auch zu manchen Sprachforschern der gegenwart, welche lautveränderungen von dem ein- flusse nur physiologischer factoren abhängig gedacht, psychologische Wirkungen allein in der analogiebildung anerkannt wissen wollen. Wie- derum berührt sich Schuchardt mit Scherer, wenn er s. 7 von lautgesetzen spricht, welche ,, psychologisch bedingt sind", und wenn er (a. a. o s. 13) schreibt: ,,Wenn ich die lautgesetze nicht schlechtweg mit den gesetzen der modetrachten vergleichen will, so scheinen sie mir doch in grossem umfange sache der mode, d. h. der bewussten oder doch halbbewussten nachahmung zu sein".

Allerdings ist es richtig, dass Scherer den psychologischen factor des sprachlichen lebens auch dadurch in den Vordergrund gerückt hat, dass er die einwirkung begrifflicher associationen stärker betont hat als seine Vorgänger. Aber in der art, wie er das erklärungsprincip der falschen analogie gehandhabt wissen wollte, unterscheidet er sich eben so stark von seinen nachfolgern, wie etwa von Schleicher. Das führt uns etwas tiefer in die frage nach Scherers sprachwissenschaftlichen principien hinein.

Beiträge z. kundo d. indg. sprachen. XIII. IS

170 Wilhelm Scherer.

Der neuerdings wieder von Schuchardt geltend gemachte satz : „Laut- gesetze sind nur empirische gesetze" (s. 33) ist von Scherer schon in der Grimmbiographie s. 207 zwischen den zeilen, in der zweiten aufläge der Geschichte der deutschen spräche s. 17 mit nackten werten ausgesprochen worden. Weiter ausgeführt ist er Anz. f. deutsches altert. X. 378 f. Es heisst da: „Lautgesetze sind an zeit und ort gebunden; sie sind weder allgemeingiltig noch ewig; sie sind nur tatsachen, die ihren grund in gesetzen haben müssen, welche gesetze wir aber noch vergeblich suchen. Von der ganzen theoretischen erwägung hängt aber praktisch wenig ab. Von praktischem werte ist nur die frage, ob lautgesetze ausnahmslos wirken, ausnahmslos in dem sinn, den wir in der Sprachwissenschaft immer damit verbinden, nämlich für die bestimmte entwickelungsstufe einer bestimmten spräche .... Aehnlich glauben ja auch wir z. b. das vocalische auslautsgesetz oder die hochdeutsche lautverschiebung auch dort wo sie später ganz durchgeführt wurde in nur geteilter durchfüh- rung, also in allmählicher entwickelung zu beobachten; und es darf daher immerhin gefragt werden, ob solche lautliche moden, solche laut- neigungen nicht auch local und temporär Unterbrechungen ihrer ent- wickelung erfahren, stecken bleiben können und daher vielleicht nicht zur allgemeinen Wirkung und durchführung gelangen. Vermutlich aber wird auch dann sich der grund erforschen lassen oder wenigstens ein bestimmter grund vorausgesetzt werden dürfen, aus welchem die nur bedingte ausbreitung, die unvollständige durchführung sich erklärt". In dem letzten satze ist das ,, vermutlich" von interesse : Scherer hat nicht aus den äugen verloren, dass die lehre von der ausnahmelosigkeit der lautgesetze ein postulat sei; er hat auch hierin Schuchardts beifall ge- funden, der a. a. o. s. 29 zu dem resultate kommt, die lehre von der ausnahmelosigkeit der lautgesetze lasse sich eben so wenig auf deductivem wie auf inductivem wege beweisen. ,, Vermutlich wird . . . sich der grund erforschen lassen, oder wenigstens ein bestimmter grund vorausgesetzt werden dürfen, aus welchem die nur bedingte ausbreitung, die unvoll- ständige durchführung sich erklärt". Welcher art wird dieser grund sein , wenn wir von der Störung durch ein anderes lautgesetz absehen ? Die Junggrammatiker geben nur Einen zu: falsche analogie; falsche ana- logie wird überall statuiert, wo die lautgesetze zur erklärung einer form nicht ausreichen. Nicht nur Schuchardt widerspricht hier, der auf die Sprachmischung als eine quelle solcher Störungen hinweist (s. 33); auch für Scherer ist die formübertragung nur das vornehmste und in den meisten fällen zutreffende erklärungsprincip gewesen, er hat bis zu seinem tode daran festgehalten, dass es auch andere weniger häufige modalitäten der durchkreuzung eines lautgesetzes gebe, dass vor allem das princip der differenzierung auch in älteren perioden anwendung gestatte. Und was ich für noch wichtiger halte : Scherer hat sich nicht damit begnügt die grenzen , innerhalb deren die Wirkungen der analogie sich geltend machen, einseitig durch ziehung der grenzen zu bestimmen, innerhalb deren die lautgesetze sich als wirksam erweisen, also die analogfie einmal als einzige quelle psychologischer Störungen vorausgesetzt eine

Wilhelm Scherer. 171

analogistische erklärung lediglich ..negativ durch das nichtVorhandensein einer lautlichen" (J. Schmidt KZ. XXVI. 330) zu begründen; es zeugt von seinem hohen wisseuschafliicben sinne, dass er schon im jähre 1867 eine principielle Untersuchung der frage verlangte, in welchem umfange der process der formübertrt^ung sich geltend machen könnte, und selbst einige der gesichtspuukte bezeichnete, welche die Untersuchung festzu- halten hätte. Er hat dadurch jede Verantwortung für die Übertreibung des neuen principes von vorne herein abgelehnt. Aber allerdings war er entschlossen die formübertragung auch für die ältesten und älteren Sprachperioden heranzuziehen, wenn sie ihm eine einleuchtende erklärung an die hand zu geben schien; denn er Hess die Unterscheidung zwischen entwickelung und verfall in der spräche nicht gelten, gewahrte überall bloss entwickelung . bloss geschieht« , und vermochte zwischen vorhi- storisch und historisch keinen anderen untei schied zu entdecken, „als die wesentlich andere beschaffenheit der quellen" (Widmung s. VIII). Daher machte er front gegen die suffixidentificierungen, front gegen die verstümmelungstheorieen ; daher aber auch warf er die jüngeren sprach- phasen nicht als corrupt bei seite, sondern suchte das wirken der sprach- bildenden factoren an den genauer bekannten erscheinungeu jüngerer und jüngster dialekte kennen zu lernen, um es in die Vergangenheit zu projicieren. Gleiche Ursachen, gleiche Wirkungen. Lehren uns die modernen sprachen die analogie als einen factor des sprachlichen lebens kennen, so sind wir im principe berechtigt die analogie auch für ältere Sprachperioden herbeizuziehen. Ueber den umfanf^, iu dem dieses princip zur anwendung zu kommen habe, ist damit gar nichts ausgesagt.

Die lösung des grossen problems, das Scherer aufgeworfen hatte, führte ihn mehrfach über die germanische Ursprache hinaus. Manche formansätze verlangten eine rechtfertigung. Diese bringt er in dem umfangreichen abschnitte seines buches nach, welcher sich mit den wichtigsten fragen der germanischen formenlehre beschäftigt. Auch hier offenbart sich sein streben die Untersuchung auf möglichst breitem hintergrunde und bis auf den äussersten punkt hinaus zu führen. Er behandelt die tatsachen der deutschen formenlehre mit steter herein- ziehung der formengebung der verwandten sprachen, und lässt seine arbeit in eine analyse der flexivischen form der ursprache auslaufen. Im einzelnen ist hier vieles geglückt. Dass die ursprache eine ö- und eine mi-conjugation besessen habe, hat Scherer zuerst gesehen. Dass die nominative Txoi/urjr , 6oxi^q, Svsfttvijs nicht mittelst s sondern durch dehnung des stammvocals gebildet sind, hat Scherer erkannt. Dass in einigen personal- und verbalfonnen wie sskr. ayam, idatn, lat. emem, sskr. gacchatäm eine partikel festgewachsen sei, ist Scherers gedanke. Die gleichsetzung von got. mm^ mit sskr. as-md- rührt von Scherer her. Dass wir iu sskr. bhäratät, gr. (f^iQ^Tto, osk. Hkitüd ablative sehen, tun wir nach Scherers vorgange. Von den allgemeinen gedanken, die er ver- fochten hat , halte ich den für den zukunftsreichsten , dass viele stamm- bildangssuf&xe flexionssufhxe sind. Scherer selbst hat das a der a-stämme

172 Wilhelm Scherer.

für ein locativsuffix erklärt. Das war freilich verfehlt. Aber welche berechtigung dem gedanken an sich zukomme, wird klar, wenn wir der neuesten erklärung gedenken, welche die formen Sov^arog, Sovquti, iJTiaTog, ^nart erfahren haben. Was von doigan, ijnuTi gilt, muss auch von ilmdt, wahr sein. Vielleicht lassen sich sämmtliche consonantische stamme so auflösen, sicher die n- und »•-stamme. Und vielleicht besitzt einmal jemand den mut auszusprechen und zu zeigen, dass die ei- und ew-stämme auf den o-stämmen, die ew-stämme auf den «-stammen beruhen.

Die Wirkungen von Scherers werke sind der gesammten Wissenschaft zu gute gekommen. Wer das glück hat sein schüler gewesen, und das besondere glück seines näheren Verkehrs gewürdigt worden zu sein, kennt noch eine höhere art seiner Wirkung: die Wirkung seiner persön- lichkeit. Ein mensch mit der fähigkeit auf jede frage einzugehn, ge- sichtspunkte für ihre beantwortung festzustellen und sofort zu erkennen, welche tragweite ihr zukomme; mit dem guten willen jedem seine zeit und kraft zu widmen, woferne er nur selber guten willen sah; mit einer objectivität, die auch dem gegner gerechtigkeit widerfahren Hess und von ihm zu lernen suchte ; von einer reinheit und einem adel der gesinnung, die ihn dazu beföhigten auch in die persönlichen angelegenheiten derer, die ihm anvertraut waren, als gewissensrat einzugreifen. Ich betrachte es als eine der freundlichsten führungen meines lebens, dass ich ihn in der glanzzeit seines wirkens habe kennen lernen und in schweren inneren kämpfen ihm habe nahe treten dürfen. Und wenn es in dem schmerze darüber, dass wir ihn so frühe verloren haben, einen trost gibt, so ist es der, welchen der grosseste unter den Deutschen in die worte gefasst hat: Er war unser!

Göttingen, Fritz Bechtel.

173

Die sprachform der altionischen und altattischen lyrik.

(Fortsetzung).

Nachträglich habe ich noch Euenos von Faros unter die altionischen dichter aufgenommen. Es ist nicht wohl zu be- zweifeln, dass die uns von Aristoteles unter Euenos namen aufbewahrten bruchstücke von dem älteren ICuenos, nicht von dem Zeitgenossen des Sokrates herrühren : wie würde sie sonst Aristoteles als belege citirt haben? Ebenfalls von diesem alten Euenos stammen, wie bereits Bergk und Härtung erkannt haben, die drei stücke, welche uns in der unter Theognis namen gehenden Sammlung v. 467—96, 667—82 und 1345—50 er- halten sind. Der beweis für 467—96 liegt darin, dass v. 472 dieser elegie

näv yctQ dvavxalov XQi}i.i dvujQov eq)v mit der unerheblichen abweichung nqäyfx für /e^^tf' (zu gründe liegt beiden lesungen das altionische Trgrjxficc s. Bechtel Ion. inschr. s, 107 [Chios]) von Aristoteles als ausspruch des Euenos citirt wird; für 667—82 und 1345 50 wird Euenos autorschaft durch die anrede an den Simonides, an welchen auch die verse 467 96 gerichtet sind, verbürgt.

Für den älteren Euenos spricht auch der einfach klare Inhalt der fraglichen stücke, welche von dem verkünstelten tone der elegie zu Sokrates zeit weit ab liegt und vor allen dingen die sprachform, welche rein altionisch ist und keinerlei eiuwirkung des epos zeigt.

Frg. 9, 1 ist zwar i'uevai überliefert, aber der sinn fordert fulvai und es ist wohl zweifellos EMENAI aus dem missver- standenen MENAI = jitslvat, hervorgegangen, üebrigens würde das metrum auch erlauben , e/nsvai durch das ionische elvat zu ersetzen.

Theognis 490: ttjv de ^6oIg auivdeig widerspricht d^solg {oTtivösig) der alten las, welche d^soiai fordert, aber die ände- rung von d^eolg in d^eÜL ist sachlich ganz unbedenklich vgl. z. b. die Spendeformel ixasxvrat' xäXet d^söv und wird noch mehr erleichtert durch die alte parische schrift, welche o durch Q, 10 durch 0 ausdrückte: es wäre dann OEOIITTENAEII d.i. d^eiüL a/rivöeig in sehr verzeihlicher weise als d^eolg anivöaig aufgefasst, vgl. Bechtel Ion. inschr. s. 52.

lieiüafe'o i. kuudo d. indg. sprachen. XUI. 13

174 A. Fick

An die reste der neueren ionischen lyrik habe ich noch die elegieen des Simonides von Keos angeschlossen. Die spräche dieser stücke zeigt ganz deuthch die homerische einwirkung: vaisTaovTEQ 84, ssittbv 85, 2, ovaai 85, 4, yrjQaae/uev 85, 9, Tcorl 85, 13, dvacpQOövväiov 86; dazu kommt die jüngere form olg {TavTTjt.) 85, 11 für olai.

Nach 84, 3 oi te itoXiv rkav/.oin, KoQivd-iov aarv vi/nnvrsg ist V. 1 des korinthischen epigramms 96 w ^eiv\ svvöqov 7cot^ ivaiofxev aorv KoQivd^ov zu schreiben: c5 §ivf\ suvögowetuoiisg Ttoxa /äoTv KoQLvd^ov. Der grund zur änderung ist klar. Dass das epigramm ursprünglich gut korinthisch abgefasst war, wird durch die dialectgemässe kürze in Usgoag verbürgt. Das ganze ist zu gestalten:

£2 ^tvf- , avvÖQOv v£/iiof.i£g n,0Y.a fäoTv KoqIvS-ov,

vvv d äf-i ^XfavTog väaog s^sl ^aXa/Lug' ivd^dös (DoLvioaag väfag xat Uegoag hlövxeg '/.al Mrjdovg luQctv '^EXläd' lfQvoäf.iEd^a.

Archilochos 3, 4 ist dd(.iovEg statt öaifioveg zu schreiben. Das wort bedeutet „kundig", muss also aus dem homerischen öarj(x(x)v entstanden sein; dieses kann aber ionisch nur zu däf.ioiv contrahirt werden, wie vmdrjTE zu vixccte, Javdrj zu Java.

Nach den ältesten inschriften der Inselias habe ich bei Archilochos rio statt sco geschrieben, indem ich annehme, dass der quantitätswechsel sich erst innerhalb des diphthongs vollzog.

Frg. 57 ist wohl xeQOjTTXdarrjv statt -/.EQOTtXdaTrjv zu schreiben: zeqco- ist aus -/.EQao- contrahirt, denn die locke heisst xigag vgl. ^ 385 xegd' dylaä. In der alten parischen Schrift wurde o durch Q, co durch 0 bezeichnet.

Frg. 119 ist wohl besser nach rrjvsßla, trjvsßlog bei Hesych: TTqvEßla statt trivEXXa zu schreiben: xriveß gehört zu xovaß-itü, % ist hier palatal vor hellem vocal {rf).

Bei Semonides erklären sich die messungen l4tdrjg 1, 14. 7, 117, oQov&vqrjg 17 und nuvXvnov 29 daraus, dass dieser dichter im gegensatze zu Archilochos keine auflösungen im

Die sprachform der altionischen und altattischen lyrik. 175

iambus zulässt: er musste sich also bei Wörtern von anapästi- scher und sonstiger widerstrebenden messung mit ictusdeh- nungen behelfen.

Frg. 20 ist aliiia (al^a) nicht zu ändern. Das wort heisst hier aber nicht „blut" sondern „sinn, einsieht" und verhält sich zu a%[.uov „kundig" {E 49 ai/nova ^r'jQr]g) wozu ai/uvXiog gehört und das auch in namen wie i^vög-aificov , '^I/iTtaif^tav vorkommt, wie /.ivt^juiov zu f-irrj/iia. d 611 bedeuten die worte aifiarog loa dyaO^olo „du bist von guter einsieht".

Mimnerm. 2, 10 ist an dem überlieferten drj red^vcevai wohl nicht zu ändern : mit der messung von t^&vdvat, vgl. Simonides von Keos 99 ovds Tsd^vaai &av6vteg.

Die beiden beispiele für offenes «o, eo) im verb auf «w bei Mimnerm, die einzigen in der altionischen poesie vor 540 v. Chr. sind nicht stichhaltig. In Mimnerm. 14, 3 4

yivöcov l-rtTiOf.idxiov Ttvyciväg xlovsovra ffdXavyag Egf-iLOv hf-i tieölov cpwta q)€QeijneXirjV liegt offenbar eine absichtliche nachahmung der epischen spräche vor, insbesondere von E 96

^vvvovt a/Li 7Ctdlov ttqo fe^ev xXoveovra cpdXavyag es fällt also die abweichung vom dialecte des dichters im offenen v,Xovi.ovv(x unter die rubrik der citate.

Auch T&Xiiov Mimnerm 11, 3 ist kein zweifelloses beispiel einer offenen form der verba auf ho: man könnte ja mit leichter änderung reXeoiov schreiben {teXlaag steht im vorher- gehenden verse) oder an ein ionisches gegenbild des homeri- schen reXeiio {zeX^io oder TeXeto)?) denken. Sonach ist die regel, wonach die älteren ionischen dichter vor 540 v. Chr. nur die contrahirten formen der verba auf sto anwenden, eine ausnahmlose.

Phokyl. 1, 2 ist zu schreiben: xat ös ÜQOxXfjg ^egiog. Die nachbildungen dieses distichons, welche unter Demodokos namen gehen, zeigen deutlich, dass im vierten halbverse de gestanden hat: Demod. 2, 2 nQOuXirjg di Xlog (Xiov?) und 3, 2 xat KivvQrjg öe KiXi^. Ferner ist nach Bechtel Ion. inschr. s. 68 nur xXijg nicht xXirjg auf inschriften der

13*

176 A. Fick

zwölf Städte zu belegen, was allein entscheidend wäre, wenn Phokylides noch der älteren las angehörte.

A. Aeltere lonier.

I. l/iQx^Xoxov üagiov (700 660 v. Chr.). las der Kykladen.

1 'jB/|Ut ö' sycü ^egciTttüv (.lev 'EwaXioio d^eolo Tial Mova^ov igaröv ömqov eniaTafxevoq

2 Ev öoqI fisv /.loi ftdCa /n£f.iayfi€V7i, ev öoqI (J* olvog 'lauuQixög, nlvu) S' ev öoqI /lexliftivog.

3 Ov TOL nolX sTi xo^a lavvaaexai, ovdi ^a^ieiai Oipavöövai, svt' av ör] /ncolov ^L4Qr^g ovvdyrji EV neöicot' §i(pewv ds tioXvotovov toasxai tgyov TavTTig yccQ Tiävoi ödf.iovag eiol fidxfig 5 öeanoTaL Evßoirig öovqI ■kXvtoI

4 u4XX aye^ avv xio&wvi ^o^g öid aik^iara vriög

cpoLva -Kai y.oiXoiv inx)y.Q.x a(psXy.E 'mdwv, aygu ö olvov egvd^qbv dyto iQvyög' ovds ydg Tifxüg VTicptiv iv cpvXaxTiL TT^ide dvv7ia6f.i€&a.

5 dii^ ocüXrjvog sg avyog

6 \>4aTcldi /.lav 2ci'Cu)v tig dydXlevaiy tiv nagd. &d(.tvioL

tvtog dfxüJfiijTOv KdXkiTtov ovx id^sliov avTog ö €^i(pvyov d^avdxov xeXog' daitig i^ieivri SQQetio' i^avTig y,Ti]aoj.iai ov jcax/w.

7 Seivia övo^tvioLV Xvyqd xaqitofxevoi

8 u4.laifAid7i, öeiXov (xev iniQQTjoiv j-iaXadaiviov ovdug dv judXa uoXX' ifUQoevia ndi^oi.

ITqos JlifitxUa 9

KTJjäaa /.liv arovoevta^ JleglxXeeg, ovde Tig datöJv

lÄe(.i(p6f.ievog d^aXiiig Tiq^perav ovds nöXig' TOLOvg yoQ xard nvfia 7toXv(pXoiaßoio iyaXdaoriß

Die sprachform d. altion. n, altatt. lyrik. A. I. ArchilochoR. 177

eyiXvaev, olöaXaoi'g 6^ d/ii(p oövvriia sx^^f-tav 5 7iXevf.iovag' aXXd &eoi ydg dvrixtaTOiai xaxoJoiv, 10 (fix , ETci ■KQaTEQ'iiy tXtijuoovvtiv edsoav qxxQjiiaKOV' aXXote tJ' aXXog e'xsL toöe' vvv f.tsv eg ruLir^g

ETQdrreO^, aifiaröev d* f-'X^iog dvaüTevofiev, e^avTig (f eregovg S7t df.i6iipsTai' dXXd rd^iOTu 10 tXr(t;B ywuixelov nivd^og dTtwodfÄEVOi.

10

KQVTtTCüi-UV d^ dvLTiQcc Tloo Biöriiovog avaxzog dwQa .......... ^ ...... . 11

IloXXd d' evTtXoxduovg t^Xiag dXög iv TteXdyeaaiv ^eaodjLievoi yXvxsQOv voatov

12

Ei Y.ÜVOV yterpoXriv /.al x^Q^^vtu jueXri '' H(paiOTog ycad^aQoloiv sv üfiaaiv di^Kpertovrjd^ri

13

OvTS Ti ydg xXaicov i'^aojLiai oI'te y.dy.iov ^ifjOiü TEQTcioXdg y.ctl ^aXiag expirtijDv.

14 rXavx, STcUavQog dvrjQ roaonv cpiXog, tote f^idxr/^cii

16 ndvTa Tv'xfi 'Acti /.lolga, neQLxXeeg, dvdgl diöwaiv

"'lafjßoi. T(ilfiiTqa 20 KXaiw zd Qaaicov, ov rd MayvrjTwv Y.ai^d

21 '^"Hde S" cüOT ovov qdxig VaT7iy.ev vXrig dyqirig s7tiaT£q)^g' ov ydg ti xaXog x^Q^S ^vö' srpif.iEQog Oid' EQCiTÖg, olog d(.i(pl 2iQiog godg.

22 Kai ^i ovt' Idftßtov ovte tEQTttüXiiov (.ieXel

23 'Ft'/ag ExovTEg xvf-tdrwv sv avxaoiv

24 Kai Srj' Ttinovgog wüte Kdg xExX^aofAai

25 Ov (.lOL rd rvyrio rdv rroXvxQvaov jueXbi, ovö^ uXe y.o') ilie ^r^Xog, ovo' dyaiofxai.

178 A. Fick

d^ecüv sgya, (.leydXriq 6' ovx sqsm rvQavvidog' aTtOTtQO&Ev yccQ eariv ocfd^al^f-iiov e^wv.

. . 'O ä* ^at-Tig '/MQZEQoq /.irjlozQoq^av

^' 4va^^'A7toXXov^ xai ov ravg /niv alriovg öiifÄaive xal oq)rig oXXv log tisq oXXveig.

ÖiTiv udvAd[.ißsog Ttaiöa tt^v vtcsqtsqtiv

^'Exovaa ^aXXov f^ivgolvTig ersQTreTO Qodiig TS y.aXov avif^og, r ös ol x6/nri Mf.iQvg KaTeoKiaKe xat /Li€zdq)Qeva

^Eof.ivQLX(.iivag xo.«ag xat ar^^og, cog av y,al ysqcov rjgdaaaTO

OvY, av (.ivQOLöL yQTJvg sava^ TiXelffeto

'Qg TC€Q ydg auXcoi ßqvtov rj Sgrn^ dv^g rj 0Qv^ eßgvte, xvßöa d' rjv Ttovmf.dv7i.

Kar' oiKov eotQwcpaTO dvoy.avrjg ßdßa^

Jlgög Toly^ov e^Xlv&rjoav iv TtaXivaylicot,

Kvxpavtsg vßgiv dd^goriv aTtacpXoaav

u4XX aXXog dXXcoi xagöiriv ialverav

XalxTiv art ojftwv evkvtI A,By.aQ(.iivog

nQüvd^rjxe Tiaial öeItivov airiveg (pEQWv

Bovg iazlv r^ulv sgyarrig ev oIxltil xoQMVog, egyiov cögig ovöa/naig . .

Toiov ydg avXr^ EQ'Kog di.iq)LdidQO(.iBv

It^fiiad^l ydg ae 7td(i7tav ov ÖLa^of^sv

26 27

28 29

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31 32

33 34 35 36 37 38 39

40 41

Die sprachform d. altion. u. altatt. lyrik. A. I. Archilochos. 179

42

EoXiiv yccQ a?yXriv olöa tüiovvov rpviav uiiaoiv

"lazTi Y.ctx ^'i^'r\y ■/jvf.iaTOi; re xavif.iav

lVlETiQxof.iai OB, ovfußoXov 7toie6f.ievos

TQiaivav aaXriv xat ■/.vßsQvrijriv o6(pov

0rjXi]Ta, vv-ATiüt) Ttegl itoXiv TCoXe6f.i6ve

I^XjC (XTteQQwyaal f^oi fivarjo rivovTsg

Q XiTceQvfJTeg rcoXlzai, xai-iä örj ovvUte QrjiiiaT

^H ndgav xcd ov/.a 'A,üva v.a.1 ^aXaoaiov ßiov

'^Üg UaveXXTivMv ö'itvg ig Qdaov avvEÖQaf.iev

Mr]d' 6 TavtdXav Xid^og T'^ad' VTtsQ V710OV yiQSjiidad^io

rXavx\ oga, ßad^vg yag ^ötj '/,vf,iaoiv jagäoostai /tovTog, d[X(fi S ayiga Fvqtiov ogi^öv lOTatai vag)og, OTi/iia xeifxiovog' y-ix^vel ^ s^ ccEXrtTiTig (poßog.

Kai veavg i^dqovvE' vUrig d' iv ^Eoloi Tteigata

QeöIov Ti^Evai Tcc ndvTa- jcoXXd-Kug fiEv in y.ay.cdv dvÖQCtg OQd^ovoiv ixEXaivrii -AEiitivovg etvI xd-ovi, 7toXX(x'/.Lg d' dvaxQETiovoL /.al (A.dX! sv ßEßTinovag V7cziavg yiXivova ' ercEita rtoXXd ylvsTai x,ay,d

Tcal ßlov XQWV^ TtXavätai y.al vöov nagrpQog.

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48

Ttrqctjxttqa oO

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180 A. Fick

Tov '/.eQiüTrXdoTTiv aeiöe VXavi^ov

Ov (piketü ^ilyav OTQaxriybv ovös diariETiXiyiAevov ovdi ßoargvxoiOL yavqov ovo' VTte^VQrjjiievov, dlXcc [.lOi a^itytQog rig eXr] /.al Ttegl ■/.vrif.iag Iduv Qoixog, dacfaXeöjg ßeßTi^tog Ttoaai, '/.agöirig Ttkicüg.

^Emd yciQ ve/.Qtov ixtoovtiov^ ovg s/näQipaiiitv rtoaiv, XeiXiOi (povrjsg el/iiev

^Eq^Iti, XTii drjVT* avoXßog dd^Qot^etai otQarog;

"EXrrof.iai, TtoXXohg fiiv avTtov ^eiQiog xatavavei o^vg ilkd^i7r(ov

'Eq^Uov, eTi]Tv/iiov yctQ ^vvog dvd^Qionoia ^^Agr^g

Ov Tig aldoTog /lut' darwv xdvaQi&fiiog d-avwv ylvsTOL' x«?^*' ^^ f^idXkov tov toco diioy-Of^iev

Ov yccQ iaXd xaraS^aravai ■/.agropeiv ht dvögaoiv

'^Ev d' ertiOTa(.icti ^liya TOV xa/wg Ti dgcovra dsivoTa dvxafXEißsoiycti xaxwg.

Qvfxe, d^vfx df-iTfi^dvoiai y.7i6saiv nvmo/iieve,

dvd d' s'xEO, /iiiviov (5' dXe^eo rtQöoßaXwv haviiov

origvov iv dÖMiöiv ix^gcov tcXtioiov -KaTaarad^eig

aa(paX€cdg ytal jiirjTe viy.c!jv df^iq)ddriv dydXXeo

jiirjte vr/.Tid^ug ev oXmoi -/MiavcBOiov odvgeo'

dXXd xaQToioLv re xaiQB y.al xayiolffiv daxdXa

(itj Xiriv yiyvcoaxs 6^ olog Qvaiiiög dvd^Qw/tovg s'xei.

ov yccQ drj nagd (plXcov drtdvxso

.... (■idx'^ja ^€ ^^S tJ^, war« diipicov Ttiüvy log egew

Nvv di ^ripcpiXog (xev ägxei, ^ri6(piXog d' imagarely

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Die sprachforin d. altion. u. altatt. lyrik. A. I, Archilochos. 181 ylTloq)iXioi de Ttccvta yieirai, ytTi6(fiXoq ^ axovitco.

Tolog dvd^QwnoLOi ^t/zog, FkavTLE, yteTttivrio rcai, yivetai, d^vriTola, oy-oItiv Zevg Eq>^ ri^isQTiv ayrjt, Y,al cpQOvdvai toi , oKoLoia svxvQeioaiv ggy^aaiv.

Ei yctQ (og i^uol yevoiTO x^qa NsoßovlTig d-Lyüv

Kai Tceaüv öq'^gttiv etz da^ov narti yaorgi yuarega TtQoaßalüv itnjgovg re f-irjQola

"Hjußlaxov, y.at xav xiv aklov ^(J' ani -/.ixi^aato

XQr]jiiccT(ov cceItttov ovdsv eotiv ovo' ctTiio^otov, ovdi d^avjiidaiov, ejtei ö^ Zevg TtajrjQ 'OXvjUTtuov SY. jLieaTyLtßQiTig e&rjUE vv/x aTtoyiQvipag cpdng TiUov IdfiTtovTog' Xvygov S' ^Xd-^ sn dv&gtoTtovg öerrg. EX öe xdv -Kai Ttiaxd Ttdvxa ytdrtisX/rra yiverai dvögaoiv f-irjöiig id-^ vjitECov Eiaogwv d-av^ia^ETO), fiTj^ otav SeXcpioi d^rJQsg dvza^iELipcüVTai vn/ii6v EvdXiov xal a(piv d^aXdaarig '^etjvtu xv^ara q^lXtEQ TiTieigofü yevrjrai, toloi d' vXeyiv ogng

KXvd-'y ava^^HcpaiOTE xai f.ioi avft/itaxog yavvav^iEvwi YXecog yevEo, xf^Q^^^^ ^' ^m neg ;fa^/C£at

^vTog E^dgxf^v ngog avXov yisaßiov rrai'^ova

'Qg Jiovvvooi avaxTog xaXov l^dg^ai ^teXog olöa did^vgaf-tßov, oivtoi avvxegavviüO^eig cpgivag

. . . TtoXXov Öe Ttivcov xai x<^Xixg7iTOV f.iEd^v

OVTE Tl/HOV uaEVEvy.(6v . .

ovÖE ^17^ y.Xrjd^Eig {vcp Ty-tEiov) rjXd^eg^ oia ötj cpiXog'

dXXd ü \ yaaxrig voov xe xai cpgEvag JiagrQ'ayEv

ug dvaideiTiv

^EgaaiLioviÖTi Xagiöme, XQVf^^ ^^^ ysXolov

igew^ TtoXv rpi'Xxaif Exaigiov, xegipeai ö* dKOvcov

VO

71

72

73 74

75

76

77

78

79

182 A. Fiele

80

(DiXüv OTvyvov TiEQ Eovxa i^rjös ÖLaliysa&ai

81

Aariöv d' oi fxsv xavoTtia^sv rjioctv, dl de TCoXloi

82

/drijuriTQL TS XBiQag dvi^iov

. . . 83

Eiod^ev h'yiaaTOS Erttvev, iv öi ßa^xiviLOLv

"EnondoC 84 JvoxrivoQ svxEi/iiai TCoi^tüL aipvxog, xaXsjcTiiaL ^eüv oövviiiaiv sktiti 7t£7taQU€vog Öl oütsojv

85 L^A^a |u' 6 XvoifxeXtjg^ w' raiQe, Säf-ivatai, Ttod-og

86 ^Ivog Tig dvd^QWTtiov ods, hg aq ccXiottt]^ xatfiTOg ^vvewvItiv e'f^iEi^av

87

^Ogäig 'iv ear exEivog viprjXög Ttdyog

TQTiyvg XE y.al JtaXlvyiOTog^ SV Tiöi xdd^rji^iai gt^v eXacpQito)v /nayriv

. . . " 88

Q Zev, TccizEQ Zev, oov (X8V ovQctvov ngdvog^

Gl) d' EQy E7t* dvd^Qiönoiv bqaig XsiJüQyd y.m &£UiGT(i, Gol öe d^rjqUov vßqig TS xal Ölkti fj.iXEi

89 'EqeÖ) tlv vf-ilv aivov, lo KriQVxiÖTi

dyvviÄEvri^ GY.vzdX'ri' rtii^riyiog rjEt ä^rjQiojv drtoyiQid^Eig

f.iovvog dv sGxatiTiv' Ttüi (J* dg^ dXojTti^^ ytEQÖaXii ovvtivteto TtvKvbv s'xovGa vnov. 90

^OTtTQlül EQSlÖOf-lEVOV

91

TonqvÖE d\ 10 nid^7iY.E, ti^v Tcvyriv excov;

92 ^Efxkb 6* eAÜvog ov '/MTairgdc^cTaL

Die ßprachform d. altion. u. altatt. lyrik. A. I. Archilochos. 183

93

Till JLISV vd(i)Q ECpOQU

SokocpQOvovaa x^?'> ^tjvsQrii de tcvq

nätEQ uivy.df.ißci, 'Aoiov IqtQaow zoös;

rig aag Ttag'^eiQe cpgivag, heg to ttqIv ^OTiQuad^a; vvv de drj rtoXvg

daröioi cpaiveat, yeXiog.

Tig aga daljutov xat tsov xoAw^fiVoc;;

^'Oqtiov (f kvooqfia^rig {.leyav aXag te xal zgctTreCav

^H ÖS ol adS^ri (og u X* ovov üqiTiviog 'K^Xtüvog stiXt^ij.vqev otQvyriqxiyov

(Daivofxsvov y.ay.bv oYxaö^ ayead^ac

Zav TtdteQ, yd/nov fxev ovn idaiadfiTiv

OvY.ed-^ 6f4wg d-dkkeig dnaXbv XQÖa' %dQ(peTai ydq ^di]

IloXkdg ÖE tvcpldg Ev^EXvag eöe^ü)

Y(p ^dov^g oaleofXEvri xoqiovti

94

Toiog yctQ q)iX6zrizog SQtog vnö '/.aQÖiriv ilvad^Eig

noXXriv v.a.%' dyXvv o/a/iidTcov e'xevoev, xXEifJag EX. GTrid^Ewv diaXccg q>Q£vag

EvTS TtQog ad-Xa di^fiog iqd^QotCEto, EV 6e Batovaiddrig

ntioaaovoav lög ts rtEQÖLVM

ndQsX&e, yEvvaiog yoQ ug

Nai val /.id firntovog X^^U^

95 96

97

98 99 100 101 102 103

104

106 107 108

184 A. Fick

109 'f3g d av as S^coiii Xaßoi

_ 110

Mrj reo ^eXafiTri'yov Tv%oig

111 ^Ef-iTikr^ ifjso T€ xai (pllov

112 ^Biüjg yaQ ovdsv srpQovsov

114 ÜEVTrjY.ovt' avÖQiov Xirts Koigarnv i^Ttiog Tlooeidriov

115 Kai ßrioaag oqsiov dvOTtaiTtalog, olog Tqv scp' ^ßfig

116

"Oy/uog iK.ay.6v öe yiqQung y.ad^aiQEi

118

IIoll^ old' aXutnri^y aX)^ sxlvog ev fiSya

iis 'Hqnxkitt 119 Tijveßka KaXXlvixs' XaXg ava^ '^HQCixXssg avTog T€ TidioXriog alxfiTitai ovo' rrjveßXa v.aXXiviY.£.

'lößnx/oc 1 äO

j7y.i7itqog ayvfig -Kai y-OQVig tt^ navriyvQLV oißojv

i'i aSrii.(av tiötOv 122 K^g aTiertgiöd^rj ov.vTa

123

124

125

126

127 128 129

^.AlÖwv VTt avXrjtrJQog Ilag avrjQ aTteoKoXv/CTEV . . ^ax'^v üq)iv Zevg aöiotiev avovriv . . nvQog 6^ rjv avtiZi tpBXpäXv^ GvQ'^nv aTtearvTia^ov . . df-ivögriv xofpaJ' h^aXBOf-isvog . . Qccaov de t'^v rgig olttgriv noXiv

Die sprachform d. altion. u. altatt. lyrik. A. II. Buenos. 185

130

131 132 133

134 136 137 138 139

. TiQOTUVio xuQa xat TiQo'ioaofxai

xo^'j^v yciQ ovx l'x^ig ig) fjTtati,

. ftoöea drj nüd^i, tifXLcotavoi,

. v6/,iOvg de Kgrjtixovg diöäaxeTai AvÖQag df-KfUgißag (Dvfia (xrjQicüv (.iBxa^ (f^UQül fxoxi^itovia . . . \vag ÖS f-ieöecüv d/red^Qiaev . . . TCoXkög d* äcpQog rjv rtegl öxofxa

Wörter:

113 Qagyijlia. 121 xQvoof.d^eiQ. 140 7t aqdoy.6g feucht. 141 xj^^üAoff (schreibe xfii^ü'Aog). 142 Qv'ta7iof.iai. 154 d ytQiüxog = axoa/.iog xal dXa^cov. 160 dqyiliTcijg. 165 ixtev la f.i€voi. 169 xe'aTat 6* sv Xtiwl. 170 x£i „dort". 175 KqetJtti = KQrjTrj? 176 y,Qoaivuv eTii^v^elv. 177 xvQTT] aiörjQci (schreibe aidriQri). 178 y.vg>cov = xaxog Kai olsd^Qiog. 184 jxvadxvTli «^/«rtg, drifj.og, 7taxela benennungen der rtoqviq. 185 fivaxrjg = nvaxog niere, aidölov. 189 o^vri (= lanze) noTaxo, 187 Ttai^Tiooai von TcaxTog älter als Tir^xrog. 191 qiö^ g. quyög = gd^ traube. 193 axeX'^TteQog' vrjTtiog. 195 tqcc/hlv tov oqqov. 196 tqL- XovXog = ovXÖtqi^. 193 x^Qdf^ßii.

II. Evrjvav Tlaglov (vor 540 v. Chr.).

1 IloXXoia dvTiXsyuv /iiiv e&og tcbqI navxbg öf.ioitüg,

OQdwg d' dvTtXiyeiv, ovxeTi tovt sv td^ei

nal TTQog /U6V TovTovg dgnsl Xoyog eig 6 vcaXawg-

„aol fiiv TuZta öoxeovT tatw, ifiol öi rord«".

186 A. Fick

5 Tovg avvsTOvg ö' av tig Tteiasie zccxiora Xeycov ev, oi 7VSQ -Kai QTiiotTig eial didaa^aUifig.

BäKyav /uixQOv agiarov, o f.t^ noXv firjd^ skäxiOTOV earl yag ij XvTiTig aixiog rj ßavirig,

Xaigei xiQvd/nevog de tqigIv vvf^cpriioi TeraQTog' TTyiiog Y.al d^aXäfxoid' iarlv fTOi/notarog' 5 €1 ÖS TtoXvg Ttvsvoeiev, dnsoTQaTitai f^sv eqcjTag, ßartTiCsL d' VTTvtot ysLTOVL Tov ^avdjav.

'^Hyeofxai aocpLrig uvai, (Aeqog ovx eXdxiöTOv OQd^iog yiyvwGxeiv olog e^aarog dvrjQ.

Ilgog aoqiiriL i-iiv tyuv tÖX^tiv f.iäXa oi(.i(pOQ6v eojiv, XiOQig öi ßXaßeqii -Kai xaTiorriTa (pegst.

TlolXaxig dvd^QCOTtiov ogyii voov s^exdXvipev 'KQvmöf.iBvov /naviTig navXv xegeioTsgov.

^H öiog r/ XvTtri naig nargl Ttdvxa XQO^ov

4

CYßQcg)

7] Tig xegdaivova ovdev, öutog ddixel.

8 Mt]Ö£va Twvä' deyiovta (.leveiv ycaTSQVxe nag r^ilv Theog.467

(xride ^vga^e xeXsv ovx e^eXovz^ uvai. l^i^i)^ evöovT STviyeigE, ^iincovlöii, ov tiv av riiuidv

^logjixd^ivT ol'vcüi f.iaXd-aY.dg vrrvog sXrji, 470

5 f.i'^TS TOV dygvTtveovra y.eXi.v dt'/.ovva ycaO-€vdeiv' Tiäv ydg avavxalov rtg'^xf^ dvLiigbv s'cpv. TiOL nivuv ^ sO^t'XovTi Tiagaaraöav oIvoxoutü)'

ov Ttdaag vvxrag yiverat, dßgd nad^üv. avxdg syw (.istqov ydg s'xio tueXiridiog oivov 475

10 vTtvov Xvoiy.dY.av firTJao/iiai, ol'^aö iiov,

rj^ü) ö* tüj olvog pfa^ffiffrarog dvögl rts/toad^ai

övt' exL ydg v^cpu ovxe Xiriv fite^vco. og ö' av vTtegßdXXrjt /töaiog /iiitgov, ovxsxi y.ävog

T^g avxdv yXwGöTig xagxegog ovöi voov, 480

15 (.ivd^üxaL d' drtdXafivay xd vricpooi yivexai alaxgd' aldÜTai (J' i'göwv ovdtv, oxav ^le&vrjiy

Die sprachform d. altion. u. altatt. lyrik. A. II. Buenos. 187

TO TtQiv icbv oiöcpQwv, TOTE v^TTiog' ccllcc ov Toirca

yLyvwoiicüv /m^ rilv oivov v/tegßoXdöriv, dXl^ ?y TiQiv /iis^veiv vTtavioxaao f.n^ os ßiäaS^oj 485 20 yaorriQ üg te xökov Xcctqiv Ecp7i(.teQiov

rj naqewv firj rclve' ov d* ev^es tovto /navaiov

xioriXlEig olei ' rovvE'/.d xoi (.isd^vEig' 71 fXEV yccQ cpegsTat q>LXoT'^aiog, i^, ^* Ttgö^iEiTai,

zilV ÖS &EiüL OTtkVÖEig, TTIV 6* ETIL X^Q^i ^X^^?' 490

25 aQveia^at S* ovy. olöag' dviAri^iog öe rot ovrog, dg Ttolkdg nlvcov ii^ ti (.idiaLOv eqeI. vf-iüg S' £v /nv^äo^E naqa y.qriTrJQL (.lEvovxEg,

aXlriXcov kgidog drjqiv EQvy.6(XEV0i, eg TO i-iEaov cpojvEOvxEg, öfiwg evl Y.ai awccTtaaiv 495

30 yovTiog ovfX7t6aiov yivEvai ovy. d%aQL.

9 B\ fXEv yQriiiat' e'xoi^h, 2if.iwviÖ7i, oid tieq rjiöri, Theogn. 667

ovx dv dvaivoLfiriv %o~lg dyad^diai ovveojv. vvv ÖS fiE yiyvwGKOvra nctQSQXE'cai^ sif^l d' dgxovog

XQTji-ioovvrii, Tio'KXwv yvovg tveq dfiEivov eVt, 670

5 (wvExa vvv (fEQO/xEad^a y.a^ \oxla XEvy.d ßaXovTsg MriXi&v iy ttÖvtov vvazcc öid övocpsQi^v avTläv d' ovK id^Elovaiv vuEQßdXXEL öe ^dXaoaa

a^KpOTEQCov Toixcov Tj jiidXa Tig x<^^^^(^S OcöiCEXaL, oV EQÖOVÖf y.vßsQVTlXTlV f^EV ETtavGav 675

10 EoXov, oxig cpvXayTiv eixev E7tLOxaf.iEvo)g'

XQTQf-ictxa 6* dQTtdtovGL ßltit, yoGfiog ö^ aTtoXioXs, öaGfiög ö* ovysx" ^iGog yivExai ig xo (xeoov, cpoQXTiyol ö* aQxavGi, yaxol ö^ dyad^wv yad^vnEqdEV.

Ö£i/.{aivco, l-irj y(og vavv yctxd yvi-ia 7rir]i. 680

15 tavxd f.i0L TiLViyd^cjt) yEyQViif.iEva xoTo* dyai^oXaiV yiyviüoyot d' dv xig yal ya^ög, rjv Gocpbg tjl.

_ 10

naiöoq)iXäv öe xl xeqttvov, ETtEi xor« xat raw/j-ijösog Th. 1345

rjQaxo yal Kgoviörig, dd-avdxiov ßaaiXsvg, aQTxd^ag ö" sg OXv^irrov dviiyayE, yal ixiv sd^rjye öalfiova TcaiÖElr^g dvd-og exovx SQavov. 5 ovxco (Atj d^aviiaLE, 2i/iicovlöri, (WVEya ydyco

E§E(pdvi^v yaXov natöbg eqcüxi öa(.iEig. 1350

188 A. Fick

"JEnri 11

0rl/ni TtolvxQOviTiv fisXtTTiv fxüvaiy qiiXe, -Kai drj (9 Bergk) xaviriv avd^QwnoLöL Televttoaav (pvaiv uvai.

III. KaXXivov ^Eqieaiov (um G80).

MexQtg T£o ytaToc/ieia^s; kot alm/^iov e^ere i^vfxdv,

(xi vioL; ov'Ä. aidüai]^ dficpiTregiATiovag, lüde lir]v /neTievteg; iv elQTJvrji, de öo^ieive

rjG&ai, draQ rcölefiog y^av anaoav txsL

5 xa/ tig dnod^vrjiaAijov vataz dxovTioaTü).

Tif.ifj€v te yoQ Igtl xat dyXaov dvdgi /.lax^oi^ai

yfjg TttQi y.al naidwv xovgidirig x dXoym) öva/^evaoLv ^dvazog ös tot k'aosvai, 1_€vts /mv av] öt] (.idlQai e^tixlcoacoa, dXXd Tig li^vg I'tcü 10 h'vxog dvaoy6(A.Bvog Aal vn dorciöog dlaifiov tjtoq e%Gag to jcqwtov ^iyvvf.i£vov TToXifiov. ob ydg xiog d^dvaxöv ye (pvyeiv ei/^iuQfxevov sotiv cxvÖq, oJd* tl TTQoyovojv Vji, yivog d&avaTiov. TiokXdxi drfiotrjTa cpvycov y.al dovnov 'dxovTOJV 15 ÜQyeTai, iv d^ oly-wl fxöiQa myev ^avdtov

dXX^ o /MV ovA ep7crjg öi](xuji cpiXog ovdi Tto^uvog,

tÖv S' öXiyog GTEvdysL -/.al /üyag, i]v xi 7idd^i]c' XrjwL yäq av/inavTi noS-og y.QctTeQÖcpQOvog avÖQog

d^vrjiaxovTog' tojiov d' cc^iog Tqf.iLi}iMV (x)g 71EQ ydg fiiv nvqyov iv öcpi^aXfiolaiv oqcüGiv egöei ydg noXXwv d^ia udvvog höv.

Eis ^Ca 2 2f.ivgvaiovg d' eXsi^gov . .

(.ivrjoaL ö' «l' KOTS toi fajgia TiaXd ßoüv

3 Nvv d" eni Ki/.i/iegiiüv azgaTog Igxeiai oßgi/noegydiv

4 Tg^geag avögag aycov

^HGiovrjag die Hellenen in Asien vgl. ^HGiovelg- oi Tt^v^Aaiav ohovvTsg "EXXrjveg Hesych und Steph. Byz. s. v. ^HGiovia.

Die sprachform d. altion. u. altatt. lyrik, A. IV. Semonides. 189

IV. 2r] /iicüvlösio 'AfiOQyiav {2af.ilav) (um 675).

i2 Ttat, Tslog /nsv Zevg k'xsi ßaQvxTvnog navTiüv oa egxi xal zid^rja oxvji d^eXei' vovg d* ovyf. sri dvS^Qionoioiv aXX ercrj/neQOi a drj ßoxä K,ö(OjxEv, ovdiv siöoreg, 5 oxwg enaoTOv ixTeXetT^aei d^eog. slTttg ÖS navTcig xaTtirreid^sirj TQScpei aTtQi^Y.xov OQ/.iaivovTag m f.iiv ^(xeQr]v fiivavoLv eX&üv, oi ö* stsiov rregiTgoTtag. viioTa ^ ovöeig, og tig ov öoxei ßgoxcöv

10 TtXoviüii TS y.ayad^oiöLv ei^ead^ai teXog. (fd^dvei ös Tov (.lev yrjgag atrjXov Xaßöv, nglv TtQf-i 1'y.rjTai' rovg ös övarrjvoi voool cp&eiQovai &vr]Tiöv tovg ö* ^qtjl ösd/ur]jiisvovg Ttif-iTtEi fisXaivTjg ^^tdrjg vno %d^ov6g'

15 Ol 6" h d^aXdoarjL XalXaTti yiXovso/^ievoi v.ai Tiv/iiaaLv noXXoiai noQq^vQrjg dXog d'vrjiaxovoLv, evz av ev övvrjawvtaL t/jTqv Ol ö" dvxovtjv rjipavTO övar^vioi (a.6q(x)i xavTaiQ£Toi Xslrcovaiv rjXiov cpdog.

20 ovTO) xaxMV (XTi ovdiv dXXd {.ivqiai ßQOToTai x^geg /.dvsTiicpQaoTOi övai Y.ai 7iri(.iaT sariv ei d' sinoi rcid^oiato ovY. av Tiaxiov igoifiev, ovd' iu aXyeaiv y.axoTa l'xovTsg ^vfiov dixitjoifxad^a.

Tai} (.lEv d-avövTog ovx. dv iv&vfioi/ne&a, si Ti (pQOvoX^iEv, nXelov rmsgr^g ^irjg.

TloXXog ydg ijf.uv sgti red^vdrai X^ovog, tcü^ev ö' dQi&ixoji Tiavqa v.al xaxfJg eViy.

ndfiTiav d* a(j.a)(xog ov xig ovS' dxiqqiog

"udd^TqXog Xtctzwi TtuXog cHg d/na tgexei

rvvaixög ovSev XQW^ dv^g Aj/t^erat iaXrjg df.(sivov ovöi Qiyiov xax^g.

Beiträge z. kimde d. indg. sprachen. XUI. ][4

190 A. Fick

XwqIq yvvaiyiog ^edg ertoirjasv voov TtQoka' rrjv (.iev vog ravvvQixog, xrji Ttävc dv oIkov ßogßoQioi- 7teq)VQ!xeva cexoafttt nelrai^ xal ■/.vXivdexai xö|Wtt/' 5 avTTj 6" alovTog aTtXvTOiö' ev eif.iaaiv SV xoTTglriiaiv ^fusvrj malvsTai.

xr^v S' £^ dXiTQTJg S-eög ed^r^^i aAcu7r«/og yvval)ia, tcccvtcov l'ÖQiv ' ovds f.uv Y.aY.iöv XsXr]d-€v ovdsv, ovöi tcov djueivovwv.

10 ro jusv yciQ avxwv slTts TtoXkdmg ymxov, x6 ö" iaXov ' oQyrjv d' aXkox dXXolrjv s'xsi. XTjv (f £z y.vv6g Xixagyov, avxo/Li^xoQu, r] Ttdvx aAOvaai, ndvxa § elösvai i^sXei, 7tdvxr]L öi TtaTtxaivovGa v.al TrXavcü/iiivrj

15 X€Xr]}isv, tjv xai firjdiv' dv&Qwrtwv ogai. TtavaeiE ö' av /alv ouV drtuXriaag dvrjQ, ovo' et xoXoid-ug s^agä^siev Xid^coi odovxag, ovx dv /iieiXix(og inyd^eöfisvog, ovo si Ttaga ^eivoiaiv i^/navrj xvyoL'

20 dXt^ s/iiTtedcijg dTtgrjxxov avovrjv sx^i.

xrjv de nXdoavxsg ytfivT]v ^OXifATiioi eöcjxav dvögl rtYjQÖv ovxe yag yiaxov, ovS* sgXov ovÖsv olÖs xoiavxrj yvvrj^ EQyov ÖS fiovvov sod^iuv STviaxaxai'

25 y.ovS' rjv ytayiov xsi/-töjva noi^arji d-sog, Qiyidaa dicpqov aaaov sXyiexaL rcvQog.

xriv ö €z d-aXdaar^g, rj dv sv cpqeolv vosl, X7]v (.isv yeXai xs xal ysyrjd-sv ^jLisQrjv STtaivsoec f.uv ^ävog sv ddj.ioio' idtov

30 „ovy. eoxiv dXXrj x^ade Xco'twv yvvi^ iv TtaOLV dvd^QWTtOLOiv ovds TcaXXlcov". xrjv ö ovY. dvsTa;6g olV sv 6q)d^aX(.i6la iöeiv, ovö^ aoaov sXd^üv, dXXd. (.laivExai xöxe ccTtXrjxov, log tveq d(.i(fi xsxvoiaiv xvcov '

35 d/ueiXcxog ds Ttäau xditod^vf^lr]

EX^Qolaiv loa xat cpiXoiai ylvExai, wg TtEQ ^dXaaaa noXXdyi.ig (.tsv dxQE^iqg Eax7]% uTtTjUiüv, x^Qf^^ vavxTjiaiv fiiya O^EQEog SV loqrji, TtoXXaAig ös /.talvExai

Die sprachform d. altion. n. alfcatt. lyrik. A. IV. Semonides. 191

40 ßaQVKTVTtotoi ycvjuaaiv (poQeofxevrj.

43 TTjv d' ex nsXidvrjg xal TtaXivtgißeog ovov,

^ avv T arävyirjL avv % sviTT^iaiv juoyig 45 tOTSQ^sv CUV anavxa y^al TTovrjaazo

ageoTa' Tocfga d' sa&lei uiv iv /hvxcol

/TQOVV^, 7lQ0fj/UaQ, EOd^lEL S' STt SOXOCQTJL'

o/Liiog de xat Ttgog e'gyov dcpgodiaiov

eX^ovT excngov ov riv tov ede^aro. 50 trjv 6* ey. yccX^g, övaTijvov ol^vgöv yevog.

TCEivrji yag ov ti yt.aXbv ov^ S7tif.iegov

TTgoaeariv, ovde tegrtvov, ovo' egäöf.iiov

evvrig d' d?<.rjv^g eariv dq^goöialrjg,

TOP J' avdga tov nXäd^ovra vavalr]t didol' 55 ycXimovaa d' egösi noXXd yeivovag xaxd,

advara ö^ igd TtoXXd'Kig -/.aTeo^isi.

XTjv d^ Yjtnog dßgrj xaLierjoa' eyeivavo,

r/ öovXi sgya xat dvrjv TtegLTgertei'

•KOVT av (xvXrjg xpavaeiev, ovre iiiooy.ivov 60 ageiev, ovte xörtgov e^ ol'yiov ßdloi^

ovre Ttgög invov daß6Xi]v dXeo^evrj

XtoLT ' dvdvKTji 6* avdga rtoiätai qiiXov.

Xdvxai de ndarjg T^f-iegrjg arto gvTtov

öig, dXXoze Tgig, '/.al f.ivgoia dXelcpexaL' 65 aul de xaiti^v ey.TBVLa(.ievr]v cpogel

ßad^slav, dvd^eixoioiv eaxiaai^ivi^v.

■naXov fitev wv d^erjf-ia zoiavTrj yvvrj

(iXXoiai, TioL S' e'xovTL ylverai, v.ay.6v. 71 T?}v § ex 7tid-rjy.ofV' tovto d^ diay.gid6v

Zevg dvdgdoLv (.leyLOzov Lorcaaev ytanov.

alaxiora (.lev TcgoGcorta' TOLavTtj yvvri

aioiv dC aarsog naoiv darolaiv yeXtog' 75 SU avxeva ßgaxela, xtve/rat ixöyig^

artvyog, avtonwXog' al xaXag avi^g,

og Tig y-ay-ov towvtov avyaXiLSTai.

di]VT] de ndvra y.al rgoTtovg iTtlaraTai,

lijg Tteg Ttld^rjKog, ovde ol yeXiog fxsXsi. 80 ov^ dv TLv €v eg^eiev, dXXd tovt ogai,

y,al TOVTO näoav rifxegtjv ßovXeveTai,

oxojg XLV wg iieyiGTOv eg^eiev y,ay,6v.

Ti^v d* ey fueXiaarjg- t/jv ztg bvtvxbI Xaßwv

14*

192 A. Fick

"/.uvrjL yaQ 6ir]L ficojuog ov rtqoaitiavsi' 85 d-dXXsL (5' VTt' avtrjg xa/rai'^firat ßiog' q)iXrj 08 avv (piXeovri yr]QäayieL rcoai,, texovaa y.aXbv ycovvo^ccTiXvTOv yivog' xccQiTtQETtrjg ߀v ev yvvai^l yiverai 7rdar]iai, d^slr] ö* d}.ig)id8ÖQ0inev x^^'S' 90 ovo' SV yvvai^lv rjöerat. yia&t] /.levrj, oaav Xsyovaiv dcpQodioiofvg Xöyavg.

toiag ywulxag dvögaaiv y^agitsTai Zeig Tag dgiarag y.ccl jToXvq^QadeGzdzag' rd ^ alXa cpvXa xavTo. jurjyav^o ^log 95 sotiv TS 7trjfxa xat tcuq^ dvögaaiv fiivei.

7 A

Zevg ydg fxsyiOTOV tovi i/tolrjasv xayicv

yvvaixag' r]v rt. xal doAewaiv cocpeXäv,

s'xovTL TOI [xdXLOTa ylvsTai xanov.

ov ydQ KOT evcpQüiv ijfisgrjv disqyeTai 5 ctTiaaav, og Tig avv yvvaiyil yivevai' 100

ov^ aixpa Xifuöv omirjg aTicoaeTai,

Ex^QOv avvofürjTrJQa, övafxsvrj d-eov.

dvrjQ d' OTttv iidXiOTa d^vfirjöeiv öoxiji.

yf.aT oJkov ij d^eov fiotgav rj dvd-QWTtorv xdqiv, 10 svQOvaa /^öi/j.ov sg (J-dyqv -KOQvaoeTai. 105

OY,ov yvvrj ydq eotiv, ovS' lg olxirjv

^üvov (.loXovta TtQOcpQOvojg SexolaTO.

rj Tig de toi (xdXLOTa owfpgovelv doxfit,

avTrj (xeyLOTa Tvvydvei Xtoßco/iievrj' 15 xexV^OTog ydq dvdqog di de yeitoveg 110

XcciQOva dgcüVTsg xat tov, log a^iagTdvei.

Trjv rjv (J' e^aoTog aiveaei i.i£f.ivrjfxivog

ywaiTia, ttjv ös TOvueQOv (.uo[.irjOEtaL'

XoTqv d' tyovTsg (xoHgav oi yiyvtuay.of.iev. 20 Zevg ydq (.leyioiov tovz STtolrjaev xanov 115

y.al ösafiov d/,iq)id^rjxev dQQr]XT0v 6€Qr]i,

e^ ov ze Tovg fxsv l^tSrjg söt^azo

ywaimg ilvex dfiq)iör]Qnoiiiivavg.

8

. , , . oig TtßQ l'vxeXvg xarayXodv

Die sprachform d. altion. u. altatt. lyrik, A. IV. Semonides. 193 9

TQiOQxov evQiov ea^iovT ccTreiXeTO Ti ravza /naxQiov dicc X6y(ov aviÖQCifÄOv; Ölov TS xwog WBOV Maiavögiov 27tXaxv di-iTtsxovttg avTix lyitivov dr/.r]v

Olol, TOÖ^ ri(.liv EQTIETOV TtagSTlTaTO,

^(ottüv Y.dyf.LöTOv exr/^rat ßiov.

Ovx, av TIS ovTw daanioia ev ovQeaiv dvfjQ Xeovr' eöeioev ovds rragdaXiv f.iovvog arevvyQfjt avfiTteawv iv djqaTiwi

Qvvvoiai Tsv&ig, xcDßiolat ^logideg

Ki^X€iq)ö/.ir]v (.iVQOLOL %al d^vcüf.iaaiv

xal ßa-K%dqi' nal yÜQ Tig ef^Ttogog rtagijv

Kai TTJg OTtiai^ev ogao&vQTjg i^Xaccfir]v

Kai aavXa ßaivwv XrtTtog wg xoQCüVirjg

H zvcpXog rj rig axviTCog 7] fxiXav ßXeJttav

Qvovai Nvf.iq)riia rjSe Maiddog t6y.(j)l' ovTOi, ydg dvÖQwv ali.i s'xovai 7toi(.ieviov

2vv Trogöaxotaiv suTtEaovTeg ii/.taaiv

2vv noQÖayiolaiv u;.iaaiv aeaayf^iivot

. . TtoXXd (xiv drj TtQOv^rtovrji, TrjXifißQore

Evravd^a /.tevroi rigog e^ lAxaLirjg TqofjiiXiog ^avfiaarog, ov xaTrjyayov

10

11 12 13

14

15 16

17 18 19 20

21

(21a)

22

23

194 A. Fick

Yv cjg ajTEvaa zwg suiOTvla XQsa Igwatl' xal yccQ ov xaitwg eTciOTa/iiai

^'EdcDxev ovöeig ovo' aQvarrjQa ZQvyog

l^Ttb TQaTte^av uXe x«t itonfjQLa

^VTt] de (po^ij xilXog l/iQyf-lri -^vki^

^ÖTtXag sTiivei tiov OTtia&iwv rioöwv

üovXvTtov Öl^^/^lEPOg

jyirjQiwv Ö£davf.isv(üv

2iavv Tta^Eiav

24

25 26 27 28 29 30 31 A 31 B

Einzelne wörter:

32 r}'ia „wegzehrung". 33 y,(XQ-^aQa. 34 Y.sQKiÖTt blu' fj arvarrj. 3b y.0QÖvXrj' zo sn:aQ(.i(x. 36 Y.vßrjßov ''Icoveg Tov f^irjTQayvQxrjv "Kai ydXXov vvv aaXovf^evov ovTcog ^if.uüVLdr]g. 37 Mvaöjv Xelav. 38 vrjOTrjg nüchtern. 39 TagaLTj = TQaaid. 40 iprjvög' 6 g)dlaxQog.

V. Miixv€Qf.iov KoXorptoviov (etwa 600 560).

Tig ÖS ßlog, zi de zsQJtvbv azeg XQvaijg IdffQodizr^g;

zeO^vairjv, ote /hol jin]'/.eci ravxa (.leXoi, XQVTtTaSlr] (fiXörr^g y.al /teiXiya öcoga xat evvrj'

Ol Tjßrjg avi^rj yiveTUc dg/taXia 5 avögdoiv i^öe yvvai§iv ercel d' odvvrjQov eneXÜ^rji

yyjqag, o x alayQOv 6f.aog aal y.aXöv dvöga xi^el, aisi fiev rpgevag ducpl Kay.al xeigovai f.iigL(xvaL,

ov^ avydg ngooogwv xegnexai, ^eXiov, aXX ex^gog /lev Tiaiaiv, dxi/xaaxog öe yvvai^iv 10 ovxcjg dgyaXiov y^gag ed^rjyie d^eög.

Die sprachform d. altion. u. altatt. lyrik. A. V. Mimnermos. 195

*H(.iüg 6* ola rpvlla (pht TtoXvav^iog ojQrji

rjQog, ov alip' uvyrJLO au^eTai TqsXiov, Toia l'xeXoi rtrjxviov hcl xqovov avS-eaiv i]ßi]g

regnoi-ied^a, ngog ^ecöv eidoTsg ovxe >ia'/.6v 5 ovr* ayad^ov KrJQeg ös TragearriTiiaaL /.leXuLvai,

r] fxev f'xovaa riXog yi^gaog ccQyaXiov, tj (J' steQrj ^avdtOLO' (.dvvvd^a de yLvexcti *^ßrjg

xagnog, ooov t ercl yrjv GTiiövarai, rjeXiog' avTccQ i/irjv öfj tovto zeXog Ttaga^iEiipezat toQrjg, 10 avtr^a ör] red^vdvai ßeXTtov rj ßiorog'

TtoXXd yccQ SV d^vf^iwc xaxd yivezai' ccXXoze x oixog

%qv%dhiai^ rtEVLiqg d' tqy öövvrjQci TteXei' aXXog ö' au Ttalöiov ertiSeieTaL, lov te {.laXiaza

If-iÜQOJV 'Aazä yr^g sQXSzai eig ^Atdr^v 15 aXXog vdvoov e'xet d^v(.ioq)d^6QOV ovöe zig k'aziv

ävd-Qcortcov, tüi Zevg /nfj xayid noXXct öidol.

Tb rtqlv stov ^äXXiazog, ETcrjv naQafieiipezaL ojqt], ovds Ttat^Q Tcaialv zlfiiog ovze (piXog

Tid^tüvwt, fniv edtoAev s'xsiv 'Kaxöv ag)d^LZOv o Zevg yriQag, o xai d-avdrov glytov ccQyaXeov

u4vziy.a (lOL 'A,azd (.isv xQoirjv qiei aoTtezog iögiog,

Ttzoiüif-iai ö^ iaogiöv ccvd^og OjLirjXLTilrjg zsQTCvöv 6f.iwg Kai y.aX6v, enel tzXeov oicpeXev alvaf

dX^ oXiyoxQovLov yivezm log nag ovag 5 fjßrj zifiijeoaa' d' dgyaXsov y.al d[xoQ(pov

yfjgag VTtsg 'A,e(paXrjg avzm vnsQy.Qei.iazai, ixi^QOv öf.uüg /.al dzi(.iov, o x ayvwazov zid^el avdga,

ßXdjtzEi 6' ocpd-dX/iiovg Kai voov dfKpixvd^ev.

El ydg azeg vovatov ze y.al dgyaXecov fxeXedwvewv e^rj'Kovzaezrj uolga yiixOL ^avdzov

dXrjdslr] de Ttageazoj

aol xat iiJ,ol, ndvziov XQVf^'^^ di'Kcaözazov.

'Hf.iüg (J' aiTtv HvXov NrjXi^iov aazv XiTvovzeg

6

8

9

196 A. Pick

ifiBQzijv ^airjv vtvalv ccTtiTCousd^a, ig d EQaxrjv KoXorpiüva ßir]v vtvsqotiXov exovteg u,t,6f.ie^ agyalstjg vßgiog i^ye/uSveg' 5 xu&ev d avT l4ler]vzog arc oqvvusvol Ttotafxolo d^ewv ßovXiJL 2fAVQVi]v uXofxev ^loXlöa.

Ovdi y,OT av /uiya xcoag dvi^yaysv avtig ^Iijacov

.^irig, xeXeaag äXyivoeaaav odov, vßQiOTTjL IleXirji TeXetov xfxXertrJQeg aed-Xav,

ovo av irt *£2xBavdv yiaXöv Xxovto qoov

^l^TSO) T€ TtÖXlV, TO&L T (OXSOg 'HsXlOlO

dxTiveg xqvowi y.ELatm ev d^aXd/nwi,, n^savov TtaQct x^Xog, i'v coixsto d^etog ^Irjoiov

HiXiog (iiiv ydg Ttövov iiXaxsv rjfiaTa TtdvTtt,

ovdi "KOT af.i7tavaig ylvezai ovös/iua utTtoiaiv TS y,al amcüi, irret QOÖoöd^rvXog ^Hojg

'£2Heavdv rcQoXLTtavo' ovQavov uaavaßfji' 5 röv i-iiv ydq öid y.v/iia (pigei TtoXvrjQatog evvrj

yiüviXr], ^HcpaiaTcyv xe^atv iXrjXa/iivrj XQVödv TijLi^evzog, vrvortTSQog, dyigov in vdwq

ivöovx dqnctXioig x^^Qov dn 'EaTtsQiöwv yrjav ig ^l&ioTtiov, Xva. örj d^oov aqfxa -Kai Xtittoi 10 katäo , ocpQ^ ^Hwg T^giyiveia ixoXtjl'

i'vd-' irtißrj q itigiov 6xio)v ^YTiegiovog v\6g.

Ov fiiv örj xeivov ye f.Uvog xal dyrjvoga i^v/növ

toiov i(.uö TTQOTeQCüv Tteviyofxaiy ol f.uv Ydov yivdwv i7tTt0f.idxo)v Ttvmvdg y.XoveovTa cpdXavyag

Egf-iLOv cifx Ttediov, (fwxa (p€QU/iieXir]V' zov fiiv dq ov i^oxB 7id(.ircav if.ii(x\paTO JlaXXdg Idd-rivrj

öqiiiiv /nivog xqadirjg, evx o y dvd rtqo^idxovg oevoix\ al/^axoivxog iv vafiivrji TtoXifxoio

JtiY.qd Xia^ojuevog öva(.itviwv ßiXea' ov ydq xig xüvov Srjiojv s/t d[xsiv6xEqog cpcög

eayiev iTtoixBOi^ai cpvXörcidog Tiqaxeqfjg SQyov, ox avyfjiaiv (piqex' ui^eXog rjsXioio.

11

12

14

Die sprachform d. altion. u altatt. lyrik. A. VI. Hipponax. 197

15 Kai fXLV ETI dvd^Qwnovg ßä^ig txsi xalerti^.

16 ^^gyalirjg alel ßd^iog U/luvoi

17 üalovag avögag aywv, iva te y-Kutov yivog Xtitimv

VI. ^[7trtvivay,rog 'Eq)eaiov xat KXa^o^evlov (um 560).

BißXCov -^, 1 ^'EßiooE Mairjg nalda, KvXXrjvrig TTceXf-ivv

^Eq/li^ Y.vvavxcij Mrjioviatl KavSavXa, qxüQidv iralge, ösvqo uoi oxaTtaQÖevoai.

2 Kmiav 6 o TtavddXrjrog rj/uogog yiavrjg TOiövSe öoKfvrjg y.Xddov sxcov . . .

KoQa^iiibv f^iv i^/nq)i€Oiiisvr] Xwrtog

TIoXlv xa&aiQEiv xat XQaörjiai ßdXXeod^at

BdXXovTsg sv XeifÄcSvi y,al QartltovTsg TiQccörjioi xal O'uXXrjiaiv, wg neq (pÜQfxa'^ov

Jet <J' avTov kg (päQ(.ia-KOv exTtoii^aaad^ai.

KacprjL TtaQB^cov Xoxdöag tb y.al fiaCctv xofc tvqöv, oiov iod^iovai q)äQf.iaxoL

ndXai yccQ avTovg nqoodsxovrai y^doy.ovTsg i^qädag l/ovrag, wg e'xovai (päQ/.iaxoi

uii^ioL yevrjxai ^r]Qog, sv öe tcoi &vfxm qxxQiiiaKog dxd^eig ertrdMg gaTtiad^elij

Qg OL /iiiv dyel BovnäXoiL xaTtjQCüVTO

Ti TtÖL tdXavTi BovTtdXioi avv(6iv,riaag;

A-AOvooLx 'iTtTtwva-KTog' ov yocQ dXX^ rj^w

9

11 12 13

198 A. Fick

Q KXat,oi.iEVLOi, BovTcaXog xe. xa^rjvig

14 TovroLOL d^^Ttcüv Tovg ^Eqvd^QaUov Ttalöag cprj /itr]TQO-AOizag BovnaXog ovv IdQtjttjt "Kvit/utv ipih^e xbv övo(6vv/iiov xccqtvov

15 TiwQE .... odevE xrjv S7tl ^jiivQvrjV id^t öia uivöiüv Tiaga rov L^ttccXsü) rv/ußov

y.ai arjfxa IvyEoj xal OTrjXrjv

ytal /iivi^/iiaT TtdXf.ivöog,

TtQog TjXiov dvvovxa yaoTsga xgeipag.

16 'Eq^^, (pi^ ^Eqiäy, MaiaÖEv, KvkXrjviE, irtevxo^ctl TOI, yiagza yccQ xaKoig Qiyio

17

^ög xXaXvav ^ImtüivaAXL, '/,aQxa yaq Qiyw '/,al ßa/^ßaxv^cü

18

^6g x^ottvai' ^IitTtwvaxxt xal yiv/taoaiaKt]v xat aajiißaXlayia yida'K€Qlay.ag nal xQvoov axavrjgag i^^yiovra xovxeqov xolxov

19

Efiol ydg ovx eöionag ovve xw ^Amrav daaslav, iv xEificovi (paQfiaxov glyaog, ovx' daxeQrjiac xovg Ttööag öaaEirjiaiv EXQvifjag, cog fxi] fxot, x^l^^^Xa Qtjyvvxai.

20 'Efiol Ö€ nXovxog, iaxi yaq Xirjv xvcpXog, ig xwiKi iXd^ibv ovdäfi urtEV '[rtrccova^, öidiüf.il xoi (A-väg dgyvgov TQti]X,ovxa, y.ai noXX tx dXXa xag (pgevag yaq deiXaiog.

21 A ^Egetü yctQ ovxio' KvXXiqvie Maiddog 'Eq/h^

21 B

Tovg avÖQag xovxovg 6dvvr\ niaXEt Qiyf]Xrj

22 A Maxagiog og xig ^r]Qa(v)€i . . .

22 B

KaixoL y e{^v)(jdvov aviov tl if^eXeig diöaio

Die Bprachform d. altion. u. altatt. lyrik. A. VI. Hipponax. 199

23

MadüivTa dfj xal oanqov

Bißliov B 26 l4'/.rjQaTOV de trjv aTtaQvirjV l/«t

'E^ dSi^Xoiv ßißUoxv 28 Xqovoq öe (fEvytxuo oe (.trjde ug ccQyog

29

30

30 B

31

32

33 34 35

z/v' ijjiUQai ywaiTiog uaiv rjÖLOtai, ozav yanrji zig xäxg)6Qi]L zed^v^ycvLav

ß Ziev TtuT&Q, d^ewv ^OXvfiTtitov rtdXfiv

Tl jiioi ovK eöw^^ag xqvoov, ägyvQöv TtdXf.ivv;

^Anö o oXioeiBv Agze/mg, ai de ^WTtoXXfov

Haq (Ol av XevuoTtETtXov ijf.i€Qr]v fieivag Ttgdg f.iEv -/.vvTJaeiv tov 0Xvijaiiov ^EQini]v

^'ExpLOE xaTteXovasv daxagi^ovra

2v/,rjv fiiXaivav, d^inekov xaoiyvijtrjv

0 f.i8v yag avTiov rjai'xfJL ts xal Qvörjv d^vvviöa T€ y.al uvaoioxbv i^fnigag Jtdoag daivvfievog, wg /tag yiauxpcx'ATqvog evvavxog, Y-atirpaye örj tov y,Xijgov löoxe. xg^ axdrtTEiv Ttitgag ogelag, avxa f.ietgia rgcoyoyv, xal y.gid^Lv6v y.oXXiY.a, dovXiov xögi^ov

Ovyc attayöcg ts xal ?My(Jüg •/.araßgvY.ajv ov TYjyavUag ar]odf.ioiai (pag/iidooojv, ot;(f aTtavizag Ktjgioiaiv sf-ißduziov

0 6 i^oXiad^wv ixeTeve rrjv xgdi^ißrjv rrjv ETTxdcpvXXov, r]v i)-vsaxe Uavöwgrjt QagyrjXioLOLv svxvtov rtgo (pag/iidxov

Ev, TisXXidog nivovteg' ov ydg ^v avzrji xvXi^, o Ttaig ydg efirteaiov xazijga^ev

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37

38

200 A. Pick

sy, 6s rrjg niXlrjg

STVivov, aXloT avTog, alXoT 'Aqrjtr^ TtQwmvev

2ftovd^L T€ xal GTtXayrvoioiv dygir^g x^i'QOv

ßa^xccQi de Tccg Qivag

rjXsKpop' eoTL S* oid tieq ytQOHog

En dg/^dtcov ts xal Ggeiyätov /twlcov Xevxwv loiv zot svyvg ^iXiav TtvQyoyv ccTtrjvaQiad^ri P^aog, A\viü)v 7tdXf.ivg

KaY,oiai öwao) ttjv tzoXvotovov ipvx^jv, tjv fXYj aTtovtsfiiprjig cog rayiotd /.loi KQii^swv l.Uöi[xvov^ wg civ dXcpLTOv noii]aü)/nai Tivxscüva Ttlveiv cpctQf.iay.ov rcovrjQirjg

(l^VaQTlWl) TtXdvTjTl TtQOOTttaicov yioXioL

yal Mvaaiv, ov wttoXXcdv

avuTiEV dvÖQÖiv awcpQOvsoraTOv rcdvitov

Kai Tovg aoXoUovg, i}v Xdßwai, TTSQvdai^ 0Qvyag (xev ig MiXrjrov dXcfiTevaovTag

Qiyei (J' oTiiad^e t^g noXrjog iv 2fivQvrji fteta^v Tgrjxelrjg ts ycal .AeTtQtjg dy.Tfjg

Eg axQOv eXtiojv, cog nsq dXXävxa xpvyiov

Minvrj syaTOfii]xav£, firjyeTi yqdipyjig o(piv tQLTjQeog iv TioXvJ^vyioi tolxtoL an ifxßoXov cpEvyovxa Ttqbg yvßeQvrjtr]v avtrj ydg iozi avf.i(poQrj te xat yXrjidojv, viyvQta xal odßavvi, twi xvßEQvrJTi]i, tjv avTov (Wffig TCüVTiyvrjf.uov di^yi]i.

"ETteiTu fidXd-fji Trjv rgörtiv TtagaxQEiaag

39

40 41

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44 45

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48 49

.50

Die sprachform d. altion. u. altatt. lyrik. A. VT. Hipponax. 201

51

^0 S* avtiyt ild-ihv avv tqioloi ftocQvvQOiv, OKOv vbv EQTtiv 0 GTiOTog y,a7ti]}.€vei, avS^Qto/tov rjVQ£ rrjv atiyrjv o(p€XXovTa ov yocQ TtaQYjv bcpeX/iia Jtvd^fiivi aTOißrjg.

Kai ^uv v.aXvrtteig, log x^^QaÖQLOV TCEQvag.

IdXiü avTi-K dXXriXoiOiv e/ußißa^avreg

KQiyrj Ö€ ve^QÜv avyelog ts y.al -Kr^qv^

"ilfXL^ev alfia xal xoX^v iziXrjaev

^EQi-i^g ds 2r]iii(üvaxTog axoXov&rjaag

2iq>iüvi XeTTTWi xovTti&rifKx tezQtjvag

2T(x^ovaiv üjg ttbq sg TQortij'iov acmyiog

KaXeKpa qöölvov tjÖv xal Xinog rtVQoZ

ÜQÖg Tijv ixaQiXriv xovg Ttodag ts d-SQfiaivcüv (fwidag % e'xcüv ov Ttaverai

Trjv Qiva xat rfjv (xv^av e^agd^aoa

XXovvTqg dvrJQ od'* saTreQr^g yiarevSovra an cov eovoev

Ol ö' odovTsg iv yvä&oiat navteg ey.K€yiivrJTaL

. . eyw öe öe^iwi nag* ^AQri%Yjt y,veq)alog sXd^wv giodlioi xaTr]vXla&r]v

MaXlg, xdvfffxfi* xat /xs deortOTeca ßsßqdv Xaxovta Xlaao/nal oe fxrl ganltsad-ai

Kai vvv ocQSiaig avxivov fie noirjoai

52 53 54 55 A 55 B 56 57 58 59

60 61

62 63

64 65

202 A. Fiele

66 ExQcotev (eld^cüv log) xvinivdig ig XavQrjv

67 Ev TS TafiislcoL xal %a^evvi(aL yvfxvöv

68 A TtQog zo 2ivdixdv di(xacpayf.ia

68 B arjrtir^g vnoacpayfxa

69 TtaaTtaXifjcpdyov yQOfxcpiv

70A ßoXßitov yiaaiyvi]TT]v

. . . . cog ^E(psalrj diXcpa^

71 üoXXrjv (.ictQiXriv dvd^gaxiüv

73

'OXlya cpQOvövaiv oi xdXiv nsTtioyiöteg

74 Ov f.iOL dixaicog f.ioi%og dXöjvat doxel KgiTirjg o Xlog ev xaawQixwc dovXwi

75

dq)Bw

TOVTOV tÖv STtxddovXov

_ 76

^aifidi de aeo ro x^^og (dg sqwöiov

_ 77

.... KQtag fxoXoßQLzeio avog

T(TQ(iftfTQCC 78

MrjTQOTiiiiü}!, ötjvte (.is xQtj xm ayiörcoL dixd^ead^ai,

79 Kai di/.dCead^ai BiavTog tov IlQtrjviog ^Qtaowv

80 Mr^df: ^OLfivXXeiv ^eßeölrjv ia^dS' Ix Ka/xavdtoXov

81 . . , aTeq)avov eixov noxxvfi^Xcov xat /nlvd-rjg

82 KvTtQiiov ße/iog (payovai xd^iad^ovaliov tvvqov

Die sprachform d. altion. u. altatt. lyrik. A. VI. Hipponax, 203

83 yldßexs /.leo taiftciTia, xot//w BovTtaXcw xbv ocp&akfxov äficpide^iog yäq uui v.ovy. a^iaqxavix) v.bn%oiv

84 . . . Iv/iiXKoi TIS ccvTOv TTjv TQu^iv % vTTOQydoaai

'E^dfiSTQa 85 Mdvaa ^toi EvQVfisdovTiddrj, ttjv rcovTOXocQvßdiv, Tiijv svyaaTQifidxctiQccv, og ead^iei, ov xard yioafxov^ uvsTt, oxwg xfjr](plöi. xayidg yiayiov oirov oXtjrat ßofvXrji öi^ixoair]L naqcc d^lv dkog aTQvysToto

tI lue a^iQucpoia driTccXleig

Köig Ttagd Kvrpovv rjkd^e;

uirjov dd-qrjoag

^Eq^irj fudy-OQ, (av yaQ) xar' vrtvov oidag syQTqaauv

£t' (.lOL yivoLTO TtaQ&evog ^aXrj te y.al xtquva

'0 Ki^aiQibv AvdioLOiv ev %OQoioi Banxecov

Kai ■Kviarii Tivd d^v/xiijaag

Ol d^eol Tcc deiTtva TavrdXoiC dovxeg

86 87 88 89 90 91 92 93

96 ytQadit]g vouog. 98 aßdr^g- /udati^. 100 adrjKe ßovXrj. 101 dl lag = ahg? 102 dlißag' 6 veycQog.

103 dgiialir]- rj TQoq)i^. 104 dQix<^^i(X'' klettere. 105 o aaßolog = rj aaßokog. 106 ßdgayxog = ßqdyxog.

108 ßarTctQitsiv. 109 ßsßQevd^vö/iisvov (w?). 114 ^(.ilavÖQOv semivirum. 115 d-svtiv = Tsvd^iv == rev- ^ida. 117 TiaaiOQiTLv = TTOQvrjv. 118 Prise. VII, 7 „Hipponax evTid-eg hqlt^ pro x^tra". 119 y.Qoy.vÖ£iXog, rj yiQOxodeiXog' to}vg)iov (.u-kqÖv. 125 Xvxvov = o Xvxvog. 127 fii€aarjyvöoQ7toxEaxr]g. 129 vrjvlaxov phrygisch. 130 TtaQey.vrif.idvvx o' iraQenLTtoQsvovxo hri- TTovcog. 131 TcaiicpaXrj aat' Idelv. 135 qvcpelv qoq)siv.

134 fft'XOT^ay/dj^g. l?fb X ETQay.lvriv xrjv d-Qiöay.a.

204 A. Fick

136 vxrjv TTjv lovXida. 137 cpOQ/nlov TtXsyfia tl \piad'~ wdeg. 139 y^^eiqoxwXov töv t^v xeiqa TZETtrjQwftevov.

VII. TvQxaiov yldxcüvog (lonist, 7. jahrh.).

I EirvofiCa 2 -AvTOg yaq Kqoviwv^ xaXXiGTScpdvov noGig'Hqrjq^

Zevg ^HQaxXelöaig Trjvde dsdcoxs rroXiv oiaiv a/ua rtgoXiTtovreg ^Eqlveov '^veuöevra

EVQelav TlekoTtog vrjaov dTiiY,6(.iEd^a.

3

,^ q)iXoxQi]!^c(tla ^TCccQTav oXet^ aXXo ydq oudev"

loÖE yciQ ccQyvQÖTO^og dva^ ixaEQyog ^^nöXXoiv XQvaow^rjg s'xQrj itiovog €§ dövrov.

4

Ooißov dxovaavTsg Uvd-wvöd^Ev oixad^ evizav

/navTEiag ze d-EOv v.al teXei^vt' ervEa' agxsiv /HSV ßavXrjg d^EOTi,j.nqrovg ßaoiXrjag,

(HOL i-ieXei ^TcaQTtjg l(.iEQ6EOoa TtoXig, 5 JCQEoßvysvfjg te ysQOvxag' ErtEixa ös drjuözag avdqag 5

Ev&Eiaig Q^TQr]ia dvxaTta/iEißofXEvavg [iv^üad^ai te xa Y.a.Xd. xal eqdeiv Ttdvxa diy.aia^

f^rjö' STrißovXEVEiv TfjiÖE noXi^xL -/.amv), ö^f-iov de TrXrjd^EL VLxr]v xat xdqxog ercEod^aL' 10 Oölßog ydq tieqI xwv tod^ dvi(pr]VE TtoXi. 10

'H/xExiQcoL ßaoiXffC, d^soiac cpiXwL QE07t6f.i7ttüi,

ov dia MegoiJvtjv iiXo(.iEv evqvxoqov, MEaai]vrjv, dya&rjv /uev dgavv, dyad^fjv de (pvxEvuv

af.i(p avxTjv d' sjAdxovx' svvea nai öeic ixt] 5 vü)XEfXE(og ahi, xaXaaicpQOva d^v/ibv s'xovxEg,

aixfit]xal naxeqiüv ^/.lExegcov naxeqEg' elyioGxojL ö' oi /aev xaxd Ttiova egya XiTtovxsg

cpsvyov ^Id^cüfiaiiüv ez (xeydXwv OQttov.

"ßg TCEQ ovoi fAEydXoia axO^eoi xEigofiEvoi,, ÖEanoavvoioi (piqovxeg dvavxalrjg v/cd Xvygrjg ijfiiav Ttaviog oaov xaQnov aqovQa (psQSt.

o

Die sprachform d. altion. u. altatt. lyrik. A. VIT. Tyrtaios. 205

7 ^eOTTÖrag oiiLioj^ovreg of-iiog aXoxoi ts xal avToi, €VT€ Tiv ovXo[.itvt] fiolgu y,L%OL i^aVCCTOV.

II. 'Yno^TJyMt. 10

Ted^vävat yao xakov etcI TtQo/ndxoiai Tieoövxa

dvÖQ dyaiybv rtagl tji Ttatqidi juoQvd^ievov. trjv d avTOV TtQoXirtovva fCoXiv 'Kai Ttlovag dygovg

TtTiOXSVUV rcdvTÜiV SGT dvitjQOTUTOV,

5 7rXaC6f.i€vov avv /.ir^rgl cpiXrjL xal Ttargl yegovTc 5

Ttaial T€ ovv fAiy.Qolg 'aovqiöitji, t aXöxtoi'. ix^Qog fxsv yaQ toloi (.lerioaeTai, cwg av Ixt^rai

XQrj/iioavvrji r el'xcov xal aTvysgfji nevirjt^ alaxvvsL re yevog, kütcc 6^ dyXaov elöog iXevxet, 10 Träaa ö' dtiiuiq y.al xazorjjg ETterai. 10

ei ($' ovTtog dvögög zov dXcofiivov ovöefii' coqt] yivETai, ovT aiocog ovz orcig ovo eXeog, d-vf-UÖL yyjg ttIql Trjode /iiaxcof.ied^a ytal negl naldtov ^vrjiaxto/iiev ipvx£töv f.irjKhi (psidof-ievoi, 15 w veoi, dXXd /LidxEO&e naq dXXi]Xoiai (.levorveg, 15

liiTjöi q>vyrjg aiayQ^g ccqxets iiir]ds cpoßov, dXXd jiieyav noiüod^B y.al dXm/nov iv (fgeol d^v(.i6v,

/iii^di q)iXoipvxäT dvägdai /naQvdf-ievoL' Tovg Ö€ 7zaXaioT€Qavg, lov ovy.eTL yovvax' EXaq)Qdj 20 /ii^ YMtaXeiTinvrEg cfsvysTE, rovg yaqaovg' 20

cuaxQov ydq dt) tovto /«er« TtQOftdxoiai rtEGÖwa

"KElod^ai TCQOOd^E VECüV avÖQtt TtaXaiOTEQOV,

rjörj Xev/mv exovtu xagt] ttoXiov te yevsiov^ d^vf-iov dnoxpvxovt' aX'Uf.iov iv jiovirji, 25 ai/iiaTOEVT alöoTa (piXr^id' iv x^QOiv exovtu 25

alaxgd rd y og^d^aX^ioig xat VEfteorjTOv lö&iv yal XQ^(^ yvjiivco&EVTa' velol öe te rtdvT irtEOinEV,

ocpQ iqaTrjg rjßrjg dyXaov dvd^og e'x^l avögccOL f.iEv d^r]r]Tdg lÖEtv, igarog di yvvai^lvy 30 ^toög E(üv, Y.aXog d' iv TTQOixdxoioi Ttaatov. 30

11

^XX 'HganXEiog ydg dviynjtov yivog iazs, S^agoEiT, (TV 'KO) ZEvg avxtva Xo^ov EX£t'

fxr]d dvÖQiov nXrjiyvv öeii-iaivETE, (.iriÖE (poßüad^E^ id^ig (5' ig Tiqof.idxovg donlö avfjQ ixETco,

Heitiägc z. künde d. indjf. sprachen. Xlll. 15

206 A. Fick

5 exd^QYjv f.isv i^ivyf]v &ef.isvog, ^avdrov de ^teXatvag 5

/.fjgag of-icog avyrjia '^eXioio cpiXag. l'oTS yaQ"AQr]og TtoXvdaxQvov egy äidrjXcf €v ö' OQyfjv sdcLrjt' ccgyaleav rtoXifiav, xal d^a(.ia cpevyövvwv te dicoyinvTiov re yeyevad^e, 10 10 vsot, a/ncporegiov d* sg -Mgov ijXäoaxs. 10

Oi IA.8V yccQ toXf-udai naq aXh]XniaL (.isvovteg

sg T avtoaxeöir]v y.ai TtQO/ndyavg levai, TcavQOTEQoc &vrjia}iavai, oacfvoi de Xrjov ortiaaco TQsaodvTCüv (J' dvögtüv 7i6ca drtoXwX' dgerrj. 15 ovöslg dv xoze ravta Xeytov dvvoeiev e'jtaara, 15

ooa, rjv alaxQce Ttd&rji, ylverai dvögl xa^id' ägnaXeov ydg OTtiod^e f-ierdq^gerov iori öatCeiv

dvögög cpevyovzog ör^tcoL sv TcoXi/iiioi' aiaxQOg ^^ «öt^^ vmvg yiaTay.si/ii£Vog ev xovirjLaiv 20 vioTOv OTtLöd^ aly/ii^i öovQog f.Xr]Xa/ii8vog. 20

dXXd tig €v diaßdg /^levsTO) noaiv dfxcpoTeQOiaiv

atr^Qiyd^elg htl y^g, xüXog oöovai öayiwv, firjQOvg TS Kvi]f.iag ts y.dT(ü v.al arsQva ycal co^ovg doTtidog evgehjg yaorgl y.aXvipd/iisvog' 25 öe^LTeQr]t d' sv y,B4.qi Tivaootro) oßgi/iiov e'vxog, 25

■KLvuxco de X6(pov öeivnv vrceg XECpaXrjg' egScDV (5' oßgi/iia egya diöaaY.eöd^io TtoXe/itiCEiv,

firjS* exTog ßeXetov eOTÜcM dayilö^ s'xiov. dXXd Tig Ivyvg l(bv avToaxsdbv evyei /naKQwi 30 rj ^iq>£L ovrdtiov örjiov ixvdq eXerw 30

y.(xl Ttoda tcccq rtodl d^ug y.al ert aanidog aGTtid' eQeiaag,

ev de X6(pov te Xdcptoi xai :ivverjv xvverjL xal OTegvov oteQvwi TrerrXrj/iievog avdqi f^iaxead-io rj ^L(peog y.(x>7rriv rj doQv fiayiQOv eXiov. 35 vi-iHg ($*, Oi yvfxvTJtsg, vn darclöog dXXo&ev dXXog 35

mwaaovieg /.isydXoig ßdXXeze x^Q^^<^^i^oig, dovqaai xs ^eöxoIolv dxovTiCovTsg ig avTOvg, loloL TtavoTtXoiat TrXrjoiov lardf-uvoL.

12

Ovt' av (xvrioai(.iriv ovt ev Xoyioi dvöga rid^ei/iirjv,

ovTS Ttoötov dgerrig ovxe naXaia(.ioavvr]g, ov6* ei KvxXojntov (xev exoi f^eye&og te ßlrjv t«, vixcoirj de d^iiov QQrjtmov BoQerjv, 5 ovd' el Tid^oivoio qtvrjv xaqieovsQog Etr^,

Die sprachform d. altion. u. altatt. lyrik. A. VII. Tyrtaios. 207

ft'kovTolrj di Mideco xal Kivvqeio /iiaXiov, ovo' £1 TavTaXiÖEO} IliXoTiog ßaaikevregog «t'jj,

yXtdaoav ö' ^^öqtJotov f.iuXix6yi)QVv l'^oi, ovd' ei Tvaaav exoi do^av jcXtjv ^ovqiöoq akyi^g' 10 ov yccQ avTjQ dyaS^og ylverai sv TCoXef.uoi, 10

ei (.iTj TerXair] uev oqöjv (pövov ai/.iaTO£VTa Tial dijitüv OQsyoiT svyvd^ev laxdfxevog. r]d^ agsTT], rdS* as&Xov sv dv&gojrroiaiv agiOTOv 'mXXioxöv xe (psgeiv yivevat avögl vetoi. 15 ^vvov (J' eaXöv xovxo vroXrfv xe Ttavzi xe dtjfxoji 15

(ig xig dvrjQ öiaßag ev TiQOfiäxoiOL iiievr]L v(jüXef.i£iog, aloxgijg de (pvyijg erti tzccvxv Xd^rjxai,

ifjvxtjv y.al i^vuov xX^j/iiova TiaQ^e/nevog^ d^aqGvvrjL (J' tTceoiv xbv nXi]OL0V avöga rcageaxdg' 20 ovxog dvrjQ dya&og yivexai ev TtoXefxvoi.' 20

aiipa de dvo(.ieveiov dvÖQiöv exgeipe qxxXavyag

XQrjxelag, artovdrjL x eoxe^e y^vf^icc fACcxrjg' og <}' avx' ev tiqo(.i(xxolol Tteacov g)iXov coXeoe &vjli6v, aoxv xe zal Xrjovg Kai naxeq ev^Xetaag, 25 TtoXXd öid axegvoio xal doTtiöog 6iiig>aXoeaar]g 25

xat diä d^cSgrjY.og jcgoad^ev eXt]Xa/.ievog, TOP ^ oXocpvQOvxai (.lev ojiaog veot ijde yegovreg,

ccQyaXeioL xe Ttod^wi rtäoa xfxj^de rtöXig' Tiat xv(.ißog xat Ttaideg ev dvd-QCortOLO agtarj/^nL 30 xat Ttaidcov ncudeg xat yevog e^OTtlaco. 30

ovöi y-oxs xXeog eaXöv aTtoXXvxai, Oüd* 6vof.i avxov^

dXX^ V7T0 yfjg rteg ewv ylvexac dd-dvaxog, ov XIV dgiaxevovxa (xevovxd xe (xaQvd(xev6v xe yrjg rceqL y.al nalöwv d-ovQog ^.Agrig oXearji. 35 el de cpvyrjt /^ev x^^a xaviqXeyeog d^aväxoLO, 35

viy.Tqoag d' alxi^ifjg dyXaov evxog eXrji, Ttdvxeg futv xif.icoaiv 6f.iiög veoi i^de TtaXaioi^

TioXXct de xeQTtva Tta&tov egxexai eig l^tdrjv yrjQdaxtov doxoiat (.lexartgeTteL, ovde xig avxöv 40 ßXdrcxuv ovd^ aldovg ovxe dizrjg ed^eXei, 40

Ttdvxeg 6" ev d-ioycoLOtv of-iiHg veot oX xe xolx avxov

eiKOva €X x^^QV? '^^ "^^ TtaXoLLoxeqoi. xavxr]g vvv xig dvrjQ dgexrig eg xeg^ax" iyiiad-at, Tteigdad-oj S^viuol, (.iri fiexieig TtoXif^orv,

15*

208 A. Fick

viYd^cjvog de XeovTog s'xmv iv airj^eai, d^v^öv. Tlqiv dQETrjg TtsXdaaL T€Qf.iaaiv rj ^avävov

13 14

B. Jüngere lonier.

1. IdvaT^QsovTog Tr]l(yv (von 540 ab).

Eis '^QTffilV 1

rofvvdv(.iai a\ sXacprjßoke, ^avd^ij Ttai Jiög^ dygiiov

öioTtoiv '.AQTS^a d^rjQwv ' ■t] Y.OV vvv STtl ytrjd-dov 5 dlviqiOLV ^Quai-xagdlcüv (xvÖqiov saxarogätg noXiv %aiqma ' ov yag dvr]/n€Qavg

7Zoi(.iaLvsig TtoXi^iag.

ßva^, tut dafxdXrjg^'EQwg ■Kai NvfKpai, Y.vav(jüTiideg

TCOQcpvqij x ^A(fqo6i%r] avjUTraiCovaiv e7tiaTQ€(pt]i ö* 5 viprjXwv X0Qvq>ag oqsiov^ yavvov/iiai ae' ov S' eviuev^g «A^' i^iniv, X£X(XQiajLi€vrjg d'

evxcüXrjg eTraxoveiv. KXeoßovXcüt (J' dya^og yevao 10 av(.ißovXog' tÖv efxbv d' tqioz^

w JedwoBy öexsaO^ai.

KXeoßovXov fiiv i'ywy^ sqscü,

KXeoßavXioL d* emf-iaivo^iaiy

KXsoß&uXov de di,oaxe(o

ii Ttai TtaQd^ivLOv ßXinwv, di^rj/iiai ae, av ^ ov xoeig, ovx elöoig, oti Ttjg efiiig ipvxfjg •^vioxeveig.

Eis /llowaov 2

Die sprachform d. altion. u. altatt. lyrik. B. I. Anakreon. 209

5

Meig (lev ötj Iloaidrjiiov e'aTr]X€v, vecpeXai d' vdsi

X€i(jL(ävBg xaTccyavaiv.

7 . . . ov yccQ rjg ijnol y daTSjLKprjg

Kdyio d" ovr* av l4f^aXd^€tjg ßovXolf.irjv xsgag, ovz errj Ttevti^^ovra tb -Kdiiatov TaQTtjaaov ßaaiXevaai.

. . . tl Xlrjv rrsTfjL avQivyiav xotAwre^a OT^&r] xQeiaäfÄBvog fxvQVJi;

^\)g <J' viprjXä V€V(jDfiivog

.... TtoXXa d* SQißQOfxov ^sovvaov

(yi)% ^EXXtjv ccTtaXrjv xccaiv ^evTilnrewv sttl öiveai

Ovtog drjvte QaXvaioig tiXXev Tovg y.vavaa7Tidag

2cpaiQr]i Srjvre {.le rcoQ(fVQ^i, ßdXXiov xQvaoxofirjg ^'Eqwg vTqvi 7tOLy.iXoa(X(.ißäXtoL

ovfÄTtalteiv TTQoxaXeltai' Tj o , eOTiv yag an bvktitov

10 11

12 A 12 B 13B

14

210 A. Pick

XevKrj yaQ, y.aTa/x€ii(pstai,

TTQÖg (5' aXXnv rivcc xdönsi.

15 Ov drjvi efXTisdög uja-l^ ovo daroXai TtQoarjvrjg

16 Mvd^ltai de, IVleyiarrj, SV vijowi, dien: ovo IV (]Svf^q)6wv) Uqov datv.

17 ^HgiotTjOa f.isv Itqiov Xstttov (.u^qov drcouldg, olvov d^ l^eniov v.d6ov, vvv S* dßQwg eqöaoaav tpdlXio 7Tr]y,Tida ttjl (filrji xiof^d^cov Ttd'Cd aßgrif.

18

xpdXXco (5' fitxoort (^vdov)

XOQÖrjiaiv fxayddr]v exoiv, co uievuaaTii, ov d rjßäis

19 Wgd^eig ötjvt arrd yievYMÖog 7reTQT]g sg tvoXlov xtJ/ua ytoXvf-ißcj fued-vcov eqioti,.

20

Ti'g 8Qaa(xir]v

ZQSXpag d^V(.ibv sg rjßrjv tsgevcov rjfXiOTtcDV vn avXwv OQxäxai, ;

21 §avd^rji (J' EvQVTtvXfji (ÄtXei

6 TtSQlCpOQrjTOg i^QTif.l(üV

21 A ttqIv fiev e'xcDV ßeQ߀(Jiov, y,aXv fifiax^ 8aq)rj/.a)fi€va, 'Kai ^vXivovg dazQaydXovg iv coai, xat xpiXöv rcegl

rtXevQrJLGi (öeg/ii tjel) ßoog, vrinXvxov iiXvixa. xaz^g doTtiöog, dgronoXiaiv 5 xai^eXoTioQvoiaiv of-uXecöv 6 7tovr]QÖg l^Qxii-iwv, yiißdr]lov evQioyccov ßiov TioXXd f.iiv ev öovqI öei^elg av^iva, rcoXXxt § sv tqoxcoi, TioXXd de vwTOV oyivrivr^i ^daxiyi d-io/xixä^elg, yi6/ur]v TTwycüvd T rAT£TiXf.ievog. 10 vvv d' eicißatvEL aaTivewv, XQvaea q)OQe(Jöv xaTegfiaza Ttalg o KvxTjg, xal axiadia^r^v eXeq^avrivr^v cpoqel avTCjog yvvai^lv . . .

Die sprachform d. altion. u. altatt. lyrik. B. I. Anakreon. 211

22

2i^aXov eldov iv xoqml Tttjxzid^ txovxa AaXrjv

23

'E>t rtotafioiv ^ Ttavegxojiiai navtct cpiqovoa Xa/urtgcc

24

l^varcsTO^iai diy Ttgbg 'OXv/urcov TtreQvyeaai /.ovepaig

dia tov^'Eqiüt' ov yctg sfj.ol Ttalg s&elei avvrjßäv

25

(^'Egtog), tog (x iaiöwv yiveiov

VTtOTtöhov xQvoo(faüviov TVTEQvytov drJTaig

TcaQaTtitBtai,

26

Xeigd % i^ydvioi ßaXäv

27

HXie xalXiXaiiiTreTr]

28 lAoTtida glipag notafxov -KaXXiQÖov rtaQ ox&ag

29

.... syut ö' an avxig <pvyov wWe xoxxf^

30 Tov f.ivQonoi6v ^QOf-irjV ^iqÖtclv d xo/n^oti

31 JaxQvosaadv x iqilXipev alxn^v

32 ^Qivoxoei ^ df-icpinoXog (.lehxQOv olvov, TQiytvad-ov TisXißrjv a'xovoa

33

Ovo' dgyvQst] xa' xor' eXafXTiB n€i&w

36

^IvoTtttd^rj TtatQid' enoipouai

38

l4ar]f.tti)v V718Q SQ^idTiüv (pogeöf-iai.

39

nXeyiTCtg vTtod^v/niöag

rtsql atrid^BOi Xiovlvag e^evxo

ae yag (prj'

TaQyTqXiog sf^ij-ieXeiog

dl,OY,ÜV

40

212 A. Fick

41 'O MeyiOTrjg d' o (piXorpQwv deaa drj fifjveg, STtsl ts ateqxxvdvrai re Xvyioi xal xqvya. nlvEi ueXirjd^

42 Kad^aQtji 6* £v :teX8ßrji itIvte ze y.al TQÜg dva%üo^o}v

43 JIoXiol f.i8V rifiiv rjöi] TiQOTafpoi yiäqy] te Xsvxov, XCCQiEOaa ö ovxst ijßf] nccQa^ yrjgaXot 6* oöovreg.

yXvuEQÖv d' ovxETL TCoXXog ßiozov xQOvog XsXeiTtTaL' dia ravT dvaovaXvXio d^aind TocQTaQOv dsöomiüg.

Idtdtio yccQ SOZI öeivög f^vxog, dgyaX^ d' ig avzov 'Äccd^odog' Kai yag SToliiov xazaßdvzt (.itj ^vaßrjvaL.

^'Egauai (de) zol avvrjßäv yagizövv e'x^ig yäq rjd-og

^EfÄS yag (vioi) Xöywv eivexa Ttaiöeg av cpiXolsv XdQiSvxa uev yaQ aidio, x«^t€>'rß ö' olöa Xi^ai

^AazQaydXoi d' Eqiazog eialv /navlai zs y.al Y,vdoi(xoi

ÜQog 2/iif()6(rjv 47

MeydXwi örjvze (.i 'Egiog sy.oip€v loazs x^^XyiEvg /ceXsxsi, x^iusQirji d' eXovaev sv x^Q^^Q'^^

44 45

46

lditiY.UQag ö^ dTtaX^g '/,6f.irjg ai^icofiov avd^og

QQrjiKifjv^ aiovza x^^^^^

llrto (.101 &ctvüv yivoiz ov ydq av aXXrj Xvaig iy. ttovcov yivoiz' ovöa/iid zcovde.

u^yuvdig old zs veßqov veo&rjXrj yaXad^r^vov, oaz* ev vXrji Tuego^aarjg dftoXsKpi^eig vno jurjzgdg inzo^&r]

^iva^iojQoi TtoXe^ii^ovoi O^lqwqoI

2nisXbv /.oczaßov dvxvXrji dait,wv

48 49 50

51

52

53

Die sprachform d. altion. u. altatt. lyrik. B. I. Anakreon. 213

54 EftL ö o(pQvaiv aekivwv aTe(faviay.ovg d^e/itevoi ^dXsiav OQTrjV aydywfXBv JeovvowL

Jbovvgov aavXai BaaaaQideg

Ovo av (ii idasig jtie&vovz oinaö' drtsld^eiv;

0iXr] yciQ €1 ^evoio , moov de /iie dixpBwvta rtiuv

lAno S" e^EiXsTO &sa(.iov /.leyav

Exövaa xi&cöva öcogidCeiv

Kai /ii ETtißiüxov xara yslrovag Ttoii^aetg

ITagd dtjvTe IIvd^6f.i(xvdQ0v y.aTedvv "EqtoTa cpevycov

0€Q VÖWQ, cp€Q^ olvOV, CO TtOl,

cpiqE 6^ dvd^Ef.idvvTag i^filv aTstpavovg, svikov, log drj TtQog "Eqwtu TtvKtaXitio.

ulyE or], (p€Q r]f.uv^ w Ttai, Hek€ßt]v, o^ojg d/nvariv TtQOTtito, td (.18V dex ev^^g vdarog, rtevte ö' olvov xvdd-avg, log dvvßQiotl dvd drjVTS ßaaaaQtjaio

Aye drjvTs, ^jyx^V ovtw natdyo}i ts xdXaXrjriÖL 2yiv&iyn^v Ttöoiv nciQ^ otvioL f-ieXeTcof-iEv, dXXd xaXo7g vrtonivovTeg ev v'f.ivoig

Xd^oviov d' if-iavidv ^yov

56 57

58 59 60 61

62

63

64

214 A. Fick

Tov Eqiotu yciQ tov aßgov ILieXof.iai ßqvovTa ^irgaLg TtoXvavd^auoiö' aslöuv ode yccQ ^€tdv dvvaati]g, ode xal ßqoTOvg dafxdtu

akXa 7tQ67tLve,

QaÖLVovg, w (fiXe, f.it]Qovg

HSvf.isl€g, xagUcoa xsltdoi

Mväzai örjvre (paXaxQog'L^ke^ig

KaXXl-KOfAOi xovqai Jiog togxrjaavT' sXacpQitig

ÖQOoloTtog jLiev ^L^grjg q)Llel fxsvaix(A.rjv

Ovt€ yoQ ^fÄSXEQBiov ovT€ ^aXov

Nvv 6' oTto /iiiv OTetpavog nöXewg oXmXbv

^GTBqig, ovxE a eyu) (piXaw ovt yirteXXijg

BovXtvai, rj7t8Q07c6g {vig) ^^Iv eivai

eyoi ÖS /higeco

Tiavzag oaoi x&oviavg e'xovai QvOfxavg "Kai xct^^^tovg' /Lieudi^r]x.ä a\ co Msyiaz^, zwv aßay.LCo[Äevojv

IlwXa QQYjiAirj, %l örj fie Xo^ov ofu/naaiv ßXinovaa vt^Xecüg q)£vyeig, doxeig öe (x ovdev eidivat aocpov;

65

66

67 68 69 70

71

72

72 B

73

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75

la^i TOI, y.dXwg fiiv av toi tov x^^^^ov EfißdXoi^i, rjviag d' «/wv aTQsq)Oi^ii g df.t(pi TSQ/naza ÖQÖf.iov.

vvv de XsifAÜvdg ts ßoaxrji Y.ovq)d ts GxiQTtoaa 7caiCeig, de^iöv yccQ iTtTtooÜQiqv ovy. eyßig E7t£f.ißdTrjy.

Die sprachtorm d. altion. u. altatt. lyrik. B. I. Anakreon. 215

76 KXv&l [ISO yeQovTog eved-eige XQ^oorceTtXs xovqtj

11 Evte fxoi Xsvyial /.leXalvr^ia dvaf.ie^il^ovTai tgl^sg

78 (^Ev) ^leXajucpvXXiüL ddq)vrji yiXoiqfji t' eXairjc TavTaXiCeL

79 Kolfxiaov 6i, Zev^ o6Xoiy.ov g)d^dvyov

80

80 A 81

82

83

^id Ö€Qi]v €xoi//£ jLiioarjv

Kaödi XcüTvog eaxiO&tj

ai de /nso g>Qiv€g

«xxfixwqp^rat.

'Eyco d' e'xcov aytvTtcpov ^Eq^icovi Twc uievy.oX6(f(n} f^eQvdv e^sTtivov

^'^^ipdvovg d' dvrjQ rgeig syiaatog uxev Tovg fxiv Qodivavg, xov de NavTiQariTrjv

^Eaze ^evoLöi fieiXixoia eotyiozeg atiyrjg xe /.lovvov %al nvqbg y.sxQVjf.ievoLg

ndXat 'A.OX Tjoav dXmuot MiXijoioi

Kai ^dXa/Liog, ev xül xüvog ov-/, eyrjf.iev, dXX^ eyi^juaro

84

85 86

87

Kvi^rj Tig ijörj y.ai Ttervuga yivofxaL arjv did fnagyoavvrjv.

88 Kov (.wkXov ev ^vqtjioi di^rjioiv ßaXcov ijavxog xazevdet

89 EgecS xe öi]vx€ xovx egew y.al (.laivofxat v.ov ixaivof4.ai

90 Mrj^ lüOXB xv/iia tcovxiov

XdXaCe^ xrJL 7toXv}iQdxr]i

216 A. Fiele

avv raoTQodiüQTji xara/Jdiyv Ttivovoa rrjv srtiaTiov.

zfiä dt] vre KagiyiovQytog oxdvoio x^Q^ tid^tf-ievai

O (xev d-eXiüv fudxea^ai,, TtageOTi yccQ, (.laxsoi^^io

TtoXXolaL ydg fniXsig

91

92

93

"EXtytltt 94

95

96 97 98 99

Ov q)iXeio, og yiQrjTrJQi jidqa tcXuol olvonoT(xtfov

vEiY-sa ytal uoXejLiov öa^iQvoevra Xeyet,, aXX og Tig Movaeiov te xat dyXad öwq L^cpgoöiTrjg

av(.i(iiayiov i.Qarrjg fivijiayieTaL €V(pQoovvfjg.

Ovdi Ti TOL TtQog d^vfxov^ ofxwg ys fiivo) ff döodatiog

Ovxeri QQr]iKlrjg (rtojXov) s7tiaTQ€q)0fiaL OtvoTtOTt^g di 7t€7roir]/nai, cpQOvxida firj ^azex^v

^vyßv d' ^lyeideo) QrjOEog sotI Xvgrj

^En lyQttfXfia 100 ^ßötjQUiv TTQO ^avovTa TOP alvoßlrjV ^^yäd^wva

Ttaa STtl TtvQTiaiijg ijd' eßorjoe 7c6Xtg' ov Tiva yccQ zoiövde vicov 6 cpiXalf-tazog ^-Aqrig

rjvaQiaev aTvyegrjg iv aTQoq)dXivyi ^idxrjg.

II. Seivo(fdv£og KoXorputviov y.al ^EXf-dieio (dichtete etwa von 540 an).

'EXtyiTtt 1 Nvv ydq drj ^artedov yia&agov x«e X^Q^^ drtdvtiov

y.al -KvXi^eg' nXe^-Tcivg 6* d^Kpitli^u aiecpdvovg, aXXog S' evioöeg (.ivqov ev q>idXr]i Tvagayctvet,

•/.QrjTriQ d' 1'atrjY.tv fjearog sv(pQoavvrjg-

Die sprachtbrm d. alfcion. u. altatt. lyrik. B. II. Xenophanes. 217

5 aXXog d' otvog iTo7f.iog, og ov xori cpriOi 7CQodt6auv,

(.leiXiXog ev y.eQdi^ioLo\ avi^eog oCofievog' ev de i-iiaüLa dyvr)v 6af.irjV XißavwTog i'rjatv,

ipvxQOv (J' ioTiv vöcoQ 'Kai yXvxv Tial xaif^aQOV Ttagyieivrai d' ccqtoi ^avi^oi ysQaqrj xe TQanetct 10 TVQciv xal uiXiiog niovog d%d^O(xevri

ßwjiiog d dv&eoiv dv zo (.Uoov ndvxrji TtaTtv-Kaaxai,

fioXrrrj (J' d(.i(fig e'xsi öiofiaza y.al &aXirj. XQfj Ö€ rcgdjTOv /uiv &€Öv v(.iväv evq)QOvag avögag

£vq>rjinoig [.ivd^oig Tial xad^agolai, Xöyoig, 15 GTteioavTag ds nal €v§ai.isvavg tcc öi^iaia dvvaad-ai

TTQtjoGuv xavta yag cov iarv TtQOxtiQOteQOv ovA vßqig TtivEiv oyioaov xev e'xcDV aTriKOLO

oXy-ad^ avsv 7tQort6Xov, j.iri Tcdvv yrjQaXiog' dvÖQWv d' aivüv tovtov, dg ioXa nuov dvacpalvei, 20 cog rjt (.ivr^fidawr], v.ai tov, og df-icp' dQETrjg,

ov Ti fiidxctg öiirvet Tmqvwv ovös FiyarTOjv,

ovde TS KsvTavQwv, nXdo(.i(XTa xmv TtQOTSQcov^ t] OTaaiag ocpsöavdg' töio' ovösv xq^otov I'vsotiv

d^acov de TtQOf-irjd^elrjv aiiv e'xuv dyad-^v.

2 l/iXX' el f.isv TaxvTYJXL vtoöiov vUr^v tig ocqüito,

rj Tievza&Xevwv, tvi^a zfiog xäi-ievog Trag JJlaao gorjia ev ^0Xvy.7VLrii, ii xe naXalcov,

rj xal 7tv'/.xoavvr]v dXytvöeoaav s'xcov, ö fil' TS öeivbv aed^Xov, o 7ravagdxiov xaXiovaiVy

daxöiöLV x' ut] Kvögoxegog Ttgoaogäv, '/.ai 7cgo£Ögir]v q)av€grjv iv dywoiv agoixo,

xat yisv alt' el'r] örjuoalwv xxedvwv EY. TiöXeoyg y.ai ÖuJgov, o o\ xet/ii^Xiov eirj' 10 EL xe xal iTTTtoiaiv, xavxa x oniavza Xdxoi,

ovK Eiüv (i^iog, ojOTtEg iyoj' gcojiirjg ydg dinEivcüv

dvögüv i^S' Xtiikov rjf.iexEgr] aocpir]. dXX! slzf] f.idXa xovxo rof-ä^Exac' ovöi öUaiov

jtgoY.givuv gojfir]v xfjg dya&fjg ao(pitjg, 15 ovxe ydg eI Tivuxrjg dya&og Xrjoloi jUEXsir],

ovr eI TtEVxaö^Xäv, ovve TtaXaiai.ioavvr}V, ovde fiiv eI xaxvifjxi jiodwv, rtig iaxL Ttgoxi^ov

gcofxrig ooa dvögiov egy' iv dydvi tvsXei, %ovvE¥.Ev dv dt) fiüXXov EV Evvo(A.irji TtöXig E\rj,

218 A. Fick

20 a^iTiQOv 6 dv n TCoXei xoiQ(.ia yivoix^ hil tiöl,

et Tig ded-Xevtüv vixiot Iliaao nag ox^ccg' ov yccQ Ttiaivei ravta {.iv^ohg TTolswg.

3 *AßQoavvag di ^la&övrsg dvcocpslsag rcagd yivdwv,

ocpga TVQavvirjg rjaav dvsv avvyeQ^g,

rjiaav eig ayogtjv TtavaXovgysa qxxge k'xovreg^

ov (.leiovg looTtEg x^Xiol eig srtiTrav

5 avxccleoi, xaiir^LOiv dyalXöuevoi Tavafjioiv,

aaKr]TÖla 6öf.irjv xg^if^ccot^ devö/nsvoi.

4 Ovöe ■KBv iv xvXiyii Ttgörsgov xsgdaeie rig oivov Ivxrjg, aAA' vdwg i^ai xaTv/tegd^e (xsd^v.

5 Jlifxxpag ydg xcolfjv sglcpov, oxsXog fjgao rtlov

ravgov Xagivdv, Tif.iLOv dvögl Xaxsiv, Tov xXsog 'EXldöa Ttaaav arcEi^ETai ovo* aTtoX^^si, eax av doiddwv rji yevog 'EXXadixswv.

6 Nvv avT aXXov snu^i Xöyov, dei^o) de TisXevd-ov

Kai KOTS fxiv aTvq)eXitoiiisvov oy.vXaxog Tragiovxa

q)aolv irtoiXTigai, y.al rode q)dod^ai STtog' TtavouL f^Tjöe gduiV, inel rj (piXov dvigog iariv

yjvx^, TTjV syvwv (p&£v^ainsvr]g auov.

7 Hdiq ö' STtvd % mai xal s^^x.ovt' sviavTol

ßXrjötgiCpvTBg siiirjv q)govTid' dv ^EXXdöa y^v «X yevexr^g di rot' rjaav ieUoai Ttivre re Ttgog xolg,

EiTteg iydt rcegi xcSvö' olöa Xiyuv ixvficog.

. 8 ^Avdgbg yrjgivTog ttoXXov dcpavgoTsgog

III. 0ü)7cvXldeio MiXrjöiov (etwa 530).

^EXeytta 1 Kai Tode OojuvXidea)' ^egioi ytaxor ovy. o f.iiv, og ^ ov' ndvteg, nXrjv Hgo'/Xiog' xal de JlgoxX^g ytsgtog.

"Enr) 3 Kai Tods WioxvXiöeo)' xsTogoiv ano twvö' syevovro

Die sprachform d. altion. u. altatt. lyrik. B. III. Phokylides. 219

<pvla yvvaiv.f.uov rj ftiv y.vv6g, rj di /ueliaarjg, t] öi acog ßXoaiQfjg, ij d' l'n-rrav xatrrjiaorjg' tvcpoQog ijöe, taxela, TrsQiÖQn/iiog, eldog dgiaTTj- 5 i] di ovog ßXnavQfjg, nvr av -/.axi] ovdi juev saX^' rj öf. xvvog, yaXt/rrj re xal ayqiog' Tq de nsXiaarjg olyrnvo/iiog t ayad-rj xal ffiiaraTai SQyäteod^af rjg ev%eo, cpik' stoiqs, Xa^äv yd/nav iueQÖevvog.

4 Kai tööe OcüAvXiöeco' xl ttXsov, ysvog evysvsg eivai^ ola ovT SV /iiv&oia eTtetUi xägig ovt* evl ßovXrji;

5

Kai Toöe OwxvXiöeco' noXig kv axoTiiXcot xard noajuov olxeoivaa afiiKQrj ngiaacov Nlvov dcpQatvovarfi.

6

Kai TOÖE 0a}'KvXiösio xqtq toi tov haiQOv haiQtOL (pQOVTiCuv, aoa av jisQLyovyvtioai TioXlTat,

7 XQrjiZ,(jiiv TtXovTOv fX£X6Tr]v e'xs Ttiovog dygciv' dygbv ydq t€ Xiyovaiv l^fiaX&sir]g xsQag uvat.

8 NvxTog ßovXeveiv, vvxTog de TOt, o^vTegr] (pQijv dvÖQaaiv '^avxiTj d' aQeTijv diCtjfievcüi eaXrj.

TIoXXoL TOL doxeovoi aaocpQoveg e/j^fisvai dvdgEg, ahv Y-OGficüi avelxovTsg, eXa(pQ6vooi tvsq eovrsg.

Jiteoi^ai ßiOTijv, dgerr^v d', OTav rji, ßiog rjdrj.

Xgrj d^ SV aviiTtoaicoi xt'A/xwv 7t€Qiviaaof.i€vdwv r^dea xioTiXXovTa y.ad^rjf.iEvov oivoTioTdueiv.

HoXXd /^leaoiaiv dgiava' (.liaog d^eXio ev tcoXei eivat. Ilald^ eT eovxa XQ^^^ (Tiva) yiaXd didaa'Ä,e(.iev egya IIoXX' dTtaTTjd^rjvai diCrifXEVov ef-i^Evai eaXov

^.AXX' aga dai(.toveg uolv Ire dvdqäaiv dXXoTE aXXot, Ol liiev errEQXOuf'vav yiazcw dveqag ey.Xvaaad^ai

9

10 11

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13 14 15

220 A. Fick

16 (Kai Toöe OioxvXidecü)' XQrjavrjg yiaxov eu^ievai dvögög ipevyeiv, /n^ ae y dviijar]i Ttagd y.aiqbv dTiaiTetov.

17 ^Ev de diytaioavvrji avll^ßörjv rcaa dQStrj ^aviv.

IV. L4vavito (jedenfalls jünger als Hipponax).

XcuXiccfißoi 1 ^'AnokXov^ og xof /tfjXov rj Ilvd^cöv e'xsig, rj Nd^ov rj MiXtjtov rj d^eirjV KXdgov t'xeo Tiar' Iqvjv rj ^ycvd^ag drcai^eai

2 Xqvoov Xiyu Tlv^egfiog wg ovdev TcilXa

3

EY tig xazuQ^aL xqvoov ev döf^oig ttovXvv "Kai av'Aa ßaid '/.al öv rj XQÜg dvi^qcoTcovg, yvoit] '/ ooioL ra ama tov xqvoov KQeaaio.

4

xa/ ae noXKov dvd^Qio/ciov

syd) q)iXeio /.idXiava, val (xd tt^v y.Qdf.ißrjv

TergdfifTQU 5 Hqi f.iiv XQOf.iiog agiOTog, dvd^ir^g de x^^A'^n' Twv (d^egu) xaXwv ö' (XQiaTov 'KcoQig Ijc ovurjg cpvklcw' ^öv (J' eod^ieiv xificciQ^/S (pd^ivo/tcogiafiiöi xQeiag' deX(payiog ö\ oxav TgarteßGL zal TtarediGiv, ead^iuv 5 xot xvvwv avTYj tot' aqrj aal laywv xdlcoytrixcov. olog avT, ocav d^egog t r]i %rixeTcti ßaßQd^coaiv. ELta ^ iarlv «x d^aXdoarig d^vvtog ov xaxbv ßQ(Jöf.ia, aXXd Ttdoiv Ix^veooLV s/iiTtQSTirjg sv fitoatoTcoi. ßovg de niavdug, dov.ew (.lev, xat /^isaecov vvktojv 'qdvg 10 }i^(.ieQrjg

V. 2i-/.iiovidew Keiov.

^Eksytia 81 Ei d* aqa vifi^oai^ x^vyareQ zltog, bg tig aqiatog, d'^iog ^yii^rivaiiüv i^eziXeoas (.wvog.

82 Mrjdev di.ittqteiv eoil ^edv xa^ ndvra ^aioqOovv.

Die sprachform d. altion. u. altatt. lyrik. B, V. Simonides. 22t

84 Miaooi d 0% T ^EcpvQTiv rcoXvTtida^a vautdovreg, rcavTOiTig aQExrj^ XÖQLsg Iv noXsfxiOi.

0% TS Ttoliv rlavKOio, Koqivd^iov aovv, vifiovTeg

dl Ttt/nir^v aviiöv (.tdQTvv ed^evzo Ttovcov 5 XQ^odi' TijurjjEVTog iv ai&aQf y.al aq>iv ds^et 5

avTtüv T svQsiav yiX^iöova xal Ttaxiqüjv ' ^eivodoKiov yccQ dgiavog 6 x^uffog ev al&€Qi Id/HTtiov.

85 Ovdev iv dv&QWTTOiai (.livei XQij^i tfXTtedov alei'

ev de yidXliarov Xiog eeiTtev dvrjQ' o%7i Tteq cpvXXcüv yeveri, rolri de xat dvdQwv

TtavQOL f-f^v d^vjiTiöv ö'vaaL öe^df-tevoi 5 areQVOia ivy.aze&svTO' TidoeoTi ydq iXrtig eyidavtoL, 5

dvÖQCÖv 71 xe vecüv or^&eaiv i^icpvexai. d-vriTCüv d' 6<pQa rig dvd^og exrit TtoXviqQaTOv rjßjig

•Kovcpov e'xcüv d^vf-iov noXl^ dxeXeGxa. voel' ovre yccQ iXTvlö" e'xei yrjQaae/.tEV ovxe d^avuad-ai,, 10 ov^ vyirjg ozav ^i, g)Q0VTid' e'xet naficcTav. 10

viJTtioi, otg ravTTiL nelxaL voog^ ovöe XoaoLV

wg XQÖvog ead^ ^ß^ig ^f-cel ßiöxoL oXlyog &v7iToid' ' dXXd. av ravza (.lad^tov ßiöxov tcotI xeQfxa

ipvxiii x(öv dyad^wv rXi^d-L ;fa^fCo7<fiJ'Og.

olvov dfxvvToga övocpqoovvdwv

Zsvg TtdvTcov avrdg (pdQfxaxa f.ioivvog e'xei.

Hv aq ertog roo aXriiteg, ot ov fiovov voaxog aiaav,

dXXd TL Kai x^^^U^ olvog e'xeiv id^eXei' ov yaQ drtößXrjTOv Jiovvoiov ovöe yiyagTOv.

Ä. Fick.

(Schluss folgt.)

86 87 88

Beiträge z. künde d. indg. sprachen. XHI.

222 A. Müller

Zu den märchen der tausend und einen nacht.

Ein Sendschreiben an laerrn M. J. d e G o ej e in Leiden von A. Müller in Königsberg.

Hochverehrter herr!

Eine äussere veranlassung ist der grund gewesen, dass ich zu Ihrem aufsatze „De arabische nachtvertellingen" im „Gids" vom September 1886, welchen mir zu senden Sie die gute hatten, und zu dem ebenfalls von Ihnen mir nachgewiesenen Essay eines ungenannten, aber vortrefflichen kenners in der Edinburgh review (no. 335, july 1886) auch die übrige litteratur über die 1001 nacht verglichen habe soweit mir diese hier zu geböte steht. Leider ist die hiesige bibliothek (nicht durch ihres bibliothekars schuld, sondern vermöge der schlimmen Unzu- länglichkeit ihrer mittel) für dieses wie für nur zu viele gebiete höchst lückenhaft: weder Galland, sei es in Caussin's, sei es in einem anderen druck, noch Hammer-Zinserling, noch Scott, Macnaghten, ja nicht einmal Weil's zweite ausgäbe (1872) stehen zu meiner Verfügung, und ein buch wie Russell's Natural history of Aleppo glänzt in unseren bücherschätzen ebenfalls durch abwesenheit. Einen gewissen ersatz boten mir, als ich mich über einige der vielen fragen, die bei jeder beschäftigung mit der 1001 nacht auf schritt und tritt auf- tauchen, zu unterrichten versuchte, die 15 bändchen der Bres- lauer Übersetzung von 1825, welche in den „Vorberichten" zu I. X. XL XII. XIII das in den vorreden von Galland, Caussin, Scott und Hammer steckende material nebst einigen anderen notizen, wenn auch in ziemlicher, Unordnung, darbieten; daneben die unendlich langathmige, mit einer fülle überflüssiger gelehr- samkeit überladene, doch im einzelnen manches gute enthal- tende abhandlung A. Th. Hartmann's^) „Tausend und eine nacht und ihre bearbeitungen , historisch -kritisch beleuchtet", in der Zeitschrift „Hermes, oder kritisches Jahrbuch der literätur" bd. XXX (Leipzig 1828), s. 157—199; XXXHI (1829), 75— 124; 309-332; XXXIV (1830), 260—287, auf welche ich durch

*) Der name des Verfassers ist verschwiegen, ergibt sich aber aus den solbstcitateu XXX, s. 180. 183.

Sendschreiben. 223

M. J. Müller's citat (Bay. sitzungsb. 1863, II, 40) aufmerksam geworden bin: trotzdem bin ich mir der gefahr des mi3erfolges durchaus bewusst, wenn ich es im folgenden unternehme, Ihnen ein paar gesichtspuncte vorzutragen, welche mir die betrach- tung des Stoffes nahegelegt hat, und bitte von vorn herein um nachsieht, wenn ich aus unkenntniss sündigen sollte.

Vorab gestatten Sie mir einen bewundernden glückwunsch zu dem glänzenden nachweise der identität von Scheherazade und Esther, den nicht allein Kuenen (Histor.-crit. onderzoek, 2. druk, I ult., wie ich von Ihnen erfahre) als völlig gelungen betrachten wird. Völlig gelungen auch , wenn man den vor- behält macht, dass im Fihrist (304, 11), wie im hebräischen texte des b. Esther c. 2, wenn ich recht sehe, nicht grade gesagt ist, dass die regelmässige tödtung der dem könige zuge- führten mädchen, bezw. ihre Verweisung in das frauenhaus und die Zuführung anderer Jungfrauen „elken dag" (s. 4 Ihrer abband lung) geschehen sei; ich glaube, die textworte können so verstanden werden, müssen aber nicht mit notwendigkeit mehr bedeuten, als dass jedesmal, wenn der könig eine Jungfrau wünschte (und sofern er, nach dem b. Esther, nicht ausdrück- lich eine der ihm schon bekannt gewordenen verlangte) , eine neue gebracht wurde. Indes ist das unwesentlich. Besondere folgerungen übrigens werden sich auch aus der thatsache nicht ziehen lassen, dass heute noch im judenquartier von Hamadan das grab Esthers gezeigt und von den persischen Juden in hohen ehren gehalten wird^); eher dürfte es als ein beleg für sonstige berührungen des persischen Judentums mit der national- persischen tradition in's gewicht fallen, dass der l^/stxap oder ^uiiLcx^aq des buches Tobit (1, 21; 14, 10) neben sich einen feind hat, dessen name zwar im gewöhnlichen texte, vielleicht ^) unter dem einflusse der Esther-geschichte , Idfxav lautet, der aber in anderen recensionen Naßag, Naßaö oder Nadaß heisst denn dieses wort erinnert stark an Nadan, den undankbaren neffen des weisen HeiJ^ar, der ja nichts ist als eben der wie Salomo , Daniel u. s. w. in die arabische erzählungslitteratur ^)

^) Polak, Persien, I, 26.

*) Vgl. Fritz 8 che (Kurzgefasstes exegetisches handbuch zu den apokryphen des A. T. von 0. F. Fritzsche u. C. L. W. Grimm. II. Lief. Leipzig 1853) zu Tobit 14, 10.

•) Wenn auch nicht in der 1001 nacht selbst, in deren eignen hss.

16*

224 A. Müller

übergegangene Achiachar; dass aber Nadan, wie Heikar's undankbarer neffe schon in der syrischen version seiner ge- schichte heisst i) , persisch ist , versteht sich von selbst.

"Was die überlieferten Zeugnisse für das persische buch Aifi iüL^Jl betrifft, so ist mir eine bemerkung sehr auffällig gewesen, die ich in der Breslau er Übersetzung (bd. I, vorbericht, s. XX, note zu XIX; bd, XIII, vorb., s. XXXI) und bei Hartmann (Hermes XXXIII, s. 77) fand, und nach welcher ein buch namens Hezar efsane von einem hofdichter Machmud's von Gazna, namens Rasti verfasst (versificiert?) worden sei: dies berichte Firdusi in der vorrede zum Schahnameh. Nachdem ich mir die überflüssige mühe genommen, die letztere in Vullers' ausgäbe und Mohl's Übersetzung mit dem erwarteten negativen erfolge durchzusehen, kam ich endlich durch Hartmann's citat s. 76 note * auf die oder eine quelle der sache, nämlich die notiz v. Hammer's in den „Jahrbüchern der literatur" bd. VI, Wien 1819, wo es s. 237 (anm. zu 236) heisst: „Nach „dem Vorredner des Schahname (s. notice sur le Schahname „de Ferdoussi et traduction de plusieurs pieces relatives ä ce „poeme, ouvrage posthume de Mr. de Wallenhourg. Vienne „1810 p. 52) war der persische dichter Rasti, welcher am „hofe Sultan Mahmuds des Gafnewiden lebte, der Verfasser „der tausend mährchen (Hesar Efssane)". Es werden also die Breslauer und Hartmann (obwohl dieser s. 77 anm. ein originalcitat aus Wallenburg hat) Vorredner und Vorrede verwechselt haben ^) , und von einem zeugnis Firdusi's selbst kann nicht die rede sein; die stelle wird in einer der pieces relatives ä ce poeme vorkommen, da mir aber das buch Wal- lenburg's nicht zugänglich ist, kann ich der sache nicht weiter nachgehen.

es jedenfalls bis jetzt nicht nachgewiesen ist: ich erwähne das, weil z. b. auch Cornill in seiner verdienstlichen schrift über die ,, weisen phi- losophen" (vgl. Ztschr. der d. m. g. XXXI, 506) s. 19 die geschichte Heikar's als ,, eines der berühmtesten märchen der 1001 nacht" bezeichnet, und Benfey Orient und occident II, 159 an dieselbe Zugehörigkeit sogar weitergehende Schlüsse knüpft.

*) Vgl. G. Hoffmann, Auszüge aus syr. akten pers. märtyrer (Bei- träge f. d. künde des Morgenl. VII, 3), s. 182.

^) Denn dass zu den bekannten eigentümlichkeiten von Hammer's deutsch etwa auch gehöre, dass er „Vorredner" für ,, vorrede" sage, ist doch kaum anzunehmen, wenngleich nicht von vorn herein unmöglich.

Sendschreiben. 225

Ich komme nun zu der hauptsache, zu der vielbesprochenen frage über die entstehung und Überlieferung der 1001 nacht. Es versteht sich von selbst, dass ich hier nicht beabsichtige, diese frage unter heranziehung aller einzelheiten und mit berücksichtigung aller von den verschiedensten selten herbei- gezogenen beweisgründe ausführlich zu erörtern; ich möchte nur den augenblicklichen stand derselben mir vergegenwärtigen und im anschluss daran mir klar werden, in wieweit sie bereits gelöst ist, ob man etwa über das bisher ermittelte hinausgehen kann, und welcher mittel man sich dazu bedienen müsste. Fest steht bekanntlich folgendes:

1) Um die mitte des 10. Jahrhunderts (Mas'üdi IV, 90 i); Fihrist 304) gab es in Bagdad ein vielleicht schon viel früher aus dem Persischen übersetztes buch „Die tausend novellen", das im munde der leute [es war also im volke beliebt] ge- wöhnlich „Die tausend [oder tausend und ein ^J] nachte" hiess. Dasselbe enthielt in 1000 nachten etwas weniger als 200 er- zählungen, eingekleidet in eine rahmenerzählung vom könig, der Scheherazade und ihrer kammerfrau Dinarzade, die sowohl in bezug auf den anfang als in bezug auf die lösung in der 1000. (oder 1001.) nacht mit der rahmenerzählung der in unsern modernen handschriften den titel xLJ^ äJlJ v>,äJi tra- genden Sammlungen in allen hauptpunkten übereinstimmt.

2) Ungefähr um dieselbe zeit (möglicherweise etwas, aber kaum viel früher) verfasste, wahrscheinlich ebenfalls zu Bagdad,

*) Hammer hat Mas'üdi's bekannte stelle, wie er zu anfang seines artikels Journ. as. X, 253 andeutet, lange vor niederschrift des letzteren entdeckt gehabt. Er theilte sie zuerst de Sacy in dem briefe vom j. 1805 aus Constantinopel mit, welchen Caussin in der vorrede zu seiner ausgäbe Galland's erwähnt, ohne indes [wenn anders seine vorrede in der Breslauer übers. XIII, vorb. s. VI richtig wiedergegeben ist] Mas'üdi's notiz zu berücksichtigen. Nachher soll diese von La n gl es in der einleitung seiner Sindbad-ausgabe veröffentlicht worden sein (Bresl. übers. I, vorb. s. XIX), ohne nennung vonHammer's namen, so dass es zweifelhaft bleibt, ob Langles sie nicht ebenfalls selbständig gefunden hat. Jedenfalls ist ihm nachher dies verdienst mehrfach zugeschrieben worden , wogegen Hammer in den Wiener Jahrbüchern a. a. o. s. 236 anm. reklamiert.

^) Zu Fleischer's note über den gebrauch von 1001 (Gloss. Hab. 4) können die von Hartmann (Hermes XXX, 192) weiter angeführten bei- spiele (die dort erwähnte Wiener hs. ist Flügel I, 362 no. 387) zuge- zogen werden.

226 A. Müller

nach Fihrist 304, 20 Abu Abdallah Mohammed el-G'ahsijäri „ein buch, für das er 1000 erzählungen aus den erzählungen „der Araber und Perser und Griechen auswählte, jedes stück „für sich, ohne Zusammenhang mit dem anderen; und er hatte „[dazu] geschichtenerzähler 1) kommen lassen, von denen er „das beste von dem, was sie wussten und konnten, entlehnte; „auch wählte er von [oder aus] den erzählungs- und geschichts- „büchern, was ihm gut gefiel und brauchbar war 2); so bekam „er aus diesem [materiale] 480 nachte zusammen, jede nacht „eine vollständige, fünfzig blätter oder weniger oder mehr um- „fassende geschichte; dann ereilte ihn der tod vor der aus- „führung der von ihm gehegten absieht, tausend geschichten „voll zu machen; und ich habe davon eine anzahl bände „gesehen, von der band des Abu't-0 aijib, des bruders Schafi'i's „[geschrieben]",

3) Derselbe Verfasser bezeugt für seine zeit das Vorhan- densein einer ausgedehnten erzählungslitteratur aus indischen, persischen, byeantinischen und arabischen quellen. Unter den betreffenden werken nennt er ausser vielen andern das buch Sindbad, das buch Schimäs, Kalila und Dimna, das buch von Schehrtzäd und Parwez (305, 10); ferner darstellungen der abenteuer berühmter liebespaare aus der arabischen heiden- zeit und dem Islam, und als besondere specialitäten (308, 3) geschichten von liebeshändeln zwischen menschen und dschinnen und (308, 14) erzählungen über „wunder des meeres u. dergl."

4) Ueber die ganze, hier unter 1 3 bezeichnete litteratur heisst es am ende des betreffenden abschnittes (308, 9; in 308, 14 haben wir einen nachtrag zu sehen): „Es sagt Mo- „hammed Ihn Ishak [der Verfasser des Fihrist]: Es waren die „geschichten und erzählungen gesucht und begehrt in den tagen „der Abbasidenchalifen, besonders aber in den tagen des Mok- „tadir; daher machten sich dann die Schreiber 3) an das ver-

*) So übersetze ich ohne bedenken QjvoL*fci?, wenn es auch zunächst nur conversation machende abendgäste bedeutet; ob es ge- werbsmässige erzähler waren, ist für mich ohne belang, wenngleich ich es nach dem Wortlaute des folgenden als wahrscheinlich betrachte.

*) Ich glaube das ^Uolj qI^^ mit dem U vorher zusammen nehmen zu müssen; sonnst könnte man auch übersetzen: ,,Nun war er ein tüch- tiger [mann] und so . ."

') oy^JT \«Ä-*,o kann meiner ansieht nach nur den sinn haben:

Sendschreiben. 227

„fassen von gefälschtem zeug; und zu denen, welche derartiges „zusammenstoppelten, gehörten "

5) Ibn Sa'id's citat (bei Makrizi, Chitat II, 181) bezeugt, dass es vor 650 (1250) in Aegypten ein buch mit namen „Die 1001 nacht" gab, das einen romanhaften inhalt hatte.

6) Abu'l-Mahäsin erwähnt (vor 875 = 1470) den jetzt in der 1001 nacht eine rolle spielenden Ahmed ed-Denef in einer weise, die auf kenntnis der betreffenden partie des uns vor- liegenden buches der 1001 nacht zu deuten scheint.

7) Das uns in verschiedenen recensionen vorliegende werk, welches in den handschriften als 1001 nacht bezeichnet wird, hat ausser dem titel mit dem unter 1) genannten die rahmen- erzählung gemein.

Aus diesen thatsachen ergibt sich der unabweisbare schluss, dass ein direkter Zusammenhang zwischen unserer 1001 nacht und den xiLvi! J\-J> besteht; es fragt sich nur, wie man sich denselben vorzustellen hat. Hammer war bekanntlich der ansieht, und Burton i) folgt ihm heute noch in derselben, dass die ».jLmoI S^ nach ihrer Übertragung in's Arabische in der art weiter überliefert worden seien , dass allmählich die meisten der persischen geschichten durch solche arabischen Ursprunges verdrängt und auch die noch gebliebenen im stil wie im kostüm der handelnden personen so weit verändert wurden, dass sie von jenen sich nicht mehr unterscheiden. Dagegen hat, nach deSacy, insbesondere La ne geltend gemacht, dass die durchaus arabische färbung, welche das in ton und auffassung vollkommen einheitliche ganze trage, die Voraus- setzung ausschliesse, es sei von einem nichtaraber aufgezeichnet; und zwar könne dies, wie aus allen eine chronologische fixie- rung gestattenden oder fordernden daten hervorgehe, nicht früher als kurz vor ende der mamlukenherrschaft in Aegypten

Die [ungelehrten, gewerbsmässig mit bücherabschreiben sich beschäfti- genden] copisten machten sich an das [ihnen gar nicht zukommende] geschäft, die bücherverfasser zu spielen. Es ist damit etwa gemeint, was wir heute ausdrücken würden: ,,die buchhändler thaten sich als schrift- steiler auf".

^) Da mir Burtons Übersetzung unzugänglich ist, habe ich seine ansieht nur aus dem kurzen referat in der Academy (no. 767, jan. 15, 1887, p. 43) kennen zu lernen vermocht.

228 A. Müller

geschehen sein, ja vielleicht müsse man dafür bis in die zeit gleich nach der osmanischen eroberung herabgehen dieser endtermin ist ja durch die datierung von Galland's hs. auf 955 (1548) gesichert. Einen Zusammenhang mit den iüL«ol ^^

weist Lane nicht geradezu ab; aber er macht geltend, dass alle bekannten vollständigen hss. in so weit mit einander über- einstimmen, dass es nöthig sei, sie als Vertreter eines und des- selben grundwerkes anzusehen, dessen niederschrift um die gedachte zeit aus jenen daten sich ergebe. Lane will (III, 739) die möglichkeit nicht leugnen, dass eine der vielleicht mehrfach zu stände gekommenen nachahmungen der «JL^-s! j\^ als „im-

mediate model, and in some degree as the groundwork'' der 1001 nacht gedient habe, aber er kann sich nicht vorstellen „that the latter work is merely the last of several editions of the former, augmented in successive ages".

Da Hammer in seiner weise sich auf autoritatives hin- werfen seiner ansieht beschränkt, Lane die seinige mit grosser umsieht, unter verwerthung aller möglichen einzelheiten , mit ruhiger Sicherheit aus jeder thatsache genau das, und eben nur das, was sie bedeutet, ableitend begründet hat, so ist es kein wunder, dass seine ablehnung eines Versuches, über das unmittelbar erreichbare hinauszugehen, fast durchweg beifall gefunden hat, auch bei Ihnen, und selbst bei dem Edinburgher essayisten, der sonst geneigt ist, den Ursprung wenigstens der Stoffe ziemlich weit hinaufzurücken. Nur darin weichen Sie beide von Lane ab, dass Sie die herstellung des unseren hand- schriften zu gründe liegenden ganzen nicht bis in die zeit der osmanischen eroberung Aegyptens hinabrücken, sondern etwas früher ansetzen wollen : Sie aus dem oben unter 6 angeführten, der Essayist (s. 190. 192) aus anderen gründen, von welchen mir erheblich nur zwei erscheinen, nämlich dass kein später als Saladdin in Aegypten regiert habender herrscher in der 1001 nacht vorkommt, und dass sich darin eine auffallende unbekanntschaft mit den am hofe der Mamluken üblichen titeln und ämtern und der charakteristischen militärorganisation ihres Staates an den tag lege. Letztere beobachtung hatte Lane geneigt gemacht, die aufzeichnung der 1001 nacht bis in die türkische zeit herunter zu datieren; für beide fälle hat sie ebenso wie das fehlen der Mamlukensultane das mishche,

Sendschreiben. 229

welches immer dem argumentum e silentio anhaftet i). Jeden- falls haben Sie beide in dem anderen punkte recht, dass Sie Lane's chronologischen einzelmerkmalen in der hauptsache keinen grossen werth beilegen; Lane selbst hat mehr als ein- mal, um der unmöglichen herabsetzung der abfassungszeit bis unter das datum von Galland's hs. aus dem wege zu gehen, solche daten als zusätze von copistenhand bezeichnen müssen, und was im einen falle nöthig ist, muss auch in anderen für möglich gelten. Von allen diesen daten halte ich mit Ihnen nur eins für wirklich beweiskräftig: die rote, blaue, gelbe und weisse färbung der wunderfische in der erzählung vom fischer und dem geist, deren Zusammenhang mit Näsir's edikt vom j. 700 (1301) mir unzweifelhaft erscheint denn hier ist das datum nicht äusserlich hinzugefügt, sondern mit der fabel selbst so verwachsen, dass man es nicht wegstreichen kann, ohne den Zusammenhang zu stören. Somit würde es bei Lane's resultat mit der von Ihnen angegebenen modification sein bewenden haben, wenn nicht von einer anderen seite her sich bedenken erhöben, welche mir ziemlich schwerwiegend erscheinen wollen. Lane hat wirklich nachgewiesen, dass um einmal philo- logisch zu reden die ihm vorliegenden Versionen der 1001 nacht, d. h. die ausgaben von Bulak, Calcutta und Breslau und die durch Hammer-Trebutien's Übersetzung vertretene jetzige Petersburger hs., auf einen archetypus zurückgehen, der gegen ende der Mamlukenzeit in Cairo geschrieben ist: mir scheint es eine gewagte Verallgemeinerung eines an sich richtigen resultates, wenn er diesen archetypus (ich will ihn mit A be- zeichnen) einfach mit dem ,,buch der 1001 nacht" überhaupt identificiert. Diese identification schliesst jedenfalls folgende Voraussetzungen die Lane zum theil sogar ausdrücklich formuliert hat in sich:

1) Die bekannten hss. der 1001 nacht stimmen alle, oder doch im grossen und ganzen , soweit mit einander überein, dass sie auf A zurückgeführt werden können;

2) Das, was den von Lane benutzten hss. heute gemeinsam ist, stellt den inhalt und die form von A im wesentlichen dar;

^) In diesem falle Hesse sich ohnehin das schweigen am ende er- klären: volksmässige erzählungen kennen könige, Soldaten, allenfalls obersten, Schatzmeister, diener, Jäger, aber weder wirkliche geheime regierungsräthe noch divisionsgeneräle, excellenzen oder dergl.

230 A. Müller

3) A ist das einheitliche werk eines, höchstens zweier Verfasser, das nicht früher als in die zeit der circassischen Mamluken verlegt werden kann;

4) Es ist unmöglich anzunehmen, dass die thätigkeit des Urhebers des archetypus lediglich in der niederschrift einer im laufe der zeit modernisierten älteren gestalt des Werkes be- standen hat.

Ich meine, dass jeder einzelne dieser vier sätze, zu denen Lane vor beinahe 50 jähren berechtigt sein mochte, heute als unrichtig oder mindestens unerweislich dargethan werden kann.

1) Lane sagt III, 739: ,,I cannot find that there exist any complete copies essentially and mainly differing, one from another, or any copy which does not present certain evidence of its having been originally written, or altered, with- in the last three or four centuries; and the rare fragments bearing the same title, but very considerably different from the more common work, I regard as partly copies, and partly imitations, of the latter". Das Wortley-Montague-manuscript (ich bezeichne es als M.\ Lane kannte es vielleicht nur aus Scott, mochte es also für ein fragment halten, was es doch durch das fehlen eines einzelnen von 7 bänden nicht wird) unterscheidet sich nach den angaben im Bodleianischen katalog II, 145 ff. allerdings mainly von der gangbaren recension, mit welcher es bis zum ende seines zweiten bandes übereinstimmt, während der vierte (III ist verloren) auf s. 81 eine reihe von geschichten beginnt, welche der Vulgata (die ich jetzt kurz mit V bezeichnen will) gänzlich fremd sind. Will man vor- läufig annehmen, die geschichte Hasan's von ßasra, deren schluss den anfang des IV. bandes einnimmt, sowie der übrige Inhalt des III. falle noch mit V zusammen, so bleibt immer die hälfte des ganzen in beiden recensionen durchaus ver- schieden. Nun thut der essayist (s. 170) Scott's Übersetzungen aus M mit der bemerkung ab: „but the stories in question are a mixed coUection from a late MS.; several of them are not part of the 'Arabian nights', and the genuine additions are unimportant". Wenn M (datiert 1178 = 1764) „a late MS." ist, was ist dann die Bulaker ausgäbe vom j. 1251 (1835), oder Habicht's 1) tunesische hs. (1144 = 1731), oder die Ita-

^) Die Gothaer hs. scheint nicht datiert zu sein.

Sendschreiben. 231

linski'si) oder Hammer's (1217 = 1802, s. Dorn's Petersburger catalogue no. CXLII)? Und was zu den 'Arabian nights' wirklich gehört, ist ja eben die frage. Ich würde vielleicht trotzdem zögern, auf M oder auf das gleichfalls gänzlich von V abweichende grosse fragment des British museum add. 7405 Eich (Catalogue s. 325) mehr gewicht zu legen, als zur Unter- stützung der forderung einer 'genauen Inhaltsangabe sämt- licher Pariser hss. nöthig wäre, wenn nicht in diesem augen- blicke Burton (Academy 768, jan. 22, 1887, p. 60) die mitteilung veröffentlichte, dass Zotenberg ein von der hand Michael Sabbag's geschriebenes exemplar der 1001 nacht (nennen wir es S) entdeckt hat, welches die so lange vergeblich ge- suchten Galland'schen erzählungen von Aladdin und der wunder- lampe u. s. w. enthält 2). In anderer gestalt findet sich die wunderlampe, was vielfach unbemerkt geblieben scheint, in M (Catal. Bodl. II, 148, n. CLX, tit. oUaoJI, vgl. Bresl. übers. XHI vorher, s. XXXIV) ; dass ihr und einiger von den bei Galland mit ihr verbundenen anderen erzählungen innerer werth sie zu den besten des ganzen kreises zählen lässt, haben zwei sagenkenner wie V. d. Hagen (der wohl in der Bresl. übers, a. a. 0. das wort führt) und H. Brockhaus (ZDMG. VI, 109) bestätigt, und wenn das auch kein beweisgrund für ihre Zugehörigkeit zur 1001 nacht ist, so vermehrt es doch das gewicht des umstandes, dass nun bereits in einer hs. derselben Aladdins geschichte im original, in einer zweiten in einer Umgestaltung sich vorfindet. Es muss zum wenigsten die möglichkeit zugegeben werden, dass neben Lane's archetypus noch eine oder mehrere andere recensionen bestanden haben, über deren etwaigen Ursprung noch nichts vermuthet werden soll, die aber nach bekannten regeln philologischer kritik deswegen, weil sie zufällig nur in einzelnen, die Vulgata in mehreren hss. vor- liegen, an ursprünglichkeit hinter der letzteren noch lange nicht zurückzustehen brauchen.

2) Da A mit M und S jedenfalls nichts zu schaffen hat, müssen wir diese vorläufig von der weiteren erörterung aus- schliessen. Aber auch wenn man als repräsentanten von A lediglich die übrigen bekannten hss., über deren Zugehörigkeit

^) „Copie moderne, de provenance egyptienne" Rosen, Coli, scientif. de l'inst. d. langues er. I, 59. ^) Vgl. unten die nacbschrift.

232 A. Müller

zu einer andern recension als A nichts feststeht, in anspruch nimmt, kann man nicht zugeben, dass Lane's Ä notwendig mit dem zusammenfällt, was den von ihm benutzten texten ge- meinsam ist. Zotenberg 1) sagt von der umfangreichen ge- schichte des Gal'ad und Schimas, die in allen hss. von V steht und von Lane unbedenklich als teil des werkes angesehen wird, ausdrücklich „les copies plus anciennes, comrae le ms. de la bibliotheque nationale, Supplement 1721 II ... n'ont pas encore donne place ä notre roman". Und von Galland's hs. bezeugt Fleischer (Journ. as. XI, 221), dass sie im anfang von Habichts texte (d. h. V) erheblich abweicht, dass weiterhin die Verschiedenheit allmählich abnimmt, und erst am ende von bd. I der Breslauer ausgäbe eine genauere Übereinstimmung sich zeigt. Nun haben Sie ja freilich vollkommen recht, wenn Sie (s. 10) bemerken, dass es unmöglich ist, für gewisse einzel- fragen etwa alle hss. und ausgaben mit einander zu vergleichen, auf die gefahr hin, dass dabei doch nichts herauskommt. Aber diesen und jenen punct wird man immerhin in's Auge fassen müssen. Lane stützt seine ansieht, die 1001 nacht seien im 15. oder 16. Jahrhundert composed, and not merely modernised (III, 739) vor allem auf „considerations suggested by the state „of Society exhibited in most of the tales .... the style of the „language in which they are written, their close agreement in „these and other respects, and the frequent allusions and „references, in many of these tales, to customs, buildings, &c., „of late ages". So lange aber nicht einigermassen feststeht, ob insbesondere in bezug auf die customs and buildings of later ages im grossen und ganzen auch die von Lane nicht berück- sichtigten älteren hss. mit der Vulgata leidlich stimmen, ist es unmöglich von einem agreement zu sprechen. Und eine solche feststellung ist nicht allzuschwer zu erreichen. Wir müssen nur über alle vollständigen exemplare und grösseren fragmente von hss. erst Verzeichnisse der in ihnen enthaltenen geschichten haben, welche so genau sind, wie die im Bodleianischen und British-museums-kataloge; daraus werden sich sofort die ver- schiedenen klassen der hss. ergeben, und wenn man dann je einen repräsentanten jeder klasse an einer anzahl charakteristischer

*) L'histoire de Gal'äd et Schimäs (Journ as. 1886), s. 11 des Sonder- druckes.

Sendschreiben. 233

stellen (wie man sie aus Lane's noten ohne mühe entnehmen kann) mit einander vergleicht, wird man ein sicheres urteil fällen können. Bis dahin bleibt es eine petitio principii, wenn man Ä* , den archetypus der ägyptisch - tunesischen recension des vorigen Jahrhunderts, ohne weiteres gleich A, dem arche- typus des 16. Jahrhunderts, setzt.

3) Die frage, ob Lane mit recht sein Ä als einheitliches werk eines oder höchstens zweier Verfasser bezeichnet, ist sehr schwer zu diskutieren. Er macht, um unläugbaren thatsachen gerecht zu werden, mehrere vorbehalte, welche die wirklich vorhandenen Verschiedenheiten innerhalb der Vulgata genügend erklären, gleichzeitig aber die erkenntnis dessen, was nun eigentlich dem oder den Verfassern gehört, völlig in die luft stellen. Der oben citierte satz definiert die gemeinten „most of the tales" in einer parenthese als „including almost all „those that are generally regarded as the best in the series"; dass in manchen fällen Lane nicht unwesentliche änderungen des textes durch abschreiber zugibt, sahen wir schon i); wie manche geschichten in verschiedenen hss. zur ausfüllung von lücken ganz spät eingeschoben sind und noch täglich einge- schoben werden, erklärt er I, XI: es liegt auf der band, dass sich aus diesen verschiedenen möglichkeiten über das, was nun eigentlich als bestand des textes zu gelten hat, eine Unsicher- heit ergiebt, die ein festes angreifen der frage ausserordentlich erschwert. Dazu kommt die art, wie er die thätigkeit des oder der Verfasser („composer" vielmehr) charakterisirt (I, IX f. n, 229. III, 739): sie lässt durch das unvermeidliche zugeben älterer vorlagen, welche dabei benutzt oder nachgeahmt sein könnten, längerer Zeiträume, welche zwischen anfang und Vollen- dung verstrichen sein möchten, mancher Unbestimmtheit räum. Ich will damit keinen Vorwurf ausgesprochen haben es zeigt sich in allem dem nur wieder die grosse gewissenhaftigkeit Lane's aber es musste hervorgehoben werden, um zu zeigen, wie Bubjectiv hier schliesslich alles auch dann ist, wenn man sich

^) Vgl. noch II, 317 die bemerkung: „In presenting the story of „'Älä ed-Deen Abu-sh-Shamät to the English reader, I may give my ,,opinion that it is a purely Arab tale, of Egyptian character, either „wholly composed, or in some parts altered, since the conqueat of Egypt „by the Turkish Sultan Seleem; faithfuUy describing Arab manners and „customs, as existing during the last three or four centuries".

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bestrebt, jegliches zurückgehen auf blosse möglichkeiten abzu- lehnen. Geben wir aber auch alle vorbehalte, durch welche Lane sich gedeckt hat, zu, so bleibt sein Verfasser oder ver- fasserpaar doch immer eine der räthselhaftesten , um nicht zu sagen unmöglichsten erscheinungen in der ganzen litteratur- geschichte. Dieser Verfasser (wie ich der kürze wegen sagen will) ist eine geistige kraft ersten ranges gewesen, denn er hat es fertig gebracht, aus einem häufen indischer, persischer und arabischer märchen, novellen der verschiedensten art, reise- beschreibungen , heiligenlegenden, historischen anekdoten ein werk zu schaffen , welches im ganzen wie im einzelnen ein genaues bild der gesellschaftlichen zustände seiner zeit bot, und er hat eine so beträchtliche belesenheit aufzuweisen ge- habt, dass er dicke bände mit ihren fruchten zu füllen im stände gewesen ist: und gleichzeitig war er so thöricht und nachlässig, dass er gar nicht merkte, wie in einer ganzen reihe von fällen er dieselbe geschichte zwei- oder gar dreimal ^) in verschiedenen Versionen erzählt hat, und so unwissend, dass er einen häufen der unglaublichsten anachronismen leisten, und daneben z. b. (I, 263) einen „sultan von Basra" und einen „könig von Basra" (I, 436) , letzteren gar zur zeit Harün's 2), aufstellen konnte. Eben so bedenklich aber, wie um diese persönlichkeit, steht es um die einheitlichkeit des ihm zuge- schriebenen Werkes. Können wir eine solche in bezug auf die allgemeinen anschauungen , auf die sitten und gebrauche zu- geben, so zeigen sich unterschiede des tones und der behand- lung, der composition, des inhaltes, welche mit der annähme einer einheitlichen abfassung 3) schwer zusammen zu reimen sind. In ersterer beziehung bleiben, auch wenn wir absehen

*) Solche doubletten sind z. b. Ardeschir und Hajät en-nufüs: Tag' el-Mulük (Lane III, 254), Sindbad: Seif el-Mulük (III, 331 vgl. 380 anm. 29); G'ans'äh: Hasan von Basra (II, 643; III, 519); Abdallah Ibn Fädil: fräulein von Bagdad (III, 670); Fischer und Geist: 7 wezire (papagei); Abu'l-hasan von Chorasän: sultans küchenraeister (III, 669 anm. 12); Nureddin und Marjam: Ali Schir, und Zumurrud: Alä ed-din Abu'-s'-S'ämät (III, 572).

^) Sinn hat ein „könig" neben dem chalifen vor den Bujiden und nach den Eijubiden natürlich überhaupt nicht.

') Es ist wohl zu beachten, dass Lane es ausdrücklich ablehnt (II, 229), die thätiijkeit des oder der Verfasser als eine blosse compi- latiou aufzufassen.

Sendschreiben. 235

von den bestandtheilen, welche Lane selbst in richtiger Würdi- gung ihrer fremdartigkeit als „borrowed" von den übrigen getrennt hat (III, 741 f.), noch unterschiede genug. Frei- lich kommt es dabei vor allem auf das gefühl des beurteilers an, dessen berechtigung natürlich stets in zweifei gezogen werden kann: aber ich glaube keinem Widerspruche zu be- gegnen, wenn ich sage, dass vor allem zwischen den haupt- massen der um Harun's gestalt gruppierten erzählungen und der in Aegypten localisierten (wie Ma'^rüf, Abusir, "^Ala-eddin Abu's-S'amät in der zweiten hälfte) eine erhebliche Verschieden- heit im tone und in der behandlung deutlich zu tage tritt: es ist, kurz gesagt, die Verschiedenheit zwischen ursprünglichem und nachgeahmtem, die sich mir aufdrängt. Nicht, als ob Ma^rüf u. s. w. des interesses entbehrten: aber es beruht auf der Charakteristik der handelnden personen, nicht auf der handlung, deren Zwischenfälle entweder unbedeutend oder be- kannten anderen erzählungen i) entlehnt und ziemlich matt behandelt sind, während in dem Harun-kreise, wenige aus- nahmen abgerechnet, grade die eigentlichen motive und die art ihrer entwicklung den eindruck der frische und ursprünglichkeit machen; und derartiges würde sich bei genauerer vergleichung grösserer partien noch mehr herausstellen. Was ferner die com Position angeht, so ist es auffällig, mit welcher kunst za anfang bei der rahmenerzählung und in der geschichte der fräulein von Bagdad, des fischers mit dem geiste, des buckligen die einschachtelung der erzählungen in einander durchgeführt ist, und wie kunstlos später eine geschichte an die andere gereiht, oder die Verknüpfung ganz äusserlich vollzogen wird. Wenn dieser Wechsel der compositionsart genau an derselben stelle eintritt, wo die erheblicheren Verschiedenheiten zwischen den einzelnen handschriftenklassen beginnen, d. h., da, wo Galland's hs. aufhört 2), wenn dazu kommt, dass grade im

^) Dem Ma'rüf liegt das motiv des ,,holzhauers mit dem geiste" aus den 40 weziren (Behrnauer s. 277), den abenteuern Alä ed-din's die fabel von Nureddin und Marjam zu gründe. Allerdings fehlt es auch sonst nicht an parallelen zwischen den 40 weziren und anderen stücken der 1001 nacht; diese wie überhaupt die aus benutzung gemeinsamer quellen entspringenden berührungen innerhalb der ganzen erzählungs- litteratur können hier natürlich nicht erörtert werden.

^) Es hat das bekanntlich (s. schon Bresl. übers. XIII, s. XXIII) zu

236 A. Müller

weiteren verlaufe die selbständigen erzählungscoraplexe , bezw. in sich abgeschlossenen und auch getrennt für sich über- lieferten i) längeren geschichten (die „borrowed" Lane's) deut- lich sich von den anderen gruppen abheben, so macht das wahrlich nicht den eindruck der einheitlichkeit. Endlich der Inhalt. Lane's hauptargument, dass sich durchweg in dem ganzen der gesellschaftliche zustand Aegyptens unter den Mam- luken wiederspiegle, ist von dem essayisten (s. 190) wenigstens eines teiles seiner beweiskraft durch die richtige bemerkung beraubt worden, dass orientalische sitten change so little; in der that kommt die sache darauf hinaus, dass ein in mannig- facher weise lockeres grossstadtleben geschildert wird, das auf verschiedene zeiten und örtlichkeiten des islamischen mittel- alters passt, und das grade auf das Aegypten des 15./16. Jahr- hunderts zu localisieren Lane durch die zahlreichen anspielungen auf gebäude und Strassen des damaligen Kairo u. dergl. sich veranlasst sah. Aber in letzterer beziehung fehlt wieder die einheitlichkeit. Kaffee und tabak führten Lane in so späte Zeiten herunter, dass er sie selbst schliesslich aufgeben musste; den Achmed ed-Denef haben Sie vor 875 (1470) nachgewiesen, und der essayist hat (s. 191) sehr scharfsinnig und, wie mir scheint, unwiderleglich einen strassennamen aufgezeigt, der schon 1430 nicht mehr in gebrauch war. Diesen thatsachen gegenüber ist, meine ich, die einheitlichkeit des ganzen nicht zu halten: wir dürfen aus diesen wie anderen notizen nicht schliessen, dass ,,die 1001 nacht" dann oder dann in der

der annähme geführt, dass ein ächter alter stamm der 1001 nacht, der etwa bis Kamar ez-zcmän und Budür reicht, von späteren hinzufügungen zu trennen sei; vgl. dazu noch unten s. 242 f.

*) Ich meine solche, wie die 7 wezire, Gal'ad und Schimäs, die 10 wezire, Tawaddud. Die letztere lebt bekanntlich (M. J. Müller in den bay. Sitzungsberichten 1863, II ,,Die Donzella Teodor") heute noch im spanischen Volksbuch : die geschichte muss also vor , und zwar lange vor dem ende des 15. Jahrhunderts selbständig existiert haben; obwohl sie auch in den ägyptischen hss. meist fehlt, scheint sie Lane doch zu seinem original zu rechnen. Der andere fall ist besonders compromittierend. Dass ein Verfasser die papageiengeschichte aus den 7 weziren herausnahm und in geschickter weise in den verlauf des gespräches zwischen fischer und dschinn einflocht, stimmt zu Lane's begriff von dem „composer"; nicht, dass er nachher noch einmal das ganze, jene geschichte einge- schlossen, der sammlang einverleibte.

Sendschreiben. 237

gestalt existiert habe, wie sie die Vulgata rlarstellt, sondern wir müssen anerkennen, dass solche einzelne charakteristische stellen, wenn ich mich eines naheliegenden naturwissenschaft- lichen Vergleiches bedienen darf, leitmuscheln darstellen, welche als merkmale für die einzelnen schichten dienen, aus welchen sich allmählich ein ganzes gestaltet hat. Zu derselben an- schauung drängt noch ein anderes hin. Lane hat sich , indem er die zuriickführung der Harun-geschichten auf die Abbasiden- zeit ausdrücklich ablehnt (III, 522. 741), die sache doch etwas leicht gemacht, indem er durch anführung einer sprichwört- lichen redensart erweist, dass Harun noch heute in Aegypten als inbegriff einer gewaltigen persönlichkeit berühmt ist: von da bis 7Ai der art, wie er mit seinem GVfar und Mesrür in der mitte der hauptgruppe grade dei- besten erzählungen steht, ist ein weiter schritt, und Bagdad als die glänzende, reiche chalifenstadt, als der mittelpunct insbesondere des Welthandels, wie es in eben dieser gruppe erscheint, war spätestens seit 1258 ein historischer begriff, dessen künstliche und doch unge- zwungene Wiederbelebung einem Verfasser nicht zugetraut werden kann , der ganz harmlos von „sultan" und „könig'' von Basra spricht. Hier vor allen dingen müsste man, wenn man Lane's einheitlichen Verfasser halten wollte, direkte wiedergäbe einer älteren vorläge annehmen i). Dass er das nicht gewollt hat, begreift sich: denn grade in diesen bestandteilen steckt der kern der ganzen 1001 nacht. Kurzum, will man nicht zugeben dass Lane's satz von der einheitlichen abfassung durch solche thatsachen, die man auf verschiedene weise hinweg zu inter- pretieren versuchen könnte, direkt widerlegt sei : als mindestens problematisch glaube ich ihn hingestellt zu haben. Richtig wird es bleiben, dass der archetypus, welcher der Vulgata zu gründe liegt, in der späteren mamlukenzeit niedergeschrieben ist; es fragt sich aber, ob für denselben nicht eine natürlichere und weniger widerspruchsvolle art der entstehung glaubhaft gemacht werden kann, als die schriftstellerisch originelle ab- fassung durch einen oder zwei ,,composer".

4) Gegen die von Hammer vorgeschlagene annähme einer allmählichen Verdrängung der meisten und arabisirung der

') Dips ist, wenn ich recht sehe, Ihre ansieht (s. 9. 27); sie ist, wie sich am Schlüsse ergeben wird, von der meinigen gar so sehr nicht ver- schieden.

Hoiträge z. knndo d. indf;. spraohou. XIII. 17

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übrigen persischen geschichten aus der ältesten arabischen Übersetzung der ÄJU^st^liS», durch welche diese schliesslich zu unserer 1001 naoht geworden sei, macht Lane (III, 740) zwei gründe geltend. Einmal, dass man nicht begreife, weshalb diese allmähliche modernisirung seit dem ende der Mamluken nicht fortgesetzt worden sei ein argument, welches durch die ver- gleichung anderer volksromane, wie des Antar, Bebars u. s. w. verstärkt wird: auch in diesen, so vielfach sie aufgezeichnet seien, zeige die darstellung der sitten, lebensweise u. s. w. nach- weislich keine unterschiede zwischen den verschiedenen Versionen. Zweitens sei es ohne beispiel in der arabischen litteratur, dass ein ursprünglich im correctem stile geschriebenes werk und correct seien alte werke stets geschrieben von den copisten in der weise in's Vulgäre verändert worden sei, wie man es im vorliegenden falle annehmen müsse; und während es keinem zweifei unterliege, dass von einer correct geschriebenen älteren Version sich irgend ein exemplar würde erhalten haben, fehle es an einem motiv für die Veränderung, weil das bestreben, den ungebildeten verständlich zu werden, nicht als solches gelten könne: ungebildete verstehen auch die schliesslich immer mit der litteratursprache zusammenhängende spräche der 1001 nacht nicht.

Der erste grund hat einiges gewicht, weniger der zweite, beide werden sich erledigen, wenn ich versuche, die entstehung unserer 1001 nacht aus der arabischen Übersetzung der aJL*3( .LP zu entwickeln, wie ich sie mir denke. Ich will dabei gänzlich vermeiden, mich auf analogien von Volksbüchern anderer nationen zu stützen, so nahe es z. b. läge, an die kinder- und haus- märchen der brüder Grimm zu erinnern, die nichts sind als eine getreue aufzeichnung von erzählungen, welche, im volks- munde bisher mannigfach verändert, nun für grosse kreise des Volkes selbst für lange zeit in allem wesentlichen fixiert sind. Ich gehe einfach davon aus, dass wir wissen, seit alter zeit, möglicherweise seit der zeit des Mansür (Hammer), jedenfalls vor dem 10. Jahrhundert hat ein arabisches geschichtsbuch exi- stiert, aus dem Persischen übersetzt, bei dem Bagdader pub- likum beliebt und insgemein „die lOCO (oder 1001) nachte" genannt (XJ; derselbe name wird um 1250 als titel eines ge- schichtenbuches (Y) erwähnt, eine figur daraus (ZJ ist einem

Sendschreiben. 239

Schriftsteller des 15. Jahrhunderts bekannt und 1548 ist eine handschrift (G) datiert, welche unter demselben namen ein ge- schichtenbuch enthält, dessen anfang im wesentlichen genau mit dem seinem höchst charakteristischen Inhalte nach uns bekannten anfang von X übereinstimmt, während jüngere handschriften (V) einen schluss des ganzen bieten, die mit dem Schlüsse von X wieder identisch ist. Es scheint mir der grundfehler von Lane's ganzer behandlung dieser frage zu sein, dass er, ohne die möglichkeit eines Zusammenhanges NonXY mit GVi.xx läugnen, doch aus dem mangel weiteren materiales die berechtigung ent- nahm, XY bei seiner ganzen erörterung so gut wie unberück- sichtigt zu lassen. Wie dem auch sei, unser material ist jetzt etwas, wenn auch nicht viel umfangreicher, darum haben wir jene berechtigung in keinem falle. Versuchen wir, aus dem oben s. 225 ff. festgestellten thatbestande unter vergleichung des Inhaltes von GV einige Schlüsse zu ziehen.

Dieser Inhalt ist ein höchst mannigfacher. Wir haben eine grosse anzahl von geschichten und raotiven i), welche in der 1001 nacht zweifellos indischen Ursprungs sind, und nicht minder indischen Ursprungs ist die ganze anläge des werkes als schachtel- geschichte. Wie kann dieses indische material nach Aegypten gekommen sein? Nur über Bagdad das werde ich wohl nicht erst zu beweisen brauchen. Dann haben wir im Seefahrer Sindbad wieder eine reihe von motiven, welche aus dem Pseudo- Kallisthenes , eins vielleicht sogar aus dem Homer^)

^) Auch auf einzelne motive ist ja zu achten; vgl. für die 1001 nacht (mit aus schluss der 7 wezire und Gal'ad) Benfey's Pantschatantra I, 116. 154. 264. 442. 454. 457. 460. 488. 502. 514.

^) Das ist freilich zweifelhaft; die von Cureton (Lane III, 744; vgl. 382 anm. 55) angeführte stelle aus Ihn Abi Useibi'a (I, 185, 25 meiner ausgäbe), wo jemand den incognito lebenden I onein findet, wie er

« Ji ^^r*'**' \j'*^) {j"r*r^y> '^^iA^ ^j"***' '■^*^:'. 1 ""d der berichter-

statter dazu bemerkt (jy*->" ii^-Ä-o tü>UJÜ vii*~g>.*w«s , ist schon durch diese fassung äusserst verdächtig. Ich möchte annehmen, dass nur einzelne verse des Homer, vermutlich aus griechischen Spruchsammlungen, zu den Syrern und Arabern gekommen sind ; ich glaube bei Mubas's'ir das ovx dya&ov nolvxotQavd] y.rX. gelesen zu haben , kann indes die stelle jetzt nicht finden. Bei Mubas's'ir heisst es fol. 16 r der Leidener hs. von Homer:

KLJ^ &-»-^A•.>- lAjua'i^ ^rh*^ f*"^^*" .5' ^^^ J* ^" ^^^^ ein liedlein des

17*

240 A. Müller

stammen ; auch die können ihren weg nur über das Bagdad des &. 10. Jahrhunderts genommen haben, und wirklich hat es foben s. 226) zu Bagdad im 10. Jahrhundert novellistische dar- stellungen der „wunder des meeres'' gegeben. Gegeben aber auch geschichten von liebesverhältnissen zwischen menschen und dschinnen, von dämonen, die unter dem befehle Salomo's stehen (Fihr. 309, 21); ja eine derselben war zweifellos dem inhalte nach mit der „ehernen Stadt" unserer 1001 nacht identisch (Essay s. 186 anm.). Und, .last not least, nun die gestalt des Harun, die nicht isoliert auftritt, Avie die Abdelmelik, Suleiman, Mustansir, Hakim u. s. w., sondern mit der vollen Umgebung G'a*^far, Mesrür, Zobeide, was charakteristisch, und ohne Abu-Nowäs^), was noch charakteristischer ist, weil es darthut, dass der kern der Harun-geschichten mit der ausgebreiteten anekdotenlitteratur nichts zu thun hat. Hier darf ich einen, wie mir scheint, besonders durchschlagenden gesichtspunkt mit- teilen, den ich schon vor einem jähre einem briefe Nöldeke's verdankt habe. Nöldeke vermag sich die hervorragende Stellung Harun's im kreise der 1001 nacht aus der alles in allem doch ziemlich unbedeutenden persönlichkeit des mannes, die insbesondere neben einem herrscher wie Mansür vollkommen in den schatten tritt, nur zu erklären, wenn angenommen wird, dass ihm diese Stellung zu einer zeit angewiesen wurde, in welcher man seiner regierung als der letzten einigermassen ruhigen zeit für Bagdad sich in dieser stadt noch deutlich erinnerte. Ist das richtig, so passt es spätestens auf das 10. Jahrhundert, in welchem mit dem einzuge des ersten Bujiden in Bagdad eine ganz neue epoche für die chalifenstadt begann : um diese zeit müssten also die geschichten, in welchen Harun die hauptrolle spielt, in den kreisen derer, die sich mit Adab

Homeros vor sich hinsummenden Hondn vortrefflicli passt. Ueber den cyclopen und pscudo-Kallisthenes vgl. Rohde, Der griechische roman (Leipzig 1876), s. 173 190, dessen cntwicklung mich weiterer ausfüh- rungen des im texte aufgestellten satzes enthebt. Die von Lane hervor- gehobenen Berührungen zwischen den erzählungen Sindbad's und den angaben der arabischen kosmographen (Kazwini u. s. w.) sind sonach aus benutzung einer gemeinsamen quelle, d. h. eben des Alexanderroraans, zu erklären..

') Denn die kurzen historischen anekdoten mnss man, wio auch Lano tbut, sorgfältig von den älteren geschichten trennen.

Sendschreiben. 241

oder mit gewerbsmässiger » .x»Lass/i beschäftigten , bereits vor- handen gewesen sein. Noch keineswegs im rahmen der 1001 nacht selbstverständlich. Nehmen wir das einmal an, und sehen, wie sich mit dieser Voraussetzung das entstehen des gesammtwerkes vorstellen lässt.

Um die mitte des 10. Jahrhunderts umfasste die Über- setzung der xj'-ww^si .ii^», unser X, bestimmt die rahmenerzählung und eine anzahl anderer geschichten, unter welchen das zauber- pferd höchst wahrscheinlich, einige andere der bestandteile unserer 1001 nacht möglicherweise, sich mit befunden haben. Neben X gab es als besondere werke Gal'ad und Schimäs, Sindbad- sieben wezire, zehn wezire, vielleicht, nach syrischer vorläge, eine erzählung von Sindbad dem Seefahrer, daneben Sammlungen von Dschinn-geschichten, teils persisch beeinflussten, teils aus dem syrisch-arabischen kreise, in welchem allerhand jüdische, christliche und koranisch-traditionistische Überliefe- rungen zusammenströmten, und welchem die Salomo-, Heikar- und Lokman-figuren entstammen. Schon zur zeit des Moktadir (oben s. 4) war die beliebtheit dieser litteratur allgemein. Aus

den kreisen der gelehrten und tLoi welche die Übersetzungen aus dem Persischen und Syrischen als ernsthafte Vermehrung ihres wissens- und bildungsschatzes betrachtet hatten, waren diese geschichtenbücher allmählich in das volk gedrungen, d. h. unter die kaufleute und gewerbtreibenden Bagdads, deren im einzelnen sehr verschiedener bildungsgrad hier sehr verschiedene neigungen und bedürfnisse entstehen liess; auch die mittel, welche die einzelnen für beschaffung ihrer lectüi-e aufzuwenden geneigt oder im stände waren, mussten ziemlich ungleich sein. Mehr aber, als nach lectüre, verlangt seit alten zelten der Orientale nach mündlichen erzählungen; auch beim barbier, im bazar, im eignen hause wollte man von den ^jL)**.a, wie man die damaligen Meddäch's nannte, neben gewöhnlichen schnurren, neben Harun-geschichten u. s. w. auch die fremdartigen indisch- persischen abenteuer hören. Es entstand eine gewaltige nach- frage nach büchern, in welchen der gebildetere diese dinge lesen, aus welchen der Musamir sie, neben der mündlichen Überlieferung , schöpfen konnte. Wie es bei solchen werken, deren angebet hinter der nachfrage zurückbleibt, im Oriente geht, zeigt der bericht Lane's (I, s. XI), wenn man ihn mit

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den Worten des Fihrist (oben s. 226 no. 4) in Verbindung setzt. Schreiber, die über ein par kurrasen aus verschiedenen werken verfügen, schreiben den anfang eines buches eilfertig und ohne rücksicht auf die correctheit der sprachlichen form ab; bricht ihr fragment ab, so lassen sie sich von einem meddach weiter diktieren; wo es grade passt, schreiben sie auch aus einer anderen geschichtensammlung ein paar stücke mit ab, und wenn es gelingt, den richtigen schluss aus irgend einer jener quellen hinzuzufügen, so ist eine nusche fertig, welche an werth dem niedrigen angebote irgend eines lesekundigen barbiers oder gewöhnlichen meddächs entspricht. Dies das eine extrem: andererseits finden sich wirklich gebildete, wissenschaftliche männer, welche aus dem bunten materiale der Übersetzungen und der erzählungen besserer musarairin ein Adab-buch zu- sammenzuarbeiten nicht unter ihrer würde halten. Ihnen ist in den fremden geschichten dies und jenes anstössig, sie kommen ihnen, wie dem Verfasser des Fihrist, grossenteils öjl^ vi^Ä vor, sie treffen nach ihren gesichtspuncten eine sorg- fältige auswahl, sie fügen den fremden geschichten arabische hinzu, welche sie nicht ohne kritik der mündlichen Überlieferung entnehmen. Ein solcher mann i) wird jener G'ahs'ijari gewesen sein, der, gewiss auf der grundlage von X (weshalb hätte er es sonst auf „1000 nachte" abgesehen?), es unternahm, ein riesen- werk derlei inhaltes herzustellen. Und zwischen diesen beiden extremen fanden sich möglicher weise noch mittelstufen : bessere Schreiber und geringere gelehrte sind ja oft genug in einer person vereinigt. Ich glaube nicht, dass G'ahsijari's buch die älteste form unserer 1001 nacht ist; dazu ist es viel zu umfangreich gewesen dass es bruchstück blieb, könnte sonst (vgl. s. 236) zu gunsten einer solchen annähme geltend ge- macht werden. Es wird ungefähr um dieselbe zeit oder etwas später der Fihrist kennt ja ausser G'ahsijäri keinen anderen bearbeiter der 1000 nacht sich jemand gefunden haben, der eine ähnliche, aber weniger umfangreiche Sammlung veranstaltet hat, vielleicht sind mehrere nachahmungen der iüU»il .li^ zu

^) G'ahsijäri war jedenfalls ein ernster gelehrter : vgl. zu seinem mehrfach von Jaküt citierten *^3v5^ ujLxT jetzt die notiz herrn von Kremer's im Anzeiger der ph.-h. classe der Wiener akaderaie vom 9. febr. 1887.

Sendschreiben. 243

stände gekommen ; die namensähnlichkeit in dem titel j>!ij -^ ij^-j^i ist möglicherweise zufall. Das werk, welches ich jeden- falls als Umarbeitung von X voraussetzen möchte, und das ich X* nennen will, mag ausser der rahraenerzählung, einigen indisch-persischen geschichteu und den ältesten Harun-erzäh- lungen schon Sindbad den Seefahrer, die eherne stadt und anderes umfasst haben. Nachdem X* vollendet war, gewann es allgemeine beliebtheit und geriet seinerseits in die bände der geringeren Schreiber und meddäch's. Nicht blos auf die bereits angedeutete weise wird es im laufe der Jahrhunderte sich in deren kreisen verändert haben. Grade das beispiel des Antar, der im 12. Jahrhundert ebenfalls von einem wirklichen gelehrten redigiert worden ist ^), zeigt am besten, dass, mag es im heutigen Aegypten zugehen, wie es will, die gegenwärtigen Volksbücher in früheren Jahrhunderten vor allerhand allmäh- lichen Veränderungen nicht sicher gewesen sind; ja in unserer 1001 nacht selbst finden sich, das haben wir gesehen, dou- bletten genug, welche dieselbe geschichte in verschiedenen Stadien ihrer entwicklung zeigen; und wenn man z. b. die erzählung des G'audhar bei Lane (III, 183) mit der gestalt vergleicht, welche sie in dem modernen volksbuche 2) erhalten hat, so hat man einen ganz unwiderleglichen beweis davon, wie tief solche Veränderungen eingreifen können. Das schliesst nicht aus, dass eine in einem bestimmten zeitpuncte mit einiger Sorgfalt vor- genommene aufzeichnung, welche zufällig zum archetypus einer anzahl von weiteren abschriften wird, für längere zeit oder gar für immer unter Verdrängung anderer recensionen massgebende geltung erlangt: und ein solcher archetypus ist Ä, ein solcher jüngerer art auch A"^ , den Lane durchaus richtig charak- terisiert, nur zu unrecht mit A für identisch erklärt hat.

Ich fasse zusammen: X im 10. Jahrhundert in Bagdad, Übersetzung aus dem Persischen; X* etwas später, aber gleich- falls in Bagdad, nach dem muster von X und zum teil aus dessen stoff, dem demente arabischer herkunft in grossem umfange und unter gleichmässiger stilisirung des ganzen hinzugefügt sind; dann eine längere entwicklung, während

*) Thorbecke, Antarah, s. 32; die stelle des Ibn Abi Useibi'a ist I, 290 meiner ausgäbe.

^) Es ist ia Weil's Übersetzung (I. ausg., IV, 550) aufgenommen.

244 A. Müller Sendschreiben.

deren immer neue scliichten eindringen , ältere bis auf reste verschwinden , bis auf der stufe von Ä schon die 7 wezire, auf der stufe von A* Gal'ad und Schimas und die historischen anekdoten eingedrungen sind. A schon ist in Aegypten nach 1301 (denn die farbigeii fische hat bereits Galland) aufge- zeichnet; ^* seitdem im flusse geblieben, denn die tunesische hs. vom j. 17ol hat schon den Bebars und den Seif Dhu'l- Jezen (Habicht's ausgäbe I s. IX) aufgenommen. Hier muss ich schliessen : weiteres über die vermutlich in ziemlichem umfange mögliche Scheidung der einzelnen schichten und ihre reihenfolge wird sich jedenfalls ermitteln lassen, aber erst, nachdem der litterarhistorischen arbeit die iohilologische voran- gegangen ist. Wir brauclien vor allem genauere angaben über die neue Pariser hs. wie über alle andern, die nicht mit der ausführlichkeit der Oxforder und Londoner katalogisiert sind, und die vergleichung einer anzahl charakteristischer stellen in allen hss., die sich als selbständige Versionen herausstellen. Heute wissen wir zwar, dass weder die Breslauer ausgäbe, noch die Bulaker, noch die Calcuttaer die 1001 nacht sind, wir wissen, dass umfangreiche bestandteile des grundwerkes auch in diesen allerspätesten Versionen stecken, die ein unglücklicher Zufall grade zu den verbreitetsten Vertretern des ganzen und damit zum ausgangspunkte der Untersuchung gemacht hat aber was die 1001 nacht sind, wissen wir noch keineswegs, und eben das müssen wir erst wissen, ehe wir die frage nach ihrem Ursprünge, die Lane's autorität so lange verschoben hat, endgiltig zu lösen vermögen: brauche ich noch zu sagen, dass wir diese lösung wie die vorgängige beantwortung jener frage von Zoteuberg zu erbitten haben?

Nachschrift Obige bemerkungen waren schon im satz, als mir Zotenberg's vorläufige mitteilung im Journal asiatique IX, 300 393 zu gesiebt kam: ich begrüsse sie mit freuden als bürgschaft, dass Zotenberg mit der erfüllung der soeben aus- gesprochenen bitte schon jetzt beschäftigt ist.

A. Müller. .

C. de Harlez Avestica. 245

Avestica. II. L'Ahuna Vairya.

On no s'etonne pas que l'Avesta soit l'objet de si nom- breuses divergences d'opinion, quand on voit que les trois simples vers de l'Ahuna-Vairya n'ont pu encore recevoir une Interpretation qui rallie tous les suffrages. Nous avons eu successivement Celles des Parses, d'Anquetil, d'Oppert, de Spiegel, de Kossowicz, Justi, Roth, Hang, la mienne, puis celle de Geldner. Enfin tout dernierenient Roth est venu en grossir le nombre en traitant ä nouveau le sujet dans la Zeitschr. D. M. G.

De la plupart d'entre ces traductions nous n'avons rien ä dire; elles sont ou surannees ou ne different entre elles que par des points accessoires. La premiere que Roth donna jadis peut egalement etre passee sous silence; puis qu'il l'a completement retractee tant au point de vue du inetre et du texte qu'ä celui de l'objet de la priere et du sens des mots en particulier, et qu'il lui en a substitue une toute differente qui est la negation de la premiere.

Ceci, soit dit en passant, vous prouvera que le Maitre lui-meme n'est pas infaillible, et qu'il est mieux de ne pas le prendre de trop haut envers ses confreres quand on est expose a ces retractations.

Comnie la nouvelle explication de Roth n'est, en somme, que la reproduction de celle de Geldner, tres accessoirement modifiee, nous pouvons les envisager enserable. Elles forment, en outre, une Innovation complete. Mais rappelons d'abord le texte; le voici:

Yat'ä ahü vain'ö at'ä ratus' asät clt hacä vanheus' dazdä manunhö skiaot'ananäm anheus' mazdäi k'sat'rem Ahuräi ä yim dregvodehis' dadät västarem. Jusqu'ä l'interpretation de Geldner-Roth tout le monde etait ä peu pres d'accord sur le sens general du morceau et sur celui des ternies en particulier; les rapports des mots etaient etablis dift'eremment et de les divergences. Haug seul voyait dans Vahü le genie protecteur et dans le ratus', le

246 C. de Harlez

guide spirituel, le destour que chaque fidele devait recevoir ou se choisir ä certains raoments de la vie.

Les derniers raots ä ijim dregvodehls' dadät v. restaient une difficulte presqu' insurmontable ä cause de l'accusatif yim dont ori ne sait quoi faire; le texte semblant demander un nominatif.

Geld n er, dans les „Studien zum Avesta", introduisit un tout nouveau courant d'idees. Pour lui Vahü et le ratus' sont un seul et meme personnage et ce personnage n'est autre que Zoroastre; asa est le droit, la puissauce, vanhetis' mananhö est la piete; yim est pour imem, vairyö est parfait, excellent.

Certes je ne contesterai pas que cette explication donne un sens satisfaisant , un sens bon en soi. Mais comme, je Tai dit en raaintes occasions, cela ne suffit nullement pour la faire adopter. Pour cela il faut en outre, il faut avant tout qu'elle soit justifiee, qu'elle s'accorde avec le texte et qu'elle ne ren- contre pas d'obstacles invincibles. Or ici cette condition fait defaut.

Que Zoroastre soit Vahus' et le ratus\ M. Geldner pense le deinontrer en invoquant certains passages il est dit qu'Ahura Mazda est Vahus' et le ratns' du raonde Celeste et Zoroastre celui du monde terrestre. Ajoutons celui il est dit que le fils de Zoroastre et Zoroastre lui meme sont ahus' et ratns' du vara de Yima (Vend. II fin.) et le Ys. XXIX, 6, il est dit ce semble, qu'il n'est point encore de ahü ni de ratus'.

Ces rapprochements donnent, par eux memes, une notable probabilite ä l'explication de M. Geldner. En soi cela peut etre, c'est vrai; mais la question reste toute entier: cela est-il?

Malgre tout mon desir de voir cesser la controverse, il m'est absolument impossible de repondre affirmativement.

Voici pour quelles raisons:

1. L'Ahuna Vairya ne contient pas un seul mot qui se rapporte certainement ä Zoroastre. II ne dit que ceci „Sicut Abu eligendus (credendus) ita Ratus ex sanctitate". Si ces vers se trouvaient au milieu d'un chant relatif au prophete mazdeen, l'omission de son nom, de toute designation parti- culiere quelque surprenante qu'elle füt, s'expliquerait ä la rigueur. Mais au contraire l'A. V. est un morceau isole et il faut un grand effort de conjecture pour y faire intervenir le

Avestica. 247

personnage de Zoroastre. Cette priere aurait ete faite expres pour inculquer le respect et l'obeissance envers le fondateur, le chef de la religion et l'on aurait entierement oublie d'y faire entrer son nora ou qiielque chose qui le designe, au risque et peril que l'objet de cette priere s'oubliat tout-ä-fait, comme cela est reellement arrive! Cela ne s'est jamais fait et cela n'est pas croyable.

2. Cette explication donne un sens trop force pour qu'il soit possible. S'exprimer ainsi: „Sicut Abu perfectus(?) ita ratus" pour dire „de nieme que un tel est un abu parfait ainsi il est un ratus excellent", c'est, je pense, ce que personne n'a jamais fait et ne fera jamais.

3. II n'est pas un mot ni dans les textes anciens ou modernes, ni dans l'histoire entiere du parsisme comme de l'avestisme, qui permette de soutenir cette conjecture, de la faire meme en quelque fa^on que ce soit. Pour les traducteurs peblevis i) comme pour les mazdeens plus recents, Vahü est sans contredit, sans besitation, Abura-Mazda lui-meme et rien d'autre que lui. Un pareil silence, une semblable denegation de l'Avesta et de la litterature parse toute entiere seraient- ils possibles si la verite etait tout le contraire? Non, sans aucun doute.

4. II y a plus encore. Nous avons lä-dessus le temoignage de l'Avesta lui-meme; il est bien etonnant qu'on n'ait pas pense a cbercber l'explication eile est reellement.

En effet le livre sacre contient un cbapitre qui pourrait donner la Solution de bien des diflicultes si l'on avait pense ä le consulter. Ce cbapitre est le Yasna XIX dans lequel il est expressement dit que VAhü de la priere est le dieu mazdeen lui meme. Yaf dim ahamca ratümca adad'at at'a dim para- cinasti yim ahurem tnazdätn manaspaoiryaUhyö dämahyö. De quelque maniere que l'on traduise paracinasti la cbose est des plus claires; Vahü est Abura Mazda.

De Zoroastre il n'est question que tout ä la fin du com- mentaire et c'est pour le ranger parmi les dregvodhyö ou du moins le mettre en parallelisrae avec ceux-ci:

dreguhyö väslärem cinasti, yat'a urvat'em Zarat'usträi il donne un protecteur aux faibles comme un ami(?) a Zoroastre.

*) La traduction porte ahü et la glose l'explique par auharmazd.

248 C. de Harlez

Dira-t-on que Ton sait, en 1884, ce que signifiait la priere avestique, niieux que les auteurs de l'Avesta lui-meme? Non Sans doute, car une pareille pretention ferait sourire.

Si du moins on apportait ä reneontre un argument, un fait certain, cela serait ä moitie acceptable; mais tout ce que l'on oppose c'est une conjecture, une analogie qui cree simple- ment une possibilite.

Encore s'il s'agissait de quelque phrase insignifiante , de quelque parole perdue dans la masse des textes; mais au con- traire c'est la priere principale et comme le fondement de la foi mazdeenne; c'est la parole creee avant l'univers, descendue du ciel pour eclairer la terre, celle que le mazdeen doit avoir Sans cesse ä la bouche et repeter en toute occasion. Si nous ne croyons pas les auteurs de l'Avesta quand ils nous expli- quent ce qu'ils diseut et ce qu'ils pensent et si nous pensons le savoir mieux qu'eux, alors qu'avons nous besoin des textes? 11 nous suffit de nos iraaginations. 11 n'est donc pas possible de s'arreter ä cette explication.

II. Au second vers Roth introduit deux innovations consi- derables. D'apres lui dazda „ne peut pas" etre un nom, ce doit etre une forme verbale et mazdäi n'est pas le datif de mazdäo , mais une autre forme verbale significant: „begreifen, beherzigen". Roth ne l'explique pas, mais d'apres ce qu'il en dit, on doit supposer qu'il fait deriver mazdäl de manas et da QU d'ä; deja Geldner en avait fait autant pour le nom du dieu mazdäo.

Que dazdä ne puisse pas etre un nom verbal c'est abso- lument faux; ce mot est tout naturellement le nomiuatif de dazdar venant de dad-\-tar ou dad' -\-tar. C'est celui qui „donne" ou ,,etablit, regle le bon esprit, la saintete In- terieure".

Quant a mazdäi verbe c'est tout bonnement une irapossi- bilite philologique, comme je Tai deja montre ailleurs. Manas se reduit a mäs ou mäz, mais il ne perd jamais son n, qui lui est essentiel. Comp, menghäi, mehdaidyäi, mäzdra, mät'ra, mät'wa, mästä, mäs-vac et enfin le vrai verbe lui-meme mäzdä dans mäzdazdüm.

Constatons ä ce sujet une fois encore (jue l'exactitude n'est pas toujours l'on pense, et passons.

Avestica. 249

Donc mazdäi n'est point un verbe et ne peut venir de manas. Pour appiiyer la supposition d'un infinitif-datif et de terrae, Roth cite trois exemples qu'il cioit analogues, pris au Veda. Malheureuseraent, il n'a pas fait attention que les expressions vediques etaient toutes differentes et ne lui servaient a rien ici. En effet dans le Veda nous trouvons un verbe suivi d'un complement direct et d'un infinitif de terrae, de bufc; par ex. dliatta Indrö vqjram nari apänsi kartave I. 85. 9 Indra emploie la foudre pour faire ses ceuvres. Indram räjänani dadJiire sahadhyai (Les vents) ont etabli Indra roi afin qu'il triomphe VII, 31. 12 (et non 2).

Or ici le cas est tout contraire; point de complement direct ni d'infinitif de terme; mais, au contraire le nom verbal suppose, mazdäi, serait lui-merae le coraplement direct bien qu'ä une forme de datif. Si l'on adraet chose pareille alors que devient l'exactitude?

Nous n'avons que cela ä, dire aussi du mot semblable mazdä „erinnerung" decouvert au Y. XL. 1. Ce raot n''existe pas et ne peut exister puisque, s'il existait, il serait mäzdä et non mazdä.

Roth ne veut pas de mazdäi datif de mazdäo par ce que cela serait une „durete syntaxique". Or pour en eviter une on doit en admettre trois ou quatre: 1. un nora verbal au datif mazdäi, mis pour un accusatif. 2. le genitif anheus' |rais pour le datif. o. Les mots: facit (selon R.) raun dum recordari operum bonse mentis ainsi construits: bonse facit mentio operum mundi recordando. 4. L'ensemble de la phrase est tellement boiteux que Roth est oblige de nous avertir, avant de donner la traduction: ,,dass der Verfasser dieser Strophen keineswegs meister schöngeformter rede war".

Nous voila loin du temps les traductions nouvelles rendaient l'Avesta plus raisonnable et plus poetique. Gar celle ci defigure la priere favorite des mazdeens et cela sans aucune utilite. La traduction obvie et traditionnelle donne, au contraire, un sens excellent et une forrae oratoire irreprochable, corarae on va le voir.

Mais avant cela notons que la durete qui fait ecarter mazdäi, comrae nom substantif, n'existe en aucune fa^on; que cette expression est des plus usitees. Anhe'us' mazdäi correspond exactement au frangais: c'est mon bien a nioi, ou au francais

250 C. de Harlez

vulgaire: j'ai vu le fils ä Franyois; je monte le cheval ä papa.

Bien plus en sanscrit cela se rencontre des Tage des Vedas. Ex. Atli. V. IV. 5. 6 ftväjmntu asyäi jnätayah ,,dormiant ei (p. ejus) parentes". Dans les Brähmanas c'est d'usage corumun. Ex. striyäl payah mulieri lac, dhenuäi retah vaccse (dat.) semen. etc. (cfr. Whitney Sanscrit granimar no. 365). Le sanscrit ne signifierait-il plus rien ici?

Notons avant de quitter cette premiere partie

1) que la forme ahü n'a jamais ete expliquee convenable- ment si on la garde comme nominatif; eile est des plus simples, au contraire, si on y voit un instrumental; comme la version pehlevie l'explique. Ähü vairyö est pour eile: „Von dem herrn erwünscht, erwählt".

2) Asha est bien phonetiquement identique a Ha mais nullement quant au sens; je Tai demontre abondamment dans mes „Origines du Zoroastrisme" (Voy. p. 74).

Le sanscrit n'est pas un guide sür pour apprecier les significations; cela est ausgemacht (cfr. mon livre „De l'Ex- egese et de la correction des textes avestiques" p. 18, 107 ss. etc.). Jamais passage du reste, ne le prouve mieux que celui- ci, car personne n'oserait dire que ahü, ratus' et hacä sont asu, rtu, saca du sanscrit. II en est de meme ä'asha qui est la saintete zoroastrienne.

Qu'il me soit permis d'ouvrir ici une parenthese. M. Lindner a fait dans la „Central-blatt", un compte rendu de mon ouvrage sur l'Exegese etc. , qui prouve uniquement qu'il ne l'a pas bien lu ^). II y dit entre autres choses que „je ne tiens pas compte des ressemblances entre les deux langues et ne fais valoir que les differences".

Rien n'est plus faux. D'un bout a l'autre du livre je mentionne ces analogies, mais je dis seulement qu'elles ne sont pas un guide sür et je le prouve en faisant voir que les dis- semblances sont beaucoup plus nombreuses. Cetait ma täche et non de montrer des ressemblances dont on abuse.

') J'en dirai autant de mes autres ecrits ä propos d'un certain Dr. Sey- liold que je ne connais point et qui s'est revele dans la „Litteratur-blatt". Je voudrais voir ces Messieurs acoepter la discussion ou l'on peut se ropondrc

Avestica. 251

Mais, je le coinprends, il fallait tächer d'empecher de lire un livre qui gene quand il est connu.

Fassons au dernier vers.

D'abord k'safrem Ahiiräi ä. M. Roth voit dans ces mots une Opposition avec ce qui precede. L'auteur avertit les fideles que malgre la dignite d'^/m et Ratus' conferee ä Zoroastre, la puissance reste ä Ahura Mazda. „Mais la puissance (reste) ä Ahura". „Das reich aber bleibt dem A. M." En outre il prend yim comme imem.

Tout cela est inadraissible, pour les raisons suivantes:

1. Cet avertissement donne aux mazdeens est un peu trop naif. Quel mazdeen a jamais eu besoin d'etre informe que la puissance de Zoroastre, de ce nare asürö du Y. XXIX, ne detruit pas celle du dieu qui en a fait quelque chose? Puis transforme en „mais, aber"; et le verbe etre sous entendu, rem place par „reste, bleibt" cela n'est justifie par rien du tout.

2, La disjonction de yim en yd imem est de la grammaire subjective qui s'ecarte des regles de la science. Yim peut egaler yim ou un autre cas de mais pas imem, le relatif ne peut pas etre l'antecedent; c'est elementaire, et si tel autre l'eut dit on l'eut rappele a l'ordre avec des termes assez aigres.

Yim a fait difficulte jusqu'ici par une raison bien simple. C'est qu'on a toujours rapporte la preposition ä ä ce qui pre- cede tandis qu'elle peut tres bien regir le mot suivant yim. Mais, dira-t-on, ä peut il se rapporter au mot qui suit? Oui, Sans contredit; les exemples de cette construction sont nom- breux. En voici quelques uns. Vend. III, 120 a tat vahhö, ä tat acis'tem ahüm II, 43 ä tat hanjamanem paiti jasat ,, VIII, 42; X, 9 ä t'ritlm ä d'bitim ä h'tüirlm Y. XIX, 11 frä urvänem ixirayhii ä vakis'fät anhaot, ä vahis'tät

asät, ä valiis'taeihyö raoc^byö XLII, 9 at ä t'wahmäi ät're .... mainyäi .... XXX, 2 ä varenäo vicit'ahyä

10 at acis'tä yaojahte ä husitöis' vaiiheus' matianhö XXXIV, 3 at töi . . dämä gaet'ao vispäo ä k's-at't'öi, et apres le verbe par ex. : jantü ä airyamä isyö vlspem yaskem. J'en passe un grand nombre. La vraie construction est donc ici des plus simples: ä yim

252 C. de Harlez

== ä fem yim, et cela nous anaene au vrai sens de Msafrem Ahnräi. Mais pour bien deblayer le terrain nous devons eclaircir encore un point.

Ahura n'est-il pas ici ,,le souverain, lo chef" comme, par ex. Yt. V, 85; Yt. XIV, 39 etc.?

Cela simplifierait la chose d'un seul coup, et le sens serait: La puissance (sur la terre) appartient au souverain qua Mazda (vers 2) a etabli protecteur des pauvres, des petits.

Ce serait au raieux; mais il y a ici un obstacle insur- raontable. L'Avesta lui - meme nous affirnie qu'il s'agit en realite du dieu Ahura et non d'un cbef terrestre. II est dit en effet au Y. XIX, 35 : K'mt')-em Ahuräi cinasti tat Mazda tava h'sat'rem il attribue la puissance a Ahura i. e. (il dit:) ä toi, Mazda, la puissance! Sans doute les auteurs de l'Avesta savaient cela mieux que nous.

II y a un autre moyen de sortir de la difficulte et le texte lui-meme nous la fournit. K'sat'rem Ahuräi est le pendant de anheus' mazdäi. C'est „la puissance d'Almra", celle qui lui appartient comme sfriyäi payö est „le lait de la ferame", et ,,le frere ä Frangois" est le frere de Fran^ois.

Le resultat de cette discussion nous donne donc la tra- duction suivante.

Ainsi qu'il a ete choisi par le Maitre supreme^), il est un chef spirituel (etabli) en vue de la loi de saintete; regulateur des bonnes pensees et 2) des actions de la religion de Mazda ^). Et la puissance d' Ahura*) appartient ä (ou: repose sur) celui qu'il a etabli protecteur des faibles.

Ainsi tout s'explique et concorde parfaitement. II s'agit ici d'une soule chose: Le pouvoir des dostours, des Ratus dont il est question au Vend. V, 78; VII, 180; VIII, 30; Afr. I, 5. 7, qui peavent remettre ou punir les fautes et dont le Sadder dit: Vox desturi, vox Dei.

Le sens est: Le Ratus, le destour est etabli par dieu, il est le docteur, le regulateur supreme des pensees et dos actes

') Ahü (Instr.) vairyö.

*) II y a apposition comme le prouve Ic Y. XIX, 31. 32 ,, Comme il \'^ fait directeur des pensees ainsi il le fait (directeur) des actos".

') Les actes qui appartiennent au monde de Mazda, los bonnes actions. *) Qui vient de lui, qui est conferee par lui.

Avestica, 253

de la religion. La puissance, il la tient d'Ahura qui l'a etabli maitre et pasteur des tideles, defenseur des petits.

Rien de plus satisfaisant , sans doute, et de plus naturel que cette explication et l'auteur de cette priere n'est pas un ecrivain grossier comme on le suppose.

On comprend pourquoi les Atharvans zoroastriens avaient tant ä coeur d'exalter cette priere et de la mettre constamment sur les levres des fideles. Leur zele pour Zoroastre n'eüt pas ete si grand; mais il s'agissait de leur propre puissance.

II nous reste ä examiner un point d'une haute importance. UAhima vairya que nous possedons est-il bien celui que l'au- teur du Y. XIX avait sous les yeux et commentait? le texte est- il identiquement le meme? II y a des raisons de croire que le texte primitif contenait non seulement tout ce qui nous est reste; mais quelques mots en plus, Les raotifs, qui nous fönt croire ä une mutilation du texte, sont:

1. Le XIX du Yagna porte que l'Ahunavairya avait 5 parties pancn tkaem. Quelque soit le sens de tkaUa il est clair qu'il dcsigne des parties distinctes. Au XX il en est attribue trois ä VAsem Vohü et cette priere a reellement trois membres de phrase bien distincts: 1. Äsern Vohü vahis'tem astl. 2. Usiä asti iisfä ahmäi. 3. hyat asäi vahis'täi asem.

De meme au XIX, 13 il est parle d'une moitie, d'un tiers, quart ou cinqieme de l'A. V. et rien de plus.

Or il ne serait pas possible de diviser en cinq sections de ce genre, le texte de notre Ahuna Vairya.

2. Le commentaire contenu dans le XIX, 4. 28 ä 36 cite le texte (incorapletement) avant chaque glose et dans ces citations se trouve plusieurs mots que notre texte ne porte point. Les mots cites sont: 1. tkahsa : ahü et ratus'. 2. Vispa- näm mazis'tö. 3. Mazdao hujltls' vanhvls' i). 4. dazdä mananhö shyaot'ananäm. 5. k'sat'rem aJiuräi dreguhjö västärem.

Parmi ces mots il y en a cinq , representant les deux tkaesas 2 et 3, qui ont disparu: vispanäm mazis'tö Mazdäo hujltis' vanhvls'. On aurait donc perdu deux vers de la priere.

Terminons en donnant l'explication des mazdeens eux-memes d'apres le texte que possedait Neriosengh, il y a 400 ans environ. La voici: „Comme eile est voulue par le Maitre supreme ainsi

*) Corrige de vanMus' et vanhts'.

Beitrage z, kando d. indg. spracliöii. XIII. 18

254 C. de Harlez

„est l'autorite selon la loi sainte, regulatrice du bon esprit et „des actions qui ressortent du monde d'Ahura Mazda (antar j,hhuvane Äliurmizdasya). La puissance venant d'Ahura ap- „partient a celui qu'il a constitue protecteur des faibles".

Ainsi pensaient les raazdeens eux-memes il y a 1800 ans environ; il est peu probable qu'ils eussent perdu le sens de la priere la plus iniportante de leur religion, de celle qu'ils devaient repeter tous les jours. Or cette explication nous conduit precisiment au meme terrae que la critique et la stricte exactitude philologique. N'est-ce pas une garantie süffisante?

Roth termine son article par une retractation de sa pre- cedente explication mais ajoute: „Ohne solche gewagte versuche ständen wir ja auch nicht, wo wir heute stehen". D'apres lui il faut commencer par le wohlgemeinte aber verkehrte pour arriver ä la gelungene ausführung. On comprend ce que cela veut dire.

Pour moi je prefere infiniment suivre l'ecole qui marche ä pas sürs, cherchant partout des appuis assures; qui jette peut- etre moins d'eclat momentane par des imaginations hardies mais qui peut, apres 10 et 20 ans, en dehors de quelques cas desespere, soutenir ce qu'elle a dit ä l'origine sans avoir ä y changer une ligne. Ces hardiesses peuvent eblouir mais elles constituent un veritable danger pour la science; elles entrainent les esprits et il faut bien longtemps avant que la verite re- prenne ses droits. Sans ces ecarts on y serait arrive d'emblee, et la tentative nouvelle ne fera que de retarder ce moment en repandant de nouvelles idees vraisemblablement fausses, alors que la verite est sous notre main; dans l'Avesta lui-meme.

III. VisHö (Yesht XIV, 42-44).

Ce mot est aussi objet de controverses, Mais ces con- troverses se rattachant necessairement ä l'explication du passage du Yesht XIV il se trouve et qui a donne aussi lieu ä diverses discussions, nous en envisagerons tout l'ensemble. II commence par l'expose d'une question faite par Zoroastre. 1. Peresat Zaraftis'trö (Ähurem) Mazdäm: (Ahura) Mazda, mainiü spenis'ta, dätare gaH'(an)äm astwaitmum (Asltäwnj!

Avestica. 255

2. Kua asti Verefrag'nahe (Mazdad'ätahe)

näma (a)zbäisti (kua upastüitis') kva nistüitis' Aap mraot Ahurö Mazdäo. Ces mots ne presentent aucune difficulte. J'ai marque par les parentheses, les mots ä retrancher pour obtenir des phrases rhythraees. J'ai bien peine ä croire qu'elles l'aient ete ä l'origiiie. Cela raarche lourd comme une lourde prose. Je crois cepon- dant le mot Mazdad'ätahe ajoute apres coup, pour faire rentier Verethraghna dans le Systeme avestique et lui enlever l'inde- pendance primitive.

La reponse d'Ahura Mazda est ainsi con9ue et c'est eile qui fait Tobjet du debat:

1. Yat dva späd'a hanjasäonte ras'tem rasma kataras'cit [ 2. Vis'täonhö (ahmya) nöit vanyäoTde jatäonhö (ahmya) nöit janyäonte

3. Catas'rö perenäo (vi)d'ärayois' avi pat'äm kataraseif]

4. Yatärö pourvö (f7'ä)yazäHe Arno hutäs'tö huraod'ö

5. Verefrag'nö ahurad'ätö atärö Veret'ra hacaite.

Ce passage semble bieu avoir ete rhythme ä rorigine; les changements ä faire pour y revenir sont de fort peu d'impor- tance. Mais on pousse la question plus loin et Ton se de- mande si le texte primitif contenait tout cela. Hübschmann en a retranche le 3. distique et cela non sans raison car il trouble le sens, la vraie reponse est aux distiques 4 et 5 et Celle -ci n'a aucun rapport avec la prescription du § 3 qui a un caractere de superstition peu sensee.

Mais Hübschmann efface egalement le distique 2 tan- dis que Geld n er en conserve le premier membre.

II rae semble qu'il faut le conserver tout entier ou le rejeter entierement, car si l'on en supprime un vers, il reste deux strophes inegales l'une de 3, l'autre de 4 vers D'ailleurs pour retrancher jatäonhö etc. il ne suffit pas de la raison que l'on allegue, la repetition d'une meme idee; car l'Avesta contient des redites par centaines. Qu'on relise seulement le § 8 du Yesht XII que l'on conserve generalement et l'on sera convaincu.

18*

256 C. de Harlez

II y a plus; cette repetition n'existe pas meme ici; les deux membres du distique 2 n'ont pas un sens identique comrae on va le voir.

Cela etant, il est mieux de conserver le distique 2 qui nous donne deux stroplies de 4 vers chacune, et qui s'explique tres bien et s'adapte parfaitement au reste; il indique le but de riuvocation: C'est afin que les guerriers echappent au coups et ä la mort. Les subjonctifs vanyäonte, janyäontS jouent le meme role que le bvat du Fargard XIX.

Reste ä chercher le sens exact de ces deux vers.

Hübsch mann, les retranchant, ne les explique pas. Ceci me parait regrettable; car, fussent-ils meme interpoles, ils n'en sont pas moins des restes du langage avestique et ä ce titre on ne peut les negliger.

Geld n er considerant vis'täonhö comme inexplicable, le rem- place par vars'täonhö et corrige vanyäonte en vars'täonte ; il fait deriver ces deux mots d'un varez qu'il suppose et qu'il rapproche du sanscrit varj, vrjana, lui donnant le sens de „enfermer, emprisonner".

Nous regrettons de ne pouvoir nous ranger ä cet avis. La supposition d'une racine varez „emprisonner" n'est appuyee sur rien. En outre varj , vrjana, impliquent l'idee d'une enceinte protectrice, qui ecarte le danger et non celle d'un emprison- nement. Varj est „ecarter" et non „enfermer".

En soi-meme du reste l'idee ne convient guere: „Quand deux armees sont en presence rangees en bon ordre, afin que ceux qui sont emprisonnes ne le soient pas, que ceux qui sont frappes ne le soient pas". On n'est pas emprisonne sur le champ de bataille.

Nous devons chercher autre chose. Or je trouve deux Solutions satisfaisantes :

1. Celle du Mrs. Hang qui porte

Vas'täohhö nöit vazyäonte que ceux qui sont emmenes captif ne le soient pas; ä vas'ta, de vaz, comparez vas'tar.

2. En conservant vis'täonhö on pourrait le considerer comme une alteration de vista, comme on la voit dans ävis'tö Yt. X, 120 et le faire deriver de la racine vidh (sanscr. vyadh) qui donne en sanscrit viddha et en avestique vizda, vista. II s'agirait ou des „blesses" et au distique suivant des tues, „abattus"; ce

Avestica. 257

qui, en outre, fait disparaitre la tautologie comme je le disais tantot.

Quant au reste du morceau Hübschmann retranche paurvö comme inutile et ajoute hö.

II me semble que pourvö est absolument necessaire au sens et que c'est meme le mot essentiel. Si on le retranche il en resultera que si les deux armees invoquent, l'une et l'autre, Verethraghna, elles seront egalement victorieuses. Ce qui ne peut etre l'intention de l'auteur. Rien de plus logique, au contraire que de dire: La victoire sera ä celle des deux armees qui invoquera Verethraghna , la premiere. Je retrancherais donc plutot frä, s'il faut ici un vers; car fra est ici superflu.

Atärö, 1/atärö doivent etre conserves. Kataras cit du § 3 est de katarö cit et atärö est employe comme kaiarö, nitemu etc. il est donc parfaitement regulier.

Nous obtenons ainsi le sens suivant pour le passage que je traduis en entier. Car les passages frappes d'atetheses doivent etre traduits comme les autres; sans cela on perdrait bien des richesses de la litterature avestique.

„Oü doit avoir lieu l'invocation du nom de V. sa louange, sa deprecation? Lorsque deux armees se rencontrent rangees en bon ordre, toutes deux, pour que les blesses | ne le soient point, pour que les tues | ne le soient point; (etends quatre plume ] sur le chemin de chaque cote.) La en premier lieu est honore par un sacrifice, le fort, le bien fait, le beau Verethraghna cree par Mazda, sera la victoire".

Ainsi tout s'explique sans peine.

C. de Harlez.

258 W. Deecke

Lykische Studien. III.

Die verbalformen der bilinguen. 1.

In der bilinguis von Limyra 19 ist das griechische verbum enoLT^oato (z, 5) im lykischen texte durch pr^navatö (z. 2) wiedergegeben; dieselbe lykische form entspricht in der bilin- guis von Antiphellus 3, z. 1 dem gr. sgyccaazo (z. 5), in der- jenigen von Tlos 2, z. 2 dem gr. i^gyccaazo (z. 5). In andern, nicht-bilinguen lykischen inschriften begegnet dieselbe verbal- form pry,navatö, mitunter etwas entstellt oder verstümmelt, aber sicher herstellbar, noch 40 mal; daneben 5 mal pr^navatü Ant. 2, 1; Lim. 22, 1; 30, 1; Rhod. a 1; X. 5b, 8 (wo das t zu x entstellt ist), wie denn ö und ü auch sonst vielfach mit ein- ander wechseln und durch ihre Varianten in der formung des Zeichens kaum überall zu scheiden sind; s. art. I, 125. Andere isolierte formen sind:

pry^navato Lim. 37, 1 (nach Bdf. aus Aperlai, p. 29, n. 6; bisher pvn.navatu überliefert)

pr^navätö Pin. 4, 2

pririnavattö X. 7, 3 (das t hat doppelten querstrich). Verstümmelt und nicht sicher herstellbar sind:

Lim. 11, 1 pri^n . . .tö

Myra 7 prnnavat .

Car. 2 prig^nwläo, doch scheint in den beiden ersten fällen jjri^nfavajtö und pry,navat[öj zunächst zu liegen, im letzten pri^navato. Im ganzen kommt die verbalform also 54 mal vor.

Unter den objecten von pr'p.navatö und seinen Varianten findet sich 14 mal prt^navü (St. X. S. 9 ist x statt ü über- liefert; sonst ist die lesung überall sicher); daneben:

pry^navo Ant. 3, 1 (bilinguis); X. 3, 1; 4, 1; Bdf. p. 129, n. 101

prig^navö Myr. 4, 1; X. 5d, 2.

Nicht erhalten ist der schlussvocal X. 6, 1; Bdf. p. 55, n. 23. In der bilinguis von Ant. 3, 1 ist pr^navo im griechi- schen texte durch fxvrjiia (z. 5) wiedergegeben: es wird also ein acc. sg. sein, und zwar von einem nom. *pry,nava; vgl. z. b.

Lykische studien. III. 259

lada „gattin", acc. ladü (häufig)

edaniaxzza, nom. propr. masc. Ant. 4, 3; acc. edümaxzzü

z. 7 hrexrnma, desgl. Myr. 6, 1; acc. hrexmmü z. 2.

Der Wechsel des auslautenden ü mit ö und o ist der gleiche wie in pri^navatö u. s. w. ; wenn aber bei diesem ö^ dort ü über- wiegt, so liegt dies wohl an dem verschiedenen Ursprung des vocals, wie wir ihn unten ersehn werden. Das genus von *^r^- nava ferner ergiebt sich als weiblich aus dem dativ sg. pri^nave Ant. 4, 4 (vielleicht auch Bdf. p. 55, n. 22); vgl. lade == yvvaui in den bilinguen von Lim. 19, 4 u. 7 ; Ant. 3, 2 u. 6 neben dem nom. lada, während z. b. das nom. propr. masc. eiamara im dativ eiamaraiä hat (Rhod. a 2 u. b 1).

Wie nun der gleiche stamm in prnnavü pry,navatö zeigt, kann die griechische Übersetzung f.iv^ua ertotrjaato oder rigycc- oaxo keine genaue sein: es ist beiden texten nur der allge- meine sinn gemeinsam : „er baute sich ein grab". Einen näheren anhält für die weitere deutung giebt die bilinguis von Lewisü, die das lykische wort prnnäzeiähe (z. 2) im griechischen texte durch orKeloi (z. 5) übersetzt. Von jenem lykischen worte nun findet sich, unter anderm, 6 mal der dat. sg. pri^näze, 3 mal durch seine Stellung nach der präposition hrppe, die aus den bilinguen bekannt ist, vollkommen als solcher gesichert. Nach diesem dativ können wir aber auch den nom. sg. als ^prt^näze ansetzen, wie neben dem häufigen dat. tedäeme (in der bil. von Lim. 19, 4 == vi(^ z. 8) auch der nom. sg. tedäeme sicher steht (ebdt z. 3 = viog z. 7, und oft sonst).

Die nominale, ursprünglich adjectivische endung -ze aber bildet ethnika, bezeichnet also den bewohner; s. z. b. soräze Sura 1; 3; 7, ethnikon von *sora = 2ovQa sppartaze St. X. 0. 27, ethnikon von *spparta = ^rtccQTT] atünaz.. St. X. 0. 27, ethnikon von *atüna(?) = Idd^rjvai; vgl. art. I, 147—148.

Demnach ist prtpiäze = olxeiog der „bewohner eines J^rvbna = oixog", ein „hausier*'^, wie die grabinschriften er- geben, etwa von der Stellung des kretischen oUsvg nach der Inschrift von Gortyn; s. noch z. b. die lyk.-gr. Inschrift C. I. Gr. n. 4315 b rolg violg -/.al Toiig olxsoig. Das so erschlossene lyk. Substantiv *pr'i^na ist vielleicht wirklich erhalten in dem nom. propr. masc. kezzaprir^na St. X. N. 11 u. 14; acc. kezzapr^nü

260 W. Deecke

z. 15; vgl. die griechischen eigennamen auf -oiKog; s. art. I, 134. Zu prini,na nun, dessen genus unsicher bleibt, das aber wohl männlich oder sächlich war, verhält sich ferner das femin. p-T^nava etwa, wie gr. oly-ia zu oixog, deutsch „gebäude" zu „bau"; vgl. auch lateinisch den pl. aedes zum sg. aedis. Das lykische suffix -va nämlich scheint augmentativa oder collectiva zu bilden: so giebt es z. b. ein collectives wbl. Substantiv *«sä- däi^näva ,,nachkommenschaft", von dem 8 mal formen vorkom- men, abgeleitet von einem masculinum *üsädäiyne „der nach- komme"; vgl. vädrä'n,ne, p'^träy,ne u. s. w.; wahrscheinlich hängt auch *arava „bauwerk", acc. aravü Lim. 43, 2, mit ara St. X. S. 28 zusammen, während von ihm wieder aravazeia abgeleitet ist, das in der Variante aravazeia in der bil. von Lim. 19, 1 dem gr. /iivfjiua entspricht (z. 5) und im ganzen 12 mal vor- kommt; vgl. die Wurzel gr. ag-, lat. ar- ,, fügen, anpassen, bauen". Von pri^nava endlich stammt die denominative ver- balform pr'^navatö, wie mit ol/.ia das verb ol^l^siv verwandt ist, so dass prnnavü pr'n.navatö etwa übersetzt werden kann ,,ot>c/av ^x/CßTo". Die bezeichnung des grabes als ,,haus", fast allen sprachen gemeinsam, passt insbesondere auf die haus- artigen lykischen gräber.

Fragen wir nun nach der art der denominativen ableitung, so ist die unveränderte benutzung secundärer nominalstämme als Verbalstämme in den indogermanischen sprachen verhält- nissmässig selten und wohl überall jüngeren Ursprungs: viele scheinbare fälle der art beruhn auf zusammenziehung; auch haben jene denominativa weit überwiegend intransitive bedeu- tung. Daher nehme ich auch in pry.natmtö lieber contraction und elimination eines ableitenden suffixes an, und vergleiche damit in erster linie formen wie gr. (s)TiuaTO aus *STif.iat6to, vom nominalstamme Tif.iä-; s. auch lat. formal aus *'forma0i von forma-. So wäre denn auch lyk. priginävätö aus *(ä)pr'^- navaiätö entstanden. Die dabei geschehene ansetzung der endung als -ätö rechtfertigt sich durch eine reihe andrer verbalformen auf -ätö, während -etö nicht sicher vorkommt; daher habe ich auch als augment ä angesetzt. Die contraction entspricht der griechischen und lateinischen; zweifelhaft bleibt, ob in der isolierten nebenform pr^inavätö Pin. 4, 2 (s, ob.) eine spätere trübung vorliegt, wie sie im lykischen häufig beim a vorkommt, oder ob wir in dem ä eine variierende contraction, durch ein-

Lykibche studien. III. 261

fluss des ä von -ätö, anzunehmen haben. Für letztere annähme könnte man allenfalls das lyk. wort iilähe Lim. 13, 3 neben dem in gleicher Verbindung stehenden %daiäh[e] Lim, 11, 6 geltend machen. Dies ist, nach indischer weise, aus ule übe „progeniei eins", eig. ,,suae" entstanden, worin ule aus *uläi dativ sg. eines femininums Tila ist; s. ob. lade, pr^nave von lada, *pr'^nava. Leider lässt der unklare Zusammenhang nicht entscheiden, ob auch die form idabe St, X. 0. 48 dativ oder ein andrer casus ist; in ersterem falle hätten wir darin eine entsprechende contraction auch zu jir'n.navatö. Die personal- endung -tö ist getrübt aus -to = idg. -tö (oder -töa), gr. -ro; zur Variante -tu vgl, man pamphyl. u. kypr.-gr. -rf, vielleicht ursprünglich -tu zu sprechen (s. Gust. Meyer Gr. gr.^, p. 74); dem letzteren steht lyk. -to am nächsten. Die in der inschrift X. 7, 3 vielleicht anzunehmende Verdopplung des t ist eine im lykischen nicht seltne erscheinung; doch könnte der doppelte querstrich allerdings auch eine andere modification des conso- nantischen lautes ausdrücken.

Wir haben also in iwni.navatö eine 3 sg. praeteriti indic. medii eines verbum contractum denominativum auf -aio, schwach -ave, in der bedeutung „er baute (für) sich". Der bildung nach entspricht diesem lyk. praeteritum das indische sog. einförmige augmentpräteritum , das griechische imperfectum , doch mit der bedeutung des narrativs, die es auch indisch und iranisch hat, griechisch nicht selten noch im Homer. Man erwartete nun allerdings im lykischen ein augment, und in der that findet sich vielleicht eine spur oder nachwirkung desselben darin, dass prnnavatö 23 mal in inschriften , die sonst die einzelnen wörter durch interpunction trennen, mit dem vorhergehenden, vocalisch (auf oder -e) auslautenden worte zu einem ganzen zusammen- gerückt ist, wie es im lykischen, ähnlich wie im indischen, bei euphonischer Verbindung und bei krasis geschieht; vgl. das oben angeführte beispiel idaiäb[e], uläbe aus *ule abe, und im gen. pl. tdahebeiähe St. X. N. 6 neben ulahe : äbeiähe ,, nach- kommen seiner" 5 mal, z. b. Lim. 5, 3. Ebenso könnte mäte- pr^navatö aus tnäte äpv^navatö entstanden sein, wenn auch aufgelöst nur mäte : prij^navatö vorkommt; denn offenbar war das augment sehr beweglich, wie altindisch und homerisch- griechisch, und überhaupt wohl schon im schwinden. Die krasis mänäpr'Q.navatö neben mänä : prnnavatö zeigt wieder die

262 W. Deecke

richtigkeit der ansetzung von ä als augment, da e mit vorher- gehendem ä zu e verschmilzt. Zu den obigen fällen der krasis kann man nun noch 8 andere fälle rechnen, in denen über- haupt eine wortinterpunction in den inschriften fehlt, so dass danach in der mehrzahl der sämmtlichen stellen die krasis angenommen werden kann.

Die mediale bedeutung ist ganz die indisch - griechische, d. h. die reflexive mit dem dativus commodi.

Neben der 3 sg. prnnavafö haben wir nun aber auch in der bilinguis von Lewisü z. 1 eine 3 pl. desselben tempus jar^- navüfö = gr. eQyäoavzo (z. 4), eigentlich also (oxiCovTO ; object ist hier '^tatü (z. 1) = (.ivfjina (z. 4), ein wort, für das ich unten die genauere bedeutung „grab" nachweisen werde. Eine ähnliche form prv.nävütö findet sich, nach Benndorf p. 55, n. 21, in der inschrift Pin. 3, 1, wo nachher zwei, durch „und" verbundene subjecte folgen; als object steht hier das sehr häufige x?^«^ ,,g!%b^ grufts^ In beiden fällen ist das ge- bäude von 2 mänrTern geineinsata errichtet. Wenn dagegen Lim. 11, 1; 12, 1; 23, 1 dem namen des erbauers des grabes, mit dem zusatz : lada : ähbe „et coniux eius", eig. „sua*', der Singular pn^navatö vorhergeht , so gilt hier als der eigent- liche erbauer offenbar nur der eine mann. Bestätigt wird die endung -ütö durch eine reihe andrer verbalformen auf -ütö und -ötö, die als pluralia zu deuten sind (s. unt.); entstanden ist sie aus -atöntö, wie gr. -iovzo aus -diovio. Der consonantische nasal musste nach lykischem lautgesetz schwinden, da er vor t nicht geduldet wird: die einzige dLMSVLohmQ pnnträ'^ne Lim. 5, 3 ist isolierte Schreibung für das sonstige p'^tränne. Aus aiö(n) ward ö , weiter verdumpft m; s. den Wechsel von -tö und -tu; dass der nasal bei der färbung des contractionsvocals mitge- wirkt hat, scheint der schon mehrfach erwähnte acc. sg. -ö, der masculina und feminina auf zu zeigen, aus -am oder -an entstanden; s. ediimaxzzü, hrexmmü; pn^navü (-vö, -vo), ladii, i^tatü (-tö) u. s. w.; vgl. art. I, 134, nt. 1; daneben findet sich, mit bloss abgestossenem nasal, lada, ytata u. s. w. Das ä der {orm pv'^tiävütö ist hier sicher locale oder individuelle trübung, vielleicht veranlasst durch die folgenden getrübten laute, da das lykische spuren einer rückwärts wirkenden vocalharmonie zeigt; 8. meine note art. I, 145 und vgl. z. b. [ärjäväze0hä St. X. S. 4 neben aravazeia; xQ^tävätätär . . Pin. 2, 2 neben

Lykische Studien. III. 263

Xniavata; doch war dergleichen nicht zum gesetz gediehn. Auch pn^nävütö Pin. 3, 1 ferner steht in krasis, nach mänä, während die Inschrift sonst interpungiert ist; und prrj.navütö in der bihnguis von Lewisü kann in der krasis stehn, da die Inschrift überhaupt ohne interpunction ist: also auch hier mag eine spur des augments vorliegen.

Als dritte form von demselben verbalstamm begegnet 11 mal 'pn^naoatä, dafür einmal (Lim. 14, 1) pr'Q.navata. Diese form, die sonst in gleicher oder ähnlicher Stellung und Ver- bindung wie pr'^navalö vorkommt, zeigt dagegen niemals die krasis: 8 mal ist sie von dem vorhergehenden worte durch inter- punction getrennt, 3 mal steht sie am anfang der zeile, einmal (Lim. 36, 1) ist der anlaut verstümmelt. Hier ist also keine spur eines augments, und so halte ich prrinavatä nicht für eine Variante von pr'Q,navatö. Dazu kommt, dass es noch eine grössere zahl andrer verbalformen auf -tä giebt, die nicht mit solchen auf -tö wechseln, während sie mit formen auf -te parallel gebraucht sind, die keinem augmenttempus angehören können. Ich sehe demnach in pry,navatä eine 3 sg. praesentis indic. medii und setze die endung -ätä aus -atätä oder -aiätäe dem gr. -«rat aus -ävExai gleich; s. noch activisch lat. -at === -aiet(i). Die kürze des gr. -ccl für den accent zeigt, dass es schon der Verschmelzung zu ä (aus ae) nahe stand, die im ly- kischen, welches im auslaut kein i duldete, sondern dasselbe meist in e verwandelte (s. unt.), wirklich vollzogen ist. In der isolierten form pn^navata ist das i ohne trübung des vorher- gehenden a abgefallen; vgl. goth. -da. Dagegen haben wir oben gesehn, dass -äi im auslaut (durch äe) zu -e ward. Das praesens prii-navatä wäre also = gr. oini^eTai „er baut für sich", eine anwendung des präsens, für die wir im lykischen viele analogieen finden.

Die 3 pl. praes. ind. med., die sich nach obigem sicher als *prrLnavütä oder -vötä construieren lässt, ist zufäUig nicht erhalten; dagegen lässt sich diese bildung reichlich an andern verben nachweisen; s. z. b. tävötä St. X. S. 48 neben tävätä ebdt W. 10; smmötä St. X. W. 60 neben smmate Sur. 7; X. 4, 4 u. s. w.

Wir finden nun aber noch eine vierte form des behan- delten Verbalstammes, in dem 3 mal wiederkehrenden Zwischen- satze (Lim. 11, 6; 12, 3; 13, 6):

264 W. Deecke

mätesätesä : pry,navate.

Der allgemeine sinn dieses satzes ergiebt sich aus dem Zusammenhang: vorher gehen andre entweihungen des grabes, es folgt eine strafe oder Verwünschung. Ich bin geneigt, ab- zutheilen :

tesä-tesä : pry^navate und dies etwa gleichzusetzen einem lateinischen

is quis-quis aedificat.

Jedenfalls ist pry,navate , dem stets die interpunction vor- hergeht, ein haupttempus, und nach der analogie der andern formen kann es nichts andres sein, als die 3 sg. praes. ind. act. = ol-alteL, so dass die endung -äte aus -aiäte = lat. -at, alt- lat. -ät, aus -ateti ist (das griechische hat hier eine abweichende analogiebildung). Es ist oben bereits bemerkt worden, dass das lykische ein auslautendes i nicht kennt: dasselbe fällt ab, resp. verschmilzt mit vorhergehendem vocal, wie in e = äi, ä = ai (neben ä) s. oben oder geht in das nächstver- wandte e über, für das Mor. Schmidt gradezu i gesetzt hat; s. art. I, 125, So umschreibt es vielfach griechisches i z. b. in päreklä = neorKlrjg (ebdt 138, 4), und wird umgekehrt durch griechisches l wiedergegeben z. b. peyßdar.. = Uio^dagog (ebdt 139). Lykische verbalformen auf -afe finden sich noch eine ganze reihe; ebenso ihnen entsprechende 3. personen pl. praes. ind. act. auf -üte, -öte = -azönte = idg. -aionU = gr. -(ogl aus -äovoL == -diovTi (s. unten). Die form *pryi,navüte ist nur wieder zufällig nicht erhalten.

Es stehn also folgende 6 verbalformen, von denen zwei mit Sicherheit zu ergänzen sind, fest:

pv^navate == olmtsi *prnnavüte = olytlCovac pririnavatä = olmCerai * pr'Q.navütä = ol/JCovvai (äjpr^navatö = i^M^sTo (äjpri^navütö = ^Jz/Covro, oder, wenn wir die enduugen allein betrachten:

3 sg. prs. ind. act. -äte aus -aiä-te = idg. -aie-ti 3 pl. ,, ,, -üte -aiö-nte = -aio-nti 3 sg. ,, med. -ätä ,, -aiä-täe = -aie-täi 3 pl. ,, -ütä ,, -aiö-ntäe == -a^-ntäi

Lykische Studien. TIT. 265

3 sg. impf. ind. med. -ätö aus -a0-tö = idg. -a^-to

3 pl. -ütö -aß-ntü ■= -aiö-ntö.

Die nebenformen habe ich unberücksichtigt gelassen ; ferner habe ich die quantität des a vor i nicht bezeichnet, da die- selbe nach den bisherigen forschungen keineswegs feststeht; das lykische a vor t ist als contractionsvocal sicher lang, ebenso das ü (resp. ö).

Rechnen wir noch das augment im imperfect hinzu, so ist die Übereinstimmung der lykischen mit den indoger- manischen endungen so vollständig wie möglich. Wenn wir bisher nur dritte personen gefunden haben und auch ferner nur finden werden, so liegt dies an der stilart der lykischen denkmäler, in denen die erbauer stets von sich in der dritten person reden.

Betrachten wir schliesslich das den gesammten ableitungen zu gründe liegende ml. (oder sächl.) subst. prtpia = oiy.og, so steht darin das auslautende a wohl zweifellos für idg. o (oder rta); vgl. z. b. in der bil. von Limyra 19 lyk. sedäreia z. 2 = gr. 2id(xQiog z. 6. Das thema prnnö aber: hat, die form eines part. pft. j)ass.; vgl. lyk.(x^a = T£-2vQy auf *^^^ö' ^ von wurzel^^^ÄA.^^^ugöii", neben xijhi ,, gezeugt' '(z. h.' in pddö- XV'fa; s. art. I, 133) au% §n-toJ'gv. -yaxo-. Fragen wir nach der Wurzel, so ist zu beachten, dass, wie wir unten an den Präpositionen hre, hrppe sehen werden, anlautendes lyk. pr- (durch fr-) in hr- übergeht, während p vor vocal unverändert bleibt. Danach liegt in dem pr-n- von lyk. prn-na wahrschein- lich die Umformung einer wurzel vor, in der das r ursprünglich nicht unmittelbar auf das p folgte, also vielleicht die tiefstufe einer wurzel per. Darf man an Verwandtschaft mit ind. pur, purU f., pura n. ,,bau, bürg, stadt" denken? oder heisst umbr. prinüvafü- etwa „hausbesitzer'*', „locuples"? die bisherigen ^"Öeütungen dieses wortes sind säramtlich ungenügend.

2.

Einen zweiten anhält zur deutung lykischer verbalformen bietet die bil. von Lewisü, wenn in ihr dem gr. texte, z. 6 7:

nal av Tig ddiiirjai] to p.vrj(.ia tovto .... aörip . . . im lykischen z. 2—3 gegenübersteht:

säeiä te äsäpetade tekä ntatü äbähe mäeiä ...

266 W. Deecke

Freilich ist die entsprechung nicht wörthch: nur '^tatö ähähe ist = (ro) fuvrj/ua tovto. Der acc. ntatö = [.ivii(xa findet sich auch in der bil. von Tlos, wo freilich fxvrjfxa zerstört, aber sicher zu ergänzen ist, und in der Variante '^tatü = ßvfj/Aa im anfange der bil. von Lewisü selbst (z. 1 u. 4); auch sonst ist dieser acc. häufig. Da als nebenform auch '^tata vorkommt z. b. X. 1, 4, wie lada neben ladü,j^a neben yo^, xopiL so ist als nomin. gleichfalls iniata anzusetzen; s. über ^ie etyhio- logie unten. Ebenso sicher ist ähähe als adjectivisches demon- strativ; s. ähähe : ^bpfl „tovtov (töv) ri^f^»'" Lim. 8, 1; herzu- stellen Lim. 9, 1; umgekehrt Jf^a : äh^h^ Lim. 17a 2; 36, 2 u. s. w. Die gleiche äussere form von säe0 und mäeiä ferner zeigt, dass wir darin correlative formen haben, und zwar in gleichem casus. Beachten wir nun die tmesis X. 6, 4:

[sä] nta eia tadö, so wird wahrscheinlich, dass eia oder eiä ein verallgemeinerndes Suffix ist, wie lat. -cunque, das ja auch oft die tmesis erleidet, nur dass die lykische partikel auch ans demonstrativum tritt. Die einfachen correlative säe . . . mäe, meist contrahiert ... mä,

== lat. qui is, gr. og . .. ovTog, sind nicht selten z. b. Lim.

11, 2 u. 4; auch findet sich säeiä . . . mä(e) = „quicunque . . . is" ; Sang . . . ovzog , und viele andere Varianten. Im obigen säej[ä steckt also nicht die conjunction „und", die in den bilinguen dem gr. xa/ entspricht; wohl aber wird dies „und" mit sä(e) „wer, welcher" etymologisch verwandt sein, wie lat. -que mit qui, bactr. ca mit Sis, wobei ich bemerke, dass lyk. s häufig einem afficierten gutturallaut (hier velarlaut) entspricht; s. unten die präposition äsä. Ebenso entspricht mäe^ä im casus nicht genau dem gr. aorw, sondern ist nominativ = ovTog. Die lyk. Wörter te und tekä, die sehr häufig sind, habe ich schon art. I, 143 besprochen: te entspricht dem sinne nach einem gr. tl als acc. der beziehung und findet sich meist en- clitisch gebraucht, theils hinter pronominen, theils hinter verbal- formen; auch oben ist es enclitisch an säeiä angehängt zu denken; s. säeiäte: Lim. 36, 2; tekä entspricht dem in ä'v steckenden gr. av oder x«(v). So bleibt als verbalforra äsäpe- tade = adiT^rjorj, Dies wird bestätigt durch die parallelstelle Lim. 36, 2 3:

säejfide : äsäpetade : tekä xopa : ähähe : mä(e) . . d. i. oOTig tt, dörArjorj av (rov) Tacpov tovtov ... oviog;

Lykische Studien.' III. 267

es folgt eine geldbusse, wie im lyk. text von Lewisü. Die Zerlegung aber von äsäpetade in üsäpe-tade ergiebt sich aus folgenden parallelstellen :

1) bil. von Antiph. 3, z. 3—4: säeiä teäde tekä : mötö

mänä / dafür im gr. text z. 6 7: mv de rig döixija7] y

dyoQaor] ro juv^^ia .... avTov .... Hier fehlt im lyk. text ein dem 7j dyoQaar] entsprechendes verb und mänä ist wieder nomi- nativ; dagegen muss teäde mötö irgendwie dem ddiyiijarj to fuvrjfia entsprechen.

2) Myr. 6, 4 5: teade : mötö tekä mänä . . . Hier

ist vor tmde unsicher nä'n.ä überliefert, woraus wahrscheinlich wieder säe[i]ä herzustellen ist, da das n dem s, das ^ dem e sehr ähnlich ist und der dünne strich des i leicht übersehn werden konnte.

3) Sura 3: hrppesämäe : tade : tekä : tekä : mänä . . . Hier ist tekä; vielleicht nur aus versehn, doppelt gesetzt.

4) Lim. 12, 2 3 : säeiänä : hrppetade tekä : hrppesämäe : tade :

5) Lim. 11, 2 4: säe 'n.tovüte : movöfö : hrppesämäe : [tjade.

Hieraus ergeben sich 3 offenbar identische verbalformen: teade, getrübt teäde, contrahiert (oder Variante) tade. Ist das letztere 3 mal durch die pronominalbildung sämäe von hrppe getrennt, so ist es dagegen Lim. 12, 2 in hrppe-tade mit dem- selben verschmolzen, wie im obigen äsäpe-tade. Nun kommt aber hrppetade noch 8 mal in hypothetischen Vordersätzen ähn- licher art vor, ausserdem vielleicht [hrppe] ttade Lim. 36, 3. Ferner begegnet in gleicher Stellung und Verbindung 2 mal (Lim. 4, 3; Myr. 4, 5) T^täiyetade, dessen Zerlegung in i^täpe-tade aus dem häufigen selbständigen vorkommen des wortes ^föpe hervorgeht; vgl. noch besonders Lim. 5, 2: fiLtäpe : hrppetade : tekä : mä(e) . . .

Wir haben also:

1) isoliert: tade (teade, teäde)

2) mit Präpositionen verbunden:

hrppe-tade (-ttade?), lOmal verbunden, 3 mal durch sämäe

getrennt igiäpe-tade, Imal getrennt, 2 mal verbunden äsäpe-tade, 2 mal verbunden.

268 W. Deecke

Nun ist hrppe aus den bil. bekannt, wo es den dativ regiert und wo im gr. text ihm enl mit dem dativ (Lew.) oder der blosse dat. eommodi entspricht (Lim., Ant.); auch in andern inschriften ist es sehr häufig. Daneben findet sich eine kürzere Präposition hre mit dem genitiv (St. X. S. 4(3), in gleicher oder ähnlicher bedeutung, häufiger in composition. Ebenso kommt neben iQ,täpe häufig ntä (auch ^to), als präposition und in composition, vor. Ist nun zwar äsäpe nicht, wie i^täpe, isoliert überliefert, so ist doch das kürzere äsä häufig, in composition und als präposition, vielleicht auch als conjunction. Wir haben also wohl in allen drei fällen eine erweiterung der kürzeren par- tikel durch ein suffix -pe anzunehmen; dabei ist die Verdopp- lung des p in hr-ppe und die syncope des e nicht auftallig; vgl. z, b. trpplö St. X. N. 54 „dreifach" aus *treplö, neben tbeplö „zwTefacli^' (ebdt). Die form hrppae Kady. 2 ferner zeigt, dass das e von -pe, wie im dat. sg. der feminina auf -a, aus üe, äi entstanden ist. Dem stamme nach könnte dem lyk. -pe etwa das lat. -pe in nem-pe, quip-pe (aus quid-pe?) ver- ""Waiidt sein, das von'* dem umBl*. -pe, osk. -p == lat. -que zu trennen ist; daher wage ich auch nicht, das enclitische kyprisch- gr. Tta d. i. Ttäi zu vergleichen (ausser etwa im casus), das an xftg (= xa/), \di und ans relativ angehängt vorkommt: s. meine Sml. ep. kypr. inschr. n. 60, 4 u. 12; 71.

Von demselben verbum, das den eben betrachteten bildun- gen zu gründe liegt, giebt es nun aber noch eine ganze reihe andrer formen , mit denselben präpositionen ntä (auch ^to), 'g^täpe und hrppe zusammengesetzt:

1) tadö in:

X. 6, 3 4: [sä] yi,fa eia tadö

X. 1, 3: säe^ä 'Qia tadö

X. 7, 4: säeiä ^tadö.

In der letzten form ist entweder durch versehn des Stein- metzen, der auch den ganzen anfang der Inschrift verhauen hatte, so dass er die 2 ersten zeilen bis auf den beginn wieder ausraeisselte , ein tu ausgefallen oder es steckt eine kürzere präposition y, darin.

2) tätö in:

X. 3, 7 : säeiä ytatätö s. Lim. 27, 6 das verstümmelte . . . tätö.

Lykische Studien. III. 269

3) tütö in:

Kdy. 3 : säeiä : i^tatütö :

X. 4, 7: säeiä : yiatütö :

X. 7, 2 (entstellt): säeä '^tätüt[öj . . .

Varianten in: Myr. 4, 3: kbe tekä mäenepä x^täpetüto Ant. 2, 2 : [säeijänä : hrppe : toto : tekfäj . . . . , wo auch fato

überliefert ist Lim. 11, 5 . . . hrppebäeiä : tüto, wo das erste wort aufzulösen

ist in hrppe ähäeiä = sTtl TOVToig.

4) tüte, 9 mal in '^täpetüte, 'Hitäpetöte, einmal (Lim. 14, 2 3) y,täepetöte; ferner:

Rhod. a 5- -b 1 : mäeiänä : hrppetüte tekä : Ant. 4, 5 : säeifänä : hrppetüjte : tekä : Ant. 3 b, 4: hrppesämäetöte tekä mä[nä] . . . Ant. 4, 6: kbe : hrppesämäe : taute : tekämänä : . .. , mit der Variante taüde; s. Sav. II, 76 u. 155.

5) tünä in:

Myr. 6, 3 : hrppe kdoyieiüe : yiäpetün[ä] oder [a] . . . neben den Varianten:

Ant. 3 b, 4 : [hrppjettüna oder ['Q,täp] ettüna

Rhod. b, 10 : ... tekä hrppettünä kbe

Zur Verdopplung des t s. oben hrppettade; auch pry^navattö.

6) tan . . in :

X. 4, 6 : 'Qiäpetan . . .

Lassen wir einstweilen die contrahierten formen bei seite, so ergiebt sich eine stärkere wurzelform ta (s. besonders ta-üte) und eine schwächere te (in teade, teäde).

Ehe wir nun an die Zergliederung der einzelnen formen gehn, scheint es gerathen, den versuch zu machen, die bedeu- tung des verbums ta, resp. te, im allgemeinen zu bestimmen. Dazu gehn wir am besten von den präpositionen aus. Wir haben also die composita:

^-ta (nicht sicher)

y,ta-ta oder y.tä-ta

y,täpe-ta

äsäpe-ta

hrppe-ta und das bicompositum :

'^täpe : hrppe-ta.

Beiträge z.. künde d. indg. sprachen. XIII. 19

270 W. Deecke

Vergleichen wir hiermit die griechischen grabschriften Lykiens und der umgegend, so finden wir besonders häufig folgende präpositionen:

SV, €ig, z. b. EVTL&€vai, ivd^ccTTTEtv, iyxrjdsvetv, slgxo^i^eiv Ix, z. b. ixTi&dvai, ix^ccTiTeiv, syt-ßdlXstv €7ii, TtQog, z. b. STTiTid-hai, ercißdXXeiv , STtixo/niCeiv ; TtQog- tid^evai und doppelt:

iTtsig-, z. b. S7tsig<p8Q€tv, e7tugY.0(.iiC,€iv.

Dass nun ytäpe und seine kürzeren nebenforraen dem gr. *v, eig entsprechen, zeigt das häufige Schema von grabschriften wie z. K I-<im. 5, 1'4^

äböxitio^XOj)ö : möteph^avatö : sxxotraze münä : y.täpetöte : L/^ sxx^i'^'^^^ -^cilada : ähJbe sätedäemes : ähbes :

i^^?-' Dies ist wörtlich übersetzt:

„dies grab hier baute sich Schotraze; hier den Schotraze

un^^weib sein und söhne seine".

Hier kann das in der Übersetzung fehlende verb ißäpe-töte

doch nur den begriff des „hinein thuns" enthalten, also muss

'^täpe = iv-y elg- sein. In derselben Inschrift heisst es weiter:

te xf'iä ' hrealahade : tekä : tebä x^täpe : hrppetade : tekä :

tüäete . . . „(wer) etwas drinnen .... sollte etwa, oder hineindazuthun sollte etwa, der möge zahlen ..." Das verb hre-alahade, mit gleicher endung, wie hrppetade, lasse ich hier noch unübersetzt; tebä „oder" ist sehr häufig und in der bedeutung zweifellos (s. art. I, 143); ebenso ttläete „er möge zahlen", worauf immer eine geldstrafe folgt. Es ent- spricht also das ntäpe : hrppe-ta dem gr. ertsigyiofti^siv oder eig. * elgercixo/uit^eLv. Dass hrppe in der bil. von Lewisü in der bedeutung „für" durch erri übersetzt ist (z. 2 = z. 5), ist bereits oben bemerkt worden: es entspricht nach obigem aber auch dem srti in der bedeutung von Ttgog „dazu"; die Vermitt- lung bildet die bedeutung „darauf".

So bleibt für äsäpe nur die bedeutung h, und dazu stimmt, dass äsä in dem schon oben erwähnten compositum äsädäy,näva „nachkommenschaft, exyoyot", das 8 mal vorkommt und dessen deutung sicher ist, dem gr. h entspricht; vgl. z. b. X. 4, 3-4:

Lykische Studien. III. 271

hrppe äsädäyinäve : xi^nahe ähheiähe

„für die nachkommenschaft kinder seiner".

Die formen auf -he sind gen. pl. ; xt^w« ist, wie pr'^na (s. ob.), ein part. pft. pass. von der idg. wurzel gen, aus g-^nö- entstanden; daneben findet sich x^^a aus gv^tö-; s. art. I, 133 unter pddö-%'^ta.

Das resultat ist also: 'Q.-ta(?), -Qid-ta, '^täpe-ta „evrid-evai" äsäpe-ta ,,hiTi^ivai." hrppe-ta „STtizid^svai^'^ '^täpe-hrppe-ta „* eigeTtni&evai'^.

Hierzu stimmen nun die etymologieen : ^-, ^toN^er y,tä ist verwandt\j(}it gr. iv-, \a.hw^ in; rtta ist vielleicht gradezu = lat. endo^^^S^ü- ; vgl. ^\Evdov, i^ ^„„^^^compositeh, evdo-,- s. unten über lyKX^= idg. (h^ ä$ä ist verwandt^iüit gr. ^»g, lat. ec-s, nänör vielleicht niit ks\. izü, lit* i90, Wurzel eg; s. Ourt. Gr. etym.-^, n. 583b. hrppe ist, wie hre (s. ob. hre-alahade), verwandt mit gr. uQog, 7tq6\ lat. prö(d); ind. prd, prdti. Die lautumwandlung ist dabei so zu denken, dass das anlautende p durch den hauch des folgenden r aspiriert ward, wie in altpers. fra-y bact. fra-, frae-, und dass das f dann in h verdünnt ward; s. armen, h idg. p, und in den italischen sprachen h = f, im etruskischen auch = p. Unter den andern beispielen der gleichen lautentwicklung hebe ich hervor, dass in einigen lykischen grabinschriften , z. b. Ant. 4; X. 1, unter- schieden wird zwischen zwei theilen des grabes: hrzze %opa oder y,tata, und ütre (auch ötre) fopa oder 'Qiata, wobei für die Verletzung des ersteren eine schwerere geldbusse festgesetzt wird, als für die des letzteren; X. 1 wird auch ausdrücklich das hrzze ytata für die familie, das ötre i^tata für die pr'n,näze = o\-KeioL bestimmt. Daraus geht hervor, dass hrzze den oberen, vornehmeren theil des grabes bezeichnet, ütre den unteren, gemeineren. Der gegensatz ist also derselbe, wie bei den indischen adjectiven pdra-s und äntara-s, und das hr- von hr-zze entspricht dem ind. par- oder genauer pr-, pf- (s. ob.), das ü, resp. ö, von ütre dem ind. an-, wie im acc. der masculina auf -a dem ind. -am; s. z. b. hrexmma Myr. 6, 1; acc. hrextnmü ebdt. 2; art. I, 129. Die gleichung von ütre

19*

272 W. Deecke

und antara-s „unter-** zeigt ferner, dass das lykische das comparativsuffix idg. -ter- besass.

Aus dem obigen ergiebt sich, dass das lyk. simplex ta eine allgemeine bedeutung , wie nd^hai , xofii^eiv , cpeQSLv , ßcellsiv gehabt haben muss: wie ist es nun aber mit der bil. von Ant. 3, wo teäde tekä : mötö dem gr. ddin^ar] (av) [rj dyoQccaj]] j6 iuvrjjua gegenübersteht? Wir haben im lykischen auch hier eine bestimmtere angäbe zu erwarten; ebenso Myra 6, 4: teade ; mötö tekä. Einen anhält zur weiteren deutung gewährt nun die schon oben citierte parallelstelle Lim. 11, 2 3: säe i^tövüte : movötö, wo sich movötö als die uncontrahierte form von mötö ergiebt, während '^tövüte aus i^tä-ovüte, als synonymon von 'Qiäpe-tüte , wieder nur die bedeutung des „hineinbringens" haben kann; vgl. oväte St. X. W. 7; N. 39; uan-oväte Lim. 12, 3 u. 8. w. ; ovöte St. X. N. 44. Danach wird das object movötö, resp. mötö, etwas bedeuten, wie „eine leiche, einen sarg** oder besser „einen fremden"; vgl. griechisch in ähnhcher Verbindung rj ezeqov oiofia STtELqyf.o(.dau C. L Gr. n. 3882 i Add.; evBQOv Tcxw^a %r]d£vaai n. 3028; sehr oft bloss stsqov, auch mit dem simplex xi&EvaL z. b. eav de exeqov Tig d^fj n. 3270. Man könnte an ein part. pft. pass. ^movöta „der vertauschte" denken, verwandt mit der idg. wurzel meu , wozu gr. d/nevsiv, lat. movere, mütare gehören. Es wäre also die genaue Über- setzung yon Ant. 3, 3 etwa:

säeiäiteäde \ekä : mötö

oaxigx d^fj ßav €T€qov(?). Ebenso Myr. 6, 4:

säefijä teade : mötö tekä

ooTig d^fj €teQOv(?) av. Limy. 11, 2—3:

säe 'Q.tövüte : movötö :

olixiveg ugq)8Q0VGiv eTEQOv(?), denn -Ute ist 3 pl. ind. neben der 3 sg. a,ni-äte, wie sonst auf -a^e. Die ungefähre bedeutung von ta als Tid^evat wird ferner be- stätigt durch das bereits mehrmals erwähnte wbl. Substantiv Xfiata, acc. 'f^tatü oder ^tatö u. s. w. (im ganzen 11 12 mal), das in den bilinguen durch /tiv^/na wiedergegeben ist und „grab" bedeutet. Es ist offenbar zusammengesetzt aus 'Q,ta-ta und be- zeichnet einen ort, in den man etwas „hineinthut**. Das gr. hd^iq-Krj kommt zwar erst spät und in andrer bedeutung vor,

Lykische Studien. III. 273

aber es könnte sehr gut die betreffende bedeutung gehabt haben; s. svTid^ivai „ins grab legen"; d^tjur] ,,grab"; vgl, auch ccTto&^Krj „aufbewahrungsort" von üTtotid^ivai.

Lautlich dagegen kann lyk. ta, resp. te, dem idg. de, gr. ^jy, nicht gleich sein. Ursprüngliches (t wird anlautend im lyki- schen zu dd, inlautend zu d; s. die ml. Verwandtschaftsbezeich- nung ddäde Lim. 6, 2, etwa „oheim" oder „älterer bruder"

form der wurzele*?? t' ,,saT»gAn" denkt(?); vgl. noch gr. ^fio^ So gehört zu d^e „setzen, schatten, thun" wahrscheinlicn lyk. äsä-rfä-^wäva „nachkommenschaft" (s. ob.), worin das nominal- "Süiiffix -'Q.ne (vgl. vädrä-nne, p'Titrä^ne, tresnne) und das collective -va stecken. Beide beispiele zeigen zugleich, dass idg. e in der regel durch lyk. ä reflectiert wird; vgl. noch eiätroxlä = '/iy- tQO-KXrjg; päreklä = JlegiyiX^g (art. I, 138).

Dagegen entspricht nun anlautendes lyk. t, wie im arme- nischen, mehrfach einem idg. d, z. b. im zahlworte für 2 = lyk. tov-, to-y tb- (art. I, 149, nt. 1); auch mit Vorschlag eines ^ in yiareiäosäha = Jageiov (ebdt. 146). So könnte lyk. ta zur idg. Wurzel rfö^geben" gehören, wie arm. ta, wenn man annimmt, dass eine ähiilicKe begriffserweiterung stattgefunden hat, wie im lat. da-re, besonders in den compositen mit präpo- sitionen, wie in-dere, e-dere, ad-dere u. s. w. Wir werden unten finden, dass die wurzel auch im lykischen in mehreren Weiter- bildungen die grundbedeutung „geben" bewahrt hat. In der form te und t erkenne ich die tonlose tiefstufe = ind. dt und d; s. di-ti- „gäbe" neben b'dga-t-ti- aus Bdga-d-ti- ; lyk, wäre dann die nebentonige tiefstufe = arm. ta in tamU == lat. da- mus; s. gr. öd-vog; Aie Jiochstufa. lyk. ^ä> werden wir unten nachweisen ; s. arm JtamJ == ind. j^a-dämi\ ^r. / di-dcojut. ,\ lat.

i. BF;riar!%.^gr.i; S u! 27^ -^ ^ ''-'- v

dö-iijmij^jg\.

Nehmen wir jetzt die einzelnen formen vor, so hat: 1) fe-ade (getrübt teäde) oder t-ade die schwächste wur- zelform (te = ind. dt). Dem Zusammenhang nach kann es nur eine 3 sg. conjunctivi act. sein, und zwar wohl des präsens, denn die wurzel ta hat im lykischen, wie im armenischen und lateinischen, die reduplieation eingebüsst; ebenso z, b, stta „stellen". Die endung -äde aus -ati erinnert am meisten an

274 W. Deecke

den kelt.-ital. conj. mit ä, 3 sg. -ai aus -äti z. b. lat. in-dat, S-dat, ad-dat; auch tagat, venat u. s. w. Eine andere häufige, ähnliche conjunctivform ala-h-ade ist oben zufällig erwähnt worden.

2) t-ädö, verhält sich zu tade, wie pr'^navatö zu pri^navate. Es kann nur S sg. conj. med. sein, hat aber, abweichend vom griechischen, secundärendung, wie oft der indische conjunctiv. Demnach ist an allen 3 stellen (die Varianten sind irrelevant):

säeiä : laiatadö

oarig €v(Ti)d^rJTai, oder eig. sv(di)dtüTai.

3) tä-üte (tüte, töte) aus *tä-önte gr. didovoL aus *öl- d6-ovTi{?), ist 3 pl. präs. ind. act. Die häufige formel mä(e) oder mänä : 'Q,täj)e-tüte (mit Varianten 9— 10 mal) heisst also: „hier hinein-thun sie", wobei das „sie" die bedeutung von „man" hat und der indicativ energischer ausdruck für den imperativ ist. Das erstere gilt auch vom hypothetischen hrppe- tüte ^tekä „thun sie etwa hinzu". Als beispiel mag Ant. 4 gelten, soweit der Inhalt hier in betracht kommt:

ähöi^nä : xopo : mäte : prt^navatö : edama^zza : ohäreiäh : „dieses grab hier baute sich Edama/zza, des Ohärejä

tedäeme : hrppe/badk ähhe : tedäemä hrzze :

söhn, für IfrlM seine und söhne ins obere

pr'^nave : mäe : 'Qiapetüte edümaxzzü Ih grab hier hinein soll man thun denEdama/zza undpai säetfäte : hrppetüjte : tekä kbe : hrppe isahme \ fm(t»:', | wer etwas hiijzuthut etwa, was hinzu auciajeraÄndW) tr "* tekä mänä / tdbqete .... -j etwa, der i möge \ezahlen / Dass bei dem generellen sä4iä der plural des verbs steht, während nachher bei mänä der singular folgt, ist nicht allzu auffällig; vgl. z. b. den plural bei lat. quisque. Die Übersetzung von sämäe ist unsicher. Die obige stelle zeigt, dass tekä auch beim indicativ stehn kann, wie altgriechisch av und (auch abgesehn vom irrealis). Interessant ist das auch sonst vor- kommende relativ kbe aus *kve = idg. qö, qe, wie (ä)hbe aus *hve = svo, sve === idg. suö, sue.

4) tät^ aus ;*?a^:öj<ä,>= gr. * {€dc)öö-€zo ; s. im activ ididov = idi-So^e{i); e^ ist de^iiach"3 sg. praCind. med. Die ein- zige stelle ist X.

Lykische Studien. III. 275

säeiß '^tatätö

bang h{€xi)^Bxo, eig. h{edl)öoto.

Das Präteritum hat gewisserinassen conative bedeutung: „wer sich hineinzulegen versuchen sollte". Ist Ant. 2, 2 die lesung hrppe : tatn : tek[ä] richtig, so wird in tato eine abwei- chende contraction vorliegen , wie in prt^navatö neben prrjina- tätö (s. ob.), falls nicht ta-to zu theilen ist = gr. (iÖL)öo-TO.

5) tütö, auch tiito, aus * tä-öntö 3 plur. prät. ind. med. = gr. * {EdL)ö6-oviOy oder = tä-ntö = (söi)do-vTo ; s. 4. Es steht synonym mit dem vorigen, so dass nach einem generellen relativ der plural eintritt, wie in dem unter 3 gegebenen bei- spiel: also Kady. 3; X. 4, 7:

säe0 : TjiatiUö

ooTig (oiziveg) sv(€Tl)d-ovTo, eig. kv{sdi)dnvTO.

Wenn in dieser form, wie in '^tafätö, das augment zu fehlen scheint, so kann es in ,/

XitätütföJ X. 7, 2

ritäpefüto Myr. 4, 3 enthalten sein. Interpunction hat Lim. 11, 5:

kbe hrppebäeiä : tüto

„was .... zu diesen sie für sich thaten", wo die krasis in hrppe äbäeiä aufzulösen und letzteres dat. pl. ist. Ist Ant. 2, 2:

[säeijänä : hrppe : toto : tek[ä] richtig, so ist das o auch in die Stammsilbe eingedrungen.

6) ^wmK^der tünä ist 3 pl. prät. ind. act>si«i,.J^a-öm gr. *{kdt)do-ov^ oder == 7S-«T^= '*"(iyt) Jo»'(zr) , indem, dem durch das lykische auslautsgesetz bedingten abfall des t, das schliessende n einen kurzen nachhallvocal erhielt, dessen unbestimmte qualität der Wechsel von ä und ä anzeigt; vgl. die italienischen formen , wie aman-ö aus lat. amant, credön-o aus lat. credunt; goth. 3 pl. opt. -in-a aus -int. Annahme des augments ist überall zulässig: eine genaue deutung lässt die lückenhaftigkeit der stellen nicht zu.

7) Nicht sicher deutbar ist yiäpe-tan . . . X. 4. 6, aus dem gleichen gründe.

Fassen wir die resultate zusammen, so fanden wir folgende formen :

3 pl. präs. ind. a(^t. ^fa)'Ä*<=="'''^IJÜdoc

276 W. Deecke

3 pl. prät. ind. act. (ä)tün-ä = k(6l)doaav '3 sg. conj. act. t(e)ade = (di)S(D 3 prät. ind. med. (äjtätö = £(dl)doTO

3 pl. (äJtÜtÖ = 8{Öi)Ö0VT0

3 sg. coDJ. med. tadö == (öi)öu}Tat

Von den personalendungen, die hierin enthalten sind, haben wir drei schon in I gehabt, die 3 pl. präs. -Ute = idg. -Önti; die 3 sg. prät. med. -ätö = idg. -etö, und die 3 pl. derselben zeit -ütö idg. -öntö. Neu sind die drei anderen: 3 pl. prät. act. -ün-ä aus -on(t) 3 sg. conj. -äde -äti 3 med. -ädö ,, -äto (neben -ätäi). Unerklärt bleibt nur die Verschiebung oder erweichung des t zu d in den conjunctivischen formen; sie mag mit der länge des ä und dem accent zusammenhängen; vgl. jedoch auch osk. pütiad (putiiad), heriiad, fuid, deivaid u. s. w. neben tadait, faamat u. s. w.

Die ursprüngliche bedeutung der wurzel „geben" scheint endlich noch erhalten in der verbalform tasfej X. 6, 4 oder täse Lim. 17a, 1 u. 3; b, 1 u. 3; X. 3, 8; 4, 7; 7, 4, die nach dem Zusammenhang zu heissen scheint: „er soll geben" oder „er wird geben", entsprechend dem in griechischen texten vorkommenden „dwaei, ctTtodtoasi, artOTeiaei, ocpsiX'qoei^'^ u. s. w. oder imperativisch aTtodoTw, dnoteioaxio, o(psiXtTw u. s. w. Trotz des gr. dioow aber mit seinem wiederhergestellten s, möchte ich bei der lykischen form nicht an ein futurum von denken, da lyk. s zwischen vocalen, auch vor / (= ind. j), wie der genitiv sg. zeigt, regelmässig zu h ward; vgl. noch bactr. daonhä = ötoaa) ; vielmehr erinnere ich lieber an die erweiterte wurzelform idg. dök^, ind. dag, gr. dwx-, deren affi- cierter guttural (hier palatal) lykisch durch s wiedergegeben werden konnte; s. ob. = xa/, säe = qui, äsä = in-g. Nur mit grossem bedenken freilich setze ich tose = *tas-se, *tas-te als 3 sg. präs. ind. act. an, also mit anfügung der per- sonalendung ohne sogen, bindevocal, assimilation des t an das vorhergehende s und Vereinfachung des gerainierten lautes, da SS zwischen vocalen nicht sicher belegt ist. Für jene assimi- lation kann ich allerdings kein sonstiges beispiel anführen. In täse ist, wie oft, trübung eingetreten. Die bedeutung von tase, täse wäre also „er giebt'', im sinne von „er soll geben"; s. ob.

Lykische Stadien. III. 277

über taute, tüte. Diese ganze auffassung erhält vielleicht eine bestätigung durch Myra 5, 2 3:

mäe '^täpetas'^te onähe hbeftähe : äsjädä'^nävö

„hier hinein thun sie (d. i. sollen sie thun) seiner kinder nachkommenschaft" ; vgl. lyk.-gr. roTg rsuvoig Y.a.1 rfj £x rovtajv saof^evrj yeve^ oder toig i^ avTwv xarä yevog ioof-isvoig. Die übrigen wörter sind alle bekannt und besprochen; tas-i^te ist 3 pl. präs. ind. act. zu dem vorausgesetzten sg. *tas-te. Hier ist also das n der personalendung -nie = idg. -7iti nach einem consonanten als ^ erhalten; s. gr. eäai aus (e)s-'Q,ti.

Nicht zweifellos überliefert ist eine in ähnlichem sinne wie tase gebrauchte form taia Kady. 4, zumal Lim. 14, 6 (II, 90), wo Savelsberg auch [tajia ergänzt, eher [trejia zu lesen ist = tQitt. Schon er hat hier an die wurzel „geben" gedacht und bactr. 3 sg. opt. däjät verglichen (II, 14, nt. 1), wo aber das zweite ä == e ist.

3.

Eine weitere verbalform liefert die bil. von Lewisü in den gegenüberstehenden texten:

z. 3 : mäeiä tohäete ponama&d^e : aladahade : ada : 6.

z. 7: i^cSlea xal Ttaviokaa el'r] aotfp ttccvtcov. Freilich ist die entsprechung nur ganz allgemein: beide texte enthalten eine Strafandrohung für den Schänder des grabes, aber der griechische text eine Verwünschung, der lykische eine geldbusse, denn ada ist eine sehr häufige werthbezeich- nung, wahrscheinlich gleich der griechischen mine {(xva), und es folgt ihr das Zahlzeichen für 50; vgl. die in späteren gr.- lyk. inschriften nicht seltene, ungefähr gleichwerthige busse von 5000 drivöiQia z. b. C. I. Gr. n. 3384.

Ferner ist uns mäeiä schon bekannt als ovTog. Dann ist aladahade (nicht zu verwechseln mit der oben erwähnten ver- balform alahade) der dat. sg. eines femininums auf -a, wie lade; er kommt noch 8 mal vor, aber sonst stets in der form aladahale, 5 mal neben dem verb tase oder täse „er soll geben" (s. ob.). Die Verbindung Kady. 4—5:**"******»

mäläemä sä-i-aladahale, wo mäläemä dat. pl. masc. ist, wie tedäemä = TmvoLg (bil.

278 W. Deecke

V. Ant. 3), und „To7g yigovaiv'' heisst (art. I, p. 145), lässt für aladahala kaum eine andere bedeutung übrig, als di)(j.og\ s. in lyk.-gr. Inschriften „ol yiqovxBg oder yegaloL oder Ttqia- ßeig xoft o ö^juog"; auch 6 dfjfiog xal ri yeqovoia u. s. w. Nun ist ala eine präposition der bedeutung ovv ; dah ist ohne zweifei verwandt mit altpers. dah-ju-^ bactr. danhu- „provinz, land", ind. ddsjavas „die heidnischen völker"; vgl. noch das abge- leitete lykische adjectiv aladähüüüna, aladähüna „drjfj.öaiog^'^ u. 8. w. Das Suffix -ala aber findet sich in lykischen, kari- schen und andern kleinasiatischen Ortsnamen häufig wieder und ist ofi'enbar collectiver.^art, die „gemeinde" oder „das geschlecht" bezeichnend. Auch pohsi^ia^d-e ist keine verbalform , sondern , Ä ein Substantiv der "T)^euwHig"~,'JbttS§e% hier im prädicativen

^^ accus. (?) = „als busse". Ein locäliver casus auf -äde, das ziel

oder den zweck ausdrückend, also etwa = ,,zur busse", be- gegnet St. X. W. 64: ponümddäde (mit dd = ^^) und mit einem d Rhod. b, 6: ponämädäde. Von einem xjollectiv auf -eia (s. a<:/a^ia neben ada u. aa.) endlich siammt portsmd-e^SflP) Ant. 1, 8 „zur geaammtboasfil^js. gr. noivrjg t%v£v.a cM* Gr. n. 3797 d. % 7^ ^*^

y^\ \

So bleib1(^ ^oAa^ß}als verbum übrig, in der bedeutung „er möge zahlen", und^ies bestätigen die andern stellen, in denen es vorkommt: ich bemerke dabei, dass die deutung der nomina in denselben noch nicht überall sicher ist: mir scheint am wahrscheinlichsten :

etlähe = ed-vog miihüe = ßovXrj hovädre = svyevrjg (s. u.).

Myr. 4, 5 ff. : mänä etlähe tobäete trmmele hovädre trrmas mühiie

hovädre „der soll zahlen dem hochedlen tramelischen (d. i. lykischen;

8. art. T, 151) volke und und dem hochedlen

rathe". Das wort truuas vermag ich noch nicht zu deuten.

Ant. 4, 6 ff.: mänä : tohäete\muhüe hovädre etlähe : Inrimele : „der $oll zahlen dem hochedlen rathe und dem lykischen v61ke". /

Lykische Studien. III. 279

Ant. 2, 3:

mänä : etlähe tobäefte : tjr[7ii]mele : hovädfrej „der soll zahlen dem hochedlen lykischen volke". Lim. 4, 4 ff.:

mänä : mühüe : tohäete [hojvädre

„der soll zahlen dem rathe dem hochedlen".

Lim. 43, 2 ff.: tobäete : trnimlele etlähe J menfte . . . ad Ja „er soll zahlen dem lykischen volke als busse .... mine(n)". Nicht wahrscheinlich ist Savelsberg's ergänzung [tobjäete : zäonö Ant. 2, 6, da ebdt. z. 4 tekäete zäonö vorkommt. Sonst vergleiche man zu den obigen formein aus lyk.-gr. Inschriften: uivKiwv k'd'vog (oft); ^ ßovlr] xal 6 dij^og xal ^ yeqovaia C. I. Gr. n. 4315 n; rj ^gaziati] ßovlrj n. 4283; ») aefiroTCCTr] yeqovoia oder ol ysQovreg aBfxvoi u. s. w.

Neben tobäete nun findet sich einmal tobede in wesentlich gleicher bedeutung, Lira. 5, 3: sävä : tobede : adfaeijö xba „und er selbst (?) möge geben minensumme 6".

Ebenso finden sich in gleicher bedeutung neben einander: ttläete Lim. 5, 2 3 un(n!????#p^4mal) „ei*""«©!!." oder „m^ft^ zaWQn", eig. „darwägen"; s. gr. tXä-, i^aXavtov, Wil^, ^'^^ _^^»i?M?''" Wegen des d nun sind Tobede, iüede wohl"'3 sg. conj. act./wie tade, ala-hade; tobäete, ttläete aber sind 3 sg. opt.

tact.: vgl. homäzäete (4mal) „er soll an die gemeinde (ko/im = gr. >tÖ»i«<£, äolu**'«^*«) zahlen" neben der 3 sg. m^. ^omazate Sur. 6. Die primärendung ist in den optativ übertragen , ^ wi; in griechisch -oiixt,, -ai/nL u. s. w. Da nun ein femin „gäbe" vorkommt, in den casus:

i^ ^ tobä St. X. 0. 19

tobähe (gen. pl.) ebdt. 56 tobäde (locat.) ebdt. N. 61—62, so ist wohl ein denominatives verb tobaiö- anzusetzen, wie |)r^- navaiö- von pr^inava, und es ist tobede = *fobe-äde, *tobäi-äde, mit schwächster themaform vor -öde, wie t(e)-äde, aber, wie es scheint, mit äi, da nur dies e giebt (s. ob.); vgl. umbr. portai- a(t), kurai-a(t), vielleicht lat. amet = *amai-at. Femer ist tobäete = *-tobaxä-ete = *toba0-iti, während in gr. tiftq. ^ Tifiaio-i{t) das o an die stelle von 6 getreten ist; denn ur-

280 W. Deecke

sprünglich trat im optativ wohl derselbe Wechsel des sogen, bindevocals ein, wie im indicativ und eigentlichen conjunctiv. Nach dem vorbilde der denominativen contracta entstand dann auch ttlede aus *ttläi-äde, ttläete aus *ttlaiä-ete; s. gr. 3 sg. präs. iW^, 3 sg. impf, 'iatä, von Tarrj/ni.

Hiernach ist der lyk. text von Lewisü 3: mäetä tohäete ponama&d^e : aladahade : ada : a. wörtlich zu übersetzen: „dieser möge geben (als) busse der gemeinde minen 50".

Das verzeichniss der lyk. verbalendungen hat sich also wieder um folgende 2 bereichert:

3 sg. conj. act. -ed^ aus -äi-äde == -äi-äti 3 opt. -äete -aiä-ele = -ave-iU. Zum indic. pry,navate ist also als conj. anzusetzen ^pv^navede, als opt. * pri^naväete.

Das nomen toba „gäbe" endlich scheint aus *tova, *toua verhärtet zu sein; s. (äjhbe aus * hve, *sue; kbe aus *kve, *kue; t(o)h-, tov- aus duv-, duu- 2. So erhalten wir eine verbal- wurzel tou idg. döu, schwach du, vor vocalen aHu, Variante von (f^g'o^n"; vgl. kygjv-gr. dvf-cii^i in meiner Smlg? n. 60, 6; umhr. pf^r»-iu^-, späterp?<r-^??i^ „darlBl*mgßn''; lat._^^>ag4^neBNL

iF^e^mm-mrviicX^f^T^rrt^ s. Curt. gT^

etymu*, p. 236, Wir haben also im lykischen alle 3 wurzel- formen :

lyk. = idg.

täs = döJc

tob = dou.

4. Eine verbalform endlich muss der letzte satz des lykischen textes der bilinguis von Antiph. 3, z. 4 enthalten: mänä uastto : üne : ulahe : äbetähe : vädre : vähijiäze. Der griech. text enthält z. 6 die Verwünschung: rj uir]Ttd avTOV «7rtrp/i/;[«t ?], und etwas ähnliches bedeutet sicherlich der lyk. text, wenn auch der name der Leto darin fehlt. Bekannt ist mänä „ovrog^'; ulahe äbexähe, das 6 mal vorkommt, ist, wie schon oben erwähnt, gen. pl. von ula übe „nachkomme sein"; er steht meist, wie hier, nach der präposition üne oder öne ,,mit", so dass:

Lykische studien. III. 281

iine : t^lahe : äbe0he übersetzt werden kann:

lutä xiüv eyiyövtüv twv kavTOv (eig. ktov). Es folgt ein zweites, durch ,,>ca/" angeknüpftes subject: vädre : vähyiäze. Darin ist vädre das Substantiv = %6 yivos; s. die ableitungen ho-vädre ,,€t;yfi>'jfg", vädrä-'^ne „yfiyvaZog", beide oben erwähnt; vafi-ißaze isf^eFKüikon einer stadt väh'^itä deren name auf einer münze neben dem fürstennamen xäreiM erhalten ist; s. Six 14, n. 132. Die endung -i^tä würde grie- chisch durch -Lvda{i) oder -fi»'da(t) wiedergegeben werden; 8. kar. '-^Aty^a, lUyivda; lyk. TQeßivöai, auch TrjXevdoQ u. s.w. Ge. Meyer Kar. p. 179. Es heisst also: vädre väh'^täze „und (sein) geschlecht aus Vähntä". Danach muss uastto das verb sein, und zwar im sinne von ertLTQißso^oi; s. in der bilinguis von Lewisü: e^ioXsa y.ai navioXsa siiq aoTi^ tkxvtojv. Als 3 sg. imperativi kann uastto aber nur activ sein, so dass -tö = ind. -tu, bactr. -tu ist, denn lyk. o steht idg. ü am nächsten (s. ob.). Die einzige sonst erhaltene form des ver- bums: uasttä St. X. S. 42 zeigt die gleiche anfügung der per- sonalendung ohne sogen, bindevocal. Da die Verdopplung des t nach s rein phonetisch ist, erhalten wir als wurzel uas oder, wenn das s nur durch das folgende t geschützt worden ist, uah = ind. gas, idg. gUas „erlöschen, erschöpft sein, ausgehn"; vgl. noch lat. vas-tus, deutsch „wüst". Der ganze lyk. text also lautet:

„dieser erlösche mit seinen nachkommen und (sein) geschlecht aus Vähntä". Da sich im gr. texte der Stifter des grabes ausdrücklich ^AvTLg)€lliTi]g nennt, so liegt es nahe, zu vermuthen, dass vähy,tä eben der lykische name von 'AvTl(psllog war, und so könnte man auch übersetzen „und (sein) geschlecht in Vähntä" oder „in Antiphellos". Dies wird bestätigt durch eine neue mir von Six mitgetheilte münze mit der Inschrift vahi^täzö; s. II, p. 338 (vaJi'^tä = I^vti-?). Die Römer nennen die stadt auch Habessus, was freilich wieder abweicht.

Die neue verbalendung, die wir gewonnen haben, ist: 3 sg. imper. act. -tÖ = idg. -tu.

282 W. Deecke

5.

Im dekret des Pixodaros ist im gr. text nur ein verbum erhalten, k'dwKav im anfang von z. 1; das xa«»' im anfang von z. 6 ist schon wegen des xa kaum als ... ^ev zu deuten , da die inschrift sonst ^ hat. Das dem edioxev in der Stellung entsprechende erste vport des lyk. textes äy^tiö oder . . ä^nö ist sicher kein verb, sondern wahrscheinlich acc. sg. eines pro- nomens, vielleicht [ähjä'^nö = „tüvttjv" ; das dazu gehörende Substantiv und das dem edwKev entsprechende verb sind dann am schluss von z. 1 verloren; s. Savelsberg I, 60 ff.

In z. 2 3 ist die construction in den beiden texten eine verschiedene: im gr. text sind reste von dativen pl. dreier ethnika erhalten:

[Sa]vd-io{_ig] TAwtf[a]tg x[at nivaQ]io[ig] ;

im lyk. text stehn statt dessen die nominative sg. der städte- namen :

arxina tlava p'^fnaraj, denn avQ^na, "Aqva war der lyk. name von Xanthos; s. art. I, 136. Z. 3 enthält dann das dazu gehörige verb xada'üüt[e] 3 pl. ind. act., wie * pri;inavüte ; und wie dies auf ein nomen pry^na zurückgeht, so findet sich neben jenem: x^^de Sur. 6.

Ein verb, und zwar 3 sg. prs. ind. act. ist auch äsäte in z. 4; s. St. X. W. 45 äsäte und Lim. 43, 2:

sänätäsäte sänä te äsäte „ootis Tt mipigei^^; im plural Rhod. b, 5:

sönä : täsöte = söna : te äsöte „oinvig tl sy.g)eQOvaL".

Im folgenden stelle ich die gefundenen verbalformen zusammen: die nicht sicher deutbaren sind eingeklammert, die in den bilinguen vorkommenden durch den druck hervorge- hoben; die römischen zahlen bezeichnen die muthmassliche conjugationsclasse nach indischem System:

Activ:

Indicativ:

Prs. 3 sg. I. (äsäte); (oväte) IL tase, täse X. pr^navate; komazate; (sijimcUe)?

Lykische Studien. III. 283

3 pl. I. (äsöte); (ovöte) und (ovüte) taute, tüte, töte II. tas'^te X. (xadavüte) Impf, 3 pl. I. (ä)tün-ä und (ä)tün-a Conjunctiv 3 sg. I. teade, teäde, tade; alahade X. tobede; ttlede Optativ 3 sg. X. tobäete; tfläete; kotnäzäete Imperativ 3 sg. II. uastto

Medinm :

Indicativ:

Prs. 3 sg. I. (tävätä) IL uasttä X. pry.navatä 3 pl I. (tävötä) X. (s7ji'mötä) Impf. 3 sg. I. (ä)tätö, fä)tatö(?) X. (ä)pri^navatö 3 pl. I. (äjtütö, (ä)tüto, (ä)toto(?) X. (ä)pri(j^navütö Conjunctiv 3 sg. I. tadö

Part. pft. pass.:

-na: x^«a; prij,na -ta: %yia

movöfa, möta.

Diese formen kommen von 16 verbal stammen verschie- dener art, die, mit weglassung der classencharactere, sich etwa folgendermassen ansetzen lassen:

1) (= idg. </ö „geben"); (? = idg. sS „werfen"?); hierzu die gelegentlich erwähnten : «stö (p= idg.j^f^sS gen"); %iä (-- idg. d'e /fetzen"); ^^1^ (= ic

2) öv- (= idg. öu „nehmen"?); möv- (= idg. meu „wach-

sein"); täv-

3) äs-(?J

4) jf«^= idg.^^^gj^p^atfgen"); p^r (? = idg, per „schütten, x-^^^rüUen"?); ?fä^(= idg. (ßäs „erlöschen")

5) Jos {= idg. dök^ „geben")

284 W. Deecke

i/zu log. tel „\^ii^en"); iook (zu idg. dou „gisben");

STTima- X ^^'"^ V\ \

7) pv^navä- „bauen"; xac?ayä-;\Ä;<)^Ma^ä- „in die gemeinde- casse zahlen". '-^ ^r***»*..^

Was die formen selbst betrifft, so constatierten wir:

1) 2 genera verbi: das activ, theils transitiv, theils neutral (wa/?_^ , und das medium, beide in der bedeutung dem indischen und griechischen genau entsprechend.

2) 4 modi: indicativ (act. u. med); conjunctiv (act. u. med.); optativ (act.) und imperativ (act). Der gebrauch stimmt wieder wesentlich zu dem der verwandten sprachen, besonders zum griechischen. Der conjunctiv steht theils in hypothetischen, meist relativen, Vordersätzen, gewöhnlich mit tekä (== av), und wechselt hier mit dem indicativ, theils (ohne tekä) in befehlenden oder wünschenden nachsätzen, wo er mit dem optativ und imperativ wechselt. Im directen befehlssatze steht der indicativ; vgl. den deutschen gebrauch.

3) 2 tempora: das präsens und das einförmige aug- mentpräteritum oder imperfectum, das aber, wie im ari- schen, auch narrative bedeutung hat; doch mögen manche formen auch als aoristformen aufzufassen sein.

4) 3 conjugationsclassen: I. mit sogen, bindevocal: öj ä, = idg. o, e, ; II. ohne bindevocal ; X. denominative contracta auf i mit bindevocal: iö, {ä, i = idg. io, ie, i. Einige verbalthemata zeigen ablaut z. b. tä, tä, te oder t = idg. dö, gr. da-, do-, ind. dt oder d.

5) an personen 3 sg. u. 3 pL, und zwar: primären dun gen:

act. 3 sg. -te; 3 pl. -(n)te, i^e med. ,, -tä; -(n)tä secundärendungen:

act. 3 sg. -(t); 3 pl. -n(t)-ä med. -tö; -(njtö, igtö imperativen düngen: act. 3 sg. -to. Der conjunctiv hat als charactervocal ä, wonach das t in d erweicht wird.

Der optativ hat im sg. als charactervocal S, aus « ent- standen.

Lykische Studien. III. 285

In die 3 sg. conj. med. ist die secimdärendung einge- drungen -ä-dö (statt -ä-tä), in die 3 sg. opt. act. der X. classe die primärendung: -ete (st. -it).

6) das part. pft. pass. in beiden bildungen auf ^wa und -ta = idg. -no und -to.

7) coraposita mit den präpositionen oder adverbial- partikeln :

'^(?), nta oder 'Qiäj i}tä(e)pe; s. lat. in-, indü- hre, hrpp(a)e; s. gr. tiqo, rtgog ^ä, äsäpe; s. gr. gx, e^ olit; s. d^t^sch „all-"fS^d. al^n^?).

Üass die erlangten resultate richtig sind, aber auch andere conjugationsclasseu und bildungen vorkommen, mag die folgende Zusammenstellung muthmasslicher lykischer verbalformen zeigen, wobei ich weniger sichere mit einem fragezeichen versehe: 3 sg. prs. ind. act. jmi^ „elS^llt'W' St. X. N. 5; 7; 9; s. sftüte

slate St. X?1sr. M{Slat[eJ Ant. 1, 5

mlate St. X. W. 48; 51; mlatfej ebdt. 14

hbate Lim. 8, 2

trhh-ala-hate Lim. 8, 2

ökä-pate „Ey,(prjai", „edicit" Lim. 14, 2; Myr. 4, 2

hü-xuate Sur. 4

zazaie St. X. N. 35; W. 32 pahrate St. X. S. 46; vgl. ind. p)ihati pohrate St. X. N. 62 xexhate St, X. N. 36

asate? Ant. 1, 8; s. asäte, äsöte

penafe St. X. N. 37

smmate Sur. 7; X. 4, 4; s. ob,

sümate St, X. S. 48

slümate St. X. N. 41 (s. 44)

movate St. X. N. 56; s. movötö (mötö)

pri^navate s. ob,

komazate Sur. 6; s. ob.

mrsxxate St. X. W, 24

Boitrilgp z. Icunde d. indg. sprnchen. XIII, 20

286 W. Deecke

ätreiadate{?) Ant. 1, 3; s. treia == lat. „tria" X. 8, 2.

^näte Lim. 8, 2 *

asäte St. X. 0. 37

äsäte s. ob.

oväte St. X. N. 39; W. 7; om^/^e/ Lim. 32, 2; s. owYe

hre-i-är-oväte Lim. 9, 2

uan-oväte Lim. 12, 3 kenlätfej? Ant. 1, 7 ^oÄ;ä^e St. X. N. 47 ^owYe Myr. 4, 4; s. tovätä u. s. w. ^oe;ä^e? St. X. N. 9—10 säiäte St. X. 0. 42 peißte St. X. W. 37; s. peheiäte pebeißte „er bestimmt" Rhod. a 3; a 5; St. X. 0.44 (s. pehe

St. X. N. 43); vgl. pabrate noneßte St. X. W. 65; s. nonete tetbäte Ant. 1, 2; s. %e%bate

tätbäte St. X. W. 33; s. zazate

zete St. X. W. 47 (s. W. 8) pzzete St. X. N. 42; W. 16 ä..prete? St. X. N. 14 zbaletfej St. X. W. 20 koprete St. X. N. 48 zruuete St. X. N. 45 ätruueffej? St. X. W. 1 trbbönete? St. X. W. 64 nonete St. X. W. 59; s. noneiäte kekekete Ant. 1, 5

'Q.tä-xoltte Sur. 5 tostte{^) St. X. W. 21 säclätte(?) Lim. 13, 6

tosß; ifäse; 8. ob.

3 pl. prs. ind. act.

'i^täpe-tas'^te s. ob.

uüxfte{^) Lim. 42,^5; Myr. 5, 4; 6, 5; Rhd. b, 5

gm?fH^siel^l>fa»M^au1*VSt. X. 0. 35; s. sttate

^fej^le>fehfa»^^>Sgt. X. 0. 35; Uüte^. X. S. 44; 8. Mate pddüfe{?) St. X. N. 5

Lykische Studien. III. 287

taufe, tüte, töte s. ob. yta-küte Sur. 2; s. trbb-ala-hate paUüte Myr. 5, 5; s. pahrate kexrüte Ant. 1, 7

äsöYe s. ob.

ovöte, ovüte s. ob.; '^tövüfe = '^tä-ovüte Lira. 11, 2 Icmmöte (?) St. X. W. 64 mloxxüte St. X. W. 61 uälönöte Ant. 1, 8 fmpävöte St. X. N. 59; W. 57 xadavütfej s. ob. 3 sg. conj. act. teade, teäde, tade s. ob.

ala-hade Lim. 14, 3; 36, 2; Ant. 2, 2 „avyxsr]"; s. ala-hate, '^tä-hüte

ala-hade-te (== rt) Ant. 4, 7; Lim. 4, 4 hre-ala-hade-te Lim. 13, 5 (contrahiert hre-alade-te) hrebäovälahadete == hre-äbä-ovä-cda-hade-te Lim. 2 8, ^/ä ; Are ala-hade Lim. 5, 2 [ovälajhade = ovä-ala-Jiade ? Lim. 14, 3 4. äre-dade Ant. 2, 5

Xttbade? Rhod. b 2 (neben ^eÄ;ä); s. aber St. X. 0. 10 äpv.-fesäde Ant. 2, 6 io6ec?e s. ob. tüede s. ob. 3 sg. opt. act. tobäete s. ob. ttläete s. ob.

komäzäefe s. ob. u. vgl. komazate monaete? Myr. 6, 3; s. monäeta St. X. 0. 20 3 pl. impf. act. (ä)tünä, tüna s. ob. tabüna St. X. S. 47

täbüna St. X. S. 50; s. tähätä ävönä St. X. W. 20; s. avatä 3 sg. prs. ind. med. präfä St. X. N. 52 uasttä St. X. S. 42 asffä St. X. 0. 50

20*

288 W. Deecke

sä-i-ästtä St. X. 0. 2 päräp'^n-ästtä St. X. W. 51

resttä Sur. 3

Xesttä St. X. S. 24; 27; s. x^^stte

avatä St. X. N. 49; s. ävönä

mavatä St. X. N. 46

pr'i^navatä s. ob.

täbäiä Lim. 16 b, 3; St. X. S. 39; 43; s. tabüna

tävätä St. X. W. 10; s. ob. u. tävötä

tovätä? St. X. S. 14; 15; s. toväte, tövätö

ömovätä Ant. 1, 2

odretä? Ant. 1, 3 3 pl. prs. ind. med.

smmötä St. X. W. 60; s. ob. u. smmate

tävötä St. X. S. 48; s. ob. u. tävätä

äsbötä? St. X. N. 10

ovälütä St. X. W. 55

zxxütä'^ St. X. N. 3 3 sg. conj. med.

yiadö, '^tatadö s. ob.

äp'Q,podö Kyan. 1, 5 ; s. äp'Q. : poy.tö 3 sg. impf. ind. med.

(äjpry.navatö s. ob.

Xrbblatü St. X. N. 63

zbäiö St. X. S. 28; 8. hbate

i^ta-tätö s. ob.

(ä)töväiö St. X. 0. 51 ; s. toväte, tovätä (ä)toväto'^ Myr. 4, 4

tMätö"^ St. X. S. 49

(o)otätö St. X. N. 57

(äjpeiätö „er bestimmte" 7 mal; s. pebeiäte, peiölö

ähätö? Lim. 43, 1 3 pl. impf. ind. med.

(ä)pry,naimtö s. ob.

y.tä-tütö, hrppe-tüto u. s. w., s. ob.

y.tä-vütü Rhod. a 4; s. t^tövüte

obohütö St. X. N. 4

(äjpexötö Ant. 4, 2 (s. peiätö) „sie bestimmten"

üpy.-pot^tü Lira. 17 b, 2; s. iip^-podö

Lykische studieii. III. 289

3 8g. imper. aci uasito s. ob.

part. pft. pass. pry,na s. ob. X^wa s. ob. XQ-ta 8. ob.

kähe-x'^/a St. X. N. 13 oha-zata „goldgeschlagen" (münzname) Rhod. b, 7 u. 11;

Sur. 5; St. X. 0. 45 rnima-zata „silbergeschlagen" (desgl.) Lim. 36, 4 ortto St. X. W. 50

orio St. X. W. 12; s. 24 u. 63

rito Lim. 36, 2

h-ortio- X. 3, 3; s. art. I, 149. movötö, mötö (acc.) s. ob. ^^steqov"' peiato (acc.) Ant. 4, 2 „bestimmt"; s. peidiö zadato? Lim. 36, 4

Buchsweiler. W. Deecke.

Avestä cinvat-ustänem.

Darmesteter (E. J. 2, 145) ist in der erklärung von ein in Verbindung mit ustäna zur traditionellen Übersetzung zurück- gekehrt. Die einheimische tradition ist mit ihrer Übersetzung von cinanh durch kämak im recht, die „tradition in Europa" aber ist wiederum zu befangen in den worten. Richtig, nicht wie bei Darmesteter, konstruiert müssen in Y. 12, 3 die asto und uMänahe cinmdni zu den verpönten dingen gehören; die liebe zum leben passt also nicht, ein bedeutet nicht „lieben" sondern begehren i), trachten nach, asto ,ustdnohyä cinman ist das ,,trachten nach leib und leben", ustänö-cinahya Yt. 19, 48 „weil ihm nach dem leben getrachtet wurde, bei der bedrohung seines lebens", eine adverbialbildung mit ya oder loc. 8g. von cinanh, wie aipya von ap. Endlich sind Vd. 18, 5 die Worte y6 saete haurväm tarasca khSapanem ayazemnö

^) So in shaetocinanh u. a. w. Vd. 4, 44. '^) Cf. astvantem ustdnem „das mit einem knochengerüst (= leib) versehene leben" (seele). Ueber das thema ast vgl. Euhn's zt. 25, 585 und Bartholomae, Ar. f. 2, 112.

290 K. Geldner Avestä cinvat-ustänem.

asrdvayo amaro everezyo asikhso asacayo jayäi cinvat-ustänem zu übersetzen: „wer die ganze nacht über faulenzt ohne zu opfern ohne zu beten ohne zu repetieren, ohne (das gelernte) anzu- wenden, ohne zu lernen ohne zu lesen, um den, der ihm nach dem leben trachtet (den Bösen) zu besiegen " jayäi zu jayaM, skr. jaya wie Justi. cinvat-ustdna ist ein compositum wie vidadvasu und synon. von ahumerenc-. Vd. 18, 5 6 ist das parsische: wachet und betet, dass ihr nicht in anfechtung fallet.

K. Geldner.

Syntaktische bemerkungen.

1. Dass sich adverbielle accusative wie xomov xov tqotvov, i/iirjv x^Qiv u. (\g\. ausser im Avesta (Hübschmann Casuslehre s. 202) auch im Althochdeutschen finden, scheint mir noch nicht ausgesprochen zu sein. Ich gebe deshalb für diese con- struction folgende belege: the min an will an imo ce scadhen werdhen „die ihm nach meinem willen zu schaden ge- reichen können" Müllen hoff und Scherer Denkm.» no. LXVII 20, min an uuillun fruma frummenti „nach meinem willen den vorteil befördernd" das. no. LXVIII 2 (vgl. s. 542), umha alla die dieder cheinnin wisun vonna m,ir giwirsirit ... wurfin ... welche auf irgend eine weise von mir geärgert sind" das.no. LXXXIII 58. Ueber die stelle RV. 1 32, 8: naddm bhinndm amuya gäyänam mdno rühänä dti yanty apah, an welcher mdnas adverbiell gebraucht zu sein scheint, vgl. Pischel ZDMG. XXXV 717.

2. Jacob Grimm lehrt Gram. IV 383: „Der vocativ [also] erträgt keinen artikel, und wo er ihn in jüngeren sprachen annimmt, da liegt eine Vertretung der zweiten person durch die dritte zum gründe". Im gegensatz hierzu nehme ich an, dass die Verbindung des vokativs mit dem artikel, bez. einem pronomen demonstr. uralt und sogar uralte regel ist, und dass das gesetz, nach welchem ein mit einem vokativ ver- bundenes adjektiv im Germanischen in der schwachen, in den lituslavischen sprachen in der definiten form erscheint vgl. got. laisari piu^eiga „guter lehrer!", ahd. druhtln guato ,,guter herr!", lit. miftrai gera/is „guter meister!", lett.

A. Bezzenbergor Syntaktische bemerkungen. 291

tniiä mäsa „liebe Schwester!'*, ksl. dohryj rahe „guter knecht!" nur eine folge jener regel ist. In den veden ist jene Verbindung bekanntlich überaus häufig, vgl. z. b. no vrsann amüm aar um . .. dpa vrdhi „o unser gewaltiger! decke auf jenen topf" RV. I 7, 6, nah pävaka dldivö 'gne devdn iha vaha „o unser leuchtender reiniger! Agni! bring die götter her" das. 12, 10, und solchen stellen tritt an. konan „0 weib!" oder hundarnir „hunde!" (Cleasby-Vigfusson unter hinn), sowie laisari ßiußelga u. s. w. unmittelbar zur Seite. Die syntaktische gleichwertigkeit des letzteren und der angeführten vedischen Wendungen wird vollends klar, wenn man die alt- und mittelhochdeutschen fälle berücksichtigt, in welchen zu einem vokativischen schwachen adjektiv pleonastisch der artikel hinzugefügt ist: „cur sedes'' infit „Otdo ther unsar keisar guodo?" ,,Otto! unser guter kaiser!" (Müllen ho ff und Scherer a. o. no. XVIII 6), druhtin min ther guato „mein guter herr!" (Erdmann Syntax Otfrids II 60), der bezziste got „piissime deus!" (Grimm a. o. s. 561).

Dass von den hier behandelten ausdrücken griech. c3 dv- ÖQ€g Ol TtaqövTeg (Krüger Griech. sprachl. I 2 s. 14, II 2 s. 7) nicht verschieden ist, liegt auf der band; ebenso ihre verwantschaft mit ved. sd tvdm, tdm tvä u. dgl.

Ä. ßezzenberger.

Indogermanisch ger.

I. ger schwingen. Wie brütus schwerfällig, brütum pondus, lett. grüts, ßctqvg, ßgid^io etc. zu lit.-lett. grü- stürzen, lat. con- in-gruo (Fick o. 2, 188), so verhält sich Tänd. br. 8, 5, 2 purogurur vajrah, II v. 8, 47, 7 tgdjo gurü, 1, 147, 4 mdntro guruh (der auf jmd. geworfene fluch) zu Ts. 2, 6, 2, 6 väj'ram apagurya (den V. zückend), Rv. 5, 32, 6 (indro vrtrdmj uccair^) apa- gurya 3) jaghäna , Ts. 4, 5, 9, 2 apagurdmänäya (sich werfend

^) 2, 30, 5 dva ksipa divö dfmänam ucca, 10, 68, 4 avaksipänn arkd ulkäm iva dyöh, Megh. 64 uccair viksip-; qv. Agr. 9, 7, 9. 10 scb. ut- ksipya apa-, avagurayann iva. Vgl. Mbh. 7, 4028 paktim dorbhyäm äyamya (ausholend) ciksepa. *) Die entwicklung von „schlingen" aus

292 W. Neisser

auf , auslegend mit der waffe) ca ahJiighnate ca (rudraya), Ts. 2, 6, 10, 2 yo apaguratai, nihdmit; brähmanäya nd dpa gureta, ni hanyät. Manu 4, 169. 11, 206. 208.

Ehe man die waife entsendet, schwingt man sie wohl hoch ; 80 kann nd gur statt apa gur vaj'ram stehen. Das können wir reconstruiren , wenn wir die glosse ugra = udgürna (Säy. zu 10, 109, 1) benützend 1, 152, 2 zu (väjro) hanti : udgürnak subintelligiren. So udgtir- Vs. 16, 46 für apagur- Ts. 4, 5, 9, 2 (s. 0.); udgur- vom angriff Yäjfi. 2, 215 wie oben apa-, avagur-; udgur d. arm^ stock etc. schwingen öfter. Comm. (z. b. Mahidh. zu Vs. 11, 77) erläutern durch ud yam.

Die identität von gur schwingen, spec. auch herab - schwingen mit ßdlXta^) ergibt sich von selbst. Interessant ist die Übereinstimmung von z/ 16 cpilorrjTa ^sz a/ng)OTSQOiaL ßäliofiev, avfißolov vertrag, avjiißdllsad^ai (absol. oder ti, z. b. ^€viav) vertrag seh Hessen mit scr. samgard vertrag, 4, 25, 7 nd panlnä sakhydm indrah sdmgrnlte, 9, 86, 16 säkhä säkhyur nd prd minäti sarhgiram , 10, 89, 9 (amiträh) prä minanti samgirah. Vgl. noch Av. 6, 71, 3. 119, 1 (PW.) adäsyan (ohne geben zu wollen) sdrhgrnämi; class. samgirate. Ich vermute, dass samgir „handschlag" bedeutete, * sämgirati (= sdrhsrjati) „die bände, viell. auch die Unterpfänder ver- einigen". — In formeller hinsieht bemerke ich, dass nur ein praes. doqioiov wie *girä ^) den moment des handschlags characterisiren konnte, nicht grnä. Nachdem samgir zum durch handschlag geschlossenen vertrag geworden, war es ^frriä „gut- heissen" begrifflich nahe und nahm dessen form an.

Da udyam vom erheben der stimme gebraucht wird, 8, 101, 7. 9, 103, 1, so ist udgur in demselben sinn vorauszusetzen. Statt seiner ist das simplex zu belegen, denn gürtdvacas 10, 61, 1.2 scheint ganz == udyatavacas zu sein, vgl. auch 1, 173, 2 prd gürta mandm und Av. 5, 20, 4 vdcam a gurasva, 5 vdcam prd-

,, herabstürzen" wird durch 5, 29, 4 illustrirt: jigartim dpajarguränah „den schlinger in den Schlund stürzend" (neben han, wie in allen ob. beisp.). Vgl. auch 10, 108, \ jägurir ddhvä der tief abstürzende weg zu den pani; 5, 40, 7 ni gärtt werfe nieder, nijür vfkasya u. a.

*) Das med. des udgur synonymen udyam ist = dvaßaXXofjcti sus- cipio (werfe mir auf die schulter). *) *girä ßaU neben gurd

„schwingen" wie gird „schlingen" neben gur dass.

Indogermanisch ger. 293

yatäm. (jur „tönen" scheint also mit yur „schwingen" identisch. Auch wird das siraplex yam in bezug auf schall gebraucht, PW. 8): 7, 23, 2 ayämi ghösah, auch 7, 64, 5 stömah. Das hieraus unmittelbar zu folgernde * agäri ghösah schlägt die brücke zu jarä (ruf), gir, y^Qvg etc.

Also ger tönen, reden ist mit ger schwingen identisch. \

Nun bedeuten sämratliche zu jener wurzel gehörenden worte auch „ehren" (PW. , Fick); teils in worten ehren, teils prak- tisch durch gaben etc. Dass letzteres kein secundärer begriff ist ihn enthält auch guru wem ehre gebührt versteht sich von selbst. Ist nun ehren mit sprechen im letzten gründe identisch, keines von beiden aber die quelle des anderen, so folgt, dass beide selbständig aus gemeinsamem boden er- standen. Grundbedeutung von sprechen war ,, schwingen"; folglich niuss dies auch die grundbedeutung von „erhöhen" sein, auf welches letztere, wie Grassmann (1. gir) erkannte, „ehren" zurückgeht, (/«/.r?* hochgeehrt also hiess einst „empor- geschwungen". Dies ist nicht überraschend; denn auch in gurü tief ist die vox media „schwingen" in einer bestimmten rich- tung specialisirt.

Die folgenden belege beweisen 1) dass ein nicht aus „sprechen" abgeleitetes ger „ehren" im Skr. existirt, 2) dass der begriff „rühmen" auf ,, sprechen" ebenso wenig wie auf „ehren" einseitig zurück zu führen ist, dass an ihm beide be- deutungen gleichen anteil haben. ger erhöhen. A. ehren.

Rv. 7, 67, 10 uns schaffet kostbarkeiten , und ehre (so auch Ludw.) den vornehmen herren^), 6, 12, 4 mit opfern ward Agni, wie ein vater, geehrt*) (Ludw. Gr.); gurü wem ehre gebührt, vater, mutter etc. (ausser dem letzten beispiele vgl. 10, 23, 5 piteva neben grnlmasij ferner nadyäh 1, 158, 5 mätrtamähj 10, 95, 7 svdgürtäk; lit. mamuzele garbuzele); 1, 186, 3 arigüridh süHh (von menschen auf den gott übertragen

») 5, 86, 6 sürisu crävo hrhät (8, 13, 12. 7, 81, 6. 7, 34, 18; auch 9, 98, 8), rayirh grnütsu. 9, 84, 1 V)ittet der sänger erst um eigenes glück, dann dass den himmlischen sQri's ehre erwiesen werde: (soma) grmhi daivyam Jdnani, ') Der accent von järayd- erklärt sich daraus, dass es für j'aräyd- steht, wie pävakä inr paväka. *jaräyd : grnä = a^äyä : acnä.

294 W. Neisser

vgl. jaratam süri'n des ersten beisp. sowie das yegag der dgi- atfjeg), 1, 61, 9 svardl indro (v. 3 süris) däma ä vigvdgürtah (von jedem geehrt), so 8, 70, 3 und 1, 180, 2 vigvagürti (aller ehren teilhaft, agvinau); 1, 140, 13. 10, 95, 7 svdgürtäh (vgl. 7, 85, 3 svdyagasa opak), sindhavah, nadydh. gürta in ehren stehend, gratus: isas 1, 167, 1, Qarddas 4, 19, 8 (cf, suprksas

7, 37, 7) 1), gürtavasu, rddhogürta u. ähnl.

1, 54, 7 abhi grnäti (sürir) ukfhä radhasa, so 1, 100, 17 2). 10, 7, 2 2) (cf. 5, 27, 3), von göttern») 2, 9, 4 2). 1, 48, 14.

8, 81, 5; ohne rädhasa, v. göttern, 1, 15, 3. 140, 13. 3, 6, 10. 10, 5, 6; 5, 41, 19; 10, 47, 8. 139, 5. Vs. 2, 18. 14, 2. 4: ehren, honoriren. Oder da jedes factitivum, entsprechend dem declarativen gebrauch hebräischer fact., „behandeln, aner- kennen als" bedeuten kann, als ehrenwert anerkennen (gut finden).

8, 75, 10 ndmas te agne grnanti erweisen tmno gürtdm, bewähren das von dir hochgeschätzte n. 4, 34, 10 rätim grnanti (sürdyah) erweisen rät im gürtäm, bewähren hohe huld. 7, 56, 18 räthk grnänäh hohe huld sich erweisen lassend. 1, 181, 9 grnändh (ohne rätim) angenehmes sich erw. lassend ^).

3, 52, 2 ptirolagam d gurasva lasse dir p. verehren: grnimasi wir machen dir zur ehre, dir annehmbar. B. die stimme erheben.

Im ritual: prati (pratyä, anu) grnä, Ait. br. 6, 13, 2 sam- prayirya, Rv. 1, 173, 2 prd mandm gürta (6, 63, 4 c) hötä coelo misit, 10, 61, 1. 2 gürtavacas^) mit lautem, feierl. wort, 1, 142, 8 jugurvdnl hötärä.

') Das scheint natürlicher als in gürtäh ein zu maso jaranta ge- höriges part. zu sehen. ^) rädhah im stollenschluss st. rädhasä. ^) Vs. 6, 34 äpo radhogürtäh. *) In den zwei letzten beisp. sowie in dem ersten klingt ,, sprechen" mit an: zu ndmo grnanti vgl. ], 114, 11 avocäma ndmas, 5, 73, 10 hrhäd nämas; u, in jenen beisp. grnä neben wie 1, 64, 12. Hier sind die hötäras subj.; in dem zweiten beisp. aber die süräyas, die nicht reden, sondern handeln. Ich halte Lud- wigs (Coram. 1, 168) Übersetzung ,. zusagen" durch rädhogürta, rädhasä abhi grnä für widerlegt. Daraus folgt, dass auch in den ob. hotar- stellen sprechen untergeordnet, von hohen dingen sprechen haupt- begrifi ist. grnä ndmas ist «ac brhdd namas, und ^rnä neben Am enthält des letzteren motiv: „die räti als eine mir gürtä anerkennend rufe ich", »j Vgl. fäsat 3, 31, 1.

Indogermanisch ger. ^ 295

Mit rücksicht auf daivlm ist auch Av. 5, 20, 4 ä gurasva väcam gewählt.

Profane rede: yir spräche, stimnae, samagirat „tat einen ausspruch" Dagak. , grnä in Bhäg. p. Jalp (sprechen) ep. class. gewöhnl.

^ . durch laute rede ehren.

indoer. gf preis, jarHar , ä gf verehrend anreden, grnä preisen, skr. gürti (9, 105, 1. 10, 61, 15 neben yaj), svdgürta

4, 19, 10 hochberühmt, gürdhaya, praes. jara-,

1, 147, 2 sprlichwörtl. piyati tvo dnu tvo grnäti der eine schimpft, der andere gibt gute worte. Mbh. abhijalpa- zu etw. raten (durch worte als ehrenwert anerkennen).

Die gleichung ßovXeraL = gurdte i) bedarf nach obigem nicht ausführlicher begründung. ßovXeo&ai (vgl. Buttmann Lexil. 1, 26) ist gefallen an etwas finden, sich gefallen lassen, (rätim) grnänds „als gürtä anerkennend" ist genau ßovX6(.ievog. Setzt man grnänas in die activconstr. um, so er- gibt sich rätim grnanti deväh (welches aus r. g. sardyah auch direct gefolgert werden konnte, da deväh == divyä sürayah): Zsvg vIyjtjv ßovXofuvog, das yegag des sieges verleihend. Zu ßovXrj ßovXsviü vgl. abhij'alp.

IL ger empor-, antreiben

scheint idg. specialisirung des vorigen. Es ist jede lebhafte bewegung, durch inneren oder äusseren impuls hervorgerufen: treiben (intr.), laufen; fliegen; strömen; in schwung, erregt, munter sein; sich mühen, arbeiten. Speciell ist es das erste rühren der glieder, vom lager springen, aufsein, nach Wiederkehr des bewusstseins (hodh) und bezeichnet, als pars pro toto, schon idg. erwa'chen schlechthin 2). Oefters

^) Brugmann bei Saussure Mem. 265. ^) 4, 51, 8 jarante

budhänas, 7, 68, 9 jarate budhänäs, 7, 73, 3 prdti abodhi järamänah (7, 81, 3 präti abhutsmahi jlrah), 7, 78, 2 präti jarante, 5 prdti budhanta. An der dritten stelle gehört stömais zu abodhi wie 4, 52, 4. 7, 80, 1.

5, 14, 1. 7, 44, 2. 4, 28, 8. 7, 72, 3. 8, 79, 16. Ebenso an der zweiten süktais zu biidh. Ts. 7, 1, 19, 2 sam mtl svap , bodh jar. jar „wachen" ist etwa anzunehmen 1, 123, 5b. 7, 76, 6d (Usas). 7, b?7l" präti jar apvinä, 5, 80, 1. 7, 78, 2 präti jar usasam, an allen stellen aber zugleich mit dem begriff des sich rührens und der tätigkeit. Zu den

296 W. Neisser

entsprechen sich daher an parallelstellen hodh und jar ; näher aber steht der grundbedeutung des letzteren ar Ir. usaso jarante =. oriuntur, das morgenrot schiesst am himmel auf, eig. wird aus dem himmel, 4, 51, 8 rtdsya sddanät, hervor- getrieben, vgl. (bei Bechtel Sinnl. wahrn. 106) ßdXXovrai dxvlveg. Ich stelle im folg. belege voran, in denen das „empor" bes. mächtig und elementar sinnliche anschauung herrschend ist.

8, 2, 12 die somäs wollen in die höhe (aus dem magen), 9, 110, 3 der sömo gojirah bringt die milch in aufruhr (PW. s. jlra); die somasteine werden in die höhe gerichtet und ge- schwungen, 2, 39, 1 jarante grävänas, 5, 31, 12 grävä ydsya jirdm adhvaryävag cäranti; der stein ist der leblose sotar, der lebende treibt sich selbst zur arbeit, 7, 92, 2 prä sota jlrö adhvaresu asthät vgl. 10, 36, Q jird-adhvara, 5, 37, 2 yuktd- yravä sufdsomo jaräte, 4, 45, 5 *jarate adhvaryüh, parall. jarante agndyah, zu erschliessen durch vergleichung von iardnir vicaksandh mit 9, 97, 2 d jägrvir vicaksanäh.

2, 39, Id dütö jarate (durch du, etym. „schiessen", wird er „geschleudert", getrieben), 1, 44, \l jirö^) dütds, 7, 73, 3 jdramänah grustiveva presitah; 7, 67, 1 der böte muss leute holen (jigar).

Die heerde wird dem pferch entsendet, die hengste werden entfesselt 4, 51, 8 gdräm sdrgä jarante, 9, 66, 25 asrksata jirdh, vgl. 1, 135, 9 uksdno j'iräh, jird-agva- , 8, 81, 9 indrasya vajä maksu jarante, 8, 5, 36 mrgdm jägrvansam (sich umher- treibend; zw. mrgäs und den unterwegs befindlichen A^vin ist jar tert. compar. 10, 40, 3. 4); transit. 1, 48, 3 j'lrä rdthänäm {jardyanti v. 5).

in den Wörterbuch ei-n anerkannten stellen hat Gr. Uebers. noch 2,23,6. 3, 41, 7. 7, 68, 9. 7, 9, 6 gefügt. Nur sei bemerkt, dass ^ar, wie bei seiner grundbedeutung selbstverständlich, nie ,,sich nähern, herbei- kommen" ist. Noch sei, mit ehren, Bollensen genannt, der Gr. u. occ. 2, 463 zuerst jara- m\i jardya- jägar jigar combinirte, und hinzugefügt, dass Ludwig (üebers.) und Whitney (Wurzeln 55) die existenz eben dieses jara- nicht anerkennen. jlra „kümmel" ist nicht identisch mit ved. jira, sondern gehört zu jar ,, verdauen", s. jarana in PW.

^) jt-i von dem jTra abzuleiten man zuerst versucht ist, bezeichnet die Schnelligkeit als in der lebenskraft wurzelnd, jinva- ist schnell bewegen, aus voller kraft oder andere kräftigend. Es ist jardya mit der idee des glucks. Es enthält vrdhe. Doch der böte des vornehmen mannes ist nicht glücklich. Er trabt hierhin und dorthin.

Indogermanisch ger. 297

2, 39, 1 grdhrä jarante geier schwingen sich auf den bäum: 10, 34, 1. 4 jagrvir agrdhat, der im spiele fliegende Würfel.

Die floUen hengste als bild der flutenden somäs nahmen wir voraus (9, 66, 25). Auch soninü jar „fliessen" (cf. syand „rennen, rinnen"): 9, 106, 4 dhanva Jagrvih, 36, 2 pavasva j., 107, 6 punänoj., 12 sindhur nd -.- j., 97, 2 y. devdvltau, 44, 3 eti devesu j., vicarsanih^). jlrädänu (cf. pinvate dänuh) mit strömendem nass: soma, regen, Parjanya etc.; 2, 17, 3. 3, 51, b^) Jlrdyas = äpas ; j'dla ntr., galad arru ßaXXöfxevov ödxQv^).

Agni ist in jeder phaseyö^m". Er erwacht*), wie wenn er beseelt wäre , und fängt an sich zu rühren , j'arate säiniddhah, ajigar racanäm (5, 1, 3). Er erwartet als frühauf die morgen- götter'), und eilt, munter emporschiessend 0) , dem himmel zu: 3, 26, 3 amrtesu jägrvih'^), 3, 2, 12 äjmam pdr'i eti jdgrvih, 5, 15, 4 j'arate, pari ßgäti, 3, 3, 7 jarasva jägrve (v. 6 ßrds)^ 1, 44, 11 jirö dütäsj agnir J'iräagvah nie ruht Agni {dsasat 1, 143, 3)8).

Die opferer vergleichen sich den agndyo järämanah 2, 28, 2. cf. 7, 78, 2. 10, 91, 1. Sie sind vor Usas wach, laufen mit havis herbei, sind wie diener aufmerksam auf der götter gebot: so ist Jar für sie das natürliche wort. Zwei stellen seien herausgehoben, an denen menschen- und götter-ya»' im Ver- hältnis von leistung und gegenleistung stehen. 3, 41, 7 vnyäm indra tväyävo jarämahe, utä tväm asmayüh (sc. jarasva). 2,

^) Danach wäre gravan als soma in fluss bringend richtig be- zeichnet. Doch das reicht nicht hin , die herleitung aus ,,inahlstein" zu widerlegen. ^-) 9, 66, 9 ist dunkel, s. Aufrecht Kz. 27, 611. ^) Hier- her bekannt), quellen^ ßXv^ia (Fick 0. 6, 212); zu ßrä- r a.B ah : velox ; oben jarante gfdhräh sTS'fflfB^rort zu gartitmant , lat. volare volucris. Es bedarf nicht der hervorhebung, dass alle Verwendungen yonßrä wie von jar einer idee entspringen. Daraus folgt, dass die citirten europ. worte sämmtlich mit lye^Qu gleiche grundbedeutung gehabt haben , d. h. trotz r-l mit ihm ein wort sind, wie ).6ye~X6yo, x^°^ X'^R^^' ^'^^^ ^^^" ^^^ ein wort gelten können. *) 5, 1, 1 abodhi agnih samidhä janänäm, so 3, 5, 1. 5, 14, 1. 8, 44, 1 vgl. 1, 157, 1. 7, 9, 1. 10, 35, 1. ^j präti jarate 4, 45, 5. 7, 78, 2: 3, 5, 1 prdti abodhi sämiddhah. *) 10, 69, 1 jarate ddvidyutat. '') Cf. 3, 28, 5. 9, 44, 3. 1, 31, 9; 3, 16, 4 « deveau yatate. *) In späterer zeit ist jäyar (PW.) das ununterbrochene fort- brennen des feuers. Vermutlich steht in diesem sinn jägüra Rv. 5, 44, 14. 15 (über 15 B ollen sen Gr. u. o. 2, 485).

298 W. Weisser

23, 6 tväm no gopd (erg. jdgrvih^)) vicaksandh , tdva vratäya jarämahe.

Altes j'ara „sich rühren" durch jara „singen" verdrängt, bei epigonen :

Vergleicht man 8, 2, 16 vaydm u tvä tadidarthä indra tväydntah, mit dem soeben angeführten 3, 41, 7, so ergibt sich als fortsetzung JarämaÄe (cf. 2, 39, 1!), Der gute Kanva, der hierfür känvä ukth^bhir jarante (vgl. 1, 2, 2) einsetzte, glaubte einen unschuldigen Personenwechsel vorzunehmen.

Die Originalfassung (1, 127, 10) präti yäd Irii jdrate ha- vismän , agnir ägre jarate rsünäm (ist lebendig , die flammen anführend: 5, 1, 3 ganäsya raganum ajlgar) hat Paruchepa seinem geschmack gemäss verändert. Beide jarate fasste er als „singt" 2). Für das erste setzte er , mit einer anleihe bei 5, 64, 2 oder vielmehr dessen quelle (cf. 8, 71, 15), vigväsu ksasu j'oguve. Zum zweiten fügte er rebho na, jurnir hötä. Aber der järamäno agnih heisst nie ^) in echten versen hotar. Wenn er durch samidh und dhuti, durch den fleiss der viprä jägrvänsas jarate, ist er das bewegte element; steigt er als havyaväh zu den göttern, so erinnert er etwa an den adhvaryu, ist jlrd wie dieser; er ist unterwegs, er läuft; darum ist er kein hotar: dieser sitzt.

Uebersicht. I. praes, jara (sich rühren): Usas sing. 7, 76, 6d, ähnl. 1, 123, 5b; plur. 4, 51, 8. 10, 31, 7. Aijvinä

2, 89, 1. 10, 40, 3. 3, 58, 2 (hierzu vgl. 1, 180, 7 b). Indra

3, 51, 1 und (jarasva zu ergänzen) 3, 41, 7. mdrasya vdjäs 8, 81, 9. opferer havismant- (cf. havisa bodh 5, 3, 6): (1, 127, 10). 1, 181, 9. 3, 41, 7. 7, 67, 1; matibhis 2, 23, 6. 5, 80, 1. 7, 78, 2; vratäya 2, 23, 6. vrate 2, 38, 2; absol.

^) 5, 11, 1 gopa jagrvih, Ts. 1, 2, 3 c Jägrhi gopäijä nah, Av. 5, 19, 10 rästr^ j'ägära, Vs. 9, 23 vayän'i räatri jägryäma puröhitäh, lex. jägrvi „fürst". 9, 97, 2 steht jägrvi neben vicaksanä, in seiner nähe öfters. *) 2, 39, 1 c wird im gleichnis ^ar „sifl^en'^__j)arallel dem homonym ver- wendet. •) 1, 44, 11 findet sich hotar und jira im nämlichen verse. Da hier viererlei von Agni ausgesagt wird, so ist klar, dass hötar rtvij eine, ßrä dütn ämartya eine andere function bezeichnen. Ebenso be- rühren die Wortspiele 10, 91, 1 f. nicht die obige behauptung, dass ^ara- mäna praegnant gefasst den hotar-begrifi' ausschliesst.

Indogermanisch ger. 299

7, 68, 9. 73, 3. somapresser 5, 37, 2. böte 2, 39, Id. diener 7, 73, 3. heerde kühe 4, 51, 8. vögel 2, 39, Ib. grävänas 2, 39, 1. söraä hrtst'i pltdh 8, 2, 12.

Agni: sdmiddhah (oder ähnl.) 1, 94, 14. 7, 72, 4. 78, 2. 10, 91, 1. 118, 5. ähutah 1, 94, 14. 10, 69, 1. 118, 2—4. sve ddnie 1, 94, 14. ddmünäs 10, 91, 1. zw. hharase paprathänds und pari jigäsi 5, 15, 4. dävidyutat 10, 69, 1. ägra rsünam 1, 127, 10. hrhdt 7, 72, 4. mrlaydttamah 1, 94, 14; sünftävän 1, 59, 7; vayo dddhänah 5, 15, 4; s?/- apatyä ayuni 3, 3, 7. purunUhä 7, 9, 6. purunitM 1, 59, 7. agndyas 4, 45, 5. 7, 72, 4.

2)ra^* >rai): opferer 5, 80, 1. 7, 78, 2; 7, 67, 1. Agni 4, 45, 5. 7, 78, 2. Cf. ^raif« jägar 10, 149, 5. Av. 14, 2, 31 und /?ra^i hodh.

II. yora (die stimme erheben) 1, 1, 2. 8, 2, 16. 4, 3, 15, 4, 8. 6, 62, 1. 4. 65, 4. 10, 45, 1.

Halle. W. Neisser.

Dass der grundbegriff von ovQi,y^ nicht „flöte, pfeife^, sondern etwa „höhlung^f war, scheint mir aus den bedeutungen dieses wortes a) flöte, b) speerbehälter, c) die büchse anof rade (vgl. avQLyyiov tqq^ov xivco/iia, Öl ov svieTUi 6 a^w^ Hes.) d) blutader, e) fistel, f) erdkluft, g) bedeckte gallerir klar hervorzugehen, ,'lndem ich hiernach die übliche Zusammen- stellung von avQiy^ mit skr. svdrati „tönen" i^elche auch , lautlich seh;r anstössig ist bestreite, ziehe ich^^^jenes zu lett. ' zaur „durch", zaurs „was ein loch hat, hohUlst", zmiru'ms „lochV'lit. Ä;^a^^ras piohlj löcherig", kiürti ,iocherig werden." ''ASc die 2€iQfjveg möchte ich bei der erlflärung von ovQiy^ keine rücksicht nehmen; eher schon auf aqfvgtoTrJQ.

/A. Bezzenberger.

*) jara („reden") mit p'ati würde wie prati grnä jalp vac hravl vad ,, antworten" bedeuten. 7, 66, 7 liegt nicht präti grnä vor, sondern wie 7, 65, 1 huve, so ist hier simpl. gpme mit dem herrenlosen stoUen (vgl. V. Bradke Asura 4) prdti väm sura üdite zusammen geleimt.

/

300 Oskar Wiedemann

Etymologien. 1. dfxoXyog.

Das nur bei Homer in der Verbindung vvy.xog d/uoXyiZ vor- kommende df.io'kyog wird nach dem vorgange Benfey's (Wzlex. II 358) und Leo Meyer's (Kz. VIII 362) allgemein zu anord. myrkr finster, merkvi finsterniss, abulg. im-bhiqti sich ver- finstern, mrakh finsterniss gestellt und demgemäss vvxzbg d/nolyip durch „im dunkel der nacht" übersetzt. Dass dj-iolyog „finster- niss", „dunkel" bedeutet, ist von vornherein wahrscheinlich, denn die beiwörter, die vv^ bei Homer hat, bedeuten „dunkel", „finster^', ,, schwarz": EQsßevvrj^ SQaf.tvi], OQ^vah], (.leXaiva, xe- Xaivrj^ övocpeqri, aKOTO(.it]viog; ausserdem spricht auch das bei Hes. überlieferte o/noXyqi ^ocpq) für diese bedeutung. Indessen erregt die Zusammenstellung von d/itoXyög mit den genannten slav. Wörtern 1) bedenken hinsichthch der laute, bedenken, die zu der zeit, aus der diese Zusammenstellung stammt, noch nicht geltend gemacht werden konnten. Denn erst in neuerer zeit hat man erkannt, dass eine wurzel, die in irgend einer euro- päischen spräche ein l hat, auch in den übrigen sprachen Europas l zeigt: z. b. griech. d/.i€Xy€Lv, lat. mulgere, air. hligim (für *mligitn), anord. mylkja , lit. milzti, abulg. mlesti; wir würden daher in den zu df.ioXy6g gehörigen Wörtern in den übrigen europäischen sprachen ebenfalls l erwarten, nicht r, wie in mrbknqti, mrak^. Ferner entspricht einem slav. guttural im Griechischen in der regel ein labial: z. b. abulg. pekq ich koche, griech. Ttifiojv reif, abulg. govqdo, griech. ßovg rind ; so dürften wir auch in einem zu abulg. mrhknqti, mrak^ gehö- renden griechischen worte an stelle des gutturals eher einen labial vermuten. Daher könnte zu diesen slav. Wörtern das griech. luo^qpvog, an dessen bedeutung „dunkelfarbig", „schwarz schimmernd" wol nicht gezweifelt werden darf, gehören, wie

*) Die germ. wörter gehören jedenfalls nicht hierher, sind wol auch schwerlich, wie Lottner (Kz. XI 173) annimmt, aus dem Slavischen ent- lehnt, sondern gehören zu lit. mirgUi flimmern, lett. mirgt flimmern, blinken, lit. märgas bunt; die bedeutung der germ. wörter hat sich aus der bed. „flimmern", „schimmern" entwickelt; zu abulg. mrhknqti, mrakb gehört vielmehr germ. morgina- morgen; vgl. Fick 11' 629 und Kluge Etym. wb. unter 1. „Morgen".

Etymologien. 301

bereits Froehde (o. VII 331) als möglich zugegeben hat, wenngleich er (ÄOQcpvog zu lit. mirg'eti flimmern stellt, als wurzel- auslaut also annimmt. Curtius (Grdz.^ 533) stellt d^oXycg mit dem neugriech. /novgyiitsi es dunkelt zusammen, was aber wegen des vom altgriech. l und y abweichenden q bez. y, sehr misslich ist. Daher ist den bisherigen erklärungen von dfiolyög unbedingt eine Zusammenstellung des letzteren mit solchen Wörtern vorzuziehen, die in den übrigen europäischen sprachen ebenfalls l und, dem griech. guttural entsprechend, im slav. z (oder s), im lit. z (oder s^;) zeigen. Derartige Wörter liegen in der tat vor: lit. jau präded mllszii (oder mllsztis) das gewitter fängt an sich zusammenzuziehen (Bezzenberger Lit. forsch. 142), j'au mUszt der gewitterregen fängt schon an (ebda.), lett. milst es wird dunkel, prät. milsa. Die bedeutung „dunkel werden" ist auch für das Litauische vorauszusetzen; aus ihr hat sich die in den von Bezzenberger angeführten Sätzen vor- liegende bedeutung „sich zusammenziehen" (zunächst wol von den gewitterwolken gebraucht) entwickelt. Ist die hier gegebene erklärung von dj-iolyog richtig, so ist, ganz wie bei den bishe- rigen annahmen, die wurzelschliessende media aus der tenuis entstanden, wie solches gerade bei y mehrfach der fall ist; vgl. Curtius Grdz.5 533 ff. Aus der im Litauischen vorliegenden bedeutung folgt, dass auch got. mUhma wölke zu dieser wurzel gehört.

2. ydka, lac. Während das eben besprochene d(.ioly6g früher vielfach zu df.dlyeLv melken gestellt worden ist, sind ydla und lac, obwol begrifflich eben so leicht mit d^elyeiv, mulgere vereinbar, wie air. blicht begriff heb und lautlich mit hligim, got. miluhs mit ahd. melchan, dennoch von den meisten etymologen davon ge- trennt worden und haben veranlassung zu äusserst gewagten, zum teil unhaltbaren Vermutungen geboten. Nur Pott (Etym. forsch, in 204, 311, KS. Beitr. II 54, Wrzwb. II 759), dem im wesentlichen auch Benfey (Wrzlex. II 358) beistimmt, ver- mittelt ydXa mit dfislyeiv durch die Zwischenstufen mlag, Mag, gloÄj (yXdyog). Curtius (Grdz.^ 173) wendet dagegen ein, es fehle an einer ausreichenden analogie für solchen lautübergang „und die uralte form ydla, in der gar nichts hinderte /ndla zu sprechen, bliebe unverständlich". Ich glaube, dass trotzdem

livitrcigQ X. kundc d. indfj, sprachen. XIII. 21

302 Oskar Wiedemann

Pott recht hat. Das dem griech. /a'Aa, lat. lac, air. blicht zu gründe liegende *melktom ist part. prät. pass. neutr. und be- deutet ,, gemolkenes". Im griechischen würde diesem *melktom ein stamm */mAxro- oder ^inla^TO-, daraus * ßXay.TO- (vgl. ßX(6ayao aus ^'jwAwazw) genau entsprechen; wie nun in ylvx.vs aus *öh}xvg (vgl. lat. dulcis) der anlautende konsonant dem inlautenden assimilirt ist^), so ist */?Aaxro- zu yXai^xo- ge- worden, erhalten in yXa-KToqxxyog milch essend (II. XIII 6); aus yXa^To- entstand durch svarabhakti yalanTO-, erhalten in yaXay.T07t6Tr]g milchtrinker (Herod. I 216). Wie im Griechi- schen mehrfach vokalische stamme durch abfall des stammaus- lautenden Vokals zu konsonantischen stammen geworden sind (vgl. z. b. griech. x«»'- aus *x^^^'f *Xccvo- gegenüber Simd.hansa-, griech. foQTvn-, foQTvy- gegenüber aind. vartaka-j griech. (.leiQay.- gegenüber aind. maryaka-), so ist auch yaXaY.TO- zu /aAaxr- geworden. Da das erste a in /«Aaxr- erst im sonderleben des Griechischen zwischen y und l sich entwickelt hat, ist Curtius nicht berechtigt, ydXa eine „uralte" form zu nennen, und sein zweifei daran, dass es unmittelbar aus * (.idXa entstanden sei, gegenstandlos. Wie yXaAto-^ yaXav.TO-, yaXa.Y.x- auf *iifAaxro-, so geht auch yXctyog auf ^fiXdyog zurück. Was endlich das fehlen des in df^iXyeiv vorliegenden prothetischen d betrifft, so verhält sich * /.iXaxTO- : d-f.iiXysi,v , wie /.laXaxög : d-fxaX6g. Im Lateinischen lautet die als part. prät. pass. zu mulgere ge- brauchte form mulctuSy wo ul die gewöhnliche Vertretung des reduzirten vokals +1 (des sog. l sonans) im Lateinischen ist. In vielen fällen entspricht dem idg. er, d im Lateinischen jedoch nicht or bez. ol (ul) , sondern ar bez. al (vgl. Mahlow Die langen voc. 2 ff.), das dann in der regel durch metathesis zu bez. geworden ist (vgl. Job. Schmidt Voc. II 350 ff'.). So steht z. b. dem -ul- in fnlvus ein -al- in *falvus, flävns gegenüber (vgl. Job. Schmidt a. a. o. 353). Wie flävus neben fulvus liegt, so kann neben mulcto- auch '^mläcto-, '^lacto- er-

*) Job. Schmidt (Kz. XXV 153) betrachtet das anlautende yX- als lautgesetzlich aus Sl- entstanden; tI und &X bleiben aber so wol im an- als auch im inlaute unverändert; es ist daher von vornherein wahrschein- lich, dass auch JA erhalten bleibt; leider fehlen beispiele für JA gänzlich. Wie man aber auch das yX in yXvxvg beurteilen mag, in jedem falle ist es aus JX entstanden, nicht d in dulcis aus g, wie Curtius (Grdz.'' ;i58) uud neuerdings auch Fick (o. YIII 203) annehmen.

Etymologien. 303

schlössen werden. Corssen P 82, Curtius Grrdz.^ 173, Leo Meyer Vergl. gramm. I=* 375 nehmen an, dass lac anlautendes g eingebüsst habe; da sich aber sonst keine analogie für den abfall eines anlautenden g vor l beibringen lässt, sondern im gegenteil anlautendes gl im Lateinischen erhalten bleibt, z. b. glanSy glos u. a., ist lac unmittelbar auf -mlac zurückzuführen. Der o-stamm *lacto- wandelte sich in einen ^-stamm lacti-, wo- mit z. b. lat. pisci- gegenüber germ. fiska- zu vergleichen ist; der nom. lade begegnet noch mehrfach im älteren Latein; vgl. Neue I^ 151 f.; in der regel aber flektirt das wort als konso- nantischer stamm lad-, nom. lac. Im nom. läc ist a lang; in den casus obliqui kann man die quantität des a zwar nicht er- kennen, da es aber im nom. läc nicht durch ersatzdehnung lang geworden sein kann, gehört das ä dem stamme an und erklärt sich durch die metathesis. Bis jetzt hat man, wie es scheint, die länge des a in läct- übersehen. Ist die herleitung von läc aus der in mulgere enthaltenen wurzel melg richtig, so müssen air. lacht, corn. lait, cymr. llaeih, arem. leaz , lez aus dem Lateinischen entlehnt sein, was Windisch (Kz. XXI 253) für unwahrscheinlich hält, wie ich glaube, mit unrecht; es wird sich wol noch das eine oder das andere beispiel dafür finden lassen, dass in einer spräche neben dem altererbten worte das etymologisch entsprechende einer anderen spräche als lehnwort vorkommt, wenngleich ich augenblicklich auch kein derartiges beispiel zur band habe. Die von Windisch ausgesprochenen bedenken gegen die entlehnung jener keltischen Wörter wider- legen sich, wenn wir uns dessen erinnern, dass auch jede ein- zelne slavische spräche das wort für milch entlehnt hat, und zwar aus dem Germanischen.

3. promiilgare. Ueber die etymologie des lat. ])romulgare öffentlich bekannt machen sind, so viel ich weiss, drei von einander abweichende Vermutungen ausgesprochen worden. Corssen (P 77, II ^ 152) leitet i^romidgare unmittelbar von dem in promulco (abl.; Festus p. 224) vorliegenden stamme promufcö- schlepptau, trödelseil zum vorwärtsziehen des schiffes ab, indem er Über- gang von c in g annimmt und die bedeutung durch „hervor- bewegen", „vortragen", „vorbringen" (vor die öffentlich keit) vermittelt. Neben promnlco- begegnet auch remulco-, erhalten

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304 Oskar Wiedemann

im abl. retmdco (Festus p. 277) trödelseil zum rückwärtsziehen des Schiffes und remidcare mittelst trödelseil das schiff rück- wärtsziehen. Abgesehen davon, dass es nicht recht einleuchtend ist, warum das in promulco- vorliegende c in promulgare zu g geworden sein soll, während es doch in dem von remvlco- ab- geleiteten remulcare erhalten ist, stehen der erklärung Corssens bedeutende begriffliche Schwierigkeiten im wege. Wäre j^jro- mulgare von promulco- abgeleitet, so könnte es nur bedeuten „mittelst trödelseil das schiff vorwärtsziehen", wie aus der be- deutuiig von remulcare deutlich hervorgeht; aus dieser bedeu- tung kann unmöglich die in promulgare vorliegende „öffentlich bekannt machen" abgeleitet werden ; ich wenigstens weiss keine Vermittlung. Der begrifflichen seite völlig gerecht wird die er- klärung Bugge's (Kz. XIX 444 ff.), der promulgare von einem stamme mulgo- got. managa- viel ableitet und als ursprüng- liche bedeutung „vor die menge bringen" annimmt, indem er dabei auf das gleichbedeutende provulgare ^ das ja von vulgus menge, häufe abgeleitet ist, Einweist. lieidet" aber erregt die lautliche seite der erklärung Bugge's bedenken, denn der hier angenoVmen^ Übergang von n in l ist für das Lateinische ent- schieden\zu leugnen, da selbst in le\des tauseier, . das allgemein zulgriechXxo»'/^ ags. hn^u, ahd. h\i^ , m^, ce'ck. hnidaAleit. gnMes gesüellt wd, ^as l alt ist, Vie lit. glmaa zeigt;! ich trehne daher "mit Fick P 586, Corssen Ital. sprachk. fel6, Curtius Grdz.^ 243 lat. lendes, lit. qlinda von den eriwh., germ , slav. und lett. Wörtern. Eine aritte erklärung rührt her von Froehde (o. II 336 f.): er nimmt an, dass, wie in Jurgare aus jurigare, purgare aus purigare zwischen r und g ein i ge- schwunden ist, so auch in promidgare zwischen / und g der- selbe vokalschwund stattgefunden habe, und führt promulgare auf eine wurzel mal zurück , die er , unter berufung auf das griech. nQoyqacpuv^ das u. a, auch „öffentlich bekannt machen" bedeutet, im got. mel Zeitpunkt, plur. schrift, meljan schreiben wiederzufinden gläuHT" Aber auch diese erklärung befrie(3igt'^ nicht. Neben den verben auf -tgare, in denen man allgemein ableitungen von Zusammensetzungen eines subst. oder adj. mit agO', nom. agentis zu agere, sieht i), ist sonst ausnahmslos der

*) Die verba auf -igare beruhen mit wenigen ausnahmen (navigare, litigare, jurgare) nicht auf Zusammensetzungen mit ago-, wie ich an einem anderen urle näher begrüüden will.

Etymologien. 305

erste teil dieser zusamnieiisetzungen als selbständiges wort er- halten, wie z. b. jus- neben jurgare, nav- neben navigare u. a., ein *mulo- oder *muli-, das in * -muligare enthalten sein könnte, gibt es aber nicht und daher ist die ansetzung eines älteren * promuligare bedenklich. Noch mehr spricht gegen die Ver- mutung Froehde's der umstand, dass jede europäische sprach- familie die schreibekunst erst in ihrer Sonderentwicklung aus- bildete oder von einem nachbarvolke entlehnte, wie wir daraus erkennen, dass die wörter für , schreiben" in allen europäischen sprachen verschieden sind oder, wo zwei sprachen übereinzu- stimmen scheinen, die eine spräche mit der schreibekunst auch das den begriff ,, schreiben" bezeichnende wort von einem nach- barvolke überkommen hat. Was insbesondere das got. meljan ^ ,^, betrifft, so ist seine bedeutung ursprünglich „ein zeiche'fiT^'mal machen", wie aus got. niela (ntr. pl.) schrift, eig. die schrift- '"zelchen, deutlich hervorgeht; ob das l in mela-, wie Fick III 3 223 annimmt , suffixal ist oder mela- auf eine idg. w. mel zurückgeht, lasse ich dahingestellt sein. Wir müssen uns also nach einer anderen etymologie für promulgare umsehen. Wenn wir, ohne wandel von c in g oder ausfall eines vokals zwischen l und g anzunehmen, die in promulgare steckende Wurzel erschliessen wollen, so ergibt sich eine wurzel, die in hochtoniger form im Lateinischen ^^^ lauten würde, während in proinulgare die tieftonige form vorliegt, wie z. b. ganz ähn- lich in dem ebenfalls der ä-konjugation angehörenden dicare die Wurzel auf der tiefstufe steht. Eine wurzel , die der lat. w, melg genau entspricht, liegt als verbum lebendig vor nur im lett. milzt^) schwellen, präs. melzu; dazu gehört ferner lett. milze grosser häufe, ..Ji%r'7J?in??ms,~'tc^^t«(/.2'^w6' riesej^jgj,.«..,--- Leskien D. ablaut der wrzsilb. im Lit. 73). Wir haben für das lat. promulgare von einem nominalstamm *mulgo- häufe, menge dem lett. milze würde ein lat. * mulgia genau ent- sprechen — auszugehen, promulgare bedeutet also eigentlich „vor die menge bringen"; wie wir oben gesehen haben, ist auch Bugge von dieser bedeutung ausgegangen, die durch pro vulgare öffentlich bekannt machen in der tat als die Ursprung liehe fast erwiesen wird. Mit Bugge stelle ich auch mi^]^t*t»'^

^) Ich bediene mich zur bezeichnung der lettischen laute der für das Litauische üblichen Orthographie.

306 Oskar Wiedemann

(für *mulclus) zu pronmlgarhj es ist seiner form nach part.| prät. pass. und bedeutet ei^ntlich „angeschwollen"; auch! Bezzenberger und Fick (o.V^ 239) verbinden multus mit| lett. milzums sehr viel, lit. mÜzin*as, lett. mihens riese; stellen aber auch lett. miUis sehr viel, gri^h. /näXXov lieber dazu; falls letztere wirklich hierhergehören, ist^r guttural in promulgare, das z in milzt, das z in milzinas sog\wurzeldeterminativ,

4. ßlartrsiv. Eine, wie ich glaube, richtige etymologische erklärung des griech. ßlccTtTsiv und der damit verwandten Wörter ist zwar bereits gegeben, hat aber, wie es scheint, bisher noch keine Zustimmung gefunden; es dürfte daher nicht überflüssig sein, zu versuchen, diese übrigens nur beiläufig gegebene erklärung näher zu begründen. Zu diesem zwecke ist es vor allem nötig, die bedeutung der wurzel ßXaß genauer festzustellen, wozu uns die homerische spräche genügenden stoff bietet. Dass weder „schädigen", noch, wie Fick (o. I Gl) annimmt, „hemmen" die ursprüngliche bedeutung von ßlumsLv ist, zeigt am deutlichsten der vers 'F 387 : dt de oi sßX(i<fd^rjGav avev Y.hxqoLO S^iovteg, wo unmittelbar vorher erzählt wird, dass Apollon dem Dio- medes die geisel aus der band geschleudert hatte; es ist also zu übersetzen „sie (die pferde) Hessen nach, liefen langsamer, ohne Stachel laufend". Ganz ähnliche bedeutung hat ßXdßev f" 545: Tcc cpQOvhov ort o\ ßXäßsv aQ/naza y.ai taie 'iTiTto) „dieses denkend , dass ihm wagen und die zwei schnellen rosse zurückgeblieben sind" und ^ 461 : ct% de tvov ovtov eßXaßev ev nedio) , ac netÜ^l ye q>eQTeQai rjoav „diese sind irgend wo in der ebene zurückgeblieben, die doch dort tüchtiger waren". Die kausalbedeutung zu der an den beiden zuletzt angeführten stellen auftretenden bedeutung begegnet Wäll: ßXdipag öe uot 'ircTTovg, tovg aovg ngöod^e ßaXwv „du machtest meine pferde zurückbleiben, indem du die deinigen vorwärts triebst". Intran- \ sitive bedeutung liegt wieder vor an folgenden stellen , wo das ^ verbum in passiver form erscheint. T 166, v 34: ßXdßecai de yovvaT Iovtl „im gehen versagen ihm die knie"; O 484, 489: ßXacpd^evra ßeXs/^iva „die versagenden geschosse"; T 82: ßXäßetai de Xiyvg Tteg ewv dyogrjTTjg „auch ein lauter redner versagt, erleidet einbusse, wird nicht gehört" (nämlich im Stimmengewirr); O 647: Tjj (seil, avvvyi) o y l'vi ßXaqid^elg

Etymologien. 307

Ttaoev vrttiog „in demselben hangen bleibend, fiel er rücklings"; Z 39: oC(p €vi ßlaq)d^ivTE fivQiy.iv(j) „an einen tamariskenzweig anrennend". An den übrigen stellen an denen das medio-passiv begegnet, ist die bedeutung mehr passiv zu fassen. TI 331: ^l'ag de KKeoßovXov . . . tojov tXev ^ ßlacpO^twa xara xXovov ,,Äias aber nahm den Kleobulus, der im getümrael aufgehalten wurde, lebend gefangen"; / 512: iva ßlacp&eig drtoriar] „da- mit er, verblendet, büsse"; 11 660: ßeßXa/iiinevov tjtoq „am leben geschädigt". Das aktiv begegnet ausser in dem bereits angeführten verse f*" 571 noch an folgenden stellen: X 15: eßXaipäg /^i, exaegys „du, ferntreffer (?), hast mich gehindert"; a 195: aXXd vv x6v ye d^sni ßXaTtTOvai y.eXsvd-ov „diesen aber hindern, beeinträchtigen die götter an seinem pfade"; f" 774: €vd-^ ^l'ag fiiv oha3e d^scov, ßkdipev ydg ^^d^rjvt] „da glitt Aias im laufen aus; es beeinträchtigte [ihn] nämlich Athene"; 'iP'782: ri f.1 sßXaips i^ed 7Codag ,, wahrlich mir hat die göttin die füsse beeinträchtigt"; H 271: ßXdips de ol q>iXa yovvad^ „machte ihm die lieben knie untauglich"; v 22: i^i^ tlv fvaigiov ßXdmoi iXavvovTiov „damit er nicht irgend einen der rudernden ge- fährten störe, beeinträchtige"; q) 294: o\v6g oe tqwei /neXirjdrjg, og T€ -aal ccXXovg ßlccrtTsi ,,der honigsüsse wein verwundet, schädigt dich, der auch andere schädigt"; / 507, T 94: ßXd7tTova dviyQiojiovg „die menschen betörend" (an beiden stellen von der ddxi] gesagt); \p 14: o% ae tzeq eßXaxpav „diese haben dich wahrlich betört"; O 724: aAA' sl örj ga tote ßXd/ttev (pQtvag evQvorta Zeig rjf.ieT€Qag „wenn doch damals der weithin donnernde Zeus eure sinne betört hätte"; ^ 178: tov de xig dd^avdxwv ßXdipev rpQsvag „ihm aber betörte einer der unsterb- I liehen die sinne". Aus diesen belegen ergibt sich als ursprüng- f liehe bedeutung für das medio-passiv „versagen", „einbusse er- leiden", für das aktiv ,, beeinträchtigen", „stören"; die bedeutung des medio-passivs ist höchst wahrscheinlich die ältere und im aktiv tritt, wie so häufig im Griechischen (vgl. z. b. vejuuv austeilen, eig. nehmen lassen gegenüber got. nimcin nehmen), die kausalbedeutung auf. Ausser dem verbum begegnet bei Homer kein zugehöriges wort, wol aber hat man auf die glosse des Hes. dßXoTVsg' dßXaßig KgfJTsg gewicht gelegt. Curtius (Grdz."* 538) und Bersu (D, gutturalen u. ihre Verbindung mit V im Lat. 135 anm. 2) sehen nämlich das rt dieser kreti- schen form als den Vorläufer des in ßXdßrj, dßXaßijg u. s. w.

308 Oskar Wiedemann

erscheinenden ß an. Da jedoch auch sonst im Kretischen die tenuis steht, wo die übrigen griechischen dialekte die media haben, und zwar auch in fällen, wo zweifellos die media das ursprüngliche ist (z. b. ■/.Xäyoq, agorrtjoai), ist eben so gut möglich, dass in ßlaßrj u. s. w. die media urgriechisch ist und die tenuis in aßkoneg auf speziell kretischem lautwandel be- ruht; vgl. G. Meyer Griech. gramm.^ § 197 anm. Wie aber auch das kret. aßXoTzsq beurteilt werden mag, es hindert den- noch nichts, anzunehmen, dass das wurzelschliessende ß in ßXaßrj u. s. w. aus der tenuis 7t hervorgegangen ist. Bersu a. a. 0. führt die bisher ausgesprochenen Vermutungen über die etymologie von ßXaßrj, ßläntEiv an, ohne einer von ihnen zuzustimmen; vielmehr setzt er ßldßrj = lat. culpa, indem er als grundbedeutung beider „schaden" anmmmtj culj)a bedeutet jedoch ursprünglich nicht „schaden", sondern „fehltritt" und ist meiner meinung nach von Bezzenberger (o. II 157) richtig zu lit. Ä:^w^>t^stolj^rn, strai3R:^%ftln gestellt worden. Eine befriedigende "''StyTaologis^cTie*''irtlärung von ßXdftTsiv Ümgegen hat Fr 0 eh de (o. VII 102) gegeben, indem er es zu aind. wrc beeinträchtigung , beschädigung , lat. multa (auch mulctdj ein- busse, Schädigung an vermögen stellt; das anlautende ßX geht also, wie in ßXtoayieiv, ßXiaosLv u. a. auf (.iX zurück, griech. Aa, lat. ul entsprechen regelrecht dem aind. r, während der wurzel- schliessende labial in ßXaß- auf idg. velares k zurückgeht, wobei ausserdem die ursprüngliche tenuis zur media geworden ist. Ausser dem Substantiv mrc begegnet im rgveda auch ein verbum marc , mrc, das die bedeutung „beschädigen" hat und bis auf einen beleg I 147, 4: anu mrkshiskta tanvam durukfdih „er möge selbst schaden nehmen, auf sich selbst schaden zurückwenden durch die bösen worte" nur im kausativ und dem in ämrkta erhaltenen part. prät. pass. gebraucht wird. Aus dem Lateinischen gehört ausser mw^^a hierher noch mw^wre übel mitnehmen, misshandeln. Zu"'^3iesen Wörtern stelle ich auch abulg. u-mhknqfi verstummen, mhdati schweigen ; die hier vorliegende bedeutung hat sich aus der in ßXdßea&at noch er- haltenen allgemeineren „einbusse erleiden" entwickelt, ist also ursprünglich „in der rede einbusse erleiden" wie ja auch ßXa- ßerm T 82 vom redner, der im Stimmengewirr nicht zu wort kommt, gesagt wird. Auch \eii.miilkis einfältigeiu, tropf und aind. mürkha töricht, gehören wol hierher; hinsichtlich der

Etymologien. 309

Bedeutung ist daran zu erinnern, dass ßXccTtreiv, wie aus den oben angeführten belegen hervorgeht, auch die bedeutung „be- tören" hat. Fick I^ 721 stellt auch got. -malsks in untila- malsks unbesonnen, as. malsk stolz, übermütig dazu; aber die im as. nialsk vorliegende bedeutung lässt sich mit der ursprüng- lichen bedeutung von ßlartTsiv nicht vereinigen und ausserdem ist nicht festzustellen, welches die grundbedeutung von got. -malsks ist, da es eben nur in der Zusammensetzung untila- malsks erhalten ist; daher lasse ich diese germanischen Wörter lieber bei seite.

5. ßgsvd-og, ßQsvd^vsad^ai. Joh. Schmidt (Voc. I 124) vermittelt ßgi^iv Siehwer lasten, ßqld^og wucht, schwere, ßgid^vq schwer mit /9^f>^§;_J^lz, ßQEv'9-»^d-ai sich brüsten durch * ßqivd^- (vgl? ßQLvdüv ^: (ti»ig^ai, 8Q^^^4^Lv Hes.), stellt beide Wortsippen zu lit. hre^sti .

.kerne ansetzen, sich füllen (von getreide), abulg. ire;3(/a praeg- jvj,-, /nans und nimmt, indem er auch got. hraidsjor&ii heranzieht,

lals idg. Wurzel aller dieser wörter ftAraw^yTschwellen an. Gegen l' ' diese Zusammenstellung sprechen jedoch die lautverhältnisse. Vor allem ist die bei zurückfürung des griech. ßQsvd^og, ßgev- ^vEG&ai auf eine idg. w/ph^tdh notwendige annähme der Vertretung einer anlautenden ia^ aspirata durch eine griech. media selbst in dem von Fick (o. VI 210) beschränkten um- fange entschieden abzuweisen. G, Meyer (Griech. gramm.' § 202, 2) nimmt dies^ß übergaijff an für ßQff.ieiv tosen, ßQSx/^wg, ßQsy^ia vorderkopf/^^aW«^»', /^^a'fti<;^sieden\ ßXaoTrj keim nebst ßXaaTccveiv keirae^^spri^en. Doch^Ky ßoepeiv mit Fick (a. a. 0. 212 f.) zu abulg. grhmeti donnefn u. s. w. zu stellen; ßXaotdveiv, ßläoti] gehören zu lat^o^^cts^Mm waid^jvaidfarbe^ falls man annehmen darf, dass letzteres ursprünglich „pnanze" im allgemeinen bedeutet hat; die wurzel wäre dann geM, geldh oder auch gelt, worin der dental wurzeldeterminativ ist; zu gründe liegt die von Fick (a. a. o. 211 f.) besprochene w. gel,^^ stark sein, vermögen, können; glastum stände dann für ^gal- stum aus *galdtum oder *galttum. Für ßgexfiog, ßQ€yf.ia und ßgaoaeiv, ßqäteiv fehlen mir entsprechungen in den verwandten sprachen, doch lässt sich vermuten, dass auch hier ß auf idg. g, vielleicht auch ßg auf idg. mr zurückgeht. Jedenfalls sind wir nicht berechtigt, das ß in ßqevd^og^ ßgevS^veo^ac als ver-

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310 Oskar Wiedemann Etymologien.

treter eines idg. hh anzusehen, und müssen daher lit. hr^sti von ßgävd-os, ßQev&vaö&aL trennen. Bezzenberger (o. II 191) stellt zu br^sti vielmehr Ttagd^evog Jungfrau, TtvoQ&og schöss- ling, trieb; diese Wörter lassen sich jedoch nicht aus einer idg. vf.^Xindhjahleiten. Im Griechischen ist diese wurzel, wie es scheint, njcht vertreten, wol aber im Lateinischen, wo sie in frons laub /vorliegt, das bereits Bugge (o. III 99) vermutungs-

\ weise zu bnrendh gestellt hat. Ausser ht. hre.sti ist auch abulg. orezda von griech. ßgevS^og, ßQsv^^veaO^aL zu trennen; es geht nicht auf urslav. ^hrendja , sondern auf urslav. *berdja zurück und gehört, wie das gleichbedeutende lat, /Jß^üJ^s. zur idg. w. bher tragen; vgl. auch Miklosich Etym. wb. d. slav. sprachen 10: berdja. Ferner ist aus der reihe der von-i, Job. , ^Schmidt . /^ zusammengestellten wörter auszuschliessen go|. 6^^^s^|dessen*|!^

I etymqlogie no^ dunkel ist; FickIIP215 vei^leicl^aifdr^^;^

|5^^-i?^* ?^''^^^5J^^**":^*ißi, Bezzenberger (o. III 8T)liU Yoerfl streuen. So olieben denn nur noch ßgi^vg, ßqld-og, ßqi- % &EIV Übrig; da in ihnen aber der begriff der wucht, der last deutlich hervortritt, sind diese wörter mit Curtius (Grdz. ^ 475) und Delbrück (Curtius' stud. 12, 132) zu ßagvg schwer zu stellen!); auch Bezzenberger (o. II 191) und Froehde (o. VII 326) sprechen sich für die trennung von ßgid^vg, ßgl^og, ßQid^£iv und ßQevd^og, ßQvv&vsad^ai aus. Wenn dagegen Froehde (a. a. 0.) letztere zu abulg. gr^d^ stolz zieht, kann ich ihm nicht beistimmen, da im griechischen wort der nasal wesent- licher bestandteil der wurzel ist, abulg. gr^d^ jedoch keinen nasal enthält; vielmehr weist ßqivd^og auf eine idg. w. grendh. Diese liegt vor im abulg. grqdh bru^; die ursprüngliche be- deutung der w4^(^rendh ist „schwellei^; aus dieser bedeutung lässt sich die in ßQsvd^og, ßQevWueo&aL erscheinende ohne ^Schwierigkeit ableiten; zu derselben wurzel stelle ich auch lat. & gross, bedeutend. Oskar Wiedemann.

*) Curtius zieht auch ß()(^€cv einnicken hierher, indem er auf olvcp ßfßuQTjoTeg hinweist; näher liegt es jedoch, ßfiiCttv mit lat. marcere welk, matt, kraftlos, träge sein, marcor Welkheit, trägheit, mattigkeit zusam- menzustellen; das wurzelschliessende y geht auf x zurück, wie häufig (vgl. Curtius Grdz." 533 ff.), das anlautende ßQ ist aus fiQ entstanden, wie in ßQorog, ßqaxelv, ßQ^x^tv u. a.

H. D. Müller Etymologien. 311

Etymologien.

Skr. aja bock, ajä ziege wird PW. s. v. mit lat. agilis zusammengestellt, die benennung des thieres also auf die bei demselben besonders hervorstechende eigenschaft der behendig- keit und beweglichkeit zurückgeführt. Die wz. ist aj schwin- gen, schleudern, wovon auch gr. aygiog wild entstammt. Diese ohne weiteres einleuchtende etymologie wird bestätigt durch folgende benennungen desselben thieres.

Gr. at§ st. aly- ziege, von Curt. Grdz.^ p. 171 und FW. 3 I p. 479 durch annähme eines stammes^ayt- mit skr. aja vermittelt, stellt sich augenfällig zu ski\jg£^ich regen, sich bewegeij (vgLm^sich regen, sj^^iT bewegen), wozu auch n^^-^iyig s t u rjQjj^^ et ge|^iii^^i5äzu stimmt das attribut ay^tog, "welches Homer einige male zu al'^ setzt, und mit diesem gleich- bedeutend ist auch das nur II. 4, 105 vorkommende attribut i^aXog; denn das anlautende t ist prothetisch (vgl. Ixr/g zu TiTLÖeog Curt. Grdz. p. 723) und -^aXog aus '^oi^alog gehört zu skr. skhal schwanken, taumeln und mhd. scjW^«r"sch'eu, wild, toll. ' ='

Gr. %i(.iaqog, x^l^^^^^^Q^ ziege lässt sich nicht trennen von

XeifiwvBiur m , Unwetter, winter, lat. hiems winter, skr.

''''niimai&'silte, schnee und geht zurück auf eine w. ghi in skr.

y^ ki treiben, schleudern, zend. zi treiben, werfen vgl.

p^ ^kr,.Ji«^l^^enner, i^f«rf'C]^,

jat. crt^er 'tfo c k , capra ziege zeigt die gleiche grundbe- deuftung vermöge seiner lautlichen identität mit gr. yATtgog eher, wildes schwein vgl. die homer. ausdrücke avg KccrtQug, ovgayQiog; die w. bietet ski\Jiam£_z U texB*. causat. hin und her, auf und nieder bewegen.

Einen auf den ersten blick seltsam erscheinenden bedeu- tungsübergang zeigt die w. aj in der nasaherten form anj, a/i^aAf(_salben,^ aktu sal^be^l lat. ungo (unguo) salben, be- streichen. \%iFgIeicEt mar/ aber das subst. anjas das glei- ten, glitschen, welches im instrum. anjasä stracks, als- bald und als adverb. flink, plötzlich bedeutet (letzteres identisch mit got. anaks plötzlich, sogleich vgl. FW. I p. 480), so erkennt man in jener bed. nur eine specielle an- wendung der durcli vergleichung von skr. aJ u. s. w. sich er-

312 H. D. Müller

gebenden grundbed. der unstäten hin- und herbewegung^ die sich auch findet in skr. ^^n.^- eidechse, lat. rrnffuis \\t. o^f^^ ahd. ^^*c s c B'f^Ä e , fern^^r in lat. imgulus rin^ mit dem Übergang in Hfe'tecf.' „krün^ung , ^drehung" (vgl, lat. torqueo Idrehen, schwingen, torques halskette, ringel, kränz). I Genau entsprechend ist der bedeutungsübergang von skr. sarp I gr. egniü lat. serpo kriechen, gleiten, gehen zu skr. sarpa ' lat. serpem schlänge und as. sär7Ma^ salbe got. salbon as. salbhön ags. 5ea//?aw salben, denen FW. I p. 798 noch '^l- sl^if^q, sHi^jß^ slep'ctj^, >%>«// springen anschliesst. Den - Übergang in die''^feedeutung der krümmung zeigt auch die w. J^§P (kamp) in gr. ; xd^ik^w biegen, krümmen xap'mi^og ge- bogen •/.aja^fcrj raupe 'skrl^c^a bogen kaptmäw^hNfi' Dem- nach wird auch skr, ahi zend. azhi gr. ^Fgäclilarigö durch prothese aus w, ghl skt, hi entwickelt sein;'

Aus allem diesen ergiebt sich auch eine, wie ich meine, sichere etymologie für ahd. J^ä^ mhd, zige nhd. ziege. Ich stelle das wort zu gr. rivdaaw f. rtvaxjio schwingen, schüt- teln, erschüttern. Die w. ist digh (aus dhigh). Sie bietei sich in skr. r^»Ä^best>©i42.hen, gti?iJajgn got. d^ifmn kiHten| au'^^-©*^£Q^rmen lat. ßgulus töpfer; die nasalierteM'orm dhigh (vgl. lat, ^nßo) Eat im Griechischen vocaleinschub erlitten, wiö got. anaks neben skr. aw/«s und gr. ?^'^»!|fi5^bretT;^;'^;'4%^^ skr. piQ, pwhftiM schmwden u, s. w. vglTöprachgeschTs^ud.

p. 59^— -^^^'^^'^^'^^

An. geit got. gaits mhd. geiz nhd. geiss ziege habe ich schon SprachgescE ilud. p. 141 von lat. m^^N^s *|)ock trotz lautlicher Übereinstimmung getrennt und letztet (neben dem kein femininum steht, wie ajd neben aja, capra neben caper) gestellt zu einer aus gr//al(r/;;liltKr (vgl. '^OfH] haar zu ^oficuo^^^ laub bekommen, griiiieiv'ünd brtyien) nhd. geiz schöss- ling am weinstock u. s. w, zu erschliessenden~w, ///(/(i (ghidh). wachsen causat. zeugen vgl. engl. w%kl(w. gidh) J^f^^ei »werfen —.dagegen ersteres angeschlossen q^ eine ai^ giSi.^ " '/.vfHoce f. xv^8|Ja dampf, fettdampf lat. ftif^K f- ^^^^^§2I~ dunst, damprvzu entnehmende w. gnidh, die durcüi meta-^

I'j : thesis des nasals wofür sich viele beispiele finden vgl. Sprach- i* gesch. stud. p. 88f. 91. 189 1) aus gindh (ghind, ohne nasal

■'V. '■

') G. Meyer Gr. gr." p. 187 will metathesia bei nasalen nicht aner-

Etymologien, 313

ghidli) hervorgegangen ist i). Den hier vorliegenden bedeutungs- übergang erläutern zend. bud riechen, in compos. des cau- sativs räuGjiern zu lat. fi^er^'i^viQn, schleudernA giessen/Vi^y«« Schleuder ^ mhd. oHge, o6z schi^en,^ stossen; 2i\i(xSstinchan mhd. s^/ziWwkHrTe c h e n , - stinken zu*^ got^gqan stossen ags. stinkan sich bewegen durch die luft an. stökkva springen. Vgl. auch gr. d^vog räucher- werk \dX. fumns dampf, rauch zu ^T.d^v{o sich ungestüm bewegen, stürmen und gr. ■kwH4^ danhöf, rä^^ch skr.i ^^|gj^^?7a ral^84Jerwerk zu' der oben besprochenen wrZ:ap,

Also ist clürcliafle diese verschiedenen benennungen die ziege als die „bewegliche" bezeichnet.

Der oben bei got. anaks u. s. w. bemerkte vocaleinschub nach einem nasal legt die vermuthung nahe, dass auch gr. fava^ st. /avax-T- aus einer w. vank, vak abzuleiten sein möchte.

kennen; deshalb noch einige beispiele zu den a. a. o. beigebrachten. Gr. xvviui (xvv^äüi) für xvvyjw knurren, winseln (von hunden), sc"Kreien (von kindern) zu skr. küj ^ MJati, kunj, kunjati knurren, stöhnen lett. A;Mn^-s<M, kung-stet stöhnen. Gr. xy«w schaben, jucken gehört nach FW. 1 p. 49 zu skr. kash reiben, schaben, kratzen, jucken; skr. kiknasa theil des zerriebenen korns, schrot, gries und lit. ÄasM, kas-ti graben neben knas-au, knas-yti graben beweisen die richtigkeit dieser Zusammenstellung. Ebendas. p. 517 werden gr. xvaöäkkiü beissen, jucken, schaben xvuidakov bissiges thier spec. schlänge xv(i)S-ovt- z&hn am sauspiess vait \\i. kandu, kqsti beissen ohne zweifei richtig in Verbindung gebracht. Dazu stellt sich ahd. Imazza f. hnaya nhd. tiessel, vgl. gr. x^wqos, xv^wqoq nessel zu w. kas, knas. Da' nun diese pflanze gewöhnlich brenn-nessel heisst und ihr lat. name J wtiim ohne zw«iel von urere bre'tfni^ abgelert9fe.,^t, so bietet sich damif* aucli der übe?^a«g zu lat. cänd&he in accender^'^'incendere an- zünden, verbrennen. Wie ahd. hnazza zu gr. xva<idi.X(t} u. s. w. ver- hält sich gr. xW(f»j ion, xvC^a nessel zu xviCoi ritzen, kratzen, i schaben und damit gelangen wir im hinblick auf den eben nachge- wiesenen bedeutungsübergang zu as. het ahd. mhd. heiz nhd. heiss und zu T^rexiss. knats-tis brand und german. ^fa-Awa/s-f« (i. ga-hnaü-ta) funke in an. gneist ahd. ganehaista (f. ga-hnaista), gneista (FW. I p. 538 zu lat. nitere gestellt). Auch hier wird also die wurzelform knid durch Umstel- lung aus kind hervorgegangen sein, vgl. xlvadog fuchs, gefährliches . unthier, schlänge mit xvwSkXov von w. knad, kand. i ^ as ^) FW. II p. 94 vergleicht skr. gandh duften, das allerdings ver-l Crr^'^*^ wandt ist, doch durch den wurzelvocal sich unterscheidet. Davon ent- | stammt (wiedeium mit nasalversetzung) ags. cnedan ahd. cnetan mhd. 1 kneten. "- ■—»■■■-

314 H. D. Müller

Wenn wir nun aus skr. ig zu eigen haben, herrschen, gebieten = eot. aiqan haben, besitzen erkennen, dass der begriff des herrschens aus dem begriff des besitzens hervorgeht und in got. valdan mhd. walten gewalt haben über (= herrschen), besitzen gr. fsldo^iai, f. feldof-iaL (media f. aspirata durch hauchentziehung'~^virkenden contact mit der liquida l vgl. Sprachgesch. st. p. 56) wünschen, verlangen den Zusammenhang zwischen den bedeutungen wünschen und herrschen hervortreten sahen, so wird es keinem bedenken unterliegen gr. J^avay^-T- mit skr. vac begehren, wünschen in Zusammenhang zu bringen, zumal diesem in vänch f. yaw^-p^ begehren, wünschen eine nasaherte form zur seite steht.

Auf entsprechendem wege gelangen wir zum Verständnis der räthselhaften gr. präposition V.vey,a. Steht nämlich fVfiJt« f. oevE^a und ist dieses durch nasalierung und vocaleinschub aus seka, saka hervorgegangen, so ist es lautlich identisch mit skr. sam mit und lat. secus neben^ bei, an, und der bedeu- tungsübergang derselbe wie in lat. propter 1) nahe bei, neben, 2) wegen.

Gr. ßXaöcprjfUfü schmähen, lästern gijpt sich unzwei- deutig als ein comps^situm, dessen letztes glied ^»j^t/ew zu (pi^f^r] rede sich stellt. Das\rste glied ßlao-^ durch haij^hentziehung aus q)laa- entstanden, l^rd reflectiert durch mhd/^yas kahl, gering. Die bed. ist aß© ,, gering reden". In ^Lr.JS(?l«£J„^. f. g)Xdotü (vgl. fut. cpläocü mx. ecplaod) zermalmen ,^^ er- schmettern hat sich die asplWa erhattBtiT*'*'

Curt. Grdz. 1). 161 und FW. I p. 213 identificieren einstimmend gr. u.vy.ogSm\i XoX. lupus got. vulfs und erschliessen aus skr. vrkas liK vükds ksUvlükü eine grundspr.\form varkas, aus welcher durch metathesis vrakas, vlakas, vlißcos und mit abwerfung des v XvKog entstanden sein soll. Diese Zusammen- stellung scheint allgemeinen beifall gefunden zu haben. In- dessen hat die annähme, dass in lat. lupus grundspr. k in p übergegangen sein soll, ihr grosses bedenken. Curtius selbst erkennt (p. 78) an, dass lat. 2^ selten griechischem x ent- spreche, meint aber ein sicheres beispiel dafür zu haben aj lat. saepio neben gr. arjKog. Allein ^i^o^,gizäu schliessen weist auf eine w. sip, yG.che mit hinh sprechender bedeutung vorliegt nrgr. acTtvs, ainva

Etymologien, 315

behälter, beutel lat. simpiihim schöpfbecher shn^Htimm

opierschale. -->-»^ -^

Dagegen stellt sich lujJ^S ohne die geringste lautliche Schwierigkeit zu skr. ^^^p4^, ^^^^^^-'^ sMt*te^l, ftt-©h$. Die ähnlich keit des wolfs mit cliesentlueren gestattet schon die annähme, dass ersterer mit einem von derselben w. lup gebil- deten namen bezeichnet werden konnte. Diese w. selbst hat aber auch eine bedeutung, welche auf alle drei thiere sehr gut passt. Skr^.. ?.M^>^«»«j?ai^r'T^5äw*4et n?ttn4i«i4i,^_ e rbrechen, rauben, plündern (vgl. loptra raub, beute), jene thiere werden also sämmtlich durch ihre namen nur allgemein als „rauher", ,, raub thiere" bezeichnet. Den gleichen sinn hat gr. aAtS«r-^| lit. hme ^fttghs (tdspitJI^ jih»^^j,g^uchs). Denn wie sßr. Zlfe auf eine äl

ältere form rwp lat. rmnpetTfi^ got. bi-raubön Q.\iS7rdTMn mhd. rouhen rauben vgl. FW. I p. 198) zurück- geht, so äle"nah verwajidte7'"ilüf durch den inlautenden vocal verschiedene w. lap auf eine ältere form rap, die in lat r apere r^aJljy[en_ vorliegt. Also ist auch durch aMf^^ lit. u!^^^v fuchs als „räuber" bezeichnet ^). Dass woIf und /iiclBs mit demselben namen benannt werden konnten, zeigt ferner an. vargr wolf^ das im Island, auch den fuchs bezeichnet (vgl. Zimmer Nominalsuff, a und ä p. 37). Demnach empfiehlt es sich auch lat. vulpes fuchs mit sot. vidfs zu identificieren, zu-

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mal die vertretuiig eines grundspr. k durch got. f ihr bedenk- liches hat (vgl. Osthoff Mü. I p. 94). Obendrein lässt sich auch für diese beiden wörter die allgemeine bed. „räuber" nachweisen. Denn wie neben gr. J^Htvco hoffen lit. vel-ti hoffen (vgl. FW. II p. 248) steht, so darf auch die jenen namen zu gründe liegende w. valp (vulp) als eine Weiterbildung aus einer w. val gefasst werden, die mit der bed. rauben sich findet in gr. eXüv f. fj^leiv g^. vilvan ^uben vhfmi v^\x. ,^W^t;^ räuber, vgl. auch ags. vf^äX\^. w^ mhd. tvwd V(^- d^H)\iT.**'' Durch alles dieses wird "es endlicB' auch zweiielhait, "ob gr.^rxog aus vlakas hervorgegangen ist. Dass wenigstens die dabei vorauszusetzenden lautlichen Veränderungen nicht gerade gewöhnlicher art sind, zeigt das wie vrkas wolf von Vf. ^"vark ;/(skr. vragc) zerreissen entstammende ved. vrkas

£ Ä '-

^ *) Uebereinstimmende bedeutung zeigen auch die w. lap und lup in

gr. kino) schälen, abstreifen und Wi.lupü, lüpti schälen, die haut abziehen.

H. D. Müller Etymologien. ^^A, •^-

-laZt^-M

fKMMwnwMwiaenwasr«

a

prijag, dem lakon. €v%dza pflugschaar und m lurCTie entsprechen. Dazu /gazog aol. ßgoxog gewonftl. ^axog fetzeni' Für Iv^iog müsste entsprechend ein äol. ßXaMgoäer "ßla^, gemeingriech. ld/.og oder Id^ eintreten. Wahrscheinlicher ist es daher, dass Xvxog zu skr. lunc raufen, ausreissen, rupfen gehört, zu dem auch gr^^rj^^ahd. mhd. 7%N^ lit. ^t^iswis luchs, ebenfalls als „rafe^hier" bezeichn^r, besser gestelir wir(I7"äls zu skr. ruc lat. tän^ leuclH^n, hell sein, da der bedeutungsübergang Schwierigkeiten macht, auch eine nasa- lierung der letzgenannten w. sich nicht nachweisen lasst.

//. D. Müller.

0VO ICoog.

Homers cpvoitoog (ata) ist zwar von jeher als Zusammen- setzung aus cpvoaL und twi] verstanden, doch ist dieses nicht wohl möglich, weil es bei Homer tiöio, t,o)6g, ^wjy heisst. Viel- mehr ist das beiwort nach der analogie von leiöcogog (agovQa) /als „getreide hervorbringend" ai^zufassen. Für ^eidioQog schreibt ,man besser C€jh^4ß^og oder ^€/5lMwoog, und sieht im ersten theile Qefo- = lit. jatHi^jSkr. p^va-s „getreide", von dem P^ = ^efia erst abgeTeitetrSt. Ei^ Zusammensetzung mit teiä im schlussgliede haben wir in dem naii^n der örtlichkeit Oias- ^€ia auf der fesbischen ins^irift FabrWcius Mitth. d, inst. IX 88 f. Olae- l|t der impera^^lae, \g\.\uat-f.i€vai^ der name bedeutet also „Tmgespelz" ; für^tfd«- erscheint oloo- in dem schlecht gebildeteri^ gelehrten olaocpdyog ,, Speiseröhre". Im homer. cpvai-^ofog „getreide hervorbringend" ist das alte gesetz beobachtet, wonach der nachton £ im zweiten gliede der compo- sition in o verwandelt eine regel, von der ursprünglich nur einige kategorien wie die neutra auf -og und einzelne wörter wie fiqyov ausgenommen sind.

Ä. Fick.

August Friedrich Pott. 317

August Friedrich Pott.

Zwei schwere Verluste sind es, die im Zeitraum von nur wenigen monaten die Hallesche Universität erlitten hat : dem sammeleifrigen ger- raanisten Julius Zacher folgte am 5. Juli d. js. der träger eines noch bei weitem klangreicheren namens, ein mann, dessen rum bis über die fernen Ozeane gedrungen , folgte der nestor der Sprachforscher , der letzte der noch lebenden begründer der vergleichenden Sprachforschung, August Friedrich Pott nach. Wenn ich es heute, nur wenige wochen nach dem hinscheiden des seltenen mannes, unterneme, ein bild seines wirkens und seiner wissenschaftlichen bedeutung in gedrängten zügen zu ent- werfen, so bin ich mir wol bewusst der künheit des beginnens und der Schwierigkeit der aufgäbe, einen geist wie Pott in den grenzen eines kurzen nekrologs erschöpfend zusammenzufassen und ihm in jeder bezie- hung gerecht zu werden. Steht doch die jüngere Sprachforschung oder, ich will lieber sagen, die Sprachforschung der letzten jarzente durchweg auf den schultern des grossen meisters , one sich dessen immer im ein- zelnen bewusst zu sein , und trennt sie doch zugleich wiederum so manches im prinzip tief einschneidende von ihm. Möge das redliche streben eines dankbaren schülers , dem vererten lerer und menschen als zeichen seiner dankbarkeit und vererung ein erinnerungsblatt auf das grab zu legen, gegenwärtiger arbeit die nachsichtige beurteilung erringen, deren sie bedarf.

August Friedrich Pott wurde am 14. november 1802 in Nettelrede, einem kleinen hannoverschen nest, wie er es selbst einmal nennt, unweit Hannöverisch-Münden , als der son eines predigers geboren. Schon die grosseltern waren im Hannoverischen angesessen und auch der grossvater hatte daselbst die stelle eines predigers bekleidet. Potts vater starb vor der zeit an einem brustleiden und die in ziemlich bedrängten Verhält- nissen zurückgelassene wittwe zog mit ihren vier kindern nach Olden- dorf. Nachdem auch die mutter hier nach wenigen jaren gestorben, wurden die beiden Schwestern in Oldendorf bei einem oheim mütter- licherseits erzogen, wärend der junge August Friedrich und sein jüngerer bruder nach Adensen zu einem pastor Lauenstein in pension gegeben wurden. Durch diesen trefflichen mann empfing der knabe seinen ihn für das gyranasium vorbereitenden Unterricht. Von Adensen kam er dann nach Hannover, um das dortige lyceum zu besuchen und fand im hause seines Vormundes und onkels, des kaufmanns und Senators Deicke, aufname. Schon im elterlichen hause muss sich eine unwiderstehliche neigung für bücher bei dem begabten knaben gezeigt haben, schreibt doch bereits sein vater in einem noch vorhandenen briefe: ,, Fritz geht nichts über seine geliebten bücher". Bezeichnender noch ist aber, dass der jüngling dann, noch in der schule, ein lateinisches lexikon hat schreiben wollen, zu dem er eifrig aus den klassikern stellen sammelte und kollektaneen anlegte. Dass es ihm trotz seines geringen Vermögens vergönnt war, Beiträge z. knnde d. indg. sprachen. XIU. 22

318 August Friedrich Pott.

zu studiren, hatte er nur seinem Vormunde zu verdanken und er hat auch stets diesem durch hervorragende, edle Charaktereigenschaften aus- gezeichneten manne ein pietätvolles andenken gewart und seiner dank- barkeit gegen ihn durch widmung des ersten bandes der etymologischen forschungen ausdruck geliehen.

Im herbst 1821 bezog der angehende student die Universität Göt- tingen, um sich nach sitte der damaligen zeit als theologe inskribiren zu lassen. Es stand aber damals bereits bei dem jungen manne fest, dass er ausschliesslich sich dem Studium der philologie widmen wollte. So dürften ihn denn die Vorlesungen von Ludolf Dissen und Otfried Müller besonders gefördert und angezogen haben; vor allem aber an- regend und auf die wissenschaftliche entwickelung des Jünglings hin- wirkend werden die Vorlesungen von Benecke gewesen sein. Mehr dem wünsche seines Vormundes als seiner eigenen neigung folgend , nam er dann nach absolvirtem Universitätsstudium eine lererstelle am gymnasiura in Celle an. Der kleine rest des Vermögens reichte nur noch für wenige jare hin und die äusseren umstände drängten zu einer gesicherten, festen lebensstellung. Jedoch weder für die wissenschaftlichen bestrebungen Potts war Celle der rechte ort, noch auch konnte sein geist in der auf- gezwungenen lertätigkeit hier befriedigung finden. Trotz aller über- bürdung mit unleidlichen schulgeschäften schrieb er in Celle 1827 noch seine doktordissertation : „de relationibus quae praepositionibus in Unguis denotantur", eine sprachphilosophische abhandlung.

Diese erstlingsschrift des fünfundzwanzigjärigen , die er auch später mit der liebe eines vaters zu seinem erstgeborenen öfters gelegentlich zitirt, verrät allerdings noch nicht den grossen Sprachforscher, als den er sich dann bereits nach 6 jaren entpuppte. Aber doch scheint schon damals eine anung dunkel in ihm aufgestiegen zu sein über die der- einstige richtung seiner Studien, indem er nämlich seiner arbeit folgenden satz des Fontenelle vorangestellt hat: „Mon principe est, que malgre toutes les differences, que les langues doivent indispensablement avoir entre elles, il y a quelque chose de commun, elles se reunissent, ce qui depend uniquement de la raison commune ä tous les peu- ples". Besonders charakteristisch aber ist das stolze bewusstsein, noch grosses schaffen zu wollen, das ihn zu dem künen versprechen veran- lasst: ego hanc mihi irrogo et observabo legem, ut scriptum a me aut nullum posthac in publicum emittatur aut melius.

Eine arbeit wie die vorstehende musste aber notwendig ihren Ver- fasser aus den engen grenzen der gymnasialtätigkeit hinausweisen, und so gab er denn mit bewilligung seines Vormundes, der das wenige vermögen, das Pott noch sein eigentum nennen konnte, treulich zusammengehalten und musterhaft verwaltet hatte, die sichere Stellung nach zwei jaren wieder auf und ging mit überaus bescheidenen mittein nach Berlin. Hierhin zogen ihn mächtig männer wie Wilhelm von Humboldt und Franz Bopp und hier erst wurde, im lebendigen persönlichen verker mit diesen männern, der spätere grosse Sprachforscher geboren. Der junge privatdozent, der sich in Berlin 1831 habilitirte, begann hier

August Friedrich Pott. 319

gewissermassen nochmals von neuem zu studiren und bereits nach zwei jaren konnte er die fruchte dieser studien in einem epochemachenden werke, seinen etymologischen forschungen niederlegen. In demselben jare wurde er als ausserordentlicher professor der allgemeinen Sprach- wissenschaft an die Universität Halle berufen, der er dann auch bis zu seinem tode, also 54 jare lang, angehört hat.

Die „Etymologischen forschungen auf dem gebiete der indogerma- nischen sprachen unter berücksichtigung ihrer hauptformen, sanskrit; zend-persisch; griechisch-lateinisch; littauisch-slavisch; germanisch und keltisch", welche in erster aufläge 1833 36 in 2 bänden erschienen und in der fast 17 jare umfassenden neubearbeitung in 5 bänden nebst einem registerband eine vollständige Umgestaltung erfuren, begründeten Potts ruf und wiesen ihm sogleich eine der hervorragendsten stellen unter den Sprachforschern an. Er selbst bezeichnet das werk einmal als sein haupt- werk, seine „grosse bibel".

Die ungeheure Wichtigkeit von Potts leistungen für die etymologie durch dieses werk kann man sich nur recht klar und anschaulich machen, wenn man auf den stand derselben vor ihm einen blick wirft. Franz Bopp, der begründer der vergleichenden indogermanischen Sprachfor- schung, hatte gerade für diese disziplin, die doch allein fundament und grundbedingung überhaupt jeder wissenschaftlichen Sprachvergleichung ist, seinen nachfolgern noch die hauptarbeit übrig gelassen. Wol hatte er die einheit der indogermanischen sprachen, auf die voranend schon der eine oder der andere seiner Vorgänger hier und da mit unsicheren fingerzeigen hingedeutet, unwiderstreitbar wissenschaftlich nachgewiesen und die erste selbständige, auch heute noch von den meisten forschem als richtig anerkannte theorie über die entstehuug der flexion aufgestellt, aber er hatte es unterlassen, mit festen lautgesetzen das eroberte gebiet zu durchziehen und abzugrenzen. Ihm kam es nicht darauf an, gele- gentlich ein von ihm selbst aufgestelltes lautgesetz zu gunsten einer geistreichen, oft genug harten wortgleichung selbst willkürlich umzu- stossen, ihm schien es nicht befremdlich sondern durchaus natürlich, dass der spräche die weitgehende freiheit zugestanden werden müsse, die schranken eines lautgesetzes jeweilig überspringen zu dürfen, ja ihm war überhaupt der weg der sicheren gewinnung eines lautgesetzes noch viel- fach mit hemmenden hindernissen versperrt, weil er den wert des ein- zelnen lautes nicht zu würdigen wusste.

Da trat als anwalt für den bisher unterdrückten und noch nicht zu seinem rechte gekommenen laut, den buchstaben, Jakob Grimm auf. Die Wichtigkeit des von ihm entdeckten oder wenigstens unter seinem namen gehenden germanischen lautverschiebungsgesetzes schildert Pott, dessen urteil als des in diesem punkte wol kompetentesten richters, zu- gleich als ein massstab seiner eigenen leistungen, hier platz finden möge, mit folgenden werten:

„Es ist unter J. Grimms hohen Verdiensten um besondere und allge- meine Sprachkunde gewiss keine der geringsten, den buchstaben ihre

22*

320 August Friedrich Pott.

bisher in der Sprachwissenschaft geschmälerten, natürlichen rechte zurück- gegeben und dieselben zu der gleichstufigen Stellung erhoben zu haben, welche sie in der spräche selbst einnemen. Grimm's geschichtliche dar- legung der lautumwandlungen in den germanischen sprachen hat allein mehr wert, als manche philosophische sprachlere voll einseitiger oder nichtiger abstraktionen ; aus ihr geht zur genüge hervor, dass der buch- stabe, als das handgreifliche, als das freilich auch nicht beständige, aber doch in ruhigerem gleise sich bewegende Sprachelement, im ganzen ge- nommen, ein sicherer faden im dunkelen labyrinthe der etymologie ist als die oft kün umherspringende Wortbedeutung; aus ihr, dass die Sprachforschung, insbesondere die vergleichende, one genaue geschicht- liche kenntniss vom buchstaben des festen halts entbert: sie endlich zeigt mit erstaunen erregender klarheit, dass selbst im blossen buch- staben nicht wie auch sonst nirgends in der spräche der fall ist, wol aber die bequeme Unwissenheit es sich gern träumen lässt die gesetz- losigkeit frecher willkür herrscht, sondern vernünftige freiheit, d. h. ein- schränkung durch selbsteigene, in der natur der laute begründete gesetze". (Et. V 1, p. XII.)

Nach dem vorgange Grimm's und noch weiter über ihn hinausgehend erkannte Pott die bedeutsamkeit auch des buchstäblichen lautes an sich, erkannte er, dass der buchstabe nichts totes sei; er sah vielmehr die einzelnen buchstaben als glieder der spräche an, das system der buch- stabenverbindungeu bildet deren körper und mit diesem ist unzertrenn- lich der Sprachgeist verbunden. „Durch den buchstaben zum geiste, literae animi nuntia" ist sein warspruch. In der frischen und lebens- vollen darstellung, wie sie gerade der ersten aufläge der etymologischen forschungen so ganz besonders eigen ist , fürt er (II. 349) , die stelle I. p. XII ergänzend aus, wie er in der lautlere einen der wichtigsten und bei verständiger handhabung am sichersten in die etymologie einwei- henden Schlüssel erkannt habe; „fast einzig oder oft ganz allein giebt sie die mittel an die band, den echten sprachkern aus der lügenhaften schale auszuschlauben und den verderbten , metamorphosirten sprachstoff auf seine ursprüngliche und wesenhaftere gestalt, d. h. auf seine w ar- beit zurückzufüren ; umsonst wird man sich one sie mühen, zwischen unverwandten und blossen lenwörtern in den sprachen eine grenzlinie zu ziehen, und namentlich rücksichtlich letzterer auf den vorteil, aus ihnen auf verker und Ideenaustausch zwischen Völkern rückschlüsse zu gewinnen, verzichten müssen. Durch tausend gaukelnde gestalten täuschend und mit wechselfarbigem Schleier alles umhüllend ist die M aj a durch die sprachen geschritten : wird dieser schleier nicht zerrissen , vergebens harren wir der sonne, welche den ursprnng der Wörter beleuchtet und aufklärt; vergebens wird den Urbedeutungen einzelner laute nachgeforscht. Niemand verwechselt den gelben, dürren, herbstlichen blätterfail mit dem jugendlich frischen baumschmucke im frühling; aus dem herbste begreift sich nicht der frühling, nicht aus dem alter die kindheit; und doch wänt man so oft, wiewol verkerter weise, one dem natürlichen zeitver- laufe der sprachen mit geschichtlicher gewissenhaftigkeit gefolgt zu sein,

August Friedrich Pott. 321

sogleich aus einer ihrer ersten besten, späteren gestaltungen den ursinn ihrer lautverhältnisse heraushorchen zu können".

Die lautlere ist also das tor, welches den zugang zu der ungleich höheren disziplin, der etymologie, eröffnet. Diese, welche eine anatomisch- physiologische einsieht in das innerste und geheimnissvolle gewebe und leben der spräche allein vermittelt, hatte er sich vorgesetzt, dahin zu füren , dass sie aufhöre , schöne dichtung zu sein und als zum höchsten geistreiches Spielzeug auf augenblicke zu ergötzen ; bitteren ernst wollte er vielmehr mit ihr gemacht wissen und sie ihrem eigenen etymon ge- mäss, zu warhafter und mit sich selbst adäquater warheit erhoben sehen. Darum konnte er auch nicht scharf genug gegen das unwissen- schaftliche verfaren „jener helden von pseudo-etymologen , jener sprach- vergleichenden pfuscher vorgehen, die sich von der sirene des gleichlauts betören lassen, oder die stantes pede in uno hunderte von änlichkeiten, wie sie sie blindlings aus einer der sprachen des Ostens, westens, nordens und Südens aufgreifen, im buntesten gemisch ihrer quacksalberigen pan- dorabüchse entflattern lassen".

So wurde Pott der schöpfer der lautlere und weiterhin der etymo- logie. Und gerade zur lösung dieser aufgäbe war er geschafi"en wie kaum ein zweiter. Ueberall, selbst in den unbedeutendsten kleinigkeiten, welche das äuge seiner Vorgänger oder mitforscher als zu geringfügig und wertlos übersehen hatte, entdeckte sein Scharfblick ungeante zu- sammenhänge und beziehungen und man muss allenthalben staunen über die reiche fülle des zusammengetragenen materials, über die glücklichen griffe, die er mitten aus dem sprachen leben heraus getan. Bekannt ist Renan's kurze aber treffende Charakteristik Potts, indem er ihn „un esprit ä la fois severe et hardi" nennt, und der mut, den er selbst zur auf- stellung einer manchmal gewagten etymologie zu haben erklärt, der sich sogar zur tollkünheit steigern kann (Et. f.^ II. 2. 127), ist für ihn typisch. Mit dieser künheit parte sich aber auch ein tiefes wissen, eine eminente gelersamkeit und belesenheit und eine kritische Urteilskraft, die kombi- nationen seiner schöpferischen phantasie auf schritt und tritt zu kon- troliren. Es kann nicht geleugnet werden, dass Pott, von dem fluge seiner phantasie getragen, vielfach zu weit gegangen ist und sätze auf- gestellt hat, deren unhaltbarkeit ihm überzeugend nachgewiesen wurde, nichtsdestoweniger aber hat er für lautlere und etymologie bei weitem mehr geleistet als alle seine Vorgänger zusammen genommen und den grund gelegt, auf dem jüngere forscher sicher weiter bauen konnten.

Bei der neubearbeitung seiner etymologischen forschungen hatte er sich als hauptaufgabe gesetzt, die indogermanischen sprachen nach den hauptsächlichsten grundelementen zu erforschen, woraus sie in begriff- licher rücksicht bestehen und davon ein ,, nicht allzu unvollständiges und wolgeordnetes inventar aufzustellen". Den grössten teil des werkes, band 2 5, nemen daher die wurzeln ein; in der ersten abteilung des zweiten bandes wird der gegenständ allgemein behandelt, dann folgt in 7 bänden resp. abteilungen, einen gesammtraum von weit über 5000 selten umspannend, das wurzelwörterbuch. An einer ganzen i'eihc von

322 August Friedrich Pott.

stellen hat er sich über seine auffassung von dem wesen der Wurzel, über ihren begriff, ihre beschafFenheit und Stellung unter den grundelementen der spräche ausgelassen. Greifen wir einige der wichtigsten hier heraus, um durch eine Zusammenstellung derselben ein möglichst vollständiges bild seiner ansieht zu erhalten

Wurzeln sind die stammoberhäupter einer wörterfamilie, die einheit, die pyramidalische spitze, in welche alle zu einer solchen familie gehö- rigen glieder auslaufen; nur komposita können als Wörtereheleute zweien familien angehören. Wurzeln sind ferner nur ein eingebildetes, eine abstraktion; faktisch kann es in der spräche keine wurzeln geben; was in ihr auch äusserlich als reine wurzel sich darstellen möge, ist wort oder wortforra, nicht wurzel; denn wurzel ist eben eine abstraktion von allen Wortklassen und deren unterschieden, die lichtsammlung aus ihnen one stralenbrechung; die spräche muss aber, auch wenn sie sich der form einer wurzel bedient, wenigstens innerlich den unterschied der Wortklasse hineinlegen. Wenn nun behauptet werden muss, dekli- nation entstehe in den sanskritsprachen durch anfügung der flexions- suffixe an die grundformen des nomen, konjugation durch die anderer an die wurzel oder den stamm, so darf dies nicht so missverstanden werden, als seien grundform und wurzel etwas selbständig und unver- bunden in der spräche vorhandenes, oder gleichsam vor der flexion in ihr vorhanden gewesen ; es ist nur die meinung , dass die grundform in allen kasus, die wurzel in allen verbalformen als das noch ununter- schiedene, als das ihnen gemeinschaftliche enthalten sei, welches nur die grammatische analyse um wissenschaftlicher zwecke willen von allen mit ihnen in der Wirklichkeit vereinigten unterschieden zu befreien und in ihrer einfachheit hinzustellen , bestrebt ist. Das bedingniss der wurzel ist aber, dass sie einen geistigen Inhalt hat, der jedoch, sobald man ihn vom worte und von den ihm zugehörigen wortformen losgelöst denkt, natürlich roh und ungestalteter stoff ist one form. Dieser geistige inhalt ist ein in die wurzel gelegter, nicht unmittelbar und unbedingt aus ihr herausspringender, aber er ist doch unendlich entwickelter und bestimmter als dies in silbe oder buchstabe der fall ist. Und damit kommen wir auf den unterschied der wurzel von silbe und buchstabe.

Beide können zwar in ihrer eigenschaft als artikulirte laute auch nicht völlig bedeutungslos sein, aber ihre ser allgemeine und noch ver- schwommene bedeutsamkeit (etwa wie die musik gegenüber der spräche) hält sich innerhalb des gefüls, beschränkt auf den höheren laut. Wurzel ist nicht wie buchstabe oder silbe die bloss lautliche, sondern auch be- griffliche einheit genetisch zusammengehöriger Wörter und formen, welche dem sprachbildner bei deren Schöpfung in der sele als prototyp vorschwebte, ja wo nicht ganz verdunkelt, mehr oder minder deutlich von jedem redenden gefült wird mit bezug auf diejenige spräche (zu- meist die muttersprache), deren er sich bedient. Oder, umgekert wenn man will, diese Wörter und formen mit einem solchen einheitspunkte in ihrem schösse, durch den Sprachforscher erst wieder entkleidet von aller mannigfaltigkeit , äussern wie innern, ihrer erscheinungs-

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formen, somit in ihrer nacktesten einfachheit und warheit, keren zu der Wurzel gleichwie zu je ihrem gemeinsamen anfangspunkte, zu den nach rückwärts geistig nicht weiter zerlegbaren atoraen der spräche zurück. Die Wurzel, das erst nach abtötung warhaft in der spräche lebendiger Wörter und formen vom sprachanatomen gewonnene skelett, kann darum nicht mit irgend einer von letzteren verwechselt werden, auch wenn sie zufällig mit ihr in der lautgestalt übereinstimmt. Zum wort wird die Wurzel, die am wortkörper gewissermassen den platz eines zwar nicht völlig formlosen, noch des lebens ermangelnden, allein der bewegung aus sich heraus nicht ser fähigen truncus einnimmt, dadurch, dass ihr mit derivations- und flexionszeichen , insbesondere mit kasus- und personalanbildungen , ihre bewegungswerkzeuge, arme, beine, hände und füsse und . die noch feineren artikulationen von fingern und zehen zu- wachsen. Oder: wurzeln entberen noch des stempeis von Wörtern und damit der reellen sprachlichen gültigkeit im redefluss. Eine innere not- wendigkeit waltet daher nicht, dass sie immer zuerst nackt oder gleich- sam formlos müssten in der gesprochenen rede zur lautlichen erscheinung gekommen sein, wärend genügt, dass sie unausgesprochen nur gleichsam als kleine bildchen der sele vorschweben, wärend der mund sie fortwärend mit bald dieser bald jener form umkleidet und so in hundertfachen fällen und Verbindungen der luft zum weitertragen über- giebt.

Pott stellt es also in abrede, dass die wurzeln vor den flexions- formen existirt haben, sie treten nach ihm „begrifflich nur in demjenigen momente auf, wodurch sie zum worte werden". I)ie fernere konsequenz, welche die Weiterbildung der Bopp'schen zusamraensetzungstheorie, als deren anhänger sich ja auch Pott bekennt, aus dieser gezogen hat, dass nämlich die wurzel doch schon, ehe es worte gab, vorhanden gewesen sein müsse, dass sie, was allerdings aus den indogermanischen sprachen sich nicht nachweisen lässt, wol aber aus dem Chinesischen hervorzugehen scheint, hat er nicht angenommen. Delbrück weist indess in seiner „einleitung in das Sprachstudium" darauf hin, dass sich dennoch auch hinneigungen zu dieser ansieht bei ihm vorfinden, so z. b. wenn er Et. f.^ IL 360 sagt: „es wäre denkbar, dass den sanskritsprachen in der auf uns vererbten gestaltung ein zustand der grössten einfachheit und flexious- losigkeit, wie ihn noch heute die chinesische spräche nebst anderen sog. monosyllabischen darbietet, vorausging". So hat sich Pott z. b. auch der neuen vokaltheorie gegenüber stets ablenend verhalten, trotzdem aber machte er ihr im kolleg bisweilen die konzession, es sei ja möglich, dass in der sog. ursprache, ein wort, das er bekanntlich nie one eine gewisse aversion in den mund nam , das sanskritische kurze a auch eine e- resp. ö-artige färbung gehabt habe, wenn er auch einen direkten e- oder o-laut nicht zugeben wollte. Derlei inkonsequenzen sind bei ihm wol auf eine gewisse hartnäckigkeit am festhalten einer ihm alterwürdigen , für recht erkannten ansieht wobei indess bei leibe nicht behauptet sein soll, als habe er in hochmütiger selbstverblendung oder Voreingenommenheit je eine belerung zurückgewiesen, im gegenteill und vor allem auf seine

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tief eingewurzelte abneigung gegen alle prähistorischen , ursprachlichen konstruktionen zurückzufüren.

Eine beliebte theorie Potts ist die lere von der unzertrennbaren Verschmelzung von praepositionen und verben resp. wurzeln. Er versucht auf diesem wege eine ganze reihe von wurzeln , welche nach- weislich als solche bereits vor beginn der stamm- und Wortbildung fertig existirten, als aus praepositionen und einfachen wurzeln zusammenge- schmolzen nachzuweisen. In dieser hinsieht hat er sich denn auch viel- fache gegnerschaft zugezogen, und besonders war es Curtius, der ihn hier entschieden und mit glück bekämpft hat. Schwerlich wird jemand mit ihm an die identifizirung von ind. aväimi {ava-^aj) und o'/w als „proethnisches kompositum" oder an die erklärung von signum aus sq-^güä, von nccvofiai aus n (zend. ajja) + ccvofxai u. a. m. glauben.

Pott geht aber noch weiter, indem er sogar zwei wurzeln mit ein- ander komponirt, ein verfaren, bei dem zalreiche willkürlichkeiten nicht ausbleiben konnten.

Zu den grundelementen der sprachen gehören nun neben den wurzeln auch die partikeln, ,, dieser köstliche schätz der sprachen, dessen wert sich gar nicht jeder klar genug zu machen pflegt", und von diesen sind es besonders die praepositionen, welche Potts interesse in hervor- ragendem masse in ansprach nemen. Er hat ihnen den ganzen ersten teil seiner etymologischen forschungen in der zweiten aufläge gewidmet, und auch seine erste arbeit hatte ja schon ihnen gegolten. Im gegensatz zu Bopp, der die praepositionen ebenso wie die endungen der obliquen kasus mit dem pronomen etymologisch zusammengestellt hatte, versucht Pott dieselben als vollständig sui generis und den pronomina an ursprüng- lichkeit ebenbürtig nachzuweisen. Bei dem Bopp'schen versuche ist man, wie er entschieden mit recht ausfürt, nur an die form sich anzuklam- mern genötigt denn die begrifflichen Übergänge erweisen sich in der regel zu spröde, um glaubhaft aufgezeigt zu werden. ,,Wie sollte einem da nicht der atem ausgehen ? so dünn wird bei derlei ableitungen die luft, als sässe man unter einer luftpumpe". Wie weit ihm der nachweis seiner eigenen theorie gelungen, das zu entscheiden sei berufeneren über- lassen, aber vielleicht passt der vergleich von dem sitzen unter der luft- pumpe auch auf Potts ausfürungen nicht so unrecht.

Das nächste grössere werk, das den etymologischen forschungen folgte, war das buch über die Zigeuner. Ein zufall war es, der Pott ausgangs der dreissiger jare wichtige handschriftliche aufzeichnungen über die spräche dieses bisher zwar schon vielfacher aufmerksamkeit gewürdigten aber noch nicht eingehend behandelten nomadenvolkes in die band gab, und dieser umstand wurde die Ursache zur entstehung seines zweibändigen Werkes „Die Zigeuner in Europa und Asien, ethno- logisch-linguistische Untersuchung, vornemlich ihrer herkunft und spräche nach gedruckten und ungedruckten quellen. Halle 1844/45". Er gesteht es selbst zu, dass nicht persönliche teilname an einem volke, aus dem ihm kaum je ein- bis zweimal im leben ein par Individuen flüchtig zu gesicht gekommen, noch auch der wissenschaftliche drang, an die menge

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der über ethnische und sprachliche auf dasselbe bezügliche fragen ge- schriebenen werke, ein diese übertreffendes oder doch ergänzendes neues anzureihen, ihn zu seinem buche veranlasst habe, sondern allein die gewissermassen heilige pflicht der ausnutzung eines ihm von einem sterbenden hinterlassenen und anvertrauten Vermächtnisses. Der prediger Zippel zu Niebudzen in Preussisch-Litthauen, wo damals Zigeuner lebten, hatte auf veranlassung des prof. Jakob Kraus in Königsberg eingehendere beobachtungen und erfragungen bei diesen angestellt. Nur ein geringer teil der Zippel-Kraus'schen ermittelungen war in der Berliner monats- schrift von 1793 (band 21) und im Mithridates veröffentlicht worden, und so war es ein ganz besonders glücklicher umstand , dass die noch fast unbekannten papiere durch herrn von Bohlen, in dessen besitz sie übergegangen waren, nach dessen tode in Potts bände gelangten. Dieser bemächtigte sich des gegenständes sofort mit dem grössten interesse und schuf so das werk, welches nächst den etymologischen forschungen seinen namen am meisten bekannt gemacht hat. Voran gingen demselben zu- nächst die Veröffentlichung einiger aus den papieren gewonnenen resul- tate in den Deutschen jarbüchern von 1841 und noch früher einige knappe mittheilungen in dem artikel ,, Indogermanischer sprachstamm" in Ersch und Grubers enzyklopädie. 3 jare später folgte dann das hanptwerk , zu dem ihm Lorenz Diefenbach und der regierungsrat Graffunder in Erfurt noch wertvolles material überliessen.

Das verdienst Potts ist es, zuerst den wissenschaftlichen nachweis erbracht zu haben, dass die spräche der Zigeuner keine gaunersprache und von dem sog. rotwelsch (über welches er, was hier beiläufig bemerkt sei, auch in Brockhaus' konversationslexikon s. v. gehandelt hat) durchaus verschieden und dass der Ursprung ihrer spräche ebenso wie ihre heimat in Indien zu suchen sei. Aenliche Vermutungen waren zwar von verschie- denen Seiten am ende des 18. jarhunderts schon ausgesprochen worden, zuerst von dem scharfsinnigen linguisten Rüdiger, dann von dem sächsi- schen hofrat Büttner, der die Zigeuner von den ,,awchanischen Indianern" (den Afghanen, von deren idiome die Zigeunersprache indess in wesent- lichen punkten abweicht) herleitete; einen methodischen, ausfürlichen nachweis war man aber bis auf Pott noch schuldig geblieben. Potts buch über dies abenteuerliche und verrufene menschengeschlecht, das so vieles romantische und wunderbare an sich hat, worunter mit das wunder- barste, dass es trotz seiner grossen Zerstreutheit in den verschiedensten und entlegensten ländern , die eigene angestammte spräche zwar unter begreiflich zalreichen entlenungen doch verhältnissmässig rein erhalten hat, war daher epochemachend und erwarb seinem Verfasser von der Pariser akademie den vom grafen Volney gestifteten linguistischen preis. Der wertvollste teil des gesammten werkes ist unstreitig das Wörterbuch, welches fast den ganzen zweiten band urafasst und mit einer staunens- werten gelersamkeit ausgearbeitet ist.

In einer anzal einzelabhandlungen hat Pott dann noch nachtrage zu seinem hauptwerk gegeben, so in Höfers Zeitschrift I. 175 ff. „Die spräche der Zigeuner in Syrien", in der Zeitschrift der DMG. III. 21 ff. und VII. 389 ff.

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„Die Zigeuner und ihre spräche" und mit Mordtmann zusammen ib. XXIV. 681 der aufsatz „Zigeunerisches". Auch andere gelerte haben sich bis in die neueste zeit hinein mit dem gegenstände beschäftigt und vielfache ergänzungen und berichtigungen geliefert (man findet eine genaue Übersicht der litteratur bei Pott in Techmers Zeitschrift), aber der rum der grundlegenden leistung muss Pott immer ungeschmälert er-, halten bleiben.

Von einzelnen sprachen des indogermanischen sprachstarams , für welche Pott ausser dem Zigeunerischen noch besonders hervorragendes geleistet hat, sind das Kurdische und vor allem das Lettische zu nennen. Im verein mit Roediger schrieb er für die Zeitschrift zur künde des morgenlands eine reihe sich durch mehrere jargänge hindurchziehender aufsätze „Kurdische Studien" , die ersten eingehenden und brauchbaren Untersuchungen über diese spräche. Vor allem aber verdankt ihm das Lettische wertvolle förderung. Als ein S^etoQoe der Universität Halle an die Georgia-Augusta in Göttingen zur feier ihres hundertjärigen be- stehens durfte er 1837 der vaterländischen hochschule, der er einst als Schüler angehört hatte, als festgabe Halle's seine „Commentatio de lithuano-borussicae in slavicis letticisque Unguis principatu" überbringen, der dann 1841 die abhandlung „De linguarum letticarum cum vicinis nexu" ergänzend sich anschloss. Stolz konnte der einstige zögling sich seiner alma mater nahen, denn glänzend hatte er die erwartungen gerechtfertigt, die sie auf ihn gesetzt hatte, und es mag ihm ein er- hebendes gefül gewesen sein, dass er, der erst fünfunddreissigjärige, dazu ausersehen wurde, der heimischen Universität das erengeschenk der Halle- schen Schwester zu überbringen. Die arbeit war zu ihrem grossen teile in Göttingen selbst auf der dortigen bibliothek entstanden, sie wurde dann, wie er in Techmers Zeitschrift einmal erwänt, „durch die der Jubi- läumsfreude zu bald folgende verhängnisvolle Verurteilung der berümten Göttinger sieben und den hieraus sich ergebenden Umschwung der Göt- tinger Verhältnisse als damals in Deutschland so gut wie von keinem Interesse" in Vergessenheit begraben. Pott hat die grossartige feier der letzten tage in Göttingen nicht mehr erleben sollen, nur wenige wochen vor derselben ist er dahingegangen, und sein name ist auch in dem fest- jubel nicht genannt worden, aber die an hochberümten namen so reiche Georgia-Augusta wird nie eines ihrer grössten schüler vergessen können.

Eine besondere ihm ser woltuende anerkennung fanden seine Ver- dienste um die lettische spräche im jare 1877, wo die lettische littera- rische gesellschaft, deren mitglied er seit 25 jaren war, bei gelegenheit ihrer 49. jaresversammlung und zugleich seines fünfzigjärigen doktor- jubiläuras ihn durch Verleihung der erenmitgliedachaft und Übersendung eines prachtexemplares der damals erschienenen revidirten lettischen bibelausgabe erte.

Als Professor der allgemeinen Sprachwissenschaft war Pott nach Halle berufen , bisher haben wir ihn jedoch nur erst als hervorragenden forscher auf dem gebiete der indogermanischen sprachen kennen gelernt. „Wie (aber) das äuge, zu lange auf einem gegenstände festgehalten, er-

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müdet, und, wenn nicht durch Wechsel erquickt und neu belebt, die für gewisse klassen der betrachtung gewonnene schärfe des blicks doch zu- letzt wieder einbüsst, so wagte er (im jare 1847), im gefülten bedürfniss nach frischem grün, einmal über die gemarkungen des indogermanismus hinaus einen kecken streifzug", und diese richtung wurde dann für seine künftigen arbeiten die entscheidende. Die beute dieses ersten streifzugs legte er in seinem , A. v. Humboldt , „dem unblutigen eroberer dreier weitteile und der dreiweit'' gewidmeten buche ,,Die quinare und vigesi- male zälmethode bei Völkern aller weitteile, nebst ausfürlichen bemer- kungen über die zalwörter indogermanischen stammes und einem anhang über die fingernamen" (Halle 1847) nieder. Ursprünglich wollte er den gegenständ nur in ein par aufsätzen für Zeitschriften behandeln, dieselben waren aber für deren engen zuschnitt zu lang geworden und so ver- arbeitete er den ihm unter den bänden wachsenden stoff zu einem selb- ständigen buche, für welches auch eine ausfürliche rezension aus den Halleschen jarbüchern von 1838 mit benutzt wurde. Erste anregung gaben die Untersuchungen der gebrüder Humboldt über lautliche und schriftliche zalenbezeichnung, besonders Alexanders abhandlung über die zalzeichen in Crell's Journal für mathematik (bd. XIV. 209 fif.). V. d. Ga- belentz, der in einer rezension (Jen. litztg. 1848 No. 56) noch eine kleine nachlese von durch Pott nicht berücksichtigten zalbezeichnungen gab, bezeichnet die ,,zälmethoden" als den ersten gelungenen versuch, an einem einzelnen teile der grammatik zu zeigen, wie auf syntheti- schem wege das gebäude einer warhaft allgemeinen sprachlere er- richtet werden müsse. Was die frage nach der entstehung der zalwörter anlangt, so wendet sich Pott gegen die schon oben erwänte meinung Bopps, Lepsius' u. a , welche dieselben von den so ,, inhaltslosen und begrifflich vagen pronominen" herleiten, und will sie im gegenteil trotz ihrer abstrakten Inhaltslosigkeit (die aber nach ihm erst im sprach- gefüle abstrakt geworden ist) auf ganz konkrete Vorstellungen zurück- füren, und hierin folgt er einer besonders von W. von Humboldt aus- gesprochenen ansieht (Kawispr. 22). An die „zälmethoden" schliesst sich dann 1867 die kleine abhandlung an „Die Sprachverschiedenheit in Europa an den zalwörtern nachgewiesen , sowie die quinare und vigesi- male zälmethode" in der im verein mit Gosche verfassten Festschrift zur XXV. Versammlung deutscher philologen und schulmänner in Halle (auch allein erschienen), welche den gegenständ mehr von der ethnologischen Seite aus behandelt, sowie auch mehrere aufsätze in Steinthals Zeitschrift („Sprachliche bezeichnung von mass und zal in verschiedenen sprachen", XH. 158 und ,,Zalen von kosmischer bedeutung" XIV. 1. 129).

Eine allgemein sprachwissenschaftliche bedeutung haben dann eben- falls die „Personennamen" und die Untersuchung über die „doppelung", zwei gleichfalls auf synthetischem prinzip aufgebaute monographieen.

Die erste derselben, hervorragend durch die bewundernswerte fülle zusammengetragenen und erklärten materials , ,,Die personennamen , ins- besondere die familiennamen und ihre entstehungsarten; auch unter berücksichtigung der Ortsnamen" erschien zuerst 1853 bei Brockhaus in

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Leipzig und dann 1859 in einer neuen aufläge mit ausfürlichem register, welches das werk erst eigentlich nutzbar macht. Leben, nicht starre tote form suchte und fand Pott überall in der spräche und so unternam er es , solches leben auch im gewönlich totgeglaubten eigennamen nach- zuweisen, den diese wortgattung durchwallenden, lebendigen, wenngleich oft in Schlummer versenkten geist zu lösen und die nomina propria nicht als sinnlose kinder der unbeschränkten willkür sondern als sich wie alles in der spräche zu verhältnissmässig wenigen gruppen nach gewissen leitenden gesichtspunkten ordnend darziitun. Die deutung der eigen- namen gehört in fast allen sprachen zu den schwierigsten kapiteln , da dieselben zum grossen teil auf eine ser alte zeit zurückgehen und ihre ursprüngliche etymologie oft durch die lange, vielfach gerade charak- teristische merkmale abschleifende konsuetudo verdunkelt ist; Pott hat jedoch seine schwierige aufgäbe mit feinem verständniss in der genialsten weise angegriffen. Insbesondere sind es germanische eigennamen, die er mit staunenswertem fleisse gesammelt und nach principien geordnet hat, dabei feien aber natürlich auch nicht streifzüge in andere sprachen, hauptsächlich in das gebiet der griechischen namen; am Schlüsse ist speziell arabischen und indischen namen noch einiger räum gewidmet. Ueber altpersische eigennamen hat er 1859 in der ZDMG. XIIL 359 in einem ausfürlichen aufsatze besonders gehandelt.

Das wesen der doppelung, unter welchem ausdruck Pott redupli- kation und gemination, d. i. Wiederholung im ganzen, z. b. von Wörtern, zusammenfasst , als eines der wichtigsten bildungsmittel der spräche, behandelte er dann in einem 1862 in Lemgo erschienenen buche, indem er hier wieder sprachen aus allen weitteilen heranziehl. Eigentlich sollte es wie die ,,zälmethoden" als ein der Wurzelvariation verwandtes thema mit in den ersten teil des zweiten bandes der etym. forsch. (2. aufl.) aufgenommen werden, die zu grosse nicht vorhergesehene ausdenung, welche das werk unmerklich annara, machte dies jedoch unmöglich.

Obwol zwar nur absichtliches, missgünstiges übelwollen oder geistige beschränktheit der jungen vergleichenden Sprachwissenschaft, die in der kurzen zeit ihrer entwickelung einen aufschwang genommen hatte, wie kaum eine Wissenschaft vor ihr, ihre berechtigung absprechen konnten, so fand sie dennoch, besonders in den kreisen sog. klassischer philologen, welche zuweilen glaubten, die erforschung der griechischen und latei- nischen spräche als ihre alleinige domaine in ansprach nemen und dies ihr eigentum vor den eingriffen der Sprachforscher schützen zu müssen, gegnerschaft und zum teil auch geringschätzige beurteilung. Solche ver- suche, die zumeist auch aus einer gewissen bequemlichkeit entsprangen, sich die neu gewonnenen resultate anzueignen und für die eigene weitere forschung zu verwerten, fanden in Pott stets einen geharnischten gegner, dessen kampfesmut und stürmischen angriffen schwer stand zu halten war. So fülte er sich noch im jare 1869 veranlasst, in geradezu ver- nichtender weise ein par deutsche männer und germanisten abzutun, „welche unter dem Schilde ihres namens und ihrer Stellung glauben zu machen versuchten , als bringe die vergleichende Sprachwissenschaft,

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welche freilich nicht den blossen germanismus sondern den gesammten indogermanismus zu umspannen sich unterfängt, man weiss nicht, ob einer bestimmten oder ob den Universitäten überhaupt, der himmel mag übrigens wissen, welchen, schaden". Die schärfste derartige abfertigung von ihm erfur indess ein von theologischer seite gegen seine Wissenschaft unternommener, allerdings durch seine unnatur sich selbst richtender angriff.

Der katholische pfarrer Franz Kaulen in Bonn hatte in einem 1861 erschienenen buche ,,Die Sprachverwirrung zu Babel, linguistisch-theolo- gische Untersuchungen über Gen. XI. 1 9" aus den Offenbarungen der heiligen schrift der Sprachforschung die wege weisen wollen, die sie zur lösung ihrer sich gestellten aufgäbe einzuschlagen hätte. Es waren ganz unglaubliche Zumutungen, welche hier an eine doch bereits einen mehr als 40järigen entwicklungsgang durchlaufen habende Wissenschaft gestellt wurden, Zumutungen einer fast kindlichen naivität, die uns wie aus ent- schwundenen jarhunderten anmuten , wo man über sprachliche Verhält- nisse noch die abenteuerlichsten ansichten hegte. Dem hauptsatze, dass die biblische erzälung von der babylonischen Sprachverwirrung historische warheit sei, schliessen sich andere behauptungen, wie die von einer nach- weislichen allgemeinen Ursprache aller sprachen , von einer ,, durchgän- gigen identität" sämmtlicher sprachwurzeln u. a. m. würdig au. Pott sieht sich denn auch genötigt, sich quasi zu entschuldigen, dass er es überhaupt der mühe für wert gehalten, diesen „zu spät nachhinkenden anachronismus nicht one weiteres in stillschweigen zu begraben und wieder zu den toten zu legen", sondern dass er, wie er an einer anderen stelle sagt, diesen gleich einer vertrockneten rose von Jericho durch allerhand künste wiedererweckten und aufgefrischten thesen uud dogmen sogar noch ein eigenes buch widmet, den „Anti-Kaulen, oder mythische Vorstellungen vom Ursprung der völker und sprachen" (Lemgo 1863). Was ihn trieb, war das bestreben, die Sprachwissenschaft gegenüber der theologie in schütz zu nemen, deren stets gehorsame magd sie immer sein, und die für sich in form von almosen nur einige brosamen empfan- gen solle, welche von der reichen dame tische fallen. „Sonst wehe ihr, der profanen, der uuheiligen 1" Ob nun Kaulens buch trotzdem wirklich einer so gründlichen Widerlegung, wie sie Pott in seinem über 300 seiten starken bände fürt, wert war, mag dahingestellt bleiben, jedenfalls schuldet sein autor ihm denselben dank, den Clauren Wilhelm Hauff schuldet, one Pott's Anti- Kaulen wäre des wirklichen Kaulen ,, baby- lonische Sprachverwirrung" längst vergessen worden und würde nicht einmal von einem vereinzelten forscher aus dem staube der bibliotheken hervorgesucht werden.

Gegen die durch die biblische erzälung entstandene hypothese einer allgemeinen Ursprache polemisirt Pott noch wiederholt in seinen Schriften. Zwar hat ja seit Leibnitz kein gelerter wirklich im ernst versucht, irgend eine der noch existirendeu sprachen als die Ursprache sämmt- licher Völker des erdballes hinzustellen , aber die möglichkeit , dass in unvordenklicher zeit doch einst alle stamme der erde ein uud dasselbe

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uns nicht mehr erreichbare idiom gesprochen haben könnten, ist auch in neuerer zeit besonders von Max Müller, gestützt auf Darwins theorie, verteidigt worden. In einem aufsatze in der ZDMG. IX. 405 ff. „Max Müller und die kennzeichen der Sprachwissenschaft" tritt Pott für die notwendigkeit der anname eines polygenetischen, pluralistischen und von vorn herein grundverschiedenen anfangs, wo nicht der menschheit, so doch der menschlichen rede ein und zeigt die willkürlichkeit und unbeweisbarkeit der aufstellungen des Oxforder Sprachforschers auf in dessen bekannter gruppirung und entwickelungstheorie der sprachen von familien- zu nomaden- und endlich statssprachen. Des weiteren wendet er sich gegen derartige bestrebungen in seinem buche ,,Die Ungleichheit menschlicher rassen hauptsächlich vom sprachwissenschaftlichen Stand- punkte" (Lemgo 1856), das, gegen das gleichnamige werk des grafen von Gobineau gerichtet und dessen theorie, dass die ,,völkerchemie*', d. h. alle volkliche mischung, entartung und unabwendbares gesellschaft- liches verderben in ihrem schösse trage, dass die menschheit seit Christi geburt, die Gobineau in das 6. oder 7. tausend von deren bestehen setzt, in ihr greisenalter eingetreten sei und nach einem herabsinken zur tier- heit dem unabwendbaren tode entgegengehe, eine fülle wichtiger ethno- logischer resultate und winke enthält. Nach Pott, der im allgemeinen die Humboldt'sche einteilung der sprachen akzeptirt , hängt „der eren- kranz überhaupt zur zeit noch etwas hoch für einen linguistischen Linne, d. h. einen Sprachforscher, welcher sämmtliche sprachen des erdbodens nach familien, gattungen, arten und sonstigen Unterabteilungen (es dürften dies aber keine künstlichen anordnungen, wie diejenigen des grossen schwedischen naturhistorikers , sondern es müssten durchweg „natürliche" sein, etwa im sinne eines Jussieu) trennend und einend, sowie neben und über einander ordnend, zu gruppiren unternemen möchte". Den gedanken einer allen sprachen zu gründe liegenden lingua primaeva nennt er geradezu totgeboren, und wie er treffend ausfürt, ist es nicht die blosse höhe der zal von menschlichen idiomen , die den Sprachforscher vor dem wagniss zurückschrecken lässt, sondern in der unendlichen mannigfaltigkeit so gut wie schlechthin unvereinbarer sprachformen steckt ein niederschlagendes pulver, das auch nicht einmal an die möglichkeit mit wissenschaftlicher Überzeugung glauben lässt. Selbst einpariger anfang der menschheit würde nach ihm nicht die Ursprungseinheit aller sprachen nach sich ziehen.

Dass Pott dann diese berechtigte neigung gegen derartige ursprach- liche hypothesen auch auf indogermanisches gebiet übertrug, ist bereits angefürt.

So oft Pott von den gebrüdern Humboldt spricht, unterlässt er es nie, seiner hohen vererung für beide ausdruck zu geben und besonders ist es der ältere Wilhelm, der Sprachforscher, als dessen begeisterten und dankbaren schüler er sich allerwegen bekennt. In seiner ausgäbe von dessen werke ,,Ueber die Verschiedenheit des menschlichen Sprach- baues" hat er in einem einleitenden bände von mehr als 500 Seiten Wilhelm von Humboldts Verdienste um die Sprachwissenschaft in um-

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fassender tlarstellung einer Würdigung unterzogen. Was für Humboldts sprachliche Untersuchungen das leitende motiv war, ist die philo- sophische behandlung der sprachformen, er betrieb die Sprachforschung vom allgemeinen philosophischen Standort aus, zugleich gepart mit tiefster geschichtlicher sprachkenntniss. Sein streben war eine gründ- liche und philosophisch angestellte vergleichung der sprachen, und eine solche art und weise der Sprachforschung musste natürlich einen ebenso philosophisch wie historisch durchgebildeten geist wie Pott mächtig an- ziehen. Die Sprachwissenschaft, so sagt er einmal, kann der philosophie nicht entraten, ja sie bedarf einer eigenen disziplin, der philosophie der spräche oder dessen, was man auch wol philosophische oder allgemeine grammatik genannt hat.

Wollen wir nun aber den einfluss, den Wilhelm von Humboldt auf Pott's entwicklung gehabt hat, zusammenfassend formuliren, so glaube ich mit vollstem rechte gerade auf ihn Delbrücks kurzes aber treffendes urteil über Humboldts bedeutung für die Sprachforschung überhaupt an- wenden zu dürfen: „Wilhelm von Humboldt wirkte auf seine Zeit- genossen und Schüler allein durch die totalität seines geistes". Und gerade Pott war ein geist, der an Universalität Humboldt kon- genial war, wärend er ihn an sprachkenntniss noch weit überragte. Es mag etwas ungeheuer reizendes für den Sprachforscher haben, überall in das werden und innerste Wachstum der spräche hineinzusehen und den letzten gründen auch hier allenthalben nachzuspüren, nur ist aber hier auch zugleich die grosse gefar vorhanden, in dem ungeheuren labyrinthe solcher philosophischen betrachtung den leitenden ariadnefaden zu ver- lieren, und dieser gefar ist auch Pott nicht entgangen. Das uns historisch greifbar vorliegende Sprachmaterial ist eben zu lückenhaft und unzu- reichend, um hier die letzten fragen endgültig und befriedigend lösen zu können und uns einen einblick in den tiefinnersten kern des sprach- lichen lebens zu gestatten. Dass wir auf dem wege philosophischer Sprachforschung einmal zu positiven, unanfechtbaren ergebnissen gelangen werden, ist und bleibt vorläufig nur eine schöne hoffnung. Darum hat sich auch die neuere Sprachforschung wieder mehr der historischen methode zugewandt, die weniger subjektivem empfinden folgend, auf zwar nicht so idealer aber darum auch schwindelfreierer und fester ge- gründeter bau wandelt, darum ist in der jüngeren Sprachforschung das interesse für die entstehung der formen und die Zusammensetzung der- selben geringer geworden und hat das bewusstsein der tatsache mehr und mehr um sich gegriffen, dass in den einzelsprachen eine Zusammen- setzung ungeformter Sprachelemente nicht stattfindet.

Mit grosser Vorliebe bedient sich Pott der bereits von Bopp über- nommenen aber erst von ihm eigentlich ausgebildeten symbolischen deu- tung sprachlicher Vorgänge, der sog. lautsymbolik, es reizt ihn mächtig, „den geheimnissvollen schleier, der über einer unstreitbar vorhandenen und der gleich rätselhaften zwischen leib und sele parallelen gemeinheit (communio) zwischen laut und begriff ruht, zu lüften und das grosse geheimniss des bandes zwischen begriff und laut zu ergründen". So

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konstatirt er polarische gegensätze und differenzen, welche ein lebendi- gerer sprachsinn, als er den späteren perioden nach der eigentlichen Sprachschöpfung eigen war, mit geschärftem ore zu erfassen und oft mit staunenswerter feinheit und sinnigkeit sprachlich zu benutzen verstand; alle Sprachbezeichnung ist ihm eine gedoppelte, 1) sinnbildlich oder symbolisch, 2) kyriologisch. Symbolisch ist z. b. die bezeichnung der Vergangenheit im perfekt mittelst reduplikation (vergl. hier besonders Steinthal's Zeitschrift band XV u. XVI), die femininalmotion im lateinischen auf a, ebenso die feraininalflexion der «-stamme im Sanskrit, deren volleren klang der maskulinen «-deklination gegenüber er durch die überhaupt üppigeren formen des weiblichen vor dem männlichen ge- schlecht deutet (!), ferner der unterschied in ungar. enni und inni, az und ez, wo die (dunklere) ferne und die (hellere) nähe durch die unterschei- denden vokale ausgedrückt ist; die häufige Verwendung des l in Ver- kleinerungsformen amt gleichsam das kinderlallen nach u. v. a. m. Wir wollen Pott nicht weiter auf diesem schlüpfrigen wege nachfolgen, auf dem er selbst zur vorsieht mant, dass man nicht neckischen irrlichtem nachjage, eines punktes wegen aber muss ich bei der lautsymbolik noch einen augenblick verweilen. ,, Sinnvolle lautsymbolik" ist es nämlich, die er hauptsächlich gegen die neue vokaltheorie und damit zugleich gegen die Junggrammatiker in's feld fürt. Diese neue richtung ist ihm immer ein stein des anstosses gewesen und auch in seiner grossen Publika- tion „Zur litteratur der Sprachenkunde Europas" in Techmers inter- nationaler Zeitschrift hat er noch einmal gelegenheit genommen, gegen die ,, überaus zuversichtlich vorgebrachten leren" derer zu polemisiren, ,,die sich mit dem namen Junggrammatiker schmücken, sowie derer, die in gedanken- und urteilsloser weise auf die aussprüche jener wie auf ein unantastbares neues evangelium gläubigst lauschen". Er trifft sich hier als bundesgenosse mit seinem früheren gegner Curtius in seiner wurzel- theorie, den er seiner zeit nicht scharf genug mitnemen konnte. Die drei kurzen vokale a, i, u bilden nach Pott nicht nur im Sanskrit, sondern ebenso im Gotischen, gleichsam den vokalischen grund- akkord, auch denjenigen menschlicher rede überhaupt. „Für die semi- tischen sprachen aber möchte die sache ebenfalls kaum viel anders liegen". Es kann hier nicht der ort sein, Potts einwände gegen die jetzt fast allgemein anerkannte neue theorie zu widerlegen, kann man sich doch beim lesen seiner ausfürungen der empfindung nicht erweren, als füle er sich selbst ser in die enge getrieben und könne es nur nicht über sich gewinnen, die alterwürdige, ihm so teuer gewordene ansieht vor den profanen angriffen jüngerer preis zu geben. Natürlich verhielt er sich auch dem ausgedenteren einfluss, welcher den analogiebildungen von Seiten der ,, Junggrammatiker" eingeräumt wird, sowie dem satze von der ausnamslosigkeit der lautgesetze gegenüber immer skeptisch und ver- folgte diese theorieen gelegentlich sogar mit beissendem spott.

Ueberhaupt lässt es sich nicht leugnen, dass Pott in der letzten zeit innerhalb der vergleichenden indogermanischen Sprachforschung in ge- wisser weise etwas vereinsamt dastand. Die jüngeren forscher, die er

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alle hatte heranwachsen sehen und die ihm hervorragende Förderung ver- dankten , sie schlugen andere vvege ein als er , sie bildeten eine in mancher beziehung von der seinen abweichende, strengere methode aus und wandten sich gegen ihn , oder vielmehr er wandte sich gegen sie. Aber bis an sein ende blieb er, wennschon weiss an hären, doch der jugendfrische, ja stürmische kämpfer, der er von je her gewesen. Seinen streit mit Curtius über Wurzelzusammensetzung habe ich schon erwänt, Grassmann bestritt er immer und immer wieder seine lere von den doppelten aspiraten, Joh. Schmidt die ser ,, leichtfertige" anname von der ursprünglichkeit des A-lautes (^,) vor dem palatalen «, alles theorieen, die rings um ihn von den Sprachforschern allgemein akzeptirt wurden.

Pott war ein ausserordentlich fruchtbarer gelerter, ausser den ge- nannten grösseren selbstständigen werken hat er eine reiche menge von aufsätzen und rezensionen in den verschiedensten Zeitschriften erscheinen lassen. So war er als mitarbeiter tätig selbstverständlich an der von ihm mitbegründeten Zeitschrift der deutschen morgenländischen gesell- schaft, der Zeitschrift für die künde des morgenlandes , an Kuhn und Schleichers beitragen, Kuhns, Höfers und Steinthals Zeitschriften, an Bezzenbergers beitragen und an der erst vor kurzem begonnenen Tech- mer'schen internationalen Zeitschrift für allgemeine Sprachwissenschaft, die er durch eine grössere, hervorragende abhandlung eröffnet hat und die 80 unter seinen, des altmeisters, auspizien ihren ersten gang in die weit hinaus getan hat. Vereinzelte arbeiten finden sich dann in den Preussischen jarbüchern, dem Philologus, Fichte und Ulrici's philo- sophischer Zeitschrift, ja sogar in Wittes Dante -Zeitschrift u. v. a. m. ; rezensionen besonders ausser in den erwänten Zeitschriften meist in der Allgemeinen Halleschen litteraturzeitung, den Berliner jarbüchern für wissenschaftliche kritik, den Blättern für literarische Unterhaltung etc. etc. Von den zerstreuten aufsätzen möchte ich einige im nachstehenden noch besonders hervorheben.

Wichtige aufschlüsse über afrikanische und vorzüglich die Bantu- sprache hat Pott in verschiedenen aufsätzen in der ZDMG. gegeben: „Ueber das verwandtschaftliche verhältniss zwischen den kaffern- und kongo- sprachen" (H. 5 und 129), „Die sprachen Afrikas" (V. 405), „Ueber die Kihiau-sprache" (VI. 331) und „Sprachen aus Afrikas innern und westen" (VHI. 413). Die ergebnisse seiner forschungen, welche er in diesen abhandlungen niedergelegt, werden mit zu den für diese sprachen grund- legenden Untersuchungen gezält. Wertvolle materialsammlungen für kulturhistorisch-linguistische forschungen enthalten eine reihe von auf- sätzen in Kuhn und Schleichers beitragen, die unter dem titel „Zur kulturgeschichte" vereinigt sind und sich durch mehrere bände hin- ziehen. Ich kann hier nicht seine die verschiedensten gebiete, wie ver- gleichende mythologie, ethnographie, allgemeine grammatik etc. berürenden arbeiten alle aufzälen, erwänt seien von Untersuchungen über einzelne indogermanische sprachen nur noch die aufsätze über romanische sprachen, „Ueber romanische demente in der lex salica" (Höfers Zeitschrift III. 112), „Das Latein im übergange zum Romanischen" (Zeitschr. für alter- neiträgo z. künde il. indj:. sprachen. XIII. 23

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tumswissenschaft 1853 und 1854), „Romanische demente in den langobar- dischen gesetzen" (KZ. XII und XIII); ferner über das Albanesische (ZDMG. XVII. 414), das zum indogermanismus zu rechnen, er sich noch nicht recht entschliessen konnte. Vor allem aber ist zu nennen der umfangreiche artikel „Indogermanischer sprachstamm" in Ersch und Grubers enzyklopädie, welcher die erste zusammenhängende Über- sicht der einschlägigen sprachen und ihrer literatur giebt. Eine neue aufläge und zugleich eine erweiterung desselben bietet gewissermassen seine schon mehrfach zitirte abhandlung in Techmers Zeitschrift , »Ein- leitung in die allgemeine Sprachwissenschaft" mit dem Supplemente „Zur literatur der Sprachenkunde Europas". Durch eine musterhafte genauig- keit und Vollständigkeit, mit dem grössten fleisse ausgearbeitet, zeichnen sich derartige an verschiedenen stellen in Potts Schriften wiederkerende literaturzusammenstellungen aus, die ihm allerdings auch der umstand erleichterte, dass er die aufgezälten werke meist von ihren Verfassern zugesandt erhielt und somit auch aus eigenster anschauung kannte. Ein kürzerer derartiger gesammtüberblick findet sich u. a. auch in den Et. f.^ II. 4 (vorwort); wiederholt und erweitert aus einer arbeit in den Jarbüchern der freien deutschen akademie, Frankfurt a. M. 1849. Ersch und Grubers enzyklopädie hat in ihm einen hervorragenden mitarbeiter verloren, ausser dem „Indog. sprachstamm" hat er für sie noch u. a. die artikel „Geschlecht" (grammatisches), ,,Participium", ,,Patronymica" und „Personennamen" geschrieben; auch in Brockhaus konversationslexikon sind einige artikel aus seiner feder geflossen, so seine Selbstbiographie, der bereits erwänte artikel „Rotwelsch" etc.

Steinthal sagt einmal von Pott, er kenne keinen schriftsteiler, der in dem masse wie er leistete, was man sich von ihm verspräche, und dieses urteil, so paradox es auch anscheinend klingen mag, ist ent- schieden nicht übertrieben. Seine sämmtlichen arbeiten, mag man sie auch bisweilen mit dem bewusstsein, nicht überzeugt zu sein, aus der band legen, oder mögen sie auch one ein bestimmtes historisches resultat abschliessen, enthalten eine jede einzelne doch stets so viel des anre- genden und belerenden, dass man sich nie one ein gefül der befriedigung von ihnen trennen wird. Mindestens kann man auf jede derselben mit geringfügiger änderung das wort des Mela anwenden, das er selbst seinen etymologischen forschungen in ihrer neuen gestalt als motto vorangestellt hat: impeditum opus et facundiae minime capax, verum adspici tarnen cognoscique dignissimum, et si non ope ingenii orantis, at ipsa sui con- templatione pretium operae attendentium absolvens. Freilich leicht macht es Pott seinem leser nicht, er giebt ihm nicht, wie Joh. Schmidt es einmal ser treffend ausdrückt, wolfeilen kaufes seine kenntuisse her, er bietet ihm nicht einfach die gewonnenen resultate seiner forschungen, sondern er fürt ihn direkt in die werkstätte und zwingt ihn selbst, die arbeit mit durchzumachen. Darum sind auch viele seiner bücher, ganz besonders die Etym. forsch, sowie die „Personennamen" in ihren ersten auflagen one register für viele ein totes kapital geblieben. Dazu kommt noch eine erschwerende eigentümlichkeit seiner Schreibweise. Seine grosse

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belesenheit und seine phänomenale gelersamkeit nicht nur auf dem gebiet der indogermanischen sondern auch der verschiedensten anderen sprachen, verleiten ihn häufig zu weiten abschweifungen auf seinem ursprünglichen thema ganz fern liegende gebiete. Selbstverständlich kann hierdurch die klare und übersichtliche darstellung nur leiden , sein stil erhält gewissermassen den Charakter eines man verzeihe das paradoxon geordneten chaos. Aeusserst glücklich und fast unerschöpflich ist Pott dann in praegnanten bezeichnungen sprachlicher Verhältnisse und Vor- gänge, in denen er meist mit plastischer deutlichkeit das charakteristische der frage trifft. So wenn er von der begattungsfähigkeit der sprachen unter einander oder von verlebendigung der natur spricht, wenn er die dialekte chromatische brechungen des ursprünglich einen und einfarbigen lichtes nennt, die doppelung als wiedergebärung aus dem schösse des schon einmal gesetzten bezeichnet etc. Potts grosses interesse für jede neue literarische erscheinung bekundete sich in seinen zallosen bücher- rezensionen , die in den verschiedensten Zeitschriften zerstreut sind. Er war als kritiker ein „acer castigator aliorum", wie er sich selbst schon in seiner doktordissertation bezeichnet, dabei aber hat wol zugleich kaum einer so rückhaltslos und gerecht die Verdienste anderer anerkannt als gerade er; wärend allerdings „vollmundigkeit", die durch erkünstelten brustton der Überzeugung die eigene schwache leistung zu verdecken suchte, vor seinem scharfen, unnachsichtlichen richterspruch nicht be- stehen konnte.

Wie in seinen Schriften, so pflegte Pott auch in seinen Vorlesungen sich exkurse im breitesten umfang zu gestatten. So war er oftmals, noch ehe der hörer es sich recht versah, in einem kolleg über egyptische hieroglyphen übergesprungen zu irgend einem lieblingsthema , wie z. b. der polemik gegen die doppelten aspiraten oder dgl. Daher war es für den jungen Studenten, der one weitere Vorkenntnisse seine Vorlesungen besuchte, ser schwer, dem fluge seines geistes zu folgen, um so mehr bot er aber dem mit dem gegenstände bereits vertrauteren hörer. Im ganzen hat Pott, so viel ich wenigstens zu beurteilen vermag, als universitäts- lerer, d. h. durch seine Vorlesungen, nur geringen einfluss auf die jüngere heranwachsende generation der Sprachforscher geübt. Eine schule hat er nie gebildet, teils war die art und weise seiner forschung zu universal, teils lag dies seinem aristokratisch vornemen charakter zu fern. Dabei kam er indess jüngeren aufstrebenden gelerten stets mit seltener liebenswürdigkeit entgegen, sie in jeder weise durch rat und tat zu fördern und unterstützen bereit.

Potts Vorlesungen erstreckten sich, besonders in der ersten zeit seiner akademischen lertätigkeit, auch auf die erklärung griechischer und lateinischer schriftsteiler; so hat er Theokrit, CatuU, Persius, Juvenal und Herodot erklärt, allerdings alles autoren, die ihm, besonders der letztgenannte, reichlich gelegenheit zu sprachlichen, ethnologischen und mythologischen ausfürungen boten. Ueber allgemeine Sprachwissenschaft und Sprachphilosophie sowie über philosophische und historische gram- matik las er bis in seine letzten lebensjare in regelmässigem turnus,

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früher trug er seine sprachphilosophischen theorieen auch gelegentlich der erklärung von Plato's Cratylus vor. Im Sanskrit beschränkte er sich nur auf leichtere texte, wie den Nalas, Bopps diluvium und stücke aus Lassens Chrestomathie ; von anderen indogermanischen sprachen behan- delte er in Vorlesungen Zend, Lateinisch, Griechisch, Gotisch, Keltisch, die romanischen sprachen und ihre entwickelung, seit 1833 las er auch über ägyptische hieroglyphen und seit 1846 über Chinesisch, beides koUegs, die er bis zuletzt beibehielt.

Den hohen Verdiensten Potts um die vergleichende Sprachwissen- schaft hat auch die äussere anerkennung nicht gefeit, er gehörte zu den glücklichen gelerten, die noch zu ihren lebzeiten durch reiche eren- bezeugungen ihre arbeit belont sehen. Nachdem ihm bereits verschiedene höhere preussische und russische orden verliehen waren , wurde ihm am spätabend seines lebens dann noch die höchste auszeichnung zu teil, indem er am 24. januar 1886 zum stimmfähigen ritter des ordens pour le merite für Wissenschaften und künste ernannt ward. Daneben feiten aber auch nicht ihm direkt von der Wissenschaft dargebrachte eren- bezeugungen und anerkennungen , für den waren gelerten doch die höchste, ureigenste belonung wissenschaftlicher arbeit: fast keine wirklich bedeutende akademie oder gelerte sprachwissenschaftliche gesellschaft des in- und ausländes, deren aktives, korrespondirendes oder erenmitglied Pott nicht war. Die Mailänder akademie ernannte ihn noch kurz vor seinem tode zu ihrem mitgliede, doch sollte er diese letzte ere nicht mehr erleben, die nachricht von seiner kreirung traf erst nach seinem hinscheiden ein. Von allen akademieen und gelerten gesellschaften in- dess, denen er angehörte, hat wol keine durch seinen tod so viel ver- loren als die deutsche morgenländische gesellschaft. In ihm ist wieder einer der vier begründer dieser weit über die grenzen Deutschlands hinaus hoch geachteten gesellschaft dahingegangen und nur noch die erwürdige gestalt professor Fleischers in Leipzig ragt noch von diesen berümten vier in die jüngere generation hinein. Gelegentlich des fünf- undzwanzigjärigen bestehens der gesellschaft im jare 1870 wurden dann bekanntlich die damals noch sämmtlich lebenden Stifter, Brockhaus, Fleischer, Pott und Roediger zu erenraitgliedern ernannt und ihnen eine künstlerisch ausgefürte, prachtvolle denkmünze überreicht.

Trotz aller dieser reichen erenbezeugungen, wie sie nicht leicht einem zweiten gelerten zu teil geworden sind, erhielt sich Pott immer und immer die bescheidenbeit und anspruchslosigkeit eines warhaft grossen mannes und wol niemand, der ihn nicht kannte, vermutete in dem einfachen, ihm auf der Strasse oder in gesellschaft begegnenden liebenswürdigen, jovialen alten herrn den weltberümten gelerten.

Der lebensabend Potts war ein heiterer, im kreise geliebter kinder und enkel, an der seite einer teuren gattin, war es dem greise vergönnt, nach einem langen arbeitsreichen schaffen in ruhe die letzten lebensjare zu verbringen. Dabei behielt er aber in einer seltenen frische des geistes bis in seine höchsten lebensjare ein lebendiges interesse für seine Wissen- schaft bei und nur selten begegnete es, dass man ihn in seinem studier-

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Zimmer, von foliantcn und büchern umgeben, nicht arbeitend antraf, wärend eines seiner enkelkinder zu füssen des grossvaters auf dem erd- boden spielte. Erst die letzte krankheit musste dem greise gewaltsam die feder aus der zitternden band entwinden und so sind auch die letzten bogen seiner schon mehrfach erwänten arbeit in Techmers Zeitschrift erst kurz nach seinem tode der gelerten weit bekannt geworden.

Eine abwechslung in das ruhige familienleben brachten dann im letzten jarzehnt zwei Jubelfeste. Am 17. Oktober 1877 beging er die 50ste wiederker des tages, an welchem er als fünfundzwanzigjäriger in Göttingen die erste akademische würde, den doktortitel, erlangt hatte. Briefe und telegrararae trafen aus allen gegenden der weit ein , die Göt- tinger Universität übersandte das erneuerte doktordiplom , alle gesell- schaften, denen er angehörte, brachten ihre glückwünsche dar. Die berliner akademie, deren korrespondirendes mitglied er bereits seit langen jaren war, ernannte ihn zum erenmitgliede, desgleichen die lettische litterarische gesellschaft; ausser der Universität Halle , welche durch rektor und dekane ihre glückwünsche überbringen Hess, hatte noch Jena in der person des prof. Delbrück einen besonderen Vertreter entsandt.

Auch an seinem SOsten geburtstage, dem 14. november 1882, wurde ihm eine fülle von glückwünschen dargebracht, die berliner akademie nam an diesem tage noch besonders gelegenheit, ihr erenmitglied in einer eben so herzlichen wie erenden adresse zu begrüssen , die von säramtlichen mitgliedern unterzeichnet war.

Im engsten familienkreise beging er dann in Marienbad im august 1883 das fest seines fünfzigjärigen professorenjubiläums. Auch hierhin wurden ihm vielfache beweise der vererung und liebe nachgesandt. Ausser einem glückwunschschreiben der Universität übersandte auch die gesammte Hallesche Studentenschaft eine künstlerisch ausgestattete adresse, welche daran erinnerte, dass der Jubilar als einstiger schüler, jetziger Vertreter Franz Bopps, das, was einst voranend der theolog J. S. Vater für die Sprachforschung versucht, in so hoher Vollendung hinausgefürt habe.

Trotz seines hohen alters liess er es sich nicht nemen , seine Vor- lesungen regelmässig zu halten und nur ganz ungünstige Witterung ver- mochte den gewissenhaften mann an der ausübung seiner berufspflicht zu hindern. Da legte eine heftige erkältung, die er sich bei einer aus- fart am 3. mai d. js. zugezogen hatte, den keim zu seiner letzten krank- heit. Bereits seit dem folgenden tage wurde er an's zimmer gefesselt, ein heftiger bronchialkatarrh mit sich häufig wiederholenden asthma- tischen anfallen ermattete den körper derartig schnell , dass er schon nach 8 tagen nur noch selten das bett verlassen konnte. Erst am 5. juli nachmittags 3 ur erlöste ihn der tod von seinen langen und schweren leiden.

Für alle zeit ist dem namen Potts ein hervorragender platz in der Sprachwissenschaft gesichert, als gelerter und als mensch war er einer von denen, über deren verlust nur die erinnerung an sie zu trösten vermag.

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Verzeichniss der Schriften Pott's.

1827. De relationibus quae praepositionibus in Unguis denotantur disser- tatio. Cellis, typis Schulzianis. (Doktordissertation.)

1833/36. P]tymologische forschungen auf dem gebiete der indogermani- schen sprachen mit besonderem bezug auf die lautumwandlung im Sanskrit, Griechischen, Lateinischen, Littauischen und Gotischen. Lemgo, Meyer'sche hofbuchhandlung. 2 bände. (2. völlig umge- arbeitete aufläge in 5 bänden und einem registerband. 1859/76.)

1837. De lithuano - borussicae in slavicis letticisque unguis principatu commentatio, universitati litterariae Gottingensi Georgiae Augustae inter ipsa sacra secularia prima gratulandi causa oblata. Halis, formis Gebaveriis.

1840. Indogermanischer sprachstamm in Ersch und Grubers enzyklo- paedie. II. Sektion. 18. teil. 1.

Patronymica, ib. III. Sektion. 13. teil. 437.

1840/46. Kurdische Studien (in gemeinschaft mit Roediger). Zeitschrift für die künde des morgenlands. III VII.

I. Allgemeine Übersicht der kurdischen spräche. II. Lautlere. III. 1.

(1842) III. Naturgeschichtliches aus der kurdischen und anderen

sprachen Westasiens. IV. 1. 259. (1844) Fortsetzung. V. 57.

(1846) do. VII. 91.

1841. De letticarum linguarum cum vicinis nexu s. de Borusso-Lithua- nicae tam in slavicis quam letticis Unguis principatu commentatio II. Halis, formis Gebaveriis.

1844/45. Die Zigeuner in Europa und Asien. Ethnographisch-linguistische Untersuchung, vornemlich ihrer herkunft und spräche, nach ge- druckten und ungedruckten quellen. Halle, Ileynemann.

1846. Ueber die spräche der Zigeuner in Syrien. Höfer's Zeitschrift L 175.

1847. Die quinaere und vigesimale zälmethode bei Völkern aller Welt- teile. Nebst ausfürlichen bemerkungen über die zalwörter indoger- manischen Stammes und einem anhange über fingernamen. Halle, Schwetschke und son.

Ueber das verwandtschaftliche verhältniss zwischen den kaffem- und kongosprachen. ZDMG. IL 5. 129.

Ueber die namen des elephanten. Höfer's Zeitschrift II. 81. 1848/52. Die Zigeuner und ihre spräche. ZDMG. III. 321 und VIII. 389.

1849. Javanische spräche und litteratur. ZDMG. IV. 269.

Gesammtüberblick über die Sprachwissenschaft. Jarb. der freien deutschen akademie, im auftrage des zur gründung einer freien akad. univ. gebildeten ausschusses herausg. v. Nauwerck und Noack. Frankfurt a. M. Li. 185.

1850. Kurdisches. Höfer's Zeitschrift. II. 353.

August Friedrich Pott. 339

1850. Die sprachen Südafrikas. ZDMG. V. 405.

1851. Unterschied von sprachlere und Wörterbuch in absoluter oder in relativer fassung. AUg. monatsschrift für Wissenschaft und literat. Juliusheft. 19.

Ueber romanische elemente in der lex salica. Höfer's Zeitschrift

III. 113.

Ueber die klassifikation der sprachen. ZDMG. VI. 287.

Ueber die Kihiau-sprache. ib. 331.

Plattlateinisch und Romanisch. KZ. I. 309. 385.

1852. Metaphern vom leben und von körperlichen Verrichtungen herge- nommen. KZ. II. 101.

Benennungen des regenbogens. ib. 414.

1853. Die personennamen, insbesondere die farailiennamen und ihre ent- stehungsarten ; auch unter berücksichtigung der Ortsnamen. Eine sprachliche Untersuchung. Leipzig. (2. aufläge mit register 1859.)

Sprachen aus Afrikas innern und westen. ZDMG. VIII. 413. 1853/54. Das liatein im übergange zum Romanischen. Zeitschrift für

altertumswissenschaft. XI. 481. XII. 219.

1864. Religiöse beziehungen in namen von naturgegenständen. KZ.

IV. 172.

Bellerophon, Vrtrahän. ib. 416.

1865. Max Müller und die kennzeichen der Sprachverwandtschaft. ZDMG. IX. 405.

1855/56. Etymologische späne. 1) 'PtSCria; 2) Znüqrri; 3) XäqvßSig; 4) 'PaSäfxav&og; 5) 'AXiXTto, lASqüarHo. etc.; 6) JiöaxoQoi, Jioßxov- Qoi; 7) 'Poißog, ^oCßr]. KZ. V. 241.

do. 1) Dädalus mit familie; 2) Palamedes; 3) Musen, Minerva und seher; 4) Proteus, Python; 5) Die kalydonische jagd und Me- leager; 6) Der räuber Siuis, Polypemon etc.; 7) Pentheus, Erigone; 8) Tyrtaeus, Ibykus. KZ. VI. 80. 95.

do. 1) Orion; 2) Hyaden, Plejaden; 3) Dionysos und mehrere göttliche feldbeschützer; 4) Asklepios, Koronis; 5) Gefolge der Diana, Aktaeon. KZ. VI. 259.

1866. Die Ungleichheit menschlicher rassen hauptsächlich vom sprach- wissenschaftlichen Standpunkte, unter besonderer berücksichtigung von des grafen von Gobineau gleichnamigem werke. Mit einem überblicke über die Sprachverhältnisse der völker. Ein ethnologi- scher versuch. Ijemgo u. Detmold, Meyer'sche hofbuchhandlung.

Geschlecht (grammatisches) in Ersch und Grubers enzyklopaedie. I. Sektion, 62. teil. 393.

Onomatologische Studien. 1) Personennamen auf -Ivos und mit -vovs; 2) Personennamen auf -iüvög, -?j; 3) Personennamen auf -Jjff, •r^rog; Tigris; 4) Der feurige dornbusch. KZ. VI. 241.

Altgriechisch im heutigen Kalabrien? Philologus XL 245. 1857. Bemerkungen über die Zigeuner in Persien. ZDMG. XL 696. 1857/59. Mytho-etymologica. 1) Ixion, Eurytos; 2) Athamas; 3) Kory-

banten und eigennamen auf -ag, -uvrog] 4) Labdacus und die per-

340 August Friedrich Pott.

sonennainen auf A«dff, ö^fxos: 5) namen auf -oirccg, -oCttjs- Mtvoi- Ttos. KZ. VII. 81. 241. 321. 1857/59. Mytho-etymologica. 1) Namen von Amazonen, und eigennamen mit <f«to?, Jjjtof, Satg. KZ. VIII. 425.

de. 2) Personennamen auf -(vg; 3) Personennamen nach dem berge Ida. Phineus. Pandion. Eigennamen mit oxp. KZ. IX. 839. 401.

1858. üeber die erste person des imperativs. Kuhn und Schleichers beitr. I. 50.

Ein paar persischer, slavischer und semitischer namen. ib. 289.

Die japanische spräche in ihren Verhältnissen zu anderen Asia- tinnen. ZDMG. XII. 442.

Ein blick auf die allgemeine Sprachkunde und deren litteratur. Preuss. jarb. II, heft 1, 65—79.

Ovidiana. 1) Vertumnus , nord. ürdhr, Verdhandi; 2) Imperativ im passiv; 3) Egeria; 4) Ascanius; 5) Ardea; 6) Stellio Ascalaphus; 7) Cerastias. Propoetides; 8) Virbius. Hippolytus; 9) Peleus und Thetis; 10) Mantus. KZ. VIII. 21. 96. 174.

1859. Ueber altpersische eigennamen. ZDMG. XIII. 359.

1860/63. Ueber mannigfaltigkeit des sprachlichen ausdrucks nach laut und begriff. Stein thal's Zeitschrift I. 254 (Begriffliche Verschieden- heit), 345 (Amor, die fledermaus), 510 (Metallnamen); II. 120 (Metall- namen), 195 (der donner); III. 338 (wetter, himmel, gott).

1861. Naturgeschichtliches. Kuhn und Schleichers beitrage II. 38. 1) Bezeichnung von schwanger, trächtig. Vieh für vermögen und umgekert. 2) Melk, güst. 3) Hörnerloses vieh. 4) Tierglocken; gemeindestier.

1861/65. Zur kulturgeschichte. Ib. 1) Unterscheidung der vieharten,

2) Verschneidung. 195; 3) Bienenzucht. 265; 4) Veredlung der Obstbäume. 401; 1) Hunde. IH. 289; 2) Geissgeschlecht. IV. 68;

3) Vögel, 79.

1862. Doppelung (reduplikation, gemination) als eines der wichtigsten bildungsmittel der spräche beleuchtet aus sprachen aller Weltteile. Lemgo u- Detmold, Meyer'sche hofbuchhandlung.

1863. Anti-Kaulen oder mythische Vorstellungen vom Ursprung der völker und sprachen. Nebst beui-teilung der zwei sprachwissenschaftlichen werke Heinrich von Ewald's. Lemgo und Detmold, Meyer'sche hofbuchhandlung.

Zur geschichte und kritik der sog. allgemeinen grammatik. Fichte und Ulrici, Zeitschrift für philosophie und philos. kritik. XL. 102. 185.

1864/65. Romanische elemente in den langobardischen gesetzen. KZ. XII. 161. XHI. 24. 81. 321.

1866. Was bedeutet Diafoirus bei Moliere? KZ. XIV. 343.

1867. Die Sprachverschiedenheit in Europa an den zalwörtern nachge- wiesen, sowie die quinäre und vigesimale zälmethode. Festgabe zur

August Friedrich Pott. 341

XXV. philologenversammlung in Halle, oriental. sekt. (auch als

besonderes buch 1868, Halle, Waisenhausbuchhandlung, erschienen). 1867. Dante's familienname. Jarb. der deutschen Dantegesellsch. I. 161. 1867/73. Wurzelwörterbuch der indogermanischen sprachen. Detmold,

Meyer = Etymologische forschungen, 2. aufl. Band 11. 2. abth.

band V. 1870. Die partikeln skr. gha, gha, ha und hi; zend. zi; griech. yd, y4\

lith. -gi; slav. ze u. s. w. Kuhn u. Schleichers beitr. VI 257.

Eigennamen in ihrem unterschiede von appellativen und mit der namengebung verbundener glaube und sitte. ZDMG. XXIV. 110.

Zigeunerisches (in geraeinschaft mit Mordtmann). ib. 681.

Die Umstellung des hauches. KZ. XIX. 16.

1873. Unterschied eines transitiven und intransitiven nominativs. Kuhn u. Schleichers beitr. VII. 71.

1875. Chemie oder chymie? ZDMG. XXX. 6.

1876. Wilhelm von Humboldt und die Sprachwissenschaft. 2 Bde. Berlin, Calvary. (2. vermehrte aufläge 1880; mit nachtragen und personen-, sach- und Wortregister von A. Vanißek.)

1878. Das indogermanische pronomen. ZDMG. XXXIII. 1. 1880. Sprachliche bezeichnung von mass und zal in verschiedenen sprachen. Steiuthal's Zeitschrift XII. 158.

1882. Zalen von kosmischer bedeutung, hauptsächlich bei Indern und Griechen und Wichtigkeit von genealogieen im mythua. Steiuthal's Zeitschrift XIV. 1. 129.

1883. Lateinisch und griechisch in einigen ihrer wichtigsten lautunter- schiede. KZ. XXVI. 113

1884. lAel^ uiwv und das ampliativsuffix cüt, lat. 6n, sowie Wörter auf -go, -do im nominativ. BB. VIII. 37.

Einleitung in die allgemeine Sprachwissenschaft. Techmers's Zeit- schrift I. 1. 329.

1884/85. Verschiedene bezeichnung des perfekts in einigen sprachen und lautsymbolik. Steinthal's Zeitschrift XV. 287. XVI. 117.

1885/86. Zur litteratur der Sprachenkunde im besonderen. Techmer's Zeitschrift II. 54. 209. III. 110 (unvollendet).

1886. Allgemeine Sprachwissenschaft und Carl Abels egyptische Sprach- studien. Leipzig, W. Friedrich. (Von diesem stark verunglückten buche da sich an Abels theorie vom gegensinn der worte anle- nend habe ich erst ganz spät kenntniss erhalten, als der nekrolog schon gedruckt war).

1887. Zur litteratur der Sprachenkunde Europa's. Techmer's Zeitschrift. Supplem. 1.

Rudolstadt. P. Hörn.

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Register.

I. Sachregister.

Ablaut: quantitativer ablaut in zweisilbigen basen 113. 115. 119. 122. 124 n. 125, qualitativer a. 113, a. des part. prs. act. 41. Verbala. im Lyk. 273.

Accent: Versetzung des hauptac- centes im Germ an. 31. Idg. a.-wechsel im femininum auf 36, 8. vocale.

Ahuna-vairya interpretiert 245 ff.; unvollständigkeit seiner jetzigen gestalt 253 f.

Alphabet: zum lykischen a. 133.

Assimilation des anlauts an den inlaut 302.

Augment: eine spur des a. im Lyk. in der krasis 261 ff.

Bedeu t ungs entwickelung 59. 93. 129. 140. 142 ff. 291 ff. 311 ff.

Conjugation: Präkrit- wurzeln nach der vierten c.-klasse abwei- chend vom Sanskrit 9. Zur fünften und neunten präsensklasse im Altiran. 60ff. ; inchoativa im gäthadialect 75; infinitiv in locativform 76. Lykisch: verbalformen auf -nte, -ntö, -ntä 136; die verbalformen der bilin- guen 258 ff. 275 f. 282 ff.; con- junctivformen 274. 279 ; mutmass- liche verbalformen 285 ff. Keltisch: das ^-praeteritum aus- gegangen von der dritten pers. sing, des nicht thematischen me- dialen aorists 128 ff.

Consonanten: idg. y (palatale Spirans)? 91; Wechsel der wurzel- anlautenden muten namentlich gh : g 49 f., g : k 50. Behand- lung des ai. fl im Präkrit lOf. kh vor « im Avest. ohne ety- mologischen wert 65 f. Ly- kisch: Verdoppelung der conso- nanten hinter sonantischen liqui- den 138; gleitlaut « und m hinter und f^i vor vocalen 134; s aus afficiertem guttural 136; t = idg. d 271. 273; anlautend hr inv pr 271; idg. dh anlautend zu dd, in- lautend zu d 273; Wechsel von d und t im conjunktivischen suffix

274. 279. Griechisch: ver- wandelung wurzelschliessender te- nuis in die media 301. 308. 310n.; metathesis von sph- zu psh- {(pd-) 63. Umbrisch <ts zu rs 140f. Keltisch: behandlung des auslauts -nt 1 30 n. ; ausspräche der tenues und mediae nach n im Neu-Gälischen 132. Urger- manische Verschärfung von j und w 33 ff. , bei unmittelbar voraus- gehendem accent 36; urgerm. i (j) zwischen vocalen zu ^V (jj) gedehnt 34; ggj für ^ im Faröi- schen 53; gj im Schwedi- schen zuj23; entwickelung von aschw. gh zu ^, j im Nschw. 24 r.; l für r in schwed. dial. 49.

Contraction im Lykischen 260 ff. C. der verba auf -^w bei den älteren ionischen Dichtem 175.

Declination: idg. casus mit bh 123 n. 2.; locative auf -n 113. - Arische bildung des gen. sing, der r-stämme92; die gäthische flexion der M-stämme 89f.; avest. locativ auf«« gleich dem griech. dativ auf oi 85. Lykisch er accus, sing, auf in, 135. 137. Pluralia tantum der Ortsnamen im Griech. und Lat. ursprüng- liche locative 111 ff. 114 ff. Irisch: dat. sing, der a-stämme eigl. locativ 131 ; voc. plur. der o-stämme eigl. accusativ 131 f. Flexion des schwachen feminin, im Germ an. 43, des part. prs. act. im Schwed. 38 ff. ; dualis im Altschwed. 41 ff.

Dialect: d. altionische dialect in den resten der lyriker 173 ff.; zu Buenos von Paros 173, text 185 ff.; zu Simonides v. Keos 1 74 ; text 220 f.; zu Archilochos von Paros 1 74 ; text 176 ff. ; zu Kallinos von Ephesus text 188; zu Semonides von Amor- gos 174 f.; text 189 ff.; zu Mi- mnermus von Kolophon 175; text 194 ff.; Hipponax von Ephesus

Register.

343

text 197 ff,; Tyrtaeus text 204 ff.; Anakreon 208 ff. ; Xenophanes 216 ff.; zu Phokylides 175 f.; text 218 ff. Ananias 220. Schwe- dische d. 8. consonanten.

Gradation: idg. Superlativsuffix -tmmo- 135; comparativsuffix -ter- im Lykischen 271 ff.

Hiatus in der urspr^che möglich 34 f.

Lehnwörter im Keltischen 308, im Schwedischen 29.

Lyrik: s. dialect.

Märchen: entstehung und Über- lieferung der m. der tausend und einen nacht 222 ff.

Pronominalstamm hho- , bhe- 122, als casussuffix 123 n. 2. 124 n.; pr.-st. u 124 n.; pr.-st. ete-, te-, to- 125.

Suffix: Lyk. -rp,ma 135, -nne 135, -vi^ne (= ai. -vinf) 135, -ze 259; ala in kleinasiatischen Ortsnamen 278, s. gradation.

Syntax: adverbielle accusative im Sanskrit, Avest., Griech. und Althochdeutsch. 290; alter der Verbindung des vocativs mit

dem artikel, resp. pronom. demon- strat. 290 f.; accusat. statt des vocativs im Lat. und Kelt. 131f.; der dativ statt des genetivus pos- sessivus im San skr., Avest. und Französ. 249 f. 252.

Umlaut: Fehlen des u. bei hiatus im Altnord. 27 f. 29.

Vocale: öi für ai in den gäthas 65; auslautend, ö aus au im Avesta 83, ar aus rr und f 71. Lykisch: ä = idg. e 273, -0 = idg. -u 281 ; nasale souanten 132 ff., liquide sonanten 137 ff.; nachhallvocal (a, ä) bei abfall von -t 275. Griech. « im zweiten glied der composita zu o 316. Latein, a = german. e 33. Germanisch: g. ai für e in nicht haupttoniger silbe 125; t, ? vor vocalen zu e im Nord. 35; Verkürzung von ü zu o in unbe- tonten Silben im Schwad. 37; Schwächung und neuer aufschwung von a, 0 im Schwed. 25 f. n.

Wurzeldeterminativ d im Avest. 87 f.

Wurzelvariation mit r 48.

Sanskrit. aktu 311 äehän 86 aja 311 aju 311 anjana 312 anjas 311 äti 125 ätra 125 adhiksitam 76 anakti 311 antara 271 f. dpi 134 apo 83 abhakta 128 abhi, abhitas 122 alam 285 asmad 88 ahi 312 änam^a 65 ing 311 idam 54 IC 314 Uta 124 n. ubhau 123 ubhä 123

II. Wortregister.

rjinvan 92 'rta 138 rbhu 138 'ej 311 kapana 312 kapi^ kapila 313 kamp 311 karömi 46 kMa 13

garütmant 297 n. </tV 293. 295 ^wr 291 ff. gurdte 295 gTMr« 293 gürta 294 ^ras 66 grävan 297 n. w. ^Äa/, ghul 1 1 ca^-» 74 capa 312 ca«_<e 74 chantsi 86 chändas 86 cM 74 chydti 74 Jar 295 ff.

jara 293 Ja» 281 j«rä 297 n. ßra 296 n. w. jud^ jut 18 jogiwänas 86 joguve 86 jräyas 62 tuddmi 51 <MZä 279 <r%a 138 <r«MS 25 imm 54. 70 (?a6A 61 däf 276 dipsati 61 disamäna 73 (itÄ 312 w. dw» 16 duhitä 91 (?o«o 13 f. waf 128 f. päras 271 j9«p 312 pur, purl 265 ^wra 265

344

Register.

prdäku 138

p'rd 271

präti 271

praflita 10

priyäs 3G

priya 35. 37

bhakti 101 f.

hhanga 101 f.

hhangi 101

bhandjmi 49 n.

mä^ari'pan 91 f.

mürkha 308

mrdata 87

mrc 308

yävas 316

yavya 70

yotaka 18

radA, randh 143 ff.

radhrä 143. 145

ran^e 67

rändhra 143 f.

^ojy« 144

Zmmc 316

w. ^Mt 6 f.

Zm;> 315

lopäfas, lopakus 315

vaf 314

vicchitti 93 ff.

vtdupätmahhis 87

vurita 71

vrjana bl

v'yadh 107. 256

paÄ^« 84

fiksati 84

^yenä 117

w. fW, pn 10

fZw 10

samgarä 292

samgir 292

sacä 314

som« 119

samänä 119

sarpa 312

säm» 119

«tma 1 1 9

»MaZ 311

sphayate 63

sma 119

«mä 1 1 9

«war 56

harhsä 49

Aaya 311

31 1

ÄtVna 311

Ärrf 47

hyäs 117

Präkrit. aüjjhaharao 6 f. aggiäo 17 acchivadanani 5 abhuddhasirl 7 a^/iöj 1 0 f. ääsatalam 4 f. änandavado 5 äranälam 3 indaggidhürnam 1 3 iijjallo, u/Jallä 7. 9 uddano 1 umniillat 9 ummuho 1 elabilo 5 f. oa^/o 8 ff. oäavo 13 oväao 13 kanduttam 3 f. kamalam 20 kaliman 3 f. kUaro 18 kälam 1 3 kukka'i 9 khajjoo 1 7 f. khandhamamso 1 6 f. khandhayatthl 16 f. gosanno 12 gharaandaam 4

caccä 16

caccikko 12

candojjam 4

callai 9

cavedl 1 1 janaütto 2 Jannaharo 2 Jahanaroho 6 Jahanüsuam 8 Jimmai 9 jujjadi 9 joanä 17 f. Joto 1 7 j'oisam 17 f. >t 7 'f. Jodam 1 8 jocio 17 f.

niundhanam 8

nimmamsuo 6

nimmtsuo 6

nihuam 7

ntsanko 5

tambakiml 17

thakkai 9

therosanam 3

dar am 19

daravallaho 18

t/oso 14

dhäräväso 20

dhuaräo 20 paaro 19 pandarango 1 9 pamillät 9 pamhalo 1 6 pattharam 13 parahatto 12 jjareo 7 pariatta'i 9 paribbhanto 12 palottai 9 palottajtho 6 pallaviam 5 pahattho 1 pahallai 1 1 päsallam 11 piucchä 13 f. purilladevü 12 porattho 14 pTmrant 8

bamhaharam 3

bahujäno 7

bahumuho 7

bhattio 13

bhingam 8

6ÄOJ:o 19

mäimohinl 19

mäuä 13 f.

raaniddhaam 4

railakkham 11

laggdi 9

latnbä 1

vajjadi 9

vallarl 1

ua//l, «eZ/« 1

vävado 1 2

villariä 1

vihädano 1 7

t?enMr?äso 20

tJenwsäo 20

samkaro 19

sakkdi 9

saggaho 19

sinjiro 1 7

suharao, suharäo 6

süraddhao 5

hatthamahattho 6

Päli.

vajjati 9

Iranisch (Avestisch unbezeichnet). öoMia 128. 130 ap. akünavayatä 68 aköyä 55. 65 anring 90

Register.

«45

anhaya 85

aj4n 64

azi 312

azt 85 f.

ap. athahy G8. 93

anäse 78

apäkhdhra fiO

aj90 83

avagyät 74

afäcayo 84

apc<a- 88

acäcat 86

accif 36

acßm 81

afpavlraja 57

afpencü 90

a«a 250

a«<ö 83

a/iM 250

a/ima 88

ahmat 88

«yai- 54

izī 73

ap. upadarinahyä 69

ere^S 67

enäkhstä 65 f.

eÄm« 66

oy« 55

kereavä 72

qanvant- 56 f.

qanvainti 62 f.

qäthröyä 55. 65

^'«^«jr 56

qenvant- 56

qämnahi 64

khsaetä 75

khsaesa 75

khsayamnö 76

khsäi 75

khsäta 75

khsintä 75

A;Äsö 75

khsvas 137

ap. gauhrüva 70

ap. gäthavä 69

jräiJ« 85 f.

grShma 66

cakhse 15

cagedö 82

caraitl 72. 73

caraf 71

caräne 72

carenta 72

CöÄ^g 75

cinvai-udänem 289 f.

ap. ciyakaram 70

civistä 66 f.

cir»»t 66 f.

c5re< 72 np. y«» 70 ^e« 64

zaurvänem 62 zaemU 79, zazentl 79 zayathü 79 zaranaetnü 61 zarayö 62 zaremaya 70 zt 311 zevtm 89 n. 54 f. <M 54. 76 ap. tüvam 70 ap thakatü 59 daibitänü 81 n. danhu 278 dazdä 248 dahma 87 apers. dahyu 278 (ZäiV 72 daenöcäca 84 diduc 86 diwzhaidyäi 61 didainhe 86 dtsemna 72 f. dughdhar 91 deoenaotä 60 danmahi 64 wava 58 nerefcaiti 74 nisha^yä 77 peretö 83 perethä 81 ^^» 54

3^ra-, /ra?- 271 ap. /ra- 271 fractanvainti 63 ap. fraharvam 69 /rö 74. 83 frö^yät 74 frastä 77 fryänmahl 64 np. barzan 57 123 ap. &ti/« 64 np. huzurg 70 ftwrf 313 mazdäi 248 mananhänö 79 ar. maniyähay 70 marzh 87 ma« 88 »ne« 80 f. mendaidyäi 80 f. merezhdätä 87 mehmaide 66

mörendat 74 märenden 74 mäzdazdüm 80 f, 248 ap. yauvlyä 70 yämenq 81 ym 246. 251 yM« 54 yüzhem 54 y«?/na 81 n. räofihäifihöi 79 röithwen 76 vairlmaidl 71 vairyactära 69 ap. vazarka 70 varänl 71 varezäna 57 varetä 71 varzipi 57 vaya 58 ap. vardana 57 väura- 79 «;i«<ö 255 fF. vldäitl 74 ««dö 74 vifiä 78 vlcpeng 90 verezSna bl verezyätäm 80 vöizhdat 87 vöf 81.' 82 cakhsat 83 cakhsas 83 cacaite 60 farejä 55 casathä 83 f. casken 83 cäcayamna 84 cäzdüm 74 cännm 74 fJzhdyamnä 87 cöc 86

gpanvanti 62 f. f^jßw^a 62. 134 cpencä 90 fpSnvat 62 cyazdat 87 cyödürn 73

ap. haumavarkä 70 f. ap. hagmatäna 70 hafthua 56 f. Äa/« 84 /tawia 1 1 9 ap. harüva 69 hänia 119 hudäobyö 67

Armenisch.

es 54

346

Register.

jukn 117 ta 273

Lykisch. ala 278 aladahade 277 aladahale 277 alahade 277. 283 apy, 135 aravü 260 arnna 134. 136 d/öde 273 e^töÄe 278 vezttasj)pazti 137 vädre 281 vähntä 281 hovhdre 278. 281 Are 268 Argse 271 Är^^e 267 ff. 271 Ä&e 274 kbesntüta 136 kezzapr^na 259 f. komazate 279. 282 komuzüete 279. 283 Zosw 137 mä, mäe 266 mäWä 266. 278 mühüe 278 möwö^a 272. 283 möYa 272. 283 mpara 133 nontüta 136 w^ö, «<fj 136. 268 f. 271 ntare^äosähU 133. 273 *j<a<a 272 w<afc- 265 f. ^<cfj9e 267. 270 ntäpetade 267 ff. pnnotäh 134 prddUrüt 138 ^rzzö 139

^r^wa 134. 136. 283 prnnava 258 ff. prnnavate 264 f. 280. 282 |)rwwaüa<ä 263 f. 283 prnnavatö, -tu 258 ff. prnnavütö 262. 264 283 pr^näze 259 rbbenUzes 138 r«o 138 sw<a 136 266. 276. 281 8ä, säe 266 f. 276 «öe/ä 266. 274 tade 267. 283 tadö 268. 274. 276. 283 tase 276 f. 282

«a««^e 277. 283

tato, toto(?) 269. 275.

283 tauresntä 136 ^eade, °teäde 267. 273.

276. 283 tebä 270 <o6a 279 f. tobede 279. 283 ^o6äe<e 277 f. 283 tosntete 136 <A 138 trpplö 138 trmmele 134 «/etie 279 f. 283 «töe^e 270 ttäete 279 f. 283 täse 276 f. 282 töYö 268. 274. 276. 283 tünii 269. 275 f. tüte 269. 274 f. 283 tütö 269. 275 f. 283 uastto 281. 283 uasttä 281 Xadavüte 282 ;f&aA« 137

/wna 136. 265. 271. 283 x'nfa 136. 265. 271. 283 Xäreuazn 137 ÄÄ&e 274 äpn 134 äpnnöne 134 äs^- 268. 270. 276 äsüdännäva 271. 273 äsäpetade 265 ff. äsaYe 282 äsöie 282 f. ütre 271

Griechisch. äßköntg (Hes.) 307 f. «ya^o? 1 1 5 f. ayQiog 311 kypr. «fa^o? 117 ^»rjvai 113 a/y^? 311 a?| 311 aif^a 175 diaaeiv 87 dxad-6v (Hes.) 116 dlaanlv 145 aA«oTo? 144 f. «Aaartü^ 144 dXri&r]g 143 f.

«AwTTJjf 315

dfiaXög 302 d/j.ilyeiv 300 dfxeveiv 272

«iWjUf 88 dfxoXyog 300 «jud? 119

ßjMt^;^ 123

ä/n(p(i) 123 «7r«f 119 «(»tarf^df 69 avXa^ 316 ßi^rdf 124 n. /SaAAw 292. 296. 297 /Sapj;? 291. 310 ßXäjiTHV 306 ff. ßXaarävb} 309 /3Aa<rr?j 309 ßXua(frifx4(ü 314 ySAt<w 297 n. ßovlta^ttt 295 äol. ßqäxog 316 ßQttoaeiv, ßgd^Hv 309 /S(>^j/jua 309 ß^^fiaiv 309 ßQiv&og 309 f. ßQsv&vtaS-at 309 f. ßpsxfiög 309 ßqCi^Hv 310 n. /S^r^o? 309 f. /3pr5-i'? 309 f. /3p<';^w 291. 309 f. ßQivSsTv 309 /S^uw 49 yra« 301 yttXaxronÖTTjg 302 yiqag 294 yrjQvg 293 j'Akj/o? 302 yXaxToif.äyog 302 yAi^xj;? 302 SäxQv 48 n. ion. Sdfiovfg 174 tfai'Off 273 z/eA(/)o/ 112 f. kypr. Svßävoi 280 iyilgio 297 n. l^Qyvv- 57 ft? 119 tXSofiui 314 fAftr 315 'ifxßqvov 49 Ij- 136 «Wx« 314 ^VTof 136 ^1 271. 276 ^71^ 134 ?o7rw 312 en/lttx« 316 iaravEV 63 ^rt 125 ^;f,'^^? 117

JlXiS 312 jr«r«| 313 Cetä 316 CeiöwQog 316 iqycU^^soi 116 f.

Tjfll 119

rjveyxa 65 a^ftof 273 0^/S«t 114 &T}a&ai 40 S^vyÜTriQ 91 ^liof 313 ^j^w 313 txavofxat, 63 Ixvioy.ttt, 63 ixTivog 117 ffaAo? 311 i';f5-i^ff 117 x«/: 266. 276 xaAfrv 48 xdfxntj 312 xäf^nTU) 312 xcty.7ivko5 312 x«7rro? 313 x«7r(»05 311 xarw 125 xA/rw 10 xrCaaa 312 xor/? 304 xa^?j 279 Xa&i,xriSri<; 143 ka&Cifd^oyyog 143 Aa;9^pö? (Hes.) 145 Xavh^ävw 142 ff. A^/rcü 315 n. A^^jj 143 Xri»o}iai 142 ff. Auyf 316 Ai'xoff 314 f. ;iw/?»j 144 (xaXaxög 302 ^«AAoy 306 jU^ffoff 113 [ioQ(fv6i 300 äol. OiaiCeicc 316 öAoo- 69 OjUa^of 119 of^og 119 0(^p« 123 TZ^^ff»?? 139 niva^ 312 UivvTog 134 kypr. ITvvTog 134 Trpo 271 TT^d? 271 ^ßxo? 316 aaiipcüT^^» 299 OT^xog 314

Register.

aiTivg, atnm 314 f. axfSävvv/iii 140 a/j.rjvai 1 1 9 af^rjvog 1 1 9 arävec 63 ZvQÜxovaat- 1 1 4 avQiy^ 299 a^)/"!» 123 n. cr(/>w, a(fw^ 123 n. TcilavTOV 279 TfAai' 279 TjJ 125

T^^^JJ, TTJ^t? 273

T^vfßXa (Hes.) 174 Twaaow 312 TowQa 123 ^)? 122 (f&ävw 63 ifXäui 314 (fwal^oog 316 XaCtri 312 ;^«o? 297

^tl/LtlÖV 311

/jjv 48 ^tfxaiQu 311 xC^aqog 311 /(iüQog 297

Lateinisch.

agilis 3 1 1 am&o 123 amfr-, anibr- 123 unguis 312 Bandius 140 hrütus 291 caläre 48 caper 311 capra 3 1 1 casträre 33 cena 139 ff. Ceres 48 alat. cesMa 140 cllvus 10 cor 47 culpa 308 6?M«re 280 dulcis 302 ex 271 figulus 312 /or<?MS 310 frango 49 frons 310 fümus 313 funda 313 funder e 313 Fundi 114 glastum 309 grandts 310

347

gränum 48 haedus 312 Aeri 117 hesternus 117 hiems 311 hordeum 48 «fit 123. 124 n. ingruo 291 /äSes 144 /«6o 144 föjor 144 f. ^ä6or 142 ff. läborare 144 f. /«c 301 ff. lapsus 145 lassus 144 f. lendes 304 /m^ms 314 marcer e 310 n. mar cor 310 n. moveo 272 mulgere 300 multa 309 multus 305 f , mutäre 272 nempe 268 widor 312 pandus 51 jjrö 271

promulgare 303 ff. quippe 268 räwa 20 r apere 315 saepio 314 scheda 140 n. schida 140 n. secus 314 seditio 143 semji 119 serpens 312 ser^o 312 siÄi 123 n. silicernium 141 f. similis 119 simpulum 315 simpuvium 315 simul 119 ^i6i 123 n. 2 tundo 51 MÖt 124 n. MMjTO 311 ungulus 312 vastus 281 Velitrae 114 ve/oa; 297 vener ari 130 FenMS 130 «;o?ffre 297

348

Register.

volucris 297 n. vulpes 315

0 8 k i s c h. Bansae 140

Sabinisch. Clausus 140 scensas 139 f,

Umbrisch. arveitu 140 meds 141 mersus 141 prinuvatU- 265 fersiaru 140 f. cersnatur 140 seswa 140

Italienisch. scheggia 1 40

Keltisch (Altirisch unbezeichnet). arroeit 129 f. in.-ir. atrubairt 129 henirn 130 n. &/icA< 301 &%m 300. 301 6ocÄ^ 129 doindnacht 129 f. domroisechtatar 129 dosnacht 129 w. ^waw^ 129 f. ZacA^ 303 com. /ajV 303 arem. leaz, lez 303 cyrnr. llaeth 303 gall. /o^aw 137 riarfact 128

Sla visch. iiYi 130 n. hriMa 309 f. rf^dw 273 gradi 310 grtmiti 309 grüdä 310 »zw 271

öecb. hnida 304 Äom 30 m/^s<e 300 inlücati 308 mrakü 300 mrtknqti 300 o<M I2d «amü 119

.ieie 123 n. slipati 312 slüpati 312 spe^i 63 s^ana 63 SM 148 sf^tö 62 <e6^ 123 n. u-mlüknati 308 vlüka 314

Altpreussisch. suckans 117

Litauisch. «6«, «Z»i 123 an^js 312 ar6a 123 a^a- 125 6a 123 herti 310 ftr^'s^i 309 f. dedas 273 (?^<?e 273 dedenas 273 günda 304 üz 271 javai 316 Jerft 124 kiäuras 299 Ä;^^ir<^ 299 Ä^wp^i 308 W^e 315 Züip^i 315 n. lüszis 316 märgas 300 n. milszti 301 tnilSinas 305 f. niilzti 300 mirgeti 300 n. sa 146 ff. sc[-, San- 147 speif» 63 SM 146 ff. szvents 62 i!« 125 paloda 145 palodau 145 palodusiai 145 Siuvis 1 1 8 Jwt^s 117 Sükmistras 117

Lettisch, ^«ds 117 gntdes 304 lafcha 145

melfu 305 milns 306 )nt7s^, mj7sa 301 »n«7/e 305 milfens 305 milfums 306 mirgt 300 n. mulkis 308 sa 147 so- 147 f. zawr 299 zawrs 299 zaMr«'ms 299

Gotisch. a/<a 127 aiiyaw 54. 314 ßjÄ^s 54

ai^JSaM 120 ff. 125 ff. anaks 311 6a 123 6ai 123 banjan 130 n. birauhon 315 ftrajVZs 309 f. deigan 312 /reis 36 ^a«^s 312 gaurs 48 n. gistradags 1 1 7 </^(?s 1 1 5 i6a 122. 125 «6ai 122. 124 u. n. 125 jabai 122. 124 f. kalkjö 53 n. ka7'a 50 me^ 304 f. meljan 304 ff. milhma 301 inihiks 301 salbdn 312 sawirt 119 samana 119 stigqan 313 SWHS 119 pande 125 untilamalsks 309 uat7a 125 valdan 314 vilvan 315 vrisqan 48 n. tju^s 314 f.

A Itnordisch. Isländisch.

rt<faM 125 atfr 125 a^<, ejoi 127

Eegister.

349

aptr, eptir 127 benda 51 hrana 50 drygja 23 f. e(ta, e/tr 120 ef 122. 124 efa 124 n. e/an 124 n. einkili 50 /a<fa 28. 30 faihido 28 frenja 50 i^ri><7 35 ff. yarpr 50 gaupn 50 «/etV 312 r/e/Za 48 ^en'r 46 f. ^j7/a 49 cjjalla 48 (jjallr 48 <yo^r 118 17 Wa 49 9o<?)- 1 1 5 J/oj 22. 26 gudseß 43 f. (judsifja 43 ^y.9^ 22

gerva, gj^rva 44 ff. Äes^r 29 /«s<i2 29 hlöa 49 hlurika 49 hringr 50 huppr 49 hvellr 48 t/ 122 ff. JQtunn 25 Äa/^a 48 Äar^^ 50 /cer^ 50 Ä/ar/ 50 k^ngurväfa 50 kring, kringla 50 mylkja 30ü myrkr 300 merkvi 300 sainna 110 skat[t)-yrdask 48 n. skatt-yrdi 48 n. sÄ;ej<f 48 n. s/ce/ 48 n. skella 48

48 n. 48 n. sd< 50

söina, samt, semr 119 stökkva 313

^au^a 51 tord-yfill 51 J&;'r5^o 51 porratnänadr 25 j5orre 26 n. 27 porri 25 prädr 51 ^ro 51 J5W« 51 Uddinsakr 41 ukv(Bdis-ord 40 vargr 315 vaskr 48 n. »e«/"« 48 n. (v)ros/tr 48 n. ^rt 28

Altschwedisch.

a^^er 126 f.

a<er, arter 126 f.

dröghia 23

freadagher, fredagher 35 /ry^Ä/ 23

giolseemi, giolskaper 50

gicelmapir 50

guzziuiu 43 f.

hosprea, husprea 37

t«y 124 n.

Am«m 42 f.

0/ 122. 124 n.

oku(Spins orp 40

scema 119

i«rt« 51

Schwedisch, irö^a 23 ßskagiusen 1 18 fisk-ljuse, ßsk-ljus 118 ';&■<}« 31 f. n. fredag 35 /röj-^Z 23 dial. /ö;s 32 n. gallskrika 48 glunka 49 Gohonden 27 dial. gofar 27 Qogubben 27 G^or 27 ^rro 48 groda 49 gump 49 gumpa 49 guppa 49 göjemanad 21 ff. göjomanat 25 </ös 118 (7«/MS 118 gcslskaper 50

Beiträge z. künde d. iudg. sprachen. XIII.

hingst 29 Aos 31 n. A«s< 29 kalfdans 39 f. Z;ew 50 Äj'rt/a 48 n. dial. klossa 49 klotza 49

oqvaedingsord 40 f. samla 119 sÄa^o 49 n. sÄa/ 48 n. skraUa 48 f. n. skräda 48 n. sprund 48 n. Torgubben 27 Torsmanad 25 ^rw^ 48 n. dial. <M^ 48 n. dial. vev/a 48 n. vimla 48 n. «<er 126

Altnorwegisch. husprtfyja 37 üo^ 125

Norwegisch. feske-jon, ßskegjod 118 dial. j^^sÄc-^^V 118

Dänisch. ^t7(^e 48 n. krilde 48 n. adän. o/ 122. 124 n. sÄa^ 48 n. skrael 48 n. <M<i 48 n. vrevle, vrevl 48 n. vrimle 48 n.

Angelsächsisch. (Altenglisch.) <K<Zre, e«fre 125 blaed 51 cearu 50 cwo// 50 ^or^ 51 e(f(fa 121 e/i; 127 e^a 121 ge-söm 119 jrörf 116

gotigel-wä/re 50 grorn 48 n. gryrn 48 n. 9yrn 48 n.

2^1

350

Register.

Sif 122. 124 hengest 31 f. hnitu 304 oMe, od{d)a 121 samnian 119 seräd 48 n. sealßan 312 «ö« 50

spekan 48 n. sprekan 48 n. stinkan 313 sunor 30 <or(Z 51 päwan 51 j5r«(i 51 j5rMÄ 51 /yrs 26 Tl. 27 vö/ 315

Englisch.

hend 50 ^roto 49 kid 312 Äno// 50

48 n.

Altfriesisch. jef 122

«e/^Äa 120 ff. 127 jof 122 to/<Aa 121 f. 0/ 122. 124 n. ofte 127 o/ifAa 121 f. 124 n.

Niederländisch.

mndl. ob 124 n. mndl. ochte 127 mndl. ofte 127 zamelen 113

Altsächsisch. «(Zro 125 ecAf 127 ef 122 e/««a 120 ff. efdo 120 f. 127 e/e 127

eUha, ettho 121 f. malsk 808 meza« 31 0/ 122. 124 n. salhha 312 salhhön 312 samnön 119 «öwi» 119

Mittel- nied erdeutsch. ecA^ 127 edder 121 e/^e, {/"ife, q/ife 127 odder 121

Althochdeuts eh. chara 50 chorn 48 chrota, chreta 49 (?ors< 51 rfos< 51 douwen 51 edrfo 120 ff. 126 f. ert^o 121. 128 gahissa 30 ganazzo 49 </a«s 49 gruoan 49

(!/M0< 115

Äa^ön 48

hengist 30 ff.

ÄjVnt 48

Ai'rst, äjVso 48

hn'el{l), hnol{l) 50

Ant^ 304

Ao^ö?^ 48

huf 49

^6a 124 n.

ibu 122. 125

kerno 48

Zmäs 316

melchan 301

ni^ 304

od(d)o, o(Za 121 f. 127 f.

Order 121. 128

pret, bret 310

preta 310

roubön 315

samanön 119

sca/cr 48 n.

stinchan 313

<«aw 40

träda 51

truha 51

Mfta, o6a, m6» 122. 124 n.

«fte 124 n. 125

MMC 312

t<7ö/ 315

zahar 48 n.

zt^r« 312

zi-samene 119

zo«^ 61

Mittelhochdeutsch. biuze 313

5/as 314 &ÖZ 313 geiz 312 küren 50 knolle 50 krank 50 A;rmc 50 o6e 122. 124 n. o(ie, oc?, o(/er 121 rouben 315 samelen 119 schellec 311 stinken 313 touwen 51 un-vlät 51 walten 314 t<?Mo/ 315 zesamene 119 . zi^e 312

Neuhochdeutsch.

a// 285 blachfeld 52 cZraÄ^ 51 ßach 52 ^ans 49 garbe 50 ^ei'ss 312 ^ejz 312 gerste 48 glühen 49 ^re/^ 48 ^rw« 49 AaAn 49 AflZ/ 48 Aarm 50 Ae/^ 48 hengst 29 f. AüVw 48 AiVse 48 Ao/en 48 AmA» 49 humpeln 49 kanker 50 karfreitag 50 kauern 50 kaufen 50 Äern 48 kitzeln 48 n. knallen 50 Aor« 48 ÄraM< 49 kring 50 Ärö^c 49 morgen 300 n. quellen 297 n. reiben 48 n. r»«^ 60

Register. 351

schale 48 n. tauen 51 vergessen 143

schall 48 thrUne 48 n. wimmeln 48 n.

schmuck 114 troddel 51 t^'ä«^ 281

s»Vzew 50 trog 51 z</Are 48 n.

sprechen 48 n. <rwAe 51 ziege 312

spunt 48 n. unßath 51

stossen 51 verdauen 51

Druck der Univ.-Buchdruckerei von E. A. Huth in GÖttingeü.

P Beiträge zur Kiinde der indo-

501 gernianischen Sprachen

B4 Bd.l3

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