SV —— I BR ‚Beiträge i zur | Naturkunde, und den damit verwandten Wiffenfchaften, befonders ‘der Botanik, Chemie, Haus- und Land- wirthfchaft, Arzneigelahrtheit und Apothekerkunft, Ven 2. Friedrich Ehrhart, Königl. Grofsbritt. und Churfürftl. Braunfchweig-Lüneburgifchen a # Botaniker, Mitglied der Gefellfchaft naturforfchender Freunde in Berlin, Dritter Band. Hannover und Osnabrück, im Verlage der Schmidtifchen Buchhandlung, "178% tot ind cn %; en: Seinen Gönnern und Freunden, dem Herrn Geh. Forftrath von Burgsdorf in Tegel, dem Herrn Juftitzrathu. ProfefforHirichfeld in Kiel, dem | Herrn Dostor Hoffmann in Erlangen, de = Herrn Superintendent Lueder in Dannenberg, dem Herrn Hofapotheker Meyer in Stettin, dem Herrn Hofrath und Leibarzt Mochring In jeveß widmet diefen Band der Beiträge zur Naturkunde, zum Zeichen feiner Hochachtung und Ergebenheit, ı + der Verfaffer, > Vorrede: x Hr liefere ich ach den dritten Band meiner Beiträge. Man findet darin meine vom zfer Auguft 1783 bis zum 24er Fulins 1784 gefchriebenen Auffätze. Diejenigen, welche ich nach diefer Zeit gejchrieben habe, follen im vierten Bande erfcheinen, der, bis auf einige wenige, lauter unge- 3 druckte Abhandlungen enthalten, und läng- fiens aufs Neujahr 1789 fertig fein wird. Ssonft | Sonfl habe ich-hier wenig Zu Jagen. Denn meine eigene Arbeit zu loben, if meine Sache nicht. Und würde ich fie ta- deln, fo möchts Jolches meinem Herrn Ver- leger nicht recht fein. Ich will alfo beides anterlajlen, und nichts weiter thun, als mich und meine Beiträge den Le/ern beftens empfehlen... .. ° | | Herrenhanfen, 1788, Mai, 10. Inhalt. Inhalt Seite 1. Gartenanmerkungen. £ 2. Beftimmung einiger Bäume und Sträuche aus unfern Luftgebüfchen, 19 3. Oekonomifche Beiträge, UN 95 4. Ein paar Anmerkungen zu den Gedanken ei- nes fehweizerifchen Bauers über Verbeffe- rung der Landwirthfchaft. 36 5, Verfuch eines Verzeichniffes der vornehmiten Mineralwafler des Churfürftenthums Braun- fchweig-Lüneburg und feiner Gränzen. 37 6. Botanifche Bemerkungen, 55 7. Apothekerwünfche, für das Jahr 1784. 95° $. Auszug aus einem meiner Briefe an den Herrn Hofrath und Leibarzt ii 3 in Caflel. 104 9. Zufatz zum Verfuche eines Verzeichniffes der vornehmften Mineralwafler desChurfürften- ‚thums Braunfchweig - „Lüneburg und feiner Gränzen. 108 \ \ Io. Inhale P 10. Botanifche Zurechtweifungen, ı1. Pharmacologifche Anzeigen. ı2. Rülingia, eine Pflanzengatrung, 13. Berkheya, eine Pilanzengattung. 14. Auch ein Wort zu feiner Zeit geredet. 15. Anmerkung über das Wort: Frauenzimmer, 16. Nachricht für Kranke, den Schwefelbrur- nen bei Limmer betreffend. 17. Anckdoten, 18. Botanifche Zurechtweifungen. 19. Antwort auf die Frage, woher die Benen- nung Rehzimmer komme. | 20. Eine Anmerkung beim Lefen des 37ften Stücks des Hannov. Magazins vom J. 1784. 21. Eine Dankfagung. 22. Zweiter Zufatz zum Verfuche eines Ver- zeichniffes der vornehmften Mineralwafler des Churfürftenthums Braunfchweig-Lüne- burg und feiner Gränzen. 23: Empfehlung einiger Bäume, deren Anpflan- zung in hiefiger Gegend vernachläfliget wird. - 140 144 145 150 154 166 167 167 169 177 BE 3 n & a EZ ae Rn) Da I, Gartenanmerkungen. - B a In hoc fumus fapientes, quod Naturam optimam du- cemtamquam Deum fequımur, eiguenaremus. Cicerg. ‚ I» habe vor einem Jahre dem Publikum in dem Hannöverifchen Magazin einige Gartenanmerkun- gen mitgetheilt, in der Abficht, die in unfern Gär- ten, leider! noch fo häufig vorkommenden Mifs- geburten und Unzierden auszurotten, und ihren Ver-_ ehrern und Anbetern zu zeigen, dafs man bei deren ‘ Hervorbringung nicht allein gegen die Natur ftreite, fondern fogar wider alle gefunde Vernunft handle. Ich konnte mir leicht vorftelien, dafs meine Erinne- rungen nicht das Glück haben würden, einem jeden zu gefallen. Dazu waren fie aber auchnicht gefchrie- ben. In diefem Stücke denke ich wie Gellert: . Wenn deine Schrift des Narren, Lob erhält, Denn ift es Zeit, fie auszuftreichen, Genug Ehre für mich, dafs fie Leuten gefiel, die da- von urtheilen können, und Männer, die Deutfchland als Kenner und Richterin der Gärtnerei anfichet, mir ihr Vergnügen darüber bezeuget haben. Und magis Ehrb, Beitr, B, 3, A mibi - ‘ ı > ” g: € y zZ ‚ ; e % z - mihi eft unius fapientis affenfus, quam centum Idio- tarum vana opprobria, fagt Linn, und ich mit ihm, Jenen würdigen Männern zu gefallen, erfchei- net hier die Fortfetzung meiner Anmerkungen. Ich wünfche, dafs folche das Glück der erftern haben möge. 1. Eine der fchönften und nützlichften Erfin- dungen in der Gärtnerei ift das Pfropfen und Oculi- ren. So wie aber gewöhnlich die allerbeften Sachen zu weit ausgedehnet werden, fo gchet es auch hier- mit. Anftatt, dafs man diefes Mittel blofs bei den- jenigen Bäumen, die fich fonft auf keine andere Art vermehren und fortpflanzen läffen, anwenden follte, braucht man es nun faft- durchgehends und ohne Un- terfchied, und alles, was nur immer einen Anfchein von Wachsthum zeigt, wenn es gepfropft und ocu- lirt wird, das mufs fich auch pfropfen und oculiren laffen. Und ungeachtet man täglich fiehet, dafs ein aus dem Saamen gezogener Baum gefunder ift, unfer Clima beiier vertragen kann, älter wird, u. f{. w.: fo hilft doch alles nichts, fondern man bleibt bei der alten Mode. Eichen, Büchen, Mifpeln, Ulmen, Nüifle, Ahorne, Efchen, Hainbuchen, Hülfen, Jaf- min, Weinflöcke, alles, alles mufs fıch pfropfen und oeuliren laffen. Fragt man, warum diefes ge- fchiehet, fo ift die Antwort gemeiniglich fo, dafs ein Kenner darüber lachen mufs, und kommt beinahe her- aus, als wenn man einige Apotheker, und Wundärzte frägt, warum fo viele Leute, die doch gefund find, und denen nichts fehlet, als Arbeit, täglich Arzneien gebrauchen, oder zur Ader Iaflen und fchröpfen. Kurz, alles ift nichts! Ich rathe defswegen einem jeden, der gute und gefunde Bäume haben ale fol- che, fo viel als möglich, . ungepfropft und unocu- lirt® zu lafien, am allerwenigftien aber verfchiedene Gattungen, oder gar natürliche Ordnungen, auf diefe Art l 4 SARe 3 Art mit einander zu verbinden, fondern, fo viel mög- lich ‚ der Natur zu folgen. Man wird finden, dafs mein Rath gegründet ift. . Selbft einige Obftforten . haben das Pfropfen nicht nöthig, fonderu können recht gut aus dem Saamen fortgepflanztwerden. Ich habe chedem, als ich noch in der Schweitz war, ver- fchiedene Sorten Aepfel-und Birnkerne ausgefäet, und “folche, ohne zu piropfen, aufgezogen. Alle, wel- che bei meinem Dafein noch zur Blüthe kamen, brachten die fchönften Früchte, die man ich nur wün- fchen kann. 2. Täglich höret man unfere Pflanzenliebhaber klagen, dafs ihnen des Winters viele Bäume und Sträuche verfrjeren, und nicht felten fogar folche, in deren Vaterlandes doch ungleich kälter, als in unferm Deutfehland, if. Mancher, der diefes hört, glaubt, dafs folches unmöglich fei. Aber es hat würklich feine Richtigkeit damit. Und was ift denn die Urfa- che hiervon ? Vermuthlich diefes. In den Ländern, wo diefe Pflanzen zu Haufe gehören, ift es zwar kalt, aber die dortigen Winter find weniger abwechfelnd, als unfere. Fällt allda im Herbfi Schnee, fo bleibt er gewöhnlich liegen bis in Frühling, und derjenige, der zuerft kommt, ift meift immer der, welcher zu- letzt weggehet. Fängt es einmal an, warm zu wer- den, fo ift es fehr feiten, dafs wieder eine neue Kälte einfällt. Ganzanders ift es aber hier bei uns, - Im . Februar und März bekommen wir gewöhnlich fchon warme Tage. Die Pflanzen aus jenen Gegenden fan- gen an in Saft zukommen und zu treiben, Dann ‚ überfällt fie unvermuthet wieder ein Froft, und ver- derbet folche. Kurz es gehet ihnen, wie den Leuten, die im Frühling beim erften Sonnenfchein ihre Win- terkleider ablegen, und glauben, dafs es nun Som- mer fei, welche denn gewönlich ihren Fürwitz mit A Schnup- 4 | Sa Schnupfen, Huften, und manche nicht felten wohl gar mit dem Tode, bezahlen müffen. Wie ift aber der Sache abzuhelfen ? Diefes gefchiehet, meiner Meinung nach, am ’beften, wenn man macht, dafs dergleichen Pflanzenim Frühling fo fpät, als möglich, die Würkung der Sonnenftralen empfinden, So machte es Linn‘ mit dem Rubo ardtico, einer Pflanze, die, ungcacht folche in den vielnördlichern Gegenden von Schweden zu Haufe gehöret, dennoch alle Frühling im Upfalifchen Garten ausging. Er verpflanzte, fie an einen fchattigen Ort, und liefs folche alle Winter mit Moos und vielem Schnee bedecken, und dadurch erhielt er, was er fuchte, nehmlich, dafs diefe PAanze erft anfıng zu treiben, wenn bereits keine Fröfte mehr zu befürchten waren, und feit jenew Zeit ihm nicht wieder verfror, fondern jährlich blühete, welches ich, als ein Augenzeuge, bekräftigen kann. Man kann hieraus fehen, wie gutes ift, wenn man die Natur der Pflanzenkennt, welche man in feinem Gar- ten hat, und was Botanik dem Gärtner nützen könnte, . wenn er fich nicht fchämte, folche zu lernen. — 3. Ich habe fchon an einem andern Orte gefagt, dafs ich kein Liebhaber von hohen Gartenmauern fei, Aber auch die niedrigen find nicht allemal nach mei- nem Wunfch, befonders die,enigen, welche in neu- ern Zeiten angelegt worden. Mancher wird denken, dafs mir wohl gar nichts recht fein möchte. Ich will mich defswegen hierüber ein wenig erklären. Die mehreften diefer Mauern beftehen aus folchen Back- fteinen, wozu der Lehm nicht gehörig bearbeitet worden. Öft finden fich noch grofse Kalkftücke darin. : Zweitens werden diefe Steine gemeiniglich ungleich formirt, und find von verfchiedener Länge, Breite und Höhe, Und drittens, fo werden folche zu wenig gebrannt. Was ıft nun nafürlicher, als dafs. x START 4 dafs folche, wegen des erften und dritten Umftandes, dem Wailer den Eingang erlauben, und fich davon, gleich einem Schwamm, vollfaugen, welches dann im Winter frieret und fie zerfprengt. Korımt dann der Frühling heran, und diefe Steine frieren wieder auf: fo blättern fie ab, und find in wenigen Jahren zerfallen, und alfo von einer weit kürzern Dauer, als fie billig fein follten. Und was den zweiten Um- ftand betrift, fo it jedem bekannt, dafs aus Back- fteinen von ungleicher Gröfse nie eine recht fefte, und noch weniger zierliche Mauer, kann gemacht wer- den, Der Maurer wird fodann gezwungen, folche Steine weit auseinander zu legen. Die Mauer be- kommt alfo dadurch grofse Fugen, welche mit Mör- tel müflen ausgefüllt werden. Und wer weifs nun nicht, dafs je weiter die Steine von einander liegen, und je mehr Mörtel zu ihrer Verbindung gebraucht wird, defto fchlechier die Mauer wird? Ferner be- gehen auch die Maurer gewöhnlich einen Fehler in Bereitung des Mörtels. Diefer enthält gemeiniglich ‘zu viel Sand. Zwifchen Kalk und Sand muß eine gewille Proportion fein, fonft wird niemals etwas gutes daraus. Ueber diefes wird von den mehrften Maurern auch zu wenig Fleifs auf das Fundament ge- wandt. Viele find bange vor dem Bücken, und ma- chen defswegen Arbeit, wobei fie folches, fo viel möglich, erfparen können, und denken, was in der Erde ift, Kann doch zu nichts helfen, und von nie- mand gefehen werden. Die Grundmauer wird alfe gemeiniglich zu dünn und nicht tief genug, Daher kommt es denn auch, dafs eine folche Gartenmauer in ein paar Jahren gewöhnlich fchon anfängt zu finken, Krümmungen erhält, und fich oft gar auf die Seite legt. Wer viel bei folchen Arbeiten gewefen ift wird diefes alles recht gut, und noch mehr, als ich, gefehen haben. Ich zeige es hier blofs denjenigen zu A 3 ge SR Are gefallen an, welche fich noch nicht viel dergleichen haben machen laffen, damit fie fich defswegen vor- fchen Können, 4. Man follte nicht glauben, dafs bei diefen auf- geklärten Zeiten noch Leute wären, welche glauben, dafs der Mond und die Planetenftellung einige Wür- kung auf den Wachsthum der Pflanzen äufsern. Aber man darf nur fehr wenig mit unfern gemeinen Garten- leuten und Bauern bekannt fein, fo wird man bald von dem Gegentheil überzeugt werden. Heute findet man einen, der, ungeachtet der beften Jahrszeit und des fchönften Wetters, nicht fien will, blofs weil es ‚jetzt, wie er fagt, kein gutes Zeichen ift. Und Mor- sen fiehet man einen andern, der bei fchlechtem Wet- ter fich halb zu Tode arbeitet, damit er nur mit feiner Ausfaat und Verpflanzung fertig wird, ehe ein anderer Afpckt einfällt, u. f. w. Ungeachtet nun alle diefe Leute leicht einfehen können, dafs durch ihr Betra- gen eine Toiche Beftellung, in Abficht des Wetters, ih- ren Früchten höchft nachtheilig wird: fo ift-doch fel- ten einer, der defswegen von feiner alten Gewohnheit abgehet. „Unfere Väter und Grofsväter haben Wurzel- gewächfe im abnehmenden Mond gefäet, der Kalender befiehlet es, u.f. w., und damit gut. Sagt man ih- nen, dafs es ausgemacht fei, und jeder Vernünftige es eingeftehen müffe, dafs unfere lieben Alten fich von Einfalt und Aberglauben verleiten lieffen, den Plane- ten gewiffe InfAuenzen zuzufchreiben, und, mit einem ‚ Worte, fich betrogen haben, und dafs heut zu Tage folche Dinge biofs der Mode wegen noch in den Ka- lendern beibehalten werden, und um nur keinen lee- ren Platz zu bekommen: fo antworten fie, dafs unfere Vorväter auch keine Narren gewefen fein, und was ‘ die Kalender betreffe, fo werden diefe ja mit obrig- keitlicher Bewilligung gedruckt; wäre dasjenige nicht wahr, u 2 wahr, was darin ftehet, fondern Lügen, fo würde gewifs der Landesherr feine Einwilligung nicht dazu geben, dafs folche in feinem Lande gedruckt ‚und ver- kauft würden, fondern fie vielmehr zum Beften feiner Unterthanen verbieten laflen, damit durch dergleichen Schriften, denen man fo allgemeinen Glauben zuftellt, kein Schaden geftiftet werden möge. Bedenkt man fich ein wenig wegen des letztern, fo haben unfere Bauern.und Mondgärtner eben fo Unrecht nicht, denn eine Schrift, die mit des theuerften Landesvaters gnä- digfter Bewilligung an feine getreuen Unterthanen ver- kauft wird, foilte billig nichts enthalten, das auf ir- ' gend eine Weife zu ihrem Schaden oder Nachtheil An- n lafs geben kann, fondern lauter folche Sachen, die zu ihrem Beften dienen. Es wäre deiswegen fehr zu wünfchen, dafs diefe blois zum Sckiden des Land- manns abzielenae Dinge künftig in allen. unfern fogenannten Hauskalendern weggelaflen, und dafür die Bauern lieber von der Thorheit des Afpektenfehens und Infiluenzenglaubens unterwiefen, und etwas nütz- liches gelehrt würden. Auch würde es einen grofsen Nutzen haben, wenn die Geiftlichen, denen es doch ‚oblieget, alle Arten von Aberglauben zu vertreiben, auch einmal die Kalenderfabeln ihrer Achtung wür- digten. Manchen kleinen Irrthum, der doch öfters unfchädlich ift, und wo es noch darauf ankommt, ob er fauch Irrthum ift, bört man fo oft und bis zum ‚Eckel von ihnen widerlegen, warum denn nicht auch oO diefe? Ich will nicht hoffen, dafs unter diefen ver- ehrungswürdigen Leuten fich felbft etwa nech folche finden, welche die übernatürlichen Eigenfchaften der Geftirne glauben, denn diefes wäre gar zu betrübt, wenn bei unfern erleuchteten Zeiten die Lehrer des Volkes felbft'noch im Aberglauben wandelten. 5. Nichts hat einen gröfsern Nutzen in der Gärt- nerei, und nichts gereicht einem Lande mehr zur ae 4 Zuerde, 8 TAGE Zierde, als wenn deflen Gärten mit fchönen Befrie- digungshecken umgeben find, und ein Fremder, der eine Gegend bereift, kann gewöhnlich fchon aus die- -fen den Gefehmack, Fleifs, Sparfamkeit und Patriotis- mus der Landeseinwohner erkennen. So bald ich we- nigftens an einen Ort komme, wo viele hohe Plan- ken, Stackete u. dgl., hingegen keine gute Dornhek- ken anzutreffen find, fogleich denke ich, diefe guten Leute forgen auch nicht viel für ihre ‚Nachkommen, fonft würden fie nicht fo verfchwenderifch mit ihrem Holze umgehen. Man bedenke einmal, welch eine Menge Eichen, Büchen, Fichten und Fuhren freffen, z.B. blofsim Hannöverifchen, die Befriedigungen der Grundftücke auf! Wie mancher vortreflicher Balken, und wie viele fchöne Bretter müffen allda unnöthig unter freiem Himmel verfaulen! Und wie viele tau- fend in dem beften Wuchfe ftehende Bäume, die in funfzig Jahren fchon Bauholz abgeben könnten, wer- den jährlich zu Zäunen abgehauen, und unfern Nach- ‘kommen entriffen! Man frage einmal vernünftige "und uneigennützige Förfter hierüber. — Wäre es alfo nicht gut, wenn man nach und nach, fo vielals möglich, diefe koftbaren und den Forften fo nach- theiligen Befriedigungen eingehen liefse, und dafür Ichöne Hecken pflanzte? Und wäre nicht zu wünfchen, ' dafs diefes durch obrigkeitliche Verordnungen beför- dert würde, und man z, B. auf jedes Klafter neuange- legter Planken, Stackete, todter Zäune, u. f. w. eine gewiffe Strafe legte, fo wie auf der andern Seite auf jede Ruthe fchöner Weifsdorn - Apfel- Hainbüchen- oder Hülfenhecken eine Belohnung oder Prämie? Freilich find diefes nicht die beften Wege, gute Sa- chen in Aufnahme zu bringen, und es wäre allemal befler, dafs die Landeseinwohner ohne Belohnung und ‚Strafe etwas gutes befolgten, oder von fchadlichen Gewohnheiten abliefsen, Indeffen wenn diefes nicht 5° gefchiehet, fo kann ja wohl ein folches Mittel ver-- fucht werden. Ich erwarte von einem einfichtsvollen und von Vorurtheilen freien Patrioten hierauf eine Antwort. | 6. In meinen vorjährigen Anmerkungen fagte ich den Fächerbaummachern ein wenig die Wahrheit. Nun will ich auch ein Wort zu einer andern Sorte von Baumfchändern fprechen. Diefes find die Kugel- baumdrechsler. Im Jahr 1783 fahe ich in unfern Gärten, dafs man die Kronen von Linden, Pomeran- zen, Lorbeeren, und andern dergleichen herrlichen + Bäumen, noch zu Kugeln drechfelte, und ein jedes Aeftchen, das nicht zu diefer Figur pafste, und wenn es auch noch fo zierlich war, unbarmherzig abfchnitt, ungeacht es öfters mehr wahre Schönheit befafs, als der ganze bis auf den Tod befchnittene Baum zufam- men, wenn er aus der Hand des Meifters kommt, der alle feine Kunft und Gefchicklichkeit an ihm ver- fchwendet zu haben glaubt. Ich ärgerte mich darüber, und wer wird fich denn nicht ärgern, wenn er die Werke feines Schöpfers fo verhunzen und verhudeln fiehet? Solite denn der Mann, dachte ich, noch kei- men Baum gefehen haben, fo wie er von Natur ift? Und hat er einen folchen gefehen, mufste er. denn nicht im erften Anblick fühlen, dafs er juft der Na- tur entgegen arbeitet, und aile ihre Schönheit zer- ftöhret und mit Füfsen tritt? Und fühlte er diefes, hält er es denn nicht für Sünde, wenn er die Kunft feines Schöpfers fo befchimpft? Glaubt er denn nicht, dafs ' er diefen mit feiner Arbeit beleidigt? Wenn einmal ein Stall- oder Plankenmahler fich einfallen liefs, die Arbeiten eines unferer gröften Kunftmahler mit feinem Pinfel zu beflecken, und z.B, einen Strich über ein vom Apelles verfertigtes Portrait machte, würde fich diefer nicht darüber ärgern, und folchesals die gröfte Az ’ Be- 10 ARTE Befchimpfung feiner Kunft anfehen? Und diefes wäre doch noch lange jener Fall nicht! Oder, dachte ich, follte denn heut zu Tage wohl auch jemand.noch ei- nen fo dummen und verkehrten Gefchmack haben, dafs er. an folchen ruinirten Bäumen etwas Ichönes fände? Nimmer kann ich diefes glauben, denn ein folcher be- fchimpfte jafeine ganze Nation. Und warumthut man denn dergleichen Dinge ? Etwa des Vortheils halber? Und wo follte denn diefer herkommen? Trägt denn ein folcher Baum etwa mehr, als ein anderer? Noch kanniches nicht fehen,. Undwas iftdenn die Urfache. diefer Baumfchänderei? Ein Mann, wenigftens ein folcher, der noch feine gefunde Vernunft hat, mufs nichts thun, wozu er nicht Gründe hat! , 7. Auch bei Anlegung verfchiedener Luftwälder bemerke ich einen Fehler. Er ift zwar nicht der ein- zige, der dabei begangen wird, ich will aber für diefsma! die andern noch unberührt laffen, und nur allein von einem fprechen. Er beftehet darin, dafs die in diefe künftlichen Wälder gepflanzten Bäume ge- wöhnlich fchon zu grofs und zu alt find. Auch find viele davon vorher in dicken Wäldern geftanden, und ‚defswegen aufgetrieben, dünne, und beinahe bis an dieSpitze ohne Aefte. Kommt ein folcher Baum fo- dann ins Freie zu ftehen, fo kann er fich nicht hal- ten, fondern biegt fich, fo dafs fein Gipfel nicht felten auf die Erde zu liegen kommt. Und geletzt, er be- , kommt auch einen Pfahl (welches freilich eben nicht fehr natürlich ift, denn in dergleichen Wäldern habe _ ich wenigftens noch keine Pfähle angetroffen,) fo fie- het er doch immer aus, als wenn er nicht hierher gehörte. Will man Luftwälder anlegen, fo müflen die Bäume nicht aus dicken Hölzungen genommen werden, auch nicht zu alt fein, fondern, wo mög- ‚ lich, an dem Orte, wo fie ftehen follen , von Jugend auf Er ar auf mit einander aufwachfen. Es ift wahr, man -verliert ein paar Jahre dabei, hingegen erhält man etwas übereinftimmendes, etwas, das feinem Meitter Ehre macht. 9. Herr Regierungsrath Medikus ift ungewifs und zweifelt, ob Zärtlichkeit oder Krankheit die Ur- fache des Verdorrens feines Viburni Lentaginis fei. Erfteres ift es ganz gewifs nicht. Diefer Strauch fte- het fchon viele Jahre in einem hiefigen Garten, ohne nur im geringften von der Kälte Schaden zu leiden, Selbft in dem ungleich kältern botanifchen Garten zu Upfal, dauert er unter freiem Himmelaus, und zwar ohne den geringften Schutz oder Bedeckung. Ich habe ihn an beiden Orten verfchiedene Jahre nach einander genau beobachtet, und niemals auch nur die geringfte Befchädigung von Froft daran bemerken kön- nen, fondern er blühete alle Sommer auf das vortref- lichfte. Er ift, hier beiläufig gefagt, ein Strauch, der billig in keinem Lufigebüfche fehlen follte. 9. Im vorigen Jahre ging mein Weg bei einer Reichsftadt vorbei. dch fahe in den davor liegenden Gärten eine Menge auf ausgefchnittene Bretter in Le- bensgröfse gemahlte Gärtner und Gärtnerinnen, Schä- fer, Schaafe, Hunde, und Gott weifs was alles für Zeug. Es fahe ganz pofärlich aus, und ich verwun- dere mich heute noch über die herrlichen Profpekte. Nichts gefiel mir befler, als die fchön gemahlten Mädchen, die hinter den Hecken ftanden, und nach den jungen Gärtnern fahen. Das mufs doch ein in- genieufer Kopf gewefen fein, dachte ich, der fo et- was hat erfinden können. Nur bedaure ich noch den guten Schäfer, der die ganze Nacht drauffen ftehen, und an feinem in Händen habenden Strumpfe ftricken mufste. Wie mufs der gute Menfch an die Finger ge- froren haben? Schade, dafs unfer Herr Hirfchfeld | diefe 12 STAA diefe vortreflichen Dinge nicht einmal zu fehen be- kommt! Ich bin verfichert,, er würde folche fo- gleich abzeichnen laffen, und feiner Theorie der Gar- tenkunft einverleiben. Uebergehet doch nichts eine Reichsftadt, man fage mir auch, was man will! 10. Nicht felten fiehet man in unfern Gärten noch in Reihen gepflanzte Bäume, deren einer mit dem andern durch eine Hecke verbunden ift, ‘welche Hecken man defswegen nicht unrichtig Verbindungs- hecken heifst. Ift jemals etwas ohne Nachdenken eingeführt worden, fo ift es gewifs diefes. Eine Heckefoll untereinem Baume wachfen, der ihr Sonne, Regen und Thau raubet? Und gefetzt, fie wüchfe auch noch fo fehön, welches fie aber wohl bleiben läfst, wenigftens habe ich noch keine gefehen, die etwas taugt, fo ift fie doch immer etwas unnatürliches. Ein Baum, der zum Schatten dienen foll, mufs auf allen Seiten frei fein, und man mufs rund um ihn hergehen können. Kurz, die Hecke mufs für fich, und.der Baum für fich fein; denn das eine verdirbt das an- dere. Ein jeder vernünftiger Bauer weifs diefes fchon, und ungeachtet er feine Bäume nicht gerne allzuweit vom Zaun fetzt, fo pflanzt er folche doch niemals mit- ten darein. 1. Beisdiefer Gelegenheit erinnere ich mich noch eines andern Fehlers, der zur Gärtnerei gehört. Ich fahe nemlich zum öftern, dafs man die aus Baum- fchulen genommenen Bäume in Wiefen verpflanzte, und zwar auf eine Art, die im höchften Grade ver- werfiich if. Wenn der Baum eben auf dem Platze liegt, macht man ein Loch, und zwar gewöhnlich fo, dafs folches accurat zu den Wurzeln pafst, und ja nicht zu grofs wird, Ift diefes gefchehen, fo fetzt ınan den Baum darein, fchmeifst folches mit der aus- gegrabenen Erde Seiscer zu, tritt folche feft, legt den ‚ abge- | STE 13 abgeflochenen Rafen oben darauf, drückt ihn ein we- nig an, damit.er ja fein bald wieder fortwachfe, und damit gut. Wie foll nun ein Baum, der eben aus der Baumfchule kommt, wo er an ein gutes und lok- keres Erdreich gewohntift, und täglich vom Unkraut gefäubert worden, ‚fortwachfen können? In einem Boden, der feft und ausgefogen ift, und wo das auf feinen Wurzeln wachfende Gras jeden Regentropfen auffängt! Kann denn ein folches Loch nicht einige Monate vorher und gröfser gemacht, und die Erde inzwifchen ein paarmahle umgegraben und verbeflert werden? Und wozu foll denn der Rafen, der immer wieder um den Baum zu liegen kommt? Glaubt man etwa, dafs dieferohne jenen in dem ausgefogenen Erd- reich fich zu Tode treiben werde, und die ihm ange- bothene Nahrung nicht alle zu fich nehmen könne? Wahrlich diefes hat man nicht zu befürchten. Ich habe wohl folche in Wiefen gepflanzte Bäume gefehen, die in vielen Jahren kaum einen halben Fufs länger geworden. Ich rathe aifo einem jeden, der Bäume in Wiefen pflanzen will, die Löcher wenigftens ein halbes Jahr vorher, und grofs genug zu graben, die Erde fodann wieder hineinzuwerfen, folche alle vier bis fechs Wochen einmal umzuftechen, auch, wenn es nöthig, etwas zu düngen, und in den erften Jah- ren um den Baum herum ja kein Gras zu dulden. Auf diefe Art, denkeich, würde mancher fchöner Baum, der fonft zu Grunde gehet, Können erhalten werden, 12. Mit Verwunderung fehe ich in einigen neuen Gartenbüchern, und fogar in folchen, die zur Aus- breitung des guten Gefchmacks in der Horticultur ge- fchrieben find, ganz wider die Natur ftreitende Kup- ferfliche. Ich will hier blofsder bis an den Himmel hinan gefchneideiten Bäumen gedenken. Hat denn jemand fchon einen freiftehenden Baum gefehen, der fo \ 4 FAT fo ausfiehet, wie ihn verfchiedene unferer Landfchafts- mabler in ihren Zeichnungen vorftellen? Weifs denn nicht jedes Kind uns fchon zu fagen, dafs ein folches Ding ein Fehler fei? Und doch werden uns derglei- chen Sachen als Schönheiten zur Nachahmung vorge- mahlet. Hat vielleicht etwa einmal ein folcher Mah- ler eine Büche oder Fichte in einem dicken Walde ge- fehen, und ift dann auf den Einfall gekommen, fol- che einzein auf einen freien Platz zu zeichnen? Bald follte ich es vermuthen, Aber konnte er denn nicht dahei denken, dafs ein anderes ein Wald, wovon feine‘ Büche oder Fichte nur ein Theilift, und ein anderes wieder ein für f:ch auf einem offenen Platze aufwach- fender Baum fei? So wenig diefer mitten in den Wald pafst, fo wenig fchickt fich jene auf einen Markt, oder in eine Allee, und wer fie auf diefe Art mifsplaciret, kommt mir beinahe vor, wie derjenige, der einen Bauern auf den Tanzboden, und einen Seiltänzer hin- ter den Pflug _ftelit. Ein auf einem freien Platze fte- hender Baum mufs ja keinen hohen Stamm haben, und find feine unterften Aefte höher, als dafs deren Bafıs von einem grofsen Manne kann erreicht werden, fo hat gewöhnlich die Kunft der Natur fchon zu viel in ihr Recht gegriffen. Man verfuche es einmal und fehe zu, man wird finden, dalsich die Wahrheit fage. 13. Im Frühling 1783 verfroren hier beinahe alle babylonifchen Weiden, und zwar einige bis auf die Wurzel. Viele derfelben waren bereits zuhohen Bäumen angewachfern, und fo dicke, dafs man fie kaum mit beiden Händen umfaffen konnte. Die mei- ften von unfern Luftwäldern bekamen durch diefen ZufallLücken, und wurden alfo verdorben, und unan- fehnlich gemacht. Wir lernen daraus, dafs diefer Baum nicht ganz für unfer niederfächfifches Clima pafst, und defswegen in einem Luftwalde nicht allzu : Ss häufig A SA 15 häufig ftehen mufs, weil folcher fonft, bei erfolgen- der fpäfer Kälte, in Gefahr ift, davon Schaden zu lei- den, und verunftaltet zu werden, 14. Bei einem unferer benachbarten Gefund- “ brunnen befinden fich Lindenalleen, die aber durch barbarifche Gärtnerhände gewaltig verdorben find. Ich fand bei meinem Dafein, dafs man eben befchäf- tigt war, folche noch mehr zu fchänden, und auf dazu erbauten hohen Gerüften, alles was Natur und Schönheit heifst, nach den Regeln der Kunft, vol- lends zu zerftöhren und zu zernichten fuchte. Gleich dabei ftand an einem Pfahle folgende Verordnung: Alles Freveln an den Alleen und fonftigen Anlagen wird bei empfindlicher Leibesftrafe verboten. — Vermuth- lich erftreckt fich diefeWarnung blofs auf die dortigen Brunnengäfte. 15. Wenn fich Leute ihrer Fehler nicht mehr fchämen,fo fagt man gewöhnlich von ihnen, dafs fie alle Schaamausgezogen, oder derfelben den Könkäpeebif: fen haben. Die Gärtner, die Prunum virginianam für canadenfem, Cratzgum viridem für tomentofam, Pinum maritimam für rigidam verkaufen, und fagen, dafs diefes keine Schande fei, (fiehe Feuereifens In- tormetzo), dünken mich meiftens in einem folchen Zuftande zu fein. Wenn ich durch öffentliche Blät- ter bekannt mache, dafs ich z, B. Canarienvögel zu verkaufen habe, und laffe mir das Geld dafür bezah- len, überfendeaber den Käufern Sperlinge oder Buch- finken,, ift denn diefes keine Schande für einen recht- fchaffenen Kerl? Und ift es fo, fo möchte ich wohl wiffen, ob jener Betrug (ich will das Kindlein nun beim rechten Namen nennen) von diefem im Grunde verfchieden oder beffer fei? ‚Ich für meinen Theil kann wenigftens keinen andern Unterfchied fehen, als . dafs hier das Defraudiren im Thierreiche, dort aber f mit 16 TE ‚mit Pflanzen gefchiehet. Machen fich diefe Leute nichts daraus, Arten (Species) von Pflanzen, die ‚wie Tag und Nacht von einander verfchieden find, und die ein Kenner im Finftern unterfcheiden kann, für andere zu verkaufen, wie wird eserftmit den Ab- arten (Varietates) gehen, wozu z.B. alle Sorten von Birnen, Aepfeln, Pflaumen, Kirfchen, u. f. w. gehö- ren. — Wie wenig werden fie fich erft aus diefer ihrer Verwechfelung machen? Ich denke folche Be- trügereien follten doch Leute, die noch Ehre und Gewiffen haben wollen, nicht fo fchlechterdings gut heiffen. Auch fehe ich noch nicht ein, wie ein Han- del bei dergleichen Principien fehr renommirt werden, und in Zukunft grofses Gedeihen haben kann. 16. In meinen Gartenanmerkungen ftehet unter andern, dafs die -Blumengärten gröfstentheils nur monftreufe und kranke Gewächfe enthalten. Ich ver- muthete fchon damals, als ich diefes fchrieb, dafs unvernünftige Gärtner (von vernünftigen hatte ich nichts zu beforgen) mir diefes übel nehmen würden, und ich habe mich hierin auch nicht betrogen. Der Verfafler des Intormetzo hat mich defswegen einer Tadeiung der Natur befchuldigt, und mich wundert nur, dafs man mich nicht, wie den ehemals die Ge- genfüfsler glaubenden Bifchoff Vergilius zu Salzburg, einer Ketzerei anklagte, oder gar, wegen begange- ner Gottesläfterung, zum Feuer verdammte. Aber ift es doch nicht betrübt, dafs im Jahr 1782, in ei- nem Lande; wo Wiflenfchaften und Künfte blühen, “ noch-Leute find, welche zu den clafüfchen Schriftitel- lern in der Gärtnerei gehören wollen, die nicht wil- fen, dafs gefüllte Blumen Mifsgeburten, und die mehr- ften buntblättrigen Pflanzen krank find? Wenn ein Viehhirte fiehet, dafs einigen Stücken feiner Heerde die Genitalia fehlen, und diefe alfo zur Fortpflanzung j ih- TERE "17 ihres Gefchlechts unfüchtig find, zweifelt er wohl noch einen Augenblick daran, dafs folche unter die Mifsgeburten gehören? Und welcher, gefetzt auch ‚noch fo einfältige Bauer, dem auf dem Wege ein Mäd- chen begegnet, das die Bleich- oder Gelbfucht hat, fiehet nicht fogleich, dafs es nicht gefund ift? — Und find nun die nıehrften Einwohner der Blumengärten nicht eben das im Pflanzenreich, was diefe im Thier- reiche find? — Man höre einmal was der fel. Linn& über diefe Materie fast: „Omnis Varietas (nifi fexualis) eft ftatus plantz preternaturalis; omnis Nlos plenus eft monftrofus, hinc a Vaillantio flores pieni monftrofi didti fuere.,, (Linn. crit. n, 309 '. „Egodiftinguo fpe- cies omnipotentis Creatoris feu veras, a varietatibus Hortulanorum monftrofis ; iftas ob Aut. orem maximi facio, has ob authores refpuo. Ift® perfiftunt, & perfiftere cum mundo; he, ut monftra, brevi gaudent vita. — Monftra ifta variegata, muitiplicata, plena, prolifera, gigantea Iuxuriant, & afpicientium oculos Protea varietate fafcinant, quamdiu Hortulani idolo fuo quotidiana faciant facra, neglecdtis his in caflum ruunt h& ludentes umbre.,, (Ibid.n.27r). Rechtgut, wird man fagen, diefes fchreibt aber ein Botanitte. Recht gut, fage ich auch, denn was diefer fchreibt, fagen auch vernünftige Gärtner. Ich will hier biofs den fel. Landdroft von Münchhaufen anführen... Hier find feine Worte: „Die mehrften Gärtner machen vor- züglich Wefen aus allen gefüliten Blumen, vornehm- lich bei Hyacinthen, Nelken, Aurikeln, Ranunkeln und Anemonen Im Grunde find die gefüllten oder doppelten Biumen als eine Krankheit, Unfruchtbar- keit, oder als Mifsgeburten anzufehen.,, (Münchh. Hausv. B.2, S. 678). ‚So machet man auch an ver- fchiedenen Orten, vornehmlich in Holland, ja auch in England, viel Wefens von den Spielarten mit fchek- kigtem Laube, da recht ächte Kräuterkenner‘folche, ‚Ebrh. Beitr. B. 3. 'B als \ 1; 18 FA als von einer Krankheit herrührend, verachten, und vielmehr behaupten, dafs eben das fcheckigte Laub eine häfsliche Würkung habe, daes halb verdorret ausfehe.,, (Ebendaf. B. 1,8.228). Habe ich nun Un- recht, wenn ich fage, dafs die mehrften Einwohner der Blumengärten Mifsgeburten und Krankheiten fein ? Oder habe ich etwas neues oder etwas anderes gefagt, als was alle wahren Botaniften und Gärtner vor mir fchon längft gefchrieben haben ? Und war es mirdenn zu verdenken, wenn ich in den Blumengärten eine Reformation wünfchte? Ich wünfchte ja nicht, dafs ıman ein jedes darin befindliches Menftrum vegetabile fogleich ausreiffen und vertilgen, und gar nichts der- gleichen dulden folle. Nein, diefes war meine Mei« nunggar nicht. So wie ein fetter caftrirter Italiener, wenn er gut fingt, mir nicht zuwider, obfchon ein unverpfufchter und unverhunzter Deutfcher, wenn er auch nicht fingen kann, mir noch lieber ift, oderein Mädchen, das aus Traurigkeit, weil es nicht frühe genug einen Mann erhielt, die Bleichfucht bekam, oder ein anderes, deflen ärgerliches Herze man aus der gelben Farbe feines Gefichts lefen kann, in einer Gefellfchaft von Frauenzimmer nicht ohne Nutzen find, und, weil fie die andern angenehmer und reitzender machen, immer können gelitten werden: fo iftes _ mir auch mit den Blumen: Eine Rofe, eine Nelke, eine Levcoje, u.f. w., wenn fie gefüllt if, mag ich in einem Garten hier und da zur Abwechslung und Veränderung wohl leiden, und man lafle defswegen immer einige davon ftehen, denn die übrigen, oder natürlichen, werden dadurch in den Augen der Ken- ner wahrer Naturfchönheiten erhöhet; nur wünfche ich, dafs folche nicht zu oft vorkommen, -. und der Garten dadurch nicht zu einem vegetabilifchen Caftra- tengefängnifs, Lazareth oder Siechenhaus gemacht werde..— Und wenn in Zukunft jemand einen Blu. MEn- nv | 5 mengarten anlegt, fo bitteich ihn, dafs er, anftatt 900 Mifsgeburten und Kranker, und Ioo Gefunder, wie, leider! ehemals gefchehen, nun lieber neun Theile von letztern, und nur einen von erftern auf- nehme. — Doch hat der Anleger Gefchmack, fo wird er diefes ohne mein Bitten fchon von felbittkun. — Herrenhaufen, 1783, Aug. 1. MIC 2 Beftimmung einiger Bäume und Sträuche aus unfern Luftgebüfchen, Adfignetur cuilibet Speciei diferimen certum; facile, con- ftans, five demum a ftrudtura foris & fruftus, five a foliis, caule, radice, habitu, vita defumatur, dum- modo tale fit, quod datum individuum certo ac facile oftendat. Labore hoc, in qualibet Regione, per annos aliquot patienter fufcepto, parabitur Pofteris via ad Regnum Veritatis & veram cognitionem Naturx creatz, Scopol, 1. Der wechfelblättrige Hartriegel. Cornus alternifolia. Cornus arborea; foliis alternis, ovatis, acuminatis; corymbis cymofis, nudis. ; | Sein Vaterland ift Nordamerika und Sibirien. Er ziert die Gärten zu Schwöbber, Deftedt, Canzlers- hof, uw. Cornts foliis eitri, anguftioribus. Ammahn, rüth. — Münchh, hausv, v.5, p. 139 Cornus citrifolia. Münchh. hausv. v. 5,» 360 Cornus alternifolia, Linn. fuppl. p. 1235. Ba 5 £ 20. a 2. Der grofsblättrige Sumach. Rhbus Cacodendron. Rhus foliis pinnatis, multijugis, glabris: foliolis ovato-lanceolatis, acuminatis, brevifime petio- lulatis, bafı dentatis, ceterum integerrimis, Sein Vaterland ıft Nordamerika. Er befindet fichin den Holländifchen Gärten, und auch zu Harbke. Rhus Cacodendron. Ehrh. im Hannöv. Magazin, ann. 1783, P. 227. 3. Die fpäte Traubenkirfche. Prunus ferotina. Prunus foliis lato - lanceolatis, acuminatis, fimpliei- ter ferratis, glaberrimis, fubglandulofis, deeiduis; ferraturis adpreflo-inflexis: infimis fzpe petiolo infidentibus; cofta fubtus bifariam pubefcente; ra- cemis fimplicibus; petalis integerrimis. Ihr Vaterland ift Nordamerika. Man trift fie diefsmal beinahe in allen Gärten und Luftwäldern an. Cerafus fylveftris; fructu nigricante, in racemis lon- gis, pendulis, phytolaccz inftar congeflis. Gronov. virg. ed. I, P.54- Padus virginiana. Mill. didt. ed.8. _ Prunus Padus virginiana, Münchh. hausv.v. 5, p. 240. _ Prunus virginiana. Duroi baumz. v.2,p. IQI. Der virginifche wilde Kirfchbaum. Wangenh: be- fchreib. p. 87. 4. Die rundblättrige Mifpel. Mefpilus rotundifolia. 1 Mefpilüs fpinofa; foliis. fubrotundis, fubangulatis, ferratis, glabris, fplendentibus; corymbis multi- floris;- TA EG 21 floris; laciniis calycinis ferrato - glandulofis; dru- pis globofis. Ihr Vaterland ift Nordamerika. Meift alle unfere Gärten prangen damit. 5. Die keilblättrige Mifpel, Me/pilus cuneifolia. Mefpilus fpinofa; foliis obovatis, cuneatis, in petio- ‘ los decurrentibus, obfolete angulatis, ferratis, vix pubefcentibus, fupra glabris, fubtus venofo - rugo- fis; corymbis multifloris; pedunculis apice incral- fatis; fegmentis dalycinis integerrimis, reflexis; _ drupis fubglobofis, pundtato-verrucofis, forum magnitudine: umbilico depreffo. Ihr Vaterland ift Nordamerika. Sie ziert unfere mehrften Luftgebüfche. Mefpilus aculeata, pyrifolia, denticulata, fplendens; frucdtu infigni, rutilo; virginienfis. Hortul. catal, h P- 49, £. 13, £.2; Cratzgus Crus galli. Mill. didt.ed.g. Münchh, hausv. v.5, P.145. 6. Die Hafeleller. Betula rugofa. Betula gemmis elevatis, obtufis; foliis evafis, acu- tis, repando-angulatis, ferratis, nudis, fuperne glabris, fubtus venofo-rugofis; racemis; {ubtriftro- bilis, aphyllis, Ihr Vaterland ift Nordamerika, Die Plantage zu Herrnhaufen, dieGärter zu Harbke, Deftedt und mehrere haben. fie. ‚Betula Alnus ‚rugofa. Durot baumz, v. I, p.II2. REN 4 22 a =”, Die weiffe Eller. Betula incana. Betula gemmis elevatis, obtufis; -foliis ovatis, acutis, angulatis, ferratis, pubefcentibus, incanis; fpicis {fubtriftrobilis, aphyllis. Ihr Vaterland ift die Schweiz, Deutfchland, Schwe- den, Norwegen. | Man findet fie meift in allen Luftwäldern und Pian- . zungen. . Alnus altera. Cluf, hift, v. 1, p. 12. Alnus hirfuta, Matth. comm. ed. 1674, p. 133. Alnus folia incano. Bauh. pin. p. 428. Alnus incana & hirfuta. Bauh. hift. v. I, 2, p.r54, (deferiptio, non figura). Hall. enum. p. 137. Betula Alnus incana. Linn, fpec. ed. ı, p. 983. Münchh. hausv. v.5, p, II4 Duroi baumz. v. I, P. Io9. Betula foliis mucronatis, acute ferratis, fubtus lanu- ginofis. Hall. hift. n. 1631. Betula incana. Linn. fuppl. p. 417. 0: Di Lappeneller. Betula laciniata. Betula gemmis. ftipitatis, obtufis; foliis fubovatis, profunde laciniatis, nudis, glutinofis; racemis ftrobiliferis, aphyllis. Ihr wahres Vaterland ift mir unbekannt. Sie ziert die Gärten in Holland und England, auch den zu Harbke, und die Plantage zu Herrenhaufen, 9. Die grofsblättrige Büche. Fagus grandifolia. Fagus foliis ovatis, acutis, undique ferratis: ferra- turis acutiflimis; petiolis pilofis, gemma quadruplo brevioribus. Ihr Ne. 23 Ihr Vaterland ift Nordamerika. Ich habe fie in den Gärten zu Brüggen, Langelage und Deftedt gefehen. ‘Fagus americana, latifolia. Münchh. hausv.' v. 5, p. 162. Duroi baumz, v. I, pP. 269. 10. Die Schierlingstanne. Pinus canadenfis. Pinus ramulis pubefcentibus; phyliophoris breviflimis, adnatis; foliis folitariis, petiolatis, difticho-fecun- dis, fublinearibus, planis, fubmembranaceis, ob- tufiusculis, ciliatis, fuperne viridibus, fubtus linea duplici pundtatis; ftrebilis ovatis, pendulis: {quamis fubrotundis. | Ihr Vaterland ift Nordamerika, Sie befindet fich in den Pflanzungen zu Harbke undin den Gärten zu Hannover, Schwöbber, und an mch- rern Orten. Abies minor, pedtinatis foliis, virginiana; conis par- vis, fubrotundis. Pluk. alm.>2, t. 121, £. 1. Abies minor; taxi foliis; conis parvis, fubrotundis, deorfum fpedtantibus. Clayt. in Gron, virg, ed. I, p. 191. | | | Abies foliis folitariis, confertis, obtufis, membra, naceis, Gton. virg. ed. 1, p.ı9IL. Pinus canadenfis. Linn. fpec, ed. 2, p. 1421, Abies americana. Mill. did. ed. 8. Pinus Abies canadenfis. Münchh. hausv. v.5,p.223, . Pinus americana. Duroi baumz. v. 2, p. 107, | 11. Die [chwarze Fichte, Pinus mariana. Pinus ramulis pubefcentibus; hrlinnhoris elevatis, patentibus; foliis folitariis, fefilibus, fubfecun- dis, tetragonis, lineis quatuor longitudinalibus BANG _ pundta- x 24 ae Er pundtatis; ftrobilis ovatis, pendulis: fquamis ob- ovatis, crallis, ‚lignofis, 'rigidis, apice crenulatis, fubundulatis. Ihr Vaterland ift Nordamerika. Die Pflanzung in Harbke hat fie im Ueberflufs, fowie denn die mehreften Gärten Deutfchlands folche vor- zeigen können. Abies pice® foliis, brevibus; conis minimis. Hortul. catal. p:2;t.1,f.2. Abies mariana. Mill. diet. ed. $. Pinus Abies mariana. Münchh. hausv. v.5,p. 224. Pinus mariana. Duroi baumz. v.2, pP. 127. 12. Die weiffe Fichte. Pinus laxa. Pinus ramulis glaberrimis; pbyllophoris elevatis, pa- tentibus; foliis folitariis, fefilibus, fubfecundis, tetragonis, obtufusculis, lineis quatuor longitu- dinalibus punctatis; ftrobilis oblongo-ovalibus, pendulis: [(quamis obovato-fubrotundis, integerri- .. mis, tenuibus, l&vigatis. . Ihr Vaterland ift Canada. | Die Pflanzung zu Harbke, der ‘Garten zu Schwöb- ber, und der Walimodifche in Hannover, haben fie fchön und in Menge. ; Abies picex folüs, brevioribus; conis parvis, biun- cialibus, laxis. Hortul. catal. p. 2, t.ı, f.3. Mill. fig. t. * m Abies canadenfis. Mill. didt. ed. 8. | - Pinus Abies laxa. Münchh. hausv. v.5, p. 225. Pinus canadenfis. Duroi baumz. v.2, pP. 124. ‚Herrenhaufen, 1783, Aug. 4. a 25 Si Oekonomifche Beiträge. Die Kunft fei noch fo grofs, die dein Verftand befitzet, Sie bleibt doch lächerlich, wenn fie der Welt nicht nützet, Gellerr. I. | E die in unfern Luftgebüfchen fich befindenden Bäume und Sträuche, nicht, gleich vielen an- dern ihrer Bewunderer, fo wie die Kuh das neue Scheunenthor, anzugaffen, machte ich diefen Herbft einige'Verfuche mit ein paar Arten. derfelben, in der Abficht, etwas darunter zu finden, das man im Noth- fall anftatt des chinefifchen Thee’s gebrauchen Könnte, Meine Bemühungen fchlugen zwar bisher noch nicht nach Wunfch aus. Doch was nicht gefchehen ift, kann noch gefchehen. Vielleicht werden auch andere Pa- trioten durch mein Beifpiel angereitzt und ermuntert, in diefem Fache Verfuche anzuftellen. _Unterdeflen bediene ich mich der Blätter des Storaxbaumes (Liqui- dambar Styraciflua L.), der Mahalebkirfche (Prunus Mahaleb L.), des fproffenden Hartheues (Hypericum prolificum L.), und der Kronsbeeren (Vaccinium Vitis idea L.), welche ich, mit Waffer infundirt, wie ge- wöhnlichen Thee, mit Milch und Zucker, gebrauche, und mich fo gut dabei, als ein anderer bei feinem Kaiferthee, befinde. Niemand glaube indeflen,, dafs ebenbenannte Theearten dem gemeinen Thee gleich kommen, oder diefen in Zukunft einmal wohl gar verdrängen werden. Nein, diefes wird nimmermehr gefchehen. So viel aber ift doch gewifs, dafs eini- ge derfelben ‘beflfer fchmecken, als die mehrften andern Pflanzen, die man bis dahin dem Thee hat fubftituiren wollen, ungeachtet unfere Finet- B>5 ten 25 Na ten das Göttliche des Kaiferthee’s nieht darin finden, und ihnen alfo niemals ihren Beifall fchenken werden, eben fo wenig, als unfere botanifchen Impotenzritter meinen Auffätzenim Hannoverifchen Magazine, Aber giebt es denn lauter Finettmäulchen und Impotenzrit- ter a) in der Welt? 2. Nichts ift unfern Kaffefchweftern empfindli- cher, als wenn fie bei der Zurechtmachung ihres Nek- tars das Unglück haben, dafs ihnen die dazu nöthige Milch gerinnt. Ich kann defswegen nicht umhin, die- fen fchönen Kindern hier ein Mittelchen an die Hand zu geben, wie fiein Zukunft ihrem Verdrufs vorbeu- gen können, — Zu jedem Quartier Milch giefst man zo bis 15 Tropfen zerftoffenes Weinfteinöl (Oleum Tartari per deligquium), rührt es unter einander, fetzt folches auf das Feuer, und lafst es aufkochen. Auf diefe Art habe ich zuweilen Milch gekocht, die be- reits blau und fauer war, ahne dafs fich folche im ge- ringften zerfetzt hat. Nach Befchaffenheit der Milch, mufs man etwas mehr oder weniger Weinfteinöl Hei men, je nachdem fie mehr oder weniger alt ift, denn eine gröfsere Menge Säure braucht natürlicher Weife mehr Alkali zu ihrer Sättigung, als cine kleinere, Das Mittel thut der Milch im geringften keinen Scha- den, fondern macht folche vielmehr gefund, welches "man bei kleinen Kindern am beften fehen kann, be- gonders folchen, die viel Säurein ihrem Magen haben, 5 a) Auch hat uns die Natur befchenkt, Und einen Stachel eingefenkt, Mit dem wir die beftrafen follen, Die, was fie felber nicht verftehn, Doch meiftern und verachten wollen, ‚Gellert. Eine Handvoll Verfe. Wohlgemerkt! TATER ae 9. An nichts ift wohl weniger Mangel, als an Recepten wider die Wanzen. Nur fchade! dafs die mehrften davon fo befchaffen find, dafs man es ihnen fchon von weitem anfıehet, dafs fie nicht das Geringfte wider diefes Ungeziefer helfen können. Ich wage ‘ es hier, diefe Wanzenmittel noch mit einem zu ver- mehren, das, wenn es auch fchon keine totale Nie- derlage unter diefem ftinkenden Gefindel verurfacht, doch wenigftens hier und da einem fchönen Mädchen Ruhe in feinem Bette verichaffen wird. Und gefetzt, es thät diefes auch nur bei einem, ift es de uren nicht fchon der Bekanntmachung werth? Hier ift es; Rec. Hydrargyri puri Uncias duas. Terebinthinz venetz Uneiam unam. Tere diligenter in Mortario lapideo, Jenee ıHydrar- gyrum penitus difparuerit, & tunc adde Axungiz Porci Uncias quatuor, ” Olei Lauri Unciam unam. Pulveris Radicis Veratri albi Unciam ee Seminis Sabadilli Drachmas duas. . Mifce, detur ad ollam Japideam & fignetun; Wan» zenfalbe, Der Gebrauch davonift folgender. Man nimmt einen kleinen Pinfel, und beftreicht damit alle Ritzen und Winkel, wo fich diefes Ungeziefer aufhält, fo gut, als möglich, und wiederholet folches, fo oft es nöthig ift, bis man endlich feinen Endzweck völlig errei- chet hat. | 4. Wafferhahnenfufs (Ranunculus aquatilis L.) ift eine Pflanze, die meift in allen Flüffen und Bächen wächft, und nicht felten in folcher Menge, dafs fie das Wafler an feinem Lauf hindert, Sa vielmir aber bekannt ift, fo wiffen unfere ökonomifchen Schrift- fteller eben noch keinen fonderlichen Nutzen diefes Gewächfes anzugeben. Diefen Sommer fahe ich auf einer 28 a einer Reife über Hameln, Pyrmont, Bodenwerder, nach dem Solling und Harz, dafs man in der We- fer und Emmer diefe Pflanze, welche allda Säme ge- nannt wird, fergfältig ausfifchet, folche in grofse Haufen legt, und wenn fie etwas gelb geworden, die Kühe.damit füttert, welche felbige, fo bald fie es ein wenig gewohnt find, nicht allein gerne freffen, fon- dern auch eine Menge guter Milch davon geben, wor- aus allda eine Butter gemacht wird, die fo gelb wie Goldift. Da diefe Pflanze auch im Winter grin ift, fo kann fie vermuthlich auch dann gebraucht werden, und vielleicht einft, bei einem in diefer Zeit, leider! nicht felten eintretenden Mangel des gewöhnlichen Futters, ihre Dienfte thun, und verdienet alfo in die- fer Abficht die Aufmerkfamkeit unferer Landwirthe. 5.. Hierbei erinnere ich mich noch einer andern Pflanze, welche im Winter grün bleibt, und beim Futtermangel nicht zu verachten ift.. Es ift diefe, der, auch in hiefigem Lande, an verfchiedenen Orten, auf Bäumen haufig wachfende Miftel (Vifcum album L.). In der Schweiz wird folcher befonders von denjeni- gen gefucht, die Ziegen haben, welchen Thieren er befonders gut fchmeckt und wohl bekommt. 6. Im Bremifchen und Lüneburgifchen wächft befonders viel Waflerfeder oder Wafleraloe (Stratiotes Aloides L.), und man trift allda nicht felten Gräben und Teiche an, die fo voll von diefer Pflanze find, dafs fie eher Wiefen, als Wafler, ähnlich fehen.. Der » felige Graf von Mattufchka fagt in feiner Flora file- fiaca, dafs fie von keinem bekannten Nutzenfei. Ich bemerke defsweg’tn, dafs man an einigen Orten be- fagter Provinzen folche heraus fifcht, Klein hackt, und den Schweinen giebt, welche fie ziemlich gerne fref- fen follen. Sie wird allda Buckelbas genanät. * RE 8 29 7. Auch der Meerdreizack (Triglochin mariti- mum L.) hat feinen Nutzen. im Lande Wurften, wo diefe Pflanze an dem {Ufer der Nordiee in erftaunlicher Menge wächtt, kocht man folche im Frühlingals Kohl, wozu fie befonders dienlich fein foll. Sie ift bei den Einwohnern unter dem Namen Röhr bekannt. 8. Um Lüneburg fammelt man die Bärenklau (Heracleum Sphondylium L.), und die Schafgarbe oder Reelken (Achillea Millefolium L.) zu diefer Ab- ficht, fo wie man hier um Hannover den Strenzel, oder die fogenannte Geefel (Aegopodium Podagraria L.) nutzt. 9. Im Amte Hohnftein macht man die Früchte des Elzbeerbaums (Cratzgus torminalis L,) mit Waf- fer ein, und läfst fie gähren, fo wie man in der Schweiz mit Aepfeln und Birnen, und auf dem Harze und in Schweden mit den Kronsbeeren zu thun pflegt. Sie werden auch gleich diefen letztern gegeflen, und follen ganz gut fehmecken. 10. In der Schweiz macht man viel aus der Rapunzel (Campanula Rapunculus L.),und zwar nicht ohne Urfach, denn diefe Pflanze giebt in ihrer Jugend einen Salat, der dem Lämmerlattig oder Ackerfalat (Valeriana Locufta olitoria L.) nicht viel nachgeben wird, und nimmt fich mit ihrem weifsen fpindelför- migen Würzelgen, dafs daran gelaifen und mit dem Kraut zugleich gegeflen wird, auf dem Tifche befon- ders gut aus. Jch verwundere mich, dafs man diefe Pflanze, welche hier im Ueberflufs wild wächft, nicht mehr zu benutzen fucht. An einigen Orten, befon- ders in Frankreich, zieket man fie fo gar in Gärten, - deren Kultur man in Lueders Anleitung zur Wartung der Küchengewächfe, $. 79T, unter dem Artikel Rüberapunzel, befchrieben findet. LE. 30 AR 11. Im Lüneburgifchen, Bremifchen und Ver: denfchen wird, beforiders auf fchlechtem Lande, viel Rauhhaber,, . Rauchhaber, Grauläber, Purrhaber, oder Sandhaber, gepflanzt, von deflfen Anbau, Nutzen und Vorzügen uns der Braunfchw, Lüneb. Landwirth- fchaftsgefelifchaft Nachrichten, Bd. 2, S. 342, das Hannov. Magazin, Jahr 1770, S.73, Krünitzens En- ; cyclopädie, Bd. 2, S. 661, und mehrere, weitläuftigen EA ertheilen. _Befonders aber ift es, da heut zu age beinahe alle unfere Oekonomen zugleich Bota- niften find, oder doch fein wollen, dafs uns noch kei= ner recht gründlich gefagt hat, was denn eigentlich diefer Rauhhaber für eine Pflanze fei, fondern die inehreften folchen für eine Abart desgemeinen Habers (Avena fativa L.) ausgeben, und hierin dem Beifpiel unfcerer Impotenzbötaniften folgen, die, went fie eine ihnen vorgezeigte Pflanze nicht kennen, und diefes doch nicht gerne fagen wollen, folche gefchwind zu einer Abart von einer andern machen. Vor einem Jahre hatte ich Gelegenheit auf meinen Wanderungen durch oben genannte Provinzen, diefen Rauhhaber zu unterfuchen, und fand, dafs es die Avena frigofa Schreb. fpicil. p. 52, Gmelin. onomatol. v. ı,p. 1020, Mattufchk. filef. n.79, Retz. obf. 2. ı, p. ıı1, ift. Sein tichtig beilimmtes wahres Vaterland getraue ich mir aber noch nicht anzugeben, denn bis dahin fcheinen mir Deutfchland und Schweden blofs feine Hofpitia zu fein. Ebenfalls bin ich noch ungewifs, wann, wo, und durch wen er zuerft in hiefiger Gegend an gebauet worden, und erwarte hierüber noch die Be= lehrungen unferer Botaniften und Oekonomen, Beis . läufig miufs ich noch anmerken, dafs der; in der Braunfchw. Lüneburg. Landwirthfchaftsgefelifchaft Nachrichten, Bd, 1, $, 117 und 330, angezeigte fee- ländifche Sandhaber, im geringften nicht zu un’erm Rauchhaber gehöre, fondern eine ganz andere Pilanze | ei, ea) 31 fei, ungeachtet Krünitz und Honkeny die-eben be- nannten Nachrichten dabei anführen. Ein Beweißs, wie fehr ünfere ökongmifchen Pflanzen noch mit Dun- kelheit umgeben find, und wie nöthig es wäre, dafs wenigftens fchriftltellerifche Landwirthe etwas Bota- nik verftünden, damit ihre Lefer doch wüfsten, we- von in ihren Abhandlungen die Rede ift, welches, beim Gebrauch blofser Prövinzialnamen, zum öftern, wenigftens für Fremde, platterdings unmöglich ift, 12. Die Pflicht eines Floriften beftehet fürnem- lich auch darin, dafs er feinen Landsleuten den öko- nomifchen Nutzen wildwachfender, vön ihnen bisher vernachläfsigter Pftanzen bekähnt macht, und ihnen den Ort anzeigt, wo fich diefe in Menge finden, und woher fie folche alfo am beften bekommen können. Unter folche Pflanzen gehöret befonders anch der Li» chen tartareus_L., den man in Schweden, und befon- ders in Weftgothland, fleiistg fammelt, und eine Farbe daraus bereitet, welche allda unter dem Namen Böt- telet verkauft, und häufig zum rothfärben gebraucht wird. Die Art und Weife ihrer Zubereitung lehret, Linn in feiner Weftgothifchen Reife, $. 170, und Kalm in den Schwedifchen Abhandlungen, Bd. 7,8.250, worauf ich, um Weitläuftigkeit zu vermeiden, meine Lefer verweife, Im Hannoverifchen wächt diefe Pflanze befonders auf dem Harze und Deifter, und hat ihre Stelle gewöhnlich auf grofsen Steinen, nicht felten aber auch an den Stämmen der Fichten, Büchen und Eichen. Pr 13. Die Oelander und Gothländer gebrauchen die Steinflechte (Lichen faxatilis L.), und färben da= mit roth und purpur, zu welchem Endzweck fie fol che blofs mit Waffer und etwas Lauge kochen, Und Ferber fagt uns in feinen Beiträgen zur Mineralge. ichichte verfchiedener Länder, Bd, 1, S. 455, dafs bei keith, 32 TA Leith, in England, eine Fabrik fei,, darin aus diefer Steinflechte ein fehönes Roth bereitet werde, und dafs fich blofs mit Sammlung derfelben, dafeibft gegen zweihundert Perfonen befchäftigen. Da diefePflanze hier fo gemein ift, dafs man fie an den mehrften Bäu- men und Steinen findet, fo dünkt mich, dafs es wohl der Arbeit werth wäre, wenn unfere Färber auch einige Verfuche damit anftellen würden. Denjeni- gen, die nach England reifen, um nicht blofs fagen zu können, diefes Land gefehen zu haben, fondern dafelbft etwas zu lernen, und einmal ihrem Vater- lande nützlich zu fein, empfehle ich diefe Leither Fa- brike beftens. Mehreres will ich hier nicht fagen. — 14. Eines unferer fchönften Hölzer ift gewifs das vom Eibenbaum (Taxus baccataL) und kommt es in die Hände eines Schreiners, der damit umzuge- hen weifs, fo kann daraus Arbeit verfertiget werden, daran felbft Fürften Wohigefallen haben, und die fo- gar das koftbare Mahagoniholz übertrift, fo gut, als die Wangen einer fchönen Pariferin, das Geficht ei- ner von der Sonne verbrannten Dorfdirne. Nur ge- bört ein guter Hobel dazu, und ein wenig Handwer- kerchemie. Esift nur fchade, dafs man diefen Baum, felten von folcher Gröfse und. Alter antrift, dafs er in den Schreinerwerkftätten kann gebraucht werden. Indeffen habe ich doch, in dem Walde hinter dem Schloffe Pleffe, Bäume gefeben, deren Stämme beinahe mannsdick waren, welches ich hier unfern Künftlern zur Nachricht bekannt mache, damit diefes fchöne Holz nicht etwa in unrechte Hände gerathe.. - 15. Dieisländifche Flechte (£ ichen islandicusL.) ift das einzige uns bekannte Mittel b), welches feinen Nuz- b) Leider! denn viele Aerzte, im Vorbeigehen gefagt, bekümmern fich wenig um die Entdeckung würkfa- mer ae | SR. - Nutzen in der Schwindfucht beflätiget hat. Es war diefe PAanze ehedem häufig auf dem Brocken zu fin- den, durch das öftere Abholen der umliegenden Arz- neihändler, in den letztern Jahren, iftfie aber allda ziem- lich felten geworden. Auf meinen Harzreifen habe ich fie befonders auf der Achtermannshöhe häufig ge- funden, fo, dafs auf diefem Berge allein noch viele Centner zu haben find. Bei den Hirfchhörnern, auf dem Lerchenfelde und Bruchberge ift ebenfalls noch eine ziemliche Menge von diefer Flechte. Ein Har- zer, der gern fein Brod mit Pflanzen fammeln verdie- nen will, könnte bei diefer anfangen, und damit fein Glück verfuchen. Auswärtige Apotheker würden ihm feine Arbeit reichlich bezahlen. Sechszehn Marien- grofchen mufs er aber nicht für das P/und nehmen, denn diefes ift zu viel für eine Pflanze, die man nicht nöthig hat, lange zu trocknen, undwovon man ineinem Tage einen halben Centner fammeln kann. Man mufs denken, dafs der Patient öfters arm ift, und überden hohen Preis der Arzneimittel zu feinem Schöpfer feuf- zet, ja nicht felten defswegen gar elend und ohne Hülfe dahin fterben mufs. 16. Auf meinen vorjährigen Reifen fand ich, dafs von Bailje bis Drochterfen, an der Elbe, für- nemlich aber auf den in der Eibe gelegenen Hannove- rifchen Infeln, das Wifchhafner- und Krautfand ge- nannt, eine grofse Menge zahme Angelica oder Engel- wurz (Angelica fativa Ofüc.) wachfe, und diefes in folcher Riefengröfse, dafs man fie bald für Angelicam atropurpuream L. halten follte. Einige Stengel waren 8 mer Arzneimittel, fondern machen es wie die Poßil- lenreuter, behelfen fich mit den Recepren ihrer Vor- fahren, gefetzt, dafs folche auch wider alle Gründe der Chemie und gefunden Vernunft ftreiten, Bei- Spiele findet man in Baldingers Mägazin für Aerzte, Ehr), ‚Beür, B, 3, c 34 STAR 8 bis 9 Fufs hoch, und eines. Menfchenarmes dick. Da diefes nun eine Pflanze ift, die in Deutfchland eben nicht an vielen Orten wild wächfet, und doch täglich in der Medicin, befonders in der Vieharzneikunft, häu- _ fig gebrauchtwird: fo könnteeiner, derin diefer Ge- gend wohnet, und dem es an anderer Befchäftigung fehlet, durch Colligirung der Wurzel diefes Gewäch- fes fein Brod reichlich verdienen. Die Apotheker und Materialiften würden ihm feine Waare gerne ab- nehmen, und gut bezahlen, befonders wenn fie im Frühling, ehe die Pflanze in Blätter und Stengel fchiefst, gegraben, und gefchwinde getrocknet worden, und alfo nicht den Fehler vielera: ee getrockneten Wur- zeln hätte, die man gewöhnlich mit der Bafıs des Stengels verkauft, woran denn leicht zu fehen ift, dafs folche eben zu der Zeit gegraben worden, wo fie am aller unkrättigften waren. 17. Unter den Kleearten, welche in künftlichen Wiefen angepflanzt zu werden verdienen, ' gehöret, _ meines Bedünkens, auch das Trifolium flexuofum Jaeq. aaftr. v.4, n.386,1.45, welches in Deutfchland, Schweden, und vielleicht an mehrern Orten, häufig wild wächfet. Ich habe es öfters an ganz unfrucht- baren Stellen angetroffen, wo es demungeacht zu mei- ner Verwunderung frifch war, und eine anfehnliche - Höhe erreichte. Jch vermuthe defswegen, dafs es » gerne mi‘einem geriı.zern Boden zufrieden fein würde, als feine Anverwandtin, der gemeine Wiefenklee | (Trifolium pratenfe L.) verlangt. Ich empfehle diefe Pflanze unfern Landwirthen zu Verfuchen, denn diefe _ allein können und müffen es senken, ob es der Mühe lohnet, dafs folche im Grofsen angebaüet werde. 18. Nach Verfliefsung der gewöhnlichen Zeit, worin Eier ausgebrütet werden, bleiben zuweilen unter TA 35 ° unter der Henne noch einige uneröfnet liegen. Man ‚ ift fodann nicht feiten ungewifs, ob in diefen Eiern fich auch würklich lebendige Küchlein befinden, oder ‚ob folche faul find, und alfo das Brüten der Henne aufzuheben fei. Das befte Mittel diefes, ohne Scha- den der darin befindlichen Küchlein, zu erfahren, ift, wenn man ein folches Ei in mäfsig warmes Waffer legt, und zufiehet, ob felbiges fich bewege, da denn, wann diefes gefchiehet, man gewifs fein kann, dafs ein lebendiges Küchlein darin if. , 19. In einigen Orten des Hildesheimifchen ift es gebräuchlich, dafs der Vater einer jeden feiner T’öch- tern eine gewifie Menge Lein anfäet, und zwar fchon von dem vierten oder fünften Jahre ihres Alters an, Da mir diefd Gewohnheit nachahmungswärdig fchei- net, forwünfche ich, dafs ein dortiger Oekonom uns in diefem Magazine eine Nachricht von der Befchaf- fenheit, dem Urfprung und Nutzen diefes Gebrauches ‚ mittheilte, die vermuthlich auch andern nicht unan- genehm fein würde, | 20. Diefen Herbft fahe ich in unferer Nachbar-. fchaft viele bis an den Gipfelaufgefchneidelte Fichten, die, wie ganz natürlich, durch diefe Zerfümmelung, fo gut, als ein Menich, dem man Arme und Füfse abhauet, zu Grunde gegangen, und dürre waren. Ich verwunderte mich zum höchften darüber, dafs in ei- ner Gegend, wo Forftwiffenfchaft blühen foll, folche Mifsbräuche gelitten werden. Am unbegreiflichften aber kam es mir vor, dafs folche Fichten nicht fo gleich, als fie abgeftorben waren, abgehauen und fortgefchaft wurden, fondern erft Jahre lang ihre 'Dienfte bei der Ausbrütung und a: mehrung, vieler taufend Infekten thun mussten. Mich dünkt, dafs . wir doch Eee genug vor uns Gaben: die bewei- Ca \ fein, 36 TOATE fen, wie durch Nachläfsigkeit grofse Waldungen in Gefahr der Zerftöhrung gerathen. | Principiis obfta; fero Medicina paratur, Cum mala per longas invaluere moras, Ovid, Künftig ein Mehreres, wenn’s fchmeckt. Herrenhaufen, 1783, Nov. 4. . Ein paar Anmerkungen zu den Gedanken eines fchweizerifchen Bauers über Verbelle- rung der Landwirthfchaft. (In dem ıoten Stück der Ephemeriden der Menfch- heit von 1783.) RB um die Abhandlung meines redlichen Lands- manns, einem Deutfchen etwas verftändlicher zu machen, theils auch um die Ehre zu haben, zu einer Schrift Anmerkungen zu machen, die bereits mit fo wichtigen begleiter worden, nehme ich mir die Frei- heit, einige fchweizerifche Provinzialwörter, fo gut ich mich folcher, nach einer achtzehnjährigen Abwe- fenheit von meinem lieben Vaterlande, noch erinnere, zu erklären, und zugleich einen den Verftand verdun- kelnden Druckfehler anzuzeigen. $.384. Hanfbünden. Sind Hanfäcker, Hanfland. Neben dem Gartenland das befte, welches, ohne je- mals brach zu liegen, jährlich zweimal, nemlich ein- mal mit Hanf, und das zweite mal mit Rüben be- ftellt wird, | ' $. TARE Re ; S. 384. Bohnen. Phafeolen, Veitsbohnen, Pha- feolus vulgaris L. S. 386. Befchätten. Mufs befchütten heiffen, welches {fo viel, als begieflen, ift, und in der Schweiz nicht blofs mit Waffer, fondern mit dem Harn des Rindviehes, der Schweine, mit Miftgauche u. f.w., gefchiehet. S. 390. Rüben. In der Schweiz wird gewöhn. lich die runde Rübe, Rapa rotunda Mill. gebauet. 87391. Grienächtes Land. Griefichtes Land, Solum glareofum. S.397. Oehmd. Grummat, Grummet, Nachmat, Herrenhaufen, 1783, Decemb. 6. 5. Verfuch eines Verzeichniffes der vornehm- ften Mineralwafler des Churfürftenthums Braunfchweig-Lüneburg und IEANeR Gränzen. | Noffe omnia hzc, falus ef, Ter ent. A: meinen botanifchen Wanderungen durch die Churfürftl. Braunfchweig Lüneburgifchen Lande, führte mich der Weg nicht felten auch nach Gefund- brunnen, Salzquellen, u.d.gl. Ich hatte zwar keine Zeit und Gelegenheit, diefe chemifeh zu unterfuchen; denn wie kann ein Mann, der, die Seitenexcurfionen - ungerechnet, faft täglich vier bis fünf Meilen gehet, und dabei fein ganzes botanifches Reifezeug, Kleider, 6.3 Bücher, 38 las) Bücher, Inftrumente, Pflanzen, u. f. w. auf dem Rücken mitfchleppen mufs, fich noch mit einer weit- läuftigen Unterfuchung der Mineralwafler abgeben. Ich habe fie aber doch gefehen, gerochen und ge- {chmeckt; Floriferis ut Apes in faltibus omnia libant,, Omnia nos — — Jaich habe zuweilen, wenn es fich juft paffen wollte, mit diefem und jenem Wafler auch wohl gefchwind ein paar kleine Proben gemacht, — und dann eine kurze Anmerkung darüber in mein Reifejournal ge- Ichrieben. — Beim Durchlefen diefer meiner Wanderungsge- fchichte, bekam ich neulich den Einfall, die von mir gefehenen Mineralwaffer auszuziehen, und folche unter gewiffe Rubriken zu fetzen. Hieraus entfland dann diefes kleine Ding, welchesich nachher dem Abdruck widmete. Ich weifs zwar wohl, dafs es von fchlech- ter Bedeutung ift, und von dem gröfsten Theil des Publikums, fo wie mehrere meiner Auflätze, weder Beifall, noch Dank, erhalten wird. Vielleicht aber hat es doch den Nutzen, dafs ein anderer, deflen ei- gentliches Fach die Hydrologie ift, fich diefer Sache annimmt, und etwas befferes liefert. Und gefchiehet dief>s, fo ift es ja alles, was ich nur wünfchen kann, — Mineralwaffer heifse ich folche Waller, worin die Natur ein oder mehrere Mineralien aufgelöft hat. Ich zähle alfo auch unfere Salzquellen, ja fo gareinen Theil der Nordfee, hieher. Hinegen wird man in diefem Verzeichnifs vergeblich Puchwailer, Grannulir- wafler, ‘u.d. gl. fuchen, weil folche ihren Gehalt nicht der Natur, fondern der Kunft zu verdanken ha- ben, Gleichfalls vermifst man hier auch die Abflüffe aus den Torfmooren, die mehr aufgelöfte Vegetäbi- ‚lien, als Mineralien, enthalten. | Da STATE | Be *, Da ich diefsmA nur die vorzüglichften hiefigen Mineralwafler bemerken will, fo übergehe ich alle diejenigen, welche von geringerer Bedeutung find. Blofse Kalkbrunnen, Gypswafler, u. d. gl. wird man defswegen in diefem Verfuche nicht antreffen, unge- achtet fie es wohl verdienten, dafs man fie bekannt machte, und ich ihnen hier recht gerne eine Stelle gegönnt hätte. Wann ich aber alle von mir im Chur- fürftenthum Braunfchweig - Lüneburg und feinen Grän- zen gefehene Mineralwäffer hätte anführen wollen, fo würde hieraus endlich ein grofses Buch geworden fein, denn wo ift wohl ein Waffer, das gar nichts Mi- neralifches enthält, und alfo, im firengen Verftande, nicht zu den Mineralwafiern gehöret? Alle von mir angezeigte Mineralwaffer find kalt, und hat fich bis dahin in diefer Gegend noch kein war- mes gewiefen, Dafs folche aber defswegen nicht alle den gleichen Grad der Kälte haben, ift leicht zu er- achten, indem felten zwei Brunnen, in einem und eben demfelben Orte, hierin mit einander überein- ftimmen. Ich habe fie fämtlich in drei Klaffen getheilt, da- von die erfte die Gaswafler, die zweite die Schwefel- brunnen, und die dritte die Salzfolen enthält. Eine leich- tere und natürlichere Eintheilung wollte mir jetzt nicht - beifallen. -Dafs folche nicht fehlerfrei, ift mir recht gut bekannt. Wo ift aber ein Syftem, das gar keine Aus- nahme leidet? - | 1. Gaswaffer. Agua gafata. Ein reicher Brunn mit fiedendem Gebräufe. > Haller, Meine erfte Abtheilung der hiefigen Mineralwaf- fer begreift die Gaswafler, oder die fogenannten Sauerbrunnen (Acidul®). Ich verftehe darunter folche ae Waf- 40 a0) Waffer, deren Hauptbeftandtheil dasjenige flüchtige Wefen ift, welches man Gas, Luftfäure, fixe Luft, Mephitim acidulam, u. £. w. heifst, und das hier ge- wöhnlich Kalk, Magnefia und Eifen enthält a). Ne- ben diefem Gas, und den darin aufgelöften Erden und Eifen, findet man in diefen Watte hoch Gyps, Bit- terfalz (Magnefia vitriolata), und Kochfalz. Zierli- cher, als ich, befchreibt einen folchen Brunnen un- fer grofse helvetifche Dichter un? Naturforfcher, der felige Herr von Haller: Sein lauter Waffer rinnt mit Aüfligen Metallen, Ein heilfam Eifenfalz vergüldet feinen Lauf; Ihn wärmt der Erde Gruft, und feine Fluthen wallen, Vom innerlichen Streit vermifchter Salze auf. Die hieher gehören, find folgende: e. Braunfchweig - Lüneburgifche. a. Der Gasbrunn auf dem Deiter. Diefe fchöne Quelle entdeckte ich im vorigen Sommer. Sie entfpringt an dem, ungefähr zwei Mei- len von Hannover liegenden, pflanzenreichen Berge, der Deifter genannt, welcher wegen feiner fchönen Brunnen, guten Kohlen- und Steinbrüche, und be- fonders feines herrlichen Büchenholzes, berühmt if. - “Der Theil diefes Berges, worin diefer Brunn hervor- quillt, gehört in das, dem Freiherrn von Knigge zu- Ständige Gerichte, Bredenbeck, und liegt über dem fo- genannten Droflelkrug, zur Rechten des Fußsfteiges, der von diefem Kruge nach Springe führt, wo man in einem angenehmen Thale, durch welches der Stein- bach a) Wer dieles geiftige Wefen, das man mit Recht die ‚Seele der Sauerbrunnen nennen kann, genauer zu ‘ kennen wünfchet, dem empfehle ich unfers unver-_ geßslichen Lehrers, Bergmanns, Opufeula phyfica et chemica, und befonders die Abhandlung de Aci- do acreo, T , aa 41 bach fliefst, nur wenige Schritte von deffen rechtem Ufer, und ungefähr 2400 vom Drofleikruge, die- fen Gefundbrunnen finden wird. Eriftziemlich waf- ferreich, und fliefst, ohne merkliche Veränderung fei- „ner Klarheit und Temperatur, bei jeder Witterung und Jahrszeit fort. Der Gefchmack diefes Waffers ift angenehm, etwas weniges geiftig, dabei merklich dintenartig und zufammenziehend. Gleich bei der Quelle fetzt es vielen Eifenocher ab. So viel ich fol- ches bisher habe unterfuchen können, fo enthält es vornehmlich in Gas aufgelöftes Eifen und Kalk. Die Menge der Beftändtheile kann ich aber für jetzt noch nicht beflimmen, indem meine diefsmalige Lage mir nicht erlaubt, weitläuftige chemifche Unterfuchun- gen der Wafler anzuftellen. Von fe’'ner Würkung kann ich ebenfalls noch nichts fagen. Wenn ich aber nach feiner Befchaffenheit fchliefsen darf, fo wird es alles, was die Gefundbrunnen in Verden und Rehburg, thun, mit denen es faft gänzlich überein kommt. b. Der Gadteunn bei Rehburk. Entfpringt am Rehburger Berge, ungefähr eine halbe Stunde von dem Städtchen Rehburg. Da die Gegend von Natur viel Angenehmes hat, und das Wafler fowohl Gefunde als Kranke gut vertragen Kön- nen, über diefes fich hier gute Brunnengebäude, Ba- dehäufer, Spaziergänge, und andere Bequemlichkei- ‘ten finden, fo kann man leicht denken, dafs diefe Quelle fleifsig befucht werde. Ihre Beftandtheile hat bereits Herr Hof- und Brunnenmedikus Weber be- ftimmt, worauf ich alfo meine Lefer verweife. Der würkfamfte davon ift, meines Bedünkens, das in Gas aufgelöfte Eifen. Schade, dafs jenes auf dem Wege fo gerne davon fliegt, und diefes aufden Boden fallen läfst! G5 | c. 42 | Serge ec. Der Gasbrunn bei Verden. Ift bei der Uhlenmühle, eine kleine halbe ‚ Stunde von der Stadt Verden. Hat eine ziemliche Menge Gas, und das Eifen fehlt auch nicht darin. Er verdienet vor vielen andern dergleichen Brunnen einen Vorzug, und mich wundert, dafs folcher nicht mehr gebraucht wird, als gefchiehet. Ich bin verfi- chert, dafs er, bei einer Menge Krankheiten, recht gute Dienfte thun würde b). d. Der Gasbrunn zwifchen Bederkefa‘ und Figgmühl. Er enthält ein wenig in Gas aufgelöftes Eifer, das aber nicht viel bedeutet. Ob er fchon gebraucht worden, ift mir unbekannt. Ich fand ihn im Jahr 1782, als ich einen Befuch bei der Nordfee machte, ß. Schauenburgifche. a. Der Rodenberger Gasbrunn. Entfpringt nahe bei dem Städtchen Radar welches in dem an Heffen-Caflel gehörigen Antheil der Graffchaft Schauenburg liegt. Hat viel Achnli- ches mit dem Rehburger, und wird theils getrunken, . theils zum Baden gebraucht, beides aber nur Selten. y. Pyrmontifche. ‘a. Der Pyrmonter Trinkbrunn., Heifst auch der Hauptbrunn, und heilige ER und quillt, ‘wie bekannt, bei der Neuftadt Pyrmont, nicht weit von dem Schlofle Pyrmont, welche beide . in dem niedern Theile der zum weftphälifchen Kreife b) Siehe hiervon ein Mehreres in den Hannov, Anzei- gen, J.176g, Stück 35, und im Hannov, Magazin, J. 1770, St 42. | TA 43 ‚gehörigen Graffchaft Pyrmont liegen. Das Wafler diefes Gefundbrunnens ift eines der beften Gaswaffer, die man bis jetzt noch entdeckt hat, und;wird defs- wegen durch ganz Europa, ja fo gar nach andern Welttheilen, geführt. Da esaifo, wegen feiner vor- treflichen Eigenfchaften, beinahe einem jeden bekannt ift, und wir über diefes auch verfchiedene Monogra- "phien davon haben c), fe will ich hier nichts weiter davon erwähnen, als da/s, während meines Aufent- halts in Upfal, mein unvergeislicher Lehrer und Gön- ner,‘der Profeffor und Ritter Bergmann, diefen Brun- ‚nen allda unterfuchte, und gefunden, dafs eine {chwe- - difche Kanne diefes Waflers d), fo wie es dorten verkauft wird, 95 Cubikzoll Gas, 33 Gran Gasei- fen (Ferrum gafatum), 20 Gran Gaskalk (Calx gafa- ta), 38% Gran Gyps, 45 Gran Gasmagnefia (Magnefia gafata), 25 Gran Bitterfalz (Magnefia- vitriolata), und 7 Gran Kochfalz enthalte. Diefer gefchickte Chemifte hat feine Landsleute gelehrt, den Pyrmon- ter, und mehrere Gefundbrunnen, nachzumachen e), und da diefe künftlichen Mineralwafler die natürli- chen in verfchiedenen Stücken übertreffen, auch in ‚ Schweden viel weniger koften: fo trinkt man in die- | fem €) Ich bemerke hier blofs J. P. Seips Befchreibung der Pyrmontifchen Mineralwafler und Stahlbrunnen. - Hannover, ı750. L, Heifteri Diff, de Aquis medi- catis Pyrmontanis. Helmft. 1732. G. F. Seip. Difl, de Spiritu & Sale aquarum mineralium prafeıtim Pyr- montanarum. Götting. 1748, j d) Eine fchwedifche Kanne ift ein Maas, welches 100 Cubikzollenthält.. . , u | e) Siehe defien Opufeula, v. ı, comment, 6, wo er die Bereitung diefer;Waffer ausführlich befchrieben hat. Diefe vortrefliche Piece findet man auch in den Schwedifchen Abhandlungen vom Jahr 1775, und ift auch apart, fowohl:fchwedifch, als dänifch, und deurfch, herausgekommen, 44 TA fem Lande nun beinahe lauter folche, durch dieKunft verfertigte, Heilbrunnen, und befindet fich ungemein wohl dabei f). Ein Beweis, was reelle Wiffenfchaf- ten und gründliche Gelehrte einem Lande nützen können. Glückliches Land, das fie hat, und deffen Regenten fie zu fchätzen wiffen ! b. Der grofse Brudelbrunn, Quillt nur wenige Schritte von dem ebenge- nannten Trinkbrunnen hervor, und macht durch die aufftofsenden Blafen und Wellen ein Gebrudel, wie eine grofse fiedende Braupfanne. Das Wafler kommt dem vorhergehenden ziemlich gleich, hat aber weniger ‘Gas, und mehr erdige Mittelfalze, und wird defswe- gen nicht zum Trinken, fondern zum Baden ge- braucht, daher denn diefe Quelle auch der BEOBE Badebrunn genannt wird. e. Der niedere Badebrunn. Ift ungefähr 50 Schritte von dem Trinkbrun- nen, aber lange nicht fo ftark an Mineralien, als die- fer und der grofse Brudelbrunn. Die Armen bedie- nen fıch deflen, als eines kalten Bades. 2 d. Der Augenbrunn. Kommt ungefähr 60 Schritte von demTrinkbrun- nen hervor, und wurde erft im Jahr 1755 entdeckt. An Gehalt ift er viel geringer, als der Trinkbrunn, und alfo auch von gelinderer Würkung. Man brauchte folchen anfänglich blofs äufserlich in Au- genkrankheiten, daher er denn auch feinen Namen hat. Herr Dodor Bloch in Berlin vergleicht diefes Wafler, in Abficht feines Gehalts und feiner Wür- kung, f) Vorher wurden jährlich gegen 30000 Krüge und ER fremder Mineralwafler nach Schweden ge- racht ARTE | 45 Kube, mit dem Spaawafler, welches ich aber nicht ». thun möchte. e. Der Pyrmonter Neubrunn, Liegt in der herrfchaftlichen niedern Wiefe, nicht weit von der Emmer. Man hat ihn im Jahr 1732 gefunden. Sein Wafler enthält viel Kochfalz, und gleicht in diefem Stücke alfo dem Selterfer Waf- fer, geht aber in andern wieder fehr davon ab. Wenn er nicht in der Nachbarfchaft von einem fo fürtrefli- chen Gefundbrunnen quillte, würde er vermuthlich mehr gebraucht werden, fo aber gehet es ihm, wie dem Bier in den Weinländern. | f. Der Pyrmonter Bergfäuerling. | Diefes angenehme Waffer quillt ungefähr 606 Schritte über dem Trinkbrunnen, nicht weit von der Schwefelhöle und Steingrube. Ift mit einem Ge. wölbe bedeckt, und ergiefst fich in einen grofsen aus- gemauerten Behälter, von da es nach der Fontaine geleitet wird. Sein Gehalt ift meiftens Gas. Eifen foll, nach Zückert, welcher diefes Waffer unter den alkalifchen abhandelt, ganz und gar nicht darin fein, welches wohl möglich ift, und ich nicht beftreiten will, zumal, da es blofs fäuerlich, und gar nicht ftyptifch fchmeckt, indeflen wünfchte ich doch, dafs ein orthodoxer Chemifte folches gelegentlich noch einmal probirte. — Es wird viel mit ‚Wein getrun- ken. Ich ziehe diefes delikate Waffer faft allen mir bekannten künftlichen Getränken vor, und wünfchte es Zeit Lebens zu haben. — Der: in der benachbar- ten Schwefelgrube hervorkommende Dunft verdiente, meines Bedünkens, noch eine genauere Unterfuchung, indem unfere lieben Alten nicht felten das Gas für Schwefeldämpfe ausgaben, — 3 $. 46 VER g. Der Potthardsteich. Eine waflerreiche Quelle, die fich über dem Dorfe Hoizhaufen, nicht weit von den bekannten Erdfällen, befindet, und etwas Gas enthält. Zu den ftarken Sauerbrunnen kann diefiss Wafler zwar wohl nicht gut gezählet werden, es ift aber doch auch mehr, als ein gemeines Brunnenwafler. >». Schwefelwajer. Agua [ulphurea. Sein- Weien felbit ift Feu’r, und feine Wellen Flammen, Haller. Schwefelwalfer heiffe ich folche Wafler, die dasjenige flüchtige, nach Schwefelleber oder faulen Eiern riechende Wefen, enthalten, welches das Sil- ber und Queckfilber fchwarz macht, und bei feiner Zerfetzung an der Luft, oder durch Salpeterfäure oder dephlogittifirte Salzfäure, einen gemeinen Schwefel abfondert. Man. heifst diefe Wafler gewöhnlich Schwefelbrunnen, Faulbrunnen, Aquas hepaticas, und man könnte fiermit Recht auch Stinkbrunnen nennen. Ihren Hauptbeftandtheil, die fogenannte Heparluft (flinkende Schwefeiluft, Mephitis hepati- ca, Vapor hepaticus), hat man ihrem Wefen nach erft “ in neuern Zeiten kennen gelernt, und zwar vornem- lich durch die fchönen Verfuche unferes fleifligen Freundes, Scheele. Diefer vortrefliche Chemifte fand nemlich, dafs diefes Wefen ein durch das Phlogifton mit der Materie der Wärme verbundener Schwefel ut 9). Aufler diefem Schwefeldunft, enthalten‘diefe Waffer gewöhnlich noch Glauberfalz (Alcali minerale vitriolatum), Gyps, Bitterfalz (Magnefia vitriolata), | wa orere Koch- . \ g) Ein Mehreres hiervon findet man in Scheete’s Abhand- lung von der Luft und dem Feuer, $. 1495 Berg- manni Opufculis, v. 1 &2; Leonhardi Acrologia, p- 15, und andern, . Fi. Ä u | ae 47 - Kochfalz, Gaskalk (Calx gafata), Gaseifen (Ferrum gafatum) w. dgl. Ihre Zubereitung durch die Kunft kann man bei Bergmann lefen h). a. Braunf:hiveig- Lüneburgifche. a. Der Schwefelbrunn im Limmerholze: If eine gute halbe Stunde von Hannover, nahe bei dem Dorfe Limmer, im Amte Blumenau. Ichhabe ihn im Jahr 1779 entdeckt, und Kurz darauf in dem Hannoverifchen Magazin bekannt gemacht i). Die von einem unferer gröfsten Aerzte damit verrichteten Kuren, feine fürtrefliche Lage, und der Mangel eines andern foichen Waflers in den Churfürftlich Braun- fchweig-Lüneburgifchen Landen, machen diefen Brun- nen bemerkenswerth., — B. Spiegelberzifche. 2 | a. Der Schwefelbrunn bei Koppenbrügge, It auch unter dem Namen des Spiegelberger * Schwefelbrunns bekannt. Liegt am Fufse des pflan- zenreichen Oberberges, ungefähr 300 Schritte von dem Flecken Koppenbrügge. Die Quelle ift mit grof- fen Steinen eingefafst , und wird reine erhalten, und zeuget alfo von den dortigen Patrioten und Men- Schenfreunden, Ihr Wafler ift tark mit Hepardunft gefchwängert, und verdiente, dafs es wieder in Auf- nahme käme. ‚Ehedem war es in grofsem Ruf, und wurde von einer Menge Kranken mit Nutzen ge- braucht k). Nun verfchreibt ınan den Patienten, an- Statt h) Siehe deffen’Opufeula, v, 1, comment. '7, die fich 4 auch in den Schwedifchen Abhandlungen für das Jahr 1778 finder. | 4) Jahr 1779, Stück 94. s k) In einer fächlifchen Chronike vom Jahre 1531 fiöht, S. 341: „Um das Jahr 1520 war aus diefen Landen Au\: ein vr - 48 TE ftatt der ftinkenden Schwefelbrunnen, angenehm rie- chende, deftillirte Waffer, gefetzt, fie helfen auch den Kranken nicht viel, fo nützen fie doch den Aerzten und Apothekern. . Hildesheimifche. a. Der Schwefelbrunn bei Hafede. Liegt zur Rechten an der Strafse, die von Han- nover nach Hildesheim führt, ungefähr eine Stunde von dem letztern Orte, dichte bei der Hafeder Mühle. Die Quelle ift fehr waflerreich, und enthält vielen Schwefeldunft. Sie verdient defswegen recht fehr genutzt zu werden, _& Schaumburgifche. a. Die Schwefelbrunnen zu Grofsen En- dorf. Sind in dem Pfarrdorfe Grofsen Endorf, wel- ches im Amte Rodenberg liegt, und alfo zum Heffen- caffelfchen Antheil der Graffchaft Schauenburg gehö- ret. Die untere von diefen zweien nicht weit von einander entfernten Quellen enthält das befte Schwe- felwafler, welches ich in langer Zeit gefehen habe. Ich kann mich defswegen nicht genug wundern, dafs ‚ein folcher Brunn, ein Brunn, worauf diefes Land mit Recht ftolz fein kann, nicht mehr, als gefchiehet, ge- ein grofses Laufen, nach einem gewiflen Brunnen in der Grafichaft Spiegelberg. Man zog auf allen Straf- fen dahin. Viele führen, manche wurden dahin getragen und gefchleppet, Es war um denBrunnen, wie ein Heerlager, Man hat wohl auf einmal zwei . taufend Menfchen gezählt, die um ihn herum _gele» “ gen haben. Eitliche find von den fchmerzhafteften Seuchen dabei gefund worden, * Siehe ‘Hannov, Magazin, Jahr 1770, Stück 94, 5 AS 49 gebraucht wird. ‘Was mag wohl die Urfache davon fein? Ift der Brunn etwa noch nicht genug bekannt? Oder ift der Mangel der nöthigen Bequemlichkeiten für Brunnengäfte vielleicht daran Schuld? Vermuth- iich beides zufammen. — Aber kann ‘denn diefem nicht abgeholfen werden ? Ift denn kein Arzt in die- fem Lande, der zugleich Menfchenfreund ift, und zum Nutzen fo vieler Kranken, die hier könnten ge- heilet werden, einen folchen Schatz befchreibt, und der Welt bekannt macht? Und was das zweite betrift, findetfich denn hier kein Patriot, kein Krankenfreund, der dem Landesfürften den Werth und Nutzen eincs’ folchen Naturgefchenkes vorträgt, und ihn zu bewe. gen fücht, zum Beften feiner armen kranken Unter- thanen, etwa ein Brunnenhaus, oder ein paar Bade- zimmer aufbauen zu laffen, einen Brunnenarzt zu be- ftellen, und was fonft etwa hiezu nöthig ift, ausdem reichen Schatze feines Ueberiluffes mitzutheilen? Eine folche Ausgabe ift ja nicht verloren, fondern wird zum Beften feines Landes verwandt. Wie mancher Elen- der, der fonft ein Raub des Todes geworden, oder doch auf Zeit Lebens dem Staat unnütze, oder gar zur Laft gewefen wäre, bekommt nicht bei einem fol- chen fürtreflichen Brunnen feine Gefundheit wieder, und danket folches feinem Fürften und Landesvater, und’bittet den Höchften für das Wohl und Leben def- felben! Doch ich muis aufhören. Wer ein. Herz für Arme, Kranke und Elende hat, der thue ein Mehreres! | Menfch! mache dich verdient um andrer Wohler- gehen; Denn was ift göttlicher, als wenn du liebreich bift! Und mit Vergnügen eilft, dem Nächften beizuitehen, Der, wenn er Grofsmuth fieht, grofsmüthig dank- bar ifi! “ Gellerz, - Ehrh, Beitr, B, 3. D so SA E 3. Salzwaffer. Agua muriatica. Die Würze der Natur, der Länder reichfter Seegen, Haller, Salzwaffer nenne ich hier folche Waffer, deren vornehmfter Beftandtheil Kochfalz it DD. Sie führen gewöhnlich auch etwas Glauberfalz, Gyps, Bitterfalz, fogenannten fixen Salmiak (Calx falita), Salzafche (Magnefia falita), u.f. w. Man heifst fie gemeinig- lich Salzfolen, zuweilen auch wohl nur fchlechtweg Solen. &. 1) Ich babe wohl nicht nötbig zu fagen, dafs das ge- meine und jedem bekannte Kochiaiz, ein aus dem mineralifchen Alkali und der Kochflzfäure zufam- mengefetztes Neurralfalz ift, Ich will es aber dennoch ıhun, weil unter den Lefern dieles Blarts fich noch wohl einige finden können, denen diefes unbekannt fein mag, Haben diefes doch, vor noch nicht all- zulanger Zeit, grofse Chemiften nicht gewufst, und fich defswegen heftig mit einander gezankt, — Und diefes Kochfalz ift doch ein Ding, das fchon viele taufend Jahre, faft von jedem Menfchen, täglich ge- noffen wird! — Aber was ift wohl gemeiner, als die Luft? Kann wohl ein Menfch eine Minute ohne fie leben ? Und denkt einmal, diefes Wefens Befchaffen- heit und Natur kennen wir noch kein volles Decen- nium, und ein verachrerer ‚Aporhekergefelle mufste der gelehrten Welt folche vor wenigen Jahren erft ‚bekannt machen, — Aber woher kommt es dann, dafs folche interefiante Wahrheiten fo lange verbor- gen bleiben? — Diefes will ich euch im Vertrauen fapen. Viele unferer Gelehrten befcnäftigten fich nur mit folchen Sachen, die entweder nie gewefen find, oder nie fein werden, und fo wurde das Würkliche darüber verfäumet und vergeffen. — Sie mahlten Geifter, und fchrieben Träume. — Und fo blieb Wiffenfchaft, wahre Wiffenichaft, nürzliche Wiffenfchaft, von Jahrhundert zu Jahrhunderten in der Kındheit, a SASe I Tal &. Braunfchweig - Lüneburgifche. a, Die Salzquellen zu Sülze, in der Amts- vogtei Bergen, Sind an der Zahl vier, die aber nicht weit von einander entfernet find, und deren Sole im Durch- fchnitt zweilöthig ift. Sie wird gradirt, und mit Torf, in eifernen Pfannen, verfotten, Das Salzwerk ge- hört dem Landesherrn, - b. Die Salzquellen zu Lüneburg, Sind an der Zahl acht, Die Sole ift fehr reich, und wird defswegen fogleich, ohne Gradirung, ver- fotten, welches in kleinen bleiernen Pfannen mit Holz gefchiehtt. Von 34 Kothen waren im Jahr 1781 nur 26 im Gange, und eine Menge Sole mufste un- gebraucht nach di Ilmenav fliefsen, In ältern Zeiten wurden hier jährlich 120000 Tonnen oder 1440000 Himten Salz gefotten und verkauft. Der fünfte Theil von diefer Saline gehört dem Landesherrn eigen- thümlich. c, Der Salzbrunn zu Grofsen Heide, im Amte_ Dannenberg. Wird blofs zum Kochen der Speifen gebraucht, ‚da denn die Leute, wenn fie diefes Waffer anftatt des gemeinen nehmen, das Salzen erfparen können. Es. wachfen um diefe Quelle herum fchöne Seepflanzen, befonders viel Poa falina Pollich,, After Tripolium, Glaux maritima, Triglochin maritimum, Rumex maritimus, Scirpus maritimus, Plantago a: Atenaria rubra marina, und mehrerg, D2 d. „2 ala 'd. Die Salzbrunnen bei Davenfledt, im Amte Blumenau. Sind ungefähr eine halbe Stunde von Hannover, und von mir bereits befchrieben worden m), | e. Der Salzbrunn bei Eldagfen. Ift von geringer Bedeutung, dem Botaniften aber angenehm, weil er hier, nebft andern fchönen Pflan- zen, auch das Strandfternkraut (After Tripolium), das fonft um Hannover nicht wild wächft, findet. £. Die Salzquellen bei Münder. Sie liegen in der Vorftadt, die Salze genannt, und wird diefsmal nyr eine davon genutzt. Ihre Sole wird ungradirt, in eifernen Pfannen, mit Holz ver- fotten. Das hier verfertigte Salz ift gut, und es ift Schade, dafs diefe Saline nicht etwas verbeflert wird. Die Intereflenten find theils der Magiftrat zu Münderz theils auswärtige Klöfter, und adeliche Familien. g. Die Salzquellen zu Salzhemmendorf. Sind an der Zahl drei, deren. fürtrefliche Sole, fogleich und ohne vorhergegangene Gradirung, ineilf Kothen verfotten wird. Das Sieden gefchiehet in ei- fernen Pfannen, und zwar bei den drei landesherrli- -. chen Kothen mit Öfterwalder Steinkohlen, in den übri-- gen aber mit Wafenholz,. Es follen hier Jahr für Jahr über fiebenthalb taufend Malter Salz, jedes zu fechs Himten gerechnet, gefotten werden, und diefe Saline, nach Abzug alier Unkoiten, jährlich 6500. Rthlr, eintragen n). L R . Br. m) Hannov. Magazin „ ]. 179, St. 94. n) Eine lefenswürdige Nachricht von diefem Salzwerk findet man im Hannov. Magazin, J. 1774, St. 46. Sie hat unfern vorsreflichen Naturforfcher und Che- miften, Andreä, zum Vertaller, ARE 53 h. Die Salzquelle zu Bodenfelde, im Amte Nienover. Wurde ehemals genutzt, nun aber nicht mehr. i. Die Salzquelle zu Salz der Helden. Gehört verfchiedenen Einwohnern zu Salz der Heiden und Einbeck, if aber an die Königl. Chur- fürftl. Cammer zu Hannover verpachtet. Die Sole hält gegen ; Salz, wird gradirt, und mit Holz in drei grofsen eifernen Pfannen verfotten, - k. Die Salzquellen zu Sülbeck, im Amte »8312 der MEINEN. Die Sole hält „5 Salz, wird geadirt, und in drei eifernen Pfännen verfotten. Die Feuerung ift Holz. Jährlich follen hier 6000 Malter Salz zugute gemacht werden. Diefe Saline gehört dem Landes- herrn o). | 1. Deran das Land Wurften gränzende Theil der Nordfee. Ift nicht fehr falzreich, woran vermuthlich die fich hier ergiefsende Wefer und Elbe Schuld find. Der Gefchmack ift unangenehm, welches theils von ‚der Salzafche (Magnefia falita), theils von den darin verfaulenden Thieren und Pflanzen herrührt. ß. Braunfchweig- W/olfenbüttelfche. a. Die Salzquelle zu Salzdalum. It ungefähr eine Stunde von Wolfenbüttel. Die Sole wird gradirt. Diefe Saline foll fchon im drei- zehnten Jalirhundert bekannt gewefen fein, - h. 0) Von diefen und andern Hannoverifchen Salzwerken liefet man intereffan:- Berichte in unferes berühmten or Beckmanns Anleitung zur Technologie, . 307, ur f, D 3 54 Tre b. Die Salzquelle zu Neuftadt, im Amte Harzburg, Ward im Jahre 1569 entdeckt. Die Sole ift_ fechslöthig, und wird fogleich, wie fie aus der Quelle kommt, mit Holz verfotten. Das Salzwerk heifst Julius Halle, und gehört dem Chur- und Fürftlichen Haufe Braunfchweig- Lüneburg gemeinfchaftlich p). %y. Hildesheimifche. a. Der Salzbrunn bei Heyerfen, im Ämte Poppenburg. Liegt zur Rechten an der Landftrafse, die'von Poppenburg nach Hildesheim führt, und wird verfot- ten. Gehört dem Freiherrn von Brabeck. b. Die Salzgüellen zu Salzdetfurt. Sind fünf, welche fchon einige Jahrhunderte genutzt werden, und mehreren Intereflenten gemein- fchaftlich gehören. Das Gradirhaus ift erft im Jahr 1748 gebauet worden, und das Sieden gefchiehet in 32 Kothen, davon jede eine grofse eiferne Pfanne hat. Die Feuerung ift Wafenholz. ec. Die Salzquelle zu Salzliebenhall oder Salzgitter, im Amte Liebenburg. Wird gradirt und verfotten. Gehört dem Chur- und Fürftlichen Haufe ee gemeinfchaftlich. | d. Die Salzquelie bei Grofsen Rühden, im Amte Binderlah. Wird gradirt und verfotten, d. p) Siehe Hannov. Gelehrte Anzeigen vom Jahr 1752, S. 1017. re REN ie :d. Schauenburgifche: n ‘4% Die Salzquellen zu Soltorf, im Amte Rodenberg. | Sind drei, davon die Sole theils hier, theils in der Mafch gradirt, und an jedem Orte in zwei grofsen eifernen Pfannen mit Stadthager Steinkohlen verfotten wird. | &. Pyrmontifche. a. Die Salzquelle bei Oeftor£. Ift erft im Jahr 1732 zu nutzen gefucht wor- den. Die Sole wird vor dem Verfieden gradirt, & Hefhfche. a. Die Salzquellen bei Allendorf an der Werra. Sind drei. Die Sole foll fechslöthig fein, Wird gradirt, und in grofsen eifernen Pfannen ver- dotten. Zur Feuerung braucht man Steinkohlen vom Weifsner. Der Landgraf von Heffencaflel foll jährlich 30000 Rthlr. Einkünfte von diefem Salz- werke haben. Es heifst die Soden. 7. Brandenburgifche. a. Der Salzbrunn zwifchen Alt-Salzwedel und dem Amte Dambeck, in der Alt- mark. Wird nicht genutzt. Hiebei wachfen einige, in diefer Gegend fonft feltene Seepflanzen, z B.-Le- ontodon Raji Gou., After Tripolium, Triglochin maritimum, Salicornia herbacea, Plantago ‘corono- ' Pifolia, Glaux maritima, u. dgl. Diefes find die vornehmften, von mir im Chur- fürftenthum Braunfchweig - Lüneburg und feinen D4 Gr.in- 58 a Gränzen gefehenen Mineralwaffer, Die etwa noch fehlenden Kann derjenige, dem fie bekannt find, nachtragen, und gehörigen Ortes einrücken. _ Ver- fchiedene hätte ich felbft noch anführen können, Weil ich aber in diefem Verfuche keine anderen, als folche, die ich feibft gefehen, aufnehmen wollte, fo habe ich jene lieber weggelaffen. Einige habe ich mit "ieifs übergangen, weil fie mir weniger merkwürdig als andere fchienen, und vornemlich, weil ich nicht gerne zu weitläuftig werden wollte, welches letztere deng auch die Urfache ift, dafs ich von einigen kaum etwas mehr, als ihren blofsen Namen, hinfchrieb. Man fiehet aus den bereits angeführten, wie der grofse Schöpfer diefe fchöne Gegend, von der man mit Recht mit Hallern fagen kann: Wo nichts was nöthig fehlt, und nur was;nützet, blüht, auch mit reichhaltigen Salzquellen, vortreflichen Ge- fundbrunnen und Bädern gefegnet, und fich alfo auch ın diefem Stück, als ein gütiger Gott und liebreicher Vater gegen feine Kinder, gezeigt hat. Und wer weifs, wie viele fchöne Mineralwaffer hier noch ver- borgenfind, und erft in der Zukunft entdeckt werden! Die von mir in diefem Verfuche etwa begange- nen Fehler bitte mir gütigft anzuzeigen, welches ich gegen einen jeden'mit Dank erkennen werde. Es ift beinahe unmöglich für einen fremden Reifenden, dafs er nicht zuweilen in feinem Journal einen klei- nen Stolprian mache, befonders, wenn er das Unglück bat, an folche Orte zu kommen, wo man ihn nicht allemal gerne fiehet, fondern mit Cicero fagt: Pere- grini & Incolz officium eft, nihil.przter fuum nego- tium agere, nihil de alio anquirere, minimeque in aliena efle republica curiofum. — Ich Ich fchliefse mit dem Wunfche, dafs unfere Che- miften, befonders Aerzte und Apotheker, in deren Gegend diefes oder jenes Mineralwailer ift, fich künftig mehr um die Hydrologie diefes Landes ver- dient machen mögen, als bis dahin gefchehen if. Unter allen denen ‚von mir angeführten Mineralwaf- fern ift noch kein einiges nach gefunden chemifchen Grundfätzen unterfucht, als der Pyrmonter Trink- brunnen q), und diefes gefchahe von einem Aus- länder, der über 200 Meilen von der Quelle wohnt. —— Sehet alfo, liebe Freunde, hier ift FArbeit für euch. Macht euch verdient um euer Vaterland? Ihr Aerztekommt, durchfucht der Quellen Kraft! Ihr findet Eifen, Schwefel, Salz und Erde; Folgt der Natur, dafs eure Wiffenfchaft, Auf ihrem Pfad gewifier werde. Turpe eft in Patria habitare, & Patriam ignorare; Herrenhaufen, 1783, Decemb. 16. g) Wer diefes nicht glauben will, der lefe Bergmanni comment. de analyfi aquarum, welche fich ia dem erften Bande feiner Opufculorum befinder. . ” 58 Te 6 ‚Botanilche Bemerkungen, Ef animorum, ingeniorumque naturale quoddam quafı pabulum, confideratio, contemplatioque naturz, Eri- gimur; elatiores fieri videmur; ‚humana defpicimus: cogitantesque fupera, atque cexleftia, hxzc noftra, ut exıgua & minima, contemnimus. Indagatio ipfa re- rum, tum maximarum, tum etiam occultiflimarum, ha- ber obleätationem. Si vero aliquid occurret, quod ve- rifimile videatur; humanillima completur animus vo- luptate. Cicero, I. N apetala L. ift eine Pflanze, die, fo viel - ich weifs, bisher noch nirgend, als in Italien, gefunden worden, wo fie vor ungefähr zwanzig Jah- ren der fleifige Profeffor Arduini entdeckt hat. Ich hatte diefen Sommer das Vergnügen, diefes feltene Pflänzchen in den Aeckern um Hannover, Hildesheim, Pyrmont, und an mehrern Orten, häufig anzutreffen. 2. Die Phyteuma fpicata L. hat eine Corollam, die fich nicht, wie die mehrften andern, von oben nach unten, fondern von unten nach oben öfnet. Zuweilen find die Lacini@ derfelben nach der Bafıs zu fchon einen ganzen Tag von einander getrennt, ungeachtet folche an der Spitze noch feft zufammen hangen. Bei jeder diefer Seitenöfnungen kommt dann ein Staubfaden heraus, welches diefer Blüte ein befonderes Anfehen giebt. Vermuthlich geht auch die Befruchtung fchon vor der gänzlichen Er- öfnung der Corollz vor fıch. - 3. Zu den vorher nicht bemerkfen fchönen Harzpflanzen gehöret auch das Lilium bulbiferum L., i | wel- ae 59 welches man fonft in Blumengärten findet. In den Wiefen über Ändreasberg ftehet es an verfchiedenen Orten, und pflanzt fich von Jahr zu Jahr durch feine Bulbillos axillares weiter fort, ‚welches, wegen der fpäten Heuerndte der Harzer, fehr gut gefchehen kann. 4. Unter den Pflanzen, welche im Linneifchen Syftem in unrechte Gattungen zu ftehen kamen, be- findet fich auch das Anthericum ofüfragum L. Miöh- ring machte ein eigenes Genus, Nartheeium, daraus, und zwar mit Recht. Warum Linne folches nicht angenommen, kannich nicht begreifen. Natürliche ‚Urfachen hatte er gewifs nicht dazu, denn wer diefe Pflanze auch nur von weitem betrachtet, kann fchon fehen, dafs fie nicht zu den übrigen Anthericis gehö- ret. In Hudfons Flora anglica findet man den Cha- racteremı naturalem diefes Narthecii; das vornehmite aber,-nemlich die Frucht, ift allda ein wenig zukurz abgefchildert worden. Man erlaube mir defswegen, iolche hier etwas vollftändiger zu befchreiben., Capfula lanceolato-fubulata, ehe trivalvis, trilocularis. Semina numerofa, oblonga, minima, fingulum in medio fili proprii. Fila tenuifima, longitudine capfulz, eredta, bafı la- euloruih affixa, tandem maturo femine avolantia, Man fiehet alfo bereits hieraus, wie fehr diefe Pflanze von. den ächten Anthericis abgehet. Von ihrem ver fchiedenen Anfehen (Habitus) will ich hier nicht ein- mal etwas erwähnen. — ER 5. Der Juncus conglomeratus und effufus L. ha- ben, fo viel ich bishergefehen, immer nur drei Staubfä- den, und können dadurch alfo fogleich vom Junco inflexo, der eine wahre Planta hexandra ift, unter- fchieden werden. 60 TA 6. Die zu den im Deutfchland etwas Teltenen Pflanzen gehörige Scheuchzeria paluftris L. wächft in grofser Menge in einem Sumpfe hinter Möllen, im Herzogthum Lauenburg, =. Polygonum ämphibium & und ß L. find nichts, als Varietäten, ungeachtet folche einander auch noch fo unähnlich find. Ich habe diefen Som- mer eine Pflanze hievon an dem Ufer der Innerfte ge- funden, _davon die Stengel, welche auf dem Walfler lagen, Polyg. amphib. &, die aber, welche an der Seite nach dem Ufer zu ftanden, und fich aufrecht erhalten hatten, Polyg. amphib. 8 waren. Alle Blü- ten hatten jedoch, fowohl in & als £, Stamina corolla longiora. 8. Am Chryfofplenio oppofitifolio L. habe ich, eben fo wie Leers und Reichard, niemals flores dec- andros, fondern lauter octandros gefehen. 9. In den naffen Wiefen bei Möllen fand ich eine Päanze, die ich bis dahin noch in keinem Ver- zeichniffe habe antreffen können. Sie heifst in mei- nem Phytopinace Brunsvico-Luneburgico: Stellaria_ crafüfolia. Ihre Diagnofis fiehet'ungefähr fo aus. Folia ovato-lanceolata, fefülia, integerrima, craflius- cula, glabra. Pedunculi folitarii, ex dichotomiis, florentes eredti, frudiferi reflexi. Foliela calycına ovato-lanceolata, petalis multo breviora.. Das An- fehen hat vieles mit der Stellaria uliginofa Murray, Schreberi und Schelteri (Sfellaria dilleniana Leerfii, Stellaria aquatica Pollichii & Gorteri, Stellaria hy- pericifolia Kerft. Wigg.) gemein, unfere Pflanze ift aber mehr aufrecht, und ihre Blätter fallen aus dem Grünen etwas ins Gelbe, da die Stellaria uliginofa meift folia glauca hat. Ich würde fie für die Stel- lariam dichotomam L. halten; weil aber diefe nach Linn& ar 63 Linne Ramos divaricatos, nach Necker Calyces duplo Nore longiores und Petala integerrima haben foll, und Scopoli von ihr fagt: omnia fubvillofa, ja Hal-- ler fie fogar mit der Stellaria nemorum L. vereinigt, “fo kann ich nicht anders, als folche von meinerS$tel. laria crafüifolia verfchieden, anfehen. — Exemplare davon ftehen meinen Freunden, gegen andere mir feh- lende Stellarias, z. B. die dichotomam, radiantem und Arenariam L., zu dienften. — Io, Mefpilus Amelanchier foil, nach den Berich- ten einiger Botaniften, auf dem Harze wachfen. Ich zweifle nicht daran, mufs aber bekennen, dafs ich noch nicht fo glücklich gewefen bin, diefen fchönen Strauch allda anzutreffen, fo vielmal ich mich auch darnach umgefehen habe. Hingegen fand ich an den Klippen zwifchen Eibingerode und Rübeland die Quittenmifpel (Mefpilus Cotoneafter L.), welche auch im Amte Lauenftein wächft, ‘wo fie auf dem Nitberge die Gränzfcheidung zwifchen dem Chur-'und Fürftlichen Haufe Braunfchweig-Lüneburg macht. — Wer fie nach mir einft allda fammelt, den bitte ich aber, fich vor dem Herunterftürzen ‘in Acht zu neh- men; denn wer doıten fällt, den verfichere ich, dafs er nicht wieder aufftehet, und ganz gewifs in diefer Welt keine Mifpein mehr pfiücken wird.. — 11. Freund Weber hat um den Regenftein die Potentillam albam gefunden, wo fie auch meine We- nigkeit, jedoch fparfam, angetrofien hat. Allein der Himmel hat dfefs Land noch mehr ge- liebet; denn in den Wiefen bei dem Königshof, im Amte. Elbingerede, befonders da, wo der Weg nach der Danne hin geht, wächft diefe fchöne Pflanze in fol- cher Menge, dafs.man alle Gärten Beutichlands damit verforgen könnte, 12. 62 AT ı2. Von der Mentha crifpa fagt Linn@ in fei- nen Amenit. acad. v. 5, p. 50: Nullibi, ‘quantum conftat, fponte crefeit, In den Speeiebus plantarum aber ftehet: Habitat in Sibiria. Herr Barkhaufen, ein Reifegefährter des Herrn Profefflor Webers, hat ‚diefe Pflanze bei Rübeland, im Fürftenthum Blanken-. burg, angetroffen, wo ich fie nachher auch geiehen habe... Viel häufiger aber, als hier, fand ich fie im Jahr 1782 unter der Bergftadt Andreasberg, Es war zur Linken des Weges, der von diefem Orte wach Lauterbach gehet, an einem Bache, der, wenn ich nieht irre, die Speerlutter heifst. Wer zlfo wilde 'kraufe Münze fehen will, kann fie hier antreffen, und zwar nicht etwa nur auf einem einzigen Fleck, fon- dern an fehr vielen, davon die letztern von den er- dtern über eine Viertelmeile entfernt ind. — 13. Die Bignonia capreolata hat, aufser den vier gewöhnlichen Staubfäden ihrer Claffe, noch einen für.ften,. der.aber viel kleiner, als die andern, if. 14. Lepidium petreum L,, ein in Deutfchland fehr feltenes Pflänzgen, wächft häufig auf den Gyps- bergen bei Steigerthal, im AmteHohnftein. 15. Ein gewiffer Botanifte, den, wenn er nicht oufcht, ich einmal mit Namen nennen werde, ver- bietet den Pflanzenliebhabern, bei denen er feltene Pflanzen fiehet, oder denen er aus Gnade und Barm- herzigkeit wohl einmal eine mittheilt, folche ja an keinen andern abzugeben, damit fie nicht gemein ‚werden, fondern fo felten, als möglich, bleiben. — Menfchenfreundlicher und weniger neidifeh denkt die fruchtbare Mutter fo vieler fchöner Gewächfe, der Harz. Er theilt feine Reichthümer den auf ibm ent- fpringenden Flüffen und Bächen mit, wodurch folche ‚ weiter gebracht, und oft ganz entfernten Gegenden zugefandt werden, und allda fich vermehren und fort- pflan- de 63 ‚pflanzen. Erftellt, mit einem Wort, einen braven ‚und rechtfchaffenen Przfeltum eines botanifchen Gar- tens vor, der denkt, dafs die PAanzen deflelben nicht blofs defswegen ihm anvertraut und übergeben wor- den, dafser fie verfchliefse, und damit der Welt fei- nen Neid bekannt mache, fondern die unumfchränkte Gnade und Güte defsjenigen, weicher ihn erhält, zu zeigen, und damit deifen Endzweck, dafs allgemeine Befte, zu befördern. — Einen Beweis hievon fahe ich im vorigen Sommer an der Arabi HalleriL., ei- ner berühmten Harzpfanze. Ich fand nemlich die- .fes zierliche Gewächs ungefähr drei Meilen von hier an der Innerfte, nicht weit von Grofs Fürften, im Stifte Hildesheim. Gleich darauf kam ich nach Braunfchweig, und fahe, dafs allda die Stadtwälle ganz dichte damit bewachfen waren. Endlich erhielt ich diefe Pflanze auch, durch meinen Gönner nnd Freund Scholler, von Barby, wo fie, nach deffen Berichte, nicht felten feir fol, Durch was füreinen Weg fie nach vorerwähnten drei Orten gekommen, kann man in der Hydrogtapbie, und auch fchon auf einer gemeinen Landcharte fehen- Mehrere Nach- richten von dergleichen Pflanzenwanderungen findet man in des feligen Ritters vonLinn& Difl, de Coloniis Plantarum. Upfal. 1768. 16. Die in Niederfachfen,, fo viel ich weifs, zuvor noch nicht gefundene Coronillam montanam Rivini (Coronilla coronata L.), habe ich auf den Sie- benbergen, im Stifte Hildesheim, und bei a im Amte Hohnftein, angetroffen, 17. Crepis foetida L. hat ein Receptaculum com- inune pilofum, und Semina difformia, davon die äuf- fern in den Kelchfchuppen eingefchloffen find, und einen Pappum ietiuem haben, 13. 6} ae 18. Hyofetis minimaL. hat Semina pappo dei tuta, und pafst alfo fehr fchlecht zu einigen nu Hyoferidibus L, 19. Tuffilago Farfara fcheinet mir zur Doiyaz mia neceflaria zu gehören. >20. Von der Tufilagine frigida L. befitze ich durch die Gütigkeit meiner Schwedifchen Freunde, Bergius und Lundmark, zwei ganz verfchiedene Spe- cimina., Das erfte derfelben hat Anthodia a) floribus (tlofeulis L.) centralibus hermaphroditis, regularibus, tribus f. quatuor; reliquis femineis, ligulatis: ligula minima, piflilio multo breviore. Das andere Spe- cimen hat Anthodia floribus difci hermaphroditis, Te- gularibus, multis; radıi femineis, ligulatis,. paucis: lıgula majore, piftillo multo longiore. In beiden tragen die Hermaphroditblumen keinen Saamen. 21. Die Tuflilago paradoxa und fpuria Retzii find-eine und eben diefelbe Species. Ich habe diefe Pflanze an der Elbe in grofser Menge gefunden, und es find allda hin und wieder ganze Morgen Landes damit, bedeckt. Man kann fie an ihren weifsen Blät- tern, wenn man auch noch eine ganze Viertelftunde davon entfernet if, fchon erkennen. Die Einwoh- ner diefer Gegend nennen fie weifse Lorken, und Lorkenblüte, und fehen folche fehr ungern, weil fie mit ihren grofsen Blättern faft alles zu verdrängen fuchet, und weder von Pferden noch Hornvieh ge- freffen wird. - Die mehrften Individua, welche ich geichen, glichen in der Frudi ification der Tufilagini hy- a) Anthodium heifse ich den Linndifchen Florem come poßkrum. Diefe Inflorefcenz einen Florem compo- ktum zu. ‚heilsen, kommt mir eben fo vor, als wenn ‚man eine Gefellichaft von Menichen, z. B. eine Compagnie Soldaten, wollte einen Hominem com- pofitum nennen, \ Teer. 55 hybride L. Sie hatten in der Mitte des Anthodii- drei bis vier Flores hermaphroditos, regulares; nach dem Rande zu aber lauter femineos, irregulares, mit langen, weit über die Corollas (Corollulas L.) Wer vorragenden Piftillen, und waren alfo Tufilago pa- radoxa Retzi. Die andern Individua hatten hinge- gen Anthodia, die fait aus lauter floribus hermaphro- ditis beftanden, und nur einige wenige fiores femineos am Rande trugen, die aber von jenen darin verfchie- den , "dafs ihre Piftilli viel kürzer, als‘ die Co- rolle, waren, welche Corollz faft das Anfehen von uneröfneten Corollis ligulatis hatten. Und diefe In- dividua waren denn alfo die Tufilago fpuria Retzii. Beide zufammen, nemlich die T. paradoxa und fpu- ria, werden einft in meinem Phytopinace unter dem ‚Namen der Tufülaginis tomentofz vorkommen. Sie differirt von ihren Mitarten:*thyrfo fubfaftigiato ; foliis triangulari-cordatis, denticulatis, utrinque to- mentofis: angulis pofticis lobatis. Im Syftem mufs fie gleich nach der Tuflilagine frigida ftiehen. Ihre Synonymie liefere ich ein andermal. 22. Unfere auf dem Harz wachfende Tufi! 1ago alba L. ift eine Planta polygama, monoico- anal Schon wieder eine Ehrhartifche Ketzerei, werden unfere Stubenbotaniften fagen. Ich mufs alfo meine Sache wohl beweifen. — Einige Individua diefer Pflanze haben in der Mitte eines jeden Anthodii drei bis vier Flores hermaphroditos, die übrigen 30 bis so.aber find feminei. Aufser diefen Individuis giebt es-aber eine eben fo grolse Anzahl, die blofs Aores hermaphroditos haben. Die Fortpflanzung gefchie- het durch die weiblichen Blüten, weiche von den Männern der Hermaphroditblüten befruchtet werden. Die Weiber diefer Hermaphroditblüten find gänzlich unfruchtbar, und thun bei der Generation nichts, als Ehrh. Ber, B. 5, E dafs 66 TORE dafs fie den Blumenftaub (Pollen) in die Höhe brin- gen. — Ich denke alfo meinen Satz bewiefen zu haben, und zwar noch mehr, als ich mich anheifchig gemacht, denn ich habe auch noch dargethan, dafs die Polygamia in unferer Pflanze nicht fuperflua, fon- dern neceflaria ıft, und dafs die Linnäifche und Hal- lerifche Differentia fpecifica von diefer Pflanze völlig unbrauchbar, fo wie denn, im Vorbeigehen gefagf, die Charadteres fpecifici, welche von den Fruttifica- tionstheilen hergenommen werden, in diefem Genere fehr unzulänglich find. Die Ritter Linne und Haller, der Graf Mattufchka, und der Profeflor Retzius ha- ben diefe Pflanze mit Anthodiis floribus in difco her- maphroditis, multis; in radio femineis, paueis, nu- dis gefehen; und der Profeflor Lachenal in Baiel fand dergleichen, die aber, anftatt der letzten Blü- _ ten, 5 bis 10 flores femineos, ligulatos im Umfang (Radius) hatten. Beide kenne ich blofs aus Befchrei- bungen, 23. Alles was ich oben von der auf dem Harze 'wachfenden Tuflilagine alba gefagt habe, gilt auch von derin hiefiger Gegend befindlichen Tuflilagine hybrida und Petafitide L., die zufammen nur Eine Speciem ausmachen. Tuflilago hybrida ift die Pflanze, die in der Mitte des Anthodii einige Flores hermaphroditos, fonft aber lauter femineos hat. Die Tufülago Petafites hingegen trägt lauter Hermaphro- ditblüten. Nach den Bemerkungen des Herrn von Haliers und des Profeilors von Linne, follen fich in den Anthodiis diefer letztern zuweilen einige wenige (2 bis 6) ores feminei finden Dergleichen Speeci- . mina habe ich aber noch nicht angetroffen. u. 24. Den Afterem Tripolium findet man im Lande Wuriten, an dem Ufer der Nordfee, nicht fel- | | ten STATE a 1 ten mit Anthodiis, die aus lauter floribus tubulofis, hermaphroditis beftehen, und denen alfo der Radius gänzlich fehle. Ein Beweis, dafs andere Pflanzen, die man ebenfalls mit Anthodiis radiatis & non radia- tig findet, nicht Specie, und noch weniger Genere verfchieden, fondern blofse Warietäten find. 25. Die Cotulam coronopifoliam, welche nach dem Ritter Linne in Aethiopien zu Haufe gehöret, traf ich fehr häufig bei Geeftendorf, in der Amts- vogtei Vieland, wild wachfend an. 26. In keinem Stücke zeigt fich die Allmacht und Weisheit unferes grofsen Schöpfers im Gewächs- reiche deutlicher, als in den verfchiedenen Arten, wie fich die Pflanzen begatten. Alle, auch die Crypto- gamiften nicht ausgenommen, kommen zwar in den Hauptftücken hierin mit einander überein; faft jede natürliche Ordnung, und ich könnte wehl fagen, faft jede natürliche Gattung, hat aber doch .in diefem Gefchäfte wieder etwas befonderes und eigenes, Zum Beifpiel will ich hier blofs die Linmäifche Syn- genefiam polygamiam neceflariam anführen. Die Pflanzen diefer Abtheilung haben, wie bekannt, in der Scheibe (Difcus) des Anthodii Hermaphroditblü- ten, deren Weiber aber unfruchtbar find. Diefen Mangel zu erfetzen, finden fich im Radio fruchtbare weibliche Blüten, welche durch die in den Herma- phroditblüten befindlichen Männer befruchtet wer- den, und alfo jenen Fehler wieder gut machen, Die Sache verhält fich nemlich, wie folget. — Die Her- maphroditblüten in der $Syngenefia Linnzana haben, wie bekannt, Staubbeutel, welche zufammen gewach- fen find, und eine kleine Röhre formiren. Weil diefe Anther& fich nun nicht an der äufsern, fondern innern Seite diefer Röhre öfnen: fo würde in der Po- E 2 iy- 68 ala. Iygamia neceflaria der Blumenftaub nur fehr felten auf die Narbe der weiblichen Blüten kommeu, vor- nemlich, da, wegen dem die Oefnung verfchliefsen- den Stylo fiorum hermaphroditorum, dem Wind, In- fekten, u. f. w.. der, Zugang verfperret wird. Um die Befruchtung alfo zu befördern, hat der weife. und forgföltige Schöpfer auf den Griffel der Herma- phroditblüten ein dickes, rauhes, die ganze Hölung der Column& Antherarum ausfüllendes Stigma gefetzt, und diefes mufs juft, wenn die Staubbeutel fich öff- “nen, und ihr Pollen von fich geben, fich durch diefe hindurch drängen, einen grofsen Theil des Blumen- ftaubes mit fich nehmen, und damit über jene hervor- ragen, da denn Wind und Infekten folchen den weibli- chenBlüten fehr leicht zuführen, und fie damit befruch- ten können. — Sehet, meine Freunde, fo weislick hat der grofseSchöpfer alles gemacht, und fo vorfich- tig war er bei der Hervorbringung feiner fchönen und lieben Pflanzen. Schade! dafs fo wenige Men- fchen folches wiilen woilen. — a7. Gewöhnlich kommen die Blätter bei den Plantis Orchideis bulbofis aus der Spitze des Bulbi 'b), und der junge Bulbus pflegt faft immer mit dem alten einerlei Höhe zu haben. Bei der Öphryde paludofa L. verhält fich diefes aber ganz anders. In diefer Pflanze fchliefsen die Blattfcheiden den Bul- bum ein, und der junge Bulbus ift gemeiniglich ei- nen Zoll höher, als der alte. In einem meiner fchwe- difchen Herbationsjournalen finde ich folgende kleine Anmerkung hiervon, welche ich vor ungefähr 10 Jah b) Ich heifse diefe Knollen hier mit Linn, Bulbos, {fähe aber lieber, wenn man ihnen einen andern Namen geben würde, En ae | 6 Jahren in dem Jumkiler Sumpfe ce) niederfchrieb, und nun meinen Lefern mittheilen will. Wenn {olche nicht im Ciceronifchen Styl abgefafst, wird man 0) Diefer Palus Jumkilenfis liegt ungefähr 3 Meilenvon > Upfal, und ift, fo viel ich weifs, der einzige Ort in Schweden, wo bis dahin diefe Ophrys. paludofa gefunden worden. In und um diefen Sumpf wıch- fen auch noch verfchiedene andere fchöne und fel- tene Pfianzen, defswegen denn der felige Ritter von Linne, in feinen jüngern Jahren, alle Sommer eine Herbation dahin anftellte, wo ergewöhnlich von 100, auch wohl ı5o Upfalifchen Studenten auf Bauerwä- gen begleitet wurde, bei welcher Excurfion denn, wie leicht zu erachten,allerkand botanifches und unbo- tanifches vorfiel. Während meines Aufenthalrs in Upfal gab man fich nicht mehr fo viele Mühe um fchwedifche Pflanzen, fondern trachtete fchon mehr nach ausländifchen, — Ich hatte alfo gewöhnlich "das Vergnügen, meine Herbationen nach diefem Dreckpful allein und ohne die gerinpfte Gefellfchaft zu verrichten, wovongich dann den Nurzen hatte, dafs ich in diefer Wüftenei ein und anderes fand, das meinen Vorgängern verborgen geblieben war, — Die vornehmften unter den von mir dafelbft ge- faınmelten Pfianzen find folgende: Schenus fufcus, Sch, comprefius, Sch. albus, Eriophorum alpinumy Cammpanula Cervicaria, Juncus ftygius, Scheuchze- ria paluftris, Rubus Chamzmorus, Nymphza alba, Ranunculus Lingua, Pedicularis Sceptrum carolinumy Linnea borealis, Trifolium flexuofum Jacq., Car- duus heterophyllus, Satyrium viride, Or palu- dofa, Ophr. Corallorhiza, Serapias latifolıa, Calla paluftris, Chara flexilis, Sparganium natans, Carex Chordorhiza, C. paniculara, C. Heleonaftes, C. echinata M ,C, loliacea, C, remota, C. Leucoglo- chin, C, lafiocarpa Eh:h,,C. limofa, C. flacca Schreb., Polypodium Caliipteris Ehrb., Lycopodium annoti- num, Splachnum ampullaceum, Spl. vafculofum, . Fontinalis capillacea, Mnium triquetrum, Bıyum ‚{quarrofum, Hypnum fcorpioides, Lichen verrueo- fus Hudf, und mehrere, E3 ”o aa man mir vergeben, denn an diefem Orte war keine Bibliothek zum Nachfchlagen, und dafs ich kein Rö- mer von Geburt bin, weifs man ja. — Ophrys paludofa. Poftamentum filiforme, femiunciale, & unciale. Folia tria f. quatuor, obovata, alterna, apice crenu- lata, vaginis inferne poftamentum, fuperne bulbum includentia., Bulbus fructificans ovalis, poftamento infidens, Scapus nudus, ex apice bulbi, ‚ad bafın tantum folio fummo paululum vaginatus. Bulbus junior, f. novus, ad bafın bulbi frudtificantis, foliis propriis involutus, vaginisque maternis eircumdatus, cujus poftamentum dein pr&cedentis in modum elongatur, foliaque explicantur, bulbus ipfe autem anno fequenti fcapum emittit, bulbum- que novum parit. | Man fieht aus dem vorhergehenden, wie der Schöpfer auch darin feine Weisheit blicken läfst,. dafs er eine jede Pflanze zu dem ihr von ihm angewiefe- nen Boden gepafst hat, und beide fich immer fo vor- treflich zufammen fchicken. Wenn eine Berg- oder Wiefenorchis in diefe jährlich höher werdenden Sümpfe wäre placiret worden, fo würde fie in 12 bis 15 Jah- ren fchon einen Fufs tief in der Erde ftecken, und alfo mit ihrem Stengel nicht durchdringen können. _Diefe Ophrys paludofa aber fleigt, fo wie die andern in dergleichen Simpfen wachfenden perennirenden Pflan- zen, von Jahr zu Jahr etwas höher, fo viel nemlich, _ als der Torf in einer folchen Zeitzunimmt. Ich habe ein paar Exemplare von diefer Pflanze in meiner Sammlung, daran die Bulbi von zwei und drei Jah- ren fitzen, und die aifo das Gefagte fo klar und deut- lich heweifen, als es nur immer möglich ift, und verlangt werden kann. Sollte jemand Gelegenheit haben SIARSE 71 haben, die Ophrydem lilifoliam, O. Y «feliiund O. mo- nophyllam L. anzutreffen, den erfuche ich, deren Vermehrungs- und Fortpflanzungsart, in fo weit fol- che durch Bulbos gefchiehet, zu befchreiben, und dem Publikum mitzutheilen. Da folche ein gleiches Solum mit der Ophryde paludofa haben, fo vermuthe ich, dafs diefelben, in der Weife fich fortzupflanzen, auch vieles mit diefer gemein haben werden. 28. Das Arum maculatum L. fcheint mir eine Planta monoica, monandra, monogyna zu fein. Sollte ich irren, fo bitte ich unfere Pfianzenkenner um ihre Belehrung und Zurechtweifung. 29. Unter den Caricibus find einige, die ein Stig- ma bifidum, und andere, die eintrifidum haben. Da diefes Kennzeichen in einer fo fchweren und grofsen Gattung bei Beftimmung der Arten feinen guten Nuz- zen hat, fo will ich hier von allen mir bis dahin be- kannt gewordenen Speciebus Caricis L. anzeigen, ob folche zu den erftern oder letztern gehören. — Ein Stigma bifidum haben demnach: Carex Pfyllophora, Chordorhiza, muricata, arenaria, vulpina, paniculata, Heleonaftes, leporina, elongata, echinata Murr., microftachya Ehrh,, canefcens, loliacea, remota, cef- pitofa, acuta und dioica. Ein Stigma trifidum aber: Carex Leucoglochin, flava, montana, lafiocarpa Ehrh., digitata, capillaris, pallefcens, limofa, atrata, Pfeu- docyperus, panicea, humilis Leyf., diftans, vefica- ia, hirta, Leptoftachys, Drymeia, flacca Schreb,, und Agaftachys. 30. Ferner unterfcheiden fich die Carices in fol- che, die Spicas androgynas, oder aber fexu diftindtas haben, wie folches bereits von Micheli, Haller und Linne deutlich bemerkt und angezeigt worden. Jene, oder die Spicas androgynas haben, theilen fich wieder in diejenigen, inderen Achren die Männer oben und Ea £ dic ’ 72 707 die Weiber unten, oder aber umgekehrt, die Weiber oben und die Männer unten fitzen. Da viele unferer Botaniften diefes fchöne Kennzeichen überfehen ha- ben, fo will ich folches von denjenigen Arten, die ich gefehen, bier anführen. _ Carices fpieis androgy- nis: floribus mafculis in apice, femineis in bafı, find demnach folgende: Carex Pfyllophora, Chordorhiza, muricata, arenaria, vulpina, paniculata, und Leu- coglochin. Zu der Abtheilung aber der Caricum fpi- cis androgynis: floribus femineis ad apicem, mafcn- lis ad bafın, gehören diefe: Carex Heleonaftes, le- porina, elongata, echinata M., microftachya, canef- cens, lolizcea, und remota. 31. Es trägt fich zuweilen zu, dafs eine oder zwei weibliche Aehren in den Caricibus fpicis fexu diftindtis zugleich eine gewifle Anzahl männlicher Blüten hervorbringen, und alfo zu fpicis androgynis werden. An allen mir bekannten Arten fitzen fodann die Männer an der Spitze der weiblichen Achren, nur bei der einzigen Carice atrata nicht, denn hier haben fie ihre Stelle an der Bafıs, wodurch man alfo_diefe Species von allen andern, die mir noch zu Gefichte gekommen find, in einem Augenblick unterfcheiden kann, 32. Ich habe in den vorhergehenden Paragra- phen zweier Caricum gedacht, die ich noch nirgends deutlich befchrieben finde. Ich will alfo ‚verfuchen, ihre Differentias fpecificas anzugeben. Die erfte Spe- cies ift Carex microftachya, und ihr Character fpeci- ficus beftehet in folgenden. Spicz androgynz, ap- proximatz, oblong&, inferne mafcule, fuperne fe- minez, laterales fubfeminez; intermedie minimez, pauciflorz; terminalis maxima, longitudine fere omnium lateralium. Capfulz parvz, adprefliz, fqua- mis tedtz. Ich fand fiein der Nachbarfchaft von Upfal, In ART Di in einer Wiefe, die Grönmalla heift, wo fie aber nicht alizu häufig ift. Die zweite Species ift Carex lafiocarpa. Ihre Diagnofis fiehet alfo aus.’ Culmus fubteres. Folia anguftifima, canaliculata, non ca- rinatı, ciliato ferrulata, nuda. Spicz fexu diftindtz, remotz: mafcule duz: feminex totidem, cylindricz, erediz, fubfefliles, bracteis multo breviores. Stigmata tria. Capfule ovatz, hirfutz, apice divifz, Sie wächft in Schweden und auf dem Harze. An Carex tomentofa vel filiformis L. ?— Sollten unfere patrioti- fchen und menfchenfreundlich gefinnten Botaniften einige hier nicht angezeigte Species Caricum befitzen, und mir folche, gegen andere ihnen fehlende, geneigt überlaflen wollen, fo würde mir damit fehr gedienet fein. Vielleicht würde ich durch einen folchen Taufch nach und nach in den Stand gefetzt, diefe Gattung einft dem Anfänger in der Botanik etwas leichter zu machen, und die noch darin herrfchende a zu überwinden. — 17433. Einige Ahornarten geben Milch, wenn man ihre Blätter abbricht; andere aber thun diefes nicht. Zu den erftern gehören das Acer platanoides, A. la- einiatum und A. campeftre. Nach Duroi foll auch das A. faccharinum lactefeiren, welches ich aber bis dahin noch nicht bemerken konnte. 34. Die gemeine Efche (Fraxinus excelfior L.) gehört nach dem Syftem des Ritters von Linne in die Polygamiam dieciam. Mit eben fo gutem Rechtkann fie aber auch in der Polygamia monacia und trieecia ftehen. Ich habe Bäume angetroffen, die, in einer und eben derfelben Panicula, Flores hermaphroditos und mafculos hatten. Ferner, fahe ich folche, deren Hermaphrodit- und männliche Blüten auf verfchie- denen von einander entfernten Aeften fafsen. Und diefe beiden Arten gehören dech wohl zur Poly- E 5 gamia 74 TATE gamia monwcia? Ich fand aber auch Bäume, deren der eine Flores hermaphroditos, der zweite maf- culos, und der dritte femineos trug, und die alfo eine vollkommene Plantam polygamam trioicam vor. ftellten. — Verdiente diefe Pflanze defswegen nicht eine befondere Ordnung in der Polygamie? Machte doch Linn& eine eigene Claffe für diejenigen Pflanzen, die Monocliniften und Dicliniften zugleich find, Konnte er ja auch einen befondern Ordinem für folche ma- chen, die zugleich Polygamz monoicz und trioic® find. Am beften aber ift es wohl noch, wenn dieie Polygamia [innzana ganz eingehet, und mein im fahr 1779 in dem Hannoverifchen Magazin gethaner Wunfch in Erfüllung kommt, nemlich, dafs fowohl die Polygamiften, als Monöciften und Diöciften, unter die Hermaphroditen placirt würden. — Doch ich will hier nichts weiter dayon fagen, fonft beleidige ich unfere eiferigen Linn&aner wieder, die fich fchon da- mals an mir ärgerten, dafs ich zu dem alten Schlen- drian nicht ftille gefchwiegen habe. — Aber was wer- den fie nun wohl zu Herrn Thunberg fagen, der in feiner Flora japonica meinen ganzen Wunfch erfüllt, fo wie denn auch mein feliger Freund und Lehrer, der Profeffor von Linn€, in einer neuen Auflage des Pflanzenfyftems würde gethan haben, wenn er durch ‘ feinen Tod nicht wäre daran verhindert worden d). 35- d) In meinem Phytopinace Brunsvico - Luneburgico werde ich einft ech weiter gehen, und nicht allein die Linndifche Mon«ciam, Dieciam und Polyga- miam. fondern auch die Didynamiam, Tetradyna- miam, Monadelphiam, Diadelphiam, Polyadelphiam, Syngenefiam und Gynandriam weglafflen, Denn was follen Clafles narurales und Seiler beifammen ? Mich dünkt, es ift fchon genug, wenn man Genera naruralia in, einem Syftemate artificiali aufnimmt, Man. u are 5 RER 35. Dafs die Farnkräuter (Filices) fiıch eben fo, wie andere Gewächfe, durch ihren Saamen fortpflan- zen, braucht wohl heut zu Tage keines Beweifes mehr, denn wer wollte wohl fo ungläubig fein, und die Beobachtungen eines Morifons, Tourneforts, Stähe- lins, und mehrerer, in Zweifel ziehen. Aber find denn auch alle überzeugt, dafs diefe Farnkräuter mit einem Saamenlappen (Cotyledon) aufgehen, und alfa zu den Plantis monocotyledonibus gehören? Ich zweifle fehr daran, und wie follte ich diefes nicht, da der fel. Ritter von Linn& noch in der letzten Ausgabe feines Syftematis Vegetabilıum alle Cryptogamiften, und hiemit auch die Filices, Acotyledones heifst. — Wird es defswegen wohl überfüfsig fein, wenn ich hier eine kleine Bemerkung bekannt mache, welche diefe Sache angehet? Ich denke nicht. — Hier ift fie. In diefem Herbft fand ich, an einem im vorigen Frühling aufgeworfenen Damme, verfchiedene grüne Flecken. Beim erften Anblick hielt ich folche für junge Anthocerotes, Blafias oder Jungermannias fron- dofas, bei genauerer Betrachtung aber fahe ich, dafs es etwas ganz anderes, und zwar für mich etwas noch noch ganz neues war. Es waren nemlich ei- nige taufend vor nicht langer Zeit aus dem Saamen aufgegangene Pflänzchen des Polypodii criftati L. Einige derfelben hatten noch nicht mehr, als einen einzigen Wedel (Frons), verfchiedene zwei, und drei, an den mehreften aber war noch nichts, als derblofse Saamenlappe, zu fehen. Diefer hatte gewöhnlich die Figur von einem Blättchen der Ofmundz Luna- rie L., war aber tief zweilappig (bilobus), unge- ü fähr Man glaube indeflen nicht, dafs ich das Sexualfyftem meines feligen Lehrers aufheben werde. Meine Ab- ficht ift biofs, folches zu verbeflern,, und zu einem wahren und reinen Sexualfyftem zu machen, da es bisher blos ein Syfiema irregulare & coniufum war, a > fähr wie ein Blatt von der Ginkgo biloba L. Seine Breite war bei einigen Pfänzchen eine halbe, bei an- dern eine, zwei, drei, auch wohl vier Linien, je nachdem diefe jung oder alt waren. Die Länge be- trug ungefähr einen Drittel weniger. Die Dicke und Farbe.diefer Cotyledonen waren meift wie in den Frondibus der Blafie oder Jungermanniz epiphyliz, mit denen fie auch in Anfehung der Richtung übereins kamen, nur dafsfolche nach der Spitze zu fich mehr von der Erde zu entfernen fuchten, als die Blafıa oder Jun- germanniaepiphylla zu thun pflegt. Auf der untern Sei- te diefer Saamenlappen, zwifchen ihrer Bafıs und dem Ende des Einfchnitts, fafs das Würzelchen, und der Keim (Plumula). Jenes, oder das Würzelchen, warein langer Faden, welcher fich fenkrecht in die Erde bohrte, und in den.ältern Pfänzchen von zwei, drei, und - mehrern dergleichen fadenähnlichen Wurzeln umge- ben wurde, die denn zufammen einen kleinen Fafci- eul machten. Der Keim entwickelte fich nach und nach in kleine Frondes, die aufgerollt oder gekräu- felt (circinales) waren, und eine nach der andern durch die Spalte des Saamenlappens hervorkamen, und gröfser wurden. Jede diefer Frondium hatte ih- sen kleinen Stipitem. Dieerfte derfelben warbiloba: lobis multifidis, die folgenden aber waren bereits pin- natifide, und pinnatz, und wurden den Alten nach und nach immer ähnlicher. Der Saamenlappe bleibt gewöhnlich einige Monate fitzen, und ich habe Pflänz- chen gefunden, die bereits fünf bis fechs Wedel hat- ten, und einige Zollhoch waren, wo man diefe Coty- ledones demungeachtet noch deutlich fehen konnte — Nachher fand ich diefe jungen Polypodia criftataauch an mehrern Orten, und zwar fehr häufig. Ja ich habe nun noch zwei andere Species von diefer Gat- tung, nemlich Filicem marem & feminam, in diefem Alter angetroffen, und ich hoffe, nach und nach auch . die 4 - TARA ‚77 die übrigen hier wachfenden Farnkräuter aufkeimen zu fehen. 36. Bei Stiege, im Türftenthum Blankenburg, fand ich auf den Wiefen ein befonderes Equifetum, das faft wie eine neue Species ausfiehet. Ich will es hier Equifetum pratenfe heiffen, und feine Kennzei- chen angeben. Caules fubzquales, ramofi, fiftulof, f{ulcati, fcaberrimi, fubvirides. Rami fubfenideni, fimplices, quadrifulcati, patentifimi, fteriles, Den- tes vaginarum fubulati, fcariofi, acutifimi: vaginu- Jarum quaterni, dorfo minime fulcati. — Affinis E, arvenfi, fed frudificationem in fronde ramofa habet. AbE paluftri Linn. & E. Heleochari Ehrh. (E. Au- viatile &limofum L.) valde diverfum. Ich empfehle es feinen Landsleuten zur weitern Unterfuchung. 37. Ich erwähnte in der letzten Anmerkung meines Polypodii Cailipteridis. Es iftein Polypodium fronde fubbipinnata: foliolis ovato.-oblongis, pro- funde pinnatifidis: laciniis ovatis, duplicato-ferra- tis: ferraturis mucronulatis. Sein Anftand hat vieles mit dem Polypodio Filice mare gemein, beide Pfan- zen find aber dem ungeachtet zwei ganz verfchiedene Arten. Es wächft inden Mooren um Upfal und Han- nover. Synonymen dazu Kann ich diefsmal nicht an- geben, weil mir die nöthigften Werke von den Filici- bus mangeln. 38 Pilularia globulifera hat eine Capfulam uni- ‚valvem, quadrilocularem. Die Receptacula Seminum laufen an der innern Seite der Klappen fenkrecht her- auf, und zwar jedes in der Mitte zwifchen zwei Dii- fepimentis. Auf beiden Seiten diefer Receptaculorum, dicht an den Klappen, liegen runde, 'weifse Körner, die wie kleine Perlen ausfehen, und weiter nach der Mitte der Capfel hin, findet man kleine, umgekehrt "eiförmige Würftchen, welche mit einem gröblichen Pu!- 8 are Pulver angefüllt find. Was find nun fowohl jene weifse Körner, als diefe kleinen Würftchen mit ihrem Pulver? Refpondeat Amicus Hedwigius! 39. In der Flora danica, t. 215, ift die Abbil- dung eines kleinen Moofes, das Herr Stiftsamtmann Oecder für eine neue, mit Lycopodio und Fontinali verwandte Gattung hält, ünd davon in feinem Ver- zeichnifle, $. 122, n. 1184, eine fehraccurate Befchrei- bung gegeben hat. Auch der felige Erzbifchof Gun- ner führt diefen Kleinen Cryptogamiften in feiner Flora norwegica, n. 831, an. Äufser diefen aber ift ‚mir keiner bekannt, welcher diefes Pfänzchens in feinen Schriften erwähnet. Ich verwundere mich dar- über, zumal, da folches fowohl in Schweden; als Deutichland, gar nicht felten ift, und ich es wohl zehn mal gefunden habe. Niemals aber bin ich noch fo glücklich gewefen, mehr als Oeder zu fehen,, un- geachtetichnicht wenig nach einem andern Gefchlechte (Sexus) fuchte; denn wenn ich nicht irre, fo ftellet die öderifche Figur nur einen Theil des Pflänzchens, nemlich das Männchen, vor, und das Weibchen ftehet alfo noch zu fuchen. Ich empfehle diefes fchöne Moos den Liebhabern der Cryptogamie beftens. Vielleicht find fie damit glücklicher, als.ich. Vermuthlich macht folches eine neue Gattung, eine Gattung, die einft mit dem Namen ihres fleifsigen Erforfchers prangen wird! | 40. Der Mufcus alpinus, viticulis longis bifur- cis procumbentibus, foliisacutis hamatis & unam par- tem fpedtantibus, ad ramulorum fummitatem in apice | flores proferentibus, capitulis --- Mich. gen. p.I14, t.59, £. 3, ift ebenfalls eine Pflanze von der man nur noch das Männchen kennt. Ich habe fie ehedem in der Gegend von Upfal, undzwar am Fufs des an ichö- nen und feltenen Pflanzen fo reichen Gotiundaberges, gefui- - SA 9 gefunden, wo fie aber nicht allzu häufig it. , Vor einigen Jahren fand ich fie auch auf dem Harze, und zwar hin und wieder in grofser Menge. Ungeachtet ich aber diefe Stellen nachher zum öftern befuchte, and nicht felten wohl ganze halbe Tage dazu ange- wandt habe, um ihre weibliche Fructification zu er- hafchen, fo war doch alles umfonft und vergebens, Wenn ich nicht irre , fo mufs diefe Pflanze nicht nur eine befondere Gattung, fondern, fo wie meine An- dreza petrophila, figar eine eigene Abtheilung in der Cryptogamie machen. Ihre Männer fitzen auf der Spitze der äufserften Blätter, ungefähr fo, wie in inigen Jungermannien, von denen diefe Pflanze aber in der ganzen Struktur fo verfchieden ift, als meine Grimmia Anodon, mit der fie viele Achnlichkeit hat. Ich empfehle ihre Unterfuchung all:n, welche dazu Gelegenheit haben, beftens. — 41. Das noch in keiner deutfchen Flora ange- führte Splachnum vafculofum L. wächft häufig in den Mooren auf dem Brocken, auf dem Lerchenfelde, und zwifchen der Achtermannshöh und den Hirfeh- hörnern. 42. Bryum laterale Hudf., ein in Deutfchland {ehr feltenes Moos, habe ich an verfchiedenen Stellen auf dem Harze angetroffen. 43. Bryum fquarrofum L., das man fonft ‘den nördlichen Ländern eigen hielt, fand ich in einem Sumpfe hinter Möllen, fo fchön, als immer in den Wüfteneien um Upfal, 44. Auch das Hypnum gracile L, ift ein Bür- ger der Braunfchweig-Lüneburgifchen Lande. Im Amte Lauenftein, auf dem Eggberg bei Bodenwer- der, auf dem Harze, und im Amte Hohnttein ift es gar nicht felten. 45° De 2 so STE 45. Auf dem Harze fand ich auch zwei Junger- mannien, welche ich bei keinem unferer eryptoga- mifchen Schriftiteller antreffen kann. Die erfte ift die Jungermannia emarginata, oder Jungermannia furculis fimplicibus, eredis; foliis fubrotundis, ob- tufe emarginatis, integerrimis, patentibus; ftipulis e) amphigaftriisque £) nullis. Ihre Blätter haben in der Geftalt viel ähnliches mit den gewöhnlich aus Papier gefchnittenen Herzen. Sie unterfcheidet fich von der Jungermannia julacea, dafs fie viel gröfser ift, und ihre Blätter ftumpf ausgerandet und abftehend (klaffend) find. Die zweite ift die Jungermannia fe- tiformis, oder Jungermannia furculis fimplicibus, te- retibus, filiformibus, eredis; foliis quadripartitis: laciniis jato-fubulatis, obverfe canaliculatis, zquali- bus; ftipulis amphigaftriisque nullis. Ihre Blätter find fo tief als möglich zertheilt, fo dafs .man jedes für vierihalten könnte; und was das befondertte ift, fo find diefe Blättchen oder Lappen auf der untern Seite der Länge nach mit einer tiefen Fürche ausge- hölet, und ftellen im Kleinen ein umgekehrtes Blatt von der Fontinali antipyretica vor. Sie ift die ein- zige Pflanze, welche ich kenne, die dergleichenBlätter “hat. Ihre Frudification habe ich, ungeachtet aller an- gewandten Mühe, noch nicht antreffen Können. 46. Die Jungermannia julacea L. hat, fo wie alle mir bekannten wahren Jungermanniz folio/z, folia e) Stipulas heifse ich in diefär Gattung, was Schieber Auriculas nennt. D Amphigaftria End bei -mir die kleinen R’ättchen, welehe die untere oder nach der Erde gekehrte Seire der Jungermannien bedecken. nt heiter fie Stipulas. Gewöhnlich kommen aus ihren W inkeln kleine Wurzeln, womit lich diefe Pflänzchen au; der Erde feit halten,, re 81 folia bifaria, weil folche aber etwas klein und ange- drückt find, fo fällt folches hier weniger, als bei an- dern Arten, in die Augen, kann aber dennoch recht gut gefehen werden. 47. Ich kann mich nicht erinnern, dafs fchon einer die Frudtification der Riccie fluitantisL. befchrie- ben. Vermuthlich hat folche noch nicht mancher gefehen. Sie fitzt auf der untern Seite der Frondium, gewöhnlich nicht weit von derfelben Spitze. Es ift eine Capfula fefülis, globofa, evalvis, Gallis mino- ribus foliorum Glecome& hederacez fimilis, continens Semina 20 ad 30, alba, vel fufca. 48. Aus Mangel bekannter befferer Kennzei- chen, war man bisher gezwungen, die Lichenes, Byffos, und mehrere Cryptogamiften, nach ihren Farben zu unterfcheiden. Wie ungewifs aber diefe find, kann man in meinem Herbario amLichene geo- graphico, Byifo aurea und B. Jolitho fehen, welche ich alle drei-afchgrau befitze, und die kein Menfch für diefe halten follte, wenn er nicht durch andere Speceimina davon überzeugt würde. Ich rathe defs- wegen einem jeden, welcher etwa dergleichen ent- färbte Cryptogamiften finden follte, folche nicht fo- gleich für neue Arten auszugeben, fondern fie erftgenau miit andern zu vergleichen. Wir haben, leider! oh- nehin fchon genug Pflanzen, die zwei und dreimal ın den fogenannten Pfanzenfyfiemen und Floren fte- hen, und den Botaniften confus machen. — 49. Auf der untern Seite des Liehenis fylvatici L. bemerke ich eine Menge kleiner, weiiser, kugel- förmiger Höhlungen, deren jede eine regulaire Mün- dung hat. Da ich diefe Dingerchen nicht für Frudi- ficatıonstheile halten kann, und mir auch keine an- dere Pflanze bekannt ift, die hierin mit diefer über- ein kommt: fo wünfchte ich wohl von einem Lands- Erb Beitr, B, 3, F manne 82 SArsn manne diefer Flechte, etwas zuverläfiges hierüberzu hören. Ich befitze fie blofs getrocknet durch die Gü- tigkeit des Herrn von Neckers, und habe fie noch nie- mals felbft gefunden. 50. Auf dem Harze wächft ein befonderer Li- chen fruticulofus, den ich bei keinem von den bei der Hand habenden botanifchen Schriftftellern antref- fen kann. Er heifst in meinem Phytopinace: L. fubu- liformis, und ift ein Lichen fruticulofus, tubulofus, filiformi-fubulatus, fimplex, cefpitofus, adfeendens, lzvis, albifimus; raımnulis pauciflimis, breviflimis, fepe nullis. Er geht von allen Linn£ifchen Arten fo weit ab, dafs ich nicht einmal im Stande bin, eine an- zugeben, die ihm ähnlich fiehet. Seine Fructification habe ich noch nicht gefehen. Er hat feine Stelle auf den Gipfeln der höchften Harzberge, und wird öfters einen halben Fufs lang. 51. Nicht weit von diefem fand ich auch einen für Linn@ neuen Lichenem filamentofum, Es ift nem- lich mein Lichen ochroleucos, oder Lichen filamen- sofus,, dichotomo-ramofus, teres, 'eredtiufculus, in- articulatus, inanis, ochroleucos; ramis divaricafis: apicibus furcatis, nigris. Er wird gewöhnlich einige Zoll hoch, und hat eine glatte und etwas glänzende Oberfläche, worauf hin und wieder weifse, etwas mehligte Warzen fitzen. _ Wenn er nahe bei andern Pflanzen ftehet, fo faugen feine Aefte fichan. Aufser den eben bemerkten Warzen, habe ich noch keine andere Frudificationen daran gefehen. An Lichen fruticofus levis diffufus ramofifimus flavus, ramu- lis liventibus Hall hift. n. 1964? 52. Auch mein Lichen bicolor ftehet nicht bei Linne. Er ift ein Lichen filamentofus, ramofıfl- mus, erectiufculus, teres, inarticulatus, glaber, niti- dus, inanis, infra nigricans, fupra fordide albidus, | intus Zara Er anfus grifeus; ramis patentifimis : extremitatibus fim- plicibus, fubulatis. Er findetfich häufigauf dem Harz, vornemlich auf dem Rennekeberg und Rehberg, und wächtft bald an Felfen, bald auf Bäumen, Seine Höhe beträgt gewöhnlich zwei bis drei Zoll. Frudtification habe ich noch nicht daran gefehen. Mich wundert, dafs ihn unfere Harzbotaniften überfehen haben. Vori- gen Sommer erhielt ich ihn auch aus England, und zwarunter dem Namen des Lichenis lanati Hudfoni. Ich würde diefen Namen beibehalten haben; weil wir aber bereits einen Lichenem lanatum Linn. befitzen, fo habe ich ihn, um nicht noch mehrere Verwirrung anzurichten, Lichenem bicolorem geheifsen, welcher Name auch recht gut für ihn pafst, denn faft alle Individua find gewöhnlich nach der Bafıs zu fchwarz, oben aber grau oder fchmutzi,; weifs. — In der Fort- fetzung meines Phytophylacii werde ich einft von diefen nun beftimmten Lichenibus uud Jungerman- niis, fo wievon mehrern unbekannten Cryptogami- ften, gut getrocknete Exemplare liefern, die denn diefe fchönen Pflänzchen den Liebhabern deutlicher vorftellen werden, als ich es jetzt mit meinen kur- zen Befchreibungen zu thun vermag. ..53. Die letzte Abtheilung der Linneifchen Li- chenum, nemlich die Lichenes filamentofi, laflen fich vortreflich in zwei Unterabtheilungen bringen. Die erfte enthält die Lichenes articulatos, und die andere «die inarticulatos. jene find foiche, deren Rinde fich bei gewaitfamer Anftrengung oder Ausipannung hin und wieder quer von einander theilt, und durch den Rifs das zähe, fadenähnliche Holz fehen läfst, und die alfo mehrere oder wenigere, an einander hän- gende Glieder vorftellen. Die andern find inwendig locker und markig, und laflen fich alfo nicht articu= liren, fondern bzechen. ‘Zu den erftern gehören de Fa Lichen? 834. TARA Lichen plicatus, barbatus, divaricatus, hirtus, arti- culatus und floridus. Zu den letztern aber der L. jubatus, lanatus, pubefcens, chalybeiformis, vul- pinus, ochroleucos, bicolor, und vermuthlich auch L. Ufnea, die ich, fo wie den wahren Lichenem di- varicatum L., nuraus Befchreibungen und den Dil- lenifchen Figuren kenne. 54. Ein Vorzug, den die Braunfchweig- Lüne- burgifche Flora vor vielen andern hat, ift auch diefer, dafs fie Alpenpflanzen, Heidepflanzen, Moorpfian- zen und Seepflanzen zugleich hat. Zu den letzteru gehören auch einige fchöne Cryptogamiften, wovon ich hier nur den Fucum ferratum, veficulofum, no- dofum, filigquofum, loreum, Filum, palmatum, di- gitatum, faccharinum, und Ulvam Linzam anführen will, welch&,ich alie im Lande Wurften, an dem Ufer der Nordfee, gefunden habe. 55. Die Conferva reticulata gehet von’den*an- dern Confervis befonders darin ab, dafs fie einen ge- ftrickten Beutel oder Fifchreufe vorftellt, die, fo lange fie noch jung, gewöhnlich mit Luft angefüllt ift, und oben auf dem Wafler fchwimmt, welches im Kleinen beinahe fo ausfieht, als wenn man ein auf- geblafenes Stück Darm auf das Wafler legt. Wird die Pfanze älter und gröfser, fo werden ihre Mafchen auch weiter, Was iftalfo natürlicher, als dafs diefe fodann der Luft einen freien Durchgang verftatten, und folche nicht mehr fo wie zuvor aufhalten kön- nen, auch fodann das Waffer hineindringt, und die Pflanze alfo, vermöge ihrer Schwere, fich niederfen- ken mufs. Wer demnach in Zukunft diefe Confer- vam reticulatam entweder jung oder alt zu haben wünfcht, der weifsnun, wo er folche zu fuchen hat. Und unfere Syftematiker können aus diefem Winke fehen, wie weit die Gattung Conferya, fo wie, lei- f der! TATE 85 ‚der! viele andere, noch von eınem Genere naturali verfchieden itt. 56. Der felige Archiater von Linne fagte mir einft, dafs in einem feiner Häufer zu Hammarby, die Byffus feptica fich in einen Agaricum verwandelt habe, Ich glaubte es dem Alten, weil er Linn& biefs, aber überzeugen, ganz überzeugen, konnte ich mich da- mals in meinem Kopfe nicht davon, und wenn es mir auch beide Linnee gefagt hätten. — Diefen Herbit fahe ich etwas, was mit jener Linneifchen Bemer- kung einige Achnlichkeit hat. Ich fand nemlich die Byffium candidam Hudf., und zwar, wie ich fchon lang wünfchte, mit Frudification, und fahe, dafs diefe Pflanze, nach der Linneifchen Gattungseinthei- lung, zu den Hydnis gehöret. - Wer follte diefes wohl glauben, und wer war mehr beftürzt, als ich! Aber, das half nichts. — Wer es nieht glauben will, dafs fich die Sache alfo verhält, dem kann ich den Glau- ben in die Hände geben, und er kann bei mir die al- ler überzeugendften Specimina zu fehen bekommen, fo, dafs er glauben mufs, und wenn er auch ein Thomas unter den Botaniften wäre. 57. Diefen Herbft bekam ich zum erften male in meinem Leben die Elvelam inflatam Schäfferi zu fehen. Es ift der befonderfte Schwamm, denn ich mir nur gedenken kann, und ungeachtet ich ihn fchon fo viel befehen und beguckt habe, fo kann ich mich doch noch nicht in feine Struktur finden. Vornem- lich fcheinen mir feine Wurzeln merkwürdig, die von andern Schwammwurzeln ganz verfchieden find. Die Pflanze hat beim erften Anblick viel ähnliches mit - dem Lycoperdo cervinoL. Die Figur bei Schäffer ift ziemlich gut gerathen,, wenn ich die Wurzeln aus- nehme, die etwas befler fein könnten. Die Synony- men aber, die diefer fich um die Schwämme fo ver- F3 dienf 85 NASE ’ dient gemachte Theologe bei feiner Elvela inflata an- führt, gehören gar nicht dazu, fondern find Namen einer ganz andern Pflanze. Ich empfehle diefen Schwamm beitens, So vielich in Zukunft zu deflen Aufklärung beitragen kann, werde ich gewils thun. 58. Eben diefen Herbft fand ich einen Schwamm, den ich für Clavariam militarem L, halten würde, wenn er nur nicht fchwarz wäre. Die Vaillantifche Figur von der Clavaria militari crocea pafst fo vortreflich zu meiner Pflanze, dafs ich fchwören würde, diefe wäre dadurch vorgeftellt, wenn ich die Befchreibung nicht damit vergliche. Sie ift, fo wie jene Clavaria ' militaris L., eine Sphzria Halleri, oder Valfa Sco- poliil. Wenn ich fie an die Sonne halte, undmitder Linfe betrachte, fo fchiefset folche eine Menge läng- ‚licher, weifser, einem fein zerfchnittenen Pappo Eriophori ähnlicher Saamen aus ihren Capfelmündun- gen, welches ganz befonders ausfiehet. Lege ich diefen Schwamm auf ein fchwarzes Papier, fo wird folches in kurzer Zeitganz weifs um ihn herum, Sein Stipes ift nach der Bafis zu gelblicht. Die Wurzel gehet tiefin die Erde, und ıft äftie, Ich kann dazu nech kein Synonymum finden, und halte ihn alfo bis aufs weitere für neu. Sollte ihn jemand fchon ange- troffen haben, und wo? 59. Vor keinen Pflanzen bin ich bei Beftim- mung der Arten banger, als vor den Garten- und Waflerpflanzen, und diefes gewifs nicht ohne Urfache. Denn wie mancher Botanifte ift fchon mit diefen be- trogen worden, und hat eineund eben diefelbe Pfianze für zwei, drei, ja zuweilen noch wohl für mehrere angefehen und ausgegeben. ich kann alfo nicht an- ‚ders, als ein gleiches Schickfal vermuthen, Und nichts ift mir doch verdriefslicher, als wenn es mir in der Naturgefchichte, wie jenem Zufchauer in der Comödie, gehet, der bei jedem neuen Auftritte an- dere TA 87 dere Schaufpieler zu fehen glaubte, da es doch mei- ftens nur die vorigen in veränderter Kleidung waren. — Und dennoch ift es beinahe unvermeidlich, dafs man nicht zuweilen betrogen werde. Vornemlich ‘gehet diefes fehr leicht bei aufgetrockneten Pflanzen an, Ich will zum Beifpiel einem verfchiedene Exem- plare vom Potamogetone gramineo, einigen fremden Eichen, Birken, Weiden, u. f. w. zeigen, und er. foll glauben, dafs es eben fo viele Species fein, und wenn er auch fo ungläubig, als Thomas, wäre. Ich rathe defswegen unfern jungen Botaniften, bei den Garten- und Waflerpflanzen alle mögliche Sorgfalt an- zuwenden, und ja nicht zu gefchwinde in Verferti- gung neuer Arten zu fein. _Befonders aber erfuche ich diefe Herren, dafs fie fich nicht bloß auf Herba- ria verlaffen, fondern, fo viel als möglich ift, die Pflanzen frifch, und, wenn es fein kann, an ihrem Standorte, und zwar nicht ein, fondern mehrere male, “betrachten, auch wenn fie Gelegenheit dazu haben, folche erft einige Jahre in einem Garten cultiviren mögen. Linne hat ganz recht, wenn er fagt: Cul- tura tot variefatum mater, optima quoque varieta- tum examinatrix et. Esift nur zu bedauern, da!s diejenigen, welche am mehrften dazu beitragen Könn- ten, uns zu vergewiffern, was. Arten und Spielarten fein, nemlich die Handelsgärtner, gewöhnlich am mehrften dazu beitragen, uns zu verführen, weil nicht felten durch dergleichen Aufklärungen ihr In- tereffe leidet, und fie fodann in ihren Verkaufscata- iogen, anftatt hundert Arten (Species), den vierten oder dritten Theil weniger anbieten können, _und Pflanzen, die fie für neue Species verkaufen, fodann mit ihren rechten Namen, nemlich als Abarten und. Mifsgeburten fchon lang bekannter Arten, erfcheinen, welches ihnen unangenehm und ihrem Handel nach- theilig it. Doch vielleicht haben wir bald beffere F4 Zei- er 88 Saar Zeiten zu hoffen. — Wenn wit nur einft mehrere Bueke, Gordone, Lee, u, d. gl. bekämen, Leute, denen es nicht blofs uin Geld, fondern um Ehre, guten Na- men und Aufklärung der Wiffenfehaft zu thun ift, und die nicht blofs Pflanzenhändler, fondern auch PAan- zenkenner find, 60. Ich bemerke nicht felten bei einigen unferer botanifchen Schriftfteller, dafs fie fich nicht fo recht in den Unterfchied von Arten (Species), Halbarten (Subfpecies), Spielarten (Varietates), und Mifsgebur- ten (Monftra) finden können, und defswegen zum öf- tern ihre Lefer mehr verwirren, als unterrichten, Man wird es mir alfo nicht übel nehmen, wenn ich hier meine Begriffe von Art, Halbart, Spielart und Mifsgeburt bekannt mache, und fodann auch zugleich dem Publikum meine Methode, diefe kurz und deut- lich vorzutragen, mittheile. Gefetzt, die mehrften Botaniften dünken fich auch zu gut, mir Öffentlich nachzufolgen: fo habe ich doch wohl vielleicht ein- mal das Vergnügen, dafs diefes von einem oder an- dern in der Stille und unvermerkt gefchiehet. — Arten, Species. Sind, nach der Befchreibung des vortreflichen Oeders,Pflanzen,die aus ihres gleichen entfprungen find, und wieder ihres gleichen hervorbringen. Der felige -, Ritter von Linn fagt davon folgendes. Species tot funt, quot diverfas formas ab initio produxit infi- nitum Ens; quz formz, fecundum generationis indi- tas leges, produxere plures, at fibi femper "fimi- les. Ergo Species tot funt, quot diverfe form f. ftrufturz hodienum occurrunt. Und an einem an- dern Orte: Species conftantifimz funt, cum earum ge- neratio eft vera continuatio, R Halb- | STASE 89 Halbarten, Scheinarten. Subfpecies. So nenne ich Pflanzen, die im Wefentlichen faft gänzlich mit einander übereinkommen, und nicht felten einander fo ähnlich find, dafs ein Unerfahrner Mühe hat, folche zu unterfcheiden, und von denen man nicht ohne Grund vermuthen kann, dafs fie ehe- mals eine gemeinfchaftliche Mutter gehabt haben, ungeachtet fie nun immer wieder ihres gleichen aus dem Saamen hervorbringen. Es find, mit einem Worte, Varietates conftantes, oder ein Mittel zwi- fchen Arten’und Spielarten. Sie unterfcheiden fich von Arten, dafs fie in kleinen und weniger beträcht- lichen Umftänden von einander abgehen; und von Spielarten differiren fie, dafs fie fıch beftändig durch den Saamen fortpflanzen, ınd immer wieder ihres gleichen zeugen. _Es find Pflanzen, die der Ritter von Linne gewöhnlich zu denSpielarten, Haller, Mil- ler und andere aber zu den Arten zählten, wovon zu einem Beifpiel die Linndifchen Varietäten von der Valeriana Locufta, Medicagine polymorpha, Fumaria bulbofa, u.f. w. dienen können. Viele diefer Halb- arten können auch recht gut unter die Arten aufge- nommen werden, fo wie hingegen einige wohl nicht viel anders, als Spielarten, find, welches aber jetzt ‚noch ungewifs ift, und erft durch mehrere Verfuche und Beobachtungen mufs dargethan und bewiefen werden. Bis dahin laffe ich fie hier in der Mitte ftehen, und ich hoffe, dafs die zwei Hauptpartheien in der Botanik, die Lutheraner und Reformirten, ‚das ift, Linn&aner und Hallerianer, ihnen diefe Stelle nicht mifsgönnen, da fie dadurch gleichfam in der Güte verglichen werden, und auf beiden Seiten Recht bekommen, ES Spiel- „9 SAFE Spielarten. Abarten. Varietates. Sind folche Pflanzen, die nicht immer aus ih- res gleichen entfpringen, und nicht allezeit wieder _ ihres gleichen hervorbringen; die, ungeachtet fie ganz gewifs von einerlei Stammältern find, dennoch einander in gewiflen Stücken unäbnlich fehen, fo wie z. B. die Kinder von eben demfelben Vater gezeuget, und von eben derfelben Mutter geboren, zuweilen gelbe, rothe nnd fchwarze Haare, u. f. w. haben, und alfo Spielarten find. Sie differiren von den fol- genden Mifsgeburten, dafs bei ihnen weder Mangel noch Ueberflufs irgend eines zu ihrem Wefen gehöri- gen natürlichen Theils fich befindet. Der felige Rit- ter von Linne fagt von ihnen folgendes: Varietates tot funt, quot differentes plante ex ejusdem fpeciei femine funt producte. Und gleich dabei: Varietas eft planta mutata a caufa accidentali: Climate, Calore, Ventis &e., reducitur itaque in folo mutato, An einem andern Orte aber drückt er fich kürzer aus, und fagt: Varietates funt plantz ejusdem Speciei, mutatz a caufa quacungue occalıonali. R Mifsgeburten. Verunftaltungen. Monftra. Deformes. Sind folche Pflanzen, in. denen die allgemeine Organifation des Pflanzenreiches verftellt ift.” Sie "haben gewöhnlich etwas zu viel oder zu wenig, oder, wenn auch keine zu ihrem natürlichen Zuftande ge- hörige Theile fehlen oder überflüfig find, fo find fie doch nicht in ihrer ‚gehörigen Geftalt, Gröfse und Verhältnifs gegen einander, oder beobachten die er- forderliche Lage und Stellung nicht. Sie find unter _ den Pflanzen juft dasjenige, was die Mifsgeburten bei den Menfchen find. Zum Glücke g) find die mehr- g) Zum Glücke, fage ich, denn wäre diefes nicht, fo bin ich verfichert, dafs unfere Mifsgeburtmacher fchon die ganze Welt mit Monftris’angefüllt hätten, ae 91 mehrften. von unfern Pflanzenmifsgeburten zur Er- zeugung untüchtig, oder wenn fie fich auch durch den Saamen fortpflanzen können, fo find ihre Kinder, wenn fie der Natur überlaflen werden, doch gewöhn- lich weniger,monftröfe, als ihre Aeltern, und öfters gar nicht. _ Man hat fie nicht felten mit den Spielar- ten vermifcht; wer aber nur ein wenig nachdenken will, kann bald einfehen, dafs fie deutlich davon ver- fchieden find. | Ich weifs fehr wohl, dafs meine Definitionen nicht immer zutreffend und ohne Ausnahme find, aber esift auch nicht fo leicht, ais mancher glaubt, fol-. che zu machen, die auf alle Fälle paflen, ‘und den Lefer niemals in Zweifel laffen. Vermuthlich wer- den einige Beifpiele mich bei den mehrften verftänd- licher machen, als meine unvollkommenen Befchrei- - bungen. Ich will defswegen hier einige beifügen, Sie können zugleich als Mufler dienen, den Lefern zu zeigen, wie ich meine Arten, Halbarten, Spiel- arten und Mifsgeburten zuordnen pflege, und da- durch den gewöhnlichen Confufionen der Botaniften ausweiche.‘ Ich häbe mit Fieifs folche Pflanzen da- zu gewählet, welche faft jedem bekannt find.: Die Arten bezeichne ich mit Zahlen, die Halbarten mit griechifchen, und die Spielarten mit lateinifchen Buch- ftaben, die Mifsgeburten aber mit einem Kreuze, Erftes Beifpiel. 1. Quercus Robur L. (Eiche). co. longipedunculum (Sommereiche). ß. brevipedunculum (Wintereiche), Zweites Beifpiel. - I. Ulmus campeftris L. (Ulme). &. brevipeduncula (kurztielige). ß. longipeduncula (langtlielige). | Drit- 92 Sere Drittes Beifpiel. ı. Tilia europza L. (Linde). &. grandifolia (Sommerlinde). ß. parvifolia (Winterlinde). Viertes Beifpiel. 1. Atriplex hortenfis L. (Gartenmelde). a, viridis (grüne Melde). b. rubra (rothe Melde). Fünftes Beifpiel. 1. Cheiranthus annuus L. (Sommerlevcoje). a. albus (weifse Sommerlevcoje). b. cupreus (kupferfarbige Sommerlevcoje. c. ruber (rothe Sommerlevcoje). d. violaceus (violette Sommerlevcoje). Sechftes Beifpiel. r. Rubus idzus L. (Himbeer). a. ruber (rothe Himbeer). b. albus (weifse Himbeer). Siebendes Beifpiel. ı. Narciflus poeticus L. (Dichternareiffe), f. plenus Bejähe Dichternarcifle). Achtes Beifpiel. 1. Viburnum Opulus L. (Wafferholunder), T. globofa (Schneeballenftrauch). Neuntes Beifpiel. ı. Celofia criftata L. (Hahnenkammcelefie). t. fafciata (bandförmige). .. Zehntes Beifpiel. 1. Beilis perennis L. (Mafslieben). rt. femiflofculofa (halblumige). f. filtulofa (röhrenblumige). t. prolifera (fpıoffende). Eilf- AA 93 Eilftes Beifpiel. I. Cheiranthus incanus L. (Winterleveoje). a. albus (weilfse). t. plenus (gefüllte). b, ruber (rothe). f. plenus (gefüllte). c. violaceus (violette). T- plenus (gefüllte). Für diejenigen, die gar keine Pflanzen kennen, will ich hier noch Beifpiele vom Menfchen und Hun- den geben. Sie paflen zwar nicht fo ganz, find aber doch befler, als gar keine! Zwölftes Beifpiel. 1. Homo fapiens L. (der Menfch). o&. americanus (Ämericaner). ß. europzus (Europäer). a. flavicomus (gelbhaariger). f. monorchis (einhodiger). b. ruficomus (rothhaariger). T. fedigitus (fechsfingriger). ec. nigricomus (fchwarzhaariger). 1. {ymphyodacdtylus (fchwimmhändiger): d. glaucops (katzenäugiger). e. melanophthalmus (ichwarzäugiger). X afıaticus (Afıate). . afer (Afrikaner). ® Dreizehntes Beifpiel. 1. Canis familiaris L. (der Hund), &. domefticus (Haushund), _ ß. fagax (Jagdhund). . grajus (Windfpiel). \ moloflus (Bärenbeifser). 5. aquaticus (Budel). £. meliteus (Bologneferhund). 94 ae " 9. fricator (Mops). 9. vertagus (Dachshund). a. albus (weifser). f. ecaudatus (ungefchwänzter). b. ruber (rother), T. biceps (zweiköpfiger), - ce. niger (fchwarzer). T. hexapus (fechsfüfliger). d. maculatus (gefleckter). ,. 2gyptius (türkifcher Hund). . Die Baftardpflanzen habe ich diefsmal noch weggelaflen. Wenn ich in Zukunft mehreres Picht davon bekomme, fo werde ich fie auch zu ordnen fuchen; jetzt fehlet mir noch Zeit und Gelegenheit, felbft Verfuche defswegen anzuftellen. — Alles, was andere hiervon gefagthaben, blofs nachzufchreiben, ift meine Sache nicht, Endlich bemerke ich noch, dafs die Halbarten, Spielarten und Mifsgeburten im Pflanzenreiche, eine Zeit lang, und, leider! hier und dort noch jetzt, von verfchiedenen grofsen Botaniften übergangen und den Gärtnern überlaffen worden, welche denn eine folche Confufion darin gemacht haben, dafs beinahe nicht mehr durchzukommen ift, wie man folches aus ihren Schriften fehen kann. Es wäre defswegen fehr zu wünfchen, dafs ein Botanifte fich die Mühe nähme, diefe Pflanzen in Ordnung zu brin- gen, fo wie Linne folches chemals mit den Arten _ gemacht hat. Die.ganze Welt würde ihm dafür danken, fo wie er folches denn auch ‚recht wohl ' verdiente. Varietates qui ad fpecies fuas redigit non -» minora przftat, quam qui fpecies ad propria genera amandavit. Linn. crit. n, 317. #4 Ich / ARE N ige Ich fchliefse mit den Worten des’ vortreflichen _ Jungs, und fage: Edle Männer Deutfchlands! die ihr mit mir in einem Fache arbeitet, belehret mich brüderlich, wo ihr findet, dafs ich gefehlt habe; ich werde es eben fo machen, - Wenn nur das Reich der Wiffenfchaften vermehrt wird, _und ich mir nicht vorwerfen kann, dafs ıch etwas dabei verfäumt habe: fo ifts mir fehr gleichgültig, was eine Menge laut- fchreiender Ausrufer mit der Trommel vor‘ dem Bauch, über mich fagen werden. Herrenhaufen, 1783, Decemb. 24. | T- Apothekerwüniche, für das Jahr 1784. Komm wieder, glücklich Jahr, du goldne Zeit der Alten, Wo Wahrheit, Treu und Rechtund Menfchenliebe galten, Gellerz, F; find heute zwei Jahr, als ich meine Apotheker- wünfche niederfchrieb, und fie an den Herrn Hofrath und Leibarzt Baldinger fandte, welcher edel- denkende und uneigennützige Arzt folche nicht allein feiner Achtung würdigte, fondern auch in fein neues Magazin für Aerzte aufnahm, wo man fie in des vier- ten Bandes viertem Stücke abgedruckt finden wird. . Verfchiedene Patrioten und Menfchenfreunde, welche fie lafen, fchenkten ihnen ihren Beifall, und bezeugten mir ihre Zufriedenheit darüber, ja einige fuchten fogar ihre Wüniche mitden meinigen zu ver- einigen, — Ändere hingegen, denen ihr Intereffe mehr, L 96 Te mehr, als die Abfchaffung pharmacevtifcher Mifsbräu- che, und die aus diefen entftehende Noth unferer ar- men Kranken, am Herzen lag, fahen folche mit der bei folchen Leuten gewöhnlichen Verachtung an, fo wie denn ein Jeder leicht denken Kann. Mein Freund, der Herr Hofapotheker Meyer in Stettin, beehrte diefe Wünfche vor einem Jahre mit einem Zufatz, den man in ebengedachtem Magazin, B.5,St.2, eingerückt findet, und wofür ich diefem gefchickten und menfchenfreundlichen Manne hiermit öffentlich danke. — Da aber weder ich, noch mein Freund, diefe Materie ganz erfchöpft haben, und in unfern Apo- theken, leider! noch fehr vieles zu verbeflern ift: fo erlaube man mir, bei meinem, dem Höchtten fei Dank! auch noch heute bei mir fich rührenden Triebe, fo viel, als möglich, zum Beften meines Nächften beizutragen, dafsich an dem erften Tage diefes Jahrs meine und meines Freundes Wünfche noch mit eini- gen vermehre. Gefetzt, dafs folche jetzt auch noch nicht in Erfüllnng kommen, fo kann es doch. ein an- der Mal gefchehen. — Der Himmel gebe uns nur bald mehrere Jofeph und Friedrich, fo wird es nach und nach fchon beiler gehen! r. Mein erfter Wunfch betrift die Aufhebung des Bezahlens der Apothekerprivilegien. Will man einem Apotheker die Freiheit ertheilen, eine Apotheke aufzurichten , fo gebe man ihm folche umfonft. Der- jenige, der eine neue Ofhiein in Stand fetzt, hat oh- nehin Unkoften genug. Dadurch, dafs ihm jenes Geld ' gefchenkt wird, kann er feine Arzeneien wohlfeiler ' verkaufen, und was alfo dem Landesfürften auf der einen Seite abgeht, gewinnt er auf der andern an fei- nen Unterthanen hundertfältig wieder! A 2. Zar 97 2. Wünfche ich, dafs das hohe Pachtgeld von den Apotheken einmal abgefchafft würde. Wie kann ein Apotheker, der fo viele hundert Thaler Pacht bezahlen mufs, feine Arzneimittel wohlfeil geben ? Man nehme alfo.nichts weiter von ihm, als die Mie- the für feine Wohnung, undauch diefes mache man gelinde! 3. Wünfche ich, dais man keine Accife, Licent, und wie diefe Sachen alle heifsen, von den Apothe- kerwäaaren nehmen möchte. Gottes Wort unh Arze- neien follten billig aller Orten licent- und accifefrei fein. Diefe machen uns gefund und jenes gefittet, und fo etwas mufs man nicht zu hintertreiben fuchen! Wiil man Accife auflegen, fo lege man fie auf folche Sachen, die der ÄArn:e entbehren kann, z. B. hohe Kopfzeuge, ftarke Getränke und Leckerbiffen, und andere zur Pracht und Ueppigkeit gehörige Dinge, und nicht auf die, fo uns gefund, fondern folche, die uns ungelund machen. — 4. Wünfche ich, dafs man den Apotheker auch mit andern Laften, z.B. Contributionen, Steuern, Abgaben, Auflagen u.f. w. verfchonte. Einen Mann, der fich zum Beiten des Staats opfert, mufs man, fo viel möglich, zu unterftützen, nicht aber zu ruini- ren, fuchen. ? 5. Mein fünfter Wunfch ift, dafs die Prüfun- gen der Apotheker mit etwas mehrerer Sorgfalt und Genauigkeit angeftellt würden. Einem Menfchen, auf deffen Wiffenfchaft und Gefchicklichkeit es fo viel ankommt, mufs man nicht fo fchlechterdings, oder gar ungeprüft, ein Amt anvertrauen. In Stockholm gefchieht das Examen vor dem ganzen Collegio me- dico. Ein Apotheker examinirt den Candidaten in der Materia-medica, und ein andrer in der Chemie. Sodann fängt der Präfident und die AflefTores des Col- Ehrh. Beür, B, 3, G legii 98 Zn 7 legii erft noch an, ihn zu fragen. Wenn diefes nun vorbei, fo'mufs der Candidat abtreten, und dann vo- tirt man, ob erauch gefchickt fei, feine Apotheke zu übernehmen und ihr vorzuftehen, oder ob er erft noch ein paar Jahr fich mehr perfectioniren, und fich dann zu einem zweiten Examen melden foil. — Das ift anderlei, als wenn man blofs auf die krumme Hand, oder auf Frifur und Rock fieht! — 6. Wünfche ich, dafs man auch die Apotheker- scefellen examiniren möchte! Was hilft es, wenn auch der Apotheker ein noch fo gefchickter Mann ift, und feine Leute verftehen nichts? Das mehrefte kommt in einer Apotheke doch immer auf diefe an. Viel- leichtz dafs mancher in feiner Jugend fich fodann mehr befliffe, etwas zu lernen, als er nun thut. Auch würde an folchen Orten, wo man diefe Herren vor ihrer Aufnahme ein wenig zu prüfen päegt, fodann nicht ein jeder Unwiflender fo leicht Condition be- gehren. 7. Wünfche ich, dafs auch die Lehrlinge ein ' wenig unterfucht würden, ehe folche in die Difeiplin genommen werden. Esift nicht genug, dafs einer eines Apothekers Sohn ift, oder feine Aeltern Geld haben, u.f.w. Alsich,in die Lehre kam, fragte mich der damalige Decanus des nürnbergiichen Col- legii medici, Baier, fubfenior, ob ich auch lefen und fchreiben könne, und dergleichen, — Dank den braven Leuten, dafs fie nicht fo leichtfinnig einen jeden, der nur in den Mörfer ftofsen kann, zum Apothekerburfchen annehmen, fondern auch auf an- deres fehen! 8. Auch wünfche ich, dafs die Apotheker mit mehrerer Ueberlegung, und nicht fo leichtfertig in den Tag hinein, Lehrburfche annehmen möchten. Mancher Apotheker denkt, wenn er nur brav Lehr- geld ARE 99 geld bekommen, oder durch Lehrlinge die Stelien der Gefellen befetzen, und das Bifschen Befoldung in der Tafche behalten könne. ° Billig follten in keiner Apotheke mehr Difcipel, als Gefellen, fein. — 9. Wünfche ich, dafs das Coilesium medicum des Orts jeden allda ausgelernten Apothekerburfchen, ehe ihm fein Lehrherr einen Lehrbrief geben dürfte, genau examinirte, ob er auch etwas gelernt habe, und wenn er in feinem Examen gut befteht, demfel- ben unentgeldlich darüber ein Zeugnifs mittheilte, . ım entgegengefetzten Falle aber dem Apotheker oder Difeipul, oder nach Befinden beiden zugleich, öffent- lich fcharfe Verweife geben möchte. Vielleicht wäre diefes ein Sporn, dais fich in Zukunft die Lehrherren, beffer um ihre Burfchen bekümmern würden, und nicht fo gleichgültig dabei wären, ob diefe etwas lernten oder nicht. ıo. Mein zehnter Wunfch ift, dafs die Aerzte den Apothekern nicht in das Handwerk pfufchten. Arzt für fich, und Apotheker für fich! Was einer nicht verfteht, da halte er die Hände davon, In H, haben einige Aerzte in ihren Häufern fogar einen Apothekergefellen, ‘welcher ihre für gewilfe Kunden verfchriebene Recepte verfertigt. — Könnte wohl etwas befleres erdacht werden, die Apotheken in Ver- fall zu bringen? 11, Wünfche ich, dafs den Arzneihaufirern mehr aufgepafst würde. Hier und da ift es zwar denfelben verboten, dafs fie ihre Waaren nicht ins Land bringen und verkaufen follen. Aber wie oft traf ich fchon folche Leute an, die den leichtgläubi- gen Landmann befchuppen, und ihn um fein Geld und Gefundheit bringen ? | 12. Wünfche ich, dafsbei den Vifitationen der Apotheken auch nach der Befchaffenheit der Menfuren, Ga Wa- 100 STE Wagen, Gewichte u. f. w. gefehen würde, zumal, da nicht jeder Apotheker ein Mathematikus ift, oder die Lehre von Maafs und Gewicht ftudirt hat. In Nürnberg ift bei den dafigen jährlichen Apotheken- vifitationen immer ein gefchworner Eichmeifter zuge- gen, welcher die Maalse und Gewichte vifitirt, ‚und alles, was unrecht ift, mit fich nach Haufe nimmt, und folches corrigirt. Ein Gebrauch, der aller Or- ten nachgeahmt zu werden verdiente. 13. Wöünfche ich, dafs den Apothekern bei ih- ren Schuldenforderungen von ihren Obrigkeiten mehr Beiftand geleiftet würde. Sollen fie, wie denn leider _ oft gefchieht, erft lange Jahre aufdie Bezahlung war- ten, defswegen Procefle führen, und denn zuletzt noch wohl gar nichts bekommen: fo kann es nicht anders fein, als dafs diefes eine fchlimme Wirkung auf das gemeine Wefen haben mufs. 14. Endlich wünfche ich noch die fo höchfinö- thige Verringerung vieler Medicinalpreife. Freilich werde ich dadurch bei den mehreften Apothekern keine grofse Ehre einlegen. Aber ich kann nicht da- für! Ich gehe den geraden Weg, und thue, was mir mein Gewiflen fagt, und meine Schuldigkeit ift. Nicht will ich, dafs der Apotheker feine Waare für den Ein- kaufpreifs wieder verkaufen foll. Nein, er mufs le- ben, und auch etwas für feine Mühe haben. Aber er mufs auch bedenken, dafs die gröfste Zahl der Kranken Arme‘und Nothdürftige find, und dafs diefe ihr Geld im Schweifs ihres Angefichts, und oft fehr kümmerlich verdienen müflen, ja nicht feiten kaum das liebe Brod im Haufe kaben. — Werden einige meiner die Verminderung der Ausgaben des Apothe- kers betreffende Wünfcheerfüllet, wie ich denn hoffe, dafs es gefchehen folle: fo Kann er fodann feine Waa- ten auch recht gut wohl£feiler geben, und wird beim . $ehlufs. SA 101 Schlufs des Jahres feine Mühe doch eben fo gut, als jezt, belohnet finden. Und, welches das mehrfte, er wird fich jeden Abend mit.ruhigem Gewiffen fchlafen legen können, und fich nie den unangenehmen Vor- wurf machen müflen, dafs jetzt durch feine Schuld einer feiner Nächften auf dem Krankenlager über ihn zu feinem Schöpfer feufze. Und diefe Ruhe, diefe eberzeugung, meine Freunde, ift mehr, als alles, was ihr euch wünfchen Könnt. — Durch die Abfchaffung der hohen Arzneipreife ‚und Einführung niedriger würden wir gewinnen; a) Dafs unfere armen und nothdürftigen Kran- ken fich wieder könnten heilen laffen, und nicht, wie ich fchon ehemals gefagt habe, gleich dem Viehe cre- piren müfsten. b) Würden unfere Apotheker fodann eine gröfsere Menge Arzeneien abfetzen, und dadurch .alfo ihre Ein- nahme vermehren. c) Würden fie dadurch auch ihr Waarenlager defto öfterer erneuern Können, alfo weniger verlegene Sachen haben. d) Der Arzt würde mehr Recepte zu verfchrei- ben bekommen, und fich in Zukunft fo viel Softrum verdienen, als jezt diefes Softrum und die Apotheker- gefchenke zufammen betragen, fich alfo ehrlich und redlich ernähren Können. e) Würden fich dadurch die Pfufcherärzte verlie- ren; denn wenn’ein Kranker beim Arzt und Apothe ker für den gleichen Preifs, als beim Scharfrichter, Schmied, Schafmeifter oder Schinder, Hülfe findt, {&ö wird er gewifs nicht zu diefen gehen. 162 BL v2 f) Würde der, leider! nach und nach einreif- - fende Mifsbrauch, dafs Krämer mit Arzeneien handeln, ja wohl gar in ihren Buden receptiren, ‚und dadürch dem Apotheker fein Brod wegnehmen, verfchwinden, indem die Urfache davon blofs in den hohen Preifen unferer Apotheker liegt. 5) Würden fich auch die Arzneihaufirer, Oelträ- ger, Theriakkrämer, und wie die Kerls alle heifsen, verlieren; denn wer wird fodann von diefen Land- -ftreichern etwas kaufen, wenn man folches eben fo wohlfeil und gut, oder wohl noch befler, in der Apotheke haben kann. h) Auch unfere Schmierärzte, deren ich oben n.1o erwähnte, würden fich fodann vermindern. i) Würde auch die Arzneiwiflenfchaft und Apo- thekerkunft gewinnen; denn wenn Arzt und Apothe- ker nun mehr zu thun haben, fo mufs fich notlwen- dig auch ihre Erfahrung vermehren. k) Endlich würde das Land auch einen grofsen Haufen nützlicher Einwohner beim Leben erhalten, und alfo die Volksmenge zunehmen, auch die Anzahl der vielen Ungefunden, Krüppel u. f. w., die jezt bei den theuern Arzneimitteln ungeheilt bleiben, und dem Staate zur’ Laft fallen, fich fodann vermindern. — Aber für diefsmal genug! Jeder, der Verftand hat, wird aus dem Angeführten fehen können, dafs diefes eine Sache ift, welche felbft die Aufmerkfamkeit unferer Fürften verdienet. — Sagt es ihnen ihr Men- fchenfreunde! Betreibt es weiter, ihr Patrioten! — Bringtes vor den Thron eines Jofephs, eines Georgs, eines Friedrichs! Sie haben Verftand, es einzufehen, H ein SAT. 103 ein Herz, es zu empfinden, und Muth und Kräfte, es abzuändern und zu verbefiern. Für alle fchuf der Herr die Güter diefer Erden, Für alle, die da find, und noch geboren werden. Da/s mancher Fromme darbt, manch redlich Herz verdirbt, Und der zum Greis verfehn, vor Noth als Jüng- j ling ftirbt; Dafs mancher Vater ächzt, weiler bei Fleifs und Wachen Nicht fo viel Brod erfchwitzt, die Kinder fatt zu machen, Thut!diefes die Natur? Giebt fie nicht reichlich guug ? Verfchwendung, Hoffart, Geiz, Lift, Eigennutz, Betrug, Dies macht den Erdkreis arm. Ofteinern Herz des Böfen, Zum Retten haft du Kraft, und willft doch nicht erlöfen! So lange fiecht Philet von Weh und Angft beklemmt; Warum? weil noch bis jetzt kein Samariter kömmt, Er leidet ohne Schuld, und wäre längft genefen, Wärft du zum Mitleid nicht zu kalt und karg gewefen. Gellert. Herrenhaufen, 1784, Januar, 1. 104 STATE en ER a R, Auszug aus einem meiner Briefe an den Fierrn Hofrath und Leibarzt Baldinger in Caffel, ‚she 3ten März vorigen Jahrs habe ich der hiefigen Königl. Churfürftl. Regierung von mei- ner dreijährigen botanifchen Reife durch die braun- fchweig - lüneburgifchen Lande Bericht abgeflattet, Ich gab derfelben zugleich von einigen Bemerkungen Nachricht, welche nicht zur Botanik gehören, ‚und alfo in meiner Flora Hannoverana keinen Platz fin. den können, Die mehreften von diefen betreffen entweder die Medicin oder Landwirthfchaft, Da Sie fo viele Jahre in diefem Lande gewohnt haben, und alfo deffen Medicinalverfaffung auf das gründlichfte kennen, auch fich jederzeit freuen, wenn etwas zu deren Verbeflerung beigetragen wird: fo nehme ich die Freiheit, Ihnen den Innhalt meiner die Medicin betreffenden Anmerkungen anzuzeigen, Wenn Sie einmal Ihren Freund Zimmermann befu- chen, und denn auch ein Stündchen Ihrem Ehrhart fchenken wollen, fo werde ich die Ehre haben, Ih- nen meinen ganzen Auffatz vorzulefen. — I) Zeigte ich unferer Landesregierung an, dafs ich in dem Churfürftenthum die Kultur verfchiedener in der Medicin, Oekonomie, Färberei und andern Künften unentbehrlicher Pflanzen vermiffe, die doch hier eben fo gut, als in den benachbarten Ländern, wo folche für baares Geld gekauft werden, wachfen könnten, ry ISO 1 SEAT | 105 4) Berichtete, dafs an verfchiedenen Orten däs erepirte Vieh nicht gehörig begraben werde, fondern an den Strafsen liegen bleibe, welches denn nicht al- _ lein die Luft ungefund und zur Hervorbringung an- fteckender Krankheiten gefchickt mache, fondern auch noch andere fchlimme Folgen habe. 5)..Dafs faft in jedem Dorfe eine Menge frei herumlaufender unnöthiger Hunde angetroffen habe, welche nicht allein die Reifenden anfallen und der Jagd grofsen Schaden zufügen, fondern auch bei dem fich, leider! fo oft ereignenden Tollwerden grofses Unglück verurfachen. — 6) Verwunderte ich mich über die hiefige noch immer fortdauernde unanftändige und fchädliche Ge- wohnheit, die Verftorbenen in die Kirchen zu be- graben. — Nichts kann ich weniger begreifen, als wennLeute, deren ganzes Lebenin Wohlthun befteht, nach dem Tode ihrem Nächften noch fchaden wollen! 7) Zeigte ich den Mangel eines Collegii medici in diefem Lande an. 8) Defsgleichen eines Difpenfatorüi a tici, nnd wie vieles unfere Nachbarn, Braunfchweig und Heflen, in diefem Stücke vor uns zum Voraus haben. 9) Sagte ich, dafs hier auch eine gute Apothe- kertaxe fehle. — Die von 1719 ift heut zu Tage nicht viel brauchbarer, als eine Fleifch- oder Brodt- taxe von jenem Jahr, 10) Gab ich der Königl. Churfürftl. Regierung Nachricht, dafs hin und wieder in ihren Landen noch Arzeneikrämer herumgehen, und dem leichtgläubigen Bauer fein Geld abfchwatzen und ihn um feine Ge- fundheit bringen, G 5 11) % 106 are ıı) Bemerkte, dafs in verfchiedenen Provin- zen des Churfürftenthums zu wenig Landphyfici fein, und alfo die kranken Landleute nicht felten wegen Mangel an Hülfe elendiglich dahin fterben, oder ihre Zuflucht zu folchen Leuten nehmen müflen, die eher in die Claffe der Mörder, als der Aerzte, gehören. 12) Zeigte ich den Mangel eines guten Haus- kalenders in diefem Lande an. Wie viel Gutes durch dergleichen Kalender, bei Behandlung der Kranken, Kindbetterinnen, ganz kleiner Kinder, fer- ner in der Haus- und Landwirthfchaft, den Künften und Handwerken u. f. w. Könnte geftiftet werden, ift kaum zu befchreiben. Von der Einrichtung ei- nes folchen Werkchens habe ich meine Meinung in den Ephemeriden der Menfchheit gefagt. 13) Sagte, dafs der Gefundbrunnen bei Verden einer beflern Achtung verdiente, wobei ich auch des Schwefelbrunnens bei Limmer erwähnte. 14) Bemerkte ich den Mangel der Apotheker- gärten in unfern Hauptftädten, folcher Gärten näm- lich, in denen jungen Apothekern, Wundärzten, Hebammen, Viehärzten, u.f. w., welche ihrer Um- ‘ftände halber die Univerfitäten nicht befuchen Kön- nen, die in der Mediein gebräuchlichen Pflanzen vor- gezeigt und unentgeldlich demonftrirt werden. 15) Wünfchte ich, dafs das der Gefundheit der Menfchen und des Viehes, wie auch den Fifchereien fo fchädliche Röften des Flachfes im Waffer einge- fchränkt oder gar abgefchaft würde, Dafs man ohne diefe Wafferröftung fertig werden könne, kann man in der Schweiz fehen.. 18) Sagte, dafs die fchlechte und fowohl für die Gefundheit als Bequemlichkeit nachtheilige Auf- bauung aa .Ic7 bauung der Bauernhäufer einer Unterfuchung und Abänderung verdiente, Das übrige betrift Oekonomie und Policeifachen, Noch habe ich freilich keine Früchte von mei- nen Bemühungen gefehen. Aber gut Ding will Weile haben! Wie lange liegt oft ein Saamkorn in der Erde, ehe es hervorkeimet! Und wie lange geht . es denn noch, ehe die daraus hervorgewachfene Pflanze ihre Blüthe zeigt, und uns Hoffnung zu Früchten macht! — Aber wie oft wird auch der Saame in der Erde erftickt, oder von den Mäufen aufgefreflfen, werden Sıe fagen. — Das erftere kann zwar gefchehen;; indeifen ift es bei der unumfchränk- ten Aufmerkfamkeit unferer Königl. Churfürfll. Re- gierung auf alles, was zum Beften ihres Landes ge- reicht, fehr unwahrfcheinlich, wo nicht gar unmög- lich, Vor dem letztern aber bin ich nichts weniger als bange, denn mein Ausgefäetes hat gar zu wenig Süfses und Angenehmes für diefe Thierchen, — Ich empfehle mich in Ihre fernere Gewogen- heit u. f. w. Herrenhaufen, 17894, an. 16, 08 Ar 9. | Zufatz zum Verfuch eines Verzeichniffes der vornehmften Mineralwaffer des Chur- fürftenthums Braunfehweig-Lünebi rg und feiner Gränzen. N dem Abdruck des 3ten Stücks des Hannoveri- fchen Magazins von diefem Jahr, bim ich fchon mehrmals, theils mündlich, theils fchriftlich, gefragt worden, wer der in gedachtem Stück, $. 33, von mir erwähnte Apothekergefelle fei, welcher uns zu- erft die Natur und Befchaffenheit der Luft recht ken- nen lehrte, Er heifst Carl- Wilhelm Scheele, und ift von Geburt ein Deutfcher! Ein Mann, derin Schweden die Apothekerkunft lernte, viele Jahre in Stockholm und -Upfal fervirte, und jetzt in Kiöping, einem . fchwedifchen Städtchen, Apotheker ift. Die Königl. Akademie der Wiffenfchaften in Stockholm befchenkte ihn mehrmals mit fchönen Medaillen, dankte ihm in den verbindlichften Ausdrücken für feine an diefelbe ‚ überfandten vortrefllichen Abhandlungen, und nahm ihn, ungeachtet er nur ein Apothekergefelle war, (denn in diefem Lande wird nicht fo fehr auf das Aeufserliche gefehen, genug, wer nur etwas verfte- het), zu ihrem Mitgliede auf, u. f. w. Wer mehr von ihm 'yiflen will, der iefe fine Abhandlung von der Luft und dem Feuer, feine in den Abhandlungen der Königl. Schwedifchen Akade- mie der Wiflenfchaften befindlichen Auffätze, feine am mich gefchriebenen Briefe, welche theils in dem | Han- i E | SIASE 109 Hannoverifchen Magazin, theils in Baldingers neuem Magazin für Aerzte, abgedruckt find, und verfchie- dene andere Arbeiten, die diefen grofsen Chemiften zum Verfafler haben. Herrenhaufen, 1784, Fan. 24. * 10), n Botanifche Zurechtweifungen, Non modo iis ex tali caftigatione nullum damnum affer- tur atque jadtura, fed potius pretium ac dignitas; pe- rinde ac auro aliisque fimilibus, quanrıum corpori pur- gario ipfa detrahit, tantum refiduo pretii ac dignitatis accrefcit, Falla. I. I} Veronicam fpicatam, fpuriam, maritimam und longifoliam Linn. hält Scopoli für Spielarten. Einige davon Können wohl folche fein, ganz gewils aber nicht alle. 2. Die Veronicam montanam, V. Chamzdryn und V. Teucrium L. vereinigt er ebenfalls, und macht Eine Speciem daraus, aber ohne erheblichen Grund und Urfache, 3. Zum Galio fpurio Linn, gehören folgende Synenyma: Aparine femine lzvi. Vaili. bot. p. 18, 1.4, f£. 3. Galium caulis alis, foliorumque ora, nervoque fer- - rato; fructu fubafpere. Hall. goett. p. 188. Galium foliis ferratis; petiolis trifleris, recurvis, Hall. hift. n.725. J | Va- » 110 NAT Valantia Aparine. Murray prodr. p.79. ZEhrh. in Hannov. magaz. ann. 1782, p.'363-. (Verführt durch meinen Vormann, den Ritter Murray.) Galium Valantia. Kerft. Wigg. primit. p. 12. Es unterfcheidet fich von der Valantia Aparine L. vor- nehmlich: caule eredto, fimplici; foliis tetrorfum fpinofis; frultu magis glabro. 4. Aufser dem vom Ritter von Linn& bei feinem Cynogloflo oficinali y bereits angeführten Synonyme, gehören noch folgende dazu: Cynogloffum fylvaticum, hercynicum. Thal. hercyn. P- 31. Cynogloffum Kereynteiiin, Bauh. phyt. p. 496. Cynoglofflum fempervirens. Bauh. phyt.p.496. Bauh. prodr. p. 119. Cynoglofla folio virenti. Bauh. hift. v.3, 2, p. 600; cum defcriptione bona, fed figura Afperuginis pro- cumbentis L. Cynogloflum foliis anguftius petiolatis, hirfutis, fub- afperis. Hall. enum. p. 522. Cynogloffum foliis afperis; capfulis echinatis. Hall. ‚goetting. P. 223. Cynogloflum, germanicum. Jacq. obf. v.2, n. 31. . Honk. verz. v. I, P. 527. “ Cynogloffum foliis planis, fefülibus, elliptico -lancco- latis, afperis. Hall. hift. n. 588. Cynoglofflum apenninum. Murray prodr. p.45.' Cynogloffum virens. Schreb. fpicil. confp. n. 26. Cynogloflum officinale 8. Hudf. angl. ed. 2, p. 80. Eine ziemlich gute Figur fteht in Bauh. hift. v. 3, 2, p. 590, mit der Ueberfchrift: Cynoglofia forte topia- ria Plinio, welche durch Unachtfamkeit des Heraus-' gebers hiehergekommen, fo wie die eigentlich hieher- gehörige bei der Cynogloffa folio virenti, p. 600, ‚ihren TAT Y1E ihren Platz bekommen hat, und alfo beide mit ein- ander verwechfelt worden, wie-folches Haller bereits bemerkt und angezeigt hat. 5. Caucalis leptophylla Murray prodr. p. 49, ift Caucalis daucoides Linn. 6. Der Juncus buibofus Linn. ift ganz gewifs eine Planta perennis. Kann alfo Freund Retzius in "feinem prodrome das B ohne Bedenken mit einem P vertaufchen. 7. Der, Ritter Murray und der Prof. Weigel meinen, dafs der Herr von Haller gefeblet, weil er feinen Juncum caule brachiato, foliis fetaceis, flori- bus fafciculatis adramos fefhlibus (Hall. hift. n. 1320), und den Juncum bulbofum Linn. fpec. edit. ı (wohl- gemerkt), p. 327, für eines hielt. Aber war denn der ehemalige Linn£ifche Juncus bulbofus wohl etwäs anders, als der Hallerifche? Man vergleiche die von dem fel. Linn& angeführten Synonyma und Figuren, und fage dann, ob Haller nicht Recht habe. Selbft das Nomen triviale Linnzanum beweifet, dafs der Schwede anfänglich den Hallerifchen Juncum für Juncum bulbofum hieit, und dafs diefer von dem heu- tigen, eben diefen Namen tragenden, verfchieden fei. — Ich wünfchte, dafs Linne feinem zweiten Junco bulbofo (Juncus bulbofus Linn. fuec. ed. 2, n. 304, Linn. fpec. ed. 2, p. 466.) bei deflen Aufnahme ei- nen neuen Namen gegeben hätte, fo wie ich über- haupt gern fähe, dafs man feine begangenen Fehler niemals zum Schaden der Wiffenfchaft zu verbergen fuchte, fondern nur fogleich und ohne Umflände Pa- ter peccavi fagte. — 2 Die Cyperella ferotina, flofeulis albicanti- bus Rupp. jen. ed, 3, p. 144 fcheint mir Juncus niveus L. zu fein. 9. 112 ITARE 9. Saxifraga Cotyledon & und YLinn. find zwei verfchiedene Species, oder doch wenigftens Subfpe- cies. Die erfte hat Petala ovata: nervis lateralibus erectis. Die zweite aber hat Petala cuneata: nervis lateralibus adfcendentibus. u 5 Io. Saxifraga Cotyledon & Linn. hat viele Achn- lichkeit mit %, differirt aber nervis petalorum ob- foletis. 11. Saxifraga afpera Linn. hat ein Germen fu- perum. ı2. Gypfophila rigida Myrey prodr. p. 55, ift Gypfophila muralis L. 13. Rofa eglanteria Gled. forftw. v. 2, p. dar ift Rofa rubiginofa L. 14. Rofa majalis Herm. rof. p. 8, Retz. obf. v. 3,n. 60, ift Rofa collincola plena Ehrh. in Hirfchf. gartenK. ann. 1783, p. 192. 15. Rofa fylveftris odorata, flore albo Gled. forftw. v. 2, P. 260, ıft nicht Rofa alba Linn., fon- dern deffen Rofa arvenfis. 16. Von der Rofa pumila Jacq. und Rofa muf- cofa Mill. fagt Retzius: Forte fola cultura differunt. Ich zweifie noch daran, 12. Clematis urens 2 Tabern. kräut. ed. 1687, 1273, ift nicht Clematis Flammula L., wie Hal- ler glaubt, fondern Cucubalus bacciferus Linn. 18. Mentha piperita Reich. flor. n. 374, und Mentha piperita Linn. differiren wie Tag und Nacht von.einander. Ein andermal mehr von Menthis. — 19. Lamium album flore carneo Murray prodr. p. 90, ift Lamium maculatum Linn, 20, STATE 113 20. Browallia demiflfa L. hat eine Capfulam bi- locularem, bivalvem: .diffepimento paralleio et valvu- lis bifidis. N 21. Freund Retzius fragt in feinem prodromo, P- 257, was Trifolium medium Linn. faun. ed. 2, P. 558, fei? Ich vermuthe Trifolium flexuofum Jacgq. 22. Das Hieracium Pilofellam, dubium und Auriculam Linn. fchmeizt Scopoli zufammen, und ‚ macht Eine Speciem daraus, weiches ich aber gar nicht gut heiflen kann. - 23. Beim Xeranthemo giebt Linn im Charac- tere eflentiali ein Receptaculum paleaceum an, und doch findet fich unter feinen 13 Arten diefer Gattung nicht mehr, als Eine, welche mit diefem Kennzei- chen überein kommt. : 24. Scopoli fcheint die Tuflilaginem frigidam, albam, hybridam und Petafitem Linn, für Eine Art zu halten; es find aber gewils drei. 25. Der Senecio nemorenfis und faracenicusL. ‚f[cheinen mir nichts, als Varietäten, zu fein. Mag ‘alfo der Ritter Murray.hier recht fcharf gefehen ha- ben. Siehe feinen unvergleichlichen Prodromum defignationis flirpium goettingenfium, p. 71. 26. Die Viola montana Murray prodr. p. 73, ift doch wohl nicht Viola montana Linn. ? 27. Ich habe in Baldingers Neuen Magazin für Aerzte, Band 4, S. 318, gefagt, dafs die Carex acu- ta L. nur zwei Staubfäden habe. Neuere Unterfu- chungen diefer. Pflanze belehrten mich, dafs diefes nicht immer, fondern nur zuweilen vorkomme, ‚und die gewöhnliche Anzahl der Staminum in diefer Spe- . cie ebenfalls drei fei. Ehrb. Beitr. B, 3. H. 28. 114 STAR 28. Die Figuren bei Alno incana et hirfuta Bauh. hift. v. 1, 2, ps 154, gehören wohl zur Moro alba L. Halier machte aus der untern diefer Figuren eine Spielart feiner Alni foliis mucronatis «cute ferratig {ubtus lanuginofis. Siehe Hall. hift. n. 1631. 29. Quercus rubra und paluftris Duroi baumz. w. 2, p. 265 und 268 fcheinen mir nur Eine Species zu fein. 30. Pinus foliis folıtariis fubemarginatis, fub- "tus linea duplici pundtata Gron virg. ed. 2, p. 152, ift nicht Pinus balfamea Linn., fondern deffen Pinus (canadenfis. 31. Die in Reichards fyft. plant. v. 4, p. 177, unter Pino canadenfi angeführte Synonyma find, das Gronovifche ausgenommen, alle falfcb, und gehören zu Pino laxa Ehrh. Siehe Hirfchfelds Gartenkalen- der, J. 1784, S. 290. 32. Salix purpurea Münchh. hausv. v. 5, p. 299, oder Salix vulgaris rubens Gled. forftw. v. 2, p. 4, ift nicht Salix purpurea Linn., wie fchon aus (den Befchreibungen erheilet, wenn man folche ge- gen einander hält, 33. Salix incubacea Gied. forfiw. v. I, p. 252, n. 49, undv. 2, p.7. 'n. 49, ift feine kriechende oder liegende Erd- oder Angerweide, V. 2, P- 34 n. 50. 34. Salix arenaria Gled. forft#, v. 1, p. 252, n.50, undv. 2, p. 7, n. 50, ift der kleine Feld- oder Sandwerft, v. 2, p. 35,.n. 51. 35: Salix aurita Gied. forftw. v. ı, p. 252, n. 51, und v.2, p. 7, n. 5ı, ift der kleine rund- blättrige Werft oder die Salbeiweide, v. 2, P» 34 n. ar 115 n. 49. Ich merke diefe Derangirung blofs defswe- gen an, damit die ohnehin grofse Verwirrung in den Weiden nicht noch gröfser werde. 36. Salix rofmarinifolia Murray prodr. p. 78, _ ift nicht Salix rofmarinifolia Linn. 37. Salix caprea, cinerea und aurita L. find fehr nahe mit einander verwandt, und höchftens Sub- fpecies, 38. Wahre Synonyma der Valantix Aparines Linn. find: Aparine femine coriandri faccharati. Park. — Vaill, bot-‘p. 18. 1.4, £.:3, lit. b. Galium feminibus exafperatis; Aofeulis Jateralibus mafculis. Hail. gett. p. 188. Zinn. getting. p. 233. Sie differirt vom Galio fpurio Linn. vornehm- lich: caule decumbente, ramofo; foliis furfum fpi- nofis; fructu fubechinato, u.f. w. Vergleiche oben m. Q, 39. Acer ftriatum Münchh. hausv. v.$, p. 98, Duroi baumz..v. 1, p. 8, t. ı, fcheint mir Acer penfyl- vanicum Linn. zu fein. 40. Acer penlylvanicum Duroi baumz. v. 1, 'p.22,f.2, kann ich bei Linne nicht finden. 41. Wenn Haller meine Weberam Diphyfeium zum Sphagno, Schmidel zur Buxbaumia, Müller zum Phafco, und Necker zum Bryo machte, verwundert mich nicht, denn damals waren die Augen der Bryo- logen noch mit Nebel umgeben. Defto unbegreifli- cher aber war es mir, als ich fahe, dafsim Jahr 1781 Freund Linne, und 1782 fogar Freund Hedwignoch die Thorheit begingen, und mit Gewalt die ebenge- ‚ nannte Pilanze mit der Buxbaumia a,hylia L. in Eine Gattung zwangen. Zwei Pflanzen, die nicht nurin | H 2 ihren 116 7a %: ihren Frudificationstheilen,, fondern im ganzen Ha- bitu einander fo unähnlich find, als foiches nur im- mer zwei Moofe fein können! - Das heifst der Natur. Gewalt anthun, und die Fundamente der Eintheilun- - gen niederreiffen und mit Füfsen treten. — Hereti- cus! Hereticus! rufte der alte Linn& ehedem bei fol- chen Gelegerheiten aus, und ich fage im Plural: He- retici! Hercetici! — Botanicus, ubi videt adeo diverfam faciem, ut non poflt efie fratrum, adcuratius fcrutari debeat frucdtificationem, denee inveniat diferimen, Linn. ame.n. v. 6, p. 302. "42. Linne und Swartz fchreiben der Buxbau- mix und dem Splachno in ihrer Methodo Mufcorum illuftrata eine Capfulam difformem zu. Was ift diefes für ein Ding, und wie kann ein Anfänger eine folche Capfel von einer andern unterfcheiden ? 43. Die Hedwigifche Tetraphis ift nichts anders, ‘ als meine Georgia, welche ich im Hannov. Magazin ]. 1780, $S. 931, befchrieben habe, und hätte Freund Hedwig, meines Bedünkens, diefen Namen wohl bei- behalten können. Sogutes die Pflanzenkenner ver- dienen, dafs ihre Namen in der Botanik im Anden- ken bleiben , eben fo gut verdienen es auch ihre Un- terffützer, welches ich zwar meinem Freunde eben nicht nöthig hätte zu fagen, indem er vermuthlich fo gut, alsich, davon überzeugt fein wird. Als ich noch in Upfal war, hiefs diefe Gattung in meinen Tabellen Tetracis (Vierfpitz).. Da ich aber wieder -nach Deutfchland kam, und fahe, wieviele verdiente Botaniften und botanifche Beförderer fich noch hin und wieder finden, denen man die wohiverdiente Ehre noch nicht angethan, eine Pflanze nach ihrem Namen zu nennen: fo nahm ich mir vor, alle meine neuen Gattungen nach verdienten Männern zu tau- fen. SARA Bun 117 fen, da denn diefe den Namen eines der gröfsten Be- förderer der Botanik erhielt. Ich hoffe, dafs Jeder, defien Herz botanifche Dankbarkeit kennt, folchen mit Verguügen auf- und annehmen werde, — 44. Das Mnium fetaceum Linn. ift nicht Bryum ftellare nitidum pallidum, capfulis tenuifimis Dillen. mufc, p. 381, t. 48, f. 44, fondern das Bryum ungui- eulatum et barbatum, furculis in fummitate crafliori- bus Dill. mufe. p:383, t. 48, f. 47. Sind alfo das Mnium fetaceum L. und das Bryum unguiculatum L. eines und eben daflelbe! Wer es nicht glauben will, der unterfuche; er wird finden, dafs ich Recht habe. 45. Bryum triquetrum Hudf. und Mnium trique- trum Leerf. find von dem Mnio triquetro Linn. wie Tag und Nachtverfchieden. Jene gehören zum Bryo bimo Schreb. fpicil. p. 83. 46. Jungermannia fcalaris Schmid, jung. p. 20, f. 17, Schreb. fpicil. p. 103, ift nicht Mnium Tricho- manis Linn. 47. Mnium fiffum Neck. meth. p. 237, £. IL, und Mnium fiffum Leerf. fior. n. 928, müffen ja nicht mit dem Linneifchen Mnio fiffo vermifcht werden, 48. Mnium fiffum und M. Trichomanis Linn. find ein und eben diefelbe Species. Ich habe mehr, als einmal, beide auf Einem Individuo gefehen. — 49. Ich habe in dem Hannoverifchen Magazine im J. 1779, S.1003, aus dem Bryo ftriato Linn. eine befondere Gattung gamacht, und folche Weifliam ge- heifsen. In eben diefer Schrift, J- 1788, $. 1992, that ich ein Gleiches mit dem Bryo apocarpo & Linn. und nannte diefes Genus Grimmiam. Freund Hed- wig, der vermuthlich mit meiner Arbeit nicht zufrie- den war, hat in feinem Fundamento hiftoriz natura- lis Mufcorum frondoforum meine zwei Gattungen, A 3 un- 118 TAU | ungeachtet ihrer grofsen Verfchiedenheit, wieder ziı- fammen geworfen und vereinigt. Warum er folches getban hat, kann-ich wirklich nicht begreifen, denn feine Gründe find fo, dafs ich feibige ohne Lachen nicht einmal lefen kann. — Ich hoffe, dafs er bei genauerer Uiterfuchung diefer Pflanzen felbft finden wird, dafs er gefehlet habe. Ihm zu fagen, wie diefe zwei Gattungen von einander verfchieden fein, fchäme ich mich, indem er alles, was ich davon fchreiben Kann, weit beffer, und mehr, als ich, ge- fehen hat. Ich erinnere alfo meinen Freund blofs an Hallers: Hafst alles Vorurtheil u. f. w., und an Lin- nes: Si nota aliqua frudtificationis fingularis vel fui generis propria in fpeciebus non omnibus adfıt, ne plura genera accumulentur, cavendum. 50. Polytrichum bryoides Linn. Swartz. meth. P- 26, hat keine Calyptras furfum rurfumve pilofas. Die Haare ftehen alle aufrecht. 51. Bryum pomiforme Linn. und Bryum Iate- rale Hudf. verbindet Hedwig mit dem Bryo trichoide Linn. und macht feine Weberam daraus. Wider den Namen will ich hier nichts fagen, obfchon ich nicht ungegründete Urfache dazu hätte, Ich merke alfo blofs an, dafs die zwei erften Pflanzen niemals mit der letztern in Einer Gattung ftehen können, indem nicht nur die Frudtification, fondern der ganze Habi- tus dawider ftreitet. Ich wünfchte, dafs Hedwig in’ feiner Eintheilung der Moofe etwas mehr der Natur gefolgt wäre. So lange der Syftematiker bei Errich- tung der Gattungen nicht alle Frudtificationstheile zu- gleich in Betrachtung ziehet, fondern nach feinem Belieben den einen dem andern vorziehet, fo ift es nicht anders möglich, als dafs feine Genera unnatür- lich werden müflen. — | aa 119 52. Bryum extindtorium und pulvinatum Linn. vereinigt Hedwig ebenfalls, undheifst die daraus ent- ftandene Gattung Leerfiam. Ich fage hierbei mit Linne: Natura has diftinguere fuadet, fi-ars invenire poteft notas diftinctiores? 53. Das Bryum undulatum Linn. fchien mir eine befondere Gattung zu fein. Ich nahm mir alfo die Freiheit, folche im Hannoverifchen Magazin, ]. 1780, S. 93 3, zu befchreiben, und ihr den Namen Catharinea zu geben. Hedwig, der, bei Errichtung feiner Gattungen, gewifle fpäter entdeckte Frudtifica- tionstheile den andern fchon länger bekannten, vor- zieht, fo wie ehemals Linn& feine Genitalia und Nedtaria, bringt die Pflanzen, welche in jenen mit einander übereinkommen, zufammen, fo fehr folche auch zuweilen in den übrigen partibus frudificatio- nis von einander abgehen, und hat defswegen meine Catharineam zu den Polytrichis gefetzt. Ob er Ur- fache und Recht dazu gehabt, mögen andere entfchei- den. Ich will hier nichts weiter thun, als eine Stelle aus Linnes Generibus plantarum wiederholen. — -Qu& docuit unquam ratio, quod a folis- hifce Note fint petend2? qu& docuit unguam autopfia? qu& re- velatio? qu& a priorivel pofteriori defumta argumen- ta? fane nulla! Auctoritatem agnofeimus nullam nifi autopfiam folam in Re herbaria; nonne nobis patent longe plures in frudtificatione partes? cur ille agnof- cendz, alie non? nonne dem, qui creavit iftas, ereavit et reliquas? nonnealie zqux neceflariz funt partes in frudtificatione ac unquam ille?“ 54. Bryum hypnoides polycephalum lanugino- fum montanum Dill. mufc. p 372,t. 47, f. 32, ifteine befondere Species, und von .en andern (fogenannten) Varietatibus Bryi hypnoidis inn.fuec.ed. 2,n. 1003, Hudf. angl. ed. 2, p. 480, ganz verfchieden. jenes hat H4 fohia 120 AS {ferrata, fcariofa; diefe aber, fo viel ich. nöch davon gefehen, folia integerrima, non fcariofa, 55. Bryum cauliculis eredtis, foliis cabiHlaf bus vagis, capfulis cylindricis, operculo conico Hall. hift. n. 1806, hält Hudfon für Bryum zftivum; es ift | aber eine ganz verfchiedene Species, wovon ich ein andermal mehr fagen werde. 56. Die Sedtionen der Gattung Hypnum in Linn. Swartz meth. p. 30,31, 32, find gar nicht gut, und im Grund wenig beffer, als die ganz unbrauchba- ren in des alten Linn&s Schriften. Man vergleiche einmal die Arten mit den Ueberfchriften der Abthei- Jungen, und fage mir, ob ein Anfänger einige der- felben dort fuchen werde, wo fie ftehen. Doch viel- “leicht ift diefes Ding auch nicht für Anfänger ge- fchrieben! 57. Warum Linne das Hypnum rugofum zwi- fchen fein Hypnum lucens und undulatum gefetzt, kann ich nicht begreifen. Es mufs ganz nahe beim Hypno cuprefiformi ftehen, fo wie es bereits fchon Dillenius placiret hat, der denn, im Vorbeigehen gefagt, nicht felten beffer, als viele feiner Nachfolger, fah, die ihn doch zu verbeffern meinten, 59. Marchantia triandra und quadrata Web, fpicil. p.ı63 und 164, find beide Marchanga hemi- fpherica Linn. 59. Hagen fragt, ob nicht der Lichen rugofus mit der Zeit in den Lichenem fcriptum übergehe? Niemals! 60. Eben diefer Schriftfteller meint, derLichen calcereus Linn. und Lichen confluens Weberi fein eines; aber er irret fich fehr. 61. Lichen eylindricus Scop. carn. Sn ae n.1397, it Lichen perlatus Linn. 62. y RA. 121. 62. Lichen radiciformis Web. fpicil. p. 232, it kein Lichen, fondern Pianta proprii generis. 63. Fungus minimus davefcens infundibuli for- ana Vaill, bot. p.60, £. #1, f.9, 10, und Fungus pile- olo per maturitatem inftar agarici intybacei laciniato Vaill. bot. p.60; t. I1, f. 11, 12,13, machen eine be- fondere Art aus, und müflen alfo vom Agarico Can- tharello Linn. und Hudf. getrennt werden, 64. Den Agaricum olivaceum und xerampelinum Schzff. citirt Reichard unter dem Agarico mufcario Linn., fie gehören aber zum Agarico integro Linn.. 65. Der Agaricus dentatus Linn. hat in feinem natürlichen Zuftande keine Lamellas bafı mucrone den- tatas, fondern bekommt fie erft in feinem Alter durch die Zerreiflung. 66. Agaricus procerus Schzff. fung. n. 20,1. 22, 23, ft eine befondere Art, und vom Agarico ciypeato L. fehr verfchieden. Wahre Synonymavom Agarico elypeato fiehe in Hudf. angl. ed. 2, p. 691, n.35. 67. Clavaria gemmata Scheff. fung. n. 261, t. 290, ift nichts weniger, als Clavaria militaris Linn., fondern deffen C. pittillaris. 68. Lichen- Agaricus terreftris digitatus nigers apicibus albo -rufis, feminibus grifeis undique con- fperfis, radice membranacea lorgifiima varie divaricata et implexa Mich. gen. p. 104, t.54, f.5, (nicht 4, welches ein Druckfehler) , gehört nicht zur Clavaria digitata Linn. Haben alfo Haller und Reichard un- recht citirt. 69. Linne vereinigte Michelis Clathrum, Cia- throidem und Clathroidaftrum in Eine Gattung, fo fehr auch die Natur dagegen ftritt. Hudfon wollte den Linn& noch übertreffen, und fchmifs noch ein. H 5 paar 122 5 paar Genera dazu. Befteht alfo der Linn£ifch -Hud- fonifche Clathrus nun wenigftens aus fünf, wie Tag und Nacht von einander verfchiedenen Gattungen. Himmel! welcheine Confufion! Was würde der fleif- fige Micheli wohl dazu fagen, wenn er fähe, wie man feine mit fo grofser Mühe und Sorgfalt auseinan- der gefetzten Genera, nun wieder unter einander ınifcht und zufammen fchmelzt? 70. Lycoperdon epiphyllum follte eigentlich Lycoperdon hypophyllum heiflen, denn es fitzt auf der untern Seite des Blatts, 71. Die Hydrogera cryftallina Kerft. Wigg. prim. n. 1156, ift zuerft ganz gelb. Darauf wird ihr Stipes weifs, das Capitulum (Pileus Kerft. Wigg.) aber fchwarz. Die unter dem Capitulo fitzende Apophyfis (Capfula Kerft. Wigg.) entfteht erft, wenn jenes feine fchwarze Farbe bekommt. Das Alter diefes Schwammes beträgt kaum ein paar Tage. Er differirt von den Mucoribus des Linng, ‚wie das Splachnum von feinen Bryis. Ich habe ihn bei Upfal und Hannover gefunden. 72. Mucilago und Lycogala Mich. und Hall. fcheinen mir verfchiedene Pflanzen zu enthalten, die zu andern Gattungen gehören, ja fogar folche, wel- che diefe Herren felbft in andern Generibus noch einmal anführen, da folche doch nichts weiter, als jene Mucilagines und Lycogal& in einem andern Al- ter, find. 73. Anftatt dafs in dem Linneifchen Pflanzen- {yftem fo viele lateinifche Trivialnamen in ides aus gehen, fähe ich lieber, dafs fich folche in formis oder forme endigten, 74. Die Wörter: compofitum, decompofitum und fupradecompofitum , follten billig ganz aus der Bota- Zar) | 123 Botanik verbannt werden, wenigftens niemals in dem Verftande gebraucht werden, in welchem Linne fol- che genommen hat. 75, Bei Befchreibungen der. Pflanzengattungen müflfen Umbella, Spadix u. dgl. nicht in der Abthei- lung des Calycis L. ftehen, fondern vorher, in einer eigenen. 76. Linne will nicht, dafs die Blumenblätter Folia heifsen follen, und er hat Recht. Aber er nennt doch die Kelchblätter Foliola. Ift diefes befler? 77. Quicquid Aorcm, id eft genitalia cujus- cumque fexus in vegetabili prefüus includit, Perian- thii nomine veniet. Hedwig. fund. v. I, Pp. 96. Mich dünkt, dafs das ‚Wort Perianthium hier gar nicht pafle, es müfsten denn Flos und Genitalia einft Synonyma werden, fo wie Hedwig diefe zwei Wör- ter hier bereits gebraucht hat, welches aber höchft unrecht ift, denn diefe Genitalia machen nur einen Theil des Floris aus. Lieber wollte ich diefe Inte- gumenta genitalium zufammen Perigonia oder Periz- daa heifsen, fo wäre doch kein Widerfpruch darin. 78. Auch andere grofse Botaniften gebrauchen das Wort Perianthium oft am unrechten Orte. Nach dem Griechifchen heifst es etwas, das die Blume umgiebt, kurz, ein Integumentum floris. Was nun aber eine Sache umgiebt, oder bekleidet, kann nicht gut auch zugleich die Sache felbft fein. Das Wort Perianthium follte alfo billig niemals einen Theil der Blume bedeuten, fondern blofs dasjenige, welches fie umgiebt. Ein anders ift ein Integumen- tum floris (Anthoftegium Ehrh.), wozu Bractea, In- volucrum, Perichztium, Spatha, Gluma Ehrh., Palea u. f. w. gehören, und ein anderes ift ein Integumen- tum genitalium (Perigonium Ehrh ), nämlich mein Calyx und Linnds Corolla! Meines Bedünkens thut man 124 aa man am beften, wenn man das Wort Perianthium nicht anders gebraucht, ais den Linneifchen Calycem communem (Perianthium commune) damit anzuzei- gen, wozu uns doch bisher ein gutes Wort gefehlet hat. 79. Auch dem Worte Calyx gab Linn& eine zu weitläuftige Bedeutung. _ Er verftehet damit alles, was ich Anthoftegia und Perigonia heifse. Unfere ältern Botaniften nennten blofs dasjenige Ding, wel- ches Linn& ein Perianthium proprium heifst, einen Calycem. Am gefcheidteften ift es wohl, wenn man das Wort Calyx blofs anftatt des Perigonii ex- terioris gebraucht. 80. Was ich oben von dem Perianthio gefagt habe, das gilt auch von dem Pericarpio. Ein Peri- carpium heifst ein Ding, welches die Frucht um- giebt, einfchliefst oder bekleidet. Und doch fagen unfere Botaniften, dafs es ein Theil der Frucht fei, und diefe aus dem Pericarpio und Semine beftehe. Das Pericarpium ift alfo Mann und Rock zugleich! - Warum heifst man denn das Ding, welches Linne Vifeus plantz gravidum feminibus, qu& matura de- mittit, oder Germen defloratum feminiferum nennt, nicht ein Perifpermium? ]ft es nicht natürlicher, wenn ich fage: die Frucht beftehe aus dem Saamen und Saamengehäufe, als wenn ich fchreibe: aus dem Saamen und demjenigen, was die Frucht umgiebt? Ich denke doch! — Herrenhaufen, 1784, Febr. 1. II, ae 125 | I. ai RT "Pharmacologifche Anzeigen. Dem menfchlichen Gefchlecht zum Dienft und Unterhalt, Hagedorn, I, FE; Mann hatte fchon einige Zeit ein ungewöhnli- ches Jucken im Hintern. Endlich wurde diefes fo heftig, dafs er des Nachts nicht davor fchlafen konnte, Beim Unterfichen fand man, dafs an der Oeffnung des Maftdarms verfchiedene Springwürmer (Afcaris vermicularisL.) fafsen. Ich gab ihm einige Tage nacheinander jedesmal 15 Gran Purgierkraut- pulver (Pulvis Gratiol& ofhcinalis L.), und ich hatte das Vergnügen, dafs folches einige Taufend von be- fagten Springwürmern abtrieb, und der Patient auf einmal von feiner Plage befreiet wurde, 2. Die glücklichen Verfuche, welche der Herr Superintendent Münch in Klötze mit der Belladonna (Atropa Belladonna L.) angeftellt, haben doch endlich fo viel vermocht, dafs unfere Menfchen- und Vieh- ärzte fıch diefes vortrefllichen Mittels in ihrer Praxis ebenfalls bedienen. — Diejenigen von diefen Herren, welche es nicht felbft fammeln können, und dennoch gut getrocknet und wohlfeil zu haben wünfchen, thun nicht befler, als wenn fie fich defswegen an fol- che Leute wenden, die mit diefer Pflanze eine und eben diefelbe Gegend bewohnen. Herr Müller in Elzen, im Stifte Hildesheim, hat folche den Liebha- bern in civilem Preife angeboten, und ich kann die- fem Manne das Zeugnifs geben, dafs er einen jeden mit den beften Waaren zu verforgen fucht, fo dafs ich es für meine Schuldigkeit Siege folches hier anzuzeigen. ' ü 3. 126 IA 3. Die Pharmacopaa fuecica hat in ihrer Ma- teria medica auch die Folia und Radices Dauci. Mich wundert, dafs das Stockholmer Collegium medicum die fo wirkfamen Semina diefer Pflanze nicht auch aufgenommen hat. Ich würde fie gewils nicht ver- geflen haben. — 4. Die leider in den Apotheken bald vergeffene Gentiana alba (nicht der weifse Hundsdreck, ‚welchen der Ritter von Linne mit Schwefelblumen verfetzte, und den fchwedifchen Fräuleins für die Krätze gab, fondern das Laferpitium latifolium ) wächft hin und wieder in den Wiefen auf dem Harz. Es’ift eine Pflanze, die verdiente, dafs fie mehr gebraucht würde. Ich empfehle folche unfern Aerzten beftens! 5. Ungleich häufiger aber, als diefes Laferpi- tium, wächft auf den Wiefen des Oberharzes die Ae- thufa Meum L. Befonders :fand ich diefe Pflanze in grofser Menge um Andreasberg und Braunlage. Da folche zu den vorzüglichen Arzneigewächfen gehört, fo wünfchte ich, dafs fie etwas mehr in den Apothe- ken gebraucht würde, als diefsmal gefchieht. — Auch.der Saame verdient genutzt zu werden. — Ein vortrefliches Wafler und Oel könnte man auch dar- _ aus deftilliren. — 6. Unfere Bauern kochen hin und wieder viel Roob Sambuci, und verkaufen es an die Apotheker. Ich habe nichts dawider, denn da es nach und nach aufkommt, dafs unfere Apothekersefellen mit Man- fchetten und feidenen Strümpfen laboriren, fo kann ‚beim Kochen des Fliederfafts leicht ein Flecken auf diefe kommen. — Gut aber wäre es doch, wenn der Apotheker den Bauer zuerft tüchtig examinirte, ob feine Waare auch in einem eifernen Gefäfse, und nicht etwa in einem kupfernen Keffel gekocht wor- den, oder wohl gar eine Zeitlang darin geftanden habe, . IARAS 127 habe, wie denn diefes leider zum öftern gefchieht, und diefes vortrefliche Arzneimittel dadurch in eine Art Gift verwandelt wird. 7. Verfchiedene Apotheker haben mir geklagt, dafs fie die Wurzeln, oder vielmehr Zwiebeln, der Zeitlofe (Colchicum autumnale L.) nicht gut bekom- nen können. Ich halte mich defswegen verbunden, denjenigen, welche in hiefiger Gegend wohnen, an- zuzeigen, dafs fich diefe Pflanze um Hildesheim, um Göttingen, auf dem Weifsner, und bei Ilefeld finde, und allda in Merge zu haben ift. 8. Nach dem Berichte einiger Schriftfteller fol- len die Beeren des Vaccinii uliginofi Linn. diejeni- ' gen, welche fie genieflfen, betrunken machen. Ich habe diefe angenehme Frucht, fowohl in Schweden, als hier, zum öftern gegeffen, und zuweilen in ziem- licher Menge, habe aber niemals die ihr zugefchrie- bene Wirkung davon bemerken können. 9. Vermuthlich werden unfere Aerzte in der Folge fich des wirkfamen Poftes (Ledum paluftre Linn,, Rofmarinus fylveftris off.) in ihrer Praxis ebenfalls bedienen, und diefe vortrefliche Pflanze befler zu nuz: zen fuchen, als bisher gefchehen ift. Ich zeige dem- nach unfern Apothekern an, dafs ich diefen Strauch häufig in dem Herzogthum Lauenburg, befonders bei Möllen und an dem Schallfee, angetroffen habe, und hoffe, dafs fie folchen in Zukunft nicht ‘mehr von entfernten Materialiften verfehrieben werden, ; 10. Verichiedene Aerzte verfchreiben die Pul- fatillam nigricantem Störkii aus der Apotheke, die mehreften erhalten aber die Anemonem Pulfatillaın Linn. dafür. Diejenigen Aerzteund Apotheker, wel- che lieber die eigentliche Störkifche Pflanze, das ift, die Anemonem pratenfein ı. gebrauchen wollen, kön- | nen Bi STAA nen folche leicht aus dem Lüneburgifchen bekommen, | indem fie in den Heiden an der Elbe gar nichtfelten itt. 11. Wer anftatt der Radicum Adonidis vernalis L., welche ünfere Materialiften gewöhnlich. für Hel- leborum nigrum verkaufen, lieber die Wurzeln des Hellebori viridis Linn. haben will, dem kann oben erwähnter Herr Müller in Elze dienen, in deflen Ge- gend diefe Pflanze in grofser Menge wächftl. Die eigentliche fchwarze Nieswurzel follte zwar von ‚dem Helleboro nigro L. gefammelt werden ; ich glaube aber, dafs der Helleborus viridis in der Wirkung mit jenem völlig übereinkommen wird. Ich wäünfchte, da{s unfere Aerzte folchen ihrer Achtung würdigen möchten. Nur Schade! dafs wir fo wenige Störke, Münche u. d. gl. haben, und noch fo viele lieber die Recepte unferer Grofsväter abfchreiben, als zum Be- ften des Menfchengefchlechts feibft Verla anftel- len. — 12. Zu den Pflanzen, die zwar ofhcinell find, aber zu wenig gebraucht werden, gehört auch das Tanacetum vulgare L., deffen Blätter, Blüthen und Saamen die wirkfamften Theile enthalten, und wenn fie am rechten Orte und zur gehörigen Zeit ange- wandt werden, mehr Nutzen verfchaffen können, als manches Compofitum, das aus allen vier Welt- theilen zufammengefetzt if. Ich empfehle demnach diefe. Pflanze unfern Aerzten beftens, — Auch der »Wundarzt kann fich Hülfe davon verfprechen, fo wie denn auch die Viehärzte viel Gutes davon er- ‚warten können. — 13. Auch die Artemifia maritima L. verdiente mehr gebraucht zu werden , als diefsmal gefchieht. Die Aerzte in England bedienen fıch derfelben, als eines _ vorzüglichen Magenmittels. Man kann fie zu Pul- ver geftofsen, oder wie Thee gebrauchen. Die Eng- x | länder: So 129 Jänder machen auch eine Conferve daraus, nnd nuz- . zen fie als ein Ingrediens zu einigen deftillirten Waf. fern, Die ganze Pfianze fieht afehgrau aus, und hat einen ziemlich angenehmen Geruch, fo wie denn ihr Gefchmack mir auch nicht zuwider ift, Sollte Te- mand Luft haben, fie zu gebrauchen, fo kann er fol- che aus dem Lande Wurften und Hadeln erhalten, wo fie an dem Ufer der Nordfee und Elbe wächft. Sie kommt auch in Gärten fort, wo fie überdem, dafs fie nützlich ift, fich noch durch ikr vortrefliches Ausfehen beliebt macht. 14. Die nach und nach vergeffene Arnica mon- tana L. hat das Glück gehabt, dafs fie nun wieder in den Apotheken gefucht wird, und zwar nıehr, als jemals zuvor. Diejenigen Apotheker in hiefiger Ge- gend, welche diefe Pflanze vorzüglich gut und ohne großse Unkoften zu haben wünichen, können fie nicht beffer, als vom Harz, bekommen, wo ich fol- che in fo grofser Menge angetroffen habe, dafs halb Deutfchlaud damit verfehen werden könnte, _ Sie wächft auch um Hannover, und hin und wieder in dem Lüneburgifchen, jedoch nur fparfam, 15. Von der Achillea nobili E EB der fel, Haller in feiner Hift. fürp. Helv.v. ı, p. 47: Hanc fpeciem oporteret in medicinam A quz multo plus virium, quam vulgaris fpecies, promittat. Die Aerzte in Niederfachfen, die unferm Landsmann fol« gen wolien, können diefe Pflanze auf dem alten zer- ftörten Schlofle Hohnftein, welches gleich über dem Städtchen Neuftadt liegt, finden, und nach Hallern foll fie auch in den Mauern um Kelbra und Stoll- berg wachfen, 16. Clayton fagt in Gronsvii Flora virginiea, dafs die Rinde von der Betula foliis ovatis, oblon« gis, acuminatis, ferratis, den Gefchmack der Sene- Ehrb. Beitr, B, 3, I gawui- 130 aa y gawurzel habe, und er hat Recht. Da diefer Baum fich nun in unfern Luftwäldern befindet, fo dünkt mich, dafs, wenn ich ein Arzt wäre, ich verfuchen würde, ob diefe zwei Pflanzen auch in der Wirkung mit einander übereinkämen. Aber vieie diefer Herren verfchreiben lieber Saflaparill- und Chinawurzel, ge- fetzt, dafs folche auch nicht viel nutzen, fo können fie doch auch nicht viel fchaden. — 17. Die Beeren des Empetri nigri L. befchul- digt man böfer Eigenfchaften, und fagt, dafs durch deren Genufs die Leute närrifch werden und fich wie die Affen gebärden follen, daher man fie denn auf dem Harz auch Apenbeeren heifst. Ich habe ein paar Mal über hundert Stück diefer Beeren zu mir genom- men, aber nichts anders, als von jeden efsbaren Bee- ren, verfpürt. In dem Herzogthum Verden, wo diefe Pflanze ziemlich häufig wächft, werden ihre Früchte zum öftern von den Kindern gegeffen, und zwar immer ohne den geringften Schaden oder Nach- theil. 18. Zu den Pflanzen, die uns in der Zukunft einen grofsen Nutzen in der Arzneikunft verfprechen, gehört auch die Myrica Gale L. Wer in einer Ge- gend wohnet, wo diefe Pflanze wächft, und zugleich Gelegenheit und Verftand hat, damit bei Kranken Verfuche anzuftellen, der kann fich um das gemeine Befte nicht mehr verdient machen, als wenn er feine Zeit zur Unterfuchung eines fo viel verfprechenden Gewächfes anwendet. Man glaube ja nicht, dafs wir bereits einen Ueberflufs an wirkfamen Arzneimit- teln befitzen, und keine andern nöthig haben, als die fich jetzt in unfern Offiecinen befinden. — Man be- denke nur, wie viele Krankheiten es noch giebt, wo- für wir kein gewifs helfendes Mittel haben. — Und wie viele Arzneimittel verwahren unfere Apotheken, die ARE 151 die der Zehende wegen des hohen Preifes nicht ge- brauchen kann, und die alfo blofs zum Anfchauen dienen! Gefetzt, wir fänden in unferm Deutfchland mur eine Pflanze, die wir anftatt der Chinarinde, der Rhabarber, der Jalappe, der Cafcarille, der Ipeca- cuanha, der Quafsia, der Senegawurzel, der Senna, der virginifehen Schlangenwurzel, der Squilla, der Vanillien, des Sabadillfaamens, des Kampfers, des Cajeputöls u. f.w. gebrauchen könnten, wäre\diefes nicht fchon ein grofser Gewinnft für uns? Und wie leicht ift diefes möglich! Wie viele hundert Pflanzen finden fıich nicht in unferm Vaterlande, worauf noch kein Arzt gerochen oder gefchmeckt hat, vom Ver- fuchen wili ich gar nichts fagen! Man glaube janicht, dafs der Himmel bei unferer Faulheit Wunder thun - werde, nnd uns die Kräfte der Arzneimittel durch göttliche Träume bekannt machen folle. Nein, meine Freunde, diefe Zeiten find vorbei, oder vielmehr nie gewefen! Wollt ihr etwas willen, fo ftellt Verfuche an. So machten es unfere Vorältern. Diefen Weg ging ein Gefsner, ein Störk, und mehrere, und die- fen müffen wir auch gehen! 19. Auch in dem Hanf (Cannabis fativa L.) fteckt etwas Wirkfames verborgen. Schon der blofse Ge- ruch ift ein Beweis davon. Aber dieier nicht allein, fondern auch deffen Gebrauch bei den Morgenländern und die darauf erfolgenden Wirkungen Bere fol-: ches. Er gehört.aber zu den Pflanzen, bei deren Gebrauch man Vorfichtanwenden mufs, und die nicht mit fich fpafsen laffen. Wer fich alfo feiner bedienen will, der denke zuweilen ans Opium. 20. Eine Frau wurde fchon large mit Blähun- gen und Magenkrämpfen geplagt. Sie nahm defswe- gen ihre Zuflucht zu einen Feidicherer. Diefer gab ihr Spiritum Salis drlcoem und Magnelam gafatam, 1.3 weiche 132 | Sala welche fie alternatim von halben Stunden zu halben Stunden einnehmen follte. Die Salzfäure vereinigte fich mit der Magnefia, und trieb das damit vereinigte Gas aus, welches natürlicher Weife die Frau aufblä- hete, und alfo ihr Uebel ärger machte. Man fragte in der Noth einen Arzt um Hülfe. Diefer vorordnete der Patientin Magnefiam calcinatam, und machte fie gefund. Sollte man nicht jeden Feldfcherer, der, ohne zu wiflen, was Säuren oder Alkalien find, fich unterfteht, ein Recept zu fchreiben, fogleich an den erften beften Baum u. f.w.? — Herrenhaufen, 1784, März, 1.‘ 12. Rülingia, eine Pflanzengattung. a Habitui plantarım adeo adharere, ut rite adfumta frudi- ficationis principia deponantur, eft ftultitiam fapien- tie loco quatere, Linne, Charadter effentialis. Calyx diphyllus. Be Corolla pentapctala: Stamina multa. Germen fuperum. Stylus unicus. Stigmata tria. Capfula unilocularis, duplicata: fingula trivalvis. Semima arillata. - Cha- aa 153 Charatter naturalis. Calyx diphyllus, perfiftens, Foliola amplexantia, fubovata, acuta, carnofa, Corolla pentapetala. Petala equitantia, obovata, integerrima, marcef- centia, poft florefcentiam calyptre in modum frudtum obtegentia. Stamina multa. Filamentz capillaria. Antherz oblongz, biloculares, Germen fubovatum, fuperum. Stylus unicus, cylindricus, Stigmata tria. Capfula fubovata, unilocularis, duplicata: exteriot trivalvis, glabra, avenis, apice perforata, {urfum fere ad apicem dehifcens, dein calyptr& in modum decidens. Valvule membranacez, bafı bi-tri-feu quadri- fid&, revolubiles. interior trivalvis, deorfum dehifcens, perfiftens. “ Valvule membranacex, venofz, eredz, bifide. Paraftades filiformes. Columella breviufcula, multifida. Semina plurima, parva, ovatiufcula, arillata, ramu- lis columell& infidentia. SReties 1. Rülingia Anacampferos. Differentia. Folia ovata, gibba. Racemus fimplex: peduneulo tereti. "Patria. Caput bon fpei, ' 13 Sm 134 TASTE Synonyma. Portulaca africana, fempervirens; flore rubichdo. Comm. hort. v. 2, p. 177. Telephiaftrum flore globofo. Dill. elth. p. 375. Anacampferos foliis acuminatis, Linn. cliff. p. 207. Anacampferos foliis ovatis, convexis, acutiufculis. Linn. upf. p. 146. Portulaca Anacampferos, Linn, fpec. ed. I, p. 445. Deferiptiones Auftorum. Comm. hort. v. 2, p. 177, Dill, elth. p. 375. Figure. Comm. hort. v. 2, t. 89. Dill. elth. t, 281, f. 363. 2. Rülingia triangularis. Diferentia. Folia obovata, planiufcula. Racemus fimplex: pedunculo triquetro. Patria. America, Synonyma. Helianthemum frutefcens; portulace folio. Plum, fpec. p. 7. Plum., icon. p. 142. Chameciftus americana; ; portulacz En flore albo. Herm. parad. p. 121. Portulaca triangularis. Jacg. catal. p. 22. Jacq. hift. p. 147. Jacgq. obf. v. ı, p. 35. Linn, veg. ed. 13, P- 379. Portulaca racemofa. Linn, fpec. ed. 2, p. 640. Deferiptiones Auflorum. Herm, parad. p. ı2r, Plum. icon. p. 142. Jacgq. AR Jacg. hift. p. 147. Jacq. obf.v. 1, p. 35. Figure. | Plum. icon. t. 150, f. 2. Jacgq. obf. v. 1, t. 23. 3. Rülingia patens. Differentia. Folia lanceolato -ovata, plana. Panicula ramofa. Patria. America. Synonyma. Portulaca paniculata. Jacgq. catal. p. 22. p. 148. Jacq. hort.v. 2,p 71. ‘ Portulaca patens. Linn. mant. p. 242. Defiriptiones Audtorum. Jaeq. bift. p. 148. Linn. mant. p. 242. Jacgq. hort. v. 2, p. 71. Figure. Jacg. hort. v. 2, t. 131. Anmerkungen. os 3 Jacg. hift. 1. Rülingia heifst diefe Gattung zu Ehren des Herrn Doktor Johann Philipp Rülings, eines gefchick- ten Botaniften, welcher jetzt die Stelle eines Stadtarz- tes in Northeim bekleidet, und fich durch feine Or- dines naturales Plantarum, feine Befchreibung der Stadt Northeim, und andere Schriften, Pflanzenkunde verdient gemacht. um die 2. Unter dem Worte Calyx verftehe ich nun immer das Linn&ifche Perianthium proprium. la 3. 136 u. 3. Capfulam nenne ich dasjenige Perifpermium, welches unfere Botaniften eine Capfulam longitudina- liter dehilcentem heifsen. EN ‘ 4. Paraftades find die zwifchen den Valvulis befindlichen Pfoften. Wer will, kann fie meinetwe- gen Receptacula nennen. | 5. Mehr als drei Arten will ich jetzt von diefer Gattung nicht anführen, ungeachtet mir noch ein paar bekannt find, die ich aber, "mehrerer Gewifsheit wegen, diefsmal noch zurück behalte. 6. Warum ich diefe Pflanzen zu 'einer befon- dern Gattung gemacht, wird mich wohl Niemand fra- gen, wenigftens keiner, der fehen kaun, er müfste denn ganz von Vorurtheilen eingenommen fein. 7: Wenn mir einer beweifen kann, dafs der Alten Anacampferos meine Rülingia gewefen, fo will ich diefe Gattung umtaufen, und fie, wie ehemals Linn (gen.plant. ed.r, n. 428) und Ludwig (def. gen. ed. 1760, n. 768), ebenfalls Anacampferotem heifsen, ungeachtet diefer Name fehr fchlecht dazu pafst, auch leicht zu Verwirrungen Anlafs geben kann, indem bei T’ournefort und Ray fchon eine Gat- ‚tung flieht, welche Anacampferos heifst, ‚8. Findet man aufser den Rülingien noch andre Pflanzen, welche Semina arillata haben, die bis zu ihrer Reifwerdung von einer doppelten Capfula, der Corolla und dem Calyce eingefchloflfen werden? Und - was mag wohl die Natur für Urfachen zu einer fo forgfältigen Verwahrung diefer Saamen haben ? ‚ Herrenhaufen, 1784, März, 3. | "Er, - Berkheya, eine Pflanzengattung. Providendum eft, ne plante cognatz feparentur, diflimi- les et alien confocientur, Rajus, Charadler effentialis. Anthodium multilorum. Thalamus alveolatus. Perianthium polyphyllum: foliolis trinerviis, denta- to-fpinofis. Radius fubvigintiflorus. Corolla ligulata, tri- f. quadrifida, Stamina fterilia. Piftillum obfoletum, Difeus fubodtogintiflorus. Calyx paleaceus. Corolla tubulofa, quinquefida, Antherz quinque, coalit«. Germen inferum. | Stylus unicus, filiformis, Stigmata duo. Perifpermium nullum. Semen turbinatum, pilofum, calyce coronatum. Charadter naturalis. Anthodium multiflorum. Thalamus plano-convexus, alveolatus. Perianthium polyphylium, patens. Foliola lanceolata, dentata, rigida, trinervia, fub- imbricata. ° Dentes divaricati, fpina terminati. Alveoli snembranacei, pellucidi, dentato-laceri, Is Ra- 138 TA Radius fubvigintiflorus. SL, Corolla ligulata, plana tri- f. quadridentata, inferne glandulofa. Filamenta breviflima, coroll& inferta, Anther& coalitz, fteriles. Piftillum obfoletum, fterile, Difeus fuboctogintiflorus. Calyx paleaceus, perfiftens. Palex decem ad quindecim, lanceolatz, ciliato- ferrate. Corolla tubulofa, quinquefida, inferne glandulofa. Filamenta quinque, capillaria, breviflima, corolle inferta. Antherz in eylindrum coalite. Germen pilofum, breve, inferum. ‚Stylus unicus, filiformis, ftaminibus longior., Stigmata duo. Perifpermium nullum. Semen turbinatum, pilofum, longitudine alveole- rum, calyce perfiftente coronatum. Species. 1. Berkhbeya fruticofa. Diasnofis. Caulis trutico/u‘, eredtus, tomentofus. Folia alterna, eliiptica, triplinervia, dentata, feflilia. Bafıs dilatata, femiamplexicaulis, {pinofiffima. Pagina interior tomentofa, Dentes breves, remoti, divaricati, fpina terminati. _Corollz lutex. Patria. Africa. Synonyma. Ä Crocodilodes atradtylidis folio; flore fulphureo, ao- ronate. Vaiil,. in Ad. parif, ann. 1718,_P: 207. Kar- Taler ‚139 Carthamus africanus, - frutefcens; folto .ilicis; fore aureo, Boerhaav, alt. v. I, p. 139. ° Walth. horrt. P- 13. Atradtylis foliis RR ovatis, denticulaiis, fpino- fis; calycibus patentibus. Linn. cliff. p. 395. Atradtylis fruticofa. Linn. fpec. ed. I, p.829. Knip- hof. .cent. Gorteria fruticofa. Linn, fpec. ed. 2, p. 1284. Figura. Walth. hort. t. 7. Kniphof. cent. nom. eit. Anmerkungen. 1. Den Namen Berkheya habe ich diefer Gat- tung zum Andenken des Herrn Profeflfors Johann le Franceg van Berkhey in Leiden beigelegt, welchem die Linn&ifche Syngenefie ihre Erläuterung zu ver- danken hat. 2. Was ich ein Anthodium und Perianthium heifse, habe ich fchon an einem andern Orte gefagt. 3. Durch “er Thalamım bezeichne ich dasLin- neifche Receptaculum commune, Da Tournefort diefes fchon gethan, fo habe ich wohl nicht Urfache, um Vergebung zu bitten. Wer hier lieber dem Rit- ter von Linnd folgt, dem werde ich defswegen nicht böfe werden. Ich halte es mit Galen, und fage: Multo lucidius effe opinor unicuique rei feorfum unum nomen, eique proprium indere, eoque perpe- tuo uti; cum fciam, quod communia nomina, qu® alterum non magis, quam alterum fignificant, audi. torem confundunt & perturbant, ut non cognofcat, quid fit tandem quod dicitur, priusquam zquivocum diftinguatur. | Ze; 140 ame 4. Die Coronam feminis habe ich hier einen Calycem genennt. Habe ich gefehlet, fo bitte ich um gütige Zurechtweifung. u 5. Die-Linneifchen Corollulas heise ich Co- rollas. 6.. Mein Perifpermium ift Linnes Pericarpium, 7. Vermuthlich könnten noch ein paar Gorte- tie hieher geführt werden, wenigftens fcheint es mir fo. Wer fie zu fehen bekommt, den bitte, folche zu unterfuchen. Ich kenne fie blofs aus Befchrei. bungen, und qu& non vidi, de iis non fuftineo judi- care, fagt Haller. 8. Die Gorteria fruticofa Bergii, oder Atradty- lis eppofitifolia Linn., ift, nach dem Berichte mei- nes Gönners und Freundes Bergius, eine ganz andre Pflanze, als meine Berkheya fruticofa, wie folches bereits aus den Befchreibungen zu fehen ift. | Herrenhaufen, 1784, März, 4. | “ | Auch ein Wort zu feiner Zeit geredet. rn Redt freudig vor dem Volk, und muthig vor dem Tu Gellert. FE: ungenannter Menfchenfreund hat uns in dem Baldingerifchen Neuen Magazin für Aerzte, B. ‚6, St. T, $.28, u. f., auf Veranlafflung meines die N RN der Neujahrsgefchenke unferer Apothe- ker F SaÄe 141° ker betreffenden Wunfches a), verfchiedene fchöne Anmerkungen über diefe Sache mitgetheilt, wofür ich demfelben hiermit öffentlich meinen verbindlich- ften Dank abftatte. . Was die Schädlichkeit diefer Gefchenke anbe- langt, fo ift der Verfafler diefes Auffatzes mit mir völlig einerlei Meinung, und wünfcht eben fo fehr, als ich, dafs diefe Mifsbräuche ein für allemal aufhö- ren möchten, wie denn jeder Unpartheiifcher, und wenn er auch nur die geringfte Einficht von der Sa- che hat, folches mit uns wünfchen wird, und jeder Menfchenfreund mit uns wünfchen mufs, Nur fcheinet es dem guten Manne nicht zu ge- fallen, dafs ich gefagt habe, der Apotheker müffe die Neujahrsgefchenke nothwendig auf feine Medica- mente fchlagen, und fei alfo gezwungen, feine Waa- ren jährlich um vier bis fünfhundert Thaler theurer zu verkaufen, als er fonft thun könnte, ‚wenn diefe Gebräuche nicht wären b); fondern er behauptet, dafs die Gefchenke, welche den Aerzten gemacht werden müffen, fchlechterdings Keinen Bezug auf die Preife der Medicamente haben, und keineswegs die Preife irgend einer Sache erhöhen, fondern ein- zig.und allein das fauer erworbene Verdienft jedes Apothekers verringern. „Aber die Wahrheit ift ein zu köftlich Ding, als dafs fie nicht jedem Biedermann theuer fein follte, und-alfo mufs fie auch vertheidigt werden! ‘* & Wenn a) Siehe Baldingers Neues Magazin für Aerzte, B. 4, St, 4) %» 303; 'Scherfs: Archiv der Mediein. Policei, B. Ti 352, b) So fteht es in meinem Auflatz! Ich wünfchte, dafs der ungenannte Verfafler diefen felbt, und nicht blofs den kurzen Auszug in Göttlings Almanach fürs Jahr 17894, geleien hätte, — 142 STARTE Wenn von einem landesfürftlichen Collegio me- dico eine Apothekertaxe gemacht wird, oder an Or- ten, wo diefe (leider) fehlt, der Apotheker fich fol- che felbf£ macht: fo werden die Arzeneien gewöhn- lich fo taxirt, dafs der Apotheker aus der Einnahme alie feine Ausgaben reichlich beftreiten kann! — Ein Pfund, Rhabarber koftet ihn z.B. gewöhnlich nicht mehr, als zwei bis drei Thaler, ein Pfund Fieberrinde anderthalb bis zwei Thaler u. f.w. Weil er aber Wohnung, Effen, Trinken, Kleider, Gefäfse, Feue- rung, Bücher u. d. gl. nöthig hat, Leute befolden mufs, ‚und über diefes noch eine Menge anderer grof- fer und kleiner Ausgaben zu beftreiten hat: fo nimmt er für eine Unze Rhabarberpulver zehn Ggr. für eine Unze fein geftofsene Fieberrinde acht Ggr. und fo vonjeder Waare nach Proportion immer mehr, alsihn folche koftet, und aus diefem Ueberfchufs beforgt er nun feine Ausgaben, Je weniger nun ein Apotheker folcher Ausgaben hat, defto wohlfeiler kann er natürlicher Weife auch feine Medicamente verkaufen; fo wie er im Gegen- theil, wenn er viel auszugeben hat, auch nothwen- - dig viel einnehmen mufs! Zu diefen Ausgaben gehören nun unter andern auch die gewöhnlichen Neujahrsgefchenke, welche der Apotheker beim Schluffe des* Jahrs an die Aerzte und vornehmen Kunden giebt, und leider machen folche einen fehr grofsen Theil diefer Ausgaben aus, fo dafs ich weils, dafs fie bei einigen Apothekern die Hälfte fo viel betragen, als fie ihre ganze Haushal- tung koftet, denn vier bis fünf hundert Rthlr, find Geld für einen Apotheker! Hatte ich nun Unrecht, wenn ich fagte, der Apotheker müfle die Neujahrsgefchenke auf feine Me- dica- Se. 143 dicamentefchlagen, undfei gezwungen, feine Waaren jährlich für vier bis fünf hundert Rthlr. theurer zu verkaufen, als er thun könnte, wenn diefe Gebräu- che nicht wären? Mich dünkt, wenn eine Frage leicht zu beantworten ift, fo ift es diefe! Ich bleibe alfo bei dem, was ich ehemals gefagt habe, mein Freund mag es ger Klugheit angemefien oder nicht angemeflen finden, ja folches gar ein im heiligen Eifer unter das Volk pofaunen heifsen. Wer will, der heisfe es ein Trompeten, oder gar Wald- hornen, mir wird folches alles gleich viel fein. Ge- nug für mich, dals ich meine Schuldigkeit gethan habe. — | . So wie ich damals wünfchte, wünfche ich dem- ‚nach auch noch jezt, namlich, dafs diefe dem ge- meinen Wefen {fo fchädliche Gewohnheit ein für allemal abgefchaftuud verboten würde! Denn fo lange diefes nicht gefchehen wird, haben wir auch keine Urfache, uns Hoffnung zu machen, jemals niedrigere Arzeneipreife zu fehen. Und was iftdiefes für ein trauriger Gedanke für den Kranken- und Armen- freund! Auch wird bei diefen fortdauernden Mifs- bräuchen das für das Publikum fo oft nachtheilige, und dem Arzte eben nicht fehr zur Ehre gereichende Recommendiren diefer oder jener Apotheke, fchwer- lich jemals aufhören, fo wie fich dennauchder Wahne) des gemeinen Mannes, dafs der Arzt und Apotheker auf Unkoften der Patienten fich mit einander verfte- hen, e) Ich heiße es hier einen Wahn, Dafs es mehr als Wahn iei, kann man aus den vortrefllichen Anmer- kungen des Hrn Hofrach Baldingers zu dem Auf- fatze des Ungenannten ım Neuen Magazin für Aerzte, B. 6, St. 1, 3.38, fehen, Ich könnte auch tolche Facta anfuhren, behalte lie aber diefwmal noch zurück, 144 Br > hen, unmöglich verlieren kann. So bald dc die Urfachen von diefen wegfallen, fogleich müffen auch die Wirkungen wegfallen. — - Herrenhaufen, 1784, März, 18. 15. Anmerkungüber dasWort: Frauenzimmer- KR" Frauenzimmer (Gyn&zceum) hiefs man ehedem dasjenige Zimmer eines Haufes, wo fich die Frauensleute oder Weibsperfonen aufhielten. Nach- her nannte man diefe Frauensperfonen felbft auch Frauenzimmer, fo wie z. B. der Deutfche nicht blofs- das Gebäude, welches der Lateiner Templum nennt, fondern auch die in demfelben fich verfammelnden Leute (Ecelefia) eine Kirche heifst. Aber diefes war noch nicht alles. Man brauchte in der Folge jenes "Wort um jede Bewohnerin eines folchen Zimmers damit anzuzeigen, und nannte alfo eine einzelne Weibsperfon ebenfalls ein Frauenzimmer. Diefes war nun freilich etwas fonderbar, und im Grunde kein Haar befler, als wenn ich z. B. diefen oder je- nen Lutheraner eine Kirche heifsen wollte. DasBe- fonderfie aber ift noch, dafs unfere Sprachgelehrten num fo gar fchreiben: Ein Frauenzimmer, die fich durch ihre Schriften bekannt gemacht hat; oder das Frauenzimmer, der ich einen Kufs gegeben habe. Ift denn diefes deutfch? Werden nicht au Ausländer bei Erblickung dergleichen Sachen fich über uns aufhal« en, und den zuten Deutfchen auslachen ? Wäre’ es nicht ‚befier, wenn mann diejenigen Fra uensperfonen, die fich bisher durch das Wort, Frauenzimmer, von den STE 145 den übrigen zu diftinguiren fuchten, Zimmerfrauen und Zimmerjungfern nennte, fo wie man einige ihrer Gefelifchafterinnen und Aufwärterinnen, Kammer- frauen, Kammerjungfern und Kammermädchen zu nennen pflegt? Weibsperfonen, welche in der Rang- ordnung eine Stuffe niedriger ftehen, Könnte man fo- dann Stubenfrauen und Stubenjungfern tituliren. Und unfere glatten Bauerweiber und Bauerdirnen müfsten denn wohl Stallweiber und Stalljungfern heiffen. Das wäre doch nun wohl Unterfchied und Rangordnung genug! Herrenhaufen, 1784, April. >: 16, Nachricht für Kranke, den Schwefelbrun- nen bei Limmer betrefiend. Oft hat ein Kranker nicht Geld, nicht Zeit, nicht Gelegen- heit,eineReifenach einem berühmten Brunnen, oder nach einem Bade zu thun. Wie erwünfcht, wie vortheilhaft fur ihn, wenn an feinem Orte oder in feiner Nachbarfchaft eine Quelle if, deren er fich mit wenigern Koften und wenigern Umftänden, und doch mit eben dem Nutzen, bedienen kann, Das thut ja zur Sache nichts, dais diefer Brunnen nicht weltberühmt ift, Zückert, \ } enn meine Augen fich den Tag über durchs Microfcop fatt gefehen, und mein Kopf von Phänogamie und Cryptogamie voll ift, denn nehme ich gewöhnlich des Abends meinen Gellert in die Hand, und fuche mich vor dem Schlafengehen noch ein wenig aufzuheitern und zu ergötzen, kbrb. Beir, B, 3, K Vo- 146 Sara Vor einigen Tagen las ich deffen Menfchen- freund, und kam auf die Stelle: So wie der Wuchrer zählt, wenn itzt ein ahasn ver- läuft, Wie hoch fein baares Geld fich durch die Zinfen häuft; So zählt der Menfchenfreund mit jedes Tages Ende Den Wucher feines Guts, das Wohlthun feiner Hände. Er lacht des eitlen Staats; für das verfchmifsne Geld, Wovon Marull ein Haus unnützer Diener hält, Die ihm im Wege ftehn, und ihm und feinen Pfer- den Am Müffiggange gleich, und gleich an Geilheit werden; Für dies verprafste Geld weifs unfer Menfchen- freund, Den, der mit Jammer wacht, und auf dem Lager weint, Aus Liebe zur Natur, bewegt von felgen Pflichten, Grofsmüthig zu erfreun, und göttlich aufzurichten. - Ich fühlte die Noth und den Schmerz fo vieler taufend Kranken, die jetzt aus Mangel folcher Men- fchenfreunde auf dem Lager zu ihrem Schöpfer feuf- zen, und ihn um Hülfe und Rettung anflehen, — und wünfchte von ganzem Herzen, dafs ich etwas zu ihrem Beften beitragen Könnte. — Mir fiel hierbei der Schwefelbrunn im Limmer Holze ein, der vielleicht einigen diefer Unglücklichen wieder zu ihrer verlohrnen Gefundheit verhelfen könnte, und ich nahm mir vor, den folgenden -Tag dahin zu gehen, eine diefer Quellen rein, und, fo viel mir möglich, zum Gebrauch meines armen und kranken Nächften gefchickt zu machen, Ich ala 7 Ich thates. Ein zur Hülfe mit mir genomme- ner Bauer grub die obere diefer Quellen auf, ver- fchafte ihr Abflufs, und machte das Loch rein und tiefer. Die oberfte Lage des Erdreichs war Leimen, und auf diefen folgte ein grober weifser Sand, wel- cher ziemlich mit Sandfteinen vermifcht war. Ich fchöpfte das Wafler einige mal heraus, und fahe, wie es mit Gewalt aus der Erde hervor quell, den groben Sand in die Höhe warf, und zufehends das ziemlich grofse Loch wieder anfüllte. Ich freute mich dar- über, noch mehraber, als ich daraufroch und fchmeckte, und fand, dafs das hervorguellende Waifler fo reich- lich mit Schwefeldunft gefättigt war. Ich hielt den filbernen Befchlag meines Stocks in die Quelle, wel- cher fogleich gelb, darauf braun, und endlich fchwarz wurde. Meine tombackene Schuhfchnallen waren während des Grabens fo itark angelaufen, als wenn fie ein halbes Jahr nicht geputzt worden. Alles Be- weife des in dem Wafler befindlichen Schwef£els! Es wurde Abend, und ich ging voller Vergnügen auch heute etwas zum Nutzen meines Nächften bei« getragen zu haben, nach Haufe, Ein von diefen Quellen mitgenommenes incru- ftirtes Eichenblatt machte ich beim warmen Ofen trok- ken, und zündete esam Lichte an. Es brannte blau, wie Schwefelfaden, und meine ganze Stube wurde dadurch mit Schwefelgeruch angefüllt. Ein paar andere von diefen Blättern rieb ich klein, und digerirte fie auf dem warmen Ofen mit Terpen- tinöl, welches davon hochgelb wurde, und einen wahren Schwefelbalfam darftellte. Beim Erkalten fetzten fich viele Schwefelkryftallen zu Boden. Die bei diefem Schwefelbrunnen befindliche in- eruftirte Charam vulgarem L. machteich trocken, und Ka legte 148: STAA legte etwas davon auf glühende Kohlen. Sie brennte mit der gewöhnlichen blauen Schwefelflamme, und gab einen erftickenden Schwefelgeruch von fıch. Einen Theil davon kochte ichmitin Wafler auf- gelöftem kauftifchen Pflanzenalkali, und erhielt eine Schwefelauflöfung, welche, mit Säuren vermifcht, wie faule Eier roch, kurz, fich wie ein Hepar fali- num verhielt. Abermals handgreifiiche Beweife des Schwefels in diefen Quellen! Meine Frau fragte mich: Wozu hilft denn die- fer Brunnen? Ich fagte ihr kurz: In allen Krankhei- ten, wo ein Schwefelbrunnen helfen kann. Aber diefes war ihr noch nicht genug; fie wollte willen, in welchen Krankheiten Schwefelbrunnen eigentlich ge- braucht werden, und fich nutzbar erweifen. — Ich nahm Zückerts Befchreibung aller Gefund« brunnen und Bäder Deutichlands herunter, ein Buch, deffen Verfaffer man Glauben beimeffen kann, weil er nicht, wie viele Brunnenärzte, diefen oder jenen Bftinnen aus Eisennutz befchrieben und ihn bis an den Himmel erhob, fondern, als ein unparteiifcher Mann, die Wahrheit fagte, und las ihr die Antwort auf ihre Frage daraus vor. Hier find feine Worte, die ich meinen Lefern, welche diefes fchöne Buch _ nicht felbft befitzen, abfchriftlich mittheile. Sie fte- hen in der zweiten Auflage, S. 444. „Der Schwefel ift ein brennbares Wefen, wel- ches, als eine fubtile Fettigkeit, das Blut und die, Säfte reiniget und verfüfset, indem er die Schärfen und überflüfigen Salztheile, die im Körper vorhan- den find, einwickelt, flumpf macht, und, nachdem er die Poros der Haut geöfnet hat, felbige durch den Schweifs fortführet; in die feften Theile hat er eine erweichende und gefchmeidig machende Kraft. Alfo 4 aa ' Alfo it er ein unvergleichliches linderndes und fchmerzftillendes Mittel, und dazu hilft auch die Wärme des Waflers nicht wenig. Jetzt erzählte Würkungen leiften die Schwefelwafler fowohl bei ihrem innerlichen als äufserlichen Gebrauch, und fie find allerdings im Bade am kräftisften. Man braucht hie alfo mit unvergieichlichem Nutzen in allen fal- zigen Unreinigkeiten des Blutes und der Haut, in der Krätze, und alien Arten der chronifchen Aus- fchläge.- In diefen Krankheiten haben diefe Wafler - vor allen ändern den Vorzug. Sie helfen noch, wenn inan auch fchon alle andere Mittel vergebens gebraucht hat. .In alten Gefchwüren und Schäden find fie wahre Abftergentia und Depurantia, und kein Waffer erweicht beffer die fteifen und trockenen Fafern, die krampfhaft zufammengezogenen Theile, die con- tra&en Glieder. Sind die gemeinen Bäder noch‘ nicht zur Heilung diefer Uebel hinreichend, fo er- langt man fie noch durch die Dampf- und Tropfbä- \ der, die eben mit Schwefelwaflern am Kräftigften und zum Erftaunen würken,“ So weit der felige Zücker. Wer nun weiter willen will, ob diefer Brunnen auch zu feinen Um- ftänden, pafie, — wann und wie er folchen gebrau> chen foll, — innerlich, oder blofs als Bad, — und diefes entweder warm oder kalt, — ferner, wie man fich dabei verhalten müfle, — und was derglei- ehen Dinge mehr find, der frage einen unpartei- ifchen Arzt darum, einen Mann, der zugleich etwas Chemie verfteht, Jude oderChrift, gleichviel, wenn er nur etwas gelernt hat, dabei ein Menfcherfreund, und kein Windbeutel oder Saufbruder ift; — diefer wird ihm fodann fchon mehr fagen. Ein jeder Ge- fundbrunnen ift eine Art Medicament, und fo, wie diefe nicht blofs rutzen, fondern auch fchaden kön- K 3 nen, 150 An nen, fo ift es auch mit jenen. Ich fage alfo noch- ‚mals: fragt einen rechtfchaffenen Arzt um Rath! ®. Mir ift es für diefsmal genug, gezeigt zu haben, cafs diefe Quellen Schwefel enthalten, und deren Wafler genug und in Menge zu haben fei. Findet meine Bemühung Beifall, fo werde ich . fuchen, die untern Quellen ebenfalls rein zu machen, die allem Anfchein nach noch ftärker, als die obern, find. Nichts wird mir angenehmer fein, als wenn ich höre, dafs meine Arbeit nicht umfonft gewefen if, und einige meiner kranken Mitbrüder bei diefem Brunnen ihre verlohrne Gefundheit wieder erhalten haben, welches ich denn aus dem Grunde meines Her- zens beftens wünfche. Herrenhaufen, 1784, April. ze Anekdoten. I Kir Bauermädchen verbefferte feinen Dienft, und kam zu einem — r. Inden erften Tagen war das ehrliche Ding öfters traurig, und weinete. Die Frau — rin fragte endlich: Was fehlt Euch dann? “ Ach, liebe Frau, antwortete das gute Mädchen, ich fehe hier fo vieles, das wider das fiebente Gebot läuft. Was fiebentes Gebot! dummes Mädchen! erwiederte S die ®) Kennzeichen eines folchen Arztes findet man in der vortrefliichen Vorrede des Herrn Hirzels zu der von ihm überferzten Tiflotifchen Anleitung für das Land- volk in Abficht auf feine Gefundheit, SAE oısı die Frau —rin. Das find Accidentien! Wenn wir diefe nicht hätten, wo wollten wir unfern Staat her- nehmen? Man kann wohl fehen, dafs Ihr bei einem einfältigen. Bauern gedient habt. Wolit Ihr diefes fo genau nehmen, fo müfst Ihrja nicht zu fo vorneh- men Leuten kommen. >: Man erzähletvon einem Schufter, der, wenn ich nicht irre, Crifpin geheifsen, dafs er das Leder ge- ftolen, die Schuhe aber den Armen gefchenkt haben foll. Viele glauben folches, noch mehrere aber glau- ben’s nicht. — Aber ift es denn fo etwas unglaub- liches, dafs einmal ein folcher Mann gewefen, und giebt es nicht heut zu Tage noch folche Crifpine, die, obfchon fie keine Schufter find, es dennoch jenem gleich thun, ja ihn zuweilen wohl noch garübertref- fen? Ich will blofs ein einiges Beifpiel anführen. Wie mancher, dem man diefe oder jene Sache anver- trauet und übergeben hat, und der gewöhnlich noch mit einem Eide verfprochen, dafs er folche treu be- . wahren, und nichts davon entwenden wolle, macht nicht feinen Gönnern und Freunden damit Gefchenke, (vom Verkaufen will ich gar nichts fagen,) und ift alfo ein wahrer Crifpin. Jener Schufter Crifpin unter- - fcheidet fich von unfern Crifpinen blofs darin, dafs bei feinen Gefchenken nur ein Theil, nemlich das Leder, geftolen war, und dafs folche allein den Ar-* men und Nothleidenden zu Theil wurden; da hinge- gen die Gefchenke der heutigen Crifpine ganz und gar geftolen find, und nicht den Nothdürftigen, fon- dern gewöhnlich folchen gegeben werden, welche reicher, als die Crifpine felbft, find, denn diefe Sbir: nen brav wieder fchenken, K4 3. 12 AA Craffus kam in die Stube eines Studirenden. Bei Erblickung deffen Bücherfammlung 'rufte er aus‘: Ach, welch eine Menge Bücher haben fie!: Was mögen die wohl gekoftet haben, — und wie wenig werden ihre Erben einft wieder dafür bekommen! Sie hahen Recht, mein lieber Crafflus, antwortete der Student, fie müflen aber auch bedenken, dafs ich fol- che fchon eine lange Zeit genutzt, und vieles daraus erlernet habe. Rechnen fie einmal zufammen, was fie von Jugend auf gegeflfen und getrunken haben; welch eine Summe würde da heraus kommen, und wie wenig würde ihnen ein Gärtner oder Bauer für — Ja, das glaube ich wohl, fiel Craflus ein, denken fie aber, wie oft ich mir damit gütlich that, und mei- nen Körper erquickte! — Und ich mit meinen Bü- ‚chern meine Seele, verfetzte der Studirende, und ich danke dem gütigen Himmel, dafs er mich zu einem vernünftigen Menfchen machte, der nicht blofs, wie die Schweine, für feinen Bauch zu forgen, hat. — Craffus, dem diefes Compliment wohl nicht recht fchmecken möchte, fahe fich nach der Thür um, und empfahl fich, und niemand war froher, als der Stu- dent, dafs er diefen zu feiner Gefellfchaft fo fchlecht paffenden Dickbauch fich fo geichwände vom Halfe fchaffen konnte, 4- Ein’Geiftlicher vexierte einen Laboranten wegen des Steins der ‚Weifen, und fuchte ihn zu überzeugen, dafs die Verwandlung der Metalle unmöglich fei«‘ Sie können Recht haben, antwortete der Chemifte, erlauben fie mir aber, dafs ich meine Arbeiten fort- fetze, denn wenn ich auch niemals meinen Endzweck erreiche, fo macht mir doch die füfse Hofnung noch. manche ala 153 manche angerichme $tünde. — Die Verwandlung der Metalle bat viele Aehnlichkeit mit der Auferftehung der Todten. Beide find noch nicht mathematifch bewiefen, nichts deftoweniger ift es recht zut, wenn man fie glaubt. Wären nie keine Alchemiften gewe- fen, fo kennten wir viele fchöne Arzneimittel nicht, und mancher Ehrn würde fodann fehon vor 50 Jah- ren geftorben fein, dem jetzt noch ein Gläschen Wein fchmeckt. Und wie viele andere nützliche Sachen wären uns verborgen geblieben, wenn unfere Vor- väter nicht Gold gefucht hätten! Und läugneten alle die Auferftehung der Todten, fo bin ich nicht gewifs, ob uns beiden heute nicht noch die Kehle abgefchnit- ten würde, wenigftens möchte ich mich fodann hier nie. bei offener Thüre zu Bette legen. — 5. Neulich war ich in einer Gefellfchaft, worin fich auch ein kleiner artiger Knabe befand. Er fahe am Fenfter ein Buch liegen und las deffen Titel, Die vielen Abbreyiaturen, welche in der grofsen Titula= tur des Verfaffers vorkamen, nöthigten ihn, dafs er fıch defswegen zum öftern bei feinem gegenwärtigen Vater befragen mufste, Diefer ward des vielen Fra- gens endlich müde. Der Knabe kam dem ungeachtet noch einmal, und fragte nach der Bedeutung des Örc,, welches am Ende des Verfaflertitels fand. Dasheifst: Ritter des Hafenfufs Ordens, antwortete der Vater, und graduirter Marktfcbreier! 6. Ein Deutfcher vexierte einen Ruffen mit dem alten Kalender, und dafs diefe immer eilf Tag: hin- ten nach kommen. — Der Ruffe lachte über den Deutfchen und gab ihm zur Antwort: So wie fie fich,- zer Sn? 5 Mein 154 ARE mein Herr, über uns verwünderh, dafs wir um eilf Tage fpäter in der Zeitrechnung, als ihre Landsleute, find, fo fremd kam es mir vor, als ich in Deutfchland fahe, dafs man dafelbft an einigen Orten, in Sachen, woran doch hundert mal mehr, als an dem Kalender, gelegen ıft, wohl eilf ganzer Jahre fpäter, als bei uns, if. — Sind wir'fchon etwas fpät in dem Ka- lender, fo find wir doch, dem Himmelfei Dank! früh in guten Einrichtungen undnützlichen Anftalten. — EEE, Botanifche Zurechtweifungen. Jeder Botanift, der zur Erweiterung der Pflanzenkunde arbeitet, ift ein Gefchichifchreiber, und die Pflanzen find feine Urkunden, Wer Beobachtungskunft und Geifteskraft genug befitzt, diefe Urkunden zu lefen, der ift beffimmt, diefe Wiffenfchaft zu erweitern, _ ohne dafs er fich nach dem Ideale eines andern mo- deln dürfe, welches fich nur für Nachahmer fchickt, Denn auch hier ift keine monarchifche, fondern re- en Verfaffung, und wer Kraft in fich ühlt, Irrthümer zu entdecken, und die Gränzen der Wiffenfchaft weiter auszudzhnen, ift nicht al- ' lein verbunden, es zu thun, fondern auch das Publikum if verpflichtet, ihn zu hören, wenn es fchon einer ganzen Schule unangenehm fein follte, die ibre Aurorität für fo gegründet hält, dafs fie es nicht zugeben will, von ihr an die Natur zu ap- pelliren, oder die fich wenigftens nach ihren Kräften alle Mühe giebt, jene Beobachter der Vergeflenheit zu überliefern, die fich zu gut dünken, um fich vor ihr zu demüthigen. Medikus. I. 195 Dr. Roth in Vegefack fagt bei feiner Poa maritima: Hanc plantam in 'maritimis vul- gatifimam, in Syftemate Vegetabilium b. Linnzus plane ARE 155 plane omifit. Wenn ich nicht irre, fo fteht fie zwei- mal darin. — Wer Augen hat zu fehen, der fehe. 2. Der in dem lüneburgifchen Flugfande ge- pflanzte Sandhaber ift' nicht Elymus arenarius, wie ein gewifler botanifcher Schriftfteller glaubt, fondern Arundo arenaria L. | ! 3. Zu den Pflanzen, welche im Linnäifchen Syftem noch nicht befindlich find, zählet Roth auch fein Hordeum maritimum. Konnte denn der Mann das'Hordeum murinum 8 Linn. fuec. ed. 2, n. 113, "Linn. fpec. ed. 2, p. 125, u.f. w. nicht iehen ? 4. Gomphrena — an interrupta? Roth. beitr. v. 2, P. 95, ift Celofia procumbens Jacq. mife, v. 2, p. 344, Murray in Comm. Götting. ann. 1782, p. 16, t.5. Sonderbar genug, dafs eine und eben die- . felbe Pflanze von drei fo grofsen Botaniften zu zweien fo verfchiedenen Generibus geführet wird. — Ich will doch fehen, welche Partei fchief gefehen hat, und alfo im Genitivo ftehen mufßs! 5. Was dachte Linn& wohl, als ereine Pflanze Toluiferam nannte? Dafs folches fo viel fagen foll, als dafs diefes die Pflanze fei, welche den Balfam von Tolu trägt! Recht gut; aber-wie würde man einen auslachen, wenn er z.B. die Pflanze, welche den Strafsburger Terpentin giebt , Argentoratiferam nennte, Sollte ja etwas von T'oolu darin fein, fo hätte ich den Baum doch lieber Toludendron- ge- heifsen. 6. Corolla a Perianthio diftinguitur, quod illa eum ftaminibus fitu alternat, Perianthium autem op- ponitur. Linn. philof. n. 90. — Die Chryfoplenia haben Flores octandros: ftaminibus 4 laciniis Peri- gonii oppofitis, 4 alternis. Wie heifst ein Linnda- nes 156 TR ner nun diefes Perigonium? Perianthium oder Ce- ' rollam ? 7. Planta, que in horto D. P, de Rocques flo» ruit, Roth. beitr. v.2, p. 100, n. 3, ift nichts an- ders, als eine gemeine Halefıa. Der Calyx inferus, das Germen fuperum, die Folia fafciculata u. d. gl, find Rothifche Fehlfchüffe ! 8. Linne giebt in den Generibus plantarum ed. 6, n. 603, feinen Portulacis ein. Perianthium fu- perum, ich habe aber noch keine gefehen, die folches hat. Einige derfelben (Portulac& Ludw.) haben ei- nen Calycem femifuperum, die andern aber (Ana- campferotes Ludw., Rülingi& Ehrh.) einen inferum. 9. Ludwig fagt in feinen Definit. gen. plant. ed. 1760, n. 767, von der Portulaca: Calyx monophyl lus, inferiorem partem ovarii ardte cingens, bifidus, peräftens, — Capfula ovata, duplici tefta conftans, quarum prior horizontaliter, altera paulo poft fimili imodo fecedit, unilocularis. - Wenn ich recht gefehen, ' fo ift dasjenige, ‘was den untern Theil des Ovarii umgiebt, das Receptaculum cingens. Die Tefta prior aber diefes Botaniften ift nichts anders, als der Calyx, welcher nach der Verblühung fich wieder fchliefst, und das Operculum Pyxidii bis zum Reif- werden des Saamens bedeckt, fodann aber abfällt. Eine ziemlich gute Vorftellung des Gefagten findet man in Tournef. inft. t. 118, 10. -Portulaca americana latifolia eredta, flori- bus albis Comm. hort. v.1, p.7, t. 4, wird vom Linn& unter feiner Portulaca fruticofa angeführt. Aber Commelins Pflanze ift einjährig, und hat einen: Calycem diphyllum und ein Pyxidium! \ ı 1. Der felige Landdroft von Münchhaufen fand zwifchen Lüneburg und Netze die Euphorbiam Cha- raciam -_ Sr 157 ” - raciam L, wild wachfend. Ich fahe in diefer Ge- gend blofs Euphorbiam paluftrem und E. Efulam, 12. Die Apotheker lachen, wenn ein Arzt in einem Recepte Tartarum vitriolatum, Arcanum du- plicatum und Sal polychreftum Glaferi verfchreibt. Aber ein Botanift lacht gewifs nicht weniger, wenn im Jahre 1783 noch Bücher erfcheinen, worin zu- gleich Rofa pendulina, alpina und inermis, ferner Rofa foecundifima, cinnamomea und majalis, ferner Rofa punicea und bicolor, und dergleichen fchöne Sächelchen vorkommen. Zuerft gefehen, und dann gefchrieben, liebe Brüder! 3. Leers vereinigt dieFumariam bulbofam ca- vam und intermediam Linn, in Eine Speciem. Hätte er diefe zwei Pflanzen recht befehen, fo würde er folehe gewifs nicht zufammengeworfen haben, Rei- chard fcheint bei diefen Pflanzen auch geträumt zu haben, denn er will fogar die Fumariam buibofam- . folidam und cavam L. vereinigen, Siehe deflen Sytt. plant. v. 3, p.378. Lieber wollte ich noch mit Haliern die Fumariam bulnofam folidam und inter- mediam des Linnes in Eine Art verbinden! 14. Dillen fagt in feinem Appendice ad Catal._ ‚plant. giffen‘. p. 38: Curiofum & a nemine, quod noverim, animadverfum eft, bulbofarum Fumaria- rum radices florefcentia peradta profunde terram fub-. ire, Ich habe alle Hochachtung für Dillen, hier aber mufs ich meinen Unglauben bekennen. 15. Vicia ineurva Roth. beitr. v. 2, p. 98, ift Lathyrus paribus foliorum quinque, floribus racemov- fis, filiguis incurvis, Hall. gött. p. 288. 16. Scorzonera Taraxaci Roth. beitr. v. ı, p. 120, ift keine Scorzonera vera, denn fie hat femina © pappo pilofo, und einen Habitum diverffimum. 3.17. u 1 SR ala 17, Medicus fagt,' dafs die 2ıfte Klaffe des Linne fehr unnöthig fei, weil ja jeder einzelne Stamm feine Zwitterblüte habe. Das erfte habe ich fchon längft gefagt, das letzte aber möchte ich nicht be- haupten, wenigftens habe ich noch keine Flores her- maphroditos Coryli, Juglandis u. d. gl. gefehen. 18. Juniperus virginiana Linn, hat ein Amen- tum 12-16 fiorum: floribus oppofitis, quadrifariis, triandris. Pafst'alfo der Character naturalis Juniperi in Linnds Generibus plantarum fehr fchlecht auf diefe Speeiem. 19. Acer rubrum L. gehört zur Polygamia tri- oica. Hier find Bäume, welche blofs Hermaphrodit- blüthen, andere, die nur männliche, und andere, wel- che nur weibliche tragen. 20. Die Befchreibung, die Hedwig von den Mufeis frondofis gegeben, pafst nicht gut zu feinem Sphagno, denn diefes hat Kein Petalum bafı dehifcens, inque altum cum capfula elatum. 21. Das Sphagnum heteromallum polycephalum Dill. hift..p. 248, t.32, £. 6, zählt der alte Linne zu den Sphagnis, der junge aber zu den Fontinalibus. Es ift aber weder das eine, noch das andre, Peri- ftomium fimplex, fedecimdentatum! 22. Fontinalis pennata L. ift keine Fontinalis, fondern gehört in die Gattung, worin Hypnum crif- pum L. fteht, denn diefe zwei Moofe kommen nicht nur in dem Habitu, fondern auch in der Frudtifica- tion, faft gänzlich mit einander überein. 23. Ich habe in dem Hannoverifchen Magazin im J. 1780, S. 1331, gefagt, dafs die Fontinalis ca- pillacea Linn, fuec, ed.2, n,962, Keine Fontinalis fei, indem ihr das Periftomium reticulatum fehle. Neu- lich fahe ich meine in Schweden gefammelte Exemplare von ARE 159 von diefer Pflanze noch einmal durch, und fand dar- unter eins, welches ein doppeltes Periftom hatte, da- von das innere wirklich reticulirt war. Ich nehme alfo meine ehemalige, und, wie ich nun fehe, an folchen Pyxidiis, die das innere Periftomium bereits verloren hatten, gemachte Bemerkung, wieder zu- - rück, und freue mich, dafs eine Pflanze, die in den Partibus-vegetationis mit der Fontinali antipyretica und minori ziemlich viel Äebnliches hat, auchinden Frudtificationstheilen mit diefen übereins kommt. 24. Haller giebt den Staatsrath Müller für den Erfinder der (vermeinten) Anthere Buxbaumix aus. Diefes verdrofs den alten Linn&, denn eine fo grofse Entdeckung mufste ja keinem andern, als ihm, zuge- fchrieben werden, am wenigften aber einem Dänen. Er fchrieb defswegen: Antheram poiliniferam Mille- rum 1764 primum detexiffe perperam dicunt, Wenn Linne damals Hedwigs Fundamentum Hiftoriz natu- ralis Mufcorum frondoforum gefehen hätte, würde er vermuthlich die Ehre feines Fehlfchuffes Müllern gern gegönnt haben. — 25. Die Arten von Hedwigs Webera find Her- maphroditen wie die Carices androgyn&z, deren Män- ner an der Bafıs, die Weiber an der Spitze der Ach- ren fitzen, kurz und mit einem Wort, Plant« an- drogyn& Linn, 26. Weber hält das Bryum paludofum und vi- ridulum für Varietäten, Sie find aber fo verfchie- den, dafs fie nicht einmal in Einem Genere ftehen können. jenes hat ein Periftomium dentibus biädis, diefes aber integris. 27. Bryum nutans Schreb. hält Weber für eine Abart des Mnii pyriformis Linn., ich kann ihm aber gar nicht folgen, Jenes fcheint mir nichts anders, als 160 warn als Bryum trichodes Linn., zu fein. Habe 'ich Un- recht, fo bitte ich um gütige Zurechtweifung. — 28. Bryum pallidum Schreb. verdiente _ wohl ein eigen Genus, denn das Bryum hypnoides mt, it ihm gar zu unähnlich. 29. Meine Andrezxa hat kein Petalum ex apice dehifeens. Pafst 'alfo die Definition der Hedwig fchen Lebermoofe gar nicht dazu. 530. Das Synonymum und die Anmerkung bei Byffo antiquitatis in Linn. mant. p. 51o, gehört zu Byffo nigra Hudf. i 31. Agaricus deliciofus Batfch. ift eine Species compofita. Wer die dabei angeführten Schäfferifchen Figuren auch nur im Dunkeln fiehet, wird doch ge- ftehen müffen, dafs hier mehrere Arten zufammen- gefchmillen worden. 32. Boletus nitens Batfch. el. p. 109, iftein Mifchmafch von Arten, die nicht einmal in eine und eben diefelbe Abtheilung gehören. Die Varietas y (Boletus hepaticus Schezff.) ift fo {ehr von den andern fogenannten Abarten verfchieden , dafs fie beinahe » ein eigenes Genus verdiente. Das hier angeführte Synonymum des Linne& ift auch unrecht. Der Bole- tus fanguineus Linn. hat eine ganz andere Nafe. Ich habe ein Exemplar davon, welches Rolander felbft eingelegt hat. 33. Linne fragt bei feinem Hydno Aurifcalpio: An Varietas fola Hydni imbricati? -Ich antworte: Species diftindtifüma! 34. Phallus crifpus und Ph. Monacella Scopol. - eatn. ed. 2, n. 1606 und 1607, find keine Varieta- tes, fondern wahre Species, a Helvella Pineti L. trägt. ihre Frudification auf der untern Seite, und differirt alfo fogar in den | Gat- Zar 161 Gattungskennzeichen von der Helvella Mitra L., welche ihren Saamen auf der obern Seite des Huts hat, : 36. Was ieh eben von der Helvella Pineti ge- fagt, das gilt auch von der Elvela caryophyliza Schzff. fung. n. 246, t. 325. Beide fcheinen mir mit der Peziza cornucopieide verwandt zu fein, 37. Micheli, Haller, Schäffer und mehrere machten aus der Peziza lentifera L. eine befondere ‚Gattung, und jeder, der nur ein halbes botanifches Auge hat, kann gleich beim erften Anblick fehen, dafs diefe Männer Recht haben. Aber warum folgte denn Batfch noch dem Linne, und führt diefe Schwämme unter den Pezizis auf? Lieber Eichen, Büchen und Hafelnüfle in Ein Genus geworfen, als Linnes Pezizam lentiferam, cornucopioidem, punda- tam und fcutellatam! 38. Batfch führt die Pezizam cornucopioidem zu den Agaricis. Wie kam er zu fo was? 39. Die Elvelam albidam Schzff. fung. n. 213, t.151, und die Elvelam ciliatam Schzff. fung. n, 240, t. 284, macht Batfch zu Abarten feiner Pezizz fcutel- late. Wer jene Pflanzen aber nur ein einziges Mal betrachtet hat, der wird fie gewifs für verfchiedene Arten halten. 40. Clavaria ophioglofioides Batfch. ift eine Spe- eies compofita. 41. Clavaria digitata Batfch. enthält ebenfalls mehrere Arten. Man fehe nur feine Michelifchen Ci- tationen nach. 42. Lycoperdon ftellatum Linn. muis von den andern Lycoperdis Linnzanis getrennt werden, und eine befondere Gattung machen... Gefetzt, dafs die Voiva bei den Schwämmen in Errichtung ihrer Gene- Eırb, Beür, B, 3, ® rum . 162 are rum auch Keitie Stimme habe, fo hät folche doch das Perifpermium! - e 43. Auch das Lycoperdon End L. ver- dient eine eigene Gattung auszumachen. Micheli hat diefen Schwamm zwar bereits in einem Genere proprio vorgetragen, aber die Neuerungsfucht feiner Nachfolger hat folches wieder umgeftofsen. Wer. diefe Pflanze nur einmal ohne Vorurtheile betrachtet, wird geftehen müffen, dafs Micheli Recht, feine Verbeflerer aber Untecht haben. 44. Auch das Lycoperdon radiatum Linn. mufs allein ftehen. Alsich diefen Schwamm im Jahre 1776. bei Upfal fand, verwunderte ich mich zum höchften, dafs unfere zwei Linne ihn nicht gleich zum Genere proprio gemacht hatten. Aber die Schwämme wa- ren ihre Sache nicht! 45. Herr Hofarzt Taube in Zelle fand auf fei- ner Reife durch das Fürftenthum Lüneburg, dafs all- da Erica fcoparia, Illecebrum Paronychia, Geranium fanguineum, Teucrium mentanum, Polygonum vi- viparum, Andsoface feptentrionalis, Carduus hete- rophyllus, Polycnemum arvenfe, Euphorbia amygda- loides, Lonicera Caprifolium, Artemifia pontica, Glo- bularia vulgaris, Teucrium Chamxdrys, Dianthus are- narius, Saxifraga Cotyleden, Statice Limonium und Rheum Rhaponticum wild wachfen. Ich bin anallen Orten, wo diefe Pflanzen wachien follen, gewefen, habe aber nicht Eine davon zu fehen bekommen. Die Urfache mögen andere fagen. — N 46. Linn verwirft die Genera plantarum, de- ren Charadteres von der Inflorefcenz hergenommen find. Bei den Umbellaten, Syngenefiften, Amenta- ceis, Coniferis u. f. w. führt er aber doch bei jeder Gattung die Umbellas, Anthodia, Amenta, Strobi- los u.f.w. an. Er hat alfo gezeigt, dafs er ein | Menich SAT 163 Menich gewefen, wie wir andere Menfchen find, welche die Fehler anderer befler, als ihre eigenen, fehen, und nicht felten, wenn wir andere zurecht- weifen, felber des Zurechtweifens bedürfen. — 47. Was Hedwig Flores difeiformes, capituli- formes, gemmiformes und clavzformes heifst, find nichts anders, als Species Jnflorefcentie, und dieje- nigen feiner Generum, welche blofs wegen diefen In- Rorefcentiis zu Generibus geworden, gehören alle zu denjenigen, die Linn& Genera fidta nennt, und wovon man in feiner Philof. botanica, n.164, I67, 794, 209, u. f. w. ein mehreres findet. ‘48. Flos mufs ‚nicht für Corollam gebraucht werden. Auch grofse Botaniften könnten fich die- fes merken, wenn fie von Floribus cxruleis, rubris u.f. w. fchreiben, 49. Den Pedunculum fetzt Linn& zu den Ful- cris, den Racemum zur Infloreicentia, das Amentum unter feine Calyces, den Strobilum zu den Pericar- piis, die Umbellam zu den Receptaculis. Warum diefe Dinge fo weit von einander? 50. Hedwig hält die Caiyptram für die Corol- lam, und doch nennt er mein T’hecaphoruin einen Pe- dunculum,. Eins ift Unrecht! 51. Linne zählt den Petiolum und die Stipulas zu den Fulceris.. Mich dünkt, fie würden beffer bei den Foliis ftehen. 52. Vondem Periftomio gilt, eben fo, wie von allen Fructificationstheilen, was Linne fagt: In aliis generibus hec, in aliis alia pars frudtificationis con- ftantior obfervatur, nuila vero conftantifima ett. Das Bryum firiatum L. hat oft ein Periflomium odtoden- tatum, oft ein fedecimdentatum. Das Perilom des Polytrichi commun:s und alpini L, bat hier gewöhn- L*’2 lich 164 N aaa) lich über fechzig Zähne, in Leipzig nur zwei und dreifsig, u. f. w. | | 53. Linn& fagt in feinen Fundamentis botanicis ed. 1747, n. 86, lit. f: i Semen partes 2. Semen, Corona. fpecies. Semen, Nux. In Einem Athemzug gab er alfo dem Worte Semen dreierlei Bedeutungen. Dafs du den Schweden kriegft! 54. Folia obliqua L. find nicht Blätter, die mit der Grundfläche aufwärts, mit der Spitze wagrecht ftehen, fondern die, wenn ihnen nämlich zuvor die Lage von Foliis patentifimis gegeben wird, deren Querlinie über der Bafıs wagtecht, unter der Spitze aber fenkrecht fieht. Sie find alfo 'eine Art von Fo- liis tortis ! ’ 55. Folia verticalia find eigentlich folia femire- fupinata, das ift, folche Blätter, deren Querlinie bei jener Lage durchgehends fenkrecht ift, und alfo mit der Horizontallinie einen rechten Winkel macht. . Siehe Linn. veg. ed. 13, p. 595, fub Lactuca Scariola. 56. Folia horizontalia funt Folia paginam {uperiorem c@lo obvertentia. Sie find von der Ba- “ fis bis an die Spitze, wie jene Folia obliqua an der Bafıs find. . Ein folches Folium obliguum ift alfo aus einem Folio horizontali und verticali zufammen- gefetzt. Siehe Linn. veg. ed. 13, p- 595, fub Lactu- ca virofa. | 57. Folia femiverticalia find folche Blätter, die das Mittel zwifchen horizontalibus und verticalibus haben, das ift, deren Querlinie, bei jener n. 54 an- gegebenen Lage, mit der Horizontal- und Verticallinie fchiefe (tumpfe und fpitzige) Winkel macht. Bei- fpiele können die Liebhaber in der Cryptogamie - finden, | 58. Sara 165 58. Der Calyx Graminum Linn. ift eine Art meines Anthoftegii, welche einen eigenen Namen verdient, und ich fchlechtweg Glumam heifse, Dafs diefe kein Perigonium fei, erhellet deutlich, weil folche gewöhnlich multiflora it. 59. Die Figuren der 45ften und 46ften Tafel in Hallers Hiftoria ftirpium Helvetiz find, eine aus- genommen, in dem Buche entweder falfch oder gar nicht citirt. Da diefes nuneinen Anfänger leicht zu Feblern verleiten kann, fo will ich hier die Pfanzer angeben, zu welchen diefe Figuren gehören, — Es gehört demnach: t: 45,38, 4,- Zu °0.: 1896. — —- 2, — 1797. ET A NIFIERE FF Ss 1828. FERN STIBEF TUN TSAR a 3 a5 5» IE 1841. — — 6,:—— 1834. eh ee ee 2 Fa. 3 8; Fe 1853. £::465. 2715: zu a 1717. er a 4 1797. ET er Fe ae nie a Ara zn 1780. u TUR 1769. — Henri F0D. Be En As sie 1803. N AN 60. DerKönig von Schweden hat, wie bekannt, den alten Linn& geadelt, und ihm alfo das Recht er- theilt, fich, nach Art.und Weife feiner Brüder, über Unadeliche zu erheben und fie zu verachten. Nicht lange nachher gab unfer botanifche Edelmann eine neue Auflage feines Syflematis Naturx heraus, und 3 be- u 166 A befchenkte uns mit einer Rangordnung der Pflanzen, worin Principes, "Plebeji, Patricii, Nobiles, Pro- ceres, Milites, Novaccolz, Servi, Vernaculi und - N omades vorkommen. Schade, dafs die Pfanzen diefe Beförderung nicht wiffen, wie fehr würden fich fonft einige darüber freuen, Aber die guten Gräfer und Schwämme! Hier kann man fehen', dafs ihnen Linne nicht gut war, denn er fchilt fie pöbel- haft, flinkend, heifshungrig, diebifch, Streiffer u. f. w. — Der Himmel laffe ja keinen Botaniften mehr in den Adelftand erheben, fonft bin ich bange, dafs wir zuletzt gar auch noch eine bürgerliche Canaille in dem Pflanzenreiche bekommen. Herrenhaufen, 1734, Mai, ı2.. — 19. Antwort auf die Frage, woher die Benen- nung Rehzimmer komme. (S. das 37fte St. des Hannov. Mag, vom J. 1784.) Rem kommt aus der Feder eines undeutfchen Schriftftellers, und hat alfo, fo wie mehrere Wörter, feinen Urfprung blofs in der Unwiffenheit. — Rebhziemer aber (fo heifst diefes Ding deutfch,) kommt vom Rehe und Ziemer, fo wie Hir/chziemer yom Hirfch und Ziemer, und Ochfenziemer vom Och- fen und Zierier kommt. — 7. Herrenhaufen, 1784, Mai, STATE 167 20. Eine Anmerkung beim Lefen des 37ften Stückes des Hannov. Magazins vom Jahr 1784. D: Verfaffer der Wetterprophezeiungen verwun- dert fich, dafs feine am 3ten März in einen Blumentopf < gefäete fünf Saamenkörner nicht zu glei- cher Zeit aufgingen, und glaubt wohl, dafs keiner davon zureichenden Grund angeben könne. Mich dünkt hingegen diefes gar nicht fchwer, am alierwe- nigften aber unmöglich zu fein. Schwerer möchtees - einem wohl werden, zu fagen, wie es zugehet, dafs die Wetterpräfagia des Verfaffers in feinem Zimmer gewöhnlich in Erfüllung gehen, hier bei Hannover aber nur die Hälfte, und, fo wie alle Vorherverkün- digungen,, bald eintreffen, baldaber auch nicht ein- treffen, kurz und mit einem Worte, Wetterpro- phezeiungen find. Herrenhaufen, 1784, Mai. em en a nen nn 2T. Eine Dankfagung, k nichts ift feltener, als ein Botanifte, der fıch an die Schwämme wagt, und folche auseinan- der zu fetzen fucht. Defto angenehmer aber ift es fodann für den wahren Pflanzenkenner, wenn er ein- mal einen folchen Mann antrift, welcher fich um diefe Gefchöpfe verdient macht. Ft Zu 168 SA % Zu .diefen verdienten Männern zähle ich billig den Herrn Präpofitus Tode, welcher uns neulich in dem Hannoverifchen Magazin vom J. 1784, St. 39, einen Beweis feines Fleifles und feiner Kenntniffe in diefem Fache gegeben hat. Und ich ftatte demfelben im Namen aller patriotifchen Botaniften Deuffchlan- des meinen verbindlichften Dank ab, und bitte den- felben zugleich, uns bald mehr von feinen Entdeckun- gen mitzutheilen. Eine neue deutfche Pflanze, Ichrieb mir neulich der Verfafler des Verzeichnifles aller Ge- wächfe Deutfchlandes, dervortreffliche Honkeny, zfl uns mehr werth, als zehen amerikanifche! Und ich fage, die Beflimmung eines deutfchen Schwammes, den hundert vor uns mit Füfsen getreten, und nicht fehen konnten, oder wenn fie ihn auch gefehen, doch mit andern Schwämmen verwechfelt haben, und kei- ner deutlich zu unterfcheiden wufste, if mir ange- nehmer, als alle bogenlangen Befchreibungen in Kup- fer geftochener ausländifcher Pflanzen, lie jeder An- fänger in der Botanik fchon von ferne oder beim Mondenfchein von andern unterfcheiden kann, — Nur mufs ich dem Herrn Präpofitus noch fagen, dafs er fich irret, wenn er meinet, dafs ich die Ver- wandlung der Schwammgefchlechter glaube. In meinem Auffatze fiehet, fo viel ich fehen kann, kein Wort hiervon, wie der Hr.Präpofitus felbft finden wird, wenn er folchen noch einmal lefen will. Wenn ich fagte, dafs eine Pflanze, die Hudfon zu den Byflis gerechnet, fich in ein Hydnum verwandelt habe: fo ift diefes eine ganz andere Sache. — Ein anderes ift, wenn z. B. ein Schwede fagt, der Haber verwandle fich in Rocken, oder ein Jäger vorgiebt, der Guckguck werde im Herbft ein Habicht; und wieder ein ande- res ift es, wenn ein Entomolog fagt, die Raupe ver- wandle fich in einen Schmetterling. Jenes find Lü- ’ gen, Sasse 169 gen, diefes aber eine Wahrheit! Und zu diefem letz- tern gehöret denn auch die Verwandlung der Byfi candidz Hudf. in ein Hydnum. — Mehr wird der Herr Pränofitus wohl nicht gebrauchen, um fich zu überzeugen, dafs ich Recht habe. Herrenhaufen, 17894, Mai, 20. an —. 0 Zweiter Zufatz zum Verfuche eines Ver- zeichniffes der vornehmften Mineralwaffer des Churfürftenthums Braunfchweig-Lü- neburg und feiner Gränzen. DD): gute Aufnahme meines Mineralwafferverzeich- niffes, befonders bei meinen auswärtigen Gön- nern und Freunden, und das Verlangen derfelben, folches, fo viel mir möglich, vollffändig zu machen, ift die Urfache, dafs ich hier einen kleinen Nachtrag liefere. So bald ich Gelegenheit habe, mehr hieher gehöriges zu erfahren, werde ich folches ebenfalls bekannt machen. — - In die Abtheilung der Gaswaffer, und zwar zu den Braunfchweig-Lüneburgifchen, gehören’noch fol- gende: e. Der Gasbrunn auf dem Jägerhofe bei Hannover. Entfpringt in einem Keller des bei Hannover liegenden Jägerhofes, und ift bereits in den Hanno- verifchen Nützlichen Sammlungen vom lahr 1756, rg: Stück ! I 170 TA Stück 58 und 92, befchrieben. Er enthält eine ziem- liche Menge in Gas aufgelöftes Eifen, welches man fchon aus dem Gefchmack, und befonders aus dem fich fo häufig abfetzenden Eifenocher fchlieffen kann. Auch die Probe mit Adftringentien beweifer folches, denn von ein wenig Gallapfelpulver wird ein Glas diefes Waflers fogleich ftark violet gefärbt. Diefe Quelle.gehöret alfo mit Recht zu den Mineralwaf- fern, und verdienet getrunken zu werden, denn wo martialifche Wafler nützen können, wird diefes ge- wifs nicht ohne Würkung gebraucht werden, f£. Der Heiligersbrunn. Ift ungefähr eine Stunde von Hannover, zur Rechten der Braunfchweiger Heerftrafse, nicht weit von dem Pferdethurm, von da der Wanderer, durch einen angenehmen Weg zwifchen vortrefliichen Bü- ehen und Eichen, nach der in der Mitte des Holzes befindlichen Quelle geführet wird. Sie ift fehr waf- - ferreich, und fpringt mit Gewalt aus der Erde her- vor. Das Wafler ift ungemein klar, dabei kalt, und überaus angenehm zu trinken. Seine Beftandtheile find ein wenig in Gas aufgelöftes Eifen, nebft etwas Kalk und Kochfalz. Es,ift zu vermuthen, dafs man folches in Zukunft, fowohlinnerlich, als äufferlich, ftark gebrauchen werde, wenigftens wird es der Quelle felten an Befuch fehlen, zumal, da durch den patriotifchen Eifer des Magiftrats der Altftadt Han- nover, und befonders des Herrn Senator und Forft- infpector Meyers, die von Natur bereits fchöne Ge- gend von Tag zu Tag noch angenehmer gemacht wird, auch fchon veranftaltet worden, dafs man fich allhier baden kann, wovon allem Anfchein nach viel Gutes zu erwarten ift, | Die oe 171 Die Gasbrunnen bei Pyrmont hat neulich Herr Apotheker Weftrumb in Hamein unterfucht, und Herr Hofarzt Marcard in Hannover wird nächttens eine Befchreibung von Pyrmont herausgeben, welche uns von diefen vortreflichen Waflern eine ganz andere Kenntnifs verfchaffen wird, als wir bis dahin davon gehabt haben. Es wäre zu wünfchen , dafs mehrere deutfche Gefundbrunnen das Glück hätten, von folchen Männern unterfucht und befchrieben zu werden. — Bei dem Schwefelbrunnen bei Hafede im Hil- ‚desheimifchen habe ich vergeflen, des Herrn Doctor Meyers Befchreibung des Schwefelwaflers zu Hafede unweit Hildesheim (Hildesheim, 1776, 8) anzuführen, Bei den Salzwerken zu Salz der Helden und Sül- beck wird nun auch Glauberfalz gemacht, welches von dem Verftand und Einfichten der dortigen Salz- werksbedienten zeuget. Herrenhaufen, 1784, un. 23. Empfehlung einiger Bäume, deren An- pflanzung in hiefiger Gegend vernach- läfiget wird, Rura oble&ant animos ftudiumque colendi, Quelibet huic curz cedere cura poteft, E Ovid. A“ meinen Reifen durch das Churfürftenthum Braunfchweig-Lüneburg -und die an diefes gränzenden Länder, habe ich mich zum öftern ver- wun 172 By 2) wundert, dafs man fich ‚in einer Gegend, wo faft jeder ein Oekonom ift, das Anpflanzen verfchiedener Luftbäume fo fehr angelegen fein läfst, und zum öf- tern grofse Plätze damit befetzt, auf der andern Seite aber an den vortrefllichften und nützlichften Bäumen den gröfsten Mangel leidet. — Man erlaube mir, dafs ich einige von diefen hier namhaft mache, und folche unfern wahren und fachverfländigen Pa- trioten zu empfehlen fuche, — Der erfte diefer Bäume ift der Wallnufsbaum (Juglans regia L.), den man zwar hin und wieder in diefer Gegend jantrift, jedoch in folcher Wenigkeit, dafs oft ein einiges fchweizerifches {Kirchfpiel mehr diefer Bäume befitzt, als hier ein ganzes Fürften- thum davon aufweifen kann. Undidoch ift diefer einer der fchönften und nützlichften Bäume, welche man fich nur gedenken Kann. Seine Früchte geben das vortreflichfte Oel; ein Oel, das in der Schweiz ‘an fehr vielen Orten in der Küche die Stelle des Baumöls und der Butter vertritt; ein Oel, das allda die gewöhnliche Nahrung der Lampen ausmacht, und überdem in der Mahlerei und andern 'Künften feinen srofsen Nutzen hat, und beinahe unentbehrlich ift. Die nach dem Auspreffen diefes Oels zurückbleiben- den Kuchen, welche die Schweizer Nufskrufi nen- nen, find ein vortreflich nährendes Futter für das Vieh, und werden nicht felten auch von dem gemei- nen Volke gegeffen. Der Stamm und die Wurzel ge- ben die fchönfte Tifchierarbeit, und können füglich die Stelle des - theuren Managoniholzes vertreten; und die Aefte laffen fich gut als Brennholz gebrau- chen. Blofs an der Bergfiträise foll man, wie Beck- mann fagt, jährlich 10009 Gulden für Nufsbaum- holz löfen, und diefes ift noch eine Kleinigkeit ge- gen das, was die Schweiz daraus ziehet. Die un- | reifen SRH #73 reifen Nüffe können eingemacht werden, und find eine vortrefliche Magenftärkung; und wenn fie in Weingeift infundiret werden, fo erhält man das in der Schweiz gebräuchliche Nufswafler, welches ebenfalls ein gutes Stomachicum ift a). Die grünen Schalen (Culeola), welche man in der Schweiz Nufs- halen heifst, haben ihren Nutzen in der Färberei; und die den Kern umgebenden harten Schalen wer- den in verfchloffenen Gefäfsen gebrannt, und bei der Kupferdruckerei gebraucht, fo wie fie denn auch gut zum Einheitzen find, und einen vortrefllich warmen Ofen machen. Die Blätter werden zum Färben und zur Vertreibung verfchiedener Infekten gebraucht, und geben, wenn fie dem Viehe untergeftreut wer- den, einen guten Dänger ab. Die Rinde hat auch färbende Eigenfchaften, und könnte vermuthlich auch in den Gärbereien genutzt werden. Selbft die heruntergefallenen Kätzchen (Amenta) haben ihren Nutzen, und geben ein gutes Mittel wider die Wür- mer und Epilepfieab. Ja fogar der Sattel (Diflepi- mentum) foll gute Würkung gezeigt haben b). Se- het, meine Freunde, was diefer Baum für herrliche Eigenfchaften befitzt, und wie nutzbar er für feinen Eigenthümer ift! Rechnet nun noch dazu fein ‚fchö- nes und majeftätifches Anfehen, das gewiis ‚dem der Rofskaftanie und des Platanus, wo nicht vorzuziehen, doch a) Die Bereitung findet man in Andreä Briefen aus der Schweitz, $. 301. rt b) Fungofa fubftantia, nuclei Juglandis lobos interce- dens & feparans, exficcara & pulverifata, in vino exhibita modica quantitate exercitum Anglicanum in Hybernia dyfenteria graviflima, medicorum fo- lertiam eludente, aliisque remediis inexpugnabilı, laborantem feliciter liberayit. Dale pharmacolog. ed. 4, P. 300. / R r 74 ale ü doch gleich sit; ferner feine leichte Anpflanzung, ge- fchwindes Wachsthum und hohes Alter, 'und dafs er mit alleriei Erdboden vorlieb nimmt, fo werdet ihr mir wohl ichwerlich einen andern Baum zeigen kön- nen, der jo viele Vorzüge hat. Dafs er zuweilen von kalten Wintern Schaden leiden folle, fagt wenig oder nichts wider feine Anpflanzung. Der letzte Winter war gewifs kalt genug, und doch haben die hiefigen Wallnufsbäume fehr wenig davon gelitten, fondern fiehen diefes Jahr voller Früchte. Ich rathe alfo einem jeden, der einen hierzu paflenden leeren Platz hat, folchen mit einer guten Sorte Wallnufs- bäume anzupflanzen c), und dem Italiäner in Zukunft fein ranziges Baumöl, worin er nicht felten fchon feinen fiphylitifchen Körper gebadet haben foil, zu feinem eigenen Gebrauch zu überlaffen, und die Ascker, welche nun Rübefaat tragen, fodann mit W/eitzen und Rocken, oder Flachs und Hanf zu be- fäen, oder Kohl und Kartoffeln darauf zu pflanzen. Folgt mir, ikr werdet mir für meine Empfehlung danken, und eure Kinder und Kindeskinder werden euch fegnen ! | Der c) Man hüte fich vor der Rofs- oder Pferdenufs (Nux juglans frudtu maximo Bauh, pin. p. 417), welche zwar grofse Früchte tiägt, in denen aber nur fchlechte Kerne find. Ferner vor der Stein- oder Grübelnufs (Nux juglans fru&u perduro Tournel int. p. 581), deren Früchte klein, fehr hart und mit grofser Mühe auszukernen find. Auch die dünnfchalige Wallnufs (Nux juglans fru&tu tenero & fragili putamine Bauh, pin. p. 417), kann ich. nicht anrathen, weil fie gewöhnlich von den Vö- geln verdorben wird. Die fpäte Wallnufs (Nux juglans frudtu ferotino Bauh. pin. p, 417) kenne ich nicht genug, um etwas zuverläfiges davon fa- gen zu können. Re Ze 175 ‚Der zweite Baum, den ich hier emsfeblen will, ift die zahme Kaftanie (Fagus Caftanea L.). Ihr Vater- land ift das wärmere Europa, fe wächft aber auch in der Schweiz und inDeutfchiand an mehrernOrten in Menge. Sie wird fehr grofs, wächft gefchwind, und nimmt fich vortreflich aus. Das Holz ift zum Bauen dieniich, und foll fehr dauerhaft fein, kann auch zu Tifchier- und Drechslerarbeit gebraucht werden, fo wie es denn auch ein gutes Brennhoiz ift, und gute Kohlen geben foll-. Die Rinde taugt zum Gärben des Ledcers, und das Laub zur Streu. Die Früchte find in den hiefi- gen Buden, unterdem Namen Kaitanien ynd nn bekannt, und werden häufig gekauft und gegeffe An den Orten, wo folche im Ueberfufs wachfen, ur ben fie eine herrliche Maft für die Schweineab. Man macht auch Mehl, Kuchen, Brod, Stärke und Puder daraus, und kann folche auchzum Afterkaffe gebrau- chen. Ich verwundere mich, dals man diefen ichö- nen und nufzbaren Baum nicht mehr anzubauen fucht, da er doch in diefem Lande nicht allein gut fort- kommt, fondern auch reichlich Früchte trägt, wie: folches die fchönen Pianzungen bei Schwwößbert. zwi- {chen Hameln Ber Pyrmont, unddie bei grofs Zecher, an der Schalifee, bezeugen, wo man Bäume in der Gröfse sts ger Eichen fehen kann. Er läfßst fich fehr leicht dach feine Früchte anziehen, und nimmt mit geringem Boden vorlich, verträgt auch unfere Winter ziemlich wohl d). Ich fehe alfo keine Urfache, warum man diefeu Baum bisher in diefer Gegend fo {parfam angepflanzt hat, denn dafs er eine weniger fchöne Blüte, als die Pferdekaftanie (Aefeu- rn: lus d) Siehe hiervon Münchhauf ens Hörfövater > Band a 8.847,11. &; Duroi Baumzucht, Bd, 1, S.270, u.b,; Lueders Obftgarten, 8. 156, u.f.; Allgemeine Haus- haltungs- und Landwillenichaft, Bd, ı ‚su » 76 - By 5 * | Jus Hippocaftanum L.), haben foll, ift doch wohl von keiner Erheblichkeit, diefer den Vorzug zu ge- ben, jenen aber hintenan zufetzen. Vielleicht, dafs die Kinder einft klüger, als ihre Väter find, und un- fere Nachkommen unter dem Schatten folcher Bäume fpazieren, die Früchte tragen, welche ihre Vorfah- rennun für Geld aus fremden Ländern verfchreiben. — Der dritte Baum, welcher mir auf dem Herzen liegt, ift der Twiefelbeerbaum (Prunus avium L.). Aber haben wir denn nicht genug Kas- oder Karfe- beeren in unferm Lande, wird man fagen. Freilich habt ihr genug, wenn ihr nur alle fahr etwa ein paar maleuren Appetit damit ftillen wollt. Man hat euch aber fchon vor vielen Jahren.gefagt, dafs aus diefer Frucht in der Schweiz ein vortreflicher Brantwein, das fogenannte Kirfchwafler, deftillirt werde, ein *Brantwein, den felbft der an feine leckern Liqueurs gewohnte Franzofe zu fchätzen weifs; ferner, dafs der Schweizer mit diefem Kirfchengeift einen ein- träglichen Handel treibe, und dafs ihr euer zum Brod nöthig habendes Getreide erfparen Köntet, wenn ihr, anftatt aus Rocken Brantwein zu brennen, folchen aus Twiefelbeeren deftilliren würdet. Ich empfehle euch alfo die Anpflanzung diefes nützlichen Baums beftens. Wolit ihr folchen nicht in eure Gärten auf- nehmen, fo vergönnet ihm doch wenigftens eine Stelle in euern Weiden oder Wäldern. Ihr werdet fehen, dafs er bei euch eben fo gut, als irgend in der Schweiz, fortkommen wird, zumal, da er an vielen Orten fich fchon felbft in euren Wäldern anbietet, und nichts, als Hegung und Schutz, bedarf. Die Art und Weife, die Twiefelbeeren zu traktiren, um daraus jenen vortreflichen Geift zu erhalten, kann man kurz und gut in Andreä Briefen aus der Schweiz, 8. 301 und 302, lefen, worauf ich lehrbegierige Lefer, 4 STAR 177 Lefer, um Weitläuftigkeit zu vermeiden , verweifen will. Ich füge diefem nichts mehr bei, als dafs von diefen Twiefelbeeren in der Schweiz auch eine grofse Menge gedörrt werde, und fodann dem Volke des Winters zu einer angenehmen und gefunden Speife diene. Ferner, dafs die alten Twiefelbeerbäume ein vortreflliches Holz zu Tifchlerarbeiten liefern e), auch gute Kohlen daraus gebrannt werden können. Und endlich, dafs die innere Rinde diefes Baumes, unter den Rauchtoback gemiicht, folchem einen angeneh- ' men Geruch ertheile, eingenommen, die Wechfel- fieber vertreibe, und oft die Chinarinde entbehrlich machen foll, und auch in der Färberei zu gebrauchen fei; das Kirfchgummi, oder fogenannte Kirfchharz, aber, anftatt des arabifchen Gummi, genutzt werde. Der vierte Baum ift der Kornel- oder Zieferlein- baum (CornusmafculaL.), welchen man in derSchweiz Thierleinbaum heifst. Ein Baum, der an einigen Or- tenin den Braunfchweig-Lüneburgifchen Landen wild wächft f), und alfo zu den einheimifchen, gehöret, in den Gärten aber nur hin und wieder kultivirtwird. Zu feinem Lobe willich blofs fagen, dafs er von unfern Bäumen derjenige ift, welcher nebft der Hafel (Cory- lus Avellana L,) am erften blühet, und oft fein Hoch- zeitfeft {chon hält, wenn in den Gärten noch Schnee liegt, und feine Brüder noch todt zu fein fcheinen, Er trägt eine fchöne, hochrothe, angenehm fchmek- kende und gefunde Frucht, die faft alle Jahr geräth, | "und, .e) Von allem europäifchen Holze ift keines, das dem Mahagoniholze fo ähnlich kommt, als das Holz von einem guten gefunden Kirfchbaume, Aligemeine Haushaltungs- und Landwilflenfchaft, Bd, 1, $. 636. f) Ich habe ihn bei Göttingen, und vornemlich bei Steigerthal, iımn Amte Hobnitein, haufig angeıroften, Ebrb, Ber, B, 3. M x 178 FAKE und, fo viel ich weifs, von keinen Infekten befch&- digt wird, fich einmachen läfst, ein angenehmes Mus (Rob), und vermtuthlich auch einen guten Brant- wein, giebt, und, nach Tragus, von den Einwoh- nern an der Mofel und andcen Orten zum Mäften der Schweine gebraucht wird. Sein Holz ift unter allen mir bekannten hiefigen Bäumen eines der härteften, und giebt vortreflliche mechanifche Inftrumente, wefs- wegen es auch ftark von den Tifchlern und Drechs- lern gefucht wird.. Gieditfch hält diefen Baum für das vefte unter den frühzeitigen Bienengewächfen, und nach Bomare und Duroi follen die unreifen Früchte, wenn felche zuerft weich gekocht worden, nit Salzlauge als Oliven eingemacht werden können, Er wird gewöhnlich hochflämmig gezogen, wo er dann zu einem mittelmäfsigen Baume aufwächft. Nicht Telten fiehet man aber auch Hecken davon, die fich, befenders im Frühling und Herbft, überaus gut aus- nehmen, wenigftens in meinen Augen die Hainbüchen- hecken noch übertreffen. _ Die Anzucht gefchiehet aus Saamen, oder den fogenannten Steinen, die man den Winter über in einem Topf mit Erde in einer warmen Stube verwahret, zum öftern anfeuchtet, und dann im Frühling ausfäet. — Das Pfropfen und an- dere Künfteleien Könnzs bei diefer Pflanze erfparet werden. — | Der fünfte Baum ift der noch nicht fehr lang bekannte beerartige oder fibirifche Apfel (Pyrus bac- cata L.), befonders die Abart mit. gröfsern Früchten. Sein Vaterland ift Sibirien. Er:kann alfo unfere här- teften Winter ohne den geringften Schaden vertragen, da er felbft in dem Upfalifchen Garten der Kälte fpot- tet. Er wächft gefchwind, und wird ein ziemlicher Baum, blühet fchön, und trägt jährlich feine ange- nehm fäuerlichen Früchte in grofser Menge. Bisher ift N San 179 ift er in. den deutfchen Gärten noch etwas felten, und wird blofs zur Zierde gezogen. Sein vornehmfter mir bekannter Nutzen befteht in Hecken, wozu er ungemein gut pafst, indem er nicht allein gefchwinde wächft, fehr dichte wird, fich gut fcheren und be. fchneiden läfst, fondern auch gut ausfiehet, kein Koftverächter, und, wie fchon gefagt, nicht bange vor dem Winter if. Seine abgefchornen. Zweige kön- nen dürre gemacht und des Winters verfüttert wer- den, und die kleinen Früchte laflen fıch auf verfchie- dene Art benutzen. Die Anpflanzung gefchiehet durch Kerne, fo wie beim gemeinen Apfelbaume, womit er, fowohl in der Geftalt, als Kultur, faft gänzlich übereinkommt. u Der fechfte und letzte der von mir diefsmal zu empfehlenden: Bäumen, ift der weifsen Maulbeerbaum (Morus alba E), Manchem wird es freilich fehr unnöthig fcheinen, dafs ich diefen Baum noch zu empfehlen fuche, zumal folchen, die, wie denn die mehrften, leider! gewöhnlich thun, dergleichen Sa- chen nur obenhin anfehen,. oder. wohl gar nur vom Hörenfagen kennen. So lange aber Maulibeerbaum- fchulen noch mit Kartoffeln und Kohl. bepflanzt wer- den, — alte Maulbeerbäume abgehauen und zu Holz gemacht, aber keine jungen an deren Stelle ge- pflanzt werden, — grofse sches ausfehen, als wenn diefes das erfte Jahr nach dem fiebenjähri- gen Kriege wäre, wie ich, leider! noch vor einigen Wochen eine folche gefehen habe, — fo-dünkt mich, ift es eben nicht fo ganz unrecht, wenn ich auch den weifsen Maulbeerbaum unter die Bäume zähle, deren. Anpflanzung in hiefigen. Gegenden vernach- läfliget wird. Ich werde indeffen diefem Baum hier keine Lobrede halten, Vino vendibili non opus eft Hedera! Man weifs was Seidenbau einem Lande M 2° nützen 3 Sala nützen und einbringen kann, wenn folcher mit Ver- ftand betrieben wird g), und dafs Deutfchland nichts, fehlet, als Patrioten, um fo viel Seide zu ziehen, als es nöthig hat. Aber Patrioten, uneigennützige und fachverftändige Patrioten, Patrioten, die nicht mit Vorurtheilen eingenommen find, müffen wir ha- ben, fonft ift es nicht werth, dafs man nur den Mund aufthut. — k ‚Gigs Die Art und Weife, wie Maulbeerbäume ange- pflanzt werden, ift bekannt, denn fo viele wackere Männer haben folche befchrieben, dafs nichts über- Nüfligers in der Welt fein würde, als wenn ich, ge- fetzt, 8) Hirfchfeld fagt, dafs man blofs im Herzopthum Tos- cana feit mehr als zo Jahren manches Jahr 194000 Pfund Seide erhalten habe, und dafs dieMenge der daraus verferrigten und auswärts verkauften Zeuge fich jährlich, im Durchfchnitt genommen, auf ı18888 Pfund belaufe. Eben diefer Schriftfteller berichtet, dafs man in dem kleinen Königreiche Murcia über 355500 Maulbeerbäume fchätze, und den jährlichen Gewinn der Seide auf 250000 Pfund- rechne,. Siehe Hirfchfelds Gartenkalender, J. 17823 S. 109 und 112, Büfching fagt von Piemont: „„Mancher Bauer ver- kauft jährlich 4 bis 5 Rubbs (deren jede 25 Pfund hat,) Seide, die von den Gehäufen noch nicht ab- gefponnen if, und ein Pfund davon koftet 20 bis 25 Sols. Von der feinen Seide kofter das Pfund ungefähr ı Louisd’or. Die Piemontefifchen Edel- leute halten auf dem Lande viele Seidenwürmer, ‚ und geben folche ihren Bauern unter gewiflen Be- dingungen zu warten; fie liefern ihnen die Eier ‚ nebft den benöthigten Maulbeerblättern, und ziehen dafür die Hälfte der Seide. Das Herzogthum löfet MArlich viele Millionen Livres aus der verkauften u. Seide.’" Siehe Büfchings Erdbefchreibung, Aufl. 7; -.Theil,2, $. 9yo, a 181 fetzt, auch nur ein einziges Wort, davon erwähnte. Ich will alfö hier weiter nichts thun, als’blofs ein paar Einwendungen ablehnen. — Die, erfie‘ betrift Mas Verf rieren der Maulbeer- bäume, da man nemlich fagt,: dafs diefer Baum fehr. oft Schallän von'der Kälte leide, und alfo das An- pflanzen deffelben unnütz und ; vergeblich ‚fei. — Nichts hat weniger auf fich, als’ diefen Einwurf zu. widerlegen. Jedermann kennt den letzten ‘Winter, und weifs, dafs: diefer einer unferer grimmigften-war,, und dennoch kann-'ich verfichern, :dafs die hiefigen von dem Heren Wundram, durch Herrn Stölting, fchon vor vielen Jahren angepflanzten herrfchaftlichen Maul- beerbäume faft ganz unbefchädiget davon gekommen, ° und fich in.dem beiten Zuftande befinden. Gefetzt, dafs wir auch zuweilen im Frühling einen Froft be- kommen, der diefen Bäumen nachtheilig ift, fo ift doch der Schade im Ganzen fehr unbedeutend, und noch lange nicht fo grofs, als wenn z. B. mehrere Jahre nach einander der Flachıs mifsräth, oder kein Obft wächt. Der zweite Einwurf beftehet darin, das man das Land beifer, als zu Maglipersäunen, anwenden könne. Verftehet man gutes, fruchtbares Gartenland darunter, fo habe ich nichts dawider. Meinet man. aber folches Land, fo, wie z.B. das bei Herrenhaufen it, wo die vom Herrn Wundram :angepflanzten Maulbeerbäume ftehen: fo zweifle ich im höchften Grade daran, ob ein folches fchlechtes und aus blof- fem Sande beftehendes Erdreich, mit etwas erträgli- cherem könnte bepflanzt werden, und ich glaube, dem Churfürftenthum Braunfchweig-Lüneburg nichts befleres wünfchen zu Können, als wenn ich wünfche, ‘ dafs die Hälfte der Lüneburger Heide eben fo mit IM 2 Maul- = 182 Bee Maulbeerbäumen angepflanzt wäre, als wie es der Berg vor dem Schloffe in Herrenhaufen if. ar ‘ Der Einwurf, dafs das hiefige Land keine Leute zum Seidenbau übrig habe, ift fo, dafs er keine Ant- wort verdienet. — So lange in einem Lande noch Leute find, die- Zeit zum: Betteln haben, oder fich: beklagen, dafs es ihnen:an Arbeit fehle, fo.lange hat: es auch Leute zum Seidenbau übrig. Hier braucht: znan nicht folche, die mit dem Maasftab: gemeflen werden. Alles, was nur Hände hat, und'einige Jahre: alt ift, kann. bei .dem Seidenbau: genützt werden! Selbft Blinde, Taube und .Stumme Können hier ihr: Brod verdienen. — Ich fchliefse mit den Worten eines vortreffli- chen Oekonomen über die Baumfchulen, die, leider auch zu den Maulbeerplantagen und zum Seidenbaw paflen. „Die mangelhaften Kenntniffe der Natur in einer ihr gemälsen Behandlung ift leider die Urfach, _ warum bisher die meiften Verfuche bei Anlegung. nützlicher Baumfchulen mifsrathen find. Wäre man’ mehr von ihrem Nutzen und ihrer forgfältigen War- tung überzeugt gewefen, fo würde man gewifslich eine gröfsere wm auf fie verwandt ha- ben. Aber ‚eine Menge tief eingewurzelter {Vorur- theile haben bisher die Hoffnung vereitelt, und der- gleichen nützliche Unternehmungen in ihrer erften Blüte erflickt h). Be- a: h) Henop in den Bemerkungen der Churpfälzifchen. phylikalifch - okonomifchen Gefellfchaft, v. J. 17735 \ 7 29% by: i - x PR. are ‚183 Beherzigt’s ihr Väter des Landes und Vorfleher des Volks! — Folgt Friedrich dem Grofsen i\. — Macht eure Mitbrüder glücklich, und erbet den Se- gen des Greifen. — Empfangt den Dank der Wit- wen und Waifen, die durch eure Vorforge Arbeit und Brod bekamen. — Und wenn ihr eint — lang nach diefem — zu euren Vätern verfammelt werdet, fo fterbet betraurt, wie Bremer und Corde- mann, die Anleger der hiefigen Obft- und Maulbeer- plantagen, — Herrenhanfen, 1734, Jul. 22. 3) Im Jahr 1750 würden in der ganzen Churmark be- reits sos Pfund Seide gewonnen; im Jahr 1760 aber fchon 1745 Pfund ; im jahr 1770 fchon 2361 Pfund; im Jahr 1779 blofs allein von den Geiftlichen diefer Provinz 1553 Pfund, und im Jahr-ı782 in den fämmt- lichen königlich-preuflifchen Landen zroco Pfund, Es befinden fich jetzt in denfelben ; Millionen laub- bare Maulbeerbäume, welche zureichen würden, . mehr als 50000 Pfund Seide zu gewinnen, Epheme- siden der Menfchheit, J. 1734, S. 638. SR New York Botanical Garden Library QK Ehrh NKETMETTNT