/ / / | m 2, 7 LIB Duke I BalmmYonk BOTANICAL GARDE ze Se SIIDIL ANY N A| ; it 1923 FROM DU Aiyel u N epken b' SE ke W- LEST are Ca ALH =) “. RA vi Ri or A N ivT; ern, a > bEHE a DR ENGER ANA WAR 3 LUR BEER 5 M . NS ARE DA Wer { ra . OR ale, . « ER RA ’ bo, u LT ee Allee. va: - N Y; N wa, | ie A FEN ns ke Er a R a w ir u | Su Du ; wo und den damit verwandten NV ilfenfchaften befonders der "Botanik, Chemie, Haus- und Land- wirthichaft, Arzneigelahrtheit und - Apothekerkunft, Be“ L.m® AT NEW YORK Au rTaANICa &% Von GARBHEN Friedrich Ehrhart, Königl. Grofsbritt. und Churfürfl. Braunfchweig-Lüneburgifchen Botaniker, Mitglied der Gefellfchaft naturforfchender Freunde in Berlin. Zweiter Band. im Verlage der Schmidtifchen Buchhandlang. | ar58. TR Hannover und Osnabrück, N: NEN NE UN Da RN - ä r N Seinen Gönnern und Freunden, dem =. 7 Herrn Profeflor Bergius in Stockholm, | dem Herrn Chorherrn Gefsner ' in Zürich, | dem Herrn Profeffor van (5 euns in Harderwyk, pe - dem ‚ Herrn Doktor Hedwig Be in Leipzig, dem Herrn Regierungsrathe Medıkus in Mannheim, dem Herrn Profeflor ‘ R etzıus ; in Lund, wıdmet diefen Band der Beiträge zur Naturkunde, zum Zeichen feiner Hochachtung und Ergebenheit, der Verfaffer. N OLEEdE Dauer erfte Band meiner kleinen Auffätze . das Glück gehabt, ver/chiedenen Le/ern zu gefallen: Jowage ich es, jezt auch den zıvei- ten dem Publico zu übergeben. Hoffentlich wird denfelbe ebenfalls nicht ganz ungütig aufgenommenwerden. Undgefchiehet diefß, fo werde ich nächftens auch nut demdritien ‚Bande aufwarten. | - Für die in einigen gelehrten Zeitungen und Jonrnalen mir gemachten Complimente, 'atte ich meinen ergebenften Dank ab. Ich hätte freilich lieber gejehen, daß dasjenige, was zu meinem Lobe gefagt worden, weg- gelajjen wäre, indem ıch folches nicht ver- diene. Auch könnten einige leicht auf den Gedanken kommen, dafß ich diefe Recenfio- nen, gleich einigen andern Botaniften, felbft mache, und, um meinen Ehrgeiz recht zu kitzein, mich und meine Arbeiten jelb rühme. Wollen mir alfo die Verfajjer gr cher Schriften künftig einen Gefallen erzei- gen, fo bitte ich fie, mir, anftatt jenes Weih- ‚rauchs, ihre freundfchaftlichen Belehrun- gen und Ziwrechtweifungen zu das Man Man hat zwar das Wort BR fun- gen in- den Göttingifchen Anzeigen als un- richtig und unanftändig ES. und de/- fen Gebrauch getadelt; aber ich weiß bis heute noch kein bejleres, diejenige Handlung, da einer feinen verirrten Freund wieder auf den rechten Weg bringt, damit auszu- drucken und anzuzeigen, als diefes, und werde es defswegen auch fo leicht mit kei- nem andern vertaufchen, Jondern folches noch ferner gebrauchen. | Wenn ich bei Verbeflerung einiger Fehler nicht immer die gelindeften Aus- drücke gewählt habe, wird nur diejenigen befremden, welche den Zu/ammenhang nicht aiffen. Einem Bauern 10 Tropfen Rhabar- bertinkur zu ver[chreiben, ift.eine Thorheit! Sodann-erfordert auch die Höflichkeit, ei- nem jeden in derjenigen Sprache zu ant- wworten, in welcher ich von ihm amgeredet‘ werde. Und die/es habe ich denn bisher ‚auch wedlich gethan, und werde es auch noch ferner thum. Meine Lefer leben indejfen wohl, und bleiben mir gewogen. | Herrenhanfen, 1788, April, 8. ur} In- 12h .t; I. Auszüge nützlicher Briefe. Zwölfter Brief. 2. Auszüge nützlicher Briefe, Dreizehnter Brief. u) . Apotliekerwünfche. 4. Pharmacologifche Anzeigen. 5. Verfuch einiger Regeln bei Benennung - deutfcher Kinder, 6. Wünfche für Landleute, die Verbeflerung - ihrer Hauskalender betreffend. 7, Anfrage. 8. Zweite Fortfetzung des Verfuches eines Verzeichnifles der um Hannover wild wachfenden Pflanzen. 9. Noch ein Verfuch mit dem Purgierkraut (Gratiola oflicinalis). ; Seite 33 10, 20. Il. de Inhalt Den Blafenftein betreffend. 1 Botanifche Zurechtweifungen : Gartenanmerkungen. Beftimmung einiger Bäume und Sträuche aus unfern Luftgebüfchen. .. Meine Reife nach der Graffchaft Bent- "heim, und von da nach Holland, nebft der Retour nach Herrenhaufen. . Botanifche Zurechtweifungen. . Mönchia, eine Pflanzengattung. . Honkenya, eine Pflanzengattung. 167 177 ı80 FR Auszüge nützlicher Briefe. Zwölfter Brief. H" Prof. Crell hat uns in feinem Journal einen vollfländigen Auszug aus Herrn Scheelens Ab- handlung. vom Braunftein geliefert. Herr Scheele hat allda zugleich das Verhalten der dephlogiftifirten Salzfäure gegen verfchiedene Körper bemerkt, und. fagt unter andern, dafs diefe Säure auf den Schwe- fel gar keine Wirkung äufsere. Herr Scheele fteht bei den Liebhabern der Chemie in zu grofsem Anfehn, als dafs ich hieran hätte zweifeln follen. Eine ganz andere Abficht veranlafste mich, geftofsenen Schwe- fel den Dämpfen diefer Säure auszufetzen. Ich be- merkte bald, dafs diefer feucht wurde, und machte daher folgenden Verfuch. In ein Zwweiunzenglas that ich Braunftein und rauchenden Salzgeift, und verband folches vermittelft einer Glasröhre mit einem Achtunzenglafe , darin fich eine halbe Drachme Schwefelpulver befand. Nach 48 Stunden war der , Schwefel in eine klare braunrothe Feuchtigkeit ver- khrb. Beitr. B. 2. A wan- 2 Zr. wandelt, weiche eine Drachme am ‘Gewichte be- trug, und an der Luft weit flärker, als rauchender Salzgeift, dampfte. Ich glaubte, dafs diefe Feuchtig- keit aus Vitriol-und Salzfäure beitehe, und derSchwe- fel gänzlich zerlegt fei; als ich aber etwas davon mit Wafler verdünnen wollte, um es nachher zu fa- turiren, fo fiel zu meiner Verwunderung anf einmal aller Schwefel zu Boden. Einige Tropfen davon auf eine Glastaiel getröpfelt, verrauchten in kurzer . Zeit, und liefsen den aufgelöft gehabten Schwefel trok- ken zurück. Kurz, es war eine wahre Auflöfung des Schwefels in Salzgeit. Gewißs ganz paradox, Schwefel in einer Säure aufzulöfen. Ich glaube nicht, dafs man fchon Beifpiele davon hat, und es verdient weiter unterfucht zu werden. Beide Säu- ren fcheinen gleich ftarke Anziehung zum Brennba- ren zu haben, die Salzfäure kann aber, wegen ihrer Flüchtigkeit im concentrirten Zuftande, an der freien ‚Luft nicht Stand halten, daher wird alsdenn der Schwefel wieder hergeftellt. — h Bremen, 1781, ul. 20. # A. Hagemann. „wenns missen" namssnasemaerssisese num = hestaennann a ne romemarminsrmeuee 2) „] Auszüge nützlicher Briefe. Dreizehnter Brief. 5 hat ehedem allhier ein gewifler Herr W. gelebt, welcher eine Eifentinktur erfunden, die er in verfchiedenen Krankheiten als ein Specificum gege- ben, und vielen Beifall damit erhalten hat.‘ Die Zubereitung derfelben hat er aber als ein Geheim- nils IERe ge ‘nifs für fich behalten und auf feine Nachkommen geerbt. So viel mir bekannt, hat fich noch Nie- mand darüber hergemacht, diefe Tinktur ordentlich zu unterfuchen, weil fie durchgängig noch für ein Geheimnifs gehalten wird. Vor einiger Zeit gab ‚mir ein Freund ein Glas voll davon, um felbiges zu unterfuchen, und wo möglich ihre Bereitungsart herauszubringen. In wie fern ich meinen Zweck erreicht habe, werden Sie aus folgendem fehen, “Die Farbe diefer Tinktur ift dunkelbraun; ge- gen das Licht gehalten, durchäichtig. Die Confiftenz ift ziemlich dicke, wie ein Oel. Der Gefchmack ift fo zufammenziehend, dafs “ ein Tropfen davon eine ganze Stunde den Gefchmack im Munde zurückläfst, und dabei freflend fauer. Die fpecififche Schwere beträgt ungefähr 1,493 gegen deftillirtes Waffer. { Einige Tropfen davon in eine Unze Waffer ge- „tröpfelt, wurden mit der Gallapfeltinktur faft fo fchwarz wie Tinte, und mit der Blutlauge machte diefe Tinktur ein fchönes Berlinerblau. Etwas weniges davon in deftillirtes Waffer ge- tröpfelt, und mit der Auflöfung des Bleizuckers ver- mifcht, gab einen Niederfchlag, der’fich nicht in de- ftillirttem Efig auflöfte. | Ein polirtes Eifen hineingefteckt, wurde von ‘der Säure angegriffen, aber nicht verkupfert. Eine Unze von diefer Tinktur in einer Glas- fchale zur Dicke eines Syrups abgeraucht und eine Nacht hingettellt, gab viele feine Kryftallen, die fich aber nicht von dem dicken Magma fcheiden liefsen. A a2 Ich i i 4 STATE Ich vermuthete, dafs die Säure die Kryftallifation ver- hinderte, nahm daher eine Unze von der Tinktur, verdünnte felbige mit zwei Unzen Wafler, und trö- ‚pfelte fo lange zerfloffenes Weinfteinöl hinzu, als fich der fchnell niederfallende Kalk wieder auflöfte. Als ich glaubte, dafs der gröfste Theil-Säure gefät- tigt fei, fo ftellte ich die Mifchung eine Nacht zur Ruhe hin. Am Morgen fand ich einen ftarken Bo- denfatz, welcher ein Eifenkalk war, und. zwei Scru- pelam Gewicht betrug. Die überftehende Lauge rauchte ich bis ungefähr auf eine Unze ab, und ftellte fie zur Kryftallifation hin. ° Ich erhielt einige fchöne und grofse Alaunkryftallen, nebft etwas vitri- olifirtem Weinftein, der aber mit Eifenkalk ver- unreiniget war. Ich fuhr mit dem Evaporiren und Krytftllifiren fort, fo lange ich Konnte, und erhielt immer -felbige Produkte, und brachte endlich in al- lem eine Drachme und zwei Scrupel Alaun heraus. Da ich nun die Beftandtheile diefer Tinktur fo genau kannte, fo konnte mir deren Bereitung un- möglich mehr fchwer fallen. Ehe ich aber diefer- wegen mit Alaun und Vitriol Verfuche anftellte, ver- fuchte ich erft einen andern Weg, weil mir. einFreund verfichert hatte, dafs Hr. W. die heflifche Eifenminer zu diefer Tinktur gebraucht habe. . Ich glaubte diefem Vorgeben gern, da es be- kannt ift, dafs die mehreften Kiefe auch Alaun füh- ren. Ich nahm alfo zweiUUnzen von diefem zerfal- . lenen Eifenkiefe, fchüttete anderthalb Drachmen eng- lifches Vitriolöl und 3 Unzen Wafler dazu, kochte diefe Mifchung eine halbe Stunde, und filtrirte fie hier- auf. Die Lauge fah ganz braun aus, und. nachdem‘ fie kalt geworden, fchieden fich Vitriolkryftallen her- aus. Dieüberftehende Flüfligkeit rauchte ich bis zur Trockenheit ab, und fetzte felbige in einer Glas- fchale ARE 5 fchale in den Keller, ‘wo fie in einen Liquor zer- flofs, welcher der Tinktur in allen Proben gleich war. # Nun wollte ich auch wiffen, ob fich diefe Tink- tur nicht auch ohne diefen Eifenkies bereiten liefse. Da das Eifen aber, wenn es mit der Vitriolfäure ver- bunden, fich fehr gern kryftallifirt, diefes aber hier nicht gefchehen därf: fo mufste ich ihm zuerft diefe - Eigenfchaft benehmen, welches durch die Calcina- “ tion des Vitriols am beflen gefchehen konnte. Ich nahm alfo rothcalcinirten Vitriol, vermifchte folchen, mit halb fo viel Alaun, löfete diefes in Waffer auf, fetzte etwas Vitriolöl hinzu, und behandelte es übri- gens, wie die Lauge aus dem Eifenkiefe. Ich er- hielt auch eine Tinktur, die jener ziemlich ähnlich war, nur dafs etwa das Verhältnifs des Alauns gegen den Vitriol etwas verfchieden fein mochte. In wie fern der Gebrauch diefer Tinktur von Nutzen fein kann, laffe ich andern zu beurtheilen . über, in deren Fach diefes gehört, und bin für diefes mal damit vergnügt, dafs ich nun diefes Mittel et- was genauer kenne, und meinen Zweck erreicht ha- be, die Zahl der Geheimnifle um eines verringert zu haben, weil das gemeine Wefen fich doch allemal weit mehr Nutzen von einer Erfindung zu verfprechen hat, wenn fie allgemein bekannt ift, und von Kunt- verftändigeu-in dienlichen Fällen angewandt werden kann. Bremen, 1781, Sept. 27. A. Hagemann. Az Apothe- en | 3 # Apothekerwünfche Hec fcripfi non ori abundantia, fed amoris erga te. | Tall. | U ich diefsmal kein pharmacevtifches Brod effe, fondern für eine Zeitlang die Bro- famen, welche von Florens Tifche fallen, geniefse: fo erachte es doch meine Schuldigkeit zu fein, für das viele Gute, welches ich ehedem in Deutfchlands Apotheken genoflen, dankbar zu fein, und, fo viel, als mir möglich, auch noch jetzt für ihre Aufnahme und Verbeflerung zu forgen. Zu diefem Ende will ich hier einige Wünfche, die das Befte diefer Ofhici- nen betreffen, bekannt machen, und das Publikum um derfelben gütigeAnnahme undUnterfuchung bitten. Vielleicht bin ich fo glücklich, Leuten, die mehr Einficht und Verftand, als ich, befitzen, hiemit An- lafs zu geben, an die Verbeflerung einer der nöthig- ften und nützlichften Sachen zu gedenken. . Und ge- fchieht blos diefes, fo habe ich fchon einen grofsen Theil meiner Abficht erreicht, und werde meine Ar- beit für völlig belohnet anfehen. ı. Nichts ift einem Staate nöthiger, als gute Apotheken, und kein gröfseres Unglück für denfel- . ben, als wenn ihm diefe fehlen. Es ift defswegen auch in den mehrften gefitteten Ländern eine der er- ften Regentenforge, dafs diefe Gefundheitsmagazine fich immer in dem beften Stande befinden. Mein erfter Wunfch ift demnach, dafs in allen Provinzen Deutfchlands die Vorfteher der Gefellfcehaften, Re- genten und Obrigkeiten, die Sorge für die Apothe- ken \ STAA ne ken niemals wegen andern Gefchäften hintanfetzen mäüffen, oder gar durch die Laft ihrer Arbeit zum Vergeflen derfelben gezwungen werden. — 2. Eines der unentbehrlichften und nützlich- ften Dinge in einer Ofhicin ift ein gutes Diipenfato- rium, und nichts macht den Aerzten nnd Apothekern eines Landes oder einer Stadt mehr Ehre, als wenn fie ein folches aufweifen können. Esift nur zu be- dauren, dafs aufser Schweden, Edinburg, Heffen, London, Dänemark, Braunfchweigund Würtemberg fich wenige eines folchen rühmen dürfen, und, leider! noch fo viele Staaten in Deutfchland find, deren Apo- thekerbuch fo fehlecht und unbrauchbar ift, ja ei- nige derfelben wohl gar keines haben, fondern jeder Apotheker nach feinem Gutdünken, bald fo, bald an- tlers, feine Arzneimittel verfertigt. Ich kann nicht begreifen, wie es möglich ift, dafs diefem Unheil Niemand 'abzuhelfen fucht! Empfinden denn die " Aerzte den Schaden nicht, der ihnen und ihren Patien- ‚ ten durch 'fchlechte oder verfchiedene, und oft in einer und eben derfelben Stadt auf drei, vier bis fün- ferlei Arten bereitete, ihnen den Ingredienzien und der Präparation nach unbekannte Medicamente zu- fliefst? Und unfere gefchickten und .erfahrnen Apo- theker, darauf Deutfchland wirklieh flolz fein kann, fehen denn diefe das Unglück nicht, das durch fol- ‚ches Verfahren entfteht? Und fehen es .diefe, und jene empfinden es, warum wird es denn nicht zu . ‚ändern gefucht? Kommt es denn nicht darauf an, ‚ objährlich in Deutfchland ein paar taufend Menfchen mehr oder weniger fterben? Was heifen alle Mittel des Landesfürften, die Volksmenge zu befördern? Ift es fchon genug, wenn nur viele Menfchen gebo- ren werden? Ich denke, es follte dem Staate eben fo viel, wo nicht mehr, an der Erhaltung der bereits N (ANA vor- 8 AT vorhandenen und oft dem gemeinen Wefen fchon nützlichen Mitbürger gelegen fein, als an der Er- zeugung neuer, Mein Wunfch.ift derhalben, dafs jedes Land ein gutes Difpenfatorium habe, das von allem fchlechten, unwirkfamen und fchädlichen Zeuge gereinigt, dagegen mit guten, auserlefenen, auf die neueften chemifchen und therapevtifchen Grundfätze gegründeten Vorfchriften verfehen ift, und dafs den Apothekern in Zukunft nicht frei geftellt werde, nach ihren Gutdünken die Medicamente zu verfer- tigen. 3. Wünfche ich, dafs ein jeder Apotheker fich, in Verkaufung der Arzneimittel, nach einer von feiner Obrigkeit gutgeheiflenen und’ zu eines jeden Nachricht durch den Abdruck bekannt gemachten Taxe richtete, und demfelben nicht frei geftellt würde, feine Waaren nach Belieben felbft zu taxi- ren. Sachen, deren Verkauf nicht jedem erlaubt it, fondern die blos von gewiffen, obrigkeitlich dazu verordneten Leuten müflen genommen werden, Sachen, die über diefs fo nöthig, als das Brod, find, und keiner entbehren kann, die müflen nicht nach der Willkühr des Verkäufers, fondern nach der Vor- fchrift des Landesregenten verkauft werden. Ein anderesift es mit Waaren, womit ein Jeder, wer da will, handeln kann, denn deren Preifs fetzt fodann einer dem andern felbft. Entweder mufs ein Jeder, der es verfteht, mit Medicamenten handeln dürfen, oder aber diejenigen, welche blos allein mit Aus- fchlufs der andern von ihrer Obrigkeit dazu gefetzt und privilegirt find, müflen fich gefallen laflen, ihre Waaren für einen billigen von der Regierung vor- gefchriebenen Preis zu geben. Vernünftige und menfchenfreundliche Apotheker, befonders diejeni- gen, welehe in grofsen Städten wohnen, und, leider! öfters See. . ns “ öfters neidifche Collegen haben, werden felbit ' mit mir einerlei Meinung fein, und der Erfüllung meines Wunfches entgegen fchen. 4. Faft in allen, oder doch wenigftens in den mehreften deutfchen Apotheken ift es gebräuchlich, dafs bei dem Jahreswechfel zu den Aerzten;und vor- nehmen Kunden Gefchenke hingetragen werden. An vielen Orten ift diefes nun zwar eine Sache, die fich eben nicht fehr hoch beläuft, an andern aber ift fie dagegen defto wichtiger, fo dafs wohl manchen Apo- ' theker eine folche Neujahrsfchenkung gegen vier- bis ‚fünfhundert Thaler zu ftehen kommt. Da er diefes Geld nun nicht von den Büchfen herunterkratzen kann: fo mufs er es nothwendig auf feine Medica- mente fchlagen, und ift alfo gezwungen, feine Waa- ren jährlich um vier- bis fünfhundert Thaler theurer zu verkaufen, als er fonft thun könnte, wenn diefe Gebräuche nicht wären. Würden diefe Gefchenke nur. noch nachBilligkeit ausgetheilt, fo könnte man folche noch pafliren laffen. Aber juft. diejenigen, die es am beften verdienten, dafs ihnen eine kleine Gabe mitgetheilt würde, nämlich der arme Bürger und Landmann, die beide ihre Medicamente -baar und dazu noch in Caflengelde bezahlen, und oft aus Noth ihre beften Sachen verfetzen müflen, wenn fie ihre Angehörigen nicht wie das Vieh wollen crepiren laffen, der letztere aber nicht felten erft einige Mei- len zu gehen hat, ehe er eine Apotheke antrifft, diefe werden von dergleichen Gefchenken ausgefchloflen ; „andere hingegen, die reich find, die oft nur alle zwei oder drei Jahr, und dazu noch in Golde, auch wohl gar mit Abzug, ihre Rechnung abtragen, oder den Apotheker zuletzt gar betriegen, werden von ihm befchenket und’ begabet. Ich wünfche defswegen, dafs diefe dem gemeinen Wefen fo fchädliche Ge- AS wohn» zu R E“ . wohnheit ein für allemal abgeftellt und verboten würde, und die Apotheker dafür lieber ihre Medica- mente wohlfeiler geben möchten.: Dadurch könnte mancher arme Kranke, der nun wegen des hohen Preifes der Arzneimittel ohne Hülfe dahinfterben mufs, fich wieder heilen laffen, und würde nicht gezwungen, auf feinem Krankenlager über die Apo- theke zu feufzen ; und die Aerzte und andere Reiche, die fich nun mit diefen Gefchenken den Beutel fpik- ken und dieHälfe kützeln, hätten fodann nebft dem Apotheker nicht Urfache fich defswegen ein Gewiffen zu machen, fondern könnten fich dafür freuen, und gedenken, dafs durch die Abfchaffung diefes Ueber- Auffes einige ihrer- armen Mitbrüder zum Nutzen des Staats, zum Troft und Hülfe ihrer Angehörigen, ein Mann feiner theuren Ehegattinn, die Gehülfinn ihres geliebten Gemahls, der Vater und die Mutter unmündiger Kinder, Kinder alter und nothleidender Aeltern u. f£w. wieder von dem Tode errettet wor- den. Ein Gedanke, der für den Menfchenfreund angenehmer und erquickender ift, als Gold, Caffee, Zucker, Liqueur, Morfellen und alles Rauchwerk! 5. Wünfche ich, dafs-an den Orten, wo mehr als ein Apotheker ift, diefe befler, als gewöhnlich, mit einander harmonirten, und eine Art Collegium formirten, fich zu gewiffen Zeiten verfammelten, und einander ihre Gedanken und Meinungen über die Verbeflerung der Pharmacie, Abfchaffung fehädlicher Gebräuche u. f. w. mittheilten, auch nöthigen Falls folche gemeinfchaftlich dem Collegio der Aerzte oder der Landesregierung vortrügen. Ich weifs, dafs oft. die fchönften pharmacevtifchen Verbefferungen und Einrichtungen nicht zu Stande kommen, blos. weil die Vorfteher der Apotheken eine Art Handwerks- neid gegen einander haben, und keiuer zu des andern Vor- SA 11 Vorfchlägen ja fagen wili, ja dafs wohl zuweileu "Kranke diefe Uneinigkeit der Apotheker mit ihrem Leben bezahlen müffen. ‘6. Wünfche ich, dafs die Aerzte fich mehr um die Apotheken bekümmerten, und diefelben öfterer “befuckten und mit ihrer Gegenwart beehrten. Ich ‚will damit eben nicht fagen, dafs fie zu gewiffen Zeiten, nachdem fie folches dem Apotheker vierzehn Tage vorher haben anfagen laflen, fich in vollem Pomp nach der Apotheke fahren, fich allda einige Medicamente vorfetzen laffen, und fich darauf auf des Apothekers Unkoften braf luftig machen, oder wie man insgemein fagt, die Apotheke vifitiren fol- len. Nein, mein Wunfch geht gar nicht dahin, fon- dern ich möchte, dafs die Aerzte, jeder für fich al- lein, -fich zuweilen nach der Apotheke verfügten, und allda fich mit den Vorftehern derielben freund- fchaftlich unterhielten, fich nach den Arzeneien, ih- rer Bereitung, Aufbewahrung u. f. w. 'erkundigten, den Apotheker in nöthigen Fällen beiehrten und un- terrichteten. Diefes würde nicht nur für den Apo- ‚theker einen grofsen Nutzen haben, fondern der Arzt felbft würde öfters dabei gewinnen, und wenn er auch keinen andern Vortheil davon hätte, als dafs er feine Gewehr und Waffen, womit er den Tod be- ftreitet und zu befiegen fucht, nebft ihren Eigenfchaf- ten beffer kennen lernte, und den Apotheker in Zu- kunft, beiErblickung feiner wider alle gefunde Ver- ‚nunft ftreitenden und die gröfste pharmacevtifche. Unwiffenheit verrathenden Vorfchriften oder Recep- ten, nicht mehr fo oft zum Lachen bewegte, oder ihm gar den Seufzer: ach die armen Kranken! aus- prefste. 7. Ein jedes Apothekerhaus hat feine gewillen Zimmer und Abtheilungen, die unter dem Namen der Apotheke, des Laboratorii, des Waflerkellers;, der der Miaterial- und Vorrathskammer, des Kräuterbo:- dens u: f. w. bekannt find. , In’ keinem diefer Ge- bäude aber habe ich noch ein befonderes Comtoir für den Handverkauf angetroffen, fondern an allen Or- ten, wo ich noch gewefen bin, habe ich gefunden, dafs die Recepte und der Handverkauf zugleich und durcheinander in der Apotheke beforgt wurden. Da, wo nicht viel zu thun ift, und nur alle Viertelftun- den etwa ein Recept kommt, geht diefes auch recht gut an; in einer Apotheke aber, wo des Tages.ein- bis zweihundert Recepte verfertigt werden, wo zwei bis drei Gefellen und eben fo viel Lehrburfche durch einander laufen, oft funfzehn bis zwanzig Perfonen vor dem Fenfter oder gar in der Apotheke ftehen, deren der eine. diefes, der andere jenes haben will, da ift es aber eine ganz andere Sache, und geht felten ohne Confufion ab. Ich wünfche defswegen, dafs an folchen Orten diefe zwei verfchiedenen Ver- richtungen, nemlich die Receptur und der Handver- kauf, von einander abgefondert würden. Ferner, dafs diefe letztere Befchäftigung nicht, wie gewöhn- lich, blos und allein den Lehrburichen überlaffen würde, fondern dafs ein Menfch, der nicht nur die Materiam medicam und Pharmacologie, fondern auch etwas Therapie verfteht, folche mit beforgen hülfe. ‘Durch diefe Vorfchrift- könnte viel Unglück abge- wandt und gewifs fehr viel Gutes geftiftet werden. Denn mancher Landmann, der das Softrum des Arz- tes fcheuet, oder aus Armuth es nicht bezahlen kann, gcht fogleich nach der Apotheke, und begehrt nach feinem Gutdünken felbft für einige Grofchen Medi- camente. Oft find folches Draftica, Corrofiva, u. f. w., die in gewiffen Fällen zwar gute Dienfte thun können, unrecht angewandt aber oft dem Kranken das Leben koften. Wird ein folches Arzneimittel. nun dem Käufer fogleich hingegeben, ohne nachzu- fra- ° Tr 13 fragen, wozu.es foll gebraucht und wie es foll ange- wandt werden, fo wird! nicht felten dadurch der gröfste Schaden und Unglück angerichtet. Wäre aber ein Menfch zugegen, der die Eigenfchaften und Wirkungen der Medicamente kennt, fo könnte er oft durch eine Frage, eine vernünftige Zurechtwei- fung u. f. w. einem Kranken das Leben retten, der fonft unvermeidlich ein Raub des Todes wird. 8. Wünfche ich, dafs mit dem Handverkauf auch zugleich eine andere, nicht in die Apotheke ge- _ hörige Sache daraus wegbleiben möchte. ' Ich meine den Verkauf des fogenannten Etwas für den Magen, Willein Apotheker mit Branntwein und Liqueur han- deln, kurz eine Branntweinsfchenke haben, fo könnte er dazu ein eigenes Zimmer einräumen und allda feine Gäfte bewirthen laffen. In der Hofapotheke in Stock- holm gefchieht diefesin einer ordentlichen Stube, und ift die Befchäfftigung eines Dienftmädchens, welches denn dazu, in verfchiedenen Abfichten betrachtet, auch beifer, als Jemand anders, paflen wird. ‘9. Möchte ich wünfchen, dafs das fogenannte Alterniren der Apothekergefellen, da nämlich einer acht Tage oder vier Wochen Receptarius und dann wieder eben fo lange Laborant ift, doch einmal aus der Mode käme und durch ganz Deutfchland abge- fchafft würde, An vielen Orten, wo man das aus diefer Gewohnheit entftehende Unheil und Schaden empfunden hat, und nicht von Vorurtheilen gebien- det wurde, ift diefes zwar bereits gefchehen ; an meh- rern Stellen aber, wo man weniger fehen kann oder will, denkt man, leider! noch nicht an diefe Verbef- ferung, fondern läfst es bei dem Alten. 10. Da es nicht eines jeden Apothekergefellen Umftände erlauben, fich die zu feinem Metier nöthi- gen 14 ARE gen Bücher felbft anzufchaffen, und, wegen der grof- fen Unkoften, auf feinen oft weiten und ohnedem koft- baren Reifen mit fich in der Welt herumfahren zu laf- fen: fo wäre fehr zu wünfchen, dafs in jeder grofsen Stadt eine kleine pharmacevtifche Bibliothek wäre, woraus fich die dafelbft befindlichen Apothekergefel- len, eine gewifle Zeit lang, die benöthigten Bücher lehnen könnten. Wenn jeder diefer Herren z.B. alle Neujahr einen Thaler zum Bücherankauf herge- ben würde, und über diefes bei feiner Abreife noch ein Buch zu feinem Angedenken der Bibliothek 'fchenkte: fo könnte in zehn Jahren eine folche Samm- lung fchon fchr brauchbar und nützlich fein. Der- jenige davon, welcher am längften an dem Otte ge- welfen, müfste jedesmal Bibliothekar fein, und feinen ' Collegen gegen einen ‚Schein das verlangte Buch verabfolgen laffen, und dafür forgen, dafs folches un- befchädigt und zur gehörigen Zeit der Bibliothek wie- der überliefert würde. Von dem grofsen Nutzen eines folchen Inftituts will ich nichts weiter fagen, weil folcher einem jeden Vernünftigen felbft einleuchtet. \ 11. Wünfche ich, dafs in allen Städten, wo Apo- theken find, fich ein botanifcher Garten fände, worin doch wenigftens die allda in freier Luft aushal- ; tenden ofhicinellen Gewächfe zu finden wären, damit die Apothekergefellen und Lehrburfchen fich folche bekannt machen könnten. Dadurch würde man ge- „winnen, dafs in Zukunft die Aerzte, und auch an- dere Leute, nicht mehr fo oft Urfache, und, leider! . gerechte Urfache hätten, fich über die fchlechte Pflan- zenkenntnifs der Apotbeker und die daher rührende öftere Verwechfelung gemeiner Kräuter, Wurzeln. u. f. w. zu beklagen. : Da ein folcher Garten nicht allein fehr wenig anzulegen koftet, fondern über die- fes, wenn die Gewächfe darin im Grofsen ge- bauet Ev 5 bauet werden, fiıch felbft verinterefiren könnte: fo kann ich, bei der grofsen Nothwendigkeit und Nuz- zen deffelben, nicht begreifen, warum an fo weni- gen Orten in Deutfchland, folche ehe Gärten zu finden find. . Endlich wünfche ich noch, dafs in allen Kein Städten, die Keine Univerfitäten haben, durch einen gefchickten und von der Obrigkeit dazu befell- ten Arzt, zu gewifien Zeiten und Stunden, zum Dienfte der Apothekergefellen, öffentliche Vorlefungen über die Pharmacologie gehalten würden, damit.diefe Leute, welche von dem Unterrichte der Univerfitäten ent- fernet find, folchen auch an diefen Orten geniefsen könnten. Was die Nothwendigkeit und den Nuz- zen folcher Lectionen anbetrifft, fo werde ich wohl nicht nöthig haben, folche zu demonftriren, zumal da die Sache felbft fpricht, und jeder einfiehet, dafs von dem mehr oder wenigern Wiffen eines Apothe- kergefellen, täglich das Leben und der Tod verfchie- “dener Mitbürger des Staats, felbft den Fürften und Landesregenten nicht ausgenommen, abhängt. Von der Einrichtung eines folchen Inftituts will ich hier ebenfalls nichts erwähnen; doch wünfchte ich, dafs das ftockholmifche dabei zum Mufter genommen würde; 'nur Schade! dafs man nicht an allen Orten einen Bergius hat, der eine folche Stelle, wie dort, bekleiden kann. Herrenbaufen, 1732, Jan. 1. Phar- Pharmacologifche Anzeigen. Mach Arbeit dir zut Luft, und Helfen zum Gewinnft. Haller, i. Mn . r habe fchon an einem andern Orte gefagt, dafs zuweilen in Deutfchland ‚Gyps anftatt Magnefia “verkauft werde. Diefen Sommer befuchte ich auf meinen Reifen einen guten Freund, welcher in einer benachbarten freien Reichsftadt Apotheker ift,, und den viele meiner Lefer aus dem chemi- fchen Journale des Prof. Crells kennen werden. ‚Diefer menfchenfreundliche Mann zeigte mir in feiner Apotheke eine Magnefia, die in allen Stücken mit der von mir angezeigten überein kam, kurz, ein wahrer Gyps war. Sie war weifs, wie die fchönfte, getünchte Wand, und fo fein, als irgend ein Puder, der von Paris kommt. In Säuren fiel fie ohne Effer- vefcenz zuBoden, und blieb unaufgelöft liegen. Mit Laugenfalz wurde fie zerfetzt, fo wie auch mit Koh- lenftaub, und zeigte ihre Beftandtheile, die in allen Stücken mit denen übereinkamen, welche man bei Zerlegung des Gypfes erhält. Nach dem Berichte meines Freundes, kommt diefe Waare aus Thüringen. 2. Aufser diefer Gyps- oder Giftmagnefia, fin- .det man aber augh oft noch ein paar andere Sorten von diefer Waare, die nicht viel taugen. Die erfte davon ift diejenige, welche durch das Calciniren un- auföslich wird. Eine gute und reine Magnefia mufs fich gänzlich in Säuren auflöfen laflen, fie mag calci- nirt oder nicht calcinirt fein, einige Chemiften mö- gen auch fagen, was fie wollen. Gefchieht jenes nicht, \ N TE 17 nicht, fo kann man ficher darauf zählen, dafs der ‘ Magnehafabricant unrein gearbeitet habe und ein Herr “Unfäuberlich fei, und wenn er auch keinen andern » Fehler begangen, doch eine unreine Pottafche dazu - genommen habe, welche mit Kiefel verfälfcht gewefen, - 3. Die zweite nicht viel taugende Magnefia ift - die, welche das flüchtige Alkali in dem Salmiac los- macht. Eine ganz reine Magnefia mufs diefes nie- mals thun, und wenn es auch der gröfste Chemift behauptet. Man mache nur einmal eine, die weder Kalk noch Laugenfalz enthält, fo wird man bald von der Wahrheit meines Satzes überzeugt werden, 4. Zuweilen erhält man unter dem Namen von Magnefia calcinata eine zwar gute Magnefia, die aber nicht genug gebrannt worden, und alfo noch einen Theil ihrer Luftfäure enthält. Alles Gas aus der Maonefia zu treiben, dazu gehören Kohlen und Zeit, und über die Hälfte des Gewichts von der Magnefia ‚geht verlohren. Ueber diefes, fo wiflen fich viele Apotheker noch nicht recht in die Austreibung die- fes unreinen Geiftes zu finden; fie laffen alfo einen Theil von diefem flüchtigen Wefen zurück, und den- ken, Tuft ift Luft, und Magnefia ift Magnefia, fie dei etwas mehr oder weniger calcinirt, das thue nichts zur Sache. Daher kommt es denn, dafs ihre sehrannte Magnefia nech mit Säuren braufet, und wenn man folche einnimmt, fie fich in vielen Stük- : ken wie eine gemeine oder ungebrannte verhält, und zZ. B. anftatt Blähungen zu vertreiben, folche macht. Denn was ift natürlicher, als dafs, wenn eine folche Magnefia in einen Magen kommt, welcher viele ‚Säure enthält, dafs diefe fich mit der Magnefia ver- binde, und ihr Gas losmache, diefes aber, als ein elaftifches Wefen, die Eingeweide aufblähe und den Ehrh, Beitr, B, 2, | Patien- ’ 18 | Am Patienten beklemme und beängftige. Leute, die Brüche oder fchwache Verdauungswerkzeuge haben, Hypochondriften u. f. w. werden aus der Wirkung in ihrem Körper eine Magnefiam puram von einer gafata bald unterfcheiden können, undalfo mit ihrem Magen die Köpfe unferer mechanifchen Aerzte und Apotheker fehr weit übertreften. 5. InB., einer Reichsfladt, war vor. einiger Zeit ein Kräuterweib, das den dafigen Apothekern, anftate dev Cochleariae ofhcinalis L., die Blätter von deflen Ranunculo Ficaria verkaufte. _ Endlich wurde diefer Betrug entdeckt. Man fragte das Weib, warum es, anftatt des Löffelkrauts, die Blätter vom Feigwarzkraut gebracht habe? Es antwortete kurz, weil es fo viel Löffelkraut nicht anfchaffen könnte, Diefes gefchah alfo nicht aus Unwiffenheit, fondern war.ein offenbarer Betrug. Man fieht daraus, wie nöthig es ift, dafs ein Apotheker etwas Botanik ver- fteht, und dafs diefe Wiffenfchaft nicht blofs, wie, leider! viele diefer Herren glauben, zum Zeitvertreib diene, fondern bei ihrem Metier den gröfsten Nutzen habe. Ferner zeigt diefes Beifpiel die Nothwendig- keit einer genauen Aufficht auf die Leute, welche fich mit Sammlung der Wurzeln, - Kräuter, Blumen u. f. w., abgeben. Nimmt der Apotheker diefe Sa- chen ohne Unterfuchung auf Treu und Glauben fo- gleich an, und verläfst fich auf die Aufrichtigkeit die- fes Volks: fo wird er gemeiniglich betrogen, und feine Offiein, der Arzt und Patienten leiden darunter, und haben öfters den gröfsten Schaden davon. Der- gleichen fchädliche Betrügereien follten billig öffent- lich beftraft werden, damit in Zukunft fich Niemand fo leicht unterftünde, folche wieder zu begehen, fon- dern von deren Ausübung abgefchreckt würde. TA , 19 6. Verfchiedene Materialiften und Apotheker verkaufen, anftatt der Bärentraube (Arbutus Uva urfi L.), die Preiffel- oder Kronsbeeren (Vaccinium “ Vitis idea L.). Gefchahe diefes in einem Lande, wo jene Pflanze fehr rar ift, fo könnte man leicht die Urfache davon ergründen. Da aber in hicfiger Ge- gend diefe Bärentraube nicht felten die Wüfteneien einiger Meilen bedeckt, und zu hundert und mehr Fudern kann gefammelt werden: fo bin ich wirklich nicht im Stande, den Grund davon einzufehen. Soll- ten diefe Herren etwa glauben, dafs diefe zwei Pflan- zen einerlei Eigenfchaften haben, und alfo eine für die andere könne gegeben werden? "Oder- fehen die Sammler derfelben folche gar für eines und ebendaf- felbe an? Keines von diefen fcheint mir wahrfchein- lich. Denn was das erfte betrift, fo mufs Jeder, den nur einmal die Bitterkeit der Bärentraube gefchmeckt hat, daraus fogleich den Schlufs machen, dafs fie _ defswegen von der blofs zufammenziehenden Preiflfel- beerftaude, in der Wirkung, wie Tag und Nacht verfchieden fein müflfe. Und was das zweite angeht, fo kann ich unmöglich begreifen, dafs einer, auch bei der geringften botanifchen Kenntnifs, die krie- chende und gleichfam auf die Erde geprefste Bären- traube mit der aufrechtftehenden Preiflelbeerftaude ver- wechfeln könne, zumal, da überdies die erftere un- “punktirte Blätter und unfchmackhafte mehlichte Bee- ren, die letztere aber gedüpfelte Blätter und ange- nehme, fäuerliche und faftige Beeren trägt, 7. Alle Weinfteinkryftallen find kupferhaltig, wenigftens habe ich noch keine anderen gefehen,, Wer es nicht glauben will, dafs folche Kupfer ent- halten, der mache nur einen Verfuch damit, fo wird er bald überzeugt werden. Am beften Kann man diefes fehen, wenn man das wefentliche Weinftein- B.2 falz 20 NAAR falz macht. . Nimmt man ein Meffer, um die Kıy-. - ftallen von den Gefäfsen loszuftofsen, fo wird es fo- gleich verkupfert. Woher diefes Kupfer komme, ift leicht zu errathen. - Wird nicht der Weinftein bei Bereitung feiner Kryftallen in kupfernen Kefleln ge- kocht? Was ift alfo natürlicher, als dafs er, als ein faures Mittelfalz, efwas davon auflöfen mufs? Dafs die Weinfteinkryftallensüber diefes noch eine Menge Weinfteinkalk (Calx tartarata) enthalten, hat uns‘ Scheele fchon gefast. Undwieift esanders möglich, da diefes Salz in Frankreich mit Mergel gereinigt, oder beflfer gefagt, verunreinigt wird? Dafs beide, fowohl das Kupfer, als der Kalch, diefes fchöne Arz- neimittel verderben, wird wohl ein Jeder, ohne mein Erinnern, leicht einfehen können, und dafs ein von diefen fremden Teilen freier Weinfteinkryftall un- ferm Körper ungleich zuträglicher fei, #t wohl auf- Ier allem Zweifel. Wäre es defswegen nicht gut, | wenn wir. allen diefen fogenannten Cremorem tartari der Franzofen und Venetianer aus unfern Apotheken gänzlich herausfchmiffen und felbigen den Künfllern überliefsen? Mich dünkt, jeder Apotheker Könnte fich feinen Weinfleinrahm felbft machen, gefetzt das Pfund käme ihn auch einige Pfennige theurer zu fte- hen, welches noch die Frage ift, was liegt denn.dar- an? Und was das Verfahren betrifft, fo ift folches fo einfältig, dafs jeder, der in feinem Leben nur ein- mal. ein Salz gereinigt hat, auch den Weinttein voh feinen en Theilen befreien kann. Auf die Gröfse der Kryftallen kommt es gar nicht an. Wer- den unfere nicht fo grofs, als wie desjenigen, der fol- che in Quantitäten macht: fo haben wir weniger Mühe, diefeiben klein zu ftoßen; denn das. mehreite diefes Salzes wird ja doch als Pulver gebraucht. Ges, nug für uns, wenn wir nur ein reineres und beife- tes Arzneimittel erhalten, STATE | 25 $. Auch ein grofser Theil der ofhcinellen Ex. trakte find ‚nicht viel anderes, als infpifirte Kupfer- folutionen. IhrGefchmack, das reine und glänzende Ausfehen des Keflels nach ihrer Kochung, die ‚Ver- kupferung der bei der Infpiff:tion gebrauchten. cifer- nen Spateln u. f. w. find Beweife hievon. Und wie kann es denn auch anders fein? Wenn eine Pilanze, die viele Salztheile enthält, ein 'paar Tage in einem kupfernen Keffel gekocht wird, Kann diefes wohl ‚ohne Auflöfung des Gefäfses gefchehen ? — Aber wie hilft man diefem Uebel ab? Durchs Verzinnen der kupfernen Gefäfse? Durch Vertaufchung derfelben mit eifernen oder andern weniger fchädlichen? Gern wünfchte ich hierüber einen Unterricht zu lefen, und viele andere werden es mitmir wünfchen, wenigftens . ganz gewiis diejenigen, welche die Schädlichkeit des Kupfers in unferm Körper kennen. 9. Kein Neutralfalz übertrifft wohl fo leicht in der Medicin das Alcali vegetabile acetatum, oder die fogenannte Terram foliatam tartari. Aberkeines ift auch unter alien, welches fchlechter bereitet, und mehr verkünftelt und verpfufchet wird, als diefes. Jeder will es fchön weifs, blättericht u. f. w. haben, und durch diefe äufserlichen Zierrathen wird oft der ganze Kram verdorben. Wäre es nicht befler, wenn das ganze Ding aus der Apotheke verbannet würde, und wir dafür den Liquorem digeftivum Pharmacop. fuec. gebrauchten? Kein vernünftiger Arzt ver- fchreibt ja diefes Salz in feinem trockenen Zuftande, fondern allemal aufgelöft. Warum foll es denn zu- erit infpifiret und dann wieder folviret werden ? Damit es theurer, und nicht nur diefes, fondern zu- ‚gleich verdorben werde? Und wozu foll hier das De- ftilliren des Weinefligs dienen? Soll er etwa zuerft kupfrig oder bleiifch werden, denn welcher Apothe- ker deftillirt allen Weinefig im Glafe? Gefetzt, die- B3 fer 22 ARE fer Liquor wird auch nicht waflerfärbig,. was thut es denn; wenn er nur gut und wohlfeilift. Viel- ‘leicht wäre es noch am allerbeften, wenn man blofs eine beftimmte Menge reine Pottafche nähme, folche mit ftarkem, undeftillirtem, und weder mit Vitriol- fäure noch Blei verfälfchtem, fondern reinem Wein- efüg fättiste, und das Gemifche fogleich, und ohne weitere Künftelei und Umftände, einnehmen liefle. Dadurch gewönne man, dafs die Aüchtigen und wirk- famen Theile des Efiigs und ein guter Theil Luft- fäure zurückblieben, die fonft bei der Kochung ver- fliegen, und verloren gehen. Ueber diefes, fo hätte man den Vortheil, dafs fich diefes Arzeneimittels fo- dann auch die Armen bedienen könnten, welches bei dem hohen Preife der fogenannten Terrae folia- tae tartarı unmöglich war. Mich dünkt immer, man follte den Minderbemittelten, den fleifsigen Bürger und Handwerker, nebft dem arbeitfamen und dientft-, fertigen Landmann, von denen wir ja doch täglich alles Nöthige bekommen, und die fo manchen fauern Schweifstropfen für uns vergiefsen müffen, etwas mehr bedenken. Sie find ja unfere Brüder, fo gut, als andere, und rufen auf ihrem Krankenlager eben fo laut zu unferm Gott und dem Arzte, alswir, um Hülfe.e Und warum follen fie denn vergeblich fchreien? Sind fienicht eben fo gut, oder dem Staate minder nothwendig, als derjenige, der Procefle fchlichtet, — derauf gut adelich feine Bauern drückt, — der feine Feinde, unfere Brüder, todt fchiefst, — oder der Gott nach dem Tadte dienen lehrt ? — Ge- ben fie dem Arzte fchon nicht Prätiofa und Ducaten, fo fehenken fie ihm doch ein thränendes Auge und ein dankbares Herz, und fegnen ihn und feine Nach- kommen. Und Segen, Segen, fagte mir einft mein Vater, befruchtet das Land, und wenn es auch von Kiefelftein wäre! 10. AO 23 10. Selten verfchreibt ein Arzt frifchen oder ‘rohen Honig aus einer Apotheke, fondern meiftens ‚ geläuterten, und follte er auch nur zu einem Klyftier gebraucht werden; und unter allen Fetten ift eine “ frifche Butter gewifs dasjenige, was man am wenig- ften auf Recepten fieht. Sollte ein Arzt einmal ei- nem Apotheker befehlen, gleich viel rohen Honig ‘ und frifche Butter in einem ferpentinenen Mörfer ab- zureiben, das Gemifche in einen Krug zu thun, und es an diefen oder jenen vornehmen Herrn zu fenden: fo bin ich gewifs, dafs ihn der Apotheker fchon beim erften Anblick des Recepts auslachen würde. Aber wäre denn ein folches Arzeneimittel nicht hundert Procent befler, und feine Zufammenfetzung taufend- mal vernünftiger, als eines andern, das z. B. aus Rofenhonig und Wallrath, oder aus geläutertem Ho- nig und Mandelöl u. f. w. befteht? Man fage mir einmal, wird denn der Honig durch das Kochen und fogenannte Läutern befler oder fcehlimmer? Werden feine wirkfamen und flüchtigen balfamifchen Theile _ vermehrt oder vermindert? Woher kommt eines fol- chen geläuterten Honigs unangenehmer Gefchmack ? Was ift die Urfache feiner braunen Farbe? Warum kommen fo viele Bienen hergeflogen, und treiben oft den Apotheker nebft Stöffern und Jungen zur Werk- ftätte hinaus, wenn Honig gekocht wird? Und die Butter, übertrifft denn diefe nicht allen Walirath, Mandelöl und andere Fette? Ift fie nicht angeneh- mer, auflöslicher, weniger ranzicht, wohlfeiler u. f. w.? Und ift es fo, warum braucht man denn diefe nicht für jene? Müflen etwa die Arzneimittel’zu- ‘erft durch Künftelei verdorben oder theurer gemacht werden ? Oder follen felbige, weil fie zu wohlfeil, und jeder weifs, was fie koften, defswegen aus der Apotheke verbannt fein ? — Ach wenn doch einmal unfere Aerzte und Apotheker alle zufammen Patrio- B4 f ten F4 y 2 I G \ >) : ten und Menfchenfreunde würden, wie vieles würde alsdann in den A noch geändert und verbef- fert werden! Herrenhaufen, 1782, ‚Febt. 28. 5 Verfuch einiger Regeln bei Benennung deutfcher Kinder. Confufis nominibus omnia confundi necefe ef, | Caefılp. Uer+ ich felbft noch keine Kinder habe, und ‚auch, da mir das nöthigfte Stück dazu, nemlich eine Frau, noch fehlet, fobald wohl keine bekom- men werde: .fo will ich hier doch einige Regeln ent- werfen, wie man in Zukunft deutfche Kinder, befler und vernünftiger, als bisher gefchehen, benennen könnte. Vielleicht find einige meiner Freunde, wel- che davon Gebrauch machen und folche benutzen wol- len; und diefen zu Gefallen, : will ich folche hier mittheilen. Dafs fie nicht nach dem Gefchmack ei- nes jeden fein werden, weis ich zum voraus. Von einem Verfafler aber, derauch nicht nach eines jeden Gefchmack ift, mufs man auch keine anhen Arbei- ten, als folche, begehren. 1) Die Tauf- oder Vornamen deutfcher Kinder follten billig alle deutfch fein, damit man daraus de- ren Vaterland und Herkunft fehen könnte. Juden mögen ihren Kindern hebräifche, und Franzofen den ihrigen franzöfifche Namen geben, und fich dadurch von uns unterfcheiden. Ein wahrer Deutfcher aber läfst ihnen diefe; er macht fich eine Ehre daraus, wenn > AS 25 wenn man ihn ‚für einen Deutfchen hält, und fucht defswegen nicht, feine Herkunft mit einem fremden Namen zu verbergen und zu mafquiren, fondern mit einem deutfchen zu zeigen und zu beweifen, 2) Jedes Kind foll nicht mehr als Einen Vor- namen haben; denn wozu Eine Sache hinreichend = ift, da ift eine zweite unnöthig. Viele Namen die- nen zu nichts, als uns und andern mehr Arbeit im Schreiben zu machen. 3) Diefer Name foll niemals mit der Eltern ih- ren gleichlautend fein. Durch die Beobachtung die- fer Regel würde in Zukunft vielen Verwirrungen, befonders in der Hiftorie, vorgebeuget werden. .4) Mufs derfelbenichts unanfländiges enthalten. Es ift fchon fehändlich genug für uns, dafs wir fo viele deutfche Gefchlchts- oder Zunamen haben, die ‚nach der Bierfchenke, oder wohl gar nach dem Schwein- ftalleriechen. - Dergleichen müflen fıch gefittete Deut- fche enthalten. 5) Sollernicht ohne Bedeutungund gefchmack- los, fondern nachdrücklich, körnig und finnreich fein. Gottlieb, Thurecht, Friedrich, Fleifsmann, Ehregott, Wahrmund, Tugendfreund, Biedermann, Reinherz, Sittenhold, Winterjung, Lafterfeind, Frei- männin, Keufchlebin, Stolzfeindin, Glückmännin, ‚Sommertochter, Frühlingskind, Edelherzin, Tugend- braut, Ehrentochter, Gartenkind, Treumädchen, Gottholdin, und taufend andere mehr. 6) Mufs er nicht zu lang, fondern fo kurz, als möglich, fein; denn je weniger ein Name zufammen- gefezt ift, defto beffer läfst er fich mündlich und fchriftlich gebrauchen. B5 7 Por Be‘ 7) Soll er fich gut ausfprechen laffen. Hat er diefe Eigenfchaft, fo wird er im gefchwinden Br) chen weniger verdorben. 8) Mufs er nicht mit der Wahrheit keiten Einen Knaben, der in den Hundstagen geboren wor- den, Winterfohn zu heiffen, würde fehr lächerlich fein. Mein Vater hiefs mich Jakob Friedrich. Ja- kob heifst auf deutfch ein Ferfenhalter. Wie diefer Name auf mich pafste, Kann ein jeder feibft den- ken, wenn ich ihm fage, dafs die zwei Kinder, wel- che meine Mutter gebahr, anderthalb Jahr nachein- ander zur Welt kamen, und ich dazu noch das erfte davon war. 9) Solldiefer Name nicht von dem andern Ge- fchlechte geborgt fein. Den Knaben gehören Manns- namen, und den Mädchen Frauensnamen. Werden diefe verwechielt, und es wird von einem Menfchen gefprochen oder gefchrieben, fo weils man oft nicht, ob er männlichen oder weiblichen Gefchlechts ift. Der Name Maria, der in einigen Ländern auch den Knaben beigelegt wird, kann hier zum Beifpiel die- nen. ı0) Müffen die Namen nicht von den Pathen oder Taufzeugen gelehnt werden. Das Recht, ei- nem Kinde einen Namen zu geben, kommt einzig ‚und allein dem Vater zu, und diefer mufs hierin völlige Freiheit haben. Den Taufzeugen Kann es gleich viel fein, ob das Kind mit ihnen einerlei Na- men habe, oder nicht. Vernünftige werden felbft anrathen, dafs man ihre oft ungereimte und lächer- liche Namen dem Kinde nicht beilege. ı1) Soll’ein Name niemals mit einem andern - vertaufcht werden. Wer einmal einen Namen be- kommen hat, der behalte denfelben. 12) SATT 27 12) Mufs er auch nicht verunftaltet werden. Aus Friedrich mache man nicht Frize, oder, wie die Schweizer, Fridli, u. f. w., fondern man lafie je- den Namen, wie er nach der beften deutfchen Mund- art fein muß. . Herrenhaufen, 1782, März. mm nn) Tan 6 Wünfche für Landleute, die Verbeflerung ihrer Hauskalender betreffend. Menfch! mache dich verdient um andrer Wohlergehen; Denn was ift göttlicher, als wenn du liebreich bill, Und mit Vergnügeneilft, dem Nächften beizufteben, Der, wenn er Grofsmuth fieht, grolsmüthig dankbar ilt, Gellert, N‘ Gedrucktes wird von dem Bauer mehr ge- N kauft, auch nichts von ihm fleifiger gelefen, als fein Hauskalender; und auffer der Bibel ift wol auch kein Buch, das fo viel bei ihm gilt, als diefes. So wahr aber diefes ift, fo gewifs ift es hingegen auch, dafs man nicht leicht gedruckte Schriften finden wird, die fo viel falfches und fo viel dummes Zeug enthal- ten, die fo fchlecht ausgearbeitet find, und mit fo wenig Sorgfalt und Mühe verfertiget werden, als der gröfste Theil diefer Kalender. Man wird mir defs- wegen erlauben, dafs ich hier dem Publicum einige Wünfche bekannt mache, welche diefe Sache be- treffen. 1) Wünfche ich, dafs die Ausgabe einer Schrift, welche in fo viele Hände kommt, und durch deren Güte fo viel Schönes und Nützliches geftiftet werden könnte, künftig nicht einem einzelnen Menfchen, der 28 ae. ’ der öfters nur für Geld fchreibt, und fıch um das be- fte des Staats wenig oder gar nicht bekümmert, über- laffen würde, fondern einem ordentlich dazu gefetz- ten Kollegio, oder einer Gefellichaft von Männern, welche diefer Sache vollkommen gewachfen find, auf- getragen würde, einer Gefelifchaft, deren Mitglie- der nichtnur Sternkundige, fondern gefchickte Aerzte, Naturforfcher, Chemiften, Oekonomen, Künttler, Manufakturiften, Fabrikanten u. f, w. wären. 2) Das alles ungewiffe, zur Aftrologie vebrige abergläubifche Zeug, Prophezeiungen und Halblügen, Mährchen, Romane, Satyren , die der Bauer oft un- recht verfteht, und, mit einem Wort, alles, deflen Bekanntmachung unnütz oder wohl gar fchädlich ift, darin keinen Platz bekäme, fondern ein für alle mal daraus verbannet würde. 3) Dafs. hingegen lauter gemeinnützige, zur Haus- und Landwirthfchaft gehörige, die Erhaltung der Gefundheit, die Beforgung der Kranken und Ge- bährenden, die Erziehung der Kinder, die Abhelfung der Armuth, die Abfchaffung fehädlicher Gebräuche, die Ansrättüng verderblicher Vorurtheile unb des Aberglaubens, die Einführung und Einrichtung nütz- licher Gewerbe, und andere dergleichen Sachen be- treffende, ausgefuchte, vielfältig und von verfchiede- nen Perfonen probirte und wahr befundene, und nicht etwa nur einmal in einer Zeitung oder einem Journal gelefene, fondern mit Vernunft und Er- fahrung übereinfiimmende Stücke darin vorkämen. 4) Dafs die Verfafler in ihren Auffätzen fich der allermöglichften Kürze befleifigen möchten, und al- les, was blofs dazu dient, ihre Gelchrfamkeit zu zei- gen, weglaflen möchten, ı. 5) - | Be u 29 5) Dafs fie fich einer deutlichen und fimplen Schreibart befleifügten, und bei Niederfchreibung eines jedenWortes fich erinnerten, dafs fie nicht für Studirte und Gelehrte, fondern für einfältige Land- leute arbeiten. 6) Dafs jedem Jahrgang ein vollftändiges al- phabetifches Regifter über die darin vorkommenden Materien angehängt würde. 7) Dafs die Landesregenten ihren Unterthanen. den Ankauf eines folchen Hauskalenders, durch Be- zahlung eines gewiflen Theils der Unkoften, fo viel möglich, erleichterten, fo wie z. B. der König in Dänemark durch milden Zufchufs den Preifs der Flo- re danicz um einen grofsen Theil verringert, dafs . die Liebhaber diefes gemeinnützigen Werks fich fol- ches nun weit unter dem wahren Werth anfchaffen ° können. Derzgleichen Ausgaben werden durch den Nutzen, den folche Schriften dem Staate bringen, doppelt wieder erfetzt. 8), Dafs diefe Kalender künftig immer in Oc- tav gedruckt würden, auch keiner anders, als gebun- den, verkauft werden möchte, damit die Bauern nach und nach fich eine, auch noch in Zukunft nützliche Kalenderbibliothek fammeln könnten. 9) Dafs den Verkäufern von der Obrigkeit der Preifs beffimmt und folcher jedesmal auf den Titel gedruckt würde. 10) Dafs folche Schriften, gleich andern Bü- ehern, in Journalen und Zeitungen gehörig recenfi- ret, das Gute gelobet, das Schlechte getadelt und ge- züchtiget, zugleich aber auch nicht vergeffen würde, die nöthige Verbeflerung des leztern anzuzeigen. Ich hoffe, dafs meine von Vorurtheilen freie und das Wohl des Nächften zum Zweck ihrer Arbeiten haben» 30 STere habende Mittbrüder meine Wünfche nicht verachten, fondern folche ihrer Betrachtung würdigen werden; und gefchiehet diefes, fo bin ich auch fchon gewifs, dafs deren Erfüllung, wo nicht gänzlich, doch we- nigftens zum Theil, mit cheftem gefchehen wird. Accipite ergo animis atque h&c mea figite didta. | ! ; Virg. Herrenhaufen, 1782, März. ea | A mare, Nec pigebit me, fic, ubi hzfito, querere, nec pudebit fic ubi eıro difcere. Auguflin, N“: ift wohl wenigerm Zweifel unterworfen, als der grofse Einflufs, den die Gefundheit und der Reichthum des Landvoikesauf das Wohl und die wahre Glückfeligkeit des Staates hat, und nichts | ı braucht, meines Bedünkens, weniger Beweis, als der Nutzen, welcher aus einem guten medizinifchen und ökonomifchen Unterricht diefer Leute entfprin- gen würde. Taufend und taufend derfelben würden weniger arm fein, eben fo viele niemals Krank wer- den, und eine grofse Anzahl Kranker ihre verlorne Gefundheit wieder erhalten, wenn ihnen dazu gründ- liche und deutliche Anweifung an die Hand gegeben würde, Dafs auf dem Lande zu diefem Gefchäfte Niemand mehr Einficht und Gefchicklichkeit, Nie- mand mehrZeit und Gelegenheit habe, auch Niemand mehr Zutrauen des Volkes geniefle, als feine Predi- ger und Seelforger, ift gewifs und ohne’allen Wider- fpruch. Es fragt fich alfo: Ob Saar | 31 Ob es nicht gut wäre, wenn dieGeiftlichen auf. dem Lande zuweilen, anftatt einer weitläuftigen Erklärung gewifler Evangelien und Epifteln, wo nicht an Sonntagen, doch in einigen Wochenpredigten, ih- ren Zuhörern von der Kanzel eine Anweifung ertheil- ten, wie fie, z. B., ihre Gefundheit erhalten, ihre Kranken beforgen, die Kinder erziehen, ihre Lände- rei beftellen, ihr Vieh vernünftig warten, ' oder ihre Haushaltung ordentlich einrichten follen ? l Ich hoffe nicht, dafs Jemand unter uns fo dumm fei, und glaube, dafs durch folche Dinge die Kanzel entheiliget werde, er müfste denn glauben, dafs diefe fich eher entheiligen laffe, als das göttliche Wort felbft, worin wir fo fchönen und vortreflichen Unter- richt, in Abficht auf die Erhaltung unferer Gefund- heit, u, f.w. antreffen. Dafs die Herren Geiftlichen ‘ fich zu diefer Arbeit nicht mit dem gröfsten Vergnü- gen anerbieten würden, ift gar kein Zweifel. Wel- cher unter diefen wird fich nicht fchuldig und ver- bunden halten, das wahre Wohl feiner Zuhörer zu befördern? Welcher dringt nicht auf die Beobach- tung des öffentlichen Gottesdienftes, auf wohlthätige ‘Hände und Almofen geben, u. f. w., und, welcher weifs nicht, dafs deffen Mitbrüder feinen Ermahnun- gen nicht gehorchen und entfprechen können, wenn fie krank find, oder felbft nichts haben? Herrenhaufen, 1782, März. i | 8. | \ - Zweite Fortfetzung des Verfuches eines Verzeichniffes der um Hannover wild wachlenden Pflanzen, - Laß albre Weifen nur, was fie nicht fühlen, lehren, Die Seligkeit im Mund, und Augft im Herzen nähren; Uns ift die Seelenruh und ein gefündes Blur, Was Zeno nur gefucht, des Lebens wahres Gut. "Uns foll die Wiflenfchaft zum Zeitvertreibe dienen, Für uns die Gärten blühn, für uns die Wiefen grünen; Uns dienet bald ein Buch, und bald ein kühler Wald, Bald ein ‚erwählter Freund, bald wir, zum Unterhalt, Kein Glück verlangen wir, ein Tag foll allen gleichen, ' Das Leben intermenkt und Robelaant verftreichen ; Und, ift der Leib nur frei von fiecher Glieder Pein, . Soll uns das Leben lieb, der Tode nicht fehrecklich fein. Haller. - D)° vor einigen Tagen in dem Hannoverifchen Ma- gazin abgedruckte Verzeichnifs, der, in einer fich nicht über drei Meilen erftreckenden Entfernung von der Stadt Hannover, im Jahr 1780 von mir gefundenen Pflanzen, erinnert mich, meinem Ver- {prechen zu Folge, auch ein folches für das verflof- fene 178 1fte Jahr zu fchreiben, Viele meiner Lefer werden fich verwundern, dafs fich in einem fo kleinen Bezirke noch immer Pflan- zen entdecken laflen, und fogar noch folche, die in die Abtheilung der Bäume und Sträuche gehören. Al- lein, wenn diefeLeute bedenken werden, dafs, unge- achtet des eingefchränkten Gebietes meiner Stadtflora, fich doch noch immer Stellen darin finden, die viel- leicht hundert und mehrere Quadratruthen enthalten, welche von mir noch nicht betreten worden, und dafs _ auf wage 33 auf einem einzigen folchen Platze eine Menge der fchönften Pflanzen wachfen können: fo wird ihnen jenes nicht mehr fo unbegreiflich vorkommen. VUe- ber diefes, fo ift es auch nichts feltenes, dafs man an einem Orte, vorher allda noch nicht gefehene Pflan- - zen findet, ungeachtet man fchon zum: öftern dafelbft gewefen if. Die Pflanzen find nicht wie die Pflafter- “ fteine auf den Strafsen, oder die Feuerfteine auf den Aeckern, welche man das ganze Jahr hindurch, wenn nur kein Schnee darauf liegt, finden und betrachten ‚ kann. Einige davon. bieten fich uns nur zu eıner gewiflen Zeit an, und diefe ift öfters fehr kurz. An- dere find zwar das ganze Jahr über zu haben, zu ge- "wiffen Zeiten aber find folche fehr unkenntlich, fo dafs inan fie nur mit grofser Mühe von ihren Anver- wandten unterfcheiden kann, Wernun an demOrte, wo diefe Pflanzen ihr Quartier haben, fich zur rech- ten Zeit nicht einfinden kann, und wenn er aufser ‘derfelben ihnen auch noch fo oft nachfpüret, und fie mit Michelifchen und Dillenifchen, mit Luchs- und gläfernen Augen verfolgt: fo wird er folche dennoch umfonft und vergeblich fuchen, und es wird ihm nicht befler als demjenigen gehen, welcher um Weih- nachten Maikäfer und Nachtigallen fangen, oder um Lichtmefs einen Guckguck hören will. Ein jeder, der Verftand hat, wird alfo leicht einfehen und begrei- fen können, dafs es weder unwahrfcheinlich, noch unmöglich ift, dafs in zehn und zwanzig Jahren fich um Hannover noch unbemerkte PAanzen finden kön- nen, Ich habe, während meines Aufenthalts in, Up- fal, aufser einer nicht kleinen Anzahl bekannter, aber zuvor allda doch von niemand gefehener Pflanzen, noch über 25 neue, und in des Ritters von Linn& Schriften gar nicht angeführte, fondern ihm gänzlich unbekannte Arten gefunden. Kann diefes nun an ei- nem folchen Orte, wo zwei Rudbecke, ein Celäus, Ehrh, Beur, B, 2. ‚s zwei 34 TORE zwei Linnde, und fo viele hundert ihrer Schüler, fo viele Jahre hindurch täglich Pflanzen auffuchten, ge- {chehen, wie vielmehr ift es in Hannovermöglich? — | Unter den nachfolgenden Pflanzen finden fich einige, die ich fchon eher, als im vorigen Jahre, ent- deckt habe, welche aber bisher in Linnes Schriften noch nicht befchrieben waren, und alfo defswegen in meinem blofs Linndifch fein follenden Verzeich- niffe ausgelaffen worden. Da diefe nun in dem neulich fertig gewordenen Linneifchen Supplemente ftehen, allda von mir kurz beflimmt, und von ihren An- verwandten unterfchieden worden:» fo habe ich fie defswegen jetzt auch hier mit angeführet. Wer fol- che noch genauer, als aus diefem angeführten Buche, _ kennen will, der kann ihre Abbildung? Befchrei- bung? nein! die Pflanzen felbft, in meinem Phyto- phylacio fehen, und er wird hoffentlich allda, wenn er nichts als Natur und Wahrheit fucht, hinlänglich befriedigt werden. Ich würde mich freuen, wenn durch meine hier gefundene Pflanzen jemand follte angereitzt werden, feinen Geburtsort in Zukunft beffer kennen zu ler- nen, und diefe herrliche Gegend nicht nur fo oben- hin, fondern wie fie es würklich verdienet, zu betrach- ten, und aus den fo vielen, fchönen und nützlichen Naturprodukten derfelben, den weifen und gütigen. . Baumeifter zu bewundern. Denn glaubt es mir nur, meine Freunde und Freundinnen, - von allen euren Vergnügen ift doch keines angenehmer, keines edler und keines nützlicher, als dasjenige, welches aus der Sammlung, Betrachtung und Unterfuchung der Werke Gottes, und insbefondere der drei Naturrei- che eures Vaterlandes, entftehet. Alle eure Zeitver- treibe, Spiele Comödien, Concerte, Kluppe, Maf- que- SARE 35 / Ania oder wie fie fonft heifsen mögen, fo fchön und reitzend fie auch find, find doch gegen das An- . genehme und Entzückende, das aus der Betrachtung einer einigen Blume oder eines Infekts entftehet, faft ‚wie nichts zu rechnen; und ich fchwöre euch, wenn ‚ihr auch nur ein einziges mal diefe Beluftigung und Ergötzung genoflen habt, ihr jenes inskünftige als blofse Schatten oder fchwache Abriffe von diefen an- fehen, und eben fo gut, als ein Salomon, ein Brockes, ‚ein Bonnet, ein Roufleau, oder eine Caroline, eine Merianin, eine Biackwel, eine Monffon, eine Black- ‘ burne, eine Colden, eine Dörrien, und eine Du Gage de Pommereull, und mehrere, die Betrachtung der Natur und ihres Schöpfers einem jeden andern Ver- gnügen himmelweit vorziehen werdet. — Komm alfo nur, mein Freund, und verfuche es! Komm, mein befter, und folge unferm Haller! Und geh’ durchs weite Reich, das Gottes Hand gebauet, Wo hier i in holder Pracht, vom Morgenroth be- thauet, Die junge Rofe glüht, und dort im Bauch der Welt, Ein unreif Gold fich färbt, und wächft zu künft’gem Geld; Du wirft im Raum der Luft, und in des Meeres Gründen, Gott überall gebildt, und nichts als Wunder fin- den. Du aber, meine Schöne, lafs dich von deinem Gellert leiten ! Vernimms, und fiehe die Wunder der Werke, Die die Natur dir aufgeftellt! Verkündigt Weisheit und Ordnung und Stärke Dir nicht den Herrn, den Herrn der Welt? C 3 Kannft ARE - Kannft du der. Wefen unzählbare Heere, Den kleinften Staub fühllos befchaun? Durch wen ift alles? O gieb ihm die Ehre! Mir, ruft der Herr, follft du vertraun. Mein ift die Kraft, mein ift Himmel und Erde; An meinen Werken kennft du mich. Ich bins, und werde fein, der ich fein werde, Dein Gott und Vater ewiglich. Ich bin dein Schöpfer, bin Weisheit und Güte, Ein Gott der Ordnung und dein Heil; ‘ | Ich bins! Mich licbe von ganzem Gemüthe, Und nimm an meiner Gnade Theil. Aber diesmal genug hievon, denn ich fehe, dafs der Vorbericht zu meinem Verzeichniffe .diefes be- reits an Gröfse übertrift. Wort mehr! Triandria. Scirpus Pentandria. Athamanta Hexandıria. Juncus Hexandlria. Rumex Polyandria. Anemone Syngenefa. Gnaphalium Alter Defswegen auch kein Monogynia. Beothryon. _ Digynia. Cervaria. Monogynia. Tenageia, Trigynia. Nemolapathum, Polygynia. Pulfatilla. "Polygam fuperfl. luteoalbum. Tripolium, Mon- Moneeia. Carex > Diecia. Salıx Diecia. Empetrum Diecia. Myrica Crytogamia.. Lycopodium Hypnum Cryptogamia. Jungermannia Lichen are. 37 Triandria. Leucoglochin. Leptoftachys. Drymeia. Agaftachys. Diandria. aurita. incubacea. Triandria. nigrum. Tetrandria. Gale. Mufei. complanatum. delicatulum. compreflum. Alga. viticulofa. refupinafus. Herrenhaufen, 1782, März, 23. \ u ware Noch ein Verfuch mit dem Purgierkraut (Gratiola oflicinalis L.). (Dem Zauberer in der Flafche gewidmet.) Kein Undank fchreckt ihn ab, dir noch fein Herz zu weihn. \ Gellert. Versen December kam die Mutter eines fie be- gleitenden achtjährigen Knabens zu mir, welcher das Quattanfieber hatte und defswegen von mir Hülfe begehrte. Ich habe fchon an einem andern Orte ge- fast, dafs ich dem Arzte felten ungezwungen in fein ‘ Handwerk pfufche, fondern mich, fo lange ich kann und es nur möglich ift, vom Prakticiren,los mache. Hier aber war juft ein Fall, wo es nicht gut ange- hen wollte, denn die Mutter glaubte, als ich fie nach den Meiftern der Kunft verwies, dafs ich entweder gemächlich, oder unbarmherzig fei, kurz, fie griff mich auf der fchwachen Seite an. Ueber diefes, fo dauerte mich auch der arme Junge, welcher blafs, wie eine Leiche, ausfah, und kaum noch fo viel Kräfte hatte, dafsergehenkonnte. Ich entfchlofs mich alfo, ihm, wo möglich, zu helfen. IR Nach dem Berichte der Mutter, hat fie ihrem Knaben fein Fieber fchon verfchreiben laflen, aber ungeachtet des angehängten Zeddels, wollte folches doch nicht Ablchied nehmen. : Vermuthlich nimmt die im Abracadabra chemals befindliche grofse Kraft durch den öftern Gebrauch allgemach ab, oder viel. leicht hatte das alte Weib von Circäa bei Schreibung des Dreiangels einen Buchftaben ausgelaffen, oder aufler der gehörigen Ordnung gefetzt, Doch diefes mag nun fein, wie es will; genug, es half nicht! Der DATE 39 Der Junge hatte einen grofsen und harten Bauch. Ich fchlofs daraus, dafs er Würmer habe, und, wie ich bald darauf zu fehen bekam, nicht unrecht. Ich gab ihm fünf Gran fein geftofsenes Purgierkraut, und liefs ihn etwas Thee nachtrinken. Das Mittel that feine erwünfchte Wirkung, und in Zeit von ei- nigen Stunden giengen durch den Stublgang viele tau- fend lebendige Madenwürmer (Afearis vermicula- ris L.)ab, fo dafs die Excremente, "nach Ausiage der Mutter, beinahe auslauter Würmern beftanden. Des folgenden Tages gab ich ihm noch eine Dofe, die wieder eine Menge diefes Ungeziefers wegfchaffte. Ich liefs den Jungen mit dem Mittel fortfahren, fo lange noch Würmer von ihm abgiengen. Nach der fechften Dofe war nichts mehr von diefen zu fehen, und fein Bauch war wieder weich. | n Nun war die Reihe alfo an dem Fieber. Sollte die Gratiola, dachte ich, dadurch man doch ehemals kalte Fieber vertrieb, und ohnedie theure Chinarinde diefe Krankheiten heilen konnte, follte das davon noch feinen Namen habende Fieber- und Gottesgna- denkraut nicht auch noch jezt feine Wirkung haben ? — Ich will es verfuchen! Meinem Patienten ift ja nicht bange vor dem bittern Pulver. Schmeckt es fchon weniger angenehm, als die Fieberrinde, fo ‘braucht man dagegen auch nicht einen ganzen Mund- voll aufeinmal zu nehmen, und, welches das Schönfte, fo hat der arme Landmann bei dem Gebrauch des Purgierkrauts nicht nöthig, fein im Schweifs feines Angefichts fauer verdientes Geld nach Peru hinzu- fchicken, fondern kann dafür feinen Kindern Brod kaufen, und damit ihren Hunger ftillen! Der Knabe mufste alfo mit der Gratiola conti- nuiren, und nahm drei Wochen nach einander täg- lich fünf Gran davon ein. Anfangs hatte er jedes C4 Mal 40 AS Mal einige Stuhlgänge davon, die fich aber nach und nach verlohren. Die ein und zwanzig Pulver waren verbraucht, ohne dafs fein Fieber fich hindern liefs, feine gewohnten Stunden fich einzufinden. Der Junge erhielt alfo noch acht Dofes von mir. Nachdem er die letzte davon eingenommen, blieb feine Krankheit aus. Ich gab ihm noch acht Pulver,, davon er die eine Hälfte wie zuvor gebrauchte, die andere aber fo, dafs er nur um den andern Tag eine Dofe davon ‘nahm. Nun ift es fchon über zehn Wochen, dafs er keinen Anfall mehr gehabt, und er befindet fich zu meinem gröfsten Vergnügen vollkommen wohl! i Certent alii adiicere, quod huic deefle iudicave- ‚rint, id erit multo laudabilius, quam fi bene meri- tum de communi hominum vita obtredtationibus im- pugnent. | Ruell. Herrenhaufen, 1782, März, 26. mm 0 IL TO. Den Blafenitein betreffend. Aus Neigung, die uns lehrt, an aller Wohlfahrt baun. Hagedorn. [6 bemerke den Winter über faft täglich, dafs wenn ich viel fitze und zugleich wenig trinke, wie.ich denn gewöhnlich um diefe Jahrszeit zu thun pflege, dafs mein Harn nach dem Erkalten in dem Gefäfse eine Menge eines Satzes fallen läfst, wovon der Urin, wenn ich ihn bewege, ganz trübe wird. Trinke ich nun zuweilen etwas mehr, und lafle dann mei- IA 4 meinen Harn zu jenem, fo wird deflen Satz wieder . gänzlich aufgelöft, und zwar fo, dafs er auch beim Kaltwerden feine erhaltene Durchfichtigkeitund Klar- heit nicht wieder verliert, fondern viele Tage über behält. Den Sommer hindurch, wo ich viel laufe, und oft in einem Tage mehr trinke, als_des Winters in einer ganzen Woche, weifs ich von allem diefem nichts, fondern mein Harn bleibt, fo wie er gelaf- fen wird, klar, und ohne die geringfte Ausfcheidung. « Da es nun gewifs und aufser allem Streite ift, dafs diefer Harnfatz nichts weiters, als ein erft auf- ‚ fer unferm Körper aus feiner Auflöfung fich abfondern- der Blafenftein ift, und, nach den vortreflichen Ver- ‚fuchen unfers Freundes Scheele, in feinen Beftandthei- ien mit diefem gänzlich überein kommt, und alfo diefe zwei Salze blofs in dem Orte und der Art ihrer Kıyftallifation von einander verfchieden find; da fer- ner ein Harn; wenn er nach Proportion diefer Urin- fäure nur fehr wenig Menftruum enthält, jene fchon in der Blafe abfetzt, bei mehrerem Wafler aber fol- che erft beim Kaltwerden in dem Nachttopfe, und bei einem überflüfsigen Auflöfungsmittel fie gar nicht ausfcheidet; da endlich eine jede Salzauflö- ‚fung zur Kryftallifation Ruhe und eine gewifle Zeit erfordert, wenn fie anders gehörig ihren Fort- gang haben foll, fo fragt fichs: Ob nicht vieles Waffertrinken, die Bewegung und das öftere Urinlaffen noch die beften Präfervative wider den Blafenftein fein, und die mehreften an- dern, wider Chemie und gefunde Vernunft ftreiten- den Lithontriptica übertreffen, und alfo von den Aerzten in Zukunft eine beffere Achtung verdienten ? . Herrenbaufen, 1782, März, 26. C5 Ir. ee BEE > | IT. Botanifche Zurechtweifungen, Ich glaube, nicht nörhig zu haben, mich gegen diejeni- gen zu vertheidigen, welche mich vielleicht tadeln . möchten. Wer es fichrechtfchaften angelegen fein -Jaßst, eine Wiflenfchaft zu erweitern, und die dar- in vorkommenden Fehler, fo viel als möglich ift, zu verbeffern, der wird fich auch über verfchiedene Vorurtheile hinwegfetzen, Linne brach die Bähn, und überliefs es der Nachkommenfchaft, auf diefer Bahn fortzugehen, fie zu erweitern und zu verbef- fern. Bleibt man in einer Wiffenfchaft nur. dabei ftiehen, was das Zeitalter lehrt, und arbeitet nicht weiter, fo wird es gewiß um die Erweiterung der Wiffenfchaft fehr fchlecht ausfehen, Roth. I. Bee Speculum Murray prodr. p. 47, ıft Campanula hybrida L. 2. Aloe perfoliata ; Linn. fpec. ed. 2, p. 458, oder Aloe africana caulefcens perfoliata glauca et non fpinofa Commel. pr&l. p. 74, t. 23, ift nichts an- ders, als Craffula perfoliata L. 3. Rofa punicea Münchh. hausv. v. 5, p. 289, Duroi baumz. v. 2; p. 347, ift eine Abart von der Rofa eglanteria L., die blofs in der Farbe der Blumen= blätter von diefer differirt. 4. Rofa foecundifima Münchh, hausv. v. Ne p. 279, Duroi baumz. v. 2, p. 343, heifst bei Linne Rofa cinnamomea. 5..Rofa pimpinellifolia und fpinofifima L. find eine und eben diefelbe Art. 6: aa 43 6. Rofa alpina und pendulinaL. fcheinen mir auch nicht viel von einander verfchieden zu fein. 7. Adonis autumnalis Murray prodr. p. 59, it Adonis zftivalis L. 9. Braflica campeftris Murray prodr. ‚p 64, heifst Braflica orientalis L. 9. Ladtuca Scariola Web. fpieil. p. 21, ift Lae- tuca virofaL. | 10. Lactuca virofa Murray prodr. p. a ift ea Scariola L. . Serapias longifolia Scop. carn. ed. 2, n. 3 in Serapias Xiphophyllum Linn. fuppl. p. 404, und die von Scopoli angeführten Synonyma ge- hören gar nicht zu feiner Pflanze. 12. Carex acuta L. hat gewifs nur zwei Staub- faden. Hatalfo Haller hier nichtrecht gefehen, denn _ er fagt: Stamina czterum in Carice conftanter tria® reperi, nunquam duo. Hall. append. p. 67. (Error!) ‘ 13. Pinus americana Duroi baumz. v. 2, p. 107, heifst Pinus canadenfis L. 14. Pinus canadenfis Duroi baumz. v. 2, p- 124, fteht nicht bei Linn£. 15. Die im upfalifchen Garten befindliche Sa- lıx purpurea, welche beide Linn&e, Vater und Sohn, unter diefem Namen demonftrirten, kann ich nicht von derjenigen, welche Saiix Helix heifst, unterfchei- den. , Die etwas mehr oder weniger braune Rinde, und die bei der einen oben, bei der andern aber un- ten gegen einander überftehenden Blätter find fo un- beftändig, als etwas, und kommen oft zufammen auf einem und eben demfelben Baume vor. \ 16. Die Figur von der Buxbaumia foliofa, oder meiner Webera Diphyfcio, welche in Linn. Swartz. meth. fteht, taugt nicht viel. Es fcheint, als wenn der Zeichner den Verfaflern zu flattiren fuchte, und die von der Natur der Buxbaumiae aphyllae unähn- lich 44 | ae lich gemachte Pflanze, ‘durch feine Kunft GEnSIBEn, habe ähnlich machen wollen. 17.. Splachnum. fphzricum Linn. Swartz. meth. p. 33, iftnichts anders, als Splachnum vafeulo- {um des alten Linne. Eben diefes gilt auch vom Splachno mnioide Linn. Swartz. meth.p. 16, 18. Polytrichum nanum, urnigerum und alpi- num Neck. meth.'p. 119, 120, haben fo gut Stellu- las,- als feine Polytricha mnioidea, und hätten alfo, diefer Urfache wegen, Keiner Trennung bedurft. ' 19. Polytrichum urnigerum L. hat keine Cap- fulas angulatas, wohl aber das P. alpinum, ungeachtet das Gegentheil in Linn. Swartz. meth. behauptet wird. 20. Fontinalis apocarpa Linn. Swartz. meth. p: 30, beweift, dafs die Herren Verfafler die unter dem Bryo apocarpo des alten Linn& begriffenen zwei Gattungen (Genera) niemals betrachtet haben; denn hätten fie diefes gethan, fo würden fie doch gefehen P2 “ haben, dafs beide fowohl unter fich, als auch von > der Gattung Fontinalis L., wie Himmel und Erden verfchieden wären. Nefcio quid fafcinaverit noftros, ut tota mens trahatur ad peregrinas plantas; illaevero, quas pedibus conculcamus, omnino relinguuntur. Linn. bibl. b AR . Wer das Bryum ftriatum L. mit deffen Po- PN vereinigen will, der kommt mir eben fo vor, als einer, der z. B. alle Syngenefiften, die einen haa- rigen Saamen tragen, in eine und eben diefelbe Gattung fetzen wollte. Sehr, recht fehr, verwun- dere ich mich defswegen, in einer Methodo mufco- rum illuftrata im Jahre 1781 ein Polytrichum .bryoi- des zu finden. Sed dormitat aliguando Homerus. 22. Eben fo gut, als in-Linn. Swartz. meth, p. 25, das Bryum pyriforme und truncatulum des al- ten Linn€ mit feinem Phafco acaulo und fubulato in eine Gattung gefchmolzen werden, mit eben fo vie- lem TORE a5 lem Rechte könnten alle in jener Differtation aufge- führten Genera mufcorum vereiniget werden. Wer nicht felbft fehen kann, wie diefe Phafca von jenen Bryis unterfchieden find, der lefe Schreberi progr. de Phafco, Erlangae, ı770. Hoffentlich wird er dadurch klüger werden. 23. Bryum paluftre und zflivum Linn. veg. ed. 13, p. 798, find eine und eben diefelbe Pflanze, wie aus der Differentia fpecifica, den Synonymis u. f. w. deutlich zu fehen ift. Es ift alfo fehr zu ver- wundern, dafs in Linn. Swartz. meth. folche noch einmal als verfchieden angeführet werden. Das ift doch wohl keine Illuftratio? Eher Compilatio! 24. Bryum ärgenteumL. foll nach Linn. Swartz. meth. Mares axillares f. fefliles in alis foliorum haben. Ich habe ehedemauf einem upfalifchen Dache an die- fer Pflanze Mares terminales gefehen. | 25. Lichenaftrum multiflorum exile, foliis anguftifimis Dill. hift. p. 481, t. 69, £f. 4, ift wie Tag und Nacht von Linnes Jungermannia multiflora verfchieden, wie jeder Vernünftiger bei Vergleichung beider Befchreibungen und der Figur fogleich fe- hen wird. 26. Ich habe fchon an einem andern Orte ge- fagt, dafs Jungermannia pulcherrima Web. fpicil. pP. 150, und Jungermannia ciliaris L, eine und eben diefelbe Pflanze fei; und dennoch mufs ich zu mei- ner Verwnnderung fehen, dafs diefe Jungermannia pulcherrima in Linn. Swartz. meth. p. 35, als eine neue Art angegeben wird, und die Verfafler diefer Differtation davon fogar fagen: Toto coelo a ]. ci- liari differt. Wenn diefe Herren die um Upfal her- um fo häufig wachfende Jungermanniam ciliarem L. ihres Anblicks würdigen wollen, fo werden fie fe- hen, dafs ihre von der Jungermannia pulcherrima ge- gebene Befchreibung io vortreflich mit des fel. Lin- nes 46 BAT nes feiner überein komnıt, und fo gut auf diefe Jun- germanniam ciliarem L. pafst, als es nur immer mög- lich ift. Ich hoffe, die Verfaffer diefer fchönen Schrift werden mir es nicht übel nehmen, dafs ich ihr Horazifches Auffordern : r — — Si quid nouifti redtius Ak; Candidus imperti, — — s fchuldigftermafsen angenommen und une hiermit meine Gehorfamkeit gezeigt habe. — 27. Jungermannia trichophylla Linn, fpee. ed. 2, p. 1601, Jungermannia multiflora Linn, mant. p.130,und Jungermannia fertularioides. Linn. Swartz. meth. p. 35, find alle drei eine und eben diefelbe Pflanze, man mag dawider fagen, was man will. Ift es aber nicht befonders, dafs die Schweden, die doch das, Pfanzenreich und die Botaniften von allen vier Welttheilen commandiren wollen, noch nicht einmal ihre vegetabilifchen Landsleute Kennen ? 28. Lichen frigidus Linn. Swartz. meth. p. 36, iftnichts anders, als Lichen tartareus L. Das ift doch ein Unglück, dafs die Leute immer wollen neue Ar-. ten machen, ehe fie die alten kennen! 29. Lichen elaucus und perlatus L. find "zwei von einander fehr verfchiedene Arten. ‚Ich befitze ein Exemplar von dem letztern durch die Gütigkeit meines feligen Freundes, des D. Reiehards in Frank- furt, welches er am Falkenfteiner Schlofsberge ge- funden, und mir nicht lange vor feinem Tode, jedoch ohne Namen, zufandte. Jede Scutelle hat im Mit- telpunkte ein Loch. Ihr Peduneulus ift eine fich nach unten zu erweiternde Röhre, die auf einem Loche des Blattes fitzt. Man kann alfo, wenn man diefen Lichen gegen das Fenfter hält, bei jeder Fruc- tification, durch das Blatt, den Pedunculum und die Scutellam das Licht fehen, welches man beim Li- chene glauco wohl wird müffen bleiben laffen, r 30. Bars a. 30. Lichen glaucus Web. fpicil. p. 242, und Lichen fallax Web. fpicil. p. 244; find nicht wefent- lich von einander verfchieden, und beide nichts an- ders, als der allgemeine und Jedem bekannte Lichen - glaueusL. “ 31. Lichenoides foliorum laciniis‘ crinitis Dill. hift. p. 149, t. 20, f. 42, und Lichenoi- des elaucum perlatum, fubtus nigrum et cirrhofum Dill. hift. p. 147, t. 20, f. 39, fceheinen mir Eine Pflanze zu fein, und beide zum Lichene perlato L. zu gehören, ungeachtet Linn& nur den letzten Namen dabei anführt, den erften aber an einen ganz andern Ort, wo ihnaber auch kein Vernünftiger fucht, näm- lich zu feinem Lichene probofeideo hingefetzt hat. 32. Peltae pofticae find dem Lichene refupi- nato L. nicht eigen, und alfo ohne Zuziehung ande- ‘rer Kennzeichen keine gültige Differentia fpecifica deffelben, denn der Lichen ardicus L. hat eben fol- ‚che Peltas. 33. Verfehiedene Ordnungen in Linn@s Synge- nefia, nämlich die Polygamia fuperflua, Polyg. fruftra- nea, Polyg.neceilaria, und einigeGattungen aus der Po- Iygamia fegregata gehören unftreitig in feine drei und zwanzigfte Clafle, er und feine Anhänger mögen auch dawider fagen, was fie wollen, Dafs folche hier placiret worden, gefchahe blofs, weil Linn@ fie von dererften. Ordnung feiner Syngenefiz, oder der fogenannten Poly- gamia zquali, nicht trennen wollte. Durch folche Grillen wurde alfo das Linn£ifche Syftema fexuale (der dummen Anbeter ihr Syftema divinum) ein Syftema irregulare et confufum! 34. Oeder fagt in feiner Einleitung zu der Kräu- terkenntnifs S. 116: „Alle Ordnung befteht in einer Verbindung des Aehnlichen und Abfonderung des Unähnlichen, nach den verfchiedenen- Stufen der Achn- a: aan Aehnlichkeit, wodurch die gefammte Menge der in Ordnung zu bringenden Dinge in gewifle grölsere und kleinere Haufen oder Sammlungen eingetheilet wird, welche zufammen genommen das Ganze, ausmachen. Bei jeder Stufe der Eintheilung werden die dadurch errichteten Sammlungen, jede mit gewiffen ihr eigenen Merkmalen belegt, weiche fieh an den Nebenfamm- lungen nicht finden müflen, aberalle aus einer Haupt- fammlung entfprungene kleinere Sammlungen müffen bei ihrer Verfchiedenheit unter einander die gemein- fchaftlichen Merkmale ihrer obern Hauptfammlung. an fich haben.“ Und S. 138: „Esift alfo rathfam, dafs man genau den angenommenen Gefetzen folge, und jede Pflanze genau an die Stelle fetze, dieihrnach den Gefetzen der Methode zukommt.‘ Giebt' es ei-. nen Grundfatz in der Botanik, der von allen Aus- ı “nahmen frei ift, der durchgängig angenommen wer- den mufs, und niemals ohne den gröfsten Schaden kann übertreten’ werden, fo ift es gewifs«-diefer.' Aber ift es fo, warum ftehen a in allen künftli- chen Pflanzenfyltemen fo viele Pflanzen an ihren un- rechten Stellen? Warum wird denn nicht jede dahin gelegt, wo ihr Quartier it? Warum'werden fo viele, auch in den vollftändigften Verzeichniffen, von An-. fängern der Botanik, für die doch eigentlich Syite- mata artificialia find, am rechten Orte gänzlich ver- mifst, und können von ihnen allda niemals gefunden werden? ’Haben diefe Pflanzen von den Verfaflern folcher Verzeichniiffe vielleicht Erlaubnifs bekommen, dafs fie bei ihren Anverwandten bleiben Können, oder find fie etwa, wie die Soldaten, auf Urlaub ? Bald fieht es fo aus. Aber warum wird denn folches an dem Orte, wo fie eigentlich fein follten, nicht angezeigt, damit ein Jeder, der eine Pflanze haben will, folche gleich zu finden , weifs, und nicht erft durch vieles Fragen und Suchen die koftbare Zeit verderben mufs? “. War- ONE ne 49 Warum! ftellen fich denn die Verfaffer fo felten in die Lage derjenigen, für die fie doch (wenigftens ihrem Sagen nach) ihre Werke fchreiben, denn dafs unter zehen nicht einer diefes thut, kann man mit Händen greifen ? Man antworte mir einmal auf meine Fragen, und fage, ob meine Klagen nicht gegrün- det find! 35. Diejenigen Hertaht die botanifche Bücher aus demLateinifehen in das Deutfche überfetzen, wür- den wohl thun, wenn fie künftighin das Wort Genus durch Gattung, Species durch Art, Sexus aber durch Gefchlecht verdeutfchen wollten. So. lange diefe drei lateinifchen Wörter bald in diefes, bald in jenes deutfche verwandelt werden, fo kann es nicht anders fein, alsdafs folches für die Wiffenfchaft nachtheilig und die Arbeiten diefer Gelehrten den Anfängern un- verftändlich fein müffen. 36. Ich finde bei einem deutfchen Schriftftel- ler, der von Bäumen gefchrieben hat, fehr oftdas Wort Blume ‚in einer ganz verfchiedenen Bedeutung. Bald verfteht er den Linn&ifchen Florem darunter, bald aber wieder deflen Corollam. Wozufoll denn diefes? Haben wir nicht für diefe zwei lateinifchen Wörter eben fo viele verfchiedene gute deutfche? Und ha- ben wir fie, warum gebrauchen wir felbige denn nicht? Fehlen uns diefe aber, warum macht man denn keine, oder braucht nicht die lateinifchen dafür ? Weifs man denn nicht das Sprichwort: Qui bene diftinguit, bene docet! 37.- Der fel. Linn& bekennte mir ungefähr zwei Jahre vor feinem Tode, dafs ihm von dem Gefchlechte der Moofe nichts gewiffes bekannt fei; und es fcheint mir, dafs er faft immer etwas zweifelhaft gewefen, welches von den zwei Gefchlechtern diefer Pfanzen er das männliche oder weibliche nennen wollen. Im Jahre 1736 fagte er (Linn, gen. ed. 1, p.-320): „Muf- Ehrh, Beitr B,, 2. D corum se se Sa z “ corum fructificationes fexu diftingui, dubium nullum eife puto. E. g. Polytrichum $. 786, gaudet dupliet frudtificatione: alter planta gerit capitulum: altera ftellam patentem, quznam autem harum ftudificatio- ‘ num fit mas, gquenam femina, apodictice determinare nequco. Capitula effe Be heras, cl. Dillenium fecu- tus, dixi, fie fuadent figura pulveris, fie analogia cum Marchantia, fic Mnii frudificatio. Diffuadet e contra vtriusque Vegetabilis tempus florendi, dif- fuadet frudificatio Lycopodii, Equifeti, Filicum. Certa revelabit dies.“ In der 1737 gedruckten Flora lapponica, p. 312, fagt er meift daßelbe, und fcheint fehr geneigt, feine fogenannte Antheram mufcorum als einen weiblichen Fructificationstheil anzufehen. Im Jahre 1750 aber fchreibt er: „Polytrichum com- mune quod capitulum vel antheram habet, mas falu- tabitur; quod autem fteliulas gerit terminales, fe- mina eft; adeo ut hz fiellule nihil aliud quam pri- mordia mufcorum contineant, que femina illorum funt, atque ab are feruntar.“ Linn, amoen. v, 2, ed. 2, p. 275: _ Dreizchn Jahre nachher (1763) fagt er hingegen von den Moofen wieder folgendes: „An- therz quas nominamus, forte potius capfule dicen- "d&, et earum pollen vera femina, cum in Buxbau- mia aliisgue vidimus inter opercula veras antheras polliniferas e filamento fuo dependentes, apice dehif- - centes, pollen dimitterein cilia, tamquam in piftilla.‘“* Linn. gen. ed. 6, p. 556. Er hat fich alfo auch in diefem Stücke als ein wahrer Gelehrter gezeigt, und da, wo er wufste, dafs er nicht allzu flark war, feine Schwäche bekennt, und fie nicht durch Pralen und Schreien bedeckt, und dadurch den Unwiflenden die Augen verblendet, fondern lieber feine Zweifel an- gezeigt, und bei erhaltener Gewifsheit und mehre- rer Einficht fich nicht gefchämet, feine ehemals ange- nommene Meinung zu widerrufen, j 38. 0 u sı 38. Die Michelifche Kenntaifs von den Ge- Schiechteiheilen der Mioofe war fehr finfter, und noch lange nicht dieHedwigifche. Micheli glaubte, dafs die Sternchen auf: der Spitze der Moole und die Knofpen, welche in ihren Blatwinkeln fitzen, fich nach Art derSyngenefiften verhalten, weiche Männer und Weiber in einem gemeinfchaftlichen Kelche zu- gleich haben. Die Paraphyfes fah er für die Män- ner an, die wahren Männer aber hielt er für Weiber. Indeflen hat er doch vieles bemerkt, weiches feine Nachfolger nicht fehen konnten, und verdienet def: - wegen noch immer das Lob der gröfsten Botaniften. -Die 5ofte Tafel feiner Novorum Plantarum generum enthält für den Bryologen allein fo viel’ WMerkwäürdi- ges, als manches grofse Buch. 39. Die Gattungen find in dem Pflanzenreiche ungefähr dasjenige, was bei den Soldaten die Com- pagnien. Wäre es nun nicht curieus, wenn u B. der Soldat Pyrus begehrte, dafs feine Mitfoldaten Ma- lus, Cydonia, Amelanchier u. f, w. feinen Namen den ihrigen vorfetzen, und folche niemals ohne jenen ausfprechen follten ? Ift es nicht natürlicher und ver- nünftiger, dafs alle, fowohl Pyrus, als die übrigen “- Soldaten, ihre urfprünglichen Namen unverändert be- halten, und keiner fich befler, als wie dieandern, dünke? Ich denke doch! Will man ja diefe Namen verlän- gern, fo kann folches auf eine weit beflere Weife ge- fchehen, wenn man einem jeden den Namen feınes Hauptmanns vorfetzt. — Da nun in der Botanik die Pflanzen gleichfam die Soldaten find, welche von ihren Officiers, den Botaniften, gemuftert werden: fo dünkt ' mich, wäre es am beften, wenn man einer jeden ih- rer Compagnien oder Gattungen einen Botaniften, oder auch einen andern, fich um die Pflanzen ver- dient gemachten Mann vorfetzte, und diefe Gattun- gen fodann alle nach ihren Hauptleuten benennte. D 2 Alle Be > f ‘2 Alle Gattungsnamen, die nicht nach Botaniften ges . nennt find, müfsten fodann zu Ufualnamen der Arten redueiret werden. Auf diefe Weife würden wir doch eine regulaire Gattungsnomenclatur erhalten. Wir bekämen- dadurch eine grofse Menge überflüßsi- ger Gattungsnamen, die fodann wiederihre ehemalige Bedeutung erhielten, und die vortrefllichften Ufual- ° namen abgäben, und uns die Mühe erfparten, neue zu machen, . Und fo.wäre zu hoffen, dafs endlich die dummen adjectiven Trivialnamen, welche man nie ohne Mitanführung des Gattungsnamens gebrau- chen kann, ihren fchon lange verdienten Abfchied bekämen. Man überlege diefes einmal, und bedenke fich darüber! a 40. Bald bekommen wir nun von jeder Gegend Deutichlands eine Fioram, ja von einigen haben wir‘ wohl fchon zwei und drei, und es ift allerdings eine Ehre für Germanien, dafs feine Botaniften nicht fo fehr, wie einige ihrer Nachbarn, an fremden Gewäch- fen hangen, Tulpen- Hyacinthen- und Nelkennarren find, fondern an den Reichthümern und Schätzen ih- res Vaterlandesein Vergnügen finden- Aber zu wün- fchen wäre es doch, dafs einige unferer Herren Flo- renfchreiber nicht fo hitzig mit der Ausgabe ihrer Arbeiten wären, fondern die Dinte zuerft fein recht trocken werden liefsen, ehe ihre Handfchriften in die Hände des Buchdruckers kommen, auch folche vor- her, wenigftens einmal, mit den darin bemerkten Pflanzen vergleichen möchten. Sodann fähe ich gern, dafs diefe Herren nicht fo fehr auf die Anzahl und Menge der Pflanzen ihr Augenmerk hätten, und defswegen eine Art oft zwei, auch wohl dreimal zähl- ten, und unter“verfchiedenen Namen anführten. Fer- ner, dafs fie nicht die Pflanzen, welche, nach ihrer Meinung, in der Gegend ihrer Flora wachfen könn- ten, fondern die wirklich allda wachfen, folche, die fie - ware 53 fie felbft gefehen und mit eigenen Händen gepflückt haben, in ihren Werken befchrieben. Und endlich, dafs fie etwas mehr Behutfamkeit und Einficht bei Anführung der Synonymen gebrauchten. Ein jeder will z. B. den Linn& anführen, und oft hat kaum der zehente davon die Pflanzen des Linn gefchen, Es ift nicht genug, um fagen zu können, dafs eine Pflanze mit Linnes eine und eben dieielbe fei, wenn deflen kurze Differentia fpecifica, oder eine von den bei ihm eitirten Figuren 'mit der Pflanze des Fio- fiften überein kommt. . Sehr oft paflen feine gege- ‚ benen Kennzeichen zu zwei, drei, auch wohl meh- rern, wie Tag und Nacht von einander verfchiede- nen Pflanzen, und nicht felten hat Linn& falfche Sy- nonymen und unrechte Figuren angeführt. Wenn man feiner Synonymie nicht ganz gewifs it, fo laffe man folche hinweg, denn es ift befier, dafs gar kein Synonym bei einer Pflanze ftche, und dafs felliee i in- terim als neu angeführt werde, als wenn eine Reihe Namen dabei ftehen, davon kein einziger wahr ift. Man mufs nicht glauben, dafs Linne alle Pflanzen gefehen habe, Es giebt viele, felbft ein paar hun- dert Schritte um Upfal herum, die man vergeblich in feinen Schriften fucht. Die Pflanzen, die nicht mit Linneifchen Namen prangen und nicht von ihm getauft worden, find defswegen doch keine Huren- kinder, fondern eben fo gut, und gelten bei vernünf- tigen und unparteiifchen Botaniften eben fo viel, als die andern. Durch die Beobachtung diefer Anmer- . kung würden unfere Herren Floriften gewinnen, dafs fie in Zukunft nicht nöthig hätten, in ihren Pflanzen- sefchichten fc viel zuändern und zu widerrufen, und wenn Botaniften fich von ihnen ein Exemplar von ih- ren befchriebenen oder angeführten Pflanzen ausbit- ten, fie fich fodann nicht fürchten und zu der allge- meinen Nothlüge, dafs fie keine Doubictte mehr da- ars von BUN A DAS von haben, ihre Zuflucht nehmen müfsten. Andere Floriiten aber würden bei Befuchung, einer Stelle, . die, nach Angabe ihrer Vorgänger, mit’ diefer oder jener Pflanze prangen, ja folche im Ueberflußs her- vorbringen foll, nicht fo oft gezwungen werden, fich. über jene zu beklagen, wenn fie anftatt des gehoff- ten und lange vergeblich gefuchten, nicht felten et- was ganz anderes, ihrem Anteceffori aber dem rechten ‚Namen nach, leider! unbekanntes, ja vielmal wohl gar nichts finden. Auch würde die Synonymie, an- ftatt dafs fie nun bei vielen Pflanzen ihre Kenntnifs erfchweret, ja manchmal gar unmöglich macht, fol- che fodann erleichtern, und den Botaniften in feiner Sache ficher, gewifs und ganz unzweifelhaft machen, und alfo nicht zum Schaden der Wiffenfchaft, fon- dern zum wahren Nutzen derfelben dienen. Merkts ‘Euch: Fa 1782, April, 3. 18, 'Gartenanmerkungen. — — — Aus Erfahrung'ihn zu lehren, Nicht durch Eile noch Gewalt Ordnung und. Natur ' zu ftöhren. Hagedorn, \V legen nun an allen Orten Busquete an, und verfehreiben dazu aus entfernten Ländern Bäume und Sträuche, . Und hat jemals der Deutfche einem Ausländer etwas gutes nachgeahmet, fo ift es gewifsdie Anlegung diefer künftlichen Wälder. Der Nutzen derfelben ift, von allen Seiten betrachtet, unwiderfprechlich, und die Zukunft‘ wird die Pe- riode TAT 55 ‚riode, wo man anfıng ausländifche Bäume, die ehe- dem blofs in den Gärten und Glashäufern grofser Fürften eingefchloffen und forgfältig vor aller deut- fchen Luft verwahret wurden, bei uns gleichfam ein- heimifch zu machen, als eine der merkwürdigften in der Gärtnereianfehen, und die hiefige Gegend follte einem Münchhaufen, einem Veltheim, und andern Patrioten, defswegen noch in den fpäteften Zeiten danken. — So fehr es mir aber gefällt, dafs wir alle nur mögliche Arten von fremden Bäumen und Sträu- chen in unfere Busquete hineinbringen und folche einheimifch zu machen fuchen: fo übel bin ich doch mit den mehrften Befitzern derfelben zufrieden, dafs fie allda einigen von unfern alten deutfchen Bürgern den Platz verfagen. Ich will nur einen einigen nen- nen, und folcher ift die Hülfe (Ilex Aquifolium L.). ' Hat die Natur fich je Mühe gegeben, einen fchönen Baum hervorzubringen, fo ift es gewifs bei diefem ge- fchehen. Man fehe einmal feinen fchönen Anftand, fein prächtiges, auch im härteften Winter und bei der. grimmigften Kälte grünglänzendes Blatt, die Kleine weilse Blüte, die wie Scharlach glühenden Beeren, u. f. w. If wohl unter allen ausländifchen Bäu- men einer, welcher diefem gleich ift? Und doch ver- miffe ich ihn. meift in allen Gärten. Fragt man nach der Urfache, fo bekommt man zur Antwort, dafs er fich nicht gerne verpflanzen laffe. Es kann fo fein. Ich fahe aber doch im Bremifchen vor einem ‚ Jahre einen Bauerngarten, deffen Einfaffung aus zwölf Fufs hohen, fich frei gelaffenen Hülfen beiftand, die fo dichte waren, dafs kein Vogel durchkriechen konnte; die fchönfte Umzäunung eines Gartens, die ich jemals gefehen habe. — Ich fahe ferner in einem benach- barten fürftlichen Garten grofse neuangelegte Hül- fenhecken, davon kein Stück ausgegangen war. — - fahe noch im letzten Herbft bei der Hausthür ei- D4 nes Sa se nes Landedelmanns, dafs Aue jeder Seite ein N Baum von diefer Pflanze den Eingang zierte. Es mufs alfo doch möglich fein, dafs fich die Hülfe ver- pflanzen läfst! — Wären eure Gärtner nur weniger commode, fagte der Anleger letztgedachter Hecke, und überliefsen ihre Arbeiten nicht unwiffenden Tag- löhnern, fondern nähmen felbft ein Grabfcheid in - die Hände, fo wärden eure Gärten ebenfalls Hülfen zieren. Und jener Bremifche Bauer erwiederte: Ja, das glaub ich wohl! — Ich habe fie auch felbft aus- gegraben, und die Wurzel, fo viel möglich, unbe- . fchädigt gelaflen, auch die Erde daran zu behalten gefucht, — und das Verpflanzen und Begiefsen that ich auch felbft.— Nun ziert aberauch meinen Garten, fo lange ich lebe, ja vielleicht noch nach meinem Tode, eine Hülfenhecke, da hingegen die Gärten mei- ner Nachbarn von Brettern oder dürren Zäunen um- geben werden, die alle Jahre koftbare Reparaturen erfordern. Merkts euch! — 2. Neben diefem eben angezeigten Fehler fehe ich noch einen andern, der zwar nicht fo gemein wie jener ift, dagegen aber auch mehrern Tadel ver- dienet. .Ich finde nemlich, dafs Leute, ‘die nicht wiflen, was Natur und Schönheit ift, ihre Busquete, und Gärten mit allerhand gefchmacklofen und lächerli- chen Dingen verunzieren, und alfo dasjenige, was fie auf der einen Seite, gut gemacht haben, auf der andern wieder verderben. Was follen denn fo viele hölzerne Glöckchen, was follen die kleinen gemahl- ten Häuferchen, was follen die närrifchen Statüen, und dergleichen Narrenspoflen mehr, in einigen Gär- ten? — It diefes Natur? Schönheit? Gefchmack — Nehmet fie weg, ich bitte euch, fie mögen chine- fifch oder japanifch fein, fo befchämen fie euch, und verderben eure ganze Anlage. Wollt ihr fie nicht ver- were ;7 verbrennen ’oder entzwei fchlagen, welches fie mehr als einmal verdienen: fo fetzt folche doch an einen Ort, wo kein Vernünftiger hinkommt. _Pflanzt an ihre Stellen fchöne Bäume und Sträuche, und haltet in Zukunft euren Witz in Schranken. — — Sucht ihn nicht zu übertreiben ; Ehrt die wirkende Natur; lafst das Künfteln ferne bleiben. Ich hoffe ihr werdet mir meine Bitte nicht ahfchla- gen, zumal da es zugleich der Ruf der Natur ift. Soltet ihr euch aber nicht entfchliefsen können, diefe goldenen Kälber abzufchaffen, fondern folche noch ferner in euren Gärten behalten wollen, fo erfuche ich euch noch um eines. Ihr feid doch Liebhaber von Infchriften; fetzet aifo über den Eingang eures Gartens folgende Hagedornifche Verfe: Des Glückes hämfcher Eigenfinn - . Wirft viele Schätze diefer Erden Unwürdigen Befitzern hin, Durch Reichthum lächerlich zu werden. Wo findet beides fich zugleich: Geld und Verftand zu edlen Thaten ? Vielleicht im Taufendjährgen Reich, ‚In Wahrheit nicht in diefem Garten, 3. So oft ich in einer Lindenallee gehe, die aus Fächerbäumen beftehet, fo ärgere ich mich darüber, Sagt mir um des Himmels willen, was vermochte wohl den Befitzer diefer Bäume, dafs er denfelben eine fo unnatürliche Form gab? Ein Baum, den die Natur zu einem der fchönften von ganz Deutfchland gemacht, und der frei gelaflen, das Auge eines jeden Naturfreundes ergötzet, der mufs fich fo verpfufchen und verhudelnlaffen ! Der mufs die Leute ärgern und zu den Vorübergehenden fagen: Sehet einmal, was mein | Ds när- 8 ur ch närtifcher Herr thut! Er will die Werke unfers Schöpfers verbeflern! Der Pinfel follte zuerft mich haben kennen gelernt, ebe er fich zu meinem Kunft- gärtner aufgeworfen, fo würde er nicht fo dumme Streiche machen, und fich einfallen laffen, mich fo zu verunftalten. Welche ceurieufe Gefchöpfe feid ihr Menfchen doch! Ihr wolit die Natur verbeflern, die Natur, die euch unbekannt ift! Ihr wollt Verfe ma- chen, und könnt noch nicht einmal buchftabiren und lefen! Seid ihr wohl ein Haar beffer, als jener, der das Gefchenk von feinem Freunde, ein Käflchen von Elfenbein, das Meifterftück eines der gröisten ‚Künft- ler, mit Kalk übertünchen liefs? Oder feid ihr wohl klüger, als jenes Mädchen, das feine Kunft an dem fchönften Spiegel feiner Frauen zeigen wollte, und folchen defswegen ein paar Stunden mit Sand fcheu- erte? Wie wird euer Schöpfer über euch lächeln! Köpft mich, 1ägt mir meine unförmlichen Aefte ab, ich bitte euch darum, und lafst mich denn wachfen, und den Trieben, die der Schöpfer in mıch gelegt hat, folgen. .Lafst mich zu feiner Zeit grün wer- den, und mit meinen Blättern meinen Baumeifter loben. Lafst mich blühen, und euch mit meinem Amberduft'zum Lob und Dank eures Gottes auf- muntern, und zur wahren Natur- und Menfchenliebe reizen! — 4. Es ift nicht leicht ein grofser Herr, und wenn erauch nur eine Handvoll Bauern unter fich hat, der nicht ein Treibhaus befitzt, und darin Kirfchen, Pflaumen, Aprikofen, Pfirfehen, Weintrau- ben, Erdbeeren, Erbfen, Bohnen und dergleichen treibt. Gefetzt, diefe Früchte kommen auch nur acht Tage früher, als die ordinairen, gefetzt cs kommt auch jedes Stück auf einen Gulden oder Thaler zu ftehen, fo mufs er fie doch haben. Der Bauer kann ‚ja TARA 59 ‚ja das Geld dazu hergeben! Was fchadet es, wenn feine Kinder defswegen auch fchon kein Brodt haben; fie können ja dafür Kartoffeln und Wurzeln eflen, oder an dem Hungerfinger faugen! Genug, wenn je- ner nur feinen Gaumen mit»etwas Extra, mit etwas Delikatem kützeln kann. Schmeck# diefes gleich lange nicht fo gut, als wenn es in freier Luft gewachfen, fo thut es doch nichts. Genug, es ift doch etwas Seltenes! Ich kann nicht begreifen, wie Leute von fo grofsem Verftande und Einfichten, fich fo viel aus folchen Sachen machen können. Ift esdenn fo et- was befonders, wenn ich acht oder vierzehn Tage eher, als ein anderer, Erbfen habe? Können denn diefe Leute nicht einfehen, dafs wer folche eine Wo- che früher ifst, dafs er felbige auch eine Woche cher müde wird? Der ganze Unterfchied beftehet, mei- nes Bedünkens, alfo blofs darin, dafs der reiche Mann folche Früchte eine Woche eher, als der Bauer, hat, .diefer hingegen fich noch eine Woche damit fättigt, wenn jener ihrer fchon überdrüfsig ift, und folche nicht mehr eflen mag; dafs der reiche Mann acht Tage theure, unfchmackhafte, mit Pferdemift geräucherte, und in verdorbener Luft gewachfene, alfo ungefunde, der Bauer hingegen die ganze Zeit über wohlfeile, gute und gefunde Früchte geniefst. -— Aber warum verwendet denn jener fo viel Zeit, Mühe und Unkoften auf diefe Sachen ? Vermuthlich blofs, um etwas vor dem Bauern zum voraus zu ha- ben, und fich dadurch von ihm zu diftinguiren. If es diefes nicht, fo weifs ich wirklich keine Urfache, fie müfste denn im Simile fimili gaudet liegen, denn einige Reiche gehören bekanntlich auch zu den getrie- benen Sachen. — Wenn wir noch mit einander fpie- len, fo hecken jene fchon, und wenn wir ans Hei- rathen gedenken, fo wollen ihre Kinder fich fchon wieder begatten, und wenn wir blühen und Früchte tra- a N a tragen, fo find fie fchon kratt- und faftlos, und ge- hen wieder den Weg alles Fledsken, — - Das kommt n von der Treiberei! } 5. Nicht felten fieht man um die Gärten hohe Mauren und -Planken. Sind es Küchen-Baum- oder Blumengärten, fo verwundere ich mich über: derglei- chen nicht, denn ohne diefe würde der Befitzer öfters “ mit demjenigen müffen fürlieb nehmen, was ihm von diebifchen Leuten wäreübergelaffen worden. Ich bemerke aber, dafs öfters dergleichen ungeheure Be- friedigungen um Gärten gezogen werden, deren Ein- gang einem jeden frei ftehet, darin nichts zu ftehlen ift, und die blofs defswegen angelegt worden und dazu beflimmt find, dafs fremde Leute hineingehen und fich darin Vergnügen follen. Was mag: denn wohl die Urfache fein, dafs die Befitzer dielfer Luft- gärten mit einer folchen Mauer fich fo grofse Unko- {ten gemacht haben? War es. Menfchenliebe, die den müfsigen Handwerkern wollte‘ etwas zu verdie- nen geben, fo dünkt mich, man hätte dafür diefen RS Leuten wohl eine nützlichere Arbeit verfchaffen kön- nen. Hatte man die Abficht, dafs der Wind dadurch follte abgehalten werden‘, fo war man gewifs von dem Nutzen deflelben nicht genug unterrichtet, und noch weniger hat man den Schaden eingefehen, den diefe Einfaflungen den Gewächfen zufügen. » Woll- ten die Befitzer etwa die Einrichtung ihrer fchlecht angelegten Gärten dadurch verbergen? Warum laf- fen fie denn aber die Thüren derfelben offen? Oder gedachten fie vielleicht in ihren Gärten Nonnenklö- fter anzulegen, und durch diefe hohen Umzäunungen den Schönen: den Ausgang zu verwehren, wenn die Triebe der Natur die Gefeze der Menfchen über- wältigen wollen ? Oder wollten die Eigenthümer an- fänglich etwa ein Vivarium anlegen, worin verfchie- dene SARSS | } os dene Gattungen Thiere fich aufhalten und in unge- ftörter Ruhe fich vermehren follten ? Wahrlich, wenn es nicht eine von diefen Urfachen ift, fo bin ich nicht vermögend, die Abficht zu errathen. Ich für mein- nen Theil, wenn ich heute oder morgen einen Gar- ten anlegte, worin nichts zu ftehlen wäre: fo würde ich die Mauer niemals höher machen laflen, als dafs ein Menfch von mittlerer Statur folche überfehen könnte; denn ich dächte ihn auch fo einzurichten, dafs ein jeder, wenn ich ihm auch den Eingang nicht erlauben wollte, doch ohne meine Schande hineinfe- hen könnte. — Und wenn ich wüfste, dafs Neid und _Mifsgunft in mir einmal fo grofs würden, dafs folche mich beredten, die an öffentliche Strafsen und fre- quente Spazierwege ftofsenden Gärten durch hohe Bretterwände einzukleiden, um den Vorbeigehenden das Hereinfehen zu verwehren, und ihnen den Weg einförmig, unangenehm und verdriefslich zu machen: fo wollte ich heute noch — — — mir den Hals umdrehen! i 6. Wenn ein grofser Herr fich einmal einfallen liefse, alle feine wohl gewachfenen Unterthanen nach und nach zu vertilgen und auszurotten, und feine Staaten mit lauter Zwergen, Krummen, Buckeligen, u.f. w. zu befetzen, was würden wohl feine Nach- barn dazu fagen? Dafs er ein Narr fei' — Aber thun denn viele Gärtner wohl etwas anders?‘ Man gehe in die gröfsten Blumengärten, findet man denn unter taufend Pflanzen, die allda gezogen werden, wohl ein paar hundert, die nicht monftreufe, Krank und, verwachfen find? So bald eine Pflanze hervorkommt, die nichts befonders hat, fondern ausfieht, wie eine wohlgewachfene Pflanze ausfehen mufs, wird folche ausgeriffen und aufden Mifthaufen geworfen. Kommt aber eine andere, die einen Geburts- oder andern Feh- ler 62 | STARS ler hat, und wenn fie auch nur ein wenig von der natürlichen abgeht, fogleich gilt fie mehr, als diefe, und man giebt fich mühe, folche zu vermehren und ihre Nachkommen fortzupflanzen. Mir kommt es bald vor, als wenn einige diefer Gärten Nachahmun- gen von Gellerts Land der Hinkenden wären, wenig- ftens fcheint ihre Anlage eine grofse'Aehnlichkeit da- mit zu haben. Aber wird es demjenigen, welcher * fo etwas zu fagen wagt, oder eine Veränderung wün- fchet, nicht auch gehen, wie jenem Fremden? Ganz gewifs! — Doch vielleicht bekommen wir bald bef- fere Zeiten. Haben doch die ehemals angebetheten, künftlich gefchornen Eiben- und Buchsbäume, auf deren Spitzen Hähne und Hüner, Affen und Meerkat- zen, und Gott weifs, was alles gefchnitten war, in unfern Gärten auch ihren Abfchied bekommen. Kann denn diefesnichtauch bei andern Unzierden gefchehen ? Wenn wir nur nach nnd nach mehrere Hirfchfelde, Lueder, Medikus, und dergleichen bekommen, "fo werden fich unfere deutfchen Gärten fchon verbeflern, Auf einmal kann nicht alles Närrifche "abgefchaft werden. Eine jede Reformation mufs ihre gewiffe Zeit haben, und alfo auch diejenige in der Gärtne- rei! Der’Himmel fchenke uns nur bala einen fanften und einnehmenden Reformationsprediger, fo wird’ fchon gehen, denn ganz gewifs Der Lehren Kraft und Glück beruht, Nur auf der Kunft, fie vorzutragen. 7. Nichts ift lobenswürdiger und nichts berör- dert den guten Fortgang unferer Busquetanlegungen "mehr, als wenn die Liebhaber diefer Gärten nicht nöthig haben, ein jedes Bäumchen oder jeden Strauch mit grofsen Unkoften aus der Ferne zu verfchreiben, fondern folche Sachen für geringe Preife an ihrem Orte felbft haben können. Aber nichts ver- driefst ala 63. driefst mich auch meht, als wenn ich in den Gärten, wo folche Sachen in Menge gezogen werden, oder in den fogenannten Plantagen, fehen mufs, dafs allda . verfchiedene Pflanzen für ganz andere, als fie. wirk- lich find, ausgegeben, und nicht nur ausgegeben, fondern fogar verkauft werden. Ich willes nur frei heraus fagen, alle folche Anlagen, die ich noch gefe- ‘hen habe, find voller Unrichtigkeiten, und Keine ®i- nige befindet fich darunter, die nicht diefes oder je- nes Stück unrecht hat. Man fehe blofs die Namen: Prunus virginiana, Cratzgus viridis, tomentofa und indica, Mefpilus canadenfis, - Pinus canadenfis, ver- fchiedene Rofen, einige Birken u. f. w. an, fo.wird ein jeder beim erften Anblick geftehen müjfen, dafs ich Recht habe. — Ift es aber nicht ein Schande, wenn Leute mit etwas handeln wollen, und kennen folches nicht? Verkauft wohl ein Krämer Pfeffer für Nelken, oder Linnen für Laken, und fchenkt wohl ein Wirth Bier für Brantwein? Und die Kunftgärt- ner, die fcehon anfangen fich unter die Gelchrten zu zählen, die Bücher fchreiben, von dem Ritter von Linn, Miller, Münchhaufen, Duroi und dergleichen fprechen, ja oft fo dicke, alsder Kaifer von Fetz und Marocco, thun, und die fie befuchenden von oben herab, als wie die Betteljungen, anfehen, diefe ken- nen nicht einmal dasjenige, womit fie handeln ! Schä- met euch, und verwirret in Zukunft mit eurem Quid pro quo die ohnehin fchon weitläuftige und durch euch confus gemachte Wiffenfchaft nicht noch mehr. Wollt ihr etwas verkaufen, fo lernt es vor- her kennen. Beftrebet euch einem Miller, Ehret, Mawe, Abercrombie, Meader, Meefe, Kraufe, Ram- melt, Buek, und andern folchen Männern nachzu- folgen, und eure Kunft nicht zu befchimpfen, fon. dern folche zu erweitern und zu zieren. Wollt ihr aber gemeine Kärtoffel- und Peterfiliengärtner blei. ben, \ 64 Beh gern ben, fo lafst das Verkaufen ausländifcher Sachen an- dern, die es befler verftehen, über, und erinnert euch des Sprichworts: Ne Sutor ultra crepidam. 9. Ich fahe im vorigen Sommer in einem Gar- ten einige Fichten ftehen, welche ungefähr ein paar Klafter hoch von der Erde pa Vermuth- lich glaubte der. Befitzer oder Gärtner, dafs diefer Baum die Natur der Weitsweide (Salix albaL.) habe, und je mehr er zerhauen werde, defto wackerer er treibenfolle. Er bedankte fichaber und ftarb. Hier- aus kann man fehen, wie gut es wäre, wenn die Leute, welche die Natur verbeflern wollen, folche zuvor kennen lernten. 9. Ich fahe ferner, dafs man eine neulich an- gelegte Landftrafse mit Bäumen zieren, wollte, und in diefer Abficht aufbeiden Seiten fingersdicke, zwan- zig Fufs hohe, bis an den Gipfel aufgefchneitelte Birken pflanzte, und faolche, ohne anzubinden, fich felbft überliefs. Was warnatürlicher, als dafs, wenn- . diefe Bäume Laub bekamen, das Gewicht ihrer Krone folche bis an die Erde bog, und fie zwang, einen hal- ben Zirkel zu machen, und da viele davon fich nach der Strafse zu krümmten, dafs diefe meift alle fchon verdorben waren? Schöne Bäume, welche gut ge- wachfen find, und in gerader Linie die Wege beklei- den, geben fonft einem Reifenden einen guten Be- griff von der Landespolizei. Diefe aber fagten Bir ‚etwas ganz anderes! | ı0. So vıelerlei Gärten, wir auch in Deutfch- land haben, fo fehlet uns doch noch eine Art derfel- ben. Ein Garten, der, wenn er auch nicht der fchön- fte, doch gewifs einer der nützlichften ift, und vor vielen andern den Vorzug verdienet. Ich meine den patriotifchen, oder einen folchen, der nichts anders, als die Pflanzen des Vaterlandes, enthält. Ein Gar- ten, X a ten, der alle vegetabilifchen Bürger, die das Land auf feinen Bergen, Aeckern, in feinen Wäldern, Wie- fen, Süimpfen, Seen, u. f. w. zerftreuet und entfer- net hervorbringt, zufammen auf einem kleinen Fleck fafst. Müfste ein folcher Garten nicht etwas herr- liches fein? Welch ein prächtiges Schaufpiel, alle die fo verfchiedenen Pflanzen des Staats in einem Augenblicke überfehen zu können! Die ganze Flora eines Landes, nicht in trocknen Befchreibungen, nicht in künftlichen Figuren, fondern in Natura! Und welch ein Nutzen für den Botaniften, den Oeko- nomen, den Menfchen- und Vieharzt, den Apothe- ker, den Künftler, den Manufaduriften, den Kauf- mann, den Gärtner, den Förfter, kurz, für alle, die mit Landespflanzen zu thun haben, felbft die Haus- mutter und das Küchenmädchen nicht ausgenommen, würde eine folche Anlage nicht haben! Die Pflanzen, mit denen wir täglich umgehen müffen, deren Kennt- nifs uns fchon fo unzähliche mal genutzt, fo wie auf der andern Seite Unwiffenheit, Verwechslung, u. f, w. manchem den gröfsten Schaden, ja nicht felten den Tod verurfachten; Pflanzen, davon wir Woh- nung, Hausgeräthe, Wärme, Nahrung, und taufend andere Nothwendigkeiten mehr, ohne die wir keinen Tag leben können, haben, diefe nach ihren wahren Namen, Eigenfchaften u. f. w. fich in kurzer Zeit bekannt machen, follte diefes nicht beffer fein, als das Angaffen einer Mufa, einer Dattelpalme, eines Cofteebaums, einer Fackeldiftel, einer Euphorbie, ei- nes Drachenbaumes, einer. Aloe, einer Mimofa, und‘ hundert anderer ausländifcher Sachen, denen man fall das ganze Jahr einheitzen mufs, und .die, gleich den franzöfifchen Pächtern in Deutfchland, unfere einge- bornen Deutfchen verzehren helfen? Sollte ein Gar- ten, der ungefähr fo angelegt würde, wie derjenige, - welchen Virgil befchreibt: Ehrh, Beür, B, a, E Hor- . -- 66 FAR Hortus erat, jundtus cafule, quem vimina pauca Et calamo redimita levi munibat arundo; Exiguus fpatio, varlis fed fertilis herbis; Nil illi deerat quod pauperis exigit ufus. follte der in Deutfchland nicht befler ausfehen, als die grofsen Gewächshäufer, oder die gefchornen und kahlen Heimbüchenhecken ? — Aber welche Unko- ften würde ein folcher Garten verurfachen? — Die wenigften von allen! Gewächs und Treibhäufer, - Miftbeete, Töpfe, und faft aller Dünger, fallen hier weg. Ein paar Morgen Land, dabeietwas Waller ift, eine Hecke von Hülfen darum, ein kleines Wohn- haus, die Befoldung-eines Botaniften und eines Tag- löhners, etwas zu Inftrumenten, Poftporto und eini- gen Büchern, ift alles, was dazu gehört! Alfo für einen Landesherrn eine Kleinigkeit, und nur ein ge- ringer Theil der Unkoften, die zuweilen ein einiges Feuerwerk, ein Ball, eine Masquerade, oder eine Oper von einigen Stunden, ja oft ein ae noch kürzeres Vergnügen macht! — Aber für diesmal genug hievon. - Die Tahrszeit befiehlt mir, die künftlichen Gärten zu verlaffen und wieder einen Sommer die Schönheiten im Garten der Natur zu geniefsen. Mein befter Lefer lebe indef- fen wohl! « Vive, vale, fi quid novifti redtius iftis, Candidus imperti, fi non, his utere mecum, Herrenhaufen, 1782, April, 13. ware K 67 13. Beftimmung einiger Bäume und Sträuche aus unfern Luftgebüfchen. Finis erit Naturam adcuratius delineare, quam alius. — Linne, 1. Die Tüpfelmifpel. Mefpilus Xanthocarpus. Mefpilus fpinofa; foliis fubcuneiformibus, crenatis; floribus folitariis; laciniis calycinis fubfoliaceis, incifo-ferratis, longis, reflexis; frudtibus fubtur- binatis, pundtato- verrucofis. Ihr Vaterland ift Nordamerica. Cratzgus tomentofa. Linn. fpec. ed.2, p.682. Linn. veg.ed. 13, p.' 387. Mefpilus Xanthocarpus. Linn. fuppl. p. 254. 2. Die Zinnobermifpel. Mefpilus Phanopyrum. Mefpilus fpinofa; foliis cordatis, tri-quinque-f. fep- temlobis, ferratis, glabris; floribus corymbofis; fegmentis calycinis deciduis; frudtibus depreflo- globofis, late umbilicatis; uebas apice denu- datis. Ihr Vaterland ift Nordamerica. Mefpilus cordata. Mill. didt. ed. 8, n. 4. ‚Mefpilus Ph@enopyrum. Linn, fuppl. p. 254. 3. Die Urnenmifpel. Mefpilus Calpodendron. Mefpilus fpinofa; foliis ovalibus, acuminatis, fuh- angulatis, ferratis, pubefcentibus, bafı cuneatis; E23 c0- 68 ala Ban y a corymbis multifloris; -laciniis calycinis pinnatifi- dis; frudtibus urceolatis (ovatis: umbilico pro- minente, dilatato). Ihr Vaterland it Nordamerica. * 4. Die Flühbirm, ‚ Pjrus Amelanchier. "Pyrus inermis; foliis ovalibus, obtufis, ferratis, fub- tus tomentofis, calvefcentibus; ftipulis fubulatis, lateralibus, deciduis; racemis fimplicibus, na Noris; petalis fublinearibus. Ihr Vaterland ift die Schweiz, Deutfchland, Frankreich. ‚ Mefpilus Amelanchier. Linn. fpec. ed. 2, p. 685. Sorbus Amelanchier. Crantz. auftr. v. 2, p. 53. - Pyrus Amelanchier. Duroi baumz. v.2, p.219. or {uppl. p. 256. <. Die Traubenbirn. Pyrus Botryapium. Pyrus inermis; foliis ovato - oblongis, ferratis, acu- tis; racemis fimplicibus, elongatis. Ihr Vaterland ift Virginien, Canada. Mefpilus canadenfis. Linn. fpec. ed. 2, p. 685. Pyrus Botryapium. Linn. fuppl. p. 255. 6. Die Büfchelbirn. Pyrus arbutifolia. Pyrus inermis; foliis ovato-lanceolatis, tenuiflime ferratis: cofta fupra glandulifera; corymbis com- pohtis. | { Ihr Vaterland ift Virginien. Mefpilus arbutifolia, ‘Linn. fpec. ed. 2, 'p. 685. Pyrus arbutifolia. Linn. fuppl. p. 256. Hiervon haben wir zwei Halbarten, nemlich: % / &o STARKE 69 ie. Die rothe Büfchelbirn. Pyrus arbutifolia rubra. Pyrus ut fupra; frudtibus. rubris. ? ß. Die fchwarze Büfchelbirn. Pyrus arbutifolia nigra. Pyrus ut fupra; frudtibus nigris. 7. Die Schwefelrofe. Rofa glaucophylla. Rofa foliolis obovatis, fimpliciter ferratis, eglandu- “ lofis, pubefcentibus, glaucis; petiolis aculeatis; ftipulis laceratis, ferratis: ferraturis glandulofis; pedunculis glabris; germinibus hemifphericis, slandulofis; laciniis calycinis femipinnatis, glan- 2 SER TDReTES. Ihr Vaterland ift mir unbekannt. Hiervon haben wir hier eine Mifsgeburt, nemlich: }.. Die gefüllte Schwefelrofe. Rofa glaucophylla plena. Rofa ut fupra; flore pleno. Rofa flava, plena. Cluf. hift. p. 114. Rofa lutea, multiplex, Bauh, pin. p. 483. Hortul. catal. p. 66, t. 18. Münchh. hausv. v. 5, P. 289. Rofa lutea; flore pleno. Bauh. hift, v. 2, P. 48. Rofa hemifphzrica. Herrm. rof. p. 18. Rofa lutea b. Duroi baumz. v. 2, p. 346. 8. Die Balfamrofe. Rofa chlorophylla. Rofa foliolis obovatis, duplicato-ferratis, glandulo- fis, glutinofis, nitenti-viridibus; petiolis aculea- tis; ftipulis ferraturis glandulofis; pedunculis gla- bris; germinibus fubglobofis, glabris; laciniis calycinis femipinnatis, glanduliferis. E3 Ihr 70 ae, Ihr wahres Vaterland ift noch ungewits. Rofa fetida. Herm. rof. p. 18. Wir haben hiervon zwei Spielarten, nemlieh? a. Die einfärbige Balfamrofe. Rofa chlorophylla unicolor. Rofa ut fupra; petalis luteis. Rofa lutea. Tabern. hift. ed. eh 1495. Bauh. hift. v. 2, p. 47. Mill. did, ed. 8, n. ı1. Münchh, hausv. v.5, p. 289. Duroi baumz. v. 2, P. 344. Rofa lutea, Bel. Bauh. pin. p. 483. Rofa eglanteria,. Linn. fpec. ed. 2, p. 703. b. Die ziveifärbige Balfamrofe. _ Rofa chlorophylla bicolor. Rofa ut fupra; petalis externe Juteis, interne puniceis. Rofa punicea. Corn. canad, p. ıı. Mill. di. ed. $, n. 12. Münchh. an. v. 5, p.289. Duroi Balına: v. 2, P. 347. \ Rofa fylveftris, auftriaca; flora pheniceo. Park. theatr. 1019. Hortul. cat. p. 66, t. 18. Rofa bicolor. Jacq. hort.v. I, p. 1, t. 1. 9. Die Zimmtrofe, Rofa collincola. Rofa foliolis ovalibus, obtufis, pubefeentibus, eglan- dulofis, fubtus cinereis; petiolis fubaculeatis; pe- dunculis -fubfolitariis, glaberrimis; germinibus globofis, glaberrimis; laciniis calycinis fubulatis, apice fepius foliaceis, pubefcentibus, eredtis. Ihr Vaterland ift Deutfchland, Schweden, Dänemark. - Rofa cinnamomina. Dod. pempt. p. 187. Rofe de canelle. Lob. icon, v. 2, pP. 209. Rofa odore einamomi, fimplex. Bauh. pin. p. 483. Rofa cinnamomea, floribus fubrubentibus, fpinofa. Bauh. hift, v.2, p. 39. ' Rofa San 71 Rofa cinamomea. Linn. fpec. ed. 2, p.703. Münchh. hausv. v. 5; 2.232, ‘Wir haben hiervon auch eine Milsgeburt, nemlich: 1. Die gefüllte Zimmtrofe. Rofa collincola plena. Rofa ut fupra; flore pleno. Rofa cinnamomea; flore pleno. Cluf. hift. p. 115. Rofa veneta. Cam. hort. p. 145. Rofa odore cinamomi; flore pleno..Bauh. pin. p. 483. Rofa minor, rubello multiplicato flore, afperis fpi- mis armata’ Bauh. hift. v.2, p. 38. Rofa majalis. Herm. rof. p. 8. Rofa foecundifima. Münchh. hausv. v, 5, p. 279. ‘° Duroi baumz. v. 2, pP. 343. 10. Die Kriechrofe. Rofa Herporhodon. Rofa caulibus plerisque repentibus: aculeis fparfis, recurvis; foliolis feptenis, ovatis, glabris; petio- lis aculeatis; pedunculis hifpidis; germinibus fub- globofis, glabris; fegmentis calycinis fubpinna- tifidis; ftylis pubefcentibus, longitudine ffaminum. Ihr Vaterland ift das nördliche Europa. Rofa arvenfis, candida. Bauh. pin. p. 484- Rofa campeftris, repens, alba. Bauh. pin. p. 484. Rofa fylveftris; folio Beahras flore plane albo. Bauh. hift. v. 2, p. 44. Rofa arvenfis. Hudf. angl. ed. ı, p. 192. Linn. mant. P- 245. Rofa fylveftris. Herm, rof. p. ro. Pollich. hitt. n. 485. Rofa fpinis recurvis; folüis glabris, feptenis; caly- eibus, tomentofis: fegmentis fubpinnatis; tubis longis, barbatis. Hall. hift. n. 1102. E4 Ir: DE _v ı1. Die Bifamrofe. Rofa Opfoflemma. Rofa caulibus eredis; foliolis ellipticis, acuminatis, glabris: cofta pubefcente; petiolis aculeatis; co- rymbis multifloris; pedunculis hifpidis; germi- nibus ovatis, hifpidis; laciniis calycinis femipin- natis, fubglandulofis, hifpidis, longitudine peta- ‚lorum; fiylis pubefcentibus, longitudine ftaminum. Ihr Vaterland ift noch nicht ausgemacht. Rofa mufcata, alba. Tabern. hift. ed. 1687, p. 1494. Rofa mofchata; fimplici flore. Bauh. pin. p: 482. Rofa mofchata, minor; florefimplici. Bauh.hift. v. 2, P- 45: Rofa mofchata, Mill. dict.’ed.8,.0. 73. Von diefer haben wir auch eine Mifsgeburt, nemlich: Y. Die gefüllte Bifamrofe. N Rofa Opfoftemma plenum. Rofa ut fupra ; flore pleno. | Rofa mufcata, alba, multiplex: Tabern. hift.p. 1495. Rofa mofchata; flore pleno. Bauh. pin. p. 482. Rofa mofchata, minor; flore pleno. Bauh. hift. v. 2, P. 47, Rofa mofchata, Herrm., rof. p. 15.. Duroi baumz. 225 7930% ; 12. Die Ellerbirke. \ Betula Alnobetula. } Betula ramis ancipitibus; gemmis feflilibus, acutis; foliis bifariis, ovatis, acuminatis, inzqualiter fer- ratis; amentis fubternis, terminalibus,, fefülibus: fquamis icofitetrantheris; racemis triftrobilis, di- phyllis; ftrobilis ovatis, erectis; fquamis ftriatis, quinquedentatis, perfiftentibus; feminibus alatis. Ihr Vaterland ift mir unbekannt, Herrenhaufen, 1782, Jun. 14. Asse Ä 7 u a „SEE Meine Reife nach der Graffchaft Bentheim, und von da nach Holland, nebft der Re- tour nach Herrenhaufen. [4 Hominis mens difcendo alitur & cogitando, femper ali- quid aut anguirit, aut agit, videndique & audiendi de- le&atione ducitur, ' h Luca 2 IN ich, meiner Schuldigkeit gemäfs, nun drei Jahre nach einander die Churfürftlich-Braun- fchweig- Lüneburgifchen Provinzen botanifch durch- gereifet, ihre vegetabilifchen Einwohner, fo viel mir möglich den, aufgefucht, und ihre Schätze und Seltenheiten eingefammelt habe: fo entftand in mir das Verlangen, die noch übrigen wenigen Herbfttage zu einer Reife nach der jetzt unter Hannoverifcher Regierung ftehenden Graffchaft Bentheim anzuwen- : den, in der- Hofnung, dafelbtt, als einer von den Churfürftl. Braunfchweig - Lüneburgifchen Landen ziemlich entfernten Gegend, noch. einige Rekruten zu meiner Flora anzuwerben, Die fchon etwas fpäte ‚ Jabrszeit erlaubte mir nicht, mich darüber lange zu Ä bedenken. Ich entfchlofs mich alfo fogleich, den ‚erften folgenden Morgen meine botanifche Reifetafche anzuhängen, und meinen Wanderftab in die Hand zu nehmen, — Und fo, wie ich fagte, gefchahe auch! Die Welt, und dich, Herr ! in der Welt zu fehen, Ift mein Beruf; kann ich dem widerftehen ? Eh fchleudre mich dein Blitz in Abgrund hin, Eh ich, o Herr! dir ungehorfam bin, — - Vermuthlich find meine botanifchen Freunde abermals neugierig, und kommen, fo wie bei mei- E5 nen 7& RA nen Retouten gewöhnlich gefchiehet, bald mit ihren Briefen und Fragen an. Diefen zu gefallen,‘ habe ich mich entfchloflen, diefsmal einen Auszug aus mei- nem Reifejournal zu machen, und,’ um der Arbeit des verdriefslichen Abfchreibens fodann überhoben zu fein, folchen dem Druck zu übergeben. — Wer alfo diefe Bogen etwa des Lefens würdiget, beliebe fich zu erinnern, für wen und in welcher Abficht fie ge- fchrieben find, und dafs der Verfaffer nicht eine Rei- febefchreibung für Gelehrte, oder ein Buch für Lefe- gefellfchaften, fondern bins eine Nachricht für feine Freunde fchrieb. — 1782, September, 10. Des Morgens- früh reifte ich von Herrenhaufen ab, und fang mit jenem Naturforfcher: Hier bin ich, Herr! den du fchon längft Kerken: ‚Nicht auf den Hang erhabner Ehrenttufen, Nicht zu dem Glanz, defs fich der Geizhals freut, Nicht in das Feld, wo Wolluft Rofen ftreut. Mein Ehrgeiz ift, dich frömmer zu verehren, Als der, der dir für Geld und Ehre dient. Mein Reichthum, den nicht Furcht, noch Räuber, ftöhren, Ift, was kein Thor zu haben fich erkühnt; Und mich vergnügt,, der Spötter foll es wiflen, Dich, o Natur! der Allmacht Tochter, küffen. Nach diefem empfahl ich dem Himniel meine Wege, und fchlofs mit folgenden Strophen: In Feld und Wald, auf Bergen und in Gründen. Lafs mich, — nicht Gold, — nein Gott und Weis- heit finden. | Mein Weg führte mich zuerft nach Limmer, in deffen Nähe der vor einigen Jahren von mir entdeckte Schwe- TANTE 75 Schwefelbrunn ift, welchen neulich die hiefige Kö- nigl. Regierung aus landesväterlicher Fürforge für das Befteihrer kranken Unterthanen #inzufaffen, und zum bequemen Gebrauch’einzurichten befohlen, und . dadurch abermals ein Zeichen von ihrer fich über al- ‚les erftreckenden Aufmerkfamkeit und Menfchenliebe gegeben hat. — Wie viele werden in Zukunft all- ‚hier wieder neues Leben und Kräfte erhalten, und mit gerührter Seele dem Höchften ein Lob- und Dank- opfer bringen, und ihn für das Wohl und die Gefund- heit ihrer gnädigen Obrigkeit bitten? Seliger Hain! wo, anftatt, der nunmehrigen öden Einfamkeit, fich künftig unfere kranken Mitbrüder verfammeln, und allda ihre verlorne Gefundheit wieder erhalten, und mit uns fıch über Gottes Güte freuen, — dem Höch- ften Lob- und Danklieder fingen, — und die Allmacht und Weisheit unfers Schöpfers rühmen werden! Der nächftfolgende Ort war Ahlem, ein Dorf, in deflen Hecken die Bryonia alba Linn. herumklet- terte, eine Pflanze, welche mit der Bryonia dioica Jacq. viele Aehnlichkeit hat, dem ungeachtet aber eine ganz verfchiedene Art ift I). ' Das ı) Differentia, Bryonia foliis palmatis, utrimque callofo-fcabris ; flo- ribus monoicis, Synonyma. Vitis nigra. Cord. annot, p. 76. Bryonia nigra, Dod. pempt. p. 395. Rupp. jen. ed. In P. 47- i Bryonia nigra, feu Vitis nigra Diofcoridis. Bauh. phyt. p. 589. Bryonia alba; baccisnigris. Bauh. pin. p. 297.' Vitis five Bryonia nigris baccis. Bauh. hift. v. 2, p. 146. Bryonia alba, Linn, fpec. ed. 1, p. 1012. Blackw. herb, n, 533. Scopol, carn, ed, 2, n, 1200. Mat- tufchk, al. 0. 706, De- Ey Das bei Seelze am Wege ftehende Obentrautifche ‚Grabmal, welches wie eine ägyptifche Pyramide aus- - fiehet, und aus,gehauenen Sandfteinen aufgebauet ift, war ganz mit Lichenen bewachfen, worunter mir be- fonders der Lichen muralis Schreb. und L. ater Hudf. angenehm waren Der Lichen calcareus wuchs,auch hier, wiewohl etwas felten. If alfo-Linnes Regel, dafs diefer Lichen nur auf Kalkftein fitzen foll, nicht allgemein. Die Mauerraute (Afplenium Ruta mura- ria) hatte die Fugen eingenommen, und half diefes Epitaphium antique und ehrwürdig machen. “ Die Dörfer Seelze, Lohne, Gümmer und Luthe hatten um diefe Jahrszeit nichts befonders -mehr für. mich, als etwa Chenopodium urbicum, ‚Ch. murale und Ch. hybridum, "Bei Blumenau waren noch Papaver dubium und Chrysanihemum fegetum, nebft einigen andern Un- kräutern, welche den Sand lieben. In dem Fahrwege bei Wünforf wuchs Feftuca Myurus, und nahe bei der Stadt fahe ich einen fchö- nen Acker mit Maiz (Zea Mays).Ich verwundere mich, dafs diefes Gewächs hier nicht mehr gebauet wird, da doch deflen Frucht, befonders wenn fie mit eben fo viel Weizen vermifcht wird, das fchönfte und wohl- fchmeckendefte Brod von der Welt giebt, und die nach dem Verblühen ungefähr eine Spanne über der Frucht abgefchnittene Stengel das befte Futter für die Kühe find. Von dem ya diefer Stengel zum Zucker-, Deferiptiones Audtorum Bauh, hift, ]. c. Mattufchk, fl. 1, c. Figura. 1, Blackw, herb. t, 537. a 0m Zucker-, oder wenigftens zum Syrupmachen, will ich nicht einmal etwas erwähnen; und dafs diefes Ge- treide beim Mäften der Schweine und des Geflügels alles andere weit zurück lafle, ift ohnehin bekannt, wenigftens wiffen unfere Schweitzerifchen Landwir- thinnen diefen Vortheil fehr gut zu benutzen. Von Wuntftorf kam ich in die Graffchaft Schauen- burg, und paflirte das Dorf Altenhagen, den Flecken Hagenburg, und die Landwehr, bei welcher ich denn wieder auf Hannoverifchen Grund und Boden kam. - Zur Rechten liegt das fifchreiche Steinhuder Meer, in welchem auf einer künftlichen Infel die Fe- ftung Wilhelmsttein erbauet ift, die beide von dem Gefchmack ihres Anlegers, des Menfchenfreundes Graf Wilhelms des erften, zeugen, und fein Ange- ‘denken verewigen helfen, Bei dem Dorfe-Winzlar fand ich nichts befon- ders mehr; denn da ich diefe Reife fchon zweimal im Sommer gemacht, fo habe ich für diefe dritte hier nicht viel zurückgelaffen. Den Schützenkrug pafsirteich vorbei. ZurLin- ken liefs ich den fogenannten Rehburger Gefundbrun- nen, den fchönen Rehburger Berg, und das Klofter Lockum, und zur Rechten das Städtchen Rehburg liegen, .von deren vegetabilifchen Merkwürdigkeiten einft meine Flora Hannoverana Nachricht geben wird, ‚In diefer Gegend wird eine ziemliche Menge Hopfen gebauet, der aber diefes Jahr nicht gut ge- rathen ift. Zwifchen demSchützerkrug und Leefe fand ich die Pezizam punctatam, die fonft im Hannoverifchen. etwas rar'ift. In dem Sande wuchs Chondtilla jun- Ba cea, 78 RATE cea, Carex arenaria ‘und Jafione montana; an den Hecken Malva Alcea, und’in den Gräben’ Sifon in- undatum. ER | In Leefe war ich über Nacht. September, 11. Bei Stolzenau pafüirte ich über die Wefer, an deren Ufer Seirpus maritimus, Inula Britanica, Salix triandra, $S. fragilis und S. viminalis wuchfen. Bei Müfsleringen und Freftorf war nichts, was ich nicht fchon auf meinen vorigen Reifen hier gefe- ‚hen habe. Gegen den Dammkrug zu fand fich in einer Sandgrube viel Juncus Teenageia 2), J. capitatus Ehrh, 3), und J. articulatus y Hudf. 4), wie anch Gentiana filiformis und Lycopodium inundatum. | | { Jen. 2) Synonyma. ' \ Juncus foliatus, minor; floribus per ramum fparfis. Vaill, parif. p. 109. Juneus annuus;, Horibus per ramulos fparfis. Vaill. parif, ind, & expl. | Juncus paluftris, exiguus, eretus, annuus; capfulis feminum rotundis. Mich.gen, p. 40. Tenageia, Ehrh. phyt.n, 63. | Juncus Tenageia, Linn, fuppl. p. 208. Figura. Vaill, parif, t. 20, &, 1. Exfıiccata, Ehrh, phyt. n, 63. 3) Synonyma, Juncus foliatus minimus. Bauh. hift. v. 2, p. 523- Chabr. firp, p, 197. Rupp. ijen. ed. 1, p. 133. Vaill. parif. p. 109. Mich, gen, p. 40. Rupp, jen ed, 35 . 146» ken paluftris, humilior, ere&us; floribus pluri- bus fimul jundis. Mich. gen. p, 39. j Juncus paluftris, humilior, fupinus; floribus pluri- bus fimuljundtis. Mich, piß— Mich, gen, p. en un- | TA 79 . Jenfeits des Dammkruges war ein kleines Torf- moor, ‚darin Schoenus fufcus und Sch. albus zu Haufe waren. In einem Graben fchwammen Poetamogeton gramineum und Alifma natans, Beim . Juncus capitatus. Weig. obf. p. 28. ' Juncus ericetorum, Pollich. hift. n. 350. Deferiptiones Auctorum. Bauh. hift. I. c. Chabr, ftirp, I. c. Weigel, obf. 1. c. Pollich, hift, 1. c. Figure. Bauh. hift. v. 2, pP. 5235 £. 1, Chabr. flirp, pı 1975 8.5: Weigel obi. t, 2, f. 5. 4) Synonyma. Gramen juncetim minimum, holofteo matthioli con- gener, Park. theatr. — Morif. hift. v. 3, P. 227. Graminis juncei varietas minor. Ger, em. 4. Gramen junceum, capfulis triangulis, minimum. Raj. hift, p. 1307. Raj. fyn. ed. 2, p. 275. Morif. hift. v313 19, £ 3. Raj, fyn’ed. 3, Pr,434 Gramen bufonium; glomeratis utriculis. Barr. ic. 94, Juncus parvus, repens; capfulis triangularibus. Vaill, parif. p. 110. Juncus minimus, terreftris, annuus; foliis tereti- bus, non articulofis, imis capillaceis, fuperiori- bus vero craflioribus; floribus umbellatis, Mich, pif. Juncus parvus, bulbifer; foliis teretibus, non arti= eulofis; capitulis forum albicantibus. Mich. gen, Be ink, bulbifer; foliis tereribus, nonar- ticulofis; capitulis Aorum umbellatis, nigricanti- bus. Mich. gen. p. 39. Juncus caule brachiato; foliis fetaceis; floribus faf- ‚ciculatis, ad ramos fefhlibus. Hall. hift, n. 1320, Juncus articulatus y. Hudf, angl, ed. 2, p. 150: Juncus articulatus d. Gort, fept. n, 312. Deferiptiones Auflorum. Raj, hift. p. 1307. Mo, go | Lv a Beim Kreuzkrug wuchfen Gnaphalium Tuteo-al. bum, Linum Radiola, Ilecebrum. verticillatum und Hypericum Kunfufen, Ne- Morif, hift. v. 3, pP. 227, Hall, hift. n. 1320, Figure, _. Ale Park, theatr, ? Ger, em. 4, Barr. ic. 94. Morif. hit, V. 35 f 9 t. 95 £ 5 1 Synonyma. Gramen junceum, aquaticum, paniculis cum foliis capillaceis fimul ortis, proliferum. Pluk. phyt. p. 179. Morif, hifl. v..3, p. 227. Gramen junceum; capfulis triangulis; cauliculis' te: nnibus; foliis ad. nodos et panicularum divarica- tiones prelongis, Ray. hift. p. 1307. Gramen "junceum, minimum; paniculis IBISERIS. Morif, hi, v.3, L 9, 1.9,£4 Juncoides calycibus paleaceis, glomeratis; folio varians. Scheuchz, hift. p. 330. Juncus parvus, repens; capfulis triangularibus, Vaill, parif, p. 110, ‚Juneus minimus, bulbifer; foliis teretibus, non ar- ticulofis; capitulis forum umbellatis, IUERaR- bus, foliatis. Mich, gen. p.,39» Juncus caule brachiatos foliis fetaceis; Aoribus faf- ciculatis, ad ramos feffilibus: 2, Hall.hift. n. 1320, Juncus fupinus. Mönch. haff n. 296. Juncus articulatus Y, &, Gort, fept. u, 312. Deferiptiones Audlorum, Raj. bift, p. 1307. Morif. hift, v. 3, p. 227. Scheuchz, hit. PaBOr, Mönch, hafl, n. 296. Figure. Pluk. phyt. t. 32, f 2. Morif, hi. v.3, Lg, ce. ı f 4 Scheuchz, hifl. t.7, f 10, Mönch, haflı t. 5. nr ARE 81 ‚Neben den Gräben zwifchen hier und GrofsVör- den fand iicheine Pflanze, welche ich zuvor noch nicht gefehen habe, und die mir beim erften Anblick ganz befonders vorkam; bei genauer Unterfuchung aber fand fich, dafs fie blofs eine Subfpecies vom Gnapha- lio uliginofo L. war. Sie unterfcheidet fich von der ordinairen, dafs fie ohne allen Ueberzug (Pubes) ift, "und ihre Blätter defswegen ganz grün find. Ich will fie zum Unterfchied Gnaphalium uliginofum nudum, die andere oder gemeine aber Gnaphalium uliginofum tomentofum nennen. Wer will kann meinetwegen eine neue Art daraus machen. Die im Sommer in diefen Gräben beobachteten » fchönen Waflergewächfe, als Scirpus fluitans, Sifon inundatum, Ranunculus aquatilis, R. hederaceus, und mehrere, hatten bereits alle verblühet, und fich alfo wieder untergefenkt.. DieLittorella lacuftris, welche hier in grofser Menge wächtt, hatteihre Schönheit auch fchon verloren, und war ganz unkentlich geworden. . Bei GrofsVörden war Cyperus flavefcens, und Hypnum aduncum, mit Pyxidien, die fonft felten find. Um Bonhorft ftand Ifnardia paluftris, Myriophyl- lum fpicatum, und Littorella lacuftris. Bei Lavelsloh waren eben diefe Pflanzen, und in den dafıgen Hecken Hieracium fabaudum und Teu- crium Scorodonia. In Diepenau nahm ich Nachtquartier. September, 12. In den Sümpfen um diefes Städtchen wuchs viel Acorus Calamus und Scutellaria galericulata, und auf der dabei liegenden Heide Scirpus Bzothryon 5) und Gentiana filiformis, Bei 5) Synonyma, Scirpus minimus; fpica breviore, fquamofa, fpadi- cea. Scheuchz. hift. p. 364. Ehrh, Beitr, B, 2. F Scir- 82 are Bei dem Galgen kam ich in das Fürftenthum Minden, und darin zuerft nach Stelle, von da aber nach Rahde, welche Stadt mir jedoch etwas zur Rechten liegen blieb. Vor diefem letztern Orte war viel Ifnardia paluftris. Von Rahde ging der Weg auf Twiehaufen und Levern, wo eine Menge vom Gnaphalio luteo- _ albo wuchs. Faft den ganzen Tag fahe iclı eine herrliche Berg- kette vor mir liegen, die mit- Holz bewachfen war. Ich wünfchte, dafs folche zu dem Gebiete meiner Flora gehörte; denn allem Anfchein nach müffen fich andiefen Orten viele fchöne Pflanzen finden. Dieje- nigen Fürften, zu deren Gebiet diefe Berge. gehören, wür- Scirpus minimus; capitulo fquamofo, breviore, & crafliore, fufco, Scheuchz. hift. p. 366? Scirpus fpica bivalvi, fpadicea, obefiori, Hall, enum, P- 249. | | Scirpus caule terete; fpica nuda, pauciflora, glumis calycinis longiore. Hall., hift. n. 1335, Szirpus quinqueflorus, Cranız, inft, Scirpus pauciflorus, Lighrf, fcot. p, 1078: Hudf. angl. ... ed. 2, P.648: _ Beothryon. Ehrh. phyt. n. 31. "Scirpus Bxorhryon, Linn. fuppl. p. 103, Defiriptiones Audlorum, Scheuchz, hift. I. c. Hall. enum. 1. c. us Hall.- hift. , c. Lightf, feot. 1. c. Figure. Scheuchz. hift, t, 7, f. 19, Scheuchz, hif, t. 7, f, a1.? Oed. dan, t. 167. Exfiecara, _ k Ehrh, phyt. n, 31, STAAT 0.88 würden der deutfchen Flora einen grofsen Dienft thun, wenn fie durch Jemand, der-Luft und Gefchicklich- keit zu einer botanifchen Reife hat, diefelben woliten unterfuchen laffen. Gefetzt, ein folches Herbilegium koftet auch einige hundert Thaler, was thut denn die- fes! Sie find ja für den Staat nicht verloren, und ge- hen nicht, wie viele taufend andere, zum Lande hin- aus, ohne jemals wieder zu kommen, fondern fie bleiben in dem Gebiete, wo fie aufgenommen wor- den, und kommen in wenig Jahren wieder an ihren alten Sammelplatz. Mich dünkt, es ift eine Schande für Niederfächfen und feine Nachbaren, dafs noch fo viele fchöne Gegenden darin find, wo bis dahin noch kein Botanift hingekommen ift, und deren vegetabili- fche Einwohner uns fo gut als gänzlich unbekannt find. Sollte es nicht befler fein, wenn das Geld, welches unfere jungen Herren nun in Paris und andern dergleichen Orten verzehren, und wofür man gewöhn- lich nichts wieder bekommt‘, als ungefunde, verdor- bene und für den Staat auf Zeit Lebens unnütze Mit- glieder, in Zukunft zur Unterfuchung der Schätze ihres Vaterlandes angewandt würde; und follte die- fes nicht taufendmal mehr Nutzen davon haben, wenn fein Adel und feine Gelehrten nach Art eines Scheuch- zers, Hallers, Linnes, Härlemanns, Kalms, Fabri- ' eius, Lefkes und dergl. reiften, als es aus jenen Galan- terie- und Modereifen hat? Ich denke es wenigftens! OÖ fortunatos nimium, {ua fi band norint, Agricolas. Virgil. Aus dem Fürftenthum Minden kam ich in das Hochttift Osnabrück, und zwar erftlich nach Bomte, wo ich eine kleine Erfrifchung zu mir nahm. Ein kurz nach mir ins Wirthshaus gekommener Herr hatte die Gütigkeit, mir einen Fufsfteig anzuweifen, und i Fa mich 84 STAR mich zu begleiten. Als wir‘bald von einander A: fchied nehmen wollten, zeigte er mir noch die um uns herum liegenden fchönen adelichen Güter, wor- unter fich denn auch Langelage befand, das jetzt dem Herrn von Mönfter, einem Schwiegerfohn des fel. Land- drogen v. Münchhaufen, des Verfaflers des Hausva- tets; gehört. Da ich fchon vielvon dem dafelbft be-_ fndlilien fchönen Garten gehört, und über diefes Herr von Mönfter ehemals die Gnade hatte, mir zu erlauben, bei etwa vorfallender Vorbeireife folchen zu befehen: fo kann man leicht gedenken, dafs ich felbigen nicht werde vorbei gegangen fein, zumal, da es mir fehr wenig aus dem Wege war. Ich fagte alfo meinem unbekannten Freunde, der mich beinahe ganz hin begleitete, Adieu, und ging gerade nach Langelage zu. Herr von Mönfter war diefsmal nicht hier, fonden anf einem andern Gute im Münfterlande; ich hatte aber das Glück, einen braven Gärtner anzu- _ treffen, oder vielmehr zwei, Vater und Sohn, die fich beide alle erfinnliche Mühe gaben, meinem Be- gehren zu entfprechen, und mir alles Merkwürdige zu zeigen. Ich muis bekennen, dafs ich lange keine fo vergnügte Stunde gehabt, als diejenige war, wel- che ich in diefem Garten zugebracht habe. Aber wie konnte es auch anders fein? Ein Garten, der nach dem beften Fefchmack angelegt ift, und mit den fchön- ften und feltenften Bäumen und Sträuchen pranget, follte der wohl einen Liebhaber von Pflanzen und Gärtnerei ungerührt und unvergnügt von fich ‚laffen ? Schade! dafs die Zeit fo gefchwind hinging, und die uns überfallende Nacht unfern Betrachtungen ein Ende machte, Meine Freunde wollten zwar, dafs ich bei ihnen übernachten, und des Morgens diefes gött-. liche Vergnügen noch einmal geniefsen follte. Da meine Reifen es aber nicht erlauben, dafs ich mich au einem Orte lange aufhalte, über diefes ich beim An ’ are x; Antritt derfelben es mir zum Gefetze gemacht, Nie- mand zu incommodiren: fo bedankte ich mich für ihr gütiges Anerbieten, und nahm von dem Vater Ab- fchied. Der Sohn hatte die Gütigkeit, mich noch durch eine lange Allee zu begleiten, worin wir uns denn beim geftirnten Himmel noch einmalrecht freund- fchaftlich unterredeten, am Ende derfelben aber ein- ander gute Nacht fagten. Ich hatte nun noch einen kleinen Berg zu befteigen, auf deffen Höhe ich noch einmal auf diefen göttlichen Sitz, von dem man mit Recht mit unferm Haller fagen Kann: Entfernt vom eiteln Tand der mühfamen Gefchäfte, Wohnt hier der Seelenruh, und flieht der Städte Rauch. herunter fahe, und demfelben alles Gute anwünfchte, . Todann aber meinen Marfch befchleunigte, und, nach- ‚ dem es wohl ein paar Stunden fchon Nacht gewefen fein mag, in Ofter-Cappeln glücklich ankam, wo ich denn ein recht gutes Nachtquartier antraf. September, 13. ‘Nach verzehrtem Frühftück und bezahlter Zeche von 5 mgr., wofür ich hier Abendeflen, Bier, ein gu- tes Bette und Kaffe hatte, Sachen, die ich an andern Orten gewöhnlich mit ı2 bis 15 mgr., auch wohl, gerader Rechnung halber, mit einem halben Thaler bezahlen mufste 6), nahm ich meinen Weg auf Os- nabrück 6) Ich kann nicht umhin, bei diefer Gelegenheit mich eines Wunfches zu entledigen, welcher die Verbeflerung der Gaftwirthsanftalten auf dem Lande betrit, — Wer viel reilet, und zwar, wie die mehrften Leute, nicht auf der Poft, fondern zu Fufse gehet, auch nicht immer auf der grofsen Heeittraße bleiben kann, fondern zum öftern kleinere Wege betreten mufs, der wird fo gut wie ich empfunden haben, in welcher Verlegenheit man zuweilen F'3 wegen 3: :.00 Sog nabrück, der denn ziemlich gut.war, und dem Lande Ehre macht. i In der Gegend des Kuhhofes wuchs viel Ulex europzus, deflen Eltern vermuthlich ehemals aus Frank- ‚reich oder England verfchrieben worden, und allhier, fo wie an verfchiedenen Orten im Hannoverifchen, als-Hecken gedienet, nun aber zur Dankbarkeit ihren Herrnmit ihren Kindern die Weide verdorben haben. So gehetes, wenn man feine Landsleute verachtet! Hätten die Befitzer ihrer Güter diefe fein mit Weifs- dorn, Hülfen 7) und dergleichen umgeben laflen, und 0 dem wegen der Nachtquartiere und Nahrungsmittel if, und. wie fchwer es öfters hält, ein Bund Stroh, oder ein wenig Eflen und Trinken, und follte es auch nur ein Butterbrod, oder ein Glas Bier fein, zu bekommen, und wenn man folches endlich mit giofser Noth und nach vielem Bitten auch erhält, es doch gemeiniglich doppelt, drei uud vier- fach bezahlen mußs, Ich kann nicht begreifen, warum man überhaupt nicht mehrere Aufficht auf dergleichen Sa- chen hat, da folche doch von der äufserftco Nothwendig- keit find, und den gröfsten Einflufs auf das Wohl des Staa- tes haben. Nichts gereicht einem Lande mehr zur Elıre, . als "wenn Reifende die guten Gsfiwirchsanftalten deflelben zühmen. Noch immer erinnere ich mich mit Vergnügen an Schweden, wo man in den Gaftwirthsnäufern ein Buch . findet, darein der Reifende beim Weggehen das Verhalten des Wirths, [o wie diefer das Verhalten der Reifenden, eiofchreibt, und diefes Tagebuch fodann zu gewilsen Zei- N ten von der Obrigkeit durchgefehen nnd darauf das weitere verfügt wird, Ich weils, dafs Gaftwirche, wegen grober und unhöflicher Begegnung gegen ihre Gäfte, wohl'den Staupbefen bekamen. Wie fehr würde ich mich freuen, wenn ich Jemand, der Gefchicklichkeit bierzu hat, avrei- zen könnte, einen Vorfchlag zu beflerer Einrichtung der Gafwirchsanftalren auf dem Lande zu geben, und folchen _ gehörigen Orts vorzutragen. Wie viele taufend Reileude würden ihm defswegen danken ! 7} Wer fich vondem Nutzen diefes Strauches zu Hecken noch nicht überzeugen kann, für den weils ich kein befleres nn ich, Ta 87 dem Gefchrei der damaligen Projedtmacherkein Gehör gegeben: fo zierten ihre Ländereien nun fchöne Hek- Ken und gute Weiden, dagegen eritere bereits ausge- gangen, die letztern aber verdorben find, — So tel, als dafs er nach England gehe, und ein Augenzeuge davon werde, oder, wenn er dicfes nicht will, folchen Leu- ten glaube, die da gewelen find, Ich las nocl, neulich in Kalms Refatill Norra America vonder Vortrefllichkeit der Hülfenhecker, daraus ich, den Ungläubigen zu gefallen, ‚ hier eine Stelle abfchreiben will. „Ayrifolium Ray. (yo. 466, är er trä, [om imyckenhet finnesifkogarna uti Aeng- land, och med fina beftändigt gröna blan gör dem täcka äfwen midt i Wintern. Träder deraf brukas til lektaker för barn; likaledes til kniffkaft, emedan derär härdt, Kuf- karnas pifkefkaft beftä merendels häraf, ty det är tillika böjelige. Förnämfta nyttan, fomde göra fig af derta trä, är til häckar, fom äro bode täta och wakra, famt wara nä- itan ewigt, Mr, Warner berättade fig känna.en, hwars fader för 60 eller flere är (edan-lätit plantera alla häckar omkring fina ägor endaft af detta trä, hwilka häckar äonu deuna tiden äro f& täta, at en hund ej kan komma derige- nom, En häck af Agrifolium, har framför andra‘ prifer detutinnan, at han behäller fina gröna och wackra blan bäde Winter och Sommar, och fäledes är et godt fkjul för Fär och annan Bofkap wid blait och elakt Wäder, At bar- ken pöras fogellim, Pä (koglöfa orter nytrias ock detta til bränfle.“ Kalms Refa v, 1, p. 164. Ray, ein Schriftfteller des vorigen Jahrhunderts, rühme fchon die Hülfe als eine gure Heckenflanze, und zeigt die Vorzüge an, welche fievor andern Bäumen und Sträuchen hat, - Er fagt: „Arbor hxe (Agrifolium) operibus topia- ziis, in Septentrionalibus prfertim regionibus pr& alıis commoda & opportuna elt; cum fit fiigoris patientiflima, & perenni nitentium foliorum virore afpeltui gratz, nec tonfuram refpuat; eoque etiam hortulanis acceptior, quod nec radicum reptatu, nec importuna ramorum luxurie mo- lefta fit, nec tamen minus denfa& multiplicata fronde quam quavis alia arbor frutexvetonfilis, quantumvis hoc nomine cam improbet J, Bauhinus, Vidimus in vicidario D, Joann, Evelyn (in Cantio noa longe a Londino) tonfilem Agtifolii fepeın, denfiflimam, pulcherrimam, 300 ptope pedes lon« 4 ‚ gam 88 SAFE So hald ich in Osnabrück ankam, befuchte ich meinen Freund Kels, einen hofnungsvollen jungen Chemiften, der uns vor einiger Zeit in den Weftphä- lifchen Beiträgen bereits eine Probe feiner Gefchick- lichkeitgegeben hat. Der Himmellaffe ihn nur älter werden, als Freund Hagemann, deffen Abfterben ich noch nicht vergeflen kann, und vermuthlich niemals vergeflen werde. — O! dafs der Himmel mir das Glück im Tode gönnte, Dafs meine Afche fich mit feiner mifchen könnte. — Den Nachmittag verwandte ich zu einer bota- nifchen Excurfion auf den nahe an der Stadt liegenden Gertrudenberg, der vielen wegen feiner unterirdifchen Hölen und des darauferbauten Nonnenklofters bekannt fein wird. Die dafelbft gefundenen Pflanzen waren: Bryomia dioica Jacq, die ich vorher noch nicht wild- wachfend gefehen 8), Hedera Helix, Prunus avium, P. gam,“ Raj. hift.p. 1622. If es alfo nicht lächerlich, wenn im Jahre 1782 ein Gartenautor fich noch darüber aufhält, wenn man von Hülfenhecken fchreibt? — Doch Diefs weils der Pöbe} nicht, er wird es nimmer lernen, Die Schale hält ihn auf, er kommt nicht zu den Kernen, 8) Differentia, Bryonia foliis palmatis, utrimque callofo - fcabris ; floribus dioicis. Synonyma. Bryonia. Trag, hift, p. 820. \ Vitis alba, Ruell. ftirp. p. 660. Fuchf, hift. p, 94. Cam, epit. p. 987. Stickwurtz. Cam, kräut. P 443. Bryonia alba, baccis feu Vitis alba Diofco- ridis, Bauh, phyt, 589. Bryonia afpera, five I baccis rubris, Bauh. Pin. p- 297. Dill, gift. p. g Vitis alba, five Bryonia. FE hift, v. 2, p. 243: Bryonia alba, Blackw. herb. n. 37, Mill, did. en " eer ARE 89 P. Cerafus, P. infititia, P. fpinofa, Liguftrum vulgare, Syringa vulgaris, Scabiofa Columbaria, Lathyrus fyl- veftris, Antirrhinum Elatine, Staphylea pinnata, und andere mehr, die hier alle wild wuchfen, davon ei- nige zwarnicht als urfprüngliche deutfche Bürger an- gefehen werden können, fich aber dennoch hier von felbft vermehren und fortpflanzen, fo dafs, wenn die- fes Land einmal feine Floram liefert, die es diefsmal noch fchuldig. ift, folche ohne alles Bedenken fich darin einen Platz anmafsen können. Die. unterge- hende Sonne erinnerte mich, nach der Stadt zurück . zu kehren, wo ich denn noch eine Herbation auf dem Walle machte, die zwar nicht viel zu bedeuten hatte, hierauf aber mich nach meinem Logis verfügte. 0 September, 14. Zwifchen Osnabrück und Lotten war viel Spar- tium fcoparium, und Ifnardia paluftris. Bei Lotten, welches zur Graffchaft Teeklenburg gehört, hatten die Leute eine befondere Art die Stop- peln Leerf. flor, n. 744. Pollich hift. n. 915. Hudf, angl. ed. 2, pP. 437. Bryonia foliis quinquangulis, (cabris: &. Hall. enum, . 506. EEE foliis palmatis, utrimque callofo - fcabris. Hall, hift. n. 574. Bryonia dioica. Jacq. auftr. v. 2, p. 59. Reich. “ Aor. n. 706. ; Deferiptiones Audorum, Bauh, hif. I, c, Hall, enum. |. c. Hall, hift. ]. c, Jacgq. auftr. I, c. Leerf. flor, I. c, Pollich, hift, I, c. Figure, ' Blackw. herb, t. 37. Jacg. auftr. v. 2, 1, 199. Rs 90 TAT peln und das Unkraut baldin einen guten Dünger zu verwandeln. Da mir folche neu war, fo habe ich fie kürzlich angemerkt. So bald das Getreide vom Felde ift, werden die.Stoppeln mit einem Spaten, ungefähr ein bis zwei Zoll tiefin der Erde,, abgefchürft, und daraus grofse Haufen gemacht, weiche vier bis fechs Wochen auf einander liegen bleiben. Nach diefer Zeit wird zu jedem diefer Stoppelhaufen Mift gefah- ren und damit gut vermifcht, das Gemifche aber wieder in Haufen gebracht. Nachdem diefe abermal einige Wochen gelegen haben, fo werden folche auf dem Acker gleich ausgeftreut, und fo bald, als möglich, untergepfiüget. Von Lotten kam ich auf den Schafberg, wo viele Steinkohlen gegraben werden. - Der König von Preuf- fen, als Oeconomus fummus, betreibt die Werke felbft. Ueber den Steinkoblen liegt eine Lage Sandftein, die über hundert Fufs dick if, undden Arbeitern viel zu fchaffen macht. Die Kohlenflötze find gewöhnlich zwei, drittehalb, auch zuweilen wohl drei Fufs dick. Zu allen Schachten gehet ein gemeinfchaftlicher Stollen. Bei Ibbenbühren, einer kleinen Stadt, die zur Graffchaft Lingen gehört, ift ein fchöner Sandftein- bruch. Nicht weit von diefem Orte werden auch Steinkohlen gegraben. Am Wege von hier nach Hörfel wuchs Alifma x natans, A. ranunculoides, Lycopodium inundatum, _ Schonus fufcus, u. m. In Hörfel, einer zum Hochfift Müntter gehöri- gen Bauerfchaft, mufste ich übernachten. September, 15. | Nicht weit von diefer Bauerfchaft, am Wege nach Rheine, ftand eine Kapelle, worauf die Leute der umliegenden Gegend bei meinem Vorbeigehen fo gewal- SA 91 gewaltig zuliefen, dafs ich mich in Acht nehmen mufste, um nicht von ihnen über den Haufen gewor- fen. zu werden. Selten nahm Jemand fo viel Zeit, mir zu danken, wenn ich ihm ‚einen guten Morgen wünfchte. Diefs war mir ein Göttesdienft 9)! Beffer, als diefes Geläufe, gefiel mir das gefunde und frifche Ausfehen diefer Leute, befonders der Frau- ensperfonen, welches vermuthlich den’ Grund in ih- rer Lebensart hat. Würden die Einwohner andrer Gegenden fich des gefunden und wohlfchmeckenden Brodes der Weftphälinger bedienen, und nicht dasbe- fte des Getreides ihren Schweinen geben; würden fie, fo wie diefe Leute, anftatt der verkünftelten Speifen mehr natürliche geniefsen, anftaft des ewigen Kaffe- und Brantweinfaufens, gleich diefen ein gutes Bier _. trinken, und fürnemlich, fich von Jugend auf weni- ger an den Müfliggang, fondern fchön an die Arbeit gewöhnen: fo würde man vermuthlich unter ihnen auch weniger ungefunde und in ihren Jugendjahren fchon abgelebte, fondern, fo gut wie hier, ftarke, ge- funde, und bis in ihr Alter blühende Leute finden. — Von diefen Weftphälifchen Landleuten kann man fa- gen, was Haller von unfern Schweitzerifchen Hirten: 5 Ihr thätig Leben ftärkt der Leiber reife Kräfte, Der träge Müfliggang fchwellt niemals ihren Bauch, Die Arbeit weckt fie auf, und ftillet ihr Gemüthe, Die Luft macht fiegering, und die Gefundheit leicht, In ihren Adern fliefst ein unverfälfcht Geblüte, Darin kein erblich Gift von fiechen Vätern fchleicht, Das 9) Fragt Jemand, warum ich diefe Kapelle vorbei ge- gangen, fo antworte ich mit Freund Cicero: Nos Naturam fequamur, & ab omni quod abhotret ab ipfa, oculorum auriumque comprobatione fugiamus, ey > ‘Das Kummer nicht vergällt, kein fremder Wein | befeuret, ' Kein geiles Eiter fäult, kein welfcher Koch ver- Täuret. Wohl dir vergnügtes Volk! dir hat ein hold Ge- fchicke, Der Lafter reichen Quell, den Ueberflufs verfagt; Dem, den fein Stand vergnügt, dient Armuth fallt zum Glücke, Da Pracht und Ueppigkeit der Länder Stütze nagt. Als Rom die Siege noch bei feinen Schlachten zählte, War Brei der Helden Speis, und Holz der Götter Haus; Als aber ihm das Maafs von feinem Reichthum fehlte, Trat bald der fchwächfte Feind den feigen eh in Graus. Du aber, hüte dich, was Gröfsers zu BEgEhER So lang die Einfalt daurt, wird auch dein Wohl. fand währen. Hingegen pafsen auf jenen bleichen Müfliggän- ser folgende Strophen aus dem unvergleichlichen Hagedorn: — Er mufs bereits fein hochanfehnlich Leben Dem Koch nichtanvertraun, nur Aerzten untergeben. Es überfällt ihn fchon mit wüthender Gewalt, Der reuerfüllte Schmerz, der Scheinluft Hinterhalt. Der Hunger fliehet ihn, wie er die Arbeit fcheuet, Die Reitzung befter Art, die jenen Stand erfreuet, Der weidlich fich bewegt, fät, ackert, erntet; drifcht, Gräbt, pflanzet, wäflert, walzt, fchwimmt, ru- dert, flöfst und fifcht. O Glück der Niedrigen, der Schnitter und der Hirten, Die P | l ART 93 Die fich in Flur und Wald, in Trift und Thal be- wirthen, i Wo Einfalt und Natur, die ihre Sitten lenkt, Auch jeder rauhen 'Koft Gefchmack und Segen fchenkt! Zwifchen Hörfelund Rheine war ein Torfmoor, worauf ich Kitteltorf zu fehen bekam, der mir vor- her noch unbekannt war. Schade! dafs es heute juft Sonntag war, und hier alfo Niemand arbeitete, wel- ches ich fonft fehr gerne gefehen hätte. Von Pflan- zen waren Schenus fufcus, Lycopodium inundatum, u. m. dergl. hier. Bei Rheine, einer kleinen Stadt, die an der Embs liegt, ‘und. ebenfalls zum Müntterlande gehört, ‘ wuchs Campanula Speculum. Hier fahe ich verfchiedene Aecker "mit Färber- röthe (Rubia tindtorum L.) angebauet, welche im Quincunx gepflanzt war, ungefähr fo, wie man Kar- toffeln oder weifsen Kohlbauet. Sie mufszwei Jahre ftehen, ehe fie kann ausgegraben werden, und foll fich gut verinterefiren. Vermuthlich könnte diefes Gewächs, fo gut wie hier, auch im Hannoverifchen wachfen. Ich verwundere mich defswegen, dafs das Geld für folche Artikel aus dem Lande gefchickt wird, befonders wenn fie, wie diefer, häufig ge- braucht werden. Faft auf allen Aeckern, worauf diefes Jahr Rok- ken geftanden hatte, waren Rüben gefäet, eben fo, wie folches in der Schweitz gebräuchlich ift. Es ift befonders, dafs diefes hier zu Lande nicht durchge- hends eingeführt wird, vornehmlich an folchen Or- ten, wo das Heu etwas rar ift. Sollten die hiefigen . Bauern noch nicht willen, dafs in der Schweitz die mehrften Ochfen mit dergleichen Rüben fett gemacht wer- # 94 ey werden, und dafs diefe, nebft den Kartoffeln, des Winters über allda die Hauptnahrung des gemeinen Mannes ausmachen ? Ich denke doch, dafs es wirth- fchaftlicher it, wenn der Bauer die Hälfte feines Heues erfparen kann, als wenn er fein Vieh einige Tage länger auf die Stoppeln treibt, wovon es. oft fo hungerig wieder nach Haufe kommt, als es beim Aus- treiben war. Und zwei Erndten in einem Jahre, find ja doch befler, als eine! Gefetzt, der Bauer hat auch etwas Arbeit damit, fo ift diefe doch fo wenig, dafs folche gegen die Vortheile wie nichts zu rechnen if. Die Stoppeln mufs er ja doch ohnehin einmal ünterpflügen, es gefchehe diefes nun etwas früher oder {päter, und das Säen ift eine Arbeit von einer Stunde. Das Jäten und Ausziehen thun inder Schweitz die Eeute, die fich hier im Herbft in Schatten fetzen, und zum Zeitvertreib ein wenig, ftricken, oder auf der Strafse herum laufen, ich meine feine Frau und ‘Kinder! Und das Einfahren fällt in eine Zeit, wo der Bauer ohnehin nicht viel mehr zu thun hat. Den Saamen ziehet er felbft, fo gut, als der befte Saamen- händler, und hat alfo nicht nöthig, einen Pfennig da- für auszugeben. — Zwifchen Rheine und Ohne waren Pilularia globulifera, Pinguicula vulgaris, Schenus fufcus, Gentiana Pnevmonanthe, und, zu meiner Verwunde- rung, Samolus valerandi, den ich fonft blofs in der Nachbarfchaft der See oder bei Salzquellen gefunden habe. Doch meine Verwunderung dauertenichtlange, denn ich fahe bald darauf zur Rechten von Rheine ein Gradierhaus, x Ohne, ein Dorf, das zur Graffchaft Bentheim | „gehört, liegt an der Vechte, die aber hier noch klein ift. Die Einwohner follen fich viel mit der Handlung : . ab* 0 95 abgeben. Dais heute, ungeachtet es Sonntag war, hier Nachmarkt gehalten wurde, wird wohl Niemand intereflren, Am Wege zwifchen hier und Bentheim fand fich in den Gräben Alifma natans, A. ranunculoides, Littorella lacuftris, Scirpus fAuitans, Sparganium natans, Sifon inundatum, Lythrum Salicaria; und‘ auf den naflen Plätzen: Parnaflia paluftris, Menyan- thes trifoliata und Myrica Gale. Da ich heute nicht weiter, als nach Bentheim, wollte, die Sonne aber noch ziemlich hoch war: fo ging ich auf den vor mir liegenden BentheimerBerg, wo bekanntlich viel Sandftein gebrochen wird, mit dem die Leute nach Holland, und andere Orte, einen ftarken Handel treiben, und der alfo unter die Nah- rungsartikel des Landes gehört. Da diefes alles aber fchon genugfam bekannt ift, fo will ich mich nicht dabei,aufhalten, fondern blofs die Pflanzen anzeigen, welche ich hier gefunden habe. ‚Auf dem Rücken, und an den Seiten des Ber- ges, die als Schafweide gen: £:t werden, wuchs Erica vulgaris, E. Tetralix, Lycopodium clavatum, L. inun- datum, Afplenium Spicant, Polypodium Thelypteris, P. criftatum, Juniperus communis, Empetrum ni- grum,, Schenus albus, Spartium fcoparium, Teu- crium Scorodonia, Bryum hypnoides lanuginofum, Nardus ftrida, Lichen rangiferinus, L. fubulatus, Genifta anglica, Sedum acre, Auf den Steinen war Lichen corallinus, L. Sepin- cola Ehrh. 10), L. caperatus, L. pertufus, L, puftu- latus, L. polyphyllus. i Auf ı0) Differentia, Lichen foliaceus, adfcendens, laciniatus, fubcre» natulus, glaber, fuperne caftaneus, inferne la- euno» 96 Auf den Stämmen des Wachholders: Junger- mania tamarifcifolia. _ fand In den Aeckern, welche auf diefem Berge find, fich Anthemis arvenfis, Chrysanthemum fege- tum \ ı “ m . “ cunofus, radicans; fcutellis fubterminalibus, pla- nis, adnatis, caftaneis: margine obfoleto, ru-. gofo - crenulato, Ich follte zwar billig Bedenken tragen, hier. wie- ‘ der mit einer Differentia fpecifica zu erfcheinen, die nicht nach Linneifchem Maals ıgefchnitten ift, be- fonders da erft neulich der Adjutor in edendo Sy- ftemate vegetabilium ineiner academifchen Schedula ' darüber fein Mifsvergnügen bezeuget hat. Daich aber nichts ohne Gründe tbue, und alfo auch immer meine Urfachen habe, wenn ich von den Gefez- zen meines Lehrers abgehe, 'wenn folche auch fchon nicht allemal ein jeder fogleich einfehen kann: fo ift es wohl nicht werth, um eines fauren Gefichtes oder neidifchen Blickes willen, fich zu fürch- ten, und auf feinem Wege wieder umzukehren. Wer, wie andere Affen, alles was Linn& fchrieb, und oft bei mehrerer Einficht ‘felbft übertreten hat, als Got« tes Wort anfehen und blindlings nachbeten will, der thue es; ich habe nichts dawider, fondern wün- fche ihm Glück dazu. .Mache ich Nomina gene- rica, fo frage ich nicht, ob folche aus zwölf oder dreizehn Buchftaben beftehen. Gebe ich eine Dif- ferentiam fpecificam, fo mache ich fie fo, dafs man die Pflanze daraus erkennen und folche da- durch von allen übrigen mir bekannten unterfchei- den kann, und kommt es mir aufein paar Worte mehr oder weniger nicht an. Verfertige ich ein Syftema Plantarum ‚artificiale, fo mache ich fo viel Klaflen, als meine Eintheilung erfor- dert, und wenn es nicht juft vier und zwan- zig bleiben, fo nehme ich defswegen doch keine Ordines narurales zu Hülfe, um die Zahl voll zu bekommen. Schreibe ich einft Funda- menta Botanica, fo heile ich fie nicht in ı2z Mo- nate Be 7 97 tum, Stachys annua, Raphanus Raphaniftrum, Pa- - nieum fanguinale, P. glaucum, P. Crus galli, Sper- gula {arvenfis, Sagina procumbens, Riccia glauca, Hypericum humifufum, Rumex Acetofella, Scirpus fetaceus, Mentha arvenfis. Aufden Rändern der Aecker: Sedum Telephium, Jafione montana, Genifta tindtoria, Hieracium um- bellatum , Scabiofa arvenfis, $. Succifa, An den Mauern um diefe Aecker wuchs Polypo- dium vulgare, P. Phegopteris, Lichen puftulatus. Dicht vor Bentheim an der Strafse fand fich Ilex. Aquifolium, Rubus fruticofus, Gmnaphalium luteo-album. An dem Schlofle zu Bentheim wuchs Afplenium Ruta muraria, Parietaria oficinalis, Ribes alpinum, . und Hedera Helix. Der Abend kam heran, und befahl mir, mein Nachtquartier zn fuchen, welches ich dennauch, und zwar fehr gut, gleich unter dem Schloffe gefunden babe. | . Schon in Hannover hatte ich Luft, um meine Kenntnifs zu erweitern, von Bentheim aus eine kleine _ Tour in das Holländifche zu machen. Ich befprach - mich auch defswegen mit einigen meiner Vertrauteften allda, davon denn der eine mir folches an-, der an- dere aber wieder abrieth, fo wie es denn gewöhn- lich gefchiehet. Ich war alfo noch ungewifs, was ich thun wollte. Zum Glück traf ich hier in meinem Quar- ‘ nateund 365 Tage , fondern wie es mich gut dünkt, und ınir am narürlichften und ungezwungenften vorkommt, Kurz, ich denke auch hier, wie oben bei der Meiskapelle: Nos Naturam fequamur &c. ‚und wie Baco: Non fingendum aut excogitandum, fed inveniendum quid Natura faciat aut -_ Ehrb, Beür, B, z, (64 98 | STATE NR “Quartier einen braven Mann an, deflen Voreltern von Zürich gebürtig waren, und der alfo mein hal- ber Landsmann war. Diefer freundfchaftliche Mann unterhielt fich mit mir, und wir fprachen endlich auch von Holland. Ich fagte ihm, dafs ich wohl „Luft hatte, eine Tour in diefes Land zu machen, und ‚dafs ich wünfchte, hier gewiffe Nachricht zu bekom- men, ob bei diefen Kriegszeiten allda wohl Gefahr für Reifende wäre, oder ob man defswegen ungehin- dert pafiren könne; welches letztere er mir denn. fogleich mit ja beantwortete, und alle mir in Han- nover von Seelenverkäufern, u. f. w. vorgefchnackte Gefährlichkeiten verlachte. Bei fo bewandten 'Sa- chen refolvirte ich mich fogleich, des Morgens früh meine Reife dahinanzutreten. Ich bat meinen Freund zugleich noch umeinige Nachrichten , die befte Tour, das dortige Geld, Quartiere, u. f. w. betreffend, wel- che er mir denn: auch mit dem gröfsten Vergnügen ertheilte, wofür ich demfelben noch heute verbun- den. hin, wir nukn , | AN September, 16. Morgens früh fchrieb ich noch einen Brief nach Hannover, und berichtete denjenigen, welche am mehrften um meine Zurückkunft beforgt waren, dafs geitern in Bentheim die Holländifchen Reifegefahren zu Wind geworden fein, und dafs ich diefen Morgen meine Reife dahin antreten, in einigen Wochen aber wieder in Hannover, fein würde. Ich erinnerte fie zugleich an mein Reifefymbolum : Si Deus+nobiscum, 'guis contra nos? und an Gellerts | Befürchte nichts für deflfen Leben, Der kühne Thaten unternimmt. Wen die Natur zu der Gefahr beftimmt, Dem hat fie auch den Muth zu der Gefahr gegeben. Ueber STATE 99 Ueber diefes verfprach ich ihnen, von Holland aus noch einmal zu fchreiben, bat mir indeflen ihr güti- ges Andenken aus, und fchlofs meinen Brief mit der bekannten Stelle des Mylius: 'Liebt mich, wie die, die ihr umarmend küfst: Entfernt werd ich nicht euren Umgang meiden; Was rührt wohl mehr, als was im Herzen ift? Wenn mich das Glück wird wieder zu euch bringen, ‚Lafst uns vereint der Allmacht Lob befingen. . Ich genofs hierauf mein Frühftück, bezahlte meinen braven Wirth, fagte ihm Adieu, trug meinen Brief nach der Poft, fragte den Poftmeifter um den Weg nach Utrecht, — und trat, trotz allen Seelen- verkäufern und allem Krieg, meine Reife dahin an. Der erfte Ort, den ich heute paflirte, hiefs Gildehaus, und ift ein noch zur Graffchaft Bentheim gehöriges Kirchdorf, das wegen feines fchönen Stein- bruches bekannt ıft. Hier wuchs viel Ilex Aqui- folium. Von hier kam ich auf Poppen, das bereits zur Provinz Overyflel gehört, und war alfa nun fchon auf holländifchem Grund. '... Zwifchen Poppen und Hengelo war Erica vul- garis, E, Tetralix, Schoenus albus, Sch, fufcus, TI- lecebrum verticillatum, Corrigiola littoralis, Aira precox, Linum Radiola, Littorella lacuftris, Lyco- podium inundatum, Genifta anglica, G. pilofa, Ru- bus fruticofus, Alifma natans, Ornithopus perpufil- lus, Holcus lanatus, Juncus Teenageia, Salix aurita, Pinguicula vulgaris, Gentiana Pnevmonanthe und G. filiformis. Bei Hengelo fand fich Riccia cryftallina, Salix triandra, S. Helix, Selinum paluftre, Rumex Nemo- ERE lapa- ıe _ TAAE lapathum 11), Pinguicula vulgaris, Arenaria triner- via, Parnaflia paluftris, Polygonum dumetorum, und Ophrys 11) Synonyms. EV Lapathum acutum, minimum. Lob. icon, p, 284, Bauh. hift. v.2. p,995. Hall. enum, p. 171, Cleyne Patich med fpitfche bladeren, Lob, befchr,, V. In P- 349 BB. ‘ Klein Grindwurtz. Tab. kräut. ed. 16$7, p.824. Lapathum minimum. Tab. icon. p.437. Bauh. pin. p- Is. Morif. hift. v. 2, p. 579. Rupp. jen. cd, I, p. 52. Dill, app. p. 23. Mapp. alfat. p. 163. Rumex floribus hermaphroditis, ad alas foliorum conglomeratis; foliis lanceolatis, ‚integerrimis. Boehm. lipf. n. 376. Lapathum Koll acutis, verticillatum, Hall. goett, p- 17. Zinn. goett. P. 40. ’ Lapathum petiolis latefcentibus; foliis longe lanceo- latis; floribus verticillatis‘, verrucofis, Hall, hift. n. 1590. : Rumex conglomeratus. Murray prodr, p.52. Leerf. flor, n, 275. Reich. flor. n. 977. Rumex glomeratus. Schreb, fpicil. confp. Lapathum Hydrolapathum. Scop. carn, ed, 2, n. 442. Rumex paluftris. Weigel, fuppl. n. 866. Rumex crifpus 3, Pollich. hift. n. 356. Rumex paludofus. Hudf. angl. ed. 2, P,154.? Rumex dubius. Retz. prodr, p. 64. Rumex Hydrolapathum, Kerft. Wigg. prim. p, 29. Rumex Nemolapathum. Linn. fuppl. p. 212. ‚Rumex acutus ß. Gort, fept,n. 323, Deferiptiones Auctorum, Bauh. hift.. I. c, Hall. enum, 1. c. ‚ Hall, bift. 1. c. Leerf. flor, I, c. Pollich. hitt, 1. c. Figure. Lob. icon, v,I, p, 284, Lob. befchr, v. 1, p.349. Tab. icon, p. 437. Tab, kräut, ed, 1637, P. 824» Bauh, hift. v, 2, p. 9855 £ 2. | San“ 1er Ophrys fpiralis, die denn eben blühete, und mich mit ihrem angenehmen Geruch erfreuete. Bei Delden, einer kleinen Stadt, wuchs Juncus Tenageia, Ifnardia paluftris, Alifma natans. Zwifchen Delden und Goor fchwamm in den Waffergräben Scirpus fluitans. In Goor, welches ebenfalls eine kleine Stadt ift, war ich über Nacht. ! September, 17. | Hätte mir die vergangene Nacht geträumet, dafs Zutphen der Wohnort zweier grofser Naturforfcher, nemlich des Herrn Archiater de Gorter ı2) und des ‚ Herrn Prediger Martinets fei 13): fo würde ich nun, ohne 12) Diefer David de Gorter ift ein Sohn des berühm- ten Johannis de Gorter , und war chedem Profeflor der Medicin und Botanik zu Harderwyk, von da er im Jahre 1754 als kaifeilicher Leibarzt nach Rufs- land ging, feit 1764 aber nun wieder in feinem Va- terlande wohnt, Wir haben ihm verfchiedene fchöne Schriften zu verdanken, davon ich die mir bekannt gewordenen hier anzeigen will, Flora Gelro-Zutphanica. Harderov. 1745. gvo, Elementa botanica Linnzi accomodata. Harderov. 1749. 80. Appendix ad Floram Gelro-Zutphanicam, Har- derov. 1757. $Vvo. Flora Ingrica, Petropol. 1761. $vo, Flora Belgica, cum duobus Supplementis. Ultraj, 1767. 68. 71. $8V0. Flora Septem Provinciarum Belgii foederati indi- gena. Harlem. 1781. gvo. 13) Von diefem gefchickten Theologen haben wir ein paar artige Werke zur Naturgefchichte erhalten, wel- che von feiner Einficht und feinem Fleifse zeugen, und ihm Ehre machen, nemlich: Catechifmus der Natuur. Amfterd, 1778-82. 8vo. 4 Deelen. " \ S G3 Kleine FREE: 102 Laer ohne mich lange zu befinnen, meinen Weg dahin ge- nommen, und diefen gelehrten Männern meine Auf- wartung gemacht haben, vornemlich, daes mir bei- nahe nichts um gewefen wäre. Allein, folches war mir diefen Morgen noch unbekannt, und zu meinem Verdrufs hörte ich es erft in Leiden und Harderwyk. Ich nahm alfo von hier aus den gewöhnlichen Weg über Deventer. Botaniften, die nach mit diefe Reife machen, werden demnach auf Zutphen gehen, und Deventer zur Rechten liegen laflen, wenn fie nicht etwa beide Orte zugleich befehen wollen, da fie denn zuerft nach Deventer, und von da nach Zutphen ge- hen können. Zwifchen Goor und Markelofandich viel Spar- tium fcoparium. Von Markelo kam ichan einen kleinen Flufs, der die Schipbeek heifst, dem ich eine geraume Zeit folgte, _ bis mich endlich eine darüber gelegte Brücke wieder in den Fahrweg brachte. In diefem Fluffe war Po- tamogeton compreflum , und an deflen Ufer Prunus Padus. Bei Elmerink, einem fchönen 'Landgute, fand Polytrichum urnigerum und Serapias latifolia. Zwifchen hier und Deventer wuchs viel Eu- phorbia Cajogala Ehrh. 14) und Eryngium campeftre, und Kleine Catechifmusder Natuur voor.Kinderen. Amft. 1779. 8vo. i Ki welche beide bereits ins Deutfche überfetzt find, und vielen Beifall gefunden haben. 14) Differentia, Euphorbia radice perenni; caule herbaceo; foliis alternis, lineari -Janceolatis, acutis, mucronatis, trinerviis; umbella multifida, involucri foliolis lato - lanceolatis; umbellulis dichotomis; invo- lucellis diphyllis: foliolis Iato - cordiformibus ; petalis integris; fru&tu glabro, | 5 ke ARE | 103 und dicht vor dem letztern Orte Chenopodium glaucum. Nua Deferiptio. Radix perennis. Caules herbacei, eredii, cubitales, Rami florigeri, dichotomi. Foliaalterna, fubimbricara, lineari-lanceolata, acuta, mucronata, feflilia, integerrima, trinervia, glabra, glauco - viridia. Umbella univerfalis multifida. Involucrum univerfale polyphyllum, reflexum. Foliola lato -lanceolata, mucronatula, Umbeliz partiales dichotomz. Involucra partialia diphylla, Foliola lato - cordiformia, mucronatula. Petala integra, fulva. Fruäus glaber; ftylis eminentibus. Synonymä. Wolffsmilch mit fchmalen Mandelblättern. Tab, kräut. ed. 1637, p. 988- Tithymalns amygdaloides angutifolius. Tab. icon. P« 591. Tithymalus marino fimilis. Bauh, phyt. p. 574. Tirhymalus linarix folio, Bauh, bar i! u; fe Tithymalo maritimo affinis, linarie folio, Bauh. pin. p. 291. Tithymalus foliis glaucis, linearibus, fpinula ter- minatis; radiis umbelle plurimis, reflexis, Hall, Beil. D. 35% Paralio Tithymalo cognata. Gefn. op, v.T, p. 122. Tithymalus foliis linearibus, ariftatis, imbricaris; . ftipulisumbellaribus ovato-lanceolatis, floralibus cordatis. Hall. hift, n, 1055. Euphorbia Paralias. Scop. carn. ed. 2,n.5g1.? Euphorbia Efula, Pollich, hift. n. 460? Deferiptiones Audorum, a enum, |, c, all, gatt. l.c, Hall. if, Ic, Figure. Tab. icon. p, 591. Tab. kräut, ed. 1687, P: 988. Gefn. op, ve It, lign, 17, £152. | G4 104 _ are Nun kam ich nach Deventer, welches‘ einetar- tige Stadt ift, die an der Yflel liegt, worüber dicht vor. dem Thore eine Brücke gebauet ift. x An den hiefigen Stadtmauern war viel Antirrhi- num Cymbalaria, Parietaria GE ie Braflica Erucaftrum. Ich paflirte über die Yffel Brücke, und fand in einiger Entfernung von der Stadt am Wege wieder viel Eryngium campeftre, und weiter hin die ge- wöhnlichen Heidepflanzen. In Appeldoorn, einem zu Gelderland gehörigen Dorfe, nahm ich Nachtquartier. September, 18. Etwas zur Rechten, nahe bei Appeldoorn, liegt das Luftfchlofs Loo, welches dem Erbftatthalter ge- hört, und wo er fich in Friedenszeiten des Sommers gewöhnlich aufzuhalten pflegt, nun aber fchon ein paar Jahre nicht hier gewefen ift. Da es mir: nicht weit aus dem Wege war, fo ging ich dahin, um fol- ches zu befehen. Es befinden fich hier fehöne Gär- ten, und angenehme Luftwälder, nebft vielen Linden- und Eichenalleen, diealle recht fo, wie fie fein follen, nemlich ohne die geringfte Verkünftlung und Zwang,’ natürlich, und fieh frei gelaffen, find. An den Bäu- men diefer Alleen wuchs Lichen cinereo - fufcus Web. L. orbicularis Neck. und L. hifpidus Schreb., die hier vermuthlich nicht fo, wie an andern Orten, als fchädliche Schmarotzerpflanzen, fon- dern als Schönheiten und Gutthaten der Natur ange- fehen werden, wenigftens fahe ich Niemand, der mit Herabkratzung derfelben fich die Zeit verderbte. Ne- ben den Alleen waren grofse Heiden, worauf beinahe nichts, als Erica vulgaris, wuchs. In den Büfchen war a 105 war ei und wieder Vaccinium Myrtillus und V. hör tis idea. Nachdem ich hier dasjenige gefehen hatte, wel- ches für mich am merkwürdigften war, fo fchlug ich mich wieder links. Eine lange Allee von Eichen führte mich in ein fchönes Gehölze, das ein Luft- und Nutzwald zugleich war, und alfo das Angenehme und Nützliche vereinigte. In diefem fanden fich fchöne Cryptogamiften, davon ich hier einige bemerken will. Vielleicht wird dadurch ein etwa hier vorbeireifender ' Pflanzenfreund angereitzt, fich in diefer fchönen Ge- gend einft etwas länger aufzuhalten, und folche bef- ferzu unterfuchen. Die von mirangezeichneten find: Jungermannia complanata, ]J. dilatata, J.tamarifcifo- lia, Hypnum delicatulum, H. proliferum, H. purum, - Bryum glaucum, Mnium polytrichoides rotundifruc- tum und longifruftum, Lichen tartareus, L. oliva- ceus, L. caperatus, Lycoperdon truncatum, Hypnum triquetrum, H.loreum, H. viviparum Neck., H. cur- tipendulum, Lichen carpineus, L. fagineus, Agari- Cus quercinus. Wenn man diefen fchönen Wald durchgegangen "hat, fo kommt man in den Flugfand, und fodann wie- der in die Heide, die aber Heide nichts feltenes für mich hatten, fo, dafsich hier nichts antraf, als was ich nun zwei Jahre faft täglich in den Fürftenthümern Lüneburg und Verden, und in den Herzogthümern Bremen und Lauenburg gefehen habe. Nach Vorthuifen zn fand ich meinen Lichenem Papillariam, eine Pflanze, die ich bei unfern heuti- gen Botaniften ganz vermiffe, ungeachtet folche in Schweden und Deutfchland allgemein ift 15). Zwi- 15) Diferenzia, Lichen fruticulofus, A aphyllus, albidus; G5 samis 106 Ser ‘Zwifchen Vorthuifen und Ufelot wuchs Sera- -.pias longifolia, Inula dyfenterica, und befonders fehr viel Afplenium Spicant. . Von Ufelot kam ich nach Amersfoort, einer Stadt, die im Stifte Utrecht liegt. Hier wird viel Ta- back (Nicotiana Tabacum) gebauet, der von einer ungemeinen Gröfse war, fo dafs ich mich nicht erin- nere, folchen irgendwo fo fchön gefehen zu haben. Die Leute waren eben mit dem Abblatten, Einfüh- ren und Aufhängen deflelben befchäftiget, und es war eine Luft, diefem fleifsigen und ordentlichen Volke zuzufehen. | | Das ganze Haus greift an, und fchämt fich leer zu ftehen, Kein Sklavenhandwerk ift fo fchwer, als müfsig- gehen. Die Aecker waren der Länge nach in lauter fchmale Beete abgetheilt, welche wohl einen Fufs und mehr hoch fein mochten. Der Taback war in zwei Rei- hen darauf gepflanzt. Die Blätter wurden in dem Trockhaufe aufrecht hingefetzt, und fodann des fol- ‚genden Tages aufgehängt. Wenn folche den gehöri- gen Grad der Trockenheit haben, werden fie, nebft den kleinen Stöcken, woran fie hängen, auf Haufen gelegt, = ramis pauciflimis, obtufis, breviff imis; tubercu- lis terminalibus, carneis, Synonyma, Coralloides minimum, fragile, madrepor« inftar nafcens. Dill. hift, p. 107. Deferiptiones Audorum, Dill, hift, 1. c, Figure, Dill, hif, (9 16, f, 28: STATE 107 gelegt, und noch eine gewifle Zeit in diefem Zau- ftande gelaflen, fodann aber von den Stöcken herun- ter genommen, eingepackt und nach Frankreich ge- fandt, wo fie zu Schnupftaback verarbeitet werden. - Jenfeit der Stadt war eine ziemliche Anhöhe, auf welcher eine prächtige Ausficht war. Am Wege nach Utrecht wuchs Spartium fcopa- rium uud Genifta pilofa, und an den Bäumen war wieder Lichen orbicularis Neck, , L. hifpidus Schreb, und L. Acetabulum Neck. _ Zur Linken war noch eine grofse Heide, fo wie ich denn nun einige T’age nicht viel anderes, als fol- che Wüfteneien, pafsirt bin. Mir kommts befon- ders vor, dafs in einem Lande, wo das Holz fo rar und theuer ift, man fich nicht mehr auf die Anzucht eines fo nothwendigen und unentbehrlichen Artikels leget, und diefe unfruchtbaren Heiden nicht in nütz- liche. Wälder zu verwandeln fuchet. Man bedenke einmal, wenn die Hälfte, oder auch nur der‘vierte Theil, diefer Heidegegenden mit Eichen oder Fuhren, und, wo es nafs ift, mit Weiden und Ellern bepflan- zet würde, die alle hier recht gut fortkommen könn- ten, man denke, fage ich, welch ein Profit würde diefes für Holland fein. Viele werden mir zwar vorwerfen, dafs diefe Plätze faft aus biofsem Sande beftehen, und folche Anpflanzungen nicht einmal die Unkoften erfetzen, und noch viel weniger einen Pro- fit geben würden, Ich verfichere aber das Gegentheil, und fage, fo gut esin dem Fürftenthum Lüneburg, wo eben daffelbe Erdreich wie hier ift, angehet, fo gut ‚würde esauch in Hollandangehen. _Wenn nur einmal Die Neigung, die uns lehrt an aller Wohlfahr baun, Nicht blofs auf unfre Zeit und auf uns felber fchaun, Mit 108 aa) Da eigenem Verlüft der Nachwelt Glück er werben, Und für das Vaterland: aus eigner Willkühr fer- ben, wenn diefe Nase nur einmal wieder etwas allge- meiner unter uns würde, und nicht jeder, wie leider! heut zu Tage meiftens gefchiehet, blofs für fich felbft forgte !— “ Die Nacht’überfiel mich; ich mufste alfo in ei- nem Dorfe, fo dicht vor Utrecht liegt, und de Bilt heifst, übernachten. \ September, 19. Des Morgens früh kam ich in Utrechtan. Ich nahm mein Logis in den drei durftigen Herzen, wo ich gut_bewirthet wurde, und es defswegen hier anführe, damit, wenn ein eerer Botanophilus einmal diefen Weg pafsiret, er nicht nöthig habe, fich lange nach einem guten Quartier zu erkundigen. _ Alles übrige, was ich in. Utrecht gefehen, und nicht zur Botanik gehört, willich, um Weitläuftigkeit zu vermeiden, übergehen. Wer hiervon Nachricht verlangt, wird folche, und zwar befler, als ich fie geben könnte, bei ' Büfching und den Reifebefchreibern finden. \ Meine erfte Befchäftigung allhier war eine Her- bation auf dem Walle, denn zum Leute befuchen war es noch ein wenig zu früh. An der äufsern. Seite deffelben, welches eine hohe Mauer ift, deren Fufs gemeiniglich im Waffer ftehet, waren eben die Pflan- zen, die ich in Deventer an der Stadtmauer gefunden habe, nur mit dem Unterfchied, dafs folche hier häu- figer und gröfser waren, _ Ä Nach Endigung meines Morgenfpaziergangs, ging ich nach den Univerfitätsgebäuden, und befahe 7 die aa 109 die Anfchläge der hiefigen Herrn Profefloren. Beim Weggehen hätte mich der heutige ftarke und allgemeine Sturm ein paar mal bald auf die Strafse hingefchmif- fen. Einen folchen gewaltigen und fürchterlichen’ Sturm, wie diefer war, habe ich noch nicht erlebt. Die vielen herunterfallenden Ziegel und Schorn- fteine, nebft den auf öffentlichen Plätzen vom Wind umgefchmiffenen Linden und Ulmen, nöthigten mich die Strafsen zu verlaffen. Ich begab mich alfo nach dem botanifchen Garten (Kruidtuin), welcher hinter dem anatomifchen Theater, oder der hier fogenann- ten Schneidekammer, liegt. Er ift eben uicht fehr grofs, aber regulair, und enthält eine Menge der fchön- ften und rareften Pflanzen, die man an vielen andern Orten vergeblich fuchen kann. So war z.B. hier ein Campherbaum (Laurus Camphora), der weit über armsdick war, und, aufser dem Münchhaufifchen in Schwöbber, der gröfste ift, denich noch gefehen habe. Ferner eine Ginkgo biloba, die im Freien ftand, und wohleinige Klafter hoch war. Ein Mefpilus Pheno- pyrum, eine Aralia fpinofa, und vieleandre dergleichen Bäume, von nicht gemeiner Gröfse. Pyrus Botrya- pium und P. arbutifolia fanden fich auch hier, und zwar mit ihren rechten Namen, welches für mich et- was neues war, denn feit dem ich von dem Upfali- fchen Garten abgereift bin, habe ich diefe noch nicht anders als falfch getauft angetroffen. Abergenug von einzelnen Pflanzen, denn wollte ich alles Schöne und Seltene diefes Gartens anzeigen, fo würde diefes al- lein ein Buch werden. Wer mehreres von diefem fürtreflichen Garten zu wiflen verlangt, den verweife ich auf des ehemaligen hiefigen Profeflors E, J. von Wachendorf Horti Ultrajectini indicem (Ultraj, 1747, $.), worin zwar nicht alles zu finden, was’ diefsmal in diefem Garten ftehet, denn feit der Ausgabe jenes Ver. 210 are Verzeichniffes find viele Pflanzen hinzu gekommen. Der Garten ift noch nach diefem Wachendorfifchen Syftem 'bepflanzt, foll aber mit eheftem nach Linnes rangirt werden. Die Bäume find bereits aus der Ord- nung heraus genommen, und ftehen nun zur Rechten alleine, wo fie für fich ein eigenes Regiment ausma- chen, . Der diefsmalige Profeflor der Botanik allhier heifst Nahuys, und ift einer von unfern erften und beften Botaniften.. Ich hoffe, dafs wir einft fchöne Sachen von ihm zu fehen bekommen werden, denn von einem folchen Manne kann man nichts fchlechtes erwarten. Der Hortulanus ift ein höflicher, gefchick- ter, fleifsiger und dabei lehrbegieriger Mann, und hat alfo alle Eigenfchaften, die man von einem botani- fchen Gärtner fordern kann. Nach genoflenem Mittagsbrodt machte ich eine kleine Tour nach den vor der Stadt gelegenen fchö- nen Alleen, die Maliebaan genannt, welche fürtref- liche Spaziergänge es denn auch mit Recht verdienen, dafs ein jeder hier durchreifender Fremder folche be- fuchet, wenigftens gereuet mich die Stunde nicht, die ich zu deren Befehung angewandt habe. | Von diefen Alleen ging ich nach Herrn Brakel, einem Handelsgärtner auf der Tulpenburg, die gleich vor der Kermis - Waterpoortje liegt. Ich wurde von ihm fehr höflich empfangen, und er gab fich alle mög- liche Mühe, mir feine Pflanzen zu zeigen. Ueber die- fes bekam ich viel Schönes von ihm zum Einlegen, fo dafs mein Herbarium der Gütigkeit diefes Mannes: ‚einen artigen Zuwachs zu verdanken hat. Herr Bra- kel ift unermüdet, feinem Garten die fehlenden Pflan- zen zu verfchaffen, und diefer prangt defswegen auch mit den feitenften Sachen. Als ich da war, fo blühete bei ihm eben eine Agave americana: Sie war gegen 22 Fufs hoch, und hatte viele taufend Blumen. In. | dem dem Gawächshaufe fland ein befonderer Baum, den ich vorher noch nicht gefehen habe. Er hiefs fol- chen. Rhus linixfolium, und fagte, dafs er aus Saa- men, welchen Herr Profeffor Thunberg vom Vorge- bürge der guten Hoffnung gefandt habe, gezogen fei. Dem äufserlichen Anfehen nach 'gehört er zu einer ganz andern Gattung, Neben diefem fogenannten Rho& waren noch ein paar andere unbekannte Bäum- chen, die Herr Brakel aus japanifchem Saamen gezo- gen hat, und ebenfalls noch unbekannt find. Ver- muthlich werden wir von diefen und andern derglei- chen Pflanzen bald in Freund T'hunbergs Flora japo- nica und capenfi Erläuterung und Aufklärung bekom- men. — In Töpfen hatte Herr Brakel eine Menge der fchönften Pflanzen, und fürnemlich waren dar- unter viele Aloz, Amaryllides, Cacaliz, Cadti, Cifti, Cotyledones, Craflule, Euphorbi@, Fici, Gerania, Hermannixz, Hibifci, Lauri, Mefembryanthema, Mimofxz, Pafliflorz, Rhamni, Rhboa, Royenz, Sal- vi, Smilaces, Solana, Teucria, Yuccz, u. dgl., fo, dafs man fo leicht bei keinem Handelsgärtner eine fo grofse Anzahl von folchen Gewächfen finden wird. ‚Im Freien (fub dio) ftand mein Rhus Cacodendron, welches viele Klafter hoch und beinahe einen halben ‚Fufs dick war. In der Entfernung fahe es wie eine Juglans nigra aus, und hatte auch einen folchen Stamm. _ ‚Ich habe es vorher noch nicht fo grofs gefchen 16). ‚Nicht weit von: diefem war eine befondere Art von Pruno, die Herr Brakel Prunum americanam nannte, und aus amerikanifchem Saamen gezogen fein Toll. Herr Brakel fagte mir, dafs folche Flores racemofos Äh habe, 16) Diferentia, Rhus foliis pinnatis, multijugis, glabris: foliolis ovato- lanceolatis, acuminatis, breviflime petiolulatis, bafı dentatis , ceterum integerrimis. Fa... BE habe, und ift diefes, fo möchte fie wohl eine neue "Species fein. Eine Birke mit fehr grofsen Blättern, welche gleichfalls aus amerikanifchen Saamen aufge- gangen if, fahe mir auch ganz'befonders aus. Pyrus fempervirens (Malus fempervirens virginiana Brak.) und Pyrus alaternifolia (Pyrus americana, alaterni folio, exeleganter variegato, argenteo Brack.) 'wa- ren ebenfalls hier, und fcheinen Gründe zu haben, die Arten von Linnes Pyro zu vermehren, oder doch wenigftens bei den fchon angenommenen als Subfpe= cies angeführt zu werden. Doch ich werde zu weit- _ läuftig. Wer den ganzen Vorrath von Brakels Pflan- zen kennen will, den erfuche ich, deflen Verzeich- nifle zu lefen. | Die Nacht trieb mich ‘nach meinem Quartier, wo ich denn vor dem Effen noch meine Pflanzen einlegte, und mich über die heute gemachten Beuten freuete. September, 20. Des Morgens früh um fieben Uhr ging ich auf die Treckfchuyt und fuhr nach Leiden. Ich kann von diefer Fahrt eben nichts befonders fagen, als dafs ich darauf einige fchöne Oerter zu fehen bekam, da- von ich blofs das Städtchen Woerden , und die Dör- fer Boodegraven, Zwammerdam und Alphen nennen will, welche alle fchon zur Provinz Holland gehö- ren. Da der Ruf (Roef) diefer Schuyt vermiethet war, fo mufste ich mit meinen Reifegefährten, davon die cine Hälfte aus Kaufleuten, Paftoren, Wirthen, Soldaten ; Bauern, u.f;w., die andere aber aus Mes- dames, Frauen, Mesdemoifelles, Jungfern, Mädchen, ı und dergleichen beftand, mit dem Raum vorlieb'neh- men. Unfere ganze Gefellfchaft waren, zwei Fran- zofen und mich ausgenommen, lauter Holländer, da- von denn die Mannsperfonen, wie leicht zu erach- ten, ala 113, ten, fich mit Tabacksrauchen und Orlogsfachen be- fchäftigten, die Frauenzimmer aber mit ihren Feuer. kiken die Füfse wärmten und mit den gewöhnli- chen Schnatterdifcurfen fıch die Zeit vertrieben, Die- Franzofen liefsen fich unterdeflen ein Gläschen Wein fchmecken, und ich vergnügte mich während unfe. rer Reife mit Lefen. Nachmittags um vier Uhr kamen wir in Lei- den an. Ich freuete mich, dafs ich endlich von der mich den ganzen Tag vexirten holländifchen Taback- rauchs- und Kohiendampfsatmofphäre erlöfet wurde, und der feit heute Morgen gedauerte Orlog-und Schnat- . terdifcurs nun fein Ende erreicht hatte. Die ganze Reife, welche neun holländifche Stunden gerechnet wird, koftete etwas über einen Gulden, welches, in Betrachtung der commoden Fahrt, eine Kleinigkeit it. Ich werde aber dem ungeachtet mich nicht wie- der auf diefe Treckfchuyten fetzen, es müfste denn des Nachts gefchehen, oder fchlechtes Wetter fein, oderich müfste etwa in Zukunft einmal den Gefchmack für Pflanzen und Gärten verlieren, wofür ich aber noch nicht Urfache habe bange zu fein, r So bald ich in meinem Logis, das gleich bei der Utrechter Schuyt war, mich ein wenig erquickt hatte, ging ich nach dem Marendyk, und befahe allda den Garten der Witwe Valkenburg und Sohn, der ehe- dem dem Herrn van Hazen, Valkenburg und Com- pagnie gehörte, und nicht nur in Holland, fondern auch aufserhalb, als einer der beften bekannt ift. Herr van Hazen, ein zwar fchon etwas alter, aber dennoch robufter, braver und gefchickter Mann, der, ungeachtet feiner Jahre, noch täglich zweimal nach diefem Garten kommt, und fichan deflen Schönheiten vergnüget, war eben zugegen, und bewillkommte | mich auf das freundlichfte. — Ich fragte zuerft Ehrl, Beitr, B. 2. H nach 114 ala RR nach amerikanifchen Bäumen und Sträuchen. Herr Valkenburg, der nun diefe Sachen beforgt, und ein Mann von dem beften Herzen ift, hatte defswegen die Gütigkeit,: mich nach einem andern Garten zu führen, der ebenfalls ihm und feiner Mutter gehört, und blofs mit ausländifchen Bäumen und Stauden, die im Freien wachfen können, bepflanzt it. Man kann leicht gedenken, dafs ich hier eine grofse Anzahl von Pflanzen werde angetroffen haben, denn ein Gar- ten, der fchon.vor vielen Jahren fo berühmt gewe- fen, und feitdem alljährlich noch neue Vermehrun- gen erhielt, wie kann diefer wohl anders als pflan- zenreich fein?, Ich hoffe nicht, dafs Jemand hier ein Verzeichnifs von allem dem, was ich in diefem Garten gefehen habe, von mir erwarten werde, Zu- mal, da die Befitzer mit cheftem ihre Reichthümer und Seltenheiten wieder in einem neuen Catalogo anzei- gen werden. Ich will alfo blofs einigen Pflanzen, die ich vorher noch nicht gefehen habe, bemerken, wozu denn folgende gehören: Betula Alnus laciniata,- einer der fchönften Bäume, die ich noch gefehen habe, Evonymus longifolius, Fothergilla alnifolia, Ulmus pumila, ein allerliebfter Strauch, Zanthoxylum tri- foliatum, Corylus Colurna, Kaurus Saflafras, ver- fchiedene Andromedz, Ericz, Rofz, Salices, u.a. m, Herr Valkenburg hatte die Gütigkeit, von allem, was jeh nicht fchon in meinem Herbario hatte, mir et- was abzufchneiden, wodurch denn meine Sammlung heute wieder einen ziemlichen Zuwachs erhielt, wo- für ich diefem gefälligen Manne unendlich Ve den’ bin, September, 21. - Des Morgens ging ich nach dem hiefigen bota- nifchen Garten. Da der Gärtner nicht zu Haufe war, fo wurde ich von feiner Frau herumgeführt, welche durch ala 115 durch das öftere Vorzeigen ihres Mannes eine ziem- liche Arzahl von Pflanzen kennen gelernt, fo dafs fie im Nothfall wohl einen Apotheker oder einen Can- didaten der Medicin examiniren Könnte. Von hier begab ich mich wieder nach Herrn Valkenburg, und bat ihn, mir heuteden Garten beim Haufezu zeigen, welcher meiftens Pflanzen der wär- mern Gegenden enthält. Ich traf den Herrn van Hazen auch fchon wieder hier an, und beide diefe ‚Herren hatten die Gütigkeit, mit mir herumzugehen, und mich ihren Pflanzenvorrath fehen zu laflen. Ich fand hier abermals eine unglaubliche Anzahl von Ge- wächten, und darunter eine Menge der rareften Sa- chen, von welchen wir vermuthlich ebenfalls bald ein Verzeichnifs zu fehen bekommen werden, wenig- ftens wünfche ich es fehr, und viele Liebhaber wer- den es mit mir wünfchen. Ich erhielt hier auch wie- der verfchiedene Pflanzen für meine Kräuterfammlung, dafür ich diefen Herren, fo wie für ihre freundfchaft- liche Aufnahme, hiermit nochmals meinen fchuidig- ften Dank fage, und ihre mir erzeigte Gefälligkeiten niemals vergeflen werde. Nach dem Mittagseffen ging ich wieder nach dem botanifchen Garten, und traf nun Herrn Meerburg, den Gärtner, felbft-an, der mich denn nicht allein ' Sehr höflich empfing, fondern über diefes mir noch alle mögliche Gefälligkeiten erzeigete. Er ift einer unferer beften Gärtner, und zugleich ein fehr guter Botanifte, welcher nicht allein feine unter fich ha- benden Gartenpflanzen aufs genauefte kennt, und fol- che zu examiniren und zu befchreiben weifs, fondern überdem noch fehr grofse Verdienfte bei der hollän- difchen Flora hat. Herr de Gorter hat ihm viele Pflanzen zu verdanken, und feinen Namen defswegen in der Flora Asse KARR IRRE: zum öftern ange- H.2 führt, 116 AR führt. Er giebt auch ein botanifches Werk heraus, das Abbildungen von raren Pflanzen, befonders des Leidenfchen Gartens, enthält. Esfind davon bereits fünf Decaden heraus, deren jede 3 holländifche Gul- den koftet. Die fechfte Decade wird vermuthlich den Schlufs machen, weil Herr Meerburg befürchtet, dafs das Buch den Liebhabern fonft zu theuer werden möchte. Alle Pflanzen find von ihm felbft gezeich- net, in Kupfer geftochen, und illuminirt. Auf jeder Platte ıft, außer der Pflanze, noch ein rarer Schmet- terling abgebildet. Der Text enthält die Namen der vorgeftellten Pflanzen und Infekten,, ihre fpecifiquen Charaktere, Geburtsörter, und zuweilen noch einige artige Bemerkungen. Die ganze Einrichtnng desBu- ches ift ungefahr fo, wie die von der Flora danica. Der Titel davon ift: Afbeeldingen van zeidzaame Ge- waflen, door Nicolaas Meerburgh, Hortulanus van. den Kruidtuin van’s Lands Univerfiteyt te Leyden. Te Leyden, by Johannes le Mair, 1775, fol. Herr Meerburg ift über diefes auch der Verfaffer zu einer andern Schrift, die zwar nur aus einigen Bogen be- ftehet, aber dennoch vielen Beifall findet, und erft diefes Jahr unter folgendem Titelheraus kam: Naam- ‚Iyft der Boom en Heeftergewaflen, dienflig tot het aanleggen van Luftbofchies of zogenaamde Hermita- gien, door N. Meerburgh &c. Tee Leyden, by ]. Meerburgh, 1782, 8. Diefer gefchickte Mann hat auch ein fchönes Herbarium, eine gute Papilion- fammlung, und viele andere Schönheiten der Natur, nebft einer ganz artigen Bibliothek. Aber genug von dem Gärtner. Nun etwas von dem Garten. — Er ift grofs, dabei aber ziemlich regulair, und mit einer hohen Mauer umgeben. Die Pflanzen ftehen nach van Royens Syftem, die Bäume jedoch ausgenommen, welche fich am Ende des Gar- tens vu 317 tens allein befinden. Einige von diefen letztern find fchon ziemlich bei Jahren, und haben daher eine an- fchnliche Gröfse, fo dafs man folche felten gröfser finden wird, wenigftens habe ich die Diospyrum Lo- tum, Crategum Crus galli, C. Ariam helveticam et fuecicam, u. m.d.gl. niemals fo fchön, und einige felbft in ihrem Vaterlande, nicht fo gut gefehen. Auch diefes gilt von denen, welche in wärmern Ländern . zu Haufe gehören, z. B. von Palmen, deren Stämme wohl ein paar Klafter hoch find, der Royena lucida, Bacchari halimifolia, Sideroxylo Melanophlco, My- rica cordifolia, Sophora biflora, und hundert andern. Der Garten enthält eine erftaunliche Anzahl von Pflan- zen, fo dafs ilın hierin wenige übertreffen werden. Schade! dafs wir kein vollftändiges Verzeichnifs da- von haben, denn fowohl in-H. Boerhaavii Indice äl- tero plantarum, que in Horto academico Lugduno, Batavo aluntur (Lugduni Batav. 1720, 4, und 1727, 4), als in A. v. Royen Flor& Leidenfis prodromo, exhibente plantas, qu& in Horto academico Lugdu- nobatavo aluntur (Leid 1740, $), fucht man eine grofse Menge vergebens. Doch'’vielleicht befchenkt uns Herr Profeflor van Royen bald mit einer neuen „und vermehrten Ausgabe diefes Prodromi, der fich doch ganz vergriffen hat, und in Leiden felbft, fo rar als Gold ift, oder fchreibt wohl die fchuldig geblie- bene Floram Leidenfem feines Anteceflors felbft, we- nigftens wünfche ich, und viele mit mir, folches herzlich. Zum Angedenken diefes Gartens, erhielt ich durch die Gütigkeit des Herrn Meerburgs verfchie- dene fchöne und feltene Pflanzen, wofürich demfel- ben nochmals den verbindlichften Dank abftatte, und mein Herbarium mich und meine Freunde zeitlebens an diefen gefälligen, freundfchaftlichen und uneigen- nützigen Mann erinnern foll. H 3 Des 118 i BL 7 u a? Des Abends machte ich noch dem Herrn Profef- for Hahn meine Aufwartung, welcher ein geborner .. Deutfcher ift, ein Mann, der feinem Vaterlande Ehre macht. Er war vorher Profeffor in Utrecht, nun ‚aber bekleidet er die Stelle eines öffentlichen Lehrers der Mediein und Chemie in Leiden. Man giebt ihm hier das Lob, dafs er gegen Jedermann fehr hönich und dienftfertig fei, und befonders den ihn befuchen- den Fremden viele Gefälligkeiten erzeige, welches Lob er denn auch mit Recht verdienet. September, 22. Da es heute Sonntag war, und ich andiefen Ta- gen nicht gern in Städten bin, fo nahm ich mir vor, eine Herbation nach den Dünen und an die Nordiee zu machen, denn ich denke wie Cicero: Nec pietas adverfus Deum, nec quanta huic gratia debeatur, fine explicatione Natur& intelligi poteft; Homo enim ortus eft ad contemplandum Deum, et Naturz con-. templatio eft ad Dei admirationem proxima et aper- tifima via, und fage wie jener Kirchenvater: IsDe- um honorat, qui ejus opera agnofeit, et qualia ab ipfo a {unt, admiratur et celebrat. — Auf dem Wege fiel wenig merkwürdiges vor, bis ich endlich in ein grofses Gehölze kam, welches der Haagfe Bofch heifst. Ich fahe allda den foge- nannten Oranienfaal, oder das Haus im Bufch, wel- ches ein fehönes Luftfchlofs ift, das dem Herrn Erb- ftatthalter gehört, wobei fich ein angenehmer ‚Gar. ten und fürtreflliche Spaziergänge befinden. Von hier kam ich nach dem Haag, einem Orte, der wegen feiner fchönen Strafsen, herrlichen Pallätte, fürtrefichen Spaziergänge, u. d. BE ift, von welchem allem man in den Erd- und Reifkbefchrei- bungen ausführliche Nachrichten finden wird. Im Vorbeigehen fahe ich auf dem a den ne att eu ftatthalter, nebft einer Menge fchweitzerifcher Oft. ciere, befonders aber vieie Zürcher und Berner. ‚Ich hielt mich im Haag nicht lange auf, fon- dern ging fogleich nach den Dünen zu. Gleich aufsen vor der Stadt kam ich in eine herrliche Allee, welche mit Backfteinen gepflaftert ift, und aus vier Reihen Ulmen beftehet. In der Mitte ift ein breiter Weg. zum Fahren und Reiten, und auf jeder Seite ein fchmahler für die Fufsgänger. Sie gchet vom Haag, und zwar in gerader Linie, bis ganz nach Schevelin- gen hin. Die Bäume find hoch und ungekünttelt, welches denn in meinen Augen auch ihre gröfste Zierde if, — ‚Als ich ungefähr die Hälfte diefer Allee gegan- gen war, nahm ich meinen Weg links in die Dünen. Ich fand, ungeachtet der fpäten Jahrszeit, hier noch verfchiedene recht artige Pflanzen, worunter fich denn ‚auch Phleum arenarium und Schonus nigricans befanden, die ich beide vorher noch nicht anders, als in Herbarien, gefehen habe, und mir alfo. defswegen befonders angenchm waren. Da folche etwas rar find, fo habe ich davon eine ziemliche Anzahl von Exemplarien für meine Freunde eingelegt, welche ich denn bei folchen Gelegenheiten niemals zu ver- geilen pflege, ungeachtet ich zu meinem Verdrufle zum öftern fehen mufs, dafs reifende Botaniften, die doch die fchönfte Gelegenheit von der Welt gehabt, > Pflanzen einzulegen, von entfernten Orten wieder kommen, ohne einmal daran gedacht zu haben, etwa ein Exemplar für einen guten Freund mitzubringen, ja öfters fich nicht einmal fo viel Mühe gegeben, ei- nes für fich felbft einzulegen, fondern ihr Herbarium lieber aus den Doubletten ihrer Freunde zufammen ' fehnurren,: Merkts Euch, liebe Brüder! H4 » Aufser Bone are Aufser den eben benannten Gräfern fand fichin diefen Sandbergen noch viel Salix fufca, Hippopha& Rhamnoides, Liguftrum vulgare, Rofa fpinofiffima, Arundo arenaria, und hin und wieder auch Gentiana eruciata und G. Amarella. = Nach der See zu wüchs Eryngium maritimuin, Salfola Kali und Bunias Cakile. Als ich meine Luft in diefen Dünen gebüfst hatte, ging ich an die See, wo ich aber, von dem letzten Sturm, faft alle Pflanzen mit Sande bedeckt fand. Das einzige, was ich noch fahe, warenein paar Fuci, nemlich der Fucus veficulofus, F. nodofus, F. fıliquo- fus, F. loreus und F. Filum. | | In Hofnung, noch etwas zu finden, N ich den Seeftrand bis ganz nach Schevelingen hin. Ich konnte aber nichts befonders, als einige Krebfe, Conchylien und Thierpflanzen, bemerken. ” Bei dem Dorfe Schevelingen wuchs Saponaria officinalis, Brafiica Erucafirum und Scandix An- thrifcus. Alsich hier botanifirte, led mir die Jungen nach, und verwunderten fich über mich, welches Tonft in der Nachbarfchaft von einer Univerfität etwas feltenes ift. Endlich ging ein alter Mann vorbei, der vermuthlich in feinen jüngern Jahren (vielleicht 1735 bis 1738) hier wohl fchon folche curieufe Leute mag gefehen haben, welcher den Jungen zurufte, dafs ich Kräuter fuche, und fie mich follten gehen laflen, Diefes gehört zur Holländifchen, und befonders Lei- denfchen Gefchichte der Botanik! — | Von Schevelingen ging ich durch die fchöne Allee wieder nach dem Haag, wo mir denn eine grofse Menge Menfchen begegnete, die nach diefem Dorfe hin fpazierten, Viele davon fuhren auf offenen Wa- gen, RAR IE gen, worauf öfters ro bis ı2 Perfonen fafsen. ‚Bei dem Thor traf ich viele ledige Kutfchen, Chaiien, Carriolen,u. .d. gl. an, ‚welche. hier auf Verdienft warteten, beinahe eben fo, wie in Stockholm des Winters die Schlitten auf den Marktplätzen. | Im Haag fragte ich nach dem Hrn. Prof£effor Schwenke, hörte aber in deffen Haufe, dafs er nach feinem Garten gegangen fei, welches mir nicht unan- genehm war, indem ich diefen doch ohnehin gerne be-- fchen wollte. Da diefer Garten höchttens eine Vier- telftunde von der Stadt entfernt ift, fo verfügte ich mich fogleich dahin, und traf zu meinem Vergnügen den Herrn Profeffor auchallda an. Er iftfckon etwas alt, dabeiaber noch frifch und munter, und gegen Fremde ungemein höflich 17). Sein Garten ift zwar nicht grois, enthält aber eine Menge der rareften Pflanzen, und für- ‚nemlich Bäume und Sträuche. _ Die Magnolia glauca, M. acuminata und M. tripetala ftanden hier, fo wie in allen holländifchen Gärten, im Freien, und waren gröf- fer, als ich fie noch jemals gefehen habe, Die letzte hiervon hatte fchöne Früchte, welches in Europa etwas feltenesift. Imvorigen Jahre brachte fie ebenfalls rei- fen Saamen, und der Gärtner zeigte mir über hun- dert junge Pflanzen, welche er daraus gezogen hatte. Laurus 17) Diefem gefchickten Manne haben wir einige fchöne Schriften zu verdanken, deren Titel ich hier anzei- gen will, Officinalium Plantarum Catalogus, qux& in Hotto medico, quiHagx comitum eft, aluntur. Hage comit. 1752. $- Verhandeling over de waare Gedaante, Aart en Uytwerking der Cicuta aquatica Gesneri. In s’Gravenhage. 1756. 9. Kruydkundige Befchryving der in en uytlandfche Gewaflen, welke hedendagfch meet in Gebruyk zya, s’Hage. 1766.98, | H 5 2 we y Me 1 BEE 5 I “ Laurus ‚Saffafras, Ginkgo. biloba, u. f. w. fanden fich auch hier, und zwar von einer anfehnlichen Gröfse. Vifeum album, mas und femina, die man fonft felten in botanifchen Gärten beifammen fiehet, waren auf zwei Weifsdornflämme gepflanzt, wozu man den Saamen aus Maftricht verfchrieben hat. All- hier waren auch fchöne Hecken aus Querco Subere und Jlice Aquifolio variegatoe. Im Gewächshaufe fand ein fchöner Baum von Myrto Pimenta, der mit feinen grofsen Blättern und herrlichen Geruche mich ganz entzückte. Es ift eine der feltenften Pflanzen, die ich in langer Zeit gefehen habe. Der Herr Pro- feflor lieit in diefem Garten den hiefigen Apothekern ein Collegium, welches ich wohl felbft einmal hören möchte. Glücklich, wer an einem folchen Orte wohnt, in dem fo fürtrefliche Einrichtungen find! Des Abends ging ich in die Stadt, und fetzte mich auf die Treckfchuyt, da ich denn gegen 10 Uhr wieder in Leiden war. September, 23. Des Morgens um 7 Uhr fpazierte ich nach‘dem botanifchen Garten, und hörte bei dem Herrn Pro- feifor van Royen eine Vorlefung. Ex erklärte eben die Inflorefeenz der Pflanzen, welches mir fehr an- genehm war, indem diefer Theil der Botanik in un- fern Lehrbüchern, und felbft vom feligenvon Linng, immer fehr fchlecht abgehandelt wird. Unfer Lehrer machte feine Sache fürtreflich, und ich " wünfchte, dafs er feine Terminologie einft abdrucken liefs, zu- mal, da vieles darin vorkommt, welches ihm ei- gen gehört. Wir waren in allem nicht mehr als 6 Zuhörer, welches für eine fo berühmte Univerfität eben nicht allzuviel ift, indeffen es war auch fchon etwas kühl des Morgens, und man weifs wohl, viele . unferer heutigen Botaniften find bange vor Verkäl- u AT 123 tungen! Ueber diefes, fc fchämen fich viele Studen- ten, die Erklärung der Kunftwörter anzuhören, und denken, wenn fie nur Latein können, fo brauchen -fie weiter nichts, . Aber daher kommen denn auch die herrlichen Defcriptiones Plantarum! Nach geendigter Vorlefung machte ich dem ‘ Herrn Profeflor meine Aufwartung, welcher mir denn mit aller möglichen Höflichkeit begegirete und feine Dienfte anbot. — Ich hoffe, dafs wir von diefem gefchickten Botaniften einft herrliche Bemerkungen zu fehen bekommen werden, denn da er nicht, wie viele andere Profefloren, den ganzen Tag mif Vor- lefungen verderben mufs, fondern nur eine einzige Stunde lieft, über diefes, auch fein Brodt nicht mit Bücherfchreiben , Zeitungsfchmieren, u..dgl. zu ver- dienen gezwungen ift, fondern feine ganze Zeit zu Beobachtungen verwenden kann: fo ift esganz natür- lich, dafs er, in einem fo fürtreflichen Garten, und in fo langer Zeit, da er demfelben vorgeftanden itt, ° eine Menge derfelben mufs gefammelt haben. Schade, dafs ich nichtnäher bei ihm wohne! Gewißs, ich wollte alle meine Kräfte und alle meine Beredfamkeit anwen- den, um ihn zu vermögen, der Welt feine Bemer- kungen mitzutheilen. — Von hier ging ich vor das Kuhthor (Koepoort), und befah allda einen Garten, deflen Befitzer fich Ja- cobus Schuurmans Steckhooven nennt, und ein Handelsgärtner ift. Ich traf hier, aufser einer un- geheuern Menge von Blumengewächfen, abermals eine fchöne Sammlung von ausländifchen Bäumen und Stauden an, darunter befonders verfchiedene feltene Arten vom Acere, Cratzgo, Mefpilo, Pino, Pyro, Querco, Rofa, u. dgl. waren. Auch fahe ich in Hol- land die mehrften und beften Bäume von Pyro fem- pervirente, Ulmo pumila, Illice Cafline latifolia und angu, I2A San anguftifolia in diefem Garten. ' Ich erkundigte"mich bei dem Befitzer nach den Preifen von einigen, und fand, dafs folche ziemlich billig waren. Auffer den Blumen und ausländifchen Bäumen und Stauden, fin- det man hier auch faft alle Sorten von Öbftbäumen. Mehreres kann man in den Pflanzenverzeichniffen diefes Gartens fehen, über deren Inhalt und fchöne Einrichtung man fich freuen wird, IR Nachmittags machte ich noch e!"en Befuch bei Herrn Meerburg, denn einen Mann von diefer Art, bei dem man fo vieles fehen und lernen kann, kann ‚man nicht zu oft befuchen; und ift er dabei noch felbft lchrbegierig, :und freuet fich, wenn man zu ihm kommt, und mit ihm von Pflanzen fpricht, fo kann man einen folchen Befuch noch als eine Art von Päicht anfehen, die man feinem Freunde fchuldig ift. Nur fchade!-dafs wir nicht mehrere dergleichen Leute haben, und man immer fo weit reifen mufs, wenn man einen folchen Mann fprechen will, ! Von hier wollte ich in eine Vorlefung des Herrn Le Franceg von Berkhey gehen, um auch diefen ge- fchiekten Botaniften kennen zu lernen, ich kam aber zu fpät 18)., So gehet es, wenn zwei Lehrbegie- rige zufammen kommen, fie können bei ihren Unter- scdungen nicht gut ein Ende finden, Nach- 1 18) Ungeachtet diefer gründliche Gelehrte durch feine Werke in. Deutfchland fo gut, als in Holland, be- kannt.ift, fo kann ich doch nicht umhin, deren Ti- tel abzufchreiben, denn dergleichen Arbeiten können nicht zu viel angezeigt werden. Expofitio charadterifica Florum, qui dieuntur compofiti, cum figuris ad naturam expreflis. Leid. 1760, 4. Natuurlyke Hiftoire van Holland, Amfl, 1769 en volg, 8. het TA 125 Nachher fahe ich noch einige Compagnien mei- ner Landsleute muftern, und freuete mich recht herz- lich über diefelben. Glückliche Leute! dachte.ich, die unter fo liebreichen Oficiers dienen! Wie un- gleich werdet ihr, gegen andere, tradtirt! — Aber denkt erft einmal an unfere Brüder zu Haufe! — Welch ein Unterfchied ift noch zwifchen euch und jenen, von denen Haller fagt: O felig! wer, wie Ihr, mit felbft gezognen Stieren, Denangeftorbnen Grund von eignen Aeckern pflügt; Den reine Wolle deckt, beiaubte Kränze zieren, Und ungewürzte Speif’ aus füfser Milch vergnügt; Der fich bei Zephirs Hauch,und kühlen Wafferfällen, In unbeforgtem Schlaf, auf weichen Raten ftreckt; Den niein hoher See das Braufen wilder Wellen, Noch der Trompeten Schall in bangen Zelten weckt. Wer feinen Zuftand liebt, und niemals wünfcht zu beflern, '-Gewifs der Himmel kann fein Glücke nicht ver- gröfiern. Des Abends befuchte ich einen hier die Medicin ftudirenden Elfaffer, Namens Culmann, welchen ich heute in: dem botanifchen Garten kennen gelernt, und der ein Mann ift, deflen Charakter feiner Nation auf diefer Univerfitäit Ehre macht. Ich fchätze mich "glücklich, einen fo aufrichtigen Menfchen zu meinem Freunde zu haben! September, 24. Des Morgens ging ich noch einmal in den Gar- ten des Herrn Jacobus Schuurmans Steckhooven, und erhielt allda noch ange Pälanzen für mein Her- barium. Um ıı Uhr Beldehte ich das chemifche Labo- ratotium, und hörte bei dem Herrn Profelfor Hahn eine B 126 _ Ser eine-Vorlefung über die Beftandtheile der Körper, die; zu meinem Vergnügen, in feinem Curfu heute eben vorkamen. Habe ich jemals eine Stunde gut ange- wandt, fo ift es gewifs diefe. Herr Hahn befitzt eine ungemeine Gelehrfamkeit, und hat den fürtreff- lichften Vortrag, den man fich nur vorftellen kann. Seine Vorlefungen könnten, ohne ein Wort zu än- dern, fogleich gedruckt werden. Solche Leute ma- chen Deutfchland Ehre! Des Nachmittags fpazierte ich nach Boerhaa- vens Garten, der ungefähr eine halbe Stunde von Leiden liegt, und nun einer Tochtertochter des feli- gen Mannes gehört, die mit einem Herrn van Leiden - verheirathet if. Zu meiner Verwunderung fand ich hier, anftatt des ehedem fo berühmten botanifchen Paradifes, ein gemeines englifches Bufquet, Bei meiner Zurückkunft nach Leiden, wollte ich noch meinem Landsmann, dem Herrn Profeflor Allamand, allhier meine Aufwartung machen, ich traf ihn aber nicht zu Haufe an. Den Abend brachte ich wieder beimeinem Freund. Culmann zu, wo wir uns denn noch einmal recht herzlich vergnügten, und fadann von einander Ab- fchied nahmen. — Es kann das gröfte Glück mir nichts erwünfchters. geben, Als deine Zärtlichkeit, dein Wohl, dein langes Leben. O nahet nicht einmal der holde Tag heran, Da ‚ich dich wiederfehn, und froh umarmen kann. September, 25. Rzifte ich wieder von dem angenehmen und un- vergleichlichen Leidenab. Ich kam zuerftnah Rhyns- burg, wofelbft ehemals eine adeliche Benedictiner Non- N aa 127 'Nonnenabtei gewefen ift. Inden Mauern des rui- nirten Klofters wuchs viel Cheiranthus Cheiri, Bei Katwyk op Rhyn war Potamogeton com- _-preffum und P. pufillum, und in den Dünen bei Kat- wyk op Zee ftand Orobanche ‚major. . An dem Ufer der Nordfee war nichts als Fucus veficulofus, F.nodofus, F.loreus, F. filiquofus, F. Fi- lum, F. ferratus, u. d.gl., die aber meift alie mit Sand bedeckt waren. Bei Noordwyk opZee wuchs Arenaria peploides, und Atriplex laciniata. Etwas unter diefem Dorfe ging ich wieder in die Dünen hinauf, fahe aber nichts, als was ich vor einigen Tagen fchon bei Schevelingen gefunden habe. An allen Orten, wo man hinfiehet, ift Salix fufca, Eryn- gium maritimum, Arundo arenaria, Phleum arena- rium, nichts als Plant® arenari&! Bei Noordwyk, einem Dorfe, wo viele Apo- thekerpflanzen gezogen werden, fand ich den Thy- mum Acinum. ° Von hier fchlug ich mich wieder links, und pafsirte noch einmal diefe Sandhügel. Auf dem Wege bekam ich viele Kaninchen zu fehen, welche fich in grofser Menge an diefen Orten aufhalten. Da folche in Holland viel gegeffen werden, und überdem ihre Felle von grofsem Nutzen find: fo kann man diefe Thiere mit Recht als einen hiefigen Nahrungsar- tikel betrachten, - Aus diefen Dünen kam ich wieder an die Nord- fee, deren Strand ich denn bis nach Zantvoort folgte; Von Pflanzen fahe ich nichts befonders mehr auf die- fem Wege. Das meifte, welches mir hier vorkam, waren die fchon bemerkten Fuci, einige Zoophy- ten und Schnecken, Unge- er 5 Ungefähr eine Viertelftunde von Zantvoort lag eine Menge Hanf im;Waller, nebft einem damit bela- den gewefenen fchwedifchen Schiffe, welches am ıgten. diefes Monats durch den gewaltigen Sturm zerfchmet- tert, und hier ans Land getrieben wurd. ‘Zum Glücke, konntenfich doch die darauf gewefenen Leute noch retten, alles das ihrige aber, fowohl Schiff, als. Ladung, haben fie verloren. Welch ein Unglück für folche Leute, befonders wenn fie, fo wie diefe, noch fo weit von ihrem Vaterlande und den Ihrigen entfernt find ! Um Zantvoort herum fand fich viel Euphorbia Paralias, eine Pflanze, die ich vorher noch nicht ge- fehen habe, und mir alfo äufserft willkommen war. Sie gehört unter die kritifchen, wie derjenige, wel- cher unfere Botaniften defswegen nachfchlagen will, bald finden wird. Schade, dafs ich in Zantvoort kein Nachtquartier bekonımen konnte, fondern noch nach Haarlem gehen, und, da mir die Nacht fchon auf dem Halfe war, fo fehr eilen mufste, daßs ich blofs zwei Exemplare davon einlegen Konnte 19). Zwi- 19) Defiriprio. \ Radix perennis. Caules herbacei, eredti, Bl! Folia :alterna, imbricata, lineari-lanceolata, fefhlia, obtufiufcula, integerrima, fubinvoluta, enervia, avenia, glabra, rigidula, flavefcente-viridia; Umibella univerfalis quinquefida. ’ Involucrum univerfale pentaphyllum, ere&tum, Foliola ovata, acuta, Umbell« partiales bifid«, Involucra partialia diphylla, Foliolalato-deltoidea, aut lato-cordiformia. Petala lunulata, obfolete bicornia, finu interdum den- ticulata, unde fubpalmata. ' Frudtus profunde fulcatus, rugofus; ftylis breyillimis, vix fupereminentibus, | Scmina AT 129 Zwifchen Zantvoort und Haarlem wuchs Con- vallariaPolygonatum und Schonus nigricans. i Des Nachts kam ich nach Haarlem, Septem- Semina ovata, cinerea, maghitudine feminis Licho- fpermi officinalis, Hilum laterale, nigrum, Synonyma, R Tithymalus Paralius. Dod. purg. p. 144. Lob. icon, v.1, p- 354. Bauh, hift. v. 3: 2, p. 674. Matth. comment, ed, 1674: p. 864. Zee Wolts- Melck. Lob, beichr. v. 1, p. 430. Tithymalus Paralius ex locis maritimis, Dod, pempt. . 366. Tithymalus Paralius ex hortis. Dod. pempt. p, 366. Tithymalus Paralios, Cam. epit. p. 962. s Wolfsmilch. Cam. kräut. p. 524. Meer Wolfsmilch. Tab, ktäut, ed. 1637, p. 989. Tithymalus paralius Marthioli. Tab. ic. p. 593. "Tithymalus maritimus. Bauh. pin. p. 2g1. Morif, hit, v. 3, p- 337. Tithymalus foliis glaucis, linearibus, fpinula termi- natis; radiis umbelle plurimis, reflexis; peta_ lis obtufis: 9. Hall, enum. p. 192. EuphorbiaParalias, Linn, fpec. ed, 1.1.45 8. Jacq. hort. v.2,p. 88. Hudf, angl, ed. 2, p. 209. Gort. fepr, n. 4I1. Tithymalus foliis linearibus, ariftatis, imbricatis; ftipulis umbellaribus ovaro-lanceolatis, floralibus . cordatis: x. Hallyhift. n. 1055, Deferiptiones Audtorum. Jacq hort. v. 2, p. 88. Figure. Dod. purg. p. 144. Lob, icon. v. 1. p. 354. Lob.-be- fchr. v, 1, p. 430. Dod. pempt. p. 366, £ =. Dod. pempt. p. 366, f. ı. Cam, epit, p. 962. Cam. kräut. pP. 524. Tab. icon, p. 593. Math, comment, ed, 1674, P- 364: Tab. kräur, ed. 1687- p. 989. Bauh. hift. v. 3: 2, p. 675- Morif. hift, v. 3, f. 10, 1. 1,fi 24. . Jacq. hort, v. 2, t. 188. Ehrb, Beitr, D, 2. 139 as, September, 26. Ging ich zuerft nach den Blumiften Dirk Voor- helm und M. Gre&newoud, und von da zu Voorhelm und Schneevogt, bei denen man faft alle Sorten von Blumen, befonders aber Hyacinthen, Tulipanen, Ra- aunkeln und Anemonen antrift. Viele davon kann anan diefsmal hier für ganz guten Preis haben; in- deffen find doch noch verfchiedene Stücke, welche 60, 80, 100, ja einige wohl gar 150 holländifche Gulden koften, welches, meines Bedünkens, noch immer Gelds genug ift für ein Monftrum vegetabile, _ und diefes find doch alle gefüllte Blumen, und wei- ter nichts, und follten fich unfere Blumiften und Gärtner auch zu Tode ärgern, wenn man es fagt 20). - Bei den letztern, oder Voorhelm und Schnee- vogt, fahe ich auch einen fchönen Vorratb von fremden Bäumen nnd Staudengewächfen. Ich will hier einige derfelben bemerken, und zugleich den Preis davon } anzei- 20) Omnes flores luxuriantes merito inter monftraicol- locamus, cum transmutantur partes eflentiales, di- verfamque induunt figuram & naturam, quod haud parum admirantur ignari, quibus flores pleni & mul- tjplicati in deliciis fun. Linn amen. v, 1, P. 108. Die mehrften Gärtner machen vorzüglich Welen aus allen gefüllten Blumen, vornemlich bei Hyacin- then, Nelken, Aurikeln, Ranunkeln und Anemonen. Im Grunde find die gefüllten oder doppelten Blumen als eine Krankheit, Unfruchtbarkeit, oder als Mils« geburten anzufehen. 4‘ Wer die entgegengefetzte Meinung, nebft an- dern Irrthümern und Dummbheiten vertheidigt {chen will, der lefe Feuereifens Intormetzo (Hannover, 1782. 3). — Ich empfehle diefe Schrift beftens, und wünfche ihr recht viele vernünftige Lefer, denn bei- des hat fie im höchften Grade nöthig. Münchhauf. hausv. v. 23' p 678%, STATE 431 anzeigen. — Andromeda axillaris, 3 Gulden; Andro- meda mariana,'3 Gl.; Arbutus Andrachne major, 15 Gl; Azalea nudıflora major, 12 Gl.; Betula laciniata, 6 Gl.; Cafline capenfis, 5 Gl.; Chironia fruticofa, 5 Gl.; Daphne indica, 25 Gl.; Ginkgo biloba, ro bis 15 G]; Hibifeus mutabilis, 6 Gl.; Kalmia latifolia. 25 Gl.; Kalmia anguftifolia, ı2 Gl.; Kalmia glauca, 25 Gl.; Magnolia acuminata ‚25 Gl.; Magnolia glauca, 15 GL; Magnolia grandiflora, 8, ıo bis 25 Gl.; Magnolia tripetala, 25 Gl.; Mimofa farnefiana, 6 Gl.; Mufa paradifiaca, 12 Gl.; Phyllanthus maderafpatana, 8 Gl.; Phyllanthus 'grandifolia, 15 Gl.; Rhododendrum ma- ximum, 25 Gl.; Rhododendrum ponticum, 30 Gl.; Rhodora canadenfis, 12 Gl; Thea bohea, 30 Gl; Thea viridis, 20 Gl.; Alftroemeria Ligtu, 4 Gl.; Al- firoemeria Pelegrina, 6 Gl.; Gaultheria procumbens, 5 Gl.; Gloriofa fuperba, 4 Gl. Doch ich will auf- hören, denn aus den angeführten Kann man fchon fehen, dafs fich in Haarlem fchöne Pflanzen finden, zugleich aber auch, dafs der Holländer Geld kennt ! Von hier ging ich nach dem Horto medico, der meift mitten in der Stadt liegt, und demhiefigen Col- legio der Aerzte gehört. Er ift nur klein, aber mit PAanzen recht vollgeftopft, fo dafs ich glaube, dafs kein Garten von diefer Gröfse, diefen an Reichthum übertreffen wird. Der Gärtner ift ein Engländer, Namens William Kent, welcher ein fehr guter Bota- nifte fein foll. Er war diefsmal verreift, und wurde erft in einigen Tagen wieder zu Haufe erwartet, fo dafs ich ihn alfo nicht fprechen Konnte, welches mir ı fehr unangenehm war. Zum Glücke traf ich hier doch einen braven .Gefellen an. Es war der Sohn meines feligen Freundes Käfemachers, der ehedem die Stelle eines botanifchen Gärtners in Kopenhagen bekleidete, vor einigen Jahren aber an der Schwindfucht verfior- 2 ben N 1320 are ben ift, und ein Mann war,. der feinem Metier Ehre machte, und derzugleich das befte Herz von der Welt hatte. Es war mir befonders angenehm, diefen jun- gen Menfchen allhier anzutreffen, und ich freuete mich recht herzlich, alsich von ihm hörte, dafS er von feinem König eine jährliche Unterftützung geniefse, und, bei feiner Zurückkunft nach Kopenhagen, .allda die Stelle feines feligen Vaters bekommen folle. Wie glücklich kann fich einft unfer Freund Vahl fchätzen, wenn er einen. fo gefchickten und redlichen Gehülfen bat! Ich empfehle denfelben bei allen meinen Freun- den, die er etwa auf feinen Reifen befuchen wird, beitens, denn er verdienet es. Herr Kent hat auch einen Garten, der us eigen- thümlich zugehört, und worin er fich vornemlich auf Bäume und $träuche legt. Diejenigen, die hier durch- reifen ,. werden nicht unterlaflen, folchen zu befehen. Des Nachmittags ging ich nach Hartekamp, oder demjenigen Garten, worin ehedem der felige von: Linn& fich einige Jahre aufgehalten hat, und der defs- wegen beinahe fchon jedem Schülerder Botanik, we- nigftens dem Namen nach, bekannt ift. Er liegt ungefähr eine Stunde von Haarlem, und zwar am Wege nach Leiden, und gehört nun dem Herrn Bür- germeifter Cliffort in Amfterdam, welcher ein Sohn des grofsen Beförderers der Botanik und des Glückes unfers feligen Linnds it. Der Garten ift zwar Kein botanifcher Garten mehr, aber doch noch ein fchöner Luftgarten, und es würde mich gereuen, wenn ich ihn nicht gefehen hätte, deun feine Lage und Ein- richtung find fürtreflich, und ich rathe defswegen ei- nem jeden unferer Gartenfreunde, wenn ernach Hol- land kommt, Hartekamp nicht unbefehen zu laflen. Ich bin verfichert, dafs Niemand die Stunden bedau- ert, welche cr hier zugebracht hat, und jeder, der auf SArSe 133 auf mein Anrathen dahin gegangen, mir dafür danken wird. ‚Hätte ich die Feder eines Hirfchfelds, eines Lueders, oder eines Duroi, fo würde ich davon hier eine kurze Befchreibung mittheilen; ‘da ich aber zu . dergleichen Arbeiten zu fchwach bin, fo mufs ich diefes einem andern überlaffen. Ich will alfo von diefem Gar- ten nichts mehr fagen, als dafs fich hier noch eine fchöne Sammlung von ausländifchen Bäumen und Sträuchen befindet, davon einige im Lande ftehen, und kleine artige’Bufquete formiren, andere aber in Kaften und Töpfe gepflanzt find. Unter den erftern fahe ich eine fchöne Halefiam retrapteram, die wenigftens ein paar Klafter hoch war, und voller Früchte hing: Ferner ein Liquidamber Styracifluam, und eine Prunum lu- “ fitanicam, die beide eine anfehnliche Gröfse hatten. Sodann eine Betulam nanam, diean der Erde über ein Zoll dick war, ‚und Versuitlilich noch ein Andenken von dem feligen Linne it. Endlich eine grofse Thu- jam occidentalem, derenStamm meift mannsdick, und die gröfste ift, die ich noch gefehen habe. Unter denen, welche in Töpfen ftanden, gefielen mir befon- ders ein paar fchöne Bäumchen von der Clirfortia ilici- ı folia. Ich erinnerte mich hierbei einer Stelle in Lin- nes Critica botanica, welche ich hicher fetzen, und damit meine Erzählung von Hartekamp. befchlief- fen'will, „Nifi Opulenti et Ditiffimi Viri, Reges’ et Mag- nates artiopem ad£erant, fumtibusque neceflariis fub- levent, pauci exifterent Digni Botanico nomine. Debemus itaque nos gratum teftarianimum, etintra ‘forum noftrum in recenti perennique memoria iftas reti- nere Viros, qui falutem reipublicz noftre promove- runt; Hilicet ne verbum, ne obfervationem ipfi com- municaverint, tamen per alios aptos ifta nobis attulere obfervata, qu& Magnatum liberalitate deftituti, apti preftarent nunquam, 13 | Immor- 134 ae Immortalis itaque memoriz Imperatores et Re- ges erint, qui Hortos publicos condidere, Profeflio- nes Botanicas inftruxere, in exteras terras. Botani- cos Botanices caufa emifere, inter quos omnes pı® reliquis eminet Ludovicus XIV, Magnus, nobis certe Maximus. \ Promotores fandti nobis habendi, qui privatis opibus arti-opem tulerunt: uti Prince. Borbonius; Magnates Maurocenus, Sherardus, Beaumontius, Ciiffortius, Pereskius, Bofius. Non ipfis nimium dediffe videamur, fi plante nomen offeramus: tamen plus honoris, immortalem feilicet memoriam , noftra innocenti arte reportant, quam fi ftatuas vel templa exftruerent, arces aut urbes conderent.“ Von diefem Garten ging ich wieder nach Haar- lem zu, und fand zur Rechten, nicht weit von der Strafse, Rofam rubiginofam 21). Als a1) Synonyma, ' Rofa fylveftris, odorata. Lob. befchr; v. 2, p.244- Rofa iy!veftris; foliis odoratis. Dod. pempt.' p. 187. Bauch. pin. p. 483. ’ Rofa Ezlenteria. Tab, icon. p. 1087. Tab. kräut, ed. 1687, P« 1495. ui Rofa iylveftris odora, feu Eglenteria fHore fimplici, Park. par. p.419. 5 Rofa iy!veftris, odora. Ger, em. 1269, Raj. hift, p. 1471. Eplanreria Boot. ic, 50 Rofa foliis odoratis, Eglantina didta. Bauh. hift. v. 2, P« Is 2 Rofa bolie fubtus rubiginofis etodoratis, Hall, enum; p- 350 Rofa Eoplanteria. Herm. rof, p, 17 Gouan. hort. p. 245. Mill, di&, ed. g. Münchh, hausv. v.5, p. 275. Murr»y prodr p. 58. Duroi baumz.v.2, p. 336, Du- roi obf, p. 15. Leerf, flor. n, 379, Hudi. angl. ed. 2, p. 218. Gort. fept,n.g2$. / Rofs fpinis aduncis; foliis fubtus BREI. Hall, hift, n, 110% Rof | ARE 135 Als ich einige hundert Schritte weiter gekom- men war, hielt ich mich links, uud ging nach den Dünen hinaus. Ich fand dafelbft Lichenem fubulatum, L. aculeatum Schreb., L. articulatum undL. pruna- ftri, die alle in dem Flugfande wuchfen, welches ei- nem, der die letztern fonft nur auf Bäumen gefehen hat, ganz fonderbar vorkommt. Des Abends kam ich wieder nach Haarlem, und befahe noch einige Merkwürdigkeiten, die aber alle fo waren, dafs ich keine davon aufgezeichnet habe. An verfchiedenen Orten , und felbft im Horto medico, wo doch befler ein Linn& pafste, fand ich das Bild- nifs von Lorenz Johann Kofter, den man in Holland für den Erfinder der Buchdruckerkunft ausgibt, da doch diefe Ehre unftreitig einem Deutfchen gehöret, und diefer Haarlemer nichts weiter, als einer der er- ften Buchdrucker, gewefen ift. i In diefer Stadt ift eine berühmte Gefellfchaft der Wilfenfchaften, die Holland Ehre macht. Auch fin- det Rofa rubiginofa, Linn. mant, p. 564. Jacq. auftr. ve 14 p- 31. Mönch, hafl, !n. neo, Dal hift, n, 482. Deferiptiones Audorum. Bauh, hift, v. 2, ps 41. Hall. enum. p. 350. Hall, hift. n. 1103. Linn, mant. p.564. Duroi baumz. v.2, p. 336. Jacq. auftr. v. 1, p. 31. Leerf. flor. n. 379. Mönch, hafl. n. 419. . Pollich. hift, n. 482. Pcilich hift. n, 419. Firure, Tab. icon. p. 1087. Tab. kräut. ed, 1687, P.1495 Boot, ic. 50. Jacg. auftr. t. 50, 14 136 7 m. det fich eine ökonomifche Gefellfchaft allhier, die ‘jährlich viele Preife austheilt, und dadurch eine Menge Gutes ftiftet. Da beide in Deutfchland bekannt find, fo ift es unnöthig, dafs ich mehreres davon fage. September, IT. os Haarlem ging ich nach Antieraam, Bei Halbweg kam ich an das Haarlemer Meer-, wo ich aber nichts befonders fand, fondern lauter Pflanzen, die man bei uns in Hannover faft in allen Teichen fehen-kann. Gegen Mittag kam ich in Amfterdam an. Ich nahm mein Quartier bei Herrn Lacroix in der Nes, wo ich fehr gut und für wenig Geld bewirthet wurde, welches fich Leute von meinem Handwerk merken können, damit fie nachher nicht Urfache zum Klagen haben. Vor dem Effen befahe ich noch das Stadthaus, nebft der Börfe, davon man bei Büfching und nr Reifebefchreibern mehrers lefen kann. ‚Des Nachmittags befuchte ich den Hei. Profeffor Burmann, welcher an der Kaifersgraft wohnt. Er - iftungemein höflich und dienftfertig, und der liebens- würdigfte Mann, den man fich vorftellen kann, Ueber diefes ift er einer der gröfsten Botaniften unfers Zeital- ters. Schade! dafs feine grofse Praxis ihm beinahe keine Zeit zu feiner Lieblingswillenfchaft übrig läfst. 22). Septem- 22) Nicolaus Laurentius Burmannus ift der Sohn des verdienftvollen, und durch die Herausgabe feiner herrlichen Werke fich unfterblich gemachten Johan- nis Burımanns, Er folyre feinem Vater in der Pro- feflion, und bekleider di=fe Stelle nun bereits 14 Jahre nit dem gröften Ruhm, Seine mir bekannt gewor« denen Schriften find: Dill, de Geraniis. Leide. 1759. 4 Flora indica. Amftel 1768. 4 denen hoffentlich bald mehrere folgen werden, September, 28. Des Morgens hatte ich einen Befuch von Herrn Profeflor Burmannus, und wurde von ihm nach dem ° Horto botanico eingeladen, woraus man die. Höflich- keit diefes Mannes fehen kann. - . Gegen Mittag ging ich nach dem botanifchen Garten, oder dem Horto medico, welches letzere ei- 'gentlich der Name ift, unter welchem die Leute in Holland dergleichen Gärten kennen. Er ift auf der Plantage, und man hat nichts weiter nöthig, als nach diefem' Plaize zu fragen, fo kann jeder Amfterdam- mer einen dahin weifen. Seine Gröfse ift fehr an- fehnlich, und er übertrift hierin fowol den Utrech- ter, als den Leidner. Man findet darin eine grofse Menge von Pflanzen, fo dafs in diefem Stücke es fo leicht kein Garten in Europa diefem gleich thun wird. Vornemlich prangt er mit einer erftaunlichen Anzahl von afıatifchen und africanifchen Bäumen, Stauden und Zwiebelgewächfen, davon die erftern zuweilen fchon von einer fo gewaltigen Gröfse find, .dafs fie defswegen kaum Raum in den Häufernhaben... Der Herr Profeflor Burmannus lieft zwei Collegia darin, und man hat defswegen in Amfterdam fo gute Gelegenheit Botanik zu lernen, als immer auf einer der beften Univerfitäten. Nur bedaure ich bei die- fem Garten, dafs wir keinen ordentlichen Catalogum davon haben, und dafs beinahe alles, was wir da- von willen, noch im vorigen Jahrhundert gedruckt if. Welch eine Gefälligkeit würde Herr Burman- nus den Botar.iften erzeigen, wenn er uns miteinem folchen Verzeichniffe befchenken wollte! Gefetzt, es enthielte auch nichts, als die Linndifchen Trivialna- men, fo würde es doch einem jeden überaus ange- nehm und willkommen fein. Sollten wir nicht von diefem menfchenfreundlichen Manne cinft, fo etwas I5 zu ” 133 TASTE zu hoffen haben? Gerne wollte ich den Himmel für die Gefandheit feiner Mitbürger bitten, um ihm da- durch etwas Zeit zu diefer Arbeit zu verfchaffen! — In diefem Garten traf ich einen überaus hohen Drachenbaum (Drac&na Draco) an, der alle andern, die ich noch gefehen, ja felbft den ehemaligen Herren- häufer, übertrift. Die hiefigen Kaffebäume, fo wie überhaupt alle, die ich in Holland zu {fehen be- kam, müffen hingegen unfern wieder den Vorzug laffen, indem fie kaum die halbe Höhe der Herren- - häufer haben. Den hiefigen botanifchen Gärtner, Herrn Sturm, hatte ich nicht die Ehre zu fprechen, und kann alfo nichts von ihm fagen, als w/as ich von andern gehört habe, nemlich, dafs er unte: die Gärt- ner gehöre, die fich nicht von jedem fehen und fpre- chen laflen. — Nachmittags befuchte ich noch einmal die hie- fige Börfe, und traf allda unvermuthet den Herrn Hildebrand, einen fchwedifchen Edelmann, an, mit dem ich ehedem in Upfal das Vergnügen gehabt, die Linneifehen Herbationes Upfalienfes zu repetiren, und bei meinem Aufenthalt auf feinen am Belt gele- genen Gütern, Nynäs und Fulnäs, viele Gefällig- keiten und Gutthaten genoflen habe, die ich niemals vergeffen werde. Er reift nun in Begleitung feiner zwei Hofmeifter nach Frankreich und weiter, wozu ich denn diefen braven Leuten ..von Herzen alles Glück wünfche, Nach dem Effen wollte ich dem Herrn Dodor Houttuyn meine Aufwartung machen, welcher aber nicht zu Haufe war, und zu meinem Verdruffe nicht eher, als des Abends fpät, wieder zurück kam. Er wohnt an der Rofengraft 23). Den 23) Diefer Herr Houttuyn ift der Verfaffer des allge- mein bekannten grolsen Werkes, das feit 1761 un- ter EZ a 139 Den Abend gebrauchte ich noch zum Befehen einiger Merkwürdigkeiten. September, 29. Schrieb ich, meinem Verfprechen zu Folge, noch einmal an meine Hannoverifchen Freunde, und meldete ihnen, dafs ich heute von Amfterdam abrei- fete, und mich bereits wieder auf dem Rückwege be- fände, auch dafsich, ungeachtet der mir vorgefchnack- ten Gefährlichkeiten, noch immer gefund, frei und ledig fei, und hier noch nicht einmal einen Officier gefehen, welcher mich fragte, ob ich Luft nach Ott- ‚oder Weftindien habe, und noch viel weniger Sergean- ten und Corporalen, welche, wie an einigen Orten in Deutfchland, die Leute von den Strafsen oder aus den Häufern nehmen, fondern, dafs .ein folches Be-. tragen bei einem freiem Volke, wie die Holländer find, im höchften Grade verabfcheuet werde, welches fie fich merken können. — Nach diefem fagte ich meinem braven Wirthe Adieu, und reifte von Amfterdam ab. Ich kam zu- erft nach Muiden, einem artigen Städchen, auf wel- chem Wege ich Ceraftium aquaticum: antraf. Von ter dem Titel: Natuurlyke Hiftorie of uitvoerige Befchryving der Dieren, Planten en Mineralien, vol- gens het Zamenftel van den Heer Linnzus, zu Am- fterdam in Odav heraus kanı, und davon der erfte Theil, oder das Thierreich, vor einigen Jahren mit dem achtzehnten Stücke gefchloffen worden,. von dem zweiten Theile, oder den Pflanzen, aber nun 13 Stücke fertig find, davon das letzte erft diefes Jahr gedruckt ift, und die Gräfer enthält. Wir ha- ben davon auch eine deutfche Ueberfetzung, die viele als eine Arbeit des feligen von Linne anfehen, fo wie man es denn aus dem deutfchen Titel auch beinahe fchlieffen follte. Aber was macht der Deutiche nicht fürs Geld! 140 a Von Muiden kam, ich auf Naarden, welches eine Stadt ift, auf deren Wällen Sedum reflexum wuchs, " Aufsen vor der Stadt, am Wege, traf ich eine {chöne Baumplantage an, die dem hiefigen Bürger- meitter Guyking gehört, und die, fowohl in Abficht auf ihre Gröfse, als die darin befindlichen Bäume, al- les andere, was ich von diefer Art, gefehen, nicht nur übertrift, fondern weit hinter fich zurück läfst. ‚Auf den Aeckern zwifchen Naarden und Laren wuchs viel Panicum viride, auf der Heide aber Genitta pilofa. Bei Laren - fand ich: in den Gräben Hnardiam paluftrem. In Emnes buiten Diks, einem Dorfe im Stifte . Utrecht, nahm ich Nachtquartier. September, 30. Zwifchen hier und Bunfchoten EN in. dem an den Gräben ftehenden Ried viel Althxa offieinalis und Cochlearia ofhicinalis. Von Bunfchoten ging ich nach Spakenburg, wo ich an die Süderfee kam, . Ich hoffte'an dem Ufer diefer See verfchiedene Fucos anzutreffen, habeaber, zu meiner Verwunderung, nicht einen einzigen gefehen, Zwifchen Spakenburg und Steenekamer, wel- ches letztere in Gelderland ift, ging ich auf dem Damme, und fand darauf Chrysanthemum inodorum, Lepidium ruderale, Hordeum murinum macroftachyum und microftachium, Die Graniten, welche an einigen Stellen die äufsere Seite diefes Dammes ausmachen, waren mit Lichenen bewachfen. Die merkwürdigften davon waren: Lichen centrifugus, -L, corallinus, L. Parel- lus, L. atrovirens, L. muralis Schreb. undL. ater Hudf. An SE. 141 s s x \ An der See wuchs Aira aquatica multiflora, eine Planta critica, von der ich gelegentlich mehreres fagen werde. . Zwifchen Steenekämer und Ermel war Polygo- num dumetorum, Lichen carpineus, Sium RE HND: lium und Helvella pineti. Bei Ermel fand ich viel Spartium fcoparium. . Zwifchen hier und Harderwyk paflirte ich eine Heide, wo ich Schenum album und Sch. fufcum, und Thymum Serpyilum ( Linn. oder glabrum fahe. Bei Harderwyk wuchs in den Hecken viel Fu- maria claviculata. Ich kam durch eine fchöne Allee in die Stadt, und nahm mein Quartier im Wapen von Amfterdam, wo ich gut bewirthet wurde. Oltober, 1. a Des Morgens befuchte ich den botanifchen Gar- ten. Der Gärtner, nebft feinem Vater, dem Hortu- lano emerito, zeigten mir folchen, und gaben fich viele Mühemeinetwegen, fo wie denn die Gärtnier in Holland überhaupt gegen die fie befuchenden Frem- ‚den fehr höflich und dienftfertig find, und fich nicht ‚allein freuen, wenn man zu ihnen kommt, und ihre Pflanzen befiehet, fondern noch über diefes einem alle mögliche Gefälligkeit erzeigen, welches ich die- fen braven Leuten hier zum Ruhme nachfagen mufs, und ihnen zugleich nochmals für die vielen mir erwie- fenen Gutthaten den verbindlichften Dank abftatte. Der Garten ift nicht grofs, aber -fehr regulair, und nach Linn&s Syftem bepflanzt; die Bäume ftehen je- doch an den Seiten allein. Die Anzahl der hier be- findlichen Pflanzen beläuft fich ungefähr auf zwei- taufend, woraus man den Fleifs des diefsmaligen Pro- ‚fellors der Botanik, des Herrn van Geuns, fehen kann, der . 142 ar der bei Uebernehmung des Gartens nicht mehr als fechshundert darin antraf. Der Gärtner ift ein Schü- ler des feligen Meefe in Franecker, und kennt feine Pflanzer fo gut, als immer ein Botanift. Nachmittags hörte ich in diefem Garten bei dem Herrn Profeffor van Geuns eine Botanifche Vorle- fung. Ererklärte darin den Saamen und feine Theile, und machte feine Sache fürtrefllich, fo dafs ich ihm das Zeugnifs geben mufs, dafs ich wenige Profef- foren gehört habe, welche fich fo viele Mühe mit ih- ren Schülern eben, und fo deutlich und verftändlich lefen, wie er. Ungeachtet die Anzahl der hier Stu- direnden nicht viel über achtzig fein wird, fo hatte Herr van Geuns doch über zwanzig Zuhörer. Nach geendigter Lektion führte mich der Herr Profeffor noch in dem Garten herum, und zeigte mir feine Pflanzen. Er war überaus höflich und freund- fchaftlich gegen mich, und offerirte mir alles, was meinem Herbario fehlte; ja er offerirte es nicht:al- lein, fondern er gab es mir auch, wie man folches in meiner Sammlung feben Kann, die an {ehr vielen Orten von der Generofität diefes Mannes zeuget, wo für ich demfelben fehr verbunden bin, und ihm hier nochmals herzlich danke, Gegen Abend machte ich noch eine kleine Ex- curfion nach der Heide. Herr van Geuns, der zweite Sohn des Herrn Profeffors, ein fleifsiger und in.der Botanik nicht ungefehickter Jüngling, und der Gärt- ner begleiteten mich, Wir fanden, ungeachtet der fpäten Jahrszeit, noch eine Menge Pflanzen, davon meine Begleiter alle, welche fie nicht kannten, ein- legten, und fich deren Namen und Standort bemerk- ten. Ich mufs bekennen, dafs ich lange keine fobe- gicrigen Botaniften gefehen habe, und ich freue mich noch heute, wenn ich an diele Excurfion gedenke. Von alas ‚143 "Von den gefundenen Pflanzen will ich hier blofs diejenigen anzeigen, welche Herr de Gorter in feiner Flora feptem provinciarum ausgelaffen hat, die an- dern aber übergehen. Unter diefe Recruten gehö- ‚ren folgende: Rumex Nemolapathum, Sium angufti- folium, Polygonum dumetorum, Riccia glauca, Gen- tiana filiformis, Galium faxatile, Aira pr&cox, Sa- lix repens, Schoenus fufcus, Sch. albus, Jungerman- nia nemorea, Lichen pafchalis und L. carpineus, wel- chen ich noch die Stellariam gramineam fontanam (Stellaria aquatica Gort.) beifügen will, davon Herr de Gorter keinen Geburtsort anzugeben wulfste, die aber um Harderwyk gar nicht felten ift, fondern bei allen Brunnquellen wächtt, — Die Nacht trieb unsnach Haufe. Meine Freunde baten mich, morgen noch hier zu bleiben, und noch eine Herbation nach einer andern Seite mit ihnen zu machen, Ich verfprach es ihnen, und wir Eugen ein jeder nach feinem Quartier. Odlober, 2. Ungeachtet es heute regnete, fo fanden fich doch meine geftrigen Begleitungsbotaniften um die abge- redete Stunde in meinem Logis richtig ein, und hat- ten noch einen andern Pflanzenfreund mit fich. Wir marfchirten alfo vier Mann hoch nach der Süderfee zu, die ganz dichte an Harderwyk ftofst, wo wir aber nichts, als gemeine Pflanzen, fanden, davon ich keine, als das Chrysanthemum inodorum bemer- ken will. Sodann Krochen wir auf den ruiritten Wällen und Stadtmauern herum‘, auf denen Lichen erifpus{/und einige Moofe ‚waren. Hierauf kamen wir in.den.Weg nach Elburg, dem wir eine geraume Zeit folgten, bald aber zur Rechten und Linken ei- - nen kleinen Seitenfprung machten, fo wie es denn gehet, wenn man botanifirt, Es regnete ohne Auf- hören, v Bu en [4 hören, und wir gingen zuweilen durch das Waffer bis an die Waden; dem ungeachtet waren meine in Strümpfen botanifirenden Helländer luftig und mun- ter, und achteten dergleichen Kleinigkeiten nicht mehr, als wenn fie eine Mücke fläch. Wenn ich ih- nen ein Moos oder einen Lichen zeigte, den fie vor- "her „och nicht gefehen hatten, fo freueten fie fich mehr, als mancher, wenn er das befte l.oos in.der ‘ Lotterie gewinnt. Wie angenehm ift es für einen Botaniften, mit folchen Leuten umzugehen ! — Wir fanden wieder eine ziemliche Anzahl von Pflanzen, davon ich aber nur Antkocerotem pundtatum, Bryo- niam dioicam, Panicum viride, Lichenem faxatilem, Caricem BD Polygonum dumetorum und Rumicem Nemolapathum nennen will. Endlich machten wir links num, und marfchirten wieder an die See herunfer. Wir fahen hier viel Eryngium ma- ritimum, Senecionem vifcofum, Elymum arenarium und Triticum repens, die alle in dein von der See ausgeworfenen Sande wuchfen. Unfer Verfprechen nöthigte uns wieder-zurück zu kehren, da wir denn immer dem Seeufer nachgingen, und um ein Uhr, ganz nafs und durchgeregnet, in Harderwyk wie- der ankamen. Den Nachmittag brachten wir auf dem botani- fchen Garten zu, und examinirten allda einige Pflan- zen. Ich legte auch nuch verfchiedenes für mein Herbarium ein, woran der Herr Profeflor: van Geuns mich nochmals gütigft erinnert hatte, der Gärtner aber bei jeder raren Pflanze die Erinnerung. feines Jlerrn beftens repetirte. Wie fehwingt die Liebe fich durch edlen Muth. empor! | Wie kommt ein edler Freund des Freundes Flehn zuvor! Zu- S Tara Rt, Zufrieden, kann er nur mit feinem Beiftand eilen; ‚Kaum tröftbar, mufs er noch mit feinem. Dienft verweilen. - Die Nacht machte unfern Befchäftigungen ein Ende. Ich dankte meinen redlichen und uneigen- nützigen Freunden, für ihre mir erzeigte Liebe und Gutthaten, und empfahl mich ihrem gütigen Ange» denken, - a Ollober, 3. Des Morgens frühe reifete ich von Harderwyk ab, und nahm meinen Weg auf Zwolle zu. Zwifchen Harderwyk und Doornfpyk ging ich immer an der Süderfee, an deren Ufer fich folgende - PAanzen fanden: Papaver dubium, Triticum repens, Eryngium campeftre, E. maritimum, Trifolium pro- cumbens, Scirpus mucronatus, Juncus inflexus, Ra- nunculus Philonotis Ehrh. 24), Hypnum nitens ! Schreb,, 24) Differentia. Ranunculus radice fafeiculata ; herba pilofa; caule ereto, ramofo;, foliis ternatis: foliolis tıilobis: lobis crenato - incifis, apicibus pundo albo termi- natis; pedunculis fulcatis; calyce reflexo ; frudtu globofo: feminibus compreflis, acuminatis, Synonyma. Ranunculus paluftris, rotundifolius, lanuginofus, Bauh. phyt. p. 324. Ranunculus paluftris, apii folio, lanuginofus, Bauh, pin, p. 180. Ranunculus redus; foliis pallidioribus, hirfutis. " re hift, v. 3, 2, p- 417, Dill. gift, p. 68. Mapp, 260. "aha Sardous, Crantz, auftr. v,2, p. 84. Mat- tufchk. fil, n. 416, Ranunculus caule reptante, radigato; foliis femitri- lobatis , circumferratis; lobis petiolatis: 3. Hall, hi, n. 1173. Ranunculus bulbofus %. Hudf, angl, ed. 2,p. 241. Ehrh. Beitr, B, 2. K De- 146 Schreb., H. fquarrofum, H. viviparum Neck., H. lutefcens Hudf., H. cuprefiforme, H, purum, Bryum hypnoides & und £ Linn., oder lanuginofum und vi- refcens, Lichen isiandicus £ Linn., oder auguftifo- lius, L. rangiferinus alpeftris und fylvatieus, L. un- cialis und L, fubulatus. An den Bäumen, welche ich auf diefem Wege antraf, wuchs Lichen fraxineus, L. calicaris, L. ciliaris, L. parietinus, L. olivaceus, L. hifpidus Schreb., L. orbieularis Neck. und Bryum ftriatum Ö' Linn. oder ulophylium. chenem nigrefcentem 25). 25) Bei Elburg, einem Städtchen, fand ich den Li- Bei Deferiptiones An&orum. Bauh. hift. 1. c, Crantz. auftr, 1. c. Muttuichk, üil. 1. c. Figure. Bauh. hift. v. 3, 2, pı 4175 & 3. Synonyma. Lichenoides faxatile, membranaceum, gelatinofuın, tenue, nigricans, Raj. fyn. ed. 3, P. 72. Lichen faxatilis, nigricans ; Ladtuce folio, Buxb. cent. V I P- 4Ie X Lichen pulmonarius, membranaceus, gelatinofus, pullus, in fegmenta latiora divifus; receptaculis Norum exiguis, obfcure rubris, numerofiflimis. Mich. gen. p. 97. Hall. enum, p. g0. Meef. frif. n. 492. Gort. fept, n, 1082. Lichenoides gelatinofum, membranaceum, tenue, nigricans. Dill, hift, p. 138. Lichen foliaceus, gelatinofus, membranaceus, lo- batus; fcutellis concavis, criftatis, rubris. $cop. carn. ed. ı, p.» 113. Lichen nigrefcens. Hudf, angl. ed. 1, p. 450. Leerl, flor, n. 945. Reich. flor. n. 937. Hudl. angl. ed, 2, p. 537. Linn, fuppl. p. 451. i Lichen pelatinofüs, membranaceus, exafperatus, convolurms, atroviridis; lcutellis rubris, Hall, hift. n. 2037, AT 147 Bei-Aubruch war Calla paluftris.' Zwifchen Aubruch und Swineberg wuchs Li- chen nigrefcens, L. cinereo-fufeus Web,, Trifolium filiforme, Myrica Gale, und Salix incubacea. In Swineberg, einem einzelnen Wirthshaufe, war ich über Nacht. R% Oktober, 4. An dem Deiche bei der Yifel fand ich Mentham rotundifoliam, Euphorbiam Efulam 26), und Eryn- ' gium campeflre, % J m An .Lichen criftatus. Scop. carn, ed, 2, n. 14:0. Lichen La&tuca, Web, fpicil, p. 252. Deferiptiones Audorum. Dill. hi. p, 138. Hall. enum. p. 80, Hall, hift. n. 1037. ‘Web, fpicil. p. 254. Figure. ii Buxb. cent, I, 1,61, £ 2, Dill, hift,. tu. 19, fi 20, 26) Defiriprio. - Radix perennis. Caules herbacei, erefti. Rami inferiores fteriles. 4 “ fuperiores florigeri: umbellis dichoromis, Folia alterna, patentia, lineari-lanceolata, feflilia, obtufiuscula, mucrone brevillimo , integerrima coftata, venofa, glabra, Ki Umbella univerfalis multifida. Involucrum univerfäle polyphyllum, reflexum, - Foliola ovato-lanceolata, tnucronatula, Umbellz partiales bifid=. 4 Involucra partialia diplylla, Foliola cordiiormia, mucronatula, colorata, Petala lunulata, obfolete bicornia, fulva, Frudtus glaber, Synonyma, Tithymalus Pinea. Lob. icon, v. 1, p. 357. Ka Cleyne 148, are. An der Yflel, Ben der Fähre, ftand Cratagus mo- nogyna Jacq. Hier wurde ich über die Yffel en welche einige Meilen weiter hin fich in die Süderfee ergiefst. Nach Cleyne Efula. Lob. befcht. v, 1, p. 432. Ezula minor. Dod, pempt. D, 37 Tithymalus foliis pini, forte Diofcoridhs Pityufa, Bauh. pin. p, 292. Morif, hift. v. 32° P.:337. "Tithymalo cyparillie fimilis ; Kauz multis, „Baub, hift, v. 3, 23 p- 665. = Efula. Riy, tetr. 227, x Efula minor. Blackw. herb, t. 163, f. 1, 2. Euphorbia inermis; foliis lanceolato-linearibus; in- - volucri univerfalis foliis, quinis, ovato acutis, partialis femiorbieulatis. Linn. upf. p. 141. Tithymalus foliis linearibus, obtufis; petalis emar- ginatis. Hall. gatt. p. 35. Euphorbia Efula. Linn. fpec, ed, I, p. 461. Scop, catn. ed. 2, 2, 5g0. Mattufchk. fil,n. 341. Mönch, hafl. n, 397. Euphorbia umbella multifida: .dichotoma; ER cellis cordatis; foliis lanceolatis, Scop, carn. ed, I, Kuphorbia umbella multifida: bifida; involucellis triangulari - cordatis;, foliis Aue latiori- bus. Ger, prov. 540. (Error!) ‚Tithymalus: foliis linearibus; Bye emarginatis. Hall, hift, n. 1046. Deferiptiones Audtorum. Hall. get. p., 35. Hall, hift, n. 1046. ..Scop. can. ed, 2, n. 530. Mattufchk. Gil. n. 341. Mönch. hafl. n. 397. Figura. Lob. icon. V. I, Pı 357: Lob, befchr, y, 1 p. ai . Dod, pempt. p. 370. Morif.hift. v. 3, £, 10, tı 1, f 27, Riv, tetr. 227. Blakw. heıb. t. 163, f. 1, 2. L IA 149 . Nach Zwolle zu wuchs Polygonum dumetorum - und Rumex obtufifolius. Bei Zwolle felbft, welches eine artige Stadt ift, fanden fich Rumex aquaticus, ‚Polygonum dumeto- rum, Lichen Acetabulum Neck, L. hifpidus Schreb., Ceraftium aquaticum, und Dianthus deltoides, Zwifchen Zwolle und de kleyne. Här wuchs’ _Gentiana filiformis, Scheenus albus, Lichen pafchalis und L, byfloides. - In de kleyne Här, welches ein einzelnes Wirths- haus ift, war ich über Nacht, Wh Oflober, 5. Zwifchen meinem Nachtquartier und Heemze fand ich Mnium paluftre, Juncum fquarrofum, und Salicem repentem. Zur Rechten vor Heemze, nach der Vechte zu, waren einige Sandhügel, worauf Jungermannia lan- ceolata, J. bidentata, J. bicufpidata, ]J. ciliaris 27), die 27) Differentia, Jungermannia furculis pinnatis, repentibus, impu- bibus; foliis bifidis, pundtatis, ciliatis; fipulis nullis; amphigaftriis bifidis, ciliatis; perifphe» riis pundatis, nudis, Synonyma, Jungermannia caule ramofo; furculis compreflis; foliis imbricatis ferie duplici, ovato-acutis, ciliatis. | Linn, lapp. n. 426. R Lichenaftrum fcorpioides, pulchrum, villofum. Dill, hift, p. 481. Jungermannia furculofa, repens; foliolis duplicato- imbricatis, inferne auriculatis, ciliatis. Linn, fuec, ed. 1, n. 918. Jnngermannia ciliaris: Linn, fpec. ed. 1, p,1134, Linn. fuec. ed, 2, n. 1044. Linn, fpec. ed. 2, p, 1601. ° Leerf, flor. n, 907. Pollich, hiit, n. 1073. Kz3 Jnu- — 150 a die man gewöhnlich mit meiner J. ‚Tomentella 28). | ver- Jungermannia pülcherrima. Web, ‚fie, p« 15% Linn. Swartz, meth, p. 35« - Deferiptiones Audorum. “Dill. hift. p, 481. Linn. fuec, ed, 1, n. gı$. Linn, (uec, ed. 0. 1044 ‘Leerf. flor. n. 907. Pollich. hift. n. 1073, Wu Weber, fpicil, p. 151. en Figure. Es Dilehift. t. 69, £& 3. 28) Differenzia, Jungermannia furculis pinnatis, repentibus, fupra to- mentofis; foliis integris, tomentoliflimis ; ftipulis nullis; amphigaftriis integris, en BER: {pheriis cylindraceis, hirfutis. Synonyma. Mulfcus paluftris, abfi nrhii folio, infipidus. Toum, inft. p. 556. Lichenaftrum filicinum, cerifpum. Raj. fyn, ed, 3, p. ı11. Mufeus palufltis, abfinthii folio. Vaill. bot. p- 140. Lichenaftrum fiieinum, pulchrum, villofum, Dill, bit, unanandid paluftris, abfinthii folio, Hall. enum, . 123. Tnhtgerardania caule pinnato; foliis erifpis, capilla- riter mulrifidiss Hall. hitt.n. 1881. » Jungermannia ciliaris. Weil, erypr. p. 129. Neck, meth, p. 143. Web, fpicil. p. 150. Hudf, angl. ed.,2, PS EI HR Deferipziones Audlorum. Dill, hift. 1. c. Hall enum, |. c. Hall, hit. 1. c. Weift: erypr. I. c. Web, fpicil, I, c. Fisura. IM Vaill, bot, t, 26, fi II, Dill, hi. 6, 73, fi 35. . Kaas Ge verwechfelt, J. undulata, J. quinquedentata, ‚Bryum hypnoides lanuginofum, u. dgl. wuchfen. Bei Heemze fanden fich Potamogeton grami- neum, Scirpus fluitans, Polypodium Filix mas, P, Filix femina, P. criftatum, Bryum undulatum, B. heteromallum, B. pomiforme, Mnium androgynum, Hypnum cuprefüforme, H. compreflum Neck, Jun- germannia furcata, Convallaria multiflora, Fumaria claviculata, Panicum viride, Dichte vor Hardenberg, einem kleinen Städt- chen, paflirte ich über die Vechte, welche ich geftern und heute zur Rechten Hafte,; nun aber zur Linken liefs. Nicht weit von Vennebrücke war ein Torfmoor, darauf Stellaria graminea paluftris und fontana, Po- tamogeton gramineum, Montia fontana, Schenus al- bus, Sch. fufcus, Scirpus cefpitofus und Juncus fquar- rofus ftanden. ‚Zu Vennebrücke kam ich wieder in die Graf- fchaft Bentheim, wo ich denn dem Höchen für die, während meines Aufenthalts in Holland, mir ge- fchenkte Gefundheit, und gnädige Bewahrung vor allem Unglück und Schaden, nochmals von Herzen Dank fagte, meinen braven Holländern aber, für ihre ' mir erzeigte Liebe und Freundfchaft, den Segen des Himmels nnd alles Gute anwünfchte, Zwifchen Vennebrücke und Ittenbeck waren lauter Heideberge, welche mit ihren gewöhnlichen Einwohnern, der Erica vulgari undE. Tetralice, be- deckt waren, unter denen hin und wieder einige Moofe und Algen ftanden, davon ich aber keine, als die Jungermanniam ciliarem, den Lichenem Papilla- riam Ehrh. nnd L. Beomycem, anführen will. Bei Ittenbeck fand ich im Sande einen feltenen ‘Schwamm, den ich zuvor noch nicht anders, als in K4 Kupfer 153 am. Kupfer geflochen, gefehen habe. Es war diefes dei Phallus caninus Hudf. _ i) x x In Ulfen, einem fchönen Kirchdorfe, machte ich Hait, und fand ein gutes Nachtquartier. Fern von der Städte Schwulft, von lie Rang und Titel, Scherzt hier der Landmann frei-und prangt im | reinen Kittel; Die alte deutfche Hand reicht er uns freundlich hin, Und bringt uns, ‚was er hat, vergnügt Kid ohn Gewinn. Sein keufch und braunes Weib giebt uns nicht faure Blicke, Die man in Städten findt. Sie eilt zum Heerd zu- rücke. Indeffen unterhält uns ihr beredter Mann, Der bei der Kurzweil oft nr. denen kann. r Er ftreuet Salz und Witz mit unter in Gefikschen; 5 Und auch fein Wortfpiel wird nicht ihren Nach- druck fchwächen. - Feld! was ıft deinem Glück, was deiner Ruhe gleich ? | Wer Geiz und Pracht nicht kennt, der ift wahr-. haftig reich. Oftober, 6. Zwifchen Ulfen und Lemmick war Corrigiola littöralis, Illecebrum verticillatum, und mein Gna- phalium uliginofum nudum. Zwifchen Lemmick und Nienhus wuchs Antho- cerös punctatus, Blafıa pufilla, Riccia fluitans nad Gentiana filiformis. Als Se | 153 Als ich nach Nienhus kam, war ich bereits durchgeregnet, und mufste, des noch immer anhal- tenden Regens wegen, ‘in ein Wirthshaus gehen, und, weil das Wetter nicht wieder gut wurde bis ‘ * des andern Moigens, auch fo lange hier bleiben. Um diefen Tag nicht ganz müflig zuzubringen, machte ich aus meinem Journal ein Verzeichnifs von den auf diefer Reife zur. Holländifchen Flora von mir angeworbenen Rekruten, oder denjenigen Pflan- zen,-welche ich in Holland. gefunden habe, und noch nicht in D..de Gorter Flora feptem: provineia- tum Belgii foederati indigena (Harlem. 1781. 8.) fte- hen. ‘Da diefes Verzeichnifs nur klein ift, fo will ich folches hier beifügen, damit meine Freunde es fich abfchreiben, und diefem fehönen Buche anhän- gen können. Spicilegium. Florz feptem Proulnckhtuen Belgü fe- derati. Schenus . fufeus. albus. Panicum viride. Aira pr&cox. Galium faxatile. Gentiana Amarcella. | fliformis. Sium anguftifolium. "Convallaria multiflora. Juncus Tenageia. Alifma natans. Polygonum dumetorum. Dianthus deltoides. Stellaria graminca paluftris. 'Ceraflium aquaticum. | Euphorbia Cajogala E. Kg Pa- 154 Papaver Ranunculus Thymus Ttrifolium Chrysanthemum Ophrys Salix Polytrichum Mnium Bryum Hypnum Jungermannia z - wN 7 Y \ -_ dubium, . . Philonotis E. Serpyllum _ procumbens. filiforme. . inodorum. Tpiralis. triandra. aurita. incubacea. repens. urnigerum. paluftre. polytrichoides glabrum. rotundifrud. longifrut. ulophyllum. virefcens. ftriatum hypnoides ‚delicatulum, curtipendulum. compreflum NK. lutefcens Hudf. nitens Schreb. viviparum Neck, lanceolata. bidentata, - bicufpidata. Riccia Anthoceros Lichen quinquedentata. undulata. nemorea. eryftallina. glauca. puncdtatus. atrovirens, byffoides. carpineus.. corallinus, alas 155 Lichen einero - fufcus Web. tartareus. Parellus. eentrifugus.. Acetabulum Neck, orbicularis Neck. erifpus. hifpidus Schreb. Papillaria Ehrh. aculeatus Schreb. ; pafchalis. ; Fucus loreus. Helvella pineti. Lycoperdon truncatum. Die Wachsthumstftellen habe ich, um Weitläuf- . tigkeit zu vermeiden, hier weggelaffen ; wer will, Kann fıich folche leicht dabei fetzen. Wenn ich noch einmal das Glück habe, diefes fchöne, pflanzenreiche, ‚ und menfchenfreundvolle Land durchzureifen, wie ich denn hoffe, dafs es bald gefchehen foll: fo werde ich folches nicht wieder, wie ich nun mufste, erft ‚im September und Odober, wo dic holländifche Flora fıch bereits fchlafen gelegt, oder doch wenigftens ihre Kleider fchon ausgezogen hatte, fondern früher, thun, und dann wird vermuthlich meine Ernte auch fchon rei- cher fein, und mein Recrutenverzeichnifs länger als - diefsmal en. — x Ach dafs ich dich fchon jetzt befuchen könnte, Beliebter Wald und angenchmes Feld! Ach dafs das Glück die ftille Luft mir gönnte, . Die fich bei euch in öder Ruh erhält; Doch endlich kommt, und kommt vielleicht ge- fchwinde, Auf Sturm die Sonn und nach den Sorgen Ruh, Ihr aber grünt indeffen holde Gründe! Bis ich zu euch die letzte Reife thu, OFe- 156. mama. Ofober, 7. | Endlich hatte der Himmel feinen Wallerfehen wieder etwas zurück gezogen, und es fchien, als wenn ich heute einmal meine Kleider trocknen follte, die doch nun eine geraume Zeit her faft täglich gewa- fchen wurden. Ich fagte alfo Adieu, und reifte von Nienhus ab. Auflen vor der Stadt, am Wege nach Frenswe- \ genzu, wuchs Gnaphalium luteo -album, und in den Aeckern Riccia glauca. Beim Klofter Frenswegen war Lichen caperatus, Arenaria trinervia, Stachys annua, Panicum Crus galli, und Spartium fcoparium. In den Hecken ftan- den Rhamnus catharticus, Rh. Frangula, Prunus fpi- nofa, Rofa canina, Evonymus europzus, Rubus fru- ticofus, u. d. gl., welche alle voller Früchte hingen, und folche dem patriotifchen Apotheker anboten. Zwifchen Frenswegen und Northorn fand fich in den Hecken Polypodium vulgare und Ofmunda regalis. Bei Northorn wuchs Teucrium Scorodonia, Che- rophyllum temulum, Spergula arvenfis und Humulus Lupulus. Da diefe letztere Pflanze hier wild wächtt, fo ift zu vermuthen, dafs diefes’ der rechte Ort zu ih- rem Anbau wäre. Zwifchen Northorn und Brandlecht war Juni- perus communis, Senecio fylvaticus, und Polygonum dumetorum. Bei Brandlecht wird viel Spark (Spergula arven- fıs) gebauet. So gleich nach der Ernte werden die Rok- kenfteppeln untergepflüget, und der Acker mit Spark, befäct. Wenn die Beftellzeit für den Rocken heran- nahet, wird diefes Kraut abgemähet, der Acker umge- pflügt und wieder von neuem mit Rocken befäet. Ift- diefer Rocken eingeerntet,. fo wird der Acker noch- mals au) Ta REN, ‚mals mit Spark beftellt.. Hatalfo der Bauer hier in zwei Jahren viermal Ernte. Imdritten Jahr liegt der Acker brach. - Diefes Kraut wird grün verfüttert,und bekommen es gemeiniglich die Kühe, welche davon ‚eine Menge. Milch geben. Bei der Fütterung müfs man fich jedoch i in Acht nehmen, dafs das’ Vieh nicht allzuviel von diefem Spark: bekomme, indem es fonft davon, wie vom Klee, auffchwillt.. Ich verwundere mich, dafs die Anpflanzung diefes nützlichen Futter- krauts nicht durchgehends eingeführt wird. — Bei Hefterup fahe ich ein kleines Eichwäldchen, in welchem hin und wieder Hülfen (Ilex Aquifolium) ‚ftanden, davon einige wohl einen halben Fufs dick waren, und einen geraden, ‘glatten, anderthalb Klaf- ter hohen Stamm hatten, fo gut, als immer die dabei ftehenden gepflanzten Eichen. Vermuthlilh könnte diefes Gewächs wohl als Tifchler- und Wagnerholz benutzt werden. EineAllee aus dergleichen Hülfen- bäumen müfste auch nicht übel ausfehen. — Schade, dafs diefe Pflanze nicht in America zu Haufe gehört! Auf der Heide bei diefem Orte wuchs Pingui- eula vulgaris, Zur Rechten, etwas von der Strafse ab, lag auf derHeide ein Hügel, der aus einem weifsen Sandftein befteht, und der Nifterberg heifst. Es fanden fich darauf eine Menge Lichenes, vornemlich aber Lichen .puftulatus, L. polyphylius, L.velleus, L, corallinus, L. fragilis, L. muralis Schreb., L. ater Hudf., L. cha- lybeiformis, L. olivaceus, L. pertufus, L. Hxzma- tomma Ehrh. 29), L. Parellus und L, centrifugus, wie auch \ 3 > Differentia. Lichen cruftaceus, farinaceus, pallefcente - albidus; Scutellis fanguineis, junioribus concavis, adultio- ribus ‚convexis: margine granulato, crafliufculo, crufte coloris, Syne- 158 AR N: Bryum apocarpum incanum, und B. hyp- noides. Y . Bei Schüttrup waren die Bäume mit demLichene olivaceo und L. Acetabulo Neck. bekleidet " In diefem Städchen blieb ich über Nacht. Odlober, 8. v Auf den Aeckern um Schüttrup wuchs Panicum glaucum und Stachys annua. Hier fahe ich eine befondere Art, das Feld zu bearbeiten. Hinter dem Pflug ftanden in gewilfler Entfernung von einander eine Anzahl Leute, welche mit Spaten die durch das Pfügen entftändenen Fur-' chen nochmals aufgruben. Wird alfo das Land hier doppelt, und noch einmal fo tief, als an andern-Or- ten, umgearbeitet: dieOberfläche mit dem Pflug, und die darunter liegende Schichte mit dem Pa Eine ganz befondere Erfindung! Zwifchen Schüttrup und Ohne war Ilex Aqui- folium, Parnaflia paluftris, Gentiana Eneymonanthe, und andere gemeine Pflanzen. ' In Ohne kam ich wieder auf meinen RN We. Zwifchen diefem Orte und Äiheine fand ich, aufser den fchon auf meiner Herreife gefehenen Pia anzen, noch Gentianam filiformem, Schenum album, Cype- rum Aavefcentem, Lichenem Acetabulum Neck. , Ver- benam oflicinalem, und mein Equifetum ek rin Synonyma, Lichen cruftaceus, ekkolir: einereus; feutellis ruberrimis (hertzbergenlis). Hall, in Rupp. jen. P- 379: Lichen eruftaceus, einereus; fcutellis inmerfis, ur" bris. Scop. carn. ed, t, p. 85. Lichen ochroleucus. Neck. hilt, pı 52, ? AR | 159 rin 30), welche viele mit meinem Equifeto Telmat- eia 37) für eines halten, ungeachtet diefe zwei Pflan- zen wie Tag und Nacht von einander verfchieden find. Bei 30) Diferentia, Equifetum caulibus zqualibus, fubramofis, tereti- bus, flriatis, fitulofis, viridibus; ramis fubfin- plieibus, quinqusfulcatis, fterilibus; dentibus ‚ vaginarum plurimis, fubulatis, acutifimis; va- ginularum quinis, dorfo minime fulcatis. Synonyma. | Equifetum nudum, levius, noftras. Raj, fyn. ed. 3, . 131. i A Equifecum fluviatile. Linn. lapp. n.393. Linn. fpec. ed. 1, p. 1062. Scop. car. ed, 2, n. 1255. Leerf, flor. n. 782, Pollich, hift. n. 95. Derr. verz. p. 103. ‘Equifetum fnleis in caule plurimis; verticillis den- filimis Hall. eaum, p, 143. Equifetum caule non fulcato, latifino; verticillis denfiflimis. Linn. fuec. ed. 1, n. 836, i Equifetum caulo nudo, Ievi. Linn. fuec. ed, ı, n.837. Eguifetum limofum. Linn. fpec. ed. 1, p. 1062, Leerf. flor. n. 783. Deerr. verz. p. 103., Equifetum caule lzvi, fubnudo. Scop. carn. ed. L, 9.72," n. 1, a, Equifetum caule ulcato;s ramis multifloris; foliig indivifis, @. Hall. hift. n. 1677- Deferiptiones Audorum. Hall. enum, p. 144. Leerf. flor. n. 782, 783. Pollich. hift. n. 951. Darr. verz. p. 103, Figure. Raj. fyı, ed. 3,t5,f,2 31) Differentia, Equifetum caulibus inzqualibus, teretibus, le- vibus, glabris: frustificante finplicifimo, albo - ru- bello, marcefcente: fterili ramofo, fiftulofo-po- tofo, albo; ramis fuhquadragenis, o&tofulcdtis: fulcis 150 a x Bei Rheine wuchs in-den Hecken Rot einna- ee plena BRofa feecundıllıma Münchh N fo wie fie auch um die Städte in Niederfachfen zu thun pflegt. Von Rheine nahm ich diefesmal meinen Weg auf Bevergeren, einem Münfterfchen Weichbild. wo ich übernachtete. x nn Odto- fuleis alternis majoribus;$ dentibus vaginarum fubulato-fetaceis, fcariofis: vaginularum ANGRSTNIE, dorfo fulcatis, Synonyma, Equifetun primum, - Matth. comment. ed. 1674, .P- 725. Premier Chevaline. Matth. comment. ed. 1680, p- 386. Hippuris, Caucon Plinii Anguillare, nh icon, v« I,.P» 793: Peertfteert. Lob. befchr. v. ı, p. 968. Hippuris major, five Equifetun majus. Dod. pempt, . .P 73 Schafftheu 2. Tabern. kräut. ed, 1687, pP. 568, Hippuris Diofeoridis. Cauda equina. Tab. icon. p- 25. Equifetum paluftre ; longioribus fetis. Bauh, pin, p- 15. f : Equifetum caule non fulcato, latifimo; vertieillis denfiflimis. Hall. enum, p. 144. Equifetum caule florigero nudo: ferili verticil- lato, radiorum quadraginta, Hall. hit, n, 1675. Deferiptiones Auclorum, Hall. enum, p. 144. Hall, hift. n, 1675, Figure. Matth. comment, ed, 1680, P.386, fı 1. Lob. icon. v. I, p. 793. Lob. befchr. v. I, p.968. Dod, pempt. p. 73. Tab, icon. p, 251. Matth. rien ed. 1674, p. 725. Tab. kräut, ed. 1687, p. 568, TAVER "161 Oder, u. . Von Bevergeren kam ich auf Riefenbeck, und von da über einen Berg, worauf viele Sanditeine ge- brochen werden. Auf diefen Steinen waren verfchie- dene Lichenes, die ich aber alle fchon auf dem Bent. heimer- und Niefterberge gefunden habe. Wi, Gegen Ibbenbühren wuchfen Lycopodium inun- datum, Schoenus albus, Sch. fufcus, Genifta anglica, Juniperus communis, Erica vulgaris, E. Tetralix, Myrica Gale, Sifymbrium Nafturtium, Pilularia globulifera , und eine rare Pflanze , welche ich vorher noch niemals gefehen habe, und die, wenn ich nicht irre, auch noch kein Botanift in Deutfchland gefun- den hat, nemlich das Hypericum elodes 32). Wenn einmal 32) Deferiprio. Radix fibrofa, repens, perennis. Caulis ere&iufculus, teres, fubvillofus: inferne ad genicula radices emittens. Folia oppofita, ovata, fefhlia, integerrima, quinque- nervia, pundtata, fubvillofa. Panicula dichotoma, pauciflora. Calyx pentaphyllus. Foliola elliptica, quinquenervia, (errato -glan- dulofa. Petala quinque, linearia, lutea. Stamina novem ad duodecim, in tres phalanges connata. Germen ovatum. Styli tres, filiformes, perfiftentes, Stigmata fimplicia, Capfula ovata, trilocularis, trivalvis. Semina plurima, elliptica. Synonyma. Afeyrum fupinum, helodes. Cluf. hit, app. alt. Afcyrum fupinum, villofum, palufre. Bauh. pin, p- 280. khrh. Beir, B. 2. b Catyo 162 AS .. einmal der grofse Friedrich feinen Gleditfch nach den ihm gehörenden Weftphälifchen Staaten fchickte, und folche von ihm durchfuchen lıiefse, wie manches fchöne und feltene Pflänzchen wärde er. da noch entdecken ? . Doch König Friedrich ift felbft Naturforfcher, und braucht alfo keiner Erinnerung. — ‚BL Bei Ibbenbühren fahe ich, anftatt des PAügens, Acker mit dem Spaten umgraben. Es ging ziemlich gefchwinde, und ich glaube, dafs diefes Umgraben, bei gewiflen Umftänden, dem Umpflügen Vorzu- ziehen ift. Zu Ibbenbühren kam ich wieder in meinen alten Weg, dem ich nun, ohne wieder davon abzugehen, bis nach Haufe folgte. In dem Sandfteinbruche jenfeit diefer Stadt fand ich den Lichenem Papillariam E., und Mnium poly- trichoides rotundifrudtum und longifrudtum. Zwifchen Lotten und -Ösnabrück wuchfen Po- tamogeton gramineum, und Bryum fubulatum, das nun fein Operculum abgeftofsen hatte, und mit feinem gewundenen filberweilsen Periftomio prangte. Des Abends kam ich nach Osnabrück, und da’ich | wünfchte, übermorgen zu Haufe zu fein, fo fetzte ich mich auf den heute allhier abgehenden Poftwagen. Oltober, 10. Nachdem wir die ganze Nacht hindurch wie die Hunde gefroren hatten, kamen wir endlich gegen { An- Caryophylius holofteus, PA ; foliis fubrotundis, incanis; floribus aureis. Menz. pugill. t. 7. Hypericum elodes. Linn. fpec. ed. 2, p. 1106, Neck, gallob. p. 319. Hudf, angl. ed. 2, p. 334, Deferiptiones Audiorums Cluf. hift, app. 2, Figure. Mentz. pugill, t. 7, AST 163 Anbruch des Tages nach Bomte, wo wir nach einigen Stunden wieder frifche (alia feil.) Pferde erhielten, und fodann weiters ipcdirt wurden. Es war heute eine durchdringende Kälte, und hatte die Nacht über beinahe fingerdickes Eis gefro- ren, das den ganzen Tag, ohne wegzufchmelzen, fitzen blieb. Wir fliegen defswegen zum öftern vom Wagen herunter, undgingen zu Fufse. Das fchlimmfte war nur, dafs wir beinahe noch einmal fo weit fort- rückten, als unfer Karren, und alfo immer wieder fo lange. warten mufsten, bis diefer nachkam. Ich wurde endlich des Dings müde, und dachte, wenn ich nichts, als Frieren, Warten und Aergernifs, für mein Geld. haben foll, fo will ich es lieber in der Tafche behalten, und wieder zu Fufse gehen. Ich fagte alfo in Diepenau meinen Reifegefährten Adieu und wünfchte ihnen baldige Nachkunft. t In dem Wege nach dem Kreuzkruge zu fand ich noch eine Menge Illecebrum verticillatum , das, nebft feiner gewönlichen Gefährtin, der Corrigiola littorali, trotz der heutigen Kälte, fich wohl befand und blühete. Auf dem Torfmoore beim Dammkrug fahe ich Callam paluftrem und Menyanthem trifoliatam., Zwifchen dem Dammkrug und Freftorf war Sch«. nus fufeus und Triglochin paluftre. Gegen Nacht kam ich nach Müfsleringen, wo - ich Quartier nahm. Als ich einige Stunden auf mei- nem Strohlager gefchlafen hatte, kam endlich äuch unfer Poftwagen angefahren, Ich freuete mich, dafs ich von diefem traurigen Fuhrwerk erlöfet war, und, anftatt auf dem offenen Karren zu fitzen, nun auf meinem Stroh liegen, und allda ruhen und fchlafen ) ‚konnte, — L2 ; Odtos 164: 2. Oflober, ı1. Bei Stolzenau pafsirte ich wieder über die Wefer. Bei Leefe ftanden Juncus conglomeratus, ]J. ef- fufus und ]J. inflexus, drei PAanzen, deren Synony- mie, vom Cafpar Baer an, bis auf den heutigen . Tag, durch einander geworfen wurde. Sed meliora. - fperamus! Zwifchen Leefe und dem Schützenkrug fand ich Hypnum fcorpioides, Bidentem minimam, und Ric- ciam fluitantem, die aber ihre auf der untern Seite fitzenden Fructificationen noch nicht angefetzt hatte. Bei der Landwehr war Lichen caperatus, L. or- bicularis Neck., L. hifpidus Schreb. und L. prunaftri, welcher letztere fchöne Scutellen hatte, dieman fonft felten zu fehen bekommt. a In der Aue, einem kleinen Fluffe, fand ich unter Wuntftorf fehr viel Potamogeton natans. Bei Luthe hingen noch die fchwarzen Beeren ‘ der Bryoni& alb& an den Zäunen. u Unter Seelze kam ich wieder zu dem Obentrau- tifchen Grabmal, und gedachte mich noch einmal an den fchönen Lichenen zu freuen; zu meiner Verwun- rung aber fand ich, dafs diefe alle herunter gekratzt Ä waren, und das Grabmal mit Kalk getüncht worden. Welch ein Einfall, die fchönen Pfänzchen herunter zu kratzen, die bis dahin diefes Epitaphium fo herr- lich zierten! Und welch ein Unfinn, gehauene Steine mit Kalk zu überfchmieren ! Bei Ahlem bekam ‘ich noch einen Reifegefähr- ten, der mir denn auch, weil es bereits fchon finfter ‘ geworden, nicht unangenehm war. Es war ein al- ter Mann, der heute nach einigen benachbarten Dör- fern geweien, und allda für feine Kinder Brod ge- bettelt 4 TA 165 bettelt hatte. Er fchien fehr tibel mit den Hannove- rifchen Armenanftalten zufrieden zu fein, fürnemlich aber war ihm das Werkhaus zuwider, und er glaubte, dafs die Stifter folcher Anftalten grofse Verantwortung auf fich ladeten. Ich fuchte ihm feine Vorurtheile zu benehmen, und zu beweifen, dafs dergleichen Ein- richtungen nicht aus Neid oder Hafs, fondern aus wahrer Menfchenliebe entfpringen, und das allgemeine Befte zu ihrer Abficht hätten. Allein umfonft; er blieb bei feiner Meinnng. — Sollte es nicht einen grofsen Nutzen haben, wenn die Prediger und Schul- lehrer fich diefer Sache annähmen, und nicht nur al- lein, wie leider meiftens gefchiehet, den Leuten die Mildthätigkeit und das Ailmofen geben empföhlen, Tondern zugleich auch die grofßse Sünde des Müfig- gangs und gewöhnlichen Bettelns vortrügen, und das Gute jener Armenanfltaiten ihren Zuhörern zu bewei- fen fuchten? Ich finde zum öftern, dafs felbft folche Leute, die Verftand zu haben glauben, einen Unter- richt hierin bedürften, — Endlich kam ich denn in Herrenhaufen wieder ‘an, und freuete mich, dafs ich meine Reife glück- lich zurück gelegt hatte. Ich dankte dem güti- gen Himmel für feinen mir abermals erzeigten lieb- reichen Beifland und gnädige Befchützung, welches ich heute, da ich diefes fchreibe, nochmals aus dem Grunde meines Herzens wiederhohle, und damit dic- fen Auszug aus meinem Reifejournal beichliefse, O Herr, wie grofs find deine Werke! Gott! wie viel Wunder fieht mein Geift! Hier ordnet deiner Weisheit Stärke, Die, grüblend, mich mir felbft entreilst. Ich zähl und gehe, und mag gehen, Stets werd ich neue Wunder fehen. IR | OÖ! Br 166 ENTE NEN O! wer mifst diefen Abgrund wohl! | Land, Thal und Höhen, Flüfs und Meere, Vom kleinften Raum zur höchiten Sphäre, Ift alles deiner Güte voll. * = * O felig! wer nicht ftets in Häufern eingefperrt, Das fchüchterne Gemüth auf Folterbänke zerrt; Nicht thöricht Tag in Nacht, und Nacht in Tag verwandelt; So redlich mit fich felbft, als vie mit andern handelt; Das Glück der Freundfchaft fchmeckt, dem Rang- ftreit fich entzieht, Befuch, Gewohnheit, Tand und Gaftereien flieht; Die Glieder nie ‚entnervt,, nicht über Kopfweh jammert, Nicht bis um Mittagszeit vom veften Schlaf be- klammert, Verftand uud Glück verfchnarcht, und ch er nüch- tern ift, Den halb verjähnten Raufch durch einen neuen büfst. Ja, dreimal felig ift, der nicht, wie eingemauert, Die Zeit nieals zu lang, nie als zu kurz bedauert. Sein Leben fo geniefst, wie er es brauchen follz Sein Wohl nicht andern dankt; kein blenderifches Wohl, Nicht Schattenkunft ergreift. Die Quell der höch- ften Güte Erweitert, flärkt,. entzückt fein himmelvoll Ei müthe. Herrenhaufen, 1782, Nov. 23. Saar 167 | ;5. ' Botanifche Zurechtweifungen. Diffentientium reprehenfiones inter fe non funt vituperande! ma« ledita, contumelix, tum iracundz contentinnes, concer- tationesque pertinaces, indign& mihi philofophia videri folent. Cicero. I ( ‚yperus minor paluftris hirfutus, paniculis al- bis paleaceis Morif. hift. v. 3, p. 239, ift eine Mixtur vom ]Junco niveo und Schano albo L, 2. Cyperus paluftris hirfutus minor, paniculis albis Morif. hift.v. 3,1. 8,t. 9, £. 39, iftSchoenns albus, ungeachtet Linn£ diefe Figur unter feinem Junco niveo anführt. 3. Seirpus triqueter Roth. beitr. v. I, p. 5, if Scirpus mucronatus L. 4: Potamogeton ferratum und P. gramineum & Linn., wie auch Potamogeton heterophylium Schreb. fcheinen mir eine und eben diefelbe Art zu fein. 5. Potamogeton denfum, P. fetaceum und P. gra- mineum Linn. gehören, meines Bedünkens, auch zufammen, 6. Potamogeton pectinatum und P. marinumL. find vermuthlich auch nicht fpecifice verfchieden, 7. Ziwifchen der Anagallide arvenfi cxrulea und phenicea L. kann ich keinen beftändigen Unterfchied fehen, als die Farbe der Corolle. Das übrige, worin diefe Pflanzen von einander abgehen follen, fcheinet mir alles fehr veränderlich zu fein, wie Jeder, der ein paar Dutzend Exemplare davon auf einem Acker betrachten will, ebenfalls bemerken wird. Wer ei- nen Garten hat, kann hiermit noch einige Verfuche L 4 ma- rät 1a a \ chen, und fehen, ob es blofse EP oder aber’ Subfpecies find. „ 8. Hedera Helix arborea und flerilis Murray prodr. p..48, find nichts weiter, als verfchiedene Aetates einer und eben derfelben Pflanze, wie fchon Linne in feiner Flora lapponica bemerkt hat. 9. Aloe africana caulefcens, foliis glaucis caulem amplectentibus, dorfo integro fpinofo Comm. prel. 71, t. 20, und os africana, foliis glaucis, margine et dorfo integro, fpinofis Comm. hort. v.2,P.25,t.13, fcheinen mir zwei differente Varietäten zu fein. 1o. Aloe africana caulefcens, foliis glaueis cau- lem ampledtentibus Comm. hott. v. 2, p. 27,t. 14, und Aloe africana caulefcens, foliis glaucis hrevioribus, foliorum parte interna et externa nonnihil fpinofa Comm. prel. p. 7I, t 21, Comm. rar. p. 45» t. 45, find zwei verfchiedene Pflanzen. ° ' 11. Aloe africana caulefcens, foliis glaucis bre- vifimis, foliorum fummitate interna et exferna non- nihil fpinofa Comm. pra&l. p.73, t. 22, fcheinet mit der letztgenannten eines zu fein. .12. Die Pflanze, an deren Wurzel man die foge- nannte wilde Cochenille, oder den wilden Kermes, den man gewöhnlich Johannisblut heifst, findet, ift nicht das Polygonum viviparum L., wie unfere kö- nigliche Landwirthfchaftsgefellfchaft in Zelle glaubt, (man fehe ihre Nachrichten, v.2,p. 609, ) fondern der Scleranthus perennis L., wie folches. deutlich in Mat- tufchka flora filef. n, 301, zu fehen ift. Ich verwun- dere mich zum höchften, dafs in den Schriften diefer aus fo vielen grofßsen und gelehrten Männern beftehenden Gefellfchaft, fo oft botanifche Ketzereien vorkommen, -— Die darin enthaltenen Abhandlungen, in f a V 169 in welchen von Pflanzen ge/chrieben wird, verfteht beinahe Nicmand, als ihre Verfader. Ä ® , « 13. Die Bärenbeere in Wangenheims Befchrei- . bung, p. 141, fcheint mir nicht Arbutus Uva urüi L. zu fein. 14. Das erfte und dritteSynonymum unter Saxi- fraga pyrenaica Scopol. carn. ed. 2, n. 498, gehöret nicht zu diefer Pfanze. Scopvolis Pflanze wird Saxi- fraga androfacea L. und die gedachten Synonyma Saxi- fraga ceipitofa L. fein. 15. Saxifraga cefpitofa Scop. carn. ed.2, n.494, und das darunter ftehende-Synonymum des Haliers ge- hören auch nicht zufammen. Scopolis Saxifraga ift wohl mit der S. cefpitofa des l inne einerlei, die Hal- lerifche aber die Saxifraga androfaccaL. 16. Saxifraga petrea Murr. prodr. p.54, kann ich nicht für Saxifragam petr&am Linn, halten, denn die Linneiiche Befchreibung pafst gar nicht dazu. Reichard, ein Murrayfcher Schüler, giebt fe für Saxi- - fragam hypnoidem L. aus, aber erirret ebenfalls. 17. Arenaria faxatilis Murr. prodr. p.55, ift Arenaria verna L. 18. Sedum fexangulare L, fieht Rudfon für eine Varietät vom Sedo acri an; esiftaber ganzgewifs eine eigene Art. - 19. Eben diefer Hud‘on nennt die reth! lumige Lichnidem dioicam das Mäunchen, die weilsblumige aber das Weibchen. Hätte er genau gefucht, fo würde er, fowohl von der rothen als weiisen Varietät, mares und feminas gefunden haben. ms 20. ER }; N Ä 3 AU A, : a a 170 SAFE a 20. Tithymalus umbella multifida bifda, invo- lucellis triangulari- cordatls, foliis fuperioribus latio- ribus Gerard. galloprov. p. 540, ift nicht Euphorbia Efula, ungeachtet Linne folche dafür ausgiebt, und ich, dusch ihn verführt, ein gleiches that. Wenn, ich nicht irre, fo if es meine Euphorbia Cajogala, Die Caules procumbentes, welche Gerard feiner Pflanze zufchreibt, paflen zwar fchlecht zu der meinigen, die übrigen Kennzeichen aber,‘ nebft den angeführten Synony ES kommen gut damit überein. - . Prunus Padus L. hat nicht folia bafı fubtus glandulifen, fondern fupra. >2. Padus rubra Mill. did. ed. Po% n, eh Padus rubra Münchh. hausv. v. 5, p. 240, ift Prunus virginiana L. | | 23. Mefpilus caroliniana, apii folio, vulgarı fimilis, major, frudtu luteo Trew. ehret. t. 17, ift nicht Cratzgus tomentofa Linn., fondern weit davon verschieden. 24. Pyrus Azarolus Scop. carn. ed. ne 597, und Cratzgus Azarolus Linn. fcheinen mir zu differi- ren. Wer fie beide fieht, Kann uns Gewilsheit fagen. ‘25. Rofa fimplex Scop. carn. ed. 2, n. 605, ift vermuthlich Rofa cinnamomeaL. 26. Rofa candida Scop. carn. ed. 2. n. 609, ıft Rofa arvenfis Linn. 27. Rofa virginiana Duroi baumz. v. 2, p. 353; ift Rofa carolina Linn. 28. Rofa odoratifiima Scop. carn. ed. 2, n, 608, ift Rofa alpina oder pendulina Linn, 29 29. Unter den, Aufträgen, welche mir der fel. . Linne bei meiner Abreife von Upfal nach Deutfch- land ertheilte, war auch die Berichtigung der zwei . verfchiedenen Meinungen, das Gefchlecht der Stra- tiotis Aloidis betreffend. Ich hatte keine Gelegen- heit hiezu, bis 1781 und 82, da ich diefe Pflanze in unglaublicher Menge zu fehen bekam. Bei der Unterfuchung fand ich, dafs unter allen Individuis, die mir vorkamen, kein einziges mit. Hermaphro- ditblumen war, fondern lauter Diöciften. Hatte alfo Linne ganz Unrecht, dafs er in feinem Syfiem diefe Pflanze in die Monoclinie gefetzt hat. Vermuthlich hat er nie männliche, fondern lauter weibliche Pflanzen angetroffen, wenigftens find die bei Upfal wachfenden lauter folche. Wer mehreres von die- fer Materie zu wiflen verlangt, der lefe unfers Freun- des Roths Verzeichnifs, p. 154, über deflen genaue Bemerkungen und gründliche Befchreibung er fich freuen wird. 30. Ranunculus Flammula und R. reptans Linn. find gewifs mehr als Abarten, wofür fie doch Hud- fon in feiner Flora anglica ausgiebt. 31. Cheiranthus eryfimoides Murr. prodr. p. 64, ift Eryfimum hieracifolium Linn. b Virga aurea broccenbergenfis Thal. herc. p. 129, fcheinet mir nicht verfchieden von der Soli- ‚dagine Virgaurea Linn, Siehe Murr. prodr. p..72. 33. Auch an der Arnica montana pratenfi und alpina Murr. prodr.p, 72, kann ich keinen wahren Unterfchied bemerken. 34. Cyreroiueg parvum; caulibus et foliis te- nuifimis triangularibus , fpica longiori, capfulis ob- I longis 172 | ass | 5 longis in anguftum collum vix bifidum attenuatis Mich, gen. p. 56, t. 32, f. I, ift zwar ein Diöcifte, hat aber drei Griffel, _ und ift alfo von der Carice eioica Linn., die nur zwei Griffel hat, verfchieden. 35. Carex canefcens- Leerf. flor. n. 712, ift Carcx muricata Linn, h 36. Unter den Moofen giebt es vermuthlich keine Hermaphroditen, wenigftens habe ich noch keinen gefehen. 37. So vielich weifs, fo ‘haben alle Polytricha folia integra. Es können alfo diefe in der Differen- | tia fpecifica des Poiytrichi communis bei unfern fchwedifchen Bryologen füglich wegbleiben. 38. Polytrichum urnigerum ift keine Varietät vom Poiytricho alpino. Hätte Hudfon fie beide wachfen gefehen, er würde folche gewils für zwei verfchiedene Arten gehalten haben, 39. Capfula eylindrica pafst fehr fchlecht zumPo- Iytricho nano l inn. Swattz. meth. p. 26, vornehm- lich zu derjenigen Varietät, welche Pyxidia fubro- tunda hat, und die der alte von Linn Mnium poly- trichoides & geheifsen. ! 40. Hypnum Iutefeens Hudf. angl, ed.‘ T, p. 421, ii keine Abart vom Hypno fericeo, wofür er folches in der zweiten Ausgabe feiner Flor& nun an- giebt. Die Richtung des Pyxidii ift bei «den meh- reften Arten der Moofen ein fehr gutes Unterfchei- dungskennzeichen, und übertrifft öfters alles andere, was davon gefchnackt wird. 41. Jungermannia major, foliis brevioribus et ob- tufioribus non dentais Mich. gen. p. 8, t. 5, f. 3, die - E Bi: ar 178 die Linne unter feiner Jungermannia afplenioide 'an- führt, fcheint mir nicht dahin zu gehören, denn fie hat folia integerrima, 42. Jungermannia alpina, foliis fubrotundis latiufculis angulofis Mich. gen. p. 8, t. 5, f. ıı, if wohl Jungermannia quinquedentata Linn. 43. Jungermannia foliis latiufeulis- obtufis un- dulatis et veluti angulofis Mich. gen. p. 7, t. 5, £. 10, ift nicht Jungermannia trilobata Linn., fondern cher deilen Jungermannia pufilla. 44. Ladtuca aquatica tenuifolia, fegmentis bi- fidis Petiv. muf. n. 253, Mich. gen. p. 6, t. 4, £: 6, ift Riccia uitans Linn. ‚45. Die Synonyma des Linne, unter feinem Lichene perlato, ftehen am rechten Orte, und gehö- ren nicht zum Lichene glauco. 46. Lichen cefpitofus Reich. flor. n, 870, ift ganz gewifs der Lichen fragilis Linn. 47.. Coralloides minimum fragile madrepore inftar nafcens Dill. mufe. p. 101, t.ı6, f. 28, das Verfchiedene unter dem Lichene fragili Linn. anfüh- ren, ift:mein Lichen Papillaria. Der Lichen fragi- lis it ja kein Coralloides tubuiofum, fondern folidum ! 48. Lichen fragilis und L. giobiferus Linn. find ganz gewifs eine und eben diefelbe' Species. Ha- ben alfo Hudfon und Weber, welche fie vereinigt, ganz recht gehandelt. 49. In Hallers Hiftoria flirpium konnte Retzius zu t. 48, f. $, keinen Namenr finden, Unter n. 2219 fteht er. so. 7 TAT ir 50. Alle neuere Ausgaben der Linnäifchen Ge- nerum plantarum und ihre Nachdrucker fagen, dafs die Gattung Mucor, femina receptaculis eruciformi- bus affıxa habe. Die erfte Edition hat, anftatt cru- ciformibus, ®riniformibus, und diefes ift denn wohl auch recht. Ich merke diefes blofs der Anfänger wegen an, damit fie beim Examiniren nicht vergeb- lich die Zeit verderben, und etwas fuchen, welches gar nicht zu finden ift. . .\ Er 51. Siniftrorfum, hoc eft, quod refpicit fini- ftrum, fi ponas te ipfum in centro conftitutum, me- ridiem adfpicere; Dextrorfum itaque contrarium, fagt Leers in feinem Nomenclatore, p. 48. Ich nehme esjuft umgekehrt! Dextrorfum volubile heifst bei mir dasjenige, was fich um etwas anderes eben fo, als wie die Gänge einer ordinairen Schraube um ihre Spindel, windet, wie z. B. Phafeolus commu- nis. Siniftrorfum volubile ift juft das Gegentheil von diefem, alfo wie Humulus Lupulus. Dextror- fum tortum aber nenne ich dasjenige, was nach Art des Garns gedrehet ift, wie z. B. die untere Hälfte vom Thecaphoro des Mnii hygrometrici; und fini- ftrorfum tortum das Contrarium‘, alfo wie Zwirn und die obere Hälfte des Thecaphori eben genannten Moofes. 52. Folium petiolatum ift eigentlich ein jedes Blatt, das einen Stiel hat, und hiermit ein Gegen- fatz von einem, Folio fefüli. Sitzt diefer Stiel am Rande des Blatts, fo heifs ich folches ein Folium pa- laceum, und ift er mehr. oder weniger nach dem Mittelpunkte zu befefliget, fo ift es ein Folium pel- tatum. 53. Anguli funt partes prominentes folii hori- zontalis, und Sinus difcum folii in partes fecant. Linn. philof. ’ re 175 philof. n, 83. == Differt Sinus ab Angulo, quod ille fit folii incifura rotundata, hic acuta,. Gifeke term. p- 34. — Wer hat es nun am beften getroffen? Man vergleiche einmal einige Pflanzen, in deren Diiferen- tiis fpecificis diefe Wörter vorkommen, z, B. Quer- cum albam; Q. Robur u. dgl, hiermit, fo wirds fich wohl weiten! 54. Scapus und Pedanculus gehören nicht, zu den partibus vegetationis, fondern fructificationis. 55. Flos biflorus, trifiorus u. f. w. ift bei den Gräfern kein guter Ausdruck. Lieber fage ich Spi- eula biflora, triflora u.f. w. 56. Der Linneifche Flos compofitus ift eine Art Inflorefcenz, und defien Flofculi von einem Flore fimpliei Linn. nicht wefentlich verfchieden. If alfo Flofculus hier ein ganz unnöthiges Wort, fo wie Flos compofitus ein fehr unbotanifches, das ohne al- len Widerfpruch mit einem beffern, z. B. Polianthio, Anthocephalo, Anthodio u. f. w., vertaufcht werden Tollte, 57. Das Amentum des Linn& ift kein Calyx, fondern eine Inflorefcentia, und die Squamz Amenti find weder Perianthia, noch Corollz, fondern gehö- ren dahin, wo Bradtea, Involucrum, Perichztium, Giuma, Palea, und mehrere dergleichen, nämlich zu den Anthoftegiis. 58. Mit dem Worte Bacca belegt man oft Sa- chen, die wie Tag und Nacht von einander verfchie- den find, und einige paflen zu der von diefem Namen gegebenen Definition, wie die vom Hafen zu einem General, — Warum wird denn diefer Unordnung von den Aelteften und Rittern der Botanik nicht ab- 7 gehol-. 176 5: SAT geholfen ? Sind denn diefe Herren nicht im Stande, für ein paar Pflanzentheile, die noch keine eigentli- chen Namen haben, folche zu machen? Oder glau- ben fie vielleicht etwa, dafs fie das Recht nicht dazu haben ? Doch fo dumm wird ja heut zu Tage keiner mehr fein! Bald folite man argwohnen, dafs die Fauliheit ein wenig mit ’im Spiel wäre. Hätten es unfere lieben Vorfahren auch fo gemacht, und wir hätten z. B. nur Einen Namen zu Löffel, Mefler und Gabel, wie unverftändlich würden wir oft einander fein! Sind urfere Hauswirthinnen in diefem Stücke nicht klüger, als wir? Man befuche einmal ihre Küchen! — 59. In Reufii compend. p. 85, finde ich fol- gendes: . „Pericarßium, (Renk) ex amento prodiens. Strobilus, (Zapfen) coni formam prodiens, Arifta, (Achre) fi corolla pedunculis rigtls, ealyce aflıxa eft.“ Wer das Glück hat, des Verfaffers Vorlefungen hier- über zu hören,. ift vielleicht im Stande, es zu verfte- hen. Ohne Erklärung, ich mufs es bekennen , ft‘ folehes für mich zu hoch. Ich wünfche bei. diefer Gelegenheit, dafs es unferm Freunde Weißs einft ge- fiele, feine botanifche Terminologie, nebft denen dazu von ihm gezeichneten (nieht Linneifchen ) Fi- guren, bekannt zu machen, damit wir doch einmal etwas rechtes über diefe Materie zu fehen bekämen. Wie fehr würde dadurch die Erlernung der Botanik den Anfängern erleichtert werden! Unter allem, was mnir noch von diefer Sache zu Gefichte kam, ift das- jenige, was ich bei Weifs fahe, unftreitig das befte, - und macht ihm wirklich Ehre, — Ift es aber nicht Schade, dafs ein Mann, der zur Botanik geboren ill, in Göttingen prakticiren fol? — Und Freund Hed- wig - - TAREe - 177 wig in Leipzig, der gröfste Pflanzenphyfiolog, den jemals die Welt gefehen hat, mufs fein Brodt mit Receptfchreiben verdienen! Willt du, oder kannft du-nicht mehr, Deutfchland, deine Gelehrten beloh- nen! Bald fiehet es mir fo aus. — 60. Die Befchreibungen der Generum in Lin- nes Syngenefia polygamia fcheinen mir fehr unor- dentlich., Ich fange bei dem Receptaculo an, be- fchreibe fodann den Linn£ifchen Calycem communem, die Paleas, den Difcum, feine Blumen, ihren Caly- cem, Corollam, Stamina, Piftilium und Semen, und hierauf den Radium und feine Theile. Wozu follen jene Confufionen ! Herrenhaufen, 1783, März, 20. 16. Mönchia, eine Pflanzengattung. Si nota aliqua fruificationis fingularis vel {ui generis proptia in fpeciebus non omnibus adfit, ne plura genera accumu= lentur, cavendum, \ Linne, Charakter effentialis. Perianthium tetraphyllum , connivens. Petala quatuor. Stamina quatuor, Styvli quatuor. Capfula unilocularis, univalvis, ‚odtidentata. Semina plurima. Ehrb, Ber, B, 3, M Cha- ee Charaöler naturalis. Perianthium tetraphyllum, connivens, perfiftens. Foliola fubulato -lanceolata, canaliculata, fcariofa. Corolla tetrapetala, marcefcens. Petala fublanceolata, calyce breviora. Filamenta quatuor, capillaria, petalis breviora. Antherz fubrotunde. Ra Germen fubovatum. Styli quatuor brevifimi. Stigmata pubefcentia. Capfula fubovata f. ovato-conica, unilocularis, uni- valvis, apice odtofariam dehifcens. Columella fubramofa, capfula dimidio brevior. Semina .plurima, fubrotunda, parva. Mönchiam dixi in memoriam cel. Conradi Mönch, Profefloris Caffellani, et Auctoris Flor& Hafliace. Species. Quaternella. Deferiptio. | ’ Radix fibrofa, annua. Caulis filiformis, dichotomus, eredtus, fubpalmaris, glaber. Rai fimplicifimi, diphylli: oppofitus f@pe de- ficiens, Folia oppofita, ee glabra: inferiora fublinearia , patentiflima. fuperiora fubulata, eredta. Peduneuli folitarii, fimplicifimi, longifimi, uniflori: primarius ex dichotomia caulis. reliqui ramos terminantes. “ Flores eredti. Petala alba. Antherz lutex. Semina brunnea. “ Patria. B$ STATE 179 Patria. Gallia, Anglia, Germania, Tempus florendi. Aptilis, Majus, Junius. Synonyma, Alfıne vernä, glabra. Magn. bot. p. 14. Tourn, inft. p. 242. Vaill. bot. p. 6. Alfine tetrapetalos, caryophylloides, quibusdam Ho- lofteum minimum. Raj. hift. p. 1025. Raj. fyn. ed. 2,,P. 206. Chamz&linum gramineo f. acuto folio. Barr. ic. 1165. Spergula unicaulis, pufilla; foliolis latiufculis, acu- tis. Rupp. jen. ed. ı, p. 67. Rupp. jen, ed. 3, P- 73. Alfinella foliis caryophylleis. Dill. cat. p. 47. Raj. {fyn. ed. 3, p. 344. Sagina fcapis unifloris. Guett. ftamp, v. 2, p. 276. Dalib. parif. 56. Sagina eredta. Linn, fpec. ed. ı, p. 128. Kram. el. 36. Grimm. in Nov. ad. v. 3, app., P.274.. Pollich. pal. n. 179. Weber fpicil. p.7. Hudf, angl. ed. 2, p. 73. Sagina foliis lineari-lanceolatis. Ger. prov. p. 402, Aufrechter Vierling. Honk. verz. v. I, n. 420. Deferiptiones Auttorum. Vaill. bot. p. 6. Pollich. hift. n. 179. Figure. Barr. ic. 1165. hal. Iya.ed. 3, t. 15,8. 4. Vaill. bot. t. 3, £ 2. Herrenhaufen, 1783. März, 24. M 2 17. are 17. | Honkenya, eine Pflanzengattung. Nedarium maximi fecit natura. vu Lime. Charaßter effentialis. Perianthium pentaphyllum. Petala quinque, integra. Stamina decem. Glandul& totidem ‚ filamentis alternantes, Styli tres. Capfula unilocularis , trivalvis, Semina pauca; Charatter naturalıs. Perianthium pentaphyllum,. perfiftens, Foliola fubovata, concata, eredta. ‚Corolla pentapetala,; patens. Petala ovalia, fubcuneata, integra. - Filamentä decem, fubulato - filiformia. Antherz fubrotunde. Glandule decem;, fubovatz, grandiufeule, filamen- tis alternantes. Germen fubglobofum. Styli tres, breves, erecti, - Stigmata fimplicia. Capfula fubglobofa , unilocnläris, trivalvis. _ Semina tria ad quinque, fubovata, grandiufcula, bafı capful® aflıxa. Nomen dedi in honorem Botankci noftri meritifimi, Dom. Honkeny, Auctoris Flore Germanice. Spe-. TR TAE 181 | Species. ae... Peploides: Deferiptio. Radix repens, perennis,. Caules erecti, brachiati, fubpalmares, glabri. Folia decuffata, ovata, acuta, connata, glabra, car- nofa, margine cartilaginea. Stipule nulle. Pedunculi axillares, folitarii, breviflimi. Petala albida. Semina caftanea, nitida. Patria. Europa borealis. Tempus florendi. Junius, Julius. Synonyma. Anthyllis prior, lentifolia, peplios effigie, mariti- ‚ma. Lob. adv. p. 195: Lob. icon. p. 468. Alfınes genus pelagicum. Cluf. hift. Anthyllis maritima, lentifolia, Bauh. prodr. P- 552. Bauh. pin. p. 282. Alfıne littoralis; foliis portulac&. Bauh. pin. p. 251. Anthyllis lentifolia; feu Alfıne cruciata, marina. Ger. em. 622. Anthyllis lentifolia, peplios efigie, maritima. Bauh. hift.v. 3: 2, p. 374. Alfıne maritima; foliis portulac®. Loefel. prufl, 12. Raj. fyn. ed. 3, p. 351. Telephium maritimum; portulacz folio. Buxb. in Adt. petrop. v. 3, p. 271. Arenaria foliis ovatis, acutis, carnofis. Linn. lapp. n. 188. Linn. oel. p. 151. Linn, fuec. ed. I, n 375. Fabric, enum, ed. 2, p. 184. M sg Are- Vals. BOTEN N Sl BR * 2 A wi, 3% Arenaria Peploides. Linn. fpec. ed. I, p. 423, Linn. ie | HSuec. ed. 2,n. 396. Gunn. norw. n.,322. Gmel. _ fib. v. 4, p. 160. Hudt. anal ed, 2, p. 191. Gort. fept. n. 381. Bi, ! " Deferiptiones Auflorum. Linn. oel. p. 151. Fabric. enum. ed. 2, p. 184.- Figura. Loefel. :prufl. t. 2. Gmel. fib. v. 4, t. 64. ; Oed. dan, t. 624. Herrenhaufen, 1733, März, 30. Er Hannover, gedruckt bei W. Pockwitz, jun. u .. “ Are MS Br N" New York Botanical Garden Library u - -_ nu