NATURAL HISTORY . FRIEDLÄNDER & SOHN Buchhandlung Berlin N.W.6. 11. Carlstrasse 11. TE rum Digitized by the Internet Archive in 2010 with funding from University of Illinois Urbana-Champaign ‚http //www.archive.org/details/beitrgezurnatu02wied wet zäEB e Naturgeschichte Brasılıen, Maximilian, Prinzen z u meet 8% = u 11. B Mit 5 Kupfertafeln. 1, Ast "RR: Sohn ce SR 2 im Verlage des Gr. H. S, priv. Landes - Industrie - Gomptoirs. u - B | „mov NOV Wi N vi ee» “ % saaunsad ‚eniiimig j bsıWm wa ö EA VEREEEREE | Ru BE a J u ARE: a 1 En En i ne eltern , BR ee warm a ' aus 1 w ziangoD-einubeh ehr suittg EH a; ®. 8 8 B le N zaagı WS L- \.2 Verzeichnifs der Amphibien, Säugthiere und Vögel, welche auf einer Reise zwischen dem 1S$ten und dem 23sten Grade südlicher Breite im östlichen Brasilien beobachtet wurden. 92 3 i 7 0% vor en en N Bas song? um ER vr gir126R tele Kur aräR ob. modhatws sion ilsilhüe abard LCR | or astli2asıd nsdsils mobrum syıdondo ‘ ’ . | BIT. BuNRhe an e je 7 W242 Re Avertissement. | en Te Naar dem Verzeichnifs meiner Insecten- Sammlung, 1796, habe ich meinen Freunden im In- und Auslande kein neueres, was denselben über den Bestand und Fortgang meiner Sammlung Funde gegeben hätte, vors gelegt, sondern mich nur damit begnügt, von Zeit zu Zeit Tauschverzeichnisse zu vertheilen, um die schon länger an- geknüpften Verbindungen meiner Freunde im Fortgang zu erhalten, die für meine Sammlung meist von dem besten Erfolg waren, und meine Bemühungen um Vermehrung meiner Sammlung lange reichlich lohnten. Dafs diese Quel- len aber endlich mehr und mehr, besonders wie näher sie liegen, sich erschöpfen mufsten, liegt schon in der Natur der‘ Sache selbst. Ich habe daher seit längerer Zeit nur aus entferntern Quellen, besonders des Auslandes, noch be- ‚deutenden Zuwachs zu meiner Sammlung erhalten können, da hingegen die nahen und einheimischen mir nur noch Doubletten, und hin und wieder eine neue Art für meine Sammlung heferien. Ich sahe mich daher veranlafst ein neues vollständiges Verzeichnifs über den dermaligen Bestand meiner Insecten- Sammlung zu veranstalten, wovon so eben der erste Theil, welcher die Käfer enthält, unter dem Titel Catalog meiner Insecten-Sammlung mit 15% Bogen Text und 4 ausgemalten Kupfertafeln , in gr. 5. Preis Zfl. 56 kr. rhein, oder ‘2 Rithlr. säschs. er- schienen ist. Zur bequemern Uebersicht habe ich die alphabetische Ordnung nach Gattungen und Arten gewählt, und wo ich es nöthig fand, zu den letziern die Synonyme, beigefügt, und das Vaterland beigesetzt. Um diesen Catalog aber über- haupt für Sammler und Liebhaber brauchbarer zu machen, habe ich auch in einer besondern Abtheilung die 531 Gat- tungen (Genera) von Käfern, welche sich bis jetzt in mei- % ner Sammlung befinden, nach dem Latreille’schen Sy- stem, mit den nöthigen Synonymen, aufgeführt, und jeder Gattung auch den deutschen Gattungsnamen beige- fügt. Da der gröfste Theil derselben neu gebildet ten mufste, so ist auch die Ableitung bei solchen erklärt. Die sämmtlichen bis jetzt bekannten Käfer sind nach diesem Sy-- stem in 40 Familien vertheilt, und um den Typus derselben anschaulich zu machen, habe ich von jeder Familie eine Art aus meiner Sammlung ausgehoben und ausführlich beschrie- ben, und auf den beigegebenen 4 Kupfertafeln getreu und vollständig abgebildet. Bis auf etliche, sind diese, wie ich glaube, vorhin noch nicht beschrieben oder abgebildet ge- wesen. Aus diesem Catalog werden nun sowohl meine Freun- de, mit denen ich schon die Ehre habe in näherer Verbin- dung zu stehen, als alle diejenigen, welche mich noch mit gütigen Zuträgen zu meiner Sammlung erfreuen wollen, ex- schen, was derselben noch abgeht; alles, was, darin noch fehlt, soll mir sehr willkommen seyn, und ich werde mich bestreben, den Werth solcher Beiträge durch ein Aequiva- lent aus meinem Vorrathe, nach dem Wunsche des Herra Mittheilers, nach Kräften auszugleichen, Zu diesem Zwecke habe ich auch ein besonderes Ver- zeichnifls meiner dermalen vorräthigen Insecten dem Üata- log beigelegt, in welchem die Bedingnisse, unter welchen ich ferner zu tauschen geneigt bin, näher bestimmt sind. Alle in diesem Verzeichnisse bemerkte Insecten, unter wel- chen auch mehrere ausländische und seltene sind, stehen Liebhabern, die keine Gelegenheit zum tauschen. haben, auch gegen baare Zahlung um die beigesetzten Preise zu Diensten. ) Alle Anfragen und Anerbietungen mufs ich mir je- doch, so weit es seyn kann, portofrei erbitten. Nürnberg, ı826, Jacob Sturm, in der Tucherstrafse No. 1156. II. Abtheilung. mm m ua TEE m Baugthiere II, Band. 4 i R h Ask ink amt m N , Ku, Ar ee c > 7. age A y vr ‘ are 2% W y Ki 47 ' u AN “ ’ 20T: A 6 HR ” Re Di Kr . AR ee EIER LM hi 3 N en KR EN d © € N RERTER ne! . * “ IR EmLeiLwns. Der Beitrag zur Naturgeschichte der Säu- gethiere *), welcher in den nachfolgenden Zei- len enthalten, ist als ein Nachtrag zu Azara’s Werk, Essais sur les quadrupedes du Para- guay, anzusehen. — Ich werde hier die Thier- arten aufzählen, welche ich bei einem beinahe zweijährigen Aufenthalte in Brasilien beobach- *) Der zweite Band meiner Beiträge würde, wenn man der natürlichen Verwandtschaft der Thiere gefolgt wäre, die Aufzählung der Vögel haben geben müssen, allein ich lasse diese Classe später folgen, da ihre Bearbeitung vie- ler Vergleichungen bedarf. 1 * a tete, und die, wie schon oben gesagt, gröls- tentheils in jenem Werke aufgeführt sind. Die von dem spanischen und anderen Schriftstellern richtig und hinlänglich beschriebenen Arten werde ich nur nennen und hier und da einige Bemerkungen hinzufügen, Zur genaueren Ver- sinnlichung der von mir erwähnten Thierarten werde ich in meinen Abbildungen zur Naturge- schichte Brasilien’s, Zeichnungen von vielen der- selben bekannt machen. Manche von ihnen waren schon abgebildet, eine solche Vervielfäl- tigung der Figuren kann aber nie schaden, sie führt immer zur genaueren Kenntnils des Thie- res, auch ist es interessant, Abbildungen ein und derselben 'Thierart aus verschiedenen Ge- genden der Länder zu vergleichen. — Der Reisende im östlichen Brasilien, in gleicher Höhe mit Paraguay, konnte füglich 4zara’s Werk zum Grunde seiner Beubachtungen legen, da eine ziemliche Anzahl von Thierarten beiden Gegenden von Südamerica gemein sind. Wenn dieses Werk auch nicht frei von Tadel ist, so stützt es sich dennoch auf genaue, richtige Beobachtungen, diese sind zuverlässig, alleiu hier und da ohne gewisse Hauptzüge, ohne die nöthige Critik und Synonymie, woher denn, besonders bei den Vögeln, der oft gegründete Pe, Widerspruch und Tadel des Herrn Sonnini entsteht, — _ Azara hatte die nöthige Mulse, alle seine Beobachtungen gehörig zu verfolgen und zu ver- vielfältigen, dagegen ist es dem reisenden Beob- achter oft unmöglich, alle nöthigen Bemerkun- gen aufzuzeichnen, welche zu der vollständi- gen Beschreibung eines Gegenstandes gehören. Es scheint aber jener Schriftsteller die Thiere nicht hinlänglich in der freien Natur beobachtet zu haben, sonst würde er mehr Verwandtschaft gefunden, und viele Arten nicht unnöthiger Weise getrennt haben, Die erste‘iund interessanteste Betrachtung, welche sich dem Beobachter bei einer allgemei- nen ‚Uebersicht, der Thiere aufdrängt, . ist ihre Verbreitung über unsere Erde, und es ist dieses ein weites fruchtbares Feld, welches reichhalti- gen Stoff zu voluminösen Werken geben könnte, Herr Hofrath Zellwig hat noch unlängst aus Z- liger’s hinterlassenen Schriften dessen Aufsatz über die Vertheilung der Säugthiere und. Vögel bekannt gemacht, und dadurch einen interes- santen Nachtrag zu den früher über diesen Ge- . genstand erschienenen Werken geliefert, Noch fehlt es uns an Materialien, um ein solches all u gemeines Gemälde recht vollständig entwerfen zu können; allein es wird dieses mit der'Zeit möglich werden, wenn die Reisenden genau auf die Vertheilung der Thierarten und „die Gränzen, in welche ihr Wohnort eingeschlossen ist, Acht haben; ein Endzweck, den auch ich mir vorgesetzt hatte. Diejenigen Reisenden, welche die horizontalen Flächen verfolgen, wer- den die Gränzen für die Thiere in der Länge und Breite bestimmen, andere, welche die Hö- hen unserer Erde besteigen, müssen die Grada- tionen derselben für die verschiedenen Wohn- plätze der Thiere aufzeichnen. Diesen Weg hat Herr v. Humboldt zuerst auch für das Thier- reich eröffnet. Für eine Abhandlung über die allgemeine Verbreitung aller Thierarten über unsere Erdoberfläche, ist der Raum und die Be- stimmung dieser Blätter nicht geeignet; denn nur was auf Südamerica Bezug hat, und vorzugs- weise die Naturgeschichte eines kleinen Theils von Brasilien, gehört zu dem Plane dieser Zei- len. Wer daher die allgemeine Vertheilung al- ler bekannten Säugthiere übersehen will, der suche sie in IlJiger’s Ueberblick nach ihrer Ver- theilung über die Welttheile, dessen Vervoll- ständigung und Fortsetzung den Zoologen zu empfehlen ist, so wie in andern Werken. m Es herrscht unter den Säugthieren von Süd- america zum Theil eine ziemlich weite Verbrei- tung. Wir finden die meisten Arten über die ganze südliche Hälfte der neuen Welt ausge- dehnt. Guiana, Paraguay und Brasilien ha- ben sehr viele Arten mit einander gemein, nach Nordamerica hingegen finden wir nur wenige dieser Thierarten verbreitet, Nur den Cuguar (Felis concolor Linn.) kann ich hierher rech- nen; denn wenn gleich der Aguarachay des Azara (Canis Azarae *)) viel Aehnlichkeit mit dem Canis cinereo-argenteus von Nordame- rica zeigt, so muls man beide Thiere doch als verschiedene Arten betrachten. Eben so ist es mit dem nördlichen Waschbären (Procyon Lo- tor); auch. dieser gleicht dem südlichen (Pro- eyon cancrivorus) sehr, bildet aber dennoch gewils eine, von demselben verschiedene Art, — Die Vögel erhielten, in Hinsicht ihrer Ver- breitung, von der Natur weit mehr Freiheit, daher finden wir mehrere der brasilianischen Arten auch über Nordamerica verbreitet, ja ei- nige derselben kommen selbst in Europa und in *) In meinen Abbildungen zur Naturgeschichte Brasilien’s, hat man unter die Figur dieses Fuchses aus Versehen Canis brasiliensis gesetzt, welches abgeändert werden wird, u Africa vor, welches aber doch meistens Wasser- oder Sumpfvögel sind. Die nördliche Küste von Südamerica, Guiana, hat mit den südlichen Provinzen am La Plata und Uruguay, mit Paraguay und Chili manche Thierarten gemein: hierhin ge- hören manche Gürtelthiere, die Hirsche des Azara, der Capybara, Aguti, die Unze ( Yaua- rete), die rothe Unze (Felis concolor), der Ta- peti (Lepus brasiliensis), der brasilianische Fuchs (Aguarachay Az.), die Cuatis (Nasua), der Tapir (Tapirus), die Fischotter (Lutra bra- siliensis) und vielleicht mehrere Fledermäuse, Die Abwechslung und Zunahme thierischer Formen in Südamerica, istin der Breite grölser als in der Länge, wenn wir diese Ausdrücke in geographischer Bedeutung nehmen, Man wird in der Folge. die Uebereinstimmung der von. Azara und der von mir aufgezählten Thierar- ten einsehen; von Süden nach Norden fort- schreitend, fand ich hingegen an den von gro- [sen Flüssen gemachten Abschnitten gewöhnlich neue Thierarten. So findet man z. B. in den gebirgigen Waldungen der Gegend von Rio de Janeiro den rothen Sahui (Hapale Rosalia), der aber Cabo Frio nicht zu übersteigen scheint, eben so den Mico mit getheiltem Haarbusche en EN a auf der Stirn (Cebus fatuellus), der mir nicht weiter nördlich als bis zum Flusse IZabapuana vorgekommen ist; der, Sauassu (Callithrix per- sonalus) zeigte sich uns vom Jiabapuana bis zum Rio Doge, kommt aber, nach Herrn v, Spix, auch bei Rio de Janeiro vor; am Rio Doce ward er sogleich von einem anderen, dem- selben sehr ähnlichen und verwandten Affen, dem Gigö (Callithrix. melanochir), abgelös’t; der Sahui mit weilsem Gesichte (Hapale leuco- cephalus) lebt blols in der Gegend des Flusses Espirito Santo; der Sahui mit weilsem Ohrbiüt- schel (Hapale Jacchus) geht nicht weiter süd- lich, als bis über die Bahia de todos os Santos hinab, und der von mir bekannt gemachte und jetzt näher zu beschreibende schwarze Sahui (Hapale .chrysomelas) scheint im Sertong des Rio Pardo und des Ilheos zu leben u. s. w. — Es scheinen überhaupt die meisten Affenärten, besonders die kleineren, nicht besonders weit verbreitet, sondern der Zartheit ihres Naturells halber, nur auf sehr enge Gränzen eingeschlos- sen zu seyn. Die Fledermäuse glaube ich zum Theil ebenfalls nur auf gewisse Gränzen eingeschränkt gefunden zu haben; jedoch ist die Beobachtung des Aufenthalts dieser lichtscheuen, fliegenden a Thierarten, welche sich so leicht dem Auge des Beobachters entziehen, weniger zuverlässig. Die Raubthiere sind weit verbreitet, die Affen aber, wie gesagt, am regelmälsigsten in gewisse Gränzen eingeschlossen, Das gemeine Faulthier (Bradypus tridacty- Zus) habe ich nur nördlich von den Flüssen Bel- monte und Alcobaca gefunden, dagegen südlich überall das mit dem schwarzen Nacken tar pus torguatus). Weit verbreitete Thierarten erleiden ge- wöhnlich verschiedene Abänderungen durch Clima und Aufenthalt. — Vom Yaguarete sagt man, wiewohl vielleicht ungegründet, er sey unter dem Aequator grölser und schöner gefärbt, alsin den südlichen Provinzen; so der rothe Guariba, denich bei Cabo Frio scheinbar dunkler gefärbt gefunden habe, als mehr nörd- lich, wo er recht rostroth ist. — Die weit verbreiteten Thierarten sind ferner mannichfaltigen Benennungen unterworfen, auf welche der Reisende ebenfalls aufmerksam seyn muls. Die Aufnahme solcher Provinzialbenen- nungen in die Systeme, hat schon manche Irr- thümer und Milsverständnisse veranlalst, man sollte sie daher nie wählen. Linne nahm ei- nige jener Benennungen in sein System auf, en welche nach Marcgrave die Thierarten in der Provinz Pernambuco trugen. Sie sind: sämmt- lich. aus der ZLingoa Geral oder der Sprache der- jenigen Urbewohner entlehnt, welche die ganze östliche Küste von: $. Paulo bis Maranhao be- wohnten. Sie zeigte aber dennoch mancherlei Abweichungen, auch galten diese Namen ge- wöhnlich in allen’inneren Gegenden des Landes nicht, wo mancherlei andere Sprachen der Ta- puyas herrschten. ‘Von oben erwähnter Art sind die Worte Zamandua, Tangara, Anacan, Tirica, Maracand, Aracanga, Sayaca, Gui- ra, Taiacı und viele andere, welche nicht ge- wählt werden dürfen ‚da sie zwar in den meisten Gegenden bekannt sind, ‘aber in den verschie- denen Provinzen oft sehr verschiedenen Thier- arten beigelegt werden. — Azara giebt seinen Thieren die Namen, welche siein der Guarani- Sprache tragen, die oft mit den brasilianischen übereinstimmen, oft aber barbarisch genug klin- gen. Solche sonderbare Wörter hat man in neueren französischen Systemen zum Theil häu- fig gefunden, und obgleich Bujfon schon sehr geübt in Verdrehung der brasilianischen Wörter war, so hat man in neueren Zeiten doch weit mehr gefehlt, Provinzialbenennungen aufzuneh- men, wozu aber die unendliche Menge der Ge- - a schlechter zwang, die man bildete, und für welche passende Benennungen zu finden, aller- dings oft schwierig seyn mulste *). Dals übri- gens, wie schon gesagt, dergleichen Benennun- gen auf einem so ausgedehnten Raume, wie der der Lingoa Geral an der Ostküste von Bra- silien **), sehr vielen Abänderungen unterwor- fen seyn müssen, ist natürlich, und ich will davon nur einige wenige Beispiele anführen. Der roihe Brüllaffe, (Mycetes ursinus) heilst nördlich Guariba, südlicher Barbado, und noch weiter hinabwärts in der Gegend von $. Paulo: Bugio; die Gürtelthiere Pichi, Muletto, Pe- loso und Bola des Molina sind andere als das Pichiy, Muleto, Peloso und Bolita des Azara; der Madenfresser (Crotophaga Ani, Linn.) nach Marcgrave Ani, in der von mir bereis’ten Ge- gend Annü; Tanagra brasilia südlich Tise, mehr nördlich Tapiranga, in Pernambuco Tije- piranga; unter dem Namen Jabirı be- *) So findet man z. B. in Vieillot’s Naturgeschichte der nord- americanischen Vögel eine Tanagra, unter der Benennung Piranga, von den übrigen Arten getrennt, und dieses Wort bedeutet in der Lingoa Geral roth. **) Die Lingoa Geral ward, mit einigen Ausnahmen, bei- nahe vom südlichen Wendekreise bis zum Aequator ver- standen. er greift man bald Ciconia americana, bald Tan- zalus Loculator, bald Mycteria americana; Marcgrave’s Ibiyau ist der Bacurau des mehr südlich gelegenen Theils der Ostküste, sein Anaca ist ein kleiner Papagey, während mehr südlich Psittacus severus diesen Namen trägt, sein Andira - acı ist vielleicht das Guandirda oder Jandira der mehr südlichern Küste u, s, w. Ich kehre nach dieser kleinen Abschweifung zu dem Satze zurück: je mehr nach dem Aequa- tor hin, desto mehr neue Thierarten findet man, . Welche Menge von Quadrumanen fan- den v, Humboldt und Spix in den unter dem Aequator gelegenen ‚Provinzen des spanischen und portugiesischen America! in den Urwäldern an den Ufern des Rio das Almazonas, des Madaleina, des Orenoco und des Rio Negro! Sieber fand zu Cametd ‚„ obgleich er durchaus nicht in das Innere des Landes eindrang, und nur an der Mündung des Tocantins bei Para sich aufhielt, mancherlei neue Thierarten,, welche jetzt eine Zierde des zoologischen Mu- seums zu Berlin sind. — Weit weniger Qua- drumanen bemerkte ich in dem östlichen Bra- silien in den Capitanias von Rio de Janeiro, Espirito Santo und von Bahia, und nach Azara ist Paraguay noch weit ärmer an solchen, nur =. Mm u für die grölseste Wärme bestimmten Thieren, da er in seinem obengenannten Werke nur drei Arten von ihnen aufzählt. — Ich werde 82 Arten von Säugthieren in dem nachfolgenden Verzeichnisse aufführen, wo- von bei weitem die grölsere Zahl Quadrumanen, Raubthiere und Insectenfresser, die weit klei- nere aber Grasfresser oder Wiederkauer sind. Ich brauche nicht darauf aufmerksam zu ma- chen, dals dieses Verhältnils der natürlichen Beschaffenheit des Landes ganz angemessen ist; denn in dem offenen waldlosen Afrika, und selbst in Indien, leben eine Menge von Antilo- pen und Wiederkauern; in dem von unermels- lichen Urwäldern beschatteten Brasilien aber würden diese keine angemessene Stätte finden, hier müssen besonders zahlreiche Affen die Bäume nach ihren Früchten besteigen, und wir finden sie grölstentheils, so wie noch manche andere Thierarten, mit dem merkwürdigen, ganz zu der Lebensart auf Bäumen eingerichteten Or- gane, dem Wickel- und Greifschwanze verse- hen, der nur für die Wälder von Südamerica geschaffen scheint. Raubthiere finden ihre fin- steren Schlupfwinkel in allen Welttheilen, in Wäldern, Haiden, Felsenklüften oder dornigen wilden Einöden, daher sind auch diese in Bra- a silien häufig, Manche Arten sind zahlreich an Individuen, besonders die Fledermäuse, meh- rere Nager und Quadrumanen. Den ersteren ist eine reichhaltige Nahrung in den unzähli- gen Insecten dieser warmen Länder eröffnet, sie haben dabei zum Theil das Auszeichnende, Blut- sauger zu seyn, wodurch sich besonders ihre zahlreichste Familie, die Blattnasen ( Phyllosto- ma) auszeichnet. Azara hat diese Thiere zum Theil etwas unvollkommen beschrieben, den- noch sind seine Arten aufzufinden. Ich habe aber wenige der seinigen in Brasilien beobach- tet, ein Beweis für die grolse Mannichfaltigkeit dieser Thiere in Südamerica. Sie sind zum Theil höchst originell gebildet, wie z. B. die neue Art, welche ich in der Isis vorläufig be- kannt gemacht habe; eine andere Species scheint durch die Bildung der Nase mit Ahinolophus verwandt, ist aber ungeschwänzt. Sie bewoh- ‚nen die Felder, die Wälder und Steinklüfte, alte Urwaldstämme, so wie die offenen Gegenden und die menschlichen Wohnungen, ihrer hab- haft zu werden, ist oft schwierig, Manche von ihnen sind mir gewils entgangen, doch können im Allgemeinen nur wenige Arten von Quadru- peden und unter diesen vorzüglich nur kleine uns unbekannt geblieben seyn, da alle übrigen n a von den Eingebornen gejagt werden und delshalb gekannt sind. — Ich fand in den von mir bereis’ten Gegen- den 6 bis 7 Arten von Katzen. Zahlreicher an Individuen als die Raubthiere, sind die Ge- schlechter der Gürtelthiere und Cavien (Dasy- pus, Tolypeutes, Cavia, Dasypröcta, Coelo- genys und Hydrochoerus), sie stehen aber in dieser Hinsicht auch den Quadrumanen vielleicht noch nach. — Die Capybaras (Hydrochoerus Capibara) fand v. Humboldt am Orenoco und . Apure in unglaublicher Menge, so häufig wur- den diese Thiere in den von mir besuchten Flüs- sen des östlichen Brasilien’s nicht angetroffen, Das Aguti (Dasyprocta Aguti) und der Paca (Coelogenys Paca) leben in Menge in den bra- silianischen Wäldern. Von den Gürtelthieren habe ich nicht so viele Arten kennen gelernt, als Azara, der uns zuerst mit Recht belehrte, dals die Zahl der beweglichen Gürtel kein si- cheres Merkmal für die Unterscheidung der Ar- ten abgebe. Diese Thiere bewohnen die ebe- nen wie die gebirgigen Gegenden, besonders den sandigen Boden, Affen, Katzen und kleine Raubthiere durch- streifen die Wälder; die Brüllaffen und andere Arten lassen ihre lauten Stimmen weit durch die A einsame endlose Wildnils der Urwälder erschal- len, und das rauhe abgebrochene Brüllen des _ Yaguar, setzt bei nächtlicher Stille den. einsa- men Wanderer in Schrecken. Cavia. Arten be- wohnen die Wälder, die Gebüsche und die Ufer der Flüsse, während diese selbst von Fischot- tern (Lontras) bevölkert werden, Hirsche und der Tapir bewohnen die Dickichte der Wälder, treten in der Dämmerung und'an ruhigen Stel- len selbst am Tage hervor, und nehmen in Waiden und grasreichen Plätzen ihre Nahrung, In den grolsen Wäldern ziehen ferner zahlreiche Heerden von, wilden Nabelschweinen umher, und "gewähren dem reisenden Jäger eine ange- nehme, oft .reichliche Nahrung, — Endlich die grolsen Campos Geraäös sind von den Rehen des Campo (Cervus campestris) oder dem Gua- zuti des Azara, von einer Menge von Amei- senfressern (Myrmecophaga Zubata, Linn.) be- wohnt, welche den zahllosen Termiten nach- stellen. Der grolse furchtsame Guara oder der rothe wilde Hund (Aguara-guazu, Az.) bellt oder heult in den langen Nächten. In diesen Gegenden ist es nicht wohl möglich, ein Ge- mälde von den Gradationen der Höhe zu geben, in welcher die Säugthiere leben, wie uns v Humboldt ein solches höchst interessantes Bild 2 45 zu von den Cordilleren entworfen hat, wo sich, der grolsen Höhe der, Gebirge wegen, verschie- dene Grade der thierischen und vegetabilischen Schöpfung festsetzen lassen. Die Jahreszeiten scheinen auf die Vögel einen grölseren Einfluls zu äulsern, als auf die Säugihiere. Der Stand und Aufenthaltsort der letzteren bleibt sich mehr gleich, jedoch nöthigen in der heilsen Zeit des Jahres unzählige Stechfliegen (Mutucas) die Ar- ten der Hirsche, die Waldungen zu flieben,, Diels ist die Zeit des hohen Standes der Gewäs- ser, alsdann soll man jene gepeinigten Tbhiere in grolser Menge im übergetretenen Wasser *) sich verbergen sehen, wo blols der Kopf ihren Aufenthalt verräth. Diese traurige Zeit der Stechfliegen magert die Thiere ab, dazu kommt alsdann die Zeit des Abhaarens, welche zwei- mal im Jahre einzutreten scheint, nämlich am Ende der heilsen und am Ende der kalten Zeit, Andere Ursachen, welche in Brasilien die Wan- derungen der Säugthiere herbeiführen können, *) Diese Zeit der hohen Gewässer ist dem Menschen am wenigsten zuträglich. Es entstehen bei ihrem Hinwegfal- len 'epidemische Fieber, von welchen am Rio $. Francis- co und in anderen Gegenden oft viele Menschen, beson- ders Ausländer, hinweggerafft werden. a ren entspringen aus der Nahrung. Gewisse Früchte reifen zu bestimmten Zeiten, entweder der Küste näher, im Sandboden, mehr an den Fluls- ufern, in den Sümpfen oder im Inneren der Wälder, und diese Localverschiedenheiten kön- nen kleine Bewegungen unter diesen Thieren hervorbringen; allein dieses Umherschweifen ist nicht mit dem Wandern der Vögel, selbst nicht mit dem Striche derselben in heilsen Ländern zu vergleichen, man kann daher im Allgemeinen annehmen, dals sie ihren Standort nicht ver- lassen. "Wärme des ganzen Jahres und Gleichheit der Jahreszeiten, scheinen in allen heilsen Län- dern eine geringere Regelmälsigkeit in der thie- rischen Oeconomie hervorzubringen, als in un- ‚seren gemälsigten und kalten Erdstrichen, Die meisten Thierarten bringen ihre Jungen mit ‘der warmen Zeit zur Welt, oder wenn diese heran. naht, in den Monaten September, October, No vember, December und Januar. | Die Jungen finden alsdann mehr Nahrung und angemessene Temperatur, sie sind dann in!der Regenzei: schon stark genug, jenen Einwirkungen der Witterung zu widerstehen. — 2 * A ae Ueber die Kronen der hohen Waldstämme hin zieht in flüchtigen Sprüngen eine Bande von Affen, wo jede Mutter ihr Junges sicher mit sich fortträgt, welches sich fest anklammert und hier Wärme und Schutz findet. — Auf ähnliche Art, jedoch höchst verschie- den durch seine Langsamkeit, zeigt sich auch das Faulthier mit seinen Jungen beladen. Beu- telthiere verbergen die zarten Jungen in ih- rem Beutel, dem sonderbaren, von der Na- tur ihnen zugetheilten Organe. Rattenarten bringen dieselben in die Erde, in hohle Bäume, alte Vogelnester; die Fledermäuse in hohle Stämme, Felsenklüfte und selbst in die mensch- lichen Wohnungen; die Cavien und Gürtel- thiere in Gebüsche oder Erdhöhlen, wo sie nur zu oft der Raub grolser gefrälsiger Schlangen, so wie der Katzen und anderer Raubthiere wer- den. . Oft stürzt bei den Affen und Faulthieren der Schuls des Jägers Mutter und Kind zugleich von einem Baume herab, der Pfeil des sicher zielenden Wilden durchbohrt oft beide zugleich. Ueberall erblicken wir unter allen Climaten und Zonen deriErde die bewundernswürdige Voll- kommenheit der Natur, deren Erforschung die grölsten, lebendigsten Genüsse. gewährt. Sie m mufste so viel Anziehendes haben, damit die Beobachtung, besonders der lebenden Wesen, bis in’s Unendliche vervielfältiget und damit sie, besonders bei der Entfernung und Un- zugänglichkeit ‘der übrigen Welttheile, auch in diesen, aller Beschwerden ungeachtet, von uns Europäern unternommen werde. — IK. sche dar re ee O2 Piel. 2 se ech DE: au men tuTrsse Tr. Fam. I. Quadrumana. PRETLRBERD ec: Nach dem neuen, von dem leider zu frühe verstorbenen Dr. Kuhl in seinen Beiträgen zur Zoologie und vergleichenden Anatomie aufge- stellten Verzeichnisse der bis jetzt bekannten Quadrumanen oder affenartigen Thiere, deren Arten man in neueren Zeiten durch Reisen in die heilsen Zonen unserer Erde bedeutend ver- ehrt hat, finden wir in der alten Welt eine grö- [sere Anzahl derselben als in der neuen, und BNN. ae beide Welttheile gewähren diesen Thieren nur einen beschränkten Wohnort, der in America zwischen den beiden Wendekreisen eingeschlos- sen, in Africa und Asien aber noch etwas wei- ter ausgedehnt ist, da er dieselben nördlich und südlich etwas überschreitet. Beide Welttheile, der alte sowohl als der neue, haben für diese Thiere gewisse, scharf unterscheidende Charac- terzüge, von welchen die Natur nicht abge- - wichen ist. Hierhin gehört die eigene Bildung der Nase, welche mehr von der Seite geöffnet ist, der Mangel der Backentaschen und Gesäls- schwielen in der neuen, und der Mangel der Wickel- und Greifschwänze in der alten Welt. Die ungeschwänzten Affen, so wie die Paviane mit hundeartig vortretender Schnautze und furchtbarem Gebisse, sind ausschlielslich der alten Welt eigen. Eben daselbst befinden sich einige Affen, welche kaum eine Stimme von sich geben, wie der Pompo des Wurmb *), die meisten übrigen haben Kehlsäcke. Die der neuen Welt zeigen zum Theil sehr ausgebildete Stimmorgane, welche denen der Vögel gleichen, und die Brüllaffen (Mycetes, Stentor) besitzen *) Der neuesten Beobachtung zufolge höchst wahrscheinlich $. Satyrus ult. \ u: 2 eine ganz eigene, höchst.merkwürdige Stimm- kapsel als Anhang des Zungenbeins, wodurch ihre Stimme bis zu einem seltenen Grade ver- stärkt wird. Diese sonderbaren Thiere sind aber auch noch ohnehin durch einen höchst kräftigen Greifschwanz und einen ganz beson- ders geformten pyramidalen Schädel ausge- zeichnet. J Alle affenartigen Thiere der alten Welt ha- ben vier vollkommene Hände, da hingegen in der neuen’eine zahlreiche, übrigens den Affen sehr verwandte Familie kleiner Thiere, die Sa- ‚huis (Hapale, Jacchus, Midas), gefunden wird, deren Vorderhand unvollkommen ist, wodurch sie sich, wie auch überhaupt durch ihre ganze Lebensart, den Eichhörnchen (Sciurus) nähern. Ein anderes Geschlecht (Ateles) ist durch einen unvollkommenen Daumen an der Vorderhand ausgezeichnet, eine Bildung, von der übrigens auch die alte Welt eine Probe aufzuweisen hat, indem der Daumen dem Colobus polycomos und Ferrugineus *) fehit. — *) Das Museum zu Leiden besitzt Colobus polycomos und ferrugineus, der letztere ist identisch mit Colobus Tem- minckii K. Ich verdanke diese, so wie viele andere in- teressante Bemerkungen, der Güte des Herrn Dr. Boie zu Leiden. Pe Ueberall in beiden Welten erkennt der Mensch in diesen merkwürdigen Thieren eine gewisse, seinem eigenen Geschlechte unange- nehme Aehnlichkeit, die von einer verwandten Organisation erzeugt wird. Selbst in den äulse- ren Gesichtszügen und der Bildung des Kopfes findet man bei vielen Völkern der heilsen Erd- _ theile beider Welten, sowohl bei Botocuden als andern Südamericanern, desgleichen bei Busch- männern und andern Negern u. s. w, eine auf- fallende Verwandtschaft mit den Affen, welche unmöglich verkannt werden kann. Die Natur scheint hier von’dem Menschen zu den niederen Ordnungen der Mammalien, durch die Affen sehr deutliche Uebergänge gebildet zu haben, deren nähere Beobachtung und Bestimmung den vergleichenden Anatomen gewils ein interessan- tes Feld des Nachforschens darbieten würde. — Diese unangenehme Aehnlichkeit ist es, die in den Systemen der Naturforscher den Af- fen gewöhnlich den ersten Platz nach dem Men- schen, oder die höchste Stufe in der Reihe der niedriger organisirten Wesen anweis’t. Die Be- nennungen, welche die Quadrumanen in beiden Welttheilen tragen, sind der Beweis dieser über- einstimmenden Aehnlichkeit; denn in Indien kennt der Malaie seinen Orang- Utang (Wald- mensch), und in America schwärmen Capuchti- nos (Capuciner), Fiuditas (Wittwen), Barba- dos (alte bärtige Männer) und dergleichen um- her. — So übereinstimmend aber solche Be- nennungen allen Welttheilen eine gewisse Aehn- lichkeit dieser Thiere mit dem Menschen anzei- gen, so erleiden sie doch in verschiedenen Ge- genden grolse Abänderungen und werden ganz verschiedenen Thieren beigelegt, man muls da- her in Anwendung derselben vorsichtig seyn, Ich werde zwei Arten von Micos erwähnen, den Cebus fatuellus und Cebus robustus, wel- che zu den grölseren Alfen der neuen Welt ge- hören, während auch .Simia argentata Linn, diesen Namen trägt. Die Benennung Titi wird, nach v. Humboldt und Azara, verschiedenen Arten beigelegt; am Orenoco trägt Simia sciu- rea Linn., zu Carthagena de las Indias, Si- mia. Oedipus. Linn. und in Paraguay Sımia Jacchus Linn. diesen Namen. — Die Quadrumanen der neuen Welt sind uns jetzt schon in bedeutender Anzahl bekannt und noch manche andere, besonders der kleineren, wenig verbreiteten Arten, werden wir durch spätere Reisende kennen lernen. — Um die Kenntnils der bis jetzt beschriebenen Specien machte sich besonders Herr Professor Geoffroy > ME he in Paris, Herr v. Humboldt, der Graf von Hoff- mannsegg und neuerdings Herr Dr. v. Spix verdient. Der letztere vermehrte unsere Kennt- nisse von ihnen durch eine bedeutende Anzahl neuer Arten, und Herr v. Humboldt hat uns in ‚seinen herrlichen Schilderungen des südlichen America’s, einen in der That seltenen Schatz neuer Nachrichten über diese Familie mitge- iheilt. Diese Thierarten machen in den süd- americanischen Wäldern ohne Zweifel den gröls- ten Theil der Säugthierbevölkerung aus; denn eine jede der männichfaltigen $pecien ist ge- wöhnlich zahlreich an Individuen. Manche Ar- ten sind weit verbreitet, besonders die Brüllaf- fen (Mycetes), die kleineren aber nur auf en- gere Gränzen von oft sehr geringer Ausdehnung eingeschlossen. | Für diese zahlreichen Thierarten scheinen grölstentheils die mannichfaltigen Früchte be- stimmt zu seyn, womit jene Urwälder im ewigen Wechsel der immer thätigen Natur wuchern, und die der rohe Naturmensch bei seiner geringen Anzahl in jenen weiten Wild- nissen nicht hinlänglich zu benutzen vermag. Ihre ganze Organisation deutet auf den Aufent- halt in einem Lande von unermelslichen Urwäl- dern; denn die an Bäumen und Wäldern ärme-. ren heilsen Länder der alten Welt, erhielten ungeschwänzte Affen in Menge, deren Arme oft sehr lang sind, und delshalb mehr auf einen Aufenthalt an der Erde schlielsen lassen; sie haben nackte harthäutige Gesälsschwielen,, wel- che ein häufiges Sitzen an der rauhen Erde be- zeugen; ihre Backentaschen’sind geeignet, ein- mal gefundene Früchte in. denen von Wald ent- blölsten Gegenden mit umher zu tragen, da hingegen die americanischen Affen höchst sel- ten die Erde berühren, und deshalb mehr zum Klettern und zu der beständigen Lebensart auf Bäumen eingerichtet sind. Sie. haben kürzere Arme, starke, inwendig beständig feuchte Hände, einen schlanken dünnen Körper mit muskulösen Gliedern, und viele einen höchst kräftigen, dick muskulösen, zum Festhalten ganz besonders geschickten Greif- oder Rollschwanz; sie sind sämmtlich äulserst geschickt im Klettern, und nur der höchste Nothfall kann sie zwingen, die Erde zu berühren. Den Mangel des Daumens bei einigen von ihnen, hat die Natur reichlich durch Länge und Stärke der übrigen Finger, so wie durch Länge der Glieder und den um desto kräftigeren Greifschwanz zu ersetzen gewulst. Die innere Organisation der Quadrumanen ‚ist den Naturforschern ziemlich bekannt; denn NE aus allen Geschlechtern hat man Beispiele von ibnen, ja selbst die meisten der bekannten Ar- ten untersucht, ‘/onr Humboldt beschrieb den merkwürdigen Stimmapparat der Brüllaffen (My- cetes) und anderer kleinerer Arten; andere viel- fältige anatomische Untersuchungen sind in den Schriften der Naturforscher zerstreut, doch ge- ‚hört ihre Zusammenstellung nicht zu dem Zwecke, den ich. mir hier vorgesetzt habe, In der Nahrung und Fortpflanzung scheinen sich die Quadrumanen von America nicht von denen der alten Welt zu unterscheiden; denn sie sind sämmtlich Omnivoren wie der Mensch, indem sie vegetabilische und animalische Nah- rung, besonders viele Insecten verzehren, Sie werfen, mit Ausnahme der kleinen Sahuis (Ha- pale, Jacchus, Midas), sämmtlich nur ein Junges, welches sie mit sich auf den Bäumen umhertragen. Gewöhnlich gleichen diese jun- gen Aeffchen ihren Eltern in Bildung und Fär- bung; auch muls ich bemerken, dafs ich im Allgemeinen unter den Quadrumanen sehr we- nige Abweichungen oder Varietäten beobachtet habe und dals ich daher die meisten, - in den Cabinetten als solche angesehenen Individuen, für besondere Specien halte. : Ein Beispiel hier- von geben die: vielen . Arten des . Geschlechts Jacchus, welche Geoffroy im dem zoologischen Museo zu Lisboa fand, die beiden Arten der Micos, die ich beschreiben werde u.s. w. — Besonders die ersteren haben im Allgemeinen eine gewisse, ihnen allen eigene Bildung und Färbung, und unterscheiden sich nur durch kleine Abweichungen; sie sind aber durch die Gränzen ihres Aufenthalts sehr genau von ein... ander getrennt. Viele Zoologen stimmen ohne Zweifel in dieser Hinsicht meiner Ansicht nicht bei, auch ist es gewils, dafs wir bis jetzt über diesen Gegenstand noch kein allgemeines Ge- setz aufstellen können. Die meisten Reisenden sind nicht selbst Jäger und Beobachter der Na- tur, sie verlassen sich auf oft trügerische Nach- richten; auch ist es nöthig, obne Unterschied eine grolse Menge von Thieren zu erlegen, wenn man über die Beständigkeit der Arten ur- theilen will, und von den meisten Ländern der heilsen Erdtheile fehlt es uns bis jetzt noch gänz- lich an solchen Beobachtungen. Einige Arten des Geschlechts Cebus mögen allerdings eine Ausnahme von der, von mir beobachteten Re- gel machen, hierhin gehören z. B. Cebus apella und capucina, allein ich kann über diese bei- den Arten nicht reden, da sie mir in Brasilien nicht vorgekommen sind, und darf daher, meiner m un Erfahrung zufolge, diesen Satz nur auf die, von mir wirklich beobachteten und in den nachfol- genden Blättern erwähnten Arten anwenden. Herr v. Humboldt bestätigt meinen Satz; denn nach dem Zeugnisse dieses ausgezeichneten Rei- senden, sind die Arten der Affen auch im spa- nischen America sehr deutlich getrennt und va- riiren wenig. Dr. Kuhl hat in seiner Monographie der Quadrumanen 64 Arten für die neue Welt auf- gezählt. Ich habe ihm einige wenige derselben mitgetheilt, die bis jetzt noch nicht bekannt waren, und in den nachfolgenden Blättern werde ich diese genannten Specien ausführlicher be- schreiben. Zu dem eben genannten Verzeich- nisse muls man nun noch die sehr beträchtlichen neuen Entdeckungen des Herrn v. Spix hinzu- fügen; denn von den 54, in dessen Werk über die Affen beschriebenen Arten, sind 21 den Na- 'iurforschern noch unbekannt gewesen. Die . Eintheillung der Quadrumanen des gelehrten Reisenden in Trichuri und Gymnuri scheint sehr zweckmälsig, doch kann man sie auch noch auf folgende Art eintheilen. — Sect. 1. Affen mit greifendem Schwanze. A. Mit‘6 Backenzähnen und unter der Spitze « nacktem Schwanze, Gistsr Act Balise . Geofir. Klammeraffe®. T Die Affen, welche Geoffroy mit der Benen- nung Ateles belegt hat, bevölkern einen grolsen Theil der undurchdringlichen Wälder von Bra- silien. Schon kennen wir mehrere Arten von ihnen, deren nähere Bestimmung und Ausein- andersetzung wir zuerst jenem ausgezeichneten Zoologen verdanken. — Dr. Kuhl hat in sei- nem neuen Verzeichnisse der Quadrumanen | acht Arten von Klammeraffen unterschieden, von denen ich aber in den von mir bereis’ten *). Um eine unnöthige Wiederholung zu vermeiden, "werden . bei bekannten Geschlechtern die Kennzeichen derselben nie wiederholt werden. Mr Gegenden nur eine Art zu beobachten Gelegen- heit hatte, Sie alle zeichnen sich durch einen kleinen Kopf, sehr lange dünne Glieder und einen besonders kräftigen, langen und musku- lösen Greifschwanz aus. . Ihr Kopf ist wenig er- haben und die Schnautze etwas vortretend, der Gesichtswinkel etwa von 60°. — Ihr Daumen der Vorderhand ist äulserlich zum Theil nicht sichtbar, zum Theil nur als kleines Rudiment. Das Gebils dieser Affen ist schwach, d, h. ihre Eckzähne sind kurz, auch ist ihr Naturell höchst sanft, da hingegen die Arten des Geschlechts Cebus Geoffr. mit langen kegelförmigen Eck- zäbnen versehen, und oft höchst zorniger und beilsiger Natur sind, zu at:eles kRypozanthus, Der Miriki. | K, Haar graugelblich, an der Schwanzwurzel und in der Aftergegend oft röthlich rostgelb; Gesicht fleischfarbig, dunkelgrau punctirt, Meine Reise nach Brasilien. B I. pag, 92. Kuhl, Beitr. zur Zool., pag. 25. Schinz, das Thierreich u. s. w., B, I. pag. 126. Brachyteles macrotarsus Spix. pag. 36 Tab. 27. Abbildungen zur Naturgeschichte Brasilien’s Mono, Miriki oder Muriki der Portugiesen im östli- chen Brasilien. Kupo, botocudisch, Dieser Affe ist die grölste Art der Quadru- manen, welche in den von mir bereis’ten Ge- [>23 IL, Band, {7} * —- GE m genden von Brasilien gefunden werden. Er scheint bis jetzt noch nicht gekannt gewesen zu seyn, hat aber grolse Aehnlichkeit mit Geoffroy’s Ateles arachnoides, dessen sehr gute Abbildung sich in den Annales du Museum d’hist. nat. de Paris befindet, von demer sich aber durch das Vorhandenseyn eines äulseren Daumenrudiments unterscheidet, welches jenem gänzlich fehlt, Beschreibung: Der schwere Körper ist dick und stark, der Bauch ziemlich dick, der Kopf klein, der Hals kurz, Arme und Beine, besonders die ersteren, sehr lang und dünn, der Greifschwanz länger als der Körper, sehr stark und muskulös. Der Kopf ist klein, hinten abgerundet, die Stirn ein wenig erhaben, die kurze Schnautze tritt etwas vor, daher ist das Gesicht unter den Augen stark concav; Queerrunzeln machen das- selbe hälslich, und geben dem Thiere das An- sehn eines alten grämlichen Mannes; sie stehen besonders um die Augen herum und an den Sei- ten des Gesichts. Gebi/s: Schn. 4; Eckz. 2; Backenz. =“. I Im Oberkiefer stehen vier breite kurze Schneide- zähne, wovon die mittleren ein wenig stärker sind; im Unterkiefer vier, die mittleren ein we- a nig kleiner; Eckzähne sämmtlich von den Schnei- dezähnen getrennt; die oberen durch eine grolse Lücke, in welche der untere Eckzahn palst; sie sind breit, kurz, an der inneren Seite mit einem starken Ausschnitte und Rande versehen. Auf jeder Seite stehen in jedem Kiefer sechs Backenzähne; die drei ersteren im Oberkiefer haben an der äulseren Seite eine Kegelspitze, die zwei nachfölgenden haben daselbst zwei stumpfe Spitzen, und der letzte Zahn nur wie- der eine; alle diese oberen Zähne haben an der inneren Seite einen doppelten erhöhten Rand oder zwei parallele erhöhte Leisten. Im Unter- kiefer haben die beiden ersten auf den Eckzahn folgenden Backenzähne an der äulseren Seite eine einfache Spitze, an der inneren Seite aber einige Höcker; die drei letzten Zähne zeigen sowohl an der inneren als äulseren Seite zwei seichte stumpfe Spitzen oder Höcker. — Bei alten Thieren verschwinden die Spitzen der Zähne gänzlich, die Eckzähne sind abgeschliffen wie die Schneidezähne und nur an der Grölse zu unterscheiden; alle Mahlflächen sind schwarz- braun mit erhöhten weilsen Schmelzleisten. Das Auge ist rund, die Iris an jungen Thie- ren graubraun, bei alten gelbbraun gefärbt. Die beiden Nasenlöcher bestehen, beinahe ohne 3*+ u BE he alle Erhöhung, blols in ein Paar eingedrückten‘ Ritzen, welche auf der Oberseite der Schnautze in einem spitzigen Winkel gegen einander ge- stelltsind; daher erscheint die Nase wie einge- drückt, Das äulsere Ohr ist klein, rund, men- schenähnlich und mit Haaren dicht bewachsen. Der Hals ist kurz, daher scheint der Kopf in den Schultern zu stecken. Die Hände der sehr langen dünnen Arme haben vier dünne, schlanke Finger, mit ge- wölbten schwarzbraunen Kuppennägeln. Der Daumen besteht äulserlich nur aus einem sehr kurzen Gliede, von etwas weniger als £ der ganzen Handlänge ohne Nagel. Die Hinter- hände sind stark und lang, mit einem vollkom- menen langen Daumen, Der Schwanz ist sehr dick und stark, an der Spitze auf der Unterseite über 4 der Länge nackt, und daselbst mit _ Jeuchter schwarzbrauner Haut bedeckt; auch an seiner Wurzel befindet sich auf der Unterseite eine nackte Stelle, die jedoch in der Mitte durch einen Längsstreif von Haaren getheilt wird, | Der Rumpf dieses Affen ist nicht schlank und angenehm gebildet; denn sein Bauch ist dick, etwas hängend, und der Rücken gewöhn- lich ein wenig gewölbt; an der Brust befinden sich zwei Zitzen, welche an alten weiblichen Thieren oft über anderthalb Zoll lang sind. Die Geschlechtstheile des Männchens sind grols; die Ruthe ist zum Theil verborgen und durch einen Knochen unterstützt, in der Erec- tion gleicht sie der des Pferdes, mit breiter Eichel. Das Weibchen hat am unteren Rande der Vulva eine Verlängerung (Clitoris), welche mit harten schwarzen DBorsten bewachsen ist *). — Der Miriki ist am ganzen Körper behaart, selbst am Bauche; das Gesicht ist etwas herz- förmig nackt, bei jungen Thieren schwarzbraun, bei alten in der Mitte fleischröthlich, am Rande dunkelgrau, und an der Gränze beider Farben dunkelgrau punstirt. Ueber dem Auge bemerkt man eine Reihe von einzelnen schwarzen auf- rechtstehenden Borstenhaaren, gleich Augen- braunen. Die Gegend um eine jede Brust ist ebenfalls nackt, von schwärzlicher Farbe, aber die lange Brustwarze und ein kleiner, dieselbe umgebender Fleck, sind fleischfarben; selbst am männlichen Thiere ist die Gegend der Brüste unbehaart. Die Geschlechtstheile des Männ- *) Dieser Theil stimmt ziem!ich überein mit der Abbildung, welche Daubenton von den weiblichen Geschlechtstheilen des Ateles paniscus gegeben hat, Pure chens sind nackt, selbst die Testikel, weilsröth- lich, fleischroth durchschimmernd, und von ihnen zieht sich eine unbehaarte Stelle nach dem After bis zum Schwanze hinauf. — An allen seinen oberen Theilen trägt der Miriki ein dichtes, etwas wolliges Haar, an den unteren ist es kürzer. Die Farbe dieses Affen wechselt etwas ab; gewöhnlich ist sie ein fahles gelbliches Grau, oft weilslich grau- gelb, am Schwanze und an den inneren Schen- keln mehr gelblich, besonders an der Schwanz- wurzel und am After oft stark in’s Gelbrothe oder Rostgelbe fallend; eine Färbung dieser Theile, die vielleicht durch die Excremente er- zeugt wird. — Am Rücken zieht die Farbe gewöhnlich mehr in’s Graue. Manche Indivi- duen sind mehr fahl aschgrau gefärbt, andere mehr weilslich oder graugelblich. — Einige von ihnen haben einen blals gelblichen, bei. nahe in’s Vergoldete fallenden Schwanz. Beide Geschlechter, so wie die neugebor- nen Jungen, zeigen in der Färbung keinen be- deutenden Unterschied, doch scheint es mir, dals der Pelz der weiblichen Thiere weniger gelblich fahl und dagegen RER ge- färbt ist. Fe Ausmessung eines starken männlichen Affen: Ganze Länge r £ " ea, Länge des Körpers F " 9,192 40 Länge des Schwanzes (auf seiner Ober- seite gemessen) .- ; 3 234,20, Länge des Arms vom Schultergelenk bis zur Fingerspitze .. . 22 Länge des Beins von dem Hüftgelenke 19" 10’, Länge der Vorderhand . NE RL Bu Länge der Hiuterhand s 2 ur 140, Länge des Vorderdaumens . k e am, Länge von der Nasenspitze bis zum oberen vorderen Ohrwinkel BE: dt... ® Ganze Höhe des äulseren Ohres SUN UN, Länge des oberen Eckzahns. ; » 5; Länge des unteren Eckzahns . h 4", Ausmessung eines weiblichen Affen: Ganze Länge ERS . . MERROR. 7 4: Länge des Körpers ö s .nu20t 8% Länge des Schwanzes (oben gemessen) 28” Länge des Arms vom Schultergelenk 21” 5, Länge des Beins von der Hüfte er "2 Länge der Vorderhand . / . 61 4%, Länge der Hinterhand , b . 64,9, Länge von der Nasenspitze bis zum oberen Ohrwinkel . F De ee, N Ganze Höhe des äulseren Ohres any, Länge des Vorderdaumens . . 113". Länge des oberen Eckzahnes . san; Länge des unteren Eckzahnes \ ar Der verstümmelte Daumen der Vorder- hände besteht aus zwei Knochengelenken, wo- von das vordere nur halb so lang als das hintere, und dabei vorn an seinem Ende mit einer klei- nen Biegung versehen ist. Der Miriki durchstreift in Banden von sechs bis zwölf Stücken die grolsen hohen Urwälder der niedrigen, ebenen und daher feuchten Gegen- den von Brasilien, in den höheren trockenen Regionen haben wir ihn wenigstens nie beob- achtet, auch haben mir die Einwohner diese Be- merkung bestätiget. So lebterz.B. nichtin den niederen Waldungen oder Catingas, die man in den höheren inneren Gegenden der Capitanias da Bahia und von Minas Geraös findet, dage- .gen in den dunkeln Küstenwäldern, die sich bis zu den hohen inneren Gegenden ausdehnen, und zwar daselbst an manchen Stellen sehr häu- fig. Ich fand ihn zuerst in der Nachbarschaft des Cabo Frio etwas landeinwärts in der Ge- gend von Campos Novos, ferner amı Parahyba im Inneren, am nördlichen Ufer des Rio Doce und am Flusse Belmonte ebenfalls auf dem Me nördlichen Ufer. Sonderbar ist es, dals man diese Thiere nicht überall, sondern nur an ge- wissen Stellen findet. So sucht man sie z. B. am Belmonte vergebens, wenn man nicht eine gewisse Gegend des nördlichen Ufers betritt, die der sogenannten Ilha grande (oder grolsen Insel) nahe gelegen ist und as Barreiras ge- nannt wird. Hier sind diese Affen alsdann nicht selten, und streifen landeinwärts zuweilen in ziemlich zahlreichen Banden. Sehr häufig le- ben sie in den grolsen Wäldern der niederen Gegenden der Capitania da Bahia, z.B. an den Quellen und Ufern des Flusses l!heos, des Rio Pardo, wo sie indessen die Serra do Mundo Novo nicht überschreiten sollen. Spix fand diesen Affen südlich in der Capitania von St. Paul, ich kann daher seinen Aufenthalt, mei- nen Erfahrungen zufolge, zwischen den 2östen oder 24sten und etwa den Ai4ten Grad süd- licher Breite setzen. — Sie sind harmlose Thiere, die in Gesellschaft ihrer. Nahrung nachziehen, immer über die hohen Baumkro- nen hinwegeilen und die Früchte und Insecten aufsuchen, welche ihnen zur Nahrung ange- wiesen sind. Der grolse Körper dieser Affen ist schwer, seine Bewegungen mälsig schnell, dennoch aber rascher als die der Brüllaflen BD (Mycetes); die Natur ersetzte ihm aber diesen Mangel an Behendigkeit durch die Länge der Glieder; denn mit seinen langen Armen greift der Miriki aulserordentlich weit, befestigt stets zuerst den starken langen Schweif und eilt auf diese Art so schnell durch die Gipfel der höch- sten Urwaldstämme hinweg, dals der Jäger durchaus keine Zeit verlieren darf, wenn er einen Schuls anbringen will. Gesund kommen diese Thiere nie auf die Erde, es mülste denn der Durst sie zu einem nahen Wasser treiben, welches aber gewils selten geschieht. Sie su- chen die Gipfel der Bäume nach Früchten ab, und sitzen auf hohen starken Aesten, um sich zu sonnen, wo sie sich auch wohl der Länge nach ausgestreckt niederlegen. Um ihren schwe- ren Körper sicher auf den hohen schwankenden Zweigen zu befestigen, gebrauchcu sie, wie gesagt, beständig den starken Schweif, und selbst tödtlich verwundet, bleiben sie oft noch lange an dieser fünften Hand hängen, bis der Tod siegt, die schwere Last sausend die Luft durchschneidet und unter heftigem Geräusche den Boden erreicht. Zur Nahrung liebt der Miriki mancherlei Arten von Früchten, man sagt besonders die Beeren des Tararanga, eines hohen Baumes, u welcher Früchte wie Weintrauben trägt, aus deren Saft man ebenfalls ein angenehmes Ge- tränk bereitet; ferner die Früchte des Jiguitiba, Magaranduba, der Issara - Palme u. s. w. — Die Jäger der brasilianischen Wälder behaupten, dieser Affe liebe sehr den Palmkohl (Palmito), und verberge, wenn er sich gesättigt habe, im- mer ein Stück dieser Substanz in der Ruthe. Da man mir diese Sache wiederholt versicherte, so ward ich aufmerksam, und fand nun wirk- lich in der Vorhaut eine bläulich weilse, etwas riechende, knorpelartige Masse, von fettiger, trockener, etwas talgartiger Substanz, welche eine Vorlage vor der Eichel bildete und mit ei- ner Spitze in die Harnröhre eindrang, aus der sie ausgeflossen zu seyn schien; sie ist wahr- seheinlich die Folge einer besonders starken Ab- sonderung der Coronaldrüsen. Der Zufall hat mich verhindert, diese Substanz zu conserviren, es ist indels gewils, dals man diese Beobach- tung an allen männlichen Affen dieser Art ma- chen kann. — Diese Thiere fressen viel, man findet den Magen mit zerbissenen Früchten aller Art dicht ausgestopft, und der Bauch ist oft sehr dick davon aufgetrieben; auch fressen sie mancherlei Arten von Insecten, Spinnen und dergleichen Thiere, — a Im August und September haben wir Junge unter ihnen gefunden, welche schon ziemlich stark waren. Die Mütter tragen dieselben un- ter dem Arme oder auf dem Rücken, — Zieht man diese Thierchen auf, so werden sie sehr zahm, allein sie sind sehr zärtlich und sterben ge- wölinlich bald. Der J äger, wenn er den Miriki sucht, durch- späht aufmerksam die Baumgipfel und hört auch auf seine Stimme, die ziemlich laut, dennoch aber weit unbedeutender ist, als die der Brüll- affen, Gigös, Sauassus und anderer Arten. Be- merken sie den Feind, so geht es schnell über die Zweige fort; sie werfen die langen Glieder, besonders die Arme und den Schwanz vorwärts, befestigen sich schnell sehr sicher, und schleu- dern alsdann den grolsen schweren Körper vorwärts; auch springen sie zuweilen, jedoch weniger als die anderen Affenarten. — An- geschossen lassen sie ihren Urin sogleich und schreien zuweilen wie ein Schwein. — Die Botocuden, welche sie mit ihren langen kräf- tigen Pfeilen erlegen, lieben ihr Fleisch sehr, welches man für etwas schwer und hitzig hält. — Sie sengen dieses Thier, so wie alle andern Quadrupeden, im Feuer, wo es alsdann eine klägliche Aehnlichkeit mit einem Kinde er- hält. — Das Fell gebrauchen die Wilden als Zierrath, sie binden die Haut des Schwanzes um die Stirn, wo die blalsgelbliche Farbe von der Schwärze der Haare gehoben wird. Die Portugiesen machen davon Regenkappen für die Schlösser ihrer Gewehre, — Ich habe in meinen Abbildungen zur Na- turgeschichte Brasilien’s eine, von mir selbst in den brasilianischen Wäldern nach der Natur entworfene Skizze dieses Affen mitgetheilt, wel- che ein solches männliches Thier in der helle- ren Farbenvarietät darstellt, viele von ihnen sind etwas dunkler grau gefärbt. — Die Figur, welche ‘Herr Professor Geoffroy in den Annalen des Pariser Museums von dem Ateles arachnoi- des gab, palst sehr treu in Gestalt und Farbe auf den hier vor mir berührten Affen. — Die Spizische Figur scheint von der Gestalt der Ate- len gänzlich abzuweichen, sie ist unter allen, in jenem schönen Werke gegebenen Abbildun- gen wohl die mangelhafteste. G.:2. Mycetes. 1llig, Brüllaffe SZ ‚Die Brüllaffen, Aluaten, oder Guaribas scheinen unter allen Geschlechtern der Quadru- manen am bestimmtesten von der Natur unter- a WB schieden und am auffallendsten characterisirt zu seyn. Sie sind ausschlielslich Südamerica eigen, und sowohl durch ihre von andern Geschlech- tern abweichende Körperbildung, als auch durch ihr langsames träges Naturell von den übrigen Gliedern dieser grolsen Familie und allen andern Säugthieren unterschieden. Der Kopf dieser Affen allein reicht hin, sie zu un- terscheiden; denn nirgends zeigt sich ein so sonderbar gebildeter Schädel, dessen pyramidale Figur mit dem breiten grolsen Unterkiefer so auffallend contrastirt. Ihr Gesichtswinkel ist etwa von 60°; es ist aber besonders das merk- würdige Stimmorgan in der Kehle, welches diese Affen auszeichnet, und seinen Haupt- schutz durch die vorhin genannte sonderbar breite Bildung des Unterkiefers erhält. Herr v. Humboldt hat in seinen Abhandlungen aus der Zoologie und vergleichenden Anatomie eine Beschreibung des Kehlapparats für die Art des Simia Seniculus gegeben, welche mit einigen Abweichungen auf alle Arten dieses sonderba- ren Geschlechtes palst,. — Der Kehlkopf (Za- rynz) dieser Thiere ist eine grolse, weite, knö- cherne Kapsel, und das darüber befestigte Zun- genbein (os hyoideurn) ist eine grolse rundliche oder längliche, mit Scheidungen versehene Er pa Knochenblase, durch: deren vereinte Wirkung die ungeheuer laute, weit schallende Stimme hervorgebracht wird. — Zu der langsamen sicheren Art, mit wel- cher sie die Bäume besteigen, hat ihnen die Na- tur noch einen kräftigen Greifschwanz gegeben, den sie beständig gebrauchen. - Unter allen Arten der Quadrumanen in Bra- siliien, scheinen die Brüllaffen die gemeinsten und am weitesten verbreitet zu seyn; denn sie leben so gutin den hohen, trockenen Gegenden und Catingas, als auch in den niederen, feuch- ten Küstenwäldern. — Geoffroy hat zuerst ihre bekannten Arten etwas vollständig aufge- führt, dennoch scheinen seine, im 19ten Bande der Annales du Museum d’hist. natur, aufge- stellten Arten vielleicht etwas vermindert wer- den zu müssen. Herr v, Humboldt hat auf sei- nen Reisen interessante Beiträge zu der Ge- schichte dieses Genus geliefert, und ein jeder Reisende, der jene grolsen Wälder durchstreift, wird einige Zusätze zu der Zahl der Kenntnisse machen, die wir davon besitzen, wenn er nur treu die von ihm beobachteten Thatsa- chen berichtet. — Dr. Kuhl endlich hat in seinem neuen Verzeichnisse der Quadrumanen sieben Arten von diesen Thieren angenom- au? men, indem er die von Herrn ‚Geoffroy auf- gestellten beibehielt und noch eine neue hin- zufügte. 1. M. ursinus Humb. Der rothe. Guariba, Barbaldo, B. Bart stark und dicht; Gesicht nackt und schwärz- lich; Unterleib dünn behaart; Greifschwanz stark, unter der Spitze nackt; Pelz einfärbig rothbräunlich. — Simia ursina, Alex.’v. Humb. recueil etc. T. I, p, 829. Sienior ursinus Geoft. Mycetes ursinus, . Kuhl,. Beitr. z. Zool, p, 29, ? Mycetes fuscus Spixüi. Abbildungen zur Naturgeschichte Brasilien’s. Barbado südlich iu der Gegend von Cabo Frio, Rio de. Janeiro und am Parahyba, Guariba am Mucuri, Belmonte u. a. OÖ, Ruiva im Sertam von Bahla, Bujio barbado in $S. Paulo. Cupilick bei den Botocuden. Die Gestalt dieses Affen kommt im Allge- meinen mit der aller Brüllaffen überein; sie sind gestreckt, vorn stark, in der Dünnung schlank; ihre Glieder sind mälsig lang, und so wie der lange, unten an der Spitze nackte Greif- schwanz proportionirt und muskulös. — Der Kopf ist dick, steckt in den Schultern, wird tief getragen und die Kehle ist von dem Stimm- apparate dick aufgetrieben. — Fe 54 Der hier zu 'beschreibende Affe scheint, nach genauer Vergleichung, identisch mit z, Humboldt’s Simia ursina, obgleich die: Abbil- dung, welche dieser ausgezeichnete | Naturfor- scher und Reisende. davon gegeben hat, hicht ganz mit-den von mir-in Brasilien beobachteten Thieren übereinstimmt, Ich: will den 'rothen brasilianischen Guariba beschreiben, beide Ge- schlechter, wie'ich sie bei Cabo Frio und am Parahyba fand), und nachher einige critische Bemerkungen folgen lassen, — Beschreibung: Der rothe Guariba oder Bar- bado gleieht in seiner Gestalt den: übrigen Ar- ten dieser Familie. Sein Kopf ist ziemlich dick, pyramidal, das Gesicht mälsig vortretend, mit einer nackten schwärzlichen Haut bedeckt; die Augen mit ihrer gelbbräunlichen Iris stehen auf der Vorderfläche desselben und sind rund- lich; über ihnen stehen hoch oben, an der Gränze der Stirn, lange schwarze Augenwim- pern. — Die Nasenlöcher sind weit geöffnet und rund; an der Oberlippe befinden sich lange schwarze Bartborsten; Ohren menschlich, schwarzbraun, ziemlich nackt, inwendig mit dünnen, gelbbräunlichen Haaren besetzt. — Gebi/s: Schn. 4; Eckz. 1; Backenz. ® I. 6. “: 6.6.* Mälsig stark; die Zähne sind BESSER HEN, ge- II, Band. 4 a U färbt und nur ihre Kanten sind weils abgeschlif- fen. — Eckzähne im Oberkiefer mälsig stark, kegelförmig, breit, etwas über den Unterkiefer heraustretend, auf ihrer vorderen Seite mit ei- ner Längsfurche bezeichnet, von dem ersten Bak- kenzahne des Unterkiefers auf der inneren Seite ausgeschliffen ; untere Eckzähne kleiner als die oberen; Schneidezähne im Oberkiefer vier, sie sind klein, stehen weit von den Eckzähnen ent- fernt, streben vorwärts; im Unterkiefer vier et- was cylinderförmige, kleine, ziemlich getrennte Schneidezähne, wovon der äulserste den Eck- zahn beinahe berührt *). — Backenzähne sechs auf jeder Seite jedes Kiefers; im Oberkiefer sind die drei ersten einspitzig an der äulseren Seite, die zwei folgenden mit mehreren Spitzen, der letzte ist klein; im Unterkiefer haben die drei ersten an der äulseren Seite eine Spitze, die nachfolgenden aber mehrere. — Die Zunge ist schwarzbraun gefärbt. — Der Hals ist kurz, daher steckt der Kopf in den Schultern. — Arme und Beine sind stark und proportionirt, eben so die vier Hände; sie ha- *) Ein jüngeres Inrdiviluum hatte fünf Schneidezähne, wo- von also einer ein Milchzahn war. Pr, ben an: ihrer 'innern Fläche eine immer kalte, feuchte, nackte, schwärzliche Haut, und auch die etwas zusammengedrückten Nägel haben diese Farbe ; sie reichen etwa um 13 Linie über die Fingerspitze hinaus, der Nagel des Daumens aber ist kurz, abgerundet ünd nicht länger als der Finger selbst. Die Nägel der Hinterhände sind mehr vortretend als die der vorderen. Der Schwanz ist etwas länger als der Körper, dick und stark, mit beinahe einen Zoll langen Haa- ren dicht bekleidet, sehr stark greifend und an der Spitzenhälfte auf der unteren Seite mit ei- ner nackten, feuchten, kalten, SCENE LUPALITER Greifflläche versehen. — "Testikel und übrige Geschlechtstheile nackt: und schwarzbraun gefärbt. — "Zwei Brustziz- zen. — Das Haar der Stirn ist ziemlich kurz, sehr dicht, gleich lang wie eine Bürste, oder als wenn es geschoren wäre, nahe über die Augen herabsteigend; an den Seiten des Kopfs wird es zu einem langen Backenbart und dehnt sich un- ter dem Kinne in einen drei bis vier Zoll und darüber langen, dichten Bart aus, der dem Thier das Ansehen eines alten Capuziners giebt; das Haar auf dem Kopfe vom Wirbel an strebt vor- -wärts, das des Halses und des Körpers rück- 4* U QE ME LB, a We wärts. — Haar auf dem Rücken etwa 1: Zoll lang, dicht und an der Wurzel ein wenig wol- lis; in den Seiten ist es länger und alle untern Theile sind dünn behaart, auch zeigt sich hier die graulich -fleischrothe Haut beinahe nackt, doch sind manche Individuen mehr behaart. — Alle oberen Theile des Körpers sind mit schwarz- braunen Haaren bedeckt, welche in der Mitte mit einer blassen, gelblichen Binde bezeichnet und mit gelbbraunen Spitzen versehen sind, wo- durch die gelbbraune Farbe auf den oberen Theilen zu herrschen scheint, doch sticht das Dunkle durch. Die Arme und Beine fallen mehr in das Dunkelbraune, doch haben die Haare auch gelbliche Spitzen; Bart- und Backenhaare sind schwarzbraun, der erstere wird nach der Spitze hin immer schwärzer; der Schwanz, mit einer stark rotlıbraunen Mischung, erscheint mehr rostbraun oder roströthlich. — Je älter das männliche Thier ist, desto mehr fällt'seine Far- be in’s Rothbraune oder Rostrothe. — Jünge- re Thiere sind immer mehr schwarzbraun und mit kürzerem Barte versehen; Scheitel und Mit- telrücken gelbroth gemischt, da die Haare der- gleichen Spitzen haben; Seiten des Leibes, Kopf, Bart, Glieder und Schwanz glänzend schwarz- braun, indem hier die Haare an der Wurzel von dieser Farbe sind und nur dunklere Spitzen haben, — | Ein erwachsenes trächtiges Weibchen glich dem jungen Männchen, da es nur einen kur- zen Bart hatte, und auch dieselben. Farbenmi- schungen zeigte; nur ist der Rücken durch die Haarspitzen mehr gelbbraun, und der Schwanz völlig schwarzbraun bis zur Spitze, da er bei dem ‚alten männlichen Thiere völlig röthlich- braun ist. — Der Kopf ist bei dem weiblichen Geschlechte weit kleiner, ‘auch besonders die Stimmkapsel in der Kehle. — Dieses ist die Beschreibung des Barbado von Cabo Frio und anderer südlicher Gegenden der Ostküste, der Serra dos Orgaos bei Rio de Janeiro, der Wälder am Parahyba u. s. w.; weiter nördlich, in den Gegenden von Porto Seguro, Belmonte, Ilheos und dem Sertam von Bahia habe ich die Männchen mehr rostroth oder fuchsroth gefunden, ob ich gleich übrigens keine specifischen Unterschiede habe entdecken können, und alle Uebergänge in den Farben da sind *). *) Es ist möglich, dals zufällig nur ältere Thiere uns in " "die Hände fielen. Der alte rothe Guariba aus dem Sertam von Bahia ist durchaus glänzend rothbraun oder rostroth, Arme und Hände oft kaum merklich dunkler, der Bart aber mehr schwärzlich braun gefärbt; das Haar der Stirn strebt rückwärts, das des Scheitels vorwärts, vom Hinterkopf an fällt es rückwärts hinab, es zeigen sich daher am Kopfe zwei Wirbel; am Ober- und Unterkie- fer stehen schwarze, mälsig lange Borstenhaare; der Bauch ist dünn behäart, auch die Glieder an ihrer inneren Seite mit sehr hell glänzend rostrothen Haaren dünn besetzt, Betrachtet man die Haare der oberen Theile genau, so zeigen sie in ihrer Mitte eine dunklere Stelle, ihre Spitze ist aber, so wie die Wurzel, wieder mehr gelbrothbraun; Stirn und Kopf sind be- sonders glänzend rothbraun, und das Haar des ganzen Körpers hat einen vorzüglich schönen Goldglanz. Diese Thiere variiren nach dem Alter aus dem Kastanienbraunen oder schwärzlich Brau- nen mit gelblich fahlen Haarspitzen in’s Rost- rothe, doch sind, wie gesagt, jüngere Thiere und Weibchen immer mehr schwärzlich oder dunkelbraun gefärbt, — Die jungen Männchen kann-man sogleich in früher Jugend von den jungen Weibchen un. terscheiden; denn ihr Kopf und Gesicht sind viel grölser und länger, bei dem Weibchen mehr rund; der Bart des letzteren steht vor- wärts gerichtet und ist dünner und kleiner; beide sind in der frühesten Jugend dunkelbraun, allein die Haarspitzen des Männchens sind, be- sonders an Stirn und Scheitel, gelbroih, am Weibchen blalsgelblich, — Ausmessung eines alten männlichen Guariba von Cabo Frio: Ganze Länge von der Nasen- bis zur Schwanzspitze . . . BER 9 Sul: 6 Länge des Körpers bis zu der unteren Schwanzwurzel über dem After 20” 3, Länge des Schwanzes . N gr gu, Länge des Arms von dem Schulterge- lenke bis zur Spitze des Mittel- fingers . . . . - at Länge des Hinterbeins, auf dieselbe Art gemessen . j e td gu, Länge vom Scheitel zwischen den Oh- ren bis zu der Nasenspitze . 3.34", Höhe des äulseren Ohres 5 } 1 sh. Breite des Kopfs von einem Ohre zu dem anderen . 5 nie Länge des Bartes . x A N 21 gM, = 58 == Länge des oberen Eckzahnes . ‚ 5 Länge des unteren Eckzahnes beinahe 53, Peripherie des gefüllten Bauches an der dicksten Stelle . . MINE Peripherie des Oberschenkels . . 6:6", Peripherie des Schwanzes (zwei Zoll | vom Leibe entfernt) g i aungun, Peripherie des Schwanzes in seiner Mitte f ö $ - TER Peripherie des Leibes vor den Hüften 10” 73% Peripherie der Oberbrust unter den Armen . 5 ; } SR PRFE, Länge der Vorderhand längs des Mit- telfingers gemessen . . gt N, Länge der Hinterhand . . ui N Der Schädel des rothen Guariba zeigt mit denen der übrigen Brüllaffen die grölste Aehn- lichkeit. Ein Hauptkennzeichen, wodurch das männliche Thier sich von dem weiblichen aus- zeichnet, ist die Grölse der Stimmkapsel, die sich durch ihre Figur etwas von des Aluaten (Mycetes seniculus) unterscheidet, welche wir in Herrn v. Humboldt’s zoologischen Abhandlun- gen abgebildet finden. Die Luftröhre des My- cetes ursinus ist an ihrem oberen Ende auf der vorderen Seite durch einen colossalen Schild- knorpel umgeben, welcher an seiner hinteren u und oberen Seite nur durch Häute verschlossen wird; in dieser grolsen, etwas zusammengedrück- ten, 3 Zoll 3 Linien langen und etwa 2 Zoll ‚breiten knöchernen Kapsel beschreibt die Luft- röhre einen kleinen Bogen, und an dem genann- ten Schildknorpel ist durch eine starke Muskel- haut dasknöcherne, hohle, nach vorn rundlich aufgeblasene Zungenbein befestiget, welches 2 Zoll 5 Linien lang und durch die beiden dün- nen knöchernen Schenkel an den Häuten des Schildknorpels befestiget ist. — Ich würde die- ses Organs weitläuftiger gedacht haben, wenn wir nicht von einem ausgezeichneten Anatomen, Hrn. Dr. v. Spix, eine weitläuftige Beschrei- bung desselben zu erwarten hätten. — Bei Mycetes seniculus sind diese Theile in der Hauptsache eben so gebildet, doch weicht nach der Abbildung des Hrn, v. Humboldt die Gestalt der beiden Knochenkapseln ein wenig ab. — Die Länge des Darmkanals vom Magen ab- wärts, beträgt bei einem alten männlichen Affen der von mir hier beschriebenen Species 10% Fuls; der Zwölffingerdarm ist so weit ausge- dehnt, dals er einem zweiten Magen ähnlich wird *). — Diese Erweiterung war mit harten *) Eine ähnliche Bildung hat Herr Dr, Boie zu Leiden an dem Magen des Semnopithecus entellus gefunden: „Der u de unverdaulichen Ueberresten von Cocos - und Palmnüssen, Fruchtsteinen und dergleichen an- gefüllt, auch fand man den Magen mit ähnlichen zerbissenen Früchten vollgepfropft, Die Leber ist in sechs Lappen getheilt, mit einer grolsen, schmalen, langen Gallenblase, von recht hell- grüner Farbe; das Herz ist klein und kurz. — Dieser Affe scheint über den grölsten Theil von Südamerica verbreitet zu seyn, wenn man die kleinen Abweichungen, welchen seine Fär- bung hier und da unterworfen scheint, mit Recht für Abartungen erklärt. Alsdann ist vo, Hum- boldt's Araguato der Barbado oder Bujio bar- bado des südlichen Brasilien’s, denn Mycetes Juscus Spizii scheint mir mit meinem ursinus ganz identisch, und also diese Affenart sehr, ja wohl am weitesten verbreitet. In Brasilien lebt er in mehr oder minder zahlreichen Gesellschaf- Magen wird daselbst durch eine Einschnürung in zwei Säk- ke getheilt, von denen der untere sehr länglich ist und sich als unförmliche Erweiterung des duodenum darstellt; in der That aber findet sich trotz der Länge dieser darm- förmigen Erweiterung der pylorus erst am Ende desselben, worauf ein gewöhnliches sehr dünnes duodenum folgt.‘ Herr Dr. Boie macht ferner noch auf die Aehnlichkeit aufmerksam, welche diese durch den Bau ihrer Verdauungs- werkzeuge verwandten Thiere, auch durch ihre Langsam- keit haben. —- 9 — ten; doch selten von mehr als fünf bis sechs Individuen, in allen grolsen aneinander hängen- den. Wäldern... ‚An'der Ostküste bewohnt er die weiten hohen Urwälder und mehr im Innern die von der Hitze des Sommers ausgetrockneten Ca- tingas oder Niederwaldungen. Man findet ihn schon südlich in der Capitania von $. Paulo, in der Serra dos Orgaos bei Rio de Janeiro und bei Cabo Frio; hier erlegten die Puris viele von ihnen in den grolsen Wäldern, welche die Ufer des Parahyba. decken, am Belmonte, Il- ‚heos u.s, w, — In allen bewaldeten, von uns besuchten ‚Gegenden lieferte uns das Fleisch dieser. Thiere eine kräftige Nahrung. — Schon in.der Gegend des Mucuri trägt er den Namen ‚Guariba und ich habe von hier an nördlich be- sonders recht alte männliche Thiere erhalten. — Man hat in den Schriften, besonders der frühe- ren Naturforscher und mancher älterer Reisen- den die abentheuerlichsten, abgeschmacktesten Nachrichten von diesen Thieren gegeben, deren Wiederholung und Widerlegung gleich unnütz seyn würde, 4zara hat das Verdienst, die meisten dieser albernen Nachrichten schon ge- rügt zu haben, ich gehe also ohne Aufenthalt über alle diese Gegenstände hinweg, ( Der Guariba hat ein träges Naturell, klet- tert langsam, oft beinahe kriechend von Ast zu Ast, sitzt gewöhnlich gebückt mit auf die Brust gestütztem Kopfe wie ein altes Männchen da und legt sich auch der Länge nach auf einen star- ken Ast nieder, um sich zu sonnen. — Gewöhn- lich suchen diese Thiere die obersten dürren Gi- pfelzweige der höchsten Waldbäume zu ihrer Warte aus und man gewahrt sie alsdann oft schon aus weiter Ferne über der Laubmasse der Rie- senstämme des Urwaldes hoch erhaben, wie ihr rostrothes Haar in der Sonne glänzt. = Die Männchen lassen alsdann ihre röchelnde oder mehr trommelnde, weit durch die einsame Wild- nils schallende Stimme hören, welche bald län- ger, bald kürzer gerade hin ausgehalten und zu- weilen von Pausen und kurzen rauhen Tönen unterbrochen wird, etwa wie sie unser europäi- scher Edelhirsch in der Brunstzeit hören lälst, wenn er auf den Kampf schreit. — Nur/das erwachsene männliche Thier brüllt so heftig, doch müssen auch die weiblichen eine starke Stimme haben, da ihr Kehlkopf ebenfalls eine ähnliche, obgleich weit geringer ausgedehnte Bildung hat. Der Jäger hört diese Stimme gern; denn er weils, dals ihm das Thier' nicht leicht enigehen kann, sobald es seinen Aufenthaltsort verrathen 'hat. : Wir haben’ dieses Brüllen der Guariba’s zu allen Zeiten des Jahres und des Tages vernommen, doch hört man dasselbe al- lerdings häufiger in der heilsen Zeit, wo die heftigen Gewitter von ihren Regenströmen be- gleitet, die ganze‘ tropische Natur zu erneutem Leben erfrischen, », Humboldt giebt die: Ent- fernung, in der das Brüllen der Araguatos ge- hört wird, auf 800 Toisen an (Yoyage au nouv, cont. Vol. 11. p. 134), doch soll man dasselbe 'in.der: stillen: Nacht weiter hören ‚können; ich habe in Brasilien: bei'Nacht nie eine Stimme von diesen Thieren vernommen, — Nach dem Zeugnisse:jenes ausgezeichneten Gelehrten sol- len die Araguatos zu brüllen aufhören, wenn ein Weibchen sein Junges: werfen wolle; je- doch . dieses ist ohne Zweifel 'eine Fabel der Missionarien und Indier, welche überall den Reisenden wunderbare und nicht in der Natur begründete Dinge erzählen; dafs diese Affen in- dessen. zu‘ brüllen aufhören, wenn man sich ihnen nähert, einen Schuls in ihre Gesellschaft thut und wohl‘ gar einen von ihnen tödtet oder verwundet, diels liegt in der Natur der Sa- che, — Da gewöhnlich nur die alten Männ- chen brüllen, :so ist es leicht zu erklären, wenn man sagte,.es befinde sich bei einer jeden ihrer: u DE Gesellschaften ein Vorsänger, der auch gewöhn- lich seinen Posten zu oberst gewählt habe. — Die Guariba’s kommen ‘nicht leicht auf die Erde und nur zuweilen sollen sie von der- selben Gebrauch machen, um während der gröls- ten Tageshitze zu trinken; Indianer haben mir indessen versichert, dals sie dieselben über Flüs- se haben schwimmen sehen. Die Nahrurig der verschiedenen Affen die- ses Geschlechts’ ist so mannichfaltig als die Zahl der Früchte selbst, welche in diesen Wäldern wachsen, daher haben wir, wie gesagt, ihre Mä- gen mit einem Brei von zerbissenen Früchten und Fruchtkernen mancherlei Art, besonders von verschiedenen kleinen Cocosnüssen angefüllt ge- funden. Im Februar und März sind diese Thie- re besonders fett, die Männchen hatten alsdann über der Stimmkapsel und selbst im Leibe eine grolse Menge sehr feinen gelben Fettes, wel- ches meine Jäger mit Vortheil zum Einschmie- ren der Schlösser ihrer Jagdgewehre benutzten. Die meisten Jungen unter diesen Affen ha- be ich im Januar, Februar und März gefunden. Das Weibchen trägt seine Nachkommenschäft auf dem Rücken oder unter dem Arme, und das Junge schlingt sich mit seinem Wickelschwanze sehr fest an die Mutter an, so klettert sie mit U ihrer Bürde über die höchsten Aeste dahin. — Man sagt, ‘die Araguatos verlielsen zuweilen ihre Jungen, wenn sie verfolgt würden, welches aber v. Humboldt schon widerlegt; denn im Gegentheile, Gefahr erhöht die Sorge der Mut- ter und selbst tödtlich angeschossen, verlälst sie ihr Junges nicht. Man zieht diese jungen Thier- chen auf, allein in einem gewissen Alter sterben sie gewöhnlich; denn dem Zustande der Frei- heit 'entrissen, erreichen nur wenige ihr volles Wachsthum. Ich fand, dals diese jungen Affen gewöhnlich viel Wasser tranken, welches übri- gens die Indier als ihnen sehr nachtheilig ansa- hen. ‘Ob die erwachsenen Thiere dieser Art ebenfalls so viel Wasser trinken, kann ich nicht beantworten; doch scheint es unwahrscheinlich und es ist mit ziemlicher Gewilsheit anzuneh- men, dals dieser heftige Durst der jungen Thie- re durch die ihrer Natur nicht angemessene Nah- rung entstand, da sie in ihrer zarten Jugend die Muttermilch gänzlich entbehren mulsten. Er- reicht der Guariba im gezähmten Zustande sein vollkommnes Wachsthum, so wird eräulserst zu- traulich, da diese Thiere ein überaus sanftes Na- turell besitzen, wovon ich im Sertam von Bahia ein Beispiel gefunden habe, — Ich besalsam Mu- curi einen solchen noch sehr jungen Affen, der ei ' E. sogleich kläglich schrie, wenn ich mich nur ei- nen Augenblick von ihm entfernte. Gezähmt sind diese Thiere unangenehm, sehr träge, trau- rig, grämlich, lästig durch ihre knarrend rö- chelnde Stimme, welche die Jungen auf eine un- angenehme Art beständig hören lassen, und durch ihre grolse belästigende Zutraulichkeit. Ihre Hauptkunstfertigkeit ist das Klettern; denn wenn dieses gleich nicht besonders schnell von statten geht, so geschieht es desto sicherer; da- bei spielt der starke Greifschwanz die Hauptrol- le. — Dlloa erzählt und giebt sogar die Ab- bildung einer komischen Fabel, dals nämlich die Affen, wenn sie von dem einen Ufer eines Flusses das andere erreichen wollen, einer an den andern sich anhaltend eine Kette bilden und sich schaukelnd auf diese Art hinüber zu werfen suchen. Solche Erzählungen passen jetzt schon nicht mehr in unsere aufgeklärte, besser mit der Natur der Thiere vertraute Zeit. — 2. Humboldt selbst sagt, dals der /raguato, um nach einem anderen Baume hinüber zu gelan- gen, sich an seinem Schwanze schaukele, es ist mir und meinen Jägern bei häufiger Beobachtung dieser Thiere nie etwas Aebnliches vorgekom- men, — Von einem hohen Baume herab ge- schossen, befestigt sich der Guariba oft im Vor- - —— —— beistreifen mit dieser fünften Hand, und mit dem Tode ringend bleibt er oft noch Stunden lang an diesem Schwanze befestiget hängen, Die Jäger müssen bei der grolsen Höhe der tro- pischen Bäume oft eine bedeutende Anzahl von Schüssen thun, ehe sie einen solchen Affen er- legen; denn bei den ersteren derselben kriechen sie in die höchste Spitze des Baumes, auf wel- chem sie sich befinden, und nur die langen Ta- guaris oder brasilianischen Röhre, in welche man eine starke Ladung von schweren Schroten wirft, erreichen sie alsdann, unsere europäischen Doppelflinten verschwenden bei dergleichen Af- fenjagden gewöhnlich sehr viel Pulver und Blei. — Die Wilden schielsen die Guariba’s mit ihren langen Pfeilen und klettern oft auf ei- nen nahen Baum, um sie besser erreichen zu können. — Verwundet lassen die Affen ge- wöhnlich ihren Urin oder ihre Excremente fal- len. Dobrizhofer erzählt in seiner Geschichte der Abiponer, dals die angeschossenen Affen ihre Hand auf die Wunde drückten, allein man wird nun wohl davon zurückgekommen seyn, diesen Thieren mehr als thierischen Verstand zuzutrauen. Q "Das Fleisch der Brüllalfen ist ziemlich wohl- schmeckend und giebt besonders kräftige Brü- II. Band, 5 u, GO — hen, welche man denen der übrigen Affen vor- zieht, — Nach v. Humboldt bereitet man im spanischen America aus den Därmen des Ara- guato oder Guariba Saiten für die Guitarren oder Violas, — 9. Wand or. KR ut Der schwarze Guariba, oder schwarze Brüllaffe. B. Bart stark; Gesicht nackt und schwärzlich ; Un- terleib nackt oder dünn behaart; Haar etwas lang und schlicht, bei dem Männchen am ganzen ÖOber- körper glänzend kohlschwarz, bei dem alten Weib- chen fahl graugelblich gefärbt. — Caraya, Azara Essais etc, Vol. II. pag. 208. Stento niger „ Geoffr. Ann. d. Mus. T. XIX. p. 10. Simia Caraya, Humb, Rec, d’obs. d, Zool, et d’anat, comp. T. I. p. 355. Kuhl Beiträge zur Zool. S, 30, Mycetes barbatus Spix. Abbildungen zur Naturgeschichte Brasilien’s, Guariba preto der Brasilianer. Die Gestalt im Allgemeinen ist die des vor- hin beschriebenen rothen Guariba, das Gesicht scheint ein wenig kürzer und an der Nase mehr aufgestülpt. | Beschreibung eines weiblichen Thieres. Die Ohren sind menschlich, ziemlich klein, nackt, von der Farbe des Gesichts; nur sreilliin: de an der hinteren Seite und in den innern Ver- 3 tiefungen ein wenig mit dünnen gelblichen Woll- haaren besetzt; die Iris des Auges ist gelbbräun- lich; das Gesicht nackt, matt schwärzlich ge- färbt wie an der vorigen Art, nur in der Höh- lung der Backen und um die Augen herum mit einzelnen blafsgelben, dünnen, kurzen Härchen besetzt; an beiden Lippen befinden sich Bart- haare, sie’sind dünn, schwarz, etwas gekräuselt und etwa + bis 3 Zoll lang; Augenwimpern gelblich mit schwarzen Spitzen; innerer Mund gebildet wie an der vorhergehenden Art; Eck- zähne kegelförmig, stark, mälsig lang, die obern etwas rückwärts strebend. — Vorder- und Hinterhände an der innern Fläche mit nackter, feuchter, kalter, mait schwärzlicher Haut be- deckt; Nägel sämmtlich schmale, etwas zusam- mengedrückte Kuppennägel; Daumen der Vor- derhände etwas lang, da er über das Wurzelge- lenk des Zeigefingers etwas hinausreicht; Dau- men der Hinterhände stärker als der der vorde- ren, eben so verhält es sich mit dem übrigen Theile der Hand. Schwanz länger als der Kör- per, stark, dick, sehr stark greifend, etwa £ sei- ner Länge unter der Spitze ist er nackt, mit matt schwarzer Haut, und einzelnen Querfalten in den Gelenken, An der Brust befinden sich zweiZitzen dicht unter den Armen, mit lang aus- 5* — I gedehnten Warzen, wie an der vorhergehenden Art. — Der weibliche Geschlechtstheil ist in beiden Arten ähnlich, ein hängender Beutel von fleischröthlicher Haut, in welchem an der hin- teren Seite die Oeffnung sich befindet. Das Haar der Stirn ist dicht und gedrängt wie an der vorhergehenden Art, kurz über den Augen vorstrebend ; das Gesicht ist rundum dicht und gleichartig von den Haaren des Pelzes ein- geschlossen, unter dem Kinne in einen Bart ver- längert, der bei dem Weibchen etwa 1 bis 1% Zoll lang und etwas zugespitzt ist. — Haar am ganzen Leibe sanft, zart, lang und seidenar- tig, in den Seiten hinter dem Schulterblatte 3 Zoll lang, am Kopf ist es seidenartig dicht, an der Einfassung des Gesichts, den Backen, Ober- armen und Bart Jang und schön hell fahl seiden- artig gelb; eben so sind die Glieder angenehm blals glänzend gelblich, besonders rein ist die Einfassung des Gesichts, der Bart und die vier Glieder gefärbt; auf der Stirn befindet sich ein kleiner schwärzlicher Haarwirbel; Scheitel bläs- ser weilsgelblich gefärbt; am Hinterkopf fängt ein blasses Gelbgrau an, welches sich über den ganzen Rücken erstreckt, und zuweilen etwas graubräunlich überlaufen ist. — Der Schwanz, ist, mit Ausnahme der nackten Greifstelle, dicht — 69 => und gleichartig behaart, graugelblich mit einer kleinen Mischung von Röthlich überlaufen. — Bauch behaart wie an dem rothen Guariba, von Farbe blals graulichgelb, aber mehr gelblich als der Rückem — Das männliche Thier, wovon ich kein ‚recht vollständiges Exemplar zurückbrachte und delshalb meine entworfene Beschreibung, auch nicht hinlänglich vervollständigen kann, gleicht dem weiblichen in der Hauptbildung vollkom- men, mit dem Unterschiede, dals hier alle Ab. weichungen vorkommen, welche die beiden Ge- schlechter des früher beschriebenen rothen Gua- riba von einander unterscheiden, nämlich dals der Körperbau des Männchens stärker, sein Kopf dicker, die Kehle weit mehr ausgedehnt, der Bart weit länger und stärker, und die Farbe des ganzen Thiers nicht gelblichfahl, sondern, was merkwürdig ist, gänzlich glänzend kohlschwarz erscheint, — Das Gesicht ist schwärzlich, — Ich gebe in meinen Abbildungen zur Naturge- ‚schichte Brasilien’s das männliche und das weib- liche Thier, das erstere nach einer von mir ent- worfenen Zeichnung, das letztere nach einem recht alten, in meiner. zoologischen Sammlung sich befindenden Exemplare. — a u Wir haben nun auch von Herrn Dr. o. Spix die Beschreibung dieser Affenart erhalten, der sie für neu hält und Mycetes barbatus nennt, worin ich aber nicht mit diesem gelehr- ten Reisenden übereinstimmen kann. Wenn ich die Art beobachte, wie Azara seine Thier- beschreibungen behandelte, so glaube ich unbe- dingt annehmen zu können, dals dieser Schrift- steller in seinem Caraya den Mycetes barbatus Spixii beschrieb. — Die Figur, welche Herr Dr v. Spix von seinem grolsbärtigen Aluaten gab, ist des Steindruckes wegen in den Farben verfehlt, da sie nicht grau gefärbt, sondern kohl- schwarz wie die Natur seyn sollte, — Ausmessung des beschriebenen weiblichen Affen. Ganze Länge . , - . 40" 23". Länge des Schwanzes . . 20" 92, Länge des Kopfes . . ; aut, Länge des Arms bis zu dem Schulter- gelenke . { i : 14" 6, Länge des Beins bis zu der Hüfte 14" 63, Länge von der Nasenspitze bis zu dem oberen vorderen Ohrwinkel DN BEN. Höhe des äulseren Ohres ir 41415, Länge der Vorderhand . . i a 74,7 ri er Länge des oberen Eckzahnes . } TE Länge des unteren Eckzahnes i 4, Ich halte, wie gesagt, die hier erwähnte Affenart für den Caraya des Azara, da die Be- schreibung dieses Schriftstellers ziemlich mit der meinigen übereinstimmt, Die Thiere von Pa- raguay sind grölstentheils über das innere Bra- silien -verbreitet, indem beide Länder etwa unter denselben Graden der Breite liegen und die Ver- schiedenheit der Thierarten hauptsächlich von Süden nach Norden in der Zunahme ist. — Das Weibchen, welches 4zara mals, war 13 Zoll kürzer als das von mir beschriebene, er sagt, dals die Länge des Schwanzes die Hälfte der Kör- perlänge ausmache, da hingegen bei dem von mir gemessenen Thiere der Schwanz beinahe um zwei Zoll länger war als der Körper, welches man, wie ich vermuthe, bei allen diesen Affen übereinstimmend finden wird, indem ein so kur- zer Schwanz zum Festhalten an den Zweigen nicht geeignet seyn würde. — . Uebrigens hat das von mir beschriebene weibliche Thier die Färbung derjenigen Individuen, welche Azara Albinos nennt, dieses sind aber wahrscheinlich recht alte Weibchen, die nichts mit den wahren Albinos gemein haben als den hellen fahlgrau- gelblichen Pelz. — A Von dem Mycetes Beelzebul des Berliner Museums, oder Mycetes discolor Spixii, unter- scheidet sich diese Art vollkommen, wie man in dem so eben erschienenen Werke dieses ge- lehrten Reisenden finden kann. Denn bei jenem ist auch das Weibchen schwarzbraun, aller der übrigen bedeutenden Verschiedenheiten und be- sonders der rothen Hände nicht zu gedenken. Der schwarze Guariba lebt nicht an der Ost- küste in den hohen feuchten Küstenwäldern, son- dern in den höhern trockenen Gegenden, in Mi- nas Geraös, am Rio $S, Francisco, im Sertam der Capitania da Bahia u.s. w., besonders in je- nen trockenen niederen Waldungen, die man Catingas nennt. — Ihre Lebensart kommt mit der der rothen Guariba’s überein, auch ähneln ihre Stimmen, die man besonders in warmen Re- genperioden hören soll. — Sie leben in kleinen Gesellschaften und sonnen sich auf den höchsten Baumzweigen. Ihr Fleisch liebt man, wie das der rothen Art, allein ihr Fell wird besonders gesucht, zu Satteldecken, Mützen und derglei- chen. — Im Sertam von Bahia kaufte man ein solches männliches Fell etwa für einen Gulden (Pataca). — Man stellt delshalb den männli- chen Thieren sehr stark nach und es ist zu- verlässig, dals sie an vielen Orten im Sertam u a von. Bahia delshalb jetzt schon selten gewor- den sind, — DW 2 4.29% _ 02 Snnnnn B. Affen mit 6 Backenzähnen und einem unter der Spitze behaarten Rollschwanze. G, 3. Cebus. BT: ch wan'z -"A SF f,e, Die Affen dieses Geschlechts haben einen ziemlich runden Kopf, wenig vortretendes Un- tergesicht, lebhafte runde Augen, welche nahe bei einander stehen, menschenähnlich gebildete Ohren, proportionirte starke Glieder, einen schlanken Leib, muskulösen, dicken, durchaus stark behaarten und am Ende zum Festhalten geschickten Schwanz, welcher so lang oder län- ger ist als der Körper. — 59 Sie gehören in Brasilien zu den zahlreich- sten Arten und ihre Gesellschaften machen einen grolsen Theil der Bevölkerung jener Wälder aus, — Sie sind nicht, wie die Klammeraffen und Aluaten, phlegmatisch und schwerfällig, sondern äulserst lebhaft, stets in Bewegung, ge- wandt, flüchtig und wenn sie entfliehen, so ge- schieht es unter den geschicktesten, weitesten Sprüngen. — Alle tragen ihren starken, mus- kulösen, völlig behaarten Schwanz, wenn er nicht a gerade zum Festhalten gebraucht wird, in ge- wölbter Stellung und mit unterwärts eingeroll- ter Spitze. — Die mit champignonförmiger Ei- chel versehene Ruthe des Männchens ist in be- ständiger Erection, welches bei den vorherge- henden Geschlechtern nicht der Fall ist, — Ihre Stimme ist ein sanftes vogelartiges Pfei- fen, worin die verschiedenen Arten sich beinahe sämmtlich gleichen. Es besteht aus einem sanf- ten, etwas tiefen, oft hintereinander wiederhol- ten Pfiffe, auch geben sie in der Ruhe abwech. selnd Töne von sich, die dem Gezwitscher klei- ner Vögel gleichen, im Affecte schreien sie sehr gellend, laut und unangenehm. — Bei den ruhigen sanften Locktönen spitzen sie, wie Aza- ra sehr richtig bemerkt, den Mund, im Affecte aber zieht sich ihr Gesicht in mancherlei Falten. Im Zorne zerren sie den Mund in die Länge und entblölsen etwas das Gebils,. Ihre Nahrung besteht in Früchten aller Art und in Insecten, auch suchen sie während des ganzen Tages nach diesen Gegenständen umher. — Das Weibchen wirft ein Junges, welches ihm ähnlich ist *), auf *) Dals die jungen Affen aus dieser Familie schon bei der Geburt ihren Aeltern gleichen, hat mir auch Herr Dr. Boie zu Leiden, durch seine au Cebus apella und capucine nn Du dem Rücken oder unter dem Arme umher ge- tragen und dabei sehr sorgsam behandelt, auch oft selbst gestraft und gezüchtigt wird. — Da die Arten dieser Familie mehr oder we- niger immer etwas Aehnlichkeit in ihrer Fär- bung, bei ganz ähnlicher Gestalt zeigen, so hat man viele von einander nur wenig abweichende Abänderungen beobachtet und war ungewils, ob sie blols Abarten oder Specien seyen. — Beson- ders ein Paar dieser Affen, Cebus capucina und apella, waren immer etwas unbestimmt, und es bleibt den Reisenden aufbehalten, in dem Vater- lande dieser Thiere selbst Nachrichten über die- sen Gegenstand einzusammeln. — Die beiden genannten Specien sind mir auf meiner Reise nie zu Gesicht gekommen, sie müssen also mehr im nördlichen und westlichen Brasilien, im spa- nischen America oder in Guiana zu Hause seyn, Dals die Affenarten in dem von mir bereis’ten Theile von Brasilien in der Regel wenig in der Färbung abändern, habe ich schon angemerkt, gemachten Beobachtungen bestätiget. — Die besten der Natur entsprechenden, leider etwas zu kleinen Abbildun- gen der Affen, wo wenigstens die Gestalt nnd Stellung des Körpers sehr treu dargestellt ist, findet man in der schö- nen, von den Herren Geoffroy und Fr. Cuvier herausgege benen Naturgeschichte der Säugthiere. daher sind die von mir beschriebenen oder auf- gezählten Arten recht wohl unterschieden, und gar nicht zu verwechseln. — Ich denke dels- halb, dals die hier nachfolgenden Bemerkungen zur Kenntnils und Aufklärung dieser bisher zum Theil so verwickelten und unbestimmten Fami- lie etwas beitragen mögen. a. Rollschwanz - Affen mit gro/sen kegelförmigen Eckzähnen, welche alle übrigen Zähne an Länge weit übertreffen, 1. GG fatwellus, Geolir. Der gehörnte Mico *) Ann, d. Mus. T. 19. pag. 109. Kuhl Beiträge u. s. w, pag. 32. Sajou cornu, Audeb. fam. 5. sect. 2. fig. 3. Abbildungen zur Naturgeschichte Brasilien’s. Mico auch Kaite an der Ostküste von Brasilien. Beschreibung nach einem frischen Exemplare: Grölse eines starken Katers, mit starken muskulösen Gliedern, rundem Kopfe und Ge- *) Bei bekannten und hinlänglich festgestellten Thierarten habe ich die Diagnose weggelassen, um das Volum dieser Blätter nicht unnöthig zu vermehren, — 17 — sicht, stärken kegelförmigen Eckzähnen, welche indessen von den Lippen bedeckt werden, die unteren stehen weiter heraus als die oberen. Gesicht um Augen und Nase herum nackt, dunkel schmutzig fleischbraun; Hände inwen- dig glatt'und dunkel bräunlich, Nägel ziemlich menschenähnlich, der des Daumens abgerun- det, die der übrigen Finger etwas mehr zuge- epitzt. Männliche Geschlechtstheile gebildet wie an dieser ganzen Familie, nackt, mit brei- ter, vorne abgeplatteter, champignonförmiger Eichel, dunkel bräunlich oder schwärzlich fleischroth, dabei in beständiger Erection. — Backen und Seiten der Schläfe sind mit etwas dünnen weilsgelblichen feinen Haaren besetzt; Unterlippe dünn und kurz behaart; um das ganze Gesicht herum bilden glänzend schwarz- braune Haare einen Kranz; sie treten über der Nase tief herab, und bilden auf dem Scheitel einen getheilten Schopf, dessen beide Büschel 15 Zoll lang sind, — In der Mitte zwischen beiden Theilen dieses Toupets ist das Haar kurz, aber auf dem ganzen Kopfe glänzend schwarz, auf dem Halse fängt es schen an bräunlich zu werden; Haar unter dem Kinn schwarzbraun ; Kehle, Brust, Seiten des Halses, Bauch und Vordertheil der Oberarme gelbbräunlich, blols — TE mit dunkler braunen Haarspitzen; Haar. des ganzen übrigen Körpers schwarzbraun, auf den oberen Theilen beinahe schwarz, überall mit hellgelblichen Haarspitzen. — Oberhände rein schwarzbraun, an den Fingern mit hell- bräunlichen Haaren untermischt. — Schwanz länger als der Körper, stark, ziemlich dick, da- bei sehr dicht behaart, selbst unter der Spitze, beinahe völlig schwarz; bei einigen Individuen sind die Haare unter der Schwanzspitze etwas abgenutzt, doch fehlte dieses bei jüngeren Thie- ren immer. — Innere Seite der Arme .und Beine schwarzbraun, wie die äufsere. Haar _ am Rücken beinahe 3 Zoll lang und sehr dicht, am Bauche in der Mitte kurz und dünn. — Die Iris ist gelbbraun gefärbt. — Weiblicher Affe: Gesicht nackt und dun- kelgraubraun; die nackten inneren Hände hell- $raubraun; die:Vulva hat an ihrem vorderen oder unteren Theile eine drei 'bis vier Linien lange. Verlängerung (Clitoris); die beiden Brustzitzen sind schwärzlich und lang ausge- dehnt; Scheitel und Nacken schwärzlich braun; Schopf getheilt wie am männlichen Thier. — Haar des Körpers etwas lang, struppig, hell gelblich graubraun, längs des Rückens hinab dunkler graubraun, eben so sind die Oberarme — BE gefärbt; Schwanz an seiner Oberseite etwas schwärzlich braun, an den Seiten mehr röthlich und goldglänzend, besonders an der Wurzel; Unterarme schwärzlich braun; Hinterbeine dunk- ler gefärbt als die vorderen. — Der dunkle Scheitel und Hinterhals giebt diesem weiblichen Affen das Ansehen, als habe er eine Mütze auf; Seiten des Kopfs und Kinn sind gelbbräunlich ; Bauch sparsam mit wenigen rostgelben Haaren bedeckt. Abänderungen in der Farbe habe ich unter diesen Affen nicht bemerkt, daher kann ich der Vermuthung des Herrn v. Humboldt nicht. bei- stimmen (Recueil de Zool, etc, T. I. pag. 324.), dals Simia fatuellus und apella vielleicht nur Abarten von einander seyen. — Auch Dr. v. Spiz glaubt dasselbe, dals nämlich apella ein Jatuellus mit abgenutzten Stirnzöpfen sey; auch dieses kann ich nicht zugeben, da wir sehr viele Individuen der. letzteren Species erlegt haben, wo sich aber beide Geschlechter immer mit star- ken Zöpfen am Kopfe zeigten. ‚, Ausmessung. eines männlichen Affen: Länge von der Nasen- bis zur Schwanz- spitze . Erf Hei EAN; Länge des Körpers erioilhN er — 80. — Länge des Schwanzes ; 2.5 16" Länge des Arms‘ vom Schultergelenk gemessen . . . 10% Länge des Beins von der Hüfte bis zu der Spitze des Mittelfingers „ 13” Länge von der Nasenspitze bis zu der unteren Ohröffnung . 3 u Höhe des äulseren Ohres . der Länge der Vorderhand längs des Mit- telfingers . . wi, ze Länge der Hinterhand . E . 5 Länge des oberen, etwas rückwärts geneigten Eckzahnes . Länge des unteren starken Eckzahnes N, 54, zn, GEM, zn, 6", Ausmessung eines weiblichen Affen: Ganze Länge des Thiers e u. au Länge des Körpers . . I | Länge des Schwanzes , „ N N Jin gs, 6", Der gehörnte Affe wird an der Ostküste von Brasilien, in der Gegend von Rio de Ja- neiro, in der Serra dos Orgaos u. a, grolsen Waldungen, bei Cabo Frio und bis zu den Flüs- sen Itabapuana und Itapemirim gefunden, also zwischen dem 23sten und dem 21sten Grade südlicher Breite; hier haben wir ihn häufig be- merkt, weiter nördlich aber keine Spur mehr -— 81 — von ihm gehabt, ich muls indessen vermuthen, dafs er noch weiter südlich hinab gefunden werde. — In den grolsen Wäldern um Cabo Frio und an den mit Urwald bedeckten Ufern des Itabapuana, wurde er von unseren Jägern häufig erlegt. — Diese Thiere leben zuweilen ae oder paarweise, gewöhnlich aber in kleinen Gesell- "schaften, steigen auf den Bäumen: nach den Früchten umher und sind in beständiger Bewe- gung. — Ueberhaupt sind diese Affen höchst lebhaft, gewandt und schnell, in der Jugend besonders sehr komisch und gewöhnen sich leicht an ihren Herrn. — Ihre Stimme ist ein sanfter, oft wiederholter Pfiff und zuweilen ein kleines, den Vogelstimmen ähnliches Ge- zwitscher. Bei der beständigen Aufmerksamkeit dieser Thiere ist es den Jägern oft nicht leicht, sie zu beschleichen, sie bewerkstelligen diels gewöhn- lich, indem sie mit dem Munde den Pfiff der Affen nachahmen. — Bemerkt die Gesellschaft den Feind, so entfliehen sie in weiten Sprüngen, selbst über die biegsamsten Zweige hinweg mit seltener Geschwindigkeit, und selbst mit der Flinte sind sie alsdann leicht zu fehlen. — Das Fleisch, welches in der kalten Jahreszeit sehr IT, Band. 6 a fett ist, wird gern gegessen. In der Gegend von Cabo Frio trägt dieser Affe den Namen Mico, in anderen Gegenden Kaite, auch be- legt man ihn mit der allgemeinen Benennung Macaco (Affe), — Die beste Abbildung eines männlichen Af- fen dieser Art befindet sich in Geoffroy’s und Fr, Cuvier’s Naturgeschichte der Säugthiere, doch ist sie auch nicht vollkommen, alle andern bis jetzt bekannten, besonders die des Audebert, sind sehr schlecht, — a. U... ZT De De, . he au ne,M i.c:n0. R,: Kopf beinahe schwarz; Hände, Vorderarme und Glieder an der inneren Seite, so wie Schienbeine und Schwanz schwarzbraun; übrige Theile röth- lich kastanienbraun, Kuhl Beitr. z. Zool. u, s. w. pag. 35, *) Schinz Thierreich u. s, w. pag. 131. Abbildungen zur Naturgeschichte Brasilien’s. Mico an der Ostküste von Brasilien, auch Macaco. Hieräng bei den Botocuden. Dieser Affe scheint bis zu meiner Bekannt- machung mit dem fatuellus und einigen ande- *) Es ist möglich, dafs die 7te Figur des Vosmaer den Affen dieser Beschreibung vorstellen soll, sie ist aber alsdann ziemlich unkenntlich. — Ganz wahrscheinlich ist es mir — 83 — ren Arten verwechselt worden, oder vielleicht gänzlich unbekannt gewesen zu seyn. — Er gleicht dem vorhin beschriebenen in vielen Stücken, so dals man ihn bei dem ersten An- blicke für mit demselben verwandt halten könnte, genauere Ansicht aber zeigt, dals er etwas klei- ner, von muskulöserem Gliederbaue, dickerem Kopfe und mehr breitem fiachem Gesichte ist. Auf seinem Scheitel findet man gewöhnlich die Haare.auch in einen oder ein Paar kleine Zöpfe verlängert, allein diese erscheinen mehr als Haarwirbel, sind auch beständig unregelmälsi- ger und kleiner, dabei findet sich gewöhnlich auch nur einer derselben und sie haben ohnehin bei dem fatuellus gewöhnlich eine grölsere Aus- dehnung, indem dort ein jeder derselben oft die ganze Seite des Vorderkopfs einnimmt, hier aber oft nur auf dem Scheitel steht.: Der Schwanz des robustus ist im Verhältnisse zu der Länge des Körpers kürzer, als der des fatuellus, der erstere Affe ist im Allgemeinen mehr röthlich braun, der letztere mehr schwärzlich braun gefärbt, — hingegen, dals ihn Herr Dr. v. Spix unter der Benennung des Cebus macrocephalus aufgeführt hat, allein nur die eigene Ansicht und Vergleichung der Exemplare kann bei Thieren entscheiden, die ohnehin in den verschiedenen Specien so viel Aehnlichkeit zeigen. 6* = MB Beschreibung eines alten männlichen Thiers: Das Gesicht um Nase und Augen herum ist ziemlich nackt, auf Backen und Stirn treten die Haare weit hinein. — Ohren mittelmäfsig grols, zugerundet, menschlich, ganzrandig, ziemlich nackt, inwendig mit etwas langen Haa- ren bewachsen. Die Zunge ist dick und flei- schig, an ihrem oberen hinteren Ende stehen drei harte weilse, abgeplattete Warzen (papillae truncatae), an ihrer übrigen Oberfläche eine Menge kleinerer Wärzchen oder Papillen von verschiedener Grölse, sämmtlich aber sehr flach. — Unter der Zunge befindet sich ein kleiner Fleischfortsatz, der im Kleinen die äu- [sere Gestalt einer Zunge hat *%) — Gebifs: Schn. #5; Eckz! 77; Backenz. , 1.23 Der Oberkiefer hat auf jeder Seite 6 ziem- lich flache Backenzähne, welche nur an der äu- fseren Seite eine stumpfe Erhöhung tragen, die hinteren sind kleiner; die 3 hinteren haben *) Aehnliche Bildungen hat Herr Dr. Boie bei Stenops gra- cilis, den Tarsern und dem Galago Demidoff gefunden, wo gleichsam drei gleichgeformte Zungen mit freier Spitze, die eine immer kleiner als die andere, unter ein- ander vorkommen. An den eben genannten Kennzeichen würde man vielleicht die Identität oder Verschiedenheit des Cebus robustus und macrocephalus Spixii erkennen können, ie ziemlich gleichartig eine schwache Erhöhung an jeder Seite und in ihrer Mitte einen seichten Ausschnitt. ‘Im Unterkiefer sind die Backen- zähnie'mehr flach, 'blols mit einigen wenig er- höhten Leisten und Vertiefungen; der erste auf ‘den. Eckzahn 'folgende trägt eine etwas kegel- förmige Erhöhung. — Die vier Schneidezähne sind’ vorwärts geneigt, ziemlich gleich, stumpf und nahe an einander gereiht; Eckzähne sehr lang und kegelförmig. Auf dem dicken Kopfe befanden sich zwei Büschel von ‘Haaren, ein’ unvollkommen ge- theiltes Toupet, welches aber bei den meisten Individuen nur eine kleine Haarspitze’in der Mitte des Scheitels ist, Das ‘Gesicht ist grau- ‚lich - fleischbraun, die Iris gelbbraun gefärbt. ‘Backenbart, Stirniund ganzer Kopf sind schwarz- “braun; die vier Hände, Unterarme, unteres - Schienbein und alle inneren Seiten der Glieder, -so wie der dicht behaarte, muskulöse, stumpfe Schwanz glänzend schwarzbraun; alle übrigen ‘ Theile sind mit sanftem, ziemlich langem, glän- zend röthlichbraunem oder kastanienbraunem Haare bedeckt; das: Haar ist an der Wurzel graubraun, dann rothbraun und nach der Spitze hin in’s Kastanienbraune übergehend ; Bauch nur dünn behaart. — a Die Ruthe des Männchens ist, wie an allen Affen dieses Geschlechts, mit vorn breit abge- platteter, champignonartiger Eichel, sämmtli- che äulfsere Geschlechtstheile sind schwarzbräun und nackt. Weibchen: Am Leibe stets heller, oft gelbröthlich gefärbt. Ein-solches Thier, wel- ches ich erhielt, hatte auf beiden Seiten die schwarzbraune Halsfarbe gelblichweils: einge- falst, indem ein weilsgelblicher Strich vom Halse über beide Schulterblätter bis zu dem Achselge- lenke herabzog, wo er sich verlor; diese Zeich- nung scheint bei den weiblichen Affen dieses Geschlechts überhaupt häufig vorzukommen. — Junges Thier: Völlig junge, neugeborne Thiere dieser Art, haben schon vollkommen die Zeichnung der Erwachsenen; der Kopf, an welchem die drei vorderen Hauptscheitelstücke noch sehr beweglich waren, hatte eine beden- tende Grölse. — Alt und Jung besitzen die bei- den Schilddrüsen vorzüglich grols. — Der Schädel zeigt folgende Eigenheiten: Die Augenhöhle ist grols, nicht so rund als am Miriki (Ateles hypoxanthus)', die Oeffnung im Jochbogen, welche sich bei dem letzteren findet, fehlt, auch fällt der Schädel über den Augenhöhlen ziemlich flach ab, und der Joch- — 89717 — bogen ist mälsig heraustretend, wahrscheinlich mehr als am fatuellus, von dem ich den Schä- del zur Vergleichung nicht besals. — Die erista. war nicht so stark ausgedrückt, als an Cebus macrocephalus Spixüi. Ausmessung eines alten männlichen Affen: Ganze Länge : . . 81". 104, Länge des Körpers . ö at all Länge des Schwanzes . - „15% 11, Länge der Vorderhand auf der Ober- | fläche gemessen. . n ! ee Länge der Hinterhand auf der Sohle 34 ‘u gemessen i } . . 3 3, Länge des oberen Eckzahnes . y b 74 Länge des unteren Eckzahnes . 6 Diese Affenart scheint, ‚wie schon gesagt, mit dem fazuellus und andern bis jetzt verwech- selt worden zu seyn, oder sie ist noch; gar nicht bekannt gewesen. ‚, Wenn man vom Flusse. Jia- pemirim der Ostküste von Brasilien weiter nörd-, lich folgt und wegen der ‚Gefahr vor feindseli- gen Wildenstämmen, am Rio Doge die Pro- ducte der Wälder nicht gehörig kennen gelernt hat, so wird man am Mucuri und S. Matthaeus sich zu entschädigen suchen und daselbst diesen Affen finden, der dem vorhin beschriebenen in ie de vielen Stücken ‘gleicht, den man auch anfäng'ich für eine Abart desselben aufnehmen, bald aber unterscheiden lernen wird. — Von den Urwäldern an, welche die Ufer des Mucuri beschatten, bis in die Wildnisse am Flusse Belmonte, habe ich diese Art beobach- tet Dort südlich erlegten wir ihrer viele in den die Lagoa d’Arara einschlielsenden bergi- gen Wäldern, am Alcobaga wurde er von meinen Jägern in der Nähe der Fazenda von Ponte do Gentio erlegt und am Belmonte belebten seine Gesellschaften, in Verbindung mit der nach- folgenden Art, die schattenreichen Dickichte. Ich kann dem Gesagten zufolge annehmen, dals diese Affenart. den Strich der Ostküste zwischen 13° und 194° südlicher Breite bewohne, doch kann sie vielleicht noch etwas mehr nördlich hinaufgehen. In Lebensart und Manieren hat der hier beschriebene Affe grolse Aehnlichkeit mit dem vorhergehenden, daher gilt das dort Gesagte auch für ihn, — Die Stimme ist in der Hauptsache dieselbe, wenigstens klingt der Pfiff bei beiden Arten sehr ähnlich, doch ist der eigentliche Lockton verschieden. — Diese Affen sind muntere Thiere, werden sehr zu- traulich und unterhalten, besonders so lange sie jung sind, durch tausend Possen und Sprünge, MW dabei sind sie unruhig und in beständiger Be- wegung, tragen die Schwanzspitze abwärts ein- gerollt und lassen häufig ihren sanften Pfiff, oder ihr vogelartiges Gezwitscher hören, — Junge Affen besitzen schon die Stimme der Al- ten. Haben sie gezähmt einmal die zarte Ju- gend überstanden, so sind sie nachher sehr leicht zu erhalten und nehmen mit allen Nah- rungsmitteln fürlieb, — Die Indier, Neger und selbst die Portugiesen, besonders die Wei- ber, verstehen sie recht gut aufzuziehen, wel- ches uns Reisenden nie glücken wollte, — Im Monat März fanden wir diese Affen schon sehr fett, überhaupt ist die kalte Jahres- zeit der Zeitpunct, wo dort alle Thiere fett werden. — Bei dem Mangel des Oels in jenen grolsen, feuchten Wäldern, bedienten sich meine Jäger mit Vortheil dieses gelben Fettes, um un- ‚sere Gewehrschlösser damit einzuschmieren, weil es nicht leicht gerinnt. — Einige Indier am Mucuri und Belmonte haben mir versichert, dals es von dieser Affenart eine stets grölsere Abart gebe, allein es ist wahrscheinlich, dafs sie damit den vorhin beschriebenen Mico oder KaiteE meinten. Jagd und Benutzung ist bei dieser Art wie bei der vorhergehenden, sie ma- chen die Lieblingsnahrung der Wilden aus, ———.) Gm welche ihnen eifrig nachstellen, und sie mit ihren langen Pfeilen und kräftigen Bogen recht sicher aus den höchsten Bäumen herab zu schie- [sen wissen, — 3..C zanthosternos. Der, veibh r ü suti S ezäcsaze R. Scheitel, Nacken, Backenbart und Schwanz schwarz; Arme und Beine mit schwarzbraunen gelblich bespitzten Haaren; Brust und Oberarme röthlichgelb; Rücken braun; Vorderhals und Bauch gelbrothbraun. Abbildungen zur Naturgeschichte Brasilien’s. Kuhl Beitr. z. Zool. p, 35. Schinz Thierreich, B. I: p. 130. Macaco de bando oder Macaco branco am Flusse Bel- monte. Macaco de bando oder verdadeiro im Sertam von 1l- heos, Hieräng bei den Botocuden. Diese Art hat nun wieder viel Aehnlichkeit mit der vorhergehenden, ist aber dennoch gewils verschieden. In der Gestalt gleichen sich beide und manche Individuen selbst in ihrer Färbung; allein man findet bleibende Unterscheidungskenn- zeichen, — Der Schwanz ist an dieser Art län- ger als an den beiden vorhergehenden, die Stirn scheint höher, das Gesicht ist breiter und der Kopf im Allgemeinen weniger hoch und mehr 2. breit; die: Glieder sind stark und muskulös, dick behaart, der Schwanz: des gelbbrüstigen Affen aber ist länger als der Körper. — Beschreibung eines erwachsenen männlichen | Affen. Der Kopf ist dick, breit, die Schnauze we- nig vortretend, mit weit von einander entfernten Nasenlöchern ,:hoch erhabener Stirn, oben auf dem Scheitel mit dichtem ziemlich kurzem und weichem Haare, welches in der Mitte durch eine Scheidung ein wenig getheilt ist und daher zwei etwas erhabene Toupets bildet.. — Gesicht sehr breit, nackt, an Nase und Lippen ein wenig mit sehr, kleinen grauen Härchen. sparsam bewach- sen; Ohren menschenähnlich, mit gelben Haa- ren düan bewachsen, — Gebi/s.:: Schn. +; Eckz. 5; Backenz. &%, Sehr starke. kegelförmige Eckzähne; die vier oberen 'Schneidezähne sind stumpf, breit, die äulseren kleiner; im Unterkiefer befinden sich vier Schneidezähne, wovon die beiden mittle- ren etwas'schmäler sind. — Backenzähne ge- bildet wie an der vorhergehenden Art. — Die Glieder sind sämmtlich muskulös und stark, wie beider vorhergehenden Art, vorzüg- lich die Schenkel; der Schwanz ist etwas dünner hr N und weniger muskulös als an den beiden vorher- gehenden Arten, im Verhältnisse zu dem Kör- per ist er länger und sehr dicht behaart. — Männliche Geschlechtstheile gebildet wie an den vorhergehenden Arten, und mit schwar- zen Haaren bedeckt, nur unten an den Testikeln etwas nackt. ' Die Iris des Auges ist gelbbraun gefärbt) das nackte Gesicht grauröthlich - fleischbraun; nahe über den Augen fängt das Kopfhaar an; das Gesicht ist an Schläfen, Backen, Stirn und ganzen Seiten von einem Streifen silbergrauer Haare eingefalst, hinter welchem zu beiden Seiten des Kopfs von den Ohren herab, “über die Backen bis unter das Kinn, ein dichter schwarzbrauner Backenbart oder Backenstreif von etwas langen Haaren sich befindet, von welchem sich oben nach dem Scheitel hinauf oft graugelblich fahle Haare zeigen, welche schwärzliche Spitzen haben. — Auf diesen Backenbart folgt an Brust und Oberarmen bis an die Seiten des Halses hinauf, eine angenehm röthlichgelbe Zeichnung, ohne alle Beimi- schung anderer Haare. — Am ganzen Bauche herrscht ebenfalls diese Farbe, sie fällt aber hier mehr in’s Röthlichbraune oder Rostgelbe. — Alle oberen Theile sind mehr oder weniger ka- stanienbraun, und von dieser Farbe des Ober- halses läuft über den Kopf ein Streifen nach der Stirn herab; die Seiten des Hinterkörpers sind röthlich-gelbbraun; oft ist der Rücken dunkelbraun, «mit kastanienbraunen Haarspitzen; Hinterschenkel und Schwanzwurzel sind kasta- nienbraun mit langen schwarzbraunen Haar- spitzen; Schwanz, WVorderarme, Hände und untere Hälfte der Beine sind glänzend schwarz- braun. — Diese Farben variiren öfters etwas, indem man manche Individuen findet, wo die gelbe Brust weniger rein und deutlich und alle Farben mehr verloschen sind, — Bei jungen Thieren sind die Farben regel- mälsig abgesetzt; Stirn und Scheitel blals grau- gelblich, Kehle, Seiten- und Unterhals, Brust, Schultern und Oberarme an ihrer Wurzel hell schmutzig gelblich, der ganze übrige Körper schwarzbraun und nur der hell röthlichbraune Fleck in den Seiten ist angedeutet; Bauch röth- lichbraun; das Toupet auf dem Kopfe fehlt noch. — Andere junge Thiere haben die gelbe Brustfarbe’'mehr weilslich, selbst der Kopf ist bei ihnen sehr in’s Weilsliche fallend, das Gesicht hell schmutzig fleischbraun. Eine ähnliche Va- rietät scheint mir der Cebus zanthocephalus Spixii zu seyn, — | „ u Der Schädel des gelbbrüstigen Rollaffen ist breiter und niedriger als der des robustus, auf dem Oberkopfe ein wenig,mehr eingedrückt; die Nasenöffnung ist weiter, der Jochbogen ohne Oeffnung, dabei schmäler, aber weiter nach den Seiten hinaustretend, daher das Ge- sicht auch breiter als am robustus, und die Vor- derzähne sind mehr vorwärts geneigt; ein Längskamm (crista) befindet sich auf seiner Höhe. Ausmessung eines erwachsenen männlichen Thiers: Ganze Länge k . : 2.830 42, Länge des Körpers & ; 1,1041 Länge des Schwanzes . ö 5 U Länge von dem Rande der Oberlippe bis an den vorderen oberen Ohr- winkel . ; } i . 34 ‚Gall Höhe des äulseren Ohres ; e 4" 1, All Breite des Gesichts bei den Augen 3 43, Länge vom Rande der Oberlippe bis zu demStirnwinkelüber der Nase 2 Länge des Arms . ; : ss BE Länge des Beins (beide von ihrem obe- ren Gelenke an gemessen) » 14" 6. Länge der Vorderhand . .. Oki a 2 ıdu 5 zZ ® Br A an Länge der Hinterhand . Msbi4 Bl 9M, Länge des oberen Eckzahnes n e ZN, Länge des unteren Eckzahnes ; E 8. Der gelbbrüstige Rollaffe ward von meinen Jägern zuerst am Flusse Belmonte in den Wäl- dern erlegt, welche den Botocuden zum Aufent- haltsorte dienen, und welche letztere ihn mit der Benennung Hieräng bezeichnen. — Er zieht daselbst in Gesellschaften von sechs bis acht in den hohen Bäumen nach Früchten um- her und soll, wie mir alle Jäger versicherten, auf dem südlichen Ufer des Flusses nicht vor- kommen, wo hingegen die vorhin beschriebene Art umherzieht. — Vom Belmonte an nördlich kommt dieser Affe überall in den von mir be- tretenen Wäldeın vor, so erlegten wir ihn z. B. am Tahype und Ilheos, in den grolsen hohen Waldungen am Rio da Cachoeira im Sertam von Ilheos und ich bezweifle nicht, dals er wei- ter nördlich gefunden werde, In den Nieder- waldungen des offenen Sertam der Capitania von Bahia, in den Catinga - und Carasco- Gebü- schen haben wir ihn nicht zu Gesicht bekom- men, Ich kann, dem Gesagten zufolge, den Wohnort dieser Affenart an der Ostküste, so weit ich ihn kenne, nur zwischen dem 14ten und 1i6ten Grade südlicher Breite festsetzen; se sollte er aber identisch mit Cebus zanthocepha- Jus Spixii seyn, welchesich vermuthe, so geht er südlich bis zu dem 2östen Grade hinab. Die Lebensart dieser Affen kommt mit der der übrigen Arten dieses Geschlechts überein; sie sind schnell, lebhaft, gewandt, beilsig und furchtsam, gewöhnen sich aber sehr an ihren Herrn, dem sie äulserst zugethan sind. Am llheos und Tahype fand ich sie öfters gezähmt in den Wohnungen, man nannte sie daselbst Macaco de bando, weil sie öfters in zahlrei- chen Gesellschaften umherstreifen. Ihre Stim- me gleicht der des robustus, ist aber ein tiefe- rer und stärkerer, oft wiederholter Kehllaut, und nicht der sanfte Pfiff des Mico und Kayte, — Man schielst und jagt sie wie die übrigen Arten und liebt ebenfalls ihr Fleisch. — Wir besitzen jetzt ziemlich gute Abbildun- gen von diesem Affen; denn nachdem ich ihn in dem ersten Theile meiner brasilianischen Reisebeschreibung (pag. 371.) in der Kürze be- schrieben hatte, wurde ein wahrscheinlich jun- ges Thier von den Herren Ge»ffroy und Fr. Cu- vier in ihrem schönen Säugthier- Werke unter der Benennung des Sai 4 grosse tete abgebil- det. Wahrscheinlich haben diese Herren die Be. schreibung meiner Reise nicht gekannt, sonst =. u. würden sie sich über das ihnen bis jetzt un- bekannt gebliebene Vaterland dieser schönen Affenart haben unterrichten können. — b, Rollschwanz - Affen mit kurzen schwachen Eckzähnen *). weeer rrı fe r,.,.Geoi. Der Rollschwanz - Affe mit weifslichem Gesichtskreise. VarietE du Sajou cornu Geofir et Fr. Cuvier mammi- v Fferes. Abbildungen zur Naturgeschichte Brasilien’s. Macaco in der Gegend von Bahia, Diese von Geoffroy zuerst aufgeführte Spe- cies ist, soviel mir bekannt ist, noch nicht um- ständlich beschrieben worden, ich will daher ein von mir während mehrerer Jahre lebend be- sessenes Thier dieser Art etwas genauer be- schreiben, ob ich gleich auch verhindert wurde, alle seine Theile in ihrem frischen Zustande zu untersuchen, — j In den Hauptzügen seiner Gestalt kommt dieser Affe mit den verwandten Arten dieses *) Ich habe diese Eintheilung versucht, da bei den von mir beobachteten Thieren dieser Abtheilung der Bau der Eck- ‚zähne auch im Alter nicht auf eine grölsere Stärke schlie- sen liels. — IT, Band 7 u Geschlechts überein. Sein Kopf ist kleiner und mehr schmal als an den früher von mir be- schriebenen Arten. — Das Gebils war schwach, die Schneidezähne etwas vorwärts geneigt und vorn etwas abgerundet, die Eckzähne kurz und schwach. — Das Haar des ganzen Körpers ist lang, dicht und ziemlich sanft, besonders war der Schwanz sehr dicht und stark behaart, et- was länger als der Körper. — Die männlichen Geschlechtstheile sind ge- bildet wie an den früher beschriebenen Arten, dabei von dunkelgrauröthlicher Farbe. — Das Gesicht ist an seinen mittleren Thei- len nackt, von schwärzlicher Farbe, die Iris der Augen lebhaft gelbbraun; die Ohren sind menschenähnlich, mit flachem nicht eingeroll- tem Rande und mit weilslichen Haaren dünn be- setzt. Die Lippen sind mit feinen weilslichen Haaren bedeckt. Farbe des ganzen Körpers schwärzlichbraun, an den Seiten des Halses und an allen unteren Theilen fahlgelblich, etwas wollig und mit schwarzbraunen Haarspitzen; an dem Rücken und den Gliedern ist die Farbe ein wenig dunkler als am übrigen Leibe, auf dem Oberhalse aber, dem ganzen Kopf, der Stirn und den Schläfen geht sie in ein sehr dunk- les Schwarzbraun über, von welchem vor den ni Ohren ‚nach dem Kinne ein schwarzbrauner Streif von ‘Haaren gleich einem Backenbarte herabläufs — Zwischen diesem Backenbarte und den nackten Theilen: des Gesichts befindet sich eine, dasselbe gänzlich umgebende Einfas- sung von schmutzig weilsgelblichen Haaren; die Backen sind gänzlich mit solchen weifslichen Haaren bewachsen, auch:läuft an einem jeden der beiden ‚oberen. äulseren Winkel der Stirn die weilsgelbliche Farbe mit einer Spitze in die schwarzbraune Scheitelfarbe hinauf, und diese dagegen zieht mit einer ähnlichen Spitze etwas nach der Mitte der Stirn herab; über.den Augen stehen einige lange schwarzbraune Haare, welche eine Art von Augenbraunen bilden. — Die Hände sind dünner behaart als der Körper, aber die Haare sind lang und zum Theil von einer etwas blässer braunen Farbe, eben so ist esan der inneren Seite der Glieder beschaffen. — Ungefähre Ausmessung eines männlichen Thiers. Länge des Körpers bis zu der Schwanz- wurzel etwa °. - ; \ 16”. Länge des Schwanzes etwa : k 17". Dieser Affe ist mir. in den von mir bereis’ten Gegenden im wilden Zustande nicht zu Gesicht 7% —- 100 — gekommen, ich fand ihn in Bahia in verschie- denen Häusern gezähmt, und kaufte ein junges Thier, welches ich mit nach Europa nahm und dort einige Jahre erhielt, bis ich‘ es endlich durch einen Zufall verlor. — Ich vermuthe, wenn ich die Worte des Herrn Professor ZLich- tenstein in seiner Erläuterung der Werke von Marcgrave und Piso durch die wieder aufge- fundenen Originalzeichnungen, vergleiche, dals der braune, daselbst pag. 12 erwähnte und für den capucina gehaltene Affe, der hier von mir aufgeführte sey; denn da er in Bahia häufig zu Kaufe war, so stammte er ohne Zweifel aus dieser oder aus der Gegend von. Pernambuco her, wie man in Bahia auch. selbst vermuthe- te. — Die Abbildung der Herren Geoffroy und Fr. Cuvier gleicht in der Hauptsache dem von mir besessenen Thiere sehr, doch hat sie eine andere Gesichtsfarbe; denn unter allen, von mir in Brasilien beobachteten Affenarten, befin- det sich keine mit hellfleischfarbenem Ge- sichte. — | Diese Thiere sind von furchtsamem, leb- haftem Temperamente ‘und gewöhnen sich höchst leicht an ihren Herrn. Sie nehmen mit jeder Nahrung fürlieb, auch schien das von mir mitgebrachte Individuum unser Clima ziemlich — 101 .— gut zu ertragen. — Seine Stimme war der sanfte, oft wiederholte, .allmälig von der Höhe zur Tiefe herabsinkende Pfiff, , zuweilen in der Ruhe‘eine dem Vogelgezwitscher, ähnliche kleine Stimme und im Zorn ein lautes gellendes,;Ge- schrei, wobei die Zähne entblölst und das Ge- sichtchen in ;Fälten gezogen wurde... Gestalt und Körperbau zeigt, dals auch diese Artin der Freiheit. dieselbe Lebensart und Eigenschaften besitzen müsse, /als.die vorhin erwähnten, „von welchen. sie sich ‚besonders durch schlankeren zarteren Bau'der Glieder und durch etwas gerin- gere Va rög unterscheidet, — PET 0 se Flasus, Geofir, Der gelbe Bolldchwanz-Aife oder Caitaia des Marcgrave. I Cebus [oe Geofir, S Hil, Ann. d. Mus. T, 19. Pag. 112, sl Kühl, Beiträge u. s.!w.pag, 33, Caitaia, Marcgr.: pag. 227, Dieser ‚bisher zum Theil .verkannte Affe ist von Marcgrave mit wenigen Worten sehr.rich- tig ‚charaeterisirt worden, :—.. Herr ‚Professor Lichtenstein sagt in ‚seiner Erläuterung. ‚der ‚Werke von. Marcgrave und Piso (pag» 12), ‚dafs der Name, Ma Cai' Juba dem. Sümia capucina zukomme, dals aber Menzel den Caitaia'mit = HB —. diesem für identisch gehalten habe — Der Cai-taia des Marcgrave ist eine wohlgetrennte Species, der Cebus flavus des Geoffroy, wel- chen ich genau kennen zu lernen Gelegenheit hatte. — Diese und die vorhergehende Species ‚scheinen in denjenigen Gegenden von Brasilien zu leben, welche Marcgrave besucht hat, und ich habe sie beide lebend in Bahia gekauft, ‚wo man mehrere derselben bemerkte, ohne jedoch genau die Gegend angeben zu’ können, welcher sie vorzüglich eigen sind. Ob sie mir gleich beide im wilden Zustande auf meiner Reise nicht vorgekommen sind, so nehme ich dennoch un- bedingt die Gegend von Bahia und Pernambuco für ihren Wohnort an. Der gelbliche Roll- schwanz - Affe, dessen genauere Beschreibung ich nicht geben kann, da mein lebendiges Exem- plar in meiner Abwesenheit starb und nicht con- servirt wurde, hat etwa die Grölse und Gestalt des vorhin beschriebenen, einen runden Kopf, mit völlig ähnlich gebildätem Gesichte und Oh- ren, eiden starken dicht behaarten Rollschwanz, kurze Eckzähne ünd' selbst alle Manieren und Bewegungen des Cebus cirrifer, Geoffr. — Sein Unterschied liegt hauptsächlich in der Farbe, welche ein blasses fahles: Gelbröthlich ist; die wu 105 az Augen haben eine gelblichbraune Iris, wie an allen brasilianischen Affen und die nackte Haut des Gesichts ist dunkel gefärbt. — Es ist dieses ein sehr lebhaftes Thier, be- ständig in Bewegung, auf den vier Händen mit gewölbtem Rücken und gebogenem, abwärts eingerolltem Schwanze hin und her springend, dabei äulserst behende im Klettern und Sprin- gen, aber, wie Marcgrave ebenfalls bemerkt, nicht sanft und schmeichelnd, wie der Affe der vorhergehenden Beschreibung, sondern höchst falsch und beilsig; so war das Individuum, wel- ches ich selbst lebend besals. Herr Professor Geoffroy ist nach Marc- grave der erste Zoologe, welcher diesen Affen nach einem, im aa er Museum zu Paris befindlichen Exem plate erwähnte, — j u .Sect. 2. Affen mit schlaffem Schwanze. A. Mit vol I köinabee Händen. G:.4, CasEtithrix,‘ Geöfir. Drau ra Ay RE Die Thiere dieses von Geoffroy aufgestell- ten Geschlechtes sind von den übrigen Affenarten der brasilianischen Urwälder hinlänglich unter- schieden, und haben. besonders durch ihren schlaffen, nicht greifenden und daher zu diesem Endzwecke nie benutzten Schwanz ein characte- ristisches Kennzeichen. Dennoch scheinen ver- schiedene Specien, z.-B. Callithrix sciurea, nicht ganz zu den von mir hier aufgeführten Ar- ten zu passen, und mit der Zeit, wenn man alle hierhin gerechneten Affen noch genauer ken- nen wird, dürfte wohl noch eine Zerspaltung _ stattfinden, bis dahin aber wird es zweckmälsig seyn, sich an die Hauptkennzeichen zu halten, in welchen diese Thiere übereinkommen, — — 105 — „Die. beiden, von mir beobachteten Arten, welche ich in den nachfolgenden Blättern zu be- schreiben gedenke, haben einen weit kleineren Kopf, ‚als die. Arten des Geschlechts Cebus, ihr Schädel hat: weit weniger heraustretende Joch- bögen und einen höheren, mit breiteren Flügeln versehenen. Unterkiefer, welcher wie bei den Brüllaffen, den, grölseren Stimmapparat zu be- schützen „bestimmt ‚scheint; es haben jedoch nicht alle ‚Arten dieser Affen die innere: Schei- dung ‚der.Augenhöhlen häutig, sondern bei der zweiten von mir beschriebenen‘Art, dem Gigo, ist .sie,'knöchern;. ihre, Glieder sind schlanker und weniger muskulös als bei den Rollschwanz- affen, ihr Körper ist mit längeren saniteren Haa- ren dichte bedeckt, der Schwanz dünn, schlank und wenig muskulös, weder Roll- noch Greif- schwanz. Die Eichel des Männchens ist nicht champignonförmig, sondern klein und etwa ge- bildet wie an den Eichhörnchen, auch bemerkt man bei diesen Thieren nicht die beständige Erection, welche den Cebus-Arten eigen ist. Ihr Kehlkopf ist dick und von besonderer Bildung *). *%) Ich mufs bedauern, dafs ich die in Branntwein conservir- ten Stimmapparate der beiden hier erwähnten Arten des Geschlechts Callitkrix nicht glücklich mit nach Europa gebracht habe, — 106 — Sie leben in kleinen Gesellschaften von ei- ner oder ein paar Familien, sind nicht so schnell als die Arten des vorhergehenden Geschlechtes und bewegen sich auf den Zweigen mit kurz zu- sammengezogenem Körper. Diese Stellung und ihr langes Haar geben ihnen ein bärenartiges Ansehen, der lange Schwanz hängt dabei ge- wöhnlich gerade herab, oder wird auch wohl in aufrechter Stellung getragen. — Sie entflie- hen sogleich, wenn man sich ihnen nähert, wel- ches häufig geschieht, da ihre Stimme unter al- len Affen der Ostküste, nach der des Guariba oder Brüllaffen die stärkste und weitschallend- ste ist, auch deflshalb von den Jägern benutzt wird, um heran zu schleichen. — In den Gegenden, welche ihnen die Natur zum Aufenthalte angewiesen hat, sind diese Af- fen zahlreich und verschaffen den Bewohnern ein beliebtes Essen; man sucht sie aber beson- ders jung zu bekommen, um sie zu erziehen, da sie ein höchst sanftes Naturell besitzen und im höchsten Grade zahm und zutraulich wer- den. — u ME u 1. Cr per sonatus Genie ji "Der'Sauassu Geoffr. S. Hil. in den Ann. d. Mus. T, XIX, p. 118. Simia personata Humb, Rec, d’obs. d, Zool. etc, T.T. in P+ 357, Kuhl Beiträge u. s. w. p- 40, Abbildungen zur Naturgeschichte Brasiliens. ‚9 1 Callithria® personata,'Spix, Sahuassü an der Ostküste von Brasilien. ' Der: Sauassu ist‘ eine von Herrn Professor Geoffroy zuerst bekannt gemachte’ Species, wel- -che 'er indem Museo'zu Lisboa fand. — Die "Gegend von: Brasilien;©wo diese schöne Affenart sich findet, kannte man nicht genau, auch besals ‚man von ihr noch, keine umständliche Beschrei- bung : nach dem Leben, ich will defshalb diese Lücke nach Kräften auszufüllen suchen. — - Beschreibung "eines erwachsenen männlichen lsä ne > mThiers: | ;b beifg: »\!Der: Kopf ist klein und rund, mit wenig vor- tretendem Gesicht, mälsig grolsen, lebhaften, mit’ einer gelbbraunen ‚Iris versehenen Augen; die Physiognomie’ ist der des Sahui (Jacchus) ähnlich, nur fehlt bei ersterem der nackte 'Stirn- absatz des letzteren ;;'die Nasenlöcher stehen *) Bei diesem Namen ist zu bemerken, dafs die Buchstaben a und u getrennt ausgesprochen werden. — 108 — weit von einander entfernt, ihr Zwischenraum ist breiter als die Reihe der oberen Schneide- zähne (nach Geoffroy schmäler, da dieser nach einem ausgestopften, vertrockneten Exemplare beschrieb) ; die Ohren sind ziemlich grols, eiför- mig abgerundet, von aulsen nur sparsam, von innen aber mehr behaart; Gesicht mit einer nackten, schwärzlichen Haut bedeckt, an den Backen dünn mit, schwarzen, an’ der‘ Nase auf eben die Art, mit weilslichens sebr kurzen Härchen bedeckt und mit:3 Zoll langen, sch wär- zen Bartborsten besetzt,‚auch in den: Augenbraur ‚nen stehen einige dergleichen, —ı „0 > En wie bei der nachfolgenden Art, auch schon von Geoffroy, erwähnt, _ B 21»: Die. Hände ren lang und ‚schmal, EN: au; gelglied der Finger mit einem dicken Ballen ver- sehen, .diei'Finger selbst ısind lang und schlank, die'Nägel kurz, am Zeigefinger der Hinterhände - e ein wenig aufgerichtet, an; den übrigen. weni- ger; der Daumennagel ist kürzer; Hinterhän- de ‚länger. als. die, vorderen, dabei stärker. be- haart. — ; Die. männlichen Geschlechtstheile liegen weit nach hinten dicht am After und na- he am Schwanz; sie haben eine etwas andere Bildung als bei dem vorhergehenden Geschlech- — 109 — te, indem die Eichel nicht breit oder tellerför- ‚mig gebildet’ ist. — Schwanz viel länger als der:Körper, schlaff, schlank, mit ziemlich anlie- genden Haaren bedeckt; Haar des ganzen Körpers lang, am Rücken 3 Zoll lang, etwas wollig;' Bauch ‘und innere Schenkel dünn be- haart. — | Der ganze Kopf von der Brust an (da der Hals seiner Kürze wegen kaum bemerkbar ist) ist bis auf die Mitte des Scheitels bräunlich- schwarz; die vier Hände sind schwarz; innere Seite des Vorderarms und des _Schienbeins schwarzbraun ; Hinterkopf und Oberhals_ gelb- lichweils, das ganze übrige Thier ist fahl blals graubräunlich, mit, helleren, sehr blafs gelbli- chen Haarspitzen; an den Vorderarmen sind die Haare dunkler und haben abstehende blafsgelbli- che Spitzen; Bauch graubraun mit röthlichen Haarspitzen; Vorderseite der Hinterschenkel fahl hell gelblich-grauweils; Schwanz röthlich-grau- | braun, auf der Unterseite und an der Wurzel _ rostroth. „— | | ‚Weibchen: Diese sind durchgehends mehr “hell fahl gefärbt, oder weilslich-gelbgrau, da hin- gegen die Männchen mehr graubräunlich erschel- nen; die Weibchen sind an ihren Vordertheilen — 10 — mehr weilslich gefärbt und es fehlt ihnen der weilse Hals- oder Hinterhauptfleck, woraus es wahrscheinlich wird, dals Herr Professor Geof- froy $S. Hilaire seine Beschreibung nach einem weiblichen Thiere entwarf. Die Vorderarme und Hinterbeine sind bei diesen etwas gelblich, besonders da, wo die weilsgraulichen Haare die- ser Theile an die schwarzen der Hände grän. zen; Hinterbeine an ihrer inneren Seite dunkel graubraun ; Vorderarme bis zu den Ellenbogen schwarzbraun. — Diese niedlichen Affen varii- ren etwas Weniges in ihrer Farbe; denn einige haben den weilsen Nacken deutlicher und bei den Weibchen fehlt er, wie gesagt, gänzlich; der Schwanz ist bei einigen rostroth, bei an- dern, besonders den Weibchen röthlichgelb, bei andern auf der Oberseite graubraun und an der Wurzel und Unterseite gelbroth oder rostroth. — Das dichte, lange, an der Wurzel wollige Haar giebt diesen Affen weit mehr Umfang, als ihr Körper wirklich hat, die Männchen sind jedoch immer etwas mehr schlank. — Ganz junge Thiere haben die Finger der Hinterhände stark mit weilslichen Haaren gemischt und ihre breite Iris ist nicht gelbbraun, sondern graubraun, wel- ches ich bei den meisten brasilianischen Affen gefunden habe, = mm — Ausmessung eines erwachsenen männlichen Sauassu: Ganze Länge . 3 3 ! 5 Länge des Körpers . e : 12 42m, Länge des Schwanzes . ! EDEL LM: Länge von der Nase bis zum Anfange des Ohrs . k IE Höhe des äulseren Ohres . b gıl, Breite des Kopfs zwischen den Ohren 2 1.2, Länge des Arms von dem Schulterge- x 7 11%, Länge des Beins von der Hüfte . 10 gu, lenk gemessen . . Länge der Vorderhand . zo. gu gu, Länge des Vorder-Mittelfingers . 10 zu, Länge der Hinterhand . h „u guigzem, Länge des Hinter-Mittelfingers . 10 gm 4dusmessung eines sehr gro/sen weiblichen .. Sauassu: Ganze Länge . . . k . 85” 10, % A $ 13" g9', Länge des Schwanzes “ ‘ ...200 zu, Länge des Körpers Man findet Männchen, welche so grols sind, als das hier gemessene Weibchen. Der Sauassu wurde von uns zuerst in den grolsen Urwäldern gefunden, welche die Ufer des Itabapuana und des ltapemirim (Itapemiri) beschatten, wir fanden ihn ferner am Iritiba oder — 112 — Reritigba, am Espirito Santo und nördlich bis über den Rio Doce hinaus. — Daich ihn am nördlichen Ufer dieses Stromes noch fand, am Mucuri aber keine Spur mehr von ihm hatte, so setze ich seinen Wohnort an der Ostküste, mei- nen Erfahrungen zufolge, zwischen den $. Mat- thaeus und den Parahyba, also zwischen 185 und 214° südlicher Breite, allein Herr Dr, v. Spix erhielt ihn auch bei Rio de Janeiro. Hier leben diese harmlosen angenehmen Geschöpfe in den grolsen ununterbrochenen Wäldern, wo sie nur selten beunruhigt werden. Ihre durch die stille einsame Wildnils weit schallende Stimme wird häufig gehört, sie klingt wie ein Röcheln, welches man hervorbringen kann, indem man den Athem abwechselnd schnell hinter einander einzieht und wieder ausstölst. — Männchen und Weibchen geben diese Stimme von sich. Diese Affen leben in kleinen Gesellschaften von einer oder einigen wenigen Familien beisammen und klettern äulserst geschickt. — Man sagt, dals sie, so wie die meisten Quadrumanen, nach den verschiedenen reifenden Früchten etwas umherziehen; denn sie verlassen z. B. die Ge- gend von Muribeca am Itabapuana zu einer ge- wissen Zeit und kehren plötzlich wieder nach dem gewohnten Standorte zurück. Diese Thiere sitzen etwas zusammenge- bückt auf den Zweigen, der Schwanz hängt her- ab; bemerken sie alsdann etwas Fremdartiges, so geht es ziemlich schnell über die Aeste fort, gewöhnlich auf den dicken Hauptästen, — Man hört alsdann ihre Stimme nie, welche nur in vollkommener Ruhe, besonders: bei schönem warmem Wetter Morgens und Abends erschallt. Sie werfen nur ein Junges, nach Art aller Af- fen, welches die Mutter so lange mit sich umher trägt, bis es stark genug ist, den Alten selbst überall folgen zu können. — Im Monat October fanden wir schon starke Junge, auch er- legte man in dieser Zeit stark, trächtige Weib- chen, Schielst man die Mutter von einem Baume herab, so erhält man gewöhnlich das Junge le- bend, welches sie auf dem Rücken oder unter dem Arme zu tragen pflegte. Dieses junge Thierchen kann man alsdann leicht erziehen und zähmen, es lernt bald fressen und wird äulserst zahm und sanft, Alle Affen dieser Art sind nicht zornig und beilsig, wenn man sie verwundet, sondern zeigen unter allen mir bekannten Thie- ren dieser zahlreichen Familie das sanfteste Na- turell, Wenn dem Sauassu behaglich zu Muthe ist, so schnurrt er wie eine Katze. — Sowohl die eingebornen Portugiesen oder Brasilianer, IT, Band, 8 EM als die Neger und Indianer stellen diesen Thieren ihres Fleisches wegen nach. — Hat ein India- ner einen solchen Affen verwundet, welcher auf dem Baume hängen geblieben, oder eine kleine elsbare Frucht entdeckt, so scheut er die Dicke und Höhe des colossalen Baumes nicht, um ihn zu ersteigen, wo in andern Fällen oft die besten Versprechungen nicht vermögen, ihn aus seiner gewohnten Ruhe zu bringen, dann bindet sich der Puri, der die Wälder der Sauassus beherrscht, die Fülse mit einer Schlingpflanze zusammen und klettert, von dieser Erfindung kräftig unter- stützt, in eine schwindelnde Höhe hinauf, indem ihm alsdann eine jede noch so kleine Uneben- heit der Rinde zum Stützpuncte dient. — 3 DONE ET OO WER 1 gab Soc Morgen Se ae ER $. Behaarung sehr lang, dicht, aschgrau;. Mittel- und Unterrücken röthlich kastanienbraun; Hände schwarz; Schwanz wei/sgelblich. ‚Abbildungen zur Naturgeschichte Brasilien’s, Callithrix incanescens Lichtensteinii, Kuhl Beiträge u, s, w. p. 40, Schinz, Thierreich u. s. w. B, I. p. 133. Callithrix Gigot, Spix, Gigö am Mucuri, Macaco branco am Alcobaca. S Gigo im Sertam von Ilheos unl in Minas, Brukäck bei den Botocuden. — 115 — Gestalt und Gesicht völlig vom Sauassu, Haar des Körpers sehr dicht, weich und lang, mittlerer Theil des Gesichts und Innere Hände unbehaart. Beschreibung eines männlichen Thieres: Der Kopf ist klein und rund, die Augen mälsig grols und lebhaft, das Gesicht wenig vortretend; die Ohren sind im Pelze versteckt, d. h. die in- nere und äulsere Fläche sind behaart. Gebi/s: Schn, +; Eckz. ! „sit Ei Backenz, 6. 6. , 6.6.3 Schneidezähne in jedem Kiefer vier; die oberen haben eine etwas breite, mälsig scharfe Schneide und die beiden mittleren sind bedeutend grölser als die äulseren, alle sind.nach hinten durch die unteren Schneidezähne ein wenig ausgeschliffen ; untere Schneidezähne gleich lang, oben stumpf abgeschliffen und dichte aneinander gereiht; Eckzähne im Öberkiefier durch eine Lücke von den Schneidezähnen getrennt, etwa um £ länger als die mittleren Schneidezähne des Oberkiefers, ziemlich breit und schwach, nach innen ein we- nig ausgeschliffen; untere Eckzähne nur wenig länger als die Schneidezähne und von diesen nur durch eine kleine Lücke getrennt, Backen- zähne sechs in jedem Kiefer an jeder Seite, sie haben mehrere schwache Höckererhöhungen und nehmen bis zu dem fünften Zahn an Grölse ,* — 116 — zu, der sechste ist wieder kleiner; die drei er- sten Zähne im Oberkiefer haben an dem äulse- ren Rande eine etwas stärkere Erhöhung, der vierte und fünfte aber zwei. ” Im Unterkiefer haben die beiden ersten Backenzähne nur eine kleine schwache Spitze, die nachfolgenden zei- gen nur sehr abgellächte Höcker. — Alle Zäh- ne sind schwarzbraun, nur an den Rändern und Kanten weils abgeschliffen. — Der Hals ist kurz; der Nagel des Daumens ist ebenfalls kurz, und abgerundet, die der Fin- -ger sind etwas scharf zusammengedrückt, ein wenig zugespitzt und aufgerichtet, besonders an den Hinterhänden, wo der des Zeigefingers über- diels am längsten ist. Geschlechtstheile wie am Sauassu; der Schwanz ist im Verhältnils zu der Länge des Körpers länger als am Sauassu. — Die Stirn ist wie abgeschoren mit dichtem, sehr sanftem, völlig gleichem, etwa vier Linien langem Haar besetzt, welches sich auf diese Art bis zu den Ohren erstreckt; von hier an wird die Behaarung plötzlich noch einmal so lang, unter der Kehle und den Ohren ist sie am läng- ‚sten; auf dem Halse und dem Oberrücken wird das Haar immer dichter und länger, so dals man es auf dem Mittelrücken zwei Zoll lang findet; — 117 — unter dem Bauche ist es am kürzesten, dünnsten und dabei wollig, so dals man die Haut hin- durch schimmern sieht. — Das Gesicht ist schwärzlich gefärbt, oft nur dunkelgrau, zuweilen aber auch völlig schwarz; die Iris ist gelbbraun; Haare des Kopfs an der Wurzel aschgrau, an den Spitzen weilslich; da wo das hohe Scheitelhaar anfängt, sind die Haa- re auf der Scheidung völlig schwarz; unter dem Bauche ist es dunkel sehwärzlich-graubraun, am ganzen Körper aber mit vielen schwärzlichen und weilslichen Queerringen abwechselnd, wo- durch alle diese Theile ein gemischt aschgraues Ansehen erhalten; auf dem Oberrücken fängt es an gelbröthlich überlaufen zu seyn und diese Farbe nimmt zu, so dals der Unter- und Mit- telrücken, so wie die Seiten, röthlich kastanien- braun erscheinen, indem hier, genauer betrach- tet, die dunklen Stellen der Haare schwärzlich- braun, und die hellen gelbroth gefärbt sind; dieser rothbraune Theil des Rückens enthält die längsten Haare des ganzen Körpers, locker und an der Wurzel wollig; Brust, der kurze Hals, Arme und Beine, ‘After und Schwanzwurzel ha- ben die schwärzliche und weilsliche Mischung. — Die vier Hände sind an der äulseren behaar- ten; so wie an der inneren unbehaarten Fläche — 118 — schwarz; die innere Seite der Hinterbeine ist bräunlich-schwarz, einzeln mit weilslichen Här- chen gemischt; Schwanz bei einigen Individuen beinahe völlig weils, bei andern aschgrau und stark weils, oder weilsgelblich gemischt, indem die Haare an der Wurzel und Spitze weilsgelb- lich, in der Mitte aber schwärzlich gefärbt sind, auch ist oft die Schwanzspitze mehr weilslich; andere Gigös haben den Schwanz durchaus gelb- röthlich gefärbt, welches wuhl am häufigsten vorzukommen pflegt, — Das Weibchen ist von dem Männchen we- nig verschieden, doch: habe ich gefunden, dals die mit weilsem Schwanze gewöhnlich weibli- chen Geschlechtes waren, — Der Schädel des Gigö unterscheidet ‚sich wenig, von dem .des, Sauassu; er ist über den Augen ein wenig mehr flach gedrückt, in allen seinen Theilen aber demselben, ganz ähnlich; Gebils bei beiden Thieren völlig gleich gebildet, auch sind die Zähne bei beiden schwarzbraun gefärbt. — „Die Scheidung der beiden Augen- höhlen ist knöchern ‚und nicht,häutig. — Ge- stalt des Schädels der des Kopfs der Hapalen sehr ährlich. — Der Unterkiefer ist, wie ge- sagt, sehr hoch und breit, beinabe wie bei den Brüllaffen, um den Stimmapparat aufzunehmen, — 19 — An den inneren Theilen dieser Affen ist mir nichts auffallend gewesen, aulser dals die Schild- drüsen sehr grols sind. — | Ausmessung eines weiblichen Thieres: Ganze Länge . N 6 . 86 Körperlänge bee. 2 sn 14, — Schwanzlänge ; L . a2 Länge von der Nasenspitze bis zu dem oberen vorderen Ohrrande er, Länge der Vorderhand auf der Ober- seite‘ } . ; 3 2IIAM. Länge der Hinterhand £ a Be, Der Gigö hat in der Bildung und Lebensart die grölste Aehnlichkeit mit dem Sauassu, auch haben selbst einige Theile seines Körpers diesel- be Farbenvertheilung; beide bilden daher ein recht natürlich von den übrigen von mir beob- achteten Quadrumanen getrenntes Geschlecht. Das lange Haar des Gig6, welches noch weicher und zarter ist als am Sauassu, verbunden mit sei- ner meistens kurz zusammengezogenen Stellung, wenn er auf einem Äste geht, geben ihm beson- ders das Ansehen eines kleinen Bären, — Da wo ‘der Sauassu aufhörte, das Ziel der Röhre unserer Jäger zu seyn, fand sich sogleich der Gigö ein, wir bemerkten ihn zuerst am Mucuri, in den die Logoa d’Arara umgebenden Wäldern — 19090 — und fanden ihn weiter nördlich überall, am 41- cobaca, Belmonte, Rio Pardo, Ilheos, Itahy- pe, und im Sertam von Bahia, so weit die ho- hen fruchtreichen Urwälder sich erstrecken, Herr Dr. v. Spix hat ihn in der Gegend von Ilheos erhalten. . Die. südliche Gränze seines Aufenthaltes kann ich an der Ostküste, meinen Erfahrungen zufolge, an den Fluls S. Matthaeus, den Cricar£ der jetzt civilisirten Küstenindianer, also bis zu 184° südlicher Breite setzen, aber nicht bestimmen, wie weit diese Art nördlich hinauf gefunden werde. — In den grofsen Urwäldern der genannten Gegenden, besonders der Lagoa d’Arara ver- nahmen wir täglich die laut röchelnde Stimme dieses Affen, und waren zu Anfange überzeugt, den Sauassu zu hören; denn diese beiden Arten gleichen sich in ihrer Stimme und selbst Lebens- art und Manieren vollkommen; daher überführ- te uns nur die genauere Untersuchung der Sache von unserem Irrthume. — Nirgends fand ich den Sauassu in den Gegenden, welche der Gigö bewohnt, übrigens zieht der letztere wie der erstere in kleinen Gesellschaften von vier bis sechs Individuen umher, nährt sich von ähnli- chen Früchten, deren zerbissene Ueberreste man in seinem Magen findet, pflanzt sich fort wie — 121 — jener, und wird auch auf eben diese Art benutzt und gejagt. Man würde das schöne Fell zu wmancherlei Arbeiten benutzen können, da das ‚Haar so zart und dichte ist. — Gezähmt sollen diese Thiere dieselben Eigenschaften zeigen, als die Sauassu’s. — BelrgauBiit u; B. Affenartige Thiere mit unvollkommener Vorder- hand (Sahuis), Be SH ap ale, lo. SE 3 Die Brasilianer belegen mit dem Namen Sahuim (Sahui) alle die kleinen affenartigen ‚Thiere, welche Herr Professor Geuffroy S. Hi- laire in seine beiden Geschlechter Jecchus und Midas gebracht hat, oder Zlliger’s Hapalen. Diese Thiere bilden eine sehr natürliche Fami- lie und ich glaube, dals es wohl zweckmälsiger 'seyn'dürfte, die beiden Geschlechter des Herrn '«Geoffroy zu vereinigen, da die Unterschiede derselben nur höchst unbedeutend und, wie es mir scheint, selbst nieht recht gewils sind. — Ich war selbst anfänglich entschlossen, die Mi- ‚das-Arten von den eigentlichen Hapalen zu irennen, werde sie aber nun in den nachtal- — 12 — genden Blättern nur als Unterabtheilungen be- trachten, Die Sahuis sind kleine Thiere, welche, ih- rer Gestalt und Lebensart zufolge, schon ein Bin- deglied zwischen Affen und Eichhörnchen bil- den. Ihr Gebils ist dem der übrigen Affen ähn- lich, eben so die Bildung des Kopfes und Kör- pers, aber ihre Vorderhände haben keinen deut- lich getrennten Daumen, welcher bei den ei- gentlichen Affen aller übrigen Geschlechter den andern Fingern der Hand entgegen gestellt ist. Ihr Schwanz ist länger als der Körper und völ- lig schlaff, und ihr Stimmapparat ist wenig aus- gebildet. Sie bevölkern in zahlreichen Banden jene weiten Urwälder, welche das Continent von Süd-America beschatten, und sind so zahlreich an Individuen als an Specien. Es ist mir sehr wahrscheinlich, dals man in den inneren Provin- zen von Süd-America noch viele Arten dieser an- genehmen Thierchen entdecken wird, da ich ge- funden habe, dals der Wohnort einer jeden Spe- cies an der Ostküste auf wenig ausgedehnte Gränzen beschränkt ist, Grolse Flüsse machen hier oft die Gränze, und es ist sehr interessant für den reisenden Beobachter, wenn er plötzlich. die eine Art durch eine andere Ersetzt findet, welche nur durch geringe Unterschiede von ihr — 125 — getrennt und.dennoch gewils specifisch verschie- den ist. Die Sahuis haben in mancher Hin- sicht Aehnlichkeit ‚mit den Eichhörnchen, und scheinen in Brasilien diese Thiere zu ersetzen, wovon man: nur eine Art, Sciurus aestuans, kennt *)....Sieileben blols auf den Bäumen, springen.sehr' behende von Ast zu Ast, und sit- zen gewöhnlich. nicht aufgerichtet, sondern mit dem; Bauche ‚platt auf den Ast gestützt, wobei der lauge dick behaarte Schweif gerade schlafi herabhängt. —.'Sie sollen keine Nester bauen, wie .die-Eichhörnchen, und sind nicht an einen Sewissen Aufenthaltsort gebunden, sondern zie- hen ‚gesellschaftlich umher‘, sind bald bier,.bald dort, kündigen sich in gewisser, doch nicht wei- ter Entfernung durch ihre vereinten Stimmen an und ziehen auf diese Art ihrer Nahrung *) Herr! Dr. ..Boie. bemerkt in dieser Hinsicht sehr richtig, dals die abgehende Zahl der Sciurus Arten in Brasilien durch die Hapalen ersetzt werde, dafs aber in anderen mit ersteren Thieren reichlicher versehenen Gegenden von America .die letzteren selten, und dals auf den Sunda - In- seln die Zahl! der kleinen Sciurus-Arten nicht minder reich- haltig sey, als die der Sahuis in Brasilien, aber kleinere Affenarten zu fehlen scheinen, während ein neues Ge- schlecht eichhornartiger Insectivoren (Tupaja, Rafjl.) in einer Reihe von Specien die Unfähigkeit der Eichhörnchen, auch mit von Insecten zu leben, wie die Hapalen, zu er- “setzen scheine, — —_— 114 — nach, — Ihre Stimme, die'sie beständig hören lassen, ist ein kurzer Lockton, wie der mancher kleinen Vögel. — Sie nähren sich von mancher- lei Früchten, auch den kleinen Nüssen mancher Cocosarten, so wie von vielerlei Insecten und Spinnen. — Sie werfen zuweilen mehrere, oft aber nur ein Junges. Die Mutter trägt ihrer zuweilen zwei, wovon das eine auf dem Rücken, das andere an der Brust sich befestiget hält; — Gewöhnlich sollen sie nur ein Junges werfen, auch habe ich bei den weiblichen Thieren im- mer nur eine Zitze im Gebrauche gefunden. — Die jungen Thierchen sind aulserordentlich klein, oft von der Gröfse einer Maus, und es ist höchst komisch anzusehen, wenn die Mutter mit ihnen davon $pringt. Die lebhaften Bewegungen dieser Thiere zeugen von einem munteren Naturell, auch ist ihr Köpfchen beständig in Bewegung. Hat eine Bande von Sahuis bei der Annäherung eines Feindes nicht Zeit zu entfliehen, so verbergen sie sich hinter die dicken Baumzweige und blik- ken zuweilen mit dem Köpfchen hervor, So unbedeutend diese Aeffchen als Nahrungsmittel sind, so werden sie dennoch geschossen und ge- gessen, es ist aber ein solcher Braten nicht be- deutender als der eines Eichhörnchens, — Ge- zähmt gewöhnen sie sich an ihren Pfleger, sind aber äulserst furchtsam und daher gegen Frem- de beilsig, sie geben in der Angst ein Vogelge- zwitscher von sich. — Schlafend rollen sie sich zusammen und.bedecken sich mit dem langen, dicht behaarten Schwanze. Man bringt sie nicht selten nach Europa, sie sind aber äulserst em- pändlich gegen die Kälte, und die meisten von ihnen sterben bei der Ueberfahrt. Hr. v, Hum- boldt erzäblt uns, dals in den unter dem Aequa- tor gelegenen Gegenden von Süd-America, am Orenoco und in den übrigen Provinzen des spa- nischen Guiana die kleineren Arten der Quadru- manen die kältere Zeit: des Jahres lebhaft em- pfinden und sich alsdann haufenweise zusammen- ballen, um einander zu erwärmen; in dem glücklichen, zu allen Zeiten des Jahres ziemlich gleichen Klima der von mir in Brasilien bereis’- ten Gegenden habe ich eine solche Empfindlich- keit dieser Thierchen nicht wahrgenommen. — Man’ kannte anfänglich nur wenige Arten dieses Geschlechts, bis Herr Professor Geoffroy S,,Hilaire in dem zoologischen Museo zu Lis- boa noch mehrere Brasilianische Arten desselben kennen lernte und eine kurze Notiz davon im 19ten Bande der Annales du Museum (p. 119) mittheilte, noch mehrere andere hat man seit- — 116 — dem entdeckt, — Man kann diese niedlichen Thiere in folgende drei Unterabtheilungen bringen: a. Sahuis mit verlängertem Haarbüschel vor dem Ohre und einem dunkel‘und heller gerin- gelten Schwanze, Haar am’’Körper meistens dreifarbig. — Eigentliche Sahuis (Jacchus). b, Sahuis mit langen mähnenartig das Gesicht umgebenden Haaren, welche gleich einem Kragen aufgerichtet werden. Löwen -Sahuis. c. Sahuis mit glattem Kopfe; sie haben weder Ohrbüschel noch Gesichtskragen. Eichhorn- Sahuis. Die von mir in den nachfolgenden Blättern zu erwähnenden Arten gehören in die beiden ersteren dieser Abtheilungen. Manche Naturforscher haben die verschie- denen, im Allgemeinen oft geringen Abweichun- gen der Arten der ersten Abtheilung, oder der Jacchus-Arten wohl nur für Varietäten gehal- ten, und ich gestehe, dals ich selbst dieser Meinung war; allein ich habe mich durch den Augenschein überzeugt, dals sie wirklich ver- schiedene Specien sind, und dals ihnen sämmt- lich von der Natur verschiedene, wenn gleich nur wenig ausgedehnte Wohnplätze angewiesen sind, wie die/s die Fortsetzung meines Thierver- — 1277 — zeichnisses deutlicher erklären wird. Ich habe unter jenen affenartigen Thieren nur sehr weni- ge Varietäten gefunden und bin jetzt durch die Erfahrung belehrt, dals man in diesem Ge- schlechte die Abweichungen der Färbung und Zeichnung nur zu oft für unwesentlich zu Be- stimmung der Specien gehalten habe. — Die Sahuis mit verlängertem Haarbüschel vor dem Ohre (Jacchus Geoffr.) geben einen auflallen- den Beweis für den Satz ab, dals die Wieder- holung der Thierformen in Brasilien häufig vor- komme; denn alle diese kleinen Thierarten ha- ben die grölste Aehnlichkeit unter einander: sie tragen nicht allein den verlängerten Ohrbüschel, sondern gleichen sich auch in der Hauptmi- schung. und Vertheilung ihrer Farben. Ihr Kör- perhaar ist meistens dreifarbig, röthlich, schwärz- lich und weilslich, und der lange Schwanz zwei- farbig geringelt. — Es ist aus diesem Grunde manchen Naturforschern, welche nicht Gelegen- heit hatten, diese Thierchen an Ort und Stelle zu beobachten, nicht zu verargen, wenn sie den Sahui mit weilsem Ohrbüschel für das Weibchen, und einen andern mit schwarzen Ohrhaaren für das Männchen hielten *), bei- *) Siehe Fischer in dem Mus. Mosg, pag. 57, und v, Olfers in v, Eschwege Journal von Brasilien, Heft 2. pag. 205. — 1383 — de aber kommen in ganz verschiedenen Gegen- den vor. Die Brasilianer bezeichnen, wie gesagt, diese Thiere mit dem allgemeinen Namen Sa- huim *), belegen aber eine jede Art von ihnen wieder mit einer näher bestimmenden Be- nennung. — a. Sahuis mit verlängertem Haarbüschel vor dem Ohre und einem dunkel und heller geringelten Schwanze, 1... „I. 0:0 Cu ss... Die Der Sahui mit weiflsem Ohrbüschel, Simia Jacchus, Linn, Schreber, Jacchus vulgaris, Geoffr. Ann. d, Mus, T.XIX, p. 119, Titi, Azara. , Cagui minor, Marcgr. p. 2277. Kuhl Beiträge zur Zool. p. 46. Abbildungen zur Naturgeschichte Brasilien’s. Sahuim (Sahuf) in der Gegend vonBahla, Der Sahui mit weilsem Ohrbüschel ist in Europa die bekannteste Art dieser Familie. Man besitzt verschiedene Beschreibungen dieses Thier- *) Dieses Wort (zu deutsch auszusprechen Sahuf) ist bisjetzt in allen Sprachen unrichtig geschrieben worden. — Im Französischen soll man sagen Saoul, und nicht Sagouin oder Cagui, da dieses sämmtlich Verdrehungen der brasi- lianischen Benennung sind, — — 129 — chens, welche zum Theil etwas unbestimmt sind, und von einem schwärzlichen Körper reden, ich will delshalb die Färbung dieses Sahuy’s beschrei- ben, wie man sie in der Gegend der Stadt Ba- hia findet. — Das Gesicht um Augen und Nase ist etwas nackt, die Oberlippe mit kurzen weilslichen Här- chen besetzt, wie an einem alten bärtigen Gre- nadier; Gesicht dunkel graulich -fleischbraun ; Iris im Auge bräunlichgelb; Kopf und Hals sind matt schwarzbräunlich, oft auch nur fahl blals graubraun; an der Stirn über der Nase befindet sich ein rundlicher schmutzigweilser‘ Fleck; Backen, Kinn und Kehle sind verloschen fahl graubräunlich, daher etwas blässer gefärbt als der Oberkopf; das Ohr ist nackt, unberandet, schwärzlich - graubraun, blofs am äulseren Ran- de mit einzelnen Haaren besetzt. — Vor,'über und hinter dem oberen Theile des Ohrs ent- springt ein Büschel von weilsen glänzenden, et- wa einen’Zoll langen Haaren, welche das Ohr verdecken und seitwärts horizontal in Gestalt ei- nes Fächers ausgebreitet hinausstehen, solche Ohrbüschel characterisiren die Arten der Familie Jacchus, — Der Körper ist bräunlich - grau und weilslich gemischt, indem die zarten, wei- chen, dichten, unten wolligen Haare an der IL. Band, 9 — 190 ° — Wurzel schwärzlichgrau, alsdann breit rostgelb oder hell rostroth, dann wieder schwärzlich und an der Spitze weilslich gefärbt sind, die röthli- che Farbe blickt nur wenig hindurch, wenn die Haare in der Ruhe sind, erscheint aber mehr, wenn das Thierchen in Bewegung ist; auf dem Hinterrücken bis zu dem Schwanze hin erschei- nen regelmälsig parallel laufende weilsliche Queerlinien; an den Armen sind die weilslichen Haarspitzen weniger bemerkbar, daher herrscht hier mehr die dunkelgraue Farbe vor. — Hän- de stark mit weilslichen Haarspitzen bedeckt, dennoch hat sie die Tafel des Audebert zu weils dargestellt, es giebt aber einzelne Individuen mit mehr weilslich gefärbten Händen; diese Abbildung ist nicht naturgetreu, sie giebt beson- ders eine unrichtige Vorstellung von dem Ge- sichte des Thiers, auch ist der Schwanz viel zu dick. — Die innere Seite der Glieder dieses Sahui’s ist dünn bräunlich-grau behaart, die Haut ist sichtbar. — An dem langen, etwas länger behaarten, aber auf den Abbildungen dennoch gewöhnlich zu dick abgebildeten Schwanze ha- ben die Haare in der Hauptsache dieselbe Far- benabwechslung, doch ist das Rostgelbe weni- ger stark, und es herrscht hier die schwärzliche Farbe, auch ist der Schwanz im Allgemeinen et- — 131 ° — was. dunkler schwärzlich gefärbt als das Körper- haar, er hat etwa 22 weilsliche Ringe und eine weilsliche Spitze, eine Zeichnung, welche allen den verschiedenen Arten der Familie Jacchus | eigen ist. Betrachtet man den Schwanz genau, so findet man, dafs die weilsen Ringe immer ei- “nen kleinen quirlförmig vortretenden Absatz bil- den. — Dieser kleine Sahui ist sehr gut nach der Natur in dem vortrefflichen Säugthierwerke der Herren Geojfroy und Fr. Cuvier beschrieben, daher bedurfte es von meiner Seite auch keiner vollständigen Beschreibung. — Weniger deut- lich ist die daselbst gegebene Abbildung; denn man erkennt daraus nicht vollkommen die seit- wärts hinaustretenden Ohrbüschel, dabei scheint die Farbe des Thierchens im Allgemeinen etwas zu sehr in’s Grünliche fallend. Alle übrigen Abbildungen in den verschiedenen naturhistori- schen Werken, diejenige etwa ausgenommen, welche sich in Buffon (edit. de Sonnini vol. 36, pl. 76) findet, sind zu schlecht, um einer Er- wähnung zu verdienen, — Es scheint übrigens, dals das von den Herren Geoffroy und Fr, Cu- vier abgebildete Thierchen durch die Versetzung in ein kälteres Klima seine völlige Grölse nicht erreicht hatte; denn ein in Bahia von mir ge- 9 %* — 152 0 — messenes hielt in der Länge des Körpers etwa 8” 7'%, die des Schwanzes betrug 13”, ganze Länge 21" 7". — Den Nachrichten der verschiedenen Schrift- steller zufolge findet sich der Sahui mit weilsem Ohrbusche in verschiedenen Theilen von Süd- America, — Im holländischen Guiana soll er nicht vorkommen *), obgleich ihn Stedmann dahin versetzt hat, und ob er in Cayenne gefun- den werde, bezweifle ich, — Er scheint dem- nach blols auf Brasilien eingeschränkt zu seyn. — Marcgrave fand ihn in Pernambuco, ob aber die Stelle des Pater Abbeville, die man auf diese Species deutete, auch wirklich hierhin gehöre, bezweifle ich, da man jetzt schon viele ähnliche Thiere kennt, es ist mir demnach noch unge- wils, oder vielmehr unwahrscheinlich, dafs die- ser Sahui auch am Amazonenstrome vorkommen soll. An der Ostküste habe ich diese Thierart nicht weiter südlich, als in der Gegend der Ba- hia de todos os Santos gefunden, ich kann also die südlichste Gränze ihres Aufenthalts höchstens bis zu dem 14ten Grade südlicher Breite anneh- men, da ich glaube, dals sie nur bis zu dem 15ten Grade hinabgeht, — n *) Siehe v, Sack Reise nach Surinam, 2te Abtheilung, p, 208. — 1535 — Diese kleinen Sahuis finden sich in den un- mittelbaren Umgebungen der Stadt $, Salvador (Bahia) und kommen daselbst in die Pfianzun- gen der äulseren Wohnungen, welche am Rande der. benachbarten niederen Gebüsche gelegen sind. — Ihre Lebensart ist die aller nachtfol- genden Specien. — Sie ziehen in kleinen Ge- sellschaften von einer oder ein paar Familien, also 3, 4, 5 bis 8 Individuen umher und geben beständig einen kleinen fein pfeifenden oder zi- schenden Ton von sich, wie kleine Vögel. — Buffon sagt, ihre Stimme klinge uzsziti! wonach er das Thierchen benannt habe, jedoch gehört wohl eine etwas lebhafte Einbildungskraft dazu, wenn man dieses Wort in der einsylbigen Stim- me des Sahui erkennen will. Ihre Nahrung be- steht in mancherlei Früchten, besonders in den Pflanzungen in Bananen, aber sie fressen auch viele Insecten, Spinnen und dergleichen, dals man jedoch diese Thierchen sogar Fische ver- zehren lassen will, ist gewils ein Irrthum; denn wenn auch im gezähmten Zustande ein solcher Fall sich ereignet, so möchte von der unnatür- lichen Lage, in welcher das Thier sich befindet, wohl nicht auf den freien Zustand zu schlielsen seyn; gewöhnt sich doch das Reh im gezähm- ten Zustande das Fleisch seiner eigenen Art zu — 134 — verzehren. Am Tage sind diese Thierchen in beständiger Bewegung, bei Nacht sitzen sie stille, beugen sich zusammen, wenn sie schlafen, und bedecken den Kopf mit dem Schwanze. Das Weibchen wirft mehrere Junge, öfters soll aber nur eins aufkommen, und diese werden von der Mutter umher getragen, wie bei allen Quadru- manen. Eine höchst interessante Beschreibung der Fortpflanzung dieser Thiere in unserem Kli- ma, so wie aller ihrer Manieren und Eigenhei- ten haben wir in dem schönen Säugthierwerke der Herren Geoffroy und Fr. Cuvier erhalten, sie muls uns höchst interessant bleiben, da in den grolsen Wäldern, welche das Vaterland je- ner Thiere sind, eine nähere Beobachtung sehr schwierig ist — Höchst interessant ist die Be- merkung, dals Männchen und Weibchen einan- der die Last des Tragens der Jungen abnahmen, wovon ich nie bei den Affen gehört habe, da wir auch nur weibliche mit ihren Jungen beladene Affen erlegt haben. Ich selbst habe nie Gele- genheit gehabt, weibliche Individuen des Sahui’s mit weilsem Ohrbusche zu untersuchen, habe aber gehört, das sie eins bis zwei Junge erzie- hen — Erlegt man»die Mutter und bekommt das Junge lebend, so heftet sich dasselbe so- gleich fest an den Pfleger an und bleibt ihm — 155 — auch sehr zugethan, wenn es erwachsen ist. — Gegen die kühle Seeluft oder die Temperatur der gemälsigten Zone sind diese Thierchen sehr empfindlich, und selbst in einem warmen Käst- chen geschützt, sterben die meisten von ihnen während der Seereise. Sie haben in ihrer Le- bensart viel von den Eichhörnchen, sind beson- ders im Springen und Klettern geschickt. — Azara hat. dieses Thier unter der Benennung Tite beschrieben, ein Name, welchen man in Brasilien nicht zu kennen scheint; dagegen be- legt man es in der Gegend von Bahia mit der Benennung Sahuim (Sahui). Herr Dr. v. Spix hat uns in seinem neuen interessanten Werke über die brasilianischen Af- fen die Beschreibung und Abbildung eines weils- halsigen Sahui’s (Jacchus albicollis Sp.) gege- ben, welche ich für eine Varietät des gemeinen Uistiti halte, da dieser ebenfalls den weilsen Ohr- busch und gänzlich denselben Aufenthalt hat, mir selbst auch mit sehr fahl graubraunem Halse vorgekommen ist. 2. H. leucocephalus Kuhlii. Der Sahbui mit.weıflsem Kopfe. Kuhl Beitr. pag. 47. Jacchus leucocephalus, Geoffr. Ann. d. Mus. T, XIX. pag. 119. — 1356 — Simia Geoffroii, Humb. Zool, Abhandl, T. I. p. 360. Abbildungen zur Naturgeschichte Brasilien’s. Sahuim de cara branca bei den Brasilianern, Eine sehr schöne, von Geoffroy, zuerst be- kannt gemachte Art, welche noch nirgends weit- läuftig beschrieben worden ist. Beschreibung eines recht vollkommenen männ- chen Thierchens: Gesicht, Körper, Fülse und ganze Gestalt gebildet wie an der vorhin erwähnten Art. — Der Kopf ist klein, rund, die Schnauze sehr we- nig vortretend, bis über die Augen sehr steil auf- steigend, wo ein sehr stark vortretender Stirn- winkel sich befindet, von welchem alsdann die Stirn sehr flachgedrückt nach hinten abfällt, welches bei allen Jacchus-Arten mehr oder we- niger der Fall ist. — Die lebhaften Augen sind rund, mit gelbbrauner Iris; oberes Augenlied nackt und gelbröthlich gefärbt; Scheidung der Nasenlöcher breit, eine Nath von feinen grau- bräunlichen Härchen bildet hier eine Kante; Oh- ren sehr grols, muschelförmig, mit wenig um- gerolltem, völlig dünnem scharfen Rande, Gebifs: Schn. 4; Eckz. 5; Backenz. >. Obere Eckzähne grols, kegelförmig, etwas nach aulsen gekrümmt und von den Schneidezähnen getrennt; die unteren sind kürzer, dicht an die — 1357 — Schneidezähne gereiht, von deren äulserstem sie sich durch nichts unterscheiden; vier Schnei- dezähne oben und unten; die oberen beiden mittleren sind vereinigt mit breiter Schneide, daneben steht auf jeder Seite ein etwas getrenn- ter, eben so langer, etwas kegelförmiger und kleinerer Schneidezahn; die vier unteren sind nahe aneinander gereihet, die beiden mittleren etwas kürzer; Backenzähne fünf oben und un- ten an jeder Seite; die drei vorderen im Ober- kiefer haben nach aulsen eine Spitze und nach innen einen Höcker; der vierte und fünfte nach aulsen zwei Spitzen; im Unterkiefer ist es eben so, nur sind die beiden hinteren Zähne mit vier ziemlich gleichen Spitzen versehen. — Der Hals ist kurz; der Schwanz etwa dop- pelt so lang als der Körper, dabei schlaff; die Vorderhände haben fünf zusammengedrückte, starke, gekrümmte Krallennägel; an den Hin- terhänden sind sie eben so, nur hat der Daumen einen kurzen, platten, menschlichen Kuppen- nagel. — Männliche Geschlechtstheile gebil- ‘det wie am Sahui mit weilsem Ohrbusche, da- bei nackt wie der After. — Stirn, Backen und Kehle mit weilsen, dich- ten, etwas glänzenden kurzen Haaren bedeckt; sie schlielsen das kleine, nackte, graubräunliche — 1355 — Gesichtchen enge ein, und laufen auf dem Bak- ken unter dem Auge mit einer Spitze in dassel- be hinein. — Vor dem oberen Theile des Ohrs steht ein langer schwarzer Haarbüschel; Rand der Oberlippe, Nase und Nasenrücken mit sehr kleinen, feinen, blals graubräunlichen Härchen besetzt; Hände und Finger von aulsen stark be- haart, von innen mit einer nackten, dunkel graubraunen Haut bedeckt, kalt und feucht wie an allen Quadrumanen. — Haare vor und um die Ohren herum, Scheitel, Hals, Schultern und Oberrücken sind schwarz; Unterhals blals grau- bräunlich; Mittel- und Unterrücken, Seiten, Schwanz, Arme und äulsere Seite der Beine schwarz mit langen weilslichen Haarspitzen, aber überall stark rostroth durchschimmernd; denn die über einen Zoll langen Haare des Rückens und der Seiten sind an der Wurzel dunkelgrau, dann breit rostroth, nachher schwarz, und mit einer weilslichen Spitze versehen. — Die vier Hände sind völlig schwärzlich, ohne weilsliche Beimischung; am Schwanze bemerkt man aulser den überall verbreiteten weilslichen Haarspitzen, auch etwas undeutliche, ziemlich verloschene weilsliche Ringe, welche in der Mitte desselben am weitesten von einander entfernt und am deutlichsten sind; die Spitze des Schwanzes ist — 139 — weilslich ; der Bauch ist dünne braunschwärzlich behaart. — Die Nägel der Hände sind schwarz- braun gefärbt. — Ausmessung des vorhin beschriebenen männ- lichen Thierchens: Ganze Länge . . . 20” 103. Länge des Körpers j ; . wa Länge des Schwanzes F 13 12", Länge des Arms vom Schultergelenk 5 3. Länge des Beins von der Hüfte ABER 100 2 Länge der Vorderhand ; . 2 Länge der Hinterhand . PEST AEREERET LEW ot Länge von der Nasenspitze bis zu dem hinteren Ohrrande . ; s EN Ale Länge von dem Oberlippenrande bis zu dem vorspringenden Stirnwinkel etwa 9. Höhe des äulseren Ohres : . 41 all Der Schädel dieser Art ist stark verlängert, auf dem Scheitel ziemlich erhaben, die Nasen- knochen sind etwas gewölbt, die Vorderzähne stark vorstrebend, die Eckzähne im Verhältnils grols und sehr zugespitz. # Die Augenhöh- len sind weit, der Jochbogen sehr zart und dünn. — Der Sahui mit weilsem Kopf scheint unter den Jacchus - Arten der Ostküste diejenige, wel- — 140 — che am weitesten südlich hinabgeht. Ich fand ihn am Espirito Santo, kann aber nicht genau angeben, ob er nördlich den Rio Doge erreicht oder überschreitet, da ich in den diesen Strom beschattenden Wäldern, wegen der Unsicherheit durch die Botocuden, nur sehr wenig habe ja. gen können. Ich kann dem zufolge den Aufent- halt dieser Thierart nur zwischen den 20. und 21sten Grad südlicher Breite setzen. In den Wäldern des Espirito Santo, besonders in den Vorgebüschen derselben und den die Flulsufer einfassenden Mangue-Gebüschen *), so wie in den mit niederen Palmengesträuchen **) ange- füllten sandigen Gegenden am Meere, unfern der Mündung des Espirito Santo, bei Cidade de Victoria, Villa Velha do Espirito Santo, und in den dem Flusse Jucı, den Fazendas von Aracatiba, Coroaba u. s. w. nahe gelege- nen Wäldern waren diese niedlichen, angeneh- men Thierchen nicht selten. — Sie durchzie- hen familienweise oder einige wenige Familien vereinigt, von Ast zu Ast springend die Gebü- sche, besonders die niederen dicht verflochte- *) Conocarpus- und Avicennia- Gebüsche. *) Die Gebüsche der Allagoptera pumila und einiger andern Arten. — 141 — nen mit Cocos und der Allagoptera pumila ver- mischten, deren Nüsse sie aufsuchen: sollen; mancherlei Früchte und Insecten sind ihre Nah- rung, besonders lieben sie auch die Bananen, und kommen delshalb in die Pflanzungen, Ihre kleine zischende Stimme lassen sie beständig hö- ren. — Sie sollen eins bis zwei Junge. werfen und an der Brust und auf dem Rücken mit sich umher tragen, welches meine Jäger öfters zu se- hen Gelegenheit hatten. Man sucht diese Thierchen sehr, um sie gezähmt in den Wohnungen zu halten, zu die- sem Zwecke erhält man die Jungen, wenn man die Alten schielst, oder man fängt sie auch auf den Bäumen mit einem Fischkorbe, in welchen man Bananen legt, sie kriechen hinein und kön- nen, wegen der einwärts trichterförmig ange- brachten spitzigen Stöcke, sich nicht wieder hin- ausfinden; oft soll man auf diese Art mehre- re zugleichfangen, — Diese schöne Art ist in Brasilien so wie in Europa wenig bekannt, auch in den Cabinetten ist sie selten, eine natürliche Folge von der ge- ringen Kenntnils, welche man bisher von der Ostküste zwischen Rio de Janeiro und der Ba- hia de todos os Santos hatte. — Der Englän- der Henderson erwähnt ihrer in seiner History — 142 — of the Brazils (pag. 291.), einem Buche, wel- ches grolsentheils nach der Corografia brasilica gemacht ist. — 3 H. penicillatus Kuhlii. Sahui mit schwarzem Ohrpinsel. Kuhl, Beiträge u. s. w., pag. 47, Jacchus penicillatus, Geoffr. Ann. d, Mus. T. 19. pag. 119. a Simıa penicillata, Humb, Abhandl. aus der Zool, etc, T. 1, pag. 360, Jacchus penicillatus, Sp, Abbildungen zur Naturgeschichte Brasilien’s. Sahuim in der Gegend von Belmonte, am Rio Pardo und Ilheos. Gnick - Gnick (wie franz. ausgespr.) bei den Boto- cuden. Dieser Sahui gleicht dem vorhergehenden sehr, nur ist sein Haar etwas anders gefärbt, und der Ohrbusch weniger ausgebreitet in einen dünnen Büschel oder Pinsel vereinigt: Der Kör- per hat dieselbe Bildung als bei dem vorherge- henden, auch haben beide einerlei Gebils. Die Vorderhände haben fünf gleiche Krallennägel, und dieinnere Zehe, welche den Daumen vor- stellt, ist etwas kürzer als die übrigen, Schwanz 15mal so lang als der Körper, Beschreibung eines männlichen Thierchens: Die Iris des Auges ist gelbbräunlich; das Gesicht nackt und bräunlich; Scheitel weilslich ’ — 13 — graubraun ; Stirn über den Augen mit einem rundlichen weilsen :Fleckchen bezeichnet; Bak- ken, Kinn und Kehle sind schmutzig weilslich, an den Backen am weilsesten; der Unterkiefer und'.die Einfassung ‘des Mundes sind weilslich, die Kehle dunkelgraubraun; das Ohr ist nackt und’ schwärzlichbraun gefärbt, vor demselben steht ein ‚langer glänzend schwarzer Haarbü- schel; Nacken, Seiten - und Untertheil des Hal- ses schwarzbraun, so wie Schultern und Brust. Haar am Leibe. sanft und, etwas lang, an der Wurzel schwärzlichgrau, dann breit rothbraun, nachher schwarz und ander Spitze weilslich ; auf dem Rücken bemerkt man die rothbraune Farbe wenig; . in den Seiten und an den Hinter- beinen mehr ; an den vier Beinen sind die wei- - [sen Haarspitzen kleiner und sparsamer, und an den Vorderbeinen sind sie kaum bemerkbar. Bei manchen Individuen erscheinen die Hinterbeine dunkelröthlich - braun mit schwarzen Haarspi- tzen, die Vorderbeine sind alsdann beinahe schwarzbraun und die Hände völlig schwärzlich; Bauch schwärzlichbraun; Schwanz mälsig dick behaart, schwärzlich mit langen weilslichen ‚Haarspitzen, welche etwas stufenförmig weilsli- liche Ringe bilden. —_— 14 — Der Schädel unterscheidet sich von dem der vorhergehenden Art wenig, er scheint auf dem Scheitel etwas mehr abgeflächt, auch stre- ben die Vorderzähne nicht so stark vorwärts. — Ausmessung des beschriebenen männlichen Thierchens: Ganze Länge . 2 3 2120 1, Länge des Körpers „ . 2 ia Länge des Schwanzes . 2 . LIT: Länge des Arms vom Schultergelenk gemessen . E d ; en 2 Länge des Beins von der Hüfte : 71 — Länge der Vorderhand . ; sr ZB Länge der Hinterhand . # , 21h 84; Länge des Vorderdaumen beinahe 3 8, Länge von der Nasenspitze bis zu dem oberen Ohrwinkel beinahe . 3 944) Höhe des äulseren Ohres a . . 92, Länge des oberen Eckzahnes ; ’ 2 Länge des unteren Eckzahnes . A 22 Ausmessung eines weiblichen Thierchens: Ganze Länge . ; . F 20563" Länge des Körpers ; i ‘ wi. zz, Länge des Schwanzes : . 2 12:24] Länge des Arms vom Schultergelenk 5 11. Länge des Beins von der Hüftkugel ; 7" 2%, Länge der Vorderhand „. «148% — 15° — Länge der Hinterhand . \ ‘ DEN. Länge des Vorderdaumens . a . Bm, Länge von der Nasenspitze bis zu dem oberen Ohrwinkel . A . 1.4 SW, Höhe des äulseren Ohres . N ü ga, Dieser kleine Sahui lebt an der Mündung des Flusses Belmonte in Gesellschaften von 8 bis 10 Stück in den die Flüsse einfassenden Man- gue-Gebüschen, findet sich aber ebenfalls in den grolsen inneren Urwaldungen am Belmonte, Rio Pardo, Ilheos, bis in die Gegend der Serra do Mundo Novo hin, wo wir ihn an der verwilder- ten Waldstralse des Tenente- Coronel Filisberto erlegten. — Da er.an der Ostküste südlich bis an den Sahui mit weilsem Kopfe gränzt, so kann ich seinen Wohnort für diese Gegend etwa zwi- schen den 14ten und 17ten Grad südlicher Brei. te-setzen, ob ich ihn gleich südlich nur am Bel- monte, und nördlich bis in den Sertam von I- heos oder des Rio da Cachoeira gefunden ha- ‚be, er lebt aber, nach Spix, auch in der Pro- vinz Minas Geraös, und soll von da bis Rio de Janeiro hinabgehen. Diese Thierchen springen geschickt und ge- ben einen kurzen zischenden Pfiff von sich, doch ist ihre Stimme schwächer als die der vorherge- henden Art, sie haben auch völlig die Lebens: II, Band. 10 — 146 — art der früher erwähnten Specien, Ich muls hier noch anmerken, dals die Sahuis der hier beschriebenen Art, welche ich in den inneren Waldungen von Ilheos fand, zwar mit denen vom Flusse Belmonte ganz identisch scheinen, dennoch aber kleine Verschiedenheiten zei- SeED, —— Der Sahui mit schwarzem Ohrpinsel aus den Waldungen am Flusse Ilheos hat die Backen und Seiten des Gesichts nicht weilslich, sondern gelb- lich - blals, auch fällt das weilse Stirnfleckchen in’s Gelbe, und von ihm läuft über den Rücken der Nase herab ein Strich von kleinen weilsli- chen Haaren; der schwarze Haarbusch vor dem Ohre reicht kaum über dasselbe hinaus. — Di: Iris des Auges fällt mehr in’s Citronengelbe als bei allen andern von mir beobachteten Affen, — Das Haar oben auf dem Scheitel ist weich, zart, beinahe vier Linien lang, aber platt aufliegend; von der weilslichen Blässe oder dem Stirnfleck aus läuft über die Mitte des Kopfes hinauf in ei- ner Längsgrube eine undeutliche weilsliche Li- nie. Das Gesichtchen ist rundum mit dichten, weichen, kurzen Haaren eingefalst, nur vor dem Ohre in dem schwarzen Büschel sind sie ein we- nig länger. — Fin älteres Individuum als das — 147 — vorhin gemessene Exemplar gab folgende Aus- messung: Ganze Länge . k ; £ PIUBER EL J N 84 gu Länge des Schwanzes . ® J 1a gun Länge des Körpers . Der Hauptunterschied, welcher diese zu- letzt angegebene Varietät aus dem Sertam von Iiheos von der des Rio Grande de Belmonte unterscheidet, ist der mehr kurz behaarte Kopf, welcher oft sehr glatt ist, und der scheinbar mehr fleischige Obertheil desselben, indem man an jeder Seite des Scheitels eine durch den Schläfenmuskel verursachte Erhöhung, und auf der Mitte des Kopfs eine Längsfurche. wahr- nimmt. Diese kleinen Abweichungen sind je- doch nicht hinreichend, um beide, übrigens vollkommen übereinstimmende Thierchen zu trennen, besonders da die Kürze der Kopfhaare den fleischigen Theil des Scheitels mehr in die Augen fallen lälst, und man sich delshalb in die- ser Hinsicht leicht irren kann. — b. Sahuis mit langen mähnenartig das Gesichtchen umgebenden Haaren, welche gleich einem Kra- gen aufgerichtet werden. — Löwen-Sahuis. Herr Professor Geoffroy hat einige Arten dieser Abtheilung in sein Geschlecht Midas ge- 10: * — 148 — bracht, da ihr Gebils durch mehr gleichgebil- dete, einander mehr genäherte Vorderzähne ei- ne kleine Verschiedenheit zeigt. — Dieser Un- terschied hat mir oft sehr unbedeutend geschie- nen, und ich bin deshalb hier der Illigerschen Eintheilung gefolgt. — Die Thierchen dieser Abtheilung zeichnen sich durch ihr Aufrichten der langen Haare des Gesichtskreises aus, welches ihnen das zierliche Ansehen eines kleinen Löwen giebt. — Ihr Schwanz ist gewöhnlich etwas dünner als der der Jacchus - Arten. ANKR'o,8/@.TT 2, De Simia Rosalia Linn. Midas rosalia, Geofjr. Ann. d. Mus. T. XIX, p. 121. _ — Humb. zool. Abhandl. T, I. p. 361. — — Kuhl Beiträge u. s. w. p. 51. Abbildungen zur Naturgeschichte Brasilien’s. Sahuim vermelho der Brasilianer, Der rothe Sahui oder Marikina des Buf- fon *) ist bekannt und vielfältig von den Natur- forschern erwähnt werden, auch hat man meh- rere Abbildungen von ihm, welche indessen *) Die Benennung Marikina hat Buffon dieser Art beigelegt, sie soll vom Maranhäo stammen, scheint aber dort einer ganz anderen Thierart beigelegt zu werden, — 149 — sämmtlich nicht völlig naturgetreu sind. — Die beste bisjetzt bekannte Beschreibung ist die, welche die Herren Geoffroy und Fr. Cuvier in ihrem schönen Säugthierwerke von einem noch nicht völlig ausgewachsenen Thierchen dieser Art gegeben haben. Da man aulser der ge- nannten, wenig genaue Beschreibungen von ihm hat, so werde ich einen kleinen Beitrag zu der Ausfüllung dieser Lücke, nach den von uns in den Wäldern der Gegend von Cabo Frio er- lesten Exemplaren geben. Beschreibung, als Zusatz zu der der Herren Geoffroy und Fr. Cuvier: Dieser Sahui' hat ein nacktes graubraunes Gesicht, und eine gelbröthlich-braune Iris im Auge; die Ohren sind grols, auf ihrem Rande mit schwarzbraunen Haaren besetzt, wodurch ein schwarzbrauner Haarzopf in den gelbrothen Haaren des Kopfes entsteht. Der Stirnwinkel ist sehr vortretend und der Kopf darüber abge- plattet; Stirn und Seiten der Backen sind mit feinen, kurzen gelbbräunlichen Haaren besetzt; diese kurz und fein behaarte Stirn tritt mit ei- nem spitzigen Winkel gegen das Kopfhaar hin- auf; Haar auf dem Scheitel ziemlich lang, in zwei Toupets getheilt, welche die Farbe des Körpers haben; zwischen diesen beiden Haar- — 1590 — büscheln befindet sich eine Scheidung oder ein Längsstreif von kürzeren schwarzbraunen Haa- ren; die langen das Gesicht an den Seiten ein- schlielsenden Haare sind dunkelbraun; übriger Kopf, Kehle, Brust und Arme sind dunkel gold- farben - orangenbraun, das übrige Thier röth- lich gelb, mit vortrefflichem Goldglanze; die vier Hände, besonders die vorderen sind aulsen und innen schwärzlich-bratun, die hinteren aber sehr stark gelb gemischt; Schwanz an der Wur- zel zuweilen gelbröthlich wie der Leib, dann schwarz gefleckt und endlich ganz schwärzlich mit einzelnen Goldhaaren, die Spitze aber ist wieder gelb, bei andern Individuen ist er gänz- lich ungefleckt. — Das Weibchen soll sich vom Männchen nicht unterscheiden; die Exemplare, welche meine Jäger erlegten, waren zufällig sämmtlich männlichen Geschlechts. — Ausmessung: Ganze Länge ; . i ? 23 4, Länge des Körpers . . \ Al i ; 14" — Es giebt aber noch grölsere Individuen. — Dieses niedliche Thier findet sich in den grolsen Wäldern der Gegend von Rio de Ja- neiro, Cabo Frio, S, Joao u. s. w., geht aber Länge des Schwanzes . nicht weit nördlich, da ich es am Parahyba schon nicht mehr beobachtet habe. — Dem Gesagten zufolge kann ich seinen Aufenthalt in den Waldungen der Ostküste nur zwischen den 22sten und 23sten Grad südlicher Breite setzen; sollte es wirklich in Guiana vorkommen, wie man sagt, so mag es seinen Zusammenhang mit dem Süden durch die inneren Provinzen von Brasilien haben, welches ich indessen sehr be- zweifle, da ich diese Thierart dem südlichen Brasilien allein eigen glaube — Herr v, Sack sagt in seiner Reise nach Surinam (1ste Abth, pag. 208), dals sie daselbst nicht vorkomme, Ob sie von Rio de Janeiro noch weiter südlich ‘ nach $. Paulo hinabgeht, werden die daselbst gewesenen Naturforscher bestimmen können. — Der rothe Sahui ist nirgends zahlreich, wir haben ihn nur einzela oder familienweise ange- trofien, besonders in der Serra de Inud, im Walde von S. Joao und in den gebirgigen Wal- durgen, welche die Gegend von Ponta Negra und Gurapina umgeben. Er scheint eben so- wohl die Gebüsche der sandigen Ebenen als die ‘hohen gebirgigen Wälder zu bewohnen und vorzüglich gern in belaubten Baumkronen sich zu verbergen, sobald er einen fremdartigen Ge- genstand bemerkt. Seine Nahrung besteht in Früchten und Insecten. Er wirft wahrschein- lich ein oder ein Paar Junge, welche das Weib- chen auf dem Rücken und an der Brust umher- trägt, bis sie stark genug sind ihr zu folgen. — Im gezähmten Zustande sollen diese Thierchen nicht so zärtlich für den Transport auf dem Meere seyn, als die vorhergehenden, — Man liebt sie sehr wegen ihrer Schönheit, indem sie einem kleinen Löwen gleichen. Bei einem je- den Affecte richten sie den das Gesichtchen um- gebenden Haarkreis auf und nehmen sich als- dann höchst niedlich aus. — Die Lebensart dieser Thiere kommt übrigens vollkommen mit der der übrigen Sahuis überein. — In den von wir besuchten Gegenden kennt man dieses Thier allgemein unter dem Namen des rothen Sahui’s (Sahuim vermelho), auch fin- det man, wie gesagt, daselbst die beiden Varie- täten mit geflecktem und mit ungeflecktem Schwanze, wovon man die erstere für die guia- nische, die letztere aber für die brasilianische hielt, welches also nun als ungegründet zu ver- werfen ist, — Man hat in den naturhistorischen Werken mehrere Abbildungen dieses Thiers. Audebert’s Tafel hat wenig Werth; diese Figur ist zu plump, das Gesicht in seinen Zügen verfehlt, Yaaz 155 ai so wie die herrliche Goldfarbe nur sehr matt ausgedrückt ist. — Die Abbildung der Herren Geoffroy und Fr. Cuvier stellt ein noch junges Thier vor; sie ist, obgleich nicht ganz ähnlich, dennoch immer die beste bisjetzt bekannte, al- lein sie hat einen zu kleinen Maalsstab und zeigt den Schwanz scheinbar zweizeilig, wie bei den Fichhörnchen, welches in der Natur nicht der Fall ist, uHechr x s o0,m.e ds. Schwarz und rostfarbener Löwen - Sahui. L. Körper schwarz; Gesichtskreis und Vorderarme rostroth; Stirn hellgelb, ein ähnlicher Streif auf der Oberseite des Schwanzes von der Wurzel bis zu der Mitte desselben. — Meine Reise nach Brasilien, B. II, p, 137. Kuhl, Beiträge u. s. w. pag 51, Schinz Thierreich, B. I. p. 140. Abbildungen zur Naturgeschichte Brasilien’s. Sahuim preto oder do Sertam im Sertam von Ilheos und des Rio Pardo. Pakakanz bei den Botocuden. Gestalt im Allgemeinen die des rothen Sahui oder Marikina, mit einem hohen aufge- richteten Haarkragen, welcher das Gesichtchen umgiebt, und einem schlaffen Schwanze, wel- cher länger ist als der Körper. — 154 — Beschreibung eines recht vollkommenen männ- lichen Thierchens: Gesichtchen klein, wenig vortretend, mit lebhaften runden Augen; Nasenlöcher nach den Seiten geöffnet, mit breiter Scheidung; Ohr glatt, feinhäutig, glänzend, menschenähnlich und wenig behaart, mit glattem nicht umge- rolltem Rande, in den langen Haaren des Kop- fes verborgen; Gesicht von langen Haaren um- geben, welche im Affecte zu einem strahlenar- tig ausgebreiteten Kragen aufgerichtet werden; von der Seite gesehen, bemerkt man in dieser Stellung des Kragens das Gesichtchen kaum, da diese Haare oft weit vor die perpendiculäre Flä- che des Gesichts vortreten. Die Stirn ist bis zwischen die Augen herab behaart, bildet also nicht das nackte aufwärts zugespitzte Dreieck der Stirn des Rosalia. — Bildung des Gesichts völlig wie an der eben erwähnten Art, auch ist das Gebils dasselbe, — Gebifs: Schn. 4} Eckz, 2; Backenz. ?-5", 230.9 Die vier oberen Schneidezähne stehen nahe an- einander, die beiden mittleren sind breiter als die äulseren; von den vier unteren sind die bei- den mittleren etwas schmäler, gerade wie am Rosalia, ihre Kronen sind ziemlich gleich ab- geschnitten; obere Eckzähne kegelförmig, stark, — 155 — ein wenig auswärts gerichtet, durch einen Raum von den Schneidezähnen getrennt und an ihrer Vorderseite mit einer Längsfurche bezeichnet; untere Eckzähne an die Schneidezähne ansto- fsend, kleiner als die oberen, und ebenfalls ein wenig mit der Spitze auswärts gerichtet; Bak- kenzähne oben und unten 10 in jedem Kiefer, die drei vorderen an jeder Seite oben haben an der äulseren Seite eine kleine Kegelspitze, die beiden hinteren jeder zwei Spitzen, allein an ih- rer inneren Seite sind sie abgeflächt und ein we- nig höckerig; im Unterkiefer hat nur der erste Backenzahn eine äulsere Kegelspitze, die übri- gen sind abgeflächt und mit mehreren Höckern versehen. — Vcrderhände schmal, mit fünf gleicharti- gen, zusammengedrückten Krallennägeln; der kurze Daumen ist den Fingern nicht entgegen gestellt und hat einen ähnlichen Krallennagel; Finger dünn und schlank, auf ihrer Oberfläche behaart, der Zeigefinger etwa dreimal so lang als der Daumen, der Mittelfinger ist vier Linien länger als der Zeigefinger, der vierte Finger ist um einige Linien kürzer als der Mittelfinger, und der kleine ist etwas über vier Linien kür- zer als der vorhergehende. Die Hinterhand ist vollkommen, lang und schmal, sie ist breiter — 156 — und länger als die Vorderhand; ihr Daumen ist kurz, aber mit einem platten menschlichen Kup- pennagel versehen; — Zeigefinger 34 Linien kürzer als der Mittelfinger, dieser um + Linie kürzer als der vierte Finger, welcher wieder um 3% Linien länger ist als der kleine, Alle diese vier Finger der Hinterhände haben zusammen gedrückte Krallennägel wie die Vorderfinger. — Schwanz länger als der Körper, glatt, rund, mä- [sig lang behaart, unter der Wurzel ein wenig nackt, an der Spitze mit einem dünnen verlän- gerten Haarpinsel. Geschlechtstheile etwa wie am Eichhörn- chen gebildet; die Eichel ist wie an diesen, und nicht breit und champignonförmig wie am Ge- schlechte Cebus; sie stehen weit nach -hinten und sind nackt. Die Nase, die Ober- und Unterlippe sind mit feinen gelblichen Härchen besetzt; Haar des ganzen Körpers sanft, zart, dicht, zwei Zoll lang, am Leibe etwas vorwärts gekrümmt, an den Schenkeln und dem Schwanze kürzer und glatt; rund um das Gesicht fangen sogleich lange, hoch goldrothbraune oder glänzend orangenfar- bene Haare an, welche 25 Zoll lang sind, sie bilden im Affecte den originellen, das Thierchen ausnehmend zierenden Kragen, Ueber der Stirn, — 157 — welche mit einem starken Winkel vortritt, fällt der Scheitel plötzlich flach zurück, die Stirn ist der blasseste, mehr röthlich-gelbe Theil der Ge- sichtseinfassung, deren übrige Theile glänzend feurig rothbraun mit einem Goldglanze erschei- nen; am dunkelsten sind diese schönen Haare an Backen und Kinn. — Dieselbe goldroth- braune Farbe haben die ganzen Vorderarme vom Ellenbogen abwärts mit den Händen. — Der ganze übrige Körper, selbst die Haare vor und um das Ohr von der Mitte des Scheitels an, sind alle glänzend dunkel bräunlich-schwarz, am Hin- tertheil des Leibes etwas mehr in’s Bräunliche ziehend, so wie sie überhaupt im Lichte einen etwas röthlichen Schimmer zeigen; — Bauch lang aber ein wenig dünner behaart als der übrige Körper, eben so die innere Seite der Schenkel in der oberen Gegend; innere Seite der Arme oder Vorderbeine grolsentheils schwarzbraun behaart; Hinterhände schwarz- braun, aber mit einzelnen rothbraunen Haaren gemischt. — Ein angenehm hell röthlich- gel- ber, beirahe goldfarbener Streif, etwa von der Farbe der Stirn, entspringt auf der Schwanzwur- zel und läuft auf der Oberseite desselben bis zu dessen Mitte fort, wo er sich in eine Spitze en- digt. — Der Glanz aller der gelben und oran- — 1598 — genfarbenen Theile dieses schönen Thierchens lälst sich am besten mit dem der sogenannten Flockseide vergleichen. — Fulssohlen und in- nere Seite der Hände sind nackt, feucht, kalt und röthlich -schwarzbraun gefärbt. — Die nackten Theile des Gesichts sind dunkelgrau, mit einer schwachen Mischung von röthlich- braun. Die Iris des Auges ist dunkel graubraun; Geschlechtstheile weilsröthlich. — Weibliches Thier: Die Brüste sind etwas _ nackt und die linke Brustwarze ist verlängert, welches vermuthen lälst, dals diese Thiere ge- wöhnlich nur ein Junges aufbringen. — Die Jungen sind weder in Gestalt noch Färbung von den Alten verschieden, nur fand ich auf dem Schwanze nicht einen langen gel- ben Streif, sondern einen kürzeren, fahlgelben und rothbraun gemischten Fleck, der an seinem Ende rund um den Schwanz herumläuft; die Hinterhände waren an diesen jungen, überaus niedlichen Thierchen ebenfalls rothbraun; das Gesichtchen war dunkel grauröthlich, aber bläs- ser gefärbt als an den Alten. | Ausmessung des beschriebenen männlichen Thierchens. Ganze Länge } } } R 20%. 74. Länge des Körpers , h F BAER — 19 — Länge des Schwanzes . n A Länge des dünnen Haarbüschels am Ende desselben .. & 2 14a, Höhe des äufseren Ohres x } HP. Länge von der Nasenspitze bis zu dem oberen vorderen Ohrrande Ka TE, Länge vom Oberlippenrande bis zu dem Stirnwinkel . - . > 1" — Länge des Arms vom Schultergelenke gemessen . i h ! EN, Länge des Beins von der Hüfte u Länge der Vorderhand ; E Zr — Länge eines Vordernagels beinahe . Sg, Länge eines Hinternagels . : al, Länge des oberen Eckzahnes über . Pa Länge des unteren Eckzahnes ä N sr. Der Schädei hat im Allgemeinen die grölste Aehnlichkeit mit dem der Jacchus-Arten, von dem des penicillatus unterscheidet er sich durch geringeren Eindruck der Stirnknochen, so wie durch etwas stärkere Concavität der Nasenkno- chen. — Dieser niedliche Sahui lebt blols in den in- neren grolsen Waldungen des Sertam von Il- heos, vier bis fünf Tagereisen von der Seeküste entfernt, und nach der Versicherung der Boto- cuden ebenfalls in den grolsen inneren Wäldern — 160 ° — am Rio Pardo, bis wohin diese ihre Streifzüge ausdehnen. Der Raum, in welchem ich diese Thierart, meinen Erfahrungen zufolge, sehen mufs, ist also zwischen 14 und 155 Grade süd- licher Breite eingeschlossen. — Ich habe die- sen Sahui am Belmonte zwar nicht beobachtet, man kann sich jedoch auf die Aussage der Wil- den in Hinsicht der Jagd vollkommen verlassen, und sie versicherten, dals dieses von ihnen Pa- kakang genannte Thierchen in den inneren Waldungen nördlich vom Flusse Belmonte vor- komme, auch habe ich im 2ten Theile der Be- schreibung meiner Reise gesagt, dafs diese Wil- den den Rio Pardo nicht überschreiten, da dort ihre Feinde, die Camacan *) wohnen. — In den der Seeküste nahe gelegenen Gegenden würde es diesen kleinen Thieren unmöglich ge- wesen seyn, ein starkes schnell flielsendes Was- ser zu überschreiten, daher findet man sie mehr #) Die Herren von Spix und Martius schreiben diesen Na- men etwas verschieden von mir, ich schreibe ihn nach der Aussprache der Leute selbst, übrigens ist dieses willkühr- lich, auch nennt die Corografia brasilica diesen Namen gar nicht, sondern belegt dıeses Volk immer mit der Be- nennung Mongoyös. Herr Dr. v. Spix hat in seinem in- teressanten Werke iiber die von ihm in Brasilien beobach- teten Quadrumanen und Chiropteren den Schädel eines solchen Brasilianers abbilden lassen. — = un die Quellen des Rio da Cachoeira, wo die kleinen, den Flufs bildenden Bäche ihren Streif- zügen weniger Hindernisse in den Weg legen. — Meine Jäger erlegten ‘die ersten dieser Sahuis eiwa vier Tagereisen am Ilheos aufwärts in den grolsen Waldungen, und von hier an trafen wir sie ziemlich häufig in Gesellschaften von vier bis zwölf Stück, oft auch nur einzeln oder ge- paart. — Sie klettern, wie alle diese Thiere, sehr schnell, springen geschickt, sind neugierig und nicht besonders scheu. — Bemerken sie einen fremdartigen Gegenstand, so verbergen sie sich ‚hinter den dicken Aesten oder dem Stamme des Baumes, auf welchem sie sich be- finden, und blicken blols mit dem kleinen Ge- sichtchen hervor, auch ist, wenn sie sitzen, ihr Köpfchen beständig in: Bewegung. — Ihre Nahrung besteht in Früchten und Insecten, wo- von man die zerbissenen Ueberreste in ihren Mägen findet. — Sie werfen ein oder ein Paar Junge, welche die Mutter auf dem Rücken und an der Brust mit umherträgt. ‘Oft will man auf dem Rücken der Mutter ein älteres, "und an ih- rer Brust gleichzeitig ein kleineres Junges gefun- den haben; ob aber, wie man diels bei den in Europa geworfenen jungen Uistiti’s beobachtete, der Vater der Mutter zuweilen diese Last ab-- Bing, dl — 162 — nimmt, davon habe ich kein Beispiel beobach- tet. —- Oft ziehen diese Thierchen in Gesell: schaft des weilsstirnigen Sahui mit dem Ohrpin- sel (Hapale penicillatus) umher. Sie sind al- lerliebste kleine Thiere, deren merkwürdig auf- gerichteter, das Gesicht umgebender Kragen ih- nen ein originelles Ansehen giebt., Dieser Haar- kragen scheint noch mehr vorwärts zu streben, als an dem rothen Sahui, und giebt ihnen das Ansehen eines kleinen Löwen. Besonders inter- essant ist es anzusehen, wenn diese Thierchen zu enifliehen suchen, und eins hinter dem an- deren dahin springend von Baum zu Baum ei- len. — Hat man einmal eine Bande von ihnen ‘erreicht, so ist es nicht schwer, ‚mehrere herab- zuschielsen, auch fallen sie leicht und wenn sie nicht sogleich todt sind, ‚so findet man, dals sie alsdann ihren Gesichtkragen beständig aufgerich- let tragen, ‚ In den inneren Waldungen am Rio, dos llheos oder da Cachoeira_waren wir ‚aus Mangel an Nahrungsmitteln genöthiget,, einige Tage von diesen Thierchen, zu leben, obgleich ihr Körper,höchst klein und etwa von dem Um- fange eines Eichhörnchens ist. — Das schöne schwarze Fellchen hat man zu- weilen zu Mützen verarbeitet, — In der Ge- gend des Flusses Ilheos und zu Barra da Va- — Abba = reda nennt man sie Sahuim preto (schwarzer Sahui) oder Sahuim do Sertam, es darf aber dieser Name nicht mit dem Sahuim preto von Minas Geraös verwechselt werden. ‘Gezähmt soll die hier beschriebene‘ Art eine wahre Zierde der menschlichen Wohnungen seyn. — Herr Dr. Kuhl, dem ich diese neue, von “nir in:Bräsilien entdeckte Affenart' mittheilte, hat: sich sehr: deutlich’ über diesen: Gegenstand ausgedrückt | (Beiträge zur: Zooli» und ‚vergl Anat. pag 51) und dennoch scheint ihn: Desrma- rest gänzlich: milsverstanden: zu. haben; ‘denn er setzt das: Vaterland des:Thiers:nach Para, dä es doch 'blols im Sertong; des Rio Pardo, Bel: monte: und!nllheos ‚vorkommt. — . Kuhl stellte übrigens diese Species in das Geschlecht IWi- das, welches er beibehielt, und dasıman, mei- ner-Ansicht zufolge, kaum von den Jacchus-Ar- tem trennen kannyiauch habe ‚ich:.delshalb die Geschlechter Jacchus' und! Midas \nur..als: Un; terabtheilungen für :Jiliger’s -grolses :Genus: Ha- pale angenommen: |, 308 Seairkloi nu 1 Mas Dan; Ei Cie rı 22T aar Fleis chfrre s seir. Wenn ich das Wort Fleischfresser in sei- nem ’ausgedehntesten Sinne nehme, also alle die- jenigen Thiere dahin rechne, welche die drei verschiedenen ‘Arten der Zähne besitzen und sich vorzüglich von lebenden Thieren ernähren, so ist diese Ordnung unstreitig in den meisten Welttheilen eine der zahlreichsten an Arten und Individuen. Ein Blick auf die Vertheilung die- ser mannichfaltigen Wesen wird auch hier inter- essant seyn. llliger hat in seinen hinterlassenen Schrif- ten (herausgegeben von Herrn Hofrath Hellwig) die Aufzählung der Säugthierarten für die ver- schiedenen Welttheile unternommen, und wenn auch’ zu seinem jetzt schon mangelhaften Ver- zeichnisse noch manche Arten hinzugefügt und andere darin ausgestrichen werden müssen, so zeigen diese Tabellen dennoch das Verhältnils der verschiedenen Thierarten in den Welttheilen unserer Erde, und geben Stoff zu interessanten Untersuchungen. Bei einer solchen Verglei- — 165 — chung würde es indessen nöthig seyn, die Fle- dermäuse auszuschlielsen; denn für sie. kann noch kein richtiges Verhältnils festgesetzt wer- den, bevor nicht die entfernteren Welttheile in dieser Hinsicht besser untersucht sind. — Australien oder der fünfte Welttheil ist so arm an Säugthieren, dals für die Ordnung der Raubthiere nur eine ganz unbedeutende Anzahl übrig bleibt, und selbst diese, Canis: Dingo aus- genommen, sind Beutelthiere. — Weit reicher ist schon Africa, obgleich wir in diesem Welt- theile noch nicht so viele Raubthiere kennen, als in unserem vollkommen durchsuchten Euro- ‚pa, dessen geringe Ausdehnung im Verhältnisse zu dem ungeheueren Raume von Africa, noch auf interressante Entdeckungen in dem letzteren schlielsen lälst. Wirklich haben auch die neue- ren Reisenden, Burchell, Lalandes u.a, so viele neue Entdeckungen für dieses Feld in Africa ge- macht, dals wir ihre Bekanntmachungen erwar- ten müssen, um richtig urtheilen zu können, — Weit mehrere Raubthierarten als ın Africa, kennen wir in Asien; die neueren Reisenden, Raffles, Horsfield, Diard, Duvaucel, Rein- wardt, Kuhl u. a., bringen ihre Zahl wenigstens eben so hoch als für America, für welches die ‚ Dliger’schen Tabellen die grölste Anzahl ange- — 166 — ben. — ‚Diese grolse Menge von Raubtbieren in’ America lälst sich leicht aus dem weit grölse- ren, für diese Thiere Nahrung gewährenden Raume in diesem Welttheile, und durch unsere noch sehr mangelhafte Kenntnils des inneren Africa erklären; denn in der neuen Welt fallen die von lebenden, und besonders auf animali- sche Nahrung angewiesenen Thieren entblölsten Steppen gänzlich weg, indem die Zlanos und Pampas von mancherlei Raubthieren bewohnt werden. America ernährt Raubthiere in allen seinen Zonen und Regionen. Der Polarbär [/Venok der Eskimaux *)] bewohnt die beeis’te Zone des Nordens. — Die grolsen Nadelwälder von La- brador ernähren den schwarzen Bären (Akelak), den schwarzen Bären mit weilsem Halsring (Akelak- Kagodalik) und den grauen Bären, so wie die Wolverene (Kapwik); aulser dem Wolf (Amerok) fünf Arten von Füchsen (deren allge- meiner Name Terigeniak ist), den gemeinen rothen Fuchs (Kaiok), den Isatis (Kagotasuk), *), Ich habe hier zu den in Labrador einheimischen Thier- arten die Benennungen gesetzt, welche sie bei den Eski- ımaux tragen, da diese Namen den Zoologen wohl nicht allgemein bekannt sind, — — i67 — den schwarzen Fuchs (Kernertak), den blauen Fuchs (Kernertasuk) und den Kreuzfuchs (Su- natuinak), ferner den Marder (Kapwiaitsiak), das Wiesel (Teriak) und die Fischotter (Pami- oktok). — Jene Füchse sind noch nicht hin- länglich bestimmt, sollen aber wirklich verschie- dene Arten bilden, — Weiter nach Süden hin- ab nimmt die Zahl der Raubthiere zu. In Ca- nada und der Gegend der grulsen Seen treten der Luchs, der Kuguar, der Raton, die Stink- thiere u. a. hinzu. — Noch weiter hinab in den wärmeren Regionen, bewohnen Bären die höheren, gemälsigten Gegenden, indem sie nicht blols im Norden, sondern selbst in den Ketten der Anden gefunden werden. Katzenar- ten beherrschen in grölserer Menge die mehr warmen Länder unter dem Aequator, wo sie zu einer gefährlichen Grölse heranwachsen, und ein prächtig geflecktes Fell zeigen. Sie sind auch auf die gemälsigten Länder ausgedehnt, in der Kälte aber haben sie nur einen Repräsen- tanten mit abgekürztem Schweife,. — Hunde- arten sind über alle Zonen dieses Continents ausgedehnt, sie haben in den kalten Ländern den kostbarsten Pelz, in den heilsen Regionen hingegen nur ein schlichtes gröberes Haar. — Kleine Raubthiere, Mustela, Mephitis, Gulo, — 168 — Meles, giebt es überall, doch vorzüglich in den kalten und gemälsigten Ländern. — America hat mehrere, ihm ganz eigenthüm- liche Thierformen dieser Ordnung, hierhin ge- hören die Geschlechter Procyon, Mephitis, Na- sua, Cercoleptes, wovon die ersteren über bei- de Theile dieses Welttheils, die letzteren nur über Süd-America verbreitet sind, — Wir fin- den in America, besonders in der nördlichen Hälfte, eine Menge von Plantigraden. Das Ge- schlecht der Bären ist daselbst besonders zahl- reich, auch ersetzt die Raubgier der grolsen Bä- ren in den Grasfluren des Missuri für Nord-Ame- rica, was die grolsen Katzen für die südliche Hälfte dieses Continents sind. — Manche an- dere kleinere Sohlengänger leben in Nord-Ame- rica, als Procyon, Meles, Gulo, Mephitis, wäh- rend die warmen Gegenden von Süd- America die Geschlechter Procyon, Gulo, Mephitis, Na- sua, Cercoleptes besitzen, auch leben dort, wie schon ‘gesagt, einige Bären in den höheren, kühleren Gebirgsketten und den gemälsigten Provinzen. In dieser südlichen Hälfte des ame- ricanischen Continents sind die Katzen und Beu- telthiere an Arten und Individuen am zahlreich- sten, auch, einige wenige Hundearten leben hier. — Die Cuatis (Nasua) und der Kinkaju ei (Cercoleptes) sind die Süd-America eigenthüm- lichen Raubthierformen. — Die von mir im östlichen Brasilien beobach- teten Raubthierarten sollen in den nachfolgen- den Blättern genannt werden, — Fam. ı. Chiroptera. Das eler — Fladertibiere Die Thiere dieser Ordnung sind von der Natur durch sehr characteristische Kennzeichen von allen übrigen Säugthieren geschieden, in- dem ihr Körper an seinem äulseren Umfange von einer Menge von Hautfortsätzen umgeben ist, welche die Glieder, besonders die sehr ver- längerten Arme und Finger vereinigen und zu Organen des Fluges umschaffen. — Ihr Gebils ist das der Raubthiere, und ihre Backenzähne sind mit vielen Spitzen versehen, womit sie die härteren Theile der vorzüglich ihre Nahrung ausmachenden .Insecten zerbre- chen. Diese Thiere sind über den grölsten Theil der Erde verbreitet, und ihre Arten jetzt schon höchst zahlreich, obgleich wir gewils erst nur einen kleinen Theil von ihnen kennen, — 170 — Im Norden finden wir, den Nachrichten der Rei- senden zufolge, in America Fledermäuse bis nach Canada und der Hudsonsbai hinauf *); im Süden scheinen sie ebenfalls weit hinab zu gehen, da Molina für Chili zwei Arten dersel- ben angiebt. 4Azara beschrieb eine ziemliche Anzahl von Flederthieren für Paraguay, sehr viele andere kennt man nun in den heilsen Län- dern, es geht daher aus dieser Betrachtung her- vor, dals diese Thiere für die gemälsigten und warmen Länder bestimmt sind und den langen Winter der kalten Zonen scheuen. — « Die heilsen Climate unserer Erde sind die günstigsten für die Vermehrung der Flederthie- re, daher finden wir hier eine grolse Menge von Geschlechtern, Arten und Individuen, von oft höchst merkwürdiger, abweichender Bildung, welche bestimmt scheinen, die zahllose Vermeh- rung der Insecten jener Länder im Zaume zu halten. Zwar haben auch die gemälsigten Erd- striche viele Fledermäuse, und erst in neueren Zeiten haben aufmerksame Beobachter, von dem rastlos thätigen Forschungsblicke der neueren I *) Den von den Brüdermissionarien zu Labrador erhaltenen Nachrichten zufolge, soll man dort keine Fledermäuse be- merkt haben. - N — Periode geleitet, diese Anzahl um vieles ver- mehrt — Gerade diese Entdeckungen, wel- che man in dem genannten Felde in unserem überall durchsuchten Europa machte, lassen noch unendlich mehr für die heilsen Länder unserer Erde erwarten, wenn man dereinst mit derselben Aufmerksamkeit dort nachsuchen wird. Wie in allen warmen Ländern leben in Bra- silien Fledermäuse überall, und sind daselbst eben so zahlreich an Arten als an Individuen, Sie bevölkern die Dämmerung der Urwälder, der Gebüsche, sie leben in hohlen Bäumen, in Felsen, und richten unter den zahllosen Insec- ten Verheerungen an. Mehrere von ihnen kom- men mit denen unserer gemälsigten Climate überein, allein weit mehrere sind durch ganz eigene Charactere ausgezeichnet. "So wie den heilsen Ländern der alten Welt die Geschlechter Pteropus, Cephalotes, Nycti- nomus, Megaderma, Nycteris u. a, eigen sind, so den heilsen Ländern der neuen Welt die Ge- schlechter Phyllostoma, Glossophaga, Dieli- durus *) u. s. w. Unter ihnen ist wohl eins der *) Hierzu müssen jetzt noch die neuen von Herrn Dr. v. Spix entdeckten Thiere dieser Orduung gerechnet werden, deren Bekanntmachung kurz vor dem Abdrucke dieser Zei- len erfolgte, ausgezeichnetsten das der Blattnasen (Phyllosto- ma), welchem die Natur zu dem seltsamen äu- {seren Kennzeichen des Nasenblattes die eigene Weisung gegeben hat, sich von dem Blute der Thiere zu nähren, — Auf die grolse Anzahl der Flederthiere in Süd- America kann man schon schlielsen, wenn man bedenkt, dals 4zara zwölf beinahe sämmt- lich neue Arten beschrieb, welche aber von den von mir beobachteten beinahe ohne Ausnah- me verschieden sind; wie viel mehrere werden die jetzt noch in Brasilien reisenden Naturfor- scher kennen gelernt haben! Reisende, welche nur schnell die Länder durchstreifen, können gerade in dieser Familie der Säugethiere am wenigsten thun, da die Auf- findung der Fledermäuse schwierig ist. — Viele Arten fliegen so hoch, dals man sie mit der Flinte kaum erreichen kann, andere streichen schnell an der Oberfläche der Flüsse dahin, manche sind erst spät in der Dämmerung sicht- bar, und alle sind oft schwer zu erlegen, daher gehört ein langer Aufenthalt in jenen Wäldern dazu, um in diesem Felde zu einiger Vollstän- digkeit zu gelangen; dabei ist Niemand, der diese an sich wenig beliebten und beachteten = u Thiere kennt; denn die Brasilianer verabscheuen sie unter der allgemeinen Benennung WMor- cego. — Um die Aufklärung, welche heut zu Tage über die Familie dieser lichtscheuen Wesen ver- breitet worden ist, haben einige ausgezeichnete Zoologen der neuern Zeit das grölste Verdienst. Herr Professor Geoffroy S. Hilaire beschrieb und bildete diese so verschiedenartigen, und dennoch einander sehr ähnlichen Thiere genau ab, theilte sie nach ihrer Bildung in Geschlech- ter, indem er sowohl auf seinen Reisen als in den reichen zoologischen Schätzen des Pariser Museums unendlich viel Neues fand. Seine Ab- bildungen dieser Thiere, womit die Annales und Memoires du Museum d’hist. naturelle de Paris geziert sind, und von welchen er uns hof- fentlich noch mehrere mittheilen wird, verdie- nen das grölste Lob, schade nur, dafs sie nicht auch die Ansicht der Färbung geben. — Seit- dem haben wir wieder eine Anzahl von neuen Arten durch den englischen Zoologen Leach kennen gelernt, die er in den Transactions der Linne’schen Gesellschaft mittheilte. Die grofse Aehnlichkeit der :Flederthiere in der Hauptbil- dung ihres Körpers macht es nöthig, um die Uebersicht des nun schon bekannten zahlrei- — 1714 — chen Heeres dieser Thiere zu erleichtern, dals sie in Geschlechter oder Abtheilungen gebracht werden, welche auf die sehr abwechselnde An- zahl der Zähne und andere Hauptzüge gegrün- - det sind. Zwar ist es nicht immer leicht, die Zahl der Zähne bei ihnen zu erkennen, da sie oft zerstört oder im Wechsel. begriffen sind, dennoch geben sie die sichersten Merkmale ab, und dürfen nicht vernachlässiget werden. Auch ich habe bei den zu beschreibenden Arten lei- der nur zu oft Lücken gefunden, die ich nicht auszufüllen vermag, da die gewaltsam getödte- ten Thiere oft einer Anzahl ihrer Zähne beraubt wurden, So nöthig es übrigens ist, die verschie- denen Chiropteren in gewisse Abtheilungen zu bringen, so scheint es mir dagegen eben so we- nig zweckmälsig, wenn man zu viele Geschlech- ter bildet und ich dächte, dals zu Bestimmung derselben nur Hauptzüge, z. B. Anzahl und Bil- dung der Zähne, der Nase, der Zunge und Vor- handenseyn oder Mangel eines Schwanzes, so wie ganz abweichende Bildung einzelner, Theile gewählt werden sollten. — Bildung des Schä- dels hingegen scheint mir nicht ‚beständig und daher nicht bedeutend genug, um als generi- scher Character benutzt zu werden, — 175 — Was die Beschreibungen der von mir beob- achteten Fledermäuse anbetrifft, so muls ich be- merken, dals sie zum Theil unvollständig sind, da sie oftin der Uebereilung und unter ungün- stigen Umständen entworfen wurden und durch den Verlust der Exemplare zum Theil nicht ver- vollständigt werden konnten. — G.6. Phytilostoma. | Bıbvaot mm: aus ve. Die Blattnäsen oder die Geschlechter Phyl- lostoma, VYampirus und Glossophaga des Hrn. Geoffroy sind: auf den ersten. Blick durch das aufgerichtete‘ Hautblatt’kenntlich, welches sie auf der Nasenkuppe tragen. ' Sie’ scheinen bei weitem die 'zahlreichste' Familie des Heeres der Flederthiere in Süd- Amierica, wenigstens in Bra- silien zu seyn, und man kann wahrscheinlich von den meisten Arten derselben annehmen, dals sie Blutsauger ‘sind, obgleich die Brasilianer ge- wils zu weit gehen, wenn sie diese Eigenheit auf alle dortigen Chiropteren ausdehnen. Die grölseren Arten der brasilianischen Fle- dermäuse gehören zu den Blattnasen, diese be- sonders sind es, welche wohl öfters schon in manchen Gegenden dem Viehstande fühlbaren Schaden zugefügt haben, und die Maulthiere der Reisenden, während sie bei Nacht grasen, — 1716 — gewöhnlich am Widerriste mit ihren grolsen Eckzähnen verwunden und sich in ihrem Blute sättigen, | | Sie erhielten zu diesem Behufe von der Natur ein wahres Saugorgan, eine muskulöse Unterlippe, deren fleischiger Rand oft nackt und mit Wärzchen besetzt ist, und vollkommen zu einer Saugrinne zusammengelegt werden kann, sobald die Verwundung bewerkstelligt ist; aus dieser Ursache kommt den Blattnasen der mei- stens längere Unterkiefer sehr ‚wohl zu statten, Die in die dicke ‚Haut der Thiere gebissene Wunde fährt. gewöhnlich lange zu bluten fort, wodurch eine bedeutende Enitkräftung, ent- steht. — Ich habe in.der von mir bereis’ten Gegend keine Bestätigung dafür gefunden, dals auch Menschen von diesen blutdürstigen:Gästen heimgesucht werden, ‚welches . übrigens ‚viele Reisebeschreiber erzählt und eben so viele Na- turforscher als Wahrheit angenommen haben. — Von Humboldt traf grolse langgeschwänzte Fle- dermäuse [unbezweifelt Blattnasen (Phyllosto- ma)], die am Apure seinen Hund an der Nase verwundeten, die Reisenden selbst sind indessen nie gebissen worden Fr. — = *).V, Humboldt Voy, au nonv. cont. T. II, pag, 228, — Mi Die Lebensart der Blattnasen kommt übri- gens mit der unserer deutschen Fledermäuse vollkommen überein. Sie fliegen in der Abend. dämmerung, nachdem sie aus hohlen Bäumen, belaubten Baumkronen, Felsklüften und selbst den Schlupfwinkeln der Gebäude hervorgekom. men sind, manche Arten niedrig, schnell, ande- re, besonders die grölseren, höher und langsa- mer u.s.w. — Das Guandira oder die gröfste von mir zu erwähnende Art, so wie alle übri- gen verirren sich am Abend in die Zimmer der Wohnungen, wo man die Läden schlielst und sie leicht tödtet, da ihre Grölse ihnen alsdann sehr nachtheilig ist. Ihre Nahrung besteht in mancherlei Insec- ten, besonders Abend- und Nachtfaltern, deren Flügel sie nicht mit verschlucken. _ Die Brasilianer hassen und tödten sie, dabei belegt man die meisten von ihnen mit der Benen- nung Morcgego und giebt blols der gröfsten Art von ihnen den besondern Namen Guandirdg, welcher mit dem von Marcgrave gegebenen, Andira-.acı, sehr verwandt ist. Da die mit einem Nasenblatte versehenen Flederthiere mancherlei Verschiedenheiten, so- wohl in ihrem Gebisse als in andern Charac- II. Band. F 12 — 118 — terzügen zeigen, so hat man verschiedene Ge- schlechter aus ihnen gebildet, und ich zähle in das hier erwähnte nur solche Thiere, welche im Oberkiefer zwei bis vier, im Unterkiefer vier Schneidezähne, dabei in jedem Kiefer zehn oder acht Backenzähne, also folgende Kennzeichen haben: Schneidezähne: 3 oder &. Eckzähne: n + Backenzähne: > oder 4#, 5.78 5.5 Nasenblatt einfach, auf eine Nasenscheibe aufgesetzt. Zunge nicht über den Mund hinaus zu verlängern, mit kleinen Papillen besetzt. Schwanz fehlt zum Theil, er wird zu Bildung der Unterabtheilungen benutzt, eben so die beiden Verschiedenheiten des Gebisses, Die Bildung und Gestalt der Zähne ist bei den Blattnasen sehr verschieden und ich glaube, dals man in dieser Hinsicht nicht zu streng seyn darf, wenn man nicht die Zahl der Geschlech- ter zu sehr vermehren will; auch ist der Zug nicht ohne Ausnahme, dals diese Thiere immer nur einen eingliedrigen index haben sollen. — 19 — A. Geschwänzte Blattnasen. Schneidez, %; Eckz, 3; Backenz. 10, a. Mit Schneidezähnen, deren Krone nicht einge- kerbt ist. 1. Ph hastatum, Geofir, Das Guandirä, Bl.:: Von ungewöhnlicher Gröfse; Ohrdeckel mä/sig grofs, lanzettförmig zugespitzt; Nasenblatt ma- Ssig grofs, eiförmig zugespitzt; Schwanz kurz, knorpelartig unvollkommen, kürzer als der Sporn; Pelz einförmig braun. Vespertilio hastaizs, Linn. Phyllostomus mazimus, meine Reise nach Bras. B, II. pag. 242. Phyllost. maximum, Schinz Thierreich, B. I. p, 163. Abbildungen zur Naturgeschichte Brasilien’s. Andira-aca *), Marcgr. pag. 213. Niangkenat botocudisch, Guandira an der Ostküste von Brasilien. Diese Art ist die grölseste von mir im öst- lichen Brasilien beobachtete Fledermaus, ich 'vermuthe, dals sie oft mit dem Linne’schen Vampyr (Vespertilio Spectrum, Linn.) ver- wechselt worden ist. *) Das Wort aca ist verdruckt und soll heilsen: agıl oder assı, — — 180° — Beschreibung: Der Kopf ist kurz, die Stirn hoch erhaben und dicht behaart, das Auge mä- fsig grols, mit deutlicher graubrauner Iris; der Unterkiefer ist länger als der obere; das breite kurze Nasenblatt steht weit rückwärts vor der Stirn; es hat längs seiner Mitte hinauf eine er- höhte Mittelleiste, ist unten breit, an den Sei- ten stark gewölbt, nach oben wenig ausgeschnit- ten, dagegen aber zugespitzt; an seiner Basis sitzen die Nasenlöcher auf einer halbkreisför- migen Hautscheibe, welche horizontal aufliegt und durch eine Kreisrinne von der Oberlippe geschieden ist, Die Unterlippe ist an ihrer Spi- ize ein wenig ausgerandet, daselbst mit zwei Reihen von Hautwärzchen besetzt, welche so gestellt sind, dals sie ein Dreieck bilden, dessen Winkel nach der Kehle hin gerichtet ist. — Die Ohren sind mälsig grols, ziemlich pyrami- dal, oben mälsig zugespitzt, an der äulseren Seite unter der Spitze stark ausgeschnitten, — Der Ohrdeckel ist beinahe vier Linien lang, un- ten etwas breiter, mit schmaler lanzeltförmiger Spitze, Gebifs: Schn. 3; Eckz. 5; Backenz. %°; im Oberkiefer stehen zwei Schneidezähne mit breiter scharfer Schneide, etwas gegen einander geneigt; im Unterkiefer vier gleiche, kleine, — 181 — stumpfe, dicht an einander und zwischen die Eckzähne gedrängte Schneidezähne; Eckzähne im Oberkiefer sehr grols, kegelförmig, zuge- spitzt, mit vier scharfen Kanten von oben herab bezeichnet, und durch eine Lücke von den Schneidezähnen getrennt; untere Eckzähne et- was kleiner, sehr spitzig, weniger gekrümmt, und nur mit zwei Kanten versehen, sie sind an die Schneidezähne angereihet. — Backenzähne sogleich an die Eckzähne anschlielsend, in je- dem Kiefer zehn; die beiden ersten sind einfa- che pyramidale Spitzen, die folgenden mehr- spitzig; die beiden äulseren Spitzen eines jeden Zahnes sind grols, die inneren klein. — Die Zunge ist länglich, glatt, mit einfach abgerundeter Spitze, wie an den meisten Säug- thieren, hat daher keine besonders merkwürdi- ge Bildung. Der Hals ist kurz, die Brust sehr breit, mit starken Muskeln versehen, der Unterleib sehr schmal; die Arme sind sehr stark, Oberarme und Obertheil des Unterarms etwas behaart, eben so ist die übrigens nackte Flughaut an der Seite des Körpers und des Arms mit feinen sei- denartigen weilsgrauen Haaren besetzt; der Daumen ist mälsig stark, der Zeigefinger ohne Gelenk, der zweite Finger hat drei Gelenke und — 12 — einen schwachen, sehr platten, drei Linien lan- gen Nagel; dritter Finger mit zwei Gelenken und kaum bemerkbarem Nagel; vierter Finger mit zwei Gelenken und einem etwas grölseren Nagel. Die Hinterbeine sind mälsig lang, mit fünf gleichen Zehen und stark gekrümmten, zu- sammengedrückten Krallennägeln, welche an der Unterseite etwas ausgehöhlt sind. — Der Sporn oder die Fersenstütze ist stark knorpelar- tig, zehn Linien lang. — Der Schwanz ist kurz, ziemlich weich, schwach, mit zwei sichtbaren Gelenken, erreicht etwa + der Schwanzflughaut, wo sein stumpfes Ende ein wenig aus der Haut hervortritt, welche um 1 Zoll 1% Linien über denselben hinaus spannt, — Die Flughaut ist stark, breit, vom Arme senkrecht hinab mit starken parallelen Adern be- setzt; sie reicht an den Hinterfülsen ‘bis zu der Ferse hinab, wo sie von dem Sporn ausgedehnt, und von der Spitze des einen derselben zu der des andern queer hinüber gerade ausgespannt wird, — Die Ruthe des Männchens ist ein stumpfer kurzer Kegel, die Testikel im Leibe verbor- gen. — Der Pelz des ganzen Thiers ist über und über dicht und sanft, dunkel graubraun, an den — 183 — unteren Theilen ein wenig blässer, und am Af- ter befinden sich zuweilen etwas weilsliche Haare. — Ausmessung eines männlichen Thieres : Ganze Länge . : / . ? zu gu, Länge des Körpers . i f 40 Grm, Länge des Schwanzes . r G za, Breite des ausgespannten Thiers 232" 40, Höhe des äulseren Ohres über dem Kopfe + . ; ' a a Länge des Ohrdeckels beinahe . s dal Die Schwanzflughaut lälst sich vom Körper ausdehnen auf b ai, Länge des Daumens . : zu, Länge des Schienbeins zwischen 13 und 14", Länge des Fulses . a i P 9 Länge des Sporns s i . . 113%. Der Kopf ist oben unter der Haut mit star- kem dichtem Muskelileisch belegt; die Lunge auf der rechten Seite ein grolser ganzer Flügel, der linke Flügel aber ist in drei Theile‘ getheilt, welche unten sämmtlich wie stumpf abgeschnit- ten erscheinen, und das Herz vollkommen be- decken. — Der Magen ist häutig. — Diese grölste Art der von mir in Brasilien beobachteten Fledermäuse hielt ich anfänglich für verschieden von Linne’s Vespertilio hasta- — 154 — tus, ich habe aber nun durch genauere Ver- gleichung gefunden, dals mein Phyllostomus mazimus mit Phyllost. hastatum Geoffr. iden- tisch ist, und berichtige delshalb hier diesen Irr- thum. Marcgrave's Beschreibung seines Andi- ra-acı ist zu unbestimmt, um sagen zu kön- nen, ob auch er das hier ven mir erwähnte Thier vor sich hatte; denn seine Worte pas- sen auf viele Blattnasen. Azara’s Chauve-Sou- ris troisieme ou Ch, S. brune hat viel Aehnlich- keit mit der meinigen, doch ist die letztere be- deutend grölser und hat einen deutlichen Schwanz, welcher zwar unvollkommen und nur angedeutet ist, von dem spanischen Schriftstel- ler aber gewils nicht übersehen worden wäre. — Da man von dieser Blattnase in keinem zoo- logischen Werke eine genaue Beschreibung noch eine gute Abbildung fand, so hielt ich sie, wie gesagt, anfänglich für verschieden von dem Aa- status, habe aber jetzt eine genaue Beschrei- bung nach dem Leben mitgetheilt, und ich hoffe, dals meine gegebene Abbildung der Natur näher kommt, als irgend eine der früher von diesem Thiere bekannt gemachten: Es ist also Phyl.- lostoma hastatum das Guandira des östlichen Brasiliens und wahrscheinlich das Andira- acıl des Marcgrave, — — 1865 — Das Guandirä lebt wahrscheinlich in allen von mir besuchten Theilen des östlichen Brasi- lien’s, doch habe ich dieses Thier erst am Mu- curi und zu Fılla Vieoza am Peruhype, Cara- vellas u. s. w. näher kennen gelernt. — Sie fliegen in der dämmernden Abendluft hoch und kräftig umher, obgleich nicht sehr schnell, und gleichen alsdann den Eulen an Grölse. — Oef- ters kommen sie bei geöffneten Fenstern in die Zimmer, und besonders zu /illa Vieoza haben wir auf diese Art mehrere von ihnen gefangen, sie verursachen alsdann ein lautes Geräusch an den Wänden. — Am Tage verbergen sich diese Thiere in der Nähe der Wohnungen zwischen den Blattstielen der Cocospalmen, in den Wäl- dern aber in hohlen Bäumen und belaubten Baumkronen., In ihren Mägen fand ich Ueberreste ver- schiedener Arten von Insecten, aber nie Spuren von genossenem Blute; dennoch aber ist es ge- wils, dals die hier beschriebene und manche andere Art der Blattnasen das Blut der Thiere saugen. Ich habe nie eine solche Fledermaus in dem Momente des Saugens überrascht, wohl aber bei Mondenschein und in der Dämmerung beobachtet, wie diese grolsen Thiere in Menge unsere grasenden Lastthiere mit starkem Flü- — 186 — gelgeräusche umflatterten, welche diese Umge- bung ruhig ertrugen, am folgenden Morgen aber an den Schultern von oben herab bis auf die Hufe mit Blut bedeckt waren. — Am Rio das Contas *) fanden wir die Lastthiere von dem Blutverluste abgemattet. — Die Oeffnung, wel- che der starke Eckzahn macht, ist hinlänglich um ein grolses Blutgefäls zu verwunden, auch hört das Blut lange nach der Verwundung noch nicht zu flielsen auf. — Es scheint, dals ‚die nackte, vortretende und mit Wärzchen besetzte Unterlippe, diesen Thieren bei dem Saugen des Blutes sehr nützlich ist; denn wenn der Rand der Unterlippe von beiden Seiten zusammenge- bracht wird, so greifen die Wärzchen in einan- der, und es entsteht alsdann gleichsam eine Saugrinne. — Dals übrigens die Verwundung, welche diese Thiere verursachen, so ganz leise und schmerzlos nicht abgehen könne, wie man- che Schriftsteller behauptet haben, zeigt die Veffnung, welche der grolse Zahn verursacht, und die Menge des verlornen Blutes. Man be- +) Die Benennung dieses Flusses wird auf verschiedene Art geschrieben, man sagt sowohl Rio de Contas, als Rio das Contas; die Corografia brasilica gebraucht erstere Schreib - art, ich wähle die letztere, weil die Landesbewohner in jener Gegend allgemein Rio das Contas sprechen, — 187 — hauptete sogar, dafs diese Thiere schlafende Menschen auf diese Art verwundeten, ohne sie zu erwecken, allein in der von mir bereis’ten Gegend habe ich nichts Aehnliches beobachtet und gehört. — Dobrizhofer, der das eben Gesagte bestätigt, sagt (B. I. p. 304), dals die von den Fledermäusen verursachte Wunde schwäre, wenn man sie nicht mit Asche be- streue; allein meinen Erfahrungen zufolge, be- darf es dieses Mittels nicht und unsere Tropet- ros oder Maulthiertreiber überlielsen die Hei- lung blofs der Natur. — Da ich übrigens, wie gesagt, nie Blut in den Mägen der Blattnasen : fand, so kann diese Nahrung doch nur selten ihnen zu Theil werden, und ich wage .es auch delshalb nicht zu bestimmen, ob einige oder alle, und welche Arten derselben diese Nahrung lie- ben; von der hier beschriebenen grö/sesten Art indessen braucht es keiner weitern Bestätigung, und ich glaube, dals sie unter allen von mir be- schriebenen Blattnasen beinahe die einzige ist, welche Blut saugt. — Ueber die Art der Fortpflanzung kann ich nichts Bestimmtes angeben, da ich nur männli- che Thiere untersucht habe, doch sollen sie mehrere Junge werfen, — — 198 — Die Stimme dieser Thiere, welche man be- sonders in der Paarzeit hört, soll ein Zischen seyn, doch kann ich nicht aus Erfahrung reden. Um uns dieser Thiere zu bemächtigen, öfl- neten wir am Abend die Fenster und sahen ge- wöhnlich bald unsere Absicht erreicht, Im Walde kann man sie in der Abenddämmerung mit Vogeldunst, und wenn sie hoch fliegen mit Schnepfenschrot schielsen. — Die Portugiesen, welche alle Fledermäuse mit der Benennung Morcego belegen, geben die- ser Art den Namen Guandira, welcher aus der Lingoa Geral herstammt, und aus den Worten Andird und guagı (grols) zusammengezogen ist, also dieselbe Bedeutung hat als Marcgra- ve’s Benennung Andira-acı. Die Botocuden kennen alle Fledermäuse unter dem Namen Ni. angkenat *). — A a a a a a er. Das Grad tspTtoaı.d Bl.: Schwanz beinahe so lang als der Körper; Ohr- deckel schmal lanzetiförmig zugespitzt; Nasen- blatt lang speerförmijg zugespitzt, etwa 4 der Schwanzlänge haltend; Sporn halb so lang als der Schwanz; auf der Schwanzflughaut stehen *) Kenat durch die Nase, das e sehr kurz auszusprechen, — 189 — halbkreisformig concentrische Linien; Pelz. ein- Ffärbig rufsbraun. — Abbildungen zur Naturgeschichte Brasilien’s, Schinz Thierreich u. s. w. B. I. pag. 163. Beschreibung eines männlichen Thieres: Das Auge ist klein, cirkelrund und schwarz; die Ohren ziemlich 'grols, sehr breit, am äulseren Rande unter der Spitze ausgeschnitten, der in- nere Rand stark abgerundet; Ohrdeckel schmal lanzettförmig und sehr zugespitzt; das Nasen- blatt sitzt auf einer scheibenförmigen Hautbasis, welche einfach und in der Mitte zwischen den Nasenlöchern in der Verlängerung des Blattes mit einer erhabenen Leiste, an jeder Seite aber mit einem kleinen Ausschnitte versehen ist, Das Blatt selbst ist länglich speerförmig, unter der sehr verlängerten Spitze an jeder Seite mit einem Ausschnitte und in seiner Mitte mit einer erhabenen Längsleiste versehen. — Gebi/s: Schn. 43 Eckz. 77:5 Backenz. 5-5, Im Oberkiefer befinden sich zwei grolse stum- pfe Schneidezähne, in der Mitte nahe an einan- der gestellt5 ein leerer Raum trennt sie von den grolsen gekrümmten Eckzähnen. — . Im ‚Unterkiefer befinden sich vier gleiche, kleine "'Schneidezähne, und unmittelbar daran gereihet folgen die mälsig grolsen unteren Eckzähne; — 10° — unten und oben befinden sich an jeder Seite fünf Backenzähne; sie tragen sämmtlich an der inneren Seite kleine, an der äufseren aber gro- [se sehr spitzige Zacken oder Kegelspitzen; der erste oben und unten hinter dem Eckzahne sind kleine einfache Spitzzähne. Die Zunge ist rundlich, walzenförmig, mä- fsig lang, mit einfachen sanften Querleisten oder Quererhöhungen versehen, — | Der Hals ist kurz, der Oberarm schlank, der Unterarm sanft gebogen; der Daumen ist schlank, sein vorderes Glied stark zusammen- gedrückt, so wie der hakenförmige Nagel; Zei- gefinger mit zwei Gelenken, Mittelfinger mit vier und einem feinen spitzigen Nagel, der dritte Finger mit drei, der vierte ebenfalls mit drei Gliedern. Die Hinterbeine sind lang, mit fünf starken Zehen und grolsen bogenförmigen zu- sammengedrückten Nägeln, welche von innen nach aulsen an Grölse zunehmen, so dals der äulsere Nagel 13 Linien in der Länge milst. Der Fuls ist kürzer als der Sporn. — Der Schwanz ist lang und reicht über die Ferse hinaus, er endet mit seiner Spitze in dem Rande der lan- gen, schmalen Schwanzflughaut, und hat sieben bis acht äußerlich sichtbare Gelenke. Die Schwanzflughaut bietet ein sehr gutes Kennzei- — 191 — chen; denn dehnt man sie mit dem Schwanze und den Hinterbeinen aus, so erscheint sie von dem einen Sporn zu dem andern hinüber ge- spannt, man bemerkt aber zu beiden Seiten der Schwanzspitze mit einander parallel laufende concentrische Bogenlinien, welche von erhölıten Reihen kleiner Knötchen, vielleicht Drüsen, ge- bildet werden, und auf diese Art nur bei weni- gen Fledermäusen vorkommen. Die grolse Flughaut der Arme ist am halben Schienbeine befestiget. —- Die Flughäute sind nackt, dunkel grau- braun gefärbt; der Körper ist mit einem dich- ten, zarten, etwas langen rulsbraunen Haare bewachsen, oben wie unten. Adusmessung: Ganze Länge . s : R 3 Ganze Breite . i - i a Länge des Körpers . . 1010, Länge des Schwanzes F ü 3181.94 Höhe des äulseren Ohres s J RUN Höhe des Nasenblattes beinahe , ö la Länge des Daumens etwas über . aeg, Länge des Fulses etwas über d ; Hr Länge des Sporns , . ; r 83 Länge des Schienbeins beinahe . 543. All — 192 — Diese Fledermaus, welche ich in keinem zoo- logischen Werke beschrieben finde, bildet eine sehr characteristisch ausgezeichnete Species. Ich erhielt sie am Flusse Mucuri, wo sie an Felsen und alten Stämmen des Waldes am Ta- ge sitzend zubringt und in der Abenddämme- rung umher schwärmt; ich habe sie aber nicht häufig beobachtet. — In ihrem Magen fand ich Ueberreste von Insecten. ?8 Ph... brevicaudum. Kurz g’ies.,ch w.änztie. Bil aaa Bl.: Schwanz sehr kurz, wenig länger als das Na- senblatt; Sporn so lang als der Schwanz; Ohr breit; Ohrdeckel kurz, schmal lanzettförmig ; Pelz an den Obertheilen grauröthlich-braun, an den Untertheilen etwas blässer. Abbildungen zur Naturgeschichte Brasilien’s, Schinz Thierreich, B. I, pag. 164, Beschreibung: Diese Fledermaus hat eine dicke, stumpfe, gerade vortretende, etwas kurz behaarte Schnauze, und ihr Unterkiefer ist län- ger als der obere; der Kopf ist zwischen den Ohren erhaben; die Augen sind klein und lie- gen in der Mitte zwischen dem Nasenblatte und dem Ohre. — Das Nasenblatt ist schmal, et- was speerlörmig, unter der Spitze sanft ausge- — 1953. — geschnitten, an der Basis ein wenig breiter; die Nasenscheibe- ist rundlich und in ihrer Mitte ein wenig erhöhet, das Blatt selbst milst in der Höhe etwas über 2: Linien. Das äulsere Ohr ist breit, mälsig hoch, oben mälsig zugespitzt, und an der äulseren Seite mit einem seichten Ausschnitte versehen; Ohrdeckel klein, kurz, sehr in das innere Ohr zurückgezogen, schmal lanzettförmig, an ausgestopften Exemplaren (wenn er vertrocknet ist) oft kaum bemerkbar. Gebifs: Schn. 2; Eckz. 77; Backenz. 27. Im Oberkiefer stehen zwei Schneidezähne nahe zusammen, welche von den Eckzähnen durch einen leeren Raum getrennt sind; im Unterkie- fer vier breite und kurze, glatt abgeschnittene Schneidezähne, von welchen die äulseren schmä- ler sind, als die mittleren, die unteren Eckzäh- ne schlielsen sich unmittelbar an sie an; die vier Eckzähne sind kegelförmig und stark, die beiden unteren an ihrer Basis etwas breiter als die oberen. — Backenzähne im Oberkiefer fünf auf jeder Seite; die beiden ersten mit ei- ner Kegelspitze an ihrer vorderen Seite, die bei- den darauf folgenden mit drei abgestumpften Spitzen, zuletzt ein kleiner breiter zweihöckeri- ger Zahn; im Unterkiefer befinden sich auf je- der Seite fünf Backenzähne, sämmtlich etwas I. Band, | 15 — 194 — schmal zusammengedrückt; die beiden ersteren sind einfach mit einer Kegelspitze, die drei dar- auf folgenden jeder mit zwei hinter einander gestellten Spitzen, die beiden zuerst genannten haben an jeder Seite eine erhöhte Kante. Die Zunge habe ich nicht untersuchen können, sie ist aber ohne Zweifel gebildet wie an den übrigen Blattnasen. — Der Hals ist kurz; der Körper breit in der Brust; Arme oben und unten behaart; Daumen lang, sehr fein und dünn, mit zusammenge- krümmtem bogenförmigem Nagel; Zeigefinger mit zwei Gliedern, Mittelfinger mit drei Gelen- ken, der dritte Finger mit zwei und der vierte ebenfalls oder mit drei Gliedern. — Hinter- beine mälsig lang; der Sporn ist sehr kurz und schwach; Klauen der fünf Zehen stark und ziemlich gleich grols. — Schwanz sehr klein und schwach; man bemerkt auf seiner ganzen Länge von drei Linien zwei Gelenke, und seine Spitze erhebt sich ein wenig über die Flughaut; die Schwanzflughaut spannt von einer Ferse zu der anderen in einem eingehenden Bogen queer über, und ihr Rand reicht alsdann 3% Linien über die Schwanzspitze hinaus, Die Flügel des Thiers sind im Allgemeinen kurz und breit; die Flughaut ist nackt und in den Seiten des Kör- — 15 — pers mit parallelen Linien feiner Pünctchen be- zeichnet, sie ist gerade im Gelenke des Hinter- fulses, dem Sporn gegenüber befestiget. Das Haar dieser Fledermaus ist sanft und dicht, am Grunde etwas wollig; die Wurzeln desselben sind weilsgraulich, die Spitzen röthlich graubraun, wodurch eine grauröthlich - braune Farbe entsteht, welche an den unteren Theilen des Körpers etwas blässer ist. — Adusmessung: Ganze Länge k 5 , . 2" 10% Ganze Breite . r : ; . 11" — Länge des Körpers . h \ a Länge des Schwanzes M R . 5% Länge des Nasenblattes etwas über . 27. Länge des Daumens } . : ah Länge, auf welche der Schenkel ent- blölst aus dem Pelze hervortritt . Br, Länge des Schienbeins 63 bis . u RR Länge des Fulses ! " } . a, Länge des Sporns . ‘ } i N: Höhe des äulseren Ohres auf der obe- ren Seite . i N ; & 5, Diese Blattnase scheint nicht überall in Brasilien vorzukommen; wir erhielten eine An- zahl dieser Thiere, welche man vereinigt in ei- nem alten Gebäude der Fazenda von Coroaba 19 * — 16 — in den grolsen Wäldern an den Ufern des klei- nen Flusses Juci unweit des Rio do Espirito Santo gefunden hatte, Sie hat viel Aehnlich- keit mit Phyllostoma elongatum (Ann. d. Mus. XV. pl. 9.), da ich aber bei der Kürze der fran- zösischen Beschreibung nicht zuverlässig über die Identität beider Arten entscheiden kann, so habe ich diese von mir aufgestellte Species mit einem ? versehen. — Auch mit Yampyrus so- ricinus Spixii scheint sie Aehnlichkeit zu ha- ben, ihr Gebils zeigt aber einen Backenzahn weniger, anderer Verschiedenheiten nicht zu gedenken. — | —e B. Ungeschwänzte Blattnasen, Vampyre (Vampyrus). { a. Mit eingekerbter Krone der Schneidezähne, . u 5.5 Schneidez. 2; Eckz. 7-7; Backenz. ;—- 4. Ph. brachyötum. Derbre aT,ohri.zse Va men V.: Körper breit; Ohren kurz und breit; Ohrdeckel sehr klein und stark abgerundet; Nasenblatt schlank und schmal zugespitzt; Sporn kurz; Pelz an‘ den Spitzen der Haare ru/sfarben, an den Untertheilen heller. T Abbildungen zur Naturgeschichte Brasilien’s. Schinz Thierreich u. s, w,, B. I. p. 164. / ' Der Vampyr, welcher in den nachfolgen- den Zeilen beschrieben wird, ist ein breites, dickes, kurzes Thier. Der Kopf ist dick und kurz, mit schmälerer kurzer Schnauze; das Ohr ist breit, mälsig hoch, oben und an dem inne- ren Rande abgerundet, auf der äulseren Seite ziemlich senkrecht abgeschnitten ; der Ohrdek- kel. ist sehr klein, nach oben stark zugerundet, ; etwa so hoch als breit; auf der Nase befinden sich einige Kreisfalten, auf. welchen ein 2; bis 3 Linien hohes schlankes Blatt steht, welches auf jeder Seite abgerundet und oben unter: der Spitze seicht ausgeschnitten, ist. — Unterkie- fer länger als der obere, Gebi/s: Schn. 4; Eckz, ——; Backenz, &5 In Oberkiefer befinden sich zwei breite gegen einander geneigte Schneidezähne, im Unterkiefer ‘vier kleinere, zwischen die Eckzähne gekeilt; die beiden mittleren sind grölser, -alle haben eine in der Mitte eingekerbte Schneide oder Krone; Eckzähne breit, grols, kegelförmig in beiden Kiefern ; Backenzähne im-Oberkiefer fünf an je- der Seite; die beiden vordersten sind einfache starke. Spitzzähne, ihreiKegelspitze: steht am vorderen Ende des Zahns, auf sie folgen zwei breitere, Zähne. mit, drei, Spitzen, wovon zwei grölsere aulsen und ein kleinerer Höcker an.der — 18 — inneren Seite steht, alsdann folgt ein kleiner ziemlich abgeflächter Zahn; im Unterkiefer be- finden sich auf jeder Seite fünf Backenzähne; die beiden vorderen sind einfache grolse Kegel- spitzen und haben an der äulseren Seite eine erhöhte Kante, die drei nachfolgenden haben zwei Spitzen, wovon die vordere immer die längste ist, sie nehmen nach hinten zu an Grö- fse ab, und an ihrer inneren Seite bemerkt man mehrere kleine Höcker, — Arm, Hand und Flughaut sind stark und breit, der Daumen lang, schlank, mit nur mä- [sig gekrümmtem und nicht besonders starkem Nagel; der Zeigefinger scheint zwei Glieder, der Mittelfinger vier, der dritte Finger drei, und der vierte wieder vier Glieder zu haben. — Hinterbeine mälsig lang, das Schienbein 74 Li- nien hoch, der Fuls mit fünf gleich langen Ze- hen, deren mälsig starke Nägel nicht besonders gekrümmt sind, der äulsere ist der kleinste, Sporn nicht über drei Linien lang; die Schwanz- flughaut ist queer über von einem Fulse zu dem andern ziemlich gerade ausgespannt; die Sei- tenflughaut ist nur eine Linie hoch über der Ferse befestiget, Diese Flughaut ist nackt, Ober - und Unterarme aber ein wenig be- haart. — — 19 — Pelz des ganzen Thiers sanft, mälsig lang, aber dicht behaart, überall dunkel rulsfarben, die Haare an der Wurzel graubräunlich, an den Spitzen dunkel; untere Theile heller, mehr in’s Graubräunliche fallend. — Ausmessung nach einem ausgestopften Exem- plare: Länge des Körpers etwa F . 1 Höhe des äulseren Ohres . 6 5 zii, Höhe des Nasenblattes . : 22 bis 3". Höhe des Schienbeins . N : Palin Ag Länge des Fulses . er h 2 Länge des Sporns 4 2 ? nt En Dieser Vampyr hat viel Aehnlichkeit mit. dem vorhergehenden, nur scheint bei ihm das Schienbein kürzer und der Sporn länger, auch ist bei ihm die Flughaut am Schienbeine mehr vom Fulse enifernt befestiget, als bei jenem, und die Ohren sind bei dem vorhergehenden etwäs höher und schmäler, auch das Gebils scheint verschieden. — Diese Art fliegt in den dämmernden Wal- dungen bei Annäherung der Nacht umher, und zu Morro d’Arara am Mucuri kam sie in un- sere Wohnungen, wo wir sie tödteten. — — 200 — b, Unbesiimmte Arten, deren Gebi/s nicht untersucht werden konnte, welches aber wahrscheinlich mit dem der vorhergehenden Abtheilung überein- stimmt. ? 5. Ph. superciliatum, ‚Der Vampyr mit weilsem Augenstreif. Bl,: Ohrdeckel kurz, zugespitzt, wei/s gefärbt; Daumen stark; Haar dunkelbraun; ein wei/ser ‚Streif von dem Nasenblatte bis zu dem Ohre. — Schinz Thierreich u. s. w. B. I. pag. 163. ? Chauve-Souris premiere ou Ch. $. obscure et rayee. Az, Ess, T, OU. pag. 269. Diese Art hat einen dicken, breiten, stum- pfen Kopf; die Ohren sind an der äulseren Sei- te ausgeschnitten; der Ohrdeckei ist kurz, spiz- zig, tief in das Ohr zurückgezogen und weils gefärbt. — Auf der Nase befindet sich ein bei- nahe vier Linien langes lanzenförmiges Blatt; Daumen sehr stark; Flughaut nackt und schwärz- lich, an der Spitze weilslick gefärbt; der Schwanz fehlt gänzlich. Die Schwanzflughaut ist 9% Linien weit vom Körper entfernt queer über gespannt und etwas behaart. Haar des ganzen Thiers dicht und dunkel graubraun, aber von dem Nasenblatte läuft bis zu dem Ohre ein netter reinweilser Streif über den Au- gen hin. — — 201 — Ausmessung, so viel die Umstände diese zu- lie/sen:: Länge des Thiers bis zu dem Ende der Flughaut etwa ; . : AU, Die Schwanzflughaut lälst sich vom Körper abziehen auf . . 93, Länge des Nasenblattes beinahe . En? Die übrigen Maalse konnten wegen der Fäulnils des Thiers nicht genommen werden. Diese schöne Blattnase, deren Beschrei- bung ich nicht-vollständig geben kann, beson- ders da ich verhindert wurde, das Gebils zu untersuchen, fand ich todt an einem Baumzwei- ge in der Nähe eines grolsen Rohrbruches un- weit der Seeküste bei der Fazenda von Tape- buci aufgehängt, welche etwas nördlich von Cabo Frio zwischen den Flüssen $. Joao und Macahe gelegen ist. — | Aus der schon stark eingetretenen Fäulnils konnte man schlielsen, dafs das Thier schon ei- nige Zeit in dieser Lage zugebracht haben muls- te, und ohne sie zu zerreilsen, war es nicht möglich, die Flügel des Thiers zu entfalten, — Die Gegend, wo ich diese schöne Art fand, ist bekannt wegen der grolsen Menge von Land- seen, u. a. der Lagoa von Ponta Negra, Sago- arema u. s, w. — Es scheint übrigens, dals — 202 — diese Art blols in den Wäldern lebt und nie in die Wohrungen kommt, da sie selbst meinen brasilianischen Leuten unbekannt wär. — Ich habe sie nur einmal erhalten, wovon ich in dem ersten Theile der Beschreibung meiner Reise nach Brasilien (pag. 65) geredet habe, und sie scheint nicht weit nördlich hinauf zu gehen, da wir sie nie wieder beobachtet haben. — Azara’s Chauve-Souris premiere ou Chau- ve-Souris obscure et rayee (Vol. II. pag. 269) scheint grolse Aehnlichkeit mit der meinigen zu haben; denn obgleich an dieser das Nasenblatt kleiner war, so konnte dasselbe an meinem todten Exemplare schon etwas eingeschrumpft seyn, oder Azara hat vielleicht seine Ausmes- sung auf eine andere Art genommen. — Herr Professor Geoffroy hat in dem 15ten Bande der Annales du Museum (pag. 177) Azara’s Chau- ve-Souris premiere zu Phyllostoma perspicil- latum gerechnet, allein diese Art scheint mir, wegen der verschiedenen Bildung des Nasen- blattes, doch wohl getrennt werden zu müssen. e. Blattnasen ohne Schwanz oder Vampyre mit fol- gendem Gebisse: Schneidez, #; Eckz, 2; Backenz. 3. Der englische Zoologe Leäch hat in den Transactions of the Linnean Society das Ge- — 203 — nus Madataeus gebildet, welches mit der hier von mir gebildeten Unterabtheilung der Blattna- sen übereinzustimmen scheint. — Da ich an der von mir zu beschreibenden Fledermaus nicht alle Züge so genau aufzeichnen konnte, als es Herr Leach geihan, so habe ich sie vor- läufig in dem Geschlechte Phyllostoma gelassen, mit welchem sie in der Hauptsache vollkommen übereinstimmt. 6. Ph. obscurum. Derschwarzbraune Vampyr. V.: Ohren mä/sig gro/s, ziemlich eiförmig; Ohrdek- kel sehr klein, ziemlich breit; Unterkiefer vortre- tend; Nasenblatt schmal eiförmig, zugespitzt; Sporn kurz; Pelz dunkel schwärzlich ru/sfarben, am Unterleibe mehr aschgraulich. — Abbildungen zur Naturgeschichte Brasilien’s. Schinz Thierreich u. s, w., B. I. p. 164. Beschreibung: Diese Blattnase hat eine breite, gedrungene Gestalt, der Kopf steckt in den Schultern; die Stirn ist erhaben, die Schnauze ziemlich dick, kurz und stumpf; der Unterkiefer ist länger als der obere; der Mund bildet geschlossen einen völlig geradlinigen fest an einander passenden Schnitt; Lippenränder beide mit sehr feinen Papillen besetzt, welche — 204 — diesen Theilen äulserlich eine crenulirte Gestalt geben; auf der Nase liegt eine halbkreisförmige Hautplatte und darin die Nasenlöcher, über welche sich das schmal eiförmig, zugespitzte Na- senblatt erhebt, dessen Mittelleiste sehr breit ist. Das Auge ist klein, wie an allen diesen Thieren, und etwas länglich gestaltet, — Oh- ren mälsig hoch, ziemlich eiföürmig, an dem vorderen Rande abgerundet, an dem hinteren oder äulseren aber ziemlich senkrecht, mit ei- nem Ausschnitte in der Mitte seiner Höhe; der sehr kleine ziemlich breite Ohrdeckel hat eben- falls an der hinteren oder äulseren Seite einen kleinen Ausschnitt; der Rachen ist grols, der Gaumen mit erhöhten Queerleisten bezeichnet; die Haut der inneren Mundhöhle ist mit zuge- spitzten Papillen besetzt. Die Zunge ist breit, mit feinen Papillen oder Wärzchen bedeckt. Gebi/s: Schn. 4; Eckz. =; Backenz. 5:5* Im Oberkiefer stehen vier stumpfe Schneidezäh- ne dicht aneinander gedrängt, die mittleren sind etwas grölser als die äulseren und mit et- was gespaltener Krone; im Unterkiefer stehen vier kleine Schneidezähne dicht aneinander und zwischen die Eckzähne gedrängt; Eckzähne im Öberkiefer dicht an die Schneidezähne an- — 205 — geschlossen , lang, zugespitzt und kegelförmig;; die unteren sind schmäler, zugespitzt, aber et- was kleiner; Backenzähne im Oberkiefer vier auf jeder Seite, der erste und zweite sind ein- fache Spitzzähne (Kegelzähne), die folgenden mit hinter einander gestellten zweispitzigen Er- höhungen; im Unterkiefer haben die Backen- zähne nicht so viele und kleinere Spitzen. — Die Arme mit der Flughaut sind stark und haben einen langen schlanken Daumen, Flug- haut beinahe zwei Linien unter dem Fulsgelen- ke oder der Ferse befestiget; Fuls ziemlich klein, mit fünf gleichen Zehen und einem kur- zen Sporn; die Schwanzflughaut bildet, wenn man sie auszieht, da der Schwanz fehlt, einen eingehenden stumpfen Winkel, in welchem sich an der Stelle des Schwanzes eine Mittellinie oder ein dunkler Streifen zeigt. — Männliche "'Geschlechtstheile wie an den übrigen Arten. — Pelz des ganzen Thiers sanft und dicht; die Oberseite hat längeres Haar, als man es an den übrigen vorhergehenden Blattnasen findet; das Gesicht ist ziemlich stark behaart, selbst die Lip- pen mehr als bei den übrigen Arten; der Ober- arm ist an der äulfseren Seite stark behaart, auch die Flughaut ist zunächst dem Leibe sanft und wollig dünne behaart; Schenkel, Schien- — 206 — beine und die Schwanzflughaut in deren Nähe sind mit einzelnen, feinen Seidenhärchen be- setzt. — Alle oberen Theile dieses Thiers haben eine dunkelschwärzliche Rulsfarbe, die Flughaut beinahe eben so, nur mehr in’s Bräunliche fal- lend; die unteren Theile sind mehr aschgrau und heller gefärbt, indem das Haar an der Spi- tze aschgrau und an der Wurzel graubräunlich erscheint; von der Nase läuft nach dem Auge ein nur schwach angedeuteter hellerer Streif. — Ausmessung: Ganze Länge (der Schwanz fehlt) . 3" — Ausgespannte Breite . 5 4 Ti A Höhe des äulseren Ohres . . ? GE, Höhe des Schienbeins beinahe . a. Länge des Nasenblattes etwas über . 4, Länge des Sporns . . . . A Ich erhielt diese Blattnase zu Villa Vico- za am Flusse Peruhype. Ueber die Lebensart kann ich nichts hinzusetzen, welche übrigens von der der übrigen verwandten Thiere wohl nicht verschieden seyn dürfte. — GT: Shensis.o:p he ga. Br, Zungen-Blattnase. Dieses von Geoffroy in den Memorres du Museum d’hist, naturelle (T. IV. pag. 411) auf- gestellte Geschlecht unterscheidet sich vorzüg- lich durch seinen Zungenbau von den übrigen Blattnasen. — Diese Zunge kann lang aus dem Munde bervorgeschoben werden und ist an ih- rem Ende, gleich der der Spechte, mit kleinen Widerhäkchen besetzt, wahrscheinlich um, wie diese Vögel, Insecten aus engen Höhlungen her- auszuziehen. Die übrigen Kennzeichen dieses Geschlech- tes sind vier Schneidezähne im Ober- und eben so viele im Unterkiefer, dabei sechs Backenzähne in jedem Kiefer auf jeder Seite, also zusammen vier und zwanzig, ferner ein aufgerichtetes Hautblatt auf der Nase. — In der Gestalt kommen diese Thiere übri- gens mit den Blattnasen und Vampyren ziemlich überein. Ihr Kopf ist schmal, grols und ver- längert, der Untsrkiefer länger als der obere, das Nasenblatt ist kurz so wie der Sporn, Kenn-. zeichen, worin wenigstens die beiden von Hrn. Geoffroy zuerst bekannt gemachten und auch von mir vollständig zu beschreibenden Arten übereinstimmen, — | Man kann sie in geschwänzte und unge- schwänzte Arten abtheilen. — —— Di A. Geschwänzte Zungen-Blatinasen, 1. G. amplexzicauda, Geoffr. Die Zungen - Blattnase mit verhülltem Schwanze. Z.:. Hinter jedem Flügel der Basis des Nasenblattes befindet sich eine kleine rundliche Erhöhung; Ohrdeckel sehr klein und zugespitzt; Schwanz klein und in der Schwanzflughaut liegend. Memoires du Museum d’hist, natur. T. IV, pag. 411. pl. 18. A. Glossophaga amplexicaudata, Spir. Beschreibung: Gestalt etwa die der nach- folgenden Art; die Schnauze ist etwas verlän- gert und trägt über der Nase ein aufrechtes, speerförmiges, zwei Linien hohes Blatt, welches zugespitzt und an den Seiten unter der Spitze ein wenig ausgeschnitten ist; unter den beiden Grundflügeln des Blattes öffnen sich die beiden kleinen Nasenlöcher und hinter demselben befin- det sich auf jeder Seite eine kleine rundliche Erhöhung; Unterkiefer nur wenig länger als der obere; Unterlippe gespalten, ihr Rand crenu- lirt, d. h. mit der Lupe beschen, erscheint eine jede Hälfte des Vordertheils derselben in sieben buchtige Einschnitte getheilt; ein jeder Kiefer ist an seinem Vordertheile, wie bei der nachfol- genden Art mit feinen Bartborsten besetzt. — Die Ohren sind nackt, ganzrandig, glatt, der äulsere Rand sehr wenig ausgeschnitten, etwas mehr gerade aufsteigend als der vordere mehr zugerundete; der Ohrdeckel ist sehr klein, zu- gespitzt, schmal, wenig sichtbar und hat etwa die Gestalt des Nasenblattes. Die Zunge lälst sich etwa einen Zoll weit aus dem Munde ausdehnen, hat eine hornartige Spitze mit rückwärts gekehrten Seitenborsten, wie man sie bei den Spechten findet, — Gebifs: Schn. #; Eckz, =; Backenz. 32, In jedem Kiefer stehen vier Schneidezähne, sie sind sehr klein, nur. mit der Lupe zu zählen, und haben breite abgestumpfte Kronen; die bei- den mittleren Zähne im Oberkiefer sind breiter als die äulseren, und die Schneidezähne des Un- terkiefers sind kleiner als die des oberen. — Zwei kegelförmig zugespitzte Eckzähne in je- dem Kiefer. — Backenzähne fünf oben *) und sechs unten an jeder Seite; die beiden ersteren im Oberkiefer sind einfache Kegelspitzen, die drei hinteren haben drei bis vier Spitzen; im Unterkiefer,sind die drei ersteren Zähne einspi- *) Der sechste Backenzahn war ohne Zweifel ausgefallen, II, Band, 14 — 210 — tzig, die drei nachfolgenden mit drei bis vier Spitzen. — Der Körper hat etwa die Gestalt wie an der nachfolgenden Art, nur existirt hier ein klei- nes Schwanzrudiment von zwei Lirien Länge, weich und kaum fühlbar, dennoch aber deutlich sichtbar, welches in der Schwanzflughaut liegt, darin endet, aus zwei Gelenken besteht und von der Schwanzflughaut, wenn diese ausgedehnt ist, auf etwa vier, bis vier und eine halbe Linie an Länge übertroffen wird. Die Seitenflughaut ist schmal urd lang; der Daumen ist lang, sehr schlank und zart gebaut; der Zeigefinger ohne sichtbares Gelenk; der zweite Finger hat vier Glieder, der dritte drei, der vierte ebenfalls. — Der Hinterschenkel tritt kaum mehr als zwei und eine halbe Linie aus dem Pelze des Leibes hervor; das Schienbein ist sechs Linien hoch, der Sporn kurz, kaum drei Linien lang. — Die Fulszehen sind gleich lang, an dem einen Fulse auch die fünf Krallennägel, an dem andern hin- gegen waren die beiden äulseren Nägel bedeu- tend kürzer als die drei inneren. Seitenflug- haut unbehaart, in der Nähe des Körpers, der Arme und der Beine mit Reihen äulserst feiner Pünctchen bezeichnet, — KRand der Schwanz- flughaut völlig unbehaart; Arme blols an der — 21 — Wurzel an der inneren Seite ein wenig behaart; Haar des ganzen Körpers sehr dicht, sanft und etwas lang, dunkel graubräunlich-rulsfarben, an der Stirn etwas gelbbräunlich; die unteren Theile des Thiers sind blässer gefärbt als die oberen. — Ausmessung: Ganze Länge . I ! - ar. Bl, Länge des Körpers . . . ri, Länge des Schwanzes . i F 2/4, Breite des ausgespannten Thiers . 10421 Höhe des Nasenblattes nicht völlig . 2. Höhe des Ohrs über dem Kopfe . 14, Länge des Daumens , r N a Mt. Der Schenkel tritt aus dem Pelz hervor etwa auf ; ; k ; u Länge des Schienbeins - ; x GH, Länge des Fulses etwas über . 0 4, Länge des Sporns kaum . . R 5 Die Schwanzflughaut lälst sich über den Schwanz hinausziehen auf 4°" bis 44’, Sie lälst sich vom Körper ausziehen auf 6". Der Schädel dieser, so wie der nachfolgen- den Art ist besonders merkwürdig durch die dünnen langen ohne alle Biegurg gerade vorge- streckten Kiefer, wodurch der Kopf dieser Thie- re die lange gerade Schnauze erhält. — 14 * —_— 212 — Diese Fledermaus wohnt um Rio de Ja- neiro, und in dem ganzen von mir bereis’ten Striche, da ich sie an mehreren Orten erhielt, sie geht auch südlich bis S. Paulo hinab. In ihrem Magen findet man Insecten. — Die Abbildung, ‘welche Herr Professor Ge- offroy S. Hilaire gab, hat einige Züge, welche mit meiner Beschreibung nicht gänzlich über- einzustimmen scheinen. Die Zunge hat in dieser Figur keine Widerhäkchen und der Schwanz ist nur an seinem Ende durch eine Verdickung bemerkbar, da er doch an meinem Thiere der ganzen Länge nach sichtbar ist; dennoch aber scheinen beide Thiere unfehlbar zu ein und derselben Species zu gehören, — us» — —— B. Ungeschwänzte Zungen-Blattnassen, 2. G. ecaudata, Geofir, Die ungeschwänzte Zungen - Blattnase. Z,:- Schnauze schmal verlängert; Ohren kurz; Na- senblatt kurz, etwa so lang als der Sporn; Flug- haut lang und schmal; der Schwanz fehlt. — Memoires du Museum d’hist. natur, T, IV. pag. 418, pl. 18. Abbildungen zur Naturgeschichte Brasilien’s. Das von Hrn. Geoffroy beschriebene Thier scheint unfehlbar mit dem meinigen identisch, a nur bemerkt man einigen Unterschied in dem Gebisse, der ohne Zweifel vom Alter her- rührte.. — Ei Beschreibung: Der Kopf ist grols und lang, in»eine lange Schnauze verlängert, der Körper breit und kurz, Der Unterkiefer tritt über den obern hinaus; die Unterlippe ist gespalten und anihrem vorderen Rande mit kleinen Wärzchen oder Papillen eingefalst, auch ist die Spaltung der Lippe noch etwas durch eine nackte Linie fortgesetzt. — Beide Kiefer sind mit drei bis vier langen Bartborsten, feinen langen Haaren besetzt. — Das Auge steht ein Paar Linien weit vom Ohre entfernt; das Nasenblatt ist drei- eckig, klein, an den Seiten nur wenig ausge- schnitten; das Ohr ist etwas eiförmig, an der äulseren Seite ein wenig ausgeschnitten; Ohr- deckel klein, eiförmig, zugespitzt, — Die Zunge ist lang, rund, fleischig, aus- dehnbar, mit vielen feinen kleinen Papillen be- setzt, ihre Spitze ist etwas hornartig und etwa drei bis vier Linien lang mit kleinen Borsten oder Franzen besetzt. — Gebifs: Schn, #5 Eckz. nu Backenz, 2, Die Vorderzähne fehlen in beiden Kiefern (es sind deren eigentlich oben und unten vier); Eckzähne kegelförmig, zugespitzt. — Backen- = zähne auf jeder Seite im Obeıkiefer sechs; die drei erstern sind einfache Kegelspitzen, die drei letztern haben vier Spitzen. Im Unterkiefer auf jeder Seite sechs; der erste hat eine Kegelspi- tze und am hinteren Ende einen Höcker, der zweite hat einen Höcker am Anfange und seine Kegelspitze am hinteren Ende; der dritte hat die Kegelspitze in der Mitte, am Ende und am Anfange aber einen Höcker; die drei folgen- den Zähne tragen mehrere abgestumpfte Spi- tzen *). — Die Brust ist breit, die Arme sind muskulös, stark, der Daumen lang und dünn, der Zeigefinger ohne Gelenk, der zweite Fin- ger mit vier, der dritte mit drei, der vierte eben- falls mit drei Gliedern versehen. Die Flughaut ist lang und schmal, nahe am Leibe dünn und fein behaart, und eben daselbst in der Nähe des Leibes mit Reihen von kleinen Pünctchen be- *) Wie sehr das Gebils dieser Thiere durch dis Ausfallen der Zähne variüirt, beweist ein Exemplar dieser Fleder- maus, welches Herr Natterer aus Ypanema sandte, — Im Oberkiefer stehen hier zwei Schneidezähne paarweise bei- sammen; der innere ist am kleinsten und der äufsere zeigt einen Einschnitt nach aufsen, beide sind sehr klein; ei- gentlich nur rudimentar. — Dem Unterkiefer fehlen die Schneidezähne gaıuz, und der zweite Backenzahn hat drei Spitzen, wie der dritte (wahrscheinlich Altersverschieden- heit); oben und unten auf jeder Seite sechs. — er nn mn — 15 — setzt, welche man besonders bemerkt, indem man das Thier gegen das Licht hält. — Der Schenkel des Hinterbeins tritt beinahe sechs Li- nien lang aus dem Pelz des Leibes hervor; Schienbein ebenfalls sechs Linien hoch. — Die gebogenen Krallennägel der fünf ziemlich glei- chen Zehen werden nach innen zu etwas grö- [ser; der Schwanz fehlt und die Schwanzflug- haut bildet von dem sehr kurzen Sporn an, ei- nen Saum von anderthalb bis zwei Linien Brei- te längs des ganzen Beins hinauf bis an den Leib, wo sie kaum mehr vortretend ist. — . Dieser ganze Hautrand ist, so wie der Schenkel und selbst das Schienbein behaart, und diese Haare stehen an dem Rande über eine starke Linie breit hervor und bilden Franzen, welche ich nur bei Glossophaga gefunden habe, — Das Gesicht ist behaart; der Arm ist auf der äulseren Seite bis über das Ellenbogengelenk hinaus behaart, an der inneren Seite weniger, — Das ganze übrige Thier ist dicht mit sanften, rattenartigen Haaren bedeckt, welche auf dem Rücken am längsten sind; die Farbe ist auf den oberen Theilen dunkel rulsbraun, an den un- teren etwas blässer, mehr in’s Aschgraubräun- liche fallend. — | Ausmessung: Ganze Länge . - : { ZU, Ganze Breite : ° . Fa 7 1,60 5.8 Länge des Kopfs bis in den Nacken , 11% Länge von der Nasenspitze bis an den vorderen Ohrrand . ‚ | REN, Höhe des Nasenblattes . e rm, Höhe des äufseren Ohres, auf der in- neren, dem Kopfe zugewandten Seite gemessen . : » gg, Länge des Schienbeins . , . 6. Länge des Fulses . ö . h Pa. Länge des Sporns . IRANEESS ’ 13, Der Schenkel tritt aus dem Pelze her- vor um beinahe . 5 . IR Länge des Daumens . . . . Salt, Die Schwanzflughaut spannt vom Lei- be aus . . e s Ä Eu Es ist für mich so gut als ausgemacht, dals Herr Professor Geoffroy Figur B. die hier von mir beschriebene Fiedermaus abbildete, auch sind alle seine Abbildungen von diesen Thieren sehr schön und vollkommen, dennoch aber zeigt die genamnte Kupferplatte einige Züge, welche das von mir beschriebene Thier von derselben unterscheiden, und hierlıin gehört besonders die Zunge, welche sich an meinem Exemplare — 217 — mehr in die Länge ziehen liels und mit Wider- häkchen versehen war, ferner die grölsere Kür- ze der Schenkel, die geringere Behaarung der Beine und Flughaut; es sind indessen diese klei- nen Characterzüge'nicht bedeutend genug, bei- de Thiere zu‘trennen, da sie vielleicht die Schuld des Zeichners oder daher entstanden sind, dals man nach einem ausgestopften Exem- plar arbeitete, welshalb ich denn auch kein Be- denken trage, diel,Verdienste eines so ausge- zeichneten und thätigen: Zoologen anzuerken- nen. Herr Delalande‘ Fledermaus bei Rio de Jan ro; ich entdeckte sie in alten Gebäuden der Gegend von Porto Seguro, sie scheint delshalb überall an der Ost- küste verbreitet zu seyn, Ihre, Stimme ist zi- schend, und sie giebt einen sülslichen Moschus- Jüngere fand diese geruch von sich, Im Magen fand ich Ueberre- ste von Insecten. GB; N:ole,2.i.l%.0 3; Geofle. Der Kantenlefzer. Dieses nur in Süd- America vorkommende Geschlecht ist bekannt und scheint in Brasilien ziemlich allgemein verbreitet; dennoch habe ich diese Fledermäuse nur selten, und die er- stere Art nur einmal erhalten, die letztere aber in der Gegend der Küste, welche etwa unter — 218 — dem 16ten Grade südlicher Breite gelegen ist, häufig gesehen. — Unter den Characteren die- ses Geschlechts muls angemerkt werden: Obere Schneidezähne zwei bis vier. — Alle von mir gesehenen Thiere dieser Art hatten nur zwei Schneidezähne im Oberkiefer, da hingegen an- dere Beobachter vier anmerkten, es scheint da- her, dals im spätern Alter des Thiers nur zwei Schneidezähne bleiben, worauf Rücksicht ge- nommen werden muls, Ich werde einige recht vollkommene Thie-. re nach dem Leben beschreiben, — 1. N. dorsatus, Geoffr, Der sestreifttie: Kantenlefiziez K.: Pelz graubraun, längs des Rückens hinab läuft ein gelblichwei/ser Längsstreif, welcher zwischen den Schultern entspringt und am Schwanze endet. Noctilio vittatus, Schinz Thierreich u. s,. w. B. IL, pag. 870. Abbildungen zur Naturgeschichte Brasilien’s, Beschreibung: Der Kopf ist dick, kurz, mit völlig abgestumpfter Doggenschnauze; die Na- senkuppe steht beinahe eine Linie lang, frei über die Lippen hinaus. — Das Auge ist klein und steht nahe vor dem Ohr; letzteres ist schmal eiförmig, mit stark zugespitztem ver- nn — 219 — schmälertem Ende, auch hat das ganze Ohr be- ständig eine starke Neigung nach vorn. — Der Ohrdeckel ist klein, länglich schmal, aber an beiden Seiten etwas gefranzt; der. hintere Ohr- rand zieht sich unter der Ohröffnung herum, bildet gerade darunter eine halbcirkelförmige übergerollte Hautfalte, und sendet nun nach dem Mundwinkel in gerader Richtung vorwärts eine erhabene Hautfalte; das Ohr ist übrigens von innen und aulsen nackt, und nur mit ein Paar diinnen Haarstreifchen bezeichnet. — Die Nasenkuppe ist doggenartig gespalten, und, wie schon gesagt, beinahe eine Linie weit frei vor die Schnauze vortretend ; die beiden Nasenlö- cher sind rundlich, nach vorne gestellt und mit, einem erhöhten Rande versehen; die Oberlip- pe hängt wie an den Doggen auf jeder Seite über den Mund herab; von der Nasenkuppe läuft die Haut in zwei Falten, wie an einer Ha- senscharte, nach dem Munde herab; dis Unter- lippe springt über die herabhängende Oberlippe mit ihrem Rande vor, und hat an ihrer Spitze in der Mitte mehrere kleine halbkreisförmige Hautfalten; an ihrer Unterseite steht aulserdem ein Hufeisen, und hinter diesem ein isolirtes Knöpfchen, — Gebi/s: Schn. 3; Eckz. =; Backenz. &#, Im Oberkiefer befinden sich zwei kegelförmige spitzige Schneidezähne, aber im Unterkiefer ist kaum Platz für die beiden kleinen Schneidezäh- ne mit gespaltener Krone, — Eckzähne colos- sal, im Oberkiefer von den Schneidezähnen durch einen Raum getrennt, — Backenzähne in jedem Kiefer auf jeder Seite vier, der erste hat eine starke Kegelspitze, die zwei darauf folgen- den haben vier starke Spitzen, welche auf den zickzackförmig aus- und einspringenden Win- keln des Zahnes stehen; der letzte Zahn ist et- was kleiner und scheinbar mit drei Spitzen ver- sehen. — Im Unterkiefer befinden sich ebenfalls vier Backenzähne, etwa eben so gebildet; der erste ist ein Kegel- oder ein Spitzzahn, die übrigen haben vier Spitzen und mehrere Gru- ben auf der Oberfläche. — Alle diese Backen- zähne beider Kiefer haben an ihren Seiten zwi- schen den Kegelspitzen so tiefe Einschnitte, dals sie von oben betrachtet beinahe zwei aneinan- der gelehnte Dreiecke bilden, auf deren aus- springenden Winkeln die Spitzen in die Höhe treten. — Der Rachen ist am Gaumen mit erhöhten Queerleisten versehen, wie an den meisten der früher von mir erwähnten Flederthiere, Die —_— 21 — Zunge ist länglich - walzenförmig, fleischig und glatte Die Glieder des Thiers sind stark, die Arme lang, die Flughaut etwas schmal; der Daumen ist dick und kurz, der Zeigefinger ohne Gelenk, der zweite Finger hat drei Glieder und einen langen zusammengedrückten Nagel, der dritte Finger hat drei, der vierte eben so viele Glieder. Die Hinterbeine sind stark, mit sehr starken Fülsen, und besonders mit sehr langem, an der Wurzel platt gedrück- tem Sporn, auch sind die Nägel sehr grols, ge- bogen und scharf, die mittleren ein wenig grö- fser als die übrigen. — Der Schwanz ist kurz, hat fünf Glieder und eine Spitze, die als ein kleines Knöpfchen aus der Schwanzflughaut her- austritt; diese letztere ist sehr grols und lang, ‚sie übertrifft ausgespannt den Schwanz um ei- nen Zoll zehn und eine halbe Linie an Län- ge. — Die Seitenflughaut ist fünf Linien hoch über dem Fulsgelenke an der vorderen Seite des Schienbeins befestiget. — Die Ruthe des männlichen Thieres ist län- ger und dünner als an den übrigen brasiliani- schen Fledermäusen, besonders nach der Spitze hin verdünnt; Testikel unter der Haut ver- borgen. — _— 22 — Bis zu den Augen sind die Lippen des Thiers ziemlich nackt und nur sehr fein be- haart; das Haar am ganzen Körper ist sehr kurz und fein mäuseartig; alle oberen Theile haben eine graubraune Farbe, aber zwischen den Schulterblättern entspringt ein schöner hell gelblichweilser Längsstreif, der an der Schwanz- wurzel endet; alle unteren Theile des Körpers sind schön sanft hell röthlich - gelb; — die Flug- häute haben so wie die Glieder eine röthlich- schwarzbraune Farbe, die Klauen sind weilslich- fleischroth. — Die Seitenflughaut tritt ganz besonders weit nackt in die Seiten des Thievs hinein, so wie überhaupt die Flughäute nir- gends Behaarung zeigen, ausgenommen an ih- rer Wurzel vor der Schulter, wo auch der Oberarm behaart ist; der Unterarm ist an sei- ner unteren Seite mehr behaart als an der oberen. Ausmessung eines männlichen Thieres: Ganze Länge \ N ü ie ANSBEIE. Ganze Breite . E . - 20% BIM, Länge des Körpers f n Rt Bra, Länge des Schwanzes s ; SEINE Höhe des äulseren Ohres . ‘ Bat, Länge von der Nasenspitze bis zu der Basis des vorderen Ohrrandes .. By — 223 — Länge des Schienbeins i ; 1 a2, Länge des Fulses , } ; RE, Länge des Sporns . ; ELF, Länge, um welche die Schwanzflug- haut über die Schwanzspitze hin- austritt L ; R 44: DEM, Länge der Fulsnägel in gerader Linie gemessen, beinahe 3 i ’ zn, Ich erhielt diese schöne Fledermaus nur einmal zu Villa Vicoza am Peruhype, wo sie sich bei kühler Witterung in die Gebäude ver- kriecht, und daselbst alsdann zuweilen in Men- ge zusammengeballt gefunden wird. Sie hat einen unangenehm honigartig sülslichen Ge- ruch. — Im Magen fand ich Ueberreste von Insecten, 2 2. N. unicolor, Geofir. Der air n:otihe “Kran ten le :f zies: K.: Pelz an den oberen Theilen einfärbig rostroth, an den unteren hell röthlichgelb. Vespertilio leporinus, Linn. Schreber, Tab. LX, Schinz Thierreich u. s, w. B. I. p. 160. Die bier von mir unter einer besondern Nummer aufgeführte Fledermaus ist ohne Zwei- fel die gewöhnliche Art dieses Geschlechts, wie — 224 — sie in den naturhistorischen Werken meistens oberflächlich beschrieben und noch weit schlech- ter abgebildet wird. — Sie kommt in allen Theilen ihres Körpers, die Färbung ausgenom- men, mit No, 1. überein, aus dieser Ursache habe ich sie mit einem Fragezeichen versehen. Es ist zu vermuthen, dals sie nur Altersverschie- denheit ist, ich habe übrigens Noctilio dorsa- zus nur in Gebäuden, unicolor blols im Freien, in den Wäldern an Flulsufern gefunden. — Man wird sie einstweilen als verschiedene Spe- cies aufstellen und die eine mit einem Frage- zeichen versehen. — Die rothe Hasenscharte hat ım Oberkiefer zwei Vorderzähne, welche von den Eckzähnen getrennt in der Mitte nahe zusammen stehen, etwas gekrümmt gegen einander geneigt; im Unterkiefer befinden sich zwei kleine kurze Schneidezähne zwischen die Eckzähne hinein gekeilt, sie haben eine eingekerbte oder etwas gespaltene Krone; Eckzähne kegelförmig und stark, unmittelbar an sie angeschlossen folgen die Backenzähne, im ÖOber- und Unterkiefer vier; sie sind eben so gebildet wie an der vor- hergehenden Art, bestehen aus zwei neben ein- ander gestellten Winkeln oder Dreiecken, wel- che auf ihren ausspringenden Kanten Kegel- —_— 223 — spitzen, und dazwischen tiefe Gruben tragen; der erste Backenzahn ist eine Kegelspitze, — Alle oberen Theile des Thiers haben eine hell rostrothe Farbe, der Rückenstreif fehlt; die unteren Theile sind hell rostgelblich, oder hell röthlichgelb, aber nicht so blals als an No. 1., übrigens habe ich zwischen beiden Thie- ren keine Verschiedenheiten auffinden können. Der Schädel der beiden hier erwähnten Noctzi- lionen ist breit, kurz und stark, mit einer star- ken, hohen crista longitudinalis versehen. Die rostrothe ungestreifte Hasenscharte oder Kantenlefzer habe ich am Flusse Belmonte sehr häufig beobachtet. Sie flog daselbst sehr zahlreich an den Flulsufern umher, sobald die Abenddämmerung, eintrat, und sie waren als- dann so häufig als die Schwalben bei uns an recht schönen Sommerabenden. — Sie fliegen sehr schnell und niedrig über dem Wasser hin und her, wo wir sie. mit Vogeldunst erleg- ten. — Am Tage verbergen sich diese Thie- re in hohlen Bäumen, belaubten Baumkro- nen und Felsen, auch an steilen Stellen der Flufsufer, ich habe aber diese rostrothe Art nicht aus den Gebäuden erhalten, wie ich wei- tier oben schon anmerkte. IK Band. _ 15 — 26 — Ihre Stimme ist ein Zischen. — Ich habe sehr grolse Individuen unter ihnen bemerkt, deren Bauch ebenfalls sehr in’s Rostrothe fiel *). Herr Dr. v. Spix beschreibt zwei Noctilionen, welche neu scheinen; die eine (Noctilio alb:- ventris, Sp.) gleicht in vieler Hinsicht dem dor- satus, die andere (Noctilio rufus, Sp.) scheint verschieden von dem unicolor des Geoffroy, welches aus der Vergleichung der Maalse er- hell. — G, 9a. Dysopes, Ilig. Hands m iu \L Ich nehme hier dieses Geschlecht wie Il- liger, der nicht, wie Desmarest, auf die Einker- bung der Schneidezähne Rücksicht nahm; denn die einzige für dieses Geschlecht von mir aus Brasilien zu beschreibende Fledermaus zeigt keine Einkerbung an ihren oberen Schneide- zähnen, — Es ist übrigens bekannt, dals diese Fledermäuse (Molossus Geoffr.) in Nord- und Süd- America vorkommen, und neueren Beob- achtungen zufolge auch in Indien leben. — *) Geoffroy’s Noctilio albiventris ist vielleicht ein junges Thier? RSUTDiN per voruie 5 DTSt’s T. Var 6 Mike mio H.: Ohren gro/s und sehr breit, in zwei Taschen getheilt ; Nase gespalten; Schwanz stark; Pelz oben dunkel röthlich- graubraun, an den unteren Theilen blässer röthlich graubraun. Abbildungen zur Naturgeschichte Brasilien’s., Schinz Thierreich u, s. w. p. 30. Beschreibung: Der Kopf ist dick und grols, der Oberkiefer verlängert und mit vortretender, doggenartig gespaltener Nasenkuppe; die Nasen- .löcher stehen’ auf der abgestumpften Vorderflä- che und sind, wie bei den Schweinen, mit einem Rande umgeben, welcher oben zwischen beiden eingekerbt oder gespalten ist; der Unterkiefer ist breit, abgestumpft, kürzer als der obere; ‘die Lippen haben einen etwas verdickten, und besonders die obere einen doggenartig herab- hängenden Rand; das Auge ist klein und schweinartig, es steht nahe über dem Mund- winkel. Die Ohren sind colossal und höchst merkwürdig gebildet, sie scheinen doppelt, d. h., sie werden in der Mitte durch einen sehr dicken hohen Längsknorpel in zwei Höhlungen oder tiefe Taschen geiheilt, wovon die vorde- re inwendig fein und lang, von aulsen aber wie der Körper behaart ist; die hintere hingegen 15 * — 223 — ist an ihrer inneren Seite nur längs des Schei- deknorpels mit einem Streifen von Haaren ver- sehen, und von aulsen nackt; die Basis des Oh- res ist so breit als die ganze Länge des Kopfs, sie fängt am Hinterhaupte an und endiget et- wa drei Linien weit von der Nasenspitze, wo sich beide Ohren vereinigen; ihr Rand ist glatt, ausgedehnt etwa einen Zoll und zwei Linien hoch über dem Kopfe erhaben, beinahe halb- cirkelförmig, mit einem seichten Ausschnitte ar seinem oberen Theile, die hintere Ohrtasche ist von innen mit Queerfalten bezeichnet. Der Ohrdeckel (Tragus) ist doppelt, ein grölserer Hautansatz liegt gleich hinter dem Mundwin- kel und ist länglich breit, dabei nach oben sanft abgerundet, ein kleinerer steht der Gehöröff- nung näher, ist sehr kurz, schmal, und oben ein wenig abgestumpft. — Diese weiten gro- [sen Ohren zieht das Thier am Tage, wie eine Mütze, über die Augen herab. — Der Rachen ist grols und breit. — ‘Die Zunge ist fleischig, dabei länglich-rund oder walzenförmig. — Gebifs: Schn. 33: Eckz. =; Backenz. 3. An dem einzigen von mir gesehenen Individuo waren die Zähne zum Theil sehr beschädi- get, — Von den Vorderzähnen befand sich im ’ _— 229 — Oberkiefer nur noch einer (es sind ihrer unbe- zweifelt zwei gewesen), hakenförmig gekrümmt; untere Vorderzähne fehlten. — Eckzähne im Oberkiefer lang, gekrümmt, zugespitzt, mit breiter Basis; im Unterkiefer stehen zwei auf eben diese Art gebildete;5 Backenzähne zerbro- chen, sie zeigten aber noch viele scharfe Spi- tzen, wovon die äulseren länger sind, als die inneren. Der Körper dieser grolsen schönen Fleder- maus ist dick und stark; an der Brust bemerkt man eine grolse nackte Drüse, aus welcher ei- ne Feuchtigkeit schwitzt, — Der Schwanz ist lang, nackt, und etwa bis zu seiner Mitte in die Flughaut eingeschlossen. — Die Flughaut ist lang und schmal, die Arme stark, aber die Fin- ger nur mälsig lang; der Daumen ist stark, aber nicht besonders lang, und mit einem kur- zen gebogenen Krallennagel versehen, der Zei- gefinger ist ohne Gelenke, der zweite Finger hat vier Glieder, der dritte hat drei, der vierte drei und seinen Nagel. — Die Hinterbeine sind stark, mälsig lang, die Seitenflughaut ist etwa in dem Fulsgelenke befestiget; der Fuls ist kurz, mit fünf etwa gleichen Zehen und kurzen gebogenen Krallennägeln versehen. — Der Sporn ist etwa einen Zoll lang; von seiner —- 230 — Spitze zieht sich die Flughaut nach der Mitte des Schwanzes hin, dessen Spitzenhälfte frei und so wie der ganze Schwanz unbehaart, rund und glatt ist, Das Gesicht ist dünn behaart, beina- he nackt; Rand der Oberlippe behaart, auch findet sich ein dichter Busch längerer Haare über der Nasenkuppe vor der Vereinigung der beiden Ohren; Unterkiefer sehr dünn mit. ein- zelnen Härchen bedeckt; Rand der Unterlippe mit kurzen weilslichen Härchen besetzt; Haar des ganzen Körpers sehr dicht, sanft und mäu- seartig, an den oberen Theilen dunkel röthlich- graubraun, an den unteren blässer röthlich grau- braun; Gesicht graubraun, aber Ohren, Flug- haut, Schwanz, so wie alle nackten häutigen Theile zeigen eine schwärzlich-braune Farbe; der Unterkiefer ist blässer, blals fleischbraun ge- färbt; um die Brustdrüse herum befindet sich eine etwas nackte Stelle. — Die Arme sind nur am Leibe behaart, die Flughaut aber zeigt in den Seiten des Körpers ungefähr sechs Li- nien weit von demselben eine dichte Behaarung, auch ist der Winkel derselben vor dem Ellen- bogen, so wie die den Arm an der unteren Sei- te bis zu jenem berührende Haut etwas be- haart; die beiden äulseren Zehen an jedem Fu- Ilse sind nach aulsen mit dichten, kurzen, bor- — 231 — stigen, weilslichen Haaren besetzt, das Nagel- glied einer jeden der fünf Zehen hat aber au- fserdem einige glänzende lange Haare, welche bogenförmig weit über den Nagel hinausrei- chen. — Ausmessung dieser Fledermaus: Ganze Länge . : . . 6 12. Länge des Körpers . . A aa, Länge des Schwanzes ‚ : 210, Ganze Breite des ausgespannten Thieres 21 1'", Ohr über dem Kopfe erhaben etwa en Länge des Fulses . . : h 3, Länge des Sporns etwa . . Ki Länge des Daumens . . E LES N, Ich erhielt diese schöne merkwürdige Fle- dermaus nur einmal zu /illa de S. Salvador dos Campos dos Goaytacases am Parahyba. — Sie wurde im Monat September in einem Ge- bäude gefangen und ist uns nachher nie wie- der vorgekommen. — In ihrem Magen fan- den sich Ueberreste von Insecten, am u. 0 2 8m 0,0 u: 85 "Bum dei 2-ah n. Gebifs: Schneidezähne im Oberkiefer zwei; grols, kegelförmig, gekrümmt, zusammen- gedrückt, zugespitzt, mit sehr breiter Ba- sis. — Schneidezähne im Unterkiefer vier, sämmtlich stark nach vorn strebend; Kro- ne tief gespalten, die beiden Theile wal- zenfürmig verlängert und am Ende etwas abgerundet, Eckzähne grols, kegelförmig zugespitzt; die unteren völlig gerade pyramidal auf- steigend. Backenzähne im Oberkiefer „„... Backenzähne im Unterkiefer auf jeder Sei- te drei; durch eine kleine Lücke von den Eckzähnen getrennt; der erste und zweite einspitzig, dabei rückwärts gekrümmt, und einer fest an den anderen angeschmiegt; der dritte hat zwei Spitzen. — Nase: mit verschiedenen behaarten Hautfalten bezeichnet, unter welchen drei wulstige etwas zugespitzte Erhöhungen sich aus- zeichnen. — Ohren mit einem Öhrdeckel (Tragus) verse- hen. — Zunge u Js. | Kopf: klein und sehr kurz; die Kürze seiner Kiefer ist auffallend, — Unterkiefer län- ger als der obere, Arme und Flughaut sehr stark; Daumen sehr grols und aus zwei Gliedern bestehend. Zeigefinger scheinbar zweigliederig. Sporn fehlt. Schwanz fehlt. Die Fledermaus, welche mich bewog, die- ses neue Genus aufzustellen und die in kein einziges der bekannten Geschlechter vollkom- men palst, hatte ich anfänglich zu den Kamm- nasen (Rhinolophus) gerechnet, halte es aber jetzt für schicklicher, sie von diesen zu tren- nen, da sie durch mehrere sehr abweichende Hauptzüge von ihnen unterschieden ist. — Sie trägt zwar erhöhte Hautschwielen von besonde- rer Bildung auf der Nase, allein ihre gleichsam in einen Bündel vereinigten Backenzähne, die Anzahl aller ihrer Zähne, das Vorhandenseyn eines Tragus u. s. w, scheiden sie hinläng- lich, — 27 HE SR IL 5 Der rothbraune Bündelzahn. B.: Körper ungeschwänzt, röthlich-braun; Daumen ausgezeichnet lang und stark, so lang als der Fu/s; der Sporn fehlt. — Abbildungen zur Naturgeschichte Brasilien’s. Rhinolophus ecaudatus, Schinz das Thierreich u. s. w. B, I. pag. 168. — 254, — Da ich diese Fledermaus nur einmal, und zwar schon ausgestopft erhielt, so war es un- möglich, alle ihre Ausmessungen richtig zu nehmen, ich habe indessen die Charactere, welche noch unverändert waren, gewissenhaft zusammengestellt. Der Kopf ist klein, kurz und abgestumpft, der Unterkiefer länger als der obere, und die vordere Spitze des ersteren zeigt einen dreiek- kigen, von Haaren entblölsten Fleck an der Unterlippe; Ohren mittelmälsig grols, etwas mehr länglich als rund, daher beinahe eiförmig; der Ohrdeckel (Tragus) ist schmal, zwei und eine halbe Linie lang, zugespitzt, an seiner Spi- tze ein wenig auswärts gekrümmt, wodurch auf seiner hinteren oder äulseren Seite unter der Spitze ein starker Ausschnitt entsteht, wel- cher derselben eine etwas sichelförmige Gestalt giebt; unter derselben befinden sich an demsel- ben Ohrdeckelrande einige kleine Zähnchen; die beiden schief gegen einander gestellten Na- 'senlöcher sind mit einem erhöhten Hautrande umgeben, der über einem jeden derselben sich in eine kleine Spitze erhebt; hinter diesen bei- den zugespitzten Hautfalten, und zwar gerade hinter der sie trennenden Vertiefung, erhebt sich ein behaarter zugespitzter Wulst, und rings — 239 — um ein erhöhter Rand, wodurch diese ganze Nasenbildung ein originelles Ansehen erhält, und sich an die Kammnasen (Rhinolophus) an- schlielst. Gebifs: Schn. 2; Eckz. 2; Backenz, 2. Im Oberkiefer stehen zwei Schneidezähne, sie sind grols, kegelförmig, gekrümmt, zusammen- gedrückt, zugespitzt und an ihrer Basis sehr breit; im Unterkiefer befinden sich vier Schnei- dezähne, sie streben sämmtlich stark nach vorn, und die Krone eines jeden derselben ist tief ge- spalten, beide Theile derselben walzenförmig verlängert und an ihrer Spitze etwas abgerun- det — Eckzähne grols, zugespitzt, kegelförmig, die unteren völlig gerade pyramidenartig auf- steigend. — Backenzähne im Oberkiefer zufällig zer- stört. — Im Unterkiefer auf jeder Seite drei, durch eine kleine Lücke von den Eckzähnen getrennt; sie sind sonderbar gebildet; der erste und zwei- te sind einspitzig, aber rückwärts gekrümmt und einer fest an den andern angeschmiegt; der dritte hat zwei Spitzen. — Die Arme und die Flughaut dieses Thiers sind sehr stark, so wie die ganze Hand; der in. RER aim Daumen ist ausgezeichnet grols und stark, er milst beinahe sieben Linien in der Länge, hat zwei starke Glieder und einen mälsig grolsen, gekrümmten, zusammengedrückten Nagel; der Zeigefinger scheint zwei Glieder zu haben, der zweite Finger vier, der dritte und der vierte je- der drei. — Der Schenkel milst etwa neun Linien in der Länge; das Schienbein ist ein we- nig länger; der Sporn scheint gänzlich zu feh- len; der Fuls, welcher so lang ist als der Dau- men, hat fünf starke gleich lange Zehen, mit starken, zusammengedrückten, gekrümmten Krallennägeln; der Schwanz fehlt; die Schwanz- flughaut ist sieben und eine halbe Linie hoch über dem Fulsgelenke an der hintern Seite des Schienbeins befestiget, läuft mit einem Saume an demselben hinauf, und ist in einer Ausdeh- nung von drei Linien an dem Körper als Saum hinüber nach dem anderen Schienbeine ge- spannt, — Die grolse Seitenflughaut schlielst sich drei Linien hoch von dem Fulsgelenke an das Schienbein an; sie ist in der Nähe des Kör- pers auf ihrer oberen Seite überall stark roth- braun behaart, eben so die Schwanzflughaut; die untere Seite dieser beiden Theile ist eben so behaart, aber die Haare haben die blässer gelbliche Farbe der unteren Körpertheile. — = U Haar des Körpers lang, schlicht, sanft, mälsig dicht, an der Wurzel hellgelb, an den Spitzen rothbraun, oder röthlich-zimmtbraun, wodurch das Thier im Allgemeinen ein roströthliches An- sehen erhält; die unteren Theile sind blässer, bräunlich-schwefelgelb mit einem Goldglanze, besonders an Hals, Fülsen, Daumen und Zehen der Hinterfülse;_ von. eben dieser Farbenver- theilung ist die Behaarung der übrigens schwarz- braunen Flughaut; Arme, Schenkel, Schienbei- ne und Fülse, so wie der Winkel der Flughaut vor dem Ellenbogen, welcher von der Schulter zu dem Daumen ausgespannt wird, sind durch- aus stark behaart, und zwar glänzend röthlich- braun; selbst die Ohren, das Gesicht und die Nasenfalten sind auf diese Art, obgleich nur dünn behaart, — Die Behaarung des Oberarms an der unteren oder inneren Seite ist etwas wollig, der Vorderarm aber nur wenig behaart; die Nägel an den Zehen der Hinterfülse haben eine gelbliche Hornfarbe, und rothbraune Spi- zen, Ausmessungen der unveränderten Theile: Ganze Länge bis zu dem Ende der Schwanzflughaut eiwa . . 34 OU, —_ 2585 — Höhe des Ohrs (auf seiner hinteren, dem Scheitel zugewandten Seite gemessen) etwas über . , u aim, Länge des Ohrdeckels . - £ ALLE Länge des Daumens beinahe . ‘ 7 Länge des Schenkels etwa . . PETE ag Länge des Schienbeins beinahe ü DHt, Eänge des Fulsesb „noila. iu or al Ganze Breite des Thiers etwa . 15" Der Schädel war leider zerbrochen, doch zeigte er noch eine merkwürdige Kürze, da in dem Unterkiefer nur für die drei genannten Backenzähne Raum war. — Diese merkwürdige, bisjetzt unbekannte Fledermaus ward in den alten Gebäuden der Fazenda von Muribeca am Flusse Itabapuana gefunden; ich erhielt nur ein einziges Exem- plar, welches meine Leute präparirt hatten, während ich abwesend war. — Lebensart und Nahrung dürften wohl von der der übrigen Fledermäuse nicht bedeutend verschieden seyn. — | — 239 — G’1:.'Dieliödur us. Be hen Brei’ win. z. Gebi/fs: Schneidezähne im Oberkiefer wahr- scheinlich zwei *); im Unterkiefer sechs, auf jeder Seite unmittelbar an den Eckzahın gereihet drei, in der Mitte befindet sich eine Lücke; sie sind klein, mit breiter, dreimal eingekerbter Schneide — Eckzähne im Oberkiefer zwei, kegelför- mis **), vorwärts gerichtet, etwas zusam- mengedrückt, sanft gekrümmt, an ihrer hinteren Seite mit einer zweiten kleineren Nebenspitze. — Im Unterkiefer sind sie senkrecht gestellt, gerade, an ihrer vorde- ren Basis mit einer erhabenen Leiste. Backenzähne im Oberkiefer auf jeder Sei- te fünf; unmittelbar hinter dem Eckzahne ein kleines Lückenzähnchen, dann folgt eine starke Lücke, und nun vier grolse Mahlzähne mit langen starken Zackenspi- tzen; der vordere ist lang und kegelförmig, *) Wegen des ausgebrochenen Intermaxillarknochens nicht genau zu bestimmen, nur ein kleiner Zahn war noch vor- handen, der seiner Stellung wegen auf zwei Vorderzähne schlielsen liels. **) In der Isis ist aus Mifsverständnils statt kegelförmig — nagelförmig gesetzt. — 240 — etwas gekrümmt und mit scharfer, einfa- cher Spitze, daher beinahe einem Eckzahn ähnlich; er hat einige kleine Nebenerhö- hungen und ist von dem Eckzahne durch einen leeren Kaum getrennt. Im Unter- kiefer fünf Backenzähne auf jeder Seite; die beiden vorderen mit einer einfachen kegelförmigen Spitze, und einigen kleinen Nebenhöckern. — Kopf: Unterkiefer länger als der obere; letzte- rer am Schädel vor und zwischen den bei- den Augenhöhlen durch eine grolse ellip- tische Vertiefung ausgezeichnet, welche die Gesichtsknochen zu beiden Seiten vor die orbita heraustreibt. — Stirn- und Schei- telknochen sind mit blasenartigen Erhö- hungen aufgetrieben, Zunge: fleischig, ganzrandig, kürzer als der Unterkiefer, am grölsten Theile ihrer Un- terfläche befestiget. — Schwanz: anstatt eines äufseren Schwanzes laufen die Schwanzknochen mit mehreren Gelenken in zwei äulserlich an der Haut des Körpers befestigte Hornstücke aus, welche ein aus zwei Klappen oder Kapseln zusammengesetztes Organ bilden. — Die obere Klappe ist halbmondförmig, horn- — 4 — artig, scheibenförmig, mit etwas wulstig verdickiem Rande, dabei eine hohle Kap- sel; die untere ist kleiner, etwas dreiek- ' kig, zugespitzt, gegen die obere horizon- tal angelegt, ebenfalls von der Haut ge- bildet, hohl; diese- beiden Hornstücke stehen mit ihrer grölseren Fläche horizon- tal, lassen sich gegen oder aneinander be- wegen, und von einander entfernen, und sind durch eine besondere feine Haut an, ihrer Basis verschlossen oder von dem Körper getrennt. Der Schwanzknochen tritt in die obere Kapsel. Flughaut: wie an den übrigen Fledermäusen ; ihr hinterer Rand zwischen den Hinterbei- nen ist unter der Schwanzklappe hindurch gespannt, — Diese sonderbare Bildung scheint geeignet, ein besonderes Geschlecht unter den Fleder- mäusen zu bilden. — Das einzige Exemplar dieser Art, welches ich sah und besitze, ver- danke ich dem Herrn Freyrei/s in Brasilien, dem es seine Jäger einbrachten, und von wel- chem ich dasselbe leider im ausgestopften Zu- stande erhielt. — Die nachfolgenden Zeilen werden eine genauere Beschreibung des Klap- penschwanzes enthalten, — II, Band, 16 — 242 — Von der Lebensart dieser Fledermäuse wis- sen wir nichts, doch dürfte sie wohl wenig von der der übrigen Flederthiere verschieden seyn. — Bei genauerer Durchsuchung von Brasilien wird man vielleicht noch mehrere auf diese Art gebildete Thiere finden, und vielleicht haben auch unsere jetzt reisenden Naturfor- scher Gelegenheit gehabt, die Anatomie dieses merkwürdigen Wesens zu studiren. 9 ILL ui Bu Der weiflse Klappenschwanz. Kl: Ohr breit, über dem Auge entspringend; Haar des Körpers sehr dicht, lang, wei/slich gefärbt; Arme stark und lang; Schienbeine lang und schlank; Sporn lang. — Isis Jahrgang 1819. p. 1629. Schinz Thierreich u. s. w. B. I. pag. 170. Meine Reise nach Brasilien, B. II. p. 76. Abbildungen zur Naturgeschichte Brasilien’s. Beschreibung nach einem ausgestopften Exemplare: Diese Fledermaus hat im Allgemei- nen die Bildung unserer europäischen Arten; der Kopf ist ziemlich klein, der Körper mälsig breit, die Glieder ziemlich lang, dabei stark. — Der Unterkiefer ist länger als der obere, die Nasenkuppe scheint durch eine senkrechte Fur- che ein wenig gespalten; die Augen scheinen —_— 2453 — nicht besonders klein; über ihnen entspringt das Ohr mit breiter Basis; sein oberer Theil war an dem Exemplare beschädiget, doch ist das äufsere Ohr nicht besonders hoch; der Ohrdek- kel ist breit und abgestumpft; die Arme sind stark und lang, die Flughaut ziemlich schmal; der Daumen ist mälsig lang, mit einem kurzen Nagel versehen, und liegt bis an die Wurzel des letzteren in einem vor dem Handgelenke und dem Zeigefinger hin ausgedehnten Streif der Flughaut. — Der Zeigefinger ist stark, lang, aber nur aus einem Gliede bestehend, seine Haut ist an dem zweiten Gelenke des zweiten Fingers befestiget, welcher drei Glieder, und einen schmalen, beinahe drei Linien langen Na- gel hat; der dritte und vierte Finger haben ein jeder drei (selenke. — Die Vorderarmröh- re ist stark gebogen; der Schenkel ist kurz und grölstentheils im Pelz verborgen; das Schienbein ist lang und schlank, der Fuls et- wa halb so lang als der Sporn, mit fünf glei- chen, sehr zierlichen Zehen und starken Kral- lennägeln; die Schwanzflughaut ist von den En- den der beiden Sporne in einem Bogen hinüber gespannt, dabei nur nahe am Körper behaart; die Seitenflughaut ist im Fulsgelenke befesti- get, — 16 * Das merkwürdigste Glied des Thieres ist sein Schwanz; verfolgte ich die letzten noch in der Haut befindlichen Schwanzwirbel, so fand ich sie deutlich in die obere, vorhin er- wähnte Hornkapsel endend; diese ist ein am Eiinde des Körpers zwischen den Hinterschen. keln unmittelbar an der Schwanzflughaut sitzen- der, beinahe halbmond- oder etwa bohnenför- miger, hohler Hornkörper, ein Ueberzug des letzten Schwanzwirbels, mit an seinem vorde- ren oder äulseren Theile etwas wulstig aufge- triebenem, abgerundetem, und in der Mitte et- was ausgeschweiftem Rande, auf seiner Ober- und Unterfläche ein wenig ausgehöhlt oder ein- gedrückt; unter diesem oberen Hornstücke be- findet sich sogleich eine kleinere, dreieckige, ebenfalls hohle, aber etwas zugespitzte Horn- kapsel, die gegen die obere angelegt und von ihr abbewegt werden kann, zwischen welchen ich aber keine Oeffnung habe finden können,‘ auch den Nutzen und die Bestimmung, dieses sonderbaren Organes auf keine Weise zu erra- then wage, — Beide Theile dieser sonderba- ren Klappe sind hohl und durch eine besonde- re zarte Haut geschlossen und vom Leibe ge- trennt). — — 2145 — Der ganze Körper dieses Thieres ist mit ei- nem zarten, sehr dichten, langen, etwas zotiigen, weilslichen Haare bedeckt, welches auf dem Oberrücken vier Linien in der Länge milst, — Die Behaarung fängt an der Nasenspitze anz die Seiten des Kopfs von der Nase bis zu dem Au- ge, der Lippenrand und das innere Olır sind unbehaart und bräunlich gefärbt; das äulsere Ohr scheint grolsentheils, wenigstens an seiner Basis, behaart; die Flughäute sind nackt, mit Ausnahme eines weilsbehaarten- Streifs längs der unteren Seite des Vorderarms hin bis zwi- schen den dritten und vierten Finger, des obe- ren Hautwinkels vor dem Ellenbogengelenk, eines Theils der Flughaut in den Seiten des Körpers und der Schwanzflughaut zu den Sei- ten der Schwanzklappe; die. weilsen Haare des Körpers treten zu beiden Seiten der Schwanz- klappe in zwei langen Büscheln etwas über die Schwanzflughaut herab. Flughäute hellbräun- lich gefärbt, die Schwanzklappen schwärzlich- braun, wie die Fülse und die Nägel. — Ausmessung: Ganze Länge etwa . ; 2:04 Ganze Breite etwa zwischen 13 u, 14" Länge des Kopfs _. . , ’ 104, — 246 — Höhe des äulseren Ohres etwa u Pe TR Breite der Ohrbasis . . . N, Länge der Vorderarmröhre . } ua, Länge des Daumens . s P h am, Länge des zweiten Fingers . ru Länge des dritten Fingers . . 21 14’. Länge des Schienbeins beinahe . au, Länge des Fulses ’ . ’ IT: 0 Länge des Sporns etwa . ; 92, Höhe der oberen Schwanzklappe etwa 5. Breite . : i ; i . Lsmak. Der Schädel dieser merkwürdigen Fleder- maus ist sonderbar gebildet. Seine Gesichts- knochen sind, wie weiter oben gesagt, an drei verschiedenen Stellen blasenartig aufgetrieben, und vor und über den beiden Augenhöhlen be- findet sich eine grolse elliptische Vertiefung, welche queer über die Nasenknochen hin liegt, und die Gesichtsknochen zu beiden Seiten vor die Augenhöhle heraustreibt; an dem ausge- stopften Thiere waren alle die weichen, darin 'befindlich gewesenen Theile (vielleicht eine grolse Drüse ?) hinweggenommen, und die Haut zeigte an dieser Stelle eine grolse Dünne oder Transparenz. — Das Gebils ist bei den Kenn- zeichen des Geschlechtes schon Hinlänglich be- schrieben worden, man findet aber in dem An- — 21417 — hange zu diesem Genus noch eine umständli- chere Beschreibung des hier erwähnten Schä- dels, verbunden mit einer Vergleichung dessel- ben mit den Köpfen der Spitzmaus und des Maulwurfs. — Die Jäger des Herrn Freyrei/s fanden die- se Fledermaus zwischen den grolsen Wedeln der zahmen Cocospalmen (Cocos nucifera) bei Canavieras an der Mündung des Rio Pardo ' (siehe den 2ten Theil der Beschreibung meiner Reise nach Brasilien, pag. 76), wo sie sich am Tage verbirgt. Man fand nur ein einziges Exemplar, welches sich jetzt in meiner zoolo- gischen Sammlung befindet. Um Herrn Frey- reifs meine Erkenntlichkeit für die Mittheilung dieses interessanten Thieres zu beweisen, hatte ich dasselbe nach Ihm benannt, zugleich aber den Namen albus vorgeschlagen, welchen Herr Professor Oken in der Isis vorzog. — Ich wür- de der ersteren Benennung treu geblieben seyn, wenn nicht aus Versehen unter die von mir gegebene Abbildung dieser Fledermaus. die letz- tere gesetzt worden wäre, welche ich daher jetzt vorziehe und beibehalte, — Are nr Beschreibung des Schädels des Diclidurus von Herrn Professor Oken. Der Schädel dieser Fledermaus ist auf der rechten Seite und unten grölstentheils zerstört; alle Knochen sind verwachsen und so dünn, dals sie durchscheinen, — Die eigentliche Hirnschaale ist ziemlich oval; das Gesicht ist plötzlich .niedergedrückt und seitwärts ausge- dehnt. Das, was man für die Nasenbeine hal- ten muls, ist selbst schaalenförmig vertieft. Die Nasenlöcher liegen zwischen den Wurzeln der Eckzähne. Zähne sind oben jederseits sechs, ein Eck- zahn, dicht dahinter ein äulserst kleines Lük- kenzähnchen; dann folgt eine Lücke und dar- auf vier angeschlossene Backenzähne, wovon der vorderste der kleinste ist; dann folgt in der Grölse der hinterste; der vorletzte ist der . — 249 — grölste. — Schneidezähne fehlen *) ; doch lälst sich‘ dieses nicht mit voller Gewilsheit entschei- den, da die Knochen hier verletzt sind. — Indessen scheint das Gaumenbein ganz nach vorn zu laufen und die Kiefer ganz von einan- der zu trennen,, so .dals der Zwischenkiefer, wenn. irgend einer dagewesen, äulserst klein seyn. muls, und, nicht wohl Zähne fassen kann. Der Eckzahn ist der längste und hat hin- ten etwas über der Mitte eine kleine Neben- spitze, — Das Lückenzähnchen ist kaum wie. ein Stecknadelkopf, hat aber doch zwei Spitzen hin- ter einander. — | Was die Backenzähne betrifft, so muls zu- erst etwas vom Bau der Zähne überhaupt: vor- ausgeschickt werden. — Man kann annehmen, dals die Backenzäh- ne der fleischfressenden Thiere, welche alle mit Schmelz überzogen sind, einen vierseitigen *) Sie fehlten blol[s jetzt an dem Schädel; es ist aber weiter oben (pag. 239) gesagt, wie es sich anfänglich mit diesen Zähnen verhielt. Herr Professor Oken hat meiner in der Isis gegebenen Notiz von diesem Thiere nicht erwähnt, sondern redet blofs von dem gegenwärtigen Zustande des Schädels, an welchem wirklich das einzige noch vorhan- dene Vorderzähnchen verloren gegangen ist. — 250 — Pfeiler vorstellen, der nach unten in mehrere Wurzeln ausläuft, Jede der vier Ecken erhebt sich über die Kaufläche in eine Spitze, so deut- lich bei'm Igel. Diese vier Spitzen sind aber mancher Veränderung unterworfen, Eine der gewöhnlichsten ist die, dals die zwei inneren sehr verkürzt werden und selbst bis unter die Kaufläche treten. Sie erscheinen dann nur als ein Absatz, der jedoch noch, in der Regel, durch eine Kerbe die ehemaligen zwei Spitzen an- zeigt. Dieser Bau der Backenzähne findet sich nun ausgezeichnet bei'm Maulwurf, bei der Spitz- maus und bei den Fledermäusen, und es ist daher kein Zweifel, dals diese Thiere in eine Zunft gehören. Bei der Spitzmaus ist der Ab- satz noch deutlich durch eine Kerbe in zwei Spitzen geschieden, bei dieser Fledermaus des- gleichen; bei'm Maulwurf aber ist die Kerbe gänzlich verschwunden, und der Absatz er- scheint nur einspitzig; die Fledermäuse stehen daher den Spitzmäusen näher als dem Maul- wurf. Die Backenzähne dieser Thiere haben noch das Eigenthümliche, dals die zwei grolsen, äu- [seren Spitzen auswendig schief abgeflächt sind, und in dieser Fläche eine Längsfurche haben, so dals die Spitzen wie durch eine Einfaltung — 231 — entstanden zu seyn scheinen und die Zähne un- ter den Spitzen eine Querleiste bekommen, Der erste Backenzahn nun unserer Fleder- maus ist etwas länger als die anderen und hat eigentlich nur die vordere Spitze behalten, in- dem die hintere, wie es häufig geschieht, sehr niedergedrückt ist. Der Absatz hat auch die Kerbe verloren, es ist also dieser Zahn noch ziemlich wie ein Lückenzahn gestaltet, und steht auch wohl in der Bedeutung derselben. Der 2te Backenzahn ist grölser und hat 2 äulsere eingefaltete Spitzen mit einem gro- fsen Absatz, der sehr schwach gekerbt ist. Der äöte Backenzahn ist etwas grölser, aber eben so gestaltet, Der 4te ist zwar eben so gestaltet, aber viel schmäler, stellt nur einen Querzahn vor mit einfachem Absatz. Die Zahnlinien sind ge- rade, convergiren aber nach vorn. Der Unterkiefer ist viel schmäler als der obere, so dals dessen Zähne zwischen den obe- ren wie in einem Falz liegen, Im Unterkiefer sind jederseits 9 Zähne, 3 Schneidezähne, 1 Eckzahn, 1 Lückenzahn und 4 Backenzähne, alle dicht angeschlossen; die Schneidezähne sind nur kleine Spitzen; der Eckzahn ist der längste, ohne Nebenspitze; der — 232 — Lückenzahn ist etwas grölser als der obere und ” nicht stumpf wie jener, sondern einspitzig. Der erste Backenzahn ist etwas länger als die folgenden, hat 2 Spitzen, wovon.aber die hintere sehr kurz; die 5 folgenden Backenzäh- ne sind sich ziemlich gleich, und haben je 4 Spitzen, wovon die zwei inneren um ein weni- ges kürzer sind. Sie sind übrigens nicht ein- gefaltet, und wenn hier überhaupt von einer Einfaltung geredet werden kann, so muls sie sich auf der inneren Seite befinden, der Um. kehrung der unteren Zähne gemäls, Das Ge- bils steht also so: Schnz. 2; Eckz, £; Lückenz, 2; Bak. Da der untere Eckzahn, welcher wirklich als solcher betrachtet werden muls, vor den oberen schlägt, so kann auch dieser für nichts anderes gehalten werden; gegen den Fall näm- lich, wenn man annehmen wollte, er stände im Zwischenkiefer, — y Die geringste Vergleichung der Gebisse der Fledermaus, der Spitzmaus und des Maulwurts macht es augenscheinlich, dafs diese 3 Thiere zusammen gehören, und dals die Fledermäuse keinesweges in die Nachbarschaft der Aften — 233 — kommen, können, wofern man nicht auch den Maulwurf dahin stellen will, — Maa/se des Schädels: Länge. Ä . . . . s 8, Höhe . ERBE OR I s At, Breite der Hirnschaale s 2 R zN, Breite des Gesichts . : : Be Abstand der beiden Eckzähne A 12, Abstand der beiden vorderen Backen- zähne . x 3 x i a Abstand der beiden hinteren Backen- 'zähne i : 4 } za, Länge der Zahnlinie von der Spitze des Eckzahnes an . . . a. Länge der Linie der Backenzähne Rh Länge des Unterkiefers h n 627, Höhe des Kronfortsatzes . A zn Höhe des Gelenkfortsatzes . 2r — 14. Höhe der Zahnlade . : . . au, Länge der Zahnlinie im Unterkiefer 43, Länge der Hirnschaale unten, von den * hinteren Nasenlöchern an . Ay — 254 — Erklärung der Abbildungen. Tab "EL Dir ii Dura Schädel in natürlicher Grölse: Fig. a. von oben mit dem Unterkiefer; Db. ohne denselben; c. von der Seite die Zähne nicht genau; d. von hinten; e. dasselbe von oben, vergrö- [sert, um die Vertiefung der Nasenbeine zu zeigen und den Abstand der Eckzähne; f. dasselbe, viel vergrölsert, von der Seite, zeigt das Gebils, oben voran der Eckzahn, * das Lückenzähnchen, dann die vier Bak- kenzähne. Unten die 5 Schneidezähne, der Eckzahn, der Lückenzahn, die 4 Backen- zähne.: Der untere Eckzahn schlägt vor den oberen, und es ist mithin dieser ein ächter Eckzahn, Obergebils, Kaufläche, zeigt auswendig zwei eingeschlagene Spitzen, inwendig den Ab- satz mit einer schwachen Kerbe. Der hin- terste Zahn ist schmäler, so zu sagen nur halb, indem die hintere Spitze fast verküm- mert ist. Untergebils, Kaufläche. Untergebils von innen, auswendig zwei gro- [se Spitzen, inwendig drei kleine. — 2155 — ‚ Dasselbe von innen und oben. Vorletzter Backenzahn oben, von der äulse- ren Seite, zeigt blols die drei kleinen Hök- ker der Randleiste, die zwei grolsen Spitzen sind weggelassen, . Derselbe Zahn mit den zwei grolsen Spitzen und der dreihöckerigen Randleiste, von der sie so aufsteigen, dals ihre Seitenkanten je auf einem der Höcker stehen, auf dem mittleren ihrer zwei, Diese Randhöcker entstehen eigentlich durch die Einfaltung der zwei grolsen Spitzen. . Derselbe Zahn, Kaufläche. Oben sieht man die drei Randhöcker, von ihnen aus gehen die zwei grolsen Spitzen nach innen. In- wendig zeigen sich die zwei Spitzen des Absatzes, die ebenfalls einwärts geschlagen sind, — . Derselbe Zahn des Unterkiefers von innen; zeigt die drei Randhöcker, welche hier, nach der regelmälsigen Vordrehung der un- teren Zähne inwendig stehen, die zwei gro- [sen Spitzen auswendig. Der Absatz, wel- cher auswendig stehen mülste, fehlt hier. Spitzmaus, zur Vergleichung. . Gebils, oben 8, unten 6 Zähne, dort, dem Scheine nach, 1 Nagezahn, 3 Lückenzähne, 4 Backenzähne, hier 1 Nagezahn, 2 Lücken- zähne und 3 Backenzähne. Da aber bei al- len verwandten Thieren unten 4 Backen- zähne sind und der erste einem Lückenzahn ziemlich gleich sieht; so muls auch hier der hintere Lückenzahn für den ersten Bak- kenzahn genommen werden. So wären oben 5, unten nur 1 Lückenzahn. Be- trachtet man aber dieses Gebils genau, so bemerkt man, dals der untere Nagezalhn die 3 vorderen Zähne oben deckt, und’sie mit- hin zu seinen Gegenzähnen hat, ' Es sind demnach die zwei vorderen Lückenzähne oben für Schneidezähne zu halten, und so hätte die Spitzmaus auch dann oben drei, wie der Maulwurf und die meisten Thiere. Es wird aber erst streng erwiesen werden können, wenn man weils, dals sie im Zwi- schenkiefer stecken. Bisjetzt war es uns nicht möglich, junge Spitzmäuse mit un- verwachsenen Schädelknochen aufzutreiben, Unsere Ansicht gewinnt aber auch dadurch an Gewicht, dals bei Scalops und Sorex moschatus wirklich 3 Schneidezähne oben vorhanden sind, Es ist demnach oben und unten nur ein Lückenzahn, und das Gebils steht so: Schn. 2; Lückenz, 1; Backenz. 4, — C, [2 8. — 257 — Nach dieser Ansicht dürften wohl Sorez, Mygale und vielleicht Scalops zu verei- nigen seyn. — Obergebils verkehrt, von innen gesehen; die 3 ersten Backenzähne zeigen 2 äulsere ein- gefaltete Spitzen, wie bei der Rledermaus, und einen inneren. Absatz ebenfalls: mit 2 kleinen Spitzen ‘oder einer Kerbe, Der hinterste Backenzahn ist nur halb, wie bei der Fledermaus. Obergebils, Kaufläche, auf eine andere Art dargestellt, um die Einfaltung besser zu zei- gen, Inwendig der Absatz mit der Kerbe, auswendig die Randleiste mit drei Höckern, wie bei der Fledermaus, Vorletzter Backenzahn oben, von aulsen ge- sehen, zeigt die zwei Spitzen und darunter die Kranzleiste mit den drei Höckern. Derselbe von innen; die zwei kurzen Spi- tzen gehören dem Absatz; die Spitze * der Kranzleiste. Derselbe, Vorderseite, nämlich stehend ge- dacht. ‘Die zwei Spitzen * gehören der Kranzleiste, die zwei kürzeren gegenüber dem Absatz. Derselbe Zahn von der Vorderseite und nur die vorderen, an den drittletzten Zahn sto- I Band, 17 —_— 23585 — [senden Spitzen gezeichnet. Die niederste Spitze ist der Absatz, die mittlere die ächte Zahnspitze, die äulsere der vordere Höcker der Randleiste. — Ebenso von der Fledermaus, Ebenso vom Maulwurf. Diese einzige An- sicht beweist allein, dals diese drei Thiere in eine Zunft gehören. Mann Gebils von der äufseren Seite. Oben 3 Schneidezähne, 1 Eckzahn, 3 Lückenzähne, 4 Backenzähne. Davon hat der erste die hintere Spitze fast ganz verkümmert; die zwei folgenden sind je zweispitzig und ha- ben die dreihöckerige Randleiste; der letzte ist halb, Unten scheinbar 4 Schneidezähne (jederseits), dann 1 Eckzahn, 2 Lückenzäh- ne und 4 Backenzähne. Da aber dieser Eckzahn hinter den oberen, ächten Eckzahn stölst; so ist er mir ein Schein-Eckzahn, und es mufs der hintere Schneidezahn als der ächte Eckzahn anerkannt werden. Es sind also hier auch nur 3 Schneidezähne, 1 kleiner Eckzahn, 5 grölsere Lückenzäh- ne und 4 Backenzähne. — Von diesen hat der vordere die Hinterspitze verkümmert, — 2359 — die.drei folgenden, wovon der hintere auch der kleinere ist, sind zweispitzig. Die klei- ne Spitze, welche, vor den zwei grölseren erscheint, gehört zur inneren Reihe. b. Dasselbe, von innen. Die 3 hinteren Bak- kenzähne oben zeigen die zwei Spitzen und den Absatz, welcher nur einspitzig ist ohne Kerbe. Dieselben’3'Zähne haben inwendig drei halbhohe Spitzen, wie bei der Fleder- und Spitzmaus, Diese Spitzen entsprechen den drei äulseren Höckern der Randleiste der Oberzähne. — c. Gebils, geschlossen, um zu zeigen, dals alle ‚unteren Zähne vor die gleichnamigen obe- ren schlagen, deutlich der erste Backenzahn von den vier, so wie die drei Lückenzäh- ne, Was man unteren Eckzahn nennt, liegt hinter. dem oberen, und ist es daher nicht. — Dagegen hilft er gesetzmälsig die Zahl drei füllen, wenn er als Lückenzahn betrachtet wird. Das kleine Schneidezähn- chen, welches vor den oberen Eckzahn schlägt, ist mithin der ächte Eckzahn, und es bleiben nur drei Schneidezähne, die re- gelmälsige Zahl, welche nur von einigen Beutelthieren übertroffen wird. 208 d, [2 E; — 2160 — Obergebils, Kaufläche, An den zwei gro- (sen Backenzähnen auswendig die dreihök- kerige Randleiste, dann die zwei einschla- genden Spitzen, inwendig der Absatz, ein- fach, ohne Kerbe, steht also der Fledermaus ferner als der Spitzmaus: der hintere Zahn fast halb. Dasselbe Gebils in einer anderen Manier, um die Einfaltung der zwei Zahnspitzen und die Einfachheit des Absatzes zu zeigen. Untergebils, Kaufläche, auswendig die zwei grolsen Spitzen, inwendig ‚die drei kleinen oder Randhöcker, Unterer Backenzahn, von innen, zeigt die drei kurzen inneren Spitzen oder Randhök- ker, und die zwei grolsen äulseren. Oberer Backenzahn von der Vorderseite, Ab- satz und die zwei Spitzen sich deckend. — Unterer Backenzahn von derselben Seite, zeigt deckend die drei inneren und die zwei äulseren Spitzen. Die Zahnformeln stehen also so: Fledermaus: 23 Sch. 2,7, L. 2, ee Spitzmaus: 35 Schn. Z,E.2,L. 28% Scalops: "2; Schn. 2, E. +, er — 261 — Bar Fiens. pleirr ti bie Eieder ta u si Das Geschlecht Yespertilio habe ich in den nachfolgenden Blättern genommen, wie es die meisten der neueren Schriftsteller aufge- stellt haben: mit vier Schneidezähnen im Ober- und sechs im Unterkiefer, mit vier, fünf bis sechs Backenzähnen auf jeder Seite eines je- den Kiefers, mit einem Ohre, das mit einem Ohrdeckel versehen ist, mit einer einfachen, weder mit Hautfortsätzen, noch mit Falten und Kämmen versehenen Nase, so wie mit glatten Lippen, welche nicht mit Papillen besetzt sind, Liebhaber der grolsen Menge neuer Ge- schlechier können leicht auch diese Familie noch trennen, z. B. wenn sie die Zahl der Bak- kenzähne gelten lassen; allein ich glaube, dals zu viele Geschlechter eher schaden als nützen, auch konnte ich von der gegebenen Eintheilung nicht füglich abgehen, da ich von einigen der von mir zu beschreibenden Arten die Zahl der Backenzähne nicht genau angeben kann. Der Verlust mehrerer Exemplare meiner zoologi- schen Sammlung hat mir bei einigen Arten die Gelegenheit benommen, die auf günstigere Au- genblicke verschobene Untersuchung dieses — 262 — Theils des Gebisses vornehmen zu können und es sind dadurch Lücken in meinen Beschreibun- gen entstanden, die ich nun nicht mehr auszu- füllen vermag; ich gebe indessen diese Be- schreibungen, wie ich sie bei dem ersten An- blicke des Thiers entwarf, — Das Geschlecht Yespertilio ist in Europa das herrschende, während in America die Blatt- nasen bei weitem die stärkste, und die eigent- lichen Fledermäuse, die am wenigsten zahlrei- che Familie ausmachen. — Die Lebensart der brasilianischen Thiere dieses Geschlechtes scheint mit der der euro- päischen Arten übereinzustimmen, auch sind sie gewils nicht Blutsauger, da man bei ihnen nie den Rand der Unterlippe und den Vorder- theil des Unterkiefers nackt und warzig findet; die Brasilianer behaupten übrigens von allen dortigen Flederthieren, dals sie diese Eigenheit besitzen. — 1... ca nıi na s Die Fledermaus mit der Hundsschnauze., Fl,: Oberkiefer verlängert und etwas aufgeworfen; Nasenkuppe etwas gespalten; Schwanz kurz und in der Flughaut endend; Ohr etwas kegelförmig; — 23163 — Ohrdeckel sehr kurz, an der Wurzel schmaler; Sporn stark und über 4 Zoll lang. — Schinz Thierreich u. s, w,, B. I. p. 179. Abbildungen zur Naturgeschichte Brasiliei’s. Beschreibung: Die Stirn dieser Fledermaus ist durch den dichten Pelz hoch erhaben; das Auge ist klein, glänzend, und steht nahe un- ter dem vorderen Rande des Ohres; Oberkiefer etwas aufgeworfen, gerade vorgestreckt, länger als der untere; der Mund ist breit, mit gegen den Mundwinkel hin aufgeschwollenen Lippen; die Nasenkuppe ist etwas gespalten, mit zwei kleinen runden Nasenlöchern, welche an ihrem erhabensten Theile nahe bei einander stehen; Unterlippe nur scheinbar ein wenig gespalten, mit zwei dickeren, dreieckigen, glatten Haut- fleckchen vorn an ihrer Spitze, welche einen Fettglanz zeigen; — Unterkiefer viel kürzer als der obere; das Ohr ist von seiner oberen Seite vom Kopf aus gemessen fünf und zwei Drittheil Linien hoch, ziemlich kegelförmig, oben ein wenig, aber nicht breit abgerundet, an seiner inneren Fläche mit erhabenen Quer- leisten bezeichnet; in der Mitte seines äulseren Kandes ist es mit einem kleinen sanften und an der Basis desselben noch mit zwei bogigen Ausschnitten versehen; der vordere oder inne- —_ 2164 — re Ohrrand ist breit nach innen umgeschlagen, und nach dem Tragus hin befestiget; dieser ist sehr kurz, an der Wurzel schmäler als an der Spitze, dabei abgerundet. Gebi/s: Schn. #4; Eckz. ——; Backenz. **. Im Oberkiefer vier Schneidezähnne, die beiden äulseren etwas zugespitzt, die inneren breit; im Unterkiefer sechs, mit einmal eingekerbter Krone. Eckzähne kegelförmig, im Oberkiefer von den Schneidezähnen etwas getrennt. — Backenzähne im Oberkiefer auf jeder Seite vier, vielleicht fünf; der erste ist ein Kegelzahn, die übrigen mit vier bis fünf Spitzen; von oben auf die Kaufläche gesehen, bilden sie zwei spitzige, aneinander geschobene Dreiecke; im Unterkie- fer stehen zuvörderst zwei zugespitzte Kegel- zähne, hernach sind sie vierspitzis, — Die Zunge ist fleischig, länglich, wie an den übrigen Arten, und glatt. — Der Daumen ist schmal und schlank, mit einem kleinen Nagel; der Zeigefinger vereinigt sich mit dem zweiten Finger bei dessen zwei- tem Gelenke; die Flughaut ist schmal, lang und nackt; die Hinterfülse haben fünf gleiche Zehen, mit zusammengedrückten Krallennägeln; an jeder Ferse befindet sich ein starker, sechs und zwei Drittheil Linien langer Sporn, die — 2165 — Schwanzflughaut ist daher auch lang und breit, sie lälst sich leicht bis auf einen Zoll vier und zwei Drittheil Linien weit vom Körper aus- dehnen, welswegen denn auch der acht Linien lange Schwanz noch nicht die Hälfte derselben erreicht. — Wenn das Thier mit zusammenge- falteten Flügeln in Ruhe sitzt, so tritt die Schwanzspitze ein wenig aus der Haut hervor, da dieselbe hingegen im Fluge völlig unsicht- ‚bar in der Fläche der ausgedehnten Schwanz- haut erscheint. — Das Haar des ganzen Thiers ist gleich dicht und sanft, überall ziemlich lang, besonders an Stirn, Rücken und Brust; die Farbe ist ein dunkles schwärzliches Braun, etwa dunkel ruls- farben, am Bauche und allen unteren Theilen etwas heller, dabei etwas in’s Röthliche fallend. Gesicht ziemlich nackt, aber etwa von dersel- ben Farbe wie das Haar, — Die Schwanzflug- haut ist an ihrer äufseren und inneren Seite mit sehr kleinen, kurzen Härchen dünne besetzt. Ausmessung eines weiblichen Thieres: Ganze Länge , h . . EB, Länge des Körpers ? 2 t gu _ 3 v gu Ganze Breite des Thiers . ..., 10 ABM, Länge des Schwanzes ? —. 266 — Höhe des äufseren Ohres, vom Kopfe aus gemessen . P ; r he Länge des Sporns . . . ‚a0 Die Schwanzflughaut läfst sich vom Körper ausdehnen auf . AN, Der Schädel hat zwischen den Augen ei- nen tiefen Eindruck, und gleichsam eine Ein- schnürung vor den Seiten, vor der Augenhöhle treten aber die Knochen wieder weit ‚hervor, und geben dem vorderen Theile des Gesichts eine breite Abrundung. — Diese Fledermaus hat in der Bildung ih- rer Schnauze einige Aehnlichkeit mit den Mo- lossen oder Hundsmäulern, allein die Ohren sind nicht auf diese Art gebildet, und das Ge- bils ist verschieden. — Ich erhielt diese Art am 20. November in einem alten Gebäude, und fand bei ihr einen grolsen, schon ausgebildeten foetus, dessen Oh- ren an den Seiten des Kopfs herabhingen, — Im Magen fanden sich Ueberreste von Insecten, | a a Die schwärzliche Fledermaus. EL: Ohr mittelmä/sig gro/s, unter der Spitze an der äu/seren Seite ausgeschnitten; Ohrdeckel bei- nahe linienförmig; Schnauze kurz; Nasenkuppe = 361 durch eine Furche getheilt; Schwanz in der Flug- haut liegend, halb so lang als der Körper; Pelz schwärzlich ru/sfarben. Schinz Thierreich u. s. w, B. I. p. 179. Beschreibung: Diese Fledermaus ist klein, eben so der Kopf; die Schnauze ist kurz; zwi- schen den aufgeschwollenen Nasenlöchern be- findet sich eine Furche; Ohr mittelmälsig grols, an der oberen dem Kopfe zugewandten Seite drei und ein Drittheil Linien hoch, an dem vorderen oder inneren Rande ein wenig abge- rundet, an dem hinteren ziemlich senkrecht abgeschnitten, die Spitze ist ein wenig nach dem äulseren Rande übergeneigt, indem sich unter derselben ein kleiner Ausschnitt befindet; Ohrdeckel nicht halb so lang als das äulsere Ohr, sehr schmal, lanzett- beinahe linienförmig und zugespitzt. — Gebifs: Schn. #5 Eckz. 7; Backenz ar Im Oberkiefer vier Vorderzähne, wovon zwei gepaart an jeder Seite stehen und in der Mitte einen Zwischenraum lassen; im Unterkiefer stehen sechs gleiche Vorderzähne ohne Zwi- schenraum; die Eckzähne sind stark, die obe- ren am längsten; die Backenzähne konnten bei dem Verluste des Exemplars nicht untersucht werden. — 2065 — Die Zunge ist länglich walzenförmig, flei- schie, glatt, und nicht dehnbar. — Die Flughaut ist schmal und lang; der Schwanz liest gänzlich in der Schwanzflughaut, er ist halb so lang als der Körper; die Fülse haben fünf gleiche Zehen; der Sporn ist ziem- lich lang. — Die Flughaut ist nackt, blofs in dem Schul- terwinkel behaart, und von bräunlich-schwarzer Farbe; Nägel der Fülse weilslich, übrigens ist das ganze Thier völlig dunkel rulsfarbig, oder dunkel schwärzlich - graubraun, doch hatte der Bauch eine hellere Farbe als der Rücken. Adusmessung: Ganze Länge . 2 ö r (a Länge des Körpers s ß NE 2 Länge des Schwanzes : . . 119% Ganze Breite des Thiers . . B' BZ Höhe des Ohrs an der oberen, dem Kopfe zugewandten Seite . ’ Ir Diese kleine Fledermaus erhielt ich auf der Fazenda de Agd, in der Gegend des Flus- ses Iritiba oder Reritigba (siehe den 1, Theil meiner Reisebeschreibung, pag. 175). — Sie scheint viel Aehnlichkeit mit Azara’s Chauve- souris douzieme ou brune obscure (Vesperti- — 269 — lio albescens, Geoffr.) zu haben, wenn nicht die Farbe verschieden wäre, ie aredaratu Ss; Die langgespornte Fledermaus. Fl.: Schnauze etwas zugespitzt; Schwanz kurz und in. der Flughaut liegend; Fu/s klein; Seitenflug- haut im Fu/sgelenke befestiget; Sporn sehr lang, mit ıhren Enden einander beinahe berührend; Pelz röthlich- braun. Abbildungen zur Naturgeschichte Brasilien’s. Schinz Thierreich u. s. w,, B, I. p. 180. Die Schnauze ist etwas zugespitzt, der Oberkiefer länger als der untere. Die Ohren sind schmal lanzettförmig, und ihre Spitze et- was nach der 'äulseren Seite über gekrümmt; der Ohrdeckel ist breit und stumpf, — Gebi/s: Schn. &; Eckz. 7; Backenz. *-#, oder vielleicht 2. Vorderzähne oben vier, unten sechs; Eckzähne mälsig grols; Backen- zähne im Ober- und Unterkiefer an jeder Seite vier bis fünf, sämmtlich mit Kegelspitzen. - Der Daumen ist klein und zart; Fuls klein und kurz, die Seitenflughaut ist an demselben weiter hinab befestigt, als an allen übrigen von mir. beobachteten Arten; denn sie entspringt an der Zehenwurzel, und ist übrigens mit sich — 270 — kreuzenden punctirten Linien bezeichnet; das Schienbein ist lang und dünn, es milst neun und eine halbe Linie in der Länge; der Schen- kel ist beinahe gänzlich im Pelze verborgen; Schwanz sehr kurz, er erreicht nur einen Theil der Schwanzflughaut, dagegen sind die Sporne so lang, dals sich ihre Spitzen beinahe berühren, wenn die Schwanzflughaut mit den Beinen möglichst auseinander gezogen wird. Die Seitenflughaut ist am Rande des Körpers, eben so die Schwanzflughaut behaart; die letz- tere ist, wie gesagt, mit punctirten Linien be- zeichnet, und längs ihrer Mitte hinab mit fei- nen wolligen Härchen besetzt. Haar des Thiers zart und ziemlich lang, an den oberen Theilen röthlich-braun, an den unteren blässer, röth- lich-fahl. — Ausmessung: Ganze Länge etwas über 3 . > a Länge des Körpers . a - yu gomm, Länge des Schwanzes . - en ; ng? Ganze Breite etwa . - guigın, Höhe des Ohres etwa . - - 2 er Länge des Sporns beinahe : Fi Länge des Schienbeins ; ä ee Es ist zu bemerken, dals bei der hier an- gegebenen Länge des Körpers, die Haarspitzen — IM = abgerechnet sind, welche noch etwas auf die Schwanzflughaut hinüber fallen. Diese Fledermaus wurde auf der Fazenda zu Coroaba am Flülschen Jucz, unweit des 'Rio do Espirito Santo gefunden. — 4..W. leucogaster. Die Fledermaus mit weiflslichem Bauche. Fl.: Schnauze sehr kurz; Ohr an den Seitenrändern geradlinig; Ohrdeckel mä/sig lang und lanzett- förmig; Schwanzspitze kaum befreit; Sporn kaum länger als das Ohr; Pelz an den Öbertheilen schwarzbraun, gelblich bespitzt, wei/sgraulich am Bauche. — Abbildungen zur Naturgeschichte Brasilien’s. Schinz Thierreich u. s. w. B. I, pag. 180. Der Kopf ist kurz, ganz besonders aber die.Schnauze; die Nasenkuppe ist breit; Na- senlöcher nach den Seiten geöffnet; das Auge ist klein und steht nahe vor dem’ Ohre; dieses hat eine längliche Gestalt, steht gerade, aufge- zichtet, ist oben etwas zugerundet und an bei- den Rändern nicht ausgeschnitten, . sondern ziemlich geradlinig; der Ohrdeckel ist mälsig lang, lanzettförmig oder länglich schmal. Gebi/s: Schn. $; Eckz. -—; Backenz. 5, Im Oberkiefer stehen vier Vorderzähne, wovon — 212 — immer zwei. gepaart sind, indem sich in der Mitte eine Lücke befindet; im Unterkiefer scheinbar sechs Schneidezähne, mit etwas ein- gekerbter oder getheilter Krone, Eckzäh- ne lang, spitzig, kegelföürmig, die des Unter- kiefers sind etwas kleiner; Backenzähne oben auf jeder Seite fünf, wie im Unterkiefer; der erste ist sehr klein mit zwei Spitzen, die vier folgenden grölser, nach aulsen mit grolsen, nach innen mit kleineren sehr zugespitzten Fort- sätzen. Untere Backenzähne gebildet wie die oberen. — Die Zunge ist fleischig, walzenförmig, mit einigen Querleisten bezeichnet. Der Hals ist wegen seiner Kürze unbe- merkbar. — Die Seitenflughaut ist unmittel- bar an dem Fulse befestiget, daher an der Wurzel breit, und nach dem Ende hin mehr zugespitz. — Der Daumen ist lang und schlank, mit langem, dünnem gekrümmtem Na- gel; der Zeigefinger hat zwei Gelenke, der zweite Finger drei, der dritte drei, der vierte ebenfalls. — Arme und Finger sind lang; die Fülse haben fünf gleiche Zehen und starke bo- genförmige Nägel; der Sporn ist etwas länger als der Fuls; von dem ersteren läuft die Flug- haut gerade fort und bildet einen kleinen Win- — 73 — kel, alsdann zieht sie sich nach der Schwanz- spitze hinaus, welche um eine halbe Linie frei ist. — Auf der Seitenflughaut befinden sich an der Seite des Körpers parallele Reihen klei- ner Pünctchen, welche von dem Oberarme nach dem Schienbeine gerichtet sind, auch die Schwanzflughaut ist mit zerstreuten Pünctchen. besäet. — Geschlechtstheile gebildet wie an den europäischen Flederthieren. — ; Vorderkopf von der Nase an sehr dicht und lang behaart; Hinterbeine bis an das Knie behaart; die Nagelglieder der Fülse sind mit langen gelblichen Haaren besetzt; der Schwanz legt etwa um ein Drittheil seiner Länge im Pelze verborgen, welcher auch den ganzen Hinterschenkel verdeckt. — Flughaut, Ohren, Gesicht, und alle nackten Theile sind bräun- lich-schwarz; der dichte, zarte Pelz aller obe- ren Theile schwarzbraun, mit fahl gelblichen Haarspitzen; Kehle und Seiten der Brust sind schwarzbräunlich; Mitte der Brust blals grau- bräunlich; Bauch und Aftergegend weilsgrau- lich; Haare in den Seiten des Körpers, welche die Flughaut decken, weilslich. — . Ausmessung eines männlichen Thieres: Ganze Länge } h v h 2 100% Länge des Körpers . . IT EBR IL, Band. . 18 — 1714 — Länge des Schwanzes . ‘ “7 1 Ada Ganze Breite s . . . 11, Höhe des Ohrs . hai - ar, Länge des Daumens ‚ ’ . 2: Länge des Schienbeins A 5 . 634, Länge des Fulses etwa . . . am, Länge des Sporns . . L . Az, Diese Fledermaus fanden wir am Tage an den Felsen und alten Stämmen der grolsen Ur- wälder sitzend, welche die Ufer des Flusses Mucuri beschatten; man traf sie auch wohl aufgehängt, wo sie in der Kühlung des Was- sers ruhete und in der Dämmerung den Insec-, ten, ihrer Nahrung, nachflog, — 5. Y.22 Niydıı38)le: Die Fledermaus mit verlängerter Nase. Fl.: Nasenkuppe verlängert, gespalten, und über den Kiefer vortretend; Sporn lang; der Schwanz erreicht ein Drittheil der Schwanzflughaut, seine Spitze ist etwas frei; Flughäute ziemlich behaart. Schinz Thierreich u. s. w. B. I, pag. 179. Reise nach Brasilien, B. I. pag. 251. Abbildungen zur Naturgeschichte Brasilien’s, Beschreibung: Der Kopf ist klein, zuge- spitzt, mit einer Nase, welche um eine starke Linie über den Unterkiefer vortritt, und deren — 175 — Kuppe gespalten ist. — Das Ohr ist etwa fünf Linien hoch, sehr schmal, beinahe lanzettför- mig, dabei an seinem äulseren Rande unter der Spitze mit einem Ausschnitte versehen, und an seiner inneren Fläche mit Querreifen bezeich- net; der Ohrdeckel ist so kurz, dals man ihn kaum bemerkt; er erscheint frei, sobald man das äulsere untere Ohrläppchen zurückklappt ; das Auge ist klein. — Gebi/s: Schn. £ yis „; Eckz. =; Backenz, =. Im Oberkiefer befinden sich vier Schnei- dezähne, wovon die beiden mittleren grölser und gegen einander geneigt sind; im Unter- kiefer sechs bis acht Schneidezähne, in ihrer Mitte durch eine kleine Lücke getrennt, so dals immer drei zusammen stehen; sie haben dreifach eingekerbte Kronen, und neben ihnen scheint an jeder Seite neben dem Eckzahne noch ein kleinerer zu stehen, der später viel- leicht ausfällt. — Eckzähne im Oberkiefer grols; die unteren haben nach vorn und hin- ten an der Wurzel eine Nebenspitze; Backen- zähne im Oberkiefer auf jeder Seite fünf, im unteren eben so viele; der erste der oberen hat eine lange Kegelspitze in seiner Mitte und kleine Nebenhaken an der Basis, die übrigen tragen lange Spitzen; im Unterkiefer ist der 18 * — 2716 — erste Backenzahn von dem Eckzahne, so wie von seinem Nachfolger durch eine Lücke ge- trennt, beide haben eine Mittelspitze und hin- ten und vorn kleine Nebenzacken, die übrigen tragen lange Zackenspitzen; von oben auf die Krone gesehen, zeigen sie mehrere aus- und eingehende Winkel zickzackförmig gestellt, bei- nahe wie bei den Noctilionen. — Die Zunge ist fleischig, länglich- rund und mit äulserst feinen, seidenartigen Papillen be- setzt, Der Hals ist kurz, die Seitenflughaut breit und ziemlich zugespitzt, dabei im Gelenke des Hinterfulses befestiget; der Daumen ist lang und dünn, der Zeigefinger besteht aus zwei Gliedern, die drei übrigen Finger haben ein jeder drei Glieder; der Schenkel ist kurz und im Pelze versteckt; das Schienbein ist dünn und lang, der Sporn sehr lang; denn wenn man die beiden Beine möglichst weit von ein- ander entfernt, so bleiben die Spitzen der Sporne nur drei und eine halbe Linie von ein- ander entfernt. — Der Schwanz ist zum Theil im Pelze versteckt, er reicht nur bis auf ein Drittheil der Schwanzflughaut und hat hier seine Spitze eine halbe Linie lang frei; an ge- trockneten Exemplaren verschwindet dieser — 277 — knorpelartige Schwanz beinahe gänzlich durch das Vertrocknen, — Der Fuls hat fünf glei- che Zehen mit zusammengedrückten Krallennä- geln. Die Schwanzilughaut ist von den bei- den Enden der Sporne gerade querüber ge- spannt, Der weibliche Geschlechtstheil ist von ei- ner nackten gelblichen Haut umgeben. — Der Pelz des ganzen Thiers ist oben und unten sanft, dicht und ziemlich lang, an den oberen Theilen dunkel gelblich - graubraun, un- ten blässer gelblich-grau; Gesicht bis zur Na. senspitze behaart; Ohren bräunlich, die Flug- haut schwärzlich-braun gefärbt. — Die Arme bis zu dem Handgelenke sind büschelweise mit gelblichen Haaren besetzt, zwischen welchen einzelne feine Härchen stehen, und von dem Ellenbogen ziehen nach den Hinterfülsen hin- ab feine parallellaufende Haarlinien; die Hin- terbeine sind bis zu den Fülsen büschelweise mit gelblichen Haaren besetzt; der Schwanz ist ebenfalls stark gelblich behaart, und über die Schwanzilughaut laufen zu seinen beiden Seiten vom Leibe gerade hinab, parallele Li- nien von gelblichen Haaren, welche etwa die Mitte dieser Flughaut erreichen. Die innere oder untere Seite der Flughäute ist nur wenig — 2738 — behaart, hier stehen blols einzelne feine Här- chen. — Das Ohr ist an seinem inneren Ran- de mit gelblichen Haaren besetzt; das äulsere untere ÖOhrläppchen ist mit weilsgelblichem Haar bedeckt, wodurch an dieser Stelle ein weilser Fleck entsteht; vor dem vorderen Ohr- rande steht über dem Auge ein ähnliches hell gelbliches rundes Fleckchen. — Junge Thiere dieser Art sind an Flügel- und Schwanzhaut behaart wie die Alten; man findet auch einige dieser Thiere, welche auf dem Rücken einige gelbliche Haarbüschel, und daher eine Art von gelblicher Zeichnung tra- gen. — Ausmessung: Ganze Länge bis zu dem Ende des Schwanzes ; : i a A, Länge des Körpers , . . 1 DE, Länge des Schwanzes R > . a Ganze Breite ungefähr i p gg, Höhe des äulseren Ohres . R a Länge des Daumens beinahe ; . a, Länge des Schienbeins . ö ; u 7 Länge des Fulses i a S ö Fe Länge des Sporns . i 3 R 10, Diese kleine Fledermaus bildet eine von der Natur in jeder Hinsicht sehr ausgezeich- — m — nete Species, besonders durch die merkwürdi- ge rüsselartige Verlängerung ihrer Nase, wel- che dem Gesicht einen sonderbaren Character mittheilt, Sie lebt nie in Oertern und Gebäu- den, sondern wurde von uns blols in den gro- [sen Urwäldern beobachtet, wo ich sie an den Ufern” der Flüsse unmittelbar über dem Was- ser an übergeneigten Baumstämmen oder an Felswänden, in dunkeln Winkeln gefunden ha- be. — Besonders am Flusse Mucuri, in der Gegend von Morro d’Arara (s. den 1. Band meiner Reise nach Brasilien, pag. 251) waren diese Thiere häufig, und wir bemerkten sie zu zehnen bis zwanzigen, gleich grauen Flecken an den Stämmen oder Felsen des Ufers, Schols man mit Vogeldunst unter eine solche Gesellschaft, so zerstob sie nach allen Rich- tungen, um sogleich wieder in dunkeln Schlupf- winkeln Schutz zu suchen, Sie ruhen alsdann, feste gegen den Helsen geheftet, bis zum Abend, wo sie schnell umher fliegen. — Ihre Nahrung besteht in Insecten und die Stimme ist zischend. — — 230 — Fam. 2. Plantigrada. SsohrfenBanse®n Die sohlengehenden Raubthiere, die Ge- schlechter Cercoleptes, Nasua, Procyon, Gulo, Meles, Ursus, Mydaus, Paradoxurus, Arctic- tis Temm., zeichnen sich, abgesehen von ih- . ren eigentlichen Characteren, grolsentheils durch eine dicke, stark behaarte Haut und einen zu gewissen Zeiten des Jahres sehr fetten Körper aus. Einige von ihnen haben stark riechende Absonderungen. — Ihr Skelett ist stark ge- baut, das Schlüsselbein mehr oder weniger aus- gebildet vorhanden, so wie ihr Körper musku- lös, etwas plump, gewöhnlich niedrig und ge- streckt; der Schädel ist flach, stark von Kno- chen, das Gebils stark, obgleich die Eckzähne nicht so lang und weniger kräftig als an den zehengehenden Raubthieren, auch sind die Bak- kenzähne zum Theil weniger schneidend, — Sie besitzen die Eigenheit, dals sie beim Ge- hen die ganze Fufssohle bis zur Ferse aufstü- tzen, welches ihnen viel Sicherheit im Klettern‘ und zum Theil im Graben und Einkriechen in die Erde giebt, dagegen aber ihrem Gange und Laufe eine gewisse Schwerfälligkeit mit- theilt. — Sie haben in der Regel die Eigen- — 2831 — heit, ungeachtet ihres Raubthiergebisses (das jedoch stumpf ist), dennoch nicht blols fleisch- fressend, sondern Omnivoren zu seyn, indem sie sich grolsentheils von Fleisch, Obst und Früchten aller Art ernähren. — America hat vielleicht von allen andern Welttheilen die grölste Menge von sohlenge- henden Raubthieren; die grölsere Zahl von ih- nen kommt jedoch auf die gemälsigten und kalten Theile dieses Continentss. — Im Nor- den von America sind besonders zahlreich die Bären. Süd-America besitzt aus der Familie der Sohlengänger die Geschlechter Ursus *), Na- sua, Procyon, Gulo, Cercoleptes, Mephitis, und ich habe in Brasilien nur Thiere aus zweien dieser Geschlechter beobachtet, welche indessen an Individuen zum Theil zahlreich *) Die Bären scheinen in Süd-America blo[s den Ketten der hohen Anden treu zu seyn, v, Humboldt erwähnt jedoch eines solchen als am Flusse Temi einheimisch, den man dort Osso caniceiro benennt, um ihn von dem Össo pal- meiro (Myrmecophaga iubata) oder dem Osso hormigeiro (Myrm. tetradactyla) zu unterscheiden. — Die erste gründ- liche Nachricht über einen süd-americanischen Bären ver- danken wir Cuvier (siehe dessen Recherches sur les ossem, foss. nouvelle Edition Vol, V. Zieme partie, pag, 514). — — 2832 — Gi: Norte Giwlaidtsägin Noaumssie ‚riiinie Die Cuatis sind Thiere, deren Gestalt et- wa zwischen der des Fuchses und der des Bä- ren in der Mitte steht, und ihre Grölse ist et- ‘wa die des ersteren. Sie zeichnen sich durch ihre lange rüsselartig verlängerte Nase aus, und variiren vorzüglich stark in ihrer Färbung, — Man hat bisjetzt in den naturhistorischen Wer- ken nicht bestimmt die Arten der Cuatis ange- ben können, und selbst Azara hat die Kennt- nils dieser Thiere nicht in’s Reine gebracht; auch mir ist es nicht besser gelungen, diese beiden vielleicht wirklich in der Natur begrün- deten Arten unterscheiden zu lernen, ich will indessen hier berichten, was ich über diesen Gegenstand sagen kann. — Irrig ist es, wenn man diese Thiere nach der Färbung unterscheiden will; denn. sie va- riiren in dieser Hinsicht noch weit mehr als unsere europäischen Füchse. *— Daher sind alle Benennungen, welche von der Farbe her- genommen wurden, unzweckmälsig, als Vasua rufa und subfusca, dagegen glaube ich, dals es besser seyn würde, diese Thiere nach ihrer Lebensart zu benennen. — Ich selbst fand häufig das gemeine Cuati, welches die Nasua > — 233 7° — rufa oder Viverra Nasua der Schriftsteller ist, von sehr verschiedener Zeichnung, in ein- und derselben Familie finden sich rothe, graue und mehr bräunliche zugleich, — Ich hielt daher diese Thiere nur für eine einzige Art, bis die der Wälder vollkommen kundigen Indianer, diese geübten Jäger und Thierkenrer, mich einstimmig versicherten, dals es zwei Arten ge- be, wovon die eine kleiner und schlanker sey und in zahlreichen Gesellschaften lebe, die an- dere grölser und weniger schlank, hingegen mehr einsam oder blols familienweise umher- ziehe; die erstere nennen sie Cuati de Bando, die zweite Cuati Mundeo. — Da ich von letzterer Art nur ein einziges Individuum. erhalten habe, so kann ich nicht hinlänglich über den Grund dieser Behauptung entscheiden; doch glaube ich der Aussage der brasilianischen Jäger trauen zu dürfen. — Ich werde beide Thiere beschreiben. — A N Ge sell cha ft hic be. 0-23 % Viverra Nasua, Linn. Cocti Marcgr. 2283. Piso 38. Couati Azara, T. I, pag. 334. Le Coati ; e Coasi roung Cuvier. El u Drum — 2854 — Cuati de Bando an der Ostküste von Brasilien. Hakijäck botocudisch. Gestalt etwas bärenartig, jedoch schlanker, in vielen Theilen Aehnlichkeit mit dem Fuch.- se. — Der Kopf gleicht etwas dem eines jun- gen Schweines; das Auge ist klein und schwarz, das Ohr etwas länglich, oben zugerundet; die Schnautze ist lang und schmal, in einen bei- nahe anderthalb Zoll langen Rüssel verlängert, an dessen Ende sich die grolse, feuchte, etwas aufgestülpte, und mit grolsen weiten Nasenlö- chern versehene Nasenkuppe befindet. Die . Zunge ist mit spitzigen weichen Papillen be- setzt. — Gebi/s: Schn, £; Eckz. {-; Backenz, ©, Im Ober- und Unterkiefer befinden sich zwei kegelförmige, sehr comprimirte Eckzähne, wah- re Pyramiden; sie sind nicht gekrümmt, nur die oberen stehen etwas auswärts gebogen, die unteren sind etwas rückwärts gekrümmt. — Im Ober- und Unterkiefer befinden sich sechs Schaeidezähne; die unteren sind schief nach vorn geneigt, stumpf und dicht aneinan- der gereiht; zwischen ihnen und den Eckzäh- nen befindet sich ein leerer Raum; von den sechs oberen Schneidezähnen stehen die vier mittleren dicht aneinander gereihet und passen — 2385 — auf die unteren; dann folgen zwei Lücken und nun auf jeder Seite noch ein kegelförmiger, et- was isolirter Schneidezahn. — Backenzähne im Oberkiefer sechs auf jeder Seite; nach dem Eckzahne folgt eine Lücke, dann drei einfache Spitz- oder Kegelzähne, die an Grölse zuneh- men, der vierte oder Reilszahn (carnassiere, Cuv.) ist wenig grölser als die übrigen; diese haben breite Kronen, mit einigen stumpfen Zacken. — Im Unterkiefer stehen zuvörderst drei Kegelzähne, wovon der erste sehr klein ist, und dann drei Zackenzähne, deren Mittel- spitze die grölste De. Der Hals des Thiers ist kurz, die Fülse mälsig hoch und dabei stark. — An Vorder- und Hinterfülsen befinden sich fünf Zehen; Nägel lang und gekrümmt, die drei mittleren des Vorderfulses acht und eine halbe Linie lang und grölser als die übrigen; die innere Zehe ist die kürzeste. — An den Hinterfülsen sind die Nägel kürzer; der zweite und dritte von aulsen vier und zwei Drittheil Linien lang, stark; die äulsere Zehe und die vierte von au- [sen sind etwa gleich lang, die innerste ist die kürzeste. — Die Sohlen sind bis zur Ferse nackt und schwärzlich- grau gefärbt. — — 286 — Am Bauche befinden sich acht Zitzen, nur die vier hinteren schienen im Gebrauch gewe- sen zu seyn. Die /ulva liegt dicht unter dem After. — Der Schwanz ist lang, kürzer als der Körper, allmälig ein wenig mehr zugespitzt, mit langen, ziemlich dünnen, etwas harten Haa- ren besetzt, — Haar des ganzen Körpers dicht, etwa einen Zoll drei Linien lang und etwas hart, darunter befindet sich ein anderes etwas wolliges Grundhaar. Untere Theile in geringer Menge mit etwas Wollhaar bedeckt. — Der Rüssel bis zu den Augen ist schwärz- lich gefärbt, so wie die Einfassung derselben, auf dem Nasenrücken ein wenig weilslich, auch über den Augen zeigt sich noch etwas von der schwärzlichen Farbe, welshalb denn im Allge- meinen das ganze Gesicht diese Zeichnung hat, es ist übrigens durch eine weilsliche Einfassung von der rothen Kopffarbe geschieden; unter jedem Auge befindet sich ein weilser runder Fleck, und ein ähnlicher über oder ein wenig hinter dem Auge; die äulsere Seite des Olırs ist schwarz, die innere länger behaarte gelblich, der Rand weilslich. — Kinn, Unterkiefer und Einfassung des Mundes sind weils, die vier Fülse schwarzbraun ; Vorderarme gelbröth- lich, aber heller gefärbt als der Körper; Stirn — 287 — rostroth oder rostgelb (fuchsfarben), eben so alle oberen Theile, die langen Haare haben aber hier schwarzbraune Spitzen, daher er- scheint die Färbung an diesen Theilen dunkler; in den Seiten ist sie noch dunkler röthlich- braun gemischt. Die Kehle bis zu den Ohren hinauf, Brust, vordere und innere Seite der Arme sind schön gelbröthlich, rein und unge- mischt; der Bauch ist hell röthlich- gelb; der Schwanz hat acht rothbräunliche und sieben schwarzbraune Ringe, dabei eine lange Spitze von dieser Farbe. — Die Hinterschenkel sind stark graubraun und weniger roth als der Kör- per. Diels ist die gewöhnliche Varietät, wel- che man Nasua rufa genannt hat, und welche zuweilen mehr rein, zuweilen mehr bräunlich- rotih gefärbt erscheint. — Die Ausmessung des beschriebenen Exemplars ist folgende: Ganze Länge - / . . 38" zn, Länge des Schwanzes . . DEN GN Länge des Körpers } N, 19,80%, Länge von der Schnautzenspitze bis zu dem Anfange des Ohrs ; we Breite des Kopfs von einem Ohre zu dem anderen, am vorderen Ran- u [II de gemessen . ; . 2 53, — 2388 — Der Rüssel tritt über die Unterlippe vorum . a N : . 1 art, Höhe des äulseren Ohres . . ana Länge des Vorderfulses auf der Sohle gemessen t i : ‚ BisA!, Länge des Hinterfulses bis zu der Ferse i Y h e 30 gun, Ein anderes weibliches Thier hatte folgende Zeichnung: Der ganze Körper war über und über gelblich-aschgrau; Stirn, Seiten des Halses und untere Theile sehr blals gelbröthlich ge- färbt ; Rücken dunkler grau, die Seiten mehr gelbbräunlich, jedoch von der rothen Farbe des vorhin beschriebenen Thiers war nichts zu sehen; das Gesicht schwarz mit der weilslichen Einfassung wie an jenem; Fülse ebenfalls nicht verschieden; Schwanz sehr blals grau- röthlich und schwarzbräunlich geringelt; am Bauche befanden sich nur sechs sichtbare Zi- tzen. — Dieses Individuum hatte etwa 22 Zoll 6 Linien Körperlänge und etwa 18 Zoll 8 Linien Schwanzlänge. Seine Jungen, von wel- chen man zwei fing, waren verschieden gefärbt, das eine grau wie die Mutter, das andere roth, — In der Zeichnung des Kopfes glichen — 2359 — “ sie übrigens ihrer Mutter vollkommen; ihre Stirn 'war’ebenfalls ‘weils eingefalst, ein weils- liches Fleckchen befand sich hinter, ein ande- res unter‘, und ein drittes-über dem Auge. — Das männliche Thier scheint von ‘dem weiblichen nicht verschieden zu seyn. — Es hat einen Knochen in der Ruthe. — Aus dem Angeführten wird deutlich hervorgehen, wie sehr diese Thiere in den Farben abändern, und es ist bei ihnen in dieser Hinsicht ‘wie bei den meisten Raubthieren, den Wölfen, Füch- sen, Luchsen, Bären u. s. w. Die Cuatis sind sonderbare Thiere, und in den brasilianischen Wäldern noch zahlrei- cher als die Füchse bei uns. — Die eben be- schriebene Art, das kleinere oder gesellschaft- liche Cuati lebt in Banden von zwölf bis acht- zehn Stücken, und zieht auf diese Art nicht blols bei Nacht, sondern während des ganzen Tages in den Wäldern umher. — Ihre Ma- nieren sind eine Mischung von denen des Fuch- ses und denen des Bären. — Die Gesellschaf- ten der Cuatis kommen ziemlich schnell’ ein- hergezogen, indem sie kurze, rauhe, ‘sonder- bare Töne hören lassen, auf diese Art wirft sich die ganze Bande plötzlich auf einen ho:* hen Baum, ersteigt denselben und nährt sich II, Band, 19 —. 290 — von dessen Früchten, bis sie nichts mehr dar- auf findet und nun eben so schnell wieder an dem Stamme hinabeilt, um zu einem anderen Baume zu ziehen. — Ihr Lauf ist ein Galopp, etwas schwerfällig, da sie auf der ganzen Sohle gehen, aber sie entfliehen dennoch ziemlich schnell, dabei pflegen sie den Schwanz hoch zu tragen. — Im Klettern sind sie sehr ge- schickt und schnell; sie suchen alle Zweige nach den Früchten ab, und ‚lassen :dabei 'be- ständig ihre rauhe kurze Stimme hören. — Gezähmt geben sie im Zorn durchdringende pfeifende Töne von sich, — Ihre Nahrung besteht nicht blols in Baum- früchten, sondern sie fressen auch Fleisch und sind delshalb Raubthiere; auch sagt schon Do- brizhofer (Geschichte der Abiponer, B. I. S. 388), dals sie gern Hühner und Eier fressen, so wie kleine Vögel, ‚deren Nester sie zerstö- ren. — Dieser Schriftsteller hält übrigens ko- misch genug das Cuati für einen Bastard. — Nach Art der Schweine oder vielmehr der Dachse, sollen diese Thiere selbst die Erde nach Würmern durchsuchen, in dem. Laube und den trockenen Zweigen wenigstens, wel- che den Boden der Urwälder bedecken, su- a — chen sie mit ihrem Rüssel nach abgefallenen Baumfrüchten und Würmern. — Da sie in Erdhöhlen vier, fünf bis sechs Junge werfen, so kann man es leicht erklären, dals ihre Gesellschaften zahlreich sind, meh- rere Familien vereinigen sich, und man trifft oft noch ziemlich kleine Junge dabei an, — Im Februar fanden wir diese Thiere sehr fett, doch sollen sie zu andern Zeiten des Jahres, besonders in der kalten Zeit, noch weit mehr Fett besitzen; die Brasilianer essen sie alsdann sehr gern. — Sie haben ein zähes Leben und der Jäger muls sie gut treffen, wenn sie nicht entkommen sollen. — Findet man eine Ban- de Cuatis auf einem Baume, so kann man ge- wöhnlich mehrere davon schielsen, bevor sie, auf allen Zweigen vertheilt, den Boden wieder erreichen, und in diesem Augenblicke sind sie leicht zu fangen, wenn man Hunde hat; denn diesen können sie nicht leicht entgehen, ob- schon sie sich wehren und'um sich beilsen. — Man fängt sie häufig in’den Schlagfallen, : wel. che die Brasilianer Mundeos nennen, und de- ren Einrichtung’ ich in der Beschreibung 'mei- ner Reise (Band I. pag. 255) gegeben habe. — Jung gefangen werden die Cuatis: sehr zahm und es ist nicht selten, dals man‘diese Thiere 19 * —_ 192 — in den in Europa reisenden Menagerien findet. Sie geben einen etwas unangenehmen Moschus- geruch von sich. 4zara beobachtete gezähmte Cuatis, daher lese man seine Beschreibung über diesen Gegenstand nach, — Den Balg des Cuati benutzen die brasilia- nischen Jäger zu Regenkappen für die Schlös- ser ihrer Gewehre. > 2.4 IN. veNo LP. ana BRinsames-.oder gröflstes - Cuat.d Nasua solitaria Schinz das Thierreich u. s, w, B. LI pag. 199. Nasua Monde Illig. Couati Monde Azara, T. I. p, 343. Coati Mondi Marcgr. 228. Cuati Mundeo der Brasilianer an der Ostküste, Hakijäck botocudisch. Dieses Cuati (wofern es eine besondere Species bildet) mit etwas bärenartiger Gestalt, gleicht sehr dem vorhergehenden, scheint aber grölser und dicker zu seyn; seine Beine sind kurz, dick, eben so der Kopf und Hals; die Nase ist in einen langen knorpelartigen Rüssel verlängert; die Zunge ist dicht mit feinen, weichen, spitzigen Papillen. besetzt. Gebi/s: Schn. £; Eckz. 22 5. Backenz. =, Im: Oberkiefer befinden sich sechs Schneide- — 293 — zähne, die vier mittleren sind klein, dicht an einander gedrängt, gleich, dann folgt eine Lü- cke, und nun auf jeder Seite ein getrennter etwas kegelförmiger und etwas grölserer Schnei- dezahn; untere Schneidezähne vorwärts ge- ‚neigt, stumpf, alle gleich und dicht an einan- der gereiht; die äulsersten sind an ihrer äu- fseren Seite ein wenig schräge abgeschliffen. — Eckzähne im Oberkiefer nach einer grolsen Lücke folgend, grols, pyramidal, nach vorn vom unteren Eckzahne ausgeschliffen, spitzig, weder vor- noch rückwärts, sondern auswärts gekrümmt, nach vorn und hinten zweischnei- dig, in ihrer Mitte ‘mit einer erhabenen Längs- leiste. — Untere Eckzähne viel grölser, gebil- det wie an dem europäischen wilden Schwei- ne, stark, sehr spitzig, etwas rückwärts ge- krümmt, etwas dreieckig, nach vorn mit einer Kante, nach aulsen mit einer seichten, und nach innen mit einer tieferen Furche. — Ba- ckenzähne im Öberkiefer sechs an jeder ‚Seitez die drei ersten sind kegellörmige Spitzzähne, der erste ist sehr: klein, die folgenden nehmen an Grölse zu; der vierte hat zwei grolse Spi- tzen und zwei kleine Höcker, der fünfte vier gleiche, der sechste ‘drei gleiche Spitzen. — Im Unterkiefer sind sechs Backenzähne an je- — 2194 — der Seite; die drei ersten sind einspitzig, der erste klein und die anderen nehmen zu wie im Oberkiefer, der vierte mit einer grolsen und zwei kleinen Spitzen, der fünfte und sech- ste mit Furchen, Vertiefungen und schwachen Höckerspitzen, Die vier dicken starken Fülse haben star- ke, sanft gekrümmte Krallennägel, wovon die mittleren vorn neun und eine halbe Linie, die mittleren an den Hipterfülsen sieben Linien lang sind. — An dem Vorderfulse ist die in- nere Zehe die kürzeste, dann die äulsere, nach- her die zweite von innen, die beiden übrigen sind die längsten und einander gleich — Der Hinterfuls ist gebildet wie der vordere, aber seine Sohle ist länger. — Die Testikel des männlichen Thieres lie- gen frei vor dem After; die Ruthe wird durch einen drei Zoll langen Knochen unterstützt. — Das Haar des Körpers ist dicht und ziem- lich sanft, dabei von zweierlei Art, auf der Haut unmittelbar bemerkt man ein etwas wol- liges und darüber ein längeres, sehlichtes, ziem- lich hartes. — Die; vier Fülse sind schwarz wie das Ge- sicht; über, unter und hinter dem Auge befin- den sich kleine, runde, undeutliche, weilse Fle- —_ 295 — cke; Unterkiefer und innerer Ohrrand sind weils; der Schwanz ist grauröthlich - braun mit sieben bis acht schwarzbraunen Ringen und einer langen ähnlichen Spitze; er ist mälsig dicht und lang behaart; alle oberen Theile von den Augen bis zu dem Schwanze sind gelb- bräunlich und schwarzbraun gemischt; jedes braune Haar hat eine gelbliche Spitze und dar- unter eine schwarzbraune Binde — Kehle, Seiten- und Unterhals, Brust, Bauch, After und innere Seite der Beine sind rein gelbröthlich gefärbt, der Hodensack weilslich, — dusmessung: Ganze Länge } . . . 442 Länge des Körpers : . Arm23r Länge des Schwanzes t i 31,6 Länge von der Nasenspitze bis zu der vorderen Ohrwurzel { D ar Höhe des äufseren Ohres 14,7, .bisı:Bff& Breite des Kopfs zwischen den Ohren 3 4, Länge des Vorderbeins bis zu dem Ellenbogen . . \ ß BB Länge des Hinterbeins bis zu dem Knie hinauf : R i NET up Die Nase tritt über dem Unterkiefer vor um } { R i 1. Bm; — 296 — Länge der Sohle des Vorderfulses . 3 Länge der Sohle des Hinterfulses ZU, Länge des oberen Eckzahnes , 4. Länge des unteren Eckzahnes ; RT: Ich habe nur ein einziges Individuum von dieser Art zu sehen bekommen, die Indier ha- ben mich aber versichert, dals sie vollkom- men in der Farbe abändere, wie die vorhin be- schriebene, dals hier also besonders Grölse und Verhältnils der Theile, so wie die Lebensart als Kennzeichen dienen müsse. — Das grö- [sere oder einsame Cuati hat im Allgemeinen die Lebensart der früher erwähnten Species, nur lebt es mehr einsam oder familienweise, ist also nicht so gesellschaftlich, besteigt aber die Bäume wie jenes und wird ebenfalls ge- gessen. — Im Februar und März sind diese Thiere sehr fett. — Auch Azara spricht (Vol. I. p. 345) von einem einsamen Cuati, welches er Monde nennt, also ziemlich mit der brasilianischen Benennung übereinstimmend bezeichnet. Es ist möglich, dals seine Vermuthung gegründet ist, wenigstens ist alles wahrscheinlich, was er über diesen Gegenstand sagt. Nach ihm wäre das einsame Cuati nur ein sehr altes Thier, wofür auch die stärkere Ausbildung der Eck- En zähne reden würde; die Zeit und fernere Be- obachtungen werden uns über diesen ‚Gegen- stand belehren. Gewils ist es indels unrichtig, drei Arten von Cuatis aufzuzählen, Nasua ru- Ja, obfuscata und Narica, wie im zweiten Theile von Eschwege’s Journal von Brasilien (pag. 227) geschieht, oder vier Arten, wa man alsdann Nasua pusilla Geoffr. noch hinzufügt, welche wahrscheinlich ein junges Thier ist. — Höchstens zwei Arten des eigentlichen Cuati kann man als in den von mir bereis’ten Ge- genden einheimisch annehmen, wenn sie nicht, auf eine reducirt werden müssen, die Farbe aber kann, meinen Beobachtungen zufolge, kei- ne Species derselben bestimmen. — Herr Fr. Cuvier sagt in seiner vortrefflichen Naturge- schichte der Säugihiere, dals die beiden von ihm aufgestellten Arten der Cuatis sich blols durch ihre Farbe unterscheiden; diese Ansicht widerspricht meinen Erfahrungen vollkommen, da ich in ein und derselben Familie beide von Herrn Cuvier beschriebene Farbenkleider selbst geschossen und beobachtet habe. — Auch Marcgrave giebt seinem Coati Mondi eine dunklere Farbe, worin aber, wie gesagt, der Character der Species nicht zu bestehen scheint; übrigens ersieht man aus dem Gesagten,. dals — 298 — in ganz Brasilien und Paraguay die eine Art unter dem Namen Cuati Mondi oder Mundeo von der andern unterschieden wird, — ARmer k ums Ich habe ein anderes Thier unvollkommen "kennen gelernt, welches in das Geschlecht der Cualis zu gehören scheint, von den vorhin ge- nannten Arten aber durch seine Lebensart ein wenig verschieden ist. In den nachfolgenden Zeilen werde ich davon mittheilen, was ich mit Gewilsheit sagen kann. > Nasua’nvctürne Das Jupara *) oder nächtliche Cuati. Man kennt in den grolsen Urwäldern der Ostküste von Brasilien ein Thier, welches nach den Fellen, die ich davon gesehen, und nach den erhaltenen Nachrichten höchst wahrschein- lich ein Cuati ist; da aber dessen Kopf gröls- tentheils an den Häuten fehlte, so konnte nicht zuverlässig über das Genus des Thiers entschie- den werden. — Es hatten die grölsesten der mir vorgekommenen Felle etwa die Hälfte der Länge des rothen Cuati; der Schwanz war = *) Das I wird hier weich wie im Französischen ausgespro- chen. — 299 — lang und mit zarteren, weicheren Haaren be- deckt, als an den beschriebenen Specien, eben so das Haar des ganzen Körpers. — Von den anderen Cuatis zeichnet sich das Jupara durch ein sehr zartes, sanftes, dichtes Haar am gan- zen Körper aus, welches an den oberen Thei- len von einer fahl graugelblichen, an den un- teren aber von einer angenehm fahl gelbröth- lichen Farbe ist; der Schwanz zeigt keine far- bige Ringe, sondern ist von derselben Mischung wie die oberen Theile des Körpers. — Den Nachrichten der brasilianischen Jäger zufolge, lebt das Jupara am Tage in hohlen Bäumen verborgen und verlälst nur bei Nacht seinen Schlupfwinkel, alsdann hört man häufig seine etwas zischende Stimme, während es die Bäume nach ihren Früchten besteigt. Am Ta- ge soll man dieses Thier nie sehen, und es wird zufällig durch Hunde, oder bei’m Um- hauen der Bäume entdeckt, welshalb ich auch, aller Versprechungen ungeachtet, im vollkom- menen Zustande nie ein solches Thier erhalten habe. — Es ist also diese Art von den übri- gen hier erwähnten Cuatis, wenn sie hierher gehört, sowohl durch ihre Lebensart, da sie nur bei Nacht geht, als auch durch ihr zartes — 300 — feines Haar und den ungefleckten Schwanz unterschieden. — v. Humboldt’s nächtliches Thier Guachi (Yoy. au nouv, cont. T. Il. pag. 494) könnte wahrscheinlich hieher gehören. — Herr Dr. v. Spix spricht bei Gelegenheit einer neuen von ihm entdeckten Art der Qua- drumanen, des Nyctipithecus vociferans, von einem Thiere, welches er Xupara@ nennt, und für Mustela barbara hält, — Der Name die- ses Thiers hat die grölseste Aehnlichkeit mit dem von mir hier angegebenen, nur spricht man das X hart, also Schuparä und das / weich wie im Französischen aus. — Es ist übrigens zuverlässig, dals das von mir erwähnte Thier verschieden von Mustela barbara, dage- gen wahrscheinlich, dals es eine kleinere nächt- liche Art der Cuatis ist, welches auch brasilia- nische Jäger mir bestätiget haben. — G.. 12,0 DPD 2720 D.w ee WW. #'e BeBia tg Dieses Geschlecht ist sehr bekannt, da die in Nord- America einheimische Art häufig nach Europa gebracht und leicht lebend: und ge- zähmt erhalten wird. — Süd-America besitzt eine andere Art, welche schon von Azara be- | { # Ä | — 501 — schrieben wurde und worüber ich roch die nachfolgenden Bemerkungen mittheilen will. — 1. P. cancrivorus, 1llig. ua ini oder Guaschän! Ursus cancrivorus der Schriftsteller. Agouara pop£&, Azara, T. I. p. 324. Guachinim (Guaschini oder Guassini) der Brasilianer an der Ostküste. Hakijäck - gipakiu botocudisch. Das Guassini hat im’ Allgemeinen so viel Aehnlichkeit mit dem nordamericanischen Waschbären oder Schupp (Procyon Lotor), dals ihn die Herren ,Geoffroy und: Fr, Cuvier in ihrer Naturgeschichte der Säugihiere für iden- tisch mit dem letzteren angenommen haben, dennoch scheint er mir specifisch verschieden, Ich finde ihn höher von Beinen, an diesen Theilen kürzer behaart, das Ohr ist weit kür- zer, die Nägel an den Zehen mehr: abgenutzt und kürzer, — Da 4zara das weibliche Thier beschrieb, so will ich die kurze Beschreibung eines männlichen geben. — Beschreibung: Der Oberkiefer ist um ei- nen Zoll länger als der untere, in eine bräun- liche, sehr feuchte Nasenkuppe endigend; die Schnautze ist ziemlich kurz und zugespitzt, ein wenig aufwärts gestülpt, Kopf im Allge- “ — 302 — meinen breit und kurz; Oberkopf sehr breit; Ohren klein, länglich - eiförmig, oben ein wenig abgerundet, kurz und dicht behaart; das Auge ist gelb und glänzend, bei Nacht leuchtend wie am Fuchs. Gebi/s: Schn. $; Eckz. 2"; Backenz. %. Im Ober- und Unterkiefer befinden sich sechs sehr kleine Yorderzähne; die oberen sind grö- fser, und die beiden äulseren derselben länger als die übrigen; im Unterkiefer ist der äulsere Vorderzahn an der äulseren Seite ausgeschnit- ten. — Eckzähne oben und unten zwei, ke- gelförmig, sehr stark, die oberen sind ge- krümmt, die unteren gerade. — Backenzähne in jedem Kiefer an jeder Seite sechs; vorn ste- hen drei kegelförmige Spitzzähne, welche nach hinten immer an Grölse zunehmen, alsdann folgt der dreispitzige Reilszahn (carnassiere) und nun noch zwei fünfspitzige Zähne, von welchen der letztere der kleinste ist, — Der Hals ist kurz; die Beine ziemlich hoch und schlank; Fülse sohlengehend; vorn und hinten fünf Zehen, zusammengedrückt, mit kur- zen, kaum ‚über den Finger vortretenden Kral- lennägeln; an den Vorderfülsen ist die innere Zehe die kürzeste, die äulsere ist etwas län- ger, die zweite und dritte von aulsen sind die — 5053 — längsten; an den Hinterfülsen ist die innere die kürzeste, dann folgt die äulsere, die dritte von aulsen ist am längsten; Nägel etwas auf- gerichtet und bogig gewölbt, allein sehr abge- nutzt und daher kurz. — Der Schwanz reicht etwas über die Ferse hinab, — Die männlichen Geschlechtstheile sind, wie an unserem Fuchse, äufserlich etwas im. Pelze verborgen; die Ruthe hat einen langen, starken, vorn etwas getheilten Knochen. ' Haar am ganzen Körper von (der Textur des Wolfshaars, aber kürzer; an den vier Bei- nen ist es fein, sehr glatt und zerschlissen ab- genutzt; Fülse nur mit einzelnen Haaren be- setzt, beinahe unbehaart (durch das Gehen im zähen Schlamme der Mangesümpfe). — Schwanz etwas länger behaart als der Körper, sein Haar ist stark und hart; am Ober- und Unterkiefer und hinter dem Mundwinkel befin- den sich lange schwarze und weilse Bartbor- sten. — Die Farbe des Körpers ist graugelb- lich mit schwarzen Spitzen der Haare, also gemischt, auf Rücken und Hintertheil am schwärzesten, wie an einem jungen Wolfe; Vor- derfülse und untere Hälfte der Hinterschenkel sind gänzlich schwarzbraun, die mehr nackten Fülse blässer, nur graulich gefärbt; — Einfas- — 504 — sung der Augen schwarzbraun; Einfassung des Mundes, Kehle und Mitte der Brust weilslich, so wie die innere Seite der Ohren; Stirn, Schei- tel, äulseres Ohr schwärzlich grau, mehr un- gemischt; Spitze des Ohres schwärzer, Rand desselben weilslich; über der schwarzen Ein- fassung des Auges befinden sich etwas weilse Haare; Bauch ungemischt weilslich - gelbgrau; Schwanz mit vier bis fünf schwarzbraunen und graugelblichen Ringen abwechselnd und mit einer langen schwarzbraunen Spitze. Ausmessung: Ganze Länge . i R . 38" | Länge des Körpers r } u... (ge Länge des Schwanzes A i 14 Länge von der Nasenspitze bis zu - dem Ohre x i NE o Höhe des äufseren Ohres 6 a Höhe des Vorderbeins, von der Ferse bis zum Ellenbogen h $ a +? Höhe des Hinterbeins von der Ferse bis zum Knie beinahe £ - Länge des Vorderfulses = a” Länge des Hinterfulses , a . >99, 1068 Zur Vergleichung mit der hier gegebenen Ausmessung, des Procyon cancrivorus werde — 3505 — ich jetzt die Ausmessung des nord - americani- schen Loztor nach Daubenton folgen lassen: Länge von der Schnautzenspitze bis zum After . . . h 22. 6, Länge des Schwanzes ohne das Spi- tzenhaar . h : ar 12! Länge von der Nasenspitze bis zum vorderen Augenwinkel N MH, Länge von der Nasenspitze bis zum Ohre . I h . ‘ au HN, Höhe des äulseren Ohres Mae 1120 Länge des Vorderarms . > au gm, Länge der Hand . . - AR: Länge des Unterschenkels (tibia und fibula) . ; : i . N Länge des Hinterfulses (wie oben die Nägel mitgerechnet) h in Der Magen des Guassint ist häutig, die Gedärme sind kurz und dick; jede Lunge ist in fünf Lappen *) getheilt, zwei derselben be- finden sich an jeder Seite und ein kleinerer unten in der Mitte. — ° Die Leber ist grols und in sieben Lappen **) getheilt. — *) Daubenton giebt für den Lotor sechs Lungenlappen an. **) Daubenton giebt für den Zotor fünf Lappen der Le- ber an, , II. Band. 20 — 5306 — Dieses Thier ist an der ganzen von mir bereisten Ostküste unter dem Namen Guassini oder Guaschini (Guaxinim oder Guachinim) bekannt, und lebt besonders in den den Fluls- und Seeufern benachbarten Gebüschen, wo es in dem weichen Schlammboden der von der Fluth benetzten und bei der Ebbe wieder be- reiten Mangue-Gebüsche (sie bestehen aus Conocarpus, Avicennia oder Rhizophora) sei- ne Nahrung sucht, welche besonders in Krab- ben besteht, wie mich die eigene Untersuchung des Magens gelehrt hat. — Es soll hauptsäch- lich bei Nacht auf den Raub ausgehen und im Allgemeinen die Manieren des Waschbären von Nord -America haben. — Eis klettert auf die Bäume und sucht sie nach ihren Früchten ab, benutzt auch die von Füchsen und Gürtel- thieren gegrabenen Erdhöhlen, soll aber selbst nicht graben. — Das Zuckerrohr soll es ger. ne fressen und delshalb die Pflanzungen be- suchen, — Ueber die Art seiner Fortpflanzung habe ich nicht Gelegenheit gehabt, Erfahrungen zu machen, doch dürfte sie wohl von der der Cua- tis und des Raton nicht bedeutend verschieden seyn. — Der Geruch dieser Thiere ist nicht angenehm, besonders wenn man sie lebend — 507 — hält, wo sie sehr zahm werden, da ich aber nie selbst das. Guassini im gezähmten Zustan- de gesehen habe, so kann ich über seine Ma- nieren nichts hinzufügen. — Man ilst in Bra- silien das Fleisch dieser Thiere, jedoch nicht allgemein. Im Januar und Februar fand ich sie sehr fett. Aus dem Felle bereiten die Bra- silianer Regenkappen für ihre Gewehrschlös- ser. — Ob mir gleich nie ein solches Thier im Walde begegnete, so habe ich doch sehr häufig ihre Spur in dem weichen Schlammbo- den der Flulsufer gesehen, besonders am Pe- ruhype, Mucuri und andern Flüssen. — Manche der unkundigern brasilianischen Jäger pflegen das Guassini mit dem Fuchse (Cachorro do mato) und der Raposa zu ver- wechseln, einem andern Thiere, wovon einige reden, welches ich aber nicht kennen gelernt habe; es wurde mir beschrieben wie Procyon Lotor, — Da das Guassini, wie d’4zara uns belehrt, in Paraguay lebt, und in Guiana gefunden wird *), so dürfte dasselbe wohl über den grölsten Theil von Süd - America verbreitet *) Herr v. Sack in seiner Reise nach Surinam (pag. 201) re- det davon unter dem Namen Crabodago. 20 * — 908. — seyn. — ' Koster redet davon, er fand es in der Gegend von Pernambuco *), hatte dassel- be aber nicht selbst gesehen. — Die Botocuden, in deren Wäldern dieses Thier lebt, kennen es unter der Benennung Hakijäck - gipakiii oder. grolses Cuati, — Buffon hat eine Abbildung seines : Ratzon- Crabier gegeben, welche eine richtige Idee von der Gestalt des Kopfs giebt; man ersieht aus derselben, so wie aus der Vergleichung der weiter oben von Daubenton und von mir an- gegebenen Ausmessungen, als der süd-ame- ricanische. Waschbär weit kürzere Ohren hat, als der. nord-americanische. — Frahr 111. .& wo Tees Marderartige Raubthiere., Diese von lIlliger aufgestellte Familie zählt in America viele Arten, jedoch mehr in den kalten und gemälsigten, als in den war- men Theilen dieses Continents, — In Brasi- lien habe ich nur zwei Thierarten kennen ge- lernt, welche hierher gehören, die Hyrare (Mu- *) Koster’s travels etc. pag, 3135, de CE du stela barbara) und die Fischotter (Zutra bra- siliensis), — Die erstere hat Aehnlichkeit mit den Vielfralsen (Gulo), da" sie mit der ganzen Hintersohle auftritt, auch hatte ich sie früher für verschieden von Mustela barbara gehalten, wo sie Herr Dr. Schinz in seiner . Uebersetzung von Cuvier Regne Animal unter der Benennung Mustela gulina aufnahm; ich halte sie aber jetzt für identisch mit, Mustela barbara.. — Die Fischottern hat man auch hieher gestellt, ob sie gleich durch die Bil- dung ihrer mit Schwimmhäuten versehenen Fülse und durch ihren Aufenthalt im Wasser wohl von ihnen getrennt werden dürften, G. 15. Mus be. 2,0 Moinasssenssdi. se: ur; In allen Welttbeilen gleichen sich die mar- derartigen Thiere durch ähnliche Organisation, äulsere Gestalt und Lebensart; überall sind sie kleine, kühne, blutdürstige Raubthiere, welche vermöge der Gewandtheit ihres Körpers fähig sind, die kleinsten Schlupfwinkel zu durchkrie- chen. Sie gehen nächtlicher Weise oder nur selten gesehen ihrem Raube nach, der in al- lerlei lebenden Thieren besteht. Gewöhnlich morden sie was sie erreichen können, dem Fe- — 310 — derviehe beilsen sie die Köpfe ab und saugen das Blut aus. Sie werfen mehrere Junge, ge- wöhnlich vier bis fünf, welche sie in Erdhöh- len, hohlen Bäumen und selbst in den mensch- lichen Wohnungen verbergen, 1. M. barbara, Linn. Die Hyrare, der fahlköpfige Marder. M.: Vorn mit ganzer, hinten mit halber Sohle auf- tretend; Gestalt marderartig; Schwanz lang, mä/sig dick; Körper schwarzbraun, Kopf fahl graugelblich; unter dem Halse ein gelber Fleck. — Mustela poliocephala, Oken. Le grand furet, Azara Essais etc, Vol. I. pag, 1%. d’Azara voyages etc. Atlas tab. II, Mustela gulina, Schinz Thierreich, B. I, pag. 209. Abbildungen zur Naturgeschichte Brasilien’s. Hyrara oder Irara, auch häufig Papamel bei den Bra- ’ silianern der Ostl:üste *), Jupiunn bei den Botocuden. Dieses Thier habe ich früher mit dem Na- men Mustela gulina belegt, da ich vermu- \ *) Marcgrave scheint in der Beschreibung der brasilianischen Fischotter Jiya oder Carigueibeiu auch einige Züge der Hyrare durch Verwechslung mit eingemischt zu haben. — In der Menzel’schen Sammlung brasilianischer Thierabbil- dungen befindet sich, wie uns Herr Professor Lichtenstein sagt, eine Abbildung mit der Benennung Eirara; der Na- — öil — thete, dafs M. barbara von meiner Hyrare verschieden sey, öftere Vergleichung hat mich indessen seitdem bestimmt, beide Thiere zu vereinigen, indem die von Azara angegebe- nen Verschiedenheiten doch nur unbedeutend sind. — Nach ihm hat sein grolser Marder (grand furet) einen sehr dicken Schwanz, welcher bei meinem Thiere nur mälsig lang behaart ist, auch habe ich den Kopf nie weils- lich, sondern höchstens fahl graugelblich, oft aber ziemlich dunkel gefärbt gefunden; von einer die Zehen vereinigenden Haut, so wie von einer Verdoppelung des Ohrrandes habe ich an Ort und Stelle nach dem frischen Thie- re nichts aufgezeichnet, an den in den Samın- lungen aufgestellten Exemplaren sind diese Theile vertrocknet und daher nicht mehr zu untersuchen. Ich werde eine starke männliche Hyrare im frischen Zustande beschreiben, — Beschreibung: Dieses Thier ist weit grö- [ser und stärker als unsere europäischen Mar- der, hat aber ziemlich die Gestalt derselben, me ist der meines Thieres, vielleicht ist dasselbe damit: gemeint? Desmarest in seiner Mammalogie hat in der Diagnose den Character des fahlgefärbten Kopfs und Hal- ses ausgelassen, welcher sehr characieristisch ist; er setzt das Thier zu den Vielfrafsen (Gulo). — 3512 — nur ist Kopf und Schnautze dicker, Kopf und Hals sind ziemlich gleich dick, sehr breit, stark und muskulös; der Unterkiefer ist kürzer als der obere; Auge ziemlich klein; das dichtbe- haarte äulsere Ohr ist abgerundet wie am Mar- der, aber kürzer; die etwas dickere Schnautze trägt an ihrem Ende eine starke, feuchte, schwärzliche Nasenkuppe. — Ober- und Un- terkiefer sind mit ‚feinen, zarten, kurzen, schwärzlichen Bartborsten besetzt, auch stehen ein Paar solche über den Augen. — Die Zunge ist dicht mit weilslichen, zu- gespitzten Papillen besetzt. — Gebifs: Schn. $; Eckz. =; Backenz. ** 5*® In jedem Kiefer stehen sechs Schneidezähne; im Oberkiefer ist der äulsere an jeder Seite grölser, länger, und hat an der inneren Seite _ einen kleinen Ausschnitt, so dals er in der Ge- stalt sehr den Eckzähnen gleicht; die vier mittleren sind stumpf, dahingegen der äulsere an jeder Seite etwas kegelförmig gestaltet ist; untere Schneidezähne kleiner als die oberen, vier derselben sind von gleicher Grölse, die beiden mittleren aber weit kleiner. — Eck- zähne in jedem Kiefer zwei, grols, gekrümmt, kegelförmig. — Backenzähne im Oberkiefer vier auf jeder Seite; zuerst ein kleiner Spitz- — 3513 — zahn, dann ein grölserer einspitziger, dann der Reilszahn mit einer grolsen Mittelspitze, ei- nem Absatze nach vorn und einer kleinen Spi- 'tze nach hinten, endlich ein einwärts quer ge- stellter, schmaler, langer, etwas platt zweihök- keriger Zahn.: — Im Unterkiefer stehen fünf Backenzähne an jeder Seite; zuerst ein klei- ner, stumpfer, dann zwei einspitzige, nachher ein dreizackiger Reilszahn, dann ein kleiner, runder, abgestumpfter Zahn. — Die Glieder dieses Thieres sind stark, die Vorderbeine ziemlich kurz ‚„ dick, mit dicken breiten fünfzehigen Fülsen und Krallennägeln; die innere Zehe ist die kürzeste, ihr folgt in der Länge die äulserste, alsdann die vierte von aulsen oder der Zeigefinger, dann die zweite von aulsen, und der Mittelfinger ist noch um sehr weniges länger. — Die Ballen der Nagelglieder sind- stark, rauh und etwas vortretend; die Krallennägel stark, gebogen, zusammengedrückt, ein wenig aufgerichtet und überhaupt gestaltet wie an unseren Mardern; die Sohle des Vorderfulses ist beinahe bis zu der Ferse nackt oder von Haaren entblölst; Hinterbeine dick, muskulös, länger als die vorderen, sie haben fünf Zehen, deren Verhältnils der Länge dasselbe ist als — öl4 — an den Vorderfülsen, der Fuls selbst ist aber schmäler und die Klauen weit kleiner; die Sohle ist hier weniger nackt als an den Vor- derfülsen. — Der Schwanz ist lang, jedoch kürzer als der Körper, weit dünner oder kür- zer behaart als an unserem Marder, allmälig etwas zugespitzt. — Testikel des männlichen Thiers sehr stark, sie sitzen äulserlich nahe unter dem After; die Oeffnung für die Ruthe befindet sich in einem dicken, nackten, häutigen und hängenden Beu. tel, vier und einen halben, oder fünf und ei- nen halben Zoll vor den Testikeln. — Die Ruthe selbst hat einen Knochen, der bei dem alten hier beschriebenen Thiere zwei Zoll zehn Linien lang, ziemlich gerade, etwas zusammen- gedrückt und vorn mit einer kleinen kreis- förmigen horizontalen Ausbreitung versehen war. — Die Behaarung des ganzen Thiers ist glatt, kurz und ziemlich hart; Nase und Kopf sind mit höchst kurzen, sehr glatten, graubräunlich und gelblich gemischten Haaren bedeckt, das Gesicht fällt mehr ungemischt ins fahl- Grau- braune; Gegend der Ohren und Seiten des Halses sind mehr fahl gelblichgrau gefärbt; nach dem Körper hin nehmen die Haare ein — 315 — wenig an Länge zu, an den Seiten sind sie noch etwas länger, an Bauch, Beinen und Schwanz aber am längsten. — Der ganze Kör- per ist schwarzbraun gefärbt, am dunkelsten die Beine, der Bauch und der Schwanz, doch sind die Farben nie abgesetzt, sondern verlau- fen allmälig ineinander. — Schon an den Schulterblättern wird das schwarzbraune Haar mit einzelnen gelblichen und weilsgraulichen gemischt, welches nach dem Halse hin schnell zunimmt, so dals Hals und Kopf im Allgemei- nen eine fahl graugelbliche Farbe zeigen; Ge- sicht und untere Seite des Kopfs sind gewöhn- lich etwas dunkler, mehr in’s Graubräunliche fallend, und unter der Mitte des Halses be- findet sich ein unregelmälsiger, schön röthlich- gelber, bald grölserer, bald kleinerer Fleck, et- wa von der Farbe des Kehlfleckens bei unse- rem Buchmarder (Mustela Martes). — Die Haare des Schwanzes sind hart, höchstens an- derthalb Zoll lang, und so wie am ganzen Thiere glänzend. — Die Zehen sind mit ziem- lich langen, zum Theil über die Klauen hin- ausreichenden Haaren bedeckt; Hinterbauch und innere Hinterschenkel sind etwas dünner behaart, zum Theil etwas nackt. — Die Soh- len der Fülse sind schwarzbraun, und von der — 316 — Spitze der Zehen an gemessen zwei und ei- nen halben Zoll lang nackt. Die Farbe des Kopfs und Halses varlirt etwas; denn oft ist sie mehr fahl graugelblich und zuweilen mehr aschgraulich, gewöhnlich aber mehr in’s Gelbliche fallend, auch ist der gelbe Kehlfleck zuweilen dreieckig, rundlich, viereckig, oft sehr klein, oft grols, an dem hier beschriebenen Exemplare hielt er zwei Zoll zwei Linien in der Länge, und eben so viel in der Breite. Ein weibliches Thier, welches ich erhielt, war etwas kleiner, hatte einen grölseren gel- ben Fleck unter der Kehle und vier Bauch- zitzen. Ausmessung des beschriebenen männlichen Thieres: Ganze Länge A & - ü 39" 44, Länge des Körpers . . . 23ER Länge des Schwanzes i ö Lö Dh, Länge von der Nasenspitze bis zu der vorderen Ohrwurzel . - re Breite von einer Ohrwurzel zu der anderen . } £ ; nz HE, Länge des Vorderbeins bis zu dem EI- lenbogen x ‘ . . zu gun, — 517 — Länge des Hinterbeins bis zu dem Knie f 2 ’ i ; Bu gl, Breite des Vorderfulses bei den Klauen ° . 5 f ; 13 AO Länge des oberen Eckzahnes . hi 3, Länge des unteren Eckzahnes beinahe zu, Dieses kleine, aber kräftige und blutgie- rige Raubthier kommt in allen von mir be- suchten brasilianischen Waldungen vor und ist daselbst von den einsamen Bewohnern der Wald- Fazendas, von den Negern und Indiern wohl gekannt, gewöhnlich Papamel, Hyrara oder I/rara benannt, doch wird die letztere Benennung in manchen Gegenden auch dem Yaguarundi des 4zara beigelegt. Die Hyrare hat vollkommen die Lebens- art des Vielfralses und des Marders, —. Sie streicht in verborgenen Schlupfwinkeln umher, in den dichtesten Wäldern, hohlen Bäumen, Klüften, vielleicht auch in Erdhöhlen, wovon aber die Botocuden nichts wissen wollten. — Sie streift besonders bei Nacht umher, besteigt geschickt die Bäume, plündert die Nester der Vögel, sucht ämsig den wilden Honig in hoh- len Bäumen auf (daher die Benennung Papa- mel), jagt alle kleinere lebende Thiere, als Agutis, Pacas, Cavien, Eichhörnchen u, =: w, — 318 — und wagt sich selbst an das Reh, welches sie oft bis in die Nähe der menschlichen Woh- nungen verfolgt haben soll. — Sie läuft zwar nicht besonders schnell, hält aber sehr lange die Spur des angejagten Thieres ein, wodurch sie dasselbe oft ermüden und fangen soll. Man will gesehen haben, dals sie ein Reh müde jagte, und als sich dieses aus Ermüdung nie- derlegte, dasselbe lebend anfrals. — In die Hühnerställe bricht die Hyrare wie unser Mar- der und Iltis ein, beilst die Köpfe ab und saugt das Blut aus. — Sie wirft, nach der Versicherung der bra- silianischen Jäger, besonders der Botocuden, drei bis vier Junge, welche sie gewöhnlich in einem hohlen Stamme oder Baumaste ver- birgt. Finden die Hunde die Spur dieses Raub- thiers, so baumt es gewöhnlich bald, und wenn man zeitig genug hinzukommt, so ist es leicht, dasselbe von dem Baume herab zu schielsen, Oefter fängt man die Hyrare bei dunkelen Nächten in den Schlagfallen oder Mundeos, wenn sie im Walde umher läuft, zu Morro d’Arara lieferten uns diese Fallen in einigen Wochen vier dieser Thiere. — Aus der Haut bereitet der brasilianische Jäger Regenkappen — 319 — für die Gewehrschlösser. — Die Botocuden essen das Thier, ziehen aber zuvor nicht die Haut ab, sondern sengen sie im Feuer, wie sie es bei allen erlegten Thieren zu halten pfle- gen. 4Azara’s Abbildung scheint die beste von dieser Thierart bisjetzt bekannte zu seyn, ei- ne höchst schlechte, mit völlig verunstaltetem Halse (wahrscheinlich nach einem sehr schlecht ausgestopften Exemplare) findet man in den Schriften der Wernerian Society, Vol, III. pag. 440, unter der Benennung Viverra polio- cephalus. Gen 16 _Lutrea. Fischotter. Die Fischottern bilden ein über die mei- sten Länder unserer Erde verbreitetes Ge- schlecht der Raubthiere, welches die Flüsse bevölkert und den mit Schuppen bedeckten Bewohnern derselben nachstell. Ihr Gebifs ist stark, der Schädel sehr flach gedrückt, der Körper schmal verlängert, fett, mit langem Ruderschwanze und kurzen, starken, mit Schwimmhäuten versorgten Fülsen versehen, daher vollkommen zum Schwimmen und zu der Lebensart im Wasser eingerichtet. Die Fischottern bewohnen die gemälsigten und heilsen Zonen unserer Erde, doch findet man nirgends viele Arten von ihnen, auch ver- muthe ich, dals man für die warmen Länder von Süd- America zu viele Arten angenommen hat,: In Paraguay und Brasilien giebt es, wie d’Azara bestätiget, wahrscheinlich nur eine ein- zige Art dieses Geschlechtes, über welche ich nachfolgend einige Bemerkungen mittheilen werde. — 1. & bPasılienszs m Die brasilianische Fischotter. Jiya Marcgr. pag. 23. | | La Loutre, Azara Essais etc, T. I, p. 348. Lontra bei den Brasilianern, Ariranha (Arirannia) am Rio $. Francisco. . Nomerick *) bei den Botocuden, Azara hat die brasilianische Otter hin- länglich beschrieben, ich werde delshalb nur noch einige Worte. hinzufügen, — Dieses Thier hat im Allgemeinen die grölste Aehnlichkeit mit unserer europäischen Fischotter, doch unterscheidet es sich von der- selben auf den ersten Anblick durch die Bil- *) Vor dem N hört man kaum ein G in der Kehle; e wird kurz ausgesprochen, — 321 — dung, des Schwanzes, welcher bei der euro- päischen Art rund, bei der brasilianischen aber an beiden Seiten scharfkantig, oder von oben etwas‘ plattgedrückt erscheint, auch ist das Haar 'bei der letzteren am ganzen Leibe kür- zer. — Kurze Beschreibung einer männlichen Ot- ter: Die Bildung des ganzen Thieres gleicht in der Hauptsache der europäischen Art; der Kopf scheint etwas stärker und mehr rund, hat daher in seiner Bildung etwas Aehnlichkeit ‚mit dem der grölseren Katzenarten; die Schnau- ize ist vielleicht etwas breiter, der Oberkopf erhabener und nicht so platt gedrückt, als an unserer europäischen. Flulsotter. An beiden Kiefern und hinter dem Auge stehen lange gelbliche Bartborsten; Nasenkuppe behaart wie das Gesicht, ziemlich breit, die Nasenlöcher etwas nach der Seite geöffnet; äulsere Ohren klein und abgerundet; Auge klein und weit nach vorn, gestellt; die vier Beine sind kurz und stark, die Fülse oder Pfoten abgerundet, mit ganzen Schwimmhäuten versehen, welche zuweilen in ihrer Mitte einen kleinen Aus- schnitt zeigen; innere Zehe an allen Fülsen die kürzeste, alsdann folgt in der Länge die äulsere, die drei mittleren sind einander ziem- I. Band, 21 — 822 — lich gleich und die längsten. — Nägel ziem- lich stark, zugespitzt, sanft gekrümmt, unten etwas ausgehöhlt, an den Hinterfülsen dicker und kürzer. — Schwanz lang, aber kürzer als der Körper; er hält an der Wurzel fünf bis fünf und einen halben Zoll im Querdurch- messer, in seiner Mitte drei Zoll zwei Linien, nimmt dann an Breite etwas zu, etwa bis zu drei Zoll drei bis vier Linien, wird hier völ- lig platt, an den Seiten scharfrandig, nach dem Ende rundlich zugespitzt, und ist über und über behaart wie der Körper. — Die Testi- kel befinden sich kurz vor dem After unter der Haut verborgen, scheinen aber zuweilen, wahrscheinlich in der Paarzeit, etwas hervor- zutreten. — Etwa drei und einen halben Zoll weiter nach vorn befindet sich die Oeffnung für die Ruthe, am Rande ein wenig nackt; die Ruthe selbst hat eine länglich walzenför- mige Gestalt, und eine etwas verdickte abge- stumpfte Eichel; sie wird von einem Knochen unterstützt. Das ganze Thier ist mit einem schönen, kurzen, sanften bräunlichen Haare, kürzer als an unserer europäischen Otter, überzogen. — Der Unterkiefer ist weils, und der ganze Un- terhals bis zur Brust mit länglichen, oft sehr — 323 — abwechselnden weilslichen Flecken, oft weni- ger, oft mehr bezeichnet; einige Individuen sind an diesen Theilen weit weniger und nur undeutlich weils gezeichnet, mehr gelblich, besonders blols der Unterkiefer, und der Un-. terhals ist alsdann hell graubraun, in’s Weils- graue fallend, und auf der Brust befindet sich ein runder kleiner röthlich- gelber Fleck von ein bis anderthalb Zoll im Durchmesser. Bauch und übrige untere Theile haben immer die Farbe des Rückens, die Fülse hingegen eine etwas dunkler bräunliche Mischung. — Ausmessung eines männlichen Thieres, welches jedoch nicht von den grö/sesten war: Ganze Länge A ; u. HEMAM, Länge des Körpers . . b 33 103. Länge des Schwanzes . . EN Höhe des äulseren Ohres . 7 bis 8%. Länge des längsten Vordernagels . ie Länge des längsten Hinternagels ' SM. Länge des oberen Eckzahnes , . , Länge des unteren Eckzahnes . . ; Der Schädel der brasilianischen Fischotter ist in der Hauptsache gebildet wie der der eu- ropäischen. — Ein solcher in meiner zoolo- gischen Sammlung hält fünf Zoll fünf Linien 1 *7 in der Länge, und in der Breite des Jochbo- gens drei und einen halben Zoll, — Mit dem Schädel der europäischen Fischotter verglichen, ist er an der Stirn weniger platt gedrückt, ‚hinten etwas breiter und runder gewölbt. Der Jochbogen ist an beiden Thieren völlig gleich gebildet, bei der europäischen Fischotter von oben gesehen in seiner Mitte ein wenig mehr geradlinig, auch ist bei der brasilianischen der Raum von der Nasenöffnung bis zu der vorde- ren Wurzel des Jochbogens kürzer als an der europäischen; die hintere Wurzel des Jochbo- gens ist bei der brasilianischen Art weniger breit und horizontal liegend als bei der euro- päischen; das Gebils zeigt an beiden Thieren keine. Verschiedenheit. Die Eckzähne der bra- silianischen Art sind ihrer ganzen Länge nach hohl, und springen, wenn sie vertrocknen, ge- wöhnlich ihrer ganzen Länge nach an beiden Seiten auf; ihre Wurzel ist etwas bauchig, bla- senartig, mit dünnen Wänden und einer cirkel- runden Oeffnung am Ende, — Der Knochen, welcher sich in der Ruthe des männlichen Thieres befindet, mals bei ei- nem Individuo von 48 Zoll 8 Linien ganzer Länge, zwei Zoll neun und eine halbe Linie in der Länge; er ist gerade, walzenförmig ver- — 325 — längert, an seinem vorderen Ende ein wenig verdickt, sanft aufwärts gebogen, und an die- ser Stelle an der unteren Seite ausgehöhlt. — Die Lunge ist in sechs Lappen getheilt; die Leber ist grols und zeigt sieben Lappen, wovon vier klein sind. — Der Magen ist ge- krümmt, häutig, er war mit Fischresten ange- füllt. — Das Herz war durch den Schuls zu sehr verletzt. — Der Darmcanal milst vom Ko- pfe an dreizehn Fuls in der Länge. — Unter dem Pförtner befindet sich am Zwölffingerdarm ein weiter Sack, eine weite faltige Ausbrei- tung. — Die brasilianische Fischotter lebt sehr zahl- reich in allen nicht zu oft beunruhigten Flüs- sen, mehr einzeln in den bewohnteren Gegen- den. — Sie ist überall unter dem Namen der Lontra bekannt, wird aber wohl zuweilen mit einem Thiere verwechselt, welches man: dort Cachorro d’Agoa (Wasserhund) nennt, und welches ich nicht zu sehen Gelegenheit geflun- den habe, das aber vielleicht der Quiya des Azara (Myopotamus) seyn dürfte, — Gewils ist die Fischotter über ganz Süd-America ver- breitet und lebt in Guiana, wo man ohne Zweifel mehrere Arten aus ihr gemacht hat. — In den wenig besuchten Flüssen von Brasilien — 326 — findet man diese Thiere in zahlreichen Ban- den. — Selten haben wir den Belmonte, den Jtabapuana, Ilheos und andere Flüsse beschifft, ohne durch die sonderbare Erscheinung sol- cher Gesellschaften von Fischottern unterhal- ten zu werden. Sie haben die Manieren un- serer europäischen, geben aber gewöhnlich sehr sonderbare Töne von sich, welche durch ihre gemeiniglich vereinte Anzahl verstärkt und vermehrt werden. — Wo eine solche Bande ankömmt, da hört man schon von ferne laute pfeifende und andere katzenartige Töne von heftigem Schnauben und Schnarchen begleitet; das Wasser ist in Bewegung, und die äulserst gewandt schwimmenden Thiere kommen öfters mit dem Kopfe, ja mit dem halben Leibe über das Wasser empor, einen Fisch in dem Ra- chen, als wollten sie ihre Beute zeigen. — So steigen sie, gesellschaftlich fischend, gegen den Strom hinauf, oder lassen sich von dem Was- ser gemächlich hinabtreiben. Um die ihnen begegnenden Canoes tauchen sie gaukelnd um- her, obschon man sie gewöhnlich mit der Flin- te begrülst. Nahrung und übrige Lebensart scheint mit der der europäischen übereinzustimmen, doch kann ich über ihre Fortpflanzung nichts hinzu- — MM — fügen. — Sie verzehren eine grolse Menge von Fischen, wahrscheinlich meistens am Ufer oder auf einem Steine oder Felsstücke im Flus- se. Besonders am Flusse Belmonte habe ich häufig die Ueberreste ihrer Mahlzeiten auf den Felsblöcken oder den Sandbänken gefunden, sie bestanden in Schuppen, Gräten und dem Panzer oder der Knorpelschaale eines gewissen gefleckten Fisches, welchen man hier Ronca- dor nennt, — Die Fischottern wandern auch über Land von einem Flusse zu dem andern, und fangen sich dann zuweilen in den Schlag- fallen oder Mundeos.. — Im Februar und März fand ich sie sehr fett. — Da die Lor- ira ein schönes Fell hat, so würde man es bei uns gleich dem europäischen schätzen, allein bisjetzt bezahlt man dasselbe in der von mir bereistten Gegend schlecht, in der Nähe gro- Iser Städte, oder in sehr bewohnten Gegenden ist diels indessen schon anders. Koster er- zählt, dals man in der Gegend von Pernambu- co ein Fischotterfell höher schätze, als ein Unzenfell. — Diese Fischottern werden weit grölser als ihre europäischen Verwandten, be- sonders in den von Menschen wenig beunru- higten Flüssen. Im Rio S. Francisco, wo man sie Ariranha (Arirannia) nennt, sollen sie — 3238 — eine colossale Grölse erreichen. In jenen we- nig beunruhigten Flüssen ist es höchst leicht, ein solches Thier zu erlegen, sie gaukelten ohne Scheu so nahe um unsere Canoes her- um, dals es unmöglich gewesen seyn würde, sie zu fehlen; allein sobald sie den tödtlichen Schuls erhielten, tauchten sie unter, und wir bekamen sie nicht mehr zu Gesicht. Daher kam es, dals ich der vielen nach diesen Thie- ren. gethanen Schüsse ungeachtet, dennoch nur drei männliche, aber kein weibliches Individu- um zu untersuchen Gelegenheit fand. — Da wo der alles beunruhigende Europäer seine Herrschaft schon ausgebreitet hat, würde es so schwer werden wie bei uns, wenn man die- se Thiere überlisten wollte *). Manche ande- re Nachrichten, besonders die Beschreibung der weiblichen Lontra giebt Azara, auf dessen Werk ich verweise. — Marcgrave beschreibt unter der Benennung Jiya oder Carigueibeiu ein Thier, welches, nach ihm, die brasilianischen *) Jung gezähmt werden diese Fischottern sehr zahm, an der europäischen ‘Art kann man sich überzeugen, -wie sehr Zähmung das Naturell wilder Thiere umwandelt; denn man liest u, a, in v. Wildungen’s Werken (Feierabende, B..VI. 1821) von einem solchen Thiere, welches die Fisch- nahrung verabscheuete, und ohne die grölste Strenge nicht in das Wasser zu bringen war, = Bi Portugiesen Lontra nennen, das .also unbe- zweifelt unsere Fischotter seyn soll, es passen jedoch nicht alle seine Worte auf dieselbe, und wahrscheinlich ist eine Verwechselung mit der Hyrare (Mustela barbara) vorgegangen. Laborde und Sonnini reden von verschiedenen Farbenvarietäten der guianischen Fischotter, mir ist in Brasilien nichts ähnliches vorgekom- men, vielleicht haben jene Schriftsteller den Coypu und andere dort lebende Wasserthiere für Fischottern gehalten. Nach einigen sollen die Thiere des Katzengeschlechts, der Yaguar und der Cuguar (Susuaranna) den brasiliani- schen Fischottern nachstellen, allein ich kann nicht glauben, dals dieses im Wasser lebende Thier von jenen grolsen Katzen leicht über- rascht werden könnte. — Desmarest vermu- thet, dals bei jungen Thieren dieser Otter die untere Seite des Halses weilslich und mit der Rückenfarbe gefleckt sey, während alte Thiere diesen Theil ungefleckt weilslich zeigten; allein ich kann versichern, dals dieses kein Kennzei- chen der Jugend ist, sondern dals diese weils- liche Kehle bald mehr bald weniger gefleckt ist, gerade wie an unserem europäischen Stein- marder (Mustela Foina, Linn.), — 550 — Fam3. Sanguinaria. Raubthiere. Jlliger hat in dieser Familie die Ge- schlechter der blutdürstigsten Raubthiere ver- eint, welche zwar alle Zonen unserer Erde be- wohnen, dennoch aber in den heilsen Erdgür- teln zu der gefährlichsten Grölse und Kühn- heit heranwachsen und die furchtbarsten We- sen der belebten Schöpfung sind. — Sie zeichnen sich sämmtlich durch ein starkes Fleischgebils aus, gehen auf den Zehen und rauben lebende Thiere, auf deren Blut sie vor- züglich gierig sind. Die heilsen Länder besiz-. zen viele Arten von ihnen, und unter diesen sind dort die Katzen besonders zahlreich, wel- che sich durch die Schönheit ihres Felles aus- zeichnen. Die alte Welt besitzt mehrere Thie- re dieser Familie als die neue, und selbst meh- rere Geschlechter von Raubthieren hat sie vor derselben voraus. — GT ENTER OD IR Fe. BR, Bekanntlich ist das Hundegeschlecht über alle Welttheile unserer Erde verbreitet und — 551 — zeugt unter allen Thieren von der grölsten Ge- schmeidigkeit des Naturells. Man findet Hun- de in dem kalten Norden und zwischen den Wendekreisen, auch sind selbst die wilden Ar- ten dieses Geschlechts sehr weit verbreitet. — Der Haushund, dieser nützliche Begleiter des Menschen, übertrifft in dieser Hinsicht alle seine Geschlechtsverwandten, er verlälst uns nirgends und dauert in allen Climaten aus, welche sein Gebieter bisjetzt erreicht hat, In der neuen Welt scheinen die Hunde durch die Europäer eingeführt worden zu seyn *); denn der grölsere Theil der wilden Völker im Inne- ren besitzt dieses nützliche Hausthier noch nicht. Dennoch ist der Hund schon aulseror- dentlich weit verbreitet, selbst unter den Ur- bewohnern von Süd-America, und schnell dehnt sich seine Verbreitung weiter aus. Die India- ner erkennen den Nutzen, welchen sie für ih- re Hauptbeschäftigung, die Jagd, von diesen *) Die Ragen der Hunde sind mancherlei. Der bellende Hund scheint doch wohl aus Europa nach America ge- bracht zu seyn, es giebt jedoch im Norden dieses Conti- nents Hunde, welche blols heulen und nicht bellen, diese könnten wohl vielleicht von Wölfen abstammen und als- dann einheimisch seyn. — Siehe über diesen Gegenstand v, Humboldt Voyage au Nouveau Continent, T. II. p. 624. und Tableaux de la nature, Tom. I, p. 117 bis 124. Thieren haben können und pflegen sie dels- halb selbst zuweilen den Europäern zu ent- wenden. — Es giebt einzelne Völker im In. neren, welche schon viele Hunde besitzen, und Herr v. Sack scheint dasselbe für Guiana zu bsstätigen, indem er in seiner Reisebeschrei- bung sagt (2ter Theil p. 109), die Buschneger tauschten ihre Hunde von den Acuri- India- nern ein. — Diese Thiere gedeihen vortrefflich in je- nen heilsen Ländern, und es ist ganz unge- gründet, wenn man sagt, sie verlören dort die Stimme; dagegen bestätiget man in Brasilien die Aussage des Siedmann und Anderer, dals die Hundswuth oder Wasserscheu daselbst höchstselten oder nie vorkomme, eine Krank- heit, welche in den heilsen Ländern der alten Welt nicht selten ist, | Wenn auch die Natur der Hundearten im Allgemeinen .durch den Einfluls der Climate nicht verändert wird, so ist es doch nicht zu läugnen, dals die äulsere Bedeckung oder das Haar derselben durch die Einwirkung des Cli- ma’s abgeändert werde. — In kalten Ländern finden wir an den genannten Thieren einen sehr feinen, dichten und zarten Pelz, in den heilsen hingegen ist ihr Haar schlicht, hart, r 388 grob und ‘dünner gestellt, daher für den Men- schen von geringem Nutzen. Verschiedene AReisebeschreiber reden in Süd-America von wilden Hunden, als komme daselbst unsere europäische Hundeart im ver- - wilderten Zustande vor, allein hievon ist mir kein Beweis bekannt und diese wilden Hunde sind gewils immer andere Thiere aus diesem Geschlechte, deren man überall findet. — Der Hund verwildert übrigens leicht, wovon wir in Europa in allen Ländern einzelne Beispiele aufweisen können. Denderson in seiner Ge- schichte von Brasilien redet (pag. 315) von wilden Hunden bei Z2lheos, und J. Luccock will Schaaren wilder Hunde in Brasilien gese- hen haben, Erstere Nachricht ist ungegrün- det und. die letztere scheint genauerer Unter- suchung zu bedürfen. Süd- America scheint aus dem Hundege- schlechte ursprünglich nur wenige Arten zu besitzen; denn ich’ bin überzeugt, dals in Bra- silien und Paraguay nur die beiden von 4za- ra erwähnten Arten, der Aguaraguazu und der Aguarachay, vorkommen; der Culpaeus des Molina ist zu unbestimmt beschrieben, um entscheiden zu können, ob er der Aguarachay des Azara oder Canis antarcticus is« — Dafs — 554 — der Chien Crabier des Buffon nichts anderes ist, als der Jguarachay, scheint mir wahr- scheinlich, da die hundeartigen Thiere in Ame- rica wie in Europa in der Hauptsache einan- der sehr ähnlich sind und in der Farbe etwas variiren, — Ich werde nun einige Zusätze zu Azara’s Beschreibungen hinzufügen. — 1.. .,BA,m oe 5 Er ze Der Guarä, oder rothe americanische Wolf. Aguara-guazu, Azara Essais etc, T. I. p. 507. Canis iubatus, Desm. Guard in Minas und im Sertong von Bahia, auch Lo* bo (Wolf) in Brasilien genannt. Aguard Dobrizhofer, B. I. p. 404. Man hat in der französischen Uebersez- zung von Azara’s Werk über die Säugthiere von Paraguay den Aguara-guazi für eine Bä- renart ausgegeben, welches er durchaus nicht ist. Dobrizhofer gab uns zuerst unter der Benennung des Aguard, oder wie die Spanier ihn nennen, des Zorro grande (des grolsen Fuchses), Nachricht von dem rothen Wolfe des inneren Süd-America, bis ihn Azara genauer beschrieb. Marcgrave erwähnt seiner nicht, Herr Professor Lichtenstein. hat seitdem in der Menzelschen Sammlung Gemälde von die- —_ 359 — sem und dem nachfolgenden Thiere aufgefun- den, welche er vollkommen zu Azara’s Be- schreibung passend fand, die wir aber bisjetzt- noch nicht kennen. — Der rothe Wolf oder Guarä ist nicht blols in Paraguay einheimisch, sondern in dem gan- zen mehr waldlosen Theile von Brasilien, wo er im Allgemeinen von den Portugiesen Lobo (Wolf), in anderen Gegenden, z. B. in Minas, Guard genannt wird. Es ist gewils, dals die- ser grolse rothe wilde Hund nicht die Waldun- gen, sondern mehr die offenen, mit einzelnen Gebüschen und Gesträuchen bewachsenen Hei- den bewohnt, also nicht blols Brücher und Sümpfe; denn in der von mir besuchten Ge- gend giebt es dergleichen wenig, Ich denke daher, dals man ihn von diesem Aufenthalte in offenen Gegenden (den Campos der Portu- giesen) Canis campestris nennen könnte, zu- mal da diese Benennung ihn von den meisten anderen Hundearten unterscheiden würde — Dals dieses Thier unserem Wolfe an Grö- fse nichts nachgiebt, beweist eine in meiner zoologischen Sammlung sich befindende unvoll- ständige Haut, deren Beschreibung ich hier geben werde, da ich diese Thierart im frischen vollkommenen Zustande nicht gesehen habe. — — ö56 — Länge der Haut,. woran ‚der ganze Kopf fehlt, bis zum Anfange des Schwanzes . . ! e ar. Länge des Schwanzes s 5 24543 Das Haar ist wolfsartig, -den Schulterblättern über drei Zollin der Län- schlicht, lang, an ge haltend; über dem Halse und den Schul- terbläitern befindet sich eine Art kurzer Mäh- ne von drei und einen’ halben Zoll langen Haa- ren, Die ganze Haut ist von einem sehr schö- nen, lebhaften Rothbraun, in den Seiten ein wenig blässer, über den ganzen Rücken hinab dunkel rothbraun, oben auf dem Halse aber bis über die Schulterblätter hinaus ist die Mäh- ne schwarzbraun.e — Der Schwanz ist roth- braun wie der Körper, aber seine Spitze fahl gelblich. — Die Vorderbeine fehlten; die Hin- terbeine haben längs der vorderen Kante des Schenkels hinab einen schwarzbraunen Streih, und von der Ferse abwärts sind sie gänzlich schwarzbraun. Der. Guarä lebt in den grolsen Campos geraös des inneren Brasiliens, am Tage in den einzeln -zerstreuten Gesträuchen anf den offe- nen trockenen Heiden sich verbergend und in der Nacht nach Nahrung umher trabend, wo man alsdann seine laute, weitschallende Stim- — 897 — me hört. In unbewohnten Gegenden geht er auch am Tage umher. — Nach der Versiche. rung der Pflanzer und Hirten (Yagueiros oder Campistas) ist er dem Rindviehe und den Schaafen nicht gefährlich, sondern lebt blols von kleinerem Haube, 4Azara sagt, er nähre sich blols von Krabben, Krebsen und Mollus- ken, die er aber wohl im Campo geral nicht häufig finden dürfte, — Er ist feige und furchtsam, steht sogleich von Ferne stille, so- bald er etwas Fremdartiges bemerkt; geht man auf ihn zu, so entflieht er sogleich sehr schnell. — Aus dem grolsen schön brandro- then Felle macht man Satteldecken, — Dobrizhofer nennt diesen rothen Wolf den Wasserhund und sagt, er halte sich in Seen und Flüssen auf; in den ebenen niede- ren Gegenden von Paraguay mag er allerdings die Ufer der Flüsse und die Sümpfe nach Krab- ben und Sumpfthieren durchsuchen und da- selbst seinen Aufenthalt nehmen, jedoch das Local muls hier eine Verschiedenheit verursa- chen. — Der Name Canis brachyurus scheint für dieses Thier nicht passend; denn sein Schwanz ist nicht viel kürzer als der des Wolfs; zweckmälsiger dürfte‘ demnach der Name Ca- ‚nis jubatus seyn, welchen Desmarest ihm bei- UrrBand.: ' 22 —_ 555 — legt, der sich indessen wieder darin irrt, dals er die schwarze Mähne über den ganzen Rük- ken des Thiers ausdehnt, da sie in der Natur nur auf dem Halse und über den Schulterblät- iern vorkommt. — =... ZseErae, her bzeassı ls aniısche Fucız F.: Körper fahl graugelblich, Rücken und obere Theile schwärzlich; ein schwärzlicher Streif an der Vorderseite des Vorderbeins; Spitze der Lip- pen wei/s; Unterkiefer schwärzlich graubraun; untere Theile wei/slich; Schwanz am Ende schwarz. — Agouarachay, Azara essais etc. Vol. I. p. 317. Schinz Thierreich u. s. w. B. I, pag. 220. Abbildungen zur Naturgeschichte Brasilien’s. Cachorro do mato, zuweilen auch Raposa, im östlichen Brasilien. Azara hat diesen Fuchs sehr gut beschrie- ben, ich will indessen hier folgen lassen, was ich davon in Brasilien beobachtet habe. — Dieses Thier hat in der Hauptsache die Bildung unseres Fuchses, wenn man davon die kürzere Behaarung des Schwanzes ausnimmt, auch findet man bei Durchlesung der Beschrei- bung jenes Schriftstellers, dals beide Thiere in ihrer Lebensart vollkommen übereinstimmen. — I — Das in meiner zoologischen Sammlung sich befindende Exemplar hat folgende Hauptzüge: An..den Vorderfülsen befinden sich fünf, an den hinteren vier stark behaarte Zehen; die Nägel der Vorderzehen sind weilslich und in den Haaren etwas verborgen, wovon der längste drei Linien milst; die der Hinterzehen sind länger, sie messen beinahe fünf Linien, sind bräunlich von Farbe und mehr entblöfst. Körperhaar ziemlich dicht und etwas wollicht; betrachtet man die einzelnen Haare, so sind sie an der Spitze schwarzbraun, darunter befindet sich eine weilse Binde, alsdann folgt wieder Schwarzbraun und der übrige Wurzeltheil ist graugelblich. — Diese bunte Zeichnung der Haare giebt im Allgemeinen dem Thiere eine fahl graugelbliche, weilsliche und schwärzliche Mischung; der Rücken und die oberen Theile fallen mehr in’s Schwärzliche; an den Schen- keln und .Vorderblättern herrscht die graue Farbe etwas vor, an den Seiten des Halses und den äulseren Beinen die fahlgelbliche oder blafs röthlich - gelbe; ein mehr schwärzlich gemisch- ter. Sıreif läuft auf der Vorderseite des Vorder- 'beins bis zu dem Fulswurzelgelenke hinab; innere Seite der Vorderbeine blafs gelblich; in- nere Seite - der Hinterschenkel etwas blässer; 22.7 — 340 — Stirn und Oberkopf gelblich-braun und weils- lich gemischt; Nase von den Augen vorwärts gelblich graubraun; Gegend unter den Augen mit schwärzlichen Haaren gemischt; Spitze beider Lippen weils; Unterkiefer schwärzlich- graubraun; Kehle, Unterhals, Brust und ganze Vorderseite der Hinterbeine weils, welches an der letzteren Stelle gegen die äulsere Schen- kelfarbe nett absticht; äulseres Ohr gelblich- graubraun; der Schwanz ist länger behaart als der Körper, erscheint aber dünner als an un- serem europäischen Fuchse im Sommer, er ist graugelblich mit dunkleren Haarspitzen, das Ende oder die Spitze aber ist gänzlich schwarz- braun mit einigen langen weilsen Haaren ge- mischt. Ausmessung: Ganze Länge er . A 54 6%, Länge des Körpers . . . ra Länge des Schwanzes . . 138m, Höhe des Ghrs über dem Kopfe an der dem Scheitel zugewandten Seite . . . : . 1% Qi, Länge von der Nasenspitze bis zu dem vorderen Ohrrande . „ic As Länge des längsten Vordernagels . Par... — 341 — Länge des längsten Hinternagels bei- n ahe v “ ® . ° + Hu, Dieser Fuchs ist yon Azara in Paraguay beobachtet und lebt über ganz Brasilien ver- breitet, ja es scheint selbst, dals Buffon’s Chien Crabier *) hierher gehört? Demnach wäre der brasilianische Fuchs weit verbreitet und wahrscheinlich in seiner Färbung manchen Ab- änderungen unterworfen, Betrachtet man die Behaarung genau, so bemerkt man selbst eini- ge Aehnlichkeit in der Vertheilung der Far- ben mit dem dreifarbigen Fuchs von Pennsyl- vanien (Canis cinereo-argenteus), ob ich gleich nicht hinlänglich über die Verwandtschaft bei- der Thiere urtheilen kann, da ich nicht im Stande bin, sie in der übrigen Bildung ihres Körpers genau zu vergleichen. — Der brasi- lianische Fuchs erscheint in allen seinen Far- ben, im Vergleich mit dem pennsylvanischen sehr blals, und gleichsam wie abgeblichen, man wird ihn daher immer als eine besonde- re Species aufstellen müssen, wenn er auch nur eine durch das Clima erzeugte Abart seyn sollte; neueren Vergleichungen zufolge, sol- *) Dietionn, des sc, natur, T. VIII, d. 558, len indessen beide Thiere wirklich speeifisch verschieden seyn. — In seiner Lebensart hat der brasilianische Fuchs die grölste Aehnlichkeit mit dem enro- päischen. Er hält sich in Wäldern und offe- nen Gegenden auf, trabt überall umher, ver- birgt sich am Tage meist in Erdhöhlen und entflieht sehr schnell, ‘sobald er einen Men- schen erblickt, Den menschlichen Wohnungen nähert er sich bei Nacht, raubt Hühner und anderes Federvieh, so wie alle kleinere leben- de Tbiere, auch soll er in der Nähe des Mee- res die Flulsufer besuchen, um bei der Ebbe in den sie einfassenden Mangue- Gebüschen Krabben und ähnliche zurückbleibende Thiere aufzulesen. — Selbst todte Thiere dienen ihm zur Nahrung, wie unserem europäischen Fuch- se, — Seine Jungen soll er in Erdhöhlen wer- fen. — Er ist listig und wittert scharf wie unser Fuchs, lälst sich zähmen wie dieser, hat aber übrigens keinen Nutzen, da man den Balg nicht benutzt. Er wird auch delshalb nicht anders verfolgt, als wenn er Federvieh geraubt hat, oder wenn man ihn zufällig an- trifft. In manchen Gegenden, besonders der Seeküste näher, nannte man dieses Thier Ca- chorro do mata (Waldhund), im Sertong von 345 — Bahia hingegen Raposa. Herr Professor Lich- tenstein hält den Aguarachay, der Menzel- schen Abbildung zufolge, für eine von dem Cinereo- argenteus verschiedene Species, wel- ches auch anzunehmen ist, obgleich eine Aehn- lichkeit in der Vertheilung der Farben wohl nicht geläugnet werden kann. Desmarest in seiner neuen Mammalogie (Paris 1820. pag. 204) hat ihn mit dem dreifarbigen Fuchs von Pennsylvanien (Canis cinereo-argenteus) ver- einigt, um Gen, 18. DZ RM a al Katze Dieses von der Natur so characteristisch unterschiedene Geschlecht ist über die meisten Welttheile verbreitet, und zeigt überall seine Hauptbildung, den geschmeidigen starken Kör- per, kleinen runden Kopf, furchtbares Gebils, meist langen Schwanz, gefährliche in besonde- re Scheiden zurückziehbare Klauen, eine sanf- te, weiche, oft auf das regelmälsigste abwech- selnde schön gezeichnete Behaarung, dabei ein blutdürstiges, listiges Naturell. Diese Thiere erlangen in den warmen Ländern unserer Erde ihre höchste Vollkom- menheit, Dort findet man die grölste Man- u nichfaltigkeit, ihrer Arten, und sie erreichen daselbst eine furchtbare Stärke und Grölse, welche Mensch und Thier in ‚Schrecken setzt. — Was der Löwe und der Tiger’ für die heilsen Theile der alten Welt sind, das er- setzt für die neue der Yaguar, jedoch vielleicht in einem etwas geringeren Grade. Aber in al- len diesen Ländern, Australien ausgenommen, findet man eine Menge verschiedener Katzen- arten, deren Zahl durch die Reisen der Natur- forscher noch vermehrt werden wird. — Ame- rica, besonders der südliche Theil, in dessen warmem Clima sie recht zu gedeihen scheinen, ernährt viele dieser Thiere, welche der Schrek- ken der kleinen und grölseren Waldbewohner sind. 4zara fand in Paraguay sechs Katzen- arten, mein Verzeichnils erwähnt deren für ei- nen Theil von Brasilien sechs oder sieben, wo- von aber die meisten auch von jenem Schrift- steller gefunden wurden, le. ser Werne a, \Lınm Die gefileckte Katze, Yacızz Jaguara, Marcgr. p., 255. Yaguaretid, Azara essais etc. T, I, p. 114. Önga pintada der brasilianischen Portugiesen, Ouparack- gipakiu bei den Botocuden. Js kei deu Malalis, — 545 — Cumang bei den Maconis. Jake-dere bei den Camacans. Die grolse Katze dieser Beschreibung ist sehr bekannt, häufig erwähnt, und dennoch erst jetzt in dem Werke der Herren Geoj/roy und Fr. Cuvier richtig und treu nach dem Leben abgebildet worden. Da ich keines die- ser Thiere im frischen vollkommenen Zustan- de während der Dauer meiner Reise habe er- halten können, so kann ich keine genaue Be- schreibung davon geben, werde indessen eini- ge Bemerkungen über ein in den Wäldern des Flusses Belmonte kurz vor meiner Ankunft da- selbst erlegtes Thier dieser Art mittheilen, des- sen Haut ich besitze. — Was die Färbung anbetrifft, so kommt diese mit der von A/zara beschriebenen Haut "in den Hauptzügen überein, Die Anzahl der Ringflecken, welche auf dem Queerdurchschnit- te der Seite des Thiers gezählt werden, ist et- wa die von Cuvier angegebene, also vier bis fünf, und es gehört daher dieses Thier zu der Varietät mit grolsen sparsamen Flecken. — Dals es in Ansehung, der Anzahl und Grölse der Flecken auch bei der brasilianischen Unze Varietäten giebt, davon habe ich mich durch den Augenschein überzeugt. — Das vorhin erwähnte Fell ist männlichen Geschlechts und gehört, wie gesagt, zu der groisgefleckten Ab- art, ein etwas dichter gellecktes weibliches be- sitze ich ebenfalls, welches in dem Queerdurch- schnitte der Seite fünf Flecken zählt, und ei- ne etwas dunklere Grundfarbe hat. Im Ser- tong von Bahia, zu Vareda, in den ausge: dehnten Viehtriften zeigte man uns ein Fell, welches viel mehrere und kleinere Flecke hat- te, dabei dickeren Kopf und stärkere Glieder besessen haben sollte und ebenfalls von einem männlichen Thiere herstammte, leider hat es mir nicht geglückt, beide Thiere im vollkom- menen Zustande vergleichen zu können. — Im Sertong nannte man die kleiner gefleckte Art Cangussi, in anderen trägt die grölser ge- fleckte diesen Namen. — Es ist höchst wahr- scheinlich, dals diese kleinen Verschiedenhei- ten nur Varietäten ein und derselben Thier- art sind, ja es wird jetzt selbst wahrscheinlich, dals der schwarze Tiger auch nur ein und die- selbe Species mit der gefleckten Unze aus- macht, wofür auch die Brasilianer stimmen, Ihrer Aussage zufolge begatten sich alle diese Varietäten mit einander, und bringen auf die- se Art mancherlei Abänderungen in der Zeich- nung hervor. — Jzara redet ebenfalls von - Mi mehreren Abarten der Unze oder des Yagua- rete, wovon er die eine Yaguareid- Pope nennt, ein Beweis, dals überall Abänderungen unter diesen, wie unter den meisten Raubthie- ren vorzukommen pflegen, Schon in der ersten zarten Jugend zeich- net sich der Yaguar von anderen ähnlichen gefleckten Katzen. aus; von dem Mbaracaya z. B. dadurch, dafs er auf dem Halse mit Flek- ken, jener mit Längsstreifen bezeichnet ist; von den Katzen der alten Welt hat uns Cu- vier ihn hinlänglich unterscheiden gelehrt. Die beste Beschreibung des Yaguar nach dem Leben, von schönen Abbildungen beglei- tet, besitzen wir nun in der Naturgeschichte der Säugthiere, welche die Herren Geoffroy und Fr, Cuvier herausgeben, dorthin verweise ich meine Leser und bemerke nur, dafs die Gestalt des Yaguar im Allgemeinen die der grolsen gefleckten Katzen der alten Welt ist; die Nase ist etwas gewölbt, die Glieder sind stark, die Klauen hakenförmig, zusammenge- drückt und grünlich-weils von Farbe, wie bei dem indischen Tiger, — mv. Humboldt re- det *) von weilsen Spielarten des Yaguar, wo- *) Voyage au nouveau cont, T, II. p. 166. — 345 von ich indessen in den von mir bereisten Ge- genden von Brasilien keine Nachricht erhalten habe. — | Ueber die Grölse dieser Thiere hat man verschieden geurtheilt, weils aber nun recht wohl, dals sie den grölsten Tigern und Löwen der alten Welt in dieser Hinsicht nicht viel nachgeben. — v. Humboldt giebt uns interes- sante Nachrichten über die Grölse, die Menge und die Raubgier der Yaguare an den Ufern des Orenoco, des Apure, Sarare u. Ss. w. *). Eine Yaguarhaut, welche ich besitze, die aber nicht zu den grolsen gehört, hat etwa iolgende Ausmessung: Länge von der Nasenspitze bis zu der Schwanzwurzel j ; OU Länge des Schwanzes a 2' Länge von der Nase bis an den vor- deren Ohrrand etwa i i re Der Aufenthalt dieser Raubthierart ist über ganz Süd-America ausgedehnt; denn sie wird in Guiana gefunden und geht ziemlich. weit südlich bis unter Paraguay **) hinab, für Chili führt sie Molina hingegen nicht auf. — In Pi » = *) Voyage au nouveau cont, T. II. p. 216, 584 u. a, a. O. **) Ueber diesen Gegenstand siehe Azara essais etc. — 3549 — Brasilien findet man sie überall da, wo der Mensch ‘die Waldungen und Wildnisse noch nicht gelichtet oder ausgerottet hat, also bei weitem in dem grölsesten Theile. — Zuver- lässige Männer haben mir versichert, dafs sie zu der Zeit der Gründung ihrer Niederlassun- gen oder Pflanzungen mit ihren Jagdhunden zwanzig bis vier und zwanzig solcher Thiere in einem Monate aufgefunden und erlegt ha- ben; bald aber nahm die Zahl ab und man konnte daran denken, die jetzt in jenen Ge- genden so blühende Rindviehzucht einzufüh- ren — Azara hat im Allgemeinen die Lebensart und die Manieren des Yaguar recht gut be- schrieben. In den von mir bereisten Gegen- den, wo diese Thiere ebenfalls nicht selten sind, hat man indessen nur selten Beispiele, dals sie Menschen angefallen haben, doch be- wahrt man in allen Gegenden das. Andenken an einzelne solcher Fälle auf. — Da wo man zur Jagd dieser Thiere gut abgerichtete Hunde besitzt, wie in den bewohnten Gegenden von Brasilien, lälst man sie gewöhnlich nicht so a#t und grols werden, um dem Menschen ge- fährlich zu seyn; in unbewohnten Gegenden hingegen, wie an den Ufern des Orenoco, — 550 — fürchtet man’ sich mehr vor ihnen, auch scheint man dort ihre Jagd nicht so gut zu verstehen, wie in Brasilien. — ' Die Haupt- räubereien dieser grolsen Katzen sind gegen die Hirsche, Rehe, Cavien, Capybaras, wilden Schweine und dergleichen Thiere gerichtet, sie sollen aber nur wenige lebende Thiere ver- schmähen, da sie selbst die Waldschildkröte Jabuti ( Testudo tabulata) verzehren, deren rein ausgeleerte Panzer wir häufig in den gro- [sen Wäldern gefunden haben, wenigstens be- haupten die brasilianischen Jäger, es sey die Unze (Onga), welche diese Panzer ausleere, — Oefters waren diese Schalen der Schildkröten rein ausgeleert, wahrscheinlich mit den Klauen, und dabei übrigens nicht beschädiget, öfters aber war ein Theil des Panzers weggebissen, Seitdem man im Lande Rindvieh erzieht, stel- len sie vor allen anderen Thieren diesen beson- ders nach. — wWittert das Rindvieh im Ser- tong den Yaguar bei Nacht, so rottet es sich zusammen, die Stiere traben umher und brül- len unaufhörlich. Die Unze greift einen vor- bereiteten Stier nicht leicht an, dagegen Och- sen, Kühe, Kälber, Pferde, Maulthiere und Schaafe desto eher. — Fängt sie ein Kalb, so hat man oft die Mutter gegen den Räuber an- — 3551 — rennen gesehen. — Ein Stück Vieh soll sie tödten, indem sie ihm auf den Rücken springt, mit der Tatze die Nase ergreift, den Kopf rückwärts zieht und auf diese Art das Genicke bricht, welches aber allerdings nur eine Fabel ist; alsdann- falst sie, wenn sie stark ist, das getödtete Thier mit dem Gebisse und zieht es gravitätisch an eine sichere. Stelle. — Hat die Unze einen solchen Raub vollbracht, wel- ches ‘bei Nacht geschieht, so saugt sie demsel- ben das Blut warm aus, frilst gewöhnlich so- gleich etwas von der fetten, weichen Halshaut und der Brust, verscharrt den Rest und ruhet nun nicht gar weit von demselben entfernt in einer verworrenen, mit Dornen, Bromelien und ähnlichen undurchdringlichen Gewächsen angefüllten Wildnils aus, um in der folgenden Nacht noch einmal zu dem Raube: zurückzu- kehren. — Am gefährlichsten ist die Unze, wenn sie Junge hat. — In dieser Periode hat man öfters das Junge gefangen oder ge- schossen und alsdann gehört, wie die Mutter unter heftigem Brüllen in der ganzen Gegend umherirrte. und über den Verlust ihrer Nach- kommenschaft untröstlich war. — Zu Trancozo stellte man in einem solchen Falle der Mutter Selbstschüsse und erlegte sie ebenfalls bald. — — 352 — Um den Yaguar zu jagen, sucht man ihn gewöhnlich sogleich am folgenden Morgen, nachdem er einen Raub begangen hat. — Fin- den die Hunde die frische Spur, so erreichen sie auch bald den Schlupfwinkel und der Räu- ber ist gewöhnlich verloren, — Sie verbellen ihn, klug seinen gefährlichen Klauen auswei- chend, und geben den Jägern Zeit herbei zu schleichen. — Junge oder noch nicht sehr alte erfahrene Thiere pflegen gewöhnlich ei- nen schief geneigten Baumstamm zu erklettern und von dort herab geschossen zu werden, äl- tere recht grolse Thiere aber bleiben häufig an dem Boden stehen und warten gelassen alle Angriffe ab, — Gewöhnlich unterstützen meh- rere Jäger einander, damit sie im Nothfalle im- mer einen Rückhalt haben. — Bei dieser Art der Unzenjagd ist immer eine gewisse Vorsicht nöthig; denn im Falle des Anschielsens oder Verwundens hat man oft Beispiele gehabt, dals der Jäger kläglich zugerichtet wurde, Erfah- rene brasilianische Jäger haben mir versichert, dals sie einen nicht besonders grolsen Yaguar, während er von vorn durch die Hunde be- schäftiget wurde, mit einem, an einer Stange befestigten Messer von hinten getödtet haben, als er auf einem schief geneigten Bauimstam- — 555 — me stand. — Einen heftigen Kampf mit ei- nem colossalen Tiere dieser Art habe ich in dem 2ten Tbeile der Beschreibung meiner Reise nach Brasilien erzählt. v. Humboldt sagt uns *), dals die Indianer am Apure und Ore- noco sie mit ihren Lanzen tödten. — Häufig bringen die Brasilianer auf den Pfädchen (Wechseln in der deutschen Jägersprache) der Yaguare oder Unzen ir der Gegend, wo sie einen Raub vollführt haben, Selbstschüsse an, auch Schlingen, und tödten sie auf diese Art, auch in Fallgruben (Fojos) fängt man sie öf- ters, zuweilen Mutter und Junges zugleich. Man bringt unten in aer Mitte der Grube ei- nen zugespitzten Pfahl an. — Solche Fangan- stalten wissen die Indier vortrefiflich zuzurich- ten, sobald sie nur den wahren Aufenthalt des Raubthiers ausgeforscht haben, der sich durch die häufige Spur verräth, auch kratzt die Unze an der Rinde starker Waldbäume, um, wie die Indier behaupten, ihre Waffen zu schärfen. Henderson sagt in seiner Geschichte von Bra- silien (pag. 301), die Unze fliehe die Kälte der westlichen Gegenden und suche die Nähe der See, wo es wärmer sey, sie raube vom April *) Poyage au nouveau continent etc, T. II. p. 216. II, Band. 23 [>J — 554 — bis in den August, also in der kältesten Zeit des Jahres, an der Küste, allein ich habe nie von diesen Wanderungen der Unzen oder Ya- guare in Brasilien gehört, noch eine Bestäti- gung dafür gefunden. — Abgesehen von dem Schaden, welchen diese gefährlichen Raubthiere dem Viehstande zufügen, jagt man sie auch ihres schönen Fel- les wegen, wonach die Brasilianer sehr lüstern sind, und welches man zur Zeit meiner Anwe- senheit in Brasilien selten unter einem Carolin verkaufte, in der Nähe grolser Städte aber weit tiheuerer bezahlte. Die Brasilianer ge- brauchen es um Pferdedecken davon zu ma- chen. — Junge Thiere, welche man in den Fallgruben lebend gefangen hat, werden in die Städte verkauft, dort aufgezogen, und gewöhn- lich nach Europa gebracht. Die Botocuden, welche den Yaguar Cuparack - gipakii (die grolse Katze) nennen, essen sein Fleisch. Der schwarze Yaguar oder der schwarze Tiger. Onca preta oder Tigre. JaguaretE Marcgr, p. 235 (soll Jaguara heilsen), Yagouarete noir, Azara etc, T. I. p. 116, Tigre oder Onca preta der Brasilianer. Cuparack-him bei den Botocuden. Jak&-hyä bei den Camacans, s 22 rd N | Ich habe den schwarzen Yaguar oder den schwarzen Tiger für eine von dem gefleckten verschiedene Species angesehen, da ich selbst nicht Gelegenheit hatte, beide Thiere im fri- schen vollkommenen Zustande kennen zu ler- nen; seitdem haben aber die Entdeckungen, welche ein ausgezeichneter Naturforscher und Reisender, Herr Professor Reinwardt in In- dien machte, gezeigt, dals in ein und demsel- ben Wurfe bei Felis Pardus oder Leopardus gefleckte und schwarze Junge (Felis melas) gefunden werden, ich bin daher nun auch der Ansicht der meisten Naturforscher beigetreten, welche schon längst den schwarzen brasiliani- schen Yaguar für blolse Spielart von dem ge- fleckten ansahen, — Was mich für den Glau- ben der Verschiedenheit beider Thiere stiimm- te, war ein grolses Katzenfell, das ich im S$er- tong von Bahla sah und welches auf einem sehr dunkelbraunen Grunde, runde, kleine, vol- le schwarze Flecke trug; man sagte mir, es sey vom Tigre oder der Onca preta und ich vermuthete daher, dals diese Verschiedenheit in der Zeichnung wohl dieser Species eigen- thümlich seyn möchte. — Die gewöhnlichen schwarzen Yaguarfelle zeigen auf glänzend schwarzem Grunde matie nicht glänzende Au- 23 + — 356 — genflecken von derselben Farbe, die in der An- zahl und Gestalt variiren, da ich an einigen Häuten mehrere, an anderen eine geringe,e Anzahl von ihnen gezählt habe. Sie bestehen aus kleineren im Kreise gestellten Fleckchen, doch scheint es mir, als wenn die Augenflek- ken bei diesem schwarzen Yaguar immer klei- ner seyen, als an dem gewöhnlichen. — In der Gestalt und Grölse soll der schwarze Ya- guar, selbst nach dem Zeugnisse der Brasilia- ner, mit dem gefleckten übereinkommen. An den Fellen desselben findet man grolse grün- lichweilse Klauen, die starken Bartborsten so wie das ganze Thier sind kohlschwarz *). Le- bensart und Manieren sind. bei 'beiden Thieren gänzlich gleich, doch behaupten einige Brasi- lianer, die schwarze Art sey viel blutgieriger und gefährlicher, welches aber ungegründet ist. — Schon viele Reisende haben von Süd- America bezeugt, dafs man daselbst unter den Yaguaren schwarze Individuen finde, hiermit stimmt der Glaube der Brasili@ner überein, welche sagen, die verschiedenen Varietäten der Yaguare seyen sämmtlich fruchtbar unter ein- *) Nie habe ich an diesen Fellen etwas Weils an den Lip- pen gesehen, wie u. a, Desmarest in seiner Mammalogie (mag. 220) sagt, u ander und aus ihrer Vermischung würden man- cherlei Abarten erzeugt. Dals der schwarze Yaguar mit seinem durchaus glänzend kohlschwarzen Felle ein prachtvolles Thier seyn müsse, ist leicht zu begreifen, besonders wenn er eine bedeutende Grölse erreicht hat. — Seine Augen blitzen wie glühende Kohlen aus dem schwarzen Kör- per hervor, besonders bei Nacht oder im Dun- kel der Gebüsche, Ein Jäger versicherte mir, dals er einst einem solchen Thiere zufällig so nahe gekommen sey, dals es unmöglich war, auszuweichen. — Der Yaguar lag unter dun- kelen Gebüschen und beobachtete, die glühen- den Augen unverwandt nach dem Manne hin- richtend, dessen Bewegungen genau. Der Jä- ger, vom Schrecke beinahe gelähmt, falste sich, und fuhr anscheinend ruhig in der ein- mal begonnenen Beschäftigung des Holzlesens fort, entfernte sich aber allmälig, und der Ya- ‚ guar blieb unbeweglich in seinem Lager. — Andere diesem Thiere sollen Menschen angefal- len haben, wovon man mir mehrere Beispiele mitgetheilt hat. | Aus allen Nachrichten über diese Thier- art scheint mir hervorzugehen, dafs noch Nie- mand genau die beiden Varietäten oder Abar- ten des Yaguars, sowohl nach ihrem äulseren als inneren und besonders osteologischen Baue verglichen hat, delshalb können wir hier blols vermutihen und nicht aburtheilen und wir müs- sen hoffen, dals uns bald eine gründliche Nachricht über diesen immer noch dunkelen Gegenstand mitgetheilt werden möge. — Die Botocuden nennen den schwarzen Tiger Cu- parack-him, die schwarze Katze, und die Ca- macans Jake.hyä, welches in ihrer Sprache dieselbe Bedeutung hat. — Die Felle dieser schwarzen grolsen Katzen werden theurer be- zahlt, als die der gefleckten Unze oder Onga pintada, auch suchen sie selbst die Brasilia- ner sehr, um Decken für ihre Pferde daraus zu bereiten, Aal a a Dre IETETWER Cuguacuarana, Marcgr. pag. 235. Felis eoncolor et discolor, Schreb, Tab, EIV. und CIV. B. Gouazouara, Azara 'T.. I. p. 133. Onga Cucuaranna der Brasilianer. Cuguaranna in der Lingoa Geral. Cuparack - Nimpruck bei den Botocuden. Jake-Coard bei den Qamacans, Dieses über den grölsten Theil von Ame- rica,. selbst nördlich bis Canada, und südlich — 359 — bis Paraguay verbreitete Raubthier ist sehr be- kannt, und wird öfters in den europäischen Sıädten in umberziehenden Menagerien ge- zeigt. — Obgleich auch diese völlig unge- Hleckte Art eine bedeutende Grölse erreicht; denn ich habe Felle aus Pennsylvanien gese- hen, die denen des gefleckten und schwarzen Yaguar an Grölse wenig nachzaben, so ist sie dennoch weit furchtsamer und wird gar nicht gefürchtet, ja sie soll selbst nur junges Vieh rauben. — Ihr Kopf ist klein, kurz, die Glie- der lang und stark, die Zehen mit gewaltigen blals grünlich - weilsen Klauen bewaffnet. Die Farbe des Thiers ist ein fahles röthliches Braun, auf’ dem Rücken und den oberen Thei- len ‚gewöhnlich dunkler, mehr rothbraun; die Schwanzspitze und das äulsere Ohr sind schwarzbraun *). Obgleich ich in Brasilien nicht so glücklich war, ein vollkommenes Indivi- duum zu erhalten, so haben mir die Felle, welche ich dort. in Menge sah, in der Farbe ‚die vollkommenste Uebereinstimmung mit den- *) Ich habe diese Charactere sowohl an nord-americani- schen als an den brasilianischen Fellen immer überein- stimmend gefunden, dagegen selten das Kennzeichen einer cauda claviformis keobachtet, und nie in’s Aschgraue zie- hende Felle gesehen. — 560 ° — jenigen gezeigt, welche ich aus Nord - America erhielt. — Man findet die Cuguaranna in allen gro- [sen brasilianischen Wäldern, wo sie zuweilen von dem umbherschleichenden Jäger selbst von hohen Bäumen herabgeschossen worden ist. In den grolsen Viehständen ist sie besonders den Kälbern und jährigen Rindern gefährlich, auch jagt sie alle Arten des kleineren Wildes, selbst die Rehe. — Hunde treiben dieses Thier so- gleich auf einen Baum, wo ihm der Jäger oh- ne Gefahr nahen kann. — Man fängt sie auch in Schlagfallen (Mundeos). Ich habe die Spur dieser grolsen Katze überall auf den Sandbänken an den Ufern der Flüsse gefunden, vorzüglich des Belmonte, auch in der einsa- men Wildnils zwischen dem Rio Doce und Mucuri, überhaupt überall, wo der Mensch seine verheerenden Waffen noch nicht ge- braucht. — In allen Gegenden des von mir bereisten Striches von Brasilien habe ich in den Wohnungen der Bewohner Felle von die- sem Thiere vorgefunden, welche weit weniger Werth haben, als die der gefleckten und schwar- zen Unze; man benutzt sie ebenfalls zu Pfer- dedecken. — Neger und Indier essen das Fleisch. = ey = Die Herren Geoffroy und Fr. Cuvier ha- ben das Verdienst, die beste Abbildung dieser Species geliefert zu haben, auch wird in ih- rem schönen Werke sehr richtig bemerkt, dals auf Schreber’s Tafel CIV, B, die Farbe richti- ger angegeben ist, als auf Tafel CIV. — Marc- grave nennt dieses Thier Cuguaguarana, woraus wahrscheinlich das Wort Cusuaranna zusammengezogen ist, doch darf man bei allen diesen brasilianischen Benennungen das c nie wie k, sondern immer wie das französische € aussprechen. Es irrt aber Marcgrave, wenn er den portugiesischen Namen Tigre der ro- then Unze beilegt, da er nur der schwarzen Art zukommt. — 5. F. pardalis, Linn, Der Mbaracayä oder Schibiguasu Temmink Monogr. de Mammal, pag. 144. Abbildungen zur Naturgeschichte Brasilien’s. Maraguao sive Maracaia, Marcgr. pag, 233. Chibiguazü, d’Azara T. I, p. 152. Maracaya, Mbaracayd oder Gato do mato pintado grande, auch wohl Onga pequena bei den Brasi- lianern. Mobaracaya in der Lingoa Geral, Cuparack-nig-mäck (g kaum hörbar) bei den Boto- cuden. Kuichhua hei den Camacans, — 362 — Die schöne Katze von mittlerer Grölse, welche ıch ' in den nachfolgenden Zeilen be- schreiben werde, scheint mir identisch mit Felis pardalis, Linn., ob sie gleich eben so viel Aehnlichkeit mit Felis mitis, Cuv. zeigt. Beide Thiere sind sich auf jeden Fall sehr ähnlich, wenn sie nicht sogar zu ein und der- selben Species gehören. "Unbedingt würde ich meinen Mbaracaya für den wahren Ocelot halten, wenn man. nicht für letzteren als Hauptkennzeichen lange Seitenstreifen angäbe, welche von den Schultern bis gegen die Schen- kel fortlaufen, So lang ausgedehnt habe ich diese Flecken an vielen Fellen der von mir zu beschreibenden Katze nie gesehen, sie erschei- nen hier mehr als verlängerte Flecken und ich war defshalb sogar geneigt, meinen Mba- racayd für Felis mitis zu halten. Seitdem habe ich in einer Menagerie zu London zwei sehr schöne Exemplare meiner hier zu be- schreibenden Katze lebend gesehen, und an ih- nen die Seitenflecken sehr lang ausgedehnt ge: funden, ich glaube delshalb, dals diese Katzen in dieser Hinsicht etwas variiren, und dals mein Mbaracaya zu Felis pardalis zu zählen ist. Dals er ebenfalls mit Azara’s Chibigua- zu identisch ist, glaube ich bestimmt, wenn — Bü gleich dieser Schriftsteller gänzlich vergals, die genaue Zeichnung der Kehle und des Unterhal- ses ‚seiner Katze anzugeben. Der Mbaracaya ist sowohl Zelis mitis als Felis pardalis sehr ähnlich, doch weicht er von den Beschreibun- gen, die man von beiden giebt, etwas ab, Fe- lis mitis möchte ich wohl für ein junges weib- liches Thier halten... Die nachfolgende Be- schreibung wird den Mbaracaya näher kennen lehren. Da wir zu Morro d’Arara am Mucuri mehrere dieser 'Thiere in den Schlagfallen oder Mundeos fiengen, so will ich ein altes männ. liches in der Kürze beschreiben, welches ein wenig kleiner war als dasjenige, dessen sich d’Azara zu seiner Beschreibung bediente. : Die Grölse dieser Katze ist etwa die ei- nes Luchses; sie ist schlank und ziemlich hoch auf den Beinen, welche letztere sehr stark und muskulös sind. — Der Kopf ist gebildet wie am Panther, die Nase gewölbt; Ohren im Verhältnils kürzer als an der Hauskatze, dabei mälsig abgerundet; Körper schmal und zusam- mengedrückt; Beine und Pfoten dick, stark, rund und muskulös; Klauen weilslich, stark gekrümmt, in Scheiden zurückziehbar. — Schwanz mälsig dick, nach der Spitze hin et- — 564 — was verdünnt, reicht ein paar Zoll über die Ferse hinab, berührt aber die Erde nicht, Ge- schlechtsiheile nahe unter dem After wie an der Katze; die Oeffnung für die Ruthe steht nach hinten dichte unter den Testikeln; die Eichel ist, wenn man sie entblölst, nach Art aller Katzen mit einer Menge feiner Wider- häkchen oder Stacheln besetzt, welche rück- wäırts gekehrt stehen. — Da Azara das Ge- bils und die Gestalt des Thiers angegeben hat, so werde ich die Farbe beschreiben, wie ich sie an meinen Exemplaren gefunden. Die Nase ist bräunlich; die Iris schien bräunlich, doch war ihre Färbung mit Sicher- heit nicht mehr zu bestimmen; äulseres Ohr schwarz mit einem weilslichen Fleck in seiner Mitte nach dem äulseren Rande hin; an sei- ner inneren Fläche ist es dünne weilslich be- haart, am Rande gelblich. — Haar des gan- zen Tbiers kurz, weich und glatt. Grundfarbe des Kopfs auf der Oberseite, der Ohrgegend, des Halses an den Seiten und aller oberen Theile fahl gelblich-braun, eben so die Schul- | terblätter; Grundfarbe an den Seiten des Kör- pers weilslich -grau, an den Hinterschenkeln etwas mehr gelblich; Kinn, Kehle, Brust, in- nere Seite der Glieder und des Schwanzes, so — 3565 — wie dessen Seiten weilslich- grau; Gegend um die Nase, Backen und Einfassung der Augen sind gelblich weils; lange steife, theils weilse, theils schwarze Bartborsten am Oberkiefer, klei- nere am Unterkiefer; Augenlieder schwarz- braun; von dem vorderen Winkel des Auges zieht sich nach der Nasenkuppe hinab ein un- deutlicher schwarzbrauner Fleck oder Streif von dem hinteren Augenwinkel zieht sich bis unter das Ohr hin ein starker schwarzbrauner Streif, unter diesem steht ein ähnlicher, mit ihm beinahe parallellaufender auf der gelb- lich- weilsen Backenfarbe; an ihrem hinteren Ende vereinigen sich diese Streifen beina- he, und von diesem: Puncte zieht ein ero- 5 Iser schwarzbrauner halbmondförmiger Strich unter der Kehle hindurch, welcher bei einigen Exemplaren mit einem anderen schwarzbrau- nen Längsstriche in Verbindung steht, der längs der Seite des Halses hinabzieht; unter dem Ende dieses Seitenstreifs zeigt sich bald wieder ein schwarzbrauner langer Querstreif, welcher an dem oberen Rande der Brust quer über die weilse Farbe des Unterhalses hinüber und mit dem Kehlstreif etwa parallel läuft; zwischen beiden, so wie an der Kehle befin- den sich noch einige kurze schwarzbraune Querstriche und Fleckchen; an der Seite des Halses stehen einige Längsflecke und Streifen, deren Zahl etwas varlirt; über dem vorderen Winkel eines jeden Auges entspringt ein schwarz- brauner Streif, der bis in die Gegend über dem Ohre hinauf läuft, hier vereinigen sich beide Streifen durch einige Flecken, der Raum auf der Stirn zwischen ihnen ist mit Fleckchen oder starkenschwarzbraunen Puncten angefüllt; bei jüngeren Thieren ist diese Zeichnung weniger deutlich. — Auf dem Hinterkopfe entspringen fünf schwarze Streifen, welche bis zu den Schulterblättern hinlaufen; die drei mittleren vereinigen sich an ihrem Anfange beinahe; der mittlere ist der feinste und endiget bei vielen Exemplaren, indem er sich in zwei feine Li- nien theilt; der äulserste dieser fünf Streifen an jeder Seite entspringt von den drei mittle- ren Linien getrennt, unmittelbar hinter dem Ohre und senkt sich etwas über die Seite des Halses hinab bis zu dem Schulterblatte hin. — Ueber den Rücken hinab ziehen drei bis vier Reihen schwarzbrauner, voller, dicht aneinan- der gereihter, länglicher Flecken, zu deren Sei- ten alsdann ähnliche, aber irreguläre, bald län« gere, bald mehr runde bräunliche, breit schwarz- braun eingefalste Flecken steben, deren man — 8367 — in der Seite etwa vier irreguläre Reihen zählt; Bauch und Hinterschenkel sind mit runden schwarzen Flecken bezeichnet, an den letzteren sind sie zum Theil hohl, bräunlich mit dunk- lerer Einfassung; die Schulterblätter sind mit schwarzen Längsstrichen und Flecken marmorirt, die an’ dem oberen Theile hohl und bräunlich ausgefüllt sind; Schienbeine und Vorderarme sind mit Querreihen runder Flecken und Quer- streifen besetzt, welche nach unten immer an Grölse abnehmen. — Die Pfoten sind fein punctirt; Hinter - Mittelfuls ebenfalls fein schwarz gefleckt und punctirt; innere Seite der _ Beine mit blässeren schwarzen Querstrichen und Flecken besetzt; Schwanz mit dreizehn bis vierzehn schwarzbraunen Querbinden, die unten offen sind, oder mit Querflecken bezeich- net, welche durch schmälere weilsliche Ringe getrennt werden; die drei letzten Binden an der Schwanzspitze bilden beinahe völlige Rin- ge; bei dem einen meiner Exemplare ist die äulserste Schwanzspitze schwarz; Unterseite des Schwanzes weilslich mit schwarzen runden Flecken; Testikel weilslich-grau dichte behaart; Sohlen bis zur Ferse schwarzbraun; Ballen bräunlichh — — 3 — Es ist zu bemerken, dals man in der Grundfarbe dieser schönen Katze kleine Abän- derungen findet, indem dieselbe bei einigen mehr gelblich oder röthlich, bei anderen mehr weilslich-grau ist. —. Das Männchen, wel- ches ich beschrieb, war regelmälsiger gezeich- net als andere, doch gleichen sie sich in der Hauptsache mit hellerer mehr weilslicher oder mehr ıöthlicher Grundfarbe, auch scheinen jüngere Thiere weniger regelmälsig gezeich- nel; = Ausmessung: Ganze Länge i R . . 43" 6", Länge des Körpers . ® . 0. du Länge des Schwanzes : . 100 En, Länge des Kopfes bis zu dem Anfan- ge des Ohres . ji : se en, Breite des Kopfes von einem Ohre bis zu dem anderen ’ .. 3. 1 besse Höhe des äulseren Ohres . : 1 Länge des Vorderbeins bis zu dem EI- lenbogen . z ei M u Länge des Hinterbeins mit der Krüm- mung bis zu dem Knie { ae. Breite der Vorderpfote . a Länge des oberen Eckzahnes über . ger — 3569 — Die Herren Geoffroy und Fr. Cuvier ha- ben in ihrem Säugthierwerke unter der Be- nennung Chati (Felis mitis) ein Thier abge- bildet, welches sowohl in den Verhältnissen seines Körpers, als in der Vertheilung seiner Flecken grolse Aehnlichkeit mit dem brasilia- nischen Mbaracayä zeigt, so dals ich dasselbe, wie weiter oben gesagt, für einen jungen weib- lichen Mbaracaya zu halten geneigt wäre, wenn sich nicht hier. auch wieder einige Ver- sehiedenheiten zeigten; denn Felis mitis ist mit kleinen, isolirten Flecken sparsam bezeich- net, der Mbaracaya hingegen mit zum Theil grölseren, gelbröthlichen, schwarzbraun regel- mälsig eingefalsten, oft in die Länge gezoge- nen dichte bedeckt; sein Schwanz hat zuwei- len eine völlig schwarzbraune ‚Spitze, und die 3 letzten Querflecken an der. Spitze werden beinahe ‚zu völligen Ringen u. s. w., Züge, welche man sämmtlich nach meiner genauen Beschreibung vergleichen kann. — . d’Azara’s Chibiguazi ist höchst wahrscheinlich mein Mbaracaya; denn dieser Schriftsteller sagt in seiner Beschreibung nichts von völlig aneinan- derhängenden Seitenstreifen, er beschreibt in der Hauptsache ganz meinen Mbaracayä, nur erwähnt er nichts von den schwarzbraunen, — 570 — deutlich und dunkel abgesetzten Kehlstreifen, welche sich bei allen diesen Katzen höchst re- gelmälsig immer gleichartig wiederfinden. — Diese Streifen sind zum Theil in der Abbil- dung des Herrn Fr. Cuvier angedeutet, allein in einem weit schwächeren Grade, als bei den von mir beobachteten Thieren. Sollte Helis mitis mit dem Mbaracaya identisch seyn, so wäre das von Herrn Cuvier abgebildete Thier ein sehr junges gewesen, welches viele Ver- schiedenheiten von meinen männlichen Thie- ren zeigt. Eine möglichst genaue Darstellung der Färbung des Mbaracaya wird sich in mei- nen Abbildungen zur Naturgeschichte Brasilien’s finden. Der Mbaracayä lebt in allen grolsen Wäl- dern von Brasilien und ich habe ihn vorzüg- lich am Mucuri, Alcobaga, Peruhype, Belmon- te und in dieser Gegend beobachtet, ob es gleich nicht zu bezweifeln ist, dals er überall vorkommt, Er geht, wie wir schon durch Azara wissen, ziemlich weit südlich hinab, ob er aber in Chili vorkommt, ist nicht bestimmt. Zu Morro d’Arara am Mucuri fingen wir in Zeit von vier Wochen vier dieser Katzen in den Schlagfallen, wenn sie bei dunkelen Nächten am Ufer des Flusses wahrscheinlich den Pa- — 371 — ca’s, Agutis und Capybara’s nachgestellt hat- BB In dem Magen des einen dieser Thiere fand ich ein noch ziemlich unverdautes Aguti. — Der Mbaracayä streift weit umher und ist ein kühnes Raubthier, alles Lebende, was er bezwirigen kann, wird von ihm verzehrt, ein Reh vermag er zu fangen, und selbst die Bäu- me besteigt er. — Haben die Hunde ein sol- ches Thier gefunden, so baumt es sogleich und wird leicht herabgeschossen. — Die Neger und selbst einige Urbewohner essen das Fleisch, obgleich diese Thiere, wie alle Katzen, einen etwas unangenehmen Geruch von sich ge- ben. — Aus dem schönen Felle, welches für Pferdedecken zu klein ist, bereiten die brasi- lianischen Jäger Regenkappen für ihre Gewehr- schlösser. — 4. E. macroura. Die kleine oder langgeschwänzte Tigerkatze. K.: Oberkörper fahl grauröthlich; Unterkörper wei/slich; beide unregelmä/sig graubraun oder schwarzbraun, zum Theil fast augenförmig ge- fleckt; auf dem Oberhalse fünf dunkle Längs- streifen, an der Stirn zwei schwarzbraune Strei= fen, dazwischen. Puncte; an den Seiten des Kopfs zwei dunkele Längsstreifen; unter der :Kehle ein 24 * — 372 — dunkler Querstreif; Fufssohlen graubraun; Schwanz mi/st über halbe Körperlänge. — Abbildungen zur Naturgeschichte Brasilien’s. Felis. Widii Schinz das Thierreich u. s. w, B.I. pag. 255. Gatto do mato pintado der Brasilianer an der Ostküste, Kuparack- Kuntiack bei den Botocuden. Kuichhua- dan (an franz.) bei den Camacans. Ich fand die in den nachfolgenden Zeilen zu beschreibende Tigerkatze in denselben Wäl- dern, welche auch die vorhergehende Art be- herbergen und glaubte, durch die grolse Aehn- lichkeit ihrer Zeichnung verführt, sie sey ein junger Mbaracaya, bis genauere Vergleichung mich die sehr abweichenden Verhältnisse bei- der Thierarten erkennen liefs. — Die Tiger- katze hat schlankeren Körper und Glieder, kleineren Kopf und weit längeren Schwanz, ihre Zeichnung kommt übrigens sehr mit der des Mbaracaya überein. — Da diese Art noch von keinem Schriftsteller erwähnt worden, so will ich sie weitläuftiger beschreiben. — Beschreibung eines männlichen Thieres: Der Kopf ist ziemlich klein, mit grolsen, nach dem Tode bräunlich gelben Augen, deren Pu- pille wahrscheinlich länglich gestaltet war. — Die Nase ist etwas gewölbt, die Nasenkuppe bräunlich gefärbt; Ohren länger als am Mba- — 373 — racayä, etwas eiförmig abgerundet, inwendig nur wenig behaart. Gebifs: Eckzähne sehr grols und kegel- förmig zugespitzt; von den sechs in jedem Kiefer völlig gleich langen Yorderzähnen ist ‚der äulserste an jeder Seite der grölseste. Kör- per und Fülse sind schlank; die fünf Zehen der Vorderfülse haben starke, gekrümmte, weils- liche Klauen, die vier Zehen der Hinterfülse ebenfalls. — Der Schwanz ist lang, und weit länger als am Mbaracaya. — Die äufseren Geschlechtstheile sind gebildet wie an jener Art. — Der ganze Körper ist auf eine ähn- liche Art mit sanften, ziemlich kurzen Haaren bedeckt, am Schwanze sind sie am dichtesten, wolligsten und weichesten, — Am Oberkiefer befinden sich drei und einen halben Zoll lange theils weilse, theils schwarze Bartborsten, auch stehen über jedem Auge ein Paar solche, — Die Farbenvertheilung dieser Katze ist im Allgemeinen der des Mbaracaya so ähnlich, dals man, ohne das Verhältnils ihrer Theile zu Rathe zu ziehen, beide Thiere für identisch zu halten bestimmt seyn würde. — Die Grund- farbe des Oberkopfs, der Stirn, Augengegend und aller oberen Theile, auch der Schulterblät- ter, ist ein fahles röthliches Grau, zuweilen —_— 5714 — mehr in’s Gelbröthliche fallend, die Seiten mehr röthlich - weilsgrau, alle untere Theile weilslich, so wie Backen, Kinn, Kehle und Brust; innere Seite der vier Beine etwas mehr in’s Gelbliche fallend; Einfassung der Augen oder Augenlieder und Lippen schwarzbraun ; Nase, ein Streit unter dem Auge, Gegend zwi- schen den Augen röthlich -gelb, über dem Au- ge aber bemerkt man einen weilslichen Fleck; gerade wie am Mbaracayä laufen an der Seite des Kopfes hin zwei schwarzbraune Streifen, wovon der obere am hinteren Ende des Auges, der untere an der Seite der Nase entspringt; sie vereinigen sich ziemlich nahe an der Seite der Kehle, und von hier geht quer über diese hin ein starker schwarzbrauner Querstreif; zwei Zoll drei Linien von diesem Kehlstreif entfernt, steht ein ähnlicher, zuweilen in der Mitte etwas unterbrochener am Unterhalse; zwischen diesen beiden Querstreifen zeigt sich an jeder Seite der weilsen Farbe des Unter- halses ein breiter anderthalb Zoll langer Längs- fleck und vor diesem ein kleiner, runder, ähn- licher Fleck; Brust, Bauch und innere Seite der Beine sind mit runden, theils grölseren, theils kleineren schwarzbraunen Fleckchen be- zeichnet; äulseres Ohr schwarzbraun, aber in a U der Mitte des hinteren Randes befindet sich ein aschgraulicher Fleck. — Von dem oberen Theile eines jeden Auges entspringt ein schwarz- brauner Streif, der bis gegen die Mitte des Ohres hinaufläuft, hier treten diese beiden Streifen verdickt näher zusammen, ihr Zwi- schenraum ist gerade wie am Mbaracayä mit kleinen Puncten ausgefüllt, — Auf dem Hin- terkopfe entspringen fünf, oft mehr, oft weni- ger.deutliche Längsstreifen, wovon der äulsere an jeder Seite sich ein wenig hinter dem Oh- re herabsenkt und über der Seite des Halses hin bis in die Gegend der Schulter läuft; die drei mittleren Streifen sind an ihrem Ursprun. ge vereint, der mittlere ist der feinste, sie lau- fen ebenfalls bis über die Gegend der Schul- tern, — Ueber die Mitte des Rückens hinab bemerkt man etwa drei Reihen von schwarz- braunen länglichen Flecken oder Strichen, wo- von besonders die mittlere mehr linienartig schmal und zusammenhängend ist; in der Sei- te stehen etwa drei: Reihen etwas viereckiger graubrauner Flecken, welche schwarzbraun ein- gefalst sind, sie scheinen mehr fahl und ver- loschen als am Mbaracayä, werden aber durch die hellere Grundfarbe der Seiten gehoben; an dem oberen Theile der Schenkel sind die — 35716 — zahlreichen Flecken auch grolsentheils noch hohl und mit dunklerer Einfassung, allein am Unterschenkel arten sie mehr in schwarzbrau- ne Längsflecken und Striche aus; an den vier Beinen stehen zahlreiche rundliche Flecke; der Schwanz ist auf seiner oberen Seite ge- färbt wie der Rücken, an der unteren weils- lich, er hat sieben schwarzbraune Querbinden und eine solche Spitze, die vier oberen sind an ihrer unteren Seite nicht geschlossen. — Die Fufssohlen sind nicht schwarzbraun wie am Mbaracaya, sondern graubraun. — Diese schöne Katze variirt ein wenig in der Grundfarbe oder durch die mehr oder min- der regelmälsige Vertheilung der Flecken. — Ausmessung: Ganze Länge . ; 3 2 34 ,QUlk Länge des Körpers . . ; 20" 103". Länge des Schwanzes . A PR KLEE Länge von der Nase bis zu dem vor- deren Ohrrande R 8.12. bie galt Höhe des äulseren Ohres ; R tl, Läoge des oberen Eckzahnes . . 54, Diese Tigerkatze lebt in allen von mir be- reisten Gegenden und ward anfänglich von mir für einen jungen Mbaracayä gehalten, bis ich beide Thiere genauer verglich, — Von dem Margay ‘oder der den Naturforschern schon längst bekannten Tigerkatze ist sie verschie- den. — Ihre schlanke Gestalt, das schöne Fell, welches übrigens, sonderbar genug, mit dem des Mbaracaya höchst übereinstimmend gezeichnet ist, machen sie zu einem der schö- neren TThiere des Katzengeschlechts. — Sie kam meinen Jägern an verschiedenen Orten vor und lebt in den grolsen Urwäldern am Pa- rahyba, Espirito Santo, Mucuri, Belmonte, 11- heos, so wie im Sertong von Bahia. — Ueberall trägt sie bei den Brasilianern oder brasiliani- schen Portugiesea den Namen der gefleckten wilden- oder Waldkatze (Gatto do mato pin- tado) und wird von ihnen ihres schönen Fel- les wegen geschossen. Da diese Katzen weit leichter sind, als die Mbaracayäs’, so steigen sie besonders an den Cipo's oder Schlinggewäch- sen auf und ab und durchsuchen die Bäume nach mancherlei Thieren und Vogelnestern, auch verzehren sie alle kleineren warmblüti- gen Thiere, vorzüglich die verschiedenen Arten der Ynambüs oder Tinamüs, die Capueren (Per- dix dentata Tem.) u. s. w., die für ihr schar- fes Gebils und ihre grausamen Klauen erreich- bar sind. — Den menschlichen Wohnungen — 578 — nähern sie sich, um Federvieh zu rauben. — Ihre Wohnung schlagen sie in hohlen Stäm- men, Felsklüften, oder Erdhöhlen auf, wo sie ganz nach Art unserer wilden Katze ihre Jun- gen zur Welt bringen. Gewöhnlich fängt man sie in den Mun- deos oder Schlagfallen. — In den grolsen Ur- wäldern zu Morro d’Arara am Mucuri er- hielt ich auf diese Art in Zeit von vierzehn Tagen drei solche Katzen; eine vierte schols einer meiner Jäger am Espirito Santo von ei- nem hohen Baume herab, wollte sie greifen, allein sie setzte sich zur Wehr und entsprang, da sie nur leicht verwundet war. — Diese Thiere gehen nicht 'blols bei Nacht, sondern zu allen Stunden des Tages auf den Raub aus. — Ein Hund, welcher ein solches Thier findet, treibt es augenblicklich auf einen Baum, wo man es leicht herabschielst; übrigens kann nur der Zufall dem Jäger das schöne Fell in die Hände führen, welches die Brasilianer zu Mützen und zu Regenkappen benutzen, um ihre Gewehrschlösser vor der Nässe zu schüz- zen. — Die Botocuden und Neger essen ihr Fleischh — h Cuvier (Recherches sur les ossemens fos- siles, T. IV. pag. 435) hält diese Katzenart für = 379 — identisch mit dem Chati, allein dieser ausge- zeichnete Naturforscher dürfte vielleicht nach meiner hier weitläuftiger gegebenen Beschrei- bung eine genauere Vergleichung anzustellen jetzt im Stande seyn. — Schwer bleibt es im- mer über diese einander so ähnlichen Katzen- arten zu urtheilen, wenn man sie nicht selbst einander genau vergleichen kann; denn die beiden letzteren von mir beschriebenen Katzen- arten z. B gleichen sich in der Färbung so sehr, dals man sie ohne die Berücksichtigung ihrer Körperverhältnisse für eine und dieselbe Thierart halten würde. — 5. RB -Yaguarundı. Bar Yazsuarundi,des . Azar., d’Azara essais etc. Vol. I, pag. 171. d’Azara Voyage etc. Atlas Tab. X, Gatto murisco bei den Brasilianern. Hyrara an einigen Orten in Brasilien, Poknienn hei den Botocuden. Der Yaguarundi ist zuerst von Azara be- schrieben, kommt aber überall in Brasilien vor, wie ich hiervon an verschiedenen Orten durch Felle überzeugt worden bin. In den meisten Gegenden ist diese Katze unter dem Namen des Gatto murisco oder der Mäusekatze be- kannt, am Rio Doge und in einigen anderen — 380 ° — Gegenden zeigten mir die jagenden Soldaten solche Felle, die sie Hyrara oder Irara be- nannten, ein Name, der gewöhnlich dem bra- silianischen weiter oben beschriebenen Marder (Mustela barbara) zuzukommen pflegt. Wäh- rend ich mich zu Morro d’Arara aufhielt, fing man, gerade als ich abwesend war, in ei- ner dunkelen Nacht ein schönes Paar dieser Katzen im Mundeo, welches ich leider nicht im vollkommenen Zustande gesehen habe, wir müssen uns also bei diesem Gegenstand an Azara halten. — Obgleich diese Katze in al- len Wildnissen der von mir bereisten Gegend gefunden wird, so soll sie dennoch weniger zahlreich seyn, als die vorhin beschriebene Ti- gerkatze, — Aufenthalt und Lebensart haben alle diese wilden Katzen mit der vorhin be- schriebenen gemein. Der Yaguarundi stellt be- sonders den Tinamdis, als Macucas, Sabeles, Schororongs, Ynambdıs und anderen ähnlichen Vögeln nach, und beschleicht listig diese schwerfälligen Flieger. — Im Sertong lebt er in den Catinga- und Carasco - Gebüschen, verbirgt sich aber in Höhlen.und alten Stäm- men oder Klüften. Das zarte kurze und dicht behaarte Fell gebraucht man zu Mützen und Regenkappen über die Gewehrschlösser. Er — 5851 — soll schwerer zu schielsen seyn als die vorher- gehende Art, da er nicht lange vor den Hunden aushält oder steht wenn er gebaumt hat. — 6. RB Eyra_ Azarae. BEeIErNBryıTta Ka tt 2 © Azara Essuis etc, Vol. I. pag. 177. Gatto vermelho oder Gatito murisco von den Brasilia- nern genannt. Azara beschrieb diese Katze zuerst, und wenn ich sie gleich selbst nicht gesshen ha- be, so erhielt ich dennoch öfters Nachricht von ihr. Sie lebt in den inneren grolsen Waldun- gen und in den Calingas und Carascos der inneren Sertongs. — Sie ist stark und raub- süchtig, auch stellt sie allem kleinen Wild eif- rig nach. — Den Wohnungen nähert sie sich um das Federvieh zu’rauben. — Die Jäger haben mir einstimmig versichert, dals diese Art wilder und mehr scheu sey, als alle übri- gen Katzen, dals man daher höchst vorsichtig ‘zu Werke gehen müsse, um heran zu schlei- chen, nachdem sie von dem Jagdhunde auf ei- nen Baum getrieben sey. Diese Katze soll grölser werden als der’ : Yaguarundi, hell gelblich-roth ohne Flecken und andere Abzeichen, aber mehr hell oder — 582 — brennender röthlich gefärbt seyn, als die Cu- cuarana; ihr Schwanz ist lang. — Die Be- schreibung von Felis unicolor (Spotle/s Cat), welche in den Schriften der Wernerian Socie- ty (Vol. III. p. 170) enthalten ist, gehört viel- leicht hieher. — Die Abbildung ist eine höchst verzerrte Gestalt, wahrscheinlich nach einem sehr schlecht ausgestopften Exemplare gemacht. —_ in Oro. III. Marsupialia. Beuteltibhbxerie Die Beuteltbiere sind durch ihre merk- würdige Organisation von allen andern Säug- ihieren sehr deutlich getrennt, obgleich auch unter sich wieder durch verschiedenartige Bil- dung. Dennoch hat man sie in neueren Zei- ten ihres sonderbaren beutelförmigen Organes wegen, ungeachtet der verschiedenen Bildung ihres Gebisses und ihrer Fülse, in eine beson- dere Ordnung zusammengestellt. Illiger wies ihnen die Stelle in seiner zweiten und dritten - Ordnung (Pollicata und Salientia) an und bil- dete aus ihnen die fünfte Familie der ersteren (Marsupialia) und die erste Familie der drit- 5 — 3585 — ten oder derselben Ordnung (Salientia), — Wenn gleich diese Eintheilung sehr zweckmä- [sig scheint, so kann man diese Thiere dennoch auch mit Cuvier in eine besondere Ordnung zusammenfassen, und alsdann mehrere Fami- lien, zu Folge der Bildung des Gebisses oder der Fülse, als Unterabtheilungen bilden. — Da ich für Brasilien nur Thiere aus der ersten Familie der Beutelthiere, oder derjeni- gen zu erwähnen habe, welche mit einem Ge- bisse der Raubthiere, auch völlig mit ähnlicher Lebensart begabte, dabei aber im weiblichen Geschlechte mit einem Beutel versehene Pe- dimanen sind, so hat mir Cuvier’s Eintheilung am zweckmälsigsten für dieses Verzeichnils ge- schienen, indem alsdann die Beutelthiere den Uebergang von den Fleichfressern zu den Na- gern, vorzüglich den Ratten und Mäusen bilden. — Die Beutelthiere sind über die alte und neue Welt verbreitet, und wir finden die grö- Iseste Mannichfaltigkeit ihrer Geschlechter und Arten in dem beinahe ausschlielslich von ihnen bevölkerten fünften Welttheile.. Dort tragen, wie bekannt, beinahe alle Säugthiere das ori- ginelle Organ des Beutels und zeigen die zum —_— 34 — Theil sonderbarsten und merkwürdigsten Bil- dungen, G, 1. Didade't p We Beuteithlier America besitzt blols eine Familie der Beutelthiere und zwar diejenige, welche mit rattenartiger Gestalt, lang zugespitztem Kopfe, Fleischfressergebils, mit nackten rattenartigen Ohren, langem, zum Theil nacktem Greif- schwanze, Händen an den hinteren Extremitä- ten, zum Theil mit dem sonderbaren Beutel bei dem weiblichen, und bei dem männlichen Geschlechte ebenfalls mit sonderbar eingerich- teten Geschlechtstheilen versehen ist. Von diesen Thieren lebt nur eine Species in der nördlichen Hälfte dieses Continents, die südliche hingegen hat viele Arten, zahlreich an Individuen, da sie sämmtlich, wie die Mäu- se und Ratten, eine Menge von Jungen zur Welt bringen. — Ueber die Bildung und Lebensart dieser americanischen Thiere sind die Naturforscher in der Hauptsache ziemlich genau unterrich- tet, doch bleiben immer noch einige Beobach- tungen zu machen übrig, besonders über die Fortpflanzung der Beutelratten. — Azara hat — 585 — ihre Kenntnils mit bedeutenden Beiträgen be- reichert. Sein Werk zählt sechs Arten auf, mir hingegen sind in Brasilien nur etwa vier bis fünf Arten bekannt geworden, ohne dals ich jedoch an dem Vorhandenseyn mehrerer zweifeln könnte. — Azara belegt sie mit dem allgemeinen Namen Micure, der mir in Brasi- lien nie vorgekommen ist; dagegen kennt man sie in der von mir bereisten Gegend unter den Benennungen Gambä und Jupati, — Alle americanischen bisjetzt bekannten Ar- ten sind Raubthiere, welche zugleich in ihrer Natur und Lebensart grolse Uebereinstimmung mit den Ratten zeigen, zum Theil Omnivoren wie diese sind, daher diese Aehnlichkeit selbst von den ersten europäischen Ansiedlern in Nord- America, den Franzosen in Canada so- gleich erkannt und: die einzige dort einheimi« sche Art, Rat des bois genannt wurde, — Sie sind Vielfresser und haben den unangeneh- men Geruch der Mäuse, aber in einem höhe- ren Grade. — Ihr Aufenthalt ist in Feldern und Wäldern, wo sie vermöge ihrer Hinter- hände zwar geschickt, aber nicht besonders schnell an den Stämmen und Zweigen auf- und absteigen, »- Sie nähern sich den menschli- I. Band, _ 25 — 386 — chen Wohnungen, plündern die Nester und töd- ten alles, was in den Hühnerställen lebt. — Ihre merkwürdige Fortpflanzungsart ist be- kannt; man hat in verschiedenen naturhistori- schen Werken die sonderbaren Geschlechtsthei- le, ja selbst die im Knochengebäude des Thiers schon sichtbaren Abweichungen beschrieben, obgleich über das Gebären der Jungen und ih- ren Eintritt in den Beutel noch viel Dunkel- heit herrscht. Diese Familie hat für den Menschen we- nig Nutzen und Annehmlichkeit; denn die ame- ricanischen Arten liefern weder ein brauchba- res Fleisch, noch benutzt man ihr Fell, und ein übeler Geruch macht sie überall verhalst. Da diese Thiere im Allgemeinen viel Aehn- lichkeit unter einander zeigen, so haben sich zum Theil viele Verwechslungen und Unrich- tigkeiten in ihre Beschreibungen eingeschli- chen, und erst in neueren Zeiten hat man diese etwas aufgeklärt, obgleich noch vieles zu thun übrig bleibt. — Alle die älteren zu un- vollkommenen Beschreibungen sollte man nie eitiren, da sie mehr dazu beitragen, die Kennt- nils dieser Thiere zu verwirren, als aufzuklä- ren, auch können in dieser Familie nur sehr genau nach der Natur entworfene Beschreibun- gen nützen, welche alle einzelne Theile des Thiers genau angeben. Herr Temminck hat seit Kurzem eine Monographie des Genus Di- delphis bekannt gemacht, welche ohne Zwei- fel die vollständigste Uebersicht der bisjetzt be- kannten Arten giebt, ich werde öfters Gelegen- heit haben, über diesen Gegenstand zu reden. A, Beutelthiere, deren Pelz eine Wolle, und darüber lange wei/sliche Stachelhaare *) zeigt, Sie sind langsame, dickleibige, beilsige, übelriechende Thiere. 2. D. marsupiali,s,. Linn. Das Gamba. D, cancrivora, # Carigueya, Marcgr. pag, 222. Le Sarigue Crabier ou Pian, Geoffr. et Fr, Cuv, hist, nat, d, Mammif, Abbildungen zur Naturgeschichte Brasilien’s, Temminck Monographies de Mammal, pag, 32, pl. V. Gambd an der Ostküste von Brasilien. Ntiunn -tid botocudisch. *) Dem einzeln über die kürzere Grundwolle des Pelzes her- vortretenden langen Haare habe ich die Benennung Sta- chelhaar gelassen, welche sie gewöhnlich bei den Kürsch- nern zu tragen pflegen, 25 * —_— 585 — Obgleich Azara’s Micoure premier ou Micour€ proprement dit (T. I. pag. 244) im allen Hauptpuncten mit dem hier von mir zu beschreibenden Thiere übereinstimmt, auch be- sonders in der Grölse und den Verhältnissen des Körpers, so sind dennoch einige Züge bei beiden Thieren verschieden, und ich glaube deishalb Herrn Temminck folgen zu müssen, welcher das Micoure premier des Azara für eine besondere Species hält und mit dem Na-, men Didelphys Azarae belegt. Der Haupt- unterschied, welcher hier _stattzufinden scheint, besteht in den zweifarbigen Ohren, welche keine der von mir zu beschreibenden brasilianischen Arten besitzt, einige andere klei- ne Unterschiede nicht in Betrachtung gezogen, es ist also das in dem von mir bereisten Thei- le von Brasilien gemeinste Beutelthier oder das Gambä identisch mit dem Pian von Ca- yenne, obgleich die Abbildung der Herren Geof- *froy und Fr. Cuvier, wenn sie getreu ist, eini- ge von mir an diesen Thieren nie bemerkte Züge zeigt *. — *) Herr Temminck hat sämmtliche in meiner zoologischen Sammlung befindliche Beutelthiere gesehen, ich bin, also von der Uebereinstimmung hinlänglich überzeugt, -— 389 — Beschreibung eines weiblichen Thieres: Gestalt rattenartig, etwas dick; Kopf schmal, zugespitzt; Nase etwas rüsselförmig verlängert; Nasenkuppe durch eine senkrechte Mittelrinne ein wenig gespalten; am Oberkiefer befinden sich lange schwarze Bartborsten, und auf den Backen stehen ähnliche, welche aus einem ge- meinschaftlichen Puncte entspringen; diejeni- gen, welche unter dem Unterkiefer stehen, sind weilslich oder gelblich-braun gefärbt. — Das Auge ist rattenartig schwarz; Ohren wie an der Ratte, nackt, ziemlich breit, oben abgerun- det, schwarzbraun gefärbt, einen Zoll und ei- ne Linie hoch. — Die Fülse sind stark, mit zusammengedrückten weilslichen Krallennägeln, die an den Vorderfülsen kürzer sind, als an den hinteren; der Daum der Hinterhände ist lang und stark, ohne Nagel, sein vorderes Glied etwas platt gedrückt, — Der Schwanz ist an der Wurzel zwei Zoll vier Linien weit wie der übrige Körper behaart, alsdann nackt, mit Haut- schuppen und einzelnen kleinen Borsten be- setzt; der Beutel ist geräumig, und enthielt im September zehn nackte kleine Junge, doch wa- ren mehrere Zitzen vorhanden, — - Das die Haut unmittelbar bedeckende Haar ist am ganzen Thiere eine dichte, schmu- — 590 — tzig blals grauliche Wolle, deren Haare schwärz- liche Spitzen zeigen, aus dieser unteren Wolle treten lange gelblich - weilse Stachelhaare her- vor, die an ihrer Wurzel weils, an der Spitze aber gelblich gefärbt sind, wodurch das Thier ein weilslich und schwarzbraun gemischtes An- sehen erhält; der Kopf ist etwas mehr schwarz- ‘ bräunlich überlaufen, eben so Oberhals und Rücken, wenn man an dem letzteren die weilslichen Stachelhaare wegnimmt, welche an Kopf und Hals gänzlich fehlen. — Mehr oder weniger deutlich bemerkt man an dem Kopfe drei undeutliche schwärzlich- braune Streifen, wovon der eine über die Mitte der Stirn hin- auf, von den beiden andern aber ein jeder durch das Auge nach dem Ohre hinaufzieht, wodurch über dem ersteren eine etwas hellere Stelle entsteht. — Die Grundfarbe der Wolle des Kopfs ist etwas n hr gelblich als am übri- gen Körper. — Der Kopf des männlichen Thieres scheint dunkeler gefärbt zu seyn, als der des Weibchens, An den vier Beinen herrscht die schwarzbraune Farbe; der Pelz ist hier kürzer und mit einzelnen weilsen Haaren gemischt; Schwanz an der Wurzelhälfte seines nackten Theiles schwarzbräunlich, an der Spi- tzenhälfte aber blässer oder weilslich, auch — SE — sind auf diese Art seine einzelnen Borsten ver- schieden gefärbt. Herr Temminck sast (Mo- nographies etc, pag. 35), der Unterschied des Didelphys Azarae und des cancrivora oder marsupialis bestehe darin, dals das erstere die langen Haare des Pelzes gänzlich weils, und das andere dieselben mit schwärzlichen Spi- tzen zeige, allein ich bezweifle, dafs diels ein beständiger Unterschied beider Arten ist; denn man findet cancrivora ebenfalls, besonders in der kalten Jahrszeit, mit völlig weilslichen lan- gen Haaren. . Ausmessung dieses weiblichen Thieres: Ganze Länge . . " . 26 23 Länge des Körpers . > 414% Länge des Schwanzes . i RAR 2 Höhe des Ohres über dem Kopfe * 1 1, Die Schwanzwurzel ist behaart auf eine Länge von . . et A, Männchen und Weibchen sind nicht be- deutend verschieden, das letztere schien mir etwas heller gefärbt. Die Testikel aller dieser männlichen Beutelratten hängen, wie bekannt, frei lang herab, an einer dünnen Verbindung, Die einzige, diesem Thiere ähnliche Abbildung, welche ich kenne, befindet sich in dem Säug- — 392 — thierwerke der Herren Geoffroy und Fr. Cu- vier, dennoch ist die Färbung jener Abbildung sehr von meinem Thiere verschieden, welches entweder durch das Alter, oder vielleicht die Erziehung in der Gefangenschaft erzeugt wor- den seyn kann, wofern die Schuld nicht an dem Illuminator liegt. — Man sieht an die- ser Abbildung den ganzen Kopf scheinbar nackt und fleischroth, statt dals er an meinem Thie- re mit drei schwärzlich-braunen Längsstreifen bezeichnet ist, und überhaupt eine dunkel ge- färbte dichte Behaarung hat; von den langen weilsen Stachelhaaren des Rückens auf schwärz- lich-brauner Grundwolle ist ebenfalls nichts angegeben, so dals diese Abbildung, wenn sie auf das hier beschriebene Thier bezogen wer- den muls, immer noch sehr grolse Mängel behält. Dieses Beutelthier ist die gemeinste Art in den von mir bereisten Gegenden. — Es scheint über den grölsesten Theil von Süd- America verbreitet, da man es von Cayenne: bis südlicher als Rio de Janeiro findet. Aza- ra scheint es nicht gefunden zu haben, eben so wenig Molina, — Mit dem nord-america- nischen Beutelthier hat es grolse Aehnlichkeit = u = in Gestalt und Färbung, welswegen es oft mit demselben verwechselt worden ist. In der Gegend von Cabo Frio, wo ich im Monat September das vorhin in der Kürze beschriebene weibliche Thier mit noch nack- ten Jungen erhielt, so wie in den: meisten von mir bereisten Gegenden von Brasilien kennt man diese Species unter der Benennung Gam- ba *). Sie ist in vielen Gegenden höchst ge- mein in den Wäldern, entflieht nicht besonders schnell, steigt geschickt auf die Bäume und ist beilsig wie eine Ratte, mit der diese Thiere in der Lebensart überhaupt sehr viel Aehnlich- keit zeigen. — Das Gamba ist ein gefrälsiges, wenige Nahrungsmittel verschmähendes Thier, es schleicht sich in die Hühnerhöfe und raubt das Federvieh und die Eier. — Dals es mehr von Krabben leben solle, als die übrigen Beutelthie- re, scheint mir unwahrscheinlich, auch habe ich in den Mägen dieser Thiere nie eine Spur von Krabben gefunden, welshalb mir der Na- me cancrivora ganz uneigentlich scheint. — *) Der Engländer J, Luccock erwähnt dieses Thiers unter der Benennung Gambd, oder brasilianisches Stinkthier, siehe dessen Reise (deutsche Uebersetzung) B, I. p. 461, — — 394 — Man fängt das Gamba oft im Mundeo oder der Schlagfallee — Es geht nicht blols bei Nacht; denn wir haben es auf unseren Jagd- excursionen oft am Tage gefunden, wo es in den grolsen Wäldern in Bewegung war, ob dieses gleich in bewohnten Gegenden wohl sel- tener vorkommen mag. In der kalten Jahrs- zeit wird es sehr fett, und hat alsdann sein langes weilsliches Haar in grölsester Vollkom- menheit, welshalb es nach der Versicherung der brasilianischen Jäger in der kalten Zeit weit mehr weilslich gefärbt ist, als in der hei- [sen, wo es mager ist. — Die Botocuden es- sen das Gamba ohne Widerwillen, so wie die Neger, es wird hingegen von den Europäern und ihren Abkömmlingen des Geruches halben verabscheut. Sein Fleisch hat man mit dem des Haasen vergleichen wollen, allein es kann wohl höchstens mit dem einer Ratte Aehnlich- keit haben. Marcgrave beschreibt das Gamba ziemlich deutlich, und nennt es Carigueya, sein Taiibi ist ein anderes, mir nicht vorge- kommenes Beutelthier. Die Nachrichten, welche Azara von sei- nem Micour premier giebt, so wie die gute Beschreibung des nordamericanischen Opossum, welche wir den Herren Geoffroy und Fr. Cu- — 395 — vier \verdanken, passen beinahe wörtlich auf das Gamba und alle verwandte Thiere, ich ver- weise defshalb- dorthin. — | ‚Dieses zeigt, wie schwieriges: ist, die Beutelthiere genau zu: un- terscheiden, nur eigene Ansicht der verschie- denen Arten kann durch Vergleichung entschei- den, sie gleichen sich zum: Theil in der Haupt- sache vollkommen, und nur kleine Abweichun- gen bestimmen manche Specien. Herr Tem- minck, dieser eifrige Forscher, welcher in al- len europäischen Cabinetten ‚die Vergleichung der Exemplare unternommen hat, kannin die: ser Hinsicht wohl:den sichersten Aufschluls ge- ben, , Er.citirt-in seinem neuen Werke: Mo- nographies de Mammalogie (pag. 54.) die 1ste Figur der S8sten Tafel des :Seba zu: der: hier erwähnten Art, allein ich finde, dals diese-Ab- bildung ‚kaum in der Gestalt, viel weniger aber noch in der Färbung unserem Thiere gleicht. | ? bi 'D, ur DE a; Langgeöhrtes Beutelthier. B.: Färbung und Bildung Didelphys marsupialis sehr ähnlich, allein Kopf und ‘Ohren weit gröfser, der Schwanz länger, die Stirn mehr eingedrückt, Gumbä an der Ostküste von Brasilien. Ntiunn-tii botocudisch. »» Ich (habe das Beutelthier, welches’der Ge genstand der’ nachfolgenden. Beschreibung ist; — 596 — nra einmal erhalten, und zwar ein weibliches Individuum. — Seinem stark abgenutzten Ge- bisse. zufolge, schien es ein’ altes Weibchen zu seyn. Dieses Thier hat im Allgemeinen die grölste Aehnlichkeit mit der vorhin beschriebe- nen Art, weicht aber in den Verhältnissen sei- nes Körpers etwas ab, welshalb ich dasselbe der Aufmerksamkeit der reisenden Naturfor- scher empfehle und einstweilen als besondere Species aufzustellen versuche, ohne jedoch die Diagnose nach dem einzigen Exemplare gänz- lich feststellen zu können. Beschreibung: Gestalt im Allgemeinen die der vorhergehenden Art; Nasenkuppe etwas gespalten und aufgetrieben wie an jener; Au- ge und Bartborsten eben so gebildet, das Ohr aber ist höher, grols, beinahe scheibenförmig; breit, oben abgerundet, nackt und schwarz- braun gefärbt. — Zunge wie an der vorhergehenden Art, gerade wie sie Azara von seinem Micoure premier beschreibt: Gaumen . mit erhöhten Querreifen versehen, — | Gebi/s: Schn. 2%; Eckz, =2; Backenz. ——, Vorderzähne im Oberkiefer zehn; die beiden vorderen stehen nahe zusammen, auf jeder Seite vier andere, sämmtlich etwas kegelför- mig, kurz, rundlich abgenutzt; vor dem Eck- — 58397 — zahne eine. Lücke; YVorderzähne im Unter- kiefer: in der Mitte eine kleine Lücke, dann auf jeder Seite vier schräge vorwärts geneigte, etwas kegelförmige, abgenutzte kleine Zähne. — Eckzähne im Oberkiefer: ein grölserer vorn, dann ein kleinerer, beide kegelförmig, aber stark rundlich abgenutzt, nun fölgt eine Lük- ke. — Im Unterkiefer: unmittelbar neben den Schneidezähnen steht ein schräge vorwärts geneigter kegelförmiger Eckzahn. — Backen- zähne im Oberkiefer: nach der genannten Lücke folgen zwei grolse kegelförmige, mit ihrer Spitze ein wenig nach hinten gerichtete Reifszähne, sehr abgenutzt und stumpf, dann ‘drei sehr kleine abgeschliffene Zähnchen, und nun zwei etwas dreieckige, abgeplattete Hök- kerzähne (in allem acht und zwanzig Zähne im. Oberkiefer). — Im Unterkiefer: nach dem vorwärts strebenden Eckzahne folgen zwei sehr kleine Zähnchen, dann zwei grolse kegelför- mige Reilszähne, nun zwei kleine einfache Stumpfzähne, und zuletzt drei breite abgeplatte- # te Mahlzähne, mit einigen flachen Höckern ver- sehen (im Ganzen acht und zwanzig Zähne). ai Die Beine sind ziemlich schlank, die Vor- derfülse mit fünf ziemlich kurzen Zehen ver- sehen, wovon die innerste die kürzeste ist, — — 598 — Nägel, Zehen und Daumen der Hinterhände sind gebildet wie an der vorhergehenden Art. — Der Schwanz ist grölstentheils nackt und mit Hautschuppen bedeckt, an seiner Wurzel etwa zwei Zoll weit behaart. — Der Beutel dieses weiblichen Thieres war weit und enthielt neun Zitzen, welche wenig sichtbar waren. — Der ganze Körper ist, wie an der vorher- gehenden Art, zu unterst mit einem kurzen wolligen Haare bedeckt, und darüber mit lan- gen dünnen Stachelhaaren versehen, doch feh- len letztere oft bei den Thieren dieses Ge- schlechts, besonders in der warmen Zeit, und zeigen sich oft nur auf dem Rücken. — Der Kopf und die vier Beine sind mehr schwarz- braun gefärbt; der erstere zeigt von der Ge- gend zwischen den Augen bis über den Schei- tel hinauf einen schwarzbraunen Streif; ein ähnlicher mehr undeutlicher zieht vom Au- ge nach dem Ohre hinauf, und die Gegend zwischen diesen drei dunkelen Streifen ist bläs- ser gefärbt; denn hier blickt die gelblich-graue Wolle des Pelzes zwischen den dunkleren Haar- spitzen hindurch. An den Seiten des Kopfs und Halses haben die Haare eine etwas rost- gelbliche Mischung; das dichte wollige Haar am Körper ist weilsgraulich, dessen Spitzen — 39 — schwärzlich braun, in demselben sind einzelne, lange, .weilsliche Haare vertheilt. Auf dem Rücken herrscht mehr das schwärzlich - braune Haar; die innere Seite der Beine, so wie die Gegend des Beutels sind ein wenig mehr rotl- gelblich gemischt. Der nackte Theil des Schwanzes ist an der Wurzelhälfte schwärz- lich-braun oder dunkel graubraun, an der, Spi- tzenhälfte weilslich oder gelblich-weilsgrau ge- färbt. — Ausmessung: Ganze Länge . N i - 29.11". Länge des Körpers . . Er 1, Länge des Schwanzes za ng 14 Länge des Kopfes . \ . Re, Höhe des äulseren Ohres . ö AR, Der Schädel ist auf der Stirn mehr ein- gedrückt und flach, als an der vorhergehen- den Art. Dieses Beutelthier, welches man bei dem ersten Anblicke für identisch mit dem vorher- gehenden hält, scheint seiner verschiedenen Verhältnisse wegen eine besondere Species zu bilden, ob es gleich die brasilianischen Jäger ebenfalls für dasselbe Thier halten und unter der allgemeinen Benennung Gamba ver- — 40 — wechseln. Ich erhielt ein einziges Exemplar dieser Art zu /illa Vicoza am Flusse Peruhy- pe im Monat Juni, wo es sehr fett war, — Diese Art lebt in den Wäldern und Ge- büschen, nähert sich bei Nacht, wie die vor- hergehende Art, den Wohnungen, um zu rau- ben, und hat eben denselben unangenehmen Geruch, — —— zz, B. Beutelthiere mit kurzem mäuseartigem Pelze, der keine Stachelhaare zeigt, Sie sind schlank, gewandt, zierlich und haben weniger übelen Geruch als die der vor- hergehenden Abtheilung. Die Brasilianer an der Ostküste belegen sie mit dem allgemeinen « Namen Jupati, 3 D, myosuros, Temm. Das Schupati mit dem Rattenschwanze. B.: Pelz dicht und wollig, röthlich braun, auf dem Rücken etwas dunkeler; über jedem Auge ein hell- rother Fleck; Ohren nackt und graubraun; Schwanz länger als der Körper, an der Wurzel kaum! einen Zoll lang behaart; nackter Theil an der Wurzelhälfte graubraun, an der Spitzen- hälfte weifslich.- — Bauch gelblich gefärbt. — = Me. Sarigue Myosure, Temm. Monogr. pag. 38. Jupati *) in der Lingoa Geral und bei den brasiliani- schen Portugiesen. Ntiähäm bei den Botocuden. Beschreibung : Gestalt ziemlich schlank und angenehm. — Der Kopf ist schlank ver- längert und zugespitzt, mälsig grols; Auge ziemlich grols, lebhaft, rattenartig dunkel; Oberkiefer etwas länger als der untere; die Nasenkuppe ist nackt, bräunlich, in der Mitte durch eine senkrechte Furche ein wenig ge- theilt, die beiden Hälften etwas aufgetrieben, an der äulseren Seite steht das längliche Na- senloch; Ohr mälsig grols, nackt, häutig, ei- förmig breit, oben abgerundet, fein punctirt. — Gebi/s: Schn, *? ; Eckz. —; Backenz. 22, Schneidezähne im Oberkiefer zehn, die beiden mittleren stehen nahe zusammen, von den übrigen etwas getrennt und sind kleiner; an jeder Seite stehen neben diesen vier etwas grö- fsere Zähne nahe an einander gereiht, welche nach aulsen hin immer an Grölse zunehmen ; ihre Krone ist an der Wurzel mälsig breit und läuft in eine sanfte Spitze aus; im Unterkie- Jer befindet sich in der Mitte eine kleine Lük- ®) Das I am Anfange des Worts wird ausgesprochen wie in der französischen Sprache, I. Band, 26 — 403 — ke, neben welcher sich auf jeder Seite vier vorwärts strebende Vorderzähne dicht anein- ander gereihet befinden; ihre Krone hat eine sanft zugerundete Schneide, und ist nach hin- ten ein wenig ausgehöhlt. — Eckzähne im Oberkiefer durch eine Lücke von den Schnei- dezähnen getrennt, grols, kegelförmig, ge- krümmt, zugespitzt; im Unterkiefer sind sie weit kleiner, dicht an die Schneidezähne gse- reiht, etwas vorwärts strebend und aufwärts gekrümmt. — Backenzähne im Öberkiefer sieben auf jeder Seite; die drei vordersten sind zusammengedrückt, kegelförmig und zugespitzt; der vorderste ist der kleinste und hat zwei stärkere Nebenhöcker als die beiden nachfol- genden; die vier hinteren Zähne bilden, auf ihrer Mahlfläche besehen, schiefe Dreiecke, de- ren Basis nach aulsen gekehrt ist; die Mahl- flächen haben drei Höckerspitzen, der hinter- ste Zahn ist der kleinste. — Im Unterkiefer stehen zuvörderst drei einfache Spitzzähne, die an ihrer vorderen Schneide einen Winkel zei- gen; der vorderste ist der kleinste, und der mittelste der grölseste; die vier nachfolgenden Zähne sind fünfspitzig; an ihrem vorderen En- de haben sie eine kleine Spitze, dann in der — 405 0 — Mitte zwei hohe gepaarte Kegelspitzen, und hinter diesen am Ende noch zwei niedere Höcker. Beine ziemlich schlank, die Fülse zierlich; Vorderfuls mit fünf Zehen; der Mittelfinger ist am längsten, der Zeigefinger und der vierte sind gleich lang, dann folgt der kleine Finger, der Daumen ist am kürzesten, alle haben sehr kleine horizontale, kurze, zusammengedrückte, zugespitzte Nägel, welche kürzer sind, als die weiter vortretenden, starken, an ihrer Sohle kantig zusammengedrückten Vorderballen. Hin- terfülse mit fünf Zehen; der Daumen ist lang und stark, scheinbar ohne Nagel; die drei mitt- leren Finger sind am längsten und einander ziemlich gleich; äufsere Zehe etwas länger als der Daumen; Nägel der vier äufseren Zehen etwas aufgerichtet, zusammengedrückt, zuge- spitzt, weilslich gefärbt, sie treten nur wenig über die Ballen vor. — Das Vorderbein ist an der inneren Seite von der Sohle herauf ziemlich weit nackt, das Hinterbein an dieser Stelle dünn behaart. — Die kugelrunden Tes- tikel hängen frei an einem dünnen Strange von etwa drei Linien Länge herab. — Der Schwanz ist lang, rund, zugespitzt, kaum einen Zoll lang an der Wurzel behaart, übrigens mäuse- 26 * — 404 — artig mit kleinen viereckigen Hautschuppen netzartig bedeckt und überall; besonders an den Seiten und der unteren Fläche, mit feinen weilslichen Seidenhärchen besetzt. — Hinter der Nase stehen über der Ober- lippe lange schwärzliche Bartborsten, welche bis über das Auge hinauf reichen, ein Paar andere entspringen über dem Auge. Ganzer Pelz dicht, wollig, mäuseartig, ohne langes Sta- chelhaar; Fü/lse nur mit feinen zarten Härchen bekleidet. — Scheitel und Stirn bis zwischen die Augen sind schwarzbraun, ganzer übriger Oberkopf, Nase, Ohrgegend und alle oberen Theile dunkel graubraun, mit rothgelben Haar spitzen gemischt; die Haare sind zwei Dritt- theile ihrer Länge an der Wurzel dunkelgrau; nach den Seiten des Kopfs, Halses und Kör- pers hinab nimmt an jedem Haare die fahl bräunlich-rothe Farbe die Oberhand, so dals diese Theile mehr ungemischt eine röthliche Farbe zeigen. — Vorderblätter, Schenkel und Schwanzgegend sind etwas mehr grau oder schwärzlich gemischt; Fülse fahl graubräunlich und etwas glänzend; das Auge hat eine schma- le schwarzbraune Einfassung und darüber ne- ben der schwarzbraunen Stirn ein hell gelbro- ihes rundes Fleckchen, — Ohren dunkel grau- — 405 — braun, — Alle unteren Theile zeigen eine an- genehm fahl röthlich-gelbe, oft nur gelbliche Farbe. — Der Schwanz ist an dem nackten Theile seiner Wurzelhälfte graubraun, an der Spitzenhälfte weilslich gefärbt, — Das weibliche Thier habe ich nicht erhal.- ten, nach Herrn Temminck soll es aber einen Beutel besitzen. — Ausmessung des beschriebenen männlichen Thieres:; Ganze Länge Ä \ ) . 252% Länge des Körpers . . A Länge des Schwanzes : - 132% Höhe des äuflseren Ohres etwa 11, Länge des Kopis etwa . b BelaEh, 2.0 5! Diese nach frischen Exemplaren genom- menen Ausmessungen kann man den bisher be- kannten vorziehen, welche nur nach ausge- stopften Bälgen genommen, und daher oft un- richtig sind. — Das rattenschwänzige Beutelthier ist dem Opossum (Quatre-oeuil ou moyen Sarigue de Cayenne, Cuv. Regne Animal, T. I. pag. 173) sehr ähnlich, scheint aber von demselben ver- schieden zu seyn. d’Azara hat dasselbe in Paraguay nicht gefunden, dagegen lebt es an der Ostküste von Brasilien, wo ich es zu Co- — 406 °— mechatibz unter 17° südlicher Breite er- hielt. — Es ist mir diese Art nicht häufig vor. gekommen, doch kann ich delshalb noch nicht behaupten, dals sie wirklich selten sey. Nur zu Comechatiba, zwischen den Flüssen Prado und Corumbao, erhielt ich zwei männliche Thie- re, welche die Neger in den Schlagfallen ge- fangen hatten, Diese Art trägt daselbst die Benennung Jupati, und wird von den Negern gegessen. Die Lebensart ist die der übrigen Beutelratten, aber diese, so wie die nachfolgenden Arten sind weit schneller in ihren Bewegungen, weit zier- licher und angenehmer, als die mit langem Stachelhaar versehenen. HUT), CENBDETEM as cheraues Sc hung B.: Körper schlank und kürzer als der Schwanz; die- ser an der Wurzel behaart; der nackte Theil zur Hälfte schwärzlich, zur Hälfte wei/slich ge- färbt; Haar mäuseartig, röthlich-aschgrau, am Bauche gelbröthlich-isabellfarben; um das Au- ge ein schwärzlicher Fleck, Abbildungen zur Naturgeschichte Brasilien’s, Temminck Mönographies etc. pag. 46. Jupati in der Lingoa Gerai und hei den brasiliami- schen Portugiesen, Niiähäm bei den Botocuden. — 407° — Beschreibung eines männlichen Thieres: Der Kopf ist zugespitzt, mit nackter fleischro- ıher Nase, und einer von einer lurche getheil- ten Nasenkuppe; die Augen sind grols, glän- zend schwarz, vortretend wie bei den Ratten; am Oberkiefer befinden sich lange, feine, schwarze Bartborsten; Ohren grols, nackt, sehr glänzend, breit eiförmig geformt. — Die Zunge ist lang, walzenförmig, lälst sich beinahe sechs Linien weit aus dem Mun- de hervorziehen, und ist mit feinen seidenar- tig erscheinenden Papillen besetzt; in den Mund zurückgezogen liest sie mit Querrun- zeln. — Gebifs: Schn. 4°; Eckz. i4; Backenz, &£, Schneidezähne im Oberkiefer zwei grölsere nahe bei einander und getrennt von den übri- gen; dann auf jeder Seite vier kleinere dicht aneinander gestellt, nun folgt eine Lücke. — Im Unterkiefer in der Mitte der Schneidezäh- ne eine kleine Lücke, dann auf jeder Seite vier kleine nahe aneinander gereihte und schräge nach der Mitte geneigte Schneidezähne, auf welche der Eckzahn folgt. Eckzähne im Ober- kiefer: auf den leeren Raum folgt ein grolser spitziger und gekrümmter Eckzahn, im Unter- kiefer ist der Eckzahn einer jeden Seite eben- — 4085 ° — falls gekrümmt, — Backenzähne im Oberkie- fer: nach dem Eckzahne folgt ein kleinerer Kegelzahn, dann einer mit zwei Spitzen, und nun vier Backenzähne auf jeder Seite, welche Zackenkronen haben. — Im Unterkiefer folgt nach dem Eckzahne ein kleiner Kegelzahn, ein grolser schief abgestutzter, ein kleiner ein- flacher Zahn, und vier bis fünf Mahlzähne mit vier bis fünf zugespitzten Zacken auf ihrer Krone. Die Gestalt des Körpers gleicht etwas der des Myozus Glis. — Die Vorderfülse sind rund und klein, ihre Zehen kurz und ziemlich gleich lang, die innerste ist die kürzeste, die nächstfolgende und die äulsere sind gleich lang, die beiden mittleren sind am längsten und ein- ander gleich. Die Ballen des Nagelgliedes tre- ten vor und sind so lang als die feinen ge- krümmten Krallennäge, — Die Hinterhände sind klein, rundlich, mit kurzen Fingern, aber grölseren zusammengedrückten Krallennägeln und einem getrennten stumpfen Daumen, der keinen sichtbaren Nagel hat. Der Schwanz ist länger als der Körper, an der Wurzel beinahe zwei Zoll larg dicht behaart wie der übrige Körper, alsdann aber ist er sehr glatt, ohne alle Borsten, blols mit einer sehr zart geschupp- — 409 — ten, beinahe chagrinartigen Haut bedeckt; an seinem greifenden Ende ist er nach unten mit. einigen Querfalten bezeichnet. — Bei dem männlichen Thiere liegen die Testikel frei unter dem Leibe vor dem Alter; sie sind mit gelblichem Pelz bedeckt und die. Ruthe tritt aus der Afteröfinung hervor. — Der ganze Körper ist mit einem feinen, äulserst dichten, etwa sechs bis sieben Linien langen, sanften und wolligen Haare bedeckt; Backen, Kinn, Kehle, Brust, Bauch, After und innere Seite der Beine sind schön dunkel röth.- lich- gelb oder röthlich -isabellfarben, eine schö- ne Färbung, welche sich bei diesen für zoolo- gische Sammlung präparirten Fellen gänzlich verliert und alsdann in ein fahles gelbliches Grauweils verblalst *%). — Alle oberen Theile sind röthlich-aschgrau; indem die Haare eine aschgraue, und ihre Spitzen eine grauröthliche Farbe haben. — An den unteren Theilen und dem Kopfe ist das Haar kürzer als an den oberen. — Jedes Auge ist rundum von einem *) Herr Temminck hat in seinen Monographien dieses unter der Benennung Didelphis cinerea von mir mitzetheilte Thier nach einem ausgestopften Exemplare beschrieben, "wodurch in seiner Angabe der Farben einige kleine Un- sichtigkeiten entstehen mulsten, — 40 — schwärzlichen Flecke eingefalst, Der Fuls selbst mit den Zehen ist nackt und fleisch- roth, nur mit einzelnen feinen Seidenhärchen besetzt; der Schwanz ist an seinem nackten Theile in seiner grölsesten Ausdehnung von ei- ner fleischrothen Farbe, an der Wurzel aber, da wo die Behaarung endet, einen Zoll vier Linien lang dunkel blaugrau oder schwärzlich gefärbt. dusmessung: Ganze Länge E : . h U Länge des Körpers . ' . w. u Länge des Schwanzes j x se Höhe des Ohrs an seiner äulseren Seite ö ß } ; j 10%, Länge des Kopfs bis zu seinem vor- deren Ohrrande . . » 1 420, Dieses Beutelthier lebt im östlichen Bra- silien. Ich erhielt es in den Wäldern des Mu- curi zu Morro d’Arara, wo man es unter der Benennung Jupati mit den übrigen verwandten Arten verwechselt. In Minas Geraös soll es Quica *) genannt werden, — Es raubt stark ns *) Herr Temminck hat diese Benennung einer anderen Spe- cies beigelegt. a N Sa und beilst in den Ställen, gleich dem Marder und Wiesel, eine Menge von Hühnern todt, saugt ihnen das Blut aus und verzehrt auch die Eier, Es klettert geschickt, wobei ihm der Schwanz zum Festhalten dienen soll, Zu Mor- ro d’Arara fanden die jagenden Indier eine. Schlange, welche eben ein solches Thier ver- zehrte. Es hat einen eigenthümlichen unan- genehmen Geruch, unterscheidet sich aber übrigens in der Lebensart und den Manieren nicht von den übrigen Jupat!'s, Das weibliche Thier habe ich nicht zu se- hen bekommen, Herr Temminck aber, der seit- dem mehrere Exemplare untersuchte, versi- chert uns, dals der Beutel dem weiblichen Thiere fehle. — 9.1: Di Muri na Das mäuseartige Beutelthier. Abbildungen zur Naturgeschichte Brasilien’s. Temminck Monographies etc. p. 50. Jupati im östlichen Brasilien, Ntiähäm bei den Botocuden, Das mäuseartige Beutelthier scheint über den grölsten Theil von Süd-America verbrei- tet. — Ich erhielt es in den grolsen Wäldern des Flusses Mucuri. — Alle seine oberen Theile sind von einem röthlich-fahlen Grau- — 42 — braun, die unteren Theile gelblich - weils; von der Nase durch die Augen hinauf zieht ein breites schwärzliches Fela; die Ohren sind dünn, nackt, durchsichtig, länglich - eiförmig; die Zehen sind zart, mit etwas aufgerichteten Nägeln und lang vortretenden Ballen an den Nagelgliedern; männliche Geschlechtstheile wie an der vorhergehenden Arts Schwanz an sei- ner Wurzel nur sehr wenig behaart, mit völ- lig nackter, höchst fein chagrinartiger, glatter Haut bedeckt, länger als der Körper und röth- lich -weils *) ohne dunklere Zeichnung. — Ausmessung: Länge des Körpers etwa . . 5" und ei- nige Linien. Länge des Schwanzes etwas über 6” Höhe des Ohres über dem Kopfe etwa 6. Anmerkung: Ich habe in der von mir bereisten Gegend nur die genannten Arten der Beutelthiere selbst zu untersuchen Gelegenheit gehabt, allein eine sehr schöne kleine Art, de- ren Fell auf bräunlichem Grunde mit Längs- *) Man hat auch dieses Beutelthier bisher nur nach ausge- stopften Exemplaren beschrieben, daher finden sich in den Beschreibungen gewöhnlich die Farhen einiger Theile un- richtig angegeben. — 45 — reihen weilser Flecken bezeichnet ist, habe ich mir leider nicht verschaffen können, ob ich gleich Nachricht davon erhielt, — Da die in diesem Verzeichnisse erwähnten Beutelratten zum Theil unter sich, zum Theil mit anderen bekannten Arten viel Aehnlichkeit zeigen, so will ich, der Uebersicht wegen, hier ihre Hauptzüge noch einmal in der Kürze zu- sammenfassen, — oe ————— uu— A, DBeutelthiere, deren Pelz eine Wolle, und dar- über lange Stachelhaare zeigt. Der nackte Theil ihres Schwanzes ist an der Wurzel schwärzlich, nach der Spitze hin röthlich - weils gefärbt. Ohren einfärbig. 1. Didelphys marsupialis, Linn. Schwanz kürzer als der Körper, und an der Wurzel etwa auf £ seiner Länge behaart; Ohren gänzlich einfärbig schwärzlich -braun; Woll- haar des Körpers grau mit schwärzlichen Haarspitzen, Stachelhaare weilslich mit gelb- lichen Spitzen; Kopf mit drei etwas undeut- lichen schwarzbraunen Längsstreifen bezeich- net, — — 44 — 2. D. aurita. In Gestalt und Farbe Didel- phys marsupialis sehr ähnlich, allein Kopf und Ohren grölser, der Schwanz länger, B. Beutelthiere mit kurzem mäuseartigem Pelze, der keine Stachelhaare zeigt. 8. D. myosurus, Temm. Pelz röthlich-braun, auf dem Rücken etwas dunkler; über jedem Auge ein hell rother Fleck; Ohren grau- braun, und wie an allen diesen Thieren nackt; Schwanz länger als der Körper, an der Wurzel kaum einen Zoll lang behaart, nackter Theil desselben an der Wurzel grau- braun, an der Spitzenhälfte weilslich, — 4. D. cinerea. Schwanz länger als der Kör- per, an der Wurzel stark behaart; der nack- te Theil zur Hälfte schwärzlich, an der Spi- tzenhälfte weilslich; obere Theile des Kör- pers röthlich-aschgrau, untere Theile gelb- röthlich -isabellfarben; um das Auge ein schwärzlicher Fleck. 5. D. murina, Linn. Obere Theile fahl röth- lich- graubraun; untere Theile gelblich-weils; von der Nase durch die Augen hinauf zieht ein breites schwärzliches Feld; Schwanz an der Wurzel wenig behaart, röthlich - weils, oblne dunklere Zeichnung, — —- 45 — Ich bemerke schlieflslich noch, dals aus den beiden hier aufgeführten Unterabtheilun- gen des Genus Didelphys vielleicht zwei be- sondere Geschlechter gebildet werden könnten, nach der verschiedenen Bildung des Gebisses, des Haares u. s, w. Br ıG GLlıres, Nralag, ei Die Nagethiere bilden eine von der Natur völlig abgesonderte, durch die beiden grolsen meilselartigen Vorderzähne im Oberkiefer kennt- liche Ordnung. Wenn gleich die Anzahl die- ser Thiere sehr grols und ihre Bildung sehr mannichfaltig ist, so haben sie doch gewisse Aehnlichkeiten, die sie in allen Welttheilen ein- ander nähern. Sie sind über alle Theile unse- rer Erde verbreitet, besonders zahlreich an Ar- ten in Asien, doch auch in America, hier und in Europa aber mehr an Individuen. — Un- ter ihnen findet man die an Individuen und Arten zahlreichsten Geschlechter, die Mäu- se, Haasen, Eichhörnchen u. sw. Welch eine ungeheuere Anzahl von Haasen und — 46 — Mäusen sind allein über unser Deutschland verbreitet! America hat manche dieser Geschlechter mit den übrigen Welttbeilen gemein, hierher gehören die Biber, Haasen, Eichhörnchen, Mäuse, Stachelthiere; allein America hat auch mehrere ihm eigenthümliche Thierformen aus dieser Ordnung, wohin die Geschlechter Coe- logenys, Hydrochoerus, Dasyprocta, Cavia, Loncheres und Fiber gehören, von welchen die fünf ersteren in Brasilien vorkommen, und daselbst zum Theil die besten Arten der jagd- baren Thiere enthalten. Alle nehmen ihre Nah- rung aus dem Pflanzenreiche und sind sehr fruchtbar, daher zahlreich an Individuen. Ich habe für diese Ordnung die von llliger aufge- stellten Familien angenommen, Fa m 9 MT Mäuseartige Thiere. Brasilien und die übrigen heilsen Länder unserer Erde sind nicht so reich an Mäusen und mäuseartigen Thieren als die gemälsigten Zonen, und alle anderen Länder werden in — 47 — dieser Hinsicht von den grolsen Ebenen des russischen Asiens übertroffen. Azara hat für Paraguay etwa fünf bis sechs Arten von Mäusen aufgezählt, ich habe in Brasilien eine noch geringere Anzahl ken- nen gelernt. G. 20. 4 Zah Al me BeHRTn, Ueberall bekannte, oft verwünschte Thie- re, die indessen in den brasilianischen Wäldern und Wildnissen nie zu einer solchen Menge heranwachsen, als bei uns. Vielleicht werden dereinst, wenn der Ackerbau auch in jenen Gegenden mehr ausgebreitet und die vielen Raubthiere vermindert seyn werden, diese Thiere auch dort an der Zahl zunehmen und dem Landmanne so lästig werden, wie bei uns in manchen Jahren. Bisjetzt bemerkt man in Brasilien wenig mäuseartige Thiere, und nur mit Mühe ist es mir gelungen, einige wenige Individuen aus dieser Familie zu erhalten, — Die Brasilianer belegen in ihrer portugie- sischen Sprache die Mäuse im Allgemeinen mit der Benennung Rato, — II, Band. 27 — 48 — 1. M pyrrhorhinus, Die Catinga - Maus. M.: Schwanz sehr lang; Haar graugelb; Nase, Oh- ren und der hintere Theil der Schenkel roth- braun. Abbildungen zur Naturgeschichte Brasilien’s. Schinz Thierreich u. s. w,, B, I. p. 288, Rato bei den Brasilianern, Beschreibung eines weiblichen Thieres: Gestalt im Allgemeinen die der grolsen Feld- maus (Mus sylvaticus), aber der Schwanz län- ger, der Leib stärker, und die Ohren im Ver- hältnils kürzer. — Die Augen sind wie an jener grols, glänzend, schwarz und vortre- tend; die Ohren grols und beinahe nackt; lange schwarze Bartborsten am Oberkiefer, welche zurückgelegt bis über das Ohr hinaus- reichen. Gebifs: Schn. 3; Backenz. 22. — Schnei- dezähne im Oberkiefer mälsig grols, senkrecht gestellt, dicht aneinander geprelst, zusammen gedrückt, die Schneide ein wenig abgerundet und an ihrem Hintertheile nur mälsig ausge- schnitten, von Farbe gelb; im Unterkiefer sind sie schmal, schlank und zugespitzt, etwas nach vorn geneigt; Backenzähne im Oberkiefer an n — 49 — jeder.Seite drei, der hinterste ist der kleinste, die beiden vorderen sind länger, sie haben ab- gellächte Mahlflächen mit ziemlich flachen, ab- genutzten Höckern an dem Rande, welche ziemlich gepaart stehen und dazwischen einige seicht erhöhte Querleisten; der vordere hat et- wa fünf seicht abgeflächte Höcker, von denen der erste das vordere Ende des Zahnes ein- nimmt, wo er einen erhöhten Rand bildet, und alsdann an jeder Seite, sowohl der: inne- ren als der äulseren, zwei Höcker, welche, ziem- lich gepaart 'stehen; der zweite Zahn hat an jedem Rande zwei Höcker, welche ‚schief ge- paart stehen und von den Schmelzleisten gebil- det werden, die an jeder Seite zwei nach au- [sen gerichtete Winkel bilden; der dritte Bak- kenzahn hat an jedem seiner Seitenränder ei- nen seichten stumpfen Höcker und nach hin- 'ten einen abgerundeten scharfen Rand. — Im Unterkiefer sind drei Mahlzähne an jeder Seite, wovon der hinterste der kleinste ist. Sie haben rundum einen erhöhten Schmelzrand und einige solche winklige Querleisten; an dem vorderen Zahne macht der Schmelzrand an jeder Seite etwa zwei mit ihren Spitzen nach aulsen gerichtete Winkelfiguren, die an ihrer Spitze einen seichten Höcker bilden; ei- | Fee — 420 — nen ähnlichen trägt der Zahn an seinem Vor- derende, wodurch derselbe also auch etwa fünf Höcker erhält, von denen vier gepaart stehen, beinahe wie an Mus decumanus, nur dJals hier der vordere Höcker etwas gabelförmig getheilt ist, und also der erste Backenzahn der Wander- ratte eigentlich sechs immer gepaarte Höcker trägt. Bei der eben genannten Ratte ist aber die Mahlfläche des vorderen Backenzahnes mit : weit stärkeren Vertiefungen versehen, ein Cha- racter, worin Mus decumanus, sylvaticus und andere von der von mir beschriebenen brasi- lianischen Art etwas abweicht. Der zweite Backenzahn meiner brasilianischen Maus hat sowohl an der inneren als äulseren Seite zwei Höcker, die ebenfalls wieder die Spitze eines nach aulsen gerichteten, winklig gestalteten Schmelzrandes bilden; der dritte Zahn hat rundum blofs einen erhöhten Schmelzrand, der an der inneren Seite ziemlich geradlinig ist, an der äulseren aber in der Mitte einen einge- henden Winkel zeigt. Man ersieht aus dem Gesagten, dals die Bildung der Mahlflächen dieser Maus einige Verschiedenheit von der des Mus decumanus und sylvaticus zeigt; dennoch aber ist die ganze äulsere Gestalt, die Zahl und Hauptbildung ihrer Zähne voll- — 421 — kommen mit der unserer europäischen Mäuse übereinstimmend *). Vorderfülschen zart, die Daumenwarze glatt mit ‚einem Kuppennagel bedeckt; von den vier Fingern sind die beiden mittleren am längsten; die Hinterfülse treten beinahe bis zu der Ferse auf, der Daumen hat einen kleinen, zarten Krallennagel, die äulsere Zehe ist die kürzeste, die drei inneren sind einander ziem- lich gleich; Nägel zart und stark gekrümmt. Der Schwanz ist an der Wurzel einige Linien lang mit den Haaren des Körpers überzogen, übrigens nackt, mit Hautringen und kleinen Schüppchen bedeckt, wie an Mus sylvaticus, auch mit sehr feinen, weilslichen Borsthärchen besetzt, dabei viel länger als der Körper. — Drei Paar Zitzen befinden sich unter dem Lei- be, wovon das hintere zwischen den Schen- keln, das vordere an der Brust steht. Haar des Körpers fein und mäuseartig, an allen oberen Theilen schwärzlich und gelb- lich gemischt, durch diese Mischung entsteht die graugelbe Farbe; die Spitze der Nase am a -, %), Wer: bei, allen, Thieren des ‚Mäusegeschlechtes eine Zahn- n bildung ohne die geringste ‚Abweichung zum Grunde le- N gen wollte, der würde dieses Genus noch mehirmalz zer. "spalten müssen man) — 412 — Oberkiefer ist etwa halb bis zum Auge hin hell rostroth gefärbt, eben so, nur heller, die beiden beinahe nackten, sehr sparsam und fein behaarten Ohren. Unterer Theil der Hinter- beine etwa so weit als sie nackt (d. h. sehr dünne behaart) sind, hell gelbröthlich ge- färbt. — Ueber den Hinterschenkeln fängt der Rücken an stark hell rostroth gemischt zu werden, und diese Farbe nimmt zu, so dals sie an der Schwanzwurzel die rein herrschen- de ist; alle unteren Theile von dem Unterkie- fer bis zu dem After, so wie die innere Seite der Glieder sind rein weils. — Ausmessung: Ganze Länge . . . . 1% „Hhrle Länge des Körpers ä . eu Länge des Schwanzes . 4 r Zi Od Länge des Kopfes . . . eich Höhe des äulseren Ohres von seiner | höchsten Stelle am Kopfe aus ge- | messen ' ' & ; 5 84, Schwanz an der Wurzel behaart et- wa auf . . . . i 4, Diese schöne Maus fand ich im Sertong der Capitania da Bahia, und zwar in den nie- deren trockenen Catinga-Waldungen und den — 423 — Gebüschen, die man Carasco nennt, von bei- den Ausdrücken habe ich die Erklärung in dem zweiten Theile der Beschreibung meiner Reise nach Brasilien gegeben. Wir fanden nur einmal eine solche Maus mit ihrem Neste, nachher ist sie mir nie mehr zu Gesichte ge- kommen. Von dem Orte, wo ich sie fand, schlielse ich, dals sie nicht in der Erde, son- dern in den Gebüschen lebt, wie unsere 'Ha- selmäuse (Myozus), und eine wahre Wald- maus ist, worüber fernere Reisende die Bestä- tigung geben werden. In der Mitte des Februars fand ich ein Nest mit fünf schon behaarten Jungen, die Mutter war sehr schnell und geschäftig, sie lief ab und zu, als sie die Gefahr herannahen sah, — An einem niederen Baume hatte sie ihre Jungen in einem jener sonderbaren Nester des Anabates rufifrons verborgen, welche aus einer, am einer Schlingpflanze aufgehängten grolsen Masse von dürren, quer durch einan- der gefilzten Reischen bestehen, oft drei bis vier Fuls lang sind, und dadurch entstehen, dals der Vogel alljährlich das neue Nest auf das alte setzt. — Hier bewolinte der Vogel das obere neue Nest, und die Maus mit ih- rer Familie eines der älteren, beide vertrü- —_ 424 — gen sich friedlich in republicanischer Einig- keit... Die fünf im Neste gefundenen Jungen glichen, obgleich sie noch klein waren, voll- kommen der Mutter, nur waren ihre röthli- chen Theile. weniger lebhaft gefärbt und ihre Köpfe dick, — | Diese Maus ist, wie gesagt, leicht und schnell, sie besteigt die Bäume sehr geschickt und hat ‘eine zischende oder fein pfeifende Stimme. Fam. II. Cunicularia E.-r du wii ha er Diese Familie scheint‘ in Brasilien sehr wenig zahlreich, ich setze indessen ein Thier hieher, dessen Lebensart ich selbst nicht hin- länglich kennen zu lernen Gelegenheit fand. Gu21, I vr n 2.0.0.2. 008 Wühlmaus. Die Thiere dieses Geschlechtes zeichnen sich vor den Mäusen des vorhergehenden be- sonders durch blätterige Backenzähne , mehr zugespitzte untere Schneidezähne, ein kurz ab- — 4125 — gerundetes behaartes Ohr, einen dickeren mehr behaarten Kopf und Körper, und kurzen mehr behaarten Schwanz aus. Dennoch sind die Uebergänge in der äulseren Gestalt unter die- sen Thieren 'sehr auffallend. — Die hier er- wähnte Maus z. B. hat einen ziemlich dünn behaarten, mit schuppigen Hautringen versehe- nen Schwanz, 'steht also etwa in der Mitte zwischen beiden Geschlechtern. — 1. HA. dasytrichos. Die rauchhaarige Wühlmaus W,: Schwanz ziemlich behaart, mit häutigen Schup- penringen versehen, kürzer als der Körper; Ohr kurz und behaart; Pelz sehr dicht, schwarzbraun, gelbröthlich bespitzt. — Mus dasytrichos, Schinz das Thierreich u. s, w, B. I, .P. 288. Rato Bubo in der Gegend von Camamı unweit Bahia, Ratio am Mucurt. Beschreibung: Diese Maus hat einen dik- ken Kopf mit sehr kleinen Augenz- die Bart- bersten sind zart und erreichen zurückgelegt das Ende des Ohrs; dieses ist im Pelze ver- steckt, kurz, abgerundet, von seiner Mitte an bis zum Rande mit glatten anliegendei: Haaren besetzt. — Die Backentaschen scheinen zu — A fehlen, doch war: diese Untersuchung schwie- rig, da der Kopf zerschlagen war. Gebi/s: Schn, 2;. Backenz, ;3. Schnei- dezähne des Unterkiefers pfriemförmig zuge- spitzt; Backenzähne auf jeder Seite im Ober- und Unterkiefer drei, quergefurcht. — Vorderfülse fünfzehig; die innerste ist ei- ne Daumenwarze mit einem gekrümmten Kral- lennagel, welcher gebildet ist wie an den übri- gen Zehen, nur kleiner; äulsere Zehe viel kür- zer als die drei mittleren, von welchen die in- nere nür um ein weniges kürzer ist, als die beiden ‚äulseren; die Nägel dieser Zehen sind über : anderthalb Linien lang und dabei sanft gekrümmt. “Die Hinterfülse treten beinahe bis zur Ferse auf; äulsere Zehe am kürzesten, die innere ein wenig länger, die drei mittleren um ein Glied länger, — Schwanz beinahe nackt, mit schuppigen Hautringen wie an der vor- hergehenden Art, dabei mit einzelnen feinen Borstenhaaren besetzt. — Haar des ganzen Körpers sehr dicht, sanft, über drei Linien lang, am Grunde sei- denartig wollig, dunkelgrau, dann nach aulsen zu schwarz';raun und mit rostrother oder rost- gelber kleiner Spitze. — An der Mitte des Rückens und den hinteren Theilen sind di® — 427 — röthlichen Haarspitzen wenig bemerkbar, da- her herrscht. hier die schwarzbraune Farbe; an dem Kopfe, den Seiten des Halses und der „Brust sind dagegen die Haare stark rastroth bespitzt, daher sind diese Theile stark mit der genannten Farbe gemischt, — Die untere Sei- te des ganzen Thiers vom Munde bis zum Schwanze ist heller gefärbt, blals röthlich-grau- gelb. — Die Fülse und der Schwanz sind ein- förmig, dunkel; graubraun. Ausmessung eines solchen Thieres am Mucuri, Länge des Körpers Wn'0.°. 10 103. Der Schwanz war abgebrochen. ‚Ein anderes Exemplar aus Camamı hielt ohne den Schwanz etwa drei Zoll in der Länge, Diese Maus scheint längs der ganzen Ost- küste verbreitet, ja vielleicht über ganz Brasi- lien. Ich fand sie am Mucuri und erhielt ein Exemplar von Herrn Freyrei/s aus Camami, südlich der Bahia de todos.os Santos, wo man sie Rato Bubo nennt, : In den grolsen Urwal- dungen am Ufer der Zagoa d’Arara habe ich sie ebenfalls bemerkt. Sie scheint in der Er- de zu wohnen, ob sie aber darin Gänge an- legt, kann ich nicht bestimmen, — _ 48 — Nirgends habe ich im östlichen Brasilien aufgeworfene Erdgänge beobachtet, wie wir sie von den Maulwürfen und Feldmäusen bei uns wahrnehmen, auch scheint der dortige, mei- stens aus Thon und Letten bestehende Boden nur an wenigen Stellen für dergleichen Erd- wühler günstig zu seyn. — Fam. II. Palmipeda. Schwimmpfötler. G. 22, Myopotamus Commers Wiassermamws. Ich habe dieses Geschlecht hieher gesetzt, nicht als wenn ich die Existenz dieser Thiere an der Ostküste von Brasilien bekräftigen könn- te, sondern weil ich vermuthe, dafs das Thier, welches man daselbst Cachorro d’Agoa (Was- serhund) nennt, wahrscheinlich der Coypus des Molina seyn dürfte, — Ich habe das Thier nicht gesehen, welches die Brasilianer an der Ostküste unter dem eben angegebenen Namen kennen, es soll in den Flüssen leben, und ei- nige geben ihm ein weils und schwarz gefleck- tes Fell, doch vereinigen sich die besseren Be- — 429 — obachter‘ darin mit einander, dals es in Ge- stalt und’ Farbe ‘der Fischotter ‘ähnlich sey. Auch die Corografıa brasilica erwähnt im 1sten Bande (pag. 62) des Cachorro d’Agoa als eines Thieres, welches mehr den Gewäs- sern des innern Landes eigenthümlich sey. — Fam. IV. Asgsilia Sr bb wınne, Die Thiere dieser Familie finden wir bei- nahe über alle Theile unserer Erde verbreitet, Sie leben unter allen Climaten von den Sä- mereien der Waldbäume oder von Früchten, und sind daher meistens Thiere der. Wälder und Gebüsche. In den kälteren und gemä- fsigten Theilen unserer Erde giebt es mehrere Arten, auch ist daselbst ihr Pelz zum Theil brauchbar, welcher hingegen in wärmeren Län- dern keinen Nutzen gewährt. — Gen. 293. SS CELL TUS Eichhorn Ich habe an der Ostküste nur eine Art dieser Familie gefunden, die aber über die — 450 — ganze von mir bereiste Gegend verbreitet ist, das heilst vom 1öten bis zum 23sten Grade südlicher Breite. — 1. SS naesiuan su. Das brasilianische Eichhorn. S. brasiliensis Bri/s. Brasilian Squirrel Penn. Abbildungen zur Naturgeschichte Brasiliens. Cachingele der Brasilianer. Jukeneck (en durch die Nase) bei den Botocuden. Da dieses Thier sehr bekannt in den Ca- binetten ist, so will ich nur einige Bemerkun- gen nach den frischen Exemplaren hinzufü- gen. id Das Auge ist grols, lebhaft, dunkel ge. färbt; die Ohren sind mittelmälsig lang, abge- rundet, von aulsen und innen behaart, jedoch bei einigen Exemplaren nur sehr dünne, bei den Weibchen gewöhnlich mehr nackt. — Die Geschlechtstheile sind gebildet wie an un- serem Eichhorn, die Hoden grols.. — Die Weibchen hatten vier Paar sehr starke Ziz- zen. — Die vier Nagezähne sind gelb. — Die Farbe des ganzen Thbiers ist dunkel grau- braun, alle Haare mit gelblichen Spitzen; von oben gesehen hat dieses Eichhorn einen oliven- grünlichen Anstrich; alle unteren Theile: sind — 431 — blafsgelb;' auf der Mitte der au befindet sich ein weilser Strich, — Adusmessung: Ganze Länge . . sähe 14" 3, Länge des Körpers . . 6 4, Länge ‘des Schwanzes . . 7 e Es giebt Exemplare, welche in der Länge 16 bis 17 Zoll halten. — Marcgrave redet (pag. 230) von einem Eichhorne, dessen Beschreibung in allen Thei- len auf das hier aufgeführte palst, wenn man den weilslichen Längsstreifen in jeder Seite ausnimmt, eine Bemerkung, die auch Herr Professor Lichtenstein in seiner Erläuterung der Marcgrave’schen Thiere durch die Gemäl- de der Menzel’schen Sammlung (pag. 16) mach- te. — Auch die bläuliche Pupille scheint mir nicht mit meinem Thiere übereinzustimmen; denn dieses hat ein Auge, welches grols, schwarz, lebhaft, und dem unseres europäl- schen Eichhornes ähnlich ist. Herr Dr. Boie bemerkt, dals Buffon’s grand Guerlinguet wahr- scheinlich Sciurus aestuans sey; denn es kommt im holländischen Guiana häufig vor. Desmarest in seiner Mammalogie hat beide Thiere ebenfalls vereinigt. — 432 — Das brasilianische Eichhorn lebt überall in den grolsen Waldungen dieses Landes und gleicht in Lebensart und Manieren den euro- päischen Thieren dieses Geschlechts. Sie sind lebhaft, behende, klettern eben so geschickt, und kommen nicht mehr auf die Erde als un- sere Eichhörnchen, sollen auch wie diese ein Nest für ihre Jungen erbauen. Ob sie in ei- nem warmen Lande wie Brasilien, nach Art unserer Eichhörnchen Vorräthe sammeln, be- zweifle ich, da es in den brasilianischen Wäl- dern nie an Früchten mangelt. Ueber die Zahl ihrer Jungen habe ich nie Gelegenheit gehabt, zuverlässige Beobachtungen anzustellen, nach der Aussage der Jäger indsssen sollen sie’ drei, vier bis fünf zur Welt bringen. — Im Ma- gen fand ich zerbissene Früchte und Saamen. Eine Stimme habe ich nie von ihnen gehört. Das Fleisch dieser Thierchen soll wohlschmek- kend seyn. — Aulser dem alles zerstörenden Menschen sind Raubvögel und kletternde Raubthiere, besonders die Hyrare, ihre Feinde. .— 4335 — Fam. V. Aculieata. Stachelträger. Die mit: Stacheln bedeckten Nager kom- men in den meisten Theilen der alten und neuen Welt vor. America besitzt die mit Roll- schwänzen versehenen Stachelthiere und die Stachelratten als ihm eigenthümlich, — I wen: 26, Hısyaıs sliyasse Stachelthier Brasilien besitzt mehrere Arten von Sta- chelthieren, welche sich sämmtlich durch einen Rollschwanz auszeichnen und nicht, wie die der’ alten Welt, auf’ der Erde, sondern meistens auf Bäumer leben. — Sie sind langsame Thie- re,‘ welche‘ weder Fähigkeiten noch empfeh- lende Eigenschaften verrathen, auf ein und der- selben Stelle oft lange unbeweglich bleiben, kaum eine Stimme von sich geben, dem: Men- schen weder Nutzen noch Annehmlichkeit ver- schaffen, und ‚deren einförmige stille Lebensart nur darauf beschränkt scheint, nach Früchten auf.die Bäume zu steigen, oder gewisse Wur- zeln aufzusuchen, Sie sind besonders zahlreich an Individuen. x II. Band. 28 — 434 — 1. H. insidiosa, Licht. Der Cuiy des Azara. Couiy, Az. essais etc. Vol. II. p. 105, Kuhl’s Beiträge, p. 71. Abbildungen zur Naturgeschichte Brasilien’s, Acorö-io bei den Botocuden. Ourigo- Cacheiro bei den Brasilianern oder brasilia- nischen Portugiesen, Der Körper ist dick, Fülse kurz, Kopf kurz und abgestumpft; Schwanz an der Wur- zel dick, aufwärts greifend, daher an der obe- ren Seite nach der Spitze hin nackt, an der unteren hingegen mit Borsten besetzt, Beschreibung : Kopf rundlich, die Schnau- tze nach vorn wie stumpf abgeschnitten, ‘mit muskulöser Haut überzogen und mit zwei rund- lichen Nasenlöchern an der Vorderseite verse- hen; Oberlippe ein wenig gespalten; Auge klein, mit schön hell graubrauner Iris; äulse- res Ohr fünf Linien hoch, halbcirkelförmig, dünn, mit feinen gelblich wolligen Haaren .be- deckt. Gebifs: Schneidez, 3; Backenzähne =. Die beiden Vorderzähne in jedem Kiefer sind lang, schmal, hinten mit einem Ausschnitte, der beinahe bis auf das Zahnfleisch herabgeht. In jedem Kiefer auf jeder Seite stehen fünf —_— 45 — Backenzähne, mit breiten, gefurchten, schmelz- faltigen Kronen. — Die Fülse sind stark und kurz, sehr mus» kulös und zum Klettern eingerichtet; die vor- deren haben vier Zehen, wovon die innere und äulsere etwas kürzer sind, ‘alle haben 'etwas zu- sammengedrückte, glatte, gekrümmte, mittel- mälsig lange Krallennägel, die beiden!mittle- ren sind länger als die übrigen; ‘an der inne- ren Seite des Fulses steht ein starker abgerun- deter Ballen mit einer: kleinen Daumwarze, — Hinterfülse mit vier Zehen, wovon: die; äulsere etwas weniges kürzer ist; die Nägel der:idrei inneren Zehen. sind 'etwas stärker als die der Vorderfülse, sechs und eine halbe: Linie lang, übrigens eben so gebildet; an der inneren Sei- te steht ein abgerundeter : stark vortretender Kletterballen, der an seinem vorderen Theile eine von einem fühlbaren Knochengliede un- terstützte Daumwarze trägt. — Schwanz: ke- gelförmig, an der Wurzel dick, allmälig dünn- auslaufend und nicht nach der gewöhnlichen Art der Thiere unterwärts, sondern oberwärts nackt und greifend. An dieser nackten Stelle, welche etwas weniger als ein Drittheil der Schwanzlänge einnimmt, befinden sich viele kleine Hautquerfalten. | 28 * u Di Die männlichen Geschlechtstheile sind un- ter der Haut verborgen und bilden eine von aulsen ‘sichtbare Erhöhung vor dem After; die Testikel haben eine ‚längliche Gestalt. — Das hier beschriebene männliche Thier hatte zwei Brust- und: zwei Bauchzitzen, ein Weibchen habe. ich zufällig nicht erhalten. — Die Nase, Umgebung des Mundes, die Au- genlieder und Ohren des Thiers sind mit 'ei- ner nackten röthlich-grauen Haut bedeckt; schon vorn ‘zwischen den Augen und unter denselben auf‘ den. Backen fangen ‘kurze 'Sta- cheln an, welche den Hals oben und’ an:den Seiten, die Schultern, Rücken, Seiten, kurz al- le oberen und Seitentheile des Thiers bedek- ken, und mit einem Streifen bis über die Hälf- te des Schwanzes auf seiner Oberseite hinlau- fen; auf dem Rücken, den Schenkeln und Sei- ten sind sie am längsten, einen Zoll zwei Li- nien lang, sämmtlich hell citrongelb mit schwarzbraunen Spitzen, welche äulserst feine und fühlbare Widerhäkchen: zu haben 'schei- nen; die Wurzel dieser Stacheln ist ein ver- dünntes Ende von der Länge einer Linie, wel- che nur sehr wenig fest in der Haut einge- pflanzt ist. Zwischen den Stacheln steht ein sehr sanftes, weiches, seidenartiges, graubrau- — 457 — nes Haar, welches noch einmal so lang; ist, als die ersteren, auf dem Rücken selbst ist es an zwei Zoll länger als die Stacheln, auch haben an diesem letzteren Theile die Haare lange hell röthliche Spitzen, Der vordere 'Theil des Gesichts hat ein sanftes kurzes Haar ohne Sta- cheln, es ist graubraun mit hell gelblichen Spi- tzen; an dem Hinterkopfe ist das Haar lang, Die Beine an ihren unteren ‚und inneren Thei- len, Seiten und Bauch, so wie die Seiten des Schwanzes sind dunkel graubraun behaart, und alle diese Haare haben röthlich-gelbe Spitzen; an Stirn und Bauch besonders ziehen dieselben stark in’s Röthliche, auch haben die Stacheln der Stirn, als einzige Ausnahme, gelbröthliche Spitzen, sie sind dabei schwarzbraun und an der Wurzel wieder blalsgelb gefärbt, — Der Schwanz ist auf seiner unteren Seite mit dich- ten, aneinander liegenden, harten, gelbröthli- chen, gegen ihr Ende rothbraunen Borsten be- setzt, die beinahe bis zur Spitze verbreitet sind, sie scheinen ihn bei dem Aufschleifen zu schü- tzen; an seinen Seiten hat er lange schwärz- lich-braune Haare mit röthlich- gelben Spitzen. Zehen beinahe nackt, nur mit einzelnen Haa- ren besetzt, die nackten Fufssohlen!sind gelb- lich - grau gefärbt. ' Die Stacheln des .ganzen — 458 — Leibes sind dichte, aber kreuz und quer un- ordentlich durch einander gestellt. — Am Lei- be sind die Haare so lang und dicht, dals wenn man sie beistreicht oder niederdrückt, die Stacheln kaum ein wenig hindurch blicken. — Die Nase hat an jeder Seite lange, feine, irre- guläre, schwarze Bartborsten, — Ausmessung : Ganze Länge b . ’ ‘ 24" Länge des Körpers . . 14" Länge des Schwanzes . . 10“ Höhe des äufseren Ohres r h Sa Länge des längsten Hinternagels . 63. Der Magen ist ein gekrümmter häutiger Sack, mit ziemlich dünnen Wänden, — Der Geruch des Thiers ist, meiner Erfah- rung zufolge, sehr stark und unangenehm; denn im Monat November wurde das ganze Haus von einem solchen Stachelthiere verpe- stet, welches von den Drüsen des Afters zu entstehen scheint. Azara hat diesen unange- nehmen Geruch nicht bemerkt, es kann der- selbe aber vielleicht nur in der Paarungszeit oder nach dem Tode des Thiers vorhanden seyn. — Das hier: von mir beschriebene und von Lichtenstein benannte Thier scheint identisch —. 439 — mit dem Cuiy des Azara zu seyn, nur hatte letzterer einen etwas kürzeren Schwanz und einige kleine Abweichungen in der Färbung der Stacheln, diese Unterschiede können aber im Geschlechte oder Alter begründet seyn. Dieses Stachelthier habe ich schon ziem-. lich weit südlich, am Zspirito Santo und nach- her weiter nördlich gefunden, ich glaube das- selbe daher über ganz Brasilien verbreitet, da es auch von Azara in Paraguay beobachtet wurde. 'Es ist langsam und lebt beständig auf den Bäumen, die es sehr geschickt besteigt. Wenn es seiner Nahrung halben, die beson- ders in Baumfrüchten besteht, auf den Zwei- gen bemerkt wird, so kann man es leicht her- abschielsen. Von den Europäern wird es, sei- nes unangenehmen Geruches wegen, nicht ge- gessen, allein die weniger ekelen Wilden ver- zehren sein Fleisch. Ueber seine Manieren und Lebensart giebt 4zara umständliche Nach- richt, er hatte das weibliche Thier erhalten. Man hat auch auf diese brasilianischen Thiere die Fabel von dem Wegschielsen der Stacheln ausgedehnt, welche noch heut zu Tage .oft für das europäische Stachelthier geglaubt wird *). — *) Biche J, Luccock’s Reise nach Den (deutsche Uebexe,) B. Ip. 504, ur AU: Die brasilianischen Portugiesen nennen diese Thiere im Allgemeinen Ourigo-Cacheiro, die Botocuden belegen sie mit dem Namen Aho. 2, H, subspinosa, Lichtenst. Das kurzbestachelte Stachelthier. Abbildungen zur Naturgeschichte Brasiliens. Schinz Thierreich u. s. w. B. I, pag. 315. Kuhl’s Beiträge u. s, w. pag. 71, Diese Art ist von Sieber aus Cameta im nördlichen Brasilien gesandt worden und be- findet sich daher auf dem zoologischen Muse- um zu Berlin, wo man ihr die hier aufgenom- mene Benennung beilegt. — Ich habe diese Art aus der Gegend von Bahia. durch Herrn Freyrei/s erhalten und lasse eine kurze Be- schreibung, derselben nach einem ausgestopften Exemplare folgen. — Dieses Stachelthier unterscheidet sich von dem vorhergehenden durch eine etwas längere schlankere Gestalt, kleineren Kopf, längeren Schwanz und verschiedene Bildung der Sta- cheln. Das Ohr ist durchaus unbemerkbar, gänz- lich in den Stacheln verborgen; die [grolsen Nagezähne sind röthlich - gelb gefärbt, übrigens gleicht ‚das Gebils dem der vorhergehenden — 441 — Art. ‘Die vier Zehen der Vorderfülse sind mit starken, gekrümmten, bräunlichen Krallennä- geln, der'längste von ‘sechs Linien Länge, ver- sehen; an den vier langen Zehen der Hinter- fülse sind sie stärker, der längste sieben Linien lang; hier befindet sich ein breiter Kletterbal- len an der inneren Seite des Fulses; Schwanz kürzer als der Körper. — An der Nase befinden sich vier und einen halben Zoll lange, feine, schwarze Bartborsten, und einige ähnliche lange schwarze Haare ste- hen einzeln zerstreut zwischen der graugelben Borstenbedeckung der Vorder- und Hinterbei- ne; blofs die Spitze des Ober- und Unterkie- fers sind von Stacheln entblölst, der ganze übrige Körper, Kopf, Kinn, Backen, Kehle und die Stirn bis auf die Nase sind mit denselben und ähnlichen Borsten dicht und geschlossen bedeckt, selbst die Beine sind damit dicht überzogen, nur der Fuls ist davon frei, und mit schwarzbräunlichen kurzen harten Haaren dünn bedeckt. — Kopf, Hals, Schulterblätter und der Rük- ken unmittelbar über den letzteren sind mit Stacheln bedeckt; sie sind an diesen Theilen kurz, dick, blals gelblich und weilslich - grau gemischt; vom Kopfe an nehmen sie allmälig —. Hi — an Länge zu, so dals sie über den Schulter- blättern vierzehn Linien lang sind, auch erhal- ten sie hier schon eine wellenförmig gebogene Gestalt und eine weilsgrau und graugelb ab- wechselnde Zeichnung, — Von hier an nach den Seiten, dem Mittel- und Hinterrücken zu, werden sie nun immer dünner und länger, und sind nicht mehr stechend , sondern stark bor- stenärtig, dagegen desto mehr gewellt, und auf dem Hinterrücken einen Zoll zehn Linien lang; sie sind hier völlig gleichartig, dicht anliegend, und geben dem Thiere ein glattes, dicht be- haartes Ansehen, auch ist die Farbe im Allge- meinen ein Gemisch von gelblichem Graubraun mit Weilsgrau, überall untermischt und ge- fleck. — Am Unterkiefer und den Backen hinter dem Mundwinkel zeigt sich eine etwas mehr röthlich-braune Farbe. — Der Schwanz ist auf der oberen Seite an der Wurzel vier Zoll weit mit langen, wellenförmig gebogenen Borsten von zwei Zoll sieben Linien Länge be- deckt, so dafs die mit mäuseartig schuppigen Ringen bezeichnete Haut desselben zu erken- nen ist, seine Spitze ist mehr von Borsten ent- blölst. — After mit gelblichen Borsten umge- ben, eben so ist die ganze untere Seite des Thiers; die innere Seite der vier Beine ist mit — 445 — anliegenden, etwas glänzenden graugelben Bor- stenhaaren dicht bedeckt, Ausmessung dieses ausggstopften Exem- plares: Ganze Länge . i . . 20, Länge des Körpers N . .. 160 500, Länge des Schwanzes Pr . 15" Länge des Kopfes etwa . . An 0 Länge der grölsten Vorderklaue . . Bm. Länge der grölsten Hinterklaue . ip Da ich diese Art nicht selbst in dem Zu- stande der Natur gesehen habe, so kann ich über ihre Lebensart und Manieren nichts hin- zufügen. — Sie scheint über einen grolsen Theil, wenigstens über den mittleren und nörd- lichen von Brasilien: verbreitet zu seyn. — Gen. 235. Loncheres, I1llis, SLzachelrat.t e, Herr Professor Lichtenstein, welcher in der Lage ist, durch das an brasilianischen Thieren so reichhaltige und vollständige Mu- seum der Universität zu Berlin, manche inter- essante neue Thierbeschreibung uns mittheilen zu können, hat sich auch durch eine Aufzäh- lung der bekannten Arten der Stachelratten — 44 — ‘ verdient gemacht, welche man in den Abhand- lungen der Berliner Academie (1818, p. 187) findet. — Azara theilte von diesen Thieren nur eine Art mit, Loncheres brachyura, 1lllig., eine zweite (Loncheres paleacea, 1llig.) brach- te Sieber aus Cameta, die dritte ist der längst bekannte Hytrix chrysurus, Schreb,. (Lonche- res chrysura), eine vierte Art, von welcher hier die Rede seyn wird, habe ich zuerst ge- funden, und Herr Professor Lichtenstein hat sie von meinem Reisegefährten auf einem Thei- le meiner brasilianischen Reise, dem Herrn Freyrei/s erhalten, und benannt. Mehrere an- dere Arten führt Desmarest auf, welche ich nicht gesehen habe. Diese Thiere, welche erst seit Azara und Sieber bekannt, zu einem be- sonderen Genus erhoben und von den franzö- sischen Naturforschern Echimys benannt wur- den, haben, von der von mir beobachteten Art zu schlielsen, vollkommen die Lebensart unse- rer Feldmäuse und bringen den grölsten Theil ihrer Zeit in der Erde zu. — Sie nähren sich von Gewächsen, Wurzeln und Früchten und richten delshalb in den Pflanzungen manchen Schaden an. — Ihre Nahrung ist übrigens viel- artig wie die der Ratten, und wie diese wer- fen sie mehrere Junge. — ‘Im östlichen: Brasilien habe: ich ınur eine Species von ihnen kennen gelernt. — Tihomp- son’s Mus anomalus *) hat, viel Aehnlichkeit mit derselben, allein ich habe keine Backenta- schen an meinem Thiere bemerkt, 4zara re- det eben so wenig davon, auch zeigt. Mus anomalus manche andere Abweichungen, ich. stimme daher bisjetzt in dieser Hinsicht Herrn Kuhl nicht bei, der in seinen Beiträgen zur Zoologie beide ‚Thiere. vereinigt hat. 1.. L. myosuros, Lichtenst. Die langgeschwänzte Stachelratte. Siehe Lichtenstein in den Verhandlungen der Königl. ‚ Academie der Wissensch. Abbildungen zur Naturgeschichte Brasilien’s, Rato d’espinho im östlichen Brasilien. Beschreibung: Gestalt völlig unserer Rat- te; Ohr etwas stumpf, an der Wurzel am brei- testen, nackt, schwärzlich gefärbt, an seinem vorderen Rande befindet sich ein Büschel von längeren Haaren; Auge grols und schwarz, wie an unserer Ratte. — *) Siehe Transact. of the Linn, Soc, XI. pag. 161, Tab. X, Illiger hat aus diesem Thiere seinen Loncheres anomala ‚gebildet. — 446 — Gebi/s: Schn. 2; Backenz. #*; — Die 4:4 grolsen Vorderzähne sind gelb; Backenzähne in jedem Kiefer auf jeder Seite vier; sie ste- hen dicht aneinander gereihet, sind rundlich, mit flachen, platten, schmelzfaltigen Kronen und mehreren Wurzeln. — Der Hals ist kurz, der Leib ziemlich dick, der Schwanz lang aber etwas kürzer als der Körper, nackt, mit Ringen von viereckigen Hautschildchen und einzelnen sehr feinen Bor- sten, die an der Schwanzspitze nur ein wenig länger sind. — Die Hinterbeine sind länger als die vorderen; der Vorderfuls ist sehr klein und zierlich mit vier Zehen und einer kleinen rückwärts gestellten Daumwarze mit einem kleinen Nagelj neben der Daumwarze folgt der längere Zeigefinger und nun die beiden längsten völlig gleichen Zehen, die äulsere ist wieder kürzer. — Hinterfülse mit vier eben so gestalteten aber weit längeren Zehen und stärkeren wenig gekrümmten Krallennägeln; der Daumen oder die innere Zehe ist hier grölser und mit einem mälsigen Krallennagel versehen; die Zehen sind unten quer ge- streift, — Die nackten Testikel des männli- chen Thieres befinden sich äulserlich unter dem After; die Ruthe ist etwas rückwärts — 47 — gestellt, und befindet sich unmittelbar da- vor. '— " An jeder‘ Seite‘ der Nase befinden sich lange braune’ Bartborsten, welche rückwärts bis über die Ohren hinausliegen. — Haar des Thiers, besonders’auf dem hinteren Theile des Körpers und dem Rücken, mit Stacheln ge- ‚mischt, sie sind in der Nähe des letzteren elf Linien, auf: dem Hinterrücken vierzehn’ Linien lang, 'länglich schmal lanzettförmig mit einer kleinen‘ dünnen: Wurzel, dabei’ zusammenge- ‘drückt, auf der 'äulseren Seite mit einem er- habenen Rande versehen ünd etwas ausgehöhlt, auf der inneren aber‘ etwas convex wie an Loncheres paleacea. — Schultern, Hals und Kopf zeigen kleine Stacheln, diese stehen auf dem‘ Mittel- und Hinterrücken dicht zusam- men gedrängt, und sind sehr steif und ste- chend, auch bemerkt man bei dem ersten An- blicke kein Haar zwischen ihnen; an den Sei- ten der Hinterschenkel stehen die Stacheln sehr dünn, sie sind hier nicht mehr steif, sondern weich und biegsam. Die Farbe des Thiers ist an allen unteren Theilen rein weils, eben so die innere Seite der Beine und die vier Fülse. — Alle obere Theile sind röthlich - graubraun, auf dem Rük- — 4485 — ken, wo. die schwarzbraunen Stacheln 'befind- lich sind, schwärzlich-braun, auf den Schultern ‚stark. mit rothbraunen Haaren gemischt, auch läuft die dunkle Farbe der Obertheile aulsen an den Beinen hinab, wodurch diese nett weils eingefalst erscheinen; Backen und Seiten des .Halses ziehen: stark in’s Röthliche; Rand des Oberkiefers, Unterkiefer und Seiten desselben, so wie, alle unteren Theile weils gefärbt, wel- che Farbe an den Backen recht nett absticht. — Der Schwanz: ist auf, der ganzen ‚Oberseite schwärzlich, auf der unteren weilslich, nur etwa einen Zoll von der Spitze entfernt läuft die untere weilse Farbe ganz um diesen ‚Theil herum und bildet auf der Oberseite einen wei- fsen Fleck. — Die Sohle des Vorderfulses ist weils, die des Hinterfulses schwarz gefärbt. — Ausmessung: Ganze Linde » u... . 150 11", Länge des Körpers . . «ı „BEE Länge des Schwanzes . ö 4 2000, Länge des Kopfes bis zu. der vorde- | ren Ohrwurzel . z BL) 10%, Breite des Ohres in der Mitte „ae 64%, Höhe des äulseren Ohres etwa . 9, Länge der Hintersohle bis zur Ferse 1.10 a A ‚. Diese Stachelratte lebt an der. ganzen Ost- küste; denn ich fand sie, am Parahyba, am Peruhype und Belmonte, zweifle also nicht, dals sie auch mehr nördlich vorkomme — Sie lebt in Pflanzungen und in den grolsen Waldungen, ‚wo sie in Erdhöhlen oder hohlen Bäumen, vielleicht auch alten Vogelnestern wohnt., — ' Sie nährt sich von mancherlei Früchten und Wurzeln und soll besonders dem Mays sehr gefährlich seyn, auch die Mandio- ca benagen. —. Man, fängt sie in Schlingen, auch in den Mundeos oder Schlagfallen. — Der brasilianische Landmann, so wie die Wil- den essen ihr Fleisch. — Sie sind schüchter- ne Thiere, die man, wie alle Mäuse, selten zu sehen bekommt. — Fam. VL Duplicidentata. | a a x Die uailie) der dappeleähriaen Mäper ist über die meisten Länder ‚unserer Erde verbrei- tet, und bewohnt die kalten wie die warmen Zonen. Nirgends ;sind ‚diese Thiere sehr zahl- reich an Arten, dagegen aber in manchen Län- dem, ‚desto reicher an Individuen. — 11. Band, 29 U America zählt wenige Ärten derselben und Süd-America wahrscheinlich nur eine. — Gen 26. Lepus. EL 2... Die einzige in Brasilien bisjetzt gefunde- ne Species dieses Geschlechts hat 4zara nä- her beschrieben, sie scheint delshalb über ganz Süd- America verbreitet. Ob Molina’s Cuy (pag. 272 der deutschen Uebersetzung) auch hierher zu rechnen ist, wage ich wegen der: Unvollkommenheit seiner Beschreibung nicht zu bestimmen, doch vermuthe ich es. — 1,..de .birsasıi Lie n2.s is, .Lumn: Der brasilianische Haase. Tapiti, Azara Essais etc. Vol, II. p. 57. Tapeti, Marcgr. p. 223, Abbildungen zur Naturgeschichte Brasiliens. Coelho bei den brasilianischen Portugiesen oder Bra- silianern. Da Azara dieses Thier schon beschrie- ben, so will ich seine Färbung und Ausmes- sung nach meiner Erfahrung noch hinzufü- gen. — a Alle oberen Theile sind mit gelbbräunli. chen Haaren bedeckt, welche schwarze Spi- tzen haben, daher besonders auf dem Rücken — 5 — schwarz gemischt, doch zeigt. 'sich hier ‚auch viel rostroihes Haar wie auf der ' Stirn; die Unterseite des Kopfes ist‘; weils;' Hals unten gelbroth; Fülse röthlich-gelb, alle übrigen: un- teren Theile weils. — Die Ohren sind. bei einigen dieser Thiere ziemlich nackt, oben sehr stumpf abgerundet; über dem Auge be- findet sich ein gelblich - weilser Fli Bart- haare schwärzlich. — Diese Art ist sehr kenntlich durch .den sehr kurzen kaum bemerkbaren Schwanz, wel- cher bräunlich - gelbroth und schwarz gemischt wie der übrige Körper ist, — Sehr richtig bemerkt Herr Professor Lichtenstein in seiner Erläuterung der Marcgravischen Holzschnitte (pag. 15), dals der Ausdruck dieses Schriftstel- lers „aullam habet caudam“ anders zu deu- ten und dals hierunter nur ein sehr kurzer Schwanz zu verstehen sey, — Ausmessung: Ganze Länge . . te 1 Länge des Körpers iR I ae Pa Länge des Schwanzes kkum . 10% Höhe des Ohres . h - Be Dieser Haase scheint, wie gesagt, über ganz Süd- America verbreitet, man findet ihn 3* — 42 — siidlich von Rio de Janeiro, und weiter nörd- lich überall einzeln. — In der Gestalt und Grölse gleicht er unserem wilden Kaninchen, in der Lebensart aber, da er nicht in die Er- de geht, mehr dem Haasen. — Er verbirgt sich in den dichten den Boden bedeckenden Kräutern und sitzt daselbst so fest als unser europäischer Haase, — Hier bringt er auch seine Jungen. Er ist nirgends häufig und scheint in den inneren grolsen Urwäldern nicht vorzukommen. Er wird seines Fleisches we- gen getödtet, wenn man ihn zufällig findet, dieses Fleisch hat aber nicht die Schmackhaf- tigkeit unseres europäischen Haasenfleisches, — Fam. VI. Subungulata. Hufkrallige Nager. Eine Süd-America ganz eigenthümliche Familie, die überall in diesem Continente zahl- reich an Individuen ‚verbreitet ist und theils die Flulsufer, theils die Wälder und steinigen Berge bewohnt, lauter harmlose völlig un- schädliche Thierarten enthält, welche ihres — 453 — schmackhaften Fleisches wegen ‚die Hauptbeute der brasilianischen Jäger ausmachen. — Bei diesen Thieren haben die Männchen eine merkwürdige abweichende Bildung der Geschlechtstheile, indem diese beinahe ‚wie bei den Katzen mit Stächeln und scharfen Haken versehen sind. — Gen, 27. Coelogeny s, Fr Cuv. I di Wegen seines in * aaricher Fhusiehi von den übrigen Thieren dieser Familie abweichen- den Baues hat man den 'Paca von denselben getrennt, und zu einem besondern Genus er- hoben, welches auch vollkommen in der Na. tur begründet zu ‚seyn scheint. Die bisher den Naturforschern® bekannt gewesene Species dieses Thieres ist über den grölsten Theil von Süd-America ‚verbreitet; Herr Fr. Cuvier hat aber seitdem zwei Arten des Paca angenom- men, — Ich kann über diesen Gegenstand nicht entscheiden, da ich in Brasilien nur eine Art kennen gelernt habe, welche auch Marc- grave und Azara erwähnen, — Ueber diese will ich in den nachfolgenden Zeilen. einige Bemerkungen mittheilen. — 454 — 1.5 Co fuu Lv u 854) Fr :Cuv, Der gemeine. Paca. Cävia :Paca, Linn, ... Paca, Marcgr. p. 224. Pay, Azara Essais etc. Vol. II, pag, %. "Cavia Pata, Geoffr. catal, p. 167. Päca in der Lingoa Geral ‚und bei den Portugiesen. Acoröng bei den Botocuden. Kävy (v beinahe wie ü) bei den Camacans. Der 'Paca ist: ein. sehr , bekanntes Thier, welches in der neueren: Zeit von Azara ge- nauer beschrieben worden ist, ich will indes- sen noch einige Bemerkungen hinzufügen, — Die Herren Geoffroy und Fr. Cuvier ha- haben in ihrer vortrefflichen Naturgeschichte der Säugthiere eine Abbildung eines Paca un- ter der Benennung Coelogenus subniger gege- ben, welche durchaus nicht mit dem von mir beobachteten Thiere übereinstimmt. — Der von Marcgrave erwähnte und später auch von mir gesehene Paca ist gewils Coelogenys ful- vus, welcher von Geoffroy in dem Catalogue des mammiferes des Pariser Museums erwähnt wurde, auch deuten Azara’s Worte durchaus nicht auf ein schwärzliches Fell, sondern auf ein braunes. — Alle von mir in Brasilien ein- gezogenen Nachrichten sprechen nur für eine Art des Paca in jenen Gegenden, ich muls da- Sn A her vermuthen, dals Coelogenus subniger in einer, anderen ' Gegend "gefunden werde; auch sind alle von mir: weiter«unten zu ‘gebenden Notizen auf .die 'fahlbraune Art ‚dieses: Thieres zul, beziehen, | =—..:.ih 6 Sder vie ‘ Höchst Yu BR ist ee Schädel dieses. Thieres, höchst auffallend die grolsen Backen- höhlen,, welche von’ den: Backentaschen ausge- füllt „werden. — .:-;Vor jedem Ohre) hat der Paca „eine grolse Parotis,>-welche von aüulsen auf der Haut bemerkbar und: mit langen Bor: sten besetzt ist. _ Die, Zunge ‚ist schmäl' und lang, mit sehr: feinen | punctähnlichen‘ Papillen besetzt... Die Zeugungstheile des männlichen Thieres sind merkwürdig. Die Testikel-liegen unter. der Haut und treten‘in einer leichten Erhöhung vor; ' die Ruthe tritt lang; aus ‚ihrer Scheide hervor und hat ‘an. ihrer 'äufseren - un- teren Seite hinter der, Eichel zwei. aufrechte Knochenplatten, jede, mit vier . Widerhaken; die Eichel selbst ist etwas schaufelförmig, vorn ausgerandet, und mit feinen Stacheln besetzt. — Kehrt man die Ruthe noch mehr um bis zü ihrem Ende, so treten zwei runde, harte, wei- [se Kegelstacheln hervor, und. vor einem jeden derselben stehen kleine gekrümmte Stacheln, so wie auch die ganze. innere Haut mit fei- — 456 — nen weilsen Häkchen bedeckt ist; aulser den genannten 'sonderbaren Stacheln besitzt die Ru- the des Paca auch noch einen‘ Knochen, von etwa einen Zoll Länge, welcher 'sie unter- stützt. Ich habe alle diese Theile auf der 2ten Tafel Fig. 22. 23. 7. 8. 9. abbilden las- sen. »— Die: Haut dieses Thieres ist‘ äu- !serst weich und gebrechlich; dabei dehnbar, und in den Monaten Februar und März, wo ich die meisten dieser Thiere erhielt, sehr #ett., Der braune Paca ist über den gröfsten’ Theil von Süd-America verbreitet, er lebt nördlich in Pernambuco und südlich bei'ARro de‘ Janei- ro, wovon ich mich selbst überzeugt‘ habe und ich vermuthe, dals aüch 4zara von die- ser Art redet, Molina hingegen hat dieses Thier für Chili nicht, — Ueberall'' scheint man es unter dem‘Näamen Paca' zu kennen, nur in Paraguay trägt es, nach Azara, die Be- nennung Pay und ist daselbst: selten. Nebst dem Aguti und verschiedenen Arten der Gür- telthiere ist der Paca das gemeinste Wildpret in den Waldungen des östlichen Brasiliens, in den inneren höheren Gegenden hingegen ist er mir nicht vorgekommen, mag aber daselbst dennoch, nur in geringerer Menge, existiren. — Sehr häufig fanden wir ihn in den Wäldern — 4597 — des Mueuri, weil wir da über hundert Schlag- fallen angelegt hatten, würden ihn aber mit dieser'Vorrichtung wahrscheinlich auch in an- deren ‘Gegenden häufig erhalten haben. — An’ bewohnten Orten, z. B. in der Gegend von | Rio de Janeiro, ist er schon selten geworden, wird daher’ gut bezahlt. —" Er ist: ein Land- thier, ‘welches aber die-Nähe der Flüsse sucht, und daselbst"von Vegetäbilien, Früchten und Wurzela lebt. — Er 'gräbt sich Höhlen in der Nähe der Flufsufer, besonders in den Ufern und unter den Wurzeln der Bäume und soll daselbst zwei Junge werfen. — Seiner Nahrung geht. er ‚besonders bei Nacht nach und wird alsdann, wenn kein Mondschein ist, häufig in den Schlagfallen gefangen. — Er schwimmt sehr gut. — Seine Jagd geschieht mit Hunden, wo man ihn schiefst. Das Fleisch ist sehr schmackhaft und beliebt. — Von Varietäten und Abänderungen unter diesen Thieren habe ich in der von mir be- reisten Gegend nicht reden gehört. — Der Pa- ca, dessen Lery erwähnt, gehört gewils nicht zu der schwärzlich gefärbten Art (Coelogenys subniger) der Herren Geoffroy und Fr. Cu- vier; denn die frisch von den Tägern za Markt gebrachten Thiere dieses Geschlechts, welche Be ich in Rio de Janeiro sah, waren sämmtlich hellbraun gefärbt. — Da Desmarest in seiner Mammalogie über die beiden aufgestellten Ar- ten des Paca gänzlich Herın Fr. Cuvier folgt, so gilt alles was, ich über diesen Gegenstand gesagt habe, auch auf das genannte wvortreffli- che. Werk, zu welchem wir recht bald neue Zusätze und mit der Zeit eine neue Ausgabe hoffen müssen, da man: heut zu Tage bei dem regen, dem.’ Zeitalter ‚ eigenthümlichen . For- schungsgeiste alljährlich eine Menge von.neuen Entdeckungen in die Systeme einzutragen. be- Gen. 8. Dasyprocta A g Te | Ein mit dem vorhergehenden sehr nahe verwandtes Thiergeschlecht und nur in neue- ren Zeiten erst getrennt, nicht zahlreich an Arten, aber in den Urwäldern von Süd -Ameri- ca desto zahlreicher an Individuen. ci Set Auer ah a a a Das"Agutı Cavia Aguti, Linn. Aguti vel Acuti, Marcgr. p. 224. Acuti, Azara Essais etc, Vol. II. pag. %6. Cotia oder Cutia an der Ostküste von Brasilien, Maniang -kiin bei den Botocuden. Hohiong bei den Camacans. — 459 — Der Aguti hat, unter allen Cavien die an- genehmste, zierlichste und, leichteste Gestalt; der Kopf ist länglich eiförmig, der Hals zier- lich, so wie die schlanken zarten Beine. — Das Haar des ganzen Thiers ist hart und glän- zend und besonders auf dem Hinterrücken fünf Zoll lang, hier wird es im Affecte von dem Thiere aufgerichtet. — Auch das männliche Aguti trägt in seiner Ruthe zwei knorpelartige, weilse, völlig runde, etwa einen halben Zoll lange Stacheln, wie; am Paca, nur sind sie et- was kleiner; auch äulserlich bemerkt man noch an jeder Seite der Ruthe. eine knochigte: La- melle, deren äulserer Rand sägeförmig einge- schnitten ist,. _ Diesen sonderbaren Bau der männlichen Geschlechtstheile hat schon Dau- benton beschrieben und abgebildet; er gab die genaue Beschreibung der äulseren Oberfläche - der Eichel, allein der beiden .inneren langen weilsen Stacheln erwähnt er nicht, Der Aguti ist in den meisten Gegenden noch häufiger als der Paca, da man ihn mehr vom Wasser entfernt in den grolsen und selbst ‚den höheren trockenen Waldungen oder Ca- tingas antrifft. — Er vertritt in den brasilia- nischen Waldungen etwa die Stelle, welche unser Haase in den europäischen Wäldern ein- _ — 460 — nimmt. Ueberall, sowohl in den hohen feuch- ten Urwaldungen der Ebenen und Küsten, als in inneren höheren Gegenden jagten unsere Hunde die Aguti’s. — Sie sind sehr schnelle gewandte Thierchen, ihr Lauf ist pfeilschnell, besonders gerade aus. Gewöhnlich findet man sie über der Erde oder in Höhlen, in hohlen Bäumen nahe an der Erde, wo sie von den Hunden verbellt und alsdann von dem Jäger hervorgezogen oder ausgegraben werden. Ich habe sie öfter allein als in Gesellschaften ge- funden. Ihre Stimme ist ein kurzer sehr lau- ter Pfiff, der öfters wiederholt wird, besonders wenn man sie plötzlich erschreck, — Die Nahrung dieser harmlosen Thiere be- steht in mancherlei Gewächsen und Früchten, welche in jenen Urwäldern in Menge wach- sen *) und sie sollen gewöhnlich drei, vier bis fünf Junge zur Welt bringen. — Man fängt sie in Schlagfallen und schielst sie vor dem Hunde, sie fahren aber sogleich in das erste beste Loch, sobald sie einen Feind *) Ueber die Art wie die Aguti’s und Paca’s mancherlei har- te, auf die Erde herabfallende Baumfrüchte der brasilia- nischen Urwälder verzehren, z. B. die Nüsse der Berthol- letia und des Supucaya (Lecythir) siehe v. Humboldt Vo- yage au nouv. cont, T. IH. pag. 561. — — 41 — bemerken. — Da ihr Fleisch sehr. wohlschme- ckend, zart und weils ist, ‚so finden sich so- wohl unter den Menschen als unter den Raub- thieren viele ‘die ihnen nachstellen, hierhin gehören besonders die verschiedenen grölseren Katzenarten vom Mbaracayad aufwärts, und ich habe selbst einen ganzen: Aguti in dem. Ma- gen der eben genannten Katze gefunden. — Da das Aguti sehr zahm wird, so erzieht man öfters ihre Jungen und ich habe solche gesehen, welche in den Städten oder Dörfern frei umherliefen und in dem Hause ihres Herrn ab- und zugingen. — Cuvier und an- dere Naturforscher haben die Manieren und Lebensart dieses Thieres schon hinlänglich be- kannt gemacht, ich verweise delshalb auf Buf- ‚fon’s Werke, die Menagerie du Museum d’ hist. natur, und Geojfroy’s und Fr, Cuvier’s Naturgeschichte der Säugthiere. — Ben... 0a ur, Bine H,e » kio.lım a u & Auch diese Thierchen sind dem südlichen America ausschlielslich eigen und waren frü- her mit den vorhergehenden in ein und das- selbe Geschlecht vereinigt, jedoch unterschei- den sie sich durch mancherlei characteristische — 462 — Züge. — Sie sind in vielen Gegenden von Brasilien sehr gemein, dennoch aber weniger bekannt, als die vorhergehenden. — Ich habe in dem von mir bereisten Land- striche zwei Arten kennen gelernt, wovon die eine den Naturforschern bisjetzt noch unbe- kannt war. Nachdem ich in der Isis schon eine Nachricht von derselben gegeben hatte, redete Herr Fr. Cuvier in seinem Werke über die Zähne der Säugthiere von ihr, als einer Entdeckung des Herrn $, Hilair. — Er trennt sie unter der Benennung Kerodon von dem Aperea oder Preyä, der schon längst be- kannten Species des Genus Cavia. Yara ati na a D..2.,8,. Bine „yia. Aperea, Marcgr. p. 223. L’Aperea, Azara Essais etc, Vol. II. p. 65. Abbildungen zur Naturgeschichte Brasilien’s, Preya an der Ostküste von Brasilien, Pattick bei den Botocuden. Azara hat dieses Thiers Erwähnung ge- than, eine Beschreibung würde daher Wieder- holung seyn. “Dieser Schriftsteller irrt, wenn er die Farbe des Preya mit der der Ratte ver- gleicht; denn sie ist von dieser sehr verschie- den. — Die Haare dieses Thiers sind an der — 465 — Wurzel grau, dann schwarzbraun und haben an der‘ Spitze 'eine röthlich : gelbe Farbe, wo- durch eine schwarzbraun_ und gelblich gemisch- te Zeichnung entsteht; Bauch und alle unte- ren Theile sind blals gelblich -- grau. 5 Das’ 'Gebi/s, dessen Azara nur oberfläch- lich erwähnt, ist folgendes: Schn. 2; Backenz. a; m jedem Kiefer stehen zwei grolse Nage- zähne, mit nach hinten schräge ausgeschnitte. ner Schneide ;' Backenzähne vier auf jeder Sei- te eines jeden Kiefers; sie sind schmelzfaltig gefurcht, mit platten Kronen, und ihre Mahl- flächen geben die Figur von zwei neben einan- der gesetzten spitzwinkligen Dreiecken; die Wurzel ist einfach. — Ein weibliches Thier mals in der Länge neun Zoll acht Linien, das männliche Thier des Azara war etwas grölser. — In’ dem weit ausgedehnten uterus des ersteren fand ich im Monat October ein schon völlig aus- gebildetes der Mutter ganz ähnliches Junges. Die Lunge des Thiers ist in drei Lappen ge- theilt; die Leber ist grols und hat vier Lap- pen auf jeder Seite. Der Magen ist weit und gewöhnlich mit grünem Futter angefüllt. Dieses Thierchen scheint gleichförmig über einen grolsen Theil von Süd - America verbrei- — 464 — tet zu Seyn, man findet es südlich von Rio de Janeiro, in Paraguay, und nach Azara selbst noch südlich vom La Plata-Strome. — Nörd- lich: hinauf bewohnt es ganz Brasilien und vielleicht Guiana. — Dieses kleine muntere Geschöpf wird im östlichen Brasilien Preya genannt, es lebt daselbst überall in Menge, be- sonders da wo dichtes Gras und andere niede- re Pflanzen die Erde bedecken, ferner unter dichten Hecken an den Wegen, in den ge- drängten Zuckerpflanzungen und Gebüschen. Es soll eins bis zwei Junge werfen, wie die Indier versichern. — Es ist ein schnelles Thier- chen, indessen leicht zu schielsen, besonders wenn man es auf dem Anstande erwartet, Wir haben es an dicht bewachsenen Waldbächen und an Flulsufern in der Nähe der Pflanzun- gen oft häufig angetroffen. — Die Eingebor- nen essen sein Fleisch, welches jedoch weich- lich ist. — Man zähmt diese Thierchen und sie gewöhnen sich alsdann an alle Arten von Hauskost. Ihre Haut ist, wie die der Cavia Cobaya, äulserst dünn, weich und gebrechlich, kann daher durchaus nicht benutzt :werden. — Das Prey& hat in der-Gestalt und Lebens- art so viel Aehnlichkeit mit unserem sogenann- ten Meerschweinchen (Cavia Cobaya, Linn.), — 45 ° — dals man wohl glauben sollte, dieses stamme von jenem ab, Marcgrave fand das Cobaya in Pernambuco, doch sagte er nicht, dals es daselbst wild gefunden werde, welches auch nie der Fall ist. Es scheint dieses also das in dem gezähmten Zustande ausgeartete Preyd zu seyn; denn dals die weit mehr unförmliche, plumpe, schwerfällige Gestalt in dem gezähm- ten Zustande bei vielen Thieren sich bald ein- zustellen pflege, ist eine überall in der Natur begründete Thatsache. — Eine genaue Verglei- chung der inneren Theile beider Thiere, be- sonders ihres Knochengebäudes, wird hier viel entscheiden, und es wird nicht schwer seyn, eine solche anzustellen, — In der von mir bereisten Gegend ist mir Cavia Cobaya nicht zu Gesichte gekommen, dennoch kann ich nicht behaupten, dals man sie in den Städten nicht wirklich vorfinden würde, — Unter den wilden Preya’s findet man in der von mir bereisten Gegend keine Spur von Abarten in der Farbe. — Pennant scheint in seiner Benennung Rock-Cavy dieses Thier mit dem nachfolgen- den verwechselt zu haben; denn man findet das Preyd nicht in den Felsen, wohl aber die nächstfolgende Art, — IT. Band. 30 ; 3 2BEIO.PREPETIERT Das Mokö6 oder die Felsen- Cavie. C.: Pelz aschgrau, schwärzlich und röthlich- gelb gemischt, auf dem Rücken am schwärzesten; Un- tertheile weifslich; After und Hintertheil der Schenkel rost-röthlich, — Abbildungen zur Naturgeschichte Brasilien’s. Isis Jahrgang 1320. Heft I. p. 43. Schinz Thierreich u. s, ws B. I. p. 322. Fr. Cuvier des dents des mammif. 5, livr. pag. 151. No, XLVII. Mocö im östlichen Brasilien und im Sertong von Bahia, Hoke bei den Camacans, Beschreibung‘ eines männlichen Thieres: Gestalt in der Hauptsache völlig die des Preya, allein grölser, mehr gestreckt, schlank, Körper hinten gewölbt, Beine kurz; die Hinterfülse treten bis zur Ferse ‘auf;5 der Schwanz fehlt gänzlich; der Kopf ist schmal, gestreckt, auf der Stirn stark abgeflächt. — Stirn und Vor- derkopf bilden eine beinahe geradlinige Fläche und sind nur wenig gewölbt; Nase wenig schmäler als der Kopf; am Oberkiefer auf je- der Seite steht ein langer Büschel schwarzer Bartborsten; das Ohr ist gestaltet etwa wie am Aguti, am vorderen höheren Theile mit einer kleinen Spitze aufsteigend, dahinter ein wenig Ger > tert ah = di ausgerandet und nach hinten zu abgerundet, über dem Kopfe kaum acht und eine halbe Linie erhaben, Die Zunge ist beinahe glatt, mit äulserst ’' feinen kleinen Papillen besetzt. Gebi/s gleicht dem der Cavia Cobaya in der Hauptsache; die Mahlflächen der Backen- zähne stellen zwei spitzwinklige, an einander geheftete Dreiecke dar, deren Grundlinie im Oberkiefer nach aulsen, im Unterkiefer aber nach innen gekehrt ist. — Diese Zähne ha- ben rundum einen erhöhten Rand; Vorderzäh- ne in jedem Kiefer zwei, mit scharf abgeschnit- tener von hinten ausgeschnittener Schneide; die oberen Nagezähne sind dicker und kürzer als die unteren, welche gerade vorgestreckt stehen. Vorderfülse kurz und zierlich mit vier Ze- hen, mit etwas erhaben gekielten, mälsig zu- sammengedrückten kurzen Kuppennägeln, wel- che die zusammengedrückten, vorn rundlich verdickten Zehen nicht überlängen. — Von den vier Zehen des. Vorderfulses ist die äu- fserste am kürzesten, dann folst in der Länge die innerste oder der Daumen, nun der vierte Finger, und der Mittelfinger ist der längste. — Die längeren Hinterfülse treten bis zu der Fer- 30 * — 468 — se auf, wenn das Thier sitzt und in Steinhöh- len rutscht; man bemerkt vor der Ferse einen langen Ballen, und zwei kleinere hinter den drei Zehen. — Die Zehen an den Hinterfü- fsen sind länger als an den vorderen, schmal, vorn scheibenförmig zugerundet und zusam- mengedrückt; die mittlere ist um drei Linien länger als die beiden anderen, welche gleich- lang sind, — Die’ Nägel der zwei äulseren Zehen sind kurz wie an den Vorderfülsen, nur der innere ist ein wenig länger, aufgerichtet und ausgehöhlt. — An der Vordersohle befin- den sich fünf rundliche, nahe aneinander ge- stellte Ballen. — Die ganze innere Seite der Verderhandwurzel ist mit einem schmalen lan- gen callus bedeckt, der dünn mit kurzen sei- denartigen Härchen bedeckt ist; die drei Ze- hen der Hinterfülse sind an der Wurzel mit einem kurzen Spannhäutchen vereint, welches auch an den Vorderfülsen, aber in einem ge- ringeren Grade bemerkbar ist. — Die Testikel des männlichen Thieres lie- gen im Leibe verborgen, eben so die Authe, welche aus einer kleinen Oeffnung zwischen den Hinterschenkeln hervortritt. — Der Af- ter steht über sieben Linien weit von dieser Oeffnung entfernt, und beide Oeffnungen sind — 469 — durch zwei erhöhte, harte Hautlängsfalten ver- einigt. — ‘Die Ruthe ist inwendig mit zwei harten glatten Knochenstacheln versehen, ' wie die des Aguti und Paca, ‘die Eichel ist an der: äulseren Seite mit kleinen, knorpelartigen, weilslichen "Knöpfchen 'raub bedeckt und an ihrer Seite befindet sich eine Knochenplatte mit mehreren Stacheln wie am Paca, a in viel kleinerem Maalsstabe — Das Haar des ganzen Thierchens ist kurz, dicht, glatt, weich und sanft wie an den Rat- ten und Mäusen, ‚dabei etwas glänzend. — Al: le oberen Theile haben ein schwärzlich und gelbröthlich gemischtes Aschgrau, beinahe haa- senfarben; Gegend hinter der Nase, um die Augen, äulsere Seite des unteren Vorderbeines, so ‘wie. der Hinterbeine etwas hell. gelblich überlaufen; untere Seite des Kopfs bis zur Kehle. weilslich; ‘Unterseite des Halses gelb- grau gemischt, von da an aber sind alle un- teren Theile und die innere Seite der vier.Bei- ne. weils; After, hintere Seite der Schenkel und der ganzen Hinterbeine bis zur Ferse hin- ab sind hell rostroth oder röthlich - zimmtfar- ben; die Iris des Auges ist gelblich-braun ge- färbt, — — 410 — Ausmessung: Ganze Länge ‘ . - Sikkei 111 Bl, Länge des Kopfs ; ‘ . Se Bau Länge des Kopfs bis zu.dem vorderen "Winkel des Ohrrandes'' ; 2 Länge von der Nase bis zu dem vor- deren ‚Augenwinkel: . od. Sa Höhe des äulseren Ohres ; u ra P°,/ Länge des Vorderbeins bis zu dem | Gelenke im Schulterblatte ; 4" 6, Länge des Hinterbeins bis zum Hüft- gelenke . ; } s 2 Länge des nackten Theiles der vor- deren Fulssohle { s b 2UOQUA Länge des nackten Theiles der hin- teren Fulssohle bis zur Ferse '. 2 4, Ein weibliches Thier war 'etwas weniges grölser. — Die /ulva befindet sich am hin- teren Theile zwischen den Schenkeln. — Ein halb erwachsenes junges Thier hatte vollkom- men die Farbe der Alten, vielleicht etwas we- niger lebhaft an den rostrothen Stellen — Der Magen ist grols, weit, dünnhäutig ‘und zusammengekrümmt; die beiden Nieren sind grols; Testikel grols und verlängert. — Koster ist der einzige Reisende, welcher bisjetzt noch dieses gänzlich unbekannten — 41 — Thierchens Erwähnung that, wir finden Seite 95 seiner. Reisebeschreibung eine Stelle, wo er, sagt: das Mocd sey eine Art Kaninchen, welche im Sertam von:Acui lebe. — Pen- nant. scheint dieses Thier, wie. schon vorhin bemerkt, mit dem Preyd zu verwechseln; denn. der: Name: Rock-Cavy deutet auf den Aufent- halt in felsigen und steinigen Gegenden, wel- cher. dem hier beschriebenen Thiere zu: kommt. — In niederen, ebenen, von hohen Wäldern ‚beschatteten :Gegenden fand ich das Mocö nicht, sondern ‚blols wenn man den Flüssen von: ihrer» Mündung in das Meer bis zu einer gewissen Entfernung oder vielmehr Höhe: aufwärts folgte, wo es sich alsdann zu zeigen anfing. ‚Diese höhere Region kündiget sich. in ‚Brasilien. ‚durch: eine. Menge von Eels- trümmern und trocknere, mit Niederwald be- wachsene Felsgebirge an,; in welchen, besonders in der Nähe des Wassers, diese Thierchen woh- nen. — "Hier scheint, das Moco etwa die Stel- le für America auszufüllen, : welche in Africa der Klippdals (Hyrax) einnimmt. — Ich fin- de, übrigens das Moco weder. unter diesem, noch einem anderen Namen von den Schrift- stellern erwähnt, nur die Corografia brasili: ca giebt eine kurze Notiz davon, — — 412 — Von diesen Thierchen finden sich schon welche in den oberen Gegenden des Flusses Belmonte, über der Cachoeira do Inferno, wo sie von den Mineiros mit demselben Namen belegt werden. — Ob sie südlicher hinabge- her und vielleicht schon am oberen Rio Doce gefunden werden, kann ich nicht beantworten, doch bezweifle ich es, und alsdann wäre ihre Verbreitung im östlichen Brasilien südlich bis zu 163 oder 17 Graden südlicher Breite fest- zusetzen, es werden aber fernere Reisende uns über diesen Gegenstand, so wie über die nörd- liche Ausdehnung der Gränzen ihres Wohnor- tes belehren, — Ich fand das Mocö mehr nördlich im Ser- tong der Capitania da Bahia am Rio Pardo, wo ich dasselbe zu Barra de Vareda zuerst durch einen geübten und gewandten Jäger von der Camacan -Nation erhielt. — Eis lebt fer- ner in allen steinigen und felsigen Gegenden, besonders an Flulsufern des inneren Brasilien’s die mit Felsblöcken belagert sind, an den Ufern des Rio $. Francisco in den Salpeter erzeu« genden Höhlen, und Koster erwähnt sein Vor- kommen in der Capitania von Pernambuco, Das Mocö ist ein schnelles Thierchen, das in den Felshöhlen und zwischen den Felsblök- — 45 — ken’wohnt, an glatten sehr schräge geneigten Felstafeln geschickt hin und her läuft, Abends undMorgens besonders, an ruhigen Stellen aber selbst am Tage zum Vorschein kommt und seiner Nahrung nachgeht, welche in Vege- tabilien besteht. — Die Camacan- Indianer versicherten, dals es die kleinen abgefallenen Cocosnüsse mit sei- nen scharfen Meifselzähnen benage, um den Kern zu essen. — Während der Hitze des Tages verbirgt es sich unter Gebüschen und Steinen. — Es soll eins bis zwei Junge wer- fen, und zwar in Felsenhöhlen. — Ich fand im Anfange des Monats Februar bei einem solchen Thierchen ein kleines nacktes Junges, mit grolsem rundem Kopfe, — Um das Mocd zu erlegen, erwartet es der Jäger Abends auf dem Anstande. — Die Ca- macan-Indianer erlegen sie sicher und ge- schickt mit ihren langen Pfeilen. Sie sowohl als die portugiesischen Pflanzer lieben das Fleisch dieser Thiere sehr, das Fell aber wird nicht benutzt. Die Corografia brasilica er- wähnt nur kurz dieser Thierart und sagt, es lasse sich leicht zähmen, und fange alsdann Mäuse trotz der besten Katze. — — 44 — Herr Fr, Cuvier hai das Prey von dem Mokö getrennt und aus diesen beiden Thieren die Geschlechter 4noema und Kerodon gebil- det, — Mir schienen ihre Abweichungen nicht bedeutend genug, um zu einer Trennung zu berechtigen. Das Gebils beider Thiere ‚Zeigt nur geringe Abweichungen, wie auch selbst die Abbildungen des Herrn Cuvier darthun; die Gestalt des Körpers stimmt bei beiden in den Hauptzügen überein; beide sind unge- schwänzt, und haben gleiche Anzahl der Fuls- zehen, die auch in einerlei Verhältnils der Länge stehen. — Die Nägel an den Fülsen des Preya sind länger und mehr zugespitzt, unten ausgehöhlt (an den Hinterzehen viel län- ger als an den vorderen), auch ist das vorde- re Glied der Zehen ein wenig abweichend ge- bildet, indem dieses bei dem Mocö mit einem etwas verdickten, zusammengedrückten Ballen, und kürzerem, etwas aufgerichtetem Nagel ver- sehen -ist. Beide Thiere haben übrigens die Hintersohle gleichweit nackt, indem sie. diesel- be häufig auf den Boden aufstützen. — Gen. 80. Hydrochoverus, Eıxzl. Gra pi brain: Der Capibära ist ein Thier, welches mit Recht ein Geschlecht für sich zu bilden ver- — 45 — dient,. ob es gleich ehemals mit 'den Cavien vereint war. — Man kennt bisjetzt nur eine Species, die aber, höchst zahlreich an Indivi- duen und über den grölsten Theil. von Süd- America verbreitet ist: — Da dieses Thier von Azara hinlänglich -beschriebea worden, und überhaupt ‚den: Naturforschern: vollkommen be- kannt ist, so werde ich nur einige Bemerkun- gen hier folgen lassen, welche auf die von mir bereiste Gegend von Brasilien Bezug ha- ben, und alles vermeiden, was Wiederholung genannt werden könnte. Ze ea ba ra, Der.Gan.h &arsa. Capybara, Marcgr. p, 230. Cavia Capybara, Linn. Capiiguara, Dobrizhofer Gesch. d. Abip. B.’I. p. 406. Capiygoua, Azara Essais etc, Vol. II. p. 12. Capibära oder Capivdra in der Lingoa Geral oder Tupi-Sprache, Niimpoon bei den Botocuden, Azara’s Nachrichten von diesem Thiere sind sehr richtig. — Auch in Hinsicht der Ge- schlechtstheile unterscheidet sich der Capibära von den übrigen Cavien, die männlichen lie- gen im Leibe verborgen und haben eine Oefl- nung, durch welche man verleitet wird, das — 46 — Thier für ein weibliches zu halten. — Die Ruthe ist gekrümmt, sie hat in ihrem vorde- ren Theile einen Knochen, der die Eichel un- terstützt und an seinem vorderen Ende ver- dickt ist. — Die beiden weilsen Knochensta- cheln des Aguti und Paca fehlen hier gänz- lich, auch ist die Eichel glatt und ohne Häk- chen oder Dome, — Der Capibära ist über ganz Süd-America verbreitet; denn er lebt in Guiana, in allen Gegenden von Brasilien, Paraguay und wird südlich noch am La Plata gefunden. — Nach Herrn v. Humboldt ist dieses Thier im spani- schen Guiana am Orenoco und Apure unend- lich viel häufiger, als in der von mir bereis- ten Gegend von Brasilien und dabei nicht schüchtern. — Dieser ausgezeichnete Gelehr- te und Reisende sah im Canno del Ravanal bei Uritucu Gesellschaften von achtzig bis hun- dert Stück dieser Thiere, besonders waren sie am S, Domingo, 4pure und Arauca häu- fig *. — Sie leben überall an den mit Wald ‘be- deckten Flulsufern der Ostküste und werden n *) Ueber den Capihära oder Chiguire siehe v. Humboldt Voy. au nouv. cont. T. II. p. 217 und an vielen anderen Stellen. — 471 — an bewohnten Stellen seltener, und gewöhnlich nur Abends und Morgens gesehen, in men- schenleeren, wenig besuchten Gegenden hinge- gen findet man sie am Tage an den Ufern und auf den Sandbänken, wo sie bei Erblik. kung der Menschen sogleich in’s Wasser hin- abtauchen. — Als wehrlose Thiere finden sie eine Menge von Feinden; denn auf dem Lande werden sie von mancherlei Kaubthieren beschlichen und im Wasser ist ihr Hauptfeind die grolse Sucuriuba (Boa), welche manche dieser Thiere fängt, wie ich selbst ein solches Beispiel erlebt, wovon ich in dem ersten Thei- le meiner Reisebeschreibung ($. 358) Nachricht gegeben habe. — Die Nahrung des Capibara besteht, meinen Erfahrungen zufolge, einzig und allein in Vegetabilien und nicht in Fischen, wie mehrere Schriftsteller behauptet haben, meine eigenen Untersuchungen, so wie die Aus- sagen aller indianischen und portugiesischen Jäger haben mich hievon vollkommen über- zeugt. — An der Ostküste von Brasilien liebt man das Fleisch dieser Thiere nicht, nur Neger und Indianer pflegen dasselbe wohl zu essen, — Nach v. Humboldt wird es im spanischen Ame- rica von den Mönchen als eine Fastenspeise — 498 — genossen; sie rechnen das 7atx, den Chiguire oder Capibara und den Lamantin mit den Schildkröten in eine Classe, theils wegen der harten Schaale des ersteren, theils weil die letzteren im Wasser und auf dem Lande zu- gleich leben. — Die Botocuden schielsen den Capibära mit Pfeilen, wenn ein günstiger Zu- fall sie ein solches Thier. beschleichen läfst, sie stecken alsdann das Fleisch an einen Bratspiels von Holz, braten und essen dasselbe mit Wohl- gefallen. Als wir einst am Flusse Belmonte ein solches Thier einer Riesenschlange abnah- men, welches sie gefangen und erdrückt hatte, übergab ich das Fleisch meinem botocudischen Jäger Aho, der einen grolsen Theil davon ge- braten aufbewahrte und nach ein paar Tagen bei seiner Rückkunft nach dem Quartel Dos Arcos seiner Frau und Kindern mitbrachte, welchen es viel Freude verursachte. — (en. WB 7 00 22 Thiere ohne Vorderzähne, Sie haben Backenzähne, aber weder Eck- noch Vorderzähne, und eine höchst originelle _ WM Organisation. Die einen sind für den Aufent- halt auf Bäumen geschaffen, die andern für das Leben in der Erde, Sie bilden zwei gänz- lich originelle, blols in Süd-America einheimi- sche Familien, welche ich hier zusammenzu- bringen gewagt habe. — Ei Tardıoerada, Suc.da.l,eräscch e.r. Diese Familie enthält die Faulthiere, wel- che durch ihren höchst merkwürdigen, sonder- baren Bau ausgezeichnet und nächst den Qua- drumanen und mit Wickelschwänzen versehe- nen Thieren ganz für die grolsen Wälder die- ses Welttheiles und für das Leben auf Bäumen geschaffen scheinen. — Gen. 3l.,. Bredıypus. Haut tob.r,eir. Die Faulthiere, höchst bekannt durch ihre ganz sonderbare, zum Theil sehr unvollkomme- ne Organisation, sind Geschöpfe, welche nur in grolsen wenig bewohnten Wäldern leben können und deren Existenz daher mit der der — 480 — Wälder auf das engste verknüpft ist. Sie sind überall zu finden, wo die grolsen Urwaldungen, durch Feuchtigkeit und die aufregenden Strah- len der Sonne zum üppigsten Stande gebracht, ihre mannichfaltig gedrängten Laubmassen ent- wickeln. — Die zunehmende Bevölkerung hat diese hülflosen Wesen in vielen Gegenden schon gänzlich ausgerottet; denn völlig harm- los, wehrlos, blols zum Steigen und Anheften an ihr Element, die Bäume gebildet, werden diese sonderbaren Geschöpfe gänzlich von un- serer Erde verschwinden, sobald die Axt, die- ses in Süd-America so wichtige Instrument, ihr Reich weiter ausbreitet. Bisjetzt findet man die Faulthiere in den grolsen einsamen Wäldern von Brasilien überall, doch nirgends sehr häufig, da sie sich nicht stark vermehren. Sie würden übrigens noch immer mehr an Zahl abnehmen, wenn die Natur sie nicht durch ein unansehnliches, von der Rinde der Bäume kaum zu unterscheidendes Fell geschützt hätte, auch sind sie vor grölseren Raubthieren ziem- lich sicher, da sie selten auf die Erde kommen, Kleinere Raubthiere halten sie mit ihren lan- gen Klauen ab, welche übrigens die besten zum Anhängen an die Zweige geeigneten Haken sind. — Die langen starken Vorderglieder — 41 — und ‘die kurzen Hinterbeine sind völlig zum Klettern eingerichtet, ja’ sie sind geeignet, das hängende Thier ohne Beschwerde ganze Tage und Nächte ohne Ermüdung in dieser Stellung zu tragen, auch ist der lange Hals und kleine Kopf völlig‘ für die aufrechte Stellung an den Bäumen geeignet, ° dals er indessen auf die Brust aufgestützt werde, habe ich nie bemerkt und ist auch nicht gegründet. So viel ausgezeichnete und sonderbare Zü- ge die Faulthiere aber auch haben, so hat man ihre Langsamkeit dennoch ein wenig übertrie- ben. — Man kannte früher zwei Arten von ihnen, das zwei- und das dreizehige, ein drit- ies erwähnte Jlliger in seinem Prodromus Mammalium et Avium unter dem Namen Bra- dypus torquatus, welches er aber irriger Wei- se in sein Genus Choloepus setzte, da es wirk- lich drei Zehen an allen Fülsen und das Ge- bils des.Ai hat. Herr Temminck hat seitdem diese Unrichtigkeit in seiner Abhandlung über die Faulthiere in den Annales generales des sciences physiques (T. VI. pag. 206) berichti- get. Mehrere Irrthümer befanden sich bisher noch in den Naturbeschreibungen der Faulthie- re, besonders war man von der Bildung ihrer Geschlechtstheile nicht gut unterrichtet. Die I. Band, | 31 = Wer ‚Herren Quoy und Gaimard haben über diesen Gegenstand nun schon das Nöthige bekannt gemacht, so wie sie überhaupt in ihrem zoolo. gischen Werke mehrere interessante Notizen, als Berichtigung der Naturgeschichte dieser sonderbaren Geschöpfe mittheilten, welche ich sämmtlich bestätigen muls, 4 ‘ “ 2 2 . und BEI BGCErYEu gs, ‚Dios ‚ Das gemeine Faulthier, Ai, 4. #i,,Marcgr. p« 221. Temminck in dem 6sten Bande Ann. gen, d, sc, phys, pag. 211. Abbildungen zur Naturgeschichte Brasiliens. 4 Preguiza' portugiesisch, Ihd kudgi botocudisch, Da das gemeine Faulthier in den meisten zoologischen Cabinetten gefunden und häufig zergliedert worden ist, so bedarf es keiner ge- nauen Beschreibung von meiner Seite, es ist indessen nöthig, eine gute Abbildung zu lie- fern, da die bekannten zu schlecht und unvoll- kommen sind. — Das Gesicht dieses sonderbaren Thieres ist nackt und schwärzlich, an Mund und Nase mit einzelnen weilslichen Härchen besetzt, — Das Haar des Körpers ist von zweierlei Art; — 483 — zu unterst eine dichte Wolle, kurz und sehr fein, an welcher man die wahre Zeichnung des Thieres am besten wahrnehmen kann, und dar- über ein langes, trockenes, hartes, etwas. plat- tes Haar. Die Farbe des Körpers ist ein blas- ses, röthliches Aschgrau, am Bauche silbergrau, die Haare ‚sind aber stark mit weilser Farbe gemischt, und oft mit blalsgelblichen Spitzen versehen. —. Auf jeder Seite des Rückens zieht von; den Schultern bis in die Schwanz- gegend ein zuweilen sehr deutlicher, zuweilen etwas mehr undeutlicher breiter Längsstreif von weilslicher Farbe hinab, auch herrscht vor- züglich an den Oberarmen diese weilsliche Zeichnung. — Schneidet man das lange Haar des Rückens bis auf die darunter befindliche Wolle ab, so zeigt sich alsdann die wahre Zeichnung des Thiers, indem man längs des Rückgrates hinab einen dunkel schwarzbrau- nen Längsstreifen und jeder Seite desselben einen ‘ähnlichen weilslichen bemerkt; durch das lange Haar verschwindet die Bestimmtheit und genaue Absetzung dieser Farbenverthei- lung. — Vor der Stirn hin über die Augen weg zieht eine breite weilsliche Binde, die Ein- fassung der Augen und ein Streifen von den- selben vor den Schläfen hinab sind schwarz- | 31 * — 454 — braun. — Die Klauen sind gelblich. oder bräun- lich-gelb gefärbt, — Die weiblichen Thiere scheinen gewöhn- lich weniger weilse Haare zu besitzen, sie sind mehr ungefleckt schmutzig röthlich- grau, eben so die jüngeren Thiere. Ich erhielt ein Weib- chen im Monat Januar, welches sein Junges hoch auf dem Rücken trug, und beinahe gar nichts Weilses in seiner Färbung zeigte, Das Junge war noch völlig ungefleckt, und selbst die weilsliche und schwärzliche Zeichnung des Gesichts war nur angedeutet. — Gewöhnlich bemerkt man graugelbe an- ders als das übrige Fell gefärbte Flecke auf dem Rücken der Faulthiere, hier sind alsdann die Haare abgenutzt.: Besonders häufig findet man dieses bei den weiblichen Thieren, an wel- chen gewöhnlich die Stelle, wo das Junge zu sitzen pflegt, vom Urin desselben getränkt und auf die oben bemerkte Art verändert wird, ja man findet öfters Stellen, wo die Klauen des jungen Thieres die langen Haare der Mutter bis auf die darunter befindliche Wolle ausge- rissen oder abgeschnitten haben, — Das grölseste von mir beobachtete männ- liche Thier hatte etwa. folgende Ausmessung: — 485 — Ganze Länge } ö x $ 190 gu Länge des Schwanzes . i EEE Länge des Arms vom Ellenbogen bis zu der Klauenspitze nicht völlig 11” Länge der längsten Vorderklaue RE Länge der längsten Hinterklaue . Ka ai Herr Temminck giebt die gewöhnliche Länge dieser Thiere auf 17 Zoll an. — !In den von mir bereisten Gegenden habe ich diese Species nicht weiter südlich gefun- den, als bis zum Flusse S. Matthaeus, wo wir das erste Thier dieser Art erlegten, mehr nach Süden hinab fanden wir nur die nachfolgende Art’ mit dem schwarzen Nacken, — Da die Wälder am Rio Doge durch die Botocuden un- sicher gemacht werden, so haben wir daselbst nicht jagen können und es ist möglich, dals diese Thierart selbst bis zu jenem Flusse hin- ab verbreitet ist. — Am Espirito Santo ha- ben wir sie während der langen Zeit, in wel- cher unsere Jäger daselbst die Wälder durch- streiften, nie beobachtet, man kann also wahr: scheinlich ihre südliche Gränze an der Ostkü- ste bis etwa zu 192 Grad südlicher Breite ausdehnen. — Hier leben diese Thiere auf ho- hen und niederen Bäumen und werden nur sel- ien auf der Erde überrascht. Obgleich ihre Langsamkeit grols ist, so scheint sie dennoch ein wenig übertrieben worden zu seyn *). Sie klettern sehr geschickt und heften sich mit ih- ren starken Klauen sehr fest an die Zweige und Stämme an, — Dals sie sich von den Bäumen herabfallen lassen ist eine Fabel, auch hört man ihre Stimmen nur höchst selten und besonders nur wenn man sie beunruhigt. Sie ist ein gerade hin 'ausgehaltener, feiner, kur- zer, schneidender Ton, aber nicht ein auf- und absteigender Septen-Accord, wie Kircher sagt, auch haben wir diese Stimme nie in der Nacht vernommen, dem Worte Ai gleicht sie nicht; denn sie ist nicht zweitönig, sondern nur ein- stimmig, Die Nahrung der Faulthiere besteht in Blättern von mancherlei Bäumen und Gewäch- sen, auch wie ich glaube Früchten, womit man den Magen angefüllt findet. — Man hat ge- sagt, dals sie das Laub der Cecropia - Stämme besonders liebten, wir haben sie jedoch häufi- ger auf ‚anderen hohen Waldbäumen gese- hen. —. Da sie hoch oben in dem dichtesten *) Gaimard erzählt, dals ein Faulthier in Zeit von 20 Minu- ten über das Tauwerk bis zu der Spitze des grolsen Ma- stes hinaufstieg. — — 4897 — Theile’ der belaubten Baumkronen leben, so ist es schwer, ihre Art zu fressen, so wie ihre übrigen Manieren und Gewohnheiten zu be- obachten, ohnehin ist es wohl einleuchtend, dals ihre Lebensart die einfachste unter allen Säugthieren seyn muls. Herr v. Sack sagt in seiner Reise nach Surinam, dort fresse das Faulthier hauptsächlich die Blätter des Sapadill- baumes (Achras Sapota). Einige Schrift- steller haben behauptet, das Faulihier fresse auch Ameisen, wovon ich aber in ihren Mä- gen nie eine Spur entdeckt habe; nach Ande- ren soll es nie trinken, auch über diesen Punct habe ich keine Gelegenheit gehabt, Beobach- tungen zu machen *). Gegründet ist es, dals diese sonderbaren Geschöpfe lange hungern können und ein sehr zähes Leben haben, — Oft ist man genöthiget, viele Flintenschüs- se zu thun, um ein solches Thier von einem hohen Baume’ herab zu schielsen, — 'Lebens-. art und Eigenheiten haben die verschiedenen Arten der Faulthiere mit einander gemein. — Trifft man sie äuf dem Boden zufällig an, so kann man sich des Staunens über dieses son- derbare Gebilde der Natur nicht enthalten. — *) Nach Gaimard’s Zeugnils schwimmen sie sehr gut, — 488 — Seine wahrhaft komischen, langsamen Bewegun- gen geschehen mit einem stupiden, kläglichen Ausdrucke; die maiten, kleinen, feuchten Au- gen sind ohne Glanz und Leben, der lange Hals mit dem kleinen Kopfe wird hoch aus- gestreckt, der Vorderkörper ist etwas aufgerich- tet und einer der Arme bewegt sich sogleich langsam und gleichsam mechanisch mit den langen Klauen im Halbcirkel gegen die Brust hin, um den Feind zu umklammern, welches die einzige Vertheidigung dieser hülflosen Thie- reist — Die Stärke ihrer Arme ist übrigens beträchtlich und nur mit Mühe kann man sich von ihnen befreien. — - Diese sonderbaren Geschöpfe werfen wäh- rend der warmen Zeit des Jahres ein Junges, welches in der Gestalt und Farbe der Mutter gleicht, aber ohne Flecken und Streifen ist; dieses klammert sich mit seinen starken Klauen auf dem zottiigen Rücken der Mutter fest an, und lälst sich auf diese Art von ihr herumtragen, bis es schon stark genug ist, sich selbst zu helfen; seine Stimme gleicht der der Mutter vollkommen, nur ist sie schwä- cher. Zur Jagd der Faulıhiere bedarf man lan- ger scharfschielsender Flinten, welche mit ei- E — 489 — nem starken Schuls groben Schrotes geladen sind, ist aber dennoch oft genöthiget,. viele Schüsse zu thun, wenn man zufällig ein sol- ches Thier in den hohen Baumzweigen ent- deckt hat, — Verwundet verändert das Faul- thier seine Stellung nicht, klammert sich im-- mer jester an, und nur.der Tod oder die völlige Zerstörung der Beine machen es herab- fallen. Die Wilden schiefsen sie mit Pfeilen und steigen oft auf den Baum, um das Thier herabzureilsen; sowohl sie, als auch die Wei- Ssen und Neger in Brasilien essen diese Thie- re, doch sollen sie, ihres unangenehmen Ge- ruches wegen, von vielen nicht gegessen wer- den, wie auch Dobrizhofer sagt, dals die In- dier im spanischen America dieses Fleisch für ekelhaft halten. — Die Botocuden nennen diese Art Iho-kud- gi (kleines Faulthier), weil das nachfolgende grölser wird. — Das Fell der Faulthiere ist höchst zähe und stark. 2. B. torgquatus, I1lig. Das Faulthier mit schwarzem Nacken. Illiger Prodr. Mamm. etc. pag. 109. Temminck in den Ann, gen, d. sc. phys. T, VI. p. 212. pl. 19. Quoy et Gaimard Voy, de P’Uranie, part, Zool. — 4190 ° — Abbildungen zur Naturgeschichte Brasilien’s. Preguiga bei den brasilianischen Portugiesen, Iho gipakiü bei den Botocuden, Diese Art ist, wie schon früher bemerkt, aus Versehen von Illiger zu seinen zweize- higen Faulthieren (Choloepus) versetzt worden, ob sie gleich alle Kennzeichen mit dem Ai ge- mein hat. — Da dieses Thier im Allgemei- nen noch wenig bekannt ist, so will ich das. selbe etwas weitläuftiger beschreiben. — Sein Körper ist dick, schwer, der Kopf klein, die Arme fast so lang als der Körper, es wird grölser als der Ai, welshalb es die Boto- cuden Jhö-gipakiui (grolses Faulthier) nennen, zum Unterschiede von der vorhergehenden Art, — Der specifische Character dieser Art besteht in einem Fleck langer, sanfter, schlich- ter, kohlschwarzer Haare, welche den Nacken, die obere Seite des Halses und zuweilen selbst den Oberrücken bedecken, dessen Ausdehnung aber an verschiedenen Individuen etwas abän- dert; auch der ’Kopf giebt ein Kennzeichen ab, indem das Gesicht an den Backen, der Stira und dem Kiune mit. einem dichten kurzen Haare eingefalst ist, welches wie verbrannt aus- sieht, — Die nachfolgende Beschreibung wird eine anschaulichere Vorstellung von diesem Thiere geben, — ‚Beschreibung: Der Kopf ist klein und rund, die Schnautze kurz und kaum vortretend, die Augen klein, nur halb geöffnet und dabei feucht; die schwärzliche Nase ist der einzige von Haar entblölste Theil des Körpers; die Oh- ren sind in dem dichten Pelze verborgen. — Das Gebils ist das der vorhergehenden Art, — Ein jeder Fuls hat drei Klauen, von denen die mittelste am längsten, die äulsere aber die kür- zeste ist; der Schwanz ist: ein kurzer Stumpf oder Kegel, mit Haaren bedeckt, gleich denen des Körpers. — Die Geschlechtstheile sind noch unlängst von Gaimard beschrieben war- den. — | Das sonderbare klägliche Gesicht ist von dichten, etwas krausen Haaren eingefalst, wel- che wie verbrannt aussehen; sie fassen dassel- be rundum ein, selbst Kinn und Kehle sind da- mit bedeckt; ihre Farbe ist dunkel rothbraun, schwärzlich gemischt, mit gelblich-weilsen oder rostgelben Spitzen. Der obere Theil des Ko- pfes, seine Seiten und der Hals sind mit länge- xen Haaren von gelblich -rostrother, graubraun gemischter Farbe bedeckt, welches sich an der unteren Seite des Halses in’s schwärzlich-Rost- — 492 — rothe verwandelt. Auf dem oberen Theile des Halses entspringen lange, schlichte und sehr kohlschwarze Haare, welche den oberen Theil des Rückens mit den Schultern bedecken, und sich selbst bis gegen die Brust hinab erstrek- ken. — Der übrige Körper ist mit langen et- was plattgedrückten Haaren, von einer grau- braunen und gelblich - weilsen Mischung be- deckt, unter welchen man ein kurzes wolliges, dunkel graubraunes Grundhaar bemerkt. Die Haare am Bauche sind kürzer als die des übri- gen Körpers und von einer mehr in’s Roth- braune fallenden Farbe, die man auch an den Oberarmen und in einer blässeren Mischung an der inneren Seite der Glieder, so wie an den Fülsen der Vorderbeine unmittelbar über den grolsen Klauen bemerkt, welche eine grau- gelbe Hornfarbe haben. — v Das Weibchen ist etwas verschieden ge- zeichnet: sein Kopf ist nicht roströthlich, son- dern alle Theile des ganzen Thiers haben eine graubräunlich-weilsgraue Farbe, das schwarze Haar im Nacken ist viel weiter ausgedehnt, in- dem es zuweilen auf dem Occiput anfängt und bis auf den halben Rücken hinabreicht, auch hat dieses schöne schwarze Haar oft die Län- ge von sechs Zollen. — Kopf und Arme ha- — 495 — ben. dieselbe Färbung als der Körper, nur be- merkt man zuweilen, dals die Haare in der Umgebung des Gesichtes eine etwas, mehr in's Röthliche fallende Färbung haben. — -..'Diese Thiere ändern in den Farben etwas ab und ich habe einige männliche gesehen, welche: sich der hier angegebenen weiblichen sehr inäherten, andere aber, welche ein schwar- zes, den Hals rund umgebendes Halsband tru- N BEN RUN LTE ER EN EN BETEN Jungen, Thieren: fehlt in der früheren Pe- riode ihres‘ Lebens die schwarze ‚ Zeichnung gänzlich, sie haben: blols die bräunlich - weils- graue Mischung der Mutter. — „ ıudusmessung eines erwachsenen Thieres, ob. es gleich ‚noch ‚grölsere Individuen giebt: Länge: von. der Nase bis: zum Ende des:Schwanzes .' % ; Dal Länge des Vorderarms bis zu der Spi- tze der Klauen . Ela Zr 45%. 41%; Länge des Hinterbeins .\. . ß gran Länge der mittelsten Vorderklaue +. 2 41, Länge der längsten Hinterklaue. . ut; Länge. des Schwanzes ! IT ass 0, Die Anatomie dieses Faulthiers bietet eine Eigenheit‘ dar, die, ich leider zu spät beobach- tet habe,..„um. sie an ‚mehreren Individuen zu — 494 — untersuchen. Es scheint nämlich, dals es 8 Halswirbel hat; denn Quoy und Gaimard fan- den diese Anzahl bei einem von ihnen zerglie- derten Br. torquatus, und ein junges Thier derselben Art, welches sich in meiner zoologi- schen Sammlung befindet, hat ebenfalls 8 Hals- wirbel. — Ueber die Abweichungen in dem Baue der Schädel’ der beiden erwähnten Faul- thierarten lese man in. dem Anhange zu diesem Genus nach, wo eine Vergleichung dieser bei- den Köpfe, so wie die Anatomie eines foetus gegeben ist, Aufsätze, welche ich der Güte ei- nes ausgezeichneten Anatomen verdanke. Aus dem Gesagten geht hervor, dals Desmarest in seiner Mammalogie (pag. 864) irrt, wenn er das Faulthier mit dem schwarzen Nacken als Varietät des gemeinen betrachtet, wovon man in dem Anhange die Bestätigung findet. Das schwarznackige Faulthier wird schon in den südlichen Gegenden von Brasilien ge- funden. In den Rio de Janeiro benachbarten Wäldern der Serra dos Orgaos kommt es vor und bei Cabo Frio erlegten unsere Jäger die ersten dieser Thiere. — Es scheint über den grölsten Theil von Brasilien verbreitet; denn Sieber hat es aus Cametä im nördlichen Bra- silien für das Museum zu Berlin eingesandt, — — 495 — Aus Herrn v. Sack Beschreibung seiner Reise “ nach Surinam (pag. 130) scheint es wahrschein- lich zu werden, dals dieses Faulthier auch in Surinam lebt, Wir haben es in den grolsen Wäldern an der ganzen Ostküste, an den Flüs- sen Parahyba, ltabapuana, Itapemirim, Es- pirito Santo,. Jucu, Mucuri, in den Waldun- gen von Aracatiba und Morro d’Arara ge- funden. — Von hier an nördlich lebt es über- all mit der vorhin erwähnten Art gemeinschaft- lich. — In der Lebensart und seinen Manieren soll das Faulthier mit dem schwarzen Nacken dem Ai vollkommen gleichen. — Zu Cabo Frio erhielten wir im Monat September ein Weib- chen mit seinem schon ziemlich. grolsen Jun- gen, und im October in den grolsen Urwaldun- gen des Jtabapuana ein anderes trächtiges Weibchen, mit einem starken völlig ausgebil- deten Fötus. Diese Thiere werfen nur ein Junges, welches den Rücken der Mutter nicht verlälst, so lange es saugt. A.H 0.8 I. Beschreibung und Zergliederung ei- nes Fötus von Bradypus torquatus; vom Herrn Professor Oken. Dieser Fötus hatte noch die Nabelschnur und war noch ganz nackt, übrigens vollstän- dig ausgebildet und besonders die Klauen schon sehr grols und hornig. Er muls also fast aus- getragen gewesen seyn. Um die Armgefälse zu untersuchen, wurden Versuche zum Ein- spritzen gemacht, die aber, da er bereits lan- ge in Branntwein gelegen, nicht gelangen. — Uebrigens weils man hinlänglich, dals die Mei- nung von den vertheilten Armgefälsen nur auf einer Verwechselung mit dem Lemur. tardi- gradus beruhte. Auch hat Gaimard wirklich gezeigt, dals beim Faulthier diese Vertheilung nicht stattfindet. Zu beachten an diesem Fötus ist nur der uterus, welcher dem des Menschen ähnlich ist. Ein Blinddarm, überhaupt eine Gränze zwischen Dünn- und Dickdarm war nicht zu finden. Die Zunge ist lang, schmal und gauz, von Zähnen noch keine Spur. — Der vordere Theil des Oberkiefers, worin die kleinen vorderen Zähne stecken, ist durch keine Nath’ getrennt; mithin ist dieser Theil kein Zwischenkiefer, und es-giebt also bei die- sen Thieren wirklich keine Schneidezähne. — Das Jochbein mit dem Oberkiefer schon verwachsen. Auf der Brust, fast unter.den Armen, sind zwei kleine Zitzen, — 1ö Das Ohr ist mit einem dünnen, dreiecki- gen, fast lanzettförmigen Läppchen,, von ‚hinten nach vorn bedeckt, wie mit einem Deckel. — Die mittlere Klaue ist an allen. Fülsen die längste, die änlserste ist die kürzeste. — Ausmessung: Länge von der Nase bis an das Schwanzende , . N, Länge des Schwanzes . ; . Eu, Länge des Kopfes . 2 > ea Länge von der Nasenspitze bis zu dem Auge . . . . . 6) IT. Band, 32 — 498 — Länge des Oberarms oe gım, Länge des Vorderarms “ir Sr 103, Länge des ganzen Vorderbeins bis zu der Klauenspitze ur) 242 Länge der grölsesten Vorderklaue n A, Länge des Schenkels EI au hrnr RE". Länge des Schienbeins . R ie i Ba, Länge der längsten Hinterklaue . . 35, Erklärung der Abbildung dieses Fötus auf Taf. II. Fig. 1, Fötus von der Seite, in natürlicher Grölse; hat überall drei Klauen, die allein aus’ der Haut vorragen, Die eigentlichen Zehen stecken ganz im Fleisch. Fig. 2. Von vorn, der Bauch mitten durch den Nabel geöffnet. a. Leber sehr grols, füllt fast beide Bauch- hälften aus, wie bei allen Fötus; doch ist die linke Leberhälfte etwas kleiner; b, Magen; c. Därme, ziemlich gleich dick; kein Biind- darm, während doch die verwandten Amei- senbären deren zwei haben‘sollen; d. Mastdarm; — 499 — e. Harnblase, hat die Harnschnur nicht mehr; E; Fig. Fig. Fig. Alter. 3. After, davor die /ulva. 4. a. Rechte Vorderfulsklauen einge- schlagen, 4. b. Linker Hinterfuls von innen, Fig. 5. Bauch geöfinet. aaa, Leberlappen; b, DRS as Magen; Milz; Stück vom Dünndarm; Mastdarm; Harnblase; After; Nieren; Eierstöcke; k. Muttertrompeten; Uterus, . 6. Magen von vorn. Speiseröhre; der eigentliche Magen, häutig; Zwölffingerdarm ziemlich derb; Dünndarm; ein zipfelförmiger Blindsack an der rech- ten Seite des Magens; Milz. [4 183) + — 500 — Fig. 7. Dasselbe von hinten, und der Magen- zipfel ausgestreckt. Der Magen hat keine Scheidewände. 1. Vergleichung der Schädel von Bradypus torquatus und Bradypus tridactylus von Hrn. Prof. Oken. Der Schädel von Bradypus torquatus ist von derselben Grölse wie der von Bradypus zridactylus; er muls daher, obschon er noch seine Näthe hat, für ausgewachsen betrachtet werden und mithin für tauglich zur Verglei- chung. Daraus ergiebt es sich, dafs.beide Thie- re wirklich von einander verschieden sind und als zwei besondere Species betrachtet werden müssen, Beide Schädel, von oben: betrachtet, zeigen schon hinlängliche Verschiedenheit auch ohne Rücksicht auf die Näthe, welche bei Dra- dypus tridaciylus gänzlich verschwunden sind, ohne Zweifel, weil dieses Thier viel. älter war als das andere, Der vorf Bradypus tridacty- Zus nämlich erscheint mehr .niedergedrückt und vierschrötig, indem die beiden äufseren Gränzen des Stirnbeins ziemlich parallel laufen; — 501 — bei Bradypus torquatus aber ist die Stirn mehr gewölbt und die Gränzen der beiden Stirnbeine haben in den Schläfen einen Aus- schnitt.: Der auffallendste Unterschied aber und der als specifisch angenommen werden muls, liegt im Jochbein. — Bei Bradypus tridac- tylus hat es nämlich in der Mitte nach oben einen Fortsatz, welcher von hinten zum Theil das Auge umschlielst; dieser Fortsatz fehlt gänz- lich bei Bradypus torquatus, Bei jenem ist ferner der Winkel des Unterkiefers spitzig ver- längert, bei zorqguatus dagegen stumpf; eben so ist bei jenem die Symphyse des Unterkie- fers nach oben zungenförmig verlängert, bei zorquatus dagegen nicht, Auch zeigt sich ein Unterschied in den Backenzähnen, worauf wir jedoch nicht viel Gewicht legen mögen, da er vielleicht durch das Alter hervorgebracht ist; bei Bradypus tridactylus nämlich sind sie schmäler und querstehend; bei zorguatus aber mehr rundlich ; übrigens bei beiden dreieckig. Im ersten Zahn unten dagegen, der den Schein eines Eckzahnes hat, ist ein bedeutender Un- terschied, wovon nachher. Bei Bradypus tridactylus sind alle Kno- chen ohne Unterschied so mit einander ver- wachsen, dals keine Nail mehr zu unterschei.- — 502 — den ist; bei Bradypus torquatus ist dagegen nur die Verbindungsnath beider Stirnbeine ver- wachsen, doch noch erkennbar, und eben so das Jochbein mit dem ÖOberkiefer, aber auch hier erkennt man noch auf der Unterseite die Nath. Das Warzenbein, Schuppenbein und die Pauke sind gleichfalls dicht mit einander ver- wachsen, doch vom Hinterhauptsbein abgeson- dert. Der Kronfortsatz ist bei Brad. tridac- tylus spitziger und höher als bei Br. torgua- tus; der Unterkieferwinkel ziemlich flach, bei Br. torquatus aber inwendig ziemlich ausge- höhlt. Die anderen im Schädel befindlichen Unterschiede sind nicht von solcher Bedeutung, dals sie verdienten herausgehoben zu wer- den. — Beide Kiefer ruhen, auf eine Tafel gestellt, hinten auf der Pauke, vorn auf dem nach un- ten gezogenen Fortsatz des Jochbeins, nicht auf den Zähnen. Die processi! pterigoidei reichen fast ebenfalls bis auf den Boden. Die oberen Zähne stehen alle im Oberkie- fer, der Zwischenkiefer ist so klein, dals er de- ren keine enthalten kann. Sie stehen in zwei geraden, nach vorn auseinander laufenden Li- nien, also umgekehrt von dem, was fast bei allen 'Thieren stattfindet, wo die Zähne nach Bu — 505 — vorn sich näher kommen, Es sind jederseits oben 5, wovon die 4 hinteren ziemlich gleich- förmig, der vordere aber viel dünner ist. Un- ten sind jederseits nur 4, wovon die 3 hinte- ren gleichförmig, der vordere aber bedeutend grölser, von vorn nach hinten zusammenge- drückt und also quer gestellt ist, — Was die Gegeneinanderstellung der Zähne betrifft, so stolsen die 3 vorderen von oben und unten gegen einander; die 2 hinteren oben aber kaum allein gegen den hinteren un- ten, den sie zwischen sich nehmen. Uebrigens ist hier die sonderbare Abweichung, welche sich nur bei Centetes und Chrysochloris wie- derfindet, dals nämlich die oberen Zähne zum Theil vor die unteren schlagen. — Da bei allen Säugthieren der umgekehrte Fall ist, und nach diesem Vorschlagen die Bedeutung der Zähne bestimmt werden muls; so gehören die 4 unteren Zähne nur den 4 hinteren oben an, und es ist daher der vorderste oben überschüs- sig oder ohne Gegenzahn. Nennt man nun die 4 hinteren Zähne Backenzähne wegen ihrer . Gleichförmigkeit; so mülste der vordere oben ein Lückenzahn oder unächter Backenzahn Seh. + — 504 — Das Gebils steht mithin so: Schneidezähne $, Eckzähne $, Seitenz. & oder wie sie aufeinander stolsen: Der vordere Zahn oben ist eine etwas nach hinten gebogene Walze, kaum 4 so grols als die anderen. Unten ist er eine querste- hende, gleichfalls nach hinten gebogene Schnei- de, etwas breiter als die anderen Zähne. Bei Brad. tridactylus hat dieser Zahn vorn eine Längsrinne, bei Zorguatus zwei, ist auch brei- ter, und hat nach hinten einen schwachen Winkel, wodurch er sich zum Dreieck neigt. Da nun dieses Thier offenbar jünger ist als Br. tridactylus, und doch einen grölseren vorde- ren Zahn hat, überdiels mit 2 Rinnen; so kann man nicht zweifeln, dals der zZorguatus eine eigene von Br. tridactylus verschiedene Spe- cies ist. Die anderen Zähne, $, sind dreieckige Prismen nach der Quere etwas mehr gedehnt, und so, dals der äulsere Winkel oben der schärfere ist, und unten der innere. — Die Kauflächen bilden sich so, dals bei den oberen die vordere Linie vom äulseren Winkel zum inneren eine Leiste wird, von der der äufsere Winkel zipfelartig hervorragt; die — 505 — hintere Kauleiste wird nur vom hinteren Win- kel gebildet und ist niedriger. Unten ist der Bau gerade umgekehrt, wie es aus der Bedeu- tung des Gebisses nethwendig folgt, indem die gleichnamigen Seitenflächen der Unterzähne überall verkehrt liegen. Der hinterste Zahn oben und unien weicht etwas von der Dreieckgestalt ab und wird mehr viereckig; oben ist er wenig, unten aber bedeutend grölser als seine Nachbarn, hier auch mehr von vorn nach hinten gezogen. Oben ist der erste Backenzahn (den vorderen Lük- kenzahn ungerechnet) und der letzte Backen- zahn der grölste, jener selbst noch etwas mehr, so dals man ihn in dieser Hinsicht als einen Eckzahn betrachten könnte. Unten ist der hin- terste durchaus der grölste. — ‘ Die Zähne haben einen fast von allen Zäh- nen aulser der Zunft der zahnarmen Säug- "thiere abweichenden Bau, Es sind nämlich ganz einfache, hohle Cylinder von Knochen- masse, ohne wahren Schmelz, ausgefüllt mit ei- nem unorganisirten Kern, der wie vertrockneter Leim aussieht, und auch auf ähnliche Art zer- klüftet. Diesen Bau hat übrigens Cuvier hin- länglich klar dargestellt. — 506 — Maa/se der Schädel, rheinländisch. Von Bradypus tridactylus. Länge . . . . . - Höhe, die Zipfel des Jochbeins unge- rechnet “ - : . . Breite der Hirnschaale, das Schuppen- bein mitgerechnet , N Breite der Stirn . ’ i i Länge der Zahnlinie ; k ‘ Abstand der beiden vorderen grolsen Backenzähne, als welche am wei- testen auseinander stehen Abstand der 2 vorletzten, als welche sich am nächsten stehen . . Länge des Unterkiefers in gerader Linie . s f L N Höhe desselben i £ a : Höhe des Gelenkfortsatzes e K Höhe der Zahnlade u Fr R Unterer Zipfel des Jochbeins von der Augenhöhle En $ R ß Gesichtswinkel ungefähr 40°, Von Bradypus torquatus: Länge ’ 3 . . . . Höhe, den Zipfel des Jochbeins "un- gerechnet . 9 gm, go’, Br — 107 — Breite der Hirnschaale, das Schuppen- bein mitgerechnet R { ET". Breite der Stirn . ä } { ba Länge der Zahnlinie ‚ ? £ Ir, Abstand der beiden vorderen grolsen | Backenzähne, als welche am wei- testen auseinander stehen . ale, Abstand der zwei vorletzten, als wel- che sich am nächsten stehen Br, Länge des Unterkiefers in gerader Richtung ’ F F b 2 Höhe desselben ; ; ; ee, Höhe des Gelenkfortsatzes . s DET Höhe der Zahnlade . e Ö 1 er Unterer Zipfel des Jochbeins von der Augenhöhle an . i h Br A Gesichtswinkel ungefähr 50°. Erklärung der Abbildungen Taf, IV. “ und V. Fig. 1. Beide Schädel von der Seite. Fig. 2. von oben. | Fig. 3. von unten. Bei B, tridactylus ist die Basis cranii zerbrochen. Bei * zeigt die Schattirung die aufgebrochene Höhle an, welche wie die Sinus frontales sich hier — 508 — im Schläfenbein, grolsen Keilbeinflügel und im Stirnbein befindet. A. Hinterhauptswirbel. 1. Körper (Keilbeinfortsatz des Hinterhaupts- beins). 2. Bogen (Gelenkfortsatz). Die eigentlichen Gelenkknöpfe sind aber beim Ablösen des Kopfes mit dem Messer weggeschnitten worden, 3. Stachelfortsatz (oberes Hinterhauptsbein), einfach, wahrscheinlich ein Zwickelbein da- mit verwachsen. B. Scheitelwirbel, 1. Körper (hinterer Keilbeinskörper). 2, Bogen (grolser Flügelfortsatz), in der Nah vorn das runde, hinten das ovale Loch. — 8. Stachelfortsatz (Scheitelbeine), C. Stirnwirbel. 1. Körper (vorderer Keilbeinkörper). 2. Bogen (kleiner Keilbeinflügel), das Seh- loch ist darin; sie sind nicht viel grölser als das Loch, Dicht am Sehloch, auswen- dig daran liegt die obere Augenhöhlspalte. 3. Stachelfortsatz (Stirnbeine). D. Nasenwirbel, 1. Körper (Scharbein), nach hinten gespalten. Das Scharbein ist eine ganz dünne Platie, =... (BB hinten söhlig, vorn in der Nase senkrecht, bildet die ganze Scheidewand der Nase. 2. Bogen (Riechbein); nicht sichtbar, .grofs und gewunden, 3. Stachelfortsatz (Nasenbein); abschüssig, da- her der Gesichtswinkel bei Bradypus tor- quatus grölser. a. b. C, d. Warzenbein. Schläfenbein, 5. * der Jochfortsatz des- selben. Pauke, Diese drei Knochen verwachsen. Durch das Ohrloch sieht man den Ham- mer. Ambos und Steigbügel sind auch da. Bei Brad. tridactylus fehlt die Pauke, so wie die Keilbeine; c. bezeichnet das Fel- senbein, weil die Pauke weggebrochen ist, Beide Knochen sind nicht mit einander verwachsen. Bei B. zorguatus ist die Gru- be gleich hinter der Pauke für den Grif- felfortsatz; das grolse Loch in der Nath ist das Foramen lacerum; dahinter im Hin- terhauptsbein ein kleines Loch für den Zungenfleisch- Nerven, der äulsere Fleck ist nur eine Grube, ' Jochbeinz; reicht nicht bis an den Joch- fortsatz des Schläfenbeins, Darunter geht — ein enger Canal durch, wie bei den Na- gethieren. ee. Oberkiefer. Obenan der Verbindung mit dem Jochbein ist das Unter-Augenhöh- lenrand-Loch. f. Gaumenbeine; zwei dünne, entfernte, senkrechte Platten hinter den Oberkiefer- beinen, welche längs der Gaumennath Ah fast zusammenstolsen g. Processus pterigoideus; sehr grols; weggebrochen bei Br. tridactylus. — Ein Thränenbein ist nicht zu unterscheiden. i. Zwischenkiefer, besteht aus zwei verwach- senen Blättern, jedes mit einem Ausschnitt in der Mitte des äulseren Randes. Diese Ausschnitte bilden die Gaumenlöcher. Die aufsteigenden Aeste der Zwischenkiefer feh- len, Ein Zahn ist nicht darin. Bei Zr. torquatus ist der Zwischenkiefer wegge- brochen. 2 k. Unterkiefer. l. Fig. 5. Dieser Zwischenkiefer vergrölsert, a. von oben; b. von unten. Fig. 4. Schädel von Br. torquatus von hinten gesehen. Fig. 5. Br. torquatus Obergebils, Kaufläche, schief von vorn gesehen, = — 5ill — Fig. 5. zeigt den Oberkiefer des Brad. tridac- tylus von innen. Fig. 6. Die Zähne jederseits ergeben sich von selbst. Fig. 6. b. Oberkiefer des Br. tridactylus von innen. Fig. 7. Unterkiefer, Kaufläche. Fig. 8. Ober- und Unterkiefer von vorn. Im Oberkiefer sieht man die zwei vorderen Zähne jederseits, im unteren nur den vor- dersten, welcher dem zweiten oben ent- spricht Zwischen dem Nasenbeine 3 und dem :Oberkiefer e zeigt sich die grolse Na- senöffnung. ‚Bei Br. tridactylus sieht man den Zwischenkiefer z, welcher ganz horizon- tal zwischen den beiden Gaumenfortsätzen des Oberkiefers liegt. Hier steht. der vor- derste Zahn gerade vor dem zweiten; bei Br. torguatus aber mehr eingerückt, — Fam. II. Effodientia Scharr- oder Gürtelthiere. Sie bilden ein an Arten und Individuen zahlreiches süd-americanisches Geschlecht, des- sen merkwürdiger mit Panzerfeldern überklei- — 512 — deter Körper mit starken Fülsen zum Graben % ausgerüstet ist. Gen. 283. Das vr Ads Gürtelthier. Die Gürtelthiere, deren allgemeiner brasi- lianischer Name Tat ist, verdienen zwar ei- gentlich nicht die Benennung Dasypus, welche ihnen Linne beilegte, dürfen aber dieselbe wohl behalten, da sie einmal hergebracht ist. Sie gehören zu den originellsten Geschöpfen der neuen Welt und sind zahlreich über den grölsten Theil der: südlichen Hälfte derselben verbreitet, Sie geben daselbst zum Theil’ das gemeinste und schmackhafteste Wildpret, und werden sowohl in offenen, besonders sandigen als in beholzten Gegenden mit Thonboden ge- funden. Ueberall verbergen sich die meisten Arten dieser Thiere in Höhlen, welche’sie in die Erde graben, und man-trifft sie in bewohn- ten Gegenden am Tage selten über der Erde an, ‘in weniger besuchten Gegenden kommt dieser Fall nicht selten vor, man kann delshalb die Tatlıs nicht zu den nächtlichen Thieren zählen. — Sie,scheinen besonders von Würmern, Ma- den, Mollusken, mancherlei Insecten, so wie x von Früchter, Blättern, Wurzeln u. s. w. zu le- ben, und da einige selbst todte thierische Kör- per verzehren, so kann man sie mit allem Rechte Omnivoren nennen. — Ich habe ihre Mägen oft leer, oder mit einem Gemische an- gefüllt gefunden, welches nicht leicht zu ent- räthseln war, doch unterschied man darin Ue- berreste von Insecten und grünen Pflanzenthei- len. — Nach 4zara sollen sie sich auch von Ameisen und Termiten nähren, woran ich gar nicht zweifle, indem der schmale zugespitzte Bau ihrer Zunge, die ein oder ein Paar Zolle aus dem Munde hervortritt, auf eine solche Nahrung zu deuten scheint. — Ueber die Art ihrer Fortpflanzung kann ich mit Bestimmtheit keinen Bescheid geben; denn ich habe kein trächtiges Weibchen erhal- ten, doch sollen sie in ihren Erdhöhlen oder Bauen mehrere Junge zur Welt bringen. — Die Gürtelthiere im Allgemeinen sind über ‚der Erde nicht besonders schnell, ein Hund und selbst ein Mensch kann sie leicht einho- len, sie fangen aber augenblicklich an zu gra- ben, sobald sie Gefahr merken und machen bei dieser Arbeit mit ihren starken Grabeklauen sehr schnelle Fortschritte, so dals sie oft schon mit: dem kalben Körper in der Erde sind, be- I. Band, . 33 vor man sie aus geringer Entfernung erreichen kann. — Ihre Muskelstärke ist sehr grols und wenn sie einmal ein wenig in die Krde ein- gedrungen sind, so hält es sehr schwer, sie wieder herauszuziehen. — Ein Theil von ih- nen erhielt von der Natur die Fähigkeit, bei herannahender Gefahr sich zusammenzuku- geln, diese Arten hat Illiger in ein besonderes Geschlecht, unter der Benennung Tolypeutes vereinigt und sie von den Gürtelthieren, wel- chen diese Fähigkeit mangeli, Dasypus, ge- trennt. — Ich habe von den ersteren keine Art in dem von mir bereisten Striche von Brasilien zu Gesicht bekommen, ob ich gleich wohl von einer kleinen Art derselben, als dort zuweilen vorkommend reden gehört habe. — Azara zeigte zuerst, dals die Zahl der be- weglichen Gürtel kein sicheres Unterscheidungs- zeichen der verschiedenen Arten sey, auch muls ich, meiner Erfahrung zufolge, seine Be- obachtung bestätigen, da ich dieses eben so befunden habe. — Es ist übrigens auch leicht, durch eine Menge von anderen characteristi- schen Zügen diese Thiere hinlänglich von ein. ander zu unterscheiden, ohne gerade die trü- gerische, öfters abändernde Zahl der Gürtei — 515 — zu Hülfe zu nehmen. — Die von Buffon u. a. Schriftstellern gegebenen halben und oberfläch- lichen Beschreibungen nach verstümmelten, zu- sammengetrockneten, ausgestopften Exempla- ren, begleitet von den barbarisch verdrehten Provinzialnamen, welche .die Gürtelthiere in . den Sprachen der brasilianischen Urvölker tra- gen, schaden freilich der wahren Kenntnils die- ser Thiere mehr, als sie Nutzen bringen, — Azara’s Beschreibungen sind in dieser Hin- sicht die einzigen bisjetzt bekannten, welche Werth haben. — Er zählt acht Arten von Gürtelthieren auf, da ich hingegen im östlichen Brasilien nur vier selbst kennen gelernt habe, indessen wohl weils, dals deren mehrere da- selbst vorkommen. Die in den französischen Werken über die Naturgeschichte der Gürtel- thiere vorkommenden sonderbar verdrehten Provinzialbenennungen dieser Geschöpfe sollte man gänzlich verabschieden, so z. B. Encou- bert, Apar, Peba, Tatouay u. s. w.; denn ab: gesehen davon, dals sie gewöhnlich verdreht sind und im Lande selbst ganz verschieden klingen, so gelten sie auch nur auf einem ganz kleinen Raume und werden in verschiedenen Gegenden oft sehr verschiedenen Thierarten beigelegt. — 35 * — 516 — A. Gürtelthiere mit fünf Zehen an allen Füfsen, und einem gepanzerten Schwanze, 1..:,D as, )Gigasa Cuv. Dialsıygirso f,s,er G,ü z.i.e Lucie Tatou: premier ou grand Tatou, Azare etc, Vol, II. pag. 132, Tatoi -agu oder assıı in der Lingoa Geral, Tati-canastra in manchen Gegenden von Brasilien, besonders in Minas und dem Sertong von Bahia, Kuntschung - gipakiü bei den Botocuden, Es ist ein schwieriges Geschäft, die ver- schiedenen Arten der Gürtelthiere aufzuklären, wenn man die bisjetzt in den zahlreichen Wer- ken der Naturforscher gegebenen Beschreibun- gen berücksichtigen will. — Sie sind in der Regel zu mangelhaft und oft völlig ohne An- gabe der Hauptzüge. Marcgrave’s Tati- Peba z. B. scheint, wie auch Herr Preiessor Lich- ienstein in seiner Abhandlung über die Men- zel’schen Gemälde sehr richtig bemerkt, ein junges Thier des hier aufgeführten Taatı-agı oder guassı zu seyn, welches schon die in Pernambuco ihm beigelegte Benennung zeigt. Ich habe dieses Thier nie zu Gesichte be- kommen, erhielt aber in den von mir bereis- ten Gegenden überall Nachricht davon, beson- ders am Mucuri, Alcobaca und Prado, so wie — 8917 — in der Gegend von Caravellas; es lebt also dieses Thier nicht blols in Paraguay, sondern auch über den grölsten Theil von Brasilien verbreitet, ja es ist über die ganze Breite von Süd-America ausgedehnt. In den grolsen in- neren Wäldern des Sertong der Capitania da Bahia und von IMheos haben wir die Höhlen oder Baue gefunden, welche diese Thiere in die Erde graben, besonders unter den Wurzeln alter Bäume, von ihrer Weite konnte man ei- nen Schlufs auf die Grölse des Thieres fällen. Ich fand am Rio Grande de Belmonte unter den Botocuden Sprathröhre, welche sie selbst Kuntschung - kokann (Tatü-Schwanz) nennen, deren Grölse beweist, dals diese Schwanzhäu- te von dem grolsen Gürtelthiere herrühren. — Der grölste dieser Tatlschwänze, welche ich besitze, milst in der Länge 14 Zoll und hat an der Wurzel einen Durchmesser von beinahe 3 Zoll, bei einer Peripherie von, 94 Zoll, auch fehlt die Spitze, welche das Ganze bedeutend verlängert haben würde. — In der Beschreibung meiner Reise ist dieses Instru- ment auf der 14ten Tafel (Fig. 1) abgebildet. Der Schwanz des grofsen Gürtelthiers ist, wie man aus jener Abbildung wahrnehmen kann, geschuppt, d. h. mit kleinen abgerunde- — 518 — ten, grolsentheils aber etwas viereckigen Schup- pen oder Hornschildchen bedeckt, welche nicht in regelmälsigen Ringen, wie am gemei- nen Taılı (Tatou noir Azara), gestellt, son- dern etwa in sich kreuzende Reihen etwas un- regelmälsig vertheilt sind. — An der Wurzel des Schwanzes sind sie sehr abgerundet, in der Mitte desselben aber ist ihre Gestalt mehr vier- eckig, — Div Abbildung, welche sich in der Beschreibung meiner Reise befindet, wird das Gesagte am deutlichsten erläutern. Aus den weiter oben angegebenen Maalsen dieses Schwanzes wird man ersehen, dals dieses Thier eine bedeutende Grölse erreichen müsse, doch kann ich übrigens keine genaue Nachricht da- von geben. — Die Jäger versichern einstim- mig, dals es bei Nacht seine Höhle verlasse, ein menschenscheues starkes Thier sey, wel- ches selten gesehen und erlegt werde, die Grölse eines starken Schweines erreiche und ein ungesundes widerliches Fleisch habe, indem es Aas und mancherlei andere unsaubere Ge- genstände verzehre. — Azara beschreibt den Schwanz seines Ta- tou premier ou grand Tatou auf folgende Art: „Celles (les Ecailles) qui couvrent la queue sont arrondies, un peu plus faibles que dans — 519 — mes Tatous second, quatrieıne et cinquieme ei ne sont pas en anneauz, si ce nest ü la racıne de la queue; parce que dans le reste, elles forment une espece de quadrille, dont les interstices font a leur tour des spirales pour la queue, — Celle-ci est aigue, et a dix pou- ces un quart de circonference ü sa nais- sance.“* Man ersieht aus dieser Beschreibung, dals Azara höchst wahrscheinlich von demselben Thiere redet; denn selbst sein hier angege- benes Maals für die colossale Dicke dieses Schwanzes an seiner Wurzel ist sehr überein- stimmend mit dem von mir angegebenen. Bei dem von mir beschriebenen Schwanzstücke fehlt die äulsere Spitze und der dickere Wur- zeltheil, wo sich nach 4zara mehr regelmälsi- ge Schuppenringe zeigen; es ist übrigens ge- wils, dals die Bildung des Schwanzes als ein wichtiges Kennzeichen bei der Bestimmung der verschiedenen Gürtelthier-Arten angesehen wer- den muls.. — Der von Marcgrave (S. 231) in der Be- schreibung seines Tatx-Peba angegebene Holz- schnitt, stellt übrigens ganz deutlich, wie auch Herr Pioviessor Lichtenstein sehr richtig be- — 20 — merkt, Azara’s Tatou noir (meinen Dasypus longicaudus) vor. — 2.73 22 20 wur Dias: bhons. ti .z.e. Tas Tatou ‚second, Tatou Poyou ou Tatou & main jaune, Azara Vol. U. pag. 142. Dasypus gilvipes, Nlig.. Abbildungen zur Naturgeschichte Brasilien’s. Tait-Peba im Sertong von Bahla, Da ich vermuthe, dals Azara bei der Be- schreibung seines zweiten Tatlı, das von mir hier aufgeführte vor sich hatte, dals er aber ein älteres Thier besals, als das meinige ist, so will ich dasselbe etwas genauer beschreiben. Die Gestalt des Thiers ist plump, dick und gedrungen; Hals sehr kurz, Kopf dick, breit, Ohren und Fülse kurz; der Schwanz ist kürzer als der Körper und gepanzert; sechs bewegliche Gürtel am Oberpanzer, zwischen dessen Schilderreihen weilsliche Borsten ste- hen; im Nacken ein isolirter Querpanzer, der aus neun kleineren Tafeln zusammenge- setzt ist. Beschreibung: Der Kopf ist sehr dick, plump, grols, schweineartig, mit sehr breiter, flacher Stirn und Vorderfläche, nach dem stum- pfen Rüssel hin sich verschmälernd; der Stirn- — 5211 — panzer ist zwischen den Ohren stumpf, beina- he geradlinig abgeschnitten und an den beiden Ecken gegen die Ohren hin etwas abgestutzt, er ist aus vielen Stücken zusammengesetzt, welche grolsentheils unregelmälsig sechseckig und auch unregelmälsig gestellt sind, den obe- ren Stirnrand des Panzers ausgenommen, wel- cher zwischen den Ohren etwa sieben, beina- he viereckige, etwas gefurchte Tafeln zählt; auf der Stirn selbst befinden sich einige sehr kleine Felder zwischen den übrigen; fünf bis sechs Linien hoch über der Nasenspitze hört der Stirnpanzer auf und über dem Auge hat er einen Ausschnitt. Die Ohren stehen etwas seitwärts hinaus wie am Ochsen, sind etwas breit eiförmig und oben stark abgerundet, sie bestehen aus dicker lederartiger Haut und sind chagrinartig mit kleinen Knöpfchen besetzt. — . Das Auge ist klein und länglich gestaltet, wie am Schweine, unter demselben stehen auf der nackten Seitenhaut des Kopfes einige Reihen kleiner Schildchen zu einer Masse von elf Li- nien Länge vereint, und unter diesen eine War- ze mit einem Büschel larger schwarzer Bor- sten; die Nasenkuppe ist abgestumpft wie am Schweine, aber ohne ausgebreiteten hervortre- tenden Rand, die rundlichen Nasenlöcher sind — 522 — nach vorne geöffnet. Die Zunge ist lang, schmal, fleischig und zugespitzt. — Das Gebils ist von Azara beschrieben. — Der Gaumen ist mit erhöhten Querleisten bezeichnet. Im Nacken unmittelbar an der hinteren Gränze der Ohren steht ein zwei Zoll zwei Li- nien breiter und acht Linien langer Panzer, der aus acht viereckigen Tafeln zusammenge- setzt ist, deren äulserste an der linken Seite noch ein kleines Stückchen trägt, welches spä- ter wahrscheinlich die neunte Tafel gebildet haben würde; diese Schildchen sind sämmt- lich in ihrer Mitte mit zwei Längsfurchen be- zeichnet, so wie überhaupt sämmtliche Panzer- stücke des Thiers,. — Der eben genannte Nak- kenpanzer ist rundum von Haut umgeben, wel- che nach den Ohren und der Kehle hinab ein breites, nacktes, ungepanzertes Feld bildet; der Schulterpanzer steht nahe hinter dem Nacken- panzer und ist an den Seiten des Kopfes mit seiner unteren Ecke vor dem Ohre befestiget; sein hinterer Rand ist glatt abgeschnitten, auch der untere Seitenrand ganz und nicht gezähnt; er besteht auf seiner Höhe aus fünf etwas un- regelmälsigen Querreihen von Schildchen, die hintere Randreihe ausgenommen, welche aus fünf und dreilsig grolsentheils regelmälsigen, — 323 — länglichen Vierecken besteht, die an ihrem Vor- dertheile noch eine fünfte kleine Spitze zei- gen, mit welcher sie immer zwischen zwei Schildchen der Vorderreihe eindringen; an den Seiten des Schulterpanzers stehen die Reihen nicht regelmälsig, indem, wie Azara sich aus- drückt, ein Paar der.obern Reihen auseinander weichen, und andere Schilde dazwischen ein- geschoben sind. Alle diese Schildchen sind auf ihrer Mitte durch ein Paar Längsfurchen bezeichnet, von welchen senkrecht auf den Rand wieder andere solcher Furchen laufen, wodurch mehrere undeutliche kleine Rand- schildchen entstehen, Die Schilde der hinte- ren Randreihe haben zwei deutliche regelmä- [sige Längsreifen und an ihrem vorderen, dem Kopfe zugewandten Ende noch ein kleines rund- liches Plättchen. — Auf den Schulter- oder Brustpanzer folgen sechs breite völlig getrenn- te Gürtel, der siebente oder hinterste ist nur an den Seiten getrennt, oben aber mit dem Hüftpanzer verwachsen, daher ich ihn auch zu dem letzteren Theile zähle. — Die bewegli- chen Gürtel sind aus Rectangelstücken zusam- mengesetzt, die zum Theil an der hinteren und vorderen schmalen Seite etwas buchtig irregu- lär gebildet sind; alle haben in ihrer Mitte — 5)4 — zwei Längsfurchen und ein jedes Schildchen ferner am hinteren Ende in der Mitte seines Randes zwei etwa zwölf bis vierzehn Linien lange weilsliche Borstenhaare, die in eben die- ser Vertheilung auch am hinteren Rande des Schulterpanzers gefunden werden. — Der Hüf- tenpanzer ist über dem Schwanze in der Mitte ausgeschnitten, an seinem Rande treten die Schildchen sägenförmig vor; eben so erscheint der Rand der beweglichen Gürtel abwechselnd vortretend oder gezackt. Der Hüftenpanzer besteht aus zelın regelmälsigen Querreihen, von welchen die letzte durch den Schwanzaus- schnitt unterbrochen wird. — Die Schildchen sind länglich, beinahe sechseckig, oder abgerun- det viereckig, blols die Randschuppen deutlich viereckig. — Die ersten beiden Querreihben hinter den Gürteln haben an der Hinterseite eines jeden Schildchens zwei weilsliche lange Borsten, die übrigen Schüppchen aber sämmt- lich nur eine. — Auch am hinteren Rande des Stirnpanzers, so wie am Nacken- und Schul- terpanzer stehen ebenfalls an der Hinterseite der Schildchen zwei gepaarte Borsten, sind aber an diesen Theilen sehr klein und nutzen sich nachund nach immer mehr ab. Die Feldchen des Hüftenpanzers haben in ihrer Mitte ein et- —_— 325 — was längliches, und rund darum her einen Rand von kleinen Plättchen. Der Schwanz hat ein- und zwanzig bis zwei und zwanzig Panzerbin- den; die vier ersteren sind stark, beweglich und haben nur eine Reihe von beinahe vierek- kisen Schildchen; die acht folgenden Querbin- den habe jede zwei Querreihen, deren Schild- chen etwas fünfeckig geformt sind; die fol- genden bis zum Ende des Schwanzes sind we- niger regelmälsig und bestehen aus viereckigen kleinen Schildchen, meistens ebenfalls aus zwei irregulären Querreihen; alle diese Schwanz- schilde haben an ihrem hinteren Ende eine, zwei, oder drei abgenutzte Borsten. — Der Bauch des Thiers ist etwas hängend, am Männchen mit einer elf Linien lang herab- hängenden Ruthe, welche vor dem After steht und etwas zugespitzt ist; Testikel äulserlich nicht sichtbar. — Die vier Beine sind sehr dick und plump, mit fünf Zehen; die drei äu- fseren Zehen der Vorderfülse haben lange Gra- beklauen, die dritte ist die längste, sie tritt ei- nen Zoll lang aus der Haut hervor; nach ihr folgt in der Länge die zweite von aulsen, der Zeigefinger ist kürzer, und die innerste oder der Daumen ist die kürzeste; die beiden inner- sten Zehen haben, wie Azara richtig bemerkt, — 526 — ihre scharfe Grabeschneide nach innen, die drei anderen aber nach aulsen gerichtet, — Die Hinterfüflse treten bis zur Ferse auf, Zehen und Nägel sind hier kleiner als an den Vorder- fülsen; die äulserste steht am weitesten zurück, nach ihr die innerste, dann die zweite von au- fsen, die beiden übrigen sind einander gleich und am längsten. — Die Unterseite des Kopfs, Fülse und Bauch sind mit starker Haut bedeckt, welche mit Querreihen von flachen, glatten, rundlichen Warzen besetzt isı; alle diese War- zen sind an ihrem unteren Rande mit elf Li- nien langen, schwärzlichen Borstenhaaren be- setzt, gewöhnlich vier an jeder Erhöhung. — An der Unterseite des Kopfs sind die Borsten kleiner und seltener, am Bauche sind sie weils- lich; Vorderseite der Vorderbeine nach oben mit Querreihen von gelblichen Hornplättchen besetzt, die Warzen sind hier von der Masse der Panzer; weiter an dem Beine hinab stehen sie vereint und sind vier-, fünf- oder sechsek- kig, eben so ist es auf der Oberseite des Vor- derfulses, hier sind indessen die Schildchen klei. ner und in geringerer Anzahl, — Farbe der Panzer bräunlich-gelb, auf den oberen Theilen graubräunlich - schmutzig, am Rande der Pan- zer mehr rein gelb; untere Theile des Thiers — 527 — ‘ blals bräunlich-gelb, Beine mehr graubraun ; Schwanz und Stirnschild sind mehr abgeschlit- fen, daher mehr gelblich gefärbt. — Ausmessung: Ganze Länge r - . - Ar Länge des Körpers ; . . 130 7m, Länge des Schwanzes . . a Länge des Stirnpanzers “ u. 4 Breite des Stirnpanzers ’ , 2 2 Länge des Schulterpanzers . TE Länge von der Nasenspitze bis zu dem vorderen Augenwinkel . RR N Länge von dem vorderen Augenwin- kel bis zu der vorderen Ohrbasis 1” 6”. Höhe des äufseren Ohres > d EB Der Magen dieses Thiers war häutig, und von länglich nierenförmiger Gestalt. Um die verschiedenen Arten der Gürtel- thiere richtig unterscheiden zu lernen, wird man genöthigt seyn, alle diese Thiere genau zu beschreiben; man wird alsdann besonders die Bildung ihrer einzelnen Schildchen bemer- ken müssen, gerade wie dieses auch bei den Schildkröten nöthig ist, und die Verhältnisse ihrer einzelnen Körpertheile zu einander be- merken. % — 5235 — Das hier beschriebene Thier schien nicht ganz vollkommen ausgewachsen, woher wohl die Abweichungen von 4zara’s Exemplaren entstanden seyn können, welche mich übrigens nicht abhalten, beide Thiere für ein und die- selbe Species anzusehen. — Azara thut nicht wohl, wie es mir scheint, die Gürtelthiere nach der Farbe zu benennen; denn diese gleicht sich bei allen diesen Thieren mehr oder weniger, und der gelbe Fuls ist gewifls kein Hauptkenn- zeichen, daher scheint mir auch die Benen- nennung gilvipes nicht recht wohl gewählt, — Wir fanden diese Art in den grolsen Cam- pos Gera&s und ‚den angränzenden Gegenden des Sertong, sie lebt auch in Minas: Geraös und wenn sie, wie ich bestimmt glaube, 4za- ra’s zweites Tatu ist, auch in Paraguay, scheint also über die ganze Breite von Süd-America ausgedehnt zu seyn. — Ich erhielt nur ein Individuum dieser Species, welches ziemlich schnell war und wie diese Thiere überhaupt, am Tage umheiging, zufällig in den niederen Gebüschen einem mei- ner Jäger begegnete und von diesem geschos- sen wurde. — Sein Magen enthielt Ueberre- ste von Käfern und grünen Blättern. — Der — 529 — Geruch des Thiers war unangenehm sülslich, daher wird es im östlichen Brasilien selten ge- B. Gürtelthiere mit fünf Zehen an allen Fü/sen, und einem beinahe völlig nackten, d, h, unge- panzerten Schwanze, 5 D. gymnurus, lllig. Das Gürtelthier mit nacktem Schwanze. Tatou troisieme ou Tatou Tatouay, Azara Essais etc. Vol. II. pag, 155. Abbildungen zur Naturgeschichte Brasilien’s. Tatu de rabo molle, auch TatX-Chima im östlichen Brasilien. Azara hat ein grolses Thier dieser Art beschrieben, meine Exemplare waren klei- ner. — Mit seinem plumpen, ungeschickten Körper gleicht dieses Tatü dem Rhinoceros im Kleinen, — Der Kopf ist kurz, breit und plump, die Augen klein, die Nase stumpf, die Ohren sind breit, etwas rundlich, schlotternd und chagrinartig gekörnt. — Die Zunge ist länglich zugespitzt, fleischig und kann einen Zoll lang aus dem Munde treten. Stirn und Vorderkopf sind mit grolsen sechseckigen ir- regulären Tafeln belegt; unter dem Auge sind IT. Band. ‚34 — 5590 — keine Panzerstücke; im Nacken stehen drei be- wegliche Querbinden von Schilden, wovon die hintere etwas weniger getrennt vom Rücken- panzer ist, als die vorderen. — Der Bauch ist mit Reihen von runden Hornwärzchen be- setzt, welche eine gewisse Anzahl von Borsten tragen. — An den Schildchen der Panzer ste- hen am Hinterrande zwei weilsliche Borsten; sie sind stets einzeln so in die Ecken gerückt, dals sie dicht neben der einen Borste des fol- genden Schildchens zu stehen kommen, und auf diese Art überall zwei dicht beisammen- stehende Borsten zum Vorschein kommen; der Gürtel sind dreizehn an der Zahl; die Nägel der Vorderfülse sind besonders grols, der läng- ste mals an dem einen meiner Exemplare ei- nen Zoll acht Linien in der Länge; der Schwanz ist mit einer nackten, runzlichen, rauhen, harten Haut bedeckt und nur unter der Spitze mit rundlichen, gelblichen Schild- chen belegt, welche am hinteren Rande mit ei- ner weilslichen Borste versehen sind, sie glei- chen denen des Bauches, — . Die Ruthe des Männchens hing bei meinen Exemplaren fünf Linien lang herab; die Testikel sind verbor- gen. — — 551 — ‘Die Farbe des Thiers ist ein blasses Grau- bräunlich, alle Panzerstücke sind gelblich - weils ‚ gefärbt. — Dieses Tatüı ist ein häfsliches, lang- sames, aber äulserst stark grabendes Thier, welches an der Ostküste nie gegessen wird, da es einen unangenehmen Geruch hat. Es frilst Aas und soll selbst Leichen ausgraben, wird übrigens im Inneren wie an der Küste gefun- den und ist daher wahrscheinlich über den grölsten Theil von Südamerika. verbreitet. Schreber’s Tafel LXXV. hat einige Aehn- lichkeit mit diesem Thiere, doch ist sie sehr unrichtig, wenn sie auf diese Species bezogen werden muls.. — C. Gürtelthiere mit vier Zehen an den Vorder- und Jünf an den Hinterfü/sen, dabei mit gepanzertem Schwanze. 4. D. longicaudus. Das’ eemiernelich re uhi eh Tatu - te, Marcgr. p, 231. Dasypus novemeinctus, Linn. Tatou cinguieme ou Tatou noir, Azara Essais etc, Vol. II, pag. 175. Abbildungen zur Naturgeschichte Brasilien’s, Tatu-Peba am Parahyba do Sul, Tatü-verdadeiro an der Ostküste und im Sertong von Bahia. / 34 * — 532 — Diese Art ist in den von mir bereisten Gegenden die gemeinste, auch hat sie in jeder Hinsicht die empfehlendsten Eigenschaften ; denn sie verbindet mit einer schlanken zierli- chen Gestalt ein sehr schmackhaftes angeneh- mes Fleischh Das gemeine Tatlı ist hinläng- lich bekannt und beschrieben, ich werde da- her nur noch einige wenige Bemerkungen hin- zufügen. — Ich habe die Anzahl der Gürtel bei diesen Thieren abwechselnd gefunden, oft hatten sie deren neun, zuweilen zehn, und ein ganz be- sonders grolses Thier zeigte nur acht Gürtel, — Das sicherste Kennzeichen giebt der Schwanz, der unter den acht von Azara beschriebenen Arten der Gürtelthiere an dieser bei weitem am längsten ist, da er nur zwei Zoll weniger milst, als der Körper, — Die Farbe ist, wie Azara richtig bemerkt, ‘mehr schwärzlich als an den übrigen Arten, allein an vielen Stellen vom Einkriechen in die Erde weilslich abgeschliffen. — Die Zun- ge ist lang und schmal, da der Bau des Un. terkiefers keine andere Gestalt zulälst, sie lälst sich zwei Zoll lang aus dem Munde hervorzie- hen. — — 555 — Die Leber ist in vier ganzrandige Lappen getheilt, der Magen ein grolser,. häutiger, nach dem Darmende verdünnter und gekrümmter Sack. Marcgrave giebt $, 231 einen Holzschnitt von diesem Tatu und auch: Schreber. hat. es Tab. LXXIV. schlecht EEE doch ist es nicht zu verkennen. — | Dieses Thier scheint über ganz Südameri: ca verbreitet zu seyn; denn es lebt in Guiana, Brasilien und Paraguay, sowohl in zusammen- hängenden Wäldern, als in offenen Heiden oder Campos und besonders gern in sandigem Bo- den. — In manchen Gegenden sind diese Thie- re: äulserst zahlreich; ihre , Höhlen: oder Baue findet der Jäger leicht, auch ist die: Spur des Thieres im Sande leicht zu erkennen, indem es mit dem Schwanze eine kleine Rinne zieht. — Ihre Nahrung besteht in vegetabilischen und animalischen Substanzen, : doch soll diese Art nichts Faulendes verzehren, welshalb man ihr weilses fettes Fleisch allgemein liebt. Man;bra- tet oder röstet es in dem Panzer des Thiers selbst, nachdem es zerstückt worden ist, auch ist es alsdann wirklich sehr wohlschmeckend. — Ueber die Zahl ihrer Jungen habe ich kei- ne Erfahrungen gemacht, sie werfen dieselben — 554 — in ihren Erdhöhlen. — Die jungen Thierchen sind allerliebst, ‚ihre Farbe ist mehr weilslich als die‘ der alten. Diese ‚Gürtelthiere sind ziemlich schnell, doch kann sie ein Mensch im freien Felde einholen, ist aber Gebüsch in der Nähe, so verliert man sie leicht, wenn man keinen ‘Hund. 'hat; denn sie graben sich zü schnell in die Erde ein, eine F ertigkeit, worin indessen "die beiden vorher: erwähnten Arten, wegen. der Grölse ihrer Klauen noch gewand- ter sind. Die vier von’ mir hier erwähnten Specien haben nicht das Vermögen sich zusam- menzukugeln, können sie daher gar nicht mehr ausweichen, so fangen sie an mit grolser Schnel- ligkeit zu’ graben,’ oder drücken sich etwas zu- sammengezogen unter ‘einen dichten Strauch nieder, — l Um das gemeine Tatlı zu fangen, sucht man zum Theil seine Baue (Höhlen) auf, und gräbt es aus, auch fängt man es häufig in den Schlagfallen oder Mundeos. — In den Wäl- dern am Mucuri erhielten wir auf diese Art in drei Wochen dreilsig Gürtelthiere von: die- ser Art, welche sämmtlich der Mannschaft zur Speise dienten. — Oft fanden wir diese Thie- re unter den schweren Schlagbäumen nach zehn bis zwölf Stunden noch lebend, indem der Sei- — 555 — tenpanzer\,das Gewicht, des Faällholzes ‚etwas bricht, ja. man hat selbst Beispiele, dals sich diese Thiere unter dem Schlagbaume herausge- uber haben. — "Man kann diese Gürtelihiere leicht lebend erhalten, auch hat man in Europa schon man- che von ihnen gesehen, sie müssen jedoch in sehr feste Behältnisse gebracht werden, damit sie sich nicht durchgraben; ich besals mehre- re dieser Thiere, ‚die mir auf eine solche Art entkamen. — ‚Eine Stimme habe ich nie von ihnen gehört, auch haben sie als Hausthiere keine andere empfehlende’Eigenschäften, als ihre sonderbare Gestalt. — Anmerkung. Es giebt aulser den hier auf- gezählten Gürtelthieren noch mehrere Arten im östlichen Brasilien, u. a. eine kleine, sich zusammenrollende, Tatıl-Bola genannt, wahr- scheinlich Azara’s Tatou-Mataco, und eine an- dere sehr kleine Art, welche die Jäger unter der Benennung Tatui kennen; jedoch der das Land flüchtig durcheilende Reisende findet nicht Gelegenheit, alle diese Gegenstände zu erschö- pien. — 5356 — Orn VL, Edenrtata Zahnlose Säugethiere, Höchst merkwürdige, meist völlig zahnlo- se Geschöpfe, deren in der alten und neuen Welt vorkommen. Sie sind den warmen Län- dern unserer Erde eigen, und Südamerika zählt ein Geschlecht von ihnen, — Gen. 83. Myrmecophaga. Ameisenbär oder Ameisenfresser. Das Geschlecht der Ameisenfresser ist wohl die seltsamste und originellste Säugthierbildung, welche die neue Welt, und zwar der südliche Theil dieses Continents, ausschlielslich hervor- bringt; in den andern Welttheilen giebt es wohl ähnliche, aber keinesweges eben so ge- bildete Geschöpfe. — Auch diese Thiere sind wieder gänzlich der Localität auf eine bewundernswürdige Art angepalst, Ihr starker Greifschwanz, verbun- den mit den grolsen hakenförmigen Klauen und der überaus merkwürdigen, wuimartigen, lang ausdehnbaren, klebrigen Zunge, eignen diese an sich hülflosen Thiere ganz vorzüglich für die Vertilgung der unendlich zahlreichen — 537 — Termiten und Ameisen in jenen grolsen, aus- gedehnten, aber von Menschen noch nicht be- herrschten Wäldern; denn sobald der Mensch sein Reich dorthin auszudehnen beginnt, so- bald jene Urwaldstämme vom Schlage der Axt fallen, verschwindet immer mehr von der Erde das hülflose Thiergeschlecht, von welchem hier die Rede ist. — Die höchst abweichende Organisation der Ameisenbären ist bekannt, — Ihr Mund ist gänzlich von Zähnen entblölst, sie schlürfen ihre Nahrung ein; denn der Unterkiefer be- steht blols aus zwei langen, schmalen, gänzlich kraftlosen Knochenplatten, ist also gar nicht zum Kauen geeignet, und der Mund ist so N klein, dals ihn das Thier nur höchst wenig öfl- nen kann, Drei oder vier Arten sind bisjetzt den Na- turforschern bekannt; zwei davon habe ich in Brasilien gefunden; die eine lebt auf Bäumen und hat einen Greifschwanz, die andere, grölse- re bewohnt den Boden und trägt einen schlaf- fen Schwanz. 1. M. iubata, Linn, Der gsrofse Ameisenfresser. Tamandua-guacu, Marcgr. pag. 225, mit. einem ziem- lich deutlichen Holzschnitte, Gnouroumi ou Yogoui, Azara Essais)etec., Vol. I.P. 8% Tamandua Cavallo oder Tamandua Bandeira bei ‚den Portugiesen in Brasilien. r Tamandua- guagu oder Tamandud-acu in der Lingoa Geral. Kuiann-gipakiü bei den Botocuden. Potoignang bei den Maconis, ı " Perd'bei den Cäniacans. | Azara Eat dieses merkwürdige Thier weit- läuftig beschrieben und ich kann seine, Nach- richten über die Lebensart desselben ‚nicht an- ders als bestätigen. — In den bewohnten Ge- genden des östlichen Brasilien’s ist dieses harm- lose Geschöpf jetzt völlig ausgerottet, in den grolsen Wäldern lebt es jedoch noch und ist überall nicht gar selten, wird aber besonders häufig, in den grolsen inneren Campos Geraös, oder den höheren, waldlosen Gegenden des In- neren angetroffen, wo es auf die Eröffnung der unzähligen Termitengebäude angewiesen ist, von deren Bewohnern es sich ernährt. Es besteigt nie, die Bäume, sondern lebt blols an der Erde. Wenn die Einwohner in jenen inneren offenen Gegenden der Capitanias von Bahia, Pernam- buco, Goyaz und Minas Geraös Abends am Saume der Gebüsche umherschleichen, so er- blicken sie nicht selten diese Thiere und er- schlagen 'sie leicht mit einem Stocke, Sie er- . — 559 — reichen daselbst eine bedeutende 'Grölse, ich habe colossale Felle dieser Art gesehen, wel- che ohne den Schwanz an fünf Fuls in der Länge hielten. — Neger: und Indier essen den srolsen Tamandua, die Portugiesen aber nicht, und obgleich: diese Thiere für die: Vertilgung der Ameisen von grolsem Nutzen: sind, so wei- den sie von den Bewohnern. des Landes den- noch getödtet, so oft sie ihnen begegnen: —: Das: Fell wird zuweilen gebraucht. — Ich selbst ‘habe nie das Glück gehabt, ein solches Thier® im vollkommenen Zustande zu erhal- ten, dagegen haben wir Skelette und Felle ge- funden. — ‚2. M. tetradactyla, Lim. Der mittlere Ameisenfresser. Tamandua-i, Marcgr. pag, 225. Cagouare, Azara Essais etc. Vol. I, p. 103, Abbildungen zur Naturgeschichte Brasilien’s. Tamandua-collete an der Ostküste von Brasilien süd- lich von Pernambuco, Tamandua-miri in der Lingoa Geral, Kuiann-kudgi botocudisch, Fedard bei den Camacans. Azara beschreibt dieses Thier gerade wie ich dasselbe in Brasilien beobachtet habe, — Er giebt einige. Abänderungen in der Farbe an, — die mir nicht vorgekommen sind; ich kann dels- halb nicht bestimmen, ob diese letzteren wirk- lich nur Abarten oder ob sie vielleicht verschie- dene Species bilden, welches ich indessen sehr bezweifle — Alle mir vorgekommenen Indi- viduen dieser Art trugen in der Hauptsache einerlei Zeichnung, den schwarzen Hinterkör- per, hellgelben'Kopf, Hals und Vorderrücken mit einem schwarzen Streifen über die Schul- tern;-und dieses Vorhandenseyn eines abgesetz- ten Schulterstreifen kommt: bei beiden hier erwähnten Arten der: Ameisenfresser vor. — Wenn gleich Azara eine gute Beschreibung des mittleren Ameisenfressers gegeben hat, so will ich dennoch der Vollständigkeit halben ein männliches in den Wäldern des Mucuri erhaltenes Thier dieser Art beschreiben. — Diese Species unterscheidet sich von der vorhergehenden auf den ersten ‘Anblick durch die weit geringere Grölse, das kürzere Haar, die Farbe, die längeren Ohren, und den glatten Rollschwanz. — Beschreibung: Der Kopf ist länglich, wal- zenförmig, dabei sanft gekrümmt und nach dem Munde hin sich verdünnend. — Ober- lippe etwas länger als die untere, der Mund sehr klein. — Die Nasenlöcher sind nach den — 541 — Seiten geöffnet, sie bilden schräge längliche Ritzen. — Das Auge ist klein und schwarz; der Rand des Augenliedes ist nackt; das Ohr ist länglich, oben abgerundet, beinahe nackt, nur mit wenigen Haaren dünne besetzt, nach den Seiten horizontal hinausstehend und unge- fähr in der Mitte der Kopfhöhe befestiget, Die Zunge ist walzenförmig, glatt, AJei- schig, rund, allmälig in eine stumpfe Spitze auslaufend und zieht sich acht Zoll elf Linien weit aus dem Munde hervor. Der Hals ist kurz und so dick als der Kopf in der Ohrge- gend; der Leib ist dick, die Beine plump, stark, sehr dick und muskulös; Vorderfuls mit vier Zehen; der zweite Nagel von aulsen ist sehr grols, einen Zoll neun und eine halbe Linie lang, zum Scharren und Klettern eingerichtet, wie am Faulthier gebildet, gekrümmt und zu- gespitzt; die äulsere Zehe ist kurz, der Nagel nur sieben Linien lang, die dritte eben so, aber der Nagel etwas über neun Linien lang; die innerste Zehe ist klein und der Nagel nur drei Linien lang; der Ballen: des Fulses ist dick, weich, mit einer lederartigen Chagrinhaut ‚bedeckt. — Der Hinterfufs hat fünf Zehen; ‚die innerste ist am kürzesten, der Nagel milst sechs Linien; die zweite ist länger, der Nagel DR sechs und zwei Drittheil Linien lang; die drit- te und vierte Zehe sind einander ungefähr gleich, die fünfte so lang als die zweite. — Der Schwanz ist am Leibe stark, er hält da- selbst zwei Zoll im Durchmesser, wird allmä- lig dünner und endet mit einer etwa vier Li- nien dicken, abgerundeten Spitze, er ist grei- fend, fast seiner ganzen Länge nach nackt, mit geschuppter Haut bedeckt und nur mit ein- zelnen steifen Borsten ziemlich dünne be- SELZE. Die Geschlechtstheile liegen nahe vor dem After; man bemerkt einen nach vorn geneig- ten, kegelförmigen Sack, auf dessen Spitze die Oeffnung sich zeigt, aus welcher die Ruthe hervortritt; die Testikel liegen im Leibe ver- borgen; der genannte Beutel ist nackt, nur mit einzelnen Borsten dünne besetzt. — An der Brust befinden sich zwei Zitzen. — Das Haar des ganzen Thieres ist etwas borstenartig hart, darunter befindet sich eine harte Wolle; an der hinteren Hälfte des Kör- pers ist es lang, an manchen Individuen selbst bis auf die Mitte des Schwanzes, doch ist des- sen Unterseite immer kurz behaart. — An manchen dieser Thiere hat das Haar über der Schwanzwurzel eine Länge von drei und einem — 5435 — halben Zoll, auf der Oberseite des Schwanzes selbst von drei Zoll, nimmt aber nach der Spi- tze hin allmälig an Länge ab, so dafs diese an ihrer Oberseite nur einen Streif von etwa zehn Linien langen. Borsten zeigt. — Bei anderen, wahrscheinlich älteren Thieren, fand- ich alle diese Theile nur kurz behaart, wozu indessen auch die ‘warme Jahrszeit beigetragen haben mag. — Ueber den Schulterblättern befindet sich ein Haarwirbel, die Haarscheide; denn von hier an liegen sie vorwärts bis nach dem Scheitel, die des Körpers aber sämmtlich rück- wärts. — Nase und Lippen sind nackt und schwärz- lich gefärbt; die Schnautze von den Augen an vorwärts ist dünn mit weilslichen Borsten be- setzt; Stirn und oberer Nasenrücken bis zur Nasenkuppe sind länger und dichter gelblich- weils behaart. — Oberkopf, Hals, Vorderbei- ne und Vorderrücken sind hellgelb, und diese Zeichnung verschmälert sich spitzzulaufend all- ‚mälig in einen schmalen Streifen, der über die Schulterblätter und den Rücken läuft und über den Hüften endiget; die Hinterbeine sind von unten auf bis zum Knie hell gelblich, oder schmutzig gelblich-weils; die Hinterschenkel, Schwanzwurzel vier bis fünf Zoll lang und der — 54 — ganze Rumpf sind glänzend schwarz, mit lan- gen, starken, harten Haaren; von dieser Farbe läuft auf jeder Seite über das Schulterblatt ein Streifen, etwa anderthalb bis zwei Zoll breit bis gegen den Hals vor. — Unterhals, Brust, Vorderfülse und Oberarme bis etwa zu der zweiten Rippe haben wieder die blals gelb- liche Farbe. — Der Schwanz ist in seiner Mitte weilslich, die Spitze dunkel aschgrau ge- färbt; einige Flecke von dieser letzteren Farbe bezeichnen den weilslichen Theil. — Die Klauen sind schwärzlich-hornbraun, — Ich habe unter diesen Thieren in der Zeichnung keine bedeutende Abweichung ge- funden, doch muls ich bemerken, dals ich nicht viele von ihnen gesehen habe. — Die Alten haben mit ihrem netten schwarzen und hell. gelben Felle ein hübsches Ansehen, an jünge- ren Thieren habe ich die hellgelb gefärbten Theile mehr in’s schmutzig Röthliche fallend gefunden, welches auch Azara bemerkt, übri- gens aber scheint die Vertheilung der Farben immer dieselbe zu seyn. — Ausmessung dieses männlichen Thieres : Ganze Länge h ; ? 2 guy, Länge des Körpers : ; R a1 11, — 5145 — Länge.des Schwanzes , ; a a Länge von der Nase bis zu dem vor- deren Augenwinkel Ye zu ga, Länge: von dem. vorderen Augenwin- kel bis zu der vorderen Ohrbasis 1” 10, Höhe des äulseren Ohres r s A IE Länge des Halses vom hinteren Ohr- rande an gemessen , . . 14 108%, Breite des Vorderbeins unter der | Schulter . ü L e er Länge der nackten Sohle des Vorder- " fulses mit dem Ballen gemessen 2 92, Länge der Hintersohle etwa ; 2, guN, Innere Theile: Die Zunge theilt sich im Anfange des Halses in ihre langen Schenkel, die, wie Herr v. Humboldt bemerkt, am Brust» bein und den Rippen, nahe über dem Magen entspringen und daselbst befestiget sind. — Diese. beiden ‚Schenkel sind muskulöse hohle Gänge. Merkwürdig ist das aus ein paar Ge- lenken bestehende Zungenbein, welches an dem höchst einfachen, aus vier knochigten, mit Haut verbundenen, beweglichen und gleich Schuppen über einander liegenden Stücken be- stehenden Zarynx befestiget ist, — Jeder Lungenflügel ist in drei Lappen getheilt; der Magen ist ein dünner, eiförmig häutiger Sack Il. Band, . 53 —_— 546 — Der Darmcanal vom Magen abwärts milst et- wa zehn Fuls drei Zoll in der Länge; das rec- tum ist von aulsen mit Längsfurchen und Strei- fen bezeichnet; da wo dieser Darm beginnt ‚oder die Reifen sich zeigen, befindet sich eine sackföürmige Erweiterung des color. — Die Leber war mit vielen weilslichen Flecken und Oeffnungen bedeckt, wahrscheinlich krankhaft. Zwei grolse, dunkel violette bohnenförmige Nieren von der Grölse eines Taubeneies. Zwei starke Testikel im Leibe; die Ruthe ist ein rundlicher, käutiger, weicher Körper, sie tritt aus dem weiter oben beschriebenen äulserli- chen, häutigen Beutel hervor. — Die Herren Quoy und Gaimard geben in ihren zoologi- schen Bemerkungen der Reise um die Welt (S. 22 in der Note) einige Notizen über die Anatomie dieses Ameisenfressers. Auch sie ha- ben den Magen mit Ameisen angefüllt gefun- den. Sie nennen das colon gestreift, einen Bau, den ich nur an dem letzten Theile des Darmcanals bis zum After wahrnahm. — Dieses sonderbare Thier lebt überall in Brasilien, in einsamen bewaldeten Gegenden und unterscheidet sich von der vorhergehenden Art besonders dadurch, dals es die Bäume ge- schickt besteigt; man findet es jedoch auch in — 41 — den Gebüschen und wir haben selbst ein sol- ches Thier am Seestrande nahe bei einer be: wohnten Gegend getödtet, wohin es vielleicht gekommen war, um Wasser zu suchen, — Sein Hauptaufenthalt ist in hohen geschlossenen Ur- wäldern, wo es langsam die Bäume besteigt. — In seinem Magen fand ich nur Termiten, Ameisen und deren Puppen, die es mit seiner merkwürdigen Zunge aufzunehmen weils, viel- leicht frilst es auch Honig? Es ist ein träges stupides Thier, von dem man keine Stimme hören soll. Das Weibchen wirft ein Junges, welches es, wie man mir versicherte, überall auf dem Rücken mit umher trägt. — Diese Thiere ha- ben einen sehr starken eigenthümlichen Ge- ruch; dennoch alsen unsere Neger und Indier diejenigen, die wir in den Wäldern des Mucu- ri in den Schlagfallen gefangen. — Die Bo- tocuden essen ebenfalls dieses Fleisch, so wie uns dieses Herr v. Humboldt für das spanische America bestätiget. Die portugiesisch- brasilia- nischen Jäger machen aus der starken Haut Regenkappen für ihre Gewehrschlösser. Koster erwähnt in seiner Reise nach Bra- silien ($. 313 der englischen Ausgabe) /einer kleinen Art der Ameisenfresser, sechs Zoll lang, 35 * —_ 548 — Schwanz zwölf Zoll, mit sanftem Haare, ohne Zweifel ein junges Thier; denn die beiden in Brasilien bisjetzt bekannten Arten haben im er- wachsenen Zustande ein hartes Haar. — Der Engländer J. Luccock verwechselt in seiner Reisebeschreibung (deutsche Uebers. B. T. S$, 360) den Tamandua mit dem Armadil oder Tatı. z- Or». VII. Multungule. N.3 8:d bh. 22 Se m; Die neue Welt ist viel ärmer in dieser Ordnung, als die alte; denn America zählt nur wenige Geschlechter dieser Thiere, da hinge- gegen in Indien und Africa die colossalesten, seltsamsten Gebilde der Natur in diese Ord- nung gehören. — Fam DD N abs wir. Langnasigte Vielhufer, Diese von Illiger aufgestellte Familie ent- hielt blols Thiere der neuen Welt, bis man jetzt — 549 — auch in Indien eine hierher gehörige Species entdeckte. — Bisjetzt gehört nur ein Ge- schlecht hieher, — > GEN, DENT DITIPEENTS a a Man kannte, wie eben gesagt, bis auf un- sere neueste Zeit nur eine noch lebende Spe- cies des Geschlechts Tapirus, welche ganz Süd-America bewohnt, und daselbst das grölste Landthier ist; reisende Naturforscher haben uns aber jetzt mit dem Maiba, einer neuen in Sumatra entdeckten Art dieses Geschlechts be- kannt gemacht, wodurch dasselbe nun der al- ten und neuen Welt zugleich angehört. — „ 2, 'amertcänus, : Inn, Dex Tapın. Tapiirete, Marcgr. p. 229, Mborebi, Azara Essais etc. Vol, I. p, 1, Tapürete in der Lingoa Geral, Anta portugiesisch. Hochmereng botocudisch. Tschad bei den Maschacaris. Amachy (ch deutsch mit der Zungenspitze) bei den Pataschös. Amajö bei den Malalis. Tia bei den Maconi’s. Herä bei den Gamacans *), *) Herr v. Humboldt giebt in dem zweiten Theile seiner Voy, au nouv. cont. (pag. 371) die Namen des Tapir aus — 550 — Der Tapir, jenes längst bekannte und be- schriebene Thier, ist über den grölsten Theil von Süd-America verbreitet. An der Ostküste ist er häufig und ein gemeines Wildpret, in jenen weiten, flulsreichen Wäldern, wo der Mensch noch nicht zahlreich sich ausgebreitet hat. Wenn man dort am frühen Morgen oder am Abend leise und ohne Geräusch die Flüsse beschilft, so bekommt man häufig diese Thiere zu sehen, wie sie sich baden, um sich zu küh- len, oder vor den Stechfliegen zu sichern, — Wirklich weils kein Thier sich besser gegen diese lästigen Gäste zu schützen, als der Ta- pir; denn eine jede Schlammpfütze, ein jeder Bach oder Teich wird von ihm aus dieser Ur- sache aufgesucht und benutzt, daher findet man auch oft seine Haut mit Erde und Schlamm bedeckt, wenn er erlegt wird. — Es ist auf- fallend, wenn ein neuerer Keisender sagt, dals der Tapir nur selten und zwar blols auf der Flucht in’s Wasser gehe; denn diese Aeulse- zung zeigt, dals sie aus einer mit der Natur einigen Sprachen des spanischen America; so heilst er’z, B. bei den Spaniern Danta; tamanackisch: Uariari; may- purisch: Kiema; in der Mbaya-Sprache :_Apolicanagi - gua- sa; in der Moxo-Sprache (an den Ufern des Mamore) : Samo; in der Chiquito-Sprache: Oguitopaguis etc, — 551 — tur dieses Thieres völlig unbekannten Quelle flols, — Wie in der Gestalt, so hat auch der Ta- pir vieles in seinen Manieren mit den Schwei- nen gemein. Sein Körper ist plump und schwer, er geht mit etwas gewölbtem Rücken und ziem- lich horizontal vorgestrecktem Kopfe, einzeln oder paarweise und folgt auf diese Weise sei- nen durch die Dickung der hohen alten Wäl- der schon gebahnten Pfädchen, die man recht wohl erkennt, so wie auch unser europäisches Rothwildpret gewöhnlich solche Pfade einzu- halten pflegt, welche der deutsche Jäger Wech- sel nennt. Auf eine kurze Entfernung ist der Tapir ziemlich flüchtig, doch kann er einem raschen Hunde nicht entgehen, und pllegt sich vor diesem bald zu stellen. — Begegnet man ° zufällig einem solchen Thiere im Walde, so pllegt es heftig zu erschrecken und schnell mit grolsem Geräusche durch die dichteste Ver- flechtung des Waldes zu entfliehen. — In be- wohnteren Gegenden, d, h. da, wo die Pflan- zungen der Bewohner an den Aufenthalt die- ser Thiere gränzen, sieht man sie nicht beı Tage, in ruhigen einsamen Gegenden aber, be- sonders in den inneren grolsen Urwäldern ha- ben wir sie zu allen Zeiten des Tages gese- — 552 — hen, doch ruhen sie während der Mittagshitze aus. — ' Ihre Nahrung besteht in Vegetabilien, welshalb sie den Pllanzungen, besonders dem Zuckerrohre grolsen Schaden zufügen. — Ge- wöhnlich brechen in solchen Fällen mehrere dieser Thiere aus ihrem Schlupfwinkel hervor, wenigstens eine Familie vereint; denn das Jun- ge, welches anfänglich wie unser wildes Schwein gelblich gestreift ist, folgt der Mutter lange nach. — Sie pflegt es bei herannahender Ge- fahr zu vertheidigen, so lange dasselbe noch jung ist, wie mir die brasilianischen Jäger ver- sicherten, und in solchen Fällen werden diese harmlosen Thiere oft so zornig und kühn, dals sie den Feind mit ihren Zähnen fassen und ihn tüchtig herumzerren, indem sie den Fuls auf- zusetzen suchen, um besser reilsen zu kön- nen. — Angeschossen pflegen sie die verfol- genden Hunde oft auf diese Art zurück zu schlagen, wenn diese nicht sehr brav sind. — Ich habe einen bei einer solchen Gelegenheit von einem Tapir schwer verwundeten Knaben vom Stamme der Maschacaris gesehen, dessen eines Schulterblatt und die ganze Seite von dem zornigen Thiere aufgerissen worden war. — Die Jagd des Tapir wird von den Brasilia- nern auf eine unzweckmälsige Art betrieben, — — 5535 — Um ein so schweres grolses Thier *) zu erle- gen, bedienen sie sich nicht der Kugeln, son- dern schielsen es mit Schrot, gewöhnlich wenn sie es schwimmend in den Flüssen am frühen Morgen oder gegen Abend überraschen. — Der Tapir sucht gewöhnlich durch dieses Hülfs- mittel seinen Verfolgern zu entgehen, da ihm das Schwimmen sehr leicht ist; allein die Bra- silianer pflegen mit ihren Canoen äulserst schnell heran zu rudern und das Thier einzu- schlielsen. — Dieses taucht alsdann sehr ge- schickt und häufig unter, selbst oft unter den Canoen hindurch, bleibt lange unter Wasser und kommt nur zuweilen mit dem Kopfe an die Oberfläche um Luft zu schöpfen, wo als- denn sogleich alle Röhre nach diesem Theile zielen, und besonders die Ohrgegend zu fassen suchen. Oft erhält ein Tapir auf diese Art zwölf bis zwanzig Schüsse, bevor er getödtet wird und häufig entkommt er dennoch, wenn nicht ein Jagdhund bei der Hand ist. — Mit einer Kugel würde man das ermüdete Thier in geringer Entfernung sehr sicher erlegen kön- nen, allein die Brasilianer bedienen sich nie *) Ein gro/ser Tapir, welchen ich mals, hielt in der Länge sechs Fuls einen Zoll, wovon der nackte, dicke Schwanz- kegel vier Zoll eine Linie wegnahm. — 554 — der Kugeln, damit sie im vorkommenden Falle mit ihren groben schweren Schroten sowohl einen Tapir als eine Jacutinga oder Jacupemba (Penelope leucoptera und Penelope Marail) erlegen können. — Die Wilden pflegen gewöhnlich diese Thie- re zu beschleichen, doch umstellen sie sie zu- weilen förmlich und treiben sie den Schützen zu, wenn ihr Aufenthalt erspäht worden ist, wozu ihre genaue Kenntnils der Spur (Fährte) ihnen behülflich ist. — Der Nutzen, welchen die Bewohner je- ner Länder von dem Tapir ziehen, besteht in der Benutzung des Fleisches, welches etwa dem Rindfleische zu vergleichen ist und von allen ‚Bewohnern der Ostküste gegessen wird, auch sollen diese Thiere innerlich und äulserlich viel weilses Fett oder Speck ansetzen, wonach. die Wilden besonders lecker sind. Diese letz- teren benutzen alle Theile des Thiers, selbst die schon übelriechenden Fülse fand ich in ih- ren Hütten und auch die Haut wird von ih- nen gebraten und verzehrt. — Die Camacans machen ihre musikalischen Instrumente aus den Hufen des Tapirs, welche ihnen beim Tanze den Tact angeben, und aus der dicken harten Haut bereiten die Brasilianer Peitschen, sie ist — 555 — leichter zu gerben, wenn das Thier mager ge- wesen ist, — Gezähmt wird der Tapir sehr zutraulich, besonders so lange er jung ist, und begleitet alsdann seinen Herrn in den Wald, folgt ihm überall, ja wenn er ihn einige Augenblicke ver- milst, so wird er unruhig und sucht ihn über- all, eine Sache, welche 4zara unrichtiger Wei- se abläugnet. — Nach ihm scheint der Tapir in Paraguay nicht besonders häufig zu seyn, in Brasilien hingegen ist er nichts weniger als selten und in den Gegenden des Mucuri habe ich gewöhnlich bei meinen Jagdschitffahrten auf den Flüssen und Landseen, wenn wir frü- he ausfuhren, von diesen Thieren zu sehen be- kommen. — Azara glaubt bei beiden Ge- schlechtern einen Unterschied in der Farbe wahrgenommen zu haben, doch glaube ich die- ses für blolse Spielart in der Farbe halten zu “müssen, da man einige findet, die mehr fahl, andere, die mehr graulich und noch andere, die mehr gelblich oder bräunlich gefärbt sind, gerade wie wir dieses auch bei uns an allen wilden Thieren, Hirschen, Rehen, Füchsen, Wölfen u. s. w. beobachten, dieses bestätiget selbst die Corografıa brasilica (T. I. p. 62). — Azara hat übrigens eine sehr richtige gute — 56 — Beschreibung dieser sonderbaren Thierart ge- liefert und alle die mannichfaltigen Erdichtun- gen und ungegründeten Sagen widerlegt und berichtiget, womit Reisende ihre Bücher anfüll- ten, welche nicht Kenner und Beobachter der Natur waren, und alle die vielen von den Ein- gebornen ihnen aufgebürdeten Wunderdinge für Wahrheit nahmen. — Fam. I. Setig'e'ra. BoTrstenthrer®e Thiere aus dieser Familie giebt es in den meisten Ländern der gemälsigten und heilsen Zonen unserer Erde, nur die grolse Kälte scheint ihrer, Natur nicht angemessen zu seyn. — Europa besitzt nur eine Art, Asien, Africa und America mehrere, die man ihres Fleisches wegen jagt und welche der Zäh- mung fähig sind, — Gen. 39. Dicotyles, CE Nabelschwein. Die Unterscheidung der beiden Arten von wilden Schweinen, welche man bisjetzt in Ame- xica gefunden hat, verdanken wir Azara, der — 5597 — von ihnen die erste genaue Nachricht gab. — Beide verdienen in ein Geschlecht vereinigt, und von den Schweinen der alten Welt getrennt zu werden, da sie mehrere auffallende Charac- terzüge mit einander gemein haben, welshalb auch Cuvier sie unter der Benennung Dicoty- les absonderte. — | In der Gestalt gleichen diese Thiere un- seren wilden Schweinen, auch haben sie die» selben Schneide- und Backenzähne, allein ihre Eckzähne sind gestellt wie bei den Raubthie- ren; der Schwanz ist ein sehr kurzer Ansatz; an den Hinterfülsen fehlt die innere hintere Ze- he und auf dem Kreuze nach hinten befindet sich eine Oefinung, unter welcher eine Drüse liest, die eine fettige Flüssigkeit absondert. — Beide Arten dieses Genus sind gewöhnlich mit einander verwechselt worden, ob man sie gleich in ganz Brasilien und Paraguay überall sehr wohl von einander unterscheidet, — Ich will es versuchen, einige Bemerkungen über diesen Gegenstand mitzutheilen, — 1. D. torguatus, Cuv. Das Kaytetu, Täytetu oder das kleinere Nabelschwein. Taiagu-Caaigoara, Marcgr. pag. 229, Le Pecari, Buff. — 558 — Cuvier Regne-Animal, Vol. I. pag. 237. Tayteıu, Azara, Vol. Il. pag. 31. Käyteıu an der Ostküste von Brasilien oder in der Lingoa Geral. Ho-kuäng bei den Botocuden. Der Kaytetu oder Taytetu ist die schon längst aus Guiana bekannte Art der beiden süd- americanischen Schweine, welche dort in jenen nördlichern, dem Aequator näher gelegenen Ländern die gemeinere zu seyn scheint, da hingegen die nächstfolgende weniger bekannte, in den grolsen Wäldern von Brasilien bei wei- tem die zahlreichere is. — Er scheint über den grölsten Theil von Süd-America verbrei- tet. — Eine Beschreibung von diesem Thiere zu geben, würde Wiederholung seyn, ich will daher nur einige Bemerkungen mittheilen. — Der Kaytetu, oder wie ihn 4zara nennt, der Taytetu ist die kleinere Art der beiden bra- silianischen Schweine, welche sich, besonders in der Jugend, durch eine weilse Linie aus- zeichnet, welche bogenförmig nach dem Schul- terblatte läuft und die im Alter öfters zu ver- schwinden pflegt; alsdann auch tritt für dieses Thier eine mehr schwärzliche gemischte Farbe ein. — In der frühen Jugend soll der Kayte- tu völlig röthlich-braun gefärbt seyn und spä«- ter ist er durch seine Zeichnung leicht von der folgenden Art, Azara’s Tagnicati zu un- terscheiden, wo hingegen im Alter dieser letz- tere wieder mehr kenntlich durch seinen weils gefärbten Unterkiefer ist. — Aus dem Gesag- ten geht hervor, dals beide Thiere nie zu ver- wechseln sind. — Wenn gleich Marcgrave’s Beschreibung zu unvollkommen ist, um gewils über dieselbe ent- scheiden zu können, so scheint er doch von dem Kaytetu zu reden, obgleich der Name Taiagu, welchen die Völker der Lingoa Geral in den von mir besuchten Gegenden dem Tag- nicati (Dicotyles labiatus) beilegen, hier ir- re führen könnte. Das Wort Taiacı war in der Lingoa Geral zugleich der allgemeine Na- me der wilden Schweine, es kann daher in diesem Puncte zwischen der Gegend von Per- nambuco und den mehr südlich gelegenen Pro- vinzen leicht eine kleine Verschiedenheit der Benennungen vorkommen, welches bei der weiten Ausdehnung ein und derselben Küsten- sprache selbst sehr natürlich ist und einen neuen Grund für die Verbannung aller Provin- zialbenennungen aus den Systemen abgiebt. — Ein schätzbarer Naturforscher und berühm- ter Reisender, Herr Professor Lichtenstein, hat in seiner Abhandlung, Erläuterung. der Werke — 560 — des Marcgrave und Piso, an der Richtigkeit von Azara's Aufstellung beider Arten der america- nischen Schweine gezweifelt; allein ich kann, meinen Erfahrungen zufolge, dieselben nur be- stätigen. Er hat vollkommen richtig die Irr- thümer der verschiedenen Schriftsteller beleuch- tet, welche den Kaytetu oder Taytetu und den Tagnicati unter dem gemeinschaftlichen Namen des Pecari begriffen haben, und alles was er über diesen Gegenstand sagt, halte ich für voll- kommen richtige Ansicht und Beobachtung die- ses Gegenstandes. Eine schwarze und ‚eine braune Race von diesen Thieren: braucht man nicht anzunehmen; denn in der Jugend ist das Thier bräunlich, im Alter mehr schwärzlich. Den Namen zorguatus glaube ich demselben wohl beibehalten zu dürfen, da die weilse Li- nie doch ein beständiges Kennzeichen bei jün- geren Thieren, und oft im Alter selbst vorhan- den ist. — Die Benennung Dicotyles Taias- su würde ich nicht wählen, da dieses eine Pro- vinzialbenennung und dabei der allgemeine Na- me aller Schweine in der'brasilianischen. Kü- stensprache ist. — Endlich glaube ich kaum die Corografia brasilica und den Pater Do- brizhofer widerlegen zu müssen; denn erste- res Buch kann, was seinen geographischen und = gi geschichtlichen. Werth anbetrifit, sehr gut’ seyn, in naturhistorischer Hinsicht aber giebt es durchaus keine brauchbare Nachrichten. ' Hier redet der Verfasser von drei Arten von wilden Schweinen, wovon ich indessen nirgends die dritte kennen gelernt habe, welche unbezwei- felt nur eine Farbenvarietät ist; denn diejeni- ge Art, welche er gänzlich schwarz nennt, ist unbezweifelt der Zagnicati, bei welchem ein- zelne Ausnahmen vorkommen, wo’'der weilse Unterkiefer fehlt, oder doch nur 'sehr wenig weils gezeichnet ist, — Auch v. Humboldt sagt *), dals es nach einigen Aussagen auch am Orenoco ‘drei Arten wilder Schweine”'ge- ben solle, allein diese dritte Art ist wahrschein- lich nur Varietät, wenigstens kennen wir sie noch nicht. — Am ÖOrenoco (Atures und May- puris) nennt man ‘das Kaytetu Chacharo, tama- nackisch Paguira, den Tagnicati aber Api- da, = Dobrizhofer nennt vier Arten “wilder Schweine für Paraguay, dals er sich aber geirrt habe, beweist 4zara, welcher die ganze Provinz vielfältig durchreiste und nur‘ zwei Arten ken- nen lernte. — Die Spanier geben, nach Er- 4 *) Voy. au nouv, cont, T. U. pag, 330. - II. Band. 36 — 562 — sterem, den Abiponern Schuld, dals sie von den Juden abstamimten, weil sie das Fleisch der zahmen Schweine nicht essen; demnach würden die wilden Völker der Ostküste von Brasilien nicht von den Israeliten abstammen können, da sie das Schweinefleisch sehr lie- ben. — Alle brasilianischen Jäger, so wie alle der Wälder vollkommen kundige Indianer be- stätigen einstimmig, Azara’s beide Schweinear- ten, und .auch ich habe mich in den von mir bereisten: ‚Gegenden von dem Vorhandenseyn derselben überzeugt; denn nirgends fand ich eine dritte Art, auch stimmen hiermit alle an- dere Nachrichten überein, die ich über ganz Süd-America zu vergleichen im Stande war. — Selbst der Missionär Eckart *) bestätigt dieses vom Maranhao. Dort kennt man nach ihm zwei Arten wilder Schweine, wovon das klei- nere Tayteti, das grölsere (Dicotyles labia- Zus) aber Taiagıi genannt wird, In anderen Gegenden der Provinzen des spanischen Ame- rica belegt man, dem Missionär //eigl zufolge, die wilden Schweine mit dem allgemeinen Na- men Guangana, und nennt die kleinere Art *) Siehe v, Murr, Reisen einiger Missionäre der Gesellschaft Jesu, pag. 512 und 199. — 505 — Cahucima. Herr v. Sack sagt in seiner Reise nach Surinam (pag. 196), dals man daselbst zwei Arten wilder Schweine kenne, den Bak- kire und den Pingo. Auch die Botocuden un- terscheiden beide Arten, indem sie den Kayte- tu — Hokuäng, und die nachfolgende Art — Kuräck nennen. Nicht blols durch sein Aeulseres unter- scheidet sich der Kaytetu von dem Tagnicati, sondern auch durch die Lebensart, wie Jzara sehr richtig bemerkt. Der erstere lebt nicht in grolsen Heerden wie der letztere, sondern einzeln oder in kleinen Gesellschaften und soll am Tage gewöhnlich in dichten Gebüschen, zwischen umgefallenen Baumstämmen, ja selbst in den an der Erde befindlichen Höhlungen alter, fauler Urwaldstämme sich verbergen, wo er oft von den Jägern gefunden wird. — Er ist schwächer und furchtsamer als die nachfol- gende Art, dabei auch an der Ostküste überall die am wenigsten zahlreiche. — Sein Fleisch liebt man sehr und jagt ihn daher wo nur möglich, wobei Hunde vom grölsten Nutzen sind. — Seine Nahrung und Lebensart ist übri- gens vollkommen die der anderen Schweine; denn wie diese wühlt er in der Erde (ein dem Jäger willkommenes Zeichen seines Vorhanden- 56 * — 564 — seyns), um alle Arten von Wurzeln, Schwäm- men, Würmern, Maden und Früchten zu su- chen. — Man jagt ihn wie die nachfolgende Art, da er jedoch mehr in versteckten Schlupf- winkeln sich verbirgt, so wird er weniger häu- fig geschossen, — Aus der vortrefflichen Be- schreibung der Herren Geoffroy und Fr. Cu- vier ersehen wir in welchem hohen Grade diese Thierart der Zähmung fähig ist. — 2.6 Das’ Lab iatisısyı.n Cuss Das-Nabelschwein mit weilsem Unterkiefer. Tagnicati, Azara Essais etc. Vol. I. p. 25. Cuvier Regne Animal, Vol, I. pag. 233, wo aber die Namen verwechselt sind. Abbildungen zur Naturgeschichte Brasilien’s. Porco de queixada branca oder Porco do mato verda- deiro an der Ostküste von Brasilien. Kuräck bei den Botocuden. Kä-hiä bei den Camacans. Das Schwein mit weilsem Unterkiefer ist, wie bekannt, die grölsere der beiden brasiliani- schen Arten und bei weitem die gemeinere und zahlreichste in den Wäldern des östlichen von mir bereisten Theiles. — lIlliger nannte diese Art Sus albirostris, doch würde diese Benen- nung mehr passen, wenn der Oberkiefer weils wäre; da aber nur der untere mit dieser Farbe bekleidet ist, so ziehe ich Cuvier’s Benennung, ey rn — 565 — labiatus vor. — Azara's Beschreibung dieses Schweins ist richtig, auch finde ich alles ge- gründet, was er von der Lebensart desselben sagt. — Er mals ein solches Thier, welches vierzig Zoll sechs Linien in der Länge hielt, da das grölseste von mir beobachtete zwei und vierzig Zoll gab; ich werde dasselbe in den nachfolgenden Zeilen kürzlich beschreiben. — ‘Die Gestalt ist gedrungen, dickleibig, aber höher von Beinen als unser europäisches wil- des Schwein; der Kopf ist etwas kleiner, dabei dick; der Rüssel ist an der Spitze breit, das Auge etwas grölser als an unserem Schweine; Ohren etwas kurz abgerundet, aulsen und in- nen dünn mit langen Borsten besetzt. Der obere Eckzahn ist von oben gerade abwärts gerichtet, und tritt selbst bei geschlossenem Munde unter der Oberlippe hervor; er ist ke- gelförmig, gerade und dreieckig,. — Die vier Beine sind schlank, höher als am europäischen wilden Schweine; die vorderen mit zwei lan- gen Hinterzehen (Afterklauen,, ungulae succen- turiatae, Illig.), die hinteren nur mit einer solchen an der inneren Seite; sie ist kürzer als die beiden des Vorderfulses. An der Stelle der fehlenden Hinterzehe befindet sich nackte Haut. — Auf dem Hinterrücken trägt das Thier — 566 — seine Drüsenöffnung, aus welcher eine riechen- de Feuchtigkeit ausschwitzt, die mir aber öf- ters geruchlos geschienen hat. — Der Schwanz ist ein sehr kurzer, unten nackter, oben borsti- ger Stumpf, — Die Oeffnung der Ruthe des Männchens befindet sich unter der Mitte des Leibes und ist mit einem kleinen Haarpinsel versehen; die Testikel sind grols und eben so gebildet wie an unserem europäischen wilden Schweine, si- tzen aber scheinbar etwas tiefer. — Das ganze Thier ist dünne mit starken, dicken, eckigen, harten Borsten besetzt, zwi- schen welchen man überall die Haut bemerkt, auf dem Hinterkopfe sind sie am längsten, über den ganzen Rücken hin ebenfalls lang und stark, jedoch weit weniger als an unserem wilden Schweine, sie messen da, wo sie am längsten sind, etwa zwei Zoll neun Linien in der Länge; Haar auf der Stirn mälsig lang und dicht; Ober- und Unterkiefer mit langen Bartborsten besetzt, auch befindet sich eine Reihe derselben über den Augen. — Die steifsten Borsten bedecken den Körper, in den Seiten sind sie sparsamer und unter dem Bau- che noch seltener. — Die vier Beine sind an — 567 — ihrer inneren Seite beinahe nackt, eben so der Bauch zwischen den Schenkeln. — Alle Borsten des Thiers sind‘ graulich- schwarz gefärbt und haben in ihrer Mitte eine röthlich-gelbe Binde; am Mundwinkel und En- de des Unterkiefers steht an der Seite ein gro-. [ser weilser Fleck, daher die Benennung de queixzada branca. — Jüngeren Thieren fehlt der weilse Fleck am Unterkiefer öfters noch, und ganz junge, welche noch an der Muiter saugen, haben eine ganz verschiedene Zeich- nung, wie folgt: Sie sind sehr niedlich, mit hoher Stirn, noch ohne Zähne, doch bemerkt man schon den oberen und unteren Eckzahn, welche et- wa drei Linien lang sind; das Haar ist dich- ter, weicher und kürzer als an dem erwachse- nen Thiere, von röthlich-gelber, etwas schwärz- lich gemischter Farbe; denn die Haare haben schwärzliche Wurzeln und lange röthlich gelb- braune Spitzen, so dals diese letztere Farbe die herrschende ist; ein völlig schwarzbrauner Streif läuft über den Rücken hinab; die Beine sind rein und ungemischt hellgelb, so wie die Sei- ten des Kopfs; Stirn schwärzlich und gelblich gemischt; Augenlieder nackt und aschgrau; Ohren von aulsen hellgelblich behaart; Hufe — 568 — röthlich-grau. — Ein solches junges Thier- chen, welches Ende Februar gefangen wurde, hielt fünfzehn Zoll in der Länge, ich habe dasselbe abbilden lassen. Ausmessung des weiter oben beschriebenen, alten, männlichen Thieres: Ganze Länge . a \ 42" Der kleine Schwanzansatz nimmt da- , von , j k ® = SHE, Länge des Kopfs bis zum vorderen Ohrrande ö i 2 3 AL SB Länge von der Spitze des Rüssels bis zu dem vorderen Augenwinkel (A Höhe des äulseren Ohres -. ? Zu ZU Höhe des Vorderbeins bis an den | Leib . . h ; i 1,2 Qu Länge des Hinterbeins, wenn es aus- gestreckt worden, bis zu dem Schwanze h ’ i , 1,9” „24, Länge der Vorder-Afterklaue . NK Länge der Hinter-Afterklaue i Wauf Länge des oberen Eckzahnes . 10 am, Länge des unteren Eckzahnes i 18 Al Breite des Rüssels . u u ZU oz Höhe des Vorderhufes in der Mitte 1 Bl Höhe des Hinterhufes in der Mitte 1 54, — 369 — Das Schwein mit weilsem Unterkiefer lebt überall in den von mir bereisten Gegenden. — Dort wo der Mensch die Ruhe der grolsen Waldungen selten unterbricht, findet man die- se Thiere in Gesellschaften (Rudeln) von fünf- zig, sechzig und darüber, auch haben wir in einem Tage vierzehn und mehrere dergleichen Heerden angetroffen, woraus man auf die Men- ge dieser Thiere schlielsen kann; dals einige Reisende hingegen von Rudeln dieser Schwei- ne von 1000 Stück reden, ist wohl eine etwas starke Uebertreibung. Sie sind auf diese Art über den grölsten Theil von Süd-America ver- breitet; denn in Guiana leben höchst wahr- 'scheinlich beide hier aufgeführte Arten. Ue- ber Brasilien sind sie verbreitet und in Para- guay unterscheidet sie Azara zuerst richtig. — Ihre Nahrung ist mannichfaltig, wie die unse- rer europäischen Schweine, auch findet man in ihrem Magen grolse, etwas abgeplattete ae- gagropilae von elliptischer Gestalt, die aus Wurzeln, Haaren und unverdaulichen Pflanzen- fasern bestehen *). — Die Heerden dieser *) Ich besitze eine solche Magenkugel von vier Zoll Länge, und zwei und einem halben Zoll Breite, bei anderthalb Zoll Dicke, mit einer bräunlich-grauen festen Rinde ühber- zogen, welche ich habe abbilden lassen, — 570 — Schweine ziehen ihrer Nahrung nach in den Urwäldern umher, wo die Jäger an den aufge- wühlten Stellen ihr Daseyn und ihre Richtung erkennen, auch hört man ihre Stimmen oft weit in jener stillen schauerlichen Einsamkeit. Irrig ist es, wenn 4zara behauptet, man dür- fe sich ohne Gefahr jenen Rudeln nicht nä- hern; denn meine Jäger schossen ihre mit Schrot geladenen Doppelflinten häufig auf die- selben ab, erlegten von einer Gesellschaft oft vier, fünf und mehrere Thiere, ohne dals sie sich zu widersetzen wagten. Wir würden weit mehrere von ihnen erlegt haben, wenn wir gute Hunde besessen hätten, da sie sich vor diesen gewöhnlich sogleich zu stellen pflegen, wodurch der Jäger Zeit erhält öfters zu schie- fsen. — Dennoch aber soll sich der Fall zu- weilen ereignen, dals Jäger, welche zu unvor- sichtig zwischen diese T'biere hineingingen, nachdem sie mehrere von ihnen angeschossen hatten, von ihnen angefallen wurden und Hun- de, welche zu brav sind, sollen sie zuweilen zerreilsen, gerade wie unsere zahmen Mast- schweine thun. — Die brasilianischen Jäger sind äulserst geübt in Beschleichung dieser Thiere, besonders aber die Wilden, welche sie mit ihren langen Pfeilen erlegen. — Man fängt A TTTETETE ng n Ae h ee — 571 — sie häufig in Fallgruben (Fojos), welche einen Deckel von Flechtwerk bekommen. — Gegen die Hunde pflegen sich diese wilden Schweine zu wehren, indem sie von oben herab mit ih- ren Gewehren (Eckzähnen) schlagen oder sto- fsen. Unter allen Thieren der brasilianischen Urwälder sind nach den Affen die wilden Schweine diejenigen, welche von den Wilden am meisten gejagt werden. — Sie ziehen ih- nen förmlich nach und viele vereinigen sich oft zu einer solchen Tagd. — Am Fluls Bel- monte suchten einige Botocuden schon Hunde zu dieser Jagd zu gebrauchen. — Sie sengen das erlegte Schwein am Feuer, lassen aber weder Kopf, Haut noch Eingeweide verloren gehen, sondern essen alle Theile, und nur die härtesten Knochen bleiben übrig, — Zähmen lassen sich diese Nabelschweine recht leicht, die Wilden binden sie oft zu ihrer Sicherheit in der Nähe der Hütten an, wenn sie mit an- deren Völkern im Kriege sind; denn sie sollen gewaltig schnauben und toben, wenn sie et- was Fremdartiges bemerken. — Die Benennungen, welche dieses Schwein in den verschiedenen Gegenden von Brasilien trägt, sind mannichfaltig. In der Lingoa Ge- ral ward es ursprünglich Taiagu genannt, die — 572 — Portugiesen nennen es schlechtweg Waldschwein (Porco do mato) oder ächtes wahres Wald- schwein (Porco do mato verdadeiro), aber ge- wöhnlich auch Queizada branca, die Botocu- den kennen es unter der Benennung Kuräck, und die Camacan-Indianer in der Capitania da Bahia nennen es Küd-Hyä, zum Unterschiede von dem europäischen zahmen Schweine, wel- ches bei ihnen den Namen Küd- Hirochda (deutsch auszusprechen) trägt. — Osn. VOL. „BZ s ua Z weihwurfer Die Thiere mit gespaltenem Hufe oder die Wiederkauer bilden eine völlig in der Na- tur begründete Ordnung, gegen welche selbst die kühnste Neuerungssucht der Naturforscher bisjetzt noch nichts vermochte. — Angeneh- me Gestalt mit schlanken zierlichen Gliedern und damit verbundene Schnelligkeit in ihren .. Bewegungen, eine gehörnte Stirn, ein nutzba- res Fell, angenehm genielsbares Fleisch und ihre Milch, so wie die Naturgabe, der Zäh- mung bis zu einem hohen Grade fähig zu seyn, we — 573 — machen diese Thiere zu den angenehmsten und nützlichsten für den Menschen, dem manche Arten von ihnen nun schon unentbehrlich ge- worden sind. — Aber auch durch die merk- würdige Organisation des Magens und die dar- aus entspringende Eigenheit des Wiederkauens sind diese Thiere dem Naturforscher höchst in- teressant und bilden in dieser Hinsicht eine eigene getrennte, ganz für sich bestehende Ab- theilung in der Reihe der Säugthiere. — Mit ihren empfehlenden Eigenschaften vereinigen die Wiederkauer ein Naturell, welches die gröls- te Verbreitung erträgt; denn diese Thiere ge- deihen unter allen Zonen, wohin sie der Mensch verpflanzte, In allen Welttheilen findet man Thiere mit gespaltenem Hufe, wenn wir Au- stralien etwa ausnehmen; dennoch besitzt die alte Welt eine bei weitem grölsere Menge die- ser nützlichsten und schönsten der Säugthiere, America oder die neue Welt hingegen eine weit geringere Anzahl. — Augenscheinlich ist die Organisation der wiederkauenden Thiere weniger für die grolsen Wälder von America, als für die Steppen und ausgedehnten ebenen Triften von Africa und Asien, für die Savannen des südlichen Nord- America eingerichtet, daher finden wir im süd- — HA — lichen America aus dieser Ordnung nur Hir- sche, weil diese unter allen wiederkauenden Thieren, einzelne Ausnahmen abgerechnet, bei- nahe die einzigen für das Dickicht der Wälder geschaffenen sind. So gering im Allgemeinen in Süd -Ameri- ca die Zahl der wilden, ursprünglich daselbst einheimischen Wiederkauer ist, so bedeutend haben sich jetzt in allen von Europäern be- wohnten Provinzen dieses Continents die von Europa mit herüber gebrachten Hausthiere ver- mehrt. Sie gedeihen selbst in den heilsen Ge- genden und sind zahlreich, vermehrten sich aber ungeheuer in den grolsen Ebenen des schon mehr südlichen und gemälsigteren Thei- les, worüber wir in den Werken v. Humboldt’s und anderer Schriftsteller, welche über das spa- nische America geschrieben haben, nachlesen können. Bekannt ist es, wie das so nützliche Rindvieh, z.B. selbst in der brasilianischen Pro- vinz Rio Grande sich so aulserordentlich ver- mehrt hatte, dals man ihm grofse Niederlagen beibrachte, blo/s um die Felle der getödteten Thiere zu benutzen, das Fleisch liels man un- genutzt verlaulen. Seitdem aber hat man angefangen, auch dieses zu benutzen, dasselbe einzusalzen und unter der Benennung von car« — 5715 — ne seca oder carne do sertao in die verschie- denen Provinzen zu verschiffen. — Das brasilianische Rindvieh ist stark, wohl gebaut, die Stiere mit starken Hörnern verse- hen, seine Farbe ist. meistens dunkel oder schwärzlich - braun, auch. fahl graugelblich, zu- weilen, jedoch seltener, weils gefleckt. Die „Ziegen und Schaafe gedeihen in Brasilien eben- falls recht gut. Inder Gegend von Rio de Janeiro sind die ersteren nicht grols, auch fand ich sie nicht stark behörnt, allein ihr Haar ist hart, sehr glatt und meistens schön glänzend gelbroth mit schwarzen Abzeichen an Kopf und Beinen und einem ähnlichen Längsstreifen über den Rücken hinab. Den Nachrichten der Rei- senden zufolge, gedeihen diese Thiere ‚auch in Surinam sehr gut, die. Schaafe bekommen da- selbst hartes Haar, wie die Ziegen, ‚die euro- päischen ‘werden mager und sollen kränkeln. Das Rindvieh ist daselbst klein, ein Ochse wiegt vier- bis fünihundert Pfunde, selten sechshun- dert und soll selten über vier Fuls lang seyn. Gen. 86.11.60 :e m. 18, E38 f8),c,h, Eine vollständige Kenntnils der verschiede- nen Arten des Hirschgeschlechtes ist bisjetzt — 5716 — von den Zoologen vergebens gewünscht worden. In den neueren Zeiten hat jedoch die Kennt- nils dieser schönen angenehmen Thiere wahre Riesenschritte zu ihrer Vervollkommnung ge- macht, so dafs man am Schlusse eines jeden Jahres über die neu hinzugekommenen Ver- mehrungen und Verbesserungen erstaunen muls. — Die französischen Naturforscher ha- ben sich in diesem Felde besonders verdient gemacht, und zwar 'ganz besonders für Ost-In- dien. — Schon konnten Cuvier und Desma- rest in ihren neuesten \Verken *) vortreffliche Uebersichten der bekannten Hirscharten liefern, die jetzt die vollständigsten in dieser Hinsicht sind, es bleibt aber auch in diesen Abhandlun- gen noch vieles dunkel und unaufgeklärt, und dieses gilt ganz besonders für Süd -America. Buffon und Pennant beschrieben einige dorti- ge Hirsche sehr oberflächlich und unvollstän- dig, man wulste also beinahe gar nichts über jene Thiere, bis uns Azara vier Arten genauer unterscheiden lehrte. : Diese vier von Azara beobachteten Hiır- sche sind es, welche, wie es mir scheint, über n *) Cuvier recherches sur les ossemens fossiles, nouvelle edi- tion; und Desmarest Mammalogie, — — 571717 — ganz Süd-America verbreitet sind und von den meisten Reisebeschreibern erwähnt werden. Welche Arten dieses Geschlechts in Guiana vorkommen, ist zwar noch unbestimmt, allein wenn ich alle Nachrichten über diesen Gegen- stand vergleiche, so glaube ich die genannten Thiere doch immer wieder zu erkennen, und diels gilt auch für die Uebersicht der lebenden Hirscharten in Cuvier recherches sur les osse- mens fossile. — Das in jenem vortrefflichen Werke (Tom, 1V.) Tab. IIL, Fig. 46. abgebil- dete Gehörn ist unläugbar das des Guazuti, Tab. V. Fig. 23. könnte wohl das des Guazu- pucu seyn, die Biche des bois ist wahrschein- lich der Guazupita und der Cariacou der Gua- zubira, womit auch die Farbe des Thiers zu- sammentrifft. — Ueber Brasilien sind diese Hirsche des Azara verbreitet; denn dals er den Aufenthalt derselben blols auf ein gewis- ses Local, z. B. Sumpf oder die Dickungen der Wälder eingeschränkt glaubt, scheint mir ungegründet. Da ich den Guazrupita und Guazubira beide in einem jeden Local, also den letzteren nicht blols in Niederwald ange- troffen habe, so glaube ich zu dem Schlusse berechtigt zu seyn, dals auch der Guazupucu in den inneren hohen Waldgebirgen leben kön- I. Band, . 37 — 5718 — ne, und es ist gewils, dafs daselbst ein grolser Hirsch. vorkommt, welcher Seines mehr been- deten oder zackigen Geweihes wegen von den Brasilianern Jeado Galiero oder Cuguapara ge- nannt wird. — Dieses ist meine Ansicht der vier Hirsche des Azara, und soviel ich auch über diesen Gegenstand in den Berichten der Reisenden nachlas, so glaubte ich doch nie mehr als vier wohl unterschiedene Hirscharten in allen Pro- vinzen von Süd-America zu erkennen. — Die Matacanis in den Ebenen von Calabozo schie- nen mir zu dem Guazuti des Azara zu ge- hören, nur passen hier freilich die weilsen Fleckchen nicht recht, ich glaubte aber, dals v. Humboldt vielleicht nur junge Thiere sah. — In den nachfolgenden Blättern habe ich aus eigener Ansicht blols von den drei kleine- ren Hirscharten des Azara zu reden, von dem Guazuti auch nur theilweise, aber den gro- fsen Hirsch Guazupucu habe ich in der von mir bereisten Gegend gar nicht angetroffen, ich werde indessen in den nachfolgenden Zeilen meine Ansichten näher entwickeln. Da die Zahl der uns bisjetzt bekannten Hirscharten schon beträchtlich ist, so könnte s h a a man sie vielleicht unter folgende Unterabthei- lungen bringen: | A. BHirsche mit breitem schaufelförmigem Gehörn ohne Augensprossen. Z. B. Cervus Alces, Linn. B. Hirsche mit breitem halbschauflichtem Gehörn mit schaufelförmigen Augenspros- sen. Diese beiden ersten Familien haben behaarte Nasenkuppe. Z. B. Cervus Tarandus, Linn. C. Hirsche mit schauflichtem Gehörn und runden Augensprossen. Z. B. Cervus Dama, Linn. D. Hirsche mit rundem astigem Gehörn, und einem Schwanze. Z. B. Cervus Elaphus, Linn, E. Hirsche mit rundem astigem Gehörn dabei ungeschwänzt. Z. B. Cervus Capreolus, Linn. F. Hirsche mit einfachem ungetheiltem En hörn und einem Schwanze, Z. B. Cervus rufus, 1lig. *). *) Sollte es sich bestätigen, dals gewisse indische Hirsche nur drei Enden oder Spitzen an ihrem Gehörne ausbilden, so würden diese noch eine siebente Familie bilden kön- nen, mit rundem, astigem, dreiendigem Gehörn und einem 57 * — 580 — A, Hirsche mit rundem astigem Gehörn und einem Schwanze, \ 1. CG paludosus, sen. Der Guasupucu. Cervus dichotomus, Illig. Guazupucu d’Azara essais etc. Vol. I. p, 70. ? Guguapara oder Veado Galheiro in Brasilien, Es ist ansgemacht, dafs in dem inneren Brasilien ein grolser Hirsch lebt und es scheint mir, dals die Corografia brastilica irrt, wenn sie (T. I. pag. 71) sagt, dals dieser Curuapara und das Yeado Galheiro (auszusprechen Via- do Galiero) zweierlei seyen; denn sowohl Mi- neiros als andere Bewohner des inneren Bra- Schwanze; allein ich bezweifle sehr die Beständigkeit die- ser Abtheilung. Die Natur dürfte bei ihnen wohl nicht immer bei drei Enden stehen bleiben. Wer als Jäger die Arten der Hirsche beobachtet, der wird auf die geringe Beständigkeit der Endenzahl bei diesen Thieren sehr bald aufmerksam, de[shalb müssen die Naturforscher bei Beob- achtung der fremden, in Menagerien auferzogenen, Hir- sche besonders vorsichtig seyn; denn im gezähmten Zu- stande, wo noch dazu gewöhnlich diesen Thieren die Be- friedigung des Geschlechtstriebes abgeht, weichen sie in dieser Hinsicht noch weit mehr ab, als in der freien Na- iur. — Gewöhnlich werden ihre Geweihe im Alter mon- struös, und ich habe bei solchen zahmen Hirschen be- merkt, dafs ihr Gehörn alljährlich um ein Pfund an Ge- wicht zunahm, — 5831 — silien’s haben mir versichert, beide Benennungen würden in verschiedenen Gegenden ein und derselben Thierart beigelegt. In der Lingoa Geral benannte man im Allgemeinen alle Hirscharten Cueuagıi oder Cuguagı, auch Ceu- acı, hatte aber für jede derselben noch eine besondere Benennung, daher kam es, dafs das Thier, welches von jenen Stämmen der Lin- g0a Geral Cucuapara genannt wurde, von den Portugiesen die: Benennung /eado Galheirn oder des Hirsches mit astigem Gehörn er- hielt. — Ich habe nie selbst Gelegenheit gehabt, diese Hirschart zu sehen, wohl aber hat man mir gesagt, dals sie die inneren hochgelegenen Waldungen von Minas, Goyaz, Cuiaba, Mat- to Grosso bewohne, man findet sie z. B. in der Serra da Canastra. Sie soll sich vor- zugsweise in den unbewohnten menschenlee- ren Gegenden aufhalten. Da nun Azara für seinen Guazubira den Aufenthalt nicht ganz richtig angab, so könnte dieses auch für sei- nen Guazupucu der Fall seyn und:alsdann wäre es möglich, dafs das /eado Galheiro und der Guazupucu ein und dieselbe Species bildeten. Da dieses indessen blols eine als Frage aufge- stellie Vermuthung von mir ist, so bleibt es a anderen Reisenden aufbehalten, das Veado Ga- lheiro näher kennen zu lernen Das Gehörn dieses Hirsches soll nicht im- mer blols zweithsilig seyn, wie es Illiger nann- te, sondern zuweilen, wie an unserem Hirsche, oben eine Krone von drei Enden oder Spitzen ausbilden, dabei hoch und astig mit vielen En. den seyn, doch kann ich die Wahrheit dieser Aussage nicht verbürgen. Die Mineiros be- haupten übrigens von diesem grolsen america- nischen Hirsche, dals er angeschossen öfters auf den Jäger und den verfolgenden Hund los- gehe. — Ich nehme bis zu weiteren und genaue- ren Nachrichten über diesen Gegenstand den Cuguapara für Azara’s Guazupucu an, ob- gleich gegen die Vereinigung wieder der Ein- wurf zu machen ist, dals Azara sehr streng auf den Aufenthalt seines grolsen Hirsches in sumpfigen Brüchern (Esteres) hält. — So viel scheint mir höchst wahrscheinlich, dals der srolse Hirsch der Anden, von welchem La Con- damine und v. Humboldt reden, und welchen letzterer bis zu einer Höhe von 2000 Fulsen in jenen Gebirgen beobachtete, dabei aber nicht von dem europäischen Hirsche zu unterschei- den vermochte, das Veado Galheiro des inne- EEE! WER — 583 — ren Brasilien’s ist. — Sollte indessen der Gua- zupucu von dem eben genannten Hirsche spe- cifisch verschieden seyn, welches ich nicht glaube, so würde ihm vorzugsweise eine Be- nennung zukommen, welche sich auf seinen Aufenthalt in Sümpfen bezöge, und die von Desmarest gegebene wäre alsdann beizubehal- ten. — 2... Cocamp.estrüis, Fr.:Cuv. Der Hirsch der offenen Ebenen. Guazuti, Az. essais etc, Vol. I. pag. 77. Abbildungen zur Naturgesch. Bras. — Das Gehörn. G., Cuvier Recherches sur les ossem, foss, Vol. IV Tab. III. Fig. 46. Das Gehörn. Veado Campeiro der Portugiesen in Brasilien. Guguagu-apara, Marcgr. pag, 235. Cervus leucogaster, Goldf, Azara’s Guazuti ist eine sehr kenntliche Hirschart, die durchaus nicht zu verwechseln ist, — Cuvier hat in’ der neuesten Ausgabe ‚seines vortreffllichen Werkes über die fossilen Thiere das Gehörn des Guazuti deutlich abge- bildet, wovon man sich sogleich überzeugen kann, wenn man die 46ste Figur der öten Ta- fel des 4ten Bandes, mit der von mir in der Isis und in meinen Abbildungen zur Naturge- schichte Brasilien’s bekannt gemachten Zeich- — 554 — nung eines solchen Gehörns vergleicht. Es ist ausgemacht, dals dieser Guazuii oder Hirsch der offenen, waldlosen Gegenden über einen grolsen Theil von Süd-America verbreitet ist; denn er lebt im Inneren der Provinzen Bahia, Minas Geraös u. s. w. und geht bis Paraguay hinab; ob er in Guiana vorkommt, ist mir nicht bekannt, doch ist es mir wahrschein- lich. — Die Hirsche, welche v. Humboldt truppweise in den Steppen von Calabozo fand, und die man dort Matacani nennt, würde ich unbedingt hieher rechnen, wenn sie im erwach- senen Zustande ungefleckt wären, worüber ich nicht genau unterrichtet bin. Dieser ausge- zeichnete Gelehrte und Reisende könnte viel- leicht junge Thiere gesehen haben, da er auch weilser Individuen erwähnt, wie Azara. — Der Hirsch der offenen Ebenen oder der Guazuti des Azara ist seines Aufenthaltes so wie der Bildung seines Gehörnes. wegen mit den übrigen americanischen Hirschen nicht zu verwechseln. — Er wählt zu seinem Aufent- halte offene, öde, mit hohem Grase bewachse- ne, weit ausgedehnte Gegenden, die Campos Geraös, welche nicht mit Wald, sondern nur abwechselnd mit einzelnen Gesträuchen bewach- sen sind, auch soll diese Hirschart nie in die -— 58655 ° — Wälder treten. — Man findet diese Thiere in kleinen Gesellschaften oder Rudeln, doch sollen sie sich zuweilen auch zahlreich beisammen finden. — Sie sind scheu und sehr flüchtig, wittern den Jäger weit, entfliehen alsdann mit grolsen Sprüngen, ja sie sollen die flüchtigste der brasilianischen Hirscharten seyn, Sie wer- den zu Pferd und mit Hunden gejagt, umringt oder beschlichen und geschossen, in anderen Gegenden auch mit dem Lago (Schlinge) und den Bolas (Kugeln) erlegt. — In der Gestalt, Grölse und Farbe haben diese Thiere viel Aehnlichkeit mit dem euro- päischen Rehbocke (Cervus capreolus, Linn.); denn das Gehörn weicht sehr wenig von dem des Rehbocks ab, wird auch etwa eben so hoch, allein das Vorhandenseyn eines Schwanzes ist schon hinlänglicher Unterschied für beide Thierarten. — Unter den von Cuvier erwähn- ten americanischen Hirschen und jungen 'Thie- ren dieses Geschlechts, welche das Museum zu Paris aus America erhielt, befindet 'sich auch dieser Hirsch, der in .der Färbung dem Guazubira des Azara ähnelt. — Da ich das Reh des Campo nicht selbst ge- sehen habe, ob man es gleich an den Gränzen der Provinz Bahia, unfern von Minas Geraös — .586 — schon findet, wo ich mich einige Zeit aufhielt, so kann ich nur die Abbildung des Gehörnes geben, deren ich melırere von den dortigen Jägern und Pflanzern erhielt. Sie kamen alle in der Gestalt und Grölse vollkommen über- ein, so wie auch alle jene Jäger auf das voll- kommenste in ihren Nachrichten übereinstimm- ten. — Alles, was .Azara von dieser Hirschart sagt, scheint gegründet, wenn ich damit die Nachrichten vergleiche, welche mir über die- sen Gegenstand mitgetheilt wurden. Von ei- nem unangenehmen Geruche indessen, welchen ihr Azara beilegt, wollten die brasilianischen Jäger nichts wissen; wahrscheinlich ist er eine Art von Brunftgeruch gewesen, wie bei unse- rem Hirsche, den man indessen bei unserem Rehbocke nicht wahrnimmt. Die Brasilianer essen das Fleisch gern, nennen es aber sehr trocken, Das Leder dieser Hirschart ist dünner als das der folgenden Art, wird aber zu den Anzü- gen der Yaqueiros sehr gesucht. — Das Gehörn dieses Hirsches habe ich sehr genau abbilden lassen. Einige derselben haben den unteren Theil der Stange mehr rauh und mit kleinen Knöpfchen oder Perlen besetzt, bei — 587 ° — anderen ist er mehr glatt, gerade wie diels bei unseren europäischen und allen übrigen Arten dieses Geschlechtes der Fall ist. — Das höch- ste dieser Gehörne hielt in der Länge sieben Zoll zehn Linien, von der Rose oder dem un- teren rauhen Rande bis zu der oberen Spitze des längsten Endes gemessen, deren jede Stan- ge gewöhnlich drei trägt, wie bei unserem eu- ropäischen Rehbocke, Eine grölsere Ausdeh- nung soll dieses Gehörn selten erlangen, — B. Hirsche mit einfachem Gehörn ohne Enden, und einem an seiner unieren Fläche dicht behaartem Schwanze, BEICH PU F us, rillıp Der rothe Spielshirsch, Guasupita. Cuguagu-ete, Marcgr. pag. 235. Gouazoupita, Azara Essais etc, Vol. I. pag. 82. Cervus rufus, Goldf, Forts. d. Schreb. Säugth. p. 1130, Abbildungen zur Naturgeschichte Brasilien’s. Veado-mateiro der Brasilianer. Bocling - Niack hei den Botocuden. Der rothbraune Hirsch mit einfachem Ge- hörne ist die gemeinste Art dieses Geschlech- tes in Brasilien und überall über Süd-America verbreitet, wo nur Wald den Boden überzieht, _ 5585 — Er ist an der Ostküste unter dem Namen des Waldhirsches oder Viado-Matero (Yeado- Ma- teiro) bekannt, so wie in Minas Geraös, der Gapitania da Bahia und vielen anderen Ge- genden. — Seine Beschreibung hat 4zara ge- liefert und ich bemerke nur, dafs er in den einzelnen Theilen von unseren Hirschen etwas abweicht, im Allgemeinen aber die Gestalt und Grölse unseres Rehes hat.. Sein Kopf ist mehr gestreckt, das Auge und Ohr kleiner, die Schnautze breiter und dicker als an unserem Rehbocke, dabei hat er einen unten stark be- haarten Schwanz, der unserem Rehe gänzlich fehlt. — , Das, Gehörn .des männlichen Thieres hat keine Nebenspitzen oder Enden, ob man gleich auch zuweilen kleine Ausnahmen von die- ser Regel findet; denn wie bekannt zeigt die Natur an den Gehörnen der Hirscharten aller Welttheile mancherlei Abweichungen des Bil- dungstriebes, — Unter sehr, vielen dieser Ge- hörne, 'so versicherten mir erfahrene Jäger, hat man nur einmal ein etwas gabelförmiges gefun- den; ich selbst sah ein anderes mit einem klei- nen Nebenauswuchse, welches ich sammt dem Schädel habe abbilden lassen, doch sind diese Ausnahmen von der Regel selten, — Im Mo- nate September erlerie einer meiner Jäser ei- oO | i | | 1 | | — 589 — nen solchen Rehbock am Flusse Belmonte, der eben sein Gehörn zur Hälfte abgeworfen hatte; dals aber, wie 4zara behauptet, die Zeit des Abwerfens für diese Thiere nicht regelmälsig an eine gewisse Periode gebunden sey, be- zweifle ich. — In den Monaten Juni, Juli, August und September habe ich das Gehörn dieser Thiere in seinem vollkommenen Zustan- de gefunden, nie aber dasselbe in der Epoche erhalten, wenn es mit Haut (Bast in der deut- schen Jägersprache) überzogen, oder noch un- reif war. Ich werde nun die Beschreibung ei- nes männlichen und eines weiblichen Thieres folgen lassen: Beschreibung eines Schmalthiers im Frühjah- re, welches noch die Winterhaare hatte: Der Kopf ist schmal und verlängert, et- wa wie am weiblichen Edelhirsche, jedoch im Allgemeinen nicht so knochig und eckig, mehr Hleischig und die Schnautze im Verhältnils et- was dicker; das Auge ist ziemlich klein, die Thränenhöhle (Sinus lacrimalis) auf etwa sechs und eine halbe Linie vom Auge endi- gend, und nur eine kleine Oefinung. — Das Ohr ist kurz und ziemlich abgerundet. — Die Verhältnisse des übrigen Körpers sind etwa wie — 590 — an unserem Reh, der Vorderkörper ist jedoch niedriger, der Schwanz war an diesem Thiere unten nackt (an anderen nicht), eben so die Ge- gend um den After und das Feigblatt, doch zeigen sich hier, wie an der Zusammenfügung der Schenkel einzelne lange Haare, auch sind die genannten scheinbar nackten Theile genauer besehen mit sehr kleinen, feinen Haaren be- deckt, die wahrscheinlich nach und nach mehr hervorwachsen. — Das Haar an Kopf und Hals ist aschgrau- braun, besonders über den Angen und an der Stirn, wo es schon stark rothbraun gemischt ist, an den Backen aber etwas gelbröthlich, auch befinden sich an der Stelle, wo das männ- liche Thier sein Gehörn trägt, zwei kleine nie- derliegende Haarbüschel. — Am Munde be- merkt man keine bunte Zeichnung. — Die obere Seite des Halses und das äulsere Ohr sind dunkel aschgraubraun, am unteren Winkel weilslich; inneres Ohr weils, blols am unteren Rande ein breiter gelblich - sraubrauner Rand- streif; untere Seite des Kopfs und Kehle weils- lich; die untere Seite des Halses ist blals gelb- lich -grau; der ganze Körper röthlich - braun, nach dem Rücken hin dunkler, am Bauche aber und an allen unteren Theilen blässer; — 591 — Schenkel und Beine sind dunkler rothbraun, die äulsere Seite des Schienbeins und die Ferse der Hinterbeine sind etwas schwärzlich angelaufen, die Bürsten oder Haarbüschel an den Fersen fehlen. — Innere Seite der Vorderschenkel nach hinten zu weils; innere Seite der ganzen Hinterschenkel, der Euter mit den vier Ingui- nalzitzen, After, nackter Theil der Schenkel und untere Seite des Schwanzes mit dessen Seitenhaaren sind milchweils; Schwanz auf der Oberseite rothbraun wie der Rücken, die Spi- tze aber erscheint durch die langen Endhaare weils, so wie der untere Rand rundum, wenn man den Schwanz von oben besieht. — Das untere oder Fufsgelenke der vier Beine ist röthlich braun, die Hufe schwärzlich braun mit blässeren Rändern. — Stellung der Afterklauen wie an unseren europäischen Rehen: Ausmessung dieses weiblichen Thieres: Ganze Länge bis zum Ende der ' ; - 42 4, Länge des Schwanzes ohne das am Schwanzhaare Ende übertretende Haar Länge des Schwanzes mit den End- . . . a Länge des Kopfs bis zum unteren Winkel der Ohröffoung . Ze ER , 4 g’n, haaren: . ‘ wi Länge des Kopfs bis zum vorderen Augenwinkel R s ‘ 3: 19Wu4 Höhe des Ohrs auf der oberen Seite am Scheitel gemessen ; TU Länge des Vorderbeins bis zu dem oberen hinteren Gelenkwinkel des Vorderschenkels oder der Speiche 13’ 9, Länge des Hinterbeins ausgestreckt bis zu dem Schwanzwinkel hin- auf b ; . h i SE mg Kurze Beschreibung eines starken männ- lichen Thieres: Der Unterschied des Bockes von dem weiblichen Thiere war schon im Sep- tember ziemlich bedeutend. — Der ganze Leib hatte eine recht lebhaft rothbraune Far- be, die unteren Theile aber waren mehr hell rothgelblich; der Oberhals ist rothbraun wie der Körper, der Unterhals hat eine starke Bei- | mischung von Grau; Unterseite des Kopfs und Kehle sind weils; Gegend um die Geschlechts- theile, After und innere Schenkel bis zum Schwanze hinauf sind weils; innere Seite der Vorderschenkel hell gelbroth; die vier Beine sind rothbraun, nur am Fersengelenke der Hin- terbeine etwas schwärzlich; Stirn und Nasen- rücken etwas schwärzlich gemischt, und über den Augen ein rothbrauner Streif; Ohren an ih- — 5958 — rer äulseren Seite beinahe nackt und graubraun gefärbt, inwendig weilslich behaart, — Die innere Seite der Hinterschenkel ist nicht so nackt als an dem beschriebenen Schmalthiere, Kopf und Hals aber sind dicker und stärker. — Ausmessung des Bockes: Länge von der Schnautzenspitze bis zu dem Schwanzende mit den Haaren Bir ie 46" 10, Länge des Schwanzes mit den Haaren 6” 14. Länge von der Schnautzenspitze bis zu dem Anfange der Thränen- kiihleisurbesä: dei worst, alfa: HT Länge von der Schnautzenspitze bis zu dem vorderen Rande der un- teren Obröffnung me Bull Höhe des Ohres auf der oberen dem Scheitel zugewandten Seite ge- Ben, etwa Ze yet ee se Höhe des einen noch vorhandenen Spielses oder Gehörns ihche an, Länge des Vorderbeins bis zu dem oberen hintern Gelenkwinkel des Vorderschenkels oder der Speiche 14" Länge des Hinterbeins (bis zu dem Schwanze gemessen) etwa . 27" 5". II. Band, 83 — 594 — Ein anderer Bock, der zu $. Pedro dos In- dios in den. die Lagoa de Araruama umge- benden Urwäldern erlegt: wurde, hatte, ob er gleich viel jünger war, ‚dennoch ein längeres Gehörn ; seine Spielse betrugen von der Rose bis zu der Spitze zwei Zoll neun Linien in der Länge, und ich habe ein drittes Gehörn gesehen, das wohl vier Zoll lang seyn mochte, man kann also drei bis vier Zoll für die wahre Länge desselben fest- setzen, — Dieser zuletzt genannte Bock hatte auch über der Thränenhöhle am Anfange des rostrothen Augenbraunstreifen einen kleinen, runden, röthlich-weilsen Fleck; Eckzähne, oder wie der deutsche Jäger sich ausdrückt, Haken, habe ich an dieser Hirschart so wenig gefun- den als Azara *). Der Kopf des zuletzt ge- nannten Bockes hatte. folgende Ausmessung: Von der Nase zu dem unteren Win- = I kel der Okröfnung .. . 7" Höhe @es Ohrs 3.7. By) zuenzit: Breite der'Stirn über den Augen „ 2 4m Diese und die nachfolgende Art der brasilia- nischen Hirsche scheinen am weitesten verbrei- tet zu seyn, da man sie beinahe überall in Süd- *) Auch das Vorhandenseyn der Eckzähne könnte zu einer Unterabtheilung im Geschlecht der Hırsche benutzt wer- Gen. ** ’ America's Waldungen findet. Ueberall lebt der rothe Waldhirsch einzeln oder familienweise, aber nie haben wir ihn in grolsen Rudela an- getroffen. An ruhigen Orten sucht er Mor- gens und Abends die freien Stellen, als Wiesen und Blölsen im Dickicht auf, in der Hitze des Tages im Dickicht und in der Nähe des Was- sers der Kühlung genielsend und im Nothfalle gegen: die, Stechfliegen (Mutucas) sich bis an den Hals darin verbergend. Diese Thiere quä- len die Hirscharten auf das heftigste und die Häute derselben sollen zu gewissen Zeiten mit Engerlingen angefüllt seyn. — Das weibliche Thier führt sein Junges mit sich umher, nach Art unserer europäischen Hirsche, auch ist dasselbe weils gelleckt und hat über das Kreuz einen dunklen Längsstreifen. Azara sagt, die männlichen Thiere seyen viel seltener als die weiblichen, welches ich gerade umgekehrt ge- funden habe, die Natur wird also auch hier das richtigste Verhältnifs beobachtet haben, und ich glaube, dals dasselbe etwa auf dieselbe Art stattfindet, als bei Cervus Capreolus. — Ge- zähmt gewöhnen sich diese Thiere sehr an den Menschen, — Man jagt diese Hirsche mit Hunden und sie gehen gerne in’s Wasser, wo. man sie als- 38 * — 5965 — dann schielst, gewöhnlich aber stellen sich die Schützen auf den Wechseln an, wenn die Hun- de jagen, und erwarten auf diese Art das flüch- tige Reh. — Das Wildpret ist im Vergleich mit dem unserer europäischen Hirsche, äulserst schlecht, fade, von sehr groben dicken Fasern, gleich denen einer alten Kuh. — Die Haut benutzt man mit Vortheil, die Jagueiros be- reiten daraus zum Theil ihre Anzüge von Le- der. — Die Botocuden, welche alle Hirscharten im Allgemeinen mit dem Namen Bocling be- zeichnen, nennen diese Art Boc/ing-Niack und die Camacans die Hirscharten im Allgemeinen Hera. — In meinen Abbildungen zur Naturgeschich- te Brasilien’s findet man die Zeichnung eines Bockes, der im September erlegt wurde, den Umrils des Kopfs und den Schädel eines an- deren starken alten Bockes in natürlicher Grölse,. — 4. C. simplicicornis, Illig. Das Catinga-Reh, das Reh der Niederwal+ dungen, Guasubira. Gouazoubira, Azara Essais etc. Vol. I, pag. 86. Cervus nemorivagus, Fr, Cuv, — 597 — Veado-Catingeiro oder Corge im östliehen und mitt- leren Brasilien. \ Bocling- Niomm bei den Botocuden. . Einige Bemerkungen über ein weibliches Thier. Ein niedliches, zartes, zierliches Ge- schöpf. — Gestalt im Allgemeinen die unseres Hirsches, nur schlanker und kleiner von Kopf; Schwanz stark und lang behaart wie an der vorhin erwähnten Art; K-rf schmäler und län- ger als am europäischen Reh, übrigens giebt demselben das Catinga-Reh an Zierlichkeit der Gestalt nichts nach. — Das Ohr ist beinahe völlig unbehaart; an der Stelle, wo das männ- liche Thier sein Gehörn trägt, hat das Weib- chen zwei kleine Erhöhungen, welche mit et- was verlängerten Haaren bewachsen sind, sie sind aber nur für das Gefühl kenntlich. — Die Beine sind äulserst zart und schlank, mit nied- lichen Hufen versehen. — Weder am Munde noch an der Nase zeigen sich Flecke; vier In- guinalzitzen; das Thier hatte noch unlängst gesäugt, es war im Anfange des Monats April, wo man dasselbe in einer Fallgrube gefangen Bette, .;-- Die Färbung dieser Hirschart varürt et- was. Das hier erwähnte, in der kalten Zeit des Jahres gefangene Thier hatte folgende — 598 — Zeichnung. — Alle oberen Theile, Seiten und die Schenkel waren dunkel graubraun, glän- zend, auf dem Rücken mehr in’s Graue als in’s Braune fallend; an allen unteren Theilen fahl weilslich; Oberseite des Schwanzes graubraun, die untere mit langen, völlig weilsen Haaren besetzt, aber die nackte Stelle, welche unser Hirsch in der Nähe des Afters hat, fehlt bei diesen beiden zuletzt erwähnten brasilianischen Hirschen gänzlich. — Besieht man die oberen Theile des Thiers genau, so findet man, dals jedes einzelne Haar dunkel gefärbt ist und un- ter seiner Spitze eine gelbröthliche Binde trägt, dieses Kennzeichen ist untrüglich; denn es fehlt allen übrigen brasilianischen Hirschen. — Das ‚hier beschriebene Thier trug einen grolsen wei- fsen Fleck an der inneren Seite des Fersenge- lenkes des einen Hinterbeines, auch soll man öfters ganz weilse Individuen unter diesen Hir- schen finden, — Die unteren Theile sind weils- lich gefärbt, an der inneren Seite der Beine fällt die weilse Farbe etwas in’s Gelbliche; die inneren Hinterschenkel und der Bauch sind am reinsten weils, eben so die Unterseite des Schwanzes; die innere Seite der Schienbein- röhre ist graubraun gefärbt; die Unterseite des Halses ist hell graubräunlich- weils gemischt. — = 16 Es variiren diese Thiere übrigens etwas in der Farbe, besonders nach den verschiede- nen Jahrszeiten; denn im Winter fand ich sie mit etwas mehr röthlich-braunen, aber stets bunt gemischten Haaren, Stirn und Vorderflä- che des Kopfs, so wie die Schienbeine und Kniee waren mehr schwärzlichbraun gefärbt. — - Ausmessung des eben erwähnten weiblichen Thieres: Ganze Länge über die Stirn gemessen 36” 10", Länge des Kopfs bis zu der vorde- ren Ohrbasis ae ER FE Länge des Halses vom hinteren Ohrrande n . . 2.2. A IRTRRR, Höhe des Ohrs än der äulseren Seite Bpekbsen.;; 5 TREND DOBIASTERD, Breite des Ohrs in der Mitte . 1° 103. Länge des Körpers bis zu der un- teren Schwanzwurzel u FE ERBERB: AATER. Länge des Schwanzes ohne das Spi- Aa gr ao) MB, Länge des Schwanzes mit dem Spi- tzenhaare HE ER ERBEN, ‚Länge des Vorderbeins bis zu dem Balenbobe NAHEN 2} 1 ng Länge des Hinterbeines bis zu dem Schweine Binduf"an .. e N, — 60 — Der Bock oder männliche Hirsch trägt ein kurzes, gerades, einspitziges Gehörn, welches vollkommen die Bildung von dem der vorher- gehenden Art zeigt. Auch diese zierliche Hirschart scheint über den grölsten Theil von Süd-America ver- breitet zu seyn; denn da sie in Guiana lebt, so wird sie alle von da an südwärts gelegenen Länder bis nach Paraguay hinab bewohnen, von wo sie uns Azara zuerst beschrieb, In den niederen, ebenen Gegenden an der Ost- küste von Brasilien lebt diese angenehme Thier- art in den hohen Urwäldern, in den höheren inneren Gegenden aber soll man sie mehr in den Niederwaldungen oder Catingas finden, daher die Benennung. — In den Wäldern von Morro d’Arara am Mucuri fing man ein Paar dieser Thiere in ei- ner Fallgrube, als ich mich daselbst aufhielt. Ich bekam jedoch den Bock durch einen Zu- fall nicht vollständig zu sehen, er hatte im Monat Februar sein Gehörn abgeworfen. In Minas Geraös, wo man die Waldungen weni- ger an einander hängend findet, lebt diese Hirschart in mehr isolirten Gebüschen von Niederwald, sie soll aber nirgends so zahlreich und auch nicht so allgemein verbreitet seyn, — 601 — als das rothe Waldreh der vorhergehenden Be- schreibung, findet sich also auch nicht blols in den sumpfigen Gebüschen an der Seeküste, sondern unausgesetzt in allen Arten von Wal- dungen. Auch diese zuletzt erwähnte Hirschart soll nur ein Junges werfen, welches anfänglich weils gefleckt ist. Das Fleisch soll wohl- schmeckender seyn, als das der vorhergehen- den Art, besonders schätzt man die Leber. — Das Leder ist dünn, auch die Haut nur klein. — k Ban An, N at a n.t.i.a, Schwimmende Säugthiere. wa rer En 4;a; Gen. 37. 27 er; n a t u S. M a n a t 1, Süd-America ernährt, wie bekannt, nur eia Thier aus diesem Geschlechte, welches ich im frischen Zustande nicht zu sehen bekommen habe, ich werde indessen mittheilen, was ich — 602 — über diesen Gegenstand in Erfahrung habe bringen können. 1. M. americanus, Desm. Der americanische Manati, Seekuh. Pexe-Boi der Brasilianer. Der americanische Manati lebt in den bra- silianischen Flüssen, dennoch habe ich, aller angewandten Bemühungen ungeachtet, kein sol- ches Thier im vollkommenen Zustande zu Ge- sicht bekommen, Er lebt in der von mir bereisten Gegend zwischen Rio de Janeiro und Bahia nur noch in den Umgebungen des Flusses S. Matthaeus, und geht zuweilen aus diesem durch die See längs der Küste hin in den Fluls Alcobaga *). Bei $. Matthaeus lebt er in dem Flusse und in einer grolsen, mit demselben in Verbindung stehenden grasreichen Lagoa, welche sich weit *) Nach v. Humboldt (Voy. au nouv. cont. T. II. p. 606) giebt es:an einigen Stellen der americanischen Meere sülse Quel- len, und hier halten sich die Manatis auf, Die Bewohner von Alcobaca versichern, der Manati scheue das Salzwas- ser nicht, um von einem Flusse in den anderen zu ge- langen, — 605 — südlich nach dem Quartel de Juparandn. hin- ‘ab ausdehnen soll. Sie ist mit mancherlei Pflanzen und Grasarten durchwachsen, welche die Nahrung dieser unförmlichen Thiere aus- machen. — Hier schiebt der Jäger leise sein Canoe umher, spähet das grasende Thier aus und harpunirt es. — Zu $S. Matthaeus lebte zu der Zeit meiner Anwesenheit ein Mann, der in dieser Art von Jagd sehr geübt war, und alljährlich mehrere Manatis fieng. — Im Jahre 1815 hatte er sieben Thiere dieser Art erlegt und unter diesen ein weibliches, wel- ches 14 Mann kaum fortzuziehen vermochten. Der unförmliche Körper des Manati, der bei- nahe so dick als lang ist, da er die Gestalt ei- ner Blase haben soll, verdünnt sich gegen den Schwanz schnell. Der Kopf ist klein, ganz be- sonders aber das Auge. — Die Haut ist asch- grau und nur mit wenigen Borsten besetzt, da- bei sehr stark. Solche Thiere geben sehr viel Thran, auch hebt der Landmann in Brasilien den massiven ausgehöhlten Knochen als offici- nell häufig auf, den man unter der Benennung des Lapis manati kennt *) und oft theuer bezahlt. — *) Siehe Blumenbach Handb. der vergl, Anatomie, pag. 384, — 604 — Herr von Humboldt theilt uns in seinen herrlichen Schilderungen der von ihm bereis- ten Theile von Süd-America sehr interessante - Nachrichten über diese im ÖOrenoco und an- deren Flüssen häufig vorkommende Thierart mit *). *) Humb, Voy. au nouv. cont. VI. pag, 236. 236 u. a.a, ©, Zusätze, Berichtigungen und Nachträge zu dem ersten Bande dieser Beiträge, Zu Seite 20. Die Indier am Orenoco haben Hrn. v. Humboldt erzählt, die Schildkröte befeuchte den Sand mit ihrem Urin, wenn sie beschäftigt sey, die Grube für ihre Eier zu graben; allein ob ich gleich der arbeiten- dene Schildkröte unmittelbar lange zugesehen und alle ihre Bewegungen genau beobachtet habe, so ist doch an dem Sande nicht die geringste Nässe zu bemerken ge- wesen. In der Nähe der Seeküste hat übrigens der Sand in einer gewissen Tiefe ohnehin hinlänglich Feuchtigkeit, um stehen zu bleiben. Zu Seite 125. Herr Dr. Boie hat das Geschlecht Agama zerspalten. Diejenigen Arten, welche Gaumen- zähne haben, nennt er Ophryessa und hierhin soll Aga- ma picta und vielleicht catenata gehören. Caup (s. Isis Jahrg. 1826 1tes Heft S. 89.) will, meine Agama picta sey Azara’s Cameleon second, und also Merrem’s Pneu- stes prehensilis. Allein Merrem dachte ganz anders über diesen Gegenstand, indem er mein Thier verglich und für eine neue Species hielt; auch muls ich beken- nen, dals ich bei genauer Durchlesung der Beschreibung des dzara, mit meiner Agama nur sehr wenig Aehnlich- — 606 — keit auffinden kann, ohnehin sind ja Azara’s Amphi- bien-Beschreibungen viel zu oberflächlich, um sie in die Systeme aufnehmen zu können. Es ist auch ganz über- flülsig, dafs Herr Caup Azara’s Cameleon premier in meiner Agama catenata wiederzufinden glaubt. Herr Caup bemerkt ferner, dals die jungen Agamen lebhafter gezeichnet seyen, 'als die Alten; ich mufs aber bemer- ken, dals man dieses nicht allgemein sagen könne; denn sie sind wohl'mehr gestreift: und gefleckt, allein ihre . Farbe ist nicht so lebhaft und schön, als die der alten Thiere. Nach Azara sollen die Agamen sich mit ihrem Schwanze festhalten‘, ich habe dieses nie bemerkt, auch kınn man nach den Beschreibungen jenes Schriftstellers durchaus nicht wissen, was für Eidechsen er vor sich hatte. | Nach Boie soll Eophyrus rhombifer meine Agama catenata im ausgewachsenen Zustande seyn. Dieseskann ich nicht glauben, da ich viele Exemplare der von mir beschriebenen Eidechse gesehen, und sie immer gleich- artig gezeichnet gefunden habe. Herr Dr. Boie (Isis Jahrg. 1826. 1tesHeft S. 120.) nennt die Querbinden in den Seiten des Teius Ameiva weils, allein sie sind m der Natur schön gelb. Es hält ferner Hr. Boie meinen Teius cyanomelas für das junge Thier des Ameiva; allein er irrt hierin, indem beide Species sehr verschieden gebil- det sind. j Edw. James im seiner Beschreibung: Account of an expedition from Pittsburgh to the Rocky- Moun- tains etc. (Isis 1824. Bd, II. S. 290.) beschreibt eine Aga- ma, die mit meiner picta sehr viel Aehnlichkeit zu ha- ben schemt. 29. Zu Seite 139. In der Synonymie des Tropidu- rus torguatus streiche man die Lacerta Quetz-paleo des’ Seba aus. Beide Thiere haben gewisse sehr characteri- stische Züge mit einander gemein, gehören aber dennoch’ — 607 — nicht einmal in. ein und dasselbe Genus. Ich habe seit- dem den ächten Quetz-paleo kennen gelernt, und werde ihn nächstens in dem 13ten Bande der Nova Acta Phys. Med: beschreiben. Die Charactere des Genus Tropidu- rus müssen. berichtigt, und etwa auf folgende Art ge- stellt werden: Tropidurus: Kopf geschildet; Zähne an jeder Seite: mit einem Ausschnitte; Ohr an seinem vordern Bande mit verlängert zugespitzten Schuppen (Stachelschup- pen) besetzt; Kehle schuppig, ohne Kehlsack; Schwanz mit mälsig grolsen , stacheliggekielten Schuppen bedeckt, welche mehrere Längskiele bilden; Schenkelöffnungen fehlen; Rücken und Bauch schuppig. Zu Seite 209. Die Geschichte, welche Hender- son (History of the. Brazils p. 506.) von einer colossalen Schlange erzählt, die 21 Fuls in der Länge hielt, ist ge- wils unrichtiger Weise auf den Surukuku gedeutet, und gehört, wenn sie gegründet ist, für eine Boa. Es sind auch alle von jenem Schriftsteller über die Thiere gege- benen Notizen ohne wissenschaftlichen Werth, da sie auf Verwechslungen und zum Theil oberflächliche, zum Theil unwahre Nachrichten der Landesbewohner gegründet sind. Sie scheinen grölstentheils aus der Corografia brasilica entlehnt, Ueber die Art, wie die Schlinger (Boa) ihren Baub verzehren siehe Ferussac Bull. d. sc. 1825. Nro. 12. p. 429. Zu Seite 265. Coluber liocercus hat sehr viel Aehnlichkeit mit C. ahaetulla, sie könnte vielleicht die letztere seyn, welche ihre Oberhaut verloren hat. Ge- nauere Vergleichung wird entscheiden. Zu Seite 277. Man hat mir bemerkt, dafs Colu- ber Nattereri von punctatissima Spiixi verschieden sey, weil die letztere glatte Schuppen habe; allein ich kann noch nicht unbedingt widerrufen, da: ich meine Natter auch schon mit beinahe glatten Schuppen gesehen habe — 608 — und in dieser Hinsicht leicht Abänderungen vorkommen können. Zu Seite 871. Nach Langsdorf soll Coluber poe-. cilogyrus eine Geschlechts- Verschiedenheit von Coluber Merremii seyen; allein ich bin vollkommen überzeugt, dafs beide Arten verschieden sind. Zu Seite 498. Es ist nun erwiesen, dafs das Gift der von mir erwähnten todten Jararaca noch schaden konnte; denn Desmoulins (s. dessen nachfolgend eitir- te Abhandl. im Journal de Physiol.) sah an dem Gifte einer schon seit 4 Tagen getödteten Viper die damit ver- wundeten Vögel schnell sterben. Zu Seite 429. Ueber dieBackenöffnung der Gift- schlangen besitzen wir nun einige Arbeiten. „Desmou- lins (Journal de Physiologie Vol. IV. p. 264.) fand, dals der Nerve des fünften Paares besonders ausgebildet ist und sich zum Theil in der Backenhöhle verbreitet, die also wahrscheinlich zum Geruche dient. Nach seinen Untersuchungen befindet sich keine andere Giftdrüse in dem Kopfe der Schlangen, als die grolse, das Auge ring- formig umgebende Thränendrüse, sie giebt in ein und derselben Flüssigkeit zugleich die Thränen, den Speichel und das Gift. Man liest in Froriep’s Notizen aus dem Gebiet der Natur und Heilkunde (B. II. S. 302.) von zwei von einer Viper in das Euter gebissenen Stuten, und hier wird die Frage aufgeworfen, ob die Schlangen die Milch liebten und etwa durch ihren Geruch angelockt wurden? Ich kann dieseFrage durch ein zuverläfsiges Beispiel beantwor-. ten. Auf einem einsamen, in der Nähe des Rheins in gebirgiger waldiger Gegend gelegenen Pachthofe trieb man das Vieh täglich in den Wald und die benachbarten Wie- sen und Abends wieder zu Hause, Eine starke Kuh kehr- te jeden Abend mit gänzlich leerem, Euter nach Hause, wovon man durchaus den Grund nicht einsehen konnte — 609 — Der Hirte beobachtete nun genau und bemerkte bald, dals diese Kuh sich von der Heerde trennte und heftig zu brüllen begann, worauf eine grolse Ringelnatter (Co- luber Natrix Linn.) erschien, die sich an dem Hinter- beine des Thiers hinauf schlang und auf diese Art das Euter leerte. — Zu Seite 433. Eben so wenig alsich an das Be- zaubern der Giftschlangen glaube, kann ich auch die Nachrichten für wahr halten, wo man der gelben Viper (Trigonocephale fer-de-lance) den wilden Instinct zu- schreibt, sich unangegriffen auf die Vorübergehenden zu stürzen (s. Ferussae Bull, d. sc. natur. 1826. Nro. 12. p. 435.);5 auch würde diese Schlange durch die an der an- geführten Stelle ihr zugeschriebene grolse Schnelligkeit, eine Ausnahme von den meisten süd-americanischen Gift- schlangen machen. Der Chirurg Johnson sagt (Indian Fieldsports p.213.), der Zahn der Giftschlangen dringe auf den vierten Theil’ der Länge eines Zolles in das Fleisch; allein ich bin über. zeugt, dals er zuweilen }bis$ Zoll tief hineingedrückt wird. Zu Seite 446. Desmoulins zeigt im Journal de Physiologie (Vol. IV. p. 279.) die Unvollkommenheit des Auges bei den Amphisbänen. Er glaubt übrigens, dals diese Schlangen eben so gut rückwärts als vorwärts kriechen, wovon mir indessen kein Beispiel vorgekom- men ist. Il. Band. \ 50 Nachträge, Berichtigungen und Zusätze zu dem zweiten Bande dieser Beiträge, Zu Seite 65. Neuere Schriftsteller wiederholen, dals der Guariba (Mycetes ursinus) ein wildes zorniges Thier sey. Man hat also eine ganz falsche Idee von sei- nem Naturell; denn er ist höchst sanft, furchtsam und phlegmatisch. Zu Seite 90. Hr. Dr. Schinz hält (siehe dessen Werk: das Thierreich u. s. w. Bd. IV. S. 264.) den Cebus macrocephalus (Sajou & grosse tete der Hm. Fr. Cuvier und Geoffroy) für meinen Cebus robustus; allein erscheint mir unbezweifelt mein xanthosternos zu seyn. Zu Seite 177.. Waterton will die Wampyre (Phyl- lostoma) bei Nacht Bananen fressen und die Blüthen des Savaribaums abbeilsen gesehen haben (s. Notizen ausdem Gebiete der Natur- und Heilk. 12. S. 275.). k Zu Seite 200. Die Unterabtheilung (b.) der un- bestimmten Blattnasen, wohin einzig und allein Phyllo- stoma superciliatum gehört, ist aus Versehen des Setzers zwischen die Blattnasen mit eingekerbten Schneidezähnen gesetzt worden, sie sollte am Ende des Genus stehen. Zu Seite 223. Die Benennung Noctilio rufus, welche Dr. v. Spix einer seiner Fledermäuse beilegte, scheint nicht ganz wohl bestehen zu können, weil sie auch vollkommen auf Geoffroy’s Noctilio unicolor palst. Zu Seite 253, Spia’s Diphylla ecaudata hat ei- nige Aehnlichkeit mit meinem Desmodus rufus; allein das Gebifs ist zu verschieden, mehrerer anderer Abwei- chungen nicht zu gedenken. en — 61 — Zu Seite 274. Hr. Dr. v. Spix beschreibt zwei Arten langnasiger Fledermäuse, und vereinigt sie in sei- nem Genus Proboscidea. Schinz (s. das Thierreich u.s. w. Bd. IV, S. 302.) hält die von mir beschriebene, mit den obigen verwandte Fledermaus für Proboscidea rivalis Spixii, welches ich indessen bezweifeln muls, die Ab- bildung mülste denn sehr fehlerhaft seyn. Vespertilio Naso hat an den unteren Eckzähnen sowohl nach vorn als nach hinten eine Nebenspitze, da hingegen Spix an den oberen Eckzähnen nur einen Nebenzahn anmerkt. Ferner heilst es bei Spix: „membrana interfemoralis pedibus brevior, caudam usque dimidium longitudinis änvolvens, extus marginata.‘“ Dieses ist bei meiner Fledermaus gänzlich verschieden; denn man braucht bei "ihr die Schwanzflughaut blofs aufzurollen oder auszu- spannen, um zu bemerken, dafs dieselbe weit über den sehr kurzen Schwanz hinausreicht. Hat also Hr. Dr. v. Spix die Schwanzflughaut seiner Fledermaus gehörig aus- gedehnt, so ist bestimmt das von mir beschriebene Thier eine von den seinigen verschiedene Species. Er sagt fer- ner: „cauda membrana interfemoralis longior ad di- midium involuta, religua libera exserta“, welchesdurch- aus nicht auf YFespertilio Naso palst. Von seiner Pro- boscidea saxatilis sagt er „membrana interfemoralis plicata“, welches ich ebenfalls an meinem Thiere nicht beobachtet habe. Was übrigens Spix’s beide Species anbetrifft, so ist ihre Beschreibung nicht umständlich genug, um eine zuverläfsige Vergleichung anstellen zu können. Er erwähnt z.B. durchaus nicht der an mei- ner Fledermaus so sehr ausgezeichneten Behaarung, wel- che an den Armen und andern Theilen büschelförmig istu.s.w. Will man übrigens das stärkere oder gerin- gere Vortreten der Nasenkuppe für hinreichend zur Bil- dung eines neuen Geschlechtes annehmen, so muls doch wenigstens in dem Character essentialis die Stelle 39 * — 62 — abgeändert werden, wo es heilst „Schwanzflughaut den Schwanz zur Hällte einschlielsend “; denn an meiner Species ist sie dreimal so lang, als der Schwanz. Zu Seite 289. Das Coati soll sich nach Azara von einem Baum herabfallen lassen, sobald es erschreckt wird, diels ist ungegründet. Henderson in seiner History of the Brazils ver- wechselt die Eigenschaften und die Benennung der Coa- tis geradezu; denn ersagt, die kleine Art gehe in Ge- sellschaft und werde Cuati monde genannt. Zu Seite 310. Henderson sagt, die Hyrare habe, in der Entfernung gesehen, das Ansehen eines. Affen, es dürfte jedoch viel Einbildungskraft dazu gehören, um einen Marder für einen Affen zu halten. Zu Seite 325. Nach Harlan (Fauna Americana) soll die brasilianische Fischotter in Nord- America vor- kommen, allein ich muls dieses sehr bezweifeln, . da dieser Naturforscher in der Characteristik seiner Spe- cies des plattgedrückten Schwanzes nicht erwähnt. Zu Seite 554. Von dem Guard (Canis campes- tris) sagt Henderson, er sey ein grolser Feind der jun- gen Kälber ($S. 502.), welches gerade den von mir all- gemein eingezogenen Nachrichten widerspricht. ; Die- ser Schriftsteller redet (S. 512.) von einer grolsen wil- den Hundeart, die er Guaracäo nennt, und die durch- aus nichts anders seyn kann, als der Guard selbst. S, 502 redet er von dem Cäo silvestre oder Cachorro do mato, der in den südlichen Gegenden des Rio das Contas vorkommen solle; allein diese Nachricht ist fa- belhaft. | Zu Seite 338. Canis cancrivorus (The Crabwolf,. Griffith Uebers. von Cuv. Regne Animal part. Fl. Nr. 375) ist bestimmt nichts anderes, als der Aguarachay des Azara. Er scheint mir der ÄKoupara des Barrere und Penrnant’s Surinam- Dog zu seyn. — 615 — Zu Seite 344, Der Yaguar soll nach Harlan (Fauna Americana p. 96.) auch im südlichen Nord- America vorkommen. Was Henderson (Hist. of the Brazils) von der J 2 acht des Yaguar sagt, ist weit übertrieben, Zu Seite 354. Eben die Bewandnifs, als mit dem schwarzen Yaguar dürfte es auch wohl mit den in Spanien und Frankreich vorkommenden schwarzen Wöl- fen haben. Es entstand einstin den Wäldern des rech- ten Rheinufers eine Abart von Wölfen, welche mei- stens schwarz mit weilser Blässe und vier weilsen Fü- [sen waren.- Ein schwarzer Fleischerhund. hatte sich mit einer Wölfin belaufen, man erlegte beide Eltern, und in ein Paar darauf folgenden Jahren 13 jener Ba- stardwölfe, welche dem Rothwildstande bedeutenden Schaden zugefügt hatten. Zu Seite 358. Azara sagt, der Cuguar (Gua- zuara) liebe mehr offene als waldige Gegenden, und der Yaguar könne nicht auf Bäume steigen, beides ist ungegründet. Zu.Seite 369. Hr. Temmink, welcher Gelegen- heit gehabt hat, Felis mitis genauer kennen zu lernen, sagt (Monogr. de Mammal. p.149.), dals diese Katzen- art von dem Mbaracaya (Felis pardalis) verschieden sey. Dals sie von Felismacroura verschieden ist, zeigt ihre ganze Gestalt, so wie ihre Färbung und Körper- verhältnisse. Felis mitis gehört ihrer. Gestalt nach zu der Familie der Mbaracaya’s oder schlank gebauten Katzen von Mittelgrölse, Felis macroura hingegen zu den schlanken kleineren Arten, wovon etwa unsere Hauskatze ein Beispiel abgeben kann. Nach Harlan soll auch der Mbaracaya im süd- westlichen Nord- America vorkommen (F. Amer. p. 98.). — 614 — Zu Seite 871. Griffith gab in seiner Ueber- setzung des Regne Animal eine Figur dieser Katze. Sie ist in der Gestalt ziemlich gut, allein die Flecken schei- nen nicht völlig genau nachgebildet, und ich muls in dieser Hinsicht die Figur empfehlen, welche ich in meinen Abbildungen zur Naturgeschichte Brasilien’s ge- _ geben habe. Zu Seite 394. In einem neueren Werke über Brasilien wird das Beutelthier zu den köstlichen Bra- ten gezählt, welches indessen einen ganz eigenen Ge- schmack zu verrathen scheint (s. Major Schäffer Bra- silien, als unabhängiges Reich u. s. w. S. 15.). — Zu Seite 430. Von diesem Eichhorne sagt Hen- derson, es sey viel,grölser als unser europäisches, und sein Schwanz sey wenig behaart (S. 502.), welches un- gegründet ist, Zu Seite 471. Henderson erwähnt des. Mocö (S. 364.) auch für die Provinz Pernambuco. Nach ihm soll man (S. 397.) eine Art von Frettchen (Ferret) ge- brauchen, um das Mocö und Preyad aus ihren Höhlen zu treiben, wovon ich indessen nie etwas gehört habe, Zu Seite 486. Einige Reisende vergleichen die Stimme des Faulthiers ziemlich unrichtig. So lies’t man z.B. von dem „gleichsam um Hülfe rufenden Faul- thier,“ da dach dieser Vergleich sehr wenig palst. Waterton (s. Froriep’s Notizen aus dem Gebiete der Natur- und Heilkunde Bd. 12. p. 212.) macht das Faulthier gar zu einem Schiffe, indem er es mit dem Winde sich bewegen lälst, eine wirklich überaus ko- mische Idee! denn für’s erste ist es in den geschlos- ° senen tropischen Urwäldern gewöhnlich windstill, zweitens ist hier auch kein Wind nöthig, damit sich die Baumäste berühren, und drittens ist die ganze Ge- - 6 — schichte eine sehr alberne Fabel. Eben dieser Reisende (ebendaselbst S. 274.) nennt das Fleisch des Faulthiers wohlschmeckend, welches doch höchstens für Botocu- den- oder Negermägen erträglich seyn kann, Zu Seite 489. Im 6GtenBande von Griffith’s Ue- bersetzung des Regne Animal ist eine Abbildung des Faulthiers mit schwarzem Nacken gegeben, die mit der Natur gar keine Achnlichkeit hat. Der Kopf ist gänzlich unäknlich und gleicht dem eines Schaafes, der lange Hals des Faulthiers fehlt hier gänzlich, welchen dasselbe nie einziehen kann, das Gesicht scheint glatt, das Haar bildet eine Perrüque, auch ist die ganze Stel- lung des 'Thiers sehr unrichtig, und kommt auf diese Art in der Natur nicht vor, kurz diese Abbildung muls sogleich verbannt werden, wenn sie nicht eine völlig unrichtige Idee dieser Thierart verbreiten soll. Zu Seite 549. Henderson sagt (S. 501.), man fin- de den Tapir von allen Farben, welches unrichtig ist. Man sagst, dals die Portugiesen dem Genusse des Tapirfleisches Augenentzündungen zuschrieben, ich ha- be aber nie etwas hiervon gehört (S. 382.). Zu Seite 556. Henderson (S. 501.) schreibt der Corografia brasilica nach, es gebe drei Arten von wil- den Schweinen in Brasilien; auch führt Schinz in dem 4ten Bande seiner Uebersetzung des Regne Animal (p. 511.) eine dritte Art von Nabelschweinen unter der Be- nennung des Dicotyles minor auf, die aber höchst wahr- scheinlich nur ein junges Thier der von mir erwähnten längst bekannten Arten ist. Zu Seite 557. Dicotyles torguatus findet sich, neueren Nachrichten zufolge, auch in den südlichen ver- einigten Staaten und soll am Red River nach Nuttall — 616 — gemein seyn (s. Fauna Americana p. 220.). Von der Tapferkeit dieses Schweines, das in Menge vereint den Yaguar tödten soll, hat man mir in Brasilien nie etwas gesagt, auch ist diels gewils ungegründet, da D. tor- quatus weit schwächer ist, als D. labiatus, dem man eher eine Vertheidigung zutrauen könnte. Verzeichwifs der...: diesem) ‘Bande beigefügten AT en. Tab, E :!Schädel-des Diclidurus, des Mäulwurfs (Talpa)) ‚und der Spitzmaus (Sorex). Die Erklärung der ‚Figuren siehe im böxte agı- 577 Fa Tab, I. Fig. 12. Knochen aus der Ruthe des männlichen Coati-Mundeo, von); der; Seite-gesehen. Fig. 13. Die Spitze desselben, ‚von: unten gesehen. u; 17. Knochen -aüs-der Ruthe des männlichen Guassini (Procyon, cancrivorüs). Fie. 20. Knochen aus der Ruthe. der männlichen ji Hyrare: (Mustela, barbara)., 'von.der Seite, Fig. 21. Derselbe, von oben gesehen. «„.Fig-14».'Ruthe der 'männlichen brasilian, Fischot- ter (Lutra Imasilishsis)s von der Sei a. Die Eichel. „Fig. :18.. Der Knochen aus dieser Pıthel b. Die Höhlung am unteren Theile der Spitze, Fig. 16. Die Höhlung in dem vorderen Theile die- ses Knochens, von unten gesehen. Fig. 18. Eckzahn der brasilianischen ‚Fischotter von aulsen. a. bis b. Die blasenartige. Wurzel des Zahnes,) b. Die kreisförmige \Varzelößinung desselben. Fig. 19. Durch Eintrocknen gespaltener Eckzahn. b. Die Wurzelöffnung. Fig. 5. Schädel des Didelphys myosuros in natür- licher Grölse. Fig. 6. Schädel des Didelphys cinerea in natürli- | cher Grölse. | Fig. 3. a. Obere Reihe der Backenzähne (der lin- | ken Seite) des Mus pyrrhorhinus, um ihre Mahl- flächen zu zeigen. — 618 — Fig. 5. b, Rechter Schenkel des Unterkiefers der- selben Maus, ebenfalls um die Mahlflächen der drei Backenzähne zu zeigen, Beide Abbildungen sind etwas über sechsmal vergrölsert, Fig. 4. a, Obere Backenzähne.derselben Maus, von der Seite gesehen, 5. Der Unterkiefer von der Seite, etwas über’ sechsmal vergrölsert. Fig. 22.. Die enthlöfste Eichel des: Paca (Coeloge- nys Paca), von unten gesehen. Fig. 23. Derselbe Theil, entblöfst, von der Seite gesehen. Fig. 7. Die Eichel des männlichen Paca, ginzlich umgekehrt, Fig. 8. Knochen aus der Ruthe des männlichen Paca, von der Seite gesehen. Fig. 9. Derselbe, von unten gesehen. Fig. 10. ‘Knochen aus der Ruthe des Capibär, von “»sunten gesehen. Fig. 11. Derselbe, von der Seite, N Fig. 1. Schädel»des Moco (Cavia yupestris), von der Seite, in natürlicher 'Grölse. Fig. :2. Derselbe, auf seiner Oberfläche beirachtet, Tab. IH. Fig. 8. Unterkiefer des Moco, von oben söchen; Fig. 9. Der Oberkiefer desselben Thiers, von unten et beides in natürlicher Gröfsel Fig. 1, 2, 3, 4a, 45,'5, 6,7, zur Anatomie des Fötus von Br adypus'torguatus, siehe pag. 498, Tab. IV. Fig. 1, 2,.3504328 0517 8% zur Beschleiktung des Schädels von Br adypus torgquatus, s. pag. 807. Tab. V. 1 177-006 Bu ST 5, da, 55, 6; 65, 7, 8, zur Be- schreibung des Schädels von Bradypus tridacty- lus, siehe pag. 907. I Bi &t.eT “der in diesem Bande aufgeführten Säug- thiere. () : 2. Seite, Seite. Einleitung . „ 1—21 2?Noctilio unicoler . 223 Quadrumana er 22 Dysopesy kn niipeni Hu Genus Ateles e.00=..582 Dysopes perotis . 2 Ateles hypoxanthus , 35 G..Desmodus RT N G..Mycetes . 2.1.45 Desmodus rufus .. 233 Mycetes ursinuss » ....48 6. Diclidurus a ar —- — niger A . 66 Diclidurus albus . e.,'242 G. Cebus sunr# 0. 073 Anhang. Beschreibung des CGebus fatuellus » ...76 Schädels des Diclidurus 248 — robusus . . 82 G. Vespertilio . ».._. 261 — xanthosternos 3 90 Vespertilio caninus er 1202 — cirrifer ö 97 ° —. — nigricans .' 266 — flavus . ...101 — —. calcaratus 269 G. Callithrix e.)3100 —: — leucogaster, 271 Callithrix personatus ,,170° — — _ Nao,. . 274 — melanochir ,.. 114 Plantigrada . 1.0280 ©. Hapale . . e el "Ga Nasya . 1,283 ee Jaschus . .- . 128 Nasua socialis a une — leucocephalus .,.155 ?.— solitaria, . 2.112933 = penicillatus indAR 0 Dane nockurna ;% - ..298 Eı Wasahall: 5 +« .148 G.Procyon z .. 800 — chrysomelas 153 Procyon canerivorus . 301 Carnivora u 2 s» 164 Aslia , r 2 « 308 Chiroptera - . . 169 G. Mustela . b - 309 G. Phyllostoma . . 175 Mustela barbara „ .„. 310 Phyllostoma hastatum 179 _G. Lutra : "319 — -— macrophyllum 183 _Lutra brasiliensis . 320 = — brevicaudum ..192 Sanguinaria E R 2,280 — — brachyotum. 196 G. Canis Bee Ne. BIO — — superciliatum 200 Canis campestris . . 83 — — obscurum 203 — Azarae u. 0 > No G. Glossophaga 206 G. Felis = . 345 mon amplexicauda 208 Felis Onca . R .. 34 — ecaudata 212 ? — Der schwarze Yaguar 354 6. Noctilio . z 175 — concolor ® 358 Noctilio dorsatus , . 218 — pardalis ee 620 Reg Seite. Felis macröura . h 371 — Yaguarundi E 379 — Eyra . . “Pr ;881 Marsupialia . . 332 G. Didelphys . 334 DER marsupialis . 887 — auta . 2,395 — _ myosuros . 400 — cinerea .. 406 — -'murına 411 Uebersicht obiger Beutel. thiere . . N 413 Glires - R { 415 Murina ; - . 416 G. Mus > a Mus pyrrhorhinus . 418 Cuniecularia s & 424 G. Hypudaeus . „424 Hypud: dasytrichos „ 4% G. Myopotamus Fe >: Agılia ic nd >, G. Sciurus+ „U . 429 Sciurus aestuans „14.450 Aculeata °. . . 433 G. Hystrix ) Hystrix insidiosa . 434 — — subspinosa . 440 G. Loncheres . 443 Lonch: myosuros . 445 Duplicidentata . .. 449 G. Lepus . 450 Lepus hrasilietig 2 u Subungulata . 452 G. Cvoelogenys .„. . . 43 Coelog. fulvus . . 454 G. Dasyprocta . . 458 Dasyp. Azguti . . 453 G. Cavia s 461 Cavia Aperea . "77462 “ Das. Gigas . : 8 Cavia rupestris . G. Hydrochoerus Hydroch, Capibara Bruta . . Tardigrada . G. Bradypus Brad. tridactylus — torquatus . Anhang, Vergleichung der Schädel und Zergl, des Fötus . Effodientia G. Dasypus — setosus — gymnurus — longicaudus Edentata >». G. Myrmeoophagä Myrm- iubata . ae er TEEN — tetradactyla Multungula . Nasuta . . G. Tapirus 5 Tap. americanus Setigera R . G. Dicotyles L Dieot.-torquatus — — +labietus % Bisulca ur £ G. Cervus . ’ Gervus paludosus — — -campestris — — +rufus — — »simplicicornis Natantia k A Sirenia 2 . G.' Manatus u Manatus americanus . 8 02 0 0° u LU nn, nit ine er rer rn Verzeichnifs der Druckfehler in dem zweiten Bände meiner Beiträge. Zeile 6. inte) setze statt „, Säugthtere, welcher 'in den‘ — „Säugthiere, welchen die“ 3. ist hinter „dem spanischen‘ — — das Wort KV turforscher “ ausgelassen. 11. setze statt „, schoen: ubgebilder‘ “._ schon abge: bildet; 4. von unten setze statt „Beobachtungen, ee „Beobachtungen. Diese‘ obere Zeile setze statt ‚welches ‘““ — welche“ Zeile 3. von unten setze statt „, Tise“* — ,, Tije“ — 6. von unten setze statt „Wohnungen, — „Woh- nungen; 12. setze statt „unglaublicher Menge, — ‚‚unglaub- licher Menge; 20. setze statt „Pompo — „Pongo“ in der Note setze statt „,Satyrus ult — ,,Satyrus alt“ Zeile 5. setze statt ‚‚Benennungen allen Welttheilen — Benennungen in allen Welttheilen“ -- 88. oben setze statt „„chens sind nackt, selbst die Testikel, — 56. 60. — „chens, selbst die Testikel‘* 21. setze statt „etwas von des Aluaten — etwas von der des Aluaten 11. — = ;phoch erhaben, wie ihr — „hoch erhaben, wo ihr 4. zwischen die Worte „knarrend röchelnd‘“ - 10. setze statt ,„ Taguaris — ,„‚Taguaris 14 — — , Stento — „, Stentor 10. — — „Tite — ‚Titi 5 — „chen Thierchens: — „lichen Thier- chens: 5. von unten setze statt „scharfen — „scharfem 12. setze statt „zu halten, — „zu halten; 16. — — „‚interressante — „interessante . vorletzte Zeile schreibe das Wort „Niemand — klein. 3. Zeile 4. von unten setze statt „Linneschen — Linnei- schen 11. setze statt , ein 5 2. von unten lese man statt „Sago- — „‚Sagoa- (es ist hier falsch abgebrochen.) 6. setze man statt „Se — „Seof (‚auch hier ist falsch abgebrochen.) Zeile 11. von unten setze man „‚Blattnasen — statt — Blattnassen. 7. setze statt „Sporn — „‚Sporne 6. von unten setze statt „„caniceroe — ‚„‚carnicero 3. setze statt ‚„Vagueiros — „Vagueiros 6. von unten setze statt „Katze — ‚‚Unze u „A’Azara — „D’Azara S. 415. — 1und2, von unten setze statt „Haasen — „Hasen — 416. — 5, setze statt „Haasen — „Hasen — 450. 4und14. derselbe Fehler. — 452. lies an verschiedenen Stellen statt „Haase — ‚Hase — 454. Zeile 14. streiche das Wort „Ha . —1469. — 14. setze statt „Haa — „Ha — 511. — 12. fehlt der Puuct hinter-dem Worte: spricht. — 516..— 6. setze. statt „Tatou-acu — „Tatü -acu — 519. — 3. von unten setze statt „angegebene — gegebene — 525... 5. setze,statt „vierek- — viereck - —- nn — = „habe — „haben -.- dit able Toni — jıSchildchen, — 535° vorletzte Zeile setze statt „erschö- — „erschöpf- — letzte Zeile — — ı„pfen — „en _ 551. oberste Zeile streiche das erste Wort: zur —— ı— Zeile 9. von unten setze stait „erschrecken — „schrecken -— 554. letzte Zeile setze ein 5 hinter das Wort: Peitschen, — 561, Zeile 18. setze statt „„puris — „pures — 564. — 19. lies: Küd-hiä — 580. — 7. in der Note streiche das , hinter dem Worte: j £ auferzogenen — 587. — 12, setze statt; „behaartem — „behaarten N IIELO x Sn N ra I Dr N er N NEN ANANN, N NN \ W N) Sr S NN AN IN FR 3 FI 04 R forgealiıs, | D MUYH e Pradupus Irilwelylur. | | WA | 7 > ehe wi 3 a a er : As: Rat. = Ein ae i FREIEN x 2 et Ra ee Eat a Sale 1 5 BE