0K601 .N3 0\SCAHO£0 QQLUMM^ U?RMIY Über den Gerbstoff der Pilze, Inaugural - Dissertation zur Erlangung der Doktorwürde der Hohen Philosophischen Facultät der Friedrich - Alexanders - Universität Erlangen vorgelegt Otto Naumann aus Dresden. / Tag der mündlichen Prüfung: '2H. Juni 1895. .N3 Seinen ticCvn &U&zu unwandelbarer Yerelirnng und Dankbarkeit cc: °Pee|a*de«. • ' Synopsis. Pag. Einleitung 5 Anatomische Untersuehungsmethpde 9 Physiologische Dntersuchungsmethode 13 [Jntersuchungsobjeete 18 Untensuchungen 30 Resultate :!-r> Litteraturrerzeichnis 43 Nachwort 4.r> Lebenslauf 46 EINLEITUNG. LJie als Gerbstoffe oder Gerbsäuren bekannten Körper bestehen aus C, H und 0. sind kohlenstoff- und sauerstoffreicher als die Kohlenhydrate, in Wasser und Alkohol löslich, meist nicht crystallisierbar und durch ihren herben, adstringierenden Geschmack sowie die Eigenschaft ausgezeichnet, tierische Haut zu gerben d. h. in Leder zu verwandeln. Sie haben den Charakter schwacher Säuren und können auf Grund ihrer Constitution zu den Glykosiden gerechnet werden, denn sie sind meist als aetherartige Ver- bindungen der Gallussäure oder einer anderen Säure mit einem Zucker oder Pbloroglucin , oder einer zweiten spezifischen Säure zu betrachten (cf. No. 1 Bd. I pag. 625.) *) Obwohl hinlänglich bekannt, sei mir wegen Folgerungen, die ich in einem späteren Abschnitt zu entwickeln gedenke, gestattet, nochmals kurz darauf hinzuweisen, dass man je nach der Färbung, welche mit Fisensalz- lösungen erzielt wird, eisenbläuende und eisengrünende Gerbstoffe unterscheidet. '< Die in Klammer beigesetzte „No." bezieht sich auf das Litteraturverzek hui*. Zu den Hauptrepräsentanten der ersteren gehört die Gallussäure oder das Tannin (C14 H1(l (».,). welches sich in den Galläpfeln der Eiche, sowie die Eichengerbsäure, die sich in der Eichenrinde vorfindet. Die eisengrünenden Gerbstoffe sind unter anderen in den Weiden. Rosskastanien. Erlen und Buchen vertreten. Ferner hat man physiologisc h e und pathologische < 5 erbsäuren von einander zu trennen (cf. No. 2 pag. 60). Die physiologische Gerbsäure wird unter normalen Verhältnissen ..als ein aus dem Stoffwechsel ausgeschiedenes Nebenproduct" von den Pflanzen gebildet, wobei G. Kraus (cf. No. 2 pag. 44) zwei Prozesse unterscheidet: ..Der eine Modus vollzieht sich bei Neubildungen in diesen selbst und im Substrat, er ist ein Stoifwechselvorgang ohne Beteiligung des Lichtes; er voll- zieht sich mit geringerer Energie, sein Produkt bleibt am Produktionsorte selbst, die Wegfuhr ist offenbar nicht nöthig. Der andere dagegen, und unter den Bedingungen der Assimilation vollzogen, und doch nicht unmittel- bar mit dieser zusammenhängend, produziert so grosse Mengen Gerbstoff, dass dieselben nicht an Ort und Stelle untergebracht werden können. Für seine Abfuhr sind geeignete, Organe vorhanden, für seine Aufnahme die Reserveorte, oder das Schutz- und Stützgewebe der Pflanzen ausersehen. Er findet auch noch weitere Umwandlungen und spielt, obwohl wie der vorige Nebenprodukt des Stoffwechsels, noch eine bedeutende Rolle im Haushalte der Pflanze." Hier scheint Kraus auf die Eigenschaft des Gerbstoffes als Schutz- mittel gegen Thierfrass und andere schädliche Einwirkungen hinzuzielen: ich werde später nochmals darauf zurückkommen. Dass sich dieser Gerbstoff im Zellsafte lebender Zellen gehist resp. in besonderen Vacuolen oder Gerbstoffbläschen vorfindet, ist liier nicht von Interesse, erwähnen möchte ich nur noch, dass er am reichlichsten „in den parenchymatischen Geweben, wie Epidermis, Rinde, Phloein und Markstrahlen" auftritt. Die pathologische Gerbsäure hat ihren Sitz in den Gallen bez. Galläpfeln, welche beispielsweise durch die Gallwespe bei allerlei Pflanzen, zumal den Eichen, hervorgerufen werden. Abgesehen davon, das.- beide Gerbsäuren z. B. bei trockner Destillation chemisch differenzierte Körper ergeben (und zwar die pathologische: Pyrogallus- säure und Kohlensäure, die physiologische: meist Brenzkatechin), so ist auch in praktischer Anwendung ihre Wirkung insofern eine verschiedene, als die pathologische Gerbsäure der Eichengallen nicht wie die physiologische Gerb- säure der Eichenrinde - der wirksame Bestandtheil der Lohrinde — zum Gerben benutzt werden kann, da ihre Leimfällung leicht zu Fäulnis neigt. — Die weite Verbreitung der Gerbstoffe im Pflanzenreich und nicht minder die Hartnäckigkeit, mit der sich ihre Bedeutung für den pflanzlichen I Organismus dem Verständnis der Forseher entzieht . haben zumal in den letzten beiden Jahrzehnten zu mannigfachen Untersuchungen Veranlassung geboten. I>ass hierbei das Hauptinteresse den anerkannt gerbstaffreichen Pflanzen zugewendet, und weniger darnach gefragt wurde, ob andere Pflanzen eventuell auch Gerbstoff enthielten, war wohl selbstverständlich. So blieb mir in der Untersuchung von Pilzen auf Gerbstoffe eine willkommene Aufgabe, deren sich bis jetzt meines Wissens noch Niemand unterzogen hat. wenigstens sind mir nur zwei Fälle bekannt, in denen der Gerbstoffgehalt eines Pilzes Er- wähnung findet und zwar bei Haiti-' (cf. No. 5 pag. 88). welcher die Auf- nahme desselben seitens der Pilzhyphen aus Kiefern und Eichen nachweist, und bei Schmieder. der im Arch. d. Pharm. Bd. 224 pag. 64i> eine vollstän- dige Analyse der Polyporus qffieinalis herausgab. Meine Absicht, die Frage ausschliesslich auf anatomischem Wege zu beantworten, wurde zunächst durch die Worte von Kraus (cf. No. - pag. 72) in andere Bahnen geleitet, welcher u. a. sairt : Es ist eine Eigentümlichkeit des Gerbstoffes, trotz seiner grossen Verbreitung und trotz der scheinbar grossen Mengen des Vorkommens (von denen jedoch die Chromreaktion leicht übertriebene Vorstellung giebt), unter dem .Mikroskop ausserordentlich träge zu erscheinen. Hiernach hielt ich mich für verpflichtet, auch bei meiner Arbeit dem physiologischen Verfahren. Gerbsäure durch Kxtraction und Titration nach- zuweisen, vor dem anatomischen der mikroskopischen Reaktionsbeobaclitun» den Vorzug -eben zu müssen oder wenigstens ersteres vorausgehen zu lassen Zugleich erblickte icli hierin die Möglichkeit, selbst relativ geringe Spuren von Gerbsäure, die sonst eventuell verborgen bleiben könnten, mit Sicherheit aufzufinden. Wider Erwarten führte mich die Praxis zum ursprünglichen Plane, wenn auch in etwas erweiterter Form, zurück. Schon die ersten Versuche, die ich bei Besprechung des Agaricus campestris näher beleuchten werde, zeigten die l ^Zweckmässigkeit, mit Hilfe des physiologischen Verfahrens »Terbstoff aufzusuchen . in mehr als einer Hinsicht, und so begnügte ich mich damit, in demselben eine gute Methode zu quantitativen Gerbstoffbestimmun- gen kennen gelernt zu haben, deren einige zur Fixierung der bei meiner Arbeit gefundenen Resultate nicht wohl fehlen durften. Demnach wurde die Kegel für die vorzunehmenden Untersuchungen daliin formuliert: die mikroskopische Untersuchung müsse in jedem Falle zu- erst vorgenommen werden, um die quantitative als Nachprüfung und Sicher- stellung des erlangten Ergebnisses folgen zu lassen. Anatomische Untersuehungsmethode. l Yusschliesslich anatomische Untersuehungsmethode fand Anwendung bei mikroskopisch kleinen Pilzen und solchen grösseren Exemplaren, die zur Extraction nicht in genügender Quantität beschait't werden konnten. Bei der Auswahl der Reagenzien stützte ich mich auf die Arbeit Richard Büttners „über Gerbsäurereaktion in der lebenden Pflanzenzelle.-' (Dissertation, Erlangen.) Derselbe sieht sich auf Grund seiner makro- und mikrochemischen Versuche veranlasst, von der Anwendung aller früher benutzten Reagenzien bez. Farbstoffe mit Ausnahme der Eisensalze abzuseilen und empfiehlt von diesen: Ferrum citricum ammoniatum; Ferrum citricum oxydatum. nachdem es mit wenig X H3 soweit abgestumpft war. dass nur noch schwach saure Reaktion erkennbar war: Ferrum sesquichloratum, ebenfalls fasl neutral: Ferr und Fernem sulfuricum oxydatum in wenig saurer Lösung. Die Concentfationen, welche Büttner bei Beobachtungen unter Deckglas ge- brauchte, waren 1 : 500, 1 : 1 1, 1 : 1500 und 1 : 2000. Meine Vorprüfung ai, Querschnitten eines Rosenzweiges bestätigten die Wivks;uiik''ii der," angeführten Reagenzien zum Teil in zufriedenstellender Weise*, selbst' ii. di in 'doneentrationen von 1 : 5000. Bei den anderen traten die gewünschten Reaktionen aher äusserst träge, manchmal erst nach Verlauf von einer Viertelstunde eifl, so dass ich hierin eine [Tnsicherheit und somit für nieine Zwecke einen Mangel erblicken musste. Ich schloss deshalb die betreffenden Reagenzien: Ferrum citricum ammoniatum, Ferrum citricum oxydatum und Ferrum sulfuricum oxydatum von vornherein von meinen Versuchen aus und legte den Hauptwert auf das bereits von Low und Bockorny (cf. No. 8, pag. 111) als bestes Mittel zur Nachweisung von Gerbstoffen empfohlene Ferrum sulfuricum, dass ich in einer Concentration von 1 : 100 anwandte, um einer möglichst intensiven und schnellen Färbung; auch bei geringen Gerbstoffanhäufungen sicher zu sein. Ferrum sulfuricum empfiehlt sich vor allem seiner Farblosigkeit wegen, welche den Beobachter weniger der Gefahr aussetzt. Färbungen, die durch Aufnahme des Reagenz in den Zellsaft bedingt sind, für Gerbstoffreaktionen anzusehen, was bei dem häufig äusserst geringen Gerbstoffgehalt oft näher liegt, als man ver- muten sollte. Um mich jedoch in meinen Beobachtungen nicht zu täuschen, verliess ich mich nicht nur auf das eine Reagenz, sondern behielt auch Liquor ferri sesquichlorati in der in den Apotheken erhältlichen Form bei, das mir allerdings einigemale fast versagte, wo die anderen Reagenzien deutlich anzeigten. Aus dem gleichen Grunde gesellte ich den Büttner'schen Reagenzien noch Tinetura ferri acetici in der officinellen Concentration zu und berufe mich dabei auf Hermann Müllers Angabe, welcher im Bericht der Botanischen Ge- sellschaft (cf. No. 4) sagt: „Eisenacetat wurde in der Form des Liquor ferri acetici verwendet, giebt dann eine sehr schöne Reaktion, diffundiert aber sehr schwer. Ich griff des- halb zur Tinetura fern acetici, welche wegen der schnellen Reaktion sehr zu empfehlen ist, wo es sich um raschen Nachweis der Gerbsäure, oder um die Reaktion grosser (Jewebestücke, Blattflächen u. s. w. handelt. Dieselbe ist auch der von mir früher verwendeten alkoholisch-aetherisch-wässrigen Eisenchlorid- lösung in mancher Beziehung vorzuziehen " 10 Wenn ich nebenbei bei den Pilzen, die mit diesen Reagenzien absolut keine Gerbsäurei-eaktion zeigen wollten, noch andere Chemikalien wie z. B. L:100 anwandte, so geschah es nur. tun festzustellen, ob eventuell der imaginäre Pilzgerbstoff gegen Kalium und dergl. zugänglicher wäre als gegen Eisen. Der Erfolg war in diesen Fällen derselbe, nämlich negativ. Auch die Zeitdauer der Reagenzeinwirkung war eine verschiedene, obschon bei allen Untersuchungen gleichmässig eingehalten. l)ie Untersuchung ging so vor sich, dass mikroskopisch kleine Pilze direct auf den Objektträger verbracht, oder wenn sie z. B. auf Blättern schmarotzten, diese in dünnen Schnitten beobachtet wurden, von grösseren Exemplaren indessen aus allen Teilen ca drei Zelllagen umfassende Quer- und Längsschnitte angefertigt wurden, obschon oft Betupfen einer Schnittfläche des Pilzes mit dem Reagenz zur Erkennung des Gerbstoffgehaltes hinreichend genügte. Nun wurden behufs Einwirkung der verschiedenen Reagenzien die Objekte auf mehrere Objektträger gleichmässig verteilt, in Wasser unter heck- glas genau beobachtet und ein Präparal zum Vergleiche zurückgestellt. Wo die Hyphenfäden zu viele Luftblasen einschlössen, wie bei und anderen fleischigen Pilzen mehr, sodass die mikro- skopische Beobachtung undeutlich oder doch erschwert schien, wurden dieselben durch vorsichtiges Erwärmen über dem Mikrobunsenbrenner leicht vertrieben. I >ie erste Probe fiel stets der am schnellsten wirkenden Tinctura < acetici zu. welche auf der einen Seite an den Deckglasrand getropft wurde, während von der anderen ein Stück Fliesspapier das Wasser absaugte, bis die Flüssigkeit unter dem Glas der concentrierten Tinctur entsprach. Gleich- zeitig fand Beobachtung des Objektes statt. Trat nach einigen Minuten keine Reaktion ein, so wurde durch einseitiges Heben und Senken des Deckglases und Zuführuno eines weiteren Tropfens vom Reagenz dessen Wirkung verstärkt, und führte auch dieses Verfahren nicht zum gewünschten Ziel, so wurde das ganze Präparat in der feuchten Kammer 24 Stunden aufbewahrt, um dann nochmals beobachtet zu werden. Dasselbe Verfahren wurde im folgenden an den anderen Präparaten mit Fcrroiulfat. Eisenchlorid und eventuell KcUiumbiehroTnat eingeschlagen. n wobei nur die Aenderung zu verzeichnen ist. dass die Ferrosulfatobjekte nicht unter Deckglas, sondern im Präparatenschälchen die i-f Stunden aufbewahrt wurden. Die Lösung in dem Schälchen wurde durch zeitweiliges Bewegen durchmischt und somit ein Umspülen der einzelnen Zellen von immer neuen Flüssigkeitsschichten erzielt. Zum Schluss sei noch erwähnt, dass die alten Reagenzien durch frisch bereitete von Zeit zu Zeit ersetzt wurden. 12 Physiologische Untersuchungsmethode. LJu' .Meinung, mit Hilfe der physiologischen Untersuchungsmethode den Gerbstoff auffinden zu können, musste, wie bereits oben angedeutet, schon nach wenigen Versuchen den praktischen Gründen, welche dagegen sprachen, das Feld räumen. Gleich bei dem ersten Pilze, den ich auf Gerbstoffgehalt prüfte, Agaricws campestris, machte ich folgende Beobachtungen. Noch ehe ich den Pilz mikroskopisch untersucht hatte, nahm icli seine Extraction vor und titrierte mit Chamäleon. Ich erhielt einen Chamäleon- verbrauch von 0,7 rem. welcher bei der gegebenen Pilzlösung 0,07 "„ Gerbstoff hätte entsprechen müssen. [ 111 nun dessen Verteilung auf Stiel. Hut und Hymenium kennen zu lernen, griff ich zur mikroskopischen Beobachtung, ohne jedoch selbst bei An- wendung der verschiedensten Manipulationen mit Eisensalzlösungen und Kalium- bichromat die geringste Spur von Reaktion wahrnehmen zu können. I >a mittelst Alkannatinktur fette Oele nachgewiesen werden konnten, bin ich geneigt, diesen die Oxydation zuzuschreiben, doch mag es dahin- 13 gestellt bleiben. Jedenfalls musste ich mich mit der Thatsache abfinden, dass auch bei Pilzen neben Gerbstoffen oxydierende Körper vorkommen, welche genaue Beobachtungen bei Benutzung des bekannten Contn dl Versuches mit Tierkohle zwar nicht unmöglich, aber doch noch umständlicher und lang- wieriger machen, als sin an und für sich sind. Es konnte daher die Wahl zwischen dem anatomischen und physiologischen Verfahren nicht lange schwanken und musste schlechterdings zn Gunsten des ersteren ausfallen. Trotzdem ist die Titriermethode zu quantitativen Bestimmungen sehr empfehlenswert und, wenn auch für obige Zwecke zu langwierig, als kürzestes Verfahren. Gerbstoff quantitativ nachzuweisen, allenthalben im Gebrauch. Ich durfte demnach darauf rechnen, durch ihre Anwendung bei meiner Arbeit Zahlen zu liefern, welche unter den allgemein üblichen Vorbedingungen aufgefunden wurden und so zu einem Vergleiche mit den in der Litteratur verzeichneten Angaben über den Gerbstoffgehalt anderer Pflanzen geeignet waren. I'ml zweitens habe ich bei Pilzen, die gemäss ihrer Eisenreaktionen Gerbstoff enthielten, in der That Zahlen erhalten, welche ganz und gar in den Rahmen der von Anderen aufgeführten Gerbstoffprozente passen und so- mit den Beweis liefern, dass das Verfahren auch bei anerkannt gerbstoff- haltigem Pilzmaterial recht wohl am Platze ist. Da ich bei allen Versuchen grösste Gleichmässigkeit und Gewissen- haftigkeit beobachtet habe, darf ich wohl hoffen, dass meinen Resultaten Ver- trauen entgegengebracht werde. — Demnach blieb der Titriermethode die Aufgabe der Nachprüfung bez. quantitativen Bestimmung der auf anatomischem Wege gefundenen Ergebnisse. Bei der Darstellung der zur Titration erforderlichen Pilzlösungen wurden zwei Wege eingeschlagen: Extraction des frischen und des bei 100 ° C. zur Konstanz getrockneten Materials, welches wie folgt verarbeitet wurde: ungefähr 5—10 Gr. -- eventuell auch weniger — des frischen oder getrockneten Materials wurden in einer Porzellanreibschale mit etwas destülirtem Wasser aufs Feinste zerrieben, in einen Extractionscylinder von Glas eingetragen und über Nacht stehen y-elassen. Am folgenden Morgen fand ein viermaliges Digerieren der Masse mit aqu. dest. im kochenden Wasserbade statt von je 30 Minuten. Zur Gramm reines, teigiges [ndigocarmin von Gehe & Comp., Dresden wurden in 500 cem aqu. dest. und 500 cem verdünnter Schwefelsäure (1 Teil concentrierte Säure und 4 Teile Wasser) gelöst. 2. < lhamäleonlösung. Von destilliertem Wasser, das ca. 10 .Minuten stark im Kochen erhalten wurden, um den eventuell darin enthaltenen oxy- dierenden athmosphärischen Sauerstoff zu vertreiben, wurden 600 cem mit 1 gr Kaliumpermanganat versetzt. 3. Tanninlösung. Hierzu wurde ein möglichst chemisch reines Präparat gewählt und zwar das für solche Zwecke von J. von Schröder als bestes empfohlene (cf. Councler, pag. 31) ..Tannin Ph. - des l'ilzes Fundort Gerbstoff Myxomycetes. Physarum aureum Pers. auf feuchtem, faulenden Eichenholz Phycomycetes. Zygomycetes. Farn. Mucoraceae Mucor racemosus Pilobolus crystallinus Tode Phycomyces nitens Kunze Thaiiinidium elegans Link auf Brod cultiviert auf .Mist auf Brod cultiviert auf faulendem Agavenblatt Oomycetes. Farn. Peronosporaeeae Peronospora viticola Berk. I 'hytophthora omnivora Cystopns candidus Lev. auf Weinblättern auf Buchenblatt auf Capsella bursa pastoris -1) 20 Name des Pilzes Fundort Gerbstoff Mesomycetes. Hemibasidii. Farn. Ustilaginaceae. Ustilago perenneus Kostr. Fiim. Tilletiaceae. Tilletia tritici Wtr. auf Graminet- auf Triticum vulgare Mycomycetes. Ascomycetes. Perisporiales. Fain. Erysiphaceae. Sphaerotheca Castagnei Lev. Kam. Perisporiaceae. Aspergillus niger Penicilliuin glaucum Fain. Tuberaceae. Tuber aestivum Spreng. Tuber cibarium Pers. auf Humulus auf Brod cultiviert do. in sandigem Eichenwald im Walde -2) -') 21 Name des Pilzes Fundort ( rerbstoff P y r e n o m y c e t e s. Farn. Hypocreaceae. Hypomyces Trichoderma Hoffm. Epichloe typhina Tul. Farn. Cucurbitariaceae. < lucurbitaria Laburni Fckl. Farn. Pleosporaceae. Dilophia graminis Sacc. an Gleditschiastamm an Phlenm pratense an Cytisus Laburnum an Gramineen Disco m yc et es. Kam. Pezizaceae. Peziza alboviolascens Alb. et Schw. Peziza macrocalyx Riess Sclerotinia Libertiana Fckl. Kam. Helyellaceae. Geoglossum hirsutum ,, glabrum Pers. viride Pers. Morchella esculenta Pers. elata Fr. „ conica Pers. Mitrula paludosa Fr. an fichtenem Etiquettenholz auf der Erde auf fettem Boden auf Erde do. do. auf sandigem Boden auf Gartenboden auf Wiesen an Sümpfen Name des l'il/es Fundort Gerbstoff Basidiomycetes. Protobasidiomycetes Kam. Uredinaceae. Gymnosporangium fuscum DC. I hrvsomvxa abietis Ung. Farn. Tremellaceae. Tremella elegaus Fr. Guepinia helvelloides an Blättern von Pirus commun. an Fichtennadeln an Betularinde in Gebirgswäldern bläuend. 5) grünend. Autobasidiomycetes. Hymenomycetes. Kam. Telephoraceae. Telephora hirsuta Willd. < Iraterellus cornucopioides L. I'am. Clavariaceae. < Ilavaria flava Schaeif. an Laubholz in Wäldern in Wäldern 23 Xanie des Pilzes Fundoi t i terbstoff Farn. Hydnaceae. Hydnuiii Schiedermayeri Heufi. imbricatum Vill. repandum L. septentrionale L. Fam. Polyporaceae. Merulius lacrymans papyraceus Fr. „ umbrinus Fr. Polyporus destructor abietinus Dicks „ fulvus Scop. hirsutus Schrad. igniarius fomentarius L. sulfureus Fr. ulraarius Sow. velutinus Pers. „ Hausmannii Fr. versicolor L. pinicola Swartz „ rufopallidus Trog. an alten Apfelbäumen Ober- österreichs in Nadelwäldern do. an kranken Laubbäumen an faulendem Fichtenholz an faulendem Stamm an faulendem Tannenstamm an Tannenholz do. an Pappelstamm do. an Hiebe an Buchen an Laubhölzern an Ulmenstamm an altem Eichenstamm bei Botzen in Tirol an alten Stücken an Nadelholzstämmen an Pinusstämmen grünend. 6) bläuend. 7) bläuend. 8) bläuend, bläuend. ») bläuend. '<>) bläuend. n) grünend. bläuend. 13) bläuend. 13) 24 Name des Pilzes Fundort Gerbstoff Traraetes suaveolens L. an Weidenstamm „ Bulliardi Fr. au Prunusstamm — Pini Fr. an Kiefernstamm bläuend. ,3) Daedalia quercina L. an alten Eichenstöcken .2) ,. variegata Fr. an Stamm von Acer — Boletus edulis in Wäldern — ,. chmabarinus Jacq. an alten Stämmen bovinus Schaeff. in Wäldern „ hirsutus Scop. an Laubliöl/.ern Farn. Cantharellaceae. Cantharellus crispus Fr. cibarius Fr. Farn. Agaricaceae. Coprinus stercorarius Ephemerus Bull. radiatus Pers. sceptrum .lungn. clavatus Batt. Friessii Quelet solifngus Marchand rapidus Fr. an Laubbäumen in Waldein auf Mist do. do. auf fettem 1 luden auf misthaltigem Boden an troeknem < rrashalm an faulendem Fichtenholz auf Erde bläuend. 14) _ .5) L'.', Name des Pilzes Fundort Gerbst ntt' Hygrophorus eburneus Bull. auf feuchter Erde — Lactarius deliciosus 1.. in Nadelwäldern — thejogalus Bull. in Laubwäldern — Russula adusta Pers. in Wäldern — Marasmius androascus L. auf abgefallenen Blättern — Panus stipticus Bull. an faulendem Fichtenholz bläuend. 16) Bolbitius Boltonii Pers. auf feuchter Erde — „ fragilis L. d(.. — Agaricus campestris fascicularis Bolt. spadiceus Schaeff. cupularis Bull, mutabilis Schaeff. pygmaeo-affinis „ vest.it us Fr. „ pleopodius Bull. „ procerus Scop. Lepiota erminea Fr. auf Erde (Cultur) i-) auf Eichenhol/ grünend. ,8) auf Erde — auf Erde — auf faulenden Laubholz- grünend. strünken am Grunde von Bäumen auf Erde auf Weiden, Grasplätzen auf Erde auf Wiesen Name des Pilzes Fundort Gerbstoff Agaricus crassipes Schaeff. auf Eichenholz grünend. 19) fragrans Sow. auf moosigem Hoden — galericulatus Scop. an altem Stamm — cohaerens Pers. zwischen abgefallenen Blättern auf Erde — flavipes Quelet an Baumstrünken — Mouceron Tratt. auf Triften — murinus Batsch auf Erde — „ Pomonae Lenz auf Wiesen — rubescens Fr. in Wäldern — melleus Flor. Dan. in Erde — ( Rhizomorpha) phalloides Fr. in Wäldern — muscarius L. do. — Farn. Phallaceae. Phallus impudicus Phalloideae. in Wäldern Gasteromycetes. 20) hini. Tylostomaceae. Tylostoma mammosuni an Mauern Name des L'ilzes Fundort Gerbstoff Farn. Lycoperdaceae. Lycoperdon pusillum Batsch auf Erde — Bovista L. in Gärten auf Erde — areolatum Rottk. in Wäldern — Bovista plumbea auf Erde — „ nigrescens Pers. auf Wiesen Fam. Sclerodermataceae. Scleroderma Bovista Fr. auf Sandboden — vulgare Flor. Dan. auf Wiesen Fam. Niäulariaceae. Cyathus striatus auf Walderde — „ Olla do. — Crucibulum Pers. an altem Holz — „ scutellaris Roth an faulendem Holz Fam. Hymenogastraceae. Rhizopogon luteolus Fr. auf Erde — Xame dos Pilzes Fundort » rerbstoff Fungi imperfecti. Saccharomycetes. Saccharomyces cerevisiae anomalis , Ludwigii apiculatus Löwenbräu Unterliefe in Hier auf harzfreiem Boden cultiviert do. do. do. (München) Flechten. Usnea barbata Sticta pulmonacea Cladonia rangiferina Cetraria islandica Evernia vulpina Anaptychia ciliaris Rhizocarpon geographicum Collema pulposum Umbilicaria pustulata an Bäumen an Baumstämmen auf Heiden auf trocknen Heideplätzen aus den Alpen an Bäumen auf Steinen auf massig feuchtem Boden auf Steinen '_.- Untersuchungen. Lyn die Aufgabe, welche unser Thema stellt, vorzugsweise darin gipfelt . ob ein Pilz (Gerbstoff enthält oder nicht . hielt ich eine Zusammen- stellung sämtlicher Resultate in vorstehender Tabelle für angemessener als eine Beschreibung der einzelnen Untersuchungen, welche ja doch stets in der am Anfang der Arbeit geschilderten Form vorgenommen wurden. Gleichwohl bleibt über diese oder jene Untersuchung noch einiges zu erwähnen, was ich im Folgenden anmerkungsweise dadurch anbringen möchte, dass ich die in der Tabelle mit Nummern ausgezeichneten Pilze hier nochmals vorführe. 1. Peronospora v iti cola und Phytophthora omnivora zeigten weder in den Mycelfaden noch in den Sporangien Gerbstoffreaktion, was um so eigentümlicher ist, als sie auf nachweislich gerbstoffführendem Substrate schmarotzten. 2. Sphaerotheoa Castagnei war wegen der tiefbraunen Farbe der Fruchtkörper nur in ganz dünnen Schnitten zu beobachten, zeigte aber trotz des hohen Gerbsto.ffgehaltes ihrer Nährpflanze keine Reaktion. 30 :;. Penioillium glaucum wurde zu mehreren Versuchen benutzt. Unter anderem stellte ich am 30. April drei Culturen her. A. Ein Stück Brot wurde gedörrt, mit eingedicktem Pflaumendecocl getränkt, bis es vollständig durchweicht war, und die Spuren aufgeimpft. B. Die Cultur wurde wie oben hergestellt, nur dass das Pflaumen- decocl zu gleichen Teilen mit Tanninlösung 1:1000 vermischt war. C. Wie vorher, nur war das Pflaumendecoct mit Tanninlösung 1:100 zur Hälfte versetzt. Die drei Culturen wurden zusammen in einen dunklen Schrank ge- stellt und zeigten am 9. Mai — also nach ca. 8 Tagen — folgendes Resultat: A. ohne Gerbstoff: starkes Wachstum, B. mit 1 7o •■ geringes ( '. mit 1 ° ou ■• schwaches .. alu-r an keiner der Culturen konnte Tanninaufnahme nachgewiesen worden, woraus zu schliessen ist. dass Gerbstoffzufuhr bei diesem Pilze eher nachteilig als vorteilhaft wirkt Bei einer weiteren Untersuchung am 17. Mai — also ca. 14 Tage später — war in Bezug auf das Wachstum kein Unterschied mehr zu con- statieren, da die Pilze das ganze Substrat mehr oder minder überwuchert hatten: Gerbstotraufnahiue hatte auch bis dahin nicht stattgefunden. 4. Geoglossum hirsutum. Der Pilz wuchs zwar auf Erde, aber so dicht an faulendem Eichenholz, dass ein Eindringen der Hyphen in das- selbe behufs Nahrungsaufnahme keineswegs ausgeschlossen erschien. Gerbstoff war indessen weder im Stengel noch im eigentlichen Fruchtkörper nachzuweisen. ."). Gymnosporangium fuscum. Die Aecidien wuchsen dicht gedrängt auf Blättern von Pirus communis, die stark mit Gerbstoff angereichert waren. Diese Uredinee ist — von den niederen zu den höheren Pilzen fort- schreitend das erste Exemplar, welches Gerbstoffaufnahme zeigt und zwar konnte sowohl an dem Peridium wie an den jüngeren Sporen sofortige und deutliche Blaufärbung constatiei't werden . während die älteren Sporen ein weniger gutes Resultat abgaben. Hierbei treten uns die Fragen entgegen: entweder ihre stärkere Epidermis tritt dem Eindringen des Reagenz hindernd 31 in den Weg. oder ihre dunklere Färbung verdeckt die Reaktion, oder aber der aufgenommene Gerbstoff ist bereits zum Ausbau der Spore verarbeitet worden. Ich neige zu der letzteren Ansicht nach Hartig, welcher z. B. bei den Trametesarten zeigt, dass das Tannin mit anderen Stoffen von den ffyphen zur Ernährung aufgenommen und in ein Umsetzungsprodukt verwandelt wird, welches keine Eisenreaktion mein- zeigt. 6. Polyporus destructor sei hier erwähnt als einziger Polyporus mit grünendem Gerbstoff. 7. Pol abietinus. Der Pilz wurde frisch vom faulenden Holze weg untersucht und zeigte allenthalben eine tiefblaue Färbung. Die quantitative Bestimmung ergab 0,034 liei fte frisch untersucht tiefblaue Färbung und 0,18 it. Pol fomen war nur als Sammlungsexemplar er- hältlieh und daher luftrocken, woraus sich nur der hohe Gerbstoffgehalt von 0,6 ',, erklären lässl 1". P ' norus ulmarius — Sammlungsexemplar — ergab eine schmutzig grüne bis bläuliche Färbung und. da lufttrocken, 1 "„ Tanningehalt. 11. Polyporus velutinus färbte sich sofort tiefblau und ergab, da er schon lange in der Sammlung gelegen. 1,2 ' Tannin. 12. Laeie folgenden Pilze Pol und stammen von frisch umgehauenen Xadelholzstäinmen und wurden in einem Stadium zur Entersuchuno: herangezogen, welches als Optimum des Wachstums zu betrachten ist. weshalb der i -halt an Gerbstoff dieser Pilze - - 0.2 % für den erstereu und je 0.4 % für die beiden letzteren — als besonders maßgebend Gelten kann. Es -ei noch erwähnt. - die jüngste Porenschicht von ." -ola heller gefärbt war als die älteren. 14. pws. Das von mir untersuchte Exemplar stammte von einem Laubholz und war. als es zur Untersuehunir gelangte, augenscheinlich lauerst a' _ n. Nur daher ist der hohe Prozentgehalt ■ zu erklären. 15. Die welche meist auf Mist wachsen, zeigen nie Gerb- stoffreaktion. Sie haben dies mit allen anderen auf der Erde und - _ I >stonfreiem Material wachsenden Pilzen gemein. 16- Pa wurde im besten Wachstum faulendem Fichten- holz entnommen und zeigte vor allem im Hute und am Hymenium starke Blaufärbung. Seine Analyse ergab 0,1 6 17. J . wurde zu mannigfaltigen Versuchen nützt, zeig! r in keinem Falle Eeaktion. A. Der au- gewöhnlichen Culturen erhältliche Champignon wurde in jüngeren, älteren und ausgereiften Exemplaren untersucht. B. Die für Tivibhauseulturen übliche .Mischung von Kuh- und I,' --- mist wurde mit ca. 2 — :; , Tannin innig verarbeitet und hierein \F Pilz 3. so" oampignonbrut. eingesetzt. I u'e Cultur blieb ca. \ Monate im iTewächshau fulvus Parasit •• 0,18 /o fomentarius .. ■- 0,6 0 1 0 4 ulmarius .. •■ 1,0 0/ * /() •") velutinus .. •■ 1,2 0/ * /o 6 pinicola •• •• 0.2 /o 7 rufopallidus ■• ■ • 0,4 /o s Trametes Pini » 0,4 /o 9 ( lantharellus crispus „ •• 0,67 0/ * 1 10 Panus stipticus Saprophyt j? 0,06 10 11 Agaricus crassipes • grünend 0.041 /o Zunächst sei bemerkt, dass die mit * angezeichneten Pilze bereits seit längerer Zeit abgestorben und daher mehr oder minder lufttrocken waren. Wenn man für dieselben ca. 30—60 % Wasserverlust in Anschlag bringt, wird man finden, dass auch sie recht wohl in den Rahmen der anderen, im besten Wachstum untersuchten Pilze hineinpassen. Nach obiger Tabelle würden also für die Saprophyt en: Minimum 0,034 % Maximum 0,060 % Durchschnittlich ca. 0,045 %, Parasiten: Minimum 0,180% Maximum 0.400 % Durchschnittlich ca. 0,295 % Tannin in Rechnung zu bringen sein, wenn wir die 4 lufttrocknen Pilze ausser Betracht lassen. Diese Zahlen, welche, wie bereits oben erwähnt, für die Parasiten mehr als für die Saprophyten betragen, sind jedoch klein im Vergleiche zu den Nährpflanzen, welche bekanntlich folgende Resultate aufweisen: 40 Eichenrinde 11—16 % Pinus silvestris 5—10 % Buche 5—7 % Tanne 4— 8 % und Erle und Weide 3— 5 %. Auch diese Zahlen können als schwerwiegendes Argument für die Hartig'sche These einer chemischen Gerbstoffzersetzung der Pilze ins Feld geführt werden. — Fassen wir zum S c h 1 u s s die gewonnenen Resultate nochmals kurz zusammen, so ergiebt sich folgendes: 1. Viele Pilze nehmen den Gerbstoff zugleich mit anderen Nährstoffen in ihren Hyphen auf und benutzen ihn anter chemischer Zersetzung als Nahrungsstoff. •J. Der Gerbstoffgehalt der Pflanzen kann nicht als Schutzmittel gegen tierische und pflanzliche Schmarotzer gelten, da er dieselben nicht nur nicht fernhalt, sondern sogar teilweise ernährt. 3. Wenn man von gerbstoffhaltigen Pilzen spricht, so handelt es sich vor allein um Iblyporeen und Agarieaceen. 4. Da der Gerbstoff bei seiner chemischen Zersetzung im Innern des Pilzkörpers die charakteristische eisengrünende resp. -bläuende Farbe mehr oder minder verliert, bezeichnet man die betr. Pilze lediglich als gerbstoff- haltig. ohne eine weitere Unterscheidung in eisenbläuende und eisengrünende zu machen. 5. Während die Agarieaceen. nur vergängliche Fruchtkörper mit ge- ringem Gerbstoffgehall austreiben, kann der Fruchtkörper der Polyporeen nach Massgabe seiner .fahre überdauernden Consistenz, seines höheren Gerbstoff- gehaltes und der Fähigkeit, denselben festzuhalten, selbst wenn ihn das Substrat verliert, als Reservestoffbehälter des Pilzes angesehen werden. 6. Nicht alle auf gerbstoffhaltigem Material wachsenden Pilze zeigen Gerbstoffaufnahme, ein Umstand, der in der Individualität des Pilzes seine Er- klärung findet, 7. Die Versuche zeigen, dass notorisch gerbst offfreie Pilze durch allzureichliche Tanninzufuhr an Lebensfähigkeit einbüssen. 41 8. Die Frage, ob Parasiten oder Saprophyten eine Verschiedenheit in der Gerbstoffanreicherung zeigen, wird dahin beantwortet, dass sie den- selben in gleicher Weise aufnehmen, dass indessen erstere infolge eines höher- prozentigen Substrates mehr Tannin (Mithalten als letztere. 9. Nach Massgabe der quantitativen Untersuchungen ergaben die Polyporeen ein Mininiuni von 0,034% ein Maximum von 0,400 % Durchschnittlich aber 0,243 % Agaricaceen ein Minimum von 0.041 % ein Maximum von 0.060 % ferner die Durchschnittlich aber 0.05 % Parasiten ein Minimum von 0,180 % ein Maximum von 0,400 % Durchschnittlich aber 0,295 % Saprophyten ein Minimum von 0,034% ein Maximum von 0,060 % Durchschnittlich aber 0.045 %. 10. Diese Zahlen sind im Verhältnis zu den Gerbstoffprozenten der verschiedenen Nährpflanzen ziemlich gering und unterstützen den Beweis für die Hartig'sche Anschauung der im Pilze stattfindenden chemischen Gerbstoff- umsetzung. 42 Litteratur-Verzeiehnis. 1. Krank. Dr. A. B., Lehrbuch der Botanik. Bd. 1. und J. Leipzig 1892 und 18U3. J. Kraus. G.. Grundlinien zu einer Physiologie des Gerbstoffes. Leipzig 1889. 3. Zimmermann. Butan. Mikrotechnik. Tübingen 1892. 4. Möller. Hermann, Anatomische Untersuchung über das Vorkommen der Gerbsäure. Ber. d. Bot. Ges. 88. pag. LXVI. •">. Hartig, K.. Die Zersetzungserscheinungen des Holzes der Xadelholzbäume und der Eiche. Berlin 1878. »;. Derselbe, Lehrbuch der Baumkrankheiten. Berlin 1882. 7. Wünsche. Dr. Otto. Die Pilze. Leipzig 1877. 8. Krombholz, -I. V. Naturgetreue Altbildungen und Beschreibungen der essbaren, schädlichen und verdächtigen Schwämme. Prag 1831. 9. Rabenhorst's, Dr. L.. Kryptogamenflora von Deutschland, Oesterreich und der Schweiz. Die Pilze. L— IV. Abt. Leipzig 1884. 43 LO. Saccardo, 1'. A. Syttoge Wwngarwm omnium hucusque cognitorum. Patami L882. II. Sydow, P. Die Flechten Deutschlands. Berlin L887. \-. Tavel, Dr. K. von. Vergleichende Morphologie der Pilze. Jena 1892. L8. Brefeld, Dr. Oskar. Botanische Untersuchungen über Schimmelpilze. Leipzig L872. II I >c Bary, A Vergleichende Morphologie und Biologie der Pilze. Leipzig 15. König, Prof. Dr. .1 Chemie der menschlichen Nahrungs- und Genuss- mittel. Berlin L883 44 Nachwort. Uiese Arbeit wurde von mir im Botanischen Institut der Königlich Bayrischen Friedrichs -Alexanders -Universität zu Erlangen verfasst. Es sei mir an dieser stelle gestattet, meinem hochverehrten Lehrer Herrn Professur Dr. Max B für seine mir stets bereitwilligst erteil Unterweisungen -- und dem Herrn Assistenten Dr. Becker für die mir bei meinen Arbeiten durch praktische Batschlage in liebenswürdigster We ■ zu teil gewordene Unterstützung meinen ehrerbietigsten Dank auszusprechen. Gleichzeitig möchte ich der Herren, welche meine Arbeit auf das freundlichste durch Anweisung von Material zu fördern bestrebt waren, vor allen aber des Herrn Profess ts Dr. Kirchner zu Hohenheim b. Stuttgart in einem herzlichen Dankeswort gedenken. Der Verfasser. ii Lebenslauf. Paulus Alexander Otto Naumann, evangelisch - lutherischer Cönfession, wurde als Sohn des Fabrikanten und Dr. phil. Carl Louis Naumann zu Dresden -Plauen, am 20. Juli 1S70 zu Dresden geboren. Nach Absolvirung des dortigen Vitzthum'schen Gymnasiums, Ostern 1801, besuchte derselbe das Königliche Polytechnikum daselbst wahrend eines Semesters und studierte nach abgeleisteter Dienstpflicht als Einjahrig-Freiwilliger bis Sommer -Semester 1804 zu Leipzig Naturwissenschaften, um dann nach Erlangen überzusiedeln, wo er am 26. Juni 1895 zum Dr. phil. promoviert wurde. 46 New York Botanicnl Garden Library QK601 .N3 « j. , r, , ge" Naumann, Otto/Uber den Gerbstoff der ■ Pi 3 5185 00124 6865 D589.2 N22 „ ß «QA"?