HARVARD UNIVERSITY. LIBRARY OF THE MUSEUM OF COMPARATIVE ZOÖLOGY. DE BERNER ZUR PALAONTOLOGIE uno GEOLOGIE ÖSTERREICH-UNGARNS uno bes ORIENTS. MITTHEILUNGEN DES PALAONTOLOGISCHEN UND GEOLOGISCHEN INSTITUTES DER UNIVERSITAT WIEN HERAUSGEGEBEN MIT UNTERSTÜTZUNG DES HOHEN K.K. MINISTERIUMS FÜR CULTUS UND UNTERRICHT von VICTOR UHLIG, PROF. DER GEOLOGIE UND G. von ARTHABER, PRIVATDOC. DER PALÄONTOLOGIE. BAND XIV. MIT XX TAFELN UND 48 TEXTILLUSTRATIONEN. WIEN un LEIPZIG. WILHELM BRAUMÜLLER K. U. K. HOF- UND UNIVERSITÄTS-BUCHHÄNDLER. 1902. a Pr DEC 17 1902 PNEIAEIF Heft I und II. Eduard Suess: Abschiedsvorlesung beim Rücktritte vom Lehramt CHR Rich. Joh. Schubert: Neue und interessante Foraminiferen aus dem sadtiroler Alttertiär (Taf. n Fritz Frech: Ueber devonische Ammoneen (Taf. II—V) Adalbert Liebus und V. Uhlig: Ueber einige Fossilien aus der karpathischen Kreide und stratigraphische Bemerkungen hiezu (Taf. VI) Heft III und IV. Wilhelm Petraschek: Die Ammoniten der sächsischen Kreideformation (Taf. VII—XII) Prof. H. Engelhardt: Tertiärpflanzen von Stranitzen, Schega und Radeldorf in Steiermark . (Der 2 TR san: Er Franz Baron Nopcsa jun. her Binden e eines eo eeuden (Tat. vn Dr. Mauric RemeS$: Nachträge zur Fauna von Stramberg I. Nesselsdorfer Schichten (Taf.XVIII—XX) Reden und Ansprachen bei der, zu Ehren von Professor Eduard Suess aus Anlass der Errichtung der Eduard Suess-Stiftung, abgehaltenen Feier Die Autoren sind allein für Form und Inhalt der Aufsätze verantwortlich. ı—S 9—26 27-112 113 —130 131— 162 163— 184 185 — 194 195— 217 218— 229 ER BELILÄGE ZUR PALÄONTOLOGIE uno GEOLOGIE -ÖSTERREICH-UNGARNS und des ORIENTS. MITTHEILUNGEN DES PALAONTOLOGISCHEN UND GEOLOGISCHEN INSTITUTES DER UNIVERSITAT WIEN HERAUSGEGEBEN MIT UNTERSTÜTZUNG DES HOHEN K. K. MINISTERIUMS FÜR CULTUS UND UNTERRICHT voN VICTOR UHLIG, PROF. DER GEOLOGIE UND G. von ARTHABER, PRIVATDOC, DER PALÄONTOLOGIE, BAND XIV. HEFT I UND I. — MIT TAFEL I-VI UND 35 TEXTILLUSTRATIONEN. WIEN unp LEIPZIG. WILHELM BRAUMÜLLER K. U. K. HÖF- UND UNIVERSITÄTS-BUCHHÄNDLER, 1902. DPQg og 1902 Ab Ch IEDS VOREESUNG PROFESSOR EDUARD SUESS BEI SEINEM RÜCKTRITTE VOM LEHRAMTE.')) In der letzten Vorlesung haben wir uns mit dem Baue von Südamerika beschäftigt. Wir haben dabeı gesehen, dass die jüngeren vulcanischen Vorkommnisse zwar ganz auf die Cordillere der Anden beschränkt sind, dass jedoch die Linie ıhres Auftretens lange Un- terbrechungen zeigt. Hiemit waren wır an dem Schlusse unseres flüchtigen Ueberblickes über dıe ganze Erdoberfläche angelangt und meine Aufgabe wäre heute, dıe Einzelheiten nochmals zusam- menzufassen, welche im Laufe dieser beiden Semester angeführt worden sind. Diese heutige Vorlesung schliesst aber zugleich meine Thätigkeit als Professor ab und ich stehe am Ende einer Lehrthätigkeit, welche mir an dieser Universität durch 88 Se- mester auszuüben vergönnt gewesen ist. Ich glaube, dass es schicklich ist, dass, bevor ıch an diese kurze Zusammenfassung schreite, auch einige Worte über die Veränderungen gesagt werden, welche im Laufe dieser langen Zeit unsere Wissenschaft selbst erfahren hat. Meine Collegien wurden als Vorlesungen über allgemeine Paläontologie am 7. Oc- tober 1857 eröffnet, das ıst noch zwei Jahre vor dem Erscheinen von Darwıin’s Buch über die Entstehung der Art. Es ıst ja bekannt, dass im XVII. Jahrhundert hervorragende Denker, wie Leibnitz, Herder und Andere, den Zusammenhang: und die Einheit alles organischen Lebens bereits richtig erkannt hatten. Alsaber Cuvier am Beginne des XIX. Jahrhunderts, und zwar haupt- sächlich an Resten aus dem Gyps des Montmartre, mit Bestimmtheit den überraschenden Nachweis führen konnte, dass auf der Erde in früheren Zeiten andere, heute gänzlich er- loschene Thiergattungen gelebt haben, und dass ein wiederholter Wechsel in der Thier- welt eingetreten sei, und als er hieraus auf wiederholte Revolutionen schloss, deren Schau- platz die Erde gewesen seı, schloss sich ihm die übergrosse Anzahl der Forscher an und zu jener Zeit, im Jahre 1857, stand man ganz unter dem Einflusse Cuvier’scher Anschauungen. Auf mich persönlich hatte eine Schrift vonEdward Forbes über den Einfluss der Eiszeit auf Migrationen einen tiefen Einfluss ausgeübt; sie verdient auch heute noch gelesen zu werden. Nachdem Dar win’s Buch erschienen war, erfolgte ein grosser und allgemeiner Um- schwung der Ansichten auf dem ganzen Gebiete der Biologie. In der That lässt sich ausser den grossen Entdeckungen von Kopernikus und Galileı kein zweites Beispiel eines so tiefen Einflusses auf die alleemeinen Anschauungen des Naturforschers anführen. Er ist nicht der erste gewesen, der die Einheit alles Lebens begriff und aussprach, dass er aber im Stande war, strengere Beweise zu bringen und die Wendung der Geister zu erzielen, bildet seinen unsterblichen Ruhm. 1) Gehalten am I3 Juli I901 im geologischen Hörsaale der Wiener Universität; nach einem Stenogramm des Herrn stud. phil. H. Beck. Beiträge zur Paläontologie Oesterreich-Ungarns, Bd. XIV. I Abschiedsvorlesung des Professor Eduard Suess. 2] D Auf dem Gebiete der Paläontologie vollzog sich diese Wendung allerdings nicht in so einfacher und, wenigstens bei uns, nicht in einer den besonderen Ansichten Dar wın’s so ganz und gar entsprechenden Weise, als man sıch das vorzustellen pflegt. Darwin stützte seine Meinung: von der Variabilität der Species vor Allem auf Zuchtwahl und ver- wandte Erscheinungen. Aber die Paläontologie lehrt Anderes. Sie lehrt, dass die Termino- logie für die einzelnen, durch ihre Fossilreste bezeichneten Abtheilungen der geschichteten. Gebirge Anwendung findet über den ganzen Erdball. Es müssen daher von Zeit zu Zeit irgendwelche allgemeine, den ganzen Planeten umfassende Veränderungen der äusseren physischen Verhältnisse eingetreten sein. Man sieht auch nicht eine stetige und ununter- brochene Abänderung: der organischen Wesen, wie sie etwa aus einer stetigen Einwirkung der Zuchtwahl hervorgehen möchte. Es sind im Gegentheile ganze Gruppen von Thier- formen, welche erscheinen und verschwinden. Darwin suchte diesen Umstand durch Lücken unserer Kenntniss zu erklären, aber heute sieht man deutlich, dass diese angeb- lichen Lücken eine viel zu grosse horizontale Erstreckung besitzen. Es drängt sich somit der Gedanke auf, dass den Veränderungen der äusseren Lebens- verhältnisse ein grösserer Einfluss zufällt. Ich darf hinzufügen, dass über diese Frage eın Briefwechsel zwischen Dar win und unserem vielbetrauerten Neumayr stattgefunden hat und dass Darwin diesen Einwendungen gegenüber eine keineswegs ganz ablehnende Haltung einnahm. Aber es ist auch für die ganze Sachlage bemerkenswerth, dass auf einen so hochstehenden Geist wie Darwin, die grossen und allgemeinen Erfahrungen der Palä- ontologie, welche ich soeben angedeutet habe, weniger Eindruck hervorgebracht zu haben scheinen, als die kleinen Variationsreihen, welche man bei gewissen fossilen Süsswasser- schnecken, z. B. bei Valvata oder Paludina wahrnimmt. Da und dort treten Umstände zusammen, welche einen etwas näheren Einblick ın den Sachverhalt gestatten. Das ist z. B. in der Aufeinanderfolge der tertiären Landfaunen Europas und insbesondere Wiens der Fall. Hier erkennt man das Folgende. Die lebenden Wesen sind auf der einen Seite von gewissen äusseren, physischen Umständen, wie Klima, Feuchtigkeit u. s. w. abhängig. Auf der anderen Seite stehen sie aber auch in einer gegen- seitigren, socialen Abhängigkeit von einander. Jedes belebte Gebiet oder, wıe man sıch aus- zudrücken pflegt, jede zoologische Provinz bildet gleichsam eine ökonomische Einheit, ın welcher zur Ernährung: von so viel Fleischfressern so viel pflanzenfressende Futterthiere, von so viel Planzenfressern soviel Futterpflanzen nöthig sind; honigsaugende Zeprdopteren setzen den Blumenkelch, insectenfressende Singvögel eine gewisse Summe kleiner Insecten voraus u. s. w., und die Störung eines Gliedes dieser Einheit kann möglicher Weise das Gleichgewicht der Gesammtheit stören. Solche Störungen sind allem Anscheine nach bei diesen Landfaunen von Zeit zu Zeit eingetreten und sie mögen von ganz verschiedener Art gewesen sein. Dann sieht man eine ganze Fauna über ganz Europa oder über einen noch viel grösseren Raum hin verschwin- den, und eine neue Fauna tritt an ihre Stelle. Diese neue Fauna steht jedoch immer in mehr oder minder strengem, vicarirendem, das ist stellvertretendem Verhältnisse zu ıhrer Vor- gängerin; sie ist deutlich aus einer Abänderung der ersteren, wahrscheinlich hauptsäch- lich aus einer Anpassung an die geänderten Verhältnisse hervorgegangen, und auch wenn die Lagerungsfolge der Schichten ganz unbekannt wäre, könnte man leicht erkennen, welches die erste, die zweite, dıe dritte Fauna gewesen ist. Ausserdem zeigen die zahlreichen phylogenetischen Fäden, welche dıe meisten der grossen Gruppen fossiler Thiere verbinden, oder die Einheit in der Entwicklungsart einzelner Organe, wie der Extremitäten, oder die allgemeine Aufeinanderfolge von Kiemen und Lunge, dann die Reihe auffallender Uebereinstimmungen, welche zwischen der Entwicklung ge- wisser Thiergruppen und der Entwicklung des einzelnen Individuums dieser Gruppe erkenn- [3] Abschiedsvorlesung des Professor Eduard Suess. 3 bar sind, in unzweifelhafter Weise die Richtigkeit des Darwin’schen Grundgedankens, nämlich dıe Einheit des Lebens. Die stratigraphische Geologie und die Paläontologie weisen darauf hin, dass die Ent- wicklung des organıschen Lebens wahrscheimlich niemals völlig unterbrochen worden ıst, dass sie aber sich nicht in gleichförmiger Weise vollzogen hat. Es sind Störungen eingetreten. Die natürliche Zuchtwahl besteht, aber sie tritt in die zweite Linie. Einzelne ganz alte Typen, wıe Hatteria (Sphenodon), haben sıch mit geringer Abänderung bisin unsere Tage erhalten. Lassen Sie mich nun von einigen tektonischen Fragen sprechen. Als ich meine Collegia begann, herrschte namentlich in Deutschland die Meinung, dass die Gebirgsketten symmetrisch gebaut seien, eine Gruppe ältester Gesteine bilde die geho- bene oder hebende Axe, und zu beiden Seiten seien jüngere Gesteine zu parallelen Zonen geordnet. So finden Sıe noch in meimer eigenen Schrift über den Boden von Wien vom Jahre 1862 dıe Alpen als ein symmetrisches Gebirge geschildert. Freilich blieb diese Meinung nicht ganz ohne Widerspruch; fast auf jeder Versamm- lung: deutscher Naturforscher erhob sich damals der alte Bergrath Dücker, um Einsprache zu erheben. Man hörte ıhn nicht an. Achnlich erging esSchimper. Die Autorität Leopold von Buch's, welche sich für den symmetrischen Bau aussprach, blieb unerschüttert. Dann starb Leopold von Buch. In den maassgebendsten Lehrbüchern der damaligen Zeit, wie z. B. in Lyell’s mit Recht berühmten Prineipien der Geologie, finden Sie über diese Haupt- frage der modernen Geologie, über die Frage der Entstehung der Gebirge, gar keine Auf- klärung. Kein Theil Europas war zur Erörterung: dieser Frage günstiger gelegen, wie Oester- reich. In ausserordentlicher Mannigfaltigkeit liegt vor uns das Land. Kaum irgendwo in Europa treten so deutlich die tektonischen Gegensätze hervor, der Gegensatz zwischen der böhmischen Masse und den Alpen, zwischen dem Stücke russischen Tafellandes unter der galizischen Ebene und den Karpathen, dann der eigenthümliche Zusammenhang von Alpen und Karpathen, dann das Hereintreten der turkestanischen Niederungen über den Aralsee in die Niederungen der Donau und bis gegen Wien und Vieles andere. Damals, ım Jahre 1857, wurde noch vielfach die Ansicht vertreten, dass die in den östlichen Alpen angetroffenen Formationen überhaupt ausserhalb der Alpen nicht auftreten. So gross waren die Schwierigkeiten, welche sich der Anwendung: der in England und Süd- deutschland gewonnenen stratigraphischen Eimtheilung auf die fremdartigen Vorkommnisse der Alpen entgegenstellten. Bald erkannte man aber, dass auf der böhmischen Masse in der That die Schichtfolge viel lückenhafter sei, als ın den benachbarten Theilen der Alpen, und dass insbesondere in Böhmen eine ausserordentlich grosse, bis zur mittleren Kreide heraufreichende Unterbre- chung der Meeresbildungen nachweisbar ist, während in den Alpen alle diese grossen Zeit- räume durch marine Ablagerungen vertreten sind. Dieses selbe Uebergreifen der mittleren und oberen Kreide zeigt sich aber auch in Galizien, dann weithin ın Russland, auf der anderen Seite auf dem französischen Centralplateau, auf der spanischen Meseta, in grossen Theilen der Sahara, im Thale des Mississippi und nordwärts über dasselbe hinaus bis in die Nähe des Eismeeres, in Brasilien, dann an den Küsten des mittleren und südlichen Afrika, Östindiens und mit einem Worte über so ausserordentlich weite Räume hin, dass es unmöglich wurde, solche Transgressionen der Meere nach der älteren Lyell’schen Ansicht durch ein Erheben oder Senken der Festländer zu erklären. Durch diese und ähnliche Erfahrungen ist die Ansicht neuerdings in den Vordergrund getreten, dass irgend welche allgemeine Veränderungen, sei es in der Gestalt der Hydro- sphäre, sei es in ihrem Gesammtvolumen eingetreten sein mögen. Auch sah man, dass die etwaige Bildung einer neuen oceanischen Tiefe durch Senkung, indem eine gewisse Quote 1* 4 Abschiedsvorlesung des Professor Eduard Suess. [4] der Hydrosphäre in die neue Senkung aufgenommen wird, zugleich von selbst das Bild einer allgemeinen Erhebung, oder richtiger ein allgemeines Sinken der Strandlinie herbeiführen müsse. So hat die ältere Ansicht von dem häufigen Schwanken der Festländer mehr und mehr der Lehre von den marinen Transgressionen Raum gegeben und ist durch die Ausschaltung der continentalen Bewegungen eine genauere Prüfung der eigentlichen Gebirgsbewegungen möglich geworden. Wenn man behaupten wollte, dass die Alpen gefaltet seien, die böhmische Masse aber nicht, und dass hieraus Stauung erzeugt worden seı, so würde diese Behauptung: nicht &enau sein. Auch die böhmische Masse ist gefaltet, und man kennt bis heute keinen Theil der Erdoberfläche, an dem nicht wenigstens dıe archaische Unterlage, so weit sie sichtbar wird, gefaltet ist. Der Unterschied besteht aber darin, dass dıe Faltung an bestimmten Orten früh geendet, an anderen bıs in eine spätere oder sehr späte Zeit, vielleicht auch unter Aenderung: des Grundplanes, angedauert hat. Das mittlere Europa zeigtin dıeser Beziehung: eine ganz eigenthümliche Anordnung. Die älteste Faltung ist in dem Gneis der westlichen Hebriden sichtbar. Jünger, und zwar von vordevonischem Alter, sind dıe caledonischen Falten, welche bis Irland herab verfolgt werden können. An diese reihen sıch weıter ım Süden die armorıcanıschen und die varıs- cischen Falten, welche das südwestliche England, die Normandie und Bretagne, das Central- plateau, die Gebirge am Rhein und die böhmische Masse sammt den Sudeten umfassen. Ihre hauptsächliche Faltung erfolgte vor dem Schlusse der Carbonzeit, doch sind geringere 3ewegungen verschiedener Art nachgefolgt. Die Alpen und dıe Karpathen endlich haben noch im Miocän starke Faltung erfahren. Jedes dieser Glieder ıst nordwärts gegen das Vorhergehende, oder gegen die Horste bewegt worden, ın welche das vorhergehende Glied durch Senkungen aufgelöst war und so ıst bei rückschreitender Faltenbildung das mittlere Europa entstanden. Unterdessen wurde auch mehr und mehr Licht erlangt in Betreff der fremdartigen Entwicklung, welche gewisse mesozoische Ablagerungen, und insbesondere die Trıas, ın den Alpen ım Gegensatze zu dennördlich gelegenen Ländereien, wıe Württemberg oder Franken, zeigen. Die Untersuchungen in den asıatıschen Hochgebirgen und namentlich ım Hımälaya lehrten, dass diese Art der Entwicklung der Trias gegen Osten eine sehr weıte Verbreitung besitze, und es wurde sogar möglich, nachzuweisen, dass quer durch das heutige Asıen, vom heutigen europäischen Mittelmeere bis zu den Sunda-Inseln sich einst ein zusammenhän- sendes Meer erstreckt hat. Dieses Meer hat, wie Sie wissen, den Namen Tethys erhalten. Das alte Festland an seimer Südseite wurde Gondwänaland geheissen und jenes an seiner Nordseite Angaraland. Unser heutiges Mittelmeer ıst ein Rest der Tethys. Dieses Mittelmeer besteht aber aus einer Reihe von Gebieten verschiedener Beschaf- tfenheit und wir haben Gelegenheit gehabt, uns davon zu überzeugen, dass seit der mittleren Tertiärzeit bald ein Stück abgetrennt wurde, wıe z. B. die Donau-Ebenen, bald ein Stück hinzugefügt, wıe z. B. das Aegäische Meer. Die Fortschritte der beobachtenden Geologie sind aber während der letzten Jahr- zehnte so ausserordentlich gross gewesen, dass ein viel weiter ausgreifender Blick über die Meere möglıch geworden ıst. Die Meere sind von verschiedener Art. Wir betrachten die Weltkarte und suchen dabei, entsprechend einer hier oft ausgesprochenen Warnung, uns zu hüten vor den Täu- schungen, welche dıe Verzerrung durch Mercator’s Projection so leicht herbeiführt. Wir sehen, dass mit Ausnahme der beiden chinesischen Ströme Yang-tse-kiang und Hoang-ho kaum noch irgend ein grosser Strom seinen Weg; zum Pacifischen Oceannimmt. Alle Wässer der Festländer wenden sıch zum Atlantischen und zum Indischen Ocean. Vor einer Reihe von Jahren hat der russische General von Tıllo die Wasserscheide der Erde auf einem [5] Abschiedsvorlesung des Professor Eduard Suess. 5 Kärtchen verzeichnet und gezeigt, wie überraschend gering der Zulauf an süssem Wasser ist, den das stille Weltmeer empfängt. Diese beiden oceanischen Gebiete unterscheiden sıch aber auch durch eın viel tiefer liegendes Merkmal. Schon beı dem Beginne dieser Vorlesungen habe ıch auf dıe auffallende Thatsache hingewiesen, dass von den Mündungen des Ganges gegen Ost bis zum Cap Hoorn die Fest- länder gegen den Ocean hin von langen bogenförmigen Gebirgsketten umgeben sind, welche alle gegen den Pacifischen Ocean bewegt zu sein scheinen. Wenn man dagegen die Küsten von den Gangesmündungen gegen West wieder bis Cap Hoorn verfolgt, trıfft man auf ganz andere Verhältnisse. Abgesehen von der Beugung des Gebirges beı Gibraltar und der Umbeugung, welche die amerikanische Cordillere in den Antillen erfährt, an welchen beiden Stellen, wie Sie wissen, gefaltete Gebirgsketten zwar an das atlantische Gebiet herantreten, aber sich zurückkrümmen, als würden sie durch irgend eine geheimnisvolle Kraft zurückgehalten —sıeht man rings um den Atlantischen und den Indischen Ocean nur gleichsam amorphe Küstenlinien, nämlich solche, die ın keiner Weise durch die Struktur des Landes vorgezeichnet sind. Darum haben wir einen pacifischen Typus der Küsten und einen atlantıschen Typus unterschieden. Wir können noch weiter gehen. Wo ımmer man vom Lande her sich dem Pacıfıschen Ocean nähert, sieht man eine Vervollständigung der marinen Serie sich vollziehen. Geht man von den weıten archaischen Gebieten des südlichen Amerika, auf welchen horizontale paläozoische Sedimente liegen, gegen West, so trifft man in den Anden auf marine Schichten der Trias, des Jura, der unteren Kreide, auch der mittleren und oberen Kreide. Dasselbe ıst der Fall, wenn man von der alten laurentischen Masse ın Canada gegen West zum Meere geht. Dasselbe ıst in Japan der Fall u.s. w. Hieraus dürfen wir schliessen, dass der Pacifische Ocean eine sehr alte Anlage ist und dass an seiner Stelle seit ausserordentlich langer Zeit ein Ocean besteht. Beı den anderen Weltmeeren ist es anders. Wenn man dem Indischen Ocean sich nähert, sieht man horizontal gelagerte, nicht wie im Pacıfischen Gebiete gefaltete Meeres- schichten, welche aber nichtmit der Trias, sondern in Ostafrika wie im westlichen Australien erst mıt dem mittleren Jura beginnen, auf Madagaskar mit dem mittleren Lıas. In gleicher Weise treffen wir an den Küsten des Atlantischen Oceans horizontale, nicht gefaltete Schichten, aber diese beginnen in Westafrika wie in Nordamerika und Brasilien erst mit der mittleren oder oberen Kreide. Daraus entnehmen wir, dass der Pacificische Oceanälter, der Indische Ocean jünger und der Atlantische Ocean in seiner Hauptsache noch jünger ist. Ich habe noch einen anderen Ocean, die Tethys, erwähnt, welcher zur mesozoischen Zeıt quer über dem heutigen Asıen lag und dessen Rest unser Mittelmeer ıst. Das ganze Gebiet der Tethys ist in Falten gelegt, dl zwar sind diese Falten vom Pacifischen Ocean bıs zum Kaukasus durchwegs gegen Süd bewegt, ihre Ränder sınd ım Süden überschoben ; das ganze Meeresgebiet ist von Norden her zerdrückt und sogar Stücke des alten südlichen Vorlandes, des Gondwänalandes, oder der indischen Peninsula, sind von dieser Faltung ergriffen worden. Sie haben gehört, dass Kinchinjunga und seine Nachbarn, dıe höchsten Gipfel der Erde, obwohl innerhalb der Falten des Himälaya, dennoch, so weıtman sıe kennt, d.ı.ınıhren Vorbergen, die Gesteinsfolge des Gondwänalandes zeigen. Nun wollen wir einen Blick auf die Vertheilung: der Faltenzüge auf der Erdoberfläche werfen. In der Gegend des Baikalsees liegt eine ausgebreitete, etwa halbmondförmig an- geordnete Masse, von uralten archaischen Felsarten. Sie ist gefaltet, etwa mit NO- Streichen im Osten und NW-Streichen im Westen und die Falten sind von vorcambrischem 6 Abschiedsvorlesung des Professor Eduard Suess. [6] Alter. Dieser alte Scheitel umfasst Sabaikalıen, die nördliche Mongolei und den Ost-Sajan. Im Nordwesten von demselben entwickeltsich ein zweiter, jüngerer Scheitel oder ein zweiter Ausgangspunkt der Faltung, der Altai. Von diesem zweiten, jüngeren Scheitel gehtnun ein ausserordentlich grosses System von bogenförmigen Falten aus, welches in kaum begreif- licher Weise fast die ganze nördliche Hemisphäre umfasst. Die Altaiden umgeben den alten Scheitel und ihre Bogen wiederholen sich im Osten bis Japan und Kamtschatka und bis zu den Bonin-Inseln. Gegen West bilden sıe die weite Virgation des Tian-shan und Bei-shan. Ihre südöstlichsten Zweige treten in den burmanıschen Bogen. Vorihnen liegen im Süden der Randbogen des Himälaya, der ıranısche und weiterhin der taurisch-dinarische Bogen. Sie dringen über den Kaukasus nach Europa und bilden hier zwei von den bereits erwähnten Faltenzügen. Diese beiden Faltenzüge verhalten sıch in verschiedener Art. Der eine, ältere, dıe varıscischen und die armoricanischen Falten umfassend, wird erst in Mähren sichtbar. Er erreicht ım südwestlichen Irland und in der Bretagne das Atlantische Meer und versinkt als Riasküste. Aber schon vor Jahren hat Marcel Bertrand darauf aufmerksam gemacht, dass ein so breites und mächtiges Gebirgssystem -— es ist hier an der atlantischen Küste so breit, wie der Bogen des Hımälaya — unmöglich hier plötzlich enden könne, sondern dass nach aller Wahrscheinlichkeit seine Fortsetzung jenseits des Oceans in der Riasküste von Neu-Fundland liege. Marcel Bertrand zog demnach, wie Sie gehört haben, die armorıcanische Leitlinie quer über den Ocean zu den Appalachien. Von den Appalachien hat man aber in den letzten Jahren gelernt, dass sıe weit länger seien, als man früher dachte. Sie bilden einen Bogen, welcher nicht wie die asiatischen und europäischen Ketten gegen die convexe, sondern gegen die concave Seite, hier gegen West, dann gegen Nord, gefaltet ıst und bis indie Washitaberge, westlich vom Mississippi, reicht. Die zweite, jüngere Art der Altaiden streicht unter heftigen Krümmungen, beengt durch ältere Horste, vom Balkan zu den Karpathen und den Alpen, und diese letzteren fügen sich in den bei Gibraltar völlig zurückgebeugten Bogen des westlichen Mittelmeeres. Kehren wır aber nach Nordamerika zurück. Wie wir gehört haben, bezeichnen die Amerikaner das weite archaische Gebiet, welches die Gegend um die Hudson’s Bay, die Mitte von Canada und einen Theil der Mitte der Vereinigten Staaten einnimmt, mıt dem Namen Laurentia. Die Appalachien im Osten und Süden von dieser Masse sind, wie wir sahen, bei con- cavem Streichen ın der Richtung gegen Laurentia gefaltet und laufen in den Washita- bergen aus. Im Westen von Laurentia ıst es aber ähnlich. Es konnte hier gezeigt werden, dass die grosse Cordillere, deren Verbindung mit dem nördlichen Asien allerdings noch nicht ganz festgestellt ist, n Canada an ıhrer Ostseite gegen Ost, das ist gleichfalls gegen Laurentia gefaltet ist. Dann beugt auch sie sich im Süden mehr und mehr zu concavem Streichen; durch Mexico zieht sıe herab, hier gegen Nordost gefaltet und ein Theilihrer Falten wendet sich endlich gegen Cuba und ın die Beugung: der Antillen. So wird Nordamerika von beiden Seiten her von concav streichenden Faltenzügen umfangen. | Es ist, als würde ein Abfliessen der Falten von Asıen und ein Zufliessen gegen Lau- rentia stattfinden. Man könnte das ganze grosse Phänomen durch einen Vergleich versinn- lichen. Bei der Eruption des Krakatao wurden die Oceane bewegt; lange Wellen gingen von der Stelle der Eruption aus, reisten um die ganze Erde und trafen sich auf der anderen Seite des Erdballes. Das ıst aber nur ein Vergleich und nıcht eine Erklärung. In der südlichen Hemisphäre ist die Sachlage eine ganz andere. [7] Abschiedsvorlesung des Professor Eduard Suess. 7 Man hat vor längerer Zeit erkannt, dass in der permischen und Triaszeit in Ostindien und Südafrıka übereinstimmende Landfloren gelebt haben, die Gondwänafloren; man schloss hieraus auf den einstigen Zusammenhang; dieser beiden Festlandstheile und nannte das Gebiet Gondwänaland. Später fand man solche Floren auch in Australien, dann in der argentinischen Republik. So breiteten sie sich um den Süden. Aber die daraus gezogene Schlussfolgerung von dem Zusammenhange eines so grossen Festlandes wurde erschüttert durch den Umstand, dass nıcht nur dıe bezeichnendsten Pflanzen von Unter-Gondwäna, sondeın auch den südafrikanıschen Vorkommnissen nahe verwandte Thiere ın den permischen Ablagerungen von Perm ın Nordrussland entdeckt wurden. Was sıch ergibt, ıst eine überaus gleichförmige Verbreitung der Landpflanzen und Landthiere zur damalıgen Zeit und sehr viel Festland ım Süden, aber es entfällt der unmittel- bare Nachweis für den Zusammenhang. Man sieht in der That, dass nur an den pacifischen Rändern dieses vermeintlichen oder wirklich zusammenhängenden Continentes Faltung eingetreten ist, und zwar im Östen von Australien und ım Westen von Südamerika, während dıe zwischenliegenden atlantıschen und indischen Küsten ohne jüngere Faltung sind. Es ist wahr, dass man in letzter Zeit in Südafrika Faltung aus carbonischer Zeıt beschrieben hat, aber ım Grossen erscheint alles Gebiet zwischen der südamerikanischen Cordillere im Westen, und der australischen Cordillere im Osten wie todt und unbeweslich, im Gegeensatze zu der grossen Mannigfaltig- keit an Bewegungen ın der nördlichen Hemisphäre. Dieses sind im Grossen dıe Züge, welche wır ım Laufe dieser beiden Semester im Einzelnen zu verfolgen gesucht haben. Die Versuche einer geometrischen Anordnung der Gebirgsketten, welche in neuerer Zeit von sehr hervorragenden Fachmännern neuerdings unternommen worden sind, finden, fürchte ich, ın den thatsächlichen Erfahrungen nur wenig; Begründung. Die tektonischen Linien, denen man ın der Natur begegnet, pflegen überhaupt höchstens ın Sprüngen oder Brüchen die gerade Linie zu verfolgen. Die Faltungen aber verhalten sich mehr wıe lange Wellen und sıe weichen den älteren Horsten aus. Das sieht man am deutlichsten bei dem jüngsten, nach Europa eingetretenen Zweige der Altaiden, den Alpen; Aehnliches zeigt auch der Bogen der Banda-Inseln. Nun möchte ich noch ein kurzes Wort sagen über die Lebensverhältnisse auf der Erde. Wır haben bereits von der weiten Verbreitung der Landfauna und Landflora von Unter- Gondwäna gesprochen. Die Typen der carbonischen Landflora haben schon früher aus den arktischen Gegenden bıs Südafrıka sich ausgebreitet. Die Culmflora ıst aus Europa, der Mongolei und Australien bekannt. Noch bemerkenswerther ist dıe Thatsache, dass den Basaltströmen des westlichen Grönland pflanzenführende Lagen eingeschaltet sind, welche der unteren Kreide, der mittleren Kreide und der Tertiärzeit angehören, und dass ın allen diesen Zeitläufen erst Farren, dann Laubhölzer in diesen arktischen Gegenden gelebt haben. Mit einem Worte, man sieht in Westgrönland Vorkommnisse aus verschiedenen Zeiten, welche sıch mit den seıt der Glacıalzeit und auch heute noch herrschenden klimatischen Ver- hältnıssen durchaus nicht ın Einklang bringen lassen, und diese ganze jüngere Zeit erscheint vielmehr als eine Ausnahme. Man gewinnt den Eindruck, als obnicht zu allen Zeiten dıe heutige Mannigfaltigkeit der Klimate bestanden habe und als ob auch die Mannigfaltig- keit der Lebensformen nicht zu allen Zeiten eine so grosse gewesen sei. Die grosse indische Landfauna von heute, mitihren Tıgern und Elephanten, kann als eine selbstständige Einheit angesehen werden, aber da und dort ist sie von älteren malayischen Resten begleitet, welche die Mannigfaltigkeit erhöhen. Meine Herren! Wie Sie sehen, kann ich in diesem Versuche eines Ueberblickes eben nur einige der mannigfaltigen Richtungen andeuten, nach welchen die Studien weiter geführt werden könnten, und es stehen so viele Hunderte und Hunderte von Fragen often, dass 8 Abschiedsvorlesung des Professor Eduard Suess. [8] jeder, auch der kühnste Ehrgeiz dıe Pforten offen findet und Befriedigung hoffen darf. Neue Entdeckungen stehen jedem gewissenhaften Forscher ın Aussicht. Ich habe Manches in dem langen Laufe der Jahre gesehen und erlebt. Anfangs, da muss man sich redlich bemühen und Eifer und eine gewisse Strenge gegen sich selbst daran setzen, um die Einzelheiten kennen zu lernen und manchmal bleicht sich das Haar, bevor man ım Stande ist, einen Ueberblick zu gewinnen und einen ersten synthetischen Versuch zu wagen. Dieser erste Schritt zur Synthese ıst aber der entscheidende Schrittin dem Leben des Forschers. Bald bemerkt er, dass sein Urtheil unter den Fachgenossen mehr Beachtung: findet; er wird vorsichtiger und zurückhaltender mit demselben, und endlich kommt die Stunde heran, in welcher seine Seele erfüllt wird von der hohen Befriedigung, irgend eine neue Anschauung oder eine neue Thatsache eingefügt zu haben der Summe menschlicher Erkenntnis — eine Empfindung, welcher gegenüber selbstverständlich Alles verschwindet, was dıe Aussenwelt an Anerkennung zu zollen ım Stande ist. Lytton Bulwer sagtın einem seiner Romane: » Wenn jemand in hohem Alter von Kindern umgeben ist, dann sieht er am Ende semer Tage nicht einen Schlusspunkt, sondern nur einen Beistrich«. Das gilt in gleichem Maasse von dem Forscher und seinen Schülern. Das ist das grosse Glück, welches mir heute zutheil wird. Viele sind von uns gegangen. Die stummen T’afeln in unserer Sammlung nennen ihre Namen und unsere Pflicht ist es, ihrer heute dankbar zu gedenken. Stoliczka fand sein Ende am Kara-Korum, Lend am Kılima-ndjaro, Foullon auf Guadalcanar; Rodler hat sıch den Todeskeim in den Bachtyari-Bergen geholt; wir alle denken mit Bewunderuug: an Oskar Baumann. | Ich freue mich heute von ganzem Herzen, nicht eine Reihe von Schülern, sondern eine Reihe von Generationen von Schülern an dieser Stelle begrüssen zu können, von den ruhmvoll ergrauten Mitgliedern der kaiserlichen Akademie bis zu den jungen Finken mit den frıschen Augen. Diesen jüngeren unter Ihnen möchte ich in diesem Augenblicke noch ein Wort sagen Die Alten wissen es ohnehin. Im Laufe dieser 44 Jahre hat sich Vieles auf der Erde zugetragen, aber nichts ıst so durchgreifend, nichts für die gesammte Cultur des Menschen- geschlechtes so entscheidend gewesen, wie die Fortschritte der Naturwissenschaften in dieser Zeit. In jedes Gebiet des menschlichen Lebens und Schaffens sind sie eingedrungen ; sie beeinflussen und verändern unsere gesellschaftlichen Verhältnisse, unsere philosophischen Auffassungen, die wirthschaftliche Politik, die Machtstellung: der Staaten, Alles. Wer aber genauer zusehen will, kann wahrnehmen, dass neben der Naturforschung auch der Natur- forscher mehr und mehr in den Vordergrund tritt, dass seine sociale Bedeutung anerkannt wird und der Werth seiner Studien immer mehr geschätzt wird. Hieraus erwächst der heranwachsenden Generation von Forschern eine hohe Pflicht. Diese Pflicht besteht darin, dass sie an die Ethik ihrer eigenen persönlichen Lebensführung einen immer strengeren Maasstab anzulegen hat, damit bei der steigenden Einwirkung der Naturforschung auf alles gesellschaftliche und staatliche Leben auch der Naturforscher selbst sich mehr und mehr würdig fühle, theilzunehmen an der Führung; der geistgen Menschheit. : Und jetzt bin ıch bei dem Beistriche angelangt. Als ich Lehrer geworden war, habe ich nicht aufgehört, ein Lernender zu bleiben, und jetzt, da ich aufhöre ein Lehrer zu sein, möchte ich auch nicht aufhören ein Lernender zu sein, so lang meine Augen sehen, meine Ohren hören und meine Hände greifen können. Mit diesem Wunsche trete ich nicht ab, sondern trete ich zurück in meine frühere Stellung. Und nun danke ich Ihnen Allen aus tiefstem Herzen für Ihr Erscheinen und bitte Sie, mir ein freundliches Andenken zu bewahren. 1 NEUE UND INTERESSANTE FORAMINIFEREN AUS DEM SUD- TIROLER ALTTERTIÄR von Rich. Joh. Schubert. (Mit I Tafel.) Aus dem Oligocän sind wie auch aus dem übrigen Tertiär Foraminiferen-Faunen in grosser Zahl bekannt. Doch stammen diese zumeist aus Ablagerungen, die auf Grund der Absatztiefe sowie der sonstigen physikalischen Bedingungen vorwiegend kalkschalige Formen eingeschlossen enthalten. Sehr gering ist die Zahl der bisher bekannten tertiären (oder überhaupt jüngeren fossilen) Faunen, in denen die kieselig- agglutinirenden Formen die Hauptrolle spielen oder doch auch nur einen grösseren Formenreichthum aufweisen. Ausser einer Anzahl von Foraminiferen-Listen, die Professor Rzehak aus dem mährischen Oligocän gab,!) sind es besonders die Arbeiten von Grzybowski, der im galizischen Alttertiär eine reiche Tiefseefauna feststellte, sie beschrieb und durch Abbildungen erläuterte. Besonders ist in dieser Beziehung die Fauna der rothen Thone (von Wadowice untersucht) und der naphtaführenden Schichten der Umgebung von Krosno anzuführen; letztere zum Beispiel besteht nach Grzybowski aus 80 kieselschaligen und sandigen Arten, von denen die Hälfte als neu betrachtet wurde, Eine mit dieser verwandte Fauna beherbergen, wie ich bereits in den Verhandl. der k. k. geol. R.-A. 1900, pag. 370 mittheilte, gewisse Mergel aus der Gegend von Riva am Gardasee. Ich konnte zwei Handstücke eines bläulichgrauen Mergels aus dieser Gegend untersuchen. Das eine stammte von Bolognano, südöstlich Arco; dieses wurde mir von Herrn Chefgeologen M. Vacek zur Untersuchung auf eine Mikrofauna übergeben. Für die freundliche Ueberlassung des Materiales sei hiemit aufs Verbindlichste gedankt. Die zweite Probe brachte ich selbst im August 1899 von Gologna, nord- östlich Riva mit, woselbst ich sie am Südausgange der Ortschaft der Wand eines Hohlweges entnahm. Eine Anzahl der im Schlämmrückstande dieser Mergel enthaltenen Arten ist von grösserem paläon- tologischen Interesse, weshalb ich diesen im Folgenden eine ausführliche Besprechung widme. Zunächst führe ich jedoch der Uebersicht wegen alle in diesen Proben von mir aufgefundenen und im bestimmbaren Erhaltungszustand befindlichen Formen an: Astrorhiza granulosa Brady; Bolognano. Hyperammina pellucida n. sp., Cologna. Dendrophrya excelsa Grzyb.; Bolognano. s (Girvanella) vagans Brady; Co- Rhabdammina abyssorum M. Sars; Cologna, logna. Bolognano. Reophax difflugiformis Brady; Cologna. Rhabdammina discreta Brady; Cologna, Bolognano. = Grzybowskü m.;, Cologna. Bathysiphon taurinensis Sacco, Cologna. pilulifera Brady; Cologna. sp. forma scalaria Grzyb.; Cologna. ” Hyperammina elongata Brady; Cologna. a 1) Bes. Verh. d. k. k. Geol. R.-A., 18SS7 pag. S7—89, 1SS7 pag. 133—135, 1SSS pag. 190-192. D Beiträge zur Paläontologie Oesterreich-Ungarns, Bd. XIV. 10 Rich. Joh. Schubert. ‚ [2] Ammodiscus polygyrus Reuss; Cologna, Bolognano. Glomospira charoides J. u. P.; Cologna. Psammosphaera fusca Schulze; Cologna, Bo- lognano. Haplostiche Soldanit J. u. P.; Bolognano. Haplophragmium aff. lobsannense Andr.;, Cologna. Trochammina sguamata J. u. P., Cologna. A nucleolus Grzyb.; Cologna. Cyclammina busilla Brady; Cologna. a fontinensis Terqu.; Cologna. a Uhligi n. sp.; Cologna. 4 (2) sp. nov. R sp., Cologna. . .; Cologna. Pavonina agglutinans n. sp., Bolognano. Ammofrondicularia angusta n. sp., Bolognano. Spiroloculina cf. limbata Born., Cologna. Nubecularia tibia J. u. P.; Cologna. Lagena elongata Ehrenb.; Cologna. n apiculata Reuss; Cologna. Nodosaria resupinata Gümb ; Bolognano. Cristellaria Kochi Reuss; Cologna. 5 cumulicosta Gümb.; var. spinata m.; Cologna. Cristellaria rotulata Lam.; Cologna, Bolognano. ® acutimargo Reuss; Bolognano. arcuwata d’Orb.; Bolognano. Bolivina Vaceki n. sp., Cologna. a Beyrichi Reuss; Bolognano. m semistriata Hantk.; Cologna. r aenariensis Costa; Cologna. Textularia folium J. u. P.; Bolognano. cf. inconspicua Brady, Bolognano. Bigenerina digitata d’Orb.; Cologna. Trigenerina haeringensis Gümb., Bolognano. Bulimina truncana Gümb.; Cologna, Bolognano. Uvigerina angulosa Will.; Bolognano. n pygmaea d’Orb.; Bolognano, Cologna. . = gracılis Reuss; Cologna. Clavulina budensis Hantk.; Bolognano. Rotalia soldanii d’Orb.; Bolognano. N Beyrichi Neug.; Bolognano. Truncatulina praecincta Karr., Bolognano. costata Hantk.; Cologna. dutemplei d’Orb.;, Cologna. ungeriana d’Orb.; Bolognano. » sp.; Bolognano. (Dentalina) spinescens Reuss;, Cologna. mucronata Neug.; Cologna. > ” ” acuticauda Reuss; Cologna. Globigerina bulloides var. triloba Reuss; Cologna soluta Reuss; Cologna. Bolognano. he „ semilaevis Hantk.;, Bolognano. Spiroloculina cf. limbata Born. Cologna. Marginulina Behmi Reuss; Bolognano, Cologna. Zunächst erhellt aus vorstehender Uebersicht die verhältnismässig grosse Anzahl kieselig-sandiger Formen, inBolognano der dritte Theil, inCologna die Hälfte. Dieser Umstand spricht für eine grössere Absatztiefe der in Rede stehenden Proben gegenüber den sonst aus Südtirol, Oberitalien, den nordalpinen Gegenden und Ungarn angeführten unteroligocänen » Clavulina Szaböi«-Schichten. Dadurch wird auch das Fehlen von Clavulina Szaboi, der Nummuhten und Orthophragminen erklärt. Auffallend ist das Verhältnis der Faunen von Bolognano und Cologna zu der durch Gümbel-Egger bekannten Fauna vom Monte Brione bei Riva,!) die auf eine entschieden geringere Absatztiefe hindeutet, was auch durch die petro- graphische Beschaffenheit bestätigt wird. Die Proben von den erstgenannten Orten stammen eben aus tieferen Partien der unteroligocänen Absätze, während die von Brione dem Absatze des bereits seichteren Meeres entnommen wurde, wie auch die Lagerung des letzteren unmittelbar unter dem Lithotamnien- kalk beweist. Gleichwohl findet sich im Schlämmrückstande eine nicht unbeträchtliche Anzahl von Arten, welche für den » Clavulina Szabdi»-Horizont oder die gleichaltrigen Gebilde charakteristisch sind, so vornehmlich Bolivina semistriata Hantk., Bolivina Beyrichi Reuss, Dentalina semilaevis Hantk., Criszellaria arcuata d’Orb.; Marginulina Behmi Reuss, Clavulina budensis Hantk., Bulimina truncana Gümb.; Uvigerina gracılis Reuss, Truncatulina costata Hantk. u. a. Von den kieselig-sandigen Formen ist die Hälfte auch aus den gleichaltrigen galizischen Gebilden bekannt, einige wie Dendrophrya excelsa Grzyb. und Trochammina nucleolus Grzyb. wurden sonst noch nirgends aufgefunden. 1) Sitzungsberichte kgl. bayr. Akad. Wiss. München, math.-nat. Cl. 1896, pag. 589. [3] Neue und interessante Foraminiferen aus dem südtiroler Alttertiär. II Auffällig ist das Fehlen einiger in Galizien reichlich vertretener interessanter Typen, so der dort nicht seltenen Reussinen, obgleich die kalkschaligen Parallelformen, die Globigerinen, ab und zu sich finden. Es scheint dies ein Beweis, dass die Abgrenzung der kieselig-sandigen, nach dem Globigerinen- Typus gebauten Formen, die Grzybowski unter dem Namen KReussina vornahm, berechtigt ist. Unter den neuen Typen, die ich in Südtirol fand, sind zu beachten eine Pavonina mit völlig kieselig agglutinirter Schale, also ein Vertreter dieser bisher nur so selten und als perforat bekannten Familie, ferner eine agglutinirte Form, deren Kammern nach dem Frondicularia-Typus angeordnet sind, die ich mit dem Namen Ammofrondicularia belegte. Aus WadowiceundKrosno führt Grzybowski eine Keramosphaera irregularis Grzyb. an; diese recent von Brady aus der Tiefsee bekannte imperforate Gattung soll n Galizien nach Grzybowski’s Angabe gleichfalls agglutinirt vorkommen. Für diese Gattung gebührt der Priorität nach der 1877 von Stache gegebene Name Bradya. An Exemplaren aus der liburnischen Stufe von Krain, die mir Herr Dr. Kossmat freundlichst überliess, konnte ich die Identität von Bradya Stache und Keramosphaera Brady feststellen. Die erstere ist durch Bradya tergestina in der liburnischen Stufe Kreide — Tertiär stellenweise reich vertreten in grossen, bis ca. I cm im Durchmesser enthaltenden Exemplaren inmitten einer ausgesprochenen Küstenfauna, wird dann offenbar durch die an Formen- und Individuenreichthum anschwellenden Gattungen der Nummuliten, Orthophragminen, Operculinen, Alveolinen etc. aus ihrem Wohngebiet gedrängt. Im Jungtertiär ist Bradya bisher trotz der sonst so überaus reichen Fauna noch nicht nachgewiesen. In der Gegenwart ist sie auf die Tiefsee beschränkt und auch da nur sehr selten, Im Eocän oder Oligocän muss sich also ihre Wanderung in die tiefere See vollzogen haben. Es wäre sehr interessant, wenn die Zugehörigkeit von Keramosphaera irregularis Grzyb. zu Bradya sich bestätigen würde, es wäre damit einerseits bewiesen, dass Bradya bereits im Oligocän in die Tiefsee zurückgedrängt war und ferner, dass auch hoch organisirte porzellane Formen gelegentlich in kieselig-sandiger Ausbildung auftreten können. Im südtiroler Oligocän fand ich bisher Vertreter von Bradya nicht. Unter den kieseligen Arten ist auch die verhältnismässig gute Vertretung hochstehender Formen, Cyclamminen, bemerkenswerth. Was die kalkschaligen Arten betrifft, so konnte ich ausser einer neuen Art, Bolivina Vaccki m. und einer gezackten Varietät von Cristellaria cumulicosta Gümb. einige fürs Alttertiär neue Formen constatiren, u. a. Bolivina aenariensis Costa, Truncatulina praecincta Karr., Textularia folium J. u. P. Die inBolognano aufgefundenen Exemplare von Venilina haeringensis Gümb., die später zu Schizo- ‚phora Reuss, von Brady zu Bigenerina gestellt und mit Bigenerina capreolus d’Orb. identificirt wurde, liessen, angeschliffen und in Glycerin eingebettet, mich ganz deutlich erkennen, dass die Anfangskammern durchaus nicht textularienartig angeordnet sind, sondern eine planospirale Einrollung zeigen, wie dies beim Genus Spiroplecta der Fall ist. Typen, welche zuerst planospirale, dann zweizeilig angeordnete Kammern und zum Schluss einige Lingulinen-Kammern daran schliessen, also Spiroplecta - Lingulina, um es kurz auszudrücken, fasse ich als Trigenerina n. nom. zusammen. Bevor ich indessen auf eine eingehende Besprechung der interessanten Formen eingehe, möchte ich zunächst, anschliessend an das soeben gesagte, meine Ansichten über die Deutung und Bedeutung der Mischgenera darlegen. Allerdings muss ich mich zur Zeit mangels gar mancher einschlägiger Literatur auf eine Darlegung der Grundzüge beschränken. Unter Mischformen oder Mischtypen verstehe ich in Uebereinstimmung mit früheren Autoren alle jene Formen, deren Kammern nach mehr als einem Gesetze angeordnet sind, also dieselben, welche auch als bi-, triform (Rhumbler) und dimorph bezeichnet wurden.!) Dass ich mich in Folgendem an diesen Aus- druck halte, hat seinen Grund in dem Streben nach Eindeutigkeit. Von den älteren Autoren wurden diese Mischformen zumeist als selbstständige Genera aufgefasst, ihre Deutung wurde erst in neuerer Zeit versucht. 1) Verschieden von dieser gesetzmässigen »Mischung« sind die blossen Missbildungen wie Verwachsung zweier gleicher oder verschiedener Individuen u. s. w. 12 Rich. Joh. Schubert. [4] So veranlassten sie bekanntlich L. Rhumbler!) zu der Annahme, das biogenetische Grundgesetz habe bei den Foraminiferen im umgekehrten Sinne Geltung. Eimer?) dagegen deutete die Mischformen so, dass an den Embryonalkammern zuerst die höhere Kammeranordnungsweise aufträte (l. c. pag. 555, 556, 559), im Grunde nicht viel verschieden, obgleich Eimer die Annahme Rhumbler’s lebhaft bekämpft (s. pag. 582) und an einer anderen Stelle derselben Arbeit diese Eigenschaft der Mischtypen als eine Folge einer »Umkehr der Entwicklungsrichtung« Epistrephogenesis bezeichnet. Rhumbler zieht auch in Erwägung, dass es sich um eine Rückbildung handeln könne, ist auch geneigt, dies gelegentlich gelten zu lassen (s. pag. 63, 64), die überwiegende Mehrzahl der Fälle dagegen deutet ihm auf eine Giltigkeit des biogenetischen Grundgesetzes in umgekehrtem Sinne. Auf die Unhaltbarkeit dieser Ansicht wurde u. a. bereits von Eimer hingewiesen, da das bio- genetische Grundgesetz eine Vererbung von Eigenschaften der Vorfahren in der individuellen Entwicklung bedeute und nicht in entgegengesetztem Sinne gelten könne. Dass jedoch auch dessen Ansicht keine den Thatsachen entsprechende ist, erhellt aus Folgendem (pag. 556): »So gibt es nicht Uebergänge von zwei- zeiliger Anordnung der Kammern zu einer solchen, bei welcher nur die allerersten Zellen zweizeilig ange- ordnet sind, sondern es ist umgekehrt: Es besteht eine Entwicklungsrichtung, welche dahin führt, dass einzeilig angeordnete Kammern hinten zuerst zweizeilig werden und dass diese Zweizeiligkeit sich bei anderen weiter und weiter nach vorn erstreckt, während bei dritten hinten Dreizeiligkeit eintreten kann ete.« Um meinen Gegensatz zu Eimer kurz darzulegen, besteht, bei obigem Beispiele, meiner Ansicht nach eine Entwicklungsrichtung, welche dahin führt, dass zweizeilig angeordnete Kammern im Laufe der individuellen Entwicklung in einreihig angeordnete übergehen, dass sich diese neue Eigenschaft, die natürlich an den jüngsten, also vorderen Theilen zuerst auftritt, über einen grösseren Theil des Gehäuses verbreiten kann, so dass die ursprüngliche, die zweizeilige Kammeranordnung auf die Embryonalkammern beschränkt ist. Es ist sonderbar, dass Eimer bei der Erörterung der Frage, »ob neue Eigenschaften am hinteren oder vorderen, an alten oder an jungen Theilen des Thierganzen zuerst auftreten«, darauf hinweist, dass bei den Ammoniten die neuen Eigenschaften an den jüngsten Kammern auftreten, dass auch im Cornu- spiren-Stamm der Foraminiferen die Umbildung an den jüngsten Kammern stattfinde und dennoch durch den Hinweis auf die von ihm gezeigte Thatsache, dass bei höheren Thieren (Sauriern, Vögeln, Säugern, Schmetterlingen) die Zeichnung betreffende Eigenschaften hinten zuerst auftreten, während der Stammes- entwicklung nach vorn über den Körper wandern und sich vorn am längsten erhalten, bestimmt wird, auch für die Foraminiferen das Auftreten neuer Eigenschaften an den hinteren Kammern anzunehmen, wo doch das Wort »hinten« in beiden Fällen ganz Verschiedenes bedeutet. Dass Eimer’s Arbeitsgenosse, Dr. Fieckert, seine Anschauungen nicht ganz theilte, erhellt aus einigen gemachten Bemerkungen Eimer’s. So gibt (pag. 569) Fickert die Möglichkeit zu, dass es sich bei obigem Falle ähnlich wie bei sich aufrollenden Zaplophragmien um einen Rückschlag, und zwar auf Nodosarien handle. Ich erblicke in den Mischtypen Uebergangsformen, und zwar Formen, die ge- wisse Entwicklungsrichtungen bei den Foraminiferen zum Ausdrucke bringen und dies in der Weise, dass entsprechend dem biogenetischen Grundgesetze die Embryo- nalkammern auf dieAnordnungsweise der Ahnenform, die jüngeren Kammern dagegen auf die in Bildung begriffene Form hinweisen. Diese Entwicklungsrichtungen können von nieder zu höher organisirten Formen führen, doch kann ebenso auch das Entgegen- gesetzte der Fall sein. Bisweilen wird es schwer zu entscheiden sein, welche Anord- nungsweise als höher, welche als niedriger zu bezeichnen sei. Gegen die Rhumbler’sche Annahme (pag. 53), »dass die Anfangswindungen derselben (sc. der biformen Gruppen) einen höheren, d. h. festeren Bauplan verfolgen, als die Endwindungen«, spricht die Uebersicht folgender, bisher benannter Mischformen. 1) Entwurf eines natürl. Syst. d. Thalamophoren. Nachr. kgl. Ges. Wiss. Göttingen 1895, Heft 1. ®) Eimer u, Fickert, Artbild. und Verw, b. d, Foram. Tübinger zool. Arb. Leipzig 1899, [5] Neue und interessante Foraminiferen aus dem südtiroler Alttertiär. Perforata: Amphicoryne Schlumb. — Cristellaria -—- Nodosaria. Lingulopsis Reuss — Cristellaria — Lingulina. Amphimorphina Neug. — Frondicularia —+- Nodosaria. Dentalinopsis Reuss — Rhabdogonium — Dentalina. Flabellina d’Orb. — Cristellaria — Frondicularia. Flabellinella Schub.) = Vaginulina —- Frondicularia. Dimorphina d’Orb. — Polymorphina -- Nodosaria. Sagrina J. u. P. = Uvigerina —- Nodosaria. Bigenerina d’Orb. — Textularia —- Nodosaria. Schizophora Reuss — Textularia —+ Lingulina. . Pavonina d’Orb. — Textularia, dann breit, einreihig. Spiroplecta Ehrbg. — planospiral —+ Textularia. Gaudryina d’Orb. — Vernewilina —- Textularia. Clavulina d’Orb. —= Valvulina (Tritaxia) + Nodosaria. Bifarina J. u. P. = Bulimina (Virg. od. Boliv.) + Nodosaria. Imperforata: Articulina I miliolidenartig, dann gestreckt. Miliolina —- planospiral —- gestreckt. Ophthalmidium == Cornuspira — Miliolina. Hauerina — Miliolina, dann planospiral. Massilina Schlumb. — Miliolina + Spiroloculina. Vertebralina I Aus der Zusammenstellung der perforirten Typen erhellt zunächst, dass die Endkammern der Misch- formen trotz der Mannigfaltigkeit der Anfangskammern nur einige wenige Anordnungsformen erkennen lassen, so die der Nodosariden, Frondicularien, Textularien. Sodann, dass diese Gattungen offenbar nicht einheitlich sind, sondern sich aus verschiedenen anderen Typen entwickelt haben. So besteht das Genus Nodosaria aus Arten, die sich ursprünglich aus Zagenen entwickelten, ferner aus Abkömmlingen von Nodosinellen, von Cristellarien, Rhabdogonien, Frondicularien, Polymorphinen, Uvigerinen, Textularien, Buliminen u. s. w. Wodurch die neuen Entwicklungsrichtungen angebahnt wurden, ist schwer zu sagen. Jedenfalls kommt die Beschaffenheit des Meerwassers, der Nahrung, des Bodens u. s. w. in Betracht. Bei Betrachtung der Mischformen fällt auf, dass meist der Uebergang der beiden (oder mehreren) Anordnungsarten plötzlich erfolgt. Im Gegensatz dazu stehen Formen, bei denen ein solcher Wechsel ver- schiedener Anordnungsarten auch vorliegt, aber mehr allmälig erfolgt, z. B. bei Schizophora Reuss (etwa capreolus) legt sich eine breite, mit langem Schlitz versehene Kammer plötzlich über die Textularien- Kammern, während z. B. bei Bolivina porrecta Brady oder Bolivina nobilis Hantk, die alternirenden Kammern diese Eigenschaft allmälig verlieren, bis die Endkammern nodosarienartig angereiht sind (Typen, die neuerdings von Millett?) bereits zu Bifarina gestellt wurden); ähnliche Verhältnisse herrschen bei Pleurostomella subnodosa Reuss, auch von Flabellinen sind sie bekannt, z. B. Flabellina navicularis Montf., Cristellaria caxis F. u. M.,?) Flabellina simplex Reuss u. a. Mir scheint es nun, dass solche Formen, wie die letzterwähnten, den Beginn der Entstehung der Mischformen darstellen. Auch von andern Gattungen ist mir eine derartige oder analoge abnorme Lage von Endkammern bekannt, z. B. von Polymorphina. 1) Zeitschr. d. deutsch. geol. Ges., 1900, Heft 3. 2) Journ. R. Micr. Soc. 1900, pag. 539, 540. ») A. Silvestri, Mem. dell. accad pont. dei nuovi Lincei, Vol. XV, Taf. III, pag. 6-10. 14 Rich. Joh. Schubert. [6] Hatte sich diese neue Eigenthümlichkeit im Laufe von Generationen gefestigt, so ging: der alte Typus in den neuen unvermittelt über. Die grosse Anzahl von Fällen, in denen der Wechsel der beiden Kammeranordnungsarten rasch erfolgt, scheint mir dafür zu sprechen, dass sich die neue Eigenschaft erst nach der Festigung allmälig auf das Embryonalende der Schale beschränkte. Doch wäre der umgekehrte Vorgang ebenso gut denkbar. Dass die an den Endkammern zuerst aufgetretenen Eigenschaften sich an den Nachkommen der- artiger Formen wiederholten und ausbreiteten, ist leicht erklärlich, da das Plasma der letzten jüngsten, grössten Kammern offenbar genügend activ bei der Bildung der Keime der neuen Generation war. Diese Tendenz, die Kammern nach einem neuen Modus anzuordnen, konnte sich nun im Laufe von Generationen verstärken, so dass z. B. eine Texfularia bereits nach vier textularienartig angeordneten Kammern die weiteren einreihig anordnete, während dies früher etwa erst nach zwölf zweireihigen der Fall gewesen war. Andererseits können die nach dem älteren Modus aneinandergereihten Kammern kleiner gebildet werden, kurz es werden Formen entstehen, deren Ahnenrest, wie ich das Ueberbleibsel der früheren Form, aus der sich die neue entwickelte, nennen will, nur mehr mit bewaffnetem Auge und schliesslich auch m’t diesem nicht mehr auflösbar ist. Durch Resorption kann daraus eine einfache grosse Kammer entstehen, die dann auch in der individuellen Entwicklung an Stelle des Ahnenrestes erscheint, Das Ergebnis wäre dann eine Nodosaria mit grosser Embryonalkammer, mit sogenannter »aufgeblasener« Embryonalkammer. Nun ist es auffallend, dass bei den Perforaten grosse Embryonalkammern vorzugsweise bei Nodosariden und Frondicularien vorkommen, also bei zweien von den drei Typen, aus welchen die Endkammern der Mischtypen bestehen. Frondicularien, deren Ahnenrest noch deutlich erkennbar ist, d. i. Flabellinen, Flabellinellen etc., besitzen auch keine derartige Embryonalkammer. Dass diese bei der dritten Gruppe, bei den Texztulariden, weniger bekannt sind, mag vielleicht damit zusammenhängen, dass gerade diese Neigung zur Bildung triformer Mischtypen besitzen, sowohl Spiroplecten als auch Gaudryinen einreihig angeordnete Endkammern erzeugen können, wovon ich die ersteren zum Theile unter dem Namen Trigenerina zu- sammenfasste. Eine andere Erklärung einer der zweiten Kammer gegenüber auffallend aufgeblasenen Embryonal- kammer ist auch in der That schwierig, da ja sonst bei den Kammern eine ganz regelmässige mehr oder minder stark ausgesprochene Grössenzunahme vorhanden ist. Es gibt freilich Arien, deren Endkammer auf- fällig an Grösse der vorletzten nachsteht. Derartige Formen sind meines Erachtens pathologische oder senile Bildungen. Formen wie manche Nodosarien, z. B. Nodosaria resupinata Gümb. oder Hyperammina friabilis, wo auch eine grosse, runde Anfangskammer vorliegt, kommen hier nicht in Betracht, da die darauffolgenden Kammern zwar schmal, aber dafür umso länger sind. : Aehnliche Verhältnisse liegen auch bei den Porcellaneen vor. Man sehe nur z. B. Articulina funalis an (oder conzcoarticulata) und wird finden, dass hier bei manchen Exemplaren noch deutlich der milioliden- artige »Ahnenrest« trennbar ist, bei anderen dagegen das sonst ganz gestreckte Gehäuse mit einer blossen Anschwellung beginnt. Diese letzteren veranlassten bekanntlich Rhumbler in seinem »Eutwurfe« (pag. 87), Articulina funalis zu seiner Gattung Nodobacularia, deren Typus Nubecularia tibia J. u.P. ist, zu stellen. Wie Articulina verhält sich auch Vertebralina. Bei Hauerina, deren Anfangskammern milioliden- artig aufgewunden sind, d. h. eine jede Kammer den halben Umfang einnimmt, tritt später die Unfähigkeit gewissermaassen ein, eine so lange Kammer zu bilden, sie ist kürzer, die nächste desgleichen, und wir haben als Endglied eine planospiral angeordnete Form vor uns, wie sie auch durch Einrollung einer segmental eingeschnürten Röhre entstehen konnte. Analog entwickeln sich einzelne Fabularien weiter, z. B. einzelne Exemplare von Fabularia Zitteli Schwag, Schön wird durch die Annahme, dass auffallend grosse Embryonalkammern in Folge Resorption eines Ahnenrestes entstanden seien, der »Dimorphismus« der Foraminiferen, besonders der Miliolideen erklärt. Mehrfache Deutungen wurden dieser Erscheinung gegeben. Nach obiger Annahme stellen die B-Formen das ursprüngliche Stadium dar, einen Mischtypus, dessen Endkammern bereits auf die in Bildung: begriffene Form hindeuten. Die Embryonalkammern werden nun stets undeutlicher — gleich den spiralangeordneten [7] Neue und interessante Foraminiferen aus dem südtiroler Alttertiär., 15 bei Clavulina — bis schliesslich anstatt des Restes der Ahnenform eine einzige grosse Kammer entsteht, welche dem Ahnenreste gleichwerthig ist, vielmehr ihn ersetzt. Die von Rhumbler betonten Grössen- schwankungen der Embryonalkammern sprechen gleichfalls für einen derartigen Vorgang, Ich stimme mit Rhumbler völlig überein, dass sich die Dimorphismusverhältnisse bei den Miliolideen analog denjenigen bei den Mischtypen, z. B. bei den Nodosarien verhalten; doch muss ich natürlich betonen, dass ich auch hier gerade entgegengesetzter Ansicht bin, dass eine Biloculina, deren Embryonalkammern quinqueloculinär angeordnet sind, eben noch im Begriffe ist, sich zur völligen Biloculina zu entwickeln. Das Ouingueloculina-Stadium ist für diese Gruppe der Biloculinen das Ahnenstadium, das biogenetische Grundgesetz gilt also völlig unverändert. Rhumbler betrachtet die B-Formen Schlumberger’s »theils als gelegentliche Varietäten der uniformen A-Formen, theils als bereits selbstständige Arten, die, einerlei ob Varietäten oder Arten, im Begriffe stehen, sich in Arten von höherem Aufwindungsmodus umzuwandeln«; die biformen Arten anderer Familien fasst er genau ebenso auf (pag. 67). Dass sich nicht die B-Formen aus den A-Formen gebildet haben, wie von den Entdeckern des Dimorphismus eine Zeit lang angenommen wurde, ist leicht ersichtlich. Dass die Centralkammern der A-Formen für den Ahnenrest der B-Formen ausreichen, ist abermals eine Bestätigung meiner Annahme. Jedenfalls erscheint es mir im Gegensatz zu früheren Anschauungen sicher, dass die A-Formen die späteren sind, gleich Nodobacularia funalis. Den Dimorphismus der Mrliolideen deutete Rhumbler entsprechend seiner Annahme von der um- gekehrten Geltung des biogenetischen Grundgesetzes im Milioliden-Stamme auf ein allgemeines Streben nach dem Typus Ouinqueloculina hin. Biloculinen suchen sich durch Triloculinen-Stadien in Ouingueloculinen umzuwandeln, ‚Spiroloculinen desgleichen, ja selbst Nubecularien streben nach diesem Ziel. Nach meiner, wie ich hoffe, der Sachlage entsprechenden Annahme, entwickelten und entwickeln sich in diesem Falle aus quinqueloculinenartigen Formen Triloculinen, Biloculinen, Spiroloculinen, ja selbst einfach gestreckte. Es herrschen eben auch hier bestimmte Entwicklungsrichtungen vor und nicht ein Streben nach dem Typus Owinqueloculina. Auch dimorphe Nummuliten wurden in den letzten Jahrzehnten mehrfach beschrieben. Eine mit einer Megalosphaere versehene kleine Form und eine mit grösserem Gehäuse, aber winzig kleiner Embryonal- kammer von sonst gleicher Beschaffenheit — finden sich zumeist miteinander vergesellschaftet. Und hier wurde keine Biformität, keine »Mischung« von Anordnungsarten constatirt. Zwei extreme Fälle sind hier zunächst zu unterscheiden, nämlich Formen, wo die Grössenunterschiede bedeutend sind, z. B. Zucasana — perforata, Tehihatcheffi — complanata, Lamarcki — laevigata, und andererseits solche, wo dieser Unter- schied äusserlich schwieriger wahrzunehmen ist, z. B. spira — subspira, Murchisoni — Heeri. An Deutungsversuchen dieser interessanten Thatsache hat es nicht gefehlt. Am plausibelsten scheint unter den bisher gegebenen Erklärungen die von delaHarpe und Hantken, dass es sich hier um geschlecht- liche Unterschiede handle, wogegen allerdings der Umstand zu sprechen scheint, dass geschlechtliche Differenzirungen bisher bei den Foraminiferen nicht nachweisbar waren. Dass mit der Megalosphaere die geringe Gehäusegrösse, die geringere Anzahl an Umgängen, sowie der Umstand, dass die Umgänge dieser megalosphären Formen im Alter entweder gar nicht oder nur wenig näherrücken, während dies bei den entsprechenden mikrosphärischen Begleitformen fast stets der Fall ist, zusammenhängt, ist eine feste Thatsache. Wenn man nun auch annehmen wollte, das Plasma und somit auch das ausgeschiedene Gehäuse der megalosphärischen Begleitformen hätte eine etwas andere Beschaffen- heit gehabt, wodurch eine Resorption der Anfangskammern ermöglicht worden sei, und dass damit eine Art von Zurückbleiben in der Entwicklung zusammenhänge, so kommt man doch wieder auf eine wesentliche Verschiedenheit bei sonst naher Verwandtschaft, und der Gedanke an sexuelle Verschiedenheiten drängt sich unwillkürlich zur Erklärung dieser Eigenthümlichkeiten auf. Auch bei Orbitoiden s. lat. finden sich grosse Embryonalkammern. Diese stehen hier offenbar ganz oder theilweise an Stelle der spiral-angeordneten Anfangskammern. 16 Rich. Joh Schubert. [s] Die Cephalopoden zeigen in mehreren Punkten Aechnlichkeiten mit den Foraminiferen, um ein bereits von Eimer gebrauchtes Beispiel anzuknüpfen. Die cretaceischen »Nebenformen« der Zytoceratiden, wie Hamulina, Ptychoceras, Baculites sind doch gewiss aus spiralen Formen hervorgegangen, desgleichen die triassischen, wie Rhabdoceras. Und gleichwohl fiele niemandem ein, deswegen eine Umkehr des bioge- netischen Grundgesetzes anzunehmen. Hier ermöglichten es vorzüglich die Loben, sowie das Alter, diese rückgebildeten Formen von anfänglichen nicht eingerollten Typen mit Sicherheit zu unterscheiden. Beide Kriterien sind bei den Foraminiferen nicht anwendbar. An einer Nodosaria lässt es sich nicht erkennen, ob sie ursprünglich oder rückgebildet ist. Einen Anhaltspunkt gewähren uns nur solche Formen, dann aber meines Erachtens einen sicheren, wenn sich noch in den Embryonalkammern ein früheres Stadium erkennen lässt. Uebrigens scheint die Anzahl der inhomogenen Gattungen keine grosse zu sein. Vor Allem wären in dieser Beziehung Nodosaria, Frondicularia, Textularia, Nubecularia (Nodobacularia Rhumbl.), Spirolo- culina u. s. w. zu nennen i Welche systematische Stellung kommt nun den Mischformen zu, wenn sie thatsächlich eine solche Bedeutung besitzen? Sie als Untergattungen im gewöhnlichen Sinne anzuführen, widerspricht allen bisher erwähnten Thatsachen. Es erübrigt also nur, sie, wie es bisher geschah, als selbstständige Genera aufzufassen, oder, was mir zweckmässiger erscheint, ihre Eigenschaft als Uebergangsformen verschiedener Genera dadurch zum Ausdrucke zu bringen, dass wir die Mischform trotz ihres geringeren oder grösseren Ahnenrestes bereits zu der im Entstehen begriffenen Form stellen. Um dies durch einige Beispiele zu erläutern, gehörten zu Frondieularia s. lat. r—_—ä_ Frondicularia s. str. Flabellina Flabellinella Spirofrondicularia m. (urspr. Formen) (Crist. Frondie.) (Vagin. Frondie.) (Polym. od. Bulim. Frondic.) Lingulina s. lat. Lingulina s. str. Lingulinopsis Schizophora Trigenerina m. (Crist. Ling.) (Textul. Ling.) (Crist. Text. Ling.) Nodosaria s. lat. Nodosaria s. str. Amphicoryne Amphimorphina Dimorphina Sagrina Bigenerina P. Clavulina ne (wobei die aus (Crist. Nod.) (Frond. Nod.) (Polym. Nod.) (Uvig. Nod.) (Text. Nod.) (Spironod.)(Bul. Nod.) Lag. od. .‚Nodo- sinellen hervorg. geschieden wer- den müssten.) Es wäre somit die Bedeutung der »Mischgenera« insoferne geändert, als damit nicht die Mischformen an sich bezeichnet würden, sondern diejenigen Untergattungen, welche durch die »Mischung«, d. h. durch die Weiterentwicklung aus anderen Gattungen entstanden, wobei natürlich das Vorhandensein eines grösseren oder geringeren Ahnenrestes das hauptsächlichste Kriterium zur Bestimmung der Verwandtschaftsverhältnisse bleibt. So gehören zu Dimorphina alle jene Nodosarien, die aus Polymorphinen sich entwickelten und nicht die Mischformen als solche, zu Massilina alle Spiroloculinen, deren Entwicklung aus Mikiolinen nach- weisbar ist. Natürlich können jedoch auch dazu diejenigen Spiroloculinen gestellt werden, deren Anfangs- kammern noch miliolinenartig angeordnet sind, da ja die Endkammern bereits völlig spiroloculinär gebaut sind. In gleicher Weise fasse ich alle übrigen Formen auf. Allerdings ist es gegenwärtig nicht möglich, alle bisher beschriebene Arten den Untergattungen zuzutheilen, da ja die Mehrzahl der bekannten Arten »reinen« Gattungen (d. i. ohne Ahnenrest) angehört. [9] Neue und interessante Foraminiferen aus dem südtiroler Alttertiär. 17 Es müssen daher wohl alle diese Formen gegenwärtig noch zur Hauptgattung gestellt werden, bis paläon- tologische Funde, beziehungsweise eingehender Vergleich ein begründetes Urtheil über die Herkunft gestatten. In Folgendem bespreche ich lediglich diejenigen Arten, an welche sich ein grösseres paläontolo- gisches Interesse knüpft. Literaturhinweise fügte ich nur im nothwendigsten Ausmaasse bei, nur insoweit, als ich es trotz der Sammelwerke von Sherborn!) und Tutkowski?) für nöthig erachte, Häufiger wurden bei vorliegender Arbeit nebst Brady’s Challenger Report zwei Arbeiten von Grzybowski über die Fauna des rothen Thones von Wadowice, und der naphthaführenden Schichten in der Gegend von Krosno (Rozprawy akademii umie mat. przyr. Ser. II, Tom. X, 1896, und Tom. XIII, 1898) gebraucht und citirt. Die der Arbeit beigefügten Tafeln wurden von mir grösstentheils mittelst Camera lucida gezeichnet. Die Grössenausmaasse sind der Beschreibung der einzelnen Arten beigefügt. Astrorhiza Sandahl. Astrorhiza granulosa Brady. . Taf. I, Fie. 2. Das etwas über I mm lange und in der Mitte etwa 1/, mm breite Gehäuse ist zum Theil gröber agglutinirt, als es die recenten zu sein pflegen. In der Mitte gebaucht, verschmälert es sich gegen die Enden. Der Hohlraum ist jedoch von nahezu gleichem, aber im Verhältnis zur Gehäusedicke geringem Durchmesser. Diese Art fand ich bloss in Bolognano in einem einzigen Stücke. Recent ist diese Form sehr selten. Brady vermuthet, sie sei nur eine locale Abart von Astrorhiza crassatina Brady, doch glaube ich, vorläufig an ihrer artlichen Selbstständigkeit festhalten zu sollen. Die von Häusler aus dem schweizer Jura abgebildete Form rechtfertigt das beigefügte Fragezeichen vollkommen. Sonst wurde Asztrorhiza granulosa noch nirgends gefunden. Dendrophrya Str. Wright. Dendrophrya excelsa Grzybowski. Taf. I, Fig. 16—19. Rozprawy akad. umiej. mat. przyr., Ser. II, Tome XIII, 1598, Kraköw, pag. 272, Taf. X, 1—4. Bloss in Bolognano, daselbst in einigen Bruchstücken, deren längstes 3°5 mm lang ist, bei einer Breite von I—-1'5 mm. Die ursprünglich im Querschnitt offenbar rundlich bis elliptischen Stücke sind völlig abgeplattet, aus Schlamm und Kieselkörnchen agglutinirt. Spongiennadeln fehlen. Der Hohlraum hebt sich im Querbruche nicht gut ab, offenbar in Folge diagenetischer Vorgänge, wie es ähnlich Sacco von seinem Bathysiphon taurinensis beschrieb. (Bull. soc. g&ol. de France, XXI. Bd., 1893, pag. 168.) Verästelung war bei dieser Art nicht selten. Die von Grzybowski in der gleichen Arbeit als Dendrophrya robusta und latissima (Fig. 7, 8) beschriebenen scheinen mir durchaus nicht specifisch trennbar zu sein, da die Wand- und Gehäusedicke durchaus nicht constant ist. Rhabdammina M. Sars. Rhabdammina abyssorum M. Sars. Taf. I, Fig. 5—9. In Bolognano sehr selten, um so häufiger in Cologna, meist jedoch in Armbruchstücken. Bisweilen finden sich auch die Centralkammern (Taf. I, Fig. 7), von denen beim abgebildeten Exemplar drei Arme ausgehen, die jedoch abgebrochen sind. Das Gehäuse ist aus meist groben (Juarzkörnern gebildet, die durch Cement fest verbunden sind. Die Oberfläche ist rauh, die innere Wand der Hohlräume dagegen glatt. Dieser wechselt im Durchmesser, zeigt ganz unregelmässig schwache Aufblähungen, weshalb auch die Oberfläche uch: D. Sherborn. An index to the genera and species of the Foram. Washington, Smiths. misc. coll. 1893, 1896. Ch. D. Sherborn: A Bibliography of the Foram. rec. and fossil from 1565—1888. London 1888. 2, P. Tutkowski. Index bibliogr. de la litt. sur les Foram. viv. et foss., 13S8S—1898, Kiew 1898 (russ.) Beiträge zur Paliontologie Oesterreich-Ungarns Bd. XIV. 3 18 Rich. Joh. Schubert. [ro] unregelmässig gestaltet ist. Bisweilen zeigen sich Spuren von Verästelung (Taf. I, Fig. 6), ohne dass eine Erweiterung des Hohlraumes stattfände, also Verhältnisse, die Carpenter 1869 (siehe Proc. roy. soc. XVIII, pag. 60) veranlassten, solche Formen mit dem Namen Rhabdammina üirregularis zu belegen. Von Brady wurden diese Typen jedoch (Chall. report., pag. 267, 8, Taf. XXI, Fig. 9) zu abyssorum M. Sars. gezogen. Es ist auch in der That schwer, namentlich bei so fragmentarischem Material, beide Typen ab- zugrenzen. Ist doch die Schalenzusammensetzung bei beiden völlig die gleiche und die Gestalt namentlich bei diesen niedrigen Formen so variabel. Fig. 8, Taf. I, habe ich ein Exemplar abgebildet, wie es auch von Brady erwähnt wird, gleichsam eine Uebergangsform zwischen den regelmässig gestrahlten und den nur unregelmässig verzweigten, dem zrregularis Carp. Von einem gemeinsamen Hohlraume gehen nämlich drei Arme ab, zwei davon nahezu in einer geraden Linie gelegen, der dritte unter einem spitzen Winkel von dem einen der beiden abgehend. Etwas unterhalb dieser Abzweigungsstelle findet sich abermals eine schwache Erweiterung des Gehäuses, Grzybowski führt aus dem galizischen Oligocän auch die Art an (Rozprawy akad. mat. przyr. XXX, VII, 1—4), fand jedoch auch nur Bruchstücke von Armen. Unter Anderem bildet er auch eine Ver- ästelungsstelle (irregularis Carp.) ab. Die von ihm (ibidem VII, 7) dargestellte Rhabdammina linearis Brady scheint mir jedoch gleichfalls zu Rhabdammina abyssorum zu gehören, da die für linearis charak- teristische Centralkammer nicht erhalten ist und die südtiroler Stücke nicht unerheblich in den Dimensionen variiren. Durchmesser — 0'2—0'6 mm. Inwieweit RAhabdammina cornuta Brady von Rhabdammina abyssorum zu trennen ist, vermag ich bei dem fragmentarischen Zustande meines Materiales nicht zu entscheiden Rhabdammina discreta Brady. Taf. I, Fig. 4, 10. In CGologna wie auch Bolognano fand ich einzelne Stücke einer Rhabdammina, deren Lumen stellenweise verengt ist. Dieser Einschnürung entspricht auch eine mehr oder minder deutlich markirte Segmentirung an der Oberfläche. Die südtiroler Exemplare stimmen allerdings nicht ganz mit den bisher bekannten recenten Formen überein, doch halte ich für das wesentliche Merkmal von Rhabdammina discreta Brady in Uebereinstimmung mit der davon gegebenen Diagnose die innen und äusserlich erfolgte Ein- schnürung, wobei die Gestalt der Röhre, wie dies ja auch bei anderen Arten von Rhabdammina vorkommt, eine gewisse Mannigfaltigkeit besitzen kann. Mir scheint also eine Abtrennung von Formen, wie sie Grzybowski (Rozprawy XXX, Taf. VIII, Fig. 5, 6) als subdiscreta Rzehak abbildet, nicht angezeigt. Rzehak führt zuerst aus dem Oligocän von Nikoltschitz (Verh. k. k. Geol. R.-A., 1887, pag. 87) ohne weitere Bemerkung eine Rhabdammina subdiscreta m. an. Aus der von Grzybowski (l. c. pag. 275) gegebenen Beschreibung »Skorupka zwykle wezsza od poprzedzajacej, zreszta podobna ale z widocznemi przewiezistosciami w nieregularnych odstepach« erhellt, dass ein wesentlicher Unterschied hier auch gar nicht vorliegt. Länge der mir vorliegenden Stücke höchstens I nm. Bathysiphon M. Sars. Bathysiphon tauriuensis Sacco. a, I le, zu 16, Bull. de la soc. g&ol. de France, IIf. Ser, XXI, 1893, pag. 168, Fig 2. Im Schlämmrückstande von Cologna fallen Bruchstücke einer grossen kieselig-sandigen Form auf, die allen Merkmalen nach zum Genus Bathysiphon M.Sars. gehören. Das I mm ungefähr im Durchmesser enthaltene Gehäuse bildete ursprünglich eine lange Röhre, deren Wände aus Kieselkörnchen und spärlich darin enthaltenen Spongiennädelchen aufgebaut sind. Die Röhre zeigt aussen mehrfach Einschnürungen und ist bei sämmtlichen Stücken an der Oberfläche schwarz gefärbt. Dies fällt umsomehr auf, als dies letztere bei keiner einzigen anderen Form der Fall ist. An den Bruchflächen lässt die Schale eine sehr feinkörnige Structur erkennen, ist gelblich. Im Querschnitt ursprünglich offenbar rund, lassen gegenwärtig nur mehr [r1] Neue und interessante Foraminiferen aus dem südtiroler Alttertiär. 19 wenige Stückchen dies erkennen. Meist sind die Röhrchen zusammengedrückt, wobei sie in der Medianlinie geknickt sind. Bathysiphon ist gegenwärtig recent und fossil bekannt, letzteres aus der Kreide von Bayern durch Egger, aus der Liguriens von Sacco; ich fand ihn auch kürzlich in den gleichfalls cretaceischen rothen Puchover Mergeln der Karpathen. (Fundort: Benyo-Lehota, Ober-Ungarn.) Im Tertiär fand er sich bisher in oligo- und miocänen Gebilden an mehreren Punkten. Die ersten Nachrichten über das fossile Vorkommen von Bathysiphon verdanken wir A. Andreae (Verh. d. nat. Ver. Heidelberg, N. F., V. Bd., 2. Heft, 1893) und Sacco (l. c. pag. 165— 169). Während Andreae seine Exemplare aus dem Flysch Liguriens und von der Superga bei Turin mit dem recenten Bathysiphon filiformis M. Sars. zu identificiren geneigt ist (auch Egger!) führt seine oberbayrische cretaceische Form als Bathysiphon jiliformis an), stellt Sacco zwei neue Arten: Bathysiphon apenninicus und faurinensis, die erstere für die cretaceischen, die letztere für die oligocänen Exemplare auf. Doch ist aus den Sacco’schen Beschreibungen dieser beiden Formen nicht leicht der specifische Unter- schied und der Unterschied von dem recenten Bathysiphon filiformis ersichtlich, Ausser Bathysiphon filiformis wurde vom Marquis de Folin ein Anzahl anderer recenter Formen beschrieben, was von den genannten Forschern ganz unberücksichtigt gelassen und nicht erwähnt wird. Es sind dies: Bathysiphon capbritonensis, capillare, echinatum, flavidum, major, nitens, rufum, rusticum, strictum, subvitreum, die zumeist wohlbegründet erscheinen. (s. Actes soc Linndene de Bordeaux, Vol XL, IV. Ser., Tome X, 1886, pag. 271, Taf. V—-VIII.) Aus Folin’s Untersuchung erhellt, dass gerade bei dieser Gattung die Farbenunterschiede eine Rolle spielen. ‚Die intensive Schwarzfärbung der südtiroler Exemplare habe ich bereits erwähnt. Interessant ist nun, dass sowohl Andreae als auch Sacco von den tertiären Formen das Gleiche erwähnen. So sagt Sacco (l. c. pag. 168) von seinen aquitanischen, langhischen und helvetischen Stücken, sie seien »noirätre a la surface et gris-blanchätre dans l’interieur du tube«. Andreae schreibt von seinen Exemplaren von der Superga, die Röhrchen »zeigen auf der Bruchfläche die bezeichnende, feinkörnige, weisse Schalensubstanz und sind äusserlich von einem dünnen, sehr widerstandsfähigen, schwarzen Ueberzuge bedeckt«. Auch die mediane Knickung wird von beiden Forschern erwähnt, die bei einer gewissen Elasticität doch für eine grössere Wandfestigkeit spricht. Doch dürfte diesem Merkmale keine grössere Bedeutung beigemessen werden, da es sich auch an ein und demselben Stücke nur stellenweise findet. Besonders die erstere Eigenthümlichkeit fehlt den karpathischen cretaceischen völlig, obwohl deren sonstige Merkmale die recht zahlreichen Stücke zweifellos als zu Bathysiphon M. Sars. gehörig erkennen lassen. Auch von seinem apenninicus schreibt Sacco, er sei »gris-brun« an der Oberfläche, und Egger bezeichnet die oberbayrischen cretaceischen Bathysiphonen graubraun an der Oberfläche, an der Bruchfläche weiss, so dass ich glaube, mit Recht die schwarze Oberflächenfärbung als für die oligo-miocäne Art, Bathysiphon taurinensis Sacco charakteristisch aufgefasst zu haben. Länge des abgebildeten Stückchens 3'5 mn. Hyperammina Brady. Hyperammina elongata Brady. Taf. T, Fig. Ta, b. Nebst einigen zweifelhaften Bruchstückchen gehört zu dieser Art das Taf. I, Fig. 1a,b abgebildete Stück. Das Gehäuse ist am Anfang geschlossen, breit, gerundet, verschmälert sich nach oben zu, wechselt im äusseren Umriss. Die Wandung ist aus mässig groben Quarzkörnern agglutimirt. Besonders die ge- schlossene Anfangskammer ist für Hyperammina Brady charakteristisch und gegenüber Rhabdammina be- merkenswerth. Das abgebildete Stück ist bei einem Durchmesser von 0'3—0'7 mm ı5 mm lang, etwas zu- sammengedrückt. 7) Abhandl. math.-phys. Classe d. bayr. Akad. Wiss. 1899, XXI. Bd., ı. Heft, pag. 16. Rz 20 Rich. Joh. Schubert. [12] Für Hyperamminen vom elongata-Typus wurde von Eimer u. Fickert (Abbildung u. s. w. pag. 601) die Gattung Bactrammina vorgeschlagen, doch halte ich eine generische Abtrennung von den Hyperam- minen mit beginnender, wenn auch meist bloss angedeuteter Kammerung, für unzweckmässig. Hyperammina pellucida m. Ataın Ib Ber 8% Das an einem Ende geschlossene, am anderen offene, agglutinirte Gehäuse beweist die Zugehörig- keit dieser Art zu Hyperammina. Die Anfangskammer, vielmehr der erste Hohlraum ist unten gerundet, verschmälert sich sodann, um sich nach einer kurzen Strecke, während dessen er in einem Bogen nach aufwärts verläuft, abermals etwas zu erweitern. Sodann verengt er sich abermals, um schräg aufwärts steigend ein zweites Mal und zwar beträchtlicher sich zu erweitern. Der dritte Hohlraum steht nahezu senkrecht zur Längserstreckung des Gehäuses. Im weitern Verlaufe nimmt die Röhre allmälig gegen das Ende an Weite zu wie bei Jaculella. Die Wandung ist dick, grob aus Quarzkörnchen agglutinirt. Das Gehäuse ist entweder stark zusammengedrückt oder von Natur aus von einer geringen Dicke, da die obenerwähnten Verhältnisse ohne Schliff am blossen Glycerinpräparat sichtbar sind. Das einzige in Cologna gefundene Stück ist I mm lang, halb so breit. Für die Art erachte ich charakteristisch, dass sich der Hohlraum mehrfach erweitert, ohne dadurch aussen eine Segmentirung zu bedingen, weshalb ich diese Form von Ayperammina subnodosa Brady trennen zu müssen glaubte, ferner die grosse Wandbreite, vielleicht auch die geringe Gehäusedicke. Hyperammina (Girvanella) vagans Brady. Taf. I, Fig. ITa, b. Nur im kleinen Bruchstückchen in Cologna, die sich doch mit einiger Sicherheit zu dieser Art zuweisen lassen. Sie waren wohl meist festgewachsen. Ayperammina nodata Grzyb. aus dem galizischen Oligocän kann wohl specifisch kaum getrennt werden, da die scheinbare Segmentirung, wie sie Rozpraw. akad. um. mat, przyr. XXX, Taf. VIII, 16 aufweist und wohl auch bei einem südtiroler Exemplar (Fig. 2) angedeutet ist, ja nicht selten bei vagans Brady vorkommt. Der Durchmesser der südtiroler Stücke ist gering 0'I—0'2 mm. Von Rhumbler wurde (Entwurf, pag. 83) für diese Art die neue Gattung Tolypammina auf- gestellt, da sich F/yperammina vagans durch ihre Aufknäuelungsweise als höher stehende Form kundgäbe. Eimer u. Fickert schlugen dafür (l. c. pag. 602) den Namen Serpulella vor. Wenn aber, wie es auch mir naturgemäss scheint, Ayperammina vagans Brady von den übrigen Hyperamminen abgetrennt werden muss, sei es nun als Genus oder Subgenus, gebührt die Priorität dem Namen Girvanella Nich. u. Eth. Dass Girvanella bisher nur aus dem Silur citirt wurde, ist kein Grund, eine Verschiedenheit von Görvanella und Ayperammina vagans anzunehmen, da sie ja u. a. auch im Mesozoicum vorhanden und daraus beschrieben ist. Reophax Montt. Reophax difflugiformis Brady. Abeuz I, Jene) 102, 1% In Cologna in zwei verschiedenen Typen vorhanden; der erste (Taf. I, Fig. 12) mit gerundetem aboralem Ende, grob agglutinirt, verschmälert sich allmälig gegen die Mündung, der zweite (Taf. I, Fig. 13) ent- spricht den unter Reophax difflugiformis von Grzybowskiaus dem galizischen Oligocän abgebildeten Formen ; das feinkörnige Gehäuse ist fast kreisförmig im Umrisse, die Mündung auf einem rasch abgesetzten Halse. Mit dem ersteren Typus besitzt die von Grzybowski als Reophax ovulum bezeichnete Art grosse Aehnlichkeit, die Stücke vom zweiten Typus sind mehrfach eingedrückt, was für eine grössere Elasticität der Schalenwand spricht als beim ersten. Formen vom ersten Typus bildet auch Häusler (Neues Jahrbuch für Min, u. Geol,, Beil, Bd. IV, 1886, II, 1.) aus dem schweizer Jura ab, [13] Neue und interessante Foraminiferen aus dem südtiroler Alttertiär. 21 Da die Form und Beschaffenheit beider Typen immerhin eine gewisse Verschiedenheit erkennen lässt, scheint es nur zweckmässiger, Formen, wie die von Grzybowski als Reophax difflugiformis abgebildete, von difflugiformis getrennt zu halten, ich möchte dafür den Namen Keophax Grzybowskii vorschlagen. Rhumbler („Entwurf“, pag. 82 u. 85) trennte die einkammrigen Reophax-Arten von den mehrkamm- rigen, für die er das Genus Nodulina aufstellte. Diese Trennung halte ich für sehr zweckmässig, da Lagenen ja auch von Nodosarien getrennt werden, doch sind es gerade mehrkammrige Formen, auf welche die Gattung Reophax errichtet wurde. Es müsste also für die einkammrigen Reophax-Arten ein neuer Name gewählt werden. Reophax sp. ind. forma scalaria Grzyb. (als Reophax guttifera var. scalaria Grzyb. Rozpr. ak. um. Kraköw XXX, 277, VIII, 26.) Als charakteristisches Merkmal gab Grzybowski für seine var. scalaria die eigenthümliche treppenförmige, besonders in der Seitenansicht bemerkbare Anlagerung der Kammern an. Die ursprünglich mit grosser Wahrscheinlichkeit als rund, kugelig anzunehmenden Kammern sind durch den Druck flach schlüsselförmig (auch unregelmässig verbogen) geworden und aufeinander geschoben. Mein diesbezügliches südtiroler Material ist nur sehr spärlich, doch bin ich überzeugt, dass diese Aufeinanderschiebung der Kammern erst nach der Einbettung der Schälchen erfolgte, so dass ihm keinerlei systematische Bedeutung zukommt. Zu welcher Art das galizische Exemplar sowie meine südtiroler Stücke gehören, ist derzeit mangels eines reichlicheren Materials nicht zu entscheiden. Eines meiner südtiroler Gehäuse nähert sich durch das Vorhandensein deutlicher Zwischenstücke zwischen den Kammern an KReophax guttifera Brady, das galizische dürfte jedoch ebenso wie spärliche südtiroler Exemplare nicht zu dieser Art gehören. Uebrigens legt die Bezeichnung als Reophax guitifera var. scalaria einer offenbar durch den Erhaltungszustand be- dingten Beschaffenheit einen systematischen Werth zu, der ihr nicht zukommt. Länge eines dreikammrigen Stückes aus Cologna 1'2 mm, ein zweikammriges besitzt etwas ge- ringere Dimensionen. Reophax pilulifera Brady. Tat. I, Fig. 2T. Von Brady fast nur für eine Localvarietät von Reophax scorpiurus gehalten, scheint sie dennoch eine selbstständige weitere Verbreitung zu besitzen. Das mir vorliegende, aus Cologna stammende Stück ist viel kleiner, als die recent bisher bekannten. Das zweikammrige erreicht kaum eine Länge von 0'5 mm. Die Schalenwandung ist aussen und innen rauh, an der Grenze der beiden Kammern stark eingeschnürt. Zu bemerken ist die Mündung, die ganz regelmässig halsartig vorgezogen ist, jedoch, vielleicht in Folge des groben Materiales, eine eigenthümliche Aussackung zeigt (Taf. I, Fig. 21). Die ganz schwach ange- deutete Dentalien-Krümmung, sowie die geringe Grösse besitzt zum Theil auch die galizische Form (s. Grzyb. Lk & 2995 Nik, WAL 1 27% 2) Haplostiche Reuss. Haplostiche Soldanii J. u. P. 1:25 mm lang, durch die labyrinthischen Kammern und sonstigen Merkmale zu dieser Art gehörig eylind risch, Ende zugespitzt, Anfangskammer breit, gerundet). Die Oberfläche ist rauh, immerhin ist die Schale so fein agglutinirt, dass die Kammereinschnürungen erkennbar sind. Die Mündung ist einfach. Haplostiche Soldanii ist recent aus verschiedenen Tiefen bekannt, fossil aus dem Jungtertiär und der Kreide. Haplophragmium Reuss. Haplophragmium aff. lobsannense Andreae. Taf. I, Fig. 23. Ein Bruchstück, den involuten Theil eines Haplophragmium darstellend, der aus sechs einfachen Kam- mern besteht. Das Glycerinpräparat (Taf I, Fig. 23) lässt einige Verwandtschaft mit Exemplaren von Haplo- phragmium lobsannense Andreae erkennen, und zwar mit gleichfalls in Glycerin bei durchfallendem Lichte D DL Rich. Joh. Schubert. [14] betrachteten. Die Lobsanner (oligocänen) Vergleichsexemplare verdanke ich der Liebenswürdigkeit des Herrn Professors Andreae in Hildesheim, wofür ich ihm auch an dieser Stelle meinen wärmsten Dank sage. Bei Haplophragmium lobsannense sind die Kammern ‚etwas dichter angeordnet, indem auf einen gleich grossen Theil acht Kammern kommen. Eine genaue Bestimmung ist bei dem fragmentaren Zustand des in Cologna aufgefundenen Stückes unthunlich. Trochammina P. u. J. Trochammina squamata ]J. u. P. Ein einziges, etwas ungünstig erhaltenes Exemplar, stark zusammengedrückt, die Embryonalwindungen sind nicht gut ausnehmbar. Durchmesser des abgebildeten Stückes 0'006 mm. Trochammina squamata ist vom Jura bis in die Gegenwart bekannt, doch stets sehr selten. Cyelammina Brady 1876. Schale frei, eingerollt, bisweilen der letzte Umgang etwas abstehend, analog der Gattung Aaplo- phragmium, davon jedoch durch die Canäle unterschieden, welche die dicke Gehäusewandung durchbohren, Die Kammern sind meist zahlreich, das Gehäuse bilateral symmetrisch. Schalenzusammensetzung kieselig- sandig, Obertläche glatt bis rauh. Mündung eine gekrümmte Spalte, oft jedoch von einer Anzahl von Poren begleitet, ja auch durch sie ersetzt, welche den die Kammerhöhlung bisweilen übertreffenden Wand- canälen entsprechen. Von Brady wurden unter dem Gattungsnamen Cyclammina nur völlig involute Formen zusammen- gefasst, ganz oder theilweise evolute wurden nicht beschrieben. Wenn jedoch die als Haplophragmium fontinensis Terqu. abgebildeten Formen gleich den südtiroler zu Oyclammina Brady gehören, so ist zweifellos, dass sich die hohe Organisation der Oyclamminen auch bei evoluten Formen findet. Und eine fundamentale Trennung völlig involuter und evoluter Formen wäre hier ebenso naturwidrig als bei F/aplo- bhragmium oder Cristellaria. Cyclammina pusilla Brady. Kata aB1032; (= Cyclammina amplectens Grzyb. Rozprawy XXXIII, Taf. XII, Fig. 2, 3.) Ein in Glycerin eingebettetes Exemplar aus Cologna lässt das von Grzybowski an einem galizischen Stücke (Balsampräparat) beobachtete Bild (l. c. Fig. 3) erkennen. Die Wandkanäle besitzen wie dort eine beträchtliche Ausdehnung. Cyclammina amplectens Grzyb. ist von Cyclammina pusilla Brady im Aeusseren sowie den Grössen- verhältnissen nicht unterschieden und die von Grzybowski erwähnte grosse Embryonalkammer, die den wesentlichen Unterschied bildet, ist, wenn nicht erst beim Schleifen entstanden, vielleicht auf eine Resorption zurückzuführen. Cyclammina Uhligi n. sp. Taf. I, Fig. 27. h Diese Art ist vor allem durch die geringe Gehäusedicke bemerkenswerth, so dass das etwa 1), mm lange Gehäuse im durchfallenden Lichte, zumal da es in Glycerin eingeschlossen ist, mit grösster Klarheit den inneren Bau erkennen lässt. Es besteht aus 21), Umgängen, deren letzter die übrigen nicht ganz übergreift. Die Kammern senden Canäle in die Wandungen aus, die immer complieirter werden, je jünger sie sind, so dass die I2. und I3. Kammer eigentlich durch eine Anzahl von Canälen vertreten erscheint, Die Kammern des ersten und zweiten Umganges stehen durch Canäle auch miteinander in Verbindung. Das ausserordentlich dünne Gehäuse erinnert in dieser Beziehung an Haplophragmium foliaceum Brady. Auch bei diesem ist der innere Bau im Balsampräparate völlig ersichtlich. Die im Challenger- Report (XXXIH, 24) gegebene Abbildung scheint auch in den letzten Kammern von der 20. an Clycamminen- Eigenschaften zu besitzen. Doch bezeichnet Brady die Mündung dieser in der Hauptmasse der Kammern gestreckten Form als emfach terminal, während die sehr schmale letzte Septalwand von Uhligi von einzelnen, von einander getrennten Poren durchbohrt ist. Das Material des Gehäuses ist äusserst feinkörnig, völlig kieselig. Sehr selten in Cologna. [15] Neue und interessante Foraminiferen aus dem südtiroler Alttertiär. D [957 Cyclammina fontinensis Terqu. sp. Taf. I, Fig. 28. (= Haplophragmium fontinense Terquem bei Terquem, Brady, Häusler, Grzybowski etc.). Taf. I, Fig. 28 stellt die bisher zu Haplophragmium gestellte Art dar, der sie den äusseren Merk- malen nach auch entspricht. Der innere Bau dagegen, der bei Glycerinpräparaten im durchfallenden Lichte ersichtlich ist, weist diese Art zu Cyclammina. Ob alle bisher als Haplophragmium fontinense Tergu. be- schriebenen Formen einen derartigen Bau zeigen, vermag ich natürlich nicht zu sagen, vor Allem wäre die Untersuchung an den Terquem’schen Originalstücken wichtig; doch war mir dies bisher unthunlich. Die Wandcanäle sind bei dieser Art noch weniger ausgebildet als bei der vorhergehenden, ja bei den ersten Kammern sind sie noch kurz und spärlich. Cyclammina sp. Taf. I, Fig. 26. Klein (0'7 mm im Durchmesser) gedrungen, grob agglutinirt. Der letzte Umgang besteht aus sechs Kammern, von denen die letzte helmartig vorgewulstet ist. In der Ansicht von vorne breit gerundet, desgleichen am Rücken; die letzte Kammer jedoch ist fast etwas gekielt. Die Septalfläche der letzten Kammer scheint von mehreren Poren durchbohrt, so dass ich auf eine Cyclamminen-Structur der Schale schliessen zu dürfen glaubte. Die Schale selbst liess sich auf keinerlei Weise aufhellen und die einzigen zwei wohlerhaltenen Stücke wollte ich nicht zu Dünnschliffen verwenden. Der Umriss des Gehäuses ist etwas gewinkelt. Der in der Vorderansicht (Taf. I, Fig. 26) sichtbare Mangel an Symmetrie scheint mir durch den Erhaltungszustand bedingt. Namentlich in der Vorderänsicht ist der Unterschied von Trochammina nucleolus Grzyb. (vergl. Taf. I, Fig. 22) augenfällig, wie auch die Oberansicht die wesentlichen Unterschiede beider Formen klarlegt. Von „Haplophragmium“ latidorsatum, das nach Rzehak gleichfalls zu Cyclam- mina gehört, ist diese COyclammina durch die Beschaffenheit der Endkammern vornehmlich verschieden. Ueber das fossile Vorkommen von Cyclammina wurde zusanımenfassend in einer Studie von A. Silvestri berichtet (Atti e Rendiconti dell’ Acc. di Scienze Lettere e Arti dei Zelanti P. P. d. Studio di Acireale VI, 1894, pag. 45 u. fl). Cyclammina sp. Taf. I, Fig. 24. Eine kleine Form, die dem Haplophragmium aff lobsannense Andr. ähnelt, jedoch, wie Taf. I, Fig. 24 zeigt, im durchfallenden Lichte in Glycerin sich durch ihre von den Kammern in die Wand verlaufenden Canäle als zu Cyclammina gehörig erweist. Die Anfangskammern sind beträchtlich grösser als die von Cyclammina fontinensis Tergqu. Pavonina d’Orb. Pavonina agglutinans n. sp. Bat.l, Rıor 3ı. Ein sehr kleines Exemplar (etwa 0'5 mm), dem Bau nach wohl unzweifelhaft zu Pavonina d’Orb. gehörig. In Glycerin liess es in durchfallendem Lichte einen textularienartigen Embryonaltheil erkennen, durch Einbettung in Canadabalsam verlor das Object etwas an Deutlichkeit, so dass die Anfangskammern nicht recht unterscheidbar sind; darauf folgen zwei bis drei bogenförmig gekrümmte breite Kammern. Die dunklen Partien in Taf. i, Fig. 31, entsprechen dem ausgefüllten Hohlraum, die hellen den durchscheinenden Wandungen. Das Gehäuse selbst ist aus Quarzkörnern ziemlich grob agglutinirt, völlig kalkfrei. Die Mündungsverhältnisse konnte ich nicht mit Sicherheit feststellen, doch scheint die letzte Septalwand durch eine Reihe von Poren durchbrochen zu sein, wie ja auch die beiden letzten Kammern durch mehrere Oeffinungen in Verbindung stehen. Obgleich der Erhaltungszustand des einzigen in Bolognano aufgefundenen Exemplares manches zu wünschen übrig lässt, glaubte ich doch, es nicht unberücksichtigt lassen zu dürfen, da die sehr wenigen bekannten Vertreter dieser Gattung kalkig sind. Ich unterliess es jedoch, die kieselig-agglutinirten Vertreter von Pavonina d’Orb. generisch abzugrenzen, da ja bei den Textularıideen öfter innerhalb derselben Gattung, z. B. bei Textularia, Kalk- und Sandschaler mit Recht vereint werden. Der Gattungsname Pavonina d’Orb. muss daher auch auf agglutinirte Formen ausgedehnt werden. 24 Rich. Joh Schubert. [16] Ammofrondicularia n. gen. Mit diesem Namen bezeichne ich die sandigen Parallelformen zum Genus Frondicularia, von dem trotz seines Artenreichthums fast lediglich kalkig-perforate Formen bekannt sind. Es ist zwar kein ganzes Stück, auf das hin ich eine neue Gattung und Art errichte. Doch sind die erforderlichen Merkmale hin- reichend deutlich und unzweifelhaft, und das Interesse, welches diese Form besitzt, rechtfertigt wohl mein Vorgehen. Die Gattungsmerkmale sind kurz anzugeben: Frondicularien-Bau — jedoch kieselig-sandig. Ammofrondicularia angusta m. Taf. I, Fig. 30. Wie diese Form nach ihrer Gestalt heissen mag, ist charakterisirt durch ihre nur wenig an Breite zunehmenden Kammern, welche eine im Verhältnis zur Breite grosse Höhe aufweisen. Die Anfangskammern, sowie auch die Endkammer ist leider bei dem einzigen in Bolognano gefundenen Stücke nicht vorhanden, sie mögen vielleicht wie bei Frondicularıa spathulata Brady, der unsere Form in der Bildung der Mittel- kammern nahesteht, beschaffen gewesen sein. Die Schalenwandung ist aus groben Quarzkörnern gebildet und dies Merkmal ist für die systematische Stellung der Form ausschlaggebend. Das Gehäuse ist von vorn nach hinten zu platt, die Kammern reiten aufeinander, fünf derselben sind erhalten. Grösse des abgebildeten Stückes 0°5 mm. Ammofrondicularia angusta ist ausser ihrer kieseligen Beschaffenheit auch durch ihre Gestalt interessant, indem sie im Bau an Frondicularia spathulata Brady und verwandte aus dem Jura und Tertiär bekannte Arten erinnert, die zu den niedrigen Frondicularien gehören, so dass sich auch hier das Gesetz bestätigt findet, dass die Sandschaler vorwiegend den niederen Typen unter den Kalkschalern entsprechen. Nodosaria Lam. Nodosaria sp. Taf. I, Fig. 25. Eine kleine, nicht ganz I mm lange Form, aus vier glatten Kammern bestehend, wovon die erste (Embryonalkammer) am breitesten ist. Breite, zum Theil sehr breite hyaline Nahtscheiben scheiden die Kammern. Die letzte Kammer geht in eine ungestrahlte Spitze aus. Das mir aus Bolognano vorliegende Stück gleicht völlig einem, das ich im nordmährischen Miocän von Mitterdorf fand. In meiner Arbeit über dieses Gebiet (»Lotos« Igoo, Prag, Heft 3, pag. 46 des Separatabdr. »Ueber die For. u. Verbr. des nordmähr. Miocäntegels«) erwähnte ich diese Form als n.sp. ind., da sie mir während des Zeichnens zerbrach. Die Embryonalkammer des südtiroler Stückes besitzt eine kleine excentrisch gelegene Spitze. Es wäre nicht unmöglich, dass diese Form bloss ein Jugendstadium irgend einer bereits bekannten Art darstellt, z. B. von pauperata d’Orb. Cristellaria Lam. Cristellaria cumulicosta Gümb. var. spinata m. Taf. I, Fig. 34. Die vorliegende Abart unterscheidet sich vom Typus, wie ihn Gümbel in seinen Beiträgen z. K. d. nordalp. Eocängebilde!) darstellte, ausser durch die geringe Grösse (2 mm lang, gegen 3'4 der typischen Form) bei gleicher Kammerzahl, 10—12, durch den in Spitzen ausgezogenen Kielsaum, der sich bei sämmt- lichen vorgefundenen Stücken in gleicher Weise findet. Sonst entsprechen die südtiroler Exemplare, nament- lich in der Eigenart der Rippen, in der Mitte markant hervorzutreten und nach den Seiten hin zu ver- schwinden, ganz dem Typus. Ob Cristellaria cumulicosta Gümb. von Cristellaria gladius Phil. und ähnlichen Formen getrennt gehalten werden kann, muss Untersuchungen an reichlicherem Material vorbehalten bleiben. 1) Abh. d. Kgl. bayr. Akad. d. Wiss., 1868, II. Cl., X. Bd., II. Abth, pag. 638, Taf. I., 67a u. b. [17] Neue und interessante Foraminiferen aus dem südtiroler Alttertiär. D> [01 Bolivina d’Orh. Bolivina Vaceki n. sp. Taf. I, Fig. 29. Eine zierliche Art, die von den bisher bekannten und ihr an Gestalt ähnelnden durch die feine Strichelung abweicht, welche das Gehäuse bedeckt. Bei einer Länge von ca. °/, mm besteht es aus 25—26 Kammern, deren Nähte stark nach abwärts gekrümmt sind. Die Breite wechselt; das Taf. I, Fig. 29, abgebildete ist eines der breiteren. Die Kammern sind »punktirt« und auf der ganzen Oberfläche mit sehr feinen Leistchen bedeckt. Die Mündung ist eine typische Bolivinen-Mündung. In der äusseren Form nähert sie sich Bolivina Beyrichi Reuss, von der sie jedoch die Schalen- sculptur unterscheidet. Das Gehäuse ist in der Mitte schwach, am Rande scharf gekielt, ohne jedoch einen Saum zu besitzen. In Cologna nicht selten. Bolivina aenariensis Costa. Taf. I, Fig. 33. Dat-alsEro.239: Breiter und gedrungener als die typische Form. Der Stachel fehlt, wie bei var. valdecostata Mariani. Aus dem Alttärtiär war Bolivina aenariensis bisher nicht bekannt, sondern nur aus der Gegenwart und dem Jungtertiär. Aus letzterem wurde sie neuerdings wieder von A. Silvestri (Mem. Pont. acc. nuov. Line. XVII, pag. 282) beschrieben. Sehr selten in Cologna. Bigenerina d’Orb. Bigenerina digitata d’Orb. Rextiownranub,Bierz2. Ich habe die südtiroler Exemplare (nicht selten in Cologna) nur mit einigem Bedenken zu dieser Art gestellt. Es ist zweifellos nach der von Grzybowski (Rozpr. XXX; IX, 20, 21) gegebenen Abbildung und der derselben beigefügten Beschreibung dieselbe Art, die aus dem mährischen und galizischen Oligocän unter dem Namen Bigenerina fallax Rzehak angeführt wurde. Fig. Ib. Fig. 3. Es sind kleine, walzenförmige, meist unregelmässig gekrümmte Gebilde von ca. I mm Länge, die von aussen nur sehr undeutlich die Kammeranordnung erkennen lassen. Bei in Glycerin oder Canadabalsam eingebetteten Exemplaren sieht man im durchfallenden Lichte, dass die Anfangskammern dischist angeordnet sind, die darauffolgenden jedoch scheinen in einer Reihe aufeinander zu folgen. Die Wandungen sind völlig kieselig, von feinem Korne. Aeusserlich ist die Grenze der Textularien- und Nodosarien-Kammern nicht Beiträge zur Paläontologie Oesterreich-Ungarns, Bd. XIV, 4 26 Rich. Joh. Schubert. [18] deutlich wahrnehmbar. Es sind dies also sämmtlich Verhältnisse, wie sie Bigenerina digitata d’Orb. charakterisiren. Die letzten Kammern sind jedoch nicht ganz so regelmässig, sondern schief angeordnet. Auch die galizischen Stücke zeigen diese Eigenschaft, wenigstens nach den Abbildungen von Grzybowski (l. ec. IX, 20, 21). In der Beschreibung erwähnt er, pag. 288, nur: komory poczatkowe drobne, w dwu rzedach do wysokoseci !/, calej skorupki, nastepnie w jednym rzedzie (4) nad sobqa ustawione. Auch sind die galizischen etwas kleiner (06 mm). Die Mündung liegt terminal, bisweilen jedoch (Textf. 2) etwas nach einer Seite geneigt, wie dies auch bei den recenten Exemplaren von Bigenerina dıigitata vor- kommt, was bekanntlich d’Orbigny veranlasste, eine eigene Untergattung Gemmulina für diese Form zu errichten. Bisweilen ist die letzte Kammer äusserlich etwas abgeschnürt. Textr. Ia u. b, stellt ein Exemplar dar, an welchem der Verlauf der Kammern besonders gut ersichtlich ist, meist ist dies in geringerem Maasse der Fall. Bigenerina digitata wurde bisher aus der Gegenwart und dem Jungtertiär angeführt, Bigenerina fallax aus dem Oligocän, doch ist aus Vorstehendem ihre Zusammengehörigkeit wohl zweifellos. Trigenerina m. Textfig. 3. Die auch im südtiroler Oligocän vorkommende Schizophora (Venilina Gümb.) haeringensis Gümb. lässt, sobald das Gehäuse mit Glycerin aufgebellt wird, im durchfallenden Lichte eine deutlich spirale Ein- rollung der Anfangskammern erkennen. Erst an diese Kammern schliessen sich biserial angeordnete. Die bisher über diese Form vorhandenen Abbildungen und Beschreibungen lassen zwar nicht vermuthen, dass diese Form in anderen Gebieten die gleiche Eigenschaft aufweist, doch ist es bei der recenten » Bigenerina« bennatula Batsch. der Fall; bei den ungarischen, mährischen, oberitalienischen Exemplaren wurde es wohl vermuthlich nur übersehen. Mir scheint nun diese Eigenthümlichkeit gar wohl bemerkenswerth, zumal es sich, wie Textfigur 2 darstellt, nicht bloss um eine Krümmung zweireihig angeordneter Kammern handelt, sondern um eine Cristellarien ähnliche Anordnung der Anfangskammern. An solchen Formen traten später Textularien- Kammern aut, so dass Spiroplecten ähnliche Mischformen entstanden, wie Spiroplecta americana Ehrenbg. Spiroplecta brevis Grzyb., Spiroplecta spectabilis Grzyb. Die eingerollten Anfangskammern sind eigen- thümlich, erinnern in mancher Hinsicht an Rotalina gyrata Terquem. An diese schliessen sich Zingulinen-Kammern auf, so dass diese Form eine triforme Mischform darstellt, worauf der Name Trigenerina hindeuten soll, den ich für derartige Typen vorschlagen möchte. Schizophora (Bigenerina) capreolus d’Orb. besitzt von Anfang an zweizeilig angereihte Kammern. In Südtirol ist diese Form in Bolognano nicht selten. ÜBER DEVONISCHE AMMONEEN von Fritz Frech. (Breslau.) (Mit 4 Tafeln und zahlreichen Textbildern.) Einieitung. Die bisher bei verschiedenen Gelegenheiten, zuletzt in der Lethaea palaeozoica von mir veröffentlichten Untersuchungen über paläozoische Ammoneen sind stets von geologischen Gesichtspunkten ausgegangen. Eine Reihe der allmälig angesammelten Beobachtungen beansprucht jedoch auch paläontolo- gisches Interesse und zwar nicht nur in systematischer Hinsicht (Prolecanitinen und Clymenien), sondern vor Allem auch in entwicklungsgeschichtlicher Beziehung: I. An geologische Studien knüpfen die Betrachtungen über die Lebensweise devonischer Ammoneen an, insofern den allgemein verbreiteten Leit-Goniatiten (z. B. Gephyroceras intumescens) pela- gische Lebensweise, den Localformen (Triainoceras costatum) benthonische zugeschrieben wird. Fast ausschliesslich zoologische Gesichtspunkte berühren die Fragen der II. Parallelen Entwicklungsreihen bei nahe verwandten Gattungen (z. B. Clymenia und Oxyclymenia) und der Convergenzerscheinungen, d.h. das Auftreten übereinstimmender Schalenformen und ähnlicher Suturen bei Arten von ganz verschiedener Abkunft: Scheibenform und Vermehrung der Zahl der Lobenelemente treten gleichzeitig auf bei Beloceras, Gonioclymenia maxima, Medlicottia und Pinacoceras. III. Ueber Stammesgeschichte der Goniatiten sind in neuerer Zeit mehrfach wichtige Mit- theilungen (E. Haug, Perrin Smith, Holzapfel, Clarke) veröffentlicht worden. Die fast gleich- zeitig in der Lethaea palaeozoica von mir veröffentlichten provisorischen Gonzatiten-Stammbäume erheischen eine Vergleichung mit diesen auf Grund anderen Materiales aufgestellten Entwürfen. Eine Revision der verschiedenen grösseren und kleineren systematischen Gruppen bildet die Grund- lage der obigen Betrachtungen und ergibt — selbst bei wiederholt und eingehend studirten Familien, wie bei den Clymenien — eine Reihe nicht unwichtiger Neuerungen. In diesen systematischen Studien wurde das höhere Oberdevon, der Clymenien-Kalk in erster Linie berücksichtigt, da die älteren Goniatiten-Faunen in den letzten Jahren besonders von Holzapfelund Clarke eingehend und erfolgreich untersucht worden sind. Ich bin von dem Studium des in Südfrankreich, Westdeutschland, den Alpen etc. gesammelten Materiales ausgegangen und habe nächstdem die Originalexemplare des Grafen Münster, Leopold von Buch’s, der Gebrüder Sandberger, Ferdinand Römer’ und Ernst Beyrich’s berücksichtigt. Das Material für diese Quellenforschungen wurde mir von den Museumsdirectoren, den Herren Geheimräthen v. Branco, Freiherrn v. Fritsch, v. Zittel und Schmeisser in zuvorkommendster Weise zur Verfügung gestellt. Ausserdem bin ich für Ueberlassung von Material und mannigfache Förderung der Arbeit zu aufrichtigem Danke verpflichtet den Herren Professor Dr. Wilhem Dames (7), Geh. Rath 4* 28 Fritz Frech. [2] Dr. von Könen, Professor Dr. Beushausen, Dr. Denckmann, Professor Dr. Gürich, Dr. H. Lotz, Dr. Pompeckj und Dr. F. Solger. Eine erste Anregung zu der vorliegenden Arbeit geht auf den un- vergesslichen Herausgeber dieser Abhandlungen, auf M. Neumayr, zurück, der mir wenige Monate vor seinem Tode eine zusammenfassende Bearbeitung aller paläozoischen Ammoneen als wichtige Aufgabe vor Augen stellte. Ich habe versucht, die Entwicklungen der carbonischen und dyadischen Formen in den betreffenden Abschnitten der Lethaea palaeozoica ausführlicher zu behandeln, während die Besprechung der devonischen Ammoneen in dem erwähnten Werke zu kurz ausgefallen ist. A. Systematischer Theil. I. Clymeniae (Intrasiphoniata). Diagnose der Familie: intern gelegener, oft von langer Siphonaldute geschützter Sipho und kugelige Anfangsblase sind die gemeinsamen Kennzeichen dieser in Sutur (geradlinig oder ein Seitenlobus oder Externlobus mit zwei Seiten- und Adventivloben), Wohnkammerlänge (,—ı Umgang), Sculptur und Schalen- form vielgestaltigen Gruppe. Oberdevon, besonders an der oberen Grenze mannigfach entwickelt. Das vergleichende Studium des von mir besonders am Enkeberg, bei Ebersdorf, Cabrieres und in den karnischen Alpen gesammelten Materiales ergab eine Reihe neuer Aufschlüsse über Stammes- geschichte und Organisation (Wohnkammer) der Clymenten. Auch für die Abgrenzung der Arten hat die zum Theil schon vor Jahren erfolgte Untersuchung der in den Museen zu München und Berlin befindlichen Originale Münster’s und Gümbel's einige nicht unerhebliche Aenderungen ergeben. Ueber die Mündungsform von Oxyclymenia und Clymenia. Taf. I und IV. Mündungssaum und Wohnkammer sind bei Clymenien bisher noch seltener als bei den Goniatiten beobachtet worden; nur Sandberger erwähnt von Clymenia laevigata Einschnürungen der Schale als Spuren alter Mundränder!) und Zittel gibt die Wohnkammerlängen auf ®/, eines Umganges an. Ich kenne unter den Hunderten von Clymenien, die mir durch die Hände gegangen sind, nur wenige Exemplare, bei denen diese wichtigen Merkmale erhalten sind: 1. Clymenia arietina (ein Exemplar, Taf. I, Fig 9), vom Enkeberg, 2. und 3. zwei Exemplare von Oxyelymenia undulata vom Schübelhammer (Fichtel- gebirge) und dem Klein-Pal,?) 4. ein Exemplar von Oxyclymenia striata von Ebersdorf, 5. ein Exemplar von Oxyclymenia bisulcata von Ebersdorf, 6. ein Exemplar von C/ymenia laevigata (Taf. IV, Fig. ı und 2). Ciymenia flexuosa (Textbild 2) zeigt einen fast geradlinigen, aussen nur wenig vorgebogenen Mündungssaum, der auf den Flanken und auf der Aussenseite eine deutliche Einbuchtung besitzt. Jede Verdickung fehlt,?) der Mündungssaum ist ein genaues Abbild der Oberflächensculptur. Bei Oxyelymenia undulata, bisulcata und striata ist die Schale auf den Seitenflächen der Mündung innerlich stark verdickt, und zwar an der Anwachsstelle am stärksten; auf der Externseite ist die Dicke der Schale wenig verändert. Sculpturund Mündungsrand sind nicht genau parallel, vielmehr biegt sich auf der Innenseite die Mündung etwas vor, während die Anwachsstreifen genau senkrecht verlaufen. Auch die Ohren wölben sich etwas weiter vor, als es der Krümmung der Anwachsstreifen entsprechen würde.*) Taf. II, Fig. 12. Die Clymenien ähneln also auch in den geringeren Verschiedenheiten von Sculptur und Mündungs- saum den Goniatiten. 1) Eine Beobachtung, die ich bestätigen kann (siehe d. Abbildung der genannten Art auf Taf. IV, Fig. 2.). 2) Von mir gesammelt. 3) An ca. 200 Exemplaren der Clvmenia laevigata, die ich auf dem Klein-Pal in den karnischen Alpen sam- melte, war nirgends ein Rest des Mündungsrandes wahrzunehmen. Wahrscheinlich war die Schale dünn und zerbrechlich und zersetzte sich (durch Einwirkung der Kohlensäure) zuerst an der Mündung. *) In dieser Hinsicht stimmen Oxyclymenia striata und Gephyroceras uchtaense durchaus überein. [3] Ueber devonische Ammoneen. 29 2 Die Länge der Wohnkammern unterliegt einigen Schwankungen. Ein Exemplar von Oxy- clymenia undulata (Lethaea palaeozoica, Taf. 32a, Fig. Ic) zeigt genau !), Umgang, ein zweites etwas weniger, Oxyclymenia bisulcata (Taf. II, Fig. 124) etwas mehr, ohne die Länge von ?/, zuerreichen.!) Jedenfalls entspricht der Mittelwerth einer halben Wohnkammerlänge am besten dem Durchschnitte der bisher beobachteten Clymenien und Oxyclymenien, während die Wohnkammer der Gonioclymenien zweifellos wesentlich länger war. Das Taf. I, Fig. 2b abgebildete Exemplar von Gonioclymenia speciosa besitzt eine Wohnkammer von %/, Umgang, trotzdem die Mündung nicht erhalten ist. Clymenia s. str. — Cyrtoclymenia Gümb. et auct. (+ Platyclymenia Hyatt — Acanthoclymenia Hyatt; letztere Gattung als Subgenus.) Schale evolut oder involut, stets genabelt, Sutur geradlinig oder nur mit gerundetem Seitenlobus und der Andeutung eines Externlobus. Sculptur aus Anwachsstreifen oder aus Rippen bestehend, seltener durch Knoten complieirt. Wohnkammer — !/, Umgang. Unteres bis oberes Oberdevon, besonders in der letzteren Stufe. a) Clymenia Dunkeri Mstr. Ob. Clymenienkalk, LaSerre bei Cabrieres. Vom Verfasser gesammelt und präparirt. a, Querschnitt, a, Sutur eines ausgewachsenen Exemplares. az, a,, a, Suturentwickelung eines kleineren Exemplares (ef Cl. Wysogorskii) a3!/;, ds a */ı- — D) Clymenia binodosa, Mstr. Ebendaher. leg. Frech. Vollständige abgewickelte Sutur. — c) Clymenia intracostata n. sp. Ebendaher. Coll. Frech. (3 Suturen, von denen die beiden oberen etwas abgewittert sind, während die untere bessere Erhaltung zeigt). c,. Drei abgewickelte Kammerscheidewände, c, Median- schnitt. E Externseite. S Siphonalduten. — d) Clymenia (Acanthoclymenia) neapolitana Clarke, Jugendstadium, Unteres Oberdevon, Naples beds, Staat New-York. Copie. — Sämmtliche Abbildungen, bei denen nichts Anderes angegeben ist, sind in Y/, ausgeführt. Bei der ersten Beschreibung von Clymenia (1839) hat Grat Münster die 1832 als Planulites bezeichnete C/ymenia laevigata als Typus der Gattung vorangestell. Wenn man im Sinne der neueren Nomenclatur die schon von Gümbel 1865 aufgestellten Namen Oxyclymenia und Gonioclymenia als 1) Auch das abgebildete Exemplar von Oxyclymenia striata besitzt eine Wohnkammerlänge von etwas mehr als einem halben Umgang. 30 Fritz Frech. [4] Gattungen unterscheidet, so liegt doch kein Grund vor, den Namen Clymenia aus der Liste der Gattungen zu tilgen.!) Ich behalte ihn für Cyrtoclymenia Gümb. + Platyclymenia Hyatt bei. Eine Uebersicht der Arten von Clymenia und Oxyclymenia enthält die folgende Tabelle: Clymenia s. str. (Cyrtoclymenia) Oxyelymenia ) mit sculpturirter (meist c) glatt, mit a) mit glatter Schale | gerippter) Schale etwas differenzirter Nebenform ı @Platyclymenia«) Sutur [ 5. Clymenia aegoce- RS 10 Si (& %)) 6. Olymenia annulata\ 12. Clymenia W»yso- x Oxyelymenia Mstr. mit geraden ‚gorskii £ linearis : 2 1. Clymenia | a 3 ganz Se 7. Cl. annulata var. 9) ö laevigata \ = 5 332. Oxycelymenia evolut Mitr densicosta mit EN = Mstr. = : = undulata schrägen Rippen 2 S. Clymenia cingu- = 3. Oxyelymenia lata Mstr. mit kra- 4 bisulcata mit | genförmigen Ver- | vorgewölbter | dickungen Aussenseite 2. Clymenia | 9. Clymenia intraco-|\3- Clymena Dunkeri etwas Rlexuosa stata Frech, äussere Oberfläche glatt, evolut Mstr. em. Umgänge glatt, Sutur mit flachem innere gerippt Externlobus und \ Aa : 9.4 ; en Seitenlobus, dessen a etwas 3. Clymenia \10. Clymenia arietina 2er 4 . Oxyely ; f ee i > 2 allmälige Ausprä- 0 ) involut Humboldti Sdb.Umgänge flach F ornata t R Be gung in dem Text- mit einem (weiter Zeuschn. sämmtlich stark En a2 : b a,— a, darge- Aas Nabel) gerippt It = 2) = ı kleinen ? 5 N E stellt ist. a allen 4. Clymenia \11. Clymenia plicata?) 5. Oxyelymenia Nahtlobus u : 3 (dee angustisep- Mstr. Umgänge ge- striata nger : = . = fata?) wölbt, Rippen we- Nabel) R i nigerstark alsbei 10 Weitere Nebengruppen von Clymenia s. str. sind: d) Mit scharfem Kiel, hochmündig:: 14. Clymenia subflexuosa Mstr. em. Frech. e) Mit Stacheln und etwas differenzirter Sutur:; 15. Clymenia binodosa Mstr. f) Untergattung Acanthoclymenia: Mit Stacheln Extern-, Seiten- und Nahtlobus: 16. Clymenia (Acanthoclymenia) neapolitana Clarke. ') Wenn ich dem Gattungsnamen »Goniatites de Haan« gegenüber abweichend verfahre, so liegt der Grund in der verschiedenen Ausdehnung, welche die betreffenden Begriffe erfahren haben: Den vier Gattungen und 3I Arten der Familie der Clymenien stehen etwa zehnmal soviel »Goniatiten« gegenüber. °) Die inneren und die äusseren Umgänge sind lediglich mit feinen Anwachsstreifen bedeckt. Wegen der schlechten Erhaltung dürfte CZymenia plicata meist nicht von Clymenia angustiseptata unterschieden werden können. Das einzige mir bekannte Exemplar von Cl/ymenia plicata, das den Gegensatz gut erkennen lässt, ist das aus dem Fichtelgebirge stammende Originalexemplar Münsters im Museum für Naturkunde zu Berlin. ®) Die Art ist ziemlich verbreitet: Fichtelgebirge, Karnische Alpen, Cabrieres. Die meisten der in obiger Tabelle kurz gekennzeichneten Arten erheischen eine kurze Beschreibung; für die übrigen (Clymenia angustiseptata undulata, striata) sei auf Gümbel’s Monographie verwiesen. [5] Ueber devonische Ammoneen. 3ı Clymenia laevigata Mstr. Taf. IV, Fig. 2, Textbild 4b. Eine der häufigsten und überall verbreiteten Arten, die von Gümbel (l. c. pag. 137) zutreffend dargestellt und begrenzt wurde. Als Nachtrag sei nur erwähnt, dass ein in Steinkernerhaltung vorliegendes Exemplar des Berliner Museum auf der Externseite der Wohnkammer in geringem Abstande zwei innere Labialwülste zeigt. Dies auf der Tafel IV, Fig. 2 dargestellte, als Steinkern erhaltene Stück stammt von Warberg bei Arnsberg; »das Exemplar ist die erste im Rheinischen Schiefergebirge durch Amelung entdeckte und bestimmte, an Leopold von Buch gesandte Clymenia« (scripsit Beyrich). COlymenia laevigata kommt vom unteren Olymenien-Kalk an vor, erreicht aber erst an der Ober- grenze desselben grössere Häufigkeit und bedeutendere Grösse. Clymenia Humboldti Pusch sp. Taf. IV, Fig. 5. Cyrtoclymenia Humboldti G. Gürich, Poln. Mittelgebirge, pag. 329. Die systematische Stellung der bisher meist als Goniatit bezeichneten Form ist von Gürich (Poln. Mittelgebirge, pag. 329, siehe dort die Literatur) richtig erkannt worden. Die kleinen als Pyritkerne vorkommenden Exemplare sind wenig deutlich. Sie ähneln in der Schalenform Clymenia flexuosa, unter- scheiden sich aber sicher durch Ausbildung eines kleinen runden Seitenlobus (ähnlich Chezloceras Verneuili!) und wahrscheinlich durch eine glattere Schalenoberfläche. Vorkommen: Mittleres Oberdevon des Polnischen Mittelgebirges zwischen Psiarnia und Kadzielnia. Clymenia aegoceras n. Sp. Taf. I, Fig. 5a, b. Die Berippung der neuen Art stimmt mit Clymenia annulata var. densicosta (s. unten) überein, das Wachsthum der flachen Windungen erfolgt jedoch viel langsamer, so dass die Mitte der Schale kaum ver- tieft erscheint. Zwar ist die Sutur der am Klein-Pal(Karnische Alpen) ziemlich seltenen Art noch nicht freigelegt worden. Aber die Uebereinstimmung der Sculptur und der Schalenform lässt über die Bestimmung kaum einen Zweifel bestehen. Der Name soll an die Aehnlichkeit der Sculptur und Schale mit manchen Aegoceren (Gruppe Platypleuroceras) erinnern. Clymenia annulata Mstr. Taf. I, Fig. 6a—c. Clymenia annulata, Grf. Münster: Beitr. I, 1839, pag. 14, V, pag. 123, Taf. XII, Fig. 1. Goniatites annulatus, Grf. Münster: Goniatiten und Planuliten (1832), pag. 32, Taf. Il, Fig. 6. Clymenia annulata, Gümbel: Paläontogr. XI, pag. 130, Taf. XV, Fig. IT—13. cet. excl Die älteste Abbildung Münster’s (Goniatiten, 1832) gibt die gerippte Oberfläche der zwischen Clymenia flexuosa und der noch evoluteren C/ymenia aegoceras stehenden Art ziemlich richtig wieder. Eine Wiederholung der Abbildung ist trotzdem nicht überflüssig, da die Gümbel’schen Figuren durchweg wenig gut ausgefallen sind. Eines der wenigen ausgewachsenen Exemplare,?) das ich kenne, zeigt auf dem äusseren Umgang eine Auflösung der kräftigen Rippen zu fadenförmigen Gebilden. (Taf. I, Fig. 6.c.) Neben der Form mit entfernter stehenden Rippen findet sich am Enkeberg und wahrscheinlich auch im Fichtelgebirge (Gümbel, I. c., Taf. XV, Fig. 15) eine Varietät mit viel enger gestellten Rippen, die ich als var. densicosta abtrenne (Taf. I, Fig. 7). Das Vorkommen der typischen Art im Fichtelgebirge (Schübelhammer und Geysen) sowie am Enkeberge (hier in einer besonderen Zone) ist sicher, bei Ebersdorf wahrscheinlich. !) Dessen Schalenform jedoch durchaus abweichend ist. ?) Am Beringshausener Tunnel unweit Brilon gesammelt und bestimmt von Herrn Dr. Denckmann, Clymenia flexuosa Gümbel: (ex parte) l. c., pag. 126, Taf. RIVAREISESSKO eetzexcl. (Literatur excl. Olymenia subflexuosa.) Die bei Gümbel auf Taf. XV, Fig. 8, 9 abgebildeten Originale von Clymenia falei- fera Mstr. und costulata Mstr. sind ident mit dem in Berlin befindlichen Original der Cly- menia flexuosa (von Geysen bei Hof); für diese Formen ist der Name Clymenia flexuosa beizubehalten. Clymenia flexuosa ist die etwas involutere Ausbil- dung von Clymenia laevigata und besitzt auf den inneren ‚deutlichere An- wachsstreifen als auf der bei- Umgängen nahe glatten Wohnkammer; die Länge der letzteren beträgt /; Umgang. Die Form der Schale ist genau dieselbe wie bei Clymenia Dunkeri, doch Fritz Frech. Clymenia flexuosa Mstr. em. Textbild 2. Clymenia flexuosa Mstr. em. Unterer Clymenienkalk Planitz, Königreich Sachsen, Museum zu Dresden !/,. Die Wohnkammer, deren Länge einen halben Umgang beträgt, ist durch einen auf der Externseite wohlerhaltenen Mün- dungssaum begrenzt, auf den Seiten- flächen dagegen etwas zerbrochen und ergänzt. Die inneren Umgänge des etwas zerdrückten Exemplars wurden nach einem Exemplare von Cabrieres (Coll. Frech) ergänzt. besitzt diese Art einen deut- lichen Seitensattel. Das ganze Gehäuse ist flacher als das von Clymenia intracostata, deren innere Umgänge mit Rip- pen bedeckt sind. Der nicht ganz unvollständig erhaltene Mündungssaum zeigt eine Aus- buchtung auf der Externseite und eine Vorbiegung an der Naht. Vorkommen: Unterer Clymenien-Kalk, und zwar be- sonders in Sachsen (Planitz, Museum Dresden), ausserdem in Thüringen (Bohlen, dem Fichtelgebirge (Geysen) und Cabri£res (selten). Clymenia arietina Sdb. Taf. I, Fig. 9. Clymenia arietina, Sandberger: Verh. Naturw. Vereins Rhein- land und Westfalen 1853, Bd. X, pag. 182, Taf. VII, Fig. Sa—b. Die Art ist ebenso involut wie Clymenia angustiseptata, unterscheidet sich aber von dieser durch flachere Umgänge und von Clymenia plicata durch kräftigere Ausbildung der Rippen. Das kleine abgebildete, mit deutlichem Mündungsrand erhaltene Exemplar unterscheidet sich von dem verglichenen Original Sand- berger’s (Geol. Landesanstalt, Berlin) durch treppenförmige Begrenzung des äusseren Umganges. Doch beruht diese Verschiedenheit auf der Erhaltung: der äussere Umgang von Fig. 9 ist gut erhalten und mit der Schale bedeckt, der zweite Umgang stark verwittert. Clymenia arietina, die man auch als involutere Nebenform von Clymenia annulata auffassen kann, ist im tieferen Theile des Clymenien-Kalkes am Enkeberg häufig. Clymenia intracostata!) nov. sp. Taf. I, Fig. 8 und Textbild ıc. Die glatte Oberfläche der äusseren, von gerundeten Kanten begrenzten Umgänge erinnert an Clymenia laevigata, die Rippen der inneren Umgänge an Clymenia annulata,?) welch’ letztere Art jedoch auf dem letzten Umgang eine Auflösung der Rippen zeigt. In Bezug auf die Involution stimmt die neue Art genau mit Clymenia flexuosa überein, zeigt jedoch — abgesehen von den Sculpturunterschieden — eine bedeutendere 1) Clymenia nodosa var. binodosa Mstr., Beitr. I, pag. 16, Gümbel, Paläontogr. X], Taf. XVIII, Fig. IL, pag. 131 (hier zu Olymenia annulata gestellt), ist vielleicht mit unserer Art ident. In diesem Falle wäre die neue Bezeichnung durch nodosa zu ersetzen. Allerdings ist das Gehäuse auf der Abbildung Gümbel’s abweichend ge- zeichnet, vielleicht nur verzeichnet. 2) Im Sinne der Hyatt’schen »Gattungen« gehören also die äusseren Umgänge zu Cyrtoclymenia (Typus: Clymenia laevigata), die inneren zu Platyclymenia (Typus: C/ymenia annulata). Si [7] Ueber devonische Ammoneen. {09} [997 'Wölbung des letzten Umganges. Die inneren Umgänge liegen also bei C/ymenia intracostata erheblich, bei Clymenia flexuosa nur wenig vertieft. Die bogenförmige Sutur erinnert an Clymenia annulata; doch stehen die Kammerwände dichter und die Siphonalduten greifen daher trichterförmig ineinander. Die selten bei Kirschhofen unweit Wetzlar, vor Allem aber bei Cabrieres (La Serre, Pic de Cabrieres) vorkommende Art ist dort die häufigste C/ymenia und erreicht bedeutende Grösse. Ein Wohnkammerbruchstück weist darauf, dass vollständige Exemplare 1—1'!/, Fuss Durchmesser besessen haben. Clymenia plicata Mstr. Clymenia plicata Mstr.: Beitr. I, Taf. XVI, Fig. 4. 5 angustiseptata Gümbel ex parte l. c., pag. 122, Taf. XV, Fig. 2. Das im Berliner Museum befindliche Original der Münster’schen Art zeigt so kräftige Rippen — während Clymenia angustiseptata nur unter dem Vergrösserungsglas feine Anwachsstreifen erkennen lässt — dass eine Wiederabtrennung angezeigt sein dürfte. Das involute, eng genabelte Gehäuse und die Kammer- wände sind bei beiden Formen gleich, so dass eine Unterscheidung der im Ciymenien-Kalke so häufigen Steinkerne kaum möglich ist. Vorkommen von Cliymenia plicata im Fichtelgebirge und am Enkeberg im unteren Clymenien-Kalke. Clymenia angustiseptata scheint verbreiteter zu sein; mit Sicherheit kenne ich die Art aus dem Fichtelgebirge, von Ebersdorf und Cabrieres. Clymenia Wysogorskii nov. sp. Als Beweis dafür, dass durch = zu Clymenia Dunkeri, wie Clymenia ig. 3. ’ die bisher beschriebenen Arten der laevigata zu Clymenia flexuosa und ist Formenreichthum von Clymenia s. str. die schlankste Art der Gattung. noch nicht erschöpft ist, dient eine neue Das einzige, mir bekannt ge- Art von Ebersdorf, die einen deutlich wordene Exemplar (Zone der Gonio- abgesetzten Seitensattel -— wie Clyme- clymenien) liegt im Breslauer Museum nia Dunkeri — zeigt.!) und stammt aus dem obersten Clymenien- Das Gehäuse ist noch etwas Kalk von Ebersdorf. evoluter als das von Clymenia laevigata ; Clymenia Wyso jedoch sind die Umgänge schmal und gorskilunJjep: Clymenia binodosa Mstr. etwas kantig begrenzt wie bei der viel Sssreiuron dr TARITVE Rio nesthildenE kalk. Breslauer >>: : ; involuter gestalteten Clymenia Dunkert. MOSE deu (Literatur siehe Gümbel, 1 c. Paläont. XI, Clymenia Wysogorskii verhält sich also pag. 134.) Die Sculptur der Art erinnert an die Aegoceras-Gruppe Platypleuroceras (Aegoceras brevispina Sow., natrix Ziet.), das vorliegende Material von la Serre zeigt insofern eine Erweiterung bisheriger Beobach- tungen, als auf dem äusseren Umgange eines grossen Exemplares die Rippen wesentlich dichter stehen, als auf den inneren Windungen. Während die Art in der Sculptur durchaus die Entwicklungshöhe der Gonioclymenien erreicht hat, bildet sie in Hinsicht auf die Suturentwicklung den Uebergang zu diesen: Die Ausprägung eines gerundeten Seitenlobus, die Andeutung eines Nahtlobus und eines — allerdings nur auf Gümbel’s Figur sichtbaren, ganz flachen Externlobus?) stellt zwar keinen directen Uebergang zu den Gonioclymenien, wohl aber zu der amerikanischen Clymenia neapolitana Clarke dar.°) 1) Das Vorhandensein dieses Sattels auf der Seitenfläche ist wohl auf die geringe Breite des Umganges zurück- zuführen; auch C/ymenia laevigata und intracostata besitzen Seitensättel, die jedoch auf oder unterhalb der Naht liegen. Genau derselbe Unterschied besteht zwischen Pinacites fugleri und Pinacites discoides; bei den sehr schmalen Um- gängen der ersteren Art liegt der spitzigere Seitensattel ausserhalb, bei dem dickeren Pinacites discoides auf oder unterhalb der Naht. 2) Das von mir abgebildete Exemplar von la Serre ist auf der Aussenseite so angewittert, dass eine sichere Feststellung ausgeschlossen ist. (Textbild Tb.) 3) Am. Journ. Science, Vol. 43, Jan. 1892, pag. 57 und besonders ders. The Naples Fauna pag. 231 (Lobenentwicklung). Beiträge zur Paläontologie Oesterreich-Ungarns. Bd. XIV. 5 4 Fritz Frech. . [s] U> Clymenia subflexuosa Mstr. em. Frech. Taf. IV, Fig. 4. Textbild, 4a. Clymenia subflexuosa Mstr.: Ausbildung des abgebildeten Beitr zuns Betrers il, Fig. 4. pag. 93. Goniatites faleifer Münster: ibid. Taf. XVI, Fie. 7, pag. 106.) grossen, mit zugeschärfter Aussenseite versehenen Exem- plares von Cabrieres er- hebt die Annahme der Selbst- Clymenia flexuosa Gümbel non ständigkeit dieser Form zur Mstr.: Paläont. XI, Fig, 7, 10, cet. excl. Gewissheit. Von der Identi- tät des Originals der oben Clymenia flexuosa Kayser: Zeitschr. Deutsch. geol. eitirten Fig. 7 und Io bei Gümbel habe ich mich in Ges. Taf. XX, Fie. 1.2) SUROHLIERND Nena Ai = a Clymenia subflexuosa Mstr. em. Frech unenen WSSPZEUgEN KOTMEN. Die von Münster b, Clymenia laevigata Mstr. Ein vollstän- Die interne (bisher nicht abgebildete Form unter- diges an der Aussenseite nicht abgewit- nicht bekannte) Sutur von scheidet sich durch den tertes, b, eine etwas abgewitterte Sutur- Olymenia subflexuosa stimmt linie desselben Exemplars. — c (punktirte scharfen, vom Autor als insofern gut mit Clymenia Linie) Clymenia Dunkeri Mstr. Alle drei 2 a: ; 5 5 : intr ü i i Suturlinien sind gleich — mit dem internen acostata überein, als die wichtig: hervorgehobenen Kiel so deutlich von Clymenia Sipho in der Mitte — orientirt und nach ziemlich gedrängt stehenden flexuosa, dass die An- Exemplaren aus dem oberen Clymenien- Scheidewände trichterförmig nahme Gümbel's, es läge kalke von Cabrieres (La Serre) in '/, nat. in einander greifen. Doch ist Grösse gezeichnet. Gesammelt vom Ver- eine bloss zufällige Bildung in Folge der grösseren Höhe vor, nicht recht erklärlich er- a ng der Umgänge der Abstand scheint. Die eigenthümliche zwischen diesem Siphonaltrich- ter und der Nabelkante viel grösser. Die Schalenoberfläche von Clymenia subflexuosa ist nur mit feinen Anwachsstreifen bedeckt. Oxyclymenia Gümb. non Hyatt. Laterallobus auf der Aussenseite und am Ende winkelig begrenzt, bei den evoluten Arten allein vorhanden, bei den involuten Formen von einem kleinen Nahtlobus begleitet. Wohnkammer — !/, Umgang. Oberstes Devon. Oxyclymenia linearis Mstr. Ian a, le, 13, wurde von Gümbel (l. c. pag. 140 bis pag. 142) eingezogen, lässt sich aber durch die evolute, mit Clysnenia laevigata übereinstimmende Form von Clymenia undulata unterscheiden. Die Wachsthumszunahme ist lang- samer als bei C/ymenia undulata und die Windungen üben daher kaum Eindrücke auf einander aus. Ob man diese bei Ebersdorf häufige, bei Cabrieres seltene Form als Varietät oder Art auffassen will, unterliest dem persönlichen Ermessen. Unterscheidbar ist dieselbe jedenfalls. Nur im oberen Ciymenien-Kalk. Oxyclymenia bisulcata Mstr. (Von Gümbel zu COlymenia undulata gerechnet.) Nat, Eie- 12: Im Gegensatz zu der mannigfachen Entwicklung von Clymenia s. str. ist bei den Oxyelymenien nur eine Nebenform vorhanden: Bei Oxyelymenia bisulcata, die sonst vollkommen mit Oxyelymenia undulata !) Das von mir untersuchte Original des Goniatites falcifer Münster ist zweifellos eine C/ymenia, die Anwendung des Namens für einen Gomiatiten (E. Kayser, Zeitschr. d. geol. Ges. 1873, pag. 627) also unmöglich. Jedoch erledigt sich die systematische Frage einfach dadurch, dass Goniatites falcifer E. Kays. die abgewitterten Exemplare von Tornoceras planidorsatum umfasst. Die beiden Arten verhalten sich also zu einander wie Spirifer officinalis E. Kays. zu Spirifer Verneuili. ®) Die ganz charakteristisch gezeichnete Abbildung stellt ein Exemplar der scharfrückigen C/ymenia subflexuosa dar, ausserdem kommt am Enkeberg auch die rundrückige C/ymenia flexuosa vor. E. Kayser schliesst sich ohne weiteres der von Giimbel vorgeschlagenen Vermengung der beiden scharf getrennten Species an. [9] Ueber devonische Ammoneen. a1 s PP} übereinstimmt, wölbt sich der zwischen den Ohren der Sculptur gelegene Externtheil vor; ferner ist der Querschnitt der Windungen — bei gleicher Einrollung — höher als der von Oxyelymenia undulata. Oxyclymenia bisulcata begleitet die Hauptform fast überall bei Ebersdorf, im Fichtelgebirge und in Südfrankreich. Oxyclymenia ornata Mstr. Mara Eisankasb: unter Chhmenia striata bei Gümbel: Taf. I, Fig. II. a, b, ]. c. pag. 144 und 146; wurde von Gümbel ebenfalls zu der nächstverwandten Art, Clymenia striata, gezogen. Die Schalenform hält fast genau die Mitte der Involution zwischen Ciymenia undulata und striata, das Vorhandensein eines kleinen Nahtlobus erinnert mehr an Clymenia striata (Taf. li, Fig. 10a, b). Für die Auffassung als Art oder Varietät gilt das bei Oxyclymenia linearis Bemerkte. Die Ueberein- stimmung der äusseren Form mit Clymenia flexuosa, Clymenia Humboldti und Tornoceras (Pseudoclymenia) Sandbergeri ist bemerkenswerth. Erwähnenswerth ist die Seltenheit dieser Form, welche zwischen zwei sehr verbreiteten Arten die Mitte hält. Während mir von Oxyelymenia undulata über 100, von Oxyclymenia striata Dutzende von Exemplaren durch die Finger gegangen sind, kenne ich von Oxycelymenia ornata nur sechs Stücke; auch Gümbel erwähnt nur zwei Exemplare aus dem Fichtelgebirge; jedoch ist die Art weit verbreitet: Ebers- dorf, Fichtelgebirge und Cabrieres Sellaclymenia Gümb. (Gümbel l. c. pag. 149, Taf. XIX, Fig. 2, 3.) Textfigur 5, 3. mit den beiden Arten oder Varietäten Sellaclymenia angulosa — Goniatites bicompressus L. v. B. (l. c. Fig. 2) und sSellaclymenia semicostata (Fig. 3) gehört zu den seltensten Clymenien-Gruppen, deren nähere Verwandtschaft mit den Gonzoclymenien von Gümbel zutreffend hervorgehoben ist. Doch ver- bietet sich eine unmittelbare Zusammenstellung weniger durch die gerundete Form der Loben als vielmehr durch das Vorhandensein eines ziemlich deutlichen Externsattels bei ausgewachsenen Exemplaren. Gontocly- menia besitzt an Stelle desselben einen Externlobus. Die Lobenentwicklung von Sellaclymenia semicostata (siehe Textfigur 5, 3) geht auf Formen zurück, die an Clymenia Dunkeri erinnern. Die Entwicklung ist also selbstständig und divergent von Gonioclymenia. Die Siphonaldute habe ich nur im Durchschnitt des kleinsten Lobus beobachtet. Hiernach ist die Dute nicht so lang wie bei Gonioclymenia. Sellaclymenia semicostata Mstr. unterscheidet sich von Sellaclymenia angulosa Mstr. durch evolutere Form, deutliche Ausprägung des Externsattels und nach vorwärts geschwungene, auf der Aussenseite verdickte Rippen, die nur auf den mittleren Windungen vorhanden sind (bei Sellaclymenia angulosa aber ganz fehlen). Das junge Exemplar aus dem Fichtelgebirge, welches der Beschreibung Münster’s (Beitr. I, Taf. XVI, Fig. 2, pag. ı3 [der I. Aufl.]) zu Grunde lag, lässt die erwähnten Unterschiede nicht sehr deutlich hervortreten. Clymenia bilobata Mstr. unterscheidet sich durch gerundete Form der involuten Umgänge von den beiden vorgenannten Arten, stimmt aber in der Ausbildung der Sutur mit ihnen überein. Wenn man die übrigens sehr seltene Art als Vertreterin einer besonderen Gruppe ansieht (Cymaclymenia Gümb.) so liegt doch jedenfalls keine Veranlassung vor, diese Gruppe zur Gattung zu erheben. Ebenso wenig ist die Ver- einigung von Oxyelymenia striata und Sellaclymenia bilobata zu einer Gattung (Hyatt) empfehlens- werth. Der Externsattel von Clymenia bilobata fehlt bei Clymenia striata, der erste Seiten- lobus von Clymenia striata ist (ebenso wie bei Clymenia undulata) winkelig begrenzt, bei Ciymenia bilobata allseitig gerundet. Der zweite Seitenlobus ist bei Clymenia striata klein und unter der Naht verborgen, bei Clymenia bilobata gross und auf der Aussenseite gelegen. Jedenfalls durfte die von Gümbel zutreffend neben Oxyclymenia undulata gestellte Clymenia striata von Hyatt nicht zum Typus der Cymaclymenien erhoben werden. Nach der Lobenform von Sellaclymenia semicostata kann diese Gruppe nicht von Oxyclymenia abgeleitet werden, sondern ist direct an C/ymenia s. str. (Cyrloclymenia) anzuschliessen. 5: Evolute, meist stark seulpturirte Gehäuse mit langen Siphonalduten ; Externlobus, zwei Seiten- loben und meistein Adven- tivlobus. Loben und Sättel spitz. Wohnkammer von der Länge eines Umgangs. Oberstes Devon. Die Gruppe ge- hört mit Beloceras und Prolecanites zu den höchstentwickelten Asrn- moneen des Devon; Ent- wicklung, Blüthe und Ver- schwinden vollzieht sich im Bereich einer wenig mächtigen Zone. Die Formenent- wicklung der trotz der kurzen Entwicklungszeit wohl begrenzten Arten der Gattung Gomiocly- wmenia lässt sich tabel- larisch wie folgt veran- schaulichen:: Fritz Frech. Gonioclymenia Gümb. 1, 2 Gonioclymenia speciosa Ob. Clymenienkalk, Ebersdorf. Medianschnitt und Lobenentwicklung. Fig. ı ist ein in dreifacher Grösse dargestelltes Originalexemplar des Goniatites biimpressus L. v.B. (Eco STE BEr Berliner Museum) Nesıstzder Medianschnitt mit den Siphonalduten und convexen Kammerwänden, Ib die Entwicklung der Lobenlinie, deren Stadien durch griechische Buchstaben («—y) versinnbildlicht sind. Auf Fig. 2 ist an einem etwas schnellwüchsigeren Breslauer Exemplar (vom gleichen Fundort) ebenfalls die Lobenentwicklung (B—5) dar- gestellt, bei der noch ein weiteres Stadium (2) er- reicht wird. — 3. Sellaclymenia angulata Mstr. sp. Clymenienkalk, Fichtelgebirge, Berliner Mstr. Y.. Stimmt mit 2. überein, besitzt jedoch keinen Externlobus. A. Schwächere Berippung, spitzer wer- dende Loben bei den weniger evoluten Arten: Ganz evolut, mit flachen, kantig begrenzten Um- gängen: 1. Gonioclymenia ‚pessoides L. v. B. sp. Weniger evolut mit etwas dickeren Umgängen: 2. Gontoclymenia speciosa Mstr. sp. Noch weniger evolut als 2: 3. Gonioclymenia plana Mstr. em. Frech und 4. Goniochymenia plana var intermedia Mstr. (non Gümb.). I. Kmeıteı®® Berippung, Loben weniger verlängert als bei A: 5. Gonioclymenia subar- mata Mstr. €. Rippen und kräftige Knoten auf der Aussenseite, Externlobus sehr stark verlängert. E. Isolirte Gruppe (zunächst an 3 anschliessend) Schale scheibenförmig, 6. Gontoclymenia Uhligi n. sp. aussen zugeschärft, auf dem letzten Umgange glatt, vier Loben auf der Seitenfläche (zwei Adventiv- 4 zwei Lateralloben), Siphonal- dute aussen eingeschnürt, nach innen erweitert: 7. Gonioclymenia maxıima Mstr. sp. em. Frech. Die Entwicklung der Sutur bei Gonioclymenia, welche auf der obenstehenden Zeichnung wiedergegeben ist, geht bei allen sieben Arten auf einen einheitlichen Ursprung zurück und .zeigt erst in späteren Entwicklungsstadien deutliche Divergenzen. Die ersten Suturen konnten allerdings nur einmal bei einem 1'5 mm hohen Umgang von Gonioclymenia speciosa beobachtet werden. Seitenloben fehlen gänzlich ; wir haben das Bild vor uns, das die endgiltigen Kammerscheidewände von Clymenia intracostata gewähren. (Textbild 5, 7b, o) Die Ausbildung des grossen Laterallobus und Externsattels ist das nächste Stadium (1 d, $).!) Kurz darauf ist die Abgliederung: der Sellaclymenien anzusetzen, die sich von Gonioclymenia wesentlich durch das Fehlen des Externlobus unterscheiden (Fig. 5, 3). 1) Die Anwendung der— zum Theil auch philologisch unmöglichen — Ausdrücke nepionie, ephibic ete. erscheint mir deshalb nicht empfehlenswerth, weil dieselben bei verschiedenen Thiergruppen ganz verschiedene ontogenetische Stadien bezeichnen. ' 7 199} [11] Ueber devonische Ammoneen. Erst mit dem Stadium y, das bei fast allen Arten (Gonioclymenia speciosa, pessoides, plana, subar- mata und Uhligi) bei gleicher Grösse in gleicher Ausbildung bekannt ist, erreicht man die für Gonio- clymenia bezeichnende Suturform. Wir haben einen tiefen ersten Laterallobus, einen kleinen zweiten Lateral-, einen schwach angedeuteten Adventiv- und einen deutlichen Externlobus.!) Erst nach der Erreichung dieser, einer Umgangshöhe von 4—5 mm entsprechenden gemeinsamen Suturentwicklung erfolgt die Differenzirung der den einzelnen Arten eigenthümlichen Loben. Hingegen geht die Ausbildung der verschiedenartigen Sculptur schon früher vor sich. Vor Allem entwickeln sich die äusseren Stacheln bei Gonzoclymenia subarmata schon auf den ersten Embryonal- umgängen, während die Innenwindungen der übrigen Arten glatt sind. Bemerkenswerth ist die deutliche Convexität, die schon die inneren Kammerscheide- wände von Gonioclymenta zeigen im Gegensate zu der Concavität bei ClymeniaundOxyclymenia. Die Siphonaldute erwachsener Gonzoclymenien ist, wie die Textbilder zeigen, wesentlich länger, als man bisher annahm. Bei grossen Ebersdorfer Exemplaren von Gonioclymenia speciosa und subarmata erreicht die Dute das Anderthalbfache der Länge eines Kammerraumes. Die naheliegende Annahme, dass die Anfänge der Gonioclymenien bei Clymenia und Acantho- elymenia zu suchen sind, lässt sich etwa folgendermaassen begründen: Wie der Vergleich der Sutur zeigt, lässt sich die junge C/ymenia neapolitana (2); Umgänge) ungezwungen als differenzirteres Entwicklungsstadium von Clymenia binodosa (beziehungsweise der glatten Clymenia Dunkeri) deuten. An die erwachsene Clymenia neapolitana knüpfen aber wieder die Gonioclymenien (Gonioclymenia speciosa, subarmata) an. (Die betreffenden Suturen der amerikanischen Art sind neben die verwandten deutschen Formen gestellt pag. 29.) Selbstverständlich können Clymenia binodosa und Dunkeri nicht als Ausgangspunkt von Clymenia neapolitana angesehen werden, da Clymenia neapolitana älter als die Arten des obersten europäischen Devon ist. Man muss vielmehr annehmen, dass C/ymenia binodosa von einer Form abstammt, aus der andererseits Clymenia ncapolitana hervorgegangen ist. Die Thatsache, dass Clymenia binodosa in erwach- senem Zustande die meiste Aehnlichkeit mit den inneren Umgängen von Clymenia neapolitana zeigt, ist für diese Annahme beweisend. Andererseits können wir in einer Form aus der nächsten Verwandt- schaft von Clymenia neapolitana die directen Vorgänger der Gonioclymenien sehen. Wir verstehen nun, warum directe Uebergänge zwischen Cliymenia s. str. (oder Oxyclymenia) auf der einen und Gonio- clymenia auf der anderen Seite fehlen. Der Stammbaum ist etwa der folgende: Oberstes Devon Gonioclymenia Clymenia biuodosa und Dunkeri N / IN / N / N N IS Olymenia ncapolitana Unteres Oberdevon (und Verwandte) > Mitteldevon Unbekannte Urform. Das Auftreten der Gonioclymenien in Europa in dem gleichnamigen Kalke an der Oberkante des Devon beruht auf Wanderungen. Aber die im unteren Oberdevon Amerikas gefundene Clymenia neapolitana ‘) Um den Einfluss der Abreibung auf die Form der Sutur zu zeigen, habe ich die Entwicklung der Loben eines etwas abgeriebenen Exemplars (2) neben die des frischen Stückes (1) gesetzt. Die entsprechenden Entwick- lungsstadien sind mit denselben griechischen Lettern versehen. Die Vergrösserung ist, um die Vergleichung zu erleich- tern, */, (statt °/,). Man sieht, dass die abgeriebene Sutur des Stadiums y ungefähr dem vorangehenden frischen Stadium ß, die abgeriebene Entwicklungsform 3 fast genau dem vorangehenden y entspricht. Bei dem meist wenig erfreulichen Erhaltungszustand der devonischen Ammoneen ist eine gelegentliche Feststellung der Fehlerquellen, welche die exacte Beobachtung behindern, nicht unwichtig. 38 Fritz Frech. [12] schliesst sich nicht den einfach organisirten Formen Europas an, sondern deutet aut eine in das Mitteldevon zurückreichende Entwicklungsreihe hin, deren Glieder uns bisher unbekannt sind. 1. Gonioclymenia pessoides L. v. Buch sp. Taf. I, Fig. 14 a—I. Goniatites pessoides L. v. Buch: »Ueber Goniatiten und Clymenien in Schlesien; Abhdl. kgl. Akad. d. Wissenschaften Berlin 1839 (gelesen I. März 1838). Fig. I, pag. 4 Die stark evolute Form, der rechtwinkelige Querschnitt und die geringe Dicke der Umgänge, das Fehlen der Querrippen und die kleinen, auf die Aussenseite der inneren Umgänge beschränkten Knoten machen die Unterscheidung der Art von Gonioclymenia speciosa leicht. Auch die im Ganzen ähnlichen Loben sind etwas abweichend: Bei gleich grossen Exemplaren ist der Externlobus von Gonzioclymenia Fig. 6. Suturen von Gonioclymenia (und dem Subgenus Acanthoclymenia, c) N a1,» Gonioclymenia speciosa Mstr. Zwei Suturen eines grossen Exemplars (Ebersdorf, Breslauer Mus.) b,—, Gonio- clymenia plana, Mstr. Lobenentwickelung Ob. Clymenienkalk. b, Orig. von Gonioclymenia Presli Mstr., Schübelhammer Mus. Berlin ?/ı- Ds, s La Serre, Cabrieres Col. Frech, 5 °/,, c!; D, Gonioclymenia Presli, Schübelhammer !/,, äussere Windung von b,. b, Ausgewachsenes Exemplar (dasselbe wie Fig. 465), Ebersdorf, Mus. Breslau. e Gonioclymenia Uhligi nov. sp. Ob. Clymen.-K. Ebersdorf, Berl. Museum (Vergl. Taf. I, Fig. ı). Der Doppelstrich über ‚S (dem Sipho) deutet eine auf der Innenseite der Wohnkammer befindliche Rinne an. c Clymenia (Acanthoclymenia) neapolitana Clarke Unt. Oberdevon (Naples leds) Vollständig. Sutur N.Clarke. d Gonioclymenia plana var. intermedia Mstr. em. Frech. Ob. Clymenienkalk, Schübelhammer. Die auf dem Originalexemplare von Graf Münster (Münchner paläontol. Museum) deutlich sichtbaren Suturen sind nach dem neu präparirten Originalexemplare unmittelbar durchgepaust. 13] Ueber devonische Ammoneen. 39 ‚pessoides breiter, der erste Seitenlobus kürzer, der Adventiv- und zweite Seitenlobus weniger entwickelt. Die Wohnkammerlänge beträgt, wie das etwas zerbrochene Originalexemplar I. v. Buch’s zeigt, mindestens 3/, Umgang, wahrscheinlich aber mehr. Auf die Unterscheidung der »gar nicht involuten« Gonioclymenıa pessoides von den Arten des Fichtel- gebirges hat L. von Buch selbst mit Nachdruck hingewiesen. Von Ebersdorf!) stammen ausser dem in Berlin befindlichen Originalexemplar mehrere Stücke (im Breslauer und Berliner Museum für Naturkunde). Die Art war zweifellos die kleinste alier Gonzoclymenien ; vier Exemplare, deren grösstes nur 7'4 cm Höhe besitzt (Fig. 45), zeigen sämmtlich ein mehr oder weniger grosses Stück der Wohnkammer. 2. Gonioclymenia speciosa Mstr. sp. Tat. 1, Eior 2: Goniatites spesiosus Mstr. 1832 Goniatiten und Planuliten, pag. 27, Taf. VI, Fig. 1. Die weitere Synonymik siehe bei Gümbel: Paläontogr. XI, pag. 150, 151 (wo die Synonyma von Gonioclymenia plana mit verzeichnet stehen). Nach den Berliner Originalexemplaren gehören hierher: Goniatites arquatus, Gıf. Münster: Beitr. I, Taf XVIII, Fig. 4, sowie ferner Goniatites bicompressus L. v. Buch (Ebersdorf) und Goniatites angustus Mstr. Beitr. I, pag. 28 (vonGüm bel unter den Synonymen von C/ymenia intermedia aufgeführt). Die Gestalt der Schale, die Berippung und Suturentwicklung ausgewachsener Stücke hält genau die Mitte zwischen der evoluteren, mit kürzeren Loben und kaum angedeuteten Rippen versehenen Gonzo- clymenia pessoides auf der einen und Gonioclymenia plana auf der anderen Seite. Jüngere Exemplare von Gontoclymenia speciosa — so das Original von Goniatites bicompressus L. v. Bach und Goniatites Cottai Münster — sind vollkommen berippt, bei älteren sind die Rippen nur noch angedeutet. Die Sutur- entwicklung ist oben geschildert worden. Die Art ist auf die deutschen und ostalpinen Fundorte (Kl. Pal) beschränkt und fehlt in Südfrankreich. 3. Gonioclymenia plana Mstr. sp. Taf. I, Fig. 4. 1832. Goniatites planus, Graf Münster: Planuliten und Goniatiten, Taf. VI, Fig. 4, pag. 30 (non Planulites plamus) ibid. Taf. III, Fig. 5, pag. 14. Das im Berliner Museum für Naturkunde befindliche Originalexemplar des Goniatites planus?) ist zwar nicht sonderlich gut abgebildet, aber bestimmt zu der hochmündigen Art zu rechnen. Da Münster ein wichtiges Unterscheidungsmerkmal von Gonioclymenia speciosa — die verhältnismässig gleiche Grösse der drei Lateralloben — bestimmt hervorhebt, ist der älteste Name wieder einzuführen. Eine Verwechselung mit Planulites (Clymenıa) plana ist nicht zu befürchten, da die Identität dieser Form mit Oxyelymenia striata feststeht. Ausserdem gehören zu der hochmündigen involuten Art: Goniatites Presli Graf Münster: Beitr. z. Petrefactenkunde (1839), I. Aufl., pag. 24, ex parte (das Berliner von Graf Münster so bezeichnete, aber nicht abgebildete Exemplar); das l. c. Taf. XVII, Fig. 3 abgebildete Münchener Stück gehört zu Gonioclymenia speciosa. Goniatites canalifer, id. ibid. pag. 26, Taf. XVIII, Fig. 2 (Berliner Museum). 5 subcarinatus, id. ibid. pag. 25, Taf. XVIII, Fig. ı. Die involute Gestalt und die kräftigere Berippung tritt auch auf der Gümbel’schen Abbildung des Originalexemplares (Paläont. XI, Taf. XX, Fig. I) deutlich hervor. ) An eine Identification der Gonioclymenia pessoides mit Clymenia intermedia, die Tietze (Paläontogr. XIX, pag. 135) vorgeschlagen hat, ist wegen der durchaus heterogenen Beschaffenheit der zu dieser »Species« gerechneten Stücke nicht zu denken. ®) Von Gümbel wurde dieses Stück wie alle Originale der Berliner Sammlung nicht nachuntersucht. 40 Fritz Frech. 14] Goniatites Roemeri Graf Münster: Beitr. I, Taf. XVIII, Fig. 3 (nach Untersuchung des Berliner Exemplars). Goniatites intermedius Graf Münster: Beitr. I, pag. 28, ex parte. Nicht die von Graf Münster und Gümbel abgebildeten Exemplare (s. unten), sondern ein drittes Stück von Schübel- hammer, das sich von den beiden anderen durch stärkere Involubilität unterscheidet, dürfte zu Gonioclymenia plana s. str. gehören. Allerdings sind von den Loben nur Reste erhalten; aber die Form des Gehäuses, > des grössten bekannten Exemplares der Art, ist bezeichnend. Das vorliegende Bruchstück lässt auf eine Schale von mehr als 20 cm Durchmesser schliessen. Fig. 6. Querschnitte der Windungen von verschiedenen Gonioclymenien. [72 b e en ion a Gopioclymenia pessoides L. v. B. nat. Gr. (leg. L. v. B. Museum, Berlin); b Gonioclymenia plana Mstr.; c Gonioclymenia speciosa Mstr.; d Gonioclymenia subarmata Mstr. « -d oberer Clymenienkalk von Ebersdorf; b—-d Mus. Breslau. > Durch die mehr involute Gestalt, die stärker verlängerten und zugespitzten Loben, deren Charakter schon bei Jugendexemplaren ausgeprägt ist, unterscheidet sich Gonzoclymenia plana bestimmt von Gonio- clymenia speciosa, unter welchem Namen Gümbel beide vereinigt hat. Die Berippung ist ähnlich wie bei Gonioclymenia speciosa, jedoch kräftiger ausgebildet. Von den die Synonymik bildenden Namen entspricht Clymenia subcarinata den .ausgewachsenen, 20 cm und mehr im Durchmesser erreichenden Formen, die übrigen sind mittelgross (Presli) oder Jugend- exemplare (canalifer). Die Aushöhlung des Rückens ist nur bei guter Erhaltung sichtbar und kommt auch bei Gonioclymenia speciosa vor. Die grössere Windungshöhe und die starke Verlängerung der Sättel und Loben sind Merkmale, die sich gegenseitig bedingen: auf den höheren Seitenflächen war naturgemäss mehr Raum zur Längsentwicklung der Sutur vorhanden. Die Function der stark verlängerten Elemente, ein hochmündiges und schmales Gehäuse innerlich zu stützen, tritt somit deutlich hervor. Die Art ist von allen Gonioclymenien am weitesten verbreitet und findet sich bei Ebersdorf (ein grosses schönes Exemplar im Breslauer Museum), im Fichtelgebirge und bei Cabrieres.!) 4. Gonioclymenia plana v. Mstr. var. intermedia (Mstr.) em. Frech [non Gümbel]. Goniatites intermedius, Grf. Mstr.: Beiträge I, Taf. XVIII, Fig. 7. pag. 29. Die nur in dem einen Originalexemplare des Grafen Münster bekannte Form ist von Gümbel auf Taf. XXI, Fig. 3 a—d (non Clymenia intermedia, ibid. Fig. 4) ganz gut wieder abgebildet worden. !) Die in meiner früheren, der Nomenclatur Gümbel’s folgenden Liste der dort vorkommenden Arten auf geführte Gonioclymenia speciosa gehört zu dieser Art. [15] Ueber devonische Ammoneen. 41 Der alte Name ist passend gewählt, denn die Berippung und äussere Form stimmt mit Goniocly- menia speciosa, die Entwicklung der Loben — abgesehen von einem kleinen Unterschied — mit Goniocly- menia plana überein. Dieser Unterschied besteht darin, dass sich zwischen dem Externlobus und der nächsten als Adventivlobus zu deutenden Spitze ein eckig begrenzter Externsattel befindet, der bei Gonzoclymenia plana s. str. gerundet und schmäler ist. Das einzige Exemplar stammt aus dem grauen C/ymenien-Kalk von Schübelhammer. Die von Gümbel befürwortete Vereinigung des Gonioclymenia maxima mit der in Rede stehenden Form ist nicht aufrecht zu erhalten. 5. Gonioclymenia subarmata Mstr. sp. Taf. I. Fig. 3a, 3b. Gonioclymenia subarmata, Gümbel:]. c., pag. 155, Taf. XXI, Fig. I, 2 (Litteratur). Aeusserlich durch gleichmässig kräftige, alternirende Rippen gekennzeichnet. Die Flächenansicht der convexen Kammer eines ziemlich ausgewachsenen Exemplars von Gonioclymenia subarmata ist auf Taf. I, Fig. 35 zur Darstellung gebracht. Man erkennt hier deutlich das Kreuz, das von den tief einschneidenden Siphonal-, Antisiphonal- und den grossen (1.) Lateralloben gebildet wird. Der Adventiv- und zweite Laterallobus sind kaum angedeutet und brechen an allen nicht tadellos erhaltenen Stücken vollkommen aus. Als weiterer Nachtrag zu der im übrigen erschöpfenden Beschreibung Gümbel’s werden auf Taf. I, Fig. 3a die Embryonalwindungen dargestellt — als Combinationsigur zweier Exemplare von Ebersdorf; das eine (Museum Breslau, vom Verfasser präparirt) enthält die ersten vier Windungen mit der Anfangsblase, ein Berliner Exemplar nur die fünfte Windung mit der ersten deutlichen, schon alle Merkmale zeigenden Sufur. Bemerkenswerth ist die Entwicklung der aussenständigen Stacheln auf den ersten Umgängen. Die fünfte und sechste Windung zeigt die Sculptur und den Querschnitt eines mittelgrossen Aspidoceras perar- matum; man bemerkt ausser den externen Stacheln eine innere Reihe kleiner Knoten, die mit jenen durch schwache Rippen verbunden sind. Erst später formen sich die definitiven, alternirenden, aussen verdickten Rippen. Die Knoten sind vollkommen verschwunden. Vorkommen: an fast sämmtlichen ost- und westdeutschen Fundorten, sowie bei Petherwyn, Cornwall. In den Alpen und in Südfrankreich fehlt die charakteristische Art. 6. Gonioclymenia Uhligi nov. sp. Taf. I, Fig. 1. 1863. Clymenia subarmata, Gümbel (non Münster) ex parte: Paläontogr. XI, Taf. XXI, Fig. 2,!) cet. excl. Die Form der Einrollung stimmt fast vollkommen mit Gonioclymenia speciosa überein; auch die Loben sind auf der Seite sehr ähnlich. Doch wird der Externlobus ausserordentlich lang — fast so lang wie der erste Seitenlobus — während der Adventivlobus weniger entwickelt ist. Auch der Siphonallobus scheint noch länger gestreckt zu sein als bei Gonzoclymenia speciosa. Die nach vorn geschwungenen Rippen sind ähnlich wie bei der den Ausgangspunkt der aberranten Form bildenden Gonioclymenia speciosa angedeutet. Aber auf der Aussenseite sind kräftige, rückwärts sewandte Knoten ausgebildet. Diese Rückwärtsbiegung entspricht dem deutlichen Externsinus der Sculptur, die zuweilen tiefere Einschnürungen erkennen lässt. Das einzige vorliegende, von Ebersdorf stammende Exemplar unterscheidet sich durch die Länge des Antisiphonallobus und die Ausbildung der Knoten auf den ersten Blick von allen verwandten Formen. Das Stück ist fast bis zum Ende gekammert: Der Beginn der Wohnkammer ist gerade noch sichtbar und zeigt auf der Innenseite eine deutliche Furche, die wohl der Fortsetzung des Siphos in die Wohnkammer entspricht. Museum für Naturkunde, Berlin. 2) Das ]. c. abgebildete Stück wird von Gümbel als Jugendform von Gonioclymenia subarmata gedeutet, unter- scheidet sich jedoch von den mir vorliegenden Jugendexemplaren der Gonioclymenia subarmata durch die oben hervor- gehobenen Merkmale. Ein von Gümbel (l. c. pag. 156) erwähnter Manuscriptname C/ymenia spinosa Braun ist für die Art nicht verwendbar, da dieselbe keine Stacheln sondern Knoten besitzt und der Name Clymenia spinosa schon von Graf Münster vergeben war. Beiträge zur Paläontologie Oesterreich-Ungarns. Bd. XIV. 6 42 Fritz Frech. [16] {. Gonioclymenia maxima Mstr. sp. 1832. Goniatites maximus, Graf Münster: Planuliten und Goniatiten, pag. 29, Taf. VI, Fig. 3. 1839. 3 n Id. Beitr. I, Taf. XVII, Fig. 8 (unser abgebildetes Exemplar). 1863. Clymenia intermedia, Gümbel non Mstr.: Paläontogr. XI, Taf. XXI, Fig. 3. Während Gümbel die in Schalenform und Lobenentwicklung recht abweichende Art mit Gonio- clymenia intermedia vereinigt, läge andererseits der Gedanke nahe, die durch zugeschärfte Aussen- seite und Entwicklung eines ventivloben gedeutet werden zweiten Adventivlobus müssen. Die stark verkleinerte Abbildung Gümbel’s gibt — trotz der ziemlich richtigen ausgezeichnete Form als Ver- treterineiner besonderen Gattung aufzufassen. Beide Eigenthüm- lichkeiten, scheibenförmige Ge- Ausführung — keinen rechten stalt und Entwicklung neuer Begriff von der Riesenform und Aussenelemente der Sutur, be- ihren I--2 mm dicken Kam- dingen sich gegenseitig: Die merwänden. Nur bei einer der flache Schale bedurfte der in- natürlichen Grösse nahekom- neren Versteifung. mender Ausführung lässt sich Die beiden Merkmale z. B. die Eigenthümlichkeit zum würden für hinlänglich bedeut- Ausdruck bringen, dass die sam zu halten sein, wenn — Aussenseite der Sättel spitz, die wie bei der Entwicklung von Innenseite derselben aber rund Medlicottia und Prosageceras!) ist. Diese Zuspitzung entspricht aus Pronorites — die Schei- einer dünnen Schalenschicht benform den Ausgangspunkt und verschwindet leicht, wie die einer Reihe eigenartiger Formen naturgetreu dargestellten Late- bildete. Hier haben wir jedoch ralsättel zeigen. nur den missglückten Versuch Die Präparation des vor uns, aus dem Clymenien- einzigen, in München befind- Gonioclymenia maxima Mstr. sp. Origi- [2 Stamm etwas Neues zu bilden. x nal Münsters und Gümbels. a Loben- lichen Originalexemplares er- In Folge dessen mag die ver- gab das Vorhandensein eines linie 2/,, Scl.übelhammer. Die obere ge- einzelte Art neben Gonmzocly- strichene Linie bezeichnet die Nabel flachen Nahtlobus sowie (ab- menia plana stehen bleiben, der kante. E L Externlobus, A, A, Erster weichend von Gümbel’s Zeich- sie sich jedenfalls nahe an- und zweiter Adventivlobus. /, /, Erster nung) die ei&enthümlich nach schliesst. Aus dem Vergleich an zyrelien Letsrallelsie: SD Silo, Der innen zu erweiterte Ausbildung Querschnitt ähnelt Clymenia subflexuosa ven der Siphonallduie, 65, ergibt sich auch, dass die Die Convergenz der mit Gonioclymenia plana Fig. beiden Aussenelemente als Ad- Art mit Beloceras, welcher ebenfalls spitze Sättel und Loben, mehrere Adventivelemente sowie die Gestalt einer aussen zugeschärften Scheibe besitzt, ist bemerkenswerth. Vorkommen: Grauer Clymenien-Kalk bei Schübelhammer. Nicht zu Gonioclymenia und überhaupt nicht zu Clymenia gehören (wie ich nach Untersuchung der Originale Münster’s und Gümbel’s feststellen konnte): 1. Clymenia planorbiformis Mstr. ist ein Goniatit (Phenacoceras nov. gen.) aus der Gruppe der Prolecanitinen (siehe unten). 2. Clymenia : Beaumonti (Gümb. 1. c. Taf. XX, Fig. 5. Münster: Beitr. I, pag. 23, Il. Aufl., pag. 48, 49; Cryptoclymenia Hyatt) ist, wie die Lobenlinie deutlich zeigt, eine flachere Form von Sforado- ceras Münsteri, in die ein Umgang unrichtig hineingemeisselt worden ist. 1) — Propinacoceras + Sicamites. 17] Ueber devonische Ammoneen. 43 3. Clymenia Haueri, Paläont. XI, Taf. XXI, Fig. 5 ist — Goniatites cucullatus von Buch 1839 = Goniafites hercynicus Gümb. N. ]J. 1862, pag. 323, Taf. V, Fig. 34, (Discoclymenia!). Der von Gümbel auf Taf. XXI, Fig. 5 b gezeichnete interne Sipho ist die Schlagmarke eines Meissels im Gestein. Die weit verbreitete Art ist somit als Sporadoceras cucullatum von Buch sp. zu bezeichnen. Mit der Einziehung der genannten Arten fallen auch die beiden Gattungen Hyatt’s Crypfoclymenia (Cryptoclymenia Beaumonti) und Discoclymenia (Discoclymenia Hauerı) in die Synonymik von Sporadoceras; beide Gattungen waren lediglich auf je eine Art begründet worden. Bemerkenswerth bleibt aber immerhin die convergente Ausbildung der Loben von Gonioclymenia speciosa und Sporadoceras cucullatum. In beiden Fällen haben wir einen Adventivlobus, einen längeren äusseren und einen kürzeren inneren Seitenlobus. Im Gegensatz zu Oxyclymenia ornata und Pseudoclymenia Sandbergeri betrifft die Convergenz hier nur ein Merkmal. Schalenform, Wohnkammerlängen, Sculptur (und der hiervon abhängige Mündungsrand) sind bei Sporadoceras und Gonioclymenia gänzlich verschieden, „Cyeloclymenia“ Hyatt. Taf. II (m), Fig. 4a, b. Während Cryptoclymenia und Discoclymenia sicher hinfällig sind, ist Cycloclymenia (Typus: Goniatites solarioides L. v. B.) in die Reihe der zweifelhaften Formen zu stellen. Die Präparation des in Berlin befindlichen, von Ebersdorf stammenden Buch’schen?) Original- exemplars ergab eine von der alten Zeichnung durchaus abweichende Form des Gehäuses. Dasselbe bildet nicht schmale Windungen, sondern ist ziemlich dick, weit genabelt und auf der Aussenseite mit einem runden, seitlich durch tiefe Furchen begrenzten Kiel versehen (der vollkommen im Gestein vergraben lag). Die alte Abbildung stellt nur das eine seitliche, durch die Furche begrenzte Drittel der Schale dar. Wahrscheinlich gehört die Art in die Verwandtschaft von C/ymenia annulata, was von Kammerscheidewänden sichtbar ist, zeigt einfachen bogenförmigen Verlauf. Auch die rippenförmige Sculptur stimmt vollkommen mit Clymenia annulata überein. Wir hätten unter dieser Voraussetzung eine Nebenform von Clymenia annulata, die sich zu dieser verhält wie Oxycelymenia bisulcata zu Oxyclymenia undulata. Nur sind bei Clymenia solarioides Kiel und Furchen ausserordentlich scharf ausgeprägt. Ausser den zwei Originalen L. von Buch’s ist mir kein Exemplar der seltenen Form bekannt geworden. Ueber die Stammesgeschichte der Clymenien. Als mitteldevonischer (oder älterer) Ausgangspunkt der Clymenien kann nur die Gattung Gyroceras (= Mimoceras) oder eine nah verwandte Form in Betracht kommen. Die Sutur von Mimoceras ist noch primitiver als bei Ciymenia laevigata, die Sculptur und Länge der Wohnkammer (!/, Umgang) sowie die Anfangsblase und Anfangssutur bei Clymenia und Mimoceras durchaus übereinstimmend; denn auch bei ersterer beginnt der Sipho auf der Aussenseite. Es dürfte selten ein Fall vorkommen, wo aus dem Vergleich der Organisation — trotz des Fehlens thatsächlich nachgewiesener Zwischenglieder — der Gang der Entwicklung so sicher erschlossen werden kann wie bei den Clymenien. Am wenigsten klar ist die Ableitung der Oxyclymenien: Da von älteren Formen Acanthoclymenia nicht in Frage kommt, ist der Gedanke am naheliegendsten, dieselben mit Clymenia Humboldti oder einer nah verwandten, mit Seitenloben versehenen Form in Verbindung zu bringen. II. Ammoneen mit äusserem Sipho. 2. Familie Aphyllitidae Frech. Seulptur und Mündungsrand mit einem tiefen, von Ohren begrenzten Externausschnitte. Die Sutur entwickelt sich von der einfachen geradlinigen Form bis zur Ausbildung eines deutlichen Seiten- und Anti- !) Vergleiche Beyrich, Bemerkungen zu Goniatites cucullatus in der Abhandlung L. von Buch’s: Ueber Goniatiten und Clymenien in Schlesien 1839. Das Zusammenfallen des Goniatites hereynicus s. Gümb. und der Clymenia Haueri Mstr. bei Gümbel nimmt E. Beyrich |. c. als wahrscheinlich an. Zeitschr. d. geol. Ges. 1884, pag. 218. °)L. v. Buch: Ueber Goniatiten und Clymenien in Schlesien, Fig. 5. 44 Fritz Frech. 18] siphonallobus; seltener finden sich ein Adventivlobus oder ein Seitensattel. Wohnkammerlänge selbst bei nahe verwandten Arten schwankend. A. Bactritinae (Mimoceratinae prius). Sutur geradlinie, Gehäuse stabförmig oder mit lose berührenden Umgängen eingerollt: Bactrites, Gyroceras H. v. Meyer (— Mimoceras Hyatt aust.). Oberes Unterdevon bis unteres Oberdevon. Ueber die primitive Beschaffenheit der wahrscheinlich auf Nautileen zurückzuführenden Gruppe vergleiche man den Schlussabschnitt über Stammesgeschichte. B. Aphyllitinae. Schale mehr oder weniger involut, Sutur von geradliniger Ausbildung bis zu winkeligen Formen des Laterallobus complicirt. Unterdevon bis Oberdevon. Die mitteldevonischen Gattungen Anarcestes, Aphyllites, Pinacites, Maeneceras sind neuerdings besonders von Holzapfel eingehend und erschöpfend dargestellt worden ;!) im Folgenden werden nur einige von Cabrieres stammende Arten kurz beschrieben. Aphyllites Mojs. Scheibenförmig, Wohnkammer kurz, ein die ganze Seitenfläche einnehmender flacher Laterallobus; Antisiphonallobus fehlt. Unter- und Mitteldevon. Gruppe des AphyllitesevexusL. v. Buch. — Aphyllites inconstans Phill. beiHolzapfel. Fig. 8. Zwei nur unvollkommen erhaltene Aphylliten kommen in dem rothen Eisen- kalk (oberstes Mitteldevon) am Pic de Cabrieres vor: Aphyllites evexus v. Buch var. crassa Holzapfel, (Erwähnt Lethaea palaeozoica Bd.2, pag. 174 Anm., wo eine frühere unrichtige?) Bestimmung berichtigt wurde.) Agoniatites inconstans var. crassa Holz- apfel: Schichten mit Maeneceras terebratum, Taf. VII, Fig. 16. Die bezeichnende Varietät ist durch ein Bruchstück mit emigen gut erhaltenen Loben vertreten. Der Querschnitt scheint — soweit derselbe sichtbar ist — dem der eitirten Varietät zu entsprechen, die Loben stimmen ungefähr mit denen der a Aphyllites Barroisi n. sp. Querschnitt und Lobenlinie am Beginn der Wohnkammer in nat. Grösse. b Aulaylliies evexus v. Duchgan v.B. € Acomiatites inconstams Phil crassa Holzapfel Loben in !J;.. Beide aus dem braunrothen Eisen- h 2 kaiken des obersten Mitteldevon vom Südabhang des Pic de Ca- Soinlolsemiels le 1er, Die 1) brieres. Ges. vom Verf. NB. Die geringen Verschiedenheiten überein, grösser ist die Uebereinstimmung zwischen den Loben von b beruhen auf der Abwitterung. mit Aphyllites Dannenbergi Beyr. Formenreihe des Aphyllites evexus !) Die Fauna der Schichten mit Maeneceras terebratum. °) Zeitschr. Deutsch. geol. Ges. 1887, pag. 440. [19] Ueber devonische Ammoneen. 45 Aphyllites Barroisi n. sp. (= Goniatites subundulatus var. major, Frech: Zeitschr. Deutsch. geol. Ges. 1887, pag. 465.) Der Querschnitt erinnert am meisten an die oben. citirte- Abbildung: Holzapfel’, ist jedoch noch etwas breiter. Die auf dem Rücken stark eingebuchteten Anwachsstreifen erinnern hier an Aphyllites Dan- nenbergi Beyr., sind aber auf den Seiten weniger kräftig entwickelt als bei dieser Art. (Fig. 8a,.) Die Sutur weicht von allen bekannten Aphylliten ab und zeigt einen deutlichen breiten Externsattel, sowie einen sehr breiten Seitenlobus ähnlich wie bei Tornoceras. Da jedoch ein Seitensattel gänzlich fehlt, ist die weitgenabelte Form besser bei Aphyllites unterzubringen. Tornoceras (Hyatt) em. Mit rundem, verschieden ausgeprägtem Seitenlobus. Aussenseite meist nur mit Anwachsstreifen, bei einer Gruppe stärker sculpturirt. Formen mit langer (1—1!/, Umgang) und kurzer Wohnkammer (!/, Um- gang) sind, wie es scheint, nicht scharf geschieden. Oberes Unterdevon bis Oberdevon. Der Mittelpunkt der einen wichtigsten Gruppe, die sich in ihrer weiteren Entwicklung mannig- fach difterenzirt, ist das schon im Mitteldevon auftretende Tornoceras simplex. Die äussere Form ist — mit wenigen Ausnahmen — gänzlich involut, die Sculptur besteht aus feinen, am Rücken schwach zurückgebogenen Linien, Labialwülste fehlen. Die Gestalt der Kammerscheidewände unterliegt besonders hinsichtlich der Form des Laterallobus mannigfachen Schwankungen. Bei Tornoceras simplex - und einigen verwandten Formen besitzt derselbe glockenförmige Gestalt. (Taf. V [IV], Fig. 8.) Eine zweite oberdevonische, zu Tornoceras gehörige Gruppe geht von Goniatites auris An. (= pauci- striatus Arch. Vern.) aus und erstreckt sich bis in den Clymenien-Kalk. Die Gruppe unterscheidet sich von der Gruppe des Tornoceras simplex, mit der sie ursprünglich nahe verwandt war, durch die fast immer vorhan- dene Sichtbarkeit der inneren Windungen und ferner durch die stark ausgeprägte Oberflächensculptur, die aus sichelförmig gekrümmten Streifen und Rippen besteht. Der Rücken ist nicht rund, sondern meist durch zwei unmittelbar neben demselben ausgebildete Furchen kantig begrenzt. Die Lobenlinie stimmt meist mit der des Tornoceras simplex überein; nur bei den jüngeren Formen verbreitert sich die glockenförmige Gestalt des Laterallobus allmälig. Die Gruppe des Tornoceras auris geht im unteren Oberdevon wahr- scheinlich aus der mitteldevonischen Gruppe des Anarcestes vittiger Sdb. sp. (— vittatus Kays.) hervor, die in allen den genannten Merkmalen mit Tornoceras auris übereinstimmt; nur die Lobenlinie ist ab- weichend: der Laterallobus von Tornoceras ist bei Anarcestes vittiger kaum angedeutet und die Länge der Wohnkammer bedeutender. Als Zwischenform von Tornoceras simplex und auris ist Tornoceras undulatum Sandb. aufzufassen, das noch involut ist, aber bereits einen kantigen Rücken und eine kräftiger ausgeprägte Oberflächenseulptur besitzt. Sehen wir von diesen in geschlossener Entwicklung vom Mitteldevon bis an die Carbongrenze ver- folgbaren beiden Gruppen ab,!) so zeigen andere übrig bleibende mitteldevonische, als Tornoceras bezeichnete Formen eine Wohnkammer von durchaus verschiedener Länge (I—ı'/), Umgänge nach E. Holzapfe]),?) während alle sonstigen Merkmale übereinstimmen. Bei den abgebildeten Arten Tornoceras Bertrandi und Tornoceras Verae stimmen Sculptur und Schalenform vollständig, die Sutur von Tornoceras Verae vollkommen, die von Tornoceras Bertrandi im Wesentlichen mit Tornoceras simplex s. str. überein; dagegen misst die Wohnkammer bei der letzteren Art !/,, bei den beiden ersteren mehr als einen Umgang. Irgend eine ältere Art von Anarcestes, auf die Tornoceras Bertrandi bezogen werden könnte, ist nicht bekannt. Es erscheint denkbar, dass das Merkmal und die physiologische Wichtigkeit der langen und kurzen. Wohnkammern bei der primitiven Familie der Aphyllitiden noch nicht fixirt war. 1) Für diese Gruppen würde also die Annahme Holzapfel’s zutreffen, dass Tornoceras zum Theil auf Anarcestes, zum Theil auf Aphyilites zurückzuführen sei. °) Fauna der Schichten mit Maeneceras terebratum, pag. 84. 46 Fritz Frech. [20] Da meine eigenen Beobachtungen über die mitteldevonischen Tornoceren lange nicht so ausgedehnt sind wie diejenigen Holzapfel’s, der (l. c.) weitere Beobachtungen abwartet, möchte ich ebenfalls kein abschliessendes Urtheil wagen. Einen Hinweis auf die Abstammung der involuten Tornoceren mit langer Wohnkammer gibt die Taf, IV abgebildete interessante Zwischenform: Tornoceras (?) Holzapfeli n. sp. Taf. V (iv), Fig. 7, 6c. Die ziemlich kräftige Sculp- tur der Aussenseite und die den Rücken säumenden (auf einem Exem- plar im Berliner Museum noch deut- licheren) Seitenkanten weisen auf Tornoceras angulato-striatum C. Koch sp.!) als Art hin. Jedoch ist unsere in den be- nächstverwandte kannten Greifensteiner Kalken (oberes Unterdevon) vorkommende Art etwas dicker und die Seitensutur ist so wenig gebogen, dass man zweifeln muss, ob die Stücke noch als Anar- Fig. 9. a Tornoceras circumflexiferum Sdb. Schwarze Kalke der Ense b. Wildungen (Oberes Mittel- devon). N. Holzapfel, pag. 85, Taf. VIL,Fig. 7.!);. 5 Tornoceras Verae Frech. Ob. Unterdevon. 1. Weisser Kalk des Pic de Cabrieres. cestes oder als Tornoceras zu be- zeichnen wären. Ein Stück lung des Verfassers, ein ande- in der Samm- res im Museum für Natur- kunde, Berlin. A. Typische Tornoceras-Arten mit langen Wohnkammern. 1. Tornoceras Verae n. Sp. Taf. V (iv), Fig. 6, 6a. Weder zeigen noch Sutur Unter- schiede von Tornoceras simplex, hin- Schalenform wesentliche gegen ist die Wohnkammer lang, d. h. sie misst I—ı!/, Umgang und verweist die Artsomitin die Verwandt- schaft von Tornoceras circumflexiferum.?) Von dieser Art ist Tornoceras Verae wiederum durch vorge- wölbtere Gestalt des Seitenlobus und flacheres Gehäuse unterschieden. Vorkommen: Ich fand die den Be welche die be- Art schneeweissen Kalken de Cabrieres, zeichnende Fauna von Mnenian nicht eben selten in des und Greifenstein (oberes Unter- devon)’) enthalten. 2. Tornoceras Bertrandi nov. sp. (= Tornoceras simplex var. Frech: Lethaea palaeozoica, pag. 174, Anm.) Die typischen neue Art steht dem flachen Tornoceras simplex (dessen Abbildung auf Taf. V, Fig. S wiederholt wurde) Die Unterschiede be- stehen — abgesehen von der er- recht nahe. heblicheren Grösse der neuen Art Fig. Io Tornoceras Bertrandi nov. sp. !/,. Oberstes Mitteldevon. Eisen- kalk des Pic de Cabrieres. Ges. vom Verf. NB. Der äussere Ast des Seitenlobus ist ein wenig stärker zurückgebogen als auf der Abbildg. dargestellt wurde; die oberen Suturensindziemlich richtig, die unteren hingegen verzeichnet. (Vergl. Taf. V, Fig. 65.) — in der Länge der Wohnkam- mer?) und der ganz ungewöhnlich tiefen Einsenkung des Astes des Laterallobus. Während bei Tornoceras simplex der äussere Ast des Laterallobus Lateralsattel der nächsten Sutur steht, äussere Ast mit dem Lateralsattel inneren über dem correspondirt hier der der drittnächsten Kammer. In Folge dessen erinnert das Bild der inneren Umgänge an eine Irisblende; offenbar wird durch diese Vorrichtung die Festigkeit des flachen scheibenförmigen Ge- häuses erhöht. Zusammen Barr.,?) Aphyllites evexus v. B. var. crassa Vorkommen: mit Phacops breviceps ) E. Holzapfel: Schichten mit Maeneceras terebratum, pag. 94, Taf. 4, Fig. 18. °) Versteinerungen des rheinischen Schichtensystems in Nassau, Taf. XI, Fig. 8. ®) Mit Spirifer indifferens, Phacops fecundus major, Rhynchonella velox und princeps var. gibba, Merist«a basser, Leptaena tenuwissima, Harpes Montagnei und Proetus crassirhachis. *) Da das Exemplar nicht vollständig ist, dürfte die Länge der Wohnkammer nicht weniger als I Umgang betragen haben. Bei Tornoceras simplex ist die Wohnkammer nur !/, Umgang. In der Mitte dieser kurzen Wohnkanımer findet sich auf beiden Seiten der Eindruck einer angelegten, aber noch nicht ausgebildeten Kammerscheidewand. °) — Phacops fecundus mut. supradevonica Frech: Zeitschr. Deutsch. geol. Ges. 1837, pag. 469. [21] Ueber devonische Ammoneen. 47 Holzapfel, Aphyllites Barroisi n. sp. in den braunrothen Eisenkalken in dislocirter Stellung am Südabhang des Pic de Cabrieres. B. Gruppe des Tornoceras simplex L. v. B. Die im höheren Mitteldevon und tieferen Oberdevon vorkommenden Arten dieser Gruppe sind neuerdings von Holzapfel in den Arbeiten über die Schichten mit Maeneceras terebratum und den Domanik des Petschora-Landes in eingehender und sorgfältiger Weise dargestellt worden. Indem ich auf diese Beschreibungen verweise, hole ich hier nur einige Einzelheiten nach, welche auf das Vorkommen bei Cabri@res und auf das höhere Oberdevon Bezug haben. Von Tornoceras simplex L. v. B. mut. ovata (Mstr.) Holzapf.!) wird — zum Vergleich — Quer- schnitt und Lobenlinie auf Taf. II, Fig. 21a, 215 abgebildet. Tornoceras simplex-Typus ist auf Taf. IV neben Tornoceras Verae gestellt. Tornoceras acutum n. sp. Taf. II, Fig. 17. —= Goniatites acutus E. Kayser non Münster nec Sandberger: Deutsch. geol. Ges. 1873, pag. 622. Die von E. Kayser beschriebenen scheiben- bis linsenförmigen Goniatiten »mit zarten, schwach zurücklaufenden Anwachsstreifen« scheinen nur zu Tornoceras zu gehören,?) obwohl die convergente Cheiloceras-Art ebenfalls bei Nehden vorkommt. Die involute Form und die Feinheit der Anwachsstreifen erinnert an Tornoceras simplex, die Gestalt der Lobenlinie mehr an Tornoceras subundulatum. Die Unterscheidung von allen anderen Arten wird durch die »galeate« Form, d. h. die zugeschärfte Aussen- seite erleichtert. Die Abbildungen Sandberger'’s beziehen sich ausschliesslich auf Chezloceras acutum (siehe unten), die Beschreibung Münster’s wahrscheinlich auf dieselbe Art. Da eine Einziehung der Gattung Cheiloceras nicht zu erwarten steht, kann der gleiche Artname auch dem Tornoceras verbleiben; was den Autornamen anlangt, so könnte man in Zweifel sein, ob die beschriebene Art als nov. sp. oder als E. Kays. sp. zu bezeichnen ist. Vorkommen: Selten im mittleren Oberdevon von Nehden. Tornoceras Haugi n. sp. Taf. II, Fig. 20 a, b. Den Uebergang zu dem abseits stehenden Tornoceras Escoti des Clymenien-Kalkes bildet eine seltene Form des mittleren Oberdevon von Nehden.?) Der hakenförmige Verlauf des Laterallobus stimmt mit der jüngeren Art überein; jedoch fehlt der Lateralsattel-und der Nahtlobus von Tornoceras Escoti; die Lobenlinie ist also wesentlich einfacher und stimmt — abgesehen von der Hakenform des Laterallobus — mit Tornoceras simplex überein. Zum Vergleich ist die Lobenlinie und der Querschnitt eines Tornoceras simplex neben Tornoceras Haugi gestellt, damit diese allerdings geringen Unterschiede besser hervortreten. Ferner ist die Sculptur der jüngeren Form stärker undulirt. E. Holzapfel?) scheint geneigt zu sein, die 1) Die mit Münsters Originaletikette »Goniatites ovatus« versehenen Formen, die im Berliner und im Breslauer Museum liegen, gehören sämmtlich zu Cheiloceras, sind aber nicht näher bestimmbar; ich behalte die Bezeichnung »mut. ovata« vorläufig mit verändertem Autornamen bei. 2) Vergl. auch Gürich: N. Jahrb. Beil. Bd. XIII (1900), pag. 349. Die Originale E. Kayser’s befinden sich in der geologischen Landesanstalt zu Berlin. 3) Die ich nach meinem um die Erforschung der Goniatiten hochverdienten Freunde Prof. Emile Haug benenne. *) Holzapfel gibt die verticale Verbreitung von »Zornoceras simplex« bis zur Oberkante des Oberdevon an. Ohne die Möglichkeit einer so langen Lebensdauer bestreiten zu wollen, möchte ich doch hervorheben, dass mir aus dem Clymenien-Kalke niemals eine Tornoceras simplex ähnelnde Form vor Augen gekommen ist. Die in der Litteratur, z. B. E. Kayser, E. Tietze, vorkommenden Angaben über das Vorkommen von »Goniatites retrorsus< im Clymenien- Kalke beziehen sich auf abgeriebene (E. Kayser) oder junge Stücke von Aganides sulcatus oder Aganides Güricht (wie ich durch Untersuchung der Originalexemplare feststellen konnte). 48 Fritz Frech. [22] in Rede stehende Art noch zu Tornoceras simplex zu stellen. Ich halte die genannten Unterschiede für hinreichend zur Unterscheidung. Die vollkommene Uebereinstimmung der Lobenlinie mit dem gleichalten, ebenfalls bei Nehden vor- kommenden Tornoceras Loeschmanni Frech ist bemerkenswerth. Jedoch fehlen bei Tornoceras Haugi die bezeichnenden Labialwülste von Tornoceras Loeschmanni. Vier Exemplare von Nehden im Museum für Naturkunde, Berlin. Die Parallelität der Formenentwicklung ist also auch hier ebenso ausgeprägt wie bei den Clymenien: [ oberes Tornoc. Escoti T. planidorsatum Pseudoclymenia Ober- | mittleres n Haugi „ ‚planidorsatum T. Loeschmanni (guestfalicum) devon N unteres N simplex „ undulatum T. constrictum ( (mut. ovata) Tornoceras Escoti Frech. Taf. II, Fig. 19, Textbild 135,. Das grösste, bis ans Ende gekammerte Exemplar besitzt 35 cm Durchmesser, Die Schale ähnelt Cheiloceras curvispina, sie ist flach, aber nicht gleichmässig scheibenförmig, sondern in der Mitte erhöht und auf der Externseite verschmälert. Labialwülste scheinen zu fehlen. Der Lateralsattel erscheint auch nach der Innenseite zu deutlich bogenförmig begrenzt, so zwar, dass sich an dem Nabel die Andeutung eines zweiten Laterallobus ausgeprägt findet. . Der wesentlichste Unterschied von Tornoceras (Pseudoclymenia) Sandbergeri, an das sich die neue Art nahe anschliesst, besteht in der äusseren Form. Hingegen ist die Uebereinstimmung der Sculptur, Sutur und Wohnkammerlänge für die nahe Verwandtschaft beweisend. Eine gewisse Convergenz der Lobenlinie und besonders der äusseren Form weist auf Chezloceras curvispina hin. Ich sammelte zwei vollständig erhaltene Exemplare und das Bruchstück eines dritten in den oberen Clymenien-Kalken von La Serre, wo die Art sehr selten vorzukommen scheint. Ein viertes Exemplar be- findet sich in dem Berliner Museum für Naturkunde. C. Gruppe des Tornoceras auris Qu. Mit kKinakıziwozet des weitverbreiteten Torno- Sculptur, meist mitLabi- Fie. I1. ceras auris. alwülsten. Vorwiegend un- teres Oberdevon.!) Tornoceras Tornoceras ausavense auris Quens. (— paucistriatum Stein. SP- Arch. Vern.) mit seinen zahl- En ; Be, ; ; Goniatites ausavensis, Steinin- reichen Labialwülsten ist hin- ger: Geogn. Beschrei- reichend bekannt. bung der Eifel, Trier 1855, Den Uebergang zu der rain 1, Die ©, 7 involuten Gruppe des Torno- In der Jugend gerundet, ceras simplex bilden zwei gut im Alter scheibenförmig, rasch unterscheidbare, aber schlecht an Grösse zunehmend mit 5—6 abgebildete Zwergformen von Labialwülsten auf einem Um- Büdesheim in der Eifel, die a, d Tornoceras ansavense Stein. sp. gang. Laterallobus breit, ein beide eine geringere Zahl von a, d ®ı. b, c Tornoceras constric- Ansatz zur Bildung eines Naht- Labialwülsten als Tornoceras Sn Selling, m: D 0 @ Tas Ua, Oben lobus ist wahrnehmbar. Anti- devon (Goniatitenmergel, Zone des Ge- phyroceras intumescens) Büdesheim in der Eifel. Die Seitenansichten und Bei Büdesheim lich involuter ist als das Querschnitte. Ges. vom Verf. ziemlich häufig. auris und ein Gehäuse be- siphonallobus deutlich sichtbar. sitzen, dessen Form wesent- !) Nur zwei Formen aus der Untergruppe des Tornoceras undulatum gehen höher hinauf. [23] Ueber devonische Ammoneen. 49 Tornoceras constrietum. Stein. sp. Goniatites, Steininger: ]. c. Taf. ı, Fig. 9. Das Gehäuse bleibt kugelig und zeigt auf einem Umgang nur 3—4 Labialwülste, sowie zwei sehr deutliche Rückenfurchen. Laterallobus schmäler als bei Tornoceras ausavense. Ein Nahtlobus ist nicht angedeutet. Die bei Büdesheim etwas seltener vorkommende Art ist zweifellos die kleinste Form der dortigen Pygmaeen-Fauna. Das grösste von IO Exemplaren besitzt einen Durchmesser von $'5 mm, zeigt aber ebenso wie die beiden abgebildeten Stücke eine Wohnkammer von 1/—?/), Umgang Länge. Das Stück war also annähernd vollständig. Das sind Grössenverhältnisse, welche noch weit unter Cassianer Ammoneen hinab- gehen, von denen ja meist nur die inneren Windungen vorliegen. Tornoceras Loeschmanni, der bei Nehden vorkommende Nachkomme, unterscheidet sich nur durch etwas engeren Nabel und hakenförmig gekrümmten Seitenlobus von der älteren Art. Tornoceras Loeschmanni nov. nom. Taf. IV (v), Fig. 9a—c. Non Tornoceras westfalicum Holzapfel 1895!) — Tornoceras guestfalicum Frech: Lethaea palaeozoica, Taf. XXXIla, Fig. S (veröffentlicht ohne Beschreibung) 1897. Die Sutur der neuen Art hat am meisten Aehnlichkeit mit der von Goniatites curvispina. Die Seiten der ziemlich dicken Schale sind flach. Der Rücken ist durch zwei parallele Furchen begrenzt und besitzt daher einen stumpfkantigen Umriss, ähnlich wie bei Goniatites auris. Man zählt auf einem Umgang drei Labialwülste, die einen etwas eigenthümlichen Verlauf besitzen. Auf den Seiten sind dieselben ein wenig gekrümmt, an der den Rücken begrenzenden Furche biegen sie plötzlich spitzwinkelig nach hinten um und bilden auf dem Rücken eine tiefe Einbuchtung. Der Laterallobus ist tief, der Lateralsattel erheblich kürzer als der Seitensattel. Die die Schalenform evoluter, Labialwülste Art bleibt klein; denn bei zwei ca. I cm fehlen. grossen Exemplaren ist noch die Wohn- Die zuerst von Büdesheim kammer in der Länge eines halben Um- beschriebene Art ist an den deutschen ganges erhalten. Fundorten der kalkigen Entwicklung Vorkommen: Mittleres Oberdevon der Zone des Gephyroceras intumescens von Nehden. ziemlich selten und findet sich ausser- dem häufig in den schwarzen Knollen- Tornoceras undulatum Sandb. b kalken des gleichen Horizontes im Val Goniatites undulatus, Sandb.: Versteine- N @Isarne bei Cabriceres. rung d. oberen Schichtensystems in DE j SEN . N Nassau Tarxı Big. 17.19 3 Tornoceras cinctum Reys. 2) SE > z n . . ai . - - 1897. Tornoceras Sandbergeri nov. nom. Tornoceras undu- (— eifeliensis Steining.) ist nach Crick and Foord:?) Cat. Foss. latum Sandb. Unt. Holzapfel(Cephalopoden der Domanik, Ceph. Brit. Mus. III, pag. 112. On en age 16, TaranSy ish 2:6), dicker j } f tenmergel. *?/. Bü- 22 Die Sutur stimmt mit Torno- desheim, Eifel. und ungenabelt. Die ältere Angabe, dass ceras simplex mut. ovata überein, die Nach Sandberger. diese Art eine lange Wohnkammer be- Sculptur ist kräftiger ausgeprägt und sässe, ist 1. c. berichtigt. 1) Ich bemerke, dass der Name Tornoceras guestfalicum von E. Holzapfel bereits 1895 (mit etwas anderer Orthographie) für eine mitteldevonische Art vergeben war (Fauna der Schichten mit Maeneceras terebratum, Tat. IV, Fig. 11, 12, pag. 102). Ich benenne die oberdevonische Art daher neu und zwar zu Ehren der hervorragenden zeich- nerischen Verdienste des Herrn Dr. E. Löschmann. 2) Der neue Name war aufgestellt, um die von Brown schon vergebene Bezeichnung Goniatites undulatus zu ersetzen; da aber Crick und Foord den offenbar obsoleten Namen Brown’s gar nicht weiter erwähnen oder näher fixiren, verfällt auch die neue Bezeichnung der Synonymik, umsomehr als schon ein Tornoceras (Pseudoclymenia) Sandbergeri, Beyr. 1863, benannt ist. Beiträge zur Paläontologie Oesterreich-Ungarns. Bd. XIV. 7 50 Fritz Frech. [24] Tornoceras subundulatum Frech. Taf. II, Rige: 15. 1887. Tornoceras subundulatum, Frech: Geol. Beschreibung von Cabrieres. Zeitschr. d geol. Ges., pag. 371, 388, 464: 1897. e a CGrick and Foord. Cat. Foss. Ceph. IH, pag. 114. Das nicht sonderlich gut abgebildete Original obiger Art wird hier zum zweiten Male dargestellt und zeigt deutlich die Abstammung von Tornoceras subundulatum: Schalenform und Sculptur sind die gleichen; jedoch wird die Aussenseite der Schale zweikantig und der glockenförmige Seitenlobus der älteren Art erhält eine flachere bogenförmige Gestalt. Mittleres Oberdevon. La Serre bei Cabrieres. Hier findet sich häufiger als die Hauptform die durch gedrungenere Gestalt und Ausbildung von Seitenrippen (statt der Anwachsstreifen) gekennzeichnete var. folcata Frech. Die kantige Begrenzung der Aussenseite und die abwechselnde Entwicklung des Aussenlobus prägt sich bei der folgenden Art mehr aus, die ausserdem noch Labialwülste besitzt. Der phylogenetische Zusammenhang entspricht also der folgenden Uebersicht: Oberes Oberdevon: Tornoceras planidorsatum Mittleres 5 Tornoceras subundulatum — Tornoceras planidorsatum Unteres = Tornoceras undulatum. Tornoceras planidorsatum Mstr. sp. Tat. I, Fig. 16. 1839. Goniatites Planidorsatus, förmig gekrümmten Ein- Münster: Beiträge I, Fie. 13 drücke Labialwülsten ent- Der >, Me HdR Sr sprechen. Bei den franzö- Fig. 7. 1852. ne b Shen Exemplaren stehen Reinitm da: N A dieselben etwas weiter von wackenformation N A einander entfernt, so dass Sachsens, pag. 309, Bu ihre wahre Natur besser Ta A, Pia % B erkannt werden kann. Die 1862. Goniatites planidorsatus a 5) 2 5 } c : 3 2, al- ae u m 9 Eindrücke sind in derselben buch, pag. 319, Taf, V; Weise wie die Anwachs- Fig. 19. % RN AR a, streifen gebogen und auf den 1873. Gontatites planidorsatus, ! S b inneren Theil des Crehäuses Kayser: Zeitschrift EI nt) EIN beschränkt. Die Entwicklung der deutschen geolo- 2 fi a] 1 7 der Sutur, des flach ausge- le iv 02 buchteten Laterallobus und d. 25, pag. 627, Taf. 7 R ae : a nen eines wenig tief eingesenkten 1873. Gomiatites falcifer, E. Externlobus zu ausgepräg- Kayser non Mün- a Tornoceras planidorsatum Mstr. sp. a, Mittl. teren Formen wird durch die ster: ibid. pag. 627, Oberdevon Nehden, Originalexemplar E. Kay- Figuren veranschaulicht; die Taf. XIX F ie. 8. ser’ 1 lg, lg i 3 fl ch I b en prechen ’ D> „ Ss (Berliner Mus.), a „a Lobenent Ww cklu g a en oben tspr Die ausführliche Be ii i Tornoc eras ubı ndulatum y grösserung ( Jı» 3h). Unt. Clymenienkalk Enke- : ITS 2 schreibung Kayser'’s (l. c.) berg bei Brilon. Breslauer Museum. b,,— bz mit der ausgeprägteren umfasst die durch Verwitte- Tornoceras (Pseudoclymenia) Sandbergeri Glockenform kehrt die Art rung und Präparation abge- Beyr. sp. Unt. Cliymenienkalk. Enkebereg. gewissermaassen zu ihrem riebenen Exemplare von Breslauer Museum. D1, b, Lobenentwicklung Ausgangspunkte (Torno- desselben Exemplars vergr. b, Etwas ab- = ; . 3 A ceras undulatum) zurück, weichende Sutur eines zweiten Stückes. b, Di La ä . © - f Ear,yet } Tornoceras Escoti Frech. (Involute Parallel- = nSe er Wohn ginale ergab; ihr ist hinzu- form von Pseudoclymenia.) Ob. Clymenien- kammer beträgt ca. °/, Um- zufügen, dass die sichel- kalk. La Serre b. Cabrieres. Ges vom Verf. gang. Tornoceras planidorsatum, wie der Vergleich der Ori- 25] Ueber devonische Ammoneen. [071 „ Die Art gehört im mittleren Oberdevon von La Serre zu den Seltenheiten; die wenigen Exemplare befinden sich zum Theil in Göttingen, zum Theil in meiner Sammlung. Tornoceras planidorsatum findet sich ausserdem beiNehden (ebenfalls selten), sowie im Clymenien-Kalk vom Enkeberg bei Brilon (häufig), Geysen im Fichtelgebirge und am Klein-Pal in den karnischen Alpen. Subgenus: Pseudoclymenia Frech 1897. Die äussere Form der Schale und die Lobenlinie stimmt mit Oxyclymenia ornata!) überein, jedoch liegt der Sipho extern. Einzige Art: Goniatites Sandbergeri Beyr. (non Crick and Foord), Clymenien-Kalk. Tornoceras (Pseudoclymenia) Sandbergeri. Tat. II, Fig. 18. Clymenia pseudogoniatites Sandb.: Verh. naturh. Ver. f. Rheinland u. Westphalen X, Tat. VII, Fig. 2, 3, 9, 10, Taf. VIII, Fig. 4. Goniatites Sandbergeri, Beyr. bei Gümbel: N. ]J. 1862, pag. 320, Taf. V, Fig. 32. 5 Kayser: Zeitschr. d. geol. Ges. 1873, pag. 611, Taf. XIX, Fig. 7. Die ziemlich kräftige Sculptur der Aussenseite und die evolute Form weist auf Arten der Gruppe des Tornoceras auris — vielleicht auf Tornoceras undulatum — als den Ursprung der interessanten Con- vergenzform hin. Junge Exemplare zeigen einen breiten, bereits hakenförmig gekrümmten Seitenlobus; derselbe wird bei der weiteren Entwicklung schmäler und gibt Raum für die Ausbildung eines Nahtlobus. Die einzige zuerst von Sandberger als Clymenia gedeutete Art findet sich nuram Enkeberge bei Brilon, und zwar verhältnismässig; selten. Epitornoceras nov. subgen. Scheibenförmige, involute Gehäuse, deren Sutur sich von Tornoceras s. str. durch spitze Endigung des Externsattels und Länge des Externlobus unterscheidet. Unterdevon bis unteres Oberdevon. Typus: Epitornoceras mithracoides Frech. Die Einfachheit der Organisation oder mit anderen Worten der Mangel an Merkmalen machte die Bestimmung der als Tornoceras bezeichneten Gehäuse äusserst schwierig. E. Holzapfel hat unter vorläufiger Trennung der Formen mit langer (I—ı!/, Umgänge) und derjenigen mit kurzer Wohnkammer die einen auf Anarcestes, die anderen auf Aphyllites zurückzuführen gesucht, und ich habe oben auf die bemerkenswerthe Uebereinstimmung des mitteldevonischen Anarcestes vittiger mit der oberdevonischen Gruppe des Tornoceras auris hingewiesen, deren Wohnkammerlänge allerdings nicht übereinstimmt. Die Tornoceras-Arten mit spitzem Aussensattel nehmen insofern eine Sonderstellung ein, als ihre Entstehung nicht in mitteldevonischer, sondern in vordevonischer Zeit erfolgt sein muss. 1. Tornoceras Stachei Frech (Zeitschr. d. geol. Ges. 1887, Taf. XXVII, Fig. 11) kommt noch in Gesellschaft von silurischen Cephalopoden und im Liegenden einer Schicht von silurischen Brachiopoden (Rhynchornella Megaera), also an der unteren Grenze des Devon vor.?) 2. Tornoceras mithrax Hall gehört der oberen Heldenberg-Gruppe, d. h. der Grenze des europäischen Unter- und Mitteldevon an und stimmt mit 1) Die Aechnlichkeit mit Oxyclymenia undulata (Leth. pal., pag. 127) ist natürlich auch gross. 2) Die genauere systematische Stellung von Tornoceras (?) inexpectatum Frech 1. c. mit seiner an Chei- loceras oxyacantha und globosum erinnernden Sutur bleibt wegen Mangels an besser erhaltenem Material vorläufig noch unbestimmt. 7 Fritz Frech. [26] [a7 D 3. Tornoceras mithracoides Frech!) in allen wesentlichen Punkten überein, der dem tiefsten Oberdevon angehört und dessen Lobenlinien hier neben diejenigen der unterdevonischen Art gestellt werden, Wir haben es also hier mit einer zwar selten und vereinzelt auftretenden, geologisch aber geschlos- senen Formenreihe zu thun, die stammesgeschichtlich älter ist als die übrigen bekannten zu Tornoceras gestellten Arten. Von diesem phylogenetischen Gesichtspunkt fasse ich trotz der Geringfügigkeit des gemeinsamen Merkmals?) (spitzer Aussensattel) die Gruppe als Untergattung auf. Allerdings kommt dazu, Fig. 14. Epitornoceras und Pinacites. a Tornoceras (Epitornoceras) Stachei Frech. Unterstes Devon. Zone des Tornoceras inexpectatum. Wolayer Thörl (Valentin-Thörl), karnische Alpen. Copie n. Frech. Z. deutsche geol. Ges. 1887, Taf. XXVIIL, Fig. ı1. b,, „ Tornoceras (Epitornoceras,) mithracoides Frech. Unterstes Oberdevon (Zone des Gephy- roceras Hoeninghausi u. Prolecanites lunulicosta). Eisenstein d. Grube Eibach b. Oberscheld. Copie n. Frech. c Pinacites (?) discoides Waldschm. sp. Oberstes Mitteldevon, Ense bei Wildungen. 1. Copie ». Waldschmidt, Zeitschr. deutsche geol. Ges. 1885, Taf. XXXIX, Fig. 3, pag. 920. 2. Vollständige Sutur eines etwas grösseren vom Verf. gesammelten Exemplars. d Pinacites Jugleri Fr. A. Römer sp. Mittel- devonischer Orthocerasschiefer v. Wissenbach im Reg.-Bez. Wiesbaden. Aeussere Sutur nach E. Kayser, auf der Innenseite der Nabelkante (N) bis zu dem Antisiphonalpol (A) ergänzt nach einem von Rupbach stammenden Exemplar des Breslauer Museums. e Tornoceras (Epitornoceras) irideum n. sp. Mitteldevonischer Orthocerasschiefer Wissenbach, Mus. Breslau (leg. C. Koch). Die Art scheint einen Uebergang von Epitornoceras zu Pinacites (d) anzudeuten. ') Geologie der Umgegend von Haiger (Dillenburg), Berlin 1887, Paleont. Anh. page. 30, Taf. II, Fig. ı. Hall Illustrations of Devonian Fossils. Albany 1876, Taf. LXIX, Fig. 7, Taf. LXXIV, Fig. 14. Diese Fig. 14 dargestellte Sutur stimmt zum Verwechseln mit der Fig. 145, dargestellten Lobenlinie von Epitornoceras mithracoides. °) Die Unterschiede zwischen Tornoceras Escoti und Tornoceras simplex sind zweifellos ebenso gross, wie zwischen Tornoceras s. str. und Epitornoceras; in dem einen Falle handelt es sich aber um eine geologisch langlebige Gruppe, im anderen Falle um einen vereinzelten Ausläufer von kurzer Lebensdauer. [27] Ueber devonische Ammoneen. 53 dass bei den mitteldevonischen Zornoceren nicht nur der Aussensattel besonders abgerundet, sondern auch der Aussenlobus stets sehr kurz ist. Epitornoceras irideum n. sp. Die überaus flache Gestalt der Schale erinnert an Pinacites Jugleri, das an eine Irisblende erinnernde Ineinandergreifen der Lateralloben an Tornoceras Bertrandi, der spitze Aussensattel weist der Art ihren Platz neben Fpitornoceras müthracoides an. Die letztgenannte jüngere, in derselben Gegend vorkommende Art ist bauchiger und die Loben stehen in grösserer Entfernung von einander als bei Epitornoceras irideum. Die neue Art, von der nur ein bis ans Ende gekammerter Pyritkern sich in der Breslauer Samm- lung befindet,!) stellt die geologische Verbindung der unterdevonischen Formen (Devon—Silurgrenze und Ober-Heldenberg) und der oberdevonischen Art her; Epitornoceras irideum stammt von Wissenbach und nach der Gesteinsbeschaffenheit wahrscheinlich aus der Zone des Aphyllites occultus. Pinacites Mojs. em. Frech. Scheibenförmig, genabelt oder ungenabelt. Ein breiter bogenförmiger Laterallobus wird aussen und innen von ziemlich spitzen Sätteln begrenzt. Der innere Sattel liegt bei der ungenabelten scheibenförmigen Art auf der Seitenfläche, bei der genabelten Art wenig unterhalb der Nabelkante; die letztere Art besitzt einen Antisiphonallobus, der der ersteren fehlt. Oberes Unterdevon und Mitteldevon. Pinacites Jugleri A. Roem. Goniatites Jugleri, Kayser: Orthocerasschiefer, Jahrb. G. L.-A. für 1883, pag. 44, Taf. V, Fig. I—7 (Literaturangabe). Die Beschreibung E. Kayser’s ist —- abgesehen von der Ergänzung der Lobenlinie bis zum anti- siphonalen Pol —- nicht hinzuzufügen. Den Vergleich der Lobenlinie mit der vollständigen Sutur von Pinacites discoides zeigt als einzige Abweichung die Ausbildung eines Antisiphonallobus bei Pinacites discoides. Die verschiedene Lage des spitzen Seitensattels erklärt sich aus der Abflachung des Gehäuses von Pinacites Jugleri, dem eine Nabelkante fehlt. In Folge dessen rückt der bei Pinacites discoides unter der Kante liegende Seitensattel auf die Aussenfläche. Vorkommen: Untere mitteldevonische Zone des Anarcestes subnauftilimus, Orthocerenschiefer und -Kalke von Westdeutschland und Böhmen, oberes Unterdevon, Greifenstein und Mnenian. Eine directe Vergleichung von Originalexemplaren dieser verschiedenen Fundorte ist noch nicht ausgeführt; es handelt sich also vielleicht um verschiedene Arten, die das obere Unterdevon und das Mittel- devon kennzeichnen. Pinacites discoides Waldschm. sp. 1885. Goniatites discoides, Waldschm.: Z. d. geol. Ges., pag. 920, Taf. XXXIX, Fig. 3. 1855. ? Agoniatites discoides, Holzapfel: Schichten mit Maeneceras terebratum, pag. 67, Taf. IV, Fig. 13. Die aus dem obersten Mitteldevon stammende, auch von E. Holzapfel als zweifelhaft bezeichnete Art gehört jedenfalls in die Verwandtschaft von Pinacites oder ist besser zu dieser Gattung selbst zu stellen. Der Laterallobus nimmt allerdings — wie bei Aphyllites |= Agoniatites) — die ganze Seitenfläche ein, wird aber, wie auch E. Holzapfel hervorhebt, von einem spitzen Nahtsattel begrenzt, was auf »generische Verschiedenheit« von Aphyllites hindeute. Die Präparation eines von mir gesammelten Exemplars ergab ferner unterhalb des schon bekannten Nahtsattels einen Antisiphonallobus. Die Uebereinstimmung der Hauptmerkmale der Sutur mit Pinacites Jugleri unterliegt keinem Zweifel. Das bestimmt beobachtete Fehlen des Antisiphonallobus bei der älteren Art beruht darauf, dass die sehr schmale Innensutur keinen Raum für Entwicklung von Complicationen bietet. !) leg. C. Koch. 54 Fritz Frech. [28] Pinacites discoides findet sich in den rothen Kalken an der Oberkante des Mitteldevon an der Ense bei Wildungen, wo ich drei Exemplare sammelte. Maeneceras (Hyatt nom.) Holzapfel em. Involute Formen mit langer Wohnkammer, einem winkelig begrenzten Laterallobus und einem breiten, meist durch einen Adventivlobus getheilten Externsattel. Oberes Unterdevon und Mitteldevon. Die von Hyatt auf heterogene Arten basirte Gattung ist erst von E. Holzapfel genau erforscht und begrenzt worden. Maeneceras Koeneni n. sp. af. EV, Bier 10. In den weissen und grauen unterdevonischen Kalken des Pic de Cabrieres findet sich — als häufigster Goniatit — ein Maeneceras, das im Vergleich mit den Arten des höheren Mitteldevon (Maeneceras terebratum) auf einer niedrigen Stufe der ART Die Vergleichung der Lobenlinie Lobenentwicklung verblieben ist. Die Be- iS mit den drei letzten Entwicklungsstadien erenzung des Extern- und Seitenlobus ist we von Maeneceras terebratum zeigt, das winkelig, aber ein Adventivlobus ist nicht n Maeneceras Koeneni nicht als directer zur Ausbildung gelangt und andererseits Nr Vorläufer von NMaeneceras terebratum ist der Externlobus stärker verlängert. Dass FRA anzusehen ist. Die Abzweigung müsste \ ein typisches Maeneceras vorliegt, beweist vielmehr, wenn man einen gemeinsamen u. a. die Innensutur, welche aus einem Maeneceras tere- Ursprung annimmt, noch vor der Ausbil- bratum Sandb. Ob. Mitteldevon. Suturentwicklung kugelig beginnt und bei erwachsenen nach Holzapfel. plieirte Suturentwicklung auf ein hohes Exemplaren scheibenförmig wird. geologisches Alter der Gattung hin, was mit der Beschaffenheit der im unterdevonischen Kalke des Pic de Cabrieres vorkommenden Brachio- breiten Innenlobus und ebensolchen Seiten- dung; des ältesten dargestellten Stadiums loben besteht, und die Schalenform, welche erfolgt sein. Jedenfalls deutet diese com- poden gut übereinstimmt. 3. Familie: Gephyroceratidae Frech!) umfasst Formen von complicirter, sehr verschiedener Lobenentwicklung, denen sämmtlich 1. kurze Wohnkammer (1/,—°/, Umgang), 2. tiefe Rückenausbuchtung des Mündungssaums und der Sculptur, 3. Anlage eines tiefen Externlobus in den ersten Entwicklungsstadien gemeinsam ist. Während die beiden ersten Merkmale in allen Altersstadien beobachtet werden, erfolgt später bei den verschiedenen Zweigen des Stammes eine Differenzirung zu 4A) einer Lobenlinie mit einem breiten, fast die ganze Seitenfläche einnehmenden Lateralsattel und zwei Seitenloben, sowie zuweilen einem Auxiliarlobus: Unterfamilie: Primordialinae Beyr. (Hyatt). B) einer aus zahlreichen Adventiv- und Auxiliarloben, sowie spitzen Satteln bestehenden Entwicklung mit scheibenförmiger Schale: Unterfamilie: Beloceratinae Frech em. C) einer aus zwei zugespitzten Seitenloben und gleichartigen Sätteln, sowie meist zahlreichen Auxiliar- loben bestehenden Entwicklung ; Schale meist evolut, zuweilen kräftig sculpturirt: Unterfamilie: Prolecanitinae (A. Hyatt) em. Frech. !) Der Name soll gleichzeitig an die am einfachsten organisirte Gattung und an die Uebergänge (yzybpz erinnern, die im Jugendstadium zwischen den später stark divergirenden Zweigen bestehen. [29] Ueber devonische Ammoneen. 55 a Gephyroceras s. str.) gerolsteiniense Steining. sp. Museum Breslau. b Gephyroceras intumescens mut. orbiculus Beyr. (Manticoceras) Museum Breslau. c Gephyroceras complanatum Sdb. sp. (Manti- coceras) Coll. Frech. a—c Goniatitenmergel, Z. d. Gephyroceras intumescens Büdesheim, Eifel. !/. d,—d, Timanites acutus Keys. Unt. Oberdevon, Petschoraland. Lobenentwicklung nach Holzapfel. d, vergr. d,, d;, Y'ı. e Gephyroceras Hoeninghausi L. v. B. (= lamellosum Sdb.) Tiefstes Ober- devon, Goniatitenmergel des Japhethügels b. Cabrieres. Sutur eines erwachsenen Exemplares (!/,), die dem Stadium d, bei Timanites entspricht. f Timanites (Probeloceras) Iynx Clarke. Unt. Oberdevon (Naples beds) Staat New-York A. Clarke. !/;. g Timanites (Probeloceras) ex. aff. Probeloceras Iynx Clarke. Unt. Oberdevon (Goniatitenmergel) Büdesheim e, gleg. Frech. '/,. ı Timanites (Probeloceras) multiseptatus L. v. Buch sp. Original L. v. Buch’s. Fundort unbekannt (? Büdesheim) N. Holzapfel, Schichten mit Maeneceras terebratum, pag. IIS. !/;; 2 Dimorphoceras (Anthracoceras) discus Frech. Sudetische Stufe (Unt. Obercarbon), Carolinengrube, Oberschlesien N. Leth. palaeoz. Taf. 46b, Fig. 6b; Innensutur nach einem zweiten Exemplar. d) Wie c, aber der bei c einfache Externlobus ist stets dreispitzig und der erste Laterallobus meist gezackt. Pronorites (Uebergangsgattung).!) Das geologische Alter der drei Unterfamilien reicht ziemlich weit zurück; das älteste Beloceras ist aus dem Unterdevon, die ältesten Arten von Prolecanites und Gephyroceras aus dem Mitteldevon bekannt (während Pronorites — Ibergiceras auct. sich erst im Carbon von Prolecanites abzweigt). Eine directe Ableitung aus einer geologisch älteren Wurzel ist also bei den ersten drei Gruppen bisher nicht bekannt. In den meisten Uebersichten (so auch von mir Lethaea palaeozoica, pag. 126) wurden die drei Unterfamilien somit als selbstständige Familien aufgefasst. Ich glaube jedoch jetzt nach Feststellung einer Lobenform als des gemeinsamen Ausgangspunktes, dass die Zusammenfassung zu einer Einheit den natürlichen Verhältnissen besser entspricht. ') Pronorites selbst gliedert sich wohl am besten den Prolecanitinae ein und besitzt wie diese in den ersten Stadien einen tiefen Externlobus, lässt aber, wie bekannt, in der Dyas einen durchaus selbstständigen Zweig der Medlicottiidae mit Medlicottia, Parapronorites, Prosageceras, (= Propinacoceras + Sicanites) Daraelites, Pseudosageceras, in der Trias mit Sageceras hervorgehen. Diese letzteren bilden jedenfalls wieder eine selbstständige systematische Einheit, die man in Anlehnung an die gebräuchliche Nomenclatur als Familie oder mit E. Haug als Phylum bezeichnen kann. Für den Verfasser sind beide Namen gleichbedeutend. Auf der Taf. LIXD, Fig. ıı der Lethaea palaeozoica ist Daraelites in Folge eines Druckfehlers als Subgenus von Prosageceras bezeichnet worden; es soll Pronorites heissen. 56 Fritz Frech. [30] Im Gegensatz zu der Ausbildung eines tiefen Externlobus zeigen die in Seulptur, Mündungsform und Wohnkammerlänge übereinstimmenden Aphyllitiden zuerst die Tendenz zur Ausbildung eines Lateral- lobus. Die Cherloceratidae weichen in Wohnkammerlänge (mehr als ein Umgang), Sculptur und Mündungs- form von Gephyroceratiden und Aphxllitiden erheblich ab. a b N e > Ei a a An u N = NH Tr Embryonale Suturentwicklung vonPrimordialinen (a,b) und Prolecanitinen (c,d,e). Gephyro- ceras (a) und Timanites (b). N. Holzapfel, Beide unt. Oberdevon. c) Pseudarietites silesiacus n. g. n. sp. Ob. Clymenienkalk Ebersdorf. (Vergl. Textb. 22.) '/,. Endgiltige Sutur, übereinstimmend mit den Embryonalsuturen der älteren Formen: d) Triainoceras costatum. Unt Oberdevon. !/,. Dillenburg. e) Prolecanites tridens Sandb. Unterstes Oberdevon. ®,. Dillenburg. (Vergl. Textb. 21.) I. Unterfamilie Primordialinae. Gephyroceras (Hyatt) Holzapfel und Manticoceras (Hyatt) Holzapfel. Vergl. Holzapfel: Cephalopoden der Domanik, pag. 17—21 und pag. 27. In einer Revision der beiden unhaltbaren oben genannten Hyatt’schen Namen hat E. Holzapfel in durchaus zutreffender Weise auf einen Unterschied hingewiesen, der auf den obenstehenden Lobenlinien von oberdevonischen Goniatiten erläutert wird. Die Sutur ist auf der Aussenseite bei beiden Gruppen gleich, auf der Innenseite besitzt Gephyroceras Holzapfel non Hyatt (Fig. 16a) einen Antisiphonallobus, Manticoceras Holzapfel non Hyatt (Fig. 1656,c) einen Antisiphonal- und zwei Seitenloben. Die Unterschiede lassen sich auch bei Büdesheimer Zwergformen nachweisen, dürften aber wohl nur den systematischen Werth von Gruppen oder Untergattungen bedingen. Ein Vergleich mit Gephyro- ceras Hoeninghausi zeigt z. B., dass diese Art trotz einer mit Gephyroceras complanatum übereinstim- menden Schalenform einen schmäleren Seitensattel, aber viel tiefere und breitere Seitenloben, sowie die An- deutung eines Nahtlobus besitzt. Das wäre also eine dritte, auf die Lobenform zu begründende Formenreihe innerhalb von Gephyroceras in weiterem Sinne (Fig. 16e). Der Name Gephyroceras (Hyatt) Holzapfel ist am besten für die Gesammtheit beizubehalten, weil die am wenigsten complieirte Schalenform den natürlichen Ausgangspunkt bildet. 1. Gephyroceras (mit einem Antisiphonallobus) im engeren Sinne, das in Amerika gänzlich fehlt, ist in Deutschland selten und wird hier in dem tiefsten Oberdevon durch Gephyroceras aequabile Beyr. und planorbis Sandb. vertreten; wahrscheinlich gehört auch Gephyroceras forcipifer Sandb. hierher. Ein typischer Vertreter der Gruppe ist endlich Gephyroceras gerolsteiniense Steining.,!) die einzige in die !) Steininger: Eifel 1853. Taf. I, Fig. S, pag. 43. Die ganze Seitenfläche wird von dem ziemlich runden Seitensattel eingenommen [32] Ueber devonische Ammoneen. 57 Zone des Gephyroceras intumescens hinaufreichende Art. Dieselbe ist in den Büdesheimer Gontatiten- Mergel ausserordentlich selten, und unterscheidet sich durch breitere Umgänge von den evoluten, aber schmalen älteren Arten. (Taf. II, Fig. 8.) Die Hauptentwicklung der Gruppe im Domanik-Horizont des Petschoralandes (12 Arten!) hat E. Holzapfel eingehend beschrieben. Ein durch besonders schöne Entwicklung der stark verlängerten Ohren ausgezeichnetes Stück von Gephyroceras uchtense wurde hier auf Taf. II, Fig. 7 abgebildet. 2. Manticoceras Holzapfel (non Hyatt) mit zwei inneren Seitenloben ist als Untergattungs- oder Gruppenname!) beizubehalten und zerfällt: a) in die Untergruppe des Gephyroceras intumescens mit grossem und breitem Seitensattel und kleinen Seitenloben ; b) in die sehr wenig zahlreiche Untergruppe des Gephyroceras Hoeninghausi mit kleinerem Seitensattel, grösseren Seitenloben und Andeutung eines Nahtlobus. (Uebergang zu Timanites (s. unten) ?) Der Formenreichthum der so gut wie ausschliesslich?) in der deutschen und südfranzösischen Zone des Gephyroceras intumescens (Manticoceras) angehäuften Arten lässt sich tabellarisch wie folgt (auf Seite [32], 58) versinnbildlichen. Für die Bestimmung der im Vorstehenden aufgeführten Arten sind vor Allem die Tafeln 6—-9 in den Versteinerungen Nassaus der Gebrüder Sandberger sowie die Untersuchungen von E. Holzapfel) in Betracht zu ziehen. Nur die Abbildung von Gephyroceras prumiense Steining. (Taf. II, Fig. 6), einer am Martenberg, bei Adorf und bei Büdesheim ausserordentlich selten vorkommenden Art, möge beigefügt werden. Dieselbe ist zuerst bei Steininger, Geogn. Beschreibung der Eifel, Taf. I, Fig. 5, nicht sonderlich deutlich abgebildet worden und ist offenbar die durch starke Sculptirirung der Aussenseite gekennzeichnete (»trachyostrake«) Nebenform von: Gephyroceras intumescens. Was dieHäufigkeit der Formen anlangt, so sind in den westdeutschen und französischen (mir fast durchweg aus eigenen Aufsammlungen bekannten) Fundorten Gephyroceras complanatum (2) und intu- mescens (3) am verbreitetsten und häufigsten; auch Gephyroceras affine und calculiforme finden sich ziemlich überall. Die Formen der drei von der Hauptreihe abzweigenden Nebenreihen sind ebenso wie das extrem ausgebildete Gephyroceras acutum viel weniger verbreitet und an den Fundorten selten. (Gephyroceras prumiense). Das Vorkommen von Gephyroceras in den verschiedensten Facies weist auf pelagische, freischwimmende Lebensweise hin. Gephyroceras, dem an Verbreitung kaum Tornoceras gleichkommt, findet sich ı. in rothen Goniatiten-Kalken, 2. in grauen Goniatiten-Kalken (Domanik des Timan und Naples beds, N.-York), 3. in schwarzen bituminösen Gonzatiten-Kalken, 4. in Kramenzel-(Knollen-)Kalken (Chudleigh, Devonshire), 5. in Goniatiten-Mergeln (grau mit verkiesten Kernen: Typus Büdesheim; roth ohne Pyrit: Typus Saltern Cove bei Torquay), 6. in grauen, Brachiopoden und Korallen führenden Mergel- kalken Belgiens (»Frasnien« von Nismes), 7. in reinen weissen Korallenrifikalken (Iberg bei Grund im Harz). Die carbonischen Nachkommen der Gephyroceratiden sind Nomismoceras und Dimorphoceras, beziehungsweise Thalassoceras. Bei Nomismoceras (Lethaea palaeozoica, Taf. XLVIa, Fig. 8 a—f) stimmen Sculptur, Wohnkammerlänge und Mündungsrand sowie die Sutur so vollkommen mit Gephyroceras (Mantico- ceras) überein, dass ein Zweifel über den Zusammenhang nicht möglich ist. Gleichzeitig und unabhängig 1) Im Sinne früherer Ausführungen (Lethaea palaeozoica, Dyas, pag. 482, Anm.) in Klammern hinter dem Species- namen beizufügen: Gephyroceras intumescens Beyr. (Manticoceras). 2) Wollte man auf Grund des zweifellos vorhandenen Unterschiedes Manticoceras intumescens und Verwandte als Gattung von Gephyroceras s. str. trennen, so müsste folgerichtig auch I. Gephyroceras Hoeninghausi, 2. Aganides praecursor (ohne die inneren Seitenloben von Aganides sulcatus), 3. Cheiloceras oxyacantha (mit Antisiphonallobus, der bei Cheiloceras subpartitum fehlt) ete. etc. als Gattung unterschieden werden. 3) Vereinzelte, nicht sicher bestimmbare Exemplare liegen in den Cubodes-Kalken bei Büdesheim; ein Gephy- roceras (Manticoceras) ist bei Nehden gefunden worden. 4% Die Goniatiten-Kalke in Adorf (Paläontogr. 28, pag. 15—22 mit Nachträgen). Ueber die Namengebung von Gephyroceras intumescensBeyr. = primordialis, 1. c. pag. 27), siehe Cephalopoden der Domanik im südlichen Timan, pag. 17. b) Beiträge zur Paläontologie Oesterreich-Ungarns, Bd. XIV, Fritz Frech. 58 ‘S pun F usyosimz yaıs Jopuy oyonT yıpSsne UOWWMONTJOoA you osızurs Ip “uepungisA ualur] yoınp puis usIy uspusduryusumuresnz adupSiagen pun Noyysmuyeunog yoınp J99A1p arq "Sc vg. ndıa & uns IS EZIOH ag auaofı] : 5 wnawjn91agn} S0139041N1ydeH : pe -.10.4394 80.1990401J2H) ne -n9709 50419901NyJaH5 — ' Aeq4yaIs MS yaıywures 6 ; odupdwun s1auuf :InJoA :uoyo.AmJuspaS a Bo 2> S BU) I :ınjoAY Zunmspuy “auıffp sD139041NyJ9H5 IM ULIOFUSTEeYOS s»19904KydoH5) ya ana yon Teisaenes (A gpS 2wsı1op -130] — ‘Js "3urursIg auaffo s0v19904 ya =" ° ° °' '. ayoH sie ‘Y 1955019 söuedun sop opeıg -uye USULIOJUSTEUOS (9 ‘Sta TI EL) ‘ds urIS osuamınad SD19904 -(yJaH9 :usjouyy adnpeay oyes (79nD sıwıpaomaıd uxq op ue !suoosowmzui =) "dag suoasaut (1 ‘St II PL) "AT mns10A -24 SDA9901N ya) "PE :SUIISaUL zu s010901K1]09) sp 1090.1111J05 z UIIOFUSTEUOS -nzut SD4990.1Nydan — Pyaıg Se 1955013 sdued ® 6 yoıpuyy unopusfeyog € -uN) sop Syod Yopunıa9 ıÄag uumy (onD suassaungun=) -DUN1DI SDA1990AN1deH) :aoysey -Sgpues zungpungd. 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Typus: Timanites acutus Keys. Subgenus: Probeloceras Clarke em. Wie Timanites, aber Sättel spitz; der zweite (nicht wie bei der Hauptgattung der erste) Lateralsattel ist am grössten; ein Adventivlobus. Unteres Oberdevon. Typus: Probeloceras Lutheri Clarke. Timanites Hoeninghausi Arch. Vern. sp. Taf. II, Fig. 9. Goniatites Hoeninghausi, Archiac et de Verneuil: Description of fossil Mollusca bei Sedgwick and Murchison, Distribution and classification of the Palaeozoic deposits of the North of Germany etc. Transactions Geol. soc. of London, 2. ser, Vol. VI, Taf. 25, Fig. 7 (non Goniatites Hoeninghausi L. v. Buch, Bronn’s Lethaea geogn. 3. Aufl. Taf. Lf, pag. 515. Vergl. Frech: Lethaea palaeozoica 2, pag. 165, wo die Zugehörigkeit dieser Art zu Gephy- roceras nachgewiesen wird), 8* 60 Fritz Frech. [34] Die Aehnlichkeit der in demselben tiefsten Horizonte des Oberdevon vorkommenden, oben citirten Arten 1. Timanites Hoeninghausi Arch. Vern. sp. und 2. Gephyroceras Hoeninghausi L. v. Buch sp. hat die Erkennung der letztgenannten wichtigen Form erschwert. Z. B. ist das Taf. II abgebildete Stück in der Sammlung der geologischen Landesanstalt von E. Kayser als Gephyroceras sublamellosum Sandb. bezeichnet worden. Auch E. Haug (Etudes, pag. 45) rechnet die beiden Arten zu derselben Gattung.!) Doch zeigt ein Blick auf die obenstehenden Lobendiagramme, dass Gephyroceras Hoeninghausi (— lamellosum Sandb.) unmittelbar neben die Gruppe des Gephyroceras intumescens Beyr. (Manti- coceras) gehört. Die Speciesunterschiede von Timanites acutus Keys.’) und Hoeninghausi beruhen sowohl in der abweichenden Lobenform, wie in der mehr evoluten Gestalt der westeuropäischen Art. Auch das abge- bildete Stück unterscheidet sich durch spitzere Sättel von dem Original Archiac’s und Verneuils. Doch scheint letzteres etwas abgerieben zu sein, während unser Exemplar ein natürlicher Steinkern ist, an dem die Loben und Sättel somit eine ungewöhnlich gute Erhaltung zeigen. Ein Exemplar des von Holzapfel eingehend beschriebenen Timanites acutus Keys. aus dem Petschoraland habe ich Taf. II, Fig 3 abbilden lassen, da der Mündungssaum besser erhalten ist als auf irgend einem anderen bisher bekannten Vertreter der Gattung. Der Steinkern der Wohnkammer zeigt Eindrücke der Anwachsstreifen, welche dem Mündungssaum durchaus parallel verlaufen, sowie spirale Furchen von unbeständigerer Form. Die Bedeutung des abgebildeten Stückes von Timanites Hoeninghausi liegt nicht auf der paläontolo- gischen Seite, die durch Holzapfel’s Beobachtungen (Gephalopoden der Domanik, pag. 43) vollkommen geklärt ist, sondern in dem geologischen Auftreten: Timanites kennzeichnet überall die tiefste Zone des Ober- devon im Liegenden der Zone mit Gephyroceras intumescens s. str. und Beloceras multilobatum. Man darf somit auch den Schluss ziehen, dass das Zusammenvorkommen von Timanites mit Gephyroceras s. str. (Gephyroceras uchtense, bisulcatum, Tschernyschewi, regale) am Timan darauf hindeutet, dass hier vornehmlich der tiefste Horizont des Oberdevon entwickelt ist, ohne dass die höhere Zone des Gephyroceras (Manticoceras) intumescens fehlt. Auch in den Dillenburger Eisensteinen kommen neben Timanites vornehmlich Arten der Gattung Gephyroceras s. str.: Gephyroceras aequabile und planorbis vor. Probeloceras Clarke. (Lobenzeichnung oben, pag. 55.) Die Gattung Probeloceras, deren Beschreibung durch J. M. Clarke fast gleichzeitig mit der ein- gehenderen Darstellung von Timanites veröffentlicht wurde, steht Timanites Hoeninghausi so nahe, dass die Bezeichnung als Untergattung von Timanites die verwandtschaftlichen Beziehungen wohl am besten ausdrücken würde. Den einzigen wesentlichen Unterschied bildet das Vorhandensein eines ziemlich grossen Adventivlobus bei Probeloceras, der Timanites fehlt. Das Vorkommen eier ausserordentlich seltenen, mit dem New-Yorker Probeloceras Iynx Clarke nahe verwandten Form in den Goniatiten-Schiefern von Büdesheim sei hier kurz erwähnt, Das Stück lag als unbestimmbar seit langer Zeit in meiner Sammlung, bis sich durch Vergleich mit den Abbildungen Clarke’s die nahe Beziehung ergab. Leider liegt nur dies Bruckstück eines scheibenförmigen Goniatiten aus der Eifel vor, dessen genauere Bestimmung unthunlich ist. Hierher &ehört wahrscheinlich auch der vier- bis fünfmal so grosse Goniatites multiseptatus L. v. B., dessen Lobenzeichnung (nach Holzapfel) ‘) Haug ist dadurch natürlich zu einer Aenderung des Artnamens (Timanites Archiaci Gürich, wie bei Gürich: Poln. Mittelgebirge, pag. 348) veranlasst worden, — Aeltere Angaben Hyatt’s über die schwer zu deutende Art haben die Sachlage nicht geklärt. Vergl. auch Beyrich: Zeitschr. D. geol. G. 1884, pag. 211. °) Das von Gürich aus dem polnischen Mittelgebirge (l. c.) erwähnte, nicht ganz sicher bestimmbare Bruch- stück steht jedenfalls dem russischen Timanites acutus näher als der westeuropäischen Form, [35] Ueber devonische Ammoneen. 61 beigefügt wird. Die Art ist zwar mit Probeloceras Iynx nicht ident, aber doch verwandt und das Vorkommen im Oberdevon somit wahrscheinlich.!) 2. Unterfamilie: Beloceratinae Frech. Scheibenförmig, mit spitzen Satteln und zahlreichen Adventiv- und Auxiliarloben (pag. 5—6). Devon: Eine Ableitung des nach den bisherigen Erfahrungen älteren Beloceras von Probeloceras ist nicht nachweisbar. Beloceras Hyatt. Beloceras praecursor n. sp. Taf. IV, Fig. ı1. Von den gleich grossen Exemplaren des Beloceras multilobatum unterscheidet sich die geologisch viel ältere, aus dem tiefsten Unterdevon der karnischen Alpen stammende Art durch unerhebliche Unterschiede: 1. Die Adventivloben XXXIla, Fig. 9) abgebildeten sind weniger spitz als bei Belo- Fig. 19 Exemplares (dessen Lobenzeich- ceras multilobatum. nung dort nicht ganz correct 2. Die Auxiliarloben war) ist zur Vergleichung im N sind grösser als bei Beloceras Texte wiederholt worden und multilobatum. Beloceras multilobatum Beyr. Unt, lässt die Geringfügigkeit de Oberdevon (Z.d. Gephyroceras intu- mescens). Rother Kalk des Pic de Cabrieres. Eine schwarz ausgetuschte Kammer eines erwachsenen Exem- 3. Die gesammte Zahl Unterschiede klar hervortreten. der Suturelemente (Io) ist etwas Wenn auch bei Brachio- geringer als bei Beloceras mul- poden einzelne Arten durch eine tilobatum (etwa 13). plares. Gesammelt vom Verf. Verel. noch grössere Schichtenmächtig- Die Sutur des in der Taf. IV, Fig. 11. keit (Untersilur bis Oberdevon?) Lethaea palaeozoica (Taf. oder Untercarbon)°) unverändert hindurchgehen, so steht doch wohl die lange Lebensdauer eines verhältnismässig complicirten Typus wie Beloceras unter den Ammoneen einzig da. Ich würde das Vorkommen von Beloceras praecursor an der Basis des Devon durch tektonische Verschiebungen erklären, wenn nicht das deutliche Profil des Wolayer Thörls (aus dem Beloceras praecursor stammt) als die normale Schichtenfolge in den karnischen Alpen allgemein anerkannt wäre. Das graue Gestein, in dem das von mir aus dem Anstehenden herausgeschlagene Exemplar liegt, enthält ferner Anar- cestes, Aphyllites und das obersilurische Cyrfoceras miles Bam. (E,)*) sowie zwei Tornoceras-Arten. Die Mischung jüngerer und älterer Typen kennzeichnet also die ganze Fauna. Die einzige Möglichkeit, die lange Lebensdauer von Beloceras zu verstehen, beruht wohl in der Annahme, dass benthonisch lebende Formen längere Lebensdauer besitzen als pelagische Schwimmer. Alle sonst zu Beloceras gehörenden Formen: Beloceras multilobatum Beyr. und das evoluter gebaute Beloceras Kayseri Holzapfel gehören dem unteren Oberdevon an. Der zuweilen als Beloceras bezeichnete Goniatites multiseptatus L. v. Buch gehört zu Timanites, bezw. Probeloceras (s. 0.). 3. Unterfamilie Prolecanitinae Frech. Wohnkammer kürzer als ein Umgang, Sculptur und Mündung mit Seitenohren und tiefem Rücken- ausschnitt. Sutur mit tiefem Extern- und Antisiphonallobus, meist mit zahlreichen äusseren und inneren Seiten- und Auxiliarloben. ‘) Der Fundort des grossen in Pyrit verwandelten Bruchstückes ist unbekannt. 2) Atrypa reticularis. ®) Leptaena depressa, bezw. Leptaena analoga. *), Frech, Karnische Alpen, pag. 247. A. Externlobus einspitzig. 1. Prolecanites Mojs. (+ Phar- ciceras Hyatt + Schistoceras Hyatt). Sculptur nur aus Anwachsstreifen bestehend. Externlobus weniger tief als bei den übrigen Gattungen. Auf der Aussenseite stets mehr als zwei (bis zu 5) Hilfsloben,!) deren Zahl mit der Zunahme der Involution wächst. Auch die Innenseite zeigt neben dem tiefen und spitzen Antisiphonallobus je ı—2 Seitenloben. Öberstes Mittel- devon bis Carbon. 2. Phenacoceras nov. gen. (= Cycloclymenia Gümbel). Extern- lobus und erster Seitenlobus sehr tief, zweiter Seitenlobus kleiner, ein tiefer Nahtlobus vorhanden.?) Ganz evolut, Windungen breit, nur berüh- rend. Sculptur aus feinen scharfen Streifen auf der Seite und einem 1) Nur bei dem ganz evoluten Prolecanites Lyoni liegt zwischen den zwei Seitenloben und dem Antisiphonal ein einziger Nahtlobus. Hingegen zeigt Prolecanites clavilobus (ganz involut, Taf. II, Fig. 10) 5 Hilfsloben, Prolecanites lumulicosta 3, Prolecanites Becheri (Taf. ]I, Fig. 12) 2—3 (je nach der Grösse), Prole- canites applanatus ı—2 und nur Prole- canites Lyoni 1 Hilfs- (bezw. Naht-)lobus. Wer auf diese Zahlenverhältnisse und den Grad der Involution systematischen Werth legt, darf nicht 3 Gattungen (Prolecanites, Schistoceras, Pharciceras), sondern muss 10 unterscheiden: Auf der einen Seite steht Prolecanites Lyoni mit einem, aur der anderen Seite Prolecanites clavilobus mit 5 äusseren + ca. 3 inneren (= 8) Suturelementen zwischen Antisiphonal- und äusseren Seitenloben. Prolecanites lunulicosta besitzt 3 + 2, Prolecanites tridens 2 -- 2, Prolecanites applanatus ı + I Lobus in derselben Lage. Aller- dings würde ein Theil dieser »Gattungen« nur durch Wachsthumsstadien verkörpert werden. Denn wie ein Blick auf die Loben- entwicklungen zeigt, erfolgt die Ein- schiebung neuer Innen- und Hilfsloben Schritt für Schritt mit dem Wachsthum des betreffenden Exemplars. 2) Innensutur unbekannt. Fritz Frech. Loben von: a Pseudarie- tites silesiacus nov. gen. nov. sp. (= Goniatites tuberculoso-costatus Tietze non auct.). Neu präparirtes Original- exemplar Tietze’s. Cly- menienkalk, Ebersdorf. Mus. Breslau. Sutur eines ausgewachsenen Exemplars, entsprechend den Anfangswindungen von Triainoceras und Prolecanites. b Phenaco- cerasplanorbiformeMstr. sp. (Clymenia bezw. Cycloclymenia planorbi- formis Mstr. bez. Gümb.) Clymenienkalk, Gatten- dorf. Originalexemplar Gümbel’s; neu präparirt. c Triainoceras costatum Arch. Vern. em. Unterstes Oberdevon, Dillenburg. Mus. Berlin. Entwick- lungsformen eines Exem- plars. c, Aufgewickelte vollständige Sutur einer Anfangswindung. c, In- nensutur des auf c, fol- genden Umgangs. c; Aussensutur desletzten Umgangs. c, Querschnitt des auf c, dargestellten Umgangs. d Pronorites mixolobus Sandb. Unter- carbon (Posidonienschie- fer) Nassau. Nach Sand- berger. Sämmtliche Sutu- ren sind in natürlicher Grösse gezeichnet. . [36] flacheren Rückensinus bestehend. Cly- menien-Kalk, ı (oder 2) Arten. 3. Pseudarietites nov. gen. (Sutur s. 20a). Schalenform und Sculptur Arietites ähnlich, d. h. evo- lut, kräftig gerippt mit einem dem Sceulptursinus entsprechenden Kiel auf der Aussenseite. Sutur?) aus einem tiefen Externlobus und einem breiten, Seitenlobus bestehend. ı (oder 2) Arten im Clymenien-K alk. Die Sutur entspricht, wie ein Blick auf die zeigt, dem Embryonalzustand von winkeligen Lobenentwicklungen Triainoceras und Frolecanites. Die Sculptur der Aussenseite steht hin- gegen auf einem Stadium weitgehender Differenzirung. B. Externlobus dreispitzig. 4. Triainoceras Hyatt em. Frech —- Sandbergeroceras Hyatt‘) (Sutur s. oben). Schale evolut mit kräftigen Seitenrippen und zwei Furchen auf der Aussenseite (dem Externsinus entsprechend). Der dreizackige Sipho- nal- und erste Laterallobus tief; die drei übrigen tragen den Charakter von Hilfsloben. Internseite mit einem Sipho- nal- und zwei, beinahe gleich langen Seitenloben. Nur eine Art aus dem tiefsten Oberdevon bekannt. 5. Pronorites (Mojs.) em. Aussenseite gestreift, Externlobus drei- spitzig, wenig tief eingesenkt (Pro- norites mixolobus). Seitenloben theils wie bei Prolecanites, theils durch Zweispitzigkeit der Lateralloben com- plieirt. Carbon. ») Nur Aussenseite bekannt. *, Auf die Identität der beiden Gattungen hat Holzapfel in zutreffen- der Weise hingewiesen. »Triainoceras« costatum Arch. Vern. (Fig. 3c) entspricht der ausgewachsenen Art, »,Sandberger- oceras« tuberculoso-costatum Sandb. ist ein wahrscheinlich etwas ungenau ge- zeichnetes, zwischen c, und ©, stehendes Entwicklungsstadium. [37] Ueber devonische Ammoneen. 62 Systematische Einzelheiten: a) Phenacoceras.') Phenacoceras planorbiforme Mstr. sp. Clymenia planorbiformis Mstr. sp. (Sutur s. oben): Litteratur und eingehende Beschreibung bei Gümbel: Clymenien des Fichtelgebirges, pag. 166, Taf. XXI, Fig. 6. (Cycloclymenia). Auch mir liegen nur die beiden von Gümbel gut abgebildeten Originale des Grafen Münster vor (Paläont. Museum München, aus grauem Clymenien-Kalk von Gattendorf). Da die Gümbel’sche — an sich durchaus correcte — Lobenzeichnung von einer stark abgeschabten und angeätzten Stelle stammt, so versuchte ich mit grösster Vorsicht die Sutur an einem anderen, weniger mitgenommenen Theile der Aussen- windung freizulegen und fand hier vier offene Externloben hintereinander, so dass ein Zweifel an der Zu- gehörigkeit der Form zu den Goniatiten ausgeschlossen ist. Die Sutur tritt in dem grauen Kalke im Allgemeinen nicht sehr deutlich hervor und Gümbel hatte daher den Umgang so weit abgeschabt, bis der offene Siphonallobus sich wieder geschlossen hatte. Die Beobachtung Gümbel’s, der einen internen Sipho — allerdings nur im Querschnitt — abbildete, bezieht sich auf den Antisiphonallobus. Phenacoceras ? paradoxum Tietze (non Mstr.) sp. Taf. I, Fig. 5. Die Originale der dreieckigen, ganz eigenthümlichen Clymenia paradoxa Mstr. (vergl. auch die Copie in Lethaea palaeozoica Taf. XXXVI, Fig. 5) waren weder in dem Paläontologischen Museum in München, noch im Museum für Naturkunde in Berlin wieder aufzufinden. Die genauere generische Bestimmung der eigen- artigen Form muss also zweifelhaft bleiben. Hingegen liegen mir zwei Ebersdorfer Stücke aus dem letztgenannten Museum vor, die Tietze wegen kleiner Unregelmässigkeiten, die das innere Gewinde zeigt, als Clymenia paradoxa beschrieben, jedoch nicht abgebildet hat. Da jedoch die äusseren Windungen vollkommen rund sind, wird man dieselben jeden- falls von Clymenia paradoxa Mstr. abtrennen müssen. An der nahen Verwandtschaft dieser Stücke mit Phena- coceras planorbiforme Mstr. sp. ist nicht zu zweifeln, obwohl die Sutur nicht erhalten ist. Phenacoceras ? baradoxum Tietze sp., wie ich die Art vorläufig bezeichne, besitzt dieselben feinen Anwachsstreifen, die- selben evoluten, breit niedergedrückten Windungen wie Phenacoceras planorbiforme und unterscheidet sich nur durch die Unregelmässigkeit der inneren Umgänge. b) Pseudarietites. Pseudarietites silesiacus nov. gen. n. sp. Taf IE Rior2. Goniatites tuberculoso-costatus Tietze non Sandberger: Paläontogr. 19 (1869) pag. 130, Taf. XVI, Fig. 6. Die Aehnlichkeit des bei Ebersdorf selten vorkommenden (in zwei Exemplaren im Breslauer Museum liegenden) Goniatiten mit Triainoceras costatum hat E. Tietze richtig erkannt. Die Präparation der Loben, welche nur an dem einen Stück nach ziemlicher Mühe gelang, ergab jedoch eine vollkommene Verschiedenheit von der rheinischen, in viel älteren Schichten auftretenden Art. Da die ältere Figur wenig; deutlich ist, wurde eine neue Abbildung des kleineren, vollständig erhaltenen Exemplares und des grösseren Bruchstückes gegeben. c) Arten von Prolecanites. Ueber die Entwicklung und Artenabgrenzung der im tiefsten Oberdevon vorkommenden Prolecaniten habe ich wenig nachzutragen.?) Von dem ganz involuten Prolecanites clavilobus Sandb. (Taf. II, Fig. 10) 1) oevas — Betrüger. Die Bezeichnung Cveloclymenia kann für einen echten Goniatiten nicht beibehalten werden. ®) F. Frech, Geologie der Umgegend von Haigen bei Dillenburg, Berlin 1887, Paläont. Anhang. 64 Fritz Frech. bis zu den immer evoluter werdenden Formen Prolecanites Becheri L. v. B. Sandb. leitet die Entwicklung allmälig zu Prolecanites lumulicosta hinüber. Die auf den Textfiguren stellte lung erheischt ebenso Erläute- rung, wie die zum Ver- darge- Lobenentwick- wenig eine gleich mit den nach- stehend beschriebenen Arten copirten Querschnitte (Atas NE, Aero. 12, 113.) Ueber das geo- französischen logische Alter (tiefstes Oberdevon) der beiden südfranzösischen Arten ist im geologischen Theile das Wichtigste bemerkt. Prolecanites Kiliani n. Sp. Taf. II, Fig. 14 a—f. Der bisher nur am Südabhang des Di@ de (GAbrieres (Herault) gefundene Goniatit steht Prole- canites lumulicosta ausserordentlich nahe. Die Sutur etwas schräger als bei verläuft der deutschen Art, stimmt aber sonst voll- kommen mit ihr über- ein, denn das Fehlen eines dritten, an der Naht liegenden Auxi- liarlobus beruht auf un- Erhal- tung. Jedoch ist die vollkommener Windungszunahme ab- weichend: a) die in- neren (5—6) Umgänge des ziemlich evoluten Gehäuses wachsen langsamerals bei Prole- canites lunullcosta Fig. 21. Loben- und Suturentwicklung von Prolecanites. a Prolecanites tridens Sdb. Embryonalloben vom Original FE. Frech (Abh. Geol. L. A. VIIl. H.4, Taf. I, Fig. 2), Grube Anna bei Oberscheld, unterstes Oberdevon. a,,, Jugendliche Entwicklungsstadien stark vergrössert. (Der Massstab gibt die natürliche Grösse an.) a, Aussenseite stark vergrössert (I! bezeichnet die Breite des Originals). @, Innenseite mit ergänzter Aussenseite. — a, Vollständige Lobenlinie eines erwachsenen Exemplars !/,. b,,, Prolecanites compressus Sow.em.(= ceratitoides HolzapfelnonL. v. Buch). Innenloben von zwei verschiedenen Entwicklungsstadien. Unterstes Carbon. Erdbach bei Breitscheid; n. Holzapfel. ce Prolecanites Lyoni Hall. Unterstes Carbon, Rockford, Ind. Vollständig abgewickelte Sutur, wenig vergrössert. d, Prolecanites lunulicosta. Unterstes Oberdevon. Vollständige Sutur eines embryonalen Umganges von 4 mm Breite. Gr.-Constanze bei Langenaubach; leg. Frech, d, Desgl. erwachsenes Exem- plar !/. Copie n. Frech. e Prolecanites Becheri. Unterstes Oberdevon, Lobenlinie erwachsener Exemplare, Copie n. Frech. Die Embryonalanfänge der Suturen (a,, a,, dı) sind vom Verfasser neu präparirt und gezeichnet. [38] und Prolecanites tridens und stimmen — abge- sehen von der etwas geringeren Dicke — mit der Form des Gephyro- ceras calculiforme überein; 5) dann be- schleunigt sich das Wachsthum unvermittelt und die ziemlich vorliegenden ausge- wachsenen, 6-7 cm im Durchmesser hal- tenden Exemplare sind flach scheibenförmig;; gleichzeitig erhält der auf den inneren Um- gängen runde Rücken zwei deutliche Kanten. Bei Prolecanites lunu- licosta erfolgt im Gegensatz hierzu die Grössenzunahme vom Anfang bis zum Ende gleichmässig. Prolecanites Kiliani ist als süd- französische Localform des westdeutschen Pro- lecanites lunulicosta anzusehen, und gehört dem &leichen, hier wie dort durch Gephyro- ceras Hoeninghausı v. B. gekennzeichneten tiefsten Horizont des Oberdevon an. Der graurothe, an Kalkspathadern reiche Kalk enthält ausser den genannten zwei Arten Cladocho- mus nov. sp., Penta- merus afj. globus Bronn und Gephyroceras retrorsum L. v. Buch em. Beyrich (Taf. II, Fig. 1a, 1b) Aeussere [39] Ueber devonische Ammoneen. 65 Form und Sculptur der Goniatiten sind gut erhalten, die Suturen sind fast immer zerstört, und wurden unter den circa 40 vorliegenden Exemplaren von Prolecanites Kiliani nur einmal beobachtet. Prolecanites lateseptatus n. sp. Taf. II, Fig. ıı a-c. Die äussere Form des Gehäuses stimmt so vollkommen mit den Anarcesten aus der Gruppe des Anarcestes lateseptatus überein, dass ich den obigen Speciesnamen zur Kennzeichnung dieser Convergenz- erscheinung gewählt habe. Speciell stimmt die südfranzösische Art in Bezug auf Grösse, Sculptur, Wölbungs- verhältnisse und Querschnitt mit Anarcestes praecursor von Mnenian überein. Da diese Art auch in einem übereinstimmenden Gestein vorkommt, beruht die Unterscheidung nur auf der Sutur und — wahrscheinlich — auf der Länge der Wohnkammer.') Die Sculptur lässt einen besonders tiefen, von ziemlich spitzen Ohren begrenzten Rückensinus er- kennen. Die äussere Sutur besteht aus vier runden Loben, von denen die beiden mittleren bei weitem am grössten sind; eine gewisse Aehnlichkeit mit dem dreispitzigen Externlobus von Triainoceras ist unverkennbar. Es sind nur drei Exemplare der interessanten Convergenzform in dem graurothen Gestein des Pic de Cabrieres zusammen mit dem häufigen Prolecanites Kiliani gefunden worden: Ein Abdruck, das Fig. ııc dargestellte grössere Exemplar und das kleine bis ans Ende gekammerte, vorzüglich erhaltene Bruchstück (Fig. Irau. b). Letzteres zeigt auf der Aussenseite die Runzelschicht, während die Anwachsstreifen nur durchschimmern. Die untercarbonischen Arten erfordern in nomenclatorischer Hinsicht eine Revision, da die vor langen Jahren von L. v. Buch und Sowerby beschriebenen Formen so undeutlich abgebildet waren, dass eine Wiedererkennung ohne Hilfe der Originalexemplare unmöglich ist. In dem mitteleuropäischen Untercarbon sind die folgenden drei Arten von Prolecanites zu unterscheiden: Prolecanites ceratitoides L. v, Buch (über Goniatiten und Clymenien in Schlesien, Abh. d. Kgl. Akad. d. Wissenschaften, Berlin 1839, Fig. 5) ist weit flacher (nicht gewölbte Seiten) als abgebildet und daher von Holzapfel auf eine mit dieser Figur übereinstimmende Nassauer Art bezogen worden. Nun ergab aber der Ausguss der Abdrücke, welche das Originalexemplar L. v. Buch’s bilden, eine Form mit gewölbten Seiten, die mit dem später von Crick und Foord?°) beschriebenen Frolecanites discoides ident ist. Nach Crick und Foord besitzt nur das Original des Ellipsolites compressus Sow. thatsächlich die flachen Seiten und die evolute Form, welche L. v. Buch’s Art nach der Abbildung zu besitzen schien. Holzapfel’s Prolecanites ceratitoides (non L. v. Buch) ist daher mit der englischen Art ident und ein von mir?) vorgeschlagener Name Prolecanites applanatus (= Prolecanites ceratitoides Holzapfel non L. v. Buch) verfällt somit der Synonymik. Der durch involute Form vom vorangehenden unterschiedene Prolecanites aus dem tiefsten Carbon von Erdbach wurde von Holzapfel auf Grund der Abbildung (Sowerby, Min. Conch., Taf. CCLII) mit Ellipsolites Henslowi Sow. identifieirt. Nun sind aber nach Crick und Foord (l. c. pag. 252) die Originale von Ellipsolites compressus und Henslowi ident, die Abbildung Sowerby’s aber so ungenau, dass die Bestimmung Holzapfel’s gerechtfertigt erschien: Der Erdbacher Goniatit muss also neu benannt werden und es ergibt sich die folgende Synonymik: 1. Prolecanites ceratitoides L. v. Buch (non Holzapfel), Leth. pal., Taf. XLVla, Fig. 10. — Prolecanites discoides Crick and Foord, Catalogue Brit. Mus. Ill, pag. 256, mit gewölbten Seitenflächen. Oberes Untercarbon oder Stufe des Productus giganteus. 1) Vor der mühsamen Präparation der Loben hatte ich die Stücke für Anarcestes gehalten, umsomehr als eine zweifellose Art dieser Gattung (Anarcestes Rouvillei v. Koenen) in dem grauen, unterdevonischen Kalk des Pic de Cabrieres vorkommt. 2) Catal. Foss. Cephalop. Brit. Mus. III, pag. 256 (Abb.). ®) Gleichzeitig mit dem Erscheinen des dritten Theiles des Cephalopoden-Katalogs. Beiträge zur Paläontologie Oesterreich-Ungarns, Bd. XIV. O) 66 Fritz Frech. [40] 2. Prolecanites compressus Sow. em. (Sowerby: Mineral Conch., Tat. XXXVII), Crick et Foord, Catalog. Fossil Cephalopoda III, pag. 252. — Ellipsolites Henslowi Sow. 1. c. Taf. CCLXII. — Prolecanıtes ceratitoides Holzapfel non L. v. B.: Carbonkalke von Erdbach, Taf. IV, Fig. ı, 3, 6, Ataın JD0E, Joe 13, Sy, Main Wo — Prolecanites applanatus Frech, Lethaea palaeozoica, Taf. XLVIa, Fig. 9a, 9b. Evolut mit flachen Seitenflächen. Unterstes Carbon. Stufe des Spirifer tornacensis. 3. Prolecanites Holzapfeli nov. nom. — Prolecanites Henslowi Holzapfel non Sow. Holzapfel: Carbonkalke von Erdbach, Taf. IV, Fig. 2, 4, 7. Seitenflächen flach, Gehäuse viel involuter als ı und 2. Unterstes Carbon. Wollte man für die auf weitverbreitete Brachiopoden begründete Stufenbezeichnung des Untercarbon Ammoneen-Namen einführen, so wäre das tiefere Untercarbon als Stufe des G/yphioceras princeps und Prolecanites compressus, das höhere Untercarbon als Stufe des Glyphioceras sphaericum zu bezeichnen. 4. Familie: Cheiloceratidae Frech 1897: Taf. III. Cheiloceras, Aganides (mit Prolobites). Sporadoceras und Paralytoceras. Gerade oder nur wenig nach vorn gebogene Anwachsstreifen, Mündungsrand von übereinstimmender Form, lange (I—1', Umgänge umfassende) Wohnkammer, Labialwülste und eine mit dem geologischen Alter allmälig complieirter werdende Sutur sind die Kennzeichen dieser im höheren Oberdevon auf- tretenden, natürlich begrenzten Gruppe.!) Die Glyphioceratinae des Carbon schliessen sich ohne scharfe Grenze an. Ueber die anatomisch-physiologische Bedeutung des Mündungsrandes, der ein Abbild des Thier- körpers gibt, ist ein Zweifel nicht möglich; bei der Eintheilung der mesozoischen Ammoneen ist das Merkmal stets voll berücksichtigt worden. Tornoceras, dessen Wohnkammerlänge und Sutur bei einigen Arten mit Cheiloceras übereinstimmt (Cheiloceras circumflexum — Tornoceras Bertrandi), zeigt in Bezug auf Sculptur und Mündungsrand niemals irgendwelche Uebergänge zu Cheiloceras und muss daher einem andern, früher abgezweigten Stamme (beziehungsweise Familie) zugerechnet werden. Erst im Obercarbon entwickelt sich eine Art aus der Familie der Cheiloceratiden, deren Sculptur mit den schon im Devon erloschenen Aphylii- tiden convergirt, während die Sutur durchaus mit G/yphioceras übereinstimmt. (Glyphioceras reticulatum Lethaea palaeozoica, Taf. XLVI2, Fig. 7.) Die älteste bekannte Gattung (Cheiloceras) zeigt in der Sutur: I. einen Seitenlobus von verschiedener Form, und bei der ersten Gruppe gerade Innensutur, bei der zweiten weiter entwickelten Formenreihe einen Antisiphonallobus. 2. Aganıdes besitzt je einen langen zugespitzten Seitenlobus und einen ebensolchen Aussenlobus, auf der Innenseite einen Antisiphonal- und meist zwei Seitenloben. Hieher gehört das Subgenus Prolobites. 3. Sporadoceras weist zwei zugespitzte äussere Seitenloben auf, während die Innensutur mit Aganides übereinstimmt. Hieher das Subgenus oder Genus Paralytoceras. Uebergänge zwischen den drei Gruppen sind nachgewiesen (I, 2) oder angedeutet (@e3)). Von den Untergattungen entspricht Paralyfoceras wahrscheinlich einer einseitigen Weiterbildung von Sporadoceras, während Prolobites mit seiner wenig gebogenen Lobenlinie auf den Seitenflächen eine an Cheiloceras erinnernde Rückschlagsform darstellt. Aus der devonischen Gattung Sporadoceras entwickelt sich im Carbon Glyphıoceras und weiter Gastrioceras und Agathiceras; aus den letzteren Gruppe in der Dyas Popanoceras und Cyclolobus, die wieder in die triadischen Arcestiden und Phylloceratiden auslaufen. ‘) Im Gegensatz zu den meisten, einseitig Sutur und Schalenform berücksichtigten Gruppirungen devonischer Ammoneen habe ich für die Abgrenzung dieser und anderer Familien den Hauptwerth auf die Sculptur und den der- selben genau entsprechenden Mündungsrand gelegt. [41] Ueber devonische Ammoneen. 67 Im Gegensatz zu den rascher oder langsamer aussterbenden Gruppen der Clymenien, Aphyllitiden, Gephyroceratinen und Beloceratinen sind demnach die Cheiloceratiden die einzige langlebige Ammoneen-Familie (= Stamm, beziehungsweise Phylum Haug’s) des Devon. Auch die von Prole- canites und Pronorites ausgehenden dyadischen Medlicottiiden entsenden nur noch vereinzelte Ausläufer (Sageceras) in die Trias, Cheiloceras Frech (= Parodiceras Hyatt ex parte). Parodiceras (oder sprachlich richtiger Parodoceras) Hyatt (Genera pag. 319) ist eine durchaus ungenügend begründete Gattung. Der Typus derselben, Goniatites discoideus Hall ist ein normales Tornoceras, und zwar noch dazu ein Synonym zu Tornoceras uniangulare.!) — Ebenso ist die Diagnose wenig glücklich: Dass der halbmondförmige Mündungsquerschnitt im Gegensatz zu den compri- mirten von Tornoceras bedeutungslos ist, braucht nicht hervorgehoben zu werden; die Loben sind im vorliegenden Falle so variabel, dass sie bei der Aufstellung einer Diagnose nur in zweiter Linie in Betracht kommen. Ein buntes Gemisch bilden die von Hyatt (l. c. pag. 319) zu Parodoceras gerechneten Arten: 1. Der Typus der Gattung gehört zu Tornoceras. 2. Goniatites oxyacantha, planilobus, supartitus, amblylobus bilden eine natürliche Gruppe (Cheilo- ceras Frech). 3. Goniatites sublinearis Mstr. ist ein Synonym von Aganides sulcatus Mstr. Es bedarf keines Beweises, dass eine so begründete Gattung nicht existenzberechtigt ist. Wenn für eines der drei heterogenen Elemente eine Gattung mit neuer Diagnose aufgestellt wird, so gebührt derselben ein neuer Name. Von dem Mündungsrand, der ersten Wohnkammer und der Form der Anwachsstreifen ist in der Beschreibung Hyatt’s?) überhaupt nicht die Rede. Die Diagnose lautet: Anwachsstreifen und Mündungsrand geradlinig oder schwach gebogen, Extern- sinus fehlt stets. Die Wohnkammerlänge beträgt ı1!/),—ı!/, Umgänge. Aeussere Lobenlinie zwischen einem fast geradlinigen Verlauf und einem spitzzackigen Seitenlobus variirend; Innensutur geradlinig oder zu einem bogenförmigen Antisiphonallobus ausgebuchtet. Mittleres und höheres Oberdevon. Schwieriger als die Abgrenzung ist die Gruppirung der ungemein zahlreichen Arten. Man könnte ausscheiden: a) eine Gruppe des Cheiloceras subpartitum mit gerundetem oder winkeligem Seitenlobus, gerader Innensutur und einer Art mit fast geradliniger Lobenlinie (Chezloceras planilobum). Hierher Cheiloceras amblylobum, Verneuili, circumflexum, subpartitum ; b) eine Gruppe des Cheiloceras curvispina mit spitzem Seitenlobus und bogenförmigem Antisiphonal- lobus. Hierher Cherloceras oxyacantha, globosum, umbilicatum und lagowiense Gür. a) Gruppe des Cheiloceras subpartitum Mstr. 1. Cheiloceras planilobum Sandb. Taf. IV, Fie. 12a, b. 1855. Goniatites retrorsus planilobus, Sandberger: Versteinerungen des Rheinischen Schichtensystems in Nassau. Taf. XIV, Fig. 6—7a, Taf. Xa Lobenlinie Nr. 14, I5, 16; Taf. XD, Fig. 27. 1873. Goniatites Verneuili, Kayser ex parte (non Münster): Zeitschrift der deutschen geol. Gesellschaft, pag. 623. Die äussere Form, die relative Dicke der Umgänge und die Gestalt der Labialwülste stimmt durchaus mit Cheiloceras subpartitum überein. Jedoch ist die Lobenlinie so einfach, dass die Aufrechterhaltung einer gesonderten Bezeichnung wohl gerechtfertigt ist. Der Externlobus ist kurz aber deutlich, die Spitze des Seitenlobus verschwindet jedoch allmälig soweit, dass die ganze äussere Sutur beinahe eine grade Linie 1) Clarke, Naples Fauna, pag. Iıı, Taf. VIII, Fig. 15-18. ®) Selbst der Name enthält — nach neuerer Auffassung — einen Widersinn: x4poöos heisst Uebergang; Cheilo- ceras (Parodoceras p. p.) bildet aber den Ausgangspunkt eines grossen, weitverzweigten Stammbaums, der sich fast lückenlos bis zu den Arcestiden sowie Phylloceratiden der Trias verfolgen lässt. g9* [42] Fritz Frech. 68 (zı) osuoımodn] SDA99 |(TIypes]-waru E)E)GEerg) -071947 :3ıy apuaysıem | -sauk]7 wı wopuszus1d -ge sngoppeuoydıszguy |'yspw zunsog -ue n yfeMl =D WIO ] ausparyosIıaA |-078 1/9 1ome] (Eheperan won SERVER) paup nu au usfoquJ) -sny Jojpuem & p 'e usyıvy -194 ayeu uro) Eee SEE oypuemao‘ sammlIgen |Iyss uspyoN saropyuu sa1opyruu ssdopyru sarapyruu saJopyyLuu sadappıruu saropyyru tag) seropywlrag) ssaspnw| saropyuu Ik JIy soyas (us}[3s) uUOA9P = sa1ago sa19go sa19g0 sa19g0 -1910 seaago | I) usoy -DIsspwufodaLl -uN 9sa1Js Jay aypgqeu w.IoJusgaN -uout uUaD19Z er -38 9d1zula Syeajed SjsınaTergeT -unyguesız afeyas op ussoq OOSUISSUY SNaSU19Ix 7 Sısseuu -28 sen? :oJsnMm 19p me mu | Sıpurysjjoa | SrpuespfoA uaıyoF Sıpuglsjfoa | op ne mu | -[9991 sI234s | Sıpueyspjoa | ‘Sıpuegsjfoa -ferge] »undsıa ywuwmay -ınd 9) 199) -99 ypemyas DUJUDIDKXO se ywumıylzue3 pun jop 9 120g spe xaygwıs sD.199 -93 Joyoıpmap|-uno8 azııds Zuef zyds 19I1uoM jopunı -ou1oL 1oq| wunpyzınd wnzy.ınd pun Aodurjıepue Tewyosı'n zyıds ıyos Suep'njeuyos) -93 Yıaıq Jam Yppunıadl-gus 77 aIn|-gns yJ am) Soyurm Stun sngoppe1syeT | sngoeaseT | sngofje1sIe] | sngorpeasye] | sagopfe1sye] | sngojfersge | sngojpeasyeT | sngojpeasyeT | sngojfexsye] | -peıaS sep :.myng | (puayuenyos | uSJUENUOSSHY Spdny | uopIeyas 'n Sıunojusgq (opueisnz PgeN Ri yu oduedun -[949S 'MZ 19s|UIUSSYIEMSS wayoIımap jepunı23 Jjarssne ‘Zrw -sawyoAN(] um] -sneur) Stw1gF : ULIOF mu Jopunı3 Ppunısa Sıosny ,1opo SıfpoSny) -ıopuagreyas | Jopumıo3 Japunıa3 \'y'p)popunı5 -uaqrayos JPpunıa8 -usfeyas — — Ze — — = I ln. 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Die Vereinigung solcher Exemplare mit Cheiloceras Verneuili würde sich auf Grund der Lobenlinie vielleicht rechtfertigen lassen. Jedoch sind, wie oben erwähnt, bei dieser Art die Labialwülste auf den äusseren Theil des Rückens beschränkt, während bei der angeführten Abbildung Sandberger's die Wülste vollständig wie bei Cheiloceras subpartitum entwickelt sind. Auf der Innenseite verläuft die Sutur wie bei Tornoceras subpartitum als vollkommen gerade Linie. Tornoceras planilobum findet sich überall als Seltenheit im mittleren Oberdevon von la Serre und Nehden, sowie im rothen C/ymenien-Kalk des Pic de Cabritres. Ich kenne ca. 10 Exemplare. (Berliner Museum für Naturkunde, Breslauer Museum, Sammlung des Verfassers.) 2. Cheiloceras subpartitum Mstr. em. Frech. Taf. III, Fig. Ta—c. 1839. = Goniatites subpar- der Lobenlinie und Labial- titus, Mstr.:Beitr. 1, Fig. 22. wülste, welche die An- ei u Das yon ; wachsstreifen fast stets ee a a diagonal schneiden und mende Original h 2 % a liegt zum Ver- zu in ihrem Verlauf zwischen gleiche vor, stimmt & Nabel- und Aussenkante vollkommen mit vielfach Unregelmässig- nom aß Garen y keiten zeigen, machen Sn a > die Art leicht kenntlich. ster bezeichneten, 2 ussenachsn9 Stücke Taf. III, Fig. 1a von Nehden (Fig. Ia, c) abgebildeten Gat- erreichen 3— 31, cm tendoxier Stück Durchmesser und sind von re er der mehr kugeligen var. Berne va > amblyloba leicht zu tren- partebeiCrick and nen. Bei jungen Exem- Foord, Cat. Foss. 9 plaren ist der lediglich auf Ceph. Brit. Mus.IIl, > der Form der ausgewach- pag. 99. Hier voll- Gheilogeras subparbitum Aulstn sp. Mittl. Oberdevon "h. SSuen Sei amade ständige Lituratur- a nes enstein sen mit nes eluS sinn Labial- chiednnachnnieht angabe. — Gonia- wülsten (a,) von Nehden. «a,, a, Ein Exemplar mit nur ö h les veiröreusän- zwei Labialwülsten von zwei Seiten. Berliner Museum. wahrnehmbar. Die Art ist blylobus, Sandb. ex b Cheilocaras subpartitum var. amblyloba Sandb. Drei sehr häufig im mittle- parte, Taf. Xb, Ansichten zweier bis zur Mündung vollständig erhaltener ren Oberdevon von Neh- Fig 2.) Bremplars: b, SONWEIZEN Kalk des Val d’Isarne bei den, fehlt jedoch bei Ca- Flache, im Alter Gabun et De. Era a un Seammel brieres und ist vereinzeltim fast scheibenförmige Ge- a Clymenien-Kalk (Gatten- stalt, winkeliger Verlauf dorf) gefunden worden. 3. Cheiloceras subpartitum (Mstr.) var. amblyloba Sdb. em. Frech. Taf. IV, Fig. 16. 1855. Goniatites amblylobus und biarcuatus, Sandberger: Versteinerungen des Rheinischen Schichtensystems in Nassau, pag. 108, Taf. X, Fig. 5, 8, Taf. Xa (Lobenlinie), Fig. ı1. (Das im Berliner Museum für Naturkunde auf- bewahrte Originalexemplar von Taf. X, Fig. 8 liegt zum Vergleich vor.) 1873. Guniatites subpartitus, Kayser: ]. c. pag. 626. 1) Auf Grund der Uebereinstimmung mit dieser Figur hatte ich den vieldeutigen Namen amblylobus für die vorliegende Art beibehalten zu müssen geglaubt (Gürich: N. ]J. Beitr. B. XII, Taf. 14, Fig. 8, 9). Nach Untersuchung der in Berlin befindlichen Originalexemplare Münster’s ist die Bezeichnung zu ändern. 70 Fritz Frech. [44] Die Varietät unterscheidet sich durch geringere Grösse und gerundete bis kugelige Schalenform von Cheiloceras subpartitum-Typus. Die meisten, mit Wohnkammer erhaltenen Exemplare schwanken im Durchmesser zwischen 1'5 und 2 cm; Stücke von 2'5 cm Durchmesser sind selten. Die Anwachsstreifen, deren Eindrücke man auch zuweilen auf dem Steinkerne noch wahrnimmt (Fig. b,, d,), sind fein und in derselben Richtung wie die Labialwülste gekrümmt. Die letzteren sind entweder gleichmässig in ihrem ganzen Verlauf (zwischen Aussen- und Innenseite) gebogen oder zeigen in der Nähe des Nabels eine winkelige Knickung. Die Zahl der Labialwülste beträgt meist 3—4; ausnahmsweise wie bei dem Taf. IV, Fig. 16 dargestellten Exemplar 7—8. Bei vollständig erhaltenen Exemplaren wird der Mündungssaum meist durch einen La- bialwulst gebildet. Jeder Wulst bezeichnet also wie bei jüngeren Ammoniten eine Ruhepause im Wachsthum und die relative Entfernung ist von äusseren, besonders Ernährungsverhältnissen abhängig. Die Länge der Wohnkammer beträgt etwas mehr als einen Umgang. Die Sutur verläuft im Allgemeinen geradlinig, die drei Zacken des Extern- und der beiden Lateral- loben treten verhältnismässig wenig hervor. Doch finden sich hier mannigfache Abweichungen, insbesondere ist der Lateralsattel zuweilen stark gekrümmt, wie bei Tornoceras oxyacantha und in der Zuspitzung der Lateralloben finden sich alle Uebergänge zwischen Cheiloceras planilobum und sacculus. Auch bei kleinen, 4—5 mm im Durchmesser haltenden Exemplaren sind die Extern- und Lateralloben noch verhältnismässig deutlich sichtbar. Die Suturlinie verläuft auf der Innenseite der Umgänge vollständig geradlinig, ohne Spur von Antisiphonal- oder inneren Seitenloben. Cheiloceras subpartitum v. amblyloba ist die häufigste Versteinerung des mittleren Oberdevon bei Cabrieres; ich selbst sammelte dort über 100 Exemplare und die gesammte Zahl der untersuchten Stücke übersteigt 300°. Am massenhaftesten erscheint die Art als Erzkern in den Dolomiten von la Serre; ferner in den schwarzen, bituminösen Plattenkalken des Val d’Isarne undam Nordabhang des Pic deCabrieres in ähnlichen Gesteinen. Hier und bei Ja Touriere findet sich die Art ausserdem in rothem, marmor- artigem Kalk. Bei Nehden ist die Varietät minder häufig; das Vorkommen derselben (nach Kayser) in den Clyme- nien-Schichten von Warstein, Oberscheld, Bohlen, Gattendorf, Schübelhammer und Pether- wyn bezieht sich wahrscheinlich auf Cheiloceras subpartitum s. str. 4. Cheiloceras Verneuili Mstr. sp. Taf. IN, Fıg. 7, Taf. IV, Fig. 13, 14. Goniatites Verneuili, Mstr.: Beitr. ı, Taf. III, Fig. 9, pag. 17 (1839). — Goniatites retrorsus amblylobus, Sandb. ex parte: l. c. Taf. Xb, Fig. 3, 4, 2I, 23, 25. == 5 Verneuili, Kayser (non Mstr.) ex parte: ]. c. pag. 623.!) = Tornoceras Verneuili, Mstr. bei Crick und Foord:?) Cat. Foss. Ceph. Brit. Mus. III, pag. 97 (Literaturangabe). Gerundete, nur in der Jugend kugelige Form der Schale, winkelige Gestalt der Lobenlinie, regel- mässiger Verlauf der Labialwülste sind dieKennzeichen der Art. Die Labialwülste sind stets auf die Aussenseite beschränkt, zum Theil (bei grösseren Exemplaren) nicht sehr deutlich und verlaufen im Gegensatz zu Cheiloceras subpartitum in gleicher Richtung wie die Anwachsstreifen. Bei Nehden und in den kalkigen Facies des mittleren Oberdevon von La Touriere bei Gabrieres häufig und hier ziemlich gross werdend (5—6 cm Durchmesser). Vereinzelt im Clymenien-Kalk des Fich- telgebirges, Enkeberges und bei Cabrieres (la Serre). Ein einziges Mal wurde auf einem Steinkerne ein System geradliniger Längs- oder Spiralstreifen beobachtet. (Taf. IV, Fig. 15.) 1) Kayser. cc. pag. 615. ?) Auch die sehr sorgfältig zusammengestellte Synonymik bei Grick und Foord, Cat. Cephal. Brit. Mus, III, pag. 97 fasst die Art zu weit. [45] Ueber devonische Ammoneen. "1 5. Cheiloceras eircumflexum Sandb. Taf. III, Fig. 10a, b. 1855. Goniatites retrorsus circumflexus, Sandberger: Versteinerungen des Rheinischen Schichtensystems in Nassau, Taf. X, Fig. 9—-9d, Taf. Xa, Fig. 9, Lobenlinie Nr. 25, 26 (?) 27 (2). (Von Taf. XVIb, Fig. 26.) 1873. Goniatites Verneuili, Kayser ex parte: Zeitschrift der deutschen geologischen Gesellschaft, Bd. 25, pag. 623. Kayser hat in seiner in Einzelheiten recht revisionsbedürftigen Arbeit über Nehden und den Enkeberg diese Art mit den schon besprochenen Arten Cheiloceras Verneuili s. str., subpartitum var. amblyloba und planilobum!) vereinigt. Cheiloceras circumflexum besitzt schmale, vollständige Labialwülste und die kaum bemerkbare Andeutung eines Antisiphonallobus (Fig. 10a). Formen von Cabrieres, die dieses Merkmal deutlicher zeigen und einen schmäleren Laterallobus besitzen, habe ich früher zu Cheiloceras "eircumflexum gerechnet, dieselben sind aber besser zu Cheiloceras curvispina zu stellen. Cheiloceras circumflexum s. str. findet sich nur im mittleren Oberdevon von Nehden. 6. Cheiloceras acutum Mstr. em. Sandberger. Taf. III, Fig. 6. Goniatites acutus, Sandberger: 1. c. Taf. X, Fig. Io, Taf. Xa, Fig. 1, 2. i d.E. Kayser ex parte: ]. c. pag. 622. Diese interessante Form schliesst sich als galeater Typus von Cheiloceras eng an Cherloceras cir- cumflexum (Taf. III, Fig. 10) an. Loben und innere Umgänge sind fast übereinstimmend, auf der Aussenseite prägt sich der scharfe an eine Sturmhaube (galea) erinnernde Kamm aus. E. Kayser’s ebenfalls bei Nehden vorkommende Originale gehören zu Tornoceras (Taf. I, Fig. 17); Goniatites acutus Münster s. sfr. (Beitr. III, Taf. XVI, Fig. ı1, pag. 110) dürfte zu Cheiloceras gehören. Die überall seltene Art findet sich somit im mittleren (Nehden, Museum für Naturkunde, Berlin und Sammlung des Verfassers) und oberen Oberdevon (Fichtelgebirge, Paläont. Museum, München). b) Gruppe des Cheiloceras curvispina. 7. Cheiloceras sacculus (Sandb.) Textbild 23 a. 1955. Goniatites retrorsus sacculus, 1873. Goniatites sacculus, Kayser: Zeitschrift der deutschen geo- logischen Gesellschaft. Bd.25, pag. 624. Die angeführten Abbildun- Sandberger ex parte: Fig. 23. Rheinisches Schichtensystem in Nassau, Taf. X, Fig. 22, Taf. X a. (Das Original liegt as, zum Vergleiche vor.) Loben- linie Nr. 37 und 38, Taf. XD, Fig. 20, 22. —=? Goniatites retrorsus angu- latus, Sandb.: ibid. Taf. X, Fig. 4. (Die Abbildung stellt einen weniger kugelig gestal- teten Goniatiten dar, der ent- weder zu Cheiloceras sacculus zu stellen ist, oder eine nahe verwandte Varietät bildet. Der RR 5 a Cheiloceras sacculus Sandb. Nehdener Orig. v. Sandberger (Taf. 10, Fig. 225) neu gezeich- net. bCheiloceras oxyacantha Sandb. Mittl. Oberdevon Nehden Lobenlinie des Ori- ginalexemplares von Sand- berger Berl. Mus. revidirt !/,. gen stellen zum Theil Uebergangs- formen von Cheiloceras Verneuili zu Cheiloceras oxyacantha dar, deren Selbstständigkeit zweifelhaft bleiben muss. Die äussere Form von Cheiloceras sacculus stimmt mit Cheiloceras oxyacantha überein (Sandb., Taf. X d, Fig. 22). Die Labialwülste erstrecken sich, wie bei der genannten Art, von dem äusseren Theil der Schale bis zum Nabel. Den wesentlichen Unterschied von Cheiloceras oxyacantha bildet die geringere Länge und weniger ausgeprägte Zuspitzung des Lateral- 1) Alle diese Formen sind gut unterscheidbar; Cheiloceras circumflexum besitzt einen glockenförmigen Sei- tenlobus und bildet eine Convergenzform zu Tornoceras simplex. 72 Fritz Frech. [46] lobus, wie die beiden nach Sandberger's Originalen gezeichneten Suturen erkennen lassen. Ein ziemlich tief eingesenkter, mit einer Spitze endigender Antisiphonallobus ist deutlich ausgebildet. Die Art kommt in mittleren Oberdevon bei Nehden, la Serre und an der Nordseite des Pic de Cabrieres vereinzelt vor; häufiger ist dieselbe im Polnischen Mittelgebirge (Sacculus-Bank bei Lagon). Das Studium der im Berliner Museum befindlichen Originale Sandberger’s macht die Bestimmung zweifellos. 8. Cheiloceras oxyacantha (Sandb.) Taf. III, Fig. 3, ıı Textbild 23b. 1955. Goniatites retrorsus oxyacantha, Sandberger: Rheinisches Schichtensystem in Nassau, Taf. X, Fig. 3. (Das Original liegt zum Vergleich vor.) Taf. X a, Lobenlinie Nr. 9 und Io. 73. Goniatites oxyacantha, Kayser: Zeitschrift der deutschen geologischen Gesellschaft, Bd. 25, pag. 626. un Gestalt kugelig, mit breitem Rücken, sehr engem Nabel und deutlich ausgeprägten vollständigen Labialwülsten. Ein ungewöhnlich grosses (Durchmesser 3:8 cm), bis ans Ende gekammertes Exemplar von Nehden ist ziemlich abgeplattet, hat aber den breiten Rücken behalten. Die Länge der Wohnkammer beträgt gerade einen Umgang, wie an einem vollständigen, verkalkten Exemplar von Cabri&res beobachtet werden konnte. Die feinen Anwachsstreifen verlaufen in der gleichen Richtung wie die Labialwülste. Die zugespitzten Extern- und Seitenloben sind entweder gleich lang oder aber der erstere ist etwas kürzer; nur bei ganz jungen Exemplaren ist der Externlobus zuweilen länger. Die Länge der Loben vermehrt sich stetig mit zunehmender Grösse (Sandb., Taf. X, Fig. 3). Der Antisiphonallobus ist tief und spitz zulaufend, der Lateralsattel auf der Innenseite ebenso tief ausgebogen, wie auf der Aussenseite; ein Nahtlobus fehlt. Die Art findet sich im mittleren Oberdevon bei la Serre und am Nordabhang des Pic de Cabrieres in vererztem, bei la Touriere und Mont Bataille in verkalktem Zustande; in Deutschland bei Nehden im gleichen Horizont sowie (nach Kayser) am Enkeberg, bei Oberscheld und Gattendorf im Clymenien-Kalk. Ueberaus nahe ist die beschriebene Art mit dem gleichalterigen Cheiloceras curvispina verwandt, während sich andererseits Cheiloceras globosum ebenfalls nahe anschliesst. 9. Cheiloceras curvispina Sandb. Taf. II, Fig. 9, 12 (Lobenlinie im Text). 1855. Gontatites retrorsus curvispina, Fi 24 Anwachsstreifen. Fint oder sechs . : = Z a 2 S ö a Sandberger: Versteinerun : schwach gebogene Labialwülste en des Rheinischen Schich- 2 ; h 5 S ı sind auf die Aussenseite be- tensystems in Nassau, pag. ; no, Ita X, Ale >, Ma, 3 @ 1 : schränkt. Die Sutur besteht aus $) a) eo —H) em $) D Fig. 9, Io, 24, 28, Fig. 10a, n Bi u 0 — einem bei erwachsenen Individuen { D 2 PRER- er, B Suturen Fig. 1—8. kurzen, bei jüngeren verhältnis- a Cheiloceras lagowiense Gürich. Mittl. Oberdevon. Lagow b. Kielce, Poln. Mittelgebirge. N. Gürich. b Cheiloceras curvispina Sandb. 1873. Coniatites curvispina Kayser: mässig langen Externlobus und Zeitschrift d. deutschen geol. Gesellschaft, B. 25, pag. 625. einem spitz zulaufenden, nach aussen schwach gekrümmten Laterallobus, Die äussere Form ist nicht Vollständige Sutur. Unt.Clymenien- dessen Breite kleineren Schwan- ganz constant; es finden sich kuge- Kalk. Enkeberg b. Berlin, Orie in kungen unterliegt. Der Externsattel lise und etwas flacher gestaltete Ku ze ee Hal: ist verhältnismässig kürzer als der ö eide /1. Die Oberfläche zeigt Lateralsattel. Durch die Krümmung; Exemplare. des Laterallobus unterscheidet sich feine, schwach rückwärts gebogene die Art von Cheiloceras sacculus, durch grössere Breite von Cheiloceras oxyacantha, jedoch bestehen in dieser Hinsicht zwischen den genannten Arten allmälige Uebergänge. Eine schärfere Trennung ist auf Grund der Sutur der Innenseite möglich; der tiefe und spitze Antisiphonallobus von Cheiloceras oxyacantha ist bei Cheiloceras curvispina viel schwächer entwickelt. [47] Ueber devonische Ammoneen. 73 In den unteren rothen Bänken des mittleren Oberdevon von Val d’Isarne (Cabriöres) habe ich ein Exemplar gesammelt, das von mir zuerst zu dieser Art, später von Gürich zu dem nahe verwandten Cheiloceras lagowiense gerechnet wurde (N. ]. 1900, Beil. XIII, pag. 345). Erst die subtile Präparation und Bemalung der Loben ergab, dass der gekrümmte Laterallobus weiter von der Mittellinie entfernt und dass ein kleiner Adventivlobus vorhanden ist. Das Stück gehört demnach in die nächste Verwandtschaft von Sporadoceras subbilobatum oder ist mit dieser Art ident. Vorkommen bei Nehden (nach Sandberger auch bei Oberscheld), auf dem Nordabhang des Pic de Cabrieres und bei la Serre (Languedoc) im mittleren Oberdevon. Als grösste Seltenheit (ein Exemplar im Museum für Naturkunde, Berlin) auch im C/ymenien-Kalk des Enkeberges (wo das Vor- kommen neu ist). 10. Cheiloceras umbilicatum Sandb. (non Münster). Taf. III, Fig. 2a, b. 1855. Goniatites retrorsus umbilicatus, Sandberger:].c. Taf. X, Fig. 1, Taf. ıob, Fig. 1I—13. 1373. » globosus, Kaysernon Münster: Zeitschrift der deutschen geologischen Gesellschaft, Bd. 25, pag. 625. Die Art unterscheidet sich von Tornoceras curvispina, mit der sie zusammen vorkommt und der sie überaus nahe steht, durch das Vorhandensein eines weiten Nabels; die äussere Form bildet somit eine Convergenz zu Anarcestes lateseptatus. Der zugespitzte Seitenlobus zeigt die für Tornoceras curvispina charakteristische Krümmung in verstärktem Maasse; bei jüngeren Exemplaren, beziehungsweise an inneren Win- dungen verschwindet zuerst dieser Seitenlobus und man sieht dann einen geradlinig verlaufenden Abschnitt der Sutur auf dem Rücken und ein bogenförmig gekrümmtes Stück an der Seite. Bei den Nehdener Stücken tritt der Seitenlobus deutlicher hervor, als an den südfranzösischen Exemplaren, auch sind die letzteren bei weitem flacher als die ersteren, die fast völlig kugelig gestaltet sind. Man wird daher die südfranzösische Form möglicherweise als geographische Varietät abzutrennen haben. Vorläufig ist das Material zu gering (5 Exem- plare), um ein bestimmtes Urtheil abgeben zu können. Cheiloceras globosum (Mstr.), eine Art des Clymenien-Kalkes, mit der Kayser die Nehdener Form vereinigt hat, unterscheidet sich nach Gümbel’s Lobenzeichnung durch die stärkere Verlängerung der Extern- und Lateralloben, sowie nach einem Originalexemplar des Berliner Museums für Naturkunde durch Fehlen des Nabels. Goniatites umbilicatus Münster ist, wie Gümbel nachgewiesen hat, mit Aganides sulcatus (linearis) ident. Cheiloceras umbilicatum Sandb. ist auf das mittlere Oberdevon beschränkt und findet sich ausser bei Nehden in den Dolomiten von la Serre vererzt, sowie verkalkt in einem schwärzlichen Plattenkalk bei la Touriere. Eine Varietät, bei der der Nabel von Knoten umgeben ist, wird von E. Kayser (l. c. pag. 625) als var. nehdensis von Nehden beschrieben. 11. Cheiloceras globosum Graf Münster em. Beyrich. Taf. III, Fig. 4. 1832. Goniatites globosus, Münster: Planuliten und Goniatiten, pag. 21, Taf. IV, Fig. 4. Die von E. Kayser mit Cheiloceras umbilicatum vwerwechselte Art besitzt im Gegensatz zu dieser deutlich genabelten Form keine Einsenkung,?) sondern nähert sich der Form einer geschlossenen Kugel. Zunächst verwandt ist Cheiloceras oxyacantha, doch ist hier der Abstand des spitzen Seitenlobus von dem Externlobus viel grösser als bei Cherloceras globosum. Cheiloceras globosum ist die einzige Art der Gattung, welche in dem Clymenien-Kalk neu entsteht; alle übrigen Cheiloceren der obersten Devonhorizonte sind die seltener werdenden, aber un- verärderten Ueberbleibsel der im mittleren Oberdevon herrschenden Arten. 1) Neues Jahrbuch 1862, Taf. V, Fig. S. °) Der auf der Münster’schen Abbildung angegebene Nabel ist auf dem Originalexemplar in Wirklichkeit nicht vorhanden, sondern durch Präparation hervorgerufen. Beiträge zur Paläontologie Oesterreich-Ungarns. Bd. XIV. Io 74 Fritz Frech. [48] Die Art ist ausserordentlich selten; ich kenne nur das eine kleine fast bis ans Ende gekammerte Originalexemplar des Grafen Münster von Gattendorf (Museum für Naturkunde in Berlin), dessen systematische Stellung von E. Beyrich (im Gegensatz zu der Auffassung E. Kayser’s) berichtigt worden ist. = 12. Cheiloceras lagowiense Gürich. Taf. III, Fig. Sa, Sb. Cheiloceras lagowiense, Gürich: N. ]J., Beilageband XIII, 1900, Taf. XIV, Fig. 4, 5, pag. 344; stimmt, wie die reproducirten Figuren Gürich’s erkennen lassen, in der äusseren Form zum Verwechseln mit Cheiloceras curvispina überein. Auch die äussere Sutur ist sehr ähnlich, die innsre jedoch — wie das Lobenschema zeigt — gänzlich abweichend. Vor Allem ist der bogenförmige, breite, mit kleinen Spitzen versehene Antisiphonallobus von Cheiloceras curvispina bei der polnischen gleichalten Art_als kurze Spitze ausgebildet. Vorkommen: Mittleres Oberdevon (Sacculus-Bank) von Lago w bei Kielce, polnisches Mittelgebirge. Aganides (Montf. em.) P. Fischer. P. Fischer: Manuel de Conchyliologie, pag. 380. — Brancoceras, Hyatt 1884: Genera fos. Gephalopoda, pag. 325. — Prionoceras Hyatt (non Brancoceras Steinmann 1881): ibid, pag. 328. Den beiden Hyatt’schen Gattungen liegt dieselbe Art als »Typus« zu Grunde. Zu » Brancoceras« sulcatum Mstr. (= lineare Mstr.) gehört als Jugendform » Prionoceras« divisum Mstr., dessen Identität mit Goniatites linearis Mstr. schon Gümbel im Jahre 1862 (N. ]J., pag. 325) nachgewiesen hatte. E. Haug!) hat neuerdings angenommen, dass die beiden Gattungen, für deren erstere der Name Aganides mit Recht wieder eingeführt wird, durch die Länge der Wohnkammer verschieden seien: Aganides Ixion Holzapfel (Brancoceras) besässe eine kurze, Prionoceras (bisher Goniatites Belvalianus und sulcatus Mstr. — linearis Mstr.) eine lange Wohnkammer. Meine Annahme, dass auch Aganides (Goniatites Ixion und rotatorius) eine lange Wohnkammer besitzen, gründet sich zunächst nur auf ein Exemplar der ersteren Art (Coll. Frech), das eine an der Mündung stark zerbrochene Wohnkammer von circa ®/, Umgang aufweist. Vor Allem aber liegt mir eine mit der amerikanischen bis auf unbedeutende Unterschiede der Sutur?) übereinstimmende Art des europäischen Clymenien-Kalkes, Aganides Gürichi n. sp. vor, die zweifellos eine Wohnkammer von der Länge eines Umganges besitzt. Prionoceras und Brancoceras fallen also zusammen und sind hinter dem älteren Namen Aganides in die, Synonymik einzureihen. Die verwandtschaftlichen Beziehungen der etwa gleichzeitig im obersten Devon lebenden Arten von Sporadoceras und Aganides lassen sich graphisch in folgender Weise versinnbildlichen. Ganze Linien bezeichnen die sicher nachgewiesene, punktirte die wahrscheinliche Verwandtschaft: var. orbicularis Sporadoceras speudosphaericum Sporadoceras Muensteri — Sporadoceras subbilobatum N var. brachyloba Sporadoceras contiguum var. meridionalis Sporadoceras mammilliferum ....: Aganides lentiformis Sporadoceras cucullatum B RO : Sporadoceras subinvolutum Aganides Gürichi Subgen Paralytoceras. Aganides sulcatus Subgen. Prolobites 1) Etudes sur les Gonzatites, pag. 39 (Aganides), pag. 20 (Prionoceras). 2) Der Externlobus ist bei Aganides Ixion deutlicher flaschenförmig als bei Aganides Gürichi. Die Extern- sättel Jassen bei der ersteren Art einen grösseren Raum zwischen sich, als bei Aganides Gürichi, andererseits drängen sich die spitzen Seitenloben dichter aneinander, als bei der Form des C/ymenien-Kalkes. Endlich zeigt der Lateral- sattel von Aganides Ixion eigenthümlich winkelige Knickungen. Ueber devonische Ammoneen. [49] "PgeN wapeMm wu afeyag "aaauut 1op S[e 10SSQ1J [eIA sngo’T 1919SFna y un aafıypiuumun SD1990PVA0JS 190g DM "yooıg wns11oDydS "Sy SLmnarqgı1o "ıma yoruye uogoT "AJsw un? .Q - sD1990pvA0gS "T -njonuigns SD.990PmA0gS: "6 : S1ponN4 -opnas] SPA1990PrA0IS "9 14107suonzy m 2197suany SDA3I -apasusssny I9p me nu -op»Aods nz SurSiagen ‘zıny SYsnajerge] ‘y99Ig (sw madun —=) ‘Moyeusd sıseg ap ur (J2punı3 uayony sıppuorprıam "Ama um] "usw mngngong Kal Fa 19SurfI9A Uag0oT "USW 'L ‘yoey uaNaS) -DIONTIINS SDAAIOPDAOIS "S -qns sp1990PrAa0ogs "v7 1107Suanyy SD1390PrA107S "1 wnnSıuos SDAIIOPDAOIS :97P9punı99 m 7141111iiüibhhbh1g1gjkijkekttntirreeerr ll lt —— "Sıpurs -[[04 ‘ewyos spnafergeT] quopuo Aopueum UOA am yaıywaız ‘zyds zıny -U9KETUSNIS USZınY uaqoT ‘“Sruofusgiayds mu DgoNyopag rou "ma gapunıan) "'qpueg wunaaf wnjn]nond 1107suonpl SPA990p»AogSs "€ pam sw4ooopnA1ods; "8 SP4990p»A0ogS ‘O1 :Stungzgusgtayas Th — ————— : wIOFUSTeUOS : yoIpqey1a st :pusmopaqun SI sngopeaoye] u9AOSSHE sngoersper] us1assnE pun usauur sap palyos pun us1suur sop paryas -19Junuassoad) 19 -19JuNUOSSOAN AO Ser > we > 2 oaouur Aap spe Aodur] S1ossnE A1a9p Se A9durf sngojeaape] eaauur 12d y9IS]d uogolfersgeT] sngojfeasye] 219ssnp 19q -sngopanusapy ul _— usgojfelsyeT SAZ UN nn pun usgojferse T NZ (II pe) sea9090pexodg :Jaoyyoıopıo SIPq®L >puaSfor aıp yoınp pam sapıundpy pun sD.13090pp.1ods UoA usjıy ap Sunwwnsag Old 10* 76 Fritz Frech. [so] Aganides (= Prionoceras + Brancoceras) mit einem Laterallobus. A. Innere Lobenlinie mit einem B. Innere Lobenlinie mit Antisiphonal- und zwei Seitenloben: Antisiphonallobus: Gr ; er ET RE 5 Es 3. Aganides Gürichi n. sp. (nahe verwandt mit Aganides Ixion — — —) scheibenförmig, ohne Labialwülste. A | — [m ——— Galeate Nebenform mit kleinem Nahtlobus: 1. Aganides praecursor n. sp. 2. Aganides sulcatus Mstr. 4. Aganides lenti- (sonst wie Aganıdes sulcatus). — linearis Mstr., kugelig (zum formis. Theil abgeflacht) mit tief ein- geschnittenen Labialwälsten. Aganides Montf. em. Aganides praecursor nov. Sp. Taf. IH, Fig. 16a, b. Nur ein einziges kleines, bis ans Ende gekammertes Exemplar liegt von Nehden bei Brilon vor. Dasselbe unterscheidet sich bei aller sonstiger Aehnlichkeit von Aganides sulcatus durch das Fehlen der inneren Seitenloben. Der Antisiphonal ist ziemlich breit und wahrschemlich tiefer als bei Aganides sulcatus, bei dem zwei innere Seitenloben mehrfach beobachtet wurden. Auch äusserlich unterscheidet sich die neue Art durch rascheres Wachsthum bei gleicher Dicke, wie besonders der Vergleich mit Taf. III, Fig. 19 zeigt. Das einzige Exemplar befindet sich in Museum für Naturkunde, Berlin. Durch die Auffindung dieser ausserordentlich seltenen Zwischenform wird ein vollständiger Uebergang zwischen Cheiloceras und Aganides nachgewiesen: a) die Gruppe des Cheiloceras subpartitum zeigt eine geradlinige Innensutur; b) die Gruppe des Cheiloceras curvispina zeigt eine flach bogenförmige oder durch kurzen spitzen Antisiphonallobus unterbrochene Innensutur; a) und 5) haben einen kurzen Externlobus; c) Aganides praecursor (isolirte Art) zeigt langen Externlobus und einen tiefen Antisiphonallobus ; d) die Gruppe des Aganides sulcatus zeigt zwei innere Seitenloben neben dem tiefen Antisiphonal- lobus. Hierher Aganides Gürichi Frech, I/xion Hall, rotatorius Kon. sp., ornatissimus Kon. SD SSTWZ Es bedarf keines Hinweises, wie gut die allmälige Complication der Lobenlinie mit der geologischen Aufeinanderfolge übereinstimmt. Cheiloceras (a, b) besitzt seine Hauptverbreitung im mittleren Oberdevon und entsendet Ausläufer in den Clymenien-Kalk. Die Zwischenform (c) findet sich — wie alle Zwischen- formen — als grosse Seltenheit im mittleren Oberdevon. Die typischen Formen Aganides sulcatus und Gürichi erscheinen häufig im obersten Devon und entsenden Ausläufer in das unterste Carbon, deren Unterschiede oft ausserordentlich gering sind (Aganides Gürichi, bezw. Aganides Ixion und rotatorius). Aganides Gürichi n. Sp. Taf. III, Fig. 22, vergl. ibid. Fıg. 19 und Textbild pag. "77. — Goniatites simplex oder retrorsus auct. (non. v. B.). Die sehr gross werdende, im Alter flach scheibenförmige Art wurde bisher meist mit Aganides sulcatus verwechselt. Ich beschreibe dieselbe als besondere Art, vor Allem weil die Labialwülste von Aganides sulcatus so gut wie gänzlich fehlen. (Ganz flache, auf den Schalenrücken beschränkte Einsenkungen sind bei einigen Exemplaren vorhanden.) Das Fehlen der nicht zu übersehenden vollstän- [51] Ueber devonische Ammoneen. ST SI digen Furchen hat bisher vielfach Veranlassung gegeben, die Art als »Goniatites retrorsus« (E. Kayser, E. Tietze) zu bezeichnen.) Die Sutur jugendlicher Exemplare stimmt vollkommen mit Aganides sulcatus überein und die Form des Gehäuses ist nicht sonderlich von dieser Art verschieden. Bei zunehmendem Alter wird die Schale fach und der Laterallobus schmal und sehr spitz. Ich kenne die Art — die allgemein verbreitet sein dürfte — als ziemlich häufige Erscheinung bei Cabrieres (la Serre) und Ebersdorf. Fig. 32. Aganides (= Brancoceras auct). a, Aganides Gürichi. Ausgewachsene Exemplare. Frech !J;. Oberer Clymenienkalk. La Serre, Cabrieres leg. Frech Coll. Frech. a, Desgl. Querschnitt eines ausgewachsenen, in der Grösse mit a, übereinstim- menden Exemplars, dessen Sipho etwas asymmetrisch liegt. Ebersdorf in Schlesien. Breslauer Mus. az... Combinationsfigur: a, äussere Lobenlinie eines jüngeren Exemplars von Aganides Gürichi (schwarz ausgetuscht). Innere Lobenlinie eines entsprechend grossen Exemplars von Aganides sulcatus Mstr. (ein- fache Linie). Beide von La Serre bei Cabrieres, leg. Frech. a, a, Aganides Gürichi von Ebersdorf. Aeussere Lobenlinien zweier kleineren Exemplare in nat. Grösse. Mus. Breslau. b Aganides sulcatus Mstr. sp. Querschnitt eines ausgewachsenen, kuge- ligen Exemplars. Flachere, nicht selten vorkom- mende Stücke derselben Art unterscheiden sich von Aganides Gürichi stets durch Besitz von vollstän- digen, wohl ausgeprägten Labialwülsten (Taf. III, Fig. 19, 22). Ebersdorf. Mus. Breslau. c Aganides Ixion Hall. Unterstes Carbon (Kinderhook-Schichten) Rockford, Indiana. Breslauer Mus. !/,. Sämmtliche Querschnitte und Lobenlinien sind in natürlicher Grösse ausgeführt. ee Aganides lentiformis Sandb. sp. em. Gürich. Taf. III. Fig. 5, Taf. IV, Fig. 17, Textbild pag. 79. Brancoceras lentiforme, Gürich: N. J. Beil-Bd. XII, pag. 347, Taf. XIV, Fig. 1-3. Die interessante Art ist von Gürich eingehend studirt und beschrieben worden. Die Abbildung wurde hier wesentlich deshalb reprodueirt, um die Convergenz der galeaten Form mit Tornoceras acutunmn, Cheiloceras acutum etc. zu veranschaulichen, 1) Die in Breslau befindlichen Originalexemplare Tietze’s stimmen in der äusseren Form des Gehäuses allerdings mit Tornoceras simplex (= retrorsus auct.) überein und konnten umso eher verwechselt werden, als die Sutur meist unsichtbar ist. Das Kayser’sche Original des Goniatites simplex vom Enkeberg zeigt hingegen den langen Externlobus und den spitzen Seitenlobus von Aganides in voller Deutlichkeit. Nur die Species- bestimmung (sulcatus oder Gürichi) ist hier wegen schlechter Erhaltung der Aussenseite nicht ganz sicher. -g Fritz Frech. [52] Auf der Zusammenstellung der Lobenlinien wird ausserdem noch die Sutur eines erwachsenen Exemplars nachgetragen, das wegen der Andeutung eines Nahtlobus interessant ist. Die unmittelbar daneben stehende Sutur von Sporadoceras mammilliferum zeigt diesen Nahtlobus zum zweiten Seitenlobus umge- wandelt. Der Uebergang: der beiden Gattungen ist noch weit davon entfernt, vollständig zu sein; aber man -sieht doch den Weg, auf dem derselbe sich vollzogen hat (pag. 79.a). Vorkommen: Mittleres Oberdevon (Sacculus-Bank) bei Lagow, Polnisches Mittelgebirge, ziemlich häufig (14 Exemplare) und am Enkeberg bei Brilon selten (6 Exemplare). Prolobites Karpinski. Kleine, sehr solid gebaute Schalen von niedergedrückter Form mit kragenförmig abgesetztem Mündungs- rand. Externlobus lang, der Seitensattel zwischen der zugespitzten Form von Aganides und dem nur ange- deuteten Bogen des älteren Tornoceras schwankend. Ein Antisiphonallobus!) vorhanden. Clymenien-Kalk, eine Art und eine Varietät. Die Aehnlichkeit der Schalenform, der reducirten Sutur und der Labialwülste mit Zobites pisum (St. Cassian) ist augenfällig. Prolobites delphinus Sandb. em. Frech. Taf. IV, Fig. 18. Goniatites bifer var. delphinus, Sandberger: Versteinerungen des rheinischen Schichtensystems in Nassau. Taf. IX, Fig. 5. » delphinus, Kayser: Zeitschr. d. geol.- Ges. 1873, pag. 615, Taf XX, Fig. 4. Die Widerstandsfähigkeit der kleinen Schalen, in denen etwa ein kräftiger Labialwulst aut einen Umgang entfällt, ergibt sich daraus, dass °/, aller gefundenen Exemplare den Mündungsrand besitzen. Auf die Solidität der Schale ist auch wohi die Rückbildung der Sutur zurückzuführen, deren Complication be- sonders bei älteren Formen als ein Mittel zur inneren Verstärkung des Gehäuses anzusehen ist. Fig. 33. Prolobites delphinus Sandb. sp. Ar a a, b var. nov. atava, c, d Typus der Art. Unt. j Clymenienkalk. Enkeberg b. Brilon. a, d Mus. Bere Breslau. b,c Vom Verf. gesammelt. !/,. Die Reihe a N s soll die ungewöhnliche Variabilität der beiden EAN IR b letzten Kammerscheidewände veranschaulichen, V N Diese Veränderlichkeit ist nur z. Th. durch die ER AL? e Lage sr (punktixt aupra benen) Labialwülste SZ NV (b-d) bedingt, im Wesentlichen aber als Atavis- = mus (a, b) zu deuten. Die Schalenform ist überall d dieselbe. Aehnlich wie die Cheiloceras-Arten der Nehdener Schichten (Cheiloceras planilobum—oxyacantha) zeigt auch die zur gleichen Formenreihe gehörige Gattung Prolobites grosse Variabilität der Lobenlinie. Der lange tutenförmige Externlobus verweist allerdings auf die nahe Verwandtschaft mit Aganides, aber der Seitenlobus zeigt, wie die Abbildungen erkennen lassen, eine zwischen Aganides sulcatus und Aphyllites oder Tornoceras circumflexiferum schwankende Beschaffenheit.) Die Form des Seitenlobus unterliegt sogar bei demselben Individuum (b) beträchtlichen Schwankungen, die zum Theil durch die Lage 1) Innere Seitenloben fehlten wahrscheinlich nicht. (Sandb., 1. c. Taf. IX, Fig. 5c.) 2) Die verschiedenen Angaben E. Kaysers der dem Goniatites delphinus zuerst .(1873) eine Anarcesten ähnliche später (1899) eine an Goniatites sulcatus erinnernde Sutur zuschrieb, sind hiernach zu berichtigen, be- ziehungsweise zu präcisiren. [53] Ueber devonische Ammoneen. 79 auf dem Labialwulst, zum Theil durch den niedergedrückten, kapuzenförmigen Schalenumriss bedingt sind. (Siehe die Lobenzeichnungen.) Ich glaube vorläufig — trotz der grossen Verschiedenheit der Endglieder — keine Arten, sondern Varietäten annehmen zu sollen: I. Die an Aganides sulcatus erinnernden Formen (Abb. c, d) bezeichne ich als die typische Art. 2. Die Exemplare mit rückgebildeten Sutur (a, db) bezeichne ich als var. atava. Beide Formen kommen zusammen, und zwar ziemlich häufig am Enkeberg bei Brilon vor. Ausserdem sammelt sich am Klein-Pal in den Karnischen Alpen ein einzelnes kleines Exemplar, dessen Lobenlinie nicht freigelegt werden konnte. Sporadoceras Hyatt em. Frech. — Sporadoceras Hyatt — Dimeroceras Hyatt + Discoclymenia Guembel, pag. 57. Wohnkammer länger als ein Umgang, Mündungsrand und Anwachsstreifen geradlinig. Zwei spitze äussere Lateralloben, ein Antisiphonal- und je ein innerer Seitenlobus stets vorhanden. Kammerscheidewände convex. Mittleres und besonders oberes Oberdevon. Fig. 34. a Aganides lentiformis Sandb. em. Gürich. Mittl. Oberdevon, Lagow 04 | b Kielce, Polnisches Mittelgebirge. a, Junges Exemplar °/,. as, Er- 7 N ! wachsenes Exemplar !/, mit der Andeutung eines zweiten Seitenlobus. d, SINE b Sporadoceras mammilliferum Sandb. sp. (Dimeroceras auct.) Unt. Clymenienkalk, Enkeberg bei Brilon. Ges. vom Verfasser !/.. b ANA c Sporadoceras Muensteri L. v. B. c, Sacculus-Bank (mittl. Ober- \N Ve Syn €, devon), Lagow bei Kielce. Coll. Gürich. Vollständige Sutur. Y A Ca,a3 Ob. Clymenienkalk, La Serre bei Cabrieres. cs, Normale Sutur, IV j 2 C; zeigt links die Sutur, rechts den medianen Schnitt an dembelben | Exemplar !/,. Vergl. Taf. IV, Fig. 13a b. d Sporadoceras Muensteri L. v. B. var. nov. brachyloba. Unt. d a Clymenienkalk, Enkeberg bei Brilon. Museum Halle. a) = Sporadoceras zeigt im Lobenbau nicht unerhebliche Verschiedenheiten je nachdem: 1. die zwei seitlichen Loben gleich sind (Gruppe des Sporadoceras Muensteri, Taf. III, Fig. 13 a, b). 2. der extern gelegene Seitenlobus kleiner ist (Gruppe des Sporadoceras subbilobatum Mstr.) 3. der extern gelegene Seitenlobus grösser ist (Gruppe des Dimeroceras mammilliferum Sdb.) 4. die Sättel zugespitzt sind und ein Adventivlobus vorhanden ist (Sporadoceras cucullatum L. v. B. — Haueri Mstr. — Discoclymenia Gümb.). Die Bestimmung der zehn verschiedenen Arten und Varietäten von Sporadoceras wird durch die vorstehende Tabelle, die Abbildungen (Taf. III, Fig. 13, 15, 17 und ff.) und Lobenzeichnungen erleichtert. Die Bibliographie der beiden wichtigsten, in der vorliegenden Uebersicht je einer Gruppe ent- sprechenden Arten des Sporadoceras Muensteri L. v. B. und des Sporadoceras subbilobatum (2) ist von so Fritz Frech. A [54] Crick und Foord in dem bekannten Cephalopodenkatalog des Britischen Museums (III, pag. 129, bezw. 130) ziemlich erschöpfend zusammengestellt. Es kann auf diese Uebersicht mit dem Bemerken verwiesen werden, dass Sporadoceras contiguum Mstr. jedenfalls als Art und Sporadoceras orbiculare Mstr. eventuell als Varietät von Sporadoceras Mwuensteri wieder abzutrennen sind. Der Formenreichthum ist bei Sporadoceras grösser als bei den verwandten Gattungen Aganides und Cheiloceras, da zu der durch die Schalenform und die — zumeist fehlenden — Labialwülste bedingten Verschiedenheiten noch die mannigfache Ausbildung der Sutur hinzutritt. Bei Sporadoceras ist ein enger Zusammenhang zwischen geologischer und geographischer Verbreitung insofern zu beobachten, als die Hauptvertreter der beiden wichtigsten Gruppen, Sporadoceras Muensteri und subbilobatum, schon im mittleren Oberdevon als grosse Selten- heiten!) erscheinen. Im Clymenien-Kalk besitzen beide Arten die grösste horizontale Verbreitung und relative Häufigkeit an den einzelnen Fundorten, während die später differenzirten Arten seltene Erscheinungen oder Local- formen sind. So findet sich Sporadoceras Muensteri var. orbicularis nur im Fichtelgebirge, var. brachy- loba nur am Enkeberg: bei Brilon, Sporadoceras subbilobatum var. meridionalis findet sich — allerdings häufig — aber nur bei Cabrieres, Sporadoceras pseudosphaericum nur (als Seltenheit) am Enkeberg. Von der Gruppe des Sporadoceres mammilliferum kommt die namengebende Art nur in West- deutschland, Sporadoceras subinvolutum nur im Fichtelgebirge vor, während Sporadoceras contiguum (der nahe mit Sporadoceras Muensteri verwandt ist und vielleicht genetisch besser hier anzuschliessen wäre) grössere Verbreitung besitzt: Fichtelgebirge, Ebersdorf (Gr.-Glatz), Enkeberg bei Brilon und Cabri£res. Sehr eigenthümlich ist die weite Verbreitung des mit complicirterer Lobenlinie versehenen Spora- doceras cucullatum, der an weit auseinanderliegenden Punkten, bei Ebersdorf, in den Ostalpen (Klein- Pal) und bei Cabrieres als grosse Seltenheit je in ein oder zwei Exemplaren gefunden wurde. Hingegen ist die eigenartige, zunächst an Sporadoceras subinvolutum einschliessende Untergattung Paralytoceras bisher nur in Schlesien gefunden worden. Bemerkenswerth ist die theilweise Convergenz, welche die Sutur von Sporadoceras und Gastrio- ceras erkennen lässt. Vergleicht man die Suturen von Sporadoceras Muensteri mit den (Leth. palaeoz., pag. 473) zusammengestellten Lobenlinien der jungpaläozoischen Gastrioceren, so ergibt sich, dass 1. die dreispitzige Innensutur von Gastrioceras Jossae ganz mit Sporadoceras Muensteri übereinstimmt; 2. dass die äusseren Seitenloben von Gastrioceras Fedorowi dieselben sind wie bei der ober- devonischen Art. Der Unterschied der Lobenlinie besteht ausschliesslich in der nach aussen gewandten Siphonaldute von Gastrioceras. i Ueber die einzelnen Arten ist nur wenig zu bemerken: 2. Sporadoceras Muensteri L. v. B. var. orbicularis Mstr. Goniatites orbicularis, Graf Münster: Ueber Planuliten und Goniatiten, pag. 26, Taf. V, Fig. 4. Der kugelige Umriss der Varietät stimmt mit dem pag. 77 abgebildeten Querschnitt von Aganides sulcatus überein, während die Sutur sich nicht von Sporadoceras Muensteri s. str. unterscheidet. Ausgewach- sene Exemplare der typischen Form halten etwa die Mitte zwischen kugeligem und scheibenförmigem Quer- schnitt (Taf. III, Fig. 13 ab). Die vorliegende Form dürfte am besten als Varietät von Sporadoceras Muensteri anzusehen sein und ist in ihrem geographischen Vorkommen auf die Fundorte des Fichtelgebirges beschränkt. 3. Sporadoceras Muensteri L. v. B. var. nov. brachyloba. Testbild 34d. (Synonymik der typischen Art bei Crick and Foord: Cat. Foss. Ceph. Brit. Mus. III, pag. 129.) Eine nur am Enkeberg bei Brilon vorkommende Varietät unterscheidet sich von der ebenfalls dort vorkommenden Hauptform durch geringere Länge der beiden Seitenloben. Dieselben sind nur !/, bis Y, 1) Beide kommen nach Gürich in der »Sacculus-Bank« (mittleres Oberdevon) von Lagow bei Kielce vor, Sporadoceras subbilobatum ausserdem noch im mittleren Oberdevon von La Touri£ere bei Cabrieres. [55] Ueber devonische Ammoneen. Sı kürzer als die Loben bei gleich grossen Exemplaren der Hauptform. Ausserdem ist der äussere Lateral- lobus hakenförmig eingekrümmt und die Schalenform bei ausgewachsenen Exemplaren flach-scheibenförmig. Die wenigen Exemplare, welche die Kennzeichen stets in gleicher Weise erkennen lassen, befinden sich in den Museen zu Breslau und Hallea. S. Fig. 35. Suturen der 5 Sporadocerasarten des oberen Clymenienkalkes. a Sporadoceras pseudosphaericum Frech. Enkeberg bei Brilon, leg. Frech, Coll. Frech. b,—, Sporadoceras subbilobatum Mstr. var. meridionalis Frech. Lobenentwicklung aus drei verschiedenen Altersstadien. Ob. Clymenienkalk, La Serre bei Cabrieres, leg. Frech, Coll. Frech. c Sporadoceras subbilobatum Typus Gattendorf bei Hof, E. Coll. Graf Münster. d Sporadoceras contiguum Mstr. '/,. d, Schübelhammer (Coll. Frech), dg Ebersdorf (Mus. Breslau). Ob. Clymenienkalk. e Sporadoceras Muensteri L. v. B. Loben- linie des grössten mir bekannten Exemplars, oben mit Ansätzen einer jüngeren, nicht mehr zur Ausbildung gelangten Kammerwand. La Serre bei Cabrieres. Ob. Clymenienkalk, leg. Frech, Coll. Frech. Sämmtlich aus dem Clymenienkalk und in !/, abgebildet. 5. Sporadoceras subbilobatum Mstr. var. nov. meridionalis. Taf. III, Fig. 21 (Lobenlinie Fig. 35 b,—b;). (Synonymik der typischen Art bei Crick and Foord: Cat. Foss. Cephal. Brit. Mus. III, pag. 130. Die bisher nur bei Cabrieres gefundene Localform besitzt, wie die Vergleichung mit der 1ypischen, in Deutschland heimischen Art zeigt, einen sehr kleinen, äusseren Seitenlobus, der nicht grösser ist als der Adventivlobus von Sporadoceras cucullatum. Bei der typischen Art ist der äussere Seitenlobus grösser und etwas flacher. Schwache, auf den Rücken beschränkte Labialwülste wurden bei grösseren Exemplaren beobachtet. Die Varietät findet sich auf der Höhe la Serre bei Cabrieres häufiger als irgend eine andere Ammoneen-Form. Anmerkung: Goniatites bifer Phill.: Pal. Foss. Cornwall ete., London 1841. Taf. XLIX, Fig. 230, ist wahrscheinlich mit der neuen Varietät ident. Doch ist auf Grund der Abbildung, die ein abgeriebenes Exemplar darstellt, keine sichere Entscheidung ohne Vergleich des Originals möglich. Dasselbe gilt für Sandberger's Gomiatites bifer, 1. c. Taf. IX, Fig. 4. Beiträge zur Paläontologie Oesterreich-Ungarns, Bd. XIV. II 82 Fritz Frech. [56] 6. Sporadoceras pseudosphaericum n. sp. Taf. III, Fig. 20. Während Sporadoceras subbilobatum eine flache, im Alter rasch an Höhe zunehmende Schale besitzt, bleibt Sporadoceras pseudosphaericum kugelig und erinnert im Aeusseren durchaus an Glyphyoceras sphaeri- cum. Der äussere Seitenlobus ist klein wie bei var. meridionalis, beide Seitenloben sind fast vollkommen gleichschenkelig, während der grössere Seitenlobus bei Sporadoceras subbilobatum sichelförmig gekrümmt er- scheint. Die Kugelgestalt ist schon bei ganz jungen Exemplaren deutlich ausgeprägt. Sehr selten am Enkebere bei Brilon (Museum Halle und Sammlung des Verfassers). 7. Sporadoceras contiguum Mstr. (Lobenlinie d‚—d,, pag. SI.) Goniatites contiguus, Grt. Münster: Ueber Gomiatiten und Planuliten pag. 26, Taf. III, Fig. 8. — Beitr. I, 2. Ausg,, pag. 20, Taf. IIIa, Fig. S. Die abgeflachten Seiten der ziemlich gross werdenden Art erinnern an Sporadoceras subbilobatum ; das Grössenverhältnis der Loben ist umgekehrt wie bei der genannten Art: der äussere Seitenlobus ist erösser als der innere (siehe die Zusammenstellung, pag. 81) und der Externsattel ist besonders breit. Diese Eigenthümlichkeit ist schon bei jüngeren Exemplaren deutlich sichtbar. Sporadoceras contiguum ist im Clymenien-Kalk weit verbreitet, aber nirgends häufig: Ebersdorf bei Glatz, Fichtelgebirge, Enkeberg bei Brilon und Cabrieres. 8. Sporadoceras mammilliferum Sandb. (»Dimeroceras« Hyatt). Taf. III, Fig. 18, Sutur b, pag. 79. Goniatites mammillifer, Sandberger: Versteinerungen des Rhein. Schichtensystems in Nassau, pag. 70, Taf. V, Fig. 5. Die äussere fast scheibenförmige Gestalt ausgewachsener Exemplare ist ebenso wie die Grundlage der Sutur dieselbe wie bei der vorher beschriebenen Art. Jedoch sind die Seitenloben kürzer und schmäler, der Externsattel kleiner und der erste Lateralsattel breiter als bei Sporadoceras contiguum. Schmale, wenig ausgeprägte Labialwülste wurden bei dieser bisher nur bei Oberscheld und am Enkeberg gefundenen, hier aber gar nicht seltenen Art beobachtet. Ein Blick auf die mannigfache Entwicklung der Sutur von Sporadoceras zeigt, dass man entweder Sporadoceras Muensteri, subbilobatum, mammilliferum und cucullatum je als Vertreter einer »Gattung« ansehen oder zu einer natürlichen Gruppe vereinigen muss. 9. Sporadoceras subinvolutum Mstr. sp. Taf. II, Fig. 17. Goniatites subinvolutus, Mstr.: Beitr. I, Tat. XVII, Fig. 2, pag. 23. Lobenlinie und gradliniger Verlaut der Anwachsstreiten weisen der Art ihre Stellung neben dem vollkommen involuten Sporadoceras mammilliferum an; der augenfälligste Unterschied ist der weite, an Anarcestes lateseptatus erinnernde Nabel. Abgesehen hiervon zeigt die Art eine interessante Convergenz der Lobenlinie mit Gephyroceras, insbesondere Gephyroceras Hoeninghausi v. B. (= lamellosum Sdb.) Auf Grund dieser Aehnlichkeit der Lobenlinie hat Gümbel die gut charakterisirte Art mit Goniatites intumescens identificirt. (N. J. 1562. pag. 324.) Ausser dem grossen, auf der Münster’schen, oben citirten Abbildung dargestellten Stück (München) kenne ich nur noch ein kleineres, auf Figur 17 abgebildetes Exemplar im Musem für Naturkunde (Berlin), das ebenfalls aus der Sammlung des Grafen Münster stammt. Beide sind bei Gattendorf in grauem Clymenien-Kalke gefunden worden. [57] Ueber devonische Ammoneen. 83 10. Sporadoceras cucullatum L. v. Buch sp. Taf. III, Fig. 15. 1839. Goniatites cucullatus, ü en erste Täters: Bay Buch. Weber Fig. 36. 5 Goniatiten und Cly- N menien in Schlesien, Fig. 4. a 1840. Goniatites Haueri, Münster:Beitr. Ill, pag. 109, Taf. XVI, sattels geben der Art eine MN b er gewisse Sonderstellung. i \ Jedoch schliesst sich die ! Anordnung der Sutur nahe \ \ d [8% ! an Sporadoceras conti- er ce guum an. Der breite ig. IO. \ iR: nn \ xt ttel di 1863. Clymenia Haueri (Dis- \ Ex Be dieser ae wird coclymenia), Güm- durch einen Adventivlobus bel: Paläontogr. XI, getheilt und der in der Taf. XXI, Fig. 5, Jugend runde Lateralsattel pag. 75. (Fig. d) erscheint bei er- 1862. Goniatites hercynicus, z er wachsenen Exemplaren zu- Gümbel: Neues i ? Jahrbuch, pag. 323, Sporadoceras cucullatum L. v. Buch sp. —-Gonza- sb We = = Taf. V, Fig 34. tites hereynicus Gümb. — Clymenia Haueri (Mstr.) unsere Form eine Serie 1873. Clymenia cucullata, Gümb. a, b Querschnitt und Lobenlinie des von weiter differenzirter Arten E.Kayser:Zeitschr. Ebersdorf stammenden Originalexemplars L. v. anschlösse, würde man deutsche geolog. Ge- Buch’s (Mus. für Naturkunde, Berlin) !/;. ce Loben- mit ihr eine neue Gattuns sellschaft, Bd. >25, linie des kleineren, Taf. III, Fig. ı5 abgebildeten beefiınen Ikasen: &o a pag. 614 (Anm.). Exemplars, La Serre bei Cabrieres. d Vergrösser- z Re R : 1884. E. Beyrich, Zeitschr. tes Schema eines 8 ınm hohen Umgangs von dem a = Sn nur een. deutsche geolog. Ge- Originälexemplar des Goniatites Hauer! Münster. vereinzelte Art. sellschaft. pag. 218. Ob. Clymenienkalk von Schübelhammer im Fichtel- Die Art ist im Die Ausbildung gebirge (Mus. für Naturkunde, Berlin). Clymenien-Kalk weit ver- eines Adventivlobus und breitet, aber überall selten Ebersdorf (L. v. Buch’s Original), Schübelhammer, Saalfeld, (Münster’s und Gümbel’s Originale): Klein-Pal, Karnische Alpen und Cabri£res (an beiden Orten vom Verfasser gesammelt). Paralytoceras nov. subgen, Sculptur wie bei Lyfoceras fimbriatum;, Schale evolut, Umgänge nur wenig umhüllend. Sutur, (unvollkommen bekannt) aus einem spitzen Seitenlobus und einem Nahtlobus bestehend. Ciymenien-Kalk, eine Art. Sporadoceras (Paralytoceras) crispum Tietze sp. Taf. III, Fig. 14. Clymenia crispa, Tietze: Ebersdorf, Paläontogr. XIX (1870), pag. 135, Taf. XVI, Fig. 12. Der Verlauf der Sculptur, welche nicht — wie bei sämmtlichen Clymenien — eine externe, rück- wärts gerichtete Ausbuchtung, sondern eine vorwärts gerichtete Biegung zeigt, weist der Art ihre Stellung bei den Cheiloceratiden an. Die typische Frmbriaten-Sculptur (die der Arieten-Form von Pseudarietites vergleichbar ist) würde ferner hinreichen, um eine selbstständige systematische Stellung zu rechtfertigen. Ein Ansatz zu einer derartigen Sculptur, die Kräuselung (crispus) der geradlinigen Anwachsstreifen ist bei Aganides sulcatus (Taf. III, Fig. 19) zu beachten. Das Wenige, was von der Sutur an dem einen Originalexemplar E. Tietze’s beobachtet wurde (siehe Diagnose), stimmt in der Anlage im Wesentlichen mit Sporadoceras subinvolutum (Taf. III, Fig. 17) überein: - Der grosse spitze Seitenlobus zeigt übereinstimmende Form, der innere Ast des zweiten (oder Naht-)Lobus ist bei Paralytoceras auf die Innenseite übergegangen, bei Sporadoceras subinvolutum in dem weiten Nabel sichtbar. Innensutur und Exteruseite von Paralytoceras konnte nicht freigelegt werden. ı1* S4 Fritz Frech. [55] Die einzige Art findet sich als Seltenheit im Clymenien-Kalk von Ebersdorf. Die beiden Originale E. Tietze’s — die einzigen bisher bekannt gewordenen Exemplare — liegen im Museum für Naturkunde und der Sammlung: der geologischen Landesanstalt in Berlin. Ueber den Zusammenhang von Sporadoceras und Glyphioceras. Fig. 37. a Glyphioceras Oweni Hall. Unterstes Carbon (Kinderhook) greup) Rinder- hook, Indiana !/,. Vollständig abgewickelte Lobenlinie, Mus. Breslau. b Glyphioceras sphaericum Sow. mut. nov. asturica Frech !/,. Unterstes Carbon (Marbre griotte). Narranco, Asturien (leg. Barrois, Coll. Frech). mw d cı Glyphioceras sphaericum Sow. Typus !/,. Obere Zone des Untercarbon. Original Sowerby’s. Nach Crick und Foord. c, ist ein jüngeres Exemplar % mit gerundetem Aussensattel. Derartige Altersunterschiede (vergl. auch 1 E Fig. e, e,) dürfen nicht als Speciesmerkmale angesehen werden. Bi c, Desgl. von Grund (Mus. Breslau) grösseres Exemplar mit spitzem Aussensattel. d Glyphioceras obtusum Sow. Kohlenkalk, Kildare, Irland !/,. (Orig. Bres- | d lauer Museum.) N e Glyphioceras subglabrum Holzapfel (Pericyclus) Unterstes Carbon, Erd- bach. e, Lobenlinie eines ausgewachsenen Stückes derselben (?) Art vom gleichen Fundort Y,. Original im Breslauer Museum. SG 2 &,2 Loben junger Exemplare nach Holzapfel. we Die Formen mit winkeligen Sätteln (Goniatites E. Haug) durchlaufen in der Suturentwicklung ein Stadium mit runden Sätteln (Fig. cı, €, €), in welchen sie mit den Formen mit definitiven runden Sätteln (G/yphioceras E. Haug = Fig. a, d übereinstimmen. Dieser Verschiedenheit der Entwicklung kann kaum systematische Bedeutung zugeschrieben werden. An dem unmittelbaren genetischen Zusammenhang von Sporadoceras und Glyphioceras!) dürfte nach Vergleich der abgebildeten Suturen Niemand zweifeln. Enthalten doch bei der vollkommenen Ueber- einstimmung von Schalenform, Sculptur und Wohnkammerlänge die Suturen die einzigen Unterschiede zwischen den geologisch unmittelbar aufeinander folgenden Gattungen. Gleichzeitig ergibt sich aber die ausserordentliche Schwierigkeit, eine bestimmte Art als Vorfahren zu bezeichnen. Der Charakter des seitlichen Theiles der Sutur stimmt z. B. bei Sporadoceras cucullatum — Haueri Mstr. sp. am besten mit Glyphioceras subglabrum und sphaericum mut. asturica überein. 1) — Glyphioceras (Hyatt) E. Haug + Goniatites (de Haan) E. Haug; de Haan begründete IS25 in seinem Buch: Monographiae Ammoniteorum et Goniatiteorum, pag. 159, die Gattung Goniatites auf die carbonischen Arten Goniatites sphaericus und striatus, für diese Gruppe, die Carbonarii Beyrich’s oder die Familie Glyphioceratidae Hyatt ex parte dürfte eventuell der Name Goniatites s. stricto beizubehalten sein (E. Haug). Allerdings würde diesem Vorschlage die Thatsache widersprechen, dass die Bezeichnung »Goniatites« allgemein in erweitertem Sinne — für die Mehrzahl der paläozoischen Ammoneen — verwendet worden ist. Eine neuerliche Beschränkung auf eine engere Gruppe würde also der Klarheit der Nomenclatur nicht förderlich sein. [59] Ueber devonische Ammoneen. 85 Der Externtheil zeigt hingegen mehr Uebereinstimmung bei Glyphioceras sphaericum s. str. und Spora- doceras subbilobatum. Die runden Sättel von Glyphioceras obtusum stimmen endlich mit Sporadoceras pseudosphaericum vollkommen überein, während die Grössenverhältnisse _ des Externlobus der devonischen Arten am meisten an Glyphioceras sphaericum erinnern, dessen Externlobus das winzige Gebilde von Glyphioceras obtusum an Ausdehnung übertrifft. Auch die Schalenform stimmt bei Glyphioceras sphaericum und Sporadoceras ‚pseudosphaericum überein. Offenbar sind unsere Kenntnisse noch keineswegs ausgebreitet genug, um mit Sicherheit eine be- stimmte Sporadoceras-Art als Wurzel der carbonischen Formen ansprechen zu können. Da fast alle verglichenen Glyphioceren aus der höheren Stufe des Untercarbon stammen und Formen mit runden Sätteln aus der tiefen Zone des Glyphioceras princeps kaum (Fig. 37«) bekannt sind, lässt sich die Lücke unserer Kenntnis ganz genau angeben. B. Allgemeiner Theil. I. Ueber die Entwicklung der devonischen Ammoneen. 1. Ueber Unterscheidungsmerkmale devonischer Ammoneen. Zu den beständigsten Merkmalen der devonischen Goniatiten gehören zweifellos: 1. die Form der Sculptur und des Mündungsrandes (Peristom), 2. die Länge der Wohnkammer. Doch lassen auch diese Kennzeichen innerhalb einheitlicher Stämme (Familie oder Phylum!) Ab- weichungen erkennen. Man könnte aus dem Umstande, dass ich bei der Gruppirung der devonischen Goniatiten die Sceulptur und den Mündungsrand in den Vordergund stelle, den weiteren Schluss ziehen, dass dieses Merkmal auch später zu bevorzugen sei. Doch beweist die eigenthümliche Convergenz von Glyphioceras reticulatum (Obercarbon, Leth. palaeoz., Taf. XLVId, Fig. 7), dass ein im Devon constantes Merkmal bereits in der folgenden Formation fliessend werden kann. Lobenlinie, Spiralsculptur und Form des Gehäuses lassen keinen Zweifel über die Gattungsbestimmung von Glyphioceras reticulatum aufkommen. Jedoch zeigt die An- wachsstreifung und die Form der Mündung eine unverkennbare Annäherung an die im Devon ausgestorbenen Tornoceren aus der Gruppe des Tornoceras undulatum und auris. Das wäre ein Fall von Convergenz ungleich alter Formen (siehe unten), deren bekanntester das Ceratiten-Stadium der cretaceischen Amaltheen oder die Goniatiten-Form des jurassischen Agassiceras und Morphoceras darstellt. Am eigenthümlichsten ist die Ausbildung einer mit Ceratites semipartitus über- einstimmenden Form in dem alttriadischen Aspidites der Salzkette. Nur die möglichst gleichmässige Berücksichtigung aller Merkmale und des Ausmasses ihrer all- mäligen Veränderungsfähigkeit gibt eine natürliche Grundlage für Systematik und Stammesgeschichte. Dabei kann der Werth desselben Merkmales in den verschiedenen Perioden ganz verschieden sein: Dia Dyas-Ammoniten besitzen in ihrrer Sutur scharfe und gute Unterscheidungsmerkmale, bei den Devon-Goniatiten führte die einseitige Berücksichtigung der Lobenlinie zuweilen zum Zusammenwerfen hete- rogener Dinge (Cheiloceras + Tornoceras, Sporadoceras involutum + Gephyroceras lamellosum). Bei einigen Gruppen bildet nun die Länge der Wohnkammer ein scharfes Unterscheidungsmerkmal, bei Tornoceras, Aphyllites und Anarcestes finden sich gerade in Bezug auf die Längsausdehnung der Wohnkammer alle mög- lichen Uebergänge. 1) Ich bezeichne grössere, systematische, mehrere Gattungen oder Gruppen von Gattungen umfassende Ein- heiten als Familie (beziehungsweise Unterfamilie) und verstehe unter Familie thatsächlich genau dasselbe, was E. Haug als Stamm, Phylum bezeichnet hat. Gemäss den Auseinandersetzungen Neumayr’s entspricht eine geologische, über verschiedene Zeitabschnitte ausgedehnte Gattung oder Familie einem anderen Begriff, als die gleichartig bezeichnete zoologische Gruppe. Jedoch dürfte es einfacher sein, die Namen Familie, Gattung und Art beizubehalten. Eine Ver- wechslung mit den zoologischen, nur die Gegenwart bezeichnenden Begriffen ist schon dadurch ausgeschlossen, dass bei jeder geologischen Artbezeichnung das geologische Alter stets hinzugefügt wird. s6 Fritz Frech. [60] Die Jura- und Kreide- Ammoniten mit ihrer veränderlichen und mannigfachen Ornamentirung er- heischen die vorwiegende Betonung der äusseren Sculptur und der Mündungssäume. Die Abgrenzung der Gattungen innerhalb der Familien beruht bei den devonischen Ammoneen aut der Entwicklung und der Verschiedenheit der Sutur> für die hauptsächlichen Merkmale ist somit auf den systematischen Theil zu verweisen. Hier mögen nur die ausnahmsweise schwankenden Merkmale erörtert werden: 1. Frolobites delphinus, ein naher Verwandter von Aganides, zeigt eine fast vollständige Rückbildung der Seitensutur bis zu dem Stadium von Anarcestes, Fseudarietites nov. gen., ein naher Verwandter von Prolecanites lässt im erwachsenen Zustande nur einen einzigen flachen Seitenlobus statt der 3—7 Seiten- elemente erkennen, welche die Prolecanitinen sonst besitzen. Allerdings behält in beiden Fällen der Extern- lobus seine normale Länge bei. 2. Wenn die Sutur bei jüngeren Formen alle möglichen Rückschlagserscheinungen zu unterzähligen Loben erkennen lässt, so schwankt dafür in den Anfängen der Entwicklung einer Familie die Länge der Wohnkammer: Die Verschiedenheit, welche Aphyllites und Anarcestes in dieser Hinsicht aufweisen, ist bekannt; auf die bei Tornoceras (sensu strictissimo) vorhandenen Gegensätze hat E. Holzapfel hingewiesen. Die neuen, aus den rothen Eisenkalken des Pic de Cabrieres stammenden Tornoceras Bertrandi und Verae lassen diesen Gegensatz besonders deutlich hervortreten. Die neuen Arten stimmen in der Schalenform und Sculptur!) vollkommen mit Tornoceras simplex-Typus (vom selben Fundort) überein und zeigen in der Sutur nur geringe Unterschiede. Dagegen ist die Wohnkammer von Tornoceras simplex ‘|, und von Tornoceras Bertrandi mehr als einen Umgang lang. Trotzdem möchte ich die beiden Arten derselben Gattung zurechnen. Der Gegensatz longidomer und brevidomer Arten ist zweifellos in der späteren Entwicklung eirier bestimmten Familie scharf ausgeprägt. In den Anfängen der Stammesgeschichte ist auch dieses später fixirte Merkmal noch fliessend und unbe- ständig. 3. Vollkommen constant und weder durch Rückschlagsbildung noch durch primitive Variabilität beeinflusst ist bei den devonischen Ammoneen allein der Verlauf der Anwachsstreifen und die denselben genau entsprechende Form des Mündungsrandes (Peristom). Nur die inneren Verdickungen des Mündungsrandes (Labialwülste), welche dem Verlauf desselben nicht genau zu entsprechen brauchen, zeigen bei einer Art von Cheiloceras (Ch. subpartitum var. amblyloba, Taf. III, Fig. 16) zuweilen Unregelmässigkeiten, welche jedoch als Monstrositäten zu bezeichnen sind: Diese Unregelmässigkeiten finden sich nur bei wenigen Exemplaren. Am wenigsten beständig ist bei den älteren Goniatiten die Form der Einrollung;- eingerollte und aufgerollte, eng- und weitgenabelte Formen lassen sich z. B. bei Agathiceras, Tornoceras, Cheiloceras, Gly- phioceras und Gephyroceras, in besonders variabler Weise aber bei Prolecanites, Clymenia und Oxy- clymenia unterscheiden. Diese Formen wurden von mir je zu demselben Genus gerechnet, wenn sie durch Uebergänge verknüpft sind und die Gesammtheit der übrigen Merkmale gemeinsam haben. Bei jüngeren (Jura) Ammoniten wird innerhalb kleiner Gruppen auch die äussere Form wesentlich constanter; von Devon- Ammoniten ist diese Beständigkeit der Form nur bei Aganides und Maeneceras vorhanden. Am unbestimmtesten ist bei paläozoischen Goniatiten die Ausbildungleiostraker und trachyo- straker Sculptur. Zu jeder grösseren Gattung gehört stets je eine kleine, mehr oder weniger Arten um- fassende Gruppe, bei der die Anwachsstreifen sich zu Rippen, selten zu knotenartigen Bildungen verstärken. Es sei nur an die geschilderten Verhältnisse von Clymenia, Gephyroceras, Tornoceras auris und Tornoceras simplex erinnert u. s. w. Es bedarf keiner Darlegung, dass diese Goniatiten lediglich Con- vergenzformen zu den trachyostraken Ceratiten darstellen. Aber auch in kleinerem Bereich ist der syste- matische Werth dieser devonischen, rauh und glattschaligen Gruppen unbedeutend, da dieselben stets nach kurzer Lebensdauer erlöschen und ausser den Sculpturmerkmalen sich durch nichts von einander unter- 1) Soviel davon sichtbar ist. [61] Ueber devonische Ammoneen. 87 scheiden. Nur kleinere Gruppen der Prolecanitinen!) und Cheiloceratiden,’) sowie die Gonioclymenien besitzen neben ihrer Berippung auch bezeichnende Unterscheidungsmerkmale der Sutur. Der Verfasser befindet sich, wie aus der obigen Auseinandersetzung hervorgeht, im bewussten Gegensatz zu der Zersplitterung (Pulverisation) der Gattungsbezeichnungen, wie sie neuerdings von A. Hyatt versucht worden ist. Der einzige Vortheil liegt, wie Neumayr hervorhob, in der Nothwendiekeit einer möglichst scharfen Bestimmung einer neuen Form, die natürlich bei engbegrenzten Formgruppen, z.B. Grammoceras, Microderoceras schwerer ist, als bei grösseren Gattungen (Harpoceras, Aegoceras). Dieser Vortheil wird aber zum mindesten aufgehoben durch die Unverständlichkeit, welche jeden Nichspecialisten von der Lectüre und Beurtheilung derartiger Namensverzeichnisse abschreckt. Da die Namen zum Theil sachlich begründet sind, können dieselben zur Bezeichnung von Gruppen oder Untergattungen in rein paläontologischen Uebersichten beibehalten werden, etwa derart dass man einen Untergattungsnamen zwischen Gattungs- und Speciesbezeichnung, — Tornoceras (Pseudoclymenia) Sandbergeri, — einen Gruppennamen hinter letzteren in Klammern beifügt (Manticoceras, Gruppe von Gephyroceras). Bei geologischen Uebersichten zusammenfassender Art ist die Untergattungs- oder Gruppenbezeichnung besser fortzulassen. Wollte man fortfahren, die Namen der kleinsten systematischen Gruppen als alleinige Gattungsbezeichnung beizuhehalten, so würde der Augenblick nicht fern sein, wo zwischen den verschiedenen paläontologischen Specialgebieten die Verständigung anfhört. 2. Parallele Entwicklungsreihen. Als Convergenzformen bezeichnet man Arten verschiedener Gattungen, die trotz ihrer abweichenden Stammesgeschichte dieselbe äussere Form zeigen. Parallele Entwicklungsreihen finden sich bei nah ver- wandten Gattungen gleicher Abstammung, deren äussere Form dieselbe Variationstendenz erkennen lässt. Ein deutlicher Beleg für die Richtigkeit dieser Annahme bilden z. B. die Clymenien in ihren beiden ein- facher organisirten Gattungen Clymenia s. str. (— Cyrtoclymenia auct.) und Oxyclymenia. Wie die obigen Tabellen der C/ymenien und Gephyroceren zeigen, lässt sich bei beiden Gattungen eine vollkommen geschlossene Entwicklung von ganz evoluten Formen, deren Umgänge sich nur berühren (Clymenia laevigata, Oxyclymenia linearis), bis zu involuten Gehäusen mit engem Nabel nachweisen (Clymenia angustiseptata, Oxyelymenia striata\. Andererseits fehlt jedoch eine schematische Einförmigkeit der Entwicklung; vielmehr sind Neben- reihen, die neben der Hauptreihe herlaufen, durch verschiedene Merkmale der Sculptur oder Lobenlinie gekennzeichnet. Eine parallele Entwicklung in aufeinander folgenden Zonen lassen die verschiedenen Zweige der Gattung Tornoceras erkennen. Während die Formen des unteren Oberdevon (Tornoceras simplex, Tornoceras constrietum) einen glockenförmigen Laterallobus zeigen, sind die unmittelbar von ihnen abzu- Haugi (mittleres Oberdevon) Loeschmannı leitenden Arten des mittleren Oberdevon (Tornoceras V simplex (unteres Oberdevon, Tornoceras V constrictum durch hakenförmige Krümmung desselben ausgezeichnet. Die Ausläufer des Ciymenien-Kalkes zeigen die Haken in ausgesprochener Form und ausserdem noch einen Lobus an der Naht. Tornoceras Escoti. ist direet von Tornoceras Haugi abzuleiten, während Pseudoclymenia (mit denselben Suturmerkmalen wie Tornoceras Escoti) aus der Gruppe des Tornoceras auris hervoreseht.?) > ‚ Die antisiphonale Sutur der älteren Ammoneen, ein Beispiel paralleler Entwicklung. Die antisiphonale, bei den Goniatiten innen, bei den Clymenien aussen gelegene Sutur zeigt im Gegensatz zu der siphonalen Sutur sehr geringe Verschiedenheiten innerhalb der systematischen Gruppen. In allen Familien — mit Ausnahme der Gephyroceratiden — beginnt die Entwickelung mit einem gerad- linigen Stadium (Anarcestes, Aphyllites, Mimoceras, eine Gruppe von Cheiloceras, Pinacites, Sellaclymenia 1) Triainoceras, Pseudarietites. 2) Paralytoceras. °) Zu der auch Tornoceras constrietum gehört. ) 8 ( 24 3 Fritz Frech. [62] Oxyclymenia und Cliymenia s. str), um dann zu einer einspitzigen (Tornoceras, Gephyroceras, die andere Gruppe von Cheiloceras und Pinacites) und zu einer dreispitzigen Ausbildung fortzuschreiten. Das letztere Stadium wird von sämmtlichen übrigen Cheiloceratiden und Gephyroceratiden (mit Ausnahme von Gephyro- ceras s. str.) sowie von Gonioclymenia und Maeneceras erreicht. Der Dreizack der Antisiphonalseite hat bei sämmtlichen Goniatiten eine übereinstimmende Form. Die gradatim fortschreitende Entwickelung ist als ein typischer Fall correlativer Abänderung anzu- sehen. Wenn die complieirtere Sutur der Aussenseite dem Gehäuse mehr Halt verleiht und daher fast stets mit vorschreitender Entwicklung Hand in Hand geht, so ist auf der ohnehin geschützten Innenseite dies Schutzbedürfnis gar nicht oder nur in abgeschwächtem Maasse vorhanden. Wohl aber kann man sich leicht vorstellen, dass die Complication auf der Aussenseite, d. h. die Faltenbildung des Mantels, dieselbe Er- scheinung auch auf der Innenseite der Umgänge bedingt. In Folge dessen vollzieht sich bei allen vier syste- matischen Hauptgruppen dieselbe Entwicklung in paralleler Form (und besitzt daher für praktische Zwecke der Gattungsunterscheidungen — Gephyroceras, Manticoceras — nur beschränkte Anwendbarkeit). Die antisiphonale Sutur zeigt folgende Entwicklung bei Goniatiten und Clymenien: a U Innensutur drei- Maeneceras Prolecanites (zuweilen Glyphioceras Aussensutur(anti- spitzig(I Antisi- fünfspitzig) Sporadoceras siphonal) der C/y- phonal, 2 Seiten- Triainoceras Aganides menien 3spitzig: loben) ? Beloceras mit Ausnahme von Gonioclymenia Gephyroceras (Gruppe Aganıdes praecursor Manticoceras) Anthracoceras Innensutur ein- Tornoceras Gephyroceras s. str. Cheiloceras (Gruppe spitzig (I Anti- Zpitornoceras des Cheiloceras Oxy- siphonallobus) Pinacites discoides acantha) Aganides praecursor Innensutur Anarcestes Cheiloceras, Gruppe d. Sellaclymenia geradlinig Aphyllites Chetloceras sub- Oxyelymenia Mimoceras ‚bartitum Clymenia Pinacites Jugleri ° (Aussensutur) 3. Ueber Convergenzformen der äusseren Schalengestalt bei verschiedenen Gattungen von Goniatiten und Clymenien. Aeussere Schalenform. Man war eine Zeit lang geneigt, der äusseren Schalenform grosse Bedeutung für die Systematik beizulegien. Die Vorstellung, dass die involute Gestalt von Goniatites lateseptatus lediglich durch Compli- cation der Sutur sich zu Arcestes fortbildet, gab Veranlassung zu dem Namen Anarcestes, die Vergleichung von Goniatites fidelis mit Phylloceras rief den Namen Aphyllites hervor; die Unterscheidung von Mantı- coceras Hyatt und Gephyroceras Hyatt beruhte zunächst nur auf der grösseren oder geringeren Einrollung. Thatsächlich ist bei jüngeren — jurassischen und cretacischen — Ammoneen die evolute oder involute Schalenform wesentlich constanter (ZyZfoceras, Phylloceras) als bei den alten Formen. Indem man die bei den gut bekannten Ammoneen gemachten Erfahrungen einfach auf die weniger gut bekannten Gomiatiten über- trug, ergab sich die obige Auffassung, die zum Theil durch die noch bestehenden Namen Sixirt ist. Wie wenig beständig die äussere Form in Wahrheit ist, lehrt nun die folgende Uebersicht con- vergenter Schalenformen aus verschiedenen Gontatiten-Gattungen. [63] Ueber devonische Ammoneen. 89 A. Galeate Form. Die Form der Sturmhaube, die wohl zuerst bei Arcestes gigantogaleatus von Hallstatt beschrieben worden ist, besteht in dem Scharfwerden des äusseren Umganges (der Wohnkammer), während die inneren Umgänge einen gerundeten Rücken aufweisen. Diese Form findet sich — abgesehen von I. dem genannten Arcestes, 2. bei Tornoceras acutum Sdb. (hier nicht ganz typisch), 3. bei Cherloceras acutum Sdb. em. Frech (Nehden), 4. bei Aganides lentiformis Sdb. sp. em. Gürich. (Brancoceras Gürich, Clymenien-Kalk verschiedener Fundorte), 5. bei Gephyroceras acutum Sdb. sp. (unteres Oberdevon), 6. bei Glyphioceras Dawisi Crick et Foord (unteres Carbon, Yorkshire), Cat. of. Fossil Cephalopoda Brit. Mus. III, pag. 195, 7. bei Glyphioceras subcrenatum var. carinata Frech (Öbercarbon).!) 3. bei Clymenia subflexuosa Mstr. (stark comprimirte Form). B. Nicht ganz typisch ist die Form bei Tornoceras subundulatum, wo die Aussenseite der Umgänge nicht scharfrückig, sondern abgerundet ist. Jedoch zeigt die Lobenform hier eine ganz auffallende Ueberein- stimmung mit Clymenia subflexuosa und Chesloceras acutum. Typisch scharfrückig von Anfang an sind: I. Timanites acutus Keyserl. sp. (unteres Oberdevon, Petschora und Kielce). 2. Pinacites Jugleri A. Roem. sp. (Mitteldevon, Wissenbacher Schiefer). Noch scharfrückiger und scheibenförmiger als die Genannten ist die Gattung Beloceras, mit der hin- sichtlich der Gestalt Beneckeia übereinstimmt. Jedoch ist ein genetischer Zusammenhang zwischen beiden ebensowenig vorhanden, wie etwa zwischen Pinacites und Timanites. Vielmehr gehört Beneckeia, wie besonders die Buntsandsteinart Beneckeia tenuis deutlich erkennen lässt, zu den Ceratitiden. C. Dass trachyostrake, mit Rippen und Knoten versehene »Nebenformen« bei vielen Goniatiten- Gattungen neben den typischen glatten Formen erscheinen, wurde soeben hervorgehoben. Am deutlichsten ergiebt sich der Charakter als Nebenform bei 1. Gephyroceras tuberculatum Holzapf., der im übrigen — in Form und Sutur — mit Gephyroceras caleuliforme übereinstimmt; die Nebenform trägt Knoten nur auf den inneren Windungen. 2. Cheiloceras umbilicatum Sandb. var. nehdensis Kays. (Clymenien-Kalk). 3. Aphyllites umfasst sogar mehrere trachyostrake Formen: Aphyllites fecundus Barr. sp. (Mittel- devon Böhmens) ist in zwei Arten, eine evolute aus G, und eine involute aus G,, zu trennen. Bei Aphyllites Dannenbergi sind wie bei Gephyroceras tuberculatum die inneren Umgänge trachyostrak, während die Wohnkammer nur Anwachsstreifen zeigt. Nur in Folge dieses glücklichen Umstandes sind die rauhschaligen Aphylliten wohl bisher dem Schicksal entgangen, zu einer »Gattung« erhoben zu werden. 4. Sehr mannigfaltis ist die rauhschalige Oberfläche bei carbonischen Glyphioceren ausgebildet: a) bei Glyphioceras suberenatum und coronatum umgeben wie bei dem gleichnamigen Sfephanoceras Knoten den Nabel, bei Glyphioceras diadema beobachtet man fadenförmige Rippen in unregelmässiger Ausbildung, 5) bei » Perieyclus« finden sich a) fadenförmige (Glyphioceras macrocephalum Frech und virgatum de Kon.), ß) kräftigere (Glyphioceras princeps de Kon.) oder sehr kräftige Rippen (Glyphioceras fasciculatum M’Coy und besonders furcatum M’Coy). Da Gruppe «) wie b) im wesentlichen runde Sättel besitzt, so er- scheint die Verschiedenheit der beiden Gruppen anderweitig nicht ausgeprägt. 5. Die mannigfachsten Verzierungen, Rippen (gleich?) oder ungleich?) sowie Stacheln und Rippen‘) zeigen endlich die C/ymenien, ohne dass auch hier die mannigfachen Ornamentirungen direct mit der Ent- wicklung der Sutur zusammenhingen. 1) Die Zuschärfung der Aussenseite ist hier weniger deutlich ausgeprägt. 2) Clymenia annulata, 3) Clymenia subarmata Rippen alternirend, Clymenia intracostata innen Rippen, aussen glatt. ") Clymenmia spinosa, binodosa. Beiträge zur Paläontologie Oesterreich-Ungarns Bd. XIV. 12 90 Fritz Frech. [64] D. Uebereinstimmende Lobenformen bei verschiedener Schalenausbildung (Seulptur, Schalenform, Wohnkammerlänge) zeigen: 1. Sporadoceras cucullatum v. B. — Gonioclymenia speciosa.!) 2. Gephyroceras Hoeninghausi L. v. B. — Aganides subinvolutus Mstr. sp. 3. Tornoceras simplex — Cheiloceras circumflexum. 4. Norites — Pronorites. 5. Lecanites — Prolecanites. E. Convergenz der Schalen- und Lobenausbildung: a) Bei Ciymenien und Goniatiten. Oxyelymenia ornata » . 2 2 2.2.2... Pseudochymenia Sandberger'i. Cheiloceras acutum Sdb. Sf. . . . . . Tornoceras acutum n. sp. Cheiloceras circumflexum Sandb. sp. em. . Tornoceras simplex v. B. d) In der Form der Schale und der Sculptur sind Convergenzerscheinungen mit jüngeren Ammoneen ausgeprägt bei: 1. Pseudarietites (Prolecanitinae), Taf. II, Fig. 2 mit Arietites. 2. Prolobites (Cheiloceratinae, Taf. IV, Fig. 18) mit Lobites und HAyattıtes (Hyattoceras). Paralytoceras (Cheiloceratidae), Taf. III, Fig. 14 mit Zytoceras fimbriatum. Clymenia aegoceras n. sp, Taf. I, Fig. 5 mit Aegoceras (Platypleuroceras). Eine ganz eigenthümliche Entwicklung zeigt Gonioclymenia armata, deren fünfter und sechster Umgang die Sculptur- und Schalenform von Aspidoceras perarmatum zeigt (Taf. I, Fig. 3a), während sich später eine an AJegoceras erinnernde Sculptur ausbildet. Ueberhaupt gehören hierher fast sämmtliche soeben erörterte Fälle von trachyostraker Oberfläche bei an 2 älteren Ammoneen. Die durchaus verschiedene Entwicklungshöhe der devonischen und der mesozoischen Ammoneen macht die verhältnismässige Seltenheit dieser Convergenzformen erklärlich. Die Häufigkeit ähnlicher Schalen- und Suturformen innerhalb verschiedener Familien erklärt sich aus der Einfachheit der Organisation, welche die häufige Wiederkehr derselben Merkmale bedingt. 4. Spontane Variabilität bei Goniatiten. Das oft auffällige Abändern einzelner Exemplare (spontane Variabilität) bei häufig vorkommenden Arten wird allgemein als ein wichtiger Factor der Artenbildung anerkannt. Die Feststellung derartiger Fälle ist jedoch keineswegs einfach, da man sich vor der Verwechslung mit verschleppten Exemplaren aus anderen Schichten oder mit passiv verfrachteten Schalen (s. u.) hüten muss. Fälle spontaner Variabilität können nur dann sicher constatirt werden, wenn dem paläontologischen Forscher auch die geologischen Verhältnisse des Fundortes durch eigene Aufsammlungen genau bekannt sind. Cheiloceras subpartitum var. amblyloba Sandb. ist eine bei Nehden nicht eben häufige, bei Cabrieres in ungewöhnlicher Menge vorkommende Form. Ich kenne von Cabrieres 3400 Exemplare, von denen ich etwa die Hälfte selbst gesammelt habe und kann daher hervorheben, dass die oben beschrie- benen Merkmale des kugeligen bis gerundeten, mit 3—4 vollständigen Labialwülsten versehenen Goniatiten im Ganzen recht constant sind. Ganz vereinzelt ist das folgende, durchaus aberrante Exemplar: I. Ein mit Wohnkammer erhaltenes Stück, das 6—8 (statt 3-4) Labialwülste aufweist. Man wird diese Erscheinung wohl auf verlangsamtes Wachstum zurückführen (Taf. IV, Fig. 16). 2. Ein bis ans Ende gekammertes Stück mit deutlicher Spiralsculptur. Hier liegt die spontane Entstehung eines Merkmals vor, das erst bei jüngeren, genetisch von Cheiloceras ableitbaren Formen (Glyphio- ceras striatum, Gastrioceras, Agathiceras) seine volle Ausbildung findet (Cheiloceras Verneuili Taf. IV, Fig. 15). ‘) Die unrichtige Bestimmung der Goniatiten hercynicus als Clymenia beruht wesentlich auf dieser Ueber- einstimmung der Lobenform, [65] Ueber devonische Ammoneen. 91 II. Biologisches über Goniatiten. Die Unterscheidung grundbewohnender (benthonischer) und freischwimmender Goniatiten. In jeder Stufe oder Zone sind die durch ihre Individuen- und Artenzahl vorherrschenden Gruppen, die »Leitfossilien«, durch zahlreiche Varietäten und Uebergangsformen vertreten, so im unteren Oberdevon Gephyroceras und Tornoceras, im mittleren Cherloceras, im Ciymenien-Kalk ausser der namengebenden Gruppe Aganides und Sporadoceras. Bei Cheiloceras (im mittleren Oberdevon) ist durch die grosse Formen- mannigfaltigkeit die Unterscheidung bestimmter Arten oder Varietäten erschwert. Die Arten von Gephyro- ceras, Oxyclymenia und Sporadoceras sind kaum leichter von einander zu trennen. Lässt hingegen die Häufigkeit der Individuen auch nur etwas nach, so ist die Unterscheidung der Arten leicht und einfach: Es entstehen »gute Species«. Die Tornoceren des mittleren und noch mehr des höheren Oberdevon sind die scharf getrennten Ueberbleibsel der in einander übergehenden Gruppen der unteren Stufe. Die wenigen Cheiloceras-Arten des Clymenien-Kalkes sind ausgeprägte, gut unterscheidbare Arten, die mit der diffusen Variabilität der Neh- dener Fauna nichts mehr gemein haben. Biologisch eigenartig ist die Fauna des Clymenien-Kalkes entwickelt: Neben einzelnen, an allen europäischen Fundorten häufig vorkommenden Typen wie Oxyclymenia undulata und striata, Clymenia laevigata, Goniochymenia plana und speciosa, Aganides sulcatus, Sporadoceras Muensteri, subbilobatum u. a. sind andere Formen auf einen oder wenige Fundorte beschränkt. U. A. zeigt Ebersdorf eine Reihe von Localarten, die gleichzeitig an Ort und Stelle selten sind so: 1. Sporadoceras (Paralytoceras) und | A erkieazen. 2. Pseudarietites ; 3. Gonioclymenia pessoides L. v. B. sp. 4. 5 Uhligi n. sp. 5. Phenacoceras (?) paradoxum Tietze non Mstr. (Taf. II, Fig. 5.) n Clymenia (?) solarioides L. v. B. und 7. eine verwandte, bestimmt unterscheidbare,‘) unvollkommen bekannte Art. Nur im Fichtelgebirge finden sich: die Sellaclymenien, Gonioclymenia maxima, Sporadoceras sub- involutum und die typische Art der Gattung Phenacoceras; nur in Westdeutschland: Pseudoclymenia, Sporadoceras pseudosphaericum und mammilliferum;, nur in den Karnischen Alpen: Clymenia aegoceras. Tornoceras Escoti ist auf Brilon und Cabrieres beschränkt, die bei weitem häufigste Clymenia des letzteren Fundortes (Clymenia intracostata) fehlt in Deutschland fast ganz (pag. 33).?) Der Gegensatz allgemein verbreiteter und localisirter Formen (Phenacoceras und die Prolecanitinen überhaupt) legt den Gedanken nahe, dass die einen pelagische Schwimmer, die anderen Boden- bewohner gewesen seien. -Unterstützt wird diese Vermuthung durch die Thatsache, dass von sechzehn oben genannten Arten zwölf evolute Schalen besitzen. Diese evoluten, zum Theil ganz besonders flach scheiben- förmig (Gonioclymenia pessoides, Clymenia aegoceras, Paralytoceras crispum) gestalteten Gehäuse wären der Zerstörung durch Wellen und Strömungen besonders ausgesetzt gewesen. Die genannten zwölf evoluten Localarten sind also mit einem hohen Grade von Wahrscheinlichkeit als grundbewohnende (ben- thonische) Formen anzusehen. Auch die gegensätzliche Entwicklung, welche die atavistisch rückgebildete Sutur und die hochdifferenzirte Sculptur von Pseudarıetites zeigt, ist am ersten bei einem benthonischen Geschöpf denkbar. Nicht zu verwechseln mit den vereinzelt vorkommenden benthonischen Gattungen Prole- canites, Triainoceras (unteres Oberdevon), Phenacoceras, Pseudarietites,. Paralytoceras, Pseudoclymenia sind die vereinzelt — nur an einem Fundort — vorkommenden Localarten oder Varietäten verbreiteter Gruppen wie Tornoceras acutum, Cheiloceras acutum, Tornoceras Haugi, Tornoceras subundulatum, 1) Die involute, kugelige Form erinnert durch die starke Vorwölbung des runden Rückenkiels an » C/ymenia« solarioides, eine genauere Bestimmung ist ausgeschlossen, da die Loben nicht erhalten sind (Museum Breslau). *®) Da ich von allen Fundorten sehr grosse Mengen von Material untersucht habe, so kann die »Unvollständig- keit der Ueberlieferung« nicht ohne weiteres zum Vergleich herangezogen werden. I2” 92 Fritz Frech. [66] Sporadoceras Muensteri var. brachyloba, Sporadoceras subbilobatum war. meridionalis. Hier handelt es sich um die in Bildung begriffenen Arten pelagischer Gruppen, welche in Folge ungünstiger Umstände keine weitere Verbreitung erfahren haben. Ueber die Lebensweise der Goniatiten gibt nächst dem Clymenien-Kalk das untere Oberdevon mit seinen sehr mannigfachen Faciesbildungen einigen Aufschluss: Die weit verbreiteten Formen Gephyroceras (mit Manticoceras) und Tornoceras sind in fast sämmtlichen!) Facies gefunden worden: I. In den rothen Goniatiten-Kalken (und den zugehörenden Rotheisensteinen). D In den grauen Goniatiten-Kalken (Domanik) und . In den schwarzen (bituminösen) Knollenkalken mit Paläoconchen (Kellwasserkalk). . Im Kramenzel- oder Nierenkalk (Chudleich, Devonshire), (Typus Saltern Cove). 3 4 5. Im Goniatiten-Mergel und zwar sowohl in dem grauen (Typus Büdesheim) wie dem rothen S 6. In den durch Korallen und Brachiopoden gekennzeichneten Mergelkalken (Typus Nimes in Belgien; hier scheint Tornoceras zu fehlen). 7. Im weissen Korallenriffkalk (Iberg bei Grund im Harz). Im Gegensatz zu dieser allgemeinen Verbreitung kommt von anderen Typen des unteren Oberdevon: a) Prolecanites nur in 1. und 2. (Domanik), b) Triainocers nur in 1., c) Beloceras nur in 1. und 3. vor. Timanites und Probeloceras sind mir aus Westeuropa nur in je zwei Exemplaren bekannt,?) Zpr- tornoceras findet sich nur im Rotheisenstein. Der Rückschluss auf verschiedene Lebensweise (siehe oben) liegt somit sehr nahe. Ein Vergleich mit dem höheren Oberdevon lehrt, dass die von Prolecanites abstammenden Gattungen Phenacoceras und Pseudarietites ebenfalls typische Localformen sind. Auch Beloceras zeigt im tiefsten Devon und in der Zone des Gephyroceras intumescens dasselbe localisirte Vorkommen. Der Schluss auf benthonische Lebensweise wird durch die Thatsache unterstützt, dass die Prolecanitinen und Beloceras ausschliesslich in den dichten oder knolligen (kramenzelartigen) Tiefseekalken vorkommen; Beloceras findet sich ausserdem noch in dunkeln bituminösen Kalken gleicher Entstehung, In Mergeln, Schiefer und Mergelkalken, in Korallenbildungen, sowie in allen Flachseefacies fehlen die hierher gehörigen Gattungen, die somit auf einen, durch bestimmte Sedimente gekennzeichneten Lebensbezirk angewiesen waren. Endlich wird unser obiger Schluss durch die Thatsache unterstützt, dass Prolecanites wie Beloceras an geologischer Lebensdauer kaum von einer anderen Goniatiten-Gattung übertroffen werden: Beloceras reicht von der unteren Devongrenze bis zum Oberdevon, Prolecanites vom Mitteldevon bis in die Mitte des Carbon. Der Hypothese, nach der die weite Verbreitung der leeren Ammoniten-Schale passiv durch die Meeresströmungen erfolgt sei, sind die angeführten Thatsachen jedenfalls nicht günstig. Denn man darf nicht vergessen, dass die von mir als Bodenbewohner gedeuteten Formen, insbesondere Prolecanites und Beloceras an den wenigen Funndorten, an welchen sie auftreten, meist nicht eben häufig sind. (Gr. Con- stanze bei Haiger, Martenberg, Pic de Cabrieres.’) Das vollständige Fehlen von Beloceras und Prolecanites in den den Kalken benachbarten Goniatiten- Mergeln wäre unerklärlich, wenn man ausgeprägte, passive oder active Bewegungsfähigkeit dieser Cephalopoden vermuthen wollte. Man wird annehmen dürfen, dass nur die Embryonen gelegentlich passiv (planktonisch) von ‘) Mit Ausnahme der Sandsteine des »Famennien« Belgiens und der »Chemung group« Nordamerikas (beide mittleres bis oberes Oberdevon). Auch im Cypridinen-Schiefer fehlen Goniatiten; da man aber die schiefrige, von Ammoneen freie Tiefseefacies des Oberdevon im Allgemeinen als Cypridinen-Schiefer bezeichnet, kommt derselbe für die obige Frage überhaupt nicht in Betracht. °) Hierzu kämen noch zwei Stücke von Timanites? triphyllus aus dem untersten Oberdevon von Büdesheim. °) Die Fundorte sind mir sämmtlich durch eigene Ansammlung bekannt; nur Beloceras ist etwas häufiger. [67] Ueber devonische Ammoneen. 93 Meeresströmungen mitgeführt wurden; denn Prolecanites selbst ist, wenn auch in verschiedenen Schichten und vereinzelten Orten, sehr weit verbreitet: West- und Nordeuropa (Timan), Sibirien und Indiana (Kinderhook). Für die Beurtheilung fossiler Faunen und Facies ist der Vergleich mit den Befunden der Untersuchung der heutigen Meere unabweisbar. Die activ und passiv schwimmenden Meeresbewohner (Nekton und Plankton) waren von den Bewohnern des Bodens in den geologischen alten und den heutigen Meeren gleichmässig verschieden.!) Aber der scharfen Scheidung dieser drei Faunenelemente, welche J. Walther (Zeitschr. d. geol. Ges. 1897, pag. 273) für nöthig erachtet, um erdgeschichtliche Schlüsse zu ziehen, stellt sich ein nicht unwesentliches Hindernis entgegen: Auf dem Beden der Meere wurden wie auf einer einheitlichen Projectionsebene sämmt- liche Reste, Plankton, Nekton und Benthos niedergelegt. Eine Scheidung desselben ist bei tertiären, der Jetztzeit nahestehenden Ablagerungen leicht ausführbar, bei mesozoischen Bildungen mehr oder weniger schwierig, bei paläozoischen Schichten nur in seltenen Fällen möglich. So unumgänglich die Kenntnis der neueren zoologischen und oceanographischen Forschungen für den Geologen ist, so wenig wird für die Wissenschaft durch Aufstellung unerfüllbarer Forderungen gewonnen. Die Lebensweise ausgestorbener Ordnungen ist stets noch schwerer zu bestimmen als ihre systematische Stellung. Den besten Beweis für diese Auffassung bilden die über Ammoniten und Graptolithen hinsichtlich ihrer Lebensweise geäusserten Anschauungen. Während Jäkel die Graptolithen als benthonisch auffasst, bezeichnet Lapworth sie als pseudoplanktonische, an Tangen angeheftete Formen. Die grosse Mehrzahl der Forscher erachtet sie — abgesehen von den Dendrograptiden — als echte Planktonthiere. Die Lapworth’sche Hypothese scheint mir recht wenig wahrscheinlich zu sein, da in den für die Erhaltung der feinsten Einzel- heiten geeigneten Graptolithen-Schiefern doch irgend etwas von den »Tangen« wahrnehmbar sein müsste. Die Ammoniten-Schalen sollen nach Walther in leerem Zustande ebenfalls als »Pseudoplankton « transportirt worden sein. Walther erachtet das Fehlen von Weichtheilen als besonders beweisend für seine Annahme des Fortschwimmens in leerem Zustande, ohne zu berücksichtigen, dass für sämmtliche übrigen fossilen Mollusken und die benthonischen Brachiopoden das Fehlen der Weichtheile ebenso bezeichnend ist (l. c. pag. 259—268). Indem Walther seine, wie es scheint, bisher ausschliesslich bekämpfte Hypothese des pseudoplanktonischen Charakters aufrecht erhält, stellt er den Satz auf (pag. 261), dass die Verbreitung der gekammerten Cephalopodenschalen unabhängig ist von dem wechselnden Charakter der sie umhüllenden Sedimente und von der Meerestiefe. Für den Jura ist vielleicht eine scheinbare Richtigkeit dieser Annahme zuzugeben. Für die Kreide und die sämmtlichen Systeme von der Trias zum Devon sind die thatsächlich beobachteten Verhältnisse der Annahme Walther’s nicht günstig. Für das Devon sei nur auf die obige Uebersicht der Facies der Stufe des Gephyroceras intumescens verwiesen und das übrige Palaeozoicum trägt den gleichen Charakter. Immerhin ist die Möglichkeit, dass ausnahmsweise einmal leere Goniatiten-Schalen durch Strömungen verfrachtet werden, nicht zu bestreiten. Wenn in Deutschland von dem nordamerikanischen Probeloceras oder dem timanischen Timanites nur wenige Exemplare (je zwei bis vier) gefunden sind, so macht dieses Vorkommen den Eindruck passiven Transportes. Aehnlich ist das vereinzelte Vorkommen von Goniatiten in den mitteldevonischen Kalken und Mergeln der Eifel zu deuten, umsomehr, als es sich hier meist um Bruchstücke handelt (Aphyllites evexus von Buch). Aber gerade diese Ausnahmen lassen die Regel klar hervortreten, nach der die Ammoneen in den- selben Meeren gelebt haben, auf deren Grunde man ihre häufig mit wohlerhaltenen Mundrändern?) versehenen Schalen findet. III. Stratigraphische und stammesgeschichtliche Entwicklung der Ammoneen ım Devon. Allgemeines. Die stratigraphische Bedeutung der Ammoneen nimmt im Verlauf der devonischen Periode zu. Im Unterdevon, an dessen Ober- und Untergrenze nur Faunenfragmente von Ammoneen bekannt sind, im Mittel- 2) Lethaea palaeozoica, Taf. NXXIla, Taf. I-U. 94 Fritz Frech. [68] devon, wo nur local (im rechtsrheinischen Schiefergebirge) die Ueberlieferung vollständiger wird, beruht die geologische Gliederung auf anderen Thierclassen, vor Allem auf den Brachiopoden. Erst im Oberdevon erreichen Goniatiten und Clymenien eine Häufigkeit und Verbreitung, welche an die ihrer mesozoischen Nachkommen heranreicht. Wollte man — zur Verdeutlichung des auf das Vorwalten der Brachiopoden und das Zurücktreten der Ammoneen begründeten Gegensatzes — eine Gliederung des Devon auf die letzteren begründen, so würden sich vier Stufen!) ergeben, von denen: 4. die oberste dem höheren Oberdevon, 3. die dritte dem tieferen Oberdevon, 2. die vorletzte dem oberen Mitteldevon, I. die unterste aber dem tieferen Mitteldevon und dem gesammten Unterdevon entspricht. Jede dieser Stufen zerfällt in eine Anzahl von Zonen (je 2—4). Aber die Verschiedenheiten innerhalb der tiefsten Stufe sind so wenig erheblich, dass offenbar die Entwicklung der Ammoneen während dieses langen Zeitraumes nur geringe Fortschritte gemacht hat. 1. Aelteres Devon und silurischer Ursprung der Ammoneen. Der langen Ruhepause des älteren Devon ist im Obersilur offenbar eine Periode der Entwicklung und Differenzirung der Ammoneen vorhergegangen, als deren Ergebnis die vollkommen typisch entwickelten Gattungen: Anarcestes, Aphyllites, Epitornoceras und ? Tornoceras sowie Beloceras an der Basis des Devon erscheinen. An der oberen Grenze des Unterdevon kommen Mimoceras, Maeneceras, Tornoceras s. str. und Pinacites hinzu, aus der Mitte des Unterdevon fehlt — abgesehen von einigen schlecht erhaltenen (Huns- rückschiefer) oder unbeschriebenen (Schönauer Kalk) Aphylliten — jede Ueberlieferung. Das plötzliche Auftreten einer Anzahl von verschiedenen Goniatiten-Typen im Unterdevon erinnert an die »kryptogenen« jurassischen Ammoniten. Ueber den Verlauf dieser silurischen Entwicklung wissen wir nichts. Ein von A. Denckmann aus obersilurischen Schichten des Kellerwaldes beschriebener Aphyllites kommt schon deshalb für die Entwicklungsgeschichte nicht in Betracht, weil er der Form der devonischen Arten durchaus ähnlich ist. Paläontologisch kann der Nachweis von Aphyllites im Obersilur umso weniger überraschen, als ein typischer — wenn auch schlecht erhaltener — Vertreter der Gattung von mir im tiefsten Devon des Wolayer Thörls nachgewiesen wurde. Wichtiger für die Stammesgeschichte ist der Nachweis einer von G. Holm als Bactroceras be- schriebenen Gattung im mittleren Untersilur von Westgotland und Oeland.?) Der Sipho dieses Orthoceren liegt marginal oder submarginal und erinnert somit an Bactrites. Allerdings liegt — abweichend von diesem Genus — die Siphonaldute zwischen Aussenschale und Sipho, und der Anfang der Schale (Blase oder Narbe ?) ist unbekannt. Die Verschiedenheiten sind angesichts des grossen Zwischenraumes zwischen mittlerem Untersilur und mittlerem Mitteldevon nicht so gross, um jeden Gedanken an einen stammesgeschichtlichen Zusammen- hang abzuweisen. Aber andererseits ist die Länge der Zeit, aus der jede Ueberlieferung fehlt, so bedeutend, dass eine bestimmte Beantwortung der Abstammungsfrage der Ammoneen nicht möglich erscheint. Immerhin wird man den Ursprung der Ammoneen in einer wenig differenzirten, nur mit glatten Anwachs- streifen und externem Sipho versehenen Gruppe der Nautileen zu suchen haben.’ Als älteste Ammoneen- Form wäre dann diejenige — uns unbekannte — mittelsilurische Gruppe zu bezeichnen, bei der die häutige Anfangssblase kalkige Bestandtheile in sich aufnimmt. ‘) Frech: Lethaea palaeozoica, Tabelle X, pag. 169. °) G. Holm: Geol. Fören. Förhandl. Nr. 189, Bd. 20, H. J., pag. 354-360, Taf. XVIII. Die genauere Horizont- bezeichnung ist rother Lituitenkalk. [69] Ueber devonische Ammoneen. 95 Leider gestattet das späte Auftreten von Bactrites s. str. im mittleren Mitteldevon nicht eine Entscheidung über das Problem, ob die Ammoneen von geraden oder von eingerollten Vorfahren abstammen. Gegen die letztere Aufnahme würde höchstens der Umstand sprechen, dass die silurischen Nautilus-Arten schon einen hohen Grad von Differenzirung zeigen und mit den einfachen devonischen Goniatiten (Gyroceras H. v. Meyer — Mimoceras Hyatt, Aphyllites und Anarcestes) nichts mehr gemein haben. Andererseits erinnert das späte Auftreten von Bactrites (mittleres Mitteldevon) an die Möglichkeit, dass hier bereits eine geradgestreckte »Nebenform« vorliegt. Jedenfalls ist Bactrites im unteren Oberdevon der letzte Vertreter der mit »subnautilinen. EI FIErrE Goniatites oxyacantha Sandb. | Gomitites curvispina Sandb. (Die Mehrzahl der GURUHSPiINaaSandb. Pr er \ von E. Kayser als Goniatites curvispina eti- | kettirten Stücke gehört zu Cheiloceras sacculus.) n umbilicatum Sandb. . -. : . : . . = Gomiatites globosus E. Kays. (non Mstr.). umbilicatum var. nehdensis Kays. . - —= a „ var. nehdensis Kays. 4. Die Clymenienstufe. Die Mannigfaltigkeit und Häufigkeit, welche die Clymenien in der obersten nach ihnen benannten Stufe des Devon erreichen, ist in der Entwicklung paläozoischer Faunen fast beispiellos. An der Basis des Clymenien-Kalkes finden sich nur die einfach organisirten Gattungen Clymenia s. str. — Cyrtoclymenia) und Oxyclymenia, in der höchsten Zone erscheint neben den älteren Formen die grösste!) und gleichzeitig am höchsten differenzirte Gattung Gonioclymenia. Bei den Goniatiten erscheinen neben den letzten seltenen Vertretern von Tornoceras (Tornoceras planidorsatum und Tornoceras Escoti) und Cheiloceras die höher differenzirten, eng mit dieser Gattung zusammenhängenden Gruppen Sporadoceras und Aganides. Daneben beobachten wir andere zum Theil eigen- artig differenzirte Formen, die ebenso wie die Clymenien mit dem Schluss des Devon aussterben: Prolobites, Paralytoceras, Pseudarietites, Phenacoceras und Pseudoclymenia. Die Veränderungen, welche die übrigen Gruppen der wirbellosen 'Thiere erfahren, sind belanglos. Wie die Trilobiten im Untersilur, Brachiopoden und Korallen im Obersilur, so durchlaufen die Ammonitiden im Oberdevon eine Periode lebhafter, ja stürmischer Entwicklung. Die folgende Uebersicht der Ammoneen des obersten Devon zeigt übereinstimmend mit anderen Stufen neben langsam erlöschenden Gruppen (Tornoceras) andere, welche plötzlich inmitten einer formen- reichen Entwicklung verschwinden (C/ymenia) und wieder andere, bei denen zwar der Hauptstamm untergeht (Cheiloceras }), während aus Wurzelschösslingen lebenskräftige Stammbäume vorgehen (Sporadoceras — Glyphioceras). A. Aussterbende Formen sind: 1. Tornoceras planidorsatum ) n Fscoti N selten im Clymenien-Kalk. 2. Pseudocly'nenia | 3. Cheiloceras s. str. im Clymenien-Kalk. B. Blühende Gruppen, die plötzlich aussterben: 4. Clymenia (wie Beloceras, Timanites im unteren Oberdevon). 5. Sporadoceras Muensteri, mammilliferum, Aganides (Prolobites) delphinus. C. Blühende Gruppen, die Nachkommen hinterlassen: 6. Sporadoceras pseudosphaericum, subbilobatum. 7. Aganides s. str. (Aganides Owent, rotatorius, sulcatus, Güricht). 1) Bis zu 4 dın Durchmesser. 104 Fritz Frech. [78] D. Intermittirende Formen: Das letzte Gephyroceras erscheint in der Zone des Cheiloceras curvispina und verwandte Formen fehlen im Clymenien-Kalk; jedoch knüpfen die carbonischen Gattungen Dimorphoceras, Anthracoceras und Nomismoceras an Gephyroceras an, auch Prolecanites fehlt in Deutschland in den Zonen des Gephy- roceras intumescens und Chetloceras curvispina. E. Vereinzelt gefundene Gruppen, wahrscheinlich Bewohner des Meeresgrundes der Tiefsee sind Phenacoceras, Pseudarietites und Paralytoceras. Die Gründe des Aussterbens waren verschiedenartig: Zornoceras und Cheiloceras erlöschen so langsam, dass ihr allmäliges Seltenerwerden oder die Verdrängung durch besser organisirte Concurrenten dem individuellen Vorgang: des Marasmus senilis verglichen werden könnte. Prolobites, Pseudarietites, Phenaco- ceras und Paralytoceras sind Formen, die in einseitiger Richtung stark differenzirt sind und daher von jeder Aenderung der physikalischen Verhältnisse des Meeres besonders stark betroffen werden mussten. Diese Aenderung ist das Seichterwerden der mitteleuropäischen Meere in Folge der Vorboten der grossen carbonischen Faltungen. Diese Umwälzung hat auch offenbar das Verschwinden der reich entwickelten Clymenien bedingt. Nur Aganides, vielleicht auch das wenig: geänderte Sporadoceras scheint die Aende- rung in europäischen Gewässern überdauert zu haben. Für die Nachkommen der Gephyroceratiden, die — abgesehen von vereinzelten Prolecanitinen — im Clymenien-Kalke fehlen, ist die Annahme von Wanderungen erforderlich, deren Verlauf jedoch in Folge des Fehlens thatsächlicher Anhaltspunkte vorläufig der Forschung unzugänglich ist. Ueber die Einzelgliederung des Clymenien-Kalkes haben A Denckmann und H. Lotz!) neuerdings wichtige Beobachtungen veröffentlicht, durch die ältere Ansichten des Erstgenannten in wesent- lichen Punkten (Transgression der Auenberger Schichten) geändert werden. Durch das liebenswürdige Ent- gegenkommen der genannten Forscher konnte ich ihre reichen im Sauerlande gemachten Aufsammlungen, sowie die Clymenien des Kellerwaldes (leg. A. Denckmann) durchsehen und zum Theil bestimmen. Der folgende Gliederungsversuch beruht also im Wesentlichen auf den Arbeiten A. Denckmann’s. 4 A. Der untere Theil des Clymenienkalkes. (Enkeberger-Kalk und darüber Zone der C/ymenia annulata A. Denckmann und H. Lotzl. c. Ob die drei im Nachstehenden unterschiedenen Horizonte nur locale Bedeutung tür Deutschland besitzen oder als weiter verbreitete Zonen zu betrachten sind, müssen weitere Untersuchungen entscheiden. Als paläontologische Bezeichnungen würden sich: Zone der Pseudoclymenia Sandbergeri für b) + a) und weiter Zone der 'Clymenia annu- lata für c) empfehlen, sobald der Nachweis erbracht ist, dass auch in Sachsen die dort vorkommende C/ymenia annulata einen besonderen höheren Horizont einnimmt. a) An der Basis des Clymenien-Kalkes bildet ein von Denckmann entdecktes und ausge- beutetes Vorkommen verkieselter Kalke am Büsenberg bei Kallenhardt (unweit Warstein) den paläontologischen Uebergang zu den Nehdener Schichten. Wie in dieser ist Cheiloceras, die bei weitem häufigste Gattung, Sporadoceras und Aganides sind verhältnismässig selten und verweisen ebenso wie die noch vereinzelt auftretenden Clymenien auf die oberen Schichten des Oberdevon. Die Uebereinstimmung mit der »Humboldti-Mergelbank?) bei Kielce (mit Aganides sulcatus, Oxy- elymenia undulata und Clymenia Humboldti) ist bemerkenswerth. In dem in der Geologischen Landes- anstalt befindlichen Material sind vertreten: ') A. Denckmann und H. Lotz, Ueber einige Fortschritte in der Stratigraphie des Sauerlandes. Zeitschr. Deutsch. geol. Ges. 1900, pag. 564 und A.Denckmann, Geol. Bau des Kellerwaldes, Abh. &. L.-A. N. F. H. 34, I9oI, besonders pag. 42. °) Clymenia Humboldti findet sich nach neueren Beobachtungen Gürich’s (N. ]. Beil. Bd. XIII, pag. 352) zusammen mit Oxyc/ymenia undulata und Sellaclymenia bilobata, würde also hiernach schon der Basis des Clymenien- [79] Ueber devonische Ammoneen. 105 a) Häufig: 1. Cheiloceras subpartitum Mstr. s. str. (die bei Nehden häufigste Art findet sich auch hier in grösster Menge). 2. Cheiloceras subpartitum var. (wie I, aber wie es scheint ganz ohne Labialwülste; die Er- haltung ist bei den verkieselten Kernen nicht sehr günstig und die Bestimmung daher nicht überall sicher). 3. Cheiloceras curvispina Sdb.? 4. N umbilicatum Sandb. 5. = saccuhıs Sandb. (Loben nicht sichtbar). %) Ziemlich selten: 6. Sporadoceras Muensteri L. v. B. He 2 subbilobatum Mstr. sp. 8. Aganides sulcatus Mstr. sp. x) Selten: 9. Clymenia aff. flexuosae Mstr. 10. Oxyelymenia undulata Mstr b) Die Enkeberger Schichten Denckmann’s im engsten Sinne (früher unterer Clymenien-Kalk desselben Forschers) enthalten am Enkeberg,!) ebenso wie inden grauenKalken des Kellerwaldes Cheilo- ceras nur noch selten, ‚Sporadoceras, Aganides, Clymenia und Oxyclymenia häufig, sowie ferner als neu- artige Gruppen Prolobites und Pseudoclymenia. Wesentlich nach den schichtweise geordneten Aufsammlungen Denckmann’s konnte ich folgende Arten feststellen: Oxyelymenia striata Mstr.? 5 undulata Mstr. Clymenia arietina Sdb. (häufig). 5 subflexuosa Mstr. 5 flexuosa Mstr.? " angustiseptata Mstr. Pseudoclymenia Sandbergeri Beyr. (häufig). Tornoceras planidorsatum Mstr. (häufig). Aganides sulcatus Mstr. Prolobites delphinus Sdb. typisch und var. nov. atava. Sporadoceras Muensteri L. v. B. und var. nov. brachyloba. S contiguum Mstr. subbilobatum Mstr. pseudosphaericum n. sp. (von mir gesammelt in demselben Gestein, wie die » ” übrigen Fossilien). 2 c) Aus den höheren Schichten mit Clymenia annulata?) (i—2 m mächtig), dieDenckmann auch am Kellerwald, im Sauerland und im Hönnethalgebiet unweit Iserlohn auffand, konnte ich ausser der genannten Art nur Tornoceras planidorsatum und Pseudoclymenia Sandbergeri bestimmen. Kalkes zuzurechnen sein (Schicht 24, Lethaea pag. 180). Darüber lagert der obere Clymenien-Kalk mit reicherer Fauna Schicht 25, l. c.). Mit der im Westen durchführbaren Gliederung des C/ymenien-Kalkes (s. o.) stimmt die Schichten- gruppirung im Osten deshalb nicht überein, weil die am höchsten specialisirten Gonioc/ymenien in Polen überhaupt fehlen. 1) A. Denckmann und H. Lotz,Stratigraphie des Sauerlandes (Zeitschr. d. geol. Ges. briefl. Mitth. pag. 566). ?) A. Denckmann und H. Lotz, ]. c. pag. 566. Beiträge zur Paläontologie Oesterreich-Ungarns Bd. XIV, ud 100 Fritz Frech. [80] Verzeichnis der im tieferen C/ymenien-Kalke des Enkeberges bei Brilon (Enkeberger Kalk) vorkommenden Arten: Ess köreicihr Br Klasyisienzans 73: : | Goniatites planidorsatus Mstr. DORROSETEERDI a On a 2 Be NEIN \ —+- Goniatites falcifer Kays. non Mstr. Tornoceras (Pseudoclymenia) Sandbergeri Beyr.. . — Goniatites Sandbergeri. Agamnides sulcatus Mstr. . . . . ER N Sr “ sulcatus Mstr. + Goniatites simplex E. Kays. non L. v. B. % lentufkonmeSsaS anderer MN lentiformis Sandb. Prolobites. delphinus‘ Sandb2 2. erErer 2, R Sn 55 ” var. nov. alava . ) GneilosenasaVienmeunleN\ Str o Verneuili Mstr. n SOHYDEHAOEONB NISER 5 0 6 on 2 oa — 5 subpartitus Mstr. SporadoeenasE MALEN Stern le Dr „ Mwuensteri L. v. B. a „ var. nov. brachyloba . . .- — n mammilliferum Sandb. . ». . 2. — " mammillifer Sandb. CONSOLE S Ver — u 106 DV10b au N Sr | = „ bifer Phill. (In demselben Kasten lae ‚ ausserdem noch ein Exemplar von Aganides sulcatus.) pseudosphaericum n. sp. | Glymeniarlaevigata Mstirr 2.2 e@lymienianlaevieodenNste annulata Mstr. (mon. Kays) 2 zen Ri ö I m annulata Kays. non Münster. er ee var. nov. demsicosta = SRyIERRS MIR ER oo oe ee n flexuosa Kays. non Münster. angustiseptata Mstr. Hs: Ä ST. f \= 5 angustiseptata Kays. Er etınamS and | ONCE Role 5 5 5 ee a ra ” undulata SION 5 a: IE De N Me 1 striata Clymenia subarmata (Burg bei Bredenbeck nicht Enkeberg) fehlt im Enkeberger Kalk und kennzeichnet die höhere Zone. Zu dem tieferen Theile des Clymenien-Kalkes — möglicher Weise zu der Zone der Clymenia annulata — gehören die grauen dichten Kalke, welche im Königreich Sachsen den obersten Theil des Devon vertreten. Eine Durchbestimmung der im Dresdener Mineralogischen Museum befindlichen Originale zu E. Geinitz, Grauwackenformation in Sachsen ergab das Vorhandensein von neun Arten: 1. Tornoceras planidorsatum Mstr. Pegau. 2. Aganides sulcatus. Marxgrün. (Geinitz, Grauwackenformation, l.c. Taf. X, Fig. 3, Goniatites retrorsus). 3. Sporadoceras Mwuensteri L. v. B. Oelsnitz und Marxgrün. 1. ec. Taf. X, Fig. 9—Io und Taf. XI, Fig. 2 (Gontatites Bronni |]. c.). 4. Oxyclymenia undulata Mstr. flache Varietät. Marxgrün. (COlymenia flexuosa Geinitz, Original zu Merz 188, ler 1@, NO) 5. Clymenia annulata Mstr. Marxgrün. (Clymenia flewuosa Geinitz, Original zu Taf. IX, Fig. 17). Ferner finden sich bei Planitz unweit Zwickau: 1. Olymenia annulata (auch in anderen Exemplaren) sehr häufig (Geinitz det. z. Th. Goniatites Dunkeri. 2. Clymenia flexuosa (det. Geinitz). 3. n laevigata (auch sonst häufig) Nr. ı—3 liegen in demselben Kalkstück; ausserdem finden sich am selben Fundorte: — 4. Sellaclymenia angulosa — (Goniatites planidorsatus Geinitz, Original Taf. XI, Fig. 5). [Sı] Ueber devonische Ammoneen. 107 5. Oxyclymenia ornata Mstr. typisch. 6. Aganides sulcatus Mstr. 7. Cheiloceras Verneuili Mstr. (Goniatites retrorsus Geinitz |. c., Taf. IX, Fig. 21, 22). 4 B. Der obere Theil des Clymenienkalkes, die Zone der Gonioclymenien') umfasst in der vollständigen Entwicklung des Sauerlandes nach Denckmann drei Glieder, deren oberstes, der Wocklumer Kalk, von dem Untercarbon überlagert wird, Die Reihenfolge ist oben: WocklumerKalk (A. Denckmann) dunkel gefärbt, mit dunklen bis grünlichen Thon- schiefern und Sandsteinen.?) ß) rothe Cypridinen- und Kalkknotenschiefer, a) Densberger Kalk (entspricht dem rothen »oberen Ciymenien-Kalk« des Kellerwaldes). Die ganze obere Gruppe unterscheidet sich von den tieferen Clymenien-Kalken durch das Auftreten der weitverbreiteten Gonioclymentien, der bezeichnenden Clymenia acuticostata Mstr.?) und von Sporadoceras cucullatum L. v. Buch, welche sämmtlich in Sculptur und Lobenlinie oder in einem dieser beiden Merk- male, die am höchsten differenzirten Typen devonischer Ammoneen darstellen. Dazu kommen von eigen- thümlichen grundbewohnenden Formen Ciymenia solariordes, Pseudarietites und Phenacoceras sowie neue Species aus schon vorhandenen Gattungen (Aganides Gürichi, Clymenia Dunkeri, Wysogorskii, binodosa, Tornoceras Escoti). Auch die grosse Häufigkeit von Clymenia laevigata ist bemerkenswerth. Hingegen fehlen negative Merkmale gegenüber dem unteren Theile der Clymenien-Kalke so gut wie gänzlich. Allerdings sind Clymenia Humboldti Pusch, Clymenia arietina Sdb., Sporadoceras mam- milliferum, pseudosphaericum und Pseudoclymenia Sandbergeri allem Anscheine nach dem höheren Horizont fremd, bisher aber nur in Westdeutschland (vor Allem am Enkeberg) und im Polnischen Mittel- gebirge gefunden worden. Weitere Verbreitung besitzt Clymenia annulata, die aber nur eine Schicht des tieferen Clymenien-Kalkes zu kennzeichnen scheint. Eine paläontologische Bezeichnung der tieferen Clymenien- Schichten im Gegensatz zu der Zone der Gonioclymenien wird dadurch erschwert, dass die meisten älteren Formen fortleben oder — soweit sie aussterben (Pseudoclymenia Sandbergeri) — beschränkte Verbreitung besitzen. Auch zu einer paläontologischen Gliederung innerhalb der Gonioclymenien-Zone sind zur Zeit keine Anhaltspunkte vorhanden: Allerdings glaube ich in einem kleinen, nicht sonderlich gut erhaltenen Exemplare des Wocklumer Kalkes die hochdifferenzirte Gonioclymenia Uhligi wieder zu erkennen. Aber da innerhalb der Gonioclymenien-Zone in den Östalpen, in Schlesien und Südfrankreich eine subtilere Gliederung meines Erachtens ausgeschlossen ist, werden wir für vergleichende Zwecke zunächst mit obiger Zweitheilung aus- zukommen haben. Besonders abweichende faunistische Verhältnisse zeigt auch hier das Polnische Mittelgebirge. Während der untere Theil des Clymenien-Kalkes durch den Humboldti-Mergel vertreten ist, fehlen in dem oberen Theile (Clymenien-Kalk der Psiarnia Nr. 25, Leth. pal. pag. 180), ausser den Goniochymenien Clymenia acu- tieostata und Sporadoceras cucullatum. Nur Clymenia laevigata erinnert an die Häufigkeit derselben Art im Westen, während Ciymenia annulata, die in Westfalen eine Zwischenzone kennzeichnet, hier — ebenso wie bei Ebörsdorf — in den höchsten Theil des Clymenien-Kalkes hinaufreicht. Jedenfalls ist, nachdem Denckmann die Ueberlagerung des obersten (Wocklumer) Clymenien-Kalkes durch Plattenkalke und Kieselschiefer des Untercarbon (»Culm«) selbst nachgewiesen hat, der hauptsäch- lichste Differenzpunkt beseitigt.) 1) Wollte man eine bestimmte Species zur Bezeichnung verwenden, so wäre Gonioclymenia plana als die auf dem weitesten verbreitete und häufigste Form zu nennen. ?) Entspricht den Auenberger Schichten in Denckmann’s früherer Auffassung z. Th. >) — Clymenia aegoceras n. sp. wie ein während des Druckes erhaltenes Exemplar zeigt. *) Der Hauptgrund für die zuwartende Stellung, welche ich Denkmann’s Gliederung des Clymenien-Kalkes gegenüber eingenommen habe (Leth. pal. pag. 178, beruht auf dem Umstande, dass fast sämmtliche damals besser bekannte Fundorte in Schlesien, den Ostalpen, Südfrankreich, Cornwall der Gonioclymenien-Zone angehören oder in 14*® 108 Fritz Frech. [32] Das isolirte Vorkommen des grossen Steinbruches bei Ebersdort (unweit Neurode, Glatz I, pag. 45) ist durch das deutliche, concordante Einfallen des nur 3—4 m mächtigen Clymenien-Kalkes unter die Culmgrauwacke wichtig. In dem weiter im Liegenden folgenden dunklen, wohlgeschichteten Haupt- kalk findet sich der grosse, gekammerte und aufgerollte Euomphalus crassitesta Tietze, Turbonitella und Phillipsastraea Kunthi Frech, während Cephalopoden gänzlich fehlen. Der Hauptkalk ist wohl als heteropes Aequivalent der Nehdener und wohl noch der unteren Clymenien-Schichten anzusehen, zeigt jedoch keinerlei Beziehungen zu dem unteren Oberdevon. Das zur Zeit aufgeschlossene Profil zeigt folgende Schichten: :Hangendes: »Culm«-Grauwacke (sehr mächtig). d) 1'30 m grauer und röthlicher (von kleinen Störungen durchsetzter) Kalk, nur local mit reich- licheren Versteinerungen. c) 0'04 m grauen Schiefer, zuweilen auskeilend. b) 1:40 m bunter, meist rother Knollenkalk mit zahlreichen Versteinerungen. a) ca. 1 m dunkler, bläulicher Kalk mit wohlerhaltenen (nicht durch Knollentwicklung deformirten) Versteinerungen. Liegendes: Hauptkalk ca. 4o m. Die häufiger vorkommenden. Versteinerungen lassen, soweit die Untersuchung an Ort und Stelle und die Vergleichung der petrographisch leicht unterscheidbaren (a bez. c und d) Sammlungsstücke zu erkennen gestattete, keine Verschiedenheiten des stratigraphischen Auftretens erkennen. Hervorzuheben sind: Trimerocephalus eryptophtalmus Emmr. und anophtalmus Frech var., Oxyclymenia undulata, bisulcata, (Taf. I, IV,) ornata, striata, Olymenia lacvigata, binodosa und angustiseptata, Gonioclymenia subarmata, Uhligi, pessoides und speciosa, Aganides sulcatus und Gürichi, Paralytoceras erispum, Sporadoceras subbilobatum Mstr., Muensteri L. v. Buch und contiguum Mstr., Porcellia Tietzei Frech (= Goniatıtes porcellioides Tietze) und Posidonia venusta. Als Beispiele der reichen Fauna der Gonzoclymenien-Zone seien noch die Verzeichnisse einiger Fund- orte gegeben. Am Serre-Hügel bei Cabrieres kommen folgende Ammoneen vor: Tornoceras Escoti Frech. Chetloceras Verneuili Mstr., selten. Aganides SEUOEDEIO Mstr. | denne Gürichi n. sp. j = Sporadoceras Muensteri L. v. B. subbilobatum var. nov. meridionalis (häufigstes Fossil). contiguum Mstr., selten. cucullatum L. v. B. (1 Exemplar). Clymenia angustiseptata Mstr., selten. S intracostata n. sp. (häufigste Clymenia). laevigata Mstr. (sehr häufig). Dunkeri Mstr. binodosa Mstr. | seltener. subflexuosa Mstr. ihren publieirten Verzeichnissen eine Mischung der oberen und unteren Fauna enthalten. Das gilt höchstwahrscheinlich für die Fundorte des Fichtelgebirges und sicher für die Arbeit E. Kayser’s über den Enkeberg. Die 1. c. beschriebene Gonioclymenia subarmata stammt (wie auch der Verfasser angibt) von der Burg bei Bredenbeck und liegt in einem dunklen, von dem dolomitischen Enkeberger Gesteine durchaus abweichenden Kalke; Gonioclymenien kommen auf dem Enkeberge selbst ebensowenig wie Sporadoceras cucullatum und Clymenia acuticostata vor. Die Gliederung wurde ferner durch den Umstand erschwert, dass in den von mir genau studirten Gegenden der tiefere Theil des Clymenien-Kalkes entweder vollkommen fossilleer ist (Ostalpen, Cabri&res) oder aus einer heteropen cephalopodenfreien Facies besteht; der sehr mächtige bläuliche »Hauptkalk« von Ebersdorf dürfte noch die Nehdener Zone mitumfassen. [S3] Ueber devonische Ammoneen. 109 Oxyelymenia linearis Mstr., selten. Se undulata Mstr., sehr häufig. ornata Mstr., selten. % ‚szriata Mstr., ziemlich häufig. Gonioclymenia plana Mstr., selten. Die gesperrt gedruckten Arten sind Localformen; die übrigen finden sich — etwa mit Ausnahme von Aganides Gürichi und Tornoceras Escoti — in dem petrographisch und faciell sehr ähnlichen oberen Clymenien-Kalk des Kellerwaldes, in dem ich ausserdem noch Gonioclymenia plana var. intermedia, Gonioclymenia speciosa und Clymenia acuticostata erkannte (Coll. Denckmann). Das nach den neueren Untersuchungen revidirte Verzeichnis der am Klein Pal in den Karnischen Alpen von mir entdeckten und gesammelten Stücke enthält folgende Arten: Gonioclymenia speciosa Mstr., selten. Oxycelymenia undulata Mstr., sehr häufig. m striata Mstr., häufig. Clymenia laevigata Mstr., die häufigste Art. cingulata Mstr., selten. Dunkeri Mstr., selten. " binodosa Mstr., ein Exemplar. j acuticostata Mstr. (— aegoceras nov. sp..) selten. Aganides sulcatus Mstr. sp., häufig. Sporadoceras cucullatum L. v. Buch, ein Exemplar. Tornoceras planidorsatum Mstr. sp., ziemlich häufig. n Escoti Frech. Cheiloceras sp. n. (eine genabelte, nicht näher bestimmbare Form, deren Loben unbekannt sind). Prolobites delphinus Sandbg. sp, ein Exemplar. Orthoceras sp, selten. Forcellia Tietzei Frech — Goniatites porcellioides Tietze, ziemlich selten. In der streichenden Fortsetzung der hellgrauen Clymenien-Kalke, die ich nur auf Grund der Gesteins- beschaffenheit dem obersten Devon zurechnete, sind neuerdings von d’Angelis d’Ossat ziemlich reiche Clymenien-Faunen aufgefunden worden. Durch die vollkommen unzweideutige Schichtenfolge bei Cabrieres!). ist zwar die Discussion über die Stellung der Nehdener Schichten an und für sich abgeschlossen. Wenn neuerdings L. Beushausen die concordante Auflagerung der Pflanzengrauwacke auf dem Ebersdorfer Clymenien-Kalk nicht als Beweis für die Stellung desselben an der Oberkante des Devon ansieht, weil concordante Lagerung das Vorhandensein von Lücken nicht ausschlösse, so ist dabei die Deutung nicht in Betracht gezogen, durch die ich die Bildung der untercarbonischen Conglomerate und Sandsteine erkläre. Ich halte eine »Transgression« des »Culm«, von der L.Beushausen (das Devon des nördlichen Oberharzes 1900, pag. 174) spricht, bei dem Fehlen einer stratigraphischen Lücke z. B. bei Ebersdorf für nicht erwiesen, glaube vielmehr, dass nur ein Flacherwerden des tiefen devonischen Meeres durch die ersten carbonischen Faltungen erfolgt ist. Hierdurch erklärt sich die Auflagerung der basalen carbonischen Brandungsconglomerate und Sandsteine auf dem benthonischen Olymenien-Kalk — ohne dass eine paläontologisch nicht vorhandene »Lücke« con- struirt zu werden brauchte. Devonische und carbonische Ammoneen. Die Carbonzeit entspricht einem bemerkenswerthen Rückgang des Formenreichthums der Ammoneen bei gleichzeitiger Entwicklung und Differenzirung der Nauf£tleen mit geschlossener Spirale. !) Deren Richtigkeit auch von französischen Forschern — de Rouville und Bergeron — ausdrücklich bestätigt wird. 1) Fritz Frech. [84] Von devonischen Arnmoneen sind zwei reich entwickelte Gruppen, die Clymenien und Aphyllitiden, gänzlich ausgestorben, Prolecanites und Aganides, die beiden einzigen aus dem Devon stammenden Gat- tungen erlöschen im Untercarbon; aus dem Gephyroceratiden entwickelt sich ein kleiner, niemals zu beson- derer Bedeutung gelangender Seitenzweig mit Nomismoceras, Dimorphoceras, Anthracoceras und Thalasso- ceras, der bis an die Grenze der Trias hinaufgeht. Trotz der ammonitischen, am Ussuri sogar hoch differenzirten Lobenentwicklung entsendet jedoch Thalassoceras keine Ausläufer in das Mesozoicum. Die eigenthümliche, noch wenig bekannte, isolirte Gattung Pseudonomismoceras (des Untercarbon) ist vielleicht der Vorgänger von Paraceltites. l Die Charakterformen des Carbon »die Carbonarii«e Beyrich’s wurzeln in Sporadoceras und bilden die artenreiche Gattung Glyphioceras, deren stärker sculpturirte, genetisch schwer abtrennbare Formen gewöhnlich als Fericyelus!) citirt werden. An der oberen Grenze des Carbon entwickeln sich aus G/yphioceras die Vorgänger der meso- zoischen Arcestiden in der Reihe: ı. Gephyroceras, 2. Gastrioceras, 3. Paralegoceras, 4. Agathiceras. Pronorites, eine Gattung, der auch das unrichtig aus dem Oberdevon citirte » Ibergiceras«?) zufällt, verbreitet sich durch das ganze Carbon und geht in die Dyas hin, ist aber nur in einigen feinkörnigen Schiefern des Untercarbon häufiger. Eine Uebersicht auch der formenarmen carbonischen Goniatiten gibt der den Schluss bildende Ent- wurf eines Stammbaumes der devonischen Ammoneen. Dass eine solche graphische Darstellung stets nur den zeitweiligen Stand unserer Kenntnisse versinnbildlicht, sei hier besonders hervorgehoben. !) Will man Pericyclus als Gruppe oder Untergattungsnamen beibehalten, so ist derselbe auf die ältere Formen- reihe der Glyphioceras princeps und fasciculatum einzuschränken. Im Obercarbon entwickeln sich aus Glyphioceras diadema von Neuem gerippte Formen, die mit den untercarbonischen Arten in keinem genetischen Zusammenhang stehen, wie die Verschiedenheit der Sutur zeigt. °) »Ibergiceras« tetragonum stammt, wie sich E. Holzapfel und Verfasser unabhängig von einander durch Untersuchung des in Clausthal befindlichen Originals überzeugen konnten, nicht aus dem weissen oberdevonischen Riffkalke, sondern aus dem schwarzen »Culmkalk«. 1081 | sV42904909 Zunasjarıogan A \ | aap oyon] f? = 5 £ Ss A 1 :anıs I j j 7 ! 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Die zu beschreibenden Stücke stammen grösstentheils aus den mittleren und ‚höheren Stufen der Kreideformation der Karpathen, deren geologische Zusammensetzung durch L. Hohenegger in muster- hafter Weise aufgehellt wurde. Trotz vieljähriger Bemühung konnte Hohenegger aus den mittel- und obercretacischen Ablagerungen der schlesischen Karpathen nur wenige Stücke zusammenbringen, welche die Grundlage der Altersbestimmung der von ihm unterschiedenen Schichtgruppen bildeten. Diese Exem- plare, die der Kg]. bayr. Paläontologischen Staatssammlung in München gehören, stellen ein kostbares Material vor, dessen Werth namentlich auf geologischem Gebiete zu suchen ist. Die betreffenden Stücke wurden mir mit freundlicher Zustimmung des Herrn Geheimraths Prof. Dr. K. A. von Zittel von Herrn Prof. Dr. V. Uhlig übergeben, der zugleich einige Exemplare, der Lehrkanzel für Mineralogie und Geologie der deutschen Technischen Hochschule in Prag gehörig, hinzufügte. Es stammen: a) aus den Wernsdorfer Schichten: Imoceramus sp. ind. db) aus den Ellgother Schichten: Belemnites cf. minimus List. Parahoplites Bigoureti Seun. Inoceramus Laubei n. sp. - concentricus Sow. (?) c) aus dem Godula-Sandstein: Desmoceras aff. Dupinianum d’Orb. Dentalium cf. decussatum Sow. d) aus den Istebner Schichten: Pachydiscus Neubergicus v. Hauer sp. em. Grossouvre. e) aus den Friedeker Schichten: Puzosia sp. ind. aff. planulata Sow. sp. Baculites Hochstetteri n. sp. f) aus dem Baschker Sandstein: Ptychodus latissimus Ag. var. Schlotheimi Gein. Beiträge zur Paläontologie Oesterreich-Ungarns. Bd. XIV. I5 114 Dr. Adalbert Liebus. [2] Bevor ich zu den Einzelnausführungen schreite, sei es mir gestattet, an dieser Stelle meinen innigsten Dank allen jenen auszusprechen, die meine Arbeit förderten, und zwar den Herren: Geheimrath Prof. Dr. K. A. v. Zittel für die) Ueberlassung der Stücke, nicht minder meinem geehrten Institutsvorstande Herrn Prof. Dr. G. CE. Laube, sowie Herrn Prof. Dr. V. Uhlig, für die Unterstützung durch Rath und Literatur und schliesslich Herrn Prof. Dr. Cl. Schlüter in Bonn für die mir betreffs der /noceramen geleistete Hilfe. A. Aus den Wernsdorfer Schichten. Inoceramus sp. ind. In den Wernsdorfer Schichten kommen zuweilen mittelgrosse und kleinere /noceramen gesellig vor, die ganze Platten mit ihren Schalen bedecken. Der Erhaltungszustand dieser Reste ist leider so schlecht, dass eine nähere specifische Bestimmung trotz grosser, hierauf verwendeter Mühe nicht durchführbar war. Eine derartige /noceramen-Platte ist mit einer Etikette Hohenegger’s versehen, die auf /noceramus plicatus d’Orbigny, Voyage dans l’Amerique merid. II, 1842, hinweist. Bei der Vergleichung der betreffenden Exemplare mit der von d’Orbigny abgebildeten Form stellte sich die völlige Verschiedenheit von der citirten Form heraus. Die Schale der karpathischen Form der Wernsdorfer Schichten ist breit und ganz mit concentrischen, schmalen Anwachsstreifen bedeckt. Der Winkel, den der Vorderrand mit dem Hinterrand am Wirbel ein- schliesst, ist etwas grösser als 90°. Der Hinterrand bildet eine gerade Kante und die Rippenenden sehen an ihr wie gegen den Wirbel hin geschleppt aus. Die Länge beträgt ungefähr 50 mm, die Höhe 35 mm. Die Exemplare stammen von Grodischt. B. Aus den Ellgother Schichten. | Belemnites c/. minimus List. d’Orbigny: Pal. Franc. I., pag. 55 fi. pl. 5, Fig. 3, 9. Pictet et Campiche: Descr. des foss. du terr. cret. des envir. de S. Croix Prem. part. pag. 104. Die vorliegenden Exemplare sind 30—47 mm lang, haben eine spindelförmige Gestalt, indem sie am Vorderende eng sind, gegen das Hinterende zu sich verbreiten, im letzten Drittel ihre grösste Dicke erlangen und in eine stumpfe Spitze endigen. Hier ist bei allen Exemplaren eine Narbe sichtbar, welche auf einen dornartigen Fortsatz schliessen lässt, der auch bei einem Stücke theilweise erhalten ist. Das Alveolar- ende ist beinahe bei allen Stücken verdrückt, nur bei wenigen ist es erhalten, da aber. so stark verletzt, dass man in Bezug auf die Form der Oefinung keinen sicheren Schluss ziehen kann. Die äussere Oberfläche ist glatt, zeigt aber stellenweise Spuren von Abrollung und Verletzung. Vom Vorderrande reicht bis etwa zum ersten Fünftel des Rostrums eine von gerundeten Rändern eingefasste Furche, die nur bei einem Stück gut erhalten ist, während bei den anderen der Beginn derselben sammt dem Alveolarrand verdrückt ist. Bei einigen Stücken sieht man überhaupt nichts von einer Furche. Seitenlinien konnten nicht mit Sicherheit constatirt werden, nur ein Exemplar zeigte eine Andeutung der Doppellinie, die aber so schwach und un- deutlich ist, dass man sie zur Charakterisirung nicht verwenden kann. | Was die Identifieirung unserer Formen betrifft, so stimmen sie am besten mit d’Orbigny’s Belemnites minimus überein. D’Orbigny gibt als Charakteristik seiner Stücke für die jungen Exemplare an, die keulenförmige Gestalt mit der grössten Breite im letzten Drittel, die stumpfe, mit einem medianen Dorn versehene Spitze, die lange konische mediane Alveole mit runder Oeffnung: und das Vorhandensein einer bis in das erste Viertel reichenden Bauchfurche, sowie je einer Doppelfurche an beiden Seiten; die erwach- senen Exemplare, die er unter den Sowerby’schen Namen Belemnites attenuatus fasst, haben eine lange, allmälig sich verschmälernde Spitze. Pictet und Campiche legen ein grosses Gewicht auf die Tiefe des Alveolarraumes und fassen das Auftreten der seitlichen Doppellinien als secundäres Merkmal auf, indem sie auch Stücke mit einer einfachen Seitenlinie zu Belemnites minimus zählen. Diesen stellen sie in Gegen- [3] Ueber einige Fossilien aus der karpathischen Kreide. I15 satz zu Belemnites semicanaliculatus, der von einigen Autoren mit Belemnites minimus identificirt wurde und geben als hauptsächlichsten Unterschied das in der Mitte erweiterte Rostrum des letzteren an; immerhin räumen sie eine gewisse Aehnlichkeit zwischen beiden ein, insofern gewisse Vorkommen von Belemnites minimus zu Belemnites semicanaliculatus hinüberführen. Belemnites attenuatus fassen sie als Varietät von Belemnites minimus auf. Bei einem der Länge nach durchgeschliffenen Stücke kann man die kurze, etwa über das erste Drittel hinausreichende Alveolarhöhlung beobachten. Dies sowie die Kürze der Bauchfurche und das Fehlen der Seitenlinien lassen eine vollständige Identificirung mit Belemnites minimus nicht zu und müssen vorliegende Stücke nur als Belemnites cf. minimus List vorläufig zu diesem gestellt werden. Das vorliegende Stück stammt aus den Ellgother Schichten von Paul und Tietze (= Miku- schowitzer Schichten Szajnocha). Belemnites minimus List. ist ein charakteristisches Fossil für den Gault. Parahoplites Bigoureti Seun. Baus MAL, Aer 2 Seunes: Notes sur quelques ammonites du Gault Bull. de la Soc. Geol. de Fr. 1887, pag. 556 f., Taf. XIV, Fig. 3, 4 ab. Anthula: Ueber die Kreidefossilien des Kaukasus in Beitr. zur Pal. und Geol. Oesterreich-Ungarns und des Orients Bd. XII, pag. 117 f., Taf. XIII, Fig. 2. Durchmesser . . . .. . .. . „ungefähr 70 mm Nabelweiteg nes ser ee 26 Höhe des letzten Umgangs . . . ungefähr 26'5 „, Das scheibenförmige Gehäuse besteht aus ziemlich niedrigen Umgängen, die einander etwa zu “n umfassen. Im letzten Umgang weicht die Wohnkammer etwas nach aussen hin aus, so dass das darunter liegende Stück des vorletzten Umganges beinahe gar nicht von ihr bedeckt wird. Die Flanken sind flach, in die anscheinend abgeflachte Externseite allmälig übergehend, die Nabelwand gerundet aber ziemlich steil einfallend. Die Dicke ist leider nicht sicher feststellbar. Die Sculptur besteht in einem Wechsel von starken und schwächeren Rippen. Jene, von denen neunzehn auf einem Umgange sich befinden, beginnen an der steilen Nabelkante mit in die Länge gezogenen, etwas gegen die Mündung hin gebogenen knotenartigen Verdickungen, setzen sich, etwas schwächer werdend, über die Flanken fort, verstärken sich wieder gegen die Externseite zu, wo sie wahrscheinlieh — es konnte nicht constatirt werden — immer stärker werdend, endigen. Am äusseren Theile des Gehäuses schwellen sie zu runden kräftigen Knoten an, von denen aus sie sich unmittelbar vor Beginn der Wohnkammer in zwei Aeste gabeln, deren einer gleichsam die directe Fortsetzung der Hauptrippe bildet, während der andere schwächere Ast unter einem kleinen Winkel von dieser abgeht. Gegen die Mündung zu treten diese schwächeren Ab- zweigungen aus dem Verbande der Hauptrippen heraus und werden selbstständig. Gleichzeitig schwächen sich auch die Knoten ab. Ausser den Zweigen der Hauptrippen schaltet sich zwischen je zwei starke knoten- tragende Hauptrippen eine schwächere Schaltrippe ein, die unter die Höhe der Knoten hinabzieht, die Nabelwand aber nicht erreicht. Diese Rippen sind ungegabelt, an der Externseite am stärksten, erreichen hier sogar die Dicke der Hauptrippen. Gegen die Mündung hin verschwinden sie stellenweise und die Hauptrippen erscheinen infolgedessen dichter gestellt. Die Sculptur der innersten Windungen scheint, soweit sie sichtbar ist, derjenigen des mittleren Stadiums zu entsprechen; man erkennt die Mittelknoten schon bei einem Durchmesser von ungefähr 13 mm. Die Lobenzeichnung zeigt einen breiten, von einem dreitheiligen Secundärlobus unsymmetrisch in zwei Aeste gespaltenen Externsattel, von denen der innere etwas kürzer und schmäler ist als der äussere. Von dem breiten, ebenfalls unsymmetrischen Lateralsattel wird er durch einen tiefen Laterallobus getheilt, der einen schmalen, mittleren, am Ende dreispitzigen und zwei schmale seitliche Aeste besitzt. Der Nahtlobus ist ziemlich schmal und an der Spitze unsymmetrisch dreitheilig. Das Stück ist identisch mit Acanthoceras Bigou- reti Seun. und wurde von Anthula der neuen Gattung Parahoplites beigezählt. Das vorliegende Stück stammt aus den Ellgother Schichten. Sonstiges Vorkommen: Unterer franzö- sischer Gault und Aptien des Akuschathales. 15* 116 Dr. Adalbert Liebus. [4] Inoceramus Laubei m. Die Schale ist etwa Io cm lang und sammt dem Flügel 8 cm breit. Die Oberfläche ist mit 29 sichtbaren, scharf ausgeprägten Rippen bedeckt. Die Zwischenräume zwischen je zwei Rippen sind viel breiter als gegen den Flügel ent- diese. An einigen Stel- steht, welche aber len verstärken sich die gegen die Höhenmitte Rippen und dadurch, der Schale sich verliert. dass diese Stellen oft in einer geraden Linie Der Flügel ist glatt, nur an seinem proxi- hintereinander liegen, malen Theile zeigt er entsteht eine eigen- schwache Andeutungen thümliche, senkrecht der sich auf ihn fort- zur Rippung verlau- setzenden Rippen der Schale und am äusser- sten distalen Rande bogenförmige Streifen. fende radiale Streifung, die andeutungsweise an die radialstreifigen Inoceramen von der Von dem übrigen Schalentheil ist er durch eine deutlich ausge- prägte Kante getrennt. Die Schale ist stark comprimirt, beinahe ganz flach, so dass man von einer Wöl- bung nichts bemerken Insel Sachalin erinnert. (Michael: Ueber Kreidefossil. v. d. In- sel Sachalin im Jahrb. d. kgl. preuss. Geol. Landesanst. 1898, pag. 153— 164, Taf. V, VI.) Etwa im letzten Viertel der Schale zieht sich . kann. aufderSeitedes Flügels, Dieser JInmoce- nahe am Wirbel begin- ramus unterscheidet nend, eine seichte, sich von allen bisher senkrecht auf die Rip- Bi: bekannten Arten durch Inoceramus Laubei nov. spec. Aus den Ellgother Schichten von 1 E Krasna, Schlesien. seinen grossen Flügel. hin, wodurch eine fal- Einige Aehnlichkeit be- tenähnliche Erhöhung sitzt er mit den ge- pen gestellte Furche flügelten Formen von /noceramus Brogniarti Sow., die Goldfuss unter dem Namen /noceramus alatus Goldf. beschreibt, ist aber hauptsächlieh durch den Rippenverlauf und den glatten Flügel von diesem ver- schieden. Durch die schmalen scharfen Rippen gewinnt er eine gewisse Aehnlichkeit mit /noceramus con- centricus Sow. Das vorliegende Stück stammt aus den Ellgother Schichten Paul und Tietze (= Mikuschowitzer Schichten, Szajnocha) von Krasna. Inoceramus concentricus Sow. (2) Goldfuss: Petrefacta Germaniae, II, pag. 115, Taf. CIX, Fig. 8. Geinitz: Elbthalgebirge, I, pag. 41. Zwei, von vorn zusammengedrückte zusammengehörige Klappen, welche die Wirbelregion, den Vorderrand und einen Theil der Mittelpartie der Schale erkennen lassen, dürften zu dieser Art gehören. Die Schale ist mit einer Anzahl schwacher Rippen bedeckt, die in Abständen von I—4 mm angeordnet sind. Die Uebereinstimmung erscheint im Allgemeinen ziemlich befriedigend, mit voller Sicherheit kann aber die Identität mit /noceramus concentricus nicht ausgesprochen werden, da bei dem mangelhaften Erhaltungszustand über manches Merkmal Unklarheit besteht. [5] Ueber einige Fossilien aus der karpathischen Kreide. 117 Inoceramus concentricus hat seine Hauptverbreitung im Gault. Das vorliegende Stück stammt von Krasna, aus dem ehemaligen Leopold-Stollen, wohl sicher aus Ellgother Schichten. C. Aus dem Godula-Sandstein. Desmoceras aff. Dupinianum d’Orb. Taf. VI, Fig. 3. d’Orbigny: Cephal. cret. pag. 276, pl. Sı, Fig. 6—8. Parona et Bonarelli: Fossili albiani d’Escragnolles, Palaeontografia Italiana II, 1896, pag. 82. Durchmesser ann Höhe des letzten Umganges . FE DS Nabelweite EEE ee ZUNG Das betreffende Exemplar aus dem Godula-Sandstein von Brenna ist ein Abdruck und die hier angeführten Dimensionen sind sämmtlich dem Gypsabgusse dieses Stückes entnommen. Die Umgänge umfassen einander mehr als zur Hälfte, haben gewölbte Flanken und eine gerundete, aber ziemlich steil abfallende Nabelwand. Die Oberfläche ist mit einer Anzahl von schwach sichelförmig geschwungenen Rippen bedeckt, von denen etwa 7—3 als stärkere Hauptrippen in die Augen fallen, während die übrigen als Nebenrippen anzusehen sind. Die Hauptrippen entspringen an der Nabelkante und ziehen sich in einer lachen S-förmigen Krümmung über die Flanken, die Anordnung der Nebenrippen ist derart, dass zwischen je zwei Hauptrippen sich eine Anzahl von IO—ı2 Nebenrippen einschiebt, welche zum Theil stärker geschwungen sind als jene und gegen den Nabelrand hin immer schwächer werden. Von diesen Nebenrippen verschmelzen oft je zwei gegen die Mitte der Flanken hin zu einer Rippe, andere wieder bleiben einfach, ziehen ebenfalls bis zur Flankenmitte, um dort, immer schwächer werdend, zu verschwinden. Dieses Stück ist specifisch nicht sicher bestimmbar, da das hauptsächlichste Kriterium, die Loben- linie, gänzlich fehlt, jedoch wird es durch das Vorhandensein von 7—8 geschwungenen Hauptrippen, sowie ziemlich dicken Umgängen dem Ammonites Dupinianus sehr nahegebracht. Pictet vereinigte den Ammonites Dupinianus mit Ammonites Parandieri d’Orb. Parona und Bonarelli sprechen sich, und wohl mit Recht, gegen diese Vereinigung aus. Das Stück stammt aus dem Godula-Sandstein von Brenna. Dentalium cf. decussatum Sow. d’Orbigny: Pal. frang. Terr. cret. II, pag. 400, Tab. 236, Fig. I—3. Ein Steinkern, Bruchstück von 28 mm Länge, sanft gebogen, am vorderen Ende 6 mm breit. Der Querschnitt der Schale ist elliptisch. Von der Sculptur ist nichts zu sehen, aber das Stück zeigt jene Doppelriefe, welche d’Orbigny an den Steinkernen seiner Stücke bemerkte; leider ist diese nicht weit zu verfolgen, da das Stück gerade längs dieser Riefe verletzt ist. Die unterscheidenden Merkmale liegen in der Schalensculptur, die an unserem Stücke verloren gegangen ist; die specifische Bestimmung ist daher nicht sicher durchführbar. Das vorliegende Stück stammt aus dem Godula- Sandstein. D. Aus den Istebner Schichten. Pachydiscus Neubergicus von Hauer sp. em. de Grossouvre. Natavıs Eier 7. Schlüter: Cephalopoden der oberen deutschen Kreide, pag. 59, Tat XVII, Fig. 1—3. De Grossouvre: Pal. les ammon. de la craie super. in Recherch. sur la craie super., pag. 207, Taf. XXVI, Fig. 3, Taf. XXX, Fig. 4. H. Imkeller: Kreidebildungen am Stallauer Eck, Palaeontographica, Bd. 48, I90I, pag. 56. Das Gehäuse besteht aus drei nachweisbaren, etwa zur Hälfte sich umfassenden Umgängen. Die Flanken sind etwas gewölbt, die Externseite nicht erhalten. Die Form der Mündung lässt sich wegen der 118 Dr. Adalbert Liebus. [6] Verdrückung des Exemplares nicht sicher reststellen. Die Oberfläche ist mit Rippen von zweierlei Art geziert. Die Hauptrippen beginnen kräftig verstärkt an der Nabelwand, setzen sich bis gegen die Mitte der Flanken fort, um hier allmälig zu verschwinden. Am Beginne sind die Rippen ein wenig nach vorn vorgezogen. Ausserdem bemerkt man an der Externseite, soweit sie erhalten ist, schwächere nach vorn geneigte Neben- die theils in der Verlängerung der Hauptrippen, theils in den Zwischenräumen zwischen je zwei rippen, derselben auftreten, bis zur Flankenmitte herabreichen und hier verschwinden. Die Maasse, die von dem unvollständigen und theilweise verdrückten Stücke angegeben werden können, sind folgende: Durchmeser . . 2. 2.2... .. ca. I85 mm » Höhe des letzten Umganges . . . „ 60 „ Nabelweiter rn, Ammonites Neubergicus v. Hauer (Hauer: Cephalopoden der Gosau-Schichten in Beiträge zur Paläontographie von Oesterreich, pag. 12, Taf. II, Fig. 1—-3) ist offenbar ein junges Exemplar gewesen, das die Rippen der Externseite noch deutlich zeigt. Schlüter zweifelt (l. c. pag. 59) an der Identität dieses Exemplares, das er mit seinen norddeutschen Stücken sehr wohl identificiren konnte und das auch Favre mit den sein gebildeten Stück. Er sagt, man müsse abwarten, ob die noch zu sammelnden Stücke eine derartige Ver- en von Lemberg übereinstimmend fand, mit dem auf Taf. III, Fig. I—2, von Hauer ab- änderung zeigen. De Grossouvre hat hierin einen Schritt weitergethan, indem er seine diesbezüglichen französischen Ammoniten direct bloss mit dem auf Taf. II, Fig. 1—3, dargestellten identificirte. De Gros- souvre bildet junge und erwachsene Formen ab, wobei bei den letzteren die Rippen der Externseite all- mälig, verschwinden, was auch sehr wahrscheinlich und bei Pachydiscus peramplus schon lange bekannt ist. Unser Stück zeigt mit den Darstellungen de Grossouvre’s eine vollständige Uebereinstimmung sowohl in Bezug auf die Grösse, als auch in Bezug auf die Oberflächengestaltung. Die Lobenzeichnung zeichnet sich bei Pachydiscus Neubergicus durch .eine reiche Zerschlitzung aus, wodurch die Loben an ihren Enden scharfe Spitzen erlangen. An unserem Stücke konnte leider eine voll- ständige Auspräparirung nicht vorgenommen werden, aber die Theile der beiden Lateralsättel, sowie des Externsattels, die durch das Aetzen sichtbar wurden, zeigen durchaus jene charakteristische Zerschlitzung. Die nächsten Verwandten dieser Form sind Pachydiscus Egertonianus Forbes und Ammonites Gollevillensis @Orb., Pachydiscus Egertonianus Forbes (Kossmat: Untersuchungen über die süd- indische Kreideformation in Beiträge zur Paläontologie und Geologie Oesterreich-Ungarns und des Orients. Bd. XI, pag. 94, Taf. XV (XXI), Fig. 4, Th. Oldham: Mem of the geol. Survey of India, F. Stoliczka: Ammonites with revis. of the nautil., pag. IO4, Pl. 53, Fig. 1-4) stimmt ganz mit Pachydiscus Neubergicus überein, nur treten bei der Abbildung Stoliczka’s die Rippen der Externseite wenig hervor und sind die Hauptrippen länger als bei Pachydiscus Neubergicus. Kossmat gibt als Unterscheidungsmerkmal gegen jenen die geringe Breite der Umgänge, die grössere Schärfe der Aussenrippen und die geringere Entfernung zwischen denselben bei Pachydiscus Neubergicus an; doch hält er diese Merkmale besonders nach Ver- gleichung der de Grossouvre’schen Exemplare für unzulänglich, um eine Trennung dieser beiden Formen vorzunehmen, und fasst direct den Pachydiscus Egertonianus Forb. als den indischen Ver- treter des Pachydiscus Neubergicus Hauer aut. Ammonites Gollevillensis d’Orb. (nach Favre: Moll. foss. de la craie des env. de Lemberg, pag. 15 und Sharpe [Descr. of the Foss. rem. of Mollusca found in the Chalk of Engl. Cephalop. pag. 48] in Palaeont. Franc. pag. 336, pl. 101 als Ammonites Lewesiensis angeführt) hat zwar die Rippen der Extern- seite, es fehlen ihm aber die charakteristischen starken Rippen an der Nabelkante, woselbst er nur schwach angedeutete Rippen besitzt. Sharpe bildet (l. c. pl. XXII, Fig. 2) ein etwas grösseres Exemplar ab, das überhaupt der Rippen an der Nabelkante ganz entbehrt; sie haben also keine Constanz und ihr Nicht- vorhandensein oder ihre schwache Ausbildung gewähren gegenüber den starken Nabelrippen des Pachy- discus Neubergicus ein gutes Unterscheidungsmerkmal, zumal da die Lobenzeichnungen einander sehr ähnlich sind und die des Ammonites Gollevillensis sich bloss durch den schräg absteigenden Nahtlobus von der des Pachydiscus Neubergicus unterscheiden lässt. Uebrigens wird nach der Angabe d’Orbigny’s die Schale, die 5—6 Nabelrippen besitzt, bei 150 mm Durchmesser bereits ganz glatt. [7] Ueber eipige Fossilien aus der karpathischen Kreide. 119 Die übrigen Ammoniten, die noch eine Vergleichung gestatten würden, sind durch grössere Unterschiede, insbesonders in der Lobenform verschieden, ausserdem hat Pachydiscus galizianus Favre (l. c. pag. 16, pl. III, Fig. 5, 6) scharfe, bis an die Externseite reichende Hauptrippen und über die Flanken- mitte hinausziehende Nebenrippen und Pachydiscus Levyi de Grossouvre (l. c. pag. 175, pl. XXI) starke, eben- falls bis an die Externseite reichende Hauptrippen. Pachydiscus Neubergicus v. Hauer sp. em de Grossou- vre. ist auf die obersten Kreidebildungen beschränkt und bildet in diesem Horizonte eine weit verbreitete Art. Das vorliegende Exemplar stammt aus den Istebner Schichten, nach Hohenegger's Etikette aus einer Dockel im Bache Dychanetz unweit des Flusses Czerna an der Barania, in Althammer. E. Aus den Friedeker Schichten. Baculites Hochstetteri n. sp. Tara VlgBE12=74,,570- Die vorliegenden Stücke stammen vom Friedeker Schlossberg und vom Leskowetzer Bache, sind verkiest und zeigen in schöner Weise die Lobenzeichnung. Bei flüchtiger Betrachtung erscheint die äussere Oberfläche der Stücke glatt, bei näherer Untersuchung aber findet man zahlreiche schwache Rippen, die steil von der Externseite über die Flanken herablaufen und gegen die Internseite hin sich nach aufwärts wenden. Auf der Internseite bilden sie breite Bögen, um sich dann mit denen der anderen Seite zu ver- binden. Der Bogen, den zwei correspondirende Rippen auf der Externseite bilden, ist spitz. Die Stücke sind Il), bis 4 cm lang und zeigen eine Tendenz, stark in die Spitze zu gehen. Auffallend an den Exem- plaren ist die Enge der Kammern, welche bewirkt, dass die Sättel der einen Kammer die Loben der nächsten berühren. Die Lobenzeichnung ist im Allgemeinen nach dem Typus des Baculites Knorri gebaut, zeigt einen breiten, mit zwei grossen seitlichen und einem kleineren terminalen Lappen versehenen secundären Siphonal- sattel, einen reichgelappten zweitheiligen Externsattel, einen ebenso beschaffenen Lateralsattel, beide an der Basis stark verengt und einen zweitheiligen Internsattel, der nicht die Höhe des Lateralsattels erreicht. Die Loben sind zweitheilig, nur der Internlobus an der Spitze dreitheilig. Nach den Einzelnheiten in dem Bau der Lobenzeichnung sah ich mich genöthigt, zwei Extremformen zu unterscheiden, welche durch Uebergänge mit einander verbunden sind, und zwar eine forma latisellata und eine forma angustisellata. Die erstere Form zeigt einen denen der vorigen Form. plumperen Bau der Loben- Ausserdem ist die Lappung zeichnung, die Secundär- der Lobenzeichnung eine loben, welche die Sättel viel reichere und feinere. theilen, sind an der Spitze Dieses Baculiten-Vorkom- beim Externsattel zweitheilig, men erwähnt Hochstetter im Jahrbuch der k. k. Geol. Reichs-Anstalt 1852, III. Heft, pag. 33. Er beschreibt die bei Friedeck gefun- denen Baculiten als Bruch- beim Lateralsattel und In- ternsattel dreitheilig, die oben erwähnte basale Ein- schnürung der Sättel ist nicht so scharf wie bei forma angustisellata. Diese stücke, die aufeine Gesammt- länge von 13 cm ohne Wohn- kammer schliessen lassen. hat extrem eingeschnürte Sättel, was besonders beim Lobenlinien von Baculites Hochstetterin.sp. i latisellate F b form, - Lateralsattel auffällt, die Se- RT ey PAUSE Der ans formu Seinen Angaben nach sind c angustisellate Form. > cundärloben, welche die die Loben sehr scharf und Sättel theilen, sind gleich die Kammern so eng, dass die schmalen Sättel der einen mit den Loben der anderen Kammer sich berühren. Hochstetter bezeichnet diese Baculiten als »dem Baculites vertebralis Lam., dem Baculites Faujassii, wie er in Böhmen vorkommt, und dem Baculites anceps sehr nahestehend«. Nun vereinigt d’Orbigny Baculites vertebralis mit Baculites Faujassü und stellt diesen den Baculites anceps gegenüber, Quenstedt dagegen fasst alle drei unter dem Namen Baculites vertebralis 120 Dr. Adalbert Liebus. [8] zusammen und Reuss hält Baculites anceps und Baculites vertebralis für identisch und unterscheidet von ihnen Baculites Faujassü. Hochstetter schliesst sich hierin der Meinung Reuss’ an und nennt diese Ba- culiten Baculites Faujassü. So weit der Bericht Hochstetter’s. Bei der Vergleichung der Stücke mit den drei angeführten traten so grosse Differenzen zu Tage, dass sie weder mit irgendeinem dieser drei, noch mit den ihnen viel näher stehenden Baculites Knorri und Baculites Valognensis identificirt werden konnten. Baculites anceps Lam. unterscheidet sich durch die breiten Sättel der Lobenlinie und durch eine starke Berippung. Baculites Faujassii Lam. (Baculites Faujassii var. bohemica Fr. u. Schl.) (Cephalopoden der böhmischen Kreideformation pag. 49, Taf. XIII, Fig. 23—25, 29, 30) stimmt mit unseren Stücken nur darin überein, dass die Kammern sehr eng; stehen, die stärkeren Rippen und die breiten Sättel, von denen nur der Lateralsattel eine Spur von einer basalen Einschnürung erkennen lässt, unterscheiden ihn von jenen. Baculites vertebralis Lam. (non vertebralis Quenst. Petref.) zeigt einen dreispitzigen Internlobus, die Rippen sind schwächer als bei den beiden vorigen, die breiten Sättel und das Fehlen der basalen Ein- schnürung. derselben trennen ihn von den vorliegenden Stücken. Baculites cf. vertebralis bei Schlüter (l. cc. pag. 144, Taf. XL, Fig. 7), von dem er nur eine Loben- linie angibt, stimmt mit unserem Stücke besser überein als die vorigen, jedoch schliesst die evidente Klein- heit des Internlobus, der etwa die Hälfte des Laterallobus beträgt, die Identificirung aus, Baculites Knorri Gein. Blainv. ist einer der grössten Baculiten, die wir kennen. Wenn auch die Lobenzeichnung im Allgemeinen übereinstimmt, sind doch in der Grösse, der Weite der Kammern und selbst in den Details der Lobenlinie genug Anhaltspunkte gegeben, um den vorliegenden Stücken eine von diesem getrennte Stellung zuzuweisen. Baculites Valognensis Böhm (Die Kreidebildungen des Fürberges und Sulzberges bei Siegsdorf in Oberbayern in Paläontogr. B. XXXVIII, pag. 50, Taf. I, Fig. 13 a, b). Diese Form steht unseren Stücken ausserordentlich nahe. Die feine Rippung der Flanken und im allgemeinen auch der Bau der Lobenlinie ähneln sehr unseren Stücken; jedoch ist der Querschnitt bei Baculites Valognensis bauchig gegenüber dem ovalen fast elliptischen Querschnitt unserer Exemplare. Weiters ist auch in der Lobenzeichnung ein Unterschied zu constatiren. Während nämlich hier die Intern- loben siebenfingerig resp. an der Spitze einfingerig sind, hat Baculites Hochstetteri deutlich drei gleich berech- tigte Spitzen, ausserdem sind die Secundärloben, welche die Sättel spalten, bei Baculites Valognensis an der Spitze stets dreitheilig. Baculites Hochstetteri stammt aus den Baculiten-Mergeln des Friedeker Schlossberges und des Leskowetzer Baches. Puzosia sp. indet., aff. planulata Sow. Tarı VI, Rıozız. D’Orbigny: Pal. franc. Terr. cret. Tom. I, pag. 267 f., pl. 79. Sharpe: Descr. of the Foss. rem. of Mollusca found in the Chalk ot Engl., P. I, Cephalopoda pag. 29, pl. XII, Fig. 3, 4. Schlüter: Cephalopoden d. ob. deutschen Kreide, pag. 5 ff. Ein kleines schalenloses Exemplar, an dem man deutlich die S-förmig gebogenen Varices sowie an einigen Stellen auch gut die Lobenzeichnung wahrnehmen kann. Von den zwischen je zwei Varices verlau- fenden Rippen ist nichts zu sehen. Die Varices selbst verlaufen von der Naht aus zuerst nach vorne, biegen etwa in der Mitte der Flanken nach hinten um, und ziehen von da aus in einem sanften Bogen wiederum nach vorne. Die Grössenverhältnisse gestalten sich folgendermaassen: DiRelNESSERr 0 5 5 0 05 5 0 2 MOM Elohez.deswletztenSllmgangess ss So Nabelweite ge ee Die Lobenlinie zeigt einen Externlobus, der durch einen Siphonalsattel in zwei Arme getheilt wird, einen zweitheiligen Externsattel, der von dem folgenden, ebenfalls zweitheiligen Lateralsattel durch einen [9] Ueber einige Fossilien aus der karpathischen Kreide. 121 tiefen dreitheiligen Laterallobus getrennt wird. Der gegen die Externseite hin verlaufende Ast dieses Lobus ist stärker ausgebildet und schneidet hier tiefer ein. Der darauffolgende zweite Lateralsattel ist ebenfalls zweitheilig und schliesst mit dem vorhergehenden einen dreitheiligen zweiten Laterallobus ein. Der eine Ast des zweiten Lateralsattels ist etwas schwächer und steht gegen die Innenseite hin etwas weiter ab, so dass der nächste Lobus, ein kleiner dreitheiliger Hilfslobus, etwas schief zu stehen kommt. Vom weiteren Theile der Lobenzeichnung sind zwei Hilfssättel sichtbar, die stark herabhängen. Der erste Seitensattel ist höher gestellt als der Externsattel. In der Anlage der Lobenzeichnung ist eine gewisse Aehnlichkeit dieser Form mit Puzosia planulata Sow., jedoch ist durch die stärker sichelförmig geschwungenen Varices, sowie durch die einfachere Loben- zeichnung des vorliegenden Stückes ein Unterschied der beiden gegeben. Das Exemplar stammt aus dem Baculiten-Mergel des Friedeker Schlossberges. F. Aus dem Baschker Sandstein. Ptychodus latissimus Ag. var. Schlotheimi Gein. Taf. VL, Fig. 8. Agassiz: Rech. sur les poiss. foss. III, pag. 157, Taf. XXVa, b, Fig. 24—26. Geinitz: Elbthalgebirge, II. Bd., pag. 212 f, Taf. XL, Fig. 16—22. Der Zahn ist mässig gewölbt und zeigt einen mit Runzeln versehenen Randtheil und einen auf gefalteten Mitteltheil. Die Falten dieses von dem Rande deutlich abgehobenen Mitteltheiles, sechs an der Zahl, sind stark, scharfkantig, in der Mitte etwas eingebogen und krümmen sich an beiden Seiten nach abwärts. Vor der ersten Falte befindet sich eine ganz kleine siebente Falte, die etwa in der Mitte der Breite aufhört, wo dann grössere runde Warzen vom Seitenrande ihre Stelle einnehmen; sie erscheint dann wieder schwach auf der anderen Seite. Noch weiter vorn steht eine achte Falte, die etwa nur halb so lang ist wie die vorige und noch vor der Mitte in eine Warzenreihe übergeht, um auf der gegenüberliegenden Seite wieder als schwache Runzel sichtbar zu werden. Zwischen diese Falten schieben sich hie und da von den Seiten her einige Warzen ein, die bisweilen eine beträchtliche Grösse erlangen. Dieser mittlere erhabene Theil wird von einem mit Warzen und Runzeln bedeckten Seitenrand umgeben, in den auch die abschüssigen, mit Warzen bedeckten Vorder- und Hinterränder des erhabenen Mitteltheiles übergehen. Diese hier angegebenen Merkmale sind für Piychodus latissimus Ag. charakteristisch, Geinitz trennte (Charakt. I. u. III) den Piychodus Schlotheimi Gein. von Pfychodus latissimus Ag. ab, indem er für jenen den jähabfallenden Hinterrand als charakteristisch bezeichnete, während bei Fiychodus Schlotheimi Vorder- und Hinterrand gleichmässig abfallen. Im »Elbthalgebirge« führt er jedoch bei Piychodus latıssimus, Ptychodus Schlotheimi als Synonym an. Das vorliegende Exemplar würde darnach zu der Varietät Pfychodus Schlotheimi zu stellen sein. Von Piychodus mammillaris Ag. ist er direct durch die Beschaffenheit des Mitteltheiles zu unter- scheiden, der sich bei diesem von dem nicht mit Warzen, sondern mit feinen Runzeln versehenen Seiten- rande sehr steil nach aufwärts wölbt. Von Piychodus decurrens Ag. unterscheidet ihn dessen grosse Anzahl von Kaufalten, die sich seitwärts verzweigen und am Vorderrande durch ähnliche Zweige in die länglichen Warzen des abschüssigen Randes übergehen. Von Piychodus polygyrus Ag. und granulosus Redl. ist er unterschieden durch die grössere Anzahl der Falten des Mitteltheiles, von letzterem noch überdies dadurch, dass dessen erste drei Falten am Vorderrande in einzelne Stücke zerrissen sind und dass kein gekörnelter Rand vorhanden ist. Das Exemplar stammt aus dem Baschker Sandstein von Metillowitz; sonst allgemein in der oberen Kreide. Beiträge zur Paläontologie Oesterreich-Ungarns, Bd. XIV. 16 122 Dr. Adalbert Liebus. [ro] Stratigraphische Bemerkungen von Prof. V. Uhlig. Die höheren Stufen der schlesisch-karpathischen Kreideformation sind, wie man weiss, ausserordentlich arm an Versteinerungen; nur dem ungewöhnlichen Eifer und der unermüdlichen Aufmerksamkeit L. Hohenegger’s und seiner Beamten ist es zu verdanken, dass im Laufe vieler Jahre in diesen sterilen Schichtgruppen die wenigen Versteinerungen aufgefunden wurden, die in den vorhergehenden Zeilen von A. Liebus beschrieben sind. Mit Ausnahme von Parahoplites Bigoureti Seun. und /noceramus Laubei Liebus n. sp. haben diese Exemplare schon Hohenegger vorgelegen und sie bildeten die paläontologische Grundlage für die Altersbestimmung der von Hohenegger erkannten Schichtgruppen der mittleren und oberen schlesisch-karpathischen Kreideformation. Diese Schichtgruppen hat Hohenegger unter den Namen: Godula-Sandstein, Istebner Sandstein, Friedeker Baculitenmergel und Baschker Sandstein beschrieben.!) Die Godula- Sandsteine bilden einen Haupttypus dessen, was man so recht unter Karpathensandstein versteht; ihre massige Ausbildung und grosse Mächtigkeit bedingen hauptsächlich die relative Höhe und das steile Aufragen der Hauptkette der Westbeskiden. Ueber den Wernsdorfer Schichten regelmässig aufruhend, werden sie selbst von den obercretacischen Istebner Sandsteinen überlagert, die am Südabhange des Hauptzuges der Beskiden auftreten. Obercretacische Bildungen erscheinen auch am Nordfusse des Beskidenzuges, hier aber nicht als Istebner Sandsteine, sondern als Friedeker Mergel und Baschker Sandsteine. Wir stehen hier somit vor der Thatsache einer gewissen localen und faciellen Differenzirung der Ober- kreide in den Westbeskiden, einer Thatsache, deren hohe geologische Bedeutung Hohenegger nicht entgangen ist. Er verglich die Istebner Schichten, wie man aus seinen knappen Darlegungen ent- nehmen kann, mit den weiter im Süden auftretenden Zxogyren-Sandsteinen der ungarischen Klippenzone, die Baschker und Friedeker Schichten mit der Oberkreide des mittleren und westlichen Mähren von böhmischem Typus und betrachtete die Transgression der Friedeker und Baschker Schichten als von Westen her eingedrungen. Unter seinem Godula-Sandstein verstand Hohenegger eine ungemein mächtige Ablagerung. Diese Ablagerung lässt aber eine nähere Gliederung zu, die in den wesentlichsten Zügen schon von Hohenegger erkannt wurde. An der Basis treten unmittelbar über den Wernsdorfer Schichten a) schwarze kieselige Schiefer mit kieseligen, zuweilen selbst hornsteinartigen Sandsteinbänken, Conglomerat- lagen und kieselreichen Sphaerosiderit-Flötzen auf und bilden einen regelmässig verfolgbaren Horizont. Darüber folgt d) die Hauptmasse der plattigen und massigen grünlichen Sandsteine, die den eigentlichen Typus der Godula-Sandsteine bilden, in einer Mächtigkeit von mindestens 2—3000 Fuss und zu oberst endlich kommen c) kolossale Conglomeratlagen vor.?) Die Richtigkeit dieser Gliederung des Godula-Sandsteines wurde später von Paul und Tietze bestätigt.) Die unterste Abtheilung der Godula-Serie schien Paul und Tietze eine so grosse Bedeutung und Selbstständigkeit zu besitzen, dass sich diese Autoren veranlasst fanden, diese Abtheilung unter dem Namen Ellgother Schichten von den Godula-Sandsteinen zu trennen, ein Vorgang, dessen Richtigkeit durch die Neuaufnahme der schlesischen Karpathen vollauf bestätigt wurde, wie ich an einem anderen Orte ausführlicher zeigen konnte.*) 1) Die geognostischen Verhältnisse der Nordkarpathen in Schlesien etc. Gotha, 1861. 2) Hohenegsger, 1. c., pag. 30. ®) Jahrbuch geol. Reichsanst., 1877, 27. Bd., pag. 42, 43. %) Ueber der Cephalopodenfauna der Teschener und Grodischter Schichten. Denkschriften d. K. Akademie d. Wissensch. Wien, 1901, 72. Bd.. pag. 6. [11] Ueber einige Fossilien aus der karpathischen Kreide. 123 Aber auch die oberste Abtheilung, die groben Conglomerate und grobkörnigen Sand- steine können von den echten Godula-Sandsteinen getrennt werden. Sie unterscheiden sich durch ihre helle, im frischen Zustande fast weisse, verwittert gelbbraune Farbe, ihre mehr massige Beschaffenheit und die gewaltigen Conglomeratbänke auffallend von den echten Godula-Sandsteinen, wogegen sie sich durch das Vorhandensein schwärzlicher Zwischenlagen, grobes Korn, massig-mürbe Beschaffenheit und helle Farbe, wie die Conglomeratführung eng an die Istebner Schichten anschliessen, in die sie ohne scharfe Grenze und ganz allmälig übergehen. Bei der geologischen Aufnahme der Jahre 1886 und 1887 habe ich daher diese Sandsteine zu den Istebner Schichten gezogen, die daher auf der von mir aufgenommenen Karte einen viel breiteren Raum einnehmen als auf Hohenegger’s Karte aus dem Jahre 1861. Unter den Conglo- meratblöcken dieser Schichten kommen nicht nur Quarze vor, sondern’auch Granite, Tithonkalke und ver- schiedenfältige krystallinische Schiefer, zum Theil von derselben Beschaffenheit wie die Blöcke des Alttertiär. Wo diese Conglomerate und hellen, massig-mürben, grobkörnigen Sandsteine auf echten Godula- Sandsteinen aufruhen, konnte eine deutliche Transgressionsdiscordanz nicht mit Sicherheit nachgewiesen wer- den. Dass aber zwischen den echten Godula-Sandsteinen und dem Istebner Schichtenverbande wahrschein- lich doch eine solche Discordanz besteht, dafür spricht das Verhalten der Istebner Sandsteine im Olsathale. . Diese Sandsteine, welche zwischen dem Sola- und Olsathale die ungefähr ostwestlich streichende Godula- Sandsteinzone überlagern und parallel zu dieser Zone verlaufen, schwenken bei Jablunkau nach Norden ab, so dass sie nun, ganz ähnlich wie die Eocänschichten, die Godula-Sandsteinzone gleichsam verqueren. Für die Eocänbildungen war dieses Verhalten schon von Hohenegger auf das bestimmteste erkannt, und auc eine von Süden herkommende Transgression des Eocänmeeres über das bereits gehobene und durchfurchte Kreidegebiet zurückgeführt worden. !) Dass sich auch die grobkörnigen weissen Sandsteine und Conglo- merate des tiefsten Istebner Horizontes ähnlich verhalten, konnte erst durch die Aufnahme des Kartenblattes Teschen-Mistek-Jablunkau im Jahre 1887 festgestellt werden. Es zeigte sich hierbei, dass diese Sandsteine bis in die Gegend von Niedek und Wendrin, also bis an den Nordrand der Godula-Sandsteinzone vordringen und hier neocome Bildungen überlagern. Somit wird man wohl auch die Istebner Schichten als eine trans- gressive Ablagerung auffassen müssen. Über den eben besprochenen hellen, massig-mürben Sandsteinen mit Conglomeraten lagert jenes Schichtsystem, das Hohenegger speciell Istebner Schichten genannt, aber leider nicht näher beschrieben hat. Die Sandsteine dieser oberen Istebner Schichten haben eine ganz ähnliche Beschaffenheit wie die- jenigen des tieferen Horizontes, sie sind nur im Allgemeinen weniger massig und in grösserer Mächtigkeit von dunklen, schwarzen, bis grünlich- oder bräunlich-schwarzen, sehr selten rothen Schiefermitteln durchsetzt. Auch in diesem Horizonte kommen Conglomerate vor und nicht selten erscheinen grössere und kleinere Blöcke von krystallinen Gesteinen und Tithonkalken auch mitten im Schiefer und Schieferthon. In den Schiefer- thon, dessen Mächtigkeit diejenige der Sandsteine oft weit überragt, sind ferner mehrere Sphaerosiderit-Flötze eingeschaltet. In Kamesznice und Istebna waren sie einstmals Gegenstand lebhaften Abbaues. Wo Schiefer und Sandstein wechsellagern, sind die Sandsteine oft auf dünne, nicht selten kieselige dunkle Bänke und Bänkchen reducirt. Wegen des grossen Eisenreichthums dieser Bildung nehmen sowohl Sandsteine wie Schiefer verwittert eine rostbraune Farbe an. Im Ganzen und Grossen zeigen die Istebner Schichten eine Facies, die den alttertiären Grudeker Sandsteinen Schlesiens, den Ciezkowicer Sandsteinen und den sogenannten Bonaröwka-Schichten Galiziens sehr nahe steht. In Galizien scheint übrigens diese Facies schon viel früher einzusetzen als in Schlesien, denn die Godula-Sandsteine verlieren nach Osten hin allmälig ihre bezeichnende Beschaffenheit und grünliche Farbe, so dass sie schon im Solathale in Westgalizien fast mehr den Istebner Schichten als den echten Godula-Sandsteinen ähnlich sehen. Selbst in das Neocom scheint diese, den Mietniover Sandsteinen bei Wieliczka ähnliche Facies herabzugreifen. Da die Istebner Sandsteine bei Istebna keine obereretacischen Versteinerungen enthalten, konnte es bei der von E. Tietze?) und L. v. Tausch constatirten räumlichen Verbindung der Istebner )l. e. pag. 33, 35, 49. 2) Jahrbuch geolog. Reichsanst. 37. Bd., pag. 384. 16* 124 Dr. Adalbert Liebus. [12] Schichten mit Nummuliten- und Menilit-Schichten und der petrographischen Aehnlichkeit mit gewissen Alttertiär- gesteinen eine Zeitlang fraglich bleiben, ob die Schichten zwischen Istebna in Schlesien und Kamesznice in Galizien auch wirklich zur Oberkreide und nicht vielmehr zum Alttertiär gehören.) Die Untersuchung: der Localität Althammer im Ostravitza-Thale an der Westgrenze Schlesiens, wo in Tychanec am Süd- gehänge der Lissa hora zweifellos obercretacische Versteinerungen gefunden waren, hat diese Zweifel, völlig zerstreut:?) hier treten über den Godula-Sandsteinen des Lyssa hora-Zuges genau dieselben schwarzen erzführenden Schiefer und grauer, theils kieseligen, theils mürben Sandsteine auf, wie bei Istebna, und es steht nach den Etiketten auf zwei Exemplaren der Hohenegger’schen Sammlung sowie nach seinen An- gaben in seinem grunglegenden Werke (pag. 32) zweifellos fest, dass Hamites Roemeri Hohenegger und Pachydiscus Neubergicus aus diesen Schichten stammen. Der Gestein- und Erzzug von Istebna bildet die, nur durch die Eocäntransgression des Olsathales getrennte Fortsetzung des Zuges von Althammer; Lagerungsverhältnisse und petrographische Ausbildung stimmen überein, so dass jeglicher Anlass zu einer Sonderung des Istebner vom Althammerer Zuge entfällt. Schichten, die lithologisch mit den sogennnnten Ropianka-Schichten der galizischen Sandstein- zone verglichen werden könnten, sind bis jetzt weder im Hangenden, noch innerhalb der Istebner Schich- ten mit Sicherheit nachgewiesen worden. Ueber die Kreidebildungen am Nordfusse der Karpathen, die Friedeker Baculiten- Mergel und die Baschker Sandsteine hat sich Hohenegger eingehend ausgesprochen. Die Frie- deker Baculiten-Mergel bilden bläuliche, zerreibliche sandige Mergel, die nicht wenig an den sächsisch böhmischen Baculiten-Mergel erinnern, aber auch gewissen karpathischen Alttertiärgesteinen ungemein ähnlich sehen. In Friedek und im Leskowetzer Bache lagern alttertiäre Gesteine concordant mit den ober- cretacischen Friedeker Mergeln, so dass die Trennung dieser lithologisch ähnlichen Bildungen grosse Schwierigkeiten bereitet. Hohenegger führt diese Lagerung auf gemeinsame Faltung zurück. Nach Hohenegger stehen die Friedeker Mergel in innigen Beziehungen zu den Baschker Sandsteinen, weshalb er auch beide als Friedeker Schichten zusammenzog. Die Baschker Sandsteine bilden kalkige, feinkörnige, bankige Sandsteine, die auf den Schichtflächen mit grünlichweissen Schieferhäuten überzogen sind und häufig helle, kalkige Mergelzwischenlagen enthalten. Die Baschker Sandsteine unterscheiden sich durch ihre helle, fast weisse Farbe, die auch im verwitterten Zustande erhalten bleibt, sowie durch ihren grossen Kalkreichthum sehr bestimmt von anderen Karpathensandsteinen, besonders auch vom Istebner Sandstein. Der Kalkgehalt des Bindemittels ist häufig so gross, dass das Gestein eine deutlich späthige Beschaffenheit annimmt und mit Kalkstein verwechselt werden kann. Die Baschker Sandsteine führen sehr häufig Glaukonitkörnchen oder wenigstens Körnchen einer glaukonitartigen Substanz und enthalten nicht selten grosse Conglomeratblöcke von Tithonkalk oder auch Tithonkalkbreccien. Das Hauptverbreitungs- gebiet dieser Schichten befindet sich, soviel man bisher weiss, in der Gegend zwischen Neutitschein- Stramberg in Mähren und Baschka an der mährisch-schlesischen Grenze. Weiter östlich ist noch bei Domaslowitz in Schlesien ein kleiner Denudationsrest dieser Schichten bekannt, der durch seine deutlich transgressive Lagerung über Neocomschichten bemerkenswerth ist. Das Olsagebiet erreichen die Friedeker Schichten nicht. Auch weiter östlich ist ihr Vorkommen bisher nicht bekannt, ich möchte aber bemerken, dass gewisse Schichten, die ich in der Umgebung der Klippen von Roczyny und Andrychau in Westgalizien beobachten konnte, sich petrographisch am besten mit diesen Schichten vergleichen lassen. Noch weiter östlich treten bei Wieliczka, noch mehr aber im Gebiete südlich von Bochnia und Tarnöw bis nach Przemysl in Mittelgalizien helle Sandsteine und Fucoidenmergel in grosser Mächtigkeit und weiter Verbreitung auf, die mit den Baschker Sandsteinen die grösste Analogie aufweisen.) In südwestlicher Richtung er- strecken sich die Baschker Sandsteine kaum über die Gegend von Neutitschein hinaus; erst im Gebiete der Nikolsburger Klippen, noch deutlicher im Wiener Walde treten uns in den /noceramen- !) L. v. Tausch, im Jahresberichte des Directors der geol. Reichsanstalt, Verhandl. 1887, pag. Io. 2) Verhandl. geol. Reichsanstalt 1857, pag. 258 ®) Zu der betreffenden Schichtgruppe stehen die Kalkmergel von Wegierka in inniger Beziehung, in denen Szajnocha Scaphites aff. constrictus nachgewiesen hat, ebenso auch die Schichten von Pralkowce bei Przemysl. [13] Ueber einige Fossilien aus der karpathischen Kreide. 125 Sandsteinen und besonders in den diese begleitenden hellen Frcoiden-Mergeln analoge Gebilde entgegen, und es verdient hervorgehoben zu werden, dass gewisse Typen dieser Fleckenmergel, besonders die soge- nannten Ruinenmarmore und die lithographischen Schiefern ähnlichen Gesteine des Wiener Waldes mit den Kalkmergeln der Baschker Sandsteine in lithologischer Hinsicht vollständig übereinstimmen. Es ist wiederholt bemerkt worden, dass die Oberkreide der nordostalpinen und karpathischen Sand- steinzone und Klippenzone mehr Analogien mit der nordeuropäischen als mit der mediterranen Ausbildung aufweist. Ganz besonders gilt dies von den Friedeker Baculiten-Mergeln, die F. v. Hochstetter und Hohenegger mit den Plänermergeln von Sachsen und Böhmen verglichen. Indem wir die obenstehenden Bemerkungen nochmals kurz zusammentassen, stellen wir fest, dass die westbeskidische Oberkreide in zwei gesonderten Verbreitungsgebieten auftritt, Im südlichen Gebiete der hohen Beskiden besteht die Oberkreide zu unterst I. aus den hellen, massig-mürben Sandsteinen und Con- glomeraten der Istebner Schichten, und darüber 2. aus den schwärzlichen Schiefern mit Eisenerzen und rothbraun verwitternden Sandsteinen der oberen Istebner Schichten (Istebner Schichten, Hohenegger). Im nördlichen Gebiete am Nordfusse der hohen Beskiden besteht die Oberkreide ı. aus den Friedeker Baculiten-Mergeln und darüber 2. aus den Baschker Sandsteinen. Beide Serien verhalten sich transgredirend, wogegen die mittelcretacischen Schichtgruppen in concordanter, ununterbrochener Folge auf den untercreta- eischen Schichten aufruhen, und zwar liegen über den Wernsdorfer Schichten die Ellgother Schichten, über diesen die echten Godula- Sandsteine. Wir gehen nun auf die Besprechung der aus diesen Schichtgruppen von A. Liebus beschriebenen Versteinerungen ein. I. Aus den Wernsdorfer Schichten beschreibt Liebus /noceramen, die in grösserer Anzahl Gesteinsplatten bedecken. Die Erwartung, dass es gelingen werde, über das Verhältnis dieser älteren Formen zu den jüngeren Typen der Oberkreide etwas Näheres zu ermitteln, ist leider nicht realisirt worden, da eine specifische Bestimmung dieser Formen wegen mangelhafter Erhaltung nicht möglich war. Indessen ist dieses Vorkommen auch an und für sich von Interesse, denn es zeigt, dass die Facies der Karpathensandsteine auch in derjenigen Modification, die während der Unterkreide herrschte, die Entwicklung dieser Zweischaler begünstigte. II. Aus den Ellgother Schichten liegen nach den Bestimmungen von Liebus folgende Arten vor: Belemnites cf. minimus List. Parahoplites Bigoureti Seunes. Inoceramus Laubei n. sp. Inoceramus concentricus Sow. (?). Von diesen Formen kannte Hohenegger nur den Belemnites cf. minimus, er bezeichnete ihn (l. c. pag. 31) als »Leitstern« der untersten Godula-Sandsteine, unmittelbar über den Wernsdorfer Schichten. Da sich dieser kleine Belemnit im Cement des Tithonkalk-Conglomerates von Chlebowitz, das für die Ellgother Schichten so bezeichnend ist und hier mit Sandsteinbänken wechsellagert, in grosser Anzahl vorfindet, so verdient er in der That diese Bezeichnung, war doch damit bewiesen, dass »die Kar- pathensandsteine« auch über den Wernsdorfer Schichten noch zur Kreideformation gehören. Allein für die nähere Altersbestimmung ist er von geringerem Werthe, da es sich gezeigt hat, dass er mit der be- kannten Leitform des Gault, Belemnites minimus, nicht gänzlich übereinstimmt, sondern sich sogar ziemlich wesentlich davon unterscheidet. Auch /noceramus Laubei Liebus kommt für die Bestimmung des näheren geologischen Alters wenig in Betracht, desgleichen /noceramus concentricus (?). Zwar gilt /Inoceramus concentricus für eine ausgesprochene Gault-Species; allein die Identität unserer Form mit /noceramus concentricus ist leider nicht sicher erweisbar. Gewisse Schwankungen der Vertical- verbreitung dürften übrigens bei dieser Art ebenso wohl vorkommen, wie bei anderen /noceramen. Von grosser Wichtigkeit ist dagegen Parahoplites Bigoureti Seunes. Das betreffende Exemplar ist vom ehemaligen Erzherzoglichen Schichtmeister Paul Rakus auf dem Bergbaue Krasna bei Janowitz in Schlesien aufgefunden worden, wo vor Jahren die kieselerdereichen Eisenerze der Ellgother Schichten (Erzzug des Albien bei Hohenegger) lebhaft abgebaut wurden. Es ist in Thoneisenstein eingeschlossen, 126 Dr. Adalbert Liebus. [14] dessen kieselige Beschaffenheit von den Erzen der tieferen Kreidehorizonte auffallend absticht.!) Wie aus der Beschreibung und Abbildung dieses wichtigen Stückes hervorgeht, ist die Uebereinstimmung mit dem französischen Typus sehr befriedigend, so vollkommen, wie bei dem mangelhaften Erhaltungszustand nur immer erwartet werden kann. Die Abweichungen, auf die etwa hingewiesen werden könnte, sind so unbe- deutend, dass man jedenfalls berechtigt ist, für diese Form dieselbe stratigraphische Bedeutung zu bean- spruchen wie für Parahoplites Bigoureti. Diese, für unsere Untersuchung so wichtige Art wurde von Seunes aus den tieferen Schichten des Gault als Theil einer Fauna beschrieben, zu der Ammonites Dutemplei, Cleon, Senequieri, Camattei, Nolani und mehrere Acanthoceras gehören und die den Charakter einer Mischfauna von Aptien- und Gault- formen aufzeigt. Im Kaukasus wurde diese Art von D. Anthula nachgewiesen in Gesellschaft mehrerer anderer Parahopliten, zusammen mit Hoplites Deshayesi, Acanthoceras Martini, Lytoceras Duvali. Unter diesen Parahopliten befindet sich auch eine Form, die ursprünglich aus den Wernsdorfer Schichten be- schrieben wurde, Parahoplites Borowae Uhl. Anthula stellt die betreffende Fauna in das Aptien, und in der That findet man hier viele charakteristische Züge desoberen Aptien oder Gargasıen. In demselben Niveau des Gargasien hat W. Kilian?) in der Umgebung von Sisteron eine in die Gruppe des Para- hoplites Bigoureti und Bergeroni Seun. übergehende Form nachgewiesen. Was wir von der geologischen Verbreitung der Parahopliten wissen, spricht dafür, dass dieser Ammoniten-Zweig im oberen Barremien beginnt und bis in den Gault reicht, seine Hauptentwickelung aber im oberen Aptien oder zwischen diesem und dem unteren Gault erlangt. Hieraus würde sich somit die Wahrscheinlichkeit ergeben, dass die Ellgother Schichten dem oberen Aptien oder Gargasien entsprechen. Die Altersfrage dieser Schichten lässt sich aber nicht losgelöst vom geologischen Alter der darunter und darüber liegenden Schichten beurtheilen, und wir werden auf diese Frage in einem besonderen Aufsatze zurückkommen. III. Die echten Godula-Sandsteine haben wohl am längsten den Bemühungen Hohenegger’s um die Erlangung von Versteinerungen gespottet; aber schliesslich gelang es doch, auch in diesem ebenso einförmigen wie mächtigen Sandsteincomplexe einzelne bezeichnende Versteinerungen nachzuwiesen: Hohenegger nennt Ammonites Dupinianus d’Orb. von Brenna in Schlesien, Dentalium decussatum vom Östri bei Niedek, weiterhin Ammonites mamillatus Schl. und Bellerophina cf. Vibrayi d’Orb. Die beiden letzteren Funde erwiesen sich als unbestimmbar und können daher hier nicht weiter in Betracht kommen. Das von Hohenegger als Dentalium decussatum angeführte Exemplar wurde von Liebus als Dentalium cf. decussatum beschrieben und als eine Form bezeichnet, die mit Dentalium decussatum zwar nahe verwandt, aber mangels der Schalensculptur doch nicht sicher bestimmbar ist. Wird sind also lediglich auf das als Ammonites Dupinianus bestimmte Exemplar angewiesen und dieses ist trotz mangel- hafter Erhaltung in der That von hohem Werth. Obwohl dieses Exemplar im Brennabache lose auf- gefunden wurde, kann doch über seine Herkunft aus dem echten Godula-Sandstein kein Zweifel bestehen: dafür bürgen sowohl die petrographische Beschaffenheit des Stückes wie auch der Umstand, dass das Thal von Brenna vom Ursprunge bis zum Fundpunkte und darüber hinaus gänzlich in Godula-Sandstein eingesenkt ist. Das betreffende Stück bildet einen Abdruck; da Loben und Externtheil nicht erhalten sind, auch die Dicke nicht sicher bestimmt werden kann, hat die specifische Bestimmung mit Schwierigkeiten zu kämpfen. Die Sculptur und die übrigen erhaltenen Merkmale sind aber glücklicher Weise so bezeichnend, dass an der sehr nahen Verwandtschaft der Form von Brenna mit Ammonites Dupinianus d’Orb. nicht gezweifelt werden kann. Die volle specifische Identität kann freilich nicht behauptet werden, diese fest- zustellen verhindert ebenso sehr der schon erwähnte Erhaltungszustand unserer, wie die mangelhafte Kenntnis der d’Orbigny’schen Form. Es bedürfte übrigens für die nähere Ermittlung des geologischen Alters nicht so sehr einer genauen specifischen Bestimmung als vielmehr der Feststellung der Verwandtschafts- verhältnisse unserer Form: steht diese in enger Beziehung zu den Puzosien der bis in das Senon verbrei- 1) Das betreffende Stück gelangte in den Besitz des Professors Dr. Karl Moser in Triest und wurde von diesem an die geologische Sammlung der Deutschen Techn. Hochschule in Prag abgetreten. 2, Note sur la structure de la Montagne de Lure et des env. de Sisteron. Bull. Soc. geol. France 1896, pag. 767. [15] Ueber einige Fossilien aus der karpathischen Kreide. 127 teten Planulatus-Gruppe, so ist ihre Bedeutung unter den obwaltenden Umständen weitaus geringer, als wenn eine nähere Verwandtschaft zu den geologisch älteren Typen der Gruppe des Desmoceras Matheroni und Desmoceras liptoviense Zeusch. erkannt wird. Leider ist auch diese Feststellung weder für unsere Form noch für d’Orbigny's Ammonites Dupinianus mit voller Sicherheit durchführbar, aber es kann doch mit einem hohen Grad von Wahrscheinlichkeit behauptet werden, dass der letztere Fall zutrifft. Die Art und Weise, wie sich zwischen je zwei grobe Wülste und Einschnürungen theils kürzere und schwächere, theils längere und stärkere Rippen einschalten, die sich an ihrem Ursprunge oft nähern, entspricht nicht den Verhältnissen der Gruppe der Puzosia planulata und Mayoriana, sondern erinnert auf das lebhafteste an Desmoceras liptaviense und Desmoceras Matheroni, und so können wir mit einem hohen Grade von Wahrscheinlichkeit behaupten, dass unsere Form einen Ausläufer der im Barr&mien und Aptien verbreiteten und über den Gault nicht hinausgreifenden Gruppe des Desmoceras liptaviense und Matheroni bilde. Desmoceras Dupinianum d’Orb. stammt aus dem Gault; von Pictet und Campiche!) wird diese Art mit Desmoceras Parandieri d’Orb. zusammengezogen (wahrscheinlich nicht mit Recht) und in den mittleren Gault versetzt. Parona und Bonarelli?) cıtiren Desmoceras Dupinianum aus dem Albien von Escragnolles. Mit Rücksicht auf diese Verbreitung des Ammonites Dupinianus, auf die Verwandtschaftsverhältnisse unserer Art und die Lagerung des Godula-Sandsteines über den Ellgother Schichten mit Parahoplites Bigoureti können wir behaupten, dass der Godula-Sandstein zwar geologisch jünger sein muss als das Gargasien, dass aber kein Grund vorhanden ist, ihn als jünger zu betrachten als das Albien oder den mittleren Gault. Für die Vertretung des oberen Gault oder des Vraconnien im Godula-Sandstein liegt nicht der mindeste Grund vor, und wir werden daher an der schon von L. Hohenegger angenom- menen Auffassung festhalten, dass der Godula-Sandstein inder hier vorgenommenen engeren Fassung dem Albien entspreche. IV. Führte die Bearbeitung der Versteinerungen des Godula-Sandsteines zu einer Bestätigung der älteren Anschauungen, so ergaben sich beim Istebner Sandstein wesentlich neue Gesichtspunkte. Seiner Besprechung der Istebner Sandsteine stellt Hohenegger die Bemerkung voran, dass es mit den Nachweisen für diese Stufe beinahe noch schlimmer stehe, als für den Godula-Sandstein, eine Be- merkung, die sich scheinbar im Widerspruche zu dem Umstande befindet, dass Hohenegger nicht weniger als sechs Ammoniten und Hamites Roemeri Hoh. aus dem Istebner Sandstein aufzählt. Die Betrachtung der betreffenden Reste in der Münchener Staats-Sammlung löste diesen Widerspruch: mit Ausnahme von Hamites Roemeri und der von Hohenegger Ammonites Mantelli genannten Art erwiesen sich fast alle übrigen Reste als specifisch unbestimmbar und zugleich unbekannten Fundortes. Aus den Etiketten dieser Stücke ist zu entnehmen, dass sie grösstentheils aus der Gegend von Sucha in Westgalizien herstammen ; da sie aber Hohenegger aus zweiter und dritter Hand zukamen, ist der Horizont und auch der nähere Fundort nicht sicher ermittelt. Nur eines dieser galizischen Stücke bildet insofern eine Ausnahme, als es, obwohl specifisch nicht sicher bestimmbar, doch gewisse Anhaltspunkte für die geologische Altersbestimmung gewähren könnte. Die Hohenegger’sche Etikette dieses Exemplares lautet: » Ammonites Mayorianus, Albien und Cenomanien, von Sucha aus Galizien erhalten.« Der Erhaltungszustand dieses Stückes ist besser als bei den Exemplaren, die Hohenegger als Ammonites Mantelli und Renauxianus bestimmt hat, namentlich ist die Lobenlinie deutlich erkennbar, und diese Linie ist von derjenigen des Ammonites Mayorianus gänzlich verschieden, stimmt dagegen mit dem Typus der Silesites-Loben sehr gut überein. An sSzlesites erinnern auch äussere Form und Sculptur. Sonach deutet das Stück auf Oberneocom oder Aptien, höchstens Albien, lässt sich aber mit der Annahme cenomanen oder noch jüngeren Alters nicht gut in Einklang bringen. Der Eisenstein, in dem das Stück eingeschlossen ist, zeigt die kieselige Beschaffenheit, die den Thoneisensteinflötzen der Ellgother Schichten zu eignen pflegt und es wäre daher sehr wohl möglich, dass das betreffende Exemplar 1) Ste Croix, pag. 280. 2) Palaeontographia Italiana II, 1896, pag. 82. 128 Dr. Adalbert Liebus. [16] aus den Ellgother Schichten herstammt. Ueber die wahrscheinliche Herkunft dieses Vorkommnisses aus der Gegend von Korszöw bei Sucha enthält eine Arbeit von E. Tietze werthvolle Angaben.) Es ergibt sich hieraus, wie sehr Hohenegger Recht hatte, diesen Stücken zu misstrauen, und auch hier musste von einer Verwerthung derselben für die Altersbestimmung speciell der Istebner Schichten gänzlich abgesehen werden. Nur von zwei Arten, Hamites Roemeri und Ammonites Mantelli, gibt Hohenegger in seiner Arbeit, pag. 32, den Fundort (sam südlichen Abhange der Lissa hora«) an und diese sind es ausschliesslich, auf die Schlüsse betreffs des geologischen Alters der Istebner Schichten begründet werden können. Auf einem dieser Stücke ist der Fundort von Hohenegger’s Hand noch genauer verzeichnet; die betreffende Etikette lautet: »aus einer Dockel im Bache Dychanec unweit des Flusses Czerna an der Barania in Althammer, am südlichen Abhange der Lissa hora«.°) Leider konnte Hamites Roemeri Hohenegger, ein grosser, ausgezeichneter Rest von Liebus nicht näher behandelt werden, da dieses kostbare Unicum wegen seiner Gebrechlichkeit nicht hierher transportirt werden durfte, so dass wir also hinsichtlich der Altersbestimmung der Istebner Schichten lediglich auf den von Hohenegger Ammonites Mantelli genannten Ammoniten angewiesen sind. Glücklicher Weise ist dieses Stück nicht nur sicher bestimmbar, sondern gehört auch zu einer in der Oberkreide leitenden Ammoniten-Gruppe. Aus der Beschaffenheit der Lobenlinie, der äusseren Form und Sculptur geht mit Sicherheit hervor, dass hier nicht Ammonites Mantelli, sondern sicher Pachydiscus Neubergicus v. Hauer em. de Grossouvre vorliegt.?) Die nähere Untersuchung dieser Art war durch die vorzüglichen neuen Darstellungen, die wir gerade von dieser Art besitzen, ungemein erleichtert und diesem Umstande ist es mit zu verdanken, dass Liebus die Zugehörigkeit des so wichtigen schlesischen Exemplares zu Pachydiscus Neubergicus ausser Zweifel stellen konnte. Pachydiscus Neubergicus bildet bekanntlich eine der verbreitetsten und bezeichnendsten Leitversteine- rungen des europäischen Obersenon.*) In diesem Niveau findet man unsere Form in den Pyrenäen, im Cotentin, in der Lemberger Senonkreide mit Scaphites constrictus, in der norddeutschen Mucronatenkreide, in der Kreide mit Belemnites mucronata und Scaphites constrictus des Plattenauer Stollens und des Cement- bruches im Stallauer Graben in Oberbayern (nach J. Böhm u. H. Imkeller). Auch in Indien kommt der nahe verwandte Pachydiscus Egertonianus, den man »bei einer etwas weniger engen Speciesfassung ohne viel Bedenken mit Pachydiscus Neubergicus vereinigen könnte« (F. Kossmat) im Obersenon, und zwar in der Valudayur- und Ariyalur-Gruppe vor. Stellt sich Pachydiscus Neubergicus auf diese Weise als eine typische Leitform des Obersenon dar, die bisher in so vielen weit auseinander liegenden und auch in mehreren, den Westbeskiden benachbarten Gebieten stets in demselben Niveau, niemals aber tiefer nachgewiesen wurde, so bleibt wohl nichts anderes übrig, als anzunehmen, dass diese Art auch in den Beskiden denselben Horizont einhalte und auch hier dem Obersenon angehöre. Wir gelangen so zu einem Ergebnisse betrefis des geologischen Alters der Istebner Schichten, das von Hohenegger’s Anschauung beträchtlich abweicht. Eingangs wurde bemerkt, dass die Istebner Schichten eine sehr mächtige Ablagerung bilden. Da sich die Eisenerze in Althammer ebenso wie in Istebna erst in einem hohen Niveau dieser Schichten- gruppe einstellen, so sind wir nicht berechtigt, das Resultat, das wir speciell für den erzführenden Zug dieser Schichten erhalten haben, ohneweiters auf die gesammte Schichtgruppe zu übertragen. Da die flötz- führenden Schiefer mit den Sandsteinen innig zusammenhängen und mit ihnen durch vielfache Wechsel- lagerung verbunden sind, wäre es zwar möglich, dass nicht nur der Flötzzug, sondern die gesammten als Istebner Schichten zusammengefassten, sandig-thonigen Ablagerungen dem Senon zufallen, aber be- weisen könnte man eine derartige Aufstellung auf Grund der gegenwärtig vorliegenden paläontologischen !) Jahrbuch geolog. Reichsanstalt 1887. Bd. 37, pag. 381. 2) Vergl. Verhandl. geol. Reichsanstalt 1887, pag. 259. ®) Das betreffende Exemplar war von mir vorläufig als mit Pachydiscus beramplus verwandt bezeichnet worden. Es sollte damit keine Bestimmung gegeben, sondern nur die grosse Gruppe, zu der das Stück gehört, ungefähr ange- geben werden. Verhandlungen 1887, pag. 258. *) Vergl. namentlich A. de Grossouvre. [17] Ueber einige Fossilien aus der karpathischen Kreide. 129 und geologischen Ergebnisse nicht. Die tieferen Partien der Istebner Schichten könnten immerhin älteren Horizonten der Oberkreide angehören. V. Merkwürdiger Weise ergeben auch die Friedeker Baculiten-MergelunddieBaschker Sand- steine nur Anhaltspunkte für ein senones Alter dieser Bildungen. In den Baculiten-Schichten von Friedek kommt nebst den Baculiten eine kleine Puzosia vor, deren schon F. v. Hochstetter!) als einer unbe- stimmbaren, aber mit Ammonites Mayori verwandten Form gedenkt. Wesentlich mehr, als v. Hochstetter über dieses Vorkommen erwähnt hat, lässt sich auch heute nicht angeben. Die Lobenlinie stimmt in den Hauptzügen mit der von Puzosia Mayori und flanulata überein, ist aber viel weniger zerschlitzt. Wahr- scheinlich ist diese geringere Zerschlitzung nicht ausschliesslich auf die geringe Grösse des Exemplares zurückzuführen und es dürfte daher wohl hier eine von Puzosia planulata verschiedene Art vorliegen. Die specifischen Merkmale dieser Art lassen sich jedoch. nicht näher feststellen. Keinesfalls könnte dieses Vor- kommen für die Bestimmung des geologischen Alters näher in Betracht kommen, da Puzosia planulata und wohl auch die mit ihr in Verbindung stehenden Formen durch mehrere Horizonte fast unverändert hindurchgehen und bis in das Senon hineinreichen. Viel wichtiger sind die Baculiten. Von diesen lässt sich leicht feststellen, dass sie nicht zu den Formen der Gruppe des starkgerippten Baculites Gaudini aus dem Vraconnien und des gefurchten Baculites baculoides aus dem Cenoman und Turon gehören, bei denen die Loben deutlich zweitheilig und mit vor- herrschenden und tief gestellten Seitenästen versehen sind. Auch die senonen Formen, wie Baculites Faujasst, bohemicus, anceps mit breiten Sätteln und Loben, deren paarige Theilung fast oder gänzlich verwischt ist, sind hier ausgeschlossen. Wohl aber bestehen, wie Liebus zeigt, sehr enge Beziehungen zu Baculites valognensis J. Böhm aus dem Obersenon des Fürberges. Eine andere sehr verwandte Form beschrieb C. Schlüter als Baculites sp. ind. aus dem Senon von Ciply.”) Die Loben mit ihrer deutlich paarigen Ausbildung und hochgestellten kräftigen Seitenästen stimmen mit diesen Formen dem Grundtypus nach voll- ständig überein, desgleichen die äusserst schwache Sculptur. Somit sind wir auch für die Friedeker Mergel auf Obersenon hingewiesen. Aus dem Baschker Sandstein zählt Hohenegger nur /noceramus annulatus Goldf und Ptychodus latissimus Ag. auf.?) Inoceramus annulatus lag bei der Untersuchung nicht vor; wohl ist ein /noceramus mit der Fundortsangabe »Leskowetz« vorhander, der möglicher Weise dasselbe Stück bildet, auf das Hohenegger die Bestimmung /noceramus annulatus begründete, allein es fand sich bei dem Stücke diesbezüglich kein näherer Vermerk und auch keine Niveauangabe, so dass es gerathen schien, es vorderhand nicht näher zu berücksicktigen. Was aber Pfychodus latissimus betrifft, so hat Dr. Liebus die Richtigkeit der Hohen- egger’schen Bestimmung anerkannt. Der betreffende Rest: ist so schön und vollkommen erhalten, dass die paläontologische Deutung ohne Schwierigkeiten und Zweifel ermöglicht war. Piychodus latissimus ist, wie die Zusammenstellung bei Geinitz zeigt, im Bereiche der Oberkreide ungemein verbreitet, doch nicht auf eine bestimmte Stufe beschränkt, man findet diese Art namentlich in der oberen Region der Oberkreide, hier aber ebenso häufig im Turon wie im Senon. Zur näheren Altersbestimmung ist daher gerade diese Form wie wohl alle Selachier wenig tauglich, ihr Auftreten erregt aber insofern Interesse, als auch im obercreta- eischen Wiener Sandstein von Hütteldorf bei Wien ein Piychodus (Ptychodus granulosus Redlich *) aufgefunden ist. Die Baschker Sandsteine sind mit den Friedeker Baculiten-Mergeln so innig verknüpft, dass Hohenegger beide Ablagerungen unter der Bezeichnung Friedeker Schichten zusammenfasste. Wenn wir daher auch nicht in der Lage sind, das geologische Alter der Baschker Sandsteine selbstständig zu bestimmen, so können wir doch wegen der Auflagerung der Baschker Sandsteine auf den Friedeker 1) Jahrbuch geol. Reichsanst. 1852, Band 3, 4. Heft, pag. 34.1. c. 2) Palaeontographica, Band 24, pag. 144, Taf. XL, Fig. 7. 3) Letztere Art figurirt bei Hohenegger infolge eines lapsus calami als Apfychus lamellosus Agassiz (l. ec. pag. 33). *) Jahrbuch d. geol. Reichsanst. 1895, pag. 219. Beiträge zur Paläontologie Oesterreich-Ungarns, Bd. XIV. 130 Dr. Adalbert Liebus. [18] Mergeln und wegen der innigen Verknüpfung dieser Schichten nicht umhin, auch den Baschker Sandsteinen ein senones Alter zuzuschreiben. Die Versteinerungen, die bisher aus den obercretacischen Bildungen der Westbeskiden vorliegen, deuten demnach ausschliesslich auf ein senones Alter hin. Merkwürdiger Weise scheint auch im Bereiche der Oberkreide am Fusse der galizischen Sandsteinzone gerade die Senonstufe paläontologisch besonders bevorzugt, denn die wenigen deutlichen Versteinerungen, die von Pralkowce bei PrzemysSl!) und von Wegierka bei Jaroslau°) bekannt sind, sprechen ebenfalls für Senon. Bei diesem Umstande und bei der petro- graphischen Aehnlichkeit, theilweise selbst Uebereinstimmung dieser galizischen mit den schlesischen Ablage- rungen scheint man annehmen zu sollen, dass die Friedeker Mergel und Baschker Sandsteine den obereretacischen /noceramen-Schichten und Fxcoiden-Mergeln gleichzustellen sind, die sich am Nordfusse der galizischen Karpathen bis nach Przemysl und darüber hinaus in grosser Mächtigkeit hinziehen. Es wurde vorhin hervorgehoben, dass aus der westbeskidischen Oberkreide bisher nur auf die Senonstufe deutende Versteinerungen bekannt sind. Diese Thatsache schliesst aber an und für sich die Möglichkeit nicht aus, dass die älteren Stufen der Oberkreide hier vielleicht durch versteinerungsfreie Sedi- mente vertreten sein könnten. Was das Gebiet der Friedeker und Baschker Schichten am Nordfusse der Westbeskiden betrifft, so ist hier die unmittelbare Auflagerung der genannten Schichten auf weit älteren Bildungen der Unterkreide sichergestellt und es ist in diesem geologisch sehr genau aufgenommenen Gebiete keine Schichtgruppe bekannt, auf die man die angedeutete Möglichkeit beziehen könnte. Sämmt- liche Schichtgruppen und Felsarten des betreffenden Gebietes haben ihre sichergestellte stratigraphische Position, so dass also die Annahme von Ablagerungen der Oberkreide, die älter wären als Senon, hier keinen Boden hat. Anders verhält es sich dagegen im südlichen Gebiete der hohen Westbeskiden. Hier befindet sich unter der flötzführenden Schiefer- und Sandsteinzone der Istebner Schichten mit Pachydiscus Neubergicus eine sehr mächtige Ablagerung von weissen grobkörnigen Sandsteinen und Conglomeraten, deren Zugehörig- keit zu einer der älteren Stufen der Oberkreide nicht ohneweiters als unmöglich bezeichnet werden kann. Vielleicht würden neuerliche, speciell mit Rücksicht auf diese Frage ausgeführte geologische Untersuchungen hierüber genügend Klarheit verbreiten, vielleicht aber würden auch diese nicht genügen und erst glückliche Versteinerungsfunde uns in die Lage versetzen, eine bestimmte Entscheidung zu treffen. Jedenfalls ist zur Zeit eine sichere Entscheidung nicht möglich und wir müssen daher mit beiden Eventualitäten rechnen. Umfassen die tieferen Partien der Istebner Sandsteine in der That die Turon- und Cenomanstufe, so bestände ein merkwürdiger Gegensatz zwischen der Oberkreide in den hohen Westbeskiden und der Ober- kreide am Nordfusse dieses Gebirges, dagegen würden die hohen Westbeskiden mit dem Waagthal über- einstimmen, wo ja bekanntlich die Cenomanstufe“durch Sandsteine und Conglomerate mit Exogyra columba vortrefflich vertreten ist. Gehört dagegen auch die tiefere Partie der Istebner Sandsteine und Conglo- merate zum Senon, ein Fall, der namentlich bei dem Umstande, dass es sich hier nur um detritogene Sedimente handelt, doch auch im Auge behalten werden muss, so hätten die Sedimente der Oberkreide am Nordfusse und in den hohen Westbeskiden denselben stratigraphischen Umfang und wären nur durch kleinere Faciesdifferenzen verschieden, und beide Gebiete befänden sich im Gegensatze zur südlicher gele- genen Klippenregion des Waagthales. In diesem Falle wäre die gesammte Sandsteinzone der West- karpathen von der obercretacischen Transgression später betroffen worden als das Waagthal und die Klippenzone, in jenem nur der Nordfuss der Karpathen. Die Entscheidung dieser Frage muss der Zukunft anheim gestellt werden. 1) Jahrbuch geol. Reichsanstalt. 1894, Bd. 44, pag. 222. ?) Atlas geologiczny Galicyi, XIII, Krakau IYoI, pag. 35. u Sr FRRL, eueı > b er ua rs u BEILNRAGE ZUR PALÄONTOLOGIE uno GEOLOGIE 5 h GAFRREICH UNGARNS un des ORIENTS, MITTHEIELUNGEN Des PALÄONTOLOGISCHEN UND GEOLOGISCHEN INSTITUTES - DER UNIVERSITAT WIEN HERAUSGEGEBEN vi UNTERSTÜTZUNG DES HOHEN K.K. MINISTERIUMS FÜR UND UNTERRICHT VON VICTOR UHLIG, PROF. DER GEOLOGIE UND G. von ARTHABER, PRIVATDOC. DER PALÄONTOLOGIE. BAND XIV, “HEFT UI UND IV. — MIT TAFEL VII -XX UND ı0 TEXTILLUSTRATIONEN. } N JÜ WIEN uno LEIPZIG. WILHELM BRAUMÜLLER RUU.KR.HOF- UND UNIVERSITÄTS-BUCHHÄNDLER. 1902. DIE AMMONITEN DER SÄCHSISCHEN KREIDEFORMATION von Wilhelm Petrascheck. (Mit 5 Tafeln und 8 Textfiguren.) Mittheilung aus dem k. mineralogisch-geologischen Museum zu Dresden. Als H. B. Geinitz seine sich über Jahrzehnte erstreckenden Untersuchungen der Fauna der sächsischen Kreideformation in den Jahren 1871—1875 mit der Herausgabe des »Elbthalgebirges« zu einem Abschlusse brachte, lag ihm zur Bearbeitung der Ammoniten ein verhältnismässig spärliches Material vor. Da sich seitdem sein Interesse wieder in erhöhtem Maasse anderem zugewendet hatte, kam er nicht mehr zur Bearbeitung vereinzelter in den Besitz des k. mineralogisch-geologischen Museums gelangter neuer Funde. In letzter Zeit hat die sammlerische Thätigkeit eifriger Naturfreunde eine Reihe von Ammoniten zum Vorschein gebracht, die Geinitz noch nicht gekannt hat. Dieser Umstand, sowie der Wunsch, die verschiedenen in der Literatur niedergelegten Abänderungen der im »Elbthalgebirge« enthaltenen Be- stimmungen an den Originalen selbst nachzuprüfen, liess eine erneute Bearbeitung der Ammoniten als wünschenswerth erscheinen. Wir beschränkten uns auf diese, da zur Zeit für die übrigen Cephalopoden sowie die sogenannten Nebenformen der Ammoniten kein wesentliches neues Material vorlag, während für erstere reichhaltige, über 500 Exemplare umfassende Suiten zur Verfügung standen. Bei unserem Vorhaben wurden wir von verschiedenen Seiten auf das bereitwilligste unterstützt. Besonderen Dank schulden wir Herrn Prof. Dr. Ernst Kalkowsky, der unsere Studien in jeder Hinsicht zu fördern bestrebt war. Dank wissen wir ferner den Herren Prof. Dr. G. Laube und Prof. Dr. A. Fritsch in Prag, Prof. Dr. A. de Lapparent, Paris, A. de Grossouvre, Bourges, R. Chudeau, Bayonne, so- wie allen den nachbenannten Herren, die uns ihre Sammlungen in liberalster Weise zur Disposition stellten, nämlich den Herren: Geheimen Bergrath Prof.Dr. H. Credner, geologische Landesuntersuchung von Sachsen, Prof. Dr. R. Beck, Bergakademie Freiberg, Prof. Dr. J. E. Hibsch, Landwirthschaftliche Akademie Lieb- werd bei Tetschen, Prof. Dr. A. Fritsch, Böhmisches Landesmuseum zu Prag, Seminaroberlehrer Wolff, Museum des Gebirgsvereins zu Pirna, Prof. H. Engelhardt, Sammlung des Neustädter Realgymnasium zu Dresden, Oberlehrer Dr. R. Nessig, Lehrer ©. Ebert, Oberlehrer H. Döring, Lehrer Ludwig, Lehrer Fischer, Fabriksbesitzer E. Kühnscherf, Dr. E. Naumann, k. preuss. Sectionsgeologe, Berlin, C. Droop, Mineralienhändler, Plauen bei Dresden. Das auf diese Weise zusammengebrachte Material, im Verein mit den Vorräthen des k. minera- logisch-geologischen Museums und des mineralogisch-geologischen Institutes der k. S. Technischen Hochschule wurde ergänzt durch vom Verfasser im Auftrage des mineralogischen Museums vorgenommene sammlerische Ausbeutungen einzelner Fundorte. Was den Erhaltungszustand des untersuchten Materials anbelangt, so handelt es sich nur um Stein- kerne, die nicht selten verdrückt sind, und an denen sich wesen der Beschaffenheit des Gesteinsmaterials nur verhältnismässig selten die Sutur gewinnen liess. Die Identificirung bot daher häufig Schwierigkeiten und war erhöhte Vorsicht am Platze. Sehr zustatten kam uns dabei, dass das Vergleichsmaterial des mine- Beiträge zur Paläontologie Oesterreich-Ungarns. Bd. XIV. 18 132 Wilhelm Petrascheck. [2] ralogischen Museums unszur Verfügung stand, und dass wir beim Besuche auswärtiger Sammlungen in Folge freundlicher Demonstrationen, deren wir uns dankbarst erinnern, manche der im Folgenden zu beschreibenden Arten in ihren Originalen und Vorkommnissen anderer Gegenden studiren konnten. Von einer Charakterisierung der Species wurde, soweit diese im »Elbthalgebirge« zur Genüge ent- halten ist, abgesehen, desgleichen unterblieb die Wiederholung der Literaturnachweise, die schon von Geinitz gegeben wurden, obgleich dieselben in ihrer Synonymik keineswegs immer richtig sind. Als Grenze des Gebietes gegen Böhmen wurde der erzgebirgische Abbruch genommen, so dass wohl die Funde vom Hohen Schneeberge und Tyssa, nicht aber mehr die in der geologischen Specialkarte von Sachsen erwähnten Ammoniten von Tetschen berücksichtigt wurden. Beschreibung der Arten. Amaltheidae Fischer. Placenticeras Meck. Es war üblich geworden, lediglich auf Grund oberflächlicher habitueller Uebereinstimmung recht verschiedene Arten zu dieser Gattung zusammenzufassen. Erst neuere Untersuchungen, namentlich die Arbeiten Sarasins und Kossmats haben eine dankenswerthe Klärung angebahnt. Unsere beiden sächsischen Arten sind typische Placenticeras aus der Gruppe des Placenticeras placenta Dekay. Discusförmige Gestalt, bedeutende Involubilität, ein enger, tiefer Nabel, eine zugeschärfte Aussenseite, die an der Peripherie abge- stumpft ist und ein Externsattel, der nach der bisher üblichen Annahme durch 2—3 tiefe Secundäreinschnitte zertheilt ist, sind dieser Gattung eigenthümlich. Placenticeras Memoria-Schlönbachi Laube u. Bruder. 1839. Ammonites Lewesiensis (Mant.), Geinitz: Charakteristik der Schichten und Petrefacten des sächsischen Kreide- gebirges, pag. 39, Taf. XIII, Fig. 4 ex parte. 1849. Ammonites bicurvatus (Mich.), Geinitz: Das Quadersandsteingebirge in Deutschland, pag. ı12, Taf. IV, Fig. 2, 1871—75. Ammonites cf. bicurvatus (Mich.), Geinitz: Das Elbthalgebirge in Sachsen. Palaeontographica, Bd. XX, pag. 188, Taf. XXXIV, Fig. 3. 1887. Placenticeras Memoria-Schlönbachi, Laube u. Bruder: Ammoniten der böhmischen Kreide. Palaeontographica, Bd. XXXIII, pag. 221, Taf. XXIII, Fig. I. Die Möglichkeit, dass die von Geinitz ursprünglich als Lewesiensis, später, wenn auch mit Vor- behalt als bicurvatus beschriebenen, durch starke Involubilität ausgezeichneten, scheibenförmigen Ammoniten zu obiger, von Laube und Bruder aufgestellten Art gehören, wurde bereits von diesen beiden Autoren in Betracht gezogen. Da jedoch die Abbildungen Geinitz’s ebensowenig wie seine Originale, welche eine rauhe, nicht gut erhaltene Oberfläche aufweisen, die für diese Art bezeichnenden stecknadelkopfgrossen Knötchen in der Umgebung des Nabels zeigen, war daran die wahrscheinliche Zugehörigkeit zu Placenti- ceras Memoria-Schlönbachi nicht zu entscheiden. Ein glücklicher Fund des Herrn Lehrer Ebert lässt die genannten Knötchen am Rande des engen, tief eingesenkten Nabels erkennen, so dass die Identität mit der Art Laube und Bruders ausser Zweifel ist. Die Zurechnung dieses Ammoniten zu Desmoceras bicurvatum Mich. ist ganz ausgeschlossen, ein- mal wegen der grösseren Dicke der Umgänge dieser Art, während diejenigen der unsrigen stets flach und pfeilförmig im Querschnitt sind, vor allem aber wegen der ganz verschiedenen Sutur. Wie beistehende Ab- bildung zeigt, löst sich bei unserer Art der Externsattel in drei selbständige Sättel auf, während er dort etwas unsymmetrisch zweitheilig ist. Ein Exemplar erreicht bei 185 mm Durchmesser 42 mm grösste Dicke, andere, flachere, dürften Compression erlitten haben. Die Umgänge umfassen sich bei erstgenanntem zu */, und lassen einen Nabel von 45 mm Durchmesser frei. [3] Die Ammoniten der sächsischen Kreideformation. 133 Die Externseite ist dort, wo sie noch deutlich gegen die Flanken abgesetzt ist, 3 mn breit, gegen das Ende des letzten Umganges wird sie etwas breiter und verliert die scharfen Kanten. Als Fundort gibt Geinitz den cenomanen Plänersandstein von Goppeln an. Es war jedoch nicht gewiss, ob das Lager der dort in feinsandiger Entwickelung anstehende Carinatenquader oder der darüber liegende Plänersandstein der Zone des Actinocamax plenus sei. Spätere Funde Geinitz’s im cenomanen Sutur von Placenticeras Memoria-Schlönbachi Laube und Bruder. Pläner von Plauen machten ihm das letztere wahrscheinlich. Von Herrn Lehrer Ebert wurde die Art weiter in dem nahe bei der Zschoner Mühle unweit Ockerwitz in einem kleinen Steinbruche gewonnenen Carinaten-Pläner gesammelt. Während also in Sachsen das Niveau des Placenticeras Memoria-Schönbacht das jüngste Cenoman ist, wurde es in Böhmen in den unterturonen Schichten des Weissen Berges bei Prag gefunden. Placenticeras Orbignyanum Gein. spec. 1871—75. Ammonites Orbignyanus, Geinitz: Elbthalgebirge II, pag. 188, Taf. XXXVI, Fig. 5. 1893. X " Fritsch: Priesener Schichten, pag. 75, Fig. 53. 1895. Placenticeras d’Orbignyanum (Gein. sp.), J. Jahn: Jahrb. der k. k. geol. Reichsanst. Bd. 45, pag. 130. Ob die sächsischen, von Geinitz als Orbignyanus bestimmten Ammoniten, es handelt sich um das stark geschönt im Elbthalgebirge abgebildete Exemplar, sowie um ein zweites, nur den Nabel zeigendes Bruchstück, wirklich mit der schlesischen Art identisch sind, lässt sich nicht sicher entscheiden, ist jedoch in hohem Grade wahrscheinlich. Sicherlich herrscht Uebereinstimmung mit den unter gleicher Bezeichnung aus den Priesener Schichten Böhmens bekannt gewordenen Ammoniten. Diesen letzteren fehlen ebenso wie den unsrigen die dünnen Knoten, wie sie bei den Kieslingswaldaer Originalen den Nabel umgeben. Dieser letztere ist eng und steilwandig, die Aussenseite scharf und gerade abgestutzt, bei einem Exemplar von IO mm Durchmesser ı mm breit, Eigenschaften, die sämmtlich auf das Placenticeras Orbignyanum hindeuten. Gute Uebereinstimmung: mit der schlesischen Art zeigt die von Fritsch, Priesener Schichten, Fig. 53, abgebildete Sutur. Auch bei unseren Ammoniten ist dieselbe erhalten, weist jedoch bereits der Kleinheit des Bruchstückes entsprechende Vereinfachungen auf, wobei besonders die geringe Grösse des äusseren Adventivlobus auffällig ist. Eine Erscheinung, die sich sehr einfach mit einer von Smith!) bei Placenticeras pacificum Sm. gemachten Beobachtung erklären lässt, nämlich dass der erste der Adventiv- loben dieser Art aus einem Einschnitt des ursprünglichen Lateralsattels, die übrigen Adventivloben hingegen aus Kerben im ursprünglichen ersten Laterallobus entstanden sind. Die Annahme Grossouvres,?) dass das Placenticeras Orbignyanum aus den Priesener Schichten zu dem von ihm aus dem Coniacien beschriebenen Placenticeras Fritschi gehöre, erscheint zweifelhaft, denn dieses weicht durch die Beschaffenheit der Externseite und durch die starke Entwickelung der Umbilikal- knoten beträchtlich von den böhmischen Stücken ab. Mit Recht löst Sturm,’) der die im hiesigen Museum 1) The Developement and Phylogeny of Placenticeras. Proceedings of the California Academy of Sciences 3 ser. Geology vol I, 1900. 2) Les ammonites de la craie super. pag. 125. >) Der Sandstein von Kieslingswalde in der Grafschaft Glatz. Jahrb. preuss. geol. Landesanst. 1900, pag. 509. 18* 134 Wilhelm Petrascheck. [4] aufbewahrten Originale untersuchte, die von Schlüter!) vollzogene Vereinigung des Placenticeras Orbig- nyanum von Kieslingswalde mit dem untersenonen Placenticeras syrtale Morton wieder auf. In Sachsen ist das Lager des Placenticeras Orbignyanum derselbe Horizont wie in Böhmen, nämlich der oberturone, verschiedene Scaphiten führende Thon von Zatschke. Desmoceratidae Zittel. Puzosia Bayle. Die Bestrebungen die zur Gattung Desmoceras gehörenden Arten zu gruppiren haben schliesslich in den Untersuchungen Sarasins?) zu einem Resultate geführt, dem man sich wohl nicht länger mehr verschliessen kann: die Beschränkung des Gattungsbegriffes Desmoceras auf die Verwandtschaft des Des- moceras difficile d’Orb., Desmoceras Beudanti d’Orb., Desmoceras bicurvatum Mich. und Desmoceras quercifolium d’Orb., sowie die Erweiterung der Gattung Puzosia, so dass sie die Verwandten des Ammonites Emerici Rasp., Ammonites latidorsatum Mich. und Ammonites majorianus d’Orb. umfasst. Da der Erhaltungszustand unserer sächsischen Desmoceratiden ziemlich mangelhaft ist und überhaupt bei den in Frage kommenden Arten die Eigenthümlichkeiten der Sutur noch nicht genügend bekannt sind, kann bei unserem Materiale die Einordnung nur mit einem gewissen Vorbehalte durchgeführt werden. Es ist wahrscheinlich, dass ebenso wie Ammonites Gaudama Forb. auch der Ammonites Austeni Sharpe und der Ammonites montis albi Laube u. Bruder zur Gattung Puzosia gehören. Hiefür sprechen die Art des Querschnittes der Windungen, insbesondere das Fehlen einer Nabelkante, die geringe Involubilität, vor allem aber der Charakter der Sutur, der in einem Externlobus von beträchtlicher Tiefe, in einem an seiner Basis stark verschmälerten ersten Lateralsattel und der symmetrischen Bauart des ersten Laterallobus zum Aus- druck kommt. Puzosia Austeni Sharpe spec. 1871—75. Ammonites Austeni (Sharpe), Geinitz: Elbthalgebirge II., pag. 186, Taf. XXXIV, Fig. 2 (ex parte). n ? Zeptophyllus (Sharpe), Geinitz: daselbst, pag. 157. 1886. Desmoceras Austeni (Sharpe), Laube u Bruder: Ammoniten d. böhm. Kreide, pag. 224. Verschiedenartige Formen wurden bisher in Sachsen unter dieser Bezeichnung vereinigt. Nach Aus- schaltung der im Folgenden noch zu beschreibenden Arten verbleiben Ammoniten, die mit der grösseren der beiden Figuren Sharpes recht wohl übereinstimmen. Die Umgänge umfasseı sich zur Hälfte, in der Jugend sogar bis zu ?/,. Ihre grösste Dicke erreichen sie in der Projectionslinie, verengen sich dann gegen aussen und zeigen sich endlich auf der Externseite, soweit nicht Compression in Frage kommt, gerundet. Die zahlreichen, am Nabel entspringenden Rippen sind anfangs schwach sichelförmig nach vorn gebogen, neigen sich dann beim Uebertritt auf die Externseite mit scharfer Krümmung nach vorn und laufen über diese mit unveränderter Stärke hinweg. Auf den Flanken schieben sich zwischen je zwei dieser Hauptrippen zwei, hie und da auch drei verschieden lange Schalt- rippen ein. Wulstartige Verdickungen, 4—5 an Zahl, in ihrem Verlaufe den Rippen conform, bezeichnen die Stellen ehemaliger Mundränder. Der Sipho tritt hart an die Aussenseite heran und wird daselbst in Gestalt einer breiten Linie sichtbar. Die Sutur ist durch die Untersuchungen Laube und Bruders wenigstens theilweise bekannt ge- worden. An den sächsischen Exemplaren war auch nicht mehr davon zu gewinnen als von diesen beiden Autoren bereits abgebildet worden ist. Bei unserem Stücke stimmt die Verästelung des Externsattels und die Zerschlitzung des oberen Laterallobus, deren Einschnitte bis fast an die Siphonallinie heranreichen, ganz mit der Darstellung Laube und Bruders überein. Es liegen 3 Exemplare von der Grösse der citirten Abbildung Geinitz’s, sowie 2 grössere vor, deren einem bei 22 cm Durchmesser noch ein ganzer Umgang; fehlt, vor. Sie wurden sämmtlich im Pläner- kalk von Strehlen und Weinböhla gefunden. 1) Palaeontographica, Bd. XXI, pag. 46. ®) Bull. soc. g&ol. de France. III, ser. t. XXV (1897), pag. 760. [5] Die Ammoniten der sächsischen Kreideformation. 135 Puzosia montis albi Laube u. Bruder spec. 1887. Desmoceras montis albi, Laube u. Bruder: Ammoniten der böhm. Kreide, pag. 222, Taf. XXIV, Fig. ı. Grosse flache Ammoniten, die bei völlig glattem Gehäuse 75 cm Durchmesser erreichen, pflegte man bisher als Austen?! zu bezeichnen. Dass es aber richtiger ist, sie bei oben genannter Species unter- zubringen, dafür spricht der pfeilförmige, mit geraden Seiten versehene Querschnitt der sehr flachen Windungen, der sicherlich nicht immer bloss in Folge von Compression diese Gestalt erhalten hat. Auch der weite Nabel, den die stets weniger als zur Hälfte involuten Umgänge frei lassen, sowie die Art der Berippung weisen auf Puzosia montis alb! hin. Die Rippen sind nur an den inneren Windungen zu be- obachten, bei ca. 40 cm Durchmesser verschwinden sie. Während von Puzosia Austeni es bislang noch nicht erwiesen worden ist, dass das Gehäuse im Alter glatt werde, ist solches an dem Originale Laube und Bruders wahrnehmbar. Den Rippen selbst fehlt das, der Puzosia Austeni eigenthümliche jähe Um- biegen bei Annäherung an die Externseite. Im Gegensatz zur typischen Puzosia Austeni, die wir in Sachsen und Böhmen in völliger Ueber- einstimmung mit Schlüters in Westphalen gemachten Erfahrungen nur aus dem Scaphiten Pläner kennen, ist Puzosia montis albi auf die unterturone Labiatus-Stufe beschränkt, in welcher sie sowohl im Pläner bei Leutewitz als auch im Quader von Cotta bei Pirna gesammelt wurde, Puzosia Gaudama Forbes spec. 1846. Ammonites Gaudama Forbes: Transact. geol. soc. London I, ser. vol., VII, pag. 113, Taf. X, Fig. 3. 1872. 5 Hernensis Schlüter: Cephalopoden etc., pag. 40, Taf. XI, Fig. 13, 14. 1871—75. Austeni (Sharpe) Geinitz: Elbthalgebirge Bd II, pag. 186, Taf. XXXIV, Fig. I, ex parte. 1890. Desmoceras Gaudama (Forb.) Yokohama: Verstein. japan. Kreide. Palaeontogr. Bd. 36, pag. 184. Taf. XVIII, Fig. 14, Taf. XIX, Fig. 5. 1893. Puzosia Mülleri A. de Grossouvre: Les ammonites de la craie super. pag. 172. 1897. Desmoceras Gaudama (Forb.) Kossmat: Indische Kreideformation (Beitr. z. Pal. Oesterr.-Ung.) Bd. IX, pag. 180. 1898. Puzosia cfr Gaudama (Forb.) Choffat: Les ammone&es du Bellasien, pag. 82, Taf. XVII, Fig. 2, 3, Taf. XVIIL, Fig, 1. Der Ammonites Hernensis, den Schlüter aus dem Cuvieri Pläner Westphalens und Hannovers be- schrieben hat, und der von Grossouvre wegen seiner Verschiedenheit vom senonen Ammonites Hernensis Schlüt. in Puzosia Mülleri umgetauft, von Kossmat aber, welcher Autor die Originale studiren konnte, trotz der Verschiedenheit in der Berippung, die man nach den Abbildungen herausfinden kann, mit dem Desmoceras Gaudama Forb. vereinigt worden ist, wurde von Geinitz unter die Synomyma des Austeni gestellt. Gegen diese letztere Vereinigung machte Schlüter!) aufs Neue die Verschiedenheit beider Arten geltend und hob hervor, dass das von Geinitz Tafel XXXIV, Fig. I abgebildete Exemplar dem Ammo- nites Hernensis, wie er aus dem Cuvieri Pläner bekannt ist, angehöre, eine Bemerkung von deren Richtig- keit wir uns durch die Präparation der Rückseite des Geinitz’schen Originalexemplares überzeugen konnten, da es auf der in der Abbildung dargestellten Seite nicht ganz sicher war, ob das Verschwinden der Rippen auf den Flanken nicht bloss durch Abreibung des Steinkernes verursacht sei. Der Unterschied beider Arten ist ausser in der flacheren Gestalt der Puzosia Gaudama in der Art der Berippung zu suchen, indem die Externseite nahezu gleich kräftige, stark nach vorn gebogene Rippen trägt, welche die Mitte der Flanken nicht mehr erreichen. Fälschlich erweckt die Abbildung im Elbthal- gebirge den Anschein, als ob am Ende des letzten Umganges die Rippen nahe dem Nabel Ursprung nehmen. Die intercostalen Zwischenräume vergrössern sich im Laufe des Wachsthums.. Wie auch die Abbildung Geinitz’s hervorhebt, sind vier wenig deutliche Labialwülste vorhanden. Von allen den bisher als Puzosia Gaudama abgebildeten Ammoniten kommen diejenigen des Cuvieri Pläners unseren Stücken im Habitus am nächsten. Von der durch Schlüter und Kossmat bekannt gewordenen Sutur ist an einem zweiten, nur fragmentarisch erhaltenen Stücke bloss der spitzdreilappige obere Laterallobus und der zweispaltige erste Lateralsattel zu erkennen. Beide Exemplare entstammen dem Strehlener Plänerkalk und liegen im Museum zu Dresden. 1) ]. c. pag. 157. 36 Wilhelm Petrascheck. [6] Muniericeras A. de Grossouvre. Für einige wenige Ammoniten, welche man wie Ammonites clypealis Schlüt. bisher am Desmoceras angliederte, stellte Grossouvre eine neue Gattung auf. Sie unterscheidet sich vom typischen Desmoceras durch ihre zugeschärfte Aussenseite, die anfangs geknotet ist, späterhin aber glatt werden kann. Nach der von Grossouvre als Beispiel herangezogenen Sutur von Ammonites gosavicus v. Hauer, besitzt diese einen wenig: zergliederten Aussensattel mit breiter Basis. Es findet hierin enger Anschluss an gewisse Desmoceratiden, vor allem an Desmoceras quercifolium d’Orb. statt, doch unterscheiden sich diese durch eine grössere Zahl von Auxiliarloben, deren der Ammonites gosavicus ebenso wie unsere Art nur einen aufweist. Muniericeras dresdense nov. spec. Taf. VII (D, Fig. 1. Ein bisher nur in einem einzigen Exemplar vorgekommener Ammonit erinnert in seiner linsen- förmigen Gestalt sehr an den Ammonites clypealis, den Schlüter aus dem Unter-Senon des Salzberges bei Quedlinburg beschrieben hat. Die Umgänge sind hoch, umfassen sich zu fast ?/,. Ihre grösste Dicke erreichen sie dicht an der Kante des engen und mit senkrechten Wänden ziemlich tief eingesenkten Nabels. Die schwach gekrüämmten Flanken convergiren gegen aussen und bilden eine scharfkantige Externseite. Zeigt sich schon in der Art des Querschnittes eine geringe Verschiedenheit von Ammonites clypealis, so ist doch das wesentlichste Unterscheidungsmerkmal in der Skulptur zu suchen, die allerdings, wenn die von Fig. 2. Zt >> — Querschnitt von Muniericeras dresdense nov. spec. Schlüter und von Brauns!) gegebenen Abbildungen sich wirklich auf eine und dieselbe Art beziehen recht variabel zu sein scheint. Nach diesen beiden Autoren sind die Rippen entweder sichelförmig, oder von der Mitte der Seiten an energisch nach vorn gekrümmt. Bei unserem Stücke sind die Rippen anfangs gerade und erst ausserhalb der Flankenmitte neigen sie sich nach vorn. Ein Theil derselben, wir zählen ihrer 14 oder 15, nimmt am Nabelrande Ursprung, die übrigen, 2—3 zwischen je zwei Hauptrippen, ver- schwinden an der Krümmung der ‚bealis, wie er von Schlüter ab- gebildet wird, aus. An der Nabel- kante, welche auf der Wohnkammer Rippen. Auf der Wohnkammer werden die Hauptrippen breiter noch schärfer als an den Luftkam- und flacher, die Schaltrippen dün- ner, zahlreicher und länger. Es mern hervortritt, sind die Haupt- Sutur von Muniericeras dresdense spricht sich hierin ein beträchtlicher nov. sp. rippen schwach verdickt. Viel ähn- Unterschied von Ammonites cly- licher ist die Berippung der kleineren Abbildung des Ammonites Austen! Sharpes, doch ist dieser Ammonit durch seinen Querschnitt total ver- schieden. Während an der Wohnkammer die Aussenkante glatt ist, da die Rippen vor ihr verwischen, er- zeugen sie im Bereiche der Luftkammern auf derselben kleine Knötchen. Solche findet man auch bei dem Desmoceras clypealoides, das Leonhard?) aus demselben Niveau, nämlich dem Plänerkalk von Oppeln, be- schrieben hat. Es unterscheidet sich jedoch auch dieses durch die ausgesprochen sichelförmige Krümmung seiner Rippen. !) Zeitschr. für ges. Naturwissensch. 1875, Bd. 46, pag. 342, Taf. VIII, Fig. 1-3. ?) Palaeontographica Bd. 44, pag. 57, Taf. VI, Fig. 2 a, b. [7] Die Ammoniten der sächsischen Kreideformation. 137 Die Sutur schliesst sich eng an diejenige des Ammonites gosavicus von Hauer an. Der breite Externlobus erreicht die Tiefe des oberen Seitenlobus, welcher unten in drei Spitzen endet. “ Der Extern- sattel besitzt einen breiten Stamm und fünf kurze Aeste. Die Körper der Sättel sind breiter als diejenigen der Loben. Es ist nur ein Auxiliarlobus auf den Flanken sichtbar. Das einzige vorhandene Exemplar entstammt dem glauconitischen Plänerkalke von Strehlen, es be- findet sich im Besitze des mineralogisch-geologischen Museums. Pachydiscus Zittel. Diese Gattung, die im Cenoman beginnend, im Turon eine grosse Verbreitung gewinnt und aus deren Reihen in den jüngsten Kreideschichten die letzten Sprossen der Ammoniten überhaupt hervorgehen, ist in ihrer äusseren Gestaltung wie im Baue der Lobenlinie ausserordentlich einheitlich. Die Versuche Grossouvres, eine Gruppe aus dieser Gattung herauszulösen und zum Genus Sonneratia zu transferiren, erscheinen nicht sonderlich glücklich. Wenn auch genannter Autor mit Recht die Eigenthümlichkeit des Querschnittes der Windungen der betreffenden Gruppe hervorhebt, so scheint doch der Gesammthabitus ebenso wie die Sutur vielmehr mit den übrigen Pachydiscusarten als mit den Sonneratien übereinzustimmen. Am wenigsten an die ihm heute noch zugewiesene Stelle zu passen, scheint uns der Ammonites Lewesiensis Mant. Mag auch seine Sutur grosse Analogie mit derjenigen des Pachydiscus peramplus zeigen und mögen auch beide im ausgewachsenen Zustande äusserlich kaum zu unterscheiden sein, so ist es doch sehr schwer wiegend, dass seine inneren Windungen im Gegensatz zu allen Pachydiscus-Arten völlig glatt und ohne Skulptur sein sollen. Pachydiscus peramplus Mant. spec. Taf. VII (D), Fig. 2. 1871—75. Amonites peramplus (Mant.) Geinitz: Elbthalgebirge II, pag. 189, Taf. NXXIV, Fig. 4—7. 1881. h 6 Windmöller: Entwickelung des Pläners etc. pag. 36. 1886. Pachydiscus peramplus (Mant. spec.) Laube und Bruder: Ammoniten pag. 225. 1893. Sonneratia perampla (Mant. spec.) A. de Grossouvre: Les ammonites de la craie sup. pag. 145. 1896. Pachydiscus peramplus (Mant.) Woods: Molluska of the Chalk Rock. Quat. Journ. Vol. 54, pag. 79. 1897. 5 a Leonhard: Fauna der Kreideform. in Oberschlesien pag. 58. 1897. m = Peron: Les Ammonites du cretac& sup. de l’Algerie pag. 43, Taf. I, Fig 4, 5, Taf. XVII, Fig. 6, 1899. Ammonites peramplus (Mant.) A. de Grossouvre: Bull. soc. g&ol. de France 3. ser. vol. 27, pag. 328. Die Beschreibung des typischen Pachydiscus peramplus wurde von Schlüter, Geinitz und neuerlich von Woods gegeben. Ihr entsprechen vollkommen die in grösserer Zahl von Strehlen und Weinböhla vorliegenden Funde, sowie einzelne aus älteren Schichten stammende Stücke. Die Art erreicht bei uns einen Durchmesser von ungefähr 0'5 m. Da nach Schlüter gerade in so grossen Exemplaren der Ammonites Lewesiensis Mant. zu suchen ist, sei hervorgehoben, dass sich diese Ammoniten durch die an den inneren Windungen sichtbar bleibenden Umbilikalknoten sicher als zu peramplus gehörend zu erkennen geben. In der Berippung findet völlige Uebereinstimmung mit den sehr genauen Angaben Schlüter’s statt. Die Zahl der Schaltrippen ist in der Regel drei, doch weisen einzelne Exemplare, namentlich solche aus dem Cenoman und dem Unterturon, ihrer auch vier, sogar fünf auf, die dann etwas schmäler ausfallen. Die Sutur eines Strehlener Stückes wurde von Geinitz im »Quadersandsteingebirge« abgebildet und später im »Elbthalgebirge« copirt. Die Zeichnung ist einem sehr jugendlichen Zustande (einer Entfernung von 12 mm vom Mittelpunkte des Gehäuses gemessen) entnommen und in ihren Verhältnissen nicht correct. Einzelne grössere Exemplare lassen die vollkommene Uebereinstimmung ihrer Lobenlinie mit den Dar- stellungen Sharpes sowie Laube und Bruders erkennen. Auf einige in Strehlen gefundene Stücke muss besonders aufmerksam gemacht werden, da sie vom normalen Typus abweichen. Während bei diesem letzteren die Zahl der dem Alterszustande eigenthümlichen Wellenrippen höchstens 17 betrug, was bei einem Durchmesser von 60 cm zutraf, bei Gehäusen von etwas unter 20 cm Grösse jedoch mit grosser Regelmässigkeit sich auf ı1 beschränkt, weisen einige Exemplare von 138 Wilhelm Petrascheck. [8] diesem selben Durchmesser ebenfalls 17 Rippen auf. Während die meisten derselben wie dies immer beim ‚peramplus der Fall ist, unmittelbar am Nabelrande in einer schwachen Erhebung entspringen, verwischen hier einige dicht über dem Nabelrande. Auch nähern sich die Wellenrippen der Externseite mehr, als es bei peramplus die Regel ist. Ein Exemplar dieser Art besitzt das mineralogisch-geologische Institut der Technischen Hochschule, drei die durch ihren Reichthum an in früherer Zeit bei Strehlen, einem jetzt nicht mehr zugänglichen Fundorte, gesammelten Vorkommnissen besonders werthvolle Sammlung des Herrn E. Kühnscherf. Es scheint, dass das von Schlüter pag. 32 erwähnte, von Schlönbach in Strehlen aufgehobene Stück ebenfalls dieser Art ist. Pachydiscus peramplus tritt in der Kreide Sachsens bereits im cenomanen Pläner und zwar bei Ockerwitz auf, häufiger wird er in der unterturonen Labiatus-Stufe, aus deren Plänerfacies er von Leutewitz, Cotta und Leubnitz, aus deren Quaderfacies hingegen von Tyssa vorliegt. Desgleichen wurde er in dem sandigen Thone, der den Labiatus-Quader vom Ceroman trennt, am Ladenberge bei Berggiesshübel ge- funden. Im mittelturonen Plänermergel von Räcknitz wies Herr Dr. E. Naumann diese Art nach. Ihr Hauptverbreitungsgebiet ist jedoch der Plänerkalk von Strehlen und Weinböhla, von welchen Fundorten eine grosse Zahl von Exemplaren zur Untersuchung kam. Aus jüngeren Schichten kennen wir diesen Ammoniten nicht mehr. Ein Pachydiscus wurde von dem Herrn Realgymnasiasten Johannes Winkler in dem an die Basis des Untersenon gehörenden Ueberquader gefunden. Derselbe, er ist nicht näher bestimmbar, stellt sich in seinem Habitus zwischen peramplus und gewisse senone Arten (Wittekindi) und unterscheidet sich von ersterem namentlich durch die zahlreicheren und längeren Wellenrippen sowie durch raschere Zunahme an Dicke, Pachydiscus spec. Gehäuse, die in ihrer Sculptur anfänglich dem Pachydiscus peramplus ähneln, unterscheiden sich von diesem sofort durch ihren Querschnitt. Wie die Skizze zeigt, sind hier die Windungen schon in einem verhältnismässig jugendlichen Alter beträchtlich höher wie breit, während der Pachydiscus peramplus in diesem Stadium Umgänge aufweist, deren Dicke der Höhe mindestens gleichkommt. Später werden dieselben Fig. 4. Zr ae Querschnitt von Pachydiscus spec. bei letzterer Art zwar ebenfalls höher, haben jedoch, da sie an der Naht, breit bieiben, einen beinahe stumpf dreieckigen Querschnitt, indem die beiden Flanken gegen aussen convergiren. Die Schalensculptur ist anfangs derjenigen des Pachydiscus peramplus sehr ähnlich. Zwischen je zwei Hauptrippen, deren neun auf einem Umgang vorhanden sind, fallen drei breite Nebenrippen. Alle sind nach vorn gebogen. Einschnürungen begleiten die ersteren. Die Umbilikalknoten verschwinden im Laufe des Wachsthums sehr bald, während die Schaltrippen immer zahlreicher und schwächer werden. An einer Stelle sind ihrer neun zu zählen. Sie vermehren sich noch weiter, werden aber dabei so dünn, dass sich ihre Zahl auf der rauhen Oberfläche des Gehäuses nicht mehr feststellen liess. Selbst bei 147 mm Durchmesser, welche Grösse ein Exemplar erreicht, ist noch erkennbar, dass die Hauptrippen über die Externseite hinweglaufen. Wegen Unkenntnis der Sutur muss auf eine Bestimmung, bezw. Benennung verzichtet werden, um- somehr, als der enge und steilwandige Nabel, wie überhaupt der Querschnitt des Gehäuses Zweifel auf- kommen lässt, ob hier wirklich ein Pachydiscus und nicht ein Desmoceras oder eine Puzosia vorliegt. [9] Die Ammoniten der sächsischen Kreideformation. 139 In der That erinnert die Art an eine Puzosia Takei, welche Popovici-Hatzeg aus dem Cenoman Rumäniens !) beschrieben hat. Jedoch ist das Gehäuse letzterer Art flacher ‘und fehlen ihr auch die Um- bilikalknoten auf den älteren Windungen. Wir kennen zwei Exemplare, welche beide im Besitze des Museums sind und von denen das eine aus dem cenomanen Pläner von Ockerwitz, das andere aus dem Labiatus-Pläner von Briesnitz stammt. Die Maasse sind nachstehend gegeben. Durch Abrollen des grösseren beider liess sich feststellen, dass das kleinere nur die inneren Windungen des ersteren repräsentirt. Exemplar von Ockerwitz Briesnitz Durchmesser des Gehäuses. . . . . I42 mm 95 mm Höhe des letzten Umganges . . . - G2mer 3oWr Dickezdesnletzient Umgangesez 2 As 200 Höhe des vorletzten Umganges SU, 24 Diekerdesz vorletzten Umeangese 27 22 2, 16 \Vieite@desa Nabelsu gr oe 27 Pachydiscus Lewesiensis Mant. spec. 1822. Ammonites Lewesiensis, Mantell: Fossils of the South Downs, pag. 199, Taf. XXII, Fig. 2. 1852. b3 ee (Mant.), Sharpe: Mollusca of the Chalk, pag. 46, Taf. XLI, Fig. 1. 1872—76. „ » (Mant.), Schlüter: Cephalopoden der oberen Kreide, pag. 23, Taf. VII, Fig. 5—7, Taf. IX, Fig. 7. 1887. Pachydiscus Lewesiensis (Mant. sp.), Laube u. Bruder: Ammoniten der böhm. Kreide, pag. 226. Ein sehr werthvolles Kennzeichen für Pachydiscus Lewesiensis haben Laube und Bruder mit- getheilt, nämlich die gekerbte Sutur im Gegensatz zur gesägten des Pachydiscus peramplus. Hinsichtlich der Zahl der Rippen lehrt ein grosses Exemplar, dass selbige etwas grösser sein kann als Laube und Bruder angeben. Wir zählen ihrer 13 auf dem letzten Umgange, der einen Durchmesser von 61 cm er- reicht, während ihrer nach genannten beiden Autoren höchstens ıı sein sollen. Die Nabelkante ist deut- licher ausgeprägt, als es bei Pachydiscus peramplus der Fall ist. Da der Jugendzustand glatt ist, fehlen im Innern des Nabels die Knoten. Ausser durch das schon angeführte Merkmal ist die Sutur charakterisirt durch einen Externlobus, welcher bei weitem nicht die Tiefe des oberen Laterallobus besitzt und dessen Verzweigungen die Siphonal- linie erreichen. Es besteht völlige Uebereinstimmung mit der von Laube und Bruder abgebildeten Lobenlinie. Wir kennen zwei Exemplare, die beide im Plänerkalke Weinböhlas gefunden wurden. Das eine der- selben ist im k. Museum ausgestellt, das zweite ist im Besitz des Herrn E. Kühnscherf. Cosmoceratidae Zittel. Pulchellia Uhlig. Diese durch Nache, hochmündige Gehäuse, einen engen Nabel und geschwungene, nach aussen ver- dickte Rippen charakterisirte Gattung wurde von Uhlig”) in seiner klassischen Bearbeitung der Cephalo- podenfauna der Wernsdorfer Schichten eingeführt. Vertreter dieses Genus wurden seitdem in den Kreide- schichten der verschiedensten Gegenden nachgewiesen. Douvill&°) hat es unternommen, die diesem Ver- wandtschaftskreise angehörenden Arten zu classificiren, indem er besonderes Gewicht auf die Beschaffenheit der Externseite legte. Er fasste den Begriff Pulchellia enger und bezeichnet die mit einem Siphonalkiel versehenen Pulchelliiden als Tissotia, diejenigen aber, bei denen die Rippen ununterbrochen über die Bauch- seite hinweglaufen als Sfoliczkaia. Auch Saynt) schied, sich wesentlich auf die Sculptur stützend, eine ') M&m. soc. g&ol. de France III. t. VIII, pag. 9, t. II, Fig. 2. ?) Denkschriften der k. k. Akademie der Wissensch. Wien. Math. naturw. Cl., Bd. 46 (1883), pag. 246. ®) Classification des Ceratites de la craie. Bull. soc. g£ol. III. ser., t. XVIII (1890), pag. 287. *) Description des Ammonitides du Barr&mien du Djebel-Ouach pres Constantine. Lyon 1890. Beiträge zur Paläontologie Oesterreich-Ungarns Bd, XIV. 19 140 Wilhelm Petrascheck. [10] Untergattung Heinzia aus. Nickles!) und endlich Gerhardt?) legten, wie dies längst schon von Uhlig hervorgehoben war, der Beschaffenheit der Aussenseite geringere Bedeutung bei, indem sie diese lediglich zur Abgrenzung von Gruppen innerhalb der Gattung Pulchellia verwenden, jedoch hervorheben, dass die mit Siphonalkiel versehenen Arten auf eine besondere Gattung hinweisen. Wie sehr berechtigt dieses Vorgehen ist, lehrt unsere sächsische Art. Anfangs mit scharf ausgesprochener Sculptur auf den Flanken und einer schwach ausgehöhlten, mit zwei Zahnreihen versehenen Externseite ausgestattet, stellt sie eine typische Pulchellia im Sinne Douvill&’s oder eine Heinzia dar, um ganz zuletzt in eine Stoliczkara in der Auffassung von Douvill& und von Nickl&s mit gerundeter Aussenseite und ununterbrochenen Rippen überzugehen. Dass jedoch die namentlich von Nickl&s als subgen. Stoliczkaia bezeichneten Pulchelliiden nicht mit der Gattung Neumayer’s zu vereinigen ist, geht aus den Darlegungen Kossmat’s hervor.°) Pulchellia Gesliniana d’Orb. spec. Taf. VII (I), Fig. 3a, b, 4a, b, 5a, b. 1872—76. Ammonites Geslianus (d’Orb.), Geinitz; Elbthalgebirge I., pag. 280, Taf. LXII, Fig. 3. H. B. Geinitz’s geübtes Auge erkannte bereits in einem ziemlich mangelhaften, dem Carinaten- Quader entstammenden Steinkern diese Art. Sie wurde seitdem durch zwei eifrige Sammler, Herrn Ober- lehrer Döring und Herrn Lehrer Ebert in einer Reihe schöner Exemplare im cenomanen Pläner nach- gewiesen, so dass die Beschreibungen d’Orbigny’s und Geinitz’s wesentlich ergänzt werden können. Das Gehäuse ist flach, hochmündig und von beträchtlicher Involution, der Nabel daher eng. Jedoch zeigen sich hierin grosse Schwankungen. Um dieselben zu veranschaulichen, werden nachstehend die Maasse mehrerer Exemplare gegeben, und zwar in der ersten Rubrik der Durchmesser des Gehäuses, in der zweiten derjenige des Nabels, in der dritten der Quotient beider Werte. IK II. III. Abbildung bei d’Orbigny: 94 mm 25 mm 379 OrioinalsvonaGeinitz 1020 a7 35 (Dre 2 8 DO m an 780 IO5 N 22 ” 477 Olsen 12005 758 Neue Funde: } Tan 2 . Sol | RES Pa Ro 52 „ DA Ag in 5,5, 9:80 NEE 4 nm go Der Durchmesser des Gehäuses beträgt somit das 4—I5fache desjenigen des Nabels. Im Allgemeinen sind die kleineren stärker involut als die grösseren, da sich der Betrag der Involution im Laufe des Wachs- thums verringert. Diese Ausschnürung, in der sich allerdings ein gewisser Anklang an Stoliczkaia zeigt, ist der Grund zu dem einem Scaphiten nicht unähnlichen elliptischen Umriss, den die Art zeigen kann. Selbiger ist bei dem Originale Geinitz’s besonders auffällig und wird von diesem Autor auf Deformation zurückgeführt. Dass diese jedoch nicht die alleinige Ursache dieser Gestaltung ist, lehrt uns ein völlig unverdrücktes Exemplar. Die hohen Flanken sind von schwach sichelförmig nach vorn geschwungenen Rippen bedeckt, die entweder bereits zu zweien in einer Stelle des Nabels Ursprung nehmen, oder sich im ersten Drittel ihrer Länge gabeln. Zwischen diese Paare schieben sich einfache Rippen ein, die nur ungefähr bis zur Mitte der 1) Contribution A la pal&ontologie du Sud, Est de l’Espagne. M&m. soc. geol. III. ser., t. I. 2) Beitrag zur Kenntnis der Kreideformation in Columbien. Neues Jahrbuch, XI. Beil., Bd. (1897), pag. 135. 3) Untersuch. über südind. Kreideform., pag. 98. [11] Die Ammoniten der sächsischen Kreideformation. 141 Flanken herabreichen. Alle Rippen sind breit, flach, eben, sie verbreitern sich gegen aussen, sind auf der Mitte der Seiten etwas undeutlicher, werden aber aussen wieder kräftig. Die Externseite ist in der Jugend abgestutzt und erscheint, da an ihrer Kante die Rippen in einem in die Länge gezogenen Zahn ihr Ende nehmen, ausgehöhlt. Der Sipho wird auf ihr mitunter in Gestalt einer feinen Linie sichtbar. Im Laufe des Wachsthums verbreitert sich die Aussenseite beträchtlich, die Zähne stumpfen sich ab und verschwinden bald ganz, ebenso die Kante, welche sie erzeugten. Der Bauch wird rund und glatt, und bei einem Durchmesser von 162 mm endlich, wie ihn das Original Geinitz’s erreicht, laufen die Rippen unverändert über die Externseite weg; es ist, wie schon erwähnt, der Zustand erreicht, den man zur Gattung Stoliczkaia gezogen hat. Die Sutur ist zwar an einigen Exemplaren noch erhalten, jedoch so mangelhaft, dass sich eben noch ihre Uebereinstimmung mit derjenigen von Pulchellia constatiren lässt. Die Sättel und Loben sind niedrig, nur gezackt, nicht weiter ge- radliniger Fortsetzung noch zwei kürzere liedert; nur der Externlobus ist durch Fig 5. Auxiliarien an. Nur die oberen Seiten- Ss einen kurzen Secundärlobus in zwei aa) ab “ } loben greifen ineinander ein. Die Länge grössere Lappen getheilt. Die Wände Be einer Luftkammer an einem Stücke mitt- der Sättel stehen parallel. Der breite se lerer Grösse, und zwar an der Aussen- Externsattel ist nicht ganz so tief wie seite gemessen, beträgt S mm. Br Sutur von Pulchellia Ba rigt N der erste l.ateralsattel, der zweite Lateral- on Choffat!) hebt hervor, dass sattel ist beträchtlich kürzer als der Extern-Sattel. der Ammonites Geslinianus d’Orb. ge- erste. An diese schliessen sich in ge- wissen Exemplaren des Neolobites Vibrayeanus d’Orb. ähnele. Er gibt weiter der Vermuthung Ausdruck, dass die Figur d’Orbigny’s eine Restauration und die Art selbst eine problematische sei. Worauf sich diese letztere Annahme stützt, ist nicht zu ersehen, Sicher ist jedoch, dass unsere Art in hohem Grade der Abbildung des Geslinianus entspricht und dass sie nicht zu Neolobites gehört, das beweist die Zahnung sowohl der Loben wie der Sättel. Eine Verwechslung mit Neolobites Vibrayeanus ist demnach völlig ausgeschlossen. Pulchellia Gesliniana d’Orb. ist bislang ausserhalb Sachsens nur aus Frankreich bekannt geworden, wo sie nach d’Orbigny im cenomanen Grünsande von Vibraye (Sarthe) und Touvois (Loire) und nach Millet?) bei Suette gefunden worden ist. Die von Choffat eitirte Arbeit Gu&rangers wurde nicht herangezogen, da wir sie nicht eruiren konnten. Was Schlüter?) als Ammonites cfr. Geslinianus aus der Tourtia von Essen beschreibt, wird von ihm selbst mit Recht als zweifelhaft bezeichnet. Dass die Art jedoch im Cenoman des benachbarten Böhmens vorkommt, davon konnten wir uns im Landesmuseum zu Prag überzeugen. In Sachsen ist sie uns aus dem Carinaten-Quader von Welschhufe und aus dem Carinaten- Pläner von Ockerwitz und Dohna bekannt geworden. Geinitz erwähnt, dass ausser dem von ihm abge- bildeten noch ein zweites Exemplar im Carinaten-Quader von Welschhufe gefunden worden sei und mit der E. v. Otto’schen Sammlung in das Wiener Hofmuseum gekommen sei. Wir konnten, Dank der Liebens- würdigkeit des Herrn Custos Dr. Kittl, auch dieses Stück untersuchen und uns überzeugen, dass es keine Pulchellia ist, sondern wahrscheinlich bei Acanthoceras pentagonum Jukes Browne and Hill unterzubringen ist, sicher lässt sich dies jedoch bei seinem mangelhaften Erhaltungszustand nicht entscheiden. Mammites Laube und Bruder. 5 Laube und Bruder fassten einige turone Arten zu obiger Gattung zusammen und hoben hervor, dass dieselbe durch ihre Sculptur eine grössere Verwandtschaft zu Acanthoceras besitze, dass jedoch auch Beziehungen zu Schlönbachia bestehen, hervorgerufen durch »das Vorhandensein eines schwachen, oft nur angedeuteten und eigentlich lediglich durch das Hervortreten des Siphonalstranges hervorgebrachten Kieles«. Diese Worte sind sehr zu beachten, es ist kein eigentlicher Kiel vorhanden, wie ihn die Schlönbachien zeigen !) Receuil d’etudes pal&ontologiques sur la faune cretaceique du Portugal. II. ser. Les ammonees du Bell- asien, pag. 76. 2) Pal&ontologie de Maine et Loire, Angers 1854, pag. Io3. ®) Cephalopoden der oberen deutschen Kreide, pag. 9, Taf. III, Fig. 6, 7. 19* 142 Wilhelm Petrascheck. [12] und ebensowenig ein durch Verschmelzen einer medianen Höckerreihe entstandener Kiel, was bei Acanthoceras vorkommt. Es kann vielmehr lediglich der kalkige Sipho an der Aussenseite sichtbar werden. Manchmal ist dies an einem Exemplare nur an den inneren Windungen der Fall und verschwindet der Sipho bald wieder von der Aussenseite, manchmal tritt er umgekehrt nur an den jüngeren Theilen hervor, oft hingegen ist er gar nicht sichtbar. Dies ist sowohl bei Mammites michelobensis, der aus Sachsen in grosser Zahl vorliegt, als auch bei Mammites nodosoides zu beobachten. Der Vergleich der Originale Schlotheims im Berliner Museum und derjenigen Laube und Bruders sowie der Abbildungen Schlüter’s lehrte dies gerade so, wie einige Stücke des Mammites nodosoides, die wir selbst bei Michelob, dem Fundorte der typischen Exemplare, gesammelt haben. Dem Hervortreten des Siphos ist nicht die geringste Bedeutung beizulegen. Kossmat!) fasst den Gattungsbegriff Acanthoceras sehr weit und vereinigt, sich an die ursprüng- liche Diagnose Neumayr’s anlehnend, Formen mit medianer Höckerreihe, resp. daraus entstandenem Kiel, sowie solche, denen dieselbe fehlt. Es zieht demgemäss die Gattung Mammites ein, um ihre Vertreter in der Gruppe des Acanthoceras colerunense Stol. und Acanthoceras nodosoides unterzubringen. Mögen auch bei dem bekanntlich im Alter sehr veränderlichen Acanthoceras zuweilen die unpaaren Höckerreihen an den letzten Umgängen verschwinden, so glauben wir doch recht zu thun, dort, wo dieses Fehlen bereits den inneren Windungen eigenthümlich ist, die Grenze für eine besondere Gattung einzufügen. Wir behalten somit die Gattung Mammites bei und zerlegen sie lediglich auf Grund der Sutur in zwei, den betreffenden von Kossmat bei Acanthoceras unterschiedenen Unterabtheilungen analoge Gruppen: diejenige des Mammites nodosoides Schloth. und die des Mammites Footeanus Stol. Die Sutur der ersteren entspricht vollkommen derjenigen der Acanthoceras-Arten aus der Gruppe des Rhofomagense, hat also einen breiten Externsattel von rechteckiger Gestalt, der durch einen kurzen Secundärlobus in zwei Zweige getheilt ist und einen schmalen, wenig gegliederten oberen Laterallobus. Zu dieser Gruppe gehören Mammites nodosoides Schloth., conciliatus Stol., Tischeri Laube und Bruder, Rochebrunei Coqu., Renevieri Sharpe, der im Folgenden neu zu beschreibende binicostatus sowie crassitesta Stol. Letztere Art repräsentirt den Uebergang zur zweiten Gruppe, welcher ein schmaler, wenig gegliederter Externsattel und ein breiter, durch einen dreieckigen Secundärsattel in zwei kurze Aeste gespaltener Seitenlobus eigenthümlich ist. Sie umfasst Mammites Footeanus Stol., und michelobensis Lbe. und Br. Mammites nodosoides Schloth. spec. Ammonites nodosoides, Schlotheim: Manuscript. 1829. " n (Schloth.), L. v. Buch Ann. d. sciences nat., Bd. XVII, pag. 267, ges. Schriften, Bd. IV, pag. 58. 1871. ” n Schlüter: Cephalopoden der oberen deutschen Kreide, pag. 19, Taf. VIII, Fig. 1-4. 1872. Ammonites Woolgari var. lupulina, Fritsch: Gephalopoden der böhm. Kreide, pag. 31, z. T. 1887. Mammites nodosoides (Schloth.), Laube und Bruder: Ammoniten der böhm. Kreide, pag. 229, Taf. XV, Fig. La, b, 1890. " P Blanckenhorn: Beitr. zur Geologie Syriens, pag. 125. Die Art ist allein nach ihrem Aeusseren in der Jugend gar nicht und später nur schwer von Mammites michelobensis zu unterscheiden. Leicht ist sie hingegen an dem oben beschriebenen, für die ganze Gruppe bezeichnenden Eigenthümlichkeiten der Sutur zu erkennen, mit Hilfe deren sie sich auch in Sachsen recognosciren liess. Im Gegensatz zu Mammites michelobensis sind die Marginalknoten stärker entwickelt und an Zahl geringer. Von dieser für das Unter-Turon sehr bezeichnenden Art ist nur ein einziges Exemplar im Labiatus- Pläner von Leutewitz gefunden worden und wird im k. Museum aufbewahrt. Mammites michelobensis Laube u. Bruder. Taf. VIII (I), Fig. 2a, b, Taf. IX (III), Fig. 2a, b, Taf. X (IV), Fig. 1. 1872. Ammonites Woolgari var. lupulina, Fritsch: Cephalopoden der böhm. Kreidef,, pag. 31, Tan, II, DE, ii, 2, Taf. XV, Fig. 6. 1887. Mammites michelobensis, Laube u. Bruder: Ammoniten der böhm. Kreide, pag. 231, Taf. XXV, Fig. 2. 1) Untersuchungen über die südind. Kreideformation, pag. 128. [13] Die Ammoniten der sächsischen Kreideformation. 143 Mammites michelobensis ging bei uns bisher, wie überhaupt die meisten Acanthoceratiden unter der Bezeichnung Amsmonites Woolgari Mant. Wenn auch gerade genannter Mammites local sehr häufig ist, so scheint er doch Geinitz noch nicht bekannt gewesen zu sein, da die Funde meist aus den letzten Jahren datiren. Wie schon erwähnt wurde, kann es schwer halten, den Mammites michelobensis vom Mammites nodosoides zu unterscheiden. Das Gehäuse beider ist flach scheibenförmig, nimmt jedoch bei ersterer Art langsamer an Dicke zu, wodurch er im Alter eine flachere Gestalt behält. Die Umgänge haben einen hoch rechteckigen Querschnitt, wo derselbe breiter als hoch erscheint, ist das lediglich die Folge von Ver- drückung. Die Involubilität beträgt ein Drittel, in der Jugend mehr. Der Nabel ist daher eng und tief, da seine Wände steil stehen. Eine Nabelkante ist nicht vorhanden. Die Sculptur unterliegt mit dem Alter beträchtlichen Veränderungen. Es liegen eine Reihe von Jugendzuständen vor und haben wir dieselben auch an mehreren grösseren Exemplaren durch Abrollen frei gelegt. Bis zu einem Durchmesser von So mm zeigen die Windungen ganz schwache breite Wellen, die einzeln oder zu zweien in dicken Umbilikalknoten entspringend, gerade über die Seiten weglaufen und selbst am Bauche noch angedeutet sind. Andere, kürzere nehmen zwischen dem Nabelrande und der Mitte der Seiten Ursprung. Bei der angegebenen Grösse verschwinden die Rippen auf der Externseite, bleiben jedoch auf den Flanken bis in höheres Alter hinein erkennbar. Sie stehen in der Jugend dichter wie später. An vier Individuen von nahezu gleicher Grösse zählen wir auf der ersten halben Windung zwölf, auf der zweiten acht solche Rippen, also ebenso wie es bei Schlüter’s Abbildung der inneren Windungen eines Mammites nodosoides der Fall ist. Den Nabel umstellen dicke, spitz konische Knoten, deren Zahl bei den erwähnten Jugendzuständen sechs beträgt, bei älteren Stücken bis auf neun steigt. Auf der Aussenseite tragen die Rippen vier Reihen runder Tuberkeln. Anfangs von gleicher Grösse und Gestalt verschwinden die beiden äusseren, also der Siphonallinie am nächsten stehenden allmählich, indem sie dabei eine seitliche Zuschärfung erfahren, während die beiden anderen, nach innen zu stehenden Reihen gleichzeitig immer kräftiger werden. Schliesslich ver- bleiben nur noch die runden Buckel der Marginalknoten, während an Stelle der äusseren Knotenreihen zwei stumpfe, oft recht undeutliche Kanten treten, zwischen denen die Aussenseite erst flach ausgehöhlt, später gerade und schliesslich bei den grössten Stücken schwach convex erscheint. Auf ihr wird zuweilen, und zwar bei jüngeren Exemplaren öfter als bei älteren der Sipho sichtbar. Der Uebergang zu dem soeben beschriebenen Alterszustand findet bei 1I—12 cm Durchmesser statt. Aber auch weiterhin noch ändert sich die Sculptur, indem die Marginalknoten immer spärlicher werden und daher weiter auseinander treten. Ihre Zahl fällt von 17 oder 19 herunter bis auf 9, wieviel auf dem grössten Exemplare von 23 cm Durchmesser zu zählen sind. Die wellenartigen Rippen verschwinden auch auf den Flanken fast völlig. Der Unterschied vom Mammites nodosoides macht sich in diesem Stadium am auffälligsten in der grösseren Zahl und in der schwächeren Entwickelung der Dornen geltend. Es möchte scheinen als seien unsere Exemplare von der Laube-Bruder’schen Species verschieden, denn es fehlen die auf der Abbildung dieser Autoren sehr auffälligen drei Kiele.e. Wir konnten uns jedoch an den Originalen, deren Studium uns Herr Professor Dr. Laube wiederholt in bereitwilligster Weise ermöglichte, überzeugen, dass die Kiele keineswegs immer in ebensolcher Weise entwickelt sind, dass viel- mehr die Figur einen einzigen, besonders markanten Fall hervorhebt. Die Unbeständigkeit des Siphonal- kieles bei der Gattung Mamzmites ist schon oben hervorgehoben worden, die beiden Seitenkiele sind aber auch bei unserem Material, wie bereits erwähnt, als stumpfe, kantenartige Erhebungen vorhanden. Hervor- gehoben sei nur noch, dass die von Laube und Bruder ebenfalls für ihre Art herangezogene Abbildung bei Fritsch und Schlönbach, Taf. II, Fig. I u. 2, unseren Stücken besser entspricht. Bei einer Anzahl von Exemplaren gelang es die Sutur zu gewinnen und wo dies nicht möglich war, konnte doch oft wenigstens durch Präparation der Septalflächen Aufschluss über ihre Grundzüge erhalten werden. Der Externsattel ist schmal, tief gezackt, doch nicht so weit, dass es zu einer Gliederung in Aeste 144 Wilhelm Petrascheck. 14] kommt. Der breite und seichte erste Laterallobus ist in zwei divergirende Lappen getheilt, von denen der äussere der grössere ist. Der bisher nur aus dem Weissenberger Pläner Böhmens bekannt gewordene Mammites michelobensis ist in Sachsen im Pläner der Müller’schen Ziegelei bei Leubnitz, unweit Dresden, sehr häufig. Ausser mit Znoceramus labiatus kommt er dortselbst noch mit Mammites binicostatus, Acanthoceras Fleuriau- sianum, Pachydıscus peramplus und noch einigen selteneren, in den nachfolgenden Blättern zu beschrei- benden Ammoniten vergesellschaftet vor. Mammites Footeanus Stol. spec. Taf. IX (III), Fig. 1a, b. 1861. Ammonites Footeanus, Stoliezka: Cephalopoda of the cretaceous rocks of southern India. (Mem. geol. Surv. of India), pag. 101, Taf. LII, Fig. I, 2. 1897. Acanthoceras Footeanum (Stol.), Kossmat: Untersuch. üb. indische Kreideform., pag. 127. 1898. Acanthoceras (?) cfr. Footeanum (Stol.), Choffat: Les ammonees du Bellasien, pag. 66, Taf. XVI, Fig. 9 u. IO, Taf. XXII, Fig. 34. Diese für unsere Gegenden neue Art ist ein Mammites, der ähnlich wie Mammites michelobensis, in der Jugend auf seiner Bauchseite vier Knotenreihen trägt, von denen die beiden äusseren im Laufe des Wachsthums verschwinden, wobei sie zwei stumpfe Kanten zurücklassen, zwischen denen die Siphonalgegend schwach vertieft erscheint, bis endlich im höchsten Alter auch diese convex wird. Lediglich hierin zeigt sich die Analogie mit der eben beschriebenen Art. Beide unterscheiden sich aber auf den ersten Blick durch den Grad der Involution, die hier so unbedeutend ist, dass die Marginalknoten nicht mehr durch den nächstfolgenden Umgang verdeckt werden, sondern im Nabel unmittelbar an der Naht sichtbar bleiben. Die Knoten selbst sind nicht die dicken Höcker oder Dornen anderer Mammites-Arten, sondern kleinere, rundliche, papillöse Tuberkeln. Sie liegen auf wenig deutlichen, geraden Rippen, deren Zahl ı1 bis 13 betragen mag und die in den Umbilikalknoten entspringen. Die Zahl der letzteren ist ‘grösser als diejenige der Knoten an der Bauchkante, da einige der Rippen auf den Seiten verlöschen. Sichelförmig: nach vorn gekrümmte Anwachsstreifen laufen über das Gehäuse hinweg. E Der Querschnitt der vorliegenden Exemplare stimmt nicht mit den Angaben Stoliczka’s überein, denn die Höhe der Windungen übertrifft ihre Breite um die Hälfte. Es möchte uns nicht scheinen als käme Compression hierbei wesentlich in Frage. Die Sutur ist nicht deutlich erhalten. Nur bei einem Exemplare liess sich eben noch feststellen, dass ein schmaler Aussensattel und ein breiter, zweitheiliger erster Seitenlobus vorhanden ist. Diese von Stoliczka aus der Ootatorgruppe von Odium beschriebene Art ist seitdem mit mehr oder weniger Sicherheit in anderen Ländern nachgewiesen worden. Zittel!) erwähnt sie mit Vorbehalt aus der arabischen Wüste, desgleichen Choffat aus dem portugiesischem Turon. Sehr ähnlich ist auch der Ammonites Pedroanus, den White?) aus der oberen Kreide Brasiliens beschrieben hat. Von unseren Exem- plaren soll das eine, im Besitz des mineralogischen Museums befindliche, aus dem cenomanen Pläner von Gorbitz bei Dresden stammen. Mit grösster Sicherheit wies Herr Oberlehrer Dr. Nessig, der diese Art bei Leutewitz auffand, als ihr Lager das unterste Niveau der Labiatus - Stufe nach, nämlich das sogenannte Keilstück, welches unmittelbar über der die Grenzschicht gegen den Carinatenpläner bildenden Mergelschicht liegt. Ebenso wurde dieser Ammonit durch Herrn E. Kühnscherf im Labiatus-Pläner von Cotta ge- sammelt, ein viertes Exemplar, das wir aus demselben Niveau zu Gesichte bekamen, ist Eigenthum der Leutewitzer Dorfschule geworden. Durchmesser des Gehäuses . . .. . 230 m 132 m 135 m Elöhesdersletzten@\Vındunege EEE soE 50 „ 45 5 Dickendersletzten@\Vaudune sr STul; Bor 1) Beiträge zur Geologie und Paläontologie der Iybischen Wüste. Paläontogr. Bd. 30, pag. 79. 2) Cretaceons invertebrate Fossils, Archivos do Mus. nacion. do Rio de Janeiro. Bd. 7, pag. 212, Taf. XXIl, Jake I, 22, ebe 2O:G, len. &% [15] Die Ammoniten der sächsischen Kreideformation. 145 Höhe der vorletzten Windung . . . 44 m 22 m ? m Dicke der vorletzten Windung . . . 27 ae BR Wieitegerdes@Nabelserwmre een Du 46 „ Mammites cfr. crassitesta Stol. 1863. Ammonites crassitesta, Stoliczka: Cephalop. of the cretac. of Southern India pag. 98, Taf. L, Fig. 1, 2. 1897. Acanthoceras crassitesta, (Stol.) Kossmat: südind. Kreidef., pag. 130. Die Windungen des wenig involuten Gehäuses nehmen langsam an Höhe zu. Sie werden von breiten, flachen und geraden, radial gestellten Rippen gekreuzt. Die Mehrzahl derselben bildet am Nabel- rande einen dünnen Knoten, nur einzelne verlöschen kurz vorher, ohne dass es zur Bildung eines Knotens kommt. Ein zweiter, dickerer befindet sich vor der Bauchkante. Auf der Bauchseite selbst enden die Rippen in einem in der Spirale verlängerten hohen Zahn. Die Gesammtzahl der Rippen beträgt 17. Der Querschnitt der Windungen ist fünfseitig wie bei crassitesta, die Windung wenig höher wie breit. Bei einem Exemplare von 130 mm Durchmesser nimmt die Dicke des letzten Umganges von 24 auf 38 mm zu. In der geringeren Zahl der Rippen und der stärkeren Entwickelung der Knoten und Zähne an der Aussenseite macht sich ein Unterschied gegen den Mammites crassitesta Stoliczka’s geltend. Jedoch scheint dieser ältere Individuen als die uns vorliegenden darzustellen. Die drei untersuchten Exemplare entstammen dem Labiatus-Pläner von Leutewitz, Cotta und Omsewitz. Mammites binicostatus nov. spec. } Taf. VII (I), Fig. 6a, b, Taf. VIII (II), Fig. Ta, b u. 3a, b. Die Gehäuse besitzen einen engen, tiefen Nabel mit steilen Wänden, da sich die Windungen zu fast /, umfassen. Die grösste Dicke erreichen dieselben in unmittelbarer Nähe des Nabelrandes, nach aussen verengen sie sich. Es kommt nicht zur Ausbildung einer Nabelkante, Sechs oder auch sieben kräftige, stumpf konische Knoten umgeben den Nabel. In jedem derselben entspringen zwei gerade Rippen, die ebenso wie die zwischen diesen Paaren liegenden, zwischen Seitenmitte und Nabelrand verlöschenden Schaltrippen nach aussen zu stärker hervortreten. Im Ganzen zählen wir 17—19, in einem Falle auch bloss 15 Rippen. An der Kante der schmalen Bauchseite werfen sie einen in der Richtung der Spirale in die Länge gezogenen ziemlich kräftigen Knoten auf. Zwischen diesen Knoten erscheint die Aussenseite schwach vertieft. Die Rippen sind daselbst bedeutend abgeschwächt, aber immer noch deutlich wahrnehmbar. Dieser soeben beschriebene Zustand stellt das Normalstadium unseres Ammoniten dar. Ihm gehören Gehäuse von 35 bis 95 mm Durchmesser an. Unter dieser Grösse sind die Ammoniten etwas geblähter, die Rippen sind vor Allem auch auf der Aussenseite etwas deutlicher wahrnehmbar. Sie tragen daselbst vier Reihen von Knoten. Während aber bei den bisher betrachteten Mammites-Arten die beiden äusseren derselben verschwanden und nur die weiter nach innen gelegenen stehen blieben, ist es hier umgekehrt. Die äusseren treten immer stärker hervor, und nehmen allmählich eine längere und schmälere Gestalt an. Die inneren aber verfliessen gänzlich in den Rippen und bewirken, dass wie erwähnt im Normalstadium die Rippen nach aussen relativ breiter werden. Auch in der Jugend sind schon die Umbilikalknoten die am kräftigsten ausgebildeten. Oberhalb der angegebenen Grösse von 95 mm verbreitert sich die Aussenseite, sie wird völlig glatt, nur undeutliche stumpfe Kanten bezeichnen die Stellen der inneren Knotenreihen. Die Rippen ver- löschen und die kräftigen Umbilikalknoten verflachen nach aussen. Das Gehäuse nimmt ganz den Habitus des Genus Vascoceras an, wie es durch Choffat!) in grösserer Artenzahl aus dem portugiesischen Turon beschrieben wurde. Namentlich das Vascoceras subconciliatum Choff. erinnert sehr an die sächsische Art, unterscheidet sich aber durch grössere Dicke, weiteren Nabel, schwächere Ornamentik und vor Allem durch eine andere Sutur. Zwar gelang es bei unseren Exemplaren nicht die Sutur selbst zu gewinnen, immerhin !) Les ammonees du Bellasien, pag. 51. 146 Wilhelm Petrascheck. [16] aber deutet der Bau der Septalflächen darauf hin, dass ein breiter, zweitbeiliger Aussensattel und ein be- trächtlich schmälerer oberer Laterallobus vorhanden sind, Unserer Gattung ausserordentlich ähnlich, werden der Mammites Rochebrunei Coqu. und der nach Grossouvre!) damit identische Mammites Revelieri Court., einer Art, die im unteren Turon des süd- lichen Frankreichs recht verbreitet ist. Der Umstand, dass Coquand?) seine Beschreibung nicht mit einer Abbildung begleitete, die Figuren des Mammites Revelieri Court. aber in einer schwer zu beschaffenden Provinzial-Zeitschrift niedergelegt sind,®) erschwerte es über das Verhältnis der sächsischen Art zu der- jenigen Frankreichs klar zu werden. Nur der freundlichen Unterstützung französischer Gelehrter haben wir es zu danken, dass dies doch möglich wurde. Herr Prof. A. de Lapparent übersandte uns ein Exemplar des Mammites Rochebrunei und Herr A. de Grossouvre versah uns mit den Abbildungen der in Frage kommenden Art. Desgleichen erhielten wir durch die Herren Chudeau und Choffat, welche den Mammites Rochebrunei, beziehungsweise verwandte Arten in Spanien und Portugal gesammelt hatten, sehr schätzenswerthe Mittheilungen, i Es ist kein Zweifel, dass unser Ammonit dem Mammites Rochebruneı sehr nahe kommt, was uns auch Herr de Lapparent bestätigte. Immerhin aber finden sich einige Unterschiede auf die uns Herr de Grossouvre aufmerksam machte. Selbige bestehen vor Allem in dem weiteren Nabel, in der grösseren Zahl der Umbilikalknoten und dem etwas stärkeren Hervortreten der Knoten an der Aussenseite unserer Art. Sie zeigt auch, dass in einem Umbilikalknoten immer nur zwei Rippen entspringen, während es nach Courtiller drei sein müssen, was auch an der Skizze eines Mammites Rochebrunei in Douvill&’s Cours de Pal&ontologie ersichtlich ist. Wie uns Herr deGrossouvre mittheilt, kommen beim Mammites Rochebrumei Gehäuse von flacher Gestalt mit schwächerer und aufgeblähte mit stärkerer Ornamentik vor. Unsere Ammoniten aber sind ziemlich flach und haben kräftige Sculptur. Es muss unseren französischen Fach- genossen überlassen bleiben, genauer festzustellen, wie sich die sächsische Art zu dem Variationskreis des Mammites Rochebrunei verhält. Es liegen uns 43 Exemplare sämmtlich aus dem Labiatus Pläner der Müller’schsn Ziegelei bei Leubnitz unweit Dresden herrührend, vor. Es wurde für die Art der Name Mammites binicostatus gewählt, um dadurch anzudeuten, dass die Rippen paarweise, nicht aber zu dreien, wie beim Mammites Rochebrumei auftreten. Douvilleiceras Grossouvre. Wir hoben hervor, dass Mammites wegen des Fehlens eines Siphonalkieles nicht bei Acanthoceras belassen werden kann, und müssen folgerichtig auch den Ammonites Mantelli, dem selbst auf den inneren Windungen die siphonale Knotenreihe fehlt, aus dieser Gattung eliminiren. Wir stellen ihn, wie es bereits Grossouvret) andeutete, zu Douvilleiceras, welche Gattung durch das vollständige Fehlen der siphonalen Knotenreihe, sowie durch gerade, mit Knoten versehene Rippen, die auf der Anssenseite etwas abgeschwächt sein können, ausgezeichnet ist. Die Gattung umfasst Kossmat’s Gruppe des Acanthoceras Mantelli Sow. Douvilleiceras Mantelli Sow. spec. 1871— 75. Ammonites Mantelli (Sow.), Geinitz: Elbthalgebirge I, pag. 279, Taf. LXII, Fig. 1, 2. 1887. Acanthoceras Mantelli (Sow.), Laube und Bruder: Ammoniten der böhm. Kreide, pag. 239. 1896. a © Söhle: Geolog. Aufnahme des Labergebirges, Geogn. Jahreshefte, Bd. 9, pag. 23, ran IL, JA, I, 1897. Acanthoceras Mantelli (Sow.), Kossmat. Unters. üb. ind. Kreidef. pag. 130., Der von H. B. Geinitz gegebenen Beschreibung ist nichts Neues hinzuzufügen. Da die Art im ausgewachsenen Zustande dem Acanthoceras Rhotomagense Defr. ähnlich wird und in der That, wie !) Les ammonees de la craie superieure, pag. 28. 2) Bull. soc. g&ol. France II, t. XVI (1859), pag. 967. 3) Les ammonites du Tuffeau. Ann, soc. linneenne de Maine et Loire. t. IX, Angers 1867, pag. 4, t. III. DulEcapasg2e: [17] Die Ammoniten der sächsischen Kreideformation. 147 wir in einer auswärtigen Sammlung an sächsischen Exemplaren gesehen haben, damit verwechselt worden ist, mag hervorgehoben werden, dass wir an den grossen Gehäusen des Douvilleiceras Mantelli stets lange mit kurzen Rippen abwechselnd gefunden haben, was bei Acanthoceras Rhotomagensis nicht der Fall ist. Letztere Art konnte bisher ebensowenig wie das Acanthoceras naviculare Mant., welches Geinitz mit Dowuvilleiceras Mantelli vereinigte, in Sachsen nachgewiesen werden. Douvilleiceras Mantelli ist im sächsischen Cenoman recht verbreitet, geht aber nicht über dieses hinaus. Wir kennen es aus dem Carinaten-Quader von Niederschöna und Ehrlicht bei Freiberg, von Ockerwitz, Cunnersdorf, Welschhufe, Bannewitz, von der Goldenen Höhe und der Prinzenhöhe bei Dresden ferner aus dem Thone, der bei Cunnersdorf diesen Quader überlagert, und ihn von dem Plänersandstein trennt aus letzterem selbst von Koschütz, sowie aus dem Carinaten-Pläner von Oberau und Ockerwitz. Acanthoceras Neumayr. Wie aus den vorangehenden Darlegungen ersichtlich ist, wünschen wir an Stelle der sehr weiten Neumayr’schen Diagnose dieser Gattung eine enger begrenzte treten zu lassen, in welcher alle die Formen- reihen, denen eine siphonale Knotenreihe oder ein Kiel schon in der Jugend fehlt, ausgeschieden werden. Wir finden uns hierbei in voller Uebereinstimmung mit den von Grossouvre in seiner Untersuchung über die Ammoniten der oberen Kreide Frankreichs geäusserten Ansichten. Da Neumayr in seiner Diagnose ausdrücklich von ganz geraden Rippen spricht, werden Formen mit stark nach vorn gekrümmten Rippen, wie solche der Ammonites carolinus d’Orb. aufweist, nicht wohl in dieser Gattung untergebracht werden können, was, wenn auch mit einer gewissen Reserve, geschehen ist. Anders mag es sich mit Arten, welche sichelförmige Rippen besitzen, verhalten. Neumayr selbst zählt den Ammonites harpax Stol., Ammonites Ushas Stol, und Ammonites Morpheus Stol. zu Acanthoceras, obgleich ihre Rippen auf den Seiten leicht geschwungen sind. Uns liest ein Acanthoceras Fleuriausianum d’Orb. vor, bei dem die sonst geraden Rippen am Ende des letzten Umganges sichelförmige Gestalt annehmen. Ueberhaupt unterliegen die Arten dieser Gattung mit dem Alter beträchtlichen Variationen, so ist zum Beispiel das Verschwinden der siphonalen Höckerreihe bei Acanthoceras Rhotomagense Defr. und anderen Arten hinlänglich bekannt. Auf die generische Stellung des Ammonites Woollgari wird unten eingegangen werden. Unsere Acanthoceras-Arten gehören in die Gruppe des Acanthoceras Rhotomagense Defr., wobei allerdings die drei an letzter Stelle zu behandelnden Arten wieder unter sich einen engeren Verwandtschafts- kreis bilden. Acanthoceras Fleuriausianum d’Orb. spec. Taf. XI (V), Fig. 1a, b, 2. 1840. Ammonites Fleuriausianus (d’Orb.) Paleont. france. terr. cret pag. 350, Taf. CVII, Fig. 1-3. 1872-76. „ ; n Schlüter: Ammoniten d. ob. deutschen Kreide, pag. 28, Taf. X, Fig. I—3. 1871—75. Ammonites Woollgari (Mant.) Geinitz: Elbthalgebirge II, Taf. XXXII, Fig. 2 ex parte. 1887. Acanthoceras Fleuriausianum (d’Orb.) Laube und Bruder: Ammoniten der böhm. Kreide pag. 234. Dass diese, sonst nur aus Frankreich und Böhmen bekannte Art auch im sächsischen Pläner ver- treten ist, wurde bereits von Laube und Bruder an der Hand der von Geinitz für Ammonites Woollgari gegebenen Abbildungen nachgewiesen. Das Original Geinitz’s, sowie eine Anzahl meist neuerer Funde bestätigen dies vollkommen. Unsere Exemplare schliessen sich mehr an die Abbildung Schlüter’s als an diejenige d’Orbigny’s an, woran aber kein Anstoss zu nehmen ist, da durch Schlönbach!) bekannt geworden ist, dass d’Orbigny’s Figur einen Ausnahmefall darstellt. Die Gehäuse sind flach und hochmündig, ihr Nabel eng, doch öffnet er sich im Alter, da die Involution anfangs ?°/,, schliesslich aber nur noch !/, beträgt. Kräftige runde Knoten, S—ıo an Zahl, umgeben den Nabel. In ihnen nehmen anfangs Paare, später aber nur einzelne Rippen Ursprung und ver- laufen dann in gerader Richtung über die flachen Seiten und den schmalen, rundlichen Bauch. Sie werden !) Jahrbuch der k. k. geol. Reichsanst., Bd. 19, pag. 291. Beiträge zur Paläontologie Oesterreich-Ungarns. Bd. XIV, 20 148 Wilhelm Petrascheck. [18] gegen die Bauchkante zu etwas kräftiger und sind auf der Externseite nicht merklich abgeschwächt. Kürzere Schaltrippen schieben sich im Alter zu zweien zwischen je zwei einfache Hauptrippen ein und vertreten die Gabelrippen. Wir zählen im Ganzen je nach der Grösse 17 bis 29 Rippen auf einem Umgange. Die Umbilikalknoten schwächen sich mit zunehmendem Wachsthum ab und verschwinden schliesslich ganz, so dass die letzten Rippen an der Nabelkante verwischen. Bei einem Exemplare von 100 mm Durchmesser sind dieselben von gleicher Länge und schwach sichelförmig nach rückwärts concav. Im Normalstadium zeigt die Aussenseite auf den Rippen drei Reihen von Knoten, von denen die unpaaren, über dem Sipho gelegenen, sägeblattähnlich scharf in die Länge gezogen sind, ohne dass sie jedoch in einander verfliessen. Die beiden inneren Reihen kommen auf die Bauchkante zu liegen, ihre Knoten sind stumpf, jedoch ebenfalls in der Richtung der Spirale in die Länge gezogen. In der Jugend kommen noch zwei weitere Tuberkelreihen hinzu, die auf den Flanken, nahe der Bauchkante liegen, jedoch bei einem Durchmesser von 70 mm verschwinden und später nur noch eine mehr oder minder geringe Blähung der Rippen zurücklassen. Von der Sutur konnte lediglich an einem Exemplare der schmale, gezackte obere Laterallobus be- obachtet werden. Das Lager des Acanthoceras Fleuriausianum d’Orb. ist der Labiatus-Pläner, in dem es bei Leubnitz, Briesnitz und Cotta gesammelt wurde. Acanthoceras cr. Woollgari Mant. spec. Taf. XII (VI), Fie. 2, 3. 1872—75 Ammonites Woollgari (Mant.), Geinitz: Elbthalgebirge II, pag 184, 2. T. 1576. Prionocyclus carolinus (Mant.), Meek: Report on the invertebrate cretaceous and tertiary fossils of the upper Missoury country. Rep. of the Un. States geol. surv. of the terr. Vol. IX., pag. 455, Taf. VO, Fig. Ia, b, e, g, h, 3. 1887. Acanthoceras Woollgari (Mant.), Laube u. Bruder: Ammoniten der böhm. Kreide, pag. 235. 1897. Prionotropis Woollgari (Mant.), Leonhard: Die Fauna der Kreidef. in Oberschlesien. Palaeontogr. Bd. 44, pag. 58. 1898. 5 A 5 Logan: The invertebrate of the Benton Group. The University geol. surv. of Kansas Vol. IV. Pal. I., pag. 466. Das wenigste von dem, was man in Sachsen bisher mit obigem Namen belegte, gehört hierher. Vielmehr sind die meisten der in diesen Blättern beschriebenen Arten von Mammites und Acanthoceras als Acanthoceras Woollgari bezeichnet worden. Die nach ihrer Ausscheidung verbleibenden wenigen Exemplare nähern sich dem Acanthoceras Woollgari, wie es namentlich durch Schlüter beschrieben wurde, soweit, dass wir sie damit identificirt hätten, wenn uns Herr A. de Grossouvre nicht darauf aufmerksam gemacht hätte, dass das, was Schlüter als Acantkoceras Woollgari von Laun abbildet, nicht zu der von Mantell und Sharpe beschriebenen Art gehöre. Diese letztere, theilte uns genannter Geologe mit, ist zwar in Frankreich vorhanden, nimmt jedoch ein höheres Niveau ein, als man in Deutschland auf sie bezieht.!) Hingegen soll im französischen Unterturon eine Art vorhanden sein, die mit derjenigen von Laun identisch sein dürfte. Es muss Herrn de Grossouvre vorbehalten bleiben, über die specifische Stellung der hier untergebrachten Ammoniten zu entscheiden. Wir können nur die Bezeichnung Acanthoceras cfr. Woollgarı anwenden, da sich die in Frage kommenden Stücke eng an diejenigen anschliessen, die bisher von Schlüter sowie Laube und Bruder als Acanthoceras Woollgari benannt wurden, doch aber einige Unterschiede von der Art Mantell’s und Sharpe’s zeigen. Da Geinitz zwar Exemplare dieser Art vorlagen, er sich jedoch im Text wie in den Abbildungen hauptsächlich mit dem sofort zu behandelnden Acanthoceras Schlüterianum Laube u. Bruder befasst, sollen die wesentlichsten Merkmale unseres Acanthoceras cfr. Woollgari hier zusammengefasst werden. Die Gehäuse besitzen einen weiten Nabel, da die späteren Umgänge die früheren nur soweit umfassen, dass die Marginalknoten derselben noch sichtbar bleiben. 14 bis 16 gerade Rippen laufen über die Win- dungen hinweg. Ihre Zahl vermehrt sich im Laufe des Wachsthums nicht, weshalb sie auf den inneren und !) Vgl. auch Grossouvre, Cretac& de la Touraine et du Maine. Livret-guide du VII. Congr. g&ol. internat., pag. 7 (1900). [19] Die Ammoniten der sächsischen Kreideformation. 149 äusseren Umgängen correspondiren und auf letzteren durch Zwischenräume getrennt werden, deren Breite ihre eigene um das mehrfache übertrifft. Nach aussen werden die Rippen nur wenig kräftiger, wohl aber sind diejenigen der äusseren Windungen dicker. Zwischen dem Nabelrande und der Seitenmitte werfen sie einen dünnen Knoten auf, ihrer zwei liegen an der Bauchkante. Die dem Nabel näher gelegenen derselben schwellen im Laufe des Wachsthums zu kräftigen Höckern an, während die weiter nach aussen gelegenen die Gestalt schmaler Zähne annehmen. Es kommt nicht zur Ausbildung der mächtigen hornartigen Hervor- ragungen, wie sie die Figur Sharpe’s darstellt. Weitere Unterschiede bieten die Umbilikalknoten, welche bei unserer Art weit auf die Flanken hinaufrücken und die Rippen, welche bei Sharpe’s Exemplar in der Jugend schräg gestellt, ja sogar aussen etwas nach vorn gekrümmt sind. Ueber dem Sipho kommt in der Jugend eine Reihe sägeblattförmiger, den Rippen entsprechender Zähne zu liegen, die im Laufe des weiteren Wachsthums zu einem etwas höckerigen Kiel verschmelzen können. Durch diese letztere Eigenschaft tritt diese Art ebenso wie das echte Acanthoceras Woollgari in enge Beziehung zu Schlönbachia, bei welcher Gattung letzteres denn auch von Kossmat untergebracht wurde. Ebenso wie das Exterieur lässt die Sutur das Vorhandensein solcher Beziehungen nicht ausgeschlossen erscheinen. Laube und Bruder geben ihre Abbildung, welche wohl mit den Figuren Meek’s, dessen Woollgari allerdings einige Bedenken Tiefe beträchtlich hinter dem ersten erregt, übereinstimmt. Eins unserer Fig. 6. zurück. Er ist der innerste der von Exemplare bietet eine Ergänzung zur Laube und Bruder abgebildeten Darstellung Laube und Bruder's. ( u) u Ui Loben und liegt, wie das dort darge- Der sich an den nur schwach verästel- D US ER 4 stellt ist, in der Linie der weit auf ten und unten kurz dreispitzig enden- AN die Seiten hinaufgerückten Umbilikal- den ersten Laterallobus anschliessende SrvonWleantnoceras knoten. Der zweite Lateralsattel ver- Lateralsattel wird durch einen sehr cf. Woollgari ‚Mant. sp. breitert sich nach oben und wird durch kurzen Secundärlobus in zwei ungleiche (Das Original ist sehr einen kurzen Einschnitt in zwei breite verdrückt.) Aeste getheilt. Lappen getheilt. Der nun folgende zweite Laterallobus bleibt in seiner Wenn trotz dieser Beziehungen unser Ammonites cfr. Woollgari bei Acanthoceras belassen wird, so geschieht dies einmal, weil er in der Jugend keinen Kiel, sondern eine Zahnreihe besitzt und eine solche oft auch bei grösseren Exemplaren noch erhalten bleibt und dann wegen der Geradheit der Rippen, welche bei Schlönbachia in der Regel bei An- näherung an den Siphonalkiel nach vorn umbiegen. Dieselben Gründe sprechen auch gegen die Vereinigung mit Prionotropis, bei Aufstellung welcher Gattung Meek den Ammonites carolinus d’Orb.. im Auge hatte, den er fälschlich mit Ammonites Woollgari identificirte. Dieses Acanthoceras cfr. Woollgari kommt im Labiatus-Pläner vor und wurde darin bei Leubnitz Leutewitz und Cotta gefunden. Acanthoceras Woollgari Mant. spec. Eieg7Eumgs- Ausser den soeben beschriebenen Ammoniten enthält die Kreide Sachsens noch andere, die denselben zwar durchaus ähnlich sind, bei denen jedoch die Umbilikalknoten dicht am Nabelrande liegen und bei denen die Rippen namentlich in der Jugend schräg gestellt sind. Sie wurden bisher nur in Bruchstücken gefunden, die sich schwer mit Sicherheit beurtheilen lassen und von denen wir zwei umstehend abbilden. Sie scheinen dem echten Acanthoceras Woollgari zu entsprechen. Diese Art kommt in dem nächst höheren Horizonte als die vorbeschriebenen Stücke, nämlich dem Brogniarti-Mergel von Räcknitz vor. Der nämliche Horizont tritt in der Sächsischen Schweiz an den Ge- hängen des Hohen Schneebergs bei Bodenbach zu Tage. Auch hier wurden von A. Fritsch ähnliche Ammoniten-Fragmente gefunden, und zwar sowohl im Pläner, wie in dem diesen unterteufenden Sandstein. Aus dem Strehlener Plänerkalk liegt kein Exemplar vor, das sich zweifellos mit dieser Art identificiren liesse. Die von Geinitz citirten und abgebildeten Stücke gehören vielmehr der nächstfolgenden Species an. 150 Wilhelm Petrascheck. [20] Fig. 7. Fig. 8. Acanthoceras Woollgari Mant. spec. Aus dem Acanthoceras Woollgari Mant, spec. ebendaher, Brogniarti Pläner von Räcknitz. Original in der Original im k. mineral. Museum. Sammlung der Techn. Hochschule. Acanthoceras Schlüterianum Laube und Bruder. Taf. X (IV), Fig. 3, Taf. XI (V), Fig. 3, Taf. XI (VI), Fie. 1. 1872. Ammonites Woollgari (Mant.), Fritsch u. Schlönbach: Cephalop. d. böhm. Kreide, pag. 30, Taf. IV ex parte. 1872—706. „ n a Schlüter: Gephalop. d. deutschen Kreide, pag. 25, Taf. XII, Fig. 5, 6. 187175. „ n > Geinitz: Elbthalgebirge II., pag. 184, Taf. XXXII, Fig. I ex parte. 1886. Acanthoceras Schlüterianum, Laube u. Bruder: Ammon. der böhm. Kreide, pag. 236, Taf. XXIX, Fig. 2 u. 3. zZ Die Unterschiede dieser Art vom Acanthoceras Woollgari, mit dem sie wiederholt vereinigt wurde, liegen bei den grösseren Exemplaren in der ungleichförmigen Ausbildung der Rippen, bei den Jugend- zuständen hingegen in der grösseren Zahl der Rippen. In der Jugend dem Acanthoceras Rhotomageuse Brongn., mit dem sie früher wohl auch verwechselt worden ist, sehr ähnlich, unterscheidet sie sich von diesem wesentlich nur durch die flachere Gestalt. Die Involution ist gering, wie bei Acanthoceras Woollgari, der Nabel daher weit. Die Windungen tragen in der Jugend 24—30 gerade, scharfe, schräg nach vorn gestellte Rippen, die gegen -aussen merklich kräftiger werden. Manche von ihnen entspringen unregelmässig in einem schwachen Umbilikalknoten, anderen fehlt dieser, wieder andere erreichen überhaupt nicht den Nabelrand, sondern verlöschen vorher. Auf der Externseite tragen die Rippen fünf Reihen von Knoten. Diejenigen der siphonalen und der beiden inneren sind sägezahnartig scharf und schmal, die der beiden äusseren rundlich. Diese letzteren werden bei weiterem Wachsthum kräftiger, jedoch nicht alle in gleichem Maasse. Bei dem Originale zu Geinitz’s Fig. I zeigt es sich besonders deutlich,!) dass immer je zwei nebeneinander liegende Knoten, deren Rippen gleichfalls schwache Verstärkung erfahren, besonders hervortreten, während die dazwischen liegenden, ebenfalls zwei oder drei an Zahl, abgeschwächt erscheinen. Auch die von Laube und Bruder als Acanthoceras hippo- castanım Sow. bezeichneten Fragmente dürften diesen Zustand darstellen. Das Original zu der von diesen Autoren herangezogenen Fig. 3@ und 5 auf Taf. XXXIII im Elbthalgebirge II spricht ebenso, wie ein aus den Malnitzer Schichten (Zone IV, Zahalka’s) von Bechlin bei Raudnitz in Böhmen vorliegendes Bruchstück dafür. Auch ist die im Vergleich zum Acanthoceras hippocastanıım Sowerby’s geringe Involubilität dieser Stücke zu beachten. Im weiteren Verlaufe des Wachsthums verkürzen sich die Rippen, deren Knoten schwächer ge- blieben waren, soweit, dass sie nur noch auf der Aussenseite hervortreten, während die beiden verstärkten !) Seine Abbildung hebt es nicht genügend hervor. [21] Die Ammoniten der sächsischen Kreideformation I5I Rippen auf den Seiten zusammenfallen und ihre Knoten sich zu einem kräftigen Buckel vereinigen. Auf der Aussenseite sind die beiden Rippen, aus denen sie hervorgegangen sind, noch getrennt vorhanden. Diese Verhältnisse wurden zwar von Laube und Bruder nicht besonders hervorgehoben, lassen sich jedoch, einmal erkannt, auch aus ihren Abbildungen ebenso wie aus derjenigen Schlüter’s herauslesen. Noch später verschwinden die kurzen Zwischenrippen ganz und die noch getrennt gebliebenen Theile der die kräftigen Knoten tragenden Rippenpaare verfliessen und greifen als dicker Wulst über die Aussen- seite hinweg. Alle die beschriebenen Veränderungen vollziehen sich im Verlaufe einer Windung. Sie nehmen bei einem Durchmesser von 96 mm Anfang und erreichen den zuletzt beschriebenen Alterszustand bei einem solchen von 350 mm. Das bisher nur aus dem Pläner des Weissen Berges bei Prag und aus dem Malnitzer Grünsand- stein Böhmens bekannte Acanthoceras Schlüterianum kommt in Sachsen im Labiatus-Pläner von Kemnitz, Briesnitz, Leutewitz und Cotta, sowie im oberturonen Plänerkalke Strehlens vor. Eine Bemerkung Schlönbach’s!) weist darauf hin, dass an letztgenanntem Orte die tieferen Gesteinspartien diesen Ammo- niten beherbergten. Eine dieser Art zum mindesten sehr nahestehende wurde von Blankenhorn?) kürzlich als Acanthoceras athleta aus der oberen Kreide Siebenbürgens beschrieben. Acanthoceras cfr. Choffati Kossmat. Taf. X (IV), Fig 2a, b. 1898. Acanthoceras Choffati, Kossmat: Untersuch. üb. d. südindische Kreideform., pag. 119, Taf. XV, Fig. 1a, b, c. Ein Bruchstück eines enggenabelten Ammoniten hat grosse Aehnlichkeit mit der indischen Art, jedoch ist es bei seiner Mangelhaftigkeit nicht möglich, es mit voller Sicherheit zu bestimmen. Dasselbe gilt von einem zweiten Exemplare, das durch Compression stark gelitten hat. Die hohen Flanken sind von zahlreichen, enge stehenden, sichelföürmig gekrümmten Rippen bedeckt, von denen einzelne oder Paare sich am Nabelrande zu einem kleinen Knoten verdicken, während andere daselbst verlöschen, ohne dass es zur Bildung eines Umbilikalknotens kommt. Auf den Seiten gabeln sich einzelne Rippen oder es schalten sich zwischen die Paare und auch in die Paare kürzere Schaltrippen ein. Die Rippen, welche flachrundlich sind und durch etwas schmälere Zwischenräume getrennt werden, setzen über die gerundete Aussenseite hinweg und werfen daselbst drei Reihen von Knoten auf, von denen die mediane am frühesten verschwindet. Beide Exemplare wurden im Labiatus-Pläner der Müller’schen Ziegelei bei Leubnitz gefunden. Acanthoceras Neptuni Gein. spec. 1871—75. Ammonites Neptuni, Geinitz: Elbthalgebirge II, pag. 185, Taf. XXXVI, Fig. 4. Von dieser seltenen Art liegen ausser den drei Geinitz’schen Stücken, von welchen zwei im Elb- thalgebirge und im Quadergebirge abgebildet sind, nur noch ein weiteres aus der Sammlung des Herrn Kühnscherf vor. Wir können der Beschreibung Geinitz’s nichts hinzufügen, müssen jedoch hervorheben, dass nicht alles, was in der Literatur mit obigem Namen belegt worden ist, hierher gehört. Gekannt wurde die Art von A. Fritsch, der sie aus dem Pläner von Laun abbildet. Von den Darstellungen Schlüter’s gehören die Figuren 2, 3, 4 und allenfalls 7 auf Tafel XI hierher, die Stellung der anderen ist mehr oder weniger zweifelhaft. Zum Theil erinnern dieselben an Jugendzustände des Acanthoceras Schlüterianum Lbe. u. Brud. An dem Querschnitt der Fig. 4 Schlüter’s erscheint die Aussenseite gerade abgestutzt, auf ihr erhebt sich der schmale, scharfe Zahn der Siphonalreihe. An einem der Originale Geinitz’s ist jedoch sichtbar, dass sich die Zähne an ihrer Basis verbreitern, wodurch der Bauch eine etwas dachförmige Gestaltung annimmt. Dieses Exemplar ist im Elbthalgebirge in der Seitenansicht abgebildet. Man erhält durch die Figur die irrige Vorstellung, als seien die Rippen vor der Bauchkante gebläht. Es tritt jedoch ") Jahrb. d. k. k. geolog. Reichsanst., Bd. 18, pag. 140. 2) Zeitschr. deutsche geol. Gesell., Bd. 52 (1900), pag. 33. Wilhelm Petrascheck. [22] „ un D an der Stelle der unter diesen scheinbaren Auftreibungen liegenden vermeintlichen Einschnürungen eine Reihe schwacher, quer zu den Rippen gestellter Knoten auf. Sulche zeigen auch die Figuren Wood’s!), trotzdem erscheint auch bei diesen die Richtigkeit der Bestimmung unwahrscheinlich, denn die Rippen sind nach der Abbildung scharf, während ihr Querschnitt flach, gerundet sein müsste. Die generische Bezeichnung Prionotropis, wie sie Wood anwendet, ist, solange es nicht gelingt nachzuweisen, dass die inneren Windungen einen glatten Kiel besitzen, bedenklich. H. B. Geinitz erwähnt das Acanthoceras Neptuni aus dem mittelturonen Plänermergel von der Walkmühle bei Pirna. Die im mineral. Museum noch aufbewahrten Belegstücke gehören jedoch nicht zu dieser Art, sondern zu dem später zu beschreibenden Prionotropis carolinus d’Orb. spec. Aus Böhmen hingegen wird obige Art aus dem nämlichen Horizonte, d. i. den Launer Kalkknollen (Zone V 1,2 Zahalka’s) durch A. Fritsch angeführt und abgebildet. Die vorliegenden Exemplare entstammen dem Strehlener Plänerkalke. Dass die Art in dem gleichalterigen Scaphiten-Pläner von Losch bei Teplitz vorkommt, lehrte uns ein von Herrn Prof. Dr. Hibsch übersandtes Stück. Acanthoceras spec. 1871—75. Ammonites Neptuni Geinitz: Elbthalgebirge I, Taf. LXIV, Fig. 4. Ein von Geinitz zu Acanthoceras Neptuni gestelltes, dem Carinaten-Pläner von Plauen ent- stammendes Bruchstück eines sehr zierlichen Ammoniten unterscheidet sich von genannter Art hinlänglich durch das Fehlen von Umbilikalknötchen, durch die hohen, scharf leistenförmigen und zahlreicheren Rippen und durch die siphonale Höckerreihe, welche hier aus spitzen Tuberkeln von runder Basis gebildet werden. Das Gehäuse dürfte einer neuen Art angehören, deren Benennung jedoch bei dem fragmentaren Erhaltungs- zustand nicht rathsam ist. Prionotropidae Zittel. Prionotropis Meck. Wenn auch Meek diese Gattung hauptsächlich für Acanthoceras Woollgari Mant. aufstellte, so hatte er dabei doch den Ammonites carolinus d’Orb., den er mit Acanthoceras Woolgari vereinigte, im Auge, wie daraus hervorgeht, dass der Gattung stark nach vorn gekrümmte Rippen und ein in der Jugend glatter Kiel eigenthümlich sein sollen. Durch diese Eigenschaften nähert sie sich den Schlönbachien, in deren Verwandtschaftskreis man sie auch stellt. Als ebenfalls hierher gehörend, werden noch der Ammonites Germari Reuss, serrato-carinatus Stol. und Bravaisianus d’Orb. betrachtet. Prionotropis carolinus d’Orb. spec. 1840. Ammonites carolinus d’Orbigny: Paleont. frangaise terr. cret. vol. I, pag. 310, Taf. IXC, Fig. 5—6. 1850. 5 Woollgari d’Orbigny: Prodrome de Paleant., pag. 189. 1872— 76. n carolinus (d’Orb.), Schlüter: Cephalop. d. ob. deutsch. Kreide, pag. 27, Taf. IX, Fig. 6. 1876. Prionotropis Woollgari, Meek: Invertebr. cretac. foss. of upper Missouri. Rep. Un. States geol. surv. of the territ. Vol. IX, pag. 455, Taf. VII, Fig. T'c, d. f. ex parte. 1881. Ammonites carolinus (d’Orb.), Windmöller: die Entwickelung des Pläners bei Lengerich. Jahrb. d. preuss. geol. Landesanst., pag. 33. 1886. Acanthoceras carolinum (d’Orb.), Laube u. Brud.: Ammon. d. böhm. Kreide, pag. 232, Taf. XXVIL, Fig. 1. Die Unterschiede zwischen Prionotropis carolinus und Acanthoceras Woollgari wurden von Sharpe und neuerlich von Schlüter hervorgehoben, und ist es in der That möglich, beide Arten sicher nach gewichtigen Merkmalen zu unterscheiden, so dass eine Vereinigung ausgeschlossen ist. Es liegen eine Reihe mehr oder weniger mangelhafter jugendlicher Formen, sowie zwei Bruchstücke älterer vor. Auf ersteren zählen wir auf einem Gehäuse von 15 mm Durchmesser 39, auf einem anderen von 25 mm Durchmesser 32 scharfe, schräg gestellte, oberhalb der Seitenmitte nach vorn gebogene Rippen, welche durch breitere Zwischenräume getrennt werden. Auf den Fragmenten grösserer Exemplare treten die Rippen weiter auseinander und dürfte ihre Zahl mit Schlüter’s Angaben übereinstimmend eine geringere ) On the molluska of the Chalk rock, Quat. Journ. 1896, Bd. 52, pag. 72, Taf. III, Fig. 1—4. [23] Die Ammoniten der sächsischen Kreideformation. 153 sein. An der Bauchkante werfen die Rippen einen kleinen, in der Richtung der Spirale in die Länge ge- zogenen Knoten auf, im mittleren Alter zeigen sie schon vorher eine geringe Anschwellung. An Stelle des in der Jugend glatten und niedrigen Kieles tritt später ein hoher sägeförmiger, dessen Zähne mit den Rippen correspondiren. Der Ammonit wurde in etlichen Exemplaren in dem das Hangende der Labiatus-Stufe bildenden Mergel zwischen Räcknitz und Plauen gesammelt. Aus dem äquivalenten Horizonte im Gebiete der sächsischen Schweiz, nämlich dem Brongniarti-Pläner liegt er von der Walkmühle bei Pirna sowie vom Hohen Schneeberge vor, woselbst er am Silberborn von Herrn Prof. Hibsch und an der Wassigquelle von Herrn Prof. A. Fritsch gefunden wurde. Ausserhalb Sachsens ist die Art aus dem Pläner vom Weissen Berge bei Prag aus dem Brongniarti-Pläner Westphalens und dem Turon Frankreichs bekannt ge- worden. Meek bildet sie aus den Kreideschichten der Black Hills, Dakota, ab. Schlönbachia Neumayr. Durch die Arbeiten Grossouvre’s und Kossmat’s haben die zahlreichen Arten dieser Gattung eine Sichtung und Gruppirung erfahren, durch welche die verschiedenartigen Beziehungen dieses grossen Geschlechtes zu anderen aufgedeckt werden. Nach den bisherigen Erfahrungen spielen die Schlönbachien in den sächsischen Kreideablagerungen eine höchst unbedeutende Rolle, sie gewinnen aber dadurch ein umso höheres Interesse, dass die eine Art dem ganzen hercynischen Kreideareale fremd ist, während die zweite in den Verwandtschaftskreis einer Species (Schlönbachia inflata Sow.) gehört, deren Verbreitung nach und nach auf der ganzen Erde erwiesen worden ist. Schlönbachia varians Sow. spec. 1817. Ammonites varians, Sowerby: Mineral Conchologie, pag. 226, Taf. CLXXVI. 1822. n 5 (Sow.), Mantell: Geology of Sussex pag. 115, Taf. XXI, Fig. 2, 5, 7. 1840. r » » @Orbigny: Paleontologie franc. terr. cret., pag. 311, Taf. IIXC, Fig. 3—5. 184649. n » » Quenstedt: Petrefactenkunde, Cephalopoden, pag. 212, Taf. XVII, Fig, 49. 1853. „ n » Sharpe: Molluska of the Chalk, pag. 22, Taf. VIII, Fig. 5—10. 187275. „ n »„ Schlüter: Cephalop. der ob. deutsch. Kreide, pag. 10, Taf. IV, Fig. I—12. Dass diese im nördlichen Deutschland recht häufige, den Kreideschichten Böhmens, Schlesiens und Bayerns aber völlig fehlende Art in dem äusserst nordwestlichen Zipfel der heutigen Kreiderelicte Sachsens vorkommt, wurde 1877 von Geinitz!) an der Hand der Dittmarsh’schen Sammlung nachgewiesen. Das Lager des Ammoniten war der den Syenit der Rathsweinberge Meissens direct überlagernde, den Carinatenpläner unterteufende eisenschüssige sandige Mergel. Die im Besitze des mineralogischen Museums befindlichen Exemplare, nämlich ein vollständiges Gehäuse von 43 mm Durchmesser und ein Bruchstück eines grösseren Steinkernes liegen uns vor. Durch den kräftigen und glatten Siphonalkiel die Höcker an der Bauchkante, die schwach sichelförmigen, sich auf der Mitte der Seiten gabelnden Rippen ist die Art unzweifelhaft sicher erwiesen, Schlönbachia gracillima Kossmat. Taf. IX (II), Fig. 3a, b. 1865. Ammonites Candollianus (Pict.), Stoliczka: foss. cephal. of. southern India., pag. 51, Taf. XXX, Fig. 4. 1897. Schlönbachia gracillima, Kossmat: Untersuch. üb. süd.-ind. Kreideform., pag. 98, Taf. VIII, Fig. 7. Diese schöne Art ist durch geringe Involubilität, durch entferntstehende Rippen, von denen kurze mit längeren, bis zum Nabelrande reichenden, abwechseln, und deren Gesammtzahl auf einem Umgange 21 betragen mag, charakterisirt. Die Rippen tragen unter der Bauchkante eine schwache knotenartige Ver- diekung und gehen nach vorn langsamer als nach hinten in die Flanken über. An der Bauchkante enden 1) Sitzungsb. Isis 1877, pag. 74. 154 Wilhelm Petrascheck. [24] sie in einem nach vorn und aussen langsamer verflachenden Knötchen, an denen wir allerdings die von Kossmat zum Vergleich herangezogene Gestaltung ähnlich derjenigen eines Apfelkernes nicht recht herausfinden können, Zwischen diesen Knötchen erscheint die Aussenseite eingesenkt und tritt auf ihr der Sipho hervor. Diese nach Kossmat der unteren Ootatoorgroup angehörende Art wurde von Herrn E. Kühnscherf im Labiatus-Pläner von Cotta gesammelt. Stratigraphische Ergebnisse. Wenn auch durch die vorstehenden Untersuchungen die Artenzahl der aus der sächsichen Kreide bekannten Ammoniten eine beträchtliche Vermehrung erfahren hat, so ist doch der Reichthum derselben noch nicht erschöpft, denn es verbleiben noch einige Exemplare, die wenigstens vorläufig als nicht oder nicht genügend sicher bestimmbar zurückgelegt werden mussten. Da darnach gestrebt wurde möglichst alles, was an Ammoniten von verschiedenen Sammlern zusammengebracht worden war, in den Kreis der Betrachtungen zu ziehen, steht die Summe der untersuchten Stücke sicherlich nicht sehr weit hinter der Gesammtzahl aller Funde zurück. Es sind daher die in nach- stehender tabellarischen Uebersicht enthaltenen ziffermässigen Angaben der untersuchten Exemplare im Stande, die Verbreitung der einzelnen Arten in den verschiedenen Horizonten und innerhalb derselben in den beiden Facies derselben zu illustriren. In allen Horizonten ist die Facies des Pläners beträchtlich reicher an Ammoniten als diejenigen des Quaders. Unzweifelhaft mag dabei die leichte Zerstörbarkeit der Gehäuse von Einfluss sein. Es muss jedoch hervorgehoben werden, dass die Reste von Ammoniten keineswegs auf solche Quadersteine beschränkt sind, die wegen der Feinheit ihres Kornes, ihres Gehaltes an Calciumcarbonat oder anderer Ursachen halber als zur Erhaltung der zarten Gehäuse besonders geeignet erscheinen möchten. Die verschiedenen Horizonte nach ihren Ammoniten zu charakterisiren hält schwer, da manche Arten, von denen man gewöhnlich annimmt, ‚dass sie einem bestimmten Niveau eigenthümlich seien, bei uns durch mehrere Zonen hindurch gehen. Im Carinaten-Quader findet man nicht selten allein das Douvilleiceras Mantelli Sow. Bei Schlön- bachıa variaus Sow. ist es nicht ganz sicher, ob sie dem Horizonte des Carinaten-Quaders oder dem- jenigen des Carinaten-Pläners angehört. Wir halten das erstere für wahrscheinlicher, da das Material der Steinkerne ein sandiger rother Mergel ist, während der Carinaten-Pläner an ihrem Fundorte als grauer Kalk entwickelt ist. Douvilleiceras Mantelli geht ebenso wie Pulchellia Gesliniana d’Orb. aus dem Carinaten-Quader in den darüber liegenden Carinaten-Pläner hinauf. Auffallend möchte das Auftreten von Pachydiscus peramplus in einer Schicht, deren Fauna entschieden cenomanes Gepräge trägt, erscheinen. Wir hatten bei früherer Gelegenheit zeigen können, dass der Carinaten-Pläner einem Horizonte gleich zu stellen ist, der durch das Auftreten von Actinocamax plenus in Westphalen und Frankreich in weiter Verbreitung bekannt ist!). Als einem Grenzhorizonte zwischen Cenoman und Turon ist es strittig, ob man ihn zu ersterem oder bereits zu letzterem zählen soll, wozu man namentlich in Frankreich jetzt geneigter ist. Es ist naturgemäss, dass in einer solchen Zone eine Mischung cenomaner und turoner Fossilien vorhanden sein muss, und hat von diesem Gesichtspunkte aus das Vorkommen des Pachydiscus peramplus nicht nur nichts Auffallendes an sich, sondern erscheint vielmehr durch das Alter der Schicht wohl begründet. Auch in Frankreich kennt man die Art bereits aus der Plenus-Zone?). Hervorzuheben ist, dass nach den Beobachtungen des Herrn Lehrer Ebert der Pachydiscus peramplus bei Ockerwitz namentlich in den hangenden Bänken ent- 1) Studien. über Faciesbildungen im Gebiete der sächs. Kreideformation, Abhandl. d. Isis. 1899, pag. 51. 2) Lapparent, trait@ de ge£ologie II, pag. 1553. [25] Die Ammoniten der sächsischen Kreideformation. 155 Ammonitenfauna der sächsischen Kreideformation. S 5) {=} = {=} B = Ss ‚ 5 3 g Labiatus- | & © 2 ee = = = ©, 82 pr | ar Les Sl ar | a | "> Placenticeras Memoria Schlönbachi Lbe.u.Brud. | -- | 5 I | - - — Orbignyanum Gein. — | Puzosia Austeni Sharpe 5 | —_ montis albi Laube u. Brud. . — | — 1-7 12 — Gaudama Forbes — | —- | — | — | —- | — | — | 2 | — | — | — Muniericeras dresdense nov. spec. . — ll — | | | — I — 1 | — Pachydiscus peramplus Mant. ZA | | elre) = SOON N ala 2 a | me — Lewesiensis Mant. . — || 2 — || — || — Pulchellia Gesliniana d’Orb. I 16 — | || — Mammites nodosoides Schloth. | ze tl a I ee EZ I — —_ michelobensis Lbe. u. Brud. . ZN RR | ||| at ol | | —_ Footeanus Stol. . | — 1, 2 | | I Ir -- cfr. crassitesta Stol. N all || NN — || = — binicostatus nov. spec... . za All | |) | Douvilleiceras Mantelli Sow. 22 | IO Tel a | Ile || le Acanthoceras Fleuriausianum d’Orb. || || Zell Eu efr. Woollgari Mant. Oel —_ Woollgari Mant. . Ze | | le er = Schläterianum Lbe. u. Brud. u | a = ee 2a re (| = cfr. .Choffati Kossm. . . a ee | | = Neptuni Gein.. . . Ze N ee I ee Ile — spec. ed TE I ie el | lee ee Prionotropis Carolinus d’Orb. . 7 | ee | ES a | Schlönbachia variaus Sow. 2 u el. ya: || Nee || re — gracillima Kossm. — | — | — || a2 | || | |) Beiträge zur Paläontologie Oesterreich-Ungarns. Bd. XIV. 2I 156 Wilhelm Petrascheck. [26] halten war. Ebenso ist das im Carinaten-Pläner und im gleichalterigen Plänersandstein aufgefundene Placenticeras Memoria Schlönbachi aus turonen Schichten Böhmens beschrieben. Die Ammoniten-Fauna der unterturonen Labiatus-Stufe, dem dem Ligerien entsprechenden Niveau, stimmt vollkommen mit derjenigen Frankreichs überein. Sie ist ausgezeichnet durch das Ueberhandnehmen der geknoteten Ammoniten, der Gruppe der armati Leopold von Buch’s. Mammites nodosoides wird als Leitfossil neben dem /noceramus labiatus Schloth. genannt und ist als solches aus den verschiedensten Gegenden bekannt geworden. Er liess sich nur in einem Exemplar nachweisen und wird durch den Mammites michelobensis vertreten, unter dessen Jugendzuständen, durch den Mangel der Sutur nicht heraus- findbar, sich vielleicht noch mehr Exemplare verbergen können. Ein dem Acanthoceras Woollgari nahe- stehender Ammonit tritt hier ebenso wie in Böhmen in Gemeinschaft mit Acanthoceras Fleuriausianum Pachydiscus peramplus und überdies mit Mammites binicostatus, einem nahen Verwandten des Mammites Rochebrunei Coqu. bereits in der Labiatus-Stufe auf. Eine ganz ähnliche Vergesellschaftung kennt man aus Ligerien Aquitaniens und des Departements Charente inferieure'). Es muss noch darauf aufmerksam gemacht werden, dass alle die zahlreichen Exemplare des Mam- mites michelobensis sowohl wie des Mammites binicostatus an einem einzigen Orte, der Müller’schen Ziegelei zwischen Leubnitz und Goppeln autgehoben wurden, einem Orte, auf den zuerst Beck?) die Aufmerksamkeit lenkte und der sich seitdem als reiche Fundstätte, namentlich an Cephalopoden erwiesen hat. Acanthoceras cfr. Woollgari und Schlüterianum hingegen kamen zur Mehrzahl in der Umgebung von Cotta und Briesnitz vor. Es sind bisher noch keine Gründe bekannt geworden, die zur Annahme verschiedener Zonen mit abweichender Fauna innerhalb der Labiatus-Stufe zwingen, so dass vielleicht auch andere Ursachen die eigenthümliche Differenzirung der Fauna in den beiden Gegenden bewirkt haben können. Es sei an Walther’s Theorie von der pseudoplanktonischen Trift der leeren Cephalopodengehäuse erinnert. Der nächst jüngere Horizont ist durch das Erscheinen des /noceramus Brongniarti Sow. und Micraster cor testudinarium Goldf. charakterisirt. Die Funde von Ammoniten, und zwar Prionotropis carolinus und Acanthoceras Woollgari, sowohl an den Abhängen des Hohen Schneeberges in der Sächsischen Schweiz und bei der Walkmühle unweit Pirna, wie bei Räcknitz, nahe Dresden, sind ein neuer Beleg für die Identität des Horizontes in beiden Gebieten. Bei Dresden kommt noch Pachydiscus peramplus hinzu. Von Bedeutung für die Recognoscirung des Alters dieses Niveaus ist das Vorkommen des erstgenannten Prionotropis carolinus, da dieser in Böhmen sowohl wie in Westphalen im Brongniarti-Pläner (im Sinne Schlüter’s) nachgewiesen wurde. Das Erscheinen von #Heteroceras Reussianum d’Orb., das reichliche Auftreten von Scaphites Geinitzi d’Orb. und das Ueberhandnehmen des Pachydiscus peramplus charakterisiren den Plänerkalk von Strehlen und Weinböhla. Als diesem Horizonte eigenthümlich wird von Schlüter das Acantho- ceras Neptuni, das ja von Strehlen zuerst beschrieben wurde, angeführt. Es darf jedoch nicht übersehen werden, dass diese Art in Böhmen bereits in älteren Schichten nachgewiesen worden ist. Für die Altersbestimmung der jüngsten Stufen unserer Kreideablagerungen endlich versagen die Ammoniten vorläufig noch völlig. Das Placenticeras Orbignyanum aus dem Scaphitenthon von Zatschke deutet zwar noch auf die Nähe der Grenze zwischen Turon und Senon hin, der specifisch nicht bestimmbare Pachydiscus des Ueberquaders aber gibt gar keinen Anhaltspunkt mehr. Ueberblickt man die Ammoniten-Fauna unserer Kreideablagerungen (vergleiche die Tabelle), so fällt die nicht unbeträchtliche Verschiedenheit von derjenigen Norddeutschlands auf. Aus dem benachbarten Böhmen ist uns hingegen nahezu alles bekannt, was soeben aus Sachsen beschrieben worden ist. Solche Verwandtschaftsverhältnisse sind schon längst nachgewiesen worden, Sie führten Gümbel dazu, die Kreide- ablagerungen Sachsens, Böhmens, Schlesiens und von Regensburg als hercynisches Procänreich zu einem besonderen Faunenreiche zusammenzufassen, einem Begriff, der sich sowohl auf stratigraphische wie auf paläontologische Eigenthümlichkeiten, die namentlich in den älteren Theilen unseres Kreidesystems, im Cenoman und Unterturon deutlich hervortreten, gründet. Versagt doch die im nördlichen Deutschland, im Bd. 17 (1889), pag. 475. *) Erläut. zu Sect. Dresden der geolog. Specialkarte des Königreiches Sachsen, pag. 56. 157 Die Ammoniten der sächsischen Kreideformation. "WISSON] NUL7710018 "yOnquglyas‘ "ussoy] 270//0y9) "runay "MOogS 277>Juppy DapmanocT -[0JS PISOJISSDAd — ‘[075 Sm1U1m9J00,7 "wur -[OIJS SnIDIJ19U09 "wmimpr "PNYODT "JO T PIUmpnDH) MISOZNT TS nloA 'Jueig wnsıjnmmL "D17uUa9mIT 'Q1O.p Smu10.109 SıJOAJOUOLAT 1nsooM 4/2 -- Yuew 210577004, — 'gIo,p wnmumısnpLıma] T "ypumay "MoS 27jopuppy "MpıanocT nboy zaunAagay9oy Ssopwwmppyr "gIO,P Pumaun]sod) Pajoyojnd ‘Juew sısuasoada | — uew snjdumıaad "PNyonT 'qIoA pUımpn»sH) pısoznd 'SSOI) 7/9S214,7 "DI7UIIRIT "NOS SUDIADR "QUONYIS ‘gIO,P smun]0109 sıJoAgouorA-T "uoH9) 2ungdoeNT — yuew 210770041 — uew 21mö57j004 "ızumay "MOoS 2joguppr "DIpLanocT "yIoTyaS sapıosopou “wuwppy uew sısuaısomaT _ yuew sn7Jwnaad "PNYDT "gIOoT PMmDpnDH mISoznT odıeys zuagsnp Pısozn] "myoS omadN]2 sPA990WmSaT "HOW OW4ANs "D17Ua9mIT DULNIDAS — SUD1ADa DAIDqUOTYOS Smu270109 SIJOAJOUOLAT "9ads —_ 2unydaN —_ ın/foyZ) u = umupıtarn]yoS — 10004 "4/2 — 1198577004 = umumısnpıına],T SBA990yzuDIY ayjaguppyr SPAasıp@enolT snawgsoguag — misapıssm19 "1 — SnUumoj007 — sısuagojayaımı — sapıosopou sayıımopT »umaunsaHd Bıyjayong SISUDISaMaT — "9ods —_ snjFmpaaF SNISIPNYIDL pumpnoH) — 1q0 sızuom — uasny BISOZNT osuapsaap SDAOIA1TUunyT wnunKusigao — 1ODQUOTYIS-PLAOWOT SPAOIZWIIDIT SUSIPUT sydraıyureIysampnS spuejyosmapIs3mpIoN SUISUIES won BADBUBMAON OB SUOASBLnuÄa DI 21*F 158 Wilhelm Petrascheck. [28] - Pariser Becken wie in England übereinstimmend durchführbare Dreitheilung des Cenomans für das hercynische Kreideareal völlig. Nun ist allerdings nicht nöthig, dass bei uns der ganze cenomane Schichtencomplex, wie er in den genannten Gegenden ohne Unterbrechung auf die untere Kreide aufgelagert ist, zur Entwickelung gelangt ist. Fehlt es doch auch in unseren Gegenden nicht an Anzeichen dafür, dass die Zeit der Senkung bis weit in das Turon hinein gedauert hat. Wofern auch bei uns nur die hangendsten der beispielsweise am Nordrande des Harzes vorhandenen cenomanen Schichten zur Ablagerung gekommen sein sollten, so ist es doch nicht möglich, das sächsische Cenoman auch nur mit einer, etwa der obersten der drei dortigen cenomanen Zonen zu identificiren, denn es fehlt an den nöthigen Leitfossilien, vor allem an denjenigen aus der Klasse der Ammonoidae. Des Acanthoceras Rhotomagense Defr. und der Schlönbachia variaus Sow., zweier im Vorlande des Harzes so verbreiteter Leitfossilien, entbehrt die hercynische Kreide fast völlig. Von ersterer Art wies Römer ein einziges Exemplar im grobkörnigen Sandstein von Leobschütz nach und nur Drescher!) und Williger?) citiren sie noch aus der Löwenberger Kreidemulde, von letzterer Art dagegen sind die oben erwähnten zwei von Meissen stammenden Stücke alles, was sich trotz der langjährigen systematischen Ausbeutung verschiedener reicher Fundorte cenomaner Fossilien gewinnen liess. Es ist gewiss nicht Zufall, dass die Reste dieser Art gerade in dem äusserst nordwestlichen, also der subhereynischen Kreide am nächsten gelegenen Zipfel der ausgedehnten Relicte des hereynischen Kreide- reiches gefunden wurden. Ja, die Beschaffenheit der beiden Stücke schliesst die Möglichkeit, dass sie von einer einzigen Schale herstammen können, die noch, ehe sie in die Sedimente der Klippenfacies eingebettet wurde, zerbrach, durchaus nicht aus, so dass es wohl denkbar ist, dass es sich hier um ein vereinzeltes, ver- schlagenes Gehäuse handelt. Erst weit im Osten ist diese Art, die doch leicht und sicher wieder zu er- kennen ist, aufgefunden worden. Radkewitsch°) wies sie im Östlichsten russischen Theile der podolischen Platte nach. Nikitin?) führt sie aus dem Centrum Russlands, wo wieder untere Kreide mit verschiedenen Arten von Hoplites und Olcostephanus das Cenoman unterteuft, an. Auch im Gouvernement Saratov ist diese Art über der unteren Kreide durch Sinzov) entdeckt worden. Simonowitsch‘) und Fournier’) fanden sie im Cenoman des Kaukasus, das ebenfalls in ununterbrochener Schichtenfolge der unteren Kreide aufliegt. Im Westen kommt Schlönbachia variaus zwar gar nicht selten in dem transgredirenden Grünsand von Essen vor, jedoch zeigen die Tiefbohrungen an, dass derselbe nicht gar weit über den Rand des Gaultbeckens hinausgreift. Eine analoge Deutung lässt das Vorkommen im Cenoman des Ohmgebirges zu. In den transgredirenden Cenomanschichten der Ardennen hat Barrois°) nirgends diesen Ammoniten ge- funden, und im Gebiete des fossilreichen Cenomans in dem französisch-belgischen Grenzdistricte ist die Tourtia von Tournay und Montignies sur Roc die einzige Localität, von der diese Art durch Cornet und Briat’) namhaft gemacht wird, und auch dieser Ort liegt nane am Rande der Ablagerungen des Albiens, die von Barrois!°) noch bei Valencienne erwiesen worden sind. Das Auftreten dieser Art in dem trans- gredirenden Cenoman der südwestlichen Departements Frankreichs!!) und in der Kreide Irlands?) ist ein ganz 1) Zeitschr. d. deutsch. geol. Ges. 1863, pag. 333. 2) Jahrb. preuss. geol. Landesanst. 1881, pag 62. 3) Citirt nach Karakasch, Fortschritte im Studium der Kreideablagerungen Russlands. Ann. geol. et min. de la Russie Vol. III, Nr. 7, pag. 140. *) M&em. du comite geologique V, Nr. 2 (1888), pag. 170 5) Notizen über die Jura, Kreide und Neogenablagerungen der Gouvernements Saratov etc. Odessa 1899, pag. 68. 6) Citirt nach Karakasch, la faune des couches cr&tac&es des vall&es du versant septentrional de la chaine principale du Caucase. Trav. soc. natur. St. Petersbourg, Vol. 22 (1893). ?) Citirt nach Karakasch, Fortschritte, pag. 159. ®) Mem. sur le terrain cretac& des Ardennes. Ann. soc. g&ol. du Nord, t. 5 (1878), pag. 225. °) Descript. mineral. pal&ont. et geol. du terrain cretac& de la province du Hainaut. M&m. et publicat. de la soc. des sciences du Hainaut JII. ser., t. I (1867), pag. 168. 10]. e., pag. 265. ı) Vgl. Grossouvre, Bull. soc. geol. Fr. III. ser, t. XVII (1889) u. Guiller, Geologie du depart. de la Sarthe. Le Maus et Paris 1886. 12) Vgl. Tate, Quat. Journ., Bd. 2I (1865) u. Hume. Quat. Journ., Bd. 35 (1897), pag. 540. [29] Die Ammoniten der sächsischen Kreideformation. 159 analoges, d. h. unfernes von des Grenze der unteren Kreide. Die von Tiessen!) betonten Eigenthümlich- keiten in der Verbreitung der Avicula gryphaeoides und des Pecien asper deuten ebenso wie diejenige gewisser Echinodermen (Pygurus lampas, Codiopsis doma, Pyrına Desmoulinsi) auf ganz ähnliche Be- ziehungen hin. Es hat den Anschein, als ob in den Kreidearealen, in denen durch die cenomane Transgression weit ausgedehnte Landstrecken überflutet wurden, sich gleichartige faunistische Differenzirungen bemerkbar machen. In vier Arten unserer sächsischen Ammoniten (Mammites Footeanus, Mammites cfr. crassitesta, Acanthoceras cfr. Choffati und Schlönbachia gracillima) zeigen sich Anklänge an die indische Kreide, wo ebenfalls die Ablagerungen erst mit dem Cenoman beginnen.?) Die erstgenannte Art wird auch noch in Arabien und Portugal vermuthet, beidemale in Gegenden, in denen die untere Kreide fehlt. Unter den Kreideablagerungen des Pariser Beckens nehmen diejenigen der Touraine und des Thales der Loire eine gesonderte Stellung ein, denn es finden sich dort eine Reihe von Arten, die auf eine un- mittelbare Verbindung mit der Kreide des Departements Charente und somit auch durch Aquitanien mit dem mediterranen Kreidemeere hindeuten.’) In der Touraine und im Thale der Loire ist ebenso wie in der Charente und in Angoulöme untere Kreide nicht zur Ablagerung gekommen. Aus diesem Gebiete sind einige Ammoniten bekannt geworden, die sich sonst nirgend anderswo haben auffinden lassen, und es ist merkwürdig, dass zwei derselben (Pulchellia Gesliniana und Acanthoceras Fleuriausianum) sich gerade in dem sächsisch-böhmischen Kreidegebiete wiederfinden. Auch der in Westphalen nur als grosse Seltenheit vorkommende, hier aber häufiger auftretende Prionotropis carolinus, ist bisher nur noch aus den soeben genannten französischen Provinzen bekannt geworden. Endlich ist der, dem sächsischen Mammites bini- costatus sehr nahe stehende Mammites Rochebrunei Coqu. nur in eben dieser Gegend und dem sich an- schliessenden Aquitanien und der Provence verbreitet. Dort auch treten wie bei uns Pachydiscus peramplus und ein vermutlich mit dem unsrigen identisches Acanthoceras cfr. Woollgari bereits in der Labiatusstufe auf. Auch an Anklängen an die indische Kreidefauna fehlt es in besagter Gegend nicht, wie Grossouvre®) neuerlich nachgewiesen hat. Der unterturone Labitus-Pläner Sachsens ist besonders durch das zahlreiche Auftreten geknoteter Ammoniten gekennzeichnet. Aehnliches kennt man aus Portugal?) woselbst die Gattung Mammites durch das nahe verwandte Genus Vascoceras vertreten wird. Während bei Lissabon die untere Kreide ohne Unterbrechung auf den Jura folgt, liegt an der Mündung des Mondego das Cenoman discordant auf dem oberen Jura. Wie in Sachsen und Böhmen beginnt es mit pflanzenführenden Schichten, dann folgen fein- körnige Sandsteine und sandige Mergel mit Lamellibranchiaten, endlich kalkige Schichten mit Neolobites Vibrayeanus d’Orb., von dem ein Exemplar sehr an die Pulchellia Gesliniana des sächsischen Carinaten- Pläners erinnert. Eine schwache oolitische Bank trennt diesen Cenomancomplex vom Unter-Turon in dem Vascoceras-Arten in grosser Zahl auftreten und zuweilen unserem Mammites binicostatus recht ähnlich werden. Eine wiederholt beobachtete Thatsache ist, dass Transgressionen Invasionen anderer Faunen nach sich ziehen. Ein bekanntes Beispiel hierfür aus der Kreide ist die von Neumayr und Uhlig untersuchte Cephalopodenfauna des norddeutschen Hils, welche Merkmale zeigt, die auf eine Einwanderung aus dem Osten und Nordosten hinweisen. Aehnliche Erscheinungen dürften die Folge der cenomanen Transgression gewesen sein, denn wie wäre wohl sonst das Zusammenvorkommen von nordwestdeutsch-englischen Typen mit solchen Südwestfrankreichs und Indiens zu erklären. Die biologische Verschiedenheit der Cephalopoden- faunen des anglo-gallisch-nordgermanischen Kreidebeckens und derjenigen der mediterranen Provinz, die zur Zeit des Barr&ms so auffallend ist, °) ist auch noch zu Beginn der oberen Kreide sehr ausgeprägt. Das 1) Zeitschr. d. deutsch. geolog. Gesellsch., Bd. 47 (1895), pag. 531. 2) Kossmat, Untersuch. über ind. Kreideform , pag. 203. 3) Grossouvre, Bull. soc. g&ol, de France IIl., Bd. 17 (1889), pag. 513. Vgl. auch Millet, Pal&ont. de Maine et Loire, pag. II4. *) Bull. soc. geol. III, Bd. 27 (1899), pag. 234. >) Choffat, Bull. soc. ge&ol. III, Bd. 25 (1897), pag. 470. 6%) Uhlig, Wernsdorfer Schichten, pag. 161. 160 Wilhelm Petrascheck. [30] hereynische Kreideareal, das sich eng an die nordwesteuropäische Kreide anschliesst, zeigt doch auch noch Anklänge an die letztere Provinz. Damit steht die von Douvill&?) vermuthete Meeresverbindung zwischen dem böhmischen Becken und dem von ihm als Mesogeum bezeichneten Kreideareale wohl in Einklang.°) Aus alledem geht hervor, dass die hercynische Kreide nicht so isolirt dasteht, wie manche Geologen anzu- nehmen geneigt waren, dass jedoch die Anknüpfungspunkte in anderen Gegenden, als man bisher vermuthete, zu suchen sind. Wir zweifeln nicht, dass sich die angedeuteten verwandtschaftlichen Beziehungen erhärten und vervollständigen lassen werden, wenn unsere böhmischen Fachgenossen die Untersuchung und erneute Bearbeitung des reichen Ammoniten-Materials vornehmen sollten, welches dieses weite Gebiet in den letzten Jahrzehnten geliefert hat. Dresden, Juli 1901. Litteratur-Verzeichnis. Anthula: Ueber die Kreidefossilien des Kaukasus. Beitr. z. Pal. 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Acht Jahre darauf behandelte Ettingshausen in einer in den Sitzungsberichten derselben Gesellschaft niedergelegten Abhandlung den gleichen Gegenstand, da unterdessen »neues Material durch die von Seite der k. k. geologischen Reichsanstalt vermittelten Forschungen gewonnen worden«e war. Sein Nachtrag ergab eine Vermehrung von 53 Species. In der folgenden Zeit schien es, als hätte mit letzter Arbeit unser Wissen von der berühmt gewordenen Flora seinen Abschluss erhalten, Da that sich im Jahre 1900 eine neue Quelle auf, die hunderte von Exemplaren fossiler Pflanzen bot. Die immerhin wertvolle Sammlung des Herrn Bergverwalter Ranter, in der Gegend von Stranitzen im Baue Subnitzen, der zur Zeit verbrochen ist, beiSchega in der Grube Morgenstern im Schega- graben, östlich der Südbahnstation Poltphach, und in Radeldorf gewonnen, gelangte durch Herrn Bergrath Riedl in Cilli in die Hände des Herrn Dr. Redlich, Docenten an der Bergakademie zu Leoben, welcher mich aufforderte, dieselbe zu bearbeiten. Neben aus den Sotzkaschichten bereits Bekanntem, welches zur weiteren Bestätigung früherer Funde dienen kann, fand sich auch Neues vor, das als Ergänzung desselben betrachtet werden muss, in- soweit durch dasselbe entweder der Bezirk des localen Auftretens einzelner Arten oder deren Nachweis in früherer Stufe begründet wird. Die auffallende Armut an Farnen und Gräsern konnte durch wenige Arten verringert werden. So glaube ich aussprechen zu dürfen, dass die auf diese Funde verwendete Zeit nicht ganz umsonst gewesen sei, zumal die Blicke der Geologen in neuerer Zeit wieder auf diese Gegend und das Alter ihrer Schichten gerichtet wurden. !) Das Alter der Sotzkaflora betreffend sei hier in aller Kürze nur Folgendes bemerkt. Unger hatte ihr ein eocänes zugesprochen und Ettingshausen war ihm hierin gefolgt. Beide hatten zur Vergleichung HäringundMonte Promina gewählt und da sie sich in dem damals wohl zu entschuldigenden Irrthum befanden, dass beide eocän seien, so mussten sie bei der nicht wegzuleugnenden Verwandtschaft aller drei zu dem Schlusse gelangen, dass dies auch mit Sotzka der Fall sei. Heer dagegen wies auf Grund seiner !) Dr. K. A. Redlich in Leoben, Das Alter der Kohlenablagerungen östlich und westlich von Rötschach in Südsteiermark. (Jahrb. d. k. k. geol. Reichsanstalt, 1900, Bd. 50, Heft 3.) Beiträge zur Paläontologie Oesterreich-Ungarns. Bd. XIV. 22 164 Prof. H. Engelhardt. [2] Vergleichung des Charakters dieser Flora mit dem einer Reihe anderer, besonders mit dem der von ihm bearbeiteten reichen schweizerischen, deren Alter bereits feststand, dieselbe in das Oligocän. Doch schwankte er, ob er sie dem Tongrien oder dem Aquitanien zuweisen solle. Für das letztere sprach »die grosse Zahl der mit der aquitanischen Schweizermolasse gemeinsamen Arten«, für das erstere »das etwas schwächere Auftreten der Typen der temperirten Zone und Amerikas als in der aquitanischen Stufe der Schweiz«. So ist es denn gekommen, dass manche diese Flora dem Aquitanien, andere dem Tongrien einfügen. Dieser Unbestimmtheit wegen sei erlaubt, nochmals einen Blick auf sie zu werfen. Unger betonte auf Grund seines Materiales, dass in der Sotzkapflanzenwelt die ostindisch-austra- lischen Formen vorherrschten. Wollten wir .dies Moment allein gelten lassen, so wäre eine Verweisung in das Eocän oder in die nächste Nähe desselben begründet. Es muss jedoch bedacht werden, dass ausser afrikanischen und Mittelmeerpflanzen, welche sich nur schüchtern beimengen, auch amerikanische in derselben enthalten sind, die insofern besonders ins Auge zu fassen sind, als sie eine längere Zeit hindurch sich von Stufe zu Stufe in wachsender Procentzahl einfinden. Sie gerade sind es, welche einen Fingerzeig zu geben vermögen, ob wir eine Flora in nähere oder weitere Entternung von dem Eocän einzustellen haben. Nun treten sie in dem Unger’schen Material zwar hinter die genannten Typen zurück, doch geschieht dies durchaus nicht in auffälliger Weise und gerade das muss uns veranlassen, die Sotzkaflora weit von dem Eocän zu stellen, wie es zur Zeit auch geschieht. Die Pflanzen welche Ettingshausen hinzuzufügen vermochte, verstärken die ostindisch-austra- lischen Formen wesentlich, die amerikanischen in nur verhältnismässig geringem Maasse, wodurch die Flora ein etwas älteres Aussehen bekommt. Wie steht es nun mit dem Zuwachs, den die neuesten Funde bekunden? Scheiden wir von den für Sotzka neuen Arten Dofhidea acericola Heer aus, da Pilze von keinem Einfluss auf die Altersbestimmung sind, ebenso Polypodium KRedlichi und Poacites lepidoides als neue Species, dann Ouercus chlorophylla Ung., Sapotacites Euphemes Ung. sp. und Leguminosites Proserpinae Heer, da ihr Charakter noch ein sehr problematischer ist, so finden wir in ihnen noch ı Art, !) von der wir auf Mauritius, 2 Arten, von welchen wir in Japan?) und 1, von der wir in China?) ein Analogon finden. Von den übrigen zeigen nur 4*) den ostindisch-australischen, die übrigen den amerikanischen Typus und gehören von den analogen Species derselben 5°) dem heissen, 6°) dem gemässigten Amerika an. Dadurch wird ein Ausgleich geschaffen; es bleibt somit im Grossen und Ganzen das Verhältnis wie im Unger’schen Materiale, in dem beide Hauptgruppen sich so ziemlich das Gleichgewicht halten und dies veranlasst uns, die Sotzkaflora weder der einen noch der anderen Stufe einzureihen, sondern sie als Uebergang von der einen zu der anderen zu betrachten, da sie nicht wie das Aquitanieneinen merklichen Ueberschuss von Pflanzen amerikanischen Charakters zeigt, sich aber doch in der Anzahl dieser über das Tongrien erhebt. Wir haben uns gewöhnt, jede Tertiärflora einer bestimmten Stufe zuzuweisen und wollen damit nur ihren Hauptcharakter zum Ausdruck bringen. Die an verschiedenen Localitäten eingebetteten Floren einer solchen zeigen aber stets Verschiedenheiten in der Zusammensetzung unter einander, welche, wenn wir die geographische Lage des Einbettungsortes und die verschiedene Ausbreitung der einzelnen Species dafür nicht verantwortlich machen können, immer in den verschiedenen Zeiten, in welchen sie eingebettet wurden, ihre Ursache finden lassen dürfte, da innerhalb des Hauptzeitraumes ja nicht Stillstand, sondern fort- schreitende Entwickelung stattgefunden haben muss. Auch die Abgrenzung der einzelnen Stufen unter ein- ander sind nur künstliche Marksteine, die ruck- und sprungweise Veränderung nicht bezeichnen sollen. Wir können deshalb, wenn wir alle hier einschlagenden Momente berücksichtigen, bisweilen nicht blos die 1) Celastrus dubius Ung. 2) Cinnamomum Buchi Heer, Acer Rümianum Heer. ®) Glyptostrobus europaeus Brongn. sp. ®) Betula prisca Ett., Cinnamomum Rossmässleri Heer, Eucalyptus grandifolia Ett., Dolichites maximus Ung. °) Ficus lanceolata Heer, Myrsine doryphora Ung., Styrax stylosa Heer, Cassia Berenices Ung. °) Myrica salicina Ung., M. bankisaefolia Ung., Sassafras Aesculapi Heer, Acer trilobatum Stbg. sp., Juglans bilinica Ung., Rhamnus Eridani Ung. [3] Tertiärpflanzen von Stranitzen, Schega und Radeldorf in Steiermark. 165 Stufe im allgemeinen, sondern auch eine genauere Stellung innerhalb derselben bezeichnen, welche einer vorweltlichen Pflanzengenossenschaft zukommt. Haben wir aber eine Mischflora vor uns, die Glieder zweier an einander grenzenden Zeiträume gleichmässig in sich birgt, so dürfte es schwer werden, sie mit Bestimmtheit der einen ‚oder anderen Zeit zu überweisen. Diesen Fall haben wir in der Pflanzenwelt des Sotzkagebietes vor uns; daher die auseinandergehenden Meinungen der Forscher und daher mein Vermittelungsvorschlag. Beschreibung der Arten. Pilze. Familie der Pyrenomyceten. Gattung: Dothidea Tul. Dothidea acericola Heer. Taf. I, Fig. 2. Heer El. d. Schw. III, pag. 148, Taf. CI, Fig. 26. Die Pilze stehen zerstreut, sind schwarz, klein, aus sehr kleinen Pünktchen zusammengesetzt. Unser Blatt zeigt die Pilze in vortreffliicher Weise. Zunächst finden wir an demselben Stellen, dıe sich als dunkle Flecke bezeichnen und als Myceliumpartieen deuten lassen; an anderen erheben sich daraus kohlschwarze gerundete Bildungen, welche das Stroma darstellen, bei dessen Oeffnen nur unter der Lupe erkennbare Perithecien (Fig. 2 a—d) sichtbar werden. Die Zahl derselben ist sehr verschieden; viele von ihnen zeigen in der Mitte eine runde Oeffnung. Sporen sind nicht nachweisbar. Infolge der massenhaften Bedeckung des Blattes mit diesen Pilzen erhält dasselbe ein dunkles Aussehen; nur da, wo dieselben weniger zahlreich auftreten, machen sich die helleren Blattpartien bemerkbar. Analoge jetztweltliche Art:!) »Ist ähnlich der Dothidea alna Fries«. (Heer.) Zeitliche Ver- breitung:?) Bisher Miocän, von jetzt an auch Oligocän. Fundort: Stranitzen. Familie der Fucoideen Ag. Gattung: Chondrites Stbg. Chondrites dalmaticus Eitt. Kata Eiog123: Ettingshausen: Monte Promina, pag. 24, Taf. I, Fig. 4, 5. Das Laub ist fiederartig verzweigt, die Zweige sind einfach, gestreckt, gleichbreit, genähert, die unteren beinahe gegenüberstehend, abstehend. . Auf Stücken, welche ausdrücklich die Etiquette »Stranitzen-Hangend« zeigen, fand ich die zwei in Zeichnung dargestellten fossilen Meeresbewohner, denen ich noch ein drittes Beispiel mit breiterem Laube und ein viertes mit schmälerem (Spitzentheil) hätte hinzufügen können. Da ich ausser Pflanzenresten auf einigen Stücken Exemplare der auf Süsswasser hinweisenden Melania Escheri Brongn. und der Unio sotzkaensis Redl. vorfand, aber nichts, das auf Meer hindeutet, so kann ich mir das Vorkommen unserer Art nur dahin erklären, dass wohl zeitweise ein streckenweises Uebertreten der Meeresfluten in das Süss- wassergebiet stattgefunden haben möge. Die Achse des Thallus zeigte sich bei allen Funden glatt, ohne jegliche Streifung oder sonstige Auszeichnung; nur bei dem einen war in Folge eines seitlichen Druckes die Oberfläche stellenweise etwas un- 1) Fernerhin abgekürzt: A. j. A. — °) Weiterhin Z. V. [$) N, 166 Prof. H. Engelhardt. [4] eben. Die Reste mit Pinus setifolia Heer (Fl. d. Schw. III, pag. 160, Taf. CXLVI, Fig. 6) in Verbindung zu bringen, erweist sich beim ersten Blicke als unstatthaft. Z. V.: Oligocän. Fundort: Stranitzen. Farne. Familie der Aspleniaceen Mett. Gattung: Blechnum L. Blechnum (?) Göpperti Ett. Taf. I, Fig. 4, Ettingshausen: Bilin I, pag. 14, Taf. III, Fig. ı, 2, 4. Der Wedel ist gefiedert, die Fieder sind linealisch oder linealisch-lanzettförmig, gegen die Spitze verschmälert, am Grunde gerundet, sehr kurz gestielt, am Rande gezähnt; der Mittelnerv ist stark, hervor- tretend, gerade, die Seitennerven entspringen unter spitzen Winkeln, sind sehr zahlreich, sehr zart, gegabelt oder gabelspaltig; die Fruchthäufchen dem Mittelnerv angewachsen. Unser Exemplar ist in Folge des etwas groben Versteinerungsmateriales, das zum Theil abgeblättert ist und noch abblättert, nicht gut erhalten. Neben ihm liegen noch zwei Bänder von etwas geringerer Breite, die wohl zu ihm gehören mögen, von denen das eine den Mittelnerv gut, das andere nur an einer Stelle erkennen lässt, während die Nervatur ganz verwischt ist. Ich betone ausdrücklich, dass mir in Folge der schlechten Erhaltung die Stellung unter Blechnum noch nicht ganz gesichert erscheint. A. j. A.: Hinsichtlich der Zahnung und Form Blechnum cartilagineum Sw., hinsichtlich der Seiten- nerven Blechnum serrulatum Rich. (Brasilien). Z. V.: Bisher Miocän. Fundort: Stranitzen. Familie der Polypodiaceen Metten. Gattung: Polypodium L. Polypodium Redlichi nov. spec. Taf. I, Fig.'8, 20. Der Wedel ist länglich-lanzettföormig, am Grunde verschmälert, häutig, beinahe bis zur Rhachis fiederspaltig, die oberen Lappen verlaufen beinahe horizontal, stehen einander gegenüber oder wechseln in ihrer Stellung ab, sind länglich-linealisch und schmal, nach der Spitze hin ein wenig erweitert oder trapezoidisch, ganzrandig, an der Spitze gezähnelt, die unteren dreiseitig, durchgehend ganzrandig, spitz, nach dem Grunde zu sich verkleinernd; die Nervatur ist äusserst zart, mit blossem Auge nicht sichtbar. Es sind zwei neben einander liegende Wedelstücke vorhanden, von denen ich annehmen muss, dass sie derselben Art angehören. Ein jetztweltlicher Farn, der in jeder Beziehung mit dem fossilen übereinstimmt, ist mir trotz allen Suchens in Herbarien und Büchern nicht bekannt geworden. Dennoch bringe ich ihn bei der Gattung Polypodium unter, da er in sich, eine Anzahl von Merkmalen birgt, die man bei dieser findet, freilich in verschiedenen Arten verstreut. In Bezug auf die Gestalt, welche in dieser grossen Gattung ungemein mannigfaltig ist, gehört er zu der fiederspaltigen Gruppe, in der wir neben Species, bei denen die Lappen des Wedels nach unten zu an Länge zunehmen (z. B. Polypodium vulgare L.), solche findet, bei welchen das Umgekehrte wie bei dem unserigen der Fall ist (z. B. Polypodium pendulum Sw., Polypodium jubaeforme Kess., Polypodium lepidopteris Kze.), Wenn man etwa auf die Achnlichkeit mit Wedeln von Zomaria- Arten (z. B. Lomaria aspera Klotsch) hinweisen möchte, so wäre wohl zu bedenken, dass bei diesen die unteren verkürzten Lappen eine ganz andere Gestalt annehmen. Bis beinahe zur Rhachis reichende Lappen zeigen sich bei Polypodium papillosum Bl. Polypodium Lechnopus Wall. u. a. und die auffällige Zähne- lung an der Spitze wenigstens ähnlich bei Polypodium Lechnopus Wall., Polypodium Khasyanım Hook., mehr noch bei Polypodium papillosum Bl. Was die Nervatur anbetrifft, so ist sie auch bei manchen lebenden mit blossem Auge kaum sichtbar. Unter der Lupe erkenne ich übrigens in manchen Lappen [5] Tertiärpflanzen von Stranitzen, Schega und Radeldorf in Steiermark. 167 einen die Mitte durchlaufenden feinen Nerven und ein bei weitem zarteres Netz zu beiden Seiten desselben; doch ist dasselbe so wenig ausgeprägt, dass es nicht genauer beschrieben werden kann. Die Textur der Polypodien ist sehr verschieden, bald mehr oder weniger häutig, bald mehr oder weniger lederig. Vielleicht, dass es einem Kenner der Polypodiaceen möglich ist, eine Art, in der die Eigenschaften unseres Farn vereinigt vor- kommen, aus der jetztweltlichen Pflanzenwelt anzuführen. Fundort : Radeldorf. Familie der Gramineen L. Gattung: Phragmites Trin. Phragmites oeningensis Al. Br. Taf. I, Fig. 7. Al. Braun in Stitzenb. Verz., pag. 75, Weitere Literatur s. Engelhardt, Grasseth pag. 288 u. Berand pag. 11. Die Blätter sind flach, breit, von stärkeren Längsnerven durchzogen, zwischen welchen sich zarte Zwischennerven befinden. In der Zeichnung unseres grossen Blattstückes treten die Hauptnerven durchgängig etwas stärker hervor, als am natürlichen Stücke, bei dem mitunter dieselben an einzelnen Stellen beinahe den Zwischen- nerven gleichkommen, was sich ganz genau schwer wiedergeben liess. Von Halm, Rhizom, oder Wurzel dieser Pflanze fand sich nichts vor. A. j. A.: Phragmites communis Trin. (Europa, Nordasien.) Z. V.: Oligocän, Miocän, Pliocän. Fundort: Radeldorf. Gattung: Poacites Brongn. Poacites lepidoides nov. spec. Tat. TI, Fig. 5. Das Blatt ist lang, breit, linealisch, vorn lang zugespitzt (?), von vier Haupt- und einer grösseren Anzahl zarter Zwischennerven durchzogen. In dem breiteren Mittelfelde befinden sich mehr Zwischennerven als in den schmäleren Seitenfeldern. Zu Poacites lepidus Heer (Fl. d. Schw. III, pag. 162, Taf. CXLVI, Fig g, 27) darf unser Blattstück seiner bedeutenderen Breite wegen nicht gezogen werden. Fundort: Radeldorf, Familie der Gyperaceen DC. Gattung: Cyperites Heer. Cyperites Deucalionis Heer. Taf. I, Fig. 6. Heer: Fl. d. Schw. I, pag. 78, Taf. XXIX, Fig. I; Taf. XXVI, Fig. 13 b; Taf. XXX, Fig. 3 h. Weitere Lit. in Engel- hardt, Dux, pag. 148. Der Halm ist cylindriseh, die Blätter sind 3'/),—4 lin. breit, in der Mitte gekielt; beiderseits 10—12 Längsnerven, Z. V.: Oligocän, Miocän, Fundort: Stranitzen. Familie der Cupressineen Rich. Gattung: Glyptostrobus Endl. Glyptostrobus europaeus Brongn. spec. Taf. I, Fig. 10, 12-14 Taxodium europaeum Brongniart, Ann. d. sc. nat. Bd. 30, pag. 168. Weitere Lit. in Staub, Zsilthal, pag. 241— 246. Die Blätter sind spitz, schuppenförmig, angedrückt, am Grunde herablaufend, ungerippt, bisweilen linealisch, abstehend; die Blüthen sind monöcisch, die männlichen Kätzchen spitzenständig, vielblüthig, die 168 Prof. H. Engelhardt. [6] weiblichen an Seitenzweigen vereinzelt, endständig, eiförmig, die Zapfen kurz eiförmig oder beinahe kugelig, die Schuppen verholzt, an ihrer halbkreisförmigen Spitze mit 6—8 Kerbzähnen versehen oder beinahe glatt. am Rücken der Länge nach gefurcht, in der Mitte mit Anhängseln versehen. In Bezug auf die Zahl der Fundstücke kommt diese Art gleich hinter Acer trilobatum Stbg. spec. zu stehen. Diese zeigen sowohl beblätterte Zweige, als Blüthen und Zapfen. Bei ersteren zeigten sich die Zweigelchen oft dicht gedrängt, bei einem rund umgebogen, dass die Spitzen den Grund berührten, was auf Einwirkung einer Wasserströmung hindeuten dürfte; bei einem weiteren waren sie auffällig auseinander- gerückt und daher nur in sehr geringer Zahl am Zweig. Das Wissenswertheste über diese langlebige Pflanze hat Staub in Zsilthal, pag. 246—249 zusammengestellt. A. j. A.: Glyptostrobus heterophyllus Endl, (China). Z. V.: Kreide, Eocän, Oligocän, Miocän, Pliocän. Fundort: Stranitzen. Familie der Myriceen Rich. Gattung: Myrica L. Myrica hakeaefolia Ung. spec. Taf. I, Fig. 9. Dryandroides hakeaefolia Unger: Gen. et spec. pl. foss., pag. 428. Weitere Lit. in Engelhardt, Grasseth, pag. IQ u. Menzel, Sulloditz pag. 8. Die Blätter sind lederartig, fest, lanzettförmig oder linealisch-lanzettförmig, in den Blattstiel ver- schmälert, zugespitzt und entfernt gezähnt, nach dem Grunde oder durchgehend ganzrandig, die meisten Zähne ungleich; der Mittelnerv ist stark, die Seitennerven sind zart, flach bogenförmig, die Nervillen so stark als letztere. Selten. A. j. A.: Myrica macrocarpa H. B. (Peru, Neu-Granada). Z. V.: Eocän, Oligocän, Miocän vereinzelt. Fundort: Stranitzen. Myrica banksiaefolia Ung. Taf. I, Fig. 15, 16. Unger, Sotzka, pag. 30, Taf. VI, Fig. 3, 4; Taf. VII, Fig. 2-6. Weitere Lit. in Engelhardt, Jesuitengr., pag. I9. Berand, pag. 14. Die Blätter sind gestielt, steif, lederig, linealisch oder linealisch-lanzettförmig, überall schart gesägt, beiderseits zugespitzt; die Seitennerven entspringen unter beinahe rechtem Winkel, sind .genähert, einfach, parallel, bogenläufig. A. j. A.: Myrica cerifera L. (Nordamerika), Myrica esculenta Don. (Nepal), Myrica californica Cham (Californien). Z. V.: Oligocän, Miocän. Fundorte: Stranitzen, Schega. Myrica salicina Ung. Taf. I, Fig. 17. Unger, Iconogr. pl. foss. pag., 14, Taf. XXXIX, Fig. 7. Weitere Lit. in Engellıardt, Meuselwitz, pag. II. Die Blätter sind lederig, länglich, ganzrandig, meist ein wenig spitz, in den Blattstiel, verschmälert ; der Mittelnerv ist stark, die Seitennerven sind zart, meist verwischt. Das Blatt gleicht in der Gestalt dem, welches Unger a. a. ©. Fig. 6 unter dem Namen Myrica integrifolia wiedergegeben hat, ist also über der Mitte am breitesten; in der Länge stimmt es mit dem von Heer in Fl. d. Schw. I, Taf. LXXI, Fig. 3 abgebildeten überein. A. j. A.: Myrica FayaL. nach Heer, Myrica cerifera L. (Nordamerika) nach EttinghausenZ.V.: Oligocän, Miocän. Fundort: Schega. [7] Tertiärpflanzen von Stranitzen, Schega und Radeldorf in Steiermark. 169 Familie der Betulaceen Bartl, Gattung: Betula Tourn. Betula prisca Ett. Taf 1 yBiesLr. Ettingshausen, Wien, pag. II, Taf. I, Fig. 15—17. Weitere Lit. in Engelhardt, Leitm ,Mittelgeb. pag. 374. Die Blätter stehen abwechselnd, sind eiförmig, gesägt, randläufig; der Mittelnerv ist stark, die Seitennerven entspringen unter spitzen Winkeln, sind einfach, beinahe gerade, parallel, oft mit Aussennerven versehen, 5—8 mm weit von einander entfernt. Es wurde nur das wiedergegebene Bruchstück eines kleineren Blattes gefunden. A. j. A.: Betula Rhojpaltra Wall. (Östindien). Z. V.: Oligocän, Miocän. Fundort: Stranitzen. Familie der Cupuliferen Endl. Gattung: Quercus L. Quercus chlorophylla Ung. Taf. I, Fig. 18. Unger, Chl. prot. pag. Iıı, Taf. XXXI, Fig. 1. Weitere Lit. in Engelhardt, Leitm. Mittelgeb., pag. 359. Die Blätter sind lederig, länglich oder umgekehrt-eiförmig-länglich, an der Spitze gerundet, stumpf, ganzrandig, am Rande umgerollt; die Seitennerven sehr zart, bogenläufig, meist verwischt. Diese Blätter gehören zu denjenigen, von denen nicht mit Gewissheit gesagt werden kann, dass sie einer Eiche angehört haben, da lederige Textur und ähnliche oder gleiche Gestalt auch bei solchen anderer Gattungen beobachtet werden kann. Es findet sich an ihnen nichts, das unbedingt auf Ouercus hinweist, zumal die feinere Nervatur an ihnen nicht zum Ausdruck gebracht ist und nur dann und wann überaus zarte Seitennerven beobachtet werden können. Unger hat sie mit Ouercus virens Mich. (Texas) verglichen, bei welcher aber wie Heer sich hervorzuheben gedrungen fühlt, die Seitennerven immer deutlich hervortreten. Durch die Rundung an der Spitze, wohl auch durch die Umbiegung des Randes unterscheiden sie sich sofort von denen der Myrica salicina Ung. Z. V.: Oligocän besonders, auch Miocän. Fundort: Schega. Quercus Lonchitis Ung. Taf. I, Fig. 2I, 22 Unger, Sotzka, pag. 33, Taf. IX, Fig. 3—8. Weitere Lit. in Ettingshausen, Sagor I., pag. 23 u. Engelhardt, Berand, pag. 15. Die Blätter sind lederig, gestielt, Jänglich-lanzettförmig oder ei-lanzettförmig, zugespitzt, scharf ge- zähnt, die Seitennerven sind zahlreich, einfach, seltener gegabelt, gleichlaufend, die Tertiärnerven gehen unter ziemlich rechtem Wirbel aus. Zu Fig. 22. Ich sehe das Blattstück als hierher gehörig an, obgleich ich seine etwas abnorme Aus- bildung anerkennen muss. Es muss die bedeutende Entfernung von einem Zahne zum anderen in der Mittel- partie des Randes auffallen, doch finden wir in Unger, Kumi, Taf. V, Fig. I ein gewissermaassen den Uebergang von den normalen Formen zu der unserigen bildendes, bei dem die Zähne der einen Seite unge- wöhnlich weit aus einander gerückt sind. Bei dem Blattstücke in meiner Abhandlung über die Tertiärflora des Jesuitengrabens Taf. II, Fig. 29 ist auch die Entfernung zweier Zähne an der rechten Seite eine ausser- gewöhnliche. Bei noch anderen finden wir ebenfalls Verschiedenheiten nach dieser Richtung hin, wenn auch nicht so auffallende, sind Formenschwankungen bei den Eichenblättern ja nichts Ungewöhnliches. Die Grösse der Zähne variirt sehr an verschiedenen Blättern, hier ist diese Eigenschaft an ein und demselben zu be- obachten. A. j. A.: Ouercus lancifolia Schlecht. (Süd-Mexico.) Z. V.: Oligocän, Miocän. Fundorte: Stranitzen, Schega. 170 Prof. H. Engelhardt. [8] Familie der Moreen Endl. Gattung: Ficus Tourn. Ficus tiliaefolia Al. Br. sp. Taf. II, Fig. 4. Cordia tiliaefolia, Al. Braun: Jahrb. 1845, pag. 170. Weitere Lit. in Engelhardt, Caplagr., pag. 183, 184. Die Blätter sind gestielt, ganzrandig oder zerstreut-wellig, herzförmig-rund, ziemlich rund oder länglichrund, manchmal zwei- oder dreilappig, am Grunde meist ungleichseitig, doch zuweilen auch gleich- seitig, an der Spitze gerundet oder kleinspitzig; bezüglich der drei bis sieben starken Hauptnerven hand- förmig, die Seitennerven stark, etwas bogenförmig, unter einander verbunden, die Nervillen theils durchgehend, theils gebrochen. Von dieser zeitlich wie räumlich weit verbreiteten Art kam mir nur das eine verletzte Blatt zu. A. j. A.: Ficus nymphaefolia L. (Trop. Amerika.) Z. V.: Oligocän, Miocän, Pliocän. Fundort: Radeldorf. Ficus (?) degener Ung. Taf. II, Fig. 7. Unger, Sotzka, pag. 165, Taf. XXXIII, Fig. 1-7. Die Blätter sind breit, lanzettförmig, stumpf, in den kurzen und dicken Stiel verschmälert, gezähnt oder gekerbt; der Mittelnerv ist stark, die Seitennerven sind sehr zart. Unger bezeichnete Ficus degener als »eine sehr zweifelhafte Pflanze, die durch den kurzen Blatt- stiel und durch den ebenso kräftigen Mittelnerv bei fast verschwindenden Seitennerven etwas« mit Arcus- Arten übereinstimme,. Zweifelhaft ist mir, ob alle von ihm mit diesem Namen bezeichneten Blätter zusammen- gehören, da sie in Grösse und Gestalt zu sehr von einander abweichen, vielmehr scheint mir wahrscheinlich, dass sie zwei verschiedenen Gattungen zuzuweisen seien, von denen die eine die gestreckten, die andere die elliptischen Formen umfasst. Letztere haben viel Achnlichkeit mit Blättern von Celastrineen wie von Elaeodendron glaucum Pers. u. a., weshalb ich sie vorläufig zu dieser Gattung gestellt habe, da sie viel eher zu ihr als zu Ficus gehören dürften, obgleich es nicht mit Bestimmtheit gesagt werden kann, da viel zu wenig in seiner Nervatur wohlerhaltenes Material vorliegt, aus dem vollberechtigte Schlüsse gezogen werden könnten. Mir ergab die Vergleichung der fossilen Blätter mit solchen lebender Ficus-Arten mit gezähneltem (z. B. Ficus hispida H. B.) und gewelltem Rande (z. B. Ficus capensis Thunb.) das Resultat, dass beide nicht zusammengehörig sein könnten, da, soweit uns die Nervatur der fossilen bekannt ist, diese von der der lebenden Ficus-Arten bedeutend abweicht. Was aber die gestreckten Formen anbetrifft, so wüsste ich keine jetztweltliche Art zu nennen, welche entweder nur in der Spitzengegend (Unger's, Fig. ı) oder über den ganzen Rand hin (Unger’s, Fig. 2) gezähnelt wäre, wenn man des letzteren Rand nicht als gewellt betrachten will. Es bleiben deshalb diese Blätter noch in dasselbe Dunkel gehüllt, das sie auch in früherer Zeit umgab. Z. V.: Oligocän. Fundort: Stranitzen. Ficus multinervis Heer. Taf. IM, Fig. 2. Heer, Fl. d. Schw. II, pag. 63, Taf. LXXXI, Fig. 6-10; Taf. LXXXII, Fig. 1. Weitere Lit. in Friedrich, Prov. Sachsen, pag. 56. Die Blätter sind lederig, elliptisch oder lanzettförmig, am Grunde verschmälert, an der Spitze zuge- spitzt; der Mittelnerv ist stark, die Seitennerven sind zart, zahlreich, gedrängt, verlaufen gerade und parallel. Es war nur das wiedergegebene Bruchstück vorhanden. A. j. A.: Ficus elastica Roxb. (Ostindien). Z. V.: Oligocän, Miocän. Fundort: Schega. [9] Tertiärpflanzen von Stranitzen, Schega und Radeldorf in Steiermark. 171 Ficus lanceolata Heer. Taf. II, Fig. 1. Heer, Fl. d. Schw. II, pag. 62, Taf. LXXXI, Fig. 2—5. Weitere Lit. in Engelhardt, Grasseth, pag. 297. Die Blätter sind lederig oder ziemlich lederig, lanzettförmig oder ei-lanzettförmig, ganzrandig, am Grunde schnell zusammengezogen und in den dicken Blattstiel verschmälert; der Mittelnerv ist stark, die Seitennerven sind bogenläufig und laufen in spitzen Winkeln aus. Grosse Aehnlichkeit zeigen die Blätter von Ficus lanceolata-acuminata Ett. (Sagor I, Taf. VI, Fig. 3, 4), doch fällt bei ihnen, wie das Ettingshausen an einer grösseren Anzahl durchgehend zu be- obachten im Stande war, die grösste Breite in die Nähe des Grundes, nicht wie bei den Blättern der vor- liegenden Art über die Mitte; auch zeigen sich bei ihnen die Seitennerven in grösserer Anzahl. Zu Ouercus nereifolia Al. Br. darf unser Blatt nicht gezogen werden, da bei den Blättern dieser Species eine so auffällige Zusammenziehung nach dem Grunde hin nicht stattfindet, die Seitennerven zahl- reicher sind und die Randfelder breiter. Zwei Hauptformen müssen unterschieden werden, die breite und die schmale. Soweit sich die Spitzen erhalten zeigen, beobachtet man solche mit vorgezogener und solche mit abgesetzter Spitze. Unser Blatt ist schmal und kurzspitzig; es kommt dem von Heer in Balt. Fl., Taf. XXII, Fig. 1 wiedergegebenen sehr nahe, ist aber länger; sonst hat es auch viel Achnlichkeit mit dem von Weber in Palaeont. II, Taf. IV, Fig. 1a dargebotenen, das aber zugespitzt ist. Von der feineren Nervatur konnte nichts anderes entdeckt werden, als stellenweise mit der Lupe ein feines Netzwerk, das dem von Heer in Fl. d. Schw. I, Taf. LXXXI, Fig. 25 abgebildeten ganz und gar gleicht. A. j. A.: Ficus princeps Knth. (Brasilien). Z. V.: Oligocän, Miocän. Fundort: Schega. Familie der Monimiaceen Endl. Gattung: Laurelia Juss. Laurelia rediviva Ung. Taf. II, Fig. 17. Unger, Neuholland in Europa, pag. 54. Ders., Syll. pl. foss. IH, pag. 71, Taf. XXIV, Fig. 4. Die Blätter sind gestielt, elliptisch, beiderseits verschmälert, gesägt-gezähnt, häutig; die Seitennerven sind sehr zart, an der Spitze verzweigt. Die Nüsschen sind länglich, sehr klein, federig, mit einem bleibenden fadenförmigen, oben gekrümmten Griffel versehen. Von den früher zu Platanus gerechneten Früchtchen habe ich nichts zu entdecken vermocht; auch war das Blatt das einzige, welches mir zu Gesicht gekommen ist. Es ist insofern von Interesse, als es uns zeigt, dass die Art schon vor der Radobojzeit existirte. Zu den Blättern von Planera Ungeri Köv. sp. darf es nicht gestellt werden; dagegen sprechen ausser seiner häutigen Beschaffenheit die Zartheit der Seitennerven und die Bezahnung. Unger hat hierher noch einige Blätter gestellt, die kaum dieser Art zuzuweisen sein möchten. Fig. 8a. a. ©. ist schon durch seine Nervatur ausgeschlossen und Zizyphus zuzurechnen; die übrigen dürften lederig sein und zeigen ganz anderen Rand. A. j. A.: LZaurelia aromatica Spl. (Chile) u. a. nach Unger. Z. V.: Bisher Miocän, nun auch Oligocän. Fundort: Stranitzen. Familie der Laurineen Juss. Gattung: Laurus L. Laurus Lalages Ung. Taf. II, Fig. 18, Taf. III, Fig. 1, 7. Unger, Sotzka, pag. 169, Taf. XL, Fig. 6—9. Weitere Lit. in Engelhardt, Jesuitengr., pag 30. Die Blätter sind etwas lederig, lanzettförmig oder ei-lanzettförmig, nach Grund und Spitze hin ver- schmälert, langgestielt, ganzrandig; der Mittelnerv ist deutlich, die Seitennerven sind zart, bogenläufig und Beiträge zur Paläontologie Oesterreich-Ungarns. Bd. XIV. 23 172 Prof. H. Engelhardt. to] reichen bis gegen den Rand, die unteren entspringen unter rechtem oder ziemlich rechtem Winkel, die mittleren und oberen unter spitzen. Nach der Zahl der Reste zu urtheilen muss diese Art im Gebiete häufig gewesen sein. Ettingshausen ist geneigt, sie des langen Stieles wegen Ficus oder den Apocyneen zuzuweisen. Z. V.: Vorzugsweise im Oligocän, vereinzelt im Miocän. Fundorte: Stranitzen, Schega, Radeldorf. Gattung: Sassafras Nees. Sassafras Aesculapi Heer. Taf. II, Fig. IT. Heer, Fl. d. Schw. II, pag. 82, Taf. XC, Fig. 13—16. Weitere Lit. in Engelhardt, Berand, pag. 18. Die Blätter sind am Grunde keilförmig, oval, ungetheilt oder zwei- bis dreilappig, ganzrandig, dreifachnervig. Von Cinnamomum-Blättern unterscheiden sich die dieser Art sofort durch ihre Dünnhäutigkeit. Während sonst zu beobachten ist, dass die unteren Seitennerven so ziemlich auf gleicher Höhe entspringen, sind dieselben bei dem unserigen weiter aus einander gerückt, dafür hat sich aber dem einen Grundnerven gegenüber ein kurzer Seitennerv entwickelt. Alle bisher aus dem Tertiär nachgewiesenen Blätter zeigten sich ungetheilt, ausser einem, welches im Pliocän von Kreka in Bosnien gefunden worden ist. Unser Fund ist insofern werthvoll, als er uns zeigt, dass diese Art nicht erst im Obermiocän auf- getreten ist, sondern, wie bereits das Berander ergab, schon im Oligocän vorhanden war. Dass die von Ettingshausen als hierher gehörig gegebenen Blätter in Bilin II, Taf. XXXI, Fig. 9, 12 zu dieser Art zu ziehen seien, muss sehr angezweifelt werden, da ihre Grundseitennerven nicht über dem Grunde entspringen und die Nerven überhaupt zu stark sind. A. j. A.: Sassafras officinalis Nees. (Nordamerika). Z. V.: Oligocän, Miocän, Pliocän. Fundort: Stranitzen. Gattung: Cinnamomum Burm. Cinnamomum polymorphum Al. Br. sp. abaız, IUE, ID, 112% Ceanothus bolymorphus, Al. Braun: Jahrb. 1845, pag. 171. Weitere Lit. in Staub, Zsilthal, pag. 326-330. Die Blätter sind gestielt, elliptisch, am Grunde wenig verschmälert, zugespitzt, dreifachnervig; die Grundseitennerven laufen mit dem Rande nicht parallel, erreichen die Spitze nicht und haben bisweilen in den Winkeln, die sie mit dem Mittelnerv bilden, Drüsen. A. j. A.: Cinnamomum zeylanicum Nees. (Östindien). Z. V.: Oligocän, Mioeän. Fundort: Stranitzen. Cinnamomum lanceolatum Ung. sp. Taf. II, Fig. 2. Daphnogene lanceolata, Unger: Gen. et. sp. pl. foss., pag. 424. Weitere Lit. in Staub, Zsilthal, pag. 319—322. Die Blätter sind gestielt, lanzettförmig, an Grund und Spitze zugespitzt, dreifachnervig; die Grund- seitennerven verlaufen mit dem Rande parallel, sind ihm genähert und erreichen die Spitze nicht. Z. V.: Eocän, Oligocän, Miocän. Fundorte: Stranitzen, Schega. Cinnamomum Scheuchzeri Heer. “Taf. II, Bier 3, 5,6, 12. Heer, Fl. d. Schw. II, pag. 85, Taf. XLI, Fig. 4—24, Taf. XLII, Taf. XLIII, Fig. 1-5. Weitere Lit. in Staub, Zsilthal, pag. 313— 316. [11] Tertiärpflanzen von Stranitzen, Schega und Radeldorf in Steiermark. 173 Die Blätter sind zu zwei genähert und fast gegenständig, lederig, glatt, gestielt, elliptisch, oval oder länglich, dreifachnervig; die unteren Seitennerven laufen mit dem Rande parallel oder ziemlich parallel, erreichen die Spitze nicht, entspringen am Blattgrunde, meist in der Blattfläche aus dem nach der Spitze zu allmählich an Stärke abnehmenden Mittelnerven; die von ihnen eingeschlossenen Hauptfelder sind von zarten, fast unter rechtem Winkel ausgehenden Nervillen durchzogen; in der oberen Partie gehen noch mehrere Seitennerven, die sich in Bogen mit einander verbinden, vom Mittelnerv aus; die Randfelder sind von unter ziemlich rechtem Winkel entspringenden bogenläufigen Tertiärnerven ausgefüllt. Blätter dieser Art sind zahlreich vorhanden; die kleineren Formen herrschen vor. A.j. A.: Cinnamomum pedunculatum Nees. (Japan). Z. V.: Eocän, Oligocän, Miocän, Pliocän. Fundort: Stranitzen. Cinnamomum Rossmässleri Heer. “Taf. Il, Fig. 8. Heer, Fl. d. Schw. II, pag. 84, Taf. XCIIL, Fig. I5—17. Weitere Lit. in Staub, Zsilthal, pag. 323—325. Die Blätter sind lederig, elliptisch oder länglich-elliptisch, kurz gestielt, dreifachnervig; die Seiten- nerven sind vollkommen spitzläufig und senden nach aussen bogenläufige Tertiärnerven aus. Es fand sich nur das eine Bruchstück vor. A. j. A.: Cinnamomum zeylanicum Nees. (Ostindien). Z. V.: Eocän, Oligocän, Miocän. Fundort: Schega. Cinnamomum Buchi Heer. Taf. II, Fig. 10. Heer, Fl. d. Schw. II, pag. 90, Taf. XCV, Fig. I—8. Weitere Lit. in Staub, Zsilthal, pag 331 f. Die Blätter sind gestielt, umgekehrt-eiförmig, elliptisch oder umgekehrt-ei-lanzettförmig, am Grunde verschmälert, an der Spitze vorgezogen, kurz gespitzt, dreifachnervig; die seitlichen Grundnerven erreichen die Spitze nicht. Die langausgezogene Spitze sowie die über der Mitte befindliche Breite unterscheiden die Blätter dieser Art sofort von denen des Cinnamomum polymorphum Al. Br. sp., ihre Gleichseitigkeit von denen der Daphnogene melastomacea Ung. A. j. A.: Cinnamomum Camphora L. sp. (Japan). Z. V.: Oligocän, Miocän. Fundort: Stranitzen. Familie der Myrsineen R. Br. Gattung: Myrsine L. Myrsine doryphora Ung. Taf. III, Fig. 5. Unger, Syll. pl. foss. III, pag. 19, Taf. VI, Fig. 1-10. Weitere Lit. in Engelhardt, Meuselwitz, pag. 24 und Berand, pag. 24. Die Blätter sind lanzettförmig oder eiförmig-länglich, beiderseits verschmälert, kurz gestielt, ganz- randig, lederig; der Mittelnerv ist stark, die Seitennerven sind meist verwischt, wo sie vorhanden, sehr zart, entspringen unter spitzen Winkeln und verzweigen sich. Die Blätter wechseln sehr an Grösse und Gestalt und wird deshalb wahrscheinlich, dass die von Unger unter dem Namen Myrsine Centaurorum beschriebenen (Syll. pl. foss. III, Taf. VII, Fig. 15—17)sehr ähnlichen, meist nur breiteren zuihnen zu ziehen sind. Ob aber die Myrsine Caronis benannten kleinen (a. a. 0. Taf. VII, Fig. 8$—-ı0) nur ein jugendliches Alter bezeichnen oder artlich verschieden sind, bleibt zur Zeit unentschieden, da Uebergänge zu den grösseren nicht gefunden wurden. Mit Ettingshausen (Beitr. zu Radobo;j, pag. 24) halte ich das Unger’sche Blatt Fig. 2 auf Taf. VI für ein solches, das Ouercus nereifolia Heer zuzuweisen sei. Dagegen hege ich Zweifel daran, dass die in der Biliner Tertiärfl. Taf. XXXVII, Fig. 5, 6, 13 abgebildeten zu dieser Art gehören. A. j. A.: Myrsine latifolia Mart. (Brasilien). Z. V.: Oligocän, Miocän. Fundort: Schega. 23* 2 174 Prof. H. Engelhardt. [12] Familie der Sapotaceen Juss. Gattung: Sapotacites Ett. Sapotacites Euphemes Ung. sp. ats Bi 0’go! Pyrus Euphemes Unger, Sotzka, pag. 53, Taf. XXXVI, Fig. 1—10. Die Blätter sind gestielt, elliptisch, lederig, am Rande umgeschlagen, ganzrandig, an der Spitze stumpf; der Mittelnerv ist stark und verschmälert sich stark nach oben, die Seitennerven sind zahlreich und entspringen unter wenig spitzen Winkeln. Unger zog diese Blätter wohl wegen ihrer lederigen Beschaffenheit zu Pyrus; doch entspricht die Nervatur ganz und gar der der Sapotaceen wie die zahlreichen und daher einander nahe stehenden feinen Seitennerven zeigen. Bei unserem Blatte kommen dazu zarte Quernervillen, welche stellenweise sichtbar sind und wie bei anderen Sapotaceen-Blättern verlaufen. Ich reihte es aus diesen Gründen der von Ettingshausen gegründeten provisorischen Gattung Sapotacites ein. Z. V.: Oligocän. Fundort: Stranitzen. Sapotacites sideroxyloides Ett. Taf. II, Fig. 24. Ettingshausen, Häring, pag. 61, Taf. XXI, Fig 2I. Weitere Lit. in Ettingshausen, Sagor II, pag. 12. Die Blätter sind umgekehrt-eiförmig-länglich, ganzrandig, an der Spitze gerundet, nach dem Grunde verschmälert, lederig, die Nervatur ist netzläufig, der Mittelnerv stark und meist allein sichtbar. Lederige Blätter von gleicher oder ähnlicher Gestalt aus einander zu halten ist oft eine vergebliche Arbeit, sobald die Nervatur nicht angedeutet ist, ganz unmöglich, sobald die Spitze wie bei unserem Blatte fehlt. Ich würde das Stück unberücksichtigt gelassen haben, wäre nicht an einigen Stellen etwas von der feineren Nervatur zu sehen gewesen. Die Seitennerven zeigen sich äusserst fein, noch zarter und daher sehr schwer zu erkennen, ist das zwischen ihnen befindliche Maschenwerk, welches aus an beiden Enden aus- gekeilten linsenförmigen Partikelchen besteht, wie wir sie bei Sapotaceen-Blättern z. B. von Sideroxylon u. a. bemerken können. Ich glaubte, aus diesem Grunde das Blatt hierherstellen zu können. Z. V..: Oligocän. Fundort: Schega. Familie der Ebenaceen Vent. Gattung: DiospyrosL. Diospyros brachysepala Al. Br. Taf. II, Fig. 20, 23. Al. Braun, Jahrb. 1845, pag. 170. Weitere Lit. in Engelhardt, Dux, pag. 174 u. Berand, pag. 25. Die Blätter sind gestielt, elliptisch, an Spitze und Grund verschmälert, ganzrandig; der Mittelnerv ist kräftig und verdünnt sich allmählich nach der Spitze zu, die Seitennerven alternieren, sind gebogen und entspringen unter spitzen Winkeln. A. j. A.: Diospyros Lotus L. (Mittelmeergebiet, Gemässigtes Asien). Z. V.: Oligocän, Miocän. Fundort: Schega. Familie der Styraceen Rich. Gattung: Styrax Tourn. Styrax stylosa Heer. Taf. II, Fig. 10. Heer, Fl. d. Schw. III, pag. ı3, Taf. CIII, Fig. ı1L. Weitere Lit. in Menzel, Sulloditz, pag. 42. Die Blätter sind häutig, elliptisch-lanzettförmig, gestielt, ganzrandig; die Nervation ist bogenläufig. Tertiärpflanzen von Stranitzen, Schega und Radeldorf in Steiermark. 175 r— - os Be Diese Species gehört zu denen, welche bisher nur an wenigen Localitäten nachgewiesen werden konnten. Heer beschrieb sie vom obermiocänen Oeningen, Ettingshausen erhielt sie von Schichow und Kutschlin, ich wies sie vom Jesuitengraben nach, Schweiz und Nordböhmen galten bisher als ihre einzigen Fundstätten; indem sie jetzt von Steiermark bekannt wird, erweitert sich der Kreis ihres Vorkommens und wird zugleich klar, dass sie während des Oligocäns bereits an ziemlich weit entfernten Localitäten Platz genommen hatte. A. j. A : Styrax camporum Pohl. (Brasilien). Nach Heer Sf. Benzoin Dryand.,(Ostindien). Z. V.: Oligocän, Miocän. Fundort: Stranitzen. Styrax boreale Ung. Taf. III, Fig. 18. Unger, Gen. et. sp. pl. foss., pag. 436. Ders., Syll. pl. foss. III, pag. 33, Taf. XI, Fig. 11—13. Die Blätter sind häutig, kurz gestielt, ziemlich kreisrund, stumpf an der Spitze, oder breit oval und kleinspitzig, ganzrandig; der Mittelnerv ist gerade, die Seitennerven sind gekrümmt, meist einfach, doch auch an der Spitze verästelt. Die Blätter dieser Art sind in Gestalt und Nervatur so charakteristisch, dass kaum ein Zweifel an der Zugehörigkeit des unserigen aufkommen dürfte, bei dem die feinere Nervatur besser als bei den Unger’schen Exemplaren erhalten ist. Aus ihr erhellt eine sehr grosse Uebereinstimmung mit den Blättern von Siyrax grandifolium Ait. (Nordamerika). Bisher ist diese Art nur von Parschlug bekannt gewesen; die neue Fundstätte weist ihr Alter um einige Stufen zurück. Fundort: Schega. Familie der Ericaceen D. C. Gattung: Andromeda L. Andromeda protogaea Ung. Taf. III, Fig. 6. Unger, Sotzka, pag. 173, Taf. XLIV, Fig. 1—9. Weitere Lit. in Engelhardt, Meuselwitz, pag. 26. Die Blätter sind lederartig, lanzettförmig, beiderseits verschmälert, ganzrandig, langgestielt; der Mittelnerv ist stark, die Seitennerven sind meist verwischt, wo sie vorhanden, stark bogenläufig und zart. Nur in wenigen Exemplaren vertreten. A. j. A.: Andromeda (Leucothoö) eucalyptoides D. C. (Brasilien). Z. V.: Oligocän, Miocän. Fundort: Schega. Andromeda vaccinifolia Ung. Taf. III, Fig. 12. Unger, Sotzka, pag. 43, Taf. XXIII, Fig. I—-9. Weitere Lit. in Engelhardt, Meuselwitz, pag. 27 und Menzel, Sul- loditz, pag. 40. Die Blätter sind lederig, lanzettförmig, ganzrandig, an der Spitze stumpf oder spitz, am Grunde gerundet oder ziemlich gerundet, auch in den Stiel verschmälert, gestielt. Nur ein Blatt vorhanden. Ob diese Art mit der vorigen zu verschmelzen sei, wie Ettingshausen (Sotzka, pag. 25) an- nehmen zu müssen meint, erscheint mir noch nicht gewiss. Jedenfalls steht fest, dass die Blätter von beiden in ihrer Gestalt sehr variabel sind, besonders was Grund. und Spitze anbetrifft. Leicht möglich ist, dass Unger unter Andromeda vaccinifolia Blätter verschiedener Arten vereinigte. Nur ein reichhaltiges Material kann hier vollständige Klarheit verschaffen. A. j. A.: Andromeda calyculata L. (Nord-Amerika, Europa, Asien). Z. V.: Oligocän, Miocän. Fundort: Schega. 176 Prof. H. Engelhardt. [14] Familie der Araliaceen Juss. Gattung: Panax L. Panax longissimum Ung. Taf. III, Fig. 11. Unger, Sotzka, pag. 44, Taf. XXIV, Fig. 21-23 Weitere Lit. in Engelhardt, Jesuitengr., pag. 45. Die Blätter sind lanzettförmig, beiderseits zugespitzt, lang gestielt, am Rande gezähnt; der Mittel- nerv ist stark, die Seitennerven sind einfach, zahlreich, gleichlaufend. Nur ein Blatt vorhanden. A. j. A.: Panax simplex Forst. (Neu-Seeland). Z. V.: Oligocän. Fundort: Schega, Familie der Ampelideen Kth. Gattung: Cissus L. Cissus (?) stiriacus Ett. Taf. IV, Fig. 24. Ettingshausen, Sotzka, pag. 63, Taf II, Fig. 2. Die Blätter sind gestielt, gefiedert (?), die Blättchen rundlich, elliptisch oder eiförmig, lederig, sitzend, am Grunde schief, an der Spitze stumpflich, am Rande gekerbt oder grobgezähnt; der Mittelnerv ist stark, gerade, die seitlichen Grundnerven entspringen unter sehr spitzen Winkeln, die Seitennerven unter stumpferen, die Tertiärnerven sind kaum sichtbar. Zwischen den Blättern von Ficus Fiydrarchos Ung. (Sotzka, pag. 35, Taf. XII, Fig. 2) und dem unseren besteht eine gewisse Aehnlichkeit, doch darf es nicht zu ihnen gestellt werden, da diese häutig sind, einen buchtig-gezähnten Rand und mehr Seitennerven haben. Ob es, wie Ettingshausen annehmen möchte, ein Theilblättchen ist, kann auch nicht so ohne weiteres angenommen werden. Die Blatthälften vermag ich nicht als »auffallend ungleich« anzuerkennen; eher weist die »abgeschnittene Basis« bei dem Exemplare des hochverdienten Forschers darauf hin. Leider vermag unser Fossil darüber nicht Auskunft zu ertheilen, ob wir es mit einer zufälligen Verkümmerung oder mit einer regelmässig wiederkehrenden Form zu thun haben. Wir wissen deshalb nicht, ob wir ein Blatt (Alacourtia cataphracta Roxb. besitzt sehr ähnliche) oder ein Blättchen vor uns haben und es bleibt die Ansicht von Ettingshausen, wie er selbst herzuheben sich gedrungen fühlt, nur »eine Vermuthung«. Trotz alledem lässt sich die Aehnlichkeit mit Cissus-Blättchen nicht ableugnen, weshalb mit Vorbehalt der gegebene Name fortgeführt sei. Sicher ist, dass wir es vorläufig mit einer schlechten Art zu thun haben. Z. V.: Oligocän. Fundort: Stranitzen. Familie der Acerineen D. C. Gattung: Acer L. Acer trilobatum Stbg. sp. Taf. IV, Fig. 3—5, 10. Phyllites trilobatus Stbg., Vers. I, pag. 42, Taf. L, Fig. 2. Weitere Lit. in Staub, Zsilthal, pag. 341—344. Die Blätter sind langgestielt, drei- oder beinahe fünflappig, handspaltig, die Lappen meist ungleich und dann der Mittellappen länger und breiter als die Seitenlappen oder gleich, der Rand ist ungleich ein- geschnitten, gezähnt, die Spitze zugespitzt, die Seitenlappen stehen entweder vom Mittellappen unter rechtem oder ziemlich rechtem Winkel ab oder sind unter einem spitzen aufgerichtet. Auffällig ist, dass weder Unger noch Ettingshausen einen einzigen Rest dieser ungemein weit verbreiteten Art in ihrem reichen Materiale zu Gesicht bekamen, während in unserem die Gattung [15] Tertiärpflanzen von Stranitzen, Schega und Radeldorf in Steiermark. 177 Acer an Zahl der Exemplare alle anderen Gattungen und Arten weit überragt. Blüthen und Früchte fehlten gänzlich. Die wichtigsten beobachteten Blattformen sind: Alle drei Lappen des Blattes gleich gross. Acer trilobatum. Die Lappen schmal, nahezu gleich gross, scharf gezähnt. Form genuinum Ett. Form mit breiteren Lappen. Taf. V, Fig. 5. Mit langem Mittellappen, aber kurzen Seitenlappen. Form Acer productum Al. Br. Taf. V, Fig. 4. Mittellappen bedeutend breiter als die seitlichen, die Buchten rechtwinkelig. Form Acer patens Al. Br. Mittellappen breiter und meist länger als die seitlichen. Form Acer tricuspidatum Al. Br. Taf. V, Fig. 10. A. j. A.: Acer rubrum L. (Nord-Amerika). Z. V.: Oligocän, Miocän, Pliocän. Fundort: Stranitzen. Acer crassinervium Ett. Taf. II. Fig. 22. Ettingshausen, Bilin III, pag. 22, Taf. XLV, Fig. S—16. Die Blätter sind lederig, dreilappig, selten zweilappig, die Lappen durchaus ganzrandig, der mittlere ist breiter als die seitlichen, stumpf oder zugespitzt oder an der Spitze langgespitzt, die seitlichen sind ab- gekürzt, abstehend, die Buchten stumpf gerundet; der Mittelnerv ist dick, gerade, auslaufend, die Seitennerven sind kräftig, gebogen. Nur ein Blatt wurde entdeckt. Mit einem ganzrandigen Ahornblatte (Acer sotzkianum), das in den Sotzka-Schichten gefunden wurde, machte uns schon Unger (Sotzka, pag. 45, Taf. XXIX, Fig. 2) bekannt, doch darf das unsere nicht mit ihm zusammengestellt werden, da bei demselben die Seitenlappen beinahe die Länge des mittleren erreichen. Ebenfalls aus diesem Grunde und manchem anderen sofort in die Augen fallenden z. B. wegen der Verschiedenheit der Buchten darf es nicht zu Acer integrilobum Web., Acer pseudocampestre Ung., Acer decipiens Ung. u. a. gezogen werden. Die Art ist eine Seltenheit; bisher war sie nur aus dem Biliner Becken, und zwar von Kutschlin bekannt. Der neue Fundort lässt vermuthen, dass sie in Zukunft auch in Zwischengebieten gefunden werden dürfte. Z. V.: Oligocän. Fundort: Stranitzen. Acer Rümianum Heer. Heer, Fl. d. Schw. III, pag. 59, Taf. CXVIII, Fig. 11-16; pag. 199, Taf. CLV, Fig. ı3. Ettingshausen, Bilin III, pag. 23, Taf. XLVI, Fig. 8, 9. Die Blätter sind lederig, tief dreitheilig, die Lappen linealisch-lanzettförmig, zugespitzt, tief einge- schnitten-gesägt. Nur drei Exemplare waren vorhanden, von denen zwei den Mittellappen mit ausgezogener Spitze ganz, den Grund aber abgebrochen zeigten. A. j. A.: Acer polymorphum Sieb. et Zuce. (Japan). Z. V.: Oligocän, Miocän. Fundort: Stranitzen. Familie der Celastrineen R. Br. Gattung: Celastrus L. Celastrus dubius Ung. Unger, Sotzka, pag. 47, Taf. XXX, Fig. 15, 16. Weitere Lit. in Engelhardt, Jesuitengr., pag. 56. Die Blätter sind eiförmig-elliptisch, stumpflich gekerbt, gestielt, lederig; die Seitennerven zahlreich, zart und entspringen unter spitzen Winkeln. A. j. A.: Celastrus trigynus D. C. (St. Mauritius). Z. V.: Oligocän, Miocän. Fundort: Stranitzen. 178 Prof. H. Engelhardt. [16] Celastrus Andromedae Ung. bene, NY, 1Eıt5 TER Unger, Sotzka, pag. 47, Taf. XXX, Fig. 2—5. Weitere Lit. in Engelhardt, Jesuitengr., pag. 57. Die Blätter sind lederig, elliptisch, beiderseits verschmälert, gestielt, gezähnt; der Mittelnerv ist kräftig, die Seitennerven sind sehr zart, kaum sichtbar. Es ist nur das abgebildete, sehr verletzte Blatt, welches aber wohl hierherzuziehen sein möchte, gefunden worden. Die von Unger mit demselben Namen bezeichneten schmalen Blätter müssen wohl ausge- schieden werden. Z. V.: Oligocän. Fundort: Stranitzen. Gattung: Elaeodendron Jacg. Elaeodendron Ungeri m. Taf. IV, Fig. 14. Die Blätter sind elliptisch oder breit lanzettförmig, an der Spitze stumpf, kerbig-gezähnt, lederig; der Mittelnerv ist dick und verdünnt sich nach der Spitze hin, die Seitennerven sind fein, entspringen unter spitzen Winkeln und verbinden sich gegen den Rand hin in Bogen. Vergleiche das unter Ficus degener Ung. Gesagte. A. j. A.: Aehnelt Elaeodendron glaucum Pers. (Ostindien). Fundort: Stranitzen. Familie der Rhamneen R. Br. Gattung: Rhamnus L. Rhamnus aizoon Ung. Taf. I, Fig. 19. Unger, Chl. prot. pag. 146, Taf. L, Fig. 1-3. Weitere Lit. s. Engelhardt, Berand, pag. 34. Die Blätter sind gestielt, elliptisch oder umgekehrt-eiförmig, stumpf, ganzrandig, etwas lederig; der Mittelnerv ist stark, die Seitennerven sind zahlreich, einfach, gerade oder wenig gekrümmt und verlaufen parallel. Heer glaubt, dass die Blätter dünnhäutig gewesen seien; unser Exemplar zeigt sich jedoch gleich den Unger’schen als mehr lederig. Sehr wahrscheinlich gehört Rhamnus pygmaeus Ung. (Syll. pl. foss. U. Taf. III, Fig. 48) hierher, wenigstens kann ich aus Abbildung und Diagnose keine Artverschiedenheit heraus- lesen. Da die Blätter von Rhamnus aizoon in der Grösse, auf die Unger das Hauptgewicht bei der Abzweigung legt, bedeutenden Schwankungen unterliegen, so wäre wohl möglich, dass noch kleinere als die abgebildeten vorhanden gewesen wären. Z. V.: Oligocän, Miocän. Fundort: Schega. Rhamnus Eridani Ung. Rat. I, Ried. Unger, Gen. et sp. pl. foss., pag. 465. Weitere Lit. in Engelhardt, Grasseth, pag. 312 f. Die Blätter sind gross, ziemlich lang gestielt, häutig, länglich-elliptisch, ganzrandig; der Mittelnerv ist kräftig, die S—1o Seitennerven entspringen unter spitzen Winkeln, sind viel zarter und bilden erst am Rande flache Bogen. A.j. A.: Rhammus carolineanus Walt. (Warmes und kühles Nordamerika). Z. V.: Oligocän, Miocän. Fundort: Schega. [17] Tertiärpflanzen von Stranitzen, Schega und Radeldorf in Steiermark. 179 Familie der Juglandeen DC Gattung: Juglans L. Juglans bilinica Ung. Taf. III, Fig. 3. Unger, Gen. et. sp. pl. foss., pag. 469. Weitere Lit. in Engelhardt, Caplagr., pag. 199. Die Blätter sind unpaarig-gefiedert, vielpaarig, die Blättchen eirund-elliptisch, eirund-lanzettförmig oder lanzettförmig, kurz gestielt, zugespitzt, unregelmässig feingezähnt; der Mittelnerv ist stark, die Seiten- nerven sind bogenläufig, zahlreich und entspringen unter spitzen Winkeln, sind gegabelt und bilden runde Schlingen, die Nervillen sind deutlich und bilden ein unregelmässiges polygones und grossmaschiges Netzwerk. Die Blätter zeigen sehr verschiedene Grössenverhältnisse; neben sehr grossen werden solche von mittlerer Grösse und kleine gefunden. Die unserigen gehören der langen schmalen Form an. A. j. A.: Juglans nigra L., Carya amara Nutt. (Nordamerika). Z. V.: Oligocän, Miocän, Pliocän. Fundorte: Radeldorf, Schega. Gattung: Carya Nutt. Carya elaenoides Ung. spec. Taf. IV, Fig. ı. Juglans elaenoides Unger, Sotzka, pag. 49, Taf. XXXII, Fig. 1—4. Weitere Lit. in Engelhardt, Jesuitengr., pag. 67. Die Blättchen sind ei-lanzettförmig, zugespitzt, etwas sichelförmig, gesägt, am Grunde sehr ungleich, gestielt. Sicher gehören Ouercus urophylla Unger, Sotzka Taf. IX, Fig. 9, Io, 14 hierher. A. j. A.: Carya olivaeformis Nutt. (Nord-Amerika). Z. V.: Oligocän, Miocän. Fundort: Stranitzen. ö Familie der Anacardiaceen Lind. Gattung: Rhus L. Rhus prisca Ett. Bat 1,0 EI9713, 15,010: Ettingshausen, Häring, pag. 79, Tat. XXVI, Fig. 13—23. Weitere Lit. in Engelhardt, Jesuitengr., pag. 68. Die Blätter sind unpaarig-gefiedert, die Blättchen dünnhäutig, oval oder länglich, sitzend, am Grunde schief, an der Spitze stumpflich, am Rande entfernt gezähnelt; der Mittelnerv ist deutlich, die Seitennerven sind zart und gekrümmt. A. j. A.: Rhus Coriaria L. (Süd-Europa). Z. V.: Oligocän, Miocän. Fundorte: Stranitzen, Schega. j Familie der Combretaceen R. Er. Gattung: Terminalia L. Terminalia radobojensis Ung. Taf. IV, Fig. 12: Unger, Chl. prot., pag. 142, Taf. XLVIII, Fig. I, 2. Weitere Lit. in Engelhardt, Leitm. Mittelgeb., pag. 387. Die Blätter sind verkehrt-eirund, lanzettförmig, ganzrandig, oberhalb der Mitte am breitesten allmählich in den Blattstiel verschmälert, zugespitzt; der Mittelnerv ist stark, die Seitennerven entspringen unter spitzen Winkeln, sind bogenförmig und laufen bis in die Nähe des Randes. Man könnte mir den Vorwurt machen, ein so unvollständiges Bruchstück, wie das unserige ist, einer Art zuzuweisen, doch trägt dasselbe den Charakter der Blätter von Terminalia radobojensis Ung. Beiträge zur Paläontologie Oesterreich-Ungarns. Bd. XIV. 24 180 Prof. H. Engelhardt. [18] so ausgeprägt an der Stirn, dass ich glaubte, davon absehen zu können, es wie manches andere unberück- sichtigt zu lassen, zumal es gilt, die Sotzkaflora in möglichster Vollständigkeit kennen zu lernen. Der dicke Mittelnerv, die vortretenden gebogenen Seitennerven, welche bis in die Nähe des Randes reichen, sind charakteristisch. Dazu kommt, dass wir, wenn wir uns das Blatt vervollständigt denken, die grösste Breite oberhalb der Mitte und eine allmähliche Verschmälerung nach dem Grunde zu auch angedeutet finden. Bei den Blättern von Ficus lanceolata Heer, auf die man vielleicht verweisen möchte, entspringen die Seiten- nerven unter ganz anderen Winkeln; eine so auffällige Aufrichtung wie bei Terminalia findet man bei ihnen nicht. Die Stellung dieser Blätter unter Terminalia ist übrigens noch nicht gesichert. Z. V.: Oligocän, Miocän. Fundort: Schega. Familie der Myrtaceen R. Br. Gattung: Eucalyptus Herit. Eucalyptus oceanica Ung. Tat. II, Fig. 19, 21, 22. Unger, Sotzka, pag. 182, Taf. II, Fig. 21, 22. Weitere Lit. in Engelhardt, Meuselwitz, pag. 30 u. Menzel, Sulloditz, pag. 37. Die Blätter sind lederig, lanzettförmig oder lineal-lanzettförmig, fast sichelförmig, zugespitzt, in den Blattstiel verschmälert, ganzrandig, der Blattstiel ist öfters am Grunde gedreht; der Mittelnerv ist stark, die Seitennerven sind sehr zart und entspringen unter spitzen Winkeln. Von dieser Art lagen sehr viel Blattreste von verschiedener Grösse vor. Bei den meisten war die Nervatur fast ganz verwischt. A. j. A.: Eucalyptus sp. (Australien) Z. V.: Oligocän, Miocän. Fundorte: Stranitzen selten, Schega häufig. Eucalyptus grandifolia Ett. Taf. III, Big. 13. Ettingshausen, Bilin III, pag. 53, Taf. LIV, Fig. 17—19. Die Blätter sind lederig, gestielt, breit lanzettförmig, zugespitzt, ganzrandig, am Grunde spitz; der Mittelnerv ist stark, ziemlich gerade, die Seitennerven sind sehr fein, gerade, parallel und entspringen unter spitzen Winkeln. Es war nur ein Blatt vorhanden; dafür zeigte sich dasselbe aber in einer Erhaltung, wie man sie sich nicht besser wünschen kann. Ä Ettingshausen hält dafür, dass die längeren und breiteren Blätter nicht zu Eucalyptus oceanica Ung. zu rechnen seien. Besonders beruft er sich auf den eiförmig spitzen Grund derselben, doch findet man diesen auch bei den Blättern der verwandten Art und bei Fig. 17 dürfte er fehlen. Mir scheint der Hauptunterschied ausser der grösseren Länge in der bestimmteren Ausprägung der Nervatur, die eine andere Beschaffenheit der Blattmasse voraussetzt, zu liegen. ö Z. V.: Oligoeän. Fundort: Schega. Gattung: Eugenia Mich Eugenia Aizoon Ung. Taf. III, Fig. 8, 19. Unger, Sotzka, pag. 52, Taf. XXXV, Fig. I, 2. Heer, Fl. d. Schw. III, pag. 34, Taf. CVII, Fig. 17—19. Die Blätter sind lederig, kurz gestielt, länglich, ganzrandig;; der Mittelnerv ist stark, die Seitennerven sind zart, einfach, gekrümmt. Unser Blattstück Fig. 8 ist zwar etwas breiter als die von Unger abgebildeten, muss aber hier- hergezogen werden ; die derbe Textur, der starke Mittelnerv und die aufstrebenden schwächeren, aber doch [19] Tertiärpflanzen von Stranitzen, Schega und Radeldorf in Steiermark. 181 deutlich sichtbaren Seitennerven weisen darauf hin. Fig. 17 bei Heer ist ebenfalls breiter. Zu Terminalia radobojensis darf es nicht gerechnet werden, da bei den Blättern dieser der Mittelnerv viel stärker ist und die Seitennerven hervortreten, A. j. A.: Eugenia Jambos L. (Trop. Amerika). Z. V.: Oligocän, Miocän. Fundorte: Stranitzen, Schega. Familie der Amygdaleen Bartl. Gattung: Amygdalus L. Amygdalus pereger Ung. Rat, III 819,14, 15,17. Unger, Sotzka, pag. 54, Taf. XXXIV, Fig. I0—14. Weitere Lit. in Engelhardt, Jesuitengr., pag. 71. Die Blätter sind häutig, langgestielt, ei-lanzettförmig, zugespitzt, sägezähnig; die Frucht ist eine eiförmig-zugespitzte Steinfrucht. Unser Blatt schliesst sich den in Unger’s Flora v. Sotzka dargestellten an, nur ist es länger. Es ist am Grunde breit und verschmälert sich allmählich nach der Spitze hin, worin es auch mit den mein in der Schweiz gefundenen übereinstimmt, welche aber durch grössere Randzähne und verschmälerten Grund von den Sotzkaer Exemplaren abweichen. Durch den etwas spitzeren Auslauf der Seitennerven stellt es sich als eine beide vermittelnde Form dar. A. j. A.: Amygdalus persica L. (Gemässigtes Asien). Z. V.: Oligocän am häufigsten, seltener im Miocän. Fundort: Stranitzen. Familie der Papilionaceen Endl. Gattung: Palaeolobium Ung. Palaeolobium sotzkianum Ung. Taf. III, Fig. 21, 23. Unger, Sotzka, pag. 56, Taf. XLI, Fig. 6, 7. Weitere Lit. in Engelhardt, Jesuitengr., pag. 74. Die Blätter sind gefiedert, die Blättchen ganzrandig, gross, die seitlichen eiförmig-elliptisch, am Grunde sehr ungleichseitig, die Endblättchen länglich-umgekehrt-eirund oder elliptisch; die Seitennerven wenig zahlreich, ziemlich parallel und in Bogen verbunden. Unser Blättchen muss Endblättchen gewesen sein; es kommt dem in Heer’ Fl. d. Schw. III, Taf. 134, Fig. 7 abgebildeten am nächsten A. j. A.: Cyclolobium sp. Bnth. (Asien). Z. V.: Oligocän. Fundorte: Stranitzen, Schega. Palaeolobium haeringianum Ung. Taf. III, Fig. 24. Unger. Sotzka, pag. 56, Taf. XLIV, Fig. 8$—-ıo. Weitere Lit. in Engelhardt, Jesuitengr., pag. 74. Die Blätter sind häutig, gefiedert (?), die Blättchen lanzettförmig, spitz, ganzrandig; die Seitennerven zahlreich, einfach, parallel. A. j. A.: Viel Aehnliches besitzen die Blätter von Dalbergia mirabilis D. C. (Ostindien). Z. V.: Oligocän. Fundort: Stranitzen. 182 Prof. H. Engelhardt. [20] Gattung: Dolichites Ung. Dolichites maximus Ung. Taf. IV, Fig. 17. Unger, Gen. et sp. pl. foss., pag. 439. Weitere Lit. in Unger, Syll. pl. foss. II, pag. 25. Die Blätter sind dreizählig, die Blättchen dünnhäutig, sitzend, ganzrandig, das mittlere ist elliptisch, beiderseits verschmälert, die seitlichen sind am Grunde ungleich; die Seitennerven wechseln meist ab, sind an der Spitze etwas verästelt, durch Quernerven unter sich verbunden, Bisher nur von Radoboj bekannt gewesen. A. j. A.: Dolichos ciliatus Wall. (Ostindien). Z. V.: Bisher Miocän. Fundort: Stranitzen. Gattung: Sophora L. Sophora europaea Ung. Taf. IV, Fig. 18, 22. Unger, Sotzka, pag. 57, Taf. XLII, Fig. 1-5. Weitere Lit. in Ettingshausen, Leoben II, pag. 47. Die Blätter sind unpaarig gefiedert, mehrpaarig (?), die Blättchen häutig, eiförmig, umgekehrt-eiförmig, gerundet-eiförmig, elliptisch oder länglich-eiförmig, am Grunde ungleich, kurz gestielt, ganzrandig; der Mittel- nerv ist stark, die Seitennerven sind zart. A. j. A.: Sophora littoralis Schrad. (Brasilien). Z. V.: Oligocän, Miocän. Fundort: Stranitzen, Gattung: (assia L. Cassia phaseolites Ung, Taf. IV, Fig. 15, I6, 21. "Unger, Sotzka, pag. 188, Taf. LXV, Fig. 1-5; Taf. LXVI, Fig. 1-9. Weitere Lit. in Engelhardt, Caplagr., pag. 203. Die Blätter sind vielpaarig-gefiedert, die Blättchen häutig, länglich-elliptisch oder eirund-länglich, gestielt, ganzrandig; der Mittelnerv ist stark, die Seitennerven sind zart, zahlreich, laufen parallel oder fast parallel und verbinden sich am Rande in Bogen. A. j. A.: Cassia micrantha D. C. (Brasilien). Z. V.: Oligocän, Miocän, Pliocän. Fundorte: Stranitzen, Schega. An beiden Orten häufig. Cassia Feroniae Ett. Taf. IV, Fig. 19. Ettingshausen, Häring, pag. 91, Taf. XXX, Fig. 9—I1. Weitere Lit. in Ettingshausen, Leoben II, pag. 48. Die Blättchen sind ziemlich lederig, kurz gestielt, lanzettförmig, am gerundeten Grunde etwas schief; der Mittelnerv ist deutlich, die Seitennerven sind äusserst fein und gebogen. Wären nicht einige Seitennerven sichtbar gewesen, hätte man dieses Blättchen leicht als zu Cassıqa Zephyri Ett. gehörig ansehen können. Die Blättchen dieser Art haben aber steil ansteigende Nerven, was bei denen unserer Art nicht der Fall ist. A. j. A.: Cassia stipulacea Ait. (Chile). Z. V.: Oligocän, Miocän. Fundort: Stranitzen. Cassia Berenices Ung. Taf. III, Fig. 16; Taf. IV, Fig. 9. Unger, Sotzka, pag. 188, Taf. LXIV, Fig. 4-10. Weitere Lit. in Engelhardt, Caplagr., pag. 202. [21) Tertiärpflanzen von Stranitzen, Schega und Radeldorf in Steiermark. 183 Die Blätter sind gefiedert, die Blättchen kurz gestielt, dünnhäutig, eiförmig- oder elliptisch-zugespitzt, am Grunde meist stumpf gerundet, bald deutlich ungleichseitig, bald kaum merklich; der Mittelnerv ist zart, die Seitennerven sind zart, zuweilen gegenständig und verbinden sich vom Rande entfernt in Bogen. Das grosse Blatt zu Cassia phaseolites Ung. zu rechnen, verbietet die Zuspitzung des Blattes. A. j. A.: Cassia laevigata Willd. (Mittel-Amerika\. Z. V.: Oligocän, Miocän, Pliocän. Fundort: Stranitzen. Cassia hyperborea Ung. Taf. IV, Fig. 7, 8. Unger, Sotzka, pag. 58, Taf. XLIII, Fig. 2, 3. Weitere Lit. in Engelhardt, Caplagr. pag., 202. Die Blättchen sind häutig, gestielt, ei-lanzettförmig, zugespitzt; der Mittelnerv ist stark, die Seiten- nerven sind sehr fein, gebogen, vor dem Rande unter einander verbunden. Heer vermuthet bei der grossen Aehnlichkeit der Blätter dieser Art mit denen von Cassia Berenices Ung., dass beide wohl zusammengehören dürften. Verschiedenheiten in der Form sind jedenfalls durch die Stellung an der Spindel bedingt gewesen. Ein Blatt mit auffallend ungleichhälftigem Grunde bildet auch Ettingshausen in Häring, Taf. XXX, Fig. 14 ab. A. j. A.: Cassia laevigata W. (Tropisches Amerika). Z. V.: Oligocän, Miocän, Pliocän. Fundort: Stranitzen. Cassia lignitum Ung. Taf. III, Fie. 9. Unger, Gen. et sp. pl. foss., pag. 492. Weitere Lit. in Heer, Fl. d. Schw. III, pag. 121 u. Menzel, Sulloditz, pag. 26. Die Blätter sind gefiedert, die Blättchen kurzgestielt, häutig, oval oder länglich, am Grunde meist ungleichseitig, gerundet, an der Spitze stumpf, die Seitennerven zart. Unger kannte solche Blättchen von hier, beschrieb sie aber unter dem Namen Dalbergia podocarpa. (Sotzka, pag. 55, Taf. XL, Fig. 1—ı3), worin ihm Weber folgte. A. j. A.: Cassia chrysotricha Collad. (Brasilien). Z. V.: Oligocän, Miocän. Fundort: Stranitzen. Gattung: Leguminosites Heer. Leguminosites Proserpinae Heer. Taf. III, Fig. 20; Taf. IV, Fig. 13. Heer, Fl. d. Schw. III, pag. 123, Taf. CXXXVIII, Fig. 50—55. Engelhardt, Berand, pag. 4I, Taf. III, Fig. 17, 20, 23. Die Blättchen sind lederig, kurz gestielt, elliptisch oder länglich-elliptisch, an der Spitze ausgerandet ; der Mittelnerv ist stark, die Seitennerven sind sehr zart, meist verwischt. A. j. A.: Dalbergia? Z. V.: Oligocän. z Fundort: Stranitzen. Familie der Mimosaceen W.K. Gattung: Acacia L. Acacia sotzkiana Ung. Taf. IV, Fig. 2, 6. Unger, Sotzka, pag. 59, Taf. XLVI, Fig. 1-10. Weitere Lit. in Menzel, Sulloditz, pag. 25 u. Engelhardt, Berand, pag. 41. Die Blätter sind doppelt-gefiedert, die Blättchen lanzettförmig, beinahe sitzend, ganzrandig, etwas lederig‘; die Hülsen langgestielt, 6—8 cm lang, 6—-10 mm breit, zusammengedrückt, stellenweise blasig auf- getrieben, an der Spitze geschnäbelt und verengert, mehrsamig, die Samen rund. 184 Prof. H. Engelhardt. [22] A. j. A.: Nach Unger Acacia portoricensis Willd. (Trop. Amerika), doch besitzt diese viel kleinere Blättchen. Betreffs der Hülsen Acacia fallax Mey. (Süd-Afrika). Z. V.: Oligocän, Miocän. Fundort: Stranitzen. Anm.: Der grösste Theil einer sichelförmig gekrümmten nicht bestimmbaren Leguminosenschale ist noch vorhanden. Sie ist ganz flach, zeigt weder Samen noch Auftreibungen. Vielleicht gehört sie Cassia hyperborea Ung. an. (Taf. V, Fig. 23.) Gattung: Caesalpinia L. Caesalpinia norica Ung. Taf. III, Fig. 25. Unger, Sotzka, pag. 57, Taf. XLII, Fig. 8-19. Die Blätter sind abgebrochen-doppelt-gefiedert, die Blättchen am Grunde ungleich, eiförmig-elliptisch, ausgerandet, ganzrandig, fast sitzend. Unsere Blättchen zeigen die feinere Nervatur, welche die Deutung Ungers bestätigt. Z. V.: Oligocän. Fundort: Schega. ÜBER RIPPEN EINES DEUTEROSAURIDEN. (Deuterosaurus Seeleyi nov. spec.?) von Franz Baron Nopcsa jun. (mit I Tafel.!) Von dem paläontologischen Materiale, das Dr. Holub in Südafrika sammelte, wird ein ansehnlicher Theil im Paläontologischen Institute der Wiener Universität aufbewahrt. Die Reste stammen, wie eine Untersuchung bald zeigte, von Dicynodonten und anderen theromorphen Reptilien. Leider stammen nicht alle Stücke von derselben Fundstelle, sondern wurden (zum Theil nur als lose verschleppte Blöcke) an verschiedenen Stellen aufgesammelt. Nach dem Gestein liess sich im Ganzen eine Zweitheilung vornehmen. In einem Falle war die Matrix graugrün, stark kieselig (so dass sie Funken schlug), im anderen Falle war aber nur ein geringer Quarzgehalt bemerkbar, auch war das Gestein ausgesprochen graublau gefärbt. Aus dem kieseligeren Gesteine stammt die linke Unterkieferhälfte sowie ein Zahn eines gewaltigen Dicynodonten sowie ein anderer unbestimmter Knochen!), während die übrigen Reste alle im kieselarmen Gesteine eingebettet liegen. Es sind im Ganzen vier solche Blöcke vorhanden. In einem sind die Knochen vollkommen mit dem Gesteine verwachsen, weshalb diesem Stücke keine weitere Beachtung geschenkt werde, der zweite Block zeigt Schädelreste eines Dicynodonten; die beiden letzten Blöcke endlich zeigen mehrere ziemlich gut erhaltene Rippenfragmente. Der Schädel besitzt in seiner jetzigen Erhaltung noch am ehesten eine nicht unbedeutende Ähnlich- keit mit dem Dicynodonten-Typus, allein sein schlechter Erhaltungszustand macht ohne grösseres Ver- gleichsmaterial eine genauere Bestimmung unmöglich. Es sind auf der Oberseite des Schädels die untere Fläche der Frontalia, Bruchstücke des einen Postfrontale, gute Spuren des Interparietale, endlich die halben Supraparietalia undParietalia bemerkbar. Auf der Seite sieht man Bruchstücke des Jugale sowie derMedianregion des Schädels, auf der Unterseite sind Theile des Vomer, an der Schnauzenspitze Reste des Intermaxillare (?) erhalten. Wenn auch auf diese Weise scheinbar Reste von mehreren Knochen erhalten sind, so ist doch der Erhal- tungszustand der einzelnen Knochen ein solcher, dass in Ermangelung deutlicherer Nähte gar nicht auf die Natur des betreffenden Knochens geschlossen werden kann. Das Parietalloch ist weit vorne (am vor- deren Ende der Schläfenöffnungen) gelegen. Es wird seitlich durch die Parietalia, gegen vorne durch ein langes schmales Interparietale begrenzt. Die beiden nur undeutlich getrennten Parietalia werden durch zwei grosse flache Knochen (Supraparietalia) begrenzt und stossen gegen vorne an die breiten paarigen Frontalia. Die Schläfen- 1) Fundort nach mündl. Aussage von Dr. Holub Cradock. südlich oder südwestlich von Colesberg. 186 Franz Baron Nopecsa jun. [2] öffnung dürfte gross, die Augenöffnung schräge, aufwärts gerichtet gewesen sein. Sonst lässt sich vom Schädel, der im Allgemeinen an einen Dicynodonten erinnert, nichts bemerkenswerthes sagen. Bei Weitem wichtiger als dieser fragmentäre Rest ist ein Block, in dem 13 kippen in natür- licher Lage sichtbar sind und der zum Theil durch einen kleineren Block ergänzt wird. Die beiden letztgenannten Stücke fand Dr. E. Holub!) in der Umzäumung eines Straussenkraals bei Kuilfontein, 9 Meilen S.W. Colesberg; man kann sie mit keinem der zuvorerwähnten Reste vereinigen. Das grösste und beste erhaltene Stück zeigte vor der Präparirung den Längenschnitt von 13 Rippen, die mit der Dorsalseite in dem Gesteine lagen, während die Ventralseite sowie das Capitulum bereits abgewittert waren. Auf diese Weise waren nur die Dorsalseite und das Tuberculum zu retten. Da ein Bloss- legen der Rippen wegen der brüchigen Beschaffenheit der Knochen sowie wegen der Härte des Gesteines unmöglich erschien, wurden die Rippen selbst sorgfältig entfernt und von dem so erhaltenen natürlichen Negativ ein Gypsabguss gemacht, auf dem die Rippen positiv erscheinen und ihre Dorsalseite und das Tuberculum zeigen. Dasselbe Verfahren wurde bei dem kleineren Blocke angewendet, bei dem auf diese Weise die Ventralseite der Rippen sichtbar wurde. Da Rippen von Theromorphen an und für sich zu den Versteinerungen gehören, die am seltensten gefunden (oder gesammelt?) werden, so gehören diese Rippen — zumal auf der einen Platte ausserdem noch der Abdruck eines Wirbels vorhanden ist — zu den interessanteren Versteinerungen der Wiener Paläontolo- gischen Sammlung. Wie wenig bisher von theromorphen Rippenresten bekannt ist, geht am besten daraus hervor, dass unter So theromorphen Gattungen nur bei 20 Rippenreste überhaupt bekannt sind und unter diesen bisher nur die Rippen von neun Gattungen (Pareiasanrus, Aristodesmus, Eurycarpus, Herpetocheirus, Deuterosaurus, Procolophon, Cynognathus, Microgomphodon, Gomphognathus) genauer beschrieben sind. Die erste nothwendige Folge dieses Missverhältnisses ist die, dass es derzeit noch nicht möglich ist, bei den Theromorphen Rippentypen für die einzelnen Familien festzustellen und auch eine genaue Be- stimmung eines isolierten Rippenrestes unmöglich wird. In Folgenden sollen zuerst die Wiener Rippenreste beschrieben und dann mit den übrigen bisher bekannten theromorphen Rippen verglichen werden. Der Beschreibung der Stücke ist nicht der negative Hohldruck, sondern aus Utilitätsgründen der positive Gypsabguss zugrunde gelegt, auf dem es den Eindruck macht, als ob die Rippen mit der einen Seite im Gestein stecken würden. Ein analoger Vorgang wurde mit viel Erfolg von Newton für die Reptilien des Elgin -Sandsteines verwendet. Zuerst soll der grössere und dann erst der kleinere Block beschrieben werden. Von den 13 Rippen auf der grösseren Gesteinplatte haben von den schwächeren Rippen an gezählt die 7. und die 9.— 13. noch ihre natürliche parallele Lage bewahrt, woraus hervorgeht, dass sie seitlich keinem mechanischen Drucke ausgesetzt waren. Die I1..—5. Rippe sind mit ihren distalen Enden bei der Verwesung des Cadavers aufeinander gefallen, die 6. hat sich nur unbedeutend gegen oben geschoben und die 8. hat sich etwas nach hinten geneigt. Die Lage der Knochen ist daher eine fast ungestörte zu nennen, Im Allgemeinen ist eine gewisse Differenz zwischen den Rippen des einen und des anderen Endes bemerkbar. Die einen zeigen eine ausgesprochene S-förmige Krümmung, während die anderen nur einfach bogenförmig gekrümmt sind; dabei ist diese S-förmige Krümmung eines Theiles der Rippen weder auf eine spätere mechanische Verdrückung zurückzuführen, noch durch eine verschiedene Lagerung erklärbar, sondern eine typische Eigenschaft einer gewissen Rippenregion. Verschiedene Eigenschaften, zumal eine später zu besprechende tiefe Längsfurche auf einer Seite der meisten Rippen, deuten darauf hin, dass die bogenförmig gekrümmten Rippen als die vorderen, die S-förmig gebogenen Rippen hingegen als die hinteren aufzufassen sind. In Folge dieser Orientierung kann festgestellt werden, dass die auf der grossen Platte erhaltenen Rippen der rechten Seite angehören, die des kleineren Blockes hingegen von der linken Seite stammen. Ohne die Stelle, welche die Rippen muthmasslich im Thierkörper inne hatten, sollen sie vorläufige von vorn nach hinten mit den fortlaufenden Zahlen I—13 bezeichnet werden. Ob die Rippe, welche in Folge dessen hier 1) Ebenfalls nach mündlicher Aussage. [3] Ueber Rippen eines Deuterosauriden. 187 als Nr. ı bezeichnet wird, thatsächlich der ersten Rumpfrippe entspricht, das soll erst ein späterer Ver- gleich mit verwandten Formen entscheiden. Von der ersten Rippe ist eben nur soviel erhalten, dass man mit Bestimmtheit sagen kann, dass vor der ersten gut erhaltenen Rippe (Nr. 2) noch eine Rippe gelegen ist. Auch die zweite Rippe, obwohl auf ihrer Oberseite auf 12'/, cm blossgelegt, ist nur schlecht sichtbar. Sie ist am dorsalen Ende sichelförmig gebogen, gegen das freie (ventrale) Ende hin aber die letzten 7 cm gerade gestreckt. In ihrer jetzigen Lage ist sie mit dem distalen Ende etwas gegen vorne gerichtet. Viel besser ist die 3. Rippe erhalten, Sie ist auf eine Länge von I6 cm blossgelegt. Auf der Aussenseite ist sie am proximalen Gelenksende circa 9 cm weit gerundet, von da an wird jedoch gegen das freie Ende hin diese Rundung allmählich verflacht!). Gleichzeitig verändert sich auch die ventrale Einwärtskrümmung der Rippe. Dort wo der Aussentheil ge- rundet ist, ist diese Krümmung ziemlich bedeutend, wo sich jedoch die Rippe auf der Oberseite verflacht, hört auch diese Krümmung auf, und auf diese Weise ist das distale Rippenende gerade gestreckt. An dieser Stelle beträgt die Dicke der Rippe wenigstens I cm, während die Breite der Rippe am entfernteren Ende I cm, am proximalen jedoch nur 0:7 cm beträgt. Die Rippe ist also im Allgemeinen am proximalen Ende lateral comprimirt zu bezeichnen, während sie distal quadratischen Querschnitt hat. Aehnlich ist die vierte erhaltene Rippe gestaltet; da sie jedoch am distalen Ende noch nicht so abgeflacht ist wie Nr. 3 und dementsprechend auch noch stärker gekrümmt erscheint, dürfte sie noch bedeutend länger gewesen sein; ihr Querschnitt erscheint quadratisch mit gerundeten Ecken. Ihre jetzige Länge beträgt IS cm. Noch länger (22 cm) ist die fünfte ebenfalls scheinbar quadratische Rippe, die am proximalen Ende sehr schmal ist, am distalen jedoch leider von der vierten Rippe bedeckt wird. Schon bei der 3. und 4. Rippe war auf der einen Seite am proximalen Ende eine schwache Längs- furchung bemerkbar und diese Eigenthümlichkeit ist auch bei der 5. Rippe vorhanden, gelangt aber erst bei der 6. zur vollen Entwicklung. Diese ist 22 cm lang, fast gleichmässig (proximal etwas stärker), ventralwärts gekrümmt ist sie stärker als alle vorhergehenden Rippen, dabei bedeutend tiefer als breit und hat auf ihrer hinteren Seite eine tiefe Längsfurche ?), die sich von ihrem vorderen Ende an I3 cm weit erstreckt. Bei allen den bisher erwähnten Rippen ist nichts von dem Gelenkskopf erhalten und erst bei der 7. sind Spuren vom Tuberculum übrig. Die Gelenkfläche ist hoch, lateral stark comprimirt und durch eine kleine Einsattelung auf der oberen Seite der Rippe von dem eigentlichen Rippenschafte getrennt. Nach diesem Halse ist die Rippe, so wie die vorhergehenden, schmal distal; wird sie um ein geringes breiter, gleichzeitig verflacht sich auch die ventrale Krümmung, die schon 5 cm nach der Gelenksfläche ihr Maximum erreicht. Die Vorderseite der im Querschnitt annähernd aufrecht rechteckigen Rippe ist flach, die hintere mit einer tiefen Rinne versehen, die sich ventralwärts I4 cm weit erstreckt und in der unmittelbaren Nähe des Tuberculums auch um ein Unbedeutendes verflacht. Die Länge der Rippe ist 17 cm. Alle bisher beschriebenen sind gerade noch aussen gerichtet und ventralwärts gebogen, wobei noch zu bemerken ist, dass die Krümmung der Rippen von den Vorderen gegen die Hinteren hin allmählich zunimmt, dermassen, dass während die 3. Rippe einen Bogen von circa 30 Bogengrad beschreibt, die die Krümmung der 7. doppelt so viel beträgt. Der Uebergang von diesen einfachen gefurchten Sichelrippen zu den doppelt gekrümmten sigmoidalen wird durch die 8. Rippe vermittelt, die im Wesentlichen nach dem Muster der 7. Rippe gebaut, nur durch die Lage des Gelenkkopfes eine Aehnlichkeit mit den folgenden Rippen aufweist. Da sie etwas auf ihrer vorderen Fläche liegt, ist relativ viel von ihrer Gelenkfläche sichtbar. Der ganze Rippenkopf ist lateral stark comprimirt, vom Tuberculum aus erstreckt sich das Capitulum flügelförmig abwärts, das Capitulum selbst liegt allerdings in der Matrix ver- borgen und man sieht auch, dass keine scharfe Trennung zwischen Capitulum und Tuberculum existirte. Seitlich vom Tuberculum ist vorne und hinten eine schwache flügelartige Verdickung bemerkbar, durch diese beiden Verdickungen und durch eine Einsattelung auf der Oberseite der Rippe, analog wie bei Nr. 7, setzt sich der Kopf deutlich vom Rippenschafte ab, während auf den beiden Seiten der Schaft sich allmählich da zu dem Capitulum verlängert. Die Rippe, die aut der Oberseite beim Halse nur schmal ist, verbreitet sich so wie bei den vorhergehenden allmählich etwas gegen hinten. 1) Aehnlich wie bei Eurycarpus. 2) Aenlich wie bei Pareiasaurus, Eurycarpus, Platypodosaurus und Deuterosaurus. Beiträge zur Paläontologie Oesterreich-Ungarns, Bd. XIV. 25 188 Franz Baron Nopcsa jun. [4] So wie bei der 7. Rippe, jedoch noch ausgesprochener, ist auch das proximale Rippenende stärker als das Distale ventralwärts gekrümmt. Die Vorderseite dieser Rippe ist eben, die Hinterseite jedoch durch eine starke Längsrinne tief gefurcht. Bemerkenswerth ist das Verhalten des obersten Theiles der Rippe. ‘Während bei allen vorigen Rippen dieselben gerade nach aussen gerichtet waren, ist diese 1!/, cm vom Tuberculum etwas geknickt, so dass der übrige Theil der Rippe etwas stärker gegen vorne gerichtet ist, als der Theil beim Tuberculum selbst. Dies ist der Anfang jener sigmoidalen Beugung, die uns noch später beschäftigen soll und die hier allerdings nicht mehr als 2 mm beträgt. Die Länge dieser 8. Rippe beträgt 15 cm. Die Längfurche ist 9—Io cm vom proximalen Ende am stärksten entwickelt. Aehnlich ist auch die Rippe Nr. 9 gebaut, nur ist bei ihr die sigmoidale Beugung (2 cm vom proximalen Ende) bereits etwas stärker entwickelt, wie denn diese Rippe überhaupt in jeder Beziehung Nr. 8 an Stärke übertrifft. Nicht nur dass das Tuberculum und seine laterale Anschwellungen sind stärker entwickelt, auch der Rippenhals ist bedeutend stärker markirt. Die Höhe dieser Rippe beträgt etwas über ı'2 cm, ihre Breite circa 0'9 cm. Auch sie ist daher bei viereckigem Querschnitt lateral comprimirt. Ihre Länge, soweit sie erhalten, beträgt 15 cm. Bereits 3:5 cm vom Kopfe beginnt die gut merkbare obere Beugung bei der 10. Rippe. Am Kopfe ist das Tuberculum vollkommen erhalten und es zeigt sich auch hier, wie bei Nr. 8, dass der Einschnitt zwischen Capitulum und Tuberculum, falls überhaupt vorhanden, nur unbedeutend gewesen sein dürfte. Auch hier sind seitlich vom Tuberculum flügelartige Verdickungen bemerkbar und die tiefe Einsattelung am Rippenhals beträgt 0'5 cm. Bei der ıı. Rippe beginnt die deutliche Vorwärtsbeugung der Rippe erst 4 cm hinter dem Tuberculum. Der folgende Theil der Rippe ist auf weitere 4 cm ventralwärts gekrümmt, hierauf wird jedoch die Rippe auf ihrer Oberseite eben, dabei biegt sie sich etwas gegen vorne, um erst nach weiteren 12 cm durch eine leichte Rückwärtsbeugung annähernd ihre erste Richtung (die des Kopftheiles) wieder einzunehmen. Auf diese Weise beschreibt sie eine ausgesprochene S-förmige Beugung. Der Kopf dieser, auf solche Weise modificirten Rippe, ist weit und tief und so wie die ganze Rippe selbst, lateral stark comprimirt. Unter allen Rippen ist der Rippenhals am stärksten bei dieser bemerkbar. Die Rippe ist circa ı cm breit und 1'5 cm hoch. Noch stärker ist dieser sigmoidale Rippen- typus bei der 12. erhaltenen Rippe ausgeprägt. Bei dieser ist das Tuberculum auffallend hoch und schlank, was wohl auf eine spätere mechanische Quetschung zurückzuführen ist. 41/, cm vom Kopfe erfolgt in einem Winkel von circa 150° die erste Beugung oder Knickung nach vorne und auf einer Entfernung von weiteren 10 cm in einem sehr stumpfen Winkel von über 160° die zweite Beugung des freien Rippenendes nach hinten, Obzwar auf diese Weise die beiden Rippenenden noch keineswegs parallel sind, ist die doppelte (Vor- und Rückwärts-) Krümmung sehr gut bemerkbar. So wie bei der ıı. Rippe ist auch bei dieser weder Vorder- noch Hinterseite deutlich sichtbar, daher über die Existenz der hinteren Längsrinne nichts genaues angegeben werden kann. Die Länge dieser Rippe beträgt 20 cm. Schlecht erhalten ist die letzte, die 13. Rippe. Auch bei ihr ist die S-förmige Krümmung, allerdings wieder etwas schwächer als bei der vorgehenden, bemerkbar. Ihre Länge beträgt, soweit sie erhalten, 19 cm. Die Gestalt des Tuberculums lässt sich (da am Negativ neben dem Abdruck des Tuberculums eine tiefe Höhlung ausgewittert ist) nicht entnehmen. Wie aus dieser Beschreibung ersichtlich, ist keine der erwähnten Rippen von der Ventralseite sichtbar. Diese kann auf dem zweiten, hier nicht abgebildeten Rippen enthaltendem Blocke studirt werden, auf dem auch eine Rippe, resp. ihr Hohlraum vollkommen erhalten ist. Die Ventralseite der Rippen ist schwach gewölbt, so dass der Querschnitt, wenigstens der mittleren Rippen, ein aufrechtes Rechteck mit abgerundeten Ecken darstellt. Der Querschnitt einer der letzten Rippen, der auf diesem Stücke ebenfalls studirt werden kann, erinnert vollkommen an den von Meyer abgebildeten Querschnitt einer Rippe von Deuferosaurus. In Folge der Länge der 13. linken Rippe ist es sehr wahrscheinlich, dass sie nicht die letzte war, sondern dass ihr noch einige folgten, was ein späterer Vergleich mit Deuterosaurus augenscheinlich nur bestätigt. Es ergibt sich nun die Frage, in welche Unterordnung oder Familie der Theromorphen unser Rippenrest einzureihen sei. [5] Ueber Rippen eines Deuterosauriden. 189 Sämmtliche bisher bekannten Theromorphen Rippenreste lassen sich der Gestalt nach in drei Typen eintheilen, ünd zwar in einen sichelförmigen Typus, z. B. Furycarpus u. a., einen sigmoidalen Typus, z. B. Deuterosaurus u. a., einen blattförmigen Typus, z. B. Cynognathus u. a. Um eine Uebersicht aller bisher bekannter Rippenreste zu ermöglichen, soll vor Allem eine Be- schreibung aller bisher bekannter Rippen gegeben werden: A. Sichelförmiger Typus. Pareiasaurus. Seeley, 1888, 1892. Die Rückenrippen sind stark und am proximalen Ende, wo sich der Knochen verticel erweitert verdickt. Auf der Unterseite ist die Rippe von oben gegen unten convex, auf der Hinterseite ist sie durch eine tiefe in halber Höhe gelegene Rinne gefurcht. Diese Rinne, die der Theilung zwischen Capitulum und Tuberculum entspricht, ist hauptsächlich auf den vorderen Rippen stark entwickelt, erstreckt sich jedoch nicht weit entlang der Rippe. Der distale Theil der Rippe ist von oben und unten comprimirt. Aristodesmus. Wiedersheim, 1878. Halsrippe hier als Clavicula beschrieben; Seeley, Proceedings royal soc. 1896; Quart. Journ. Geol. Soc. 1900), Wiedersheim 1876: Die Rippen nehmen »nach vorne nur sehr allmählich, nach hinten dagegen ziemlich rasch an Größe ab, gegen ihr laterales Ende verjüngen sie sich nur sehr langsam und letzteres ist nicht zugespitzt, sondern medianwärts concav eingebaucht. Viele Rippen, namentlich die vorderen, liegen auf ihrer Fläche«, die eine ansehnliche Breite erreichte; es existirt ein deutlicher Rippenhals, die Rippen sind zweiköpfig. In 1900 fügt Seeley noch hinzu: Die Rippen sind von oben nach unten und aussen gekrümmt, von der Seite flachgedrückt und auf der gewölbten Dorsalseite etwas abgeflacht. Dieynodon. Owen 1976. Owen erwähnt in 1576 ein Stück, ohne es genauer zu beschreiben. Ptychognatus. Owen 1876. Owen (Catalogue, 1876, Tab. LIII) bildet ein Eurycarpus ähnliches Rippeniragment ab. Seeley (Philos. transact. 1889) sagt nur, dass die Rückenrippen lang gebogen und im Querschnitt cylindrisch sind. Eurycarpus. Owen 1876. Owen (loc. supra cit., unter dem Namen Piychognatus, Tab. LII) beschreibt die Rippen als lang schlank, mässig gebogen, mit schwacher Länggsfurche auf einer Seite. Seeley sagt in 1359 von denselben Rippen: »Sie sind 14 cm lang, schlank, gebogen, am ventralen Ende auf die Hälfte verjüngt, auf der Innen- seite sind sie gerundet, oben etwas abgeflacht und haben am rückwärtigen Rand eine kleine hervorragende Leiste, so dass die Seite der Rippe concav erscheint.«< In 1900 fügt er ausserdem noch hinzu: »Die vordere Kante ist etwas zugeschärft, am freien Ende sind die Rippen von oben nach unten, in der Nähe des Gelenks- kopfes jedoch von vorne gegen hinten comprimirt. Ein Processus uncinatus (wie bei Gomphognatus) ist nicht bemerkbar.‘ 25* 190 Franz Baron Nopesa jun. [6] Ondenodon. Bain Eastern Province Monthley Magazine Grahams town 1865 (in Owen Cataloque fossil. Rept. S.-Africa 1876 citirt). Ondenodon besass freie schmale Rippen; eine weitere Beschreibung wurde bisher nicht gegeben. Platypodosaurus. Owen, 1880. Die Rippe ist etwas comprimirt und auf der einen Seite mit einer seichten Furche versehen. Gordonia. Newton, 1893. Zahlreiche deutlich gekrümmte, lange, schlanke Rippen, die von oben nach unten comprimirt sind, einen einfachen gerundeten Gelenkskopf und deutlichen Rippenhals haben. Tropidostoma. Seeley, 1889. Es zeigen die Rippen ebenfalls dicynodonten Typus; es sind nur Halsrippen bekannt. Dicranozygoma. Seeley, 1900. Die Rippen dieses Thieriodonten sind »stark von vorne gegen hinten gerundet, lateral comprimirt, und es zeigt jede auf der hinteren Fläche eine seichte Längsfurche.« Herpetocheirus. Seeley, 1895. Die schlanken Rippen dieses Reptils, das wahrscheinlich zu den Dicynodonten gehört, werden fol- gendermassen beschrieben: »Keine sichere Anzeige einer capitularen Articulation für die Rippen vorhanden, die meisten Rippen zeigen weite, tiefe, einfache Köpfe. Sie sind alle gleichförmig und gut entwickelt. Lang und schlank, werden sie gegen das distae Ende schmäler und endigen nicht in Spitzen, sondern dünne, schmale Schneiden. Der Gelenkskopf ist etwas schräg abgestutzt, als ob die Rippen am Anfange eher auswärts als abwärts gerichtet gewesen wäre. Der Kopf ist tiefer als breit, der Rand der Gelenkfläche ist etwas er- hoben und am oberen Rand ist auf der Aussenseite eine geringe Concavität bemerkbar. Die auffallende Länge und Dünne der Rippen sind Merkmale, die bisher noch bei keinem Dicynodonten beobachtet wurden.« Procolophon hat nach Seeley, auffallend tiefe Gelenkflächen, der proximale Theil der Rippe ist vertical sehr tief und von vorne und hinten comprimirt, die Rumpfrippen sind lang und stark, annähernd oval, im Querschnitt mit einer tiefen Furche längs der rückwärtigen Fläche. Die Schweifrippen sind lang, cylindrisch und gegen rückwärts gekrümmt. Eunotosaurus. Seeley, Ann. mag. hat. hist. 1892. Quart. journ. geol. soc. 1892. Die Rippen auffallend massiv, lang, breit, oben comprimirt, und annähernd dreieckig im Querschnitt. Von Embolophorus, Dimetrodon und Theropleura sind die Rippen nur unvollständig bekannt. (Cope Proceed. Amer. Thil. soc. Philadelph. 1878, 1881.) B. Sigmoidaler Typus. Deuterosaurus. Eichwald, 1860; Meyer, 1865; Seeley, 1894. Eichwald (lethea rossica 1870): »Die ersten Rippen sind kurz und werden gegen das Körperende hin schnell länger. Die erste ist die breiteste, die hinteren sind schmäler. Auf der Aussenseite sind die zwei- [7] Ueber Rippen eines Deuterosauriden. 191 köpfigen Rippen convex, auf der Unterseite flach.« An der Abbildung ist noch an den dickeren Rippen eine Art sigmoidale Krümmung bemerkbar; zu erwähnen ist ausserdem noch, dass an der von Eichwald gegebenen Zeichnung der Rippenquerschnitt, den später Meyer und Seeley angeben, nicht bemerkbar ist, die Rippen von Eichwald vielmehr in diesem Punkte ganz anderen (flacheren) Charakter zeigen. Meyer (Paläont. 1865) beschreibt hauptsächlich den Rippenkopf und sagt: »Er zeichnet sich durch große Breite aus, war dabei flach und zweiköpfig.«c Der Querschnitt der Rippe gegen das freie Ende ist viereckig gerundet mit einer bemerkbaren Furche. Seeley erwähnt über die Rippen noch Folgendes: Die Rippen wahrscheinlich nicht mit dem Centrum verwachsen. Die rückwärtigen Rippen sind kurz, schlank, von oben nach unten comprimirt. Es erregt den Eindruck, als ob 16 praesacrale Wirbel Rippen gehabt hätten. Die Gelenkpartie der Rippen ist von vorne nach hinten comprimirt und zweiköpfig, die Einkerbung zwischen Capitulum und Tuberculum ist sehr klein, Auf der rückwärtigen Seite jeder Rippe ist eine tiefe Längsfurchung sichtbar. Die Rippen haben keine autore posteniore Ausdehnung. C. Blattförmiger Typus. Cynognathus. Seeley, 1895. Die ersten Halsrippen sind rhombisch, mit etwas ausgezogenen Ecken, speciell die hintere Ecke, an deren Unterseite ein Längskiel bemerkbar wird, ist auffallend gedehnt. Bei der sechsten Halsrippe ist dieser hintere Fortsatz ganz bedeutend verlängert, während der vordere bereits vollkommen verschwunden ist. Bei der siebenten Rippe, die von Seeley für die erste Rumpfrippe gehalten wird, ist der Kopf schmäler als bei Nr. 6, auch ist der rückwärtige Fortsatz weniger gebogen und etwas schmäler als in den beiden folgenden Rippen. Die achte Rippe ist etwas gebogen, die Gelenkfläche scheint transversal gewesen zu sein. Die Rippe hat einen ausgesprochenen mittleren Kiel und ist von vorne nach hinten comprimirt. — Bei den folgenden Rippen ist die vordere Kante abgeflacht und der rückwärtige Rand concav gebogen. Die Rippen erstrecken sich horizontal auswärts und erweitern sich zu einem schrägen länglichen Rhomboid, so dass der Hintertheil einer solchen erweiterten Rippe den Vordertheil der nächstfolgenden überdeckt. Die äussere Spitze dieses Rhomboeders bildet einen schlanken rippenartigen Fortsatz. Die nächsten Rückenrippen entwickeln auf der oberen Fläche eine Kante, die gegen aussen gerichtet auf den rückwärtigen Rand der rhomboidalen Fläche verläuft und eine solche Höhe erreicht, dass zwischen ihr und dieser Fläche eine Ver- tiefung entsteht, in die der hintere Rand der folgenden Rippe hineinpasst. Auf den Lendenwirbeln endlich entsteht an Stelle der rhomboidalen Platte eine untere ähnliche Kante, so dass sich auf diese Weise der Hinterrand der folgenden Rippe zwischen zwei gegen vorne divergirende Flächen keilförmig einschiebt. Gleichzeitig geht bei diesen Rippen auch der distale Fortsatz der eigentlichen Rippe verloren, Microgomphodon. Seeley, 1895. Die erste Rippe ist schlank, im Querschnitt transversal, oval, hohl, und hat auf der einen Seite eine geringe longitudinale Ausnehmung. Sie ist deutlich gebogen und hat einen erweiterten Kopf, an dessen Seite sich ein kurzer Längskiel entwickelt. Die zweite erhaltene Rippe ist stark gebogen und im ersten Drittel lateral comprimirt. Die nächste Rippe ist in der Mitte gegen vorne und hinten stark verbreitet, zeigt jedoch noch einen deutlichen äusseren rippenartigen Fortsatz. In den folgenden Rippen wird der bei der dritten noch deutlich bemerkbare äussere Fortsatz immer kürzer und ist bei der sechsten Rippe bereits völlig verschwunden. Die Rippen der Lenden- wirbel zeigen nur eine horizontale dreieckige Fläche, greifen aufeinander über, und werden dabei allmählich um ein merkliches kürzer. Gomphognatus. Seeley, 1895. Nur die Rippen der Lendengegend bekannt. Bei diesen ist der Vorderrand gerade, hinten entwickelt sich ein etwas aufwärts gebogener Fortsatz, der sich wahrscheinlich auf die folgende Rippe legte. 192 Franz Baron Nopcsa jun. [8] In diesem Typus zeigt Cynognathus die grösste Abweichung vom normalen Rippenbau. Während bei Microgomphodon noch normal entwickelte Halsrippen bemerkbar sind, beginnt bei Cynognathus schon bei den Halsrippen eine starke transversale Verbreitung. Auch die Rückenrippen von Cynognathus zeigen durch das Auftreten der verticalen Kante einen höheren Grad von Verfestigung als Microgomphodon, wo sich die Rippen bloss dachziegelförmig überdecken. Mit Ausnahme dieser drei, auch sonst nahe verwandten Theriodonten scheinen bei den meisten Theromorphen das Auftreten einer Längsfurche auf der rückwärtigen Seite der Rippen eine verticale dorsale und eine ventrale horizontale Compression charakteristische Merkmale zu sein, während die Gestalt der Rippen, sowie ihre Befestigung ziemlichen Schwankungen unterworfen sind. Diese drei typischen Merkmale sind alle bei unseren Rippenresten gut erhalten und es ergibt sich nun die Frage mit welchen theromorphen Rippen sich der Wiener Rest noch am ehesten vergleichen lässt. Ein Vergleich mit der Theriodonten-Gruppe Cynognathus-Gomphognathus ist a priori ausge- chlossen, ebenso ist keine rechte Aehnlichkeit mit den Rippen von Aristodesmus, Phychognathus, Gordonia, Herpetocherius bemerkbar. Mit Eurycarpus haben die Rippen allenfalıs die daselbst bemerkbare Längs- furchung gemeinsam, sie unterscheiden sich aber auch von diesen gut dadurch, dass bei Eurycarpus, wie un allen südafrikanischen Theromorphen, auch jede Andeutung einer sigmoidalen Krümmung fehlt. Die Rippen von Oudenodon, Dicynodon, Phychognathus, Platypodosaurus, Tropidostoma, Dime- trodon!) und Embolophorus sind so gut wie unbekannt. Eunotosaurus zeigt einen ganz anderen Quer- schnitt, die Rippen von Herpetochirus sind viel zu schlank und auf diese Weise kommen nur noch die Genera: Pareiasaurus, Procolophodon, Dicranozygona und Deuterosaurus näher in Betracht. Alle die Genera zeigen lateral comprimirte Rippenköpfe und bei allen ist die für Deuferosaurus als bezeichnend hervorgehobene tiefe rückwärtige Längsfurchung vorhanden. Allerdings lassen sich zwischen Pareiasaurus, Procolophodon, Dicranozygoma und unserem Genus bedeutende Unterschiede feststellen, bei Pareiasaurus sind Capitulum und Tuberculum deutlich getrennt, die hintere Längsfurche reicht nicht weit auf die Rippe hinab und gegen die Mitte hin werden die Rippen von oben und unten comprimirt; lauter Eigenschaften, die unserem Reste mehr oder weniger fehlen. Eine immerhin grössere Aehnlichkeit lässt sich mit Procolophon oder Dicranozygoma constatiren, bei denen der einzige Unterschied von unserem Reste darin besteht, dass beı Deuterosaurus ein Theil der Rippen eine sigmoidale Krümmung aufweist, während bei Procolophon und Dicranozygoma dies nicht bemerkbar ist. Die sigmoidale Krümmung der hinteren Rippen (einer der markantesten Züge in unserem Reptilreste) ist unter allen Theromorphen nur bei Deuterosaurus bemerkbar und auch sonst zeigt unser Rest mit den von Eichwald viele Aehnlichkeit. Vor Allem muss hervorgehoben werden, dass unser Rest zwar dieselbe sigmoi- dale Krümmung zeigt, wie der von Eichwald abgebildete Rest, aber einen ganz anderen Querschnitt aufweist. Ausserdem von Eichwald beschriebenen Reste liegen Beschreibungen und Abbildungen von Meyer und Seeley vor. Seeley bildet eine vordere Rumpfrippe ab, die wegen des eher quadratischen Querschnittes vollkommen mit unserer 3. oder 4. Rippe übereinstimmt, während der von Meyer abgebildete Rest ganz der 12. oder 13. unserer Rippen entspricht. Von beiden, Seeley und Meyer, wird es als Thatsache hin- genommen, dass der von Eichwald beschriebene Rippenrest trotz des scheinbar verschiedenen Querschnittes zu Deuterosaurus gehört; es scheint daher als ob der andere Querschnitt des Eichwald’schen Restes auf spätere mechanische Veränderung zurückzuführen wäre. Wenn man dies annimmt, so kann ohne weiteres an einen Vergleich zwischen unserem Rest und den Eichwald’schen geschritten werden. Vorerst muss auf Grund unserer Platte festgestellt werden, dass das Rippenstück, das Eichwald als ı bezeichnet, nicht gegen vorne, sondern hinten gehört, dass Eichwald also bei der Zählung der Rippen von rückwärts begonnen. In Bezug auf die sigmoidale Krümmung entspricht unsere Rippe Nr. 10 am besten der sechsten des russischen Restes, so dass also die erste Rippe Eichwald’s einer auf unserer Platte nicht erhaltenen 15. Rippe, die letzte (10.) Eichwald’s hingegen unserer 6. entsprechen würde, womit auch die allgemeine Gestalt aller der bezeichneten Rippen gut übereinstimmt. 1) Der im Bau der Wirbelsäule stark an Deuterosaurus erinnert Seeley, (Philos transact 1894). [9] Ueber Rippen eines Deuterosauriden. 193 Vor unserer ersten Rippe dürfte kaum eine weitere Rippe gelegen sein, wohl kann aber eventuell hinter der ı5. (Eichwald’s-Platte) noch die Existenz einer weiteren Rippe angenommen werden, so dass wir auf diese Weise für Deuterosaurus mit ziemlicher Sicherheit 15—ı6 Rippen annehmen dürfen. Mit diesen Beobachtungen stimmen auch die auf anderen Weg gewonnenen Resultate Seeleys auffallend überein. Seeley sagt auf Grund von Wirbelstudien, dass die Rippen Eichwald’s der linken Seite eines Thieres ange- hören und die erste Sichelrippe (10. Rippe Eichwald’s— 6. Rippe unserer Zählung) hinter den 5. Wirbel ver- lest werden muss und gelangt durch Annahme einer weiteren hinteren Rippe ebenfalls zu 16 Rippen. Wenn ein Unterschied zwischen unserem Reste und dem russischen Deuterosaurus bemerkbar ist, so be- steht er in der Stärke der einzelnen Knochen. Unsere Rippen sind im Durchschnitt etwas stärker als die des russischen Theromorphen. Ich glaube, dass es zweckmässig sein wird, unseren Rest vorläufig in das Genus Deuterosaurus unterzubringen, allerdings bin ich dabei dessen wohl bewusst, dass von den übrigen Theromorphen viele gewiss ähnlich gebaute Rippen besessen haben dürften, allein bisher sind keine anderen sigmoidalen Rippen bekannt. Da wegen der Grössendifferenz und der geographischen Entfernung der beiden Fundorte wohl an- genommen werden kann, dass unser Rest von dem russischen Deuterosaurus specifisch verschieden ist, möchte ich ihn vorläufig, um ihn genauer zu bezeichnen, Deuterosaurus (?) Seeley nov. spec. benennen. Paläontologisch ist unser Rest, wie gesagt, von hohem Interesse; er zeigt, dass esin Südafrika wahrscheinlich deuterosauride Reptilien gegeben hat und bildet so nebst Dieynodon, Oudenodon etc. einen neuen gemein- samen Zug zwischen der südafrikanischen und russischen Theromorphen-Fauna.') Speciell jetzt wo durch Amalitzky an der Dvina zahlreiche Typen südafrikanischer Theromorphen gefunden wurden, ist es interessant, das Vorkommen eines bisher typisch russischen Theromorphen in Südafrika constatieren zu können. Zum Schlusse sei es mir gestattet, Herrn Professor Uhlig und Herrn Privatdocenten Dr. Arthaber meinen wärmsten Dank auszusprechen: Herrn Professor Uhlig dafür, dass er mir das Material bereitwilligst zur Bearbeitung überliess, Herrn Dr. Arthaber dafür, dass er mir, wie stets bisher, die nöthige Literatur freundlichst zur Verfügung stellte. ( Das Verzeichnis der benützten Litteratur befindet sich auf der folgenden Seite. Litteratur: Ausser Werken allgemeinen Inhalts wurden ganz speciell noch folgende Arbeiten benützt: Eichwald: Lethea rossica. Petersburg, 1860. Meyer: Reptilien aus dem Kupfersandstein des Ural’schen Gouvernements Orenburg. Palaeontographica. Bd. XV, 1865. Newton: Reptiles from the Elgin Sandstone. Philosoph. transact. royal soc., 1893. Owen: Catalogue (descript and illustr. of foss. rept. of South Africa), London, 1876. ” Description of Skeleton of Platypodosaurus. Quart. journ. geol. soc., 1880. Seeley: Researches on Structure and Organisation of fossil Reptiles Il, VI, VII, VIII, IX, in Philosoph transactions » roy soc., 1888, 1889, 1892, 1894, 1895. Researches etc. X, in Proceedings royal Society, 1896. A new Reptile from Welte Wreden Zunotosaurus. Annals and Magazine natural history, 1892. On the skeleton of a Theriodont Reptile Dicranozygoma. Quart journ. geol. soc., 1900. On an Anomodont Reptile Aristodesmus loc. cit., 1900. On Eurycarpus Owen loc. cit., 1900. Wiedersheim: Labyrinthodon Rütimeyeri Abhandl. Schweiz. Paläontolog. Gesellschaft, 1878. NACHTRÄGE ZUR FAUNA VON STRAMBERG, I. Die Fauna des rothen Kalksteins (Nesselsdorfer Schichten) von Dr. Mauric Remes. (Mit III Tafeln und 2 Textfiguren.) Im Jahre 1897 wurde in den Verhandlungen der k. k. geologischen Reichsanstalt (Nr. II) ein vor- läufiger Bericht »Ueber den rothen Kalkstein von Nesselsdorf« veröffentlicht und eine ausführlichere Be- schreibung der Fauna dieser Localität in Aussicht gestellt. Nach mehrjähriger Unterbrechung lege ich nun diese Arbeit der Oeffentlichkeit vor und füge einige erläuternde Worte hinzu. Um eine möglichst genaue Bestimmung des reichen paläontologischen Materials zu ermöglichen, wurde es bei manchen Thierclassen nothwendig, bewährte Specialisten zu Rathe zu ziehen. Nur so ist es mir möglich geworden, ein ziemlich genaues Bild der Thierwelt des Kalksteins von Nesselsdort zu entwerfen. Einige im vorläufigen Berichte angeführten Arten sind in dieser Abhandlung nicht mehr erwähnt, zum Theile durch andere ersetzt, Es wird dies daraus erklärlich, dass eine Anzahl Fossilien noch später und in einem besseren Erhaltungszustande gefunden wurde, so dass eine Rectification der früheren mehr appröximativen Bestimmung nothwendig erschien. So z. B. die erwähnten Discoporella-Arten, welche sich an besser erhaltenen Exemplaren als kleine Spongien enthüllten, deren Scheibchen eben Discoporellen sehr ähnlich sind. Von Abbildungen habe ich nur überhaupt neue oder nur für Stramberg oder den rothen Kalk neue Arten aufgenommen. Die untersuchten Stücke sind sämmtlich in meiner Privatsammlung enthalten. Allen jenen Paläontologen, welche mich bei dieser Arbeit unterstützten, sage ich an dieser Stelle meinen besten und ergebensten Dank. “ Es sind dies die Herren: F. A. Bather, beim British Museum in London, Frederick Chapman in London, P. de Loriol le Fort in Frontenex, Dr. E. Pergens in Brüssel und Prof. Dr. H. Rauff in Bonn. Nicht unerwähnt darf ich ferner lassen, dass sich am Sammeln der Nesselsdorfer Fossilien mit grossem Eifer Herr Paulek, Lehrer in Nesselsdorf, betheiligt und mir ein bedeutendes Material zur Be- arbeitung überlassen hat. Auch dieses Herrn sei an diesem Orte mit bestem Dank gedacht. Foraminifera. _ Auf das Vorkommen von Foraminiferen im rothen Kalkstein habe ich zuerst in meinem vorläufigen Bericht aufmerksam gemacht. Im Jahre 1898 publicirte Herr Dr. Jaroslav Perner einen Aufsatz, betitelt: »O foraminiferäch z tit- honu Strambersk&ho. (Rozpravy Cesk& akademie, r. VII, tr. II, €. 11ı)«, in welchem er aus den Nesselsdorfer Schichten erwähnt: Bulimina variabılis d’Orb., Cristellaria rotulata Lamck. und Cristellaria varians Bornem. Beiträge zur Paläontologie Oesterreich-Ungarns. Bd. XIV. 26 196 Dr. Mauric Remes. [2] Die Bearbeitung meines Foraminiferen-Materials hat Herr Frederick Chapman in London mit grosser Bereitwilligkeit übernommen und das Resultat seiner Untersuchungen in der Abhandlung: »On some Foraminifera of Tithonian Age from the Stramberg Limestone of Nesselsdorf (Linnean Society’s Journal-Zoology vol. XXVIII)« veröffentlicht. Die von Chapman angeführten Arten sind folgende: Haplophragmium agglutinans d’Orb. Haplophragmium neocomianum Chapman. . Ammodiscus incertus d’Orb. Involutina Remesiana sp. nov. Involutina conica Schlumberger. Valvulina cuneiformis sp. nov. . Lingulina nodosaria Reuss. SE OO LE DE Lingulina ovalis Schwager. Vaginulina truncata Reuss. “© 10. Cristellaria Bronni Römer. 11. Cristellaria calva Wisniowski. 12. Cristellaria gibba d’Orb. 13. Cristellaria rotulata Lam. 14. Cristellaria cultrata Monttfort. Anthozoa. Die einzige im rothen Kalkstein reichlich vorkommende Art wird schon von Zittel (Die Fauna der älteren Cephalopoden-führenden Tithonbildungen 1870, pag. 166) erwähnt. Ich habe sie zu Ehren Oppel’s benannt: Caryophyllia Oppeli n. sp. Tat >SVIIESRie 172, 3, Alb: Dimensionen: Höhe des Polypenstockes : 10—28 mın, Durchmesser des Relches: 2—-II „ Bildet einzelne, kreiselförmige, entweder gerade oder etwas verbogene Polypenstöcke, welche oben breit, gegen unten sich verschmälern. Die Basis ist mitunter etwas verbreitert; doch ist dieser Theil an den Exemplaren meist abgebrochen, so dass fast alle in eine Spitze auslaufen. Die Aussenwand gewöhnlich glatt, esist aber auch an vielen Stücken eine feine deutliche Längsfurchung wahrnehmbar. Der Kelch meist kreisrund, manchmal elliptisch, so dass der Polypenstock seitlich zusammengedrückt erscheint. Stellenweise findet man quere Einschnürungen. Die 48 Sternleisten sind in drei Cyclen angeordnet und zeigen verschiedene Dicke. Die Pfählchen sind länglich und recht kräftig, seitlich gekörnelt, in einem einzigen Kranze vorhanden und stehen vor dem zweiten Cyclus. An manchen Querschnitten sieht man eine Verschmelzung einzelner Sternleisten mit dem gegenüber stehenden Pfählchen. Das Säulchen besteht aus einigen ziemlich kantigen, unregelmässig angeordneten Stäbchen. Einzelne Exemplare scheinen darauf hinzuweisen, dass die Fortpflanzung auch bei dieser Art ver- mittelst Kelchknospen geschah. Die Aussenfläche dieser Polypenstöcke scheint ein Lieblingssitz von Serpeln gewesen zu sein, da man Röhrchen derselben recht zahlreich angewachsen findet. Die Art ist in Nesselsdorf häufig, doch findet man meistens Exemplare, wo der obere Theil und die Wurzel abgebrochen sind. [3] Nachträge zur Fauna von Stramberg. 197 Spongiae. Die erste und einzige Erwähnung der Nesselsdorfer Spongien macht Jaekel in der Abhandlung über Holopocriniden (l. c. pag. 569), indem er von »zahlreichen grösseren und kleineren Kalkschwämmen« spricht. Zeise erwähnt in seiner Arbeit über Stramberger Spongien nicht eine einzige Nesselsdorfer Art. Mein vor- läufiger Bericht enthält die Namen der häufigsten Arten, so weit mir ihre Bestimmung möglich war. Das ganze Spongienmaterial meiner Sammlung aus Stramberg und Nesselsdorf habe ich sammt einer grossen Zahl von Dünnschliffen und meinen Diagnosen Herrn Prof. Dr. H. Rauff in Bonn übergeben, welcher die Resultate seiner Untersuchungen in einer werthvollen Arbeit!) veröffentlichen wird. Ich führe aus einem Briefe des Herrn Prof. Rauff die Namen der Nesselsdorfer Arten an — soweit ihre Bestimmung bereits durchge- führt wurde — und muss bezüglich genauerer Daten den Leser auf das Rauff’sche Werk selbst verweisen. Monactinellide. Lithistide inc. sed. Hiyalotragos sp. Tetracladine? Hyalotragos pezizoides? Sporadopyle sp. Casearia aff. articulata, n. var. oder n. sp. Eudea globata. Feronidella tithonica. Peronidella sp. Eusiphonella cf. Bronni, vielleicht n. sp. Myrmecidium hemisphaericum, ganze Formenreihe mit circa acht unterscheidbaren Varietäten. Myrmecidium indutum. Myrmecidium grande. Myrmecidium Chadwicki Hinde sp. Myrmecidium sp. Rauffia clavata? Strambergia oder n. gen. mit mehreren Arten. Crinoidea. Ordo: Eucrinoidea. Sub.-ordo: Articulata Joh. Müller. Familie Holopocrinidae Jaekel. Ich behalte diese Familie im Sinne Jaekel’s in ihrem ganzen Umfange bei.?) Die bereits von diesem Autor beschriebenen Arten werden durch einzelne Notizen ergänzt. Dann folgen die neuen Arten. Gen. Cyrtocrinus Jacke. . Torynocrinus, Seeley, 1866.°) Von den bei Jaekel angegebenen Merkmalen finde ich den Mangel interradialer Zapfen zwischen den Gelenkflächen (l. c. p. 603) nicht immer charakteristisch, wie dies noch weiter unten betont werden wird. 1) Die Arbeit wird als »Beiträge zur Kenntnis der Spongien des Stramberger Tithon< im nächsten Bande der »Beiträge zur Paläontologie Oesterreich-Ungarns« erscheinen. 2) Dr. Otto Jaekel: Ueber Holopocriniden mit besonderer Berücksichtigung der Stramberger Formen. (Zeit- schrift der Deutschen geolog. Gesellschaft. Band XLIII, Heft 3, 1891. 2) F. A. Bather: Th. Crinoidea. chapter XI. of Lankaster’s Treatise on Zoology 1899, p. 104. 26* 198 Dr. Mauric Reme®. [4] Cyrtocrinus Thersites Jackel. Die Nähte sind mitunter ganz deutlich sichtbar. Die Neigung dieser Art zu den sonderbarsten Krüppelbildungen hat Jaekel richtig tetont. Manche sind wohl zweifellos durch Parasiten bedingt. Ich habe hieher gehörige Deformitäten mit einer Reihe anderer in einer separaten Abhandlung abgebildet und be- schrieben.!) Da die genannte Schrift weniger zugänglich ist, so will ich hier noch bei jeder Art die zuge- hörigen Deformitäten beschreiben und auch abbilden. Cyrtocrinus granulatus Jackel. Der Stiel kaun bei beiden Arten auf ein Minimum reducirt sein. Die grossen, flachen Granulationen sind nicht immer deutlich, jedenfalls oft durch Abrollung abgerieben. Für Nesselsdorf neu. Jaekel beschrieb die Art aus den neocomen Mergeln bei Lans (Dep. du Var) in Frankreich. Die auffallendsten und interessantesten Deformitäten finden sich bei Oyriocrinus Thersites. Schon Jaekel sagt (l. c. p. 610, 611): »Die Art neigt sehr zu ganz unförmlichen Krüppelbildungen, bei denen man bisweilen nicht mehr entscheiden kann, ob man eine Patina oder eine Wurzel vor sich hat.« Taf. XVII, Fig. 6 bilde ich zunächst ein Exemplar ab, wo der Kelch derart verkrüppelt ist, dass man nicht eine einzige Gelenkfläche mehr unterscheiden kann. Nur nach dem Reste des Randes kann man noch die Lage der Patina erkennen. Taf. XVIII, Fig. 5 ist ein wohl erhaltenes Exemplar von Oyrtocrinus Thersites, von der Seite abge- bildet. Der Auswuchs «a ist wohl ein Armglied, welches mit der Patina verwachsen erscheint. Einen höheren Grad dieser Verschmelzung zwischen Patina und Armgliedern stellt Fig. 7 dar. Ich erkläre mir diese Deformität so, dass zwei gegenüberliegende Armglieder mit der Patina und dann noch mit einander ver- wachsen sind. Auf diese Weise entstand jene bogenförmige Verbindung zwischen zwei einander gegenüber- liegenden Gelenkflächen der Patina. Nach oben ragt noch ein Zapfen empor und an dessen oberem Ende befindet sich eine kleine Grube, welche auf dem Bilde nicht zu sehen ist. Es könnten aber vielleicht die eben beschriebenen Stücke Reste von Myzostomum-Cysten sein, an denen die dünnen Theile der Cysten- Wand abgebrochen sind. Auf diese Deutung bin ich durch Herrn Prof. Dr. v. Graff aufmerksam gemacht worden, dem ich seiner Zeit eine Reihe von Deformitäten zur Begutachtung eingeschickt habe. Zu den häufigsten Deformitäten von Cyriocrinus gehören jene, wo aus dem Kelche ein grosser, starker Zapfen herauswächst. (Fig. 8.) Der Zapfen ist unten enger und verbreitert sich bedeutend nach oben. Die Patina umschliesst den unteren Theil des Zapfens, wie ein Kelch die Blumenkrone. Die Grenze zwischen beiden ist an den meisten Stücken deutlich sichtbar. Der Zapfen ist manchmal von be- deutender Grösse und übertrifft sogar mitunter die ganze Länge des Crinoiden. An der Oberfläche sind öfters scharf begrenzte Löcher und Spalten zu sehen, welche aber nur manchmal in das Innere des Zapfens führen und wie es scheint, in einer grösseren oder kleineren Höhle münden. Jede Oefinung und Spalte können wir nicht für die Eingangspforte eines Parasiten halten, doch an einzelnen Stücken findet man Oeffnungen, welche zweifellos durch Parasiten bedingt sind, wie mir dies wenigstens an einem der ein- geschickten Exemplare Herr Prof. Dr. Graff bestätigte.?) Als Fig. S ist ein ganzer Zapfen abgebildet, wie er aus dem Kelche herauswächst; es ist an dem Bilde deutlich zu sehen, wie dse Ränder der Patina die Basis des Zapfens umschliessen. Taf. XVII, Fig. 10a, b ist der obere Theil abgebrochen; auch hier tritt die Grenze zwischen Patina und Zapfen deutlich hervor. Am Durchschnitt ist eine ziemlich grosse Höhle zu sehen. Den Eingang in dieselbe habe ich nicht gefunden. 1) Dr. M. Remes: OÖ zrüdnostech lilijjie z Cerven&ho väpence koprivnickeho. Vestnik klubu prirodo vedecke&ho v Prostejove R. I90I. (Jahresbericht des naturwissenschaftlichen Clubs in Prossnitz.) Mit französischem Resume. 2) Erwähnen will ich, dass Prof. Graff sich mit Crinoiden-Deformitäten, welche durch endoparasitische Myzostomiden bedingt sind, beschäftigt und auch eine Abhandlung über derartige fossile Exemplare geschrieben hat, (Ueber einige Deformitäten an fossilen Crinoiden. Von Dr. v. Graff (mit Taf. XVI, (I). Palaeontolografica N. F. XI (XXXT), 1885.) Bezüglich der recenten Formen vergleiche: Report on the Challenger etc. part. XXVII, 1884. [5] Nachträge zur Fauna von Stramberg. 199 Taf. XVIII, Fig. I2.a, db. Von aussen ist die Grenze zwischen Patina und Zapfen nicht mehr zu finden. Das Exemplar scheint ein solides Stück zu sein, welches aus einer verengten Basis beginnend, nach oben sich verbreitert und in mehreren grösseren Höckern endigt. Die Oberfläche bedecken zahlreiche kleinere warzenartige Gebilde. Am Durchschnitte sieht man ziemlich deutlich, dass auch hier ein ähnliches Verhältnis, wie auf den beiden vorigen Bildern besteht. Aus dem Kelche ragt eben auch ein Zapfen hervor, welcher aber seiner ganzen Länge nach von den verlängerten Rändern der Patina umschlossen ist. Eine Höhle findet sich nicht vor. Eine sonderbare Deformität stellt Fig. ıı a, db dar; sie gehört wohl auch zweifellos zu Cyrto- crinus Thersites. Das Gebilde verbreitet sich aus engem Untertheil nach oben. Die Grenze zwischen Kelch und Zapfen ist von aussen nicht angedeutet, am Durchschnitt nur mit Mühe zu erkennen. An der Aussenfläche weder Oeffnungen noch Spalten, am Durchschnitt keine Höhle. Auf der Oberfläche sieht man ausser einigen grösseren Höhlungen kleine zarte Gänge, welche aber sicherlich nicht durch Myzoszomiden verursacht sind, sondern wohl von Vioa herrühren. Eine räthselhafte Deformität ist auf Taf. XVIII, Fig. 19 a, db abgebildet. Auch sie dürfte zu Cyrlocrinus gehören — der ganze Habitus weist darauf hin. Die Grenze zwischen Patina und Zapfen ist auch hier schon von aussen zu erkennen. Sonderbar ist bei dieser Missbildung, dass der aus der Patina hervorwachsende Zapfen sich zu einer zweiten kelchartigen Bildung erweitert, aus der wiederum ein Zapfen herausragt, der an dem Stück nur in geringerer Höhe erhalten ist. Der obere Theil ist eben abgebrochen. Auch an dieser zweiten kelchartigen Formation ist die Grenze zwischen Patina und Zapfen deutlich zu sehen. An der Aussenfläche des Stückes fand ich einige scharf begrenzte Löcher und Spalten, welche Eingangsöffnungen von Parasiten sein könnten. Am Durchschnitt ist vorerst zu sehen, dass auch der obere abgebrochene Zapfen aus einer Art Patina herauswächst. Ferner treten deutlich drei Höhlungen vor, eine in der unteren Partie, eine in dem Mittelstück und die dritte im oberen Zapfen. Die Bildung erinnert an die Deformitäten von Eugeniacrinus Zitteli, welche ähnlich sind Polypenstöcken von Medusen. Ich zweifle nicht, dass auch die oben beschriebene Deformität durch Parasiten bedingt ist. Cyrtocrinus marginatus n. sp. Tab. XVIII, Fig. 13—20. Patina in einer Ebene mit dem Stiele. Umriss derselben fünfeckig, nicht so abgerundet wie bei den beiden schon bekannten Arten. Gelenkflächen sehr deutlich sculpturirt. Muskelgruben recht gross und ziemlich tief, Querriff deutlich ausgeprägt. Die interradialen Leisten zwischen den Gelenkflächen verbreiten sich gegen die Ventralhöhle zu in eine Art von lippenförmigen Saum. Die Grenze zwischen Patina und Stiel ist durch einen leistenartigen Wall an wohl entwickelten Exemplaren angedeutet. In Folge dessen ist die Patina vom Stiel viel stärker abgegrenzt und es resultirt also nicht jene plumpe Form des Thieres, wie bei Cyriocrinus Thersites und Cyrtocrinus granulatus — vielmehr erscheint diese Art graciler gebaut. Von Granulationen ist nichts deutliches zu erblicken. Welche von den vielen Armgliedern, die ich in Nesselsdorf vorgefunden, dieser Form angehören dürften, traue ich mir nicht zu entscheiden. Einige Abnormitäten verdienen hervorgehoben zu werden: Fig. IQ ist eine sehr grosse Patina mit einem ganz kleinen Stiel abgebildet. An derselben Tafel, Fig. 14, ist ein Exemplar mit kurzem Stiel abgebildet, an welchem eine Ventralfurche fast der ganzen Länge des Stiels entlang läuft. Fig. 16 stellt ein Stück dar, wo die Reduction des Stieles ein Minimum erreicht hat. Fig. 17. Asymetrische Patina, es sind nur vier Gelenkflächen zur Ausbildung gelangt, daher der viereckige Umriss. Fig. 15. Die ganze Patina verkrüppelt, die rechte Hälfte bedeutend kleiner als die linke, die Gelenkflächen undeutlich entwickelt. Der erhaltene Wall an der Grenze zwischen Patina und dem sehr verkürzten Stiel deutet darauf hin, dass die Missbildung zu Cyriocrinus marginatus gehöre. Sie ist wohl durch schädliche äussere Einflüsse bedingt, welche einer normalen Entwickelung hemmend im Wege standen. Fig. 20. Stiel bedeutend verkürzt. Auf der vorderen Seite sieht man eine ziemlich grosse Höhle, wohl von einem Parasiten herrührend. Es kam zur Wucherung des umgebenden Gewebes und in Folge dessen zu der bedeutenden Verdickung des Stieles. Der Kelch erscheint nicht weiter verändert. Für 200 Dr. Mauric Remes. [6] die Zugehörigkeit dieser Deformität zu Cyrfocrinus marginatus spricht hauptsächlich die Form der Gelenk- flächen, Der Wall zwischen Patina und Stiel ist eben in Folge der Deformation des Stieles nicht deutlich ausgeprägt. Fig. 18 a, db. Von rückwärts ist eine Höhle ganz ähnlich wie bei dem eben beschriebenen Stücke zu sehen. Der Stiel ist ebenfalls verkürzt und verdickt. Die Höhle war jedenfalls der Wohnort eines Parasiten. Diese Unregelmässigkeit in der Entwickelung des Stieles hatte einen Einfluss auf die Ausbildung der Patina ausgeübt. Schon dieses Bild zeigt dies an dem Verlauf der Nähte sehr deutlich. Noch viel ausgesprochener ist diese Unregelmässigkeit bei der Ansicht von vorne. Die Ventralfurchen, welche gegen die Peripherie ausstrahlen, sind nicht alle gleich lang, Die eine übertrifft an Länge die übrigen und in Folge dessen ist die ihr entsprechende Gelenkfläche bedeutend seitwärts verschoben. Daher die Asymetrie der Patina. Einen besonderen Abschnitt will ich den Jugendformen von Cyriocrinus widmen. Aus einer ganz=n Suite instructiver Formen sind die schönsten Exemplare abgebildet. Sie dürften alle zu Oyriocrinus Thersites gehören, denn auch an ihnen ist schon eine gewisse Neigung zu Krüppelbildungen vorhanden. Allen ge- meinsam ist der massive Körperbau. Die Patina ziemlich gross, schief aufgesetzt, mit dem Stiel fest ver- wachsen, von einer entsprechenden Naht ist so viel, wie gar nichts zu sehen. Stiel im Verhältnis zur Patina sehr klein, mitunter auf ein Minimum reducirt. Einzelne Stücke, an denen kein Stiel zu sehen ist, (T. XVII, Fig. 21, 22, 23, 24) sind als isolirte Patinae zu deuten, wo die Trennung an der Naht zwischen Patina und Stiel erfolgt ist. Alle Stücke erscheinen sehr plump. Die Ventralhöhle ist meistens ziemlich geräumig. Gelenkflächen recht gross, deutlich ausgeprägt. Sehr häufig kommt eine asymetrische Entwickelung der Gelenkflächen vor, sowohl was Zahl als auch Grösse derselben betrifft. Ich will diesen Punkt an der Hand der einzelnen Abbildungen besprechen, betone aber gleich hier, dass die Entwickelung der Gelenkflächen mit den Thesen von Jaekel über diesen Gegenstand nicht übereinstimmt. Jaekel sagt nämlich, dass bei Cyrtocrinus bald zwei, bald drei Gelenke grösser sind als die übrigen, dass aber hierin kein bestimmtes Gesetz besteht. Dieser Angabe stimmt mein Material bei. Weiter sagt aber derselbe Autor: »Nur eines ist immer constant, dass die grösseren Arme immer auch die höher stehenden sind« (l. ce. p. 590). Dies trifft bei meinen Exemplaren nicht immer zu. Jaekel erklärt seine Befunde sehr schön als Anpassungserschei- nung an die Lebensweise im strömenden Wasser. Für meine Stücke lässt sich diese Erklärung nicht verwerthen. Vorläufig kann ich nur sagen, dass die Neigung der Art Cyrtocrinus Thersites zu Krüppelbildungen sich auch an Jugendformen manifestirt. Nun zur Erklärung der hieher gehörigen Abbildungen. Zu der Taf. XVIII., Fig. 23 @d ersichtlichen Abbildung einer isolirten, an der Naht zwischen Stiel und Kelch getrennten Patina, wäre hinzuzufügen, dass eine Asymetrie der Gelenkflächen besteht. In dieselbe Kategorie wäre die Patina (Fig. 24 a b) zu stellen. Dieselbe ist höher, viel massiver, an den undeut- lich hervortretenden Gelenkflächen ist auch Asymetrie zu erkennen. : Fig. 21 a db. Sehr niedrige Patina, Gelenkflächen deutlich, symmetrisch angeordnet. Oberhalb der unteren Gelenkfläche eine circuläre Einschnürung, so dass ein förmlicher Hals entstanden ist. Fig. 22 abc. Patina sehr niedrig, Gelenkflächen undeutlich, doch scheinen sie symmetrische An- ordnung zu haben. Eine deutliche ziemlich tiefe Querfurche scheidet die Patina in eine obere grössere und höhere und eine kleinere, niedrigere, tiefere Hälfte. Diese Quertheilung ist auch schon bei den beiden vorigen Stücken angedeutet und kommt dadurch zu Stande, dass in der oberen Hälfte drei, in der unteren zwei Gelenkflächen zur Ausbildung gekommen sind. Alle diese eben beschriebenen Stücke waren von mehr kugeliger Gestalt. Als Fig. 25 ab ist ein niedriges cylindrisches Exemplar abgebildet, wo Patina mit Stiel ver- wachsen ist. Gelenkflächen asymetrisch, recht tiefe deutlich ausgebildete Ventralhöhle. Fig. 26. Ein Stück mit ganz kurzem Stiel mit der Wurzel verwachsen. Die Gelenkflächen sind undeutlich erhalten. Einige weiteren Stücke mit kurzem Stiel müssen noch besprochen werden. Taf, I, Fig. 30 « 5 deut- lich erhaltenes Exemplar mit ausgeprägten, recht symmetrisch angeordneten Gelenkflächen und ziemlich geräumiger Ventralhöhle. Fig. 32 a db auffallend enge Ventralhöhle, Gelenkflächen undeutlich, doch symmetrisch angeordnet. [7] Nachträge zur Fauna von Stramberg. 201 Fig. 3ı ab. Gelenkflächen sehr undeutlich, grosse Asymetrie und Verzerrung der oberen Fläche der Patina. Taf. XVII, Fig. 28, 27 stellen lippenförmige Patinae dar. Indem nämlich die höhere Hälfte der Patina nach aussen ausgebaucht und vergrössert ist, ragt sie in Form einer Lippe — wie bei Labiaten — vor. Sie enthält drei Gelenkflächen, die untere niedrigere Hälfte nur zwei. Ein ähnliches Verhältnis, wie es schon oben bei den mehr kugeligen Formen angedeutet wurde. Bei dem kleinen Exemplar, Fig. 28, ist noch über- dies eine ähnliche Einschnürung oberhalb der unteren Gelenkfläche, wie sie oben bei Fig. 21 be- sprochen wurde, zu sehen. Bei Fig. 27 ist zwischen den unteren zwei Gelenkflächen eine Leiste, die nach innen gegen die Ventralhöhle zieht, ausgebildet. Die obere mittlere Gelenkfläche ist recht gross, an der Grenze zwischen ihr und den beiden benachbarten Gelenkflächen ist je ein nach oben innen vorragender Höcker ausgebildet. Neigung zu Krüppelbildungen besteht schon in der Jugend. Ein instructives Beispiel scheint mir Taf. XVII, Fig. 29 ab, zu bieten. Das Stück ist massiv, ohne jede Zeichnung, Oeffnung oder Spalte, esist keine einzige Gelenklläche zu erkennen. Nach dem Bau desselben, kann man es nur zu den beschriebenen Jugend- formen anreihen. Auf der einen oberen Seite, die beschädigt ist, sieht man ein Pentagon, am Durchschnitt eine grosse geräumige Höhle. Vielleicht ist auch diese Deformität durch Parasiten verursacht. Sclerocrinus Jaekel (Gammarocrinus Queust. 1858).!) Sclerocrinus strambergensis Jackel. Ausser der typischen Form beschreibt Jaekel auch eine var. fentagona. Der erschöpfenden Be- schreibung des genannten Autors kann man nur weniges hinzufügen. Die zwei Bilder (Taf. I, Fig. 33 ab) zeigen noch deutlicher als bei Jaekel die beiden Extreme des Formenreichthums dieser Art. Das eine Exemplar ist sehr hoch, die Höhe übertrifft um etwas weniges die grösste Breite an der Basis. Nach oben ist die Patina etwas verschmälert. Das zweite Stück ist durch seine geringe Höhe auffallend. Ein drittes habe ich (Taf. XVIIL, Fig. 34a, db) abgebildet, weil die Patina einen bedeutenden Grad von Asymetrie zeigt. Deformitäten kommen bei dieser Art selten vor, obwohl sie sonst durch Variabilität sich auszeichnet. Sagt dochJaekel |. c. p. 623: »Ein hervorragendes Interesse gewinnt die Form durch ihre unter Crinoiden vielleicht einzig dastehende Variabilität.« Ich habe nur zwei Deformitäten gefunden, von denen keine durch Parasiten bedingt zu sein scheint. Taf. XVII, Fig. 35 a, b. Die Patina zeigt einen sehr deutlichen, recht grossen, kugeligen, aus der Seitenwand herausragenden Auswuchs. An der Oberfläche ist keine Oeffinung und auch keine Lücke oder Ritze zu sehen, am Durchschnitt zeigt sich keine Höhle. Es dürfte sich in diesem Falle um eine patholo- gische Wucherung des Gewebes vielleicht nach einer Verletzung handeln. Taf. XVIII, Fig. 36 a, b. Stielglied derselben Art. Die obere kleinere Hälfte ist beim Schleifen abge- brochen. Aus der Seitenwand des Stielgliedes ragt ein kleinerer deutlicher Höcker hervor. Oberfläche voll- ständig glatt, keine Spur von Oeffnung oder Spalte, am Durchschnitt keine Höhle sichtbar. Auch hier dürfte es sich um krankhafte Wucherung des Gewebes nach einem Trauma handeln. Sclerocrinus cf. compressus Goldf. Taf. XVII, Fig. 37 a—d. Im vorläufigen Bericht als Sclerocrinus compressus Goldf. angeführt. Eine Anzahl besser erhaltener Exemplare bestimmt mich, bioss auf den Vergleich mit der Goldfuss’schen Art hinzuweisen. Da ich die ebengenannte Species nur aus Abbildungen kenne und nicht Gelegenheit hatte, meine Stücke mit dem Originalexemplare zu vergleichen, ferner an den Nesselsdorfer Stücken doch gewisse Abweichungen von der Goldfuss’schen Form vorkommen, so will ich die vollständige Identifieirung beider Arten nicht aufrecht erhalten. Unterschiede von Sclerocrinus compressus Goldf. wären die folgenden: ») F. A. Bather, 1. c., pag. 104. 202 Dr. Mauric Remes [8] Die Patina erscheint, wie aus zwei Theilen zusammengesetzt, von denen der untere breiter, der obere die Ventralhöhle und die Gelenkflächen enthaltende Theil schmäler ist. Die beiden Partien sind durch eine förmliche Furche getrennt. Die interradialen Leisten sehr deutlich ausgeprägt, gegen die Unterseite förmliche Knoten bildend. Die Körner an der Oberfläche sehr deutlich sichtbar, doch erscheinen sie mit- unter verschmolzen, eine Art höckeriger Leisten bildend. Gelenkflächen und Ventralhöhle bieten keine deut- licheren Abweichungen gegenüberder Goldfuss’schen Form. Die Unterseite der Patina ist weniger breit, als bei Sclerocrinus compressus. Sclerocrinus Batheri n. sp. Taf. XVII, Fig. 38a-c. Eine ebenfalls granulirte Art, welche der vorigen nahe kommt. Die Form mehr kugelig, zeigt nicht die Art der Zweitheilung, in eine obere schmälere und unterebreite Partie, wie sie bei der vorigen Species vorkommt. Interradiale Leisten angedeutet, keine Knoten bildend. Ventralhöhle ziemlich breit. Gelenk- flächen wie bei Sclerocrinus strambergensis. Unterer Theil der Patina ausgehöhlt und ziemlich breit. Körne deutlich ausgeprägt, auch hier besteht Neigung zur Bildung höckeriger Leisten. Ich habe diese Art Herrn F. A. Bather in London zu Ehren benannt, um meinem Dank Ausdruck zu geben für den Rath, welchen mir derselbe bei der Bearbeitung der Crinoiden ertheilte. Sclerocrinus tenuis n. sp. Taf. IXX, Fig. Ta—d. Die Stielglieder sind recht häufig zu finden, doch war meine Mühe, den entsprechenden Kelch zu eruiren, lange vergeblich. Erst in der letzten Zeit fand ich eine mit einem Stielglied verwachsene Patina, deren Gelenktlächen wohl nicht sehr deutlich erhalten sind, bei welcher jedoch die kugelige, massive, nur mit enger Ventralhöhle versehene Form deutlich ihre Zugehörigkeit zu Sclerocrinus bekundet. Die Bezeichnung tenuis habe ich wegen der ziemlich dünnen Stielglieder, welche dadurch am meisten in die Augen fallen, gewählt, Die Patina entspricht — wie schon erwähnt — in ihrer Form der für das Genus Sclerocrinus charakteristischen. Da an dem einzigen Exemplar, das ich gefunden habe, nur die oben angeführten Zeichen zu sehen sind und alle andere feinere Zeichnung nicht erhalten ist, so bin ich nicht in der Lage, eine detaillirte Schilderung derselben zu geben. Die Patina ähnelt am meisten einem kleinen abgeriebenen Kelch von Sclerocrinus strambergensis. Ein Armglied ist an ihr angewachsen. Charakteristisch für die neue Art sind die Stielglieder. Dieselben sind ziemlich dünn und lang, ihre Oberfläche von deutlichen recht grossen Höckern besetzt, welche in Längs- und Querreihen angeordnet sind. Mitunter ist.die Regelmässig- keit der Reihen unterbrochen. Die Stielglieder sind gleichmässig cylindrisch geformt. Hie und da vorkom- mende Auswüchse sind wohl als pathologische Bildungen zu deuten. Der Nahrungskanal im Verhältnis zur Dicke ziemlich breit, von einem Kranz radiärer Leistchen umgeben. Wurzel unten ausgebreitet, mit einem cylindrischen Gelenkszapfen. Sie ist ebenfalls mit Höckern besetzt, welche grösstentheils zu Querleisten zusammenfliessen. Diese Form der Stielglieder ist sehr charakteristisch. Sie passen zu keinem von den zahlreichen Nesselsdorfer Crinorden-Kelchen. Es dürfte also die Aufstellung einer neuen Species hinreichend gerecht- fertigt erscheinen. Sclerocrinus pyriformis n. sp. Taf. IXX, Rio, 270,b, ce: Das einzige Exemplar ist in seiner Form so charakteristisch, dass ich es gewagt habe, schon aus ihm allein eine neue Species aufzustellen. Die birnförmige Gestalt fällt sofort in die Augen. Das obere Viertel ist beinahe cylindrisch, die folgenden zwei Viertel kugelig aufgetrieben, verschmälern sich im untersten Viertel. Die obere Fläche fast vollständig horizontal. Die Gelenkflächen zeigen dieselbe Zeichnung, wie bei anderen Sclerocrinus-Arten. Ventralhöhle ziemlich eng. Die untere Fläche der Patina für die Aufnahme des [9] Nachträge zur Fauna von Stramberg. 203 Stieles recht stark ausgehöhlt. An der Oberfläche ist keine deutliche Sculptur zu sehen, vielmehr erscheint sie ganz glatt. Stielglieder und Armstückchen, welche hieher gehören dürften, ist es mir nicht gelungen aufzufinden. Eugeniacrinus Miller. Eugeniacrinus Zitteli Jaekel. Axillaria, welche wohl hieher gehören, werden weiter unten besprochen. Eine asymmetrische ver- krüppelte Patina ist Taf. XIX, Fig. 16 abgebildet. Eugeniacrinus granulatus n. sp. Taf. XIX, Fig. 3 ac. Ein einziges wohl erhaltenes Exemplar zeigt an seiner Oberfläche deutliche Körnung. Die Körner sind ziemlich gross und man kann an einzelnen Partien des Kelches, welche nicht abgerieben sind, eine Anordnung in annähernden Querreihen sehen. Die Patina ist kreiselförmig, die Aussenseite deutlich convex, Nähte der Costalia sichtbar. Ventralhöhle geräumig, radiale und interradiale Furchen deutlich sichtbar, in- terradiale Zapfen klein. Gelenkflächen wenig eingeschnitten. An denselben sind die Muskelgruben nicht sehr gross und die Gelenkgruben kaum angedeutet, jedenfalls nicht so ausgeprägt wie bei Eugeniacrinus caryo- phyllatus Schloth. und Eugeniacrinus Zitteli Jaekel. Unterer Theil der Patina eben abgestutzt, ziemlich stark ausgehöhlt. Stiel und Arme unbekannt. Eugeniacrinus holopiformis n. sp. Taf. XIX, Fig. 4 a-c. Wegen der Aehnlichkeit mit Holopus habe ich die obige Bezeichnung gewählt. In meinem vor- läufigen Bericht (l. c. p. 227) führe ich dieses Fossil als eine neue Art von Holopus an. Ich liess mich durch die äussere Gestalt zu diesem Ausspruche verführen, zumal mir auch die Ventralhöhle und die Ge- lenkflächen an den ersten nicht sonderlich gut erhaltenen Exemplaren Uebereinstimmung mit Holopus zu haben schienen. Hiemit ist meine erste Meinung corrigirt. Ich fand an sehr schön erhaltenen Exemplaren, die ich erst später erworben, dass dieser Crinoid zu Eugeniacrinus gehöre. Die Patina ist becherförmig, oben ziemlich breit, gegen unten verschmälert, mitunter in einen Stiel (Fortsatz) von verschiedener Dicke auslaufend. Vielleicht ist dieser Fortsatz nur ein erstes Glied des Stieles, der an allen Exemplaren nicht deutlich ausgeprägt ist. Die Dimensionen der Stücke schwanken zwischen 5—Iomm Höhe, 5—10 mm Breite oben, I—-4 mm Breite unten. Die Aussenfläche der Patina ist mit kleinen rundlichen Knötchen verziert, welche der Länge nach geordnet mitunter Leistchen bilden, welche fast die ganze Höhe der Patina durchziehen. Die obere und untere Fläche der Patina ist schräg abgestutzt, so dass der Kelch wie nach einer Seite verbogen erscheint. An der oberen Fläche sind fünf Gelenkflächen sehr deutlich sichtbar. Sie sind ziemlich tief eingeschnitten, durch interradiale Vorsprünge getrennt, Muskelgruben quer verlängert, oberhalb derselben kleinere Gelenkgruben. Ligamentgrube ziemlich gross, Querriff deutlich ausgeprägt, ebenso der kleine Axialcanal. Die ventrale Aushöhlung ist recht breit, ziemlich tief. Radiale und interradiale Furchen genug deutlich zu sehen. Die Stielglieder scheinen massiv, recht dick zu sein, an ihrer Aussenfläche, wenigstens an dem ersten Glied deutliche, ziemlich scharfe Längsleisten, welche direct in die Verzierungen der Patina über- gehen. Armglieder, welche zu dieser Art gehören dürften, habe ich nicht vorgefunden. Eugeniacrinus cupuliformis n. sp. X ie. Kelch von becherförmiger Gestalt, kleinen Dimensionen. Das abgebildete Exemplar misst: Höhe 5 mm, Breite 5 mm, verschmälert sich rasch gegen den Stiel zu und misst hier nur etwa I mm im Durch- 27 Beiträge zur Paläontologie Oesterreich-Ungarns. Bd. XIV. 204 Dr. Mauric Remes. [10] messer. Ventralhöhle geräumig, Gelenkflächen sind undeutlich erhalten, doch kann man mit Mühe so viel con- statieren, dass sie ganz ähnlich denen der vorigen Art sind. Die interradialen Vorsprünge sind zu deutlichen runden Knoten aufgetrieben. Die obere Fläche der Patina steht auf der Längsachse des Kelches senkrecht. Der untere verdünnte Theil ist hackenförmig umgebogen. Die untere Gelenkfläche enthält eine mässig tiefe Grube mit kleiner Oeffnung des Axialcanals. Von sonstiger Zeichnung ist hier nichts zu sehen. Dieser eben beschriebene hackenförmige Theil ist vielleicht nur das erste angewachsene Stielglied. An der Aussenseite des Kelches sind fünf ziemlich scharfe Leisten zu sehen, welche in der Mitte des Aussenrandes jeder Ge- lenkfläche beginnend, die ganze Höhe der Patina durchziehen. Armglieder sind unbekannt. Eugeniacrinus tithonius n. sp. Taf. XIX, Fig. 8 a-c. Ein einziges Exemplar kommt der vorigen Art nahe. Die Patina ist becherförmig, oben breiter unten enger. Die obere Fläche ist von ovaler Gestalt, mit einem längeren Durchmesser von etwa 61/, mm und einem kürzeren von 5'/, mm, die untere Fläche hat einen Durchmesser von kaum 3 mm (2!/,;, mm); die Höhe beträgt circa 7 mm. Die Aussenfläche wird ihrer ganzen Länge nach von fünf ziemlich scharfen Leisten durchzogen. Jede Leiste beginnt am oberen Rande, an jener Stelle, welche der Mitte der Gelenk- fläche entspricht. Von Granulationsbildungen ist nichts zu sehen. Die Ventralhöhle geräumig, ziemlich tief, die radialen urd interradialen Furchen deutlich zu sehen. Die interradialen Zapfen von aussen weniger auf- fallend, treten innen als deutliche dreieckige Höcker vor, sich zwischen je zwei Gelenkflächen einschiebend. Dieselben sind an dem Exemplar weniger deutlich ausgeprägt, doch kann man wenigstens die Muskelgruben, Querriff und Ligamentgrube unterscheiden. Untere Fläche der Patina ziemlich stark ausgehöhlt. Die zuge- hörigen Arme, Stielglieder und Wurzel kenne ich nicht. Einige Axillaria, bei denen ich mir zu entscheiden nicht traue, zu welcher Art sie gehören dürften, verdienen besondere Erwähnung. Ich habe dieselben abgebildet und will den Bildern einige erläuternde Worte beifügen. Taf. XIX, Fig. 9 a—c stellt ein Axzllare dar, welches mit den Bildern, wie sie Jaekel (Taf. XL, Fig. 3 a, b, c, d und 4 a, b) geliefert hat, fast vollständig übereinstimmt. Bei Jaekel sind sie als Axıllaria von Eugeniacrinus caryophyllatus Schloth. sp. aus dem Oxfordien des fränkischen Jura an- geführt. Da diese meine Axillaria im Nesselsdorfer Kalk die häufigsten sind, so ist es das naheliegendste, dieselben auch zu der häufigsten Art von Eugeniacrinus Zitteli Jaekel zu stellen, umsomehr, als der Bau der Gelenkflächen für diese Zusammenstellung spricht, Taf. XIX, Fig. 10a, b ist ein sehr kleines Axillare, welches sonst keine nennenswerthe Abweichung bietet, dargestellt. Verschieden von den beiden eben erwähnten ist das Axzllare Taf. XIX, Fig. ır a—c, Es hat die Gestalt eines gleichseitigen Dreieckes. II. und FIT. Costale liegen in einer Ebene. Die äussere Fläche ist durch eine Leiste, welche senkrecht von der Spitze des Dreieckes zur Basis zieht, in zwei gleiche Hälften getheilt. In jeder Hälfte näher der Basis ist je eine ziemlich grosse, flache Grube. Die untere Fläche erscheint deutlich sculpturirt, zeigt schön den Querriff mit der Oeffnung des Axialkanals, die Ligamentgrube, tiefe Muskelgruben und deutliche Gelenkeindrücke, Das durch Gabelung der Furche an der Innenfläche entstandene Gebilde tritt in Form eines kielartig vorspringenden Zapfens deutlich vor. Die beiden Seitenflächen erscheinen ihrer ganzen Länge nach kräftig quergerippt. Die Gelenkflächen für die Dicostalia sind von rundlichem Umriss und erinnern mehr an jene von Sclerocrinus als von Eugeniacrinus. Interessante Deformitäten kommen bei Zugeniacrinus Zitteli Jaekel vor. Alle zeichnen sich durch ihre Grösse aus und sind Taf. XIX, Fig. 12, 13, I4, 15 abgebildet. Der Kelch ist an allen von aussen zu erkennen, als zu Eugeniacrinus Zitteli gehörig. Er nimmt den untersten Theil der Deformität ein. Aus ihm sprosst eine Serie von weiteren kelchartigen Gebilden empor, von denen immer der obere mit seiner Basis aus dem unteren herauszuwachsen scheint. An einem Exemplar konnte ich fünf solcher Kelche zählen, der unterste ist immer am deutlichsten zu unterscheiden. Auf der Aussenfläche der Stücke sind eine oder mehrere Oeffnungen und Spalten zu sehen, welche zweifellos durch Parasiten verursacht sind. Denn wenn irgend ein Zweifel über die parasitäre Natur dieser Deformitäten bei blosser Betrachtung von aussen obwalten möchte, so schwindet er sogleich bei der Untersuchung der entsprechenden Längs- [11] Nachträge zur Fauna von Stramberg. 205 schnitte. Die Gänge und Höhlungen, wie sie an Fig. 12 zu sehen sind, sind wohl sicher auf Parasiten zurück- zuführen. Grössere cystische Hohlräume im Innern dieser Missbildungen fanden sich nicht vor. Nur an der Spitze des Fig. 14 abgebildeten Exemplares ist ein Theil eines grösseren Hohlraumes zu sehen. Vielleicht waren auch an der Spitze der beiden anderen Stücke cystische Räume vorhanden, deren dünnere Wand eingebrochen ist und von denen nur die vorragenden Zacken zurückgeblieben sind. Taf. XIX, Fig. 17a, b ist eine Patina mit einem seitlichen Fortsatz abgebildet. Es ist dies wohl ein verkrüppeltes Armglied, welches mit der Patina verwachsen ist. Zwei Deformitäten, welche nach ihrer ganzen Form zu Eugeniacrinus holopiformis n, sp. gehören, verdienen erwähnt zu werden (Taf. XIX, Fig. 5, 6). Besonders bei Fig. 5 ist die Zugehörigkeit zur genannten Art ausser an dem Kelchreste auch an dem anhaftenden Stielglied deutlich zu erkennen. Beide Deformitäten erinnern an die bei Cyriocrinus Thersites beschriebenen. Auch hier ragt aus der Patina ein Zapfen hervor. Auf Fig. 5 ist deutlich zu sehen, wie die Reste des Kelches den Zapfen umgreifen. Der Zapfen ist massiv. Fig. 6 kann man die Grenze zwischen Patina und Zapfen nicht mehr unterscheiden, doch ist hier der obere Theil der Deformität abgebrochen und so eine Höhle geöffnet, welche wohl als der Rest eines cystischen Gebildes aufzufassen ist. An der Aussenfläche sind weder Löcher noch Spalten sichtbar, doch ist der para- sitäre Ursprung beider Deformitäten höchst wahrscheinlich. Phyllocrinus d’Orb. Phyllocrinus Hoheneggeri Zitt. Die häufigste Phyllocrinus-Art in Stramberg. Phyllocrinus intermedius Jackel. Es ist mir gelungen, Armglieder zu finden, welche wohl zweifellos zu Phyllocrinus gehören. Schon Jaekel vermuthet, dass dieselben verhältnismässig dünn und zierlich waren, eine Annahme, zu der schon die Betrachtung der Gelenkflächen der Patina führen muss. Auch erwähnt derselbe Autor, dass er in Gesteinstücken des Tithon der Apennien mit Phyllocrinus »ganz winzig kleine Stielgliedern ähnliche Stücke fand, deren Isolirung aus dem Gestein aber nicht möglich war. Auch Stücke, die man mit den grossen Axillaria von Eugeniacrinus vergleichen könnte, fanden sich nicht. Wir werden also annehmen dürfen, dass die Arme schon vor den zweiten Costalien an sehr dünn und zierlich gebaut waren, eine Annahme, zu welcher auch schon die schmale Form und die eingekeilte Lage der Armgelenke an der Patina drängte. l. c., pag. 653. Mir ist es nun gelungen, in den Mergeln von Nesselsdorf derartige Armglieder zu finden und ich bilde zwei solche — ein Axillare und ein Dicostale — ab. Beide sind winzig klein. Das Axzllare (verschmolzenes zweites und drittes Costale) (Taf. XIX, Fig. 18a, b) hat eine grösste Länge und Breite von etwas mehr als ı mn, die Dicke beträgt nur etwa !/), mm. Die Gelenkflächen sind flach und zeigen ver- hältnismässig grosse ovale Muskelgruben. Querriff tritt weniger deutlich vor. Die zugehörigen Dicostalia (Taf. XIX, Fig. 19 a, 5) sind noch kleiner, von kaum !/, mm Durchmesser. Auch an ihnen sind die Muskel- gruben deutlich, Querschnitt gerundeter als bei dem Axillare. Von Granulationen an der Aussenfläche ist deutlich nichts zu sehen. Vielleicht gehören hieher auch kleine zarte Stückchen, wie sie (Taf. XIX, Fig. 20a, 5, 21 a, b) abgebildet sind. Phyllocrinus cycelamen n. sp. Taf. XX, Fig. I a—c. Eine sehr pregnante Form. Phyllocrinus cyclamen sei sie genannt, weil mich die Patina lebhaft an eine Blüthe von Cyclamen europaeum erinnert. Die Kelche sind ziemlich gross, besonders im Vergleich zu den beiden vorher genannten Arten. Das einzige wohl erhaltene Exemplar — die anderen sind theils beschädigt, theils nur in Fragmenten erhalten — hat eine Länge von 13 mm, die untere Fläche ist etwa s mm breit, oben misst das Stück in seiner grössten Breite 13 mm. Patina von glockenförmiger Gestalt. Die von zwei benachbarten Cosialien gebildeten Zapfen stehen interradial, sie sind sehr hoch, von 27% 206 Dr. Mauric Remes. [12] zZ dreieckigem Querschnitt, eine Kante ist nach innen gerichtet. Oben endet jeder Zapfen in eine Art von Knorren. Die äussere Fläche eines jeden Zapfens ist von ziemlich tiefer und breiter Furche durchzogen, welche nahe am Rande der unteren Fläche beginnend, in einer Entfernung von etwa 4 mm von der Spitze des Zapfens endigt. | Die Gelenkflächen für die Armglieder sind klein und liegen zwischen je zwei Zapfen. Sie sind von rundlichem Umriss, wenig ausgehöhlt. Der mittlere Querriff recht deutlich, das Paar Muskelgruben verhält- nismässig gross, oval. Die Ventralhöhle am besprochenen Exemplar nicht sichtbar, da der Raum zwischen den Zapfen mit nicht entfernbarer Gesteinsmasse erfüllt ist. Nach anderen Stücken zu schliessen, ist sie von geringer Ausdehnung, von ihr gehen gegen die Peripherie längliche Radialgruben, an deren Ende die Gelenkflächen für die Armglieder sich befinden. An der Unterseite der Patina sind die Nähte der Coszalia deutlich sichtbar. Da hier das untere Ende eines jeden Costale verdickt ist, so erscheint die zur Aufnahme des Stieles bestimmte Einsenkung der unteren Fläche der Patina wie von einem Wall umgeben. Das ganze Stück erscheint glatt, nirgends eine Spur von Granulationen. Stielglieder und Arme, die zu dieser Art gehören dürften, fanden sich nicht vor. Familie: Plicatocrinidae Zitt. Plicatocrinus Münster. Plicatocrinus sp.? Hieher bin ich geneigt, stachelförmige Gebilde zu rechnen, welche wohl nichts anderes als Pinnulae sein können. Taf. XIX, Fig. I2 ist ein solcher Stachel abgebildet. Er errinnert lebhaft an Pinnulae wie sie Jaekel bei Plicatocrinus Fraasi v. Zittel als Textfigur 3, p. 637 abbildet.") Tetracrinus Münster, Tetracrinus cf. moniliformis Münster. Tab. XX, Fig. 3 a—b. Das einzige Stück ist eine basale Patina von einem fünfstrahligen Individuum ähnlich der, wie sie Jaekel aus dem königl. Naturalien-Cabinet in Stuttgart abbildet und beschreibt. Das Jaekel’sche Exem- plar stammt nebst anderen aus den unteren Malmschichten vom Böllert in Württemberg. Wegen einigen Abweichungen habe ich mir nicht getraut die vollständige Identificirung auszusprechen und habe lieber das »cf« beigefügt. Das Stück ist annähernd cylindrischh, oben mit fünf breiten Syzygialflächen versehen, unten in der Mitte das kleine Axialloch und um dasselbe nahe an der Peripherie ein Kranz deutlicher radialer, kurzer Leisten. Die obere Fläche der Patina ist ziemlich stark schief abgestutzt. Nach Jaekel erscheint bei Tetracrinus moniliformis der Kelch »fast ausnahmslos sehr regelmässig gebaut, nur bei der abnorm hohen Patina, Taf. XXVII, Fig. 10, macht sich eine kleine Schiefe bemerkbar«.”) Bei meinem Stück ist diese Schiefe recht stark ausgesprochen. Am Rande der oberen Fläche sind bei der Jaekel’schen Ab- bildung Höcker zu sehen, bei meiner nicht. Wohl ist mein Stück abgerieben, daher möglich, dass nur durch Abrollung eventuell vorhandene Höcker verloren gegangen sind. Tetracrinus sp. Taf. XX, Fig. 4, >. Kleine Armglieder von Tefracrinus scheide ich als Tetracrinus sp. aus. Dieselben erinnern nicht nur sehr lebhaft an Tefracrinus Langenhani Jaekel, sondern scheinen mit ihnen zu übereinstimmen. Vergleiche die Abbildungen bei Jaekel, Tab. XXVIII, Fig. I, 3. — Beschreibung p. 648—649. Nach Jaekel ist für seine neue Art die Granulationsbildung an der Aussenseite charakteristisch. An meinen Stücken 1) Ueber Plicatocriniden, Eaerns und Saccocoma. Von Otto Jaekel. Zeitschrift der deutschen geolo- gischen Gesellschaft 1892. XLIV. Bd. 2) 1. c. p. 648. Taf. XXVIII, Fig. 8 a, b. [13] Nachträge zur Fauna von Stramberg. 207 kann ich keine deutliche Granulirung finden — vielleicht sind die Körner durch Abrollung verloren ge- gangen. Der Mangel dieses von Jaekel als charakteristisch angegebenen Merkmals verhindert mich an der Identificirung mit der Jaekel’schen Form. Auf Taf. XX sind einige Wurzelstücke von Crinoiden abgebildet, deren Zugehörigkeit zu einer bestimmten Art sich kaum erweisen lässt. Es sind solche Stücke recht zahlreich in Nesselsdorf zu finden. Die in Fig. 6, 7, 8, 9 ersichtlichen Wurzeln, möchte ich als zu Cyr£ocrinus gehörig auffassen. Ganz ähnliche Formen bildet auch Jaekel in der Arbeit über Holopocriniden (l. c. Taf. XXXVI, Fig. 3, 4) als zu Cyrzo- crinus granulatus Jaekel gehörig ab. Meine Stücke sind von mehr oder weniger ausgebreiteter Basis und ungleicher Höhe des Stumpfes, sonst bieten sie nichts bemerkenswerthes. Fig. 9 ist eine an einer Rhynchonella festgesetzte Wurzel abbildet. Fig. ıo stellt eine massive Wurzel dar, welche wohl nach der Form der Articulationsfläche zu Sclerocrinus gehört. Die Fig. ıı, 12 abgebildeten Exemplare fasse ich als Kalkhüllen von Crinoiden auf. Solche Stücke sind in Nesselsdorf reichlich vorhanden, obwohl nicht häufig in der abgebildeten gut erhaltenen Form. Familie: Pentacrinidae Roem. Pentaecrinus Miller. Stielglieder von Pentacriniden kommen sehr häufig vor. Bis jetzt habe ich folgende Arten bestimmt: Pentacrinus cingulatus Münster. Taf. XX, Fig. I3a, b. Im rothen Kalkstein die häufigste Art. Pentacrinus basaltiformis Miller. Taf. XX, Fig. Iga, b. Ein einziges Exemplar. Balanocrinus subteres Münster. Taf. XX, Fig. I5 a, b, I6 a, b. Familie: Comatulidae d’Orbigny (emend. Carpenter). Antedon Fre&minville. Antedon kopfivnicensis n. sp. Taf. XX, Fig. 17 a—e. Ein Kelch von 7 mm Durchmesser, 7 mm Höhe, kegelförmiger Gestalt. Man kann an ihm deutlich unterscheiden: das dem Stiel entsprechende Centrodorsale, fünf Basalien und fünf Costalien (Radialia),. Am Centrodorsale sind fünf deutliche Rippen zu sehen, welche von den verkümmerten mit kleinen Höckern be- deckten Basalien gegen die Spitze convergiren, wo zwischen ihren Enden eine kleine von Gesteinsmasse aus- gefüllte Grube sich befindet. Zwischen je zwei Rippen befinden sich flache, fünfeckige Flächen; die oberen sind grösser, die unteren kleiner. Die Oeffnungen für Cirri kann man an einigen sehen. Der untere dem Centro- dorsale anliegende Theil der Costalien ist von halbmondförmiger Gestalt, mit Höckern bedeckt, welche in Längsreihen angeordnet, zuweilen zu Längsleisten zusammengeflossen sind. Diese von Höckern bedeckte Partie erreicht .eine Höhe bis 2'/), mm, der ihr entsprechende Theil des Centrodorsale pflegt 3'\/; mm hoch zu sein. An der oberen Fläche ist deutlich die Ventralhöhle und die Gelenkflächen für den Ansatz der Armglieder zu sehen. Die erstere ist geräumig (nimmt etwa !/, der oberen Fläche ein), von fünfeckigem Umriss, von ihren Ecken strahlen die deutlich sichtbaren interradialen Nähte aus. Auf den Gelenkflächen tritt deutlich die Querleiste hervor, ebenso auch die Oefinung des Axialkanals, Ligament- und die Muskel- gruben. Armglieder habe ich nicht gefunden. Die beschriebene Art erinnert etwas an Antedon aspera 208 Dr. Mauric Remes. [14] Quenstedt, doch lässt sie sich durch folgende Merkmale von ihr leicht unterscheiden. Bei Antedon aspera ist das kegelförmige Centrodorsale an der Spitze abgestutzt; die obere Fläche von pentagonalem Umriss (bei unserem Stücke ist dieselbe kreisrund); die obere Ventralhöhle bei Antedon aspera geräumiger, nimmt etwa die Hälfte der oberen Fläche ein; die Höcker an der Aussenfläche der Coszalia und der Basalia sind bei Anzedon aspera klein, gleichmässig, bei Anztedon koprivnicensis gross, anders gruppirt. Die neue Art habe ich nach dem Fundorte »kopfivnicensis« benannt. Ich will nebenbei bemerken, dass der Fundort richtig Kopfivnice, deutsch Koprivnitz heisst. Der Name Nesselsdorf ist erst in den fünfziger Jahren aufgekommen. Antedon Lorioli n. sp. Taf. XX. Fig I8 a—e. Das Centrodorsale allein erhalten. Es ist von der Gestalt einer abgestutzten Pyramide, an der oberen Fläche etwa 6 mm, unten 3 mm breit und etwa 5 mm hoch. Die obere Fläche ist abgerieben, doch kann man recht deutlich eine mittlere kleine Ventralgrube und die von ihr gegen die Peripherie ziehenden Lagen für die Basalien unterscheiden. Die letzteren sind ziemlich breite, aber seichte Rinnen, von denen einzelne bis auf die Aussenfläche des Centrodorsale überzutreten scheinen. Von den Ecken der oberen Fläche strahlen gegen die Spitze fünf ziemlich kräftige Rippen aus. Zwischen je zwei Hauptrippen ist je eine mittlere schwächere eingeschaltet, welche in derselben Richtung wie die Hauptrippen zieht. Durch diese Anordnung der Rippen ist auch die Lagerung der Flächen des CGentrodorsale geordnet. Zwischen je zwei Rippen sind sechs Felder von rundlicher Gestalt, flach, oben grösser, unten kleiner eingeschaltet, an zwei Seitenflächen habe ich nur fünf Felder gezählt, doch scheint die sechste abgerieben zu sein. Wenigstens an einigen der Felder sind Oeffnungen für die Cirri zu sehen. Die untere Fläche zeigt eine ziemlich breite Grube, die jedoch von Gesteinsmasse ausgefüllt ist. Diese Art ist ebenfalls neu. Ich habe sie Herrn P. de Loriol le Fort zu Ehren Antedon Lorioli genannt. Asteroidea. Von Asteroiden war in Stramberg und Nesselsdorf bis heute nichts bekannt. Es ist mir gelungen, unter den zahlreichen Stückchen von Stielgliedern der Crinoiden auch zweifellose Reste von Arteriden und Ophiuoiden nachzuweisen. 1. Ophiuridae. Zwei Stückchen, die Taf. XX, Fig. 28, 29 abgebildet, sind zweifellos Glieder eines Armes von Ophrura, und zwar erinnert besonders die eine Fig. 28 lebhaft auf die Glieder von Acroura Brodiei Wright, welche derselbe Autor (l. c. pl. XVII, Fig. 5c) abbildet »from the Middle Lias of Hewletts Hill, near Cheltenham, in the zone of Ammonites capricornus«. pag. 153. 2. Stelleridae. Taf. XX, Fig. 19, 20, 21 sind drei ossicula abgebildet, welche im Detail verschieden, in ihrer Form auffallend jenem Stücke ähnlich sind, welches Wright!) als »ossicula of Asteriadae«, pl. VIII, Fig. 3 aus dem »Great Oolite« abbildet, ohne sich näher in eine Beschreibung und Deutung des Stückes einzulassen. Fig. 22 derselben Tafel dürfte auch hieher gehören, wenigstens stimmen die Gelenkflächen dieser Fossilien überein. Fig. 23 scheint ebenfalls ein Rest eines Seesternes zu sein. Fig. 24—27, Taf. XX stellt Platten von Aszeriden dar, und zwar Randplatten (Assulae marginales genus indet). Doch erinnern die Tafeln an jene von Asteropecten, die Wright (l. c.) an einigen Orten abbildet. Aehnliche Stückchen haben schon Goldfuss und Quenstedt als zu Aszerias gehörig abgebildet und beschrieben. ‘) Monograph on the British fossil Echinodermata of the oolitic Formation. By Thomas Wright. Volume II. — The Asteroidea and Ophiuroidea. London 1863—188o. [15] Nachträge zur Fauna von Stramberg. 209 Echinoidea. Schon Suess erwähnt!) einen kleinen häufigen Echiniden. Hohenegger nennt?) Cidaris mitratus Quenstedt und Diplopodia subangulare Goldf. Cotteau hat aus Nesselsdorf beschrieben: Cidaris subpunctata Cotteau und Pseudodiadema subangulare Goldf. Jaekel (l. c. über Holopocriniden etc. pag. 569) spricht von Cidaris-Stacheln. Die genauere Untersuchung der Echiniden, welche Herr P. de Loriol le Fort unternommen hat, ergab eine Reihe von neuen Arten, welche ich hier nur dem Namen nach an- führe®). Die Nesselsdorfer Arten sind: I. Cidaris Remesi n. sp. 2 Zetes n. sp. 3 n glandifera Goldf. 4 Sturi Cotteau. 5. n nesselsdorfensis n.sp. 6 “ subpunctata Cotteau. 7 tithonia Gemmellaro. 8. Guirandi Cotteau. 9. Pseudocidaris Zitteli n. sp. 10. Peltastes Remesi n. sp. 11. Codiopsis Hoheneggeri n. sp. 12. Magnosia Suessi n. sp. 13. Magnosia pauperata n. sp. Loriol sagt über die Nesselsdorfer Echiniden-Fauna, pag. 4: »Cette faune £chinitigue pr&sente de grandes analogies avec celle de Stramberg, &tudiee prec&dement par Cotteau, tout en pos&dant des especes sp£ciales.« Ich möchte nur bemerken, dass Cotteau bei der Bearbeitung der Echiniden des weissen Kalkes überrascht war von der geringen Zahl neuer Arten. Die meisten Stramberger Stücke sind schon aus anderen Fundorten bekannt, einige darunter sind classische Formen der Corallenriffe der oberen Juraschichten in Frankreich, der Schweiz und Deutschland. Von den Nesselsdorfer Arten sind unter 13 von Loriol beschriebenen Formen nicht weniger als S überhaupt neu, 3 mit Stramberger Arten, I mit einer Art des Sicilianischen Tithon identisch und endlich ı für Stramberg und Nesselsdorf neu. Erwähnen will ich, dass ganze Stücke von Echiniden ziemlich selten sind, ungemein zahlreich aber die Stacheln und Tafeln. Vermes. Die Röhren von Serpula-Arten sind im Stramberger Tithon häufig zu finden, besonders zahlreich kommen sie aber im rothen Nesselsdorfer Kalk vor, meistens angewachsen an verschiedene andere Fossilien. Die häufigste stimmt mit der von Goldfuss (Pefrefacta Germaniae, Tab. LXVIII, Fig. 12) abgebildeten und beschriebenen Art überein, und zwar ist dies: Serpula planorbiformis Münster. Taf. XX, Fig. 30. Ein wohl auch hieher gehöriges Exemplar zeigt feine Querfurchung. G oldfuss bildet solche Stücke als Serpula quadricarinata Münster ab (Petr. Germ. Tab. LXX, Fig. S a, b, c). Besondere Erwähnung sollen jene Stücke finden, wo mehrere Röhrchen unter einander verflochten sind und mitunter ein ganzes Convolut von Knoten bilden. Bei der Bestimmung dieser Röhrchen möchte ich als charakteristisch den vier- 1) E. Suess: Die Brachiopoden der Stramberger Schichten 1858, pag. 17. ®) L. Hohenegger: Die geognostischen Verhältnisse der Nordkarpathen etc. I86I, pag. 21. ®) Notes pour servir a l’ötude des Echinodermes par P. de Loriol. Fascicule IX. Mai 1901. Mit Taf. I(XXIX). 210 Dr. Mauric Remes. [16] eckigen Querschnitt derselben hervorheben; Serpula gordialis Schloth. bildet ähnliche Convolute, doch ist hier der Querschnitt der Röhrchen rund, die Wandung glatt. Serpula socialis Goldf. Es kommen zweierlei Formen vor. Bei der einen haben die Röhrchen gleichgrosse Lumina und sind ziemlich regelmässig parallel an einander gelagert; bei der anderen sind grössere nebst kleineren Röhrchen vorhanden und weniger regelmässig an einander gereiht. Serpula torquata n. sp. AD, O, TE Tee) EL FLO Unter diesem Namen reihe ich Röhrchen ein, welche nur in Fragmenten in Nesselsdorf vorkommen, einen viereckigen Querschnitt, stumpfe abgerundete Kanten haben und um ihre Längsachse deutlich torquirt erscheinen. Sie ähneln den torquirten Arten Münsters Serpula sexangularis, subtorguata, quinquesulcat« unterscheiden sich aber durch den Querschnitt. Im Nesselsdorfer Kalk ziemlich selten. Serpula vertebralis Sow. Taf. XX, Fig. 32a, b, c,d. Querschnitt immer von viereckiger Form. Manche Stücke beginnen als ziemlich dünnes viereckiges Röhrchen und übergehen in eine grössere ebenfalls viereckige bis kugelige Anschwellung. Der obere Rand der letzteren pflegt glatt zu sein, endet aber auch zuweilen an den Kanten in kleinen Stacheln. In anderen Fällen erscheint das Röhrchen in ziemlich regelmässigen Zwischenräumen eingeschnürt und gibt so zur Bildung von rosenkranzähnlichen Formen Veranlassung. Die einzelnen Glieder des Röhrchens sind gleich gross, deutlich ausgeprägt. Eine flache Längsrinne, welche jede Seite des Röhrchens durchzieht, verursacht, dass die viereckige Form des Röhrchens umso deutlicher hervortritt. Eine feine Querstreifung ist nur an manchen Exemplaren zu sehen. Einzelne Stücke sind seitlich zusammengedrückt. Serpula spiralis Münster. an 225, Die 33 2,0, & Unter diesem Namen fasse ich Röhrenbildungen zusammen, welche sich den Münster’schen Arten Serpula spiralis und volubilis anschliessen. Sie unterscheiden sich von den anderen Serpeln durch ihre grösseren Dimensionen. Querschnitt erreicht eine Grösse von 6 mm — ist rund, Wand ziemlich glatt. Crustacea. a) Cirripedia. Von Crustäceen sind die Cirripedia durch die Familie der Zepadiden vertreten. Ich bilde die vorgefundenen Reste ab. Scalpellum Leach sp. Taf. XX, Fig. 34 a, b. Eine Carinalklappe von I6 mm Länge, welche sich an die von Reuss!) beschriebene Art Scalpellum robustum Reuss. anschliessen dürfte. Eine andere verbogene Carinalklappe von 14 mm Länge ist nicht näher bestimmbar. Taf. III, Fig. 34 b. Pollieipes Leach. sp. Die hier vorkommende Art scheint neu zu sein. Bruchstücke vom Tergum habe ich mehrere, das besterhaltene Exemplar ist abgebildet Taf. XX, Fig. 35. Die Zeichnung des Schildes ist charakteristisch. Der 1) Reuss: Ueber fossile Lepadiden. Sitzungsberichte der kais. Akademie der Wissenschaften. Math. nat. Cl. 49. Bd., I. Abth. 1864. [17] Nachträge zur Fauna von Stramberg. all z Längskiel zeigt an den Abzweigungsstellen der Hauptrippen eine Art Knötchenbildung. Die Rippen anfangs rund, werden gegen die Peripherie mehr scharf, leistenförmig und zeigen hier eine deutliche Querrippung. Nebenrippen verlaufen zwischen je zwei Hauptrippen. Die Länge des Bruchstückes beträgt IS mm, die Breite 14 mm. Das angeführte Reliet habe ich an anderen bekannten Arten nicht gefunden, doch begnügte ich mich mit der Constatirung desselben und will vorläufig keine neue Art aufstellen, solange es nicht ge- lingen wird, besser erhaltene Exemplare zu finden. Von einer anderen Pollicipes-Art ist auch nur .ein Bruchstück eines Roszrum vorhanden. Dasselbe hat eine gewisse Aehnlichkeit mit Pollicipes carinatus Phillipi ') (Taf. XX, Fig. 9). An dem Exemplar sind kräftige Leisten deutlich sichtbar. (Taf. XX, Fig. 36.) b) Ostracoda. Zwei Osztracoden bat aus meinem Material Herr Frederick Chapman im Artikel »Two new species of ostracoda of Tithonian age from Nesselsdort, Austria (Geological magazine, Decade IV, vol. VII, Nr. 433, pag. 325, July 1900) abgebildet und beschrieben. Es sind dies: 1. Bythocypris(?) Jurassica sp. nov. 2. Bairdia Nesselsdorfensis sp. nov. c) Podophthalma. Von den in der Korallenfacies des weissen Kalkes reichlich vorkommenden Brachyuren und Ano- muren habe ich im rothen Kalkstein nur je ein Bruchstück einer Galathea und eines Prosopon gefunden. Molluscoidea. a) Bryozoa. Zugleich mit den Bryozoen des rothen Kalksteins wurden auch die in meiner Sammlung befindlichen Bryozoen aus dem weissen Stramberger Kalk untersucht. Ich nenne daher an dieser Stelle auch die Arten des weissen Kalkes. Hohenegger führt (l. e., pag. 21) aus Stramberg unter den Phytozo&n folgende Cerioporen an: 1. Ceriopora angulosa Goldf. 2h R radiata Quenst. o ; ribr ldf. N 3 2 ae De = \ — Thalamopora Zitteli Zeise. 4: > | Spongites squamatus Quenst. 5. P compacta. Mein Verzeichnis der Bryozoen enthält: 1. Ceriopora angulosa Quenstedt (Nesselsdorf und Stramberg). 2% 5; clavata Quenstedt (Nesselsdorf und Stramberg;). 3% 5 striata Quenstedt (Nesselsdorf und Stramberg). 4. 5 radiciformis Quenstedt (Nesselsdorf). 5. 5 radiata Goldf. (Stramberg). 6. Conotubigera sp. ähnlich Kreidespecies, ein Exemplar — nicht näher bestimmbar. 7. Aulopora sp., Auloporen ähnliche Gebilde, besonders im rothen Kalkstein, doch auch im weissen Kalk, wie sie Quenstedt aus dem weissen und braunen Jura erwähnt. Die von mir im vorläufigen Bericht angeführte Neuropora conuligera Hennig erwies sich als eben- falls zu Neuropora angulosa gehörig., Die Discoporella ähnlichen Gebilde sind kleine Spongien. Andere Bryozoen-Reste waren nicht näher bestimmbar. Die Bryozoen sind im rothen Kalkstein recht reichlich vertreten. DICH. Darwin, A monograph on the fossil Lepadidae, or, pedunculated cirripedes of Great Britain. Palaeonto- graphical Society 1851. Beiträge zur Paläontologie Oesterreich-Ungarns. Bd. XIV. 28 212 Dr. Mauric Remes. [18] b) Brachiopoda. Die Brachiopoden des rothen Kalksteines habe ich zugleich mit mehreren neuen Arten aus dem weissen Kalkstein im Jahre 1899 in dem Jahrbuch der k. k. geologischen Reichsanstalt, Bd. XLIX, Heft 2 abgebildet und beschrieben. (Beiträge zur Kenntnis der Brachiopoden des Stramberger Tithon.) Ich führe daher nur die Namen der Arten aus dem rothen Kalke an. Terebratula Lihwyd. Terebratula pseudo-bisuffarcinala Gemm. 5 simplicissima Zejszner. Bilimeki Suess. , mitis Suess. Re jamitor Pictet. Waldheimia King. Waldheimia trigonella Schloth. sf. Ausser den zwei schon erwähnten wurden noch drei weitere Exemplare vorgefunden. Waldheimia caeliformis Suess. Hoernesi Hohenegger. ” Dictyothyris Douv. Dictyothyris altirostris n. sp. R altirostris var. notoptycha. „ Chaperi Douv. 5 Koprivnicensis n. sp. Megerlea King. Megerlea cf. tatrica Zitt. en tıthonia n. sp. H proloricata n. sp. Terebratulina d’Orbigny. Terebratulina substriata Schloth. sp. = latirostris Suess. Lyra Cumberland. Lyra angustirostris n. sp. Rhynchonella Fischer von Waldheim. Rhynchonella spoliata Suess. n Suessi Zitt. Rhynchonella Hoheneggeri Suess. Von dieser Art kommen häufig Missbildungen vor, ich bilde zwei neue ab, (Taf. XX, Fig. 37 a—c, Fig. 38 a—c. Ichynchonella cf. Hoheneggeri Suess. N Glockeri n. sp. )) sp. n Kriciv n. sp: [19] Nachträge zur Fauna von Stramberg. 213 Als neue Funde treten hinzu: Khynchonella Pompeckj var. — ein einziges Exemplar von 14 mm Länge, 14 mm Breite und 9 mm Dicke. Rhynchonella strambergensis n. sp. in mehreren Exemplaren, welche jedoch sämmtlich kleiner sind als die Stücke aus dem weissen Kalkstein. Das grösste Exemplar misst: 15 mm Dicke, 15 mm Breite, 10 mm Dicke. Die kleinsten: Dicke 8 mm, II mm; Breite 9 mm, 11 mm; Dicke 5 mm, 7 mm. Mollusca. a) Lamellibranchiata. Die Bivalven kommen ziemlich häufig vor, doch sind sie meistens schlecht erhalten. Ausser Stein- kernen und Schalenfragmenten weisen noch den besten Erhaltungszustand die Oszreen auf. Doch auch von diesen sind nur einzelne Klappen vorhanden. Von den Östreidae habe ich bestimmt: 1. Ostrea (Alectryonia) tithonia Böhm. n ( = ) strambergensis Böhm. 3. Mn ( " ) rastellaris Münster, var. moravica Böhm. Von anderen Bivalven führe ich an: Pecten, Lima, Lithophagus, Astarte, Unicardicum, möchte jedoch alle mit einem Fragezeichen versehen. b) Gastropoda. Familie: Eulimidae. Chemnitzia d’Orbigny. Einige wohl hieher gehörende Steinkerne sind nicht näher bestimmbar. Ein einziges Stück ist deutlicher erhalten und wird vorläufig angeführt als: Chemnitzia sp. Länge 32 mm (ohne Spitze) dürfte an wohlerhaltenen Exemplaren 40 mm erreichen, Windungswinkel annähernd 25°. An der Schale deutlich feine Strichelung sichtbar. Einzelne Windungen zeigen ein deutlich entwickeltes, ziemlich kräftiges Rippenpaar, die ganze Breite der Windung einnehmend, ein Befund, welcher mich bestimmt hat, das Exemplar besonders hervorzuheben. Familie: Neritidae. Nerita Linne. Nerita chromatica Zitt. Die für diese Art charakteristische Verfärbung der Schale an dem einzigen Exemplar ziemlich erhalten. Familie: Turbinidae. Trochus Linne. Trochus (Ziziphinus) carpathieus Zitt. Das Nesselsdorfer Exemplar möchte ich eben wegen der als charakteristisch von Zittel angeführten Oberflächenverzierung, als zu dieser Art gehörend, anführen. Trochus leiosoma Zitt. Ein Exemplar. Mehrere undeutlich erhaltene Steinkerne scheinen den Gattungen Turbo und Trochus anzugehören. 28* 214 Dr. Maurice Remes. 120] Familie: Haliotidae. Pleurotomaria Defrance. Einige wohlerhaltene Stücke gehören zu: Plewrotomaria (Leptomaria) tithonia Zitt. und Pleuroto- maria (Leptomaria) macromphalus Zitt. Von Gasteropoden-Steinkernen schlechter Erhaltung seien noch genannt: Natica und Narica. Deckel von Neritopsis-Schalen — bekannt unter dem Namen Peltarion — habe ich in einigen Exemplaren, doch ist darunter nur eines, das Tab. XX, Fig. 39a, b abgebildete wohl erhalten. Es ist sehr ähnlich dem Peltarion, wie es Zittel in seinem Lehrbuch!) als zu Neritopsis radula L. sp. gehörig ab- bildet. Die Dimensionen sind: 12 mm grösste Breite, Io mm grösste Länge. Der Unterschied gegenüber Neritopsis radula besteht darin, dass bei der Nesselsdorfer Form der Fortsatz a an der Aussenfläche ver- tieft ist. Dieser Vertiefung entspricht an der Innenfläche ein Bündel von Leistchen, welches bei meinem Exemplar viel enger ist als bei der in Zittel’s Handbuch abgebildeten Form. Ferner ist es am Nesselsdorfer Stücke an jeder Seite von je einer recht tiefen Furche begrenzt. c) Cephalopoda. Perisphinctes fraudator Zitt. e transitorius Opp: Haploceras elimatum Opp. ? Nautilus cyclotus Opp., ein beschädigter Steinkern. Die zahlreichen fast geradlinig verlaufenden Scheidewandlinien scheinen die wenigstens approximative Einreihung in die Oppel’sche Species zu rechtfertigen. Rhyncholithen bilde ich einige ab. (Taf. XX, Fig. 40, 41.) Aptychus Beyrichi Opp- Belemnites Agricola. Die Belemniten sind im rothen Kalkstein von Nesselsdorf ungemein zahlreich vorhanden, und zwar: Belemnites tithonius Opp. = ensifer Opp. 3 strangulatus Opp. n conophorus Opp. Die vier Arten sind mit Stramberg gemeinsam. Für Nesselsdorf neu: Belemnites Gemmellaroi Zitt?). Von Zittel aus dem Diphya-Kalk von Volano bei Roveredo beschrieben. Kommt im Nesselsdorfer Kalk recht häufig vor. Belemnites cf. bipartitus Blav. Taf. XX, Fig. 42, 43. Die Art ist in Nesselsdorf nicht gerade selten, es ist jedoch an allen Exemplaren die Spitze abge- brochen. Die Stücke sind meist dünn, stabförmig, von geringer Grösse. Ein grösseres ist Fig. 43 abgebildet. Die vertieften Lateralfurchen sind deutlich zu sehen. Da es eben nicht gelungen ist, ein vollständig erhaltenes Exemplar zu erwerben, so wurde nur auf den Vergleich mit Belemnites bipartitus hingewiesen. Pisces. Sphaerodus gigas Ag. Die Nesselsdorfer Exemplare sind kleiner als jene aus dem weissen Kalkstein. Sphenodus longidens Ag. ») K. A. Zittel: Handbuch der Paläontologie, I. Abth., II. Band, Fig. 272. (München und Leipzig 18S1—I885. ®2) Die Fauna der ältern Cephalopodenführenden Tithonbildungen von K. A. Zittel, pag. 27, Taf. 1, Fig. 8 a—c. [21] Nachträge zur Fauna von Stramberg. 215 Sphenodns planus Ag. Die von mir unter diesem Namen beschriebenen Zähne!) sind sehr ähnlich, wenn nicht identisch mit jenen von Gemmelaro (Studi palaeontologici, parte I, Taf. II, Fig. 32—41, pag. S) unter dem Namen Sphenodus tithonius aus dem Tithon von Sicilien beschriebenen und abgebildeten Fischzähnen. Pycnodus complanatus Ag.(?) In meinem Aufsatz mit einem Fragezeichen versehen. Dürfte wohl identisch sein mit Pycnodus soluntinus Gemm. (l. c.) aus dem sicilianischen Tithon. In der letzten Zeit sind in Nesselsdorf noch zwei neue Exemplare gefunden worden, von denen das grössere 8 mm lang, 5 mm breit und 3 mm dick ist. Mehrere kleine Fischzähne stimmen mit Sphenodus virgai Gemm. überein (l. c. Taf. II, Fig. 42—43, pag. 8). Sie sind 4-5 mm lang, an der Basis 4 mm breit, ziemlich dick. Die nähere Beschreibung bei Gemmellaro. Im Tithon von Sicilien ziemlich selten. (Taf. XX, Fig. 44.) Plantae (Siphoneae). Auch das Pflanzenreich hat im rothen Kalkstein von Nesselsdorf einen Repräsentanten, welcher zu den Siphoneae verticillatae Munier-Chalmas gehört — nämlich eine einem Netz von Sechsecken besteht Gyroporella. Dieselben sind regelmässig, einzelne ü i Ü ffen durch ih rösse die Das ganze Stück ist 9 mm übertre a & Mehrzahl der kleineren. Lumen etwa lang, oben 4—4!, mm, unten etwa rzahl” de n. L x : ö o1/ nr 3 7 TER 3 mm breit, konisch verbogen, gegen 21), mm weit, die Wand [1 mm unten verengt. Stellenweise ist die es ai lee Deckschicht mit kleinen rundlichen a b Die beschriebene Art ähnelt Poren erhalten. An den Stellen, wo Gyroporella sp. vergr. °/,. am meisten der Gyroporella vesicu- die Deckschicht abgerieben ist, sieht 5 uzon en lifera Gümb. aus dem oberen Alpen- ; n \ man deutlich die Structur, welche aus keuper von S. Michele (Lombardei). Verzeichnis der Fossilien. Foraminifera. Bulimina variabilis d’Orb. Spongiae. Haplophragmium agglutinans d’Orb. NeHeeEmen:de. Lithistide inc. sed. Hiyalotragos sp. „ neocomianum Chapman. Ammodiscus incertus d’Orb. Involutina Remesiana n. sp. EEE u Sa : Fiyalotragos pezizoides ? conica Schlumberger. : m = Tetracladine? Sporadopyle sp. Casearia af. articulata, n. var. oder n. sp. Valvulina cuneiformis n. sp. Lingulina nodosaria Reuss. ovalis Schwager. R . 2 a ! as Eudea globata. aginulina truncata Reuss. ß : 5 & Peronidella tithonica. Cristellaria Bronni Römer. $ Peronidella sp. calva Wisniowski. 5 en 2 e Eusiphonella cf. Bronni, vielleicht n. sp. 2 gibba d’Orb. ER i . i Myrmecidium hemisphaericum, ganze Formenreihe. h rotulata Lam. 5 Ä NN mit ca. acht unterscheidbaren Varietäten. r cultrata Monttfort. ee : > Myrmecidium indutum. nr varıans Bornem. ie Myrmecidium grande. Anthozoa. Myrmecidium Chadwicki Hinde sp. Caryophyllia Oppeli n. sp. Myrmecidium sp. 1) Ryby tithonu Strambersk&ho. (Rozpravy Cesk& akademie, II. tr, r. VI, &. 3. 1897, mit deutschem Resume: Fischreste des Stramberger Tithon. 216 Dr. Mauric Remes. Rauffia clavata? Strambergia oder n. gen. mit mehreren Arten. Serpula vertebralis Sow. Serpula spiralis Münster. Crinoidea. Crustacea. Scalpellum sp. Pollicipes sp. Pollicipes sp. (cf. carinatus Philippi?) Byxthocypris (2) jurassica n. sp. Cyrtocerinus Thersites Jaekel. Cyrtocrinus granulatus Jaekel. Cyrtocrinus marginatus n. sp. Sclerocrinus strambergensis Jaekel, Sclerocrinus cf. compressus Goldf. Bairdia nesselsdorfensis n. sp. Sclerocrinus Batheri n. sp. Galathea sp. Sclerocrinus tenuis n. sp. Prosopon sp. Sclerocrinus pyriformis n. sp. Bryozoa. Eugeniacrinus Zitteli Jaekel. Ceriopora angulosa Oenc: Fugeniacrinus granulatus n. sp. Ceriopora clavata Quenst. Eugeniacrinus holopiformis n. sp. Ceriopora striata Dan Eugeniacrinus cupuliformis n. sp. Ceriopora vadiciformis Quenst. Eugeniacrinus tithonius n. sp. Phyllocrinus Hoheneggeri Zitt. Phyllocrinus intermedius Jaekel. Conotubigera sp. Aulopora sp. Brachiopoda. Phyllocrinus eyclamen n. sp. Terebratula pseudo-bisuffarcinata Gemm. Plicatocrinus sp.? Tetracrinus cf. moniliformis Münst. Terebratula simplicissima Zejszuer. Terebratula Bilimeki Suess. Tetracrinus sp. Terebratula mitis Suess. Pentacrinus cingulatus Münster. Terebratula janitor Pictet. Waldheimia trigonella Schloth sp. Waldheimia caeliformis Suess. Pentacrinus basaltiformis Miller, Balanocrinus subteres Münster. Antedon kopfivnicensis n. sp. BR Waldheimia Hoernesi Hohenege Antedon Lorioli n. sp. ohenegger. Dietyothyris altirostris n. sp. Asteroidea. Dietyothyris altirostris var. notoptycha. Ophiuride sp. Dietyothyris Chaperi Douv. Asteride sp. Dietyothyris Koprivnicensis n. sp. Echinioidea. Megerlea cf. tatrica Zitt. Cidaris Remesi n. sp. Megerlea tithonia n. sp. Cidaris Zetes n. sp. Cidaris glandifera Goldf. Cidaris Sturi Cotteau. Cidaris nesselsdorfensis n. sp. Cidaris subpunctata Cotteau. Cidaris tithonia Gemmellaro. Megerlea proloricata n. sp. Terebratulina substriata Schloth sp. Terebratulina latirostris Suess. Lyra angustirostris n. sp. Rhynchonella spoliata Suess. Ihynchonella Suessi Zitt. Cidaris. Guirandi Cotteau, Rhynchonella Hoheneggeri Suess. Pseudocidaris Zitteli n. sp. Rhynchonella cf. Hoheneggeri Suess. Peltastes Remesi n. sp. Rhynchonella Glockeri n. sp. Codiopsis Hoheneggeri n. sp. Rhynchonella sp. Magmosia Suessi n. sp. Rhynchonella Frici n. sp. Magnosia pauperata n. sp. Rhynchonella Pompeckj var. Vermes. Rhynchonella strambergensis n. sp. Serpula planorbiformis Münster. Serpula socialis Goldf. Serpula torguata miht. Lamellibranchiata. Ostrea (Alectryonia) tithonia Böm. Ostrea (Alectryonia) strambergensis Böhm. [23] Nachträge zur Fauna von Stramberg. Ostrea (Alectryonia) rostellaris Münster var. moravica Böhm. ? Pecten, Lima, Lithophagus, Astarte, Unicardium? Gastropoda. Chemnitzia sp. Nerita chromatica Zitt. Trochus (Ziziphinus) carpathicus Zitt. Trochus leiosoma Zitt. — Trochus sp.? Turbo sp.? Pleurotomaria (Leptomaria) tithonia Zitt. Pleurotomaria (Leptomaria) macromphalus Zitt. Natica sp.? Narica sp.? Neritopsis sp. Cephalopoda. Perisphinctes fraudator Zitt. Perisphinctes transitorius Opp. Haploceras elimatum Opp. [9) ran SI ? Nautilus cyclotus Opp. Rhyncholithen. Aptychus Beyrichi Opp. Belemnites tithonius Opp. Belemnites ensifer Opp. Belemnites strangulatus Opp. Belemnites conophorus Opp. Belemnites Gemmellaroi Zitt. Belemnites cfr. bipartitus Blv. Pisces. Sphaerodus gigas Ag. Sphenodus longidens Ag. Sphenodus planus Ag. Pycnodus complanatus Ag. (?) Sphenodus virgai Gemm. Plantae (Siphoneae). Gyroporella sp. t ne } N ; 7 “ z + 5 z i ig A: in Ei > { + dr a I j abi i {} j \ f j Rn i m u } j Y* i Er x i \ i { * 1 k * “nr er ' a wir ner Araber . At. MAL. rule h\ @ L 1 | ' 1 } ji 2 Ri v N 2 = x S m l » ns j j f = { Zn i \ "a ; . BI { j In Rei: ß na A fi m ul SHanElN ee ass El ulm . DR Ten, ER) - r REDEN UND ANSPRACHEN BEI DER ZU EHREN VON PROFESSOR EDUARD SUESS AUS ANLASS DER ERRICHTUNG DER EDUARD SUESS-STIFTUNG AM 12. MAI 1902 IM FESTSAALE DER K. K. UNIVERSITÄT WIEN ABGEHALTENEN FEIER. Ansprache Sr. Magnificenz des Rectors der Wiener Universität Dr. J. Schipper. Hochansehnliche Versammlung! Eine eigenartige und erhebende Feier ist es, welche diese glänzende Festversammlung hier ver- einigt hat und mir zunächst die ehrenvolle Verpflichtung auferlegt, alle hier Erschienenen, insbesondere aber unseren verehrten Professor Suess und seine werthen Angehörigen, auf’s ehrerbietigste zu begrüssen. Unter den Festlichkeiten ähnlicher Art, die während dieses Studienjahres in den Räumen unserer Universität stattgefunden haben, ist die heutige gewiss die schönste und erfreulichste. Denn während es sich bei den früheren Gedenkfeiern darum handelte, das Andenken längst verewigter, hervorragender und verdienter Mitglieder unserer Hochschule anlässlich der Aufstellung ihrer Denkmäler in der Ruhmeshalle unseres Universitätsgebäudes zu ehren, wandelt Derjenige, dem die heutige Feier gilt, obwohl er leider vor der Zeit aus dem Verbande der activen Mitglieder des Lehrkörpers unserer Hochschule auszuscheiden für gut befunden hat, noch in herzerfreuender körperlicher und geistiger Rüstigkeit und Frische unter den Lebenden, und steht an der Spitze der ersten wissenschaftlichen Körperschaft unseres Reiches, in der vordersten Reihe auch aller Derjenigen, die innerhalb der weiten Grenzen desselben der Förderung der idealen Güter der Menschheit, Alles dessen was edel, gut und schön ist, ihr Leben gewidmet haben. Doch nicht meine Aufgabe ist es, die Bedeutung des verehrten Mannes hervorzuheben, dem erst vor wenigen Monaten anlässlich seines Scheidens von seiner langjährigen ruhmvollen Thätigkeit an unserer Universität die allerhöchste und ehrenvollste Auszeichnung erwiesen wurde, indem Seine Majestät, unser Allergnädigster Kaiser und Herr, seine grossen Verdienste um die Wissenschaft und um die Culturbestre- bungen unserer Zeit in einem huldvollen Handschreiben anerkannte, dadurch nicht nur ihn, sondern den Gelehrtenstand überhaupt in hochherziger Weise ehrend und auszeichnend. Und nun wird ihm und seinen einstigen Collegen an dieser Hochschule am heutigen Tage wieder die hohe Ehre und Auszeichnung zutheil, dass ein Mitglied des Allerhöchsten Kaiserhauses, Seine Kaiser- liche und Königliche Hoheit, der Durchlauchtigste Herr Erzherzog Rainer, der Allverehrte Schirmherr und Förderer aller wissenschaftlichen, künstlerischen und humanitären Bestrebungen hier in unserer Mitte erscheint, um an dieser Feier theilzunehmen und dem dafür im Namen der Universität und des Festcomites den ehrerbietigsten Dank auszusprechen nicht nur eine ehrenvolle Pflicht, sondern uns Allen ein wahres Herzensbedürfnis ist. Beiträge zur Paläontologie Oesterreich-Ungarns. Bd. XIV. 29 D D [o] Eduard Suess-Feier. [2] In gleicher Weise beehre ich mich, Seiner Excelienz, dem Herrn Minister für Cultus und Untericht, Dr. Wilhelm Ritter von Hartel, der mit dem verehrten Herrn Professor Suess an der Spitze der kaiserlichen Akademie der Wissenschaften steht, sowie allen übrigen hohen Würdenträgern und allen verehrten Herren Collegen von der Akademie der Wissenschaften und von der Universität, sowie allen Ehrengästen, die zur Theilnahme an der heutigen Feier sich hier eingefunden haben, für ihr Erscheinen wärmstens zu danken. Indem ich nun nochmals Sie Alle, die durch Ihre Anwesenheit unser Fest auszeichnen und ver- schönen, auf’s ehrerbietigste begrüsse und willkommen heisse, ersuche ich den Amtsnachfolger und einstigen Schüler des verehrten Meisters, Herrn Professor Dr. Uhlig, zu seinem Festvortrage das Wort zu nehmen. Ansprache des Professors Dr. Victor Uhlig. Hochansehnliche Versammlung! Das akademische Leben mit seinen Kämpfen, seinen Gegensätzen und seinem ruhelosen Entwicke- lungsdrange mag auf Beobachter, die an der Oberfläche der Erscheinungen haften bleiben, oftmals wohl den Eindruck eines wirren Gemenges unharmonischer Bestrebungen hervorrufen. Wer aber tiefer in das Wesen der Dinge eindringt, wird unter der bewegten Oberfläche eine ruhige mächtige Strömung be- merken, die durch den Riesenleib aller Facultäten nach einem gemeinsamen Zielpunkt hinflutet. Aussergewöhnliche Ereignisse ziehen diese gemeinsame Tiefenströmung zeitweilig an die Oberfläche und geben nicht nur der Allgemeinheit Kunde von der Einheit unseres Wesens, sie bestärken auch uns selbst in unserem, durch die Verwirrung des Tages so oft erschwerten Streben aus dem Dunkel in das Helle. Ein solches aussergewöhnliches Ereignis bescheidet uns der heutige, der Ehrung unseres grossen Meisters Eduard Suess gewidmete Tag. Nicht nur alle Facultäten und alle Commilitonen vom Haupte bis zu den jüngsten Gliedern bekunden durch ihre herzliche Antheilnahme an dieser Feier den gemeinsamen Pulsschlag unseres Geisteslebens, auch weit über den Rahmen der Forschung und der Lehre ist der Kreis derer gezogen, die in dieser Stunde sich uns zugesellen. Wer empfände auch nicht Bewunderung für einen Forscher, den die Fachgenossen als einen ihrer hervorragendsten Bahnbrecher, als einen ihrer glänzendsten Führer verehren? Wer wäre nicht von Dank- barkeit erfüllt für einen Mann, der das Gedeihen unserer Kaiserstadt so erfolgreich gefördert, der dem Staate so grosse Dienste erwiesen hat? Wer sympathisirte nicht mit dem altösterreichischen Patriotismus, von dem alle seine Handlungen getragen sind? Wer endlich beugte sich nicht in Verehrung vor einem lauteren Leben der Treue, vor einer ungewöhnlichen, grossen und stolzen Persönlichkeit? Vollzieht sich eine solche Einigung der Geister, entsteht ein so warmes Gemeingefühl im Zeichen der Persönlichkeit, so dürfte es wohl die grösste Befriedigung bereiten, sich in das allmähliche Entstehen dieser geistigen Grösse bis zurück in die Tage des Sammelns und Ringens zu versenken. Wenn das auch heute nicht unsere Aufgabe sein kann, wird es uns doch gestattet sein, unseren Meister auf den Haupt- etappen seiner Laufbahn zu begleiten. Das Streben nach höherem Aufschwung, das ist es wohl, was vor Allem das Lebenswerk unseres Eduard Suess kennzeichnet. Und dieses Streben tritt schon in seinen ersten Arbeiten hervor. Als echter Naturforscher erkennt er bald, dass der Weg zu einer höheren Warte nur über die vollständige Meisterung eines Theilgebietes führt. Er verarbeitet ein ungewöhnlich reiches Material auf dem Gebiete der Brachiopoden und wird in raschem Ansturm ein unbestrittener Kenner dieser geologisch so wichtigen Thier- gruppe. Im Vollbesitze dieser Kennerschaft wird der junge Beamte des damaligen Hofmineralien-Cabinets im Jahre 1857 zum Professor der Paläontologie an der Wiener Universität ernannt. Die auf einem Gebiete der Paläontologie erlangte Meisterschaft festigt sein Urtheil auch in anderen Theilen dieser Wissenschaft und bald verbreitete er sich über fossile Säugethiere, über die Verschiedenheit der tertiären Landfaunen, über die Systematik der Ammonitiden und gab den mächtigsten Anstoss zur Aufstellung eines natürlichen Systems der Ammonitiden, das Jahrzehnte lang die Forscher beschäftigt hat und auch heute noch nicht [3] Reden und Ansprachen. 2 [9} „ völlige abgeschlossen ist. Die Ideen von Edm. Forbes, Bronn und Ch. Darwin übten damals zwar einen tiefen Einfluss auf ihn aus, aber sie vermochten ihn doch nicht in seinen eigenen Erfahrungen zu beirren. Frühzeitig erkannte er, dass die Paläontologie die Räthsel der fortschrittlichen Entwickelung der Lebewesen nicht ausschliesslich im Bannkreise der Darwin’schen Ideen zu suchen habe. Obwohl unser Meister bald mehr und mehr auf das geologische Gebiet abgelenkt wurde, haben ihn doch auch biologische Fragen unausgesetzt beschäftigt und mit grosser Spannung sehen wir dem Abschnitte über »das Leben« entgegen, das uns der Meister als Abschluss des dritten Bandes seines grossen Lebenswerkes des »Antlitz der Erde« in Aussicht gestellt hat. Für seine Thätigkeit auf geologischem Gebiete ist es sehr bezeichnend, dass seine Arbeiten so ganz aus dem Heimatsboden entsprangen; selbst die weitausgreifenden Forschungen seiner späteren Jahre wurzeln in Erkenntnissen, die der Heimatsscholle entnommen waren. In seinem »Boden der Stadt Wien« verband er in bewundernswerther Weise geologische mit hydrologischen, hygienischen und historischen Gesichts- punkten. Ein ähnliches Werk hat vordem kaum bestanden; sein Beispiel fand mehrfache Nachahmung, aber keines erreichte an Fülle der Anregung, an schönen Gedanken, an warmer Heimatsliebe das Original. Mit dem »Boden der Stadt Wien« steht in engem Zusammenhange sein berühmter Bericht über die Wasser- versorgung der Stadt Wien, aufGrund dessen der Bau unserer Franz Josef-Hochquellenwasserleitung beschlossen wurde und der für alle späteren Arbeiten dieser Art als Muster diente. Doch mit diesem grossen Werke gab sich sein Drang, der Allgemeinheit zu nützen, nicht zufrieden. Stark genug, um sowohl der Wissenschaft, wie dem öffentlichen Wohle zu dienen, fühlte er sich ver- pflichtet, zu der damals sich vollziehenden politischen Neugestaltung unseres Vaterlandes nach Kräften bei- zutragen, und so sehen wir ihn in jenen Tagen, die mit ihrem schaffensfrohen Idealismus, ihrem über- schwänglichen Hoffnungen so weit, ach so weit hinter uns zu liegen scheinen, in unserem Abgeordneten- hause für den Neubau des Schulwesens mit einer Wärme und Schlagkraft eintreten, die ihm die jubelnde Zustimmung der Bevölkerung eintrugen. Der Jubel jener Tage ist freilich verraucht, aber die Thatsache doch unbestritten geblieben, dass damals auf dem Gebiete des Volksschulwesens unvergängliche Fortschritte angebahnt wurden. Die intensive öffentliche Bethätigung unseres Meisters lebt uns Allen noch in frischer Erinnerung, Vielen aber ist es nicht bekannt, dass er sich weder durch die Lasten, noch durch die Ehren des öffent- lichen Wirkens abhalten liess, sein Lehramt und seine Wissenschaft mit gleicher Liebe zu pflegen wie sonst. Staunend ermessen wir das Pflichtgefühl, die Arbeitskraft und die geistige Elasticität, die so übergrosse Leistungen einzig ermöglichten. Die Pflege der Geologie der Heimat lenkte seine Aufmerksamkeit auf die nieder-österreichischen Erd- beben. In der Zeit seiner intensivsten parlamentarischen Thätigkeit, veröffentlichte er darüber eine damals gänzlich neuartige Arbeit und knüpfte sie an eine ebenso interessante Studie über die Erdbeben des südlichen Italien an, nachdem er dieses Land wiederholt mit seinen Schülern besucht hatte. In diesen beiden Arbeiten eröffnete er neue und so weite Ausblicke, dass er hierdurch zum eigentlichen Begründer der geologischen Untersuchungsmethode der Erdbeben wurde. Das Wiener Becken mit seinen interessanten Tertiärbildungen wurde durch ihn zum Ausgangs- punkt fruchtbringender geologischer Arbeit und ebenso boten ihm die Alpen ein unbegrenztes Feld erfolg- eicher Thätigkeit. Die österreichischen Geologen wissen ihm Dank für vielfache Aurklärungen alpiner und karpatischer Formationen; für ihn waren dies zugleich Bausteine eines umfassenderen Werkes, der Entstehung der Alpen. Er führte in diesem Werke die vergleichende Methode in die geologisch-tektonische Forschung ein und erzielte damit so wichtige Ergebnisse, dass er sich angeregt fühlen musste, immer weitere und weitere Gebiete in den Bereich dieser vergleichenden Forschung zu ziehen, bis er endlich nach vieljähriger Arbeit die Gebirgszüge der ganzen Erde mit ordnendem Verstande durchdrang. Nun konnte er unter- nehmen, was vordem von keinem Geologen in gleichem Maasse gewagt worden war: eine Darstellung des geologischen Baues der gesammten Erdkruste, ein Riesenwerk, das in seinem »Antlitz der Erde« fast vollendet vor uns liegt. 29" D D DL Eduard Suess-Feier. [4] Eine gewaltige Wirkung ist von diesem Werke ausgegangen, die in ihrer Wucht den Meister selbst überrascht haben mochte. Nicht bloss die topische und dynamische Geologie wurde hierdurch in neue Bahnen gelenkt, sondern es gibt überhaupt kaum ein Capitel der Geologie, das nicht in mehr oder minder erheblichem Grade hievon befruchtet worden wäre. Nicht nur in der engeren Heimat, nicht nur im deutschen Sprachengebiete ist das »Antlitz der Erde« gepriesen, es hat in raschem Fluge sowohl durch den Stoff selbst, wie auch durch die unvergleichliche Kunst der Darstellung universelle Bedeutung erlangt. In echt wissenschaftlicher Solidarität haben Forscher aus fernen Ländern selbstlos dem Meister Originalmittheilungen zur Verfügung gestellt, um zur Grösse eines Werkes beizutragen, das für immer einen unvergänglichen Markstein in der Geschichte der Geologie bilden wird. So ist Eduard Suess nach bewundernswerthen Leistungen auf allen Gebieten der Geologie zur Höhe wissenschaftlichen Ruhmes emporgestiegen; in allen Theilen der Erde befruchten seine scharfsinnigen Ge- danken die geologische Forschung und in alle civilisirten Länder dringt mit seinem »Antlitz der Erde« zugleich der Ruhm der österreichischen Naturforschung. Ein so grosses Leben konnte nicht verfehlen, im Herzen der Mitwelt einen Ehrenplatz einzunehmen. Nichts war natürlicher als dasssich Alle freudig anschickten, den 70. Geburtstag des Meisters festlich zu begehen. Seine Schüler durften sich hierin des Vortritts erfreuen, konnten sie doch die letzte akademische Vorlesung ihres geliebten Lehrers nicht vorübergehen lassen, ohne zum letzten Male seinen schwungvollen Worten zu lauschen und ihm eine schlicht-herzliche -Ovation zu bereiten. »Dass er selbst auf der Höhe wissenschaft- lichen Ruhmes, äusseren Ehren und Auszeichnungen abhold, stets der schlichte, mit unermüdlichem Eifer und liebevoller Sorgfalt seinem Lehrberufe ergebene Gelehrte geblieben war, dem die Stellung als Univer- sitätsprofessor seit jeher als höchster Ehrentitel galt,« das war es, nach dem Wortlaute der von den Schülern überreichten Adresse, was sie mehr als alle anderen Verdienste zu Bewunderung und Dank hingerissen hat. Dann kam der 70. Geburtstag, feierlich begangen von der Familie unter herzlichster Theilnahme der grossen Oeffentlichkeit, der persönlichen Freunde und Verehrer, sowie des Auslandes. In zahllosen warmen begeisterten Kundgebungen kam die dankbare Verehrung der Mitbürger zum Ausdruck, und alle diese Kundgebungen wurden gekrönt von den erhebenden Worten Sr. Majestät, unseres erhabenen und geliebten Kaisers, die nicht nur unseren Meister, sondern die gesammte Wissenschaft auf das höchste geehrt und beglückt haben. So hat der 70. Geburtstag: unseres Meisters in allen Schichten unseres Reiches einen mächtigen Wiederhall geweckt. Nur wir, seine ehemaligen Universitäts-Collegen, sollten abseits stehen, uns sollte es nicht vergönnt sein, ihm öffentlich den Tribut der Dankbarkeit, der herzlichen Verehrung zu zollen? Wir konnten Dich, verehrter Meister, nicht ziehen lassen, ohne diesem Herzensbedürfnis zu folgen, und wir sind hochbeglückt, dass Du uns die Gelegenheit hierzu nicht entzogen hast. Und indem wir uns nun um Dich scharen und die Versicherung unserer unwandelbaren Verehrung erneuern, finden wir uns Alle in Dir, einig mit Dir in dem echt germanischen Drange nach dem Hohen, dem Edlen, Lauteren und Hellen. Leider hat diese Feierstunde für unsere Universität neben der erhebenden auch ihre höchst betrübende Seite: sie erinnert uns daran, dass wir einen unserer ruhmvollsten akademischen Lehrer nach einer ununter- brochenen Lehrthätigkeit von 88 Semestern verloren haben! Glücklicherweise können wir dennoch sagen, dass Du der Unsere geblieben bist, nicht nur durch die Beziehungen unserer Herzen, durch die Bande der Wissenschaft; auch Deinen ruhmvollen Namen wusstest Du unserer Universität durch eine That zu erhalten, die in den Annalen der Wissenschaft vereinzelt dastehen dürfte: Dein Name ist aus den Matrikeln unserer Universität nicht verschwunden, sondern darin nur verschoben, denn Du liessest ihn ja in das Verzeichnis der Hörer des »geologischen Conversatoriums« eintragen, und so verschafftest Du unserer Universität den Ruhm, einen Bahnbrecher der Wissenschaft zuerst als Lehrer, dann als Schüler aufweisen zu können. Durch diese That gabst Du uns neuerdings einen Beweis von der Grösse und Treue Deiner Lebensauffassung, In Deiner Abschiedsvorlesung, verehrter Meister, vernahmen wir von Dir folgende denkwürdige Worte: »Als ich Lehrer wurde habe ich nicht aufgehört, ein Lernender zu sein, und jetzt, da ich aufhöre, ein Lehrer zu sein, möchte ich auch nicht aufhören, ein Lernender zu sein, so lange meine Augen sehen, meine Ohren hören, meine Hände greifen können«. Dank dieser wahrhaft erhabenen Auf- [5] Reden und Ansprachen. 22 fassung des wissenschaftlichen Berufes, dank der gütigen Vorsehung, die Dir die Kraft und den Willen gab, auch fürderhin neue Erkenntnisse dem Riesenbaume Deines Wissens einzufügen, können wir die frohe Hoffnung aussprechen, dass Du auch in Zukunft nicht aufhören wirst, als unser Führer und Altmeister voranzugehen und das Gedeihen der Wiener Geologenschule, die Du so gross gemacht hast, zu erhöhen. Diese Seite Deines Wirkens schwebte uns vor, als wir den Gedanken fassten, ein äusseres Zeichen aufzurichten, das für alle Zeiten von den Gefühlen Kunde geben sollte, die Deine Leistungen und Deine Persönlichkeit Deinen Collegen, Fachgenossen und Freunden einflössten. Was sollte Dir mehr am Herzen liegen, als die dauernde Förderung unserer Geologenschule? In dieser Erwägung reifte der Plan, eine Stiftung zu schaffen, die für alle Zeiten den Namen Eduard Swess-Stiftung führen und deren Erträgnis zur Beförderung geologischer Studien an der Wiener Universität dienen sollte. Mit Genugthuung müssen wir hier hervorheben, dass diese Absicht in allen betheiligten Kreisen nicht nur die freudigste, lebhafteste Billigung, sondern auch die werkthätigste Unterstützung fand. Von vielen Seiten, besonders auch von unserem Montanisticum, wurden uns so namhafte und zahlreiche Beiträge zur Verfügung gestellt, dass die für unsere heimischen Verhältnisse namhafte Summe von fast 42.000 X zusammenkam. Du magst, verehrter Meister, hierin einen neuerlichen Beweis erblicken, wie tief und in wie weiten Kreisen die Verehrung wurzelt, die Dir entgegengebracht wird. Wir aber danken Allen, die das Zustandekommen dieser Stiftung durch Beiträge ermöglichten; wir danken aber auch Dir aus ganzem Herzen, dass Du Dich bereit erklärt hast, die Widmung dieser Stiftung anzunehmen. Du wirst aus diesem Stiftsbriefe ersehen, dass diese Stiftung nach Deinem Wunsche und Deiner hohen Einsicht dazu verwendet werden wird, um grössere geologische Studienreisen der Studirenden unter Aufsicht eines Professors und auch kleinere selbständige Forschungen von Anfängern zu ermöglichen. Nun können wir uns mit Befriedigung des gelungenen Werkes freuen und uns der erhebenden Vorstellung hingeben, dass die jungen Geologen, die noch lange an den geistigen Früchten Deines Wirkens zehren werden, im Namen eben dieses Wirkens auch materielle Mittel erhalten sollen, um dem grossen Vorbilde nachzustreben, das Du als Mensch und Forscher gegeben hast. Indem ich Dir nun im Namen aller derjenigen, die zu dieser Stiftung beigetragen haben, im Namen der Collegen und Fachgenossen diesen Stiftsbrief überreiche, bitte ich Dich, theurer Meister, darin ein äusseres Zeichen unserer Gefühle zu erblicken, das Dir eindringlicher als meine Worte es vermögen, noch viele, viele Jahre sagen soll mit wie tiefer Verehrung und Dankbarkeit wir für jetzt und immer Deiner gedenken. Ansprache des Intendanten des k. k. Naturhistorischen Hofmuseums, Dr. F. Steindachner. Hochverehrter Herr Professor! Der Kreis der heimatlichen Institute, mit denen Sie während Ihrer, ein halbes Säculum umfassenden, so fruchtbringenden Thätigkeit in Beziehung traten, wäre kein vollständiger, würde darin der Name desk. k. Natur- historischen Hofmuseums fehlen. Mit freudiger Genugthuung erfüllt es mich daher, heute bei diesem fest- lichen Anlasse als Vertreter des Hofmuseums Erinnerungen wachrufen zu können, die gerade mit dem Beginn Ihrer glänzenden wissenschaftlichen Laufbahn zusammenfallen. Sie haben dieselbe im Jahre 1852 mit Ihrem Eintritt in das damalige k. k. Hofmineraliencabinett begonnen und haben dann mehr als ein Decennium diesem Institute als Assistent und Custosadjuncet angehört. Aus der staunenswerthen Fülle Ihrer aus dieser Zeit stammenden Arbeiten und Publicationen will ich nur die grundlegenden Studien über die Brachiopoden und jene über die fossilen Säugethiere der Tertiärbildungen der Umgebung von Wien hervorheben, die nicht nur in den Annalen der Wissenschaft für alle Zeiten fortleben, sondern auch eine bleibende unschätzbare Bereicherung der Sammlungen des heutigen Naturhistorischen Hofmuseums veranlassten. 224 Eduard Suess-Feier. [6] Schon damals haben Sie als junger Privatdocent das vorhandene reiche fossile Material des Hof- mineraliencabinettes zu Ihren unvergesslich anregenden Vorträgen benützt und in den Räumen dieses Museums in früher Morgenstunde einen Kreis lernbegieriger junger Männer um sich versammelt, dem Stoliczka, Mojsisovies, Paul und Andere angehört haben, und dem auch ich mich mit aufrichtig dankbarer Erinnerung beizählen darf. Sie waren es vor Allem, der den Gedanken betonte, dass die Paläontologie nur im engsten An- schlusse an die Kenntnis recenter Thierformen auf wissenschaftlich gesicherter Grundlage fortarbeiten könne, dass Vergangenheit und Gegenwart diesbezüglich ein untrennbares Ganzes bilden. Auf Ihre Anregung hin widmete ich mich vor 53 Jahren dem Studium der fossilen Fische Oesterreichs und kam hiedurch in nähere Beziehung zu dem damaligen zoologischen Hofcabinette, dessen berühmte ichthyologische Abtheilung durch Heckel’s Tod führerlos geworden war. Und wie ich Ihnen mithin persönlich zum grössten Danke verpflichtet bin, so sind es auch zahlreiche andere Beamte des Naturhistorischen Hofmuseums, die in Ihnen ihren ehemaligen Lehrer verehren. Sie haben aber nicht bloss durch Ihre ruhmvolle Thätigkeit als akademischer Lehrer dem Institute, dem Sie einst angehörten, das Ihnen damals erwiesene Entgegenkommen reichlichst vergolten, sondern sind auch fernerhin demselben stets ein warmer persönlicher Freund geblieben und haben bis heute, wo Sie an der Spitze der höchsten wissenschaftlichen Körperschaft unserer Monarchie stehen, die Interessen des k. k. Naturhistorischen Hofmuseums stets in erfolgreichster Weise gefördert. Das Naturhistorische Hofmuseum setzt daher auch einen Stolz darein, in Ihnen heute nicht bloss sein ehemaliges Mitglied, sondern vor Allem auch seinen gegenwärtigen Freund auf das allerwärmste begrüssen zu dürfen. Ansprache des Vicedirectors der K. k. Geologischen Reichsanstalt, Öberbergrath Dr. Emil Tietze. Gestatten Sie, dass ich mich den Herren Vorrednern mit einigen Worten anschliesse im Namen der Geologischen Reichsanstalt, die ich hier zu vertreten die Ehre habe und erlauben Sie, dass ich auf das be- sondere Interesse hinweise, welches gerade unsere Anstalt an dem Zustandekommen der Suess-Stiftung gehabt hat. Mannigfacher Art sind ja die Beziehungen eines geologischen Aufnahmsinstituts, wie das unsere zu den Hochschulen, vor Allem aber sind es Beziehungen gegenseitiger Ergänzung und w.chselseitiger Be- fruchtung. Wenn es einerseits auch unbestreitbar ist, dass die Arbeiten der geologischen Anstalten heute weitaus den Hauptantheil haben an den Ergebnissen, welche an den geologischen Lehrkanzeln gelehrt werden und welche dann den Inhabern dieser Lehrkanzeln überdies Stoff zu weiterer wissenschaftlicher Verwerthung liefern, so könnten doch anderseits Anstalten, wie die unsere ihre Aufgabe nicht erfüllen, ohne ein wissenschaftlich genügend vorbereitetes Personal, für dessen Heranbildung wir wieder den Hoch- schulen zu Dank verpflichtet sind. Aus diesem Grunde haben sich ihrer Zeit die leitenden Persönlichkeiten der Geologischen Reichsanstalt schon bald nach deren Gründung in Wort und Schrift, sowie durch Ein- gaben an die competenten Behörden mit unter den Ersten dafür eingesetzt, dass eine Lehrkanzel für Geo-. logie wenigstens zunächst an der Wiener Universität gegründet werde und dieselben haben im Jahre 1862 die Freude erlebt, diese Lehrkanzel, die erste ihrer Art in Oesterreich, errichtet und Ihnen, hochverehrter Herr Professor, übertragen zu sehen. Die Geologie ist aber ein Fach, das nicht allein aus Büchern oder Vorlesungen erlernt werden kann und für welches auch die Vorbereitung in einem noch so grossen Museum nicht immer ausreicht, denn unsere Wissenschaft beruht, so weit sie positiv ist, vor Allem auf der Beobachtung im Felde und auf einem beständigen Contact mit der Natur. Sowie Antäus aus der Berührung mit der mütterlichen Erde stets neue Kraft schöpfte, so kann der Geologe nur durch stete Beschäftigung mit dem Boden, auf dem [7] Reden und Ansprachen. 225 unser Geschlecht lebt, die Grundlage finden, von welcher aus er zu stets neuer Erkenntnis vordringt, und diese Beschäftigung gibt ihm auch das Mittel, die Schlüsse, die aus früheren Ergebnissen gezogen wurden, immer wieder zu controliren. Solche unmittelbare Beschäftigung mit dem oft mannigfach zusammengesetzten Boden will aber gelernt und geübt sein. Diese Uebung besser zu vermitteln und den Contact des Schülers mit der Natur selbst zu erleichtern, mit anderen Worten, den Schüler sehen und beobachten zu lehren, dazu wird an der Wiener Universität die Suess-Stiftung, wie wir hoffen, das ihre beitragen. Sie wird auf diese Weise dazu helfen, auch unserer Anstalt einen geeigneten Nachwuchs zu sichern, und das ist wohl ein guter Grund für uns, das Zustandekommen dieser Stiftung freudig zu begrüssen, denn ein grosser Theil unseres Per- sonals wird sehr wahrscheinlich auch in Zukunft sich aus gewesenen Hörern der Wiener Universität er- gänzen, sowie schon bisher in den letzten Decennien die Mehrzahl unserer Mitglieder den Unterricht speciell an der Wiener Universität genossen haben. Diese Mehrzahl unserer Mitglieder, hochgeehrter Herr Professor, sind ja doch Ihre ehemaligen Schüler, die sich dankbar der Zeit erinnern, in welcher dieselben nicht allein durch Ihre meisterhaften Vor- träge in das Gebiet der Geologie eingeführt wurden mit dem Ausblick nach den weitesten Zielen dieser Wissenschaft, sondern in welcher auch bisweilen weit ausgedehnte Excursionen unter Ihrer hervorragenden und anregenden Leitung unternommen wurden, wenn auch eben damals die Mittel zur Betheiligung an diesen Excursionen, wie ich höre, meist schwer genug zu beschaffen waren. Aber nicht die Dankbarkeit ehemaliger Schüler auszusprechen stehe ich hier; — da ich persönlich zu denselben zu gehören nicht das Glück hatte, wird es Anderen mehr als mir zukommen dies zu thun, wohl aber bin ich berechtigt, von der Dankbarkeit unserer Anstalt zu reden, für die Sie eine Reihe von tüchtigen Vertretern unseres Faches herangebildet haben. Das nämlich ist der andere Grund für unser Institut, sich der heute in’s Leben tretenden Stiftung zu freuen, dass wir durch diese Feier Gelegenheit er- halten Ihnen zu sagen, wie sehr wir von dankbarer Anerkennung für Ihre langjährige Wirksamkeit als akademischer Lehrer an dieser Universität erfüllt sind. In diesem Sinne wünschen wir, dass die Stiftung, welche Ihnen zur Ehre geschaffen wurde, nütz- liche Früchte trage, dass sie Geologen heranbilden helfe, die eingedenk bleiben der idealen Ziele, die Sie den Jüngeren unseres Faches zu weisen gewohnt waren und die eben deshalb an dem auf gegenseitiger Achtung beruhenden Einvernehmen festhalten, das zwischen den verschiedenen Richtungen und Bethätigungen unseres Faches so nothwendig ist für den sicheren Fortschritt und die gedeihliche Entwicklung der geo- logischen Wissenschaft, Ansprache des Bergrathes Max Ritter von Gutmann. Die montanistischen Kreise sind sich wohl bewusst der Abhängigkeit ihres technischen Könnens von dem theoretischen Wissen. : Freimüthig bekennt sich der Bergbau als Schuldner der Geologie. Der geologische Hammer, geführt in der Hand des Gelehrten, zur Erkenntnis der Wahrheit, im Dienste der reinen und hohen Wissenschaft, hat in deren praktischer Anwendung mit seinem Pochen oft ein tausendfaches Echo erweckt. Das Gehämmer und Getöse von unzähligen Werkzeugen, das Donnern der Sprengschüsse, das Rollen der Förderung, das Pusten der Dampfmaschinen, das Chaos unentwirrbaren Lärmes, aus dem das deutlich klare Bild von Industrien und Wohnstätten erstand, Erwerb und Obdach bietend abertausenden von Existenzen, die ihr Dasein verdanken: dem Hammer des Geologen. Hochverehrter Herr Professor! Als dem vornehmsten Vertreter unserer Mutterwissenschaft zollen wir Ihnen Dank und weiteren Dank, von einem allgemeinen, rein menschlichen Standpunkte. 226 Eduard Suess-Feier. [S} Der heute in unseren materiellen Tagen so seltene ideale Zug Ihres Wesens hat sich durch Ihre Lehren auf Ihre Schüler bis in weite Kreise der Praxis übertragen. Der Funke des Idealismus glimmt weiter und entfacht die Flamme der Begeisterung, ohne deren heiliges Feuer keine wahrhaft grosse That vollbracht werden kann, weder in der Wissenschaft noch im industriellen Leben. Die ideale Auffassung seines Berufes ist es, die dem Bergbeamten in schweren Zeiten den Muth verleiht auf einsamen Schächten im fernen Reviere, trotz aller Anfechtungen, die er durch Naturkräfte, wirthschaftliche Krisen und von anderen Seiten erleidet, der harten Unbill seines Berufes und oft auch Gefahren Widerstand zu leisten. Das Können der Montanistik, Hochverehrter Herr Professor! neigt sich vor Ihrem Wissen! Durch die Erforschung der Vergangenheit haben Sie uns die Zukunft offenbart! Ein getreuer Eckehard waren Sie, der Hüter des ewigen Lichtes unserer Ideale, und für dies bleibt Ihnen der Dank des österreichischen Bergbaues bis in die fernsten Zeiten gesichert! Ansprache des Privatdocenten und Assistenten der k.K. Geologischen Reichsanstalt Dr. Othenis Abel. Mir ist die grosse Ehre zutheil geworden, im Namen der Schüler des verehrten Altmeisters Suess unserer Freude über die Errichtung der Suess-Stiftung Ausdruck zu geben. Ich unterziehe mich dieser Aufgabe umso lieber, da ich selbst als einer der jüngeren Schüler unseres Meisters aus eigener Erfahrung den hohen Werth schätzen gelernt habe, der mit den Zwecken der Suess-Stiftung verbunden ist. Keine andere Wissenschaft bedarf so sehr als die Geologie der Erläuterung des im Hörsaale Gelehrten durch die Erklärung der Erscheinungen, die sich in der Natur selbst darbieten, umsomehr als der Studirende bei seinem Eintritte in die Universität von allen naturwissenschaftlichen Disciplinen mit der Geologie am wenigsten vertraut zu sein pflegt. Die Einführung in die Geologie darf sich deshalb nicht auf die Darstellung im Hörsaale beschränken, auch wenn dieselbe von einem ausgezeichneten Anschauungsmateriale und graphischen Darstellungen begleitet wird; der Lehrerfolg kann erst dann voll und ganz erreicht werden, wenn dieim Hörsaale gewon- nenen theoretischen Kenntnisse durch geologische Studienreisen unterstützt werden, Diese geologischen Reisen haben aber noch einen höheren Werth. In dem Maasse, in dem sich die Kenntnisse und Erfahrungen des jungen Naturhistorikers vermehren, wächst für ihn naturgemäss der Wunsch und das Bedürfnis, entferntere Gebiete in den Kreis seiner Studien einzubeziehen und den Rahmen seiner Forschungen zu erweitern. So schärft sich langsam der Blick für die Trennung des Wesentlichen vom Unwesentlichen und das eigene Forschungsziel tritt immer lebendiger und klarer vor die Augen des Einzelnen. Aus diesem Grunde erscheint die Veranstaltung geologischer Excursionen durch den Leiter der Lehrkanzel mehr als eine blosse Erläuterung zu Unterrichtszwecken: für den Studirenden wird sie geradezu eine wissenschaftliche Existenzfrage. Längst hat unser verehrter Altmeister Suess den hohen Werth der geologischen Studienreisen mit klarem, weitausschauendem Blicke erkannt. Er hat seine Schüler in die bojische Masse geführt und sie hinabgeleitet in die Silberschächte des Pribramer Erzbergwerkes; er hat seine Streifzüge ausgedehnt nach Deutschland, nach Tirol, in die Schweiz; er hat seine begeisterten Zuhörer quer durch die beschneiten Gipfel der Alpenkette hinabgeleitet bis zu den rauchenden vulcanischen Kegeln Süditaliens und Siciliens und hat überall das oft dunkle geologische Bild mit Meisterhand zu entschleiern verstanden. Gross ist die Zahl derer, die er auf diese Weise für unsere Wissenschaft gewann und die von dieser Zeit an der Forschung treu geblieben sind ihr ganzes Leben. Suess ist auf diesen Reisen nicht nur als Lehrer, sondern auch als Mensch seinen Hörern näher getreten und er liess ebensowenig die Werke der Kunst wie kleine, unscheinbare Züge des täglichen [9] Reden und Ansprachen. 227 Lebens unbeachtet vorüberziehen. Wer das Glück hatte, ihn auf diesen frohen Geologenfahrten zu begleiten, dem blieben diese Tage eine tiefe, dauernde Lebenserinnerung. In rühmlicher Weise hat die hohe Unterrichtsverwaltung der Veranstaltung solcher Excursionen wiederholt ihr Augenmerk zugewendet, aber es war bisher nicht möglich, diese Studienreisen in regel- mässiger Folge zu wiederholen. Dies zu ermöglichen, ist der Hauptzweck der Suess-Stiftung. Ganz besonders aber ist jene Bestim- mung der Statuten mit aufrichtiger Freude zu begrüssen, nach welcher auch dem absolvirten Hörer drei Jahre lang nach Vollendung seiner Studien an unserer Universität die Mittel zu selbständiger Forschung zur Verfügung gestellt werden. So wird dem jungen Naturforscher die Gelegenheit geboten, sich ein eigenes Forschungsziel zu wählen und mit Erfolg die Bahn eines selbständigen Forschers zu betreten. Auf diese Weise setzt die Suess-Stiftung fort, was unser verehrter Altmeister begonnen. Das Geheimnis des glänzenden Aufschwunges der Wiener geologischen Schule bestand in der Per- sönlichkeit unseres verehrten Meisters und in dem Zauber, den sein Vortrag auf die Zuhörer jederzeit aus- geübt hat. Wer je den Vorlesungen eines Suess lauschen konnte, wurde hingerissen von der Begeiste- rung, mit der er seine Lehren vertrat. Viele sind hinausgezogen mit todesmuthiger Forschungsfreude, die in Wien gewonnenen Ideale und die Begeisterung für ihre Wissenschaft in der Brust. Die stummen Erinnerungstafeln des geologischen Institutes reden eine beredte Sprache von der selbstlosen Hinopferung des Lebens für die höchsten idealen Ziele der Menschheit. Und dafür, dass Sie, verehrter Meister, diese Ideale und die Begeisterung für die Forschung in die Herzen ihrer Schüler gesenkt haben, von denen so viele ihr Leben hintansetzten, um die wissenschaftlichen Güter der Menschheit zu vermehren, dafür sage ich Ihnen heute, auch im Namen derer, die nicht mehr unter uns weilen, tiefsten Dank. Die Stiftung der hochherzigen Spender für die Hörer der Wiener Universität soll Ihren Namen tragen. Auch dafür haben wir Ihnen zu danken, denn auf diese Weise wird der Name des Mannes, dem die Wiener geologische Schule ein so rasches Aufblühen verdankt, mit jener segensreichen Einrichtung ver- knüpft, die eine ausserordentliche Förderung der jungen Geologen der Wiener Schule bedeutet, so dass auch für spätere Generationen von Schülern der Name Suess mit den Fortschritten der Geologie in Oesterreich unzertrennlich vereinigt bleiben wird. Rede des Professors Eduard Suess. Ich wende mich zunächst an meine einstigen Schüler, die bereits bei dem Schlusse meiner Vor- lesungen mich durch ein so erlesenes Geschenk erfreut haben. Welche Fülle von Erinnerungen weckt diese Stiftung! Ich sehe unter Ihnen Einzelne, die mit mir waren, als wir in Salzburg das Gebirge bestiegen, in einem herrlichen Spaziergang eine Kette nach der anderen kreuzten und am Tagliamento die heisse venetia- nische Ebene erreichten. Und Andere unter Ihnen erinnern sich heute des unvergesslichen Augenblickes unter dem Gipfel des Venediger, in welchem die Morgennebel plötzlich durchbrochen wurden von dem ersten, zugleich grün und roth und goldig erglänzenden Strahl der Sonne, und unsere langgestreckten Schatten in bläulicher Farbe hinflossen über den Firn. Und der heitere Gesang wird Ihnen in den Ohren klingen, der unseren müden Gliedern den Marsch erleichterte in den langen Thalböden, oder damals, als wir um den Glockner über den Katzensteig hinabgingen nach Kals, und unserer böhmischen Wanderungen werden Sie gedenken, von den Tiefen der Schächte von Pfibram bis zur Schneekoppe. Und wenn uns auch das Vaterland die Hauptsache geblieben ist, sind wir doch auch weit über seine Grenzen gereist. In dem heute zerstörten Adventivkrater des Vesuv war es uns einmal vergönnt, das Wallen der Lohe selbst Beiträge zur Paläontologie Oesterreich-Ungarns. Bd. XIV. 30 223 Eduard Suess-Feier. [10] zu sehen. Vom Gipfel des Aetna haben wir hinausgeschaut in das endlose Blau, von dem das Auge nicht genug in sich fassen konnte. Und einen lieben Freund sehe ich hier, der, den Hammer in der Hand, mich begleitet hat bis an den weiten, stillen, grünen See von Tornea in Lappland. So hat sich Eines an das Andere gereiht. Bald hatte Einzelnen von Ihnen die Regierung einen kleinen Zuschuss gewährt, bald waren Sie auf Ihre eigenen Mittel beschränkt, bis eines Tages das Versagen meiner Kniee auf einem Steig im Fleimsthale mir als der amtliche Rapport galt, dass für mich die Zeit dieser reizvollen Wanderungen vorüber sei. Es ist mir aber der innige Wunsch geblieben, dass diese Art des Unterrichtes, welche lehrhafter ist als alle Universitätsbücher, erhalten und gesichert bleibe. Kaum habe ich diesen Wunsch je auszusprechen gewagt. Jetzt verwirklicht er sich; Allen, die zu dieser Ver- wirklichung beigetragen haben, sage ich aus tiefstem Herzen Dank, nicht nur für mich, sondern auch im Namen der künftigen Schule. Nur in der freien Natur vermag der Geologe den Maassstab zu gewinnen, den er an das Gebirge zu legen hat. Nur hier kann er den beherrschenden Blick erlangen, der ihm gestattet, aus der Landschaft die erklärende genetische Idee zu lesen. Als der grosse Linn& seine Professur antrat, geschah dies mit einer Rede »De necessitate peregri- nationum intra patriam«. Kein Reich Europas bietet aber dem Geologen mehr Mamniefaltigkeit wie Oesterreich, wo die jungen Faltenzüge der Alpen herantreten an die alte böhmische Masse und zwischen beiden die letzten Ausläufer der pontischen Niederungen sich ausbreiten. Und je mehr man das schöne Land durchwandert, umso mehr lernt man es lieben. Diese Stiftung wird, ich zweifle nicht daran, die Neigung für diese Richtung von Studien erhöhen, und bei gegenseitiger wohlwollender Aneiferung und bei gerechter Würdigung der Verdienste unseres eigenen Nachwuchses wird der Ruf dieser Schule auch ausserhalb Oesterreichs steigen. Zugleich mag mir selbst in immer höherem Maasse noch zutheil werden, was doch der letzte Wunsch eines jeden alten Lehrers sein muss, nämlich übertroffen zu werden von den Schülern. Denn erst wenn man auf seinen Schultern die Last der aufgestiegenen jüngeren Generation fühlt, erlangt man das Bewusstsein, selbst eine brauchbare Staffel in der grossen Leiter menschlicher Erkenntnis gewesen zu sein. Und nun wende ich mich an Sie, hochgeehrter Herr Rector magnificus. Der heutige Tag ist für mich zugleich der Tag des Abschiedes von dieser ehrwürdigen Mutter- schule, an der ich so viele glückliche Stunden und Jahre verlebt habe. Ich darf in diesem für mich feier- lichen Augenblicke nicht vergessen, dass ich nur ein Adoptivsohn gewesen bin. Meine Studien waren am Polytechnicum zurückgelegt; ich war für die Industrie bestimmt, und als Graf Leo Thun mich zum Extra- ordinarius für Paläontologie ernannt hatte, da war die Sorge berechtigt, ob dieser kaum 25jährige Techniker fähig und geeignet sei, auch den letzten und höchsten Aufgaben der Universität, dem Hinlenken der Geister zu dem Edlen und Erhabenen, gerecht zu werden, und man frug, ob überhaupt der, wie man sich damals ausdrückte, unfertige Zustand der geologischen Doctrinen hiezu einen Stützpunkt abgeben könne. Die Jahre sind vergangen, und sehr Vieles hat sich verändert. Mit mir hat das Schicksal sonderbar gespielt. Es ist mir vergönnt gewesen, ein zweifaches Leben zu führen, denn während dieser herrlichen Reisen und Studien bin ich zugleich ein Mitglied unseres Parlaments gewesen. Parlamente sind aber allerorten ‘nicht nur gesetzgebende Körper; sie sind zugleich die bunten Studiengebiete des Psychologen, die Spiegelbilder all der grossen und kleinen Regungen, welche die menschliche Seele bewegen. Und so ist mir die seltene Gelegenheit zutheil geworden, zugleich etwas von den Mannigfaltigkeiten der Natur und etwas von den Mannigfaltiokeiten des menschlichen Wesens zu schauen. Was, menschliche Dinge mit dem unbefangenen Auge des Naturforschers betrachtend, am meisten auffällt, das ist allerorten auf der Welt die überwältigende Macht des Milieus, das ist jener Verbindung von Interessen und von Ideen, in welcher das Individuum aufwächst, und welche seinem Denken und Handeln die Richtung gibt. Und es gibt kleine Milieus, die enge Kreise beherrschen, und es gibt grosse Milieus. Von jeher hat es Ideen gegeben, welche die ganze Menschheit bewegt haben; in unseren Tagen haben sich ökonomische Fragen gebildet, deren Wirkung sich über die ganze Erde erstreckt, und diese. gewinnen immer grösseren Einfluss auf den Gang der Geschichte. (11] Reden und Ansprachen. 229 Ein Vulcan bricht in Westindien los; am selben Tage weiss man es in allen Welttheilen, und alle gebildeten Völker der Erde werden von zwei übereinstimmenden Empfindungen bewegt: von dem Mitleid gegen die Opfer, und von dem Bewusstsein der völligen Machtlosigkeit gegenüber den Naturkräften, So eint sich langsam die Menschheit. Sie lernt ihren Planeten anders einzuschätzen wie früher. Zugleich tritt überall die Beobachtung an die Stelle der aprioristischen Speculation. Allenthalben ist der Einfluss der transcendentalen philosophischen Schulen zurückgegangen. Auch die Herbart’sche Philosophie, welche zur Zeit meiner Ernennung ohne Widerspruch alle unsere Universitäten beherrschte, ist verschwunden. Die unfertigen Naturwissenschaften dagegen haben ihren Siegeslauf über die Welt vollzogen; sie haben die Denkweise und haben auch die ökonomischen Grundlagen der Milieus der Völker beeinflusst, und nirgends sind auch heute die Grenzen dieses Siegeslaufes sichtbar. Wir nehmen ein Stück Magnetkies, Pyrrhotinerz, zur Hand. Das Erz tritt in der Umrandung eines im geschmolzenen Zustand eingedrungenen Gesteinskörpers gegen das Nebengestein auf, als wäre es einstens erzeugt worden durch die Erstarrung metallischer Dämpfe, welche die Intrusion begleiteten. Das Erz enthält Eisen, Nickel, Kobalt, Chrom, Magnesium uad Anderes. Es ist ganz dieselbe Gruppe von Metallen, welche die Fraunhofer’schen Linien als eine erste Abkühlungsphase unserer Sonne erkennen lassen. Und es ist dieselbe Gruppe, welche auf den heisseren Sternen, zum Beispiel im Sternbilde des Schwanes, heute noch in der Gestalt glühender metallischer Dämpfe erkennbar ist. Das ist die Beziehung, welche besteht zwischen dem Erzstücke in unserer Hand und dem Sternbilde des Schwanes. So bauen sich die Gedanken ihre Brücken von Welt zu Welt. Zwei berühmte Philosophen, Ernst Mach und Theodor Gomperz, haben gleichzeitig mit mir ihre Lehrkanzeln verlassen. Nicht ohne aufrichtige Verehrung nenne ich ihre Namen. Es ist bezeichnend für den völligen Umschwung der Anschauungen, dass der Ordinarius für Philosophie, Mach, aus dem Kreise der Naturforscher gewählt war, und auf der anderen Seite zeigt uns Gomperz in seiner meister- haften Geschichte griechischer Denker, dass doch durch alle Jahrhunderte, welche seit der Blüthe hellenischer Cultur dahingegangen sind, und durch alle diese neueren Umwälzungen hindurch Eines stetig und unver- ändert geblieben ist: die Lehre von den Pflichten. Denn die Pflichten gegen den Staat, gegen den Neben- menschen und gegen uns selbst sind heute dieselben, wie sie Sokrates und Plato gelehrt haben. Der Imperativ ist derselbe, und höchstens die Formulirungen haben sich geändert. Und damals wie heute gilt als der höchste Preis, den das Leben zu gewähren im Stande ist, die innere Ruhe nach der Lebensarbeit, das heitere Gleichgewicht der Seele, welches aus dem Bewusstsein erfüllter Pflicht hervorgeht. Das ist die seelische Gesundheit, die Sophrosyne des Alters, für welche auch heute das Wort Plato’s gilt, dass Keiner hochmüthig genug sein wird, ihres Besitzes sich zu berühmen, und doch Niemand dulden möchte, dass sie ihm abgesprochen wird. Im Herbste fliegen durch die Luft lange weisse Spinnenfäden. Wenn der Herbst des Lebens gekommen ist, spinnen sich in gleicher Weise lange Gedankenfäden aus, fliegen herum, und suchen nach einem eigenen, nicht aus dem Wohlwollen der Freunde, sondern aus Selbstprüfung hervorgehenden Urtheil über den Werth der Lebensleistung. Das ist die richtige Stimmung zum Abschied von Theuergewordenem. Lassen Sie mich meinen innigsten Dank verbinden mit dem Wunsche für die weitere Blüthe unserer Alma mater. Lassen Sie mich die Hoffnung aussprechen, dass ihr die äusseren Verhältnisse immer günstig sein mögen, und die Zuversicht, dass sie zu allen Zeiten eine Freistätte männlichen Freimuthes und der Begeisterung für die Wissenschaft bleibe, zugleich eine Zierde unter allen deutschen Hochschulen und ein Stolz von Oesterreich. je Ken y N Ch IS/SESE ET. Schubert: Foraminiferen aus dem südtiroler Alttertiär. Fig. Ia, b. Fig. 35. ARASESESTBT Hyperammina elongata Br. Lee Be) een one RE ee eo en OD pag. Astrorhiza granulosa Br. Bängennm MeangsschlitginyG@anadabalsau WB wre Er Er ar pag. Hyperammina pellucida Schub. Kangenon m A@l|yceLinprapatat Cr pag. Rhabdammina discreta Br. Bruchstück eines I mm langen Exemplares, Glycerinpräparat, B....... 2.2... pag. Rhabdammina abyssorum M. Sars. Durchmesseri02 6:0, mm EC A. 2 rn ee ee ee pag. 6 = Rh. irregularis Carp, 7 = Bruchstück mit erhaltener Centralkammer. 8 = Ueber- gang von den regelmässig gestrahlten zu den unregelmässig verzweigten Formen. Girvanella vagans Br. Durchmesser 0:I—0:2 mm, Balsampräparate, C... ... 2... 2.2 .00.. 00000 Eh Reophax difflugiformis Br, C......... I ee Re pag. Reophax Grzybowskii Schub. 5, von eier See, & VOR OH no o oc Keo nun 000 a pag. Bathysiphon taurinensis Sacco. BängesvonD1A— 3111 GE N pag Bruchstücke von Dendrophrya excelsa Grzyb. Das längste 35 mm lang, Be... ..... Ben Dr oe need se B, 0 8-2000-,8 Pag. Ammodiscus polygyrus Rss., C. Reophax pilulifera Br. o'5 mm lang, b Längsschliff, c stärker vergrösserte Ansicht der Mündung, CC... ... pag. Trochammina nucleolus Grzyb. av onKobenwbEVvonKUnten WecBvongderzSelte Cr root Haplophragmium aff. lobsannense Andr. Glycerinpräparat, o5 mm lang, C......... NEN STE ne Sg an 01.6 ao Cyclammina sp. Glycerinpräparat, 05 mm lang, C...... a En es a RE joe Nodosaria sp. Cca. Imm anf, Bi nen nee a N ea NEUE Tre nor ar pag. Cyclammina (?) sp. 0:7 mm=—-längster Durchmesser, a von oben, b von vom, GC... .. ...... co 0.0 Da Cyelammina Uhligi Schub. O5 lan el yCeLNprAp Aral Cr ee A Cyclammina fontinense Terqu. asyonadersSceite, JDAGIyEEHNPpräparat,cEvongo ben, 2 Cr: era pae Bolivina Vaceki Schub. asyongdergsSeite NoBvongoben a nm] ano . Pag. Ammofrondieularia angusta Schub. o'5 mm lang, Canadabalsampräparat, B ..... Be ee er DC Pavonina agglutinans Schub. 05 mm breit, Canadabalsampräparat, B ........ a ER: ken Cyclammina pusilla Br. Canadabalsampräparat, 04mm lang, C. .... .. 2. .... ee 0. 0, 0. JOB Bolivina aenariensis Costa. a ganzes Exemplar, b Anfangskammern stärker vergrössert, ©...» 2... 2 22.0.0. pag. Cristellaria cumulicosta Gümb. var. spinata Schub. Länge 2 mm, a von vorn, b von der Dorsalseite, C. ... 2. . 22... a pe Lagena elongata Ehrenb., C. 1) C bedeutet Cologna, B = Bolognano. 19 17 25 24 Schubert: Foraminiferen a. d. südtiroler Alttertiaer. Tat] Autor del, Beiträge zur Palaeontologie und Geologie Oesterreich-Ungarns und des Orients. Bd. XIV. Verlag v. Wilh. Braumüller, k. u. k. Hof- u. Universitäts-Buchhändler in Wien. IINBELZI: Frech: Ueber devonische Ammoneen (Taf. ]). Fig. D 55 b. SI alo: le, JUN, 8. , 1b IPA ES): Gonioclymenia Uhligi n. sp. @b> @lymenienkalk, Ebersdorf- Berliner Mus 2), natıs Gr rer Gonioclymenia speciosa Mstr. sp. Ob. Clymenienkalk, Ebersdorf. a ausgewachsenes, bis ans Ende gekammertes Exemplar in Y, nat. Gr. Breslauer Mus. Die Rippen verschwinden mit zunehmendem Alter immer mehr. b das Jugendexemplar (in !/,) ist deutlich gerippt. Originalexemplar des Goniatites bicompressusgE. vB. yvomesleichenwEundort#Berlinerg Vs ger sr rer Gonioclymenia subarmata Mstr. sp. Ob. Clymenienkalk, Ebersdorf. « Embryonalwindungen der Schale °/,. Combinirt nach einem Breslauer Exemplar, das die innersten 5 Umgänge, und einem Berliner Stück, das den 6. Umgang auf den Seiten erkennen lässt. b Ansicht der Kammerscheidewand, etwas verkleinert. EL Externlobus. L, L, erster und zweiter Baterallobus.. S2 InnerersSiphonallobuss 2 Er e Gonioclymenia plana Mstr. sp. Ob. Clymenienkalk, Schübelhammer, Fichtelgebirge. Berliner Mus. a ist das Originalexemplar von Goniatites canalifer Mstr. DRS $ Ser Goniatites?Preslis Mstr.r rer Clymenia acuticostata Mstr. — aegoceras n. sp. Ob. Clymenienkalk, Klein-Pal a. d. Plöcken, Karnische Alpen. Ges. vom Verf... . Clymenia annulata Mstr. Mittl. Clymenienkalk. a, b Enkeberg, Seitenansicht und Querschnitt desselben Exemplares. Berliner Mus, c Beringshauser Tunnel, Sauerland. Aeusserer Umgang (lesaD enckmann)sa@eol-aTeandesan stelle Clymenia annulata var. nov. densicosta. @lymenienkalkgEnkebere-suBreslauergV us rar re Clymenia intracostata nov. sp. Obz@lymernienkalk) BassSerzerdeN@abrieres2u Ges nvomWVerkE] ErrErrr Clymenia arietina Sandb. Mündungsrand (dessen Rückenansicht durch einen schematischen Umriss verdeut- lieht wird). Unt. Glymenienkalk, Enkebere, Ges. vom) Verf. Er Oxyclymenia striata Mstr. . a Unt. Clymenienkalk, Enkeberg. Breslauer Mus., b Medianschnitt. Ob. Clymenienkalk, TasSerresbein@abrieressu &esS vomWVert@B erden | EEE Oxyclymenia ornata Mstr. sp. Ob. Clymenienkalk, La Serre bei Cabrieres. a Seitenansicht, b Sculptur eines zweiten Exemplarese. 22.6 CSEv om MV/[er fe re Er er ER . I2 a—c. Oxyclymenia bisulcata Mstr. Ein Exemplar mit vollständigem Mündungsrand. Ob. Clymenienkalk, Ebersdorf. a voll- ständige Seitenansicht mit der ersten Kammerscheidewand !/,., b Mündungssaum von der anderen Seite, c von oben; b und c ?/;. Breslauer Mus. Präparirt vom Verf. Oxycelymenia linearis Mstr. Ob. Clymenienkalk, Ebersdorf. Breslauer Mus. a. 0 un. Gonioclymenia pessoides L. v. Buch sp. Ob. Clymenienkalk, Ebersdorf, Grafsch. Glatz. a Ausgewachsenes Exemplar. Berliner Mus., b)Mittelorosses Exemplar) Breslauer Mus 2 EEE Er Er Er EEE, pag. pas. Alle Abbildungen, bei denen nichts Anderes bemerkt ist, sind in natürlicher Grösse ausgeführt. Die vom Verfasser gesammelten Stücke befinden sich in dessen Privatsammlung. qu 39 . 4I 39 31 431 Zi 32) , 9 35 35 34 .34 . 38 Frech: Ueber devonische Ammoneen (Taf. 1.) Tl Beiträge zur Palaeontologie und Geologie Oesterreich-Ungarns und des Orients. Bd. XIV. Verlag v. Wilh. Braumüller, k. u. k. Hof- u. Universitäts-Buchhändler in Wien. ml P2 N" R # ® \ v Ei N Ya re r3 se ’ us 5 2 : { {4 ” ” x : B, m Pa a = EN hr . - u: 5 } En: N { 1 E - h E R - ei a 1 1 Yen ae WE - E » J ea - rTal & } Mi d 2 2 + d ” l {} {} I hi {) Dh: \ {} ur iA “7 r. in ii h Äl re I 5 N ' f - e | # a } ü {} { L y N - y f en De Tr h f De a NE f a ur = | f L F I In j Ri ars Au nu. MR Ale ANA nu BUS I Ehl a ld „an THE a { Jr ir Wü - - LER 1 j H N \ N Kam Ma T Ile #3 I ae N J BcH ea f © 1 D en . | J - r h 1 i N Tre [ — ua 1 5 A e T f SISASESEITZITT: Frech: Ueber devonische Ammoneen (Taf. II). Riesa. Gephyroceras retrorsum L. v. B. sp. var. Unterstes Oberdevon, Pic de Cabrieres (graurother Kalk, Combinationsfigur!) . ... pag. Fig. I b. Gephyroceras Hoeninghausi L. v. B, Ebendaher. Ges! vom Verf. .. . 2... 2.2... pag. Fig. 2 a, b. Pseudarietites silesiacus n. g. nov. spec. — Goniatites tuberculoso-costatus Tietze non auct. Ob. Clymenienkalk, Ebersdorf. Orig.-Exemplare. Tietze’s neu präparirt. ....... pag. Fig. 3. Timanites acutus Keysl. em. Holzapfel. Unteres Oberdevon, Domanik, Petschora. Mit Wohnkammer und der fast vollständig erhaltenen» Mündung Orio21mYBreslauers Vuseum sr Er pag. Fig. 4 a, b. Clymenia solarioides L. v. B. Ehersdortg2 Or WIE UBUch!sune Up rAp ATI er re pag. Fig. 5. Phenacoceras paradoxum Tietze sp. (= Clymenia paradoxa Tietze non Münst). Orig:-BestimmungsNietze’sg(Orie# MuseumgBerlin)E: Wem pag. Fig. 6. Gephyroceras prumiense Stein sp. (Manticoceras) Untexes@®OberdevonsB üdeslreimWleowErec he pag. Fig. 7. Gephyroceras uchtense Keysl. Mit vollständigem Mündungsrand. Domanik, Petschora. Unteres Oberdevon. Orig. IMuseumsktns Naturkunde wBerlinWegee ur ee re Er Pag: Fig. 8. Gephyroceras gerolsteiniensis Stein. Büdesheim sumteres.Oberdeyon 2 Orie’2 MuseumsBreslann wre rer pag. Fig. 9. Timanites Hoeninghausi Vern. sp. Unterstes Oberdevon, Grube Rinkenbach bei Oberscheld. Orig. Geol. Landesanstalt (Goll.!E. Koch) 2 rate er ee ee Le ee Pag. Fig. 10. Prolecanites clavilobus Sandb. Das grösste bisher bekannte Exemplar. Unterstes Oberdevon, Grube Anna bei Ober- scheld unweit Dillenburg. Orig. Geol. Landesanstalt (Coll. C. Koch) ........ pag. Fig. II a-c. Prolecanites lateseptatus nov. spec. Y/\,, gekammertes Exemplar ?/;, mit Loben sowie Runzelschicht. ce Querschnitt eines zyyeitenYStückes Wobichdes@aprieres "ge Or Dr pag. Fig. 12 a, b. Prolecanites tridens Sandb. Unterstes Oberdevon (Zone des Goniat. lunulicosta), 5 Querschnitt desselben Exem- plares.s Gruber AnnaspeiuOberscheld. Bor rer Sr pag. Fig. 13. Prolecanites Becheri (Gldf.) L. v. Buch. Unterstes Oberdevon, Oberscheld. Copie nach F. Frech in !;. Orig. ....... pag. Fig. 14 a— f. Prolecanites Kiliani nov. spec. UnterstesLObherdeyonwRichdeu@abriere se Te pag. Fig. 15. Tornoceras subundulatum Frech. Mittl. Oberdevon, La Serre bei Cabrieres. Neu gezeichnetes Orig.-Exempl. ?/, Coll. Frech. pag. Fig. 16. Tornoceras planidorsatum Münst. Clymenienkalk, Enkeberg. Oberseite des Mündungsrandes nach E. Kayser’s Orig - Exempl. 4: 4 la Sn re Te ee ee pag. Fig. 17. Tornoceras acutum Frech. Mittl. Oberdevon, Nehden. Orig.-Exempl. E. Kayser’s. Geol. Landesanstalt... .. pag. Fig. IS, Tornoceras (Pseudoclymenia) Sandbergeri Beyr. Clymenienkalk, Enkeberg. Die Linie veranschaulicht den Verlauf der Sculptur auf der IAussenseite gu Or 2 BreslaueralViuse WR pag. Fig. 19. Tornoceras Escoti Frech. Elymenienkalk, La'serre, u. aa 2 nl ne pag. Fig. 20 a, b. Tornoceras Haugi Frech. Mitt] Oberdeyon, Nehden.Orıo2 MuseumsB ern pag. Fig. 2I a, b. Tornoceras simplex mut. ovata (Mstr.) Holzapfel. Querschnitt und Lobenlinie zum Vergleich. Büdesheim. Orig. Museum Breslau. . . pag. TAEEL II; 1) Sutur nach einem deutschen Exemplar, Die vom Verfasser gesammelten Stücke befinden sich in dessen Privatsammlung. 58 99 63 60 43 63 57 57 56, 57 59 63 65 64 64 64 50 50 47 5I 48 47 47 Frech: Ueber devonische Ammoneen. (Taf. II.) Taf. Il. 2a 2b 3 Beiträge zur Palaeontologie und Geologie Oesterreich-Ungarns und des Orients. Bd. XIV. Verlag von Wilhelm Braumüller, k. u. k. Hof- u. Universitäts-Buchhändler in Wien. 0] 4 at EN IE ANEIEYESIV: Frech: Ueber devonische Ammoneen (Tat. II). ATIEIE IV (RN); Fig. Ta. Cheiloceras subpartitum Mstr. sp. Mit erhaltener Schale, um- die innerliche Lage der Labialwülste zu zeigen. Orig.- Exempl. von Goniatites sublinearis Mstr. Clymenienkalk, Gattendorf, Fichtelgebirge. b, c desgleichen. Mittl. Oberdevon, Nehden. Pyrit-Steinkerne mit Labialwülsten. Etwas werkl£ !BerlinerMuse ku ra er re a Re ar EHER BER ER> pag. 69 Fig. 2 Cheiloceras umbilicatum Sandb. sp. Mittl. Oberdevon. a Pyrit-Steinkern von Nehden bei Brilon, b Schwarzer Kalk von La Touriere, Gabrieres, Beider gesammelt vomaVlert sr re pag. 73 Fig. 3. Cheiloceras oxyacantha Sandb. sp. Mittl. Oberdevon, Nordabhang des Pic de Cabrieres. Ges. vom Verf. ........ pag. 72 Fig. 4. Cheiloceras globosum Mstr. sp. 'Münster’s Orig.-Exempl. Clymenienkalk, Gattendorf. Berliner Mus... ....... pag. 73 Rjozess Aganides lentiformis Sandb. sp Mittl. Oberdevon, Lagow. Poln. Mittelgebirge. Orig. Gürich’s. Etwas verkleinert . pag. 77 Fig. 6. Cheiloceras acutum Sandb. sp. Mit WO BerdeyonaN ehden se &oll@Eire Chr Er er pag. 71 Eig,. 7. Cheiloceras Verneuili Mstr. sp. Mitt!» Oberdevon, ar Serreupei Gabrieres. Ges vyomSVert En Er r pag. 70 Fig. 8 a, b. Cheiloceras lagowiense Gür. Mittl. Oberdevon (Sacculus-Bank) Lagow, Poln. Mittelgebirge, a etwas verkl. ..... pag. 74 Fig. 9. Cheiloceras curvispina Sandb. sp. Mittl. Oberdeven, Nehden. Berliner Mus. Determ. E. Beyrut ... ......n.n pag. 72 Fig. Io. a, b. Cheiloceras circumflexum Sandb. em. Frech. MittlS@berdeyon@Nehd enges @o| [Eine c hr pag. 71 Fig. 11. Cheiloceras oxyacantha Sandb. sp. NMitila@OberdevonWNehdensaBerlinera Misere Er pag. 72 Fig. 12. Cheiloceras curvispina Sandb. sp. f Mittl. Oberdevon, Nordabhang des Pic de Cabrieres. Ges. vom Verf. ........ pag. 72 Fig. 13. Sporadoceras Muensteri L. v. B. sp. Clymenienkalk. a obere Zone desselben. Ebersdorf. Orig.-Exempl. E. Tietze’s im Breslauer Mus., neu gezeichnet, b untere Zone, Enkeberg bei Brilon. Ansicht der KammerscheidewandssBreslauerglV uses ee 0.0 pag. 79, 80 Fig. 14. Aganides (Paralytoceras) crispus Tietze sp. (»Clymenia«) Ob. Clymenienkalk, Ebersdorf. Orig.-Exempl. E. Tietze’s, neu präparirt. Berliner Mus. pag. 83 Fig. 15. Sporadoceras cucullatum L. v. B. sp. Ob2@lymenienkalk aasSerresbein@abrieress Ges Evo [er re pag. 83 Fig. I6 a, b. Aganides praecursor n. sp. ‚Mittl.. Operdevon,aNehdengbeisBrilonss Berlinerg Missa] re: apa Big 17. Sporadoceras subinvolutum Mstr. sp. j Grf. Münster’s Orig.-Exempl. aus dem Berliner Mus. Neu präparirt, etwas verkleinert pag. 82 Fig. 18. Sporadoceras mammilliferum Sandb. sp. (»Dimeroceras« Hyatt). Die im centralen Theil entfernte Wohnkammer lässt erkennen, dass die Wohnkammer- länge 5), —1!/; Umgang beträgt; der äussere Theil der Sutur ist ergänzt. Unt. Clymenien- kalkswEnkeberssbeisBrilonge @o]lEirec he a pag. 82 Fig. 19. Aganides sulcatus Mstr. sp. OpSClymenienkalkswEbersdorfse Mus @B re San Werra re pag. 76 Fig. 20. Sporadoceras pseudosphaericum n. sp. Untg@lymenienkalkwEnkeber or use ETa]]| CH ur Er Er: . .„ pag. 82 Fig. 21. a, b. Sporadoceras subbilolatum Mstr. sp. var nov. meridionalis. Ob. Clymenienkalk. a Seitenansicht etwas verkleinert; die Schale ist aussen etwas abgebrochen, um den Labialwulst zu zeigen. b Ansicht der Kammerscheidewand. La Serre beit@abrieres,; Ges:syom Verfasse pag. SI Fig. 22. Aganides Gürichi n. sp. Ob. Clymenienkalk, Ebersdorf. Mus. Breslau (Labialwülste schwach entwickelt, nur aufader#Aussenseitegdenalmo:änme ct El 920010)) ar Er pag. 76 Die Abbildungen sind in natürlicher Grösse, wo nichts Anderes bemerkt ist; die vom Verfasser gesammelten Stücke befinden sich in dessen Privatsammlung. Frech: Ueber devonische Ammoneen. (Taf. II.) Taf. IV. Beiträge zur Palaeontologie und Geologie Oesterreich-Ungarns und des Orients. Bd. XIV. Verlag von Wilh. Braumüller, k. u. k. Hof- und Universitätsbuchhändler in Wien, a $ ea 2 { : \ » Mu Sr > 2 + Bi N \ 4 { l m N T f 1 DET il 1 j j N! f = - Ü nun Fr rs ü j fh ei « DAREE NV. Frech: Ueber devonische Ammoneen (Tat. IV). Fig. Fig. D 5% 0o.a6 10. IT. es! . 14. 18. Abbildungen sind in natürlicher Grösse ausgeführt, wenn nichts Anderes bemerkt ist. Die vom Verfasser gesam- TAFEL V (IV) Oxyclymenia striata Mstr. sp. Ob. Clymenienkalk von Ebersdorf. Mit Mündungssaum, der auf der anderen Seite sichtbar ist, und Labialwulst. Die letzte Kammerscheidewand liegt in der Höhe des unteren Pfeiles, die tiefste Einbuchtung des Mundsaumes dort, wo der obere Pfeil ge- zeichnet. ist. !Mus#Berlin. 0.2.0. 1 kl er Clymenia lacvigata Mstr. Steinkern der Wohnkammer mit unvollständigem Mündungsrand und Labialwülsten. Das abgebildete Exemplar ist die erste, im rheinischen Schiefergebirge von Amelung gefundene und von L. v. Buch und E. Beyrich untersuchte Clymenia. Warberg bei Arnsberg; Westphalen“. az sulesn her ve Se ee ea ee Clymenia binodosa Mstr. Wohnkammerbruchstück, ob. Clymenienkalk, La Serre bei Cabrieres. Ges. vom Verf. Clymenia subflexuosa Mstr. em. Frech. Vom®sleichengEundortge@es’Svo rm SVert er ER Clymenia Humboldti Pusch em. Gürich. ?/ı. Mittl. Oberdevon, Kielce, Russ.-Polen. Orig.-Exempl. Gürich’s.. Mus Tornoceras Verae nov. spec. ®/a. Oberstes Unterdevon (Weisser Kalk), Pic de Cabrieres. Ges. vom Verf. Zur Ver- anschaulichung ältererer Tornoceren sind vier derselben, welche eine zusammenhän- gende Variationsreihe bilden, mit einheitlicher Orientirung zusammengestellt, und zwar ist: 6a die Sutur von Tornoceras Verae; 6b von Tornoceras circumflexiferum Sandb. sp., unt. Mitteldevon (Stufe des Aphyllites occultus), Wissenbach (leg. C. Koch). Mus. Breslau; 6c von Tornoceras angulatostriatum Kays. Ob. Mitteldevon, Ense bei Wildungen; 6d von Tornoceras Holzapfeli n. sp. vide Fig. 7 Tornoceras Holzapfeli nov. spec. %. Rother Kalk von Greifenstein. Oberstes Unterdevon (unt. Mitteldevon?). Ges. vom. Verf., Sal ka ke here See ee RR EEE EEE Tornoceras simplex L. v. B. Unt. Oberdevon; Bataille, Val d’Isarne bei Cabrieres. Orig. Frech’s. Leth. palaeoz. Taf. 32a Fig. 12. Der Mündungsrand ist vollständig erhalten; in der Mitte der der Y/, Umgang umfassenden Wohnkammer ist die erste unvollständige Anlage einer Kammerwandosichtbar 2 Mur yo Tornoceras Loeschmanni nov. nom. (= guestfalicum Frech prius). Pyritkerne aus dem mittl. Oberdevon von Nehden bei Brilon a Ges. vom Verf. b, c Berliner. Mus; 2. 11. cn ser 1 ea ORT San TEE Maeneceras Koeneni nov. spec. ®a. Oberstes Unterdevon (Weisser Kalk), Pic de Cabrieres. Ges. vom Verf... ... Beloceras praecursor nov. spec. *h. Tiefste Grenzzone des Devon (Zone des Tornoceras? incuspectatum), Wolayer Thörl (»Valentina«), Karnische ANPEN Ge SEvoLnWVIeTL er Er Ra: . I2 a, b. Cheiloceras planilobum Rother Clymenienkalk des Südabhanges des Pic de Cabrieres. Ges. vom Verf. . .. Cheiloceras Verneuili Mstr. em. Pyritkern des mittl. Oberdevon von Nehden. Dasselbe Exemplar von zwei Seiten, a mit abgesprengter Schale, Labialwülsten und den ersten Suturen, b mit Anwachs- Streifengund#S chalewa@ es Eyv.o m Ver Desgl. Steinkern aus schwarzrothem Kalk von La Touriere bei Cabrieres, mit fast vollständig Erhaltenera Wohn kanımersu @es vom Ver Dessgl. Pyritkern, stellt einen Fall spontaner Variation dar. La Serre bei Cabrieres. Ges. vom Verf. oe Ren a ee ee ee RE NE Cheiloceras subpartitum Mstr. var. amblyloba Sab. Mit anormal zahlreichen Labialwülsten, Kieskern. Mittl. Oberdevon, La Serre bei Gabrieres.. (Ges. vom Vert.. 0 00 un Aganides lentiformis Kays. em. Gürich. Mittl.EOberdevongKuelce,spolnisches@Mittelsebirse m: Prolobites delphinus Sandb. Unt. Clymenienkalk, Enkeberg; bei Brilon. Breslauer Mus. . . . 2... 2... melten Stücke befinden sich in dessen Privatsammlung. Pag. Pag. 29, 35 pl 33 . 34 5 Zi . 46 . 46 «47 54 OT . 67 , 70 70) 79 ..69 Bel . 78 Frech: Ueber devonische Ammoneen (Taf. IV.) Beiträge zur Palaeontologie und Geologie Oesterreich-Ungarns und des Orients. Bd. XIV, 1901. Verlag v. Wilh. Braumüller, k. u. k. Hof- u. Universitäts-Buchhändler in Wien. a fit, N ANEIK HR Eu u Se I, op ZASEIEIESV: Liebus: Fossilien der karpathischen Kreide. Fig. I Pachydiscus Neubergicus v. Hauer sp. emend. de Grossouvre. Zusammengedrücktes, theilweise beschaltes und mit einem Theil der Wohnkammer ver- sehenes Exemplar in natürlicher Grösse. Die eingezeichneten Lobenspuren geben dieLage der letzten Scheidewand an pag Aus den Istebner Schichten (Senon) von Alınannee Das Orıginal-Exemplar stammt aus der Hohenegger’schen Sammlung und befindet sich in der Paläontologischen Staatssammlung in München. Fig. 2 Parahoplites Bigoureti Seun. Mit einem Theil der Wohnkammer versehener Steinkern in natürlicher Grösse. Aus den Ellgother Schichten (oberes Aptien) von Krasna in Schlesien o . pag. Das Original befindetsichin der Sammlung der deutschen Technischen Beier. in Be Fig. 3 Desmoceras aff. Dupinianum d’Orb. Die Abbildung dieses Exemplares ist nach dem Abguss eines Abdruckesim Godula-Sand- steine hergestellt. Natürliche Grösse RE: o 0 . Pag. Das Original befindet sich in der Palsontologiehen Staasesmelung in Monchen Fig. 4, 5, u. 6. Baculites Hochstetteri n. sp. 4. Form mit extrem eingeschnürten schlanken Sätteln a) von der Flanke, b) von der Externseite und Querschnitt . ao ö re . pag. 5. Mittelform mit mässig eingeschnürten Sätteln ar von ‚der et, b) von der Externseite und Querschnitt . er a - . pag. 6. Form mit erhältnismasste breiten Sätteln a) von der Elanke, B)% von do Erteinsene und Querschnitt . : re pag Aus den Friedeker Merzeln (Seen) ae Becker Seiler ad des Teskowekzen Baches. Die Exemplare sind durchwegs gekammert und ohne Schale erhalten ; ihre Loben- linien sindim Text abgebildet. Die Originale sind in der Paläontologischen Staatssamm- lung in München. Fig. 7 Puzosia sp. indet. aff. planulata Sow. Ein kleines, schalenloses Exemplar, an dem die Varices deutlich wahrnehmbar sind. . pag. Aus dem Baculiten-Mergel des Friedeker Schlossberges. Das Originai befindet sich in der Paläontologischen Staatssammlung in München. Fig. 8. Ptychodus latissimus Ag. var. Schlottheimi Gein. Ein gut erhaltenes Exemplar mit sanft ansteigendem gekörnelten Randtheil und einem ge- wölbten, mit Falten versehenen Mitteltheil. Aus dem Baschker Sandstein (Senon) von Metillowitz . Pag. ISAGEILESVIE Das Original Denndet Gh in der Paisontolberchen Staatesanlune in Monepet . 117 [5] ff 115 [3] 117 [5] 119 [7] £ 119 [7] £ .119 [7] £ 120 [8] £ 121 [9] Taf. VI. A. Liebus: Fossilien der Karpathischen Kreide. & a De Lith.AnstxAlbBergerWienVIl. A.Swobodan.d.Nat.gezulith. Beiträge zur Palaeontologie und Geologie Oesterreich-Ungarns und des Orients. Bd. XIV. Verlag von Wilh. Braumüller, k. u. k. Hof- und Universitäts-Buchhändler in Wien. TAFEL VI 0. Petrascheck: Ammoniten der süchsischen Kreide. ee ie) 4 ATASEIEAL SVEN): a er IE Muniericeras dresdense nov. spec., aus dem Scaphiten-Pläner von Strehlen bei Dresden*). pag. 136 [ 6] ig. 2. Pachydiscu peramplus Mant., aus dem cenomanen Pläner von Ockerwitz bei Dresden. . pag. 137 | 7] ig. 3 a, b. Pulchellia Gesliniana d’Orb. spec., aus dem cenomanenPläner von Ockerwitz. Original im Besitzegdes@ Eiern ED) Orin oe Br re SEE re Er er Se Be Be u re pag. 140 [TO] ig. 4 Pulchellia Gesliniana d’Orb. spec., ebendaher. ig. 5 Pulchellia Gesliniana, ebendaher. ig. 6 Mammites binicostatus nov. spec., aus dem Labiatus-Pläner von Leubnitz bei Dresden. . pag. 145 [15] #=) Die Originale befinden sich, wo nicht anders vermerkt, im Besitze des k. mineralogisch- geologischen Museums zu Dresden. W.Petrascheck: Ammoniten d.sächs. Kreide. (Taf. 1. TatövıL. Züih Kunstanstaltw.Eriedr. öperl, Wren, 277z. Beiträge zur Palaeontologie und Geologie Oesterreich-Ungarns und des Orients.Bd.XIV. 1902. Verlag v.Wilh.Braumüller, ku.k.Hof-u.Universitäts-Buchhändler in Wien. UHR N N Er: . v = = ZH, En K } 5 { \ PEEı = Ua N) E E N fi hi audyte N rm Le \ 1 i / rn \ Ö T ih N J \ TEEN N i Tune ea & Mu ( l == ! a v Me (ce i \, EN “ 17 2 id fi E n ® $ 1 \ Pa at Ft B l ee Be Du E ' n 4‘ Dr N im L I) es | v ‚je ” " N El h FE h \ ml ’ Ma N! = Uber ii ? e N De: l El \ h ee ! A 2 I 1, I! R; Mi h f a D% f D j G 7 £ { ö N“ r 3 =. 7 an j { 7 j) r iR 4 4 hi f t N x 5 {) { K lee) h Y | E | I N \ Y Ü i Sl A SM { u ir {} } el = I ie h \ x N | N Du De {} j vn 1) L ie Te b Ba 5 NT 1 N um) Kj % fn len, u 14 j a j N " Dick N Anh aei\ Ze 1 n . in A j { { 1 ‚ 1 Fi Nr es . f i De \ 0) £ ih Ph f ee N { 1 Ira 0 . Mr \ i , f Wa AI 1 N, IHLeN if “ ER 1 Di oe \ { ' N T a Pi \ TAFEL VII m: Petrascheck: Ammoniten der sächsischen Kreide. DAEETSVIDED)Z Fig. 1 a,b. Mammites binicostatus nov. spec., aus dem Labiatus-Pläner von Leubnitz be Dres Fig. 2a, b. Mammites michelobensis Laube und Bruder, aus dem Labiatus-Pläner von Leubnitz . Fig 3a, b. Mammites binicostatus nov. spec., aus dem Labiatus-Pläner von Leubnitz. 03000 u AB Ur Taf. VII. Lit Kunstanstalfw.riedr Sperd, Wien, 2% Beiträge zur Palaeontologie und Geologie Oesterreich-Ungarns und des Orients.Bd.XIV, 1902. Verlag v.Wilh.Braumüller,ku.k.Hof-u.Universitäts-Buchhändler in Wien " Ki; TAREL IX Un, Petrascheck: Ammoniten der sächsischen Kreide. ITÄE BE IST (A) Fig. 1a, b. Mammites Footeanus Stol. spec., aus dem cenomanen Pläner von Gorbitz bei Dresden. . . Fig. 2a, b. Mammites michelobensis Lbe. u. Br, aus dem Labiatus-Pläner von Leubnitz. Innere WindunsgensausreinemYerossen@Rxemplawesheraussielöstewe Er Fig. 3a, b. Schlönbachia gracillima Kossmat, aus dem Labiatus-Pläner von Cotta bei Dresden. OnsinalsımaBesitzendes@Eleren WE EKtihn scher er Beiträge zur Palaeontologie und Geologie Oesterreich-Ungarns und des Orients, Bd.XIV, 1902. Verlag v.Wilh.Braumüllen,k.u.k.Hof-u.Universitäts-Buchhändler in Wien. Taf. IX. Lit Kinstenstaltw.riedr. Sper], Wien, IA. \p vi a TAFEL X (W). Petrascheck: Ammoniten der sächsischen Kreide. IBAN) To-% Mammites michelobensis Lbe. u. Br, aus dem Labiatus-Pläner von Leubnitz. ...... pag. 142 [12] ig. 2a, b. Acanthoceras cefr. Choffati Kossmat, aus dem Labiatus-Pläner von Leubnitz. ....... pag. 151 [21] ig. 3. Acanthoceras Schlüterianum Lbe. u. Br., aus dem Labiatus-Pläner von Cotta bei Dresden. OneinalsımaBesitzegdeswElen:ngE DRIN Schere ER pag. 150 [20] W.Petrascheck: Ammoniten d.sächs.Kreide. (Taf.IV) ih Kunstanstalt.Beiedr öperl, Wien, IT. Beiträge zur Palaeontologie und Geologie Oesterreich-Ungarns und des Orients, Bd.XIV, 1902. Verlag v.Wilh.Braumüller,k.u.k.Hof-u.Universitäts-Buchhändler in Wien. 2 IE NEDELEXIEWV): Petraschceck: Ammoniten der sächsischen Kreide. > IABERERIE)! . Da,b. Acanthoceras Fleuriausianum d’Orb., aus dem Labiatus-Pläner von Leubnitz ... . Acanthoceras Fleuriausianum d’Orb., aus dem Labiatus-Pläner von Briessnitz bei Dresden. Onieinaleim@BesitzesderaBersiakademiesRreiber Acanthoceras Schlüterianum Lbe. u. Br., aus dem Labiatus-Pläner von Cotta. Original im BesitzerdesäHerınsEDKühnscherkss SeitenansichtwautekairaV a1 o 147 [17] 147 [17] 150 [20] W.Petrascheck: Ammoniten d. sächs. Kreide. (Taf\V) Taf. xl. DIR 2, Jill. Kanstensielrw.frıedn Sperl, Wien, 272. Beiträge zur Palaeontologie und Geologie Oesterreich-Ungarns und des Orients. Bd.XIV, 1902. Verlag v.Wilh.Braumüller,k.u.k.Hof-u.Universitäts-Buchhändler in Wien. NEBESSIEU): Petrascheck: Ammoniten der sächsischen Kreide. D TAFEL XI (W). Acanthoceras Schlüterianum Lbe. u. Br., aus dem Labiatus-Pläner von Cotta bei Dresden. SeitenansichtadersbafeluV.JEiesawabsenbild etenwErxemplares ee pag. 150 [20] Acanthoceras cfr. Woollgari Mant., aus dem Labiatus-Pläner von Cotta. Original im Besitze des- Hertn.. E-*"Külnschere u ee N Een pag. 148 [18] Acanthoceras cfr. Woollgari Mant., aus dem Labiatus-Pläner von Cotta. Original im Besitze des Herrn EB. Kühnscherit un 2a pag. 148 [18] W.Petrescheck: Ammonilen d. sächs. Kreide. (lac\D) Taf. XII. er 3 mr Ur. KunsianstalfvirIeanopent, vllER, 222. Beiträge zur Palaeontologie und Geologie Oesterreich-Ungarns und des Orients. Bd.XIV, 1902. Verlag v.Wilh.Braumüllen,ku.k.Hof-u.Universitäts-Buchhändler in Wien. a Y Tu Ir wa PABELXITO): Engelhardt: Tertiärpflanzen von Stranitzen, Schega und Radeldorf in Steiermark. ua da ua ua 09 u ja 09 da 0a da ug ug ua ua ua ua ve - veeuons» 10, 12, 13, 14. Io. II. I5, 17. 18. 19. 210822% TIABEESSTHIEO) Chondrites dalmaticus Ett. Se Dothidea acerico la Heer. a—d vergrössert . Blechnum (?) Göpperti Ett. .. oacites Plepidoides nov. sp.. Cyperites Deucalionis Heer... ..... Phragmites oeningensis Al. Br. Polypodium Redlichi nov. sp. Myrica hakeaefolia Ung. sp. Glyptostrobus europaeus Brongn. sp. ER RER Zweige mit männlichen Blüthenkätzchen. Fig. 13, 14. Zäpfchen Betula prisca Ett. Myrica banksiaefolia Ung. Myrica salicina Ung. Quercus chlorophylla Ung. Rhamnus aizoon Ung. Quercus Lonchitis Ung. >} Rd 'o 880290,» m D da da 0a 0a 0a 0 da 0 kei) u} ug Taf. XII. Engelhardt: Tertiärpflanzen aus Steyermark. (Taf. 1.) K.u.k Hoflithografie A.Haase, Prag. garııs gie Oesterreich-Un Bd. XIV. _ und des Orients. Verlag v. Wilh. Braumüller k. u. k. Hof-u. Universitäts-Buchhändler in Wien. Beiträge zur Palaeontologie und Geolo Autor del. Te Fr u ee Zn ee en en) u at 4 rc Se I BE nt TAFEL XIV M. Engelhardt: Tertiärpflanzen von Stranitzen, Schega und Radeldorf in Steiermark. 03° 09° ua ua ug ua ze er) leg] pl Tee] va a) el a 09 Fig. m. 03 va ug a0 SASESEITESSIV ZN: Ficus lanceolata Heer . ar: Cinnamomum lanceolatum Ung. sp. Cinnamomum Scheuchzeri Heer Ficus tiliaefolia Al. Br. sp. Ficus(?) degener Ung. . Cinnamomum Rossmässleri Heer Sapotacites Euphemes Ung. sp. Cinnamomum Buchi Heer Sassafras Aesculapi Heer Kihusfpriscan Piss re Cinnamomum polymorphum Al. Br. sp. Laurelia rediviva Ung. Laurus Lalages Ung. Eucalyptus oceanica Ung. Diospyros brachysepala Al. Br. Sapotacites sideroxyloides Ett. . 173 [11] . 174 [12] 6 7 [bei] > 172 vo] g. 179 [17] . 1722 to] » zu | © & | 9 . 180 [18] . 174 [12 g. 174 [12] Engelhardt: Tertiärpflanzen aus Steyermark. (Taf. II) Ku.k.Hoflithografie A.Haase, Prag Autor del, Beiträge zur Palaeontologie und Geologie Oesterreich-Ungarns und des Orients. Bd. XIV. Verlag v. Wilh. Braumüller, k. u. k. Hof-u. Universitäts-Buchhändler in Wien. TAFEL XV (I. Engelhardt: Tertiärpflanzen von Stranitzen, Schega und Radeldorf in Steiermark. ei I) > es) hen vs ug 09 ounRWvH X @© 3) ni. rd - I) ug ua da da ug ug - en > o e D oO = [9] Do 3 =] ga 0a 09 da = D DD DB a un FATSEEERSVZUN): Taurus Lalages.lUng: u. 0 ce er ano Fiousmultinervis, Heer... . 2 u en acAouRS] Juglans\bilinica WUn sr Er, Br Er BE SE EEE > 1 OR] RhamnuseEridan Un ey Er Er Er EN NL] Myrsineldoryphoranlüner 2 Er Er BE Sr SE Er Bor SE So Ze Sr SE Ze Sr 2 a SEE] Andromedanpr.oto ga e amlUn CE GE EB SE EEE 2 u] ram, Oraon Ua © 6 0 0 8 0 0 0 0 018 HD BE OH DER HH Ha HR 5 0 TR RR [|] Cassianlienitumalln Sr Er SE Er Er Er Er AS ETCHw IR] Styrax@stylosaylleense 2 re Er De ee er Ber BE 2 174 [12] Banax2longissimum@lUne sr er 1 A021 ON] AndromedatvaccinifoliaulUn oe ee TEN Eucalyptus grandifolia Ett. . N pag. 180 [18] Nmy;gdalus,pereger_Ung- Bio’ 17.3 ru cher Er EEE SEE rn a I) Gassia-Berenices Une. . re Eraser‘ Styrzazaborealenlne 2 reale] LesuminositesuProserpinaehLIeern Er EEE En ae] Palaeolobium‘ sotzkianum Une Er ae] Acer) crassineryium Et En a Av] Palaeolobiumfhaerine an um Une Sr re 2 Le] Caesalpiniamorica Un ee CT 22] nn & eg IE ee Be REN EN an m E fr =SSURE Z SEN PIS Ein DIESER Taf. XV. Engelhardt: Tertiärpflanzen aus Steyermark. (Taf. II) Ku. K Hoflithografie A.Haase, Prag: “Autor del, Beiträge zur Palaeontologie und Geolo -Ungarns gie Oesterreich und des Orients. Bd. XIV. Verlag v. Wilh. Braumüller, k. u. K. Hof-u. Universitäts-Buchhändler in Wien. “ RR OR EN a A TAFEL XVI (W). Engelhardt: Tertiärpflanzen von Stranitzen, Schega und Radeldorf in Steiermark. 3) Zyelne! 2 ET ug ug ug da ua ua da da da ga ug Ua da da na da ug es) I) TAFEL XVI (V). Ie Carya elaenoides Ung. sp. . . een, 0 DAE 17 | 2, 6. Acacia sotzkiana Ung. Fig. 2 . Hülse en a .. je, 18 || SEA: Acer trilobatum Stbg. sp. om Acer race tan. Al. ES ee or ne vo. 10T 5. 'Ncerstrilobatum@Sth es pr Er 2 217 7 Cassianhyperborean Un sage re Er Er er Er Er) CBTSE) 9. Cassia Berenices Ung.. . . . ee oe 1 || 10. Acer trilobatum Stbg. sp. Form Ar keiner idatnrn Al Er eo a Wr Il. Celastrus Andromedae Ung. . . . 2... De re re er oo co. Ele, 17/0 12. Terminaliarradobojensis@lln or re EEE GE Gr Er ao 13% Tesuminosites, Proserpinae) Um ers EEE Er Se 14. Elaeodendron Ungeri m... re TE 12616721 Cassiasphaseolitesaljn eg ua ur. Be Er Er Er Be Be Er ES EEE Ser 17P Dolichites maxim us Uns re ar 18, 22. Sophorareuropaea Uns 2 a Sr 19. Cassia Feroniae Ung. . . . a ec a 18 || 20. Cassia-Blatt mit unbestineihären Pilzen 23. Leguminosen-Hülse. (Cassia hyperborea Un?) . . . . 222 2 2 nn 2 nen. Pag. 184 24. Cissus (2) stiriacus Et. . . .... a er ee ee AO] Engelhardt: Tertiärpllanzen aus Steyermark. (Taf. IV.) Autor del Ku.k.Hoflihografie A.Hzase Prag Beiträge zur Palaeontologie und Geologie Oesterreich-Ungarns und des Orients. Bd. XIV. Verlag v. Wilh. Braumüller, k. u. k. Hof-u. Universitäts-Buchhändler in Wien. an EVEN, hu Be m u Io Aue Ku N OU RRNOURN N Y Bu) UHR 1 ri im K) Ro fl N TAGESERTSROYTIE Nopesa: Rippen von Deuterosaurus Seeleyi nov. spec.? v AD RIEIL SL. Deuterosaurus Seeleyi nov. spec E , d, mai, Ce. 1.—13. Rippe. t = Tuberculum. I © = Ansatzstelle des Capitulum. r — laterale Rinne. Ben s—sigmoidale Krümmung. W — Wirbelfragment. Ev Nopesa: Rippen eines Deuterosauriden. Tat. XVII. Beiträge zur Palaeontologie und Geologie Oesterreich-Ungarns und des Orients. Bd. XIV, Verlag v. Wilh. Braumüller, k. u. k. Hof- u. Universitäts-Buchhändler in Wien. TAFEL XVII ®. Remes: Fauna der rothen Kalke von Nesselsdorf. ae eg) Tas ea) Ver] Tea] en) Tee] Venen] Val Ten] enl veel al el Tel ven er el ee ee 0a da dc ua ua ua ua da da da ua ga ua da da da da ua da ua ug je ug 0a 0q 09 as auwıR W D Io ANETOT: SZ 388 13. 14. [Ss Ss Ss Sy 57 oNSanı D D © + 0) Ch a, b. a, b. 2% (0% IRESSEJEFT Caryophyllia Oppeli n. sp. '/ı ” n ein grösseres Exemplar mit abgebrochener oberer Partie XVII ©. 1:5 : . n 1:5 ein Wurzelstück vergrössert — . zwei Querschnitte in verschiedener Höhe . Cyrtocrinus Thersites, Jaekel. Seitenansicht : > 5 verkrüppeltes Exemplar °/,. 5 # Deformität. n 22 u) mit grossem zapfenartigen Auswuchs. 5 n " Längsschnitt. $,] b,} rn ” ” " " „ n n ” 2» Cyrtoerinus marginatus n. Pp. . . . 2... 3 5 Patina mit kurzem Stiel. 5 = Deformität ?/,. 5 n n. sp. mit sehr kleinem Stiel. E 5 n. sp. asymetrische Patina. ; 5 Deformität ?/,, a) Ansicht von rückwärts, b) vorne. = " grosse Patina mit kleinem Stiel. r Deformität ®/,, Ansicht von vorne. > Jugendform vergr. ?/, @) Ansicht von der Seite, b) von unten. „ vergr. ?/,, a) Ansicht von oben, b) von der Seite. a 5 vergr. ?/,, a) Ansicht von oben, 5b) von unten. n n vergr. */, a) Ansicht von der Seite, b) von unten. R S vergr. ?/,, a) Ansicht von der Seite, b) von unten. . n Ansicht von der Seite. . £ vergr. °/, a) Ansicht von der Seite, b) untere Fläche. m 5 vergr. °/, a) Ansicht von der Seite, b) untere Fläche. s = Deformität ®/,, a) Ansicht von der Seite, b) Längsschnitt. , n vergr. ?/, «) Ansicht von der Seite, b) untere Fläche. * a vergr. ?/, «) Ansicht von der Seite, b) untere Fläche. n & vergr. ?/,, a) Ansicht von der Seite, b) untere Fläche. Sclerocrinus strambergensis Jaekel, a) vergr. niedrige Patina von oben . vergr. ®/,, asymetrische Patina, «) ”/ı, hohe Patina von der Seite; b) vergr. Js, Ansicht von oben, b) von unten. n ” ” ” Deformität, vergr. ?/,, a) Ansicht von der Seite, b) Längsschnitt Stielglied, vergr. ®/,, a) Ansicht von der Seite, b) Längsschnitt 5 cf, compressus Gldf., vergr. ®/,, a) Ansicht von der Seite mit deutlicher Kör- nelung, b) von oben, c) von der Seite, d) vonunten. . . m Batheri n. sp., vergr. ?/,, a) Ansicht von oben, b) von unten, c) von der Seite _pag. 202 pag. 196 Pag. 199 pag. 201 pag. 20I Remes: Fauna der rothen Kalke von Nesselsdorf (Taf. ]J). Taf. XVIN. Beiträge zur Palaeontologie und Geologie Oesterreich-Ungarns und des Orients. Bd. XIV. Verlag v. Wilh. Braumüller, k. u. k. Hof- u. Universitäts-Buchhändler in Wien. TAFEL XIX M. Reme$: Fauna der rothen Kalke von Nesselsdorf. mama m va ug ag 09 ug U9 09 ug = D au SI IINEEIERDEU)! Sclerocrinus tenuis n. sp, vergr. ?/,, a) Ansicht von der Seite, b) Wurzel, c) Stielglied, d) Ge- lenkfläche des Stielgliedes, vergr. °/, ce Fe pag. 5 pyriformis n. sp, vergr. ?/,, a) Ansicht von unten, b) */, von oben, oO) avongderzSeiter se Er 223 Eugeniacrinus granulatus n. sp., vergr. °/,, @) Ansicht von der Seite, b) von oben, c) von unten pag. 5 holopiformis n. sp., vergr. = a) Ansicht von oben, b) von der Seite, e)RStiElalTediSversire | Ve pag. 5 » n. sp., vergr. ”/, Ansicht von der Seite (deform.) & 5 n. sp, (deform.), Ansicht von der Seite 5 cupuliformis n. sp. vergr. =, Ansicht von oben, b) von der Seite, e)kuntene@Bläche rw pag. ” tithonius n. sp., vergr. ®/,, a) Ansicht von der Seite, b) von oben, E)Sunte ze old ch er 207 Axillare von Engeniacrinus. vergr. ?/,, a) Ansicht von innen, b) von aussen, c) von der unteren Syzygiallläche n 5 5 vergr..®/,, @) Ansicht von innen, b) von aussen 5 n 5 vergr. ®/, a) Ansicht von innen, b) von aussen, c) untere Syzygialfläche Eugeniacrinus Zitteli Jaekel (deform.), a) Ansicht von der Seite, b) Längsschnitt . . . pag. n n 6 (deform), @) Ansicht von der Seite, b) Längsschnitt n > n (deform.), «) Längsschnitt, b) Ansicht von der Seite 5 5 (deform.), a) Ansicht von der Seite, b) Längsschnitt ” 5 n asymetrische verkrüppelte Patina e Ar ” mit Fortsatz, «) Ansicht von der Seite, b) von oben Phyllocrinus — axillare, vergr. °/,, a) Ansicht von aussen, b) von innen 5 — diecostale, vergr. ?/, Stückchen von Phyllocrinus — armen ?, vergr. *, ” rn ” Fa „ vergr. “ 203 203 204 Remes: Fauna der rothen Kalke von Nesselsdorf (Taf. II). Tat. XIX. Beiträge zur Palaeontologie und Geologie Oesterreich-Ungarns und des Orients. Bd. XIV. Verlag v. Wilh. Braumüller, k. u. k. Hof- u. Universitäts-Buchhändler in Wien. TAFELXX (M. TRemes: Fauna der rothen Kalke von Nesselsdorf. ee Ei a ae 9 ga oa ua ua og 09 ug ug 02 | Ss] Sys Sl SE] $) > aa’ ua u0 09 erlele: Wie Wie We Wie Be: We er We We at 2 EI u &D u Hm [o) Q S Sp) DIT & om Q SuE >} Oo .42 a,b. e. 43 a, b. g. 44 a—c. TAFELXX (M). Phyllocrinus cyclamennsp.,a)eine vergr. Gelenkfläche, b) von der Seite, c) von unten Plicatocrinus sp.? Pinnula, vergr. */ı Tetracrinus cf. moniliformis Münst., vergr. °/,, a) Ansicht von der = db) von der unteren Fläche h sp., oberes Armglied des Hauptastes, vergr. °/,, a) Ansicht von innen, b) von aussen, c) von oben E sp., Glieder, vergr. °/, u. *%ı Wurzel von Cyrtocrinus, vergr. °/ı . r 5 vergr. /ı D n a vergr. ?/ı : Y auf Rhynchonella sitzend u „ Selerocrinus, vergr. °/, Kalkhüllen von Crinoiden ” ” ” Pentacrinus cingulatus Münst., vergr. */,, «) Ansicht von der Seite, b) Gelenkfläche er basaltiformis Miller, vergr. !'°/,, a) Ansicht von der Seite, b) Gelenkfläche Balanocrinus subteres Münster, vergr. ’'°/,, @) Ansicht von der Seite, b) Gelenkfläche . A “ 5 vergr. !'5/,, a) Ansicht von der Seite, b) Gelenkfläche Antedon kopfivnicensis n. sp., vergr. *,, a) Ansicht von der Seite, unten, d,e) Linearskizze 5 Lorioli n. sp., vergr. ®/,, a) Ansicht von der Seite, 5) von oben, c) von unten, d,e) Linearskizze Ossieula von Asteriden, vergr. ?, . ” r n vergr. ?ı ” n n vergr. ?/ı Asteridenreste, natürl, Grösse ” n ” Randplatten von Asteriden, vergr. °/, PR? ” „ 5] vergr. Ih 3 n 2 n vergr. °, 2 b) n » vergr. ik . Stückchen von Armgliedern von Ophiura, vergr. ®/, - n 5 - 2 vergr. *ı Serpula planorbiformis, Münst. 5 torquata n. sp., vergr. !”'/,, . “ vertebral1SES Or N. = spiralis Münster . b Scalpellam Leach sp., ea vergr. ?), Pollicipes Leach sp., ; n ef. carinatus Phillipi ? . Rhynchonella Hoheneggeri Suess er ” ” ” n Neritopsis cf. radula L. sp., a) Ansicht von innen, b) von aussen Rhyncholites sp. „ SP- Belemnites cf. bipartitus Blv., vergr. 3), . n r n o vers 9 Sphenodus virgai Gemm., vergr. ?/, b) von oben, c) von pag. 205 Pag. pas. Pag. Pag. 206 206 a g. 207 . 207 214 214 Reme$: Fauna der rothen Kalke von Nesselsdorf (Taf. II). Taf. IX. eIN Beiträge zur Palaeontologie und Geologie Oesterreich-Ungarns und des Orients. Bd. XIV. Verlag v. Wilh. Braumüller, k. u. k. Hof- u. Universitäts-Buchhändler ın Wien. rn a a in I | ai |