-»»gijf^;: OF COMPARATIVE ZOÖLOGY, AT UAEVARD COlLEtE, CAllUnilCE, ÜIASS. jFountici) bn pviljntc sulisciijjtiou, in ISCl. Depositedby ALEX. AGASSIZ. ^KjXa^ \\\\ W. ÜBER DEN BAU UND DIE ENTWICKLUNG VON CORDYLOPHORA LACUSTRIS (ALLMAX). NEBST BEMERKUNGEN ÜBER VORKOMMEN UND LEBENSWEISE DIESES THIERES. VON D« FRANZ EILHARD SCHULZE, » OKDENTL. PROFESSOR DEK ZOOLOGIE UND VEEGL. ANATOMIE ZU ROSTOCK. MIT SECHS KUPFERTAFELN. LEIPZIG, VERLAG VON WILHELM ENGELMANN. 1871. t.^''^ Inhalt. Seite Lttpratur i Einleitung 2 Allgemeine Charakteristik der äusseren Erscheinung der Colonieii 3 Bau und Textur der Colonien ' 7 I. Das Skelett 7 II. Der Weichkörper 10 \ . Formation des Weichkörpers im Allgemeinen 10 2. Zusammensetzung des Weichkörpers aus concenlrischen Schichten II 3. Untersuchiingsmethoden 13 i. Das Ektoderm 15 b. Die Muskelschicht 25 6. Die Stützlamelle 26 7. Das Entoderm 27 Biidungs- und Entwicklungsgeschichte 33 1 . Entwicklung der Gonophoren 33 2. Die Spermalozoen ' 35 3. Die Eier 36 4. Entwicklung und Bau des Embryo 38 Artbestimmung i\ Vorkommen und Lebensweise 43 Erklärung der Tafeln 49 Literatur. Das folgende chronologisch geortlnele Verzeicliniss enthält nur die auf Cordylophora selbst bezügliche Literatur. Ich werde mich beim Citiren der hier aufgeführten Arbeiten später einfach der beistehenden Ordnungs- zahlen bedienen. 1. Agardh. Tubularia cornea ; (Ag.midii: in Kongl. Vetensk. Akadem. Förhandlingar. Stockholnit 81 6, p. 258, mit einer Kupfertafel. 2. Allmaa. Synopsis of the genera and species of Zoophytes inhabiting the fresh waters of Ireland : in The Report of the Briti.sh Association for the avancement of science for 184.3. London 1844. Transactions of the sections, p. 77. 3. Allman. Synopsis of the genera and species of Zoophytes inhabiting tiie fresh waters of Ireland: in Annais and Magazine of natural history. Vol. XIII. 1844. p. 329. 4. Hincks. Further Notes of British Zoophytes with description of new species, mit einer Kupfertafel ; in Annais and Magazine of natural history. Second series. Vol. XI. 1853. p. 180. 5. Allman. On the Analomy and Physiology of Cordylophora, a contribution to our knowledge of the Tubularian Zoophytes , mit zwei Kupferlafeln : in Philosophical Transactions of the Uoyal Society of London. 1853. p. 367. 6. Johnston. British Zoophytes. See. cdit. p. 44, woodc. Fig. 5. 7. Lindström. Bidrag tili käimedoinen on Östersjöns invertebrat-fauna , in Üf\ersigt af Kongl. Vetensk. Akadem. Förhandlingar for 1855. Stockholm 1856. p. 54. 8. Leuckart. , .Jahresbericht für 1858 in Troschel's Archiv für Naturgeschichte. .lahrgang 1859. 9. Agassiz; in Contributions to the natural history of the United States. Vol. IV. 1862. p. 339. 10. kii-chenpaur ; in Quaterly Journal of microsc. sciences, 1861, p. 284, mir nur aus dem Referat bekannt, welches LEixKAnx in dem .lahresbericht für 1861 u. 1862 in Troschel's Archiv für Naturgeschichte, 1863, gegeben hat. 1 1. Kirchenpaur. Die Seetonnen der Elbmündung, mit einer Karte und Holzschnitten; in den Abhandlungen aus deniGebiete derNaturwissenschaflen. herausgegeben von dem naturwissenschaftlichen Vereine in Hamburg. IV. Band. 3. Abtheilung. Hamburg 1862. 12. van Beneden; in Recherches sur la faune littorale de Belgique par vax Be.neden. Polypes. Bruselles 1866. p. 124. 13. van Beneden; in Bulletins de TAcademie royale des sciences de Belgique. Bruxelles. 2"« Serie. Tom.XXIH. 1867. p. 708. 14. Hincks. A history of the briti.sh hydroid Zoophytes, by Th. Hincks. London 1 868. 2 Voll. Vol. I. p. 1 5 und p. 32 4, und Vol. II. PI. 3. Fig. 2 und 2a. Schulze, Cordylophora licustris. E i 11 1 e i t VI n g. Innerhalb des Cölenteratentypus giebt es nur zwei Gattungen, welche nicht im Meere leben, Hydra und Cordylophora. Die Auffindung der letzteren in dem nahe bei Rostock gelegenen Hafenorte Warnemünde hat mich veranlasst, eine eingehende Untersuchung derselben mit steter Vergleichung von Hydra und einigen Ostsee-Cölenteraten vorzunehmen. Gegründet wurde die Gattung Cordylophora [yioQdvh], Keule und (fOQHo, ich trage) im Jahre 1843 von Allman (2. und 3.) mit einer Species, welche er wegen ihres Vorkommens in süssem Wasser 6'. lacnstris nannte, in die Familie der Tubularidae zwischen die Gattungen Coryne und Hermia (Johnston) stellte und nicht nur systematisch genau beschrieb, sondern auch später zum Gegenstande einer anatomisch-physiologischen Untersuchung (5.) machte, welche das Fundament unserer Kenntniss vom Bau und der Entwicklung sowohl dieses Thieres selbst, als auch der ganzen Hydroidengruppe geworden ist. So zweifellos nun auch Allman das Verdienst zugeschrieben werden muss, diese Thier- form zuerst gründlich kennen gelehrt zu haben, so glaube ich doch nicht, dass man ihn, wie das bisher fast allgemein geschehen ist, für den ersten Entdecker derselben wird halten dürfen, da schon im Jahre 1816 der schwedische Naturforscher Agardh (1.) unter dem Namen Tubularia Cornea einen Hydroidpolypen mit einer kurzen lateinischen Charakteristik und zwei das Chitin- skelett deutlich wiedergebenden Abbildungen beschrieben hat , den ich nVit Berücksichtigung der Angaben über den Fundort nur für die Cordylophoia lacustris Allman's halten "kann. In demselben Jahre , in welchem Allman seine berühmte Arbeit über den Bau von Cordylophora publicirte, 1853, erschien auch eine Beschreibung desselben Thieres von Th. Hincks (4.) , in welcher manche werthvolle Bemerkungen über die Entwicklung und Lebensweise enthalten sind. Die Mittheilungen späterer Beobachter, wie Lindstrom (7.), van Beneden (8., 12. und 13.) und Anderer beziehen sich hauptsächlich nur auf das Vorkommen dieses Hydroidpolypen, während Kirchenpaur (10. und 11.) eine in der Eibmündung gefundene Form als von der Cordy- lophora lacustris (Allm.) specifisch verschiedene Art kuiz charakterisirte und C. albicola nannte. Meine eigenen, hauptsächlich auf die Erforschung der feineren Structurverhältnisse und der Entwicklungsgeschichte gerichteten Untersuchungen haben zwar vielfach zu einer Bestätigung der ALLMAN'schen Darstellung, aber auch zn mancher Berichtigung und Erweiterung der- selben geführt. Allgemeine Charakteristik der äusseren Erscheinung der Colonien. Die bei Warnemiinde vorkommende Cordylophora überzieht mit Colonien von 3 — 8 Ctni. Höhe unter Wasser befindhche Körper aller Art, besonders Holzpfähle und Muschelschalen. Von den der Oberfläche jener Köi'per unmittelbar und lest anliegenden Stolonen erheben sich frei in's Wasser hinausragende Stöcke mit reicher Verzweigung. Jedes äusserste Stamm- oder Zweigende trägt ein hydraähnliches Köpfchen, das Polypoid (Polypite der englischen Autoren), während an den Endzweigen zu gewissen Zeiten bei einigen Colonien männliche, bei anderen weibliche Genitalknospen, die Gonophoren, seitlich hervor- sprossen, welche, ohne jemals als freie Medusoide sich abzulösen, entweder Spermatozoen oder Eier erzeugen. Der die Stolonen und Stöcke einer Colonie mit ihren sämmtlichen Ver- zweigungen in continuirlichem Zusammenhange durchziehende strangartige Theil des Weich- körpers, welcher direct in die Polyi)oide und Gonophoren übergeht, das Cönenchym, ist von einem röhrenförmigen Chitinskelett, dem Pol y pari um, vollständig eingescheidet. Als eigen- thUmliche Fortsetzungen des letzteren erscheinen die zarten kelchförmigen Hüllen des hinteren Endes der Polypoide, welche ich Kelche, calyces, nennen will, und die eiförmigen Um- hüllungskapseln der Gonophoren, die Gonothecae. Die Färbung ist hell fleischfarben oder matt weisslich, mit Ausnahme der häufig bläulich erscheinenden Eier und der älteren Stolonen und Stammtheile, welche dunkel bräunlich aussehen. Die ganze Architektonik der Colonien, ihre Verzweigungs- und Stellungsgesetze sind von den bisherigen Beobachtern wenig berücksichtigt. Es wird nirgends mehr gesagt, als dass die aus den Stolonen aufsteigenden, leicht hin und her gebogenen Stämme sich mit »ramis altermsu verzweigen. In Betreff der Ausbreitung und Verästelung der Stolonen ist zunächst zu bemerken, dass eine wahre netzförmige Verbindung' derselben, welche bei anderen Hydroid- polypen, z. B. bei Podocoryne (Sars) beschrieben werden, hier nicht besteht. Freilich wird bei sehr dichten Rasen der Anschein einer solchen leicht durch die mannigfachen Kreuzungen der Stolonenausläufer hervorgebracht, indessen zeigt in solchen Fällen doch eine genaue Unter- suchung stets , dass ein Stolo sich über den andern weggelegt hat und wohl äusserlich mit demselben verwachsen, aber keine Höhlenverbindung eingegangen ist. Der Hauptstolonenstamm einer Colonie pflegt gradegestreckt in einer Linie fortzulaufen, soweit nicht Unebenheiten oder andere Hindernisse der Unterlage , welcher er sich stets dicht anschmiegt , Krümmungen und Biegungen veranlassen. Von diesem Hauptstamme gehen andere Stolonen als seitliche Zweige 1» gewöhnlich unter rechtem oder fast rechtem Winkel ab, und zwar in gleichen, etwa 3 Mm. betragenden hitervallen, meistens abwechselnd nach der einen und nach der andein Seite. Seltener laufen von einem Punkte zwei Seitenzweige nach entgegengesetzten Seiten ab. Auch diese Stolonenzweige erster Ordnung nehmen eine möglichst grade Richtung und geben seitlich wiederum unter annähernd reclitem Winkel und in ahnlichen Distanzen grade Aeste zweiter Ordnung, diese wieder in der nämlichen Weise solche dritter Ordnung ab u. s. w. Dadurch können, wenn die Zweige schliesslich zum Kreuzen kommen, Gitterwerke entstehen mit an- näherd quadratischen oder rechteckigen Maschen, wie ich sie selbst häufig von el)enen Pfahl- obertlächen abgelöst habe. Verfolgt man einen Hauptstolonenstanmi bis an sein letztes Ende, so bemerkt man, dass die Seitenausläufei- allmälig an Länge abnehmen, bis sie schliesslich oft auf eine Strecke von 10 — 15 Mm. vollständig fehlen. Die Stolonen sind nicht, wie man bisher angenommen hat, drehrund, sondern an der unteren aufliegenden Seite abgeplattet, während ihre gewölbte Oberseite schwache Längsriefelung aufweist. Von dieser ganzen Stolonenverzweigung erhebt sich nun wie ein Wald eine Menge senkrecht zur Grundebene frei aufsteigender Stöcke (Taf. I, Fig. i u — (/) in ziemlich gleichen Abständen von einander. Aus vielen directen Messungen ergab es sich, dass sie fast sämmtlich 3 Mm., bisweilen et^vas dichter bis zu 2,3 Mm., seltener erheblich weiter aus einander stehen. Die je nach der Entwicklungsstufe verschieden reichliche Verzweigung fehlt zunächst den auf den äussersten Stolonenausläufern stehenden Stöcken noch gänzlich , so dass man an dem äussersten Rande einer im Wachsen begriffenen Colonie stets einfache grade Stämmchen von geringer Höhe (bis zu 1 0 Mm.) findet , welche nur e i n grade nach oben gerichtetes Polypoid an ihrem oberen Ende tiagen (Taf. I, Fig. I a). An den nächststehenden, gewöhnlich schon beträchtlich höheren Stämmchen finden sich die ersten Zweige als zunächst einfache grade Stiele mit endständigem Polypoid in einem Winkel von 45" zur Axe des Stammes schräge nach oben unti seitwärts gerichtet (Taf. I, Fig. 16). Dieselben stehen ganz regelmässig alternirend an einer und der entgegengesetzten Seite des Stiimmes in Entfernungen von etwa 3 Mm., liegen sämmtlich sowohl mit dem Hauptstamm als auch mit dem betretenden Stolo in derselben Ebene, und nehmen, so lange das Wachsthuni dauert, nach dem oberen Ende des Stammes zu allmälig an Länge ab. Der Stamm selbst zeigt schwache Biegungen oder richtiger Knickungen, welche alternirend nach der einen und der anilern Seite gerichtet, ebenfalls in der Verzweigungsebene liegen und stets von ihrer Spitze den Seitenzweig abtreten lassen. Die Gesammtzahl aller Aeste eines solchen einfachen Stockes pflegt 10 — 20 zu sein. Die Länge, welche ein einzelner Ast erreicht, hängt wesentlich vom Ernährungszustande der Colonie ab und kann bis zu 1 5 Mm. betragen. Ein eigenthiimliches Ansehen gewinnen die Seitenäste durch die gewöhnlich bald nach ihrem Entstehen an ihnen sich entwickelnden G o n o p h o r e n , welche alternirend an der einen und andern Seite in Abständen von 2 — 3 Mm. stehen, mit allen übrigen Theilen des kleinen Stockes in derselben Ebene liegen und ebenfalls während des Wachsthums von der Basis zur spitze des Astes an Grösse abnehmen (Taf. I, Fig. \c). Auffallend, aber durchaus allgemeines Gesetz ist es, dass der unterste Gonophor jedes Zweiges stets an der dem Haupt- stamm zugewandten Seite sitzt'. Auch die Seitenäste zeigen an den Stellen, wo die Gonophoren abtreten, ganz ähnliche, wenn auch etwas schwächere Knickungen, wie die Stämme an den Abgangsstellen der Zweige. Die Zahl der an einem entwickelten Zweige befindlichen Gonophoren ist gewöhnlich 3 — 4, zuweilen auch mehr. Complicirter als bei den eben beschriebenen Stöcken mittlerer Grösse erscheint der Bau der grösseren und grössten; doch lässt sich auch hier eine bestimmte Grundordnung leicht erkennen. Ein aus einfachem Stiel senkrecht aufstrebender, schwach hin und her gebogener Hauptstaram^ mit einem Endi)olypoi(l auf der äussersten Spitze trägt an seinem oberen End- stücke eine Anzahl einfacher Seitenäste, an seinem unteren Theile einige grössere Seitenstamme, welche den vorhin beschi-iebenen selbständigen einfachen Stöcken mittlerer Grösse entweder vollständig gleichen, oder nur dadurch von ihnen abweichen, dass sie selbst unten Seiten- stämme zweiter Ordnung (und diese bisweilen wieder solche dritter Ordnung) tragen. Aus- nahmsweise kann auch einer der untersten Zweige des Hauptstammes nur den Werth eines einfachen Sn zu aber allmälig an l.iingc^ al)nehm(Mi und mehr quer abstehen (Tat". 11, Fig. \2,b). Führt schon die genaue Betrachtung der leljenden Tliiere zu der üeberzeugung, dass in dem Ektoderm der C-ordviopliora und andeier Hydroiden eine obertlächliclie Lage grosser polygonaler Zellen voihanden ist, so liefert die Anwendung einiger der oben angeführten Macerations- und Farbungsmethoden den Beweis mit aller nur wünschenswerthen Sicherheit. Schon nach einfaciier kurzer Üsmiumsaure-Erhiirtung der völlig ausgestreckten Thiere treten die oben geschilderten Verhältnisse mit besonderer Klarheit hervor. Die Zellgrenzen markiren sich etwas dunkler, die Kerne erscheinen scharfer contouriit und treten als helle, gleichmässig aber schwach lichtbrechende Körper deutlicher hervor, und zwar nicht allein an den vorhin besonders hervorgehobenen Regionen, sondern überall an den Polypoiden und Gonophoren, wie am Cönenchym. Zerzupft man Theile des letzteren, nachdem sie durch passende Maceration hinlänglich gelockert sind, so erhält man aus dem Ektoderm zwei wesentlich verschiedene Gebilde, nämlich einerseits grosse körnige Zellen mit hellem kugelförmigen Kern und inliegendem stark lichtbrechenden Kernkörperchen, welche Zellen an der äusseren Seite eine ebene Grenzfläche, an der unteren dagegen unregelmässig zackige Vorsprünge und F\)rtsätze mit dazwischen- liegenden rundlichen oder eckigen Nischen zeigen, andrerseits kleinere unregelmässig eckige oder rumlliche Biklungen, welche aus einer körnigen Masse bestehen und zum Theil ebenfalls einen hellen rundlichen Kern im Innern aufweisen, also ohne Weiteres auch als Zellen ange- sprochen werden können, zum Theil aber auf den ersten Blick nur je eine Nesselkapsel zu enthalten scheinen (Taf. II, Fig. 4 . Obwohl nun durch dieses stark lichtbrechende Gebilde die übrige Masse sehr verdrängt ist und oft nur noch eine am stumpferen Pole etwas stärker angehäufte Hüllmasse darstellt, so findet sich doch auch in dieser gewöhnlich noch eine An- deutung von einem Kerne in Form eines dunkleren ovalen oder halbmondförmig gestalteten Körpers, ja zuweilen sogar ein vollständig wohlerhaltener heller rundlicher Kern mit deutlichem Kernkörperchen. Wir sintI daher berechtigt, auch diese letzteren Elemente des Cönenchym- Ektoderm als Zellen anzusehen, wenn wii- annehmen dürfen, dass die in manchen derselben nur andeutungsweise erkennbaren Kerne durch die Entwicklung der Nesselkapseln verdrängt und atrophirt sind. Dass nun aber die Nesselkapseln sich wirklich in besonderen Zellen der tieferen Epithelschicht entwickeln, ist schon von Allm.\n für Cordylophora behauptet und sowohl durch zahlreiche Untersuchungen ' anderer Forscher an verschiedenen Cölenteraten erwiesen, als auch von mir selbst an Hydra deutlich erkannt. Hier, wo alle zelligen Elemente grösser sind als bei Cordylophora, konnte ich aus der Oberhaut ebenso wie Leydig^ sowohl ' Man vergleiche besonders Möbhs, über den Bau, den Mechanismus und die Entwicklung der Nesselkapseln; in den Abhandlungen des naturwissenschaftlichen Vereins zu Hamburg, Bd. V, Heft t, (866. 2 Müllers Archiv I8;J4, p. 27.5. Schulzp, Cordylophora lacuätris. 3 18 in der Entwicklung hegiitfene ah auch völlig ausgebildete Nesselkapseln mit verhaltnissmässig spärlichen Hüllen körniger .Nlasse isoliren , in denen an ganz bestimmter, schon von Leydig erwähntet- Stelle sehr deutlich Kerne zu sehen waren. Bei den grösseren Nesselkapseln von Hydra liegen sie gewöhnlich in der Nähe des unteren stumpfen Poles, bei den kleineren mehr gestreckten an dei- Seite (Taf. VI, Fig. I . .3 und i) . An der freien abgeflachten Aussenseite der oberllächlich gelegenen Zellen des (^önenchym- Ektodeims von Cordylophora lässt sich eine eigenthümliche membranöse Grenzschicht besonders in der Seitenansicht leicht eikennen, welche man unfei- günstigen Verhältnissen auch schon beim lebenden Thiere an der Oberfläche des Cönencliymes angedeutet findet. Dieselbe zeigt eine auffallend regelmässige Zusanunensetzung aus abwechselnd stärker und schwächer licht- brechenden Tlieilchen und erscheint zuweilen wie siebartig durchbrochen. Bei den gio.ssen platten polygonalen Deckzellen tler Oberhaut von Hydia fusca konnte ich sowohl am lebenden Thiere als auch an den durch Maceration isolirten Theilen einen ziemlich breiten Grenzsaum der Art erkennen, welcher in der Seitenansicht abwechselnd aus dunkeln und helleren gleich breiten Theilstücken zusammengesetzt erschien (Taf. VI, Fig. 5, 9 und I Ol , in der Flächenansicht aber ein Netzwerk mit rundlichen, ziemlich gleich grossen und gleich weit aus einander stehenden Lücken zeigte iTaf. VI, Fig. 7 die untere Hälfte der Zelle). Alle übrigen Flächen der äusseren Ekfodermzellen tles Cönencliym von (lordylophora sind, wie es scheint, ohne eine .Membran von erheblicher Dicke. Ueber die Formation des Protoplasmas in denselben kann natürlich nur die am lebenden Thiere vorgenommene L'nter- suchung Aufschluss geben. Zu einer solchen erscliciuen besondeis geeignet die an dem Polyparium inserirenden zipfelförmigen Forlsätze, welche meistens von mehreren neben einander liegenden Zellen, seltener von einer einzigen lang ausgezogenen Zelle gebildet werden. An diesen erkennt man besonders an dem äusseren Ende [tarallel der Zellenlängsaxe gerichtete fadenförmige Züge körnigen Protoplasmas, welche von dei- Nähe (U':i hellen Kernes aus bis an die fixirte Spitze ziehen, um sich, wie es scheint, direct an die (lliilinilecke zu inseriren Taf. 11, Fig. 13. Die letztere Vorstellung wird namentlich duich den Um.stand liervorgerufen, dass man die Zellenenden nicht mit glatten Flächen der Skelettröhre anliegen sieht, .sondern dieselbe iiiit vielen kleinen Vorragungen besetzt Hndet, welche diese Verbindung vermitteln und als unmittelbare Fortsetzungen der genannten Protoplasmastränge impuMircn. \\'eniger regelmässig ist die Anordnung des körnigen Protoplasmas in den übrigen Zellen der CönenchuiKiberfläche. In diesen zieht es in unregelmässig verästelten Strängen von der Fnigebung des Kernes aus, wo es stets in reichlicher Menge angehäuft ist, gegen die (irenzflächen, um sich daselbst in eine continuirliche dünne Lage auszubreiten. Zwischen diesen Strängen betindet sich eine helle Flüssigkeit, welche unter Umständen in grösseren lakunenaitig ausgedehnten Räumen sich ansammeln und dann dem ganzen Ektoderm ein blasiges Ansehen geben kann. Dichter und gleichmä.ssiger erscheint das körnige Protoplasma der vorhin erwälmti'n kicinci-en. liefer gelegenen Zellen, welche zum grössten Tlieil Nesselka|).seln enthalten. 19 Dass die grossen, mit glatter Aussentläclie versehenen Cönenchym-Ektodernizellen mit üuen Seiten dicht an einander hegend eine continuirliche Obertliichenlage bilden, konnte schon aus der Untersuchung des lel)enden Thieres direct erschlossen werden. Weniger deutlich erscheint bei einer solchen die Lagerung der kleineren tieferen Zellen. Dieselben sind zwar durch die Nesselkapseln zum grössten Theile hinlünglich deutlich markirt , werden aber von den yrossen oberflächlichen Zellen so verdeckt, dass wenigstens ihre Begrenzung und ihre Lagebeziehung zu einander wie zu jenen niciit ohne Weiteres zu erkennen ist. Dazu eignen sich nur solche Zerzu[)fungs|)raparate, welche als die Cönenchymwand durchsetzende schmale Spaltstücke nach guter Maceration nicht selten gewonnen weiden. An diesen sieht man, dass alle mit Nesselkapseln versehenen, sowie überhaupt alle die Oberfläche nicht erreichenden Zellen niciit etwa eine continuirliche tiefere Lage bilden, sondern zwischen Fortsätzen und Ausliiufern der grossen Deckzellen in Ausliöhlungen und Nischen derselben so eingeklemmt sind, dass sie zwar der folgenden unteren Gewebsschicht unmittelbar aufliegen, aber von einander (buch jene Fortsätze £;etrennt werden. Will man denmach hier von einem mehrschichtigen Epithel reden, so hat man doch festzuhalten, dass die an der Überfläche liegenden ZeUen die ganze Ejiithellage durchsetzen Taf. II, Fig. 4). Die Vertheilung der Nesselkapseln in dem Cönenchym-Ektoderm ist eine durchaus unregelmässige und auch nach den verschiedenen Kegionen verschieilen. Im Allgemeinen lässt sich so viel sagen, dass sie an Menge zunehmen, je mehr man sich den Polypoiden nähert, also am spärlichsten am Cönenchym dei- Stolonen vorhanden sind. In Bezug auf ihre Richtung habe ich keine Gesetzmässigkeit wahrnehmen können. Gewöhnlich liegen sie hier der Ober- fläche parallel oder mit dem Au.sstülpungs[)ol schräge aufwärts gerichtet. Mit dem Ektoderm des Cönenchyms stimmt dasjenige des Poly poidenkörpers wesentlich überein ; nur ist in letzterem die Zahl der mit Nesselkapseln versehenen Zellen erheblich grösser, und die Dimensionen der Deckzellen sind je nach dem Contractionszustande des ganzen Körpers mannigfachem Wechsel unterworfen. Bei starker Ausdehnung des Magens erscheinen diese polygonalen Zellen breit und flach, bei der Zusammenzieluing desselben werden sie hoch und schmal und l)auchen sich mit ihren Endflächen etwas vor. An dem äusseren Ende des Rüssels fehlen die Nesselkapseln sowie überhaupt die tiefer eelesrenen Zellen a;änzlich, und schon an dem unteren Theile desselben haben sie an Menge abgenommen. Das Ektoderm des Russelendtheiles besteht demnach aus einem ein- schichtigen Epithel in gewöhnlichem Sinne und wird zusammengesetzt aus polygonalen Zellen mit triil)körnigem Inhalte und einem meistens central gelegenen hellen kugligen, ein Kern- körperchen mittlerer Grösse enthaltenden Kerne. Die Form dieser Zellen wechselt nach dem Contractionszustande des Rüssels, bleibt aber stets platt (Taf. II, Fig. 1. Eine specielle Berücksichtigung verdient das in mehrfacher Beziehung abweichende Ektoderm der Poly poidenarme. Schon die Untersuchung am lebenden Thiere lässt hier eine Reihe besonderer Eiaienthümlichkeiten erkennen, als deren auffälligste die bereits bei 20 schwacher Vergrössening deutliche Wulst bilduni,' zunäclist zu erwähnen ist, welche in einigei' Entfernung von der Arnibasis beginnt und gegen das Ende ihre grösste Entwicklung erreicht. Es beruht dieselbe auf localen Verdickungen des ganzen Ektodernis, welche entweder als kleine rundliche Erliebungen, oder als grössere, spindelförmige, den Arm zur Hälfte oder zu V:i umfassende Querwiilste erscheinen, gegen das Ende des Armes sogar zu vollständigen Ringen werden können und an der äussersten Spitze desselben eine Kolbenform annehmen fTaf. I, Fig. 2). Während die niedrigeren, besonders die an der Basis der Arme gelegenen Wülste bei voller Au.sstreckung der letzteren fast ganz verstreichen, ist dies mit den grösseren, weiter abgelegenen nicht in dem Maasse der Fall. Hier rücken sie nur durch beträchtlichere Dehnung der zwischenliegenden Partien weiter aus einander und werden etwas niedriger. Aehnliche Bildungen sind an den Tentakeln der meisten Hydroiden sowie vieler anderen Cölenteraten längst bekannt und besonders bei Hydra sehr genau von Levdig, Reichert und Anderen beschrieben und dargestellt'. Die Ne.sselkapseln sind an den Armen, wie schon eine Betrachtung mit schwachen Vergrösserungen lehrt (Taf. I , Fig. 2) , fast ausschliesslich auf die eben erwähnten Wülste beschränkt und liier in der Weise angeordnet, dass man stets eine (seltener zwei^ grössere von 8 — 10 und mehr kleineren umstanden sieht. Solche Gruppen, welche nur an der Basis der Arme ganz isolirl gefunden werden, aggregii-en sich weiterhin zu grösseren Haufen, deren Form und Grösse wesentlich von der Ausdehnung der lietretfenden Wülste abhängt. Jede, derartige Specialgiuppe wiid nun gewöhnlich von den Randeontouren einer einzigen poly- gonalen Epithelzelle umschlossen, deren grossei- blasser Kern noch neben den Nesselkapseln deutlich bemerkt werden kann (Taf. H, Fig. 7, 9. 10 und IT). Alle diese Nesselkapseln stehen aufrecht und erreichen mit ihrem Endpol fast die freie Oberfläche. Sie sind nur noch von einer zarten Haut gedeckt, welche sich in Form eines sehr (lachen Kegels über jeder ein- zelnen Kajisel erhebt und auf dem Gi|)fel ein bis zur Spitze gleichmä.ssig sich verschmälerndes, feines blasses Haar von circa 0,006 Mm. Länge trägt. Dasselbe ragt senkrecht zur .\rm- oberlläche starr in das umgebende Wasser hinaus, befindet sich aber nicht unmittelbar über dem Ausstülpungspole der darunter liegenden Nes.selkapsel , sondern stets etwas seitlich von demselben Taf. II, Fig. 7, 10 und 12). Schon Allman hat in einigen Zeichnungen 5. Fig. i und 9) Andeutungen dieser spitzen Härchen an den Armen und fälschlich auch am Kör|)er wo sie sich niemals finden) dar- gestellt, ohne sie indessen im Texte zu erwähnen. Er scheint sie als unmittelbare Fortsetzungen der Nesselkapseln betrachtet zu haben. Bei Hydra und vielen andern Cölenteraten sind ähnliche Härchen von verschiedenen Schriflstellern, wenngleich nicht imiiier in übereinstimmender Weise, be.schrieben. Während bei Hydra (]ori)a^ auf den Enden der kleinen Nesselkapseln (aber nicht ' Man vergleiche besonders Fig. 9 iuil liil. \ II bei Kkichert, über die coiilriKlikMi Siibslanzeii ete. in den l'llysii^ill. Abliiindl. d(M' Berliner Al^adeinie 1807. 2 Nov:i actii Acad. Le' bei Cordylophora und anderen Tubulariden beschriebene Lage glatter Muskelfasern ist von einzelnen späteren Forschern wieder geleugnet. Namentlich erklärt Reichert, welcher solche Elemente weder bei Hydra noch bei Campanularien und Sertularien finden konnte , dass hier eine Verwechselung mit der später zu besprechenden Stiitzlamelle vorliege, indem er sich speciell auf die von Allman gegebenen Abbildungen beruft, welche auf Durchschnittsansichten zwischen dem Ektoderm und Entoderm nur eine schmale helle Lage erkennen lassen. Nun ist allerdings zuzugeben, dass der in jenen Abbildungen dargestellte Durchschnitt einer hyalinen Schicht nicht auf Muskelfasern, sondern in der That auf die Stutz- lamelle bezogen werden muss, doch folgt daraus noch nicht, dass Allman überhaupt keine Muskelfasern gesehen hal. Vielmehr ist aus seiner Beschreibung zu entnehmen, dass er solche wirklich vor sich gehabt und wahrscheinlich an Flächenansichten näher studirt hat. Er beschreibt sie als dicht an der inneren Seite des Ektoderms gelegene, ausschliesslich längs- gerichtete Fasern, welche in grosser Anzahl an allen nackten , d. h. nicht vom Polyparium bedeckten Theilen der Colonie, also besonders am Körper, am Rüssel und den Armen der Polypoide vorkommen und hauptsächlich die mannigfachen Bewegungen dieser Theile herbei- führen. Agassiz erwähnt und zeichnet in seiner Darstellung des feineren Baues der Hydroiden ebenfalls keine Muskelfasern. Ebensowenig konnte Levdig dergleichen bei Hydra auffinden. Dagegen hat Kolliker das verbreitete Vorkommen derselben bei den Hydroiden dicht unter dem Ektoderm behauptet und glaubt sich speciell bei Hydra davon überzeugt zu haben, dass jede Faser einzeln für sich im Innern eines schmalen Basal fortsatzes einer Ektodermzelle entsteht. Ich selbst habe ebenso wie Allman eine Lage längsgerichteter Fasern an dem Rüssel, dem Körper und den Armen der Polypoide unmittelbar unter dem Ektoderm der weiter unten zu besprechenden Stutzlamelle dicht aufliegend gefunden und stehe nicht an, dieselben für glatte Muskelfasern zu halten. Sie sind sehr dünn langgestreckt und an beiden Enden spitz zulaufend, haben ein ziemlich starkes Lichtbrechungsvermögen und liegen in ungefähr gleichen Schulze, Cordylophora lacustris. 4 26 Abständen parallel ni'lu'n einander Jaf. II, Fig. 3). Ich fand sie nicht glatt, sondern leiciit zackig oder nnii'gelniassig höckerig. Gegen das Ende der Arme nehmen sie an Liinge ab und erscheinen dafür etwas breiter. Vielleicht sind dies jüngere Formen (Taf. 11, Fig. 8). Kerne habe ich niemals im Innern angetroffen, oltwohl' hin und wieder eine kleine Verdickung in dem mittleren Abschnitte zu bemerken war. Eine Verwechselung mit etwaigen Fallen oder Furchen der hyalinen Stiitzlamelle wird durch diejenigen Falle vollständig ausgeschlossen, wo man nach voraufgegangener Maceration durch Zerzupfen vereinzelte Fasern ganz oder theil- vveise von der Unterlage abheben oder so lösen kann, dass sie über die Rissenden der Stützlamelle vorstehen Taf. II, Fig. 5). Am Cönenchym und an den Gonophoren habe ich Muskelfasern nicht auflinden können. Gebilde ganz ähnlicher Art, nur etwas breiter, fand ich auch bei Hydra, wo sie ebenfalls unter dem Ektoderm dicht auf der Stützlamelle .sämmtlich längsgerichtet parallel neben einandt'r liegend sowohl am Köi-per als an den Armen leicht zu linden und durch Zerzupfen der macerirten Theile ganz odei- theilweise zu isoliren sind iTaf. VI, Fig. 11). Zuweilen sali ich einer solchen F'aser etwa in der Mitte einen länglichen Kern mit etwas umgebender feinkörniger Masse anhaften, ohne mit Sicherheit entscheiden zu können, ob derselbe wirklich organisch mit ihr verbunden war odei- ihr nui- zufällig anklebte. Quergerichtete Muskelfasern habe ich weder bei Gordylophora noch bei Hydra ange- troffen. 'Die feine quere Streifung, welche man besonders an den Armen im Leben wahr- nehmen kann . nuiss icli als Ausdruck von Faltelungen der Stützlamelle auffassen , da es mir niemals gelungen ist, durch .Maceration und Zerzupfen entsprechend gerichtete Fasern zu lockern oder abzuheben. 6. Die Stülzliimelle, Die hyaline Zwischenlage zwischen ilem Eklodt'rm unti Entoderm, welche von Allman bei Cordylophora zwar nicht in ihrem Wesen erkannt . aber doch in den Abbildungen dar- gestellt ist, findet sich an .sämmtlichen Theilen dei Golouii' uiul lässt sich als eine continuirliche, wenngleich nicht überall ganz gleich gebildete Schlaiichmembiau durch einfache Maceration im Zusammenhange isoliren. Im Cönenchvm erscheint sie als eine hier und da schwach aus- gebauchte, sehr dünnwandige, vollständig glashelle imd shucturlo.se glatte Röhre von rundlichem • Querschnitt. In der Körperwand zeigt sie beträchlliclicrc Dicke und wird besonders in der Nähe der Arme von feinen Fasern quei durchsetzt, welche da, wo sie die Obeilläclie der Lamelle erreichen, mit kleinen trichterförmigen Verbreiterungen versehen sind ^'fal. II. Fig. 6). Die in die Arme sich erstreckenden langen blindsackarligen Ausstülpungen sind wieder dünn- wandiger und erfahren nur am ausseien blinden Ende eine geringe Verdickung, welche mit nach aussen vorstehenden Spitzen und Zacken besetzt ist Hat'. II, Fig. HJ. Da, wo diese Armschläuche aus dem Körperschlauche hervorgehen, ragt eine .se|)tumartige Ringmembran, quer gegen die Armaxe gerichtet, nach innen vor. Dieselbe entspringt ringsum mit einer 27 verlireilerlea Basis; uiul höil mit einem scharten, kreisförmigen inneren Rande frei auf. Die von dem letzteren umschlossene rundliche OefTnung ist von sehr verschiedener Grosse; sie scheint sich mit dem zunehmenden Alter allmiilig zu verengen, ja sie mag sich wohl hin und wieder ganz schliessen, so dass alsdann die innerhalb ties Armschlauches liegenden Theile von dem Körperraum xollsl'andig aligeschlossen waien. Eine in den Rüssel hineingehende Fortsetzung des Köiperschlauches hört, naciuiem sie allmälig an Dicke al)genommen und die ilurchbohrenden Fasern verloren hat, an dei' Eingangsöffnung mit einem freien, nur noch vom Ektoderm bedeckten Rande auf (Taf. II, Fig. I). Von der Stützlamellenröhre des Cönenchym gehen Ausstülpungen für die Gono|)hoien ab. Dieselben erscheinen nur bei den in der ersten Entwicklung oder in der Rütkbiklung begriffenen Genitalknospen einfach sackförmig (Taf. IV, Fig. 1, 2, 6 und 7 , sonst als ein reich verästeUes Röhrensystem mit blinden Endzweigen (Taf. IV, Fig. 3 — 5 . Eigenthümlich ist der Umstand, dass bei der rückgangigen Metamorphose der Gonophoren der zuvor stark verzweigte Schlauch sich in kurzer Zeit wiedei- in einen einfachen Sack zusammenziehen kann. Die grosse Ausdehnung und die mannigfachen Formveranderungen, welche Rüssel, Körper und Arme der Polypoiden zulassen, beweisen, dass der Stützlamelle eine grosse Elasticität zukommen muss; Nur in den Armen lassen sich bei starker Conlraction an ihr feine Quenunzeln wahr- nehmen, in den andern Theilen bleiben während der Zusammenziehung ihre Contouren glatt. Es ist nicht schwer durch energische IMaceration die Stützlamelle von ganzen Polypoiden oder Gonophoren im Zusammenhange zu isoliren. Dasselbe ist Reichert bei den Polypoiden von Campanularia gelungen, und giebt er in F'ig. 7 seiner Abhandlung' eine gute Abbildung. Bei Hydra lässt sich ebenfalls zwischen Ektoderm und Entoderm eine hyaline Stützlamelle nach- weisen. Sie wurde schon von Leydig erwähnt und spater von Reichert gezeichnet (1. c. Taf. VII, Fig. 13). Bei Weitem zarter als bei Cordylophora nimmt sie an Erhärtungs- und Macerations- |)riiparaten leicht Eindrücke von den aufliegenden Muskelfasern und Zellen und dadurch ein streifiges Ansehn an. 7. Das Entoderm. Auf der Innenseite der Stützlamelle findet sich ein den Binnenhohlraum der ganzen Colonie auskleidende einschichtige Lage vollsaftiger Epithelzellen, welche je nach der Körper- gegend oder auch je nach den Contractionszustanden der einzelnen Theile sehr verschiedene Form zeigen. Bald erscheinen sie als hohe schmale Prismen, bald als flache polygonale Platten, sowie in allen L'ebergangen zwischen diesen Extremen. Da ein solcher Formwechsel an den nauilichen Zellen statthaben kann, so muss man dieselben für sehr weich und elastisch halten. Meiner Beobachtung zufolge trägt jede Entodennzelle eine zarte lange Flimmercilie (Taf. II, 1 Abhandlungen der pliysikal. Klasse der Akademie der Wissenschaften zu Berhn 18''*'/(;;, Taf. VII, Fig. 7. 4* 28 Fig. \ 4 und G). OIjwüIiI Allman in dem Biiinenraume des Cönenchynies und der Polypoide Strudelbewegungen beobachtet hatte, so konnte er doch die CiHen selbst nicht entdecken und war geneigt, jene Bewegungen von chemischen Actionen der Zellen in ihrer Wechselwirkung mit dem das Binnenlumen erfüllenden Fluidum herzuleiten. Bei andern Hydroiden sind Flimmer- cilien auf den Entodermzellen bald gesehen, bald vermissl worden. So konnte Leydig , nicht aber Reichert dieselben bei Hydra erkennen. Nach Kolliker flimmern die Zellen der inneren Epithel läge bei den Hydroiden fast ohne Ausnahme. Während das Entoderm von dem Ektoderm im Allgemeinen durch die hyaline Sttitz- lamelle getrennt wiitl, berühren sich doch beide an dem Randsaum des PolypoidenrUssels. Sie gehen hier sogar unmittelbar in einantler ül)er, indem ihre Zellen nicht nur seitlich an einander stossen, sondern auch mit ihren Endflächen in gleichem Niveau liegen (Taf. II, Fig. 1). Die im Ruhezustand cylindrisch geformten Entijdermzellen des Rüssel-Endtheiles enthalten ein gleichmassig feinkörniges Protoplasma mit einem rundlichen hellen Kerne, welcher in der Zellenaxe unterhalb der Mitte, oft sogar nahe der Basis gelegen ist und ein mittelgrosses stark lichtbrechendes Kernkörperchen besitzt. Die freie Endlliiche pflegt sich ein wenig vor- zubauchen und tragt das lange feine Flinmierhaar auf ihrem Gipfel Taf. H, Fig. I). Weiter nach abwärts nehmen die Zellen noch etwas an Höhe zu und erfahren in der Nähe der Rüsselbasis allmälig insofern eine Aenderung, als ihr Inhalt besonders im unteren Theile heller ^^ird, der Kern etwas höher, aber mehr an eine Seitenwand gedrängt liegt und ilas Kern- körperchen einen beträchtlicheren Umfang zeigt. Beim Uebergange ans dem Rüssel in den bauchigen Magentheil treten diese Veränderungen noch stärker hervor. Die grossen, für gewöhnlich cylindi-ischen Zellen, welche das Magenlumen umgrenzen, sind fast ganz mit einer wasserhellen Flüssigkeil erfüllt, während das zähflüssige, mit Körnchen durchsetzte Proto- plasma sich auf folgende Ausbreitung beschränkt. Eine plattenförmige Anhäufung tindet sich an dem etwas vorgewölbten freien Endtheile, eine geringere mit jener oft zusanjmenhängende Ansammlung hüllt den stets an einer Seite und etwas oberhalb der .Mitte gelegenen Kern ein und setzt sich einerseits in eine dünne lamellöse Randschicht, welche ähnlich wie ein Pflanzenzellenprimordialschlauch die ganze Innenfläche der Zell wand auskleidet, andrerseits in eine Anzahl zarter rundlicher Fäden fort, welche die helle Zellflüssigkeit durchsetzend mit kleinen Verbi-eiterungen in die Rindenschicht übergehen. Der helle Kern zeigt eine ovale, seltener rundliche Begrenzung und enthält entweder nur ein grosses kugeliges Kernkör[)erchen von starkem Lichtbrechungsvermögeu oder neben einem solchen noch ein zweites, welches aber gewöhnlich oval, kleiner und weniger stark lichtbrechend ist. Während die Membran dieser Zellen an der Basis und an den Seiten deutlich hervortritt, ist es mir nicht gelungen, sie an der dem Magenlumen zugekehrten freien Endfläche mit Sichei-heit nachzuweisen. Es scheint mir vielmehr hier das zähe Proto|)lasma frei vorzuliegen. Grade in dieser compacteren Endanhäufung (h^sselben finden sich nun eigenthümliche Pigmentbildungen, welche entweder als freie Körnchen oder als grössere, unregelniässig eckige Krümel von rotlibrauner Färbung 29 in sehr wechselnder IMenge auftreten und dem Ektodenn der Mageah()hle (gegenubei- dem des Rüssels) ein schon bei schwachen^ Vergrösserungen auffalliges Ansehn verleihen (Taf. I, Fig. 2 und Taf. II, Fig. 2). Ausserdem kann man an der nämlichen Stelle vereinzelte, glatt begrenzte, rundliche Stucke einer ziemlich stark lichtljrechenden .Masse antrelTen, welche keine Färbung zeigen, und welche ich einlach »Küiner« nennen will. Gehen wir weiter hinab zu der trichterförmigen Verengerung, mit welcher sich die Magenhülile in das Cönenchymiumen fortsetzt, so fallt an den Entodermzellen dieser Gegend, welche den eben besprochenen im Uebrigen sehr ahnlich sind, ausser der abnehmenden Grösse vornehmlich die stärkere Trübung auf, welche zum grössten Theil in der Anwesenheil solcher glatlei' rundlicher Körner ihren Grund hat, wie sie in den Magenzellen nur sparsam zu finden waren, hier aber sehr reichlich in dem mittleren und dem oberen Endtheil der Zellen, ein- gebettet in eine feinkörnige Masse, vorkommen, während das Basalende mehr frei bleibt und deshalb liellei- erscheint. Auch braune Pigmentkrüniel finden sich an der nämlichen Stelle wie in den Magenzellen, der Kern dagegen ist hier kleiner, mehr kuglig geformt und enthält stets nur je ein massig grosses Kernkörperchen. Auch findet man ihn nicht so eng der Seitenwand anliegend und mehr in die Mitte der Zellenhöhe hinabgerückt (Taf. 11, Fig. 3). Die unter einander sehr ähnlichen Entodermzellen des ganzen Cönenchymrohres sind noch niedriger als die eben besprochenen und ganz mit trüber Proloplasmamasse erfüllt, in welcher wiedei'um jene glatten rundlichen Körner und in der Nähe des freien Endes meistens auch einzelne braune Pigmentkrümel gefunden werden. Der kleine kuglige , helle Kern liegt gewöhnlich in dem Basaltheile, stets unterhalb der .Mitte und enthalt ein Kernkörperchen mittlerei' Grösse Taf. 11, Fig. 4). Die .Menge der Körner scheint nach dem Ernährungs- zustände und damit im Zusannuenhange auch nach der Jahreszeit zu wechseln. \m reich- lichsten fand ich sie im Spätherbst oder zu Anfang des Winters, was wohl zu der Anschauung berechtigt, dass wir es mit einem in den Zellen aufgespeicherten Nährmaterial zu thun haben. An der freien, die Gilie tragenden Obei'lläche konnte ich ebensowenig wie an den Zellen des Magens oder des trichterförmigen Uebergangsstückes eine membranöse Begrenzung erkennen. Hatten wir es bisher mit Zellen zu thun, welche im Ruhezustande cylindrisch gestaltet sind, so gehen die Entodermelemente, welche sich in den verästelten Röhren der Gonophoren finden, in die Plattenform übei'. .Man kann an diesen einen helleren Basaltheil und eine körnig getrübte obere Partie unterscheiden. Der von wenig körnigem Protoplasma umgebene helle kuglige Kern mit verhältnissmässig grossem Kernkörperchen liegt in dem unteren Abschnitt, während in ilei- körnigen Masse des oberen dunkelbraune Pigmentstückchen und in wechselnder Menge die schon mehrfach erwähnten Körner eingebettet sind. Ich erwähne ausdrücklich, dass auch diese Zellen auf der Spitze ihrer flach gewölbten freien und ebenfalls membranlosen Endfläche ein zartes Flimmerhaar tragen (Taf. 111, Fig. 5). Mit dieser meiner Beschreibung der Entodermzellen von Cordylophora stimmt ilie von Aljlman gegebene Darstellung derselben sehr wenig überein. Abgesehen davon, dass ich die 30 von ihm im Mai^on als besondere Organisationseigenthürnliclikeiten l^escliriebonen »riigae« nur als zufällige, bei stärkeren Contractionen des Körpers -entstehende Faltelungen ansehe und die von ihm vermissten Fliniinercilien überall finde, ditTeriren wir besonders in der Auffassung des Zellenbaues. Allman betrachtet nämlich die langen prismatischen Elemente, aus welchen er seine rugae bestehen lässt, als Mutterzellen, in welchen andere secundäre oder Tochterzellen — mit deutlichem Kerne, oft auch mit brauner granulirter Pigmentmasse im Innern — enthalten seien, die selbst noch eine Brut junger Zellen in sich erzeugen könnten (5. p. 370 . Neben diesen Tochterzellen sollen auch noch fieie Pigmentmassen in den Mutterzellen vorkonunen. Die bleichen Bauveihältnisse schreibt er den Entodermzellen von Hvdra zu und stellt die Theorie auf, dass die Tochterzellen als wahre Secretionszellen bestimmt seien, bei ihrem Platzen nach Eröflhung der Mutterzellen ihren Inhalt in die Magenhöhle zu ergiessen. Die freien Pigment- massen in den Mutterzellen sieht er als schon durch Platzen der Tochterzellen innerhalb jener frei gewordenes Secret an. Von alledem habe ich Nichts sehen können unil muss vernuithen, dass Allman die am freien Ende der grossen prismatischen Zellen liegende Protoplasmamasse für eine selbständige Tochterzelle genommen hat. Ebensowenig wie bei Cordylophora konnte ich an dem Entoderm von Hvdra die ALuiAN'schen Angaben bestätigen. Vielmehr halie ich auch dort die nämlichen grossen einfachen Zellen gefunden, wie im Magen von (;ordylo[)hora. Dieselben sind ebenfalls zum grössten Theil von heller klarer Zellflüssigkeit erfüllt, während sich an den Wandungen eine zusammenhängende membranartige Schicht stärkei- lichtbrechender Protoplasmamasse hin- zieht, welche an der freien Grenzfläche zu einer derberen Lage sich verdickt und daselbst dunkelbraune Pigmentstückchen und glatte, lundliche, stärker lichtbrechende Körner- enthält. Bei Hydra viridis kommen noch die in der Rindenlage des Protoplasmas gelegenen Chlorophyll- körner hinzu. Ein grosser heller Kern liegt an einer Seitenwand nahe dem oberen freien Zellenende, umhüllt von wenig Protoplasma, welches feine, die helle Zelltlüssigkeit durchsetzende Ausläufer absendet. Selbst die auf dem Gipfel der vorgewölbten freien Endfläche entspringende feine lange Flimmercilie fehlt nicht (Taf. VI, Fig. 8). Schliesslich habe ich noch das eigenthümliche Gewebe zu berücksichtigen, welches sich, von der Stützlamelle umschlossen, in den Polypoidenarmen findet. Alläun beschreibt dasselbe (3. p. 371' als ein wandständiges Epithel, welches, eine directe Fortsetzung des Magenentoderms, die seiner Ansicht nach hohlen Arme so auskleide, dass ein enges, duri'h vollständiges Aneinanderlegen der Zellen sich bisweilen gänzlich schliessendes Lumen in der Mitte übrig bliebe. Ein Anschein von queren Scheidewänden im Innei'n der Arme soll durch spaltenartige Lücken zwischen den Epithelzellen entstehen. Hincks nennt (4. p. 181) ebenfalls die Arme von Cordylophora »distinctly tubulär«. Ich kann dagegen kein Lumen in denselben wahrnehmen, sondern .sehe einen aus grossen vollsaftigen Zellen bestehenden soliden Axenstrang, welcher den handschuhfingerförmigen Stützlamellenschlauch vollständig ausfüllt. Die Zellen bilden gewöhn- 31 lieh nur eine einzige Reilie, seltener tritt'l man in dem Basaltheil der Arme auch einmal zwei Zellen neben einander an. Sie gleichen in der Form (^ylinderabsclmitten , deren Lange und Dickendurchmesser von dem jeweiligen (lontiaclionszustande des Armes abhängig ist und grossem Wechsel unterliegen kann. Während sie sich unter einander uiil den {|uerabgestutzten Endflächen berühren, liegen sie mit ihrer seitlichcMi Cylindermanlellläcbe der hyalinen Stütz- lamelle an (Tat'. I, Fig. 2 und Tat'. II, Fig. G, 7 und 8). Das innere Ende des ganzen A\en- stranges stösst an die irisfciiinige Scheidewand, welche am Uispiunge der Arme von der Stützlamelle nach innen vorspringt, sowie an die Basalenden derjenigen Magenentodermzellen,- welche vor der centralen Lücke jenes Septnm stehen. Es lindet sich hier entweder eine grosse Zelli', deren Endiläche dann mit der l'eripherie dem Ringseptum, mit ihrem .Mitleltheile den Magenepithelien anliegt (Taf. II, Fig. 6), öder mehrere schnell an Grösse abnehmende Zellen, welche in einer etwas nach unten gebogenen Linie aufgereiht sind (Taf. I, Fig. 2). Gegen das äussei-e Ai-mende zu nehmen die Axenzellen allmälig an Grösse ab, so das« die in der äussersten Spitze gelegene auch gewöhnlich die kleinste ist (Taf. II, Fig. 8). An allen unterscheidet man deutlich eine deibe ^lembran, welche sich sowohl gegen die benachbaiten Theile als auch nach innen zu scharf abgrenzt. Durch den zum grossen Theile von wasserheller Zelltlüssigkeit erfüllten Binneniaum zieht sich ein verästeltes Netz von Proloplasmafäden , welches von einer den Kern umhüllenden centralen Ansanunlung ausgehend an der Peripherie mit einer priniordialschlau(,'hälmlichen dimnen Grenzlage sich verbindet (Taf II, Fig. 7). Dei- helle rundliche Kern zeigt ein sehi' grosses stark lichtbrechendes kugliges Kern- körpeichen und neben diesem sehr häufig noch ein kleineres ovales Gebilde von blasserem Ansehen. Ich halle diese neben dem ausgebildeten Kernkörperchen liegenden , schon an mehreren Stellen beschriebenen Körper für sich neu bildende Nucleoli. Fast regelmässig tritlt man entweder in der Nähe des Kernes oder in einem der stärkeren Proto|)lasmafäden etwas krümliges dunkelbraunes Pigment. Besonders hervorheben will ich endlich noch, dass es mit Hülfe der oben angegebenen Macerirmethoden ausseiordentlich leicht gelingt, die einzelnen Zellen sowohl von einandei- als auch von der Umgebung zu trennen und so vollständig zu isoliren, dass sie in dem Slützlamellenschlauch hin und her llottiren. Solide Zellenstränge ähnlicher Art, aus einer oder mehreren Reihen bestehend, konmien in den Tentakeln vieler Hydroiden vor und sind auch, wenngleich oft mit sehr abweichende!- Deutung, von verschiedenen Autoren beschrieben. Eine mit der meinigen vollständig überein- stimmende Darstellung und x\uffassung derselben finde ich bei Kolliker ', welcher diese Gewebs- form mit Recht als ein prägnantes Beispiel von einfach zelliger Bindesubstanz bei Cölenteraten hinstellt und mit dem Chordadorsal-Gewebe des Wirbelthiertypus vergleicht. Etwas anders ist die Deutung, welche Keferstein und Ehlers^ diesen Zellenreihen geben. Den Randtentakeln ' Würzburger naturwisseiiscliaril. Zeitschrift, Bd. V, und Icones histiologicae, p. lOt ■^ Zoologische Beiträge, IS6I, p. 9.t und Taf. XIV, Fig. 9. 32 von Aegineta Corona schreiben sie einen »regelmässigen fächerigen Bau« zu. In jedem solcher Fächer soll eine »Muskelzeile« liegen, welche an. der Basis der Tentakel einfach spindelförmig, in der Mitte derselben schon mit einer Anzahl Ausläufer versehen und in der Tentakelspitze endlich vielfach verzweigt ist. Es wird in den dazu gehörigen Zeichnungen eine Röhre mit Quersepten als aus einer zusammenhängenden Masse bestehend dargestellt, in deren Fächern die beschriebenen Zellen so eingebettet sind, dass sie entweder von einem Septum zum nächsten ziehen oder mit ihren zahlreichen Endausläufern die Kapselwand an verschiedenen Stellen "erreichen. Dieser Auffassung schliesst sich Reichert' insofern an, als er bei Campanularien und Seitularien von der Stiitzlamellenröhre direct aljgehende Scheidewände das Innere des Armes durchsetzen sieht, weicht aber darin ab, dass er in den so gebildeten Kammern nicht wirkliche Zellen, sondern nur Partien einer in sich gleichartigen contractilen Substanz (indet, welche das Fach selten (nur an ganz jungen Armen) vollständig ausfüllt, sondern gewölmhch in spindelförmiger oder mehr sternförmiger Gestalt von der Mitte einer Scheidewand zur Mitte der nächsten hinzieht und sich an denselben inserirt, ohne indessen mit der Substanz der Scheidewände wirklich zu verwachsen. In den Quersepten nimmt Reichert OeH'nungon an, welche jedoch von der contractilen Masse theihveise verlegt sein sollen. Dagegen muss ich geltend machen , dass ich sowohl bei Cordylophora als bei Cam- panularia geniculata in jeder der sternförmigen Protoplasmaausbreitungen, welche in der Axe der Tentakel vorkommen, einen Kern mit voller Klarheit gesehen habe, dass ich sie daher für wirkliche Zellen erklären muss, und ferner, dass es mir gelungen ist, sie mit der dazu gehörigen hellen Zellflüssigkeit und Protopiasma-Rindenschicht, von einer deutlichen Membran umhüllt , vollständig zu isoliren. Besondere selbständige Quersepta habe ich nicht entdecken können; dieselben werden leicht durch die dicht an einander liegenden Zell- membranen vorgetäuscht. Dass ich endlich nicht geneigt bin, die Zellen der Armaxe mit Keferstein und Ehlers für »^luskelzellen« anzusehen, noch ihnen überhaupt ein erhebliches Contractionsvermögen, von dem man die Armbewegungen ableiten könnte, zu vindiciren vermag, wie van Beneden, Gegenbaur, Agassiz und Reichert, wird man um so begreiflicher finden, als ich ja eine Faserlage, deren Elemente glatten Muskelfasern vollständig gleichen, an den Armen ausserdem beschrieben habe. Während die Polypoidententakel von Cordylophora und vielen anderen Hydroiden durch und durch solide sind, gilt daselbe keineswegs von den Tentakeln aller Hydroiden oder gar der Cölenteraten überhaupt. Die Arme von Hydra sowie die Randtentakel von Aurelia aurita und Cyanea capillala habe ich, wie die früheren Beobachter, hohl gefunden und betrachte sie als einfache Ausstülpungen der Körperwandung, in welche sich das die verdauende Cavität auskleidende Entoderm ebenso continuirlich hinein fortsetzt, wie sich aussen das Ektoderm darüber hinzieht. Bei Hydra gleichen die Entodermzellen der Arme denjenigen des Magen- ' 1. c. p. 221. 33 raumes l)is auf die geringere Hohe vollständig. Ihre Al)plattung nimmt bis gegen die Armspitze hin allmUlig zu. Der Behauptung Reichert's, dass das innere Epithel in dem Endtheile der Hydraarme fehlt, kann ich nicht beistimmen. Ich habe es stets sowohl an den lebenden als besonders deutlich an den in Osmiumsäure erhärteten Armen selbst bis in das äusserste Ende hinein verfolgen können, wie denn auch bei Hydra viridis die Chlorophyllkörner, welche doch nur in den Entodermzellen vorkommen, auch in den Spitzen der Arme noch gefunden werden. Bildiiiigs- und Entwicklungsgeschichte. 1. Entwicklung der Gonophoren. Da die Erzeugung der Spermatozoen und Eier in besonderen, am ungeschlecht- lichen Stocke knospenden Geschlechtsknospen , den Gonophoren, vor sich geht , so haben wir uns zunächst mit der Entwicklungsweise dieser letzteren zu beschäftigen. Es ist schon oben erwähnt worden, dass die Gonophoren überhaupt nur an den Seitenzweigen, niemals direct an den Haupt- oder Nebenstämmen entstehen. Eine schein- bare Ausnahme von dieser allgemeinen Regel kann dadurch zu Stande kommen, dass an einem Seitenzweige, welcher zunächst ausser seinem Endpolypoid nur Gonophoren producirt hat, später in der Nähe seines Endes noch seitlich Polypoide hervorsprossen und ihn dadurch zum Seitenstamme machen. In diesem allerdings seltenen Falle würden zwar an einem Seiten- stamme Gonophoren sitzen, aber doch nicht an ihm als einem solchen entstanden sein. Niemals habe ich sie an einem Hau|)tstamme gefunden. Die Zeit der Gonophorenbildung erstreckt sich von Juni "bis zum Üclober. An einer Colonie finden sich entweder nur männ- liche oder nui- weibliche Knospen; mit anderen Worten, alle Stöcke ein und derselben Colonie erzeugen Gonophoren des nämlichen Geschlechtes. Gewöhnlich sind beide Geschlechter gleich zahlreich vertreten und stehen promiscue durch einander; indessen habe ich auch in einzelnen Jahren vorwiegend Colonien mit weiblichen Gonophoren angetrotl'en. Die Entstehung eines jeden Gonophors beginnt mit einer einseitigen Ausbauchung des Cönenchynu'ohres dicht unterhalb eines Polypoides. Dieselbe erscheint zuerst flach hügel- förmig, nimmt aber schnell an Höhe zu und gewinnt bald durch stärkere Ausdehnung des äusseren blinden Endes eine Kolbenform. Da sich hieran alle Schichten des Weichkörpers und selbst das an der betreffenden Stelle noch ziemlich weiche Polyparium betheiligen, so haben wir zu dieser Zeit eine sackartige Ausstülpung mit gleichmässig dicker Wandung vor Schulze, Cordylophora lacustris. 5 34 uns, deren geräumiger Binnenhohlraum nur durch einen engen Zugang mit der Cavität des Cönenchymrohres communicirt. Wahrend alsdann der Umfang der ganzen Knospe durch rasches Wachsthum fortwahrend zunimmt, erleidet dieser Hohlraum in der oben beschriebenen Weise seine Umwandlung zu einem verästelten Röhrenwerk. Gewöhnlich lassen sich daran vier Hauptstämme unterscheiden, welche aus der den Gonophorenstiel durchsetzenden einfachen Röhre hervorgehen und, indem sie abwechselnd nach der einen und der anderen Seite schräge nach oben und aussen gerichtete Aeste abgeben, bis gegen den äusseren Pol verlaufen, wo sie, sich leicht gegen einander neigend, blind endigen. Bei den männlichen Gonophoren liegen sie mehr in der. Tiefe und zeigen eine nach allen Seiten gerichtete reiche Verästelung (Taf. III, Fig. 2), während sie sich bei den weiblichen dicht unter der Oberfläche mit wenigen einfachen Seitenzweigen ausbreiten Taf. IV , Fig. 3 — 5) . Andeutungen von einer centralen zapfenförmigen Erhebung, wie sie Allman in seiner schematischen Figur 13 bei n zeichnet, welche etwa dem Rüssel einer freien Meduse entsprechen könnte, habe ich nur selten wahr- genommen und halte sie deshalb nicht für typisch. Der Anschein einer anastomotischen Verbindung der verschiedenen Röhrenausläufer kann, da sie vielfach neben und über einander vorbeilaufen , so leicht entstehen , dass es nicht zu verwundern ist, wenn Allman (der diese Verhältnisse nicht mit stärkeren Vergrösserungen untersucht zu haben scheint) eine solche annehjnen und sogar zeichnen konnte 5. Fig. 12, 14 und 24). Die.selbe existirt indessen in der That nicht; wovon man sich am besten durch Isolirung der Röhrenverzweigung durch Maceration und nachträgliches Ausspillen mit einem Wasserstrahl überzeugt. Hierbei bleibt die ziemlich resistente Stutzlamelle gewöhnlich so gut erhalten, dass das ganze Schlauchsystem in Form eines Bäumchens mit einfachem Stiel und blind endigenden äussersten Röhrenzweigen sich isoliren lässt. Dass das zellige Parenchym, welches zwischen diesen verzweigten Röhren und der aus platten Zellen bestehenden einschichtigen Rinde liegt, zum Ektoderm gehört, wird sowohl aus dem oben über die Entwicklung der Gonophoren Mitgetheilten als auch schon aus dem Umstände ersichtlich, dass zwischen ihr und der Rindenlage niemals eine membranöse Scheide- wand zu bemerken ist, während zwischen ihr und dem Entoderm die hyaline Stützlamelle überall eine scharfe Trennungsmarke bildet. Diese ganze Masse liegt demnach ausserhalb der hyalinen Stützlamelle, und es ist weder in der Beschafl'enheit dieser letzteren noch in dem Charakter der betreffenden Zellen selbst ein Grund zu der Annahme zu finden, dass diese aus dem Entoderm durch die trennende Membran sollten durchgebrochen sein. Ueber die Entstehung und den Bau der grade in dieser zelligen Zwischenmasse sich bildenden Keimproducte , der Spermatozoen und der Eier, habe ich Folgendes ermitteln können. 35 2. Die Spermatozoen. Während man in jungen männlichen Gonophoren unter der oberfläcliHchen einschichtigen Decke platter Epithelzellen zunächst nur eine compacte Masse wenig scharf gesonderter, jeden- falls membranloser Zellen mit trübem körnigem Inhalte bemerkt, treten hier später, nachdem die Bildung des verästelten Röhrenwerkes im Innern der Gonophoren ihre Vollendung erreicht hat, kleine kuglige Gebilde auf, welche wahrscheinlich durch Theilung jener erst allein vor- handenen körnigen Zellen entstanden sind und aus einer ziemlich gleichmässig lichtbrechenden Masse bestehen, in welcher man nahe der Mitte einen unregelmässig rundlich oder oval geformten kernartigen Körper und nahe der Oberfläche ein ganz kleines, aber sehr stärk lichtbrechendes und deshalb glänzendes rundliches Körnchen eingebettet findet. Von der diesem Körnchen gegenüber liegenden Seite geht ein langer feiner, bis ans Ende allmälig sich zuspitzender Faden ab (Taf. III, Fig. 7). Schon Allman hat solche Entwickiungszustände von Spermatozoen gesehen und richtig gedeutet (3. Fig. 24 ft). Bei der Ausbildung zur reifen Form wandelt sich der kugelige Körper in einen läng- lichen drehrunden oder ganz leicht seitlich comprimirten , im Allgemeinen conisch geformten Kopftheil um, an welchem durch zwei seichte RingeinschnUrungen drei schwach knotige Ver- dickungen markirl werden , deren stärkste den Basaltheil , deren schwächste die etwas abgerundete Spitze bildet. Die von Allman angewandte Vergrösserung war nicht stark genug, um diese letzteren Foimeigenthümlichkeiten wahrnehmen zu lassen. In seiner Abhandlung findet sich der Kopf der Spermatozoen als ein glatter, einfach ovaler Körper dargestellt. Während diese Samenelemente zunächst in der Mitte des Gonophors zur Reife gelangen, wird an dem äusseren Ende desselben folgende Veränderung des Deckepithels wahrgenommen. Die vorher hellen und ganz flachen Zellen der äussersten Lage erhalten einen trübkörnigen Inhalt und nehmen eine mehr cylindrische Form an, wobei die äusseren Endflächen sich leicht vorbauchen, BakI daiauf tritt ein Auseinanderweichen derselben am Endpol bis zur Ent- stehung eines rundlichen Loches ein , durch welches ein Theil des reifen Spermas alsbald in das umgebende Wasser austritt (Taf. III, Fig. 2(t und b). Allman, welcher das spontane Entstehen einer solchen Perforation bezweifelt, da er sie nur bei Anwendung künstlichen Druckes sich bilden sah, spricht (3. p. 375) die Ansicht aus, dass das Sperma normaler Weise zunächst in das Innere der röhrenförmigen Hohlräume des männlichen Gonoj)hors, von da in die Cönenchymröhre und von dort in die Binnenröhren der weiblichen Gonophoren gelange, um von hier aus die daneben gelegenen Eier zu befruchten. Er scheint dabei eine directe Communication des Cönenchymiumens männlicher und weiblicher Stöcke anzunehmen. Da aber eine solche nicht existirt, weil die Geschlechter nicht nach den 36 einzelnen Stöcken (wie Allman annimmt), sondern nach den ganzen Colonien geschieden sind, so wäre nur eine Ueberwandernng des Spermas aus dem Cönenchymrohre der männlichen Colonie durch eine Polypoidenmundung ins umgebende Wasser und von da duicli ein Polypoid einer weiblichen Colonie in deren Cönenchymhölilung denkbar, wobei auch noch eine Durch- bohrung der Stützlamelle zunächst des männlichen und dann des weiblichen Gonophors vorausgesetzt werden raüsste , bis das Spermatozoon wirklich zum Ei gelangen könnte. Nun bemerkt man aber weder von einer solchen Continuitätstrennung der Gono|)horenslützlamelle Etwas, noch gelingt es jemals, Spermatozoen in den Gonophoren-Parenchymröhren- oder in dem Cönenchymlumen zu sehen. Dagegen habe ich vielfach am Endpol unversehrter männ- licher Gonophoren sowohl im Ektoderm als in der Gonotheka eine rundliche OefTnung bemerkt (Taf. III, Fig. 21) und das Austreten von Sperma auch ohne Anwendung künstlichen Druckes beobachten können. Bei dem letzteren Acte sammelt sich gewöhnlich zunächst eine gewisse Quantität reifer, sehr beweglicher Spermatozoen in einem durch eine seichte ringförmige Einschnürung vom übrigen Körper sich absetzenden Endtheil des Gonophors, um sich aus demselben in gewissen Intervallen zu entleeren. Die erste Eröffnung des Weges wird wohl durch die allmälig zunehmende Spannung im Innein der Gonophoren herbeigeführt. 3. Die Eier. Die erste Andeutung von Eiern wird in den weiblichen Gonophoren um die Zeit bemerkt, wenn die anfangs gleichmässig dicke Ektodermschicht ihre nach innen vorspringenden Hervorragungen zeigt. In diesen fallen zuerst gewisse durch grossen hellen Kern mit beträcht- lichem Kernkörperchen ausgezeichnete rundliche Zellen, die jungen Eier, auf, deren gleich- mässig körniges Protoplasma sich mit einer scharfen äusseren Grenze absetzt (Taf. IV, Fig. 2). Während sich dieselben anfangs hinsichtlich der Grösse nur unbedeutend von den umgebenden tieferen Ektodermzellen unterscheiden, wachsen sie alsbald zu ganz beträchtlichen Dimensionen (von 0,07 Mm. Durchmesser und darüber) heran und lagern sich dabei meistens zu einem Haufen in der Mitte des Gonophors, so dass sie von den Verzweigungen der inneren Canäle umschlossen werden (Taf. IV, Fig. 3, 4 und* 5). Nur selten findet man auch eine oder die andere Eizelle dicht unter der äusseren Plattenepithellage ^Taf. V, Fig. 9;. Stets (und besonders deutUch im letzteren Falle) kann man sich davon überzeugen, dass alle Eier von Anfang an ausserhalb der die Entodermröhren umschliessenden Stützlamelle, also im Ektoderm liegen. Da dasselbe nach der obigen Darstellung auch von den Spermatozoen gilt, so muss ich zunächst für Cordylophora behaupten, dass die Geni talproduct e im Ekloileriii entstehen.' 1 Dasselbe ist für die Siphonophoren mit aller Bestimmtheit von Keferstein und Ehlers Zoolog. Beiträge, p. 3) behauptet, während Kölliker Icones hisliologicae, p. 89; die Ansicht ausspricht, dass "bei Medusen und Hydroid- pol^T^en Eier und Samenzellen ohne Ausnahme aus Zellen des Entoderms sich hervorbilden«. 37 Bei weiterer Entwicklung der Eizelle nimmt das Kernkörperchen noch an Umfang zu, das Protoplasma wird grobkörniger, stSrker lichtbrechend und dadurch schliesslich so dunkel und undurchsichtig, dass der Kern nur noch wie ein heller Fleck durchscheint (Taf. IV, Fig. i und 5). Dabei erhält das ganze Ei eine gewöhnlich ziemlich intensive, bisweilen aber auch nur ganz schwache bläuliche Färbung. Haben die Eier, deren sich meistens 6 — 12 in einer Kapsel finden, ihre völlige Reife erlangt, so bemerkt man an dem äusseren Ende der Gonophoren eine ähnliche Veränderung, wie wir sie bei den männlichen Geschlechtsknospen zur Zeit der Spermatozoenreife beschrieben haben, nämlich ein Auseinanderweichen der sich körnig trübenden und zur Cylinderform auswachsenden äusseren Ektodermzellen , wodurch es zur Bildung eines rundlichen Loches kommt Tat". IV, Fig. 5). Zugleich tritt über diesem letzteren in der Gonotheca eine radiäre Streifung und Erweichung ein , welche schon oben bei der Beschreibung derselben gelegentlich eiwähnt ist. Während sich nun die Oeffnung dei- äusseren Ektodermlage rasch erweitert, zieht sich der ganze Gonophorenweichkörper von dem eben noch in seinem Innern gelegenen Eierhaufen so zurück, dass letzterer in dem äusseren Theile der Kapsel allein und frei liegen bleibt (Taf. IV, Fig. 6 . Bei der Untersuchung von Gonophoren in diesem Stadium, d. h. gleich nach dem Zurücktreten der weichen Hülle von den Eiern, habe ich sowohl in dem Endtheil der Gono- thecawand' als auch in der Gonothecahöhle neben und zwischen den Eiern Spermatozoen angetroffen, ein Umstand, welcher um so mehr zu der Annahme berechtigt, dass in dieser Periode die Befruchtung durch von aussen eindringende Spermatozoen erfolgt, als gleich darauf an den Eiern das Phänomen der Furchung auftritt. Jedes Ei zerfällt dabei zunächst durch eine mediane Spaltung in zwei gleiche Hälften, welche durch neue Spaltung sich wieder in je zwei Hälften trennen u. s. w.. bis endlich eine Menge kleiner mit Dotterkörnchen erfüllter Furchungskugeln entstanden sind , welche sich zu einem maulbeerförmigen Körpei' an einander legen (Taf. IV, Fig. 7). Unterdessen hat sich der übrige Gonophorenweichkörpeu. immer mehr contrahirt und ist nach dem allmäligen Einziehen und Verstreichen sämmtlicher verästelter inneren Canäle wieder zu einem einfachen glatten Kolben geworden , dessen überall gleich dicke Wandung im Bau ganz mit der Cönenchym- wand übereinstimmt, aus welcher ja der ganze Gonophor ursprünglich durch Aussackung hervorgegangen ist (Taf. IV, Fig 6 und 7). Dadurch ist denn auch im Innern der Gonotheca hinlänglich Raum geschalTen für die nun daselbst vor sich gehende Ausbildung der Embryonen. Bevor ich indessen auf diese näher eingehe, will ich noch eine Beobachtung mittheilen, welche mich anfangs im höchsten Grade überraschte. Ich fand nämlich an weiblichen Colonien im August und September des Jahres 1870 in den tieferen Ektodermlagen des Cönenchyms ' Aus dem Auffinden von Spermatozoen in der Gonolhecawand geht, wie mir scheint, zur Geniige hervor, dass dieselben aus dem umgebenden Wasser durcli diese erweichte und mit Poren \ ersehene Chitinhiille und nicht auf dem \on Allmax vermulheten Wege durch die Cönenchymröhren zu den Eiern vordringen. 38 der Seiteiiciste hier und da grosse ovale oder kuglige luembranlose Zellen mit dunkelkörnigein Protoplasma, einem schart umgrenzten hellen Kerne von bedeutendem Umfange und sehr grossem Kernkörperchen , welche Zellen halbreifen Eiein so ähnlich sahen , dass ich nicht umhin kann, sie für solche zu halten (Taf. V, Fig. 10). In einem Falle traf ich zwei der- selben, jede von einer zarten membranösen Hülle umgeben, in dem Wasser haltenden Raum zwischen dem Cönenchym und dem Polyparium frei schwimmend an. Gewöhnlich w^aren sie nur vereinzelt dicht unterhalb der Polypoiden, da wo sonst die Gonophoren hervorspros.sen, bisweilen aber auch in reichlicher Anzahl tiefer hinal) an den Seitenästen und selbst an einzelnen Stammtheilen zu linden. Leider gelang es niii- nicht, sie in ihrer ferneren Ent- wicklung zu verfolgen, da die Colonien, an welchen ich sie beobachtete, bald zu Grunde gingen. Die Annahme, dass es sich hier in der Tliat um wirkliche Eier handelte, wird weniger befremden, wenn man bedenkt, dass ja auch die Gonophoren, in deren Ektoderm sich die Eier für gewöhnlich entwickeln. Nichts als grossartige Ausstülpungen des Cönenchymrohres darstellen und von den nämlichen Stellen ausgehen, an welchen diese Zellen grade am häufigsten angetroflen werden. Entwicklung und Bau des Embryo. Die Umwandlung jener maulbeerföiniigen kugligen Haufen der Furclmngszellen, die ^^ir aus den Eiern der Gonophoren hervorgehen sahen, zu der ersten Anlage des Embryo geschieht in der Weise, dass sich zunächst im Innern derselben eine lundliche, Flüssigkeit enthaltende Höhle ausbildet, um welche sich die ganze Zellenmasse in zwei von einander scharf geson- derten concentrischen Lagen, einer äusseren, dem Ektoderm, und einer inneren, dem Entoderm, ordnet. Es sind demnach von vorne herein diese beiden Hauptschichten des ganzen Thieres angelegt und in ihrem Lageverhältniss zu einander bestimmt. Die Vorwölbung der einzelnen Zellen, welche die Maulbeerform verursachte, fällt dabei fort, so dass nur eine gleichmässig glatte Fläche die äussere Begrenzung bildet. Die einzelnen Zellen beider Schichten haben um diese Zeit die Form kuizer Prismen angenonunen und sind noch mit Dotterkörnchen erfüllt. Die nächste Veränderung besteht in einei- alhnäligen Streckung des ganzen Körpers zur Form einer Walze mit abgerundeten Enden (Taf. IV, Fig. 8;. Während dieser Formänderung wachsen aus sämmtlichen Ektodermzellen lange zarte Flimmercilien hervoi-, mittelst deren die Embryonen noch innerhalb der Gonotheca drehende Bewegungen um ihre Längsaxe auszuführen beginnen. Gegen das Ende des embryonalen Wachsthums nehmen diese Di-ehungen bei einer leicht spiraligen KrUnnnung dci- Längsaxe einen gleichsam bohrenden Charakter an, untl einzelne Embryonen drängen gradezu mit einem Ende gegen die Wand ihrei- Gonotheca an. Da nun diese unterdessen an ilitem äusseren Pol eine stärkere Erweichung erfahren hat, so gelingt es 39 bei dem zufölligon Andrängen irgend eines besonders kräftigen oder besonders günstig gelagerten Embryo an diesei- Stelle plötzlich die Kapsel zu sprengen und durch das entstandene Loch sich bohrend hindurchzuwinden, um alsdann, einmal in's Freie gelangt, sich mit ähnlichen Bewegungen durch das Wassei- fortzuarbeiten (Taf. V, Fig. 1). Bald folgen dem ersten die anderen Embryonen auf dem so gebahnten Wege nach. Nur der letzte hält sich oft noch eine Zeit lang allein zurück, bis er dann schliesslich ebenfalls die gemeinsame Hülle verlässt, welche, nachdem noch der kolbenförmige Ueberrest des ganzen Gonophorenweichkörpers sich gänzlich in das Cönenchym aus ihr zurückgezogen hat, collabirt und bald den zerstörenden Einflüssen des umgebenden Wassers unterliegt. Dieses Austreten der reifen von jetzt an Planulae genannten Embryonen aus der Gono- theca, wie ich es hier nach eigenen Beobachtungen geschildert habe, ist in ähnlicher Weise auch von Hincks (4. p. 183) gesehen und beschrieben worden. Haben sich die frei gewordenen bewimperten Planulae eine Zeit lang in Spiraltouren das Wasser durchbohrend umhergetummelt, so setzen sie sich mit dem einen Ende an iigend einen Gegenstand fest. Hincks fand von den am Abend ausgeschlüpften Thierchen schon einige am andern Morgen angeheftet. Er hatte auch Gelegenheit, einen solchen Fixirungsact selbst direcl zu beobachten und sah sie dabei etwa 1—2 Minuten lang mit dem einen Ende gegen den fremden Körper gestemmt sich um ihre Längsaxe herumdrehen, ehe sie hafteten. Jede Planula besteht wesentlich noch aus denselben beiden concentrisch in einander geschachtelten Lagen, welche wir schon in der ersten Embryonalanlage kennen gelernt haben ; indessen tritt zwischen denselben bald eine zarte helle Grenzschicht auf, welche zunächst zwar noch nicht als besondere zusammenhängende Membran isolirt werden kann, aber doch als erste Anlage der hyalinen Stützlamelle gedeutet werden muss (Taf. V, Fig. 5). Die Zellen der äusseren Lage, des Ektoderms, stellen langgestreckte Prismen dar, welche nach unten zu etwas unregelmässig zackig auslaufen, auf ihren querabgestutzten Endflächen je ein langes feines Flimmerhaar tragen und mit einer körnigen IMasse erfüllt sind, in welcher ein kleiner rundlicher Kern mit Kernkörperchen und oberhalb desselben einige rundliche glatte, stark lichtbrechende Körner eingebettet liegen (Taf. V, Fig. 6 und 7). Die Zellen des Entoderms erscheinen bedeutend breiter und heller. Sie sitzen der zarten hyalinen Zwischenschicht mit breiter Basis auf und gleichen in vieler Beziehung den Elementen des Magenepithels der Polypoide; nur konnte ich keine Flimmercilien an ihnen wahrnehmen. Eine Membran lässt sich auch hier an den Seiten und unten deutlich erkennen. Während der grösste Theil des Zellkörpers von wasserheller Flüssigkeit erfüllt ist, breitet sich an der Innenseite der .Membran eine dünne Lage stärker lichtbrechenden Protoplasmas aus, welche nur am freien Ende eine derbere, aber, wie es scheint, der Membran entbehrende Verdickung und an einer Seitenwand eine hügelig nach innen vorspringende Erhebung bildet. Letztere umschliesst den kugeligen Kern und sendet mehrere zarte verästelte Ausläufer ab, welche die helle Zellflüssigkeit durchsetzend in die Rindenlage übergehen (Taf. V, Fig. 8). 40 In der dünnen Protoplasmaschicht der BasalHäche tinden sich ähnliche glatte rundliclie Körner, wie wir sie auch in den Ektodermzellen antrafen (Taf. V, Fig. H und 5). Es ist mir nicht gelungen, an den Planulae während ihres freien Zustandes eine Andeutung von einer Mundölfnung oder auch nur einen wesentlichen Unterschied der beiden Endpole zu sehen (Taf. V, Fig. 2). Beim Festsetzen erfährt das Basalende eine Abplattung und eine oft ziemlich erhebliche Verbreiterung. Bald darauf verlieren sich die Flimmercilien, und es lässt sich am freien Endpole eine perforirende Mundöfl'nung erkennen. Alsdann s|)iossen in einiger Entfernung vom äusseren Ende Arme seitlich hervor, gewöhnlich zuerst zwei sich gegenüberstehende, darauf zwei andere in einei' mit jenen sich rechtwinklig kreuzenden Ebene und dann andere in mehr regelloser Vertheilung (Taf. V, Fig. 3). Unterdessen wächst das ganze Thierchen in die Länge und umgiebt sich an seinem unteren Theile mit einer zuerst ganz zarten, allmälig stärker weidenden Chitinhülie. Bei der histiologischen Untersuchung dieses einer Hytira äusserlich sehr ähnlichen Entwicklungsstadiums Hndet man die sämmtlichen concentrisch auf einander folgenden Gewebs- lagen : Ektoderm, Muskelschicht, Stützlamelle und Entoderm im Wesentlichen bereits so ausgebildet, wie wir sie am fertigen Polypoid oben beschrieben haben; und man erkennt hier sehr deutlich an dem wirklichen oder optischen Längsschnitt , dass die Entodermlage, welche den inneren Hohlraum auskleidet, sich ganz conlinuirlich in den soliden Zellenstrang fortsetzt, welcher in der Axe der Arme liegt. Es gehören also diese Axenzellen wirklich zum Entoderm und gehen aus demselben hervor Taf. V, Fig. 4 . Dies ist eine für die allgemeine Gewebelehre überaus wichtige Thatsache. Es ist dadurch erwiesen, dass notorische Epithelzellen sich in ein Gewebe umformen können, welches ebenso unzweifelhaft zu den Bindesubstanzen gehört, wie das Choixladorsalgevvebe oder der Zellenknorpel. Dieselbe Wahrnehmung wurde auch von Külliker an anderen Hydroiden, speciell bei einem Polypoiden von einer Campanularia gemacht und in ihrer allgemein histiologischen Bedeutung gewürdigt '. Das ringförmige Septuni, welches als eine Fortsetzung der hyalinen Stützlamelle bei den ausgebildeten Polypoiden der Cordylophora-Colonien an der Basis der Arme die Basal- zellen des Armaxenstranges von dem Magenepithel theilweise scheidet, ist hier noch nicht entwickelt, sondern dringt erst später allmälig zwischen dieselben vor. Nach Ausbildung der Aiine beginnt auch die Aufnahme compacter Nahrung und damit ein energisches Wachsthum. hidem sich das untere Körperende zunächst zu einer Röhre von 1 Ctm. Länge und darüber auszieht, grenzt sich der äussere Endtheil als typisches Polyj)oid ab. Aus dem Basalstücke sf)rosst darauf ein seitlich abgehender und diciit an der Unterlage hinkriechender Stolonenausläufer, aus dem oberen Stielende dicht unterhalb des Polypoids der ' k'Oiies liisliolo.i;icae, p. 102. uikI TuI. X, Viii. (i und 7. 41 erste Seitenast mit lenuinalciii Pulypoid hervor. Das ganze folgende Auswachsen des senkrecht einporstrebenilen Stännnchens zu einem grossen, reich verzweigten Stocke tindet stets in der Weise statt, dass sich zunächst die unmittelbar unter den Polypoiden befindlichen Stiellheile verlängern und durcli seitliche Ausbauchung ihrer Wand neue Seitenzweige produciren, wie das oben bei der Schilderung dei' Architektonik der Stöcke und ganzen (Kolonien bereits ausführlich beschrieben ist. Hier ist nur noch speciell darauf hinzuweisen, dass ])ei allen diesen Knospungen stets eine Ausbauchung der Röhrenwand mit allen ihren Gewebs- lagen stattfindet, wodurch die grosse Uebereinstimniung aller Theile in ihren Texturverhäll- nissen erklärlich wird. Artbestimmung. Nachdem im Voraufgehenden Form, Bau und Entwicklung der von mir in Warnemünde gefundenen Cordylophora geschildert ist, wiril sich jetzt das Verhältniss derselben zu den von früheren Beobachtern beschriebenen (^ordylophora-Formen von anderen Fundorten feststellen lassen. Denn so wenig es nach dem Mitgetheilten einem Zweifel unterliegen kann , dass wir es mit einem Thiere zu thun haben, welches in die von Allman gegründete und wohl- charakterisirte Gattung' Cordylophora gehört, so berechtigt nmss die Frage erscheinen, ob und in wie weit die von mir untersuchte Species mit der von jenem brittischen Zoologen und seinem Landsmanne Hincks studirten Cordylophora lacustris (Allman) identisch ist. In der That lassen sich zwischen den von Allman und Hincks gegebenen Darstellungen und der meinigen besonders in Betreff der feineren histiologischen Verhältnisse einzelner Theile, aber auch in einigen anderen Beziehungen, mancherlei DifTerenzen auffinden. Es wird sich dabei aber wesentlich darum handeln, festzustellen einmal, ob und in wie weit solche Unterschiede als an den Thierformen wirklich vorhanden angenommen werden müssen, odei- vielleicht nur aus mangelhaften Beobachtungen zu erklären sind , und fernt'r ob die als wirklich vorhanden anerkannten Differenzen ausreichen, um nach denselben zwei verschiedene Arten zu bilden, oder ob sie nur als Abw^eichungen von geringerer Bedeutung, als »Varietätencharaktere«, auf- zufassen sind. Obwohl mir nun hinreichend bekannt ist, wie schwier es ist, zwischen Art und Varietät eine scharfe Grenze zu ziehen , so glaube ich doch grade in diesem Falle mit genügender Sicherheit zu einem bestimmten Resultate gelangen zu können. ' Die von Allman in .'S. gegebene kurze lateinische Cliarakteristik der Gattung lautet: «Polypi tentaculis numerosis sparsis teretibus. Capsulae genitales subsessiles in raniulis ultimis pone polypös uffixae. Polyparium pergamentaceum ramosum , stolone fistulöse repente fixuni. Embryo über, subcylinclricus universe ciliatus.o Man sieht , jedes Wort passt ohne Weiteres auch auf das von mir beschriebene Thier, und wer die zu der betrell'enden Abhandlung Allman's gehörigen Zeichnungen, besonders Fig. i, 2 und 3 mit den meinigen vergleicht, wird \olleiuls die grosse Uebereinstimmung sofort erkennen. Schulze, Cordylophora lacustris:. 6 42 Gehen wir zunächst auf die hervorragendsten Unterschiede näher ein. Vor Allem muss die grössere Anzahl der Polypoidenarnie bei der Warnemundoi- Cordylophora auffallen. Wäiirend Allman 10 — 13 zeichnet und Hincks ihre Zahl auf 12 — 14 angiebt, fand ich häufig 20 und mehr. Aber einerseits habe auch ich viele Polypoide angetroüen , welche nur 10 — I i oder selbst noch weniger Arme besassen (und zwar gewöhnlich an etwas verdeckten Standorten, wo die Naiuungszufuhr weniger reichlich sein mussle) , andrerseits fand sich ein solches Variiren der Aiinzahl selbst an den verschiedenen Polypoiden ein und desselben Stockes. Bei diesem Schwanken in der Zahl der Arme wird man derselben sicherlich keine erhebliche Wichtigkeit beilegen, sie vor allen Dingen aber nicht als einen Artcharakter ansehen dürfen; denn sonst müssten ja die von mir in gedeckter Lage gefundenen Stöcke, an denen gewöhnlich nur 10 — 1 2armige Polypoide sassen, für eine andere Species erklart werden, als die freier stehenden Stöcke derselben Colonie, welche Polypoiden mit der doppelten Armzahl aufweisen konnten. Sehr wesentlich weicht meine Beschreibung von deijenigen Allmans und Hincks' in Bezug auf den Bau der Polypoidenarme ab, da jene beiden die Arme für hohl und mit einem inneren Epithel ausgekleidet halten. W'ährend ich .sie als ganz solide und mit einem in der Axe selbst gelegenen Strange grosser, Cylinderabschnitte darstellender Zellen beschrieben habe. Indessen weist der Umstand, dass Allman Septa, welche bei Anwendung schwächei'er Vergrösserungen von den an einander liegenden Membranen der Axenzellen vor- getSuscht werden, in seiner Fig. 3 zeichnet und auch im Texte erwähnt, mit hinlänglicher Sicherheit darauf hin, dass er dieselben Axenzellen vor sich hatte, und dass nur seine specielle Auffassung dieser Theile als eines wandständigen Epithels auf einem Beobachtungsfehler und das in Fig. 9 gezeichnete Bild auf einer falschen Deutung und in Folge dessen auch falschen Darstellung des Gesehenen beruht. Der begreifliche Wunsch, auch hier ähnliche Verhältnisse zu finden , wie bei den in mancher andern Beziehung ähnlich gebauten Hydra-Armen mag wohl zu diesem Irrthume Veranlassung gegeben haben. In dem Umstände, dass ich das von Hincks beschriebene »Gefässnetzwerk« an der Innenseite des Magens nicht aufzufinden vermochte, sowie in manchen Differenzen zwischen meiner und Allman's Darstellung, besonders in Betreff der histiologischen Details, wird man wohl ebenfalls keine Grunde zu der Annahme finden, dass wir es mit wesentlich verschiedenen Thierforinen zu thun hatten. Nur ein Punkt, in welchem unsere Darstellungen erheblich aus einander gehen , scheint mir noch einer näheren Erörterung zu bedürfen. Allman lässt die Hohlkanäle, welche sich im ausgebildeten Gonophor finden, sich netzartig unter einander verbinden, während ich eine Verästelung derselben mit blinden Endzweigen gefunden habe. Jedoch ist schon bei der Beschreibung dieser Theile darauf aufmerksam gemacht, wie leicht das Trugbild einer solchen anastomotischen Verbindung entstehen kann . und ist die Annahme wohl nicht unberechtigt, dass Allman, der ja überhaupt nur verhältnissinässig schwache Ver- grösserungen angewandt hat, sich hierdurch hat täuschen lassen. 43 Es kann deninach mcincM' Ansicht nach nicht zweifelhaft sein, dass die von mir untei- suchle (lordylophora derselben Species zuzurechnen ist, welche Allmain und Hincks vor sich hatten, und welche von dem Ersteren Cordylo{)hora lacustris genannt ist. Auch in den Angal)en der übrigen Forscher, welche von andeien Fundorten stammende, als Cordylophora lacustris (Allm.) bestinmite Thiere beschrieben haben, wie Johnston, Lindström und VAN Beneden, habe ich keine wesentlich abweichenden Charaktere aufgeführt gefunden. Dagegen hat Kirchenpair auf den Seetonnen der Elbmündung eine Cordylophora entdeckt, welche er für eine von C. lacustris ^Allm.) verschiedene Species hält und Cordylophora albicola nennt (10. und 1 I .\ Als wesentliche Unterscheidungsmerkmale giebt er die grössere Kürze der Polypoidenarme und die abweichende, nicht sowohl spindelförmige, als mehr birnförmige Gestalt des Polypoidenkörpers an. Die seiner Arbeit eingedruckten Holzschnitte zeigen einige junge Stämmchen und z\^ei Polypoide, an welchen die zerstreut stehenden Arme otVenbar im Zustande starker Einziehung dargestellt sind. Im stark contrahirten Zustande sehen aber die Arme der Warnemünder (>ordylophora nicht anders aus, und was die Form des Polypoiden- körpers ])etritl't, so habe ich grade bei starker Contraction die vorher lang spindelförmigen Körper sehr oft eine ähnlich gedrungene Gestalt annehmen sehen, wie Kirchenpair sie als für seine Species charakteristisch hinstellt. Ich kann mich dabei- um so weniger der Ansicht erwehren, dass auch die Cordylophora der Elbmündung zu C. lacustris (Allm.) gehört, als in allen andern Punkten die KincHENPACR'sche Beschreibung mit der von Allman gelieferten übereinstinunl. Endlich erwähnt noch Agassiz (9. Vol. IV, p. 3391 einer von Prof. Leidy in Newport Harbor, Rhode Island entdeckten neuen Species von Cordylophora, ohne indessen über deren Eigenthümlichkeiten etwas mitzulheilen. Sehen wir demnach von der in Amerika von Leidy gefundenen Form ab, so können wir wohl annehmen, dass alle bisher beschriebenen Formen der einen Species C. lacustris (Allm.) angehören. Vorkommen und Lebensweise. Bevor ich an die Erörterung der interessanten Frage nach dem Vorkommen unseres Hydroidpolypen im süssen, braakigen oder Salz-Wasser gehe, will ich eine Zusammenstellung aller bisher bekannten Fundorte voraufschicken. Wenn Agardh's Tubularia Cornea mit der Coi-dylophora lacustris Allman's identisch ist, woran ich nicht zweifle, so wurde letztere zuerst von Agardh bei Lidingö-bron, einer Brücke am Busen von Stockholm gefunden. Darauf entdeckte sie Allman im Grand-Canal bei Dublin an einem alten unter Wasser liegenden Boot: ferner (nach Mittheilungen von Hincks U. p. 18) Bowerbank in dem Commercial- und anderen Londoner Docks; Blsk in einer Cisterne zu 44 Kensington bei London; Low in der Nahe von Lynn Regis in einem Seehafen an der Ouse- Münihing fin Norfolkshire) und (1. c. p. 324) Madeley an einem alten Boot im Canai zu Tipton und im Stourbritige-Canal nicht weit von Dudley. Lindstrom (7.) fand sie im Gälo-strat, einer schmalen Wasserstrasse zwischen dem Festlande und Osler Hanninge, in der Nahe von Stock- holm; KiRCHENPAiR 10. und 11.) in der Elbmiindung; Retzils nahe bei Stockholm; Semper bei Schleswig in der Schlei (12. p. 12i) und van Beneden 13.) in einem Canal der Umgegend von üstende. Ich selbst habe sie ausser in Warnemünde auch noch in der Trave , bei der sogenannten Herrenfähre nalie bei Lübeck angetrotTen. Ueberblickt man alle diese Fundorte, so fällt zunächst auf, dass dieselben sämmtlich in der Nähe der Küste von Ost- und Nordsee, an Meerbusen, Flussmundungen oder Canälen liegen. Weder im Binnenlande noch im Meere hat man jemals Cordylophora lacustris gefunden. Man wird dabei' von vorne herein auf den Gedanken kommen , es mit einem Braakwasser- thiere zu thun zu haben. Die Bestätigung dieser Vermuthung ist denn auch bereits von einigen Beobachtern tlieils durch direcle Untersuchung des betreffenden Wassers selbst, theils durch BeiUcksichtigung der an derselben Localität vorhandenen Pflanzen und Thiere mit aller Sicher- heit geliefert, während andere mit voller Bestimmtheit behaupten, die Cordylophora lacustris in süssem Wasser aufgefunden zu haben. Die letztere Angabe wurde zuerst von Allman gemacht, welcher das Wasser der Fundstätte im Grand -Canal bei Dublin für »fresh-water« erklärte und auch Cordylophora-Colonien auf einer Anodonten- Schale festsitzend abbildet; ebenso sollen auch die Londoner Docks, in welchen das Thier später vielfach gesammelt wurde, süsses Wassei- enthalten. Ganz bestimmt hat ferner (nach van Beneden's Mittheilung, 12. p. 124 Anmerkung) Retzius in einem Briefe an Allman das Vorkommen von (Cordylophora lacustris im süssen Wasser in der Nähe von Stockholm angegeben, van Bbneden fand seine Colonien im Ostender Canal ebenfalls auf einer notorischen Süsswasser-Muschel , Dreissena polymorpha. Im Gegensatze dazu hat Lindstrom im Gälo-strat zwischen den Zweigen von Cordy- lo})hora neben Süsswasserthieren , wie Paludina impura, Daphnia etc. auch eine notorische Meeresnacktschnecke , Tergipes lancinulatus = Aeolis exigua (Alder-H.\ncock) angetroffen, der beste Beweis für die braakige Natur des Wassers. Kirchenpair hat durch genaue Ver- gleichung der auf den verschiedenen Seetonnen der Elbemündung gefundenen Fauna mit dem Salzgehalte der betreffenden Wasserregionen festgestellt, dass Cordylophora in derjenigen Region der Eibmündung vorkommt, welche nur ein ganz schwach salziges, 0,01 — 0,43 % feste Substanz haltiges Braakwasser aufweist, nämlich von Glückstadt bis Brunsbüttel. niemals weiter nach der Nordsee zu in Gegenden, wo der Salzgehalt I 'Vo übersteigt. In Bezug auf meine eigenen Fundorte kann ich Folgendes mittheilen. Die Herrenfähre bei Lübeck befindet sich etwa 3 Meilen von der AusmUndung der Trave in die Ostsee. Das Wasser daselbst hat einen kaum noch wahrnehmbaren Salzgeschmack, welcher aber bei stärkeren Rückstauungen des Wassers nach längere Zeil andauernden Nordwinden zunehmen 45 soll. Wenn also an der betrefl'enden Stelle Braakwasser angenommen werden kann, so ist es ein für gewöhnlich sehr schwaches. Ich fand dort die Cordylophora an einer von dem Fähr- prahm frei herabhangenden starken eisernen Kette, welche etwa 2 Fuss tief ins Wasser tauchte und in einer Ausdehnung von ' /> Fuss unterhalb des Wasserspiegels bis an das untere Ende so dicht mit einem förmlichen Rasen von Stöcken besetzt war, dass man von den Eisenringen selbst kaum noch Etwas sehen konnte. Eigenthiimlich sind die Verhiillnisse in Wa ine münde. Die Warnow, welche bei Rostock, zwei Meilen vor ihrem Auslluss in die Ostsee, durch belrüchtliche Breitenzunahme das Ansehen eines grossen Flusses gewinnt und noch- dicht vor ihrer Ausmündung eine »Breitling« genannte, .seeartige Erweiterung erfährt, ergiesst sich durch einen verhältnis.s- raässig engen, mit hölzernen Bollwerken geschützten Canal, an dem der Hafenort Warnemünde liegt, ins Meer. Da der Fluss von Rostock bis Warnemünde fast gar kein Gefäll hat, so findet durchaus kein gleichmässiges Austliessen statt, sondern je nach den Windverhältnissen strömt bald das Flusswasser in das Meer hinaus, bald tritt Seewasser in grosser Menge durch den engen Ausgang in den Breitling ein. Dieses Aus- und Einströmen wechselt oft mehrmals an einem Tage, kann aber auch mehre Tage hinter einander in demselben Sinne andauern. Im Allgemeinen wird man das Wasser der Warnow oberhalb des Breitling als gewöhn- liches Flusswasser betrachten können, wählend es im Breitling selbst duich zeitweise Zumischung von Seewasser braakig wird und in dem engen Ausflusscanal solchen Schwankungen des Salz- gehaltes unterliegt, dass es bald wie das reine Ostseewasser vor Warnemünde circa 1 "/o feste Substanz enthält, bald (nach längerem continuirlichen Ausströmen) nur noch schwach salzig schmeckt. Die Cordylophora kommt nun weder in dem oberhalb des Breitling gelegenen Theile der Warnow, noch im Breitling selbst vor, sondern findet sich nur in dem erwähnten engen Ausflusscanal und ist auch dort auf eine ganz bestimmte Gegend, nämlich auf das vom Meere wie vom Breitling ziemlich gleichweit entfernte mittlere Dritttheil des westlichen Ufers beschränkt. Der Umstand, dass es grade das westliche Ufer des Flus.ses ist, welches diese Hydroidpolypen beherbergt, mag seine Erklärung zunächst darin finden, dass an dieser Seite der Flecken Warnemünde liegt, also eine Menge Nahrungsmaterial direct in den Strom gelangt, während die östliche Seite unbewohnt ist. Dann mag aber auch eine eigenthüraliche KrUmnmng des Canales selbst von Einfluss sein, durch welche .sowohl der aus der Ostsee als auch der aus dem Breitling kommende Wasserstrom direct gegen den mittleren Theil des westlichen Ufers geleitet wird. Sehen wir uns nun diese Fundstätte etwas näher an. Parallel mit einei' schräge ins Wasser abfallenden Steinböschung laufen drei Reihen starker senkrecht eingerammter, seitlich etwa 4 Fuss aus einander stehender Pfähle hin. Die erste Reihe befindet sich unmittelbar an der Steinböschung und besteht wie die ungefähr 1 Fuss von ihr entfernte zweite Reihe aus vollständig unter Wasser stehenden Pfählen, welche 46 horizontale, dem Ufer parallel gelagerte Balken tragen, die bei liolieni Wasserstande liandlioch und darüber vom Wasser bedeckt, bei tiefem Stande mehr oder weniger vom Wasser entblösst sind. Die Pfahle der dritten Reihe stehen unmittelbar vor denen der zweiten und ragen aus dem etwa 10 — 14 Fuss tiefen Wasser mit einem freien oberen Ende weit hervor. Alle Pfähle sind vom Grunde an bis etwa I Fuss unter dem mittleren Wasserstande mit der Miessmuschel. Mytilus edulis, ziemlich dicht besetzt, welche hier zwar nicht den Umfang wie in der Nordsee und in der Kieler Bucht, aber doch eine Länge von 2 — 2V2 Zoll erreicht. Auf diesen Miessmuscheln nun sowie zwischen denselben auf dem frei gebliebenen Holz der Pfähle trifft man die (^ordylophora-Colonien bis zu einer Tiefe von 6 — 8 Fuss unter Wasser zahlreich an. Ausserdem kommen sie auch in dichten , wenngleich weniger hohen Rosen an den Seitenflächen der horizontalen Balken, sowie an allen zum Bollwerke dieser Uferpartie gehörigen Holzwerke in einer Tiefe von '2 — 2 Fuss unter dem normalen Wasserstande vor. Die Art der Nahrungsaufnahme stimmt im Wesentlichen mit der aller festsitzenden, lange dünne Tentakeln tragenden Hydroidpolypen Uberein. Mit grade ausgestreckten oder schwach gebogenen Armen und weit vorgestrecktem Rüssel lauert jedes Polypoid entweder ganz regungslos oder nur mit leichtem Schwanken der x\rme auf die Annäherung irgend eines kleineren Thieres. Sobald ein solches in den Bereich der Tentakel kommt., wird es von denselben umschlungen und wahrscheinlich durch die Einwirkung der Nesselorgane, wie schon VAN Beneden sah, in einen Zustand voUigci- Erstarrung versetzt. Während alsdann alle Arme zusammenwirkend die Beute gegen die Oetfnung des Russeis (hängen, breitet sich dieser trichterförmig aus und ninunt in sein Ijcträchtlich erweitertes Lumen das gefangene Thier oder einen Theil desselben auf. Durch fortgesetztes Anziehen der um den etwa noch vor- stehenden Theil geschlungenen Arme wird der ganze Raub immer tiefer in die Leibescavität hineingedrängt und gleichzeitig auch durch partielle Contraclionen der Körperwand weiter befördert, bis er endlich ganz, oder wo dies der zu bedeutenden Grösse ^^egen nicht möglich ist , doch so weit als irgend thunlich in den Magenraum aufgenommen ist. Dabei kann eine so beträchtliche Ausdehnung des Körperschlauches vorkommen, dass der Leib um das Vierfache an Dicke zunimmt. Wenn das erbeutete Thier nicht zu lang ist, schliesst sich nach Ein- zwängung desselben in den Magenraum die Oesophagealenge wieder vollständig, anderenfalls kann auch ein Theil des Thieres noch lange aus der Eingangsötl'nung hervorragen. Im Magen geht nun allmälig die Verdauung vor sich. Der Inhalt fällt je nach seiner Beschaffenheit ganz oder Iheilweise der Auflösung und Zersetzung anheim, worauf der gewonnene (^hynuis durch die Flimmerbewegung in den Hohlraum des Polypoidenstieles und von da aus durch tlie conmiunicirenden Röhren zu den verschiedensten Theilen der Colonie hingeführt wird. Die nicht assimilirbaren Theile der aufgenommenen Nahrung, besonders die (^hitinschalen von Crustaceen, werden später durch die Mundöll'nung mittelst einfacher Retractioncn t\e!i ganzen Polypoidenkörpers bei erweitertem Schhmdtheile wieder ausgestossen. 47 Bei jeder Nahrungsaufnahme ist stets nur das eine giade betrort'ene Polypoid in Action. Ueberhaupt habe icii eine Uebertragung von Reizen, welche ein Polypoid trell'en, auf andere Polypoide desselben Stockes, wie sie z. B. l)ei ilen Bryozoen vorkommen, bei Cordylophora nicht constatiren ktinnen. Man kann einzelne Polypoide reizen oder abschneiden, ohne dass sich die benachbarten auch nur rühren. Selbst wenn man ganze Stöcke in der Mitte oder an ihrer Wurzel durchschneidet, pflegen die daran sitzenden Polypoide ihre Arme nicht ein- zuziehen, noch sonst ein Zeichen von Empfindung zu geben. Wenn demnach überhaupt ein Nervensystem vorhanden ist, so scheint es sich nur auf die einzelnen Polypoide zu beschränken und nicht durch die ganze Colonie hinzuziehen. Uebrigens gehen alle auch an den einzelnen Polypoiden wahrzunehmenden Bewegungen verhaltnissmässig langsam vor sich. Ein plötzliclies ruckweises Einziehen der lang ausgestreckten Arme, wie es bei Hydra und den Scyphostomen von Medusen gesehen wird, habe ich nicht wahrnehmen können. Die Reproductionsfahigkeit verletzter oder verstümmelter Tlieile scheint hier, wie bei anderen Hydroiden, sehr beträchtlich zu sein. Besonders leicht kann man das schon von VAN Beneden (12. p. 123) geschilderte Hervorwachsen neuer Polypoide aus dem verletzten Cönenchym beobachten. Von den in Warnemünde mit Cordylophora zusammen lebenden, der Ostsee -Fauna angehörigen Thieren, will ich nur die schon von Lindström im Gälo-strat neben Cordylophora gefundene kleine Nacktschnecke, Tergipes lancinulatus der älteren Autoren, Aeolis exigua von Alder und Hancock , sowie von Meier und Moßiiis ', besonders hervorheben , weil sie besonders zerstörend aaf unseren Hydroidpolypen einwirkt. Im Frühling und Sommer ist die Zahl der an den Zweigen der Colonie herumkriechenden und die Polypoide bis auf den Stiel abfressenden Hinterkiemer gewöhnlich noch nicht so gross, dass die alsdann grade recht üppig wuchernden Stöcke erheblich durch sie leiden sollten; aber gegen den Herbst, wenn sich aus den zahlreichen , an Stämmen und Zw eigen in platten rundlichen Gallert- klumpen abgesetzten Eierhaufen eine grosse Menge derartiger Schnecken zugleich entwickeln und über die nun nicht mehr kräftig fortwachsenden Stöcke herfallen, werden letztere oft so vollständig kahl gefiessen. dass an ganzen Colonien kein einziges Polypoid mehr zu finden ist unti nur die nackten Stiele übrig bleiben. In solchem Zustande habe ich die Cordylophora-Stöcke auch stets während des Winters angetroffen. Untersucht man in dieser Jahreszeit die Colonie genauer, so findet man den Weichkörper mit kolbig abgerundeten Enden einige Mm. tief in die Chitinröhren zurück- gezogen, und diese selbst durch ein queres, ebenfalls aus einer dünnen Chitinmembran bestehendes Septum verschlossen, welches dem Endtheil des Weichkörpers anliegt und von Fauna der Kieler Bucht . I. Opistliobrancliiata. 48 demseU)en abgescliieden ist. Indessen ist es vvahrscheinlicli, dass auch oline die Gefrässigkeit der Aeolis sämmtliche Polypoide zu Anfang des Winters eingehen und tue Thiere gleichsam einen Winterschlaf durchmachen. Wenigstens sah ich auch in solchen Aquarien, aus denen sorafältii; alle Schnecken entfernt waren, etwa im November die Polypoide allmälig schwinden, und erst im März oder April wieder aus den Oeffnungen der alten Chitinröhren von Neuem hervorbrechen. Erklärung der Tafeln. Taf. I. Fig. 1 . Eine Colonie von Cordylophora lacustris in natürlicher Grösse, auf einer Schale jon Mytilus edulis. Eine Anzahl Stöcke ist dicht über dem Ursprünge aus den Stolonen abgeschnitten, um die Uebersicht nicht zu erschweren. o. Ganz junge Triebe ohne Seitenäste; b. junge Stöcke mit Seitenästen, aber ohne Gonophoren an denselben; c. ein Stock mit Gonophoren an den Seilenästen; d. ein ausgewachsener Stock mit Seitenstämmen. Fig. 2. Ein Polypoid mittlerer Grösse, nach Erhärtung mittelst Osmiumsäure im ausgedehnten Zustande, bei lOOfacher Vergrösserung und bei durchfallendem Lichte gezeichnet. Rüssel, Körper und Stiel, sowie diejenigen Arme, welche von der nach oben gewandten Seite abgehen , sind im optischen Längsschnitt , die von der unteren Seite abgehenden , liefer gelegenen Arme dagegen in der Oberflächenansicht dargestellt. Taf. IL Alle Abbildungen dieser Tafel beziehen sich auf die Hisliologie von Cordylophora und sind bei starker Vergrösserung, Fig. 1 — 4 und 7 — 13 mit Gundlach's Tauchlinse No. 9; Fig. 5 und 6 mit Hartnack's Tauchlinse No. 9 gezeichnet. Fig. 1. Spaltstück aus dem Endtheil des Rüssels eines Polypoids. Fig. 2. Spaltstück aus der Körperwand eines Polypoids. Fig. 3. Spaltstück aus dem Uebergangstheile von einem Polypoidenkörper zum Cönenchym. Fig. 4. Spaltslück aus der Cönenchymwand. Die Fig. 1 — 4 sind nach Präparaten gezeichnet, welche durch Zerzupfen von Stöcken erhalten wurden, die, mit Osmiumsäure schnell erhärtet, einige Zeit in einem Gemisch von MüLLEa'scher Lösung und Jodserum macerirten. Fig. 5. Rasalstück eines Polypoidenarmes, nach Erhärtung in Osmiumsäure und Maceration in einem Gemisch von MüLLER'scher Lösung und Jodserum durch Zerzupfung erhallen. Der hyalinen Slülzlamelle liegen zahlreiche längsgerichtele Muskelfasern dicht an, von denen einige sich Iheilweise abgehoben haben, andere über die Rissenden der Lamelle hervorragen. Ein Theil des Ektodernis ist erhalten. Schulze, Cordylophora lacustris. 7 50 Fig. 6. Optischer Längsschnitt der Wand eines in Osmiumsäure schnell gehärteten Polypoidkörpers mit dem Basaltheile eines von demselben abgehenden Armes. Fig. 7. Optischer Längsschnitt aus der mittleren Partie eines Armes. Vom lebenden Thiere. Fig. 8. Endpartie eines vom Ektoderm entblössten Armes. Nach voraufgehender Osmiumsäurehärtung mehrere Tage in einem Gemisch von MiXLER'scher Lösung und Jodserum macerirt und darauf abgepinselt. Das Ektoderm ist vollständig und die Muskeln zum Theil entfernt. Fig. 9. Flächenansicht des Ektoderms der Basis eines Polypoidenarmes am lebenden Thiere. Fig. 10. Seitenansicht und Fig. II. Flächenansicht einer Ektodermzelle von der Basis eines Polypoiden- armes; nach Erhärtung in Osmiumsäure und folgender Maceration in einem Gemisch von MüLLER'scher Lösung und Jodserum durch Zerzupfen isolirt. Fig. 1 2. Aus dem Ektoderm eines Polypoidenarmes durch Maceration isolirt. a. Eine Zelle mit inliegender grosser Nesselkapsel und aufstehendem Haare; b. eine grosse Nesselkapsel mit ausgestülptem Schlauche, dessen Endtheil nicht aus- gezeichnet ist; c. fine Zelle mit kleiner Nesselkapsel und aufstehendem Haare. Fig. 13. Seitenansicht eines Cönenchym-Ektodermzipfels, welcher sich an das Polyparium inserirt. Taf. III. Mit Ausnahme von Fig. I . beziehen sich alle Abbildungen dieser Tafel auf männliche Gonophoren und Geschlechtsproducte von Cordylophora. Fig. 1. Querschnitt aus dem Polyparium eines älteren Stolo von Cordylophora. Vergrösserung •■*"",. Fig. 2. Zwei männliche Gonophoren an einem Seitenaste. Vom lebenden Thiere. a. Reifer Gonophor bei tiefer Einstellung ; b. ein Gonophor, welcher sich schon am Endpole geöffnet hat, bei Einstellung auf die Ektodermoberfläche. Vergrösserung 'O" /i . Fig. 3. Seitenansicht und Fig. i. Flächenansicht von äusseren Ektodermzellen eines reifen männlichen Gonophors , nach Erhärtung in Osmiumsäure und folgender Maceration in Mlxi^pR'scher Lösung. Mit Hart.nack's Tauchlinse No. 9 gezeichnet. Fig. 5. Entodermzelie aus dem verzweigten Canalsystem im Innern eines ausgebildeten männlichen Gono- phors, nach Erhärtung in Osmiumsäure und Maceration in einem Gemische von MüLLER'scher Lösung und Jodserum. Mit Hartxack's Tauchlinse No. 9 gezeichnet. Fig. 6. Reife und Fig. 7. unreife Spermatozoen. Mit Gundlach's Tauchlinse No. 9 gezeichnet. Taf. IV. Theil eines Cordylophora - Stockes mit drei Polypoiden und mehreren weiblichen Gonophoren. Ver- grösserung 30/j. Die Unterbrechung des Hauptstammes bei x deutet an, dass hier ein grösseres Stück fehlt bis zu dem noch darüber gezeichneten Endpolypoid des Hauptstammes. Der linke Seilenast ist an seiner Basis um 180" gedreht dargestellt, um die Gonophoren für die Zeichnung vortheilhafter zu lagern. Fig. 1 . Gonophorenknospe , welche sich noch als eine einfache seitliche Ausbauchung des Conenchyms und Polypariums darstellt. 51 Fig. 2. Junger Gonophor, in dessen verdicktem Ektoderm sich die ersten Andeutungen von Eizellen erkennen lassen. Fig. 3. Gonophor, in welchem sich bereits die verzweigten Canäle angelegt haben, während die Eier in die Mitte gerückt sind. Fig. 4. Gonophor mit vollständig entwickelten Eiern und ausgebildetem Canalsystem. Fig. 5. Gonophor mit beginnendem Durchbruche des Ektoderms am äusseren Pole. Fig. 6. Gonophor, in welchem sich der Weichkörper soeben von den Eiern zurückgezogen hat. Fig. 7. Gonophor mit in der Furchung begriffenen Eiern. Fig. 8. Gonophor mit entwickelten Embryonen , welche dicht vor dem Ausschlüpfen sind. Taf. V. Eier und Embryonen von Cordylophora lacustris. Fig. 1. Durchbruch reifer Embryonen durch die am äusseren Pole erweichte Gonotheca. Vergrösserung ''"/i. Fig. 2. Ein freier Embryo (Planula). Vergrösserung *Yi- Fig. 3. Junges Scyphostoma, 2 Tage nach dem Festsetzen mit beginnender Entwicklung der Arme. Ver- grösserung *o/i. Fig. 4. Optischer Längsschnitt der einen Seite eines Scyphostoma. Man erkennt deutlich den unmittelbaren üebergang des Entoderms in den axialen Zellenstrang des Armes. Vergrösserung '<"'/,. Fig. 5. Das eine Ende einer Planula nach kurzer Erhärtung in Osmiumsaure. Vergrösserung ''"''/i. Fig. 6. Seitenansicht und Fig. 7. Endflächenansicht von Ektodermzellen einer in Osmiumsäure erhärteten und darauf in einem Gemisch von MiLLER'scher Lösung und Jodserum macerirten Planula. Mit Gundlach's Tauchlinse No. 9 gezeichnet. Fig. 8. Entoderm von dem einen Ende einer in Osmiumsäure gehärteten und dann in einem Gemisch von MixLER'scher Lösung und Jodserum macerirten Planula. Mit Gundlach's Tauchlinse No. 9 gezeichnet. Fig. 9. Theil eines weiblichen Gonophors mit einer seitlich gelegenen Eizelle. Man erkennt deutlich, dass das Ei ausserhalb des Stützlamellenschlauches im Ektoderm liegt. Vergrösserung -'"o^^, Fig. 10. Seitenansicht einer Cönenchymektodermerhebung mit einliegender Eizelle. Vom lebenden Thiere. Mit Gundlach's Tauchlinse No. 9 gezeichnet. Taf. VI. Alle Figuren dieser Tafel beziehen sich auf die Hisliologie von Hydra fusca. Die Theile sind entweder in situ dargestellt, wie sie an Thieren beobachtet wurden, welche im ausgedehnten Zustande mit Osmiuiii- säure gehärtet waren — Fig. -5, 7 und 8 — oder durch nachfolgende Maceration in Gemischen von MüLLER'scher Lösung und Jodserum mittelst Zerzupfen isolirt — Fig. 1 — 4, 6. und 9 — II. Fig. 7 und 8 sind mit Anwendung von Hartnack's Tauchlinse No. 9 , die übrigen mit Gundlach's Tauchlinse No. 9 gezeichnet. Fig. I. Isolirte haartragende Nesselkapselzelle aus dem Ektoderm der Armbasis. Fig. 2. Isolirte Nesselkapselzelle ohne Haar und mit einer unentwickelten Nesselkopsel im Innern. Aus dem Körperektoderm. 52 Fig. 3. Haarlose und Fig. 4 haartragende Nesseikapselzelle mit der kleineren Form der Nesselkapseln. Fig. 5. Nesselkapselzelle in situ an der Armbasis. Fig. 6. Isolirte Nesselkapselzelle mit ausgestülptem Schlauche. Fig. 7. Flächenansicht einer platten Ektodermzelle von der Armbasis. Die untere Hälfte der Zelle ist bei höherer, die obere bei etwas tieferer Einstellung gezeichnet. Fig. 8. Optischer Längsschnitt der Wand eines Armes an der Basis. Die rechts liegende Nesselkapsel ist mit ausgestülptem Schlauche dargestellt, dessen fadenförmiger Endlheil aber nicht ausgezeichnet. Fig. 9. Seitenansicht einer grossen platten Ektodermzelle mit eingeschlossener Nesselkapselzelle von der Seiten wand des Körpers. Fig. 10. Seitenansicht zweier grosser platter Ektodermzellen mit eingeschlossenen Nesselkapselzellen, welche theils reife, theils in der Entwicklung begriffene Nesselkapseln einschliessen , darunter eine Muskel- faser. Von der Seitenwand des Körpers. Fig. II. Ein Stück der Stützlamelle mit aufliegenden Muskelfasern; von der Seitenwand des Körpers. Druck von Breitkopf und Hiirtel in Leipzig. 'AV: /. ^ %^^ Vf^ ^^h (■;'¥■ '^ FK S.hiilu ,ui ,uii .M ^0 Taf. //. '. .yi^ . ,--^. K.wA lö. ß e / FES.-luilu- .ui >,a( M fCaijfUsrhehcr sc. ,r^^^.^ % /<>/■ /// •^ W^"- ■ /•'/*;:. r,/v«/.v „,/ /,.,/, uv/ /;//-■ /]■ l-'ESdatiu ad nnt del. llaffertsrhuJifr jv. /■/■: S./ia/u n,i !Ml.,M- ^•»»•»»•■•^ T„i: VI. 8. T"" J »