Andreae,E. Über abnorme Wurzelanschwellungen bei Ailanthus glandulosa 1894, ke As kul. bayer. Friedrich-Alexanders- Universität zu Erlangen Über obnorme Wurzelanschwallungen Be Ailantkus glandulosa. Inaugural-Dissertation Zur i Erlangung der philosophischen Doktorwürde vorgelegt der hohen philosophischen Fakultät der von Ernst Andreae ER aus Heidenheim a/H. = | “ n20 198l ——— eh S Erlangen. K. b. Hofbuchdruckerei von Aug. Vollrath. “ 1894. 28 : 4 15 Nionaı musEtTT J | I Vorliegende Arbeit: wurde im bots der Universität Erlangen unter Leitun 18 vom Verfasser. Die Wurzelanschwellungen bei Phanerogamen waren in den letzten Jahrzehnten vielfach Gegenstand sorg- fältiger und eingehender Untersuchungen. Sie wurden insbesondere mit erhöhter Aufmerksamkeit verfolgt und ‚beachtet, nachdem durch die bahnbrechenden Arbeiten Woronins!), Schindlers?), Franks?°) u.a. die bio- logische Bedeutung von vielen abnormen Knollen-. bildungen einerseits klar gelegt, anderseits aber auch über Natur und Genese einiger epidemischer Pflanzen- krankheiten, die sich in Wurzelmissbildungen kund gaben, Licht verbreitet und damit einer erfolgreichen Prophylaxis die wissenschaftliche Basis gegeben wurde. Es sei hier nur an die Arbeit Woronins erinnert über die Entstehung der Kohlhernie, dann an Unter- suchungen Franks und Brunchorsts über die Wurzel- anschwellungen der Leguminosen, bei Alnus, den Elaeagnaceen*) etc., die nach beiden Richtungen hin epochemachend wirkten und Veranlassung gaben, alle ähnlichen Erscheinungen mit grösserer Aufmerk- samkeit als bisher zu beachten und zu durchforschen. ‘) Woronin. Plasmodiophora brassicae, Pringsheims Jahrb. der wiss. Bot. 1878, Bd. XII S. 548. ?) Schindler. Über die biolog. Bedeutung der Wurzel- knollen bei den Papilionaceen. Journal f. Landw., Bd. XXXIV S. 325. 2) Frank. Über die Pilzsymbiose der Leguminosen. Landw. Jahrbücher 1890. *#) Brunchorst. Über einige Wurzelanschwellungen, insbes. bei Alnus und den Elaeagnaceen. Unt. im bot. Inst. Tübingen, 1885—83 S. 151. Sn Bei Umgrabungen im botanischen Garten zu Erlangen wurden wiederholt an den Wurzeln von Ailanthus glandu- losa, des bekannten chinesischen Zierbaumes aus der Familie der $Simarubeen, knollige Anschwellungen beobachtet, welche durch ihre sehr beträchtliche Aus- dehnung den Eindruck einer krankhaften Wucherung machten. | u Herr Professor Reess, der Direktor des botanischen Gartens, liess das Material sammeln und hatte die Güte, mir dasselbe zu spezieller Untersuchung und Charakteri- sierung zu überlassen. An kräftiger Nebenwurzel von etwa 10 mm Durch- messer befand sich eine grössere Anzahl unregelmässiger knolliger Auswüchse von 5 bis 40 mm Dm. Sie sassen zum teil mit verjüngter Basis dem Wurzelcylinder direkt auf, zum teil waren sie auch zu dreien und mehreren unter sich verwachsen, ohne einheitliche, bestimmte Richtung und Folge. | Die einzelnen Knollen zeigten eine unregelmässig rauhe, meist mit Höckern, mit kleinen runden Knöllchen und mit rissigen Warzen bedeckte Oberfläche. Das Ganze hatte annähernd die Form einer Traube. (Fig. 1.) Hervorzuheben ist noch, dass sich in unmittelbarer Nähe der grösseren Anschwellungen ein kräftiger Wurzel- spross (Wurzelschössling) befand, welcher unter voll- . ständiger Verschränkung aus dem Wurzeleylinder sich entwickelt hatte. Erneute von mir veranlasste Nachgrabungen ergaben nur geringeres Material mit kleineren Anschwellungen; doch fand sich auch hier wieder der charakteristische Wurzeltrieb mit totaler, 1!/,facher Verschränkung vor. Eine auffallende Erscheinung trat des Ferneren an einer kleinen Nebenwurzel zu Tage. Neben zahl- reichen kleinen zerstreuten Knollenanlagen zeigte der Wurzeleylinder an einer Stelle eine schwache Verdiekung und war an dieser verdickten Stelle auf eine Länge von N ae etwa 4 cm dicht bedeckt mit zahllosen Neben- würzelchen, die alle gleiches Ansehen, gleichen Durchmesser hatten und auch annähernd gleiches Alter verrieten. Sie waren unter sich dicht verschlungen, ineinander gekrümmt, auch teilweise verwachsen, so dass das Ganze das Ansehen einer von einem groben Pilz- mycel dieht umflochtenen Wurzel erhielt. Dieser Fall blieb ein vereinzelter; ich konnte wenigstens weder am ersten Material noch bei späteren Nachforschungen eine Wiederholung oder weitere Ver- breitung wahrnehmen. Es stellt sich nun die Frage: Sind die vorliegenden Erscheinungen abnormer Wurzelbildung auf parasitäre Influenzen zurückzuführen und jenen Eingangs erwähnten phytopathologischen Erscheinungen im engeren Sinne des Wortes zuzuzählen, oder haben wir es hier mit einer Abnormität, mit einer Wucherung zu thun, die, rein vegetativer Natur, anderen Einflüssen, mechanischen Hemmnissen, Störungen in den Ernährungsfunktionen etec. ihre Entstehung verdankt? Die eingehende mikroskopische Untersuchung, die Feststellung der anatomischen Struktur der Wurzel- knollen in den verschiedenen Entwicklungs- stadien einerseits, die sorgfältige Prüfung aller ev. vor- handenen Pilzelemente auf ihren Charakter, ihre Ver- breitung und ihren Einfluss auf Entstehung und Ent- wicklung der Anschwellungen andererseits, vermögen die Antwort zu geben. "A. Anatomie. Die Wurzel von Ailanthus glandulosa zeigt im allgemeinen den normalen Typus der Dikotylen- Wurzel. Sie ist polyarch; die Siebgruppen sind dem axillären Xylemkörper, welcher kein centrales Mark frei lässt, angelagert in der den einzelnen radialen Gefässstrahlen entsprechenden Weise. Zwischen Periblem und Periderm liegt ein bald mehr, bald weniger geschlossener Ring parenchymatischer Sklerenchymzellen. Zu erwähnen ist als anatomische Abweichung, ee das Strahlenparenchym (die Markstrahlen) ab und zu eine sehr bedeutende Verbreiterung erfahren hat und dann meist in Form eines sich nach aussen verbreiternden Keiles über den sonst regelmässigen Pleromeylinder hinausragt. Diese Erscheinung, die auch anderweitig schon beobachtet worden, zeigt Ailanthus in ausser- gewöhnlich schöner Entwicklee (Fig. 2.) Es treten diese abnormen Markstrahlenentwicklungen immer auf, wo neue Wurzelanlagen sich differenzieren und stehen mit diesen in ursächlichem Zusammenhang, Die Adventivwurzel nimmt ihren Ausgang von dem Pericambium, das dem verbreiterten Markstrahl angrenzt und sitzt somit diesem seitlich auf. (Fig. 3.) Die ausser- gewöhnliche Entwicklung des Strahlenparenchyms be- schränkt sich jedoch nicht auf die einer Nebenwurzel- anlage nächstgelegenen Zellgruppen, sondern beginnt eine bedeutende Strecke vor Anlage derselben und setzt _ sich nach derselben eine gleiche Strecke fort, so dass man bei einer Serie von Querschnitten selten eine Stelle a findet, wo diese Verbreiterungen ganz fehlen. Es ergibt sich dies klar aus dem Längsschnitt. Während Sorauer und Frank!) abnorme Mark- strahlenentwicklung als eine der wesentlichsten Ursachen der Maserbildung hinstellen, ohne auf die Beziehungen derselben zu der Neuanlage von Adventivwurzeln irgend- wie Gewicht zu legen, geht Hartig?) direkt von dem Standpunkte aus, dass Nebenwurzeln nur aus vor- gebildeten metamorphosierten Markstrahlen ihren Aus- gang nehmen. Diese Folgerung ist zu weitgehend. Die Funktion der Markstrahlen ist bei der Anlage von Neben- wurzeln von sekundärer Bedeutung; es gehen derselben, speziell bei Ailanthus, nicht ausnahmslos Markstrahl- verbreiterungen voraus. In dem vorliegenden Falle gehen zudem die Verbreiterungen sowohl in Bezug auf Umfang als Ausdehnung weit über die von Hartig beschriebe- nen ähnlich scheinenden Verhältnisse hinaus, so dass sie nicht mehr als identisch mit denselben betrachtet werden können. Die ersten Anlagen von Wurzelknöllchen unter- scheiden sich äusserlich von den ersten sichtbaren An- lagen normaler Nebenwurzel durch ihre verbreiterte Basis und ihre unregelmässige, meist mit kleinen Höckern und Warzen bedeckte Oberfläche. Ich habe eine grössere Anzahl solch junger Knollenanlagen und die Ausgangs- punkte ihrer Entwicklung einer eingehenden Untersuchung unterworfen, um über die anatomische Struktur der- selben, speziell aber über die Übergänge von normalem Gewebe in deformiertes einen Einblick zu gewinnen. Es sollen im Folgenden die öfters wiederkehrenden Er- scheinungen, die eine gewisse typische Berechtigung beanspruchen können, eine Besprechung erfahren. Sie ') Sorauer, dieKrankheiten der Pflanzen, Bd. I. —- Frank, Pflanzenkrankheiten S. 126. ”) Hartig, Anatomie 8. 247, Bee. lassen sich in zwei Grüppen scheiden: In die Knollen- anlagen, die in direkter Beziehung stehen zu einer jungen Adventivwurzel und in solche, die einer inter- mediären exogenen Differenzierung und Wucherung ihre Entstehung verdanken. Es mag dabei vorausgeschickt werden, dass mit Ausnahme der jüngsten Stadien bei allen sich eine Neigung zur Maserbildung, die ersten charakteristischen Übergänge zu derselben, feststellen liessen. 1. Übergang zur Knollenbildung durch le. > der Markstrahlen. (Fig. 4.) Diese bei den Anschwellungen der Ailanthuswurzel häufig beobachtete Erscheinung ist dadurch anatomisch charakterisiert, dass die ausserordentliche Entwicklung einer Gruppe von Markstrahlen sich überträgt auf die an derselben Stelle entsprungenen Nebenwurzeln. Die Basis derselben verbreitert sich mehr und mehr und be- rührt schliesslich ein sehr bedeutendes Segment des Pleromcylinders, von welchem dann naturgemäss. eine reichere Zufuhr von Nährstoffen stattfindet, welche eine hypertrophische Entwicklung des jungen Organes bedingt. Nach kurzer Streckung ist die Breite der Nebenwurzel, wie auf dem Längsschnitt Fig. 4 ersichtlich, so beträcht- lich geworden, dass sie dem Umfang der Mutterwurzel nicht mehr entspricht. Durch die weitere lebhafte Streckung sind Reste der Markstrahlen von den primären Gefässen und Holzfasern der Nebenwurzel umschlossen und mitgeführt worden und bilden nun bei a Fig. 4 die ersten Masermaschen. Wenn Frank und nach ihm Sorauer u. a. von einer Maserbildung durch Verbreiterung und allgemein lebhafterer Entwicklung der Markstrahlen sprechen, so handelt es sich bei ihnen um eine ganz andere als die hier besprochene Erscheinung. Es handelt sich dort um rn eine Beengung und Verschiebung der seitlich mit den Markstrahlen gebildeten prosenchymatischen Elemente, nicht, wie hier, um eine Folge biologischer Funktionen, die Vermittlung der wandernden Nähr- stoffe zwischen den Gefässen und dem Cambium und somit auch zwischen den primär gebildeten Anlagen einer jungen Nebenwurzel, welche dann, wie schon hervor- gehoben, durch die allzureiche Ernährung zu einer un- regelmässigen Entwicklung und damit auch zu Maser- bildung gelangen kann. E 2. Übergang zur Knollenbildung durch Krümmung. (Fig. 5.) Das charakteristische Bild über die Beziehungen einer deformierten Nebenwurzel zu der Hauptwurzel ergibt sich teils in Querschnitten, wie im ersterwähnten Falle, teils in radialen Längsschnitten, durch Wurzel und Knöllehen zugleich, sofern nämlich die Initialen hiezu von der rechtwinkligen Wachstumsrichtung eine sehr bedeutende Abweichung erfahren haben. Wir nehmen eine schwache Vergrösserung, um ein vollständiges über- sichtliches Bild zu erhalten. (Fig. 5.) Wir sehen, dass‘ das Plerom der Seitenwurzel sich zu einem Kreise ge- krümmt hat, der fast vollständig geschlossen erscheint; die primären Gefässe, die bei der schwachen Ver- grösserung als dunkle Streifen hervortreten, haben sich in regelmässiger Folge der veränderten Wachstumsrichtung angeschlossen und nur einzelne sich in abweichender Richtung differenziert. Diese wachsen in den vom Plerom- eylinder umschlossenen Kreis hinein. An der Basis der Seitenwurzel, am Ausgangspunkt, haben sich an entgegen- gesetzten Stellen zwei neue selbständige Vegetationspunkte gebildet, welehe in ihrer Wachstumsrichtung divergieren und so eines der häufig auftretenden Nebenknöllchen zu bilden im Begriffe sind. (Fig. 5 c.) In der Achselhöhle der gekrümmten Nebenwurzel sind einzelne Teile der primären Rinde noch deutlich erkennbar; dieselben ragen Ind Te in das sekundäre Rindenparenchym hinein, das an dieser Stelle zugleich mit dem älteren Gewebe eine Zerreissung erfahren hat. Wenn wir uns nun vergegenwärtigen, dass del Cambium, dem durch erweiterte Markstrahlen reichlich Nahrung zugeführt wird, seine 'Thätigkeit lebhaft fort- setzt, so wird klar, dass in vorliegendem Falle an Stelle einer normalen Nebenwurzel ein kugeliger rissiger Körper entstehen muss, in dessem Gewebe noch ausserdem durch die weitere Entwicklung der anliegenden jüngsten Vegetationsgruppe c die tiefgehendste Verschiebung Platz greifen wird. Es muss jedes weitere Wachstum, ins- besondere jede weitere Differenzierung von prosenchy- matischen Elementen zur Maserbildung führen. 3. Übergang zu Knollen- und Maserbildungen durch Torsionen. Es ist bekannt, dass Torsionen und Verschlingungen - häufig abnorme Anschwellungen und zugleich maserige Struktur bedingen. Bei Ailanthus begegnen wir zwei Arten von Torsionen, bezüglich des vorliegenden Materials, die näheres aiatormdhe IR; Interesse beanspruchen: Äussere, bei denen der gesamte Seitentrieb in Mitleidenschaft ge- zogen ist, und innere, bei denen nur das centrale, langgestreckte Gewebe, der Pleromeylinder beteiligt ist, während die äussere Struktur keine Spur von Krümmung oder Torsion aufweist. (Fig. 6.) Wir sehen, dass in letzterem Falle die peripherischen Schichten regelmässig entwickelt sind, in all den Teilen, die dem Ausgangs- punkt der Nebenwurzel zunächst liegen, während gerade an dieser Stelle der Xylemkörper, speziell die primär gebildeten Gefässe an der Toorsion ausschliesslich beteiligt sind. Es stehen an diesem Punkte die parenchymatischen. Gewebe noch in regelmässiger Beziehung zu den pro- senchymatischen; im weiteren Verlauf der Entwicklung aber, nach der Rückkehr in die normale Richtung der Längsachse werden einzelne parenchymatische Zell- Bis: gruppen von Gefässen und Holzfasern eingeschlossen und bilden so die ersten Masermaschen. Der Vegetations- punkt zeigt nicht mehr die gewöhnliche Verjüngung sondern eine wesentliche Verbreiterung und lässt bei lebhafter einseitiger Entwicklung einzelner Teile die aus- geprägt maserige Struktur klar hervortreten. Die Ursache dieser inneren Torsion ist schwer festzustellen. Eine mechanische Hemmung in der nor- malen Wachstumsrichtung erscheint durch die Lagerungs- verhältnisse der ganzen Wurzel als ausgeschlossen. Eine Erklärung wäre folgende: Tritt während der Anlage einer Seitenwurzel in der Mutterwurzel eine Verschiebung der natürlichen Spannungskräfte ein, indem z.B. nächst- _ liegende Teile plötzlich auf sterilen Sand oder übermässig reichen und feuchten Nährboden stossen, so kann die Basis der Nebenwurzel, während sie in der Periode der Streekung sich befindet und die ersten Gefässe sich differenzieren, eine ungleichmässige einseitige Er- nährung erfahren, welche bedingt, dass einzelne Glieder eine stärkere Streckung erleiden; diese werden sich, von zwei Kräften beeinflusst, da sie noch im Zellverbande mit den nächstangrenzenden Teilen stehen — über diese in Schraubenwindung legen und so die Torsion ver- anlassen. Torsionen der Gesamtorgane können durch viele Faktoren bedingt sein, doch können sie in den meisten Fällen zurückgeführt werden auf Hydrotropismus und mechanische Hemmnisse. Es zählen hiezu die ver- schiedenen Arten von Verschränkungen, Verschlingungen u.8.w. In all diesen Fällen gibt der Längsschnitt das übersichtlichste Bild. Auch im vorliegenden konkreten Falle zeigten sich die ersten Anfänge einer maserigen Umbildung (vorzugsweise im Plerom) bei einer kleinen Nebenwurzel, bei welcher sonst noch keine knollige Aus- bildung wahrzunehmen war. Esfielin die Augen, dass grade an der Stelle, wo das Würzelchen eine scharfe Biegung Be. machte, eine wohlausgebildete Masermasche mit eingeschlossenem Mark sich befand. Das gleiche Bild ergab die weiter zurückliegende Biegung nach entgegen- gesetzter Richtung, wo ebenfalls die ersten Anfänge einer Maserstruktur deutlich hervortraten, während der Vegetationspunkt und die nächstgelegenen Gewebe- partieen wenig verändert waren und noch anscheinend normal ihre Funktionen versahen. Ä Der Querschnitt durch ein vielverschlungenes und zugleich verwachsenes Nebenwürzelchen zeigte an der Stelle, wo infolge des scharfen Knies eine Verwachsung des zarten Organes stattgefunden hatte, einen charakte- ristischen Übergang der prosenchymatischen Zellgruppen, während das Mark noch nicht in Mitleidenschaft _ gezogen war. Doch kann hier von reiner Maser- bildung noch nicht die Rede sein, welche immer voraus- setzt, dass parenchymatische und prosenchymatische Elemente, die in direkter Wechselbeziehung stehen, sich ungleichmässig entwickeln und so. das Gleichgewicht in den Funktionen verschieben, von welcher Verschiebung dann auch die mehr oder minder eingreifende Deformation bedingt ist. 4. Übergang zu Knollen- und Maserbildung durch inter- mediäre exogene Differenzierung. Die bisher besprochenen ersten Ansätze zu Knollen- und Maserbildung standen immer in direkter Relation mit der gleichzeitigen Anlage von Nebenwurzeln. Es treten bei Ailanthus aber auch ähnliche Bildungen auf, die ihren Ursprung nicht endogen, vom Plerom, herleiten, sondern intermediär, in den subepidermalen Geweben sich bilden. Ein Querschnitt durch die Wurzel, in nächster Nähe einer Knollenanlage ausgeführt, zeigt nicht selten folgende auffallende Erscheinung: In den peripherischen Schichten, im Rindenparenchym und zum teil noch im Periderm treten zahlreiche, scharf abgegrenzte Zell- Pi „® ; x E e F ” 5 4 ’ N RT er gruppen auf, die nicht unbeträchtliche Ausdehnung er- reichen (bis zu 0,8 mm im Durchmesser) und durch ihre fast mathematisch regelmässige Struktur, die konzentrische Anordnung aller beteiligten Zellen, die stets gleich- bleibende bedeutende Membranverdickung derselben — weder als Wurzel- noch als gewöhnliche Knospenanlagen charakterisiert sind. (Fig. 7 A.) Ein direkter Zusammenhang dieser konzentrischen Zellgruppen mit der intermediären Anlage von Seiten- sprossen, oder mit der Entwicklung knolliger Auswüchse war in den vorliegenden Fällen nicht nachzuweisen; auch die Querschnitte und die ersten noch aus wenigen Zellen gebildeten Differenzierungen gaben hiefür keinen be- stimmten Anhaltspunkt. (Fig. 7 Z u. C.) Es treten diese Nester konzentrisch angelagerter Zellen auch häufig auf in älteren grösseren Ailanthus- knollen; immer in den peripherischen Geweben; sie finden sich ebenso in ganz jungen Ansätzen und dürften hier zu weiteren abnormen Wucherungen beitragen. (Fig. 8 5 und Fig. 4 2.) Anders verhält es sich mit Differenzierungen im Rindenparenchym, die zugleich mit einer bedeutenden Streckung der betreffenden Partieen verbunden sind, wie aus Fig. 9 ersichtlich ist. Das Plerom erscheint als völlig unbeteiligt; der verbreiterte Markstrahl hat eine seitliche Richtung und steht hier ausser Be- ziehung zu der Anschwellung. Zwischen Plerom und Periderm ist ein neuer Vegetationspunkt (z) entstanden, indem sich eine Gruppe von Zellen erst durch stärkere Membranverdiekung differenzierte, dann allmählich sich kreisförmig abschloss und sodann aus dem Grundgewebe einzelne Gefäss- elemente und in der Richtung der grösseren Anschwellung ein Meristem (5) abgrenzte. Soweit war diese Bildung an verschiedenen Prä- paraten entwicklungsgeschichtlich zu verfolgen. Als Zee Wurzelanlage ist sie nicht aufzufassen; es fehlt der Charakter eines zentralen Gefässbündelstranges, die ersten Anlagen hiezu sind nicht vorhanden. Wir haben hier vielmehr eine Analogie mit Knospen- und Sprossanlagen, wofür spätere Beispiele noch Belege bilden werden. Die Präzisierung wird dadurch erschwert, dass alsbald auch eine Deformation sich geltend gemacht hat, die an den peripherischen Partieen in der Bildung von Holz- parenchym in grösserer Ausdehnung sich kenntlich macht, das gegenüber dem Mark durch die bedeutende Membran- verdicküng auffallend hervortritt, in der entgegengesetzten Richtung aber durch das Ineinanderschieben prosenchy- matischer und parenchymatischer Zellen bereits in einem Übergang zur Maserbildung sich kundgibt. Auch bei alten Knollen finden sich häufig in den peripherischen, nicht gänzlich vermaserten Teilen solche intermediäre Knospen- oder Sprossansätze. Zugleich mit den ersten Ansätzen von Neben- wurzeln und in direkter Beziehung zu der Entwicklung derselben können aber ebenfalls intermediäre Wucherungen und knollige Auswüchse entstehen. (Fig. 10.) | Die Differenzierung aus dem Rindenparenchym, das hier bereits der Nebenwurzel und ‘nicht mehr der Hauptwurzel angehört, hat einen von dem vorbesprochenen Falle abweichenden Charakter. Die Ausdehnung ist eine viel bedeutendere; die einzelnen primär differenzierten Gefässe, bei der schwachen Vergrösserung als dunkle Streifen sichtbar, sind in ihrer Längsrichtung zum grössten Teil radial gelagert, einzelne auch tangential-parallel gruppiert. Schon im ersten Entwicklungsstadium fand hier eine seitliche Verschiebung des sekundär differenzierten Gewebes statt, in zwei entgegengesetzten Richtungen, welche zur Folge hatte, dass der weitere Zuwachs nach allen Richtungen der Peripherie erfolgte. Hieraus ergibt sich auch die schon auffallend bedeutende Entwicklung ‘im Verhältnis zu der noch sehr jungen und kleinen ee Nebenwurzel. Infolge der erhöhten Gewebespannung hat das Periderm an einer Stelle (Fig. 10 c) eine Zerreissung erfahren, und es macht sich an diesem Punkte eine kon- vexe Ausbuchtung der Wucherung bemerkbar. Eine Maserbildung ist hier noch nicht eingetreten, doch ist die Disposition hiezu bei weiterem Wachstum durch die Stellung der Gefässe offenbar gegeben. 5. Anatomische Struktur der ausgebildeten Knollen. Schneidet man einen älteren Ailanthusknollen durch, so lässt sich schon makroskopisch eine Differenzierung in einen dunkleren Kern und eine hellere Rinde leicht unterscheiden. In der weicheren und helleren Grund- masse sind die dunkleren resistenteren Partieen durchaus unregelmässig in grösster Mannigfaltigkeit der Form an- geordnet; bald bilden sie nierenförmige bis nahe an die Peripherie grenzende Ausbuchtungen; bald isolierte, runde, ovale, verzweigte Gruppen, deren Ausdehnung wiederum die verschiedensten Grenzen berührt. Unter dem Mikroskop zeigen alle Knollenschnitte die angedeuteten Elemente von Kern und Rinde. Die dunkleren Partieen gehören dem meist gänzlich defor- mierten Plerom an, während die helleren dem Periblem adäquat sind. Die einzelnen isolierten Gruppen, die oft bis an die Peripherie des Knollens sich verbreiten, sind sekundär differenzierte Knospen resp. Knollenanlagen; sie sind da, wo sie grössere Ausdehnung gewonnen haben, zumeist mit einem Teilungsgewebe, Cambium, umgeben (Fig. 112), welches nach zwei Seiten hin seine 'Thätig- keit entfaltet, gegen die Peripherie Rindenparenchym, gegen den traldt Teil Maserholz, wenn auch erst in zweiter Folge, bildet. Diösde Misere bildet den überwiegenden Bestand- teil des Grundgewebes, aus dem die Ailanthusknollen bestehen. Die Gefässe treten in demselben nur vereinzelt auf, nach allen möglichen Richtungen gelagert, teils in 2 A BR ihrem speziellen Charakter noch erkenntlich, teils schon in der Umbildung resp. Auflösung begriffen. | Die ursprüngliche Wurzelstruktur ist jedoch bei allen Anschwellungen noch deutlich zu erkennen, obwohl die Deformation mitunter soweit vorgeschritten ist, dass Querschnitt und Längsschnitt ein wenig abweichendes Bild geben. (Siehe Fig. 11 u. 12.) Es trägt hiezu bei, dass innerhalb eines grösseren Knollens immer wieder zahlreiche neue Vegetationsgruppen in den verschiedensten Richtungen sich bilden, wodurch nach allen Seiten hin ein Zuwachs erfolgt und die runde knollige Form der Wucherung bedingt wird. Die grössere Zahl dieser kleinen Vegetationsgruppen bleibt rudimentär; sie bilden, wenn sie in den peripherischen Schichten sich entwickelt haben, jene winzigen Knöllchen, Höcker und Warzen, welche die Oberfläche so oft bedecken. In einzelnen Fällen jedoch wachsen sie auch zu grösseren Seitenknollen aus, die dann meist zu mehreren, trauben- artig vereinigt sind. Das Rindenparenchym beschränkt sich nicht auf die peripherischen Teile der Anschwellungen, sondern durchsetzt dieselben in der mannigfaltigsten Weise, nicht selten begleitet von grösseren Gruppen sklerenchymatischer Zellen und jenen schon erwähnten zierlichen Nestern - koncentrisch angeordneter Gewebselemente. (Fig. 7 a.) Ein gleiches Bild zeigt der Querschnitt durch einen kleinen Nebenknollen. (Fig. 14 2.) Es ist hier bemerkens- wert, dass sich bei dieser Nebenbildung wiederum eine Anlage zu seitlichen Auswüchsen vorfindet, was für die Weiterbildung in fortlaufender Kette charakteristisch ist. Ähnliche Verhältnisse treten uns auch entgegen, wenn wir einige Schnitte durch ein kleines Knollen- wärzchen machen. Die tiefen Risse und Furchen der Oberfläche sind entstanden durch Zerreissen der Periderm- schichten, welche in ihrer Entwicklung dem lebhaften Zuwachs des neuen Vegetationspunktes nicht folgen EEE konnten. Inden einzelnen Warzenlappen sind wiederum die Überreste von mehr oder weniger entwickelten neuen Knospen- oder Sprossanlagen wahrnehmbar. Dass diese Differenzierungen aus den peripherischen Schichten mehr Stamm- als Wurzelcharakter haben, wurde aus einem Schnitte klar ersichtlich durch ein minimes Knöllchen, das aus einem grösseren Knollen sich seitlich gebildet hatte. Es waren hier deutlich die einzelnen Gruppen kennbar, welche den ersten Gefässbündelanlagen oberirdischer Sprosse entsprechen. Es decken sich diese Beobachtungen mit den Untersuchungen Beyerincks über die wurzel- ständigen Adventivknospen. In Bezug auf dieselben nimmt, wie Frank!) erwähnt, Ailanthus glandulosa in- sofern eine Ausnahmestellung ein, als hier die Anlage der Adventivsprosse nicht in regelmässiger Beziehung zu den Gefässgruppen des Pleromeylinders erfolgt, sondern zerstreut in den peripherischen Teilen der Mutterwurzel. Ferner mag darauf hingewiesen sein, dass bei Aristolochia elematitis, eine Pflanze, bei welcher Wurzelanschwellungen vorkommen, die in ihrer ana- tomischen Struktur den Ailanthusknollen vielfach ähnlich sind, die Wurzeltriebe ebenfalls nicht endogen, sondern, mehr oder weniger zerstreut, in den Aussenschichten der primären Rinde entspringen. ı) Frank, Lehrbuch d. Botanik II, 1893, $. 52—53. 2# B. Pilzerscheinungen Das Auftreten niederer Organismen in Organen höherer Pflanzen, die eine mehrjährige Wachstumsperiode haben wie die Bäume und Sträucher, ist eine häufige Erscheinung. Wir begegnen ihr fast immer an Stellen, wo das schützende Haut- und Korkgewebe eine Ver- letzung oder Trennung erfahren hat und der Weg in die inneren zarten Gewebe den fremden Eindringlingen frei gelegt ist. — Auch die Wurzelanschwellungen bei Ailan- thus zeigen häufig solche Verletzungen: poröse Öffnungen zwischen angrenzenden oder zum teil übereinander ge- wachsenen Knollen, tiefe Einschnitte der rissigen und warzigen Oberfläche. Die Gegenwart von Pilzen in diesen und in den nächstgelegenen Teilen ist somit nahe- liegend; sie erfordert um so grössere Aufmerksamkeit, als nur die sichere Auffindung und Charakterisierung aller ev. vorhandenen Mikroorganismen, seien sie tierischer oder pflanzlicher Natur, auch in den äusserlich un- verletzten Anschwellungen, einen Schluss gestattet, ob hier eine wirkliche Infektion vorliegt oder nicht. Bei der speziellen Untersuchung der Ailanthus- knollen auf parasitäre Elemente fand ich nicht selten in älteren Teilen, in verletzten oder verkümmerten jungen Anlagen, auch in der Nähe solcher Knollen, die bereits in Zerfall begriffen waren, neben zahlreichen losen Sporen auf dem Periderm auch Sporen-Fruchtkörper. Die- selben stellten sich dar als dunkelbraune rundliche Wülste, in deren Peripherie einzelne Sporen als runde Höcker hervorragten. (Fig. 13a.) Dieser Fruchtkörper ist polster- förmig, wie sich bei Entleerung der Sporen (Fig. 14) Bd zeigt, und mit zahlreichen feinen Hyphenfäden bekleidet, welche strahlenförmig divergieren und eine grössere Anzahl Sporen abschnüren. Diese sind länglichrund, annähernd eiförmig; sie sind rötlichbraun gefärbt und haben ein glattes Exospor. Das Endospor ist nicht zu unterscheiden; ihre Länge wechselt zwischen 5und 8 u. . (Fig. 15a.) Das gleichzeitig auftretende Mycel ist ebenfalls schwach braun gefärbt, septiert, erreicht jedoch keine. srössere Ausdehnung -und ist ohne Verzweigungen. (Fig. 19.) Ausserdem werden noch ähnliche Sporen als Spermatien an zarten Sterigmen, die teils einzeln, zu wenigen, meist aber zu Büscheln vereinigt stehen, ab- geschnürt. (Fig. 182 und 6.) Diese Spermatien haben gleiche Form wie die erstbeschriebenen Sporen, sind jedoch nur schwach gefärbt und haben ein deutlich differenziertes Exospor und duspor, ihre Grösse resp. Länge beträgt nur 3—5 u. Diese Formen stimmen im allgemeinen noch überein mit den gleichnamigen der Ascomyceten-Reihe, speziell der Pyrenomyceten; eine bedeutende Abweichung ergibt sich jedoch in dem Auftreten ganz eigenartig gebildeter Spermogonien. Dieselben sind erstens nicht sub- epidermal, sondern nehmen ihren Ausgang mit ver- breiterter ebener Basis von der Aussenseite der Epider- mis und zweitens erreicht ihr Längenwachstum eine so bedeutende Entwicklung, dass es alle ähnlichen bisher bekannten Formen überragt. Die Länge beträgt 0,1 bis 0,15 mm, nahezu das Fünffache der Breite. (Fig. 192). Sie haben alle eigentümlich-besenähnliche Form und sind teils aus sehr zarten, teils auch aus derberen Hyphenfäden gebildet, welche immer zu einem scharf abgegrenzten Bündel bis zum Scheitel vereinigt bleiben. Es könnte ein Zweifel entstehen, ob bei dieser ab- weichenden Gestaltung die Bezeichnung als Spermogonium a NDR noch gerechtfertigt ist. Es gelang mir jedoch im Laufe der Untersuchung, einige zu finden, welche im Begriffe waren, ähnliche Sporen abzuschnüren, wie ich sie oben schon in den Spermatien beschrieben habe. (Fig. 19e.) Ascusfrüchte konnte ich nicht finden, womit jedoch : nicht ausgeschlossen ist, dass der in Frage kommende Pilz doch, wie schon erwähnt, zu den Ascomyceten gehört. Denn in einem abgegrenzten Zeitraum kommt ja meist nur eine einzelne Entwicklungsform zu voller Ausbildung; diese hier des weiteren in anderen Jahres- zeiten zu verfolgen, würde über den Rahmen dieser Arbeit hinausgehen und zudem ohne wesentliche Be- deutung sein für die Beantwortung unserer Frage. Neben der erstbeschriebenen Sporenform tritt noch eine zweite auf, häufig in Begleitung der ersten, mit welcher sie auch in genetischem Zusammenhang zu stehen scheint. (Fig. 162.) Diese Sporen sind grösser, rund und meist farblos oder schwach gelblich gefärbt. Der Inhalt ist stark lichtbrechend und zeigt hin und wieder körnige Struktur. Exospor und Endospor sind scharf differenziert. Die Grösse der Spore schwankt zwischen 5 und 20 w im Durchmesser, erreicht also mitunter recht ansehnliche Dimensionen. Über Entstehung und weitere Entwicklung war im Material kein Aufschluss zu gewinnen. Sehr vereinzelt fand ich noch eine dritte Form, welche einen zusammengesetzten zierlich cylindrischen Sporenkörper darstellte von goldgelber Farbe und schön ab- gegrenzten, sehr widerstandsfähigen Membranen. (Fig. 17.) Sie waren zumeist an dem einen Ende scharf zugespitzt, an dem anderen schwach verjüngt und abgerundet. Die Länge betrug 40—60 u. Einzelne dieser Sporen zeigten eine Biegung oder bildeten ein regelrechtes Knie, was darauf hindeutet, dass sie in einer Querlage gebildet wurden, in ähnlicher Weise wie einige Teleutosporen bei Ohrysomyxa Rhododendri. rg In Bezug auf vegetative Pilzformen war neben dem erstgenannten bräunlich gefärbten Mycel noch ein zweites von sehr abweichendem Charakter nachweisbar. Die Hyphen waren farblos und konnten innerhalb des Ge- webes nur durch entsprechende 'Tinctionen näher verfolgt werden. Es erwies sich hiebei neben Chlorzinkjod die neuerdings von Frank und Schwarz angewandte Methode beim Nachweis des Kiefernadelpilzes — Tincetion mit Haematoxilin Grenacher und Entfärben mit einer 1°/, Lösung von Oxalsäure in Alkohol — als äusserst vorteilhaft. Die Hyphen waren septiert und drangen zum teil auch durch die Zellwände. In vereinzelten Fällen waren grössere Verbände zu bemerken, die an der Oberfläche des Periderms zu förmlichen Rasen sich ver- flochten hatten, wobei zugleich einzelne Fäden unter monopodialer Verzweigung, oft weit nach aussen, ins, Freie ragten. Ob diese vegetativen Organe entwicklungs- geschichtlich zusammenhängen mit den oben beschriebenen Sporenarten, konnte nicht festgestellt werden. Die Verbreitung aller dieser Pilzformen innerhalb der Ailanthusknollen war immer nur eine lokale, wohl. abgegrenzte; sie nahm zumeist ab in centripetaler Richtung und erstreckte sich niemals durch einen ganzen Knollen. Während einzelne Partieen oft ausserordentlich dieht von Pilzfäden durchzogen und von Sporen durchsetzt waren, erwiesen sich die entgegen- gesetzten Teile als vollständig frei; dasselbe war auch bei den jüngsten Knollenansätzen der Fall, sofern nur das Oberhautgewebe vollständig unverletzt war. In keinem einzigen Falle war in dem Gewebe, in welchem der Übergang von Nebenwurzel- oder Spross- anlagen zu knolligen Missbildungen sich abspielte, von jenen Pilzen etwäs zu entdecken, was auf eine causa movens hätte schliessen lassen. Da zudem alle auf- gefundenen Pilzformen nur in verletzten, degenerierten Knollen- und Wurzelpartieen zahlreicher auftraten, N ' waren sie zugleich auch deutlich als Da charakterisiert. ' Die anatomische Struktur der von Pilzfanen a durchsetzten Teile zeigte in keiner Weise eine Ab- weichung von jenen Gewebeteilen, die hievon frei waren. Es war in dieser Hinsicht eine Wechselwirkung oder ein nennenswerter Einfluss in keinem Falle wahrzunehmen. Bei älteren Anschwellungen, die ich speziell auf Infektionen untersuchte, waren hin und wieder einzelne Zellen des parenchymatischen peripherischen Gewebes mit einem plasmaartigen, feinkörnigen, schwach gelb tin- gierten Zellinhalte erfüllt, welcher sowohl bei schwächerer als auch sehr starker Vergrösserung eine auffallende Ähn- lichkeit hatte mit Plasmodiophora Brassicae Wor. (Frankia subtilis Brunchorst) in ihren ersten Entwick- lungsstadien. — Es gelang mir jedoch nicht, wie dort eine schärfere Differenzierung in Pilzfäden oder Sporen- zellen herbeizuführen. Weder das von Brunchorst ein- geschlagene Verfahren bei Untersuchung der Alnusknollen, noch die neuerdings von Wahrlich und R. Kühn!) empfohlene Methode, wiederholtes Kochen mitalkoholischer Kalilauge, Aufhellen mit konz. Schwefelsäure und Tin- gieren mit Chlorzinkjod führte zu einem Resultat. Es war, auch bei Anwendung sehr starker Immersionen, keine weitere Differenzierung in pilzähnliche Elemente wahrzunehmen. Die fraglichen gelben Körper dürften somit lediglich als Umwandlungsprodukte von Bei einschlüssen zu betrachten sein. !) W. Wahrlich, Beitrag zur Kenntnis der Orchideenpilze. Bot. Zeitung 1886. | C. Ätiologie. Vergleicht man die Wurzelanschwellungen bei Ailan- thus mit den äusseren morphologischen Verhältnissen verwandter Erscheinungen, z. B. den Wurzelknollen der Erle, der Kohlarten etc., so ergibt sich schon hier eine tiefergehende Divergenz. Von dichotomen Verzweigungen, die für die Alnusknollen so charakteristisch sind, ist hier keine Spur zu finden, ebenso wenig Analoga mit den Knöllchen der Papilionaceen, der Leguminosen u. a. Am meisten Ähnlichkeit zeigen die Ailanthusknollen mit den Wurzelanschwellungen bei Urataegus prunifolia, die Brunchorst in seiner bekannten Arbeit über die gleich- namigen Erscheinungen bei Alnus und den Elaeagnaceen!) erwähnt und den hiemit verwandten Vorkommnissen bei Rubus Idaeus und Aristolochia Clematitis?) Auch in der anatomischen Struktur findet sich hier manche Überein- stimmung, wie dort verholzte Gefässbündel, die nach allen Richtungen hin verlaufen, Masermaschen vereinzelt im Gewebe und dazwischen wieder Knollen, die nur aus Maserholz bestehen. Dass die abnorme Wurzelanschwellung bei Ailanthus glandulosa nicht auf eine Infektion zurückzuführen ist, habe ich im vorhergehenden Abschnitt nachgewiesen. Es waren einesteils die vorgefundenen Pilzorgane nicht in allen Knollen und in allen Teilen derselben auf- !) Brunchorst. Über einige Wurzelanschwellungen ins. bei Alnus und den Elaeagnaceen. Unt. im bot. Inst. Tübingen 1885 bis 1883, S. 151. ”) Magnus. Sitzungsbericht des bot. V. der Prov. Branden- burg, Band XXIII. 1831. Sa Aa zufinden, insonderheit nicht im ersten Stadium der Wucherung, und andererseits waren die von Pilzen heimgesuchten Teile gegenüber denen, welche hievon frei waren, bezüglich der anatomischen Struktur auch in gar nichts verschieden. Da wir es also durch- weg mit Maserbildungen zu thun haben, fällt die Frage der Genese der Ailanthusknollen zugleich zusammen mit der Frage über die Entstehung und die Bildung maseriger Körper überhaupt. Jede Maserbildung ist aufzufassen als eine Folge von unregelmässigem Wachstum, nicht der ganzen Organe, sondern der einzelnen Gewebegruppen innerhalb der- selben; sie wird immer da entstehen, wo die einzelnen scharf differenzierten Gewebe, die bei normaler Anord- nung sich biologisch und mechanisch ergänzen, stützen und fördern, durch Ablenkung ihrer bestimmten Wachs- tumsrichtung diese biologischen Funktionen nicht mehr erfüllen können. Ist dann einmal in dieser Hinsicht ein erster Anstoss gegeben, so muss jeder erneute Zuwachs eine vermehrte Ablenkung von der Normalen bedingen und den mehr und mehr chaotischen Verlauf der in einander geschobenen heterogenen Zellgruppen befördern. Die Literatur bietet in Bezug auf diesen Gegen- stand zur Zeit nur wenige auf eingehende Untersuchung gestützte Anhaltspunkte. Sicher dürfte sein, dass viele Faktoren Maserbildung bedingen können, wie schon aus den zahlreichen, näher beschriebenen Modalitäten, unter denen bei dem vorliegenden Material Knollen- und Maserbildung entstehen kann, hervorgeht. — Abgesehen von Verwundungen spielt des weiteren eine grosse Rolle der plötzliche Wechsel in den Ernährungsbedingungen und der Säftezufuhr, der sich sehr häufig dann in ab- normen Anlagen sekundärer Organe, der Knospen- und Deitentriebe, geltend macht. — Die Angabe Meyens!); ‘) Meyen, Pflanzenpathologie S. 86. 0 dass die Anwesenheit zahlreicher Adventivknospen Maser- bildung bedinge, fand ich auch bei vorliegender Arbeit durchaus bestätigt. Der Wurzelcylinder zeigte an einer Stelle, wo sich zahlreiche Nebenwürzelchen angesetzt hatten, die wie ein Pilzgeflecht denselben umgaben, ein vollständiges Maserbild, während die kleinen Wür- zelchen selber noch zum grössten Teil normale Struktur hatten. Bei Wurzeln kommt ferner ın Betracht, dass die Neigung, zahlreiche Schösslinge (Wurzelsprosse) zu treiben, die Disposition zu knolligen und maserigen Ausbildungen befördert. Wir sehen dies häufig bei den Pappeln, Ulmen, Akazien und auch bei Ailanthus. Die Verschlingungen, die sich hiebei nicht selten an der Basis der Sprösslinge bilden (siehe Fig. 1), wirken eben- falls stauend auf die wandernden Nährstoffe und geben mit Veranlassung zur Deformation. Über die Verbreitung der Wurzelanschwellungen bei den Ailanthusbäumen im allgemeinen ist bis jetzt wenig bekannt; auch die Umfrage, die ich in allen Teilen Deutschlands zum Zwecke einer übersichtlichen sta- tistischen Zusammenstellung veranlasst habe, förderte wenig neues Material zu Tage. Soviel sich überblicken lässt, kommen die Anschwellungen nur in den südlichen Teilen von Deutschland vor und hier ausschliesslich, im Gegensatz zu den Beobachtungen Brunchorsts hin- sichtlich der Anschwellungen bei Crataegus und Rubus, — in leichtem Sand- und Kiesboden. Für die Ätiologie ergaben die beobachteten äusseren Verhältnisse nur zwei Anhaltspunkte: Plötzlicher Wechsel in der Ernährung und mechanische Hemmnisse. Im botanischen Garten zu Erlangen wurde häufig bemerkt, dass sich die Anschwellungen zu bilden begannen, wenn die Wurzeln in grösserer Tiefe, auf sterile Sandschichten stiessen, wo sie, ohne Übergang, der gewohnten Nähr- ‚stoffe ermangelten. In einem zweiten s ME wurde beobachtet, dass Ailanthuswurze A starkes Mauerwerk eingezwängt und dass Rn gebracht hatten, ähnliche maserige Knollen e a die hier beschriebfinendd are Es I In beiden Fällen ist durch die ungleich h gestörte Ernährung der einzelnen Organe, Verschiebung der normalen Spannung in Fe 6 w und hiemit verbunden der inneren Wachstumsrichtung Maserbildung bedingt. D. Folgerungen. Das Resultat meiner Untersuchung fasse ich in folgende Schlusssätze zusammen: 1) 2) 3) 4) 5) Die Wurzelanschwellungen bei Ailanthus glandulosa sind vegetativer, nicht parasitärer Natur. Sie sind nach ihrem anatomischen Bau den Maser- knollen 'zuzuzählen. Sie verdanken ihre Entstehung, soweit nachweisbar, einer Hemmung, einem plötzlichen Wechsel in den Ernährungsbedingungen und hiemit zusammenhängend einer abnormen Anlage zahlreicher Nebenwurzeln einerseits und einer Hypertrophie andererseits in der primären Entwicklung der einzelnen isolierten Seitentriebe. Die einzelnen Wurzelknollen entstehen sowohl en- dogen, aus Ansätzen von Nebenwurzeln, als auch exogen, aus intermediären Wucherungen, aus Knospen- und Sprossanlagen. Die bei den Ailanthusknollen auftretenden Pilze, zumeist den Pyrenomyceten angehörend, sind von untergeordneter Bedeutung und ohne jeden Einfluss auf die Bildung und die Entwicklung der Anschwellungen. So bestimmt und sicher die Natur einer abnormen Wurzelanschwellung sich anatomisch feststellen. lässt, wenn einmal die parasitäre Provenienz durch eingehende Untersuchung als ausgeschlossen betrachtet werden kann, so schwierig wird die Frage einer vegetativen maserigen Wucherung gegenüber nach den letzten Ursachen der- 2 selben, nach der Genese dieser Maserbildung. Was über solche und ähnliche Erscheinungen, die zu den patho- N logischen gezählt werden müssen, bisher beobachtet und veröffentlicht worden ist, insbesondere von Meyen, Göppert!), Schacht?) und Frank?°), kann noch keines- wegs als ganze, befriedigende Antwort angesehen werden. Ich habe in der vorliegenden Arbeit versucht, zugleich auch hiezu einen Beitrag zu liefern durch Zu- sammenstellung des anatomischen Materials, soweit es Bezug hat auf die ersten Anfänge maseriger Defor- mation und die einzelnen Modalitäten, unter welchen im speziell gegebenen Falle Maserbildung entstehen kann. Zum Schlusse erfülle ich noch eine angenehme Pflicht, indem ich meinem hochverehrten Lehrer, Herrn Professor Dr. Reess, für seine vielseitige Anregung und seine liebenswürdige Teilnahme an dieser Arbeit den verbindlichsten Dank auch an dieser Stelle ausspreche. ı) Göppert, Über die Folgen äusserer Verletzung und Maser- bildung. Breslau 1870. S. 11. ”?) Schacht, Lehrbuch der Anatomie und Physiologie II, Ss. 67 und 219. °») Frank, Pflanzenkrankheiten S. 124—133. Erklärung der Tafeln. Die Zeichnungen sind mit Ausnahme von Fig. 1 mit dem Ober- häuserschen Prisma hergestellt, die eingeklammerte Zahl gibt die Vergrösserung an. Fig. 1. Ailanthuswurzel mit Maserknollen (!|,). Fig, 2. Querschnitt durch eine Ailanthuswurzel mit keilförmig sich nach aussen verbreiterndem Markstrahl (7,5). Fig. 3. Querschnitt durch die Wurzel. Anlage einer Seiten- wurzel aus Pericambium und verbreitertem Markstrahl (7,5). Fig. 4. Querschnitt durch Wurzel und Knollen. Die Neben- wurzel hat sich ohne Torsion aus dem Pericambium und dem ver- breiterten Markstrahl entwickelt. Übergang zur Maserstruktur durch Hypertrophie. Im Rindenparenchym zahlreiche Nester kon- zentrisch angeordneter Zellen (7,5). Fig. 5. Längsschnitt durch eine junge Wurzel mit kleinen Knöllchen. Plerom der Nebenwurzel kreisförmig gekrümmt; die primären Gefässe als dunkle Streifen sichtbar. In der Achselhöhle hat eine Zerreissung des Gewebes stattgefunden, das an dieser Stelle noch Reste der primären Rinde einschliesst (7,5). Fis. 6. Querschnitt durch Wurzel und Knollen. Torsion des Seitentriebes nach der ersten Streckung; allmähliche Verdickung des sek. Gefässteiles und deutlicher Übergang zur Maserstruktur bei a (7,5). Fig. 7 A. (Querschnitt einer schwach verdickten Wurzel im Bereich einer Knollenanlage. Im Rindenparenchym zahlreiche Nester stärker verdickter, konzentrisch angeordneter Zellen (7,5). B. Ein solches Zellennest im Längsschnitt (25). C. Die ersten Anlagen hiezu (25). Fig. 8. (Juerschnitt durch eine kleine verdickte Nebenwurzel. Bei a deutlich sichtbare Differenzierung eines exogenen Vegetations- punktes. 5 konzentrische Zellgruppen ohne ausgesprochenen Cha- rakter von Wurzel- oder Sprossanlagen (7,5). Fig. 9. (Querschnitt durch Wurzel und Knollen. Im Rinden- parenchym exogene Differenzierung einer Sprossanlage (a); zwischen dieser und dem Plerom der Wurzel zwei Gruppen (ce) durch stärker verdickte Zellwände hervortretend; (b) Cambium (7,5). BON Fig, 10. Längsschnitt durch eine Nebenwurzel mit mehreren Knollenanlagen. Rindenparenchym abnorm entwickelt und in dem- selben intermediäre Wucherung durch Knospen- und Sprossanlagen, a die primär differenzierten Gefässe (7,5). Fig. 11. Teil eines Querschnittes durch einen älteren Knollen mit ausgeprägter Maserstruktur. a) Cambium, die ganze Gruppe umgebend und abgrenzend; b) grosses Tüpfelgefäss; c) Holzfasern; d) ein Maserring (7,5). Fig, 12. Querschnitt durch einen älteren Knollen mit aus- geprägter Maserstruktur (7,5). Fig. 13. a) Sporenfruchtkörper Me noch ge- schlossen. b) Periderm (500). Fig. 14, Fruchtkörper, die Sporen abschnürend (500). Fig. 15. a) Einzelne Sporen isoliert. b) noch kettenförmig verbunden (500). Fig, 16, a) Runde farblose Sporen in den verschiedenen Grössen. b) Zu Gruppen vereinigt in einer Peridermzelle.. c) noch aneinander gebunden (500). Fig. 17, Zusammengesetzte, gekammerte Sporen in ver- schiedener Grösse (500). Fig. 18. Sterigmenbüschel, die Spermatien abschnü- rend (500). | Fig. 19. a) Spermogonien, welche die Sporen schon ab- seschnürt haben. b) Spermogonium mit jungen Spermatien. c) Sper- mogonium, die ausgebildeten Spermatien abschnürend. d) Ein gleiches, noch unvollständig entwickelt, mit deutlich sichtbaren Hyphen (500). “ Tafeln zur Entwieklungsgeschichte der Wurzelanschwellungen bei Ailanthus glandulosa. N Serge en Nuten '4, Hi AR) ‚Fi Ba In 5 N IR a vr SOC 15 8 n- On: u