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Beitraͤge

Pölker und Laͤnderkunde. Herausgegeben 8

er und M. C. Sprengel.

Dritter Theil.

Leipzig, in der Weygandſchen Buchhandlung. 1783.

7

Vorrede.

7

D⸗ dritte Theil unſerer Beytraͤge, enk⸗

haͤlt eine wie wir hoffen nicht geringere Mannigfaltigkeit von Nachrichten, als einer der vorhergehenden, und wir verſprechen uns auch daher fuͤr ihn ein nicht minder guͤtige Aufnahme. Was wir in demſelben hiemit

dem deutſchen Publikum vorlegen, iſt aus foln ;

genden Werken zum Theil uͤberſetzt, zum Theil in Auszuͤge gebracht, auch hin und wie⸗ der aus andern quellmaͤßigen Nachrichten er⸗ gaͤnzt oder berichtigt worden.

I. Die Beſchreibung von Maſulipatan und den engliſchen nordlichen Cirkars, iſt aus Forſters b. u. V. K. 3. Th. 5 der

der D' Eon Ritterin bekannten Loiſirs entlehnt. Dieſelbe iſt, bey den vielen Nachrichten welche im letzten Kriege, und den daruͤber gewechſel— ten Schriften, von dieſen Bezirken vorkom— men, um deſto wichtiger, je weniger man ſonſt von dieſen Ländern etwas wuſte.

II. Man hatte bisher einen ſehr falſchen Begrif von der wahren Beſchaffenheit der Inſel Frankreich, weil man dieſelbe in den mehreſten Schriften, für ſehr wichtig ausge⸗ ſchrien fand. Ein Franzoſe Herr le Gentil beſchreibt ſie ganz anders, und man lernt es nun einſehen, daß man den einſeitigen prahleriſchen Nachrichten, nicht ſo ſehr zu trauen habe.

III. Die Inſeln Nantucket und Mar⸗ tha's Weinberg gehoͤren zum Amerikaniſchen Staate Maſſachuſetsbay und haben ſo viel Beſonderes und Eigenthuͤmliches „daß es wohl der Mühe werth war, dieſe Beſchrei⸗ bung aus Hector St. Johns Briefen eines penſilvaniſchen Pachters dee und bier beſonders zu liefern. |

IV.

IV. Da des Dr. Schotte mündliche Nachrichten über den Zuſtand von Senegal in eine kleine Beſchreibung verwebet, und als das Neueſte von den Gegenden im er⸗ ſten Theile der Beytraͤge zur Voͤlker und Laͤnderkunde herausgegeben worden; ſo fand Herr D. Schotte es fuͤr gut, von London aus, einige noͤthige Berichtigungen guͤtigſt mit⸗ zutheilen, die wir dem Publikum nicht vorent— alten wollten. .

V. Die beyden Briefe des verſtorbenen

Kapitain Roſe ſtehen in den philoſophiſchen Tranſaktionen und enthalten einige ſehr an— genehme Nachrichten von Nepal, einem Lan— de das nur wenigen in Europa bekannt zu

ſeyn ſcheint.

VI. Die Nachrichten vom Handel der Franzoſen nach Nordafrika find im eilften Ban⸗ de der Nouvelles Ephemerides du Citoyen vom Jahre 1775 enthalten, und beſchreiben ein zwar kleines aber für den Marſeiller Hans

del wichtiges Gebiet der Franzoſen auf der er Kuͤſte, nebſt den Hauptveraͤnde⸗ run⸗

rungen, und Gegenſtaͤnden ihres Afrifani- ſchen Handels, uͤber welchen der hier mitge⸗ theilte Aufſatz die beſten zuverlaͤßigſten und von deutſchen Statiſtikern noch nicht amen Nach⸗ richten enthaͤlt.

VII. und VIII. Da die Franzoſen im

letztem Kriege ſich der Beſi itzungen der Eng⸗ laͤnder in der Hudſonsbay auf eine kurze Zeit bemaͤchtigten, und der dahin handelnden brit⸗ tiſchen Geſellſchaft großen Schaden zufuͤgten, ſo wird vielleicht dieſe aus den philoſophiſchen Tranſaktionen gezogene Nachricht von einiz - gen vierfuͤßigen Thieren, Voͤgeln und Fiſchen dieſer Gegenden angenehm ſeyn, um ſo mehr da fie Ellis, Dobbs und anderer Beſchrei⸗ bungen dieſer Gegenden zur Erlaͤuterung und Berichtigung dienen kann. ö

IX. Endlich fo dient die aus William Marsdens Geſchichte von Sumatra gezogene Nachricht von den Battahs zur Ergaͤnzung dem im erſten Theile der Beytraͤge zur Voͤl⸗ ker und Laͤnderkunde vorkommenden Aufſatze Karl Millers von Sumatra, Herr Eſchels⸗

kroon

*

kroon hat des Volks der Battahs nicht mit einem Worte gedacht, und wir hielten es den⸗ noch fuͤr gut, unſere dort zuerſt von dem Vol⸗ ke mitgetheilte Nachricht, ſo viel als moͤglich vollkommner zu machen. Es kann ſeyn, daß wenn ſich einige gluͤckliche Umſtaͤnde vereini⸗ gen, wir im Stande ſind, im folgenden Theil Marsdens Karte von Sumatra verbeſ— ſert zu liefern, und dabey aus Dalrymples Portulane einem Werke von dem man wol wenig Exemplare in Deutſchland antreffen moͤchte, und andern nicht jedermann zugaͤng⸗ lichen Quellen, die Geographie dieſer Inſel eben ſo zu berichtigen, wie von uns bereits bey den philippiniſchen Inſeln geſchehen. Valen⸗ tyns Karte iſt weder für unſere Zeiten rich⸗ tig, noch unſern durch die Britten ſo ſehr ver⸗ beſſerten Kenntniſſen von Indien angemeſſen genug, und um deſto mehr zu verwundern, daß ſolche bey Eſchelskroons Beſchreibung blos nachgeſtochen worden, ohne einmal die vielen Leſern gewiß unverſtaͤndlichen hollaͤndi⸗ ſchen Namen deutſch zu überfegen, und dieſen Nachſtich mit einer in Deutſchland bisher

un⸗

ungewöhnlichen Dreifigkeit als eine neue Ori⸗ ginal-Karte zu debitiren. ˖

Die wichtigern Nachrichten von der Hud⸗ ſonsbay, ihrem Klima, Handel, und der Ge: ſchichte derſelben verſpahren wir nebſt einer Karte zur Erlaͤuterung derſelben fuͤr einen der folgenden Theile. 6

Der Mangel der Karten in dem jetzigen Theile iſt durch eine groͤßere Zahl von Bogen hinlaͤnglich erſetzt. Halle, den Zoſten Sep⸗ tember. 1783.

I. Bes

TER eee

Seite

1 Beschreibung von Maſulipatan, und den nordlichen Circars. b 3

II. Le Gentils Bemerkungen uͤber das Cli—

ma und Die natürliche 1 der Inſel Frankreich. 59

III. St. Johns Beſchreibung der beyden Nordamericaniſchen Inſeln, Nantu⸗ cket und Marthas Weinberg. 91

IV. Schottes Schreiben uͤber den Zuſtand von Senegal. 136

V. Roſe Briefe über das Königreich Ne: pal. 5 145

VI. Geſchichte der africaniſchen Handels⸗ geſellſchaft in Marſeille. 157

vn.

Seite

VII. J. R. Forſtels Naturgeſchichte von der Hudſonsbah. 183

VIII. J. R. Forſter Nachricht von einigen Fiſchen in den Gewaͤſſern der Hu ſonsbay. | 259

| IX. Marsdens Nachrichten von Kumar. Erſte Lieferung, 275

| J. Beſchreibung von Maſulipatan und der

5 engliſchen nordlichen Circars 8 1 f

der Kuͤſte Koromandel

in Oſtindien,

nebſt einigen benachbarten Provinzen.

Forſters L. u. V. K. 3. Th. 2 |

a *

l

Vor dem Pariſer Frieden gehörten dieſe bes traͤchtlichen Länder laͤngſt der oͤſtlichen Kuͤſte des bengaliſchen Meerbuſens den Franzoſen, wel— che durch dieſe Abtretung die Wiedererlangung ih— rer uͤberall zerſtoͤrten oſtindiſchen Riederlaſſungen erkaufen muſten. Noch nie hatte die franzoͤſiſche Compagnie, ſeit der Zeit daß ſie ihren Handel in Indien trieb, fo wichtige Laͤndereyen beſeſſen, als dieſe welche ſie durch die Unruhen im Koͤnigreich Golkonda erhielt. Die Beſitzungen welche ſie ge⸗

genwaͤrtig an der Kuͤſte von Koromandel hat, ge—

ſetzt auch daß Pondicherry und fogar. Karikal 1), A 2 wel⸗

5 Dieſe Feſtung liegt an einem Arm des Coleroon Fluſſes im Königreiche Tanjore, dicht an der Meeres Kuͤſte. Der Fluß kann Schiffe von hundert und funfzig Tonnen tragen. Jetzt hat der Ort etwa funf— zehn tauſend Einwohner, welche ſich groͤſtentheils mit Verfertigung ſchlechter Baumwollenzeuge fuͤr Ba⸗ tavia und die Philippinen beſchaͤftigen. Die Franzo⸗ fen ziehen aus dieſem Handelsort viel Reis für ihre andern Beſitzungen, und etwa 200 Ballen Baums

wollene Wgaren für Europa, die Engländer erober⸗ ten

+“

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welches ihr Herr Duͤmas im Jahr 1739 ver⸗ ſchafte, in dem beſtmoͤglichſten Zuſtande waͤren, betragen doch nicht den hundertſten Theil der Ein— kuͤnfte, welche ihr das Gouvernement von Ma— ſulipatan mit den jetzt unter der Benennung der nordlichen Circars bekannten Provinzen ver: ſchafte.

Allein um ihre Wichtigkeit für den europaͤi⸗ ſchen Handel, und die Einwendungen einzuſehen, welche die engliſche oſtindiſche Compagnie, bey ih; ren andern betraͤchtlichen Beſitzungen gegen ihre Wiederabtretung an Frankreich macht, wird es genug ſeyn in wenig Worten die Groͤße und Lage dieſer Lander anzugeben: und zweytens anzuzeigen woraus die franzoͤſiſchen Einkuͤnfte beſtanden, und wie hoch ſie ſich beliefen.

Es iſt freilich ſchwer, die Größe der ver: ſchiedenen Laͤnder, welche die franzöfifche Compag⸗ nie in Indien nach und nach von den Vieekoͤnigen von Golkonda erhalten hat, ganz genau zu be: ſtimmen. Man kann bloß uͤberhaupt ſagen, daß ſie zuſammen vereinigt einen Raum von beynahe hundert und achtzig Meilen von Norden gegen Suͤden zu einnehmen würden, nehmlich von dem

Cir⸗

ten dieſen Ort im Jahr 1760, und ſprengten alle Feſtungswerke. Zum franzöfifchen Gebiet um dieſe Feſtung gehoͤren noch 113 Dörfer, welche nebſt dem Zoll in Karikal jährlih 106,000 Rupien eintragen, oder ſo viel als die Unterhaltung der Beſatzung er fordert.

5

Eiccar 2) Velore, (Velur) mit dem ſich Carnatic 3) gegen Süden endigt, bis Gangam oder Yanam, einem berühmten Handelsort in der Provinz Chi— cacole, und ohngefaͤhr funfzig bis ſechszig Meilen von Oſten gegen Weſten, wenn man ihre groͤßte Breite nimmt.

Bey dieſer Stadt faͤngt das Koͤnigreich Ka— teck an, welches vor Zeiten von dem Vieekoͤnig—⸗ reich Golkonda abhing, die Maratten aber die ſich deſſen im Jahr 1742 bemaͤchtigten, haben es jetzt einem Fuͤrſten ihrer Nation uͤbergeben. Dieſer große Strich Landes, welcher beynahe die Laͤnge und Breite des Koͤnigreichs Frankreich hat, gehoͤrte vor 1762 wenn man einige engliſche und hollaͤndiſche Handlungsplaͤtze ausnimmt, mit allen feinen Städten, Flecken und Dörfern, von denen

viele

2) Sircar iſt der Name einer Provinz die keinen beſon⸗ dern Nabob, ſondern eine Art von Unterſtadthalter hat, den wieder geringere Befehlshaber unterwor⸗ fen ſind.

3) Carnata oder Carnatie war ſonſt eine von den an⸗

ſehnlichſten Provinzen oder Nabobſchaften, die dem Subah von Decan unterworfen waren. Sie heiſt auch von der Hauptſtadt zuweilen die Nabobſchaft Arcot. Jetzt graͤnzt Carnatie gegen Norden, an den Fluß Gondecama, gegen Weſten an die großen Ge⸗ birge, welche die Halbinſel von Norden gegen Suͤden theilen, gegen Oſten mit dem Meer, und füdmärtd mit den Reichen Tritchinapoli, Tanjore und Myſore. Erſt zu Anfange dieſes Jahrhunderts haben ſich die Mogolen dieſes bandes bemeiſtert.

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viele tief im Lande liegen, ganz den Franzoſen. Alle dieſe reichen Beſitzungen machten einen Theil des Koͤnigreichs Golkonda aus, welches ſelbſt nur eine Provinz des unermeßlichen mogolifchen Reichs, oder der davon ehedem abhaͤngenden ſuͤd— lichen Stadthalterſchaft war, die unter dem Namen Decan 4) durch die Kriege der Englaͤnder und Franzoſen, oder der mit ihnen verbuͤndeten indi⸗ ſchen und mogoliſchen Fuͤrſten in Europa bekann— ter iſt.

Seitdem Thamas - Koulikan Hindoftan er: oberte, haben alle Vicekoͤnige oder Subahs der davon abhaͤngigen Reiche, wie Decan, Benga— len ꝛc. geſucht, ſich in ihren Gouvernement unab— haͤngig zu machen. Der Bicefönig von Golkon⸗ da insbeſondere iſt voͤllig Herr in ſeinem Lande, ob er gleich noch einige Zeichen von Unterwuͤrfig— keit gegen den Mogol beybehalten hat, indem er in ſeinem Namen Gold praͤgen laͤßt, und es fuͤr einen Monarchen ehrenden Titel haͤlt, fi einen

Scla⸗

a, Decan, wie es noch ganz dem Großmogul unter worfen war, begrif ein Drittheil von Hindoſtan, oder die ganze Halbinſel diſſeit des Ganges von Brampore bis Cap Comorin. Der Name heiſt fo viel wie Suͤ⸗ den oder die ſuͤdliche Provinz, und zu derfelben gehoͤ—⸗ ren ſechs beſondere Reiche von denen Golconda, Bi: ſapur und Carnatic die vornehmſten find, Dreyßig verſchiedene Nabobs find dem Subah von Decan uns terworfen. Orme ſchaͤtzt die Zahl der . guf fünf und dreygig Millionen.

2 1

Sclaven des großen Mogols zu nennen, der jetzt den Titel Schah Allum, Herr der Welt, wie der heilige Vater, die Oberherrſchaft der Chriſtenheit, auf einen kleinen Bezirk laͤngſt den Ufern des Ganges einſchraͤnken muß. Sein Königreich be⸗ greift eine große Strecke Landes, uud iſt wie⸗ derum in verſchiedene große Diſtricte zerſplit— tert, die beſondern Zemindars gehören, welche Pächter des Vicekoͤnigs find, und ihm alle Jahre die Einkuͤnfte der Länder bezahlen muͤſſen. Da aber die Unabhaͤngigkeit überall in dieſen Ländern herrſcht, ſo gelingt es auch dieſen untergeordneten Staatsbedienten, die weit vom Hofe leben, und eben ſo habſuͤchtig ſind als ihre Obern, ſich nach und nach zu unumſchraͤnkten Herren in ihrem Ges biet zu machen, das Volk zu pluͤndern, und ſich den groͤßten Theil der Einkuͤnfte von welchem ſie dem Vicekoͤnig nur ſo viel uschi als ihnen ge⸗

faͤllt, zuzueignen. Dieſe unrechtmaͤßigen Bestzungen, und die ſchlechte Ordnung die in dem ganzen Reiche herrſcht, veranlaſſen die häufigen Kriege, welche die Fuͤrſten in ihren eignen Ländern führen, denn fie find beynahe ſtets genoͤthigt durch Zwangsmit— tel ihre Einkuͤnfte berbey zu ſchaffen. Wenn viele ſich um die oberſte Herrſchaft bewerben, wird dieſe ſchon wankende Lage noch beſchwerlicher Unter dieſen Umſtaͤnden alſo beſchloſſen einige, die bey den Franzoſen verſchiedenemal Beiſtand gegen ihre twiederfpänftigen Vaſallen gefunden hatten, die Freund⸗

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Freundſchaft dieſer Nation noch mehr durch Ab⸗ tretung einiger Provinzen zu gewinnen.

Durch dergleichen Schenkungen hat Frankreich ſich ein Land von einer anſehnlichen Groͤße zuſam—⸗ nem gebracht, das uͤberdem für den Handel ſehr vortheilhaft belegen iſt. Die Natur ſcheint es ſelbſt befeſtiget zu haben, und gegen alle Einfaͤlle zu ſichern. Von der einen Seite iſt es von dem Meere begraͤnzt, und von der andern von einer Reihe Gebirgen eingeſchloſſen, die eine unzugaͤng⸗ liche Graͤnze machen, gegen welche die vereinigte Macht von Dekan nichts ausrichten wuͤrde, zu— mal da dieſe Voͤlker ſo weit in der Kriegskunſt zu⸗ ruͤck ſind, und Ordnung, Diſciplin ſo bald noch nicht bey ihren Heeren werden eingefuͤhrt werden. Die Maratten die uͤberall eingedrungen ſind, ha— ben ſich nie in dieſes Land gewagt, weil man vor⸗ her durch einen funfzig Meilen langen mit Wal: dungen verwachſenen Strich Landes muß, in wel— chem man nur hin und wieder Wege findet, die kaum breit genug ſind, daß zwey nebeneinander gehen koͤnnen. Von denen drey vornehmſten Paͤſ— ſen, durch welche allein man in dies Land kom⸗ men kann, heißt der erſte Beſouars (Bezoara), er liegt wenn man von Golkonda kommt, auf der weſtlichen Seite von Maſulipatan, an dem Ufer des Kriſtna, eines großen Fluſſes, der in den Ma⸗ labariſchen Gebirgen entſpringt. Den zweyten Paß, welcher Padrautſa-Badra-Chelum heißt, findet man gegen Nordweſten zwiſchen Elour 95

a:

*

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Ragimandry, zwey Provinzen gegen Norden von Maſulipatan. Der dritte liegt wenn man gegen Norden geht gerade auf dem Wege, der nach dem Koͤnigreiche Kateck fuͤhrt. Es iſt freylich wahr, daß die Seite gegen Karnatic in ſuͤdlichen Theile von Maſulipatan offen iſt, aber auch hier wird ein Feind durch die verſchiedene vereinigte große Fluͤſſe aufgehalten; unter welchen der Gon— decama iſt, an deſſen Ufern man ein Etabliſſement anlegen koͤnnte, daß allein in Stande ſeyn wuͤr— de, die Graͤnze an dieſer Seite vollkommen zu beſchuͤtzen. \

Nach dieſer allemeinen Beſchreibung will ich eine beſondere von jedem Diſtriete geben: ich werde mich hierin nach der Zeit richten in welcher ſie den Franzoſen uͤbergeben wurden, ohne jedoch die Verbindung in der ſie mit einander ſtehen aus den Augen zu verlieren. Sie machen insgeſamt ſieben verſchiedene Provinzen aus, nehmlich Ma⸗ ſulipatan mit den umligenden Gegenden, Narſa⸗ pur, die Inſel Divy, Devracote, der Circar von Niſampatnam, Condavir und zuletzt die vier noͤrd⸗ Aber Provinzen. |

I.

Beſchreibung von Maſulipatan nebſt der um; liegenden Gegend.

Ich glaube es iſt niemand der nicht von der Stadt Maſulipatan gehoͤrt Hätte, oder fie we⸗ nig⸗

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nigſtens dem Ramen nach kennt. Sie liegt un⸗ ter dem ſechzehnten Grade und einige Minuten noͤrdlicher Breite, und war vor dem letzten Krie⸗ ge der vornehmſte Ort in den franzoͤſiſchen Be— ſitzungen an der Kuͤſte des Orixa: jetzt aber feıt dem im Jahr 1763 geſchloßnen Frieden beſitzt dieſe Nation daſelbſt nichts mehr als die Han- delsloge die ſie vor dem Jahr 1749 hatte. Ihre Lage hatte dieſe Stadt vor Zeiten zum Stapelorte des ganzen Handels gemacht, den In— doſtan mit dem Koͤnigreiche Bengalen, Perſien und den Kuͤſten treibt, die gegenuͤber den Kuͤ— ſten von Coromandel und von Orixa liegen, nehm lich Achem und das Koͤnigreich Siam. Ihren Handel der damals ſo beruͤhmt war, hat die ty⸗ ranniſche Herrſchaft der Mogolen zerſtoͤrt, jetzt aber fing er von neuem an zu leben, und haͤtte unter der franzöfifchen Regierung wiederum bluͤ⸗ hend werden koͤnnen. i Sie iſt ziemlich gut befeſtigt, und ſogar im Fall der Belagerung mit einer natuͤrlichen Schutz- wehr verſehen, denn auf einer Seite umgiebt ſie ein Moraſt, den man nicht ohne große Be⸗ ſchwerde paßiren kann, und auf der andern Seite iſt ein Sumpf worin Meerſalz gemacht wird, in welchem man durchaus keine Laufgraͤben ziehen kann. Der Grund um dieſe Stadt iſt nichts als eine unfruchtbare und ſumpfichte Heide, in der man nicht einen Fuß tief graben kann, ohne gleich Waſſer zu finden. Der Fluß welcher ne⸗ ben

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ben ihr vorbeyfließt und von ihr den Namen des

Maſulipatan Fluſſes bekoͤmmt, ergießt ſich einis ge Schritte von der Stadt in das Meer, und for- mirt die Muͤndung in welcher die großen Schiffe ausgeladen werden, ehe ſie in die Stadt laufen, welche ziemlich ſchmutzig und ſchlecht gebaut iſt. Die Luft iſt ſehr ungeſund, und man findet we— der Waſſer noch Lebensmittel, ſondern, muß ſie wie das Brennholz, das die Inſel Divi liefert,

ohngefehr eine halbe Meile weit holen. Bey

dieſen großen Unbequemlichkeiten koͤnnte man doch leicht dem groͤßten Theil davon abhelfen. Was Traͤgheit und Unwiſſenheit der Eingebohrnen nicht

thun konnte, werden vielleicht einmal die Kuͤnſte

und der Fleiß der Europaͤer bewirken.

Die Bewohner dieſer Stadt find theils Hei⸗ den, und theils Mahometaner, die ſich mit vers ſchiedenen Gewerben zu Waſſer und zu Lande ers naͤhren. Man findet daſelbſt viele Leute die in allen Arten von Arbeiten geſchickt ſind, und eine große Anzahl Saokars eine Sekte aus dem Koͤ— nigreich Guſerat die wegen ihrer Rechtſchaffen⸗ heit ihres Credits und ihrer Reichthuͤmer im gan— zen Lande angeſehen iſt. Sie fuͤhren den Wechſel— handel, und leihen ihr Geld den Kaufleuten auf Intereſſen. Sie werden öfters von Fuͤrſten, de⸗

nen fie zur Zeit der Noth große Summen lei⸗

hen zu Rath gezogen: ihre Correſpondenz er—

ſtreckt ſich uͤberall, und man muß ſich an ſie wenden, wenn man Wechſel auf andere Oerter

7 has

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haben will. Auch Braminen giebt es hier, wel⸗ ches die anſehnlichſte Sekte unter den Hindus iſt, von denen einige ſich den Wiſſenſchaften an— dere dem Handel widmen: Zemindars find Ab⸗ koͤmmlinge der alten Prinzen des Landes, denen die mogoliſchen Ueberwinder ein geringes Leibge— dinge zugeſtanden hat, welches ſie als ein Lehn von der Krone beſitzen. Die Patanen gehoͤren zu einer mahometaniſchen Nation, die unter ih— rem eignen Nabobs nicht weit von Delhy lebt: ſie ſind ſehr dem Handel ergeben, insbeſonders treiben fie den Seidenhandel beynahe ganz allein, und beſorgen die Ausruͤſtung der anſehnlichſten Schiffe die man an der Kuͤſte ſieht. Endlich findet man auch armeniſche Kaufleute, die ſich aber hier erſt nachdem die Franzoſen Beſitz von dieſem Lande genommen hatten, Weteeleßen haben.

Vor dieſer Epoche hatten die Holländer hier ein vortrefliches Contoir, welches ihnen zur Handels-Niederſage diente; aber ſeit dem Mo⸗ nat November des Jahrs 1750 haben ſie es verlaſſen, um an der Kuͤſte ſechs Meilen von Yanım ein anderes vornehmes EContoir anzule— gen, welches Caquinara oder Jagarnat-Puroni heißt, und haben in ihren Gebäuden in Mafus lipatnam nicht mehr als einen Handelsbedienten und zwey Soldaten gelaſſen, um die Aufſicht dar⸗ uͤber zu haben.

Bi

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Zu dieſer Zeit hatten die Engländer auch ein Contoir in Maſulipatan, wovon ihnen nach

dem letzten Kriege nichts als der Boden und die

zerfallnen Mauren blieben. Sie hatten es ſchon

vor beynahe funfzig Jahren eingeriſſen und den

Schutt zur Erbauung des Contoirs zu Mada— pallum nahe bey Narſapur gebraucht, aber der im Jahr 1763 geſchloßne Friede hat dieſer Na— tion hier alles wieder verfchaft. d Dieſe Stadt hat von der Landſeite nur

ein einziges Thor das auf jeder Seite von einem Bollwerke beſchuͤtzt wird. Es fuͤhrt zu einer großen Bruͤcke, die ohngeachtet der praͤchtigen Beſchreibung die Tavernier in ſeinen Reiſen da— von giebt, nur aus ſchlechten Brettern beſteht, und ohngefehr eine viertel Meile lang iſt. Sie iſt zu der Bequemlichkeit der Reiſenden erbau— et, die ſonſt gezwungen ſeyn wuͤrden durch den Schlamm zu gehen. Auf der rechten Seite dies ſer Bruͤcke iſt die Ebene oder die Straſſe die nach Narſapur fuͤhrt; das aͤuſere Anjehen von Mafulıpatan, iſt eben nicht ſehr reizend: deſto

anmuthiger find aber die umliegenden Gegenden.

Sobald man aus der Stadt und am En; de der erwaͤhnten Bruͤcke ift, findet man ver⸗

ſchiedene Aldeas oder Dörfer, die in einer gera⸗

den Linie im Angeſicht der Stadt n, und

die man gewoͤhnlich die Pettas von Jougurdur

nennt, welches der Name des eee Dor⸗ fes iſt. . Obefer ſind gleichſam die Vor⸗ ſtaͤdte

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ſtaͤdte von Maſulipatan, und hier haben die vornehmſten Einwohner, die Saokars und an⸗ dere ihre Landhaͤuſer, in welchen fie ſich beyna⸗ he immer aufhalten, und nur alsdenn in die Stadt kommen, wenn Handel und andere Ge— ſchaͤfte ſie dahin rufen. In dieſem Orte den ſie dem Aufenthalte in Maſulipatan vorzogen, wohnten auch ſonſten die Foßedars 8). Man muß geſtehen, daß die Lage von Jougurdur ſehr geſund iſt, die Luft iſt rein und das Land ſehr angenehm. Deswegen hat man auch daſelbſt Gebaͤude aufgefuͤhrt, die den Kranken ſtatt Ho— ſpitaͤlern dienen. Mit einem Worte, dieſe Doͤr⸗ fer ſind aͤuſſerſt nothwendig fuͤr Maſulipatan, und der Nutzen den es daraus zieht iſt augen— ſcheinlich, weil es alle ſeine Lebensmittel, allen Vorrath und das Waſſer, woran es gaͤnzlich Mangel leidet, daher kommen laͤßt.

Gegen Weſten zwey Meilen weit von der Stadt trift man zwey große Pergunnas oder Flecken, welche auf der Landſtraſſe nach Golkon⸗ da zu liegen, und Gondur und Adumanar heiſ— ſen. Ich kann ihre Größe nicht genau beſtim⸗ men, das Land aber, daß dazu gehört, und wel— ches verpachtet wird iſt ſehr ſchoͤn. Ihre Lage iſt ſehr vortheilhaft, wegen der erſtaunenden Men⸗

l ge

) Faſſedars oder Phouzdors in allen großen indiſchen Staͤdten Polizeyangelegenheiten, und die Criminal⸗ jnrisdietion. Gemeinhin haben fie auch die Abgas ben der Zemindars. f

15

ge Lebensmittel und Waaren die beſtaͤndig ent⸗ weder von Golkonda nach Maſulipatan, oder von Muſulipatan nach Golkonda gefuͤhrt wer- den. Hier haben die Franzoſen auch einen Zoll von durchgehenden Waaren und Lebensmitteln.

An der nordweſtlichen Seite, ſechs Meilen weit von der Stadt, findet man noch zwey an; dere Pergunnas, Tomedy und Pedana. Ihr Um— fang betraͤgt ohngefehr zehn oder zwoͤlf Meilen Landes, welches bis auf einige Salzwerke ver— pachtet iſt.

Endlich findet man zehn Meilen gegen We⸗ ſten, etwas gegen Norden zu, die beyden Per— gunnas Gondur und Bondara, welche eben ſo anſehnlich ſind als die vorhergehenden; da ſie aber ſehr nahe Narſapur liegen, daher auch zu dieſer Provinz gehoͤren, will ich hier uͤberhaupt anmerken, daß alle dieſe Pergunnas eben ſo viele Hauptoͤrter ſind, von welchen ſehr viele Al— deas oder Dörfer abhängen, unter welchen letz⸗ tern wieder eine unbeſtimmte Anzahl Paleums, oder kleinern Dorfſchaften, von Be Hütten ſtehen.

Dieſes iſt eine Vorſtellung im Kleinen von den Gegenden die zu Maſulipatan gehoͤren, die von der weſtlichen Seite dieſer Stadt bis zu der noͤrdlichen, einen vollkommenen Kreiß ausmachen, welcher bey der Provinz Narſapur dem zweyten Departement, von den ich jetzt reden will, auf⸗ ‚mc

2. Be⸗

16 Beſchreibung von Narſapur.

Dieſes zweyte Departement zu welchen auch die Pergunnas Gondur und Bondara gehoͤren, liegt ohngefehr funfzehn oder ſechszehn Meilen gegen orden zu von Maſulipatan, und die Frans zoſen haben es immer ſelbſt verwaltet, weil die Laͤndereyen viel einbringen, und fie gern den Ans bau derſelben befoͤrdern wollten. Es iſt ſchwer den Umfang dieſes Departemens ganz genau anz zugeben, oder deſſen Graͤnzen zu beſtimmen, we— gen der ſonderbaren Einrichtung dieſer Provin— zen, denn verſchiedene Aldeas oder Doͤrfer die zu einem Diſtrikt gehoͤren, ſind oft in einem an— dern eingeſchloſſen. Dieſes war urſpruͤnglich eine Folge der Politik der alten indiſchen Rajahs, wel⸗ che bey dem immerwaͤhrenden Mißtrauen gegen einander in dieſen unter einander zerſtreuten Bes ſitzungen ein Mittel fanden, ihre Laͤnder zu be— wahren. tar,

Eben fo find auch alle die andern Herr— ſchaften beſchaffen, welche die Vicekoͤnige von Golkonda den Franzoſen uͤberlaſſen haben. Ich kann alſo den geographiſchen Umfang einer jeden insbeſonders nicht beſtimmen. Haͤtte ich die Spe⸗ cial- Charte erhalten koͤnnen, die Herr Duͤpleix hat aufnehmen laſſen, ſo wuͤrde ich meinen Le⸗ ſern mehr davon mitgetheilt haben.

Die

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Die vornehmſte Aldea dieſes Diſtricts iſt Narſapur, welches auch der Hauuptort iſt. Er liegt an dem Ufer eines Fluſſes der den Namen des Dorfes fuͤhrt, und ein Arm von dem großen Fluß Condavery iſt, welcher den ganzen noͤrdli⸗ chen Theil dieſer Kuͤſte durchlaͤuft, und ſo wie der Keiſtna in den malabariſchen Gebirgen ent— ſpringt. Bey Narſapur wird auf dieſem Fluß ein ſtarker Handel getrieben, und man ſieht be— ſtaͤndig eine Menge fremder Fahrzeuge mit ihren Ladungen aus und einlaufen.

Nahe bey dieſem Fluſſe hatten die Eng⸗ länder ihr Handelscontoir in Madepallum errich— tet. Sie muſten es aber wieder verlaſſen, wie ſie an den buͤrgerlichen nen von Decan Wen nahmen.

Der Vicekoͤnig von Golkonda, dem en Auffuͤhrung und ihre Bewegungen in der Pro— vinz Arcott verdroſſeu, befahl dem Unterſtadthalter zu Rajamundry fie von der ganzen Kuͤſte zu vers jagen, da ſie aber zeitig Nachricht davon erhiel— ten, ſo verlieſſen ſie ihr Contoir, und retteten ſich mit ihren Waaren nach einer benachbarten Inſel Bandamurilanca (Bandermalanca); wel— che nur durch einige Arme des Condaverifluſſes vom feſten Lande getrent wird, und ſehr bequem gegen alle feindliche Ueberfaͤlle liegt. Sie blieben auch im Beſitz derſelben, bis die Franzoſen Rajamun⸗ drum erlangten, zu welcher Provinz dieſe In⸗ ſel gehoͤrt. 5 |

Forſters L. u. V. K. 3. Tb. B Da:

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Damahl verpachteten fie diefe Inſel an ei- nem Zemindar, welcher von den Franzoſen gleich⸗ falls viele Provinzen in Pacht genommen hatte, bis endlich der Friede von 1763 ihnen den Be⸗ fi der Inſel nebſt einem anſehnlichen Theil des fes ſien Landes ſicherte.

Der Boden dieſes Departemens iſt ſehr fruchtbar; die Laͤndereyen ſind, in der Sprache der Indianer von der erſten Gattung, uͤberhaupt tragen alle nördliche Länder mehr ein als die andern. Zu Narſapur wird ſehr viel und guter Reis gebaut, und es iſt der einzige Ort in wel⸗ chem die Coconußbaͤume wachfen, die an der Kuͤ⸗ ſte von Orixa ſehr ſelten ſind, und nur an der Kuͤſte von Coromandel gedeihen. Dies iſt die wahre Geſtalt der nordlichen zu Maſulipatan gehörigen Diſtriete. Die, welche gegenüber und im ſuͤdlichen Theil liegen, find eben fo betraͤcht— lich, und ich will in der Beſchreibung ann mit der Inſel Divy anfangen.

3; Die Inſel Divy⸗

Dieſe liegt wie man auf der Charte ſehen kann, Maſulipatan gegen Suͤdweſten. Sie iſt auf der einen Seite vom Meer und auf der an— dern durch den Fluß Kriſtna umgeben, die In⸗ ſel hat etwa fünf und zwanzig franzoͤſiſche Mei⸗

den

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len im Umkreiſe, und fuͤnf bis ſechs im Durch⸗ meſſer.

Sie war beynahe unbewohnt, als die Fran⸗ zoſen im Monat Februar im Jahr 1751, daven Beſitz nahmen. Sie verſaͤumeten nichts ſie zu be— voͤlkern; und es gelang ihnen ziemlich gut, fo lan⸗ ge die Länder jenſeit des Fluſſes, nämlich Devra⸗ cota, Riſampatan und Condavir, drey Provinzen die nun unter Maſulipatan ſtehen, noch unter Mogoliſcher Botmaͤßigkeit waren: aber ſeit dem Ende des Jahrs 1752 da auch dieſe Länder uns ter franzöſiſche Hoheit kamen, war es ihnen uns moͤglich die Einwohner dieſer Oerter zu bere— den, ihre alten Wohnplaͤtze zu verlaſſen, und ſich nach Dioy zu begeben. Blos der Reitz der franz zoͤſiſchen Regierung hatte ſie in dieſe Safel gelockt, und da ſie nun ebenfalls unter dieſer ſtanden, bliea ben ſie lieber in ihrem eignen Lande.

Die Luft in Dioy iſt rein, und der Boden vortreflich: aber der groͤßte Theil des Landes liegt brach, durch Armuth oder Traͤgheit des Landman⸗ nes; ſonſt wuͤrde das Erdreich, daß ſehr frucht— bar iſt, gewiß eine groſſe Menge Neis, Hirſe und andere Feldfruͤchte hervorbringen: ich glaube fos gar, daß der Weitzen, der ſonſt nirgends als in Golkonda wͤͤchſt, hier fortkommen würde. Auch hat dieſe Inſel Ueberfluß an allen Arten von Vieh und guter Weide. Sie hat uͤberdem auch den Vortheil, daß an den Ufern der Fluͤſſe und laͤngſt dem Meere viel Brennholz und Bauholz waͤchſt, ö V2 wel⸗

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welches der Stadt Maſulipatan, die ſolches Teich: ter aus dieſer Inſel als aus dem innern Theil des Landes kommen laſſen kann, zu großem Nu: tzen gereicht. i

Dieſe Inſel hat die ſonderbare und vor— theilhafte Eigenſchaft, daß das Waſſer darauf ſechs Monate des Jahrs ſuͤß und ſechs Monate ſalzig iſt. Die Urſache dieſes Phenomens iſt das Meer, welches austritt, und die Inſel beynahe bedeckt, bis der Kriſtna von den Gewaͤſſern der Gebirge anlaͤuft, und ſich durch ſeine Muͤndung mehr als anderthalb Meilen ins Meer ergießt; alsdann iſt das Waſſer natuͤrlicherweiſe ſuͤß. So: bald aber die Ueberſchwemmung abgelaufen, und die Mündung des Kriſtna wieder kleiner iſt, gez winnt das Meer die Oberhand, tritt in das Lager des Fluſſes, und macht das Waſſer darin ſalzig; wodurch die Einwohner gezwungen werden ihre Zuflucht zu Brunnen die man in der Inſel gegra⸗ ben hat, zu nehmen, deren Waſſer obgleich ein wenig unſchmackhaft dennoch trinkbar iſt.

Auch muß man noch anmerken, daß die Ans zahl der Einwohner die ſich als die Franzoſen von dieſer Inſel Beſitz nahmen, kaum auch drey bis viertauſend belief, nach einiger Zeit bis auf funf⸗ zehn tauſend geſtiegen war, und ſich ſeitdem an⸗ ſehnlich vermehrt haben muß. Man zählt hier bis auf achtzehn Aldeas oder Dörfer, von wel— chen vier von lauter Webern bewohnt werden.

Als

5 2

Als die Franzoſen ſich hier zuerſt nieder⸗ lieſſen, errichteten ſie ihr Etabliſſement an dem Ufer der Inſel gegen Maſulipatan, nahe bey dem kleineren Arme des Kriſtna, und vier oder fuͤnf Meilen von der Muͤndung deſſelben. Es war nicht moͤglich es naͤher am Meere zu gruͤnden, weil der Boden daſelbſt ſehr ſchlammicht und mit Dornſtraͤuchen uͤberwachſen iſt. Der Ort den ſie gewaͤhlt hatten hieß Nagaytankam, aber fie vers aͤnderten den Namen deſſelben, und nannten ihn Nagaypatnam, welches in der Landſprache Stadt bedeutet, und da dieſe der Hauptort und die Reſidenz des Befehlshabers auf der Inſel war, ſo glaubten ſie ihm dieſe Benennung beylegen zu muͤſſen.

Man hat gleich im Anfange einige Feſtungs⸗ werke aufgeworfen, die aber von keiner großen Bedeutung ſind, indem ſie nur in einer viereckig⸗ ten Schanze von Erde beſtehen, mit Raſen be— deckt nebſt vier Bollwerken, bey welcher ſich auch einige Gebaͤude von Ziegelſteinen befinden. Dieſe Schanze iſt mit einem Graben, mit einem bedeckten Wege, und einem Glacis umgeben, der ſie vor den Ueberſchwemmungen in Sicherheit ſetzt. Eben dieſerwegen kann man hier niemals dauerhaftere Feſtungswerke erbauen, weil die Kos ſten um den Boden zu erhoͤhen, zu betraͤchtlich ſeyn würden. Auch hat man die Schanze die: ſer Urſache wegen ſo weit als möglich vom Fluſſe angelegt. N ö

Das

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Das eben gefagte wird einen hinlaͤnglichen Begrif von den Vortheilen geben, die Maſuli⸗ patan ans dieſer Inſel zieht, die ihr nicht nur als eine Schutzwehr gegen alle Angriffe von der Serſeite dient, ſondern auch bey einer Belage⸗ rung von der Landſeite her, die Stadt mit fer bensmitteln aller Art zu verſehen im Stande ift,

4. Der Diſtrict von Devracotta.

Dieſer iſt unſtreitig einer der ſchoͤnſten von de⸗ nen die unter dem Gouvernement Maſulipatan ſtehen, und liegt gegen Suͤden von dieſer Stadt, in einer Entfernung von ſechs oder acht Meilen, und bedeckt mit ſeiner ſuͤdoſtlichen Seite die In⸗ ſel Divy. Devracotta war vor Zeiten die Haupt⸗ ftadt deſſelben, man hat aber hernach geglaubt Perapu, ein Dorf an dem Ufer eines Arms des Kriſtnaflußes zum Hauptort machen zu muͤſſen.

Zu dieſem Diſtriet gehören beynahe ſechs⸗ zig bis ſiebzig Aldeas, die vielen kleinern Doͤr⸗ fer die unter ihnen ſtehen, ungerechnet. Der ganze Umfang deſſelben mag etwa dreyßig bis vierzig franzoͤſiſche Meilen betragen.

Man finder darin eine große Menge Bau und Brennholz, wie auch eine betraͤchtliche An⸗ zahl Fruchtbaͤume, naͤmlich Piſangs, Mangus, Zitronenbaͤume und andere von dieſer a

it

23

Mit einem Wort, man kann dieſes Land nicht beſſer bezeichnen, als wenn man es den Garten von Maſulipatan nennt, denn es verſieht dieſe Stadt mit allen Bequemlichkeiten des Lebens. Die Laͤndereyen dieſer Provinz find nicht beſſer angebauet als die andern, aus den nämlichen Urſachen derer ich oben gedacht habe, aber es hat den Vorzug vor den umliegenden Provin⸗ zen, daß es durch die Kriege nicht ſo verheert worden iſt. Der Ackerbau wird hier mit Vor⸗ theil getrieben, und aus dieſem Diſtriet die ber nachbarte Gegend mit Getraide verſehen.

Dieſe Provinz hat ſa wohl als Maſulipatan unter welcher fie ſteht, den Namen Circar bey⸗ behalten, und begreift eine fuͤnf und zwanzig Meilen lange Strecke Landes, von Norden ge⸗ gen Süden, namlich vom Ufer des Kriſtna im Norden, wo die Inſel Divy liegt, bis zum Fluſſe Gondejama, der ſuͤdwaͤrts die Graͤnze dieſes Cir⸗ cars macht, und ihn von Nelur⸗ Servapelli dem

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5. Diſtrict Nizampatnam.

Die Hauptſtadt deſſelben war vor Zeiten eine der größten Staͤdte. Nizam al Muluck einer

der Vicekoͤnige von Decan war ihr Erbauer, und legte ihr nachher ſeinen Ramen hey. Man f ver⸗

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verglich fie damals mit Maſulipatan, auch gab fie dieſer Stadt in Anſehung ihres Handels zu Lande nichts nach: aber ſeit dieſer Zeit hat ſie ihren erſten Glanz gaͤnzlich verloren. Durch die Tiranney der grosmogoliſchen Regierung und die Empoͤrungen verſchiedener Zemindaren, die dieſes Land zum Schauplatz der blutigſten Kriege ge⸗ macht haben, iſt die Provinz ganz zu Grunde gerichtet worden, und Niſampatnam gegenwaͤrtig blos ein großer Flecken, deſſen von Erde erbaute und mit Stroh bedeckte Haͤuſer dem Auge einen unangenehmen Anblick darbieten. Sie liegt an dem Ufer des Meeres, von welchem ſie jedoch durch eine Sandinſel getrennt iſt, die eine halbe Meiie breit, und zwoͤlf lang iſt, und nur von Thieren bewohnt wird. Man nennt ſie Petta⸗ polly oder Pedapoully, welches in der Sprache des Landes die Wohnung des großen Tigers bes deutet, weil dieſe Thiere daſelbſt von einer un⸗ geheuren Groͤße ſind. Der Boden dieſes De⸗ partements iſt, wenn man einige fandigte Ge: genden ausnımmt, die gar nicht bebauet wer— den koͤnnen, nicht ganz ſchlecht. Auch giebt es hier laͤngſt der Kuͤſte viele ſchoͤne und große Salzwerke, und eine große Anzahl Doͤrfer von Webern bewohnt, welche die ſchoͤnſten Manufak⸗ turen von Schnupftuͤchern haben, und auch zum theil diejenigen verfertigen, die man uneigent⸗ licherweiſe Schnupftuͤcher von Paliacate heißt.

Uebri⸗

0.

25 Uebrigens iſt dieſes Gebiet das nicht fo breit als lang iſt in keinem guten Stande. Die meiſten Laͤndereyen darin liegen brach, wie bey: nahe in allen Laͤndern die den Franzoſen abge— treten wurden. Sobald ſie indeſſen ſich im 155 derſelben ſahen, ſetzten ſie uͤberall Verwalter hin, die dem Lande eine neue Geſtalt geben ſollten; jes dem Tag ſchien es ſich zu verſchoͤnern, und hätte ſich die franzoͤſiſche Compagnie in demſelben erhal- ten koͤnnen, fo wäre es bald in den vortheilhaf- teſten Zuſtand verſetzt worden.

Vor Zeiten war dieſe Provinz mit der Pro- vinz Condavir vereinigt, aber Nifam > al : Mu: luck Vicekoͤnig von Golkonda trennte fie von der- ſelben, um den Streitigkeiten ein Ende zu ma⸗ chen, die beftändig zwiſchen dem Befehlshaber von Condavir und Maſulipatan wegen der Salzwer— ker entſtanden, und vereinigte ſie auf immer mit Maſulipatan, indem er die Verwaltung derſelben dieſer Stadt uͤbergab.

Aus dieſen vier Departements Niſampat⸗ nam, Devracotta, Divy und Narſapur beſtand, ehe ſie den Franzoſen abgetreten wurden das Gouvernement von Maſulipatan, unter welchem ohngefehr dreyhundert und ſechszig Aldeas oder Doͤrfer ſtehen, ohne eine große Anzahl Paleums oder kleinere Doͤrfer die uͤberall im Lande zer⸗ ſtreuet liegen. Dies war alſo kein unbetraͤcht⸗ liches Gebiet, indeſſen in Vergleichung der fol⸗ | gen:

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genden Herrſchaften, welche den Franzoſen das mals auf dieſer Küfte abgetreten wurden, den noch das unwichtigſte.

Die Provinz Condavir.

Die berühmte Provinz Condavir allein iſt größ fer als alle Länder die unter Maſulipatan ſtehen zuſammen genommen. Sie beſteht aus ſiebzehn oder achtzehn Pergunnas, deren Namen es un⸗ noͤthig iſt hier anzugeben; genug, daß ſie acht⸗ hundert und funfzig anſehnliche Aldeas enthal⸗ ten, viele kleine Doͤrfer ohngerechnet. Hier⸗ aus kann man auf die Groͤße der Provinz ſchlieſ⸗ fen, welche zwiſchen ſechszig und achtzig Mei⸗ len im Umkreiſe hat. Sa Unter dieſen Herrſchaften giebt es einige, von welchen die Franzoſen obgleich ſie Herren des Landes waren, niemals gewagt haben Be⸗ ſitz zu nehmen, oder ſie nur zu verlangen. Die⸗ ſes ſind die beyden großen Pergunnas Venicon⸗ da und Bellamfonda die ſehr vortheilhaft gele⸗ gen, und mit einer anſehnlichen Feſtung verfe- hen ſind, welche ein Zemindar der nur eine kleine Pacht dafuͤr bezahlt fuͤr ſich behielt, und verſchiedene Aldeas oder Dörfer vier Meilen gegen Suͤden vom Fluß Gondejama, die der Najah Doupol an ſich geriſſen hat. Dieſes 9 ii Ds I Lan

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Land iſt indeſſen von großem Werth, denn un⸗ ter der Herrſchaft dieſer Doͤrfer liegt ein Strich Land, in welchem Meerſalz gemacht wird, wel— ches ohngefehr drey Meilen im Umkreiß hat, nnd jahrlich bis hundert tauſend Thaler eintraͤgt. Dieſes Gebiet, wie auch noch einige andere Al— deas und einige Salzwerke die zu Niſampatnam gehoͤren, und die Salzwerke von Devarampadon genannt werden, deren ſich der naͤmliche Rajah bemaͤchtigt hat, machen ein betraͤchtliches Land aus, welches die franzoͤſiſche Compagnie ſogar zur Zeit ihres größten Wohlſtandes nicht im Stande war zu erobern.

Dieſe große Provinz hat ihren Namen von einem Ort bekommen, der vor Zeiten die Haupt⸗ ſtadt derſelben war, und an dem Fuß eines Gebirges lag, daß man noch jetzt das Gebirge von Condavir nennt. Dieſer Name iſt indiſch, und ward von den Mogolen nachher in Muſ— tafanagor verändert,

Sie muß ſehr beruͤhmt geweſen eh denn überall findet man darinn Spuren einer unge— woͤhnlichen Groͤße. An vielen Oertern ſieht man Denkmaͤhler aus allen Zeiten, naͤmlich Pagoden,

Feſtungen, Kolonnaden und andere Gebaͤude die

jetzt unbewohnt ſind; Haufen von Ruinen, Ueber⸗ bleibſel von Schloͤſſern und Haͤuſern, und unter andern ein großer Bezirk mit Mauern umgeben die aus gehauenen Steinen aufgeführt fichtbare Beweiſe ſind, daß dieſes Land einmal in einem

= blüs

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ſehr bluͤhenden Zuſtande geweſen, aber durch Kriege verheert worden.

Als die Mogolen ſich dieſer Provinz be— maͤchtigten, machten ſie einen Ort mit Namen Gontur der in der Mitte derſelben liegt, zur Hauptſtadt. Es iſt eher ein ſchlechter Flecken als eine Stadt, und hat keine andere Verthei— digung als eine elende Schanze von Erde, mit ſechs kleinen Thuͤrmen, deren durchbrochne Mau⸗ ten keine Bruſtwehr haben, und kaum dick ge nug ſind, um ein oder zwey Kanonen hinauf zu ſtellen. In dieſer Feſtung reſidirten die Foſſe⸗ dars oder Gouverneurs der Provinz, und die franzoͤſiſche Compagnie hatte dieſe Stadt auch zu ihren Hauptort gewaͤhlt, in welchem ihr Steu⸗ ereinnehmer ſich aufhalten mußte.

Es ſcheint, daß die Mogoliſchen Prinzen dieſen Ort wegen der Sicherheit ſeiner Lage an⸗ dern vorzogen, denn Gontur liegt in der Mitte eines etwa fuͤnf bis ſechs Meilen tiefen Waldes, der keine Oefnung als eine kleine Ebene hat. Man mag kommen von welcher Seite man will, ſo muß man durch dieſen Wald um in die Stadt zu kommen.

Der uͤbrige Theil der Prgeinz iſt theils Wald, theils bebautes Land, welches alle Arten von Korn, ausgenommen Reis im Ueberfluß her⸗ vorbringt. Der große Fluß Kriſtna fließt durch dieſes Land, und waͤſſert drey Aldeas in demſel⸗

ben,

a

x 29

ben, naͤmlich Chentepelly, Ambrepudy, und Co— lur, die zwanzig Meilen von der Kuͤſte liegen, und einen Theil der Diamanten Minen in ſich begreifen, welche in Reiſebeſchreibungen unter dem Ramen dieſer letzten Aldea bekannt find. 6) Aber der groͤßte Vorzug dieſer Provinz beſteht in der großen Anzahl Aldeas die von Webern bewohnt ſind, welche die ſchoͤnſten baumwollene

Waaren, naͤmlich Tuͤcher, gemahlte Zeuge und

dergleichen verfertigen, mit welchen alle Euro— paͤiſche Nationen, fo wie auch die Mahometaner, Hindus und ſogar die Armenier handeln. Wer alſo Herr von dieſer Provinz iſt, kann wenn er will, ein ausſchlieſſendes Recht auf den Handel mit allen Tuͤchern ſowohl von Maſulipatan als von Paliacatta haben, und wenn er noch die Provinz Niſampatnam beſitzt, die ebenfalls im Verhaͤltniß mit ihrem Umfang eine große Ans zahl Manufakturen enthaͤlt, ſo iſt er wirklich Herr von allen Manufakturen dieſer Art. Es iſt in der That merkwuͤrdig, daß die Tücher des nen wir den Namen von Maſulipatan beylegen, weder in dieſer Stadt noch in ihren umliegen⸗ den Gegenden, ſondern einzig und allein in der Provinz Condavir verfertiget werden, ſo wie man auch diejenigen die man nach der Stadt Palia⸗ catta nennt, nicht daſelbſt, ſondern in Niſampat⸗ nam macht, ſie ſind alſo unter dem Namen der bey⸗

6) Tavernier hat in feiner Reiſe T. 2. S. 339, die

Digmantgraben bey Culur umſtaͤndlich beſchrieben.

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beyden vornehmſten Oerter bekannt, wo der groͤß⸗ te Handel damit getrieben wird.

Mit Condavir hoͤren die Provinzen auf, wel⸗ che die Franzoſen vor dem Pariſer Frieden in Gol⸗ conda mit allen oberherrlichen Gerechtſamen be— ſaſſen. Die vier noͤrdlichen Provinzen ſind zwar anſehnlicher als diejenigen, von welchen ich ſchon geredet habe, ich glaubte aber ſie zuletzt ſtellen zu muͤſſen, weil die Franzoſen blos die Einkuͤnfte der⸗ ſelben zogen, und die Oberheerſchaft indiſchen Fuͤrſten nach wie vor blieb.

7.

Beſchreibung der eigentlichen vier ane Circars. |

Dieſe vier Provinzen waren den Franzoſen we⸗ gen geleiſteter Dienſte als Jaghirs 7) gegeben worden, um von ihren Einkuͤnften Truppen zur Beſchuͤtzung von Golconda zu halten. Indeſſen iſt es wahrſcheinlich, daß der Vicekoͤnig von Gol⸗ konda, als er den Franzoſen dieſe vier Provinzen

auf eine ſolche * abtrat, es blos gethan hat, um

7) Jaghire ik in Ofindien, ein gewiſſer Diſtriet den die Regenten zuweilen jemand für geleiſtete Dienſte einraͤumen, um aus demſelben die Einkuͤnfte ſtatt ei⸗ ner Penſion zu heben. So hatte der verſtorbene Lord Clive ein Jaghire in Bengalen, das ihm jährlich 30% 0% Pf. Sterl. einbrachte.

31

um den Englaͤndern und den Großen ſeines Ho⸗ fes nicht ſehen zu laſſen, wie weit ſeine Gros⸗ muth gehen wuͤrde, denn beyde ſahen mit glei⸗ cher Mißgunſt die zunehmende Große der fran⸗ zoͤſiſchen Nation in Indien. Es ſcheint ſogar gewiß zu ſeyn, daß ein geheimer Vertrag zwi⸗

ſchen dem Prinzen und Herrn Duͤpleir gemacht

war, vermittelſt deſſen dieſes große Land nach

einer gewiſſen Zeit ganz unter franzoͤſiſche Bots . mößigfeit kommen ſollte: aber der Friede im

Jahr 1763 hat dieſen Vergleich vernichtet. Die Namen dieſer Provinzen ſind Elur, Conda⸗ pelly, Rajamundıy und Ehicacol. 8) Die beyden

letzten ſind die anſehnlichſten, ſowohl wegen ihrer

Produkten als ihrer Größe, denn fie nehmen einen Raum von mehr als zweyhundert Meilen laͤngſt der Kuͤſte ein, und ihre größte Breite beträgt über funfzig Meilen, Man kann ſich leicht ihre Lage vor⸗ ſtellen, wenn man ſich die von Maſulipatan und Narſapur erinnert, denn hinter beyden liegen Nordweſtwaͤrts Elur und Condavelly, und ne⸗ ben dieſen dehnen ſich weiter Nordwaͤrts Ras jamundrum und Chicacol laͤngſt der Kuͤſte aus.

Con⸗

2) Die Englaͤnder veraͤndern dieſe Benennung etwas, nnd bey den Schriftiellern dieſer Nation heiſſen die vier Provinzen, Muſtaphanagur, Palore, Rajamun⸗ drum und Chieacol. Die erſte iſt eben dleſelbe, wel⸗ che bey den Franzoſen Condavir heiſt. Sie zaͤhlen auch fünf Circars und rechnen Maſulipatan mit ſet⸗ nem Gebiet dazu.

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Condapelly liegt etwa ſechszehn franzoͤſiſche Meis len von der Stadt Maſulipatan entfernt, und wird durch den Kriſtnafluß von Condavir getrennt. Den Eingang in dieſe Provinz macht der bes kannte Paß Bezuars.

Dieſes ganze Land ſtoͤßt an die Kette b von Gebirgen deren ich ſchon erwaͤhnt habe, welche im ſuͤblichen Theil der Provinz Condavir anfaͤngt, durch die Provinz Condapelly fortgeht, wie auch durch Elur, Rajamundry und Chicacol, bis zu den Graͤnzen des marattiſchen Koͤnigreichs Kateck.

Es bringt alle Arten von Korn und andere Eßwaaren hervor. Auch findet man hier einige wenige Aldeas mit Webern. Ihr groͤßter Vor⸗ theil aber beſteht in dem Beſitz der diamanten Minen, in dem Bette des Kriſtna, in welchem man die ſchoͤnſten Steine findet, die man gewoͤhn⸗ lich Diamanten von Golkonda nennt. Dieſe Mi⸗ nen hätten immer ſehr reich ſeyn muͤſſen, aber bey den beynahe unaufhoͤrlichen Unruhen in dieſen Provinzen, waren die Mogolen ſelten im Stande ſie wegen Mangel geſchickter Arbeiter und noͤthiger Werkzeuge zu benutzen. Ohne Zweifel würde ein ſolcher Schatz ein ſehr wichtis ger Gegenſtand fuͤr eine europäifche Nation ſeyn, die Luſt haͤtte Nutzen daraus zu ziehen, und auch die Mittel dazu haͤtte. Die Provinz Elur liegt hinter Narſapur, an ihrer weſtlichen Seite, in einer Entfernung von funfzehn Meilen. Hier fangen die Manufakturen von alben Arten von

Lein⸗

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Leinwand an, mit welchen die europaͤiſchen Natio: nen den vornehmſten Handel treiben. Auch hat dieſe Provinz großen Ueberfluß an Reis und al⸗ len Arten von Korn, denn dieſes ganze Land bis Yanaon in der Provinz Rajamundry wird von den vielen Fluͤſſen und Kanälen ſehr fruchtbar gemacht. So lange die Franzoſen den Genuß dieſer Provinz hatten, war ſie ſo wie auch die drey andern, entweder ganz oder zum Theil an Privatperſonen verpachtet worden, uͤber die der Kommendant von Maſulipatan und unter ihm der von Rajamundrum die Aufſicht hatten.

Dieſe Provinz iſt ohngefaͤhr fünf und vier⸗ zig Meilen von Maſulipatan entfernt, und liegt funfzehn Meilen nordwaͤrts von der Provinz Elur. Funfzehn bis ſechszehn Meilen vom Meere an dem Ufer des großen Fluſſes Condavery, der durch dieſe ganze Provinz fließt, und ſich durch viele Muͤndungen in das Meer ergießt, liegt die Hauptſtadt, ein großer ſehr ſchlecht gebauter Ort, den eine elende Feſtung vertheidiget.

Unter den Vortheilen dieſes Landes, gehoͤ⸗ ren vorzuͤglich die großen und ſchoͤnen Waͤlder von Teckholz, welche tief im Lande liegen; die⸗ ſes Holz wird nicht nur wegen ſeiner Schoͤnheit geſchaͤtzt, ſondern auch weil es das einzige in dies ſen Gegenden zum Schiffbau taugliche Holz iſt. Der Verkauf dieſes einzigen Produkts muͤſte einer Compagnie ſehr viel einbringen. Ueberdem wäre es auch eine beynahe unerſchoͤpfliche Quelle fuͤr

Forſters . u. V. K. 3. Th. das

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das Seeweſen derjenigen europaͤiſchen Nation, die das Eigenthumsrecht davon ausſchlieslich hätte, und ſollte die Entfernung ein Hinderniß ſeyn, ſo wuͤrde man vielleicht auf der Stelle ſelbſt einen Ort zu Erbauung der Schiffe finden koͤnnen, in welchem Fall es leicht waͤre Schiffbaumeiſter hin⸗ zuſchicken, und Werfte daſelbſt anzulegen, an Ar⸗ beitern wuͤrde es auch nicht mangeln, da die Eingebohrnen ſehr geſchickt ſind, wenn fr nur. gut angeführt werden.

Diefer wichtige Gegenſtand ſcheint doch nicht die Aufmerkſamkeit der Franzoſen an ſich gezo⸗ gen zu haben, fo lange fie im Beſitz dieſer Pro; vinz waren. Dieſe war blos auf den Handel mit Schleiern, Muſſelinen, und andern baum⸗ wollenen Waaren gerichtet, und vielleicht mit Recht, denn in Rajamundrum findet man die meiſten und beſten Fabriken von dieſer Gattung. Von der Hauptſtadt von Elur im Suͤden an bis zu der Hauptſtadt von Chicacol im Norden, for⸗ mirt das Land das zwiſchen dieſen Staͤdten liegt mit Rajamundrum eine Art von laͤnglichten Drey⸗ eck, in welchem man eine ungeheure Menge Doͤr— fer von Webern bewohnt antrift, welche die fein⸗ ſte und ſchoͤnſte Cattune in ganz Indien verfer⸗ tigen.

Die Provinz Chicacol liegt dreyßig oder vierzig Meilen von Rajamundrum, und achtzig bis hundert von Maſulipatan. Es laͤßt ſich von derſelben alles wiederholen, was ſchon von den

drey

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drey vorhergehenden Provinzen gefagt iſt. Sie ift eben fo fruchtbar, und enthält auch eine ziems liche Anzahl von Webern bewohnter Aldeas, de— ren Manufakturen aber von ſchlechterer Art ſind. Die hier verfertigten Cattune ſind viel groͤber, und werden daher nicht ſo ſehr geſchaͤtzt; es ſind blos Betilles, Salompuris, Doreas, gemahlte Leinwand, und andere von dieſer Gattung.

Chicacol die Hauptſtadt dieſer Provinz liegt nur drey bis vier Meilen vom Meer, am Ufer eines Fluſſes, deſſen Muͤndung nach dem Ramen des franzoͤſiſchen Befehlshabers Duͤpleix den ih: rigen einmal veraͤndern muſte. Der Eingang iſt ziemlich gut, wenn nur die Schiffe nicht ſehr groß ſind. *

Zu dieſer Provinz gehoͤrt die große Pergun— na genannt Ganjeau, neben Belecor; die Kette von Gebirgen, von welcher ich geredet habe gr digt ſich hier mit dem obenerwehnten Paß ges gen Katec zu, der zugleich die aͤuſſerſte Graͤnze dieſer Circars iſt. Haͤtten die Hollaͤnder und Engländer nicht in dieſem Lande auch Handels- logen gehabt, ſo wuͤrde Frankreich hier ohne Zweifel ein feſtes Reich gegruͤndet haben. Ich will zur genauern Kenntniß des Landes auch dieſe nahmhaft machen. Die Hollaͤnder haben hier nur drey Etabliſſemens Palacoil, Caquinara und Bimilipatan.

Palacoil, welches zwey Meilen jenſeits Nar⸗ ſapur liegt, iſt ſehr unbetraͤchtlich. Dieſer Ort. C 2 muß

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muß nicht mit dem holländischen Etabliſſement Puliacatta, werwechſelt werden, welches in Car— natic hart an der nordlichen Graͤnze von Ma— dras belegen iſt, und durch die Feſtung Gels dria vertheidigt wird.

Caquinara iſt weit anſehnlicher, und das vor⸗ nehmſte Contoir der Nation, und in Rajamuns drum ſechs Meilen nordwaͤrts des Fluſſes Ya- naon belegen. 9) *

Bimilipatan liegt in der Provinz Chicacol, vier oder fuͤnf Meilen nordwaͤrts von engliſchen Contoir Viſagapatam.

Den Englaͤndern gehoͤren hier acht verſchie— dene Contoirs. Dieſe ſind Madepallum wovon ich ſchon bey Narſapur geredet habe. Die Fa: ge daſelbſt iſt ziemlich gut, ſie wird aber nicht bewohnt.

Die Inſel Bandamurilanka oder Bander⸗ malanka, wohin ſie von Madepallum zogen, iſt ohngefaͤhr anderthalb Meilen lang, und beynahe ſo breit; und wird groͤſtentheils von den Aer⸗ men des Fluſſes Kondavery umgeben. Die Eng⸗ laͤnder haben fie nebſt einem dazu gehörigen

Dorfe in Pacht. a Das

9) Dies hollaͤndiſche Handelscontoir wird ſonſt nir⸗ gendswo erwebnt, ſelbſt Herr Rademacher, der im erſten Theil der Abhandlungen der Batariſchen Ge: ſellſchaft, alle oſtindiſche Handelsplaͤtze feiner Nation angiebt, hat es nicht bemerkt.

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Das Contoir Ingiron fonft auch Cambre⸗ palum genannt, liegt eine Meile jenſeits des alten Contoirs von Yanaon, nur nicht fo nahe am Fluſſe, auf dem Wege nach Rajamundrum. Die Englaͤnder haben den Grund davon gekauft, und hernach ein Luſthaus daraus gemacht, wel— ches fie gegenwaͤrtig auch zu nichts weiter Drau:

chen koͤnnen.

Auch die Inſel Elakatilpa dieſſeits Yanaon, iſt nicht ſehr wichtig. Es iſt eine wuͤſte Inſel, die ihnen wenig Nutzen bringt, denn ſie iſt beynahe immer uͤberſchwemmt; ſie haben aber

den Einfall gehabt ſich hier niederzulaſſen, und

einen Zoll auf alle Schiffe des Landes zu legen, die hier vorbey kommen, | Dieſe Inſel imgleichen Bandamurilanka ge⸗ hoͤren nebſt den folgenden zu Rajamundrum. Die Inſel Rellapelly ift von weit größerer Wichtigkeit. Sie war vorher blos eine Bleiche, aber ſeit ohngefaͤhr zwanzig Jahren iſt es eines der vornehmſten Etabliſſements der Englaͤnder ge⸗ worden. Verſchiedene Arme des Fluſſes Yanaon

formiren dieſe Inſel; auf einem dieſer Arme der

Nellapelly heiſt haben ſie dem alten franzoͤſiſchen

Contoir gegen uͤber ihren Handelsplatz angelegt.

Die Inſel Corangui liegt an dem Ufer des Meeres, zwiſchen den zahlreichen Armen des Fluſſes Condavery. Es iſt ein herrliches Land, das ſehr viel eintraͤgt, und ſehr bequem zum Handel gelegen iſt. Die Englaͤnder hatten ſie

vor⸗

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vorher ehe die Franzoſen Herren dieſer Circars wurden, von dem Pachter der Provinz Rajamun⸗ drum gepachtet.

Ouzara iſt zu unbetraͤchtlich um ſich dabey aufzuhalten, es beſteht blos in einem Hauſe in der Aldea dieſes Namens, in welchem ſich ein engliſcher Handlungsagent aufhaͤlt.

Das letzte Contoir der Englaͤnder an der Kuͤſte, iſt Viſagapatan, welches ziemlich bekannt iſt, indem es den dritten Rang nach Madraß und Cudulur behauptet. Es gehoͤrt unter die Gerichtsbarkeit der Provinz Chicacol. Seine Lage iſt ſehr vortheilhaft, und es iſt ſehr gut befeſtigt.

Es verdient angemerkt zu werden, daß die Aldea von Madepallum, und die Contoirs von Ingiron und Viſagapatan die einzigen von al len dieſen Etabliſſemens waren, welche die Eng— laͤnder mit einem Schein von Recht erlanget hatten, die andern beſaſſen ſie blos vermittelſt einer gewaltſamen Beſitznehmung, oder einer Un⸗ terpacht, die ihnen kein rechtmaͤßiges Eigenthums⸗ recht daruͤber geben konnte, haͤtte der im Jahr

1763 geſchloßne Friede ihnen nicht ein Anſehen ertheilt, daß alle ihre Unternehmungen in die⸗ ſen Laͤndern rechtfertigte.

Alle dieſe unter dem Namen der nördli- chen Circars begriffene Laͤnder, werden in ihrem ganzen Umfang von zwey großen Stroͤmen ge— waͤſſert, welche beyde in den Gebirgen entſprin⸗

gen,

|

39

gen, ſich in viele Arme theilen, und ſich endlich durch viele Muͤndungen in das Meer ergieſſen. Es iſt nicht moͤglich ſie alle zu zählen, oder ein⸗ zeln anzugeben.

Der Kriſtnafluß iſt wegen der Diamanten

Minen ſehr beruͤhmt, und der Condavery mehr

unter dem Namen Ganges bekannt, wird von den Heiden ſehr verehrt. Ihre vortheilhafteſte Eigenſchaft aber iſt, daß fie alle Jahre anſchwel⸗ len und ſich fo wie der Nil zu beſtimmten Zei—

ten in Ueberſchwemmungen, welche im Monat

Junius anfangen, und gegen das Ende des Au⸗ guſts aufhoͤren, ergieſſen.

Dieſe Ueberſchwemmungen unterſcheiden ſich dadurch von andern, daß ſie nur eine kurze Weile dauern, und nach einer Zwiſchenzeit wie— der kommen; das Waſſer welches das ganze Land auf einmal uͤberſchwemmt, bleibt hoͤchſtens zwey oder drey Tage darauf ſtehen, und ver— ſchwindet hernach, weil es enkweder wegen der

Naͤhe des Meeres einen leichten Abfluß hat,

oder weil die duͤrre Erde es ſehr geſchwinde eins trinkt: nach acht Tagen aber werden dieſe Ueber: ſchwemmungen mit mehr oder weniger Staͤrke wiederholt, und dieſes waͤhrt ſo lange bis ſie ganzlich aufhören. Man kann kaum begreifen wie nuͤtzlich dieſes dem Lande iſt, denn der Schlamm den das Waſſer zuruͤck läßt, macht

nicht nur den Boden fett, ſondern erleichtert

auch das Umpfluͤgen. Es ſcheint als Hätte die Na⸗

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Natur hierdurch dieſe trocknen Gegenden ſchad— los halten wollen. Die große Hitze die darin nen herrſcht, wird durch die vielen Fluͤſſe erſetzt, deren man eilfe nach einander paßiren muß, wenn man von Maſulipatan nach Ganjam reiſt. Sie traͤnken die Erde, und waͤſſern und uͤber— ſchwemmen ſie beynahe zu gleicher Zeit, und in den naͤmlichen Maaß wie die beyden Ströme, von welchen ſie ihren Urſprung haben.

Dieſer Vortheil iſt ſo groß, daß man ohn⸗ geachtet der Verſchiedenheit des Clima's, bey: nahe in Verſuchung gerathen moͤchte zu glau⸗ ben, daß die fruchtbarſten Gegenden in Europa dieſen Provinzen von Indien, weder in der na— tuͤrlichen Beſchaffenheit und Fruchtbarkeit des Bodens, noch in der Guͤte und dem Ueberfluß ihrer Fruͤchte gleich kommen, oder fie wenig⸗ ſtens nie uͤbertreffen.

Wenn man dieſes annimmt, kann man ſich leicht vorſtellen, wie ungern die Franzoſen Be— ſitzungen verlaſſen mußten, welche von dieſer Seite allein betrachtet, aͤuſſerſt wichtig waren. Man erinnere ſich nur der Lage von Maſulipa⸗ tan, an dem Ufer des Meeres, und beynahe in der Mitte aller eben beſchriebenen Herrſchaften. Ihr zur rechten ſieht man den Fluß Kriſtna, welcher alle die Laͤnder gegen Mittag durch⸗ ſtroͤmt, und zur linken den Condavery, der auf naͤmliche Art die noͤrdlichen Gegenden traͤnkt. An einer Seite ſind lauter Manufakturen von

indi⸗

i 41

indiſchen Schnupftuͤchern, mit denen ein fo groß ſer Handel getrieben wird, und auf der andern lauter Fabriken von andern baumwollenen Zeu—

gen, welche einen eben ſo ſtarken Abgang ha—

ben. Ueberall entdeckt ſie entweder Schiffe die mit allen Arten von Guͤtern beladen, in ihren Hafen einlaufen, oder ein unermeßliches Land und Felder mit den herrlichſten Produkten bedeckt. Der Beſitz dieſes großen Landes wuͤrde der franzoͤſiſchen Compagnie in Indien wenig Vor: theil verſchaft haben, wenn ſie keine Einkuͤnfte daraus haͤtte ziehen koͤnnen; denn ſo groß auch immer der Handel ſeyn mochte den ſie daſelbſt treiben konnte, ſo wuͤrden doch die Koſten der

Verwaltung und Regierung dieſer Herrſchaften

die Handelsvortheile gaͤnzlich verſchlungen haben: Sie zog aber wichtige Einkuͤnfte aus denſelben, die ſich in folgende Claſſen eintheilen laſſen. Erſtens beſaß die Compagnie eine unermeß⸗ liche Strecke Landes, das mehr oder weniger be—

bauet war, und deſſen Werth ſich nicht leicht be—

ſtimmen ließ. Zweytens hatte ſie das Eigen⸗ thumsrecht der beſten und groͤßten Salzgruben die an der ganzen Kuͤſte ſind. Drittens hatte ſie das Recht Geld zu praͤgen, und alle unter der vorigen Herrſchaft uͤbliche Auflagen zu heben. Wenn man nun dieſe Artikel auch nur nach den Fuß berechnet, wie ſie zu der Zeit waren, als die Franzoſen dieſe Provinzen verlaſſen muſten, ſo trugen ſie dennoch Veh zehn Millionen Livres

jaͤhr⸗

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jaͤhrlicher Einkuͤnfte, deren Hebung der Compag⸗ nie beynahe gar nichts koſtete, und die man mit etwas genauerer Aufmerkſamkeit auf dieſe Laͤn⸗ der, um ein Drittheil, ja vielleicht Doppelt hät: te vermehren fönnen.

Ehe ich meinen Leſern eine ausführliche Nach⸗

richt von den Produkten dieſer Laͤndereyen gebe, muß ſich ihnen zuvor zwey Bemerkungen mittheilen, welche indem ſie ihnen einen Begrif geben von

der Art, wie die Steuern in Indien auf die Laͤn⸗

dereyen gelegt und eingeſammelt werden, ihnen auch zugleich beweiſen koͤnnen, mit welcher Ge— wisheit ihr Betrag im voraus berechnet werden kann. h Die erite iſt, daß die Einkuͤnfte welche man

aus dem Ertrag der Laͤnder in Indien zieht, auf

eine ganz verſchiedene Art erhoben werden als in

Europa, Hier bekommt man das Getraide ſelbſt,

und muß es liegen laſſen, oder den Verkauf deſſel⸗ ben abwarten, um ſein Geld heraus zu ziehen. In Indien im Gegentheil beſitzt kein Privatmann liegende Guͤter, und die Laͤndereyen im ganzen Reich des Mogols gehoͤren dem Landesherrn.

Die Ackerleute eine Kaſte oder Stamm, welche

niemals aus ihren Stande treten, find verbun⸗ den das Land um die Hälfte des Gewinns zu be⸗ arbeiten; wenn alſo die Zeit der Erndte koͤmmt, wird die ganze Maſſe des Getraides in zwey gleis che Theile getheilt, von welchen einer dem Prin⸗

zen oder demjenigen der feine Stelle vertritt zuge-

hoͤrt,

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hört, und den andern behält der Ackersmann; jedoch um die ihm zufallende Haͤlfte zu nehmen, und zu ſeinem Nutzen anwenden zu koͤnnen, muß er zuvor dem Landesherrn ſeine Haͤlfte abkaufen, und dies geſchieht auf folgende Weiſe.

Bediente welche man Dechapaudias nennt, und welche Braminen oder Schreiber ſind, haben die Aufſicht uͤber das Getraide, und muͤſſen es richtig ſchaͤtzen. Dieſe Schaͤtzung geſchieht zu zwey verſchiedenen Malen: einmal wenn das Ge⸗ traide noch ſteht, uud zweytens wenn es ſchon abgeſchnitten und in Haufen zuſammen getragen iſt, und alsdann wird es auch getheilt.

Hat der Ackersmann gleich das Geld um die dem Grundherrn gehörige Hälfte zufolge der Schaͤtzung zu bezahlen, fo hat er die Freiheit das Getraide wegzufuͤhren und für feine Rechuung zu verkaufen; doch hat der Prinz oder fein Afterpächs ter der feine Stelle vertrit- immer ein Recht von feiner Hälfte fo viel zu nehmen, als er zu feinem Gebrauch noͤthig hat. Da die Kaufleute eilen, ihren Handel mit den Ackersleuten zu ſchlieſſen, ehe noch das Getraide abgeſchnitten iſt, ſo ha— ben dieſelben dieſes Geld ſchon beynahe immer bereit.

ft aber im Gegentheil der Ackersemann nicht im Stande, den Theil des Prinzen zu be⸗ zahlen, ſo wird ihm der dritte Theil der Erndte uͤberlaſſen, und es werden ihm zur Bezahlung deſſelben drey Termine jeder von einem Monat geſetzt.

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geſetzt. Dieſe beobachtet er ſehr richtig, denn

unterlieſfe er es, würde alles übrige Getraide zum Vortheil des Prinzen an den Meiſtbietenden verkauft werden. Wenn er das Geld fuͤr den erſten Theil abgetragen hat, ſo bekommt er das zweyte Drittel, und fo fort bis er feinen Contract mit dem Prinzen ganz erfuͤllt hat. Auf dieſe Art hat der Ackersmann nicht nur die Muͤhe das Land

zu bearbeiten und zu beſaͤen, ſondern er muß

auch noch fuͤr den Verkauf und Abgang des Ge— traides ſorgen. Der Landesherr empfaͤngt immer die Hälfte des Werths aller Produkten, ohne daß er die geringſte Muͤhe noch Unkoſten hat, auſſer daß er die Beamten beſolden muß, die uͤber die Sicherheit der Erndte wachen, und die Ackers— leute zu Bezahlung ihrer Schulden zwingen muͤſ⸗ fen. Es iſt alſo leicht einzuſehen, daß die fran: zoͤſiſche Compagnie die in alle Rechte des Souve⸗ rains dieſer Lander eintrat, keine deutlichere und gewiſſere Einkuͤnfte haben konnte, als diejenigen, welche ſie aus dieſen Herrſchaften zog.

Die zweyte Bemerkung welche ſich uͤber die— fe Einkuͤnfte machen laͤſt, iſt folgende. Dieſe Laͤndereyen waren eine ſo kurze Zeit in dem Beſitz der franzoͤſiſchen Compagnie geweſen, daß fie uns moͤglich ihren innerlichen Werth kennen konnten. Eine Menge Zemindars und andere kleine Prin— zen, die vorher die Blutigel und Tyrannen des Volks geweſen waren, wie auch viele Braminen Schreiber und Aufſeher, die noch einen Theil ih⸗

rer

45

rer Gewalt beybehalten hatten, bedrohten und ſchreckten die Ackersleute ohne Aufhoͤren, die ſich alsdann durch die Furcht noch einmal unter ihr Joch zu kommen gezwungen ſahen, ihre neuen Herren wieder ihren Willen zu betruͤgen. Sie wurden mit den Schreibern oder Dollmetſchern eins die Wahrheit zu verhehlen, wenn ſie uͤber den Ertrag ihrer Laͤnder befragt wurden, und gaben öfters nur die Hälfte an. Welche Verrin— gerung der Einkuͤnfte mußte nicht aus dieſem Betragen entſtehen? Hiezu kam noch, daß der

groͤßte Theil der Länder durch die Tyranney und die Unterdruͤckungen der mogoliſchen Prinzen bey:

nahe entvoͤlkert waren. Man kann ſich in der That kaum vorſtellen, in welch einem elenden Zu: ſtande ſich der Ackermann unter der vorigen Re—

gierung befand. Die Dechapaudias oder Schrei⸗

ber verftanden ſich mit den Foſſedars um ihn zu pluͤndern. Sobald die Zeit der Schaͤtzung ge— kommen war, ſo ſetzten die Schreiber eine auf, die ſich noch einmal ſo hoch als der Betrag der Erndte belief. Der Theil des Prinzen alſo ver— ſchlang die ganze Maſſe des Getraides, und dem

Ackersmann blieb nichts uͤbrig. Beklagte er ſich,

ſo mishandelte man ihn, und drohte ihn, unter dem Vorwand, daß er einen Theil des Korns entwendet hätte, ins Gefaͤngniß zu werfen. Dieſe armen Bedruͤckte die vor Hunger umka— men, und kein Mittel hatten ſich Recht zu ver⸗ ſchaffen, verlieſſen in Menge das Land, wo ſie

bey

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bey aller Arbeit keinen Unterhalt fanden. Eben daher war der Hauptertrag dieſer Provinzen ſo geringe, wie ſie an Frankreich kamen, und da keine Einwohner im Lande waren, die auf die

alte Weiſe das Feld baueten, fo war man ges

zwungen große Laͤndereyen den Paͤchtern zu übers laſſen, die ſich dazu anboten. Dieſe boten oft nicht einmal den vierten Theil des Ertrags, den die Geſellſchaft aber annehmen muſte, um doch etwas zu gewinnen.

Es iſt gewiß, daß blos das alte Gouver⸗ nement von Maſulipatan, ohne von dem Cirkar von Condavir, noch von den vier noͤrdlichen Provinzen, welche verpachtet waren zu reden, in fruchtbaren Jahren mehr denn ſieben bis acht hunderttauſend Livres an Getraide eintrug. Noch ein klarerer Beweis deſſen was ich behaupte, iſt daß die Provinz Niſampatnam, ob fie gleich die Fleins ſte und ſchlechteſte in dieſem Gouvernement iſt, und zuweilen mehr als Dreyviertel ihrer Laͤn⸗ dereyen brach lagen, dennoch in der letzten Zeit

der franzoͤſiſchen Adminiſtration, verſchiedne Jah⸗

re nach einander ſechszigtauſend Rupien eintrug, welches die Rupie zu zwey Livre acht Sous ges

7

rechnet, hundert vier und vierzig tauſend Livres

machte. Man kann daſſelbe verhaͤltnißweiſe von den andern Departemens ſagen. Die Inſel Di— vy zum Beyſpiel trug jaͤhrlich wenigſtens tauſend

Rupien, oder zweyhundert vierzigtaufend Livres

ein, und * war dieſes nur der achte Theil von

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von dem was ſie hätte einbringen koͤnnen: denn man ſieht darinnen große Ebenen, auf denen ſich Armeen von hundert tauſend Mann aufhalten koͤnnten, welche aus Mangel an Ackersleuten, unbearbeitet liegen bleiben. Nach dieſen beyden Beyſpielen, kann man auf das uͤbrige ſchlieſſen. Hingegen iſt es auch leicht einzuſehen, wie ſehr ſich die Einkuͤnfte durch die Veraͤnderung der Adminiſtration, deren Wirkungen ſich alle Jahre offenbarten, vermehrt haben wuͤrde.

Doch dieſes iſt nicht die einzige Gattung von Einkuͤnften, welche die franzoͤſiſche Compag⸗ nie aus dieſem Theil von Indien zog: Sie hatte noch in dem Umfang ihrer Herrſchaften einen eben fo reichen Schag. Dieſer beſtand in den ſchoͤ— nen und anſehnlichen Salzwerken, deren Eintrag willkuͤhrlich iſt, und ſo viel man will vermehrt werden kann. Es iſt ein Tribut den das Meer jaͤhrlich bezahlt, und den man blos einzunehmen braucht.

Die Salzgruben in Maſulipatan und in der Provinz Niſampatnam, ſind die beſten un⸗ ter allen denen, welche man laͤngſt der Kuͤſte trift, wegen der Beſchaffenheit des Bodens, der einen leimichten Grund hat, und gar nicht fürs dig iſt. Man bereitet darinnen eine unbegreif— liche Menge Salz auf die wohlfeilſte Art.

Man waͤhlt zu dieſem Ende ein bequemes Feld, welches ziemlich nahe am Meere liegt, und theüt es in verſchiedns viereckigte Behalter

ein,

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ein, die mit einem Rande verfehen find, damit das Waſſer nicht abflieſſen moͤge; hernach graͤbt man hier und da Gruben, in welche das Waſ— ſer durch die Erde eindringt. Dieſes Waſſer leitet man hernach vermittelſt Waſſerleitungen die aus den Staͤmmen der Palmbaͤume gemacht wer— den, in die Behaͤlter; Vorher aber muͤſſen die Parias eine geringe Klaſſe des Volks, welche den Ackersleuten dienen, und in der Zwiſchenzeit der Feldarbeit, ſich gern hiezu gebrauchen laſſen, die Erde in den Behältern mit den Fuͤſſen ſtam— pfen, um ſie feſt zu machen; nach dieſem oͤfnet man die Schleuſen, und das Waſſer laͤuft in die Behaͤlter. Jedoch die Hitze der Sonne trock— net es bald aus, und es bleibt unten eine Art von Kriſtallner Rinde, welche mit einem Rechen zuſammengekratzt wird, und dieſes iſt das Salz. Dieſe Operation wird verſchiedenemal, und imz mer mit dem naͤmlichen Erfolg wiederholt. Der ganze Rand des Behaͤlters wird nach und nach mit einer Menge Salz bedeckt, welches man ab⸗ nimmt, und an dazu beſtimmte Oerter aufhaͤuft, bis die Kaufleute es wegzuholen kommen.

Das ganze Reich des Mogols wird bey— nahe allein aus den Salzgruben von Mafulipa: tan mit Salz verſehen, und uͤberdem werden noch viele Schiffe damit beladen, und auf dem Ganges in Bengalen geſchickt, welches Mangel daran hat. Karavanen von Lambadis eine Art

von Kaufleuten dieſes Landes welche bieſen Handel trei⸗

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treiben, kommen vom Monat Januar an bis zum September, mit Heerden von dreyßig bis vier— zig tauſend Ochſen an und bezahlen alles was ſie nehmen in baarem Gelde. Es iſt manchmal ſchwer ſie zu befriedigen, und ſie laſſen dem Salz kaum Zeit hart zu werden, ehe fie es weg⸗ nehmen: manchmal machen ſie es ſich einander ſtreitig, und gerathen daruͤber in ein Handge— menge. Jeder bemuͤht ſich am meiſten davon zu bekommen, aus welcher Urſache ein Theil die⸗ ſer Karavanen ſehr oft leer zuruͤck kehret, weil die Anzahl der Kaͤufer gewoͤhnlich die Quantitaͤt der Waare übersteigt.

Aus der Summe die buch den jahrlichen Verkauf des Salzes gewonnen wird, ſieht man bald die große Quantität, welche in dieſen Herr⸗ ſchaften zubereitet wird. Der Verkauf des Sal— zes von Maſulipatan bringt beynahe hunderttau⸗ ſend Rupien, oder zweyhundert und vierzig tau⸗ ſend Livres ein; da nun das Candil, ein Maaß des Landes, welches ohngefaͤhr zehntauſend Pfund enthält, zu hundert Livres verkauft wird, fo folgt daraus durch eine ſehr einfache Berechnung, daß blos in den Salzwerken von Maſulipatan alle Jahr zweytauſend vierhundert Candils zubereitet werden. Die Salzwerke von Niſampatnam brin⸗ gen beynahe eben fo viel, und die von Pens darby vielleicht noch mehr hervor; dieſes macht

Forſters b. u. V. K 3. Th. D alſo

50

alſo zuſammen ſiebentauſend zweyhundert Can⸗ dils, und rechnet man das Candil zu hundert Livres, ſo koͤmmt eine Summe von ſiebenhundert zwanzigtauſend Livres heraus, die die franzöfifche Compagnie ſo lange ſie im Beſitz dieſer Salz⸗ werke war aus denſelben gezogen hat. Ueber⸗ dem hatte ſie noch die gewiſſe Hofnung ae Einfommen zu vermehren.

Da die Franzoſen ferner an der Stelle der mogoliſchen Regenten kamen, ſo gehoͤrten ihnen

auch alle Landesſteuern und andere Landesherliche |

Rechte,

Diele beſtehen unter andern in dem Recht Geld zu prägen; den Zoͤllen; in der Auflage Sa: hir genannt, eine Art Tranſitozoll, und der ſo⸗ genannten Steuer Mutafara, die nicht nur von Perſonen ſondern auch von allen unbeweglichen Guͤtern, wie Haͤuſer, Laden, Weberſt uͤhle und dergleichen erhoben wird.

Das Muͤnzrecht hat den Franzoſen niemals viel eingetragen, wenn man eine kleine kupferne Muͤnze ausnimmt die dem gemeinen Volk ins⸗ beſondere den Webern ſehr noͤthig iſt, und de— ren Verfertigung ohngefaͤhr einen Gewinn von vierzig bis funfzig Procent verſchafte.

Die Zolleinnahme war betraͤchtlicher, weil ſie von der Menge der Waaren oder Schiffe die in

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in Maſulipatan aus oder einlaufen, abhaͤngt. Jemehr dieſe Rheede beſucht wird, je hoͤher wer— den dieſe Einkuͤnfte ſteigen. Außer dem Zollamt zu Maſulipatan, iſt noch ein anders zu Nar⸗ ſapur. |

Die Europäer und Mogolen bezahlen bey beyden drey Procent, die Gentoos aber fuͤnf. Es iſt auch noch ein drittes zu Madepally einem Dorfe in Condavir, welches an der unterſten Graͤnze von Rifampatnam am Ufer des Meeres liegt. Hier laden die Kaufleute welche mit den Tuͤchern von Paliacatta handeln, immer einen Theil ihrer Waaren. Die jaͤhrliche Einnahme von dem erſten dieſer Zollaͤmter ward von den Franzoſen auf vierzigtauſend Rupien oder ſechs und neunzigtauſend Livres geſchaͤtzt; des zweyten anf dreytauſend Rupien oder ſiebentauſend zwey⸗ hundert Livres; und des dritten ohngefaͤhr auf viertauſend Rupien oder neun bis debrtaufenk Livres.

Die Auflage Sahir genannt wird von al⸗ len Gattungen von Guͤtern gehoben, und muß von jederman entrichtet werden. Nichts iſt da: von frey: Menſchen, Thiere, Lebensmittel und Kaufmansguͤter muͤſſen ſie alle bey Ueberfahrt eines Fluſſes, oder wenn ſie ein ander Gebiet paßiren bezahlen. Die Summe welche dieſe Auflage eins bringt, haͤngt von der Menge Guͤter oder Per⸗

D 2 ſonen

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ſonen ab, welche bey dieſen Oertern durchpaßi⸗ ren: bey einigen belaͤuft ſich dieſe Einnahme ſehr hoch. Die Pergunna von Gondur zum Beyſpiel, durch welche die Landſtraſſe nach Golkonda geht, wird wegen ihrer vortheilhaften Lage gewoͤhnlich für vierzigtauſend Rupien oder beynahe hundert⸗ tauſend Livres verpachtet. |

Was das Recht Mutafara anbelangt, fo ſcheint es mir unnoͤthig davon zu reden, weil man ſich leicht die Beſchaffenheit und den Ums fang deſſelben vorſtellen kann. Ich will nur bloß anmerken, daß es mit dem Sahir gewoͤhnlich in dem Contract den man bey Verpachtung der Laͤn⸗ dereyen macht, eingeſchloſſen wird. Da nun ein Theil der Herrſchaften der franzoͤſiſchen Compag⸗ nie verpachtet, und ein Theil ſelbſt verwaltet ward, iſt es ſchwer zu beſtimmen, wie hoch ſich dieſe Auflagen belaufen; ich will indeſſen jedes Departement insbeſonders durchgehen, es mag verwaltet werden oder verpachtet ſeyn, und den Werth deſſelben nach der Berechnung der Com⸗ pagnie beſtimmen. | '

Die Einkuͤnfte des Zollamtes in Maſulipa⸗ tan belaufen ſich auf ſechs und neunzigtauſend Livres, die Salzwerke auf zweyhundert und vier zigtauſend, und die andern Auflagen auf vier und zwanzigtauſend Livres.

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In den Pettas von Jougurdur war die

| Erndte und der Tranſitozoll für zwanzigtauſend Rupien oder acht und vierzigtauſend Livres vera

pachtet.

Die Pergunnas von Gondur und Aduma— nar waren gleichfalls verpachtet, aber auf dem Fuß von funfzigtauſend Rupien oder hundert und zwanzigtauſend Livres.

Die Einkuͤnfte der Laͤndereyen die zu den Pergunnas Tomedy und Pedana gehörten, moch=

ten ſich auf vier und zwanzigtauſend Rupien oder

ſechszigtauſend Livres belaufen, i

Die Einfünfte des Departemens Narſapur, die beyden Pergunnas Tondur und Bondora, welche unter der naͤmlichen Verwaltung ſtanden, mit einbegriffen, beſtanden in dem Ertrag der

Lander, dem Zoll, und der Verpachtung der Ko=

konußbaͤume, und beliefen ſich jaͤhrlich auf mehr denn hundert und zwanzigtauſend Rupien oder zweyhundert und ſechszig bis zweyhundert und achtzigtauſend Livres.

Das Departement Devrototta ward ie

falls von der Compagnie verwaltet und brachte alle Jahr beynahe hunderttauſend Rupien oder zweyhundert und vierzigtauſend Liores ein,

Die Einkuͤnfte der Inſel Divy die in Laͤn⸗ dereyen beſtanden, vermehrten ſich alle Jahr une N ter

34

ter der franzoͤüſchen Regierung; aus oben anz gefuͤhrten Urſachen, in vier Jahren waren ſie von zwanzigtauſend Rupien oder acht und vier— zigtaufend Libres auf hunderttauſend Rupien oder zweyhundert und vierzigtauſend Livres geſtiegen, und em laͤngerer Beſitz haͤtte ſie gewiß von neuem vermehrt.

Der Circar von Niſampatnam ward ver⸗ waltet. Seine Einkuͤnfte beftanden in Laͤnde— reyen und Salzwerken: die erſten trugen ohn⸗ gerähr ſechszigtauſend. Rupien oder hundert und vier und vierziataufend Livres, und die zweyten gewis funfzigtauſend Rupien aber hundert und zwanzigtauſend Livres ein.

Die Provinz Condavir iſt ſo lange ſie im Beſitz der Franzoſen war immer verpachtet wor: den, aus Mangel an Leuten denen man ihre Verwaltung in ihren ganzen Umfange vertrauen koͤnne. Ihre achtzehn Pergunnas ſtanden un⸗ ter verſchiedenen Privatperſonen, welche mehr oder weniger bezahlten nach der Groͤße des Lan— des welches ſie gepachtet hatten: das ganze aber betrug eine Summe von zweyhunderttauſend gofs denen pagoden 10) oder achthundert und funf⸗

zig 10) Pagoda iſt eine in Coromandel, und Bengalen ge⸗

woͤhuliche Geldmuͤnze, die die Landesherrn ſowohl auch

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zigtauſend Rupien, nach unſerm Gelde zwey Mit lionen vierzigtauſend Livres.

Von den noͤrdlichen Provinzen hatten die Franzoſen nur geringe Einkuͤnfte. Sie uͤberlieſ— ſen ſolche verſchiedenen Zemindarn die ſie vorher beſeſſen hatten, um den naͤmlichen Preiß welchen fie vorher dafuͤr bezahlten. Die Pacht dieſes un: geheuren Strich Landes belief ſich auf beynahe fuͤnf und zwanzig Lacks Rupien, oder Huaffhe ſechs Millionen Livres.

So anſehnliche Einkuͤnfte zog die franzoͤ⸗ ſiſch oſtindiſche Compagnie aus ihren ſeit 1749 erlangten und in Golconda und Orixa belegenen Laͤndern, deren Größe und Beſchaffenheit bis— her in Europa ziemlich unbekannt waren. Um den wirklichen Ertrag davon noch deutlicher zu zeigen, ſetze ich eine Tabelle hinzu, in welcher ich die Einkuͤnfte jedes Departements ſo genau angegeben habe, daß wenn ſich auch jetzt ein Unterſchied finden ſollte, er doch nicht beträchtz lich fo fünnte,

Mas, auch die Europäer in ihren Niederlaſſungen ſchlagen.

1 Am Werth baͤlt fie gewöhnlich acht Schilling neun engliſche Pence.

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Namen der

Einkuͤnfte.

Diſtricte. Rupien. Liores. Maſulipatan 150,000 360, ooo Jvigurdur 20,009 48,000 Gondur, Adumanar 50,000 1 120,000 Tomedy, Pedana 25,000 60,000 Narſupur 120,000 288,000 Devracotta 100,000 240,000 Divy 100,000 —. 240, ooo Niſampatnam 110,000 260,000 Condavir 850,000 2,040, ooo

Die noͤrdl. Circars 2,500.000 6.090,000

Zwiæi. 2

4,025, 00 9,656,000

It. | Bemerkungen uber das Clim a und die i natuͤrliche Beſchaffenheit d e r

Inſel Frankreich.

7 bees 0 Nin N

ele de France und Bourbon liegen in dem großen indiſchen Ocean ſieben Grade oſt— waͤrts von Madagaſcar. Erſtere die unter der hollaͤndiſchen Herrſchaft, welche hier 1710 auf⸗ hörte, St. Mauritius hies, liegt unter dem zwan— zigſten Grade ſuͤdlicher Breite. Letztere ſonſt auch unter dem Namen Maſcarenhas bekannt, ward fruͤher von den Franzoſen in Beſitz genommen, und ſchon 1654 fiengen einige Seefahrer dieſer Nation an ſich hier anzubauen. Isle de France enthält nach dela Cailles Ausmeſſung 432,630 Arpens. Die Größe von Bourbon iſt nicht fo genau bekannt, fie wird aber gewöhnlich ſechs⸗ zig franzoͤſiſche Meilen in der Laͤnge, und fuͤnf und vierzig in der Breite angegeben. | Isle de France ift ſehr gebirgicht, doch die ſuͤdliche Seite mehr, als die Roͤrdliche. Beyde ſind noch nicht ganz und gar angebauet, indeſ— fen werden doch faſt jährlich neue Gegenden ur⸗ bar gemacht. | | Nach le Gentils Bemerkungen find die Difs trikte Pampelmuß und Flacg die ſchoͤnſten und Ffruchtbarſten. Flacq bringt ſehr guten Reis und | | aller:

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allerhand Getraide hervor, in den Pampelmußen gewinnt man das beſte Getraide, ſehr gutes tuͤr— kiſches Korn, und die beſten Manioe Wurzeln: eben dergleichen liefern die langen Gebirge,

Die Willems Ebenen, in der Mitte der Jaſel theilt man in niedre und hohe der niedri- ge Theil liegt am Meere; und iſt bey weiten der beſte. Der hohe Theil hingegen liegt gegen das Innere der Inſel zu, und hat ſchlechtes Er⸗ dreich.

Moka iſt ein ſchoͤner Diſtrikt, es liegt hoch, iſt eben, und wird von verſchiedenen Fluͤſſen und Canälen gewaͤſſert; dem ungeachtet iſt er ſchlecht bebaut, obgleich ſich wegen der Menge Waſſers vieles mit großen Vortheil ziehen lieſſe. N

Zwiſchen den Willems Ebenen und dem Distrikt Baßin⸗Desforges iſt eine Strecke Lan⸗ Ä des von anderthalb bis zwey Meilen wo man nicht den kleinſten Bach findet; ſtatt deſſen trift man ziemlich große Steinſchichten und an vielen Orten duͤnnes ſchlechtes Gehoͤlze an, und wahr⸗ ſcheinlich wuͤrde daher dieſes Erdreich nicht ſehr zum Ackerbau taugen. Der Distrikt von Baßin⸗ Desforges ſelber hat gute Teiche und ſchoͤnes Fluß⸗ waſſer, im Ganzen iſt er aber doch zu trocken, vornehmlich an der Seekuͤſte, und in dieſen Him⸗ melsſtrichen iſt das Waſſer die Seele der Pflan⸗ zen und Gewaͤchſe, ſo daß ſie ſogar im Sande und auf Felſen fortkommen, wenn es ihnen nur nicht, an dieſer ihrer vornehmſten Nahrung mangelt.

g Die

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Die Holländer hatten wie fie Herren der

Inſel waren ihren Hauptſitz auf der oͤſtlichen Geis te der Inſel angelegt, den die gegenwaͤrtigen Her— ren den Hafen Bourbon nennen, und man haͤtte wohl gethan, wenn man dieſen großen Meiſtern in der Kunſt Colonien zu ſtiften gefolgt waͤre. Das uͤbrige der Inſel iſt wuͤſte und zum Theil mit Helz bewachſen. Der kleine Hafen Port⸗ Louis iſt die Hauptſtadt, ſie verdient aber dieſen Namen nicht. In allen dieſen Diſtrikten iſt nichts merkwuͤrdiges, wenn man die Eiſenwerke zu Pampelmuß und die drey Zuckerſtedereien zu Vil⸗ lebagne ausnimmt, die aber blos für die Beduͤrf⸗ niſſe der Einwohner Zucker verfertigen. Erſtere haben große Summen gekoſtet, und nie das gez ringſte eingebracht; und in den letztern hat man immer nur ſehr wenig Zucker gewonnen, der noch dazu ſchlechter und weit theurer als der Weftinz diſche iſt. | Da die Inſel Frankreich im zwanzigſten Grade

ber Breite liegt, ſollte man glauben, daß es dort ſehr heiß ſeyn muͤſſe. Dem ungeachtet iſt die Hitze nicht an allen Orten gleich; um Port- Lou⸗ is herum iſt es beynahe immer heiß, da man hingegen zu Moka, in den Willems⸗Ebenen und in der ganzen Windfeite der Inſel eine ſehr ges maͤßigte Waͤrme fuͤhlt. Denn da dieſe Gegenden hoch liegen, ſind ſie dem Suͤdwinde ſehr ausge⸗ fen, der beynahe beftändig wehet, und die Luft ſehr

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ſehr abkuͤhlt, indem er über verſchiedene wre und Wälder koͤmmt.

Das Camp oder die Stadt Port Lou— is liegt beynahe gleich mit dem Waſſer, in ei- nem Strich Landes, der ganz mit Bergen um— geben iſt, wovon die niedrigſten beynahe zwey hundert Klafter, und die an der Windſeite uͤber vierhundert hoch ſind. Die Lage dieſes Orts iſt gegen Nordweſt und Suͤdoſt im 2often Grad ſuͤdlicher Breite. Indem die Sonne nun von der Linie nach dem Wendezirkel des Steinbocks ruͤckt, ſo erwaͤrmt ſie nach und nach das Erdreich zwiſchen den Bergen, und die Berge ſelbſt, wel—⸗ che alsdenn vornehmlich im Sommer die Wir- kung eines Reverberirofens haben, ſo daß man es nicht wagen darf vor Sonnenuntergang fpas zieren zu gehen. Wird die Sonne von einem kleinen Woͤlkchen bedeckt, fo fallt das Thermome⸗ ter gleich zwey bis drey Grad, und ſteigt wieder ſobald die Wolke voruͤber iſt. Wehet der Wind aus Sud: füd:oft, fo iſt die Hitze noch ertraͤg⸗ lich, indem ſie durch den die ganze Inſel durch⸗

ſtreichenden, und uͤber hohe Berge und Waldun⸗

gen gehenden Wind gemildert wird. Man un⸗ terſcheidet vier Jahreszeiten in Isle de France.

Die erſte fängt im May mit Suͤdoſt Wins

den und ſtarken Regen an, welches dem Getrai⸗

de ſehr zutraͤglich iſt. Die zweyte Jahreszeit

faͤngt im September oder October an, * die

ord⸗

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Rordoſt Winde wehen, und die erſtern Aufhö- ren, dies iſt die trockne Jahrszeit. Jetzt naͤhert ſich die Sonne dem Zenith der Inſel, und faͤngt an die Luft zu erwaͤrmen. Der Regen, die Windſtoͤſſe und Stuͤrme die im December regie— ren, bezeichnen die dritte Jahrzeit die bis in den Merz dauert, nachher kommt die letzte, welche nur ungefähr ſechs Wochen lang, und trocken iſt. Dieſe Eintheilung des Jahres bezieht ſich hauptſaͤchlich auf die Beſtellung des Ackers, denn eigentlich giebt es auf Isle de France nur zwey Jahrszeiten; nämlich wenn die Südoft oder Suͤd⸗ winde wehen, und die andere, wenn die Nord, Nordoſt oder Nordweſtwinde häufiger find. Die Suͤdwinde ſind ſehr heftig aber dabey gar nicht gefährlich fuͤr die Schifffarth. Denn ſobald ſie einen gewiſſen Grad der Staͤrke erreicht haben, bleiben fie beſtaͤndig fo ohne heftiger zu werden. Die Nordwinde hingegen obgleich ſie ſchwach und mit Windſtillen vermiſcht ſind, ſind den Schiffen doch ſehr gefaͤhrlich, weil ſie zur Jahrszeit der Regen und Stuͤrme, oder im dortigen Winter regieren. Man nennt dieſe Jahrszeit ſehr un⸗ recht Winter, denn es iſt gerade alsdenn am heiſ⸗ ſeſten. Die Schiffe duͤrfen ſich nicht in die offene See wagen, und man kann auch nur auf einem ſehr langweiligen und muͤhſamen Wege nach Ins dien kommen. Der Südoft iſt geſund, aber dem Wachs⸗ ühum der Pflaum und Baume ſehe nachtheilig, vor⸗

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vornehmlich in offenen Gegenden. Aus dieſem Grunde gedeihen die Obſtbaͤume auch ſo langſam im Difteift der Pampelmuße, welcher ganz von Waldungen entbloͤßt iſt. Die Citronen und Po⸗ meranzenbaͤume leiden am mehreſten vom Suͤd— oſtwinde, und beduͤrfen den meiſten Schutz ge⸗ gen ihn. Man hat bemerkt daß ſie in den Waͤldern ganz vortreflich wachſen, da ſie in den Ebenen gar nicht fort wollen. Dieſer Wind iſt fuͤr die Baͤume ſo ſchaͤdlich, daß diejenigen, ſo unmittelbar davon getroffen werden; an der Sei— te keine Fruͤchte tragen, die man alsdann nur an der entgegengeſetzten findet.

Man ſieht andre Baͤume die nur eine hal⸗ be und noch dazu ſehr duͤnn belaubte Krone ha⸗ ben, die andre Haͤlfte hat der Wind ganz ver⸗ zehrt. Andre die ein wenig mehr Schutz ha⸗ ben, ſcheinen von ferne eine ſchoͤne runde Krone zu haben, und man vermuthet, daß der Stamm wie bey andern Baͤumen in der Mitte derſelben befindlich iſt, wenn man aber naͤher kommt fine det man, daß er am aͤuſſerſten Ende der Krone an der Windſeite ſteht. Die Tamarinden find nicht ſo zaͤrtlich, ſie trotzen der ganzen Gewalt der Winde, und fie wuͤrden zur Beſchuͤtzung eiz nes Obſtgartens ungemein dienlich ſeyn. Un⸗ gluͤcklicherweiſe wachſen fie aber auf dieſer In⸗ ſel aͤuſſerſt langſam, und man hat daher bis jetzt die Cultur dieſes koſtbaren Baues verabſaͤumt.

x N Am

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Am Cap der guten Hofnung ſchuͤtzen die fleißigen Hollander ihre Obſtbaͤume gegen eben dieſen Wind, durch Hecken von Eichen. In Isle de France kann man nur nach langen Jahren Schutz dagegen finden, weil die Baͤume hier aͤuſ— ſerſt langſam fortkommen. Statt der Tamarin— den pflanzen die Einwohner Bambusroͤhre die ſehr ſchnell wachſen, und ein ziemlich gutes Anſehen haben. Dies Gewaͤchſe iſt den Gaͤrten aber ſelbſt nachtheilig, indem es ſeine Wurzeln ſo weit um ſich herum verbreitet, und ein Theil dieſer Wur— zeln liegt jo nahe an der Oberflaͤche, daß auf zwoͤlfe, fun zehn und ſelbſt zwanzig Fuß umher nichts wachſen kann. Dieſem Uebel ſucht man dadurch abzuhelfen, daß man längft der Hecke ei⸗ nen Graben von zwey bis drey Fuß tief, und von eben der Breite zieht: der Bambus leidet aber darunter, und waͤchſt nicht mehr ſo ſchoͤn und wiederſteht folglich dem Winde noch weniger; uͤberdem gedeihet er nur im feuchten Gegenden; in andren will er gar nicht fort.

Die Naͤchte ſind hier gewoͤhnlich ſehr helle und ſchoͤn, vornehmlich wenn die Nordoſtwinde wehen. In dieſer Jahrszeit geht die Sonne faſt immer ſehr heiter auf; gegen zehen Uhr. ſammeln ſich einige kleine Wölfchen die aber nichts zu bedeuten ſcheinen; fie nehmen nur eis nen kleinen Raum ein, und bewegen ſich gar nicht, einige Tropfen Waſſer fallen herab, und alsdenn iſt der Regen entſchieden. In kurzer

Forſters b. u. V. K. z. Th. E Zeit

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Zeit iſt der ganze Himmel bewölkt, ohne daß man ſieht woher die Wolken entſtehen, zugleich nimmt der Regen zu, und in fuͤnf bis ſechs Minuten regnet es ſo ſtark, daß man nicht zehn Schritte vor ſich ſieht, dieſe Negenguͤſſe halten ungefähr zwey Stunden an, und treffen nur ein, wenn der Wind von der See herweht, und es bey⸗ nahe ganz ſtille iſt; die Duͤnſte ſteigen alsdenn von der See herauf und werden von den Ber⸗ gen aufgehalten. Hingegen in der Jahrszeit

wenn die Suͤdoſtwinde wehen, fällt zuweilen den

ganzen, Abend ein feiner Staubregen, obgleich der Himmel dem Anſehen nach gam helle iſt, und die Sterne leuchten. In dieſer Jahrszeit ſieht man auch öfters in der Vertiefung beym Hafen Regenbogen, welche der Mond macht, welches an andren Orten ein ſehr ſeltnes Phe⸗ nomen iſt.

Eigenttich giebt es gar keine herrschende Krankheiten in Isle de France, daß heißd im In⸗ nern der Inſel, denn in dem Nordweſtlichen Ha⸗ fen leidet die Geſundheit in der zänge der Zeit und der Scorbut zeigt ſich zuweilen. Im Suͤd⸗

oͤſtlichen Hafen im Gegentheil iſt es ſehr geſund,

und man pflegt auch die Seorbutiſchen Patien⸗ ten dahin zuſchicken, wo fie ſich bald erhohlen, Auſſerdem zeigt ſich auch zuweilen die Ruhr, dies ſind aber auch die einzigen Krankheiten, wel⸗ chen die Bewohner dieſes gluͤcklichen Himmels⸗ ſtriches unterworfen find,

| Die

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Die Inſel Bourbon, ſcheint in dieſem Stück noch den Vorzug vor der Inſel Frankreich zu has ben, indem die Luft ſo rein und geſund iſt, daß man beynahe mit Gewisheit die Laͤnge des Le⸗ bens einer mäßig lebenden Perſon beſummen kann. | Der Charakter der Einwohner ſtimmet mit dieſem vortreflichen Clima vollkommen uͤberein, denn nirgends findet man ſanftere geſelligere Sitten oder groͤßere Gaſtfreiheit. Dieſe Colonie verdanket ihrem Urſprung dem

u Dauphin, auf Madagascar, von welchem

Ort Herr von Flacourt, eben derſelbe von dem wir die beſte Veſchreibung von Madagascar ha⸗ ben, 1) eine Anzahl Matroſen und andre Leute die in dem Innern des Landes krank geworden waren hieher ſchickte, um ihre Geſundheit wie⸗ der herzustellen, welches die hieſige geſunde Luft und die vielen Schildkroͤten die damahls auf der Inſel waren ſehr beguͤnſtigte. Da die Kranken nicht im Stande waren ſich ſelbſt zu bedienen, | fuhrten ſie verſchiedene Regreſſen von Madagas⸗ tar mit ſich, und fo entſtand nach ihrer Gene⸗ ſung dieſe Colonie, wozu noch diejenigen kamen, die ſich von der Niederlage zu Fort Dauphin gerettet hatten. Obgleich die Menſchengattungen hier ſehr vermiſcht find, iſt doch das Geſchlecht der Creolen groß, fehön und wohlgewachſen. | E 2 Das

1) 1 de Flaconrt Relation de Madig ec. Faris,

1601. 4. br

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Das Erdreich in der Inſel Frankreich bringt mehr in einem Jahre hervor, als das europaͤi⸗ ſche Frankreich in zehen, ob es gleich weder ge— duͤngt wird, noch brach liegt. Dem Anſehen nach iſt es trocken, verbrandt und aͤuſſerſt duͤrre; das her erhalten die Gewaͤchſe hier auch ihre vor— nehmſte Nahrung vom Waſſer und von der Luft. Die Farbe des Erdreihs iſt dunkelroth mit Ei⸗ ſentheilchen vermiſcht, der Sand in den Fluͤſſen und Gräben ift mineraliſch, am Ufer des Mee— res aber ganz glasartig. Daher hat auch ein Einwohner der Inſel ſich anheiſchig gemacht aus dieſem Sande eben ſo ſchoͤne Criſtalle zu verfer⸗ tigen, als man in Frankreich macht, und man hat auch ſchon Anſtalten dazu gemacht, und ange: fangen Oefen zu errichten. Sollte der Verſuch gelingen, ſo wuͤrde dies ein nicht unbetraͤchtli⸗ cher Handelszweig fuͤr Indien werden koͤnnen.

Die Caßavewurzel geraͤth hier ſehr gut, die beſten wachſen in den Diſtrikten der Pam⸗

plemuße und langen Gebuͤrge; fie muͤſſen acht-

zehn Monate in der Erde bleiben ehe man ſie brauchen kann, und alsdenn ſind ſie ſo groß als ein Bein. | | | Das tuͤrkiſche Korn wird hier ganz vor— treflich: es erfordert viel Waſſer und Hitze, da⸗ her iſt die Zeit wo die Nordoſtwinde wehen ihm am zutraͤglichſten. Das beſte findet man in dem Diſtrikte Flacg, welches wie ſchon geſagt, ein bloßer Steinbruch iſt. Die Einwohner ſaͤubern ihn

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ihn daher von allen kleinen Steinen und ſaͤen hernach Mais darauf, welcher hier acht bis zehn Fuß hoch waͤchſt. Hier geraͤth er auch ohne vie— len Regen den es doch an andern Orten bedarf. Der ſtarke Thau und die Felſen erhalten die Wurzeln in der gehoͤrigen Feuchtigkeit, ſo daß die Erndten deren es jaͤhrlich zwey oder drey giebt, beſtaͤndig geraten. Hierin beſteht auch der vornehmſte Reichthum der Einwohner, den einen Theil dieſes Mais ſchuͤtten ſie in die oͤf— fentlichen Magazine; mit dem andren ſpeiſen ſie ihre Sklaven, kaufen Korn, fuͤttern ihr Federvieh, und Ziegen, Schweine und Enten mit welchen ſie Handel treiben. Sie haben hiezu die Be— quemlichkeit des Waſſers, weil Flacg wegen der vielen Fluͤſſe einen kleinen Archipelagus vorſtellt. In dieſem Diſtrikte giebt es auch nahe am Meer, wo das Land niedrig iſt, vortrefliches Erdreich

zum Reisbau, und dies iſt auch der einzige Ort

woher ihn die Compagnie für ihre Magazine bes koͤmmt. Die Gegenden der Inſel welche mehr dem Winde und der Sonne ausgeſetzt ſind, und wo es keine Felſen giebt, find zum Maisbau nicht ſo geſchickt. Bleibt der Regen hier zur geſetzten Zeit aus, ſo ſind die Einwohner ge— zwungen ihn zu verſchiedenen malen wieder zu pflanzen, denn wenn es ſehr trocken iſt, ſo ſengt und erſtickt die Sonne den Mais ſo bald nur der erſte Halm hervorkeimt. Die Pflanzzeit iſt vom October bis in dem December. Einige pflan⸗

zen

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zen ihn ſogar im April und dies nennt man. die

kleine Erndte. * Das Getraide ſcheint in Isle de Franee

weniger zu gelingen, weil es in dieſer Breite

ſchon außer feinem Elima iſt, es waͤchſt nicht

über zwey bis drittehalb Fuß hoch und vermehrt ſich ſelten mehr als zehnfach, uͤberdem ſind die

Körner klein, und geben wenig Mehl. Man fäet

das Getraide vom May bis zu Ende des Ju⸗ nius In teocknen Jahren koͤmmt es gar nicht.

hervor, und durch viele Naͤſſe verfault der Saa⸗ me oder wird weggeſchwemmt. Der beſte Saa⸗ me kommt von Surgte; er artet aber ſehr bald aus. N

Auf der Inſel Bourbon im Gegentheil find die Eendten beynahe immer reich; und das Ge

traide iſt fo ſchoͤn als in Frankreich, obgleich dieſe Jnſel auch noch zwiſchen den Wendezirkeln ligt. Den einzigen Unterſchied ans ihre hör here Lage.

Im Jahr 1770 fäete man in einem Fel⸗ de ſiebenhundert Pfund Saamen, wovon die Haͤlfte ganz neuerlich von Surat gekommen, und die andre kleines oder einheimiſches Korn war.

Von dieſem letztern muſte man hundert Pfund

moch einmahl ſaͤen, ſowohl wegen der ſchlechten Qualitat des Korns, als auch weil es viel von den Ratten gelitten hatte. Das Suratſche Korn gerieth ſehr gut, das andre hingegen hatte klei⸗

nes ſchlechtes Stroh und Aehren. Beydes er 7 ſehr

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ſehr von Regen, und die Ratten thaten ihm noch groͤßern Schaden als es ſchon im Halm war, fo daß man nicht uͤber Sooo Pfund in allem erhielt: welches etwas mehr als das ſie⸗ bende Pfund war. | we | Man hat aber auch Beyſpiele, daß das Getraide dreyzehnfach getragen hat, dies iſt aber ſehr ſelten und geſchieht nur wenn ganz beſon⸗ dre Umftände zuſammen treffen.

Der Mehlthau iſt eine Krankheit ae den Erndten hier ſehr nachtheilig iſt, im Jahr 1770 litte das Korn ſehr davon, auf einer Wurzel wo ſieben bis acht Aehren wuchſen, ſahe man drey oder vier davon getroffen. Dieß war nicht durchgaͤngig, aber doch war ſelten eine Wurzel wo nicht wenigſtens eine Aehre gelitten hätte.

In dem Diſtrikte Flacg traͤgt es zuweilen zwanzig für eins, oder gar dreyßig, doch hiezu werden ganz beſondre Umſtande erfordert, als. daß das Erdreich wenig genutzt ſey, daß die Ratten und Boͤgel, der Regen und Mehlthau es verſchonen.

Man muß ſich uͤber die geringe Vermeh⸗ rung des Getraides in Isle de France um ſo mehr wundern, da die Art es zu behandeln un⸗ gleich beſſer als die europaͤiſche iſt. Bey uns ſaͤet man es, dort wird es wirklich gepflanzt, weil man auf den felſichten Boden keinen Pflug brau⸗ chen kann. Dieſe Arbeit erfordert weit mehr

Menſchen; bey dem allen auß man aber auch | be⸗

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bedenken, daß der Acker nie ausruhet, daß er nic geduͤnget wird, und daß verſchiedene Umſtaͤn⸗ de ſich zu vereinigen ſcheinen, um das Menſch—⸗ liche Geſchlecht aus dieſer Inſel zu verbannen.

Ohne Zweifel koͤnnte man die Fruchtbar— keit wenigſtens an vielen Theilen der Inſel ver— mehren, wenn man den Acker ausruhen ließe und fleißig duͤngete. Erſteres waͤre leicht zu machen, das zweyte iſt aber beynahe unmoͤglich, da das Vieh in Isle de France ſehr rar iſt, und es vermuthlich aus Mangel an Futter beſtaͤndig blei— ben wird. Die Savannen liefern nur zu gewiſ— fen Jahrszeiten Gras, und es giebt keine Wie: ſen wo man Heu erndten koͤnnte.

In Isle de France bekoͤmmt man das Rind⸗ vieh mehrentheils aus Madagaskar, wo es be= ſonders ſchoͤn iſt. Aber von dreyhundert Rinden die geſund von dieſer Inſel eingeſchift werden, kommen ſelten mehr als hundert und fünfzig oder zwey hundert an, alſo ſtirbt wenigſtens der dritte Theil unterwegens. Von dieſen koͤmmt noch bey⸗ nahe die Hälfte ums veben, ehe das erſteſ Jahr vergangen iſt; ſo ſchwer wird es den armen Thies ren ſich an das Clima zu gewoͤhmen. Sie neh: men ganz augenſcheinlich ab, bekommen unbe— kannte Krankheiten, die aber wahrſcheinlich von der Nahrung herrühren, denn die mehreſten ſter— ben an Unverdaulichkeiten, und ſind uͤberdem der Raͤude unterworfen. Wenn aber die Neuan— koͤmmlinge das erſte Jahr ohne Krankheit uͤberſte⸗

hen

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hen koͤnnen, werden fie das Clima gewohnt; Diejenigen die in der Inſel gebohren werden ſind dieſen Krankheiten nicht ausgeſetzt, fie ſind uͤbri— gens von ganz guter Art, obgleich weit ſchlechter als die don Madagaskar Isle de Bourbon und dem Cap der guten Hofnung. Die Vermehrung des hieſigen Rindviehs iſt fo geringe, daß von 1722 an, in welchen Jahr die Franzoſen dieſe |n= ſel in Beſitz nahmen, bis 1765 ihre Anzahl nur

auf etwa viertauſend Stuͤck angewachſen war,

und fuͤnf Jahr nachher zaͤhlte man fuͤnftauſend Stuͤck.

Auf der Inſel Bourbon ſieht man auf den ſteilſten Bergen die vortreflichſten Heerden Rin— der, und die obern Theile der Berge ſind ganz weiß, von den vielen Ziegen, die ſich auf denſelben aufhaltn. Ueberdem find auf dieſer Inſel auch allerley Gartengewaͤchſe und Federvieh; mit die—

ſem pflegen ſich die Schiffe nach ihrer Abreiſe von

Isle de France hier zu verſehen.

Wegen dieſes Viehmangels giebt es auch hier keine offentlichen Fleiſchbaͤnke, und das Fleiſch galt in den Jahren 1779, 1771 das Pfund vier- zig bis funfzig Sols. In der guten Jahreszeit laͤßt man ſo viel Rinder wie moͤglich aus Mada— gaskar holen, dieſe werden aber immer bald ver— zehrt, und das Fleiſch iſt alsdenn ſehr rar. Im Jahr 1771 im April muſte man eine Schlacht— bank anlegen, weil man vor dem Junius kein Vieh von Madagaskar erwartete. Alle Tage 5 wur⸗

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wurden zehen bis eilf ſowohl Kühe als Rinder ges ſchlachtet; ſo daß in einer Zeit von zwey Mona⸗ ten beynahe der ſechſte Theil des auf der Inſek vorhandenen Viehes geſchlachtet wurden, zum unerſetzlichen Schaden der Viehzucht. Dies war fuͤr die Inſel eine tiefe Wunde, und einige aͤhn⸗ liche Faͤle werden ſie wahrſcheinlich ganz etz ſchoͤpfen, wenn man dieſer Gefahr nicht durch eine dauerhafte Niederlaſſung auf Madagaskar vorzu⸗ beugen ſucht. Dies wuͤrde ſehr leicht einzurichten ſeyn, und in Jsle de Frauce giebt es viele Leute die gerne nach Fort-Dauphin gehen würden, fos bald ſie hoffen koͤnnten, daß dieſe Niederlaſſung Beſtand haͤtte. Von der Inſel Bourbon werden die Einwohner auch bald auswandern muͤſſen, da die Volksmenge ſehr groß iſt, und die Län: dereien ſchon in ſehr kleine Striche eingetheilt ſind.

Die Inſel Frankreich wird von vielen Pla⸗ gen heimgeſucht, von dieſen find die Heuſchrecken, Ratten, Vögel, Raupen, Sommerroͤgel, die Duͤrre und Stuͤrme die vornehmſten.

Die Heuſchrecken kommen zuweilen in gan⸗ zen Schwaͤrmen von Madagaskar heruͤber und wenn ſie ſich auf ein Feld niederlaſſen; haben ſie es in kurzen aufgezehrt.

Man giebt vor, daß die Ratten die Hollaͤn⸗ der von dieſer Inſel vertrieben haben, und nach ihrer Menge zu ſchlieſſen, iſt es nicht unwahr— ſcheinlich. Die Bögel find auch ſehr daha

un

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7

und unter die verderblichſten gehoͤrt eine Art Gruͤnfinken, die man im letzten Kriege vom Kap

der guten Hofnung hieher gebracht hat um den Frauenzimmern Geſchenke damit zu machen; ſie ſind aber ſuͤr die Inſel ein trauriges Geſchenke geworden. Denn dieſe, und einige andre die von Java und Ehina hieher gekommen, und die man Calfats und Chineſiſche Sperlinge nennt, haben ſich ſo erſtaunend vermehrt, daß ſie ſich zu drey, vierhunderten auf ein Haber oder Waizen⸗ feld niederlaſſen, welches denn in kurzer Zeit zu Grunde gerichtet wird.

Im Jahr 1721 mußte man eine Verord⸗ nung drucken laſſen, die in der ganzen Inſel her⸗ umgeſchickt wurde, worin man befahl, daß jeder Einwohner alle Jahr eine gewiſſe Anzahl Voͤgel⸗ koͤpfe und Rattenſchwaͤnze erlegen ſolle. Viel⸗

leicht werden dieſe weiſen Verordnungen mit der Zeit die Zahl dieſer verderblichen Geſchoͤpfe ver⸗ mindern, aber die Raupen, die Duͤrre und die

Orkane ſind Plagen gegen welche der Fleiß der Menſchen nichts vermag. Die letztern ſind die

groͤſte Geiſſel der Inſel, welche in dem Jahren 1760 und 66 dadurch beynahe zu Grunde ae:

richtet ward. In vielen Jahren war das Ge—

traide nicht ſo ſchoͤn gerathen, verſchiedene Res

gengüffe die zur rechten Zeit eintrafen, hatten alle Aecker fruchtbar gemacht, und man ſchmeichelte ſich, daß man den Windſtoͤſſen entgehen wuͤrde,

ö obgleich die Zeit des Equinoxiums noch nicht vor:

* über

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über war, weil die Einwohner ſich nnr nach dem

Neuen und Vollmonde richteten, und ihr Getrai-

de vor dem kuͤnftigen Neumonde in ihre Scheu— ren zu ſammeln hoften. Aber den ı zten Merz verlor ſich dieſe Hofnung, denn dieſen Tag hatte man das erſte Viertel, und es fieng ſchon an ſchlecht Wetter zu werden, und in der Nacht des 19ten Merz zerſtoͤrte der Orkan die ganze ſchoͤne Erndte, der Reid vornehmlich wurde fo gänzlich zernichtet, das auch keine Spuren davon übrig blieben. Nur in den Diſtrikte der Pampelmuße that der Sturm weniger Schaden; ſo daß doch etwas verſchont ward.

Man hat ziemlich gute Gartengewaͤchſe in der Inſel Franckreich; auch findet man dort die Frucht- baͤume die in den heiſſen Erdſtrichen einheimiſch ſind. Ihre Fruͤchte ſind aber weit ſchlechter als auf Java und den Philippinen wo ſie wild wach— ſen. Die Europaͤiſchen Obſtbaͤume wollen auch in dem beſten Erdreich nicht fortkommen, ſondern ſchieſſen in lauter Zweige und Blaͤtter. Dieß iſt zwar ſehr angenehm fuͤr das Auge, ſie tragen aber niemals Fruͤchte und verdorren bald, doch muß man den Pfirſichbaum ausnehmen, welcher Fruͤchte von mittelmaͤßiger Guͤte traͤgt. Alle Baͤume aus unſerm Clima verlieren ihre Blätter waͤhrend des hieſigen Winters, obgleich er fo ge: linde iſt, daß man keines Feuers ſich zu erwaͤrmen bedarf.

Bey

77

Bey der erſten Errichtung einer Niederlaſ— ſung auf dieſer Inſel hat man verſucht Seiden—

wuͤrmer, Indigo und Baumwolle hier zu ziehen.

Im Jahr 1760 war gar nichts davon übrig als eine ſchlechte Baumwollen Anſtalt, und eini— ge Maulbeerbaͤume. Die hieſige Baumwolle iſt von weit geringerer Guͤte als die Indiſche,

vornehmlich die welche aus Bengalen koͤmmt,

und dabey viel theurer; doch werden jaͤhr—

lich viertauſend Pfund gewonnen. Mit den

Seidenwuͤrmern dem Indigo und den Zucker— plantagen die man hier eingefuͤhrt hat, hat es eben dieſelbe Bewandniß.

Es giebt in dieſer Inſel auch wie geſagt Eiſen, und man behauptet gewoͤhnlich, es ſey von wenigen Werth. Viele Erfahrungen bewei—

ſen aber gerade das Gegentheil. Es iſt wahr,

es hat in Indien einen weit geringern Abſatz als das Franzoͤſiſche. Es kann aber den— noch gut ſeyn, ohne jenem an Guͤte gleich zu kommen. Dabey kommt auch ſehr viel auf die mehr oder weniger geſchickte Art es zu behan⸗ deln, es aus den Minen zu gewinnen, von ans dern fremden Theilen zu ſaͤubern, und uͤberhaupt zum Gebrauch geſchickt zu machen, an. Die folgende Erfahrung die man bey Maſtbaͤumen gemacht hat, ſcheint dies zu beſtaͤtigen.

Da die Maſten in Europa von leichten Holze ſind, ſo dringen die eiſernen Ringe deren man 92 bedient um ION mehr Feſtigkeit zu

geben

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geben leicht in dieſes Holz, wenn ſie bis auf eis | nen gewiſſen Grad geſchlagen werden. In den Inſel France hingegen iſt das Holz, womit man die Maſtbaͤume befeſtiget, außerordentlich hart, und wiederſteht den Naͤgeln die man hinein⸗ ſchluͤgt, die nun die eiſernen Ringe womit man die Maſten belegt, das harte Holz nicht ſo feſt einſchlieſſen koͤnnen, ſo geſchahe es oͤfters, daß die Ringe durch die Elaſtieitaͤt des Holzes in Stuͤcken ſprangen; und hieraus ſchloß man das Eiſen ſey ſchlecht. Aber alle Ringe die zum Gebrauche der Schiffe im letzten Kriege von dies ſem Eiſen gemacht und gut bearbeitet waren, haben ſehr gut ausgehalten. Hiebey muß noch ein Umſtand bemerkt werden. Man glaubt ohne Grund, daß man auf dieſer Inſel an allen Or— ten Eiſen findet. Es iſt freilich ſehr haufig, nur nicht allenthalben gleich, und ungluͤcklicherweiſe hat man die Schmelzoͤfen eben da angelegt, wo das wenigſte iſt. Sie liegen in einer großen und ſchoͤnen Ebene, und man fand vormals das Ei⸗ ſen ſehr nahe bey denſelben, jetzt muß man es aber ſchon eine halbe Meile weit ſuchen, wel— ches auch noch nicht ſehr weit ſehn wuͤrde, wenn die Mine nur reich waͤre; man findet aber das Eiſen nur acht Fuß unter der Erde, und tiefer hinunter ſtoͤßt man auf einen Felſengrund, und eine Art Tuchſtein. Weil man eine Zeit her ſo wenig gefunden hat, iſt man gezwungen worden die Mine in dem Diſtrikte der Pampelmuße ganz aufs

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aufzugeben, obgleich die ganze Ebene bey weis ten noch nicht durchſucht worden; eigentlich iſt es auch nicht einmal eine Mine, denn das Eiſen ſo da gefunden wird, ſcheint blos eine Art von Mooreiſen zu ſeyn.

N Gewoͤhnlich geben neuntauſend Pfund Eiſen⸗ erz von funfzehnhundert bis zweytauſend Pfund Gußeiſen, welches ungefaͤhr zwanzig von hundert macht; aber aus dieſen funfzehnhundert Pfun⸗ den gewinnt man nicht mehr als die Haͤlfte Stangeneiſen, ſo daß ein Centner Eiſenerz, nur zehn Pfund Stangeneiſen giebt. 5

In den Diſtrikten Villebagne, Militaire und Nouvelle Decouverte ſind die Minen reichhaltiger aber ſie ſind alle zu weit entfernt von den Ei⸗ ſenhaͤmmern, an ſteilen unzugaͤnglichen Orten, denen es uͤberdem Villebagne ausgenommen an Waſſer fehlt. .

Die oſtindiſche Geſellſchaft wie ihr noch die Inſel gehörte, hatte zum Gebrauch der. Eifens werke Waldungen von zehntauſend Morgen Land beſtimmt, und ſchmeichelte ſich, daß wenn das hochſtaͤmmige Holz mit Vorſicht gefaͤllet wuͤrde, die niedrigen jungen Baͤume mit der Zeit die⸗ ſen Verluſt wieder erſetzen koͤnnten, aber viele Generationen werden vergehen, ehe dieſe ſchoͤnen Waͤlder wieder aufwachſen; denn die ARE, gen beweiſen zu ſehr, daß Wälder die in Isle de France einmal gefaͤllt ſind, nie wieder her⸗ vorſchieſſen; ſo daß der ſchoͤne Wald Mondeſir bald

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bald in eine Wuͤſte verwandelt ſeyn wird. Im Jahr 1770 muſte man ſchon anderthalb Mei- len gehen Kohlen zu hohlen, und jetzt da die Waldungen immer entfernter werden, iſt die ganze Anſtalt aufgehoben worden. Seit einiger Zeit iſt man darauf gefallen Caffee hier zu bau⸗ en, welcher in der Inſel Bourbon das vornehm⸗ ſte Produckt iſt. In dieſer Inſel pflanzt man ihn ſechs Fuß auseinander, ein Fuß ins Ge— vierte traͤgt bis auf vier Pfund Caffee, ob man gleich nur ein Pfund auf jeden Baum, rechnen kann, und ein Einwohner der eine Caffee Plan- tage, von funfzigtauſend Fuß haͤtte, nie mehr als funfzigtauſend Pfund Caffee gewinnen wuͤrde. Man rechnet einen Neger auf jede tauſend Fuß Caffee, welches zuſammen funfzig Neger auf eine ſolche Plantage macht, die aber außer dem An— kaufspreiſen, dem Eigenthuͤmer keine weitere Muͤhe machen, da ſie ihren eigenen Unterhalt bauen.

Die Compagnie hat lange Zeit her den Preis des Caffees feſtgeſetzt, fie bezahlte den Einwoh- nern acht Sols fuͤrs Pfund; ſo daß ein Pflanzer der dreyßigtanſend Fuß Caffee haͤtte, ein gewiſſes jaͤhrliches Einkommen von zwoͤlf tauſend Livres haben wuͤrde, dieß iſt in einem Lande wo alle Beduͤrfniſſe des Lebens im Ueber— fluß und vortreflich ſind, eine ſehr anſehnliche Einnahme. Das einzige was der Inſel fehlt,

ſind Wein und Kleidungsſtuͤcke und dieſe 2 fie

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ſie ſich mit ihrem Caffee leicht anſchaffen. Der Caffee iſt daher ein ſehr wichtiger Handelszweig und verdient wol einige weitere Bemerkungen.

Der Caffeebaum iſt ein Gewaͤchs der heiſ— fen Länder, er erfordert aber um zu feiner Voll⸗ kommenheit zu gelangen nicht blos Hitze, und daher iſt er in verſchiedenen Laͤndern von fo verz ſchiedener Guͤte.

Der beſte Caffee koͤmmt aus Arabien, der von Martinique und Isle de Bourbon iſt einander gleich und verdient die zweyte Stelle. Es giebt noch eine vierte Art von Java und Ceylan: die- fer iſt aber ſehr ſchlecht; obgleich dieſe Länder unter der Linie oder nahe dabey belegen ſind, und es daher unter uͤbrigens gleichen Umſtaͤn⸗ den weit heißer ſeyn muß als in dem Theil von Arabien wo der Caffee waͤchſt. Zwar iſt es in Moka, welches im 132 Grade der noͤrdlichen Breite liegt, eben fo heiß und vielleicht gar heiſ⸗ ſer als in Java und Ceylan, dies beſtimmt aber nicht die Hitze von Arabien, und in Moka, und funfzehn Meilen in die Runde waͤchſt kein einz ziger Caffeebaum; ſondern im innern Theil des Landes. Betelfaqui welches fuͤnf und zwanzig Meilen weit davon, gegen Nord- nord: oft liegt, iſt der Ort in deſſen Nachbarſchaft der meiſte Caffee gebaut wird, und Moka das mitten im brennenden Sande liegt, wo es nie regnet, und wo nur einzelne Palmbaͤume fortkommen, der

Hafen wo der meiſte Caffee zur Ausfuhr ver⸗ Forſters L. u. V. K. 3. Th⸗ 8 ſchift

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ſchift wird. Man rechnet, daß jährlich dreyzehn Millionen Pfunde von arabiſchen oder levantiſchen

Caffee auswärts gehen. Die europäifchen oſtindi⸗

ſchen Compagnien kaufen anderthalb Millionen, die Perſer viertehalb, die nach Sues gehende Flotte holt ſechs und eine halbe Million Pfun⸗ de. Die Caravanen eine Million, und das übri- ge, geht nach Hindoſtan, den Maldiven, und den arabiſchen Colonien auf Oſtafrira.

Dahingegen regnet es in den Gebirgen von Arabien, und durch dieſen Regen, den die Ara⸗ ber ſehr vorſichtig zu gebrauchen pflegen, unter⸗ halten fie ihre Caffeebaͤume. Sie pflanzen fok che ringsum die Berge in einer ſchneckenſoͤrmi⸗ gen Linie ziemlich weit von einander, und im⸗ mer niedriger als der Ort, wo ſie das Regen⸗

waſſer aufbehalten, welches fie von Zeit zu Zeit

durch Rinnen oder Graͤben auf die Baͤume her— unter leiten. In Ceylan und Java regnet es zu viel, denn wenn gleich der Caffee Feuch⸗

tigkeit erfordert, ſo iſt ihm doch große Naͤſſe

ſchaͤdlich. Ungeachtet es in Moka während dem Som⸗ mer ſehr heiß iſt, ſo iſt die Luft im Winter doch

friſch, und folglich in den Bergen wo die Caf A

fee⸗Plantagen find, kalt.

Um zu verhindern, daß das Erdrei ch weg⸗ geſchwemt werde, umgeben die Araber daſſel— be mit einer kleinen Mauer von Stein oder Kieſeln, und ſchuͤtzen auf dieſe Art die Wur⸗

N zel

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zel des Baums. Sie beſchneiden ihre Bäume auch nicht, ſondern laſſen ſolche ihre ganze Hoͤhe von fuͤnf und zwanzig, dreyßig, und fuͤnf und dreyßig Fuß erreichen. |

Die Araber ſchaͤtzen den Caffee nicht der in den Ebenen waͤchſt; dieſer hat große Bohnen und wird um einen geringen Preis verkauft. Je weiter man ins Land koͤmmt, und je hoͤher das Erdreich wird, deſto vortreflicher iſt der Caffee. Auf den Bergen ſelbſt wo es ſehr kalt iſt, waͤchſt der aller beſte, welches beweiſt wie ſchon oben geſagt, daß die Hitze nicht die einzige Urſache der Guͤte des Caffees iſt. |

Zu Sanaa der Hauptftadt des Reichs Ye⸗ men, welche im funfzehnten Grade noͤrdlicher Breite liegt, friert es ſo ſtark das die Teiche zuweilen mit Eis belegt ſind, und doch wachſen in den Gaͤr— ten dieſer Stadt, welche auf einem hohen Ber⸗ ge belegen iſt, Caffeebaͤume. Es giebt auch eine Art Caffee die man Yemen Caffee nennt, und von vorzuͤglicher Guͤte iſt: die franzoͤſiſche oſtin⸗ diſche Compagnie pflegte vormals viel davon zu kaufen.

In der Inſel Bourbon hatten einige Par⸗ ticuliers ebenfalls ihre Caffee⸗Plantagen auf den Bergen, bis auf eine Hoͤhe von vierhundert Klaftern über die Oberflache des Meeres ausge— breitet; hier giebt es; noch keinen Schnee und das Thermometer faͤllt im Winter nie niemals unter ſechs Grad uͤber den Gefrierpunkt. Das Erdreich ſcheint ſehr gut, und dennoch ſahen ſich die Be⸗

F 2 ſitzet

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ſitzer 1766 genoͤthigt, alle Caffee-Plantagen auf dieſer Hoͤhe von vierhundert Klaftern zu zerſtoͤren, weil die Baͤume arm an Zweigen und Fruͤchten waren, und nur im Februar zur Reife gelang— ten, da die gewoͤhnliche Caffeeerndte ſchon im July und Auguſt einfaͤllt, und uͤberhaupt fanden ſie mehr Vortheil dabey Getraide zu ſaͤen. In Arabien weis man nichts von der Ausartung des Caffeebaums, in der Inſel Bourbon aber geſchieht es haͤufig. Die vermuthliche Urſache da— von iſt, weil ſie den Caffeebaum auf eine ganz andre Art als die Araber behandeln. In Ara— bien läßt man ihn feine natuͤrliche Höhe wach— ſen, und in Isle de France und Bourbon hin— gegen zieht man ihn als ein Geſtraͤuche von ſie— ben bis acht Fuß hoch. Ihr Grund hiezu iſt, weil die hohen Baͤume den Sturmwinden zu ſehr ausgeſetzt ſeyn wuͤrden, und weil es be— quemer iſt, Frucht von den Buͤſchen einzuſam⸗ meln. Doch da man um des Schutzes willen die Caffee-Plantagen doch nur laͤngſt den Waͤl— dern anlegt, fo würden hohe Baͤume dort ver- muthlich eben fo ſicher ſeyn als die breiten Ge— ſtraͤuche. Sollte man aber auch dem Caffeebaum auf Bourbon ſein voͤlliges Wachsthum erreichen laſſen, fo würde er dem ungeachtet nie ſehr fort— kommen, weil er das Erdreich in welchem er ſteht gaͤnzlich erſchoͤpft, und nach Verlauf von funfzehn oder zwanzig Jahren endlich ganz aus— geht. Man kann auch keine neue Caffee-Plan⸗ tage an demſelben Ort wieder anlegen, und es

ge:

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F

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gehört dazu immer ganz neues Erdreich, und daher haben ſich die Einwohner von der Inſel

Bourbon auch 1780 entſchloſſen, kuͤnftig Baum—

wolle zu bauen, welche im gebrauchten und un— gebrauchten Erdreich gleich gut geraͤth.

Auf Isle de France hat man auch verſucht Caffee⸗ Sagen anzulegen, es ift aber nicht wahrſcheinlich, daß er hier fortkommen follte, da dies Erdreich im Ganzen genommen weit ſchlechter iſt als das der Inſel Bourbon, wo er doch ſo geſchwinde ausartet. Die Gegenden wo er noch am erſten haͤtte gerathen koͤnnen, ſind die Diſtrikte der Pampelmuße, und die Ebenen von Willems und Moka; dieſe Gegenden ſind aber jetzt gaͤnzlich von Holz entbloͤßt, folglich ſchon abgenutzt, und daher zum Caffeebau ganz ungeſchickt, der ein unbenutztes Erdreich und Schutz gegen die Suͤdoſtwinde erfodert. Das

Innere der Inſel ift dieſen zerſtoͤrenden Winden

noch mehr ausgeſetzt, und daher nicht zu ers warten, daß der Caffee je ein Handelszweig der Inſel France werden ſollte, obgleich die ſchon angelegten Plantagen bis jetzt ziemlich viel zu

verſprechen ſcheinen.

Man hat neuerlich verſucht Muskatennuͤſſe und Nelken hier zu ziehen, und ſollten dieſe Vera ſuche auch gelingen, fo würden die Muskatnuͤſſe doch immer weit ſchlechter ausfallen, als die Moluckiſchen, denn dieſe Ruß erfordert ein aus: gebranntes, ſchwamartiges, volkaniſches Erdreich

und

36

und viel Hitze und Raͤſſe. Die Moluckiſchen In⸗ ſeln vereinigen alle dieſe Eigenſchaften.

Sie wurden im Jahr 1770 zuerſt hinge⸗ bracht, und zwar beydes, Pflanzen und Nuͤſſe.

Die Nuͤſſe waren aber mehrentheils von der grofs .

ſen, ſchlechten, laͤnglichten Art, welche man auf den Philippinen hat, und die Spanier fuͤr aͤchte Muskaten ausgeben. Dieſe Art hat mit der ans dern verglichen wenig Geruch, und man brachte vier oder fünfmal mehr davon als von der rech—⸗ ten, welche klein und rund iſt.

Bey der Vertheilung derſelben unter die Einwohner bekommen ſie nur eine runde auf vier bis fuͤnf laͤnglichte. Man hatte eine Art von Duͤnger bereitet, worin die Ruß gelegt ward, und auf dieſe Weiſe wurden ſie vertheilt, wie man mit Blumenzwiebeln zu thun pflegt. Es ſey nun daß dieſer Duͤnger ſie zum keimen brachte oder daß einige ſchon ausgekeimt waren da man ſie hinbrachte, ſo iſt gewiß, daß an einigen Orten kleine Knoͤſpchen hervorkamen. Dies iſt aber auch alles, denn von zweytauſenden ift feine ein; zige recht aufgegangen.

Bey dem allen muß man den Einwohnern die Gerechtigkeit wiederfahren laſſen, daß ſie ſich alle erſinnliche Muͤhe gaben, die ihnen gegebenen Anweiſungen zu befolgen. Man machte nehm— lich Gräben von fünf bis ſechs Fuß tief und vier bis fuͤnf breit. In dieſer Arbeit ſtieß man allenthalben auf Felſenbruͤche, die zu groß was ren um ſo weggeraͤumt zu werden und alſo ge⸗

ſprengt

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ſprengt werden mußten, Ueberdem mußte man jeden Graben mit ſtarken dichtaneinander ſtehen— den Pfaͤhlen umgeben, die mit Reiſern feſt zu— ſammen geflochten wurden, um die Musfatnüffe

gegen die Ratten zu ſchuͤtzen, welche wie man

weis auf dieſe Ruͤſſe ſehr begierig ſind. Alle dieſe Arbeiten waren ſehr beſchwerlich, und be— wieſen daß die Einwohner ſich keine Muͤhe ver— drießen ließen, um ſich eines gluͤcklichen Erfolges zu verſichern, dem ungeachtet war im Februar, Merz und April ſechs Monate nachher noch nichts aufgegangen. Und als einige neugieriger als die uͤbrigen die Erde durchwuͤhlten, fanden ſie die Nuͤſſe verfault.

Die Pflanzen die man im koͤniglichen Gars ten verpflanzt hatte, hatten Wurzel gefaßt, ſie

werden aber ſchwerlich gerathen.

Im Jahr 1771 ſoll man noch eine Expedi⸗ tion nach den Molucken gemacht haben, um neues Gewuͤrze zu neuen Verſuchen zu holen. Man

hat auch wirklich eine Menge aͤchter Muskat⸗

nuͤſſe mitgebracht, von dieſen find aber die meis ſten nach den Seichelleinſeln, 2) und Cayenne geſandt. Außer den angeführten Ruͤſſen erhielt

5 die

2) Dieſe Inſeln auch Maheinſeln genannt, liegen eini⸗ ge Seemeilen Nordoſtwaͤrts von Madagascar. Die Franzoſen haben fie ſeit dem letzten Krieg in Beſitz genommen, und halten dort eine Beſatzung. Sie wa⸗ ren vorher unbewohnt, haben eine ſichere Rhede fuͤr

enkommende Schiffe. Eine von dieſen Inſeln haben

die Franzoſen Prasline genannt, auf derſelben wächft ſeyr gutes Bauholz, |

88

die Inſel auch Gewuͤrznelken Pflanzen. Von al: len beyden Verſendungen hat man in den fd: niglichen Garten nicht mehr als acht und fun- zig Muskat, und acht und dreyßig Relkenbaum⸗ chen fortgebracht. Von den letztern haben nach? her zwey Bäume 1775 auch wirklich Fruͤchte ge— tragen, die aber gegen die Moluckiſchen klein und ſehr ausgeduͤrrt ausſahen.

Der Mangobaum der fo Wobtro Fruͤchte trägt, iſt auch nach Isle de France verpflanzt worden, und iſt ſchoͤn von Anſehen, die Fruͤchte find aber hier von ſehr mittelmäßigen Geſchmack. Dieſer Baum welcher nach dem Urtheil aller die ihn kennen, der Fuͤrſt der Fruchtbaͤume iſt, waͤchſt nur auf der oͤſtlichen Seite von Indien, 1754 hat man junge Pflanzen von dieſem Baum nach Isle de France gebracht; im Jahr 1770 waren noch einige davon übrig, aber in fo ſchlech— tem Zuſtande, daß man nicht hoffen kann, daß er je gut gerathen koͤnne. Man kann ſich hieruͤber auch nicht wundern, wenn man die Verſchieden⸗ heit des Erdreichs bedenkt. In Malacca iſt es fett, ſchlammicht und moraſtig, das Clima iſt uͤberdem ſehr heiß, und es regnet oft und häufig; in Isle de France hingegen iſt das Land leicht und trocken, und die Hitze weit geringer.

Mit allen andern indianiſchen hieher ver— pflanzten Fruͤchten hat es dieſelbe Bewandniß, ſie werden alle ſehr mittelmaͤßig oder kommen gar, nicht fort.

III.

| III. Beſchreibung der beiden 1 * | Provinz Maſſachuſetsbay gehoͤrigen Inſeln, | Nantucket und Marthas Weinberg

in Nordamerica,

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Hi Inſel Nantucket liegt ein und vierzig Grad zehn Minuten nördlicher Breite, hun— dert engliſche Seemeilen weit gegen Nordoſt vom Cap Cod in Maſſachuſetbay, achtzig Meilen von Boſton; hundert und zwanzig von Rhode Island, und achthundert Suͤdwaͤrts von den Bermudas. Sie iſt ein ſandichter Fleck von ungefaͤhr drey und zwanzigtauſend Morgen Land, man findet darauf weder Steine, Holz, Wieſen oder Acker⸗ land, und doch hat ſie eine artige Stadt, Na⸗ mens Scherborn von mehr als fuͤnfhundert Haͤu— fern, und zweyhundert Schiffe; ſie beſchaͤftigt über zweytauſend Matroſen, ernährt funfzehns tanfend Schaafe, fünfhundert Kühe, zweyhun⸗ dert Pferde; und verſchiedne ihrer Einwohner be: ſitzen ein Vermoͤgen von zwanzigtauſend Pfund Sterling. Auf derſelben wohnen uͤberhaupt fuͤnf— tauſend Seelen die ihren Unterhalt auf der See | finden, und trotz des armſeligen Erdreichs keinen | nge an irgend etwas leiden. Scherborn, die einzige Stadt auf der Inſel, va aus ue und ais Haͤuſern, die auf

ö

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auf dem feſten Land gezimmert worden find; 1) ſie ſind inwendig von Lattenwerk und mit Kalk beworfen, und auswendig von artig angeſtriche⸗ nen Brettern zu ammengeſetzt. Jedes Haus hat einen aus Steinen erbauten Keller, die man auch vom feſten Lande geholet hat. Alle Haͤuſer find vollkommen gleich in ihrer Einrichtung und von Anſehen; alles iſt von der aͤußerſten Einfalt, und von innen und von außen ohne den geringſten Zierrath. In der ganzen Stadt iſt nur ein Ge— baͤude von Backſteinen, und dies iſt eben ſo ſim⸗

pel als die uͤbrigen. | Die Stadt liegt auf einer kleinen Anhöhe

auf der weſtlichen Seite des Hafens, der vollkom⸗ | men gegen alle Winde geſchuͤtzt iſt. In derfelben ſind zwey gottesdienſtliche Verſammlungs-Haͤu⸗ ſer, eines fuͤr die Geſellſchaft der Freunde 2) und eins fuͤr die Presbyterianer. Mitten in der Stadt

1) Fertige hölzerne Häufer zur See auszufahren iſt ein anſehnlicher Nahrungszweig der Einwohner von Maſ⸗ ſachuſetsbay und Neuhampſchire. Die meiſten gehen nach Weſtindien, unter andern ward die Stadt St. Nicolas im franzoͤſiſchen Antheil von St. Domingo bald nach dem Pariſer Frieden, auf dieſe Art in Nord⸗

america erbaut, und einzeln nach ihrer gegenwaͤrti⸗ gen Stelle tranſportirt.

2) Der Verf. dieſer Beſchreibung die mit Weglaſſung des uͤberfluͤßigen Kaifonnements aus den Briefen ei⸗ nes nordamerieaniſchen Paͤchters London 1782 gezogen iſt, giebt dieſe Benennung allemal den Quäckern fein nen Glaubens genoſſen.

1

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Stadt am Markte ſteht ein einfaches Gebaͤude, welches das Rathhaus iſt. In der Nähe der Stadt ſind verſchiedene Felder und Gaͤrten, die jährlich von Stadt? Kühen und den Straßenduͤn—

ger geduͤngt werden. In den Straßen und an

einigen andern Orten ſtehen eine mute Men⸗ ge Kirſch und Pfirſichbaͤume, die Aepfelbaͤume kommen hier aber nicht fort, und alſo hat man nur wenige gepflanzt. Obgleich die Inſel keine

Berge hat, ſo bilden doch die vielen Huͤgel und Anhoͤhen nebſt den verſchiedenen Vertiefungen eis ne Menge Suͤmpfe, in welchen das indianiſche Gras und andre dieſem Erdreich eigene Pflan⸗ zen ſehr gut wachſen. In einigen dieſer Sim: pfe findet man vielen Torf, deſſen ſich die Ar— men zur Feurung bedienen. Es ſind vierzehn Teiche auf der Inſel, die alle ihren mannichfal⸗ tigen Nutzen haben, und zum Theil reichlich mit

Fiſchen und Waſſergefluͤgel verſehen ſind. Die

Straßen der Stadt ſind nicht gepflaſtert, da

aber, außer zur Zeit der Abreiſe und Ankunft

ihrer Flotten, wenig gefahren wird, hat dies nicht viel zu bedeuten. In vielen Theilen der

Stadt iſt ein unangenehmer Geruch, von dem

ielen Fiſchtrahn, den ſie bey aller ihrer Liebe

zur Reinlichkeit nicht verhindern koͤnnen. Nahe bey den Schiffswerften find eine Menge Waaren—⸗ ger, wo ſie ſowohl dieſe ihre Haupthandels⸗ waare als auch die unzaͤhligen Werkzeuge und Materialien zur Ausruͤſtung fo vieler Schiffe zum Wall⸗

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Wallfiſchfang aufbewahren. Es ſind hier drey ſehr bequeme Werfte zum Schiffbau, jeder dreyhun dert Fuß lang, oberhalb welchen das Waſſer eine Tiefe von zehen Schuh hat; ſie ſind auf dieſelbe Art gebaut als die zu Boſton, naͤmlich aus fs genannten Steinkiſten, wozu man Balken und Steine von feſten Landen holen muͤſſen. Zwi⸗ ſchen dieſen Werften und der Stadt hat man Raum zur Landung der Waaren, und zur Durch—⸗ farth fuͤr, die vielen Wagen, deren beynahe jeder Einwohner einen oder mehrere hat, gelaſſen. Die Werfte an der Nord und Suͤd Seite ſind von denſelben Materialien erbaut, und geben einem Ankoͤmmling einen großen Begriff von dem Reichs thum und Wohlſtande des Landes. Um die Werf⸗ te herum iſt Raum fuͤr dreyhundert Schiffe, und in der That wenn ihre Flotten wohl beladen zu- ruͤckkommen, iſt das Gewuͤhl in den erſten Tas gen ſo groß, daß man glauben ſollte, Scherborn wäre die Hauptſtadt einer ſehr anſehnlichen Pros vinz. Auf der Landſpitze an der Weſtſeite des Hafens, den die gegen uͤber liegende Landſpitze Coitou genannt, gegen die gefaͤhrlichſten Winde ſchuͤtzt, ſteht ein ſehr artiger Leuchtthurm. In der Nähe der Stadt find nur wenige Gaͤr— ten und Aecker, denn dies iſt der ſandigſte und unfruchtbarſte Theil der ganzen Inſel; dennoch haben die Einwohner durch unermuͤde⸗ ten Fleiß es fo weit gebracht, daß einige Stel⸗ len indianiſch Korn, Kartoffeln, Kuͤrbiſſe, Kür

ben

*

ben und andre Gewächſe hervorbringen. Auf dem hoͤchſten Theil dieſer ſandigen Anhöhe, ſte— hen drey Windmuͤhlen wo das eingefuͤhrte und einheimiſche Getraide gemahlen wird. In der Naͤhe von dieſen iſt die Reiferbahn, wo ſie die groͤſte Hälfte ihres Thauwerls verfertigen. Zwi⸗ ſchen den Werften, den Ufern des Hafens und der Stadt, liegt ein vortrefliches Stuͤck Wieſe— land das mit unendlicher Muͤhe und vielen Kor ſten eingezaͤunt und geduͤnget iſt, und beweiſet, wie koſtbar und zugleich wie nothwendig das Gras in Nantucket ſey. Gegen die Landſpitze Schemah zu, it das Land ebener und das Sr: dreich beſſer; hier ſind auch verſchiedene ſorg— faͤltig eingezoͤunte und reichlich geduͤngte Felder, woher ſie mit vieler Muͤhe ihre jaͤhrliche Ernd— ten erhalten. Es ſind nur wenige Bauerhoͤfe auf der Inſel, weil nur wenige Stellen ohne die Beyhuͤlfe von vielen Duͤnger dem man mit großen Koſten vom feſtem Lande holen muß, be⸗ arbeitet werden koͤnnen.

Dieſe Juſel wurde im Jahr 1671 von der Provinz Neuyork, welche ſich alle Inſeln von RNeway Sink bis Cap Cod zueignete, durch ein Patent ſieben und zwanzig Eigenthuͤmern uͤber— laſſen. Dieſe fanden ſie ſo durchgehends un⸗ fruchtbar und zum Ackerbau untauglich, daß ſie einig wurden, ſie nicht zu theilen, da keiner den Theil welchen ihm das Schickſal zuwerfen wuͤr— de, allein verbeſſern, noch ſeine en Unterhalt dar⸗

auf

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auf gewinnen koͤnnte. Sie wandten daher ihre Augen nach der See, und da ſie gedrungen was ren Fiſcher zu werden, ſuchten ſie einen Hafen in deſſen Nachbarſchaft fie ihre Wohnungen auf- ſchlugen, aus welchen in der Folge die Stadt Scherborn entſtand. Zu dieſem Ende wurde ſo viel Land ausgemeſſen, als für jeden zur Woh- nung, Garten n. ſ. w. noͤthig war, hiezu fand man vierzig Morgen hinlaͤnglich, denn wozu ſollte ihnen mehr Land nuͤtzen als ſie urbar machen oder nur einzaͤunen konnten; da in ihrem ganzen Sans de nicht ein einziger Baum war. Dies war alles was jeder eigenthuͤmlich beſitzen follte; das uͤbrige war gemeinſchaftlich, und als ſie bemerkten, daß das hin und wieder ſtehende duͤnne Gras Schaafe ernähren koͤnnte, beſchloſſen ſie, daß jeder Ei— genthuͤmer das Recht haben ſollte, fuͤnfhundert und ſechszig Schaafe zu halten, wenn er Luſt dazu hätte. Auf dieſe Art ſollte die National— Heerde aus funfzehntauſend Schaafen beſtehen. Sie wurden ferner einig, daß wenn das Gras mit der Zeit beſſer wuͤrde, ſollten vier Schaafe fuͤr eine Kuh, une zwey Kuͤhe fuͤr ein Pferd gerechnet werden. Einige hundert Schaafwei⸗ den fi nd feitdem vertheilt worden, welche jetzt Ackerland find. Die übrigen find durch Heuras then und Erbſchaft fo zerftücelt, daß ein Maͤd⸗ chen ſehr oft keinen andren Brautſchatz hat, als ihre Ausſtattung und vier Schaafweiden oder das Recht eine Kuh futtern zu duͤrfen. Da

aber

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27 )

aber dieſes Privilegium ein Eigenthumsrecht auf ein unbeſtimmtes Stuͤck Land in ſich faßt, wel⸗ ches einmal beſtimmt werden kann, ſo iſt es doch nicht fo veraͤchtlich als eine bloße Erlaubniß auf einer Haide eine Kuh weiden zu laſſen: indem jeder dem eine gewiſſe Anzahl Schaafweiden ger hoͤrt, dieſes Recht in der Zukunft wenn das Ta⸗ gelohn geringer, oder ihre Seefahrten weniger einträglich werden ſollten, geltend machen und fo viel Land dafuͤr erhalten kann, als ſein Antheil an der ganzen Inſel betraͤgt. Aus dieſem Grun⸗ de laſſen die Einwohner dieſes kleine Privilegium ungerne fahren, da es ihnen die gewiſſe ob⸗ gleich entfernte Hofnung giebt ſich an irgend ei⸗ nem Lieblingsorte einmal eine Huͤtte zu bauen, und dort ihre letzten Tage in Ruhe zuzubringen. Eine beſtimmte Geſellſchaft von Eigenthuͤmern ent⸗ ſcheidet die Beſitzungsſtreitigkeiten; ihre Anſpruͤ⸗ che ſind alle in den Buͤchern der Landſchaft auf⸗ gezeichnet, wie auch die Uebergabe von Laͤndereien und andre Kaufkontrakte.

Dieieſe Inſel reicht dem Naturforſcher wenig Stoff zu ſeinen Unterſuchungen dar: ſie ſcheint die ungleiche Spitze eines aus der See hervor: ragenden ſandigen Felſens zu ſeyn, der an eini⸗ gen Stellen mit Sauerampf, Gras, wenigen Cederſtraͤuchen und kleinen ſchlechten Eichengebuͤ⸗ ſchen bedeckt iſt; ihre Suͤmpfe ſind von groͤßeren

Werth indem ſie Torf zur Feurung geben. Die

abſchuͤßigen Ufer der See find mit Meergras be: Forſters L. u. V. K. 3. Th. G deckt

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deckt, das getrocknet nur ſchlechte Nahrung giebt, aber friſch ein gutes Futter fuͤr das Vieh iſt. Auf der oͤſtlichen Seite giebt es verſchiedene mit Salzgras bedeckte Striche, welche da ſie ſorgfaͤltig eingezaͤunt ſind, einen ziemlichen Vorrath dieſes gefunden Futters liefern. Unter den vielen Tei— chen oder Seen die es auf dieſer Inſel giebt, ſind verſchiedne, welche die Landeinwaͤrts drin⸗ gende See gebildet hat, dieſe find folglich ſal— zig und die andern ſuͤß. Die erſtern haben ei— nen zweyfachen Nutzen, fie erleichtern den Ein— wohnern die Arbeit bey den zum Schutz des Landes errichteten Deichen, auch kommen mit der Fluth eine Menge Fiſche hinein, die in denſel— ben fett werden. Zu gewiſſen Jahrszeiten vers fammeln ſich alsdenn die Einwohner, zerſtoͤren den kleinen Damm den die Wellen aufgeworfen haben, laſſen das Waſſer ablaufen, und fangen auf dieſe leichte Art ſo viele Fiſche als ſie brau— chen. Die gewoͤhnlichſten Arten ſind, eine Art Kabbeljau, Makrelen, Heringe, Fluͤndern, Aal, und einige andre. Die Fiſcherey iſt uͤberhaupt eine Hauptbeluſtigung der Inſel. Auf der Weſt— ſeite liegt der Hafen Mardiket, er iſt aber we⸗ der fo ſicher als der erſte, noch hät er ſo gu⸗ ten Ankergrund. Drey kleine Baͤche flieſſen in ihn, die eine außerordentlich bittere Art Aal bey ſich fuͤhren. Nicht weit von Schenah Point, iſt ein ebener Strich Land, der beſte in der ganzen Inſel; er iſt in ſieben Theile getheilt, wovon a eins

*

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eins jahrlich von den Eigenthuͤmern bearbeitet wird. Man nennt es die Gemeinſchaftliche Plan⸗ tage, die ganze Einrichtung iſt ſehr ſimpel aber dabey nützlich. Denn wenn jeder Eigenthuͤmer ſein Theil einzaͤunte, ſo wuͤrde es erſtaunend viel Pfaͤhle und Strauchwerk erfordern, die alle vom feſten Lande geholet werden muͤſſen. Statt die⸗ ſer Privatabtheilungen wird jedes Stuͤck Land in das gemeinſchaftliche Antheil geworfen und auf Koſten aller Miteigenthuͤmer verzaͤunt, und jeder macht nachher mit dem Seinigen was er will. Auf dieſe Art wird der ganze Strich alle ſieben Jahr. bebaut, und giebt nachher wenn er geduͤngt und durch den Pflug bearbeitet worden vortreflichen Wieſewachs; hieher werden auch die Stadtkuͤhe deren uͤber fuͤnfhundert ſind, vom Hirten täglich hin und auf den Abend wieder nach der Stadt getrieben. Man muß ſich nicht voibſtellen, daß alle Einwohner ſich mit der Land⸗ wirthſchaft beſchaͤftigen. Nein der groͤſte Theil hat zur See mit der Fiſcheren zu thun; andre treiben ihr Gewerbe als Handwerker; und ſind mit einigen Schaafweiden zufrieden worauf ſie eine oder ein paar Kuͤhe halten. Viele haben auch nur eine Kuh, und die Menge ihrer Kinder hat ſo viele Zerſtuͤckelungen und Verwirrungen per? anlaßt, daß man ſie kaum mehr entwickeln kann. | Einige die ihr Gluͤck zun See gemacht haben, haben viele von dieſen urſpruͤnglichen Schaaf⸗ wweide Gerechtigkeiten an ſich gekauft, und aus

2 der

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der Gemeinſchaft gezogen. Das befte Land der Inſel iſt zu Palpus, wo nichts merkwuͤrdiges als ein guter Gaſthof iſt. Quayes iſt ein kleiner

aber wichtiger Strich Land, wo das beſte Haus

auf der Inſel ſteht. Durch die dequeme Lage an der See und unermuͤdeten Fleiß iſt dieſer Ort der Garten von Nantucket geworden. Auf der Weſtſeite deſſelben fließt ein kleiner Bach an dem man eine Walkmuͤhle angelegt hat. Weis ter hinunter iſt eine zweyte Muͤhle. Hier iſt ſchoͤner leimichter Boden auf dem vortreflicher Klee waͤchſt, der zweymal des Jahres gemaͤhet

wird. In dieſen beiden Muͤhlen wird alles hier verfertigte Tuch gewalkt. Wegen ihrer vielen Schaafe haben ſie einen Ueberfluß an Wolle;

ein Theil derſelben wird ausgeführt und das uͤbri⸗

ge von ihren fleißigen Weibern gefponnen, und

warme, dauerhafte Kleider daraus verfertiget.

Auf der Suͤdoſtſeite iſt eine große Abtheilung der Inſel, welche das Siasconſet Loos heißt; es iſt ein ungleicher Strich Land voller Suͤmpfe; hier ſchicken ſie ihr gemaͤſtet Vieh, oder ſolches das

ſie zum Winter Vorrath maͤſten wollen, hin.

An den Ufern dieſes Theils der Inſel fangen

ſie auch ihre beſten Fiſche, es ſind an dieſem Ort auch einige kleine Hütten wo die Fiſcher fi) waͤh⸗ rend dem Fiſchfange aufhalten. Auf der Halb— inſel von Coitou wachſen viele rothe Cederbuͤſche und Meergras; das Erdreich iſt locker und fans digt und dient vielen Kaninchen zum Aufenthalt,

hier

191

hier ſuchen auch die Schaafe des Winters Schutz gegen die Schneeſtuͤrme. An der Nordfeite von Nantucket iſt eine lange Erdzunge die ſich weit in die See erſtreckt, wo oft auf eine kuͤnſtli— che Art Hayfiſche und Tuͤmmler gefangen wer— den, es waͤchſt hier blos etwas Gras, welches bey voͤlliger Reife nichts nutzt, im Fruͤhjahr aber treiben die Einwohner oͤfters ihre Pferde zur Weide hieher. Zwiſchen dieſer Zunge und dem innern der Inſel liegt eine Salz- Wieſe von groſ— ſem Werth: Namens Croskaty. Die Einwoh— ner von Squam legen ſich mehr auf dem Acker— bau, als die andern, und ihr Beyſpiel zeigt, daß

derſelbe auch an andern Gegenden der Inſel ge—

deihen wuͤrde. Auch manche Baͤume wurden

bey mehrerer Wartung auf der Inſel fortkom—

men, und den Einwohnern die Mühe erfparen ihr Bau und Brennholz vom feſten Lande zu holen. Unter dieſen nenne ich nur den virgini— ſchen Wacholder, (uniperns Virginiana) die zweydornige Robinia, (Robinia pſeudo Acacia) und den Knopfbaum, (Cephalantus Occidenta- Iis.) Letzterer hat fuͤrtrefliches Holz und das Gras waͤchſt unter ſeinen Schatten ſehr gut. Von

Getraidearten, koͤmmt tuͤrkiſches Korn, Weizen

und Rocken ſehr gut fort, auch Buchweizen wuͤr— de eben ſo reichliche Erndten geben wenn man deſſen Anbau hier verſuchen wolte. Der uͤbrige Theil der Inſel iſt unbebaut und dient zu ge— meinſchaftlichen Schaafweiden. Weſtwaͤrts von a Nan⸗

102

Nantucket liegt die Inſel Tackanuck, wo⸗ ſie im

Fruͤhjahr ihr junges Vieh zur Weide ſchicken; auf derſelben ſind einige Eichenbuͤſche und zwey friſche Waſſer⸗ Seen oder Teiche, wo ſich wilde Enten und andre Seevoͤgel in Menge aufhalten. Auf Rantucket giebt es weder Wölfe noch Fuͤch⸗ ſe; deswegen ziehen die Einwohner ſo außer der Stadt leben ſo viel Federvieh als ihnen gefällt, worunter ihre Truthuͤhner vorzuͤglich gut ſind. Das Clima iſt hier im Sommer ſehr angenehm,

weil eine beftändige Seeluft die große Hitze mäfz

ſiget. Der Winter iſt aber um deſto rauher; er iſt erſtaunend kalt, und der Nord: weſtwind der in allen dieſen Gegenden ſehr beſchwerlich iſt,

ſtuͤrmt auf dieſer offenen Inſel mit verdoppelter Starke, nachdem er fo lange zwiſchen den Ameris

kaniſchen Waͤldern und Bergen verſchloſſen war.

Dieſe Unannehmlüchkeiten werden ihnen aber durch

die Bequemlichkeiten ihrer Wohnungen die ge⸗ ſellige Gaſtfreiheit ihres Umganges und uͤber⸗ haupt durch ihren Wohlſtand reichlich verguͤtet. Der Schnee iſt auch nicht ſo häufig als auf

den feften Lande. Da dieſe Jahrszeit dem Acker⸗

bau nicht guͤnſtig iſt, ſo ſind gewoͤhnlich mehr

als die Haͤlfte der Einwohner im Winter mit dem Fiſchfange in gelinderen Gegenden befchäfs tiget.

Nantucket iſt wie ſchon geſagt worden die

Spitze eines großen ſandigen Berges der einige

trockne Stellen zum Aufenthalt fuͤr Menſchen dar⸗

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darbietet, Suͤdwaͤrts von diefer Inſel liegen ver- ſchiedene andre die aber von der See bedeckt werden; dieſe Gegend iſt den Seefahrern unter den Namen der Nantucket Scheren bekannt ge; nug. Allein durch dieſe Bruſtwehren wird die Inſel gegen die Wuth der Wellen geſchuͤtzt, die ohne dieſe natuͤrlichen Graͤnzen laͤngſt ein Raub derſelben geworden waͤre; dieſen Scheren haben auch die Einwohner von Nantucket ihren erſten Unterhalt zu danken, well fie ihnen Fiſche im Ueberfluſſe lieferten und ſie lehrten ſich weiter zu wagen als ſich die Fiſche von ihrer Inſel zuruͤckzo— gen. Die Ufer derſelben find mit den weichſchaa—⸗ ligten, hartſchaaligten und großen Clams bedeckt, welches eine ſehr nahrhafte Muſchelart iſt. Die Sandbaͤnke find voll davon, und fie vermehren ſich ſo haͤufig, daß man ſie immer in Ueberfluß faͤngt. Dieſe und die Menge andrer Fiſche ſind die vornehmſte Nahrung der Einwohner; auch die Ureinwohner von Nantucket, welche die erſten Europäer hier vorfanden, naͤhrten ſich von dens ſelben. Die Abkoͤmmlinge dieſer Wilden wohnen noch in gut gebauten Häufern auf der Suͤdſeite der Inſel Sie ſind fleißige unſchaͤdliche Men⸗ ſchen die dem Seeleben ſehr ergeben, und darin eben ſo geſchickt ſind, als ihre Mitbuͤrger die Weißen. Lange vor der Ankunft der Letztern, waren ſie in beſtaͤndigen kleinen Zwiſtigkeiten un⸗ ter einander verwickelt. Durch die Fremden 4

N

ropier

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ropaͤer das fefte Land verlaſſen hatten. Dieſe Inſel gehoͤrte damals unter die Gerichtsbarkeit von Neuyork fo wohl als Marthas Weinberg, u. ſ. w. Aber ſeitdem hat man ſie zur Provinz Maſſachuſet geſchlagen, ſie genießt dieſelbe Mu⸗ nicipal Einrichtung als die uͤbrigen Grafſchaften der Provinz, und hat alfo auch dieſelben Bedie— nungen als Scherif, Friedensrichter, Oberauf-⸗ ſeher, Beyſitzer, Gerichtsdiener, Armenvoͤgte u. ſ. w. Ihre Auflagen ſind wie in Maſſachuſetbay, ſie werden nach einer Schaͤtzung gehoben die durch die Geſetze der Provinz und in den jährlichen Volksverſammlungen beſtimmt wird. Zwey Drit— tel des ganzenhieſigen Magiſtrats ſind von der Ge— ſellſchaft der Freunde.

Nantucket iſt eine große Schule fuͤr See⸗ leute, Lootſen, Kuͤſtenfahrer und Fiſcherleute; als eine Grafſchaft die zur Provinz Maſſachuſets ges hört, hat fie den Vortheil eines eignen Gericht: hofes, von welchem man an das Obergericht zu Boſton appelliren kann. Ich habe zuvor bemerkt, daß die Quaker zwey Drittel des Magiſtrats aus⸗ machen, ſie haben dem zufolge die vornehmſte Gewalt in Haͤnden; obgleich aber hier mehr als fuͤnftauſend Menſchen bey einander leben, fo fin— det ſich doch ſelten eine Gelegenheit, Strafgeſetze auszuuͤben, weil Muͤßiggang und Armuth die Quelle fo vieler Vergehungen hier gänzlich under kannt ſind. Noch hat ſeit der Erbauung der Stadt, das iſt, ſeit mehr als hundert *

ö ei⸗

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feiner fein Leben gerichtlich verwirkt. Die Ein— falt der Sitten welche die Beduͤrfniſſe vermins dert, die Armuth des Bodens, welcher jeden der dem Mangel entgehn will, zu einem unab— laͤßigen Fleiß anhält, und die Hofnung durch

dieſen Fleiß einen bequemen Unterhalt zu erwer— ben, oder im Fall das Schickſal ihnen unguͤn⸗ ſtig wäre, die Gewisheit der Unterſtuͤtzung von ihren Brüdern; alles dieſes entfernt fie von La— ſtern und Ausſchweifungen. Ein Land welches nur durch großen Fleiß die nothwendigen Be— duͤrfniſſe, oder allenfalls Bequemlichkeiten des Lebens liefert, muß bey ſeinen Einwohnern ent— weder Geſundheit, Maͤßigkeit, und eine gewiſſe Gleichheit des Standes oder das aͤußerſte Elend hervorbringen. Das erſtere iſt der Fall in dies ſer Inſel, und wenn es auch hier eine Verſchie— denheit der Staͤnde als Hohe, Mittlere und Ge— ringe giebt, ſo iſt dieſe Verſchiedenheit doch nicht ſo groß, und der Mangel der Geringen nicht ſo druͤckend, daß er Neid erregen und große Laſter hervorbringen ſollte. Der ganze Unterſchied bes ſteht darin, daß die Seefahrer ſo wie ſie groͤſ— ſeren Gefahren ausgeſetzt find, auch eher Reich— thum erlangen koͤnnen als die Ackerleute; dies macht aber keine nachtheilige Wuͤrkung, und die I Reichern behalten dieſelbe Einfalt in ihren Klei— dungen, Wohnungen und Sitten bey. Die Ein: gebohrnen leben in eben dieſem ruhigen, fried— fertigen Zuſtande; ſie ſind fruͤh von Engliſchen Miſ⸗

106 |

Pißtonarien zur chriſtlichen Religion bekehrt uud getauft worden, und ſie folgen den Vorſchriften dieſer Religion in der ſie in ihrer fruͤhen Ju— gend unterrichtet werden ſehr genau. Die Bi- bel ift von einem Neuengliſchen Geiftfichen Nas mens Elliot in ihre Sprache uͤberſetzt, und bald darauf zu Cambridge bey Boſton gedruckt wor— den. Derſelbe Geiſtliche hat auch den Katechis— mus und viele andre nuͤtzliche Buͤcher uͤberſetzt, die alle ſehr haͤufig in dieſer Inſel zu finden ſind, und von denen Indianern die leſen koͤnnen fleißig gebraucht werden. Die jungen Europäer lernen gewoͤhnlich dieſe Sprache auch, und ſpre⸗ chen fie mit eben fo viel Leichtigkeit als ihre eig ne. Dieſe Nation ſcheint jetzt ihrem Untergan⸗ ge nahe zu ſeyn, welcher aber nicht wie in vie- len andren Provinzen der Fall iſt, durch Ger walt oder Liſt der Europaͤer bewirkt worden. Sie werden vielmehr von dieſen als Brüder bes trachtet, und haben ihnen große Vortheile zu verdanken; aber ihre eignen feindfeligen Kriege unter einander vor Ankunft der Europaͤer haben ihre Anzahl ſehr verringert, noch mehrere ſind durch die Blattern die fie von uns befoms men haben, und durch den haͤufigen Gebrauch des Brandweins aufgerieben worden. Die erſte Krankheit iſt fuͤr ſie beſonders gefaͤhrlich, da ſie gar nicht die Art ſie zu behandeln kennen, und ganze Voͤlkerſchaften find dadurch weggeraft. Vor einigen Jahren wurden drey Canots voll Ameri⸗ kaner

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kaner auf ihrer Ruͤckkehr nach Detroit von den Waſſerfaͤllen des Niagara, mit den Pocken durch die Europaͤer angeſteckt, mit denen ſie Handel

trieben. Die Seuche brach bald aus und alle

kamen nahe bey Long Point am See Erie um,

einige Reiſende die denſelben Weg kamen, fanz

den nachher ihre Boͤte, Geraͤthe und Hunde. Ueberhaupt ſcheint es eine Art von Verhaͤngniß über fie zu ſeyn, daß fie nicht mit den Europaͤ⸗ ern zuſammen wohnen ſollen, denn in ihrer Nach— barſchaft find fie beſtaͤndig allerley Zufaͤllen und anſteckenden Krankheiten unterworfen, die ihre

Zahl täglich geringer machen.

Die vornehmſte Erziehung welche die Ein⸗ wohner von Nantucket ihren Kindern geben, ber _ ſteht in dem guten Beyſpiel, welches beſtaͤndig vor ihren Augen iſt; ſie werden fruͤh von dem ernſten und doch freundlichen Betragen ihrer El— tern geruͤhrt; man gewoͤhnt ſie von ihrer Kind⸗

heit an zu einem ſtrengen Gehorſam, der aber

2 2 Ze

nicht aus unuͤberlegter Leidenſchaft, ſondern mit der groͤſten Gleichmuͤthigkeit gefordert wird, und

‚überhaupt werden fie mit Sanftmuth und Ernſt gezogen, die das unterſcheidende Kennzeichen in

dem ganzen Betragen eines aͤchten Quaͤkers find. Obgleich alle erſinnliche Sorgfalt auf ſie gewandt wird, ſo iſt ihre Kleidung doch immer aͤußerſt einfach und ihre Eltern gehen ihnen auch hier mit ihren Beyſpiel vor, wodurch ſie fruͤh allen unnuͤtzen eitlen ann als ſuͤndlich betrachten

ler⸗

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lernen. Dem ungeachtet haben fie eine außer- ordentliche Liebe zur Reinlichkeit die bey die- fer Religtonsparthey bis zum hoͤchſten Grade ges | trieben wird, aber doch mit Klugheit und Spar- ſamkeit vergeſellſchaftet iſt. Durch die Sanft⸗ muth mit der ſie beſtaͤndig angeredet werden, erhält ihre eigne Stimme eine Biegſamkeit die fie nachher nie verlieren, und die ſie ſo vortheil⸗ haft von andren unterſcheidet. Ordnung und Fleiß ſind ihnen wie angebohren, da ſie ihre Eltern nie anders als nuͤtzlich befchäftiget ſehen, und ihre Augen nie an Ausſchweifung und Muͤſ⸗ ſiggang gewoͤhnt werden. Hinterlaſſen ihre El- tern ihnen Vermoͤgen, ſo lehrt man ſie, es mit Maͤßigung und Beſcheidenheit zu genießen; hin terlaſſen fie ihnen Feines, fo haben fie Muth etz was zu wagen, und zu arbeiten wie ihre Väter | vor ihnen gethan haben, und follte ihr Fleiß nicht mit einem guten Fortgange belohnt wer- den, ſo ſind auf dieſer Inſel wie uͤberall unter dieſer Sekte die wohlthaͤtigſten Anſtalten, daß keiner Mangel leiden ſoll. In ihren Gottesdienſt⸗ lichen Verſammlungen werden ihnen die wenigen, einfachen Saͤtze ihrer Religionsparthey beigebracht; die gewiß geſchickt find, fie zu mäßigen, fleißi— gen, gerechten und mitleidigen Menſchen zu bil- den; fie werden in den vornehmſten Lehren der chriſtlichen Religion unterrichtet, und dieſe febeis nen auch auf ihren Wandel Einfluß zu haben, denn ſie zeichnen ſich durch einen uneingeſchraͤnk⸗

ten

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ten Gehorſam gegen die Geſetze, große Gerech— tigkeitsliebe, allgemeine Menſchenliebe, Sanft— muth, Maͤßigung und Fleiß aus. In den Schu— len lernen ſie leſen und eine gute Hand ſchreiben bis ſie zwoͤlf Jahr alt ſind, alsdenn thut man ſie auf ein paar Jahre bey einem Boͤttger in die Lehre, welches der zweyte anſehnliche Nah: rungszweig auf der Inſel iſt. Im vierzehnten Jahre werden ſie auf ein Schiff gegeben, wo fie das Praktiſche und Theoretiſche der Schiff farth zu gleicher Zeit lernen; fie lernen dabey alles was zum Wallfiſchfang gehoͤrt, und nach—⸗ dem ſie einige Reiſen mitgemacht haben, ſo ſind fie geſchickt entweder die Geſchaͤfte in einen Cons toir oder auf einen Schiffe zu übernehmen. Die erſten Eigenthuͤmer der Inſel oder viel: mehr die Erbauer der Stadt, fiengen mit einem einzigen Fiſcher Fahrzeuge (Whaleboat) an, mit welchem ſie ausliefen um Kabbeljau zu fangen. Dies koſtete ihnen ſo wenig Muͤhe, daß ſie ihre Geſchaͤfte bald weiter ausbreiteten, und dieſer erſte gluͤckliche Fortgang erdfnete ihnen neue Aus; ſichten. Es fiel ihnen ein, daß ſie auch Wall⸗ fiſche fangen koͤnnten, die bisher ruhig an ihren Kuͤſten geſpielt hatten. Nach vielen Verſuchen wovon einige ungluͤcklich abliefen, gelang ihnen ihr Vorſatz; und ſo kamen ſie nach und nach weiter. Der Gewinnſt einer gluͤcklichen Farth ſetzte ſie in den Stand ſich beſſere Materialien zu weitlaͤuftigern Unternehmungen anzuſchaffen; und

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und ihr Gewinnſt wurde immer größer. Die

Suͤdſeite der Inſel ward in vier gleiche Theile getheilt, und jeder Theil ward einer Geſellſchaft von ſechs Perſonen uͤbergeben, und dieſe, ob⸗ gleich ſie auf dieſe Art ane waren, arbei— teten zum gemeinen Nutzen. In der Mitte ei⸗ nes jeden Diſtrikts e ſie einen hohen Maſt mit verſchiedenen Koͤrben verſehen, und nahe dabey wurde eine leichte Hütte aufgeführt; | in welcher fünf von der Gemeinſchaft wohnten, der ſechſte nahm ſeine Stelle auf dem Maſt ein, und ſah ſorgfaͤltig zur See hinaus, um das Waſ⸗ ſerſpeien der Wallfifche zu beobachten, ſobald er einige entdeckte kam er hinunter und benachrich⸗ tigte feine Gefährten; das Wallfiſchboot ward in die See gelaſſen, und die Geſellſchaft ſetzte ihrer Beute nach. Es ift zu bewundern, daß ſechs verwegne Geſchoͤpfe in einem kleinen Ame; | rikaniſchen Fiſchergefaͤße es wagen ſollten, ein ſo ungeheures Thier in ſeinem eignen Elemente | anzugreifen. Aber eine außerordentliche Geſchick⸗ lichkeit und lange Gewohnheit haben dieſe Wallſi⸗ | ſchfaͤnger allen andern vom ſelben Handwerke über,

legen gemacht; durch eine genaue Kenntniß von den Bewegungen des Wallfiſches nach dem erſten Angriffe, und viele andre Bemerkungen, ſind ſie fo vorſichtig geworden, daß es ihnen ſelten mise

lingt ihn mit der Harpoon zu treffen und ans

Üfer zu ſchleppen. Dieſe Beſchaͤftigung feßten fie fo lange fort, bis fie größere Schiffe kaufen, und

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und weitere Reiſen thun konnten, weil ſich die Wallſiſche allmaͤhlig von ihren Kuͤſten entfernten. Diejenigen welche in ihren Unternehmungen un⸗ gluͤcklch waren, kehrten zum Kabbeljaufang zu: ruͤck; welches ihre erſte Schule war und wo ſie ihren erſten Unterhalt gefunden hatten; ſie fien⸗ gen ſogar an, die Ufer von Cap Breton, die Inſel Sable und die vielen fiſchreichen Stellen an den Ufern von Amerika zu beſuchen. Allmaͤhlich gien— gen ſie auch nach Neufundland dem Meerbuſen von St. Lorenz, der Straße Belisle, der Kuͤſte von Labrador, der Davies Straße, und ſogar nach Cap Deſolation im 7often Grade, auf den Wallfiſchfang. Nach dieſem beſuchten ſie auch die Weſtindiſchen Inſeln, die Gegend im 34ften Grad der Breite, wo die Wallfifche beſonders häufig find, Braſilien und die Kuͤſte von Guinea. Sie find ſogar ſchon nach den Falklands Inſeln gekommen, und haben den Vorſatz nach der Suͤd⸗ ſee zu ſegeln. Auf dieſe Art mit einem ſo gerin— gen Anfange ſind ſie endlich in ihren jetzigen wohl⸗ habenden Zuſtand verſetzt worden. Nach ihrem Beyſpiel hat man verſchiedene Handelsgeſellſchaf⸗ ten auf dem feſten Lande errichtet, aber der Fleiß der Einwohner von Nantucket hat ſie bisher uͤber alle ihre Nebenbuhler erhoben, und ihte Inſel iſt noch immer der vornehmſte Niederlagsort fuͤr

Thran, Fiſchbein und Spermaceti. Dem unge⸗ achtet ſind ihre Reiſen auch nicht immer gluͤcklich an Bun Farth bringt nicht einmal die Koften ein.

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ein. Dieſe Ungluͤcksfaͤlle tragen fie aber mit Ges duld und eine kuͤnftige Reiſe erſetzt den Verluſt. Zuweilen verkaufen ſie ihre ganze Ladung auf dem feſten Lande, wo ſie ſolche Waaren dafuͤr bekom⸗ men als ihnen noͤthig ſind; gewoͤhnlich aber ſchi⸗ cken ſie alles nach England und bekommen baares Geld dafuͤr. Wenn ſie dieſes vorhaben wird ein größer Schiff als gewohnlich ausgeruͤſtet, auf der Stelle wo man die Wallfifche fängt, mit Trahn beladen, und ſogleich ohne nach der Juſel zuruͤck⸗ zukommen nach England geſandt, wodurch ſie viel Zeit und Koſten erſparen. Sie brauchen auch verſchiedene Schiffe um Bauholz von dem feſten Lande nach der Weſtindiſchen Inſel zu fuͤhren, und bringen von dort die Landesprodukte zuruͤck, welche ſie alsdenn wo ſie koͤnnen mit guten Vor⸗ theil abſetzen. Sie ſind uͤberhaupt ſehr zum Han⸗ del aufgelegt, und beſitzen fehe viel Scharfſichtig⸗ keit um alle Vortheile zu nutzen, ſie wiſſen auf ein Haar auf welche Art fie am wohlfeilſten Bau⸗ holz von Kennebeck, Penobſcot u ſ. w. Pech und Theer von Nord Carolina; Mehl und Zwieback von Philadelphia: Rind und Schweinefleiſch von Connekticut verſchaffen koͤnnen. Ihren Kablejau und die Weſtindiſchen Produkte vertauſchen ſie gegen ſolche Artikel die entweder ſie nach ihrer Inſel bringen, oder wieder anderwaͤrts abſetzen koͤnnen. Durch dieſe verſchiedenen Handelszwei⸗ ge haben fie ſich die Ausruͤſtung ihrer Wallfiſch⸗

fangs⸗ Flotten ſehr erleichtert, und ihre Fiſche⸗

9 reyen

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reyen überhaupt ſehr verbeſſert. Alle dieſe Vor⸗ theile aber verdanken fie nicht fo wohl ihrer eig⸗ nen Geſchicklichkeit als der Armuth ihres Erd— reichs. Um dieſes zu beweiſen darf man nur die die nahgelegne Inſel Marthas Weinberg betrach— ten, welche von Leuten bewohnt wird, die nicht weniger ſcharfſinnig und fleißig ſind; aber das Erdreich iſt ungleich fruchtbarer, und die Schiff; farth wird daher weniger geachtet, wenn ihre Lage gleich eben ſo bequem zur Fiſcherey iſt.

Die Einwohner von Nantucket heirathen ge— meiniglich ſehr früh, weil man mit den Maͤd⸗ chen keinen Brautſchatz erwartet, und ſich jeder durch ſeinen Fleiß hinlaͤnglichen Unterhalt ſchaffen kann. Der Reichthum der Toͤchter iſt ihre Er⸗ ziehung, Geſundheit und Haͤuslichkeit, nebſt der gewoͤhnlichen Ausſtattung; ſo wie die Maͤnner oft nichts mehr als ihren Fleiß, ihre Geſchicklich⸗ keit in irgend einem Gewerbe und ihre Geſund—⸗ heit beſitzen; aber wenige Jahre von wechſel⸗ ſeitigen Bemuͤhungen ſetzen ſie unfehlbar in den Stand ihre gewoͤhnlich zahlreiche Familie ordent⸗ lich zu ernähren. Dieſe Kinder die an der Sees kuͤſte ihr Leben empfangen, werden früh mit ak len Gefahren des Meeres bekannt, ſie baden von ihrer Kindheit an darin, und da ſie ſich allem Wind und Wetter ausſetzen, fo werden fie da— durch geſchickte und abgehärtete Seeleute; ſie hoͤ— ren von ihren Eltern die Erzaͤhlung ihrer Reiſen, kuss ausgeſtandenen Gefahren und ihre Siege

Forſters b. u. V. K. 3. Th. uͤber

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über die Wallfiſche, und dies flößt ihnen ein guͤn⸗ ſtiges Vorurtheil fuͤr dieſe Lebensart ein. Sie reiſen oft nach dem feſten Lande, und dieſe kur⸗ zen Reifen machen fie zu längern und gefährlis chern Unternehmungen. geſchickt, und daher ſind ſie auf dem ganzen feſten Lande wegen ihrer Kenntniß und Geſchicklichkeit im Seeweſen bekannt. Ein Bewohner dieſer Inſel iſt gleich durch die außer⸗ ordentliche Biegſamkeit und Geſchmeidigkeit ſei⸗ nes ganzen Koͤrpers kenntlich, und dieſe behalten ſie noch bis in ihr hohes Altes. Man ſchreibt dies gewoͤhnlich dem Thran zu, mit dem fie fo Häufig. ehe er zum Verkauf geſchickt iſt, e werden.

Es wandern jährlich viele Emigranten von dieſer Inſel aus da die Volksmenge durch die fruͤhen Heirathen, das geſunde Clima, und die Maͤßigkeit der Einwohner beſtaͤndig zunimt. Im Jahr 1766 kauften eine ziemliche Anzahl Perſo⸗ nen, einen großen Strich Landes in der Herrſchaft Orange in Nord Carolina, an dem Urſprung des tiefen Fluſſes Deep River) belegen, gegen We⸗ ſten von Cap Fear. Die Bequemlichkeit zur See nahe bis an den Ort gehen zu koͤnnen, die Vor⸗ treflichkeit des Bodens und die Annehmlichkeit der Lage, machte es ihren leicht ihren erſten Wohnort zu verlaffen der fie nicht mehr faſſen konnte; fie haben jetzt hier ein ſchoͤnes Etabliſ⸗ ſement angelegt, welches unter der Benennung Neugarten bekannt iſt, und nahe an der beruͤhm⸗

ten

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ten Niederlaſſung liegt, welche die Mährifchen Bruͤder zu Bethabara, Bethanſa und Salem am Fluß Dadfin beſitzen. Die ganze Gegend iſt ber zaubernd ſchoͤn, und beſteht aus abwechſelnden ſanften Anhoͤhen und fruchtbaren Thaͤlern, mit kleinen Fluͤſſen durchſchlaͤngelt. Nirgends kann man ein Land finden, welches den Fleiß des Be:

bauers ſo reichlich belohnt; als beynahe alle Laͤn⸗

der an den unzaͤhligen Quellen der großen Fluͤſſe die in die Eheſapeakbay fallen, oder durch die Provinzen Nord- und Süd: Carolina, und Geor⸗ gien fließen; es iſt vielleicht die vortheilhafteſte

Gegend, auf dem feſten Lande, denn obgleich

zwiſchen denſelben und den Seehaͤfen zu gewiſſen Jahrszeiten eine bequeme Communication ift, fo athmet man doch dort nicht die ungeſunde Luft

der man in den niedrigen Gegenden am Atlanti⸗

ſchen Meer ausgeſetzt iſt. Die Leute von Neu⸗ garten ſind zwiſchen 200 und 300 Meilen von

.

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Cap Fear und 400 von Nantucket entfernt, und koͤnnen daher wie leicht zu erachten, mit ihrem kleinen Hauptlande nur in geringer Verbindung ſtehen. Andre Emigranten von Nantucket haben ſich an Fluß Kennebeck, in dem Theil der Herr⸗

ſchaft von Maſſachuſetsbay, der unter dem Na—

men Sagadahok bekannt iſt, niedergelaſſen. Hier

beſchaͤftigen ſie ſich damit, die unzugaͤnglich⸗ ſten Waͤlder in Amerika auszurotten, und mit

Holzwaaren zu handeln, wozu der ſchoͤne Fluß

und ihre bequeme Lage an der See ihnen Gele— H 2 gen⸗

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genheit geben. Anſtatt alle ihr Holz zu verbren⸗ nen wie viele Provinzen in Amerika zu thun ge⸗ noͤthiget ſind, fuͤhren ſie vieles davon mit großen Nutzen aus, als Stäbe, Reife, Bretter, Stans gen und dergleichen. Sie ſtehen deswegen auch mit ihrem Vaterlande noch in Verbindung, und es giebt viele angeſehne Kaufleute in Scherborn die ſchoͤne Guͤter am Kennebeckfluſſe beſitzen, von denen ſie viele Lebensmittel, und andre Sachen ziehen, als Fleiſch, Getraide, Brennholz und

dergleichen.

Die Laͤndereyen gehören eigentlich der alten Plymouth Compagnie, welche zuerſt die Provinz Maſqachuſets mit Coloniſten bevoͤlkerte; und dieſe Geſellſchaft die noch zu Boſton ihren Sitz hat, beſitzt das Recht, die noch unbebauten Laͤnder wel⸗ che in dieſem Bezirk liegen, zu vergeben. g

Dieſer Theil der Provinz iſt ohngeachtet feis ner gluͤcklichen vage und Fruchtbarkeit ſehr lange ganz vernachloßiget worden; und alle Niederlaſ⸗ ſungen von hier bis Penobſcot ſind noch in ihrer Kindheit. Es iſt wahr, es erfordert ungeheure Anstrengung um das Land von den Hoͤlzungen zu ſaͤubern, aber alsdenn belohnt es den fleißigen Be; ſitzer auch reichlich für feine angewandte Mühe, Es iſt hier nicht diejenige vorübergehende Frucht- barkeit, welche in wenigen Jahren ihre Endſchaft erreicht; ſondern hier iſt ſelbſt auf den hoͤchſten Gegenden ein tiefes, fettes, feuchtes Erdreich,

wel⸗

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welches das vortreflichſte Gras, und nie fehlſchla⸗ gende Erndten hervorbringt.

Neugarten uͤbertrift zwar dieſe Riederlas⸗ ſung in der Gelindigkeit des Climas, und daß Erdreich bringt mit geringerer Muͤhe eine groͤßere Verſchiedenheit von Produkten hervor, aber eben dieſes gelinde Clima reitzt zum Muͤßiggange und ſchwaͤcht die alten thaͤtigen Einwohner von Nan— tucket, da hingegen die Leute von Kennebeck weit abgehaͤrteter, und zu Gefahren und Beſchwerden geſchickter ſind. f

Es giebt in Scherborn nur zwey Gemeinen,

die Presbyterianer die den einzigen Geiſtlichen auf der Inſel haben und die Quaker unter wel— chen bekanntermaßen keine feſtgeſetzten Lehrer ſind. Dieſe beiden Sekten wohnen ſehr friedfertig bey einander, und wiſſen gar nichts von den Reli- gionsſtreitigkeiten, welche in Amerika vormals ſo haͤufig waren. In der ganzen Inſel ſind auch nur zwey Aerzte. Maͤßigkeit, Gemuͤthsruhe und beſtaͤndige Bewegung erhalten den Einwohnern eis nen geſunden Koͤrper, welchen ſie von ihren Eltern erben; dem ungeachtet giebt es einige ſchwindſuͤch⸗ tige und mit Fiebern behaftete Perſonen, aber ſeit Erbauung der Stadt ſind ſie noch mit keiner Epi⸗ demie heimgeſucht worden, die in andern Laͤn⸗ dern ſo große Verwuͤſtungen machen. Seit eini⸗ gen Jahren hat ein Rechtsgelehrter Mittel gefunz den, ſich ſeinen Unterhalt hier zu verſchaffen, der | en Theil feines BR koͤmmt aber von ſei⸗

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feiner Frau her, die die reichſte Parthie auf der ganzen Inſel war, und wenn auch dies nicht waͤ e re, wurde es ihn gewiß ſchwer fallen durch ſei⸗ ne Rechtswiſſenſchaft fo viel zu verdienen als er bedarf, denn man weiß hier nichts von Rechts⸗ haͤndeln und bedient ſich ſeiner nur zuweilen um ausſtehende Gelder auf dem feſten W einzu⸗ treiben. Was aber den Einwohnern von Nantucket

zum beſondren Ruhme gereicht, iſt daß ſie aus wahrer Menſchenliebe und Grosmuth allen ih⸗ ren Negerſklaven die Freiheit gegeben haben, ſo daß kein einziger Sklave auf der ganzen Inſel zu finden iſt, obgleich dieſer Gebrauch noch von allen ihren Nachbaren beybehalten wird, 3 Sie halten außerordentlich viel auf die aͤuf⸗ ferfte Simplicität in Kleidung und Sprache, und wenn man ſich ihnen in dieſen beyden Stuͤcken gleich ſtellt, iſt es leicht ihr Zutrauen zu gewin⸗ nen. Sie ſind aber ſo oft auf dieſe Art hin⸗ tergangen worden, daß ſie jetzt anfangen vorſich⸗ tiger zu werden. Ihre Liebe zur Sparſamkeit geht ſo weit, daß wenn einer unter ihnen mit einem langen Kleide von engliſchen Tuch in der Woche oder an den gewoͤhnlichen Arbeitstagen er- ſcheinen ſollte, man ihn verlachen, und fuͤr einen unbeſonnenen Verſchwender halten wuͤrde, dem man auf keinen Fall trauen oder ſich feiner an⸗ nehmen muͤßte. Sie bedienen ſich keines andern Fuhrwerks als eines kleinen zweyraͤdigen Wa⸗ f gens,

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gens, der mit Leinwand bedeckt ift, und vor dem ſie ein Pferd ſpannen, aber vor einigen Jahren wurden zum nicht geringen Aerger dieſer klugen VBuͤrger zwey einſpaͤnnige Chaiſen von Boſton hin— uͤbergebracht; jede Zunge gerieth uͤber diefe fünd- liche Verſchwendung in Bewegung; einige weiſ— ſagten den nahen Untergang der beiden Fami— lien die dieſes bunt bemahlte Fuhrwerk einge— fuͤhrt hatten; andere zitterten vor den Uebeln, |

welche die Nachahmungsſucht hervorbringen wuͤr— de, und es entſtand beynahe ein Aufruhr wegen eines fo unerhoͤrten Vorfalls. Einer von den Bes ſitzern dieſer weltlichen Fuhrwerke wurde durch dieſe allgemeine Misbilligung zur Buße uͤber ſein Vergehen gebracht, und ſchickte ſeinen Wagen kluͤglich zuruͤck; der andre aber der ein hartnaͤ⸗ ckigerer Suͤnder war behielt den ſeinigen bis ſich ſeine Mitbuͤrger allmaͤhlig daran gewoͤhnten. Noch hat fein Beyſpiel keine ſchaͤdliche Wuͤrkung gehabt, denn die vornehmſten Buͤrger bedienen ſich noch immer ihrer zweyraͤdrigen Karren wenn fie nach der Kirche oder auf ihre Landhäuſer fahren. N. u Der Muͤßiggang wird auf Nantucket fuͤr das groͤſte Verbrechen gehalten, und ein Muͤßig⸗ gaͤnger wird überall als ein Gegenſtand des Mit⸗ leidens angeſehen, denn bey ihnen ſind Faulheit und Mangel und Hunger gleichbedeutende Wor⸗ te; dieſer Grundſatz iſt fo allgemein angenoms men, daß fie im woͤrtlichſten Verſtande nie un⸗ be:

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beſchaͤftiget find; ſelbſt auf dem Markte, wo ſie

als nach einen Caffeehauſe hingehen um Geſchaͤfte zu verrichten oder ihre guten Freunde zu fpre; chen, ſieht man ſie immer mit einem Stuͤck Holz

in den Haͤnden, woraus ſie Doſen, Spunte und Zapfen für ihre Trahnfaͤſſer, oder dergleichen ver- fertigen; ſie ſind in dieſen Arbeiten ſehr geſchickt

und bedienen ſich dazu blos eines Meſſers.

Ihre Weiber ſind eben ſo geſchickt und fleiſ⸗ |

fig, durch die öfteren Reifen ihrer Männer find

fie verbunden alle Gefchäfte des Hauſes zu befors

gen, Rechnungen zu führen, und ihren Familien in allem vorzuſtehen; und da dies oft vorkommt,

haben ſie in allen dergleichen Sachen eine große |

Fertigkeit erlangt, und verrichten fie mit großer

Klugheit und Sorgfalt. Dieſe Beſchaͤftigungen ſchaͤrfen ihre Urtheilskraft, und erheben fie über

die mehreſten ihres Geſchlechts in dieſen nordame⸗ ricaniſchen Gegenden, indem ſie ſelbſt im gemei⸗

nen Umgange gefaͤlliger und unterhaltender find. Sie ſind auch ſehr geſellig und beſuchen einander

er

welches ſich auch auf die erſtreckt deren Maͤnner

nicht verreiſen; dieſe folgen ihren Weibern frieds

fertig nach, ſobald fie von ihrer täglichen Arbeit

zuruͤckkehren, und führen fie alsdenn nach Haufe.

Die jungen Leute beyderley Geſchlechts folgen den

Beyſpielen ihrer Eltern, und bringen den Abend gewoͤhnlich in froͤhlichen Geſpraͤchen und Scher⸗ zen zu. Da Kartenſpiele, Tanz, Muſick und

Trin⸗

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Trinken ihnen gleich verhaßt find, fo halten fie um ſich die Zeit zu verkuͤrzen viel von den Ver⸗ gnuͤgungen der Tafel, und kommen niemals zus ſammen, ohne ſich mit Backwerk, Milchſpeiſen und dergleichen zu bewirthen.

| Mit dieſer Liebe zur Geſelligkeit verbinden die Weiber von Nantucket einen großen Fleiß, ſie ſpinnen ſehr viel, und man würde es ihnen als eine große Schande anrechnen, wenn die ganze Familie nicht in gute dauerhafte Zeuge von ihrer eignen Arbeit gekleidet waͤre. Nur des Sonn⸗ tags iſt es beyden Geſchlechtern erlaubt ſich in Kleidern von Engliſcher Manufaktur zu zeigen; und dieſe ſind dennoch von geringem Preiſe und beſcheidenen nicht auffallenden modiſchen Farben; übrigens giebt es keinen Unterſchied in der Klei— dung verſchiedener Staͤnde, ſie gehen alle gleich und ſcheinen daher nur zu einer großen Familie zu gehören. 7 Seit vielen Jahren hat ſcch hier eine beſon⸗ dre Gewohnheit eingeſchlichen, und die vornehm— lich unter dem weiblichen Geſchlecht beynahe all⸗ gemein geworden iſt, und dies iſt der Gebrauch des Opiums. Sie haben ſich hieran ſo erſtau⸗ nend gewoͤhnt, daß ſie es gar nicht mehr entbeh⸗ ren koͤnnen, und ſich lieber nothwendige Beduͤrf⸗ niſſe als dieſen Lieblingsgenuß entziehen wuͤrden. Unter den Maͤnnern giebt es nicht viele die von dieſer Thorheit angeſteckt ſind, aber unter dieſen | ie der Scheriff der noch dazu ein geſchickter Arzt iſt;

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iſt; dieſer nimmt täglich nach dem Fruͤhſtuͤck drey

Gran davon, und behauptet, daß er phne dieſes Mittel ſeine Geſchaͤfte nicht beſorgen koͤnnte.

Die mehreſten der hieſigen Einwohner ſind Abkoͤmmlinge der ſieben und zwanzig erſten Anz bauer denen die Inſel gegeben ward; die uͤbrigen find nachher vornehmlich aus der Provinz Maſſa⸗ chuſets heruͤber gekommen; es giebt unter ihnen weder Schottländer, Irrlaͤnder noch Franzoſen ſon⸗

dern die ganze Race iſt von unvermiſchter engliſcher

Abkunft, und durch die Länge der Zeit ſind ſie

beynahe alle untereinander verwandt, woher ſie sich auch beſtaͤndig Vetter, Couſine, Onkle oder Tante nennen. Dies iſt ſo allgemein, daß ſelbſt die Nichtverwandten ſich dieſer Benennungen bes

dienen, und es würde für ſteif und geziert gehal⸗

ten werden, ſollte man ſich ihrer enthalten. | Die andere zu Maſſachuſetsbay gehörige

Inſel deren Einwohner ſich wie Nantucket, mit dem Wallfiſchfange beſchaͤftigen, und eine Art von kleinen Staat fuͤr ſich ausmachen heift Marz 1

thas Weinberg.

Sie hat zwanzig engliſche Seemeilen in boys | Fänge, und iſt fieben bis achte breit; ſie liegt

neun Meilen vom feſten Lande, und macht zu⸗

ſammen mit den Eliſabeths⸗Inſeln eine Graf⸗

fchaft der Provinz Maſſachuſetsbay aus, welche den Namen der Herzog Grafſchaft Dukes Coun-

ty) führe. Die Eliſabeths-Inſeln, ſechs an der

Zahl liegen ungefaͤhr neun Meilen vom Weinberg

und

21

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und find wegen ihrer vortreflichen Hollaͤndereyen bekannt. Marthas Weinberg wird in drey Stadt⸗ bezirke abgetheilt, dieſe ſind Edgar, Chilmark, Disbury; die Zahl der Einwohner wird auf vier⸗ tauſend geſchaͤtzt, und von dieſen find, dreyhun⸗ dert Amerikaner, die Nachkoͤmmlinge der Wilden.

| Edgar iſt die vornehmſte Stadt in der Grafſchaft und hat den beſten Hafen; da das Erdreich in dieſer Gegend locker und ſandig iſt, folgen viele von den Einwohnern dem Beyſpiel der Leute von Nantucket: und beſchaͤftigen ſich mit der Schiff⸗ farth. Von hier aus geht eine gute Faͤhre nach. Falmouth auf dem feſten Lande, welches neun. Meilen weit iſt. Die Stadt Chilmark hat kei⸗ nen guten Hafen, aber das Erdreich iſt vortrefs lich; ſie hat ſchoͤne Weide, bequemes Waſſer zu Mühlen, Steine zu Vefriedigungen und fo weis ter. Die Stadt Tisbury iſt wegen ihres ſchoͤnen Vauholzes berühmt, und hat einen Hafen in, welchen Schiffe von der Linie Waſſer genug zum ankern haben. Dieſe Inſel naͤhrt zwanzigtauſend. Schaafe, zweytauſend Stuͤck Rindvjeh, außerdem Pferde nnd Ziegen, es giebt auf derſelben auch, einige Rehe und erſtaunend viel Seevoͤgel. Sie. iſt von jeher das vornehmſte Seminarium der Sn: dianer geweſen; dieſe wohnen in einem Theil der Inſel der Chapaquidick heiſt, und wurden fruͤh von der würdigen Familie der Mahews den erſten Eigenthuͤmern, zur chriſtlichen Religion bekehrt. Der erſte Beſitznehmer dieſes Namens vermachte durch

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durch ein Teſtament einen gewiſſen Theil der Inſel auf dem wilde Reben wuchſen, einer Lieblings Tochter; von ihr erhielt er die Benennung Mar⸗ thas Weinberg, und in der Folge der Zeit bekam die ganze Inſel dieſen Namen. Die Abkoͤmmlinge der alten Eingebohrnen wohnen noch bis auf dieſen Tag hier, auf den Laͤndereyen die ihre Vorfahren ſich vorbehalten haben, und die mit großer Ges wiſſenhaftigkeit vor allen Beeinträchtigungen ge⸗ huͤtet werden. Die Neuengellaͤnder zeichnen ſich in dieſer ganzen Provinz uͤberhaupt durch die Treue und Redlichkeit, mit welcher ſie alle mit den Eingebohrnen gemachte Vertraͤge beobachten vor allen andren aus. Daher find die Amerika— ner hier den Europaͤern in ihrem Wohlſtande, in ihrem Fleiß und ihren Sitten auch voͤllig gleich. Die Europaͤer machen hier zwey Claſſen aus. Die erſtere beſchaͤftigt ſich mit der Landwirthſchaft die mit außerordentlicher Sorgfalt und Kenntniß ges’ trieben wird. Die letztere die keine liegende Gruͤn⸗ de beſitzt, naͤhrt ſich vom Seeweſen, welches in dieſem Theil der Welt die gewoͤhnliche Zuflucht iſt. Dieſe Inſel verſieht daher wie Nantucket die ganze meitläuftige Kuͤſte von Amerika mit Lootſen und Matroſen, und von Neuſchottland bis zum Mißiſippi findet man überall Eingebohrne dieſer beyden Inſeln. Das Clima iſt der Bevoͤl⸗ | kerung fo guͤnſtig, daß die mehreſten ſehr früh heirathen, und dies veranlaßt eine fo ſtarke Vers mehrung, daß viele verbunden ſind, ihr Vater⸗ land

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land zu verlaffen und anderwaͤrts ihren Untechalt zu ſuchen. Sie ſind alle Presbyterianer, welches die herrſchende Sekte in ganz Mafachufer ift.

Nach dieſer kurzen Beſchreibung wollen wir noch etwas von dem Wallfiſchfang hinzufuͤgen,

welchem beyde Inſeln vorzuͤglich Nantucket treibt.

Die Schiffe welche zum Wallfiſchfang an geſchick⸗ teſten ſind, muͤſſen ungefähr hundert und funf— zig Tonnen haben. Die Mannſchaft beſteht aus

dieyzehn Perſonen, damit ſie in zwey Boͤten ru—

dern koͤnnen, wozu nothwendig ſechs Perſonen

ſeyn muſſen; vier rudern, einer ſteht an einem Ende mit der Harpune und der andre ſteuert. Es muͤſſen auch immer zwey Boͤte ſeyn, daß wenn das eine, weiches den Wallfiſch angreift ſollte ber

ſchaͤdigt werden, das andre die Leute re ten kann. Funf von der Mannſchaft ſind beſtaͤndig von alter amerikaniſcher Abkunft, der zuletzt dazu gekom— mene bleibt im Schiff um es waͤhrend dem An—

griff zu lenken. Die Leute bekommen keinen Sold; denn jeder erhalt einen beſtimmten Antheil des

Gewinnſts in Gemeinſchaft mit dem Eigenthuͤmer

| |

| |

des Fahrzeuges. Durc dieſe kluge Einrichtung

ſind alle gleich intereßirt in dem gluͤcklichen Aus⸗

gang des Unternehmens und wenden alle mögliche Sorgfalt und Geſchicklichkeit an. Keiner von

dieſen Wallfiſchfaͤngern iſt über vierzig Jahr alt,

denn ſie glauben, daß man nach dieſem Alter nicht

mehr die gehörige Staͤrke und Leichtigkeit zu ei⸗ nem fo gefaͤhrlichen Gewerbe beſitze. f | | So⸗

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Sobald ſie in die Gegenden kommen, wo ſie Wallfiſche erwarten koͤnnen, wird einer von den Leuten auf den Gipfel des Maſts geſchickt. | Wenn er einen entdeckt ruft er Avaite Par wana; (hier iſt ein Wallfiſch) alle bleiben ganz ruhig bis er das Wort Pawana ein (Wallfiſch) wiederholt; alsdenn werden die beiden Böte mit allen noͤthigen Geraͤthſchaften verſehen in die See gelaſſen. Sie rudern mit der groͤſten Geſchwin— digkeit auf den Wallfiſch zu; da es verſchiedene Arten von Wallfiſchen giebt, fo muß ein jeder beſonders behandelt werden, und hierauf koͤmmt viel an. Sobald die Boͤte nah genug find bleibt das eine zuruͤck um das Gefecht zubeobachten: An der Spitze des andren ſteht der Harpunier, auf den hauptſaͤchtich die ganze Sache ankoͤmmt. Er traͤgt eine dicht zugeknoͤpfte Jacke und ein Schnupftuch feſt um den Kopf gebunden. In der Hand haͤlt er die Harpune, die von dem beſten Stahl verfertiget und mit dem Namen der Stadt oder des Schiffes bezeichnet iſt. An dem Ende des Inſtruments iſt ein Strick von gehoͤriger Staͤrke der ſorgfaͤltig zuſammengewi⸗ ckelt in der Mitte des Boots befeſtiget liegt. Auf dieſe Weiſe rudern ſie in der groͤſten Stille fort, indem ſie allen Befehlen des Harpuniers und Steuermans folgen, welche jetzt die Aufſicht uͤber das ganze Unternehmen haben. Wenn der erſte nahe genug zu ſeyn glaubt, das heißt in

einer Entfernung von ungefaͤhr funfzehn Fuß, ſo 0 «der |

i

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befiehlt er ihnen Stille zu halten. Hat der Wallfiſch ein Junges fo zieht dies die ganze Aufmerkſamkeit der Mutter auf ſich, und dies iſt ein guͤnſtiger Umſtand; iſt er von einer ge⸗ fährlihen Art fo iſt es am ſicherſten ſich etwas zuruͤckzuziehen, aber ihr Muth erlaubt ihnen ſel⸗ ten dies zu thun. Zuweilen ſchlaͤft der Walls ſiſch auch und in dem Fall hebt der Harpunier feine Harpune ohne weitere Umſtaͤnde in die Hoͤ⸗ he, ſammelt alle ſeine Kraͤfte und ſchnellt ihn fort. Aus den erſten Bewegungen die der Wall fiſch macht, nachdem er verwundet iſt, beurtheilen ſie ſeine Boͤsartigkeit und ihren kuͤnftigen Er⸗ folg. Zuweilen ſchießt er in der erſten Wuth auf das Boot, zerſchmettert es mit einem Schla— ge ſeines Schwanzes, und wirft alle ſeine Fein⸗ de in die See. Zuweilen taucht er auch uns ter das Waſſer und verſchwindet, und was er alsdenn auf ſeinen Wege antrift iſt unfehlbar verloren. Zu andern Zeiten ſchwimmt er wei⸗ ter als ob ihm nichts begegnet wäre, und zie: het den Strick ſo ſchnell mit ſich fort, daß die Friction den Rand des Boots entzuͤndet. Wenn er alsdenn aus dem Waſſer herauskommt, ehe er die ganze Laͤnge des Stricks ausgelaufen hat, ſo wird er als eine gewiſſe Beute angeſehen. Das viele Blut das er in der Flucht verliert, ſchwaͤcht ihn ſo ſehr, daß wenn er auch wieder untertauchet, es nur auf kurze Zeit iſt. Das Boot folgt ihm unterdeß immer fort, auf der

n | Spur

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Spur die das Blut gemacht hat, endlich wird er durch die heftigen Bewegungen erſchoͤpft und ſtirbt, auf der Oberflaͤche der See ſchwimmend. Zuweilen geſchieht es, daß er nicht gefaͤhrlich ver— wundet iſt, obgleich die Harpune noch feſt in der Wunde ſteckt, alsdenn ſchwimmt er mit großem Muth weiter und zieht das Boot mit unglaubli— cher Geſchwindigkeit mit ſich fort. Der Harpu— nier ſteht unterdeſſen mit dem Beil in der Hand bereit, und wenn er bemerkt, daß die Gefahr dringend und der Rand der Boots durch den ſtar⸗ ken Zug des untertauchenden Wallfiſches beynahe mit den Waſſer gleich iſt, ſo haut er den Strick entzwey und das Boot kommt wieder in feine ges woͤhnliche Lage. Kommt der Wallfiſch nachher wieder zum Vorſchein fo wird er noch einmal anz gegriffen und ſtirbt bald, er wird alsdenn an das Schiff befeſtiget und ſo fortgezogen.

Die nächfte Arbeit iſt jetzt einen jeden Theil der Thran enthält mit Art und Spaten herauszu- ſchneiden. Dieſe werden geſotten, und wenn alle Fettigkeit herausgekocht auf Faͤſſer gefüllt. Da aber dies weit mehr Zeit erfordert als das Zer- ſchneiden, ſo werden die Stuͤcken in dem Schiffs Raum aufbewahrt, damit ſie nicht durch einen Sturm gezwungen werden ihrer Beute zu ent- ſagen. | | | Die Menge des Thrans, dasıman von einis gen dieſer Wallfiſche erhält, iſt wirklich erſtau⸗ nend. Diejenigen im Fluß St. Lorenz find fünf

5 und

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und fiebenzig Fuß lang, und ſechszehn hech. Der Fiſchbein welcher gewoͤhnlich dreytauſend Pfund wiegt, iſt zwoͤlf Fuß lang; der Schwanz iſt zwan⸗ zig Fuß breit, und man erhaͤlt aus dem ganzen Thier an hundert und achtzig Tonnen Trahn,

wovon allein ſechszehn aus der Zunge ee werden koͤnnen.

Nachdem dieſer gefaͤhrliche Gegner uͤber— wunden iſt, haben die Wallfiſchfaͤnger noch mit zwey andren Feinden zu kaͤmpfen. Der erſte iſt der Hayfiſch, ein aͤußerſt gefraͤßiger und gefaͤhrli⸗

cher Fiſch, der ſich trotz aller ihrer Bemuͤhungen über ihre Beute hermacht, und ihnen vornehm—⸗ lich des Nachts einen großen Theil davon raubt. Der zweyte iſt eine Art Wallfiſch von dreyßig Schuh lang, der ſo viel Muth und Behendigkeit beſitzt, daß er die groͤſten Spermaceti Wallfiſche, (Cachelotfiſche) angreift, und den Fiſchern nicht ſel⸗ ten ihre ganze Beute entreißt; und gegen dieſen fuͤrchterlichen Feind giebt es kein Mittel ſich zu fügen. Sobald ihre Faͤſſer alle voll find, denn ſie verrichten alle ihre Arbeiten zur See, oder wenn die beſtimmte Zeit ihres Außenbleibens zu Ende geht, und ihr Vorrath an Lebensmitteln beynahe verzehrt iſt, kehren fie nach Haufe zurück, Folgende ſind die Namen und Merkmahle | der verſchiedenen Gattungen Wallfiſche die dieſen beuten bekannt ſind.

Der eben beſchriebene St. Lorenz Wallfiſch. | Der Disko oder Grönland Wallfiſch, wird nur drey Klafter lang, und giebt kaum vier Ton:

N dorſters b. u. B. K. 3. 20. J nen

130

nen Thran. Man nennt ihn auch Wittſiſch oder Weisfiſch.

Der rechte Wallfiſch, der ſieben Fuß Fiſch⸗ bein hat, iſt haͤufig an den Kuͤſten dieſes Landes und ungefaͤhr ſechszig Fuß lang.

Der Cachelot oder Spermaceti Wallfifch wird aller Orten gefunden, und iſt von verſchiedener | Größe, die geöften find ſechzig Fuß lang, und ges ben hundert Faͤſſer Trahn. |

Der Hoͤcker (Hump - back) auf der Neu- fundland Küfte von vierzig zu ſiebenzig Fuß lang.

Der Finnfiſch ein Amerikaniſcher Wallfiſch, der wegen ſeiner außerordentlichen Geſchwindig⸗ keit nie getödtet wird. |

Der Grampus dreyßig Fuß lang wird aus derſelben Urſache nicht getoͤdtet. g

Der Schwefelbauch (Sulphur bottom) ein St. Lorenz Wallfiſch neunzig Fuß lang; wird we⸗ gen feiner Geſchwindigkeit ſelten getoͤdtet.

Der Thraſcher dreyßig Fuß lang; diefer tödtet oft die andren Wallſiſche mit denen er im beſtaͤndigen Kriege iſt. |

Der ſchwarze Wallfiſch zwanzig Fuß lang, giebt acht bis zehn Faͤſſer Thran.

Derr Tuͤmmeler wiegt ungefaͤhr hundert und ſechszig Pfund.

Die Einwohner von Nantucket ruͤſteten im

Jahr 1769 hundert fuͤnf und zwanzig Schiffe fuͤr N den Wallfiſchfang aus, wovon funfzig welche zu⸗ erſt zurückkehrten eilftaufend Faͤſſer Trahn heim⸗ brachten. Im Jahr 1770 ruͤſteten ſie hundert

fünf |

131

Fünf und dreyßig Schiffe für die Fiſchereyen aus, jedes mit dreyzehn Perſonen bemannt; vier Weſt— indienfahrer mit zwoͤlf Mann; fuͤnf und zwanzig Holzſch; ffe mit vier Mann; achtzehn Kuͤſtenfahrer mit fuͤnf Mann, und funfzehn Schiffe nach London mit eilf Mann jedes; dieſe zuſammen machen zwey tauſend ein hundert acht und funſzig Leute auf hundert ſieben und neunzig Schiffe, und man kann daraus abnehmen wie ſehr ſich ihr Handel erwei⸗ bert hat. Die Einwohner dieſer Inſel haben den ganzen Americaniſchen Krieg durch mit Grosbrit—⸗ tannien Handel getrieben, und ihre Waaren uͤber⸗ all in Engliſchen Häfen verkauft. Nantucket wurde von der engliſchen Flotte bey der Beſitznehmung von Neuyork im Jahr 1777 beſetzt, und weil der Congres die Einwohner nicht beſchuͤtzen konnte, ver⸗ onnte er ihnen ſich mit den Eroberern auf die be— ke Art zu vergleichen. Sie übergaben daher ihre Waffen und wurden von beiden Theilen für neu— tral erklart. Die beiden erften Schiffe, welche nach dem geſchloſſenen Frieden den sten Februar unter amerikaniſcher Flagge in die Themſe einlie⸗ fen, waren zwey mit Trahn beladene Fahrzeuge von Nantucket. Wie wichtig fuͤr dieſe kleine Inſel der Wall— fiſchfang ſey, lehrt die Vergleichung mit dem Wall: ſſchfange der Holländer, die in neuern Zeiten nicht viel mehr Schiffe als dieſe Inſulaner ausruͤſten. Von 1771 bis 1777 find aus verſchiedenen hol— laͤndiſchen Seehaͤfen ein Jahr ins andere gerech— nes, nad dem Eismeer nur 90 Schiffe, und nach | J 2 der

132 | 5 | der Straße Davis binnen eben dieſer Zeit jährlich etwa 45 Schiffe ausgelaufen, welches zuſammen jährlich nur 135 Schiffe beträgt. In England und Schottland wurden 1775 nur 104 Schiffe auf dem Wallfiſchfang ausgeruͤſtet. Doch ſie brauchen beide England fo wohl als Holland groͤſ⸗ ſere Schiffe zu dieſer Fiſcherey als Nantucket und gewinnen daher mit einer dem Anſcheine nach gez ringern oder faft gleichen Anzahl der Schiffe doch mehr Trahn und Fiſchbein, als die gluͤcklichen Wagehaͤlſe dieſer Inſel. .

3) Der erſte St. Lorenz Wallfiſch iſt wahrſcheinlich der beim Linne genannte Balaena Muſculus, oder Pen⸗ nants Round -lipped. 2) Der Disko oder Grönland Wallfiſch iſt wahrſcheinlich ein dem Linne unbekannter Fiſch, den aber Pennant The beaked nennet der deut⸗ ſchen Butskopf. 3) Der dritte iſt Linne's B. ıny- iticetus. Pennants common. 4) Der Cachelot iſt Lin⸗ ned Physcter macrocephalus. 5) Der Hoͤcker iſt B. Doops, oder Pennants pikeheaded. 6) Der Finnfiſck iſt B. phyſalus. Pennants Finfiſch. 7) Der Grampus iſt Delphinus orea Linn. Pennants Srampus, des Martens Butskopf. 8) Der Schwefelbauch it ges wis ein ganz unbekannter Fiſch, den die Naturkuͤndi⸗ ger wohl noch nicht kennen oder er iſt hier nicht ge⸗ nung beitimmt. 9) Der Thraſcher iſt ein junger Fiſch, ich kann nicht fagen von welcher Art, der in feiner Brunſt ſich auf die Seite legt und mit ſeiner Finne ſich den Bauch ſchlaͤgt oder driſcht; wie der Pöbel glaubt, ſoll dieſer Oraͤſcher den großen Wallfiſch oben mit dem Schwanze ſchlagen, daß er nicht kann Othem hohlen, derweil der Grampus ihm unten mit der ſcharfen Ruͤckenfinne den Bauch aufreißet. 10) Der ſchwarze Wallfiſch iſt mir auch unbekannt, wenigſtens nicht beſtimmt genung. 11) Die Tuͤmmeler find Lin⸗ ne's Delphinus phocaena oder das Meerſchwein, Marſwin der Schweden, woraus die Franzoſen le Mar- fouın gemacht. F.

a nennen

ı IV. | Schreiben | Herrn Doktor Schotte's aus London an den

Doktor und Prof. Forſter

ber

den Zuſt and von Senegal.

| Im ıften Bande der Beiträge zur Voͤlker und 5 Laͤnderkunde. S. 39 78.

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Wohlgebohrner | Hochzuehrender Herr Profeſſor;

ch erhielte von ihren Herrn Sohn, kurz nach

ſeiner Ankunft allhier, die wenigen Nachrich— ten uͤber den Zuſtand von Senegal, im Drucke, welche ich das Vergnuͤgen hatte Ihnen, waͤhrend meines Beſuchs, mitzutheilen. Ich las ſie, und fand ſie meiſtens richtig. Ich danke Ihnen fuͤr die gute Geſinnungen die ſie von mir hegen, und bin Ihnen vielmahls verbunden fuͤr die Ehre die Sie mich darin genieſſen laſſen. Da es aber faſt unmoͤglich war in einer ſolchen kurzen Unterres dung, wie ich die Ehre hatte mit Ihnen zu has ben, Sachen genau zu beſtimmen, ſo halte ich es fuͤr noͤthig, das eine und das andere in dieſen Nachrichten deutlicher und weitlaͤuftiger zu er⸗

klaͤren.

Seite 44. Ihre eigene Anmerkung. Ein

kleines Geſchwader, welches Senegal im Anfang

April 1758 einnahm, wurde nicht vom Admiral N Keppel, ſondern vom Capitain Marſh comman⸗ diret,

136

diret, und die Marines vom Major Maſon, der

erwehnte Admiral war gar nicht dabey. Der

Quaͤcker Cumming machte hiervon den Entwurf

und war auch perſoͤnlich da. Nach der Erobe⸗

rung Senegals machte dieſes naͤmliche Geſchwa⸗ der einen Angrif auf Goree, welches ihnen mis— lung. Im folgenden Monat November ſeegelte der jetzige Lord Keppel mit einer Flotte von Cor⸗

ke gegen Goree, und eroberte es im December

1758. Seite 46. Es giebt zwey Haupt- Native

nen der Mohren, welche an der noͤrdlichen Seite des Senegal Fluſſes wohnen. Die eine heißt

Trarzas, und iſt am naͤchſten zu Senegal; die andere Bracknais, und iſt weiter entfernt von Senegal, ohngefaͤhr 40 oder 3 teutſche Meilen öſtlich. Dieſe Nationen find wieder in verſchie— dene Staͤmme abgetheilt, und ein jeder dieſer Staͤmme hat ſein Oberhaupt welche aber von dem einen oder dem. andern Könige der zwey erz waͤhnten Nationen abhaͤngen. Der König der Trarzas hies zu meiner Zeit Ely Kouri, und der Koͤnig der Bracknais, Hamed, welche ich beyde geſehen. Dieſe beyden Nationen fuͤhren oft Krieg gegen einander, und in dieſem Falle treten alle zu einer jeden Nation gehoͤringen Staͤmme zuſammen, und ſammlen ſich unter ihrem Koͤnige. Es ge— ſchiehet auch bisweilen, daß ſich zwey Staͤmme von der naͤmlichen Nation bekriegen. Dieſe Krie— ge ſind aber von keiner großen Wicket und

lan⸗

langen Dauer, und werden gemeiniglich geendiz get, durch das Hinrichten des einen oder des an- dern aufruͤhriſchen Oberhaupts, wann er vom Koͤ— nige kann erwiſcht werden. Dieſe beyde Natio— nen der Mohren find in nichts von einander vers ſchieden, ausgenommen daß die Bracknais viel gez ſitteter und ehrlicher ſind als die Trarzas, und die Azunas, ein Stamm dieſer letzten, ſind die allerſchlinmſten. Die Darmanfors, ein anderer Stamm von Mohren (zu welcher Nation er aber gehoͤre, kann ich nicht eigentlich beſtimmen) ſind die allerbeſten, und beſtehen aus lauter Marabuts oder muhamedaniſchen Prieſtern. Dieſe ſind es hauptſaͤchlich, welche mit ihren Sklaven das Gum— mi ſammlen, und an die Europaͤer verkaufen.

Seite 49. Die Kameele ſchwimmen ſehr ſchlecht, und die Mohren haben die groͤßte Muͤhe mit ihnen, wann ſie durch den Fluß ſchwimmen ſollen. Ohnerachtet ihres langen Halſes ſiehet man weiter nichts als den Kopf, wann fie ſchwim⸗ men, und ſie verſaufen nicht ſelten. Die dorti— gen Pferde ſchwimmen auch nicht ſehr gut, das Rindvieh aber deſto beſſer, und dienet denjenigen Weibern, die ſelbſt nicht ſchwimmen en zur Ueberfarth.

Seite 81. Almami iſt der Site des Ober⸗ haupts der Fuhls, und ich glaube, daß es in der arabiſchen oder in der fuhliſchen Sprache Ober— prieſter bedeute. Vorzeiten wurde dieſe Nation durch weltliche Koͤnige regieret, nachher aber

mach⸗

136

machten ſich die Prieſter einen Anhang unter dem Volke, bekamen die Oberhand, vertrieben die

koͤnigliche Familie, und ernennten einen von ih—

nen zum Almami. Die Reger am Senegal haben keine rothe Lippen, ſondern ſchwarze wie die Haut. Ich

glaube auch, daß es überhaupt keine Neger mit rothen Lippen gebe, zum wenigſten ſind diejenigen

Theile der Lippen, welche der Luft ausgeſetzt ſind, allzeit ſchwarz. Ich habe ſogar viele Neger von

der ſchwaͤrzeſten Gattung geſehen, in welchen das

vordere Zahnfleiſch ſchwarz war.

Das Haar der Fuhls iſt eine Mittelgattung zwiſchen der Wolle der Regern, und dem krauſen Haare der Mohren. Man möchte es doch viele

mehr Wolle als Haar nennen.

Seite 82. Die Haare der Wulufs fi nd |

ganz wollicht, aber ziemlich lang, wann fie vom Kopfe abgezogen werden.

Biele von den Einwohnern auf der Inſel Senegal um Fort ©. Louis herum find zum chriſt⸗ lichen Glauben bekehrt, aber keines von den nächften Dörfern; es iſt kein einziger Chriſt in ih⸗

nen befindlich. Seite 54. Die platten eingedruckten Na⸗

ſen werden den Kindern nicht durch die Kunſt gegeben. Die Neger lieben ſolche Naſen ſelbſt

nicht. Seite 62. Das Stuͤck gediegen Eiſen konnte ich wegen meiner Gefangenſchaft nicht mit nach Frank-

9

139

Frankreich nehmen. Ich habe es in der Ber; wahrung eines Einwohners zu Senegal zuruͤckge— laſſen. 5

Seite 63. Die Neger ſind nicht ſehr blut— gierig, und ſie bringen ſelten einen weißen ums Leben, ſondern ſie begnuͤgen ſich, ihm das Seini— ge abzunehmen. Die Neger, welche an der Seekuͤſte und am Senegal Fluße wohnen, ſind ſchlimmer, als die im innern Lande. Dieſe letz⸗ tern jind beſonders gaftfrey. Es find die frei: fenden Partheyen der raͤuberiſchen Mohren, wel; che das Reiſen zu Lande ſo ſehr gefaͤhrlich ma— chen, und es iſt ſeit einigen Jahren um ſo viel mehr gefaͤhelicher, da fie auf beyden Seiten des Fluſſes Meiſter find, und die Länder der Schwarz zen ungeſtoͤhrt durchſtreichen.

Seite 66. Bromelia ananas iſt weder in Senegal noch in Gambia, und die Mufa paradi- ſiaca nur im Gambia allein anzutreffen. Von dieſer letzteren giebt es zwey Sorten, welche die

Engelaͤnder Plantains und Bananas nennen.

Seite 70. Ich zweifle, daß der Trichecus manatus aus der See komme. Er haͤlt ſich nicht im Senegal Fluſſe ſelbſt auf, ſondern nur in ſeinen kleinen Neben-Armen, welche bisweilen tief im Lande herum laufen, und wo er von kei—

nen Leuten oder Schiffen geſtoͤhrt wird. Es hat der Gouverneur Clarke die ausgeſtopfte Haut von

einem dieſer Thiere, welches zu Senegal gefan⸗

* war, an das brittiſche Muſeum geſchenkt. Seite

140 |

Seite 71. Die Ochſen mit den Hoͤckern find zwar wilder als die andern, dennoch gehoͤren ſie unter die 5 Thiere.

Seite 72. Ich habe Stuͤcken von der Haut und einen Theil ort der Hirnſchale mit drey ſtum⸗ pfen Hoͤrnern von dem Cervus camelopardalis geſehen, welche von Galam kamen, und ich habe einen ſchoͤnen Schweif von dieſem Thiere, wel⸗ cher auch daher kam, an das brittiſche Muſeum geſchenkt.

Seite 73. Schaafe mit dem fetten Schwan⸗ ze habe ich nie in Senegal geſehen. Es koͤnnte dennoch ſeyn, daß ſie im innern Lande anzutreffen waͤren.

Seite 74. Die Hyaͤne, welche das Kind ſtahl, war eine junge, welche ein Europaͤer auf der Inſel an der Kette liegen hatte, wovon ſie in der Nacht losgebrochen war. Ich weiß aber auch, daß Hpaͤnen in der Nacht durch den Fluß auf die Inſel geſchwommen ſind, und die todten Koͤrper der Schwarzen, welche auf dem aͤußer⸗ ſten Ende der Inſel begraben lagen, gefreſſen haben.

Seite 75. Der Lanius barbarus, ein Bo: gel von ſehr ſchoͤnem Gefieder, iſt auch in Sene⸗ gal. Ich glaube Briſſon nennt ihn Pie grieche du Senegal. Ich habe einen ausgeſtopften mit⸗ A und dem Sir Joſeph Banks geſchenkt.

Seite

zz

141

Seite 77. Ich habe keine Schwalben auf der Inſel Senegal bruͤten ſehen, ob ſie ſchon

haͤufig da ſind, und ich kann auch nicht ſagen, ob

fie auf dem feſten Lande, um Senegal herum, bruͤ—

ten. Zu Fort James, im Gambia, aber hatten

wir in verſchiedenen Zimmern, Magazinen und Baracken im Monat Junius uͤber die dreyhun—

dert Neſter voller Junge. Die Nefter waren von

Leimen gebauet, eben ſo, wie ſie die europaͤiſchen Schwalben verfertigen.

Ich glaubte es meine Schuldigkeit zu ſeyn

Ihnen dieſe wenige Anmerkungen mitzutheilen,

ich uͤberlaſſe es aber Ihrem Gutduͤnken ſolche an⸗ zuwenden oder nicht.

Ich habe die Ehre mit der groͤſten Soda

tung zu beharren

Ew. Wohlgebohrnen

ergebenſter Diener.

J. P. Schotte.

N. S. Ich finde in Ihren Beytraͤgen, Seite 23, daß Herr Miller den Condamine anfuͤhrt, als welcher keine Muſchelbaͤnke zwiſchen den Wen⸗

dezirkeln zugiebt. Es iſt eine Muſchelbank zu Senegal von einigen engliſchen Meilen im Durch: ſchnitte. Sie liegt ſuͤdlich vom Fluſſe an einem

ſei⸗

142

. feiner Neben: Arme (Creeks) 1) und ift ohnge⸗ fahr 21 engliſche Meilen von der Mündung des Fluſſes. Sie beſtehet aus lauter Auſterſchalen

welche acht bis zehn Fuß dicke liegen. Die ganze

Bank iſt mit ohngefaͤhr ſechs Zoll hoch ſandigten

Erdreich bedecket, welches überall mit dicken Baus

men und Buͤſchen bewachſen iſt. Was aber die

Sache merfwürdiger macht, iſt, daß in dem Fluſſe und an der ganzen Seekuͤſte von Senegal keine

einzige lebendige Auſter zu finden ſey; in der Muͤndung des Gambia Fluſſes aber iſt eine große Bank von lebendigen Auſtern.

y Dieſe Creek, welche höber im Lande vom Fluſſe abe gehet, vereiniget ſich wieder mit ihm zwey englifche

Meilen unter der Muſchelbank, oder neunzehn Meis

len von feiner Mündung.

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j V. Zweene Briefe des Capitain Alexander Roſe | aus Indien über feine Hinreiſe und über das Königreich Nepal,

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3 aus zweyen Briefen des feeli- f gen Capitain Alexander Roſe vom 5 2ften | 8 an Dr. Murdoch.

* N. S.

Aus dem ıftlen Briefe.

Madras den 20ſten Septbr. 1768.

ir kamen hier erſt den ı sten dieſes Monats an; weil wir nicht allein bey unſerer Ab— reife ſchlechtes Wetter gehabt haben, ſondern auch nachhero durch kontraͤren Wind auf die Kuͤ— ſte von Portugall getrieben wurden. Von dort ſegelten wir nach den Canariſchen Inſeln, wo ich Gelegenheit erhielt meine Neugierde durch den Anblick des beruͤhmten Pick von Teneriffe zu be⸗ friedigen. Ohngefaͤhr zehn Tage nachher legten wir die Inſeln des gruͤnen Vorgebuͤrges zuruͤck, und, durch ein Verſehen des Capitains, (welches mir lieb war) ſegelten wir dichte bey der wegen ihres feuerſpeyenden Berges beruͤhmten Inſel Fuogo vorbey, den wir auch in ſeiner Vollkom⸗ Forſters L. u. V. K. 3 Th. K men⸗

3

146

menheit ſahen, und die, der Beſchreibung des Virgils vom Berge Etna voͤllig gleich kommt. Kaum hatten wir das gruͤne Vorgebuͤrge au 1 Geſichte verlohren, fo wurden wir von einem Sturm überfallen, der eine beträchtliche Zeit dau⸗ | erte, und von dem wir beynahe auf die Küfte von Braſilien getrieben wurden. Endlich als der Sturm nachließ, und wir waͤhrend einem ganzen Monate guten Wind hatten, langten wir bald an dem Vorgebuͤrge der guten Hofnung an, wo wir mit allem uͤberfluͤßig verſehen wurden was wir zu unſrer Erfriſchung brauchten. Sowohl das dor⸗ tige Clima als auch das Erdreich ſind ſo gut daß die Baͤume, Fruͤchte, und Gewaͤchſe aus den heißen und kalten Himmelsſtrichen, da nicht allein blühen, ſondern auch zur groͤſten Vollkommen⸗ heit gelangen. Die Holländer find dort eben das ſelbe Volk, das fie in Holland find: fo daß ich! zur Veraͤnderung einen Spaziergang nach denen Krahls oder Doͤrfern der Hottentotten machte, die ich ſehr begierig war zu ſehen. Ich finde die Nachricht ſo Kolbe davon gegeben hat, uͤberhaupt genommen, ſehr richtig. Allein er thut keine Er waͤhnung von ihrer Muſik, die ich doch ziemlich! erträglich gefunden habe; ihr vorzuͤglichſtes Ine ſtrument iſt eine mit Saiten uͤberzogene Cocos Nuß ⸗Schaale, die, viele Aehnlichkeit mit e Zitter hat. un 9 Durch genaue, und wiederholte Bemerkun, gen fanden wir, daß am Kap die Abweichung dei

147 | Magnet: Nadel 191 war, ob es gleich in den no n Abmweichungs + Karten mit 16 angegeben ift,

Den 2often July verließen wir dieſen Ort, ind waͤhrend dieſer langen Reiſe nach Indien be— chaͤftigte ich mich öfters mit Microſkopiſchen Bes nerkungen, davon ich ihnen einige Nachricht ges en werde; weil, fo viel ich weiß, einige da— on, durch andere Schriftſteller über dieſe Ma: erie, nicht ſind beobachtet worden, die auch keine irwaͤhnung von der Art der Thierchen thun, die der Atmosphäre des unermeßlichen Oceans, rem eigenthuͤmlichen Elemente wimmeln.

Da ich keine große Verſchiedenheit der Ges. enſtaͤnde an Bord des Schiffes finden konnte, ſo emuͤhte ich mich kleine Thierchen auf die gewoͤhn— che Art (durch Pfeffer⸗Waſſer, Heu ꝛc.) hervor⸗ bringen; da ich aber fand daß fie meinem Vor⸗ aben nicht Genuͤge leiſteten, fo machte ich Vers che mit bloßem friſchem Waſſer, daß ich waͤh⸗ nd zween Tagen der Luft ausſetzte, und da h ſolches betrachtete, fand ich eine gute Anzahl hierchen; die aber bald ermatteten und ſtarben. kachhero ſtellte ich das friſche Waſſer nur auf zwo stunden heraus, und fand wieder einige darin, e aber nur eine ſehr kurze Zeit lebten. Daher eſchloß ich einen Verſuch mit Seewaſſer zu ma⸗ en, welches, da es nur einige Zeit in der Luft weſen war, gleich von Thierchen wimmelte; 9 der genaueſten Unterſuchung fand ich, daß 1 K 2 dieſe

148

diefe von eben derſelben Gattung, wie die aus dem friſchen Waſſer waren; nur ſchienen ge

hafter und beruͤhriger zu ſeyn, und anfta dieſelben zu ſterben, fuhren fie fort ſich zu ver: mehren, und außerordentlich zuzunehmen, je laͤn— ger ich ſie behielte. Jetzt brachte ich einige aus dem falzen in das friſche Waſſer; allein hier er- matteten ſie bald und ſtarben. Daraus ſchließe ich daß ſie eine ganz andere Gattung als d find, die wir auf dem Lande oder nicht weit dar von antreffen. Ich fing meine Experimente ohn⸗ gefaͤhr zehn Tage nachher an, da wir das La aus dem Geſichte verlohren hatten, und fuhr da⸗ mit die ganze Reiſe fort; ſo daß ich, mit Huͤlfe einiger Buͤcher meine Zeit ſehr angenehm DW brachte. Ich hatte ch mit einem Thermometer ve ſehen, um die Grade der Hitze und Kaͤlte, in d verſchiedenen Himmelsſtrichen, die wir durchrei ſen wuͤrden, zu meſſen; und nun fand ich, daß ſolches nach dem Fahrenheitſchen Maaßſtabe, vor 53 bis auf 80 ſtieg, dieſe letztere Höhe uͤberſtieg es niemals, ob wir gleich oͤfters zwiſchen de Tropicis, und unter der Linie Windſtille hatten Dieſen Grad der Hitze habe ich auch öfters ir) Canada wahrgenommen, fo wie ich uͤberzeugt bir daß man es auch mehrmalen in England gethan hat. Sobald ich in dieſem Theile der Welt et was merkwuͤrdiges habe, ſo werde ich nicht er mangeln es Ihnen mitzutheilen. 1 Au

| 149

Aus dem zweyten Briefe.

* Muxadabad in Bengalen den 20ſt en Auguſt 1769.

Bad nach meiner Ankunft in Bengalen, wurde ich vom Gouverneur, zum Land-Meſſer der Lanz der der Compagnie beſtimmt, und erhielt Befehl, die nordlichen und nordoͤſtlichen Provinzen, bis Napal zuvermeſſen; wozu ich mich den vorigen November unter militaͤriſcher Bedeckung auf den Weg machte; weil man große Urſache hatte zu glauben, daß die Bergbewohner die Vermeſſung verhindern wuͤrden. Nachdem ich dieſe Arbeit geendiget hatte; ließ ich die Truppen wegge⸗ en; und bat den Raja von Napal, daß er mir in Begleitung einiger wenigen Bedienten ſein Land zu durchreiſen erlauben moͤchte; welches er dlich mit vieler Schwierigkeit zugeſtand.

Es iſt ein ſehr flaches Land, das mit drey Reihen von unzugaͤnglichen Bergen, die den gan: zen Winter und einen großen Theil des Sommers mit Schnee bedeckt ſind, umgeben iſt: ſo daß, wenn faſt alles auf dem Ebenen von Indien durch die außerordentliche Hitze verbrannt iſt, die Einwoh⸗ ner der Berge dennoch nur eine kuͤhle gemaͤßigte Luft genießen. Allein ſie ſind auch ein von den Einwohnern der Ebene ſehr verſchiedenes Volk, ‚fie find Olivenfarbig, ihre Geſichts bildung iſt breit und platt, und ihre ganze Statur iſt kurz | und

-

1

und unterſetzt: ſie bekennen ſich zur Religion der Gentoos; unterſcheiden ſich aber von ihnen da- durch, daß ſie opferen, und alle Arten von Fleiſch außer Kuh- und Schweinefleiſch eſſen. Ihre Sprache iſt diejenige ſo die Nagri heißet, die ich aus guten Gruͤnden, fuͤr die urſpruͤngliche Spra⸗ che von Indien halte; denn ſie iſt aͤlter als die Shanſcritta, die wie ich vermuthe von den Bras minen gemacht und eingefuͤhrt worden iſt, um ih⸗ re Religion fuͤr den gemeinen Leuten zu verhee⸗ len. Es giebt jetzt zwo Mundarten des Nagri, davon die eine nicht ſehr gebraͤuchlich iſt, und die Bengal ſche genannt wird, fie wird daher auch nur von wenigen verſtanden, und kann die alte Nagriſche genannt werden; und die andere die neuere. Ich fand verſchiedene Manuſkripte bey denen Bergbewohnern, davon einige eine Ge ſchichte von 3000 Jahren her, enthielten. Ich bin dahero uͤberzeugt, daß um zu der wahren Geſchichte der früheren Zeiten dieſes Landes zuge⸗ langen, man ſeine Zuflucht zu den Buͤchern die in dieſer Sprache geſchrieben ſind nehmen muͤſte. Ich bemuͤhe mich jetzt einige davon uͤberſetzen z la ſſen.

Dieſes Land iſt außer einige, wenigen Ita⸗ liüniſchen Mißionarien, die man uͤrzlich darauf vertrieben hat, nie von Europäern beſucht wor⸗ den. Ich traf ſolche zufaͤlliger Weiſe an, und ſchmeichelte mir einige nuͤtzliche Nachrichten von ihnen zu erhalten, fand mich aber ſehr betrogen;

denn

151

denn ſie waren gewiß die dummſten Leute die ich je 1

\ Ihr Vorſteher, der am verſtändigſten zu ſeyn ſchien; konnte mir doch keinen Bericht von irgend einem Orte oder Sache, die ſich außerhalb der Stadt da er lebte befanden geben; ob er gleich feit zwölf Jahren in dem Lande wohnte. ennoch, um ſeinen Mißionariſchen Eifer zu zei— gen, erzählete er mir, daß er 3000 Manuffripte wahrend feinem hieſigen Aufenthalte verbrannt habe. Er hatte zwey elende Familien bey ſich, ie er ſeine Bekehrten nannte.

Ich wunderte mich ſehr, ſo viele Chineſiſche Waaren unter den Einwohnern von Napal zu inden; allein bey näherer Erkundigung fand ich, daß fie feit vielen Zeit; Altern her eine Gemein- chaft mit China uͤber Thibet haben. Dieſer Nachricht zufolge habe ich auch bey dem hieſigen Jouverneur und dem Rathe von Bengalen Bor: chlaͤge eingegeben, um dieſen Weg zu erforſchen nd nachzuſpuͤhren, auch bin ich jetzt in dieſer bſi cht auf meinem Wege nach Calcutta. Da ie regnichte Jahreszeit ſich ſtark heran nahete, o konnte ich mich nur eine kurze Zeitlang in Na⸗ al aufhalten: ob es gleich meiner Meynung lach eines der ſchoͤnſten Länder iſt, die ich je ge⸗ hen habe. Wenn meine Vorſchlaͤge von hie: iger Regierung iugefguben werden, und es Gott gefaͤl⸗

1 152 | gefällig iſt mein Leben, und die 1) Geſundheit mir zu friſten, ſo hoffe ich im ſtande zu ſeyn, ih⸗ nen nicht allein eine Nachricht von dieſem Lande, ſondern auch von vielen anderen Laͤndern, die ich peßiren muß ehe ich China erreiche, geben zu koͤnnen. 1 Die Voͤgel und Thiere fo ich in den Gebuͤr⸗ gen von Napal angetroffen, waren folgende der Mumal eine Art von Faſan, von ſchoͤnem dunkelbraunem Gefieder mit rothen Flecken, auch einem rothen Federbuſch auf dem Kopfe Die Dophia, zu dem Pfauen⸗Geſchlecht gehoͤrig; al lein der Kamm und die Federn des Halſes uber: treffen die des Pfauen bey weitem. Der Schwan iſt kurz, von einer ſchmuzigen Orange Farbe, und ſcheint nur dazu zu dienen um das andere Gefie: der deſto deſſer abzuſetzen. Von Thieren ha: be ich das Schaf mit vier Hoͤrnern, und eine Art von Rech von der Größe eines Schooßhundes an⸗ ge 1) Anſtatt dieſem, brachte das folgende Indiſch Schiff die traurige Nachricht von ſeinem Tode Ein Verluſt! den feine Familie und Freunde be ſtaͤndig beklagen muͤſſen und es kann ſolcher fo gar als ein Verluſt für die Wiſſenſchaften, für dat Publicum, wie auch für die Geſellſchaſt, in derer Dienſt er ſtarb, angeſehen werden: da er ſchon i. frühen Jahren, die Wirkſamkeit und den Muth ei nes braven Offieiers, mit einer unbegraͤnzten Wisbe gierde und der Standhaftigkeit eines Phileſerhen verband.

183

| * getroffen: Auch ſchickte ich einige an den Gou⸗ verneur, allein ſie ſtarben auf der Reiſe.

|

| Nun muß ich Ihnen noch ſagen, daß da ich mich mit mit einem (Teleskop) und einer Aſtro— nomiſchen Taſchenuhr verſehen hatte, fo beobach⸗ tete ich den Durchgang der Venus, der hier den Aten July 1769 vor ſich ging, und meine Be⸗ obachtungen ſind folgende:

4

0

Nordliche Breite von Pheſabad 258. 30“.

Ich beobachtete den Planet da er bereits einen guten Theil auf den Körper der Sonne ha, 4 vorgeruͤckt war. 5. 35. 57. + (ſcheinbahre Zeit) Erſte Be— ruͤhrung bey dem Aus⸗ gange, 6. 52. 25. L Letzte Beruͤhrung. 2. 104 47,

2) Zeit zwiſchen der erften . und der letzten Beruͤhrung. o. 18. 22.

2) Da der Mittelpunkt des Planeten auf dem Rande der Sonne war 7b. . 35%; und dieſe Beobach⸗ tung verglichen mit einer Bemerkung des Central Austritts und Eintritts die an einem entferntern Orte gemacht worden, ßoird die Parallax der Sonne geben; da die andern noͤthigen Punete durch Rech⸗ nung bereits feſtgeſetzt ſind. Zu gleicher Zeit erſehen

a 5 wir mus der Connoiſſance des Tems für 1769, daß

Phe⸗

154 |

Pheſabad in Bengalen, wo der Capitain Roſe 5 obachtete, 817. 45’. oſtwaͤrts von Paris liegt.

Die Uhr war den vorhergehenden Tag nach glei⸗ chen Sonnenhoͤhen geſtelt worden, die Hoͤhen der Sonne bey den beyden Beruͤhrungen, waren auch in den Brlefen des Capitains angefuͤhret; allein dies fen Theil der Arbeit hatte er vermuthlich einem we⸗ niger geſchickten Menſchen anvertrauet, weil feine eigene Aufmerkſamkeit bey dem Teleskope und der Uhr ganzlich befchäftiget war; da ich aber finde, daß der Unterſchied der reſpectiven Zeiten mit denen der Höhe, nicht mit den Zwiſchenraͤumen der Beruͤhrun⸗ gen uͤbereinſtimmt; fo habe ſolche aus dieſen Grüß den hier weggelaſſen. |

VI.

1 VI.

1 |

# Nachrichten | von der

| fricaniſchen Handelsgeſellſchaft

in Marſeille.

4

Von dem ehemaligen und gegenwärtigen Handel der Franzoſen nach Nordafrica, vorzuͤglich nach Algiers und Tunis.

wey Kaufleute von Marſeille, aus welcher Handelsſtadt noch gegenwaͤrtig Frankreichs Handel nach den Kuͤſten der Barbarey getrieben wird und immer getrieben worden, Namens Tho: mas Linche, und Carlin Didier, waren die erſten Franzoſen, welche ſich in der erſten Haͤlfte dez ſechszehnten Jahrhunderts vereinigten, um an den Kuͤſten von Algier und Tunis, Corallen zu fiſchen. Sie trieben außerdem einigen Handel in der Nach— barſchaft der kleinen Inſel Tabarca, welche Soli— mann der zweyte zur Ranzion des Corſaren Dra-⸗ gut an Carl den fünften abtrat, und dieſer wie⸗ derum den beyden Genueſern Grimaldi, und Lo⸗ mellini nebſt dem Corallenfang uͤberlies. ! Ums Jahr 1561 erlaubte der Mauriſche Fuͤrſt oder Schech von Bona dieſen franzoͤſiſchen Handelsleuten eine ordentliche Niederlaſſung gegen eine jährliche nicht unbetraͤchtliche Abgabe, und fie legten hier mit Bewilligung der Pforte die Ba⸗ ſtion

158 5

ftion Frankreich im Gebiet von Algiers an, allein

ſie wurden bald wieder daraus vertrieben. Tuͤr⸗

kiſche Seeraͤuber die 1568 Algiers einnahmen,

beunruhigten die Fiſcher und bemaͤchtigten ſich des

Platzes. Um 1597 erhielten fie dieſe kleine Fes

ſtung von der Pforte wieder, aber nur auf kurze

Zeit. Denn die Algierer, die keine Fremde auf

ihrer Kuͤſte leiden wollten, verjagten die Franzoſen

abermals aus der Baſtion. 6 Doch dieſe Wiederwaͤrtigkeiten, der Verluſt

den die Feindſeligkeiten der Algierer nach ſich zes

gen, und die Sclaverey welche den Kaufleuten

und Fiſchern gewöhnlich zu theil ward, ſchreckten die Einwohner von Marſeille keinesweges ab,

den Handel mit den Barbaren zu erneuern. Herr

Savary de Breves, franzoͤſiſcher Geſandter bey der

Pforte, brachte es endlich 1604 dahin, daß dieſe

den Franzoſen wieder Handel und Schifffarth er⸗

laubte, allein die Algierer wolten nicht. Endlich

erlaubten ſie 1628 einer neuen Geſellſchaft unter

Sanſon Napollon den Handel wieder anzufangen. | Dieſe breitete fich ſehr bald aus, und 1633 hat⸗ ten ſich ſchon wieder 800 Franzoſen auf dieſer Kuͤſte niedergelaſſen, bis ungluͤcklicherweiſe Rapol- lons Tod, der in einem Gefecht mit dem Mauren auf der Inſel Tabarca blieb, die meiſten Fiſchern und Handelsleute zerftreute, Um 1637 kamen die Franzoſen hieher zuruͤck, bauten ihre zerſtoͤhr⸗ te Baſtion wieder auf, wurden aber wie vorher

von den Barbaren verjagt, und W zum Theil

159

Thel nach Calle, das ebenfalls im Gebiet von Alk giers liegt und wo die Eingebohrnen kurz vorher die Englaͤnder verjagt hatten.

| Die nachherigen Kriege Ludewigs des vier⸗ zehnten mit den Seeraͤuberſtaaten, in welchen Al— gier, Tunis und Tripolis verſchiedenemal von der sanzöfifchen Flotte, doch ohne ſonderlichen Erfolg heftig bombardirt wurden, unterbrachen das alte Verkehr voͤllig. Endlich wagte es Peter Hely 1694 wieder die Baſtion Frankreich und andere benachbarte Handelsoͤrter, dieſer Seeraͤuberkuͤſte, u beſuchen. Er verband ſich mit neun andern dandelshaͤuſern, davon drey in Marſeille, drey in Bajonne, und eben ſo viel in Paris angeſeſſen varen zu einem neuen Handel nach Nordafrica, ind war fo glücklich mit dem Dey, dem Divan und er Miliz von Algier, oder was dorten die Regie- rung heiſt, einen Handelstractat zu ſchlieſſen. Durch dieſen wurden Hely und feine Aſſoclir— 1, Eigenthuͤmer von der Baſtion Frankreich, La ale, Cap Raſe, Bonne und andern davon ab— gaͤngenden Plaͤtzen. Sie erhielten ausſchließliche Freyheit Corallen zu filhen. Kein Fremder außer der Geſellſchaft, durfte hieher handeln, und das wichtigſte was ſie von den Algierern erhielt war, daß auch in dem Fall, wenn Frankreich etwa in einem Krieg mit Algiers verwickelt wuͤrde, dieſe Handelsgeſellſchaft in ihren Beſitzungen keineswe⸗ ges geſtoͤrt werden ſollte. Leder, Wolle, Talg und Wachs waren damals die vornehmſten Waa⸗ FR ven

160

ren, die die Geſellſchaft, aus dieſen Gegenden zog, fie muſte aber für die Handelsfreyheit dem Divan von Algiers jährlich 34,000 Dublonen in feche Terminen zahlen. ö

Im Jahr 1714 ward ſogar vom Bey vom Conſtantine, einem Unterbefehlshaber, des algie⸗ riſchen Seeraͤuberſtaats allen Muſelmaͤnnern vers‘ boten Korn in den Handelsplaͤtzen zu handeln, worin die Compagnie das Monopolium fuͤr die angeführte Summe erkauft hatte, und woher fol che Getraide von allen Arten zog. Sie mufte aber jährlich von dem Bey von Bonne, zweyhun⸗ dert Caffis Korn 1) fuͤr den feſtgeſetzten Preiß vo zehn Piaſter nehmen, das übrige Getraide aber konnte ſie nach dem Marktpreiß kaufen. |

Die Intereſſenten dieſer Handelsgeſellſchaft wechſelten bis 1712 verſchiedentlich ab. In die ſem Jahr ward eine ausſchließliche Compagnie vom Könige bis Ausgange 1718 errichtet. Ihre Ger rechtſame und Beſitzungen erhielt 1719 die Oft indiſche Geſellſchaft auf vier und zwanzig Jahr, 1725 aber auf ewig. Doch war fie nur fünf Jah im Stande den Handel mit Vortheil zu treiben) und fie bat den König dieſen wieder wie vorher einer beſondern Geſellſchaft zu uͤberlaſſen. Dei Hof ertheilte alſo 1730 an Jacob Auriol und

1) Ein Caffi iſt ein Getraidemaaß, das auch unter die ſen Namen, in Alicante gewoͤhnlich iſt, andertha Marſeiller Laſten beträgt, und an Gewicht 364 Pfun de haͤlt. |

161

den mit ihm vereinigten Handelshaͤuſern von Mar: - ſelle, dies Monopol auf zehn Jahr. Das Privilegium dieſer Geſellſchaft gieng 1740 zu Ende, und man machte damals dem Kb; nige den Vorſchlag eine neue africaniſche Compag⸗ nie zu errichten, welches auch vermoͤge eines Edikts vom Februar 1741 geſchahe. Sie erhielt wie alle vorigen, das aus⸗ ſchließliche Handelsrecht nach allen Häfen der Kö; nigreiche Algier und Tunis, mit Ausnahme der beyden Hauptſtaͤdte, und einiger andren Plaͤtze in dieſem letzteren Staate, deren Handel fuͤr alle | anzöfifche Unterthanen frey blieb. DIE Gefells bafı beſteht gegenwärtig noch. Das vornehmſte Comtoir der Geſelſchaft, vo ſich der General Direktor aufhaͤlt, iſt zu Calle, zuf der Algieriſchen Küfte, und hier werden auch inige Soldaten zur Sicherheit gegen die Mau⸗ zen unterhalten. Die andern Häfen find von ges inger Bedeutung, und es werden nur Agenten hes Handels wegen hingeſchickt. Die Compagnie zahlt dem Dey fuͤr ihr Pri⸗ llegium, und den Mauren an allerhand Abgaben, auf ſechzigtauſend Liores, das Ankergeld für die in und auslaufenden Schiffe ungerechnet. Das Capital der Compagnie beſteht aus woͤlfmal hunderttauſend Livres, welche in zmölfs auſend Aktien von tauſend Livres vertheilt find. f Das Handels - Collegium zu Marſeille iſt urch einen Artikel der Oetroy von 1741 verbun⸗

Forſters 9. u. V K. 3. Tb. 2 den

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den, dreyhundert Aktien zu nehmen, und ſich füt die Bezahlung der Dividenden oder Intereſſen neunhundert andrer Aktien zu verbuͤrgen. | Dieſe Intereſſen find ſechs Procent jahrlich,

und der koͤnigliche Stiftungsbrief verordnet, daß im Fall eines außerordentlichen Gewinnſtes, glei⸗ che Vertheilungen unter die Aktionairs german werden füllen, Die Compagnie ir die Comtoirs bey del Beſitznehmung in fo ſchlechten Zuſtande, daß fi beträchtliche Summen borgen muſte, um die um umgaͤnglich nothwendigen Verbeſſerungen vorzu nehmen. 4 In dem Kriege mit Tunis 1742, welch

gleich auf ihre Errichtung folgte, gieng das Ca Neger im Königreich Tunis verloren, die Feftun wurde der Erde gleich gemacht, und iſt ſeitden nicht wieder aufgebauet worden, auch gerieten di Bedienten der Compagnie in die barbariſche Ge fangenſchaft. . Die Peſt welche beynahe um eben die Zei

im Koͤnigreich Algier wuͤthete, hatte alle Handels geſchaͤfte unterbrochen, und der 1740 zwiſche Frankreich und England entſtandene Krieg, wuͤr de die ganze Anſtalt zu Grunde gerichtet ha ben, wenn ſie ſich nicht neutraler Flaggen bedien haͤtten; dies mußte jedoch mit einiger Vorſicht i Abſicht der Barbaren geſchehen, und man wa verbunden den Capitains franzoͤſiſche Paͤſſe zu ge ben, um ſolche in den algiriſchen und den Haͤfe vo!

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‚on Tunis vorzeigen zu koͤnnen, die fonft diefe Schiffe den Freiheiten der franzoͤſiſchen Geſell— haft gemaͤß, und aus Begierde zur Beute wahr— heinlich ausgepluͤndert haͤtten.

um 1744 nahmen die algieriſchen Corſaren en groͤßten Theil der Corallenfiſcher weg, und ieſe Gewaltthaͤtigkeit jagte den Einwohnern von a Calle ein ſolches Schrecken ein, daß fie den Ort erließen. Siebenzig von den Compagnie Bedien— m wurden von den Mauren erſchlagen, und eine enge der Einwohner zu Gefangenen gemacht, e ihre Freiheit nur vermittelſt eines ſtarken Loͤſe⸗ des wieder erhielten.

Wegen aller dieſer Ungluͤcksfaͤlle, welche ſich im Untergange der Compagnie verbunden zu ha— n ſchienen, entſchloß ſich die Regierung ihnen die hrliche Beyhuͤlfe von vierzigtauſend Livres, wel— 3 das Handels Collegium ihr nur bis auf dieſe eit zu zahlen gehalten war, noch auf fuͤnf andre ahre zu bewilligen.

Die fuͤnf folgenden Jahre waren weniger glücklich ; ohnerachtet der hohen Preiſe der Affes tanzen und der Kriegesſchaͤden, erlangte die Com nie nicht allein ihr Capital wieder, ſondern ch einen Ueberſchuß von 270,000 Livres.

Seit dieſer Zeit iſt ihr Zuſtand ziemlich bluͤ— End geweſen; die einzigen Hinderniſſe welche ſich rem Handel jetzt entgegen ſetzen, find die Ver- Inftigungen, welche der Bey von Conſtantine den ch en geſtattet, und die kleinen Strei⸗ | a 2 tig⸗

*

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tigkeiten welche zuweilen mit der Regierung 5 Algier und den Eingebohrnen vorfallen. | Wichtiger waren die Hinderniffe welche dur

die Unordnungen in der Adminiſtration entſtande und verſchiedene Jahre fortdauerten. Sie veı dienen, daß die Entſtehung derſelben hier nahe angezeigt wird. 2 Das Mißtrauen welches die Aktionairs

die Direktion zu Marſeille ſetzten, war die Quel unzaͤhliger Forderungen und Klagen, die kein El de nahmen, bis das Miniſterium ihres ungefti men Anhaltens uͤberdruͤßig, ihnen die Erlaubn gab, einen Öberdireftor zu wählen, Die 1755 getroffene Wahl wurde allgeme | gemißbilliget. Der Direktor brachte die Sache der Compagnie aus Mangel an gehoͤriger Einſic ) in ſolche Unordnung, daß es unmöglich war, 5 | wieder heraus zu finden. Diejenigen die er zum Dienfte der Compag

nie unter feinen Creaturen gewaͤhlt hatte, ware ohne alle Kenntniß und ohne Erfahrung, und mad ten den Mauren oder Mahommetanern in de Nachbarſchaft von Calle, die Franzoſen verhaße fo daß die Mauren mit den Fremden zu handel anfiengen, den Ackerbau vernachlaͤßigten, ſich lie ber mit Wurzeln naͤhrten, als daß fie blos zun Vortheil, ſtolzer eigennuͤtziger Fremden Getraid bauen ſollten. | Die Gehuͤlfen des Oberdirekteurs hatten weder Zeit noch Gewalt ihn zu lenken; der Prafi den

165

sent hatte den Einfluß verloren den er in der Ge ellſchaft haben muß, um was Gutes zu ſtiften: ind der Direktor bediente ſich aller moͤglichen Nittel um ihm die Kenntniß der Geſchaͤfte zu ntziehen. Die Balancen wurden fo lange als noͤglich zurück gehalten, und der wahre Zu— ‚and der Compagnie mit großer Sorgfalt verdeckt. Ran brachte ungewiſſe Schulden, und fingirte zerechnungen des Handelscapitals in Rechnung.

efe Poſten ſtanden in jeder Balance wiederholt,

nd wenn die Aktionairs zu Paris daruͤber klag⸗ „, ſuchte der Direktor ihnen durch zweydeuti⸗

Antworten auszuweichen. Endlich ſtieg das

agluͤck der Compagnie 1766 auf den hoͤchſten

ad; das Miniſterium erkannte die Nothwen—

gkeit einer ſchleunigen Huͤlfe; der Direktor wur⸗

zuruͤck berufen, und Herr Martin wurde ein⸗ mmig von dem Handels-Collegium in Marſeille

d den Pariſer Aktion-Inhabern zum vornehm—

n Direktor erwaͤhlt.

Er fand die Sachen der Compagnie in einer

jegreiflichen Unordnung, das urſpruͤngliche Ca:

gal von 1 200,000 Livres war bis auf 570,000

ſchmolzen; die Rechnungen der Unterbedienten

der groͤßten Verwirrung; ſo daß er erſt 1767

wahren genauen Zuſtand der eee ent⸗

ken konnte.

Sobald man die Auffuͤhrung des Direktors

jerfucht hatte, entdeckte man Unrichtigkeiten die

nicht einmal vermuthet hatte, allerley heim:

liche

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liche Schliche und Verſtaͤndniſſe zwiſchen ihm un den zur Einnahme der Gelder verordneten Leuten und in allen Caſſen anſehnliche Defekte. Der Direktor und Einnehmer wurden hier

auf feſtgeſetzt, und ihre Familien erlangten ihr Freiheit nur, nachdem fie einen Theil des unterge ſchlagenen Geldes wieder erſetzt hatten. Herr Martin war ſo gluͤcklich die Compag

nie in kurzer Zeit durch Fleiß und Oekonomie i ihren vorigen Zuſtand zu verſetzen. Zu dieſen Ende wurden die Oberaufſeher des Handels unte denjenigen Bedienten gewaͤhlt, welche der Com pagnie mit dem groͤßten Eifer und Einſicht gedien hatten, und es gelang ihnen den Handel in alle Comtoirs von denen er ſich entfernt hatte, wiede herzuſtellen. So daß der jetzige Zuſtand de Compagnie bluͤhender iſt, als man ihn je hoffe konnte. Denn ihr Capital belaͤuft ſich nach de letzten Rechnungen vom December 1773* 4 4,812,445 Livres. N ö Dieſen Flor verdankt ſie der Sorge alle ih Privat-Geſchaͤfte nach den Grundſaͤtzen einer har delnden Geſellſchaft einzurichten; die Adminiſtrg tion oͤconomiſch, treu und genau ſowohl in Fran reich als in der Barbarey zu fuͤhren, und ihr de moͤglichen Schutz von Seiten der koͤniglichen Flot ten im Fall der Roth, zu verſichern. Hiezu ſin noch verſchiedene guͤnſtige Umſtaͤnde gekomme nehmlich daß ſeit einigen Jahren ſehr viel bey d Kornhandel gewonnen worden, ob ihn gleie 1 de

167

der Schleichhandel in der Levante ſehr geſtoͤrt hat. Die Direkteurs behaupten, man habe ihnen den Unterhalt der füdlichen Provinzen in den letz⸗ ten Jahren zu verdanken. Sie haben während der Theurung in den Jahren 177 und 1772 der Regierung von Marſeille, eine Laſt (Charge) Getraide von etwa 343 franzoͤſiſchen Pfunden, zwanzigmal wohlfeiler als damals der Marktpreis war uͤberlaſſen. Dies hat ſie dennoch nicht gegen verſchiedene Beſchuldigungen ſchuͤtzen koͤnnen. Die Regierung hat ſich aber nie um dieſe Vorfälle ihres Handels bekuͤmmert, welcher gaͤnzlich in den Händen der Geſellſchafts⸗ Vorſteher iſt.

Im Jahr 1774 hat die Compagnie dem Koͤ⸗ ige zur Erbauung der Schiffsdocken im Hafen vom, Feulon 1,200, ooo Livres für 5 Procent. vorge: hoffen, und zur Bezahlung der Intereſſen ſo⸗ vohl als des Capitals iſt ihnen ein Theil des Ar⸗ enals zu ihrem Gebrauch angewieſen worden. Diefes haben fie um einen gewiſſen Preis zur Niethe, und der Miethzins iſt zur Abtragung der: Intreſſen, und der Ueberſchus zu Bezahlung des apitals beſtimmt.

R Das Haupt: Contoir der Geſellſchaft iſt zu Narſeille, wohin alle Vorfaͤlle des Handels be⸗ ichtet werden. Dieſes Contoir beſteht aus einen Iberdireftor der einen feſtgeſetzten Gehalt hat, nd der vornehmſte Agent bey allen Ankauf und 8 * iſt, und überhaupt alles was die Admini⸗ | ſtra⸗

168

fteation befchloffen zur Ausführung bringt. Zwey⸗ tens aus verſchiedenen andern Direktoren, deren Anzahl nicht beſtimmt iſt, weil in dem Edikt ſteht, daß jedes Mitglied der Geſellſchaft, welches zwan⸗ zig Aktien in der Caſſe deponirt, Direktor werden kann, (welches aber nicht immer geſchieht.) Drit⸗ tens aus vier Deputirten des Marſeiller Handels Collegii und ihrem Archivar, welche allen Zuſann menkuͤnften als immerwaͤhrende Direktoren bey⸗ wohnen; und da das Handelscollegium den vier⸗ ten Theil des Capitals der Compagnie beſitzt, und Buͤrge fuͤr die Dividenden der Aktien iſt, hat es dadurch die vornehmſte Stelle bey der Adminiſtra⸗ tion erhalten. Alle Direktoren verwalten ihre Stellen umſonſt, nur der Oberdirektor iſt der eins zige Beſoldete.

Die Compagnie beſoldet aber zu Paris, Marſeille, und in ihren Contoirs, Schreiber, Sekretaire und dergleichen die ihre Geſchaͤfte ung Correſpondenzen fuͤhren müffen.

Zu Paris hat ſie einen Agenten, deſſen Amt darin beſteht, den Actieninhabern dieſer Stadt ihre Dividenden auszuzahlen, ihnen die von Marfeille zugeſchickten Bilancen mitzutheilen, und mit dem Oberdirektor in den Geſchaͤften der Compagnie zu correſpondiren. |

Die Compagnie unterhält gleichfalls einen Agenten zu Corſika um mit den Corſikanern die dort den Corallenfang treibeu, zu handlen un auf ihre Auffuͤhrung zu wachen.

Die

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| Die Compagnie hat ferner einen koͤniglichen Commiſſarius, welcher den Titel eines Präfidenten führt, und Aufſeher des Handels zu Marſeille iſt; er wacht uͤber ihre Berathſchlagungen und beſtaͤti— get ſie, unterſucht ihre Rechnung, und unterrichtet ſich von allen ihren Geſchaͤften, um bey vorfoms menden Fallen dem Miniſter Nachricht davon zu geben.

Die Gruͤnde welche die Regierung bewogen haben, der africaniſchen Compagnie ein ausſchließ⸗ liches Privilegium zu geben, welches doch wie die Erfahrung beftätigt, nur wenig Perſonen bereis chert, den Handel im Ganzen mindert, feine Thaͤ⸗ tigkeit einſchraͤnket, und das was allen gehoͤrt, einigen wenigen Großen und Reichen einraͤumt, die um ihre Dividenden zu vergroͤßen, wie die großen Oſtindiſchen Handelsgeſellſchaften zeigen, ſich die grauſamſten Unterdruͤckungen erlauben, find dieſe.

Erſtens gruͤndet ſich dieſes Privilegium auf die politiſche Beſchaffenheit der Barbarey, wo der Getraidehandel niemals frey und allen offen iſt, ſondern beydes in Algier und Tunis dem Prinzen 18 ein Monopolium zugehoͤrt.

Man hat zweytens immer geglaubt, daß die Beybehaltung dieſes Handels ein wichtiger Ge— genſtand ſey, weil die ſuͤdlichen Provinzen von Frankreich von dort aus mit Lebensmitteln verſe—⸗ hen werden, und man geglaubt hat, nur eine Compagnie konne die Unkoſten beſtreiten, welche dieſer Handel unumgaͤnglich erfordert.

Ueber⸗

170

Ueberdem ift dieſer Handel, wegen der gro⸗ ßen Summe die dafür erlegt wird, das ſtaͤrkſte Band, welches die Algierer mit den Franzoſen verbindet, und das beſte Mittel die Schifffahrt der letzteren in dem ganzen mittellaͤndiſchen Meer zu ſichern. Von den jaͤhrlichen Abgaben welche die Compagnie der Algierer Regierung bezahlt, und dem Tribut der Mauren welche an die abges tretnen Laͤndereyen gränzen, wird die Miliz beſol⸗ det. Der geringſte Aufſchub bey Bezahlung die⸗ ſes Soldes wuͤrde dem Dey gefaͤhrlich ſeyn, und ihn zwingen Gewaltthaͤtigkeiten gegen die Franzo⸗ ſen auszuuͤben, um ſich gegen die Wuth ſeines uͤbermuͤthigen Kriegesvolks zu ſichern. Dieſe Summen moͤchten ſich auch nicht ſo leicht unter einzelne Kauffahrer vertheilen laſſen.

Als Ludwig der vierzehnte in einem zwanzig jaͤhrigen Kriege, vergeblich verſucht hatte ſeiner Flagge bey den Algierern Achtung zu verſchaffen: befahl er 1665 dem Marſchall d' Etrèes welcher ſeine Flotten Commandirte, ſich mit den Regie- rungen zu Algier und Tunis wegen des aus- ſchließlichen Handelsprivilegiums nach dem Cap Neger der Frankreich Baſtion und ihren davon abhaͤngenden Logen in Unterhandlungen einzulaf fen, und es gelang dem Marſchall feinen Auf- trag auszurichten. Die Ausbreitung des Hans dels in mittellaͤndiſchen Meer, nebſt der ungehins derten Schifffahrt waren die Folgen dieſer Unter handlung.

Die

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Die Revenuen welche die vornehmſten Bes ſehlshaber der Regierung zu Algier von der Com— pagnie ziehen, machen es ihnen nothwendig, den Frieden zu halten, und da die Summen welche die Compagnie durch ihren Handel in der Barba— rey verbreitet, es den Mauren erleichtert die Abs gaben an Algier zu entrichten, wuͤnſchen dieſe den Frieden eben ſo ernſtlich, wovon das, was ſich 17361 in Algier zutrug ein Beweis iſt.

Es wurde dem Divan mit der Heftigkeit, welche den Tuͤrken eigen iſt, vorgeſchlagen, den Franzoſen den Krieg anzukuͤndigen. Die Großen des Landes, welche ſich vor der Beſchuldigung fuͤrchteten, ihr Privatintereſſe dem gemeinen Be— ſten aufzuopfern, durften ſich dem Vorſchlage nicht wiederſegen. Die Miliz erklaͤrte aber ſogleich daß ſie nicht darin willigen würde, wenn die Regierung ihnen nicht einen andren Fond als die Abgaben der Mauren zu Bezahlung ihres Soldes anwieſe. Nach vielen Streitigkeiten wurde beſchloſſen, mit den Franzoſen aus dieſem einzigen Grunde Friede zu halten, und mit den Hollaͤndern zu brechen. Die franzoͤſiſche Regierung waget es nicht in den ihr abgetretenen Laͤndereyen freyen Handel zu er— lauben, aus Furcht, ſie moͤchten in die Haͤnde der Engellaͤnder fallen, welche in Algier noch immer Unterhandlungen pflegen, um die Franzoſen von dort zu vertreiben, und dorten Niederlaſſungen zu erhalten, aus denen ſie ihre Flotten zu Mahon und

Gibraltar bequem verproviantiren koͤnnen.

|

Sie

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Sie haben ſchon zu verſchiedenenmalen vers ſucht, die Franzoſen zu verdrengen, indem ſie weit vortheilhaftere Bedingungen angeboten als die Franzoſen zu bewilligen im Stande waͤren, allein

bisher hat es ihnen in ihren arg se noch nicht gelingen wollen. N

Es iſt auch nicht zu leugnen, vr wenn man das Syſtem eines freyen Handels befolgen ſollte, man große Vorſicht gebrauchen muͤßte, um dem Dey allen Argwohn wegen eines Projekts zu benehmen, daß ihm fo zuwieder waͤre. Man muͤßte ſich übers dem jaͤhrlich ſehr anſehnliche Opfer gefallen laſſen, die den koͤniglichen Schatz läftig ſeyn und den franzoͤſiſchen Namen in Algier erniedrigen wuͤrden. Sobald fie mit andren Nationen in eine Claſſe kaͤ⸗ men, wuͤrde man fie auch auf gleichen Fuß bes handlen; der Dey würde feinen Erpreſſungen kei- ne Grenzen ſetzen, und ein Krieg den das Cabinet zu Verſailles mit Grunde ſcheut, unvermeidlich werden. el

Dies find die politiſchen urſachen, welche das Miniſterium bewogen haben, ſich von den alle gemein angenommenen Grundſaͤtzen zu entfernen; ſie verdienen erwogen zu werden. Denn ſo bald die Handelsfreiheit einmal beſchloſſen iſt, wuͤrde es zu ſpaͤt ſeyn, ein ſtolzes unwiſſendes Volk wie- der zu gewinnen, welches ſich nur durch ſeine Launen und einem uͤbel verſtandenen Eigennutz lenken laßt.

Die

173

Die Compagnie handelt hauptſaͤchlich mit Getraide und andren Lebensmitteln die ſie in der Barbarey aufkauft; Haͤuten, Wolle und einigen andren Artikeln. Sie hat überdem das Privile⸗ gium der Korallenfiſcherey auf der Kuͤſte, welches zuweilen ein ſehr wichtiger aber dabey ungewiſſer und zufälliger Gegenſtand iſt. Wenn nur die Sir ſcher mehr Erfahrung und Muth beſaͤßen ſo koͤnnte es doch noch etwas vortheilhafter ſeyn.

Die Catalonier und Corſikaner welche fuͤr die beſten Corallenfiſcher gehalten werden, bedienen ſich auch weit beſſerer Werkzeuge als die Fran⸗ zoſen.

Die Genueſer die ſich auf der Inſel Tabarka iebetörlafien hatten, waren zu der Zeit da der Bey von Tunis dieſe Inſel wegnahm, wegen des Coral: enfanges berühmt. Zweyhundert Tabarfaner die ſich während daß dieſe Begebenheit vorfiel, auf der See befanden, retteten ſich nach Calle, und boten dem Direktor ihre Dienſte an. Um 1774 ließ ſich der Dey von Algier einfallen wieder alles Recht dieſe Tabarkaner zu verlangen; und ſandte zu dem Ende fuͤnf Chebecken welche Befehl hatten ſie dreiſt heraus zu fordern. Der Direktor verließ lieber das Comtoir mit allen ſeinen Leuten als das er fie heraus gegeben hätte; indem aber die Ta— barkaner den Algierer zu entgehen ſuchten, fielen ſie den Mauren in die Haͤnde, und die Compagnie verlor durch dieſen Zufall eine Menge geſchickter

Coral

174

Corallenfaͤnger, und bedient ſich daher gegenwaͤr⸗ tig der Lorſen. ö

In dem Theil der Barbarey in welchem ſich | die Länder der Compagnie befinden, iſt eine ſehr | geringe Waaren-Conſumption; der ganze Handel wird mehrentheils mit Piaſtern gefuͤhrt, welche die Compagnie in Spanien aufkaufen laͤßt. Gold⸗ muͤnzen gelten wenig unter den Mauren, wal ihren Werth nicht kennen. |

Die Geſellſchaft beſitzt jetzt folgende Con

toirs. La Calle iſt das vornehmſte, und der Haupt

ort der Compagnie auf der barbariſchen Kuͤſte. Bey Errichtung deſſelben war der Corallen-

fang die Hauptabſicht; in der Folge legte man ſich hier auch auf den Getraidehandel, welcher ſehr anſehnlich geworden iſt. Man kauft hier eis nige wenige Haͤute und etwas Wachs. 1 Die Wohnungen der Franzoſen zu Calle, und

die aͤußeren Feſtungswerke, find von der Com pagnie mit Genehmigung des Deys, aufgefuͤhrt worden, und es iſt nicht erlaubt ſelbige zu ver- aͤndern, oder zu verſtaͤrken. Die Feſtungswerke beſtehen aus verſchiedenen Batterien, die mit ſech⸗ zehn ſechs und vierpfuͤndigen Kanonen beſetzt find; | Zwey von dieſen Batterien, find dazu beſtimmt den Eingang des Hafens zu vertheidigen. 1 Die Feſtungswerke koͤnnen die Einwohner nicht ohne eine beſtaͤndige Wachſamkeit des Direk⸗ tors und feiner Leute gegen einen Angriff ſichern. Die

175 | > Die Barnifon beſteht aus 120 Mann, welche im Dienſte ſehr ungeuͤbt ſind; im Fall der Roth aber giebt man nicht allein den Einwohnern, ſondern auch den Corallenſiſchern Waffen, welches zuſammen dreyhundert funfzig Perſonen ausmacht; es ſind dorten aber Waffen für ſechshundert vorhanden. Bonne iſt ein Contoir in der Provinz Con- ſtantine, wo die Compagnie einen Agenten und eis nige Unterbediente unterhält.

Der Handel dieſes Comtoirs beſteht in Wol- fenen Zeugen die man Conſtantinen nennt, Haͤuten und Wachs; und iſt von jeher ſehr eintraͤglich ge⸗ weſen, wenn die Agenten der Compagnie gewußt haben ſich die Gunſt der Großen des Landes zuzu— ziehen. Außerdem erlaubet der Traktat von 1694 der Compagnie jaͤhrlich 500 Caffis oder 2006 Laſten Getraide von Bonne auszufuͤhren bis zum Jahr 1760. Die Compagnie hat ſich gewoͤnlich nicht auf dieſe Quantitat eingeſchraͤnkt, aber von dieſer Zeit bis 1764 hat der Bey von Conſtantine den Getraidehandel ganz verboten, und endlich ſogar den Agenten der Compagnie fortgeſchickt. Seitdem aber die Direktion zu Marſeille in beſſere Haͤnde gerathen iſt, hat man geſchicktere Agenten gewaͤhlt, und alles iſt zu Bonne wieder in der vo⸗ rigen Ordnung, wie auch in den andren Com— toirs.

Le Collo iſt ein Comtoir der Compagnie auf der Kuͤſte der Provinz Conſtantine. Man handelt hier blos mit Haͤuten und Wachs. Die Betruͤge— unt | ren

176

rey der Eingebohrnen, und die Unwiſſenheit der Agenten haben die Compagnie ſchon verſchiedene⸗ male genoͤthiget, dieſes Contoir zu verlaffen.

Die kleine Inſel Tabarka, welche auf der Kuͤſte von Tunis liegt, iſt immer ein Gegenſtand der eifrigen Wuͤnſche aller europaͤiſchen Seemaͤch⸗ ten geweſen. Wenn die Barbaren ſich ihnen nicht wiederſetzten, koͤnnten die Franzoſen hier eine Nies derlaſſung haben, die ihnen vielleicht nuͤtzlicher als alle übrigen in der Barbarey ſeyn wuͤrde, vor nehmlich wegen des Corallenfanges der hier ſehr eintraͤglich iſt.

Dieſe Inſel gehoͤrte ſeit langer Zeit der Ge⸗ nueſiſchen Familie Lomellini, welche dort Fiſcher von ihren Landsleuten und einige Soldaten zu Ber deckung des Schloſſes unterhielten.

Die Geſellſchaft machte 1741 den Ar | Verſuch ſich dieſe Inſel zu verſchaffen; da fie vers nommen hatten daß ſie den Lomellinis zur Laft fiele, und ſie ſolche zu veraͤußern wuͤnſchten, ſie ſchickten daher einen gewiſſen M. de Fougaſſe nach Genua um wegen dieſer Sache zu handeln, mit der Erlaubniß bis auf dreyhunderttauſend Livres zu bieten, welche bezahlt werden ſollten, ſobald ſie im Beſitz waͤren. M. de Fougaſſe wurde im Fall eines gluͤcklichen Ausgangs dort als Gouver⸗ neur und Oberdirektor der abgetretenen Laͤnder etablirt. Dieſe Negociation kam aber nicht zu Stande, und die Eroberung der Inſel im Monat Auguſt durch den Sohn des Bey von Tunis, eis

laubte

177

laubte der Geſellſchaft nicht ihren mißlungenen Berſuch zu bedauern.

1. Im Junus 1742 wurde M. de Saurin ein Seeofficier mit dreyhundert Mann, (wovon die mehreſten Corallenfiſcher, und im Landdienſte wenig geuͤbt waren) abgeſchickt, um einen Angriff auf die Inſel zu machen: ſein Unternehmen war aber durch einen Mauren verrathen worden, und er wurde mit Verluſt von zwey Drittheilen ſeiner Mannſchaft, die entweder getödtet oder gefangen genommen wurden, zuruͤckgeſchlagen.

Dier uͤble Ausgang dieſer Sache ließ die Br befürchten, der Dey von Tunis moͤchte adurch noch mehr erbittert, und zum Frieden abgeneigter werden. Man hielt es daher fuͤr rathſam den ganzen Vorfall zu deſavouiren und auszuſprengen, daß der Koͤnig ſehr unzufrieden mit der Auffuͤhrung des M. de Saurin waͤre; und um der Sache mehr Wahrſcheinlichkeit zu ge⸗ den, wurde M. Fougaſſe der Oberdirektor, wel— cher Herrn Saurin zu La Calle die noͤthigen Huͤlfsmittel zu ſeiner Expedition gegeben hatte, durch einen Befehl des Koͤniges zuruͤckgerufen, 5 in den Stand eines ſimplen Agenten geſetz,

Zwey Haupthinderniſſe wiederſetzen ſich der Niederlaſſung der Europäer in der Inſel Ta: Harka.

FVorſters 9. u. V. K 3. Tb. M Das

178

Das erſte iſt, weil ber Dey von Algier wegen eines Tributs von funfzehn Kiſten ausge- ſuchter Korallen die zuſammen fuͤnf und ſiebenzig Pfund wiegen, und die ihm die Inſel zu Lomelli⸗ nis Zeiten zahlte, ſich das Recht der Oberherr⸗ Schaft über dieſelben anmaßt, und daß folglich der Bey von Tunis ſie nicht ohne ſein Vorwiſſen ver⸗ aͤußern kann.

Das zweyte Hinderniß beſteht darin, das im Kriege von Tunis 1742, der damalige Bey ein Meiſterſtuͤck in der Politik zu machen glaubte, wenn er den Großſultan fuͤr die Erhaltung dieſer Inſel intereßirte. Er überfandte ihm daher die

Schluͤſſel derſelben; und indem er auf dieſe Art feine Oberherrſchaft erkannte, ſetzte er ſich auf fer Stand fie ohne feine Erlaubniß zu vergeben. Ueberdem koͤnnen die beyden Maͤchte von Algier und Tunis nicht ohne Eiferſucht eine Niederlaf ſung ſo nahe an ihren Kuͤſten ſehen, deren Be ſitzer die Haͤfen beyder Koͤnigreiche nach ihren Be lieben bloquiren koͤnnten.

Bizerta iſt eine Seeſtadt im Koͤnigreich Tu nis, 1741 unterhielt die Geſellſchaft hier einen Agenten der bloß dazu angeſetzt war die Commu nikation zwiſchen Cap Neger und La Calle zu be foͤrdern; es wurde aber dort kein Handel getrie ben, auch waren da keine franzöſiſchen Haͤuſer.

Im Jahr 1768 erhielt M. de Seizieu na langen Unterhandlungen von dem Bey von Tunit die Erlaubniß, fuͤr die eye Geſellſchaft i

den

179

dem Meer von Bizerta Korallen zu fiſchen. Die Compagnie verſuchte dieſe Fiſcherey mit Fahrzeu⸗ gen von La Calle, es gelang ihnen aber nicht, weil die Schiffsherrn verſicherten, es gaͤbe dorten mes nig Corallen; allein der ſchlechte Fortgang ſchreck⸗ te die Direkteurs nicht ab, fie glaubten, es wäre blos eine Folge der Unerfahrenheit ihrer Fiſcher, und machten einen Contrakt mit den Fiſchern von Marguerite, den Corallenfang fortzuſetzen. Kaum waren aber die zwoͤlf Fahrzeuge, welche man an der Kuͤſte von Genua ausgeruͤſtet hatte, zu Bi⸗ ertä angelangt, als der Bey von Tunis dem dor⸗ igen Agenten der Compagnie verbot ſich laͤnger horten aufzuhalten, und den Schiffern in ſeinen Meeren Corallen zu ſiſchen.

Dies Verbot that der Compagnie großen Schaden, nicht allein wegen der verlornen Hofs zung, hier eine reiche Corallenernte zu finden, ſon⸗ ern auch der vergeblichen Ausgaben wegen, das somtoir zu Biſerta in gehörigen Stand zu ſetzen.

Der Krieg der hierauf folgte, würde durch inen Frieden geendigt, dem man einen beföndren zergleich zwiſchen der Compagnie und dem Bey on Tunis, hinzufuͤgte. In dieſem geſtattete der nz, frey von allen Abgaben auf ſechs Monate en Korallenfang, und unter gleichen Bedingungen ben ſo lange die Erlaubniß 2000 Caffis Getraide uszufuͤhren, und das alte Comtoir zu Cap Neger bieder herzuſtellen.

Seit⸗

180

Seitdem braucht die Compagnie corfſiſche Ko: rallenfiſcher von Ajaccio, die ihren Fang gegen ei⸗ nen feſtgeſetzten Preis der Geſellſchaft abliefern. Der Werth der hier und ſonſt an der africaniſchen Kuͤſte uͤberhaupt gefangenen Korallen iſt nicht gewiß zu beſtimmen. Der Preis der rothen Korallen haͤngt blos von der Groͤße des Stuͤcks und der Schoͤnheit der Farben ab. Die ſchlechteſte Sorte, koſtet drey bis zehn Livres das Pfund, die beſſern aber wohl dreyßig Livres. Ganz große Stücken ausgenommen, wird der ganze Fang Centner weiſe verkauft. In der Provence ſind fuͤnf Korallenfabtis ken, zwey in Marſeille, und zwey in Kaſis. Es werden in denſelben nicht blos Africaniſche, fon dern auch andere an der Küfte von Provence, Ca⸗ talonien und Corſica gefiſchte Korallen geſchliffen und gebort. Im Jahr 1773 wurden in denſel⸗ ben überhaupt für 900,000 Livres verfertigt. In eben dieſem Jahr erhielt Marſeille durch Schiffe dieſer Geſellſchaft, deren damahls hundert und

Kuͤſte befchäftiget waren, 84,336 Laſten (Char- ges) Weizen jede von 443 Pfunde, und 16,173 Laſten Gerſten, Bohnen und Hirſe. Ohne was eben daher an Wolle, Wachs und Häuten ang fuͤhrt wurde.

3 Raturaersiäte 4 der ie füßigen Thiere und Vaud,

welche

95 "a in den die Hudſonsbay umgebenden A | Ländern finden.

Da der Durchgang der Venus über den Sonnen + Zeller der Koͤnigl. Geſellſch. der Wiſſenſchaften zu London Ge legenbeit gab nach manchen Orten einen Brieſwechſel iu eroͤfnen, die ſonſt wenig bekannt ſind, ſo ward es auch für nöthig erachtet, allenthalben anzuhalten, daß man doch die Thiere der Gegend, ſo viel als moͤglich unterſuchen und die Unterſuchungen der Koͤnigl. Soeie⸗ taͤt der Wiſſenſchaften mittheilen moͤgte. Die a Geſellſchaft gab ihren deuten in der Hudſonsbay zufo eines ſolchen Antrages Befehle, alle die Thiere der gend zu ſammlen und nebſt einigen Nachrichten die Br tur und Ekonomie der Thiere betreffend, einzuſenden. Dieſe wurden befolget, und nachdem die Thiere und Nachrichten eingelaufen waren, ſchenkte die Hudſons⸗ bay Geſellſchaft beyde der Koͤnigl. Societaͤt der Wiſſen⸗ ſchaften und dieſes Geſchenk hat dieſe kurze Naturze⸗ ſchichte der Thiere yeranlaſſet.

Eine Nachricht von verſchiedenen vierfüßi⸗ gen Thieren aus der Hudſonsbay, von Johann Reinhold Forſter.

. N. . De Arctiſche Fuchs. Penn, Synops. of f Quadr. p. 155. n. 133. Canis Lago- pus Linn. Vom Severn⸗Fluſſe. Der ſchneeweiße Pelz womit dieſes Thier bedeckt iſt, giebt ihm ein ſehr ſchoͤnes Anſehen; es ſcheint niedriger zu ſeyn als der gemeine Fuchs, und wird durch die Laͤnge und Dicke ſeiner Haare, die ſo weich wie Seide ſind, vortreflich gegen die heftige Kaͤlte des Klimas geſichert. In der Nach⸗ richt welche wir mit demſelben von Severn erhal— ten haben, wird geſagt, daß dieſe Fuͤchſe ſehr ein: faͤltige und unſchaͤdliche Thiere ſind; ſie ſehen Vouchmal zu, wenn eine Falle fuͤr ſie mit einer Lockſpeiſe verſehen wird, und ſtecken ſobald ſie fer⸗ tig iſt, den Kopf hinein: wenn fie vom Hunger gez quält werden, verzehren fie diejenigen von ihrer Gattung die ſich in dieſen Fallen haben fangen laſ⸗ ſen.

184

fen. Am ſonderbarſten aber find ihre Wanderuns gen gegen Norden und nach den oͤſtlichen Kuͤſten der Bay; denn obgleich alle Jahr einige wenige bey York Fort und am Fluſſe Churchill gefangen werden, ſo kommen ſie doch nur alle drey oder vier Jahre in großer Anzahl dahin; zu welcher Zeit, die immer im November anfaͤngt und im April aufhoͤrt, hunderte von ihren Fellen nach England geſchickt werden. Das uͤberſchickte Thier iſt voll kommen ausgewachſen, und das Fell iſt in der groͤßten Vollkommenheit.

2. Die kleinere Fiſchotter. Penn. Synopſ. Quadr. p.239. n. 174. Muſtela Lutreola Linn. Syſt. Nat. 60. Faun. Suec. No. 13.

Vom Severn- Fluffe. I

Es iſt noch zweifelhaft ob man dieſes Thier für die kleinere Fiſchotter halten ſoll, die in Eu- ropa und Aſien gefunden wird; viele Umſtände ſcheinen es zu beweiſen; aber andere, wie zum Beyſpiel der Mangel an Schwimmhaͤuten die ich nicht zwiſchen den Zehen entdecken konnte, und der weiße Fleck am Halſe, ſind dieſer Meynung entgegen. Ich habe alſo eine Beſchreibung deſſel⸗ ben dieſer Nachricht beyfuͤgen wollen. Die Ein⸗ gebohrnen der Hudſonsbay nennen dieſes Thier Jackaſch; Herr Graham vom Severn-Fluße mel⸗ det uns, daß es ſich bey Buchten aufhaͤlt, und ſich wie die Fiſchotter von Fiſchen naͤhrt; es geht nur ſehr langſam fort und wirft vier bis ſieben Junge auf einmal; an Groͤße iſt es dem 1

nz

185

hnlich; ſeine Lange iſt ohngefehr 16 Zoll; der

5 anze Leib iſt mit glaͤnzenden dunkelbraunen Haa⸗ ven bedeckt, die ſehr dicht zuſammen liegen, und ſich ſehr gut für ein amphibiſches Thier zu ſchi⸗ cken ſcheinen; die wollichten Haare darunter find braͤunlichtgelb, die ganze untere Kinlade iſt mit einer Streife von weißen Haaren umgeben, und auf der Mitte des Halſes ſieht man einen kleinen unfoͤrmlichen Flecken von der naͤmlichen Farbe; die Fuͤße find mit Haaren ganz bis an die Nägel bedeckt, es hat fuͤnfe an jedem Fuße, die ſehr ein und von einer weißlichten halb durchſichtigen Farbe find, der Schwanz iſt obgleich nicht bus Sicht doch ziemlich dick mit Haaren beſetzt, viel chwärzer wie der übrige Theil des Leibes, und ohngefehr halb fo lang als das ganze Thier.

3 Der Baummarder. Penn, Syn. Quadr. 5. AR n. 155. Muſtela Martes. (Abietum) a inn.

Vom Severn⸗Fluß. Maͤnnchen und Weibchen.

| Dieſes fcheint eine Abartung von dem gelb- gen Marder Br. Zool. 1. 81. zu ſeyn, denn hre Farbe, insbeſondere bey den Weibchens, ift iel beſſer als deſſen, welches Herr Pennant be⸗ chreibt. Das Maͤnnchen iſt nußbraun, das Weib⸗ ben aber hellgelblichbraun; das erſtere hat einige Junfelbraunen Haare auf der Bruſt, die an dem Vetzteren hellbraunroth find. Beyde haben weiße R Basis und weiße Spitzen an den Ohren. Ihr | Fell

186

Fell iſt ſehr dick an Haaren und ſchuͤtzt ſie gut ge gen die Kaͤlte. Der Schwanz iſt an beyden Ge ſchlechtern buſchicht und dunkler als der Leib; bei dem Weibchen aber gelblicht mit einer ſchwarzen Spitze; er war bey beyden kuͤrzer als ihn Hern Pennant, Briſſon und andere beſchrieben haben und iſt vielleicht verftümmelt worden. Dieſe Gat tung naͤhrt ſich von Maͤuſen, Kaninchen und der gleichen, wenn man aber eine todte Maus alz Lockſpeiſe in eine Falle legt ruͤhrt es ſie nicht an, und die Einwohner muͤſſen deswegen den Kopf ei nes Rebhuhns oder eines andern Vogels dazu ge brauchen. Verfolgt man es mit Geraͤuſch, klettert es gleich auf einen Baum. Man hat ver ſucht dieſe Thiere zahm zu machen, aber ohne Er: folg, und wenn ſie in dieſer Abſicht in einen Ke⸗ ficht eingeſperrt werden, hat man bemerkt daß ſie Anfaͤlle von der fallenden Sucht bekommen. Sie werden in der Hudſonsbay in großer Anzahl ü Fallen von kleinen Stoͤckern gemacht, gefangen. Sie vergraben ſich in die Erde, und werfen jc mal vier bis ſieben Junge.

4. Das Hermelin : Wiefel. Penn. Syn. Quad. p. 212, n. 115. &. Q. e Ermi⸗ nea. Linn.

Vom Severn⸗ Fluß und Albany: Fort. |

Eins in dem Sommer und ein anders in dem Winter⸗ Felle, die Eingebohrnen bey Albany nen⸗ nen ſie Sick⸗Kuſſe⸗ſue, aber warum ſie ihnen

die⸗

187

biefen Namen geben, weiß man nicht. Sie fref fen Maͤuſe, kleine Voͤgel, und alle Arten von Fi⸗ ſchen, Fleiſch und Gefluͤgel.

S6. Das gemeine Wieſel. Penn. Pyn. Quadr.

211. n, 115. Muftela nivalis Linn.

Eins in ſeiner Winter-Tracht, ſieben Zoll lang, der Schwanz ohngefehr einen Zoll, aber felleicht verſtuͤmmelt; es iſt ganz weiß, nur fin⸗ det man hier und da beſonders im Schwanze ei: ge braͤunliche Haare. Ein anders in dem Som⸗ mer Fell, welches unſerm Wieſel vollkommen er ich iſt.

6. Der Skunk. Penn. Syn. Quad. P-167. Ralms Reifen. J. 273. tab. I. Es trift ganz mit Pennants Beſchreibung überein; außer daß der weiße Streif auf dem Kopf, nicht mit dem auf dem Ruͤcken verbunden iſt, auch iſt der braune Raum zwiſchen den zwey weißen Flecken auf dem Ruͤcken breiter als er ihn D er

Das Kanadiſche Stachelſchwein. Penn. Syn. Quadı. p. 226. n. 196, Hyſtrix dorfa« t ta Linn, Bom Severn⸗Fluß.

Es ſtimmt vollkommen mit den Beſchreibun⸗ gen davon uͤberein. Dieſe Thiere halten ſich bey den Fichtenbaͤumen auf, deren Rinde ſie im Win⸗ ter eſſen, ſo wie die Spitzen von Weiden und an— dern ‚Bäumen im Sommer. Sie paaren ſich im Sep⸗

188

September, und kriegen nur ein Junges auf ein, mal, in der erſten Woche des Aprils. Im Win: ter reiſen ſie ſelten mehr als fuͤnfhundert Ellen weit, ſobald man alſo einen Baum ſieht dem die Rinde vor kurzem abgeſtreift iſt, kann man gewiß ſeyn bald ein Stachelſchwein zu finden. Die lang: ſten Stacheln eines alten Stachelſchweins ſind ohngefehr fünf Zoll lang. Die Europaͤer eſſen das Fleiſch dieſer Thiere fehr gern, weil es gebra⸗ ten ganz den Geſchmack eines jungen Ferkels hat, Die Knochen haben im Winter eine gruͤnlichtgelbe Farbe, welches vielleicht von der Rinde der Fichten baͤume die fie beftändig eſſen, herruͤhrt. Es iſt bes kannt, daß Thiere welche ſich von Färberwurz naß ren, rothe Knochen bekommen.

8. Der Biber. Penn. Syn. Quad. p. 25%

n. 190. Caſtor Fiber Linn. 9 2 Dom Churchill-Fluſſe Nr. 1. 9 Ein ſehr ſchoͤnes Exemplar, das Fell iſt in

der größten Vollkommenheit, und in ſehr gu⸗ tem Stande. Es iſt ſchoͤn glänzend ſchwarz: der Schedel eines andern iſt auch mitgeſchickt worden. Man findet eine große Aehnlichkeit zwiſchen der Geſtalt der Schneidezaͤhne dieſes Thieres und des vorhergehenden; nur ſind ſie bey dem letztern länger. Pr 9. Der Bifam + Bieber. Penn. Syn. Quadr,

p. 259. n. 12 1. Caftor Zibethicus. Linn,

Der Muſquaſch, vom Severn-Fluſſe. 4

159

Es haͤlt ſich in flachen Gegenden auf, baut

daͤuſer wie der Bieber, wirft fünf bis ſieben Jun⸗

auf einmal, und, naͤhrt ſich von Gras und Laub der Weiden und Pappelbaͤume.

10. Der Alpen Haaſe. Penn. Syn. Quadr, 249 n. 185. Lepus variabilis Pallas Nov. pec. Quadr. e Glir. ordine. p. 1 - 17. Kalnis geiſen nach Nordamerika Th. 3. S. 59.

Von York⸗Fort.

. Ein ſchoͤnes Exemplar in ſeinem Winterpelze, yelcher ganz weiß iſt, ausgenommen an den Dh: en, deren aͤußerſte Spitzen ſchwarz ſind. Es iſt iel größer als das naͤchſtfolgende Thier. Der emeine Haaſe, Penn. Syn. Quadr. ſcheint nicht | heimiſch in Amerika zu ſeyn.

11. Der Amerikaniſche Haaſe, in der Hud: onsbay Kaninchen genannt. Kalms Reiſen nach tordamerifa, 1. 105. IL. 45.

Von den Fluͤſſen Severn und Churchill. Dieſe Gattung welche uneigentlicher Weiſe aninchen genannt worden iſt, vielleicht weil fie einer iſt als der Haaſe, iſt ganz gewiß neu, und ch niemals beſchrieben worden, außer von zalm in ſeinen Reiſen durch Nordamerika. Th. 1. 5. 104. 11. 45. Seine Nachricht davon trift nit der von Herrn Graham, und mit dem Exem⸗ lare in der Sammlung der Koͤniglichen Societaͤt ollkommen überein. Man findet diefe Thiere in koßer . in der Hudſonsbay, ſie vergraben | ſich

190

ſich nicht unter die Erde, ſondern halten ſich Som mer und Winter unter herabgefallnen Blättern und Wurzeln der Bäumen auf. Sie ziehen nicht nach andern Gegenden, ſondern bleiben wenn fit nicht geſtoͤrt werden, immer an dem nämlichen, Sie werfen ein oder zweymal des Jahres, und ben kommen fuͤnf bis ſieben Junge auf einmal . die Ausgewachſenen wiegen von 3 bis 44 Pfund, Ihr Fleiſch welches nicht ſo weiß und zart als das Fleiſch des gemeinen Kaninchens iſt, wird doch beydes im Sommer und Winter als eine geſunde Speiſe genoßen. Es wird jaͤhrlich eine große An⸗ zahl von dieſen Thieren auf folgende Art gefangen! da ſie gewohnt ſind beſtaͤndig nur einen Weg zu gehen, legen die Englaͤnder und Eingebornen jum: ge Bäume quer über denſelben, und machen ſo einen Zaun, in welchem nur eine Oefnung iſt wo das Thier durchgehn kann; in dieſe ſtellen fie eine Schlinge welche aus einem Stuͤck Meßingdrath, Bindfaden oder dergleichen beſteht, daß mit einem zuſammengezogenen Knoten an ein querliegendes Stuck Holz befeſtigt und deſſen Ende an eine ela— ſtiſche Stange gebunden iſt; ſobald alfo das Thie feinen Kopf in die Schlinge ſteckt, wird der Kno⸗ ten von dem Stuͤck Holz herab gezogen, die Stats ge fliegt in die Hoͤhe, und das Thier haͤngt in der Luft. | Die eigentlichen unterſcheidenden Kennzeichen dieſer Gattung ſcheinen zu ſeyn: | 1) Sei⸗

| 191 1) Seine Größe; indem es etwas groͤßer ift

Alpen oder kleinere Haaſe.

2) Die Proportion ſeiner Glieder; denn ſeine Hinterfuͤße find im Verhaͤttniß gegen den Leib langer als bey dem Kaninchen und dem gemeinen Haaſen. Siehe des Herrn Dalnes Barrington Brief an Doktor Watfon über dieſe neue Gattung von Haaſen.

3) Die Spitzen der Ohren und des Schwan—⸗ zes, die beſtaͤndig grau und nicht ſchwarz wie beym Alpen ⸗Haaſen ſind. Kalms Rei⸗ fen. 2. S. 45.

Vielleicht koͤnnte man noch eini ge andere Kenn⸗ ben feſtſetzen, wenn das Thier einmal in feinem zommerfell uͤberſchickt wurde, denn alle Exem⸗ are in dem Muſeum der Königlichen Societaͤt d entweder ganz in ihrer Wintertracht oder

erden wo das Klima viel gelinder iſt als in der hudſonsbay, ihre graue Farbe beydes im Som—

hr in hohlen Baͤumen werfen, im Sommer aber N Graſe; daß ſie ſobald man ſie verfolgt ſich in

ztoͤcken, Rauch de. heraustreibt; und endlich daß e in den Kohl-Feldern und Baum⸗Gaͤrten gro— en Schaden anrichten, indem fie in der Nacht,

er & einzigen Zeit in der ſie ihre Nahrung zu ſich | neh⸗

als ein Kaninchen, aber doch kleiner als der

den in dem Zuſtande der Veraͤnderung. Herr alm erzaͤhlt, daß die ſo in Neu⸗ Jerſey gefunden

er und Winter beybehalten; daß fie im Fruͤh⸗

hle Baͤume fluͤchten, wo man fie mit krummen

*

192

nehmen, wie auch der gemeine Haaſe zu thun pflegt, die Kohlpflanzen und die Rinde der Aepfel baͤume abnagen. | |

| 12. Das Canadiſche Murmelthier; Penn

Syn. Quadr. p. 27% n. 199. Mus Emperra Pallas. Nov. Spec. Quad. e Glir. ord. |

Vom Churchill-Fluße Nr. fi Dieſes Thier wird zu Churchill Fort ei

Grund Eichhorn genannt; an Groͤße iſt es von dem in der Syn. Quadr. befchriebenen. ziemlid verſchieden, denn es iſt viel kleiner als ein Kanin chen, und mag vielleicht noch jung ſeyn. Da ic es mit dem Bahamiſchen Murmelthier nicht gan ähnlich fand, habe ich es auf folgende Art bei ſchrieben: Die Naſe iſt ſtumpf, die Ohren fin] kurz und abgerundet, der obere Theil des Kopfe nußfarb, und der Ruͤcken weißlicht, ſchwarz un gelblichtbraun geſprenkelt: die Beine und der gan ze Unterleib des Thieres ſind hell Eiſenfarb; de Schwanz iſt ſehr kurz und an der Spitze ſchwarz Von der Naſe bis zu dem Anfange des Schwan zes iſt es eilf Zoll lang, der Schwanz drey Zoll An dem Vorderfuͤßen hat es vier, an den dint fuͤßen fuͤnf Zehen.

1.3. Das eiſenfarbige Eichhorn. Penn. Syn Quadr. p. 279. n. 206. Sciurus hudſonius Pallas. novae Species e glirium ordine e Schreber. Mammalia. |

Eine Gattung die von der gemeinen obgehet denn es iſt etwas kleiner, und hat einen eiſenfar bigten

193

bigten Ruͤcken, mit einem grauen Bauche, der Schwanz iſt kuͤrzer als bey der gemeinen europaͤi— ſchen Gattung, und von einer ſchoͤnen roͤthlichen Eiſenfarbe, mit Schwarz eingefaßt. Dieſes Thier haͤlt ſich auf Tannenbaͤumen auf, und naͤhrt ſich von den Zapfen derſelben; den groͤßten del des Winters uͤber ſchlaͤft es.

14. Das groͤßere fliegende Eichhorn, Ceiu- rus Volucelia, Pallas. nov. Spec. e glir. ord. K Vom Severn⸗Fluſſe.

Es iſt eben ſo groß, wo nicht groͤßer als das gemeine Eichhorn; hat ziemlich lange Haare die nten von einer dunkeln Farbe, und an den Spi— tzen roͤthlich braun ſind, und ſo liegen, daß der Ruͤcken bloß von dieſer letztern Farbe zu ſeyn cheint, der Schwanz iſt ſehr buſchig, etwas zu— ammen gedruͤckt, aber die Haare von demſelben ſtehen nicht gefiedert an jeder Seite, wie bey dem gemeinen Eichhorn, oben iſt es braͤunlich mit einer dunkelgrauen Spitze, unten aber gelblich weiß; der ganze Untertheil des Thieres hat die naͤmliche gelblich weiße Farbe. Die Haut womit es fliegt reicht von den Border = bis zu den Hinterfuͤßen, ohne ſich zu den Ohren zu erſtrecken: es wird in Jamesbay ohngefehr unter dem 5 1. Grad noͤrd⸗ icher Breite gefunden. ; Dies iſt vielleicht der Sciurus volans des Linnaeus, und das fliegende Eichhorn aus den arktiſchen Gegenden von Turopa. Herr Briſſon ö cheint dieſes und das kleine virginiſche Eichhorn Vorſters L. u. V. K. 3. Th. N Mm:

194

zuſammen vermengt zu haben, und die Stellen die er dabey anfuͤhrt find ganz verworren. Der Mus Volans von Linnaeus, iſt ganz gewiß eine Abar tung des kleinen fliegenden Eichhorns aus den wil dern Gegenden von Nordamerika, nämlich Neu⸗ york, Penſilvanien und Virginien, welches beydes an Groͤße und Farbe von dieſem ſehr ares den iſt.

15. Ein kleines Thier, eine Feldmaus 90 nannt. Mus lagurus? Pallas nov. Spec. e glir, ordine.

Vom Churchill⸗Fluſſe.

Ein ſehr ſchlechtes Exemplar dem die Beine und der Schwanz fehlen, weswegen man unmög⸗ lich beſtimmen kann, zu welcher Gattung es ger hoͤrt; es iſt etwas groͤßer als eine Maus, die Farbe iſt dunkelgrau mit gelblicht braun vermiſcht, und auf dem Bauche iſt es ſchmutzig weiß. Der Kopf iſt breit wie bey der kurzſchwaͤnzigten Feld⸗ maus, und hat in der Mitte zwiſchen den Augen einen dunkelgrauen Strich der ſich obgleich etwas undeutlich über den ganzen Rücken erſtreckt; die Ohren ſind ſehr klein und rund. Das Maͤuschen von Hudſonsbay war nicht fo groß als des Herren dl Collegienrath Pallas Mus hudſonius aus Labra⸗ dor, ſondern war eher der Gestalt und | nach Mus lagurus. 1

16. Auch dieſes iſt ein ſehr ſchlechtes ver⸗ ſtuͤmmeltes Exemplar j kleiner als die gewoͤhnliche |

"a. |

3 |

En Te

195

Maus, oben dunkelgrau und braun, und unten weißlicht; die Ohren find ziemlich groß und her⸗ vorragend.

17. Die Feldmaus. Penn. Syn. Quadr. p. 302. n. 230. Mus Sylvaticus Linn. Z3bwey Exemplare die ziemlich mit den Be⸗ ſchreibungen uͤbereinſtimmen, die Ohren find groß und rund, der Schwanz iſt ſehr lang und unten weißlich. 5 is. Kurzſchwänzige Maus. Penn. Syn. Quadr. p. 305. n. 233. Mus terreſtris, Linn. Le Campagnol de Buffon.

Herrn Pennants Abmeſſungen troffen bey dieſem Exemplar nicht ganz zu, aber die von Herrn Daubenton ſtimmen damit uͤberein.

19. Die ſtinkende Spitzmaus. Penn, Syn. Quadr, p. 207. n. 235. Sorex Araneus, Linn. Dieſes Exemplar iſt viel ſchwaͤrzer auf dem Rüden als die europäifche Spitzmaus, auf den Seiten iſt es roͤthlich braun. |

20. Spitzmaus, zwey Exemplare. Sorex onſtrictus Hermaani apud Schreber. mam- nal.

Es iſt diefe Gattung oben dunkel grau, und inten ſchmutzig weiß oder gelblich, die Naſe iſt ehr lang und dünn: das eine Exemplar iſt von her Naſe bis zum Schwanz 2%, das andere bey⸗ tahe 2 Zoll lang; der Schwanz iſt ohngefehr anz herthalb Zoll lang, duͤnn mit Haaren bewachſen, ben braun und unten gelblich. Wenn dieſe Gat⸗ N2 tung

196

tung keinen Schwanz hatte, wuͤrde ich es für Die kleine Spitzmaus gehalten haben, die Herr Lag mann in Siberien fand, und die beym Linnaeus Sorex minutus heißt. |

Eine Nachricht von den Voͤgeln die de

Koͤnigl. Societaͤt von der Hudſonsbay ge

ſchickt wurden; mit Bemerkungen ihre na

tuͤrliche Geſchichte betreffend. Von J. R. Forſter.

en

I. Landvoͤgel.

Accipitres ; 1 Kauboögel Faun. Am. Sept.

1. Pico, 1. Columbarius, Falke, Tauben, Hawk. Faun. Am. Sept, p. 9. mee, c. 1 Epervier de la Caroline. Briſſon I. p. 378.

Vom SevernFluſſe Nr. 19. 80 Dieſe Gattung wird zur Hudſonsbay kleiner Voͤgel Habicht genannt. Er veraͤndert ſeinen Auf enthalt, und kommt im May nach dem Severn Fluß, wo er ſeine Eyer ausbruͤtet, und denn in

- Herbf

10 28. 21. Pigeon

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Herbſt nach einem wätmern Himmelsſtriche zieht. Seine Speiſe iſt kleine Voͤgel: naͤhert ſich jemand fo fliegt er in Kreiſen herum, und erhebt ein graͤß⸗ liches kreiſchendes Geſchrey. An Bruſt und Bauche iſt er gelblich mit braunen Streifen, welche von den Ornithologiſten deren Beſchreibungen ſonſt in allem richtig ſind, nicht erwaͤhnt worden. Er wiegt ſiebentehalb Unzen, und iſt 10% Zoll lang, und von den Spitzen der Fluͤgel 222 breit. Die Abbildung davon beym Catesby iſt ſehr mittels maͤßig.

Falco, 2. Spadiceus. Nova Species. Cho- colate Falcon. Faun. Am. Sept. p. 9.

Dieſe Gattung hat beym erſten Anblick ei nige Aehnlichkeit mit dem europaͤiſchen Sumpf— Buſtard oder Aeruginofus, Lion, fie iſt aber viel kleiner; auch fehlen ihr die lichten Flecken auf dem Kopfe und den Schultern. Keine Nummer oder Beſchreibung iſt dieſem Exemplare beygefuͤgt worden. N * Stocker-Falke. Falco 3. Sacer, Briſſon, 1. p. 337. Sacre de Buffon, Oiſeaux (die Aus⸗ II. p. 349. t. 14. Faun.

Am. Sept. p. 9. Vom Severn-Fluſſe. Nr. 16.

Er wird in der Hudſonsbay, geſprenkelter Rebhuhn Habicht genannt, weil er ſich von den Voͤgeln vom Waldhuhn Geſchlechte naͤhrt, die man daſelbſt gewoͤhnlich Rebhuͤhner heißt. Der Ring um * Augapfel iſt gelb, und die Beine blau.

Er

198

Er ift dem Sacre des Briſſon, Buffon und Ber fon am ähnlichften; aber Buffon ſagt, er habe ſchwarze Augen, welches ſehr unbeſtimmt geredt ift; denn der Ring iſt bey keinem Falken und bey wenigen andern Voͤgeln ſchwarz. Der Augapfel hingegen, wenn er dieſen meint, hat bey allen Voͤgeln dieſe Farbe. Belon zufolge ſoll er von der Tartarey und Rußland kommen, und iſt alſo wahrſcheinlicherweiſe ein nordiſcher Vogel. Er iſt ſehr gefräßig und fo kuͤhn, daß er oͤfters aus eiß nem Volke Rebhuͤhner, welches die Europäer nach ihren Netzen zu jagen, welche wegfaͤngt. Im April und May legen und bruͤten ſie ihre Eyer aus. Die Jungen koͤnnen ſchon in der Mitte des Junius fliegen. Sie bauen wie alle andere Fal ken ihre Reſter an unbefuchten Oertern, weswe⸗ gen der Verfaſſer der Nachricht vom Severnfluſſe auch nicht beſtimmen konte wie viel Eyer fie lea gen; die Indianer aber ſagten ihm ſie legten zwey. Er zieht nie in andere Gegenden, und wiegt 23 Pfund; die Länge iſt 22 Zoll, die % der Flüge 3 en 7

2. trix 1 4. Brachyotos. J he chort ea. Eule red Owl. Brit. Zoology, fo- lio, plate B. 2 octavo, 1. p. 156. Faun. A Sept. 9 Vom Severn-Fluſſe. Nr. 17. und 64.

An der Hudſonsbay Maus⸗Habicht genannt. Sie ſtimmt mit der Beſchreibung und Abbildung in

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in der Brittiſchen Zoology uͤberein, nur fehlen die Ohren oder langen Federn. Die Kleinheit des Kopfes hat vermuthlich zu der Berernung Habicht Anlaß gegeben, obgleich ſie zufolge der Nachricht vom Severn: Slufle, nicht wie andere Habichte nach Raub herumfliegt, ſondern ruhig auf dem abgehaunen Stamme eines Baumes ſitzt, und mit aller der Aufmerkſamkeit einer zahmen Katze auf Maͤuſe lauert, gegen welche fie einen angebornen Haß hegt. Sie legen ihre Eher laͤngſt der Kuͤſte; und ziehen im Herbſt gegen Süden. Der Ring um den Augapfel iſt gelb, dieſe wiegt 14 Unzen, iſt 16 Zoll lang und 3 Schuh breit. Strix. 5. Nyctea, 132, 6. Snowy Owl, Faun. Am. Sept. 9.

Vom Fluſſe Churchill Nr. 7. Weiße Eule. Sie ſcheint in ihrer Wintertracht zu ſeyn, indem ſie ganz weiß iſt. Die Fuͤſſe ſind bis an die Nägel, mit langen weißen Haoraͤhnlichen Federn edeckt, auf den Sohlen aber oder Untertheilen der Zehe giebt es keine.

Strix. 6, Funerea. 133. 11. Canada Owl. Faun. Am. Sept. 9

Vom Fluſſe 2 Nr. 13. Vom Fluſſe Churchill, Nr. It. Der Indianiſche Name dieſes Vogels iſt Ca— beticutſch oder Cabadueutſch. Die Beſchreibung des Linneus trift vollkommen damit uͤberein. Das Maͤn nchen welches bey Raubvoͤgeln gewoͤhnlich klei⸗

209

kleiner iſt als das Weibchen, ift doch nach der Nachricht vom Severn Fluſſe bey dieſer Gattung größer, Auch iſt die Farbe deſſelben viel ſchwaͤr zer, und die Flecken deutlicher. Die Augen find groß und hervorragend; der Strich um den Aug⸗ apfel iſt hellgelb. Dieſe wiegt 12 Unzen, iſt 17 Zoll lang und 2 Schuh breit. Sie brüten nur zwey Junge auf einmal aus. |

trix. 7. Pallerina. 133. 12. Little Owl, Brit, Zool. Faun, Am. Sept. 9.

(Die Nummer die zu dieſem Vogel gehörte ift verloren gegangen, aber allen Anſchein nach if es der vom Severn-Fluſſe Nr. 15. von den Ein ! gebornen Schihomoſpiſch genannt.)

Der obere Theil des Kopfes iſt mit weiß 90 ſprenkelt, wie bey der Strix funerea,

Strix. 8. Nebuloſa. Eine neue Gattung. Die graue Eule.

Vom Severn-Fluſſe. Nr. 35.

Dieſe ſchoͤne noch unbeſchriebene Eule naͤhrt ſich von Haaſen, Mäufen und dergleichen. Sie bruͤtet jedesmal zwey Junge aus. Das uͤberſchickte Exemplar ſoll eine von den größten ſeyn. Sie ift, noch von keinem Autor beſchrieben worden. | wiegt 3 Pfund, ift 16 Zoll lang und 4 Schuh breit.

3. Lanius! 9. Excubitor. 135. 11. Gre- Wuͤrger f at Butcher Bird. Brit, Zool. cinereous Shrike. Faun. Am. Sept. | Vom Severn⸗Fluſſe. Nr. 11. 3 | n

201

In der Hudſonsbay white Whisky John jenannt, Das Exemplar ift ein Männchen, und biegt 27 Unze. Sie naͤhren ſich von kleinen Voͤ⸗ eln, und werden felten an der Küfte gefunden, ondern halten ſich ohngefehr hundert Meilen weit m Lande auf. Sie treffen vollkommen mit den nſrigen überein,

f Picae.

II. J Azeln Faun. Am. Sept.

0 ra | 10. Canadenfis, 158. 16. ci. 1 Krähe.| nereous Crow. Faun, am. | bt. 9. Kanadiſche Kraͤhe.

Vom Severn⸗Fluſſe. Nr. 9. und Nr. ro.

Dieſe Voͤgel werden in der Hudſonsbay Whis- y John und Wiskyjack genannt, Sie wiegen unzen; und find 9 Zoll lang und III breit, hre Augen ſind ſchwarz, und ihre Fuͤße haben je nämliche Farbe. Ihre Kennzeichen treffen mit er Linneiſchen Beſchreibung überein, Sie legen re Eyer im Anfange des Fruͤhjahrs; ihre Nez er verfertigen fie aus Reiſern und Gras, und zuen fie in Tannenbaͤumen; fie haben ſelten mehr 8 zwey Junge auf einmal; ihre Eyer find blau: iche fliegen in paaren; das Männchen und Weib- en find ganz gleich; fie freſſen ſchwarze Moos— Deren, Wuͤrmer und auch Fleiſch. Wenn fie na— bey Wohnungen oder Zelten find, pflegen fie les was fie nur koͤnnen, zu ſtehlen, ſogar gefalzs 18 * und ſind ſo dreiſt, daß ſie in die Zel⸗ ö ter

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/ | ter kommen um aus den Schuͤſſeln zu eſſen. Gill belauren die Leute welche Fallen fuͤr Marder auf ſtellen, und freſſen ſobald ſie den Ruͤcken wenden die Lockſpeiſe auf. Dieſe Vögel ſammeln Vorrat für den Winter, und werden im Januar ſeltes wo anders als bey Wohnungen gesehen: fie fim eine Art von Nachaͤffer; wenn fie eingeſperrt wer den, freſſen fie wohl, zehren ſich aber doch allmaͤh lich ab, und ſterben endlich. 4

Corvus, 1 I. Pica.157.13. Magpie. Brit Zool. Faun. Am. Sept, 9. Aelſter. | Von Albany-Fort. Mr. 5

Sie wird von den Indianern Un⸗te⸗ b afk genannt, welches Herz- Vogel bedeutet. Es ein Zugvogel und wird ſelten geſehn; ich habe ih mit der europäiſchen Aelſter verglichen, der e ane aͤhnlich iſt. 1

Specht. 5 woe re |

Am. Sept. 10. Catesby. . 18. Gocdſüͤgliche K Specht. | | Von Albany⸗Fort, Nr. 4. der große Specht, h Die Eingebornen von Amerika nennen dieſe | Vogel U:thi- quan- nor- nau, weil der Schaft a h den Schwungfedern, und der untere Theil de Schwanzfedern gelb iſt. Er iſt ein Zugvogel, Ink April beſucht er die Gegend bey Albany For und verlaͤßt ſie wieder im September; er leg | vier bis ſechs Eyer in hohle Bäume, und naͤhiß 1

203

ich von kleinen Würmern und andern Inſekten. Die Beſchreibungen davon ſind ganz richtig.

Picus 13. Villoſus, 175. 16. Hairy Woodpecker, Faun. Am, Sept, 15. Caresby 19. der gehaͤrte Specht. Vom Severn⸗Fluſſe. Nr. 59. Das uͤberſchickte Exemplar iſt ein Weibchen, peil ihm das rothe auf dem Kopfe fehlt. Die Beſchreibung des Linneus und Briſſon treffen das nit überein; nur die zwey mittelſten Federn ſind hwarz, die nächſten find von der naͤmlichen Barz e, haben aber dicht bey der Spitze einen weißen autenfoͤrmigen Flecken: an den naͤchſten die auch Ipwarz find, iſt die oberſte Hälfte quer über weiß, nd die äußerſte Spitze ſchwarz; die naͤchſtfolgen⸗ n find ganz weiß, mit einem runden ſchwarzen ecken an der innern Seite dicht bey der Spule, Juch iſt der untere Theil des Schafts ſchwarz, die ußerſten Federn find ganz weiß, außer dem Ichafte welcher am Ende ſchwarz iſt.

14. Tridactylus 177 21. Three toed Voodpecker. Faun. Am. Sept.

f Vom Severn⸗Fluſſe. Nr. 8. der dreyzaͤhigte echt.

Ein Weibchen, wiegt 12 Unzen, iſt 8 Zoll ng, 13 breit; die Augen dunkelblau, die Beine bwarz. Dieſer Vogel Kaen Neſt in Baͤu⸗ sen, und hält ſich in Waͤldern auf, wo er ſich a on Würmern die er in Baͤumen findet näher. An

*

204

Am Severn-Fluſſe ift er nicht ſehr gemein. Dil Beſchreibungen davon ſind richtig. |

Im Gallinae. | 4 Hausvögel, Faun. Am. "Br

6, A 15. Canadenſis 274.3. 1 Waldhuhn.“ Canace 275. 7. Am. Sept. 10. Spotted Grous. Geſleckte Wald huhn. Gelinotte du Canada, male et femelle Pl. enl. 131. et 133. Buffon Oiſeaux II. p 279. 4to. Briſſon J. p. 203. t. 20. f. 1. 2. un p. 201. app. 10. Edwards, t. 118 und 71.

Vom Severn⸗Fluſſe. Nr. 5. Waldrebhuhn. Dieſe Vögel halten ſich das ganze Jahr hir! durch in der Hudſonsbay auf, und verändern dil Farbe ihres Gefieders niemals. In den Nachrich ten von der Hudſonsbay ſteht, daß zwiſchen den Hümhen und Weibchen kein weſentlicher Unter

Fa |

denn fie find in der That ſehr verſchieden von eir, ander. Linnaeus Befchreibungen von dem Tel trao Canadenſis und Canace, ſtimmen beyde mi den uͤberſchickten Exemplaren überein; ich find alſo nachdem ich fie mit einander verglichen hab daß es nur eine Gattung if. Ich vermuth daß Briſſon's und Edward’s Beſchreibungen nac f

ſchiedenen Gegenden des Aeris feſte Landes kamen, und vielleicht auch zu einer vel

|

| 205

ſchiedenen Jahrszeit gefangen wurden, und da⸗ durch Anlaß zu einer Abtheilung in zwey Gattun— zen gegeben haben. Herr von Buffon iſt, wie ich finde, auch von dieſer Meynung geweſen, und wenn man die Zeichnungen im Edward's mit de— in den Flanches enlumindes zuſammen hält, ann man ſich vollkommen davon uͤberzeugen. Dieſe Voͤgel ſind ſehr dumm, und laſſen ſich mit nem Stocke niederſchlagen; die Eingebornen fan— zen ſie oͤfters mit einem Stock und einer Schlinge. Im Sommer wenn ſie Beeren eſſen, iſt ihr Fleiſch ehr gut, im Winter aber ſchmeckt es ſehr ſtark jach den Tannenzapfen von denen ſie ſich in dieſer Fahrszeit naͤhren. Sie leben in Tannenwaͤldern, achen ihre Neſter auf der Erde, und legen ge— zoͤhnlich nicht mehr als fünf Eher. |

Tetrao 16. Lagopus. 274. 4. White Sirous. Faun. Am. Sept. 10. Prarmigan. Br. ool. Lagopode de la Baye de Hudfon. Buf- on Oiſeaux II. p. 276. Edu. t. 72. Das

Von Severn⸗ Fluſſe, Nr. 1 4. Weiden⸗ ebhuhn. |

| Das Schneehuhn von der Hudſonsbay iſt in er Brittiſchen Zoologie und hernach auch von derren Buffon von den Europaͤiſchen abgeſondert sorden, ich muß indeſſen geſtehn, daß ich die Ber: biedenheiten dieſer Gattungen, welche fie ange— Jen noch nicht finden kann. Sie behaupten, der Jogel aus der Hudſonsbay von Edward's abge⸗ I WIE

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bildet, ſey zweymal fo groß als der Europaͤiſche. Mir leuchtet es nicht ein, daß Herrn Edward's Worte: „dieſer Vogel iſt von mittlerer Größe, zwiſchen einem Rebhuhn und Faſan,' dieſes an⸗ zeiget; er hält fie im Gegentheil für die nämfice Gattung. Die Brittiſche Zoologie ſagt nach dem Willoughby; die Länge des Schneehuhns iſt 133 Zoll. Die Nachricht vom Severn-Fluß, melde daß es 161. Zoll lang ſey. Die Breite heißt es in der Brittiſchen Zoologie iſt 23 Zoll. Die Vol gel von der Hudſonsbay ſind zufolge den Nach⸗ richten vom Severn-Fluſſe 23 Zoll Breite. Wil loughby's Schneehuhn wog 14 Unzen; das in der Brutiſchen Zool. illuſtr. t. 13. 19 Unzen und das von der Hudſonsbay (12 Pf.) 24 Unzen. Dieſe Verſchiedenheiten find von keiner Bedeu⸗ tung, und machen den Vogel von der Hudſonsbay noch lange nicht zweymal fo groß, als den Euro paͤiſchen. Die Brittiſche Zoologie ſagt, es ſey ein Unterſchied in den Sommerfarben; Herr Edward aber berichtet uns, daß er den Vogel von dei Hudſonsbay mit den Beſchreibungen voriger Orne thologiften zuſammen gehalten, und fie ganz über eintreffend gefunden habe; auch verſichert er den naͤmlichen Vogel aus Norwegen erhalten zu has ben. Ich kann alſo nicht umhin in dieſem Punk in meiner Meynung von der Brittifchen Zoologi ö abzugehen und Linneus und Briſſon darin beyzu⸗ treten, daß das Europaͤiſche Schneehuhn und das von der Hudſonsbay nur eine Gattung ſey, daß

ohne⸗

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hnedem die Farben bey den verſchieden Geſchlech— ern und zu verſchiedenen Jahrszeiten ſehr unter— chieden find. Hiezu kann man noch das Zeugniß ines in der natürlichen Geſchichte ſehr erfahrnen Nannes ſetzen, der Gelegenhrit gehabt hat viele öchneehuͤhner aus Europa und der Hudſonsbay it einander zu vergleichen, und mich verficherte, er keinen Unterſchied zwiſchen ihnen bemerkte. Jie fliegen im Anfange des Oktobers in großen Hoͤlkern zuſammen, und halten ſich bey Weiden deren Spitzen fie eſſen, und davon den Na— Jen Weiden rebhuhner erhalten haben: um dieſe it vertauſchen fie ihr ſchoͤnes Sommergeſieder lit einer ſchneeweißen Wintertracht, die ſehr weis— y eingerichtet fit, fie durch ihre Dicke vor der Mengen Kälte der Jahrszeit zu beſchuͤtzen, und ech ihre Farbe gegen ihre Feinde die Habichte

ne Weiſe wuͤrden entgehen koͤnnen. Um ſie m zu halten, iſt jede Feder doppelt, und eine Aurze liegt immer unter einer langen. Am Ende Maͤrzes fangen fie wieder an ihr Gefieder zu zaͤndern, und gegen das Ende des Junius er⸗ einen ſie in ihrer vollkommenen Sommertracht. e brüten allenthalben länaft der Kuͤſte, und has neun bis eilf Junge auf einmal; ihre Neſter

chen fie auf der Erde und gewöhnlich auf trock⸗ em | Ihr Fleiſch iſt eine vortrefliche Spei⸗

len bey den Forts York, Severn, und Chur⸗ 8 chill

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chill zehntauſend in einem Winter bekommen hat Sie werden auf folgende Art gefangen: Ein Nes von Bindfaden gemacht, das zwanzig Schuh in Gevierte iſt, wird an vier lange Stangen ge ſchnuͤrt, und durch die Stoͤcke in einer ſenkrechte Lage erhalten; an dieſe Stuͤtzen wird ein Strie befeſtigt, deſſen Ende einer Perſon gegeben wird die ſich nicht weit davon verſteckt halten muß verſchiedene Leute treiben alsdenn die Schneehuͤh ner (welche insbeſondere bey gelindem Wette wenn es ſchneyt, ſo zahm als junge Huͤhner ſind nach dem Netze, auf welches fie ſobald fie es ei blicken zulaufen. Die verſteckte Perſon zieht alt dann den Strick, wodurch das Retz herunter fall und 50 bis 70 Schneehuͤhner auf einmal fang Sie find manchmal ziemlich ſcheu, werden abe wie Herr Graham ſagt, zahmer durchs herumtre ben; denn ſie verlaſſen ſelten die Weiden, welch ſie einmal gewohnt ſind zu beſuchen. | Tetrao, 17. Logatus, 275. 8. Shou derknot Grous. Groſſe Gelinotte du Canade Pl. enl. 104. Briſs. I. 202. t. 21. f. 1. Buffot

Oiſeaux II. p. 287. Epauletten-Huhn. Vom Severn Fluſſe, Nr. 60 und 61. bany Fort, 1 und 2 *

Dieſer Vogel trift mit den Beſchreibungen welche die Ornithologiſten von ihm gemacht ha ben, in allen Stuͤcken uͤberein, und gleicht vol kommen den Abbildungen im Briſſon und dei Planches enluminees, Er iſt von Edwards da | Kra

- 209 |

ragenbirkhuhn t. 248. oder dem Tetrao um- ellus des Linnaeus verſchieden, denn das letztere at nicht die glaͤnzenden Schulterfedern oder Ach— lbaͤnder, ſondern Eifenfarbigte, iſt auch viel Fleie er und hat hellere Farben. Herr von Buffon lt fie indeſſen fuͤr dieſelben, und vermuthet er Vogel weichen er la graſſe Gelinotte du Ca- ada nennt (und welcher der naͤmliche mit den reinplaren der Societaͤt iſt) ſey das Weibchen en Edwards Vogel, t. 248. Dieſe Muthma— ung wird durch die von der Hudſonsbay uͤber— hickten Exemplare wiederlegt, welche wie die achricht ausdruͤcklich meldet, Maͤnnchens ſind. as Waldhuhn mit dem Achſelbande wird an der dſonsbay mit ſeinen Indianiſchen Namen Pus— oder Puspuski genannt, weil das Fleiſch davon je mager und trocken iſt, es iſt zu gleicher Zeit he weiß und feſt, und eine vortrefliche Speiſe enn gut zubereitet. Zu Mooſe-Fort und Hen⸗ Hauſe findet man fie ziemlich häufig, aber ges n Norden von diefen Oertern, und zu Albany— et werden fie ſelten geſehen. Im Winter naͤh— | ‚fie ſich von den Spitzen der Wacholdergeſtraͤu⸗ im Sommer aber von Stachelbeeren, Him— ren, Johannes beeren und dergleichen, fie ziez nicht nach andern Gegenden, ſondern halten das ganze Jahr durch zu Mooſe- Fort auf; machen ihre Neſter auf trocknem Boden, und ıten neun Junge auf einmal aus, welche die itter mit Gluckſen zu ſich ruft, wie unſere ges orſters L. u. V. K. 3. Th. O mei⸗

U

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meine Henne, und fie bey dem geringſten Anſchel der Gefahr, oder auch um ihnen eine angeneh, me Waͤrme zu woe unter ihre Fluͤgel | ſammelt. NB. Einem Exemplar welke entweder | junger Vogel oder ein Weibchen zu fep, ſcheint, fehlt das blaͤulicht ſchwarze Achfel

| band; ſonſt aber ift es in allen Stuͤcken de andern gleich. 5

Tetrao 18. Phaſianellus. Linn. Syft. N Ed. X. p. 160. n. 4. Edw. 117. Longraile Grous, Faun. Am. Septentr. 10. Das Fafıl, Waldhuhn. | |

Vom Severn⸗Fluſſe, Nr. 6. und 7. Alban Fort, Nr. 3. 3 Dieſen Vogel, welchen Herr Sonn ai

der 117 Kupfertafel abgebildet hat, hat L naͤus in der zehnten Ausgabe ſeines Syſtems a eine neue Gattung von Waldhuhn oder T etre angegeben, und ihm den ſpeciſiſchen Na Hi Phaſiauellus gegeben, als eine Anſpielung ai den Namen Faſan, den es an der Hudſonsbi führt, und auch wegen feines ſpitzen Schwänze Hernach in der neuen oder zwoͤlften Ausgabe nes Syſtems macht er es zu einer Abartung DE großen Auerhahns oder Terrao Urogallus, wo er vermuthlich durch Edwards Nachricht, den das Männchen ſehr gerade geht, gewoͤhnlich vi dunklerer Farbe als das Weibchen iſt, und * |

211

Mänzenden Hals hat, veranlaßt worden ict. Dieſe Imitände find indeſſen nicht hinreichend ſte zu ei— zer naͤmlichen Gattung zu machen; denn es iſt gekannt, daß alle die Männchens von dem Wald— huhn Geſchlechte und in der That auch von den

zeiſten huͤhnerartigen Voͤgeln ſehr gravitztiſch ein: jergehen, und daß die Farben ihres Gefieders el beſtimmter ſind, als bey den Weibchen Aber Hon der fpecififche Unterſchied allein, welchen Lin⸗ Aus bey dem Auerhahne angiebt, ſchließt uns we Gattung von der Hudſonsbay ganz von aller keichheit mit demſelben aus; denn er neant ihn etrao pedibus hirſutis, eauda rotundata, axil- albis. Wer aber Herrn Edwards Zeichnung, d die Exemplare im Beſitz der Societaͤt unters cht, wird finden, daß der Schwanz ſehr kurz der dennoch ſpitz iſt, indem die zwey mitttern edern einen halben Zoll laͤnger find als die ans ern, (Herr Edwards ſagt zwey Zoll) auch find ie Schultern keinesweges weiß: überdem tft der zogel von der Hudſonsbay an Farbe und Groͤße ſtaunlich verſchieden von dem Auerhahn. Er ift 7 Zoll lang und 24 breit und wie Herr Ed— Mards ſehr richtig ſagt, etwas groͤßer als der ges N eine Faſan. Der a Auerhahn iſt ſo 4 55

13 breit i. Ei die Brittijche Südlage octav, 201.

O2 Die

212

Die Abbildung von dem Weibchen des T. Urogallus in der Br. Zool. folio, Tafel M * und die Planches enluminees t. 75, find ein über zeugender Beweis von dem großen Unterfchiedt zwiſchen dem Faſan Waldhuhn von der Hudſons bay und dem Europaͤiſchen Auerhahne. Herrn Edwards Zeichnung dieſes erſtern Vogels trif nicht ganz mit den Exemplaren der Societaͤt uͤber ein; denn er hat den Flecken auf der Bruſt di Geſtalt eines halben Mondes gegeben, obgleich die Geſtalt eines Herzens haben wie die auf den Bauch des getrockneten Vogels; das heißt, find weiße Flecken mit einem blaßbraͤunlicht gelber ſchnurfoͤrmigen Rande. Auch kann ich Herr Edwards nicht beyſtimmen, wenn er dieſen Vo gel das langgeſchwaͤnzte Waldhuhn von der Hud ſonsbay nennt, denn es hat wirklich in Verglei chung mit andern Waldhuͤhnern einen ſehr kurze Schwanz, und feine Kleinheit und Spitze machen ſogar eines von den unterſcheidenden en der Gattung aus.

Die eingebornen Indianer nennen dieſe Vogel, Ok-kiß-Kau: man findet fie das ganz Jahr hindurch, unter den kleinen Wacholder Ge ſtraͤuchen, deren Spitzen ihre vornehmſte Naß rung ſind, wie auch die Knospen der Birken in Winter, und alle Arten von Beeren im Sommei Sie veraͤndern ihre Farbe niemals, auch iſt kei großer Unterſchied zwiſchen dem Maͤnnchen un Weibchen ausgenommen in der caruncula ode

der

8.

213

dem Kamme über dem Auge, welcher bey dem Maͤnnchen einen Zoll lang und z von einem Zoll hoch iſt. Die Nachricht von Albany Fort ſetzt hinzu, daß die Farben des Maͤnnchens von etwas dunklerer Farbe iſt als Weibchen, und auf der Bruſt beynahe Schokoladenbraun. Sie ſind ſehr h tt, und ihr Fleiſch ift hellbraun, und ſehr ſaftig. Sie legen von neun bis dreyzehn Eyer; ihre Jun⸗ en koͤnnen beynahe fo bald fie ausgebruͤtet ſind herumlaufen, und machen ein pipendes Geſchrey die die jungen Hühner. Der Hahn hot eine helle raͤhende Stimme, die jedoch nicht ſehr laut iſt; ber wenn er fliegt oder man ihn ſtoͤrt, macht er in erbat Geſchrey, daß wie Kuck, Kock autet. Im Winter werden ſie bey app: Fort m haͤufigſten gefunden. Che ich das Waldhuhn Geſchlecht verlaſſe, mp ich noch bemerken, daß ihre Fuͤße eine befons ve Eigenſchaft haben die von wenig Naturkuͤn⸗ gern erwähnt worden: bey verſchiedenen Gat⸗ ingen haben die Zehen an jeder Seite eine Rei— e kurzer biegſamer Zaͤhne, wie die Zaͤhne eines zammes; die Gattungen welche ſolche ausgezackte aͤhne haben, find: 1. Der große Auerhahn, Tetrao Urogallus, Linn. | in. Das Birkhuhn, Ye, Tetrix, Linn. | 8. Das gefleckte Waldhuhn, . Canadenfis | FT: Canace, Linn, | 3 Dos Rragenmaldjuhn, l. Umbellus, Linn. 5. Das

214 1

5. Das Epauletten waghuhn, 7 T. Togatus, Linn ö

7 Das Faſan Waldhuhn, T. Phaſianellus. Das Haſelhuhn, I. Bonaſia, Linn.

8. Das Pirenäische Wolchuhn, . Alchagg Lin,

Auf dieſen Umſtand follte man fünftig bey al

len andern Gattungen von Waldhuͤhnern Achtung geben, weil es mit der Zeit ein vorzuͤgliches Nenn zeichen bey einer Abtheilung in dieſem großen Ge ſchlecht werden kann; das Schneehuhn, oder F Lagopus, Linn. hat dieſe Zähne nicht, fo wenig als das gemeine und rothe Rebhuhn. 4

IV. Columbas, OR: L .. Faun, Am. Sept.

7. 19. Migratoria. 285. 36 Taube. J Migrarory Pigeon, Catesb I. 23. Kalm II. p. 22. t. Paflengar Pigeon Faun. Am. Sept. II. Die Wandertaube. 4

Vom Severn-Fluſſe, Nr. 63. Holztaube. 1

Dieſe Tauben werden fo weit gegen Nordei als der Severn Fluß iſt ſehr ſelten gefunden, be Mooſe Fort aber, und weiter im Lande nach Si den find fie in großer Menge. Ihre gewoͤhnlichſ Nahrung find Beeren und im Winter Wachhol derſchoßen; ſie fliegen in großen Schaaren, un werden für eine ſehr gute Speiſe gehalten. Dies Nachricht wird von Halm in feinen Reifen (den

!

215

Engliſchen Ausgabe) Th. 2. S. 82 und 311. be ‚fätigt. Sie brüten nur zwey Eyer auf einmal aus, und bauen ihre Neſter in Baͤumen. Ihre Augen ſind klein und ſchwarz, der Ring gelb, die Fuͤße roth: der Hals ſpielt ein ſchoͤnes glaͤnzendes Biolet, daß bey dem Männchen heller iſt als bey dem Weibchen. Sie wiegen 9 Unzen.

. v Paſſeres.

. ! Singvoͤgel. Faun. Am, Sept. 38. Alauda, ] 20. Alpeftris. 289. 10. Lerche. } Klein, Vogelgeſch. 4 to. p. 73. Shore Lark, Fun Am, > 12. Catesby, 32.

* Albany Fort, Nr. 6.

Linnaͤus hat dieſe Gattung nicht zum beſten | baben, denn er ſagt, daß der innere Theil er Fahne bey allen Schwanzfedern weiß ſey, reetrieibus dimidia interiore albis) obgleich es icht ſcheint, daß er ſelbſt ein Exemplar davon gez ehn habe. Beydes die Schwung und Schwanz⸗ edern find dunkel, und bey beyden hat nur die ußerſte Feder einen weißen Rand. Die Deckfe⸗ ern am Schwanze haben eine bloße Eiſenfarbe, ind zwey von ihnen find beynahe fo lang als der Schwanz ſelbſt. Die Schulterfedern find. bey dem Näunchen gleichfalls eifenfarhis . auch der Kopf

e mit dunkeln Streifen e bey dem N Weib⸗

216

Weibchen iſt der Ruͤcken grau, und die Streifen find dunkler. Der Scheitel iſt bey dem Maͤnn chen ſchwarz, bey dem Weibchen dunkelgrau; die Stirne iſt gelb, der Schnabel und die Füße ſchwar, und der Bauch von einem ſchmuzigen roͤthlichter Weiß. Dieſe Lerchen find Zugvoͤgel; fie beſuchen die Gegenden bey Albany-Fort im Anfange dei Mayes, ziehen aber zur Brutzeit weiter nach Nor den: fie nähren ſich von Grasſaamen und det Knoſpen der Birke und kriechen in kleine Loͤcher und halten ſich dicht an der Erde auf, wovon di Eingebornen ihnen dem Ramen Tſchi-tſchup- pi ſchue gegeben haben. |

9. Turdus ] 21. Migratorius, 292. 6

Droſſel. ] American Fieldfare, Kalm 2 S. 90. Faun. Alm, Sept. II. ae 29 Die Wander Droſſel.

Vom Severn⸗-Fluſſe, Rr. 59. Von aan Fort, 7. 8. 9.

Die Beſchreibungen dieſer Vögel bey ver ſchiedenen Naturfündigern ſtimmen mit dieſe Exemplaren uͤberein; fie erſcheinen beym Severn Fluſſe im Anfange des Mays, und verlaſſen die Gegenden ehe der Froſt eintritt. Zu Mooſe-Forſ unter dem 5 ıften Grad nördlicher Breite, baue fie in einer Zeit von vierzehn Tagen ihre Meftet legen ihre Eyer und hecken ihre Jungen aut Aber zu York Fort und Severn-Pflanzung brat chen ſie 26 18 dazu: ſie bauen ihre * i

)

0 117

|

Bäume, legen vier ſchoͤne hellblaue Eyer, und naͤhren ſich von Würmern und Aas: wenn fie ey ſind ſingen ſie ſehr ſchoͤn, ſobald ſie aber in einem Keſichte eingeſperrt ſind, verl eren ſie ihre Stimme. Zwiſchen dem Maͤnnchen und Weibchen iſt kein weſentlicher Unterſchied. Sie wiegen 22 Unzen, ſind 9 Zoll lang und 1 Schuh breit. Zur Hudſonsbay werden ſie rothe Voͤgel und von den Indianern Pi- pi⸗ tſchue genannt. Turdus, 22. Hudſons-Amſel. Vom Severn⸗Fluſſe, Nr. 54 und 55, ein Maͤnnchen und Weibchen. | Wegen der auffallenden Aehnlichkeit, die dieſer Vogel mit unſerer Amſel hat, haben die Englaͤnder an der Hudfonsday ihm dieſen Na— men gegeben. Jedoch finde ich bey einer naͤhern Unterſuchung, daß der Unterſchied zwiſchen unſerer Europaͤiſchen Amſel und der von der Hudſonsbay ſehr groß iſt. Das Gefieder des Maͤnnchens ans ſtatt dunkel ſchwarz ohne den geringſten Glanz zu ſeyn, ſpielt ſchoͤn Violet, ohngefehr wie das Ge— ieder des Gracula Quiscula Linn. oder glaͤnzen— den Maysdiebes Faun, Am. Sept.; oder das Maysdiebes des Kalm. Das Weibchen iſt in der That dem Weibchen unſerer Amſel ſehr aͤhnlich, denn es iſt von einer dunkeln Farbe auf dem Ruͤ— ken, und auf der Bruſt dunkelgruͤn. Die Fuͤſſe ind der Schenkel find bey beyden Geſchlechtern ganz ſchwarz; bey den erſtern iſt die Hinterklaue deynahe noch einmal ſo lang als die uͤbrigen | Klaus

1 \

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Klauen. Weder das Männchen noch Weibchen hat gelbe Augenlieder; der Schnabel iſt bey bey: den ſtark, glatt und pfriemenfoͤrmig; die obere Kinnlade iſt ſcharf geraͤndert, aber wenig gebo⸗ gen, und hat keine Zaͤhne oder Einſchnitte auf der untern Seite. Die Naſenloͤcher ſind wie bey andern Droſſeln. Dieſer Vogel hat keine Bor: ſten an der Wurzel des Schnabels, ſeine Fuͤße ha⸗ ben ſolche wie Scopoli im Annus 4, Hiftorieo Naturalis den Staaren zueignet. Anſtatt die Einſamkeit zu lieben und ſich wie die Europaͤiſchen Amſeln an abgeſonderten Oertern aufzuhalten, kommen dieſe amerikaniſchen Voͤgel im Junius in großen Schaaren nach dem Severn-Fluß, woh nen unter den Weiden, bauen ihre Neſter auf alle Gattungen von Baͤumen, und kehren im Herbfl nach Süden zuruͤck. Sie naͤhren ſich von Wür: mern und Maden, wiegen 27 Unzen, und find neun Zoll lang und einen Schuh breit. Eine welche man ein Jahr hindurch in einem Kefichte gefangen hielt, zehrte ſich nach und nach ab und ſtarb. Ungeachtet dieſer Umſtaͤnde bin ich doch noch unſchluͤßig wo ich dieſen Vogel, der beyn erſten Anblicke der Amſel gleich iſt, den Schnabel einer Droſſel und die Fuͤße und das gefekige Wei fen eines Staars hat, hinſtellen fol. Wir muͤſſen hoffen das kuͤnftige Nachrichten von der Hudſons⸗ bay uns mit demſelben beſſer bekannt machen, und uns feine Bruͤtezeit, die Anzahl Eyer welche er! legt, wie auch feinen Geſang, die Verſchiedenheit und

| ‚219

und die unterſcheidenden Kennzeichen des Männs chens und Weibchens und andere Umſtande anzeir gen werden, welche vielleicht beſtimmen konnen, zu welchem be oder Gattung dieſer Vogel gehört,

10. Loxia, 23. Curviroſtra 299. I. Crofs- Kernbeißer. bill. Br. Zool. Faun. Am, Sept, 1. Die kleine Abartung, . Vom Severn-⸗Fluſſe, Ne. 27 und 28. Dieſer Vogel kommt gegen das Ende des May nach dem Severn⸗Fluſſe, zieht zur Bruͤte⸗ eit mehr gegen Norden, und kehrt im Herbfte bieder zuruͤck, fo bald aber der Froſt eintritt, ſetzt 2 ſeinen Weg nach den ſuͤdlichen Gegenden fort. Der Ring in den Augen iſt bey dem Maͤnnchens choͤnroth, und bey den Weibchen gelb: zufolge her Nachricht ſollen fie 10 Unzen wiegen, (vers nuthlich muß es eine Unze ſeyn, denn es iſt uns noͤglich, daß ein ſo kleiner Vogel ſchwerer ſeyn ollte), ihre Länge iſt ſechs Zoll, die Breite zehn.

2 4. Euucleator, 299. 3. Pine Grosbeak, zr. Zool. und Faun, Ag. Sept. Edw. 123. 24. Fl. enl. 135. f. I. Kreutzſchnaͤbler. Vom Severn⸗Fluſſe, Nr. 29. 30. Dieſer Vogel trift ziemlich mit den Bes chreibungen und Abbildungen der Ornithologiſten überein; nur iſt das rothe an dem Weibchen bey Edwards zu hell: bey unſerm Exemplar iſt es N auf

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auf dem Kopfe, Halſe und Deckfedern des Schwar zes mehr Pomeranzenfarb als roth. Er beſucht di Kolonie in der Hudſonsbay nur im May auf ſeine Reiſe nach Norden, und kehrt, nicht wiede im Herbſt zuruͤck; ſeine Nahrung beſteht in de Knospen der Birken, Weiden und anderer Bäy me; er wiegt 2 Unzen, iſt 9 Zoll lang und 1. breit.

11. Emberiza, I 25. Nivalis 308. ı Ammer. Greater brambling

Br. Zool. Snowbird, Snowäldke” ibid. Snow bunting. Faun. Am. Sept. 11. Schneeammer.

Vom Severn Fluſſe, Nr. 24 26. | Dieſer Vogel trift in feiner Sommertrach vollkommen mit der Beſchreibung des größer Ammers in der Brittiſchen Zoologie überein, Di Beſchreibüng des Schneeammers welches de naͤmliche Vogel in der Wintertracht iſt, ibid. vo) IV. p. 19. iſt etwas verſchieden, vielleicht we die Vögel zu verſchiedenen Jaheszeiten gefangel find, da es bekannt iſt, daß fie ihre Farbe nad und nach veraͤndern. Sie ſind die erſten Zug voͤgel die im Fruͤhjahre nach Severn-Pflanzun kommen; im Jahr 1771 erſchienen ſie dem ite April, blieben ohngefehr einen Monat oder fuͤn Wochen, und zogen alsdenn weiter nach Nordei um daſelbſt zu bruͤten; ſie kehren im Septembe zuruͤck, bleiben bis im November, wenn die ſtren ge Kälte anfängt, und begeben ſich denn ſuͤdwaͤrt nad

221

jach einem waͤrmeren Klima. Sie leben in Ge: ellſchaft, naͤhren ſich von Grasſaamen, und denn vas ſie auf Miſthaufen finden, und werden ſehr eicht in einem kleinen Netze gefangen, worunter nan etwas Habermehl geſtreuet hat, um ſie anzu— ocken; fie find ſehr fett, und gut zu eſſen. Sie biegen 1 Unze und 5 Quentchens, find 62 Zoll ang und 10 Zoll breit.

Emberiza. 26. Leucophrys. Eine neue attung. White Crowned Bunting.

Vom Severn⸗ Fluſſe, Nr. 50. Vom Albany⸗ ort, o. Der weisſcheitlige Ammer.

Dieſe artige kleine Gattung von Ammern 5 zur Hudſonsbay eine Grasmüͤcke genannt, d iſt bis jetzo noch nicht beſchrieben worden. ie beſucht Severn Pflanzung im Junius, und aͤhrt ſich von Grasſaamen, Würmern, Raupen nd dergleichen. Sie wiegen 4 von einer Unze, id find 72 Zoll lang, und neun breit; der ebnabel und die Beine find fleiſchfarben; das aͤnnchen und Weibchen find nicht weſentlich von nander unterſchieden; ſie bauen ihre Neſter ganz ten im Weiden ⸗Geſtraͤuche, und legen drey nkelbraune Eyer. Im May treffen fie zu Al— ny⸗Fort ein, brüten daſelbſt, und verlaſſen es September.

rn . 12. Fringilla, C 27. Lapponica. 317. 1. Finke. J Faun. Suec. 235. Der

Vom

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Vom Severn:Fluffe, Nr. 52. | Dieſer Vogel wird von den Eingebornen de Hudſonsbay Tekurmaſchiſch genannt. Die Be ſchreibung davon in unnaͤus Fauna Suecica ſtim vollkommen mit dieſem Exemplare überein; auc die in ſeinem Syſtem kommt ihm ziemlich gleich aber Herrn Briſſons Beſchreibung iſt, obgleich Linnaͤus ihn anfuͤhrt und er den Linnaͤus, dennod ſehr verſchieden davon. Das uͤberſchickte Exem plar iſt ein Weibchen; die Maͤnnchens haben meh eiſenfarbigte Federn auf dem Kopfe; die Auge find blau, und die Beine dunkelblau. Sie halte, ſich nur im Winter in den Gegenden beym Se vern-Fluſſe auf, erſcheinen nicht vor dem Novem ber, und werden gewoͤhnlich bey Wachholder-Ge ſtraͤuchen gefunden; fie wiegen eine halbe Unze find 5 Zoll lang und 7 breit. Fringilla. 28. Linaria. 322. 29. Leſſe redheaded Linnet. Er. Zool. Der kleinere rolh koͤpfge Haͤnfling. Vom Severn⸗Fluſſe, Nr. 23. Die Beſchreibungen im Linnaͤus, Sf und der Brittiſchen Zoologie find vollkommen uͤbereintreffend. Der auf der Planche enlumi nee 15 1. f. 2. abgebildete Vogel hat einen gan eiſenfarbigen Ruͤcken, welches allen Beſchreibun gen und auch unſerm Exemplare ganz zuwieder ift denn bey dieſem find alle Federn auf dem Ruͤcken dunkelgrau mit ſchmuzigweißen Rändern,

|

29

223 209. Fringilla Montana, 324. 37. Moun- tain Sparrow, Hr. Zool. We Briflon II. p. 79. Faun. Am. ept. Bergfinke.

Vom Severn: Fluſſe, Rr 20.

Dieſes ſcheint eine Abartung zu ſeyn, indem her Schwanz etwas länger als gewoͤhnlich und ges heilt iſt; das uͤberſchickte Exemplar iſt den Bes chreibungen welche die Oenithologiſten von dieſer Battung gemacht haben, ziemlich ahnlich; und Teint ein Weibchen zu ſeyn, weil es unter der ehle und den Augen nichts ſchwarzes hat, und

zuch kein weißes Halsband. Der Schnabel und Die Beine find ſchwarz, die Augen blau. Sie Fommen im May zu Severn- Pflanzung an, ger

en zur Bruͤtezeit weiter nach Norden, und keh— Ten im Herbſte wieder zuruͤck: fie wiegen 3 einer inze, find 62 Zoll lang und 10 breit. Ich war nfang willens aus dieſem Vogel eine neue Gats ng zu machen, weil es in fo vielen Stuͤcken von em Bergſinken verſchieden iſt; da ich aber bes chte, daß das uͤberſchickte Exemplar nicht in den eſten Zuſtande und vielleicht ein Weibchen iſt, Jielt ich es für rathſamer ihn an feiner Stelle zu Iıffen, bis wir ihn beſſer kennen lernen.

Fringilla. 30. Hudſonias. Eine neue Gat⸗ Jung. Der Hudſonſche ſchwarze Finke.

e Bom Severn⸗-⸗Fluſſe, Nr. 18. 6

| Dieſes iſt gewiß eine noch unbeſchriebene zattung; fie beſucht Severn Pflanzung nur im | Som⸗

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Sommer, und erſcheint niemals vor dem Junius alsdann haͤlt ſie ſich ohngefehr vierzehn Tage auf zieht hernach weiter nach Norden um zu brüten und geht im Herbſte auf ihrer Ruͤckkehr nach Suͤ den wieder daſelbſt durch. Da fie ſehr ſchwer zi fangen ſind, konnte man nicht entſcheiden, ob dat uͤberſchickte Exemplar ein Männchen oder Weib chen iſt. Sie wohnen in flachen Hegenden, und naͤhren ſich von Grasſaamen; fie wiegen X Unze ſind 64 Zoll lang und 9 breit: das Auge iſt klein und 9 0 und der Schnabel ganz blaßroth; den ganze Leib iſt ſchwaͤrzlich oder Rußfarbig, ausge nommen der Bauch, und die zwey aͤußerſten Schwanzfedern an jeder Seite, welche weiß find, Es waͤre zu wuͤnſchen, daß wir mehr Exemplar und umſtaͤndlichere Nachrichten von dieſem Voge | erhielten, damit wir im Stande feyn möchten! ihm ſeine Stelle mit mehrerer Gewisheit anzu | weiſen. |

13. Muscicspa, 31. Striara, Eine neue Fliegenfaͤnger. J Gattung, Striped Fly catcher. Geſtreifter Fliegenſtecher.

Vom Severn Fluſſe, Nr. 48 und 49. Ein Maͤnnchen und Weibchen. 1 Dieſe Gattung beſucht die Gegenden beym Severn-Fluſſe nur im Sommer, naͤhrt ſich von Grasſaamen und dergleichen; fie wiegen eine hal⸗ be Unze, find 5 Zoll lang und 7 breit; das Maͤnnchen iſt ſehr verſchieden von dem Weib⸗ chen:

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t a auch dieſe Gattung iſt noch nie befchrieben vorden. N

14. e 32, Calendula, 337. 47. Bachſtelge. 1 Ruby crowsed Wren. dw. 23 4. Faun. Am. Sept. Das Goldhaͤnchen.

Dieſer Vogel trift mit den Beſchreibungen adon, und mit der Abbildung Edwards ganz derein; er wiegt 4 Quentchen, iſt 4 Zoll lang ad 5 breit. Er zieht aus einer Gegend in die dere, naͤhrt ſich von Grasſaamen und derglei— en, und bruͤtet in flachen Gegenden; die An⸗ hl feiner Eyer weiß man nicht,

15. Parus, [ 33. Atricapillus, 33 1. 6. Black Maiſe.] Cap Litmouſe. Die ſchwarzkoͤ⸗ ge Maiſe. | ee Von Albany Fort, Rr. 117931 A Linnaͤus Beſchreibung und auch die des Briſ⸗ n find in den meiſten Stuͤcken zutreffend, nur d die Schwungfedern auf der innern Seite nicht iß. Dieſe Voͤgel halten ſich das ganze Jahr durch bey Albany- Fort auf, und je kaͤlter das Metter iſt, in deſto größerer Anzahl laſſen fie ſich hen; weil fie vermuthlich alsdann mehr Man: an Nahrung haben und ſich alſo den Wohn— Atzen naͤhern, um was fie finden koͤnnen aufzu— en. Ihre Speiſe find Fliegen, kleine Müden, d auch die Knospen der Birken, doch ſuchen ſie leicht in dieſen nur Inſekten; ſie geben einen Jorſtets L. u. V. K. 3. Tb. P zwit⸗

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zwwitſchernden Laut von ſich, nach welchem die Ei gebornen fie Kis-Kis-Ke⸗ſchiſch genannt haben

Parus. 3 4. Hudfonicus, Eine neue Go tung. Hudfon’s Bay Titmoufe, Die Hudfon Maiſe.

Vom Severn Fluſſe, Nr. 12. |

Diefe neue Gattung der Maiſe wird 9. den Eingebornen Petſche-Ke⸗Ke⸗ſchiſch genam Man findet ſie gewoͤhnlich bey Wacholder -E ſtraͤuchen deren Schoßen fie eſſen; im Winter fl gen ſie, auch bey der ſtrengſten Kaͤlte in klein Schaaren von einem Baume zum andern. E brüten nahe bey den Wohnplaͤtzen, und legen Eyer auf einmal; ihre Augen find klein, und u ter denſelben haben fie einen weißen Streif. 2 Beine ſind ſchwarz. Das Maͤnnchen und We chen ſind einander ganz aͤhnlich; fie wiegen 1 T Unze, find 35 Zoll lang und 7 breit. g

16. Hirundo, f 35. Schwalbe. 1 | N Vom Severn⸗Fluſſe, Nr. 5 b. | Die Schwalben bauen ihre Reſter un Senftern und an ſteilen Ufern der Flaͤſſe, im der N verſchwinden fie, und die Indianer ſagen, fie fi 8 ren wie erſtarrt unter dem Waſſer gefunden wi den, vermuthlich weil fie keine große Netze 1 ben, womit fie unter dem Eiſe ſiſchen koͤnnſ Das ͤberſchickte Exemplar fimmt in einigen S | cken mit der Hausſchwalbe Hirund. Urbica Lir 0 uͤb.

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uͤberein, ſcheint aber kleiner zu ſeyn, und hat nichts weißes an dem Steiße. Ich habe es des— wegen fuͤr beſſer gehalten, die Gattung unbeſtimmt zu laſſen, bis wir weitere Nachrichten von dieſen Vogel aus des Hudſonsbay erhalten.

II. Vo ah

VI. f Grallae. 1 1 Sumpfodgel, Faun. Am, Sept, 17. Ardea,f 36. Canadenfis, 233. 3.

Reiger. I Edw. 133. Canada Crane, aun. Am, Sept. Der Eanada-franid, Vom Severin - Fluſſe, Nr. 35. Der blaue ranich. f In der Nachricht von Severn Pflanzung ird geſagt, daß kein weſentlicher Unterſchied zwi— ben den Männchen und Weibchen ſey; indeſſen alte ich das uͤberſchickte Exemplar für ein Weib: en, weil das Gefieder überhaupt nicht fo hell „als bey dem welches Edwards abgebildet hat, nd ihm auch die letzte Reihe weißer Fluͤgel-Deck— dern fehlen. Dieſe Kraniche kommen im May ch der Gegend beym Severn-Fluſſe, brüten ir zwey Junge auf einmal aus, und ziehen im erbte wieder gegen Süden zu; halten ſich am bſten bey Seen und Teichen auf und naͤhren ſich ahn Fiſchen, Wuͤrmern und dergleichen. Sie wie— ol Br und ein halbes Pfund, find 35 Schuh | P 2 8 9

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lang und 3 Schuh s Zoll breit; der Schnabel 1 4 Zoll lang, die Beine 7, und das Bein un Schenkel zuſammen 19 Zoll. | | | Ardea. 37. Americana, 234.5. Hoopin Crane, Edw. 132. Catesby, 1. 75. Fauf Am. Sept. 14. Der Amerikanſche Kranich. Von Pork ⸗Fort. | Die Zeichnung von Edwards iſt ſehr 2

tig; Co tes by's ſeine iſt nicht ſo gut, weil er de Schnabel gegen die Spitze zu, zu dick gemacht. |

Ardea 38. Stellaris, 239. 2 1. Varieta The Bittern, Br. Zool, dw. 136. Faun, am Septpag. 14 *. Der Rohrdommel. | Vom Sebern⸗ Fluſſe, Nr. 64. | Beym erſten Anblicke glaubte ich, das vo der Hudſonsbay uͤberſchickte Exemplar ſey ein jun ger Vogel; aber nachdem ich es naͤher unterſuchl und mit Herrn Edwards Nachricht und Zeichnung verglichen habe, halte ich es für eine Abartun der gemeinen Nordamerikaniſchen Rohrdommel fie iſt kleiner, hat aber im Ganzen viel Aehnlich keit mit unferer Rohrdommel. Herrn Edward Abmeſſungen und Zeichnungen treffen ganz mi dem Exemplar uͤberein. Der Vogel laͤßt ſich gegen das Ende de May in der Gegend beym Severn-Fluß ſehen hält ſich gewöhnlich in Suͤmpfen und bey Weider auf, wo er auch fein Neft baut, und nur jedes“ mal zwey Eyer legt; er iſt ſehr träge, und fliege nut

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ur eine kurze Een weiter, wenn er aufge: heucht wird.

18. Scolopax, 39. Totanus 245. 13. Waldſchnepfe.] Spotted Woodcok, Faun. ‚m. Sept. 14. Geſprenkte Waldſchnepfe.

Von Albany-Fort, Nr. 16.

Dieſer Vogel wird zu Albany-Fort Gelb— 5 genannt, weil die Beine insbeſonders bey al— In Voͤgeln eine hellgelbe Dat haben, ein Um⸗ ind in welchem er mit Linnaͤus und Briſſons eſchreibungen nicht zuſammen ſtimmt, vermuth— b weil dieſe nach getrockneten Exemplaren ges acht worden ſind, bey welchen die gelbe Farbe mer braun wird. In andern Stuͤcken gleicht den Beſchreibungen vollkommen: im April oder Anfange des May kommt er nach Albany— rt, und zieht gegen das Ende des Septembers Jeder fort. Seine Nahrung find kleine Muſchel— ſche, Würmer und Maden; er hält ſich ges hnlich an den Ufern der Fluͤſſe, in Moraͤſten d dergleichen auf, und wird wegen des Geraͤun- es welches er macht von den Eingebornen Sa⸗ ſchu genannt.

Scolopax. 40. Lapponica, 246. 15. Red Pdwit, Br. Zool. Faun. Am. Sept. 14. Edw, 8. Die Lappland Schnepfe. Vom Churchill⸗Fluſſe, Nr. 13. Linnaͤus hat dieſen Vogel in feinem Syfte- Naturae ſehr richtig beſchrieben. Die Mitte : des

* .

230

des Bauches hat nichts weißes bey dieſem Exen plare, wie bey dem, nach welchem die Beſchre bung in der Brittiſchen Zoologie 1. pag. 325. g macht worden iſt. Die uͤbrigen Kennzeichen tre fen alle ein.

Scolopax. 41. Borealis. Eine neue Ga tung. Eskimaux Curlew. Faun. Am. Sept. 1. Die Eskimahs Schnepfe.

Von Albany⸗Fort. Nr. 15.

Dieſe Gattung Brachvogel iſt den Ornith logiſten noch nicht bekannt; und iſt zuerſt in d Faunula Americae Nie oder V zeichniß der Rordamerikaniſchen Thiere, erwaͤß worden. Sie wird von den Eingebornen Wi me⸗ naß ſchu genannt; ihre Nahrung beſteht a Wuͤrmern, Raupen und dergleichen. Im Ap oder Anfange des May kommen ſie nach Alban Fort; ziehen zur Bruͤtezeit nach Rorden, Echt im Auguſt wieder zuruͤck, und gehen gegen d Ende des Septembers wieder ſuͤdwaͤrts.

19. Tringa, f 42. Interpres 248. Strandlaͤufer. Turnſtone. Edw. 14 Faun. Am, Sept. 14. Steinwende. |

Vom Eevern: Zluffe, Nr. 31 und 32. |

Dieſe Gattung iſt von den Ornithologißß ſehr gut beſchrieben worden: fie wiegen 34 Un find 83 Zoll lang, und 17 breit; ihre Augen fi ſchwarz, und die Fuͤße helle pomeranzenfarb;

231

Ja en ſich an den Ufern der Fluͤſſe auf, und bruͤ⸗ | en jedesmal vier Junge aus.

Tringa 43. Helvetica. 250. 12. Briffon, Av. V. p. 106. t. 10. f. 2.

(Die Nummer iſt verloren gegangen; iel; eicht iſt es Nr. 17. von Fort Albany; dieſer Vers nuthung zufolge gehört folgende Nachricht dazu: „Die Eingebornen nennen ihn Wau pusk abrea⸗ ſchiſch, oder weißer Baͤrvogel; er naͤhrt ſich von Beeren, Inſekten, Raupen, Wuͤrmern und kleinen Muſcheln; und beſucht und verlaͤßt Al⸗ bany⸗Fort zu gleicher Zeit mit dem Scolopax Totanus und Borealis.”)

Dieſer Vogel ſtimmt ſehr gut mit der Be— hreibung überein; der Hals, Bruſt und obere heil des Bauches ſind ſchwaͤrzlich, wie in den Beſchreibungen, aber mit kleinen mondfoͤrmigen lecken vermiſcht, welche weder von Herrn Briſ— n beſchrieben, noch in feiner Zeichnung Ausges uͤckt worden, und vielleicht der Verſchiedenheit es Geſchlechts und Klimas zuzuſchreiben find,

S aN SER Es. VI.. 5 Schwimmvoͤgel. Faun. Am. Sept. 29. AN As, 7 44. Marila, 196 8. Scaup Ente. Duck. Br. Zool. Faun. Am. ept. 17. Die Bollente. Vom Severn⸗Fluſſe, Nr. 44 und 45. Fi⸗ hende Enten. Die

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Die Beſchreibung des kinnzus und die Ab⸗ bildung in der Er. Zool. folio, plate Q. p. 153, kommen mit dieſen Sremplaren vollkommen über: ein. Das Weibchen ift wie Linnaͤus bemerkt ganz braun, die Bruſt und der obere Theil des Ruͤ⸗ ckens find glänzend roͤthlich braun, und die Fiir gelſpiegel und der Bauch weiß. Die Augen 2 |

5 und 20 beit.

Anas, 45. Nivalis. Faun. Aid. Sept 16. Lawfon’s Carolina. Anſer niveus Brit, VI. 288. Klein. Anfer nivis. Schwenkfeld Marfigli. Danub. p. 802. t. 49, Die Sches Gans. 1 Vom Severn⸗Fluſſe, Nr. 40. und eine junge Nr. 41. Die weiße Gans.

Dieſe weißen Gaͤnſe ſind ſehr zahlreich in] der Hudſonsbay, und viele taufende werden alle Jahre zum Gebrauch der Kolonien getoͤdtet. Sie werden gewoͤhnlich im Fluge geſchoſſen, welches die Indianer die ſich von Jugend auf im Schieß fen üben, ſehr gut verſtehn; fie wiegen fünf oder ſechs Pfund find 25 Schuh lang und 37 breit ihre Augen ſind ſchwarz, der Ring klein und roth, von welcher Farbe auch die Beine ſind; ſie ſuchen ihre Nahrung bey der See, und ihr Fleiſch ift

ſeht

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233

ſehr ſchmackhaft: ihre Jungen find blaͤulicht grau, und werden nicht eher vollkommen weiß als bis ſie ein Jahr alt ſind. Erſt in der Mitte des May beſuchen ſie auf ihrer Reiſe nach Norden, wo ſie ihre Eyer ausbruͤten, die Gegend beym Severn— Fluſſe; kehren im Anfange des Septembers mit ihren Jungen zuruͤck, und halten ſich jedesmal nicht länger als vierzehn Tage zu Scbern-Pflan⸗ N zung auf Der Name den die Indianer am Chur⸗ chill⸗Fluſſe ihnen geben tft Way- way. Linnaͤus at von dieſer Gartung keine Meldung gethan. Anas. 46. Canadenſis 198. 14. Canada Gooſe Faun. Am. Sept. 16. Edw. 181. Ca- sb. I. 92. ete. Kanada Gans.

Vom Severn-⸗Fluſſe, Nr. 42. Die Kanadiſchen Gaͤnſe ſind ſehr haͤufig zur Hudſonsbay, und werden in großer Menge geſal— zen, haben aber einen fiſchigen Geſchmack. Das iberſchickte Exemplar ſtimmt vollkommen mit den Beſchreibungen und Abbildungen uͤberein. An der Hudſonsbay wird dieſe Gattung die kleine graue Hans genannt. Herr Graham welcher uns die Nachrichten von Severn-Pflanzung geſchickt hat, rwähnt noch außer dieſer, und der vorhergehen en weißen Gans, drey anderer Gattungen wilder Baͤnſe, die an der Hudſonsbay gefunden werden; ind er nennt ſie: 1. Die große graue Gans. 2. Die blaue Gans. 3. Die lachende Gans. | 1 Die

2 34

Die evfte von dieſen, die große graue Gans iſt, ſagt er, ſo gemein in England, das er es fuͤr unnoͤthig hielt Exemplare davon zu uͤberſchicken. Man darf indeſſen annehmen, daß Herr Graham obgleich er ſich als einen ſorgfaͤltigen Beobachter und unermuͤdeten Sammler gezeigt hat; doch da er kein Naturkuͤndiger iſt, keine genaue Unterſu⸗ chung uͤber die Gattung zu welcher dieſe Gans ge⸗ hoͤrt anſtellen konnte, noch ſich mit Gewisheit er⸗ innern, daß ſie wirklich in England zu finden ſey. Ein Raturkenner findet öfters weſentliche Ver⸗ ſchiedenheiten die dem Auge das mit der natürlied chen Geſchichte unbekannten Mannes ganz entge⸗ hen. Jeder Liebhaber dieſer Wiſſenſchaft wird alſo ae Exemplare dieſer Gaͤnſe zu ſehen. Hi Herr Graham ſagt die große graue Gans ſey die 0 einzige Gattung welche in der Gegend des Sell vern-Fluſſes bruͤten. Die Ebenen und Suͤmpfe laͤngſt der Kuͤſte find ihr gewöhnlicher Aufenthalt. Sie wiegen neun Pfund. |

Die blaue Gans ift fo groß als die weiße Gans, und die lachende Gans iſt von einer Groͤße mit der Kanadiſchen oder kleinen grauen Gans. Dieſe zwey letztern Gattungen werden an der ſuͤd- lichen Seite der Hudſonsbay ſehr haufig gefunden, aber gegen Norden vom Gevern » Fluſſe find fie ſehr ſelten. Die Indianer haben eine beſondere Methode alle or Gattungen Gaͤnſe und auch Schwaͤne zu toͤdten. Da dieſe Vögel beſtaͤndig laͤngſt den Suͤmpfen fliegen, ſtellen ſie ſich in einer

Rei⸗

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Reihe quer über den Moraſt, von dem Walde an bis zu dem Ort wo die Fluth aufhoͤrt, ohngefehr einen Flintenſchuß von einander entfernt, ſo daß ſie ſicher ſind allen Gaͤnſen welche nach dieſer Sei— te zufliegen den Weg abſchneiden zu koͤnnen. Ge der von ihnen legt etwas Reisholz um ſich herum, hinter welches er ſich verbirgt; auch machen ſie alſche Gaͤnſe von Koth und Reiſern, welche fie in einer kleinen Entfernung von ſich ſtellen, um die dirklichen Gaͤnſe fo nahe anzulocken, daß fie in» erhalb ihres Schuſſes find: nach dieſen Vorberei— tungen fegen fie ſich nieder und lauern auf, bis ſich der Flug naͤhert, worauf ſie ſich alle nieder le— gen, und das Geſchrey der Gaͤnſe nachahmen, delches dieſe nicht fo bald hoͤren, und die Lockvoͤ— Igel gewahr werden, fo laſſen fie ſich zu ihnen her— unter; hierauf erheben ſich die Indianer auf ihre nie und loͤſen jeder zwey bis drey Flinten ab; fie ind fo. geuͤbt hierin, daß fie bey jedem Schuß zwey auch drey be aͤnſe tödten, und Herr Graham perſichert eine Reihe Indianer geſehen zu haben, Joelche durch ihr nachahmendes Geſchrey, einen Flug Gaͤnſe ſo lange um ſich flatternd erhielten, eis fie jede von ihnen getoͤdtet hatten. Die Schwierigkeit des Anlockens wird noch dadurch

dermehrt, daß jede Gattung Gaͤnſe ihren beſon⸗ ern Laut oder Geſchrey hat.

Ä Anas. 47. Ae 199. 18. The pied Duck. Faun. Am. Sept. 17. Edw. t. 100, N Sar-

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Sarcelle de la Lonifiane, Beiffon VI 1. Die bunte Ente.

Vom Severn⸗Fluſſe, 1 5 7 und 38. gich⸗ | fangende Vögel,

Das Männchen a ſehr gut mit den Bes ſchreibungen und Abbildungen uͤberein, nur ſind die drey aͤußern Federn nicht weiß an der Außen⸗ ſeite, ſondern ganz dunkelgrau.

Da das Weibchen noch von keinem Ornitho— logiſten beſchrieben worden iſt, werde ich um fünf: tigen Irrungen zuvor zu kommen, ſolches hier thun. Der ganze Vogel iſt dunkelgrau, außer emigen Federn auf der Stirne welche roſtfarbig ſind, und einigen ſchmuzig weißen neben den Oh⸗

ren; die Bruſt iſt grau, der Bauch und die Fluͤ⸗ gelſpiegel ſind weiß, und der Schnabel und die Beine ſchwarz. Sie beſuchen Severn- Pflanzung im Junius, bauen ihre Reſter in Baͤume, und Hecken in den Wäldern und bey Teichen. Das Weibchen wiegt ein en, iſt 14 Zoll lang, und 21 breit.

Anas. 48. Clangula. 201. 23. Golden Eye. Br. Zool. Fann. Am. Sept. 16. Das Goldauge. |

Vom Severn⸗Fluſſe, Nr. 51. | Dieſe Voͤgel halten ſich gewoͤhnlich bey Seen und Teichen auf, wo fr auch ihre Eyer ausbruͤ e“

ten; ſie eſſen Fiſche und durchſuchen die Mudde g und

237

und den Schlamm, und koͤnnen ſich nicht vom trocknen Lande in die Luft erheben. Die Beine und Ringe der Augen find gelb: fie wiegen 25 Pfund, und haben 19 Zoll in der Laͤnge, und 2 Schuh in der Breite, das uͤberſchickte Exemplar

iſt ein Maͤnnchen.

Anas, 49. Perfpicillata. 201. 25. Black Duck. Faun. Am. Sept. 16. Edw. 135. Der Weißnacken.

Vom Churchill-Fluſſe, Nr 14. Dieſe Gattung iſt von Edwards ſehr genau

beſchrieben und richtig gezeichnet worden. Die Indianer nennen fie Sche⸗ fe ſupartem. Sie

ſollte beym Linnaus unter die erſte Abtheilung der Enten kommen, „roftro bafı gibbo,“ weil ihr Schnabel wirkli h an der Wurzel ſehr hoͤckerig iſt.

Anas. 50. Glacialis. 203. 30. und Hye-

malis, 202. 29. Edw. t. 156. Swallow-

tail. Br. Zool. Faun. Am. Seh, 17. Pfeilſtaͤrz Ente. Vom Churchill⸗ Fluſſe, Nr. 12.

Die Indianer beym Churchill-Fluſſe nennen dieſe Gattung Har-har- vey; fie ſtimmt mit Ed⸗ wards Beſchreibung und Zeichnung, Tafel 156. uͤberein, iſt aber ſehr verſchieden von Linnaͤus un⸗ richtiger Beſchreibung der Anas Hyemalis, bey der er doch den Edwards angeführt hat. Ueber— haupt läßt es ſich wohl kaum in Zweifel ziehen, daß der Vogel welcher beym Cdwards Tafel 280. " und

238

und in der Br. Zool. Tafel Q. 7. abgebildet und von Linnaͤus als ſeine Anas glacialis angefuͤhrt iſt, nicht das Männchen ſey, und der beym Ed⸗ wards T. 156. gezeichnete und vom Linnaͤus als feine Anas Hyemalis angeführte Vogel, das Weibchen. Linnaͤus beſchreibt feine Anas Hye- malis mit einem weißen Leibe, beym Edwards Tafel 156, aber und dem Exemplar der Societaͤt | ift der Leib ganz braun und dunkelgrau, außer der Bauch, die Schlaͤfe, ein Flecken an der Seite des Kopfes, und die Seiten des Steißes welche weiß find. Linnaͤus ſagt, die Schläfe find ſchwarz; dennoch ſind ſie in dem uͤberſchickten Exemplar und in Herrn Edwards Zeichnung welche Linnaͤus an- geführt hat, ganz weiß; die Bruft, Ruͤcken und Fluͤgel ſind nicht ſchwarz wie er ſagt, ſondern viel⸗ mehr braun und dunkelgrau. Noch ein Beweis, daß die Anas Glaeialis und Hyemalis des Lin⸗ naͤus nur eine Gattung fev, iſt daß die Fuͤße bey— des in der 186. und 280. Tafel des Edwards roth find, und der Schnabel, ſchwarz mit einem pomeranzenfarben Flecken.

Anas. 5 1. Crecca. 204. 33. Varietas. Teal. Br. Faun. Am. Sept. 17. Krieckente.

Vom Severn-Fluſſe, Nr. 33, 34. Maͤnnchen |

und Weibchen. | 0 Dies iſt eine Abartung der Krieckente, denn

ihr fehlen die zwey weißen Streifen über und un ter dem Auge; doch iſt der untere bey dem Maͤnn⸗ chen

239

chen obwohl ganz ſchwach ausgedruͤckt, auch hat

es uͤber jeder Schulter einen weißen mondfoͤrmigen

Streif; welcher bey der Europaͤiſchen Krieckente nicht iſt. Dieſe Gattung iſt in der Gegend beym Severn⸗Fluſſe nicht ſehr zahlreich; fie leben in Wäldern und Ebenen neben kleinen Teichen, und bruͤten jedesmal fuͤnf bis ſieben Junge aus.

Anas, 5 2. Hiflrionica. 204. 35. Harle= quin Duck. Faun. Am. Sept. 16. Edu. t. 99. Die Harlekin-⸗Ente.

Dieſer Vogel hat keine Nummer angeheftet;

er ſtimmt vollkommen mit Edwards Zeichnung

uͤberein. Anas. 53. Boſchas. 205. 40. Mallard

Drake. Faun. Am. Sept. Br. Zool. Stodente,

Vom Severn-Fluſſe, Nr. 39.

Dieſe Gattung wird an der Hudſonsbay Stockerpel genannt, und iſt nach einer angeſtellten Vergleichung der Europaiſchen in allen Stuͤcken aͤhrlich.

2 I. PELECANUs, J 54. . 251. Pelikan. ı. eine Abart. Vom York: Fort.

Die Abart des Pelikans gleicht dem oriente: liſchen Pelikan (Pelicanus onoerotalus orientalis) des Linnaͤus vollkommen, nur hat er einen fonders

baren Buſch oder Franze von Fibern in der Mitte des obern Schnabels, dieſer Buſch iſt von keinem

Na

240

Naturkuͤndiger erwaͤhnt worden, und fehlt auch bey Edwards Pelikan, t. 92. welcher ſonſt in al⸗ len Stuͤcken mit dem Exemplar der Soc etaͤt uͤber⸗ einſtimmt. Der P. Onocrotalus occidentalis des Linnaͤus oder der Amerikaniſche Pelikan des Ed— wards t. 93. ift ſehr verſchieden von dieſen, ins⸗ beſonders in der Farbe welche bey unſerm Vogel von der Hudſonsbay weiß iſt, bey Edwards aber graulicht braun, und der Groͤße; indem der weiße Vogel beynahe noch einmal ſo groß iſt, als der braune. Die Schwungfedern ſind ſchwarz, und die Schafte der groͤßern weiß. Der Afterfluͤgel iſt ſchwarz nnd der Schnabel und die Beine gelb.

22. Colymbus, f 55. Glacialis. 22 1. 5. *Täucher. | Northern Diver. Br, Zool. Faun. Am. Sept. 16. Nordlicher Täucher. Vom Churchill Fluſſe, Nr. 8. wird daſelbſt | Lumme genannt, | Dieſer Vogel iſt in der Brittiſchen Zoolos

gie in folio ſehr gut beſchrieben und gezeichnet | worden. |

**Colymbus, ! 56, Auritus, 2. 222. 8. Haubentaͤucher. V Edw. 145. Eared Grebe.

Faun. Am. Sept. 15. Vom Severn-Fluſſe, Nr. 43. 2 Dies iſt der naͤmliche Vogel welchen Ed⸗ wards t. 146. abgebildet hat. Das uͤberſchickte Exemplar iſt ein Weibchen. Es iſt von unſerm klei⸗

241

kleinern Haubentaucher Br. Zool. oetavo . 396. und Br. Zool. illuſtr. plate 77. fig.

und Edw. 96. fig. 2. ſehr verſchieden. Jrdeß ſen halten doch die Verfaſſer dieſer beyden Werke dafuͤr, daß es bloß eine Abartung oder von ver: ſchiedenem Geſchlecht iſt. Auch Herr Graham iſt don dieſer Meynung. Sie leben von Fiſchen, halten ſich gewohnlich auf den Seen und an der Kuͤſte des Meeres auf, legen ihre Eyer in das Waſſer in ein ſchwimmend Neſt zwiſchen dem

Ende: in die Luft en. Sie erſcheinen im Anfange des Junius, und ziehen im Herbſt nach Suͤden zu. De Eingebornen nennen dieſen Vo⸗ gel Se- Kiez. Seine Augen find klein und haben othe Ringe; er wiegt ein Pfund, und hat einen chuh in der Laͤnge, und ein Drittel mehr in der reite.

23. Larus, f 57. Paraſiticus 226. 10.

Meve. I Arctic Gull. Br. Zool. Faun. m. Sept. 16. Edw. 148. 149. Struntjager. Vom Churchill-Fluſſe, Nr. 15.

Diefe Gattung wird an der Hudſons bay an of war (Fregatte) genannt. Nach der muzig weißen Farbe die das Gefieders unten hat, ſcheint dieſes Exemplar ein Weibchen zu pn; es trift fehr gut mit Edwards Zeichnung und der in der Br. Zool. illuſtr. uberein. Vorſters L. u. V. K. 3. Th. 2 24.

\

hoͤrte ift verloren gegangen, vielleicht ift es Nr.

Eingebornen eine Art Meve genannt, die ſie en.

ſchwalbe.

242

|

24. Sterna, } 58. Hirundo (eine Abar⸗ tung) 227. 2. Ihe greater

Tern. Br. Zool. Faun. Am. Sept. Die Meer

|

(Die Nummer welche zu diefem Vogel gez

17. vom Ehurchill⸗ Fluſſe, und wird von den

erbrecher heißen.)

Die Fuͤße ſind ſchwarz; der Schwanz iſt kur | zer und viel weniger getheilt als bey dem in der Brittiſchen Zoologie abgezeichneten und beſchrie⸗ benen Vogel: auch fehlt der Außerften Schwanz⸗ feder das ſchwarze, welches das Exemplar in der Brittiſchen Zoologie hat. In allen übrigen Sfuͤ⸗ cken ſind ſie voͤllig gleich. 7

| 9355 243

DESCRIPTIONES Avium Rariorum et Non Deſeriptarum e

n Sinu Hudſonis.

I, we s ACER.

. cerà pedibufque coeruleis; corpo-

re, remigibus rectricibufque fuſeis, faſeiis

pallidis; capite, pectore et abdomine albis, maculis longitudinalibus fuſeis.

Habitat ad ſinum Hudſonis et in reliqua Ame- rica Septentrionali; victitat Lagopodibus et Tetraonum fpeciebus.

DE sR. Magnitudo Corvi,

Koſtrum, cera, pedes coerulea; ro- ſtrum breve, curvum, coeruleo. atrum; mandibula utraque, baſi pallide coerulea, apice nigrefcen- te, utraque emarginata.

Caput tectum pennis albidis, maculis longitudinalibus, fuſcis. culi magni; irides flavac.

Gula alba, fuſco - maculata.

Dorfum et tectrices alarum, plumis fuſcis, ferrugineo . pallide margina- tis, maculatifque , maculis rachin

non attingentibus, 22 HPectus,

*

244

Pectusz venter, eriſſum, tectrices ala-

rum inferiores, et femora alba, ma- oulis longitudinalibus nigro- -fufeis,

Remiges fuſco- nigrae, viginti duo; primores apicibus margine albis, maculis ferrugineo- pallidis, intra majoribus, tranſverfis, extra mi noribus, rotundatis.

Kectrices duodecim, ſupra fufcae, fat. | ciis circiter duodecim et apice al- bidis; infra cinereae, fafciis al- bidis. |

2. S TRIX NEBU LOS A. S TRI capite laevi, corpore fuſeo, albido un- dulatim ſtriato, remige ſexta longiore, api- ce nigricante. Habitat circa Sinum Hudfonis, victitat Lepori- | bus, Lagopodibus, Muribuſque. Descr. Koſtrum fufeo-favum; mandibula ſu- periore ſuperius magis flava.

Oculi magni, iridibus flavis. Caput facie einerea, e pennis fuſeo et pallide cinereo alternatim ſtriatis. Pone haſce pennas, collum verſus, eſt ordo plumularum fuſcarum ad utramque genam, femicirculum ni- grum efliciens,

Occi-

245

Occivut, cervix, et collum fuſea,

pennis, duursinits albo - macu- latis. Pectus albidum, ee longitudi- nalibus tranſverſiſque fuſcis. Abdomen album, ſuperius uti pectus maculis longitudinalibus, ſed infe- rius ſtriis tranfverfis notatum. Dorum totum et tectrices alae, cau- daeque confertim ex fuſco et al- bido undulato ſtriatae. A

Aae fuſcae ; remiges primores fuſ-

cae, grifeo tranfverfim fafciatae, faſciis latis nebuloſis. Remex fex- ta, reliquis longior, apice magis nigricans; prima vero reliquis primoribus brevior. Remiges re- liquae pallidiores, obſcurius faf- ciatae. 9 5397

Cauda rotundata, rectricibus duode-

eim: duae intermediae paullo lon- giores, totae cinerafcente albido fuſeoque undulatim ſtriatae, lineis duplicatis fufeis tranſverſis pluri- bus. Rectrices reliquae fuſcae al- bido ſubſtriatae. |

Pedes tecti pennis albidis fufco-ftriatis,

Mag-

246

Magnitudo fere Strigis Nycteae, Linn, TLongitudo unciarum 16 pedis Angie cani. LTatitudo pedum quatuor. - Pondus librarum trium.

8 TET RAO P ASIAN EIL LVs.

Linn. Ed. X. p. 160. n. 5.

TET RAO pedibus hirſutis, cauda cuneiformi,

remigibus nigris, exterius albo-maculatis.

Habitat ad Sinum Hudſonis.

Deschr. Magwitide fere Tetraonis Tetrici Linn.

Koftrum nigrum.

Oculorum irides avellaneae. |

Caput, collum et dorfum teſtacea, nie

gro tranſverſim faſciata: macula albida inter roſtrum et oculos: la- tera colli uotata maculis rotunda- tis albidis.

Dor ſum teſtaceum, plumis a late nigro-fafciatis.

Uropygium magis albido- einereumy nigredine fimbriata ſecundum ra- chim plumarum.

Pectus et Venter albida, maculis core datis fufco-teftaceis in ventre ſatu-

ratioribus. Aa

247

Alarum teetrices dilute teftaceo, ni. gro, alboque tranſverſim faſciatae, maculis pluribus rotundis albis, Remiges primores nigrae, latere exteriore albo-maculatae; fecun- dariae fufcae, apice et ad margi- nem exteriorem albo ſubfaſciatae: poftremae vero teſtaceo fafciatae, apice tantum albae. |

Rectrices breves, exteriores pallide fuſcae, apice albae, duae interme- diae reliquis longiores, teftaceo- maculatae.

Pedes plumis albo grifeis veſtiti, di- gitis pectinatis.

Longitudo unciarum 16 pedis 37 cani.

Latitudo pedum duorum.

4. EMBERIZA LEUCOPHRYSa).

EMBERIZA remigibus rectricibuſque fuſeis, capite nigro, fafcia verticis, ſuperciliiſque niveis. N

Habitat in America Borcal ad Sinum Hud-

fonis. Ir 8 * DEscR.

| ) a Asuxs; albus, Ofevs ſupercilium.

248

Descr. Magnitudo circiter fringillae caelibis.

KRofirum rubrum, ſ. carnei coloris: Nares ſubrotundae.

Caput faſcia verticali lata Sean paululum ante roſtrum deſinente; faſcia atra lata ad utrumque latus faſciae albae. Supercilia alba, den finentia in lineas, faſciam albam verticalem adtingentes; arcus dein

atri, ex angulis oculorum, fere in occipite confluentes, I

Collum eineraſcens, in pectore dilu- tius. |

Dorfum ferrugineo- fufeuw, margini- bus plumularum einereis.

Alae fufcae; remigum primorum margines exteriores tenuiſſimi pal- lidi, interiores cinerafcentes: fe- cundariae et pennae tectrices fuſ-

cee, marginibus latiuſculis, verſus apicem albis, efficientibus faſciam albam; ſuper quam faſcia altera alba ex maculis albis in apice te. etricum minorum, ſ. plumarım ſcapularium. Alulae albae. Re- miges ſubtus cinereae, margini- bus albis. Pectus

249

Poectus cinereum „.abdomen dilutius, fere album.

| Criffum et TREE. enn tegentes

J luteſcentia.

Droxygium einereo- fuſeum.

Cauda aequalis; rectrices duodecim fuſcae, marginibus paullo palli- dioribus, ſubtus cinereae.

Br Pedes carnei coloris, digito interme- dio et ungue poſtico rens lon- gioribus.

‚Longitudo uneiarum 7 pedis Angli- cani. 182

Latitudo inter alas extenfas 9 uncia- rum pedis Anglicani.

Cauda partem tertiam longitudinis totius aviculae efffeit.

Alae complicatae paululum ultra cau- dae exortum protenduntur.

Pondus drachmarum ſex.

5. FRINOILLA HU PDDPSON TAS.

F RINGILLA fufco-cinerafcens, roftro albi- do; pectore inferiore, abdomine, rectrici- bufque quatuor extremis albis.

Habitat i in America Boreali.

DEs R. Magnitudo circiter fringillae cardue-

lis. | Ä \ Ko-

Koſtrum albidum , rubedine aliqua imbutuni. | Oeculi parvi, caerulei. Corpus totum cinereo-nigricans, . potius fuliginoſum. Pectus inferius et abdomen alba. Remiges fuſcae, ciner&p-marginatae: alae complicatae mediam fere cau- dam adtingunt. SE Rectrices fufcae, extimae utrinque duae totae albae, tertia fufca, ma- cula oblonga alba, ad latus inte- rius, prope rachin, apicem attin- gens; reliquae totae fuſcae. Pondus femunciae. L ongitudo unciarum 6% pedis Ange | cani. | L.̃atitudo unciarum novem.

6. Mvscıcara STRIAT A.

Mus ci cinereo-virens, dorſo nigro ftriato, ſubtus flaveſcenti- alba, gula lateri- bufque pectoris fuſco maculatis. _ | Habitat ad Sinum Hudfonis. | Quum mas ä,foemina multum differat, utique congruum eſt, utrumque fexum

ſeparatim deſcribere. | Dscn.

251 Ds ck. Mas. |

Rofirum trigonum , andibu fupe- riore paululum longiore, ante api- cem leviter emarginata, nigra; in- feriore baſi flaveſcente.

Nares ſubrotundae.

Vibriſſae nigrae.

Caput ſupra totum atrum ad oculos uf- que. Genae à roſtro in occiput totae albae; oceiput albo et nigra

variegatum. 2

Sula flaveſcenti alba maculis fufeis.

Pectus albidum, lateribus, five ver- ſus oceiput maculis | inigris varie gatum.

Dor ſum cinereo-virens, 5 five ma- eulis; longitudinalibus nigris latio- ribus, è plumulis nigris, margine virentibus.

Abdomen album. 3

Uropygium cinereum, nigro- macu-

latum.

Aae fuſcae; remiges primores palli- do marginatae, feeundariae apice tenuiſſimo albo; duae ultimae mar- gine exteriore albo; tectrices fuſ-

eae, majores flavefcenti-albae, mi- naores

252

nores candidae in apice maculatae, Ando faſciae albae binae in alis. | Cauda fuſca; rectrix utrinque prima | f- extima, latere interiore macula magna alba, marginem interiorem attingente; proxima ſ ſecunda ma- cula oblonga minore alba, etiam marginem interiorem attingente; utrinque tertia, latere interiore Oinin verſus apicem albo-marginata. | Pedes lutei; ungues breves, pallide fuſci. | | Magnitudo circiter Pari atricapilli; Linn. | Longitudo 5 unciarum. Latitudo 7 unciarum pedis Anglicani. Foemina ‚Roftrum, alae, cauda, nen; uropy- gium, pedes et menſurae ut in mare. Caput flavo-virens, ftriis brevibus te- nuibufque longitudinalibus nigris; linea flaviſſima à baſi roſtri inei- piens ſuper oculos ducta; palpe- brae flavae. Gula, genae et pectus albido-fiava; maculae fparfae oblongiufeulae I fuſeae, ab utroque oris angulo uf que in pectoris latera,

D 07

253

Diorſum, ut in mare, ſed viridius, et ftriae nigrae minores.

fi { 0 u. 7. Parvs Hupsoniıcuvs,

2 vs capite fufco- rubeſcente, dorſo cinereo, jugulo atro, faſcia ſuboculari, pegtoreque al- bis, hypochondriis rufis.

Habitat ad Sinum Hudfonis.

Desch, Roftrum ſubulatum, integerrimum,

atrum, baſi regione narium te-

etum fafcieulis ſetarum ferruginea-

a rum, lineas 4 (uneiae pedis Angli- eani) longum.

Caput fufco-ferrugineum, faſeia ſub oculis alba; gula atra, nigredine extenſa ſub hac faſcia alba.

Dor ſum einereo-virens, plumis Ion- gioribus, fufeis, apice tantum ci- nereo-virentibus, ſ. olivaceis.

Pectus et Abdomen alba, fed plumae omnes bafı e apice tantum

albae.

6 Latera abdominis et lumbi ferru- f ginei. Ä Ale fuſcae, remigum margine omni einereo. 7 Cauda fuſea, rotundata, e e 125 margine cinereis.

Uro-

254

N Urcpygium teetum plumulis aliquot | nigris, apice albido-rufis. | Pedes nigri; digitus poſticus cum ungue anticorum digitorum me.

dio, duplo longior. Longitudo unciarum 85 pedis lag. cani. |

Zatitudo unciarum 7. Cauda uncias 23 longa.

8. ScoLOPAx BOREALIS, dic o LO Ax roftro areuato pedibufque Die gris, corpore fufco, brite alles, ubtus ochroleuco. Habitat in Sinus Hudſonis A et rated humidis, victitans vermibus et infectist menſe Aprili vel initio Maii primum vifa eft, Circa Caſtellum Albany, inde in terras magis arcticas migrat, ibique nidificat; redit ad idem caſtellum menſe Auguſto; regiones Au- ſtralioces petit circa finem Septembris. Aflinis Scolopaci arquatae. Linn. ſed diſſert corpore triplo minore, roſtro ratione corporis breviore, colore in dorſo ſatu- rate fuſco, in abdenune ochroleuco. DES c R. Caput pallidum, lineolis confertis lon- gitudinalibus fufeis: fineiput ſatu- rate ſuſeum, pallido f 9.

on

258

Kaſtrum nigrieans, arcuatum, longi- tudine duarum uneiarum pedis An- glicani, mandibula inferiore baſi rufa.

Collum, pectus, abdomen et eriſſum

ochroleuca; pectore colloque li- neolis longitudinalibus fuſeis con-

fertioribus, ahdomine et criffo fe- re nullis, vel tenuibus notatis.

Femora femi-tecta plumulis ochroleus cis, fufco maculatis.

Latera abdominis füb. alis praeſer- tim, rufa, pennis tranſverſim fuſ⸗ co faſeiatis.

Dorfum totum faturate fuſeum, pen- nis margine albido griſeis.

Aae fuſcae; remiges primores im-

maculatae, primores rachi tota al- ba; reliquae, f. ſecundariae pallide griſeo. marginatae. Tectrices late griſeo- marginatae. Tectrices in- feriores alae, ferrugineae fufco tranſverſim faſeiatae. Alae compli- catae fere mediam caudam attin« gunt. | Uropygium fuſeum, marginibus ma- euliſque pennarum albidis. Cauda

256

Cauda brevis, fuſca, toetkieibus abie do tranſverſim faſeiatis. |

Pedes nigri, ſ. eee

Longitudo unciarum 13

Latitudo cireiter anche 21.

9. AN As NIV ALIS.

AN As,; roftro cylindrico, corpore albe, remi-

gibus primoribus nigris.

Habitat in America Boreali, per Sinum Hud. ſonis migrans. | DEs R. Corpus totum album, magnitudine

anſeris domeſtici noſtratis.

Roſtrum luteum, mandibulis fubfer- ratis. |

Oculi iride rubra.

Kemiges decem primores nigrae, ſea- pis albis: tectrices infimae cine-,

Teaey ſeapis nigris; pennae duae alulae, itidem cinereae, fcapis nie gris.

Pedes rubri.

Longitudo pedum duorum et uncia- rum oeto. |

Latitudo pedum 32.

Pondus librarum 5 vel 6.

VIII.

| vi. 0, Eine Nachricht von einigen Fiſchen, welche

in den Gewaͤſſern der Hudſonsbay gefunden werden. r

Von J. R. Forſter.

5 Forſters 2. u. V. K. 3. Th. R

|

Eine Nachricht von einigen Fiſchen, wel: che in den Gewaͤſſern der Hudſons⸗

bay gefunden werden.

De Fiſche welche aus der Hudſonsbay einge— ſchickt wurden beliefen ſich nur auf 4 ver— ſchiedene Gattungen.

| 1. Der erſte derſelben war ein Stöhr 1), der aber nur 14 Zoll Laͤnge hielte, und alſo ſehr wahrſcheinlich ein junger Fiſch, nach der Anmer—

kung des Hrn. Beobachters von Pork-Fort war.

Die Naſe iſt lang und ſpitz- Die Augen

klein. Unter der langen Schnautze, vor dem

ee a ſtehen 4 Baͤrte, (cirrhi), die aber R 2 nicht

* i 1) Der Stöhr if, wie bekannt, ein ſehr großer Fiſch, wenn er völlig ausgewachſen iſt; er hat den Namen von dem altteutſchen Worte Stor oder Stuhr, welches gros bedeutet; fo nennen eben daher die Schottlaͤnder den Thun fiſch, Mackrel Sture; und die Schweden in der Provinz Helſinga⸗ land heißen einen großen Hecht Gäddilörja, und eis

nen großen Lachs Laxftörja,

*

260

nicht wie in einigen anderen Arten, paarweiſe hintereinander geſtellt ſind, ſondern alle beinahe in einer Reihe ſtehen. Der Mund iſt unten, beina⸗ he unter den Augen, zahnlos, Kno:pelartig, halb- mondenfoͤrmig wenn geſchloſſen und rund wenn of— fen. An jeder Seite find zwey Naſenloͤcher. Der ganze Kopf iſt beinahe viereckig und platt: der uͤbrige Leib aber iſt fuͤnfeckig, und nimmt allmaͤh⸗ lich nach dem Schwanze zu ab. Die Haut die denſelben deckt iſt zaͤh, und es laufen fuͤnf Reihen von knochenartigen ruͤckwaͤrts gehaͤckten Schild: ſchuppen, laͤngſt den fünf Ecken des Körpers. In der Ruͤckenreihe ſind vierzehn runde große Schuppen, und eine hinter der Ruͤckenfinne: jede Seitenreihe beſteht aus fuͤnf und dreyßig ſchraͤgen Schuppen: die zwo Bauchreihen beſtehen aus neun ſtarken Schuppen die ſich zwiſchen der Bruſt und Bauchfinnen befinden. Eine Schuppe ſitzt noch hinter dem Aftern, und noch eine andere hin- ter der Afterfinne, | Nach dieſer Beſchreibung ſcheint der Fiſch der Art Stöhre am nächften zu kommen, die ich vor dieſem in den Philoſ. Tranſ. B. LVII. in dem Verſuche der Naturgeſchichte des Wolgafluſſes Nr. 10. unter dem Namen von Acipenfer Ru- thenus major, roftro elongato acuminato, paululum 2 beſchrieben habe, und welche die Ruſſen 8 dewrjuga nennen. Nur allein Kra- mer in Elencho Vegetab. et Anim. Auſtriae. S. 383. erwaͤhnt . Stoͤhrs ur nennt ihn, Acı

E

261

Acipenfer roſtro acuto, corpore tuberculis ſpinoſis aſpero. Die Oeſterreicher nennen dieſe Art Schhirk, welcher Name mir von dem Slavoniſchen Namen Sewrjuga abzuſtammen ſcheint. Der bes ruͤhmte Reiſende und Mahler ornel ys de Bruyn ‚erwähnt gleichfalls, aber nur ſehr kurz, dieſes Fiſches; und man ſiehet leicht, daß er die unters ſcheidenden Kennzeichen der natuͤrlichen Koͤrper nicht recht verſtanden und zu dergleichen Beobach⸗ tungen nicht gewoͤhnt war. Er ſagt: „Die vor⸗ „nehmſten Fiſche find hier die Balugen, welche „einen auch wohl zwo Klaftern lang ſind. Die „groͤßeſte Sorte der Sterletten iſt wohl eine Elle „lang. Dieſe Sterletten werden fuͤr den beſten „Fiſch in ganz Rußland gehalten; ſo daß man in „Moskow zuweilen 5, 6 bis 7 Rubel für einen „wenn er lebendig iſt zahlt, wovon ich ein Zeuge „bin; dagegen kann man hier in Aſtrakhan einen „lebendigen Sterlett vor zwey oder drey Stuͤver „bekommen. Man bereitet dieſe Fiſche ſo wie „den Lachs zu, und man braͤtet ſie auch wohl „ganz. Sie ſind ſo angenehm, daß ich nicht ſa⸗ „gen kann jemahls einen wohlgeſchmackeren Fiſch „gegeſſen zu haben. Man hat zwey Arten derſel⸗ „ben: davon die eine eine laͤngere Schnauze hat. „Es iſt eine große Aehnlichkeit zwiſchen dieſem Fi⸗ „fe und dem Stoͤhre, wie man ſolches an der „Figur Nr. 33. ſehen kann. Aus Vergnuͤgen „trocknete ich deren zween, um ſie aufzuheben. „Die * ſind ſo wie der Stoͤhr den ſie „hier

\

262

„hier Aſſetrina nennen. Von der Beluga, Aſſe⸗ „trina, und Sewruga wird der mehreſte Kawiar „gemacht, und nach fremden Laͤndern geſchickt.“ S. Kornel. de Brunn Reizen over Moskovien door Perfie en Indie. Amſterd. 1711. fol. S. 87. Hätte de Bruyn die Sewrjuga gehoͤ⸗ rig unterſucht, fo würde er wohl gefunden haben, daß fie weſentlich von dem Osjetrina oder Afle- trina verſchieden ſey, d. i. von dem ſtumpfnaͤſi⸗ gen gemeinen Stoͤhre, den man in den Fluͤſſen Deutſchlands und der Oſtſee fängt. Der Britti— ſche Stoͤhr, den ich einmahl im Vorbeygehen ge— ſehen, als man ihn als ein ſeltenes Geſchenk zum Könige hintrug, jo wie ich ihn auch aus Ven- nant's Brittiſ h. Zoology der ꝗten Ausgabe. Th. 3. S. 109. und aus der Tafel 19. Fig. 53. kenne, iſt mit dem Stoͤhre von der Hudſonsbay, dem Sewrjuga der Ruſſen und den Schirk der Oeſterreicher vollkommen einerley. Der wahre Stöhr, den die Ruſſen Aſsetrina heißen, iſt des Linne. Acipenfer Sturio; So wie der Ster— lett, deſſelben Aeipenſer Ruthenus iſt, und der Rußiſche Beluga iſt der Hauſen der Deutſchen und Linnes Acipenſer Huſo. Der Sewrjuga iſt dem großen Linne gar nicht bekannt geweſen. Man hat noch eine Art, die man Koſtera nennt, von der ich aber nicht gewiß beſtimmen kann, ob es eine beſondere eigene Art, oder nur eine Abart oder junger Fiſch vom Stoͤhre iſt; er hat ro— thes Fleiſch, ſo wie der Sterlett ein weißes, die

| Schnau⸗

263

Schnauze ift ſpitz, im Sterlett aber ſtumpf. Man hat auch noch eine Abart des Stoͤhrs mit laͤnge⸗ rer Schnauze und ſchlichterem Ruͤcken, den man Schyhp nennt. Hieraus nun erhellet, daß ei⸗ gentlich der einzige Sewrjuga eine neue Art aus- macht, die von Linne nicht beſchrieben und ae nennt hat, die ich alſo jetzt gerne mit dem verdiene ten Herren Collegienrathe Pallas Acipenſer ſtel- latus nennen will, da feine Schuppenſchilde ſehr gefternt ſind. Es iſt indeß noͤthig, daß man das entdeckte richtig beſtimme, wie ich ſolches in den Philof. Trans. Vol. LVII. p. 352 355, wirklich zuerſt geleiſtet habe. Klein Hiſt. Piſe. Miſſu IV. p. 11 16. zählet zehn Stoͤhrar⸗ ten auf und der Graf Marſigli Danub. Tom, IV. rechnet ſechs Arten. Allein Klein hat nur ei⸗ gentlich zwo Stoͤhrarten geſehen, und eine dritte die in Weingeiſt aufbehalten war. Der Graf Marſigli aber war nicht genug mit der Naturge⸗ ſchichte bekannt, als daß Er hätte gute Rachrich⸗ ten von den Arten der Stoͤhre koͤnnen geben. Es iſt demnach eine genaue Beſtimmung und Beſchrei⸗ bung dieſer Fiſche um deſto nöthiger geweſen.

NB. Nachdem die vorigen Nachrichten in den Phil. Trans. Vol. LVII. gedruckt waren, ſind die mit mehrerer Muſſe, und aus einer groͤßeren Menge von Exemplaren verfertig: ten Beſchreibungen und Nachrichten von Stoͤhren des Herren Collegienrath Pallas in RR 5 ee

264

feinen Reiſen, Band 1. S. 131. 132. und 4600. herausgekommen; fie konnten alſo auch genauer und beſtimmter ſeyn.

2. Der zweete Fiſch von der Hudſonsbay wird dort von den Eingebohrnen Marthy ge⸗ nannt und iſt die Aalraupe oder Quappe, Ga- dus Lota Lin. nur iſt ſie viel groͤßer, als die, ſo man gemeiniglich in Europa faͤngt. Die Be⸗ ſchreibungen in der Brittiſchen Zoologie in 4t0 paſſen ſehr gut. Jedoch die Kiefenhaut in den Hudſonsbayhiſchen verband nur ſechs Strahlen, ob⸗ gleich Artedi, Linne' und Pennant ſieben zaͤhlen. Artedi hat auch vollkommen recht, da er anmerkt, daß die Bärte an der Aalraupe nur die Deckel ihrer Naſeloͤcher wären, denn ich fand bey ge nauer Unterſuchung, daß an der Unterſeite der Baͤrte ſich eine Oefnung fand, die nach dem un⸗ teren Naſenloche fuͤhrte. Herr Andreas Graham der Sammler am Severnfluſſe in der Hudſonsbay bemerket, daß dieſe Fiſche allezeit am Grunde ſchwimmen und ſehr gefraͤßig ſind. Sie freſſen nicht nur jeden Fiſch, deſſen ſie koͤnnen maͤchtig werden 2), ſondern ſie verzehren ſogar faulende Rehe und Hirſche und ander Aas das ihnen in Weg kommet; und ſelbſt werden von ihnen, zu Erfuͤllung ihres nimmerſatten Magens, zäh

auf:

2) Es iſt auch dieſer Fiſch, der durch feine gefräßis ge Glerigkelt, ſo großen Schaden im e ülftet.

265

aufgeſchluckt. Herr Graham fand einſt einen- Stein, der ein Pfund wog, in dem Magen eines dieſer Fiſche. 3) Selbſt der Hecht, nebſt der Fo— relle und dem Saugkarpen oder Tickomeg und vielen andern werden ein Schlachtopfer der Gie— tigkeit, dieſes Raubfiſches. Nach Sonnenunter— gang werden fie mittelſt einer über Nacht im Waſſer gelaſſenen Fiſchangel und dran geſteckten Köder gefangen. Der Fiſch kaͤuet nicht feine Speiſe, ſondern ſchluckt ſie ganz nieder. Sein Rogen und Leber werden als eine ſehr leckere Speiſe angeſehen, ſo lange ſie noch friſch ſind: al— lein fo bald fie nur einge Tage aufbewahrt wer⸗ den, und ob ſie gleich ſo fort ganz durch und durch gefrieren ſo werden ſie doch ranzig und oͤh⸗ lich

3) Die Anweſenheit großer Steine im Magen dieſer Fiſche iſt nicht allezeit ein Beweis fuͤr die Gefraͤßig⸗ keit derſelben. Die Robben, beſonders die, welche man den Seebaͤr nennet, hatten da wir ſie unter. ſuchten, oft eine ganze Muͤtze voll Steine, von der Groͤße einer Fauſt, in ihren Maͤgen; und doch wuͤrde es ſehr unrecht geweſen ſeyn auf ihre Fraͤßigkeit das her zu ſchließen. Dieſe Thiere haben, wie es das

Anſehen hat, einen ſebr ſcharſen ätzenden Saft in ihren Magen: da fie nun zur Zeit ihrer Brunſt, we⸗ nig oder gar nichts zu freſſen pflegen, ſo wuͤrde die

Schaͤrfe des Safts den Magen anfreſſen, und ihn ſo⸗ gar durchfreſſen; Aus Inſtinkt alſo ſchlucken dieſe Thiere dieſe Steine, damit der ſcharfe Saft, auf die Steine und nicht auf die Mägen wirken ge. Eben dies ſcheint der Fall mit den Aalraupen zu ſeyn.

266

lich 4). In der Hudſons bay haͤlt man dieſen Fiſch fuͤr trocken und ungeſchmack; und man faͤngt fie daſelbſt von dem Gewichte eines Pfundes, bis zu acht Pfund ſchwer. a 3. Die dritte Art Fiſche iſt von dem in der Hudſonsbay genannten Fiſche Tickomeg, oder dem Schnaͤpel (Gangfiſch, Weisfiſch, oder Blauling) Salmo Lavaretus Linn. Der einzige Unterſchied beſteht in der Groͤße, welche weit betraͤchtlicher iſt old bey denen die man gewöhnlich in Grosbritan⸗ niſchen Gewaͤſſern fängt. Denn das groͤßeſte uͤberſchickte Exemplar war 18 Zoll lang, 45 Zoll breit, und 14 Zoll dick, und doch werden die zu dieſer Art gehörigen Ferra's aus dem Genfer⸗ See von 15 Zoll für ſehr groß gehalten. Herr Graham bemerket daß ihr Gewicht von 1 Pfund bis 3 Pfund ſteige. Allein mir ſchienen die von mir unterſuchten Fiſche, da ſie lebendig waren, noch mehr gewogen zu haben. Die große Menz I ge von Nahrung welche hauptſaͤchlich in dem Lai⸗ che anderer Fiſche beſtehet, und die wenigen Ein⸗ wohner der Gegenden, welche in den vielen dor⸗ tigen Gewaͤſſern unmoͤglich die große Menge Fi⸗ ſche verzehren koͤnnen, ſind wohl ſchuld daran, enen daß

4) Das Frieren ſondert ſo gleich die thieriſche Saͤure von den öhligen Theilen, und wenn die an Oehl rei⸗ chen Lebern nach dem Frieren zubereitet und alſo dem

Feuer näher gebracht werden, fo ſcheidet ſich ſogleich diefe Säure von dem oͤhligen und verurſachet alſo den ranzigen Geſchmack derſelben. 65 |

267

daß man fie von fo ungemeiner- Größe daſelbſt fin det. Die Eingebohrnen legen hie und da in den Fluͤſſen Wehre an, und ſtellen denn ihre Netze auf und ſie bekommen in denſelben zuweilen fuͤnf bis ſechshundert Stücke in einem Tage. Sie beißen nicht an einen Koͤder und koͤnnen daher nicht wohl mit Angeln gefangen werden. Wenn das Eis im Fruͤhlinge in den Fluͤſſen aufgehet, ſind dieſe Schnaͤpel ſehr mager. Da die Fluͤſſe oft durch Winde ſehr ſtark anſchwellen, fo gera— then die Schnaͤpel oft aufs Trockne zwiſchen den Moraͤſten, wenn das Waſſer wieder abläuft wer: den fie denn den Kraͤhen zu Theil. Die Ein⸗ wohner der Hudſonsbay halten dieſe Fiſche für eine ſehr angenehme Speiſe, da doch viele Euros paͤer mit ihnen hierin nicht einſtimmig ſind.

435) Der vierte und letzte Fiſch den man aus der Hudſonsbay eingeſendet hat wird von den da— ſelbſt ſich aufhaltenden Englaͤndern the Sucker, der Sauger genannt, weil er ſich durchs Saugen des Schlammes und der darin gefundenen Wuͤr— mer naͤhrt. Dieſer Fiſch iſt bisher, ſo viel ich weis, noch nie von einem Naturforſcher beſchrie— ben worden. Herr Graham meldet zugleich, es gaͤbe zwo Abarten dieſes Fiſches, beyde waͤren weislich, nur daß die eine Abart mit einem ſchoͤ— nen rothe das Weiße vermiſcht habe. An dem kleinſten der uͤberſaͤndten Exemplare, konnte man laͤngſt der Seitennaht einen breiten rothen Strei— fen bemerken. Sie find in den Fluͤſſen und Baͤ⸗

chen

ſehr anfuͤllen. Sie find eben keine angenehme Speiſe, denn ihr Fleiſch iſt ſehr reichlich und mit kleinen Graͤten angefüllt. Sie wiegen von einem . 15 zu zwey und ein halb Pfund. |

ſitzet, ganz gerade abgeſondert iſt. | | Der Mund ift unten, wenn geſchloſſen halb 2

Bartlappen angewachſen. Der Fiſch ift zahnlos. Die Augen find ziemlich gros. Die Kiefenhaut verbindet drey kurze ſtarke Graͤten.

welche in der Mitte des Leibes und nach dem Schwanze zu an Groͤße zunehmen. Die Farbe des Fiſches und der Schuppen iſt weis und ſilber⸗

farb.

5) Von «ere unten und genes der Mund.

269

Kopfe 2 Zoll dick, bey der Nückenfloße 14 x Zoll dick, und feine größte Breite vor der Afterfloße iſt 2 Zoll.

Recht an der aͤußerſten Spitze der Schnauze ſieht man s etwas erhöhte Knochenſpitzen. Man findet zwey Naſenloͤcher davon das den Augen naͤchſte nierenfoͤrmig iſt Die Kiefendeckel find wie an den mehreſten Fiſchen getheilt. Es giebt am Kopfe deſſelben ſehr viele Naͤthe. Da wo der Kopf an den Rumpfe feſt iſt findet ſich eine Quehrnath, die ſich ſchraͤge nach der Schnauze zieht und bey den Naſenloͤchern wieder durch eine kurze Quehrnath verbunden iſt. Hinter dem Auge oberhalb ſchlieſt ſich eine Nath an die obere vorge— dachte, zieht ſich unter dem Auge weg und endigt ſich an der Schnauze. Noch eine Nath laͤuft an dem vorderſten Kiefendeckel von hinter den Augen hervor und endigt ſich nahe bey den beyden Bart: lappen. Die Seitennath geht vom Kopfe erſt herunterwaͤrts und denn bey den Bruſtfloßen laͤngſt er Mitte des Leibes bis zu der Mitte des Schwan⸗ zes in einer ziemlich geraden Linie. Die Ruͤcken⸗

e iſt viereckig, ſteht weit nach hinten zu und hat 12 Strahlen. Die Bruſtfloße faͤngt nahe unter den Kiefen an, hat 17 Strahlen, die Bauchfloße jede 10 oder 11 Strahlen, die After floße hat acht ſtarke Strahlen, ſo wie die Schwanzfloße, welche in der Mitte etwas aus⸗ gehoͤhlt iſt, 17 Strahlen hat.

Ür-

8

270

CyeRrınus catoſtomus pinna ani radiis VII labio imo caruncula biloba papilloſa, cauda ſemilunata. Pinnae D. 12. P. 17. * 10 II. A. 8 C. 17. 1

Habitat in Sinus Hudfonici fluminibus et rivu- lis copioſe: ſugendo vietum quaerit. Anglis | the Sucker. |

Diser. Caput füb-tetragonum, verſus apicem ſenſim attenuatum obtuſiuſculum, corpore fere craflius et minus la- tum. 4

Tubercula globoſa, confertiora in api, ce roſtri, eirciter quinque; carinata et acuminata, in vertice fparfa. 4

Nares geminae, oculis proximae reni- formes, majores. |

Oculi magni, laterales, füperi, i in we. dio fere capitis. a

Opercula branchiarum, magna, a ſub oculis, anteriori jungitur o culum, prima ſpecie pro radio Mem- branae branchioſtegae ſumendum.

Suturae in capite plures catenulatae; una ſuperior utrinque brevis a nu- cha, ſupra oculos naresque, nec ba-

ſin nec apicem capitis attingens, regione narium juncta per ri | mam tranfverfalem ſuturam; fecuns | da inferior utrinque incipiens ad angulum loborum carunculae, 110

labio adnatae, in oſſiculo ſub ant operculo decurrit et prope oeculos alcen-

271

Wa aſcendit; tertia media incipit utrin- que prope apicem roſtri, linea recta 8 ducitur fub oculis, dein verfus ſu-

turam ſuperiorem pone oeulos af- eendit et ſupra aperturam branchia- lem jungitur, quartaè tranfverfali, in nucha caput a reliquo corpore, diſtinguente. Membrana Branchio- ftega radiis III. brevibus, validis

0 EKictus inferus, lunulatus ſeu fe-

h miorbicularis, labiis ineluſus tenui-

bus, ſuperiore (ore feilicet claufo)

ccC̃oncavo, inferiore convexo.

Caruncula biloba, papilloſa, carnoſa, labio inferiori adnata, angulos oris ambiens.

Corpus lateribus np e at verſus

abdomen magis compreſſum, euneatum, a

capite ad caudam ſenſim attenuatum, tectum

ſquamis minoribus, ovatis, ſtriatis, prope caput minimis, pallide argenteis, in quibus- dam hujus fpeciei circa lineam lateralem au-

reo · rubris. *

Linea lateralis a nucha ad medium cir-

2 citer truncum defcendens, dein me- dia, recta, inermis.

Anus parvus, caudae multo propior

quam capiti.

Pinna Dorfi pone aequilibrium poſita rhombea, radiis validis, dichoto- mis XII.

Pinnae pectorales lanceolatae pone oper- eula affixæ, oblique, exæquantes par-

tem

272

tem quartam trunei (exclufo capite et cauda) radiis dichotomis XVII.

Pinnae Ventrales oblongae, ſub pinna dorſali ſitae, pinnis pectoralibus di- midio breviores, radiis X et XI.

Pinna Ani poſtica, pectorales fere exae- quans, fub-lanccolata, radiis dicho- tomis, validis VIII.

Cauda leviter bifurca, pinnas pectora- les longitudine et radiorum numero. aequans. XVII. Pinnae omnes pal- lidae.

Longitudo piſcis unciarum 15. ped. Anglic.

wi en ante pinnas ventrales circiter . unciarum. |

Cafe ad nucham fere 2 unciarum,

ante pinnam dorſalem 14 unc.

* * *

Ueberdem ſo hatte man noch einen gewoͤhn⸗ lichen Flußkrebs von der Hudſonsbay beygelegt, der dem Europaͤiſchen in allem gleich war. Can cer Aftacus Lin. |

Dies iſt alfo die ganze Nachricht von denen in der Hudſonsbay vorkommenden Thieren, ſo wie ſolche nach den mitgeſchickten Exemplaren der Thiere, und aus den beygelegten Nachrichten konnte verfertigt werden.

2 % Nachrichten on Sumatra.

Erſte tleferun z. Von dem Volke der Battas.

Eine Ergaͤnzung er im erſten Bande dieſer Beytraͤge gegebenen Nachrichten von Sumatra, von Carl Miller.

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(Sinan iſt von den Europäern ſchon ſeit 1506 beſucht worden, allein die geringe Verbindung mit den Eingebohrnen, und der den Fremden immer verborgen gebliebene innere Theil der Inſel hat uns nur wenige, zerſtreute oft wiederſprechende Nachrichten von dieſer grofs fen und durch ihre Produkte Gold, Pfeffer, Weih— rauch und Kampfer wichtige Inſel verſchaft. Vor kurzem iſt Sumatra durch aufmerkſamere Reiſen— de bekannter geworden. Herr Carl Miller hat in ſeiner Beſchreibung von Enganho 1) ſehr viel unbekanntes von den Einwohnern und ihren Sit— ten mitgetheilt. Herr Eſchelskron, ehemaliger hol⸗ laͤndiſcher Reſident auf Ayerbangies hat uns den Handel und die holländifchen Beſitzungen auf Su⸗ matra am genaueſten detaillirt, 2) und ganz kuͤrzlich iſt von Herrn Marsden, ehemaligen Secretair der engliſchen Praͤſidentſchaft Bencoolen die ganze Inſel in einem beſondern Werk, vollſtaͤndig beſchrieben wor⸗ den, und er hat durch feine genaue und geſchmack— volle Arbeit, unſere Kenntniß dieſes großen Landes

S 2 fehe 1) ©. den erften Theil dieſer Beytraͤge.

2) Eſchelskrons Beſchreibung von Sumatra, Hamburg bey Bohn. 1781.

276 ſehr vervollſtaͤndigt, und mehr erweitert, als vor ihm durch alle vorhandene Beſchreibungen zus

ſammen genommen, geſchehen. 3) 1

Aus dieſem eben in England gedruckten Werke wollen wir diesmal nur, weil das Ganze fuͤr unſern Plan zu weitlaͤuftig iſt, Herrn Millers Beſchrei⸗ bung ergänzen, und feine Nachricht von dem Lan⸗ de und den Sitten der Battas ausheben, einem der merkwuͤrdigſten maleiiſchen Voͤlker, die ſich durch Sprache, Sitten und Gebraͤuche von den uͤbrigen ſehr unterſcheiden, und einen Theil der weſtlichen Kuͤſte von Sumatra, zwiſchen den su fen Sinkel und Tabojan beſitzen.

Man kann die Einwohner von Sumatra in Maleyen und Eingebohrne theilen. Die erſten haben lange vor Ankunft der Europaͤer Niederlaſſungen und Reiche hin und wieder auf der Kuͤſte geſtiftet, und die Eingebohrnen Landeinwaͤrts verdrängt, | Sie ſind Mahommetaner, und das Reich Me⸗ nangcabo in der Mitte der Inſel, das maͤchtigſte, dem einmal der groͤßte Theil der Inſel unterwor⸗ fen war und gewiſſermaſſen noch iſt, haben Ero⸗ berer aus dieſer Nation geſtiftet. Die ſogenann—

ten

3) The hüſtory of Sumatra containing an Account of the Government, Laws, Cuſtoms ard Manners of the Native Inhabitants, with a Defcription of the natural Productions, and à Relation of the ancient Political State of that Island. by William Marsden.

London. 1783. 4to.

377

ten Eingebohrnen oder die zweyte Klaſſe der Be: | wohner von Sumatra ſind Heiden, und ein Volk mit den Tagalos und Pampangos auf Manilla, dem Biſayas auf den kleinern Philippinen, den Maruts und Idahans auf Borneo und den gelb— lichen Einwohnern der Ladronen, Carolinen, den freundlichen und andern Suͤdſeeinſeln. Sie ſtam⸗ men wie ihre Sprache zeigt, mit den vorher an⸗ gefuͤhrten Maleyen, von einem Volk, ſind aber viel fruͤher hier eingewandert, ehe die Malepen, Kultur und den Koran annahmen, und waren halb⸗ wilde wie ſie vom feſten Lande Indiens nach den ön lichen großen und kleinen Inſeln zogen, viele dieſer Inſeln zuerſt anbauten, von andern aber die Aborigines, die wilden Negervoͤlker, welche die aͤlteſten Geographen, Mela, und die Araber hier immer bemerken in die innern Gebirge ver⸗ drengten. Auf der Inſel Sumatra haben ſich dieſe erften maleiifchen Ankoͤmmlinge in verſchiedene von einander ganz unabhaͤngige Voͤlkerſchaften getrennt, davon die Battas, Reangs, und Lampoons die zahlreichſten und befannteften find.

Die Battas, welches Volk wir hier beſchrei— ben wollen, waren den alten und mittlern Reiſe⸗ beſchreibern Indiens unter dieſem Namen nicht unbekannt, allein erſt feit 1752 wie die Englaͤn⸗ der ſich bey Natal niederließen, kamen ſie mit den Europaͤern, näher in Rerbiadung , und man erfuhr durch den Umgang mit ihnen ihre in man⸗

chen Stücken ungewöhnliche Gebraͤuche. Daher g a ſagt

278

fagt Valentyn in feiner fonft genauen Beſchrei⸗ bung von Sumatra von dieſem Volk nichts, auch auf ſeiner Karte dieſer Inſel, die Herr von Schi⸗ rach bey Eſchelskrons angefuͤhrter Beſchreibung nachſtechen laſſen, iſt der Name der Battas nicht zu finden.

Das auf Sumatras Weſtkuͤſte belegene Land der Battas graͤnzt gegen Norden an Acheen, und gegen Suͤden an Paßumman und den freyen Di⸗ ſtrikt Rou oder Aru. Eigentlich aber erſtrecket es ſich an der Seeſeite von dem großen Fluße Sin⸗ kel, bis an den Taboogong, und Landeinwaͤrts gegen Suͤden bis Ayerbangos, einem Comtoir der hollaͤndiſchen Compagnie, hinter welchem Di⸗ ſtrikt ſich das Volk der Rous aufhaͤlt. Das Land iſt ſehr volkreich, der groͤßte Theil der Einwohner aber wohnt in einiger Entfernung von der See, mitten im Lande, hier iſt das Erdreich ſehr fruchtbar, und der Grad der Kultur ſo ungleich groͤßer, als in den Suͤdlichen mit Waͤldern bedeckten Gegen⸗ den, daß man kaum einen Baum ſieht, den die Einwohner nicht ſelbſt zum Nutzen gepflanzt haͤt⸗ ten. Da dieſer Theil der Inſel ſehr ſchmal it, liegen ihre ſogenannten Staͤdte ſo wohl an den Fluͤſſen die ſich in die Meerenge von Malacca er⸗ gieſſen, als an denen welche ihren Lauf nach der Weſtlichen Kuͤſte nehmen; die Kommunikation nach dieſer letztern Seite zu, iſt jetzt groͤßer als vormals, wegen des Salzes, und andrer Artikel, welche man ihnen von den Engliſchen Riederlaſ⸗

ſun⸗

5

279

ſungen, und durch Fahrzeuge die von dem feſten

Lande Indiens kommen zufuͤhrt.

Das Land iſt in eine Menge Diſtrikte dertheilt; von welchen Ancola, Padambola, Mandeeling,

Toba, Selendong und Sinkel die vornehmſten find, Die Einwohner dieſer Diſtrikte find wieder

in Stämme vertheilt, von denen Ancola fuͤnf hat, Mandeeling drey, und Toba fuͤnf, die Zahl der Übrigen weis man nicht.

Die Engliſchen Niederlaſſungen in dieſem

Theil der Inſel find zu Natal, 4) und Tappas

nooly. Am erſtgenannten Ort iſt die Kommuni⸗ kation mit den Battas blos mittelbar, da ſie ſich nicht dort aufhalten. Er wird von Leuten be⸗ wohnt, die des Handels wegen, aus den benach— barten Landern Acheen, Rou, und Menangcabow hingezogen ſind, und den Ort reich und volkreich machen. Es wird hier eine anſehnliche Menge Gold aus den Minen gegraben, von denen einige nur zehen engliſche Meilen von der Faktorey ent⸗ fernt ſind. Auch wird ein ſtarker Handel mit

indiſchen Waaren getrieben.

Die Stadt wird wie andre Malayiſche Ders ter von Dattoos regiert, wovon einer den Titel Dattoo Buſſar fuͤhrt, (welches ſo viel als die

vor⸗

4) Die Engländer lieſſen ſich 1752 erſt hier nieder, und die Hollaͤnder machten Einwendungen dagegen. Es ward im Kriege 1762 von den Franzoſen genommen, aber im Pariſer Frieden reſtituirt, der Platz gehoͤrt ueſpruͤnglich zum Reiche Menangcabo.

280

vornehmſte Magiſtratsperſon bedeutet) und gro⸗ ße Gewalt in Haͤnden hat. Obgleich die Eng⸗ liſche Kompagnie hier viel Einfluß hat, ſo iſt⸗ ihre Gewalt doch bey weitem nicht ſo feſt ge⸗ gruͤndet als in den Suͤdlichen Pfeffer Provinz zen; dieſer Unterſchied ruͤhrt daher, weil das Volk hier zahlreich, reich, und von einem freyen unternehmenden Charakter iſt.

Sie finden daß die Englaͤnder ihnen nuͤtz⸗

lich find, um fie gegen die gewaltſamen Unter⸗

|

drücfungen der Holländer, zu ſchuͤtzen. Dieſe machten vormals große Anfprüche auf dies Land, und verſuchten beſtaͤndig ſich dort feſtzuſetzen, bis ein Artikel des Pariſer Friedens von 1763 ih⸗

ren Anſpruͤchen ein Ende machte.

Die zweyte Riederlaſſung iſt auf einer klei⸗ nen Inſel Puchong cacheel genannt an der bee

ruͤhmten Bay Tappanooly, die in Abſicht auf ihre natuͤrlichen Vorzuͤge wenig ihres gleichen in der ganzen Welt. Seefahrer behaupten das alle Flotten von ganz Europa, mit vollkommener

liegen konnten. Und die Menge verſchiedener Haͤfen, einer innerhalb des andern, iſt ſo groß,

| | |

Sicherheit vor allen Stuͤrmen darin vor Anker ö |

daß einige ſogar verſichern, ein großes Schiff koͤnne darin verborgen liegen, ohne leicht ent— deckt zu werden. Ungluͤcklicherweiſe iſt die Lage des Hafens nur ſchlecht in Abſicht des gewoͤhn—

lichen Laufs der Schiffarth, und von dem Sitz

des wichtigen Handels mit Indien ſo weit ent— fernt,

*

| | . 281 |

fernt, daß man ihn bisher noch wenig benutzt hat. Der Hafen erſtreckt ſich bis ins Innere des Landes der Vattas, und feine Ufer werden

dukte ihres Landes vertauſchen. Die Eingebohr— nen find mehrentheils ſehr friedfertig, und mas chen den engliſchen Riederlaſſungen wenige Müs he. Die Acheneſer verſuchten lange die Engel—

nern des Landes verminderten. Dadurch wur— den die Englaͤnder zu einen Krieg mit dem Vol⸗

dauerte f

Man ſagt, daß kein Europaͤer je weiter als zwanzig Meilen in das Innere des Landes hinter Napal gekommen ſey. Zu Tappanooly hingegen bereiſeten Herr Holloway Befehlshaber des Orts, und Herr Miller ein Botanikus def: ſen Nachricht von Sumatra wir im erſten Ban⸗ de dieſer Beytraͤge mitgetheilt haben, 1772 auf zefehl des Conſeils die Diſtrikte der Battas, m den Handel in Caßia 5) welcher eine Zeitz ang aufgehoͤrt hatte, zu unterſuchen, und ihn wieder herzuſtellen. Die Produkte des Landes ſind Kampfer, das ſogenannte Benzon Harz, Caßia,, Baum— olle und Indigo. Die zahmen Thiere find Pfer⸗ de, Kuͤhe, Buͤffel, Ziegen, Schweine und Hunde 1 | von 5) ©. Th. 1. dieſer Beytraͤge. S. 18.

von dieſer Nation bewohnt, welche hier die Proz

länder von Tappanooly mit Gewalt zu vertrei⸗ ben, weil dieſe ihren Handel mit den Einwoh⸗

ke von Acheen gezwungen, der verſchiedene Jahre

4

282

von der Gattung unfrer Schäferhunde. Die wil⸗ den Thiere find die nemlichen als in dem uͤbri⸗ gen Theil von Sumatra. In den noͤrdlichen Ges genden findet man kein Gold, und es wird auch keines nach Tappanooly gebracht. Der Reis iſt in einigen Diſtrikten welche nahe an der See lie⸗ gen, ſehr häufig, und in andern aber ſehr ſelten. Man ſagt, daß ſich dieſes Gewaͤchs zu Natal ſieb⸗ zig bis achtzigfaͤltig vermehrt, und an einem Ort, Sooſoo ſogar hundertfaͤltig. Gegen Norden des Sinkel und gegen Suͤden von Batangtara an der Bay findet man keinen Weihrauch. Die Kam- pferbaͤume wachſen auch nur in gewiſſen Gegend den, und an der Suͤdſeite der Linie findet man keine.

Weit hinauf an dem Battoo- bava: Fluffe; welcher in dem Lande der Battas entſpringt, ſich in die Meerenge Malacca ergießt, und fuͤr den groͤßten ſchiffbaren Fluß in dieſem Theil der Inſel gehalten wird, findet man ein großes Gebaͤude von Backſteinen, von deſſen Erbauung keine Tra- dition unter dem Volke vorhanden iſt. Es wird beſchrieben als aus einem oder mehreren Vier- ecken beſtehend, mit einer ſehr hohen Saͤule in ei⸗ ner Ecke, die dazu beſtimmt ſcheint eine Fahne auf⸗ zuſtecken. An den Mauren find erhabne menſch⸗ liche Figuren zu ſehen, die man fuͤr Chineſiſche Goͤtzen hält, Die Backſteine, von denen man ei⸗ nige noch Tappanooly brachte, ſind kleiner als die ſo man in England braucht.

Die

283

Die Battas ſind kleiner von Geſtalt als die Malayen, und haben eine weiſſere Haut, welches vielleicht von ihrer Entfernung von dee See her— ruͤhrt, mit der fie überhaupt ſich gar nicht ab⸗ geben.

Ihre Kleidung beſteht aus einer Gattung Baumwollen Zeug, welches ſie ſelbſt verfertigen; es iſt ſtark, hart, und von verſchiedenen Farben, unter welchen ein braͤunliches Roth, und ein Blauß das ins Schwarze fällt die vornehmſten find. Dieſe ihre Kleidung ſchmuͤcken fie gerne mit Ko⸗ rallenſchnuͤren. Die Bedeckung des Kopfs iſt ge= woͤhnlich aus Baumrinde. Die Maͤdchen tragen Ringe von Blech in den Ohren, und daß in ſo großer Menge, daß ſie pe funfzig in jedem Ohr haben.

Die Speiſe der geringen Leute iſt Mais (ma⸗ laiſch Jaggang) und Kartoffeln; nur die Rajahs und Vornehmen eſſen gewoͤhnlich Reis, einige mi⸗ ſchen beydes unter einander. Nur bey oͤffentli⸗ chen Gelegenheiten wird Vieh zum Eſſen ger ſchlachtet; da ihr Geſchmack aber eben nicht ſehr edel iſt, fo eſſen fie ohne Umſtaͤnde ein Stuͤck ei⸗ nes geſtorbenen Buͤffels oder Krokodils, wenn ſie folhe auf ihren Wege antreffen. In ihren Fluͤſ⸗ ſen haben ſie wenige Fiſche wegen der vielen Waſ— ſerfaͤlle und des ſchnellen Laufs der meiften Stroͤ - me. In andren Theilen der Inſel hingegen ſind die Fluͤſſe ſehr fiſchreich, und nirgends wimmeln die Ufer der See von einer ſo großen Menge jr 0

254

fo verſchiedenen Gattungen, als hier. Pferde⸗

fleiſch halten ſie fuͤr eine ſehr leckere Speiſe, und |

füttern daher ihre Pferde ſehr ſorgfaͤltig mit Ges, traide, und reiben fie oͤfters ab. Sie find in dies,

fer Gegend ſehr häufig, und die Europäer bes

kommen viele ſehr gute von dort, die beſten aber

heben die Eingebohrnen zu ihren Feſten auf.

Einige vortrefliche Arten Bauholz, vor nehmlich der Kampferbaum ſind hier ſehr haus

fig, ſonſt aber iſt das Holz des Landes leicht,

ſchwammicht und ſehr zur Faͤulniß geneigt. Ihre Haͤuſer ſtehen auf hoͤlzernen Pfaͤhlen ſechs bis acht

Fuß hoch, welche oben breit und unten zugeſpitzt

ſind. Sie find von Balken und Brettern zuſam⸗

mengeſetzt, und beſtehen gewoͤhnlich nur ous eis nem großen Gemach, in welches man vermittelſt einer Fallthuͤre in der Mitte, auf einen ſtarken mit einigen Einſchnitten verſehenen Holze hinauf ſteigt. Die Furcht vor wilden Thieren hat ver⸗ muthſich dieſe ſonderbare Bauart zuerſt veranlaßt, und noch jetzt werden die einzelnen Gebaͤude bey ihren Plantagen zehen bis zwoͤlf Fuß hoch von

der Erde erbaut, und die Leiter wird wegen der

Gefahr vor Tigern des Nachts ſorgfaͤltig hinein= gezogen. Die Dächer werden aus einer vegetaz biliſchen Subſtanz, Ejoo genannt verfertiget, die groben Pferdehaaren ſo ſehr gleicht, daß man es

kaum unterſcheiden kann; es bedeckt die Staͤmme

einer Palmenart die ſie Anou nennen, und von

welchem man den beſten Palmwein erhaͤlt. Die Daͤ⸗

* 285

Daͤcher werden auf eben die Art wie die Strohdaͤ— cher bey uns gemacht, und ſind fo dauerhaft, daß fie nie einer Ausbeſſerung bedürfen. Daher iſt es auch gewoͤhnlich mit dieſer Subſtanz Pfaͤhle und Balken, ſo weit zu bewickeln, als man ſie in die Erde graͤbt. Ihre Städte heiſſen Campong und beſte— hen ſelten aus mehr als zwanzig Haͤuſern; jedem gegenuͤber ſteht ein offenes Gebaͤude wo ſie den Tag uͤber ſitzen, und wo die unverheuratheten Mannsperſonen des Nachts ſchlafen. Dieſe ma— chen nebft den Häufern eine Art von Straße aus. Außerdem hat jeder Campong ein Balli (wie es bey den Malayen heißt) oder Rathhaus, wo oͤf— fentliche Angelegenheiten betrieben, Feſte gefey— ert, und Fremde mit Gaſtfreiheit und Freundlich— keit bewirthet werden. An einem Ende dieſes Gebaͤudes iſt ein abgetheilter Ort, wo die Weiber den oͤffentlichen Schauſpielen des Fechtens und Tanzens zu ſehen, und unter dieſem Platze iſt das Orcheſter für die Muſikanten. b Ein Mann hat die Freyheit ſo viele Weiber

zu nehmen als ihm gefaͤllt, oder er ernaͤhren kann, und es iſt gar nichts ungewoͤhnliches ſechs auf ein— mal zu haben. Jede von dieſen hat ihren ange— wieſenen Platz in dem Zimmer, wo ſie ſitzt und ſchlaͤft, doch ohne von den andern durch eine Wand oder Abtheilung getrennt zu ſeyn, Auch giebt der Mann jeder ihre eigne Feuerſtelle und Küchengeräthe, wo fie ihre Speiſen und wechſel— weiſe die des Mannes zubereitet.

Es

286 N. 4

Es giebt dreyerley Arten von Heyrathen bey den Einwohnern von Sumatra, durch Joojoor, Ambel ana, und Semundo. Das Joojoor iſt eine Summe Geldes, gewoͤhnlich hundert und zwanzig Thaler, die ein Mann dem andern als eine Schadloshaltung für den Verluſt feiner Toch— ter giebt, die durch die Heirath wenig mehr als die Sklavin des Mannes wird. Seine uneingeſchraͤnk⸗ te Gewalt uͤber ſie haͤngt demungeachtet von ver⸗ ſchiedenen delikaten Umſtaͤnden ab. Denn außer dem Batang Joojoor oder der Hauptſumme giebt es noch verſchiedene kleinere Unkoſten, unter wel- chen das Tallenkoolo von 5 Thalern aus Freund⸗ ſchaft oder Delikateſſe gewoͤhnlich unbezahlt bleibt, denn ſo lange dies der Fall iſt, wird es angeſehen als ob zwiſchen den Familien eine Verbindung oder Verwandſchaft ſtatt faͤnde, und die Eltern der Frau haben bey vorfallenden Streitigkeiten das Recht ſich darein zu miſchen, und den Mann

zu einer Geldſtrafe zu zwingen, wenn er die Frau mishandelt. Sobald aber die angeführte Sum⸗ me bezahlt iſt, welches gewoͤhnlich nur im Fall eines gaͤnzlichen Bruches geſchieht, heißt es das Tallenkoolo oder Verwandſchaftsband iſt zerriſſen, und die Frau wird denn ganz die Sklavin ihres Mannes, der ſie nach Gutduͤnken ſogar verkaufen kann, nur muß er ſie den Eltern zuerſt anbieten. Sie kann auch alsdenn in keinem Fall auf eine Eheſcheidung klagen. Andre Nebenſummen ſind das Toolistangel, von welchem Herr Marsden

8 c die

287

die Bedeutung nicht erfahren hat, und das Oopa daoun codo zur Beſtreitung der Unkoſten des Hochzeitfeſtes, welches die Eltern des Maͤdchens ausrichten. (Dieſe Worte haben eine Beziehung auf das Blatt in dem man den Reis auftraͤgt.) Dieſe kleineren Summen werden aber felten bes. zahlt oder gefordert ehe die Hauptſumme entrich⸗ tet worden, von welcher ein großer Theil als funfzig, achtzig oder hundert und vier Thaler bey der Heurath deponirt werden muͤſſen; ehe we— nigſtens die erſt genannte Summe herbeygeſchaft iſt, kann der Mann ſeine Frau nicht mit nach Hauſe nehmen. Mit dem uͤbrigen aber hat es Zeit, und wenn die Familien in gutem Verneh— men bleiben, ſo vergehen oft Jahre ehe die Schuld gefordert wird: es ſey denn daß fie aus Noth ger zwungen werden auf die Bezahlung zu dringen. Zuweilen bleiben dieſe Schulden zwey bis drey Generationen unbezahlt, und es iſt nicht unges woͤhnlich, daß ein Mann das Koojoor für die Schweſter ſeines Grosvaters einzutreiben ſucht. Dieſe Schulden machen eigentlich den größten Theil ihres Reichthums aus, und man haͤlt einen Mann für wohlhabend der verſchiedene Joojoors für feine Schweſtern, Töchter, Tanten oder Gros⸗ tanten ausſtehen hat. Schulden von dieſer Art werden als heilig betrachtet und gehen ſelten ver— loren. In Paſſummah muß das Dorf, dieſe uns bezahlten Schulden eines ausgeſtorbenen Stam⸗ mes bezahlen.

An⸗

287

Anſtatt das Joojoor zu bezahlen, pflegen fie auch ein Mädchen gegen ein andres zu vertau- ſchen, und oft wird ſogar ein Maͤdchen zu dieſem Endzwecke von einen Freunde oder Verwandten geborgt, wobey ſich der Anleiher anheiſchig macht eine andre an ihre Stelle zu ſchaffen, oder ihr Joojoor zu bezahlen, wann es verlangt wird. Ein Mann der einen Sohn und eine Tochter hat, giebt die letztere gegen eine Frau fuͤr den erſteren weg, und derjenige der ſie empfaͤngt, verſorgt ſie entweder als ſein eigen Kind, oder heurathet ſie ſelbſt. Ein Bruder pflegt ſeine Schweſter gegen eine Frau zu vertauſchen, oder wenn er keine hat, borget er ſich eine Couſine zu dieſem Endzweck. Wenn das Maͤdchen ſo zum Tauſche gegeben wird noch nicht mannbar iſt, wird gewöhnlich eine be⸗ ſtimmte Summe jährlich zu gegeben bis fie das gehoͤrige Alter erreicht hat. Wenn eine Frau bald nach der Heurath oder ohne Kinder ſtirbt, fo kann das ganze Joojoor nicht verlangt wer— den, und es wird auf achtzig Thaler herunter geſetzt, es ſey denn das ſchon mehr ausgezahlt ſeyn ſollte. Das Joojoor einer Wittwe iſt gleich⸗ falls achtzig Thaler ohne alle Rebenunfoften, und bey einer dritten Heurath wird es noch geringer. Eine Wittwe die ſchwanger iſt, kann nicht vor ihrer Entbindung wieder heurathen, ohne eine Strafe zu erlegen. Eben ſo iſt es bey Eheſchei— dungen, ſollten keine Anzeigen der Schwanger- ſchaft vorhanden ſeyn, ſo muß ſie dennoch drey

Mo⸗

289

Monate und zehen Tage anſtehen, ehe ſie eine zweyte Verbindung trift.

Wenn die Verwandten oder Freunde des Mannes die Eltern des Mädchens foͤrmlich beſu— chen, um die Heurath zu verabreden, bezahlen ſie das Addat Beſaſala oder Handgeld von ſechs

Thalern, und es wird ein Bock oder einige Huͤh— ner zu ihrer Bewirthung geſchlachtet. Sobald der Vater dies Handgeld bekommen hat, darf er ſich mit keinen in Traktaten einlaſſen, ohne eine Geldſtrafe zu erlegen. Hiezu zwingt ihn doch zuwei⸗ len das junge Frauenzimmer, denn indeſſen, daß die Eltern eine foͤrmliche Verbindung zwiſchen zwey Familien zu ſtiften ſuchen, geſchieht es oft daß ſich das Mädchen mit einem gluͤcklichern Schäfer der väterlichen Gewalt entzieht. Dieſe Art Heu- rathen zu ſchließen iſt ſehr gewoͤhnlich; und wird ſelbſt durch Geſetze beftätigt. Dem Vater bleibt blos die Freyheit die Art der Heurath zu beſtim— men, und er kann dem Liebhaber das Maͤdchen nicht entziehen, wenn dieſer ſich den gewoͤhnlichen Gebraͤuchen in ſolchen Faͤllen unterwerfen will: das Maͤdchen muß unberuͤhrt in das Haus einer Familie von Anſehen gebracht werden, wo ſie bleibt, bis die Verwandten von ihrer Entfuͤhrung benachrichtiget ſind und die Bedingungen feſtſetzen. Wuͤrden die Fluͤchtlinge aber ſo gleich verfolgt, und noch unter Wegens eingeholt, ſo kann die Tochter zuruͤck genommen werden, aber nicht, wenn ſie ſchon ihren Schutzort erreicht hat.

Forſters V. u. V. K. 3. Th. z In

290

In dem Moſaiſchen Geſetze muſte der Bru⸗ der, wenn ein Mann ohne Kinder ſtarb, die Witt⸗ we heurathen. Unter den Einwohnern von Sur matra iſt es gebraͤuchlich, daß ſie der Bruder oder der naͤchſte unverheurathete männliche Verwandte (der Vater ausgenommen) heurathet, es moͤgen Kinder da ſeyn oder nicht. Wenn der Bruder die Wittwe nimmt, iſt er verbunden dasienige zu bes zahlen, was etwa noch von ihrem Joojoor oder Preiſe ſchuldig iſt, und ſtellt uͤberhaupt in allen Fällen den Verſtorbenen vor, dies nennt man, ſich auf ſeine Matte und Kiſſen ſetzen.

Die Keuſchheit iſt eine Tugend, welche an dieſem Ort mehr als an irgend einem andern herrſcht. Denn da die Toͤchter der vornehmſte Reichthum der Eltern find, iſt es ihr größter Vor⸗ theil ſie genau zu bewachen, um ihre Tugend un⸗ befleckt zu erhalten. Dem ungeachtet wird ihre Sorgfalt doch zuweilen hintergangen. In dieſem Fall kann der Verfuͤhrer gezwungen werden ſie zu heurathen und das Jooßoor zu bezahlen, oder wenn der Vater ſeine Tochter behalten will, muß der Liebhaber, ihren verringerten Werth durch eine Summe Geldes erſetzen, und uͤberdem eine Geldſtrafe Tppong Boomee geben, um die 9

fleckung von der Erde zu tilgen.

Wenn ſich ein Mann von ſeiner Frau e den laſſen will, die er auf die Art die man Joo— joor nennt geheurathet hat, kann er alles fo er bes

zahlt hat, zuruͤck fordern, ausgenommen das Ad⸗ N dat

291

dat Charro von fünf und zwanzig Thalern, fuͤr den ihr zugefuͤgten Schaden. Hat er aber ſchon die ganze Summe bezahlt, koͤmmt es auf die El⸗ tern an, ob ſie ihre Tochter wiedernehmen wollen, wo nicht, kann ſie der Mann verkaufen. Die urſpruͤngliche Ceremonie der Eheſcheidung beſteht darin, daß man ein Rohr in Gegenwart der Par— theien, der Verwandten und Vornehmſten des Landes in zwey Theile ſchneidet.

Die zweyte Art Heurathen heißt Ambelana, und geſchieht auf folgende Weiſe. Ein Vater wählt einen jungen Menſchen für feine Tochter zum Manne, der gewoͤhnlich von einer geringeren Familie iſt. Dieſe entſagt allen ihren Rechten auf ihn, und er wird in das Haus ſeines Schwieger— vaters genommen, der bey der Gelegenheit einen Buͤffel ſchlachtet, und zwanzig Thaler von den Verwandten des Sohnes empfaͤngt; und nun ge⸗ hoͤrt derſelbe ganz zur Familie ſeiner Frau; wenn er ſtiehlt oder mordet, bezahlt dieſe die Strafe. und wenn er erſchlagen wird, emp faͤngt fie. ſolche, Eben dieſe Familie muß alle Schulden die er nach der Heurath macht bezahlen; er behauptet in der Familie einen Mittelſtand zwiſchen Sohn und Schuldner. Er genießt alles mit als ein Sohn, hat aber ſelbſt kein Eigenthum, feine Reisplanta⸗ gen, feine Pfeffergaͤrten und alles was er gewinnt oder erwirbt, gehoͤrt der Familie. Er kann nach Gutduͤnken der Eltern geſchieden werden, und wenn er gleich Kinder hat, muß er doch alles ver⸗

2 2 laſ⸗

*

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laſſen, und leer zuruͤckkehren wie er gekommen iſt. Zuweilen ertheilt ihm die Familie die Erlaubniß ein eignes Haus zu beziehen, aber er, ſeine Frau und Kinder oleiben nichts deſto weniger ihr Eigen: thum. Hat er keine Töchter fo kann er ſich los⸗ kaufen wenn er ſeiner Frauen Joojoor bezahlt. Wenn aber Töchter da find, find die Schwierig⸗ keiten weit größer, weil die Familie ein Recht auf ihren kuͤnftigen Werth hat. Dennoch iſt es ges braͤuchlich ihn nachdem er ein Joojoor oder als lenfalls eine Zugabe von funfzig Thalern bezahlt hat, loszulaſſen; und mit * Zugabe kann er auf ſeine Freylaſſung dringen, ſo lange er keine mannbaren Toͤchter hat. Hat die Familie fuͤr ihn Schulden bezahlt, ſo muß er die Auslage er⸗ ſetzen. Sollte er mehr Schulden machen als ſie zu bezahlen fuͤr gut finden, oder wenn ſie befuͤrch⸗ ten, er moͤchte ſie noch mehr haͤufen, ſo laſſen ihn die Eltern ſcheiden und ſchicken ihn ſeinen Ver⸗ wandten zuruͤck; alle bis zu der Zeit gemachten Schulden, muͤſſen aber bezahlt werden. Iſt der Schwiegerſohn ein gaͤnzlicher Verſchwender, ſo wird er verbannt, wenn ihn aber feine Schwie⸗ gereltern je wieder annehmen, oder ihm mit der kleinſten Summe beyſtehen, ſo muͤſſen ſie alle ſeine Schulden uͤbernehmen.

Außer dieſen beyden Arten von Heurathen giebt es eine dritte Art, die man Semundo nennt. Dieſe Heurath iſt eine Verbindung der beyden Theile auf voͤllig gleichen Fuß, und der Braͤuti⸗

gam

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gam zahlt den Eltern des Mädchens nur zwoͤlf Thaler. In dem Kontrakt wird feſtgeſetzt, das alles Eigenthum, Verdienſt oder Gewinn von jes der Art, beyden Theilen gleich zugehoͤren ſoll, und wenn beyde einſtimmig eine Eheſcheidung fordern, ſo werden die Guͤter und Schulden gleich getheilt. Verlangt der Mann allein die Scheidung, fo bes koͤmmt die Frau die Hälfte der Effekten, und der Mann verliert ſeine zwoͤlf Thaler; fordert aber blos die Frau die Trennung, ſo verliert ſie ihre Anſpruͤche auf die Hälfte aller Effekten, und kann nur ihre Ausſtattung fordern; die Eltern muͤſſen auch die zwoͤlf Thaler erſetzen, es wird aber ſelten verlangt.

Die Heurathsgebraͤuche beſtehen blos darin, daß die Haͤnde der Brautleute zuſammen gegeben werden. Dies pflegen die Eltern felbſt, oder der Vornehmſte des Dorfs zu thun: und hierauf folgt ein Gaſtmahl.

Vor der Heurath haben beyde Geſchlechter nur wenig Umgang mit einander, denn ſie werden ſehr forgfältig abgeſondert; und die Mädchen dürs fen ſich nie von der Mutter entfernen. Nur bey ihren oͤffentlichen Feſten, die in dem Balli oder gemeinſchaftlichen Verſammlungshauſe eines jeden Dorfs gehalten werden, koͤnnen ſie einander ſehen. Denn hier tanzen und ſingen die jungen Leute zuſammen, und dies ſind gewoͤhnlich die erſten Veranlaſſungen zu kuͤnftigen Heurathen, denn ſo⸗ bald die jungen Mannsperſonen ihre Aufmerkſam⸗

keit

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keit auf eine beſondre Schöne gerichtet haben, pflee gen ſie ſich eines alten Weibes zu bedienen, Lie | dem Mädchen ihre Geſchenke uͤberbringt. Die Eltern miſchen ſich bald in die Sache, die Bedin— | gungen werden feſtgeſetzt, und ein Gaſtmahl wird angeſtellt. Dies wird nicht blos von den Ver⸗ wandten und Freunden beſucht, ſondern von allen Einwohnern der benachbarten Gegend, welche Luſt haben hinzugehen, und je großer die Menge der

Men ſchen bey einer ſolchen Gelegenheit iſt, deſto mehr Ehre macht es dem Wirth.

Der Zuſtand der Weiber in dieſen Gegenden iſt wenig beſſer als der dortigen Sklaven; außer den haͤuslichen Beſchaͤftigungen, muͤſſen ſie ganz

allein den Reisbau beſorgen. Die Maͤnner fuͤhren,

wenn fie nicht im Kriege ihrer Lieblingsbeſchaͤfti⸗

gung, verwickelt find, ein unthaͤtiges traͤges fa ben, und bringen den ganzen Tag damit zu, | mit Blumenkraͤnzen von Amaranth geziert, auf

einer Art Floͤten zu ſpielen.

Sie ſind dem Spiel ſehr ergeben, und die—

ſes iſt durchaus keiner Einſchraͤnkung unterwor— fen, auch hoͤren ſie ſelten auf, ehe einer von bey— den ganz zu Grunde gerichtet iſt. Wenn einer mehr verliert als er bezahlen kann, wird er einges

ſperrt, und als ein Sklave verkauft, welches felz.

ten außer bey dem Spiel zu geſchehen pflegt. Iſt fein Gegner großmuͤthig, fo ſchenkt er ihm zuwei⸗ len die Freyheit, mit der Bedingung ein Pferd zu ſchlachten, und ein an anzuſtellen. Eine

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Eine von ihren Lieblings Beluftigungen find

die Pferderennen. Sie reiten ohne Sattel; das Gebiß iſt von Eiſen, und beſteht aus verſchiedenen Gelenken; die Zuͤgel ſind von Rohr; an andren Orten find ſie von der obenerwaͤhnten Subſtanz, Ejoo genannt, und das Gebiß von Holz, man ſagt, daß ſie auch Rehe zu Pferde jagen. g Die Battas haben dem Anſcheine nach eine befondere Sprache, die von der malaiſchen ab: weicht, aber bey genauerer Unterſuchung verhal— ten ſich die meiſten Woͤrter dieſer Sprache zur Malapyiſchen, wie ein Dialekt zur Mutterſprache. Ihre Schriftzuͤge aber find wirklich von den ma: layiſchen unterſchieden. Es iſt merkwuͤrdig, daß die Anzahl derer die Leſen und Schreiben koͤnnen, weit größer iſth als derer, welche es nicht verſtehen; ein Umſtand den man ſchwerlich bey einem unkul— tivirten Volke erwarten ſollte, da dies nicht im⸗ mer der Fall bey den geſitteten Nationen iſt.

Es giebt wenige herrſchende Laſter unter Ih⸗ nen. Der Diebſtahl ift beynahe gaͤnzlich unbe⸗ kannt, und ſie beobachten die genaueſte Ehrlichkeit in ihren Geſchaͤften unter einander. Sie beſitzen zwar eine ziemliche Fertigkeit Fremden Kleinig- keiten zu entwenden, halten es aber nicht fuͤr Unrecht, da fie die uͤblen Folgen davon nicht einſe⸗ hen. 6) Der Ehebruch wird bey den Maͤnnern f mit

6) Die Gründe warum die Battas Fremde berduben,

unter einander aber Dieberebn n ſind eben die⸗

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mit dem Tode, bey den Weibern mit dem Verluſt des Haupthaars und der Sklaverey beſtraft. Die⸗ ſe Einrichtung iſt ſehr ſonderbar, und muß daher ruͤhren, daß fie die Weiber für blos Paßive Ges ſchoͤpfe halten, daher pflegen die Weiſen der Hindus zu ſagen, „koͤnnt ihr die Butter an das Feuer halten, und vermuthen, daß fie nicht ſchmel⸗ zen werde?“ Sie glauben, daß die Männer allein die Eigenſchaften eines freyen Weſens beſitzen, welches ſeine Leidenſchaften bezaͤhmen oder ihnen freyen Lauf laſſen kann, je nachdem es gut oder boͤſe geſinnt iſt. Ein Mord aber wird gelinder beſtraft und kann abgekauft werden, wenn der Schuldige oder ſeine Verwandten reich genug ſind, denn die Summe haͤngt einigermaßen von dem Gutduͤnken des beleidigten Theils ab.

Aber faͤhrt Herr Marsden fort, eine ihrer außerordentlichſten, wenn gleich nicht ſeltenen Ges wohnheiten iſt folgende. Viele alte Schriftſteller haben die Welt mit Erzählungen von Amtropo—

e oder Menſchenfreſſern beschenkt und ihre Nach⸗

dieſelben, welche Beobachter bey allen unkultirirten Nationen angetroffen haben. Durch Dieberey wird ein Glied des Volks oder des Stamms beleidigt, dies iſt ein Verbrechen, bey allen Wilden und Barbaren, und wird alſo unterlaſſen, wie bey den Battas der Fall ſeyn fell, oder hart beſtraft, wie bey allen Übrigen

Voͤlkern. Raub hingegen wird an Fremden ausge⸗ üͤbt, die nicht zur Geſellſchaft gehoͤren, und daher nie oder weit weniger als Diebſtahl beſtraft, wie die erſten Geſetzbuͤcher aller Nationen beweiſen.

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Nachrichten, fie mochten wahr oder falſch ſeyn, wurden in den Zeiten, wo man das Wunderbare gerne hoͤrte, allgemein geglaubt. In der Folge, da ein groͤßerer Unterſuchungsgeiſt allgemeiner ward, fand man, daß viele dieſer angeblichen Be: richte falſch waren, und aus einem Hange der der Menſchlichen Natur angebohren iſt, ſchweifte man jetzt auf der entgegengeſetzten Seite aus, und es ward als eine Philoſophiſche Wahrheit, die ſich beynahe Mathematiſch beweiſen ließ, feſtgeſetzt, daß keine ſolche Menſchengattung je exiſtirt hätz te, oder exiſtiren koͤnnte. Aber die Verſchie⸗ denheiten und Wiederſpruͤche der menſchlichen Sit— ten ſind zu zahlreich und auffallend, als daß es möglich. wäre, allgemeine Grundſaͤtze zu beſtim⸗ men, die man bey allen Gattungen von Menſchen anwenden koͤnnte; und es laͤßt ſich kaum eine Ausſchweifung denken, die nicht bey dieſen oder jenen zu finden waͤre. Die Reiſen unſrer letzten beruͤhmten Weltumſegler deren Glaubwuͤrdigkeit unbezweifelt iſt, haben der Welt ſchon bewieſen, daß die Wilden von Neuſeeland Menſchenfleiſch eſ— ſen: und ich kann das Publikum mit gleicher Ge⸗ wisheit verſichern, daß es gegenwaͤrtig auf der Inſel Sumatra von dem Volk der Battas und blos von ihnen gegeſſen wird. Ob dieſer abſcheu⸗ liche Gebrauch in alten Zeiten ausgebreiteter qe= weſen iſt, kann ich nicht beſtimmen. Aber eben die alten Schrifſteller die es von den Battas ev: zaͤhlen, und deren cen unrechtmaͤßig fuͤr

falſch

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falſch gehalten wurden, melden eben das von vielen andren oͤſtlichen Voͤlkern, und vornehm: lich von den Einwohnern der Inſel Java; welche ſeit der Zeit vermuthlich 4 geſittet geworden

find. 7 Die

7) Der Battas und ihrer Sitten geſchieht bey fol⸗ genden Schriftſtellern Erwaͤhnung. Nicoli di Con- ti der 1449 in Indien war, ſagt beym Ramuſio. „Die Einwohner von Sumatra ſind Heiden. Die Leute von Battach eſſen Menſchenfleiſch und gebrau⸗ chen die Schädel ihrer Feinde als Geld, und derjeni⸗ ge wird fuͤr den Vornehmſten gehalten wer die meh⸗ reifen aufzuweiſen hat.“ Odoardo Barbofa der 1510 ſchrieb. In Aru, welches nahe bey Batta liegt, eſſen fie Menſchenfleiſch.“ Beaulieu 1622. erzählt von den Battas, daß ſie eine Sprache reden die von dem Malapyiſchen verſchieden it, Abgoͤtter und Kanni⸗ balen wären, ihre Gefangenen niemals auslöfen, fon» dern fie mit Pfeſſer und Salz eſſen. Sie haben keine Religion, aber eine Art von Politiſcher Verfaſſung. De Barros 1558. Die Heiden zogen ſich vor den Malayen in die inneren Theile der Inſel zuruͤck. Die⸗ jenigen, welche in dem Malacca gegen uͤber liegenden Theile wohnen, werden Battas genannt. Sie eſſen Menſchenfleiſch, und find das wildeſte kriegeriſche Volk der. Inſel. Die, welche gen Süden wohnen, heißen Sotumas und find mehr gefittet. Kapitain Hamilton. Man ſagt, daß die Einwohner von Dell⸗ my (an einem Fluſſe der durch das Land Battas fließt) Menſchenfreſſer ſind. Vartomannus ſchreibt ſchreibt 1504, daß die Einwohner von Java Men⸗ ſchenfleiſch aßen, ehe ſie mit den Chineſern handel⸗ ten, welches wie die Leute ſagten etwa ſeit hundert Jahren war.

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Die Battas eſſen nicht Menfchenfleifch um den Hunger zu ſtillen, oder aus Mangel an en— dren Nahrungsmittem; eben fo wenig wird es, wie unter den Neuſeelaͤndern, als ein Leckerbifien geſucht. Sie eſſen es blos als eine Art von Cere— monie; um ihren Abſcheu gegen das Laſter, durch eine ſchmaͤhliche Strafe an den Tag zu legen, und als einen ſchrecklichen Beweis des Haſſes und der Verſpottung ihrer ungluͤcklichen Feinde. Die Ge— genſtaͤnde dieſer unmenſchlichen Mahlzeiten ſind im Kriege gemachte Gefangene; und Miſſethaͤter die großer Verbrechen uͤberwieſen find. Erſtere koͤnnen ausgeloͤſet oder umgetauſcht werden, und es wird zuweilen lange darauf gewartet; und die letzteren werden nur um das Leben gebracht, wenn ihre

Verwandten die gewoͤhnliche Geldſtrafe von acht—

zig Thalern nicht bezahlen koͤnnen. Sie werden von dem Volk des Stammes gerichtet, wo die That begangen ward, das Urtheil kann aber nicht eher vollzogen werden, bis ihr eigener Rajah oder Chef die Rechtmaͤßigkeit deſſelben beftätiget hat; dies geſchieht durch Ueberſendung eines Tuches, welches man dem Verbrecher über den Kopf brei⸗ tet, nebſt einer großen Schuͤſſel von Salz und Ci⸗ tronen. Der Ungluͤckliche wird denn an einen Pfahl gebunden; das verſammelte Volk wirft feis ne Lanzen nach ihm in einer gewiſſen Entfernung, und ſobald er toͤdtlich verwundet iſt laufen ſie wuͤ⸗ tend hin, ſchneiden Stuͤcke aus ſeinen Leibe mit ihren Meſſern, tauchen ſie in die Schuͤſſel mit

Salz

300

Salz und Citronenſaft: röften fie ein wenig uͤber einem Feuer das zu dem Zweck bereitet wird, und verzehren die Biſſen mit einem wilden Enthuſias⸗ mus. Zuweilen (vermuthlich nachdem ihre Rad: gier groß iſt) verzehren fie den ganzen Körper, und man hat Beyſpiele, daß ſie mit noch erhöhes ter Barbarey das Fleiſch mit den Zaͤhnen abgeriſ— ſen haben. So tief kann der Menſch fallen, wenn weder Religion noch Philoſophie ſeinen Weg er— leuchten. Alles was man vorbringen kann um den Greuel dieſer entſetzlichen Ceremonie zu mils dern, iſt, daß ſie nicht die Abſicht zu haben ſcheinen, die Qualen der Ungluͤcklichen Leidenden unnoͤthig zu verlängern: ihre ganze Wuth iſt ges gen den Koͤrper gerichtet; der zwar noch warm vom Ueberreſte des Lebens iſt, aber doch keinen Schmerz mehr empfindet.

In Abſicht auf das Verzehren ihrer Feinde die in der Schlacht fallen, habe ich verſchiedene Meinungen gehoͤrt. Einige Perſonen die ſich lan⸗ ge dort aufgehalten haben, und mit ihren Sitten gut bekannt ſind, verſichern, daß es nicht ge⸗ braͤuchlich ſey; da aber hingegen andere Beyſpiele genug anfuͤhren, wenn und wo von den Battas Kriegsgefangene aufgefreſſen worden, iſt es billig zu ſchlieſſen, daß es zuweilen, wenn gleich nicht gewoͤhnlich gethan wird. Man glaubte, daß Ra⸗ jah Neabin aus dieſer Abſicht ſo lange und eifrig um den Koͤrper des Herrn Nairne focht, einen wuͤrdigen und um die Indiſche Compagnie ſehr

ver⸗

301

verdienten Mann, der bey einem Angrif auf das Campong dieſes Chefs 1775 blieb.

Es iſt mir uͤber dieſen Punkt verſchiedentlich eingewandt worden, daß ich ſelbſt kein Augenzeuge eines Battafeſtes dieſer Art geweſen, und daß mein Zeugniß ſehr viel von ſeiner Staͤrke verliere, weil ich meine Nachrichten nur aus der zweyten, vielleicht gar dritten Hand bekommen habe. Al⸗ les was ich dagegen ſagen kann, iſt, daß ich den Umſtand ſelbſt für ganz wahr halte, und daß mei: ne Ueberzeugung aus folgenden Umſtaͤnden ent: ſtanden iſt. Erſtlich iſt es eine in der ganzen In⸗ ſel allgemein bekannte und nie bezweifelte Sache; Zweytens habe ich mit Eingebohrnen geſprochen, die die Wahrheit des Gebrauchs eingeſtanden, und ſich deſſen ſchaͤmten, ſobald fie ſich eine Zeit- lang unter geſittetern Menſchen aufgehalten hate ten. Drittens ſind drey meiner Bruͤder Chefs der Riederlaſſungen zu Natal und Tapanooly geweſen, welche täglichen Umgang mit Battas hatten, und alle haben mich verſichert die Sa⸗ che waͤre wahr. Dieſelben Verſicherungen habe ich von verſchiedenen andren Perſonen gehabt, die eben die und noch mehrere Gelegenheit hatten ſich zu belehren, und alle ihre Erzaͤhlungen ſtimmen im weſentlichen uͤberein. Herr Bradley Reſident zu Tapanooly, legte vor einigen Jahren einem Rajah eine Geldſtrafe auf, weil er einen Gefan⸗ genen zu nahe bey den Riederlaſſungen der Com⸗ pagnie verzehrt hatte. Herr Alexander Hall be⸗ rech⸗

302 a rechnete der Compagnie eine Summe die er einem Rajah des Landes gegeben hatte, um ihn zu be⸗ wegen einen Ungluͤcklichen zu ſchonen, den Herr Hall zum Opfer hatte zubereiten ſehen. Herr Karl Miller fagt in dem oben angefuͤhrten Tage: | buch. In dem Sappeou oder Haufe wo die Ra⸗ jahs Fremde empfangen, ſahen wir einen Mens ſchenſchaͤdel hängen, von welchem uns der Rajah erzaͤhlte, daß er dort als ein Siegeszeichen aufbe⸗ wahrt wuͤrde, und von einem Feinde waͤre, deſſ en Körper fie (nach der Gewohnheit der Battas) vor zwey Monaten verzehrt haͤtten.

Die Regierung des Landes iſt in den Hän- den vieler kleiner Chefs die Rajahs genannt wer⸗ den, und die ſelten von einer hoͤheren Gewalt ab⸗ haͤngen; dieſe verbinden ſich oft unter einander (vornehmlich die zu einem Stamme gehoͤren), zur gegenſeitigen Vertheidigung und Sicherheit gegen einen entfernten Feind. Sie ſind ſehr eiferſuͤch⸗ tig auf die zunehmende Gewalt dieſes oder jenen unter ihnen, und bey dem geringſten Vorwande entſteht ein Krieg. Das Anſehen verfchiedener. Campongs iſt aber ſehr ungleich, und muß natürz lich auch ſo ſeyn, da jeder der zehen oder zwoͤlf Mann und zwey, oder drey Gewehre zuſammen— bringen kann, die Unabhaͤngigkeit ſpielt, und kei⸗ nen Obern erkennt.

Die beyden Diſtrikte Ankola en Mandee⸗ ling ſcheinen dennoch eine Ausnahme gegen dieſen allgemeinen Mangel an Subordingtion zu ſevn,

da

303

da jeder einen eignen oberſten Rajoh hat, der uͤber alle Staͤmme geſetzt iſt. Sie beſitzen aber freylich nur einen Schatten von Gewalt, weil die mächtigen Vaſallen ihnen wenig Unterwuͤrfig— keit bezeigen, außer wenn es ihr Vortheil ers fordert. Die maͤchtigern Rajahs maßen ſich Gewalt uͤber das Leben ihrer Unterthanen an. Die Ein— ohner in allen Campongs find verpflichtet ihren Chef auf allen ſeinen Reiſen und Zuͤgen zu beglei— ten, und wenn einer ſich deſſen weigert, wird er gus der Gemeinſchaft verſtoſſen, und darf das Seinige nicht mitnehmen. Der Rajah verſieht fie während des Zuges mit Lebensmitteln, und giebt jedem der einen Feind toͤdtet eine Beloh— lung von zwey Beenchangs. (ungefähr vier Spas niſche Thaler). Wenn er ſeine Spielſchulden be— zahlt, beſtimmt er ſelbſt nach Gutduͤnken den Werth der Pferde und Büffel die er ſtatt Bezah⸗ lung giebt (den Geld wird nicht in dem Lande gebraucht), und feine Unterthanen muͤſſen es ſich gefallen laſſen fie nach feiner Schaͤtzung anzuneh— men. Sie ſind alle verbunden eine gewiſſe An⸗ zahl Tage in ſeinen Reisplantagen zu arbeiten. Außer dieſem giebt es noch eine Art von kleinern Dienſt, wegen Ländereien die einer von dem anz dren gepachtet hat Der Pachter iſt gehalten den Eigenthuͤmer uͤberall wo er ihn begegnet Achtung zu bezeigen, und jo oft er ihn mit feinen Veſuche beehrt gut zu bewirthen. Das Volk hat ein un: Forſters L. u. V. K. 3. Tb. U ein

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eingeſchraͤnktes Eigenthumsrecht über feine Guͤ ter. Es kann ſie verkaufen wenn es ihnen gut duͤnkt. Wenn einer Baͤume pflanzt und ſie ver⸗ läßt, kann der folgende Inhaber wohl die Fruͤch⸗ te derſelben verzehren, aber nicht die Bäume ver⸗ kaufen.

Die Einkuͤnfte des Chefs, beſtehen haupt⸗ ſaͤchlich in den Strafgeldern die bey gerichtlichen Streitigkeiten vorfallen, und die ſich der Naja ſelbſt zueignet; wie auch aus dem Ertrag aller Benzoe und Kampferbaͤume in dem ganzen Dis ſtrikt, die als das Eigenthum des Chefs betrach⸗ tet werden: auf letzteres wird aber nicht ſtrenge gehalten.

Wenn unter den Einwohnern von einerley Campong Streitigkeiten entſtehen, werden fie von. einer dazu beſtimmten Magiſtratsperſon unters ſucht und entſchieden, und man ſagt, daß von dieſem keine Appellation an den Rajah ſtatt fin det: fallen Uneinigkeiten zwiſchen Perſonen von verſchiedenen Campongs vor, ſo werden ſie in ei⸗ ner Zuſammenkunft der Rajahs beygelegt. Wird eine Anzahl Leute nach der Bay geſchickt, um Salz zu kaufen, oder andre Geſchaͤfte zu beſor⸗ gen, ſo werden ſie von einem Aufſeher degleitet, der uͤber ihre Auffuͤhrung wacht, und ſie zuweilen auf der Stelle beſtraft, wenn ſie ſich auf irgend eine Art vergehen, oder wiederſpaͤnſtig bezeigen. Dieſe Einrichtung erhält eine ſehr große Ordnung | und Ruhe.

Uns

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Ungeachtet die Bottas einen großen Hang zur Unabhängigkeit fühlen, und alle die ſich cinis ge Gewalt über ihre kleinen Geſellſchaften anma- ßen herzlich verachten, fo haben fie doch durch gaͤngig eine aberglaͤubiſche Ehrfurcht für den Sul— tan von Menangcabo. Dieſer mahommetaniſche Prinz iſt der maͤchtigſte auf der ganzen Inſel, und

ehedem beherſchte er ſie ganz. Seine ihm noch unterwuͤrſige Staaten liegen etwa in der Mitte derſelden, haben aber vermittelſt der großen Fluͤſſe Gemeinſchaft mit der weſtlichen Kuͤſte. Die ſogenannten ſumatriſcheu Könige von Acheen, nz drapur, Moco moco, Palembang und Jambee erkennen ihn fuͤr ihren Oberherrn, erlegen auch ihm zuweilen einiges Schutzgeld, und dezeigen ſeinen wirklichen oder vorgegebnen Verwandten und Abgeſandten, wenn ſie ſich unter ihnen ſehen laſſen, einen blinden Gehorſam: ſogar wenn er ſie beleidiget, oder ihr Leben bedroht wird, wieder— ſetzen ſie ſich nicht: denn ſie glauben, daß ihre Geſchaͤfte nie gut gehen, daß der Mehlthau ihre Erndten treffen, ihre Buͤffel ſterben und ſie un— ter einer Art von Bezauberung bleiben wuͤrden, wenn ſie dieſe heilige Abgeſandten erzuͤrnten. | Sie werden durch ſehr geringe Veranlaſſun⸗ gen zum Kriege gereitzt, und ihre Entſchluͤſſe wer— den eben ſo bald ausgefuͤhrt als gefaßt. Eigent⸗ lich iſt ihr ganzes Leben ein Beftändiger Krieg, und fie find entweder zum Angeif oder zur Ges genwehr fertig. Sobald ſie eine Unternehmung | u 2 ber

zu Grunde richten würde. - Selten wagen fie

Sie pflegen zuweilen um den Feind aufzuhalten,

ſen Gelegenheiten kann ſich ein Mann einen gan⸗

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beſchloſſen haben, wird der Anfang damit ge— macht, daß man blind in das feindliche Campong feuert, um der andren Parthie Trotz zu bieten. Sonach wird dem Feinde drey Tage Zeit gelaſſen um Friedensvorſchlaͤge zu thun; geſchieht dies aber nicht, oder die Vorſchloͤge find etwa nicht annehmlich, fo wird der Krieg, völlig deklarirt. Die Ceremonie blos mit Pulver zu ſchießen nen- nen fie „dem Feinde Rauch hintragen.“ In ih⸗ ren Kriegen die zuweilen zwey bis drey Jahre dauern, liefern ſie ſelten ein Treffen auf offe— nen Felde; da ein Verluſt von zehen oder zwoͤlf Mann auf jeder Seite beynahe beyde Partheien

auch einen öffentlichen Angriff auf ihre Doͤrfer; ſondern begnuͤgen ſich damit, daß ſie den einzel- nen Herumlaͤufern in den Waͤldern auflauern. Hier verbergen ſich zuweilen drey oder vier nes ben dem Fußſteige, und wenn ſie ihre Feinde ſe— hen, geben ſte Feuer und laufen ſogleich fort.

ſpitzige Pfaͤhle in die Erde zu ſchlagen. Bey dies.

zen Tag mit einer einzigen Kartoffel behelfen, welches ihnen einen großen Vortheil uͤber die Malayen giebt, mit denen ſie oft zu thun haben, und die beſſere Nahrung verlangen.

Si.e befeſtigen ihre Campongs oder Flecken mit großen Erdwaͤllen, die auf der Hälfte der Anz hoͤhe mit Strauchwerk bepflanzet ſind. Außer⸗ | 0 halb

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halb dem Wall iſt ein Graben, uud an jeder Seite deſſelben eine hohe Paliſade von Kampfer— holz, weiter hin iſt eine undurchdringliche Hecke von dem ſtachlichten Bamboo, der, ſo bald er ſeinen gehoͤrigen Wachsthum erreicht hat erſtau— nend dicht wird, und allen Anſchein einer Stadt verſteckt. Außer allen dieſen Befeſtigungen mer: den noch ſcharfe ſpitze Pfaͤhle an allen Seiten hin— gepflanzt, die die Annäherung einen beynahe mas ckenden Feinde ſehr gefährlich machen. An jeder Ecke der Feſtung wird ſtatt eines Thurms ein ho⸗ her Baum geſetzt, auf welchen ſie klettern, um zu kundſchaften oder zu feuern. Sie bleiben un- gern blos zur Vertheidigung in ihren Campongs, und laſſen daher gewohnlich nur einige zur Bez ſchuͤtzung zuruͤck, indeſſen fie in die Ebene vorrüs cken, wo fie leichte Bruſtwehren und Retranche— mens aufwerfen. Sie werden nie Handgemein, ſondern bleiben in einer ſichern Entfernung, ſel— ten naͤher als einen Flintenſchuß; ausgenommen wenn ſie uͤberraͤſcht werden.

Ihre Standarte im Kriege iſt ein Pferde— kopf an dem eine lange Maͤhne oder Schweif von Pferdehaaren herunter haͤngt. Ihre Waffen be— ſtehen in einer Flinte die mit einer Lunte ange— zuͤndet wird, Lanzen von Bamboorohr, und ei— nem kleinen Seitengewehr wie ein Degen oder großes Meſſer. Sie tragen keinen Dolch oder Kris wie die Malayen. Ihre Ammunitionska— ſten ſind mit vielen kleinen hoͤlzernen Buͤchſen ver⸗

ſehen, 0

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ſehen, von welchen jedes einen Schuß enthält, und in dieſen verwahren ſie auch ihre Lunten, und kleine Ranjows oder ſcharfe Stecken; die größeren werden in einem Gelenke des Bamboos getragen, welches wie ein Köcher über die Schule ter geworfen wird. Sie haben ſehr kuͤnſtlich ges ſchnitzte und verzierte Maſchienen, um ihre Ku⸗ geln zu bewahren, und noch andre von einer ganz ungewoͤhnlichen Geſtalt, fuͤr ihren Vorrath von Schießpulver. Dieſes letztere bereiten fie ſelbſt, und erhalten den Salpeter von Ziegenkoth. Ihre Flinten bekommen ſie durch Kaufleute, die ſie ih⸗ nen aus Menangcabo bringen, wo ſie verfertiget werden. Ihre Seitengewehr machen fie ſelbſt. Die Kuͤſtenbewohner vertauſchen ihren Weih⸗ rauch und Kampfer gegen Eiſen, Stahl, Meſ—⸗ ſingdraht und Salz; von letzterem nehmen ſie in der Bay von Tappandoly jaͤhrlich hunderttauſend Gallons 8) oder Bamboos. Die Artikel vers kaufen ſie wieder an die Einwohner der inneren Theile, gegen die Produkte und Manufakturwaa⸗ ren des Landes, hauptſächlich Baumwollene Zeu⸗ ge von denen wenig eingefuͤhrt wird. Einige tragen um den Kopf einen Streif fremdes blaues Tuch und einige wenige haben Ladjoos, oder Oberkleider von Ziz; im Ganzen aber iſt der Abs ſatz der Waaren in der Bay ſehr geringe. Ein großer Handel wird von Natal aus nach der nah⸗ gele⸗

8) Eine Gallon enthält a2 Dunst Mön ner deut⸗ | ſchen Maßes.

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gelegenen Inſel Neas, getrieben. Sie erhalten von dort Reis un) Sklaven, und von letzteren bis auf vierhundert und funfzig jaͤhrlich, außerdem aber noch ungefaͤhr hundert und funfzig die nach den noͤrdlichen Gegenden gehen. Auch rechnet man, daß nicht weniger als zweyhundert dieſer ungluͤcklichen Schlachtopfer auf der Menſchen⸗ jagd, wo ſie ihre Freiheit verlieren, umkommen, welches zuſammen genommen eine fehr anfehnliz che Anzahl für ein fo kleines unbedeutendes, und ſonſt kaum dem Namen nach bekanntes Eiland ift, Die Einwohner von Neas find klein von Perſon; und ſehr blond, vornehmlich die Weiber, von des nen viele nach Batavia geſchickt werden. Eine große Anzahl von beyden Geſchlechtern ſind aber mit einer Art von Ausſatz behaftet, welcher de; ganzen Leib mit weißen Schuppen bedeckt; ihre Ohren ſind auch auf eine ſo unnatuͤrliche Art aus— gezerrt, daß fie bis auf die Schultern herabhan— gen, die Käufer der Weiber helfen dieſem Uebel— ſtand aber gewoͤhnlich ab, und verſchneiden die Ohren bis zu einer maͤßigen Groͤße. Sie ſind ſehr geſchickt in allen Handarbeiten und koͤnnen ſogar ſehr kuͤnſtlich durch Schroͤpfen zur Ader lafs ſen, beynahe auf eben die Art als bey uns uͤb⸗

lich iſt. | Unter den Einwohnern von Sumatra hin- gegen, wird nie in einer ſo nuͤtzlichen Abſicht, Blut vergoſſen. Sie haben in ihrer Sprache und Sit⸗ ten mit den Battas viel Aehnlichkeit, ſind aber in eini⸗

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einigen Hauptpunkten ſehr verſchieden. Ihre

vornehmſte Speiſe iſt Schweinefleiſch, und die

Chefs pflegen ihre Häufer mit den Kinbacken der Schweine, ſo wohl als mit den Schaͤdeln ihrer erſchlagenen Feinde zu ſchmuͤcken. Sie ſind rach- gierig von Natur, und man haͤlt es fuͤr gefaͤhr⸗ lich ſie zu Hausarbeiten zu gebrauchen. Dieſen

Fehler ihres Charakters aber werden die Philoſo—

phen leicht bey einem freyen Volk entſchuldigen,

das man mit Gewalt feinem Vaterlande und feis

nen Verbindungen entreißt.

Da die Battas ſich keines Geldes bedienen, f

wird der Werth einer jeder Sache nach verſchie— denen Waaren beſtimmt. Im Handel mit Frem⸗ den rechnen fie nach Tampang oder Kuchen von

Weihrauch; unter ſich ſelbſt aber gewoͤhnlich nach

Buͤffeln; zuweilen werden auch Meßingdrath oder

Glaskorallen als Scheidemuͤnze gebraucht. Ein

Gallon oder Rolle Meßingdrath iſt ungefaͤhr ſo viel als ein Thaler. Zu ganz kleinen Bezahlun⸗ gen brauchen ſie Salz, und hier gilt ein Maaß von ungefaͤhr zwey Pfund Saloop genannt, etwa

zwey Groſchen; ein kleineres Maaß (Ballee) iſt

vier Pfennige werth.

Zur groͤßeren Bequemlichkeit des Handels, ſind quer durch das Land hinter Tappanooly dem vornehmſten Handelsplatz, vier Stationen feſtge— ſetzt, wo alle vier Tage das ganze Jahr durch ein Öffentlicher. Markt gehalten wird; der einen Tag dauert. Die Leute in dem Diſrikt der vierten

Sta⸗

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Station, verſammeln ſich mit ihren Waaren an dem beſtimmten Ort; und hier kommen die von dem dritten Diſtrikte hin, und kaufen von ihnen. Auf gleiche Weiſe handeln die dritten mit den zweyten, und die zweyten mit den erſten, die den Europäern und Malayen wieder an ihrem Markt⸗ tage die eingehandelten Waaren verkaufen. Bey dieſen Gelegenheiten ruhen alle Uneinigkeiten. Je— der der eine Flinte beſitzt, trägt einen grünen Zweig in der Muͤndung derſelben, zum Zeichen des Friedens, 9) und wenn er auf den Markt kommt, folgt er dem Beyſpiel des Aufſehers, und ſchießt ſein Gewehr in einem Haufen Erde ab, wenn er aber weggeht ſucht er ſeine Kugel wieder. Es iſt nur ein Haus an dem Ort wo der Markt gehalten wird, und dies iſt zum Behuf des Spiels. Der Platz iſt mit geraden Reihen Obſtbaͤumen bes pflanzt, die ſtatt der Buden dienen, und eine von dieſen Alleen iſt blos fuͤr die Weiber beſtimmt. Dieſe Maͤrkte welche die Malayen Onan nennen, ſind nicht allein bey den Battas eingefuͤhrt; doch werden in andern Theilen von Sumatra nicht die: ſelben Formalitäten dabey beobachtet. N

Von

9) Die an der Muͤndung mit Roſen, Nelken und ans dern Blumen gezierten Buͤchſen, der zum Scheiben- ſchieſſen ausziehenden deutſchen Bürger unterſchieden ſich vielleicht in den Anfängen dieſer Bürgerlichen Luſtbarkeit eben dadurch, von der zum Krieg und Streit ausmarſchirenden buͤrgerlichen aßili.

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Von ihrer Religion, kann man kaum mit Gewisheit ſagen, daß ſie eine haͤtten. Doch ha⸗ ben ſie noch mehr Ceremonien als die Leute von Rejang oder Paſſummah; und es giebt eine Klaf ſe von Menſchen unter ihnen, die man Prieſter nennen koͤnnte, da ſie das Amt haben die Todten zu begraben, und ungluͤckliche oder gluͤckliche Ta- ge zu weiſſagen, welche die Battas ſehr genau beobachten. Einer von dieſen Maͤnnern befindet ſich in jedem Campong. Sie haben einigen Ber griff von einem maͤchtigen Weſen, welches guͤtig geſinnt iſt, und einem andren, daß den Menſchen Boͤſes zufuͤgt; aber ſie bezeigen keinen von bey⸗ den eine Art von Anbetung, und ſcheinen keine Hofnung oder Furcht eines zukuͤnftigen Zuſtandes zu haben. Man ſagt, ſie haben einen Namen für das erſtere Weſen den fie auszuſprechen fuͤrch— ten, Herr Marsden glaubt aber, daß es das Wort Daibattah ſey (wie er aus einer andren Quelle erfahren hat,) welches mit der allgemei⸗ Benennung der Gottheit im ganzen Oſten uͤber⸗ einkoͤmmt. 10) Den boͤſen Geiſt nennen ſie Mur⸗ giſo. Die einzigen Gebraͤuche die eine Verbin— dung mit der Religion zu haben ſcheinen, finden

ſich

10) Das hoͤchſte Weſen, was die Battas Daibattah nennen, führt bey den Malayen den Namen Allah⸗ tallah, bey den Einwohnern von Acheen Allah, den Rejangs einem andern ſumatriſchen Volk Oolah⸗ tallo, und den Einwohnern von Lampoon, Alle: talla.

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ſich bey ihren Eidesleiſtungen, bey ihren Weiſſa⸗ gungen und Begraͤbniſſen. Ein Menſch der eis nes Verbrechens beſchuldiget wird, und feine Uns ſchuld behauptet, wird in einigen Faͤllen losge⸗ ſprochen, wenn er einen feyerlichen Eyd ablegt, zuweilen aber muß er eine Art von Feuerprobe aushalten. Es giebt verſchiedene Arten einen Eyd abzulegen, gewoͤhnlich wird bey dieſer Gelegen—⸗ heit ein Hahn geſchlachtet. Der Veklagte nimmt alsdenn ein wenig Reis in den Mund, und wuͤnſcht, daß es Stein werden moͤge, wenn er des beſagten Verbrechens ſchuldig iſt; oder er haͤlt eine Flintenkugel empor, und wuͤnſcht, daß er in dieſen Falle erſchoſſen werden moͤge. Bey wichtigern Veranlaſſungen, ſetzen ſie ein kleines blechernes oder bieyernes Bild mitten in eine Schuͤſſel voll Reis rund um welche Flintenkugeln liegen. Neben dieſer kniet der Beklagte, und betet daß ſeine Erndte fehlſchlagen, ſein Vieh ſter⸗ beu, und er nie Salz genießen moͤge (welches ſie vermuthlich als etwas zum Leben unentbehrliches anſehen) wenn er nicht die Wahrheit ſagt. Dieſe blechernen Figuren koͤnnen vielleicht Gegenſtaͤnde eines Abgoͤttiſchen Dienſtes ſeyn, Here Marsden hat aber nie erfahren, daß man ihnen irgend eine Art von Anbetung bey andren Gelegenheiten be— zeigt hatte. Wie die Heiligen: Reliquien werden ſie blos gebraucht um dem Eyde ein geheimniß⸗ volleres und feyerlicheres Anſehn zu geben. Sie haben auch geſchnitzte Abbildungen eines Pferde⸗ | kopfes

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kopfes die die Europäer gewoͤhnlich Battagoͤtzen

nennen, aber weiter nichts find als die vorer⸗ waͤhnten Standarten.

Ehe ſie in den Krieg ziehen, ſchlachten ſie einen Büffel oder ein ganz weißes Huhn, und

weiſſagen aus der Bewegung der Eingeweide den

guten oder uͤblen Ausgang ihres Vorhabens. Der Prieſter der dieſe Ceremonie verrichtet, muͤßte

eigentlich unfehlbar ſeyn, denn wenn der Er-

folg ſeinen Prophezeyungen wiederſpricht, koſtet ihm ſein Mangel an Geſchicklichkeit zuweilen das Leben. b a Wenn ein Rajah oder andre Standesperſon ſtirbt, dauert das Begraäbniß zuweilen einige Mo—

nate; das heißt, die Leiche bleibt fo lange unbe-

graben, bis alle benachbarte und entfernte Ra—

jahs; und in gewoͤhnlichen Faͤllen alle Verwandte

und Glaͤubiger des Verſtorbenen, ſich verſammeln koͤnnen, um die Beerdigung mit gehoͤriger Wuͤr— de zu feyern. Zuweilen kommt die Saat- oder Erndtezeit dazwiſchen, und dieſe nothwendigen Geſchaͤfte muͤſſen erſt beſorgt werden, ehe man zur Ceremonie ſchreiten kann. Die Leiche wird mittlerweile in einem Sarg aus einem ausgehoͤhl⸗ ten Amoubaum gelegt, und gut mit Harz bederkt. Demungeachtet wird noch eine Bambooroͤhre an dem untern Theil des Sarges angebracht, die von dort in die Erde geht, und dazu dient alle Faͤul⸗ niß abzufuͤhren, ſo daß eigentlich nichts als die Knochen bleiben.

So⸗

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Sobald das Volk verfammelt ift, wird der Sarg herausgebracht, und an einem freyen Platz hingeſtellt. Jede von den ankommenden Wei— bern bringt einen Korb mit Reis, und ſetzt ihn neben der Leiche; ſie tanzen darauf um dieſelbe und beluſtigen ſich bis ihr Vorrath von Speiſen verzehrt iſt, denn es werden auch zu gleicher Zeit ein oder mehrere Büffel oder Pferde geſchlachtet und geſpeiſet. Denn nimmt der Prieſter (deſſen Leib mit allerley Figuren von Vögeln und Thies ren tatovirt und mit verſchiedenen Farben be— mahlt iſt) ein Stuͤck Buͤffelfleiſch, ſchwingt es herum, wirft ſich dabey mit großer Heftigkeit in viele ſonderbare und verdrehte Stellungen, und verzehrt den Biſſen mit vieler Gierigkeit. Nach— her ſchlachtet er ein Huhn uͤber dem todten Koͤr— per und laͤßt das Blut auf dem Sarg laufen; denn nimmt er einen Beſen aus den Fibern der Kokosnuß gemacht, und feget damit wuͤtend um ſich her, als wenn er einen boͤſen Geiſt vertreiben wollte. Unterdeſſen kommen auf einmal vier das zu beſtimmte Maͤnner, nehmen den Sarg auf und laufen geſchwinde damit fort, als wenn ſie den böfen Geiſt entrinnen wollten, waͤhrend deſſen der Prieſter immer hinter ihnen her fegt. Der Sarg wird denn drey oder vier Fuß tief in die Erde geſenkt, die um das Grab herum aufgeſchuͤttet wird; ein Schuppen wird daruͤber gebaut, und die Hoͤrner der geſchlachteten Buͤffel werden an die Pfoſten genagelt, und jeder begiebt ſich nach Hauſe. Die

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Die Nation der Battas hat ihren urſpruͤng⸗ |

lichen Charakter und ihre Sitten unveraͤnderter

beybehalten, als alle wenigſtens don den Nörds |

lichen Einwohnern der Inſel gethan haben. Hie— zu koͤnnen verſchiedene Urſachen beygetragen bez

ben. Erſtlich ihre Entfernung von der Seekuͤſte |

und gaͤnzliche Unerfahrenheit in der Schifffarth. Zweytens weil es in ihrem Lande (ausgenommen in den aller ſuͤdlichſten Ende) kein Gold giebt, welches raubbegierige Eroberer oder Koloniſten reisen koͤnnte. Hiezu kann man noch die Form der Regierung die unter viele kleine Chefs zer⸗ theilt iſt, rechnen; die die Annahme neuer Mey⸗ nungen und Gebraͤuche wenig beguͤnſtiget, wel⸗ ches eher geſchieht wo ein ganzes Volk ſich nach den Willen eines einzigen richtet, und ſeinen Bey⸗ ſpielen folget, und endlich iſt es nicht unglaublich, daß durch den Ruf von der Wildheit der Einwoh⸗

ner, die durch ihr Menſchenfreſſen fo ſehr ver-

mehrt wurde, der Bekehrungsgeiſt der mahommet⸗ taniſchen Religtongeiferer, welche Sitten und Ge: brauche bey den oͤſtlichen Inſulanern fo man⸗ nichfaltig umgeaͤndert haben, vieleicht gedaͤmpft worden.

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