Nennzehnter Bericht über das MUSE Franeisco -Carolinum. ————a— a ga——————— Nebft der vierzehnten Lieferung der Beiträge zur Tandeskunde von- Defterreich ob der Enns. Ba © y \ « & Linz 1859. hu ha in. u ya en : X Ja NEUE Tr) RER TI #49 Vennzehnter Bericht über das Francisco - Carolinum. Nebft der vierzehnten Lieferung der Beiträge zur Sandeskunde Defterreih ob der Enns. Linz, 1859. Druck von Iofef Wimmer. Ri: % | TORTE ers Erhrimherenn ö. et a ut hi he ini Baur: ke IMnE ge 5 BR 2 pri Sprmleteentn 0 % en mehaisa A Er . Ente EIRn) a or il hl sr aan Ai rim 7 ER 94: x uns 1 EL mp nd geaimgahanlk: PL na miles R ee NED 3- | Au a bi? FE ne ar E$ FE 4% & en =; A Er And; sucht A ap 3 7 Be a Hin), og % "RER Anl ÜR: a A u in ud £ i Eis k ie. fat chat PN $: e Ad zus Site $ ee Hl gt un vhs ‚sm Brertanhnorh ! er Bo > ER e a a NS» h u en duyrdlen NmR » fun 5 j ee Baht win hal N Veunzehnter Iahres - Bericht. —m Di: wiffenshaftliche Ihätigfeit des vaterländishen Mufeal - Vereines in allen Bereichen feines Wirfens im Jahre 1858 bildet eine Fort: feßung der bei der vorjährigen General -» Verfammlung berichteten 2eiftungen unferes Vereines, und bleibt binfichtlich ihrer Erfolge bin- ter diefen nicht zurüd. Vielmehr ift der Verwaltungsrathb ded3 Mufeums in der Lage, neue bemerfenswerthe Ihatfachen über die Ausdehnung der Wirkiam- feit de3 Vereine? aud dießmal zur Kenntniß feiner Mitglieder zu bringen. Was zunächit die Fortfegung der früheren Wirffamkeit ded Ver- eines anbelangt, jo bewährte fich diefelbe vorzugsmweife wieder durd) die fernere Herausgabe des oberöfterreichifhen Diplomatars , von wel- chem vaterländifchen Originalwerfe nunmehr bereits der II. Band vor: bereitet wird, umd welches unftreitig einen der größten -willenfchaft- lichen Schäge der Mufenl » Anftalt bilden wird. Das vereinigte Landes + Collegium gewährte dem Mufeum zur Zuftandebringung diejes Werkes auch im Sabre 1858 wieder aus den Landesmitteln einen Beitrag von 500 fl. Der Leitung der zur Zufammenftellung diejes Werfed erforder- lichen, eine eben jo große Facfenntniß ol3 Genauigkeit bedingenden Arbeiten unterzieht fich der f. f. Hiftoriograph und dermalige Prälat des Stiftes St. Florian Sodof Stül;. Nicht minder thätig wirkte der Mufenl » Verein während der Fahresperiode 1858 auch im den übrigen Bereichen feines willen- Ichaftlichen Programmes. ar IV Befonderd war ed das Gebiet der vnterländiichen Naturwiflen- fchaft,, im welchem während der genannten ZJahresperiode mwefentliche und jehr Ihäsbare Vermehrungen der vorhandenen Sammlungs - Objekte für das Mufeum erzielt worden find. Waren diefe Sammlungen bisher fhon dur die Thätigfeit des als Geologen vortheilhaft befannten Mufeal - Cuftos Carl Ehrlich bes deutend vergrößert worden, jo erhielten fie, wie bereits im Jahres: berichte vom vorigen Jahre erwähnt wurde, durch) den vom Verwal tungsratbe ded Mufeums bewerkitelligten Ankauf einer urfprünglic nah Petersburg beftimmt gewejenen werthvollen Petrefakten - Samm- lung des im Face der Geologie rühmlich befannten E. €. Dergmeifters Namfauer in Hallitadt einen fehr erfreulichen Zuwachs, wodurd die bisherigen geologifchen Sammlungs - Objefte der Mufeal » Anftalt wer fentlich ergänzt wurden. Diefe Sammlung von werthvollen DVerfteinerungen ift in fo ferne echt vaterländifch, als ihre Fundorte der obere Theil des Salz- fammergutes, namentlich der Steinbergfogel, die Klausalpe, der Som: meraufogl, der Dleffen, der Hierlab, dad Wolfgangsgebirg unweit des Sichler Salzberges, der Sandling bei Goifern und Auffee, der Röthelftein und die Petfchen bei Auffee, der Auffeer Salzberg und die Gofauer Gebirge find, welche zu derfelben Ammoniten von befonderer Größe und Auszeichnung, DOxthoceratiten,, Belemniten, ZTerebrateln und andere Verfteinerungen in der Gefammtzahl von 1815 Stüden ge- liefert haben. Einige diefer Petrefakten find ganz oder halb des Gefteines und der Schale entledigt, andere ganz oder zum Theile angefchliffen um die Loben wahrnehmbarer zu machen. Mit diefen Verfteinerungen hat das Mufenm auch Handftüse von Marmor » Seltenheiten aus der Gegend von Halftadt, dann ein Stüd Alabafter aus einem römischen Bau: Monumente erlangt, wel: es im Echernthale bei Hallftadt in einem Brunnen aufgefunden wurde, Diefe ehr intereffante Sammlung wird nun im eigens biezu angeihaftten Käften in den Lofalitäten des Mufeums nad Anordnung des tätigen umd fachkundigen Neferenten fi Geologie, Profeflor V Engel durch den Guftos Ehrlich in foftematifcher Reihenfolge mit Rüd, ficbt auf die Neihe der Fundorte aufgeftellt. Außer diefem aus den Mufenl » Mitteln beftrittenen Antaufe war die Mufenl : Anftalt rüdjichtlih de8 erwähnten Wiffenichaftsbereiches and im diefer Periode bemüht, fih mit bedeutenden naturwiflenichafts lichen Vereinen des In» und Auslanded in Verbindung zu erhalten, und gelangte hiedurch auf dem Wege des gegenfeitigen Austaufches in den Bejit mehrerer jehr jhähbarer Originalwerfe der naturforfchen- den Gefellihaften Deutfchlande amd Defterreichd, worüber der diefem Jahresberichte beigebundene Ausweis der neuen Erwerbungen Näheres liefert, und worunter insbefondere mehre Abhandlungen der natur: forichenden Gefellichaft zu Görlik, ihre geognoftifchen Befchreibung der Oberlaufis , des Archives des Vereines für fiebenbürgifche Landeskunde, die Verhandlungen ded Vereines für Naturkunde in Preßburg, und des geologifh botanifchen Bereines in Wien, die Sahresberichte der naturforfchenden Gejellichaft zu Emden, der naturforfchenden Gefellichaft in Paflau, endlich die. Mittheilungen der F. F. Landwirtbfchaftsgefell- haft im Linz umd des oberöfterreichtichen Forft - Vereines zu erwähs nen find. | Die Herbarien des Mufeums wurden durch das PVereind - Mit- glied Med. Dr. Duftihmid in Danfenswerther Weife neu geordnet. Bei Ordnung der entomologifchen Sammlungen bat fid) insbe: fondere das Mufenl : Mitglied Ernft Haslinger um da8 Mufeum ver: dient gemacht, eben jo der . f. Bezirfdnrzt Dr. Schiedermayer in Kirchdorf durch zeitweilige Ginfendung von jeltenen Pflanzen. Im Bereiche der Gefchichte und Altertbumsforfchung wurde durd) mehrere dem vorigen und vorliegenden Sahresberichte beigebundene geihichtliche und originale Anffäge einzelner Mufenlmitglieder, dann gleichfalls durch Sammlung von intereffanten Ericheinungen in Diefem Riffenichaftsgebiete gewirkt. Im Auslande waren 08 der Verein für Altertbumsfunde und Geihichte in Nafan, der Verein für meflenburgiihe Gefchichte in Schwerin, der für hamburgiiche Geidhichte, die Biftorifche Gefellichaft in Basel, die Gejellihaft für niederländifhe Piteraturfunde, der bi: VI ftorifche Verein der Oberpfalz , der hiftorifche Verein für Niederbaiern, das germanifche Mufeum in Nürnberg, die antiquariiche Gefellichaft in Zürich , die Gefchichtd: und Altertfumsforichende Gejellihaft des Ofterlandes , endlich indbefondere die F. Akademie der Wiffenichaften in Wien, die ftatiftifche Direktion des F. F Handelöminifteriumsd , die Gentral: Sommiffton zuv Erhaltung der Baudenkmale, danı die bi- ftorifchen Vereine fait aller Kronländer, mit welchen die Mufenl- An- ftalt einen fortgefehten Verkehr unterhielt, und deren wiffenichaftliche Erzengniffe biedurch für die Mufenlbibliothef gewonnen wurden. Die einzelnen intereffanten Grwerbungen in diefem Wiffenfchafts- gebiete, enthält gleichfalld der beiltegende Ausweis. Beomerfenswerth dürfte hier wohl eine alte, leider nicht mehr ganz lesbare Urkunde fein, welche gelegentlich der Legung von Gns- röhren an der Südfeite de hiefigen jtändiichen Landhaufes in einer Ede der mittleren Promenade in einer Kapfel von Kupferbledh ge: funden wurde, umd fo weit fie noch entziffert werden Fonnte, durch das in einer metallenen Kapfel eingefchloffene Siegel ald von dem in den Sahren 1715 bis 14724 fungivenden Verordneten des Herren: ftandes, Franz Ferdinand Grafen von Sprinzenftein herrührend er: fannt wurde. Ginige noch lesbare Bruchftüce diefer Mrfunde jcheinen darauf hinzudenten, daß die Grzählung von Familien: Verhältniffen der gräflihen Familie und der alten Familie Hnim von Neichenftein Gegenftand derjelben waren. Die Grwerbung diefer Mrkunde verdankt dad Mufeum Hauptfächlih den Bemühungen des thätigen Ausichuß: mitglieded Adolf Ludwig Grafen Barth: Barthenheim. Die Hilfawiffenichaften der Gefchichte und Alterthumsforichung bildete auch in der Jahresperiode 1858 einen wejentlichen Gegenftand des Mufenlprogrammes, und e3 wurden bejonderd die numismattichen Sammlungen der Anftalt theils durch Ankauf feltener Münzen, theild dur) Geichenfe an das Mufeum vermehrt, die fyftematiiche Ginveihung die: jer Sammlungs: Objefte aber und die Katalogifirung derfelben unter der umfichtigen Leitung des F. f. Schulvathes und Afademikers Gais- berger von dem thätigen Gefvetärs - Stellvertreter Georg Weishaupl beforgt, jo daß Freunde der Minzkumnde einen reichen und wiflen- VI ichaftlich geordneten Vorratb antifer Münzen in den Mufeumd+Lofali- täten finden. Sn gleicher Weife wurden die Sammlungen von fonftigen An- tiquitäten durch Ankauf und Schenfungen vermehrt, und unter Aufficht des genannten Fachreferenten joitemmäßig aufgeftellt. Den umftändlichen Ausweis über die Erwerbungen in beiden Bereichen, jo wie über den fteten Zuwachs der Objekte nnjerer Bib- liothef, liefern die Beilagen diejes Berichtes. As Fortiegungen von Lieferungswerfen wurden achtzehn in dem beigebogenen Ausweife näher bezeichnete Drudichriften und eine große Karte des Kaijerftaates vom Schulratbe Beer angeihafft. Wie in den vorhergehenden Sahresperioden wurden einzelne bemerfenswerthe Widmungen son Privatperfonen, von denen theils Drudjachen, theils antife Seltenheiten dem Mufeum zufamen , durd die Blätter der Landeszeitung Tundgemadht, modurd die TIhätigfeit diefer Anftalt aud) weiteren Kreifen befannt gegeben, und neue Bei- tritte von Mitgliedern erzielt wurden. Indem der Verwaltungsrath ded Mufeums auf den numerifchen Stand der Vereinsglieder und die Verwaltungsgegenitände derjelben übergeht, bat er auch dießmal die erfreuliche Ihatfache zu berichten, daß im Verlaufe ded3 Jahres 1858 wieder 147 neue Mitglieder dem Vereine zugewachfen, und daß unter diejen Perfonen des Auslandes und literariiche Notabilitäten, wie der befannte Schriftiteller Gaftelli, fi) befinden. Snöbefonderd war für die Mufeal = Anftalt der Beitritt des body würdigen Prälaten Leopold MWadarz des Stiftes Hohenfurth in Bobs men erfreulich, wodurd der wiflenichaftlihe Verkehr de8 Mufeums mit dem an wichtigen Original - Urkunden reichen Archiven des genannten altböhmischen Stiftes, welches im Jahre 1859 feine 6OOjährige Zu: belfeier beging , angebahnt wurde, Zum Kanzlei: Neferenten ded Mufeumd wurde in diefem Jahre das Mitglied de3 Verwaltungsrathed Statthaltereirath Friedrich rei- vm here v. Haan umd zum Gefretärd- Stellvertreter der ftändifche Be- amte Georg Weishaupl erwählt. Austritte von Mitgliedern des Vereines Famen im diefer Periode jeher wenige und hauptfächlih nur von Seite folder Perfonen vor, deren Beruföverhältniffe diefelben im die Ferne riefen, umd ihnen deß- balb den Verkehr mit dem Mufeum erichwerten. Leider find aber in der Jahresperiode 1858 zwei Ehren: umd eilf ordentliche Mitglieder dem Vereine durch den Tod entriffen worden. Die verftorbenen Ehren: Mitglieder find: der ?. f. Oymnafial: Profefor Fanftin End in Bregenz ımd Johann Freiherr Ta- Iatfo von Geftietits, f, f. geheimer Rath und pen]. n. d. Re: gierungs : Präfident. Die Mufenl » Anftalt empfindet befonders fchmerzlih dans Able- ben von drei Mitgliedern, welche jich am dem willenfchaftlichen Ver: fohr der Anftalt näher betheiligt haben ; nämlich des rühmlich befann- ten Gefchichtöforfherd Sofef Ehmel, reg. Chorherrn von St. Flo- rian; ded Propfted des Chorherrnftiftes St. Florian Friedrich Theophil Mayr, welder erjt in der Iekten General: Verfamm: lung zum Ausfchußmitgliede des Mufeumd gewählt worden war, und des ftändifchen Beamten Jofef Hinterberger, welder ven Mitgliedern ded3 Mufenl » Vereines durch feinen dem Sahresberichte für 1857 beigefügten naturhiftorifchen Auffab über die Pögel Oberöfter: reichd als Naturforicher vortheilhaft bekannt ift. Die Anzahl der ordentlichen Mufenl : Mitglieder ift in fortwäh: vonder Vermehrung begriffen und beträgt nad Abrechnung der er- wähnten Sterbfälle 311. Durch das Ableben des genannten Herem Probftes von ©t. Florian und dad Ausfcheiden des Verwaltungs» Ausfhuß- Mitgliedes Regierungsrathed Strobah Fam der Mufenl : Verwaltungsrath in den Fall ftatutenmäßig zwei Erfasmänner in der Perfon ded Herrn Ber: eins » Mitgliedes Profeffor und Chorherr Georg Schafflinger und des Med. Dr. Johann Duftfhmid zu wählen. IX An der öfonomifchen Gebahrung ded3 Vereinsvermögensd Kat fich in der Zahresperiode 1858 nicht? Wefentliches geändert. Mit ehrfurchtsvollem Dante ift noch der abermaligen gnädigen Zuwendung einer Summe von 100 fl. zu gedenten, weldhe Seine fatferliche Hoheit "der Ddurchlauchtigfte BVereind - Proteftor Erzherzog Franz Carl auh im Sabre 1858 der Anftalt zu bewilligen ge- ruhten. Linz, den 30. Dezember 1859. Qom Verwaltungs: Nathe des Museums Franeiseo - Carolinum. _ hf au ge, Kr w Kees vi y # van er Me En a ee Ba. u AG - { a WERE Te = nz 4 BEIN ‘ in ' DEE an a PAEEN 2: BLM h ı Er ini a) t is BI, Kalbe ae Er 22 Bl, ‚al ri HR Bau aus Bi 1 Ser. "w, ri r isrle tra Bar 2 PIE er Kahn ern a6 17 DER Be Y’Z spunjult u, kl Aandah - en HA u A Be ann N GE 1 172 DR 2. — DOSE un dail De Lu ]51n3 u. Hrrh 8) < aRnonaie ABS IE aan. = ET > 5 ih nat 2 Bu An hen er TER zo mlsRenettnrg, ee { rh -— | irre SS. ‚ander er j SE a “€ Sn N Ä nie 22 2; ER ; Ye Ku Nat sagen I. Vermehrung der Sammlungen des Museum Franeisco - Carolinum im Sahre 1858, A. Bibliothek. I. Drudwerfe, a) Mittheilungen von Akademien, Gefellfcaften,, Pereinen, l: Anftalten und Behörden. Na dem Einlaufe, P. Hermann Bär, vormals des Klofters Eberbadh) Priefter und Bur- fierer ; dipfomatifche Gefchichte der Abtei Eberbah im Nheingan. Band 1. Heft 1. Wiesbaden 1857. — Denkmäler aus Naffaı. U. Heft. Die Abtei Eberbach im Nheingau. Im Auftrage des Ber- eines für Naffau’sche Nftertfumsfunde und Gefhichtsforihung her ausgegeben von Dr. Karl Roffel. 1. Lieferung. Das Refectorium. Tert Seite 1— 15. Tafel 1— 7. Wiesbaden 1857. — Annalen des Vereins, 5. Bandes 1. Heft. Wiesbaden (Der Berein.) Jahrbücher und Yahresbericht des Vereins für meflenburgifche Ge- Nhichte und Altertpumskunde. Heransgegeben von ©. €, d ch, B. ©. Beyer, Secretüren des Vereins. 22. Sahrgang. Schwerin 1857. — Quartalberiht XXI. 2. 3. XXI 1. Schwerin 1857. (Der Verein.) Gejchichte der Studien-, Schul- und Erziehungs» Anftalten in Mäh- ren umd öfterr. Schlefien, insbefondere der Dlmüger Univerfität in ben neneren Zeilen. Von Chriftian b’Eloert. Herausgegeben für Redhnung der Hiftorifch- ftatiftifchen Sektion der Ef, m. Ih. Gejfell- Ihaft zur Beförderung des Aderbaues, der Natur- und Landeskunde. DBritnn 1857. (Die Direktion der hift. ftatift. Seftion.) 10. XI Zeitfhrift des BVereins fir hamburgifhe Gefhichte. Neue Folge 1. Bandes 3. Heft. Hamburg 1857. (Der Berein.) Mittheilungen der f. E. mähr. fchlej. Gejelihaft zur Beförderung des Nderbaues, der Natur- und Landeskunde in Britun. Interims- Hauptredafteur Heinrich Weeber, Brünn 1857. (Die Gefellfchaft.) . Mittheilungen der £. Ef. geographifchen Gefellichaft zu Wien. Nebigirt von Franz Foetterle. 1. Jahrg. Heft 1. 2., 2. Jahrg. Heft 1. 2. Wien 1857. (Die Gefellieaft.) Beiträge zur vaterländifchen Gefchichte. Herausgegeben von ber hi- ftorifchen Gefelichaft zu Bafel. 6. Band. Bajel 1857. (Die Ge- jellihaft.) Eifter ISahresbericht des naturforschenden Vereins in Paffau für das Sahr 1857. Paffau 1858. (Der Bereit.) Situngsberichte der Faif. Afademie der Wiljenfhaften in Wien. Wien 1857. Bhilofoph. Hifter. Claffe Iahrg. 1857. Band XXI. Heft 5. Band XXIV. Heft 1. 2... Band XXV. Heft 1— 3. Band XXVI Heft 1.2. Band XXVIL Heft 1. — Sißungsberichte dev mathent, naturhift. Claffe. SIahrg. 1857. Band XXIV, Heft 1. 2. 3. Band XXVI, Band XXV. Heft 1. Band XXVI, Heft 1— 6. Band XXIX, Heft 7— 10. — Fontes rerum austriacarum, Defterreichiiche Ge- fhichtsquellen. Herausgegeben von der hiftorifchen Commiffion. 2. Abtheilung. Diplomataria et acta. Band XIV, — Urkunden zur äl- teren Handels- und Staatsgefchichte dev Nepublif Venedig. 3 Theile, Band XVH. — Aktenftiide zur Gefchichte Franz Nafoczy’s und feine Verbindungen mit dem Auslande 1708 — 1715. U. Band. Heraus- gegeben von Zofef Fiedler. Wien 1858. — Archiv für Kunde dfterr. Gefchichtsquellen. Herausgegeben von der zur Pflege vaterländifcher Geihichte aufgeftellten Commiffton. Baub XVII. IL. Band XIX. 1. — Denkfchriften der philofophifch = Hiftorifchen laffe. Band VIT — Monumenta habsburgiea. Abtheil. I, Band 3. — Denkfchriften der mathematifch - naturhiftorifhen Kfaffee Band XIV. Wien 1858. — Zahrbücher der E. £. Eentral-Anftalt fir Meteorologie und Erdinag- netismus von Karl Keil. V. Band. Jahrgang 1853. Wien 1858. — eftrede bei der feierlichen Nebernahme des ehemaligen Univerfi- tätsgebäudes duch die Faif. Akademie der Wiffenfshaften, gehalten am 29. Dctober 1857 von Dr. Theodor Georg von Karajarı, Wien 1857. — Die Prineipien der heutigen Phyfil. Bei der Feier der Uebernahme des ehemaligen Univerfititsgebäudeg vorgetragen von Dr. And. Ritter von Baumgartner. Wien 1857. — Almanach der E. Afadentie. 8. Zahrgang. Wien 1858. — Notizenblatt vom Jahre 1857. Ne. 5— 9. und 20-— 24. (Die faiferl, Akademie.) Handelingen der Jaalijkschen allgemeene Vergadering van de Maat- schappy der Nederland’sche Letterkunde te Leiden 1857. — Nieuwe Reeks von Werken van de Maatschappy de Nederland’sche Letter- kunde te Leiden. — Negende Deel te Leiden 4857. (Die Gefellfchaft.) 11, 12, 13, 14. 15. 16, 17. 18. XI Abhandlungen der naturforfchenden Gefelihaft zu Görlis. Auf Koften der Gefellichaft. Ergänzung.) 2. Bandes 1. und 2. Heft. Görlig 1836 u. 1838. 4. Bandes 1. u. 2. Heft. Görliß 1844 u. 1847. 5. Bandes 1, u. 2. Heft. Görlik 1848 u. 1850. 6. Bandes 1. u. 2. Heft. Görlit 1851 ü. 1853. 7. Band. Görlit 1855. 8. Band 1857. — Geognoftifhe Beichreibung der preußifhen Dber- laufiß, theilweife mit Berücfichtigung des jähftihen Antheils. Nach den Ergebniffen einer auf Koften der naturforfchenden Gefellichaft in Görkig unternommenen Reife entworfen von Einft Friederih Gloder. Görlis 1857. (Die Gefelligaft.) Verhandlungen des hiftorifhen Vereins für Oberpfalz; und Regens- burg. 18. Band der gefammten Verhandlungen und 10. Band ber neuen Folge Mit 3 lithogr. Tafeln. Regensburg 1858. (Der Verein.) Berhandlungen des Bereins, für Naturfunde zu Preßburg. 2. Jahr- gang. 2. Heft. Nedigirt vom Bereins- Sekretär, Dr. 6. U. Korn- buber, Preßburg 1857. (Der Verein.) Lotos. Zeitichrift für Naturwiffenfchaften zu Prag. 7. Iahrgang 1857. — 83. Jahrgang, Jänner, Februar, März 1858. Prag. (Der Berein.) Archiv des Vereins für fiebenbürgifche Landeskunde. Neue Folge 3. Bandes 1. Heft. Herausgegeben vom Bereins - Ausfhuffe Kron- ftadt 1858. — Das Privatreht der fiebenbürgifchen Deutfhen von Hriedrih Schuler von Liblay. — Siebenbürgifche Nechtsgefchichte IL. Band. 3. Lieferung. Hermannftadt 1858. — Das Statuten= Gefeh- buch der fiebenbürgifchen Deutihen im lateinischen und deutjchen Texte mit comparativen Parallelnoten. Bon Friedrih Schuler won Liblay. (Der Berein.) Ferdinandeum 27. Jahresbericht des Verwaltungs =» Ausfhuffes itber die Sabre 1856 und 1857. Snnsbrud 1857. — Zeitfchrift des Ferdinandeums für Tyrol und Vorarlberg. Herausgegeben von dem Berwaltungs - Ausfhuffe. 3. Folge 6. u. 7. Heft. Innsbrud 1858. (Das Ferdinandeum.) Ueber die mittelalterlihe Sammlung zu Bafel, nebft einigen Schrift- ftüden aus derjelben von Profeffor Dr. Wilhelm Wadernagel, Ba- fel 1857. — Munus Doctoris in Universitate Basiliensi ante haec quinque lustra a viris clarissimis C. F. Meisner Ph. Med. et Chirurg. Doctore. Botanices Professore P, 0. et Chr. Fr. Schönbein. P. 0. Doc- tore Physices et Chemiae, P. 0. felieiter susceptum die XII, Novem- bris celeprandum Reetoris magnifiei et senatus academiei nomine in- dieit Guielmus Vischer literarum graecarum Professor P. 0. — Mit» teilung der Gejelljgaft für waterländifche Alterthiimer VIL die gol« dene Altartafel von Wilhelm Wadernagel,. Bafel 1857. (Die Ge- fellichaft.) Bericht über die 8. allgemeine Verfammlung des biftorifchen Vereins für Steiermarf am 1. Aprif 1857. — 8. Iahresberiht über den Zuftand und das Wirken des hiftorifchen Vereins für Steiermark XIV vom 1. März 1856 bis Ietten März 1857. Bon dem Bereins- Seeretär Profeffor Dr. Göth. — Ueber Neinigung der Alterthümer. Bon of. Scheiger. — Andeutungen über Erhaltung und Herftellung alter Burgen und Schlöffer. Von of. Sceiger. Wien 1857. (Der Berein.) Novus Codex diplomaticus Brandenburgensis. Zweiter Haupttheil oder Urkunden» Sammlung zur Gejhichte der auswärtigen Berhältniffe der Mark Brandenburg und der Beziehungen ihrer Negenten zum Auslande. Bon Dr. Adolf Friede. Riedel. Band VI. XIV. XV. Berlin 1857 und 1858. Tortgefeßt auf Beranftaltung des DBereins für Gefhichte der Mark Brandenburg. (Der Berein.) 20. Ilustrations of Sufrage Geology By Edward Hitschook L. L. D. Professor of Geology and natural Theology in Amherst College Washington 1857. — Annual Rapport of the Board of Buents of the Mithsonian Institution thowing the operations expenditeurs , and condition of the Instiiution, for the Year 1855 u. 1856 and the procudings of the Board up to February 24. 1855, March 22. 1856, January 28. 1857, Washing- ton 1855 — 1857. — Report of Trustees of the Winconsin Insti- tution for the Education of the Blind December 31. 1852. — Ma- dison 1855. — Appendix I, To Volume III. of the Smithsonian con- tributions- to Knowledge ; containing an ephemeris of the planet nep- tune of the Year 1852. Washinglon. — Astroid supplement to ruo tables for de termining the Values of bis and its Derivations. — Researches upon the ceyprinoid Fisches inhabiting the fresch Waters of the unitad Staats. — Lecture of he Camel delivered hefore the Smithsonian Institution. — Prodomus descriptionis animalium evertebratorum, quae in Expeditione ad Oceanum pacificum septemtrionalem, — Jo- anne Rodgers Duce, a republica federata missa obseroavit et descrip- sit. W. Nimpson Pars 1. I. — Address delivered by Mr. Fred. P. Stanton of Tenn before the Metropolitan Mechanies Institute at the opening of the annual exhibition in Washington. 1857. — List of Foreign correspondents of the Smithsonian Institution 1856. (Smith- sonian Institut. in Washington.) 21. Sahrbuh der E. FE, geologifhen Neichsanftalt. 8. Iahrgang. Nr. 3, 22: 23. Wien 1857. 9. Zahrgang. Nr. 1. 2. Wien 1858. (Die Direktion.) Sabrbuch der E € Eentral- Commiffton zur Erforfhung und Erhal- tung der Baudenkmale 2, Band mit 34 Tafeln und 156 Hol fhnitten. Nedigirt von Dr. Guft. Heider. Wien 1857. — Situngs- Protokolle (im amtlihen Auszuge) Sahre 1853 —1857. Wien 1858. (Das Präfidium.) Mittheilungen aus dem Gebiete der Statiftil., Herausgegeben von ber Direktion der adminiftrativen Statiftif im f. E. Handelaminifte- rium. 6. Sahrgang, Heft 1. 2. Wien 1857. 7. Sahrgang 1. Heft. Wien 1858; enthaltend die 3. Berfammlung des internationalen Eongreffes für Statiftit zu Wien im September 1857. Bon Dr. Adolf Fider, — Tafeln zur Statiftit der öfterreihifhen Monarchie, 24. 25. 26. 27. 28, 29. 30, 3. 32. 33, 34, XV Neue Folge, das Yahr 1851 mit überfichtliher Einbeziehung ber Zahre 1849 und 1850 darftellend. Wien 1858. Band I. Heft 1—9. Band I. Heft 6. (Die Direktion.) 5. und 6. Bericht der Oberheffiichen Gejellfchaft fir Natur- und Heiltunde, Gießen 1855 und 1857. (Die Gejellichaft.) 4. Sahrbericht des germanischen Mufeums zu Nürnberg vom 1. DE tober 1856 bis Ende 1857. Leipzig 1858. — Anzeiger für Kunde der Heutjchen Vorzeit, Berhandlungen des zoslogifch - botanifhen Bereins in Wien. Band VI. Sabrg. 1857, Wien 1857. — Perfonen-, Ort3- und Sadıre- gifter der fünf erften ISahrgänge 1851 — 1855 der Situngsberichte und Abhandlungen des Wiener zoologifch-botanifhen Bereins. Zu- fammengeftellt von U. $: Grafen von Marchall, Herausgegeben von den zool, bot, Vereine. Wien 1857. (Der Berein.) Berhandlungen des hiftorifchen Vereins für Niederbaier. Landshut 1858. Band V. Heft 3. 4. (Der Berein.) Mittheilungen an die Mitglieder des Bereins fir Gefhichte und Al- tertbumsfunde in Frankfurt a. M, Ausgegeben im April 1858. (Der Verein.) ‘ Zahresbericht des vaterfändifchen Mufenms Carolino- Augusteum ber Landeshauptitadt Salzburg fir das Jahr 1857. Salzburg. (Die Direktion.) Siebenter Bericht über die Wirkfamfeit des Werner-VBereins zur geo- Logifchen Duchforfhung von Mähren und Schlefien im Bereinsjahr 1857. (Die Direktion.) Auszug aus dem. ftatiftiichen Berichte dev Handels- und Gewerbes Kammer Oberöfterreihs für das Jahr 1857. Linz 1857. (Das Präfibium.) Programm des £ f. Gymmnafiums zu Linz fir das Schuljahr 1857/58 Linz 1858.. (Die Diveftion.) Sahresbericht der f. f. Dber-Nealfchule in Linz fir das Studienjahr 1857/58. *inz 1858. (Die Direktion.) Oberbairifches Archiv für vaterländifche Gefchichte, herausgegeben won dem Hiftorifchen Bereine von und für Oberbaiern. 16. Band. 3. Heft. 17. Band, Heft 1. 2. Münden 1857. — Neunzehnter Jah- resbericht fiir das Jahr 1856, erftattet in dev Plenarverfammlung am 1. April 1857 duch den erften Vereinsvorftand Grafen von Hundt. Münden 1857. (Der Berein.) Magnetifhe und meteorologifche Beobachtungen zu Prag auf öffent liche Koften herausgegeben von Dr. I. ©. Böhm und F. Karlinsfi, 18. Jahrgang. Prag 1858. (Die Divection.) Witterungsbeobadhtungen an ber meteorologifhen Station zu Bam- berg, während des Jahres 1857, angeftellt won Benedict Ellner 37. 38. 39. 40. 41. 42. 43. 44, 45. 46. 47. XV 4. Jahrgang als Beilage zum IL, Bericht ber naturforfhenben Ge- felffchaft zu Bamberg. (Die Gejellichaft.) Programm des E f. Gymnafiums zu Kremsmünfter für das Schul: jahr 1858. Linz. (Die Direktion.) 33. Jahresbericht des hiftorifhen Kreisvereing im Negierungsbezirke von Schwaben und Neuburg für das Jahr 1857. Augsburg 1858. (Der Berein.) Sahrbiicher des Vereins für Naturkunde im Herzogthume Nafjan. 12. Heft. Wiesbaden 1857. (Der Berein.) 43. Zahresbericht der naturforfhenden Gefellihaft in Emden für 1857. Bon Dr. H. Metger, Sekretär. Emden 1858. — Kleine Sriften der naturforfcheuden Gefellihaft in Emden. V. Beiträge zur Kenntniß des Klimas von Oftfriesland. Von Dr. M. 4. 5. Vreftel. Emden 1858. (Die Gefellichaft.) Mittheilungen der antiquariihen Gefellfhaft in Zürih. XXL Ge Ichichte der Abtei Zürid. 5. und Tettes Heft. Züri 1858. — Die Bracteaten der Schweiz. Nebft Beiträgen zur Keuntniß ber fchweizerifchen Miünzrechte während des Mittelalters. Bon Dr. 9. Meyer. 3. Band 2. Heft. Züri 1845. (Die Gefellicaft.) Beriht des Forft - Vereines für Defterreih ob der Enns. Rebigirt vom Vereins - Sekretär Carl Reinifh. 3. Heft. Linz 1857. (Der Berein.) Sandwirthichaftliche Zeitfehrift von und für Oberöfterreih. Heraus- gegeben von der f. f. Landwirthichafts - Gefellihaft. Nedigirt von Karl Schmuß, Sekretär. Erxfter Jahrgang. Monat September bis Dezember 1857. Linz 1857. (Die Gefellichaft.) Archiv fiir Shweizeriihe Gefchichte, herausgegeben auf Veranftaltung der allgemeinen gefchichtforfchenden Gefellfchaft der Schweiz. 12. Band. Zürich 1858. — Hiftorifche Zeitung. Herausgegeben von ber all- gemeinen gejchichtforfchenden Gejellihaft der Schweiz in ben Jahren 1853 und 1854 unter der Rebaftion des Hrn. R. R. Dr, Aud. Bernd. Fetfherin. Bern 1858. Alphabetifches Perfonal- und Sad: regifter. (Die Gefellichaft.) Mittheilungen des Hiftorifhen Vereins fiir Krain. Nebigivt von dem jeweiligen Sefretär des Vereins, und zwar im erften Halbjahr von Dr. B. 5. Kun, hierauf von Dr. Ethbin Heinrich Eofta. 11. und 12. ZIahrgang 1856 u. 1857 Laibad. — Ein Bogen Urkunden- abprüde 95 — 107. (Der Berein.) Neıtes Yaufitifhes Magazin. Im Auftrage der oberfaufitiichen Ge- fellfchaft der Wiffenfchaften beforgt Durd) deren Gecretäv Guftab Köhler. 34. Bandes Heft 1. 2. 3. 4. Görlig 1857 — 1858. (Die Gefellihaft.) Mittheilungen der Gefchichts- und Alterthumsforichenden Gefellihaft des DOfterlandes. 4. Bandes 1. Heft, Altenburg 1858. (Die Gefeltichaft.) 48. 49. 50, 51. 52, 53. 54. XVII Naturriffenfchaftlihe Abhandlungen aus dem Gebiete der Wetterau. Eine Feftgabe der Wetterauer Gejellfchaft fiir Die gefammte Natur- funbe zu Hanau zu ihrer 5ojährigen Subelfeier am 11. Auguft 1858. Hanau 1858. — Sahresbericht über die Gefellfchaftsjahre vom Au- guft 1855 — 58. Hanau 1857 u. 1858. (Die Gejellihaft.) Archiv des Bereins für fiebenbürgifche Landeskunde. Neue Folge Band IM. Heft I. Herausgegeben vom Berwaltungs - Ausfhuße. Kronftapt 1858. — Sahresbericht fiir das Bereinsjahr 1857/58. Hermannftabt 1858. — Programm des Gymnafiums A, ©. zu Her- mannftadt fir die Schuljahre 1853 — 58. Beröffentliht von Direktor Zof. Schneider. Hermannftadt. — Programm und Yahres- bericht des £. E Kathofifchen Staatsgymnafiums zu Herinannftadt für das Schuljahr 1857. Hermannftadt. — Programm des enangelijchen Untergymnafiums in Mühlbach und der tamit verbundenen Lehran- ftalten zum Schluße der Schuljahre 1855 — 58, veröffentlicht vom Direktor F. Wild. Schufter. Hermannfladt und Kronftadt 1856 — 58. (Der Berein für fiebenbürgifche Landeskunde.) Abhandlungen der Hiftorifchen laffe der E, baierifchen Akademie ber BWiffenfhaften. 8. Bandes 2. Abtheilung. Minden 1857. — Die deutfche Politif König Heinrich 1. Feftrede vorgetragen in ber kön. Akademie der Wiffenfcaften zu München am 28. November 1857 zur Feier des Geburtsfeftes Sr. Maj: des Königs von Franz Lühr. Münden 1857. — Ueber die Gründung der Wiffenfchaft altdeutjcher Sprache und Literatur, Feftrede von Dr. Konrad Hofmann. Miin- hen 1857. — Neber Königl. Maßnahmen für das Gebeihen ber Bifjenihaften. Nede von Friedrih Thierih. Minden 1858. — Ueber das DVerhältni der Akademie zur Schule. Nede von Friebr. Thierfh. Minden 1858. — Ueber die gejhichtlihen Vorftufen der neueren NRechtsphilofophie. Nede won Profeffor Earl Prantl. Min- hen 1858. — Ueber den Begriff und die Stellung des Gelehrten. Nede von Friedrich Thierich, Miinchen 1858. — Ueber neu aufge fundene Dichtungen Francesco Petrarca’s. Vortrag von Prof. Dr. Georg Martin Thomas, München 1858. Die Landtafel des Markgraftfums Mähren. 19— 21. Lieferung. Bo- gen 43— 74. Das 5., 6. u. 7. Bud) der Olmüber Euda mit 2 Beilagen. Brünn 1857. (Das Comite der Herausgabe.) Mittheilungen der f. f. Eentralcommiffion zur Erforfhung und Er- haltung der Baudenfmale. Herausgegeben unter der Leitung des f. f. Sectionschefs und Präfes Earl Freiheren von Ezoernig. Rebalteur Carl Weif. Wien 1858. 3. Jahrgang. (Das Präfidium.) Rechnungs» Abichlug der allgemeinen Sparkaffe und Leihanftalt in lin; vom Jahre 1857. Linz 1858. (Die Direftion.) Theologifch - praftifhe Duartalfchrift, vebigirt und herausgegeben won Fried, Baumgartner, 10. Iahrgang. Linz 1857. — Statuten des Gefellen- Vereins zu Ried. — Reden, welde bei der am Schluß des Schuljahres in der FE FE. Kreishaupt- und Unterrealfäule zu Mus. Jar, Ber. XIX. b 55. 56. 57. 1. XxVvm Ried vorgenommenen Prämien - Vertheilung. Berfaßt von Fr. &. Gumpoltsberger. (Eingegangene Pflichteremplare.) — Landesgejeg und Negierungsblatt vom Jahre 1858. Linz. (Die f. £, Statthalterei.) Codex diplomatieus et epistolaris Moraviae. (Urkunden - Sammlung zur Gefchichte Mährens,) Im Auftrage des mähr. Landes - Ausihuffes herausgegeben von Nitter von Chlumecky und vebigirt won Sofef Chytil. 7. Bandes 1. Abtheilung. Brünn 1858. — Bericht über das mähr. ftind. Landes - Arhiv, von P. R. von Ehlumecky, Ars hing» Diveftor und Dr. 3. Shytil, Arhivar, Fir das Jahr 1857. Brünn 1858. (Der Landesausihuf.) Perfonalftand der Geiftlichfeit dev Linzer Didcefe auf das Jahr 1858. (Das bifhöfliche Eonfiftorium.) Neichsgefeblatt vom Jahre 1858. Wien. (Das h. f f, Minifte- rim des Innern.) b) Widmungen von Gönnern and Srennden der Anftalt. Berhandlungen der Faif. Leopoldinifch = Karolinifhen Akademie ber Naturforfher zu Breslau. 26. Bandes 1. Abtheilung. Breslau und Bonn 1857. (Hr. Me. Dr. Ritter von Brenner- Feljadh, tk. f. Salinen- und Badearzt zu SL.) Auftria, Defterr. Univerfal - Kalender für das gemeine Jahr 1858. 19. Zahrgang. Wien. (Hr. Q. Haslinger. Buchhändler zu Linz.) Drgan des DVereines gegen Mifhanblung der Thiere im Erzherzog- tbume Defterreih 06 der Enns und im Herzogthume Salzburg. Jahrgang 1. 2. 3. Linz 1855 — 57. — Bericht über die am 24. Jänner d. 3. zu Linz ftattgehabte 5. General» Berfammlung des Vereins gegen Mißhandlung der Thiere. Linz 1858. — Bericht über die am 9. Febr. d. 3. zu Linz abgehaltene General - Verfammlung bes DVereins zur Förderung der Seidefultur in Oberöfterreih.. — Bericht über die zur Erhöhung der Feier des glorreichen Geburts- tages Str. f. f. apoftol. Majeftät des Kaifers Franz Sofeph I. von Seite des Ausfhuffes des Fath. entralvereing in Linz am 18. Aus guft d, 3. theils in der Landeshauptitadt Linz und theils in mehre- ven anderen DOrtsgemeinden des Erzherzogthums Defterreih ob der Euns veranftalteten feierlihen Austheilung von Sparkafjebücheln und filbernen Ehren » Medaillen an jolhe Kinder, welche fih durd Tu- gend und Frömmigkeit befonders hervorgethan haben. Linz 1858. (Hr. U 2%. Graf von Barth-Bartbenheim, E. £. Kämmerer 2c.) Neuere Gefhüt » Beichreibung oder Artillerie recentior Praxis, Bes I&rieben von r. f. Maj. Hohlöhl. Feldartillerie Stüd - Hauptmann und Ober - Feuerwerfs - Meiftern Michael Miethen. Frankfurt und Leipzig 1683, — Species facti die feftgegründete Gerechtiame ber bochfürftl, und gräfl, Haufer Lichtenftein und Kaunit » Nittberg auf 10. 11 12. 13. 14. XIX die drei Herrfchaften Ehens, Stadersdorf und Witlmund ober das fogenannte SHarlinger Land betreffend. 1757. «Hr. of. Hafner, Gemeinderath in Yinz.) Memorial Basilicae Strigoniensis anno 1856 die 31. Augusti eonse- cratae. Pestini 1856. (Hr. Dr. Carl Zipfer, Brofeffor in Neufohl.) Album. Bibliothek deutiher Driginal-Romane, 13. Iahrgang. Prag und Leipzig 1857. — Die Höllenmafchine. Hiftoriiher Roman aus der franz. Confular- und Kaijerzeit. Bon Dr. Franz id, VBrofchko, Prag und Leipzig 1858. (Hr. I. L. Kober, Birhhändler zu Prag.) Copie figuree d'un Rouleau de Papyrus trouv&e en Egypte publide par M. Fontana et expliquee gar M. de Hammer, Vienne 1822. (Hr. Sylvefter Sturmberger in St. Florian.) . Beobachtungen über die Metamorphofe eines jüngeren Gypfes aus Gebirgsarten des wefturalifhen Kupferfandfteines (Systeme Permier.) Bon Major von Wangenheim. Moskau 1857. — Ueber das Me- lampgrin. Bon Wilhelm Eichler. Mosfau 1857. — 'Appendice alla Memoria sulla successione normale de diversi Membri del torreno triasico nella Lombardia di Giulio Curioni Milano 1858. — Reper- torio ilaliano per la storia naturale. Cura S. Josephi Biacon). Anno 1855. — Bononiae fase. 1. 2. anno 1854. Volum II. — Florae _forojuliensis Syllabus. Juli And. Pirona Med. Dr. Utinj 1855. (Hr. Adolf Senoner in Wien.) Adum aus Defterreih ob der Enns. Mit axtiftiichen Beilagen. Herausgegeben zum Beften der durdh den Brand am 26. Oftober 1841 verunglidten Bewohner von Spital am PByhrn in Oberöfter- rei) 1843. (Hr. Binz. Ritter v. Had auf Bornimbs, ftänd, Ber- orbneter.) Necrologium Cremifanense 1600 — 1857. Viennae 1858. (Hr. ®. Norbert Mittermaier, geiftl. Nath und Stiftshofmeifter in Linz) Geologie oder Entwidlungsgefchichte dev Erbe und ihrer Bewohner. Von Sir Charles Lyell. Nah der 5. Auflage des Originals vom DBerfafer umgearbeitet. Die Ueberfeßung ducchgefehen und eingeführt von Bernhard Cotta, Berlin 1857. — Kuglevs Handbuch ber Kunft- gefhichte. 3. Auflage. 4 undd, Lieferung, Stuttgart 1858. (Hr. Luftig, Schuldiveftor in Budweis.) Andreae Vesalii invictissimi Carolj V. Imperatoris Medici opera omnia anatomica et chirurgica Gura Hermanni Boerhave et Bernhardi Siegf. Albinj Lugduni Batavorum 1725. (Hr. Med. Dr, von Lutterotti, t. £. Kreisayzt zu Linz.) Sfizzen aus ben vielbewegten Neifeleben Carl Maria Roffi. Heft 7. 8. 9. 10. (Hr. Carl M. Roffi in Wien.) Provinzial» Handbuh bom Erzherzogthume Defterreih ob der Enns für das Jahr 1858, Linz, (Hr. 3 Wimmer, Buchdruderei +» Br figer in Linz.) b* 15. 16. 17. 18. 1% 20. 4e XX Ueber die Einfamkfeit. Bon Ioh. ©. Zimmermann. Keipzig 1784. (Hr. Gftattner in Mondjee.) GSefpräh im Reiche der Todten zwilhen Maria Therefia und Frieb- vi I. Maltha 1786. (Hr. Schweiger, Weltpriefter in Linz.) Reben, gehalten vor und nad der Preisvertheilung an der Stadt pfarr-Mufterfchule in Linz am 7. Auguft 1858. Von Yojeph Keriche baum, Mufterlehrer. (Der Berfaffer.) Da Shaun! Das neue Geld oder nod ein Büchlein über den Neus freuzer, Gulden, Thaler. Gmunden und Jihl. (Hr. R. Schwo- vella, Buchhändler in Gmunden.) Synopsis der europäifchen Orthopteren mit befonderer Nitdficht auf die in Böhmen vorkommenden Arten. Brag 1854. — Criterien zur generifhen ZTheilung der Phytocoriden (Capsini aut.) Beide Abhand- lungen von Dr. Fr. N. Fieber. (Hr. BVerfaffer, Direktor des f. Kreisgerichtes zu Chrudim.) Militär » Zeitung. 11. Sahrgang 1858. Wien. Nebigirt von Dr. Hirtenfeld. (Hr. Redakteur in Wien.) e) Anfchaffungen. a) für die Mufeal- Bibliothek fowohl neu als in Fortjegungen. Cosmos. Entwurf einer phufiihen Weltbeichreibung von Alerander von Humboldt. 4. Band. Stuttgart und Tübingen. Publikation des literarifchen Vereines zu Stuttgart 42 — 45. Stutt- gart 1857. Ethnographie der öfterreichifhen Monardhie von Carl Freiheren von Ezoernig. Mit einer ethnographiihen Karte in 4 Blättern. Heraus- gegeben durd) Die Direktion der abminiftrativen Statiftil, Band 1. 2. 3. Wien 1855. Archiv für Naturgefhihte. Gegründet von A. T. A. Wegmann, fortgefegt von W. T. Erihfon. In Verbindung mit Profeffor Dr. ". Leufart in Giepen herausgegeben von Dr. F. H. ZTrojdel. 23. Jahrgang. Heft 1. — 6. 24. Jahrgang. Heft 1— 2. Berlin 1858. Neues Jahrbuch für Mineralogie, Geognofie, Geologie, und Petre- faftenfunde. Herausgegeben von 8. €, von Leonhard und 9. ©. Bronn. Yahrgang 1858. Heft 1— 6. Stuttgart 1858. Gefhihte der eidgenoffiihen Bünde. Mit Urkunden von 3. €. Kopp. 5. Band. 1. Abtheilung. Berlin 1858. Geidichte des vegulirten Chorherinftiftes Des Beil. Auguftin zur Nei- hersberg in Oberöfterreih von Bernhard Appel, regul, Chorherr und Bibliothekar 2c, desjelben Stiftes, Linz 1857. 10, 11. 12. 13. 14, 15. 16. Er 18. 1. XXI . Denkmäler, Forfhungen und Berichte. AS Fortfegung ber arhäo- Logifchen Zeitung , herausgegeben von Eduard Gerhard. Berlin 1857. Lieferung 37 — 39. . Codex inseriptionem Danubii et Rheni. Bon Hofrat; Dr, Steiner. 4. Theile 1. Heft. Seligenftabt 1858. Das Syftem der römischen Wehren in Anwendung auf die Derts lichkeit wo jett Darmftadt liegt und das Nedargebiet in der Berg- ftraße. Von Hofrath Dr. Steiner mit einer Biographie des BVer- fajjers. Das Bud-Denfinal. Bericht iiber die Ausführung desfelben an bie Theilmehmer der Subfeription erftattet von Franz Nitter von Bu Bauer und Dr. Moriz Hörnes. Wien 1858. Mititärifh-politifche Gefhichte der Länder des öfterreichifchen Kaifer- ftaates. Bon I. B. Schels, Ef. f. öfterr. Hauptmann. Wien 1819 bis 1827. Band 1— 9 nebft Regifterband und einer Karte Defter- reihs Länder unter den Römern nad den Angaben von I. 8. Scels, entworfen vom f. f. Oberftlieutenant v. Ronner. Wien 1820. Beiträge zur Paliontograpbie von Defterreih. Herausgegeben von Franz Ritter von Hauer. 1. Band. 1. Heft. Wien und Olmitt 1858. Der Oheröfterreiher, Gefhäftse- Haus- und BVoltsfalender fir das gem. Sahr 1859. Linz. Linzer - Zeitung für das SYahr 1859. Zeitfhrift für deutjches Alterthum. Herausgegeben von Moriz Haupt. 11. Bandes 2. Heft. Berlin 1858. Korrefpondenzblatt des Gefammtvereins beutfcher Gefchichtse- und AL- terthums= Vereine. Im Auftvage des Verwaltungs - Ausfchuffes des Gefammtvereins herausgegeben vom Arichiofefretäir Dr. €. 8. Gro- tefend. 7. Sahrgang 1858. Diefem beifolgend Die Hauptmomente aus der Gejchichte Berlins. Ein Bortrag in der Generalverfammlung deutjcher Gefhichts- und Altertfumsforfcher zu Berlin am 15. September 1858. Von Fibiein, Stabtarhivar. Berlin 1858. b) für bie mit dem Mufeum vereinigte ffänbifche Bibliothek. Eonverfationg »Lerifon für die bildende Kunft. Herausgegeben von Fried. Faber. Nach feinem Tode fortgeführt unter Mitwirtung meh- rerer Kunftgelehrten und Fahmännern von Lorenz Elufen. Mit Illu- firationen. Leipzig. Lieferung 52. Biograpbifches Lerifon des Kaiferftaates Defterreih, umfaffenb bie Lebensftizzen der benfwürbigen Perfonen des Jahrhunderts 1750 bis 1850 im Kaiferftante und feinen Kronländern. Bon Dr. Eonft. v. Rurzbad. Wien 1857 — 58. Band 1. 2. 3. XXlIl . Dr. 3. ©. Kränis ökonomisch technologische Enchflopädie. Fortge- feßt von 3. W. Dr. Korth und E& D. Hoffmann. Berlin 1854. Baud 218 — 240, , Zechnologifhe Enchflopädie oder alphabetiihes Handbuch der Tech- nologie, der technifhen Chemie und des Mafchinenwejens. KHeraus- gegeben von 3. 3. R. v. Predtl. 19. Band, Stuttgart 1853. . Supplemente zu 9. I. R. dv. Prehtl’s technologischer Encyflopädie. Herausgegeben von Karl Karmarfh. Stuttgart 1857. . lcones florae Germaniae et Helvetiae simul terrarum adjacentium ergo mediae Europae Auctoribus L. Reichenbach et H. G. Reichenbach. Lipsiae Tom XVII. Decas 14. 15. Tom. XIX. Decas 1 —4. . Siebmachers großes und allgemeines Wappenbudh in einer neuen volfftindig geordneten und reich vermehrten Auflage in Verbindung mit Mehreren herausgegeben und mit heraldiihen und hiftorijch-genen- logifhen Erläuterungen begleitet von Dtto Titan von Hefner. Nirn- berg 1858, Lieferung 42 — 47. . Allgemeine Encyflopädie der Wiffenihaften und Künfte in alpha- betifher Folge bearbeitet und herausgegeben von 3. ©, Erich und %. ©. Gruber. Mit Kupfern und Karten. I. Section. Hevausgege- ben von Hermann Brodhaus. 67. Band, Leipzig 1858. . Die Süfwafferfifche der öfterreichiihen Monarchie mit Nücficht auf die angrenzenden Länder bearbeitet von Salob Hedel und Dr. Ru- dolph Kner, Leipzig 1858. 1. Manuferipte. Widmung. . Beiträge zur Geographie und Gefchichte der Stadt Vüdlabrud von Sohann Seethaler. (Hr. Sylvefter Sturmberger in St. Floriar.) . Urbarium und Gerichtsbud) des ehemal: Klofters Waldhaufen vom Sahre 1496. (Hr. Gottlieb Weinberger, Gemeindereth zu Linz.) . Bwei alte Gebetbücher, wovon eines auf Pergament, das andere auf Papier. (Hr. Vinzenz Ritter v. Had auf Bornimbs, Nitterftand- Verordneter zu Linz.) . Summarium tripartitum ex tripartito Codice ad Voarchadumiam Joannis Vietoris a Kyburg Ph. ac J. U. Doctoris, wie au der Röm. Kaif. Maj. beftellten Panrichters und Zeugs -Commiffarii in Defterreih o. b. €. Cum specificatione Authorum, qui in hos, Codices contulerunt. Lineii. 3 Bände. (Hodhw. Herr Karl Kiderle, Pfarrer zu Sieg- barting.) 1. 2. xx M. Karten, Pläne. Ankauf, Adminiftratio- Karte des Hfterreichiichen Kaiferftaates , herausgegeben von dem E. Ef. Schulvathe M. A. Beder, nach deffen Angaben ge- zeichnet und Fithographirt von Franz Sinic, Widmung, Bonifaz Wohlmuth’s Steinmeten und Baumeifters Kaijers Ferdinand I. Grundrig der Stadt Wien vom Sabre 1547. Gezeichnet und lithographirt von Albert Eamefina, heramsgegeben burh den Alter- tbumsverein zu Wien; in 9 großen Blättern. (Der Alterthums- Verein zu Wien.) B. Geschichte. I. Urkunden. Aus dem Diplomatars-Fonde beftrittene Auslagen. 1. Urkunden » Abjhriften aus einem Coder im Stifte St. Florian, 1 2. St. c. 1333; — aus Originalen in Privathänden, die Pfarr- und Kirche zu Münzbach betreffend, 2 St. v. 3. 1396 und 1420; — aus Driginalien des aufgehobenen Klofters Garften v. 3. 1485 — 96 7 Stüd; — aus einem Originale im Mufeal - Arhive, eine Stif- tung an das ehemalige Klofter Waldhaufen betreffend v. 3. 1333; eollationirt von dem Gejchichtsreferenten Hohmwürden Heren Iodol Stülz, regul, Chorherr und Decdhant des Stiftes St. Floriau. Abjchrift eines Urbars des Stiftes Waldhaufen v. 3. 1471, zugleich enthaltend ein VBerzeihnig des Kirchenfhates dann einen Katalog der Bibliothel und eine Bannteiding vom 3. 1469. 1. Münzen. a) Widmung. - Medaille aus Aluminium mit dem Bildnifje Kaifers Napoleou IN. (Hr. Med. Dr, Guftan Pröll, Badearzt zu Gaftein.) ARömifhe Münze (Faustina jun.), aufgefunden zu Leonding. (Herr Heimetinger zu Leonding.) XXIV . Nömijche Minze (Constantinus) aufgefunden bei Linz. (Herr Leopold Huber, fürftl. Kammerbiener zu Linz.) . Rupfermünze der Nepublif Uruguay v. 3. 1857. Vom Geber auf beffen Neife mit der öfterreichifchen Korvette Carolina mitgebradt. (Hr. Friedrich Freiherr von Haan, Ef. £, Marinefadett.) b) Ankauf. . 25 Stitde römischer Münzen, Darunter vorzitglich von Antoninus Pius, Aurelianus, Claudius Gothieus, Constantinus, Constantius, Diocletianus, Gallienus, Roma urbs, Severus‘, Valens, Valerianus, Ausgrabungen bei Wels, nebft acht Stiid Römermürnzen anderen Fundortes. — Rupferftücd mit der Auffhrift „Ganze Tagesarbeit” Niückfeite der Faiferliche Adler, (muthmaßlih vom Jahre 1848). — Ein vuffifhes 5 Kope- fenftüd 9». 3. 1832. — Thalerftüd der Kaiferin Maria Therefta v. 3. 1744. — Guldenftüid Kaifer Ferdinand I. v. 3. 1624. — Guldenftiid der Grafen Botho und Gar! Ludwig zu Stolberg v. 3. 1764. €. Kunst und Alterthum. A) Runf a) Malerei. Widmung. » Zwei Porträts (Aquarell) von den Eltern bes ehem. Ef. Protomes bifus Dr. Pidelmann in Binz. (Hr. Sylvefter Sturmberger in St. Slorian.) b) Seulptur Ankauf. Die heilige Familie (Gruppe von 7 Figuren aus Holz.) ce) Lithographie, Ankanf. » Porträt Leopolds von Buch, für die geologifche Abtheilung bes Mufeums, XXV B) Alterthbum. Widmung. . Römische Gegenftinde, beftehend im zwei Fragmenten von Sicheln und eines Schwertes, dann zwei Nabeln und vier Meißeln aus Bronce,. Auffindungen bei den Negulirungsarbeiten im Donau-Lueg- Kanal. (Die Löbl. Direktion des £, F. Antifen-KRabinetes in Wien.) . Ein 22 Zoll langes eifernes Schwert (vervoftet) ausgegraben an ber Straße nädft Gunslirchen. (Hr. Franz Sammer, E. E, Bezirksvor- fteher zu Wels.) . Ein altes eifernes Schwert deutfcher Form, — ein kurzes eifernes Schwert nebft einer eifernen Yanzenjpige, ausgegraben bei den Ar- beiten zun Unterbau des neuen Mauthgebäudes in Linz. (Hr. Adal: bert Stifter, E. f. Schulvath in Linz.) D. Ethnographie. Widmung. . Ein Geflecht aus Baft, gearbeitet von Negern am Congofluß und und wie foldes von ihnen theils zn Bettüchern, theils zu Segel u, d, gl. benüßtt wird. Von dem Geber auf deffen Neife mit ber t. £. Sregatte Carolina in St. Paolo de Loando an der Küfte Angolo in Nieber-Guinen gekauft. (Hr. Baron von Haan, E. f. Marine- Kadett.) E. Naturgeschichte., I. Zoologie. Widmung. 2). San geithtrerre . Ein Exemplar eines weißen Haafen,, erlegt in ber nächften Umgebung von Linz. (Hr. Soh. Haaß von Ehrenfeld, Beamter der Kaiferin Elifabethbahn in Linz.) b) Pogel. Ein Eremplar eines Steinadlers, junges Männchen, exlegt in ber Gegend von Ehelsberg. (Hr. Ritter von Kaft, F. f, Legationsrath und Gutsbefiter.) XXVI . Ein Eremplar einer mittleren Raubmöbe, erlegt auf ber Donau bei Acad. (Hr. Theodor Kurzwernhart, Apothefer und Bilrgermeifter zu Achad.) . Ein Eremplar eines großen Lappentaudhers, erlegt in der Gegend von Efferding. (Hr. Dominit Geyer, fürftl, dv. Starhemberg’fcher Oberförfter zu Eferding.) . Ein Eremplar eines grauen Papagey’s. (Hr. PVinz. Ritter v, Had auf Bornimbs, Nitterftands-Verordneter in Linz.) co) Au pyhrhren. . Mehrere Amphibien aus dev Gegend von Gaftein, beftehenb in Er- ernplaven einer Biper, gewöhnt. Natter und Eibechfe. (Hr. Dr. Guft. Pröll, Badearzt zu Gafteiı.) . Ein Exemplar einer Hausnatter, 4 Schub 10 Zoll lang, aus ber Gegend von Linz, (Ein Bürger zu Linz.) Veränderungen ım Stande der Ehren= und ordentlihen Mitglieder des Museum Francisco - Carolinum in Sabre 1858. —a@&s— Beitritte an ordentlichen Mitgliedern. . Herr Bergmann Garl, regul. Chorherr zu St. Florian. Dr. Gaftelli 3., jubil. Landichafts - Sefretär in Wien. Dollezal Georg, Ober - Ingenieur der Kaiferin Glifabeth: babıı zu. Linz. Sranf Fofeph, Profeffor an der F. E. Nealichule zu Linz. Geift Simon, Oberfommiffar der f. F. Polizeidirektion in tin. Haas Johann, Sekretär der F. f. Statthalterei in Linz. Hagenauer Eugen, Adjunft des E. f. ftädt, deleg. Bezirke: GSerichtes in Linz. Hradegfy Zofef, Prafidial- Concipift der ?. F. Statthalterei in Linz. Hübner Heinrich, Buchhändler und Verleger in Leipzig. Zoch Chriftof, penf. E. f. Major in Linz. Klesheim Anton , Freiherr von, Schriftfteller in Wien. Nazesberg Ludwig Edler von, Gutöbefiter zu Wartemburg. Roesgen Alerander, Inhaber einer Privat » Gefhäftsfanzlei in Fin. Saringer Eduard , Kaufmann in Linz. XXVIN 45. Herr Schmalvogel Sohann Ev., regul, Chorherr von St. Florian 16. 44: ve DD mim ” . Herr " und Verwalter zu Pulgarı. Struadt Julius, Aktuar des 8. F. Bezirfögerichtes zu Peuerbadh. Wadarz Leopold, Abt des Gifterzienfer - Stiftes Hobenfurt. Ste, bLa LE? Ehren- Mitglieder. En3 Fauftin, emerit. F. Ef. Gymnafial: Profeflor in Bregenz. Talatfo von Geftietitd Johann Freiherr, 8. F. w. geheim. Rath. DOrdentlihe Mitglieder. Baader Zafob, Med. Dr. in Wien. Chmel Sofef, regul. Chorherr von ©t. Florian und f. f. Negierungsrath 2c. in Wien. Srenner Sofef, 8. f. Sectionsrath in Wien. Hasladher Carl, Goncipift der F. f. Statthalterei in Linz Hinterberger Sofeph , ftand. Beamter in Linz. Kern Gottfried, Stiftöfapitular zu Schlägl. Mayer Friedrich Theoph., Probft zu St. Florian. Richter Wilhelm, Kaufmann in Linz. Straßer Franz Seraph, reg. Chorherr von St. Florian ud f 8 Oymmaftal-Diveftor zu Linz. Tihabufhnigg Heinrich Ritter v., F. F. Polizei: Kommiffär zu Braunau. Weiß oh. Nep., Gapitular des Stiftes Heiligenkreuz und Stiftshofmeifter zu Wien. Wroteetor: Se. Ffaiferl, Hpbeit der durchlauchtigite Prinz und Herr Franz Carl, Erzberzog v. Defter: reich, 2c. ıc. Borftand des Bereines : ©e. Ereellen; Herr Eduard Freiberr von Bab, Sr. Ef. Majeftät wirfl. geb. Rath umd Statthalter von Oberöfterreich, Commander umd Ritter hoher Orden ıc. ıc. Präjes des Verwaltungs -Ausjhufjes: Herr Johann Freiherr von Stiebar, E. f. Kämmerer, jub. Regierungs- tath, Oberft- Erbland » Küchenmeifter und Landftand in Defterreich ob und unter der Enns ac. ıc. Prüjes » Stellvertreter: Herr Franz ©. Nitter von Kreil, f. . Statthalterei- Vice » Prafident, Commandeur und Ritter hoher Orden 1. ıc. Mitglieder des Verwaltungs = Ansjhufes: 1. Herr Aichinger Job. Ev. , Weltpriefter und Direktor des Provinzial- Taubftummen » Inftitutes, wirft. Gonfiftorialrath 2%. „ Molf Ludwig Graf von Barth - Barthenheim, E. F. wirfl. Kämmerer ac. 3. 4. 5 6 " XXX Herr Zohann Duftihmid, M. Dr. Heinrich Engel, F. f. Profefior oh. Nep. Ritter v. Britih, F. F. jub. Statthaltereirath Sofef Gaisberger, regul. Chorherr von St. Florian, R. k. Profeffor Sofef Hafner, Inhaber eines lithogr. Snftitutes Fried. Freiherr von Haan, F. F. Statthaltereirath Anton Hofftätter, Apotheker. Med. Dr. Anton Anörlein, F. f. Rath Sranz ©. Ritter von Kreil, f. F. Statthalterei-Vice-Präfident Dr. Sofef Kudelfa, 8. £. Profeffor Dominit Lebjchy, Abt des Iobl. Stiftes Schlägel ıc. Zhomas Mitterndorfer, Abt des Iobl. Stiftes Kremsmünfter ır. Karl Pland Edler von Plankburg, Banquier Dr. Friedrih Edler v. Plügl, F. FE. Hof und Gerichts- Advofat Peter Riepl, regul. Chorherr von St. Florian und F. f. Profefor Sranz Jofef Nudigier, Bihof von Linz ır. Zofef Saringer, ftand. Buchhalter Georg Schafflinger, vegulirter Chorherr von St. Florian und E. . Profefior Adalbert Stifter, E. f. Schulrath Zodof Stülz, Abt des Stiftes St. Florian ıc. Anton Tuczek, E. F. Statthalterei » Gonzipift und Redakteur der Landes» Zeitung. Me. Dr. Fabian Uri, F. F. Nath und Profeffor 21 Ghren - Mitglieder. 314 wirkliche Mitglieder. XXXI Bereins- Sekretär: Herr Dr. Franz Sfidor Profchko,, F. F. Polizeifonmiffar Sefretir- Stellvertreter: Herr Georg Weishäupl, fand. Negiftrant Euftos: Herr Franz Carl Ehrlich, Mag. Pharmacie Rehnungs-Repvidenten: Herr Fint, Buchhändler und Gemeindevorftand Biltor Drouot, Buchdruderei: und Hausbefiger. y "a Wird Pr; N 2 u , 2 « ERLNOR: A ara al Br, ale Zah J; Ar ac wei 7 j { = i h Dr EN ee R a; S EB 2 A % ENT Bari: aufn Fe RR a Beer Bere ve VERS ; Hd ri 2anftanehhi a re A ern 7 So ut a ti > a ws Be! Zur Geschichte milder Stiftungen Lande ob der Ens. Von Joseph Gaisberger. Mus. Jahr. Ber. XVII. | Quod - munus reipublicae afferre majus meliusve possumus quam si docemus atque erudimus juventutem? his praeser- tim moribus atque temporibus, quibus ita prolapsa est, ut omnium opibus refrenanda ac coörcenda sit. Cicero de divin. II. 2. vorwort. Als ich im Jare 1855 die »Geschichte des akademischen Gymnasiums zu Linz« verfasste, wurde mir von Seiner Exzel- lenz, dem k, k, Statthalter von Oberösterreich Herrn Baron Eduard v. Bach auf meine Bitte gnädig die Einsicht in die Statthalterei-Akten gewährt. Bei ihrer Durchforschung traf ich auf manche Notizen, die mit der Geschichte der genannten Anstalt in losem Verbande, aber doch für mich so anziehend waren, dass ich sie nicht unaufgezeichnet lassen konnte, Es waren diess vorzugsweise Notizen und Daten über milde Stiftungen im Lande ob der Ens. Der schöne Cha- rakterzug christlicher Mildthätigkeit, der den Bewohnern dieses Landes in hohem Grade noch heute eigentümlich ist, findet sich schon in frühern Jarhunderten durch die vielen Stiftungen glänzend beurkundet. Gab ‘es doch beinahe kein Bedürfniss, kein Gebrechen, kein Leiden, wofür unsere christlich gesinnten Vorfahren nicht eine nachhaltige Abhilfe, eine mildernde Kraft, ein tröstendes Heilmittel gefunden und dauernd gestiftet hätten. Es ist daher ein Akt der Pietät, was jene in nie ruhender 4* 4 Wolthätigkeit gethan,, geopfert und gegründet haben, den ge- genwärtig Lebenden ins Gedächtniss zu rufen und nach und nach vorzuführen. Für dieses Mal nur von zwei Anstalten in der Hauptstadt, die kaum dem Namen nach jenen bekannt sind, die von ihren Früchten leben und zehren, St. Florian am 14. Mai 1859. Der Verfasser. I. Das Seminarium S. Ignatii zu Linz. 1. Knaben - Seminarien erscheinen unter verschiedener Benennung beinahe in allen Jarhunderten der Kirche. Wenn Jesus Christus seine Jünger und somit die Priester des neuen Bundes nennet das Lieht der Welt, das Salz der Erde, deutet er dadurch sinnbildlicb den schönen Beruf, die erhabene Aufgabe ihres Lebens an, der sie nur durch fromme Sitte, reinen Wandel vereint mit gründli- cher Wissenschaft entsprechen können. Das bedarf sorgfältiger Vorbereitung, frühzeitiger Uebung;; und gleichwie bei Pflanzen die Pflege oder Verwahrlosung in zarter Jugend zu ihrem Ge- deihen oder zu ihrer Verkümmerung am meisten beiträgt; so entscheidet auch die richtige Verwendung der Jugendjare über “die Richtung des menschlichen Lebens; selbst der angestreng- teste Fleiss in reiferen Jaren vermag nicht wirklichen Ersaz für das Versäumte oder Vernachlässigte zu gewähren. Daher hat die katholische Kirche bei ihrer mütterliehen Sorgfalt für einen sittlich strengen, frommen und wissen- schaftlieh-gebildeten Klerus seit den ältesten Zeiten Knaben von zartem Alter an zur Erziehung und Bildung über- nommen, um aus ihnen Priester hervorgehen zu sehen, die in Wahrheit sind: das Licht der Welt, das Salz der Erde. — So liess nach dem Zeugnisse der Kirchengeschichte 6 Alexander, der Bischof von Alexandrien, Knaben in der Kirche erziehen und in den Wissenschaften unterrichten ; darunter befand sich der glaubenseifrige, die Heiligkeit des Christenthums kraftvoll vertheidigende Athanasius. Aber auch in Rom scheinen ähnliche Pflanzschulen für den Klerus — Knabenseminarien — seit den frühesten Zeiten bestanden zu haben. Der h. Leo I. auch der Grosse genannt (440—461) ermahnte dringend die Bischöfe Africas, erst jene zu Priestern zu weihen, »die vom zartesten Kindes- alter an bis zu mehr vorgerückten Jaren in der kirchlichen Disciplin sich befunden hätten,«') und er berief sich hiebei auf die ehrwürdigen Sazungen der heiligen Väter der Vorzeit: Dieselbe Sorgfalt bewies die Kirche von Spanien. Die Väter des zweiten zu Toledo im J. 531 gehaltenen Konzils trafen die Anordnung, nur jene zur priesterlichen Würde gelangen zu lassen, die ihr Leben von der zartesten Jugend auf unter den Augen des Bischofs im Seminar bis zum 18, Jare zugebracht und nach Verlauf von noch zwei Jaren in demselben Institute sich zum Gelübde der Keuschheit verpflichtet hätten; ja die Väter des vierten Konzils von Toledo im J. 633 unterschieden bereits ein zweifaches Seminarium: ein grösseres und ein kleineres. Während jenes die Subdiakonen, Diakonen und Priester beherbergend im bischöflichen Palaste und unter un- mittelbarer Aufsicht des Bischofs sich befand, war dieses in der Nähe der Kirche liegend, für jüngere bestimmt, und ein ehr- würdiger, bejarter Priester überwachte der jungen Zöglinge Sitten und Wandel und besorgte gleich einem Vater auch ihre zeitlichen Angelegenheiten, Für Deutschland schlug Chrodegang der Bischof von Metz ganz dieselbe Bahn ein (762). Er ordnete für die Erziehung und Bildung der kirchlichen Jugend die Lebens- 4) Quorum omnis aetas a puerilibus exordiis usque ad provecliores annos per disei- plinae ecelesiasticae stipendia eucurrisset. Epist. XII. 7 weise an, wie sie ein Jarhundert früher von den Vätern des vierten Konzils von Toledo war vorgeschrieben worden, !) Der Segen, der dieser Einrichtung entquoll, war allent- halben sichtbar und so erfreulich die Früchte, dass sie in den meisten Bistümmern Deutschlands und Frankreichs eingeführt wurde, — Dazu kamen im Zeitalter Karis des Grossen, als die herrlichsten Pflanzschulen für den Klerus die Kloster- schulen und blühten bald so herrlich auf, dass sie die äl- tern Kathedralschulen übertrafen und in ihrer ganzen Einrichtung und Leitung mehr geeignet schienen, die dem geistlichen Stande nöthige Würde zu wahren und ebendesswegen auch als Seminarien für die Weltgeistlichkeit benüzt wurden, wie denn Hinkmar, der berühmte Erzbischof von Rheims ausdrücklich bekennet, dass er von zartester Jugend auf im Kloster zum h. Dionysius auferzegen, dort das geistliche Gewand getragen, zum Priester geweiht worden und von dort an den Hof Ludwig des Frommen gekommen sei. Derselbe Eifer für Erziehung und Heranbildung des Kle- rus, welchen Karl bewies, beseelte auch seinen Sohn, Lud- wig den Frommen und dadurch, dass er zwei Jare nach seiner Thronbesteigung auf dem Nationalkonzile zu Aachen die von Ghrodegang entworfene Lebensweise als allgemeines Gesez für die Kirche erklärte, und auf ihre Einführung drang, war für die entsprechende Bildung der heranwachsenden Welt- geistlichkeit um so mehr eine feste Grundlage gewonnen als auch Eugen Il. auf einer Synode zu Rom (826) Karls des Grossen und Ludwigs des Frommen Anordnungen bestätigte. So bestanden diese Pflanzschulen dureh die Vorsorge treflicher Kirchenfürsten, begünstigt von den Kaisern des sächsischen 4) Solerter rectores ecclesiarum vigilare oportet, ut pueri et adolescentes, qui in congregatione sibi commissa nutriuntur vel erudiuntur, ita jugibus ecelesiastieis disciplinis constringantur, ut eorum lasciva aetas et ad peccandum valde proclivis nullum possit reperire locum, quo in peccali facinus proruat. — Oportet ut pro- batissimo seniori pueri ad custodiendum, licet ab alio erudiantur, deputentur, Harzheim, Coneilia German. Tom I. 110, 8 Kaiserhauses in frischer Triebkraft auch im zehnten und eilften Jarhunderte und bildeten, immer wieder frisches Blut gewinnend, in ihrem Schoose Männer heran, die voll des heiligen Geistes als Träger und Förderer der Religion, der Gesittung und Wis- senschaft zu den glänzendsten Erscheinungen in der Geschichte der Menschheit gerechnet werden müssen. So gieng — um nur die zunächst unser Land betrefen- den zu nennen —- aus dem Seminare zu Magdeburg der h. Adalbert, Erzbischof zu Prag und Apostel der Preus- sen hervor; aus dem zuScehönau derh. Wolfgang, der als Bischof zu Regensburg sich um die Christianisirung Oesterreichs so grosse Verdienste erworben und eben im Be- griffe, das Wort Gottes vom Neuen daselbst zu verkünden, un- ferne von Linz, in Pupping, in der Kapelle des heiligen Othmar vom Tode hinweggerafit wurde. — In dem Semi- nare zu Hildesheim war der hochgebildete Lehrer Ottos III. der h. Bernward erzogen, der als Lehrer und Bischof daselbst beinahe in allen Zweigen der Kunst und Wissenschaft hervorleuchtete. — Zögling und Lehrer des Seminars zu Pa- derborn war endlich auch Altmann, der als Bischof von Passau — und somit auch unseres Landes — in den kummer- und stürmevollen Zeiten des Investiturstreites eine Hauptstüze Gregors VII. und seiner edlen Bestrebungen gewesen ist und schon dadurch, wie durch seine grossartigen religiösen Stif- tungen noch fortwährend in dankbarem Andenken fortlebt. Doch gegen die Mitte des 12. Jarhunderts begannen diese Pflanzschulen allmählig in Verfall zu gerathen — wol nieht aus einer Ursache sondern aus mehreren vereint wirkenden; wor- unter die nicht die unbedeutendste war, dass man auch ohne Sittenreinheit, ohne wissenschaftliche Bildung zu den einfluss- reichsten Kirchenwürden gelangen konnte. Die hohe Abkunft, die Gunst der Grossen, eigentliche Simonie verliehen die wich- tigsten Stellen, drängten wahres Verdienst und wahre Würdig- keit bei Seite, dämpften das hie und da in den Seminarien g: noch sich regende geistige Leben und lösten sie gänzlich auf, so dass jezt nur noch die Klosterschulen als die einzigen — aber nicht hinreichenden kirchlichen Pflanzschulen übrig blie- ben. Das mag den h. Wolfgang zu dem Ausrufe bewogen haben: »Hätten wir nur Mönche, das Uebrige besässen wir im Ueberflusse !« !) Das sittliche Verderben drang indessen auch in die Klö- ster ein, lokerte die Bande und’ bereitete jene trüben Erschei- nungen vor, die im 16. Jarhunderte in so Schrecken erregen- der Weise zum Durchbruehe kamen und mit jedem Stadium dringender die Nothwendigkeit darlegten, eine Anstalt wieder zu erweken, aus der in frühern Jarhunderten ein sittlich-stren- ger, glaubens-warmer, wissenschaftlich gebildeter Klerus hervor- gegangen ist, nämlich Seminarien, und das war keine der unbedeutendsten Leistungen des Trienter-Konzils. 2. Die Beschlüsse des Trienter - Konzils rufen wie an andern Orten, auch in Linz ein Knaben - Seminar hervor. Um dem drückenden Priestermangel in England abzu- helfen, hatte der Kardinal Reginald Polus bereits im J. 1556 einen Plan entworfen, der die Heranbildung des Klerus von den Knabenjaren beginnend, geeignet schien, die geistliche und gesellschaftliche Wiedergeburt der Kirche zu begründen. Dieser Plan wurde von den Vätern des Konzils in seiner We- senheit angenommen und das Dekret lautete: »Wenn das Jünglingsalter nicht gehörig. unterwiesen wird, ist es nur allzu- sehr geneigt, den Vergnügungen der Welt nachzugehen und wenn es nicht schon von den Kindesjaren an, bevor noch dem Menschen die Fehler zur herrschenden Gewohnheit geworden, zur Frömmigkeit und Religion herangebildet wird, so harret es 1) Mabillon, Acta Sanct. in vita S, Wolfgangi, 10 — ohne sehr grosse, ja ganz besondere Hülfe Gottes, des All- mächtigen — in der heiligen Zucht der Kirche niemals voll- kommen aus. Desshalb verordnet der h. Kirchenrat : Jede ein- zelne bischöfliche, erzbischöfliebe und noch höhere Kirche soll verbunden sein nach Massgabe der Vermögens-Kräfte und nach der Grösse ihrer Diözese eine gewisse Anzal Knaben aus ihrer Stadt und Diöcese oder wenn daselbst die erforderliche Anzal nicht auf- zubringen wäre, aus ihrer Kirchenprovinz in einer gemeinsamen Bildungsanstalt in ihrer Nähe oder an einem vom Bischofe zu erwälenden passenden Orte zu verpflegen, religiös zu erziehen und in der kirchliehen Zucht und Lehre zu unterweisen. In dieses Kollegium sollen aber nur solehe Zöglinge aufgenommen werden, welehe wenigstens zwölf Jare alt, aus rechtmässiger Ehe geboren und des Lesens und Schreibens hinlänglich kundig sind, zugleich aber auch ihrem Gemüte und Willen nach hoffen lassen, dass sie sich dem Dienste der Kirche für immer widmen werden. « »Der heilige Kirchenrat will aber, dass hiefür ganz be- sonders armer Leute Söhne ausersehen werden, er schliesst jedoch die Söhne der Reichen davon auch nicht aus, wofern sie auf eigene Kosten verpflegt werden und genugsamen Eifer zeigen: Gott und der Kirche zu dienen. Der Bischof wird diese Knaben in so viele Klassen, als ihm gut dünket, abteilen und nach ihrer Anzal, nach ihrem Alter, nach ihren ın der kirchlichen Zucht und Lehre gemachten Fortschritten teils, wo es ihm entsprechend erscheint, für den Dienst der Kirche wid- men, teils zu ihrer weitern Ausbildung im Kollegium zurück- behalten; er wird auch die in soleher Weise erledigten Plätze wieder neu besezen, so dass diese Bildungsanstalt eine fort- währende Pflanzschule (Seminarium) von Dienern Gottes sei.» ') Soweit das Dekret. Als Pius IV. am 30. Dezember 1563 das (onzilium schloss, gelobte er feierlich, die Errichtung von Seminarien 4) Harzheim, Coneilia German. VII. Coneil. trid. Sessio 25. cap. 8. 11 beschleunigen zu wollen; munterte dazu die anwesenden Väter auf und ernannte zur schnellern Ausführung dieses Beschlusses eine Kommission von vier Kardinälen, unter denen der heil. Karolus Borromäus eine hervorragende Stellung einnahm. Demungeachtet wurde von einigen Bischöfen — aus mancherlei Ursachen — zum grössten Schmerze des Papstes gezögert, wiederholte Bitten an weltliche Fürsten, ernste Mahnungen und Drohungen der nachfolgenden Päpste an Bischöfe und Domka- pitel gerichtet, konnten an manchen Orten erst nach und nach die Durchführung dieser heilsamen Massregel erzielen. In den deutschen Erblanden dürfte das Olmüzer Se- minarium das älteste sein. Der fromme Bischof Wilhelm Prusinowsky v. Wiöäkow hat, getreu dem bei seiner Wal gegebenen Versprechen, binnen einer Jaresfrist ein Kna- benseminarium zu errichten, das gegebene Wort gelöst und einen grossen Theil der Einkünfte des ehemaligen Non- nen-Klosters St. Jakob zum Unterhalte der Zöglinge und der Lehrer bestimmt. !) Gleich frommen Eifer für diese Angelegenheit bewies der Erzbischof von Salzburg, Johann Jacob Kuen v. Be- lasi, Auf dem Provinzial-Konzil, das am 14. März 1569 be- gann, beklagte er mit tiefer Wehmut und dem innigsten Schmerz- gefühle den sichtbaren Verfall der Kirche, herbeigeführt durch den überhandnehmenden Mangel solcher Männer, denen man die religiöse und sittliche Leitung der Gemeinde, mit Beruhi- gung anvertrauen könnte. So komme es, ach! dass die Kir- chen ganz verwaiset stünden oder ungebildeten, ganz rohen Leitern anvertraut werden müssten. Solchem Uebel könne nur durch gewissenhafte Ausführung der Beschlüsse des Trienter- Kirchenrates abgeholfen werden. Daher ward feierlich beschlossen binnen sechs Monaten in Salzburg, Freisingen, Regensburg, Passau 4) Wolny, kirchliche Topographie von Mähren, I. 50, 12 und Brixen Knabenseminarien zu errichten, um darin hoff- nungsvolle Zöglinge unter der Aufsicht rechtschaffener Lehrer und Rektoren zum Wole der Kirche und der Schule heranzu- bilden. Die kleineren Diözesen des Erzbistums: Gurk, La- vant, Sekkau und Chiemsee, deren Mittel unzureichend wären, sollten ihre Zöglinge im Seminar zu Salzburg er- ziehen lassen. !) Grosse Verdienste um die Einführung der Seminarien in den österreichsschen Staaten erwarb sich der gelehrte und eif- rige Bischof von Lavant, Georg Stobaeus v. Palm- burg (1584—1618) daher den erwähnten Anstalten bald ähn- liche auch zu Laibach und Graz auf dem Fusse folgten ; ?) gegen 1618 kam das zu Neustadt durch Khlesl gestiftete und durch seine letztwillige Anordnung vom 31. Octob. 1630 grossmütig bedachte hinzu. ®) Selbst an Orten, wo kein bi- schöflicher Siz, aber doch wenigstens eine Schulanstalt sich be- fand, wurden durch die freudige Opferwilligkeit und durch das einträchtige Zusammenwirken von Geistlichen und Laien kleine Seminarien ins Dasein gerufen, um darin — zumal der armen — Jugend nicht bloss ein Obdach sondern auch wolwollende Aufsicht und geistliche Pflege. zu gewähren. Ein solches ent- stand im J. 1607 zu Klagenfurt nnd wurde mit der Gült Zenegg zu St. Veit dotirt.4) Ein und zwanzig Jahre nach- her wurde auch zu Linz, das damals noch nicht der Sız eines Bischofs war, durch den Eifer der Jesuiten und den wolthätigen Sinn einiger Angesehenen der Anfang zu einem kleinen Seminar gemacht, welches Seminarium Sancti Ignatii, manchesmal Seminarium, domus paupe- rum genannt wurde, 4) Dalham, Coneilia Salisburgensia, cone. XLVI. constit. LX. e. I—4. 2) Theiner, Geschichte der geistlichen Bildungsanstalten. S. 158. 5) Geusau, Geschichte der Stiftungen in Wien. 8. 162, 3) Hermann, Geschichte von Kärnten. II. 304. 13 3. Schwache Anfänge des Seminariums; Erstarkung durch Wolthaten und Stiftungen; innere Einrichtung, Vereinigung mit einem andern; endliche Auflösung. Der Jesuite Georg Kölderer, Prediger in Linz, hatte am 24. August 1628 zufällig von der grossen Verdienst- lichkeit gesprochen, arme Studierende, aus denen einst eifrige Verkünder des göttlichen Wortes werden könnten, mildreich zu unterstützen. In der zalreichen Versammlung, die dieser Predigt beigewohnt, befand sich auch der Propst des regulirten Chorherrn - Stiftes St. Florian, Leopold Zehetner, der noch am Abende dieses Tages eine bedeutende Geldsumme zum künftigen Unterhalte der armen Studierenden an Kölde- rer überschickte. Diess Beispiel fand bald so viele Nachah- mer, dass man die Hoffnung nähren durfte, von dem einge- gangenen Almosen sieben von Kölderer ausgewälte Knaben an- ständig unterhalten zu können. — Die Wohnung erhielten sie im Wagnerischen Hause, ganz nahe der Kapelle der hl. Dreieinigkeit, wo damals auch die seit 1608 bestehende Jesuitenschule sich befand. Durch den engen Raum bei wachsender Zal der Zöglinge allzusehr bedrängt, erkaufte man 1632 von den Landstinden das diesen eigentümliche Ano- mäische!') Haus in der Schmidgasse (Domplaz Nro. 160) um die Summe von 1000 fl., die der genannte Propst von St. Florian mit freigebiger Hand gespendet und hiedurch das Verdienst der Gründung dieser Anstalt sich erworben hatte. ?) Zwei Jare nachher wurde um 600 fl. das anstossende, dem Stifte Mondsee gehörige Haus hinzu gekauft, um noch meh- reren armen Studierenden eine Unterkunft bieten zu können. 1) Dr. Mathias Anomaeus aus Wunsiedi war von 1595—1601 Rektor der luthe- rischen Landschaftsschule in Linz und Eigentümer dieses Hauses. Als er Oester- reich verlassen musste, erkauften die Landstände dieses Haus desselben. Daher der Name. 2) Sebast. Insprugger Austria mappis geograph. distineta. II, 107. 14 Den Lebensunterhalt erhielten die Zöglinge teils aus dem nahe gelegenen Kollegium der Gesellschaft Jesu (Kollegial-Ka- serne), teils von verschiedenen Wolthätern in der Stadt ent- weder in Geld oder in »natura.« Auch der Landesfürst, Fer- dinand Il, begnadete diese junge Anstalt mit fünfzehn Fuder Salz järlich und bewilligte, dass sie von allen bürgerlichen Lasten freigemacht wurde, was auch von der Stadtgemeinde Linz um 100 Dukaten erlangt ward (1640). Der Eifer, diese Anstalt mit freigebigem Sinne zu unter- stüzen, erkaltete so wenig, dass es allmälig möglich ward, einen eigenen geistlichen Regenten und die zur Bedienung der zunehmenden Zal der Zöglinge nötige Dienerschaft zu unter- halten, ja sogar die beiden Häuser vom Neuen zu erbauen und zu einem ordentlichen Seminarıum bequemer und zweekmässiger umzugeslalten, Selbst hiebei beteiligten sich in sehöner Ein- tracht alle Stände und Klassen der Stadtbewohner, indem die einen durch Geld, die andern durch Baumaterialien oder durch Handarbeit beizutragen wetteiferten. ) Durch reichlich einge- gangene Sammlungen ward es sogar möglich, den am Kom- menda-Hause liegenden Karlottisehen Garten um die Summe von 2075 (l. zu erkaufen. Unter den grössten Wolthätern dieser eben aufblühenden Anstalt erscheinen, ausser den bereits genannten: 1. Werner, Graf von Tilly, der eine Schenkung von 2000 fl. auf die Herrschaft Weissenberg anwies. 2. Nikolaus Sper- reuter übergab zur Zeit seines Uebertrittes zur katholischen Kirche die Summe von 8000 fl. 3. Gregor Augustin Faschang cedirte am Tage der Himmelfahrt Mariens 1629 einen Schuldbrief von 1000 #l., zwar ohne alle Bedingung, da man aber durch mündliche Mitteilung seine Intention, einen Knaben in den Studien zu unterstüzen, in Erfahrung gebracht, wurde dieses Kapital zu den eigentlichen Stiftungen verwendet. 1) Ein Denkstein im Innern des Hauses (des jezigen Gymnasialgebäudes) verewigt durch die Inschrift das Andenken an die Wolthäter, 15 4. Der Landeshauptmann im Lande ob der Ens, Johann Ludwig, Graf von Kuefstein schenkte 19. Dezember 1640 järlich zehn Eimer Bergrechtwein, welchen das Collegium an das Seminarium abzuführen "hatte, endlich noch Maria Elı- sabet, Gräfin von Ungnad, Bernardin Geyer, Jesuit, und Ladislaus Vid, Provinzial der Ordensprovinz Oester- reich und andere mit einem Gesammtbetrag von 3200 fl. Nach Vollendung des neuerbauten Seminariums kamen bald neue Schenkungen oder vielmehr stabile Stiftungen unter verschiedenen Bedingungen hinzu: Johann Engstler Dr. der Theologie, comes palat. caes. und Deehant zu Ens machte 17. September 1682 für zwei Knaben seiner Verwandtschaft eine Stiftung mit 4000 fl, von deren Interessen pr. 200 fl. järlich die beiden Knaben nicht nur mit Speis und Trank am ersten Tisch zu unterhalten, sondern auch zur Kleidung und Anschaffung anderer Nothwendigkeiten mit 80 fl. zu beteilen waren. Ob wiederholter Klagen der Regenten, dass bei der Höhe der Lebensmittelpreise unmöglich zu bestehen wäre; traf 2. März 1717 der Nefie des Stifters und resignirter Pfarrer von Sindlburg, Sigmund Engstler die mildernde Ab- änderung, dass die eben erledigte Stelle eines Zöglings so lange unbesezt bleibe, bis dem ursprünglichen Kapital 600 fl. zuge- wachsen wären. GaeciliaRenata Gräfin von Trautmannsdorf, ge- borne Burggräfin von Donna, stiftete zu »Nuz der armen stu- dierenden Jugend, damit die Andacht und Gottesfurcht erweitert werde ‚«. 1683 mit 1300 fl. einen Plaz für einen Knaben und durch letztwillige Anordnung 1691 einen zweiten mit gleicher Summe, mit dem Wunsche, dass der eine Zögling »alumnus S, Josephi,« der andere »Kind Jesu» heisse. — Der von Anna Catharina Gelb im September 1690 mit 1000 fl. gestiftete hiess »alumnus unserer lieben Frauen damit er durch den Na- men selbst aufgemuntert, zu absonderlicher Verehrung Mariens angetrieben würde.e — 16 Endlich widmete 14. October 1696 Maria Ursula Ma- cherod von Westerhaag, geborne v. Hillendorf 6000 A. für zwei Leviten, die dem Pontifikanten in der Jesuiten-Kirche assistiren und somit Priester oder wenigstens Diakone und Sub- diakone sein mussten. Uebrigens galt für die sechs Stiftknaben die allgemeine Bedingung der Fähigkeit zu den Studien um einst Gott und dem gemeinen Wesen dienen zu können. Besondere Verpflichtungen gab es nur für die Trautmanns- dorfischen und den Gelbischen Stiftknaben, die jede Woche drei Rosenkränze zu beten hatten. — Hingegen zufolge der gräflich Tillysehen und Kuefsteinischen Schenkung mussten alle Seminaristen am Festtage der b. Christine und des h. Ludwig bei der Anhörung der heiligen Messe in der Hauskapelle einen Rosenkranz und Abends für die Wolthäter die Litanei beten; hingegen » erhielt am letztern Tage jeder ein Seitl Wein ausser dem Ordinari Trunk.« — In der Kost wurden alle Zöglinge ganz gleich gehalten: Mittags erhielten sie vier, Abends drei Speisen; der Regens, der später hinzukommende — Subregens, so wie die beiden Leviten — zu jeder Malzeit um eine Speise mehr, alle in gesonderten Geschirren, An Brod ward keine gewisse Portion vorgelegt, jeder konnte nach Bedürfniss begehren und geniessen. Der Trunk war Mittags und Abends jedesmal ein Seitel Bier; an Festtagen wurde Wein gereicht, wie da auch mehrere und bessere Speisen üblich waren. Ausser den sechs Stiftknaben und Seminaristen !) — gewöhnlich alumnı genannt, wur- den aber auch gemäss der Anordnung des Trienter Kirchenrates : 1) Seminaristen im Gegensaze zu Stiftknaben hiessen allem Anseheine nach jene Zöglinge die im Genusse einer andern Stiftung nach dem ausgesprochenen Willen des Stifters in dieser Anstalt erzogen wurden. Eine solche Stiftung hatte wenige Jare nach dem Entstehen unseres Seminars A. Friedrich Koller, der h. Sehrift Doktor und Pfarrer zn Sirning, am 8. Decemb. 1655 für einen armen Knaben aus dem Markt St. Florian gemacht und gewollt, «dass er bei den patri- bus Societatis Jesu studiere und in domo pauperum daselbst unterhalten werde.» — Heinrich Johann Bapt. von Urli, Pfarrer zu Leonding sprach in seinem Stiftbriefe vom 12. September 4759 denselben Wunsch aus. — 17 »Nec tamen ditiorum filios eweludit; modo suo sumtu alantur el studium praeseferant, Deo et ecclesiae inserviendi« — Kon- viktoren in die Anstalt aufgenommen, die ein billiges Kostgeld — 75 fl. wenn sie Wasser, 80 fl. wenn sie Bier tranken — entrichteten. Da in der Folgezeit von dieser Anstalt aus zur Herhaltung der Kirchenmusik in sieben Kirchen beigetragen werden musste und die für beiläufig 500 Kirchendienste ein- fliessenden Beträge als Einnahmsquelle in das Seminarium ab- flossen, gab es eine neue Klasse von Zöglingen — alumni musici — die durch ihre musikalischen Leistungen gewisser- massen das Kostgeld reluirten, aber auch zur Ferialzeit anwesend bleiben mussten. Daher empfahlen zur Aufnahme —- ausser guten Sitten und Fähigkeit zu den Studien — auch musikalische Kenntnisse, die sie in einer vorläufigen Prüfung zu bewähren hatten. Uebrigens besuchten alle Zöglinge die öffentlichen Schulen am Gymnasium oder Lyzeum; die älteren waren zu- gleich Leiter und Instruktoren der jüngeren, wofür sie auch eine kleine Gratifikation erhielten. — Die Gesammtzal aller stieg allmälıg auf dreissig und darüber. Da die Leitung eine durchaus zweckmässige, väterlich ernste war, unfähige oder in den Sitten unverbesserliche Zöglinge schnell entfernt wurden, war die Anstalt in grosser Achtung und Insprugger konnte 1728 mit vollem Rechte sagen: »Illud ad hujus domieilii com- mendationem maximopere facit, quod viros dederit, utrique reipu- blieae, sacrae cum primis, longe commendatissimos.« ') Von einem Regenten aus der Gesellschaft Jesu, der keinen andern Gehalt als die Kost, Kleidung und Reisegeld bei seiner Versetzung hatte, geleitet, bestand das Seminarium beinahe unverändert bis zur Aufhebung des Ordens, nur mit dem Unterschiede, ‘dass wegen der grösseren Zal der Zöglinge, bisweilen auch ein Subregens ohne grössere Vorteile hinzukam. So blieb es auch nach der Aufhebung des Ordens, und die 4) Innsprugger, Austria mappis geographicis distinet, I. 108. Mus. Jahr. Ber. XVII. 2 18 Landeshauptmannschaft konnte in einem abverlangten Berichte vom 411. Jänner 1775 in voller Wahrheit versichern, »dass das Seminarium zu Linz und das zu Steier bisher rühmlich administrirt und die Jugend in guten Sitten sowol als ihrem Institut gemäss erzogen worden sei.« Da jedoch durch die Auf- hebung der lateinischen Schulen und des Jesuiten-Kollegiums ın Steier, der Endzwek des leztern Seminariums nicht mehr erreicht werden könnte, trug sie auf die förmliche Vereinigung der Steirer Anstalt mit der Linzerischen an. Bevor wir die weiteren Schiksale der leztern anführen, werfen wir einen flüchtigen Blik auf die erstere. Die Entstehung dieser Anstalt — Seminarium $. An- geli Gustodis genannt — fällt in das Jar 1651. Als erster Wolthäter und gewissermassen Begründer erscheint der oben genannte Georg Friedrich Koller, der 3500 fl. für drei Knaben — ohne besondere Verpflichtungen auszusprechen, schenkte. Sidonia Elisabeth Gräfin von Salburg, ge- borne Freifrau von Schärfenberg gab 1000 fl. für einen Knaben, der am 9. November jeden Jars das Messopfer, die h. Kommunion aufopfern und an jedem Tage für die Wolthäterin drei Vater unser und Ave Maria beten musste. Johann Bapt. Schiffer, Doctor der Medizin, widmete gleichfalls für 3 Knaben — ohne besondere Bedingungen — 3000 fl,; Franz Xav. Escher und seine Frau Franziska, geborne von Löschenbrand schenkten für einen Knaben 1400 fl. mit der Verpflichtung, dass er am 6. Februar, 9. März und 3. De- zember jedes Jares auf die Meinung dieser Wolthäter das h. Messopfer, Beicht und Kommunion aufopfere. Spätere Schenkungen, von denen beim Jare 1761 Erwäh- nung geschieht, waren: die der Gräfin Maria Franzisca von Harrach von 4800 fl. mit der Bestimmung: »Pro patris Re- gentis sustenlatione et uno alumno« und die der Maria Anna Scheuchl de Sazbach, von 1000 fl. mit der Intention: »In vestitum et necessitates pauperum alumnorum.« — Wenn 19 gleich zu diesen Schenkungen und Gaben allmälig noch andere hinzukamen, befand sich doch dieses Seminarıium manchesmal in ziemlich bedrängter Lage, woran freilich die Zeit-Ereignisse, unter denen das Vaterland zu leiden hatte, die meiste Schuld trugen. Im Jare 4761 waren die Einkünfte nur 897 fl.; da- von musste es an Steuern und andern schuldigen Abgaben 79 fl. hindangeben, so verblieben für die Verpflegung von 13 Personen und für Bestreitung aller Reparationen an den eigen- tümlichen Gebäuden 818 fl. Wehmütig klagt in einem Ge- suche an die Landeshauptmannschaft am 12. Mai 1761 der Regens Franz Weiss S. J., »dass es eine Unmöglichkeit ist, über den nötigen Aufwand auch mit genauer Oekonomie hinfür zu kommen: als hat mich die unumgängliche Not er- griffen schon voriges Jar zur Prästirung des dem armen Se- minario zurepartirten grossen Darlehens pr. 430 fl. nicht ohne vieler Mühe Kredit zu machen, gestalten dann auch zu Be- richtigung des vor gegenwärtiges Jar wiederumben mit 290 fl. abgeforderten Darlehens mir ungemein beschwerlich war, mit einer antieipation aufzukommen, bis endlich mit äussersten Bitten ein solehes bewirkt habe, dass folgsam das arme Haus be- reits intuitu deren Darlehen mit einem passivo von 720 fl. onerirt ist, « Der Aufwand des Staates im siebenjärigen Kriege machte sich dieser Anstalt von Jar zu Jar fühlbarer. Am 21. Dezemb. 1763 bat der Regens »man möchte dieses arme Haus von der unerschwinglichen Kriegsschuldenbeisteuer von 87 fl. 45 kr. ver- schonen, indem er sich sonst veranlasst sähe bis zur Aenderung der Zeiten den numerum alumnorum zu redueiren.«e — Zu dieser bedrängnisvollen Lage hatte ausser den erwähnten Ur- sachen auch die verordnete Interessenreduktion von 5 auf 4%, beigetragen, wodurch dem Seminarium järlich 110 Al. verloren gingen. Die Stadt Steier, bei der die Seminar- Kapitalien angelegt waren, erbarmte sich der armen Anstalt und verabreichte das fünfte Prozent wieder unter einem andern I* 20 Titel, gleichwie ihr auch die neu ausgeschriebene Interessen- Steuer aus besonderer Gnade nachgesehen wurde. Der früher erwähnte Antrag ward von der Kaiserin am 10. Februar 1775 genehmigt, Das Seminarium zu Steier wurde demnach mit seinen Alumnen und Stiftungs-Kapitalien pr. 19.600 nach Linz übertragen und mit dem dortigen Se- minarium vereinigt, die Veräusserung der zwei Seminarialhäuser zu Steier sowie die Ueberlassung des sich ergebenden Kauf- schillings an das Seminarium S. Ignatii gleiehfalls bewilligt! Der um das Seminar zu Steier »so wol verdiente Regens, Anton Hardt, der ohne sein Verschulden auf die Seite gesezt ward,« erhielt bis zu einer andern passenden Anstellung monatlich sechzehn Gulden aus dem Jesuiten-Fond; hingegen der Regent des nun vereinigten Seminariums, Steinkellner, einen järlichen Gehalt von 400 fl. aus dem Seminar-Fond gegen Einziehung seiner aus dem Jesuiten-Fonde bisher be- zogenen Pension. Das so vereinigte Seminar bestand noch bis 4785. Die Aufhebung aller noch vorhandenen Stif- tungen wo Jünglinge beisammen, wurde beschlossen und durch- geführt und die Umwandlung der Stiftungen in Handstipendien eingeleitet. — Die ferneren Schiksale dieser werden wir unten in Kürze anführen. Il. Das Collegium Nordieum zu Linz. 1. Veranlassung zur nordischen Stiftung ; ihre anfäng- lich schwankenden Verhältnisse, allmälige Befestigung unter den zwei ersten Regenten. In den skandinavischen Reichen waren es vorzugsweise staatswirtschaftliche Rüksichten, die unter dem Schuze der Könige gegen den Willen der Untertanen der neuen Lehre 21 Eingang und bald auch ein so drükendes Uebergewicht ver- schafften, dass die Anhänger der katholischen Kirche für un- fähig zu allen Aemtern und des Erbrechts verlustig erklärt wurden. Diese Härte ward aus politischen Gründen unter Gustav Adolph gesteigert. Landesverweisung und Konfis- kation des Vermögens wartete desjenigen, der seine Kinder in katholischen Anstalten erziehen liess; alle Katholiken sollten sogar in drei Monaten das Reich verlassen. ) Wenn nun gleich diese drükenden Massregeln seit dem westphälischen Frieden nicht mehr in gleicher Schärfe durchgeführt wurden, blieben sie doch noch immer aufrecht und es ist in frischer Erinnerung, was für ein Urteil das Svea-Hofgericht am 49. Mai 1858 über einige Frauen gefällt. -— Bei solcher Sachlage drohte ungeachtet des hingebendsten Eifers der Mis- sionäre die ‚grösste Gefahr des allmäligen Erlöschens des Katholi- zismus im skandinavischen Norden. Niemand führte sich diess tiefer zu Gemüt als ein edler Schwede, Joannes Baptista von Galdenblad. — Page am Hofe der Königin Christine und Bruder des hochgebildeten Geheimsehreibers dieser Fürstin, trat er nach dem Hinscheiden dieser (19. April 1689) in den Orden der Jesuiten ein und entwarf den Plan zu einer eigenen Stiftung, um die wenigen im Norden gebornen katholischen oder Konvertiten-Kinder darin zu erziehen, ihrem Stande ge- mäss zu bilden und dann durch sie, wenn sie als Laien oder als Priester in ihre Heimat zurükgekehrt waren, die katholische Religion in ihren Familien und Kreisen aufrecht zu erhalten. Als Vorbild des Entwurfes diente ihm das für die eng- lische Nation in den französischen Niederlanden errichtete Er- ziehungs-Haus, woraus die zum geistlichen Stande berufene Jugend gewält und nach Rom in das für eben diese Nation gestiftete Kollegium verpflanzt ward. — Der Entwurf fand bei dem damaligen Papst Innocenz XII. solchen Beifall und so 4)Grauert, Christina, Königin von Schweden und ihr Hof. Bonn, 1857. 1. 115, 22 werkthätige Zustimmung, dass er die Einkünfte einer im vier- zehnten Jarhunderte von der h. Brigitta in Rom veran- stalteten Stiftung, die bisher für schwedische Konvertiten und Pilgrime verwendet wurden, zu einem Kollegium der nordischen Nation bestimmte und mit der Ausführung dieser Sache den Protektor der schwedischen Nation, den Kardinal Johann Franz v. Albanı betraute. Diesem ursprünglichen Plane gemäss sollte in einem der deutschen katholischen Länder eine Pflanzschule errichtet wer- den, von wo die nordischen Zöglinge als Laien in ihre Heimat zurükkehren, die aber den geistlichen Beruf wälten, zu höherer Ausbildung in das schwedische Kollegium nach Rom kommen könnten. Ganz erfüllt von diesem Plane eilte Galdenblad im J. 1694 nach Deutschland — und vermutlich auch nach Schweden — um Teilname zu weken, Unterstüzung zu suchen und auch jene Knaben auszuwälen, die den schönen Zwek ver- wirklichen könnten. Leider vergeblich! Doch ward das schöne Vor- haben darum nicht aufgegeben. Der edle Same keimte in Schwe- den selbst, unter gleich sorgfältigen Händen heran, um unter Galdenblads späterer Thätigkeit zur vollen Reife zu gelangen. Am schwedischen Hofe befand sich seit 1690 als Ge- sandter Leopolds I., der Halbbruder des berühmten Ver- teidigers Wiens gegen die Türken, Franz Ottocar Graf v. Starhemberg, und in seinem Gefolge als Beichtvater ein Jesuite, Martin Gottseer. !) Dieser, ein Mann voll religiösen 1) ObGottseer, oder Gottscheerder richtige Name, mögen die Leser entscheiden. In dem schriftlich vorhandenen Lehrer - Verzeichnisse, das vermutlich vom jeweili- gen Rector geführt wurde, erscheint dıe zweite Form nur beim Jare 4703, in welchem er Professor casuum war. Beim Jare 1708, heisst er in gleicher Stellung Gottscher; aber in dem 1855 erschienenen Werke: »Seriptores provineiae austriacae Sociefatis Jesu« wird er wieder Gottscheer genannt. — Die erste Form dagegen erscheint im nämlichen Verzeichnisse schon bei den Jaren 4685, 1686, in welchen er Zweige der Philosophie lehrte; dann im Jare 4702, wo er im ersten Semester Theologie vortrug, im zweiten mit dem Grafen Seeau nach Siebenbürgen gesendet ward. Ferner beim Jare 4706 und endlich beim Jare 1710, nicht als Lehrer der Theologie, sondern der Mathematik. In derselben Form 23 Sinnes, wegen seines reichen Wissens und wegen seines edlen Charakters von allen geliebt und geachtet, hatte, als die fran- zösische Gesandtschaft ihres Kaplans beraubt worden war, die seelsorglichen Geschäfte auch bei dieser übernommen. Obgleich an die angestrengteste Thätigkeit von jeher gewohnt, musste er doch bald die Ueberzeugung gewinnen, dass seine Kräfte kaum dieser doppelten Anforderung, geschweige denn den Wünschen und Bedürfnissen jener vielen Katholiken in Schweden, die sich vertrauensvoll an ihn wendeten, genügen können. Eine blei- bende Stiftung zur Erziehung und Bildung der katholischen Jugend erschien auch ihm unerlässlich und seine Ansicht fand bei dem gleichgesinnten Gesandten so freudigen Anklang, dass dieser als Erstlingsgabe zu einem so schönen Zweke ein Kapital von 1000 fl. darbot und durch seine beredte Verwendung die Fürstin von Ditrichstein, die Gräfin von Lamberg und Strattmann — jede zu einem gleichen Geschenke vermochte, während Philipp von Andler und Maximilian Praun v. Artstätten — jeder eine gleiche Summe — hinzufügten ; lezterer auch noch einen Weinberg in dem Dorfe Etzerstorf und eine Mühle bei Ips als Vermächtnis bestimmte (1702). — Ein die missliche Lage der katholischen Sache in Schwe- den offen darlegendes Bittgesuch des Grafen von Starhem- berg und seines Beichtvaters, das an den h. Vater gerichtet ward, fand nicht nur die beste Aufnahme, sondern hatte auch zur Folge. dass Martin Gottseer den Auftrag erhielt, sechs Knaben auszuwälen !). Bei seiner Rükreise aus Schwe- den brachte er diese nach Linz, wo sie im Seminarium S. Ignatii erzogen und gebildet und später zur höhern kömmt sein Name auch vor in dem Beschlusse der Stände vom 27. November 1710 und in dem daraus bevorgehenden Stiftbriefe. Endlich nennet ihn sein Zeitgenosse und Mitbruder, der gleichfalls in Linz als Lehrer der Philosophie drei Jare ver- weilte, Sebastian Insprugger; in seinem oft erwähntem Werke, ohne Ab- weichung fortwährend Gottseer und bestimmt mich einstweilen diese Form für die richtige zu halten. 1) Insprugger, Austria, II. 102, 24 Ausbildung für den geistlichen Beruf nach Rom gesendet wurden. Fünf wurden Priester nnd Doktoren der Theologie, der sechste, Petrus Hock, ein Sohn des königlichen Ge- heimschreibers, trat in Kriegsdienste und das ganze schöne Unternehmen schien hiemit beendet zu sein, freilich gar nicht nach dem Sinne Galdenblads, der nicht etwas vorüber- gehendes, sondern etwas bleibendes, fortan dauerndes vom Anfange schon im Auge hatte — eine Pflanzschule in einem deutschen katholischen Lande. Darum machte er sich selbst, der inzwischen Priester geworden war, an die Ausführung seines Lieblings-Planes. Angeeifert durch den ehemaligen Vorsteher der Propaganda, Kardinal Albani, nun Papst Clemens Xl., versehen mit Empfehlungsbriefen desselben ging er 1705 an den kaiserlichen Hof nach Wien. Wol war indessen der Mann aus dem Leben geschieden (1699) der sich der edlen Sache gleich vom Anfange durch Wort und That so grossmütig angenommen und noch in den lezten Augen- bliken seines Lebens liebend derselben gedacht hatte. !) Diese lezten Wünsche des Sterbenden betrachtete der gleichgesinnte Bruder, Thomas Gundacarv. Starhemberg als heiliges Vermächtnis und wendete Galdenblad bei seiner Ankunft in Wien eine so warme Teilnahme und so kräftige Fürsprache bei Joseph I. zu; «dass durch die bald hierauf an die ob der ensische Landeshauptmannschaft und an das Obermauthamt zu Linz erlassene Anordnung das beantragte Institut eine sichere. Grundlage gewann. Diese Schenkungs - Urkunde vom 15. Octob. 1707 kennzeichnet den frommen, edlen Sinn des Landesfürsten so bestimmt, und sezt den schönen Zwek der Anstalt so unumwunden auseinander, dass wir den wesentlichen Inhalt angeben müssen. »Getreue, Liebe! Gleichwie unsere Vorfahrer am Reich und insonderheit unser Gross - Ahnherr und Herr Vater glor- 1) Insprugger, Austria. II. 103. 25 würdigsten Angedenkens aus angewohnter Pietät, so vielfältige Causas pias und fundationes zu machen getrachtet, wie inson- derheit auch die immer mehrere Fortpflanzung und Propagirung des wahren und allein seligmachenden röm. kath. Glaubens, inständigst beeifert haben; wir auch nichts mehreres als diesen heilsamb- und löblichen Exempeln nachzufolgen gnädigst ge- denken und in Gemüt tragen und solchen nach gnädigst ent- schlossen, zu der in unsern Erzherzogthumb Oesterreich ob der Ens und alldaigen Hauptstadt Linz durch die Soc. J. aufzu- richten vorhabend und dahin angesehenen Fundation, damit die von verschiedenen akatholischen Orten ankommende und im Glaubensirrthume stehende Jugend eingenommen und unter- halten nach christlich katholischem Gebrauch in dem wahren Glauben und Lehr unterwiesen, auch nach eines jeden Capa- zität und Tauglichkeit ad studia applieiret oder zu Erlernung sonstiger freier Künste und Handwerke wol unterrichtet wer- den, sondern mit der Zeit auf eine oder andere Weise sich selbst versorgen und dagegen andere wiederum zu obigem Ende und Ziele in. die Fundation genommen werden mögen, alljärich ein Tausend Gulden auf ein beständiges beitragen und in specie aus unsern darobigen in Eurer Verwalt- und Verrechnung stehenden Obermauthamtsgefällen ganz richtig be- zalen zu lassen. « Von Wien hatte sich Galdenblad an mehrere geist- liche und weltliche Fürsten Deutschlands, um milde Beiträge zum nordischen Erziehungshause zu sammeln, gewendet. !) Seine Bemühungen waren auch da nicht fruchtlos; gleichwie er vom päpstlichen Hofe und von mehrern Kardinälen nicht unbedeu- tende Unterstützung zu gleichem Zweke erhalten hat, die an den Leiter des Seminars S. Ignatii, wo die nordischen Zöglinge 4) Clemens XI. empfahl diese Sache in eigenen Briefen vom 14. Juni 1707 dem Kar- dinal von Passau, dem Erzbischof von Mainz, Trier, Salzburg und dem Bischof von Trient. Clementis XI. Epistolae et Brevia seleefiora. Romae 1729. pag. 405. 26 einstweilen untergebracht werden sollten, eingesendet wurde. — Eine noch günstigere Wendung nahm diese Angelegenheit, nachdem Joseph auf die Bitte des Regenten der nordischen Stiftung, Martin Gottseer, am 28. März 1710 diese und ihre »ganze Einrichtung förmlich bestätigte und sich, ausser dem Jus praesentandi auf drei unkatholische Knaben, nicht allen die Inspection und jedesmal nötige Untersuehung, pri- vative von aller Geistlicbkeit, sondern auch nach Beschaffen- heit der Zeit eine Aenderung dabei vorzunehmen vorbehielt, Diese unter der Direktion der Sozietät Jesu zu Linz neu an- gehende Fundation sollte von nun an und ins künftig ewiglich einSeminarium SS. trium Regum benamset, dabei auch aller Privilegien, Gnaden und Freiheiten, womit andere derlei Seminaria und Stiftungen fürgesehen und begabt sind, teil- haftig seyn. — Diese kaiserliche Bestätigung förderte das Gedeihen der jungen Anstalt. Konrad Sigismund Anton Graf von Starhemberg trug »aus besonderer Zuneigung zu der nordischen Fundation , deren erster Urheber sein Vater ge- wesen, zu grösserer Beförderung und Befestigung derselben 6000 fl. rheinisch mit der Bedingung und dem Vorbehalt bei, dass für die ersten 3000 fl. von der nordischen Stiftung für ihn und seine Familie alle Quartale ein gesungenes h. Amt abgehalten werde. Von der andern Hälfte sollten die nach- folgenden Majoratsinhaber jedesmal einen Zögling zu präsentiren haben, der in der Fundation mit allem nothwendigen versehen werden soll« (31. Mai 1710). Auch dieob der ensischen Landstände gewährten in Folge Beschlusses vom 27. Nov. 1710 »zur Ergänzung der notwendigen Requisiten und zur Erhaltung zweier Priester aus der Gesellschaft Jesu, nämlich eines Regenten der nordischen Stiftung und eines Missionarü järlich 600 fl.; hingegen war die nordische Stiftung gehalten, einen von den zwei obern politischen Ständen des Landes ernannten jungen Herren aufzunehmen, zu erhalten und zu > 27 x bilden.« 1) Franz Ludwig von Pfalz - Neuburg, seit 12. Juli 1694 Hoch- und Deutschmeister, gewährte 7. Febr. 1711 »zur Beförderung des Institutes der drei heil. Könige zu Linz 2000 fl. rhein., damit aus den järlichen Zinsen auf ewige Zeiten nach der Norm und Einriehtung dieser An- stalt ein eigener Zögling ernährt und erhalten werde, der den Namen Zögling des deutschen Ordens führen und aus dem Adel Lieflands oder wenn aus diesem Lande kein Zögling die Aufname wünschte, aus einem andern nordischen, von der neuen Lehre ergriffenen Lande gewält werden sollte.« ?) Da bei so erwünschtem Fortgange der Anstalt, die Joseph I. fernerhin thätigst zu unterstüzen im Plane hatte, von mehreren hochgestellten Görnern bedeutende Gaben ein- flossen, und die Vermehrung der Zöglinge in sicherer Aus- sicht stand, sah sich der Regent der Stiftung, Gottseer, gezwungen, eine andere Räumlichkeit auszumitteln, um die grössere Zal dem Zwek entsprechend und auch bequem unter- zubringen. Bisher wohnten auch die nordischen Zöglinge im Seminarıium S. Ignatii und man nährte fortwährend die Hoffnung, ein daran stossendes Haus käuflich zu erwerben, um es durch einen Umbau mit jenem zu vereinigen und so beide Anstalten, wenn auch nicht zu verschmelzen, doch in weniger kostspieliger Weise zu leiten und zu unterhalten. Diese Hoffnung täuschte; Gottseer hatte desshalb am 4. Febr. 1710 das seit 31. Dezemb. 1688 vom Grafen Octavius Carl Cavrianı besessene schöne und grosse Haus sammt Garten, von Cavrianis Erben, Johann Ehrenreich v. Sprin- zenstein um 20.000 fl. erkauft. — Ein zweites kleineres Haus, das Ehrmanische, erwarb er wegen des dazu gehöri- gen Garten um 7000 fl. weil hiedurch hinlänglicher Raum zum 1) Vergl. Reichenbach. Das k. k. Konvikt zu Kremsmünster und seine Stiftungen. Linz, 1842. S. 188. 8) Reichenbach, S. 182. 28 Umbau des grossen Hauses und was vor allem wünschens- werth war, zur Errichtung einer naheliegenden dazu gehörigen Kirche gewonnen ward. Diese Ausgaben, welche durch den begonnenen Doppel- bau notwendig wuchsen, verschlangen grosse Summen und zwangen den Regenten, da wegen des noch immer fort- dauernden spanischen Erbfolge-Kriegs die Unterstüzungen von den katholischen deutschen Höfen immer sparsamer einflossen, zur Aufnahme von Kapitalien. Ein Jar nach dem Ankaufe des Gavrianischen Hauses starb auch zum grössten Nachteile der Anstalt Kaiser Joseph 1. 19. April 1711. Mit seinem Tode trübten sieh die politischen Verhältnisse noch mehr. Oesterreichs Bundesgenossen näherten sich in geheimen Ver- handlungen dem gemeinsamen Feinde, traten nach und nach aus dem Bunde, schlossen Frieden und Oesterreich mit den wenigen zu ihm stehenden deutschen Fürsten traf die ganze schwere Wucht des beinahe schon zehn Jare dauernden Krieges. Die materiellen, nahen Bedürfnisse drängten die religiösen, spirituellen Interessen in den Hintergrund. Die für die Fort- setzung des Begonnenen notwendigen Gelder gingen immer langsamer und sparsamer ein; der Bau rükte kaum vor oder stokte ganz und drohte halbvollendet allmälig wieder ın Trüm- mer zu gehen. Tief ergriffen von dem traurigen Loose einer Stiftung, die so glüklich beginnend so schönes verbiess, wendete sich Clemens XI. der als Kardinal sich ihrer mit Wärme ange- nommen, an Joseph's I. Bruder und Nachfolger auf dem Throne, an Karl VI. in einem Briefe vom 16. Jan. 1712. Er spricht darin seinen tiefen Kummer aus, dass ausser so vielem ruhmwürdig Begonnenen auch das in der Stadt Linz in Oesterreich für die nordischen Völker errichtete Seminarium, welches Joseph in seinen kräftigen Schuz genommen und mit so freigebiger Hand unterstüzt hatte, nun auch durch seinen frühzeitigen Tod verwaiset und verlassen 29 sei. Wol habe das so heilsame Werk mit der Gnade Gottes durch Errichtung eines geräumigen Wohngebäudes, einer schönen Kirche und durch deren äussere Verschönerung einen erfreu- liehen Aufschwung genommen. Aber die Zal der Zöglinge sei klein und bei dem drükenden Mangel könne der Hauptzwek des frommen Unternehmens nur kümmerlich gefördert werden. Durch die ungünstigen Zeitumstände sei er gehindert, dem dringenden Bedürfnisse des erwähnten Seminarium jene Abhilfe zu gewähren, die er so sehr wünschte, — »Darum flehen Wir Euere Majestät an, die zuverlässig eine Sache fördern wird, welche der österreichischen Frömmigkeit und Frei- gebigkeit nicht nur ganz würdig, sondern auch mit den frommen Wünschen des Bruders in vollem Einklange ist und was bei weitem höher zu achten, bei dem Vergelter aller guten Werke, bei Gott, um dessen Sache es sich vorzugs- weise handelt, ein wahrhaft grosses Verdienst sich erwerben wird.« ') Am Schlusse fügte er noch die Bitte hinzu, . er möge bei seiner angebornen Güte den Priester aus der Gesellschaft Jesu, Johann Galdenblad, der vom regesten Eifer für die Förderung des Woles des erwähnten Seminariums erfüllt sei und die zwekdienlichen Mittel und Wege dem drükenden Mangel desselben abzuhelfen, an die Hand geben würde, gnä- diges Gehör gewähren und so weit es möglich, seiner heissen Bitte willfahren. ?) Ein Schreiben ähnlichen Inhalts riehtete Clemens auch an Eleonora Magdalena Theresia, die Mutter Karls und damalige Regentin des Reiches. Ihre durch so viele und so glänzende Beweise bezeugte Frömmigkeit und Religiösität A) „Quamobrem ... a Majestate Tua imploramus, quae certe rem faciet non tantum Austriaca pietate ac liberalitate dignissimam sed etiam Fraternis votis admodum eonsentaneam et quod longe magis aestimandum est, apud Deum bonorum operum Retributorem, cujus causa inprimis agitur, insigne Sibi meritum comparabit.“ — 2) Clementis XI. Epistolae et Brevia sel. p. 1615—16. 30 lasse ihm keinen Zweifel, dass Sie, was der Priester aus der Gesellschaft Jesu, Andreas Galdenblad (der dritte Bru- der), über die drükende Lage des für die nordischen Nationen in der österreichischen Stadt Linz er- richteten Seminariums Ihr eröffnen würde, gnädig an- hören und Ihr hilfreiches Fürwort bei Ihrem Sohne, Karl, dem erwälten römischen Kaiser vorbringen werde, um für selbes die zwekmässigste Unterstüzung auszumitteln. Ihren gnä- digen Schuz für jenes Seminarium sich ausführlicher zu erbitten, unterlasse er, in der vollen Zuversicht, Sie werde aus eigenem Antriebe jenem Ihren Beistand angedeihen lassen. Jedenfalls möge Sie die Versicherung empfangen, dass, was Sie an Mühe und Sorgfalt für diesen Zwek verwendet haben werde, er, dem dieses so fromme, so heilsame Unternehmen so sehr am Herzen liegt, als einen sehr angenehmen Dienst betrachten und keine günstige Gelegenheit vorübergehen lassen werde, um seine dankbare Gesinnung dafür augenscheinlich zu er- kennen zu geben !). (16. Jän. 1712). Die Fürbitte des heiligen Vaters blieb nicht ohne gute Früchte. Karl VI. — auch hierin seinem Bruder nachfolgend — bestätigte nicht nur was dieser für die nordische Stiftung in Linz angeordnet, sondern bewilligte auch die Summe von 20.000 fl. deren Zinsen 1000 fl. alljärlich und auf ein bestän- diges hin aus den ypserischen Mauth- und Aufschlagsgefällen »ohne Unterbruch und mit aller Pünktualität« bestritten wer- den sollten. (3. August 1712). Dieses erhabene Beispiel wekte Nachahmung. Johann Galdenblad halte sich auch an mehrere deutsche Höfe ge- wendet. Er sezte daselbst die vom h,. Vater erhaltenen Aufträge zur Errichtung einer Pflanzschule in Linz für junge Ade- liche aus Schweden, Dänemark, Norwegen und den angränzenden Ländern auseinander und zeigte wie 4) Ciementis XL. Epistolae et Brevia sel. p. 1616—17. 31 durch dieselben, wenn sie unterrichtet und gebildet in ihre Heimat zurükkehren würden, die gute Sache gefördert werden könnte. — Der Bischof von Eiehstädt, Johann Anton Freiherr von Leyen, stiftete dem gemäss mit einer Summe von 3000 fl, einen Plaz für einen adelichen Zöglıng aus jenen drei Reichen und behielt sich das Recht der Präsentation be- vor, 20. Jan. 1713, ') — Zwei Monate darauf that Johann Philipp von Greiffenklau, Bischof von Würzburg, dasselbe und »händigte für die fortdauernde Stiftung zur Unter- haltung eines Zöglings aus Schweden, Dänemark oder Nor- wegen die gleiche Summe baar dem P, Johann Galden- blad persönlich ein,« 2) — Noch eifriger bewies sich Johann Wilhelm, der Kurfürst von der Pfalz, vermutlich durch die Fürbitte seiner Schwester Eleonore bewogen — dadurch, dass er am 26. Jun. 1713 »zum Gedeihen und Wachsthum des Seminariums der drei h. Könige als fortdauernde Stiftung für zwei Zöglinge 7000 fl. rheinisch anwies ohne irgend eine andere Bedingung hinzuzufügen, als dass die järlichen Interessen der viertausend Gulden zum anständigen Unterhalt eines ade- lichen Zöglings aus Schweden, dem es frei stünde den Laien- oder Klerikal-Stand zu wälen, verwendet werden; hin- gegen sollten die järlichen Zinsen der drei tausend Gulden zur angemessenen Verpflegung eines Zöglings — wenigstens besserer Abkunft — dienen, damit er nach Rom in das neue päpstliche Kollegium (Propaganda?) geschikt werden könne, um dort nach dem Sinne des h. Vaters zu apostolischen Mis- sionen herangebildet zu werden.« 3) In gleicher Absicht, nämlich »zum Gedeihen des Seminarium derdrei heiligenKönige zuLinzund zur anständigen Verpflegung eines Zöglings 4 Reichenbach, S. 184. 2) Reichenbach, S. 185. 5) Reichenbach, S. 182. 32 damit er in der Folge in das neu errichtete päpstliche Kollegium zu Rom gesendet werden könne, überreichten in demselben Jare oder bald nachher dem Johann Galdenblad die von ihnen gefertigten Sehenkungs-Urkunden : der Erzbischof von Mainz, Lothar Franz Freiherr von Schönborn, am 7. April 1713 über 3000 fl.; der Erzbischof von Köln, Joseph Clemens, Herzog von Baiern, am 19. Jul. 1713 über 4000 fl.; der Bischof von Münster und Paderborn, Franz Arnold v. Wolf, am 13. Oct. 1713 über 3000 fl.; der Erzbischof von Prag, Ferdinand, am 23. Jun. 1714 über 3000 Al., denen am 41. Nov. 1716 der Erzbischof von Salzburg Franz Anton v. Harrach mit derselben Summe nachfolgte. Hoch erfreut über diese Stiftungen deutscher Fürsten geistlichen und weltlichen Standes und zumal über die gross- artige Unterstüzung des österreichischen Hauses, welches bereits über vierzigtausend Gulden dieser Anstalt gespendet und es, da andere diesem Beispiele folgten, ermöglicht hatte, dass eine nicht unbedeutende Zal von Zöglıngen dauernd unterhalten werden konnte, wollte Clemens XI. nicht länger zögern, eine Anstalt, der er, von ihren ersten Anfängen an eine so warme Sorgfalt zugewendet, von der er für die katholische Sache so Grosses hoffen durfte, feierlich anzuerkennen und unter dem Namen: Seminarium der drei heiligen Könige und Martyrer: Erich, Ganut und Olaus förmlich zu bestätigen. !) Der Papst zeichnete diese Anstalt 4) Clemens P. P. XI. Ad perpetuam rei memoriam. Pastoralis oflicii cura Nobis meritis licet imparibus ex alto commissa Nos admonet et indueit, utloca pia, quae pro Christi Fidelium commodo et augmento ereota dieuntur, ut firma et illibata persistant, apostolico praesidio consolidemus, pro ut in domino conspieimus salu- briter expedire. Sane sicut Nobis innotuit in oppido eapitali Superioris Austriae eivitate, nuneupato Lincii Passaviensis dioecesis post diulurna eadem- que continua Missionariorum societalis Jesu in septentrione ardentssima vota novum collegium seu seminarium sub titulo— trium $. S. Regum et Martyrum Ericı, Ganuti et Olai, ut in eo nobilis, ingenua ei-majoris spei Juventusad orthodoxam fidem conversa vel ulteriore missionariorum opere conver- 33 auch durch Verleihung jener Rechte und Freiheiten aus, die andere Seminarien der Jesuiten in unserm Lande genossen. So war endlich der heisse Wunsch der Missionäre in den nor- dischen Ländern erfüllt. Karl VI. voll religiösen Eifers fügte bald hierauf (21. August 1716) auf die Bitte Galdenblads zur Förderung der nor- dischen Stiftung eine neue Gnade hinzu, indem er die Ver- lassenschaft des Herrn von Hansee, 7000 fl. zum Unterhalt eines eigenen Missionärs für Dänemark und die angränzen- den Länder verwendete. Dieser hatte zugleich die Aufgabe, für die Wal der ins Seminar aufzunehmenden Knaben recht- zeitig Sorge zu tragen, damit bei Erledigung eines Plazes im nordischen Kollegium, dieser sogleich durch den neuen An- kömmling besetzt werden könnte. In eben dieses Jar oder in den Anfang des folgenden fallen auch andere Stiftungen, darunter jene bedeutende des Kurfürsten Max. Emanuel von Baiern, von 12,000 fl, für drei Zöglinge, vermutlich als thatsächliche Erwiederung tenda ex tribus septemtrionalibus regnis, scilicet Sueeia, Dania et Noryegia eisdemque respeetive subjeetis provineiis et slalibus oriunda, purä ac catholicä docteinä, pietate, puris honestisque moribus, bonis quoque artibus et scientiis or- thodoxae fidei dilatandae, illisque in partibus promovendae, maxime necesariis imbuatur, sub auspieiis elarae memoriae Josephi dum viveret, Romanorum regis in imperatorem eleeli ae sub eura et direetione elericorum regularium $. J. ereetum etinstitutum fuerit, illudque dileetus filius noster Carolus, modernus Romanorum Rex in Impcratorem electus non modo eaesareo sub patroeinio tuendum susceperit, verum etiam cerlis sub annuis proventibus ita liberaliter auxerit, ut, quod huie piae causae a sola austriacae domus munificentiä et pietate obvenerit, jam valorem quadraginta millium Norenorum excedat, cujus exemplo non pauei tum eeelesiastiei tum saeeulares Romani imperii prineipes moti, inter quos domini sta- tus superioris Austriae vel determinatos in finem praedietum Alumnatus instituerint vel cerlos annuos reditus pie et liberaliter impertiti fuerint ut jam ibi- dem non contemnendus alumnorwmn et ministrorum numerus manuteneri valeat et si quid supererit, in Missionum pro dielis vegnis et provineiis sustenlationem impendi possit. — Nos altendentes collegii seu seminarii ereelionem hujusmodi in maximum eatholicae fidei inerementum fore cessuram, volentesque tam pium tamque salutare opus, quantum cum domino possumus, perpeluo nostro el apostolicae sedis munimine roborare — approbamus et confirmamus. — Datum Romae ad sanctam - Mariam majorem sub anulo piscatoris, die 12, Junü a. 1715, Pontificatus nostri anno quinto decimo. Mus. Jahr. Ber. XVIL 3 34 des verbindlichen Schreibens, das der Papst am 15. März 1715 an denselben gerichtet. Er hatte darin den Wunsch ausge- sprochen, der Kurfürst möge nach dem Beispiel mehrer Fürsten Deutschlands, nach dem Vorgange seiner ruhmreichen Ahnen, deren ausgezeichnete Verdienste um den katholischen Glauben in den Jarbüchern der Kirche hell glänzen, dem vor wenigen Jaren in Linz entstandenen Seminar mit seiner Unter- stüzung und seinem Schuze zu Hilfe kommen; und da von seiner Macht und seinem Willen die Verfügung über einige Güter abhienge, welche der hochselige Herzog von Baiern, Maximilian Heinrich und seine Gemalın Fabrona zum Unterhalte einer auserlesenen Jugend, die sich dem Dienste Gottes geweiht, in ihrer leztwilligen Anordnung bestimmt hätten; bäte er ihn flehentlich, so weit es mit dem Wunsehe der frommen Spender vereinbarlich wäre, mit diesen Gütern das erwähnte Seminar unterstüzen zu wollen, ®) Auch der Kurfürst von der Pfalz, Kar! Philipp, stif- tete 14. Nov. 1716 mit Anweisung der Summe von 4000 fl. einen Plaz für einen adelichen Zögling, gleichwie im nämlichen Jare oder spätestens zu Anfang des folgenden mit derselben Summe ein solcher vom Herzoge Leopold von Lothringen zur grössten Freude des Papstes gestiftet wurde ?®), 4) Vehemeter a Te flagitamus, ut quatenus id piorum Largitorum voto cohaereat, ejusmodi bonorum subsidio praefatum Seminarium augere velis, Clementis epist. p. 2058—51. 2) Später zu meiner Kenntnis gelangte Abschriften der Stiftbriefe Max. Emanuel’s von Baiern nnd Leopold's von Lothringen bestätigten meine Vermutungen. Max. Emanuel, der ihn zu München 7. Sept. 41715 ausgestellt, sagt unter anderm: Praesentibus Nostris palam facimus ae testamur, Nos in gratiam Sanelae et Apostolicae sedis, nee non ad imitationem Suae Saerae caesareae Majestatis et nlterins praefati collegii aut Seminarii Trium Sancetorum Regum augmentum aut inerementum maturä interposita deliberalione in Domino deerevisse, stabilem’ac perpetuam trium alumndrum nobilium, qui ad men- tem intentionemque Smae Sanctitatis Romam ad novum Pontifi- ‘-eium Collegium identidem submitti possunt, deecentem susten- tationem, pro quolibet nimirum quatuormillia florenorum Rhe- nensium, eo modo, quo Sancetitas Sua aNobis desiderare videtur libenti prorsus animo et parata voluntate suppeditare. — Leopold von Lothrin- 35 der daher auch in einem eigenen Schreiben vom 14. Mai 1717 für diesen neuen Beweis der oft erprobten kindlichen Ergeben- heit gegen ihn und den römischen Stuhl, ihm seine hochachtungs- volle und dankbare Gesinnung ausspricht ');, — Auch Franz Ludwig, der oben erwähnte Hoch- und Deutschmeister, der 20. Februar 1716 zugleich zum Erzbischof von Trier gewält worden war, vermehrte die früher angewiesene Summe von 2000 fl., in Anerkennung, dass sie zum dauernden Unterhalte eines adelichen Zöglings unzureichend sei, um andere 2000 fl. (28. Oct 1717 2). Dass gleichzeitig, während die Anstalt durch neue Stif- tungen sich so erweiterte, auch der Um- und Ausbau des Hauses, der Neubau der Kirche, in der Gottseer am 1. August 1712 die erste heilige Messe gelesen, bedeutend vorrükte, darf nicht erst erwähnt werden, es war ja dringend notwendig bei ver- mehrter Zal der Zöglinge auch für ihre zwekmässige Unterhringung und Pflege religiöser Bedürfnisse Sorge zu tragen, — Leiter der Anstalt — Regent — war bisher fast durch zehn Jare — freilich mit Unterbrechungen, die durch Missionen oft in ferne Gegenden veranlasst wurden, derjenige gewesen, der zur Aus- führung des edlen Zwekes den ersten Versuch gemacht: Mar- tin Gottseer. Er hatte, wie oben erwähnt, in dieser Stellung bei so wechselnden Zeitumständen, nicht selten mit drükendem Mangel zu kämpfen gehabt. Hochbejart — er zälte 72 Jare — trat er jetzt von der Leitung dieser Anstalt zurük, gieng als Spiritual nach Graz (1720) und in seine Stelle rükte derjenige ein, der den edlen Keim zur Anstalt gepflanzt und gepflegt, gen, der12. Febr. 1717 aus Nancy seinen Willen kund gab, sagt: Volendo seeon- Jare la pia intentione del defunto Ser. Elettore. di Treviri, nostro Sign. Fratello desideratissimo di buona memoria perlo stabilmento dun Seminario nella eitta di Linz dei nazionali di Settentrione, habiamo destinato sopra le nostre ren- dite da V, S. amministrate per il sostentamento dun Seminarista una Somma capitale di quatro mille fiorini. 1) Clementis Epistolae pag. 2254. 2) Reichenbach S. 18. 3* 36 der sie selbst, so lange er es noch durfte, aus seinem und seiner Brüder Vermögen thätig unterstüzte, unermüdet für sie sprach und handelte, sie wie seinen Augapfel wahrte und schüzte: Joannes Bapt. Galdenblad. Seinen persön- liehen Eigenschaften war es zu verdanken, dass hohe und höchste Gönner wie früher, so auch jezt der Anstalt reichliche Unterstüzung zukommen liessen. Hiedurch ward es ermöglicht, an das Begonnene die lezte Hand anzulegen. So wurde die Wohnung mit dem dritten Stoke erweitert, der grosse Garten zwekmässig verwendet, und der Bau der schönen Kirche wie ihre innere Ausschmükung zu Ende geführt. — Die Kirche, ganz nach dem Plane und der Form der- jenigen aufgeführt, welche einst Helena über dem Orte, wo der Heiland geboren ward, prächtig erbauen liess ($. Maria de praesepio) hatte zwei Abteilungen. Unter dem höher stehen- den Hauptaltare, war wie zu Bethlehem, die geheimnissvolle Grotte oder Höhle mit der Krippe des Herrn, wohin zu beiden Seiten gewundene Stiegen hinabführten. — Die Kirche mit vierzehn Altären, Orgeln, kostbaren Gefässen und herrlichen Geräten glänzend ausgestattet, hiess Bethlehem und davon haben noch gegenwärtig, nachdem sie selbst längst zerstört ist, zwei Gassen der Stadt, die sich in ihrer Nähe durch- schnitten, ihre Benennung. Mit diesem thatkräftigen Wirken nach Aussen, hielt auch die Verwaltung im Innern und insbesondere die erziehende, und wissenschaftlich ausbildende Leitung der Zöglinge gleichen Schritt. Der religiöse Sinn, die sittliche Reinheit und die wissenschaftliche Strebsamkeit womit ausge- stattet die Zöglinge aus der Anstalt ins Leben heraustraten, zeugte ehrenvoll von der guten Einrichtung wie von der Treff- lichkeit des Leiters. Und doch traf ihn gerade in dieser Stel- lung eine tiefe Kränkung: — eine Untersuchung seiner Verwaltung. Galdenblad hatte — aus zarter Schonung gegen seinen Vorgänger — mehrere Jare keine Rechnung gelegt und ver- mutlich auch keine Betreibung erhalten. Plözlich ergieng 23. De- cember 1732 an. den Landeshauptmann, Christoph Wil- helm von Thürheim die kais. Anordnung über den Zustand der ganzen Anstalt einen umfassenden Bericht zu erstatten, Thürheim verzögerte diesen Bericht aus unbekannten Gründen, Desshalb erging an ihn 13. Junius 1733 die ernstgemessene Mahnung und Rüge: »Obschon Wir ganz sicher verhoft, du würdest deiner Pflicht und Schuldigkeit gemäss, diesem unsern Befehl schleunig Vollzug leisten, haben Wir dennoch . sehr missfällig ersehen müssen, dass durch diese beinahe verflossenen sechs Monate von dir in solchem nichts eingelanget sei; daher befehlen Wir dir nochmalen, dass du den abgeforderten Bericht innerhalb vier Wochen, und dann einen Interims-Bericht, was diese sechs Monate hindurch geschehen sei, innerhalb drei Täge nach Empfang dieses erstattest.« — Galdenblad, ohne Weisung von seinen Obern, nahm auch jezt noch Anstand, den vom Landeshauptmann abgeord- neten .Kommissären den wahren Zustand der Stiftung, wie dieser. von Zeit zu Zeit ab- oder zugenommen, vollständig zu eröffnen. Darum ergieng an den ÖOrdensprovinzial wie an Galdenblad am 27. August 1733 der scharfe Befehl: »Binnen sechs Wochen die Rechnungen von Antretung des nordischen Kollegiums zu legen, und den abgeordneten Kommissären alle Stiftbriefe, Obligationen u. s. w. vorzuweisen, als im widrigen wir dich hierzu durch behörige Kompellirungsmitteln wirklich zu verhalten veranlasst werden würden.e — Der Kaiser, von diesem Vorgange unterrichtet, erliess auf der Stelle die scho- nungsvolle Weisung: »die Untersuchung sine strepitu und ohne prestituirung mehrerwähnten pafris regentis, mit gehöriger Diskre- tion vorzunehmen. « Die anbefohlene Untersuchung stellte nun heraus, dass die Anstalt unter Galdenblads Leitung keinen Schaden erlitten; »wol hat sich zum besondern Ruhme des patris regentis soviel 38 geäussert, dass selber durch seinen zu Aufnehmung sothaner Fundation unermüdlich gezeigten Eifer durch Erwerbung hoch- ansehnlicher Gutthäter, auch geführte gute Oekonomie an denen von seinem antecessore P. Gottseer sel. unumgänglich gemachten passiv Schulden 8000 fl. abbezalt habe, also zwar, dass an denen passivis derzeit noch 10000 fl. haften, die er, Galdenblad, zum Teil durch erlangende donationes zu tilgen Hofinung giebt.« °). Was die Leitung, Zucht, Disziplin betrifft war alles ın guter Ordnung. Kurz die Untersuchung stellte Galdenblads Ver- waltung in glänzendes Licht; selbst die Beschuldigung, dass er ein Stiftungs - Kapital von 5000 fl. an das Wechselhaus Giehini und Jäger in Wien ohne die erforderliche Sicher- heit ausgeliehen und nun bei erfolgtem Falle des Hauses, die Anstalt in die Gefahr eines grossen Verlustes versezt habe, stellte sich was Galdenblad betrifft, als ganz unbegründet dar; seine Ehre war gerettet, sein grosses Verdienst um die Anstalt anerkannt; aber ın seinem tiefverlezten Gemüte blieb eine düstere Vorahnung zurük, als sei durch dieses Vorgehen eine Bahn gebrochen, auf der man vorschreiten werde, um von Aussen auf die Anstalt Einfluss zu gewinnen, worunter die bei Erziehungs- und Unterrichtsanstalten so notwendige Selbstständigkeit nur leiden könnte. Ob sich diese Vorahnung erwahrte, wird die Folge zeigen. — Nachdem Galdenblad fast sechzehn Jare dic Anstalt geleitet, starb er 1. Jänner ‘1736, im Alter von 69 Jaren. 2. Fernere Schiksale der nordischen Stiftung bis zu ihrer Auflösung und Umwandlung in Handstipendien. An Galdenblads Stelle trat Johann Bapt. Putz, der nach Denis Urteil die Kunst, die Gemüter der Menschen 4) Landeshauptmann. Hofbericht vom 48. Jänner 1754. 39 zu leiten, in einem ausgezeichneten Grade besass. Wie viele Jare er an der Spize dieser Anstalt stand !), kann ich nicht mit Bestimmtheit angeben. Dass sie gut geleitet wurde und fortwährend einen sehr ehrenvollen Ruf behauptet habe, ist gewiss. Das Vertrauen zu derselben war gross, und beschränkte sich nicht auf die Gränzen des ausgedehnten Kaiserreichs ; selbst aus fernen, fremden Ländern ward die Aufnahme von Zöglingen nachgesucht. — Noch sprechender sind die Stiftungen, die zu den bereits bestehenden, neu hinzukamen, darunter vorzüglich die des Kardinals und Fürstbischofs von Passau Joseph Dominicus von Lamberg. Schon sein Oheim und mittelbarer Vorgänger in der fürst- bischöflichen Würde; Johann Philipp v. Lamberg, dem Clemens XI. in einem eigenen Schreiben vom 14, Junius 1707 das im Entstehen begriffiene Seminarıum warm empfohlen, ?) hatte dieses durch järliche Beiträge unterstüzt. ®) - Grösseres that der Neffe. Er, der am Gymnasium zu Linz seine Studien begonnen, sie zu Becancon und Siena fortgesezt und zu Rom ım Glementinum vollendet hatte, bewies da so viel Geist, Frömmigkeit und wissenschaftliche Strebsamkeit, dass er nicht nur die Aufmerksamkeit des neugewälten Papstes Gle- mens XI. auf ‘sich zog, sondern auch seine Zuneigung in hohem Grade gewann. 4) Eine innige Begeisterung für Religion, Sittliehkeit und geistige Reinheit begleitete ihn durch alle Ehren- stufen, die er nach und nach erstieg, auch in die fürstbischöf- liche von Passau, und jezt in dieser einflussreichen Stellung, wo ihm, dem Landesbischof die genaueste Kenntniss der nor- 1) Die Reihe der übrigen Vorsteher, soweit sie in den Akten mir vorkamen, ist diese: Johann Bapt. Putz, 1756. Maximilian Galler 1748 — 1750. Joseph Socher, 1782. JakobFoky, 1755. Ignaz Jagerhuber, 1761. Dominicus Fichtl, 4762 — 69. Ludwig Becceler, 1771. Sigismund v. Hohen- wart, 47714 — 1777: Ignaz Schiffermüller 4777 — 1787. 2) Clementis Epistolae p. 405. 3) Hansiz, Germania sac. 1. 811. 4) Hansiz, Germania sac. 1. 816. 40 dischen Stiftung zu Gebote stand, hat er eben diese ausersehen, um durch sie seine edle Gesinnung und grossmütige Anhäng- lichkeit an sein Vaterland zu bethätigen und zu verewigen. Er beschloss — um mich seiner Worte zu bedienen: »ein from perpetwirliche Stiftung in dem Üollegio Nordico 5. S. trium Regum der Hauptstadt Linz unter Obsorg der P. P. Soeiet. J. daselbsten vor vier adeliche Knaben, deren Eltern die Ehre und Würde wirklicher Landsmannschaft ob: der Ens geniessen, hingegen ihre Kinder in guten Sitten, Wissenschaften, ritterlichen Exereitien und Sprachen unterweisen zu lassen, keine standesmässige Mittel besizen, aus wahrer patriotischer Absicht und gedachten Adel- stand beharrlich zu tragenden adfection, Lieb und Hochachtung zu machen und in dieser Absicht ein Kapital pr. 25.500 A. ge- widmet haben wollen.« (17, Febr. 1747). Im folgenden Jare, 21. Sept., fügte er noch die Summe von 12,750 fl. für zwei Zöglinge, somit im Ganzen für sechs mit der Erklärung hinzu, dass »in Ermanglung adelicher, auch andere zum Studium fähige Söhne von Offizianten löblicher Landeshauptmannschaft oder Landschaft des Landes ob der Ens berufen sind.« ') Eilf Jare nachher (1. Oet. 1759) kam nach der leztwilligen Anordnung des Wolf Martin Fortunat Freiherrn v. Ehr- mann auf Falkenau — Nachkomme jenes von Leo- pold I. im Jare 1665 wegen seiner Verdienste im Bauern- Kriege in den Adelstand mit dem Prädikate von Falkenau erhobenen Martin Ehrmann — dem nordischen Kollegium das Kapitel von 3000 fl. ‘gegen dem zu, dass in demselben von den davon abfallenden Interessen ein von akatholischen Eltern oder in protestantischen Ländern geborner, oder sonst zu der römisch - katholischen Religion übergetretener Alumnus bis zur Vollendung seiner Studien unterhalten werde. 2) — Das 4) Vergl. Reichenbach. S. 181. 2) Reichenhach, S. 485, 41 Recht diesen vorzuschlagen hatte der zeitliche Regent im Nordiko, das der Bestättigung der jeweilige Professor der Theologiae polemicae aus der Gesellschaft Jesu zu Linz. Für leztern hatte er im 2. 5. seiner leztwilligen Anordnung die Summe von 6000 fl. und besonders zu etwa notwendiger Anschaffung der zu dieser Professur tauglichen Bücher 1000 fl. bestimmt. Die jüngste der eigentlichen Stiftungen war die des ehe- maligen k. k. Oberkriegs-Kommissärs Johann v. Christani, der in einem Stiftbriefe vom 10. Juli 1769 zum nordischen Stifte in Linz zur Unterhaltung zweier entweder Konvertiten oder sonsten von protestantischen Eltern oder in protestan- tischen Ländern gebornen Knaben und auf Verteilung von 100 fl. unter vier Konvertiten in Wien ein Kapital von 10000 fl. gestiftet hat in der Absicht, dass jene allen für ihre Stifter gewöhnlichen Andachtsübungen beiwohnen, auch sich durch Erlernung der Wissenschaften fähig machen, einstmalen in ihrem bedrängten Vaterlande die wahre katholische Religion befördern zu können.« ') \ So erfreulich auch diese Wohlthaten für die Anstalt sein mussten, traten doch, bevor noch die beiden jüngsten Stiftungen erfolgten, manche Vorfälle ein, welehe die trübe Vorahnung Galdenblads nur zu sehr rechtfertigten. Die Landeshaupt- mannschaft hatte 12. Oct. 1749 an die Kaiserin M. Theresia über die Anstalt einen Bericht erstattet; worin sie im allge- meinen an der Art, wie die Zöglinge gehalten und erzogen wurden, nichts tadelte, im Gegenteile den Vorstehern des Kol- legium dieses Lob erteilte, dass sie nichts unterliessen, »was die Jugend zu einem tugendsamen Wandel, zu wahrer Gottes- fureht und Erlangung guter Wissenschaft führen. könnte... — Und doch beantragte sie für die Zukunft einige Massregeln, die an und für sich teils in..das innere Leben der Anstalt eingrif- fen, teils durch ihre Motivirung ein arges Misstrauen verrieten. 4) Reichenbach, S. 487. 42 Das alles, »damit man jederzeit auf den Grund sehen könne, ob auch die milden fundationes ad mentem fundatorum erfüllt und denen Verordnungen weiland Kaiser Josephi und Garoli Majestät in allen Punkten pflichtschuldigst Folge geleistet werde.ae — Die in Vorschlag gebrachten Massregeln wurden genehmigt. An den Regenten, Max Galler, ergieng 15. Nov. 1749 die Weisung auch alljärlich den status «activus und passivus funda- tionis zur Einsicht der Landeshauptmannschaft vorzulegen.«e — Da im erwähnten Berichte unter anderm auch der Tadel aus- gesprochen war, dass die kaiserlichen Alumni, nicht so wie die lambergischen und ständischen — zum ersten, sondern zum zweiten Tisch gezogen wurden, forderte die gewissenhafte Für- stin auch die Angabe der Gründe, welche für die Zulassung der landesfürstlichen Stftlinge zum ersten Tisch sprechen, Diese genügten ihr aber so wenig, dass sie nach erlangter Einsicht in die Stiftbriefe Josephs und Karls auf eine Weise sich aussprach, die ihr feines Rechtsgefühl zu gut kennzeichnet, als dass wir den Inhalt dieser Entscheidung hinweglassen könn- ten. »Nachdem ‘vom Regenten durch die eingereichten Stift- ‘briefe dargethan worden, dass die von unsern Vorfahren glor- würdigsten Gedächtniss vorbesagtem Seminario alljärlıch zuge- wendete 2009 fl. nicht nur zu blosser Unterhaltung deren sechs Alumnorum , sondern unter einstens auch zu besserer Bestreitung deren anderweiten Bedürfnissen sothanen Gollegi gewidmet worden seien, so lasset sich zwar nach Euer gehorsamsten Meinung Ihme P. Regenti die Zuziehung derenselben zu dem ersten Tisch nicht wol absolute aufbürden, doch habet Ihr demselben zu erkennen zu geben, wie Wir gnädigst gerne seheten, wann wenigstens jene landesfürstliche Fundatisten, die von Adel seind, zu erholten ersten Tisch admittirt werden möchten« (2. Mai 1750). Dass dem Wunsche der edlen Für- stin sogleich und fortan entsprochen wurde, bedarf nicht der Erwähnung. 43 Schwerer traf das nordische Kollegium eine Anordnung, die durch den Andrang der Zeitumstände hervorgerufen , die Zal der Zöglinge und die Einnahme auf viele Jare verminderte. Bei Errichtung der sogenannten Missionsstationen im Lande ob der Ens erliess die Kaiserin die Weisung: die von Karl VI. zur Erziehung dreier Knaben im nordischen Stifte ge- widmete järliche Summe pro bono religionis auf andere Art zu verwenden und diese Alumnate einstweilen unbesezt zu belassen. Diese Summe wurde von da an (1754) vom nordischen Kolle- gium an die oberösterreichische Religions-Kasse, deren Vor- steher der Abt von Kremsmünster, Alexander Fixl- millner war, entrichtet um daraus die beiden Missionäre : zu Alkhofen und ÖOttnang zu besolden. Diess dauerte gegen zwanzig Jare. Erst einem der‘ lezten Regenten des nordischen Kollegiums, Sigismund v. Hohenwart gelang es bei einer Privataudienz, die ihm am 27. Sept. 1772 von der Landes- fürstin gewährt worden war, diese Angelegenheit und die seither ‘gänzlich veränderten Umstände gegen die des Jares 1754 in Anregung zu bringen. In der That willfahrte die Fürstin seiner Bitte und verordnete wenige Monate nachlıer, dass »sothane drei Alumnate in dem nordischen Kollegio nach der Intention des höchstseligen Stifters wiederum redintegrirt und für das ‘künftige besezt werden sollten« (22, Mai 1773). Uebrigens war die Leitung der Anstalt fortwährend gut und dem Zweke entsprechend. Ein Bericht der Landeshauptmannschaft ‘vom 31. Jänner 1766 schildert der Kaiserin die grosse Sorgfalt ‘des damaligen Regenten (Dominicus Ficht]) für alle Zweige der innern Verwaltung mit grosser Wärme; hebt insbesondere (die religiös-moralische Führung der Zöglinge und ihre bedeu- tenden Fortschritte in den Studien hervor; »wir müssen — heisst es — bevorab dem dermaligen patri regenti das Lob mit- teilen, dass er nicht allein auf die Reinlichkeit des Hauses, gute Zucht und Ordnung, auch Verpflegung der unterhabenden Jugend sich mit so vieler Aufmerksamkeit als gutem Erfolge 44 verwende, so dass die Jugend im Nordiko so gut als in was immer für einem Kollegio gehalten wirdet.« — Doch das sprechendste Urteil über diese Anstalt ist zu- verlässig dasjenige, welches wenige Jare nachher an die Kaiserin unter Umständen abgegeben wurde, die ihm ein grosses Ge- wicht verleihen, Im Jare 1773 ward der Orden der Jesuiten auch im österreichischen Staate aufgehoben. Das Nordikum von seinem Beginne an immer von Jesuiten geleitet, blieb einst- weilen der Leitung derjenigen Mitglieder dieses Ordens über- lassen, die sich gerade daselbst befanden. Doch ergieng bereits im folgenden Jare an die Landeshauptmannschaft der Auftrag (27. August 1774), sich ausführlich zu äussern, wie das Gol- legium nordieum und die beiden Seminarien zu Linz und Steier in Zukunft administriret oder auf eine der stu- dierenden Jugend nüzlichere Weise zum Genusse gebracht wer- den könnten. ; Die über die Seminarien abgegebene Aeusserung. haben wir oben erwähnt; über das Nordikum sprach die Landes- stelle am 25, Nov. 1774 offen und mit edlem Freimut, was und wie sie alles gefunden: »Die genaueste Erfüllung der ge- stifteten Verbindlichkeiten überhaupt, insbesondere aber die Ordnung, die allenthalben im Stifthause herrscht, die Gelegen- heit, die den Alumnis offen steht: in allen Gattungen deren zu ihrem künftigen Glück und Fortkommen teils unentbehrlichen teils beförderlichen Wissenschaften Unterricht zu schöpfen, die edle Art im Umgange, die der dermalige Regent den Stifts- Knaben durch sein vorleuchtendes Beispiel beizubringen, und gleichsam eigen zu machen sucht, der unermüdete Eifer, mit dem derselbe sowol den Verstand als auch die Herzen der Knaben glüklich zu bilden und selbe zu ihrem künftigen Be- ruf vorzubereiten sich angelegen sein lässt, die öffentlichen Prüfungen, die das Jar hindurch öfters mit‘ den Fundatisten gehalten werden, sind die eigentlichen Züge, welche. dieses Kollegium unterscheiden und (die trefflichen Kenntnisse , so der 45 Regens in Absicht auf die gute Erziehung der Jugend besizet, im vollen Masse an den Tag legen; und bei dieser wahren Lage der Stiftung findet sich diese Stelle ausser Stande Eurer Majestät einen gedeihlicheren Plan, nach dem die Administration des Stiftes geführt oder die Verfassung selbsten, ohne dem Willen der Stifter zu nahe zu treten, auf einen nüzlichern Fuss gesezet werden könnte, zu entwerfen. « Auf diese so bestimmt ausgesprochene Ansicht hin, blieb alles im frühern Zustande, ja »bei dem von dem Kollegio be- sizenden beträchtlichen Vermögensstande und in dem Anbetracht, dass der Regens dieses Kollegii grosse Obsorge und eine ade- liche Jugend zu respieiren habe,« erhielt dieser järlich, solange die dermalige Verfassung dieses Kollegii besteht, aus den Ein- künften 500 fl. (22. Oct. 1774). Hohenwart muss in dieser Stellung, als Erzieher und Administrator, in der That etwas ausgezeichnetes geleistet haben, indem es ihm, ohne irgend eine Einschränkung im Haushalte einzuführen, möglich wurde, einen langgehegten Lieblingswunsch zu realisiren : eine ausser- halb der Stadt schön gelegene, mit einem grossen Garten- aus- gestattete Besizung käuflich zu erwerben, wo die Zöglinge den grössten Teil der Ferien in ungestörter Musse zubringen konnten. Diese Besizung — das Bergsehlösschen —- hatte .er vom 4. Sept. 1773 in järlichen Pacht genommen, am 4f. Jänner 1777 um die Summe ‘von 3000 N. für das nordische Stift, zur Freude und zum Jubel der mit kindlicher Liebe an ihm hängenden Jugend erkauft. — Um so grösser und gerechter war ihr Schmerz, als der geliebte Vorsteher bald hierauf an den ‘Hof des Grossherzugs von Toskana abgerufen wurde zu der hohen Bestimmung, den vier ältern Prinzen, darunter dem nachmaligen Kaiser Franz, in der Religion und Ge- schichte Unterrieht zu erteilen. — Der Schmerz so grossen NVerlustes- beschränkte sieh nicht auf den Umkreis des Institutes; er war allgemein und die Landeshauptmannschaft lieh dem wahren. Schmerzgefühle' nur Ausdruk, wenn sie .offen erklärte: 46 Hohenwarts ungemeine Kenntnis im Wirtschaftswesen und die nüzliche Gebarung mit den Stiftseinkünften, sein wissen- schaftlicber Sinn gepaart mit einem edlen Charakter und einer wahrhaft christlichen Denkungsart, die er auf die ihm anver- traute Jugend hinübergeleitet hat, haben den Flor und die Aufnahme dieses Stiftes befördert und diesem so würdigen Vorsteher die Achtung der Stelle, die Liebe der erziehenden Jugend und das Vertrauen des ganzen Landes dergestalten zu- gezogen, dass nunmehr dessen Verlust auch jedermann em- pfindet und bedauert. « Wie wahre Grösse immer wit Bescheidenheit gepaart ist, und für eigenes Verdienst kein Auge hat, so hob Hohen- wart bei dem was er etwa geleistet, das fremde Verdienst als das grössere mit dankbarer Anerkennung gerne hervor. »Der Subregens Anton Joseph v. Zanetti hat seit fünf Jaren alle Arbeiten und Wetter als ein getreuer, emsiger und von allen Seiten lobenswürdiger Mitarbeiter ertragen, dem ich, wenn ich doch dieses Stift mit Zufriedenheit der hohen Stelle ver- waltet habe, den glüklichen Erfolg meiner Bemühungen zum grössten Teil zuschreiben muss.e — Ungezweifelt war es dieser Anerkennung zu verdanken, dass zufolge Hofreskripts vom 29. März 1777 »der Subregens Zanetti die Pension von 300 Al. aus dem Stiftiungsvermögen erhielt, solange er dem Amte eines Subregens im nordischen Stifte gehörig vorstehen wird.« — Mit Holkenwarts Austritte schlossen sich die heiteren Tage der Anstalt; die trüben, die endlich zur Auflösung führten, rükten näher und näber heran. Die Versuche zu rütteln, ano- nym zu verleumden, die schon bisher gemacht, von Hohen- wart mit ruhiger Entschiedenheit vereitelt worden waren, er- ‚neuerten sich bald. Beiläufig ein Jar nach Hohenwart's Abreise, erschien in Linz Anton Mareus Wittola, der Propst v. Bienco, beauftragt, den Zustand der Erziehungs- und Unterrichtsanstalten zu erheben, und den Quellen der etwa herrschenden Missbräuche, nachzuforschen. Wittola, Mann 47 der raschen Aufklärung, leidenschaftlicher Feind der Jesuiten, entwarf von den Studienanstalten, an denen Ex-Jesuiten lehr- ten, das düsterste, unwahrste Gemälde !). — Was er über das nordische Kollegium an die Kaiserin berichtet, ist mir zwar unbekannt, doch kann seine Relation kaum günstig gewesen seyn, da die Kaiserin zur bessern Erziehung der Jugend, es bald darauf für dienlich und notwendig hielt — ausser dem geistlichen Vorsteher — Ignaz Schiffermüller — auch einen weltlichen Superintendenten in der Art zu be- stellen, dass die in Kraft Verordnung weiland Kaiser Josephl. einem jeweiligen Landeshauptmanne zugleich obliegende Direction dieses Kollegii ungekränkt bleibt. Sie ernannte dazu den Frei- herrn v. Pilati »ob der Einsicht und des patriotischen Eifers« (1. Mai 1779). -Unter Josephs Il. Regierung geschah 19. Dezemb. 1781 ein wichtiger Schritt, durch welchen der Zwek, wesshalb diese Anstalt geschaffen worden war, mehr und mehr verrükt wurde. Der Kaiser beliess das Institut zwar bei seiner damaligen Ver- fassung, doch wurden nicht nur alle Stiftpläze, die nicht aus- drüklich für ausländische Konvertiten eines gewissen Landes bestimmt waren, für inländische Bedürftige und 'hiezu qualifi- zirte junge Leute fortan vorbehalten, und hiezu bloss Inländer in Vorschlag gebracht, sondern auch wenn bei Erledigung der für ausländische Konvertiten bestimmten Alumnate keine aus- ländische Konvertiten aus den betreffenden fremden Landen vorhanden wären, diese Stellen an bedürftige Inländer vergeben. — Vier Jare nachher ergieng die Anordnung, der zu Folge alle noeh vorhandenen Stiftungen, wo Jünglinge beisammen leben aufgelassen und die Fonds n Handstipendien ver- wandelt werden sollten (27. Sept. 1785). Zwei Jare darauf, 21. August 1787 erfolgte endlich die wirkliche Auflösung 4) Vergl. Gaisberger: Geschichte des akademischen Gymnasiums zu Linz, Ss. — 5%. 48 des nordischen Kollegiums. Eine wenige Tage vor- her (13. August) erlassene Anordnung regelte das von nun an zu beobachtende Verfahren in folgender Weise: Die Stiftungen in Handstipendien umgewandelt, sollten nach der Vorschrift der Stiftbriefe verliehen werden. Das Prä- sentations-Recht blieb jenen gewahrt, denen es nach den Stift- briefen zukam, wo es hingegen vom jeweiligen Rector des nor- dischen Kollegium ausgeübt wurde, gieng es an die Regierung über. — In Hinsicht der Stipendien, die nach den Stiftbriefen Knaben aus den nordischen Staaten zugewendet waren, hatten die Stipendienwerber sich an die, an auswärtigen Höfen befind- liehen k. k. Gesandten und Geschäftsträger zu wenden. Diesen nordischen Knaben, denen ein Stifiplaz verliehen ward, wurde die Begünstigung zu Teil, dass ihnen vom Tage der Verleihung an, (der Genuss gerechnet werden sollte, um ihnen hiedureh eben so die Reisekosten zu vergüten, wie. sie ihnen vorher aus der nordischen Stift-Kasse bezalt wurden. Jene Kapitalien des nordischen Stiftes, die zu geistlicher Verwendung bestimmt waren, wie die Summa von 3012 fl. 38 kr,, wurden an den Religionsfond und jene 2500 N., die Christani zum Unter- halt armer Konvertiten in Wien gewidmet, an das Armeninstitut abgeführt, — Dem Dienstpersonale und den Exerzitienmeistern wurden Pensionen bewilligt, die nach ihrem Erlöschen dem Stipendienfonde zulielen. Das schöne Stiftsgebäude sammt Kirche und Garten ward 28. Nov, 1788 an den Pfleger Joseph Scehraml um 7150 fl. veräussert und diese Summe gleichfalls dem genannten Fonde zugewiesen. Erhielt dieser dadurch einigen Zuwachs, so erlitt er schon im nächsten Jare einige Abnahme, eine weit bedeutendere wenige Jare nachher. Um dem einst zu besorgenden Mangel an Feldkaplänen vorzubeugen, befahl Joseph Il. zu diesem Beruf eigens bestimmte Zöglinge in das General-Seminarium aufzu- nehmen und den für einen Zögling auf 200 fl. ausgemessenen Aufwand zu bedeken, Hiezu wurden die Kapitalien jener zehn 4 49 Stiftungen des nordischen Kollegiums, deren Genuss mit nicht mehr bestehenden Verbindlichkeiten verknüpft war, gewidmet, in einer Summe von 35,900 fl. von deren järlichen Interessen pr. 1400 fl. sieben Stipendien nach und nach vom Eintrite des Sehuljares 1780 an, errichtet werden sollten '). Bald trat hierin eine Aenderung ein. Die General-Seminarien wurden von Leopold II. aufgehoben; der Klerus sollte unter den Augen des eignen Bischofs herangebildet werden. Doch der Alumnats-Fond dieses Landes war unzureichend, Auf die bittliche Vorstellung des für sein Alumnat eifrig besorgten Bischofes, Joseph Anton Gall, genehmigte der Kaiser Franz, zu Dotirung des Alumnats-Fonds das aus dem ob der ensischen Stipendienfond für die Bildung der Feldkapläne ausgeschiedene Kapital sammt den bis zum Tage der Ueber- nahme verfallenen Interessen. So giengen die genannten Stif- tungs-Kapitalien sammt den Interessen — zusammen 47.467 fl. 30 kr. am 30. August 1801 an den Alumnats-Fond über. -— Bevor wir die ferneren Wandlungen und Schiksale der andern nordischen Stiftungen anführen, ist es notwendig auch die innere Einrichtung dieses Kollegiums in Kürze anzugeben, 3. Innere Einrichtung und Verwaltung des nordischen Kollegiums. a. Bestimmung der Anstalt. Der Zwek, den Gal- denblad zu verwirklichen strebte, war: die wenigen in den drei, nordischen Reichen gebornen katholischen oder Konver- titen-Kinder hier zu erziehen, ihrem Stande gemäss zu bilden, »dass sie mit der Zeit dem gemeinen „Wesen unseres wahren heiligen Glauben eifrig dienen mögen und denselben. helfen 4) Hofkanzlei-Dekret vom 15. Mai 1789. Diese Stiftungen waren: die Mainzische, Kölnische, Münster'sche, Prager'sche, Baierische — drei Pläze — Salzburgische, Pfälzische vom Jare 1746, und die Lotharingische. ’ a Mus. Jahr. Ber. XIX. er J0 erweitern 1). — Diesem gemäss gehörten die zum Eintrit be- rufenen, Zöglinge durch Geburt wirklich einem der drei nor- dischen Königreiche oder davon abhängigen Ländern an — wir nennen sie nordische Zöglinge im engern Sinne — und sie legten beim Eintrite in das Kollegium ausser dem Glaubensbekenntnisse das eidliche Versprechen ab: Sobald sie im wahren Glauben, ın den Wissenschaften oder Künsten weiter ausgebildet sein würden, in ihr Vaterland oder in andere von der Stiftung umfasste Länder zurükzukehren und eben dort, wenn sie nicht von den Vorstehern der Anstalt eine Dispens erhalten hätten, zu verbleiben; wenn es ihr Beruf sein sollte nach katholischem Gebrauche die Ehe zu schliessen und die Kinder gewissenhaft und nach katholischen Grundsäzen zu er- ziehen; auch diesen heiligen Glauben als Laien oder als Prie- ster, jedoch ohne Unruhe oder Aufruhr zu befördern ?). Die Anstalt für diesen speziellen Zwek begonnen, blieb nicht ohne Unterstüzung; grossmütige Schenkungen und eigentliche Stiftungen erfolgten, von denen einige denselben Zwek hatten, an- dere ein verwandtes Ziel; vorzugsweise waren es auch wolgesinnte Eltern und Vormünder, welche dieser Anstalt ihr ganzes Vertrauen zuwendeten und in dieses Asyl aus der Zerstreuung des öffentlichen Lebens und aus der verpesteten Atmosphäre grosser Städte ihre Söhne und Pflegebefohlenen zur Erziehung und Bildung flüchten wollten; was um so einladender erschien , indem das Kollegium mit den wissenschaftlichen Lehranstalten dieser Stadt in der engesten Verbindung stand. — Sonach erweiterte sich die Anstalt; sie be- herbergte nicht bloss Nordländer, sondern auch Südländer, Aus- länder und Inländer aller Art und aller Stände und erlangte eine allgemeinere Bestimmung: Erziehung und nachhaltige ächte Bildung der anvertrauten Jugend im Geiste und nach den Grundsäzen der katholischen Kirche. Mr 4) Instruetion vor die Nordisehe Fundation deren heyligen Erlci, Canuti und Olai, zu Linz an der Donau. S. 2, 2. 2, 2) Instruction. S. 6. 2. 3. 51 b. Leitung der Zöglinge in religiöser und sitt- licher Beziehung. Die Seele des ganzen Kollegiums — »das waltende Herz, das sein warmes Blut nach allen Seiten Leben verbreitend ausströmt«, — war der Vorsteher — Re- gens. Sein Wille verlieh dem Ganzen den regelmässigen Gang, in seinem Sinne handelten: Der Subregens, der Minister, der Präfekt der Humanisten, kurz alle höhern und niedern Organe, jedes in der ihm angewiesenen Sphäre. In des Vorstehers Gegenwart verrichteten alle Zög- linge in..der schönen Kirche um halb sechs Uhr das Morgen- gebet mit lauter Stimme, womit ein Morgenlied, dann fünf Vater unser, fünf Ave Marıa für Stifter und Wolthäter verbunden wurden, — Hierauf folgte die h. Messe für die Studierenden der Philosophie; die Gymnasialschüler hingegen wohnten um halb acht Uhr der allgemeinen Schulmesse bei. Abends acht Uhr versammelten sich wieder alle ın des Vorstehers Gegenwart — in einem geräumigen Saale im Winter, in der Kirche im Sommer -— zur Anhörung einer erbaulichen Vorlesung , welcher das Abendgebet mit einem passenden Liede wie am, Morgen folgte, — An Fesitagen, oder bei Kongregations- feierlichkeiten wohnten alle nordischen Zöglinge mit ihren Schulen in der akademischen Kirche dem Hochamte und der Predigt bei. Jeden Monat war in der Kirche des Hauses eine öffentliche Kommunion; doch stand es jedem nach dem Rate seines Beichtvaters frei, die h. Kommunion zu empfangen oder zu verschieben; ja um volle Freiheit in dieser h, Sache zu gewähren, ward die h. Kommunion nicht durch den Vorsteher — den grünen Donnerstag ausgenommen — ausgespendet, — Zur Aufnahme der h. Beieht, die zweimal im Monat statt fand, wurden geeignete Beichtväter aus der Stadt in die Hauskirehe entboten. — An jedem Sonntage erfolgte durch eine halbe Stunde ein Religionsunterricht für die verschiedenen [Alters- Stufen eingerichtet, nach denen gereiht die Zöglinge zu er- scheinen pflegten. 4* 92 Zur Erhaltung guter Sitten diente eine fortwährende Aufsicht selbst bei Spaziergängen und Spielen; ja’ ein eigener geistlicher Hofmeister wohnte und schlief mit den Lambergischen Stiftlingen in denselben Räumen, ein anderer mit den nordi- schen und ein weltlicher Informator übte die gleiche Aufsicht bei einem Teile der Kostknaben aus. — An jedem Samstage wurde ‘über ‚das Betragen und Verhalten eines jeden Zöglings an den Regenten berichtet. Geringern Fehlern folgten väter- liche Ermahnungen unter vier Augen; grössern oder wieder- holten: Abbruch an Speise, auch Zimmerarrest, öffentlicher Ver- weis — sogar Rutenstreiche — aber niemals ohne ausdrükliche Zustimmung des Vorstehers. Doch fanıl diese Strafe äusserst selten statt, Hatte ihre Wiederholung bei einem Zöglinge nicht die er- wartete Besserung hervorgebracht, wurde er entlassen »um nicht ein Züchtigungs-Haus aus dem nordischen Stifte zu machen.« e. Auf die wissenschaftliche Ausbildung wurde nicht ‘geringere Sorgfalt verwendet. Zum Eintrit ward Kenntnis des Lesens, Schreibens und der Anfangsgründe des Lateinischen erfordert. Alle Zöglinge , soweit sie zu den Studien geeignet waren, besuchten die ‘öffentlichen Schulen in der Stadt. Um ihre Fortschritte zu fördern, das weniger richtig Aufgefasste zum wahren Bewusstsein zu bringen, das Mangelhafte zu er- gänzen, das Zweifelhafte besser zu begründen stellte der Sub- regens durch etwa zwei Stunden täglich mit den 'Hörern der Philosophie über die öffentlichen Vorlesungen Repetitionen an, der Präfekt der Humanisten that dasselbe mit den Humanisten und der Hofmeister mit den Schülern der niedersten Klassen. Die ausgezeichneten Fortschritte der Zög- _ linge in allen Abstufungen des Unterrichts zeugen von der Zwekmässigkeit des eingehaltenen Verfahrens. Die wöchentlichen Berichte über Fortgang kamen wieder alle Samstage an den Regens. Im Stiftshause selbst wurden die Zöglinge in der deutschen Sprache mit grosser Sorgfalt unterrichtet ‚die der höhern Klassen drei Stunden wöchentlich in schriftlichen 53 Aufsäzen geübt, mit; entsprechender Lektüre und Literatur- geschiehte beschäftigt. ‘In den‘ niedern Klassen : wurden alle freien Stunden zum Unterriehte in ‘der Muttersprache verwendet. Um sie im gefälligen Vortrage zu üben, wurden im Jare wenigstens zwei kleine Komödien gegeben ; kurze Anreden aber oftmals von:allen und vor allen gehalten. Im Französischen, das in den.höhren Klassen ‚einer der Geistlichen des Hauses, in den niederen ‚ein weltlicher Sprachmeister aus der Stadt lehrte, erlangten die Zöglinge grosse Gewandtheit und Fertigkeit und es galt — wenigstens beim Tische erster Klasse — die Regel, an drei Tagen der. Woche die Konversation in französischer Sprache, an. drei in lateinischer zu führen. ‚Ueberdiess war für Zeich- nungs- und Musikunterricht treflich ‚gesorgt. ©sndi Dieselbe Sorgfalt herrschte für körperliche Ent- wikelung;: Tanzunterrieht für alle, für die ältern, mehr gekräftigten war der Besuch der Reitschule , wie des Fechtbodens gewährt. An» Bewegung: in freier Luft fehlte es an keinem Tage, an Rekreationstägen ‚fanden weitere Spaziergänge am Vor- und: Nachmittage statt, immer unter Aufsicht der. Hof- meister, — Wie für Sauberkeit und Reinlichkeit gesorgt war, mag man — ‚um anderes zu, übergehen — daraus erkennen, dass die jüngern Zöglinge. wochentlich dreimal von einer eigenen Frau (Kampelfra u) gekämmt und am Kopfe ‚gereinigt wurden. >08, Ja: Hinsicht. .der Kleidung — sagt: die, wahrschein- lieh unter dem ‚ersten Regenten ?)-gedrukte Instruetion — sollen die ‚Zöglinge ‚ »so. viel möglich, alle Jar wenigstens ein neues Kleid‘ erhalten ‚und zwar also, dass sie alle zu wechseln haben, wesswegen ihnen. der Leinenzeug öfters in der Wochen rein 4) Seite 22) Anmerkung 1. gab ich die Gründe an ‚die für die Namensform Gottseer „.. sprechen. _ Seither ward ich auf freundliche, Weise auf eine im,Jare 1687 zu Linz _ gedrukte Brochüre aufmerksam gemacht, welche die philosophischen Säze ent- > hält, "deren öffentliche Vertheidigung‘ »praeside Rever. 'Patre Martino Gottseer, AA. LL. et Philosophiae Doctore ejusdemque Professore ordinario« zwei. Professeu aus dem Stifte Wilhering auf sich genommen. Hiedurch ist jeder Zweifel über die richtige Form des Namens des ersten Regenten beseitigt, 54 soll gegeben werden« ?). — Der Anzug war anfänglich bei allen vermutlich derselbe; in der Folgezeit, vorzüglich seit der Lambergischen Stiftung mag sich eine Verschiedenheit gebildet haben; wenigstens trit diese in der lezten Zeit be- stimmt hervor; so z. B. hatten der ständische und die Lam- bergischen Zöglinge einen französich - blauen Uniform - Rok, Westen und Beinkleider pompadur — oder earmoisin-färbig mit leichten silbern Börteln, Diese Uniform bekamen sie um Weihnachten. Alle zwei Jare erhielten sie auch eine Sommer- weste und Beinkleider von Barcan in pompadur: oder car- moisin Farbe. Der Hut war glatt mit einer silbernen Schlinge; die Uniform - Strümpfe waren weiss, von feiner Baumwolle, sächsische genannt. Alle drei Jare erhielten sie einen tücher- nen Uniform -Mantel von grauer Farbe mit Börteln eingefasst. — Die nordischen hatten eine silberfarbige Uniform, die sie gleich den lambergischen um Weihnachten bekamen. f. Dass zwei Klassen von Tisehen bestanden, ward bereits erwähnt. Beim Tische erster Klasse speisten — dem lambergischen Stiftbriefe gemäss — der Regens und die lam- bergischen Stiftlinge; dann der ständische, seit 5. Mai 1750 auch jene kaiserlichen, welche adelich waren und jene nor- dischen, die gleichfalls dem Adelstande angehörten und jene . Kostknaben, für welche die Summe von 200 fl. järlich ent- richtet wurde; alle andern Stiftlinge sammt den Kostknaben, für welche 120 fl, bezalt wurden, speisten am Tische zweiter Klasse. Doch war für beide die Mahnung geltend: »Der Tisch‘ soll ihnen wie ehrlichen Kindern gebürt, mit guten Gerichten, Suppen und wol gekocht versehen sein, Speis und Trank ohne Klügeln und Magenmauth nach Art des Land vor der- gleichen Kind, und nach Austragung einer jedwederen Stiftung. Diessfalls soll wol gemerkt werden, dass dergleichen Kind all- hier besser gehalten sei, als sie zu Haus bei ihren Eltern 4) Instruetion. S. 16.. 2.4. 55 finden möchten, damit ein jedwederer Ursach habe, mit Freud in die Stiftung aufgenommen zu werden« |). 4. Die nordischen Stiftungen seit der Auflösung des Kollegiums bis zum heutigen Tage. Am oben erwähnten Tage des Jares 1787 wurde das nordische Kollegium aufgelöst, die Stiftungen in Hand- stipendien umgestaltet, und als solche verliehen — gegen den ausgesprochenen Willen der Stifter, welche die Erziehung der Zöglinge in Konvikten und Seminarien gewollt. Diesen Willen heilig achtend wollte Kaiser Franz die ehemals bestandenen Erziehungs - Häuser wieder herstellen, wo das nicht angieng, andere substituiren und dahin alle Stiftungen, bei denen die Stiftbriefe auf die Erziehung in Konvikten und Seminarien be- stimmt lauteten, verwenden. — Da, was Oberösterreich betrift, der Orden, welcher ehemals das nordische Kollegium geleitet, aufgehoben, das Gebäude dieser Stiftungen in Privat- hände übergegangen war, erging im Frühjare 1803 an den dama- ligen Abt von Kremsmünster, Wolfgang Leuthner, von Seite der Regierung der Antrag der Errichtung eines Konviktes. Der Antrag wurde angenommen, die nötigen Bauten geführt, das Konvikt am 1. November 1804 wirklich eröfnet, und ausser den nordischen und vereinigten Seminar- stiftungen einige andere, auf die wir ein anderesmal zurük- kommen, dahin überwiesen, unter welchen Verhältnissen und Modalitäten, Veränderungen und Wandlungen durch die in der Folge eintretenden Finanzmassregeln veranlasst, ist von andern 2) so genau und erschöpfend dargestellt worden, dass wir füglich darauf verweisen dürfen. Nur das wollen wir hier erwähnen, 4) Instruction. S. 17. 4. 5—4. 2) Das k. k. Konvikt zu Kremsmünster und seine Süflüngen von Karl Aug. Rei- chenbach. Linz 1842, Das Wirken der Benediktiner-Abtei Kremsmünster für Wissenschaft, Kunst und Jugendbildung von Th. Hagn. Linz 1848. 56 dass jene vier Stiftungen, die ausdrüklich für die nordischen Länder: Schweden, Dänemark, Norwegen lauteten, immer nordischen Jünglingen zu verleihen und die Interkalar-Beträge wieder zur Vermehrung der Stiftpläze für die nordischen Na- tionen zu verwenden waren (10. April 1804), ja es ward in Hinsicht dieser vier Pläze die Begünstigung ausgesprochen, dass, weil in Kremsmünster eine normale Haupt- schule bestand, Knaben zwischen sieben und acht Jaren angenommen werden konnten, doch sollte jenen, die in der deutschen Sprache den meisten Fortgang gemacht hätten der Vorzug gegeben werden; auch ward zur Bestreitung der Reise- kosten für jeden Zögling ein Betrag von 150 fl, ausgemittelt, der von den Ueberschüssen der nordischen Stiftung zu erheben war (3. Decemb. 1804), Seit 1. Novemb, 1804 waren also die sogenannten nor- dischen und vereinigten Seminar-Stiftlinge — dem Willen der Stifter entsprechend — wieder in einem geistlichen Erziehungshause geborgen und verweilten daselbst vier und vierzig Jare. Gross ist die Anzal derer, die in diesem Zeitraume hier ihre religiöse, sittliche und intelleetuelle Ent- wiklung und wissenschaftliche Bildung erhielten. Gerne bliken diese, wenn gleich in die verschiedenartigsten Kreise und Lebensverhältnisse hingestellt, auch jezt noch auf die hier verlebten Jare zurük und erkennen mit ihren Eltern dankbaren Sinnes an, was ihnen diese Anstalt geworden. Um so grösser war die Teilnahme, um so gerechter der Schmerz als die wilden Meereswogen, welche das Jar 1848 aufgewült hatte, in ihren äussersten Brandungen auch in dieser stillen, fernen Bucht sich fühlhar machten, Es wurden ja bereits die Mängel, die in dem einen oder andern Konvikte geherrscht haben mochten, allen zugeschrieben, leidenschaftlich vergrössert und gierig ausgebeutet; ihre Aufhebung am Reichstage in Anregung gebracht; in manchen Provinzen noch im selben Jare einge- Jeitet, und die Verwendung der Stiftungseinkünfte zu Hand- 57 stipendien wirklich in Vollzug gesezt. — An die ob der en- sische Regierung ergieng daher 28. Juli 1848 die Auflor- derung: einen gutachtlichen Bericht zu erstatten, ob mit Rüksieht auf den jezt unter den Studierenden herrschenden Geist und auf die sonstigen obwaltenden Verhältnisse dem Konvikte zu Kremsmünster forthin die dort genossenen Stiftungen zu ’ belassen seien? Die Landesstelle antwortete 28. August mit edlem Freimute und suchte die sittliche Ueberzeugung,, die sie durch genaue Kenntniss sich eigen gemacht, zur Geltung zu bringen. Sie leugnete nicht, dass die Umwandlung der be- zeichneten Konviktspläze in Handstipendien an und für sich um so weniger einem Anstande unterliege, als das Konvikt in der gegenwärtigen Gestaltung erst 1804 ins Leben gerufen wurde, und die Konviktspläze-Dotationen längere Zeit hindurch schon Handstipendien gewesen wären. Die Beantwortung der Frage aber, ob das Konvikt zu Kremsmünster auf- zulösen, ob ihm die dort genossenen Stiftungen zu belassen seien, hänge von der Prinzipienfrage ab: Ob die Staatsverwal- tung die Jugenderziehung überhaupt aus den Händen der katho- lisehen Geistlichkeit in der Art nehmen wolle, dass selbe mit "Ausnahme der Erteilung des katholischen Religionsunterrichtes von jedem Einflusse auf dieselbe zu entfernen sei oder nicht? Mit ‘der Annahme dieses Grundsazes falle notwendig das Institut und könne weder als öffentliches noch als Privat- Institut fürder gestattet werden. —- Werde aber mit Beseitigung dieses Ausschliessungsgrundsazes dem Prinzipe der Lehr- und Lernfreiheit gehuldigt, und somit der Geistlichkeit gestattet, sich an der Jugenderziehung ferners freiwillig zu beteiligen, so stelle sieh die Auflösung des Konviktes zu Kremsmünster durchaus nicht als notwendig dar. Die wiederholte, eindrin- gendste Untersuchung desselben gewährte die Ueberzeugung, ‚dass diese Anstalt in dem allgemeinen Rufe der Sittenreinheit der Zöglinge stehe. — Zur Unter- ‚stüzung dieser Ansicht legte die Landesstelle gleichzeitig das 58 Gesuch von 14 Familienvätern bei, die um Belassung dieser Anstalt baten und schloss mit dem Antrage, dass aus der Leitung, dem Geiste, und der Tendenz dieser Anstalt die Notwendigkeit ihrer Auflösung nicht fliesse; dass bei deren Bestande auch die von der Staatsverwaltung dotirten Stiftungen ge- nossen werden können, dass wenn eine Ausnahme von der allge- meinen Aufhebung der Konvikte zulässig ist, diese Anstalt durch ihre moralische, geistige und zeitentsprechende Jugendbildung derselben würdig sei (28. Aug. 1848). Schon nach wenigen Tagen erfolgte vom damaligen Unterrichts - Ministerium die Erledigung: dem Stifte Krems- münster bleibt es unbenommen, fernerhin ein Konvikt zu halten, aber von Zuweisung von Stiftungen an dasselbe hat es abzukommen. Die bisherigen Stiftlinge haben Handstipendien von 250 fl. C.M. järlich zu erhalten. Den Eltern dieser Stift- linge stehe es übrigens frei, diese irgend einer Erziehungs- anstalt anzuvertrauen, womit die Besorgnis mehrer Famlien- väter, die um Aufrechthaltung des Konvikts zu Krems- münster angesucht, behoben wäre (6. September 1848). Hiemit war das Konvikt zu Kremsmünster in der Gestalt, wie es 1804 zu Stande kam, aufgehoben. Die nordischen und vereinten Seminar- Stiftungen giengen wieder in Handstipendien über. Wol konnte das Unterrichtsministerium des folgenden Jares das Geschehene nicht ungeschehen machen, doch stellte es für die Umstaltung der Stiftungen in Hand- stipendien solche Grundsäze auf, dass das Eigentum und die Rechte einer jeden Stiftung gewissenhaft gewahrt blieben. Dahin gehört vor Allem, dass von nun an jede Stiftung ab- gesondert verwaltet, verrechnet und die Ueberschüsse zu den eigenen Zweken jeder einzelnen Stiftung verwendet werden mussten. Hiemit hatte die durch traurige Zeitereignisse herbei- geführte Kumulirung der Stiftungspläze em Ende. — Zwek- mässig war die Bemessung der Handstipendien nach Stufen: War die notwendige Bedekung vorhanden, wurde in höheren 59 Studien das järliche Stipendium auf 300 fl, ; in den acht Gymnasial- Klassen auf 200 fl. C.M. festgesezt: die Zeit des Genusses aber genau durch die Bestimmung der Stiftungsurkunden geregelt. — Nur in Hinsicht der vier nordischen Stiftungen im engeren Sinne traten Abänderungen des Ministerial- Erlasses vom 6. September 1848 ein. So wurde dieser, zu Folge einer Anordnung vom 8. Julius 1851, aufgehoben und die von jezt an neu ernannten nordischen Stiftlnge wurden wieder wie vor dem Jare 1848 im Konvikte zu Krems- münster erhalten. Seit 28. Mai 1858 ist auch diess abge- ändert und der Kaiser genehmigte die Bitte des apostolischen Vikars zu Stokholm, dass die järlichen Beträge der vier Stiftungspläze , wie sie nach und nach erledigt würden, auf sechs Jare jenem zur Verfügung gestellt werden sollten. Der Stand der von uns besprochenen Stiftungen ist den Be- stimmungen der Stiftungsurkunden gemäss, gegenwärtig folgender: TEE EEE Name der Stiftun gen | Anzal |Järlicher Ertrag der | eines Plazes. in chronologischer Folge. Pas Lo u. "IA. Vereinigte Seminar-Stiftung 16. | 210-315 B. Nordische: 1. |Joseph’s 1. 2. | 210 2. |Conr. v, Starhemberg'sche 1. 1 210-315 3. |Ständisch-Nordische 1. | 210-315 4. |Hoch- und Deutschmeisterische 1. | 210-315 5. IKarl’s VI. 1. | 210-315 6. JEichstädt'sche * 1. | 210-315 7. |Würzburgische * 1. | 210-315 8. [Churfürstlich-Pfälzische * 2. 135811.76%, 9. [Cardinal Lambergische 7. 1,210 10. |Ehrmannische 1. | 210-315 11. |Christanische 4. | 210 -315 60 Werfen wir noch einen flüchtigen Blık auf die besprochenen zwei Anstalten zurük, so gewahren wir, dass sie von ihrem Entstehen an bis zum heutigen Tage fast gleiche Schiksale hatten. Durch christliche Wolthätigkeit ins Leben gerufen, begannen sie mit ziemlich schwachen Kräften und fristeten anfänglich unter demselben Dache geborgen nur kümmerlich ihr Dasein , freudige Opferwilligkeit gewährte reichliche Unter- stüzung; so schlugen sie tiefer und fester die Wurzeln, ge- langten zu Kraft und Stärke und trugen als edle Frucht- bäume herrliche Früchte, die der Kirche, dem Staate, der Wissenschaft zum Segen gereichten. Aber die Ansiehten wurden andere, eine feindselige Strömmung schlug an ihren festen Standort, die Zeitenstürme haben sie nicht nur entlaubt, son- dern auch tief herab geknikt; nur die Wurzeln behielten, wenn gleich verlezt und geschädigt, noch Leben und Triebkraft. Werden sie, wo sich die Stürme .gelegt, wieder wachsen und gedeihen ? Wieder jene Gestalt gewinnen und jene Früchte spenden, welche die Stifter in ihrer edlen Gesinnung wollten und hoften? Das sind Wünsche in Fragen eingekleidet, die jeder Nachdenkende und Wolgesinnte hegt, der durch die Geschichte und die Erfahrung belehrt, weiss, einerseits wie die durch Frömmigkeit, durch sittlichen Ernst und Charaktertüch- tigkeit hervorragendsten Männer, solchen Anstalten alles ver- dankten, was sie geworden; andererseits wie erregbar, wie leicht verführbar die Jugend ist; wie sehr sie gerade in unsern Tagen des Schuzes, der wolwollenden Aufsicht und der fried- lichen Leitung bedarf um im Gewüle der Menge, bei der von allen Seiten sich darbielenden Verlokung« nicht Steuer und Kompass zu verlieren!« — —II— Contouren zu einer Monographie des »Traunsee’s.. Von Ernst Hrdina. 2 '- Ürodhuleg relit mob ni iaıa ech ode W a uns si Pe a ex ) en gie TREHRNN ee . Bl iz Auioht rb“ F sdant en re iduszuß' din dei el ne 0 a a . ® De A Ben ler ib .h var 006 Kim 13 1i6w BR” 7 anada! ia E29 2 * MsN sif lol ouR Da ka ‚rsnulanrssv ssdrstto‘ nahen Thai sr hau. -i2tog nah. Beglle? zus "DaffaigönszaiW = af Aw AasW Tasnasged iroskiaf N jei 08 dat Idosuktag tdaia" aue. nass , zuge, SB Srisagoghr ar sie) Fe ngeveranl 03. Wenn es wahr ist, »dass die Stimme der Natur ver- nämlich spreche zum empfänglichen Gemüthe des Naturfreundes, « — (und wer hätte noch nie ihrem Flüstern gelauscht) — so ist es gleichwohl nicht minder eine Wahrheit, dass erst in den jüngsten Jahrzehenden in Folge des Bestrebens, die Natur- wissenschaften durch fassliche und allgemein verständliche Be- arbeitung ihrer einzelnen Zweige auch dem Nichtgelehrten zu- “ gänglicher zu machen, ein grösseres Verständniss, ein feinerer Sion, und mehr Lust und Liebe an der Natur und ihren unverwelkliehen Reizen sich auszubilden begannen. Als die unmittelbarste Folge dieses geistigen Fortschrittes tritt die Beobachtung hervor, dass es nach und nach auch im Ver- ständnisse der Natur heller zu werden beginnt, und jeder Zollbreit, welcher dem Reiche der Fabel und des Aberglaubens abgerungen wird, sich lohne durch die vermehrte Anzahl Jener, die, sonst ohne Anregung, wohl gar mit einer Art von umheimlicher Scheu vorübergehend an den lokendsten Ge- heimnissen der Natur, nunmehr mit Sinn und Geschmack sol- chen grossartigeren Scenerien des Naturlebens ihre Aufmerk- samkeit zuwenden, daher, wenn auch nicht die Zahl der Er- klärenden, doch die der Beobachtenden offenbar vermehren, und wenn selbst Dieses nicht, doch den geist- und herz - bildenden Vorträgen gewiegter Männer der Wissenschaften ein williges, ja, ein aufmerksames Ohr zu leihen begannen. — Wenn wir in diesen Voraussetzungen uns nicht getäuscht haben, so ist es bereits ein Gegenstand von allgemeiner Bedeutung, wenn eine, in mannigfacher Beziehung so interessante Gegend, wie »der Traunsee und seine malerischen Umgebungen,« auch in 64 naturwissenschaftlicher Hinsicht einiger Beleuchtung unterzogen wird, was zwar schon mannigfach geschehen, aber meist nur in Detail-Werken, und einzelnen Berichten, theils in Abhand- lungen gelehrter Gesellschaften, theils in Berichten einzelner Mitglieder derselben verstreut ist, und schon darum, so wie des strengen wissenschaftlichen Vortrages wegen als eine Total-Anschauung dem lesenden Publikum noch so gut, wie unzugänglich zu seyn scheint. Wir glauben, einem grössern Theile der gebildeten Leser einen kleinen Dienst zu erweisen, wenn hier in flüchtig skizzirten Umrissen das Wesentlichste dieser interessanten Naturverhältnisse vorgeführt wird. Es giebt nieht leicht Etwas m der Natur, was den meisten Menschen abstossend und Scheu erregend, sowie anziehend zugleich durch den Reiz des Geheimnissvollen erschiene, und ihre Phantasie mehr in grübelnde Thätigkeit versetzte, als eben das mystische Farbendunkel grösserer Wassermassen, deren Tiefe hinreichend ist, um den Grund, mindestens hie und da, dem neugierig forschenden Blicke unkennbar zu machen. Diess ist in hohem Grade bei dem »Traunsee« der Fall, von welchem wir die Behauptung hinstellen dürfen, dass von seiner Fläche von 4282 n. ö. Joch mindestens 3600 Joch einen Einblik bis auf den Seegrund, selbst bei der grössten Klarheit des Wassers, nicht mehr gestatten. — Dieser Umstand, sowie die Seltenheit genauer Messungen, (von denen bis zu den letzten 2 Decen- nien ‘kaum viele vorgenommen, viel wenigere aber bekannt wurden, ‘oder Vertrauen erwarben ), dann die, zuweilen sehr schroff einfallenden Felsenufer, welche auf grosse Tiefen schliessen liessen, stachelten von jeher die ohnehin sehr leb- hafte Phantasie der Gebirgsbewohner zu dem kühnsten Fluge auf, und man begegnet nicht eben selten der Meinung, »dass der »Traunsee« unermesslich tiefe Stellen besitze, ja hie und da geradezu unergründlich sei.« Riesige Wasserungeheuer mit schlangenartigen oder fischartigen Leibern, (im Volksaberglauben »Grundfische« benannt), sollten diese Tiefen bewohnen, und 65 in seltenen Fällen wohl gar einzelne Theile ihrer monströsen Glieder, gleich schwimmenden Tafeln, den erstarrenden Sehiffern gezeigt haben, gar bald wieder (und oft urplötzlich), unter- tauchend zu ihrer Heimath in den unheimlich dunklen Tiefen des romantischen Gebirgssees. So erhielten und vergrösserten sich Sage und Fabel im Munde des Volkes, sogar mancher sogenannten Gebildeten, während die Wissenschaft nur allzu- lange zögerte, auch dieses Dunkel aufzuhellen. — Der »Traun- see« an der nördlichen Gränze des »Salzkammergutes« liegt, (ungeachtet einer geringen Krümmung seines südlichen Dritt- theiles) seiner Längenaxe nach beinahe genau in der Mittags- ebene. — Der »Traunfluss«, welcher sowohl den »Hallstättersee«, als auch den »Traunsee« durchströmt, und auf seinem Laufe ein sehr bedeutendes Gefälle besitzt, strömt bei »Ebensee« in das südlichste Ende des »Traunsees« ein, um denselben an seinem »Nord-Ende« wieder zu verlassen. — Diese Verhältnisse sind es wohl, welche auf eine eigenthümliche Gestaltung des Seegrundes, und auf Umstaltungen des Sees in der Vergangen- heit, wie in der Zukunft, den unbestreitbarsten Einfluss aus- üben müssen. Wie aber die Vergangenheit immer und überall, in der Weltgeschichte wie im Naturleben, der Spiegel der Zukunft ist, so müssen wir auch, um für die Erklärung man- cher Verhältnisse des Traunsee’s den leitenden Faden zu ge- winnen, den früheren Lauf der »Traun« von ihrem Ursprunge bis »Ebensee« mit prüfendem Blike in Betracht ziehen.« — Die Geburtsstätte der »Traun« ist die Vereinigung dreier kleinen Flüsschen unweit »Aussee«, von denen zwei den beiden Seen, dem »Grundelsee«, und dem »Altaussee« entströmen, und die Namen »Grundelseer-Traun« , und »Altausseer-Traun« führen, Die Quellen, welche die »Grundelseer-Traun« in erster Anlage bilden, entspringen hoch an den Klippen des »todten Gebirges« am »Ofenkogel« und »Elmkogel«, wo sie sich bald nach ihrem Austritte vereinigen, und hinabrauschen in ‚den »Kammersee«, aus demselben in den »Toplitzsee« übertreten. Mus. Jar. Ber. XIX. 5 66 und sich erst aus diesem in den »Grundelsee« ergiessen.« Unfern von ihrem Austritte aus demselben strömt auch die »Altausseer-Traun,« dann die, dem »Oedensee« enteilende »Traun« binzu, und erst nach dieser Vereinigung dürfen wir das «Gebieth der Mutterquellen des Traunflusses« als abge- schlossen betrachten. — Nachdem nun die, durch Vereinigung dieser 3 Flüsschen neugeborne »Trauns wild, wie ein übermüthiges Füllen, in hundert und hundert Sätzen die Schlucht zwischen dem »Saar- steine« und »Hochkoppen» durcheilte, ergiesst sie sich, der letzten Richtung nach von Osten heranrauschend, bei »Obertraun « in das südliche Viertheil des »Hallstättersees« , verlässt wieder dessen »Nordende« bei »Steege, um sodann den Markt »Ischl« zu durchströmen, und bei »Ebensee« sich abermals in einen mächtigen See, den »Traunsee«, zu ergiessen, aus welchem sie in Norden austritt, um nunmehr ohne weiteren Aufenthalt ihre, von gar manchen Nebenflüsschen und Bächen geschwellten Fluthen der »Donau« entgegenzuwälzen. Bei der Einmündung in diesen Hauptstrom scheint das klare, grünliche Wasser des Gebirgsflusses noch lange sich gegen eine Vermengung mit den unreinen Wellen der »Donau« zu sträuben, und sich da- gegen erwehren zu wollen, —- Die grosse Klarheit der Wellen des »Traunflusses« dürfte dem Umstande zugeschrieben werden, dass sowohl seine Wässer, als auch die der meisten Nebenbäche, welche demselben auf seinem Laufe zuströmen, durch die Hemmung in den Samm- lungen stehender Gewässer zum Fallenlassen aller mitgeführten mechanischen Beimengungen gezwungen werden, und, meistens nur in hartem Felsbette strömend, ohnehin nicht häufig Ge- legenheit finden dürften, mit allzu vielen Massentheilchen. auf- löslicher Schichten sich anzuschwängern. — Die feinsten Theil- chen dieser Art jedoch, welche in zuflussreichen und vielbe- wegten Seen oft ausserordentlich lange in Schwebung erhalten werden, und die Brechung und Reflexion der Lichtstrahlen in 67 diesen (mehr, weniger mechanisch verunreinigten) Wässern, bringen wahrscheinlich die verschiedene Färbung der grösseren Wasseransammlungen hervor, welche zwar nicht zu allen Zeiten ganz gleich, jedoch manchen Seen »specifisch eigenthümlich« ist. — Die blaugrüne, zuweilen sogar himmelblaue Farbe, welche manche Seen, z. B., der »Wolfgangsee« und »Atter- see,« vorzugsweise zeigen, dürfte wesentlich von einem Vor- herrschen von feinzerriebenen »Mergelschiefern« und »grauen Sandsteinen« in den feinen, in geringeren Quantitäten dieser Seewässer kaum zu bemerkenden Schlamm - Massen bedingt sein, da die zahlreichen Seen Oberösterreich’s, obgleich die Quellengebiethe derselben dem »Alpenkalke« angehören, den- noch verschiedene Formationsreihen desselben, gleichwie mit Fühlfäden und Saugarmen, durch die Verzweigung der sie speisenden Zuflüsse berühren. — Alle Seen, welche »Mergel« und »graue Sandsteine« in ihrem Schlamme nur in sehr geringen Gemengtheilen, oder auch gar nicht enthalten, zeigen in ruhigem Zustande an allen Stellen, welche die Tiefe von 20 bis 30 Fuss übersteigen, eine dunkelgrüne, bis ins Schwarzgrüne hinüberziehende Fär- bung, welche letztere auch unserem »Traunsee« am häufigsten eigen zu sein pflegt. — Nach lange anhaltenden Regengüssen, Stürmen, und während eines länger andauernden Thauwetters, oder überhaupt bei Hochwasser, zeigt der Traunsee die stärkste Trübung. — Im Spätwinter, nach dauernden Windstillen,, *) ist der »Traun- see« am klarsten, und die volle Durchsichtigkeit, welche am Seegrunde (wo derselbe von Wasserpflanzen entblösst ist), noch jedes Steinchen deutlich erkennen lässt, reicht zuweilen selbst noch bis zu 25 Fuss Tiefe. Im Hochsommer oder Herbste *) Unter »Windstillen« dürfen wir noch jene Tage verstehen, an denen bloss die gewöhnlichen, regelmässigen Winde, (nur nicht allzu heftig, oder ununter- brochen), wehen. — 5% 68 hingegen gelingt es selten, in einer grösseren Tiefe, als 10 bis 15 Fuss, noch recht deutlich Etwas unterscheiden zu können. — In »Untiefen« modificirt sich die Farbe des See- wassers nach der des Grundes. — Auch der Winkel‘, welchen das Auge des Beschauers sowohl mit der Seefläche, als auch dem jeweiligen Stande der Sonne maeht, die Bewegtheit des Wassers, (welche an den verschiedenen Theilen der Seefläche wohl niemals einen gleichen Grad von Heftigkeit zeigt), ferner die Spiegelungen von Wolken, Bergen und andern grösseren Gegenständen, so wie tausend andere, mannigfaltige Einflüsse, gestalten den See zu einem farbenwechselnden Chameleon, ‘das schon durch seine ewig wechselnden, verschiedenen Lichteffekte einen immer neuen Reiz für'den sihnigen Beschauer entwickelt. Eine eigenthümliche Erscheinung, welche auf Seen von geringerem Flächeninhalte wohl niemals in dieser Bedeutenheit beobachtet werden dürfte, bieten jene einzelnen, oft gleich- zeitig in ziemlicher Anzahl und mit einem Flächeninhalte von einem bis zu 800 Joch auftretenden Stellen von völlig glatter, spiegelnder Wasserfläche mitten in dem (oft in den nächsten Umgebungen) nicht unbedeutend gekräuselten See. Im Vulgar- Dialeete nennt man solche ruhige Wasserflächen des Sees »Lacken«, und die Redensart; »der See hat Lacken«, wird oft als Unterstützungsgrund für einen prophezeiten Gewittersturm oder für die Vorhersagung eines Regenwetters aufgeführt. Nach vieljährigen Beobachtungen ist es auch nicht selten der Fall, dass das Wetter bald darauf in nasses sich verkehrt, oder ein Gewitter mit Sturm u, dgl. eintritt. Wir wollen versuchen, diese seltsame Erscheinung zu erklären. Zwei Ursachen scheinen diesem nicht so gar seltenen Phänomen zu Grunde zu liegen, welche (vielleicht niemals gleichzeitig vorhanden) die Grundbedingungen zum Entstehen dieser »Lacken« abgeben. Die eine derselben, das »Aufspru- deln unterirdischer Wasserzuflüsse, (mit grosser Kraft selbst aus bedeutenderen Tiefen) bis an die Oberfläche des Wassers be- 69 darf keines ferneren Beweises für ihre Existenz. Dass ‚ein solches kräftig stattfinden könne, sehen wir an mehreren Seen »Oberösterreichs« , welehe, ohne einen nennenswerthen, (oft selbst ohne einen. sichtbaren) Wasserzufluss dennoch nicht un- bedeutende Bächlein oder Flüsschen entsenden. — Wer im »Traunsee« jemals grössere Strecken -»schwimmend« durch- messen hat, wird die oft so bedeutenden Temperaturs - Diffe- renzen ‘durch das blosse Körpergefühl unterschieden haben, da oft in’ einer Längenstrecke von 10 bis 100 Klaftern das See- Wasser um 2 bis 5 Grad R. kälter ist, als das vorher und nachher durchschwommene Wasser. — Wer mit einer gewöhn- lichen Plette den See entlang fährt, und etwa zufällig über Durst klagt, den vertrösten oft die erfahrenen Schiffer, »man möge nicht hier aus dem See schöpfen und trinken, sondern sich noch ein Paar Minuten gedulden, — hier sei das See- wasser nicht recht gut zum Trinken, dort sei es frischer und besser«, — und die eigene, Ueberzeugung wird bestätigen, was.die Schiffer aus langjähriger Empirie sich aneigneten. — Die Art und Weise, wie. dieses »Aufsprudeln von kalten Quellen« auf die Bildung solcher »Lacken« Einfluss nehmen kann, sind wir noch zu erklären schuldig, und glauben sie in dem verschiedenen speeifischen Gewichte und der ungleichen Dichtheit des Wassers von abweichenden Temperaturen, also einem, hiedurch an solehen Stellen bedingten, blos localen Kreislaufe des Wassers zuschreiben zu dürfen. Nach den, mit..der grössten Umsicht und Sorgfalt angestellten, daher volles Vertrauen verdienenden Temperatursmessungen des unermüdeten Forschers, Herrn. »Friedrich Simony«, hat der »Traunsee« am 30. August 1848, in einer Tiefe von 5 Wiener Fuss 14° R,, bei 80 Fuss 7°9°, und an seiner tiefsten Stelle von 604 Fuss nur 3:5, also jenen Grad der Temperatur gezeigt, bei welchem das Wasser die »grösste Dichte« besitzt. Wenn nun (Quellen mit kräftigerem Triebe nach oben an Stellen von nicht allzu grosser Tiefe aufquellen, so reissen sie, 70 selbst von niedriger Temperatur, natürlich auch kaltes Wasser von grösserem spezifischen Gewichte bis zur Wasserfläche mit, oder drücken mindestens solehe Wasserschichten nach oben zur Seefläche, auf welcher sie, (gleicehwie auf einer fremden Flüssigkeit, welche mit etwas mechanischer Beimengung ver- mischt, daher auch von ziemlichem spezifischen Gewichte ist, am Niedersinken für den Moment gehindert), sich bis ausser- halb der Wirkungsgränzen des nach oben treibenden Wassers in kaum merklichem, sehr sanftem Rinnen ausbreiten müssen, um dort, wo keine Gegenkraft ihr Sinken mehr verhindert, ihrem spezifischen Gewichte entsprechend, wieder langsam zum Seegrunde sich zu senken. — Die Oeflnungen dieser Quellen dürften, (wie an Stellen von geringer Tiefe der Augenschein nachweiset), keine sichtbaren sein, sondern mit losem, bei- nahe nur schwebenden Geröll oder Sande bedeckt erscheinen, dureh welchen sich die Wasser durchdrängen, und auf die ruhenden Wasserschichten einen gewaltigen Druck nach Oben ausüben, wo nur die, nach aufwärts treibende Strömung die geringere Temperatur des Wassers, (zuweilen auch ein sehr schwaches »Perlen« desselben), und der Umstand das Vor- handensein solcher (Quellen erkennen lässt, dass in diesen lo- ckeren Boden der Arm oder Fuss des Tauchers, oder eine, in seiner Hand befindliche Stange ziemlich tief und fast wider- standslos einzudringen vermag, der emporgewirbelte Sand oder Schlamm aber sogleich viel höher nach oben geführt zu werden pflegt, als es wohl an anderen Stellen der Fall sein könnte, sein würde. Der Widerstand gegen den Tauchenden ist an solchen Stellen nicht unbedeutend. Diese Ursache der »Lacken- bildung« dürfte dadurch noch mehr an Halt gewinnen , wenn wir noch“ die Bemerkung beifügen, dass dieselbe von Februar bis Ende Oktober, (wo die unterirdischen Kanäle und Reser- voirs mit schmelzenden Schneemassen aus Hochgebirgen und deren Schneethälern, sowie mit durchsiekernden athmosphäri- schen Wässern reichlicher: gespeiset werden ), weit häufiger 1 beobachtet werden kann, als zur Zeit grösserer oder andauern- der Kälte, wo die oberen Wasserschichten ebenfalls zu einer niedrigeren Temperatur und grösseren Dichte abgekühlt sind, Auch werden diese »Lacken« meist nur an Stellen von mässi- geren Tiefen beobachtet, wenn man nicht die, an manchen Orten zu bemerkende Erscheinung, dass manche Stellen an steileinfallenden Ufern durch ‘höhere Felsenklippen gegen ge- wisse Windrichtungen geschützt, daher mehr, weniger ruhig bleiben, wenn gleich benachbarte Stellen des Sees von solchen Windstössen aufgewühlt werden, misskennt, und mit »Lacken« verwechselt, Erst nach und nach, wenn der Wind länger, und mit Heftigkeit andauert, werden durch Störung des allgemeinen Gleichgewichtes in den Wassermassen auch diese geschützteren Buchten, (wie z. B. am westlichen Ufer zwischen dem »Bar- thelkreuz« und »Ebensee«) in Wellenbewegung versetzt. Diese Grundursache, welche vielleicht in den meisten Fällen die allein wirksame bei der Bildung der »Lacken« sein dürfte, bewirkt, von einem erhöhteren Punkte aus gesehen, denselben Anblick der Seefläche, als ein anderes, nicht so gar selten vorkommendes, ganz eigenthümliches Verhältniss der un- teren Luftmassen, das allen Jenen, welche in unsern vielver- zweigten Thälern, und über die, sie trennenden Bergrücken häufigere Wanderungen vorgenommen haben, sicherlich schon mehrmals vorgekommen, und nicht so leicht ihrer Beachtung entgangen sein wird. Die mancherlei durcheinander gewirrten Thäler, welche (vom westlichen Ufer ausgehend), ihre Rich- tungen verschieden, (zum Theile von Osten gegen Westen), nehmen, sind in ihren Einschnitten von grüsserer oder gerin- gerer Breite und Tiefe durch das, sie hoch überragende, gleichfalls von Osten gegen Westen ziehende »Höllengebirge« und »Hochleckengebirge« gegen den direkten Eintritt des Süd- und Südwest-Windes geschützt. Einen ähnlichen Schutz gegen den unmittelbaren Anprall des, (zuerst nur in den höheren Luftregionen ziehenden, erst nach und nach in die Tiefen 72 sinkenden), wärmeren Luftstromes aus. Süden geniesst der. ganze »Traunsee« durch seine, vom südlichen Theile des Sees umspühlten, in die Wolken sich streckenden Felsen, welche amphiteatralisch. den See umgürten , und. den, von »Gmunden« aus nach Süden ‚blieckenden Beschauer durch ihre malerischen Formen voll Romantik und starrer Wildheit zu fesseln ver- mögen. Besteht nun dieser wärmere Südstrom aus einer an- dauernden »Luftströmung von geringerer Geschwindigkeit und grosser Ausdehnung« , wie dieser. im Winter einem allgemeinen Thauwetter oft tagelang vorhergeht, so tritt ‘der, (im: Flaeh- lande vielleicht viel seltener vorkommende) Fall ein, dass die wärmeren Luftmassen bei ihrem: »Tiefersinken« ihrer früheren Geschwindigkeit mehr oder weniger beraubt, sich oft nur sehr langsam, ja sogar. in »zertheilten. Massen von verschiedenem kubischen Inhalte« in die Thäler und Bergkessel einsenken, Wir haben uns in »Wintermonaten« ‚mehrfach zu überzeugen Gelegenheit gefunden, dass die Thalsohlen und die nördlichen zwei Drittheile des. Traunsees mit einer mauerdiehten Decke von tiefliegendem Nebel überwölbt waren, und die Thalbewohner ihre ‚Finger gar gerne in Pelzwerk bargen, während man, nur um-800 bis 1200 Fuss sich erhebend, unter dem klarsten Himmel Leute mit ausgezogenen Wämsern mit Holzarbeit im Freien sich ‚beschäftigen sah, und selbst durch das blosse kör- perliche Gefühl unterschied, man habe auf der kurzen Berg- - wanderung ‚eine » Temperaturs-Differenz der Luft« von 6 bis 15 Graden R. durchgemacht. Die, m die. Tiefen hinabgesunkenen »wärmeren Luft- 'säulen«, (welche allerdings vermöge ihres geringeren spezifischen Gewichtes nicht hätten. zur Tiefe des Seespiegels gelangen können, wenn nicht dortselbst entweder durch Strömungen der kälteren Luftmassen eine Luftverdünnung vorher entstanden wäre, oder aber von Süden nachdrückende Luftmassen durch Kraftäusserung dieselben zur Tiefe gedrängt hätten, (vermischen sieh dort nicht augenblicklich mit den kälteren Luftmassen, 73 und. es entstehen Momente, (‚welche sich oft bis zu 12 Stunden ausdehnen ), in denen der Wanderer unabweisbar die grossen »Temperaturs-Differenzen« der, ihn auf seinem Wege nach und nach umgebenden Luftmassen wahrnimmt. »Luftsäulen« , deren Basis von 300 (Quadratklaftern bis zu mehreren hundert Joch beträgt, stehen oft eine Zeit lang beinahe unbewegt zwischen kälteren Luftmengen,, welche das gestörte Gleichgewicht (nach aufgehobenem Drucke von oben‘) sogleich herzustellen trachten, jedoch erst allmählig mit dem Nachlassen dieser drückenden Spannung ‘ihre Kräfte entfesseln, und eine Vermischung be- wirken können. Solche, aus den höheren Luftregionen in die Tiefe herabgedrückte, an Spannkraft wahrscheinlich von den tieferen Luftsehichten sehr verschiedene , vereinzelnte Luftmassen dürften gar manchmal den «Lacken« zu Grunde liegen, und es würde in den. meisten Fällen nicht unmöglich sein, das Vorhandensein der einen oder der andern Entstehungs-Ursache an Ort und Stelle zu eruiren, oft schon bei dem Anblicke aus einiger Entfernung ‘durch folgerichtige Schlüsse zu beurtheilen. Jedenfalls zeigt die Beobachtung, dass Winde, welche die Seefläche 'leichthin kräuseln, auf Stellen, wo unterirdische Wässer in den See treten, ‘noch keine Wellehen bewirken können, und solche noch längere Zeit spiegelgiatt bleiben; auch mögen diese Quellen nicht zu allen Zeiten eintreten, oder gleiche Stärke zeigen. — Der »Trauusee« liegt: in der: Ausmündung jener (Quer- thäler, welche die »nördliche Kalkalpenkette« durchschneiden, gegen das »Molasseland» hin. Sein: Spiegel erhebt sich 1288 Wienerfuss über die Meeresfläche. Seine Länge beträgt 6550, seine (grösste) Breite 1640 Wienerklafter, sein Flächeninhalt bei mittlerem Wasserstande 4282 n. ö. Joch. Nieht uninteressant ist das Ergebniss des annäherungs- weisen Caleüls über die Vermehrung der Wassermasse des »Traunsees zur Zeit eines Hochwassers«, wie diess alljährlich ein ‚bis zweimal einzutreten pflegt, und, wo die Erhebung des 74 Seespiegels über sein gewöhnliches Niveau sich im Durch- schnitte auf 6 Fuss beläuft. Bei dieser Niveau - Erhöhung dürfen wir ohne der geringsten Uebertreibung die Fläche des »Traunsees« zu 5000 n. ö. Joch annehmen, und vernach- lässigen noch den Umstand, dass das Wasser den über- schwemmten Boden erst noch in ziemlicher Menge durchdrin- gen muss, ehe es über demselben stehen bleibt. Nach diesen, jedem Uebermasse ferne liegenden Annahmen beträgt die Ver- mehrung des Wasserquantums, ohne Rücksichtnahme auf Zu- und Abfluss eine Wassermenge von 1728 Millionen Kubikfuss, oder von 964 Millionen 285715 Eimern. Das Verhältniss der »grössten Tiefe« des »Traunsees« mit 604 Wienerfuss zu seiner »grössten Breite« beträgt 1 zu 15°9, das seiner »grössten Tiefe« zur »mittleren Breite« 1 zu 104. Seine »grösste Tiefe « ist nahezu 1/; von jener Höhe, mit ‘welcher der »Traunstein«, der riesige Wächter des Salzkammergutes, über die Fluthen des seinen Fuss umspühlenden »Traunsees« emporragt. Die Seetiefen stehen, (nach Herrn Simony’s Erfahrungen, welche dieser emsige Naturforscher aus der Untersuchung zahlreicher Seen gewonnen), in einem ziemlich constanten Verhältnisse mit dem »mittleren Neigungswinkel der Seeufer«, und zwar so allgemein, dass man aus der genauen Kenntniss »dieses Winkels«e und der »mittleren Breite« eines Sees mit grosser Wahrscheinlichkeit auch »ohne unmittelbare Messung« auf dessen »grösste Tiefe« einen Schluss ziehen könnte. Auch am »Traunsee« bestätigt sich ın vieler Hinsicht die Richtigkeit dieser, aus zahlreichen Beobachtungen abgeleiteten Folgerung bis ins Detail. — Die Seitenwandungen des Beckens vom Traunsee sind allerdings an den verschiedenen Uferstellen sehr verschieden, erweisen sich aber in ihren Neigungswinkeln unter dem Wasserspiegel als »direkte Fortsetzung des Einfallens der Ufer«; nur in der Tiefe verliert sich die »Ungleichheit der Neigungswinkele mehr, und eine regelmässig geebnete Fläche des Seegrundes (von nicht unbedeutender Ausdehnung) ab- 75 sorbirt endlich alle Einfallswinkel der Ufer. Bei felsigen Ge- staden ist natürlich die Unregelmässigkeit in dem »Abfallen der Seitenwandungen« am bedeutendsten, wie die »südliche Hälfte des Traunsees« uns erweiset, Steil abschiessende , nicht selten senkrechte, (selbst überhängende) Wände und wahrhaft schauer- liche Abstürze sind in dieser Seehälfte unter dem Wasser- spiegel anzutreffen. Am »Sonnsteine« ( westliches Ufer), sowie zwischen der »Karbachmühle« und »Lainaustiege«e — (am rechten, östlichen Ufer), — sind Punkte, wo die Sonde ziemlich nahe den Uferwänden schon die »Ebene der grössten Seetiefe« antrifft. Etwas oberhalb der Lainaustiege zeigt die Sonde in der geringen Entfernung von 9, Klaftern vom Ufer bereits eine Tiefe von 592 Fuss. Am Seegrunde, an dem Fusse solcher schroff in den See einstürzenden Felsgehänge zeigt sich allüberall eine kleine »Böschung« , ( wahrscheinlich abgelöster Schutt.) -—- Die »Ebnung des Seegrundes in der grössten Tiefe« ist zwischen »Traunkirchen, und der Lainaustiege« so voll- ständig, dass auf einer Strecke von 3600 Fuss Länge und 2400 Fuss Breite die Sonde keine grösseren Differenzen, als von 2 bis 3 Fuss nachzuweisen vermag, Längeunterschiede, welche eben so gut. von »ungleicher Spannung der Sonden- schnur« herrühren können. Bedeutendere »Erhöhungen des Seegrundes und Untiefen«, welche der »Beckengestalt des Sees« störend Eintrag thun, zeigen sich am westlichen (linken) Ufer zwischen »Ort und Mitterndorf« , ja noch weiter südlich; die »Ebene der grössten Tiefe« aber befindet sich in dem, dem Felsgebirge zugekehrten Theile des Sees, von wo der »Seeboden. gegen den » weiteren Verlauf seines Hauptthales«, das »gegen Norden« sich öffnet, sanft ansteigt. Diese Erscheinung dürfte wohl mit den mäch- tigen «Tertiär-Ablagerungen« des grossen »Donaustromthales« in Verbindung zu bringen sein, welche, an Masse immer mehr 76 abnehmend, einwärts bis über die Mündungen der Alpenthäler sich fortziehen, und sich dabei immer mehr verflächen, An der Mündung des grössten Seezuflusses, der Traun, findet eine ununterbrochene Schuttablagerung von Bedeutung statt, und eine merkwürdige »Uebereinstimmung des Neigungs- winkels dieser Alluvial- Gebilde mit dem Neigungswinkel der Gehänge von älteren Alluvial- und Diluvialmassen« . unmittelbar an oder oberhalb der Einmündung des Flusses. Hier zeigen die »vorrückenden Schuttkegel« *) einen Neigungswinkel von 30 bis 35.Graden. Weiter see - einwärts wird derselbe immer kleiner, und geht endlich langsam in die »Horizontalebene der grössten Tiefe« über. Die »Alluvial- und Diluvial- Gebilde der, gegen den See auslaufenden Thalflächen« verhalten sich in ganz ähnlicher Weise. Wenn sie gleich zuweilen als »Untiefen« auf eine grössere Strecke vom Ufer fortlaufend, sich unter dem Wasserspiegel noch fortsetzen, so. fallen sie, meist plötzlich unter einem Winkel von 20 bis 25 Graden ab, welcher erst gegen den Boden zu sich wieder mehr und mehr verflächt, - Es kann keinem Zweifel unterliegen, dass alle »Zuflüsse in stehende Wasserbecken« durch das mechanisch mitgeführte Mäteriale von Sand, Schlamm und Schutt, welches sie unun- terbrochen in die Seen ablagern, den Flächenraum derselben immer mehr verringern, ja, sie endlich ausfüllen müssen, Der Zeitraum , in welchem diese Art von constanter Umbildung der Erdoberfläche vor sich gehen dürfte, ist natürlich abhängig von »dem veränderlichen Quantum der einmündenden Wasser- massen«, ihrem »Gefälle«, wie der »Zerstörbarkeit ihrer Unter- lage und der Seitenwandungen ihres Wasserbettes«, endlich von dem »Verhältnisse des Wasserzuflusses zur Grösse und. Tiefe der Seen«, wir halten jedoch dafür, »dass die Zeit der voll- ständigen Ausfüllung des Traunsees eine geringere Anzahl von *) Auch bei den „Schutt-Delto’s der kleineren Seezuflüsse‘“ lässt sich dieser Winkel noch beobachten. 77 Jahrhunderten in sich fassen werde, als man auf einen ersten, oberflächlichen Blick glauben sollte,« Es dürften kaum mehr, als dritthalb Jahrtausende darüber hingezogen sein, seit der »Traunsee« noch einen, vielleicht um mehrere Klafter höher liegenden Spiegel, und wohl die doppelte Länge von seiner Jetzigen besessen haben mag. Hierauf deutet, nebst manchen anderen Anzeichen, das »Vorschieben der Trauneinmündung«, welche vor jener Zeitperiode vielleicht um 5000 bis 6000 Fuss südwärts von ihrem jetzigen Standpunkte lag; zugleich mit diesem »Vorrücken« und mit dem »Sinken des Seespiegels« (welcher mit der »Traun - Ausmündung« bei »Gmunden« be- reits den tiefsten Punkt erreicht hat), dürfte die Breite des »Traunflussbettes« sich constant vermindert haben. Der Boden, auf welchem jetzt »Ebensee« erbaut ist, kann offenbar nur »einstiger Seeboden« und »Bildung der vorrückenden Traun- mündung« sein, ehe der Traunsee nach Durchnagung eines tieferliegenden Flussbettes für den Traun - Ausfluss an seinem nördlichen Ende bis zu seiner gegenwärtigen Meereshöhe von 1288 Fuss seinen Spiegel gesenkt hatte. Die »Vorschiebung des Traun-Delta« war auch in dem letzten Jahrhunderte nicht so ganz unmerklich, muss jedoch in den früheren Zeitperioden ein »viel rascheres Vorschreiten« gewesen sein, da die Schutt- bildungen damals nur einen Seetheil von geringerer Tiefe aus- zufüllen haben konnten. Der Umstand, dass die »Ebene der ‘grössten Seetiefe« gerade in der (jetzigen) südlichen Hälfte des Traunsees, (also gegen Ebensee zu), sich befindet, wird für jetzt »dieses Vorrücken« in etwas verzögern; dasselbe muss jedoch, einmal bis gegen »Traunkirchen« angelangt, bei der Verkleinerung des »Verhältnisses der zuströmenden zu den ruhenden Wassermassen«, in rascher Beschleunigung die »Ausfüllung des constant verengten Seebeckens« zu Ende bringen. Rechnen wir hiezu noch die »staunenerregenden Wirkungen der Hochwässer«, von denen beinahe jedes gewal- tige »Schuttkegel« bildet, so möchte man sich fast der Be- 78 fürchtung hingeben, dass die »vollkommene Ausfüllung. ‘des Traunseebeckens« kaum mehr Zeit, als etwa 20 Jahrhunderte in Anspruch nehmen werde, wovon vielleicht 15 bis 16 auf die Ausfüllung der »südlichen Seehälfte« gerechnet werden dürften. | Der Prozess der »Flussablagerungen« geht im Allgemeinen in der Art vor sich, dass die schwersten, also gröbsten Ge- schiebe zuerst niederfallend, »ziemlich stark geneigte Alluvial- Schiehten« bilden, während der feinere Sand erst »am Fusse des sich immer mehr verflächenden Schuttkegels« niedersinkt, und minder geneigte Straten gibt. Am längsten erhält die Strömung des »Traunflusses«, welche auf 1200 bis 2000 Fuss weit im See noch merkbar bleibt, den feinsten Schlamm in der Schwebe ; oft wird dieser durch, vom Südwinde heftig ge- peitschte Wellen über den grössten Theil des Sees verbreitet, was besonders bei »Hochwässern« vorzukommen pflegt. Man sieht wohl auf den ersten Blick, dass diese »feinzertheilten Massen den Gegendruck der zu durchsinkenden Wasserschichten « viel langsamer überwinden werden, daher erst gegen die Mitte des Sees, und nach längerer Zeit (horizontale Stratification oder doch sehr wenig geneigte Schichtungen bildend ), zum Niederschlag gelangen. Es kann sonach kein Zweifel mehr bestehen, dass die »grösste Tiefe des Sees« auf diesem Wege geebnet und erhöhet wird, und in früheren Zeitperioden viel- leicht 800 Fuss betragen haben müsse. Diese Verringerung der »grössten Seetiefe« wirkt gleiehmässig auch auf die »Ver- kürzung der Zeitperiode bis zur gänzlichen Ausfüllung' des Seebeckens« durch Einschotterung von den Seezuflüssen, Der Einfluss der, in den ' See einströmenden : Traun ist auch für die »Temperaturverhältnisse des Sees« von unbestreit- barer Bedeutung. Das Quantum und, die Temperatur dieses mächtigen Zuflusses sind hiebei massgebend. — Nach Herrn Professor Simony’s Forschungen erreicht der »intensive Ein- fluss der direkten Sonnenwärme« in Seen seine tiefste Gränze 79 schon bei 60 Fuss unter dem Wasserspiegel, und dürfte. bei 300 Fuss Tiefe schon fast gänzlieh aufhören. Das, in den »Traunsee« einströmende Flusswasser scheint jedoch durch den Umstand, dass dessen »spezifische Schwere« durch seine me- chanischen Beimengungen vermehrt wird, (und das eben dess- halb bis zu bedeutenden Tiefen mit dem Wasser des Sees sich mengt), selbst noch in Tiefen, wo das »Sonnenlicht« keinen erwärmenden Einfluss mehr geltend machen kann, eine, wenn gleich geringe Temperaturs-Erhöhung zu bewirken. Gerade im Frühlinge, also eben zur Zeit des massenhaftesten Zuflusses, geht auch die Erwärmung von der Oberfläche nach der Tiefe rasch vor sich. In der grössten Tiefe, wo die untersten Wasserschichten den »Seegrund« berühren, macht sich jedoch der »Einfluss der Erdwärme« kennbar, indem »diese untersten Schichten, ungeachtet der geringen » Wärmeleitungsfähigkeit« des Wassers, eine, um 0.1 bis 0.3 Grad R. höhere Temperatur zeigen, als die zunächst über ihnen schwebenden. Der »Traunsee« friert nur sehr selten, und höchstens »im Spätwinter« ‚zu. Die beiden letzten Ereignisse dieser Art, wo die so bedeutende Wasserfläche mit einer »geschlossenen Eis- decke« sich überzog, waren am 26. Jänner. 1724, dann am 2. Februar 1830. Die Bedingung des »Zufrierens« scheint bei Seen zum grösseren Theile von dem Verhältnisse der, Dicke der, über 4 Grad R. warmen Wasserschichte zur ganzen Fläche des Wasserspiegels, und vom Verhältnisse der ganzen Wassermasse zur Oberfläche abhängig zu sein. Auch zu der Seltenheit des Zufrierens des Traunsees trägt das Einströmen des Traunflusses auf indirektem Wege bei, indem im Traunsee nach den bereits erwähnten »Temperaturmessungen« die Wasserschichten mit einer niedrigeren Temperatur, als 4 Grade R., erst von 200 Fuss Tiefe abwärts zu finden sind, während sie z. B. bei dem benachbarten, eine grössere Wasserfläche besitzenden Attersee, (welcher keinen so bedeutenden Wasserzufluss hat,) sehon von 80 125 Fuss abwärts vorkommen. Ueberdiess hat der letztere an dem grösseren Theile seines Umfanges ziemlich »flach ein- fallende Ufer«, und oft »länger andauernde Windstillen«, als der Traunsee ; daher auch kömmt es, dass im Attersee im Spätwinter es oft nur einer 1 bis 2tägigen Windstille bedarf, um den See vollständig zu schliessen, während die summarische Einwirkung der Kälte von allen Wintertagen nur selten hin- reicht, die obere, mindestens 200 Fuss mächtige Wasser- schichte des Traunsees, welche über + 4 Grad R. meist noch mit Ende Dezember zeigt, bis auf O0 Grad abzukühlen, da der so häufige, starke Wellenschlag, ( welcher die obersten Wasser- schichten, wenn sie durch eine andauernde Kälte bei Wind- stillen zuweilen schon unter 3 Grad abgekühlt sein mögen, immer wieder mit den unteren, wärmeren Wasserschichten mischet, auch das sich bildende Landeis durch öfteres Zer- trümmern desselben zum »festen Ansatze« nur schwer gelangen lässt), auch das Seine beitragen dürfte, um die Fesseln und Banden des starren Winters vom Traunsee meist ferne zu halten. Nach vollständig geschlossener Eisdecke zeigen die meisten Seen schon 3 bis 6 Fuss unter derselben eine Temperatur von + 3°5 Grad R., und es findet sodann keine weitere Abkühlung des bedeckten Wassers mehr statt, was die äusserst geringe »Wärmeleitungsfähigkeit« des Wassers, wie auch den, aus dieser Eigenschaft entspringenden analogen Umstand der schwie- rigen »Wärmeverbreitung nach unten« durch das »direkte Sonnenlicht« neuerdings erklärlich macht. Auch unter dem Spiegel des Traunsees dürfte sich wieder- holt das Gesetz bethätigen, »dass Licht, Luft und Wärme mit den Wassermassen in direkter Berührung und Einwirkung bleiben müsse, wenn das organische Leben des Thier- und Pflanzen- reiches sich noch in Mannigfaltigkeit und Reichthum entwickeln soll.«e Die Zahl der Arten und Individuen nimmt nach abwärts in rascher Progression ab. Das vegetabilische Wasserleben ist u hauptsächlich nur durch: Potamogetoneen und Characeen vertreten, mit Ausnahme jener wenigen Gewächse, welche entweder an Stellen, die. zeitweilig vom See bespühlt sind, gedeihen, oder ihre Blüthen und Früchte über den Wasserspiegel in die Luft erheben, wie Nymphaea alba, callitriehe vernalis, Utricularia (vulgaris und media), Iris Pseudoacorus, Trapa natans , Phel- landrium aqualicum, Gicuta virosa, Alisma Plantage, Polygonum amphibium, Butomus umbellatus, Nuphur luteum, Ranunculus (aquatilis und flammula), Lemna (gibba und polirrhiza), Seir- pus (lacustris und glaucus ), Aeorus calamus , Sparganium simplex, Thypha -( latifolia und minor ), Arundo Phragnites, u. m. a. — ‘ Unter 24 Fuss Tiefe findet sich keine wurzelnde Pflanze mehr, — Algen scheinen bloss den obersten Wasserschiehten noch eigen zu.sein. Die »grössten Tiefen des Sees« können also wohl kein anderes Bild mehr darstellen, als eine »endlose Wasser- wüste«, in welcher nur hie und da ein langsam niedersinkendes Holzstück, oder der zerfasernde Leiehnam eines Menschen oder Thieres dem »kühnen Taucher« aufstossen würde. *) Die beiden Abtheilungen der »Mollusken, Schnecken und Muscheln «, (ohnehin ..nur -in -sehr ‚geringer Anzahl der Species vertreten),. werden. fast ausschliesslich nur in »Untiefen« ge- - *) Es ist eine merkwürdige Eigenthümlichkeit dieses und mancher anderen, sehr tiefen „Seen, dass ein Leichnam, der einmal in jene’Tiefen gesunken ist, wo „Wellen- schlag und Strömungen“ keinen merklichen Einfluss mehr ausüben, nie mehr an die Oberfläche ausgeworfen wird, (wie diess im Gegentheile bei seichteren Land- seen beinahe immer zu | geschehen pflegf,) bei denen der „Wellenschlag“ fast bei jedem heftigeren Winde das „Gleichgewicht der Wassermassen“ bis auf den. Grund stört.) Wenn nämlich ein Leichnam bis zur Tiefe von nur etwa 50 Fuss einge- suhken. ist, gelangt er: in”,‚Temperätur-Verhältiisse“,; wo bei dem Mangel des ge- nügenden Zutrittes von athmosphärischer Luft der. „Faulungsprozess“ nicht mehr vor sich gehen kann. In Schichten von immer geringerer Wärme und grösserer Dichte sieh senkend; wird durch verstärktes Auspressen von Luft und Gasen das spezifische Gewicht des Gadavers immer grösser, was ein permanentes Sinken zur Folge haben muss. Dieses Sinken aber dürfte (bei dem immer anwachsenden Gegendrucke der unteren Wassersehichten) kein perpendiculäres sein, wodurch sich auch die Thatsache erkläret, dass die anhaltendsten und eifrigsten Nachfor- schungen um die „Leichname Ertrunkener“ so häufig erfolglos bleiben, wenn die- selben nicht ‘gleich nach ihrem Tode aufgefunden wurden. Mus. Jahr. Ber. XIX. 6 82 funden. »Feinsandiger und schlammiger Grund«, dem »direkten Sonnenlichte« möglichst ausgesetzt, und eine »leichte Wellen- bewegung des Wassers« scheinen die Bedingungen ihres Vor- kommens zu sein, Der Traunsee ist sehr fischreich, nur ist die »Anzahl der Geschlechter und Arten« keine bedeutende, und dürfte 35 bis 40 kaum übersteigen. Eine Eigenthümliehkeit der athmosphärischen Verhältnisse, (zum grösseren Theile vielleicht abhängig von der Lage des Thales von »Ischl nach Ebensee« gegen die Weltgegenden), ist die Erscheinung, dass, nach vieljährigen übereinstimmenden Erfahrungen der regelmässige, an die Stunde beinahe sieh bin- dende »Wechsel der Luftströme aus Süden und Norden« mit dem Bestande einer dauernd schönen Witterung verknüpft ist, und zwar mit einer so empfindlichen Genauigkeit, dass auch die geringste Störung dieser, einer »Ebbe und Fluth« ähnlichen Windverhältnisse auf ein baldiges »Umschlagen des Wetters« mit der grössten Wahrscheinlichkeit schliessen lässt. Etwa um 8 bis 9 Uhr Vormittags, (im Sommer zuweilen noch früher), tritt bei andauernd schöner Witterung der »Nordwind« ebenso um 7 bis 8 Uhr Abends die »Luftströmung aus Süden« auf, welchem Wechsel eine kürzere oder längere Windstille vorher- zugehen pflegt. Diese grosse Regelmässigkeit mag theilweise ihren Grund in der »Erwärmung der Luftschichten« des oben gedachten Thales (durch die, stets in der südlichen Halbkugel des Firmamentes stehende Sonne von Sonnenaufgang bis zu ihrem Untergange) haben, wenn gleich diess wohl »kaum die einzige Ursache« dieser, an Regelmässigkeit den »Passatwinden« nicht nachstehenden Luftströmungen sein dürfte, welche durch Ziehen der-mit Segeln versehenen Seeschiffe dem Menschengeschlechte sieh mehrfach dienstbar erweisen. Die Windrichtungen aus »Südwest, West und Nordwest«, wenn sie einige Standhafligkeit zeigen, sind gewöhnlich die Vorboten von »nassem Wetter«, im Winter von »Thauwetter«, 83 wenn die Kälte nicht gross ist, und keine Zunahme verspricht, oder von »Sehnee:, wenn die genannten Winde bei ziemlicher Kälte eintreten. »Dauernder Nordwind« wird im Winter ge- wöhnlich von dichten, anhaltenden Nebeln begleitet, durch welche hindurch man zuweilen bemerken kann, dass in »Eben- see«, (oft schon in »Traunkirchen«), der klarste Sonnenschein seine Strahlen spendet. Diese Erscheinung hängt gewöhnlich damit zusammen, dass in den höheren Luftschichten bereits die Südströmungen vorherrschen, welche, die Aufsaugung der Nebel begünstigend, nach Verlauf von 12 bis 72 Stunden sich auch in den »Thaltiefen« zu zeigen pflegen. »Nordost- und Ostwinde» sind bei einigem Anhalten meist die »Vorbothen von grosser Kälte« im Winter, von »andauerndem schönen Wetter« im Sommer. »Südostwinde« dürften in »Gmunden« kaum je- mals vorkommen, da die Gruppirung von bedeutenden Fels- Kolossen in Südost, (mit zahlreichen von »Öst nach West« ziehenden, tiefen »(Juerthälern«) ihnen wehret. Die Gränzen, welche diesen Zeilen gesteckt werden sollen, müssten weit überschritten werden, wollten wir, nach den verschiedenen Abtheilungen der »Naturforschung« sistematisch vorgehend, den Gegenstand erschöpfend behandeln, und gar Manches würde noch mit der »Fackel der Wissenschaft« zu beleuchten ‚sein, ein Beginnen, das der Ueberschrift dieser Zeilen nicht mehr entsprechen würde. Gleichwohl hoffen wir, si Dii faveant, auf die mancherlei »Naturverhältnisse«, welche nicht berührt werden konnten, vielleicht seinerzeit zurück- kommen zu können. 6* Ba u Ra A rt e = D: Die geognostische Abtheilung des Museums und Aufstellung der betreffenden vaterländischen Sammlungen. Von Karl Ehrlich. er I Ba RE RR 2 £ FT N Sem RE BE R. Di . gi 2 9» a“ . u Sl NG Fix u lg wu a ERBE ES a en, f Palin - u e st x RN N a en 0° oe ” N Eee EDS Dear Ar et. . EN a ä ” FÜR Sag EN a Kaseg ine on. Aida. Aid. io = % REN GAR vr EM lea ma an ar Pe on a wer ee dauer "Sb tadins wanlaraslı nah sed ger asL uw. Nlstaoghähl asadal Giger Mara in a Dein zuugati ac I 5 Br : ig g! en ai; a RE Anal R ‚alezu ash En ” Dass vaterländische Museum, welchem die schöne Aufgabe geworden , die wissenschaftlichen Interessen des Landes zu pflegen und zu fördern, erzielte in jüngster Zeit dureh die Gründung einer eigenen geognostischen Ahtbeilung eine be- deutende Vermehrung sowohl seiner Räumlichkeiten als auch der Sammlungen. Was hätte auch der Anstalt näher liegen können als die Erforschung und Darstellung des Bodens, dessen Beschaffenheit so entschiedenen Einfluss auf den Culturzustand der Bevölke- rung übt, — dessen Produkte des Landes Reichthum ausmachen . — dessen herrliche Landschaften das Ziel so vieler Reisenden geworden! Die Aufstellung der geognostisch-paläontologischen Samm- lung nimmt die ebenerdigen Lokalitäten des ständischen Museal- Gebäudes ein, welche zu diesem Zwecke durch die Grossmuth des oberösterreichisch - vereinigten Landes-Collegiums überlassen und hergestellt wurden , so wie nehst der Sammlung, selbst die zur Unterbringung nöthigen Schränke nur durch die seit Jahren für die Pflege der Geognosie des Landes bestimmte Dotation von jährlichen 500 fl. CM. zu Stande gebracht werden konnte, Die aufgestellte Sammlung repräsentirt das oberösterrei- chisch-salzburgische Alpengebiet, welch’ letzterer Antheil, wenn auch in politischer Eintheilung zu einem anderen Kronlande ge- hörig, doch in geologischer Beziehung, für die solche Grenzen nicht bestehen, einbezogen werden musste, indem Salzburgs 88 Gebirge für die betreffende Sammlung einen unerlässlichen Theil zur Gesammtdarstellurig der älteren bis zu den jüngeren Forma- tionen bilden. Die Anordnung wurde sowohl nach dem geologischen Systeme, als auch nach den Gebirgszügen und Lokalitäten be- werkstelligt, so wie sich damit zugleich die Bildungsgeschichte der Erde in fortschreitender Entwicklung nachweiset, und zwar in folgender Ordnung, I. Urzeit. Diese befindet sich zum grossen Theile durch den Central- stock der Alpen mit den in selben vorzugsweise entwickelten Gneise, gegen welchen das Vorkommen des Granites nur unter- geordnet erscheint, vertreten, dann in den krystallinischen Schiefer- Gebilden, die als Produkte einer vielleicht früheren sedimentären Entstehung später erst durch feurige Einwirknng in ihren kry- stallinischen Zustand übergeführt worden sein können, in zahl- reichen Exemplaren von Glimmer- , Chlorit-, Talk-, Thonschiefer und Urkalk sammt den in diesen Gebirgen eingeschlossenen Mineralien, wie Gold, Antimonsilber, Blende, Bleiglanz, Kupfer-, Schwefel- und Arsenikkies, Rutil, Beryli, Smaragd u. a. aus verschiedenen Lokalitäten des Pinzgau’s, Lungau’s und Pongau's, so von Gastein, Rauris, Sigliz, Anlaufthal, Lend, Kapprun, Fusch, Mühlbach, Felberthal, Habachthal, Stubachthal , Sulz- bachthal, der Gegend von Tamsweg, Rothgülten, Schellgaden, Grossarl u. a. Orten, Diese reichen Suiten der in diesern Alpengebiete vorkom- menden Gesteine primärer Gebirge, welche sämmtlich ohne alle Versteinerung noch die gänzliche Abwesenheit jedes organi- sches Lebens beurkunden, sind daher auch als versteinerungs- lose bezeichnet. Zur nutzbaren Anwendung liefern diese Bildungen die verschiedenen bereits angeführten‘ Erze und Mineralien, zu 89 deren ersteren Gewinnung mehr oder weniger ergiebige Berg- baue auf Silber, Kupfer, Blei betrieben werden, als Schmuck- stein den Smaragd, ferner liefern sie Bausteine , so wie das Materiale zur Beschotterung der Strassen u. d, gl. II. Uebergangszeit. Sie vermittelt gleichsam den Uebergang von der kry- stallinischen zu den secundären Formationen, mit selber be- ginnen die ersten nachweisbaren neptunischen Bildungen, und charakterisirt sich als solehe schon durch das Auftreten fossiler Thier- und Pflanzen - Reste. Hiezu als ältestes Glied der Uebergangs - Formation im allgemeinen die eigentliche Steinkoblen -Formation, welche in anderen Ländern so mächtig entwickelt, im betreffenden Ge- biete jedoch nur sehr gering vertreten erscheint, so nur in einer einzigen Lokalität, nämlich der Rosanin- Alpe, besser bekannt als Stangalpe an der Grenze des Lungau’s und Kärnthens, wo diese Bildung durch die vorkommenden fossilen Pflanzen- Abdrücke von Sigillarien, Stigmarien und Lieopodiaceen bezeich- net ist, dann die silurischen Schichten der Grauwacke, welche sich in den schwarzen abfärbenden Thonschiefer von Dienten durch die in selben- eingeschlossenen in Schwefelkies umge- wandelten Versteinerungen, wie Cardium interruptum, C. gra- cile nebst kleinen Orthoceratiten nachweisen lassen, während die übrige Grauwacke arm an Versteinerungen, desto reicher aber in den so wichtigen Eisenstein sich zeigt, dessen Zug von der Steiermark aus, Salzburgs Gebiet nach Tirol durehstreicht. Die geognostisch- mineralogischen Vorkenntnisse sind aus den Gegenden Pinzgau’s und Pongau’s wie von Dienten, Flachau, Werfen u. a. Orten reichlich vorhanden. 2 Zu: nützlichen Anwendung liefert diese Formation in un- serem Antheile vorzüglich das Eisen, als Magnet-Spath und Brauneisen, die durch‘ ‘Bergbau gewonnen werden, und . deren 90 Hütten - Erzeugnisse die österreichische Eisen - Industrie mit ver- sorgen, dann Bausteine, Strassenschotter u. a. III. Secundärzeit. Sie begreift das Gebiet der Kalkalpen, die aus mächtigen Kalk- und Dolomitmassen bestehen, nebst den diese z, Th. unterteufenden dann älteren Gliedern angehörigen, theils selben auflagernden dann jüngern Sandstein- und Mergel - Gebilden, 1. Trias. a) Hieher als ältestes Glied die Gruppe des bunten Sand- steines, wozu die rothen Schiefer wie der Gegend von Leo- gang, Werfen, Annaberg, Windischgarsten, Spital a. P., Stoder, Hallstatt, Almsee u. a. ©. in Begleitung von Dolomit, Rauch- wacke, Gyps, dann der b) obere alpine Muschelkalk mit seinen grossen Reichthum an mannigfachen Versteinerungen, besonders Cephalopoden , wie den verschiedenen Arten von Ammoniten, Nautileen, Or- thoceratiten, so wie der die Salzflötze begleitenden Halobia salinaria u. a. Zur Triasformation gehören auch die so wichtigen Salz- lager von Hallein, Hallstatt und Ischl, des benachbarten Aussee, wovon in reichen Suiten die Vorkommnisse an Gesteinen und Petrefakten vertreten sind. 2. Juraformation, a) Diese trennt sich wieder in drei Abtheilungen, davon als unterstes Glied der schwarze Jura oder Lias, wozu die kohlenführenden Sandstein- und Mergelschiefer - Schichten von Buchgraben bei Grossraming, Grossau, Hollenstein mit den fossilen Pflanzenresten von Filieiten, Calamiten und Cycadeen, dann der ‘diese Bildung bezeiehnende Gryphiten -Kalk gehören, diesem untersten Gliede aufliegend folgen noch ausgedehnte Kalklager des Lias, mit zahlreichen Versteinerungen, wie die a en 91 eardienführenden (Gardium triquetum) Kalke des Dachsteins, grossen Priels, Pylhırn u.a. Die Ammoniten reichen Kalke (mit Ammonites Buchlandi, A. tartrieus, A. fimbriatus u. a,) von Hallein, Adnet, St. Wolfgang, Buchgraben, nebst Dolomiten und Rauchwacke verschiedener Lokalitäten, b) Der braune oder mittlere Jura, wozu die z. Th. kie- selführenden Kalke bei Grossraming, die eisenschüssigen von Bodinggraben, dann die grauen und rothen Kalke der Umge- bung von Losenstein und Weyer, der an Terebrateln und Cri- noideen reiche Kalk des Prillerberges im Thale von Windisch- garsten, endlich e) der weisse oder obere Jura von Plassen bei Hallstatt und dem Schafberge bei St. Wolfgang. 3. Kreideformation. Diese jüngste der secundären Ablagerungen findet sich im betreffenden Alpengebiete mächtig entwickelt und birgt einen ungeheuern Reichthum von organischen besonders thierischen fossilen Resten. Wechselnd in Schichten von Sandstein, Mergeln weniger Kalken füllt diese Bildung theils manche Thalgründe und Gräben aus, theils setzt sie die Vorberge der Kalkalpen zusammen. Man unterscheidet zwei Hauptabtheilungen. a) Unter Kreide Neocom, wozu zum grossen Theile jene Fucoiden führenden Sandstein- und Mergel-Gebilde zu rechnen, wie solche die kuppigen Vorberge bilden und den betreffenden ganzen Kalkalpenzug, so der Gegend von Steyr, Kirchdorf, Scharn- stein, Gmunden, Attersee, Mondsee, Salzburg u. a. ©. begleiten, während andere Ablagerungen der gleichen Bildung durch cha- rakteristische Versteinerungen bezeichnet, aus anderen Lokalitä- ten repräsentirt, wie von Dürrenberg bei Hallein, grossen Klaus bei Reichraming, Bodinggraben und dem Thale von Ischl mit den daselbst aufgefundenen, dieser Bildung eigenen Ammonites, quadrisuleatus, A. grasianus, Grioceras Duvali u, a. 92 b) Obere Kreide, Findet sich in ausgedelinten Suiten der vorzüglichsten Kreidelokalitäten , wie von Grossgmein am Fusse des Unters- berges, der Eisenau, St. Wolfgang, Windischgarsten , Weiss- wasser mit einer grossen Zahl der mannigfachsten Versteine- rungen an Korallen und Weichthieren, dann Rudisten, wovon die merkwürdigen ganze Kalkwände zusammensetzen, den Hippuriten ( Hippurites cernu vaceinum ) diese Abtheilung beson- ders charakterisiren. Als höhere Etage erscheinen die Orbituliten reichen Mergel- Sehichten der Gegend von Losenstein, und zu den obersten Kreidebildungen gehören die Ablagerungen im Gschliefgraben bei Gmunden mit den Einschlüssen von Anachytes ovalus, Span- tangus cor anquinum, Belemnites mucronatus u. a. Mit der Kreideformation beginnt zugleich eine wieder höhere Entwicklung der Pflanzenwelt mit dem Auftreten von Laubhölzern, besonders Weidenarten, dergleichen nebst anderen Pflanzen - Abdrücken aus dem Kohlenbergbaue bei St. Wolf- gang in schönen Exemplaren vorhanden sind. Durch Dioritgänge wurden die . Kreide - Ablagerungen durehbrochen, wovon in Formatstücken die vorkommenden Gänge aus der Scheffau, sowie dem jenseitigen Ufer des St. Wolfgangsee’s (dem sog. Aberseeischen), nebst den dadurch veränderten Nebengestein der Sammlung eingereiht sind. Zu. den erratischen Erscheinungen der Secundärzeit ge- hören gleich denen im Habkernthale der Schweiz, einzelne Blöcke eines fremden Granites, wie solche von bedeutender Grösse im Buchgraben nächst Grossraming getroffen werden, von‘. welehen gleichfalls Formatstücke der Sammlung, nicht fehlen. An nutzbaren Gesteinen weisen die sekundären Forma- tionen wohl wenig an Erzen, und die Vorkommnisse an Eisen, Blei, Braunstein sind zu gering, als «das hierauf der Abbau | a a A m a TE a ED 93 sich lohnte, um so ergiebiger und werthvoller sind hingegen die ausgedehnten Salzlager, worauf bedeutende Bergbaue im Betriebe stehen. Ausserdem wird der Sandstein zur Anfer- tigung verschiedener Gegenstände, darunter besonders zu Schleif- und Wetzsteinen, dann als Baustein gebrochen, ferner dient der schöne Marmor der Architektur und Kunst, der Kalk als Baumateriale, und der Dolomit zur vorzüglichen Beschotterung der Strassen, der Gyps als Düngungsmittel, und die Alpen- kohle als Brennstoff u. s. w. Zum dauernden Denkmal aber in Oberösterreichs herrli- chen Alpengebiete dient ein kolossaler erratischer Granitblock im erwähnten Buchgraben nächst Grossraming , der auf sanfter Anhöhe mit seiner dem Thale zugekehrten pyramidalen Inschrift- fläche den gefeierten Namen eines der grössten Gelehrten und Geologen Leopold von Buch's verewigt. 4, Tertiärzeit. Braunkohlen-Formation, auch Molasse im allgemeinen. Die Glieder derselben bilden das ausgedehnte Flachland in Ablage- rungen von Kalk, Sandstein, losen Sand, Conglomerat, Gerölle, Thon, Mergel und Braunkohle, sie theilen sich in zwei ‚Gruppen, als in a) ältere (eocene) Bildungen, wozu der Nummulitenkalk und desgleichen Sandstein zu rechnen, mit einem grossen Reich- thum an den verschiedensten Versteinerungen,, besonders den dieser Abtheilung den Namen gebenden Nummuliten, dann Weich-, Strahl- mitunter auch Krusten- Thieren, wie der chärakteristische Nautilus lingulatus, Conus giganteus, Ostreen, von Radiaten vorzüglich der Clypeaster conoideus, von Krab- ben der Cancer hispidiformis u. d. a. sie erfüllen nebst den Gebirgsstücken darunter die eisenführenden Flötze, worauf in Achthal und Neukirchen in Baiern nicht unbedeutende Bergbaue betrieben werden, zugleich mit den Suiten aus den Lokalitäten von Haunsberg, Mattsee und Gmunden ganze Schränke. 94 b) Mittlere (miocen). Aus dieser besteht das oberösterreichische Tertiärbecken, Sedimente eines früheren Binnenmeeres, dessen trocken ge- legten Boden wir nun bewohnen. Als unwiderlegbare Zeugen der Ueberfluthung bergen sie die Reste von wallarligen Thie- ren, welche diese Gewässer einst belebten, so die merk- würdigen Einschlüsse in den Sandlagern der nächsten Umge- bung von Linz, bestehend in den fossilen Resten der Halianassa Gollini, des Squalodon Grateloupii und Balaenodon Tentianum H. v. M., welche als seltene und zum Theile Unica eine beson- dere Zierde der Sammlung bilden. Ausser diesen finden sich die Zähne von Haifischen, Gaumenzähne und Wirbelknochen von Fischen , Austernschalen nebst anderen Ueberresten von Weich-, Strahl- und Korallen- thieren und Blattabdrücke, aus verschiedenen Lokalitäten, so den tertiären Ablagerungen von Flachau im Salzburgischen wie auch des oberösterreichischen Flachlandes, woran sich nebst den vorkommenden Gesteinsarten eine Suite der Vorkommnisse von Braunkohlen des Hausruckgebirges reiht. An nutzbaren Gesteinen liefert diese Formation den Kalk als Baumateriale, den Sandstein, Gonglomerat und losen Sand zu verschiedener Anwendung, wie von Mühlsteinen, Scheue- rungs- und PBaumateriale u. a.; guten plastischen Thon für Töpferei und Ziegelfabrikation, Mergel zum Dünger, und die Braunkohle zu geeigneter Verwendung als Brennstoff. 5. Diluvialzeit. Die Ablagerungen dieser Bildung erscheinen im Gebiete der Alpen eingeengt und breiten sich erst im Flachlande aus, erfüllen manche Thalgründe, begleiten terassenförmig die Ufer der selbe durchbrechenden Flüsse und begrenzen z, Th, das höhere Tertiärland, h Die Gesteine dieser Abtheilung sind der Löss, Lehm, Sand, Gerölle und des Conglomerat. 95 Das Diluvium unterscheidet sich wieder in ein älteres und jüngeres,, erratisches. a) Zum älteren gehören die aus CGonglomerat, Gerölle und Sand bestehenden Ufer - Terassen, und thonige Ablagerungen des Ens- und Traungcebietes aus verschiedenen Lokalitäten, so von Losenstein, Steyr, Ens u. s. w. b) Zum erratischen verschiedene Findlingsgesteine, wie solche auf einen ihnen fremden Boden gefunden werden, dann der Löss, bei uns Merbling oder fliegender Lehm genannt, es sind diess jene thonig sandigen Ablagerungen mit den einge- schlossenen und die Bildung bezeichnenden Schneckenge- häusen, besonders der Arten Helix, Glausilia, Pupa , Achatina u. a., ferner den mannigfach gestalteten Mergel-Concretionen , den sogenannten Lösskindeln, welche Anschwemmungen in ungleicher Mächtigkeit die älteren Bildungen überlagern. In grosser Ausdehnung tritt der Löss im Donautheile auf, wie in weiter Umgebung von Linz, aus welcher sein Vorkommen von mehreren Oertlichkeiten , so von Linz, Wilhering, Leon- ding, Hörsching, Ebelsberg , Ottensheim, Mauthausen genügend vertreten ist. Die Diluvialzeit ist ausgezeichnet durch das Erscheinen von Landsäugethieren, darunter Raubthiere, Dickhäuter und Wiederkäuer, von welchen auch die Sammlung interessante Reste von Höhlenbär , Rhinozeros, Mammuth , Urstier, aufweiset. An nutzbaren Gesteinen bietet das Diluvium das Conglo- merat als Baustein, das Gerölle zur Strassenbeschotterung, Thon und Löss zur Ziegelfabrikation u. s. w. 6. Alluvialzeit. Sie umfasst die gegenwärtige Epoche, und mit ihr alle Bildungen seit dem Erscheinen des Menschen auf der Erde, hiezu hauptsächlich die Wirkungen und Anschwemmungen der Gewässer, wie den Sand und die Geschiebe der Flüsse, Kalktuff, dann den Torf, nicht minder die Verwitterungs-Pro- 96 dukte der Gesteine und die Ackererden, von welchen auch die Sammlung sowohl den Flusssand, (Wellsand) als auch die ver- schiedenen Geschiebe der Donau, Traun , Ens u. a,, dann den Kalktuff aus verschiedenen Lokalitäten, so von Neustift, Gross- raming, Stoder, von Ens den Moostuff so wie den Torf von St. Wolfgang, Pichelwang, Windischgarsten, Königsau, Hell- monsödt u. a. O., die Verwitterungs - Produkte des Granites und daraus entstandenen Heidesand mit den in letzteren aulzu- findenden losen Feldspath-Krystallen, um St. Georgen am Wald, so wie Ackererden aus verschiedenen Gegenden enthält. Von nutzbaren Gesteinen liefert das Alluvium an Bau- materiale den Kalktuff, das Kalkgerölle des Ens- und Traun- flusses, den Wellsand, zur Strassenbeschotterung die Geschiebe, das Quarzgerölle zur Glasfabrikation, den goldführenden Sand des Inn und der Donau zur Gewinnung von Waschgold, den Torf als Brennstoff, sowie die Ackererde als verschieden fruchtbaren Boden für die Vegetation, So von der südlichen Grenze bis zur nördlichen des dargestellten Gebietes vorwärtsschreitend, erscheinen mit der Umgebung von Linz zuerst wieder die krystallinischen Bildun- gen vorwaltend die des Granites, dem hier Gneis und Scebiefer- gesteine untergeordnet sind. Der Granit begleitet schon von Regensburg aus die Ufer der Donau bis Linz, wo er am diessseitigen ausläuft, während ‘er in mächtiger Entwicklung jenseits die Berge des Mühlkreises zusammensetzt. In den verschiedensten Abänderungen des Mischungs- Verhältnisses seiner Bestandtheile, so wie Beimengungen von Granaten und Hornblende, dann mit rotben und weissen Feld- spath, krystallisirten Quarz in sog. Krystallkellern, feinkörnig, grobflaserig, porphyrartig u. s. w. finden sich die Vorkomm- nisse dieses krystallinischen Gesteins aus den vorzüglichsten Lokalitäten in der Sammlung, so der Gegend von Linz, Aschach, Eucs e eeeeEE nn 97 Zell, Neufelden, Haslach, Schlägl, Kollerschlag , Leonfelden , Königswiesen, Freistadt, Mauthausen u. a. O. Zur nutzbaren Anwendung liefert diese Formation den Granit zu verschiedener Verwerthung nach seiner Brauchbarkeit sowohl als rohen Baustein wie auch verarbeitet zu mannigfachen Geräthschaften und architektonischen Objekten. Als Fortsetzung der krystallinischen Gebirge des Mühl- kreises folgt eine reichhaltige Suite der mineralogisch-geogno- stischen Vorkommnisse des angrenzenden baierischen Waldes, welche den Schluss der Aufstellung in den Wandschränken bildet. Die Sammlung erfüllen in der Reihenfolge 34 eigens gefertigte zweckmässige Schaukästen mit Glasthüren, ausser welchen noch vier Mittelschränke die vorzüglichsten Versteine- rungen enthalten, und zwar in solcher Ordnung, dass sich mit selber nach den verschiedenen Epochen die stuffenweise stets höhere Entwicklung des Thierreichs darstellt. So zu Anfangs Repräsentanten von Weichthieren der Sekundärzeit in ausgezeichneten Exemplaren von Ammoniten, wie der Ammonites Buchlandi von Adnet, A. Neojurensis, A. Metternichii, letztere in riesiger Grösse von Hallstatt, nebst Orthoceratiten, von Rudisten, schöne Heppurites, H. cornu vac- cinum, (sog. Kuhhörner nach der Volksbezeichnung), vom Un- tersberge u. a., während der zweite Schrank fossile Ueberreste an einzelnen Kopftheilen , Rippen, Wirbelknochen von den sehon erwähnten Cetaceen der Tertiärzeit aus dem Becken von Linz, worunter das vorhandene Kopfstück von Balaenodon lentianum, ein Unicum ist, während die gleichfalls diesem Thiere angehö- rigen Gehörknochen, wie ein Zahn auch aus Suffolk in England bekannt sind. Ein zweites Kopfstück gehört den Squalodon, wovon bis jetzt nur drei Exemplare gefunden wurden so von Maltha, Bor- deaux und Linz, unter welchen das in der Sammlung hefind- liche das best erhaltene, 98 Die dritte Art der Halianassa Collinii ist die verbreitetste und selbst für das Rheinische Tertiärbecken bezeichnend. Ausser einem Unterkiefer, Wirbelknochen und vielen Rippen ziert die Sammlung noch ein beinahe vollständiges Rumpfskelett dieses Thieres, welches der dritte Mittelschrank m selber Lage bewahrt, in der dasselbe ausgegraben wurde, Der vierte Schrank enthält endlich Fossilreste von Be- wohnern eines schon ausgedehnten Festlahdes, von Land- säugethieren, also wieder höher entwickelten Thierklassen aus. der Diluvialzeit, wie von Mammuth (Etephas primigenius) einen Backenzahn aus dem Traunflusse bei Lambach, einen Schen- kelknochen der Gegend von Perg, Rhinozeroszähne (Rhinoceros tichorhinus) von der Ortschaft Pirichhueb bei Waitzenkirchen,, zu- gleich sind diese Auffindungen sprechende Beweise, dass diese Thiere in einer früheren Periode auch in unseren Gegenden gelebt, ferner einen vollkommen erhaltenen Kopf eines Urstieres (Bos primigenius) von Inning bei Lambach, einen Kopfobertheil vom Höhlenbären (Ursus spelacus) aus einer Knochenhöhle zu Kremsmünster. Den Uebergang aber von der Geschichte der Erde zu der des Menschen anzudeuten birgt dieser letzte Schrank noch ver- schiedene Kunsterzeugnisse eines bereits untergegangenen Volkes, in den archäologischen Auffindungen aus Römergräbern des Alluvialbodens nächst Wels, dem römischen Ovilaba, die freien Wandräume zu beiden Seiten der Fenster schmücken Professors Unger 14 ideale landschaftliche Darstellungen der aufeinander folgenden Bildungs - Epochen der Erde, so wie Haidinger’s grosse geognostische Uebersichtskarte der österreichischen Mo- narchie zur nöthigen Orientirung einen passenden Mittelplatz einnimmt. Wie nun die geologischen Forschungen nie als ganz beendet zu betrachten, so können auch dergleichen Samm- lungen nicht als geschlossen angesehen werden, immer wird der Fleiss des Forschers neues hinzufügen und die Resultate 99 einer fortwährenden wissenschaftlichen Thätigkeit sollen die Sammlungen stets bereichern. Eine besonders reichhaltige Vermehrung erhielt eben diese Abtheilung neuerdings durch den, bewerkstelligten Ankauf einer Sammlung von Petrefakten aus dem Besitze des Herrn Berg- meisterss Ramsauer, welche aus den so versteinerungsreichen Lokalitäten von Hallstatt, die daselbst aufgefundenen Weich- thiere, dabei vorzüglich Ammoniten , Nautili und Orthoceratiten in. Pracht-Exemplaren: enthält, und mit einer Anzahl von 1815 Stücken, die bereits schon bei 8000 Nummern umfassende Sammlung wieder vergrössert, welche somit eine ebenso ansehnliche als wichtige Abtheilung des vaterländischen Mu- seums. bildet. Was der wissenschaftliche Reisende auf weiter und oft beschwerlichen Wanderungen zu seiner Anschauung und Stu- dium zu bringen sucht, was dem Einheimischen so sehr von Interesse sein muss, die nähere Kenntniss des vaterländischen Bodens, findet sich nun in diesen Räumen geordnet zur Schau gestellt, in den vorkommenden Gebirgsarten, Mineralien und Petrefakten, von Salzburgs südlicher Grenze bis zur nördlichen Oberösterreichs, zum Zwecke der Belehrung für Jedermann, Die Verbreitung und Gemeinnützigmachung der Wissen- schaft in Vorträgen, Sammlungen und Schriften, sind ja die Hauptmittel, durch welche die Anstalt gewiss sehr einflussreich auf die Wohlfahrt des Landes sowie die Bildung der Bevölke- rung zu wirken ım Stande ist, und alles gleich der Mutter Erde einen steten Entwicklungsgang verfolgend, erscheint sol- cher für das Museum, treu seiner Aufgabe, nur allein in Er- werbung und Aufstellung entsprechender Sammlungen, Förde- rung und Bearbeitung der Landeskunde, so wie in Würdigung und Pflege der Wissenschaft vorgezeichnet. In diesem Plane nimmt demnach die Darstellung der physikalischen Geographie oder der Geognosie eine der ersten Stellen ein. Sie zeigt gleichsam das Skelett des Landes, nach 100 dessen verschiedenen Verhältnissen sich so vieles andere wieder begründet; denn nach den Einzelheiten seiner Bauart richten sich zum grossen Theile die Pflanzen, welche die Oberfläche schmückeu, — die Thiere, welche sie beleben und die Men- schen, welche sie bewohnen, mit ihren Eigenthümlichkeiten in der Beschäftigung , Gewohnheiten, Trachten und ihrer Geschichte. Welch ein Feld wissenschaftlieher Thätigkeit für das Museum, dessen Fleisses Früchte die Wissbegierde eifrig nur benützen soll! "12 0617.95 ehsiw suoba Balaiv 08 doie nseeindlidıoV nensbaidensv neeaab Pr Be ish dns Honise astischlasnid nsb dosa nteb slebainyed odO sib arm . ‚ussaend sib ala aseeoıy uns daia Leib bio nodelod sia'sdolew ‚SiidT ib — .umilsüimdaa. II Adilmitinegil sıdi Jim „nandowsd sie arolsır ‚uaıoe bs ‚usa «she dadowsd zangiläsest eb mi ‚ohloidsasr) Bu rlogi” SERERRIEN blol nis dab W on ie ohroigedaeiV sib ARTE: agezield us2zob ‚enusenlä h TE = a, &7 E Ne, ane: los nastlingd . ws N. o, Q IE D IANANANITIANATIAATNANAANTITATUNTIITTIN In rn Zahres e Berigt eY RE EN TA u Bermehrung ver Sammlungen . » > 2 2 2 nn 0. xl Beränderungen im Stande der Mitglieder . » .» . . . XXVU Gaisberger, of. Zur Gefdichte milder Stiftungen im Sande ob ac BEN ii a 1 Hrdina, Ernft. Contouren zu einer Monographie bes > BEoniieg, N a A 61 Ehrlih, Karl. Die geognoftifhe Abtheilung des Mufeums und Aufftellung der betreffenden vaterlänbifchen SS UTEÜINEE EIN Sa ei ans 2:6, 18 85 Drud von 3. Wimmer, NANANATLTLLATFERAANNAANARAN INN nm v nn 3 vz f 5 % \ - Fr A i % Ziwanigfter Bericht 2 über das or % Er % TREE we Franeisco-Carolinum. un ei ur? | E a Nebft der x ” a A i 34 Fünfzehuten Lieferung ” E; Fe Ay 2: dr träge zur Tandeskunde non & } | Defterreich ob der Enns. Bwanzigfter Bericht iiber das Francisco - Carolinum. Nebft der fünfzehnten Lieferung der Beiträge zur Sandeskunde von Defterreid ob der Enns, Linz , 1860. Drucd von Iofef Wimmer. Dwanzigfter Jahres - Dericht. — ii — Inden der Verwaltungsrath de8 Museums Franeisco- Carolinum den Mitgliedern diefes willenichaftlichen Vereines die Beftrebungen und Erfolge deffelben während des Jahres 1859 zur Kenntnif bringt, fann er mit Befriedigung berichten, daß auch im diefem verhängniß- vollen Sahre, ungeachtet der durch die politifchen Greigniffe berbei- geführten unginftigen Verhältniffe die Lebensthätigfeit bei diefer An- ftalt und die Simpathien für diefelbe nicht erlofchen und auch in diejer Epoche die Schäge vaterländifcher Wiffenfhaft und Kunft. wieder be deutend vermehrt worden find. Im Laufe ded Jahres 1859 ift der Drudf des II. Bandes des oberöfterreichifchen Urfundenbuches in Angriff genommen und an der Vollendung diefes wichtigen vaterländiichen Quellenwerfes mit Eifer gearbeitet worden. Durd die hiefür von Seite des vereinigten Landes-Gollegiums bewilligten Beiträge, jo wie dadurdh, daß Se. Majeftät Kaifer Fer: dinand die Hälfte der Drudkoften für Diefes Werk auf Allerhöchft Ihre Privatfaffe zu übernehmen gerubt haben, wird c& dem Vereine möglih, die mit der Herausgabe desfelben verbundenen bedeutenden Auslagen zu beftreiten. Da der autbentifhe und forgfältig vedigirte Inhalt des ober- öfterreichiihen Diplomatard nicht blos für unfer eigenes Vaterland , fondern auch für das deutfche Geihichtsftudium im Allgemeinen vom a” IV entfchiedenen Werthe ift, jo wäre nur zu mwünfchen, daß diefes Werk im Sn und Auslonde, insbefondere in allen deutichen Ländern eine größere Verbreitung fünde. Die für die Landeögefchichte jo wichtige Sammlung von Ur: unden, weldhe das Mrkundenbuch jo leicht zugänglich macht, ift in diefem Sahre wieder bedeutend vermehrt worden. An Abichriften aus Driginal-Arfunden, collationirt und ihrem richtigen Inhalte nach con: ftatirt von dem Hocdmiürdigen Hiftoriographen und Propften des Stiftes zu St. Florian Zodot Stülz find der zahlreichen, bereits mehrere Taufende Stüdfe umfaffenden Sammlung wieder über 100 Exemplare zugegangen. Die Original: Urfunden hat das Mufeum durch den eben ge nannten Hochmwäürdigen Propften des Stiftes St. Florian, und den Dffizial der E. f. Staatsbuchhaltung in Linz, Herrn Karl Moshammer, erhalten, durch welche zum Theile über die bürgerlichen Verhältniffe in der Stadt Linz intereffante Aufklärungen aus den vorhergegangenen Sahrhunderten geliefert werden. Der ?. E. Volt: Direktor in Linz, Herr Morz A, Mitglied de3 Mufenl - Vereines, hat dem Mufeum einen Quartband mit ge drudten Berichten, Bejchreibungen und Aftenftücken aus der Zeit des dreißigjährigen Srieges von den Sahren 1622 bis 1637 zum Ge: Ihenfe gemacht. Diefes Werk ift deßhalb von befonderem Sntereffe, weil e8 gleichzeitige Nachrichten über wichtige Greigniffe aus jener Zeitperiode enthalt, wie 5. B. über Magdeburgs Fall, Wallenfteind Tod und mehren andern, weldhe fihon damald in Druck herausgefommen find. In demfelben finden fich 3. B. eben fo glaubwürdige al intereffante Apologien ded Tange vielfach verfannten berühmten Feldherrn Grafen Zzerclad Tilly, Leichengedichte auf Wallenftein u. a. m. Die arhänlogifhen Sammlungen de8 Mufeums find bereits febr zablreih und wertbvoll, und befisen einen Schas von Feltifchen und römilchen Alterthiimern. N DOberöfterreih umfaßt in feinen norifhen Grenzen von der Donau bis an die Steiermarf und vom hät bi8 an die Enns einen Flafjifchen Boden. Der PVerwaltungsratb bat daher ein vorzügliches Augenmerk auf die Erwerbung folher Alterthümer gerichtet, umd es find auch im Sabre 1859 nicht unbedeutende Summen hiefür verwendet worden. Grfreulih it 8, daß Freumde der Anftalt ihre Erwerbungen diefer Art dem Mufeum widmen. So haben Herr Fafhingbauer und Herr Karigl im Linz zwei antife Bronce » Nadeln größerer Art, welche an der Straße nad Leonding ausgegraben wurden, und der Tebtere auch römifche in dem Bereiche der Stadt Linz aufgefundene Erzmünzen dem Mufeum geichenkt. Auch mittelalterliche Funde find in dem Sahre 1859 zu Tage gefördert und für das Mufeum erworben worden. Zu Perg im vor: maligen unteren Müplkreife ift man bei der Anlage eines Kellers auf eine brumnenartige Vertiefung gefommen, in welcher fchichtenmweife an- tife irdene Gefäße von befonderer Form und andere Geräth » Gegen: ftände eingejest waren. 63 find zwar leider durch die Arbeiter viele bieer Gegenftande jeher befhädigt worden, was jedodh an Trümmern noch der Aufde- wahrung wertb erichien, ift dem Mufeum eingefendet worden, wobei fi) der Notar Pollat zu Perg, der F. f. Ingenienr-Affiftent Roidtner zu Grein, und der Tabafverleger Haas zu Perg durch ihre Bemit- hungen um dad Mufeum verdient gemacht haben. Für die numidmatifhen Sammlungen und zwar fowohl für die antife ald moderne Abtheilung find etliche hundert Stüde Münzen und Medaillen durch Ankauf erworben worden. Die auch im Jahre 1859 fortgejekte Mittheilung des Jahr: buches der ?. f. Gentral-Kommiffion zur Erhaltung der Baudenfmale, und die Widmung von Kuglerd Handbuch der Kunftgefchichte durch den Mandatar des Mufeums für Böhmen, den Mufterlehrer Franz Luftig in Budweis, weldhe für die Sammlungen von alterthümlichen Kunftwerfen von vielem Interefle find, verdienen befonders erwähnt zu werden. VI Mas die naturwiffenfchaftlichen Gegenftände betrifft, fo wurden in allen drei Reichen der Natur theils durch Kauf, theild durd Ge jchenfe zahlreiche Grwerbungen gemacht. Se. Ercellenz der Herr Statthalter Eduard Freiherr von Bad) bat die zoologishe Sammlung mit einem jchönen Gremplave eines Fluß» Adlerd bedacht; von dem Grafen Ludwig Thürheim, welcher einen großen Theil de3 nördlichen Afrifas beveifte, und viele Natur- fchäte mitgebracht hat, erhielt dad Mufeum 6 Gremplare Vögel der heißen Zone, worunter ein Flamingo und ein Nashorn » Vogel, und Schmetterlinge aus Abiffinien. Durch Herrn Pregel ift die ornithologiiche Sammlung mit 45 Vogelbälgen von verjchiedenen Gefchlechtern und Arten bereichert worden, Das entomologishe Zac) hat einen der Erwähnung werthen Zumacdhd aus der Gruppe der Lauf-, Schwimm= und Blattfäfer durch dn3 Gefchent- eines Vereins» Mitgliedes, des E. f. Kafla- Direktors Schmid in Linz erhalten. Die botanischen Sammlungen find von dem Herrn Med. Dr. _ Zohan Duftichmid, welcher fi) derfelben im beftändiger Obficht in Hinficht der Anordnung und Erhaltung unterzieht, durch Hinzufügung von abgängigen Spezies aus feinem eigenen Herbartum vermehrt worden. Der geologischen Abtheilung wurde von dem Neferenten diefes Faches, Profefor Engel, und dem Guftos Ehrlich alle Sorgfalt zu: gewendet und ed find aus der vom verein. Landes -Gollegium be: willigten Dotation von 525 Fl. öft. Währ. auch im Sabre 1859 erhebliche neue Grwerbungen gemacht worden, welche in den untern Räumen des Mufenlgebiudes aufgeftellt wurden. Da e8 Schon ange ald ein dringendes Dedirfniß erfannt worden ift, Daß eine genaue geologiihe Karte von Oberöfterreich entworfen werde, fo find die nöthigen Ginleitungen getroffen worden, um eine VI foldhe Karte fo bald als möglich zu Stande zu bringen. Der nächte Sahres-Bericht wird eine umftändliche Darftellung hierüber enthalten. Bon wiflenfchafrlihen Werfen in diefem Fade find insbejondere die mitgetheilten Zahrbücher der F. F. geologifchen Reichsanftalt und eine intereffante Brochlire des Direktors -derfelben,, des F. ?. Hofrathes Herrn Wilhelm von Haidinger, am Schlufe des erjten Jahrzehents des Beftandes diefer Anftalt über die Wirffamfeit derfelben veröffent- lichten Anfprache zu erwähnen. Die Mineralien-Sammlung erhielt durch den Ankauf intereffanter Objefte von dem Mineralienhändler Gebhart zu Innsbrud einigen Zumade. Durch dem regen Verkehr, weldhen die Mufenl: Anftalt mit vielen wiflenfchaftlichen Anftalten, Gelehrten und Gefellihaften des Sn» umd Auslandes unterhält, hat die Mufenl : Bibliothek intereffante und jhäßbare Erzeugniffe der neueren miflenichaftlichen Literatur er- halten. Hiezu gehören die werthuollen Schenkungen des f. F. Regierungs- rathes und Direktors des f. F. Münze und Antifen- Kabinetes Herrn 3. &. Arneth, des Freiheren von Helfert, ded Herrn Dr. Brenner Nitter von Feldadh, die Mittheilungen der Adminiftration der Statiftif des mäbrifch = jchlefifchen Ausfchuffes und der Faif. Akademie der Wiffen- Ihaften zu Wien md in München umd vieler anderer gelehrten Ge- jellfhnften des In» und Auslandes, wie fie im der beifolgenden Zufammenftellung der Erwerbungen fpeziell verzeichnet ericheinen. Sr. faiferl. Hoheit, der Durcdlauchtigfte Proteftor unjeres Vereines, Erzherzog Franz Karl, hat auch im diefem Jahre dem Mufenm wieder eine Unterftüsung von 105 fl. zufommen lafen. Was den Stand der Mitglieder betrifft, fo haben in diefem Vereinsjahre nur 4 zum Theile durch MWeberfiedlung in andere Provinzen veranlaßte Anstritte, dagegen 20 neue Beitritte ftatt- gefunden. vn Im DVermögensftande der Anftalt hat fih das Stammkapital 11 BR ; R E ; : . 13600 fl. — Er. unvermitidert erhalten. Die Einnahmen entziffern fi) in diefem Sahre mit . ; f x ß Byte 91.5; 2 die Ausgaben mit . } k h . 3347 fl. 63 Er. folglich ergibt fich ein Kafla- Reit pr. h RE \ | 11 9 Beitrags Rüdfftände verbleiben mit Ende 1859 . 6195 fl. 45 fr. Rinz, den 30. Dezember 1860. Dom Derwaltungs - Ausfchufle des Museums Franeisco - Carolinum. I. Vermehrung der Sommlungen des Museum Franeiseco - Carolinum n — im Sahre 1859. A. Bibliothek. I. Drudwerfe. Mlittheilungen von Akademien, Gefellfhaften, Vereinen, Anftalten and Behörden. Nacdı dem Einlaufe, » Sandwirtbichaftliche Zeitfehrift von und für Oberöfterreih. Heraus: gegeben von der oberöft. E. &. Landwirthichafts-Gefellichaft. 2. Jahrg. tin; 1858. (Die Gefellichaft.) Mittheilungen aus dem Gebiete der Statiftif. Herausgegeben von der Direktion der abminiftrativen Statiftif im f. E. Handels» minifterium. 6. Sahrgang 4. Heft. Wien 1857. 7. Jahrgang 2. 3. Heft. Wien 1858. (Die £. £ Direktion.) = Nechenfhaftsbericht des vereinigten Landes- Kollegiums als- Vereins- Diveltion der wechjeljeitigen Yenerfchaden- Berfiherungs - Anftalt im Erzberzogthume Defterreih ob der Ens fiir das Affefuranz- Jahr 1858 und 1859. (Das vereinigte Landes » Kollegium.) Sahrbuch der f. £. Central-Kommiffion zur Erforfhung und Erhal- tung der Baudenkmale. IN. Band. Nedigirt von Dr. Guftav Heider. Wien 1859. (Das löbl. Präfidium.) Handelingen der Jaalijksche allgemeene Vergadering van de Maat- schappij der Niederlandsche Letterkunde te Leiden. (Die Gejelliaft.) Situngsberichte der fail. Afademie der Wiffenfhaften in Wien. Der phil, bift. Elalfe Band XXVI. Heft 2. 3. Band XXVM. Heft 1. 10. 11. 12. 13. 14. 15. X 2. 3. Band XXIX. Heft 1. 2. Band XXX. Heft 1. 2. 3. Band XXXI Jahrg. 1858. Dftober Sahrg. 1859. Heft 1. — Situngs- Berichte der math. naturw. Elaffe Band XXVI. Heft 2. Band XXIX. Nr. 11—12. Band XXX. Nr, 13—17. Band XXXIL Nr. 18—20. Band XXX. Nr. 21—23. Band XXX. Nr. 24—29. Bd. XXXIV. Nr. 1—6. Band XXXV. Nr. 7—12. Band XXXVI. Nr. 13. — Anleitungen zu den magnetischen Beobachtungen von Karl Kreil. 2. vermehrte Auflage. — Dentfhriften der math. naturwiffenihaftlichen Kaffee Band XV.—XVI. — Denffhriften der phil. Bifter. Klaffe Band IX. — Arhiv für Kunde öfterr. Gefhichtsquellen. Band XIX. Heft 2. Band XX. Heft 1. 2. Band XXI. Heft 1. 2. Band XXIL Heft 1. Wien 1858. — Fontes rerum austriacarum. 2, Abthei- lung. Band XVII. — Notizenblatt für das Sahr 1858. — Sahr- bücher der £. £. Central-Anftalt für Metereologie und Erdimagnetis- mus. Band VI. (Die fail. Afademie. ) . GCorrefpoudenzblatt des zoologifh-mineralogifchen Vereines in Negens- burg. 12. Jahrgang. Regensburg 1858. (Der Berein. ) . Mittheilungen der £. f. Central Kommiffion zur Erforfhung und Erhaltung der Baudenfmale, herausgegeben unter der Leitung des fe. £& Sections = Chefs und Präfes Karl Freiherrn von Czoernig, Redakteur Karl Weiß. 4 Jahrgang. Wien 1859. (Das Präfibium.) . Annuario dell Associazione agraria friulana. Anno 1.2. Udine 1857 1858. -— Relazione informativa sui progelti intesi a derivare dal Fiume ledra acque irrique e potabili a benifizio dı un Vasto terri- torio inacquoso nella del friuli esposta dall ingegnere Gustavo Buc- chia — Bolletino dell’ Assoziazione Agraria friulana Anno IV. Nr. 1.2. 3. (Die Landwirthichafts- Gejellichaft zu Upine. ) P. Hermann Bär, vormals des Klofters Eberbach Priefter. Diplo- matiiche Gejhichte der Abtei Eberbach im Nheingau. Band I. Heft 2 Schluß. Im Auftrage des Bereines für Naffanifche Altertfums- funde und Gefhichtsforfchung bearbeitet-und herausgegeben von Dr. R. Rofjel, Wiesbaden 1838. Mit einem Titelfupfer und 1 lith. Tafel. (Der Berein.) Theologifch-praktifhe Quartalfchrift. Nedigivt und herausgegeben von Friedrih Baumgartner, Jahrgang 11. u. 12. Yin; 1858 —59, Alz eingegangene Pflicht - Exemplare. (Die h. £, f. Statthalterei.) Zweiter Jahresbericht des naturhiftorifchen Bereins zu PBalfau für das Sabr 1856. (Der Verein.) Mittheilungen der E £. m. Jchl. Gejellihaft zur Beförderung des Aders baues, der Natur» und Landeskunde zu Brünn. Nedigirt von Hetn- ih &, Weeber. Breinn 1858. (Die Gefellfchaft.) Zeitfehrift des DVereins für hamburgifche Gejhichte. 4. Band. Neue Bolge. 1. Band Hamburg 1858. (Der Berein.) Sahresberiht des vaterländifhen Mufenms Carolino - Augusteum der Landeshauptftadt Salzburg für Das Jahr 1858. Sahburg 1858, (Die Direktion.) 16. 17. 18, 19. 20. 21. 23. 24. 25. 26. 27. xl Auszug aus den Protofollen über die Beratung der Handels- und Gewerbefammer Oberöfterreichs, betreffend die Nefultate der Enquete des ftatiftifhen und Inbuftrie- Comites. — Auszug aus dem ftati- ftifchen Berichte der Handels- und Gewerbefammer Oberöfterreichs für des Jahr 1858. Linz 1859. (Die oberöfterr, Handels- und Gewerbefammer.) Lotos. Zeitfchrift fir Naturwiffenfchaften. Herausgegeben vom na= turhiftorifchen Vereine Lotos zu Prag. Iahrgang VII. April — De- zember 1858. Jahrgang IX. Sanuar — September 1859. (Der Berein ) Sahrbücher und Jahresbericht des Vereines für Meflenburgifhe Ge- fhihte und Alterthumsfunde. Herausgegeben vom ©. €. $. ch und W. ©. Beyer, Secretären des Vereines. 23. Jahrgang. Schwe- rin 1858. — QDuartalberichte XXIT. 2. 3. XXIV. 1. (Der Berein.) Archiv für Frankfurts Gefhichte und Kunft. Mit Abbildungen. 8, Heft. Frankfurt a, MD. 1858. — Mittheilungen an die Mitglieder des Bereins für Gefhichte und Altertfumsfunde in Frankfurt. Nr. 2 1858. — Dorf und Schloß NRödelhein. Beiträge zur Gefchichte der- jelben von Dr. 3. %. Euler, Mit einer Abbildung des Schloffes und einer Siegeltafel. Frankfurt a. M. 1859. (Der DBerein.) Nehnungs=-Abjhluß der allgemeinen Sparkaffe und Feihanftalt in Linz von Sabre 1858. (Die Direktion.) Zeitjchrift des Ferdinandeums für Tyrol und Vorarlberg. Herausges geben vom Berwaltungs - Ausfhuffe desjelben. 3. Folge 8. Heft. Sunsbrud 1859. (Die Anftalt.) Magnetifche und meteorofogifhe Beobachtungen zu Prag. 19. Sahr- gang. Auf öffentliche Koften herausgegeben von Dr. 3. ©. Böhm und Franz Karlinsky. Prag 1859. (Die Direktion ) Archiv des hijtorischen Bereines von Unterfranken und Afchaffenburg. 14. Band. 3. Heft. Würzburg 1858. (Der Berein.) 35. Sahresbericht ver fchlefifchen Gefellfhaft für vaterländifhe Kultur zu Breslau. Enthaltend Arbeiten und Veränderungen der Gefellichaft im Sabre 1857. Breslau, (Die Gefelljchaft.) Die Landtafel des Markgrafthpums Mähren. Lieferung XI. — XIV. Bud IX. — XI. Der Brinner Codex. Mit 3 Wappen - Beilagen. Brünn 1859. (Das ftändishe Comite dev Herausgabe.) Fünfter Jahresbericht des germanischen Nationalmufenms zu Nicn- berg vom 1. Jänner bis 31. Dezember 1858. Nürnberg 1859. — Anzeiger für Kunde der beutfchen Borzeit. Neue Folge. 6. Jahr» gang 1859. Drgan des gern. Mufenms zu Nürnberg. (Die Bor- ftehung des Mufeums.) Siebenter Bericht der oberheffifchen Gefellfchaft fiir Natur- und Heil funde. “ Mit 3 Steindrudtafeln. Gießen 1859. (Die Gefellfchaft.) 28. 29. 30. 31. 32. 33. 34. 35. 36. 37. 38. XII Berhandlungen dev E. E. zo0logifch- botanischen Gefellfhaft in Wien. Sahrgang 1858. Band VIN. Band IX. Heft 2, Wien 1858 — 1859. (Die Gejellichaft.) Novus Codex diplomatieus Brandenburgensis. Dritter Haupitheil oder Urkundenfammlung der allgemeinen Landes- und Furfürftlicen Haus- Angelegenheiten. Bon Dr. Adolf Friedrih Niedel. (Erfter Haupttheil Urkundenfammlung zur Gefchihte der geiftlihen Stiftungen, ber abelihen Familien, jo wie der Städte und Burgen der Mark Bran- vdensurg.) Band XVI. Berlin 1859. Herausgegeben vom Vereine für Brandenburgifche Gefhichte zu Berlin. (Der Verein.) Neues Laufizifhes Magazin, Im Auftrage der Oberlaufiziihen Ge- fellfehaft der Wiffenfchaften herausgegeben von Guftav Köhler, Gör- fit 1859. Band 35. Heft 1 — 4. Band 36. Heft 1—2. (Die Gejellihaft. ) Programm des E. £. Gymnafiums zu Linz für das Schuljahr 1858/59. Linz 1859. (Die Direktion.) Achter Jahresbericht der F, f. Oberrealfchule in Linz file das Stu- dienjahr 1858/59. finz 1859. (Die Direktion.) Programm des FE. f, Gymnafiıms zu Kremsmünfter für das Schul- jahr 1859. Linz 1859. (Die Direktion.) Monumenta saecularia. Herausgegeben von der Fünigl. bairiih. Afa- demie der Wiffenfhaften zur Feier ihres Hundertjährigen Beftehens. Am 28. März 1859. Theodosiı Meliteni chronographia. Ex codice graeco regiae Bibliothecae monocensis edidit et reformavit Theophilus Lucas Friederieus. Monachi 1859. — Rede bei der hundertjährigen Stiftungsfeier der E. Afademie der Wiffenfhaften am 28. März 1859. Gehalten von G. 8%. ven Maurer. Münden 1859. — Rede zur Vorfeier des Geburtsfeftes Sr. Majeftät des Königs Marimilian I., gehalten von Geh. Rath Fr. von Thierfh, d. 3. BVorftande. Minden 1859. Almanad) der f. 6. Afademie fiir das Jahr 1359. (Die Afademie.) Archiv für Heffifhe Gefhichte und Altertfumsfunde. „Herausgegeben aus den Schriften des Hiftorifchen Vereines für das Großherzogthum Heffen, von Ludwig Baur, Archivsdireftor. Band 9. Heft 1. Mit 2 Stammtafeln. Darmftadt 1859. (Der Berein.) Achter Sahresbericht über die Wirkfamfeit des Werner-Vereins zur geologischen Durhforfhung von Mähren und Schlefien im BVeveing- jahre 1858. Brünn 1859, (Der Verein.) Mitteilungen des Hiftorifhen Vereins für Krain. Nebigirt von E. Nibitfeh. Sahrgang 13. Laibad) 1838. (Der Verein.) Mittheilungen aus dent Gebiete Hiftorifch -antiquarifcher Forfhungen. Herausgegeben von dem thitringifch-fächfifchen Vereine für Erforihung des vaterländifchen Altertfpums und Erhaltung feiner Baudenkmale. Band 8. Heft 3. 4. Band 9. Heft 1. Halle und Norohaufen 1850 und 1857. (Der Verein.) 39. 40, 41. 42. 43, XI Zweiter Jahresbericht des Landes: Mufeums im Herzogthume Krai. Laiba 1839. — SZahresheft 1L— 2 de8 DVereines des Erainerifchen Landes-Mufeums. ANedigirt von Karl Defchmann. Laibadı 1856 und 1858. (Das Mufeunt.) 44ter Jahresbericht der naturforfhenden Gejelihaft in Emden, Bon Dr. 9. Metger. Emden 1858. (Die Gejellichaft.) Arkiv zu Pocjestnica Jugoslavensku Knjiga V. Uredio Juan Kukuljevie Sakeinskji u Zagubu 1859. (Die gejhichts- und altertbunsfor- Ihende Gejellihaft zu Agram.) Gejchichte der Heil und Humanitäts = Anftalten in Mähren und öfterr. Schlefien. Bon Chriftian D’Elvert, als 9. Band der Schriften des hift. ftatift. Section der E. Em. fh. Gefellfchaft zur Beförderung des Aderbaues, der Natur und Landeskunde Brünn 1859. — Schriften der hiftorifch-ftatiftifchen Section der E. E. m. fol, Gefell- Ihaft des Aderbanes, der Natur» und Landeskunde. Nedigirt von Ehrift. D’Elvert. Band XI. Briium 1859. — Monumenta rerum Bohemico-Moravicarum et Silesiarum Sectio I. Bon Karl Demuth. Brünn 1848. (Die Direktion der hift. ftatift. Section in Briinn.) Mittheilungen des biftorifhen Bereins fir Steiermark. 8. Heft. Grat 1858. — Die freiwilligen Schüten - Bataillone und ihre Leiftungen in den Jahren 1848 und 1849. Herausgegeben von dem Ausihuffe des Hiflorifcyen Vereines für Steyermarf. Grat 1857. — Bericht über die IX. allgem. Verfammlung des hiftor. Vereines für Steyermarf am 24. April 1858. Grat 1859. (Der Berein.) » Beitrag zur Kenntniß der Eimatifhen Berhältniffe Preßburgs. Bon Prof. D. ©. U. Kornhuber. Preßburg 1858. (Der naturhiftorifche Berein zu Preßburg. ) . Berichte und Mittheilungen des Alterthums-Vereines in Wien. Band II. Abtheil. I. Wien 13539. (Der DVerein.) Abhandlungen der naturforfchenden Gejellihaft zu Görlis. 9. Band. Auf Koften der Gefellihaft. Görlig 1859. (Die Gefellfaft.) . Annual Report of the Board of regents of the Smithsonian Institution tlowing the Operations, Expeditures and Condition of the Institution for the Year 1857. Washington 1858. (Das Inftitut zu Washington.) Jahrbuch der FE £ geofogifchen Neichsanftalt. Jahrgang IX. und X. Nr. 1. Wien 1858—59. Abhandlungen der £. £. geologischen Neichs- Anftalt. Band I. I. 11. Wien. — Ueberficht der Nefultate minera= logijcher Forihungen in den Jahren 1844— 52. 3 Hefte. Von Dr. Guftav Ad. Kenngott. Wien. — Katalog der Bibliothek des f. £. Hof= Mineralien » Kabinetes in Wien. Bon Paul Partich. Herausgegeben von der FE, E. geolog. Neihsanftalt. Wien. 1851. — Anjprade, gebalten am Schluße des erften Decenniums der E. f. geol. Keichsanftalt in Wien am 22. November 1859. Von Wild. Haldinger, Direktor derfelben. (Die Direktion der . FE, geolog. Reichsanftalt. ) 49. 50. 51. 52. 53. XIV Mittheilungen der E. £. geographiichen Gejellfchaft in Wien. Jahrg. U. und Sahrg. II. Heft 2. Wien 1858 und 1859. (Die Gefell- Ihaft.) Dherbairifches Archiv file vaterländiiche Gejchichte, herausgegeben von dem biftor. Vereine von und für DOberbaiern. Band 18. Heft 3. Band 19. Band 20. Heit 1. Band 21. Heft 1. Münden 1857 — 1858. — Zwanzigfter Sahresberiht des Hiftor. Vereines für das Sahr 1857. Münden 1858. — Ueberfichtstafel zuc Begründung einer Gejchichte dev riftlichen Kunft. Bei Gelegenheit der 700jäh- rigen Subelfeier der Stadt Minden den Mitgliedeun des hiftor. Bereineg vom uud für Dberbaiern gewidmet von N. v. Nettberg. 3 Tafeln. (Der Berein. ) Berhandlungen des Vereines für Naturkunde zu Preßbnrg, vedigirt von dem Bereins- Sefretär Dr. ©. N. Kornhuber. 3. Iahrgang. Preßburg 1859. Zeitihrift des DVereines zur Erforfhung dev rheinischen Gefchichte und Alterthüner in Mainz. Band 2. Heft 1. 2. Mainz 1859. (Der Derein, ) ; Der Kurort St. Wolfgang in der Fufdh. Bon Sojef Göttersdorfer, Linz 1858. — Ddeygeihmiß fünmtlicger Orts: und Kataftral = Ge- meinden des Kronlandes DOberöfterreih. Bon Karl Hoffelmer. Linz 1858. Als eingegangene Pflichtereuiplare, (Die E. E Polizei- Di- veftion in Linz. ) b) Widmungen von Gönnern and Frennden der Anftalt. Bellona. MilitärKalendarifhes Sahrburh für 1859. Herausgegeben von A. E. Schweigerd. 3. Jahrg. Troppau 1859. (Herr Herans- geber. ) Aufteia. Defterreihifcher Univerfal-KRalender für das gemeine Sahr 1859. Bearbeitet und mit Beiträgen aftron. math. Inhalts von Dr. Karl Hornftein. 20. Sahrgang. Wien 1859. (Herr DQ. Has- Yinger, Buchhändler in Linz.) Das Debsthaler Eisgebiet. DBon Karl Sonklar von Sunftädten. — Der neuerliche Ausbruch des Suldvergletfchers in Tirol. Don Karl von Sonllar. Mit 1 Karte. — Ueber den Zufammenhang der Sletfherfhwanlungen mit den metereologifhen Berhältniffen von Karl von Sonflar. — Die Gebirgsgruppe des Hohjhwab im ber Steiermark von Karl von Sonklar. Wien 1859 mit 2 Tafeln. — Ein Condenfations- Hygrometer von Karl von Sonflar. (Herr Berfaffer E. f. Major und Profeffor zu Wiener Neuftadt. ) Militäv- Zeitung. 12. SIahrgang 1859. Herr Rebakten Dr. 3. Hirtenfeld in Wien.) Kugler’s Handbuh der Kunftgefchichte. 3. Auflage. Lieferung 6. 9. Schluß. Stuttgart 1858. (Herr Fr. Luflig, Schuldireftor in Budweis. ) 10 XV . Repertorio italiano per Storia naturale, eura J. Josephi Bianconi. Bo- noniae. Anno 1855 — 54.— The Rocks of Kansas by G. C. Swallow and F. Haws with descriptions of news permian fossils by G. C. Swallow. St. Louis 1852. — Bemerlungen über einige Arten ber Gattung Centauria aus Ungar und Siebenbürgen von Biktor von Sanfe. — La gome de meleze. Pirus larix. — Die Anwendung des Glauberfalzes in der Glasmacherkunft zuerft in Nufland einge: führt. Mitgetheilt von Dr, Paul Einbrodt. Moskau 1859. (Herr Adolf Senoner in Wien.) . Libuffe. Sahrbud für 1859. Herausgegeben von Paul Alois Klar. 18. Jahrgang. Prag — Statut der Bodenverbefferungs - Affociation für das Kronland Böhmen, nebft Einleitung und Motivirung ver einzelnen Paragraphen. Bon Fr. Grafen Bros von Walded. Prag 1859. (Herr P. A. Klar, E. £. Kreisrath in Prag.) » Sülvefter- Spenden eines Kreifes von Freunden vaterländifher Ge- Ihichtsforfhung Wien 1858. (Herr Ioh. Freiherr von Helfert, Unterftaats » Sefretär im h. £. E. Unterrichts-Minifterium zu Wien.) . Hugonis Grotii de jure belli et paeis Libri tres Amsterdami 1715. 11. 12 . 13. 14. (Herr Math. Kirchberger, Beamter in Linz.) Auszug aus dem Exercier-Reglement für die f. £, Linien-Infanterie. Wien 1846. Band 1. 2. (Herr Grienberger, E. f. Lottobeamter in tinz.) Kriegs-Erercitien-Manual. In dem Musqueten- und der Picquen. Nah Chur = Bayrijcher Kriegsart und Manier. Gedrudt zu Mins- Ken 1674. (Herr Filher von Rojenberg, E. £. jub. Beamter und Mujeums-Mandatar zu Linz.) Berhandlungen der Faif. Leopoldinifch - Karolinifhen Afademie der Naturforiher. Band 26. Abth. 2. Breslau und Bonn 1858. (Herr Med. Dr. Nitter von Brenner = Felfah, Tail. Rath, Salinen- und Badearzt zu Ifchl.) Die Privilegien dev £. f. Yandesfürftl. Stadt Fürfterfeld mit einer bift. topogr. Skizze derfelben. Zum Beten des Kranfenhaufes da- felöft herausgegeben. Graz 1857. — Anfihten aus der Steiermark mit vorzüglider Beachtung der Alterthimer und Denkwürdigkeiten. Heft 1—4. — Zeitihrift Tagespoft Nr. 75 und 107. (Her 3. E. Hofrichter, Nedakteur der Tagespoft zu Graz, Divektionsmitglied des ftat. ft. hift. Vereines.) Nouveau Dietionaire allemand - francais et francais-allemand a I’ usage‘ des deux nations Vienne, Pragae .et Brüne 1791. Tom. I. II. — Derjuh in Handlungsbriefen und größeren faufmänniihen Aufjäten nad den Gellertjhen Regeln. Nebt einer Abhandlung von dem guten Gejhmade in Handlungsbriefen. Bon Joh, Karl Mai. 7. Auflage, Libet 1773. (Herr Ludwig Gaftl, £. E Stabswact- meifter in Wels. ) 16. 17% 18. 19. XVI Keden gehalten vor und nad) der Preis-Bertheilung im der Stadt- pfarr-Mufterichle zu Linz am Ende des Schuljahres 1859. Bon Sojef Kerihbaum, Mufterlehrer. (Herr Berfafjer. ) Phönologifhe Beobahtungen zu Linz — Freinberg in den Winter- monaten 1858, dann Februar und März; 1859. Bon Zoh. N. Hinteröcder , Priefter S. J. und Prof. im bifchöfl, Kıaben-Seminär am Freinberge. Blätter aus Salzburg für Erziehung und Unterricht. Herausgegeben von einem Dereine von Sugendfreunden. Nedigirt von Heinric) Neitenbet. Sahrg. 1—5. Jahrg. 6. Heft 1. 2. Sahburg 1854 —1859, (Herr Redakteur E. E. Nealfchullehrer zu Salzburg.) Das fail. fin. Minz- und Nutifen-Kabinet. Beichrieben von Sofef Urneth. 2. vermehrte Auflage. Wien 1854. (Herr Berfaffer E. E eg. Rath und Direktor des £. E. Kabinets. ) Aıntliher Bericht über die 32. Berfammlung deutiher Naturforfcher und Aerzte zu Wien im September 1856. Herausgegeben von den Shriftfüihreri derfelden Hyrtl und Schrötter. In 33 Taf. Wien 1858. (Herr Med. Dr. A. Knörlein, faif. Nath und Primararzt zu 8inz.) . Album. Bibliothek Ddeutfher Driginal -Nomane. Jahrgang XIV. Prag 1859. (Herr Kober, Buchhändler in Prag.) Sammlung gedrudter Zeitungs- und anderer Berichte, Bejhreibun- gen, Aftenftüden aus der Zeit des ZOjährigen Krieges. (Herr Moriz A, E. £. Voftbivektor in Pinz.') Ertekeze’s Amerika felfödöztete seröl a Tizedek Szazadban (Franz Kubiny’s Abhandlung iiber Amerifas Entvedung im X. Jahrhundert.) Beft 1842. — A Magyar nemzeti Museum ban letezö Nemzeti Kepe- savnok ünnepelyjes Megnyätasa 1851. Sentember 8. (Solenne Exöff- nung der im ungar. National-Mufeum aufgeftelten National-Bilder- gallerie von Matray.) Peft 1851. — A Nemzeti hepesarnokot alakitö egyesüles Evkönyve 1848—51. I—VIl dik ev Szerkese Matray Gäbor eggesületi titoknok. (Jahrbuch) der ung. National-Bildergallerie- Ger fellfcHaft.) Pet 1851. — Diarium bellicum brunense das ift eigent- liche und wahrhafte Nelution über die Belagerung der Stadt Brünn vom 3. Mai bis 23. Auguft 1645 durch General Dorftenfon und der Vertheidigung dur) Obrift de Souches (Manufeript), (Herr Dr. &, 4. Zipfer zu Neufohl. ) e) Anfıhaffungen. a) Für die Mufeal-Bibliothef fowohl neun als Fortfegungen, Glossarium Diplomaticum zur Erläuterung fchtleriger einer diploma= tifehen, Hiftorifhen, Sachlichen, oder Worterflärung bedürftiger Wörter und Formeln des gefammten bdeutichen Mittelalters. Bon Dr. Eduard Brinkmaier, Band 2. Heft 6.—8. Hamburg und Gotha 1858. XV . Bublifation des Titerarifchen Vereins zu Stuttgart, 27.28, 46. 49. 50. Stuttgart 1858 und 1859. Neues Iahrbud für Mineralogie, Geognofie, Geologie und Petre- faftenfunde. Herausgegeben von 8. © v. Lesnhard und 9. ©. Bronn, Profefjoren ‚der Umiverfität zur Heidelberg. Jahrgang 1859. Stuttgart 1859. Ueberficht der Nejultate mineralogifher Forfhungen in den Jahren 1856 — 59. Entworfen von Dr. Adolf Kenegott. Leipzig 1859 und 1860, A Tabellarifcher Leitfaden der Mineralogie zum Gebrauche bei Borle- fungen und zum Gelbjtjtubium bearbeitet von Dr. Ad. Kenegott. Zitrih 1859. Beiträge zur Paliontographie. Herausgegeben von Franz Nitter von Hauer. Band I. Heft 2. Wien und Olmüt 1859. Korreipondenzblatt des Gefammtvereines der deutjchen Gefchichts- und Alterthums » Vereine. Herausgegeben vom Verwaltungs = Ausfchuffe in Stuttgart fir das Jahr 1859. Denfmäler, Forfhungen und Berichte, als Fortfeßung der ar- Häologijhen Zeitung, Herausgegeben von Eduard Gerhard, Ber- fin 1858, # Aftersheim und feine Befiter, In urkundlich begründeter Darftellung von Ferd. Wirmsberger. Wels 1858. Archiv für Naturgefhichte. Inu BVBerbindung mit Profeffor Dr. R. Lendhart in Gießen, herausgegeben von Dr. %. H. Trofchel. Jahrg. 24. Heft 3—6. Sahrg. 25. Heft 1—4. Berlin 1858 und 1859. , Leitfaden zur darftellenden Statiftit auf topographifchen Karten. Bon DB, Unjhuld, E f. Oberfilieutenant. Theil 1. 2, mit 6 lith, Taf. und 1 Karte, SHermanftadt 1859. b) für die mitdbem Mujeum vereinigte ffändifde 1. 2; Bibliothek, leones florae germaniae et Helvetiae Auctoribus L. Reichenbach et H. G. Reichenbach. Tom. XIX. Deeas 5—15. Lipsiae 1859, Siftorifch - genealogifher Atlas, feit Ehrifti Geburt bis auf unfere Zeit. Bon Dr. Karl Hope. Abtheilung I. Gotha 1858. 3. Biographijches Lerifon des Kaiferthumes Defterreih. Bon Dr. Conft. 4. von Wurzbadh, Band 4—5. Wien 1858, 1359. 3. Siebmadhers großes und allgemeines Wappenbuch in einer neuen vollftändig geordneten und reich wermehrten Auflage in Verbindung mit mehreren Gelehrten herausgegeben und mit heraldifchen nnd biftorifch-genealogifhen Erläuterungen begleitet von DO. I. von Hef- ner. Lieferung 49—57, b 13. 14, 15. 16. 17. 18. XVIll Das Leben des F, Feldmarfchalls Grafen Guido Starhemberg. Ein Beitrag zur öfterr. Gejchichte von Alfred Arneth, Wien 1853. Prinz Eugen von Savoyen. Nah den handihriftlihen Quellen ver faiferl, Archive von Alfred Arneth. Wien 1858. Grund des allgemeinen Rehnungswefens. Bon Dr. Philipp Ritter von Ejherih. Wien 1851 und 52. Handbuch) der Staatsrehnungs-Wiffenfhaft zum Gebraucdhe bei afa- demifchen Borlefungen und zum Selbftftudium von Alois Fröhlich. Wien 1856. Zeitfehrift file deutfches Altertfum, herausgegeben von Moriz Haupt, 11. Bandes 3. Heft. (Fortfekung.) Berlin 1859. Fauna Austriaca.. Die Käfer. Nah der analytiihen Methode von Dr. 8 Redtenbadher. 2. vermehrte Auflage. Wien 1858. . Berfuch über die Gräberfyinbolif der Alten. Bon I. I. Nachofen, Mitglied des archäologischen Suftitutes in Nom. Mit 4 Steindrud- tafeln. Bafel 1859. Die europäifchen Orden und Ehrenzeichen in Originalgröße ausge- führt in Hodhdrud mit Gold, Silber und Farben und unter den Aufpicien Sr. E. EL. apoft. Majeftät herausgegeben von Soh. Neba- fovich. Sn XXXVIM. GSeftionen. Wien 1858. Lieferung 1—3. Die Alterthiimer unferer heidnifhen Borzeit. Nah den in öffent» lihen und Privatfammlungen befindlihen Originalen zufammen- geftellt und Herausgegeben von dem römijch = germanifchen Central mufeum in Mainz durch deffen Confervator 2. Lindenfchmit. Heft 1—6, Mainz 1853 und 1859. Allgemeine Enchklopädie der Wiffenfhaften und Künfte, herausges geben von 3. ©. Erfh und I. ©. Gruber. Mit Kupfern und Karten. (Fortfegung.) Erfte Sektion. Theil 68 und 69. Leipz. 1858 und 1859. Pertz Monumenta Germaniae historica Seriptorum Tomus XV. XVI. Hanoverae 1859. (Fortfeßung.) Prechtls technologiihe Encyklopädie, fortgefeßt von Karl Karmarid. 22. Band (Supplement 2. Band) nebft Tafeln. Stuttgart 1859. Salwer Käferbud) mit Abbildungen. Stuttgart. Berge Käferbuh mit Abbildungen. I. Mannferipte. Widmung. Ein chinefiiher Schriftbogen. Herr Canbidus Pany, Schullehrer zu Waldhaufen. XIX B. Geschichte. I. Urkunden. Aus dem Diplomatars-Fonde beftrittene Abfchriften. 1. 90 Stücd Urkunden - Abjehriften aus Originalen des Stiftsarchives St. Florian, das ehemalige Klofter Pulgarn betreffend. Collationirt dur Herrn Neferenten How. Heren Abt Jod. Stütz. Widmungen, 1. Lehrbrief auf Pergament vom 3. 1728 fir Martin Kantner von Neufhirhen. (Hochmw. Herr Abt Jod. Stülz zu St. Florian. ) 2. 10 Stüd Driginal- Urkunden, meift Kaufbriefe aus dem 16. und 17. Jahrhunderte. — 9 Stüd verfh. Faiferlihe Briefe auf Perga- ment mit Siegen. — Summarifher Prozeß wegen ftreitigen Wein- und Bierfchenfhen, den hierauf ertheilten Endabjchiedt und Kay. Declaration de anno 1590 und 1591. (Zweiter Theil Fol. 67— 71 sub Nr. II. im alten Protofoll) mit anhängenden Siegel. (Herr Karl Moshammer, f. E. Staatsbuhhaltungs - Beamter in Linz.) 3. Eine gedrudte bairifhe Verordnung vom Jahre 1690, das Lanbd- miünzwejen betreffend. (Herr Gftattner, Privat in Mondfee. ) I. Genealogifhe Dokumente, 1. Adelsbrief, ausgeftellt von Florian Droft von Droftowig Comse Palatinus imperialis fiir Herrn Josephen und Jacoben Steinl im Jahre 1631. (Hodhw. Herr Abt Jod. Stül; zu St. Florian.) IM. Münzen. a) Widmungen. 1. 6 Stüd römische Münzen, darunter zwei filberne bei den Negulirungs- Arbeiten am Donau-Luegfanal im Sahre 1856 —57 aufgefunden. (Herr Candidus Pany, Schullehrer zu Waldhaufen.) 2. Denfmünze (von Zinn) auf die Geburt des Kronprinzen von Defter- reih — dann türkische, amerifanifhe, englifh=indifhe, italienijche Münzen. (Herr Dr. Kottmayer, 8 Ep. Oberft - Feldarzt und Minifterialrath in Linz.) - 3. 20 Stitd verfchiedene römische Erzmünzen aus ber Gegend von Ens, und 24 verjh. moderne Münzen. (Herr Filcher von Rofen- berg, f. f. jub. Neg. Beamter und Mandatar in Linz. ) 4, Nömifche Erzminze (Hadrian) bei einem Bau an ber Gtabtmage, und eine zweite ( Trajan) auf dem DMeartingfelde zu Linz aufges funden. (Herr Karigl, Baupolier zu Linz. ) b* XX . Silber - Medaille anf die VBermählung des weil. Grafen SKaunit- Nittberg mit einer Prinzeffin von Dettingen vom 3. 1561. (Herr Sof. Fink, Buchhändler in Liz. ) b) Ankänfe, . Eine Anzahl von 313 Stüden verfchiedener Mitnzen, darunter 192 antife, 7 Medaillen und 114 furfivende Münzen verih. Staaten. . 5 Stüd römische zu Maiız aufgefundene Crzminzen (Domitian, Nerva, M. Aurelius, Vietorinus, CGonstantinus. ) IV. Antographe. . Schreiben von Alexander von Humboldt dat. Auffee in Steiermark 11. November 1797 an Brofeffor von Jaquin in Wien. — Ein zweites dat. Sakburg 21. April 1798 an Sudhausverwalter Ritter in Sl, (Frl. Nitter in Linz.) c. Kunst und Alterthum. A Runf. a) Malerei Widmung. . Portrait der weil. Eltfabeth Stoder — jo wie eines Des ehemal. Minoriten Stoder aus Yinz. (Herr Fifher von Rofenberg, E. £ p. Reg. Beamter in Linz. ) b) Radirunmg. Widmung. . Portrait Meranders von Humboldt in feinem 31—32. Lebensjahre, Aus dem Nachlaffe des weil. f. E Bergrathes Nitter. (Im Glas und Rahme) (Frl. Nitter in Linz. ) B. Alterthum. a) Unsgrabungen. MWidmungen, . Ein vömifcher eiferner Fingerring mit befhätigter Camä. Ausgrabung von Eng. (Herr Fifher von Nojenberg, EL p. R, Beamter in Linz.) . Eine autife Bronze» Nadel an der Leondinger Straße nächft Kunz einige Schuh im Lehmlager ausgegraben, (Herr Franz Safhingbauer, Habrifent. in Linz. ) Ak 1. XXI Eine gleihe Bronze-Nabel vom felben Fundorte, (Herr oh. Karigl, Baupolier in Linz.) Eine eiferne Hade, bei Negulirung des Gofaubaches im Schotter- lager desjelben aufgefunden. (Herr Alois Miüllauer, 8. &, Bau- direftiong » Ingenieur zu Linz.) Ein altes eifernes Schwert, die Hälfte der Klinge weggebrochen. Zu Spielberg nähft Ens ausgegraben. (Herr Franz Eindling, Nevier- jäger zu Spielberg. ) ) Waffen Ein Teombon. Gewehr mit weiter Laufmündung (Died. E Statthalterei in Linz.) .) Geri äthichaften. Ein alterthümficher irdener Krug mit zinnenem Dedel, (Herr Fie Iher von Nofenberg in Linz. ) C. Perfdhiedenes. Hand und Fuß einer egyptifhen Mumie. (Fr. Neuß, Med, Dr. Gattin in Linz. ) Ein weißes Brodgebäk aus dem Thenerungsjahre 1816. (Herr Fiiher von Nofenberg in Linz. ) D. Naturgeschichte. MWidmnngen, a) Poıgel. . Ein Feldrebguhn. (Varietät) aus dem Revier zu Wildberg. (Herr Cava, gräfl. Starhemberg’scher Oberförfter zu Wildberg. ) Ein Eremplar eines Eiswogels, exfegt bei Ottensheim, (Ein Bürger zu Ottensheim. ) Ein Flußadler (junger Vogel), erlegt in der Umgebung von Linz. (Se. Ereellenz Herr f. f. Statthalter Freiherr von Bad). ) Eine Rohrweihe, Männchen, erlegt in der Umgebung von Steyregg. (Herr Bergthaller, ftänd. Beamter in Linz.) Sechs Erempfare verjchiebener afrikanischer Bügel, darunter ein Flamingo und ein Nashornvogel. (Herr Ludwig Graf von Thiür- heim, EL Major und Gutsbefiger zu Schwertberg, von veffen Reifen mitgebracht. ) 6. Zwei Exemplare Papageien Inseparabel. (Herr Vinzenz Nitter von Had auf Bornimbs, ftänd, Verorbneter in Linz.) XXI . 47 Exemplare verfh. ausländiiher Bögelbälge. (Herr I. Pregl, Präparateur aus Graz.) b) Infekten. . 169 verjchiedene Käfer — und 72 verfchiebene Schmetterlinge. (Herr Karl Fried. Schmidt, Direktor der E, E Lanbeshauptfaffe in Linz.) . Mehrere Schmetterlinge aus Abyffinien. (Herr Ludwig Graf von Thürheim zu Schwertberg.) ec) Pflanzen. . Sechs Exemplare verih. Pflanzen aus der Tybiihen Witfte, durch Herrn Ritter von Gengzit von feinem Aufenthalte bafelbft mitge- bracht. (Herr Med. Dr. Karl Schiedermayr, E. f. prov. Bezivksarzt zu Kirchdorf. ) d) Mineralien. . KRalffinter aus der Gegend von Deffelbrunn (bei der Anlage ber Kaiferin Elifabeth Weftbahn aufgefunden.) (Herr Fiiher von Ro- fenberg in Linz.) Ankanf. . Flußfpath mit Kupferfies von Stollberg am Harz. — Nragonit von der Seiferalpe. — Prehnit Eryftallifirt und Prehnit in Tofen Kugeln aus dem Saffathale in Tirol. e) Petrefahte Widmung. . Cerithien aus ber Kreibeformation der Eifenau bei Ömunden. (Herr Fifher von Kofenberg in Linz.) E. Technologie. Widmung. . Modell einer Aufzugsmafhine, von dem Geber conftruirt umd ge- fertigt. (Herr Franz Hamanı, Maler zu Manthaufen.) Veränderungen ım Stande der Ehren und ordentlichen Mitglieder Des Museum Franeisco - Carolinum im Jahre 1859, Beitritte an ordentlichen Mitgliedern : . Herr Ferdinand Bargezji, F. f. Gymnaftal- Profefor in Linz „ Math. Dibal, ?. F. Gymnafial - Profefor in inz » DM. Feifar, Profefor am Progymnafium zu Dresden „ SIofef Fink, Buchhändler in Linz „ Auguft Göllerih, Gonzepts » Adjunft der R. FE Polizei- Direktion in Linz „ Karl Hammerl, Hausbeftger in Linz „ ob. Hinteröder, Priefter der Gefelichaft ZIefu und Pro, feffor am Gymnafium in Sreinberg „ Bilb. Sandler, afad. Maler und Kupferftecher zu Prag » ©. Körber, f. f. Staatsbuchhaltungs « Beamter in Linz „ Anton Kronberger, Weltpriefter und Redakteur in Peith „ Dr. ©. Plieninger, Redakteur in Stuttgart „ derd. Pröll, f. F. Notar in Linz „ Sofef Edler von Raymond, Offizial im Ef. Oferfifämmerer: Amte in Wien » Dr. Schenk, Agent in Linz » Bried. von Strobadh, E. f. Statthaltereirath in Linz „ 8% Wagner, F. f. Regierungsratb und Polizei» Direktor in Linz » Sranz Winter, Antiquar » Buchhändler in Linz XXIV mente tter 1. Herr of. Eder, Apotheker in Weyer 2%. „ Math. Fifchwenger, Bürger in Bramaı 3. „ Med. Dr. Sliemftein, T. E. Bergrath in Gmunden A. „ Zon. Kirfinger, a. 1. f. Pfleger in Salburg 5. u Sezak, 8. 8. Polizei - Kommiffar in Salzburg 6. „ Shüga, q. Patrimoninlrichter in Braunau S tieE ifo kil.e: Ehren - Mitglied : 1. ©e. faif. Hoheit der Durdl. Prinz und Herr Erzherzog von Defterreih Zohan Baptıft Drdentlihe Mitglieder : 41. Herr Ferd. Meyer, vegul. Chorh. von St. Florian und Pfarrer in Feldkirchen 2. u Pb. Kinzler, f R. Stantsbuchhalter in Linz 3. „ Karl Graf von Starhemberg, F. F. Kämmerer in Linze LM. Wallner, Pfarrer in Wartberg Wrntector : Se. Faiferl, Hobeit der Hurchlauchtigite Prinz und Herr Franz Carl, Erzberzog v. Deiter: reich, 20. 20. Voritand de3 Bereines: Se. Ereellenz Herr Eduard Freiberr von Ba, ©r. L. f. Majeftät wirkl. geh. Nath und Statthalter von Oberöfterreich, Commandeur und Ritter hoher Orden 20. ıc. Präjes des Berwaltungs = Ausjchuijes : Herr Zohann Freiherr von Gtiebar, ?. f. Kämmerer, . E. jubil. Negierungsrath, Oberft- Erbland- Küchenmeifter und Landftand in Delterreich ob md unter der Enns ıc. ac. PBrüjes - Stellvertreter : Herr Franz ©. Ritter von Kreil, E. F. Statthalterei - Vice -Präfident , Commandeur und Ritter hoher Orden ıc. ıc. Mitglieder des Verwaltungs = Ausjchuffes : 1. Herr Aichinger 3. Ev. , Weltpriefter und Direktor des Provinzial: Taubftummen » Inftitutes, wirfl. Gonfiftorialrath 2. „ Molph Ludwig Graf von Darth » Barthenheim , ft 8 wirft. Kämmerer ıc. [9 oa St mo XXVI . Herr Sohann Duftihmid, M. Dr. Heinrich Engel, Profeffor a. d. theolog. Lehranftalt Foh, Nep. Nitter v. gritih, FR. jub. Statthaltereivath Sofef Gnisberger , reg. Chorherr von St. Florian, emerit. f. f. Profeffor und Stiftsdechant Kofef Hafner , Inhaber eines Tithogr. Imftitutes Fried. Freiherr von Haan, f. F. Statthaltereirath Anton Hofftätter, Apotheker Med. Dr. Anton Suörlein, 8. f. Rath Franz ©. Nitter von Kreit, 8. f. Statthalterei-Vice-Präftdent Dr. Franz Sudelfa, F. F. Profeflor Dominit Lebfchy, Abt des Iöbl. Stiftes Schlägl ıc. Ip. Mitterndorfer, Abt des Löbl. Stiftes Kremsmünfter ır. Karl Blank Edler von Plandburg, Banaquier Dr. Friedrich Edler v. Pflügl, 8. 8. Hof: und Gerichts: Advofat Peter Niepl, regul. Chorkerr von ©t. Florian und RE. Profeffor Franz Sofef Nudigier, Bilhof von Linz ıc. Sofef Sazinger, ftänd. Buchhalter Georg Schafflinger, vegulirter Chorherr von ©t. Florian und 8. f. Profeflor Adalbert Stifter, F. f. Schulrath Sodof Stülz, Abt des Stiftes ©t. Florian ıc. Anton Tuzed, F. ?. Statthalterei - Goneipift und Redakteur der Landes » Zeitung Med. Dr. Fabian ri, ?. F. Rath und Profeffor 24 Ghren » Mitglieder 311 wirkliche Mitglieder XXVIl Bereins-Selretär: Herr Dr. Franz Sidor Profchko, F. F. Polizeifommiflär Sefretär- Stellvertreter: Herr Georg Weishäupl, ftänd. Negiftrant Cuftos: Herr Franz Carl Ehrlih, Mag. Pharmacie Rehnungs-NRepvidenten: Herr Fink, Buchhändler und Gemeindevorftand „ Viktor Dronot, Buchdruderei- und Hausbefiger PRITERL he a "% Y r he 1a n . Zur Geschichte milder Stiftungen Lande ob der Ens. Von Joseph Gaisberger. II. Lieferung : Ehmalige Waisen - Anstalten in Linz. Mus. Jahr. Ber. XX, 1 \ sat: ren ir BTERNE: ‚ao sur har m 2, KR ini eu Po ERS m äh Er Faden Rn WL EAN: 4; u z Hl, Pr he fr. 3 At. 1° Ir „ah Be re a 2038 en RN IR 2 rd Vorwort. Treu dem Versprechen, dasjenige, was unsere christlich- gesinnten Vorfahren zum Troste der Betrübten, zum Heile der Kranken, zum Schuze und zur Zuflucht für Arme und Ver- lassene in nie rubender Wolthätigkeit in unserm Lande ge- opfert, gestiftet und gegründet haben, den gegenwärtig Leben- den ins Gedächtnis zu rufen und nach und nach vorzuführen, übergebe ich den Freunden der vaterländischen Geschichte und yaterländischen Anstalten, die zweite Lieferung »zur Geschichte milder Stiftungen im Lande ob der Ens.« Sie enthält in Kürze die Geschichte der drei ehemaligen Waisenanstalten in Linz. An ihrer Stiftung und Gründung beteiligten sich alle Stände und Klassen in frommer Gesinnung; es galt ja einer guten, einer schönen Sache: der Rettung, dem Schuze hilfloser »Kleinen, deren Engel im Himmel immerfort das Angesicht des himmlischen Vaters schauen, der nicht will, dass eines von diesen Kleinen verloren gehe.« Dass ich über diese segenbringenden Anstalten sicheres und probehältiges mitteilen konnte, verdanke ich allein der Huld Seiner Exzellenz, des k. k. Statthalters, des Herrn Baron 4* 4 Eduard v. Bach, welcher die Benüzung der Statthalterei- Akten wieder gnädig mir gewährte; eine Gnade, welche mir auch Zutritt zur Registratur des vereinigten Landes -Collegium, der k. k. Staats-Buchhaltung und des Gemeinderates der Haupt- stadt in jenen Fällen verschaffte, wo ich aus der ersten Quelle schöpfend nicht zur klaren Vorstellung gelangen konnte. Dass ich hiebei immer und von allen Seiten das bereitwilligste Ent- gegenkommen erfuhr, erkenne ich mit dankerfülltem Herzen an; zu ganz besonderem Danke bin ich aber dem k. k. Ad- junkten der Statthalterei- Registratur, Herrn Franz Razen- berger verpflichtet, der mir bei den mancherlei Anfragen, die zu stellen, bei den vielen Erhebungen, die zu machen waren, immer mit der grössten Bereitwilligkeit und Freundlichkeit be- hilflich war. St. Florian, am 4. Junius 1860, Der Verfasser. Ehmalige Waisen - Anstalten in Linz. I. Waisenhäuser, fremd dem heidnischen Altertum, schuf erst das Christentum. Immer ruft in der fühlenden Menschenbrust der Anblik des verwaiseten Kindes warme Teilnahme und inniges Mitleid hervor. Das zarte, edle Reis steht losgerissen von dem Mutterstamme, hilflos, ohne Schuz, preisgegeben den wilden Stürmen und den sengenden Stralen der Sonne, in. steter Ge- fahr, dass die schönen Keime , die so vieles versprochen, un- entwikelt verkümmern und gänzlich ersterben. Darum haben auch — ohne einen tieferen Grund zu kennen — bloss von einem schönen menschenfreundlichen Zuge geleitet, schon im heidnischen Altertume die gebildetsten Völker in ihrer Gesez- gebung den Waisen eine besondere Aufmerksamkeit zuge- wendet. — In Athen standen — vielleicht nach solonischem Vorgange — die verwaiseten Kinder unter der wachsamen Obhut des ersten Archon, der gewissermassen als Obervor- mund nicht nur ihren Unterhalt und ihre Erziehung überwachte sondern auch jede leichtere Beleidigung oder Verlezung dersel- ben durch eine Geldstrafe ahnden, bei schwerern, den Belei- diger vor ein Volksgericht belangen konnte. Noch grösserer Sorgfalt erfreuten sich jene Kinder, deren Väter im Kampfe für das Vaterland den Tod gefunden. Sie waren der Aufsicht des dritten Archon anvertraut; auf Kosten des Staates wurde 6 für ihre Erziehung und Heranbildung Sorge getragen. Waren die Söhne zur Volljährigkeit gelangt, wurden sie auch noch mit einer vollständigen Waffenrüstung ausgestattet. — Aelın- liches verfügten auch die römischen Geseze über Vor- mundschaft (tutela) schon zur Zeit der Republik. Noch weiter giengen in dieser Sorgfalt einige der römischen Kaiser. Der edle Greis, Goccejus Nerva suchte die Wunden, die sein Vorgänger geschlagen, wie er nur konnte, zu heilen. Nur kurze Zeit herrschend, delınte er doch seine Sorgfalt auf jene‘Kinder aus, welehe durch Domitian’s Grausamkeit zu Waisen geworden waren. Sein Adoptiv-Sohn, Trajan sezte das Begonnene mit freigebiger Grossmut fort und machte die nur zeitweiligen und gelegenheitlichen Spendungen an die armen und verwaiseten Kinder (pueri ac puellae Ulpiani) zu monatlichen. In welchem Masstabe sich diese Grossmut äusserte, zeigt am deutlichsten jene Stiftung, welche ihm Velleja unweit Pla- eentia zu verdanken hatte, die, schon sehr bedeutend von seinem Nachfolger Hadrian noch vergrössert wurde. In dieselben Fusstapfen traten der väterlich gesinnte An- toninus Pius und der wissenschaftlich gebildete Mareus Aurelius; sie nahmen sich besonders der verwaiseten Mäd- chen sorgfältig an und nannten sie zu Ehren ihrer Gemalinen, »Pflegetöchter der Faustinen« /puwellae alimen- tariae Faustinianae, novae puellae Faustinianae) auch scheint es, dass sie gleich den Vorgängern, den Knaben bis zum achtzehnten, den Mädchen bis zum vierzehnten Lebens- jare die ausgeworfene Unterstützung verabreicht haben. Auch der sittlich-strenge Severus Alexander liess diese Anstalt, die der Verschwender Commodus aufgehoben, wieder auf- leben und die so unterstüzten Kinder um das Andenken an » seine Mutter Mammaea, die Freundin des Origenes, zu verewigen, nach ihr benennen (pweri et puwellae Mam- maeani), 7 Diess waren ehrenvolle aber vorübergehende Erscheinun- gen und ruhten auf keiner sicheren Grundlage. »Die Heiden erkennen wol, bemerkt Laetantius, dass es der Natur nach billig sei, denen beizustehen, die des Schuzes und Beistandes bedürfiig sind, aber sie sehen es nicht ein, warum sie es thun sollten?« ?) Einen höhern Beweggrund bot erst das Christentum dar, aus dessen innerstem Wesen sich allmälig eine reiche Fülle der wolthätigsten Anstalten, die dem Heidentume fremd waren, herangebildet hat. Schon das an die Spize gestellte Gebot des Heilandes: »Liebe Gott über Alles, deinen Nächsten wie dich selbst« und die Versicherung: »Was ihr einem der Geringsten aus meinen Brüdern gethan, das habt ihr mir ge- (han, und wer ein solches Kind in meinem Namen aufnimmt, der nimmt mich auf« ?) stellte jedem Christen auch die ver- lassene Waise in einem höhern Lichte dar, als Gottes Ebenbild, als Kind des ewigen Vaters, als Miterben Christi. Nach dem Vorbilde des göttlichen Heilandes, der nur Wol- thaten und Segen spendend unter den Menschen gewan- delt, beeilten sich daher die Glieder der ersten christlichen Gemeinde zu Jerusalem, mit ihrer Habe den Hilfsbedürfti- gen jedweder Art beizustehen. »Sie verkauften was sie ent- behren konnten und brachten den Werth und legten ihn zu den Füssen der Apostel nieder, damit davon jedem zugeteilt würde, je nachdem er bedurfte.« 2) Dass eben diese Mildthätig- keit auch in dem nächsten Jarhunderte in derselben Weise geübt wurde, ersehen wir aus der Schilderung eines unter- richteten Augenzeugen. »Jeder (der Christen) bringt freiwillig einen mässigen Beitrag, Gaben der Liebe; sie werden ver- ') Mi sentiunt quidem, naturä justum esse tueri eos, qui tutelä carent, sed cur ita sit, non perspieiunt. La etant. lib. VI. div. Inst, e. 12. 2) Matth. 25, 40.18, 5. ®) Apostelgesch. IV. 54 — 55, i 8 wendet zur Nahrung der Armen, zum Unterhalt dürftiger und verwaiseter Knaben und Mädchen oder schwacher Greise oder solcher, die in Banden liegend der Sache Gottes wegen leiden.« !) Und das geschah in den Jarhunderten, in denen noch die blutigsten Verfolgungen gegen die Bekenner des Christen- tums wüteten. Kaum waren diese geendet, und durch das Mailänder Edikt Gonstantin’s des Grossen den Christen nicht bloss Duldung sondern freie Uebung ihrer Religion ge- währt, und der Kirche Schenkungen und Vermächtnisse anzu- nehmen gestattet, konnte sich die freudige Opferwilligkeit un- gehindert entfalten und hat sich in reiehem Masse wirklich entfaltet. Die Kirche war es, die von der Stunde an, wo das zarte Kind von der irdischen Mutterbrust hinweg an die Brust der Religion getragen wird, es als ihr anvertraut betrachtete und sich desselben in allen Stadien des Lebens, in allen Nöten und Leiden gleich einer liebenden Mutter unermüdet annahm. Erfüllt von dieser Gesinnung bewiesen die Vorsteher der Kirche eime Hingebung,, der auch die Heiden ihre Bewunderung nieht versagen konnten. Sie unterzogen sich — ausser den Ver- richtungen ihres Amtes — auch der Handarbeit, um hiedurch so viel zu verdienen, dass sie die Einkünfte ihrer Pfründe den Armen, Kranken, Bedrängten zuwenden konnten; ja Augu- stin, der heilige, liess, nachdem er die Einkünfte seiner Kirche für die Armen und Notleidenden ganz erschöpft hatte, sogar die Gefässe des Herrn wegen der Gefangenen und we- gen sehr vieler Armen zerbrechen und einschmelzen und daraus Vergabungen an die Armen machen. Durch diese nie ruhende Sorgfalt der Kirche und ihrer Vorsteher traten sehr bald dauernde öffentliche Anstalten für !) Modicam unusquisque stipem — confert. Haee quasi deposita pie- talis sunt. Inde dispensatur egenis alendis et pueris ac puellis re ac parentibus destitutis, jamque aetate domitis senibus.. Tertull.' Apolog. cap. 59. 9 Arme, Kranke, Verlassene und verwaisete Kinder .an mehreren Orten ins Dasein. Eine der ersten und vorzüg- liehsten war die vom h. Basilius zu Caesarea in Cappa- docien gegründete und vom Kaiser Valens und andern wolhabenden Christen reichlich beschenkte Anstalt, in der die Kranken Heilung, die Altersschwachen sorgsame Pflege, die armen verlassenen Kinder Erziehung und Unterricht genossen, Sie hatte in Verbindung mit den für die Wärter, Lehrer und Aerzte bestimmten Häusern und notwendigen Gebäuden eine solche Ausdehnung, dass sie einer kleinen Stadt glich und ge- wöhnlich auch die Neustadt oder zu Ehren des Gründers Basilias genannt wurde. Der h. Gregor von Nazianz, der vertraute Freund des Stifters, welcher sie unter die Welt- wunder zälte, hät eben darin eine seiner schönsten Reden und zwar über die Pflege der Kranken gehalten. ') Auch an- dere Kirchenvorsteher eilten nach Caesarea um diese herr- liche Anstalt kennen zu lernen und nach dem Vorbilde des Gründers in ihren Sprengeln ähnliche zu errichten und bald gab es keine der Hauptstädte, ohne solche wolthätige Anstalt. Diesen Bestrebungen der Kirchenvorsteher kam häufig die Unterstüzung der Laien entgegen; sie spendeten was sie konn- ten, und freuten sich dieser christlichen Pflicht. Der Geist des thätigen Christentums drang in die Gesezgebung ein ; er wurde durch diese gefördert, fromme Vermächtnisse erleichtert und die Bischöfe aufgefordert, sorgfältig darüber zu wachen dass die Wil- lensmeinung der Verstorbenen keine Verzögerung erleide, im Gegentheile der Bau der Kirchen, der Spitäler, der Kranken- und Waisenhäuser, Loskaufung der Ge- fangenen oder überhaupt jede fromme Anordnung so bald wie möglich in Vollzug gesetzt werde. 2) In gleicher Ge- ') Ullmann, Gregor von Nazianz, $. 140, 2) Cod, Justin, |, Tit. III, 46 - 10 sinnung verordnete und handelte .Karl der Grosse. In der fast ununterbrochenen Kette von Kriegen vergass er der Armen, Bedrängten, Hilfebedürftigen nicht; die warme, christliche Sorg- falt für diese spricht aus vielen gesezlichen Anordnungen (Ca- pitularien) , welche er bei verschiedenen Gelegenheiten erliess. »Wittwen und Waisen sollen, so heisst es in einem vom Jare 782, einen Vormund haben, weigert sich dessen Jemand, so soll der Richter einen gottesfürchtigen Menschen dazu ausersehen..«e — In einem andern vom Jare 797 werden die Kirchen, Wittwen und Waisen und die Mindermächtigen unter den Schuz des Königs wie unter den Gottes selbst ge- stellt; »sie sollen ruhigen und rechten Frieden haben ;« ja er befahl seinen Grafen die Rechtshändel der Unmündigen und Waisen beim Gerichte vor allen andern vorzunehmen ; ein Befehl, der von seinem Sohne und Nachfolger, Ludwig dem Frommen nicht nur von neuem eingeschärft, sondern auch näher bestimmt wurde, Die Prozesse und Klagen der Armen sollen noch vor Mittag untersucht werden und die Rechtshändel des Königs und der Kirche und der Grossen erst am Nachmittage, weil Witiwen, Waisen und Arme keinen Unterhalt haben um zu warten bis man an ihre Sache kommt. !) Was durch diese gesezliehen Anordnungen zum Schuze der Wittwen, Waisen und Bedrängten eingeschärft war, wurde emem ganzen, im Mittelalter sehr einflussreichen Stande und vorzüglichen Träger und Pfleger der Bildung und Gesittung, dem Ritterstande zu einer. der heiligsten Pflichten ge- macht. An dem lang ersehnten Tage, an dem der Jüngling den Ritterschlag erhielt, legte er an den Stufen des Altars knieend,, unter einem feierlichen Eide das Gelübde ab: »die Wahrheit zu reden, ‚das Recht zu behaupten, die Religion sammt ihren Dienern und Häusern, alle Schwache und Unvermögende, alle Wittwen und Waisen zu beschirmen, die unterdrükte 1) Historisch -polit. Blätter I 406, 11 Unschuld zu retten, keinen Schimpf gegen edle Frauen und Jungfrauen zu dulden und die Ungläubigen zu bekriegen.« Erst nach diesen feierlich ausgesprochenen Worten und übernommenen Pflichten wurde er mit den Waffen ausgerüstet und im Namen des h. Erzengels Michael und des h. Ritters Georg durch drei flache Schwertschläge auf Hals und Schul- ter zum Ritter geschlagen. Während so die-Kirche und ihre Vorsteher sich der Be- drängten überhaupt, der verlassenen Waisen insbesondere mit väterlicher. Liebe annahmen , über ihren Unterhalt, ihre Erziehung und Unterweisung sorgfältig wachten und der christ- liche Staat in seinen Anordnungen, Gesezen und Einrichtungen dieselbe Richtschnur befolgte und alles förderte, was die Ver- lassenen schirmen , zu nüzlichen Gliedern der Gesellschaft ma- chen und ihnen Trost und Beruhigung für das ganze Leben gewähren konnte; durchdrang derselbe Geist der christlichen Teilnahme alle Stände, Gemeinden, Familien und Individuen, In der vaterlosen Waise erblikte der Hohe wie der Niedere, die ganze Korporation wie der Einzelne das Kind des ewigen Vaters ; er vernahm in seinem Innern wieder den Ruf des Er- löserss: »Wer ein solches Kind in meinem Namen aufnimmt, der nimmt mich auf« — und gab und opferte gerne; viel, wen die Vorsehung mit irdischen Gütern gesegnet, wenig, aber mit innerer Freudigkeit, wem wenig verliehen ward. Nicht selten erklärten Eltern, denen Kinder versagt oder durch frühzeitigen Tod entrissen waren, die Waisen zu Erben all’ ihrer Güter. So mehrte sich durch freiwillige Gaben das Gut; der Segen des Himmels ruhte auf diesen gottesfreudigen Opfern und bot die Möglichkeit, selbst in kleineren Städten und Orten bleibende, dauernde Anstalten für verlassene, verwaisete Kinder, Wai- senhäuser, Orphanotrophien zu gründen, die gleich edlen Fruchtbäumen, deren kühlender Schatten, deren süsse Früchte auch dann noch erquiken, wenn ihre Pflanzer schon lange vermodert sind, ihre Segnungen den fernsten Geschlech- 12 tern spenden und ihnen die heilige Pflicht auflegen, bisweilen einen dankbaren Rükblik auf jene zu werfen, welche in christ- licher Gesinnung sie grossmütig gestiftet, Um dieser Pflicht zu genügen, wollen wir in einem flüchtigen Umrisse die Geschichte und Wandlung jener Waisen - Anstalten anführen, die im Ver- laufe. des vorigen Jarhunderts in der Hauptstadt unseres Lan- des gestiftet, noch jezt in veränderter Gestalt fortleben. II. Kellerisches Waisenhaus. 1. Hauptstiftung. Johann Heinrich Keller im Kanton Zürich, wo noch heute dieser Familien -Name blühet, unfern der Haupt- - stadt von armen Eltern geboren, musste durch der Hände Ar- beit und in der Fremde sein Fortkommen suchen. Die Vor- sehung, welche die Gemüter und Geschike der Menschen gleich Wasserbächen leitet, führte ihn — den in der Lehre Calvins erzogenen — in die Hauptstadt des Christentums, nach R om. Wie so viele Gott wahrhaft suchende Gemüter fand auch er in den trokenen starren Formen des calvinischen Cultus keine innere Befriedigung. Anderes erfuhr er in Rom. Die Feierlichkeit des katholischen Gottesdienstes hob seine Stimmung, die wunder- lieblichen Töne des Gesangs drangen tief zum Herzen, beflü- gelten seine Andacht und erfüllten Sinn und Gemüt mit einer innern Seligkeit und Heiterkeit, die er früher niemals gefühlt, niemals empfunden. Dieser Kundgebung der göttlichen Gnade folgend, trat er in den Schoos der katholischen Kirche zurük. Still und arbeitsam bei seinem Gewerbe — er war Klei- dermacher — redlich und treu in seinem Thun und Lassen wurde er der Königin von Schweden, Christine, die bald nach ihrer Thronentsagung gleichfalls zur katholischen Kirche übergetreten und zu dauerndem Aufenthalte nach Rom , 13 gekommen war, als verlässlicher Diener bestens empfolen und in ihre Dienste genommen. Als sich durch den Tod der Kö- nigin diese dienstlichen Verhältnisse aufgelöst , verliess er Rom und Italien und gelang'e — ich kann nicht angeben durch welche Vermittelung? — nach Linz, wo er sich als Schnei- dermeister bleibend niederliess. Fleiss und Sparsamkeit, Red- lichkeit und unverbrüchliche Treue begleiteten ihn auch hieher, erwarben ihm Zugang und Vertrauen und hiedurch allgemach einen Wolstand, ein Vermögen, das in jenen Zeiten und für seine Verhältnisse als namhaft erschien. — Bereits zu hohem Alter gelangt, »begab er sich seiner Handtierung und bürger- lichen Facultäten und verdingte sich, um dem Heil seiner Seele abzuwarten, in die Kost zu den Minoriten hier.« Sich dem Tode nahe glaubend, verfasste er 10. Oktober 1713 sein Testament und sezte seine zalreichen Anverwand- ten, welche in Zürich, Heidelberg und Mühlhausen zertreut lebten, zu Universal - Erben ein unter der Bedingung jedoch, dass sie die genannten Orte verlassen, den katholi- schen Glauben annehmen und in Linz sich niederlassen. Wiederholter ‚Einladung und mehrmaliger Aufforderung folgte keine Antwort. Nach langer Zögerung erschien endlich ein einziger Anverwandter, aber — fast wie zum Hohne ge- sendet — ein Blödsinniger. Keller nahm daher durch ein Codieill vom 49. Jänner 1715, in seinem Testamente eine Ver- änderung vor, er vermachte seinen Anverwandten 5000 fl. als Legat und sezte verwaisete Kinder, so viele deren aus dem übrigen Vermögen erhalten werden könnten , als Universal- erben ein. — Der Rest des Vermögens, der nach Abzug aller Legate übrig blieb — 22,000 fl. — bildete den Anfang und Grundstein des neuen Waisenstiftes. Zu Testaments - Executoren ernannte er, als er achtzig Jare alt, am 28. März 1716 starb , seine vertrautesten Freunde und Mitbürger: Wilhelm Lindner und Peter Egg, Schlossermeister, die bald nach dem Hintrite des Stifters, das 14 zu dem erwähnten Institute bequem gelegene, mit einer Kapelle und gestiftetem Benefiziate versehene Fürtenbergische Haus in der Vorstadt zu Linz !) erkauften, es einfach einrichteten, nach und nach acht verwaisete Knaben aufnahmen, mit Kost, Kleidung versahen und für Instruktoren und andere notwendige Personen Sorge trugen. — Erst nachdem diese ein- leitenden Schritte geschehen, wendeten sich die genannten an Kaiser Karl VI. mit der Bitte, »Dieser milden Stiftung seinen landesfürstlichen Schuz und Schirm angedeihen zu lassen.« Der Kaiser sah in diesem Vorhaben nicht nur ein Gott wolgefälliges Werk, sondern auch ein zwekmässiges Mittel, die verlassenen Waisen sowohl zum eigenen als des gemeinen We- sens Nuzen in den Studien und andern ihnen anständigen Uebungen sorgfältig zu erziehen; er nährte auch aus gutem Grunde die Hoffnung, es würden noch andere Wolthäter — »inson- derheit einige vom Adele — beitreten um dieses Stiftungswerk zu vermehren und zu erweitern. Daher genehmigte er 11. Ju- lus 1720 den überreichten Stiftungs - Entwurf, wie den um 7400 fl. bewerkstelligten Kauf des Fürstenbergischen, mit einer Kapelle und einem gestifteten Benefiziaten versehenen Hauses und bestätigte die vom verstorbenen Stifter ernannten zwei Exsecutoren in der ihnen anvertrauten Verwaltung — »Haus- haltung und Verrechnunge mit dem Beisaze: «Wir versehen Uns gegen dieselben gnädigst, sie werden lebenslang dabei nach des Stifters Intention, solche Obsicht und Sorge tragen, wie sie es vor Gott und Uns verantworten mögen.« — Zugleich sezte der Landesfürst jene Bedingungen fest, die er für das fröhliche Gedeihen der Anstalt für heilsam und notwendig hielt. Die Oberaufsicht über diese’ übertrug er dem jewei- ligen Landeshauptmanne im Lande ob der Ens — damals Christoph Wilhelm Graf von Thürheim — an diesen 1) Fürstenbergisches Haus,: im Anhange. 15 gelangten auch die vom Stadtrate zu machenden Vorschläge des für die Anstalt notwendigen Personales: des Waisenvaters, der Mutter, der Lehrmeister und insbesondere des nach dem Tode der Exsecutoren für die Verwaltung und Verrechnung aufzustellenden Verwalters. Dieser musste nicht blos Bürger , sondern auch mit eigenem Vermögen oder genugsamer Bürg- „schaft versehen sein und erhielt ausser der Wohnung »eine gemessene Besoldung, doch ohne Kost: und andere Naturalien.« Er erstattete über die Stiftungs -Empfänge und Ausgaben vier- teljärige Extrakte. nach Verlauf eines Jares aber und zwar vier Wochen nach dem Sonntage s. s. Trinitatis die järliche Raittung dem linzerischen Stadtrat, welcher sie aufzunehmen, zu prü- fen, und vor der Erledigung dem Landeshauptmanne zur Re- vision vorzulegen hatte. Aehnliches wurde auch in Bezug jener Stiftungen fest- gesetzt, die für diese Anstalt von andern unbürgerlichen Wol- thätern in der Folge gemacht wurden; nur musste der Landes- hauptmann, sobald ihm die järliche Raittung vorgelegt war, eine oder mehrere Tagsazungen nach Erheischung der Notdurft bestimmen und sie den Stiftern oder nach ihrem Hintritte ihren Abkömmlingen — und was die Kellerischen Stiftungen betrifft dem Stadtrate zum Beisize verkünden und selbst im Waisen- hause bei der Raittungsjustifizirung erscheinen und den Vorsiz führen — nur im Verhinderungsfalle hatte dies durelı den Landesanwalt zu geschehen. Järlich war auch ein ordentliches Inventarium -über alle Mobilien und Immobilien, Kapitalien und Einkünfte in das Stif- tungs - Archiv zu hinterlegen, zu welchem der Stadtrat den einen, der Verwalter den andern Schlüssel verwahrte, — Dem leztern lag auch besonders ob, von den Ersparnissen der Geschenke und der Almosengelder das Gebäude des Waisen- hauses nicht’ allein in besseren Stand zu sezen, sondern auch zu vergrössern und nach der Vollendung, die Ersparnisse zu 16 kapitalisiren und die Interessen zur Vermehrung der Waisen zu verwenden. " Das von Keller den beiden Exseeutoren eingeräumte Recht: alternative die Kellerischen Zöglinge in die Anstalt aufzu- nehmen, wurde ihnen auf ihre Lebenszeit vom Landesfürsten bestätigt; nach ihrem Tode ging es an den Stadtrat über. Zur Aufnahme eigneten sich bürgerliche oder bei ihrem Abgange auch unbürgerliche Linzerische Kin- der, welche verwaiset, arm, am Leibe unmangelhaft, sieben bis zehn Jare alt waren, um sie, nachdem sie zu einem Handwerke oder einer Kunst tauglich oder bei besondern Fähig- keiten — mit Vorwissen des Superintendenten zu den Studien bis zur sechsten Schule verwendet worden wären, mit dem sechzehnten Jare ausmustern zu können. — Beim Austrite erhielt der Zögling noch ein neues Kleid und an Geld, nach den jeweiligen Kräften der Kellerischen Stiftung. 2. Allmälig erfolgende Zustiftungen. In der erwähnten landesfürstlichen Bestätigungs - Urkunde der Kellerischen Stiftung war auch für den Fall Vorsorge ge- troffen, dass zu der Hauptstiftung die eine oder andere Zu- stiftung hinzuträte. Wie billig, blieb das Recht des Vorschlags zu solchen Stellen den Stiftern und nach ihrem Tode ihren Ab- kömmlingen gesichert; erst nach dem Erlöschen der stiftenden Familie und wenn nicht etwas anderes bestimmt sein würde, gieng das erwähnte Recht an den jeweiligen Landeshauptmann über, immer aber mit der Beschränkung dass die Intention des Stif- ters unverlezt gewahrt bleibe. — Das hiezu erforderliche Kapital ward auf 1500 fl. angesezt; es wäre denn dass diese Zustifter eine bessere Verpflegung ihrer Waisen wünschen und desshalb eine grössere Geldsumme selbst aussezen würden, — Um die genannte Summe konnten auch andere Zöglinge 17 (extranei). in dieses Waisenstift aufgenommen werden. Doch waren diese wie jene — zur Vermeidung jeder Unzukömmlich- keit und Unordnung, zur leiehtern Handhabung der Zucht — an die vorgezeichnete Verfassung und Einrichtung der Kelleri- schen Stiftung in allen wesentlichen Beziehungen (in substan- tialibus) gebunden. Auf welche Weise solchen Zustiftern gegenüber bei der Rechnungslegung vorzugehen war, ist bereits erwähnt; daher erübrigt nur noch nachzuweisen, von welchen Wolthätern diese Zustiftungen und unter welchen Modalitäten sie nach und nach gemacht worden sind? a) Maria Rosina von Zeppenfeld, geborne Gab- ler vermachte in ihrer letztwilligen Anordaung, Linz 21. Juli 1722, kleinere Legate an das B ürgerspital, Bruderhaus, an beide Siechenhäuser und an das Thonmüller- Häusl; zur bessern Verpflegung der armen Kranken im La- zareth 500 fl. Kapital, für die Armen 400 fl.; dann »ver- schaffe ich zum Linzerischen Waisenhaus 6000 fl. Kapital auf drei neue Waisenstellen ; und noch besonders 1000 fl., vor welche die Waisen alle Freitag des ganzen Jares den schmerzhaften Rosenkranz in der fürstlichen Kapellen zu Trost meiner und meines Herrn sollen zu beten verbunden sein. Diese 7000 fl. sollen bei gemeiner Stadt Linz angelegt werden. Es ist aber auch mein Will und Meinung, dass wenn das arme Haus künftig auch auf Mädln eingerichtet werden möchte, als- dann zwei Stellen von obigen dreien mit zweien Mägdlen be- sezt sollen werden.« Sie schliesst mit den Worten: »Ich seze zum wahren Universal -Erben ein meinen liebsten Eheherrn Jo- hbann Eberhard v. Zeppenfeld in bestem Vertrauen, der werde all obiges getreulich und zu meiner Seelentrost schleunig vollziehen, « b) Wenige Jare nachher folgte diesem Beispiele christ- licher Mildthätigkeit der Gemal der Genannten: Johann Eber- hard v. Zeppenfeld, stöndischer Landschreiber, der in Mus, Jahr, Ber. XX, 2 18 seiner leztwilligen Anordnung vom 14. August 1726 gleichfalls den Armen 300 fl. legirte; dann »lege ich zu der mit 1500 fl. gestifteten Waisenstelle noch 500 fl. bei, weillen nach Ausweis deren aufgenommenen Rechnungen die’ Verpflegung eines Kna- ben ein Mehreres erfordert; nebst diesen verschaffe ich annoch 2000 fl. zur anderten zeppenfeld’schen Waisen- stelle, auf gleiche Weis und Ordnung wie die erste, dass hiezu vor allen denen Kanzleiverwandten , sodann denen lan- deshauptmannschaftlichen Amtsboten, und ferner deren Schloss- vorstehern hinterlassenen armen Kinder nacheinander den Vor- zug haben; in Ermanglung deren aber der Landshauptmann- schaft andere bürgerliche oder unbürgerliche Waisen aufzuneh- men bevorgelassen sein solle« »Dann legire ich diesem armen Haus 1000 fl. Kapital mit der Verbindlichkeit, dass die sämmtliche Kinder alle Freitag den h. Rosenkranz öffentlich vom Tag meines Hinscheidens zu immerwährenden Zeiten vor mein und meiner Ehekonsortin wie auch deren Vorstehern und Gutthätern verstorbene in Gott ruhende Seelen andächtig beten sollen.e — Zu mehrseitiger Kennzeichnung dieses Mannes mag auch noch angeführt werden, was er für seine Anverwandte, deren grossmütiger Wolthäter er lange gewesen, bestimmte. Seinen Neffen zu Münster vermachte er 3750 fl. »mein Herr Bruder Theodor ist zwar von Gott dem Allmächtigen so weit gesegnet dass er des meinigen nicht bedarf, zum brü- derlichen Angedenken jedoch legire ich demselben das grosse silberne Lavoir, meinen Ring, zwei Goldstük, auf deren einem die Stadt Wien, dem andern aber die Stadt Münster ge- prägt ist, item drei Stük Gemälde nach seiner Willkür, wie auch meine Bücher und Schriftsachen, die nicht zur Landkanz- lei gehörig sind.« c) Bereits mehrere Jare vorher hatte Katharına Su- sanna Hölbling, geborne Egger in ihrem Testamente, Linz 4. April 1702 zur Auferziehung armer Waisenkinder eine Stiftung auf 2000 fl. Kapital gemacht und hierüber die freie 19 Disposition und Einrichtung ihrem Gemäle Nikolaus Hölb- ling des innern Rats Bürger zu Linz überlassen. Dieser be- stimmte in der Folge, dass sein Universal - Erbe auf zwei Kinder, die im hiesigen Bürgerspitale unterhalten und erzogen werden sollten, antragen und darüber das jus präsen- tandi — anfänglich er selbst — und nach seinem Tode der nächste Hölblingische Verwandte von seines Herrn Vaters sel. Linie haben, in deren Abgang aber solches auf einen löblichen und wolweisen Magistrat der Stadt Linz verfallen solle. Das zu diesem Behufe ins Waisenhaus gestiftete Kapital von 4000 fl. war seit dem Linzerostermarkt 1731 auf der Herrschaft Parz gegen 5% Verzinsung angelegt. Der Genuss dieser Stiftung erstreckte sich für jene Kna- ben, die einem Handwerke sich zuwendeten bis zum 15. Le- bensjare; die den Studien bis zur Vollendung der Gymnasial- studien. Um den mancherlei Bedürfnissen des Hauses auch auf einer andern Seite zu begegnen, vermachte er demselben noch zwei Stüke Leinwand »auf notwendiges Leingewand. « d) Ein gleichgesinnter Anverwandte, Bernhard Leo- pold Hölbling führte es teilnehmend zu Herzen, dass von seinen Anverwandten auf ein weibliches Waisenkind keine Rücksicht genommen worden; »darum ist mein ernstlicher Willen und Meinung, — so lautete seine testamentarische Anordnung vom 30. Mai 1727, — dass der Genuss von meinem dermalen besizenden Haus, oder gesezt, das es verkauft werde, das In- teresse davon dahin applieirt werden solle, ein oder zwei Mädl von 10 oder 11 Jaren so lange davon zu unterhalten, bis sie ihr Brod selbsten gewinnen und verdienen können.« Die Verwirklichung dieser Intention: eine Stiftung für ein oder zwei Mädchen zu errichten, empfahl er ange- legentlich seinem Universal - Erben und den Testamentsvollstre- kern. Das erwähnte Haus wurde von diesen veräussert. Da der erzielte Kaufschilling pr. 2400 fl. zum Unterhalt von zwei Mädchen unzureichend erachtet wurde, ward er mit Genehmi- 2* 20 gung der Landeshauptmannschaft vom 6. Februar 1738 zum Unterhalte eines Mädchens bestimmt, welches vom: 10. oder 11. bis zum 15. vollendeten Jare im Genusse bleiben konnte. Da hinsichtlich der Vorschlags-Rechte weder vom Erb- lasser noch von den Testaments - Exsekutoren irgend etwas be- stimmt ward, überliess es der Magistrat in billiger Würdigung der Umstände den nächsten Hölblingischen Anverwandten ohne Unterschied der väterlichen oder mütterlichen Linie und behielt es sich nur bei ihrem gänzlichen Erlöschen bevor, e) Eine ähnliche Stiftung machte Sebastian Joseph Geissler der über dreissig Jare Hofrichter des Stiftes St. Florian gewesen. Er hatte bereits eine Summe bestimmt, welche nach seinem Tode zum Unterhalte eines verwai- seten Knaben im Kellerischen Waisenhause verwendet werden sollte. Da durch die vom Stifte St. Florian ihm järlich gewährte Unterztützung und durch andere Mittel seine Vermö- gens-Verhältnisse eine solche Verbesserung gewonnen, dass ohne empfindlichen Abbruch und Schmälerung der für seine Person und seinen Stand erforderlichen Bedürfnisse die bean- tragte Stiftung auf zwei Knaben einzurichten möglich war, änderte er 19. Juli 1725 den frühern Entschluss in etwas ab, »was massen dergleichen Stiftungen und gute Werke Gott dem Allmächtigen desto angenehmer, folgsam dann auch zu eines Stifters Seelenwolfahrt beförderlicher seind, wenn selbige noch bei Lebzeiten werkstellig gemacht werden.« — - Auf die Erklärung des Landeshauptmannes, des Protek- tors des Waisenhauses hin, gegen Erlag von 3500 fl. zwei Knaben ins Haus aufnehmen und beständig unterhalten zu lassen, versprach Geissler: die Summe zu erwähntem Waisenhause schuldig zu sein und während seines Lebens mit 4%, verzin- sen zu wollen. Nach seinem Tode sollte diese Summe bei seinen angelegten Kapitalien gesucht und beim Stifte St. Florian oder von diesem anderswo sicher angelegt werden. — Das Recht: die Knaben in Vorschlag zu bringen, behielt sich er 21 für sein Leben bevor; nach seinem Tode ging es an den je- weiligen Propst zu St. Florian über. — Da er die erwähnte Summe aus den so viele Jare genossenen Amtserträgnissen und aus den vom Stifte ihm gewährten Emolumenten erspart, be- stimmte er diese Stiftung auch florianischen Pupillen, deren Eltern entweder mit Tod abgegangen oder wenn sie auch leb- ten, doch so arm wären, dass sie ihren Kindern, »bis sie ihr Stükl Brod selbst gewinnen können« nicht die nötigen Mittel darbieten könnten, um sie ein anständiges Handwerk oder eine andere ehrliche Handtierung erlernen zu lassen. — Zur Aufnahme eigneten sich nach seinem Willen solche Knaben, die das sechste Jahr erreicht, das zehnte nicht über- schritten. Die Stiftung genossen jene, welche eine Kunst oder ein Handwerk erlernten bis zum sechszehnten Jare, Studierende »usque ad Rhetoricam« (bis zur Vollendung der damaligen Gym- nasial - Studien). f) Aus einem ähnlichen religiösen Motive entsprang die sedlmayrische Stiftung. Eustachius Sedlmayr s.s. Theologiue baccalaureus formatus und Benefiziat des Bürger- Spitals zum h. Geiste in Linz, spricht dieses Motiv im Stiftbriefe vom 1. Sept. 1734 so aus: »Ich habe in reife Betrachtung gezogen, dass die frommen und milden Stiftungen bei annoch guter Gesundheit und Leibeskonstitution deren Stif- tern, Gott dem allmächtigen weit gefälliger seind, als zur Zeit des ob den Augen schwebenden Todes und weillen ich dann all mein zeitliches Vermögen ab ara Domini und durch gött- liehen Segen überkommen und erspart habe, so will ich auch aus demütig verpflichtetster Dankbarkeit zu immerwährender Ehre Gottes, sonderbar aber zu Trost und Hilfe der armen und mittellosen Jugend für allhiesige Kellersche Waisen - Stiftung 12,000 fl. für sechs gestiftete Knaben diese Stiftung gemacht haben ;« nämlich für sechs mittellose Kinder von komplett sie- ben Jaren an bis höchstens auf das vierzehnte Jahr ihres Al- ters, sie seien gleich Knaben oder Mägdlein, meinige Befreun- 22 dete oder Ohnbefreundete, verwaisete oder ohnverwaisete Ju- gend (doch haben Verwandte den Vorzug.) Für seine Lebenszeit behielt er sich das jus praesen- tandi für vier Kinder bevor, für zwei der Stadt Linz; nach seinem Hinscheiden erbielt die Stadt das Recht drei zu präsen- tiren, die andern drei wurden von der Blutsverwandtschaft präsentirt, Nach vollendeten Waisenstiftungsjaren wurden diese Zög- linge ebenfalls ausgemustert und wolgekleidet entlassen; »wenn jedoch einer der austretenden Knaben gar mit guten Talenten versehen wäre, und Rhetoricam (die Gymnasialstudien) im Wai- senhause absolvirt hätte, sollte er honeste ausstaffirt, dann ihme zur Hörung der Philosophie , juris canoniei et institutionum juris eivilis järlich sechzig Gulden gereichet und solange bis er nicht diese studia absolvirt haben würde, die Stelle im Waisenhaus nicht ersezt werden.«e — Jene hingegen, so sich zu einer Profession wenden, sollen » semel pro semper « mit 60 fl. ab- gefertigt und mit dieser Summe alle Auslagen des Aufdingens und Freisprechens besorgt werden. Den austretenden Mägdlein aber soll, wenn sie das zwanzigste Lebensjar erreicht und eine gute Aufführung bewiesen hätten, zu ihrer Ausstaffirung ein Beitrag von 80 fl. gereicht werden. — Ausser diesen Anord- nungen vermachte er endlich noch zur Erweiterung des Wai- senhauses 300 fl.; er berüksichtigte auch den Fall, wenn nach dem: Austrite eines Kindes bis zur Besezung des Plazes sich irgend ein Ersparniss ergäbe, da sollte diess gesammelt, und sobald 100 fl. beisammen gewinnbringend angelegt werden wie die Hauptsumme von 12000. Von dem Interesse des Augmen- tations - Capitals sollte nach seinem Wunsche dem lateinischen Instruktor der Waisen in jeglichem Linzermarkt zu Ostern und Bartholomaeus vor dessen in Studis angewendeten Fleiss und Eifer zu einer Ergözlichkeit ein Speeies-Thaler id est 2 fl. ge- reicht werden. 23 g) Der günstige Ruf von der zwekmässigen Leitung des Waisenhauses mag auch ferner stehende bewogen haben, ihre wolthätige Gesinnung gegen Verwaisete durch Zustiftung zu bethätigen. So erklärte die unvermälte Bürgerin von Efer- ding, Maria Elisabeth Lachamber, Linz 26. April 1735: «Oefters habe ich bei mir erwogen, dass durch früh- zeitigen Hintritt der Eltern die hinterlassenen unversorgten Kin- der an erforderlicher Pflege der Seele und des Leibes vielmals Mangel leiden müssen, mithin Gott dem Allmächtigen ein sehr angenemes Werk sei, dergleichen armverwaisten Kindern bei- zuspringen und selben ihren Unterhalt auf einige Jare zu ihrem künftigen besseren Fortgange zu verschaffen.«e Darum widmete sie zu der Kellerischen Waisenstiftung in Linz für einen armen Waisenknaben 2000 fl. Die Stiftung sollte nach ihrem Hintrite beginnen. Das Recht des Vorschlags überliess sie abwechselnd ihrer Verwandtschaft und dem Ma- gistrate der Hauptstadt Linz, so dass das erstemal es ihrem Schwager, Elias Münzer, bürgerlichem Buchbinder zu Linz oder nach dessen Tode seinen männlichen Leibeserben und zwar allezeit dem ältern Sohne zustehen sollte, Andere Be- dingungen wurden nicht von ihr gestellt. h) Das warme Gefühl der Dankbarkeit gegen die gött- liche Vorsehung, welche sichtbar über der Menschen Wol wacht, leitete wenige Jare nachher zu einer ähnlichen Stiftung einen Bürger der Stadt Linz, der selbst mehrere Jare hindurch das Waisenhaus verwaltet und ‚sich von. dem erspriesslichen Einflusse desselben auf die Erziehung der anvertrauten Waisen zur Genüge überzeugt hatte: es war Andreas Ehmayr. »Weillen ich, sagt er 23. März 1747, durch den ungezweifel-. ten Segen Gottes einige Mittel erworben und erspart habe, so will ich auch aus Dankbarkeit zur Ehre Gottes, zum Troste und zur Hilfe der armen und mittellosen Jugend 4000 fl. für zwei Vater- und Mutterlose Knaben vom vollendeten sie- benten, höchstens vom neunten Jare ihres Alters angefangen, 21 gewidmet haben« und zwar sowol zur Betreibung der Studien, als auch um in freien Künsten oder Handwerken unterrichtet zu werden. Doch beschränkte er die Aufnahme ins Waisen- haus auf Bürger - Kinder der Stadt Linz. — Das Recht des Vorschlags behielt er sich auf Lebenszeit bevor; nach seinem Tode gelangte es an seine männliche Verwandtschaft mit Aus- schluss der weiblichen; an diese erst nach Abgang der männ- lichen aber immer nur abwechselnd mit dem Magistrat und nach dem Erlöschen beider Linien an leztern ganz allein. i) Was einem andern frommgesinnten Bürger dieser Stadt im Leben nicht mehr gelang, gieng als heiliges Vermächtniss an seine Kinder und Erben über. Diese bezeugten am Linzer- Ostermarkt 1756 gewissenhaft dass ihr liebster Herr Vater Jo- hann Michael Pröll, beider Rechte Doktor und Landes- Advokat zu Linz, in seinem am 22. Julius 1752 errichteten und am 27. November 1755 veröffentlichten Kodizill in das allhiesige Kellerische Waisenhaus nächst der h. Dreifaltigkeit- Kapellen in der Vorstadt zur Verpflegung und zum Unterhalte eines Knaben an Kapital 2500 fl. mit dem ausdrüklichen Vor- behalte legirt und gestiftet habe dass seine Nachkommen ihn in Vorschlag zu bringen haben; diese sollten ihn auch ermahnen für seine arme Seele und seine Freundschaft fleissig zu beten. Zur Verwirklichung dieser leztwilligen Verfügung des Vaters er- legten die Kinder am erwähnten Tage bei gemeiner Stadt Linz die Summe von 2500 fl. Das Recht des Vorschlags blieb der männlichen und weiblichen Deszendenz fortan gewahrt. k) Der k. k. Rat und Landrat in Oesterreich ob der Ens, Wolfgang Martin Fortunat Freiberr von Ehrmann aufFalkenau und Freienwörth, der so viele wolthätige Anstalten dieses Landes grossmütig bedacht ') vergass auch un- seres Waisenhauses nicht. 1) Vergl. Gaisberger: Zur Geschichte milder Stiftungen im Lande ob der Ens. I. Lief. S. 40, 25 Er vermachte in seiner leztwilligen Anordnung zu Baden in Unterösterreich 8. Julius 1744 demselben ein Kapital von 2500 fl. unter der Bedingung, dass es sich »kräftigist« anhei- schig mache, einen »beständigen« Waisenknaben anzunehmen, auf die in selbem gewohnte Weise zu erziehen und. gleich den andern Waisen-Knaben zu versorgen. Er sprach hiebei noch den Wunsch aus, dieser Knabe möchte — wenn auch nicht die übrigen gestifteten Waisenknaben — am Sterbetage des Stif- ters alljärlich einer heiligen Messe mit andächtigem Gebete für die Seele desselben beiwohnen. — Den Vorschlag eines von ehliehen Eltern »ehrlich« gebornen Waisen überliess er dem Magistrate, die Bestätigung hingegen dem jeweiligen patri professori theologiae polemicae e S. J. in Linz. — Der Stiftungs- genuss dauerte für angehende Handwerker bis zum sechzehn- ten Jare, für Studierende usque ad Rhetoricam (Vollendung des Gymnasium). Der Stifter starb 31. Dezember 1756; da über die Verlassenschaft sich ein Streit erhob , ward erst am 1. Ok- tober 1759 vom Prälaten zuLambach, Amand Schik- mayr, im Namen des Klosterprofessen und ehemaligen Priors (prioris emerii) Goelestin Ehrmann v. Falkenau, des Bruders und von der Schwester des Testators, Maria Theresia Eleonora der Stiftbrief ausgestellt. I) Die jüngste der Zustiftungen erfolgte im Jare 1774. Die Jungfrau Maria Anna Doser sezte in ihrer leztwilli- gen Anordnung vom 6. Jul. 1774 das Kellerische Waisenhaus in der Vorstadt, über alles übrige und rein verbleibende Ver- mögen zum Universalerben ein; sie bestimmte ausdrüklieh, dass »von den abfallenden Interessen dieses Vermögens zwei hie- sige arme Bürgersmädchen,, so aber wenn es möglich und alle- zeit vorhanden, von der Schneider - Profession sein und von der Stifterin Freundschaft abstammen, mit Kost, Kleidung und allem, gleich andern Stiftkindern im bemeldeten Waisenhause perpetuirlichh unterhalten, von einem löblichen Stadtmagistrat präsenlirt werden sollen.« Beim Austrite eines Mädchens war 26 die leere Stelle sogleich wieder zu besezen, und nur in dem Falle auf andere würdige Bürgers-Kinder weiblichen Geschlechtes Rücksicht zu nehmen wenn die geeigneten Verwandten mangel- ten. — Ueber die Verpflichtung dieser beiden Stiftmäd- chen schrieb sie vor, dass »sie alle Wochen am Sonnabend entweder zu Hause in der Betstube oder bei schöner Witterung bei ihrer Grabstätte am Gottesaker nächst der Todten - Kapelle für sie und ihre in Gott ruhende Schwester Theresia einen Rosenkranz andächtig beten und zu dieser h, Pflicht von ihren Vorgesezten sorgsamst angehalten werden.« Nachdem die Verlassenschafts - Abhandlung zu Ende ge- führt war, ergab sich ein Ueberrest von 7090 fl., den als ein wahres und ewiges Stiftungs - Kapital der Testamentsvollstreker Franz Wolfgang Paulusberger in ausgestellten Obli- gationen zu Handen des Ratbürgers und Kellerischen Waisen- haus - Verwalters, Leopold Wazinger am 31. Dezember 1775 übergab. Hiemit war die Zal der Waisen, deren anfäng- lich acht gewesen, im genannten Jare bis 31 angewachsen — die extranei abgerechnet — ein Ergebniss, das der christlichen Mildthätigkeit der Stifter wie der zwekmässigen Einrichtung und guten Leitung der Anstalt selbst zu verdanken ist. Es bleibt darum nicht ohne alles Interesse auf diese einen flüch- tigen Blik zu werfen, bevor wir den Faden der Erzälung fort- führen. 5. Innere Einrichtung. Zwek der Anstalt.war: den verlassenen, hilflosen Wai- sen in den wichtigen Entwiklungsjaren vom 6.—16. eine solche Erziehung und religiös - moralische und intellektuelle Bildung zu gewähren, damit sie nach ihrem Austrite im Stande wären, ihr eigenes zeitliches und ewiges Wol und das des gemeinen Wesens zu fördern. Ungeheuchelte Gottesfurcht,, eine Geistes- bildung, wie sie fürs bürgerliche Leben hinreichend ist, Liebe zur Thätigkeit und Arbeitsamkeit und plıysiche Kräftigung waren 27 die Mitgift, womit ausgestattet die Zöglinge aus der Anstalt treten sollten. Demgemäss waren die Uebungen und Beschäfti- gungen eines jeden Tages in entsprechendem Wechsel geregelt. Daher hatte diese Tagesordnung statt: Zur Sommerszeit standen die Zöglinge um fünf Uhr auf; halb sechs Uhr folgte das Morgengebet und Litaneien vorzüglich für ihre Wolthäter. Von 6— 8 Uhr waren Lehrstunden. Die Knaben hatten einen Instruktor in der deutschen, einen andern in der lateini- schen Sprache, da diese auch im Schlafgemach der Knaben schlafen mussten, hatten sie Kost und Wohnung in der Anstalt nebst einer Besoldung von 60 und 66 Gulden. — Der erste erteilte den Knaben Unterricht im Lesen, Schreiben, Rechnen; der andere in den Anfangsgründen der lateinischen Sprache , ein Unterricht, der darum nüzlich schien, »weillen derlei Kna- ben entweder in einer offieina pharmaceulica oder chirurgiea lieber angenommen werden oder auch bei einer Pflege ( Pfleg- gericht) oder einem advocato leichter in Dienst gelangen können. « Die Fähigeren -- »capacioris talentii«e — besuchten das öffent- liche Gymnasium und das noch vorhandene Schülerverzeichniss weiset bereits im Jare 1727 einen Waisenhaus -Zögling als Schüler der Poetik vor. — Auch für Unterricht in der Musik war Sorge getragen; der Musikmeister genoss eine Besoldung von sechzig Gulden järlich. Die Mädchen unter die Aufsicht einer Waisen-Mutter und einer Wirtschafterin gestellt, lernten ausser Lesen, Schreiben und Rechnen auch Nähen, Stricken, Spinnen und Kochen, Um acht Uhr giengen alle in die angebaute Dreieinigkeits- Kapelle zur heil. Messe, wo sie für das kaiserliche Haus, für Einigkeit der christlichen Fürsten, Ausrottung der Kezereien beteten. Nach der Messe erhielten sie das Frühbrod und gien- gen nachdem diess eingenommen war, an die für sie passen- den Handarbeiten und es war eine wichtige Aufgabe für den jeweiligen Verwalter, für den Vater und die Mutter — »Waisl- vater, Waislmuttere — zu ermitteln, für welches Handwerk, 28 Gewerbe, Kunst, bürgerliche Stellung jeder Zögling am besten sich eignen würde ? Um 11 Uhr folgte das Mittagsmal, wobei wie beim Abend- male eine Waise aus einem ‘geistlichen Buche vorlas; jede aus einem besonderen Geschirre ass und trank. — Nach beendig- tem Male folgte das gewönliche Tischgebet und fünf Vater un- ser und fünf Ave Maria zu Ehren der allerheiligsten fünf Wun- den. — Von 12-—1 Uhr war Rekreation; von 1—3 Uhr wurde der am Vormittag erwähnte Unterricht fortgesezt; hierauf in der Kapelle vor dem hochwürdigsten Gute ein Rosenkranz sammt der lauretanischen Litanei gebetet. — Nach genommenem Jau- senbrode wurden die Handarbeiten wieder vorgenommen, denen um 6 Uhr das Nachtmal, dann eine Rekreationsstunde folgte. — Um 8 Uhr wurde mit einer Glocke das Zeichen zum Still- schweigen gegeben »silentium geläutet« — die lauretanische Litanei mit Gebeten für die Wolthäter verbunden; um 9 Uhr war alles in Ruhe. Diese Tagesordnung galt auch zur Winterszeit, nur mit dem Unterschiede, dass die Waisen um eine halbe Stunde später aufstanden; übrigens hatten sie, wenn nicht ein Festtag einfiel, wöchentlich zwei Rekreationstage und Erlaubnis nach beendetem Morgengebete bis halb acht Uhr sich zu vergnügen oder in der bessern Jareszeit mit dem Vater und der Mutter spazieren zu gehen. — Sonst galt die gewohnte Ordnung, nur unterblieb noch die gewöhnliche Lesung bei Tische und die nachmittägige Handarbeit, wofür — wenn nicht die Witterung gar zu ungünstig war, wieder ein Spaziergang unter gewohn- ter Aufsicht eintrat. Ueberhaupt war es keiner Waise gestattet, allein auszugehen; selbst bei Prozessionen und feierlichen Lei- chenbegängnissen, wozu sie bisweilen eingeladen wurden, mussten sie wie bei Spaziergängen vom Vater und der Mutter begleitet sein. — So wie eine beinahe klösterliche Klausur im Hause herrschte, waren auch — den Gottesdienst und die öffentlichen religiösen Uebungen abgerechnet — die Knaben 29 von den Mädchen strenge geschieden; ja zur Hindanhaltung jeder Unzüchtigkeit war es »bei grosser Strafe des Widerspiels« nicht einmal gestattet, dass zwei Knaben in einem Bette schliefen. Gleichwie auf Sittlichkeit und Zucht wurde auch auf Reinlichkeit und Sauberkeit unnachsichtlich ge- halten. »Es ist darob zu seyn dass keine Unordnung, noch weniger Missbrauch oder Untugenden einschleichen ; auf den Fall aber wider verhoffen, ist denselben alsogleich im An- fange vorzubauen und zu remediren. Zum Fall jedoch ein Waisl durch üble Aufführung, nachdem er schon öfters ge- straft und überflüssig ermahnt worden, gleichwohl ineorrigibl verbliebe, alsdann sollen die Verwalter bei genugsam befunde- nem Beweis Macht haben, einen solchen Waisen hinauszuthun, völlig abzudanken,, doch in allweg mit Vorwissen dessen Mit- stifters oder desselben Repräsentantens als Interessenten. !) Im Erkrankungsfalle eines Kindes, wurde dieses in einem eigenen Krankenzimmer untergebracht; die von einer anstekenden Krankheit ergriffenen im Lazarethe auf Kosten der Stiftung wol versorgt; mit geistlichen und leiblichen Medika- menten gestärkt und im Falle des Todes in Begleitung der Waisen der vorgeschriebenen Ordnung gemäss zu Grabe ge- bracht. — Um die Waisen frühzeitig an Genügsamkeit und an Wirthschaftlichkeit zu gewöhnen, wurde in Kleidung, Betten, Weiszeug was noch ausgebessert werden konnte, der Ausbesserung unterzogen und zur Schonung des neuen benüzt und verwendet. — Doch erhielt jede Waise järlich: ein neues Unterkleid, zwei paar Strümpfe, Schuhe u. s. w. nebstdem ein Kleid für den Gebrauch im Hause, ein anderes für den ausser- halb. -— Nach dem Wunsche des Stifters trugen sie im Hause ein blaues Gewand aus Neuhofer - Zeug; später aus Tuch, statt 1) Stiftbrief 99. 22. 23. 30 der Halsbinde einen linnenen Ueberschlag; ausser dem Hause sowol in der Kirche als auch bei Prozessionen, Leichenbegäng- nissen u. s. w. einen roten Talar von Tuch mit blauen Auf- schlägen und mit zweien bis auf die Füsse herabfallenden Flü- geln und ein blaues Mittenband !) (Gürtel ?) Der Tisch, gleich für alle, brachte einfache, sich in bestimmter Reihe ablösende Gerichte. Montags und Mittwochs zu Mittag: Suppe, Rindfleisch und Zugemüse — Abends Suppe, Fleisch mit Rüben. Dienstag und Donnerstag nebst Sonntag Mittag: Suppe, Rindfleisch mit Kren und Sauerkraut mit einer Zuspeise, Abends wie am Montage. Nur am Sonntage galt die Ausnahme, dass sie eine Gerstensuppe,, Braten und Kohl oder Salat erhielten, — Freitag und Samstag — Abstinenztage — brachten Mittags: Suppe, Mehlspeise und Zugemüse ; Abends: Suppe, Käse und Salat oder was sonst die Jareszeit bieten konnte. — Zur Fastenzeit, in der man sich von Fleischspeisen gänzlich enthielt, wurde das geboten, was für die Jugend pas- send schien, nur galt als Regel, dass am Dienstage und Don- nerstage Stokfische gereicht wurden, am Sonntage jedes Kind eine Portion Karpfen erhielt. — Zu heiligen Zeiten als Weih- nachten, Ostern, Pfingsten, Neujar, Fasching musste »zur Er- gözlichkeit der Kinder etwas extra gekocht werden« auch er- hielt jedes — ausser dem gewöhnlichen Tischtrunke von einem halben Seitel Bier für die kleinen, von einem ganzen für die grössern — ein halbes oder ganzes Seitel Wein. — 4. Auflassung des Kellerischen Waisenhauses; Anordnungen für Unterbringung der Waisen, Regulirung der Pfründen. Seit dem Tode des Stifters des Kellerischen Waisenhau- ses waren beinahe siebenzig Jare vorübergegangen ; andere An- 1) Dieses etwas sonderbare Kostüme mag Insprugger gemeint haben wenn er sagt: Kelleriani ex vestitu rubro, sed multo magis ex sin- gulari compositione externä, eujusnam sint contubernii, noscuntur. Austria mappis geogr. dist. II. 109. 31 sichten, Gesinnungen und Ueberzeugungen hatten sieh nach und nach auf dem Gebiete der Religion und Kirche Bahn ge- brochen. Dem aus dem Westen immer kühner und hochmü- tiger vordringenden Geiste der Neuerung und sogenannten Auf- klärung dünkten die durch christliche Mildthätigkeit hervorgeru- fenen Anstalten veraltet, abgelebt, nicht zeitgemäss, den wah- ren Fortschritt hemmend — die Waisenhäuser überdiess wegen der bedeutenden Kosten für den Staat nachtheilig und wegen der Gefahr der physischen und moralischen Anstekung bei grösserer Zal der Pfleglinge sehr bedenklich. — Solche An- siehten fanden bei Joseph II. nur allzu leicht Eingang, liessen unbefangene Beobachtung der wahren Sachlage nicht aufkom- men und trübten das Licht, in welchem sich dem sonst men- schenfreundlich gesinnten Kaiser mehrere Anstalten dieser Stadt darstellten, als er im Spätherbste 1786 einige Tage in Linz verweilte. Sein Handbillet an den Grafen von Thür- heim vom 9. Oktober 1786 aus Steier schildert den Ein- druck, den mehrere Linzer Institute auf ihn gemacht und ist ein unverkennbares Gepräge jener unruhigen Eile und Hastig- keit, womit er wie im Vorgefühle von der kurzen Dauer sei- ner Regierung bei vielen seiner Neuerungen und Reformen zu verfahren pflegte. »Die Erziehungshäuser, wo mehrere Kinder sich beisam- men befinden, sind kostspieliger und ungesünder für selbe, als wenn sie in Privathäusern in die Kost gegeben werden, wo sie zugleich leichter zu bürgerlichen und Bauernarbeiten angeleitet werden hönnen. Dieses beweiset sich auch allhier, wo zwei Drittel der Kinder mit der Krätze behaftet sind.« »Es sind daher die Kinder aus dem Theresianischen Waisenhaus, jene aus dem Prunnerstift, dann jene aus dem Kellerischen Waisenhause sammentlich in auswärtige Kosten zu geben und zwar ein jedes nach Mass seines Stiftungsgenusses; das Präsentations-Recht aber 32 ist denenjenigen, so es dermalen ausüben vorzubehalten und hiezu die nämliche Gattung Kinder fürzuwälen.« Hiemit war die Auflassung der genannten Waisenhäuser entschieden ; die Regierung erhielt die Weisung dafür zu sor- gen, die Waisen nach und nach zu Fabriken und Handwerkern abzugeben; für sie gute und sorgfältige Meister zu wälen und mit diesen förmliche Kontrakte zu schliessen. Um sieher zu sein dass die abgegebenen Waisen wirklich gut geleitet und unterrichtet und nach Mass ihrer Fähigkeit zu dem verwendet werden, was ihnen. beförderlich sein kann, erhielt der Verwal- ter und der kontrollirende Amtschreiber der Stiftungsverwaltung den Auftrag: wenigstens zweimal im Jare unvermutete -Unter- suchungen in den Kostorten vorzunehmen um alle Umstände der Waisen sowol als der Kostgeber genau zu erkunden und das hierüber aufgenommene Protokoll ungesäumt der Regierung vorzulegen, um je eher je lieber die wahrgenommenen Ge- brechen zu heilen und die nötigen Veränderungen vorzunehmen. (Hofkanzleidekret vom 28. Jänner 1787.) j Das Bruderhaus und Kellerische Waisen- haus hatte das erwähnte Handbillet wegen seiner guten Lage und den mehreren Zimmern in jedem Stoke zum Gebär- und Findelhaus bestimmt und der Kaiser sah nur noch der Vorlage der Pläne und der Ueberschläge zur Zuriebtung und Einteilung sowie über die Beköstigung nebst den Vorschriften für die innerliche Besorgung des Hauses entgegen. — Doch auf die mit umsichtigem Freimute abgefasste Vorstellung der Regierung, dass das Waisenhaus in der belebtesten Vorstadt von Linz gelegen und nur mit einem Eingange von der im- mer befahrenen Strassenseite versehen sich zum beantragten Zweke gar wenig eigne, wurde von diesem Plane Umgang ge- nommen. Das von den Waisen verlassene Gebäude wurde an- fänglich zur Einquartierung der Militär - Mannschaft verwendet, bis ein Befehl der Hofkanzlei vom 19. November 1787 die Weisung brachte: das Waisenhausgebäude sammt Garten, dann 33 das ebenallda befindliche Bruderhaus sammt Garten, nicht min- der die zwischen benannten zwei Gebäuden stehende h. Dreifal- tigkeits - Kapelle einzeln oder zusammen mittelst öffentlicher Versteigerung gegen bare Bezalung oder auch gegen Bezalung einer Hälfte und hinlängliche grundbücherliche Versicherung für die andere Hälfte den Meistbietenden zu verkaufen , was auch am 15. Dezember 1787 um die Summe von 10.200 fl. wirk- lich geschah. Sofort überantworlete der gewesene Verwalter des Kellerischen Waisenhauses, Leopold Wazinger am 16. Hornung 1788 alle Aktiv - Obligationen und das bare Geld die- ser Stiftung an den k. k. Stiftungsfond, in Summa: 72.132 fl. 17 kr. Die Stifllinge erhielten, jeder zur Versor- gung den Betrag von 86 fl. 8 kr. järlich, wie er nach dem von der Hofbuchhalterei verfassten Entwurfe ausgewiesen war. Indessen blieb weder dieser Versorgungsbeitrag noch auch die 'Zal der Stiftlinge immer sich gleieh. Nach der Aufhebung der Waisenhäuser blieb das Vermögen der Zustiftungen mit jenem der Hauptstiftung vereinigt, wurde kumulativ verwaltet und für jeden Stiflling der Haupt- und Zustiftungen, ein gleicher Betrag festgesezt. Dazu kamen in der Folge die Veränderungen, wel- che der Stiftungsfond durch die finanziellen Massregeln und Herabsezung der Interessen bei den die Bedekung der Stiftun- gen bildenden Obligationen erlitt, welche notwendig eine Ver- minderung der Zal wie des Betrages der Stiftpläze so lange nachı sich zogen, bis durch die Verlosung die einzelnen Obligationen den ursprünglichen Zinsfuss erreichten. Auch die erhöhten Preise der Lebensmittel forderten Berücksichtigung. Daher wurde der Stiftungsgenuss, der in der Regel 75 fl. nicht überschritt, im Jare 1843 für jeden Stiftling — der Haupt- und Neben- stiftungen — auf 90 fl. CM. erhöht, obgleich die für jeden Stiftplaz gewidmeten Kapitalien nicht sich gliehen und auch. die stiftbriefmässigen Bestimmungen über die zur Erlangung eines Plazes erforderlichen Eigenschaften und die Dauer des Genusses bei den einzelnen Stiftungen von einander abwichen, Mus. Jahr, Ber. XX. 3 34 Das Unbillige des bisherigen Verfahrens, das den Willen der Stifter und einem unverkennbaren Eigentumsrechte entge- gentrat, konnte nicht länger verkannt werden; die rechtliche Ansicht kam zur Geltung, dass diese Stiftungen zu trennen, jeder der ihr gebürende Vermögensanteil zuzuweisen, somit jede Stiftung als selbstständig zu behandeln sei. — So ward zu der gar nicht geringen Arbeit der Vermögens-Auseinander- scheidung geschritten: Das Gesammtinteresse der Kapitalien der Haupt- und Nebenstiftungen wurde nach dem Verhältnisse der ursprünglich gestifteten Kapitalsbeträge verteilt. Ein anderes Vorgehen verlangte das Interesse des von den Zeppenfeld- sehen Eheleuten dem Waisenhause mit der Verbindlichkeit gewidmeten Kapitals von 2000 fl. ‘) dass die sämmtlichen Wai- senkinder alle Freitage einen Rosenkranz zu beten halten. Die- ses wurde nach der Zal der bei jeder Stiftung bestehenden Stifllinge, 31 an der Zal, verteilt. — Zur Verteilung kamen auch noch drei unverloste Obligationen und jener Anteil, der diesen Stiftungen von dem Mietzinse des Schwarzenber- gischen Hauses ?) zukommt. — Nachdem diese Verteilung 1) Vergl. S. 17—18. a. u. b. 2) Dieses Haus, Nr. 299, in der Prunnerstiftsgasse gelegen, war ehmals Eigentum des nahen Prunnerstifts. Im Jare 1788 wurde es mit dem bis an die Lederergasse reichenden Garten an den Fürsten von Schwarzenberg veräussert, daher der Name. Als im Jare 1855 das Prunnerstift, welches bis dahin die Irren-, Ge- bär-, Findel- und Lokalsiechen - Anstalt, und das Institut zur Hei- lung der mit der Lustseuche behafteten Weibspersonen notdürftig und kümmerlich beherbergt hatte, der erweiterten Irrenanstalt ausschliessend eingeräumt wurde, handelte es sich um zwekmässige Unterbringung der andern Institute. Die Gebär- und Findelanstalt wurde im sogenannten Lazaretgebäude untergebracht, für die Lokal-Siechenanstalt und für die von der Lustseuche behafteten wurde das schwarzenbergische Haus sammt Garten gemietet. Hiemit hoffte man für alle Institute, auf län- gere Zeit vorgesorgt zu haben. Um so grösser war die Verlegenheit 35 in solcher Weise geschehen, ergab sich für jede Stiftung ein veränderter Stand der Kapitalien und Interessen. So erschien die Hauptstiftung mit einem ursprünglichen Stiftungs - Kapitale von 22.000 fl. für 8 Waisen, jezt mit einem Kapitale von 28.304 fl. 7 kr. und nach Abzug der Regie-Auslagen und der Einkommensteuer noch mit einem reinen Jareserträgnisse von 988 fl. 29'/, kr.; ein Resultat, das gestattete, den järlichen Stiftungsgenuss für die damaligen acht Stiftlinge von 90 fl, auf 98 fl. zu erhöhen und überdiess zwei neue Stiftpläze für Wai- als im folgenden Jare bei der beantragten Erneuerung des Miet-Kon- traktes die Aeusserung abgegeben wurde, dass der Fürst das Haus an einen Privaten zu verkaufen beabsichtige. Hiedurch verloren die ge- - nannten Anstalten wieder ihre Unterkunft, aber auch das Wol der be- nachbarten Irrenanstalt schien in vielfacher Hinsicht bedroht, zumal wenn in Folge dieses Verkaufes lärmende oder feuergefärliche Gewerbe hieher verlegt würden. Es blieb — alle Verhältnisse wol erwogen — nur der Ausweg offen, dieses Haus für die erwähnten Anstalten zu erkaufen. Allein die hiezu berufenen Fonde waren unvermögend,, der weltliche Stiftungsfond — wozu die Kellerische Hauptstiftung und die Zustiftungen gehörten — dagegen in so günstigen Vermögensumstän- den, dass er den Kaufschilling von seinen verfügbaren Ueberschüssen , welche ohnehin verzinslich unterzubringen waren, bestreiten konnte, — Der Kaiser genehmigte 20. März 1855 den hierüber von der Regie- rung gemachten Vorschlag und so gieng das schwarzenbergische Haus sammt dem damit noch vereinigten Gartenanteile im Umfange von 1425 Quadrat-Klaftern um den, des wolthätigen Zwekes wegen, billig gestellten Preis von 5200 fl. CM. ins Eigentum des weltlichen Stiftungs-Fondes über, der für die darin untergebrachten Institute den Mietzins bezieht. Die Stiftungen, die sich an diesem Kaufe be- teiligten, waren: Die Kellerische Haupt- und Zustiftungen mit 2200 fl.; die Linzer-Bürger-Spitalstiftung mit 1500 ., die Theresianische- Civil- und Militär-Mädchenstiftung, die Stiftung des Siechenhauses Strassfelden und Weingar- ten, endlich die Welserhof- und Vöklamarkter-Spitalstif- tung — je mit 500 Al. 3* 36 senknaben mit dem gleichen Genusse — im Einklange mit der im Stiftbriefe vom 11. Jul. 1720 enthaltenen Bestimmung — zu errichten. Was auch vom 1. Mai 1855 in Wirksamkeit trat. Aehnliche Veränderungen zeigten sich bei allen Zustiftungen, nur mit der Ausnahme, dass weil bei diesen die Zal der Stift- linge, unter welche das Erträgniss zu verteilen kömmt, unab- änderlich feststeht, diese auch bei jeder Stiftung beibehalten und nur der Betrag des Genusses erhöht wurde. Zur leichtern Uebersicht des Gesagten dient die ange- schlossene Tabelle ; sie enthält von jeder Stiftung den gegen- wärtigen Kapitals- Anteil, die frühere Zal der Pläze und ihre Beteilungsart ; dann die neue Zal der Stiftpläze und die ihnen zukommende Beteilungsart. Die Ausdrüke:: gegenwärtig und neu gelten vom Jare 1855, der »früher« vom Jare 1843, die Geldbeträge sind in CM. zu fassen. Uebersicht über den Kapitals-Anteil der Kellerischen Hauptstiftung und der Zustiftungen, die Zal der Pläze und die Beteilungs - Beträge. E Kapitals | jene wen pe; is z Name der Stiftung. Anteil. Ipjizel Art der | Art, & Decke 1 Zar Ai eh A A| Keller Henrich . . . GR 7 8 [90 | 10 I-os » 2| Zeppenfeld Rosina. . . | 71251544] 5 1901 »]| 5] 97|» 3 » Eberhard . . | 4662| 1 2 190) » 2 I 97| >» 4| Hölbling Nikolaus . . . | 4465| %4] 2 190|»]| 2 | 97» b) » Bernhard . . . | 2658/16%] 1 [90 » 1 1116 » 6| Geissler Josef . . . . | 4757/24 2 I90| » 2 | 90)» 7| Sedimayr Eustachius 1594051 6 [90 » 6 | 92] » 8] Lachamber Elisabeth . . | 2589,542/,] 1190| »| 1 | 97» 9| Ehmayr Andreas . . . | 518757%,| 2 ]|90 » 2 | 97|» 40| Pröller Michael. . . . | 5225| 2%] A 190 » 1 1120| » 41| Ehrmann v. Falkenau. . | 2855,56 1 [90 » 1 [120| » 12] Maria Doser. . . . . | 8825| 8 2 190| »| 2 1156| » 37 III, Prunner - Stift, auch Neustift genannt. 1. Des Stifters leztwillige Anordnungen, ihre Verwirk- lichung; Stand der Stiftung. ' »Niemals genügte es weder dem Stifter, noch dem Er- weiterer, noch dem wesentlichen Wolthäter milder Anstalten bloss für leibliche Pflege der Aufgenommenen zu sorgen; auf die der Seele ward gleichmässig Bedacht genommen.« ?) Diese Gesinnung teilte ein edler Bürger dieser Stadt und bethätigte sie durch eine Stiftung, bei deren erstem Entwurfe er schon ihre enge Verbindung mit einer Kirche an die Spize stellte, damit so die leibliche Hilfe, welche den darin Aufge- nommenen gewährt ward, durch die Tröstungen der Religion erhöht und verstärkt würde. — Dieser edle Bürger hiess: Jo- hann Adam Prunner. Redlicher und thätiger Kaufınann hatte er auch durch regen Eifer für das Gemeinwol der Stadt Linz solches Vertrauen und solche Zuneigung unter seinen Mitbürgern gewonnen, dass er zum Bürgermeister gewält, diese Stelle durch volle 13 Jare bis zu seinem Tode bekleidete. — Seit mehreren Jaren hatte er sich auch am überseeischen Han- del mit glücklichem Erfolge beteiligt und eben befand sich eine seiner reichsten Ladungen auf hoher See, als übereinstim- mende Nachriehten kündeten , dass viele Schiffe den wüthenden Stürmen erlegen seien. Ob auch das seinige, war ungewiss. Hoffend und vertrauend auf denjenigen der den Winden und den Stürmen gebietet, machte er das fromme Gelübde , im Falle der Rettung die ganze reiche Ladung mit dem Gewinne zu einer wolthätigen Stiftung zu widmen. Alles ward gerettet und diese frohe Nachricht kam ihm am 27. des Monats zu, wesshalb diese Zal in seiner Stiftung eine so hervorragende Stelle einnimmt, Treu seinem Gelübde legte er vier Jare vor seinem Tode den ganzen Plan seiner Stiftung als lezte Willensmeinung in 1) Innocenz III. v. Hurter, IV. 406. - 38 eigner Handschrift nieder: sie trägt das Datum: Linz am heili- gen Lichtmesstage 1730. »Ich befehle, so begann er, meine arme Seele in die unendliche Barmherzigkeit Gottes, dass er sie in die himmlische Glorie aufnehmen wolle; mein Leib aber soll christkatholischem Gebrauch nach in meine Gruft zu mei- nen liebwerthsten Eltern beigesezt werden.« — Seine »liebste« Frau Schwester Marıa Anna Gross von Ehrenstein oder ihre Erben erklärte er zu Universalerben. Nach Aufzälung mehrer Legate an Verwandte ') und fromme Anstalten ?) fährt er fort: »Zu einer Stiftung, welche den Namen von mir haben und die Prunnerische Stiftung soll genannt werden, vermache ich 1. zu Erbauung eines Kirchleins mit drei Altären wovon der erste zu Ehren der h. Dreikönige, wie sie dem Jesus Kindlein opfern, der andere dem h. Apostel Jakob 1) So dem Jos. Prunner, Bäker in Straubing 1000 A., der Monica Ni- drachin, Tischlerin zu Gmunden oder den Erben 1000 fl., dem Herrn Georg von Prunner in Wien, der meinetwegen gar vielfältig ist be- mühet gewesen, oder dessen Erben 12.000 fl. » —_ Für 900 heilige Messen, die nach und nach, und 150 davon durch die P. P. Hyeronimitanos sollen gelesen werden , worunter diejenigen nicht verstanden , welche während des Leichenbegängnisses absonder- lich zu bestellen sind. 2. Ad cassam pauperum vermachte er 150 fl. 5. in folgende fünf Bruderschaften, nämlich der allerheiligsten Dreieinig- keit, Corporis Christi, Todangst Christi, Maria Verkündigung und ar- mer Seelen — in jede 25 fl. 4. Verschaffe ich denen armen Leuten im Bruderhaus, im Siechenhaus bei den Kapuzinern im Weingarten und im Danmüller-Häusl auf die Hand jedem 5 fl., zusammen 168 fl., 5. Dem Danmüller-Häusl, weil es von meinem Urahnherrn ist gestiftet worden — absonderlich — 500 fl. 6. Unserer lieben Pfarrkirche zu einem Ornat — 500 fl. 7. Der Margareten-Kirche nächst dem Berg Calvarı zu ihrer bäulichen Unterhaltung — 500 fl. 8. Zur Kirche am Pöstlingberg, wenn da wie man Hoffnung hat, eine soll erbauet wer- den — 500 fl. 9. In das Lazaret — 500 fl. 10. Zur Bestreitung des järliehen Schulgeldes für 27 arme Kinder der drei Stadtschulen — legirte er die Summe von 1700 fi. 39 dem Aelteren und der dritte dem h, Laurentius aufgerichtet werden sollen — 20.000 fl. 2, Zur Unterhaltung eines Bene- fiziaten, der wöchentlich nicht mehr als eine freie Messe haben, die übrigen aber für mich zu lesen obligirt sein soll — 12.000 fl. 3. Zum Unterhalt von 27 Pupillen, welche Bür- gers-Kinder, oder aber von Bürgermeisteramts - Untertanen sein sollen — 54.000 fl,, also dass ein Pupille järlich mit Kost, Kleidung und allen übrigen Erfordernissen auf 80 fl. kommen soll. 4. Zum Unterhalte von 27 armen, jedoch ledigen Manns- personen und eben so vielen ledigen Weibspersonen 54000 fl. Von diesen 54 Personen soll järlich eine jede das Interesse von 1000 fl., d. i. 40 fl. zu empfangen haben. Von diesen 40 fl. aber soll järlich 1 fl. folgsam von allen — 54 fl. zu Unterhaltung des Hauses zurükbehalten werden; dahin soll auch dasjenige gewidmet sein, was die hineinkommenden armen Leut entweder hineinbringen oder aber verlassen. 5. Zur Erbauung einer Wohnung für den Herrn Benefiziaten, nämlich: Zwei Zimmer, eine Kammer, und eine Küche — für die Pupillen: Ein Studierzimmer, ein Schlafzimmer, — für den Instruktor: Zwei kleinere Zimmer, eine Küche und eine Kammer — für die 27 armen Mannspersonen zur Erbauung von 27 Stüblein, deren eines ein wenig grösser als eine Kapuziner-Zelle und allzeit zwei mit einem Ofen, das 27. aber mit einem ab- sonderlichen sollen versehen sein; wie auch einer grossen “Stube, in welcher sie ihr Gebet verrichten können. Dann zur Erbauung gleicher 27 Stüblein und einer Stube für 27 arme, ledige Weibspersonen, nicht weniger einer — grossen, abge- teilten Küche, derer sich sowol diese als auch die Mannsper- sonen zu bedienen haben sollen — 30.000 fl. 6. für die Besoldung eines Verwalters, der sowol zur Zeit des Baues als auch nach dessen Vollendung die Administration über dieses arme Haus haben soll — 3.400 fl. 7. Zur Dotirung des Kirchleins verschaffe ich — 2000 fl. Das Recht des Vorschlags (jus praesentandi) 40 sowol von dem Benefiziaten, als den Waisen und den armen sowol Manns- als Weibspersonen , welche allzeit bürgerlich oder unter das Bürgermeister-Amt gehörig sein sollen, will ich alternative einem löblichen Stadtmagistrate und ‚meiner Frau Schwester, nach ihrem Absterben aber ihren Er- ben (nun der k. k. Oberstwachtmeister, Joseph Ritter v. Son- nenstein, für seine ältere Schwester) eingeräumt, jedoch eif- rigst gebeten haben, dass sowol mit der Präsentation eines Herrn Benefiziaten , als auch der armen nicht nach Gunst son- dern dahin angetragen werden möchte, dass allezeit derjenige Herr Geistliche oder diejenigen Armen genommen werden, welche sich durch ein friedsames Gemüt und tugendsamen Le- benswandel am meisten recommandiren , und wann etwan eine arme Person sich ungebürlich verhalten, und nach der ersten Ermabnung nicht bessern thäte, solle sie alsdann nicht mehr geduldet, sondern wirklich hinausgeschafft werden, welches ich auch von unruhigen, unfriedsamen will verstanden haben, damit nur Uneinigkeit und Zank vermieden werden möchte ; zumal meine Intention dahin geht, dass diese Armen in Fried, und Ruhe Gott dienen sollen. Daher ganz beweglich bitte, dass nur keine Ausgelassene geduldet werden möchten.« Ge- gen das Ende hin sagt er dann: »Hiemit will ich dieses durch- gehends von meiner eigenen Hand geschriebene Testament im Namen der allerheiligsten Dreifaltigkeit geschlossen und einen löblichen wolweisen Magistrat dieser kaiserlichen Hauptstadt Linz, dienstschuldigst und beweglichst ersucht und gebeten haben, dass derselbe dieses mein Testament , weil solches meistenteils zum Trost der Armen abzielet, kräftigst schüzen und handhaben und bevorderist dahin sich beeifern möchte, dass meine wolmei- nende Intention in allen Punkten observirt und vollzogen werde. « Vier Jare nachher, 7. Februar 1734 starb Prunner und der Stadtrat wenige Tage nachher über die von ıhm er- betene Testaments - Vollziehung unterrichtet, hielt es für seine heilige Pflicht, die Wolthat dieser Stiftung den Armen je eher 4 je lieber zu eröffnen. Da sich ein passendes Gebäude, wie es der Stifter angedeutet, nirgends vorfand, wurde das in der Le- derergasse gelegene Grundemannische Freihaus, Eg- gereck mit dem dazu gehörigen Gartengrunde, der sich bis über die übelriechende Lud| (pfüzenartiger Wassergraben ) ausdehnte, um den »leidentlichen« Preis von 3400 fl. erkauft. Das Gebäude war weder in einem guten noch zum Zweke be- quemem Zustande, auch war seine Lage wegen der Nähe der Ludl eine ungünstige, ungesunde. Darum ward das Eggereck bis auf den Grund abgebrochen und die Materialien zum Neu- bau des Hauptgebäudes und der Kirche, die man näher gegen die Donau hin verlegte, verwendet. — Bereits war die Grund- veste gelegt, als ein kaiserlicher Erlass vom 23. November 1735 die vom Stadtrate getanen Schritte nachdrüklich ahndete und jedes weitere Vorgehen untersagte,, solange nicht der lan- desfürtliche Konsens, »ein immobile ad manus mortuas zu bringen« beigebracht wäre. Auf das gestellte Ansuchen er- folgte er 26. Aug. 1737 unter «der Bedingung, dass die auf dem Gartengrunde haftenden Steuern nicht andern Bürgern auf- gelegt, sondern als ein dem Grunde anklebendes onus (Last) in der Folge von der Anstalt entrichtet werden ; überdiess blieb dem Stadtrate wol die unmittelbare Obsorge und Disposition nach dem Willen des Stifters, aber die Oberaufsicht dem je- weiligen Landeshauptmanne, als landesfürstlichem Repräsentanten. % Dem angefangenen Baue stand nun kein Hinderniss für- der im Wege; er wurde von jezt an auch so thätig betrieben, dass am Anfange des Jares 1740 die Anstalt feierlich eröffnet werden konnte. — Indessen hatte der Kauf der ausgedehnten Area, der Bau der Kirche und des umfangreichen Wohngebäu- des, in welchem auch auf ein Krankenzimmer Bedacht zu neh- men war, die Beischaffung der notwendigen Einrichtung ‚_die in der leztwilligen Anordnung des Stifters unerwähnt ist, die Summe von 54.222 N. 59 kr., also einen grösseren Aufwand als der Stifter ausgeworfen, erfordert, so dass von der ganzen 42 für die Stiftung und das Schulgeld gewidmeten Summe pr, 177.100 fl. nur noch 122.877 fl. 1 kr. verblieben. Allein während des Baues, wo weder Waisen noch Pfründ- ler zu unterhalten waren, hatten die anliegenden Kapitalien an Interessen bereits die Summe von 29.122 fl. 59 kr. eingetra- gen, daher sich am Schlusse des Jares 1741 die Summe von 152.000 fl. an Aktiv-Kapitalien herausstellte. In den nächst- folgenden Jaren kam teils durch gute Gebarung und kluge Er- sparnisse, teils durch die Verlassenschaft der Pfründler, zumal durch das Legat des Michael Plantner pr. 500 fl. eine Vermehrung von 7800 fl. hinzu, so dass am 34. Dezember 1752 sich ein Gesammtvermögen von 159.800 fl. und am 27. Jun. 1764 von 161.883 fl. auswies. 2. Innere Einrichtung. . a) Hinsichtlich der Waisen - Knaben. Der Zwek dieser Stiftung war eben derselbe, welcher dem Stifter des Kellerischen Waisenhauses vorschwebte: eine Erziehungs - Anstalt zu haben, um in den sonst verlasse- nen, allen Gefahren preisgegebenen Waisen den Geist der Re- ligiosität, der Sittlichkeit und Arbeitsamkeit zu weken, zu be- festigen und fürs ganze Leben, ohne Unterschied des besonde- ren Berufes -— nachhaltig und segensreich zu machen. Die Mitte] hiezu — vom Stifter unerwähnt gelassen — wurden von den Administratoren, im Einverständnisse mit den Universal-Erben ausgewält und in Anwendung gebracht ; sie sind ganz dieselben, welche im Kellerischen Waisenhause als die zwekmässigsten anerkannt und durch eine zwanzigjärige Erfah- rung bewährt gefunden worden waren. Daher finden wir hier dieselben religiösen Uebungen, Beschäftigungen, Erholungen u. s. w. wie wir sie oben angedeutet haben. Um sie nieht zu wiederholen berühren wir nur dasjenige, was eine Eigentümlichkeit bildet. 43 In Hinsicht des Unterrichts hatte Prunner nur einen deutschen Lehrer — »Instruktor« — gestiftet, da sich aber schr bald einige Knaben zu den Studien ganz be- sonders fähig zeigten, nahmen die Administratoren auch einen lateinischen Präceptor auf, dem ein Gehalt von 100 fl., Wohnung, Kost und täglich eine Mass Bier bewilligt wurde ; während jener ausser eben diesen Bezügen nur 70 fl. erhielt. Beide besorgten den sie treffenden Unterricht. Der deutsche Lehrer übte die Knaben im Lesen, Schreiben und Rechnen ; der Jateinische in den »rudimentis latinitatis« und wiederholte mit jenen welche die öffentlichen Schulen besuchten alle Lehr- gegenslände. Der Erfolg war ein so erwünschter, dass ein Kommissions - Protokoll vom Jare 1753 ausdrüklich anmerkt: »Diese Knaben erhalten in scholis publieis jederzeit praemia.« — Die Lehrer teilten sich auch in die Aufsicht; einer von ihnen erschien jederzeit bei Tische; ihre Wohnung war unmittelbar an dem Schlafzimmer der Waisen, zugleich besorgten sie mit dem Verwalter die genaue Beobachtung der vorgeschrie- benen Tagesordnung, zumal der religiösen Uebungen die eben sie zu überwachen hatten, Zur Besoldung des Verwalters, »der die Administration über dieses arme Haus haben solle« hatte Prunner das In- teresse von 3400 fl. bestimmt. Doch der Magistrat und die Prunner'schen Erben erkannten es schon bei der Eröffnung der Anstalt für billig, bei dieser so wol dotirten Stiftung, auch dem die Aufsicht führenden Manne ein ähnliches Auskommen auszu- messen, um so mehr, da sich dieser während des Baues und der Einrichtung der Stiftung viele Verdienste erworben und be- willigten ihm eine Besoldung von 350 fl. sammt Wohnung, Holz und Licht. Ueber das Alter der Knaben, das zum Eintrit befähigte und zum Austrit nötigte, hatte der Stifter keine Erwähnung gemacht, auch finde ich nirgends eine normirende Bestimmung. Aus einem noch vorhandenen Verzeichnisse der Züglinge des 44 Jares 1753 geht so viel hervor, dass fünfjärige Knaben bis- weilen aufgenommen wurden und sogar fast achtzehnjärige noch in der Anstalt verweilten. 1) — Der Tisch brachte dieselben Gerichte und in derselben Abwechselung, wie im Kellerischen Hause und zwar in dem Ausmasse, dass für die Knaben z, B. von einem Pfunde Rindfleiseh drei Portionen, vom Gebratenen wenigere Portionen gemacht wurden: hingegen erhielten die In- struktoren und Dienstleute ?) je ein halbes Pfund Rindfleisch und mehr: als ein halbes Pfund Braten für eine Malzeit. — Der Knaben täglicher Tisehtrunk war eine Portion braunes Bier — aus einer Mass sechs Portionen -—- zu gewissen Zeiten, zumal an höhern Festtagen erhielten sie einen »Rekreationstrunk.« An Kleidung ward järlich jedem verabreicht: ein Kamisol, ein flanellenes Leibl, drei Hemden, die nötigen Strümpfe und Schuhe und alle fünf Jare ein brauner tüchener Talar mit blauen Aufschlägen und ein Hut. b) Hinsichtlich der männlichen und weiblichen Pfründler. Die christlieh - mildtbätige Absicht welche den Stifter leitete, war: den alten gebrechlichen, armen Individuen des Bürgerstandes und des Bürgermeister - Amtes, »wenn sie eines guten Wandels,« eine Freistätte zu bieten, wo sie der Sorge um die notwendigsten Bedürfnisse enthoben, »in Fried und in Ruhe Gott dienen« können. — Daher erhielten sie alle nicht bloss gesonderte Wohnung und ihre Beheizung, sondern auch jedes wochentlich 45 kr. zur Anschaffung der Kost, welche sie sich in ihrer eigenen für die Geschlechter abgeteilten Küche bereiten konnten, wozu sie gleichfalls das notwendige Holz be- zogen. !) Im Jare 1787 sogar ein neunzehnjäriger. 2) Es ist nieht ohne alles Interesse, von den heutigen Jareslöhnungen der Dienstleute hinweg auf die damaligen einen Blik zu werfen. Der Hausknecht erhielt 20 fl., die Köchin 15 fl.,, die Küchenmagd 12 Al., die Stubenmagd 10 fl., die Krankenwärterin 9 A. 45 Bei der Eröffnung der Stiftung im Jare 1740 wurde ihnen auch für öffentliche Gottesdienste, für Prozessionen und Lei- chenbegängnisse, zu denen sie eingeladen wurden , eine passende Kleidung des Dekorums willen angeschafft; so den Männern ein brauntüchener Rok, ein Hut, ein Paar Strümpfe; den Weibern ein zwekmässiges Ober- und Unterkleid — die aber nur bei den genannten Gelegenheiten angezogen werden durf- ten. Darum konnte das erwähnte Protokoll bemerken: man habe mit dieser Kleidung so gute Wirtschaft geführt, dass sie bisher und folglich dreizehn ganze Jare gedauert habe. — Die Verpflichtungen bestanden nur darin dass sie täglich in der Stifts-Kirche in gesonderten Oratorien nicht nur der von dem Benefiziaten gelesenen Iı. Messe, sondern auch Morgens nnd Abends dem Rosenkranze, der Litanei und den Psalmen für die Verstorbenen beiwohnten und einmal in jedem Mo- nat die h. Kommunion nach dem Sinne des Stiflers empfingen. 5. Auflassung des Prunnerstiftes, Anordnungen für die Wai- sen und Pfründler männlichen und weiblichen Geschlechts; Regulirung dieser Stiftung; des Gebäudes Verwendung. Seit Eröffnung dieser Stiftung waren 46 Jare, seit des Stifters Tode 52 verflossen, ein Zeitraum, in welchem die An- sichten der Menschen eine bedeutende Veränderung erlitten hatten. In Folge dieser erliess Kaiser Joseph Il. am 9. Ok- tober 1786 von Steier aus jenes oben erwähnte Handbillet das auch über das Bestehen der Prunnerstiftung den Stab ge- brochen ; die Waisen wurden in auswärtige Kost gegeben, aber für ihre Erziehung und gute Behandlung zwekmässige Mass- regeln ergriffen; besonders wurden für die studierenden die besten Kostörter in Linz erforscht und nur jene ausgewählt, von denen man sich eine anständige und gewissenhafte Er- ziehung der Jugend versprechen durfte; um ganz sicher zu verfahren, wurden endlich mit jenen Kostherrn förmliche Kon- trakte abgeschlossen, in denen ausdrüklich angeführt war, welche 46 Verbindlichkeit zu übernehmen er sich anheischig gemacht. Der zur Versorgung eines solchen Knaben von der Hofbuch- halterei ausgemittelte Betrag wurde auf 85 fl. 18 kr. angesezt; später auf 82 fl. 20 kr. ermässigt , weil das zur Bezalung des Schulgeldes vom Stifter ausgeworfene Kapital für eben diesen Zwek auszuscheiden war. Den Pfründlern männlichen und weiblichen Ge- schlechts wurde der Austritt aus dem Stifte gestattet und die nach dem Masse des Stiftungsvermögens ihnen zukommende Tagesportion von 6 kr. mit einer Zulage von 2 kr. auf die Hand gegeben. Die Mehrzal zog es vor, auf diese Zulage zu verzich- ten, dagegen im Hause zu verbleiben, was auch gestattet wurde, bis man ein Klostergebäude auf dem Lande — das zu Münz- bach — in Miete bekam, um dort alle Siechen und Gebrech- lichen verschiedener Stiftungen zwekmässig unterzubringen, Die tägliche Zulage von 2 kr. wurde für die Regie, Holz, Licht, Kleidung, Medikamente zurükbehalten, die übrige Stiftungspor- tion zu Bestreitung der Verköstigung den Armen auf die Hand gegeben. In diesem Ausmasse blieben jedoch die Stiftungsgenüsse nicht immer; neue notwendige Bauten oder wesentliche Ver- änderungen am Stiftgebäude verkürzten, wenn sie auch nicht auf ein Mal sondern in mehreren Jaresraten abbezalt wurden, die Stiftlinge und Pfründler an ihren Bezügen ; noch empfind- licher wirkten die eingeleiteten Finanz - Operationen; zugleich trat die auch bei andern Waisenstiftungen eingeführte Uebung in Anwendung: die Beträge für die Waisen nach Altersstufen zu bemessen. Daher erhielten z. B. im Jare 1820 die prun- nerischen Stiftlinge bis in ihr zwölftes Jar 45 fl. und vom dreizehnten bis fünfzehnten 36 fl.; nur Studierende konnten um den erhöhten Stiftungsgenuss von 75 fl. bei der Landesstelle ansuchen — eine Uebung, die viele Jare hindurch aufrecht er- halten wurde. 47 Erst im Jare 1836 trat auch hierin eine Aenderung ein, da nachher durch das Glük der Verlosung die frühern Inte- ressen wieder flüssig wurden, ward durch eine kaiserliche An- ordnung vom 18. April 1836, im Einklange mit Prunners Testament und dem am 30. Jun. 1769 errichteten Stift- briefe diese mildthätige Stiftung so regulirt, dass nur jene Knaben eine solche Waisenstiftung erhalten konnten, welche arm, minderjärig und zugleich beider Eltern oder wenigstens des Vaters beraubt und Söhne von Linzer - Bürgern oder von Untertanen des Bürgermeisteramts (der der Stadtgemeinde ei- gentümlichen Gülten) sind und eine öffentliche Lehranstalt be- suchen. Diesemnach gelten diese Beträge als Schulstipen- dien für jede Gattung des Unterrichts. — Die vom Stifter bestimmte Zal der Stiftlinge wurde strenge beibehalten und die Dauer des Genusses einer solchon Stiftung auf die Zeit beschränkt, die zur Beendigung des Schulunterrichts nach sei- nen verschiedenen Abstufungen und bei Studierenden bis zur Vollendung der Studien erforderlich ist; vorausgesezt dass die Fortgangs-Klassen gute sind, widrigenfalls sollte der Stiftungs- genuss erlöschen ; in Uebereinstimmung mit dem, was der Stif- ter über die Würdigkeit und Unwürdigkeit der. Pfründler mit eindringlicher Bitte ausgesprochen. Eine nicht unwesentliche Begünstigung für diese Stiftlinge war auch diese, dass sie nicht nur in Linz sondern an jedem Orte der österreichischen Monarchie, wo öffentliche Lehranstal- ten vorhanden, diese Stipendien geniessen konnten ; zugleich fiel jene Verfügung, die Beträge nach Alterstufen zu bemessen ganz hinweg und alle 27 Waisen erhielten nach dem Willen des Stifters ganz gleiche Beträge; gleichwie die Pfründler männ- lichen und weiblichen Geschlechtes einander ganz gleich gestellt wurden. Nach dem Verhältnisse des sich hebenden Vermö- gensstandes der prunnerischen Stiftung nun , erhöheten sich stu- fenweise auch die Beteilungsbeträge für die Waisen und Pfründ- ler und waren z. B. im Jare 1824 für jene 45 fl. E. Sch. 48 später 108 fl. 391% kr. C. M., endlich 127 fl. 10 kr. C. M.; für diese die Tagesportion 8 kr. E. Sch, dann 22 kr. endlich 26 (oder 18 kr. öst. W.) wie es noch gegenwärtig der Fall ist, ein Resultat, wozu neben zwekmässiger Verwaltung und guter Gebarung auch die stufenweise erfolgten Erhöhungen des Mietzinses für das Stiftungsgebäude vieles beitrugen. Eben diess mahnt noch wenige Worte beizufügen, wozu nach der Auf- lassung der Anstalt das umfassensende Gebäude selbst, die Kirche und das Benefizium verwendet wurden. Joseph hatte im erwähnten Handbillete aus Steier über de Verwendung des Gebäudes nach der Un- terbringung der Waisen in auswärtigen Kostörtern sich dahin ausgesprochen: »Der Raum, welchen die Kinder in dem Prun- ner-Stifte anjezo einnehmen ist Männern oder Weibern dieses nämlichen Stiftes zur Wohnung anzuweisen, wodurch ein Teil eines Flügels mit den gewölbten kleinen Zimmern leer werden wird, welcher zur Unterbringung wahnsinniger Menschen männ- lichen und weiblichen Geschlechts wird gewidmet werden kön- nen.« Ausserdem hoffte die Regierung in diesem Gebäude noch die Polizei unterzubringen. ') Wirklich hatte der Landes- fürst diesen Plan gut geheissen und die von der Hofbau-Kom- mission berichtigten Risse und Ueberschläge zur erforderlichen Bauführung mit der Weisung »nach den Entwürfen und mit Beobachtung der möglichsten Wirthschaft« vorzugehen geneh- migt. ?2) Doch wurde davon Umgang genommen: die Verlegung der Polizei in einen so entlegenen Teil einer Vorstadt erregte Bedenken, rätlicher schien es, hier jene Anstalten zu vereini- gen, welche mit der Irren-Anstalt ohnediess dersel- ben Verwaltung angehörten, nämlich die Findel- und !) Hofbericht vom 5. Jul. 1787. 2) Hofkanzlei - Dekret 17. November 1787. 49 Gebär-Anstalt und später auch die der Lokalsiechen und der von der Lustseuche behafteten. So wurden diese hier unter demselben Dache vereinigt und blieben es bis zum Jare 1833, in welchem wie oben !) erwähnt, das ganze Gebäude zur Aufnahme der erweiterten Irrenan- stalt wie der Verwaltung des Stiftungsfondes gewidmet wurde, gegen Entrichtung eines järlichen Mietzinses pr. 640 fl.; der im Jare 1842 auf 1050, und am 1. August 1855 auf 3840 fl. C. M. erhöhet wurde. So blieb das schöne Gebäude ‘auch nach der Auflassung der Anstalt dieser fortan und nuzenbringend erhalten. Die Kirche ging im Auflassungsjare ins Eigentum des Religionsfondes über, wurde gesperrt und diente viele Jare hindurch als Magazin zur Aufbewahrung der verschiedensten Gegenstände, bis sie endlich im Jare 1838 wieder ihrer ur- sprünglichen Bestimmung zurükgegeben wurde. Der damalige Benefiziat an dieser Kirche Joseph Adam Zurmühler erhielt vom 1. Deeember 1787 angefangen den Gehalt von 480 fl. järlich aus dem Religionsfonde und erfüllte bis an seinen Tod die Stiftungsverbindlichkeiten soweit sie nach Auflassung der Anstalt noch erfüllt werden konnten ; nach sei- nem Hintritte sollte der Religionsfond dieselben an seine pen- sionirte oder exponirte Geistlichkeit einzuteilen suchen. 2) — Gleichzeitig wurde vom Gesammtvermögen des prunnerischen Stiftes die zur Stiftung des Beneficiums vom Stifter ausgewor- fene Summe von 12,000 fl. (sammt Interessen 12,150 fl.) ab- getrennt dem Religionsfonde eingehändigt und mit Zuhilfenahme des Spital-Barbara- und des Kreuzwegs-Benefiziums in der Folge zur Dotation der beiden Domprediger verwendet. (Hofk. 17. Mai 1796.) 1) Schwarzenberg. Haus Seite 54. ®) Hofkanzlei-Dekret, 28. Jän. 1787. Mus, Jahr, Ber. XX. 4 50 Das ist im Umrisse die Geschichte dieser schönen, reich ausgestatteten Stiftung eines Bürgers der Stadt Linz. Durch seine thätige Wirksamkeit als Bürgermeister hatte er sich die Zuneigung und Hochachtung seiner Zeitgenossen in hohem Grade erworben; durch sein reges Mitgefühl für das traurige Loos verwaiseter Kinder und für die Leiden der Armen und Siechen, welches sich durch seine Stiftung beurkundet, hat er für immer in den Herzen der Einwohner dieser Stadt sich ein unvergängliches Denkmal gesezt, das seinen Namen von Ge- schlecht zu Geschlecht fortpflanzen wird. Es war daher wirk- lich ein schöner Akt der Pietät, dass der Magistrat das Bild Prunners nach dem im Museum Franzisko - Karolinum vorhan- denen Original-Gemälde lithographiren und zur würdigen Feier des Andenkens an den vor hundert Jaren Entschlafenen, am 7, Februar 1834 in zalreichen Exemplaren verteilen lies. !) IV. Theresianisches Waisenhaus, auch Theresianum genannl. 1. Hauptstiftung, Zwek, Mittel, Leitung. Die beiden oben geschilderten Anstalten hatten — die eine dureh die reiche Ausstattung des Stifters, die andere durch bedeutende Zustiftungen gefördert, allmälig festen Bestand und innere Kräftigung gewonnen. Sechzig verwaisete Rinder hatten hier — periodisch sich erneuernd, immer eine schüzende, er- ziehende und unterrichtende Freistätte gefunden. Jede erledigte Stelle fand zallose Bewerber und legte das dringende Bedürf- niss der Erweiterung einer solchen Anstalt immer offener dar, Die Bevölkerung der Hauptstadt war, zumal seit die Fabrik ») Vergl. Pillwein Linz. S. 152. 31 Staatseigentum geworden, in stäter Zunahme begriffen ; Arbei- ter strömten aus verschiedenen Teilen des Landes herzu,, in der Hoffnung: hier Arbeit und Verdienst; im Falle einer Krank- keit Hilfe, im Falle des Todes für ihre Angehörigen da leichter Unterstüzung zu finden. — Die wiederholten und länger dau- ernden Kriege, in deren Folge sogar die Hauptstadt des Lan- des einmal in feindliche Hände fiel und von den Freunden be- lagert und erobert werden musste, vermehrten, wie begreiflich die Zal der Armen und Verwaiseten , unterwühlten den Wol- stand der Privaten und machten die Quellen der christlichen Mildthätigkeit immer sparsamer fliessen. Aber auch der Staat, dem zumal die erstern Jare des siebenjärigen Kriegs tiefe Wun- den geschlagen, war nicht im Stande aus seinen Mitteln den Armen und Verlassenen wirksame Hilfe zu schaffen. Maria Theresia, stets eine teilnehmende Landesmutter empfand tief die Leiden und Drangsale der armen Verlassenen, unterstüzte und half, wo es möglich war und bewilligte, weil sich auch in andern Hauptstädten der Monarchie dieselben Erscheinun- gen kund gaben, am 30. März 1763, »dass vom 1. Mai 1763 an in den Städten Prag, Brünn, Olmüz, Troppau, Linz Klagenfurt, Laibach, Görz, Graz und Wien für eingeführten Cacao, Ciocolade und Thee ausser der Konsumo- Maut und den Zöllen auch ein Aufschlag bei den in diesen Städten aufgestellten Maut- und Zollämtern unter einstens ein- gehoben werde.« In Wien und Graz wurde er zur Unter- haltung der Armen — daher Armenleutaufschlag ge- nannt — gewidmet, in den übrigen Städten zum Behufe von Waisenhäusern verwendet. Das Erträgnis war auch in dieser Hauptstadt nicht unbedeutend; es betrug vom 4. Mai 1763 — bis zum Schlusse des Jares 1764 schon 3182 fl. 8%; kr. Das folgende Jar gewährte 2681 fl. und da die teil- nahmsvolle Landesfürstin auch die Rekruten-Bonifikation vom Jare 1764 und 1765 pr. 4590 fl. zu gleichem Zweke bestimmte, konnte man daran gehen, das zu einem Waisen- 4* 52 hause wie geschaffene fürstich Lambergische Haus zu erkaufen. f Dieses Haus lag —- was nicht unwichtig war — unferne der kaiserlichen Fabrik, war von einer Mauer rings umschlossen, hatte einen geräumigen Keller, zu ebener Erde eine grosse Küche und mehrere Gewölbe, in den zwei Stokwerken zusammen 24 Zim- mer und so gut abgeteilt, dass die Absonderung der Knaben von den Mädchen sich wie von selbst ergab. Dazu gehörte eine grosse Scheune zur Unterbringung des nötigen Brennholzes und was ganz besonders erwünscht war, drei Gärten, welche zwischen der heutigen Lederer- und Eisenbahngasse weithin sich ausdehnten. — Diese ganze Besizung ward mit Genehmigung der Landesfürstin um den Preis von 11,000 fl. erkauft, zum Waisenhause eingerichtet, nach der Stifterin th e- resianisches Waisenhaus, oder Theresianum ge- nannt und am 15. Oktober 1766, an ihrem Namenstage förm- lich eröffnet. Der Zwek dieser Anstalt war eben derjenige, den wir bei den vorhergehenden angedeutet haben: religiös - moralische Erziehung, Entwiklung, Unterweisung und Angewöhnung an Thätigkeit, damit diese elternlosen bei ihrem Austrite im Stande wären, auf der im Waisenhause gewonnenen Grundlage fort- bauend, ihr wahres Wol in jedem Berufe zu fördern. Diesem Zweke entsprach die strenge eingehaltene Tagesordnung, in welcher vom frühen Morgen bis. zum Abend religiöse Uebungen, Unterricht, leiehtere Handarbeiten, Unterhaltung und Spiele in freier Luft zwekmässig mit einander wechselten; so jedoch, dass Arbeitsamkeit, Liebe zur unverdrossenen Thätigkeit hier in einem Grade ausgebildet wurde, wie sie in den beiden vorher geschilderten Anstalten einige genaue Beobachter höchst un- gerne vermissten, ja behaupteten: die gute Kost, das bequeme Leben, die täglichen Erholungsstunden, die wenig anstrengende Arbeit in diesen Anstalten hindere die Zöglinge an ihrem guten Fortkommen,, weil sie an die Arbeit nicht gewöhnt, bei ihrem 53 Uebergange zu einem Handwerke, oder zu einer Kunst die Be- schwerden ‚der Lehrjare nicht auszuhalten vermöchten. ) Die Oberleitung der Anstalt und ihre rechtliche Vertretung ward zwei Landräten anvertraut; die unmittel- bare Aufsicht dem Hausverwalter und seiner Frau ‚ welche das gesammte Hauswesen, die Wirtschaft ‚ Verrechnung u. s. w. besorgten und ausser der Wohnung, Kost, eine Besoldung von 200 fl. genossen. Ein Lehrer, welcher nebst der Kost, der Wohnung, dem Lichte und Brennholze den Gehalt von 60 Al. erhielt, unterrichtete die Waisen im Lesen, Schreiben und Rechnen. — Im Jare 1781 kam ein Lehrer in der Ingenieur- Kunst hinzu, welcher darin die im Waisenhause befindlichen Ober- und Unteroffiziers-Söhne in drei Lehrstunden wochent- lieh zu unterrichten hatte und dafür monatlich 10 fl. erhielt. Eine Wollspinnmeisterin und eine Flachspinnmeisterin gaben Anleitung in allen Handarbeiten, die für die k. k. Fabrik und auch für Privatleute in der Stadt geliefert wurden. Jede der- selben hatte einen Jareslohn von 60 #l.; eine Köchin erhielt 16 fl., eine Hausmagd 12 fl. Die Zal der Waisen wurde anfänglich auf 40 festgesezt, und zwar 20 Knaben, 20 Mädehen, wovon immer die eine Hälfte aus dem Givil- die andere aus dem Militärstande zu wälen kam; die gewälten mussten ganz oder halbverwaist oder wenigstens Kinder sehr armer Eltern, überdiess gesund, nicht krüppelbaft, nieht unter 6 Jaren,sein. Das Recht des Vor- Schlags — jus praesenlandi — übte der Landeshaupt- mann für Civil- der im Lande kommandirende General für die Militär - Kinder. Die Dotation des theresianischen Waisenhauses floss aus verschiedenen, mehr oder minder sicheren Quellen. Die #) Vorläufiges Gutachten des k. k. Stadtrichters, Johann Michael Schei- benpogen, Linz 18. Mai 1763. 54 ergiebigste und sicherste blieb fortwährend der erwähnte Auf- schlag auf die genannten Produkte, der auch immer gegen 3000 fl. järlich abwarf, Die gestattete »Sammelbüchse« und Getreide - Sammlung im Lande lieferte um so reicheres Erträg- niss, je mehr die wolthätige Einrichtung dieser Anstalt bekannt und gewürdigt wurde. Dazu kam das gar nicht unbeträchtliche Verdienst, welches die Waisenkinder für das Spinnen, Nähen, Striken u. s. w. der Anstalt erwarben. Bei zunehmender Ge- schiklichkeit und Fertigkeit der Kinder in diesen Handarbeiten mehrte sich auch stufenweise die Einnahme und die Landes- hauptmannschaft gab 28. September 1769 die anerkennende Erklärung ab: die bei der Direktion des theresianischen Wai- senhauses (die Landräte: Thomas Carl Baussart von Sonne- wald und der Freiherr von Kurzrok) verwendete eifrigste und erspriesslichste Sorgfalt habe die Einkünfte desselben auf ein solches Quantum zu vergrössern Gelegenheit gefunden, dass um sechs Waisen mehr ihre Erziehung und Ernährung erhal- ten können.« — Um eine richtige Vorstellung von dem Ge- deihen der Anstalt zu gewinnen, darf man nur einen flüchtigen Blik werfen auf das Verhältniss der Ausgaben zu den Empfän- gen in den ersten drei Jaren, in.denen die Ausgaben wie be- greiflich am grössten waren. Im Jare 1766 betrugen die Em- pfänge: 15.991 fl. 50%, kr., die Ausgaben 15.678 fl. 16 kr.; im Jare 1767 die Empfänge 11.658 fl. 22'% kr. ; die Ausga- ben 12.104 fl. 30%, kr.; im Jare 1768 jene 8.479 fl. 15%, kr. diese 9.482 fl. 44% kr — Zur Erzielung dieses Resultates trugen freilich ausser den erwähnten Faktoren noch andere günstige Verhältnisse wesent- lich bei: vor allem die Grossmut der Stifterin, welche -- um anderes unerwähnt zu lassen — im Jare 1767 zwei Tage vor ihrem Namensfeste die beim Verkaufe der freiherrlich grüntalischen Lehen eingehenden Gelder und einige Kassa- reste — zusammen gegen 300 fl. dieser Anstalt zuwendete ; dazu gesellten sich kleinere und grössere Vermächtnisse, die 5 Belohnungen der Waisen für die Begleitung grösserer Leichen- begängnisse, wozu sie nicht selten gebeten wurden, endlich die Früchte der gemachten Zustiftungen. 2. Allmälig erfolgende Zustiftungen. a) Ständische. Die Waisen des Theresianums ermangelten einer eigenen Kirche und Kapelle. An Wochentagen und dispensirten Feier- (agen wohnten sie daher in der etwas entfernten Prunnerstift- Kirche der gewöhnlichen Slifimesse bei. Der Zeitverlust bei dem Hin- und Hergehen an jedem Tage, die schnelle Abnuzung der Kleider und Beschuhung, die zumal bei schlechter Wit- terung unvermeidlich war, die Gefährdung der Gesundheit der Kinder, welche nicht selten — weil man im Theresianum keine Hausuhr hatte, entweder zur Hälfte die Messe versäumten, oder allzufrüh kommend, lange warten mussten, bewirkte, dass man von dieser Einriebtung abstand, und statt die Kinder in die Kirche des Prunnerstifts zu schiken, im Waisenhause selbst Anstalt machte, dass einer der Minoriten gegen bare Bezalung täglıceh die heilige Mess las. — Unter diesen Umständen wen- dete sich der damalige Verwalter, Andreas Wolff, am 20. Oktober 1767 an die Landstände mit der bescheidenen Bitte: »für das Waisenhaus so viel gnädigst zu bewilligen, damit all- täglich und an den dispensirten Feiertragen die heilige Messe berichtiget, wie auch eine Hausuhr könnte angeschafft werden.« Anstatt in dieses Ansinnen einzugehen, beschlossen die Stände dem Waisenhause järlich 240 fl. zu verabfolgen, dagegen vier Kinder (zwei Knaben, zwei Mädchen) in dieses Haus zu sen- den, die aller Wolthaten theilhaftig werden sollten, deren sich andere Waisen - Kinder. sowohl in christlicher Erziehung als Erlernung vorgeschriebener Handarbeiten zu erfreuen haben. — 56 Welche Waisenkinder dazu berufen wären, mit welchem Alter sie ein- mit welchem sie auszutreten hätten, wurde nicht förmlich ausgesprochen, nur im allgemeinen die Norm beobach- tet, dass diese Stiftungspläze durch arme Untertanskinder stän- discher Mitglieder oder auch mit Kindern aus der ständischen Livree -Dienerschaft besezt wurden. Bestimmmter ausgedrükt sind die erforderlichen Eigenschaften in dem in der Folge er- richteten Stiftbriefe, nämlieh: halb oder ganz elternlose Wai- sen oder in ihrer Ermanglung Kinder wahrhaft dürftiger Eltern vom sechsten bis zum vollendeten fünfzehnten Jare. b) Khautten'sche. Thaddäus Adam Graf von Khautten zu Kirchberg hatte sein reges Mitgefühl für Arme, Leidende und Kranke schon dadurch bethätigt, dass er zur Stiftung zweier Kranken- bette bei den Barmherzigen zu Linz die Summe von 3000 fl. widmete. In seiner leztwilligen Anordnung vom 25. November 1768 vermachte er demselben Orden »zur besseren Betreuung der armen Kranken« neuerdings 3000 fl. Eine gleiche Summe legirte er dem lobwürdigen Gotteshause zu Holzhausen, dann »verschafle ich, fährt er fort, in die in der k. k. landes- fürstlichen Hauptstadt Linz neu errichtete k. k. Waisenstiftung das Theresianum genannt, ein Kapital pr. 6000 fl. gegen der ausdrüklichen Bedingnis jedoch, dass meinem Herrn Uni- versal - Erben, seinen Nachkommen und suecessoribus gleich nach meinem Tode, auch hinnach bei sich ergebender Apertur das jus praesentandi zweien Knaben und zwei Mägdlein privativ competiren- und zustehen solle.« — Nähere Bestimmungen über die Eigenschaften fehlten, doch galten vom Anfange her, dieselben, wie sie im Stiftbriefe der ständischen Zustiftung an- gegeben wurden. Gleiches galt in Hinsicht des Alters der ein- wie der austretenden Stiftlinge. 97 c) Muggenthallische. Auch das Jar 1769 wurde durch eine Zustifiung bezeicl- net, Barbara v. Jägerbrein, geborne Helmberger v. Weitterstorf hatte bei ihrem Tode, ihre Anverwandten, die Fräulein Eleonora und Garolina von Muggenthall zu Erbinen ihres reinen Vermögens in‘ der Weise eingesezt, dass sie davon während ihres Lebens vollkommene Nuzniessung hätten ; nach ihrem Tode sollte dasselbe zu einem der Erblas- serin Seele nüzlichen Werke verwendet werden. Die beiden Erbinen von der Ansicht geleitet, dass »die Besorgung armer Waisen billig unter die vorzüglichen guten Werke und der See- len trostreiche Geschäfte zu zälen sei«, erklärten sich freiwil- lig: auf der Stelle die nach Abzug der Schulden sich darstel- lende Summe der Erbschaft pr. 2000 fl. zum Unterhalte eines Knaben dem Waisenhause zu übergeben, nur behielten sie sich den Genuss der Interessen für ihre Lebenszeit bevor. Auf die Zustimmung der Administration kam 11. September 1769 der Stiftbrief zu Stande, dem zufolge nach dem Tode der beiden Fräulein die Interessen des genannten Kapitals dem Ther e- sianum zufliessen sollten, damit ein Knabe dem Institute ge- mäss auf ewige Zeiten mit allem Notwendigen versehen werden könnte. — Das Recht des Vorschlags blieb demjenigen gewahrt, den die Fräulein in ihrem Testamente benennen wür- den, in Ermanglung dessen einem zeitlichen Herrn Eisenob- mann (Vorsteher der Hauptgewerkschaft) in Steier. — Der Knabe übernahm die Verpflichtung täglich ein Vater unser und Ave Maria für die Frau Barbara v. Jägerbrein und die gesammte Jägerbreinische und Muggenthallische Verwandtschaft mit Andacht zu beten, nicht minder einen Ro- senkranz am Tage der h. Barbara, Eleonora und des h. Garolus für die drei Stifterinen. — Obgleich über die Eigen- sehaften und das Alter des Knaben nähere Bestimmungen fehl- ten, hielt man sich doch gemeiniglieh an die bekannten Normen, 58 5. Auflassung des theresianischen Waisenhauses; Anord- nungen für die Waisen; Regulirung der Pfründen; Ver- wendung des Gebäudes. Die ursprünglich festgesezte Zal der Waisen ward bereits im Jare 1769 um sechs vermehrt; nach drei Jaren kamen wie- der sechs hinzu; acht Jare nachher war die Gesammtzal der Aufgenommenen — die ständischen und Khautten’schen Stift- linge mit eingeschlossen — schon auf siebenzig gestiegen und doch mehrten sich bei jeder Erledigung eines Plazes die Be- werber, aber auch ausserdem die flehentlichen Bittgesuche, welche der kaiserlichen Stifterin unmittelbar zugewendet wur- den, um wenn gleich kein Plaz erledigt war, wenigstens eine ausserordentliche Aufnahme im Waisenhaus zu erlangen. Ein solcher Fall trat auch im Jare 1780 ein. Die edle mitleidvolle Landesfürstin ward wieder auf die rührendste Weise gebeten, sich eines ganz verlassenen, ganz hilflosen Kindes zu erbarmen und ihm den Eintritt ins Theresianum zu gewähren. Die Kai- serin liess auch diese Bitte nicht unerhört. Obgleich sie wol wusste, dass kein Stiftungsplaz erledigt sei, erliess sie doch die Weisung das elternlose Kind auf der Stelle aufzunehmen, da- gegen die künftig sich ergebende Erledigung unbesezt zu lassen. Das war die lezte Anordnung, welche die edle Fürstin für die- ses Waisenhaus erliess ; wenige Wochen nachher war sie eine Leiche. — Die von ihr gegründete Anstalt hatte, so lange die Stifterin lebte, die ihr gewordene Bestimmung treu und ge- wissenhaft erfüllt. Dass ihr Sohn und Nachfolger auf dem Throne — auch über die Waisenhäuser andere Ansichten hege, war eine bekannte Sache; darum kam es auch nicht unerwar- tet, dass schon nach ein Paar Jaren, das nach seiner Mutter benannte Waisenhaus, nachdem es gerade zwanzig Jahre be- standen, durch das oben erwähnte Handbillet Josephs Il. aus Steier, aufgehoben wurde. — Die Waisen des Theresianums wurden eben so wie die der beiden anderen Häuser in auswärtige Kost gegeben ; für 59 ihre Erziehung und gute Behandlung die gleiche Sorgfalt ge- tragen. Für den Unterhalt der acht und vierzig Waisen ward wol von der Hofbuchbalterei die Summe 2176 fl. 24 kr., ä 45 fl. 20% kr. beantragt; allein es waren damals — ausser den vier ständischen und vier Khauttenischen — noch 27 Mi- litär- und 29 Civil - Waisen vorhanden, also um sechszehn mehr, als der Berechnung zu Folge hätten sein sollen, Die Sorge für diese grössere Anzahl war nach der Aufhebung des Waisen- hauses um so schwerer, um so beängstigender, weil von nun an die Einnahmsquellen ganz versiegten, die doch bisher so reichlich flossen, dass: auch die grössere Zal der Waisen mit leichter Mühe erhalten werden konnte, nämlich: das Verdienst, welches vom Nähen, Striken, Spinnen und anderen Handar- beiten der Waisen, und von der Begleitung der Leichenbe- gängnisse dem Hause zugekommen war. — Doch hoffte man die hieraus entspringende Verlegenheit dadurch einigermassen zu vermeiden, dass man Kostörter aufsuchte, wo man nicht die ganze, sondern eine geringere Summe für den Unterhalt forderte, oder dass einige der Waisen bald ins sechszehnte Jar einrükten und dadurch zum Austrite aus der Unterstüzung ge- zwungen würden. Für die Zukunft fiel jede Verlegenheit und Besorgnis wegen des Unterbaltes umsomehr hinweg, weil die Zal der landesfürstlichen Stiftlinge — 20 Civil- 20 Militärwai- sen — durchaus nieht mehr überschritten werden durfte. Eine vorzügliche Einnabmsquelle blieb — ausser dem Mietzinse für das Gebäude und für die ganze Besizung , worauf wir unten zurükkommen — noch immer der Armenleutaufschlag, der schon vorher 3000 fl. järlich abgeworfen hatte. Diese Summe hatte das k. k. Mautoberamt fortan järlich an den Suf- tungsfond abzuführen; dahin kamen auch die übrigen Kapita- lien des Waisenhauses und die davon abfallenden Einkünfte, wie der järliche Beitrag der Stände. Hieraus wurden die Geld- beiträge an die Stiftlinge — und zwar ganz gleich so geschaf- fen, dass für ein Mädchen vom 6.—16. Jar 30 fl., für einen 60 Knaben vom 6.--12. Jare 45 fl. und vom 12.—16. 36 fl. aus- gemittelt wurden. Dass auch diese Stiftungsgenüsse durch die nachfolgenden Finanz - Operationen betroffen wurden, ist nicht notwendig zu erwähnen; doch blieb auch jezt das Präsentations- Recht bei allen Stiftungen denjenigen gewahrt, denen es zustand. Erst in den lezten Jaren wurde die kumulative Verwal- tung der Stiftungen aufgehoben und die Absonderung der Haupt- und Nebenstiftungen wieder vorgenommen ; und überhaupt jene Veränderungen eingeführt, die den stiftbriefliehen Anordnungen entsprachen. Diesem gemäss zeigt die nachfolgende Tafel die wichtigeren gegenwärtigen Verhältnisse der Hauptstiftung und der Zustiftungen. Uebersicht über die Präsentanten, die Zal der Pläze und die Beteilungs - Beträge der Theresianischen Hauptstiftung und der Zustiftungen. Name der Stiftung. Praesentant. | Zal der Pläze. | | Post-Nro. | Statthalter 10 Civilknaben BT Er ’ Militär_Commando| 1 0Militärknaben 1 |Theresianische Waisenstiftung Statthalter 10 Civilmädchen Militär-Commandof10Militär- » nn ni Vereinigtes Lan-|2 Knaben x ur des - Collegium|2 Mädchen En ’ Freiherr von Rum-|2 Knaben 3}Khauttenische Zustiftung pre 2 Mädchen Eisenobmann in 4|Muggenthallische Zustiftung Steier Den Bei der Aufbebung des Waisenhauses wurde zufolge Hof- Kanzleidekrete 28. Jänner 1787 von der Theresianischen Wai- senhausstiftung die Summe von 3900 il. ausgeschieden und als 61 zum Religionsfond gehörig, in diesen abgeführt. Woraus sich diese Summe gebildet habe , ob aus Vermächtnissen , Geschen- ken, oder aus dem Verkaufe der kirchlichen Gerätschaften , weiss ich nicht anzugeben, — Ueber die Bestimm ung des Gebäudes und des ausgedehnten Gartengrundes hatte sich schon das kaiserliche Handbillet vom 9. Oktober 1786 nachdruksvoll ausgesprochen. Dadurch, dass die Waisen in auswärtige Kostörter gegeben werden, »wird das Theresianum ganz leer, welches zu einem allgemeinen Spital ganz wol ge- legen wäre; allein da wegen Abgang des nötigen Fundi dazue, dieses nicht geschehen kann, so ist selbes dem Militari zu einer Kaserne sammt dessen grossem Garten einzuräumen, in welch lezterem die Bäkerei und alles was dazue gehört, hergestellt werden wird.«a — Und so geschah es auch. Gegen eine jär- liche Miete von 400 fl. kam die ganze Besizung an das k. k. Militär-Kommando zur Unterbringung des Militär-Verpflegsamtes, der Magazine, der Bäkerei u. s. w. bis sie im Jare 1805 käuf- lich an das Militär-Aerar überlassen wurde, dessen Eigentum sie noch gegenwärtig ist. — Auf diese Weise verschwand auch diese wolthätige Anstalt und bald — gar bald wird selbst die Erinnerung daran und der Name verschwinden; hochbejarte Personen nur nennen noch manchmal das Hauptgebäude »The- resianum. « 62 V. Anhang zur Seite 14. Fürstenbergisches Haus, Fürstenbergisches Beneficium in der Vorstadt zu Linz. Den Namen verlieh die Eigentümerin und Stiftern. Ma- ria Elisabeth Theresia, Reichsgräfin von und zu Für- stenberg, Heiligenberg und Werdenberg, Land- gräfin in der Baar zu Donaueschingen, Stiftsfräulein des fürstlich freiweltlichen Stifts Buchau am Feeder-See, erkaufte am 41. November 1701 vom Prälaten zu Kremsmünster Ehrenbert Schrevogl das ehemals Pröll'sche, später Plü- schersche Haus sammt Garten in der Vorstadt zu Linz um 5000 fl. rheinisch und versprach bei Uebernahme dieses Hau- ses, »im ÖOstermarkte 1702 ein Tausend Gulden in Barem und drei Tausend in annehmlichen gut orientalischen Perlen ohne Verzug abzufübren, die übrigen tausend Gulden aber auf dem hernaehfolgenden Bartholomäi-Linzer-Markt zu entrichten.e — Dieses Haus, dessen rükwärtsliegender Garten an den ehmaligen Gottesaker (Glokengiessergasse) stiess, lag zwischen dem Glo- kenstadel und dem Bruderhause (Schiffwirthshaus heutzutage). Da eben damals der Stadtmagistrat beschlossen hatte, das Bru- derhaus nieht nur vom Grunde aus neu zu erbauen , sondern auch nach dem Wunsche der im Jare 1700 neu errichteten Bruderschaft der allerheiligsten Dreieinigkeit, darin eine eigene Wohnung für arme Pilger herzustellen , eröffnete die genannte Gräfin dem Stadtmagistrate ihren frommen Plan: zwischen ihrem eben erkauften Hause und dem Bruderhause eine Kapelle zu Ehren der allerheiligsten Dreieinigkeit erbauen zu lassen und dahin — gleichfalls auf ihre Kosten — zum Unterhalte eines Priesters und zur Lesung der h. Messe eine Stiftung zu machen; 63 ein Plan, dessen Verwirklichung der Magistrat bereitwillig för- derte. Hiedurch ward ja den Siechen und den im Bruderhaus verweilenden Pilgern die Möglichkeit geboten, täglich der h. Messe in der ganz nahen Kapelle beizuwohnen ; überdiess hatte die Gräfin den Vorstehern der Bruderschaft der allerheiligsten Dreieinigkeit auch das Recht zugesichert, nach ihrem Tode den jeweiligen Bencfiziaten in Vorschlag zu bringen. Gerne bewil- ligte darum der Magistrat nicht blos den beantragten Bau son- dern überliess hiezu auch ein Stük des Bruderhausgrundes, der sich zwischen den beiden Häusern hinzog. Der Bau, im Frühjare 1702 begonnen, wurde so eifrig betrieben, dass am 27. Julius der »Ehrenstein« dureh den Domherrn von Passau, Jose ph Dominikus Grafen von Lamberg — den nachmaligen Kardinal und Fürstbischof — feierlich eingesezt und am 16. November des folgenden Jares die erste h. Messe gelesen werden konnte. — Ausser dem . Baue und der Verzierung der Kapelle im Innern und Aeussern, die 3310 fl. erforderten, bestritt die fromme Gräfin auch die innere Einrichtung und Ausstattung mit Gefässen, Geräten, mit Wäsche u. s. w. mit so liberalem Sinne, dass sie — die herr- lichen Paramente ungerechnet, die sie selbst und ihre Anver- wandten gespendet — wieder 1200 fl. 56 kr. verwendete. Kaum waren diese Schritte geschehen und auch ein Be- nefiziat, Peter Lorenz Fuchy — bisher Kurat zu Wels — ernannt, wendete sich der damalige Propst zu Spital, Heinrich Fürsten, an die Stifterin mit dem Antrage : diese ihre Stiftung mit 6000 1. zu vermehren und den eben genann- ten Benefiziaten zum Kanonikus seines Stiftes aufzunehmen, vorausgesezt, (lass jene seinem Stifte förmlich inkorporirt würde. (2. Dezember 1702.) Der Annahme dieses in mehrfacher Beziehung willkom- menen Antrages stand einigermassen das von der Stifterin den Vorstehern der Bruderschaft zugesieherte Recht entgegen : nach ihrem Hintritte den jeweiligen Benefiziaten in Vorschlag zu 64 bringen. Nach reiflicher Erwägung aller Verhältnisse fand 1. Julius 1703 unter den Interessenten diese Vereinbarung statt: Das Reclıt,, den eben ernannten Benefiziaten: und nach seinem Absterben, oder in Folge einer Versezung desselben einen an- dern tauglichen Priester dem Ordinariate zu präsentiren blieb der Stifterin auf ihre Lebenszeit; die Benennung: Fürsten- bergische Stiftung, Fürstenbergisches Benefi- zium, auf immerwährende Zeiten gesichert. Nach ihrem Hin- trite ging das Patronatsrecht an die Vorstehung der Bruder- schaft der allerheiligsten Dreieinigkeit und an den Magistrat »simultanee et conceurrenler« über; der Propst von Spital dage- gen, der ausser der verheissenen Vermehrung der Stiftung pr. 6000 fl. auch 2000 fl. zum Besten der Bruderschaft gewidmet, erlangte nach dem Tode der Stifterin für sich und seine Nach- folger das Recht: obne Dazwischenkunft des Kapitels, bei Ab- sterben oder anderwärtiger Veränderung des Benefiziaten, ent- weder aus seiner Mitte —»ex collegiali gremio« — oder an- ders woher ein taugliches Individuum den Patronen zur weite- ren Präsentirung benennen zu dürfen. Gleichzeitig erklärten sich auch die Stifterin und die Vorstehung der Bruderschaft bereitwillig, dem Benefiziaten eine bequeme Wohnung in einem bürgerlichen Hause zu verschaffen. Der früher gemachten Zusicherung gemäss ward der neu ernannte Benefiziat Fuchy am 5. Julius 1703 als Kano- nikus von Spital an- und aufgenommen, hielt daselbst die gebräuchliche Residenz von drei Monaten und begab sich im Oktober 1703 wieder nach Linz um vor Allem die Konfirma- tion von Seite des Ordinariates und was zur gänzlichen Vollen- dung der begonnenen Fundation noch fehlte, zu Stande zu bringen. Wol hatte die Stifterin bereits am 19. Jänner 1703 ein Kapital von 13.000 fl. (11.000 fl. zum Unterhalt des Bene- fiziaten,, 2000 fl. zur Erhaltung der Kapelle und zur Bestrei- tung der laufenden Bedürfnisse) bei der. ob der ‘ensischen 65 Landschaft nuzbringend angelegt und auch die nötigen Schritte gelhan, um vom ÖOrdinariate zu Passau die Konfirmation der Stiftbriefe, Obligationen u. s. w. zu erlangen. Unglüklicher Weise traten politische Ereignisse ein, die eine mehrmonatliche Verzögerung herbeiführten. — Der spanische Erbfolge- krieg, an welchem sich Baiern in Verbindung mit Frank- reich gegen Oesterreich beteiligte, lieferte Passau, dessen Fürstbischof auf österreichischer Seite stand, in die Hände des Kurfürsten von Baiern (8. Jänner 1704) die baierischen Trup- pen drangen von dort über Peuerbach und Waizen- kirchen bisnach Eferding unaufgehalten vor; Linz von Truppen ganz entblösst, schwebte in der grössten Gefahr in feindliche Hände zu fallen. Wie so viele der angesehensten Bewohner die bedrohte Stadt verliessen, war auch die Stifterin zu ihren Anverwandten nach Weitra entflohen. Bei diesen Wirren waren sogar die ihre Stiftung betreffenden Papiere in Verlust geraten und da sie selbst sieben Monate von Linz ent- fernt blieb, ruhte auch die ganze Stiftungs - Angelegenheit. Ihre Rükkunft bezeichnete sie mit einem neuen Akte der Frömmigkeit: dem Erlage von 3000 fl. zur Stiftung von zwei Wochenmessen (Linzer Bartholomäus- Markt 1704) und der eifrigsten Betreibung der genannten Angelegenheit. Wirklich wurden die beiden Stiftbriefe — der Stifterin und des Zu- stifters — am 31. Dezember 1704 endlich ausgefertigt. Der erste, welcher die Interessen von 2000 fl. zur Er- haltung der Kapelle und Bestreitung der laufenden Bedürfnisse; die von 11.000 fl. und 3000 fl. zum Unterhalte des Benefizia- ten bestimmte, verpflichteten diesen: 1. zur Lesung von vier wochentlichen, einer monatlichen und einer Jaresmesse, 2. da- zu, den armen Fremdlingen in dem neuerbauten Bruderhause oder künftig erbauten Pilgerhospitale der allerheiligsten Dreiei- nigkeit — allein und nicht anderen Personen, wenn sie etwa von einer Krankheit überfallen würden, mit Administrirung der h. Sakramente und andern andächtigen Zusprüchen beizuspringen Mus. Jahr. Ber. XX. 5 66 und 3. zu Ehren der allerheiligsten Dreieinigkeit — am Feste dieser, wie auch an den (uatember - Sonntagen — in der Kapelle den anwesenden und dabei zu erscheinen verbundenen armen Reisenden den englischen Rosenkranz laut vorzubeten. Der zweite, welcher die Interessen von 6000 fl. zur bes- sern Existenz des fürstenbergischen Benefiziaten und die Summe von 2000 fl. für das Spital der allerheiligsten Dreieinigkeit be- stimmt hatte, sicherte wie verabredet, nach dem Tode der Stifterin dem jeweiligen Propste zu Spital das jus deno- minandi in der Stufenfolge: zu allererst, einen um das Stift Spital bestens oder doch wol verdienten wirklichen Spi- taler - Kapitularen oder Kanonicum ; im Weigerungsfalle einen aus Heinrichs, des jezigen Propstes Anverwandten, der dazu- mal am tauglichsten befunden würde; wäre aber kein dazu tauglicher vorhanden, einen andern »weltlichen, fromb und tauglichen Priester.« — Diese drei Stufen hatte jeder Propst genau und unalterirt zu beobachten. Er verflichtete den Be- nefiziaten nur zur Lesung einer schon im vorigen Stiftbriefe aufgezälten Wochen -Messe. — Feierlich wahrte er sich und seinen Nachfolgern das erwähnte Recht und sollte dieses »wi- der alles Verhoffen, über kurz oder lang einigermassen in Frage gezogen oder alterirt werden, solle eo ipso der von anderwärts hiezu benannte Benefiziat von diesem seinem augmentirten Kapital pr. 6000 fl nichts geniessen , sondern das Interesse sogleich an- derswohin und zwar zu der sogenannten h. Kreuz-Kirche nächst dem Kloster Schlierbachischen Markt und Pfarre Kirchdorf sub -eudem obligatione, wie es in der Fürsten- bergischen Kapelle zu Linz war, bis sur Redintegrirung dieses unmittelbaren Rechtes gewidmet werden.« Das jus praesen- tandi blieb dem jeweiligen Dechant zu Linz und dem Stadt- magistrat, als Vorstehern der löblichen Bruderschaft. Diese Stiftbriefe sammt der erwähnten Vereinbarung vom 1. Juli 1703 und den Obligationen, die in Abschrift beige- schlossen wurden, überbrachte mit dem Präsentationsschreiben 67 der ernannte Benefiziat selbst nach Passau und 15. Mai 1705 erfolgte die Konfirmation der Stiftung so wie die Investitur des Benefiziaten zum grossen Troste der Stifterin. Im Spätherbste eben dieses Jares liess sie nun die Leiche ihrer leiblichen Schwester, Eleonora Philippine Katharina, Gräfin von Gronsfeld, die 29. Jul. 1702 zu Wien verstorben und ‚bei den Schotten daselbst beigesezt war, nach Linz über- tragen und am 23. Oktober in der neuen Kapelle in der Gruft am Altare feierlich bestatten. Die Quelle ihrer Wohlthätigkeit versiegte aber auch jezt nicht. Um die Kapelle immer in geordnetem Zustande zu er- halten und zugleich dem Benefiziaten mehrere Erleichterung und wesentliche Beihilfe zu verschaffen, erlegte sie am Linzer Oster- markt 1706 bei dem Stifte Spital am, Pyrn die Summe von 1250 fl. als Stiftungs - Kapital zum Unterhalte eines Sa- kristans und bestimmte diesem auf immerwährende Zeiten eine Wohnung in ihrem eigentümlichen Hause und zwar »die Stube und Kammer gleieh an der Sakristei unvertreiblich und ohne einigem Entgelt.« Da das Fest der Trinität nahe war, wen- dete sie sich durch den Benefiziaten bittlich nach Rom, um für das Titularfest der Kapelle einen vollkommenen Ablass zu erhalten, welche Bitte ihr auch von Clemens XI. unterm 12. April 1706 gewährt ward. Im nämlichen Jare stellte sie auch dem Benefiziaten, für den sie eine bequeme Wohnung in der Nähe der Kapelle vergeblich gesucht, im mittleren Stoke ihres Hauses bis auf weiteres eine solche zur Verfügung und liess zur grösseren Bequemlichkeit desselben aus der Sakristei eine Thüre in ihr Haus brechen; auf ihre Kosten wurde auch zur Aufbewahrung des Hochwürdigsten ein Tabernakel verfertigt und von dem frommen Bürger und Handelsmann, Johann Jakob Manigl, der schon vor geraumer Zeit 500 fl. «ad piam Causam« gewidmet, ein ewiges Licht in dieser Kapelle mit den demutsvollen Worten gestiftet: «Schenke demnach ich arme sündige Kreatur und nichtiges Erdenwürmlein zu aller- 5* 68 unthänigst und demütigster Danksagung für alle von Gott dem Vater, meinem Schöpfer, Gott dem Sohne, meinem Erlöser und Gott dem heiligen Geiste, meinem Erleuchter und Heilig- macher, von dem ersten Augenblik meiner Erschaffung an, bis auf jezige Stund meines Lebens unzalbar erwiesene Gnaden, hiemit und vermög dieser meiner Donation unter den Lebendi- gen 500 fl. Kapital zu ebengedachter gräflich fürstenbergischer Kapelle der allerheiligsten Dreieinigkeit und allda einzurichten- der ewiger Beleuchtung« (18. Dezember 1706). ‚Vieles war der frommen Stifterin bisher gelungen , nur ein lange genährter Wunsch wollte ihr nicht. gelingen; ja sie zweifelte ob sie, weil ihre Kräfte sie mehr und mehr schwin- den sah, überhaupt die Verwirklichung desselben erleben würde. Vom Anfange an hatte sie — besonders auch im Stiftbriefe -—— den Benefiziaten verpflichtet, den reisenden Pilgern, welehe im neu zu erbauenden Spitale erkrankten, mit Administrirung der Sakramente und ermunternden Zusprechungen beizuspringen. Auch hatte sie die Intention, für diese Anstalt eine bestimmte Geldsumme zu widmen. Da diese Angelegenheit schon seit Jaren ganz ruhte, und bei fortdauernden Kriegswehen keine Hoffnung zur Ausführung dieses Vorhabens sich zeigte, wollte die edle Frau ihren ursprünglichen Plan, jedoch nur mit voller Zustim- mung der Vorsteher der Bruderschaft, in etwas abändern. Sie wollte nämlich , dass jener den Benefiziaten betreffende Punkt dahin geändert würde, dass der Benefiziat verpflichtet bleibe, den Armen im Bruderhause — aber nicht andern — die Sa- kramente auszuspenden. -— Hingegen gab sie ihm Gewalt, das Almosen, so sie zu einer Stiftung für Pilger bestimmt, ‘andern armen Leuten zu geben und durch Erteilung dieses Almosens sie zu verobligiren, das Jar hindurch öffentlich in ihrer Kapelle fünf englische Rosenkränze von der allerheiligsten Dreieinigkeit mit ihme laut zu beten: nämlich am Tage des hohen Festes und an den vier Quatember - Sonntagen sowol für die Stifterin als für die Seelen der Fürstenbergischen Familie, 69 Der Stadtmagistrat läugnete nicht, dass man wirklich zur Beherbergung fremder Pilger en Bruderhaus zu errichten gesonnen gewesen, aber aus Mangel des nötigen Vermögens unmöglich es ausführen könne, »zu geschweigen, dass die Stadt Linz ausser dem also genannten Lazareth und Krankenhaus, fünf scehlecbt-fundirte Armen- häuser habe, denen alle Bruderschafts - Sammlung zu Ab- bruch und Nachtheil gereichen würde, mithin unnötig sei, fremde, ausländische Bettler herzuzuzügeln.« Desshalb wendete er nichts gegen die beantragte Veränderung ein, nur wünschte er, »von dem den Pilgern vermeinten Almosen dem ganz nicht fundirten Krankenhaus zur Erkaufung der bedürfligen Medizina- lien etwan järlich 50 oder 60 fl. auszuwerfen und beizulegen und das übrige denen armen Leuten im Bruderhaus zu appli- ziren, nicht aber bar auszuteilen, sondern gegen gewisse Ob- ligation, den-Trunk und Kost zu melioriren.« — Dass die Stif- terin auch auf diesen Vorschlag eingehen würde, war voraus- zusehen. War doch ihr ganzes Bestreben darauf gerichtet, Leidenden Trost, Armen Unterstüzung, Verlassenen Schuz und Obdach zu gewähren. — Mitten unter diesem christlichen Stre- ben raflte sie ein gäher Tod, ein Schlagfluss am 7. Jänner 1717 hinweg. An der Seite ihrer schon heimgegangenen Schwester wurde sie am folgenden Tage in ihrer Kapelle zur Erde bestattet. Ihre jüngere Schwester Maria Franziska verabredete als Universal-Erbin bereits am 5. April 1717 den Verkauf des Hauses, des Gartens und der Kapelle an Hein- rich, den Probsten zu Spital »zu einer beständigen Woh- nung für den dermaligen und künftig jederzeit aus dem löbli- chen Stift Spital zu präsentirenden fürstenbergischen Benefizia- ten, sonderbar zu perpetuirlicher Unterbringung der von einem gewissen Bürger allhier vor kurzer Zeit gestifteten bürgerlichen Waisen vermainet und gewidmet werden will.«e — So ward das fürstenbergische Haus sammt Ka- pelle und Garten um den Preis von 7400 fl. Eigentum der 70 Kellerischen Stiftung und blieb es, bis es nach Auf- lassung dieser, sammt Garten zum Besten des k. k. Stifungs- fondes am 15. Dezember 1787 veräussert wurde. — Die Ka- pelle wurde gesperrt und gleichfalls veräussert. Der dafür eingegangene Kaufschilling pr. 600 fl. sollte nach den beste- henden Direktiven an den Religionsfond abgeführt werden, blieb jedoch Eigentum des Stiftungsfondes, weil sich bei genauer Erhebung des Thatbestandes ergab, dass die Kapelle auf den Hauptmauern der Stiftungshäuser erbaut, mehr für eine Haus- als für eine öffentliche Kapelle anzusehen sei !) (Hofkanzlei- Dekret, 29, Dezember 1789). Der Benefiziat hatte auch während des Bestehens des Kellerischen Waisenhauses seine Wohnung in diesem bei- behalten ; erst nach der Doserrschen Zustiftung, durch welche die Zal der Stiftlinge auf 34 erhöht wurde, klagte der damalige Waisenhaus- Verwalter, Leopold Wazinger sehr bitter, über die allzubeschränkten Räumlichkeiten ; insbesondere dass die Schlafzimmer für die Knaben und Mädchen viel zu klein und dadurch ungesund und den Anstand verlezend wären, Gebrechen, denen auf die leichteste Weise abgeholfen würde, wenn der Benefiziat seine Wohnung in einem andern Hause aufschlüge, und dann der von ihm bisher bewohnte Teil des oberen Stokes für die Waisen in Verwendung käme. — Bald hierauf wurde für den Benefiziaten das in der Nähe liegende Haus an dem Plaze, wo heute das neuerbaute Baron von Haan- sche Haus Nr. 469 an der Landstrasse steht, erkauft und blieb die Benefiziaten-Wohnung bis zur Auflassung des Waisenhauses. Das Benefizium wurde für den Religionsfond eingezogen und in ein Dotations - (Juantum zur Pfarre Urfahr umgewan- delt; »das Präsentations - Recht aber vom damaligen Stadt- !) Dieses Haus, Nr. 527, jezt Eigentum des Cajetan Mittermüller zeigt an seinem rechten Flügel rükwärts, troz mancher Umwandlung noch unverkennbar die Form der ehmaligen Kapelle, 71 pfarrer, Johann Michal Posch und vom Stadtmagistrate an den Propsten von Spital abgetreten und von diesem bis zur Aufhebung des Stiftes geübt; seit dieser gebürt es dem Reli- gionsfond. — Der Propst, bereits früher beauftragt, einen zur Seelsorge tauglichen und approbirten Canonikus zum fürsten- bergischen Benefiziaten und zur Pfarre Urfahr zu ernennen, ernannte den Kanoniker, Franz Jos. Mayr und versprach den bisherigen Benefiziaten, Sigismund von Reinspach in das Stift zurükzunehmen und alles was ihm vermöge seiner Ver- dienste und seines hohen Alters gebüre, mit grösster Willfäh- rigkeit ihm angedeihen zu lassen. — Mayr wurde im Früh- jare 1785 als fürstenbergischer Benefiziat und Pfarrer in Urfahr bestätigt. ) Da durch diese Uebersezung das sogenannte für- stenbergische Benefiziaten-Haus entbehrlich wurde, er- ging an den Kameral- Administrator Freiherrn von Lehrbach der Auftrag, es auf Rechnung des Religionsfondes im gewöhn- liehen Wege zu veräussern. ?) 1) Hofkanzlei-Dekret 20. März 1786, Zal 650. ?) Die Nachrichten über diese fürstenbergische Stiftung verdanke ich im ersten Teile einer Handschrift des Museum Francisco - Carolinum;; im zweiten den Aktenstüken die mir aus der bischöflichen Consistorial- Kanzlei gefällig mitgetheilt wurden. a [rn Versuch einer Geschichte der passauischen Herrschaft im oberen Mühlviertl, namentlich des Landgerichtes Velden bis zum Ausgang des Mittelalters. Von Julius Strnadt. E 301 u KERN nal. 2 vd “ ‚Irene hrhiü hl: a am Bude. \ az ba Sal‘ Bd" . R EIE ? Y EM „aobloW eniotenbad .: 3 u 3 } ” 1 FOREN za wor oa win a 37,08 en Be i ni u et i Mine ut j r u j r b» Bm Bi: | h nr vorwort D:s Land im Norden der Donau tritt erst spät in die Geschichte ein, Wärend der Römerzeit und noch im ersten Drittel des Mittelalters liegt es in undurchdringlicher Nacht; dann erst lassen einige auf den Donaustrand fallende Lichtstralen den Hinter- grund mehr ahnen, als schauen. Diese bereits von Kurz (Handel Oesterreichs in älteren Zeiten p. 51) beklagte Thatsache mag ihren Grund teils in der Abgelegenheit des Landstriches, teils aber auch darin haben, dass die ins römische Reich eindringenden Germanen die An- siedlung in den fruchtbareren Gegenden Vindeliciens, Rhätiens und Norikums vorzogen. Kein Wunder, dass ihre ursprüng- liche Heimat jenseits der Donau verwilderte und der Aufent- halt von Raubtieren !) wurde, wärend der Nordwald bis an die Donau reichte. !) Dass es deren noch im 135. Jarhunderte ziemlich viele gegeben ha- ben mag, ist aus den Verhandlungen des Ilzstädter Landtages im J. 1256 zu entnemen, 6* 76 Dazu kam, dass erst spät (im 13. Jarhundert) an der obern Mühl ein Kloster erstand , dass daher dieser Faktor der Civilisirung dem Lande spät und in geringerem Masse zu Teil wurde, als anderwärts. Von nun an erst wurde die Ausrodung der Wälder, na- mentlich im nördlicheren Teile, mit Eifer in Angriff genommen, und mit der Urbarmachung wuchs auch die Volksmenge. Hievon geben nicht nur die vielen auf »Reut« und »Schlag« endenden Ortsnamen, sondern auch Urkunden Zeug- nis. So z. B. erhielt das Kloster Schlägl in den J. 1242 und 1325 von den österreichischen Herzogen die Bewilligung zu ausgedehnten Rodungen, hier stieg Aigen, dort Ulrichs- berg empor; so bezeugen im Jare 1277 mehrere Landherren !) dem Ulrich von Lobenstein , dass er bereits vor mehr als 30 Jaren das Dorf Ottenschlag (Pfarre Reichenau) aus grü- nem Walde gegründet habe. Dieser merkwürdige Winkel von Oberösterreich ist aber, ungeachtet seiner Wälderpracht, seiner mit altertümlichen Bur- gen, pittoresken Ruinen und Kirchen gekrönten Berge, seiner überraschenden Aussichten, sowol von Reisenden als auch von Geschichtsforschern als eine Art Galiläa vernachlässigt worden. Wenn nun auch die Geschichtsquellen spärlicher fliessen, 1) Dominus Hademarus miles de Sunberch, Dominus Heinrieus de Traun , Dominus Ulrieus de Capella, dom. Wichardus de Polnhaim, D. Otto de Volchenstorf, d. Arnoldus de helfenberch albus Gastor, D. Poppo de Reichenstain, Poppo de Grünburch et Heinrieus de lonstorf. 77 —__ als diesseits der Donau, so bieten dennoch die Monumenta boica, Hoheneck’s 3 Bände, das Notizenblatt der kaiserlichen Akademie der Wissenschaften, Rauch script. rer. austr., Buchin- ger's Geschichte des Fürstentums Passau ‚ Stülz Geschichte von S. Florian und von Wilhering, die im Museum Franeisco-Caro- linum zu Linz in Abschrift befindlichen Urkunden von Schlägl, S. Florian , Wilhering, Eferding, Hohenfurt, Riedeck ete. ein Materiale, dessen Benützung sich wol lont. Viele Urkunden, die mir nicht zugänglich waren, mögen wol im k. bair, Reichsarchive zu München liegen, auch sog, Bannteidinge,, die gewiss manche interessante Aufschlüsse über das Rechtsleben in der Abbtei gewären würden, dürften daselbst verborgen sein. Aus diesem Grunde kann auch die vorliegende Abhand- lung nur ein »Versuch einer Darstellung der Begründung und des Verfalles der passauischen Herrschaft über das Land zwi- schen Ranna und Mühl« genannt werden, und macht auf Voll- ständigkeit, wenn sie auch möglichst angestrebt wurde, keinen Anspruch. Die Abhandlung schliesst ungefär mit dem Beginn der Reformation ab: einerseits, weil die passauischen Besizungen im obern Mühlviertel damals schon zu blossen Immediat- Herrschaften herabgesunken waren, andernteils weil mich manche Gründe bestimmen, eine Besprechung der religiösen Verhält- nisse, die bei einer Fortsezung der Abhandlung notwendig ge- wesen sein würde, zu vermeiden. Endlich habe ich noch zum klaren Verständnisse der Ab- 78 handlung, und um nicht in der Schilderung der Thatsachen selbst durch die Masse der Noten die Uebersichtliehkeit zu ge- firden, für nicht unangemessen erachtet, den Entwicklungs- gang der staatlichen und privatrechtliehen Verhältnisse in sum- marischer Kürze darzustellen. Peuerbach , am 12. April 1860. Julius Strnadt. Erste Periode (bis 1010.) 2. 1. Die Bajuvarier und ihre Stände. D:. ostgothische Macht war zertrümmert, und Italien zu einer Provinz von Byzanz herabgesunken: da begegnen wir zuerst im Flachlande Vindeliciens, im nördlichen Rhätien und westl. Noricum den Bajuvariern, !) den Nachkommen der alten Markomannen; schon damals waren sie der Oberhoheit der Merovinger unterworfen. Wie alle deutschen Stämme, so teilten sich auch die Bajuvarier in drei Klassen oder Stände: Adelige, Freie und Unfreie. Ihre Entstehung datirt sich aus vorhistorischer Zeit. Der Adel zeichnete sich nur durch grösseren Grund- besiz und Gefolgschaften aus, er stand zum Könige im Ver- hältnisse der persönlichen Treue, (Hulde, fidelitas) verschmähte aber auch nieht, zu ihm selbst ins Verhältnis der Ministerialität zu treten. — Der alte deutsche Adel war wenig zalreich; bei den Bajuvariern bestand er nur aus 6 Geschlechtern; das der Agilolfinger war das edelste, und aus ihm wurde stets der König (bei Franken und Langobarden »Dux« genannt) gewält. ?) 1) Abzuleiten von bar, war, — werhafter Mann. 2) Dux vero, qui praeest in populo, ille semper de genere Agilol- fingorum fuit et debet esse. (Lex Bajw. T. Il. e. 20. 2. 3.) 80 Die Freien waren nur zum Heerbanne, nicht aber zu Abgaben verpflichtet. Die dem Könige dargebrachten Geschenke waren freiwillige Gaben, und erst später gab das Heerwesen zur Einfürung mancher auch auf freie umgelegte Natural - Lei- stungen (z. B. albergaria , fodrum ) Veranlassung. Die Unfreien waren rechtlos und galten als Sachen. — Die Unfreiheit entstand durch Krieg, Ergebung in Knecht- schaft oder Abstammung. !) Eine mildere Form war die Hörigkeit; die Hörigen hafteten zwar auch auf der Scholle, und konnten mit dem Hofe, auf dem sie sassen, (mansus vel huba) veräussert wer- den, doch waren sie selbst zu einigen gerichtl. Handlungen fähig. Hierher gehört auch die Ministerialität, die jedoch nur als eine Art persönlicher Abhängigkeit, nicht etwa voller Unfreibeit angesehen werden darf. Der Druck des Heerbannes und die steigende Macht des hohen Adels nötigte viele Freie, sich unter den Schuz eines Grossen zu. stellen, somit gewisser Massen zu Hörigen oder Ministerialen herabzusinken. Wo die Germanen römische Provinzen besezten, da wurden die Provinzialen mit wenigen Ausnamen ?) in den Stand der Hörigkeit (tributales) herabgedrückt. Ihnen gegenüber traten die deutschen Könige ganz als die Nachfolger der rö- mischen Imperatoren, und mit deren unumschränkter Gewalt bekleidet 3) auf. Die deutschen Könige hatten daher gegen die Unterworfenen eine grössere Gewalt, als gegen die Stamm genossen. Die Versuchung, beide Verhältnisse mit einander 1) War von den Eltern ein Teil unfrei, so war auch das Kind unfrei — nach dem Grundsaze: »das Kind folgt der ärgern Hand. « 2) Nur im Salzburg- und Chiemgau, sowie in den rhälischen Gebieten erhielten sich einzelne Römer ihre Freiheit und ihren Adel. 3) Darauf deutet die Anname des Titels: »lavius« hin, 81 zu vermengen, lag nahe, und es kam im Laufe der Zeiten, namentlich unter dem Einflusse des die Omnipotenz des Herr- schers befürwortenden römischen Rechtes auch wirklich eine völlige Gleichstellung der Sieger und der Besiegten zu Stande. In der älteren Zeit wurden nur von den Provinzialen Abgaben eingehoben, und meist solche, die schon in der römischen Verfassung wurzelten. Im Mittelalter waren die bäuerlichen Abgaben verschieden: es gab Frohnden , Burg- rechte, Besthaubt, Königsteuer (welche wol in Folge von Eroberungen einzelnen Gütern oder Personen auferlegt wurde) u. s. w., seit dem Eingange des Christentums auch Zehente. 22 Die lex Bajuvariorum. Gewere, Ein allgemeines deutsches Recht hat es nie ge- geben: es existirten nur Stamm- oder Volksrechte, die zwar in den wesentlichsten Grundzügen übereinstimmten, dagegen in vielen Detail - Bestimmungen von einander differirten. Ein solches Volksrecht war die lex Bajuvario- rum. Ihre Entstehung fällt ins graue Altertum; dagegen geschah die schriftliche Aufzeichnung erst ziemlich spät, und wurde unter den fränkischen Königen Klotar II. und Dagobert 1. ums Jar 622 vollendet. Ihre Herrschaft delinte sich vom Böhmerwald bis an den Brenner und die Etsch, vom Lech bis an die Enns und Drau aus; ihre echtdeutsche Volksthüm- lichkeit ist wol die schlagendste Widerlegung jener Meinung, welche die Bajuvarier zu Abkömmlingen der keltischen Bojer machen wollte. Einzelne Bestimmungen dieses Rechtes hallen noch nach Jarhunderten nach : so wird die Sitte, die Zeugen beim Öhre zu ziehen (»testes per aures tracli«) noch in Urkun- den des 12. Jarhundertes erwänt, und noch im 15. Jarhun- derte war die Bestimmung der /ex. Bajuv. (T. XIV. e. 6 & 9) in Geltung‘, dass die Witwe, falls ihr vertragsmässig kein 82 Wittum zugesichert war, einen Sonesteil, oder, wenn sie nicht mit Kindern konkurrirte, die Hälfte des Vermögens wärend ihrer Witwenzeit erhielt. !) Dem deutschen Rechte eigentümlich ist das einem rö- mischen Rechtsgelerten ganz unverständliche und daher auch unter der Herrschaft des röm. Rechtes fast ganz verschwundene Recht der Gewere. Als Grundbedingung hierzu wurden Frei- heit und Werhaftigkeit angesehen. Nur der freie Mann kann und darf sich selbst schützen; er schaltet nach Willkühr mit Allem, was sich auf seinem Grund und Boden (in seiner Gewere) befinde. Er kann den Fremden, der von der freien Königsstrasse abweicht, erschlagen oder zu seinem Hörigen machen; ja dieses Recht erstreckt sich so weit, dass ein Freier, der eine Unfreie heirathet, selbst unfrei wird und unter die Botmässigkeit desjenigen kommt, zu dessem Grunde die Unfreie gehört. Dieser Inbegriff von Rechten wurzelt aber ausser der Freiheit auch in der Werhaftigkeit: wem das Recht oder die Kraft, Waffen zu füren, oder beides mangelt, der unter- steht dem mundium. Aus diesem Grunde wird das Weib vom Manne vertreten, der mit der gesammten beweglichen Habe unbeschränkt verfügen kann, und nur zur Veräusserung des unbeweglichen Gutes seiner Hausfrau deren Einwilligung bedarf, Aus dem gleichen Grunde werden auch geistliche Personen (denen das Recht Waffen zu füren), felt, durch einen Vogt fadvocatus ) vertreten. Die Werhaftigkeit erlangte man gewöhnlich mit vol- lendetem 12. Jare.?) Mit erreichter Werhaftigkeit hört die !) Vergleiche die Teilungs-Urkunde der Kraft von Marspach beim Jare 1445, und die Erbrechtsordnung K. Karls VI. vom Jare 1729 für Oberösterreich feod. Austr. III. 559), die im Mühlviertel bis auf unsere Tage Geltung hatte. 2) Vergl. Kurz Beitr. IM. 420. 83 = Vormundschaft des Vaters auf, und dieser tritt selbst, wenn er alt und schwach wird, wenn er somit die Kraft, sich und die Seinen zu verteidigen, verliert, unter den Schuz, die Gewere seines Sones. Einen Nachhall dieser Sitte finden wir noch jezt in der Uebung, dass Landleute, wenn sie im Alter vorgeschritten sind, ihr Gut sammt Grundbesitz (also die Ge- were) ihrem Sone übergeben, bei ihm als Auszügler und mit- unter als Mitarbeiter leben. Ein anderer Zug des altdeutschen Rechtes ist der, dass jeder nur von seines Gleichen /pares) gerichtet werden darf, der Freie von Freien, der Unfreie von Unfreien. Für die Unfreien war ihr Herr zugleich Gerichtsherr. In ihren Streitigkeiten berief er 7 Hörige, nach deren Auspruch die Sentenz gefällt wurde (Hofgericht). Nur in dem Falle, als ein Höriger im Streite mit einem andern von dessen Herrn oder ein Freier von dem Herrn des Hörigen nicht befriediget wurde, kam die Sache vor das Gaugerieht. Da es aber eine rechtliche Unmöglichkeit war, dass ein Höriger (eine Sache, maneipium) vor das Gericht der Freien gezogen wurde, so hatte ihn vor demselben sein Herr zu vertreten. !) Für die Freien bestand das Gaugericht. 2.8 Gauverfassung. Gaugericht. Herrbann. Wie jedes deutsche Land, so zerfiel auch Bajoarien in Gaue. ; Im Lande ob der Ens treffen wir den Traungau, den Atergau (mit dem Rebgau) und den Matichgau; jen- 1) So vertrat vor der Landschranne zu Ruprechtshofen im Machland Vreitel von Windhag seinen Unterthan, ebenso das Kloster Wald- hausen den seinen. (Arch. für österr. Geschichtsquellen. XVII. 162). 84 seits der Donau gehörte das Land von der Ilz bis zur Rotel (die »Abbtei») zum Ilzgau. !) lm untern Mühlviertel und in Unterösterreich dagegen ist eine gegliederte Gauverfassung nicht nachweisbar. An der Spize eines Gaues stand der Gaugraf,?) ge- wönlich aus den edelsten Geschlechtern stammend; er fürte den Heerbann und übte die Gerechtigkeitspflege. Der Heerbann wurde von allen Freien als allge- meine Verpflichtung, dann aber auch aus Anlass des Lehen- verbandes gefordert. Ueber den Umfang der Leistung ent- schied wol in der Regel die Grösse des Grundbesitzes; in- dessen blieb doch der Willkür der Grafen ein grosser Spiel- raum, und diess in Verbindung mit den, namentlich in Grenz- landen, wie Baiern, fast ununterbrochenen Kriegen und Feh- den, beförderte ungemein das Lehenwesen, indem mancher freie Mann, um sich eine Erleichterung im Heerbanne zu ver- schaffen, sein freies Eigen einem Mächtigeren, namentlich dem Gaugrafen, auftrug und von demselben als Lehen wieder zu- rückempfing. 3) Auf diese Art wurde die Menge der Freien immer geringer, die Macht des Adels immer grösser, bis durch das Lehenwesen und die Immunitäten (2. 5) die gänzliche Auflösung der Gauverfassung eingetreten war, Die Gerichte waren entweder ungebotene (»echte Dinge, placida indieta, generalia«) oder gebotene (»unechte«). Zu lezteren wurden die Gaugenossen eigens geladen. Er- sterer waren im Jare drei, gewöhnlich an alten heidnischen Festen. Das Gericht wurde gehalten unter freiem Him- !) Die Nachweisung in den #2. 6 & 10. 2) Unter ihm Vikare, wie im Traungau ef. M. b. XXVII. 11. 205. 3) Hier und da erhielten sich wol manche Bauern die Freiheit: so er- scheinet noch spät ums Jar 1500 in dem Gerichtsbriefe des herzogl. Landrichters am Windberg Ruger Piber (2. 21) als Zeuge ein dem Bauernstande angehöriger Freier: »Ruperlus liber de Haimdorf.« ' 85 mel bei scheinender Sonne auf Wiesen, unter Bäumen, ') auf Friedhöfen ?) u. s. w. Das Gericht dauert so lange, »als der Riebter an sein Gewere traut heimzukommen und die Sonne am Himmel steht«, oder »so die Sunn schattet und der Schatten geht über das Haus im Holz.« Die ungebotenen Gerichte verschwinden allmälig, aber noch im J. 1321 werden solche im Namen des Bischofs von Passau als Immunitätsherrn auf der Insel Goldwert abge- halten. 3) Das Gericht wurde unter dem Vorsitze des Grafen (später des Landrichters) »gehegt.«e Die Gaugenossen bildeten den Umstand, die Schöffen (auch »Siebner«, scabini ge- nannt) fanden das Recht. Dem Gerichte ging eine Ladung durch den Gerichts- fron (praeco, im Machland »Waldbot« ) voraus; gewönlich wurde ein 3maliger Terınin, nach Nächten gezält, anberaumt. Mord /murdrum), Diebstal, Raub und Brand wurden als enterende Verbrechen angesehen und mit dem Strange bestraft; dagegen konnte der Todschlag durch die Zalung eines Wergeldes #) /compositio) gesünt werden; ein Teil desselben fiel den Verwandten, der andere dem König (Landesherrn) oder Grafen (Landrichter) zu. 5) !) Wie die Dingstalt der Schaumberger zu Lindham. 2) Wie 1240 zu Arbing im Machland. Kurz Beitr. II. 420. ?) »Et nota, quod.... Offieialis dom. Episcopi presidet generali iu- dieioi bidem ter in anno, ad quod iudieium omnes indifferenter de tota insula tenentur venire.« (Notizenblatt 1855 p. 170.) 4) von wer, war, waro, baro freier Mann und gelt. °) So wurde erst auf dem auch von Abgeordneten des Marktes Velden beschickten Landtage in der Abbtei im Jare 1498 die Rechtsgewonheit aufgehoben, wornach Jedermann einen begangenen Todschlag dadurch abbüsste, wenn er dem Landrichter bei seheinender Sonne 6 Schilling 12 Pf. und 1 Heller Blutgeld zuschickte. Buchinger II. 208. 86 Für den Unfreien büsste sein Herr. (Vergl. Zollordn. M. b. XXVI. 11. 203.) Beweismittel waren: Urkunden, Zeugen, Eid, Ördalıien. Das Beweismittel des Eides namentlich hatte eine von der jezt geltenden Beweistheorie ganz verschiedene Bedeutung, und war mit dem Institute der Eideshelfer verbunden. Es schwuren nemlich mit dem Beweisfürer noch mehrere unbe- scholtene Männer (gewönlich 7, woher der alte Ausdruck »übersiebnen« statt »überweisen« stammt), aber nicht über Thatsachen; sie schwuren nur, dass nach ihrer Ueberzeugung der Beweisfürer Recht habe. Diess hinderte aber natürlich nicht, dass der Gegner, wenn er mehr Eideshelfer aufbringen konnte, den Streit gewann. Ordalien waren die bekannten ( Feuer- und Wasser- probe, der geweihte Bissen ete.), am gewönlichsten war der Zweikampf, Aus ihnen entwickelte sich späterhin — unter dem Einflusse des Inquisitions - Prineipes — die Folter als eine Art Gottesgericht. dm: Karl der Grosse. Die missi und die Grenzgrafen. Die Agilolfinger standen zu den fränkischen Königen nur im Verhältnisse der Hulde; erst Thassilo II. sah sich genötigt, Pipin dem Kleinen den Lehenseid zu schwören, und denselben auch Karl dem Grossen zu erneuern. Nachdem er seinen Eid dreimal gebrochen, wurde er nach deutschem Recht wegen Felonie der Lehen und des Lebens verlustig erklärt (788), Baiern wurde zum Frankenreiche geschlagen. Der Aufwand der königlichen Hofhaltung wurde zunächst durch den Ertrag der Kammergüter bestritten ; erst als deren Zal durch Vergabungen ab-, der Aufwand aber zugenommen batte, reichten die Abgaben der unterworfenen Provinzialen 87 nieht mehr zu, und man musste, da auch die Forsten , Zölle, das Münzregal, Gütereinziehungen und Geldstrafen zu wenig abwarfen,, darauf sinnen,, auch die Freien ins Mitleid zu ziehen. Unter Karl dem Grossen kommt zur bestehenden Ver- fassung noch das Institut der missi und der Grenzgrafen hinzu. Sowie der: König den Reichstag berief, auf denen die Kapitularien als Fortbildung der Volksrechte und als eigene Geseze erlassen wurden: so beriefen die missi !) die Pro- vinzial- oder Land-Tage. Sie sollten den Missbrauch der gräfliehen Gewalt abweren ; sie sprachen Recht und ent- schieden über Beschwerden. An sie ging die Berufung vom Gaugerichte, in oberster Instanz an den König. Die Grenzgrafen waren in den Grenzmarken aufge- stellt; sie hatten alle Gewalt eines Gaugrafen,, und vereinigten oft in Einer Hand die Verwaltung mehrerer Gaue. 2. 5. Erste urkundliche Spur von Velden. Entstehung der Im- munitäten und der Herzogthümer. Auflösung der Gaue, Durch Zerrüttung im Innern, durch die Raubzüge der Normannen , Araber und Slaven von Aussen bedroht, ging das Reich Karls des Grossen unter seinem Urenkel, K. Karl II. dem Dicken, seinem Ende entgegen. Dieser Fürst schenkte am 25. August des Jares 885 zu der dem Bistume Passau inkorporirten Kapelle in Oetting (Otinga) den Neunten (nonas) von den Höfen in Vueles, Atarn- hova, Matachove, Rantesdorf, Muninga, Svuindilenbach,, Otingen, Östermundingen, Salburchhoue, Salina, Atilla, Osternhoua, . Dingol- 1) Sie wurden gewönlich aus Bischöfen, Aebbten und Grafen erwält: so schickte K. Ludwig behufs der Zollregulirung in der Ostmark den Erzbischof von Salzburg, den Bischof von Passau und einen Grafen ab. 88 uingen, Livchingan, Peringan, Chieminchhoue, Ueldan, Helfen- dorf und den 9, Teil der Maut zu Rantesdorf und Taberesheim. !) Viele von den in dieser (»apud Vueibelingan« datirten) Urkunde aufgefürten Orte liegen nachgewiesener Massen in Oberösterreich (Wels, Atersee, Matighofen, Ranshofen , Oster- mieting, Tafersheim), die übrigen in Baiern und Salzburg ; es dürfte sonach die Anname, dass Ueldan in der Nähe der Do- nau zu suchen sei, nicht ganz ungerechtfertiget erscheinen. Zieht man in Betracht, dass Neufelden offenbar erst im 11. oder 12. Jarhunderte um die Burg Velden herum sich bil- dete, dass die Kirche Altenfelden sehr alt ist und noch im 13. Jarhunderte unter dem Namen » Velden« vorkommt (22. 6 & 12): so könnte man in dieser Urkunde unter »Ueldan« füglich nur Altenfelden verstehen. ?) Mit Ausname des. Kremsmünsterer Stiftungsbriefes vom Jare 777, 3) der übrigens nur von 3 Weingärten, 3 Winzern, und 2 Zeidlern »ad raotula« spricht, ist diese Schenkungsur- kunde die einzige aus der Karolinger - Zeit, welche einen Däm- merschein auf das obere Mühlviertel wirft. Karl II. wurde endlich im Jare 887 auf dem Reichstage zu Tribur abgesezt und ihm folgte als König der Ostfranken Karlmanns unebenbürtiger Son, Arnulf. Aber schon mit Ludwig dem Kinde, unter welchem die Ungarn den limes Pannonicus oder die Ostmark nach hundert- jürigem Bestande eroberten, endete unrümlich der Stamm der Karolinger. Schon mit dem Ausgange der Karolinger werden die missi seltener; es erstanden wieder die alten Volks-Herzog- !) Mon boie. XXX. I. 116. 2) Hierbei kann allerdings nicht in Abrede gestellt werden, dass die Vermutung, wornach Ueldan der an der Vils gelegene Flecken Velden ist, vielleicht stärkere Gründe für sich hat. 3) Mon boie. XXVII. II. 196. 89 tümer, wie in Baiern unter Arnulf dem Bösen, der sich schon ums Jar 908 in einer Freisinger Urkunde !) »divina or- dinante providentia Dux Bo Joariorum et adiacentium regio- num« nennt, Das Recht der missi, die Landtage zu halten , sowie der Heerbann ging an die Herzoge über; ja Arnulf investirte selbst die Bischöfe seines Landes. — Zu gleicher Zeit entwickelten sich die Pfalzgrafschaften. A) Von diesem Zeitpunkte an beginnt auch schon die Auf- lösung der Gauverfassung, welche in vielen Gegen- den Deutschlands in der Mitte des 11. Jarhunderts bereits als vollendete Thatsache angesehen werden kann. Sie wurde ver- anlasst durch das Erblichwerden der Grafenwürde, die Zuname des Lehenwesens (2. 3.), dann durch die an geist- liche und weltliche Grosse erteilten Immuni täten, wodurch ganze Bezirke aus dem Gauverbande ausschieden. Nach der üblichen Formel der Immunitätsbriefe 3) sollte kein Richter das gegenwärlige oder künftige Besiztum (des Hochstifts , Klosters u. s. f‘) betreten, um Rechtssachen zu un- tersuchen, Friedensbrüche zu sünen oder Vorspann zu fordern, Bürgenstellung zu begeren, oder die Leute der Kirche mit un- billigen Anforderungen zu drängen. 9) e—_ 1) Meichlbeck I. 429, 2) Ursprünglich ständige Richter auf den königl. Pfalzen. ®) cf. den Gabbrief des Grafen Wilhelm an 8. Emeran. M. b. XXVII. L 45. ) % »ut nullus judex publieus vel quelibet ex iudieiaria potlestate in ec- elesias aut loca vel agros, seu reliquias possessiones — ecelesiae, quas moderno tempore in quibuslibet pagis vel territorüs infra dicio- nem imperü nostri juste et legaliter possidet, vel que deinceps in Jure ipsius sancti loci voluerit divina potestas augeri, al causas au- diendas vel freda vel tributa exigenda aut mansiones vel paralas faciendas aut fidejussores tollendos, aut homines ipsius ecclesiae tum Mus, Jahr, Ber. XX. 7 90 Auf solche Weise entstanden, da das Kirchengut ein Ganzes bildete, gefreite Bezirke, in denen der Graf weder Ge- richt halten noch Leistungen zum öffentlichen Besten eintreiben konnte. Alle Einkünfte — oft auch die Gerichtsbarkeit selbst — kamen nun dem Bischofe zu, der jedoch nach wie vor zum Heerbanne verpflichtet blieb. Die Gerichtsbarkeit selbst erwarb die Kirche oft dadurch, dass die deutsehen Könige gerne das Grafenamt an Bischöfe übertrugen, um es nicht erblich werden zu lassen. Diess lez- tere wurde dann zwar verhindert, dagegen aber begründete nun die Kirche die Landeshoheit über den Gau. Ein solcher Fall tritt beim Ilzgau ein, wie wir in der nächsten Periode (%. 10) sehen werden. Das Hochstift Passau hatte bereits von Kaiser Ar- nulf im Jare 898 !) einen Immunitätsbrief für die Stadt Passau erhalten, wodurch die Landeshoheit des Bistums über dieselbe zuerst gegründet wurde. ingenuos quam et servos super terram ipsius commanentes injuste distringendos nee ullos redibieiones aut illieitas oceasiones requiren- das nostris aut futuris temporibus ingredi audeat.« 1) M. b. XXVII. I. 119. Zweite Periode. (1010 — 1384.) 2. 6. / Schenkung K. Heinrichs Il. an Niedernburg. Die Abbtei. Zu Regensburg am 28. April 1010 !) schenkte der deutsche König Heinrich Il. _auf Bitten seiner Gemahlin Chunigund, des Herzogs Hezelin (Heinrich V. von Baiern 1004 — 1027) und der Aebbtissin Eilika von Niedernburg ?) diesem Kloster in der Grafschaft Adalbero's jenen Teil des Nordwal- 4) Mon boie. XXVI. II. 421. ?) Das Kloster Niedernburg soll schon um 759 gestiftet worden sein, sicher ist, dass es bereits im Jare 975 dem Bistume Passau inkor- porirt worden war, und diese Inkorporation noch im Jare 1161 be- stätiget wurde (Buchinger I. 106, 107, 119, 154). Die erste bekannte Aebbtissin ist obige Eilika, die im Jare 1020 gestorben sein soll. Nachdem jedoch im Jare 1198 die Aebbtissin Heilika I. suspendirt worden, standen dem Kloster durch 300 Jare nur Dechantinen vor; erst im Jare 1500 wurde Ursula von Sehön- stein wieder zur Aebbtissin erhoben. Das Stift wurde 1805 aufgehoben ; das lezte Mitglied des- selben, Scholastika Spitzauer, starb am 5. April 1859 zu Passau. Zur Zeit der Aufhebung waren die Unterthanen des Klosters in folgende Aemter geteilt: 1. Hacklberg, 2. Hutturn, 5. Oberkelln- berg, 4. Perlesreut, 5. Putzleinstorf (&, 12), 6. Strasskirchen, 7: Unterkellnberg, 8. Waldkirchen, (ef. Buchinger I. 55.) 7* 92 des, welcher zwischen Ilz, Rotel, Böhmerwald und Donau ge- legen ist (»portionem siluae, quae uocatur Nortuualt in comi- tatu Adalberonis in lougiludine a fonte fluminis, quod dici- tur Ilzisa, sursum usque ad lerminum praedictue silvae, qui separat duas terras, Baioariam videlict et Boemiam, et ita usque ad fontem fluwii, qui dieitur Rotala, In latitudine uero per decursus eorundem fluminum seilicet Ilzisae et Rotilae usque ad fluuium danubii, quiequid eiusdem siluae his finibus inclusum est«). König Heinrich vergabte somit noch unbebautes Land zwischen Ilz und Rotel an das Kloster Niedernburg in Passau ; da dieses dem Hochstifte incorporirt war, so blieb dieser Land- strich, auf änliche Weise, wie bei S. Emmeran in Regensburg und S. Peter in Salzburg, dem Hochstifte. Der vergabte Teil des Nordwaldes, unter dem man sich freilich nicht den ganzen Landstrich zwischen Ilz und Rotel oder auch nur ein einiger Massen zusammenhängendes Ganze denken darf !) lag in der Grafschaft »Adalbero’s«. Wer dieser leztere gewesen, ob vielleicht ein Babenberger (der spätere Markgraf Adalbert von Oesterreich), muss wohl für immer da- hin gestellt bleiben. Dagegen erfaren wir aus einer Urkunde vor Jare 1220 (ef. 2. 10), dass das Land zwischen Ilz und grossen Mühl jedenfalls zum Ilzgau gehört habe. Durch diese Schenkung erwarb Passau weder die Gau- grafschaft, noch schied dieser Teil aus dem Gauverbande aus, dagegen war hierdurch der Grund zur Erwerbung der Landes- hoheit gelegt, und das Hochstift schon derzeit der mächtigste Grundeigentümer in dieser Gegend, welche, weil sie ursprüng- lich der Benediktinerinen -Abbtei Niedernburg zugewendet N) So besassen nachweisbar im 12. Jarhunderte Eppo von Windberg und die Herren von Griesbach Allodien an der Mühl und in der »Abbtei« (cf. 2. 8). 93 worden war, schon im 13. Jarbunderte unter dem Namen »Abb- teic /abbatia) vorkommt, der sich dann überhaupt auf das Land zwischen Ilz und Mühl ausdehnte. Das Land wurde, namentlich an der Donau und den grösseren Bächen, schnell colonisirt, und schon die erste Be- stätigungsurkunde Kaiser Friedrichs I. vom Jare 1161 spricht von Ministerialen, Höfen, Weingärten, Mülen, Fischereien u. s. f., was kaum als die gewönliche Gewärsformel angesehen werden dürfte (vgl. 2. 8). Das Lehenwesen entwickelte sich rasch, begünstigt durch die in den 92. 3 & 5 erwänten Umstände , obwol sich noch längere Zeit auch freie Eigen vorfinden. Als die ältesten Pfarren im obern Mühlviertel sind anzusehen: 1. Pfarrkirchen, 2. Altenfelden, 3. Waldkirchen , 4. Feldkirchen, 5. Gramastetten. Zwar haben wir für die Behauptung, dass Pfarrkir- chen und Altenfelden die ältesten Pfarren seien, bis ins 13. Jarbundert keinen urkundlichen Nachweis; allein schon ihre Lage an der Donau, 1) ihr nachweisbar ausgedehnter Sprengel und das viel spätere Erscheinen der weiter hinten im Lande gelegenen Pfarren sprechen für die Vermutung , dass sie als die Mutterkireben aller zwischen Ranna, Osterwasser und grosser Mühl liegenden Pfarren zu betrachten sind ; bei Pfarr- kirehen dürfte überdiess auch der Namen etwas ins Gewicht fallen. Nach meiner Ansicht reichten die beiden Pfarren Pfarr- kirchen und Altenfelden ursprünglich nur so weit landeinwärts als sich noch Ansiedelungen vorfanden; erst mit der Zeit rück- ten die Pfarrgrenzen in gleichem Masse vorwärts, als der da- hinten liegende Wald ausgerodet wurde. ') Die Urbarmachung beginnt erfarungsgemäss zuerst an grossen Flüssen und Flussmündungen, und dringt erst später landeinwärts. 94 Die Pfarre Pfarrkirchen begriff noch zu Ende des 15. Jarhundertes die jezigen Pfarren Pfarrkirchen , Ober- und Niederkapell (von capella, daher nicht: Kappel), Hofkir- chen und Ranarigl; sie ist die Mutterkirche der wahrscheinlich erst im 12. Jarhunderte selbstständig gewordenen Pfarre Sarleinsbach, ') welche wiederum die jezigen Pfarrbezirke von Sarleinsbach , Putzleinsdorf, Lembach, Kollerschlag, Peil- stein und Julbach umfasste. Die Pfarre Altenfelden bestand anfänglich aus dem Lande zwischen grosser und kleiner Mühl, also aus den jezigen Pfarren Kirchberg (2. 29), Altenfelden , Neufelden (2. 32), Rorbach (2. 21} und Oepping (2. 31). Die Pfarre Aigen mit Ulrichsberg und Schwarzenberg erstand erst mit der Begründung des Klosters Schlägl aus dem Walde (2. 9). Ueber die Ausdehnung der Pfarren Waldkirehen und Feldkirchen wird im 2. 8 gesprochen. 2. 7. Der Iuvestiturstreit. Bischof Altmann. Ueber den Investiturstreit ist so viel für und wider ge- schrieben worden, dass jede eingehendere Darstellung dessel- ben überflüssig erscheinen muss. Kein deutscher Kaiser und kein Papst ist je von den Einen so masslos geschmäht, von den Andern überschwänglich erhoben worden, wie Heinrich IV. und Gregor VII, !) In dem Verzeichnisse der ums Jar 1260 bestehenden Pfarren des Dekanates Passau (M. b. XXVIIL 1 501) kommen Serleinsbach und pharkirchen prope Morspach vor, ein Beweis, dass zwi- schen Rana und kleiner Mühl keine andern Pfarren bestanden. — Al- tenfelden gehörte zum Dekanate Gallneukirchen. 95 Der Grund liegt offenbar darin, dass Jeder das Urteil vom Standpunkte’ seiner Zeit und seiner Partei aus fällen zu müssen glaubte, one die Rechtsanschauung und die religiösen Begriffe des Mittelalters gehörig zu würdigen, one sich in den Geist seiner Zeit hinein zu versezen. Wer die Grundprinzipien der katholischen Kirche kennt, der wird die Bestrebungen Gregors VII. (Abschaffung der Si- monie und Priesterehe, Unabhängigkeit der Kirche vom Staate) nur gerecht und dem Wesen des Christentums entsprechend finden müssen, wenn auch nicht in Abrede gestellt werden kann, dass das allzu starre Festhalten Gregor's !) an seinen Forderungen eine friedlichere Lösung der Angelegenheit von vorn herein unmöglich machte. Fassen wir ferner das Verhältnis zwischen Kirche und Staat, zwischen Papst und Kaiser ins Auge: Im Mittelalter waren Kirche und Staat aufs innigste mit einander verbunden ; der Kaiser wurde als das weltliche, der Papst als das geistliche Haupt der gesammten Christenheit ?) angesehen, sie standen zu einander im Verhältnisse der Hulde. Wer in den Kirchenbann verfiel, also aus der Christenheit ge- stossen wurde, war zugleich geächtet, er wurde einem Heiden oder Reichsfeinde gleich geachtet; und umgekehrt zog die Verhängung der Reichsacht in der Regel den Kirchenbann nach sich. . Der Kaiser wurde zu Rom vom Papste gekrönt; erst diese Krönung erhob den deutschen König zum römischen Kaiser, zum Herrn der Christenheit. Wir sehen daher auch, dass alle deutschen Kaiser vor ihrer Kaiserkrönung sich nur »Könige« 1) Der sich gleichwol gegen Ende seiner Tage genötigt sah, von der Strenge der kanonischen Sazungen etwas nachzulassen. 2) Daher kam es, dass fremde Fürsten sich öfters ihre Eroberungen von Kaiser und Papst beslätigen liessen. 96 oder »römische Könige« nannten, und Chunrat I11., der nie die Kaiserkrönung empfing, fürt immer nur den Titel: »rex Roma- norum. « Aus dem Vorgesagten wird begreiflich, warum K. Hein- rich IV., als ihn der Bannstral traf’, zugleich seines Thrones entsezt und ein neuer König erwält wurde. Ja, nach den Be- griffen des Mittelalters konnte er gar nieht als römischer Kai- ser angesehen werden, weil er nicht vom rechtmässigen Papste, sondern von dem schismatischen Erzbischof von Ravenna ge- krönt worden war. Man kann wohl die Behauptung wagen, dass Heinrich IV. ') one seine spätern widrigen Schiksale und sein trauriges Ende durch die Undankbarkeit seiner Söne, deren unnatürlicher Sinn von den Nachfolgern Gregors auf eine der päpstlichen Würde allerdings sehr wenig entsprechende Weise zum Untergange des Vateıs benüzt wurde, nicht so viel Teilname für sich und so grossen Hass gegen das Papsttum wachgerufen hätte. Ein treuer Anhänger Gregors, und somit Haupigegner Heinrichs war der damalige Bischof von Passau, später auch päpstlicher Legat in Deutschland, Altmann (1065 — 1091). ?) Er war gleich anfänglich der Sache Gregors treu geblie- ben und trat nach der Absezung Heinrichs auf die Seite des Gegenkönigs ?) Rudolf von Schwaben. !) Seine Charakterschilderung durch den Biografen Allımanns (hei Pez script. rer. austr. I. 115) ıst offenbar mit zu grellen Farben aufge- tragen. Cicero pro domo sud. 2) Vergl. Stülz »Leben Altmanns« in den Denkschriften der kais. Aka- demie der Wissenschaften IV. 219 — 287. ®) Rudolf muss auch vom rechtshistorischen Standpunkte aus als G e- genkönig bezeichnet werden, weil er erst am 15. März 1077, also fast 7 Wochen, nachdem Heinrich vom Banne gelöst worden (28. Jänner 1077), erwält wurde, 97 Allein noch war Heinrichs Stern nicht im Sinken ; ım Mai des Jares 1077 langte der König aus der Lombardei in Re- gensburg an, nötigte den Gegenkönig Rudolf mit den Bischöfen von Wirzburg, Worms und Passau zur Flucht nach Sachsen und bezwang Schwaben. Auf dem Hoftage zu Ulm wurden Rudolf, Berthold von Zähringen und Welf von Baiern (1070 — 1101) ihrer Lehen verlustig erklärt und zum Strange verurteilt. Im Oktober 1077 drang Heinrich in Baiern ein, das mit Ausname der Hochstifte Salzburg und Passau und des Grafen Eekbert von Neuburg auf seine Seite trat. Die Festen des Grafen wurden belagert und gebrochen, Neuburg selbst fiel um Mitfasten 1078 in die Gewalt des Königs; Eckbert flüchtete nach Ungern. König Heinrich kam nun nach Passau, und ver- lieh dieses Bistum an den Domherrn Thiemo von Wirzburg. Altmann kehrte zwar im Jare 1080 aus Sachsen zurück, konnte jedoch seine Gewalt nur in dem Lande zwischen Traun und Leitha behaupten; er starb am 8. August 1091 zu Zei- selmauer. Aus seiner Zeit haben für uns speziel zwei Fakten be- sonderes Interesse : 1. Die Restauration des Klosters S. Florian ums Jar 1071 , insofern, als dieses Stift bedeutende Besizungen,, sowie alle Pfarren zwischen grosser Mühl und Rodel erwarb. (2. 8.) 2. Die Stiftung des Klosters S. Nikola am Ausflusse des Inn in die Donau. Der Grund zu dieser Stiftung wurde schon am 30. September 1067 gelegt, die Urkunde aber erst im Jare 1074 ausgefertigt !) und zu Vögten Graf Heinrich von Form- bach und Markgraf Leopold von Oesterreich erwält. Mehrere Urkunden dieses Stiftes aus dem 12. Jarhunderte berüren das obere Mühlviertel (2. 8), und schon der Stiftungs- brief weist zur Beischafflung der Kleidung für die Chorherren ) Mon boie. XXVII. II. 215, 98 u. a. auch 6 Pfund järliche Einkünfte von Goldarwerd (Goldwört) !) an ?). !) Mon boie. XXVIll. II. 215 ; IV. 290, 502. 2) 1187 überliess Bischof Theobald dem Propst Heinrich von S. Nikola das Recht, auf der klösterlichen Besizung »Goldarwerd« seine Hinter- sassen selbst ein- und abzustiften , da sich die bischöflichen Verwalter hatten Willkürlichkeiten zu Schulden kommen lassen. *) Die obgedachten 6 Pfund wurden am 3. Februar 1220 von Bischof Ulrich dem Kloster gegen die Pfarre Wıdenspach abgelöst, doch blieben dem Kloster die Zehente »in prediefa insula Golder- werde« zu seiner Pfarrkirehe Alkofen.”) — Auch im Jare 1321 kommt Goldwört noch als Insel vor. ”“) Zu Goldwört bestand schon im Beginne des 15. Jarhundertes eine Kirche, “") und in einem Lehenbriefe des Bischofs Jörg vom 20. Mai 1407 lautend auf Wolfhart Aespein Pfleger zu Ebelsberg werden mehrere Lehen im Werd (Goldwört) in Sand Albans- pfarr genannt. f) Noch am 6. Juni 1457 wird S. Alban tt) als Filiale von Feldkirchen genannt, und blieb es auch bis 1784. (2. 51). Nur die kurze Zeit von 1566 bis 1598 sassen hier eigene, meist der neuen Lehre ergebene Vikare, so, 1566— 1571 Mi- chael Hueber, ttt) hierauf ein Unbenannter, der die Ordination von einem Professor zn Wittenberg hatte; dann Mathias Diet- mayr (früher Kooperator zu Schönhering, aber wegen seiner Händel mit der Gemeinde von dort vertrieben); 1585 — 1588 Erhart Weiss (der 1569 — 1570 Pfarrer zu Waldkirchen war); 1588 — 1594 Jo- hann Langguth (früher Pfarrer von Marbach); 1594 — 1598 Christof Khünig (früher Pfarrer zu Kalham). Erst am 18. März 1760 stiftete Johann Hagenauer 2 Messen zu *) 0. ö. Diplomatar I. 406. **) 1. c. 602. **) Vergl. 2. 5 Note 5. Seite 84. ***) cf. Notizenblatt 1855 p. 170. +) Or. von Eferding. tt) Die Kirche zu Goldwört ist noch jezt dem heil. Alban geweiht. +4) ef. Musealbericht 1858, Seite 485. 99 8. 8. Eppo von Windberg. Die Burgen und Dynasten des oberen Mühlviertels im 12. Jarhunderte. Im Beginn des 12. Jarhundertes war der Reichsfreie Eppo in der nachmals unter dem Namen »am Windberg« be- griffenen Gegend reich begütert. Die Burg »Windberg« lag auf einem Berge zwischen St. Johann und St. Veit, und fiel nach dem Tode Eppo’s wol an den Landesherrn ; jedenfalls aber treffen wir schon zu Ausgang dieses Jarhundertes hier 1) Dienstmannen angesessen. ?) Goldwört; die jezt bestehende Kirche, auf deren Aussenseite sich der Grabstein des am 22. Mai 1842 verstorbenen Vikars Franz Xaver Danzer befindet, wurde 1785 restaurirt, die Schule 1789, der Pfarr- hof 1784 erbaut. Das Vikariat wurde 1784 aus der Pfarre Feld- kirchen gebrochen; seither waren Vikare: 1. 1784 — 1793 Josef Pindl (t 1819), 2. 1794 — 1804 Franz Seraf Bayrhueber (t 1825), 3. 1804—1819 Franz Seraf Baumann (t 1824), &. 1817 — 1827 Franz de’ Paula Lobmayr (t 1849), 5. 1827 — 1842 Franz Xaver Danzer, 6. 1842 — 1850 Josef Wimmer, 7. 1850 Lorenz Hartmann, 8. 1859 Johann Knabich. 1786, 1799 und 1845 war Goldwört von grossen Ueber- schwemmungen heimgesucht. Das Amt Goldwört wurde sammt Burgfrieden und Jagdbarkeit 1751 von Graf Gundacker Thomas von Starhemberg vom Hochstifte Passau gekauft °) nnd der Herrschaft Eschlberg_einverleibt. 3) Nicht in Winzberg, Pf. Kirchberg, wie Wirmsberger, Archiv XXIV. 65 Note ?) vermutet. 2) So 1195 — 1226 Heinrieus et wernherus fratres de Winsperg (M. b.’IV 266, XXVII IL. 129, 1 285, 297, XXIX. I. 280), 1251 Heinrieus de Winsperch (M. b. XXVII. II. 554), 1206 Grimo de Wintsperch (Stülz Wilhering 495 & 494), 1260 Wernher von Wintsperch (M. b. XXVII. 1. 252.), 1289 — 1518 Eberhart von *) Schwerdling Geschichte des Hauses Starhemberg p. 297, 100 »Eppo de windibergo« und seine Hausfrau Regelinde !) übergaben um das Jar 1108 dem Stifte St. Florian ihr Gut »Waldahouin« (Walhofen bei Waldkirchen) mit aller Nuzung und einem Striche Waldes von 70 Messruten Breite, der von dem Zusammenflusse des »pousinpach« (Pösenbach) et tiuphin- pach (Tiefenbach) unweit Steinbach, bis an die baierischen Grenzen (»usque ad bauaricos terminos« ) reichte. ?) Als Grenze von Baiern galt damals offenbar die grosse Mühl, wie aus den nachfolgenden Urkunden erhellt. Aus den Bestätigungs - Urkunden des deutschen Königs Heinrich V. ddo. Passau, 4. November 1109 3) und des Bi- schofs Ulrich von Passau ddo. Passau, 23. August 1111 #) können wir die Grösse der Schenkung Eppo’s entnemen, da der Originalgabbrief nicht mehr vorhanden ist. K. Heinrich nennt diese Resizungen «allodia inter Bösenbaec et Ebresbae (Wassergraben in der Pfarre Feldkirchen) usque ad terminos boemie et predium, quod dieitur cella (Kleinzell ) ad movhile, °) Bischof Ulrich gibt weiters an, dass sie sich winnberg, 1519 Wilhelm und Heinrich von Winsperg, 1544 Wil- halmus de Wintsperch can. pat. Eine Linie dieser Ministerialen war wol die von St. Veit: wo- von zuerst 1264 (Stülz Wilhering 555) und 1285 (l. e. 555) Wernherr von Sand Vite vorkommt; ein Son Wernharts (1518) war Charl ab dem Stain bei Lichtenberg 1518; der lezte war Wernhers Son, chunrat. Bgf. und Landrichter zu Waehsenberg (daher er sich gewönlich »von Wachsenberg« nannte), der ums J. 1587 starb. S. Veit kam von seinen Erben 1595 an Hertlein den Schneckenreuter. (Hoh. II. 241.) !) Sie beschlossen ihr Leben im Kloster St. Florian. (Florianer Necrolog . von Stülz. ) %) Stülz St. Florian p. 200. #) Hormayr Wien 1. 2. XVII , o. ö. Diplom. II. 127. 4) Stülz St. Florian p. 216. 5) Erste urkundliche Erwänung der grossen Mühl (richtiger Mühe). ı 401 bis an den Fluss Wultha (Moldau) erstrecken, !) und dass auf denselben drei Pfarrkirchen: sanete Marie in Walt- chirchen (Waldkirchen), saneti Petri (St. Peter am Wind- berg) und sancti Johannis (St. Johann) bestehen, welche sammt den dazu gehörigen Zehenten an das Kloster St. Florian übergeben wurden. Damals bestanden jedoch , richtiger gesagt, am Windberg nur zwei Pfarrkirchen, nemlich Waldkirchen und St. Peter, »eum capellis ralione filiationis ad eas spectantibus«, wie schon Bischof Reginman am 18. März 1122?) bemerkt; denn St. Johann war damals nur eine Filiale von Wald- kirchen (2. 21) und bis ins 16. Jarhundert ein Vikariat. Waldkirchen dürfte auch als Mutterkirche von St. Peter gelten, die Pfarre umfasste im 42. Jarhunderte die jezi- gen Pfarrbezirke von Waldkirchen, Kleinzell (2. 30), St. Jo- hann und St. Veit (2. 25). St. Peter begriff die Pfarrbezirke St. Peter, St. Stefan (22. 30, 31), Helfenberg (2. 31), Haslach und St. Oswald (2- 18). Waldkirchen (cella S. Marie. in Waltchirchen) wurde schon von Bischof Ulrich am 26. Juni 1113 3) als Conven- tualkirche erklärt, d. h., der Propst konnte einen Kon- ventualen als Pfarrer einsezen und ihm 2 oder 3 Gehilfen bei- geben, was über die Kongrua gehe, sei ans Kloster ab- zuliefern. Dieses Recht konnte St. Florian übrigens erst im Jare 1467 (2. 31) durchsezen; bis dahin wurde Waldkirchen , wie die übrigen Klosterpfarren, mit Weltgeistlichen besezt. !) Aus diesem Passus hat man folgern wollen, dass Oesterreich sich damals bis an die Moldau ausdehnte; nach meinem Dafürhalten ist hiermit nichts weiter gesagt, als dass die Besizungen Eppo’s bis an die Moldau zerstreut lagen. 2) Stülz St. Florian p. 228. 3) Stülz St. Florian p. 225. 102 Im J. 1137 zu Krems !) entsagte Herzog Leopold I. von Baiern ?) zu Gunsten des Stiftes St. Florian allen Ansprüchen auf Jas Gut, das Eppo von Windberg lezterem geschenkt hatte. Auch der deutsche König Chunrat Ill. genemigte in seiner Bestätigungs-Urkunde vom J. 1142 ?) diese Schenkung und gibt n, dass die von den edlen Männern Eppo und Bern- hardus iuxta movhele f) nach S. Flörian vergabten Güter vom Ursprunge des »Eberspach« bis an die böhmische Grenze, vom »posenbach« bis an die Königsstrasse »iuxta ecelesiam sanci Nieolai«, welche auf demselben Grunde erbaut ist 5) reichen und auch das »predium celle« begreifen. Ums Jahr 1146 übergab Udalrich II. von Wilheringen der Kirche Waldkirchen die St. Johannskirche auf dem Hannsberge zwischen St. Johann und St. Veit, welche Bischof Reginmar am 1. Jänner 1147 konsekrirte. 6) Dieser Bischof weihte auch am 7. Mai (Nonis la) 1134 die Pfarrkirche St. Peter, und am 2. Jänner 1147 die Kirche St. Stefani ultra viezissenmuhelen« *) ein. 8) Im Jare 1143 erhielt St. Florian vom Hochstifte Passau im Tauschwege um den Zehent zu Sindelburg die Pfarre Velt- 1) Hormayr Wien II. 2. XIX. 3 2) Doch wol in seiner Eigenschaft als Markgraf von Oeslerreich. 3) Stülz S. Florian p. 244. 4) Vielleicht ein Blankenberger ? 5) Die »via regia« ist die von Linz über Ottensheim, S. Martin, Neu- felden, Rorbach fürende Strasse. Die Filiale St. Nikola gehörte nach Waldkirchen, wurde 1787 aufgehoben, ihr Vermögen pr. 5564 Al. zum Religionsfonde gezogen, die Ortschaft nach St. Martin ein- gepfarrt. 6) Stülz St. Florian p. 255. 7) S. Stefan am Riedl. Die viezissenmuhele kann nichts anderes als die böhmische Mühl sein, die im 15. Jarh. auch als »rouschemvhele« vorkommt (3. 11). 8,1. ce. 255, 255. 103 chirchen, !) welche damals die jezigen Pfarren St. Martin, Walding, Goldwört, Herzogsdorf und den diesseits der kleinen Rotel gelegenen Teil der Pfarre S. Gotthart umfasste (2. 31). Hier glaube ich bemerken zu müssen, dass man aus dem Ausdrucke »Pfarre« im Mittelalter noch keineswegs mit Sicher- heit darauf schliessen könne, an dem auf diese Weise be- zeichneten Orte seien auch wirklich pfarrliche Rechte ausge- übt worden ; sondern es war eben nur üblich, grössere Pfarr- teile, welche mit einer Filialkirche versehen waren, so zu be- zeichnen, one dass damit gesagt werden wollte , dass die Seel- sorge eine abgesonderte sei. So wird die Niederkapeller Pfarre schon im 15. Jarhunderte erwänt, während nachweisbar erst im 17. Jarhun- derte daselbst ein Vikariat kreirt wurde; ja eine und dieselbe Ortschaft wird in zwei Urkunden Eines Jares (2. 31) als in Kapeller und Pfarrkirchner Pfarre liegend bezeichnet , ein deutlicher Beweis, dass der sog. Kapellerwinkel, ungeachtet er mit dem Titel einer Pfarre beert wurde, ein integrirender Bestandteil von Pfarrkirchen war. Der gleiche Fall tritt bei Kleinzell ein, das schon 1406 ?) eine Pfarre genannt wird, wärend es doch bis ins 16. Jarhundert als Filiale nach Waldkirchen gehörte (2. 30). Ebenso ist es mit Kirchberg (2: 29), mit Peilstein (2. 31), mit S. Martin (2. 31), mit Goldwört (Seite 98 2.7 Note ?), mit 8. Stefan und Helfenberg (2. 30 & 31). In das 12. Jarhundert reichen die meisten der später- hin im Mühlviertel begüterten Adelsgeschlechter mit ihren An- fängen zurück, aus dieser Zeit datirt sich wol auch die erste Anlage der zalreichen Burgen und Edelsize her, die nun in Ruinen liegen oder auch schon spurlos verschwunden sind. Die bedeutenderen Dynasten waren : !) Mon. boie. XXIX. II. 22. ®2) Hoheneck III. 254. 104 1. Die Herren von Griesbach. Diese zuerst ums J. 1112 auftauchende reichstreie Familie nannte sich von dem Schlosse Griesbach in der Abbitei. Ihre Besitzungen bestanden in dem Schlosse Griesbach sammt Zugehör !), dem Markte Velden?), dem Gerichte und der Vogtei an der Mühl), zu Niederndorf bei Griesbach, Kranwit, Puchäche , Pfaffenreut, Hezlsdorf, Gun- theresberg, Schaibinge, Huntrucke, Järdorf, Pouzinsberge ?), um Lassberg °) u. s. f. Wernherr von Griesbach (1170 — 1197) brachte durch seine Vermälung mit Elisabet, Erbtochter von Wachsenberg, das reiche Wilheringer Erbe ( worunter Wachsenberg ) an sein Haus, das aber schon mit seinen Sönen in männlicher Linie erlosch. Die Verwandtschaft beider Häuser ist (nach Stülz Wil- hering 375 — 387) folgende: Aribo de Willecheringen e. 1090-1100 (N. b. IV. 50). Ge u Qudalrieus I. 1110—1129, Cholo 1. Adalbero de Gries- t e. 1150; ux. Ottilia 1110. t c. 1125. pach 1112—1125. Pu nn nn m un mn Oudalri- Cholo U. de Wilhe- Elisa- Walchun I. de eus 1. ringen 1140, de Was- betl. Griespach 1125 — 1141 — sinperch 1149, t c. 1146 1158; ux. Richza, t 1146. 1150; ux. Benedicta vidua 1147. t. 1145. nun m ——— Elisabet II. g. ce. 1140, + 1220; ux. Wernher 1170-1197. Walehun I. Cholo II. Heinrieus 1206— 1220, 1194 — 1206, t ‚AIEPZE t c. 1223 ($. 10), 1206 durch einen Pfeil- 1213; t vor can. babenberg nnd Pfarrer schuss am 23. Fbr. 1215: zu Grimhartsteten. c. 1210. a mn dan mn Hedwig t 1264; ux. 1258 Wernhardus de Schounbere t. 1266. 1)M. b. XXVII. IL 295. OL € 9]. c. 310. 41. c. XAIK. II. 1750. 3]. c. 20. 105 2. Die Blankenberger. Ums Jar 1170 schenkt »Domina Chunegund de Plan- chenberge« dem Kloster S. Nikola in Agilsberge (Aigelsberg Pf. Waldkirchen) das Gut, worauf Hebert und Pernger sizen ?). Sie war die Gemalin des Edlen Freien (Nobilis Liberi) Engel- bert von Blanchinbere, der am 47. August 1186 der Ueber- gabe der Steiermark beiwonte ?) und vor seinem Tode bei S. Georgen in Oesterreich zum Seelenheile seiner verstorbenen Hausfrau Sophie und seines Sones Dielmar unter anderm auch einen Herrnhof (curiam) in Agilsperge an das Kloster S. ' Nikola vergabte 3). Seine Hausfrau Chunigunda überlebte ihn ?), dagegen scheint sein Son Oudulrieus ®) noch vor ihm gestorben zu sein. Eine Ortschaft Blankenberg ®) befindet sich gegen- über von Neufelden; wenn auch nicht nachgewiesen werden kann, dass hier die Wiege des Geschlechtes gestanden ist; so ist doch aus den vorangefürten Urkunden sicher, dass diese Familie um Aigelsberg, also in nächster Nähe von Blankenberg, begütert war. | ö. Liebenstein. Auf dieser Feste hausten im 12. und 13. Jarhunderte passauische Mannen, nach deren Aussterben sie wieder ans Hochstift fiel“(2. 28, 31). IM. b. IV. 250. 2) Diplom. II. 401. ®)M. b. IV. 266. 41. c. 268. 5)]. c. 239. 6) 1209 sass hier ein passauischer Lehensmann : pillungus de plan- chenwerch. (M. b. XAIX. II. 281). Mus. Jahr. Ber. XX. 8 106 So kommen ce. 1170 Pabo de Liebensteine 1), 1241 Wicherus et Dietmarus de Liebenstain ?), 1258 Agnes von Liebenstein, Nichte des Bischofs Otto und Hausfrau des Albero von Puchberg 3), 12584) — 1279 Hadmar von Liebenstain vor. 4. Tannberg. Hierüber vergl. 29. 24 & 29. 5. Marspach. Die Dynasten von Marspach scheinen schon frühzeitig in 2 Linien: zu Marspach bei Antiesenhofen im Innviertl und zu Marsbach im Mühlviertel geblüht zu haben; sicher ist, dass die Marspacher Besitzungen im Innkreise hatten, dass sie von 1200 — 1375 an die Klöster Formbach ®) und Reichers- berg $) vergabten, dass in der Frauenkapelle 7) zu Reichers- berg die Grabstätte der Herren von Marspach war, endlich dass Haug von Marspach und sein Son Heinrich im J. 1375 als die zweiten Stifter von Reichersberg erwänt werden, sowie dass die lezten Glieder dieser Familie, wie Lienhart, Reicker u. s. f. im Innviertl lebten, Maasbach scheint schon in der Mitte des 13. Jar- hundertes in die Hände der Grafen von Leonberg geraten zu sein (2. 18), von denen es vielleicht zu Lehen rürte, 3)M. b. IV. 250. 2,M. b. XXVI. II. 541. 3) M. b. XXIX. I. 122. 1. c. 12. 5) M. b. IV. 95. 6) M. b. II. 514, 519, IV. 455. Urk. von Matighofen. ?) Hier lagen Helena von Sauerstetten (Gemalin Heinrichs von Mar- spach), dann Haug von Marspach und sein Son Heinrich begraben. 107 Es dürfte vielleicht geradezu ins Gebiet der Unmöglich- keit gehören, die Glieder dieser Familie nach den 2% Linien genau zu scheiden ; als erster Besizer von Marspach im Mühlviertel dürfte aber wol der im J. 1189 ®) erscheinende Wernhardus de Mordespach sein, sowie auch der 1209 auftretende Heinricus de Morspach 2), Otto 1217 und Sigifridus 1218 ?) hierher gehören. Nachstehende Stammtafel der Marspacher, so lange sie im Besize des Schlosses waren, ist mit Hilfe der untenstehen- den Daten #) verfasst : Wernhardus I. de Mortspach ce. 1160—1189; ux. Gisila Chlorump (1218 uxor Alrami de Hovedorf). ea ee Heinrich 1. Ötto 1. Sigifrid Heilca 1200—1248. 1200—1227. 1218. 1218. Otto Il. Wernhard 1. Heinrich I. Otto- sive (?) 1248—1255. clericus 1251, can. Ortolf I. 1251 pat. 1251—1278. (1241) — 1269. m nn en nn u ——— Margret, ux. 1261 Otto II. Ortolf I. Jeuta Sighart von 1268--1294. 1270—1321. 1270. Lobenstetten. ——— — Ulrich 1285—1297. Schon im Jare 1268 (2. 17) hatte sich Otto IIl., Son Or- tolfs I., in den Schuz des Herzogs Heinrich von Niederbaiern begeben ; als aber er und sein Bruder Ortolf II. 1288 Röting und Sulzbach von Passau zu Lehen erhielten, siedelten sie 1) Stülz Wilhering p. 489. 2) Dipl. II. 526. 3, M. b. XXVII. I. 295; Dipl. II. 597. 4) Fontes rer. aust. VIII. 291; M. b. III. 519; IV. 158, 455; XAyIl. II. 341; XXIX. II. 87, 167, 564, 487, 498, 500. | sr 108 ganz nach Baiern über, wo dann das Geschlecht ums Jar 1380 ausstarb. !) Im Mühlviertel aber besass Jans von Morspach noch in den Jaren 1334 — 1369 die Feste Sprinzenstein (2. 26). 6. Haichenbach. Dieses auf einer tief in die Donau sich erstrekenden Landzunge gelegene Schloss ?2) war vom 412, bis ins 14. Jar- hundert im Besize einer Familie, die — wenigstens zu Anfang des 43. Jarhundertes — das passauische Marschallamt bekleidete, und namentlich nach Schlägl einige Stiftungen machte. Ueber dic Besizungen dieser Ministerialen und ihre After- lehensleute ist im 9. 20, über den Anfall der Herrschaft an Passau im 2. 23 gehandelt. Schon im Jare 1173 tritt ein »Otio, frater Wern- heri de Eichenpach« in einer Passauer Urkunde 3) auf, welcher nach der Stelle, die er unter den Zeugen einnimmt, als Haichenbacher angesehen werden muss. Weiters kommen vor: 1206 4) Chunradus de Hai- chenbach, Otto frater suus, 1209 5) Otto et Ghun- radus de Haichenbach; 1220 ®) der Ministerial Otto de Heichinbach als passauischer Marschall, 1226 wieder Chon- radus de Heichenpach; 1218 °) und 12418) Wern- herus de Haichenbach. N 1) M. b. IV. 505, 504. ®2) Die Ruine wird jezt von dem nahen Kerschbaumergut das »Kersch- baumerschloss« genannt. ®) Mon boic. XXVII. I. 252. 4) Stülz Wilhering 495, 494. 5) Diplom. II. 526. 6) 1. c. 604. 7) Diplom. II. 597. ®) M. b. IV, 450. 109 Die urkundlich bewärte Geschlechtsfolge ist diese: * ER Otto de Eichenpach 1173. Wernherus 1. 1173, Otto II. 1206 — 1220. Chunrad I. 1206 — 1226; ux. Mechtild, vidua 1253. "Heidenrich 1. Wernher II. Rudigier I. 1249—1303; ux. 1255 — 1289. 1218—1241, Margr. Tochter des ältern t ec. 1246. Pilgrim von Tannberg 1249. m nn nn mn nn Heinrich II. Chunrat I. Chadolt Seidel Filia Filia 1285-1289. 1279 1500-1505, (Zidlinus) ux. Wei- ux. Ulrich t. c. 1515; imKloster chart v. von dem ux. Benditt Schlägl Topel Stain vidua 1516 1301- 1502- 1505 1516 1505 Ulrieb (UN) 1516 — 1529. Ruger Il. (Rudel) 1516 — 1557 ” Katrei. Dechantin zu Niedernburg 13597. 7. Falkenstein. Von dem an der Ranna, kaum 1, Stunde vor ihrer Ein- mündung in die Donau, gelegenen Schlosse nannte sich eine mächtige Ministerialen - Familie, deren Angehörige immer gros- sen Einfluss auf die Schicksale des Mühllandes ausübten. Ihre Herrlichkeit reichte, fast ununterbrochen, von der Donau bis an die böhmische Grenze. !) Es war ein fehdelustiges, ungeberdiges Geschlecht, das gar oft seine eigene Stiftung (Schlägl) bedrängte; und Bruder- zwist war es, der zulezt die Familie von ihren Stammsizen vertrieb. ‘) Die Belege %. 14 num, 2 und 2. 9 & 52, 110 Der ums Jar 1170 in einer Urkunde von S. Nikola nach Ulrich von Pollenheim und vor Albrant von Vischbach erschei- nende »Chadelhous Judex de Valchenstain« gehört wol in den Nordgau ; ebenso dürfte der 1198 !) u. s. f. auftretende passaui- sche Domherr Calochus de Valckenstain dem Geschleehte der Streun ‚angehören. Dagegen kann der 1173, 1179, 1180, 1187 und 1190 ?) mehrfach vorkommende passauische Ministerial Ga- lochus oder Ühadelhohus de Valchenstain als der Ahnherr der Stifter von Schlägl angesehen werden. Chunradus de Valchenstain 11498 °) mag sein Son, und der ältere Bruder des Stifters von Schlägl gewesen sein. Ueber die Schicksale dieser Familie geschieht in diesen Blättern, namentlich in den 9%. 9, 15, 18—21 und 24, mehr- fache Erwänung, daher, um Wiederholungen zu vermeiden, darauf verwiesen wird. Es wird daher nur noch bemerkt, dass die Falkensteiner schon in den Jaren 1350, 1351 und 1353 um Hadershofen (V. ©. W. W.) und um Wartberg (Traunkreis) Güter besassen, und sich dahin nach dem Verluste der Stammburg (1346) und Ranarigls (1359) zurückzogen. — Haug erkaufte die von den Herzogen von Baiern lehenbare Feste Grünburg auf der Steir mit 100 Pfund Einkünften von den Haslauern und Fla- cheneckern; er veräusserte sie laut des im k. k. geh. Hausar- chive vorhandenen Briefes dd. Wien, 5. April 1391 mit Ein- willigung seines Sones Eberhard und seines Vetters Hein- 1) Dipl. II. 461. 2) M. b. XXVIIL. I. 98, 122, 252, 259; IV. 259, 8) Dipl. I. 461. 111 rich um 1800 Pfund d. an Herzog Albrecht. Er war Land- richter des Klosters Schlierbach, und errichtete am 28. Dezem- ber 1396, wol schon 80 Jare alt, sein Testament; er starb gleich darauf, da bereits am 6. Jänner 1397 Eberhart von Val- chenstein dem Kloster Schlierbach die von seinem seligen Vater dahin vermachten 3 Weingärten überantwortet. Heinrich Ill., der lezte Mannssprosse seines Stammes, kaufte im Jare 1406 ') die vom Herzog zu Lehen rürende Feste Piberstein von Heinrich von Puchberg;; er versezte dieselbe im Jare 1412 für 700 Pfund Morgengabe seiner Hausfrau Bar- bara von Leubolfing. Nach seinem Tode ging Piberstein in andere Hände über, und schon 1428 besassen diese Herrschaft die Gebrüder Kas- par und Balthasar von Schallenberg. Im Jare 1444 ?) übertrug Magdalena, Heinrich des Fal- kensteiner seligen Tochter von Piberstain und des Ortolf von Waldt Hausfrau, mit des lezteren Bewilligung ihre Rechte auf Piberstein an ihre Vettern Ulrich und Georg von Leubolfing. Mit Heinrich Ill. erlosch das Falkensteiner Geschlecht in männlicher, mit Magdalena in weiblicher Linie : vertrieben von seinen Sizen und verarmt. Nachstehende Stammtafel ist nach den Mon. boicis, Schläg- ler, Schlierbacher und Gleinker Urkunden verfasst, und kann, mit Ausname der Abstammung Heinrichs Il. und Erasm, als urkundlich erwiesen angenommen werden: 3) Ennenkl. II. 204. 2) Hoheneck II, 415; Schallenberg. Stammbuch p. 6. 1412 Chalhohus I. de Valchenstain 1175 —-1190. | m m ee an a ee nen Chunradus 1. Chalhohus II. 1209—1227. t 50. Sept. 1258; 1198. ux. Elisabet + 50. Juli 1225. Tr ee 1 ug Chunradus II. 1218—1248. t 2 März ec. 1250. !) Chalhoch III. 1248- Liupold 1255, Mönch Heinrich 1. 1257 — + 1269; ux. Elisa- in Wilhering 1258. 1260; ux. Alhaide bet 1269. von Radek 1259. | men nam nn np Sn Be men nn en en m un en * Gertrud, a Pilgrim 1264 — Rudolf 1285 — Chalhoch IV. Ulrich 1. a ae 1285, zu Rana- 1289, can. pat 1289—1522; 1289. Eartheimi rigl 1281. 4512 UK N. M/N: 1260 me an —,e————— Friedrich Chunrat II. fi De 9. 4 1289 — 1280— Heinrich II. ChalhochV. Ulrich II. Haug 1546- 1503 1522. 1302 — ı1346— 57; 1546-—-! 139697; ux: 1546. u YN.;%/ 1362 UN. %/Annav. Katharina Dachsberg 1591: 1589,11590 De ee u Dorothe, ux. Heinrichll. Erasm Eberhart 1554 Hanns 1591-1412, 1596— 1390—97 von Traun, zuPiberstein 1598, . vidua1587. 1406-1412; ux. Barbara v. Leublfing 1412, ee ey, oo uw Magdalena, ux. Ortolf von Wald 1444, 8. Pocksruck. So heissen noch gegenwärtig einige Häuser bei Igelbach im nordwestlichen Winkel der Pfarre S. Peter. Hier sassen vom 12. bis in die Mitte des 14. Jarhunder- tes passauische Dienstmannen. Sie fürten einen aufsteigenden Steinbock im Siegel, gleichwie die Steinpöcken, mit denen sie 1) Stülz Florianer Nekrolog Notizenblatt 1851, p. 291—298, 113 wahrscheinlich eines Stammes waren, und auch wol von ihnen aufgeerbt wurden. ') Ums Jar 1108 bezeugt »Eberhart de Pokkisrukke« einen Schenkungsbrief des Grafen Dietrich von Formbach und seiner Hausfrau Alhait für das Hochstift Passau ?2); er kommt auch ums Jar 1120 vor ®) Ums Jar 1150 oder 1160 vergabte »Hermannus de bocchesrucke« einen Hof zu harde an das Kloster Baumgar- tenberg ®); auch um das Jar 1170 tritt er als Zeuge auf in dem Verziehtbriefe Rehwins auf Zirtnarn. ) Am 6. Juli 1209 bezeugen zu Gramastelten den Tausch zwischen dem passauischen Domherrn Tiemo und Rudiger dem Biber: Hecelo de bochesrukke et filii sui Hainricus et dyetmarus, 9) Am 23. August 1213 zu Kremsmünster tritt Heinricus de Pochrukke °), am 17. Dezember 1234 zu Velden treten Wernhardus et Irnfridus fratres de Pogesruke ®) auf. Weiters kommen vor: 1255 Siboto de Pochsrucke et frater suus °), 1290 Vlrich von pokesrvke. 'P) 1) Die Steinpöcken besassen später Steinpach in der Pfarre Waldkir- chen (#2. 21, 50, 51); die ersten: Heinrich, Ulrich und Wernhart erscheinen 1500 & 1516, der lezte, Christof, starb 1505 (2. 51); 1556—1560 war Eckhart passauischer Marschalich, Heinrich II. war 1562 Richter zu Schärding, 1585 Burggraf zu Dobra auf dem Champp ; 1405 lebten die Gebrüder Heinrich und Wolfgang, 1595 Sigmund I. Pfleger zu Steyr, 1455 erhielt Sigmund Il. Steinbach zu Lehen (2. 51). 2) M. b. XXIX. II. 59. ®) M. b. IV. 225. 4) Kurz Beitr. II. 405. 5) M. b. V. 556. 6) M. b. XXIX. II. 280. ?) Dipl. I. 565. ®) M. b. XXVIN. II. 554. 9%) M. b. XXIX. II. 258. a0], c. 872. 114 In Schlägler Urkunden erscheinen: 1289 wernhart von Poksrvkk, 1294 Ot vnt vlrich von poxruck, 1309 Seibot der Poxrucker, dann 1337 !) Seibot Poxrucker und seine Hausfrau Margret. Seit Anfang des 14. Jarhundertes scheinen die Poxrucker auch das kleine Schenkenamt von Passau bekleidet zu haben: so kommt 1306 in einer Schlägler Urkunde Heinrich der schench vor, der sich jedoch durch sein Siegel mit der Umschrift : $. heinriei de pochsrvke als Poxrucker zu erken- nen gibt. Heinrich der Schench kommt noch 1311 vor; 1331 und 1335 erscheinen wernhart und Philipp die Schen- chen; Philipp tritt zulezt 1338, und Bernhard noch am 5. Februar 1344 auf. Auch der Pfarrer Ulrich von Altenfelden (22: 22, 23) war ein Poxrucker. Seither ist der Namen derer von Poxruck verklungen. 9. Fischbach. In der Pfarre Rorbach liegen zwei Dörfer: Ober- und Unter -Fischbach ; von einem derselben stammte ein kleines Adelsgeschlecht ab, das einen Fisch auf einem runden Polster im Wappen fürte. ?) Der erste dieses Stammes ist Albrani de Visbach °) ums Jar 1170; 1185, 1190 erscheint Einwicus de Vischpach *), 1) Hoh. III. 194. 2) Die spätern Fischbecken stammen aus der Pfarre Vorchdorf, und sind von den obgenannten verschieden. Ihr Stammvater war der bei Wiss- grill II. 49 ums Jar 1542 als Burggraf von Werfenstein aufgefürte Ritter Lorenz Fischbeck. 3) M. b. IV. 257. 4) ]. ce. 259, 266, 115 1209 Ainvicus de vischpach cum filio suo chunrado !), 1261 Heinrich Fischbäk, Ulrieus & Albertus de Fisch- bach. ?) Am 24. August 1302 bezeugt wernhardus wvispech eine Schlägler Urkunde ; er trug im Jare 1303 Vischpach und die Mül mit 14 8 60 d., 4 Güter zuHohnperig mit 3 Pfund, zu Mairhof mit 2 Pfund, zu Putrichsperig mit 5 und zu Schererseodel mit 60 d. Gilten von Ruger von Haichenbach zu Lehen. 3) Am 24. März 1359 verkauften Irmfried, Charl und Stephan die visehpechken an Chunrat den Grozhaubt das Lehen zu Höchenperg in Rorbechher Pfarr um 60 Pfund W. d. #) Hanns der Vischpeck, der um 1396 starb, war der lezte dieser Familie; seine Witwe Margret lebte noch 1397, seine Tochter Elsbet war mit Jakob dem Hautzenberger vermält. 5) 10. Feuchtenbach. Ein passauisches, in der Pfarre Altenfelden angesessenes Ministerialen - Geschlecht. Die Glieder desselben sind: um 1150 Hecil de Fiuhtinpach ©), um 1185 Eberwinus de Fiuchtin- bach °) 1196 Eberhardus de Fuchtenbach und sein Son Wernhardus®); 1206 Albertus de Fuchtenbach °), lezte- 1) M. b. XXIX. II. 280. 2) M b. III. 218. 3) M. b. XXX. IL 14. 4) Or. im Museum. 5) Hoh..IIl. 169. 6) M. b. IV. 256. N 1 ce 266, ®%) ]. c. 146. 9) Stülz Wilhering 495, 494, 116 rer war mit Diemut vermält. Der lezte war Eberhart de Veuchtenbach (wol Alberts Son), der im Jare 1236 als passaui- scher Domherr erscheint !), und zulezt am 27. November 1258 vorkommt. ?) 11. S. Ulrich. In dieser zur Pfarre Waldkirchen gehörigen Ortschaft be- fand sich schon im 14. Jarhunderte eine von den Vorfaren der Schallenberger gestiftete Kapelle (die erst vor 80 Jaren gesperrt wurde) und ein dieser lezteren gehöriger Edelsiz. Merkwürdig ist der Umstand, dass weder Hoheneck noch das von Georg Christof von Schallenberg kompilirte »Stammen- buch« das Schallenberger Geschlecht weiter, als bis in die erste Hälfte des 14. Jarhundertes urkundlich zurückfüren können ; die anderne Ahnen sind aus Rüxner’s Turnierbuch entlehnt d. h. erfunden. Dessenungeachtet war S. Ulrich schon im 12. Jarhunderte im Besize einer edlen Familie: schon in der Schenkungsurkunde Engelberts von Blankenberg ums Jar 1185 °) kommen gleich nach dem freien Ulrich und Englbert von Nordernbach ?) 1) M. b. XI. 589. 2) M. b. XXIX. II. 226. 3) M. b. IV. 266. 4) Ulrich von Nordernbackh und sein Bruder Engelbert kommen 1190 (M. b. IV. 275), Otto 1180 (M. b. IV. 257) vor; 1256 Chunradus & DUlrieus de Noternpach (l. c. 548). Die Pfarre Nordernbach (Natternbach) umfasste in ältester Zeit Natternbach, Waldkirchen, Neu- kirchen am Wald und einem Teil von S. Agatha. Noch am 2. De- zember 1455 wird die an der Ostgrenze der Pfarre Neukirchen ge- legene Ortschaft Kunigshub (Königshub) als »in . Naternpekher Pfarre« gelegen bezeichnet (Notizenblatt 1854, p. 140) und im sel- ben Jare Dannkmaring in der Pfarre Waldkirchen zu »Newäkirch- ner Pfarre« gerechnet. (1. ce. 192.) Der erste Pfarrer M. Eberhard plebanus de Nordernbach kommt ums Jar 1190 vor. (M. b. IV, 275). 117 »Siboto de sancto Oulrico« und einer weitern Reihe von 12 Zeugen »Heinricus et frater eius Siboto de sancto Oulrico« vor, Der erste ist offenbar der — wol schon ziemlich alte — Vater, die beiden andern seine Söne. Im Jar 1197 (sanno, in quo facta est peregrinatio Jeroso- limam« bezeugte Heinricus de Sancto vodalrico den Vergleich zwischen Bischof Wolfker und dem edlen Manne Wernher von Griesbach wegen einiger Höriger zu Aschach. ') Auch am 6. Juli 1209 ?) und 17. Dezember 1231 3) er- scheinen »Heinricus de Sancto Udalrieco et frater eius Siboto,« Bald darauf muss Siboto gestorben sein, da Bischof Gebhart bereits am 2. Februar 41232 ein Lehen »quod nobis uacabat a quodam Sibotone de sancto Vdalrico« an den Passauer Bürger Engelschalk und dessen Son Christian verlieh. 4) Seit dieser Zeit verschwindet der Namen S. Ulrich, und erst ums Jar 1260 taucht der Namen Schallenberg in einer Wilheringer Urkunde auf, wodurch Sighard der Piber von Heinrich von Salhinberg ihm verpfändete Höfe in Höf- lein und Zeueratingen dem Kloster Wilhering überlässt. Ziehen wir nun in Betracht : 1. dass die Namen Seibot /Siboto) und Heinrich auch bei den Schallenbergern üblich waren, 2. dass die Schallenberger den Siz S. Ulrich nachweisbar von 1340—1660 besassen, dass er also ihr Stammgut war, und dass Pilgrim im Jare 1340 ausdrüklich erklärt, (2. 23), dass sowol die Kapelle in S. Ulrich als auch jene auf dem Friedhofe zu Waldkirchen von seinen Vorvordern gegründet worden sei; 1) M. b. XXVI. I. 129. %) M. b. XXIX. II. 280. 3) M. b. XXVII. IL. 334. 4) M. b. XXVDL. I. 556. 118 so dürfte es kaum mehr einem Zweifel unterliegen, dass die Dynasten von S. Ulrich die Vorfaren der Schallen- berger und somit mit ihnen Eines Stammes sind. Diess wird um so einleuchtender, wenn man darauf Rück- sieht nimmt, dass damals der Adel häufig nach den Gütern, die er eben besass, das Prädikat änderte; es ist auch am wahrscheinlichsten, dass die Herren von S. Ulrich die Feste Schallenberg an der grossen Mühl — da sie schon früh- zeitig als hochstiftisches Eigentum erscheint — weder bauten, noch jemals besassen, dass der obgenannte Heinrich von Schal- lenberg die blosse Pflege der Burg besass, und biernach seinen Namen umänderte 1), seine Nachkommen aber den ver- änderten Titel auch beibehielten. Die Abstammung ist somit ungefär diese: Siboto I. de S. Oulrico 1185. Heinrieus I. de S. Udalrico Sibotto I. de $. Udalrico 1185 — 1231. 1185—1251. Heinricus II. de Salhinbere c. 1260. Pilgrimus I. 1515—1545. Pilgrim Il. 1556—1560; Paul Siboto II. 1540—1360; ux. Wentel 1556—1560. 1556. ux. Agnes 1560. Der gegenwärtige Stammhalter dieser dem Aussterben nahen Familie ist der Son des Grafen Jofef (geb. 1777, t 19. Dezember 1854), Heinrich Christian, geb. am 23. Febr. 1811. 12. Gneussenau. Wie schon der Namen andeutet, ist dieses bei Kleinzell gelegene Landgut der Stammsiz der Gneussen, aus deren Händen es erst im 14, Jarhunderte kam. (2. 26.) 1) Vergl. Archiv für österr. Geschichtsquellen. -XVH. 154 Note °). 119 Der Ahnherr ist Sigeboto Gneusse um das J. 1161'), von ihm stammten Albero Gneusso 1196, 1206 und 1209 und dessen Söne Albertus und Albero ab —?). 1257—1270 kommen die Gebrüder Heinrich und Albert, 1282 — 1285 die Gebrüder Wernhart, Heinrich und Marquart vor. Von da ab bildeten sich mehrere Linien, die Familie war im 44. Jarhunderte weit verzweigt 3), starb jedoch nach 1481 mit Veit, Pfleger zu Rutenstein, in männlicher Linie aus. Ausser diesen Familien waren aber auch noch kleinere Edlinge im oberen Mühlviertel angesessen; so kommt schon ums Jar 1170 ein Alramus de Birchenstaine (Pührn- sten) vor #), zu Pösenbach (Pfarre Feldkirchen ) sass 1147, 1150 — 1170 Hegino (Egemo) de Posenpach’); zu Apfersbach (Pf. Kleinzell) 1185 Chounrad de Apphilspach und 1231 Friderieus de Aphelspach; zu Weiglastorf (Pf. Kleinzell), 1185 Wernherus de Wiglinstorf®); zu Gollner (Pf. Rorbach) 1180 Dietmar de Goldarn '), 1302 und 1303 calhochus de goldner ein haichenbach'- scher Lehensmann, 1321 Wernhard von den Goldern. ®) 1) Stülz Wilhering 480. ®) Stülz Wilhering 449; M. b. XXVIIL IL. 295; XXIX. I. 280. 3) 4558 war Wernhart Burggraf zu Neuhaus (2. 25), 1570 Hanns Burggraf zu Steir und Sighart Burggraf zu Wildberg; 1539 besass Burkhart Piberbach und Stain (im Traunviertl), 1360 Thomas Hagen- dorf; Hanns verkaufte 1582 seine Feste Saxeneck an Herzog Albrecht: III. von Oesterreich. MM. b. IV. 250, 8) Stülz S. Florian 255; M. b. IV. 2356. ®)M. b. IV. 266, 455. ?) Diplom. II. 552. 8,4180 Rudolf de Sarlinespach (Stülz Wilhering 484), 1190 Manegolt und Götescalch de Sarlinespach (M. b. IV. 265), 1200 Chunradus et Otto de Serlinspach (M. b. III. 51&) gehören wol eher nach Niederösterreich als nach “Sarleinsbach, 120 g- 9. Stiftung von Schlägl. Noch zu Anfang des 13. Jarhunderfes war das Land am oberen Laufe der grossen und kleinen Mühl (ungefär der je- zige Bezirk Aigen) unwegsame Waldwildnis, in die wol nur selten ein Sonnenstral drang. Dieses Gebiet”gehörte als passauisches Lehen den Fal- kensteinern, begüterten und in ihrem Kreise angesehenen Ministerialen (2. 8 N. 7). Damals nun beschloss der Ritter '!) Chalhoch Il. von Falkenstein — vom frommen Geiste des Mittelalters getrieben, —- auf seinen Besizungen ein Kloster zum Dienste des Herrn zu gründen, und selbes dem hochberümten Cisterzienser-Orden (ordini Griseorum), der in Oberösterreich schon 2 Klöster in Baumgartenberg und Wilhering besass, zu übergeben. Diese Absicht fürte er auch im J. 1209 ?) aus. Mit Bewilligung seines Lehensherrn, des Bischofs Wolfker von Passau, übergab er das »in loco, qui dieitur Slage °)« zu Eren Gottes und der seligsten Jungfrau Maria gestiftete Klöster- lein (CGenobium exile) dem Cisterzienserkloster Langheim in Franken zur Besezung. Allein die Gegend war so rauh und von aller Verbindung abgeschnitten, dass die Mönche von Langheim nicht länger als 7a Jare »in Slage« aushielten; nachdem ein Abbt und ein Mönch vor Kälte und Hunger umgekommen waren, entwichen die übrigen sammt Büchern, Kelehen und Ornat nächtlicher Weile in ihr Kloster (1217). 1) Auf die ritterliche Würde deutet das Prädikat »strenuus vir« hin. 2) Die erste Stiftung geschah somit nicht ums J. 1200, wie gewönlich angenommen wurde. °) Neubruch, Lichtung, frisch geordnetes Land. 121 Als der Stifter diesen Vorfall vernam, wendete er sich an das Kloster Langheim mit der dringenden Bitte, die Mönche zur Rückkehr nach Schlag zu bewegen. Allein diese wussten so haarsträubende Schilderungen von der Einsamkeit und Un- wonlichkeit des Waldes zu machen, dass Abbt Chunrad von Langbeim am 20. Juni 1218 ausdrücklich auf diese Stiftung für ewige Zeiten verzichtete. In dieser bedrängten Lage warf Chalhoch sein Auge auf den eben aufblühenden Prämonstratenser - Orden, und es ge- lang ihm, das Kloster Mülhausen (Milewsk) in Böhmen zur Uebername des verödeten Klosters zu bewegen. Die erste Stiftungs - Urkunde !) ist vom Jare 1209, die zweite vom 9. Juli 1218 datirt ?). Leztere bezeugten Chal- hochs Son, Chundericus, Otto und Heinrich Gebrüder von Wesen, Sigifrid von Morspach, Wernherr von Haichen- pach, Rudeger »miles Wesnerü«, dann die Falkensteinischen Dienstmannen Rupert, Leopold, Gerung , Peter und Friedrich. Diese Stiftung und die Uebergabe des Klosters an den Prämonstratenser - Orden bestätigte Papst Honorius Ill. im La- teran am 2. April 1221 ?). Chalhoch scheint sich nach dem Tode seiner Hausfrau Elisabet (30. Juli 1225) in das Kloster Schlägl zurückgezogen zu haben; er starb nach dem in der Nebenkirche zu Schlägl befindlichen — jedoch wahrscheinlich erst aus dem 14. Jar- hunderte herstammenden — Grabsteine am 30. Sept. 1238 ?). ' Chalhochs Son, Chunrad Il., vermehrte die Stiftung durch Uebergabe eines Teiles der Zehente in den um das Kloster 1) Diplom. II. 526. Pll.o, 597. ®) Aus dem Transumpte des Bischofs Wernhart ddo. 25. Febr. 1500. 4) Hoh. II. 227. Mus, Jabr. Ber. ÄX. 9 122 liegenden Ansiedelungen, er entsagte dem Vogteirechte 1), und versprach, das Kloster one Entgelt gegen Gewaltthätigkeiten zu verteidigen. Die Uebergabe des Klosters Schlägl an das in einer fremden Diöcese (Prag) liegende Mülhausen war jedoch den Passauer Bischöfen aus mehr als einem Grunde unangenem, daher übergab schon Bischof Rudiger im Jare 1236 ?) das Kloster »Slag«, die Kirche und die dazu gehörigen Zehente sammt allen Zugehör in Oesterreich sowol als in Baiern dem Propste von Osterhofen (in Niederbaiern) und seinen Nachfolgern »tam in spiritualibus quam temporalibus, ut ipsum regat secundum regulam beati Augustini et ordinem Premonstra- tensem.« Auch der erste bekannte Propst von Schlägl,, Orthold, wurde nach Hoheneck II. 363 aus Osterhofen postulirt. Diese einseitige Verfügung, wodurch Schlägl dem böh- mischen Kloster Milewsk entzogen werden sollte, wurde in- dessen vom Ordenskapitel nicht anerkannt, so dass sich Bischof Wernhard noch ums J. 1300 ?) veranlasst fand, das General- kapitel des Prämonstratenser- Ordens aufzufordern, den von diesem durch einen gewissen Heinrich »Regularis disciplinae« erschlichenen Beschluss, vermöge dessen das Kloster Schlägl, das auf dem Eigentume des Hochstiftes Passau gestiftet und mit dessen Lehengütern dotirt als eine Tochter des zum Pas- sauer Sprengel gehörigen Klosters Osterhofen erklärt worden war, nun einer andern Diöcese, ja sogar der Herrschaft eines 1) Jedoch blieb den Falkensteinern, sowie den nachmalıgen Pflegern ım Namen des Landesfürsten eine Art Aufsichtsrecht über das Kloster (2.28), und es musste bis zu dem bei Hoheneck II. 226 & 227 er- wänten Unfalle d. h. bis zum J. 1480 monatlich ein Gottesdienst in der Schlosskapelle zu Falkenstein durch Schlägler Kapitularen per- solvirt werden. 2, M. b. XII. 589, XXVI. IL. 155. ®) Pez Thesaur. Anecd. VI. II. 155. 123 fremden Volkes mit fremder Mundart zugeteilt worden sei, zu widerrufen. Dass jedoch Milewsk seine Rechte, wenn auch mit Unter- brechungen, ausübte, sehen wir aus der Klostervisitation im Jare 1420 (2. 28), sowie daraus, dass im Jare 1401 auch ein Propst aus Milewsk postulirt wurde. Bedeutungsvoll ist der Umstand, dass schon der zweite Propst Heinrich den Herzog Friedrich II. von Oesterreich da- dureh als Landesherrn anerkannte, dass er 1242 die Genemi- gung desselben zur Ausrodung des Klosterwaldes einholte. Auf der Lichtung stieg nun allmälig der Markt Aigen empor (2. 6), aus den neuen Ansiedlungen bildete sich die Pfarre Aigen. !) 2. 10. Uebergang der Gaugrafschaft im Ilzgau an Passau. Anfall von Velden. Wie bereits in den 22. 6 & 8 erwänt wurde, besass das Hochstift Passau im Lande der Abbtei wol bedeutendes Grund- eigentum und viele Vasallen, war jedoch rücksichtlich derselben dem Gaugrafen untergeordnet; denn die Immunität des Hoch- stiftes erstreckte sich nur auf die Stadt Passau (2.5). Auf dem Hoftage zu Nürnberg am 24. Jäner 1217 ?) aber verlieh Kaiser Friedrich II. dem Bischof Ulrich von Passau (1215—1221) »Comitatum. prediorum ecclesie Paltauiensis sitorum per loca Ylsgowe nuncupata«, welche bisher der Herzog Ludwig von Baiern besessen hatte. 1) Aus der urkundlich dargestellten Stiftungsgeschichte geht wol ‘von selbst hervor, dass die von Hoheneck erzälte Veranlassung auf einer argen Unkunde der Sprache (»Slage — Schlägel!) beruht, und die Mariensage ein Fabrikat späterer Jarhunderte ist. ®)M. b. XXX. 1. 56. g* 124 Das Hochstift erhielt dadurch die Gaugrafschaft über seine Besizungen im Ilzgau, d. h. über fast den ganzen Ilzgau; vor- läufig jedoch überliess Passau die Grafschaft — one Zweifel vertragsmässig — wieder afterlehenweise an Herzog Ludwig von Baiern, bis auch dieser am 5. September 1220 zu Botzen !) dem Hochstifte »Comitiam in ylskeu, cuius termini ab ylsa usque ad inferiorem Muhelam protenduntur« ?) gegen eine bis 25. Juli 1221 zu leistende Entschädigung von 500 Mark zurückgab, den Hochstift gegen alle Ansprüche des Grafen Pernger (von Leonberg 2. 18) zu schüzen. Hiermit und durch den gleichzeitigen Anfall der m pas- sauische Lehen umgewandelten Allode der Herren von Gries- bach - Wachsenberg war die Landeshoheit des Hoch- stiftes Passau über das Land zwischen Ilz und grosser Mühl begründet, wenn gleich noch nicht — befestigt. Bezeichnend für diese Thatsache ist der Umstand, dass eben im Jare 1220 die passauischen Hofämter vollzälig zum ersten Male urkundlich vorkommen 3): so bekleideten Hademar von Wesen das Schenken-, Heinrich von Aheim das Kämmerer-, Otto von Haichinbach (2. 8. Nr. 6) das Marschalken-, Walter II. von Tanneberch das Truch- sessen-AÄmt. Die Erwerbung der Griesbach’schen Allode fand auf folgende Weise statt: 4) M. b. XXVII. II. 297. 2) Die »ylsa« ist die bei Ilzstadt ın die Donau mündende Ilz; » inferior muhela« kann nichts anders, als die grosse Mühl sein. Es ist somit die in den 29. 5 & 6 aufgestellte Behauptung, dass der Ilzgau das Land zwischen Ilz und grosser Mühl umfasste, erwiesen, Dass er sich in früherer Zeit bis zur Rotel erstreckte, ist nicht unwahr- scheinlich; die ältere westliche Grenze aber ganz ungewiss. ®) Diplom. II. 604. 125 Wernher von Griesbach hatte aus seiner Ehe mit Elisa- bet von Wachsenberg 3 Söne hinterlassen : Walchun Il. (t e. 1210), Cholo Ill. und Heinrich (2. 8 Nr. 1). Als nun Cholo ums Jar 1215 — one männliche Erben — verstorben war, verweigerte Bischof Ulrich dem Bruder des- selben, Heinrich, die Belehnung mit den bereits von seinem Vater (Wernher) besessenen und durch den Tod seines Bru- ders erledigten passauischen Lehen. ” Um die Belehnung zu erlangen, verpflichtete sich der kinderlose »heinricus mobilis wir de Wessenberch«, bis 25. Juli 1217 hundert Huben von seinen Gütern, das Schloss Griesbach (castrum Griesbach) und 46 ritterbürtige Leute bei- derlei Geschlechtes dem Hochstifte zu übergeben (aufzusen- den), widrigens nach Ablauf dieser Frist das Schloss Griesbach und der Markt Velden /forum in Velden) dem Bischof als Pfand verfallen sei. Bis zum 2, Juli 1217 hatte Heinrich schon 6 Hörige und das Schloss Griesbach dem Bischof eingeantwortet, und von ihm wieder zu Lehen empfangen. Der Bischof verlän- gerte ihm nun zur Uebergabe von Velden, der übrigen 40 Vasallen und der 40 Huben den Termin bis 11. Nov. 1217; Land und Leute empfängt Heinrich wieder als Lehen, aber nur auf seine und seiner etwaigen Söne Lebenszeit, nach ihrem Tode haben die Lehen ans Hochstift zu- rückzufallen !), Es scheint jedoch, dass Heinrich die Aufsendung so lange als möglich zu verschieben suchte, bis ihm endlich am 11. Febr. 1220 ?) Bischof Ulrich als lezten unüberschreitbaren Termin zur Uebergabe des Schlosses Griesbach und des Mark- tes Velden auf den 8. März 1220 (in prowima dominica , qua Letare ierusalem cantatur ) ansezte. $) M. b. XXVIM. II. 295. 2)], c. 296, 126 Die Uebergabe erfolgte nun wirklich. Bald darauf, je- doch — nach Buchingers Behauptung (I. 188) — erst nach dem Tode des Bischofs Ulrich, etwa um das Jar 1223 1), starb Heinrich, one männliche Erben zu hinterlassen, und nun fielen dem Hochstifte heim: das Schloss Griesbach, der Markt Velden, das Gericht und die Vogteian der Mühl (woraus später das Landgericht Velden erwuchs 22. 22 & 23) und viele Lehen ın der eigentlichen Abbtei. ?) Aber nicht unangefochten gelangte das Hochstift zu dieser Erwerbung. Auf diese Allode (»comitie trans Danubium, quam quwidam Heinricus nobilis de Waessenberch quandoque possedit« ) erhob der Pfalzgraf von Baiern Rapoto Il. ?) Ansprüche. Bischof Gebhard konnte seine Verzichtleistung nur gegen das Ver- sprechen einer Zalung von 800 Mark Silber Kölnischen Ge- wichtes erlangen, und musste ihm die hochstiftischen Güter in Sulzpach, Niwenhouen, Hofkirchen und Pleitingen (jenseits des Inn) versezen, welche erst im J. 1241 gegen einen Teil der Feste Rotenberg von Rapoto Ill. von Örtenberg eingelöst werden konnten. *) Bei dieser Gelegenheit bemerke ich, dass nach dem Chronicon Osterhoviense ®) Bischof Ulrich im J. 1219 den Bau der Feste auf dem 8. Georgsberge (dem jezigen Oberhaus) begonnen hatte. Mit der Pflege dieses Schlosses war auch das Landgericht über die eigentliche Abbtei ver- bunden, ®) 1) Denn am 17. Dezemher 1251 war Velden wol jedenfalls schon un- mittelbar hochstiftisches Eigen (4. 11). 2, M. b. XXVII. IL. 170, 510. ®) Graf von Ortenberg 1190—1250, Son Rapoto’s I, + e. 1180. 4)M. b. XXVII. I. 541. 5) Rauch script. rer. Austr. I. 495. 6) Ueber die Pfleger vgl. M. b. XXIX. II. 257; XXX. II. 247, 504, 455; XXXI. I. 29, 54, 59, 85, 91, 115, 263, 359; Buchiger's Fürstentum Passau Il. 29, 46, 47, 117, 200, 127 2. 11. Anfall von Viechtenstein. Die Rosenberger an der Mühl. Die Feste Viechtenstein sammt Gebiet war seit der Mitte des 13. Jarhundertes ein Eigen der Grafen von Wasserburg. Der lezte dieses Stammes, Graf Chunrat, verpfändete im Jare 1218, bevor er nach Palästina fur, dem Bischof Ul- rich von Passau Viechtenstein um 1000 Mark Silber mit dem Beisaze, dass diese Herrschaft im Falle seines kinder- losen Ablebens an das Hochstift zu fallen habe : welche Be- stimmung auch K. Friedrich II. bestätigte. “ Allein der Graf kehrte aus dem heil. Lande heim und vermälte sich; als Morgengabe verschrieb er seiner Hausfrau Viechtenstein. Zwischen Bischof Ulrich — der sich durch diese eigen- mächtige Verfügung in seinen Rechten verlezt fand — und dem Grafen entspann sich nun eine Fehde, die mit gegen- seitigen Verwüstungen begann und mit grosser Erbitterung ge- fürt wurde. Auf der Seite des Grafen standen viele Landherren, so die Edlen Gebrüder Alber und Alram von Hals ‘!), Al- bert von Oed, Friedrich von Grub, Otto von Asenheim ‚ Engel- ’) Die Reichsfreien von Hals stammen von denen von chambe ab. Alram starb am 19. Jänner 1246; sein Son, Albertus senior, wurde im J. 1281 von König Rudolf I. zum Grafen erhoben, verschied am 3. Oktober 1506 im Markte Bogen und wurde im Kloster Oster- hofen begraben. Sein Son, Graf Albert der Jüngere, war einer der Ratgeber des Herzogs Otto von Baiern, Königs iu Ungarn; das Geschlecht starb in der zweiten Hälfte des 14. Jarhunderts mit Graf Leopold aus, und wurde von den Leuchtenbergern aufgeerht. e. f. Chron. Osterhov, bei Rauch I. 501, 516, 530, 551, 555, 128 bold von Tragenreut !), Nythart und Marchart von Tagen- bach (Kaplan.? 22%. 26 & 28), Eberhart und Friedrich Brüder von Asenheim, Heinrich und die Gebrüder Heinrich und Ruger von Ebergozesperich, Albert von Ewergäsenzperg, Ruger von Nyndlingen 2), die Jochensteiner, die Marsbacher, und viele andere. Ulrichs Nachfolger, Bischof Gebhard, rief den deutschen König Heinrich VI. als Garanten des Vertrages auf; dieser erklärte am 13. März 1222 zu Worms alle Helfer des Grafen Chunrat in die Reichsacht, und die Festen Hals, Schön- stein, Rotenberg, Neuhaus, Viechtens tain, Marspach und Johenstain für verfallen. 3) Bischof Gebhart selbst geriet in die Gefangenschaft des Grafen, und musste sich mit 300 Mark Silber auslösen, Endlich im Jare 1226 trat Graf Chunrat, auch mit dem Kirchenbanne belegt, der Macht der Verhältnisse weichend, das Schloss Vieehtenstein und all sein Eigentum zwischen Salzach und Enns, von der Isar bis zum Böhmerwalde an das Hochstift unter der Bedingnng ab, dass ihm und seinen allfälligen Erben dasselbe als passauisches Lehen überlassen werde. Diesen Vertrag bezeugten «ex ministerialibus patauiensibus Hademarus de Wesen, Otto de Morspach, Livtoldus de sa- versteten , Chunradus de Heichenpach, Ghunradus de vatchensteine, waltherus et Pilgrimus de Tanne- berch. 4) x Die formele Uebergabe des Schlosses sammt Zugehör er- folgte ım Jare 1227 durch den Pfalzgrafen Rapoto von Baiern als Salmann ; Chunrat blieb wol im faktischen Besize, war aber nun zum hochstiftischen Ministerialen herabgesunken. !) Stammvater der Trägenreuter ef. 2. 12. ?) Im Innviertl. 3) M. b. XXXL I. 510. 4) 1. e. XXVI. II. 144, 129 Der Graf konnte sich natürlich in dieses Verhältnis nicht so leicht finden, es gab neue Misshelligkeiten, welche am 28. Juli 1244 in einer Versammlung, bei welcher Herzog Otto von Baiern, der Pfalzgraf Rapoto, Graf Hartınann von Dillingen, Erz- bisehof Eberhard Il. von Salzburg, Bischof Chunrat von Frei- sing, die Pröpste von Salzburg und Freising, Eckhart von Tanne, Ahart von Preising u, a. anwesend waren, beigelegt wurden. Hiernach sollte es bei dem vom Bischof Gebhart für die Feste Liechtenstein versprochenen Kaufschilling sein Verblei- ben haben, die dazu gehörigen Lehen sollen dureb den Bischof Rudiger vom Grafen eingelöst werden. Wenn Ministerialen oder Eigenleute des Grafen solche Güter dem Bistume verkaufen wollen, so muss sie der Bischof kaufen, den Grafen aber ent- schädigen, wenn sie auf diesen Gütern bleiben wollen. Die _ Bauersleute mit Ausname jener, die bei der Einname der Feste milwirkten, wird der Bischof nach der Schäzung Gerhochs von Salzburg und Sifrids von Vrowinberech kaufen, und die Vogtei vom Grafen einlösen. Der Herr Dietmar v. Hugenperge') 1) Die Hugenberger stammen aus der Pfarre Natternbach; in der auf einem gegen Westen ziemlich jäh abfallenden Höhenzuge, an einer Hochstrasse gelegenen Ortschaft Hungberg (richtiger »Hugenberg«) ‘) stand ihre Stammburg, von hier aus überblickten und beherrschten sie das schöne Tal von Teucht bis in die Berge von Maggau und Perndorf. Der erste dieses ursprünglich reiechsfreien, erst im 15. Jarhunderte ins Lehenverhältniss getretenen Geschlechtes ist Gisilolt de Hugenberge ums Jar 1170.) Zwischen 1177 und 1181 tritt Ekkrich de Hvgenperch auf"); er übergab um 1185 im Namen Oulrich’s von ‚Noderpach *) Mithin nicht n Hauchsberg im Mühlviertel, wie Hr. Wirmsberger „die Tannberger“ im Archiv XXIV. 64 Note 6) meint. “) M.-b. IV. 337. ”*) Dipl. II, 552, 130 und alle Gönner und Helfer in diesem Kriege werden beider- seits wieder zu Gnaden angenommen. !) (2. 8. N. 11. Note 4. Seite 116) als Seelgerät für dessen Eltern und Hausfrau 2 Güter in Aubach (Pfarre Neukirchen am Wald) und 1 Acker in Toutsing durch den freien Mann Meinhard de Uronperg (Fronberg Pfarre Natternbach) nach St. Nikola. ‘) Ums Jar 1190 übergab Ekkerich (»nobilis homo«) die Hälfte seines Sizes in Huginbere für sein und seiner Eltern Seelen- heil nach S. Nikola. ") Ums Jar 1200 bezeugten die freien (shü liberi«) Ekkerich von Hugenperg, sein Bruder Wolfgang und des lezteren Son Dietmar die Schenkung Olto’s von Asing (Pfarre Peuerbach) nach St. Nieola. "*) Der obgedachte Dietmar kommt 1254 als Burgsass zu Viechten- stein “”"), das lezte Mal im Jar 1255 in einem Briefe des Grafen Chunrat von Viechtenstein vor. t) Sifridus de Hugenperge war 1256 Burghüter der Feste Wesen tt) (2. 15), er kommt am 21. April 1290 zum lezten Male vor ttt), starb im Jare 1295, und liegt im Kloster Schlägl begra- ben, wo sich noch gegenwärtig ein Grabstein mit folgender von Hrn. Wirmsberger entzifferter Inschrift befindet: »Sifridus miles Hugerper- gerius obit 1293, Sifridus filius eius 15... et uxor eius Apha.« Sein Son, Sifrid II., kommt 1505, 1505, 1506, 1508, 1511, und 1551 (in lezterm Jare mit »seinem svn Seydel von Hugen- berg«) in Schlägler Urkunden vor; sein Siegel aus weissem Wachse vom Jare 1506 zeigt im Schilde einen von der obern rechten Ecke schräg gelegten Balken, auf dem Helme 2 offene Flügel, jeder mit dem Schrägebalken. Umschrift: $. Seifridi de Hvgenperg.« Seifrid Ill. kommt 1555 und 1565 in Florianer Urkunden, ) M. b. XXVI. U. 503. *) M. b. IV. %0. *) M. b. IV. 273. ““) M. b. IV. 270 +) M. b. XXIX. II. 236. +) M. b. XXIX. II. 9. H)-M. b. XXIX. II. 98. +) 1. c. 572, 131 Graf Chunrad lebte übrigens noch im Jare 1255 ') und scheint bald darauf, der lezte seines Geschlechts , gestorben zu sein. Die Feste Viechtenstein kam jedoch sehon früher in die Gewalt des Hochstifts, denn schon im Jare 1254 bestellt Bischof Otto daselbst Bu r ghüter (eastellani): so Dietmar - von Hugenperge, welcher 6 Pfund d. oder ein scaphium (Schaf = 6 Mezen) Weizen bezog, Albert von Ebergozsperge, die Brüder von Chlafpach (2. 14.) ?) Kaum war Velden erworben, so suchte sich das Hoch- stift auch auf der Ostseite der grossen Mühl auszudehnen, und gleichsam instinktmässig der von Oesterreich drohenden Gefar entgegenzuarbeiten. 1568 als »der erber Ritter« ‘) vor; der lezte des Stammes, Dietmar Il, tritt 1597 in einer Reichersperger Urkunde als schaunberg’scher Lehensmann auf. Die Stammreihe ist etwa folgende: Gisilolt 1180. a rn Ekkerich 1180 — 1200. Wolfgang 1200. Dietmar I. 1200— 1255, Sifrid I. 1256 — 1290, + 1295. EEE En a N un Sifrid I. 4505 — 1351; ux, Apha. u Sifrid II. 1551 — 1568. Sn nr a nn nn. Dietmar II. 1597, 1) M. b. XXIX. IL 95. ®) M. b. XXIX. IL 236. ii be *) Hoh. III. 270, 132 Die im Süden Böhmens in der Mitte des 12. Jarhunder- tes mit grosser Macht auftretenden Herren von Prie, die sich nachmals von der zwischen 1241 und 1246 erbauten Burg Rosenberg t) nannten, besassen schon frühzeitig, wahr- scheinlich seit Beginn des 13. Jarhundertes, einen Landstrich an der Ostseite der grossen Mühl von St. Oswald bis an die Donau hinab. Das Gericht darüber (das spätere Landgericht Haslach) rürte von den Herzogen von Oesterreich. Bischof Gebhard (1221 — 1232) fasste den Entschluss, diese Besizungen ans Hochstift zu bringen. Er schloss daher am 17. Dezember 1231 zu Velden (2. 10. Note 1. Seite 126) mit dem edlen Herrn Witigo aus Böhmen (Son Witigo’s 1.) einen Vertrag, wodurch er ihm für einen Teil derselben, der sich von der »Aveschenmuhel in inferiori parte« bis zur Donau erstreckt, 300 Mark Silber Passauer Gewichts in 3 Terminen zu entrichten versprach. Würde diese Bedingung nicht zuge- halten, so sollten die passauischen Ministerialen Otto von Tegernbach und Walther von Tannberch am Sonn- tage Inuocauit in der rosenberg'schen »villa... que predal?) dieitur« so lange Einlager halten, bis an Witigo 50 Mark ausbezalt sind. Witigo dagegen verpflichtete sich eidlich, dem Bischofe alle von Passau lehenbaren Güter zu verpfänden, das Gericht — das er wol bei der damaligen Hilflosigkeit des Herzogs Friedrich Il. von Oesterreich in Besiz genommen — dem Hochstifte zu erhalten und mit seiner ganzen Macht gegen fremde Eingriffe zu schüzen, widrigens ihm von der obigen Pfandsumme von 300 Talenten 50 abgezogen würden °). Zeu- 1) Palacky Geschichte von Böhmen II. 101. 2) Priethal, im Budweiser Kreise, südöstlieh von Krumau. 3) Die Angabe der pass. Chronik von 1692, dass Haslach als passaui- sches Lehen den Rosenbergern schon 1257 gehört habe, ist jedoch nicht begründet (ef. 2. 24.) 133 gen dieser Verhandlung !) waren: Waltherus de Tannbereh, Hein- rieus de Winsperch, Chunradus Zachhalm, Heinricus de Monte?) Wernhardus et Irnfridus fratres de Pogesruke, Siboto et Heinrieus fratres de sancto Verico, Fridericus de hengest- slage?), Wernhardus de haneh amber ge?), Heinrieus de Griezperge. Die »Rovschenmuhel« ist offenbar die im Guglwalde südlich von S. Thomas in Böhmen entspringende sogenannte böhmische Mühl, welche sich bei Haslach in die grosse Mühl ergiesst. Der einzulösende Teil erstreckte sich sonach vom untern Laufe der böhmischen Mühl bis zur Donau und begriff das sog. Untergericht. Um die Schuld von 300 Mark tilgen zu können, verlieh Bischof Gebhart am 2. Februar 1232 ein durch den Tod Si- boto's von S. Ulrich erledigtes Lehen dem Passauer Bürger Engelschalk und seinem Sone Christian gegen Zalung von 200 Mark Silber. 3) Aber sehon Witigo’s Son, Wok I., Marschall von Böh- men — nachmals Stifter von Hohenfurt — , geriet mit Bischof Otto (1254 — 1265) über die Grenzen der Gerichte zwischen Donau und Reuschmuhel in Streit. Er verglich sich jedoch am 10. Jänner 1257 zu Passau mit Bischof Otto, und versprach gegen Nachlass einer Geldschuld von 50 Mark — die wahrscheinlich aus der Nichterfüllung des Vertra- ges vom Jare 1231 entsprungen war — in der Passauer Diö- eese für 100 Mark Silber hochstiftische Güter kaufen und vom Hochstifte zu Lehen nemen zu wollen; im Falle seines vorzei- tigen Absterbens hätten diesen Kauf seine Hausfrau und die ) M. b. XXVIL IL 554. ?) Heinrieus de Monte ist der erste Perger abn Perg (#, 14); Hengstschlag und Jaukenberg liegen in den Pfarren Rorbach und Haslach. °%) M. b. XXVII. I. 556. 134 Edien Wernhart und Heinrich von Schaunberg,, im Falle ihres beiderseitigen Absterbens aber leztere allein zu vollfüren. !) Wok von Rosenberg übergab für 60 Mark Silber in dem Gerichte jenseits der Mühl (vltra Mvhlam) dem Hochstifte Besizungen und Lehen in Percheim, (Bergheim Pfarre Feld- kirchen) Dantshabe (Landshag), Winsteige, hartmant- störph (Pfarre Haslach), welvarn (Wölfling), Grepelshoue, loh (Lach), in der owe (Au), pruk, in campo, awer- perge (Auerberg), hohenperge, Schoenperge, March- pach (Marbach, alle in der Pfarre St. Peter). ?) 8. 12. Das Kloster Niedernburg. Pfarre und Gericht Velden. Die Einkünfte des Klosters Niedernburg wurden von Bischof Ruedeger (1232 — 1250) dadurch vermehrt, dass er demselben mehrere Renten zuwies, als: 2 Pfund in Enezenmannesrawte (Ensmansreut Pfarre Peilstein) 12 £ »in villa Renftingen« , 6 £ von dem Neugeräut »in der Raut gegenüber von Hals« (Reit an der Ilz), dann 12 $ in pucz- linstorf (Putzleinsdorf) »qui de eodem foro pro puerchrecht nobis soluuntur.« 3) Aus dieser vom 4. März 1236 datirten Urkunde ersehen wir, dass Putzleinstorf (das bis 1668 zur Pfarre Sarleins- bach gehörte, nun aber ein Vikariat ist) damals schon ein Markt war; durch die Schenkung war zugleich der Grund zu dem spätern Niederburg'schen Amte in Putzleinstorf (2, 6, Seite 91, Note 2) gelegt. 4) ») M. b. XXIX. Il. 4153. 2) M. b. XXIX. IL 220. 3) M. b. XXIX. II. 286. #) Niedernburg erwarb in dieser Gegend noch manche Besizungen, so 1269 von Wolflin von Tragenreut (2. 14) 2 Lehen zu Ches-' senbrunn; 1514 von Chunrat von Urleinsberg Renten zu Chiesling 135 Die Pfarre Velden erscheint urkundlich erst im Jare 1242. 1) Am 4. Juli d. J. nemlich überliess Bischof Rudiger der Gusterei seiner Domkirche zum Lichte und zu Kirchenpa- ramenten einige Gefälle aus verschiedenen Pfarren des Archi- diaconates Lorch, als: von Lintze (Linz) 8 Pfund, von Sirnich (Sierning) 4 Pfund, von Tauersheim (bei Steirek) 20 , von Neunkirchen (Gallneukirchen) Ya Pfund, von Velldin (Altenfelden 2. 5) 2 Pfund, von Hartchirchin (Hartkirchen) 2 Pfund, von Vviztra (Weiztra) 2 Pfund «qui ad nos jure Kathedratici pertinebant.« In dem Verzeichnisse der zum Dekanate Passau gehörigen Pfarren (2. 6, Seite 94, Note 1) erscheint Velden nicht, weil es dem Dekanate Gallneukirchen zugeteilt war. Die Benennung »Altenfelden« kommt zuerst in einer Urkunde des Bischofs Otto ums J. 1255 ?) vor, wodurch mehrere von Wernher von Winsperg (2. 8, Seite 99, Note 1) aufgesandte Lehen : 2 Huben in Nezelbach (Nesslbach Pfarre Rorbach ) und Herleinsperge (Pf. Rorbach), dann je eine Hube in Ekhartsperge (Eckertsberg Pf. Altenfelden), Vranslage (Fraunschlag Pf. Altenfelden) und Altenuelden an den pas- sauischen Domherrn Eberhard von Veuchtenpach (2. 8. Nr. 10) verlieh. Hierdurch widerlegt sich zugleich die Meinung Pillweins ®), dass der Namen Altenfelden erst nach dem Jare 1266 ent- Limpach, Chranabiten, (bei Putzleinstorf) und Edreinsdorf; 1547 einen Hof zu Pesenbach (Pfarre Feldkirchen), das Urfar zu Landshag, die Au bei dem Mülberg und das Holz zu Obernhart. 1540 erneuerte Eberhart von Walse Landeshauptmann in Oesterreich ob der Enns dem Kloster das Recht, auf den Klostergütern in Streit- sachen selbst zu richten. 1) e. 556. 2). M. b. XXIX. II. 352. ®) Mühlkreis II. 271, 272. 136 standen sei, und dass Alten- und Neufelden ursprünglich nur Eine zusammenhängende Ortschaft gebildet haben, um so mehr, als Velden dann eine Ausdehnung gehabt haben müsste, wie damals keine Stadt in Oesterreich. Aber auch abgesehen da- von, dass keine Urkunde uns zu dieser Anname berechtiget : geht wol aus der ganzen Darstellung hervor, dass Altenfelden allerdings älteren Ursprunges ist, als Neufelden, und bis zum Entstehen der Burg an der Mühl ausschliesslich » Velden« ge- heissen habe; erst nachdem sich ein Burgflecken gebildet hatte, ging auf diesen die Benennung »Velden« über, und der Pfarrort selbst wurde nun Altenfelden genannt. Sicher ist, dass der Ausdruck »Neufelden« nicht vor dem Jare 1391 und 1392 (22. 26, 28) vorkommt und erst gegen Ende des 15. Jarhunderts mehr in Uebung kam. Merkwürdig ist, was Pillwein in seiner Topographie des Mühlkreises von Neufelden erzält. Nach ihm hätte dieser Markt im Jare 1161 schon 45 Häuser gehabt, hier wäre 1206 ein Turnier abgehalten worden, einer der hier ansässigen Ritter, Helmhart der Rote, wäre 1266 in der Schlacht gegen die Baiern geblieben, nachdem er vorher das Marktspital gestiftet. Hierin mag ihn ein fast verwischter Grabstein an der Kirche zu Neufelden bestärkt haben, der an den Tod eines Hanns Veldner ums J. 13 . . erinnert. t) Es scheint fast, als habe sich der Ritter von Pessler , den Pillwein ?) als Quelle eitirt, mit der Leichtgläubigkeit des- selben einen sehr unfeinen Spass erlaubt. !) Die lezten Ziffern sind nicht mehr kennbar. Hanns Veldner war übri= gens ein »erbarer« Bürger, der ums J. 1596 starb (92. 27, 28). 2) Fast unglaublich ist es, dass dieser Mann mit seinem Bienenfleisse ganz unbemerkt aus dem Leben schied. Nur durch Nachforsehung in den Todtenlisten der Linzer-Zeitung ist es dem Gefertigten ge- lungen, zu erfaren, dass Pillwein Benedikt am 27. Jänner 1847 im 67. Jare gestorben ist. Das Gericht Velden begriff ursprünglich nur die ehe- maligen Besizungen Heinrichs von Wachsenberg (%. 10); mit Beginn des 14. Jarhundertes aber debnte es sich als beson- ıleres Landgericht bis an die Ranna aus. Im Jare 1257 /»a Kathedra Petri’ per annum«) war die Pflege (»Offizium«) in Velden 4 Bürgern daselbst um 50 Pf. . Pfennige verpachtet. ') \ Im Jare 1260 hatte Bischof Otto das Gericht (»Judieium nosirum«) in Velden dem Habervelder auf ein Jar gegen dem, dass er 30 Pf. P. Pfennige zale und »nobis in isto anno in sero et in mane wel duo prandia ministrabit.« ?) Aus dieser Zeit datirt sich auch ein Verzeichniss der Einkünfte, welche die Bischöfe von Passau aus ihrer Herr- schaft Velden bezogen. ?) Es waren folgende: 41.in Welsarn 4 Lehen, welche 1 Pfund zalen, wenn sie bebaut werden; 2.in Pirchenstein (Pührnstein) 1 Lehen, zalt 40 Mezen Weizen, 2 Mezen Hafer und ein Schwein im Werte von 40 Pfennigen ; 3.in Ertmansdorf (KErdmanstorf) ein Hof zalt 3 Mut Sommer-, %s Mezen Winterweizen, 3 Mut Hafer, ein Schwein im Werte von 3 ß; 4.in Peyrha (Bairach) 1 Hof, zalt 3 Mut Sommer- , '/ Mut Winterweizen, 3 Mut Hafer, ein Schwein im Werte von 3 ß; 5.in Lintzechinde 4 Mut Sommer-, 10 Mezen Winter- _ weizen, 2 Mut Hafer, ein Schwein im Werte von 40 Pfennig. 6. die Müle »aput pontem« zalt 1 Pfd.; MM. b. XXIX. II. 242. 2]. c. 245. SM. b. XXVII I. 465 — 467, Mus, Jahr, Ber. XX, 10 138 7.ın Apphilspach (Apfersbach $. 8) 1 Lehen, zalt !/, Pfd. Ferner wurde nach Velden der Voithafer (auena uduoecatie) gereicht von folgenden Ortschaften : 1.von Harimannesdorf (Hartmannsdorf Pf. Haslach) 4 Mezen; .von Chreppil (Kreblbauer bei Lach) 1 Mezen; in Chwzarn 2 Mezen; in Lohe (Lach) 5 Mezen; in ewerberge (Auerberg) 3 Mezen; Hohenberge (Hohnberg) 5 Mezen; in Marchbach (Marbach) 3 Mezen; in Seonenberge (Schönberg 2. 30) 5 Mezen; in Fgilbach (Iglbach) 1 Mezen; in Weigelinstorf (Weiglastorf) 2 Mezen. Dieser Dienst wurde schon an Witigo von Rosenberg (2. 11) geleistet; die Leistung weiterer 43 Mezen war be- stritten. a 5 N o =, Folgende nach Velden gehörige Lehen lagen s»sinfra terminos judieii.«‘) in Hartmannsdorf A, in Steinach 2, in Chrep- pil 1, in Chriuzarn?) 2, m Lohe d, super campum in Lohe 1, in Prantstetin 2, in Leimperge) 1, in Ower- perge 3, m Prukke eine Müle, in Sasenhouen 4) 1, in Ow 1, an der Leitten 5) 14, in Hohenperge 5, in Marchbach 4, in Sconenberge 2, in alio Seonen- ') Hierunter ist offenbar das sog. Haslacher Untergericht (2. 11) ge- meint, und sind dazu Ortschaften des Veldner Gerichts gemengt. ®) Kreuzmair. ®) Lamberger. *) Vielleicht eine Ansiedlung von Sachsen? zur Zeit Karls M. (»jezt Sachsenhofer «). 3) Leitner. 139 berge (Pfarre Rorbach) 2 Lehen und 1 Müle, in Rudolfs- pach®) 3, in Igilbach 4 Lehen und 1 Müle, in Pokkes- rukke (2. 8 Nr. 8) 3 Lehen und 1 Müle, ebenda aput here- mitam 4 Lehen, in Hengesislage (2.11 N. !) 3, in Souslage 2, mn Pirehenstein‘2 Lehen und 1 Müle, in Grube 2, in Protesdrum I, n Eichail, n Ehrt- mannesdorf 2, in Paierache 2, m Liutzenchinde il, in Chwtendal 1 predium d. Episcopi, in Ezelsperge 2, in Planchenperge (2. 8 Nr. 2) 2 Mülen, in Apphils- pach 3 Lehen, in Rukersperge4, in Puselinge 2, an dem Wege 2, in Seltelicheim 1, in Chazzen- winchel 1, in Wilehart 1, an dem Houe 1, in Oede 1, in Weigelinsdorff 4, n cherspaum 1, m Grube, in Westeloune 1, in Muderinge 1, m Richmannes- perge 2. Summa 104 Lehen. Ausserhalb des Gerichtes liegen folgende Lehen: in Eigelsperge ($%. 8 Nr. 1) 1, aput Ekkhardum in fossa 1, in dr Grube 1, item Eigelsperge 1, ilem Eigelsperge an der Liten 1 und eine Müle, in Winesteige (2. 11) 2, Perchheim 1, Hezelinsperge 4, in Eiche 4, in Steipphen 1, in Prunst 2 und eine Müle. Summa 13 Lehen. 2. 18. Der Landtag zu Ilzstadt. Im Jahre 1254 war Otto von Lonstorf auf den bischöflichen Stul von Passau erhoben worden. Sein Bestreben war, die Landeshoheit des Hochstiftes zu siehern und zu befestigen ; zu diesem Behufe sammelte er Urkunden (Codex Lonsdorfianus) und suchte erledigte Lehen ein- zuziehen ; namentlich richtete er sein Augenmerk auf die Festen 1) Rudersböck, 10* 140 an der Donau, welehe — mit Ausname von Vichtenstein — in der Gewalt von mehr oder minder mächtigen passauischen Lehensleuten waren. Es muss ihm auch wirklich gelungen sein, auf einige Zeit — wahrscheinlich während der Minderjärigkeit der Gebrüder Albrecht, Hadmar und Erchanger von Wesen — die Feste Wesen !) (one Zweifel »Nieder - Wesen« in Wesen- urfar) in seinen Besiz zu bringen, da er im Jahre 1256 meh- reren kleinen Edelingen : Sifrid von Hugenberg, Heinrich von Aichberg (bei Waldkirchen), Arnolt von Ortt, Chunrat & Hein- rich von Oed und Chunrat von Hub — die Feste Wesen mit der Bedingung, sie dem Hochstifte zu bewaren, anvertraut, und dem ersteren 6 Pfund, den übrigen 3 Pfund als Burghut, dem Torwärtel (Janitori) und den Wächtern 9 Pfund u. s. w. verheisst. ?) Zu Ende des J. 1258 oder Anfangs 1259 erkaufte Wok von Rosenberg (?. 11) von Rudlin von Haichenpach die Feste Haichenbach. i) Die von Wesen waren pass. Ministerialen und Schenken des Hoch- stiftes (9. 11). Der erste ist Manegoldus de Wesn im Stiftbriefe von Seitenstetten °) 1110 sein Bruder hiess Riehker, sein Son Mar- quard um 1140”), 1175 — 1206 Richker Il. und 1175 Wernhard Gebrüder “"); von 1209 bis 1250 tritt Hadmar auf. Die lezten waren die Brüder Albrecht (4279), Hadmar (1.279 — 1294) und Erchanger (1284—1521); lezterer war mit Elsbet von Waldeck vermält und hinterliess Wesen seinen Neffen Ortolf, Hadmar und Meingoz von Waldeck. Die Wesenberger waren eine Nebenlinie, sie starben schon mit des Begründers (Manegold 1259) Kindern: Bertold (1284 — 1296) und Gertrud aus. Vergl. übrigens die 9. 19_& 26. 2,M. b. XXIX. II. 248. #) M. b. XXIX. II. 34. =) 1. c. 2. #2) M. b. XXVIIL I. 232, II. 129; Stülz Wihering 496. 141 Dem Bischofe Otto, der selbst Absichten auf die Feste gehegt zu haben scheint, kam dieser Kauf höchst ungelegen, da es ihm nicht gleichgiltig sein konnte, dass diese starke die Donau beherrschende Burg aus den Händen schwacher Vasallen in die Gewalt mächtiger Barone kam, die selbst ihrem Könige die Spize boten. Es gelang jedoch dem Bischof, den Rosenberger zu be- wegen, dass er sich am 16. April 1259 !) einem Schieds- spruche unterwarf, wornach er die Feste dem Bischofe heraus- geben, dafür aber bis Weihnachten 150 Pf. W. dl. und 12 Mark Silber oder statt der ersteren Geldsumme Gilten im Be- trage von 20 Pf. dl. angewiesen erhalten sollte; von den 150 Pf. müsste er sich Gilten kaufen und vom Bischof zu Lehen nemen, one dessen Bewilligung er auch auf passauischen Ge- biete (»in comieia wel distrietu Patauiensis Ecelesie«) weder Güter erwerben noch Befestigungen errichten dürfe; zugleich ver- sprach er, die Kirche zu beschüzen und ihr keinen Ministerialen abwendig zu machen. Diese Uebereinkunft scheint übrigens keine weitere Folge gehabt zu haben, als dass Rudiger von Haichenbach wieder in den Besiz seiner Stammburg kam; denn sowol er, als auch noch seine Söne besassen dieselbe. Unter Bischof Otto finden wir die erste Spur von Land- tagen. Diese sind offenbar ein Ueberrest "der alten unge- botenen Dinge (2. 3): ungerufen versammelten sich die Gau- genossen (des Ilzgaus, oder, was damit gleichbedeutend ist, der Abbtei) an der Malstatt 2); den Vorsiz fürt der Gaugraf d. h. seit 1220 der Bischof (»presidente domino Episcopo«). 1)M. b. XXIX. II. 156. 2) Alle Landtage der Abbtei wurden in der im Gau gelegenen »Ilzstadt« abgehalten, Bei den Geriehtstagen der Landgerichte in der Abbtei und von Velden »hegte« der bischöfliche Landrichter das Ding, aber die Schöffen fanden das Urteil. Am merkwürdigsten ist der IIzstädter Landtag vom J. 1256; er stellte das im Lande der Abbtei (im weiteren Sinne) seit alten Zeiten bestehende Gewonheitsrecht fest, und ist, der Aufzeichnung nach zu urteilen, !) nichts anderes als eine »Rügung«, in Oesterreich »Bannteiding« genannt, jedoch kürzer gefasst. Die Bestimmungen (Mon. boie. XNXIX, II. 224—225) sin folgende: 1. die Königsteuer /chenikstevra) gebürt dem Bi- sehofe; und zwar: a) sind im »iltsgev« (offenbar die Abbtei im engeren Sinne) von jedem Mut Weizen 5 dl. zu Lichtmess, bj an der Mühl /»ad Mvhelam « ) aber von 2 vollgiltigen Lehen 5 dl. zu entrichten. Kommt ein Ministerial dieser Pflicht binnen 3 mal 44 Tagen nicht nach, so verfällt er in eine Busse (»Wandel«) von 6 5; wird die Königsteuer noch nicht gezalt, so nimmt der Bischof das Lehen an sich oder ein Pfand. Jeder Graf oder freie Mann, der zwar nicht dem Hoch- stilte angehört, aber ein Lehen besizt, wird um 10 Pf. ge- wandelt, wenn er den Termin versäumt. 2. Die Lehensleute sind nicht gehalten, den Bischof in Reichsgeschäften zu begleiten, wol aber haben sie in Angele- genheiten des Hochstifts den Zuzug zu leisten. 3. Wo der Bischof Gericht hält, da gebürt ihm die »nahtsedeles (Verpflegung über Nacht), von wegen der Gau- ') Selbst auf die alte Form der Frage und Antwort ist hingewiesen: » Winisteriales Eeelesie de abbalia inter rogali iurali dixerunt.. « 143 grafschaft (»quoad comitiam«), nicht äber wegen der Vogtei, denn dafür hat er den Vogthäfer. 4. Ein Ritterbürtiger (»militaris conditionis«) ist vom Voit- hafer befreit. 5. Wo Heinrich von Wässenberch Gericht und Vogtei gehabt hat, da gebüren selbe nun dem Bischof. 6. Von der Ilz bis zur grossen Mühl /»ab Iltsa usque ad maiorem Movhelam«) ıst die Donauleiten (»Leiten circa Danubium«) Eigentum .des Bischofs in der Art, dass die Bauern an der Donau am Fusse der Leiten 3 Würfe mit der sog. »Haghacken« vom Ende ihres Feldes weg, die Bauern jenseits der Leiten aber nur 1 Wurf weit das Holz für sich benuzen konnten. ) Was inzwischen lag, also die eigentliche - Leiten, blieb dem Bischofe selbst vorbehalten. 7. Stirbt ein Ministerial, es sei Mann oder Weib, one Erben, so fallen seine Lehen an die nächsten Verwandten, wenn dieselben Ministerialen der Abbtei sind; heiratet aber ein ° Ministerial ausser Landes, so fallen die Lehen, selbst wenn er Erben hätte, an die anderweitigen Erben. 8. Die Fischereien gehören dem Bischofe ; ausge- nommen, es wäre eine Fischweide als Lehen verliehen, 9. Jeder. Edle kann sich in seinem Hause einen Fisch er, der aber nur bei Tag fischen darf, und vor dem Hause einen Händler halten, der aber nur die Familie seines Herrn mit Viktualien und Kleidern versehen darf. Sonst dürfen sich Krä- mer nur in einem Flecken oder in einer Stadt ansiedeln. 10. Die Jagd auf Hasen und Füchse, aber nicht auf Rotwild, ist frei; wer einen Wolf fängt, kann sich einen Hirsch erlegen. !) Fremde waren sohin oflenbar vom Holzungsrechte ausgeschlossen Dieser Umstand möchte vielleicht auf die einslige Existenz einer Markgenossenschaft in dieser Gegend hindeuten, 144 11. Wird Jemand eines Verbrechens beschuldigt, so werden seine Güter nicht früher eingezogen, bevor er gerich- tet ist; kann er sich rechtfertigen, so wird ihm der Richter zu seinem Rechte gegen den Angeber verhelfen, 12. Der Bischof muss persönlich zu Gericht sizen in Lengenbach (Lembach), Hofchirchen (Hofkirchen), puzlinsdorf (Putzleinstorf 4. 12), Serleinspach (Sar- leinsbach 2. 6, Note !), Rorpach (Rorbach 2. 21) chapelle (Niederkapell 9%. 6 & 8), in altenwalde, potenrevte, Wusluge und Haselpach (in der Abbtei) der bischöfliche Richter. ') 13. Die Bewoner von Waltchirchen (Waldkirchen in der Abbtei, jezt zum k. bair. Landgerichte Wolfstein gehörig), Schefwege (Schifweg), Zwisel (Böhm. Zwisel) und vur- holz (Fürholz) haben nebst den Böhmen das ausschliessende - Recht, auf dem sog. goldenen Steig (»in via boemorum«) mit Saumrossen zu reisen. Verliert ein Mann ein Ross bei Tage, so werden ihm 7 £ minus 10 6 (= 6 f 20 Öd). vergütet; verliert er es bei Nacht, so muss er den Verlust selbst tragen. 14. Jeder Ministerial kann sich von Ostern bis zur Ernte- zeit ein Pferd halten und darauf allen Hausbedarf mautfrei einbringen. 15. Der vom Bischof bestellte Richter hat alle Fälle, aus- genommen über Rechtlehen, zu entscheiden. Erscheint der Beklagte bei der Tagfart nicht, so wird ihm eine Frist von 18 Tagen zur Befriedigung des Klägers gegeben, widrigens, was Rechtens ist, erkannt wird. 16. Wenn bei Geldstrafen dem Richter (»Comiti«) 60 Ö zufallen, so erhält der Vogt 12 Ö. ') Die angefürten Orte sind offenbar die alten Malstätten des Ilzgaues. 145 2. 14. Passauische Ministerialen im 135. Jarhunderte. Die merkwürdigsten der in diesem Jarhunderte neu auf- tauchenden Geschlechter sind: 1. Die Chelzen. Ihre Stammgüter lagen im südlichen Teile der nachmali- gen Pfarre Kirchberg. Der erste ist Hartmovt chelze 1206 ’); Wernher Cheltz kommt am 24. August 1289 in einer Schlägler Urkunde (2. 19) vor; Reicher Cheltz hatte im Jare 1303 ?) von Ruger von Haichenbach 60 ö Gilten in Grillparz zu Lehen. Ekhart Cheltz kommt 1354, 1370 und 1378 3) vor, und hinterliess einen Son Si gmund. Dieser urkundlich in den Jaren 1387 — 1410 #) auftretend, war mit Magdalena, Tochter Ulrichs des Leutzenrieder (2. 26), ver- mält. Mit ihm starb das Geschlecht in männlicher Linie aus von seinen. Töchtern war die eine, Helene, an Martin Prantner,. die andere; Barbara, mit Ulrich Kazprenner, verhei- ratet. An diese leztere Familie 5) kamen auch die Stammgüter. $) ') Stülz Wilhering, 495, 494. ») M. b. XXX. IL. 15. ») M. b. XXX. II. 218; Hoh. III. 88, 507. *) Hoh. III. 89. 5) Die Kazprenner stammen , wie wol das gleiche Wappen und der Namen glaublich machen , von Ruger dem Chätzl (2. 29) ab. Der Hof zu Kazprenning (bei Marspach) war schon im 15. Jar- hundert in fremden Händen, und wurde 1455 von Mertein dem Oeder an Stefan Kraft zu Marspach und dessen Hausfrau Ursula, Tochter des Simon Kaplan von Tauleinsbach, vertauscht ); er rürte von den Schärfenbergern zu Lehen ”). 1455 besassen die °) Hoh. III. 506 *) Hoh. III. 246. **) Or. von Riedeck no 675, EEE 146 2. Chlafpach 5 (das jezige Klafler). Hier sassen Falkensteinische Lehensleute. !) Schon im Jare 1224 tritt en Otto de Ghlafpach auf. ?2), 1255 erscheinen die Brüder von Chlafpach als Burghüter von Vichtenstein (%. 11); 1283, 1291 (M. b. XXIX. 11. 236) und 1300 die Brüder Ott und Irnfried die Ghlafpechen, Irmfried allein kommt noch 1303 und am 19. Juli 1316 in Schlägler Urkunden vor, Kazprenner die »Kunigshube in Naternpekher Pfarr und Pewrpekher Landgericht« als 1. f. Lehen *). — Ihre Stammtafel ist nach Florianer und Freistädter Urkunden folgende: Ulrich 14539 — 1456; ux. Barbara Cheltzin 1459. m nn —————— F Caspar Marx 1457 —1479, t e 1490; ux. 1457 Katrei ux. N. 3 1455. Veronika v. Hauzenbach (ux. 1495 Wolf Häsib) Hendl a Km Jörig 1496. % Marx besass 1457 und 1479 “) das Landgut Grub; dasselbe besass 1588 Hieronymus Schluchs, nach dessen Tode (#. 29) es durch seine Tochter Susanna Salome 1612 an deren Gemahl Jobst Schmidtauer kam; dieser verkaufte Grub 1628 an den k. An- schlag-Einnemer zu Engelszell Hanns Grill von Aldorf. Seine En- kelin, Anna, und ihr Gemahl Constantin von Cronpichl besassen es im Jare 1678, von ihnen erbte es Georg Achaz Tollinger, und von diesem kam es an Johann Thomas Freiherrn von Gärlnern. Gegenwärtig gehört es der Witwe des Heinrich v. Prunner. Grub war die Wiege der Gruber, jedoch schon im Jare 1549 im Besize Ulrich des Raubers (Buchinger II. 59). ') In einer Schlägler Urkunde heisst es: »ipsorum (der Falkensteiner ) Famuli.« 2) M. b. XXVII. 1. 506. *) Notizenblatt 185%, p. 140. **) Hoh. III. 506; Urk, v. S. Florian, 5. Die Perger am Perg. ‚ Passauische Edelknechte, welche übrigens auch zu den Tannbergern im Lehensverhältnisse standen (2. 21), und erst im 14. Jarhunderte zu grösserem Besiztum und Ansehen ge- langten. Der Siz zu Perg (bei Rorbaeh) rürte halb vom Hoch- stifte Passau, halb von Oesterreich (2. 30) zu Lehen, und kam nach dem Absterben Christofs Perger laut Kaufvertrags ddo. Linz, 11. Februar 1542 von dessen Erben (»Gedraut ge- porne Pergerin weillvndt Hansen Hunds zu Poystorff verlassen witib, Magdalena Hannsen Werannds zw Prümbsendorff eeliche Haussfraw, Rosina Hannsen Lasspergers zw Ochsenburg eeliche Haussfraw benannter Magdalena Schwester geborne Visch- pekbin, Bernhart Vischpekh zw Sebärn für sich selbst, Rosina Christoffen Zellerss zw Zell vnd veronika Wolf- gangen Rasp zw Teursenpach eeliche Haussfraw und wollffgang Rasp anstatt Jungfraw Anna geporner Pergerin«) an den Pfle- ger von’ Weidenholz, Erasmus von Redern und seine Hausfrau Magdalena. Damals war Perg zur Hälfte passauisches Lehen, zur Hälfte freies Eigen. Nachstehende Geschlechtsfolge ist, mit Beseitigung der unrichtigen bei Hoheneck II. 508, urkundlich erprobt: 148 Heinrieus I. de monte 412511241 (M. b. XXVIL I 554, 541. ”* Wernhardus 1. de * monte 1255—1246. Marquardus de monte 1264, abmperg 1294 mn en nn Heinrich I. 1294. Martin 15035. Ulrie h 1502—1551; Wernhart II. 1502—1507 ; ux. Kunigunt 1551. ux. N. v. Staufenberg. Zn Chalhoch 1551. Sighart I. 151 8—1545 Ruger 1. Ritter, ux. Kunigunt 1518 —1561 1545, vidua 1554. Ritter. ——— ae Jakob 1554— 76. Hedwig, ux. Heinrich Pernauer 1554. * Lienhart 1459. Nikola 1591—1425; ux. 1/Kunigunt von Pocksruck; ?./Margret (ux. 1459 Georg v. Hauzenberg). * Wolfgang 1459, Oswald 1455 — 1460 Ruger 1. 4A454—1485; ux. Agnes von Hinderholz 1471, t 1475. Pfarrer zu Ror- ux. Margret Geltinger bach 1460-1475. 1455. Altmann Barbara ux. Gertraud Margret vidua Hedwig t c. Ottilia ux Petronella Sighart I. Sebastian 4496 - 1515 ‘Kaspar Her- 1495-1542, 1508 t 1509 1507, ux. Wolf Kien- ux. Wolf 1488-1502, + 1508. ux. 1496 Els- leinsperger, ux. \/Thomas ux. JörgKirch- Christof Grab- berger 4489- Matseber + e. 1506; bet von EI- 21481 Chri- Greiff 1495, berger 4474- mer 1505. 1508. 1508. ux. YKatha- reching stof Geumann ®/Hanns Grei- EKTE rina Schirmer, seneker, %/ 2/1502 Anna Sıgm. Künast, Heckinger. 4/Hanns Hund 15253. Christof 1554, t. e. Anna Veronika, ux. Wolf Magdalena, ux. Er- Rosina, ux. 1/Wolf Albrechtsheimer 1541; ux. Ursula 1554— 1542. Rasp 1557—1542. asm. von Redern 1522, */Christof Zeller zu Zell Greisenecker 4542... 1542. 149 4. Die Gruber. Sie erscheinen zuerst im obern Mühlviertel, erwarben je- doch später in der Riedmark und im Machland Besizungen , namentlich Luftenberg. Marguardus de Gruobe kommt 1282 vor ); sein Son war wol Sighart l., der von 1293 (M. b. V. 91) bis 1335 vorkommt: dessen Son Sighart Il. (1335—1367, t ce. 1380) erwarb durch seine Heirat mit Agnes, Tochter Karls des Rech, Luftenberg. Von seinen 3 Sönen war der eine, Kar], Bru- der in Pulgarn, der zweite Englhart (1382—1426), der dritte hiess Andreas 1]. 1405. Ersterer hinterliess einen Son, Sighart Ill. 1437, lezterer eine Tochter, welche durch Hei- rat Luftenberg an Balthasar von Schallenberg brachte, Eine zweite Linie wurde durch Heinrich (1359) be- gründet. Sein Son, Hanns, kaufte 1356 Wolfstein, das noch 1400-—-1403 Jörg besass. Eine dritte Linie ging von Andreas I. (Bruder Sig- harts II. 2) aus, der im Jare 1374 starb. (ef. 2. 26). 5. Perndorfer. Diese aus der Ortschaft Perndorf in der Pfarre Oberneu- kirchen stammenden Edelleute fürten 3 Lilien im Wappen. Glieder dieser Familie sind; 1220 Chunradus de Perndorf ?), 1282 und 1285 Herbord 3), 1285 Chunrad, Cholo und Ortolf, um 1300 Chunradus et filius eius Cholo, 4318 Herbort und Ulrich Gebrüder; 1353 Ulrich und Ludwig Gebrüder, Herbord (13414) ihr Vetter; 1378 Ulrich, seine Hausfrau Elsbet, sein Vetter 1) Stülz Wilhering 552. ®2)M. b. XXVII. II. 296. ®) Stülz Wilhering 555, 356. 150 Wernhart; der lezte war Wernhart 1390—1403, dessen Tochter mit Nikla von Schallenberg vermält war. ') 6. Jochenstein. Die Feste kommt schon im Jare 1222 vor (£. 11), aber erst 1264 (2. 16) und 1269 ?) kommt ein Alhkerus de - Johenstein vor. Der im Jare 1290 erscheinende ®) Eber- wein von Johanstein ist wol Alkers Son. Das Schloss kam im Jare 1300 in hochstiftischen Besiz (2. 20), der Stamm aber starb erst nach 4353 4) mit Christan von Johen- stain aus, dessen Tochter »Kathrei«e mit Ulrich dein Schen- ken von Seborn verheiratet war. Wolfstein bei Neuhaus war 1282 im Besize Espins von Wolfstein (2. 18), Sprinzenstein 1253 und 1264 im Besize des Ritters Siboto de Sprinzensteyn (2. 16 & 18); Esehlberg — das ursprünglich wol dem Hainricus de esilberch 1209 °) gehörte — wurde zwar, schon im Jare 1283 dem Otto von Traun und seinen Sö- nen Otto und Hertneid von den Grafen von Leonberg (2. 18), zu Lehen verliehen %), es erscheint jedoch noch am 21. Mai 1287 in einer Wilheringer Urkunde ein aesbinus de eschel- berch.« 8. 19. Passauische Lehen und Lehensleute. In der stürmischen Zeit unter Bischof Rudeger schieden sich aueh die passauischen Ministerialen in zwei Parteien; die einen hielten zum Hochstift, die andern befehdeten es, 1) Hoh. II. 19, 731. 2) M. b. XXIX. II. 492. 2]. c. 572. 4) M. b. XXX. IL. 207. 5) M. b. XXIX. II. 281. 8) Hoh. II. 685. m. Zu den ersteren gehörten Hadmuar von Wesen, Chunrad I. von Valehenstein, Ortolf von Waldek 07 Walther und Pilgrim Gebrüder von Tannbereh und Ulrich von Lonstorf, welche sich am 25. Dezember 1240 ver- pfliehteten, von nächsten Weihnachten an durch 3 Jare (1241 bis 1244) den Bischof Rudeger und seine Kirche — wol ge- gen den Grafen Chunrat von Wasserburg — zu schüzen. ?) Zu den lezteren gehörten die »gewaltigene Marspa- cher; ihr Kampf mit dem Hochstifte scheint sich jedoch sehr unglücklich geendet zu haben, da Heinrich von Mors- pach nur gegen das Versprechen, seinen ältesten Son Otto nur nach dem Willen des Bischofs zu verheiraten , dem Bischof die Hälfte seines Eigens und eines seiner Schlösser 3) zu geben und selbe von des Bischofs Leuten besezen zu lassen, wieder in Gnäden aufgenommen wurde. Für die richtige Zu- haltung dieser Bedingungen mussten sich die Gebrüder Hein- rich und Ortolf von Waldeck, Wernhard von Murring, Ortolf von Morspach und Chalhoh III. von Valchinstein ver- bürgen. 4) !) Der Stammvater dieses Geschlechts ist der ums Jar 1160 auftretende Alkerus de Waldech (N. b. IV. 70); der oben erwänte Ortolf war durch Heinrich Alker’s Enkel. Vgl. übrigens M. b. IV. 70, 74, 82, 85. 87, 90, 124, 140, 516, 447. 452, 469, 505; V. 14, 18, 58, 92, 222, 225, 464, 468; XXVI. & XXIX u s. f und 2. 26. M. b. XXIX. II. 255. » — ) Da nicht nachzuweisen ist, dass die Marspacher im Mühlviertel ein zweites Schloss besassen,, so kann unter dem Schlosse, das Hein- tich von Morspach dem Bischofe übergab, wol kein anderes: gemeint sein, als Maasbach bei Obernberg, von diesem Zeitpunkte an da- tiren sich also auch die Rechte Passau’s auf Maasbach (vgl. 2. 8 Nr. 5 &32. 18). 4) Urkunde ddo. 26. März 1248. M. b. XXIX. II. 564. 152 Späterhin, am 12. Februar 1255, verpflichtete sich Hein- rich, Bruder des ÖOrtolf von Morspach in einen der 3 Rit- terorden einzutreten. ?) Am 28. Oktober 1249 verlieh Bischof Rudiger die an Rudiger, Son des CGhunrad von Haichenbach, unb dessen Hausfrau Margret, Tochter des ältern Pilgrim von Tannberg, verliehenen Lehen im Falle ihres kinderlosen Absterbens an den jüngern Pilgrim von Tanneberch. ?) Am 10. September 1258 ?) verlieh Bischof Otto die von Alker von Furte aufgesandten 3 Lehen in Grube (Pfarre Kirchberg‘) mit Vorbehalt der Gerichtsbarkeit (»sed Comes noster habebit plene indieium in eisdem») an Pilgrim von Tann- berch. Am 5. Oktober 1259 4) verlieh Bischof Otto zwei von Walther dem ältern von Tannberg aufgesandte Lehen ge- genüber vom Flecken Chappell an der Ranna /(»ex oppo- sito fori in Chapell prope Raenna«) ®) an Heinrich von Hartheim. Am 28. Februar 1262 verpfändete Bischof Otto an Kunigund, Tochter des Kunrad von Goldeck und Hausfrau des Pilgrim von Tannberg, eine gewisse Summe Einkünfte («vr- bor dietorum«), die sie zu Lehen hatte, und »castrum Por- tenstein« (M. b. XXIX. II. 180. ®) Am 10. Jänner 1260 übergaben Heinrich von Merswanch (Mörschwang im Innviertl) und sein Son Johann dem Bischofe Otto alle ihre Besizungen in Merswanch, um Obernberg, um Ykerierißil, 2 lae. 36% I -e.228, 41. ce. 245. ®) Die Ortschaft Oberkapell, welche im 16. Jarhunderte eine Filiale von Pfarrkirchen war und seit 1784 eine eigene Pfarre ist. ©) vgl. die 99. 25, 28, 31. 153 Velden und »supra Fluwium qui dieitur Truna ex utraque parte danubij in Bawaria«. !) Am 4. September 1263 sendete Karl von Kirchberg dem Bischof Otto den dritten Teil der Feste Chirichperch?) und alle seine von Passau lehenbaren Besizungen zwischen den beiden Müheln auf, damit er sie dem Ulrich von Tannberg verleihe. 3) Bischof Otto suchte die Verheiratungen seiner Ministeria- len zu vermitteln, und stand nicht an, selbst Mitgiften herzu- geben, wenn die Heirat nach seinem Wunsghe geschlossen wurde: so gab er am 23. Jänner 1259 ®) seinem Getreuen Heinrich von Valchenstein seine Nichte Adelheit, Toch- ter des Gerhoh von Radek, zur Hausfrau und eine bestimmte Summe Geldes als Heiratsgut, wofür er ibm 2 zur Hofmark Ebelsberg gehörige Güter verpfändele; auch am 2. Jänner 1261 °) versprach er eine Summe Geldes zur Heirat Sighards, Sones des Ulrich von Lobenstetten, mit Margret, Tochter des OÖrtolf von Morspach. 1) M. b. XXIX. II. 146. 2) Ob im Hausruck- oder im Mühlviertel, lässt sich aus der Urkunde nicht entnemen. Zeugen waren: »Meingotus Tumprepositus , Siboto de Tannberceh, Otto Cantor, Otto de Truna, Siboto de Lonstorf, Chunradus de Hartheim, Rudolfus de Gleuzze, Otto de wartenburch, Otto und Bernhardus de Truna, vlricus de Hartheim, Heinrieus de Lonstorf, Reichgerus de Prampach, Heinrieus de Ratispona, Perch- toldus de Hartheim, Leutwinus, vlrieus de Staudaech, amelricus et alij quam plures. Sicher aber ist, dass der grössere Teil der Pfarre Kirchberg (zwischen den beiden Müheln) den Tannbergern unterthänig war und später ein eigenes Amt (Steinaberg) bildete. ef. 2. 31. ®) l. e. 454. im Auszuge, 2.120.130. 8,1 c. 167. es Mus, Jahr, Ber. XX. 11 2. 16. Erwerbungen des Klosters Schlägl. Die ursprüngliche Dotation von Schlägl (2. 9) war ziem- lich karg, erst in der 2. Hälfte des 13. und im 14. Jahrhun- derte machte das Kloster grössere Erwerbungen. Die erste Schenkungs - Urkunde datirt vom 8. März 1253. Mechtildis, Witwe Chunrads von Heichenbach, und ihr Son Rudiger gaben nemlich dem Kloster Schlägl ihren Hof zu wantschaben (Wandschamel Pf. Rorbach), Ys als Seelgerät, % um 82 Pf. dl. und bestätigten eine von Wern- her »beate memorie«, Rudigers Bruder, als Ersaz des dem Kloster zugefügten Schadens mit 2 Höfen (mansus) in Horowe (Harau Pf. Rorbach) gemachten Schenkung. ?) Späterhin erhob wohl Rudiger von Haichenbach auf die Güter n Hloraw und Wantsabin wieder Ansprüche , verzichtete jedoch darauf am 25. März 1291, und gab noch 12 £ Gilten als Seelgerät für sich und seine Hausfrau nach Schlägl. ?) Im Jare 1264 erweiterten Budiboy (der angebliche Gründer von Budweis ) von Zkaliz und seine Hausfrau Berchta die Besizungen des Klosters durch Uebergabe des Erbes der lezteren, »villam in Schintaw (Schindelau Pf. Ulrichsberg), des- 1) Zeugen waren: Heidenrich von Heichenbach, Chalhoh und Leupold Gebrüder von Valchensteyn, Pigrim v. Tanneberch, Siboto von Sprinzensteyn (2. 14), Wernhard von Perg, Ulrich Gusner, Cbunrat Chränzinger. — Heidenreichs 3eckiges Siegel zeigt 2 von oben herab sich schlängelnde Bäche. ?)Die Urkunde siegelten: Ruger, Chalhoch von Valchenstein und Ortneid von Thanberg. Rugers Siegel von gelbem Wachse zeigt einen Teil des Falkensteinischen Wappens, 5 aufstehende Spizen. Vergl. Hund I. 509, | 155 sen Grenzen bis an das »Chlaffunde Wazzer« (Klafferbach) gehen. !) Uebrigens hatte das Kloster schon im J. 1258 durch Witigo von Krumau die Pfarre Kirchschlag in Böhmen erhalten. Am 13. Jänner 1269 vergabte Chalhoch Il.von Valehenstain alle seine Güter und Renten in Strazze dem Kloster Schlägl als Vergütung des demselben zugefügten Schadens. Die Urkunde bezeugten : Heinrich von waldeck, Za- wisch Son des Herrn Budiboy (2. 18), Rudiger von Haichenbach, Wernhard Rauber Ritter und sein Bruder Heinrich, Rapoto von Pach, Sifrid von Recleinstorf, Wulfing von Helfenberch, Otto von Tenleinsbach ?) u. s. f. — Das Siegel Chalhochs ist von gelbem Wachse, und zeigt einen Falken mit ausgebreitetem Gefieder auf einem | | Hügel, mit folg. Umschrift: 7 S. Galhoh. de Vulchestain. Noch auf dem Sterbebette schenkte Kalhoch mit Ein- willigung seiner Hausfrau Elisabet und seiner Erben (im Jare 1269) nach Schlägl seinen Zehent in Schintelaw. N) Das grosse Siegel Budiwois von braunem Wachse zeigt im Schilde eine grosse Rose mit der Umschrift: t Dni. Budiwogüi de Krvm- nowe. Zeugen: Wernhard von Morspach, pass. Domherr, D. wi- > tigo de Chrumnaw, Pilgrimus de valehenstein, Heinrieus de waldek, Haidenrieus et palruus suus Rudigerus de heichen- bach, Alhkerus de Johenstein (2. 14.), Sibofo miles de Sprinzen- stein (2. 14.), Perhtoldus miles de Haidendorf, Wernhardus et Marchwardus fratres de monte, Wernhardus miles et [rater suus Hainrieus cognomento ravber (2. 14 Nr. 5), Wilhalmus de Saenneperge, wluingus de haelfenberch, Albertus de Ru- zeinsdorf (Ruezerstorf Pf. Altenfelden), Vlrieus et Wern- hardus fratres de Gotergaezzinge (Gattergassing Pfarre ' Rorbach ). | 2) Tendleinsbach bei Hofkirchen ist der Stammsiz der Kaplan auch der Namen Otto war bei ihnen üblich. cf. 22. 11, 26, 28. Te 156 2.17. Verheerung von Velden. Rannarigl. Anfall von Marspach. ‘Bischof Otto war am 10. April 1265 verblichen '); der bischöfliche Stul war zwischen Wladislaw von Niederschlesien und Peter von Breslau streitig. Die Nachbarn : König Otokar Il, von Böhmen und Herzog Heinrich XI. von Niederbaiern (1253—1290) suchten ihren Einfluss bei der Besezung selbst durch Waffengewalt geltend zu machen. König Ottokar drang von Böhmen aus mit Heeresmacht bis Regensburg vor, beschränkte sich indess auf die Zerstö- rung mehrerer Festen und kehrte dann wieder nach Böhmen zurück. Nach seinem Abzuge belagerte Herzog Heinrich Passau; allein, ungeachtet er am 30. Oktober 1266 die Innstadt ver- brannte, konnte er sich doch der eigentlichen Stadt nicht be- mächtigen. Dagegen fielen seine Schaaren über die Ilz (also von Niederbaiern, und nicht vom Innviertl aus) in die Abbtei ein und verwüsteten Velden und andere feste Pläze, sowie das ganze Land, mit Feuer und Schwert. Diesen Vorfall, ‘soweit er auf Velden Bezug hat, erzält uns nur das Chronicon Osterhoviense, das Rauch in seine Samm- lung der scriptores rerum Anstriaeum aufgenommen hat, und aus dem auch Preuenhueber (histor. Katalog 43) und Calles (ll. 435) ihre Nachrichten geschöpft haben müssen. ?) 1) Das Chronicon Osterhov. bei Rauch seript. I. 510 sagt ad 1265: »Obüt Otto patauiensis episcopus, wir püssimus et pater clerieorum, qui non bellator, sed diligens pacem, ecclesiam sibi commissam ho- noribus et diuieiis plurimum ampliauit.« 2) Die bezügliche Stelle bei Rauch I. 511 lautet: »Ofakcherus Rex Bo- hemie uadit cum exereitu Ratisponam in mense Augusto cum multis milibus armatorum, destruens Regenstauf et Nitnaw aliaque castra, En Bd 2 157 Diese Klosterehronik wurde ums Jar 1290 begonnen und reicht bis zum J. 1313; sie ist sonach fast gleichzeitig, und verdient sowol desshalb, als auch wegen der einfachen Dar- stellung vollen Glauben. Aus dem Umstande, dass die Chronik sagt »et alias municio- nes«, darf wol geschlossen werden, dass die Burg in Velden ebenfalls in die Hände der Baiern gefallen, gebrochen und sammt dem Markte (»oppidum« ) niedergebrannt worden sei. Bischof Peter (1265—1280) behauptete sich zulezt, und nam die Bestrebungen seiner Vorgänger, in den Besiz der Donauschlösser zu gelangen, mit gutem Erfolge wieder auf. Am 3. Mai 1268 ') versezte Calhoch Ill. von Falken- stein dem Bischof Peter seinen Turm zu Rannarigel?) auf 3 Jare. Von weiter greifenden Folgen war der Streit um die Burg Morspach. Hier hauste seit Jaren Ortolf von Morspach, wie es scheint, ein echter Vertreter seines rauhen und unruhigen Stammes. Er war — aus welchem Anlasse ist unbekannt — einst (vor 1253) in die Gefangenschaft des Herzogs Otto von Baiern gefallen, und von diesem nur unter der Bedingung losgegeben worden, dass er seinem ältesten Sone Otto, dessen spätere Verehelichung mit der Tochter eines baierischen Ministerialen wol schon damals beabsichtiget wurde, 400 Pf. P. di. als Heiratsgut seiner Hausfrau gebe. ubi perit magna multidudo, et morante ipso Ratispone per biduum per Egram reuertitur in Bohemiam. (uo recedente dominus Hein- rieus dux misso exereitu ultra fluuium Iltscham oppidum in velden et alias municiones cum tota prouincia ibidem incendio deuastauit. 1) M. b. XXIX. II. 482. 2) Zeugen: Wernhard der Rauber (2. 14), Wölflin von Tragmans- ried (2. 11). »Rannarigl« bedeutet: eine Befestigung an der Ranna, - die jezige Benennung »Ranariedl« ist unrichtig. 158 Ortolf dachte jedoch nicht daran, sein Versprechen zu erfüllen, als aueh Otto zu mannhaften Jaren herangewachsen war und sich verehelicht hatte. Otto begab sich in den Schuz seines Lehensherrn, des Herzogs Heinrich von Nieder- baiern, und überrumpelte mit Hilfe Ulrichs von Tannberg und mehrerer anderer Edelleute !) das Schloss Marspaceh; sein Vater wurde flüchtig, und da er vom Hochstifte in Schuz genommen wurde, so kehrte Otto seine Waffen auch gegen das leztere. Da jedoch Otto auf die Länge der Macht des Hochstiftes nicht gewachsen war, so schritt sein Lehensherr, Herzog Heinrich ein, und brachte am 9. Oktober 1268 zu Vilshofen ?) zwischen den streitenden Teilen eine Vebereinkunft zu Stande, wornach Ortolf das Schloss unter folgenden Bedingungen zurückerhielt: ; 1. Otto hat zu nächster Lichtmess und Pfingsten (2. Fbr. und 12. Mai 1269) je 200 Pf P. dl. zu erhalten, für deren richtige Zalung sich Heinrich von Radeck, Siboto von Urleins- berg, Christian Bürger von Passau (Son Engelschalks 2. 11) und dessen Son der Stadtrichter Ulrich verbürgen, 2. Nach dem Tode Ortolfs soll Otto mit seinem Bruder (Ortolf 11.) und seinen Schwestern (Margret, Jutta) das Sehloss sammt Zugehör besizen, nach Otto's Tode seine Erben. Sollten nach Ortolfs Tode Otto oder seine Erben durch väterliche Un- 1) Auch Ruger von Haichenubach scheiut auf Seiten Olto’s ge- standen zu haben; er und Ulrieh von Tannberg unlerwarfen sich jedoch am 5. Mai 1268 dem Ausspruche der bischöflichen Räle und versprachen, demselben Folge zu leisten und in der Zwischenzeit Niemanden zu Wasser oder zu Lande anzufallen, widrigens die Feste Haichenpach sammt allen ihren passauischen Lehen dem Bischofe verfallen sein söll. (M. b. XXIX, II. 485.) 2) M.b. XXIX. II. 487. 159 gunst oder den Bischof von der Erbschaft ausgeschlossen werden , so wird ihnen Herzog Heinrich zu ihrem Rechte ver- helfen. 3. Der Bischof nimmt Otto von Marspach, Ulrich von Tannberg und alle, welche bei der Eroberung des Schlosses mit Rat und That mitgeholfen haben, wieder in Gnaden auf. Ortolf von Marspach war jedoch ausser Stande, die ihm auferlegte Zalung in der bestimmten Zeit zu leisten. Aus diesem Grunde !) und wol auch, um seinen Son um das Erbe zu bringen, verkaufte er am 11. April 1269 ?) das Schloss Marspach sammt dem vordern Turm (»Castrum in Morspach et Turrem anteriorem«) sammt allen seinen passaui- schen Lehen in der Abbtei°) an Bischof Peter um 400 Pf. P. dl. und 200 Pf, W. dl. und bezeugt, dass alles passauisches Lehen sei. %) Nach einem gleichzeitigen Verzeichnisse °) gehörten da- mals folgende Güter nach Marspach : a) in Huntvelling (Hundsfülling Pf. Hofkirchen) 4%, Lehen, zalen 6 Pf. 6 #; b) in Engelmansdorff (Emmer- 1) »graui pressus onere debitorum, (uadringentorum videlicet talento- rum, pro quibus Castrum meum in Morspach per ottonem filium meum olim oecupatum ab eodem absoluere sum couctus.« ®2)M. b. XXIX. II. 492. ®) Unter Abbtei begriff man, wie aus dem nachfolgenden Verzeichnisse sich ergibt, damals auch noch das Land zwischen Ranna und Mühl. 4) Die Urkunde siegelten ausser Ortolf sein Herr Heinrich von Schaw- enberch, Ulrich von Lobenstein, Pilgrim von Tannberch, Hertind von Traun und Chunrad von Hartheim. Zeugen: Heinrich (IIl.) der jüngere von Schawenberch, her Chunrad, »Seriba llustris Regis Boemie upud Anasum«, Rudolf von Gleuz, Perchtold von Haidendorf, Hertnid von Schawenberch, Chunrad von Furt, Chunrad von Strachen, Alhker von Johenstain, Rudger von Haichenpach, Hein- rich von Radek, Heinrich von Lonstorf, Wernhart von Inn, Chalhoh . von Everding. 3)]. c. 400. 160 storf Pf. Hofkirchen) 4 Lehen, zalen 6 Pf. 6 $; ec) an dem Eyzenberg vor dem Schlosse 8 Pf., welche der Pfleger (castellanus) zur Nuzniessung hat; d) in Wisen (Pf. Hofkir- chen) Y, Lehen zalt " Pf.; e) indem Rosen 30 dl.; f) in Ahornperg (Pf. Pfarrkirchen?) 2 Lehen, zalen 3 Pf.; g) datz Chunraten an dem Perg 6 f; Äh) zu der Pyrichen (Pühret Pf. Rannarigl): 3 $; i) zu Tuffiren 80 dl.; A) in Siag (Pf. Pfarrkirchen) 2 Lehen, zalen 60 dl.; 2) in Malin- yaren (Mairing?) 2 Lehen, zalen 2 Pfund; m) in Eodi Lehen, zalt 60: dl.; n) datz dem Mullehen 1 Lehen, zalt 30 dl.; 0) in Eberhartsdorf (Eberstorf Pf. Pfarrkirchen ) 3 Lehen, zalen 9 ß; p) zu Spielleuten (Oberspielleuten Pf. Pfarrkirchen ) 2 Lehen, zalen 40 dl.; g) in Reichaltseod 1 Lehen, zalt 20 dl.; r) in Widen (Wulln Pf. Putzleinstorf) 4 Lehen, zalen 2 Pf.; s) zu heomad % Lehen, zalen '% Pf.; t) an dem Ghlinysberg »castro« 60 dl. Summa der Einkünfte: 32 Pf. 6 $ 22 dl. Dem Bischof gelang es zwar, am 27. April und 31. Juli 1270 ') Jeuta und Ortolf den jüngeren von Morspach zur Verzichtleistung auf Schloss und Herrschaft Marspach zu bewe- gen, dagegen blieb der ältere Son, Otto, bei seinen Ansprü- chen, zog auch seinen Bruder wieder auf seine Seite, und entzündete in den J. 1278—1281 eine dreijärige Fehde (2. 18). Nachdem Otto, wie es scheint, im J. 1288 das Schloss — wol mit baierischer Hilfe — neuerdings in seine Gewalt ge- bracht hatte ?2): wurde der langwierige Streit am 30. Novem- 1)M. b. XXIX. II. 498, 500. 2) Kurz (Handel 155) fürt eine”Urkunde auf, wornach König Rudolf die, Feste Morspach wegen der verübten Räubereien dem Reiche heim- gefallen erklärt und seinen Son Albrecht damit belehnt. Entweder wurde die Verfügung widerrufen oder es fand sich Bischof Bernhard (1284— 1515) mit Albrecht ab; denn niemals haben die österreich, Herzoge Ansprüche auf Marspach erhoben. 461 ber 1288 zu Passau !) durch einen Schiedsspruch des Herzogs Heinrich von Baiern beendet. Bischof Wernhart behielt dem- nach »die Puorch ze Morspach« und die dazu gehörigen 30 Pf. Gilten (richtiger bei 33), verlieh aber dagegen den »dienärn«e des Herzogs, Otten und Ortolfen von Mor- spach die Hofmark Röting und das Dorf Svltzpach ( beide jenseits des Inn, unweit Schärding, am Eingange des Rottals gelegen) zu Lehen. | Nunmehr war Passau im Besize von Marspaelı auch recht- lich gesichert. ; Es folgten nun die Erwerbungen von Jochenstein (1300), der Haicheubacher Lehen (1303), von Schallenberg (1308), von Wesen (1336 & 1366), von Haichenbach (1337), von Falkenstein (1346), von Tannberg (1354) und von Ranna- rigl (1359). Allein die Kräfte des Hocbstiftes waren übermässig an- gestrengt worden; um die steigende Geldnot zu hemmen, mussten die Schlösser verpfändet werden, und gerieten so unter österr. Landeshoheit. 2. 18. Zawis von Falkenstein. Die Falkensteiner Fehde. Erstes Auftreten der österr. Herzoge im Mühlland. Die Grafen von Leonberg. Pfarre S. Oswald. Der in Liedern gefeierte Son Budiwois von Skalie, Zawisch von Falkenstein, in dessen Armen K. Otokars II. stolze Witwe ihre hochfliegenden Herrscherträume vergass und der nachmals (28. August 1290) dem Henker- tode verfiel, geriet — wol wegen Grenzstreit — mit Bischof Peter von Passau in Fehde. 1) ]. c. 564. 162 Zur Beilegung derselben wurde von K. Ottokar II. selbst auf den 27. Juni 1272 zu Velden ein Tag anberaumt, auf welehem ausser Zawisius de Vulehenstain und dem Bischof von Passau noch der Domprobst (Wernhard), der Cantor (Otto ), Heinrich IN. und Wernhart V. (II,) von Schaunberg , Gun- dakker von Starhemberg, Pilgrim won Tannberg, Siboto von Lonstorf, Chunrat von Hartheim, Pertold von Haidendorf, W. von Dahspereh (Dachsberg), Engelbert von Inne, Dietrich von Mauthusen , Heinrich von Radeck u. a. erschienen. S Da sich jedoch der Bischof zu einer Ersazleistung für die dem Zawis angeblich zugefügten Beschädigungen nicht her- beilassen wollte, so übergaben beide den Austrag der Sache einem Schiedsgerichte, das aus Chunrat von Hartheim und Heinrich von Radeck, einerseits, dann Zawischs Vater und Vatersbruder Budiwigius und Witigo von Natscharat andererseits bestehen, am 1. Juli 1272 »in Giuitate Velden« zusam- mentreten und einen endlichen Vergleich zu Stande bringen sollte. Käme ein Sehiedsmann nicht, so soll dessen Vollmacht- geber der Gegenpartei 500 Pf. dl. entrichten, wozu sich auch Zawisch bei Strafe des Einlagers verpflichtet. Beide Teile ha- ben bis zur Beilegung bei Strafe von 500 Pf. di Frieden zu halten. ') Die Zwistigkeit wurde one Zweifel friedlich beendet, da sich keine weitere Urkunde hierüber vorfindet; ja, durch Ver- mittlung des Budwog und seines Sones Zawisch von Rosen- berg wurde am 18. August 1272 zu Ranna?) auch eine andere Fehde zwischen den Brüdern H, und Ortolf von Waldeek und Pilgrim von Tannberg beglichen. °) 1)M..b. XXIX. II. 503. 2) Wildenranna vgl. 9. 28 & 51. ®)M. b. XXIX. Il. 506. 163 Nachdem Oesterreich im Jare 1276 dem König Otakar Il. entrissen uud lezterer gezwungen worden, Böhmen und Mäh- ren vom deutschen Reiche zu Lehen zu nemen: war es die erste Sorge K. Rudolf's ]., dem überhand nemenden Faustrechte durch Publieirung eines Land friedens ddo. Wien, 3. De- zember 1276 ') zu steuern, Dessenungeachtet brach schon im Jare 1278 eine Fehde aus, welche 3 Jare andauerte. Die Marspacher Otto und Vertlein bemächtigten sich — one Zweifel von Her- zog Heinrich von Baiern, dem König Rudolf 1276 das ange- masste Vogteirecht über Passau abgesprochen hatte, insgeheim unterstüzt — ihrer väterlichen Burg (2. 17); ihre Bundesge- nossen Pilgrim von Valehenstain zu Ranarigl?®) und Chunrat von Tannberg brachten das nach Ausster- ben des dortigen Geschlechts an Passau heimgefallene Schloss Sprinzenstein (4. 14) in ihre Gewalt. Da sie die Strasse zwischen Passau und Eferding un- sicher machten, so legten sich Graf Albrecht von Habs- burg als Verweser der Lande zu Oesterreich und zu Steir, und Herzog Heinrich XII. ins Mittel. Auf dem österreichischer Seits von Wernhart von Schowenberch, Vlrich von Tovuers, Otto von Bertolstorf, Chun- rat von Svmerow und Ulrich ven Chappelle, bairischer Seits von Ulrich von Abisperig, Alber von Halse, Grimolt von Prising und Wimar Vrumesel beschikten Tage zu Passau wurde EISieh 517. 2) Pilgrim v. Falkenstein kann- mit Pilgrim 1. von Tannberg nicht identisch sein, weil lezlerer im Jare 1278 schon verstorben war; er ist überhaupt kein Tannberger, weil als sein Bruder im Jare 1285 Rudolf v. Valchenstlain genannt wird, des lezteren Brüder aber 1289 ausdrücklich Chalhoch und Ulrich von Valehenstein genannt wer- den; wahrscheinlich ist nur, dass der Namen Pilgrim durch Ver- heiratung mit einer Tannbergerin in das Falkensteiner Geschlecht kam. 164 im September 1281 ') »vmbe den unvride, der zwischen Paz- zowe vnd Evriding vf Land vnd vf wazzer geschehen ist« fol- gende Uebereinkunft geschlossen: 1. Es soll Friede sein von Weihnachten an bis über 3 Jare. 2. Pilgrim von Raennahrigl und Chunrat von Tannberch geloben, alle von ihren Burgen Raennahrigl und Tan- nenberch aus zugefügten Schäden zu ersezen. Thäten sie es nicht, »so svIn si sin rehtlos und erlos, vnd svIn ir rehtiv lehen alliv sin ir Herren. « 3. »Wirt ein vrlivg ?) zwischen dem Hertzogen (Heinrich) und dem Bischof von Pazzow, so soll weder Pilgrim von Val- chenstein noch Chvnrat von Tannnenberch mit in selb noch mit ir Livten noch mit ir burgen ze Rännahrigel noch ze Tan- nenberch den Hertzogen deheinen dinst tvon noch dehein vurderung. « 4. Bis 29. September 1281 ist Sprinzenstein zu räumen, die Besazung kann unbeanständet abziehen; das Schloss wird »des Bischof bot oder des Graven Albrechts« in Besiz nemen. 5. Auch soll Frieden sein bis Weihnachten und von da über ein Jar zwischen dem Bischofe und den Morspechen Otten und Ortelins (2. 17). Um die Ruhe auf dieser Seite mehr zu sichern, übergab Bischof Weickard ( 1280 — 1282) am 31. März 1282 °) dem edlen Wernhard V. (ML) von Schaunberg seine Burgen Morspach und Wesen (2. 19) bis Weihnachten, wogegen sich derselbe zur Beschirmung der Wasser- und Far- strasse von Passau bis Eferding verpflichtete. 1) M. b. XXIX. 11. 537. ?2) Urleug = Krieg; "daher kommt auch der Ausdruck »Orlogschiff« = Kriegsschifl. : 31. c, 544, 165 Auch Pilgrim von Valchenstein (18. Februar 1283), und nach dessen Tode Ghalhoch IV. von Val- cehenstain (15. November 1289) verpflichteten sich dem Hochstifte in eigener Person und mit ihren Häusern zu dienen, !) Von Bedeutung ist ein Zwischenfall, der die österreichi- schen Herzoge veranlasste, zum ersten Male im Mühllande aufzutreten, und zugleich damit den Grundstein zur Erwerbung der Landeshoheit über diesen Landstrich zu legen. Als nemlich im Jare 1288 zwischen Herzog Heinrich XII. von Niederbaiern und Herzog Albrecht I. von Oesterreich die Feindseligkeiten auszubrechen drohten oder schon ausgebrochen waren, bemächtigte sich ersterer, wahrscheinlich vom Innvier- tel aus und mit Hilfe der Marspacher (2. 17) der Feste Fal- kenstein und legte eine Besazung hinein, um die Verbin- dung des Hochstifies mit Oesterreich zu erschweren. Die Besazung beunruhigte aber nicht nur das umliegende Land, sondern beraubte und fing auch die auf der Donau herabfarenden Kaufleute ; bis auf Befel Herzogs Albrecht ein Heerhaufen vor Falkenstein zog, diese fast uneinnembare Feste aber erst nach langer Belagerung durch Aushungerung zur Ue- bergabe zwang. Die Besazung erhielt freien Abzug, worauf herzogliche Mannen das Schloss besezten. Da die Falkensteiner auch später wieder als Besizer der Burg vorkommen, so scheint es, dass ihnen Herzog Albrecht dieselbe wieder einräumte, jedoch mit Vorbehalt des sei- nerzeitigen Rückfalles. (cf. 2. 24.) 2) 1) M. b. XXIX. II. 548, 571. 2) Auf diese Weise lässt sich am besten die Notiz bei Preuenhueber hist. Katalog p. 52 mit nachstehender Stelle bei Pertz Mon. Germ- XI. 715 ad annum 1289 vereinen: «dux predietus (Albertus Austrie) missis exereilibus suis contra quoddam castrum firmissimum et 166 Hieher gehören auch zwei Wilheringer Urkunden aus den Jaren 1278 und 1282. ') Die erstere, wodurch die Gebrüder Bertold und Chunrad von Tannebereh zum Seelenheil ihres Vaters Pilgrim und ihrer Mutter Lehen in OÖprehtsperg und Bircheich (Pühret) prope wolfstain nach Wilhering ge- ben, bezeugen u. a. »Heinricus de Etzleinperge (Pf. Neufelden), Rugerus et Virieus filii sui..., Weicherus et Wernhardus fratres de Hegling (Hegling Pfarre Alten- felden). Laut der zweiten vertauschte Espinus dietus de Wolfstein mit Einwilligung seiner Hausfrau Gertrud , seiner Verwandten Wolflin de Wolfstein, Wernhart und Heinrich der Gneussen ein Gut an der Leiten für eines n Marhorn Juxta castellum in Wolfstein (Schloss Wolfstein bei Neuhaus.) Schliesslich kommen noch die Grafen von Leon- berg zu erwänen, die mehrfach jenseits der Donau auftreten. Nach meiner Ueberzeugung,, für welche ein positiver Beweis allerdings nicht beigebracht werden kann, waren die Leonberger die alten Gaugrafen des Ilzgaues, worauf quasi inewpugnabile Falcslain dielum in Bawaria‘) si- tum; per quod a predonibus castri illius homines sui et merca- tores diversarum provineiarum tam in aquis quam terris magnum patiebantur deirimentum per predas el rapinas et hominum eaplivi- tates; cum castrum diu fuisset obsessum, homines, qui erant in eo, fame et siti eruciati, cum diueius durare non possent, eastrum tra- diderunt sieque abire permissi, dux in eo posuit homines suos, et quod sui predecessores nunguam ewpugnare poluerunt, hodie cum triumpho possidet.« - !) Stülz Wilhering 546, 552. *) Das passauische Territorium wurde damals im weiteren Sinne zu Baiern gerechnet. cf. 2. 21 Note *) Fa? 167 auch die Lehensherrlichkeit, die sie über viele Besizungen zwischen Ilz und Rotel (somit innerhalb der Grenzen des Ilz- gaus 92. 6 und 10 Note 2) ausübten, hindeutet "). Jener Graf Pernger, gegen dessen Ansprüche Herzog Ludwig von Baiern im Jare 1220 das Hochstift zu schüzen versprach (2. 16), war offenbar der Gaugraf und ein Leonberger, für welche Vermu- tung auch der Umstand spricht, dass der Namen Pernger (Ber- enger) in dieser Familie wirklich üblich war. Graf Wernhart I. geriet mit Bischof Peter wegen streili- ger Lehen in Fehde. Wie schon in den %2. 8 Nr. 5 & 15 erwänt, sah sich Heinrich von Morspach im Jare 1248 genö- tigt, eines seiner Schlösser, nemlich Maasbach bei Obernberg, dem Hochstift zu überlassen, es scheint jedoch, dass sich Graf Wernhart in den Besiz dieser Feste sezte, und hierüber mit dem Hochstifte in Streit kam. Nachdem jedoch die Festen »Morspach inferius« und Ghatzperch (Katzenberg) gebrochen waren, erfolgte am 17. März 1278 zu Passau ?) eine teilweise Versönung zwischen den streitenden Teilen. Aber auch die Söne Wernhards: Pernger Il., Wernhart I. und Heinrich, erneuerten ihre Ansprüche auf den freien Besiz von Nieder - Morspach und Katzenberg, und behaupteten die Lehensherrlichkeit über das Schloss und den Turm 1) 1285 belehnt Graf Wernhart I. den Otto von Traun und dessen Söne Hertneid und Otto mit der Feste Eschlberg (Hoh. II. 685); ” am 29. Jänner 1505 belehnt Graf Wernhart Il. den Chunrat von Tannberch, dessen Schwester Alhait und deren Mann Wernhart den Harthamer mit der Burg Tannberch (M. b. XXX. II, 28); am 2 Februar 1529 verleiht Graf Heinrich an Chunrad und Ortneid von Tannbereh und ihre Erben seine Eigenleute zwischen Griespach, wessenperch und Haslach zu rechtem Lehen (M. b. XXX. II. 152). Nach dem Aussterben der Leonberger fiel ihre Lehensherrlich- keit an Oesterreich, Passau und Baiern. 2) M. b. XXIX. II. 528. 168 zu Morspach, die von ÖOrtolf von Morspach an das Hoch- stift gekommen waren. Das Glück war ihnen aber nicht günslig, sie mussten sich dem Schiedsspruche des Bischofes Heinrich von Regens- burg und des Grafen Albrecht von Hals (ddo. Vilshofen, 25. September 1259) unterwerfen, wornach dem Bischof Wern- hard von Passau das Schloss Morspach ledig aufgegeben wurde. ?) Die Pfarre S. Oswald war ursprünglich ein Teil der Pfarre St. Peter (2. 8), denn 4. reichte S. Peter in der älteren Zeit nachweisbar bis an die böhmische Grenze und die böhmische Mühl ; 2. bildete die grosse Mühl bis Haslach hinauf die Pfarr- grenze zwischen Waldkirchen und S. Peter einerseits und Al- tenfelden und Rorbach andererseits, so dass man annemen kann, sie werde auch noch weiter hinauf die Grenze gemacht haben, um so mehr, als S. Oswald schon in der zweiten Hälfte des 13. Jarbunderts eine eigene Pfarre war, und daher füglicher Weise nicht zu der um eben diese Zeit entstandenen Pfarre Rorbach gehört haben kann; 3. war S. Oswald schon im 14. Jarhunderte eine Eloria- ner Pfarre, one dass ein Stiftbrief vorliegt; sie wird sich da- her, wie die übrigen Pfarren am Windberg, aus einer der 2 alten Mutterkirchen entwickelt haben. Der erste Pfarrer; »D. Christianus plebanus de Sancto Oswaldo« kommt in einer Hohenfurter Urkunde vom Jare 1277 ?) als Zeuge vor. Die Pfarre begriff auch Haslach bis an die bömische Mühl; der jenseits dieses Flüsschens gelegene Teil ( Hartmannsdorf‘) gehörte bis 1778 nach S. Peter. 1) M. b. XXIX. II. 584. 2) Müllauer Hohenfurt 72. 169 Die Pfarre Pfarrkirchen ist uralt (2. 6), der erste Pfarrer aber »dominus Vlricus plebanus de Pfarrehirchen« kommt erst am 11. November 1289 in einer Schlägler Urkunde (2. 19) vor: denn der im Jare 1204 auftretende »Eberhardus« !) gehört wol nach Pfarrkirchen im Rottal. 2. 19. Landtag in der Abbtei. Engelszell. Schlägl. Wesen. Im Jare 1288 wurde abermals in der Ilzstadt (apud Ils- stad) ein Landtag abgehalten. | Auf demselben wurde über Andringen der versammelten Landherren (»fidelibus nostris, Nobilibus et aliis hominibus nostris de Abbatia«) der Usus abgestellt, dass die bischöflichen Pfle- ger (offieiales) und Richter (judices) Diebstäle und andere Ver- brechen wiederholt strafen, und es wurde bestimmt, dass Nie- mand wegen einer strafbaren Handlung öfter als einmal ge- straft werden könne, ausser, er hätte sie wiederholt. ?) Im Jare 1293 stiftete Bischof Wernbard das Cistercien- serkloster Engelszell, und besezte es mit Mönchen aus Wilhering, ®) Falkensteiner, Haichenbacher u. a. sollen zu diesem Klo- ster gestiftet haben; allein die — wahrscheinlich im 18. Jar- hunderte kompilirte — Chronik dieses Klosters ist spurlos ver- schwunden, und blieben alle Nachforschungen fruchtlos. Das Kloster Schlägl erwarb in diesem Zeitraume manche Besiztümer durch Schenkung oder durch Kauf, Am 41. November 1289 übergab Heidenrieh von Heichenbach mit Einwilligung seines Sones Heinrich 2 ) M. b. W. 317. 2), M. b. XXVII. I. 420. 8) vgl. Stülz Wilhering. Mus, Jahr, Ber. XX, 12 170 Höfe (mansus) in Horowe (2. 16) zu seinem und seines So- nes Conrad Seelenheil dem Propst Rudlin gegen Wieder- lösung um 60 Pf. dl. !) | Im selben Jare gaben Heydenricus dietus de haychenpach und sein Son heynricus, der in seiner Krankheit eine Stiftung zu machen versprach, dem Kloster gegen Erlag von 10 Pf. dl. einen Hof »qui dieitur m mayrhoph« (Mairhof Pf. Rorbach ?). Marchard Perger abm perg stiftete mit Einwilli- gung seines Lehenherrn Ortneid des Thanberger mit 6 £ Gilten zu widersod ( Widerseder bei Winkl Pf. Aigen, damals aber Pf. Rorbach ) ein Seelgerät für sich und mit 60 dl. für seine Hausfrau (1294). Von Abbt Otto von Hohenfurt erwarb Schlägl am 3. Sep- tember 1291 einen Hof in ARudolfzpach (Pf. Aigen) sammt einem dabei gelegenen Lehen in Grillperg ?). Der von Salman von Ludweigsdorf*) und seinen 1) Zeugen: sein Vetter Rudiger von Heichenbach, Pilgrim von Val- chensteyn, dessen Bruder Rudolf, der Kastner derselben Heinrich wincher und sein Son Otto, Engelbert, Otto und Irnfrid Gebrüder von Chlafpach (2. 14 N. 1), Ulrich von peunt, Chunrad von Charlspach ') »ipsorum famuli» , Herr Ulrich Pfarrer von Pfarrkirchen. ?) Unter den Zeugen: Ulrich elenauer. Klenau liegt in der Pfarre Rorbach. ®) Den Brief bezeugten Ritter Cenko von Cypin, Dominik von Pazzaw- erslag, Nykolaus von Dborsatslag, Ulrich von Waeichseln, Chvalo und Pribizlaus Gebrüder von Sesstaw. (Späterhin war ein Schestauer Propst zu Schlägl. cf. Hoheneck.) 4) Die Heimat der Ludwigsdorfer, welche 2 Pflugeisen im Siegel fürten, ist der südwestlich von St. Johann am Windberg gelegene Lumer- storferhof. *) Bei Falkenstein Pf, Pfarrkirchen. 174 Verwandten beanspruchte Hof zu Melmie (Melben Pf. Aigen ) wurde am 24. August 1289 von Heinrich III. von Schaunberg dem Kloster zugesprochen. Was Wesen anbelangt, so ist zwischen Nieder- wesen und Oberwesen zu unterscheiden. Ersteres lag wahrscheinlich da, wo gegenwärtig der Markt Wesenurfar (so genannt von der Ueberfur zu Wesen) sich befindet, und war schon in den J. 1254 und 1282 in der Gewalt der passaui- schen Bischöfe (292. 13 & 18.) Die obere Burg (bei Waldkirchen) besassen zu Aus- gang des 13. Jarhunderts die Gebrüder Hadmar und Sie besassen auch Stein jezige Steinmüle Pf. S. Johann; 1584 verkaufen die Gebrüder Hanns und Dietrich an Heinrich von Wallsee den 4. Teil des Sizes zum Slain in Waldkirchner Pfarre österr. Lehen, und das halbe Dorf im Schlag in S. Jahanns Pf. (Ennenkl. II. 64.) Die ersten dieses Geschlechts waren die Gebrüder Ludwig und Ulrich 1282 —1505; ihr Bruder Conrad war 1505 schon todt, seine Witwe Gertraud lebte noch 1506; 1555 kommen Herbord und Charl, 1559—1560 Chunrat zu Stain, 1576 Ganglein (Gangolf) von dem Stein, 1577 Ludwig und Wolfgang, 1591 Ludwig und Hanns, 4405 Hanns und Dietrich, 1417 Hanns zu Aigelsberg (2. 26), 1450 Elsbet, Witwe des Hanns; 1458 Tiburz, 1455 —1451 Oswald, 1480 Christof, 1555 Karl Freiherr von Ludmanstorf zu Walperstorf vor. Der lezte des Stammes, Hauns Ulrich, der 1566 Ulrichs- kirchen an Fried. Ludwig von Wallobiz um 25.500 fl. verkaufte (Ennenkl. II. 277), starb am 15. Jänner 1572 und wurde zu Her- zogenburg begraben. (l. e. 285.) Sein Nachlass verfiel in Krida, und das auf 5561 A. 2 $ 28 dl. geschäzte Gut Walperstorf kam im J. 1576 um 7000 fl. an Helmhart Jörger (Ennenkl. I. 505). 12” 172 Erchenger von Wesen. !) Laut des zwischen ihnen und den Sönen ihrer Schwester Agnes: Ortolf, Hadmar und Meingoz den Waldeckern im J. 1300 errichteten Teilungs - Vertrages ?) behielten die ersteren %3 der Burg, Aeschenperg (Aschenberg Pf. S. Roman) und den Markt «Nevnchirchen« (Neukirchen am Wald), die Waldecker bekamen das übrige Drittel und den Markt Rowrippe (Raab ). Erchenger übergab im J. 1310 ?) an seinen Oheim Had- mar von Waldeck mehrere nach Wesen gehörige Güter, und 1321 4) alle seine Mannschaften an der Donau, am Inn und bis Salzburg unter der Bedingung, dass er ihn auf seinen Todesfall im Kloster Engelszell »erberleichen« bestatten lasse. Die Wesenberger, Berthold und seine Schwester Frau Gertrud (2. 13 Note 1) übergaben den Burgstall Wesen- berg im J. 1284 ihrem Vetter Erchanger von Wesen °), die übrigen Besizungen verkauften sie am 14. Dezember 1296 an Bischof Wernhard. ®) Der Anfall von Oberwesen blieb auch nicht lange aus (2. 26). i) Am 5. März 1294 zu Wien verpflichteten sich dieselben, dem Her- zog Albrecht von Oesterreich, der ihnen gänzlich verziehen hat, was sie und ihre Diener gegen ihn und seine Länder gethan, dienen zu wollen, und übergaben ihrem Oheim Ortolf von Polheim und einem seiner Brüder ihren Turm zu Wesen, der dem Herzog eingeant- wortet werden soll, wenn sie in den nächsten 5 Jaren ihre Treue brechen. 2)M. b. XXX. II 1. 3) ],.c. 47. 41. c. 93. 5) M. b. XXIX. IL. 553. 6]. c. 589. 173 2. 20. Erwerbung von Jochenstein, Schallenberg und der Hai- chenbacher Lehen. Zweite Einmischung der österr. Herzoge. Die Feste Jochenstein wurde im J. 1300 von Bi- schof Wernhard angekauft ?); 14 dazu gehörige Güter »in der Apptey«, worunter solche zu Stierwerch und Hautzenperg (Stierberg und Hauzenberg Pf. Rorbach) kamen erst am 11. November 1353 ?) von Christan von Johenstain, seiner Tochter Kathrei und deren Gatten Ulrich dem Schenken von Sebarn (2. 14, Nr. 6) um 200 Pf. dl. ans Hochstift, Am 30. Juni 1303 ?) verkaufte Ruger von Haichen- bach (2. 8, Nr. 6, 16, 17 Note 1, 13), mit Einwilligung seiner Hausfrau, seines Sones Chadolt und seiner übrigen Erben alle seine passauischen Lehen an Bischof Wernhart um 204 Pf. P. dl., %, Fuder Wein Leihkauf für sich, 5 Pf, dl. für seine Hausfrau und 1% Fuder Wein für seinen Son Chadolt. Diese Besizungen waren tells unmittelbare, teils wieder weiter zu Lehen verliehen. Zu den ersteren gehörten: »Havnstein daz purchstal #) vnd der wald von dem ‘purehstal vnez den vinsterpach (jeziger Grenzbach) und div vischwaid zwaier meil lang vnd einer meil prait« sammt 18 öden Hofstätten »dacz der chirichen °®) vor Havnstein«, 3) Buchinger I. 272. 2, M. b. XXX. 11..207. 3]. c. 14—17. 4) Das jezige Hausteinergut zwischen Zaglau und Oedenkirchen. 5) ODedenkirchen Pfarre Ulrichsberg, vielleicht desshalb so ge- nannt, weil an dieser Stelle die erste Anlage des Klosters Schlägl geschehen sein soll. 174 11 Hofstätten zu mitterraevt (Pf. Oepping), 26 Hofstätten zu Nevndorf (Unterneudorf Pf. Aigen), 3 Lehen zu Per- heinsraevt (Perlesreut Pf. Oepping); 21 Hofstätten zu Neit- slag (Neitschlag bei Schlägl) sammt der Müle daselbst, 7 Lehen und 4 öde Hofstätten sammt Zehent zu Geiselraevt (Pf. Aigen), 2 Lehen und 6 Hofstätten zu Epping (Oepping), 12 $ zu Stadel und 1 Pfund im flecch (Stadlinger und Fleckhäuser bei Oepping), 2 öde Lehen zu Chumbrechltting (Kümmerding Pf Oepping) und die Müle zuPehaimstorf (Peherstorf Pf. Rorbach); zusammen mit Gilten im Betrage von 15 Pf. 3 8 dl. Zu den lezteren gehörten Renten pr. 50 Pf. 5 dl., welche verliehen waren an Nachstehende: Chvnrat schvrff besass solche in Eod (Schiefenöd?) und Hauchsperig (Pf. Oepping); Wernhart der vischpech (Ober- Fischbach Pf. Rorbach) zu vischpach, Hohnperig (Hehenberg), mairhof (Mairbof), Pvtrichsperig (Pitersberg Pf. Rorbach) und schererseodel; Reicher der Pamse und Irm- fried Streitwiz zu Awerbach (Auerbach Pf, Sarleins- bach); Ott von Ekhartsrävt zu Gezendorf (Gözendort Pf. Oepping); Kalhoh von Goldorn (Gollner Pf. Rorbach) und Wernhart Aezelsperger (Atzleinsberg Pf, Neufelden 2. 18) zu Goldorn; Mertein ab dem perig zu Gäv- lävten und Aribarzperig (Ober-Gahleuten und Arbesberg) ; Ulrich von Chvmbrehting zu Chvmbrechting und Marichpach; Heinrich von Winsperch zu CGhran- za gel (Krondorf Pf. Sarleinsbach); Ortel von Winsperch und seine Mutter Katrey zu Tierberch; Perhte des Torn- perigers Tochter zu Erlaeich (Erlöd Pf. Ulrichsberg); Reicher Cheltz zu Grillportz, Vlrich Chvechinger zu Ghucchingereod (Kickingeröd Pf, Sarleinsbach), Ulrich von Aichperg zu Steinech (Steining Pf. Lembach), Sig- frid Hugenperiger zu Salichenperig (Sallaberg Pf. Oepping }), Wernher an dem Weg zu Hohnperig, Per- 175 tolt von Gotergossing !) und Hainrich von Goter- gossing zu Pvtrichsperig, Gotfrid von Steinaperig ?) zu Herhag (Pf, Altenfelden), Heinrich Eoder an dem Wald, in Swantz und Wolfkersperg (alle Pf. Sarleins- bach), Ulrich von Chlenow zu Chaerntnaren (Kernden Pf. Rorbach), Ruger, Ulrich und Meinhart die Chle- nauer zu Ühlenow und Perleinsraevt, Walchun Ghlenower datz dem Romlär, Wilhalm von Hezeneck in Wifingsdorf (Wollerstorf Pf. Sarleinsbach), Ditel Drähsel zu Geiselraevt, Wernhart von Gezendorf?) zu Diepoltsperig, Seibot schvrff zu Hauchsperig, Chunrat an dem Weg zu wegärn, Dietrich und Chunrat schvrff zu Zagelau (bei Schlägl), Heinrich Schöllinger zu Hauchsperig, Leo von Rorbach 4) zu Neitslag. Diese Urkunde °) siegelten Ruger von Haichenbach , sein Son Chadolt, seine Schwiegersöne Weichart von Topel und Ulrich von dem Stain (ein Ludwigstorfer 2. 19 Note 4), Ulrich (von Urleinsberg) Burggraf von Fürsteneck, Chalhoh IV. von Valchensteyn und Levpolt von Idvngsperig. 9) #) Schon 1264 erscheinen die Brüder Ulrich und Wernhart von Gotergassling Pfarre Rorbach (4. 16 Note 1); ein Nyela Gotergäz- zinger kommt noeh am 31. Mai 1561 vor. 2) Die Steinaperger stammen von Steinerberg in der Pfarre Kirch- berg. (vgl. 2. 29). ®) Wernhart von Gözendorf ist wol der Vater des von Hoheneck II. 195 aufgefürten Chalhoch und somit der Stammvater der Ge- zendorfer. 4) Leo von Rorbach ist offenbar mit dem im 2. 22 im Jare 1507 als Richter von Rorbach erscheinenden »Leb« identisch. 5) Hierin wird zuerst der »pharr rorbach« Erwänung gethan, die sich one Zweifel erst zu Ende des 15. Jarhunderts von Altenfelden lostrennte (2. 6); der Ort Rorbach kommt schon 1254 vor (2. 135). °) Leutpolt kommt auch am 1. September 1506 vor; sein Siegel zeigt 176 Am 29. August 1308 1) brachte Bischof Wernhard die Schallenberg’schen Güter sammt dem Burgstall, dem Hofe, der Müle, dem Lehen und dem Baumgarten zu Schallenberg von Christian von Urleinsberg und dessem Sone ans Hochstift und überliess dafür denselben bi- schöfliche Güter in Hilkenreut, Gmünd, Lengendorf, Ott, Mangeheim , Freindorf, Schefweg, Muzenwinchel, Slag, Han- stein, Ascha, Chersbrunn und Tetmansberg nebst 7 Teilen des umliegenden Waldes und Bauholzes mit dem Gerichte darauf als Leibgeding. Im Jare 1301 ?) versezten zwar auch die Gebrüder Friedrich und CGhunrat von Falkenstein (wol die Söne Pilgrims) an Bischof Wernhart ihren Anteil an der Burg Rannarigl (2. 17) und dem Urbar daselbst um 13 Pf. Hauptgut und 10 Pf. Burghut; der Saz wurde jedoch bald wieder eingelöst. In diese Zeit fällt auch das zweite Einschreiten der österreich. Herzoge im Mühllande. Wie im 2. 18 Note 1 erwänt, waren am 29. Jänner 1305 Chunrat von Tannberg, seine Schwester Alhait und deren Mann Wernhart von Hartheim mit der Feste Tannberg vom Grafen Wernhart von Leonberg belehnt worden. Allein Gerdraut von Tannberg (vielleicht Bertholds Witwe) sprach als Morgengabe die Summe von 250 Pf. an, und begab sich, als sie selbe nicht erlangen konnte 3), in im Schilde von jeder Seite einen Teil eines Mülrades hineinragend, gerade so, wie das des Nycla Müldorfer vom -2. Februar 1547, er dürfte somit wol der Stammvater der Müldorfer sein. Ydungsberg ist Eidenberg Pfarre Gramastetten. 1). Buchinger II. 18. 2.1 © 1E0207. 3) Gertraud starb am 18. Februar 1508 und liegt bei den Minoriten in Wien begraben. 177 den Schuz des Herzogs Rudolf Ill. von Oesterreich. Derselbe nam nun am 30. Mai 1305 !) »daz haus ze Tann- berceh« an sich, versprach jedoch, dasselbe gegen Erlag der Morgengabe an den Bischof von Passau oder Chunrat von Tannberg wieder heraus zu geben. ?) Es scheint, dass seit dieser Zeit, namentlich seit der Erwerbung Falkensteins (2. 24), die österreichischen Herzoge das Land zwischen der Ranna bis zur grossen Mühl als zu Oesterreich gehörig zu betrachten anfıngen. Daraus ist dann auch erklärlich, warum das Kloster Schlägl im J. 1325 um Genemigung zur Ausrodung des Klosterwaldes bei Herzog Otto dem Fröhliehen ansuchte, ®) 1) M. b. XXX. IL 25. . 2) Am 11. Juli 1527 geloben Chunrat von Tannenberch und Alber von Streitwisen, dem römischen Könige Friedrich und seinen Brüdern, den Herzogen in Oesterreich, die ihnen aus Gnade die Burg zu Tannenberch wieder gelassen haben, damit zu dienen, sie ihnen öffnen und one ihre Einwilligung nicht veräussern zu wollen. ®%), Der Passus in Ennenkl’s Reimchronik über die Grenzen Oester- reichs (»von dannen vber die Ens daz sand Gallen vnd von dannen allerrichtist vber daz gepirge gegen der roten sala, darnach gegen der roten sala auf vbern Cheslerwald gegen Johans stetten zu dem Johans stain (Jochenstein) vber Tunaw vncz in die Mu- ch el, die Muchel auf zu perge vncz recht auf den spiez des vnc- tornpergs (Dreieckmark ?), als die regenwazzer fliezzent, vnez in den Chunigsprunne, den Chunigsprunne hernieder vnez in die Gestenicz, in die luensnich nieder vnez in die obern grub, darnie- der vnez in die Tey..«) ist ein späterer Zusaz, der wahrscheinlich aus einer alten Grenzberichtigung zu Ende des 14. Jarhunderts bei- gefügt wurde. Cf, Rauch seript. I. 246, 178 2. 21. Der Windberg. Das Kloster Schlägl und die Pfarre Rorbach. Ausser in einer Urkunde ddo. Viterbo, 22. Mai 1220, wodurch Papst Honorius Ill. dem Kloster St. Florian den Besiz der Kirchen Waldkirchen, S. Michael in der Wachau etc. bestätiget, wird der Windberg wärend des ganzen 13. Järhun- derts nicht erwänt. Erst mit dem 14. Jarhunderte begann auch hier ein re- geres Leben. In einem undatirten, jedoch wahrscheinlich ins Jar . 1300 gehörigen Gerichtsbriefe des herzoglichen Richters am Windberg Augerus Piber, welcher einen zwischen dem Propste von St. Florian und Mathilde, Tochter des Wernhard Gogel, hinsichtlich des Besizes eines Gutes in Hovesteten (Hofstätter),, einer Müle mn Waldehoven (2. 8), eines Ze- hents und eines Landsizes in »pratum« (Wiesen) abgeschlos- senen Vergleich bestätiget, treten eine Menge Edelleute als Zeugen auf, so »Arnoldus de Rotenekke (ein Piber), Mar- quardus de Grube et filius eius Woelfel (vgl. 2. 14 Nr. 4), Friderieus de Grube, Syboto de ydungsperge (2. 20, Seite 175, Note 6), Chunradus de Perndorf et filius eius Cholo (4. 14, Nr. 5), Heinricus de biberstain (Pfarre Helfenberg), wernhardus de hage (Lichtenhag) , dann Bauern von S. Mar- tin, Landshag, S. Peter, Steinbach ete. Am 2. März 1300 bezeugte Hainrich von Wallsse, «Landrichter ze Wächsenberch« , dass Propst Ainwik von S. Florian seine Klage gegen Dietrich von Entzeinstorf um versessenen Dienst vom Hofe »Pfaffenhouen« gelegen beim Markte S. Peter !) gegen järlichen Zins von Yz Pfd, dl. 1) S. Peter war ursprünglich (wie Aigen und Peilstein) ein Aigen (ein Mittelding zwiscben Dorf und Markt, dessen Bewohner aber stets Bürger benannt wurden). Aigen und Peilstein behaupteten sich als 179 aufgegeben habe. — Die Söne Dietrichs: Rudmar, Vlrich und Ott, entsagten am 21. Dezember 1335 allem Kriege wegen des Hofes »Pfaffenhouen pey sant Peter auf dem winnwerch.« Am 4. Mai 1316 verkauften die Gebrüder Heinrich, Wernhart und Ulrich die Steinpeckhen (. 8, Nr. 8, Seite 113, Note 1) einen Steinkeller zu Waldkir- chen dem dortigen Pfarrer M. Albertus de Aschach. Dieser Pfarrer schenkte unterm 30. November 1321 aus dem Nachlasse seines ehemaligen Vikars, des Pfarrers Ernrich von Puchenau, 11 Pfd. zu einem Jartage nach S. Florian. Pfarrer Albert musste sich am 3. März 1325 verpflichten, ans Kloster Florian ein järliches Absentgeld von 14 Pfund zu entrichten, nachdem Bischof Albert von Passau am 7. Septem- ber 1324 die Verordnung vom Jare 1113, wornach Waldkir- chen als Conventualkirche erklärt worden war (2. 8) erneuert hatte, S. Johann stand zu Waldkirchen im Verhältnisse einer Filiale, an der jedoch bleibende Vikare angestellt waren; der Vikar Fridericus stiftete sich im Jare 1335 einen Jartag zu S. Florian. Das Stift Schlägl erwarb bedeutende Besiztümer : a) von den Haichenbachern. Am 18. August 1301 stiftete Seydel von Haichenbach mit Einwilligung sei- Märkte; nicht so glücklich war S. Peter. Zu spät, erst im Jare 1595, suchten die Bewoner bei der n. ö. Regierung um Renovirung ihrer uralten Marktsprivilegien nach; da sich jedoch die schon beste- henden Märkte dagegen sezten, so wurden die Bürger von S. Peter am 2. März 1612 von K. Mathias mit ihrem Begeren abgewiesen ; S. Peter sank zu einem’ Pfarrdorfe herab. Die Ortschaft zält noch gegenwärtig 57 Häuser und 500 Einwoner, 180 nes Bruders Cadolt 6 £ Gilten zu Glacing (Klotzing Pfarre Niederkapell) und Ya Pfd. zu Lietenhec (Lichteneck). ?) Am 2. Februar 1302 (richtiger 1303) bestellte Rveger der Hayhenpech, als er »wolt varen gegen Oester- reich?) zv meinem aydem hern Weicharten von Topel vnd zy meiner tochter« den Chalhoh IV. von Valchenstayn und seinen Son Heinrich Il. zu Vögten über die Güter zu Horaw und wantschaben und schaffte ihnen darauf eine järliche »Chvonigstewer« von 10 P. dl. Die Urkunde be- zeugten: »die Valchenstayner Chalhoh vnd Heinrich sein svn, Fridreich vnd Chvnratir vetern, Levpolt von Morspach (Burggraf von Morspach ), Chvnrat Magenhaus (ein Falkenstein’'scher Dienstmann), Ott der Chrotendorfer (Krondorf Pf. Sarleinsbach ), Pvorchel von Valchenstayn. 1) Von dem sogenannten Lichteneckerhofe bei Klotzing stammen die Lichtenecker ab. Ihre Stammgüter waren ausserdem noch der Oberhof zu Kän- perg (?) in Veldner Pf, 1% Gut zu Ledmanstorf, 1 Hof zu Volke- storf beide in Sarleinspekher Pf. und mehrere Zehente (Notizenblatt 1854, p. 164). Engelbertus miles de Liechteneck bezeugt den zweiten Stiftbrief von Schlägl (2 9); später kommen vor: 1519 Otto; 1544 Alber, seine Kinder Heinrich & Chunrat, sein Vetter Chun- rat; 1550 Chunrat und Alber Vettern ; 1567 Ulrich (seine Hausfrau war Elsbet, Tochter des Ulrich v. Grünburg), Hanns & Chunrat Gebrüder; 1570 Heinrich; 1589 Ulrich & Hein- rich; 1401 Anna, Schwester des Wolfgang v. Haslau, Witwe des Hanns jun., ihre Söone Wulfing (t um 4450) und Ulrieh. Heinrich war 1598—1400 Pfleger zu Freistatt, Udung 1456 bis 1441. Landrichter zu Velden (?. 50); am 15. Mai 1582 ver- kaufte Ulrich das Schloss Marbach (Pf. Ried) an Ott Feuchter. Der lezte des Stammes war Andreas zu Gerhabing 1455 —1461. » _— Man rechnete also damals im Allgemeinen das Mühlland noch nicht zu Oesterreich, 184 Rudger verpfändete weiter am 25. Jänner 1303 den Brüdern zu Schlägl, sowol zum Ersaz des ihnen zugefügten Schadens als auch, weil sie seinen Son Zidlinum (Seidel, Sigfrid) in ihren Orden aufgenommen haben , »in manus vir o- rum nobilium Chalhochi (IV.), Frideriei, Gunradi (III) die- torum de Walchenstein« seine Aecker und Güter in ho- dansreut (Oezerreut an der südlichen Grenze der Pfarre Ror- bach) zwischen dem haipach und Zagelpach sammt einem Walde , dessen Ausrodungskosten das Kloster selbst zu tragen hat. Der Klosterbruder Zeidel ') überliess nach dem Tode Chadolts an dessen Witwe Benditt und ihre Söne Ull und Rudel seinen Erbteil, wogegen diese am 19. Juni 1316 ver- sprachen, keinen Anspruch auf die von ihren Vorfaren dem Kloster Schlägl vermachten Güter, namentlich in Horav, Wantzaben, Glazing und Lietenhec erheben zu wollen. ?) ) b) von den Tannbergern. Ortneid von Tann- berg (2. 24) und seine Hausfrau Margret verpfändeten am 25. Februar 1303 dem Kloster Schlägl 2 Höfe Naevnling (Neun- ling Pfarre Rorbach) mit 11% P. dl. Gilten; am 4. Febr. 1305 2 Höfe zu »nidernwevtenpach (Nieder - Feuchtenbach Pfarre Altenfelden) um 27 Pfund dl., am 22. Juni 1307 einen Hof zu väuhtenpach (Ober-Feuchtenbach) um 40 Pfund P. dl. und 2 Höfe ebendaselbst um 38 Pfund dl. 1) Er war zweimal aus dem Kloster entwichen, und musste sich am 19. Juli 1516 in Gegenwart des Pfarrers Ulrich von S. Os- walt (ef. 2. 18), des Pfarrers Burkhardts von Rorbach (ef. %. 22), Immfrids des Claffbeckh, Burkhardts von Valkenstain, Otto's des Krotendorfer , Diettrich des Schreibers und Simons von Ranarigel — verflichten, bei Verlust seiner Pfründe und Rechte auf Glätzing und Lichteneck nicht mehr rückfällig zu werden. 2) Zeugen: Dietrich der Schreiber (notarius) von Rennarigel, Simon von Rennarigel, Ott der Nimmervol, Seibot der amman von der chirchen (Oedenkirchen). 182 Am 2. Februar 1322 erwälen Ortneit von Tann- berch und sene Hausfrau Margret mit Einwilligung ihrer Söne Ulrich, Wernhart und Pilgrim ihre Grabstätte »in dem myvnster vnser vrowen stiffte datz dem Slach in passawer pistvm vnd dez ordenz von premonstrai« mit der Bedingung, dass sie der Propst nach ihrem Tode mit 4 Priestern neben ihren Oheimen !) den Valchenstei- nern bestatten soll. Hierfür erhält das Kloster 2 gestiftete Lehen zu Stirberch (Pfarre Altenfelden oder Oepping?), 41a ungestiftete in chirslach und Marchslag (in Böh- men), dann 2 vollgiltige Lehen in nivndorff ( Unterneudorf Pfarre Aigen), deren eines Oettel der Nimmervol®) und das andere Simon sein Vetter besizt, dann ein vollgiltiges, von ihm dem Kloster um 15 Pfund P. dl, versez- tes Lehen zu Vordorf ( Vordorf Pfarre Peilstein ), von dessen Uebertheuerung der Propst 12 Klosterherren an jedem Samstag 2 Eier über die gewönliche Pfründe geben soll. Ferner von folgenden tannberg’schen Lehens- leuten: 1) »vlrieus et frater eius wernhardus filij Marchardi dicti de monte« (2. 14 Nr. 3) versezen am 24. August 1302 dem Kloster einen Mansus in widersevd (Widerseder Pf. Aigen) behufs Urbarmachung, am 22. Juni 1307 ein Lehen zu perwolfing (Berwolfing Pf. Rorbach ) um 20 Pfund dl, 2) Ulrich von Gventhersperg (Gintersperg Pf. 1) Der Ausdruck »Oheim« ist in den Urkunden des Mittelalters gar oft nicht wörtlich zu nemen, sondern deutet oft nur eine entfernte Ver- wandtschaft an. 2) cf. 20. Im Jare 1566 war der »erber chnecht wernher der Nym- merfole Burggraf zu Lobenstein. Ein Hof Nimmervoll existirt noch jezt bei Waxenberg. 183 Rorbach 2. 24) versezt am 22. Juni 1307 ein halbes Lehen zu waerigantsperg um 12 Pfund dl. 3) Ott und Symon die Nimmervoll, Heinrich den Renolter und sein svn Stephan versezen am 5. Febr. 1330 die 3 vollgiltigen Lehen zu New ndorf, jeder Mann sein Lehen um 52 Pfund dl., und Symon der Nimmervol »di haystalt herwerig« um 15 Pfund dl. c) Am 1. September 1306 bestätigte Getraud, Wit- we Chunrats von ludweigstorf, das Vermächtnis ihres Mannes mit dem Oberlehen zu 1 (Lach Pf. S. Peter) an das Kloster. d) Im August 1307 vermachte »Ulrieus plebanus de frid- burch« *) dem Kloster die Einkünfte des ihm für 24 Pfund W, dl. verpfändeten Hofes in Vaeu chtenpach. e) Am 1. Mai 1314 vergabten Chalhoch IV., Friedrich und Conrad Il. die Valkensteiner als Seelgerät all ihr Gut zu Chazlein (Kazing Pf. Oepping) sammt dem Burg- stalle und ganzen Zehent darauf. f) Ulrich von Chrotendorf (Krondorf Pf. Sar- leinsbach) bekennt am 12. September 1326, dass er dem »ar- men gotzhaus datz sand Mareinslag» seit langen Jaren 35 Mark lötigen Silbers schuldig sei und daselbst seine Grabstätte ge- wält habe. Er vermacht daher dem Kloster zu seinem Seel- geräte 10 Mark, zum Opfer 5 Mark und für den Bezug einer Herrenpfründe eine järliche Gilte von 7 Pfund dl. und den klei- nen Dienst auf Gütern zu Pellensrävt, zem vlech, zem Stadel, Swobsöd (Schwalsed), Mülöd, der Myl zu Pehmstorf (Peherstorf Pf. Rorbach ), und bittet den Bischof Albrecht von Passau, der sie ihm.verpfändet hat, seine Ein- willigung zu erteilen. ') Die Pfarre Friedberg in Böhmen kam um diese Zeit ans Klo- ster Schlägl. Diese Abhandlung hat begreiflicher Weise nur diejeni- gen Erwerbungen, die Schlägl im Mühllande machte , im Auge, 184 g) Am 24. April 1331 versezt Symon der Nymer- uol dem Propst Ulrich von Schlägl 3 vollgiltige Güter »die obristen datz der Nevndorf» (ÜUnterneudorf) mit Einwilli- gung seines Herrn Jansen von Morspach (£2. 8 Nr. 5, 26). Heinrich I. von Rosenberg (t 4. Juli 1310, Son des Wok 2. 41), oberster Kämmerer des Königreichs Böhmen, verlieh mit Zustimmung seines Sones Peter (t 14. Okt. 1348) am 28. Juni 1308 zum Seelenheile seiner Hausfrau Elisabet dem Kloster Schlägl von seinen Besizungen »de terra Bohemie« einen Walddistriet von der Grenze Baierns bis an die Moldau (»a melis wawarie .. vsque ad multam«) '), jedoch nur unter der Bedingung, dass das Kloster diesen Forst von den Rosenbergern und von Böh- men zu Lehen trage und dass ihm und seinen Nachkommen das unentgeltliche Schuzamt bleibe, sowie dass seine Jäger in diesen Wäldern, als deren Grenzen die Bäche yezowa und pestrzice bezeichnet werden, Hirsche, Falken und Sperber fangen und erlegen können. Merkwürdig ist der Gütertausch ‚ weleher nach vorausgegangener Schäzung durch Chalhoch I. von valchenstain und Levpold Burggrafen zu Mor- spach am 22. Mai 1312 zwischen Bischof Wernhard und Propst Heinrich von Schlägl abgeschlossen wurde. Hiernach erhielt das Kloster Schlägl die vom Hoch- stifte im J. 1303 (2. 20) von Ruger von Haychenpach (»bone memorie«) erworbenen Güter in Neitschlag und Geiselrevt, welche unmittelbar an der Mühl (»Muchle«) liegen, bis zu dem Bache, welcher zwischen Geiselrevt und Swobsoede herabfliesst, und von da alle Wälder und Einöden (»prediefa bona nostra 1) Unter »bairischen« Grenzen kann nur das Hochstift Passau verstan- den werden. Der vergabte Forst is wol jener Teil des Schlägler- waldes, der jenseits der Abdachung liegt und fast an die Moldau stösst, 185 deserta a longe retroactis temporibus fuerunt«) bis zum vinster- pach, vvidelicet in Nevndorf,in Havnstain, in Mitter- revt, in Zaglaw neenon in chirchen (oedenchirchen) ;« das Hochstift erhielt 9 Pf. dl. Renten auf einigen Gütern in Glatzing, Lichtenekk, Rudmarstorf, Avtengrveb (Autengrub Pf. Rorbach), Mulode und Swobsoede. Dieser Tausch wurde auch von Bischof Albrecht II. (1321—1342) am 6. April 1322, und von Bischof Gottfried (1342—1362) am 28. Februar 1344 bestätiget. Bischof Albrecht verlieh in Anbetracht, dass das Kloster Schlägl schon durch seine Lage den Unterdrückungen und Erpressungen Uebelwollender preisgegeben ist, namentlich aber damals »ex guerris palriae et temporum malitia«« vom Feinde !) verbrannt und so geschädigt worden ist, dass selbst seine fernere Fortdauer in Frage gestellt war, demselben am 27. April 1321 2) gegen eine järliche Leistung von 4 Pf. dl. die bisher zur Passauer Domkustodie gehörige Pfarrkirche Rorbach. Der erste Pfarrer »Cunrad der pfarrer von Rorpach« tritt am 1. Febr. 1305 in einem Sazbriefe Ortneids von Tannberg auf; »her Pyrchart der pfarrer von Ror- pach« kommt am 12. März 1311 und am 1. Mai 1314 in Schlägler- Urkunden vor. Leb der Rihtter ze Rorbach erscheint am 22. Juni 1307, vlreich der Richter vonRorbach am 24. April 1331 in Schlägler Urkunden. Schliesslich sei noch bemerkt, dass nach den Kloster- Annalen das Dorf Ulrichsberg (das 1687 aus der Pf. Aigen ausschied), nach dem J. 1338 angelegt worden sein soll. 1) One Zweifel von den Böhmen, welche in dem deutschen Thron- streite auf Seite Ludwigs des Baier standen. 2) Kurz Albrechts }V. II. 441. Mus, Jahr, Ber. XX. 13 186 2. 22. Vi rei I». dve Mi. Mit dem 14. Jarhunderte treten Landrichter, Pfleger, Pfarrer, Richter und Bürger von Velden auf. In einer Schlägler Urkunde vom 1. Febr. 1305 (2. 21, b) kommen als Zeugen vor: Chalhoch IV. der walchenstainer, Vlreich der pharrer won sent Oswald (2. 18), Vlreich der pharrer won welden (Ulrich Poxrucker cf. 9. 23), Cunrad der pharrer won Rorbach (2. 21), Pruder BDietreich vnd pruder hainreich vom slag, Seifried II. von hugenperg, hainrich der winzperger, Cunradus Mulhausin, leb von Rorbach (2. 20 Note 4). | In einer Schlägler Urkunde vom 22, Juni 1307 \2. 21 sub b, 2) erscheinen u, a. Leb der Rihtter ze Rorbach (2. 21), vlrich vnd Heinrich die Chirchsperger, Chvenrad der Leikkeb!), Gervnch vnd Jordan purger ze velden, Heinrich der Amman datz der chirchen (Oedenkirchen 2. 21). Am 42. März 1311 versezten Ortneid der Tanberger und seine Hausfrau »ver Margret« dem Kloster Schlägl 2 Höfe zu Fevchtenpach für 38 Pf. dl. Zeugen waren: seine Oheime Chalhoch IV. und Chunrat III. die valchenstainer, Leu- pold von Marspach, vlreich der pharrer von velden, Pvrchart der pharrer von Rorpach (2. 21), Hainreich der Schench (2. 8 Nr. 8), Seifried ll. der Huben- perger, Chvnrat der Leigeb, Gerunch der Rich- ter, Fridreich der Fridburger, Jordan der Smide vnd ander puerger genug von velden. Am 4. Mai 1314 (2. 21 sub e) kommen vor: Her vlreich der pfarrer von velden, Her Purchart 1) Schankwirt. 187 der pfarrer von Rorbach ($. 21), Hainreich der zene vnd zein zwen (sein sven) der philip, Irmfried der Clafpec, Dietreich der Sreiber (von Rannarigel), Jordan der Smid (Bürger von Velden -Neufelden), Seibot der amman ab dem aigen!), WVlreich vnd Menhart di Clenawer. Am 5. Februar 1330 (2. 21 sub b. 3) erscheinen: »her vlreich der pfarrer von velden, Chunrat der Peuntner, Friderich der Mvezzganch (beide Bürger) von velden, Seybot der Schuerf (2. 20, 28), vlreich der amman ab dem aygen. Am 31. Mai 1309 ?) bestätigte Ortneid von Tannberch,, dass die mit seiner Einwilligung von Heinrich von Win- sperg (2. 8 Note 2) dem Gotteshause zu Alten- velden um 10 Pf. dl. versezten Zehente auf dem Burgrechte zu Altenfelden ausser ihm, seinen Kindern und Heinrich von Winsperg niemand einlösen dürfe. Zeugen: her vlrich der pharrer, Seibot der Poxrucker,, wilhalm der winsper- ger, Seibot von Stainaperge (2. 20 Note 2). Am 22. Juni 1307 versezten Ortneid von Tannberch und seine Hausfrau Margret dem Kloster Schlägl einen Hof »daz väubtenpach pei der Ghirchen« um 10 Pf. dl. °) Es bestand also damals schon die Filialkirche in Ober - Feuch- tenbach , die erst im J. 1790 gesperrt wurde. 1) Aigen ist der jezige Markt, der urkundlich erst in diesem Jare vorkommt. 2) Urkunde von Aurolzmünster, ®) Zeugen: Chalhoch der valchenstamer, der Leupolt Purkhgraf zu Morspach, vlrich der Richter ze velden, Heinrich sein prueder, Cunrad der Leikeb, Gerunch, jordan, Ruprecht, Purger datz velden. 13* 188 Unter der Aufschrift »Nota, que Eeclesie soluant Kathe- draticum« ist neben vielen andern Kirchen !) auch «E celesia in Velden« (Altenfelden) mit 2 Pf. dl. verzeichnet, Die passauische Herrschaft Velden trug nach einem noch erhaltenen Register über die Einkünfte der Bi- schöfe von Passau im ersten Drittel des vierzehnten Jarhun- derts 2) 54 Pf. 2 8 3 pf. in Geld und. an Naturalien: 20 Mezen Winter-, 2 Mezen Sommerweizen, 30 Mezen Hafer, 1 Burd Haar, 26 Käselaibe, 60 Eier, 3 Pf. Oel, 34 junge Hüner, 400 Hüner und ein Schwein im Werte von 1 Pf. dl. Das Register gibt an: »Daz ist dem qguelt ze Velden: Von erst von der Mautt 30 Pf. dl. — Von dem Pur ch- recht ze Velden Georü 3 Pf. 60 di. — Von dem Zoll 1 Pf. — Von der Ghunigsteur 10 ß 15 dl. — Von der Vogtay ze Waessenberch ?) 2 Pf. 6 ß. — Hundert hünr. — Von 1) Notizenblatt 1855, p. 198. 2) 1..c. 3) Die sog. Vogtei auf dem Windberg erstreckte sich über nachstehende nach S. Florian wunterthänige Güter: aczmans mull, grueb hoff, ein Hof zu engelharstorff, der Hof zu der veichten, Puchler daselbst, Pacher, Frein, Reinolt, dy wyben, das wenig er- leich, Koder, Arnolt, Strassmair, Strebleinsperg , Schreineröd, der Hof zu Sygmaden (Simaden Pf. S. Peter), Puchler (Pichler), Ort- wein, Staininger, an der wiss (Wiser), Linden, kunikch (König) ym hengselag, zu Haim, 2 Höfe zu Pechaimstorff, Prukh (Bruckner), 5 Güter zu Scheffaw (Schöffauer), Cherspaw (Kerschbaumer), obern und nidern Hauczenperig (Hauzenberger), Teuffenbach, (Tie- fenböck), ym paumgarten, Praust (Prauster), Lellenstorf, (Lallerstor- fer), Stain (Steininger), Panholez (Panholzer), Kaczleinsperg, Hartman am weg, an der wys, Volger, Lumpach, Katern, Prugling, zu sand Nikla (8. Nikola 2. 8), Gersperig (Gerstberger), Stainäch, auf der Stapezf, Chernhoff, Luften, in der grub, 2 Güter im Hengst- slag, zu dem amptman daselbst, zum Haim, auf der Haid, Linden- 189 dem Hof von Veucht (Pf. Lembach »sed ad Registrum 5 Pf, et non plus») 20 metretas siliginis, 30 metrelas auene, 2 me- Irelas tritiei, porcum pro 4 libra, 1 manipulum lini, 8 caseos, Ya talentum ouorum, 6 pullos, 5 libras olei. Item in der Muel vnder dem markceht, 1 libram denar., 60 oua, 4 caseos (per 4 den.), 4 pullos, 52 denarios pro pane in Natiuitate domimni. Uf der Strazz 1 libr., 60 oua, 4 caseos, 4 pullos, 16 denarios pro pane in Natiuitate domini. Von Rudmansdorf (Ruemerstorf Pf. Rorbach), 5 Pf. 10 8 ouorum et AO caseos (per 2 den.) et 20 pullos. Ein späterer Zusaz fügt hinzu: Item Judicium fori Velden circa 5 libra. — Item Judicium prouineiale eirca 12 libras. !) Die von Bischof Wernhard erworbenen 5 Lehen mit 9 Pf. 2 $ Renten zu Chonlin (Konzing Pf. Pfarrkirchen ?) Sweikersdorf (Weikerstorf Pf. Niederkapell), Altenfelden perig (Limberger), am eng (Wöger), mairhoft (Mairhofer), zum Hoff- man (Hofmandl), zu der veichten (Feichtner), dacz dem meczlein (Mazl), zu den Winden, 2 auf der Gorliez, Wuczenperig, 2 in Trau- tendorf! (Drautendorf), Huelb, Winkchel, Waldhofen, 22 Burgrechte im markcht zu Sand Peter (2. 21 Note 1), 14 Burgrechte in Waltchirchen und des pfarer gueter zu Waldchirchen. 1) Um die Grösse des Einkommens beurteilen zu können, dürfte die Zusammenstellung mehrerer Preisansäze in den Jaren 1513 (Chron. Claustroneob. bei Pez I. 482) und 1446 (Buchinger Il. 242) genü- gen. In dem erstgenannten Jare kostete 1 Mezen Roggen 4 dl., 1 Mezen Hafer 2—5 dl., nach mehr als hundert Jaren kostete 1 Fast- _ nachtshenne 5 dl., 1 Stifthenne 5 dl., 60 Eier 12 di., 1 Käse 2 dl., 1 Kalb 50 dl., 1. Schwein 6 ß, 1'/ Mezen Weizen 45 dl., 1 Sechsling Hafer 60 dl. Das Pfund Pfenning (Pf.) ist zu 8 Schilling (ß), der Schilling zu 50 Pfennig (dl.) angegommen. 190 und Sehsling (Sechsling Pf. Rorbach) !) wurden wahr- scheinlich zur Pflege Marspach gezogen. “ Die Pflege von Velden war im Anfange dieses Jar- hundertes an Chunrat von CGapellen, pass. Pfleger am S. Georgenberge, verpfändet worden. Als jedoch der Bischof und Chunrat von Capellen am 22. April 1311?) von Herzog Friedrich Ill. von Oesterreich gemeinschaftlich die Burg Peilstein in Niederösterreich um 1600 Pf. dl. erkauft hatten, traffen sie am 25. September desselben Jares zu Passau ?) eine Uebereinkunft, wornach Chunrat die Burg Peilstein ganz überkam, dagegen dem Bi- schof Wernhart die um 300 und 130 Pf. erkauften Höfe zu Jegring und Steuerdorf und zugleich die ihm für 140 Pf. dl. verpfändete Pflege Velden gegen Vergütung dessen, was er an der Burg zu Velden verbaut hatte, aufgab. 2) Die Urkunde bezeugten Chunrat Ill. von Valchenstain und her Jakob der Purehgraf ze Pirichenstain. 5) Dem Markte Velden verlieh Bischof Wernhard, kurz vor seinem Tode, im J. 1313 6) das — späterhin (2. 31) wieder aufgehobene Recht, alle Wochen 12 Pf. Kufer Salz von Passau mautfrei abzufüren. I)M. b. XXIX. II. 400. 2) M. b. XXX. II. 55. ®) M. b. XXX. II. 58. 4) »Ich vergich auch, daz der satz, den ich het ovf welden von meinem herren Bischolf wernharten vmb hundert Ppfunt und vmb viertzk pfunt pfenning, der ist nu ledich, vnd ist abgegangen, wan der ist cho- men in di vorgeschriben raitung. Doch soll er mir noch gelten, swaz ich han angelegt datz velden an zimber vnd an gemover, wan daz ist nicht chomen in dehein raitung, 5) Dieser Burggraf ist vermutlich aus dem Geschlechte derer von Stra- hen (Stroheim); das Prädikat »her«, das ıhm Chunrat gibt, deutet an, dass er nicht in seinem Dienste stand, daher wol passau’scher Pfleger zu Pührnstein war. 6) Buchinger I. 190, 191 2. 23, Stiftung zu Neufelden. Anfall von Haichenbach. Pührn- stein. Partenstein. Neuhaus. Die Schallenberger. Am 12. Mai 1337 1) (»An sant Pangracentag« ) gibt »Vlreich von poxrukk Pfarrer datz alten velden« (22. 8 Nr. 8, 22) zu einem täglichen Gottesdienste »datz velden« (Neufelden) »datz velden vnder dem perg pei der Mühel zwai Purgrecht, do die ledrär inn sitzen, vnd fünf Purgrecht datz Ober mühel (Obermichl Pf. Kirchberg), ferner zu einem Seelgeröt für sich und seine Vorvordern »zwai häuser datz velten in der chirchgazzen?) vnd einen garen pei der chirehen vnd zwai zehent haus datz Potenreut« (Partenreit Pf. Altenfelden. ) Die Bürger von Velden verpflichteten sich, in 5 Jaren 10 Pf, dl. zu geben, und zwar jede Rate järlich an S. Michaels- tag; widrigens ihrer zwei Einlager in Velden halten müssen , bis das Versprechen erfüllt ist. Die 10 Pf. sollen nach des Pfarrers und der Bürger Rat zu einer ewigen Gilte angelegt werden, Sollte einer seiner Nachfolger die Stiftung nicht persol- . viren wollen: so sollen die Pfarrleute und die Bürger die gedachten Gilten zu einem Kloster oder Spital oder zu einer Pfarrkirche geben, wo die Stiftung erfüllt wird. Die Urkunde siegelten der Aussteller, her vlreich von travn pfarrer ze walkirchen und Gundacker von losenstain der zten zeiten lJantrichter war datz velden (2. 25.) 1) Das Original ist nicht mehr vorhanden; eine Kopie befindet sich beim Vikariate Neufelden. 2) Die Kirchengasse in Neufelden. 192 Seit dem Jare 1337 also wurde zu Neufelden — jedoch nur excurrendo von Altenfelden aus — ein täglicher Gottes- dienst gehalten, spätere Zustiftungen (z. B. 2. 30) machten die Gründung eines Benefiziums möglich, dessen Präsentations- recht den Bürgern von Neufelden zustand (2. 32). Im J. 1337 !) kaufte Bischof Albrecht von Ulrich von Haichenbach um 200 Pf. dl. 2 Güter zu Chunradsdorf, 2 Güter zu Wizleinsdorf (Pf. Niederkapell), 2 Mülen zu Tekleinspach (Tagleinsbach Pf. Putzleinstorf ), 4 Hof am Weg, 2 Güter und 4 Hofstätten zu Horau (Harau Pf. Pfarrkirchen ), 3 Güter und 4 Hofstätten zu Haichenbach sammt dem Burgstall daselbst, 1 Gut zu Reinartsöd, 3 Güter zu Pucehbrunn, die Fischwaide zu Kerschbaum (Dorf unter dem Schlosse) mit 6 Pf. Gilten und 6 Pf. Vogt- hafer daselbst, und 2 Güter zu Ahornberg. Somit war auch der Rest der Haichenbach’schen Güter (2. 20) erworben, Auf der Burg Partenstein nahe am Ausflusse der grossen Mühl in die Donau (9. 15) hauste damals als passaui- scher Burggraf Wernhart der Harrocher. Er machte sich am 4. Juli 1338 ?) verbindlich, auf diese Feste binnen drei Jaren 60 Pf. dl. zu verbauen, wofür ihm der Bischof verspricht, weder ihn noch seine Erben »da selbs nicht ent- hausen« zu wollen, ehe die 60 Pf, bezalt sind ; sollte Wern- hard nicht mehr leben, so sollen seine Erben die 60 Pf. ver- bauen und Burggrafen zu Partenstein sein. Wernher der Harrocher kommt als Burggraf zu Partenstein noch am 24. März 1355 in einer Eferdinger Ur- kunde vor; dagegen erscheint bereits am 15. Mai 1360 und 1) Buchinger II. 20. 2) M. b. XXX. II. 162. 193 noch am 21. Dezember 1372 ') Petrein der Harracher von Porttenstain. Die Burg Pührnstein (2. 22 Note 5) war — one Zweifel als passauisches Lehen — an Jans von Capellen gekommen, welches dieselbe (»das Haus ze Pirchenstain «) am 9. März 1337 ?2) an Dietrich von Harach um 300 Pf. alter W. di. gegen järliche Wiederlösung zu Weihnachten oder Lichtmess versezte. — Die Feste kam später an Ulrich Il. von Tannberg, der sie auf seinen Son Gundacker ver- erbte (2. 29). Die Feste Neuhaus wurde wahrscheinlich zu Ende des 13. Jahrhundertes von den Schaunbergern erbaut, um die Talfart der Donau gegen Aschach beherrschen zu können, Sicher ist jedenfalls, dass sie schon im J. 1319 3) in der Gewalt des Grafen Heinrich V. war, und bis in die 2. Hälfte des 15. Jarhunderts den Schaunbergern gehörte. — Am 31. Mai 1338 4) stiftete Wernhart der Gneyss z. d. Z. Puerchgraf ze dem Nevnhaus für seine Hausfrau, die im Kreuzgange zu Wilhering begraben ist, zu diesem Kloster das Gut Chapplöd. 1) Schallenberger und Freistätter Urkunden, 2) Hoh. III. 72. »)Am 7. Dezember 1519 zu Amstätten gelobte Heinrich von Schowenberch, seinem gnädigen Herren: dem röm, Könige Fried- rich und seinen Brüdern Liupolt, Albrecht, Heinrich und Otto Her- zogen von Oesterreich, wärend der Dauer des Krieges mit den Her- zogen von Niederbaiern. zu helfen mit 20 Helmen und 10 Schüzen »auf« dem Felde; »an das veld« aber mit 30 Helmen und 20 Schü- zen, und ihren Dienern auf seinen Festen Schaunberg, N e u- haus, Kammer, Wasen und Frankenburg den Ein- und Ausgang zu gestatten. (Or. im geh. Hausarchiv). *) Or. von Wilhering. 194 Gegen die Mitte dieses Jarhundertes fällt auch das erste Auftreten der Schallenberger (2. 8 Nr. 11) als solcher. !) Pilgreim von Schallenberg ?), seine Söne Pilgreim und Seibot stellen am 25. Juli 1340 ?) die 6 Güter und 2 Hofstätten; Spitallmül (am Pesenbach bei Waldkirchen), hoff auf dem Perg (Hofer), dornach (Dorninger), Alcehenstorf (Allersdorf), Tall, im Lueg, womit ihre Vordern (2. 8Nr. 11) die von ihnen gestiftete S. Johanns Kapelle auf dem Freidhof zu Waldkirchen dotirt, die sie aber wider ihr Gewissen manche Jare zurückbehalten haben, dem »erbern hern h. Vlrich von Traun Pfarrer ze 1) Pilgreim II. von Schallenberg und seine Hausfrau Wendel ver- kauften mit Einwilligung ihres Vaters Pilgreim den freieigenen Hof zu Vreiling in Kirchperger Pf. (bei Linz) und den Zehent zu Hartt um 100 Pf. alter W. di. am 26. Dezember 1554 an hern Hain- rich Stainpökhen (2. 8, Nr. 8, Seite 115, Note 1) und dessen Hausfrau Chunigund. Am 21. Dezember 1556 zu » Wesenwerch« versezte der »jvngc Pilgrim von shallenwerch« mit Zustimmung seiner Hausfrau went- tel, seines Vaters Pilgreim des alten von shallenwerch« und seines Bruders pavl dem Ritter Ortwin von Waldburg den Hof zu Wolkenstorf. Das Siegel Pilgrims II. (in einer Gschwendter Urkunde vom 2. Februar 1539) zeigt einen quer geteilten Schild: im Oberteile einen halben rechts springenden gekrönten Panther mit ausgeschlagenen Schweife. Umschrift: $S. Pilgrimi de Schalnberch. 2) Merkwürdig ist, dass Pilgrim I. erst im Jare 1554 urkundlich auf- tritt; da er in diesem Jare bereits mehrere Söne, darunter einen grossjärigen und verehelichten, besass, kann mit Grund geschlossen werden, dass er schon ziemlich hoch bejart war; nach dem Jar 1545 kommt er auch nıcht weiter vor. Die im 2. 8 Nr. 11 aufgestellte Behauptung, dass Pilgrim der Son Heinrichs von Schallenberg sei, gewinnt somit an Wahrscheinlichkeit. ®) Schallenb. Stammenbuch p. 12; Hoh. Il. 265. 195 Waltkirchen» gegen Erlag von 28 Pf. dl. und mit dem Beding zurück, dass er alle Wochen eine Messe bei S. Johann und eine zu S. Ulrich bei ihrem Gesess, ihren Jartag mit 4 Messen begehe, und sie, wenn sie inner Landes sterben, bei dieser Kapelle begrabe. Diese Convention genemigte auch der Propst Heinrich von S. Florian am 10. August 1340. Auch die Gebrüder Georg, Kaspar und Balthasar von Schallenberg gaben am 1. März 1413 !) einen Zins auf den Gütern zu Eschldorf und Nusspaum in S. Mertten Pfarr (2. 31) und Wächsenberger Gravschaft zu der Kirche Waltkirchen, wofür der Pfarrer Chrysogonus alle Montag ein gesungenes Seelenamt auf S, Blasius Altar in der Kapelle zu Waldkirchen halten und mit dem »weichbronn« und Totenkreuz um die Kirche gehen und jeden Sonntag für das ganze Ge- schlecht der Schallenberger beten lassen soll. Geschehe das nicht, so sollen obgenannte 2 Pf. dl, genommen und an ein anderes Gotteshaus gegeben werden. Auch behalten sie sich die Vogtei bevor. Den Brief siegelten der Pfarrer , Propst Jobst I. von St. Florian und der erber vest Ritter Andre der Herleinsperger z. d. z. des Pfarrers Vogt (als Pfleger zu Velden vergl. 2. 28). Am 5. April 1345 ?) teilte Pilgrim von Schallen- berg mit seinen Sönen Seibot und Pilgrim seine ge- sammte Habe; er behielt sich vor den Zehent auf dem Size zu S. Ulrich und ein Gut dabei; Seibot sollte den Vater verpflegen und seinem Bruder Pilgrim järlich 2 Pfund aus- zalen. Seibot gehört jezt schon der Siz zu S. Ulrich sammt dem Zehente und Gute dabei und ein Gütl zu Oberndorf; an Pilgrim und seine Hausfrau Wendelmut sollte nach 1) Schallenberg. Stamm. p. 11, 2) Hoh, II. 266. 196 des Vaters Tode gegen Hinausbezahlung von 4 Pf. dl. das Gütl Velt gehören. ?) | Pilgrim verkaufte übrigens den ererbten Teil der Mann- schaft des Sizes S. Ulrich am 14. Mai 1360 an seinen Bru- der Seibot um 72 Pf. dl. ?) S. Ulrich war später, wie ein Revers der Dorothe, Witwe des Erhart von Schallenberg und Hausfrau des An- dreas Steinaperger (f. 20 Note 2) dd. 30. Juli 1415 >) darthut, im Besize der Brüder Kaspar und Walthasar v. Schal- lenberg. Erst am 41. November 1660 #) verkaufte Christof Ernst Freiherr v. Schallenberg dem Abbt Martin von Schlägl das ihm als freies Eigen zugehörig gewesene, im Mühlviertel liegende, Niemanden zinsbare, und nur bei der Landschaft ob der Enns Giltbuch und sonst an keinem andern Orte einver- leibte Amt S. Ulrich (bestehend aus 12 Höfen, 12 Gütern, 13 Häusern und 23 ledigen Stücken) mit dem Schank- und Tazreeht, dann 2 Unterthanen (Georg Hopfer auf der Schergen- hub und Thomas Häcklbauer auf dem Kerschbaumergut) nebst dem Vogt- und Gassenrecht zu Zell, das er erst 1660 von demselben Abbte mit dem Haslacherischen Landgerichtsdistrikte erkauft hatte: von welchem Distrikte der Käufer sich jezt die 1) Der erzte Auszugbrief (2. 2). 2) Am 10. September 1559 verkauften laut einer Harracher Urkunde Pilgreim der Schallenberger , seine Hausfrau Wendelmut, Seyfrid der Schallenberger und seine Hausfrau Agnes an Peter von Ha- rach das passauissche Lehen, den Hof eze Weigleinsdorf in ezeller pfarr (. 50). Dle Urkunde siegelten die Aussteller und die Erberigen Herren und Ritter Pylgreim der Walch und Chunrat von dem Stain (2 Pflugeisen. S. Chonrudi de Ludwesig ef. $. 19 Noto 4.) ®) Schallenb. Stammenb. p. 5. 4) Schlägler Urkunde. 197 eximirte Jurisdiktion auf der Feste Schallenberg und dessen Mairhof (Seltenhofer) und die Hofstatt dabei, dann auf dem Praidtenfelderhof mit den 2 kleinen Häuseln ausnimmt und für sich behält. 2 2. Haslach, ein passauisches Lehen. Anfall von Falkenstein und Tannberg. Jans von Traun. Die Rosenberger besassen seit dem Beginne des 13. Jar- hundertes — one Zweifel als freies Eigen — den Markt Haslach und das sog. Obergericht (2. 11); dies Be- siztum war im 14. Jarhunderte an die Bischöfe von Passau gediehen. Petern von Rosenberg gelang es zwar, am 11. September 1341 ') den Markcht ze Haslach vom Hochstifte um 1300 Pfund P. dl. zurückzukaufen , musste sich jedoch verpflichten, denselben von Passau zu Lehen zu nemen, und gestatten, dass der Bischof die von ihm er- baute Feste im Markte niederreissen und die Gräben ver- schütten liess. Die «Gemerkche« waren: »Ob der Hayd vnez in die Lädnicz (der bei Haslach in die grosse Mühl fliessende Mülbach ) ob Herleins-Oed vber durich daz velt daz ze näst an dem wald leit und fürbaz zwischen der R o- senawe vnd Stärling, vnd daselb ob Rosenawe ?) in der Perch Vnd von dann oberthalb Sant Oswalt (2. 18) ob Satlären (Satling Pf. S. Oswald) in den Perch, und von dann oben vber vnez gen Wurmprant (Pf. Aigen) an des Probstes Gemerkch von dem Slegel. Es sullen auch Vischwaid vnd vischpan auf den wazzern, Zol, Mavtt, Lantgericht 1) M. b. XXX. IL 170. 2) Ein. Beweis, dass das gegenwärtig zu Böhmen gerechnete Rosenau damals noch zu Oesterreich gehörte. 198 vnd Gericht, Mannschaft und Lehenschaft ze Haslach geho- ren ,‚« wie von Alters. Auch musste Peter versprechen, Has- lach an den Landesfürsten !) nicht zu verkaufen. ?) Auf der alten Burg Falkenstein sass damals Hein- rich II., Kalhochs IV. Son; seine, wahrscheinlich aus 2. oder 3. Ehe Kalhochs stammenden, Brüder Kalhoch V., Ulrich II. und Haug hausten auf Rannarigl. Kurz vor seinem Tode, am 2. Juni 1346 3) vermachte Heinrich sein lehenbares Schloss Valchenstein dem Bischof Gottfried unter der Bedingung, dass einer jeden von seinen Töchtern (deren eine, Dorothe in den Jaren 1351 und 1354 mit Jans von Traun ?) vermält war) 400 Pfund !) Unter dem Landesfürsten kann wol nur der Herzog von Oesterreich gemeint sein (%. 9, 11). 2) Ueber die Grenzen des Landgerichtes Haslach (Ober- und Unterge- richt), des Landgerichtes Velden u. s. f. vergleiche man die dieser Abhandlung angeschlossene Karte, auf welcher alle Ortschaften unter ihrer ersten urkundlichen Benennung erscheinen. Die westliche Grenze des L. G. Velden ist jene vor der Grenzbestimmung ao 1765. 3) Buchinger II, 39. 4) Die Trauner (Schloss Traun bei Linz) leitet Hoheneck II. 676 von Wolfram, einem Sone des fabelhaften Babo von Abensberg ab; darüber glaube ich kein Wort weiter verlieren zu dürfen. -— Aber eben so wenig stichhältig ist die im Notizenblatte pro 1854 p. 528 ausge- sprochene Behauptung Böhm’s, welcher den im Stiftbriefe von Berchtesgaden ce. 1108 vorkommenden »Rapoto de Truna et frater eius Rudolfus« als Nachkommen Walchuns von Perge und zugleich identisch mit Rapoto de Valchenberg (1144) erklärt, wol einzig auf die Thatsache gestüzt, dass zu dieser Zeit ein Rudolf de Perge lebte, der one weiters für den Bruder Rapoto’s ausgegeben wird. Allein abgesehen von dieser Willkürlichkeit ist der Umstand entscheidend, dass Rapoto und Rudolf in der Reihe salzburgischer Ministerialen er- scheinen, wärend die Perger stets reichsfreie Leute waren; es 199 di.. seiner Hausfrau aber 200 Pfund dl. verabfolgt werden, und seinen Brüdern Chalhoch, Ulrich & Haug die Wiederlö- sung oflen bleibe. dürfte somit kaum ein Zweifel obwalten, dass Rapoto und Rudolf nur die Vorfaren der salzburgischen Trauner (von denen noch 1455 Rudolf, Pfleger zu Laufen, Ghristof, Pfleger zum Haunsberg, und Achaz Trauner lebten) gewesen sind, und mit den österreichischen ‘ Traunern nichts als den Namen gemein haben. Der erste des österr. Geschlechts ist der im Jare 1128 in einer Gleinker Urkunde ‘) auftretende Hiskerus de trune. Sein _ Son war vermutlich jener Bernhardus de Truna, der in Wil- heringer Urkunden von 1155 bis 1161 als »wir nobilis, uir libere conditionis« vorkommt. Aber bereits Ernest II. de Curinbere (1190 bis 1215) und Heinrich I. (1196—1220) waren zu herzoglichen Mini- sterialen herabgesunken. Jans von Traun, der Son Hartnids II. (1285 — 1510) und der Alhait von Hartheim, wurde um das Jar 1502, vermutlich auf der Burg Eschlberg (2. 18 Note 1) Pf. Feldkirchen geboren. Er war ein berümter Kriegsheld seiner Zeit und focht in Italien, Deutsch- land, Frankreich, England und Polen. Nur zeitweilig war er im Lande, so 1559 -- 1565; beim Antritte seiner Heerfarten stellte er seine Hausfrau , seine Kinder und seine Burg (Eschlberg) gewönlich unter die Obhut der passauischen Bischöfe (ef. M. b. XXX. II. 214). Den lezten Kriegszug unternam er mit Herzog Leopold III. nach Preussen im Jare 1570. Seine Thaten feiert Suchenwirt's Lied »von hern Hannsen dem Trawner»; von seiner Thatkraft gibt das Aben- teuer, das ihm auf dem Zuge gegen Heinrich von Neuhaus (2. 25) begegnete, das beste Zeugnis (Primisser p. 56—65, V. 584— 592): »Eins tages er selb sybenter rait Tze veld durch abentewre, Di vand der gehewre: Jer tzwaintzich an in chamen , Der syben da mit numen Beliben auf dem velde tot, *) Kurz Beitr. IN. 508. 200 Nicht lange jedoch konnte sich das Hochstift dieses Zu- wachses erfreuen ; Herzog Albrecht Ill. machte nemlich die von seinem Alın erworbenen Rechte auf Falkenstein (2. 18) geltend, und Bischof Gottfried, wollte er nicht die Freundschaft des mächtigen Nachbars aufs Spiel sezen, musste sich wol dazu verstehen , die kaum erworbene Herrschaft wieder herauszu- geben. !) Der Herzog überliess das Schloss Falkenstein (in Unterösterreich ) mit 32 Pfund Renten, dann das Schloss Ror mit 20 Pfund Renten und järliche 200 Pfund von der ‘Maut zu Linz, später aber auch die Feste Falkenstein im Mühlland an Eberhart von Walsee-Linz für des- sen Anteil pr. 2750 Mark Silbers an dem Kaufschilling für die walsee’schen Stammgüter in Schwaben. ?) Di andern liten grozze not, Dreitzehen vie der muotes reich: Di abentewr was ritterleich !« Im Jar 1560 war er Hauptmann in der Riedmark, 1561—1565 Hauptmann ob der Enns, 1565—1376 Hauptmann in der Freinstatt: sein Tod fällt bald nach dem Jar 1578. Aus seiner Ehe mit Doro- thea von Falkenstein entsprossen vier Söne (Leupold passau’scher Domherr und Pfarrer zu Amstetten 1579, Jans I., Hertneid II. und Erasmus) und eine Tochter Katrey. Jans II. (4551 — 1596 Jist der Stammvater der noch floriren- den Familie, die zwar Eschlberg eingebüsst hat, dagegen noch immer das Stammschloss Traun bei Linz besizt. 1) Darauf deutet auch die im 4. 24 eitirte Chroniestelle hin: »guod sui predecessores nunguam expugnare poluerunt, hodie (im 14. Jar- hundert) cum triumpho possidet.« 2) Die Walsee’schen Güter: Burg und Stadt Waldsee mit der Vogtei des Klosters Neuwaldsee, Warthausen, Swainhausen, Laupheim, Zelle und Schwartzach wurden von den Herzogen Albrecht und Otto im Jare 1551 um 11.000 Mark Silbers gekauft. Die Kaufsumme wurde aber nicht bar bezalt, sondern den verschiedenen Linien je nach ihren Anteilen beträchtliche Güter und Renten in Oesterreich verpfändet. 201 Eberhart von »waltsse» und sein Bu rggraf von Valkenstein der Pyber (Ortolf?) gerieten — wahrschein- lich wegen der ungewissen Grenzen um Schlägl — mit Jost von Rosenberch in Fehde. Beide Teile kompromittirten am 10. September 1355 ') auf »Wilhalm von Lanezstein« und Ulreich von Capelle, welche innerhalb 14 Tagen nach Martini san dem gemercht zwischen der Haid (Oberhaid in Böh- men) und Rainpach« (im Mühlviertel) den Spruch thun sollten. Der Spruchbrief ist nicht mehr vorhanden, Wie eine Schlägler Urkunde vom Jare 1381 (2. 26) dar- thut, kaufte Eberhart von Walse um 1360 von Jans von Mar- spach den sog. Morspeckenwald zu sein er Herrschaft Valchenstain, In der bekannten Fehde der Bürger von Passau mit dem Bischof hatte Eberhart von Walse dem lezteren Hilfe geleistet ; dafür bemächtigte sich der, one Zweifel auf Seite der Stadt stehende, Ritter Leutwin Ursel im Jare 1369 der Burg Falkenstein durch Ueberrumplung, und übergab sie dem Grafen Leopold von Hals. Nur gegen eine Zalung von 3000 Pfund W. dl. liess sich der Graf herbei, das Schloss wieder dem Herzog einzuräumen. 2) ie) aan, So erhielt die Enser Linie (mit einem Anteile von 2916‘, Mark) Wachsenberg und Ottensheim; die Drosendorfer (1800 Mark) das Schloss Pottenstein ; die steirische (2817 Mark) Wechsenegg in Steiermark. Vgl. Geschichtsforscher I. 211 (Nr. 24). ') Notizenblatt pro 1854, p- 319. ?) Die Annales Matseenses bei Pertz Monum. Germ. Xl. 854 erzälen den Vorgang folgender Massen: ”..eastrum Valchenstain miles dietus Leitwin Vesel elandestine seandendo obtinuit contra Ewerhardum de Walse, eui obligatum fuit a dueibus Austrie. (Quod idem Uesel stalim comiti de Hals resignavit, guod idem comes pro tribus mili- bus librarum denariorum Wyennensium pro Stubenbergario dueibus Austrie resignavit. « Mus. Jahr. Ber. XX. 14 202 Ob Falkenstein dem Eberhart von Walse wieder zu- rückgegeben wurde, ist ungewiss; sicher ist nur, dass die Feste später Reinprecht von Walse-Ens besass. Diesem lezteren versprach Herzog Albrecht III. von Oesterreich am 19. September 1384 ') die ihm versezten Festen Neuburg am Inn und Falkenstein im Falle des früheren Todes Rein- prechts von dessen Erben, wenn sie es verlangen, innerhalb eines Vierteljares lösen zu wollen, Die Falkensteiner Lehen waren nun unmittelbar landes- fürstliche geworden und die passauische Oberherrschaft wurde in Folge der im 2. 27 geschilderten Ereignisse im Laufe des 15. Jarhundertes im Mübllande gänzlich verdrängt. Vor der Hand übrigens war die Macht des Hochstiftes noch unerschüttert; es gelangte noch im Jare 1354 in den Be- siz von Tannberg. Die Tannberger füren den Namen von dem an Br grossen Mühl (Pf. Lembach) in Ruinen liegenden Schlosse Tann- berg; es war eine reiche und angesehene Familie, die schon frühzeitig (2. 10) das Truchsessenamt des Hochstiftes bekleidete, und deren Alter bis in den Beginn des 12. Jarhunderts zu- zückreicht. ?) Im 44. Jarhunderte blühte das Tannberg'sche Geschlecht im Mühlviertel in 2 Linien, die von Ortneid (9%, 21, 22, 29) und Chalhoch ]. abstammten. Die Feste Tannberg gehörte seit 1305 (2. 18 Note 1, 20) Chunrat. Dieser versezte am 13. Oktober 1321 °) seinem 1) Abschrift einer im k. k. Hausarchive befindlichen Urkunde. 2) So kommen Frideholt de Tanninpere um 1120, Dietmar & Adilpreht de Tanninpere um 1155 vor (M. b. II. 12, 21). Uebrigens wird diese Familie nur kurz berürt, da hierüber von Hrn. Wirmsberger ein besonderer Aufsaz verfasst worden ist. ‘8. Archiv für Kunde österreichischer Geschichts-Quellen XXIV. 55 u. s. £. ®) Urkunde von Riedeck. 203 Vetter Ortneid, der sich um 50 Pfund P. dl. für ihn gegen seinen Schwager Peter den Pyber und dessen Hausfrau Bertha verbürgt hatte, 13 Pfund Gilten zu Newndling, Stain, Periftslag, Nesselpach, Etzleinsperg und Grub. ') Die Linie Ortneids war namentlich in der Kirchberger , Altenfeldner und Rorbacher Pfarre begütert (2. 29). So versez- ten Ortneids Söne, Vlrich von Tanberceh und sein Bru- der Pilgreim, an Sighart ab dem perg (f. 14 Nr. 3) und seine Hausfrau »ver Chungunten« am 5. Februar 1344 ?) das Gut zem Dorf (Pfarre Kirchberg) um 13 Pfund P. dl. ge- gen Wiederlösung 14 Tage vor oder nach Lichtmess. Die Ur- kunde siegelten her Guntacher von losenstain (9. 23, 25), her chunrat von Tannwerch, bernhart der schench (%. 8 Nr. 8) und wernhart der wolfstainer (cf. 9. 18 und 25). Im Jare 1354 starb Chunrat von Tannberg, wie es scheint, in ziemlich hohem Alter. Am 24. Oktober 1354 — vielleicht der Todestag — errichtete er auf seinem Schlosse zu Tannberg °) seine leztwillige Anordnung, deren Ausfü- rung er den »Ersamen beschaiden Hern Ekcharten dem Staynpekchen vnd Rathern von Alten-velden» 9) seinem Burggrafen zu Tannberg übertrug. Er vermachte zu seiner Kapelle zu Aerlaspach (in der Abbtei) »ze einer Widen vnd Paw derselben Chappeln« den Hof in dem Ranah 1) Neundling, Stain ete. liegen in der Pfarre Altenfelden , Nesslbach in der Pfarre Rorbach, Etzleinsberg in der Pfarre Neufelden, Grub in der Pfarre Kirchberg. ?) Urkunde von Riedeck Nr. 86. 8) M. b. XXX. Il. 216. 4) Rathers Tochter hiess Agnes, und war mit Ulrich Gunthars- berger (%. 21 b. 2) vermält. Sie verkauften 1588 (Hoh. III. 215) das väterliche Erbe der Agnes, dıe Hube auf der Leuthen Pf. Al- tenfelden, tannberg'sches Lehen, an Gundakker von Tannberg. 14* 204 (Wildenranna 22. 18, 28, 31), nach Wegscheid 20 Pfund P. dl.; seinem Oheim Alber von Streitwesen sein Haus in Wien, das er gebaut hat gegenüber dem Hofe des Grafen von Pfannberg, und 50 Pfund P. dl.; seinem Vetter Pilgrim dem Tannberger und dessen Kindern 200 Pfund dl,; seinem Vetter Gundakher dem Tannberger (?. 29) ‘300 Pfund P. di., dem Bischof Gottfried alle seine Lehen. Dem Ekhart dem Stainpekchen sammt sei- nen Erben wegen geleisteter treuer Dienste einen ewigen Burg- siz auf der »Vest ze Tanberch«, so dass sie ewig Burggrafen darauf sein und dafür vom Bischof järlich an S. Michaelstag 32 Pfund P. dl. erhalten sollen, jedoch steht dem Bischof die Ablösung um 200 Pfund P. di. jederzeit frei; hat Ekart keine Erben, so kann der Bischof die Burghut frei besezen. Dem Pilgerim dem Polhaymer seinem Oheim 50 Pfund zu einem Ross.. Seinen Dienern 100 Pfund dl., die der Steinpekeh und Rather nach Verdienst verteilen sollen. Alhaiden der Schreibärin, seiner »Maitzogin« und ihrer Tochter 40 Pfund P. dl.; der Behaymin und ihrer Schwester 60 Pfund P. dl. »lch schaff auch, daz man mir chauffen sol zwai Straz Ross umb Sechtzk pfund pazzawer pfenning, der man aines mit mei- nem Vehtzeug gen Pazzow geben sol zu dem werch, vnd daz ander mit meinem Turnayszeug zu meiner Pfarr.') dem zechmaister, vnd mein zeltentzplaerd mit meinem Stechzeug sol man geben zu meiner Chappeln ze Aerlaspach. Mein Vest zu Tannberch, leut vnd gut, wiltpan, Vigswaid, wäld, allev herschaft, mit allen Eren, Rechten vnd nutzen, die darzu gehörent, die mich von meinem Enn vnd vater an erbent; vnd di ich in nutze vnd in gwer her han pracht vntz auf disen tag, vnd allz daz ich dar zu gechauft han, dem heiligen Herren !) Sarleinsbach, in deren Sprengel damals die Feste Tannberg lag. 205 Sand Stephan, vnd seinem Pfleger Bischof Gotfried meinem Herren und allen seinen nachchomen ze Pazzow.«. !) Dieses Testament errichtete Chunrat in Gegenwart nach- stehender Edelleute: Lienhart des Marspekch, Alber des Streitwesär, Ortolf des Waldekker, Clunrat des Puechberger, Fridreich des Praitenekkär, Ortolf des Piber, Pilgreim des Tannberger?), Pilgreym des Polnhaymer, Haukch vnd vlreich die valkenstainer (2.25), Vlrich Stain- pekch, Sighart Grubär (2. 14 Nr. 4), Ludweig auf dem Stain ze Pazzow und Ekharts des Ghelz (2. 14 Nr. 1.) Auf diese Art gelangte das Hochstift in den Besiz von Tannberg. Auf die sogenannten »Tannberger Sleg« aber erhoben die Gebrüder Peter, Jost, Ulrich und Jans von Rosenberg Ansprüche; sie unterwarfen sich jedoch auf dem Tage zu Velden (Neufelden) am 20, Juni 1357 °) einem Schiedsgerichte, welches aus Ruger ab dem Perg und Friedrich dem Stal einerseits und aus Troyan Burg- graf von Rosenberg und Sehors von Herslag an- derseits bestehen und am 16. Juli zu Otenshaym den Spruch fällen sollte. — Der Ausgang des Streites ist jedoch nicht bekannt. 2. 25. Anfallvon Wesen und Ranarigl. Pflege- und Landgericht Velden. Der Windberg. Das Ungeld. Die beiden Vesten zu Wesen waren schon im J. 1336 2) von Hadmar von Waldeck (2. 19) mit Einwilligung seiner Hausfrau Elspet an Bischof Albrecht für 1200 Pf. dl. 1) Was Buchinger II. 59 von einem Verzichtsreverse der Polheimer sagt, ist mir vollkommen unverständlich. 2) Pilgrim Ill. war der jüngere Bruder Ulrich II. (4. 29), starb um das J. 1557, und liegt zu Velden begraben. (Hund Stammb. I. 510.) 2) M. b. XXX. II. 250. 4) M. b. XXX. II. 157. 206 verkauft worden, wofür ihm der Bischof järlich 120 Pf. dl. auf die Maut zu Passau anwies; endgillig wurde übrigens die Angelegenheit erst im Jare 1366 !) geregelt. Die von dem Grafen Wernhart und Friedrich von Schaun- berg auf Wesen erhobenen Ansprüche endeten durch eine Verzichtleistung im J. 1356 ?®). Noch immer aber hielten die drei Gebrüder Chal- hoch V., Ulrich I. und Haug von Valchenstain das lezte Donauschloss, Ranarigl, besezt, obwol sie am 9. Aug. 1348 ?) dem Bischof Gottfried das Einstandsrecht darauf zu- gesichert hatten. Die drei Brüder *) gerieten um ihr Erbe mit einander in Streit. Zwar brachte Bischof Gottfried, nachdem 2 Schieds- gerichte in den J. 1349 und 1350 °) fruchtlos geblieben, im J. 1352 6) einen Vergleich zu Stande, wodurch ihm auch das Einstandsrecht erneuert wurde; bald aber loderte dıe alte Zwie- tracht wieder auf. Im J. 1354 finden wir sie in Zwist, 1356 versönt, und 1357 neuerdings in Fehde. Die beiden jüngeren Brüder, Ulrich und Haug, verbanden sich zulezt gegen den älteren, Kalhoch, und nöligten ihn, sich unter den Schuz des Bischofs zu begeben. Wie es scheint, knüpfte Bischof Gottfried das Versprechen seines Beistandes an die Bedingung, dass ihm Kalhoch seinen Anteil an Ranarigl käuflich überlasse, Von den Umständen 1) M. b. XXX. II. 264. ) 2) Buchinger II. 59. ®) Buchinger 11. 40. %) Sie besassen nach Gleinker Urkunden vom 6. Jänner und 24. April 1550 auch Güter um Hadershofen, und waren mit den Losen- steinern (Berthold — ihr Oheim) verschwägert. 5)M. b. XXX. II. 195, 200. 6) Buchinger |. ce, 207 gedrängt verpflichtete sich nun derselbe vermög geheimen !) Reverses ddo. Passau, 12. April 1357 ?), seinen Anteil um einen von 4 Edelleuten (Albrecht von Sunnberg, Lienhart von Marspach, Jans von Reichenstein, Friedrich der Stal Richter zu Eferding) und einem Obmann (Dietrich Schenk von Dobra) zu bestimmende Summe verkaufen oder jedem Sehiedsmanne 100 Pf. und dem Bischofe 500 Pf. geben zu wollen. Unter Vermittlung des Bischofs kam auch wirklich am 25. April 1357 zu Passau ?) ein Austrag zu Stande: Chal- hoch einerseits, Vlreiech vnd Haug andererseits, alle Gebrüder von Valchenstain, gelobten, in Bezug auf »di Vest ze Rännarigel« in brüderlicher Eintracht zu leben, widrigens der Anteil desjenigen von ihnen, der bei entstehendem Unfrieden dem Ausspruche des Bischofs von Passau keine Folge geben will, dem Hochstift verfallen sein soll. Auch sollen Ulrich und Haug ihrem Bruder Chalhoch alles Entrissene noch vor Pfingsten restituiren; die Briefe (Urkunden), die sie von ihrem Bruder »Hainrichen von Valehenstain dem got genad« haben, sollen Gemeingut sein. »Es mag auch vnser igleicher seinen teil pezzern mit Maur oder Zimmer, wie er wil, als ez mit der Rinchmawr vmbeuangen ist, vnd nicht fuerbaz auzzer halb der Rinch- mawr, vnd sol vnser chainer den andern dar an irren.« Aber schon am 13. Oktober 1357 zu Wien #) verkaufte seiner Zusage gemäss Chalhoh von valehenstain mit Einwilligung seiner zweiten Hausfrau Katharina seinen Teil »an der vest ze Rennarigel...das vnder Haus, do der !) Dass der Revers ein geheimer war, ist daraus zu schliessen, dass dem Kalhoch später ein Teil von Ranarigl zugesprochen wurde, one dass von dieser Verpflichtung etwas erwänt wurde, 2) M. b. XXX. II. 226. ”,M. b. XXX. IL. 227. A 1Me233. 208 Turn inn leit, alles sampt vnez an di Schidmaur, vnd die Schidmaur halbew, vnd der Grunt halber, vnd dazu der Vor- hof« mit »Vogtey vnd Chunigstewr, Gericht vnd vreyung« dem Bischof Gottfried um 2700 Pf. P. oder alter W. dl. !) Den beiden andern Brüdern, welche das obere Schloss besassen, blieb nun auch nichts anderes übrig, als ihre An- teile mit gutem Willen zu verkaufen. Haug verkaufte zuerst seinen Anteil im J. 1358 um 1000 Pf. dl., dann Ulrich im J. 1359 um 1300 Pf. dl. ?2); lezterer versprach auch am 21. August 1359 ?) dem Bischof Gottfried das, was von seinem bereits verkauften Anteile von Rennarigel von seinem Bruder Haug an herren Ekchart den Stainpekchen verpfändet war, einzulösen. Somit war die von den Bischöfen von Passau ange- strebte Idee, in den Besiz aller Donaufesten zu gelangen, durchgefürt; nunmehr aber trat die Reaktion gegen die über- mässige Kraftanstrengung ein. Wann das Landgericht Velden entstanden ist, kann mit Gewissheit nicht angegeben werden. Ursprünglich gehörte alles Land bis an die grosse Mühl zu dem grossen Landgerichte der Abbtei (2. 10), und noch im J. 1268 war diess mit den Pfarren Ranarigl, Pfarrkirchen, Hofkirchen und Putzleinstorf der Fall. (2. 17 Note 3). 1) Die Urkunde bezeugten: sein Swager (d la Breiagne) her Jans von Trawen (2. 24 Note 4), her Jakob der Strahner, h. Chunrat der Ekchartinger zden zeiten Burggraf ze Hals und Jans von Lobenstain. 2) Buchinger Il. 40. 2) M. b. XXX. II. 245. 209 Es kann also mit Wahrscheinlichkeit angenommen wer- den, dass erst zu Anfang des 14. Jarhundertes') zu Velden ein eigener Landriehter aufgestellt wurde, vielleicht weil das Landgericht der Abbtei einen zu grossen Umfang hatte und weil man etwaigen Uebergriffen des österr. Land- richterss zu Wachsenberg begegnen wollte. Ein historischer Anknüpfungspunkt lag übrigens schon darin, dass schon Hein- rich von Wachsenberg das Gericht zu Velden besass, und dass die uralten Malstätten des IIzgaues in dieser Gegend sich befanden (2. 13 Note 1). Als den ersten Landrichter haben wir im J. 1337 Gundacker von Losenstein kennen gelernt (?. 23); der Umstand, dass er in einer Urkunde vom 5. Febr. 1344 (2. 24) den ersten Rang in der Reihe der Zeugen einnimmt, macht nicht unwahrscheinlich , dass er dieses Amt auch damals noch versah. Am 1. Mai 1356 (Schlägler Urkunde) kommt her Cha- dolt von Valchenstain cze den cezeiten Lantrichter ze Velden vor; endlich wird auch im J. 1370 Ulrich der Pueger?) als Landrichter von Velden erwänt. Die Pflege Velden (2. 22) war im J. 1347 an die Vettern Chunrat Il. von Tannberch und Chalhoch V. von Valehenstain übergeben. Dieselben traffen am 19. Juli 13473) mit Peter von Rosenberg eine Abrede rück- sichtlich der passauisch-böhmischen Grenze im Falle eines Krieges des Kaisers (Ludw. IV.) mit dem Könige (Karl) von Böhmen. ) Müssten sie gegen die Grenze ziehen, so 1) Das iudieium prouineiale in Velden wird schon um das J. 1551 in dem im 2. 22 angefürten Verzeichnisse genannt. 2) Hoh. Il. 88. s, M. b. XXX. II. 190. 4) Kaiser Ludwig hatte nämlich am 25. Juni 1547 den »vesten mann Chunrat Tannenberger« gegen den Gegenkönig Karl in Kriegsdienst 210 werden sie dem Rosenberger 8 Tage vorher Absagebriefe sen- den, bis zu welchem Tage von keinem Teile die Feindselig- keiten begonnen werden sollen. Jn diesem Waffenstillstand ist auch die ihnen vom Bischof übergebene Pflege Velden sammt Zugehör begriffen. Bricht der Krieg aus, so werden sie diesen Absagebrief auswechseln. Da das von Chunrat von Tannberg und Chalhoch von Valchenstain ausgestellte Pare sich im Passauer Archive vor- findet, so muss die Fehde wirklich ausgebrochen sein. Geschah Jdiess noch im J. 1347, so war sie jedenfalls von keiner lan- gen Dauer, da Kaiser Ludwig IV. schon im Oktober desselben Jares verschied. Wahrscheinlicher aber ist, dass die Briefe erst im J. 1351 ausgewechselt wurden, als Heinrich von Neu- haus einen Raubzug nach Oesterreich unternam, Am 24. März 1359 !) war her Dyetmar von Losen- stainzden zeiten phleger datz velden; er stiftete sich bei der Pfarrkirche in’ Altenfelden einen Jartag (2. 32.) Ueber das dem Kloster St. Florian zugehörige Gut »ze Windiberg« bestätigte Herzog Albrecht Il. von Oesterreich am 2. Mai 1346 ?2) dem Bischof von Passau das Vogtei- recht. S. Veit — vormals eine Filiale von Waldkirchen — war schon eine eigene Pfarre; wie zwei Briefe des Propstes Heinrich ddo. 21. März 1344 und 9. August 1349 darthun, stifteten sich die 'Pfarrer Fridericus und Marquardus ad 5. Vitum Jartage in S. Florian. genommen. Diesen Dienst soll er leisten mit 12 Helmen bis Mar- tini 1548, »vnd warten vberall in dem Land ze Beyrn vnd an den gemerchen.« Hierfür erhält er 200 Pf. Regensburger dl. Archiv XXIV. 66. 1) Urkunde im Museum. 2) M. b. XXX. II. 187. 211 Im J. 1356 1) verkaufte Wernher von Wolfstein (2. 24) sein Schloss Wolfstein an der Mühl (2. 18) an seinen Vetter Hanns den Gruber; noch im J. 1403 be- sass Görig der Gruber Wolfstein (2. 14 Nr. 4). Im J. 1343 kommen her Chalhoch von Geczen- dorf (2. 20 Note 3), seine Hausfrau Agnes und sein Son Christian vor ?); der lezte dieser Familie, welche das Landgut Gözendorf in der Pf. Oepping besass, Hanns starb ums Jar 1450. Im J. 1349 gab Ulrich der Rauber (2: 16) dem Bischof Gottfried 2 Lehen zu Grub (2. 14 Note 5) um 22 Mezen dürres Korn und 16 Pf. dl. 2 ' Dem Kloster Schlägl gaben Pilgreim und Gundacher von Tannberch am 1. Mai 1356 ihre Güter zu Wurmprant (3 Pf. dl. Gilte und 2 Teile des ganzen Zehents, pass. Lehen) gegen solche zu Herhag (Pr. Altenfelden ), Melben, Panholcz und den Zehent zu Vevchtenpach. Diese Güter eignete Bischof Gottfried am 13. August 1356 4) dem Kloster (dem damals Propst Jans vorstand) gegen Ueberlassung der Eigenschaft über die leztgenannten. Am 24. Juni 1356 gaben die Brüder Chalhoch V., Ulrich Il. und Haug von Valkenstain dem Kloster die “ Vogtei auf einem Gute zu Herhag gegen jene auf dem Gute zu Harmansdorf. — In diese Zeit fällt auch die Einfürung des Ungelts in Oesterreich, das zwar anfangs nur immer auf ein Jar bewilliget — [0 ?) Ennenkl. m. g. I. 268. ®2) Hoh. II. 195. %) Buchinger II. 59. #)M. b. XXX, II. 222. 212 wurde, jedoch zulezt in eine bleibende Abgabe sich umge- staltele, Das Patent ist datirt zu Wien am 21. März 1359. Die Landherren Graf Burkhart von Maydburg , Eberhart von Walse und Berchtold von Pergau im Namen aller Landherren,, Ritter und Knechte in Oesterreich bewilligen dem Herzog Rudolf IV. gegen Ueberhebung von seiner schlechten Münze von allem Wein, Met und Bier, so unter und ob der Ens ausge- schenkt wird, von S. Jörgentag d. J. bis über ein Jar den 10. Pfenning reichen zu lassen; dagegen wird bewilliget, dass die Mass um den zehnten Teil kleiner gemacht werden dürfe und jedem freistehen sollte, dieselbe kleinere Mass eben so theuer zu geben, als früher die grössere. !) Diese Auflage rief, wie jede neue Steuer, eine grosse Unzufriedenheit hervor, insbesondere da man sie als eine Art Zehent betrachtete ?); übrigens wurde diese Abgabe nach und nach auch in den benachbarten Ländern eingefürt. $) Hoh. III. 815. 2) Vgl. Suchenwirt bei Primisser 86—88: »Hertzog Albrecht , hertzog Lewpolt, Mein rat ist euch mit trewen holt; Welt ir nu wizzen, waz ich wolt? Lat tugent an euch scheinen , Duz nert euch dort vor peinen : Den ungelt auf den weinen Lat ab durch ewer edel tzucht, Daz pringt euch selde mit genucht ; Der gemeine Fluoch pringt lützel frucht. Got hat tzwen tzehent nie beschaffn, Dar umb vragt auch di weisn phffaffn , Sey des nicht, ir schult mich straffn.« 243 2. 26. Geldnot und Verpfändungen. Die Herleinsperger. Peil- stein. Sprinzenstein. Gneussenau. Stain. Im Jare 1359 war die Erwerbung aller Herrschaften an der Donau bis zum Ausfluss der grossen Mühl vollendete That- sache, allein sie überstieg die Kräfte des Hochstifts. Um die drängenden Gläubiger zu befriedigen, musste man das kaum Erworbene wieder verpfänden. Die Reihe traf! zuerst die Feste Schallenberg, welche im Jare 1360 !) an Ulrich dem Leutzenrieder um 300 Pfund W. dl. verpfändet wurde. Von diesem löste sie »der ersam veste Ritter Tankcehart der Herlein- sperger« und seine Hausfrau ein, und erhielt nun selbe am 20. August 1378 ?) von Bischof Albrecht unter der Bedingung, dass er 100 Pfund W. dl. darein verbaue; dazu erhält er jär- lich (halb zu Georgi, halb zu Michaeli) von der Maut zu Passau 50 Pfund W. dl., nemlich 30 Pfund »ze Dienst«, 20 Pfund «ze purchuet.« NB. Der Stammsiz der Herleinsperger ist one Zweifel der im südlichen Teile der Pfarre Rorbach gelegene Herleinspergerhof. Der erste ist Reinwart, der in einer Riedecker Urkunde vom 47 April 1565 vorkommt (Hoheneck III. 279 fürt ihn zum Jare 1568 auf); Denchlein (Dankwart) der Hirleinsperger erhält am 9. November 1576 von Dietrich dem Aistersheimer den Hof zu hvntprenning (Pf. Rorbach) und einen Judenbrief, -— Die Her- leinsperger gelangten zu Ende des 14. und im 15. Jarhunderte zu überwiegendem Einfluss im obern Mühlviertel, wie in diesen Blättern weiter unten nachgewiesen wird. Die Familie spaltete sich nachmals in 2 Linien, deren eine zu Altenhof mit Ulrich ums Jar 1598, die andere zu Lichtenau mit Heinrich nach 1620 ausstarb. #) Bericht und Auskonften vom Reichsland und Territorio der Abtey p. 46 bei Pillwein II. 256. 2) M. b. XXX. II. 555. 214 Die »Vestt vnd Pfleg ze Tannberch« mit 100 Pfund Gilten wurde am 12. März 1366 ') einem der Haupt- gläubiger, Chonrat von Chrey?), auf 8 Jare überge- ben; sollte an den 100 Pfund etwas abgehen, so soll es der Bischof Albrecht zu Georgi und Michaeli ersezen: dagegen muss Chonrat von den 100 Pfund »alle Burger — Burgmannen, Reisige), Turner vnd Wachter..... järchleich richten vnd bezalln.« Das »Gericht ze Peylstein« 3) war dem Lien- hart Swennter ®) und seine Hausfrau Kathrey um 60 Pfund W. dl. versezt worden; sie traten es am 16. Oktober 1373 5) wieder ans Hochstift ab. Die Pflege am S. Georgenberge (mit einer jär- lichen Burghut von 94 Pfund W. dl., 13%, Schaf oder 81 MezenKorn und 12 Schaf oder 72 Mezen Hafer M. b. XXX. Il. 297.) sammt dem Landgericht in der Abbtei (2. 10), sowie die »Vestt vnd Pfleg Marspach« ®), und zwar leztere um 1000 Pfund W. dl., war dem Hartweig dem Te- genhart von dem Tegenberg verpfändet worden. Nach manchen Misshelligkeiten verpflichtete er sich am 13. Oktober 1373 %), die Pflege und das Landgericht am S. Georgenberge bis 25. November, die Pflege Marspach aber binnen 3 Wochen 1)M. b. XXX. Il. 262. 2) Er war seit 1562 mit Chunrats von Tannberg Witwe, Anna Turs von Tiernstain, verehelicht. ®) Der Markt Peilstein gehörte bis 1812 zu Marspach, und bildete erst seither eine eigene Herrschaft, 4) Die Familie der Schwenter besass $. Martin im Innkreise, so z. B. 1425 Hanns der Swenter zu sand Mertein. 5) M. b. XXX. IL. 307. *) 1567 war Chunrat der Herleinsperger Pfleger zu Mar- spach (Hoh. II. 279). ”)M. b. XXX. II. 504. 245 dem Bischof Albrecht zu lösen zu geben, in der Zwischenzeit aber von diesen Festen aus weder die Walsee (als Besizer von Falkenstein) noch jemand andern zu befehden. Die Festen Ranarigl, Viechtenstein, Ober- und Nieder-Wesen, Haichenbach, Gericht und Markt Velden, Riedeck, kamen in die Gewalt der Grafen von Schaunberg, wahrscheinlich um das Jar 1374 herum ; die Pfandbriefe sind nicht mehr vorhanden, da sie wol absiclhıtlich vernichtet worden sind. Die Feste Sprinzenstein (£%. 14, 16, 18) besass seit dem ersten Drittel dieses Jarhundertes Jans von Mar- spach, der wärend seiner Minderjärigkeit unter der Vormund- schaft Chunrads von Tannberg stand. Dieser leztere unter- wand sich, wie eine — wahrscheinlich nach dem Tode Jan- sens verfasste — Denkschrift des Klosters Schlägl vom Jare 1381 erzält, des von einem Morspecken bei seinem Eintritte in das Kloster Mauerberg dabin geschenkten »Morspeken- waldes«, da ihn das Kloster unbenüzt liegen liess. Als Jans sich verehelicht hatte, verkaufte er den Wald an Eberhart von Walse zu seiner Herrschaft Valchenstain (2. 24), welcher ihn, als dem Kloster Schlägl gar nahe ge- legen, demselben oftmals zum Kaufe anbot. Jans von Morspach baute im Jare 1369 (nach Pillwein Mühlkreis II. 298) eine Kapelle in Sprinzenstein und stif- tete dazu einen Priester; den Pfarrer von Rorbach aber entschädigte er mit 2 Gütern zu Winkel (Piarre Aigen). ') Nach Jansens Tode ergriff Wernhart der Grans (aus der Familie der Gransen von Uitendorf) vom Schlosse Sprinzenstein Besiz, trat jedoch dasselbe im Jare 1382 2) um 500 Pfund W. dl. an seine Muhme Gutta die Mar- !) Hieraus würde folgen, dass Sprinzenstein damals zur Pfarre Rorbach gehörte. 2) Hoh. II. 501. 216 späckin (vielleicht die Erbtochter Jansens) ab. Durch diese, die wahrscheinlich mit Rudolf von Scherfenberg ver- mält war, kam die Herrschaft an die Scherfenberger. !) In einem Urfehdebriefe des Lippel des Entzendorffer auf den Grafen Heinrich VII. von Schaunberg lautend ddo. 8. Sep- tember 1379 ®) kommt Orttlein phleger zw sprintzn- stain vor, Dieser leztere, dessen Geschlechtsnamen unbekannt ist, nannte sich bald von Sprinzenstein, dessen Pflege er verwal- tete, bald von seinem Landsize Blumau °) an der grossen Mühl, !) Diese Anname ist die natürlichste ; wenigstens lässt sich dann erklä- ren, wie Rudolf von Schärfenberg 1396 die Vogtei über Sarleins- bach beanspruchte, und wie die Gebrüder von Scherfenberg 1421 das Schloss an die Starhemberger verkaufen konnten ($. 28). 2) Urkunde von Eferding. ®) Das Landgut Blumau besass am 25. November 1414 °) Thomas der Rasp, am 20 Februar 1479 Ruland der Pabenöder“) im Jare 1498 Bernhard der Stadler, am 4. Mai 1552, im Jare 1554 und am 28. Mai 1556 Gregor der Stadler"), die- ser leztere starb im Jare 1559, und liegt mit seiner Gemahlin Ku- nigunde gebornen Messenböck und seiner Tochter Katharina in der Pfarrkirche zu Kirchberg begraben (8. 29), Am 50. März 1565 er- scheint Georg Neuhauser von Rueting im Besize Blumau’s (»Plumbau«e), von ihm kam es an die Jörger, und von diesen im Jare 1627 an das Hochstift Passau. Im Jare 1656 besass dieses Landgut — wahrscheinlich als pas- sauisches Lehen — Andreas Karlath; später aber wurde es in einen Bauernhof verwandelt. Der von Pillwein II. 269 angeführte Heinrich von Plumaw gehört nicht hieher. *) Schlägler Urkunde. **) Riedeck. Urkunde. ***) Hoh. Ill. 70%. 706. ZU Am 8. Jänner 1391 !) verschaffte er (Otto von Sprinzenstein gesessen zu Plumaw«) seiner Haus- frau Ursula, der Alhartzpekchen Schwester, 200 Pfd. W.dl., nemlich 100 Pfund Morgengabe und 100 Pf. Heiratsgut, und wies ihr dazu den Siz zu Plumau gelegen in Alten- veldner Pfarre und Neunveldner (2. 28) Gerichte an; die Uebertheuerung auf diesem Size über obige 200 Pfund sollen seine 2 Töchter Ursula und Guetlein erben. Sollte seine älteste Tochter Margret auch mit erben wollen, so muss sie das, was sie bereits erhalten, conferiren. Im Falle ihres beiderseitigen kinderlosen Ablebens vermacht er seinem Schwager Stephan dem Alhartzpekehen und dessen Bruder 300 Pfund W. dl. Die Urkunde siegelten »herr Gun- dakchervonTannberchk (2.29), herr Rudolph von Scherffenberchk (zu Sprinzenstein), Peter Schön- auer Landrichter zu Velden (2. 28) Otto’s Schwager, und Ulrich der Lehner , Otto’s Oheim. Otto von Plumaw erscheint zulezt am 10. Jänner 1404 als Zeuge. Im Jare 1369 sehen wir den Herzog Albrecht M. von Oesterreich einen Akt ausüben, der offenbar andeu- tet, dass er die Landeshoheit über-das Land jen- seits der grossen Mühl beanspruchte: er erlaubte nemlich dem Andreas Gruber (2. 14 Nr. 4), die Feste Stain an der kleinen Mühl bei Liebenstain in der Pfarre Al- tenfelden aufzubauen, worüher ihm der leztere am 5. Oktober 1369 zu Linz ?) einen Gehorsambrief ausstellte. Die Bewilligung zur Erbauung neuer Burgen war damals bekanntlich eine Prärogative der Landesfürsten, und sehr son- derbar scheint es, dass der Bischof dagegen nicht protestirte. Denn die Veste Stain wurde wirklich aufgebaut, ‘und nach 1) Riedeker Urkunde. 2) Hoh. II. 212. Mus. Jahr, Ber. XX. 15 218 Andreas Grueber hausten auf ihr Jakob Gruber im Jare 1383 und Nikla der Gruber im Jare 1410. ') Andreas der Gruber wurde am 2. September 1374 ?) in der Fehde des Zachreis des Hadrär mit dem Bischof und der Stadt Passau, auf welch’ lezterer Seite er stand, er- schlagen: wie dies aus der Vergleichsurkunde ddo. 31. Juli 1376 3) zu entnemen ist, worin Zachreis der Hadrer verspricht, der Stadt Passau nicht entgelten zu lassen, wenn er von der Witwe, den.Freunden oder Dienern des Herrn Andreas des Grueber angesprochen oder angefallen würde. Vom Windberg wissen wir in diesem Zeitraume we- nig Bemerkenswertes; der Pfarre S. Oswald (2. 18) ge- schieht Erwähnung in einem Reverse Heinrichs von Stätzing ddo. 27. März 1363, worin selber dem Probste Weigant von S. Florian von dem Leibgedinge eines Zehents in dieser Pfarre järlich 4 Pfund dl. zu reichen verspricht. Der Siz in Aigelsberg (unweit Steinbach Pfarre Wald- kirchen) hatte sich bis jezt in den Händen freier Leute befun- den; Friedrich der Schwarz sah sich jedoch genötigt, am 4. Mai 1367 #) »sein gesäzz datz Ayglisperge« ) 1) Hoh. III. 282. 89. 2) Er liegt in der Kirche vu S. Martin begraben: »+t Anno Domini 1574 2da Sept. obijt Andreas dietus Grueber hie sepultus.« »)M. b. XXX. II. 322. 4) Notizenblatt 1854, p. 587. 5) Dieses Gut ($. 8 Nr. 2) gebörte im Jare 1596 dem Georg Aigel- sperger (wol ein Son des Friedriek Schwarz) *); am 4. Mai 1417 kommt vor Hanns Ludmanstorfer (2. 19 Note 4) dy czeit gesessen czw aigerinsperig "); im Jare 1515 gehörte Aigl- sperg dem Hanns Grembser Pfleger zu Liebenstein, 1522 und 1524 seinem Sone Jörg Grembser ““), 1602 den Artstettern. Nun ist es Ruine. u RE *) Hoh. II. 3, **) Eferding. Urk. **) Hoh, DI. 208. 219 und den dazu gehörigen Hof in der Pfarre Waldkirchen und Wessenberger Gericht, die er bisher als fre ies Eigen (ef. 2. 1) besessen, den Herrn Friedrich, Rudolf und Heinrich von Walse-Ens zu Lehen aufzutragen und von ihnen wieder als Lehen zurück zuempfangen. 9) Das sgesäzz bze Gnäwzzenaus, das Stammgut der Gneussen (2. 8 N. 12), passauisches Lehen, besass damals Wernhart der Teuerbanger, ?) Dieser verkaufte am 48. Juli 1370 9) mit Einwilligung seiner Hausfrau Katharina und seiner Söne Hanns und Stefan das Schloss, die Hube zu Ruekkas pering, freies Eigen, eine Hube zu Weigleinstorf (2. 8), Lehen von dem Val- kensteiner , ein Lehen an dem Stainach, rechtes Eigen , 4 Hofstätten in der Gell (Kleinzell), Lehen von den Ro- senbergern, und 5 Hofstätten ebendaselbst, die in das Gesäss zu Gneussenau gehören und freies Eigen sind, an Pe- ter den Harracher. 4) Zu Gunsten des lezteren verzichteten Porcz el und Petterl Brüder die Chapplan 5) und ihre Hausfrauen ———- ‘) Die Urkunde siegelten ausser ihm seine Oheime Peter der Har- rocher und Athaker der Piber. ?)Die Teurwanger stammen von der in der Pfarre Vorchdorf an der Alm gelegenen Ortschaft Teuerwang. ®) Harracher Urkunde, #) Die Urkunde siegelten Wernhart, sein Son Hanns, Wernhart von Ai- stersheim, Wernhart und Sighart die Gnäwzzen. °) Als mutmassliche Vorfaren der Kaplan haben wir 1222 den Mar- chart von Tagenbach (#. 11) und 1269 den Otto von Ten- leinsbach (%. 16) bezeichnet, In einer Riedeker Urkunde vom 23- Juli 1357 kommt Friedlein der Kaplan als Burggraf zu Lo- benstein, 1565 Wernher der Chapplan vor. Die Kaplan teilten sich seit Anfang des 15. Jarhundertes in 2 Linien zu Tänd- leinsbach (Dantelsbach bei Hofkirchen) und zu Leiten (bei Fal- 15* 220 am 17. Aug. 1379 1) auf die obgenannten rosenberg. Lehen bei Czell und am Stainach. Die Urkunde siegelten Por- czel, ihr lieber Vetter Otleyn der Chapplan (dessen Siegel einen Helm mit 2 Büffelhörnern und der Umsehrift: S. Ott de Chapelan zeigt) und Hainreich der wysinger di zeit Phleger zum Newhaus (9. 23 & 27) 2). Der Siz Gneussenau kam von den Harrachern an die Diendorfer (2.30) 1434—1524; an Georg Perk- hamer 14534— 1540; Erasmus Kaplan 1553; 1560 besass ihn Zacharias, 1646 Hanns Neithart °), 1566 kenstein), beide Edelsize rürten von Oesterreich zu Lehen. Am 24. September 1455 empfingen Hans und seine Hausfrau Bar- bara den Siz zu Leiten, sein Bruder Simon den Siz zu Ten d- leinsbach von König Lasla zu Lehen. ') Am 21. Dezember 1411 verkauften Werndell der chap- pellan und seine Hausfrau Barbara dem Erbern weissen hart- lieben dem Herleinsperger dy tzeit Pfleger tze Val- kenstain (2. 28) 2 Güter zu Charleinspach, falkensteinsche Lehen, in Pharchirchner Pharr vnd in Veldner Lantgericht etc um 80 Pfund W. di. Die Urkunde siegelte sein lieber Vetter der. Erber weiss wernhart der Chapellan tzw Lewtten. 4447 war Sigmund, 1514 Heinrich Kaplan Pfleger zu Lobenstein (Hoh. III. 81, 82). Das Geschlecht starb um 1590 mit Hanns Balthasar, k. Forstmeister in Neubau, aus. — Vgl. auch die 2. 28 & 51. Ein »Hainreich der Chapplan« erscheint am 15. Okto- ber 1425 als Pfleger zu Eschelberg. i) Harracher Urkunde. 2) Vgl. Walseer Urkunde ddo. 29. September 1566 im Notiz. 1854, p- 586. ®) Zu dieser Familie gehören der Kardinal Neithart (t 1680) und der aus den Befreiungskriegen bekannte preussische Feldmarschall A u- gust Neithart Graf von Gneissenau (geb. am 28. Okt. 1760). *) Notizenblatt 485%, p. 158. 221 Wolfgang Steuber, Hofrichter von S, Florian ; 1581 er- heiratete Erasm Märk mit Ursula Neithart (Hoh. III. 394) das Schloss, das seine Nachkommen noch im Jare 1655 be- sassen ; 1659 gedieh es an die Fieger u. = £. 8. 97. Die Schaunberger Fehde und ihre Folgen. Die Macht der Grafen von Schaunberg hatte damals ihre grösste Ausdehnung erreicht; von Passau bis gegen Linz, von der Donau bis an den Atersee dehnten sich ihre — freilich nur in losem Zusammenhang stehenden — Besizungen aus. Gestüzt auf die grosse Zal ihrer Vasallen, verschwägert mit den mächtigsten Dynasten, verbündet mit den Herzogen von Baiern, ja mit Herzog Leopold Ill. selbst: konnte es Graf Heinrich VII. wol wagen, den Kampf um die Unabhängigkeit mit Herzog Albrecht Ill. von Oesterreich aufzunemen (vergl. Archiv für österr. Gesch. XVII. 157). Wie es scheint, ‚benuzte Herzog Albrecht die zwischen dem Grafen Heinrich und Heinrich von Walsee-Ens obwaltende Misshelligkeit, in welcher selbe am 16. Oktober 1379 auf Herzog Leupolt kompromittirt hatten, als nächsten Anlass zur Geltendmachung seiner Ansprüche. Die Sachlage muss schon im Anfange des Jares 1380 sehr bedrohlich ausgesehen haben, da Graf Heinrich für nötig erachtete, sich der Treue seiner Diener auf jede Weise zu versichern: so versprach Chunrat von Velden, einst Richter daselbst, am 28. Jänner 1380 !) dem Grafen Heinrich VII. von Schaunberg und seinen zwei Sönen Hein- . 4) Eferdinger Urkunde. 222 rich VII. und Ulrich I,, den Ort nicht verlassen zu wollen »dy weil sy denselben Marchkt in habent.« 1) Schon am 17. März 1380 bestellte Herzog Albrecht den Reinprecht von Walse zum Anfürer der Truppen gegen Hein- rich von Schaunberg und brachte am 1f. Mai 1380 den Herzog Friedrich von Niederbaiern dahin, ihm (um den Preis von Wildeneck) alle zu machenden Eroberungen zuzusichern. Ueber den Verlauf des Krieges kann ich mich kurz fassen : von vielen seiner Mannen und seiner Bundesgenossen verlassen, verlor Graf Heinrich in kurzer Zeit die meisten seiner Besi- zungen und wurde noch im selben Jare auf der Schauenburg belagert. In diesem Gedränge schloss er am 12. Jänner 1381 mit Herzog Albrecht einen Waffenstillstand bis Pfingsten, und unter- warf sich einem Schiedsgerichte; zugleich jedoch mussten die schaunberg'schen Pfleger: Mert Angrer zu Haichen- pach, Peter Hager (2. 28) zu Viechtenstein, Erasm. Aichperger zu Wesen (Öberwesen) und Hein- rich Mitterecker auf dem Nidern Haws ze Wesen laut einer am 12. Jänner 1381 zu Newnhaus gelegen auf der Tvenaw ausgestellten Urkunde ?) geloben, diese Festen dem Herzog Albrecht auszuliefern, wenn Graf Heinrich dem Ausspruch der Schiedsleute nicht Folge leistet, Die Lehen-, resp. Sazbriefe über diese Festen wurden an den Burggrafen Friedrich von Nürnberg und den Landgrafen Johann von Leuch- tenberg übergeben. Da nun Graf Heinrich bei günstiger Gelegenheit den in- zwischen verlängerten Waffenstillstand brach, so wurden ihm 1) Diesen Revers bezeugten Chunrats Herr her Gundachker von Tannberch, Nyclas der herrn von Rosenberch schafler, und des Ausstellers Bruder Henslein von Velden (9. 12 & 28). 2) Kurz Albr. III. II. 222. 223 durch Ausspruch des Schiedsgerichtes ddo. 28. Februar 1382, der am 9. April 1382 von Herzog Leupolt als Obmann be- stätiget wurde, die vier verpfändeten Schlösser abgesprochen. Mittlerweile war auch der neue Bischof von Passau, Johann, auf die Seite der Gegner Heinrichs getreten (1381); _ um den gänzlichen Verlust der Donauschlösser abzuwenden, schloss er sich an die österreichischen Herzoge an. Die eine Gefar ward beschworen, die andere aber zog herauf. . Der Widerstand des Grafen dauerte fort und Ranarigl], von wo aus der Pfleger Jans der Jägenräuter das Hochstift und dessen Helfer schädigte '), sowie Neuhaus, dessen Mautner Heinrich der Poltz sich noch am 25. Nov. 1382 mit seiner Hausfrau und seinen Erben, mit Leib und Gut verband, bei seinem Herrn dem Grafen Heinrich zu ver- bleiben, wurden von Graf Heinrich fortwärend behauptet. Erst, als jede Hoffnung, sich länger mit Erfolg be- haupten zu können, geschwunden war, schloss Graf Heinrich am 42. Oktober 1383?) mit Herzog Albrecht Frieden unter folgenden Bedingungen : 1. Graf Heinrich nimmt alle seine Güter in Oesterreich zu Lehen von Herzog Albrecht °); 2. er verzichtet auf alle Ansprüche auf Starhemberg und Weidenholz ; 3. er verspricht, die Maut von Aschach ein Jar lang in -Neuhaus einzuheben ; 1) So fing er den pass. Rottenfürer Gllg den Anvelld. vergl. M. b, XXX. II. 355. 2) Kurz Albr. IN. II. 241. ®) Herzog Albrecht belehnte am 17. Oktober 1585 zu Linz den Grafen Heinrich mit den Festen Schaunberg, Stauf, Neuhaus und Eferding, welche dieser seinem Lehensherrn dem Bischof von Passau aufge- sendet und aus dessen Händen sie der Herzog empfangen hatte, 222° 4. er verkauft dem Herzog Albrecht das Schloss: Kammer: im: Ätergau ; 5. er verspricht, die »Saezbrief ‚ die vns geben sind; von dem. Bischof von: Pazzow vber des Gotzhaus Vesten vnd gesloz auf der Tunaw, vber Velden vnd Riedegg« dem: Herzog; Albrecht: auszuliefern. Diese leztere Bedingung zeigt, dass Herzog Albrecht nicht gesonnen war, dem Bischof one weiters die eroberten Festen zurückzugeben ; er hatte sich eben den günstigen Augen- blick ersehen, um das Mühlland unter seine Herrschaft zu bringen. Er sicherte daher am 16. und 17. Oktober 1383 !) dem Bischof Johann die. Rückgabe der Festen Viechtenstain, Ober- und Nieder-Wesen, Ranarigl, Haichen- bach, Velden und Riedeck nur gegen Zalung von 8000 Pf. dl. und mit der ausdrücklichen Beschänkung ?) zu, dass der Bischof ihm mit selben beständig sei und sie nur an österr, Dienstleute verseze. Am 12. Juli 1384 3) quittirte Bischof Johann bereits den Grafen Heinrich von Schaunberg über die Sazbriefe von Viechtenstein, Wesen, Ranarigl, Haichenbach, Riedeck, den Markt und das Gericht Velden, den Markt Gallneukirchen nebst dem Zehent, welche alle er laut eines offenen Briefes des Herzogs Albrecht durch Gundacker von Tannberg, pass. Pfleger zu Ranarigl, und Erasmus Aichperger, Pfleger zu Wesen, richtig ausgeliefert erhalten habe. Seit dieser Zeit war der Einfluss der österr. Herzoge im Mühllande ein überwiegender — rürten doch die Donaufesten 1) Urkunde im k. k. Hausarchiv; M. b. XXX. II. 367. 2) Diese Verpflichtung musste auch Johanns Nachfolger, B. Georg, am 3. Okt. 1589 erneuern. ®, Notizenblatt 1851, p. 376, 225 nun gewisser Massen von ihnen zu Lehen; — im Laufe des 15. Jarhundertes wurde die passauische Herrschaft ganz ver- drängt, und die österr. Landeshoheit befestigt. Graf Heinrich VII. von Schaunberg versuchte zwar nach einigen Jaren nochmals, die Herrschaft über die obere Donau zu gewinnen; er fürte gegenüber von Neuhaus !) ein Kastell auf, um den Strom sperren zu können. Nach kurzer Fehde liess sich jedoch der alternde Graf am 7. Sept. 1386 ?) herbei, den Neubau abreissen und die Gräben ausfüllen zu lassen, 1) Neuhaus wurde mit Schaunberg, Stauf und Peuerbach am 50. April 4414 von Graf Johann im Falle seines kinderlosen Absterbens an Graf Hermann von Cilly vermacht; dieselben Schlösser empfing Graf Bernhard am 19. Nov. 1456 (Notizenblatt 1854, p. 288) von K. Lasla zu Lehen. Pfleger zu Neuhaus waren: 1579 Heinrich der Wysinger (% 26), 1584 — 1586 Thomas der Apfentaler, 1589 Chri- stan der Vrleinsperger, 1392 Ulrich der Apfentaler, 1409 — 1410 Gundacker von Tannberg ($. 29), 1411 Chunrat der Oeder, 1442—1447 Ulrich v. Schärfenberg, 1450 David Kaplan, 1465 Martin Aspan, 1464 — 1467 Sigmund Steinpöck, 1478 Hanns Wachinger. #) Kurz Albr. III. I. 51, Dritte Periode. (1384 — 1528.) 2. 28. Falkenstein. Die passauischen Pfleger. Neufelden. Schlägl. Die Herrschaft Falkenstein war noch immer in den Händen der Walsee (2. 24), wie aus einer Urkunde ddo. 41. April 1416 !) zu entnemen ist, wodurch Herzog Albrecht V. genemigt, dass Reinprecht von Walsee (t 1423) von den ihm versezten Festen Neuburg am Inn und Falkenstein so lange den Nuzen ziehe, bis der Saz um dieselben gelöst ist. Die Lösung scheint erst um das J. 1440 durch die Oberheimer bewerkstelligt worden zu sein, und an sie ging dann der Saz über (2. 31). Als walsee'sche Pfleger zu Falkenstein kommen vor: 1384 und 1385 Christian der Teusenberger?); 1396, 1401, 1403, 1411 (2. 26 Note 5) und 1419 Hart- lieb der Herleinsperger, 1437 Lienhart der Herleinsperger?), Dass die Herrschaft Falkenstein bis an die böhmische Grenze reichte (9. 8 Nr. 7), erfaren wir aus 2 Eferdinger Urkunden: 1) Oedt’sches Handbuch p. 229. 2) Hoh. III. 282, 279. %)). c. 416. 227 «) Am 4. September 1396 verkauften Stephan die tzeit Richter in der wilden Renna ') und sein Son Stephel ihren von der Herrschaft Valkenstain lehenbaren dritten Teil Zehent auf dem Chlaffer (2. 14 Nr. 2) vnd datz Freindorff (Pf, Ulrichsberg) an Vlrich von Scharten dietzet Ampman gein valchenstain. Die Urkunde siegelte u. a. Peter der capplan diezeit phleger zw haichenpach (2. 26 Note 5). b) Am 17. Juli 1403 versezte Frydl Schreyber dy zeit Ambtman zu Valkenstein seinen dritten Teil Zehent auf dem »Chlaffer vnd yn dem Aygen ze freyndorf, der Lehen ist von vnser herschaft vnd phleg zu Valken- stain« dem bescheidnen Vllreyehen von Scharten um 412 Pf, W. dl. Ausser Hartlieb Herläsperger sigelte Peter der Kap- pelan dy zeit gesessen daz Tädlaspach, Von den verpfändeten Festen war zuerst Marspach im J. 1373, dann Tannberg im J. 1374 wieder ans Hochstift gefallen (2. 26). Auf dem Schlosse Tannberg stellte Bischof Johann am 8. Juli 1381 ?2) auf Dietrich den alten Päpstlein, Bürger zu Freistatt, einen Lehenbrief um mehrere Zehente aus. — Als passauische Pfleger zu Tannberg kommen vor: am 16. Aug. 1390 Albrecht der Jegenrewter, am 29. September 1401 Friedrich der Mülwanger, 1403 Eckhart Herleinsperger. ) Marspach scheint um 1396 an Rudolf von Scherfen- berg (zu Sprinzenstein ) verpfändet gewesen zu sein, da !) Wildenranna gehörte bis 1765 zu Falkenstein. Vergl. ‚auch die 8. 18 & 31. 2) Freistätter Urkunde. ®M. b. IV. 210, 228 selber mit dem Bischof Georg von Passau wegen der »we- rung«, der »Stewer« und des »paws« zu Marspach in Streit geriet, und lezterer in Folge Schiedsspruch des Andreas Her- leinsperger ddo. 30. September 1396 ?) sich herbeilassen musste, dem ersteren in bestimmter Frist 620 Pf. zu leisten, wogegen Scherfenberg (als Herr auf Sprinzenstein ) auf die Vogtei über die Hofstatt zu Serleinspach (Sarleinsbach) »da der Kapplan aufsiczt« verzichtete. Als Pfleger zu Marspach er- scheinen: 1378 Niklas der Jud?), 1384 Dankh wart der Herlsperger°), 1390 Hertneid der HerleinanArsne 1411 Lyenhartt der Grueber. Zu Jochenstein, das bis jezt ganz allein vor dem Schicksal der Verpfändung bewart worden, war im J. 1386 Albrecht der Jägenreuter Pfleger. 4) Zu Haichenbach finden wir 1381 den Martin Angerer (2. 27), 13914 5) und 1396 den Peter Kaplan als Pfleger. Zu Viechtenstein waren Pfleger: 1390 W olfher der Synnczendorffer, 1401 Stefan der Mautner von Kazenberg, 1444 Thomas der Siegenheimer, 1454 Vivianz Fraunberger zum Huebenstein. Zu Wesen war im J. 14046) Rappolt der Al- brechtsheimer. ') 1)M b. XXX. II. 454. 2) In dem Urfehde-Briefe des Reinprecht von Polheim und seiner. Söne Philipp und Marchart auf Graf Heinrich von Schaunberg lautend. ®) M. b. V. 68. 4) Buchinger II 83. ) Hoh. III. 80. 6) M. b. XXXI. II. 29, 54. ”) Die Albreehtsheimer erscheinen schon im 12, Jarh.; 1140: Lui- toldus de Albrechtshaim et Dietmarus frater eius, ce. 1200 Otto et Griffo fratres, 1258 Otto, 1260 Griffo (M. b. III, 440, 516, 519; 229 Auf der Veste Schallenberg, welche von 1378 (2: 26) bis 1443 (2. 30) den Herleinspergern versezt war, treffen wir als Pfleger: 14141 .und 1415 Hanns den Pon- halm und 1434 Wenzla der Panhalm. Liebenstein (29. 8 & 31) wurde im J, 1433 von Bischof Leonhart an Berthold von Losenstein verliehen 1), 1457 von Ulrich von Starhemberg gekauft, Pfleger waren: 1410 und 1413 Dankwart der Hautzenberger, 1435, 1441 1445 Urban der Rasp 9 Partenstein (22. 15 & 23) war dem Engelhart Gruber (2. 14 Nr. 4) als Sicherheit für zwei dem Bischof Georg dargeliehene Summen von 146 Pfund W. dl. und 354 Pfund dl. versezt, jedoch im Jare 1421 3) wieder einge- löst worden. Zu Ranarigl war 1384 (2, 27) und 1386 4) war Gundacker von Tannberg Pfleger. Allein schon am 9. April 1390 5) sah sich Bischof Georg genötigt, für eine Forderung von 3100 Pfund dl. diese Feste (»seins, gotzhawss vestt ainew dew egenantt der Rennari- gel«) dem Hanns Geyselperger °) und seiner Hausfrau XXIX. II. 226, 429). — Am 16. Oktober 1447 kauften Kaspar, Pangretz und Michel die Albrechthaimer von Bischof Leo- nard die Feste Wesen mit sambt dem Turn darob und dem Urbar »als wir die vor in Satzweis inngehabt haben«, u. s. £. unter Vorbehalt einer Wiederlösung nach dem Erlöschen des Manns- stammes der Albrechtsheimer (M. b. XXXI. II. 390). Damit ging Wesen für Passau verloren. #) Hoh. II. 372. ®) Hoh. III. 89, 284; Buchinger II. 157. ®)M. b. XXXI. II. 171. 4) Buchinger II. 85 5)M. b. XXX. II. 398. *) Sein Vater war wol christan von Geyselperig (M. b. XXX. IL. 264). Er selbst war 1594, 1405, 1409, 1410 Pfleger am S, 230 Agnes (»dew emaln het hern Petern der hager (. 27) dem got genad«) als Leibgeding zu verleihen; die Burghut sollte ihm järlich zu Georgi und Michaeli entrichtet werden. Stirbt ein Teil one Kinder, so werden den überlebenden 500 Pfund Saz auf der Feste gutgeschrieben; erhalten sie Kinder, so müssen selben 700 Pfund hinausbezalt werden. Im Anfange des 15. Jarhundertes war Ranarigl wie- der ans Hochstift zurückgefallen: 1421 ') war Gilig der Pe- tersheimer ?), 1429 2) Peter Schönstetter, 4) Der Markt Haslach mit allem, was zu demselben gehört, »ausgenommen das Obergericht mit seiner Zugehö- rung« wurde am 27. April 1421 5) von Ulrich von Ro- senberg mit Zustimmung des Bischofs Georg an Rein- precht von Walsee verkauf. Nach dem Tode Rein- prechts (1450) kam Haslach wieder €) an die Rosenberger (2. 31). Ä Sprinzenstein (2. 26) wurde im Jare 1421 °) von Wolfgang von Scherfenberg au seine Vettern Georg, Georgenberg (M. b. XXX Il. 455; XXXI. IL 54, 59, 85, 91) und verkaufte die von Oesterreich zu Lehen rürende »Vest Wallden- vells gelegen in Wallpurger pfarr», welche seine Hausfrau von ihrem ersten Mann ererbt hatte, am 16. August 1590 um 1000 Pfund dl. an Herzog Albrecht III. von Oesterreich. 1)M. b. XXXI. IL 176. - 2) Er war früher, 1416, lichtenstein'scher Pfleger zu Rutenstein im untern Mühlviertel. 8). c. 451. 4) Schönsteter war 1454 — 1457 zu Fürsteneck, 1458 — 1459 zu Warmpach Pfleger ($. 50). 5) Eferdinger Urkunde. 6) Haslach bestand in der Mitte des 15. Jarhunderts bereits als ei- gene Pfarre (M. b. XXVII. I. 504), die aber auf die nächste Umgebung des Marktes beschränkt war. ?) Hoh. II. 481. 231 Hanns, Ulrich, Ruger und Gundacker von Star- hemberg übergeben. Lange blieb diese Herrschaft nicht in den Händen der Starhemberger, da ihrer von 1428 an in kei- nem Teilbriefe Erwäntng geschieht; sie kam ‘one Zweifel um diese Zeit an die österreichischen Herzoge, die sie bis ins 16. Jarhundert besassen (2. 32); im Jare 1441 kommt Christof Fraunstorfer als Pfleger vor. !) Am 14. November 1418 ?) wurden mehrere österrei- cehische Lehen im Mühlland: der Rudolfshof, der Zellhof und eine Hofstatt dabei — von Herzog Albrecht V, an Gundaker von Starhemberg verliehen. Die »phleg und das Lantgericht ze Velden« erhielt Andreas der Herleinsperger °), dem das Hoch- stift grosse Summen schuldete, am 14. September 1393 4) von Bischof Georg auf Lebenszeit. Andreas der Herleinsperger Ritter, war pas- sauischer Vicedom und 1412—1419 Verweser der Hauptmann- schaft ob der Ens. Er brachte viele hochstiftische Schuldbriefe an ‚sich: so bezalte er dem Walsee’schen Schreiber Martin dem Ranynger 400 Schock böhmische Groschen und 500 Pfund W. dl.; dem Wilhelm Nussdorfer Pfleger zu Obernberg verbürgte F 4) Buchinger II. 157. 2) Or. im k. k. geh. Hausarchiv. ®) Den Gebrüdern Hartlieb, Andre und Ekhart den Herlein- spergern verkaufte am 50. April 1597 Hainrich der Vrlein- sperger (2. 29) den Haselhof (Haslbauer bei Vierling), das Gut am Chobel (Kobler an der kleinen Mühl) und die Fuegselmuel (Fixlmül am Lichtenbach) alles gelegen in Sarlspekcher Pfarr und Veldner Landgericht, und das Gut zu Grueb vor dem Fäuchten- pach in Altenfeldner Pfarr um 160 Pfund W. dl. Die Urkunde siegelte »der Edel Ersam her Gundakcher der Tannberger ze Pirichenstain« (?. 29). 4) M. b. XXX. IL 426. 232 er sich für 1500 fl. und zalte 6500 fl. von 'einer Schuld pr. 8000 fl.; dem passauschen Pfleger zu Swabdorf Sigmund von Polhaim ‘gab er 700 Pfund di., 900 Goldgulden und 25 P. Pfd. dl., und entlehnte für das Hochstift von Gilgen dem Peters- heimer Pfleger zum Rennarigel 400 fl. Dafür nun versprach Bischof Georg unterm 13. August 1421 '), ihm allen zugehen- den Schaden zu ersezen und verschrieb ihm pfandweise die evesten Tannberchk.« Velden und Tannberg verblieben auch bis ins 16. Jar- hundert herleinspergische Pfandschaft. Andreas der Herleinsperger (Pfleger zu Neuburg am Inn) stiftete am 11. Jänner 1413 2) (Mitichen nach S. Erhard) in der von ihm mit 2 Altären gebauten Kapelle zu Rorbach eine tägliche Messe bei Sonnenaufgang. Aus dieser Stif- tung erwuchs später das Benefizium. ?) NM. b. XXX. II. 176. ?2) Hoh. III. 283. 3) Nach der von Andreas Herleinsperger, seinen Brüdern, dann seinen Vettern Udung und Leonhart gesiegelten Stiftungsurkunde widmete der Stifter hierzu den Hof zu Anch in Feldkirchner Pfarr, den hal- ben Zehent in dem ganzen Markt Rorbach und das Burgrecht daselbst, gelegen bei der Badstube, das früher den Bürgern gehört hat, und darauf nun der jeweilige Kaplan sizen soll. Vogt soll sein nach ihm sein Bruder Hartlieb, dann sein Bru- der Eckhart, darnach »unter vnserh Sünen allweg der älteste.« Der Kaplan darf die Güter nur mit Wissen des Vogtes vertauschen. Die oberste Vogtei steht dem Bischof von Passau zu. Sollten sie — die drei Brüder — one Söne sterben, so soll der älteste des Geschlechts die Vogtei übernemen. Wird die Besezung der Stelle über einen Monat verzögert, so kann sie der Bischof besezen. Sollte das Geschlecht der Herlein- sperger ‘ganz aussterben, so geht die Vogtei an den Bischof über. Der Kaplan kann einen Tag in der Woche feiern, one dass ihm dadurch 8 seinem Einkommen Abbruch geschehen soll; an die- 233 Pfleger zu Velden waren in diesem Zeitraume: 1391 !) Hertlein der Herleinsperger, 1413 And- reas Herleinsperger selbst (2. 23). Landrichter waren: 1391 Peter Schönauer (2. 26); 1400, 1410 und 1411 Egloff der Newnkir- cher, späterhin um 1412 Heinrich der Kaplan. Aus dem J. 1410 ist noch ein Gerichtsbrief des Landrichters Egloff Newnkircher übrig 2), worin durch Frag und Urteil (alte Form 22. 3, 13, Note 1) erkannt wird, dass das Gut, welches Heinrich der Kaplan von Herrn Gun- dacker von Tannberg geeignet, von aller Königsteuer frei sei. Eglof kommt als Zeuge auch in zwei Schlägler Urkunden vom J. 1411 vor, wodurch die Gebrüder Wernhart der Schurff (22. 20, 22) gesezzen auf dem Walichshof und Heinrich der Schurff gesezzen in dem Haus zu Langenhals (Langhalsen bei Neufelden) und des lezteren sem Tage aber soll der Pfarrer von Rorbach (damals her Mertein), der dafür Güter erhalten hat, die Messe durch einen andern Priester lesen lassen. Der Kaplan soll täglich das Gedächtnis aller Herleinsperger feiern, sich nach dem Evangelium in der Messe am Altare umkeren und für alle Herleinsperger ein Pater noster und ein Ave Maria beten lassen. Der Nachlass des Kaplans soll zum Nuzen der Kapelle verwen- det werden. Wird die Messe nicht täglich gelesen, so sollen Richter, Bür- ger, Zechleute und die ganze Pfarrgemeinde zu Rorbach den Lehens- herrn der Kapelle bitten, einen andern Kaplan einzusezen. Beiläufig mag hier noch bemerkt werden, dass auf die Pfarre Rorbach, die seit 1521 dem Kloster Schlägl gehörte (%. 21), nach der damals allgemein üblichen Weise mit Weltpriestern besezt wurde, welche an das Kloster järlich 4 Pfund, an die Domkustodie 1 Pfund zu entrichten hatten. — Mit Klostergeistlichen wurde die Pfarre regelmässig erst im 17. Jarhunderte besezt. 9) Hoh, III. 282. 2) Hoh. II. 81. Mus, Jahr. Ber. XX. 16 234 Hausfrau Anna 6 Güter zu Czagelau gelegen in Aigner Pfarre und Veldner Landgericht !) an Propst Martin von Schlägl verkaufen. Die Pfarre Velden gehörte nach einem noch erhal- tenen Verzeichnisse (M. b. XXVII. I. 504) um diese Zeit zum Dekanate Gallneukirchen ; das Hochstift war Patron, und es war bei jeder Veränderung in der Person des Pfarrers eine Taxe von 50 Pf. dl. zu entrichten, ein Umstand, der auf die grosse Einträglichkeit der Pfarre schliessen lässt. Um diese Zeit kommt endlich, auf den Markt Velden angewandt, zuerst die Benennung Neufelden vor (cf. 9. 26). Am 6. Februar 1392 nemlich geben »Peter probst dacz sand Mareinslag (Schlägl), Nycla der preyal« und der ganze Convent dem »erbern beschaiden Sigharten von Lonueld dy zeit phleger ze Newnwalsse ?) und seiner Hausfrau Elspet einen Schuldbrief über 77 Pf. W. dl. Zalung ıst 14 Tage vor oder nach Lichtmess, widrigens muss das Kloster »zwen erbern mit zwain knechten vnd mit vir pfarten in die laistung legen, wo si vns hin vadernt gein Lonueld oder gen Newnuelden, an der zwaier stet ainew in ein erber gasthaws,« bis die Schuld getilgt ist. Die Urkunde sie- gelten das Kloster, Sighart von Lonueld und hans von velden (2%. 12 & 27). Das Kloster Schlägl scheint damals ziemlich herunter gekommen zu sein, da sowol der Hauptmann ob der Ens, Reinprecht von Walsee, als auch die Herzoge von Oesterreich es für nötig erachteten (am 5. und 10. Juni ‚1408), den neuen Propst Martin zu verpflichten, die Propstei wenigstens 4—2 Jare hindurch zu verwalten. 1) Die einzigen Urkunden, welche dafür sprechen, dass sich das Land- gericht Velden bis an die böhmische Grenze ausdehnte, ®2) Oberwalsee. rn 235 Am 411. September 1420 wurde auf Befel des Her- zogs Albrecht V. von Oesterreich (%.9& 27) und im Auftrage des Hauptmanns ob der Ens Reinprecht von Walsee auf Grund eines Missivs des Abbtsvon Milewsk (2. 9) durch den passauischen Vicedom Andreas Herleinsperger mit Zuziehung des Pfarrers von Feld- kirehen Andreas Grassenreiter, des Pfarrers von Alten- felden Stefan Ploch, des Pfarrers von Rorbach Wolfgang perchkherr, dann der Priester und Rleriker Hein- rich Steinpeck, Nikolaus Perkherr und Andreas Hauzenberger vorgenommen. Propst Wernhard, Prior Johann und die Mönche wurden zur Observanz der Kloster- regeln ermant, und es wurde verfügt, dass in dem Falle, als der Propst als oberster Ueberwacher der Klosterbrüder in dieser seiner Pflicht farlässig erscheint, der Pfleger von Falkenstein (2. 9 Note 1) die Sache an den Landeshaupt- mann und dieser wieder an den Herleinsperger bringen sollte, damit jede Uebertretung der Klosterdiseiplin gestraft werde. Interessant ist der Schiedsspruch, welcher nach ge- pflogenem Augenschein in dem Streite des Bischofs Jo- hann mit Propst Heinrich von Schlägl über die Grenzen (»gemerkchte«) der beiderseitigen Besizungen »von Obern- flätting (Patting) auf vnez in den Vinsterpach (2. 21) zwischen der grozzen Mühel vnd der chlainen« ?) am 12. Juli 1385 gefällt wurde ?). »Bei dem ersten, was von Obernflätting gelegen ist vnez in den tobel zwischen cherspawmaw (bei Kersch- baum) vnd weichselpawm (Weixelbaum) vnd in dem selben tobel auf zwischen vnsers (des Bischofs) dorfis ze 4) Erste urkundliche Unterscheidung der grossen und der kleinen Mühl (ef. 2. 15). ») M. b. XXX. II. 570, 16* 236 Chirichpach (Kirchbach) vnd irs dorffs ze Hohenperg vntz zu irm dorff ze Mitterraw vntz auf den alten Schef- weg (die an den Finsterbach fürende Hochstrasse ), das das- selbe dem egenannten Chloster beleibe vnd wie das ist, das vnser voruodern sälig, vnser Gotzhaws vnd wir die Chers- pawnaw vnd die drew dorfler in der obern vnd nidern tirgruoben vnd in prewer (Öber-, Nieder -Tiergrub ; Preuer bei Julbach ) lannge zeit in nutz vnd in gewer (2. 2) herbracht vnd vnezher inngehabtt haben, doch geben wir von sundern genaden dieselbe Cherspawnaw, baid tiergrueb vnd im prewer vnd was darzu gehöret, was des enhalb des alten schefwegs gen der grozzen Mühel gelegen ist, dem ege- nannten Chloster dobei fuerbas ze beleiben än allen chrieg, darzu sol auch demselben Chloster was sust liegtt enhalb des altenschefwegs gen der grozzen Mühel werez auf entrichts nach demselben alten schefweg vntz in das chlain Mühel- haupel (Ursprung der kleinen Mühl), vnd von demselben Mühelhaupel in das Trübpachel (Nebenbach des Finster- bachs), vnd von demselben trübenpachlein vntz in den vin- sterpach, wie das genannt ist, hinfür auch beleiben än alles gevär; Ausgenommen vnser vnd vnsers gotzhaws lehen- recht, vnd ob ander läwt icht rechtens doselbens habent. Was aber hiedishalben Cherspawmaw gen der chlainen Mühel auf vntz auf den Altenschefweg auf nach den obge- nanten gemerkchten gelegen ist, es sein dorffer, Güter, Akcher, Wismad, Oed vnd Wald, wie das genant ist, dasselbe alles soll vns vnd vnserm gotzhaws beleiben auch an allen chrieg. Ausgenomen zwaier gut ze Weichselpawm, zwair guet ze Stirberch (bei Peilstein) vnd dreyr Guet ze Ma- richslag (Martschlag). Dieselben Siben guet die beleibent voraus dem egenanten Chloster als die enher darzu gehört habent.« 237 2. 29. Gundacker von Tannberg. Pührnstein und die Starhem- berger. Stiftung von Kirchberg. Ortneid von Tannberg (2. 24) hatte eine neue Linie des tannberg’schen Stammes !) begründet; sein älterer Son Ulrich Il. brachte wahrscheinlich die von Passau lehenbare Burg Pührnstein (22. 8, 22, 23) an sich, und vermälte sich im Jare 1338?) mit Anna, Tochter Gundackers von Starhemberg. Er hinterliess aus dieser Ehe nur einen Son, Gundacker I,, welcher um das J. 1339 geboren wurde, im J. 1354 (2. 24) zuerst erwänt wird, selbstständig aber erst im J. 1356 (2. 25) auftritt; nach Hoheneck war er mit Barbara von Traun ver- ‚ehelicht. Er war 1384 und 1386 Pfleger zu Ranarigl (2. 27 & 28), 1393 zu Neuburg am Inn (M. b. V. 77), 1409 und 1410 zu Neuhaus (2. 27). Im J. 1369 3) verlieh ihm Graf Rudolf von Hohenberg das Marschallamt des Bistums Passau in der Weise, wie er. selbst solches von dem Hochstift zu Lehen hatte, und mit der Bedingung , dass dieses Amt im Falle seines kinderlosen Abganges an dessen Oheim Rudiger von Starhemberg und seine Erben übergehen sollte. 1) Ortneid 1287 — 1551; ux Margret 1505 — 1522. Ulrich D. 1322—1544, Wernhart Pilgrim III. 1522— 1356. ux. Anna v. Starhemberg 1322. kuna + 1368; ux. Ritter 1558, vidua 1546. Burkhart v. Waldburg 1361. z— Gundacker I. zuPührnstein, 1554 — 1410, + 1411; ux. Barbara von Traun. nm un Sm nn an nn nn m m mn Wolfgang, t 15. Sep- Barbara, ux. 1598 Ursula, ux. Stefan tember 1404. Martin Satlpoger, von Toppel 1581, 2) M. b. XXX. II. 266. ®) Preuenhuber coll. gen. 795. 238 Gundacker vergrösserte sein Stammgut bedeutend ; durch Kauf brachte er an sich: 1369 von den Gebrüdern Si- mon, Friedrieh und Christian den Steinaber- gern t) die Müle in Arrauffen (Obrafmüle an der kleinen Mühl) in der Pf. Altenfelden ?); 1388 von Ulrich Gunt- harsberger (2. 24 Note 4) die Hube auf der Leuthen Pfarre Altenfelden; 1390 von Wernhart dem Perndor- fer (8. 14 Nr. 5) die Lehenschaft auf dem Gute zu Fraun- schlag (2. 12) ®); 1394 von Sigmund Cheltz (2. 14 Nr. 1) 51% Güter und den Zehent auf einem Gut zu Hedling (Högling) , Lehen von Tannberg, 2 Güter zu Kuching (Kieking bei Arnreut) und das Gütl zu Wurtzwell (Wurzwaller bei Schörsching) , halb Lehen von Passau, halb von Tannberg, alles in der Pfarre Altenfelden #), 1396 von Heinrich Ur- leinsperger Pfleger zu Partenstein (2. 23) den Hof zu Orth in Särleinsbacher Pf. 5), halb Lehen von Oesterreich und halb von Tannberg, und ein Gut am Höflein. ®) 1378 versezten ihm Rueger der Kätzl (2. 14, Seite 145, Note 5) und seine Hausfrau Hedwig ?) ihr Gut bei dem 1) Ueber die Steinaperger vgl. die $2. 20 Note 2, 22 & 25. Friedrich der Steinaperger kommt noch im Jare 1588 vor. Der lezte war wol Wolfgang der Steinenperger (Notizenblatt 1854, p. 555). Die Feste Steinaperg kaufte Gundacker v. Tannberg im Jare 1562 von Ulrich von Falkenstein (Hoh. III. 751). Vgl. auch 2. 15 Note 2 und 2. 31. Die Feste war wol schon im 15. Jarhunderte nicht mehr bewont. 2, Hoh. II. 751. B\ö]zc: MER 5) Obernort Pf. Lembach. 8)01.0.0092: ?) Ruger der Kätzl hatte als Heiratsgut seiner Hausfrau von seinem Schwiegervater Ranung v. Staudach 2 tannberg’sche Lehen zu 239 Kropplein in der Leiten in Altenfeldner Pf., Morgengabe der Hedwig !) 1387 löste er die an Eckart den Cheltz (2. 14, Seite 145, Nr. 1) verpfändete Hube zu Atzleinstorf Pf. Altenfelden von dessen Söne Sigmund ein. ?) Am 13. März 1399 ) traffen Gundacker und Bischof Ge- org einen Gütertausch, wornach ersterer 2 Güter in Wint- sperg (Winzberg), 1 daz den Haiden (Haiden) alle 3 öde liegend in kirchpärger winkchel (siehe weiter unten), 1 zu Obernfewchtenpach (2. 22) und 1 zu Erlpach; letzterer aber 4 Güter zu Herweg (Hörbig); und 1 zu Krantzagl (Krondorf Pf. Sarleinsbach) erhielt. Jedes Gut diente järlich 1 Pf. dl. Herrengilte, 8 Mezen Korn, 16 Mezen Hafer »an zwen, drei schilling pfenning«, 4 Käse a 4 dl., 4 Hüner, 40 Eier, 1 Schött- Flachs. ®) Am 16. März 1402 5) sandte Gundacker der Tann- berger zu Pirchenstain seine hochstiftischen Lehen: den ganzen Zehent auf 1 Gut zu Rätzing, auf 4 Gütern zu Niderndorf und den halben Zehent in Rempelstorff (alle in der Abbtei) dem Bischof Georg auf, behielt dagegen den halben Zehent auf einem Gut und einer Sölde zu Gla- ezing (Klozing 9. 21) sich und seinen Erben bevor. Im Jare 1388 kaufte Gundacker von Sigmund Stainpöck Güter zu Wintsperg (Winzberg Pf. Kirchberg), Schelling (Pfarre Sarleinsbach), Langenwappling (Wippling Pfarre Rorbach), Schlag und Ghuching, pass. Lehen, dann Gotzgassing (2. 16 Note 1) und Eezleinsreyt erhalten. (Ge- richtsbrief Gundakers von Tannberg ddo. 29. Mai 1401). #) Hoh. III. 305. 2) 388: 3) M. b. XXX. II. 486. 4) Vgl. die Preisansäze im 2. 22 Seite 189 Note 1. 5) M. b. XXXI I. 17. 240 zu Atzlasperg ( Atzesperg Pf. Altenfelden), Cholparz, Herhag, Altenfelden, Wasen, Niedernhart (Pf. Niederkapell) und Ayglenstorf (Pf. Lembach) tannbergische Lehen. Den Rittershof zu Altenfelden verkaufte 1410 Nikol der Gruber von Stain an ıhn. Gundacker von Tannberg gründete die Kirche zu Kirch- berg, und schenkte im Jare 1404 1) sowol zur Pfarrkirche S. Peter, als auch zum Gotteshause $, Syxt zu Al- tenfelden ..je ein seidenes Messgewand und einen Kelch. Dem Kloster Engelszell übergab er den Zehent auf 17 Häusern in Kellberger Pf, in der Abbtei, wogegen sich Abbt Ulrich am 25. Mai 1409 ?) verpflichtete, für Gundacker einen ewigen Jartag järlich am nächsten Mittwoch nach S. Martinstag des Nachts mit gesungener Vigil und des Morgens am Pfingst- tag mit einem Seelenamt zu halten. Gundacker von Tannberg tritt am 15. Juni 1410 °) zum lezten Male auf und starb zu Anfang des Jares 1411, unge- fär 72 Jare alt, one männliche Erben zu hinterlassen. Er wurde in der Kirche zu Kirchberg begraben ; sein Monument , das ursprünglich im Presbyterium eingemauert ge- wesen sein soll, stellt einen gerüsteten Ritter dar, der in jeder Hand ein Fähnlein hält. Zu seinen Füssen sind zwei Wappen ausgemeisselt: dem Beschauer rechts 2 kreuzweis gelegte Aeste, links das tannberg’sche Symbol. Die Umschrift — teilweise unleserlich — lautet: m !) Laut Reverse der Pfarrer Niklas Kastner von Altenfelden (war 4415 Pfarrer zu Gramastetten, + 1418) und Friedrich Veichter zu S. Peter ddo. 10. Jänner 1404, ?2) Riedecker Urkunde Nr. 266, ®) Eferdinger Urkunde, 241 Yahsetliedshe . dni . et, filius. ei wolf gangus. qui. obit. anno. dnni, M.OCCGC,1IIJ.® in. die. sti. nico- medis mris. Gundacker hatte nur einen Son, Wolfgang, der nach dem Grabsteine am 15. September 1404 starb, und zwei Töch- ter erzeugt, von denen eine, Barbara, im Jare 1398 mit Martin dem Satelpoger vermält war. Die Herrschaft Pührnstein kam nach deutschem Le- henrecht, welches eine Vererbung auf Töchter nicht kannte, — jedoch wahrscheinlich in Folge einer Erbeinigung und durch Gunst des Bischofs Georg — an die Gebrüder Kaspar und Gundacker von Starhemberg. !) Der jezige Pfarrbezirk Kirchberg gehörte in ältesten Zeiten zur Pfarre Altenfelden (2. 6) und hiess der »Kirch- berger-Winkel (siehe oben); jedoch wurde schon zu Ende des 14. Jarhundertes in der Kapelle zu Kirchberg ge- tauft und begraben, und wurde daher dieser Bezirk schon im Jare 1389 eine Pfarre (2. 8) genannt. In dem leztgedachten Jare nämlich ?) versicherte Sig- mund der Cheltz (2. 14, Seite 145, Nr. 1) seiner Haus- frau Margret, Tochter des Ulrich Leutzenrieder (2. 26), 130 Pfund Heiratsgut und 50 Pfund Morgengabe auf folgenden tann- bergischen Lehen: auf dem Gut zu Gattern ?°), auf dem 1) Erasm der Satelpoger stritt zwar den Besiz an und fürte einen lang- wierigen Streit mit den Starhembergern, der sich jedoch nach dem Jare 1470 für ihn ungünstig endete. 2) Hoh. III. 89. ®) Der Hof zu Gattern wurde 1420 von der Witwe des Sigmund Cheltz, Magdalena, an Hartlieb Hörleinsperger um 50 Pfund dl. ver- sezt (Hoh. III. 89); er kam sammt dem Gute in Wizleinstorf an ihre Töchter: Barbara, Hausfrau des Ulrich Katzprenner (£. 14, Seite 242 Hof zu Witzleinstorf und auf dem Pfunt Gelts dabei, alles gelegen in Kirchberger Pfarre. Gundacker von Tannberg, der zalreiche Besizungen in dieser Gegend hatte, erbaute nun die als Filialkirche zur Pfarr- kirche n Obernfelden (Altenfelden) gezogenen Kapelle zu Kirchberg »schön vnd köstlich«,, und stiftete daselbst mit Einwilligung des Pfarrers Peter (Seefelder) von Altenfelden 5 Messen in der Woche. ?) Die Vogtei über die Kirche, welche sich Gundacker von Tannberg vorbehielt, ging nach seinem Tode auf die Ge- brüder Kaspar und Gundacker von Starhemberg über. Auf Bitte der lezteren , in Anbetracht der von ihnen und Gundacker von Tannberg geleisteten Dienste, erhob Bischof Georg von Passau am 29. April 1411 ®) die Kapelle zu Kirchberg »die vormaln zu der pfarkirichen geen velden vnser Lehenschaft gehört hat,« zur selbstständigen Pfarrkirche; die Gebrüder von Starhemberg als Inhaber der von Passau lehenbaren Feste Pirchenstain sollen die Pfarrkirche Kirchberg »leihen einem frummen, geleuntingen pfaf- fen oder ainem clerik oder Schuler, der in ainem Jar mag ze priester werden« und diesen ihm präsentiren. Der Pfarrer von Kirchberg soll jenem von Velden »von Zynnses oder ander sach wegen nichez pflichtig noch schuldig sein.« Zu dieser Verfügung gab der Pfarrer Peter Seuel- der von Altenfelden am 9. Mai 1411 °) seine Einwil- ligung. 145 Note 5), und Helena, Hausfrau des Mert. Prantner, die ihn 1459 an die Gebrüder Ulrich und Hanns von Starhemberg verkauften (Hoh. III. 506). 1) Bestätigungsbrief des Bischofs Georg ddo. 8. Aug. 1407 aus dem Vidimus dd. 17. Mai 14419. 2) Eferdinger Urkunde. ®) Vidimus ddo. 17. Mai 1419, 243 Als ersten Pfarrer präsentirten die Starhemberger den Heinrich Wohlschlager von Haslach, wel- cher laut bischöflichen Dekretes vom 12. Mai 1411 !) instituirt und vom Pfarrer von Pfarrkirchen in den Besiz der Pfarre installirt wurde. Ein zweiter Pfarrer war Leonard Heimböck, welcher als Geschäftsfürer des Wolfgang von Starhemberg in die demselben verliehene Pfarre Traphaya laut Auftrages des Erzbischofes Friedrich von Salzburg ddo. 19. November 1450 ?) eingefürt werden sollte. Am 24. Jänner 1501 °) musste sich der Pfarrer von Kirchberg, Thomas Veldner, verpflichten , diese Kir- che redlich verwalten, und auch nicht einmal ein Testament one Wissen des Gregor von Starhemberg machen zu wollen. Die ununterbrochene Reihe der Pfarrer von Kirch- berg beginnt mit Ambros Vaschang 4) im Jare 1573 und ist folgende: 1573 — 1591 Ambros Faschang ; 1591 — 1624 Nikolaus Wissbacher ; 1624 — 1651 Peter Grimmik ; 1653 — 1660 Jo- hann von de Velde; 1660 — 1670 Balthasar Schaltenhauser ; 1670—1681 Sebastian Präliber; 1681—1692 Wolfgang Franz Heinig; 1692—1695 Adam Huebmer 5); 1695 — 1703 Philipp 1) Abschrift ddo. 17. Juni 1605 zu Riedeck Nr. 274. 2%) Riedecker Urkunde Nr. 451. ®) Riedecker Urkunde Nr. 1265. 4) Sein Grabstein in der Kirche hat folgende Inschrift: » Anno M. D.XCI. XX. Januarij/Pie in Christo obdormivit/Venerabilis Dominus Ambros. Dionysiacus/Alias Faschang, qui christianissime per 17/Annos praefuit Eeclesiae Dei Kirchbergensi.« 5) Er war 1675—1695 Pfarrer in Lembach (2. 15), und machte eine Stipendienstiftung pr. 25 fl. für einen armen Studirenden aus der Pfarre Lembach, sowie zur Bezalung des Schulgeldes für 7 arme Kinder aus Lembach, Sarleinsbach, Putzleinstorf und Neufelden, 244 Strobl; 1703 — 1708? Georg Erasmus Haider; 1708 — 1711 Mathias Streller; 1741—1734 Johann Sigmund Zeillnstein (war 44 Jare Priester); 1734—1736 Johann Wenzl Strobl; 1737— 1755 Josef Mayrhofer; 1755 —1769 Josef Dentl; 1769—1784 Thomas Schredl ; 1784—1792 Jakob Metz ; 1792—1796 Ge- org Mairhofer; 1796 — 1801 Bartholomäus Andorfer; 1801— 1820 Ildefons Wieser; 1820—1832 Franz Schachinger ; 1832— 1838 Benedikt Layber ; 1840 — 1855 Ignaz Kny (nun Pfarrer zu Pfarrkirchen); 1855 Josef Frauscher. Die Pfarre Kirchberg liegt zwischen der Donau, der grossen und kleinen Mühl, zölt 17 Ortschaften mit 170 Häu- sern und 1120 Einwonern. ') In der Kirche befinden sich folgende Grabsteine: 1. des Gundacker von Tannberg t 1411. 2. des Gregor Stadler t 1559, seiner Hausfrau Kunigunde Messenböck und seiner Tochter Katharina (2. 26). 3. des Ambros Faschang t 20. Jänner 1591. 4. des Pfarrers Adam Huebmer t 18. Februar 1695. 5. des Pfarrers Johann Sigmund Zeillnstein t 18. November 1734. 6. des Pfarrers Josef Mairhofer t 1755. 7. Oberhalb der Sakristeitür ist folgende Grabschrift : »Alhi ligt begraben der Edl und Gestreng herr Hiero- nymus Schlux zu Grub und haglau, ge- wesster Starrhembergischer lehenbrobst Jn Oesterreich ob und under der Ennss et sambt seinen beden frawen und khindern, welcher gestorben ist den 24. tag Septembriss Jn 1603. Jahr, dann die Edle und Erhentugendreiche frawen Sabina Schluxin, ein geborne Schmitsspergerin, welche gestorben ist den 15, tag Juny im 1599. Jahr 1) Kirchberg hat 15 H., 105 E.; Dorf 11 H., 82 E. (cf. 2, 24). Grub 9 H. 59 E. (2. 14, Note 5); Obermühl 20 H., 149 E. (%. 25); Partenstein 8 H., 58 E., Witzerstorf 16 H., 106 E. 245 und Elisabet Schluxin, geborne Häckhelpergerin, bei deren erzeugt 4 Eheliche kinder so in Gott Endschlafen den — !) Amen.« r 8. Auf der entgegengesezten Seite: »Hie Ligt begraben die Edi vnd Ehrntugenthaffte fraw hedtwig haynmosserin Ein geborne Nümitschin von Sche- newalt auss der schlessing vnd ist gestorben zu Ney- felden so wier den Sterben geflohen Jm 1599. Jahr den 24. Dezember Ires alters im 52. Jahr dere Gott ge- nedig Sei Amen.« 2. 30. Das Mühlland und der Windberg in der ersten Hälfte des 15. Jarhunderts. 1. Waldkirchen. In einer zu Assisi am 4. September 1393 ausgestellten Bulle erlaubte Papst Bonifaz IX. dem Propste von S. Florian, nach dem Tode oder der freiwilligen Resignation der gegen- wärtigen Pfarrer von Vöcklabruck, Ried und Waldkirchen die Seelsorge der gedachten Pfarren durch Conventualen ver- walten und den Ueberschuss der järlichen Einkünfte zum Nuzen des Klosters verwenden zu dürfen. Anfangs suchte man die Pfarrer Nicolaus von Vöcklabruck, Martin von Ried und Chrysogonus von Waldkirchen (seit 1383 daselbst Pfarrer) zur Resignation zu bewegen : spä- ter wurde jedoch ein Pfründentausch heliebt ; Niklas von Vöck- labruck sollte mit Johann Gekging von Wuldestorf, Martin von Ried mit Wenzl Thyem von Lasberg, und Chrysogonus von Waldkirchen mit Stefan von Enzestorf zu Otzpach die Pfründen i) Der Raum ist unausgelfüllt, da Elisabet Schluxin als Witwe wahr- scheinlich anderswo starb und begraben wurde. 246 tauschen, worauf die neuen Pfarrer selbe dann sogleich gegen lebenslänglichen Unterhalt dem Propste abzutreten hätten. Der Papst beauftragte mit der Ausführung dieses Geschäftes den Abbt von Baumgartenberg. !) Allein die Sache unterblieb wegen der vielfachen Schwie- rigkeiten: aus diesem Grunde erscheint Chrysogonus noch in den Jaren 1400, 1409 und 1413 (2. 23) als Pfarrer von Waldkirchen. In den Jaren 1417—1426 ?) war Peter von Poll- heim Pfarrer in Waldkirchen. — Unter ihm ver- kauften Heinrich der Steinpeck und seine Hausfrau Mar- gret am 20. März 4424 ihr Gut »Handen« der Zeche zu Waldkirchen. Bald darauf, wahrscheinlich im Jar 1427 ®), traf Wald- kirchen, Leonfelden, Haslach, Sarleinsbach, Rorbach und das Kloster Schlägl das Schiksal der Verheerung durch die Hussiten. - Um Geld zum Wiederaufbau des Pfarrhofes zu Waldkirchen, »den vor ezeiten die vngelaubigen habent abgeprent vnd zerstört« verkaufte der Pfarrer Wolfgang Satlöder (1437— 1448) am 20. April 1441 eine Hofstatt zu S. Johann. Sein Vorgänger, der Pfarrer Friedrich Fraunt- halben hatte unterm 29. September 1434 eine wöchentliche Gottesleichnamsmesse zu Waldkirchen durch Widmung zweier Huben in der Pfarre Gramastetten gestiftet. a) Kleinzell (2. 8) war von jeher eine Filiale von Waldkirchen ; als Pfarre wird Kleinzell zuerst im Jar 1359 1) Vgl. »Vöcklabruck« von Stülz im Musealberichte pro 1857, p. 17 bis 19. 2) Hoh. II. 69. 3) Stülz S. Florian p. 56. 247 (2: 23 Note 2), dann im Jare 1406 in dem Sazbriefe Hein- richs des Hindterholzer um das obere Lehen in der Pfarre Kleinzell und das Gut Marbach auf Gundacker von Tannberg lautend. !) Die erste bekannte grössere Stiftung in Kleinzell rürt von den Diendorfern ?) her. Am 18. Juli 1434 gab Jörg Dierndorferzu Gneus- senau dem Pfarrer Friedrich Fraunthalben von Waldkirchen tauschweise seinen Anteil an der hinter dem Pfarrhofe zu Kleinzell gelegenen Wiese (sog. Zel- lerwiese) sammt Gehsteig zum Brunnen und dessen Be- nüzung gegen eine Schmide und Abhaltung von 3 Messen, 1 Seelenamt und Vigil im Gotteshause Kleinzell, die durch den Pfarrer selbst oder den Vikar in der Zell per- solvirt werden müssen. Diese Stiftung wurde am 5. Juni 1453 auf testamenta- rische Anordnung des Jörg Diendorfer von dessen Witwe Anna durch Abtretung eines Flecks innerhalb des Gartens in #) Hoh. III. 254. 2) Die Diendorfer (worüber auch Hoh. Il. 108 zu vergleichen) wa- ren kleine Edelleute aus der Gegend von Diendorf Pfarre Peilstein. So vertauschten am 6. Oktober 1467 die Gebrüder Stefan und Hanns Dyenndorfer zu Gneussenaäu an Ulrich von Starhem- berg 5 Güter zu Dyenndorf in Peilsteiner Pfarr und Veldner Landgericht. Für den Hof in Weigleinstorf und halben Zehent auf dem Pawhof zu Gneussenau in Zeller Pfarre und Has- lacher Landgericht. Die Diendorfer besassen Gneussenau von 1454—1524 (2. 26). Ihre Stammreihe ist folgende: Friedrich 1417. Jörg I. 1454, t c. 1452: ux. Anna vidua 1453, Hanns 1445—1502. Stefan 1467—1500. TR Jörg II. 1521—1524. 248 der Zellerwiese oberhalb des Weges mit 2 Messen vermehrt. Der Revers des Pfarres Andreas Falbenhaupt (t 1465) von Waldkirchen ist vom 13. Juli 1453 datirt. Am 6. Juli 1481 gab Hanns Diendorfer einen Fleck von seiner Hofwiese zu Kleinzell für einen andern an der Friedhofmauer dem Pfarrer Stefan Teich- mann von Waldkirchen; am 14. Dezember überliess er dem Pfarrhofe die Zellerwiese ganz gegen Abhaltung einer w o- chentlichen Samstagmesse zu Kleinzell. Zulezt stiftete noch Stefan Heyss am 3. Juni 1502 4 Messen zu Kleinzell mit dem Oed »Sturmgen.« Die Kirche, dem h. Lorenz geweiht, wurde am 21. Mai 1452 von dem Weihbischof von Passau Sigmund Bischof von Salona eingeweiht, Zwar sassen in Kleinzell im Laufe des 16. und 17. Jarhundertes wiederholt Vikare ?), jedoch wurde ein stabiler Geistlicher erst im Jare 1690 in der Person des Conventuals von $, Florian Mathäus Ferdinand Egger ( — 1697 ) angestellt. 1724 wurde der Pfarrhof gebaut, 1803 die Leichenkammer errichtet und 1844 ein Kooperator hergesezt. Eine Umpfarrung fand 1784 statt. Die Vogtei gebürte den Schallenbergern, wurde aber am 24. Dezember 1625 von K. Ferdinand II, dem Stift-S. Flo- rıan übertragen. b) S. Johann (9.8 & 21) blieb Vikariat von Wald- kirchen. Als Vikar kommt in den Jaren 1400—1409 Tho- mas Derr von Linz vor. ı) 4543 Hanns Gruber, 1556 Wolfgang Vlicher, 1560 Sigmund Puech- ler, 1576 Noe Penzinger, 1601--1629 Jonas Jakob, 1656 Stefan Byhelmayr, 1667 Kaspar, Chorherr von Au, 1669 Ferdinand Langetl, 1672 Jakob Lindtmair, 1678—1689 Leonard Winkler. Die Stelle war oftmals Jare lang unbesezt. 249 Am 4, Juni 1430 stiftete Elsbet, Tochter Ulrichs des Perkheimer und Witwe des Hanns Ludmanstorfer (2. 19 Note 4) einen Jartag zu S. Johann. Den Brief siegelten ihr Vetter Wolfgang Perkheimer, Hanns Steina- berger (cf. 2. 20 Note 2; 22, 23, 29 Note 4) und Peter Gaubiez. Il. S. Peter am Windberg. Diese Pfarre umfasste noch die Sprengel von S. Peter, S. Stefan, Helfenberg und Haslach bis an die böhmische Mühl (siehe unten). Zu S. Stefan am Riedl bestand wol schon seit dem 12. Jarhunderte eine Filialkirche (2. 8), es wurde dor: wol auch getauft und begraben !), jedoch die Seelsorge noch immer von S. Peter aus versehen. Zu S. Peter stiftete am 13. Oktober 1384 Heinrich Zagler mit 4 ß auf dem Gute Leibolezed 3 Messen. Laut Reverses des Pfarrers Friedrich Väwchter ddo. 4. Juli 1400 stifteten sich die drei Brüder Paul von der Aich, Philipp zu Arnolden und Peter von Peyrach (Bairach Pf. Neufelden 2, 141) einen Jartag mit einem Holze und einem Acker »Niederluzz an dem hunzrukke,« Wenzel der Panhalm (2. 28) verkaufte am 4. April 1437 de Knogelmüle zu S. Peter an Hanns Schmid Bürger zu S. Peter (2. 21 Note 1). ?) Am 27. September 1444 verkaufte Michael der Weber zu S. Peter sein Gut Knogl daselbst der Kirche. 1) Am 20. März 1455 verkaufte Tiburz, Son des sel. Stefan Lud- manstorfer, mehrere Zehenlte, darunter 2%, zu Leichenstampf Pfarre S. Stefan. 2) Die Urkunde siegelte der edle und weise Erhard Marschalk Pfleger zu Pührnstein (2. 51). Mus, Jahr, Ber. XX. 17 250 III. Der Pfarre S. Oswald geschieht Erwänung in einer Harracher Urkunde vom 18. März 1405, wodurch Wernhart der harrocher dem erbern man Vlreichen dem Eppinger die Hub ze hartmansdorf (jezt Pf. Haslach, siehe 2. 18) vnd den od lus da pey... in sand Peter pfarr, vnd dy zway tail zehent zw Nus- pawm vnd dy zway tail zehent an der zwetel mul (Zwetl- mül am Schwemmkanal) vnd dy zway tail zehent an der ezarig (Zarg bei Oed) vnd dy zwai tail zehent an der Chrinn (Krien Pf. Rorbach?), dy gelegen sind in sand Oswalds pfarr« verleiht. Ausser Sprinzenstein (2. 29) war nunmehr auch die — wol noch nicht lange erbaute — Feste zu Schön- berg !) an der grossen Mühl landesfürstlich. Pfleger zu Schönberg waren: 1431 Wenzelder Panhalm (Hoh. Il. 25), 1433 Hanns Holderberger (2. 31) und 1436 Dankwart Hörleinsperger. (Hoh. Ill. XXV.) Die »vesten Haichenbach gelegen auf der Tuenaw« sammt 24 Pf. P. dl. järlicher Burghut wurde von Bischof Leonard von Passau am 3. September 1429 ?) dem Ritter Heinrich Nothaft von Wernberg unter der Bedingung als Leibgeding übergeben, dass er ihm die Feste stets offen halten und selbe nach Heinrichs Tode wieder ans Hoch- stift zurückfallen solle. Nach Heinrichs Tode gab jedoch sein gleichnamiger Son die Burg nicht heraus, bis endlich unter Vermittlung des Herzogs Heinrich von Baiern - Landshut am 10. Juni 1450 zu 1) Vergl. 2. 12. 2) M. b. XXXL II. 221. 251 Burghausen !) ein Vergleich auf folgende Bedingungen hin ab- geschlossen wurde: 1) das »Gsloss Hayenpach« sammt den 24 Pfund Burghut soll bei dem Hochstift bleiben; 2) Nothaft erhält järlieh 14 Tage vor oder nach Martini lebenslänglich 5 Drei- ling Osterweins, über die er quitfiren wird; 3) Nothaft kann aus dem Schlosse Haichenbach alles »Werzeug« mitnemen , was er oder seine Diener hingebracht haben »Als Pü chsen, Armbst, Puluer, Pfeyl vnd desglichs;« 4) Aller Unfriede ist zu Ende, Nothaft gibt die Verschreibungen zurück, Das Sehloss Ranarigl war im J, 1431 bei der drohen- den Gefar eines Hussiteneinfalls von dem Landeshauptmann ob der Ens Reinprecht von Polheim besezt worden 2); ihm wurde das Schloss später auch von Bischof Leonard als Leib- geding eingeräumt, er gab es jedoch unterm 1. September 1454 ®) gegen eine lebenstängliche Rente von 100 Pf. P. dl. heraus, Auch Marspach ($. 28) war an Lorenz Kraft 4) als Leibgeding verpfändet worden, der jedoch die Herrschaft im J. 1432 °) mit Einwilligung des Bischofs Leonhard an sei- nen Bruder Stefan überliess, Stefan der Kraft starb bald darauf (18. Mai 1433), und hinterliess zwei Söne, die Gebrüder Kaspar und Hanns die Chrafften. un 0 lc. 47. ®) Hansis Germ. sacra 1."35. ®) M. b. XXXI. I. 434. 4) Die Kraften waren ein ritterbürtiges Geschlecht von Passau. Fried- rich der Kraft von‘ Pazzaw war 1577 Richter zu Linz; ihm, als obersten Amtmann zu Gmunden, verlieh 1396 Herzog Albrecht die Herrschaft Wildenstein am Lauffen als Leibgeding (Hoh. II. 314); Stefan war 1416-1429 Pfleger zu Steyer, und wurde zu Gleink begraben, 8) Buchinger II, 146. 17* 252 Diese teilten am 27. April 1443 f) ihr Erbe. Ein Drittel des Ganzen behielt die Witwe ?), die übrigen zwei Drittel fielen den Sönen zu. — Der Jüngere, Hanns, erhielt ausser einem Drittel des Schlosses 3) folgende Güter: 1 am Hof, 3 zu dem Dorf (Pf. Niederkapell), 1 zu Ahornperg, 1 zu Liechteneck (bei Klozing), 1 zu Krönlarn, 1 zu Chunratzdorf, 1 zu Mayring (Pf. Pfarrkirchen), 1 zu Eberhartzdorff (Eberstorf Pf. Pfarrkirchen), 1 zu Wul- den (Wulln Pf. Putzleinstorf), 1 zu Schrötentopel (Schratentobl Pf. Pfarrkirchen), 1 zu Hag (Pf. Pfarrkirchen), 4 zu Inndernhart, 1 zu Huntfelling (Hundsfülling Pf. Hofkirchen), 1 zu Wiezleinstorff (Witzerstorf Pf. Nieder- kapell), 1 zuHoraw (Harau Pf. Pfarrkirchen), 2 zu En- gelmanstorf (Erdmanstorf Pf. Pfarrkirchen ). Kaspar erhielt folgende Güter: 1 zu Sweigker- storff (Weigerstorf Pf. Putzleinstorf), 1 zu Ramorsöd, 4 zu Mayring, 1 zu Eberhartzdorff, 1 zu Spil- leyten (Ober-Spielleiten Pf. Pfarrkirchen ), 1 zu Inndern Hard, 1 an der Pirchen, 1 zu Rosenaw, 2 zu Wicz- leinstorf, 2 zu Wulden, 2 zu Engelmanstorf, 2 zu Huntfelling, das Oedgut auf dem Hochlein und die Mül an dem CGhling (Klingmüle). 1) M. b. XXXI. II. 551. ?) Dass die Witwe miterbte, muss daraus geschlossen werden, weil nur von %; die Rede ist, welche der Teilung unterzogen werden. \gl. 2. 2 Note 1. ®) Wie aus der Urkunde ersichtlich, bestand damals ein äusseres und ein inneres Schloss; beide zusammen hatten 1 Pferdestall, 1 Tor- stube, 1 Kapelle, 4 gewölbten Keller, 2 Mel-, 2 Kornkammern, 4 Müle, 1 Gästekammer u. s. fi Die Brotkammer befand sich über dem gewölbten Keller; der Torwärtel wonte in dem Zimmer über dem Tore. 253 Von den von Stefan Kraft von den Starhembergern er- kauften Gütern erhielt Hanns; 1 zu Egk, 1 zu ODed, 3 in der Zell (Marsbachzell); Kaspar: 1 zu Oed, 3 in der Zellvnder Marspach. Aus der Maut von Passau, woselbst ihrem Vater 200 Pf. angewiesen waren, erhält Jeder 66 Pf. 5 # 10 dl. Im Falle eines Verkaufs soll Jeder sein Drittel des Schlosses seinem Bruder zuerst anfeilen. Die Urkunde siegelten noch die Edlen weisen Dankch- wart Herleinsperger »vnser lieber Swager« und Choll- man der Oberhaimer zu Valchenstain (2. 31). Kaspar der Kraft tritt übrigens auch im J. 1448 als Pfleger zu Marspach auf; und 1455 besass Mar- spach Stefan der Kraft (vergl. 2. 14 Note 5). Die Feste »Johenstein auf der Tunaw gelegen« (2. 28) wurde am 19. Mai 1439 !) von Bischof Leonhart an Peter Schönsteter zu Warmpach (2. 28 Note 4) und seine 3 Söne Erasmus, Hector und Hanns als Leibgeding verliehen. Pflege und Landgericht Velden war dem Andreas Herleinsperger auf Lebenszeit verpfändet worden (2. 28). Als derselbe mit Tod abgegangen war, erschien sein Vetter und Erbe Danckquart für sich und im Namen seiner Brüder Leonart und Ulrich vor dem Bischof Leonhart zu Passau , zeigte die Schuldbriefe auf und verlangte die aus- ständige Burghut und Zinsen. Der Bischof kam mit ihm am 9. März 1430 ?) dahin überein, dass Dankwart ihm alle Schuld- briefe übergebe, wogegen ihm und seinen Brüdern die Veste Tannbergk »mit sambt dem vrbar so dartzu gehöret« nebst 100 Pf. P. dl. järlicher Burghut, die zu Georgi und s)M. b. XXXI. I. 542. 2]. c. 223. 254 Michaeli zu entrichten ist, auf 18 Jare überlassen werde. Nach Ablauf dieser Zeit kann Tannberg vom Bischof um 2000 Pf. W. di, oder 2667 ungarische Goldgulden ( weniger 60 di.) gelöst werden. »Es sullen auch die vorgenanten Her- leinsperger vnd all ir erben vmb die vorgenanten vnser Ve- sten Tannberg mit Turnern, Torbärttlein, wach- tern vnd Pureksessen getreulich bewachen vnd ver- sorgen, als von alter Herkomen ist vngeuerlich.« Sollte die Feste one Verschulden der Besizer in Feindesgewalt kommen oder niederbrennen,, so bleibt doch der Anspruch der Herleinsperger auf die 2000 Pf. unberürt, Pflege und Landgericht Velden fiel zwar wieder ans Hochstift, verblieb aber demselben nicht lange; denn schon am 29. September 1443 !) versezte Bischof Leon- hart denselben Herleinspergern gegen Auslieferung der Feste Schallenberg ($. 28), welche ihr »Een« Dank- hart der Herlsperger zu Zeiten des Bischofs Albrecht von Ul- rich dem Leutzenrieder um 300 Pf. dl. eingelöst hatte (2. 26), die Veste Tannberg, die Veste, den Markt und das Landgericht Velden als Leibgeding gegen Einlö- sung um 1400 Pf, dl. Wie sehr das alte Landgericht schon im Verfall war und wie wenig Teilname dafür sich kund gab, sehen wir aus einer Florianer Urkunde vom 47. Jänner 1451, wormnach Dank- wart und Ulrich Gebrüder Herleinsperger zu Tannberg, denen Bischof Leonhard das Schloss Velden auf Lebenszeit übergeben hat, aus besonderer Gunst den S. Florianer Vogtleuten zu St. Peter (2. 22 Note 3) das Sytzen als Sybmer?) auf dem pänkhl, um Recht zu 1) Vidimus des Propstes Johann von S. Nikola ddo. 21. Jänner 1452 im Museum. 2) Schöffen 9. 5; die Schöffenbänke waren im Viereck aufgestellt, 255 sprechen, wann ein schädlicher Mann gerichtet wird,« erlassen, wogegen sie auf Erfordern mit ihren Weren erscheinen müssen, um das Recht (Gericht) zu schüzen. Landrichter und Pfleger zu »Vellden« war in den Jaren 1436 (6. Jäner) und 1441 !), also in der Periode, während welcher (1430—1443) Velden nicht versezt war, — Udung der Lichtenekker (2. 21 Note 1); im J. 1442 hielt der Landrichter von Velden an der Ding- statt und Landschranne zu Fraunschlag (2. 12) Gericht. ?) Der Markt Velden wurde von Bischof Leonhard (1425 — 1451) zu einem Stapelplaze 3) zwischen Passau und Linz erhoben. 4) Zur Kirche Neufelden stiftete Frau Ursula, ge- borne Höritzer, Witwe des Ulrich von Tiefental, und Muhme des Veit Höritzer5), Pfarrers zu Altenfelden, ein Gut zu Wurzach 9). 1) Buchinger II. 157. 2)]. c. 158 Note 1. ®) Ueber Stapelrechte überhaupt vergl. Kurz Handel Oest. in ält, Zeiten p. 59—80. 4) Buchinger II. 143. 5) Die Höritzer stammen ursprünglich wol aus dem im Budweiser- kreise gelegenen Markte Höriz. Ausser dem obgedachten Stiftbriefe geschieht der Hörizer zuerst Erwänung in einer Riedekker Urkunde (Nr. 889) vom 22. April 1475, nach welcher Margret, Tochter des sel. Wolfgang von Hilkering und Witwe des sel. Ludwig Fragner, nunmehr Hausfrau des Sigmund Höritzer, Bürgers zu Vel- den, dem Herrn Ulrich von Starhemberg ihre 2 Teile Zehent auf dem Weghof sammt Garten in Altenfeldner Pf. verkauft. Sig- munds Söne, Veit II. und Christof I. stifteten one Zweifel. die Bruderschaft zur seligsten Jungfrau Maria in Neufelden, daher 6) Hoh. I. 430. 256 Am Ablauf des ersten Drittels des 15. Jarhunderts scheint Georg Ruestorfer ') den halben Siz zu Perg (2. 14 Nr. 3) als österreichisches Lehen besessen zu haben. Er wurde von Wolfgang Perger am Perg?) erschla- gen; nach Hoh. Ill. 280 wurde jedoch im Jare 1439 zwischen den feindlichen Parteien ein Vergleich vermittelt, dessen nähe- rer Inhalt jedoch nicht bekannt ist. Sicher aber ist, dass Ru- precht Rustorffer (wol der Son Georgs) am 13. Jänner 1453 von König Lasla den halben Siz auf dem Perg zu Lehen empfing, und dass Wolfgang und Lienhart die Ruestorfer Gebrüder am 31, August 1463 mit 1% Gut zu präsrewt in Rorbegkher Pfarr, 1 zu Gere- storff (Geratstorf Pf. Hofkirchen), 1 am pach, 1 zuSey- ihre Bildnisse sammt Wappen im J. 1512 auf den Bruderschafts- altar gemalt wurden und noch im J. 1655 zu sehen gewesen sein sollen. Christof kaufte in J. 1555 das Schloss Steinbach von Nikolaus Rabenhaupt; er starb im J. 1550 und liegt im Friedhofe zu Wald- kirchen begraben. Die Inschrift des Grabsteines lautet: » Anno Do- mini 1550 den 419. Tag Mai ist der Edl vnd Veste Herr Christof Höritzer zu Stainbach gestorben, darnach den 15. Sept. die Tugend- haffte Frau Christina sein Ehe-Gemalin, denen Gott gnädig sein wolle Amen. « Christofs Son, Eustach , trat das Gut Steinbacb im J. 1550 an, allein dasselbe ging schon nach 50 Jaren in fremde Hände über. Eustachs Urenkel, Hanns Kaspar, erheiratete im J. 1675 das Schloss Windern zwischen Ager und Traun; hier lebte noch im J. 1741 Christof Albrecht Höritzer, mit dem die Familie ausgestorben zu sein scheint. !) Die Ruestorfer stammen aus Baiern. Mitglieder dieses Stammes findet man häufig als Zeugen in den in den Mon. boieis II. — V. herausgegebenen Urkunden. 2) Er ist wol identisch mit jenem Wolfgang Perger, der 1460 und 1475 Pfarrer zu Rorbach war (2. 51). 257 kerstorf in pfarrkircher Pf., 1 zuRumpolzrewt (Rampertsreut) in peylsteiner pfarr (2. 31), 1 zu Grub in Sarleinspeegker Pf. von Erzherzog Albrecht VI. be- lehnt wurden. — Zu Ende des 15. Jarhunderts vereinigten aber die Perger wieder beide Hälften (vgl. 2. 14 Nr. 3). Der hinter dem Hollerberge in der Pfarre S. Peter gele- gene Edelsiz Hochhaus gehörte nach einer Riedecker Ur- kunde (Nr. 363) ddo. 10. November 1437 dem Hanns von Lewtfaring, einem bekannten Rottenfürer seiner Zeit, 2. 31. Uebersicht der österreichischen Lehen und Vasallen im Mühlland. Das Mühlland und der Windberg in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhundertes. Das Lehenbuch des Königs Ladislaus aus den Jaren 1455 bis 1457 !) weist eine bedeutende Anzal landesfürstli- cher Lehen und Vasallen im Lande zwischen Ranna und Mühl auf, und zeigt, wie klug die österreichischen Herzoge ihr vor kaum 70 Jaren erlangtes Uebergewicht zu benuzen verstanden haben. Als landesfürstliche Vasallen werden genannt: 1. Die Melabrunner zu Altenhof. ?) 1) Edirt von Chmel im Notizenblatt der kais. Akademie der Wissen- schaften pro 1854, p. 15 — 24, 41 — 48, 65 — 72, 89 — 96, 145 — 120, 157 — 144, 161 — 168, 185 — 192, 209 — 216, 255 — 240, 257 — 264, 281 — 288, 505 — 512, 329 — 556, 555 — 560, 577 — 584, 401 — 408, 425 — 452. 2) Altenhof kam 1455 von den Gebrüdern Balthasar, Sigmund und Erasmus den Trägenreutern ($. 11, 12) an die Gebrüder Ma- thäus, Dankhart und Sigmund Melabrunner (Hoh. III. 416, 748), welche diesen Siz sammt 5 Hofstätten, 4 Gütern zu Palmanstorf, 2 zu Kareleinspach, 2 zu Unhollnöd, die Awzall in Pfarr- 258 2. Simon Pabenöder (p. 209). 3, Ulrich von Schärfenberg (p. 288). 4. Jörg Rasp (p. 460). 5. Mert Oeder zu Gözendorf (p. 192) 6. Andreas Lichtenegger (p. 164). 7. Leonhart Gruber (p. 89). 8. Die Kaplan zu Leiten und Tändleinsbach (8. 26 Note 5). 9. Ulrich und Kaspar die Herleinsberger. !) 10. Uswald und Rüdiger die Perger (p. 213). 11. Jörg Waezmanstorfer (p. 406.) 12. Ulrich von Starhemberg (p. 354). Als landesfürstliche Lehen werden namentlich angefürt: die Size zu Altenhof, Tendleinsbach und Leiten und der halbe Siz am Perg; dann viele Güter und Zehente: a) in Peylstainer Pfarre zu Peylstain (p. 192), Tyenndorf (p. 136) und Vordorf (p. 406); b) in Serleinspekher Pfarre zu Wasgram, Kranzagel, Pagendorf, Kelcznperg, Tannberg, zum Dorff, Lempach, Prostdrum, Aigleinstorff, Rewtt, Ledmanstorf, Nidern Grub bei Lempach (p. 94, 138, 164); c) in Pfarrkircher Pfarre zu Weigartsperg, Haweznperg, Dorff (p. 213), Reinprechtzrewt, Karlspach, Unholdenöd, Höflein, Werichpach, Pernastorf, Gredenpach (p. 94), Sweykerstorf kirchner Pf., 1 Gut zu Pagendorf, 1, Hof zu Volkenstorf in Sarleinspekher Pf. und mehrere Zehente am 12. April 1456 von K. Lasla zu Lehen empfingen. (Notizenblatt 1854, p. 167.) 1485 gehörte Altenhof schon dem Ulrich Herleinsperger. 1) 1447 verkaufte Kaspar der Herleinsperger an Ulrich und Hanns von Starhemberg 1/, Gut zu Rehhag in Pfarrkirchner Pf. und 1/, Hofstatt am feichtenbach in Altenfeldner Pf., starhemb. Lehen. (Hoh. III. 284.) 259 (jezt in der Pfarre Niederkapell), (p. 94), Obern-Tend- leinspach, Wurtzwald (p. 138), Mitteregk, (Mitter- ecker Pf. Niederkapell), Mayrhof in Niderkappeler wynnkl (jezt in der Pfarre Lembach) (p. 192), Funsing (p. 209) und Salatopp]l (Ried. Urk. Nr. 908); d) in Rorbekher Pfarre zu Huntprenyng, Scherarn, Kryen, Heczenegk, Kernten, Peham- storf, Grub (p. 94), Schonnperg (p. 89), Rudolfs- hof (p. 288), Stainegk und Pfeffermüle (p. 168); e) in Veldner Pfarre zu Känperg u. =. f. Die meisten dieser Lehen rürten von der Herrschaft Fal- kenstein her, zu der auch der Markt Hofkirchen gehörte. !) Falkenstein war ums Jar 1440 an die Oberhei- mer gediehen (2. 28); der »Edl weis Chollmann der Oberhaimer zu Valchenstain« siegelte am 27. April 1443 den Teilbrief der Kraft (2. 30) und starb am 14. No- vember 1468; er ruht bei den Minoriten in Linz. ?) Simon der Oberhaimer war im J. 1470 3) Pfleger zu Falkenstein. In den lezten Jaren der Regierung des K. Friedrich II. war Hanns der Oberhaimer zu Partz Pfleger zu Valkenstain, derselbe, der später (1494) Haichenbach als Leibgeding erhielt. Er kommt als solcher zuerst in einer Riedecker Urkunde (Nr. 994) vom 2. Dezember 1485 vor. Am 7. März 1487 von Nürnberg aus ®) befal K. Fried- rich III. dem Gotthart von Starhemberg, die Unterthanen des Schlosses Valkenstain (wol gegen passauische oder bairische Uebergriffe) zu schüzen. 1) Notizenblatt 1854, p. 158. 2) Hoh. III. 465. 9]. c. 285. 4) Riedecker Urkunde Nr. 1055. 260 Am 7. Juni 1488 aus dem Felde bei Gent ) erliess K, Friedrich ein Befelschreiben an Gotthart von Starhemberg, darob zu sein, dass Kaspar Perkheimer zu Wolfseck und Hanns Oberhaimer zu Valkenstain bei Strafe der Absezung das fremde Salz ?) nicht hereinlassen. Unterm 2. September 1488 °) verordnete K. Friedrich, dass zu Falkenstein ein Aufschlag 4) eingehoben werde. Pfleger war Hanns der Oberhaimer, Mautner Christof Raufdar. Hanns und Warmund die Oberhaimer legten sich übrigens in den damaligen verworrnen Zeiten, wo der Kaiser im Reich herumirrte, und zwei Bischöfe in Passau sich befehdeten, auf die Buschklepperei ( oder, wie der ehrliche Hoheneck sagt: »auf Teutsch : Strassen-rauben«). So namen ihre Leute auf Geheiss Hannsens und der Hausfrau Warmunds im Jare 1484 einem Bürger von Steir, Valentin Rottenberger auf der Donau 700 fl. weg, um welche Summe sich Herr Hanns einige Bauern zu Pernau erkaufte, K. Maximilian I. scheint zwar die Herrschaft eingelöst zu haben, verpfändete sie aber bei seinem beständigen Geldman- gel wieder: Ranarigel sowol als auch Falkenstein waren im Jare 1498 dem Heinrich Salichinger °) verpfändet, 6) 1) Riedecker Urkunde Nr. 1108. ®2) Das fremde Salz durfte übrigens noch im J. 1550 durch Wilden- ranna eingefürt werden. In Wildenranna, das bis 1765 zu Oesterreicb gehörte (%%. 18, 28), bestand später ein Mautamt. (Cod. Austr. IV. 500; V. Il. 979.) ®) Riedecker Urkunde Nr. 1102. #4) Von jedem Stück Vieh wurde 1 kr. Ochsenmaut entrichtet. °) Die Salichinger stammen aus dem Innviertel. Nikla (1597) hin- terliess von seiner Hausfrau Agnes (Witwe 1456) zwei Kinder: Els- bet, welche 1452 des Stefan Daxperger Witwe war, und Veit 1456—1452 ; lezterer erzeugte drei Söne: Jörg Pfleger zu Star- hemberg 1468, Bernhart und Kilian. Ersterer ist wahrscheinlich der Vater Heinrichs. ©) Buchinger II. 198, 257. 261 Späterhin wurde Falkenstein um 1540 an Bartholo- mäus von Salburg verpfändet, und von K. Rudolf Il. am 14. Juli 1605 an Heinrich von Salburg verkauft. !) Für das Hochstift Passau war die im Jare 1479 erfolgte Doppelwal von unheilvollen Folgen begleitet; das ganze Terri- torium spaltete sich in die Heerlager des Bischofs Georg Hasler, der von K. Friedrich, und des Friderich Mauerkircher , der von Herzog Georg von Baiern - Landshut unterstüzt wurde; der Pfleger von Rannarigl Georg Nussdorfer, der anfäng- lich zu Bischof Georg gehalten, trat im Jare 1482 ?) auf die Seite des Bischofs Friedrich I. über. Nach dem Tode des Bischofs Friedrich, im Jare 1485, versuchte Herzog Georg von Baiern 3), die Festen Ranna- rigel und Neuhaus (2. 28) in seine Gewalt zu bringen; bei Neuhaus gelang die Ueberrumplung, dagegen wurde Ran- narigl, das der Pfleger Nussdorfer verteidigte, von Ulrich Göltinger fruchtlos belagert, da Hanns Oberhaimer von Falkenstein der geängstigten Feste einen Entsaz von 10 Knechten, 12 Hacken und Büchsen sammt Büchsenmeistern schickte. 4) Was der Gewalt nicht gelang, wurde aber im Verhand- lungswege erzielt: der durch bairischen Einfluss am 2. Decem- ber 1485 gewälte neue Bischof Graf Friedrich von Oettingen verpfändete dem Herzog Georg für die von den Gebrüdern Hanns, Sigmund und Oswald, den Egkern zu Obernpering ihm cedirte* Geldforderung von 9486 rhein. Gulden 70 dl. das Schloss Rannarigl mit Zugehör und dem Amte Scher- tenberg (Schardenberg bei Passau), wogegen sich der Her- #) Hoh. II. 206. 2) Buchinger Il. 187. ®) Es ist nie zu übersehen, dass das bis an die Donau reichende Inn- viertl zu Baiern gehörte. 4) Hoheneck II. Anhang p. 5. 262 zog am 15. November 1487 !) verpflichtete, die Burg um keine grössere Geldsumme zu veräussern. | Seit dieser Zeit war Rannarigl für das Hochstift verloren. y Neuhaus verblieb bei Baiern, und in einer Urkunde vom 4. Mai 1495 erscheint Jörg Pernbeck als des Her- zogs Georg Pfleger zu Neuhaus. 1) Buchinger II. 196; M. b. XXXI. II. 631. 2) Herzog Georg überliess Ranarigl im J. 1490 um 8700 fl. an die Prueschenken Sigmund und Heinrich unter der Bedingung, dass sie bis zum Erlöschen ihres Mannsstammes diese Herrschaft nie höher als um 8700 fl. und mit Vorbehalt des hochstiftischen Einlösungsrechtes verkaufen sollten (Buchinger 1. 197); dessen ungeachtet verkaufte Heinrich Prueschenk die Herrschaft im J. 1496 an K. Max. I. um 24.000 fl. und die zu spät gemachten Versuche des Herzogs Georg, im J. 1497 selbe um 52.000 fl. einzulösen, waren vergebens; 1498 war Heinrich der Salichinger Bestandinhaber und Moriz von Tannberg, Pfleger; 1512 wurde Ranarigl an Marx v. Oed ver- pfändet (Hoh. II. 12), 1521 war Heinrich von Rain Pfleger (Preuenhueber Ann. Styr. 218); die Herrschaft wurde von K. Ru- dolf II. 1581 an die Kheverhiller, von diesen 1624 an die Sal- burger, 1725 an die Grafen von Klamm verkauft. Von diesen kaufte das Hochstift im J. 1765 die Herrschaft zurück. Die zu Ranarigl gehörigen nördlichen Gebiete, nemlich »der Clafferwald sammt den Wasserläufen und dem Fischwasser- . der sich anfängt bei dem Clafferpach und nach längs ab bis an die Mühl, und von der Mühl auf bis an den Gegenbach, und an den Pach auf bis an den Pleckenstein (auf dessen Höhe die Herrschaft Ranarigl zu fischen hatte) auf alle Höch, von dieser Höch geht die-March bis in das Puchat und den erstgenannten Klaffer- pach, ferner die Dörfer Glaffer und Freundorf, alles bis da- hin zur Herrschaft Ranarigl gehörige, wurden von dem Grafen Jo- hann von Hardeck (Son des Heinrich Prueschenk) am 10. März 1522 an Propst Sigmund von Schlägl verkauft, und dieser Kauf am 25. Juli 1522 vom Erzherzog Ferdinand bestätigt. Auf diese Weise war Ranarigl speziel unter österreichische Herrschaft gelangt. 263 In Folge des Münchner Friedens, welcher den bairischen Erbfolgekrieg endete, übergaben die bairischen Räte im Namen des Herzogs Albrecht von Baiern am 15. Jänner 1506 ') an König Maximilian]. die Schlösser Rannarigl, Neu- haus?) und Neuburg am Inn sammt der Landes- hoheit darüber. Das Schloss Hayenpach mit 32 Pfund P. dl. järlicher Burghut, 3 Schaf (18 Mezen) Korn und 4 Schaf (24 Mezen) Hafer wurde von Bischof Christof am 19. April 1491 ?) dem Ritter Hanns Oberhaimer zu Pernaw als Leibge- ding verliehen ; derselbe hatte auch den Dienst »von den Vi- schern vnder dem Schloss vnd in dem Predel« sammt an- dern Nuzungen, Gründen und Zugehör, wie sie früher die Pfleger inne gehabt, zu geniessen, verpflichtete sich dagegen, das Schloss dem Bischof offen zu halten und Niemanden aus demselben anzugreifen. Stirbt er, so dürfen seine Erben von der Pflege nicht früher entfernt werden, bis ihnen die Schuld bezalt ist, Im Jare 1516 4) wurde das Schloss von Hanns Oberhaimer wieder eingelöst, wurde jedoch, wie es scheint, von Bischof Wiguleus nicht weiter benüzt und fiel in Trümmer; die Be- hauptung Hoheneck’s Ill. XXI., dass Haichenbach im Jare 1494 als Raubnest zerstört worden sei, entbert jeder urkundlichen Begründung. 1) Abschrift einer im k. k. geh. Hausarchive befindlichen Urkunde, ?2) Neuhaus wurde von dem stets in Geldnöten befindlichen K. Max wieder versezt; in den Jaren 1516 und 1520 war Hanns Dionys von Kunigseck Herr zu Kunigseckersperg; er trat das Schloss im J. 1530 an König Ferdinand I, ab, der dasselbe schon nach 6 Jaren an Hieronymus von Sprinzenstein verpfändete, bei welch’ lezterer Familie die Herrschaft bis zum J. 1792 verblieb, 2), M. b. XXXL II. 655. 4) Buchinger II. 205. 264 Marspach (2. 30) wurde 1493 von Bernhard Kraft, Son des sel. Stefan des Kraft, an seinen Schwager Otmar den Oberhaimer weiter verpfändet '); ein Versuch des Hochstiftes, dem lezteren die Herrschaft um 10.000 fl., die man von Friedrich Moll borgte, abzulösen, blieb fruchtlos. ?) Die auf Marspach hausenden Gebrüder Oberhaimer Otmar und Mathäus, echte Stegreifritter, waren in den bekannten Bund mit dem Ritter Bernhard dem Zeller zu Schwert- berg (Archiv XVII. 182) verflochten; die Räubereien dehnten sich von der passauischen bis an die mährische Grenze aus, der Raub wurde zu Schwertberg, Weiteneck und Marspach geteilt. 3) 2 Diesem Unwesen zu steuern, zog endlich der Admini- strator von Passau, Herzog Ernst, mit 150 passauischen Bür- gern im Jare 1520 vor Marspach, fing den Otmar Ober- heimer und übergab ihn gefesselt den Gerichten, die das To- desurteil über ihn sprachen ), worauf er auch wirklich ent- hauptet worden sein soll. 5) Marspach verblieb dem Hochstifte. Partenstein (2. 28) °) wurde am 14. April 1489 ?) von Bischof Friedrich I. dem Oswalt Hasler als Leibge- ding für seine getreuen Dienste pflegweise verliehen. Er hat das Schloss im baulichen Zustande zu halten »auch die wälld vnd Hölltzer zw demselben Sloss gehörend Haen vnd be- waren, damit wir vnd der Stift daran nid schaden nemen, Vnd 1) Buchinger II. 205. 21. c. 275. ®) Preuenhueber an. Styr. 217. 4) Buchinger II. 274. 5) Hansız Germ. sacra I. 604. 6) Pfleger waren: 1445 (Buchinger Il. 158) und 14553 Jörg der Schenk, um 1480 Hanns Staininger. Das reine Einkommen dieser Herrschaft betrug im J. 1500 52 Pf. dl. (Buchinger Il. 219.) ”)M. b. XXXI II. 658, 265 vnnser arm leutt (= Unterthanen) bei alltem herkomen hannt- haben, schüzen vnd schermen nach seinem vermügen, vnd da- wider nit beswären in keinen weg. Doch sol vnd mag Er prennholtz vnd pawholtz zu notturft des Sloss an denselben wällden nemen ungeuerlich« ; auch erhält er alle Quartal 5 Pfd. P. dl. als Burghut. Nach seinem Tode fiel Partenstein wieder ans Hochstift zurück, wurde aber nicht weiter pflegweise vergeben, sondern zu Marspach gezogen. Liebenstein (9. 28) wurde am 24, Oktober 1493 !) mit Pührnstein, Sehönbichel, den 3 Aemtern in der Freistatt etc, von Balthasar von Starhemberg seinen Vettern Bartlme , Ludwig und Gregor vermacht. — Um 1570 kam Lie- benstein an die Harrach, 1611 an Karl Jörger und 1627 als erledigtes Lehen ans Hochstift Passau. Als Pfleger kommen vor: 1470 Wolfgang Uzin- ger ?), 1513 und 1515 Hanns Grembser (2. 26 Note 5), 1611 J. Wagner. Die von Passau Jehenbare, aber auf öster- reichischem Gebiete belegene Veste ?) Pührn- stein war im Jar 1411 an die Starhemberger gekom- men (2. 29). Bis zum 7. August 1455 besassen die Herrschaft Pührn- stein mit noch anderen Gütern 4) die Gebrüder Ulrich und Hanns von Starhemberg gemeinsam. Bei der Teilung erhielt Ulrich das Schloss Pirchen- stain sammt dem Mairhofe, dass Kirchenlehen zu f) Riedecker Urkunde Nr. 1221. 2) Buchinger II. 179. ®) Urkunde ddo. 15. September 1448 bei Chmel Materialien I. 59. 4) Ein Haus in Freistatt, die Aemter Grünbach und Windhag, Wildberg, die Kirchenlehen Helmonsöd und Kirchschlag, Markt Helmonsöd, Lo- benstein, Amt Zwettl und Ottenschlag, 1/; am Dorfe Stetldorf etc. Mus. Jahr. Ber. XX, 18 266 Kirchberg (. 29) und zum Höflein, die Aemter: Pir- chenstain und Stainaperg (2. 29 Note 1) ın Kirch- berger-Winkel, 3 Weingärten zu Arnstorf, das Amt im Walichschlag, das Gut zu Rudmanstorf, das Haus in der Frei- statt, die 2 Aemter zu Grünbach und Windhag, den Wezlhof etc., alles übrige Hanns, der sich jedoch verpflichten musste, für den Fall, als Erasm Satlpoger im Rechtswege etwas von Pührnstein innerhalb 12 Jaren behaupten würde , seinem Bruder für die Hälfte Ersaz zu leisten. Nach Ulrichs Tode (1. September 1477) kam Pührnstein an die Gebrüder Ulrich, Gotthart und Balthasar, 1494 an Gregor von Starhemberg, um 1570 an Leon- hart V. den Mittlern von Harrach (t 1597), dessen jüngerer Son Karl Pührnstein und Liebenstein im Jare 1611 an Karl Jörger verkaufte. Bei der Konfiskation der Güter des lezteren kam Pührnstein im Jare 1627 ans Hochstift Passau. Als Pfleger kommen vor: 1433 Lienhart der Chapplan; 1437, 1440, 1450, 1451 & 1457 Erhart Marschalk von Reichenau, unter dem die massive Ringmauer hergestellt wurde; 1461 Kaspar Alhartinger (Hoh. II. 15); 1463 Erasmus Veczinger (Ried, Urk. Nr. 584.) Um 1448 wurden zwei Schlosskapellen erbaut; die obere war die Frauen-, die untere die S. Georgen-Kapelle. Beide wurden am 20. Juli 1449 von dem passauischen Weih- bischof Sigmund konsekrirt, und der Kardinal Johannes tit. 8. Angeli verlieh für selbe unterm 27. Mai 1448 einen Ablass von 100 Tagen. Die 2 Altäre in der Frauenkapelle wurden am 24. Juni 1490 neuerdings vom Weihbischof Albert eingeweiht, nachdem schon am 25. März 1480 !) der päpstliche Nuntius, Bischof Alexander von Forli, dem Ulrich jun. von Starhemberg ge- #) Riedecker Urkunde Nr. 904, 267 stattet hatte, dass in der obern Schlosskapelle das Sanctissi- mum könne aufbewart und ein Priester angestellt werden, der ihn, seinen Bruder Gotthart und die Ihrigen lossprechen könne. Am 4, Juli 1496 !) wurde zu Pührnstein die Hoch- zeit der Elspet, Tochter des Thomas Elrechinger, mit Alt- man Perger begangen. Der Markt Haslach ?), den Rosenbergern gehörig, (2: 30), wurde im Jare 1469 (richtiger 1459 M. b. XXXL II. 467) von Nikolaus und Peter Kappler zu Sulawiez gesessen zu Wynnderberg wärend ihrer Fehde mit dem Hochstift Passau geplündert. 3) In der Fehde Leo’s von Rosental mit dem Adel Ober- österreichs besezte ersterer im Jare 1474 4) Haslach ; es scheint jedoch, dass späterhin die Starhemb erger den Markt — wenigstens zeitweilig — in ihre Gewalt brachten, wie die Urfehde der Gebrüder Suessenpekchen ddo. 3, April 4479 5) darthut. Späterhin suchte Wok von Rosen berg den Markt Haslach zu befestigen; K. Friedrich III. erliess desshalb am 13. Juli 1487 ©) von Nürnberg aus ein Befelschreiben an Gott- hart von Starhemberg und die Stände, die Befestigung nötigen- falls mit Gewalt zu verhindern. Haslach wurde im Jare 1600 vom Hochstifte einge- löst ?), aber schon am 20. Dezember 1663 an Propst Mar- tin von Schlägl verkauft. Sprinzenstein, dessen Pflege in den Jaren 1513 und 1522 Mathäus Oeder zu Gözendorf aufLich- 1) Ennenkl m. g. I. 329. ®) In einer Eferdinger Urkunde vom 10. April 1497 erscheint der »Ersam weys Sigmund Vorawer zder Zeitt Richter zu Haslach.« ®) Preuenhueber hist, Katalog 96. | lc °) Riedecker Urkunde Nr. 886. °) Riedecker Urkunde Nr, 1061, ?) Buchinger IL 555 18* 268 tenau verwaltete, wurde am 15. November 1530 !) an Paul Rizius Freiberrn von Sprinzenstein verliehen, dessen in den Grafenstand erhobene Nachkommen noch gegen- wärtig das Schloss inne haben. Velden und Tannberg ?) waren seit 1443 den Herleinspergern 3) versezt. Von diesen kommt Dankwart der Herleinsperger zu Tannberg in den Jaren 1449 und 1463 (1463 auch als Pfle- ger »in der Zell«); 1466, 1472 und 1479 Ulrich; 1484, 1490 und 1494 Wolfgang vor. Pfleger waren: 1461 Hanns Hörleinsperger (Hoh. III. 285), 1493 Paul Hollinger. 9 Als Landriebter kommen vor: 3. Nov. 1458 »der Edl Andre der wiltperger Landrichter zw velden«, 1461 Hanns Hörleinsperger, 1463 Niklas Stettlinger, 1496 Paul Hollinger. In Hinsicht der Florianer Vogtunterthanen der Pfarre Waldkirchen trug Bischof Friedrich I. am 1. Sep- tember 1484 seinem Pfleger zu Tannberg Wolfgang Herleinsperger auf, von dem Kloster S. Florian beim Tode eines Propstes oder Pfarrers nichts zu fordern. Der Markt Velden verlor — aus Anlass der Be- schwerde des Klosters Niedernburg — laut Dekretes des K. Friedrich vom 3. Juni 1484 5) das Privilegium, alle Wochen 12 Pfund Kufer Salz von Passau mautfrei abzufüren ; aber erst 1) Hoh. II. 481. 2) Tannberg trug.im J. 1500 40 Pf. dl. (Buchinger II. 219.) 3) Eine andere Linie der Herleinsperger besass damals schon Hoch- haus, so Ulrich 1472 (Hoh. II. 417), dann Altenhof 1525. 4) Am 7. Juli 1481 schrieb Michael von Traun zu Eschlberg an Bar- tholomäus von Starhemberg, er möge dem Paul Hollinger die Pflege von Lobenstein verlassen. (Riedecker Urk. Nr. 917.) 3) Buchinger II. 490, 269 über wiederholten Befel des Kaisers dd. Esslingen 1. Oktober 1485 !) gaben die Bürger von Velden ihr Vorrecht auf. Zu den in den Jaren 1497, 1498 und 1499 in Betreff der auf dem Konstanzer Reichstage dem Kaiser bewilligten Tür- kenhilfe und der von Bischof Christof geforderten Weihsteuer abgehaltenen Landtagen der Landstände der Abbtei ?) erschienen zuerst Abgeordnete der Märkte Waldkirchen, Wegscheid, Griesbach , Obernzell, Hauzenberg und Velden. °) Im Jare 1470 war Hanns Göschl Mautner ?) und Bernhard Garder Richter zu Velden.) Am 2. Jänner 1483 verkaufte Philipp Kammerho- fer Marktrichter zu Velden den Kammerhof auf dem dritten Felde in der Pf. S, Peter an Propst Peter von S. Florian. Die Urkunde siegelten Balthasar Neundlinger zu Ro- teneck und Leonhart Hofreuter gesessen zu Velden. Pfarren: I. Waldkirchen. In diesem Zeitraume gelangten die Bestrebungen des Stif- tes S. Florian, die Pfarre mit einem Conventualen zu besezen (2. 30), zu einem glücklichen Abschlusse. Bischof Ulrich von Passau verordnete am 15. Februar 1462, dass nach dem Tode des Pfarrers Andreas Falbenhaupt nach Waldkirchen ein Conventual gesezt werde. Am 27. Jänner 1465 befal er dem Vikar zu S. Mar- tin am Windberg Peter, den neuen Pfarrer (Mathias Stein- hehl) einzufüren. 1) Riedecker Urk. Nr. 988. 2) Vergl. 92. 5 Note 5, 15 & 19. ®) Buchinger II. 219. #) Die Maut bestand schon zu Anfang des 14. Jarhundertes (9. 22) und noch im 18. Jarhunderte, 5) ]. c. 178. 270 Nachdem der lezte Weltgeistliche Stefan Zehetner nach Vöcklabruck versezt worden war, wurde endlich im Jare 1467 der erste Gonventual auf die Pfarre Waldkirchen präsentirt. Im Jare 1466 hatte das Stift S. Florian als Anata für Waldkirchen 20 Goldgulden an die apostolische Kammer zu zalen. Am 1. Oktober 1469 verkaufte die Frümessverwaltung zu Ottensheim das Gut Hutstock der U. L. F, Bruderschaft in Waldkirchen ’ Unter dem Pfarrer Johann, am 24. Dezember 1490, stif- tete die Frauenzeche zu Waldkirchen eine Frümesse daselbst mit den Gütern Wolfstein, Ritzlanstorf, Aigen, Hut- stock und Prandstatt. Die Vogtei kam dem Bischof von Passau zu, Betvogt war Wolf Herleinsperger zu Tann- berg. Als erster Benefiziat wurde Martin Mitter bestellt. Die in der Pfarre Waldkirchen gelegene Feste Stein- pach wurde am 5. Mai 1455 !) dem Sigmund Stain- pekh von K. Lasla zu Lehen verliehen : im Jare 1490 besass sie Ghristof der Stainpeck. Dieser war der lezte Mannssprosse seines Stammes, starb am 3, Dezember 1505 und liegt im Kreuzgange des Klosters Wilhering begraben. ?) Er vererbte Steinbach auf seine Tochter Magdalena, welche das Schloss im Jare 1514 an Kaspar den Schallenber- ger verkaufte; von diesem kam es 1524 an Jörg von 1) Notizenblatt pro 1854, p. 353. 2) Der Grabstein trug folgende Inschrift: » Hier. ligt. begraben. der. edel. und. vest. Kristoff Steinbeck. und. ist. gestorben. an Sanndt. Barbara. abent. dem. got. gnad. Anno dni. m. CCOCC. und V. jar. und. auch, ligt. hir. Apollonia. Stainbeckin.« 271 Perkham, an Nikolaus Rabenhaupt, 1535 an die Hö- ritzer (2. 30). S. Johann !) blieb Vikariat von Waldkirchen ; 1456 und 1480 werden der Hof zu Ludmanstorf (2. 19 Note 4) und der Walchshof, in dieser Pfarre gelegen, als Eigen- tum der Gebrüder von Neundling bezeichnet. I. S. Peter. Als Richter zu S. Peter kommen 1465 Hanns, des Asm. sel. Son; 1473 und 1478 Hanns Pehaymstor- fer vor. Lezterer stiftete laut Reverses des Pfarrers Hanns Zobl vom 23. November 1473 zum dortigen Pfarr- hofe den ganzen Zehent auf dem Chamrerhof, auf einem Hof zu Winkl zunächst dem Riederbache auf einem Luss. Im Jare 1466 verkauften Kaspar Neundlinger zu Roteneck und Bernhart Stemsryem, ersterer ein Burgrecht zu S, Peter aufm Windberg im Aigen bei der Kirche, lezterer ein Haus zuS. Peter im Aigen (von dem man dem Propst zu S. Florian järlich 9 dl., von den dazu gehörigen Aeckern aber 42 dl. dient), an Ulrich von Starhemberg. ?) Am 30. März 1467 verkaufte Ulrich Veldler bei S, Peter an Ulrich von Starhemberg die Hofstatt zu S. Peter im Ai- gen dem freythof gegenüber. ’) Im Jare 1480 verkauften die Zechleute von S, Pe- ter (Michl Weber und Wolfgang Hochholzer) an Gotthart von Starhemberg 1 Pfund Gilten auf einem Gut datz dem Hermann auf dem Eidenberg. Unterm 14. Dezember 1475 erteilten mehrere Kardinäle der Kirche St. Peter einen Ablass auf das Fest des h. Petrus. Um diese Zeit wurde die — entweder abgebrannte oder 1) St. Johann wurde 1682 an Passau abgetreten. 2) Riedecker Urkunde Nr. 674, 671. 3) Riedecker Urkunde Nr. 705. 272 von den Hussiten verheerte — Kirche zu S. Peter neu aufgebaut, und am 25. Juni 1490 vom Weihbischof Albert von Passau eingeweiht. Im Jare 1495 stiftete sich Thomas Berger mit dem von Wolfgang Herleinsperger lehenbaren Zehent vom Saukochgute zu S, Peter einen Jartag. 1500 stifteten sich die Gebrüder Sigmund Stauffenberg und Hanns Pubinger, 1501 Wolfgang Hochholzer von Hochholz, 1503 die Witwe des Michl Weber Jartage. Im Jare 1514 stifteten der Pfarrer Leonard Loder und der Pfleger Meinhart Nott zu Pührnstein mit mehreren Zehenten eine Vesper an jedem Sonntage Nachmit- tags, sowie (Juatember - Aemter zu S. Peter. !) Die noch bestehende, auf bewaldeter Anhöhe gelegene Filialkirche von S. Peter, Hollerberg, verdankt ihre Entstehung dem Edelknecht Hanns von Hollerberg (2. 30 Pfleger zu Schönberg ) ?), der sie unter dem Pfarrer $) Die nach Velden gehörige Vogtei über Waldkirchen und S. Peter erwarb das Stift S. Florian im J. 1695 von Passau. 2) Die Heimat der Hollerberger war der hinter dem Hollerberge gele- gene Edelsiz. Martin fürte im J. 1405 einen Zweig mit 6 Blättern im Schilde, das Symbol seiner Enkel war im J. 1481 ein Hollunder- baum. Der lezte des Stammes, Urban, verkaufte am 25. März 1510 dem edlen Marx Oeder zu Lichtenau’) den Hollerberger Ze- hent zu S. Peter sammt Zoll u. a. Herrlichkeiten. Die Stammreihe ist folgende : Martin 1594—1426;, ux. Anna 1594. DA — nn mm ——n Hanns 1426—1462; ux. Margret 1481. m m mn an m ———— Florian Lamprecht Urban zu S. Wolfgang zu 1475 —1481. 1481. Peter S. Peter 1481 —1515. 1481 —1508. *) Als Pfleger zu Liechtenaw kommt im J. 1481 der Edi Connrad Grassawer vor. — Ueber die damaligen Besizer von Lichtenau, die Oeder, vergl. Hoheneck. 273 Hanns Zobl ums Jar 1462 erbaute und dessen Son Urban sie später dotirte. Am 6, Mai 1496 bestätigte Bischof Christof die den Kir- chen zu S. Peter und am Hollerberg verliehenen Ablässe ; und am 27. April 1505 weihte Bernardus Episcopus Libanensis Weihbischof von Passau 2 Altäre »in Gapella S. Georgii in Hollerberg« ein. ') Die zweite Filialkirche S. Anna im Steinbruch (bei Pührnstein) wurde im Jare 1509 von Gregor von Starhemberg auf Pührnstein und seiner Hausfrau Hedwig geb. von Rosenberg erbaut und dotirt, Diese Kapelle wurde am 23. Oktober 1514 vom Bischof Wiguleus eingeweiht, nachdem sie schon am 20. Jänner 1512 von mehreren Cardinälen mit einem Ablass versehen worden war. Das Fest der Kirchweihe wurde von dem Admini- strator des Hochstiftes Passau Ernst unterm 4. August 1519 auf den dritten Sonntag nach Ostern verlegt. — Ueber die Teilung des zu S. Anna eingehenden Opfergeldes wurde zwi- schen Leonard Loder, Dechant von Freistatt und Pfarrer zu S. Peter, und dem Stifter im Jare 1513 eine Uebereinkunft getroffen. ?) 1)Hollerberg brachte ums J. 1608 Heinrich Herleinsperger zu Lichtenau in seine Gewalt und stellte einen Prädikanten an, dessen Nachfolger erst im J. 1624 abgeschafft wurde. (Musealbericht pro 1858, p. 220 Note 1). Hier wurden damals Wolf Ernreich Her- leinsperger und ein Märk von Gneussenau begraben. Nachmals lag die Kapelle öde, bis sie im J. 1755 Graf Ern- reich von Sprinzenstein wieder herstellte, und im J. 1741 die Gräfin Welsperg zu Lichtenau 12 Messen stiftete. ®) Bei der Verbreitung der neuen Lehre im oberen Mühlviertel wurde diese Stiftung angefochten, die Starhemberger selbst verkauften alle Ornamente. — Bei dem Verkaufe Pührnsteins an den der neuen Lehre ergebenen Karl Jörger behielt sich der katholische Freiherr 274 Gregor liegt auch bei seiner Stiftung begraben. An der Evangelienseite nahe beim Hochaltar befindet sich ein roter Denkstein, welcher einen mit einer Ordenskette gezierten Mann in ritterlicher Rüstung darstellt, hinter ihm eine Fahne, zu den Füssen rechts das starhemberg’sche, links das rosenberg'sche Wappen. Die Umschrift lautet: »Hie ligt. begrabe. der Wohl- geborn Herr Herr Gregor. von Starhemberg , der gestorben ist zu Regensburg am sambstag vor Matihy dag zwizchen ailfen vnd zwailfen vormittag, dem Gott gnädig sey. anno D. 1515 ') Auch Frau hedwig geborn. von Rosenberg sein Gemahl, die gestorben ist am sambslag vor Michaeli, vnd ligt. zu helmonsöd bey der pfarrkirchen begraben. der. gott genad.« a) S. Stefan am Riedl (2. 30) wird fortwärend als eige- ner, wenn auch von S. Peter aus besorgter Pfarrbezirk erwänt; Karl von Harrach die Kirche, die Behausung und den Zehent zu S. Anna im Steinbruch bevor, und übergab selbe nebst 1000 fl, in Geld am 50. September 1611 gegen Abhaltung gewisser Gottes- dienste an das Stift S. Florian. Die Kirche wurde durch den Pfleger von Liebenstein J. Wagner am 51. Dezember 1611 an die Bevoll- mächtigten des Propstes Veit von S. Florian: Pfarrer Dr. Matthäus Schroff und Richter Schwingenkrug von S. Peter übergeben. Dessenungeachtet verkaufte Karl Jörger im J. 1612 den zum Schulhause in Steinbruch gehörigen Garten sammt Wiese um 120 fl. an den Wirt, und liess sich nur mit Mühe abhalten, die Glocken nach Pührnstein ‚bringen zu lassen. Wärend des 17. Jarhunderts war Steinbruch verlassen, daher der Bischof in Passau im J. 1706 für die Beamten in Pührnstein einen Benefiziaten hier anstellen wollte. Erst seit 1779 wird zu Steinbruch an Sonntagen wieder Gottesdienst gehalten. 1) Diese Jareszal ist jedenfalls unrichtig, da Gregor von Starhem- berg urkundlich noch am 12. August 1520 vorkommt, und nach einem Briefe des Propstes Peter von S. Florian an Bartholom, von Starhemberg zu Anfang des Jares 1522 starb. a | 275 so kommen 4454 der Pirchhof und der Pirchwald !), 1455 der Genghof, der Hammer zu Plösten und eine Hube zu Pingensöd?) in S. Stephans Pfarre vor. Das Kirchenvermögen wurde selbstständig von eigenen Zechleuten verwaltet; diese gerieten mit dem Pfarrer Hanns Zobl von St. Peter in Streit, der am 19. Dezember 1468 von dem Pfleger Sigmund Steger zu Wachsenberg entschieden wurde. Der erte Vikar zu S. Stefan, Michael Sestain, kommt in einer wahrscheinlich ins Jar 1495 fallenden Riedecker Urkunde (Nr. 1257) vor, wodurch er über gehaltene Vigil und Messen für Ludwig von Starhemberg quittirt. Wärend der Reformationszeit war S. Stefan bald zu S. Peter gezogen, bald durch eigene Pfarrer (z. B. 1611 —1617 Sigmund Hofmann) versehen, und wurde sammt Helfenberg 1682 an Passau abgetreten. b) Helfenberg gehörte noch zu $. Peter, wie aus einer Urkunde ddo. 30. April 1477 °) zu entnemen ist, wo- durch Wolfgang Neundlinger den öden Siz zu Neundling #) etc. in der Pfarre S. Peter am Wind- berg an Ulrich von Starbemberg verkauft. Eine Filialkirche bestand jedoch, und bei dieser (der Kirche des h. Erhart) stiftete sich am 4. Jänner 1) Riedecker Urkunde Nr. 462. 2) Notizenblatt pro 1854, p. 192, 117. %) Riedecker Urkunde Nr. 855. 4) Von dieser, jezt in der Pf. Helfenberg gelegenen Ortschaft stammen die Neundlinger. Ludwig empfing von den Herren von Wallsee im J. 1577 die Feste Roteneck zu Lehen. Er war mit Klara Trapp vermält, starb 1595 und liegt im Kreuzgange zu Wilhering begraben: »Anno. dni. m. ccc. lawax. III. hie. ist. begraben. hlud- weig. vo. newndling. und chlar. Trappin. sei. hausfrau. und wil- helm. von newndling. und das. geschlecht.« Die Stammreihe ist folgende: 276 4491 Balthasar Neundlinger von Roteneck einen Jartag. Die Urkunde siegelten Lambrecht Aspan zu Wydemspach Pfleger zu Oberwallsee und Virgil Prembser zu Müldorf, Uebrigens wird die Ortschaft Altenschlag als in Helf- fenberger Pfarre gelegen schon im Jare 1455 ') aufgefürt (vgl. 2. 6). Im Jare 1545 wurde von S. Johann aus nach Helfenberg ein Vikar bestellt, 1617 war Helfenberg mit S. Stefan ver- einigt, II. Feldkirchen. Wie aus einem Ablassbriefe des Erzbischofs Sigmund von Salzburg ddo. 6. Juni 1457 hervorgeht, gehörten damals nach Feldkirchen als Filialen: Pösenbach, die Schlosskapelle zu Oberwallsee, S. Alban (Goldwört), S. Martin, Herzegsdorf, Schlosskapelle Neuhaus, Schlosskapelle Eschlberg und S. Georg auf dem Berge Chotwein. Die ersten beiden gehören noch jezt zur Pfarre Feldkir- chen, Eschlberg liegt in der erst 1714 entstandenen Pfarre S. Gotthart, Neuhaus in der Pfarre S. Martin, Goldwört ist seit 1784 ein Vikariat (9. 7 Note 2). Ludwig 1564, t 1595; ux. Clara Trapp. nn m Wilhalm 1412 — 1439. rm Von rn mn Bern- Jörg Caspar Baltha- Sigm. Wolf Moriz Ursula Barbara Apollo- hard 1456 1456 sar 1468 1468 1456 1456 1456 nia 1456- -1456 1456- -1456 1456 1451,t 14478,t c.1476 1485, ————— Jörg I. Wolf- RAR, T. des 1468 gang Il. 1468 Albr. Greisen - ecker 1495 4) Notizenblatt 1854, p. 117. 277 a) S. Martin, als abgesonderter Pfarrbezirk wird zuerst im Jare 1389 1), dann im Jare 1413 (2. 23) erwänt; der erste Vikar Peter kommt im Jare 1465 vor; 1545 war es schon Pfarre, zu welcher bis 1784 Herzogsdorf als Fi- liale gehörte. b) S. Georg auf dem Berge Chotwein ist die unweit Walding gelegene, nunmehr gesperrte S. Georgenkirche, statt welcher um diese Zeit die Kirche zu Walding erbaut wurde. In einer Urkunde ddo. 23. Juni 1468 kommt der Vi- kar Jörg von Walding und sein Vogt Hartmann von Traun zu Eschlberg vor. Sie betrifft den Streit wegen 3 Wi- dem in Waldinger und Gramastetter Pf., welche der ver- storbene Bernhard Neundlinger von Roteneck nach Walding vermacht hatte, zwischen den Brüdern Balthasar, Sigmund und Wolfgang Neundlinger, dann Georg Marschalk von Reichenau als Vormund der m. Wolfgang und Jörg, Söne des Bernhard, einerseits und dem Magister der sieben freien Künste Peter Frey Pfarrers zu Feldkirchen andererseits. Am 29. Dezember 1495 stifteten Jörg Sneider von Ro- teneck und seine Schwiegermutter Elsbet einen Jartag in der Kirche des h. Martin zu Walding. — Im Jare 1548 war Walding schon eine Pfarre, IV. Pfarrkirchen. Diese Pfarre bestand in ihrem alten Umfange (?. 6); Niederkapell wird zwar oftmals als Pfarre angefürt, ge- hörte jedoch noch immer zu Pfarrkirchen, wie schon daraus hervorgeht, dass der Hof zu Hard, die Hardmüle, ein Fischhaus zu Salhentopel und Mitteregkch (alle in der jezigen Pf. Kapell gelegen) in einer Urkunde des J. 1455 als !) Am 3. Februar 1589 verkauften Wernhart Harrocher und seine Haus- frau Dorothe den Hof in Alheimstorf in Mertinger Pf. an ihren Bru- der Albrecht Harrocher (Streun m. g. VIL 259). 278 in der Kapeller Pf., in einer zweiten Urkunde von demsel- ben Jare aber in Pfarrkirchner Pfarre gelegen bezeich- net werden ; ebenso wird die bei Niederkapell gelegene Ort- schaft Lampasdorf noch im Jare 1463 zur Pfarre Pfarr- kirchen gerechnet. Die Angabe Pillweins (Mühlkreis II. 247), dass Hofkir- chen schon im Jare 1482 ein Vikariat geworden, ist unrich- tig; es gehörte vielmehr noch im 17. Jarhunderte zu Pfarrkir- chen (Notizenblatt pro 1853; p. 487) und wurde erst im Jare 1668 ausgeschieden. Am 28. Mai 1474 ') stiftete Dankwart Mellabrun- ner (zu Altenhof) in U. L. F. Gotteshaus zu Pfarrkirchen einen Jartag, 14 Tage vor oder nach Pankraz, mit Vigil, Be- leuchtung ete., den Sonntag vorher ist selber zu verkünden, auch alle Sonntage für ihn und sein Geschlecht auf der Kan- zel zu beten. Dafür gibt er das Eigentum des Guts zu Un- haldnöd am obern Ort, wo jezt Hannsl aufsizt, mit aller Obrigkeit, Stift und Stör-Robot. Wird der Gottesdienst nicht gehalten, so verfallen die Einkünfte des Guts im selben Jare dem Zechschrein. V. Sarleinsbach. Diese Pfarre zerfiel in 2 grosse Teile, das Vikariat Peil- stein und die eigentliche Pfarre Sarleinsbach. Das Vikariat Peilstein entstand mutmasslich in der 1. Hälfte des 15. Jarhunderts und begriff die Pfarrsprengel von Peilstein, Kollerschlag und Julbach (vgl. 2. 30, Note 2). Im Jare 1466 (sub VI.) kommt Oswald Richter zu Peilstein vor. Die Pfarre Sarleinsbach selbst umfasste Sarleins- bach, Lembach und Putzleinstorf; Putzleinstorf wurde erst 1668, Lembach 1673 abgetrennt. | 4) Hoh. III. 417. 279 Der erste Pfarrer »her wolfhart der Pfarrer von Serleinspach« kommt in der Schlägler Urkunde vom 24. April 1331 vor (2. 21 g). Seit der zweiten Hälfte des 14. Jarhundertes war bei der wahrscheinlich von Jans von Marspach gestifteten Frauen- kapelle ein eigener Kaplan (2. 28) angestellt, welchem järlich 24 Pfund dl, aus den Pfarreinkünften zu reichen sich der Pfarer Leonhard Saumer am 23. Oktober 1464 herbei- lassen musste, Laut Bulle des Papstes Paul II. ddo. 22. Februar 1467 ') mussten die 24 Pfund dl., welche bisher vom Bischof von Passau järlich an den Benefiziaten der S. Margretka- pelle entrichtet wurden, aus den Pfarreinkünften geleistet werden. — Diese Verfügung wurde am 4. März 1471 durch Propst Johann von S. Nikola in Vollzug gesezt. Um die Wiederherstellung der von den Hussiten niedergebrannten Kirche zu fördern, erhielt Pfarrer Sau- mer am 16. Oktober 1475 von Papst Sixtus IV. einen Ablass auf 100 Tage für die Wiederhersteller der Kirche. Am 17. Oktober 1465 ?) verkaufte der Richter von Sarleinsbach Bernhard Fleisehacker an Ulrich von Starhemberg seinen ganzen Zehent auf dem Hagenhof, auf dem Mitterngut zu Ober-Mairhof, auf dem Lindl- und Wittibgut zu Ponholz, auf der Plachmül dabei, alles in Sarleinsbacher Pf. Der Pfarrort Sarleinsbach wurde auf Ansuchen des Hieronymus von Sprinzenstein von K. Ferdinand I. am 9. Okt. 1533 zu einem Markte erhoben und mit einem Jarmarkte vor oder nach Katharina begnadigt. 1) Riedecker Urkunde Nr. 767. 2) Riedecker Urkunde Nr. 665, 280 VI. Rorbach. Zu dieser Parrkirche, an der in den J. 1460 und 1473 Wolfgang Perger Pfarrer war (2. 30 Note 2), machten Oswald und Rueger die Perger abn perg im J. 1460 eine Stiftung. ') Zur Pfarre gehörten damals ausser Rorbach noch die Pf. Oepping, 6 Dörfer der Pf, Aigen (darunter die Filiale S. Wolfgang) und ein Dorf der Pf. Haslach. Die Kirche zu Oepping erbaute um 1488 Gotthart von Starhemberg, sein Bruder Balthasar stiftete hier einen Gottes- dienst, und das Kloster Schlägl verpflichtete sich am 4. Fe- bruar 1494 ?), diese Stiftung zu halten, allein sie wurde erst im J. 1699 über wiederholtes Andringen der Starhemberger realisirt. Bei der Pfarr-Regulirung durch Propst Wittola von Bienco wurde Oepping im J. 1778 eine Expositur. Den Bürgern von Rorbach hatte Herzog Albrecht VI. am 17. Jänner 1459 den alten Wochenmarkt erneuert, 3) VII. Aigen. Diese Pfarre umfasste den grössten Teil der heutigen Pf. Aigen, dann Ulrichsberg und Schwarzenberg; sie wurde vom Stifte Schlägl aus versehen. Nicht uninteressant ist eine im Archive zu Krumau auf- bewarte Urkunde vom 17. September 1487, wodurch Richter und Schöffen von Aigen bezeugen, dass die Bürger von Krumau das Recht haben, ungeirrt mit dem Markte Aigen zu handeln. Ulrichsberg wird bei Hoheneck Ill. 416 zuerst im J. 1437 erwänt. 1) Hoh. III. 511. 2) Riedecker Urkunde Nr. 1228. ®) Kurz Handel p. 454. 281 Von Oswald, Siehsten Son weiland gesezzen zu Ulrichsberg und di zeit Richter zu Peilstain, Michel Vell gesezzen am Haunstain (2. 20 Note 4) und Sichst Haunstainer Burger aufdem Aigen, kaufte am 2. Juni 1466 Propst Andreas von Schlägl ein Burgrecht auf dem Aigen, gelegen zwischen Hannsen Grozhaupts und Hannsen Prügelpeck Häusern. Ulrichsberg ist seit 1667 eine eigene Pfarre, von der Schwarzenberg erst im J, 1784 ausgeschieden wurde. VI. Die Pfarren Haslach und S, Oswald wurden am 28. August 1642 vom Stifte S. Florian an das Kloster Schlägl cedirt. 1) 2. 32. Untergang des Landgerichtes Velden. Nach dem Tode Wolfgangs des Hörleinsperger (2. 31) löste Bischof Wigileus von Passau im J. 1503 ?) die Herr- schaft Tannberg und Velden sammt dem Landgerichte wieder ein, Vorläufig blieben jedoch mehrere Hörleinsperger noch zu Velden angesessen, so 1511 Georg, und 1508 wurde Christof der Hörleinsperger zu Neufelden begraben. 3) Obwohl nun die Bischöfe von Passau Velden wieder be- sassen, so war es doch sowol um die Landeshoheit als auch ‘ 1) Stülz S. Florian p. 145, 2)-Buchinger II. 220. I) »Hie liegt begraben der Edl Vest Christof Hörleinsperger, Margaretha seine Schwester, die gestorben seyn am Mittichen vor Unser Frauen Schidung, Anno MCCCCG unnd im VII Jahr. a Mus, Jabr, Ber. XX, 19 282 um das alte Landgericht geschehen. Wärend der langdauern- den Verpfändung hatten sich Falkenstein und Pührnstein um das Jar 1500 als eigene Landgerichte ausge- schieden, !) Zwar kommen noch Pfleger von Tannberg und Velden vor, so: um 1505 Hanns IV. von Tannberg?); 1517 Gilg Tettenhamer °); 1522, 1526 und 1528 Hanns von Nussdorf (t 1529), von einem Landrichter aber geschieht keine Erwänung mehr. #) Nachdem auch Marspach im J, 1520 wieder zurück- erworben war (9. 31), verlor Velden sogar seine abgesonderte Verwaltung, und wurde im J. 15285) zu Marspach gezogen. Bereits im J. 1528 ©) war das Gericht Velden nach Mar- spach inkorporirt, und Leoprecht Haunreiter Herr- schaftsverweser zu Marspach. Es erscheinen wol noch einige Pfleger zu Marspach, Tannberg und Velden (1538 & 1540 Christof Lie- benauer, 1544 Wolfgang Friedrich Moll und 1548 Thomas Neuhofer ), diese sassen aber zu Marspach, an welche Herr- 1) Ennenkl m. g. I. 461. 2) Von der Aurolzmünsterer Linie. Er war mit Afra von Rottau ver- mält, die nach seinem Tode im J. 1522 den Pfleger Hanns Nuss- dorfer heiratete (Hund Stammenbuch I. 509 — 514). ®) Buchinger II. 225; Archiv für österr. Geschichtsquellen XXIV. 184. 4) Pillwein II. 27& fürt zwar den Hanns Oeder noch beim J. 1568 als Landrichter an; diess ist unrichtig, nach seinem Grabsteine zu Neufelden war er nur »fürst Passauischer (Markt-) Richter und Mauter der Herrschaft Neufelden«: Hanns ‚Oeder starb am 7. Febr, 1568, seine Hausfrau Katharına im J. 1575. 5) Nach dem 11. Februar 1528. 6) Buchinger II. 289. 283 schaft auch der Rest des Landgerichtes Velden unter dem Namen »Landgericht Marspach« kam, das aber seine echte volkstümliche Färbung schon längst verloren hatte. ?) Der Pfleger von Marspach war übrigens immer zugleich Oberpfleger über alle in Oesterreich liegenden Herrschaften des Hochstiftes. Der Pfarre Altenfelden, welche im 17. Jarhunderte schon zum Dekanate Pfarrkirchen (Sarleinsbach) gehörte und Oberfeuchtenbach ($. 22) und Neufelden zu Filialen hatte ?), stand im J. 1504 89) Sigmund Herleinsperger vor, Der von Dietmar von Losenstein bei der Pfarrkirche zu Altenfelden gestiftete Gottesdienst (2. 25) scheint un- ordentlich gehalten worden zu sein, weil die richtige Abhal- tung desselben durch Schiedsspruch des Wolf von Elre- ching#) Pflegers zu Tannberg und des Stefan Reitter Vikars zu Altenfelden (die Pfründe besass wahrscheinlich ein Domherr) unterm 27. November 1520 5) angeordnet wurde. In der Kirche zu Neufelden stiftete sich Gregor von Starhemberg zu Pührnstein einen Jartag, wegen dessen richtiger Abhaltung der Markt Neufelden am 17. Juni 1507 ®) einen Revers ausstellte. !) Der Markt Velden kam 1627 unter die Herrschaft Pührnstein,, das teilweise abgebrochene und verfallene Schloss wurde 1789 veräussert. 2) Notizenblatt pro 1855, p. 488. ®) Hoh. III. 285. 4, Die Elrechinger sassen zu Gunzing Pf. Mehrnbach (so 1441 Ulrich, 1448 & 1449 Christof), zu Neyndling Pf. Mettmach (1441 Kaspar, 1496 Thomas), Hueb Pf. Mettmach (1520 Seba- stian), Mäning (1540 Wigileus). 5) Riedecker Urkunde Nr. 1571. 6) Riedecker Urkunde Nr. 1290. 19* 284 Das Benefizium der im J. 1337 von Ulrich Poxrucker (2. 23) gestifteten Frühmesse zu Neufelden wurde im J. 1501 von den Bürgern besser dotirt, ihnen stand auch das Präsentationsrecht zu; ein ständiger Vikar kam aber erst im J. 1667 her. ') Der Markt Velden beschickte zwar noch im J. 1505 den Landtag zu Passau ?), allein auch davon kam es bald ab, ob- wol selbst der Pfleger von Falkenstein noch im J. 1541 zum Landtage eingeladen wurde, aber begreiflicher Weise dieser Lockung widerstand. Am 25. Juni 1517 3) verkauften Wolfgang Söhnel, Be- nefiziat zu Gratzen in Böhmen, Hanns Schnel in Wien, Margret Stelzin ihre Schwester, — an Gregor von Starhemberg ihre Erbgerechtigkeit auf ihren Pointen am Hundsegg (Vormarkt von Neufelden) im Burggeding Velden, so sie von ihrem Vater Sixt, Fleischhauer und Bürger in Velden, ererbt haben. Im J. 15174) war Lienhart der Klein Markt- richter zu Velden. Am 27. Februar 1526 5) verkauften Sigmund Turm- vischer, Bürger zu Neunfelden, und seine Hausfrau Barbara ihren Anteil an der Mosswiese zunächst an die Wu.- 1) Der Vikar hatte Anfangs nur die Seelsorge im Markte, 1755 wurde ihm ein Defizient beigegeben ; 4784 wurde Langhalsen, Unternberg, Etzleinsberg, Bairach und Blankenberg aus den Pf. Altenfelden und S. Peter eingepfarrt. Der erste Vikar war Kaspar Grueber (1667 — 1678), 1780 — 1786 war es Josef Ignaz Stölz]; der jezige, Ignaz Koblmüller, ist es seit 1840. 2) Buchinger II. 219. 3) Riedecker Urkunde Nr. 1532, 4) Buchinger I. 225, hat irrig » Tannberg. « 5) Schlägler Urkunde, 285 tauer - Strasse stossend und am Wald gelegen, welcher Teil von ihrem Schweher Jakob Rabekh von Kabach erblich an sie gekommen ist, an Propst Sigmund von Schlägl. Die Urkunde siegelte der edel vnd vest Hanns von Nussdorf auf Tutling Pfleger zu Tannberg und Velden; Zeugen waren: »die ersamen vnd weisen Peter Särlein- spekher Richter zu Velden, Sigmund Pinter und Kaspar Scherer, beide Bürger zu Velden. Zum Schlusse sei noch bemerkt, dass der in den Man- daten K. Rudolfs II. so häufig vorkommende Reichshofrat Johann Englhofer (t 1623), welcher das Schloss Mar- bach im unt, Mühlviertel besass, zu Neufelden geboren wurde, und dass seine Brüder Michael und Mathias daselbst Bürger waren, 286 l. Landrichter zu Velden. 1337 1344 1356 Chadolt von Valchenstain (2. 25). 1370 Ulrich der Pueger (2. 25). 1391 Peter Schönauer (22. 26, 28). 1393 Andre Herleinsperger (9. 28). 1400 1410 | Eglof Neuenkircher (2. 28). 1411 f c. 1412 Heinrich der Kaplan (2. 28). 2 Udung Lichtenecker (2. 30). | Gundacher von Losenstain (99. 23 — 25.) 1441 1458 Andre der Wiltperger (2. 31). 1461 Hanns Herleinsperger (2. 31). 1463 Niklas Stettlinger (2. 31) 1496 Paul Hollinger (2. 31). ll. Pfleger zu Velden: 1347 ' Chunrat von Tannberg. Chalhoch von Valchenstain (2. 25). 1359 Dyetmar von Losenstain (9. 25). 1391 Hartlieb Herleinsperger (2. 28). 1393 ; 1499 Andre Herleinsperger (2. 28). 1436 1441 4461 Hanns Herleinsperger (2. 31). 1493 Paul Hollinger (2. 31). | Udung Lichtenecker (2. 30). 287 II. Pfleger zu Tannberg & Velden (1503 — 1528). e. 1505 Hanns von Tannberg. 1517 Gilg Tettenhamer. 1520 Wolf von Elreching. 1522 1526 Hanns von Nussdorf. 1528 IV. Pfleger zu Marsbach, Tannberg & Velden (1528 — 1627). 1528 Leoprecht Haunreuter. 1538 Chri i i 1540 | hristof Liebenauer 1541 Wolfgang Friedrich Moll. 1548 Thomas Neuhofer. 1581 Veit von Tattenbach. 1597 G ach. 1599 | eorg von Tattenbach Pfarrer zu Altenfelden. 1305 ] 1309 1311 1314 1330 1337 1404 Nikolaus Kastner (2. 29). E | Peter Seefelder (2. 29). 1420 Stefan Ploch (2. 28). 1451 Veit Pöritzer (2. 30). Ulrich der Poxrucker (92. 22, 23). 288 1504 Sigmund Herleinsperger (9. 32). 1520 Stefan Reiter (2. 32), Vikar. 1597 1599 \ Dechant Sebastian Kuglmann. Richter zu Velden: 1307 Ulrich (2. 22). 1311 Gerunch (2. 22). 1380 Chunrat (2. 27). 1470 Bernhard Garder. 1483 Philipp Kammerhofer. 1517 Lienhart Klein. 1526 Peter Särleinspekher. 1568 t Hanns Oedter. 1597 t Hanns Reuther, en 0 Boren. DR enssanı snerg 3 a ca Zandaericht Velden. za Dandy. da Er MORD. zum /an Bee „ langerichts= \ grenzen. Marr - „®. A Zunchif er Or N yursielen EEZLELT Ppusinbah \ h..: VE y Az TG NOIPE Ge Naschpech s ER EZ Borenpach 8 Haltchirchen DASC u Prunste © Ma Fockmgo Eilg) Danub; FR SI VENAC 72 2. ER 0,7 hyıdu ) Das Arhhend UBBE das Jar 1460- Asınger ch kin & Hasena‘ ZiÖ. u. ger. bei Jas, Hafner ın Dinz Ze De a hae TOR ‘0 Fa ' N «teschenperge g° 2: Ind LEG f& N N tr N \\ (Ella Angelorum: N en 2 Dyger 0 cm Zendaeriht Velden. E= Danay. der ÄAlBE0l. cc Zandg. Haslach. 2 Zandg. Wächsenberg . Lanag.Halsee. 7 Langerichts- Ürenzen. ER arne ' ImBrewer } Be Oedenchtr ins, Aigen Ohırich) Heuihs 22 Pen eh en we fielleute Horoye E ö Ze Ya an S Aerzuch S ni ha GER aa he 9 oa sl ‚ofeum hun kreis BR, HZZIEH Ze Y) - ebenSt ( Mifingsikof © Bu aid N Tines- Wen IR ” NRZ ” oh = So din 2, “Branstagyl2 Plarolßrahenk 2 reberch d P, ne 5, | ZZ Ne: o lälchensiun Mayrind F Den v7 Hafgtırdı SZ N eg 57 D= a =. a EN vl . Mr ehrlspgfech. Y Bades X I? ME Ei v EN NN Brglasterf I b; Veuhaus N Bi Mr N B.Tiunehufchen Mies ere. | *. Waradeer 0 b „Zgberislarn Aichperg ® VAR Hälkhurcken [Pr OGS: u P LER ( IE V Mring n EREUERG Sutgatte „llinyoga we. 2 och 2 Arial 23g 0 Bnsfelden P ! $ TE LE E Piurbach S weuinere BWarendhrcehen x Prampadk. Ühkartesreut 0) 3x SEM wre ne Nat na B 7 SSOUEES - DEU en. Vermehrung ber Sammlungen x 2 iu". = Veränderungen im Stande der Mitglieder % E78 ra Baisbergen, Th Eu Gefsicte » Stiftungen im Sande ob End. ll. &oferung . NR RN. Mittelalters. RE ERON v2 UU1.92, | Einundzwanzigfter Bericht itber Das T R w DD Franeisco - Carolinum. —wun Nebit der i jechzehnten Lieferung £ er * der Beiträge zur Tandeskunde e bon ——— RI —— Be; Defterreich ob der Enns. wa e2 Eu ‘ ne % „rs &r Einundzwanzigfter Bericht über das Franeisco - Carolinum. Nebft der fechzehnten Lieferung der Beiträge zur Tandeskunde von Dejterreih ob der Enns. OTHER IT Linz, 1861. Druck von Iofef Wimmer. 2a Krk ; ad gsi EP it tete Hua Be er Einundzwanzigfter Iahres- Dericht. m — Den Statuten unferes Dereines gemäß, deren 41. Paragraph dem leitenden Körper die Verbindlichkeit auferlegt, Bericht zu erftatten über den Stand ded Mufeums und feine Kafla, fo wie über die Thätigfeit und das Gedeihen der Gefellfchaft überhaupt, werden vom Verwaltungs: Ausihufle die Ergebniffe bet unferer vaterländifchen Anftalt in dem Ber: mwaltungs » Sahre 1860 mit einem Furzen Niücdblide auf die Tekte am 17. Zänner 1861 abgehaltene zwanzigfte General: Verfammlung zur Kenntniß der Vereins : Mitglieder gebracht. Die Verfammlung wurde von Sr. Ereellenz dem Herrn Statthalter Eduard Freiherrn von Bad als oberften Vorftande ded Vereines eröffnet, und hiernach von dem Kanzlei-Neferenten des Ausfchuffes der Nechenfchafts: Bericht vorgetragen. Durch die nah S. 45 der Statuten vorgenommene Auslofung von 4 Mitgliedern ded Ausfchufes hatten Herr Auıton Knörlein, Med. Dr. und Faif. Rath, Herr Jobenn Duftfhmid, Med. Dr., der hochwürdige Herr Dominit Lebihy, Abt des Stiftes Schlägl, und Herr Georg Schafflinger, Chorherr von St. Florian und F. f. Profeffor, aus dem Ausfchuffe auszutreten. Im der darauf erfolgten Mahl wurden die genannten Vereind:Mitglieder neuerdings in den Verwaltungsrath berufen. Der Verwaltungs » Ausfhuß bat im Jahre 1860 vier Mitglieder verloren, indem der penf. F. f. Statthaltereirath Sohann Ritter von Fritfh in Folge feiner Meberfienlung nad Salzburg aus demjelben aus- getreten, und die Herren Anton Hofjtetter, Apothefer und Gemeinde: a” IV rath von Linz, der bochmwürdige Herr Thomad Mitterndorfer, Abt von Kremsmünster, und Friedrich Edler von Pflügl, Hof: umd Gerichte: Advofat, mit Tod abgegangen find. An ihre Stelle wurden gewählt : der hochwürdige Herr Auguftin Neslhuber, Abt von Kremsminfter, Herr Eduard Saringer, Handelömann und Gemeinderath von Linz, der hodwürdige Herr Profeffor Eder umd Herr Vinzenz Sim, Buch händler und Gemeinderath von Linz. Zu Rechnungs » Reviforen wurden von Gr. Greellen; dem Herrn Statthalter vorgefchlagen: Herr Johann Dürnberger, ftändilcher Buchhalter, Herr Viltor Dronot, Buhdruder und Bice » Birgermeifter von Linz, ımd Herr Zohann Sungwirth, Handeldimann in Linz, welche durd; die allgemeine Berftimmung der Verfammlung als joldye „beftätiget wurden. In diefer Verfammlung hielt der hocdhwirdige Herr Sodof Stüls, Propft zu St. Klorian, einen jehr intereffanten Vortrag über die Ab: ftammung de3 Gefchlechtes dev Scaunberge, und imöbefondere über den Grafen rich von Schaumberg , welcher dem gegenwärtigen 21. Berichte ald Beitrag zur Landesgefchichte angefchlofen tft; Herr Profeffor Heinrich Engel lieferte eine populär gehaltene Weberficht der geognoftiichen For: mationen Oberöfterreihs,, ımd Herr Guftos Ehrlich einen Vortrag über die Geologie unferer Zeit und deren Aufgabe, mit befonderer Ber: fihtigung der Pflege von Seite des vaterländiichen Mufeums. Mit Ende des Bereinsjahres 1859 bezifferte fi die Anzahl der wirklichen Mitglieder des Mufeums Vereines auf 341. Sm Jahre 1860 find 5 Todfälle eingetveten und 9 Austritte erfolgt. Dagegen find 18 nene Beitrittd » Erklärungen abgegeben worden, von welden vier als Korrefpondenz » Mitglieder zu betrachten find, indem fie anftatt der ftatu- tenmäßigen Geldbeiträge zu Lieferungen von willenschaftlihen Abhand: ungen fi angeboten haben. Die Zahl der Mitglieder des Vereines bat Haher in diefem Jahre zugenommen. Sm dem Sahre 1834, als dem erjten Vereinsjahre, haben 804 Perfonen ans verfchiedenen Ständen ihre Grflivung abgegeben, dem Vereine zur Grrichtung eines Mufeums Für Defterreih und Salzburg (damals der erfte amd einzige Verein in unferm Lande) angehören zu wollen. Bon Diejer Anzapl find die meilten entweder geftorben, oder V: aus verfchiedenen Beranlaflungen ausgetreten. Die Bildung eines gefon- derten Bereined für Salzburg, die Entftehung anderer Vereine, cher: fiedlungen in andere Provinzen, Familien : Verhältniffe, und endlich die Ereiguiffe des Jahres 4848 Haben auf unferen Verein nachtheilig ein: gewirkt, Bon den 804 urfprünglicen Mitgliedern find gegenwärtig nur mehr 74 übrig, welhe nob dem Vereine angehören. 3 find jedody neue Beitrittd+ Grflärungen von Jahr zu Jahr erfolgt, und werden fich no hoffentlich mehren, denn ein lobenswerther Sinm, alles Gute und Nügliche zu fördern, beurfundet, daß die Bewohner unfered Baterlaudes in der Richtung einer edleren Bildung vorfreiten. Diefes gibt fid auch fund din dem bäufigeren, oft gedrängten Befuchen ded Mufeums , an welhen and unfere Landleute gelegentlich ihrer Anmefenheit in unferer Hauptftadt nicht wenig Antheil nehmen. Im erhöhten Grade aber bewährt fi die Anerkennung , welde unferem Vereine zu Theil wird dadurch, daß von wifenfhaftlihen An- falten „ Gefellfchaften und Vereinen des In: und Auslandes ein reger wiffenfhaftlicer Verkehr eingegangen worden ift, wodurd die Vereing- Biblioibef im Zabre 1860 von 53 jolder Körperfhaften werthoolle Drudichriften mit intereffanten Abhandlungen über verfhiedene willen: Idaftlihe Gegenftände erhalten hat, wozu nod Spenden an Büchern von 20 Parteien Fanen. Außerden wird aud durdh den Anfauf von für bie Vereinszwede erwänfchten Werken fortwährend fir Die Vermehrung ber Bücherfammlung Sorge getragen. Was aber die Bibliothek des Mufeums auf einen Ihon bedeutenden Stand gebracht hat, ift die Verbindung derfelben mit der Landicafts- Bibliothef, indem eine große Anzahl gedrudter Werfe und fehr wertb- soller Manuffripte aus dem Paudichafts » Archive ausgewählt umd mit Vorbehalt des Eigenthumsrechtes zur Aufitellung und Benüsung in das Mufenm abgegeben worden tit, mit der Beltimmung, daß die jährliche Domeftitalfonds = Dotation zur Vermehrung diefer Bibliothef au für die Bedürfuiffe dev willenihaftlichen Zee des Mufeums gegen Verrehnung verwendet werden darf. Den Quellen der vaterländtihen Gefchichte nadhzuforfchen, fit etite der vorzüglichften Aufgaben für die Ipätigkeit des Nereines. V "Die fchägbarften Quellen find in diefer Hinficht die Nrfunden, von melden fich feit Jahren eine Anzahl von mehreren Taufenden theild in Driginalien , theils in Abfchriften, deren Richtigkeit und Mebereinftimmung mit den Originalien von dem hohwürdigen Herrn Jodof Stülz, Probfte zu St. Florian, conftatirt wird, angefammelt worden find. Auch im Zahre 1860 Hat diefe Sammlung einen Zumadjd erhalten. Damit diefe Schäte in weiterer Ausdehnung zugänglih gemadt und benüßt werden fönnen, it der Druf eines Urfundenbuches ded Landes ob der Enns eingeleitet worden , von weldem der dritte Band aus der Preffe der E, f. Stantsdruderei nächftend hervorgehen wird. Die Geldfräfte des WVereines hätten ed nicht zugelaflen, Die Herausgabe diejes Urfundenbuces in jolhem Umfange durchzuführen, wenn nicht von der ob der ennfiihen Landichaft, welher der Verein ihon fo Vieles verdanfte, wieder hilfreiche Hand geboten und von der jelben eine täbrliche Wuterftüßung. von 500 fl. EM. bewilliget worden wäre. MUeberdieß habe Sr. Majeftät Kaifer Ferdinand gerußt, die Hälfte der Drudfoften auf Ihre Privat - Kaffe zu übernehmen. Eine wichtige Quelle für die geichichtliche Forfhung entipringt aus einer Sammlung von Münzen fowohl des Altertbumsd ald auch des Mittelalters und der Neuzeit, abgejehen davon, daß Diefelben als be- Iehrende Dokumente für den Zuftand der bildenden und mechanischen Kunft in den verjchiedenen Zeiträumen Geltung haben. Auch Ddiefe Sammlung bat im Sabre 1860 eine bedeutende Vermehrung erhalten , zu weldher insbefondere eine Anzahl von 124 römifchen theild GSilber:, tbeild Erzmünzen zu rechnen ift, welhe das Stift Et. Florian und deffen großmüthiger Vorftand aus den vorbandenen Doubletten um einen äußerft geringen Preis überlafien hat. Gräfin Mathilde Nevertera bat dem Mufeum einen eigenhändig gefchriebenen Brief ded Freiberrn Alexander von Humboldt gejchenkt, mwelder in der- Autographen: Sammlung ald ein fehr jchäkbares Andenken an diefen berühmten Naturforfcher aufbewahrt ift. Der arhäologifhen Sammlung wurden mehrere antife und mittel: alterlihe Gegenftände einverleibt, fo mie auh an Waffen und Gerätb- vi Ihaften manche intereffante Gremplare gefpendet oder durch) Kauf erworben worden find. Der Alterthums-Verein in Wien hat im Herbfte ded Jahres 1860 eine Ausftellung mittelalterlicher Kunftwerfe aus allen Gegenden der Monarchie veranftaltet, zu welcher auch aus den Sammlungen des Mu: feumd 5 Stüde ausgewählt worden find. Was die naturhiftorifchen Sammlungen betrifft, fo wurden diefelben auch im Jahre 1860 im allen drei Neichen der Natur und innerhalb diefer im den verfchiedenen Klaffen, Ordnungen uud Gefchlechtern von meh: veren Gönnern und Freunden des Mufeums erfreulich bedacht, und durd; einen Anlauf aus der in dem Lofale des ftändifchen Nedoutenfaaled aus: geftellt gewefenen Platowfchen Naturalien : Sammlung ift manche Lüde aus: gefüllt worden. — dir die geoguoftifhe Sammlung find ebenfalls Ihäkbare Beiträge eingegangen, welde insbefondere dur die namhafte Mnterftügung von 500 fl. EM. erzielt werden Fonnten, die die ob der ennfilche Land: Ihaft dem Vereine zur Durhführung der in feinen Bereich) gehörenden geologifhen Forfhungen und Sammlungs - Angelegenheiten zukommen läßt. Aus diefem Beitrage Fonnten auch die Auslagen auf die Aus: arbeitung einer hen Tange gemwünfchten geologiihen Spezialfarte vom Lande ob der Eins beftritten werden, welche durch die f. f. geologifche Neichsanftalt angefertigt worden ift. Die Erwerbungen, welde bier nur in allgemeinen Umriffen an gedeutet wurden, find in der nadfolgenden Zufammenftellung und Ver: mehrung der Sammlungen des Mufeumsd Franeisco - Carolinum im Jahre 1860 in fitematifcher Ordnung enthalten, worin alle Gegenftände mit Angabe der Geber oder der fouftigen Erwerbungsart genau ange: führt find. Ce. f FR. Hoheit der burclauchtigfte Proteftor unferes Vereines Herr Erjberzog Franz Karl haben den neunzehnten Bericht über das Gedeihen unferer Anftalt mebft der vierzehnten Lieferung der Beiträge zur Landesfunde Huldvoll entgegengenommen und dem Vereine auch in diefem Jahre den Betrag von 405 fl. öft. W. als Unterftügung zu: fommen lafen. vi PBermögensftand ded Mufeumd im Zahre 1860, und zwar: AB Stammkapital in Staatd : Schuldverfchretbungen . & >... 3600. in Grundentlaftungs » Obligationen . ’ 23000 fl — fr. Zufammen 13600 fl. — fr. Die baren Empfänge entziffern fih in bielem Zahre mit . : s . A el 3.54 Se 2 die Auslagen mit . 4 h , R 2702 fl. 52 fr. folglidy ergtbt fi ein Kafareit pr. . j ’ 219 1.83 kt. Linz, den 1. November 1861. Vom Berwaltungs - Ausfdhufle des Museum Franeisco - Carolinum, 1. Vermehrung der Sammlungen bes Museum Franeisco -Carolinum r, im Jahre 1860. A. Bibliothek. I. Drudwerfe. a) Mittheilungen von Akademien, Gerfellfhaften, Bereinen, Anftalten nnd Behörden. Nah dem Einfaufe. Geihichte der ehemaligen Neichsftadt Oppenheim am Ahein., Nah ur- fundfichen Quellen bearbeitet von Wild. Frank. (Dev biltor. Verein fir das Großberzogtbum Heffen zu Darınftadt. ) . Sahrbuch der f. £. Sentral- Kommiffion zur Erforidung und Erhaltung alter Baudenkfmale in Wien. 4. Band. Wien 1860. — Mittheilungen. 5. Sahrgang 1860. (Die löbl, Direktion. ) Hifteriiche Preisaufgabe der Kommilfion für deutfhe Gefhichte und Duellen =» Forfhbung bei der FE baier. Lfademie der Wiffenichaften zu Minden. (Die Kommilfion. ) 4. Situngsberiste der fail. Afademie der Wilfenfchaften in Wien. (Der philojeph. Kiftorifh. Claffe Band XXXL Heft 1.—3. Band XXX. Heft 1—4. Band XXX. Heft 1. und 2, Band XNXXIV. Heft 1. 2. 3. Band XXXV. Heft 1. 2, Der math. naturhift. Klaffe Ver. 16—28. vom Sabre 1859. Bon Jahre 1560 Nr. 1—22. Xrdiv fir Kunde öjterr. Gefhichtsgnellen. Band XXI. Heft 1.2. Band XXIV. Heft 1. 2. Band XV. Seft 1. 2. — Fondes rerum anstriacarum. Band XVI. Abth. 2. Band XX. 2. Abtheilung. — Negifter zu den Situngsberichten beider Klaffen zit Band 2130. — Alnanah der Afademie pro 1859 —1860. — Preisaufgaben zu Schillers Sekular » Feier. — WBbilologifche Preis» aufgabe. — Mathematifche Breisanfgabe. — Denkihriften dev pbilofoph. 12. 13. 14, 15. biftor, Klaffe. 10. Band. — Denkihriften der mathematiih = hiftorifchen Klaffe. 18. Band. — Notizenklatt. Beilage zum Ardive für Kunde öfterr. Sehichtsquellen. Herausgegeben von ber hiftor. Kommiffton der Afadentie, 9. Jahrg. 1859. (Die E. Afademie.) 20. Sahresbericht des hiftorifhen Vereines für Oberfranfen mit dem Copial- Buye der Cifterzienfer- Abtei Yangheim vom Iahre 1142 bis 1500. (Der Ausfhuß des Vereines. ) 13. Iahrgang des Corvefpondenz - Blattes des zo0o0logijch - mineralogifchen Bereines zu Negensburg. 1859. — Abhandlungen. 8. Heft. Negens- burg 1860. (Der PROB Mitrheilung der mäbr. fchlefifher Gefellfhaft des Aderbaues, dev Natur- und Sandesfunde zu " Brim. — Notizenblatt der hiftorijch = ftatiftifchen Sektion. (Die Gefellfhaft. ) Nehnungs- Abihluß der allgemeinen za in fin; für das Jahı 1859. (Die Direktion. ) 9. Sahres-Bericht des Werner-Verermes zu Brünn. (Die Direktion. ) .. 9. und 6. Jahres=- Bericht des germanifhen Mufeums zu Nürnberg für das Yahr 1859. — Anzeiger der deutichen Borzeit. Organ des germas- nijhen Mufeums. Sahrgang 1859—60. (Der Borftand. ) . Brogramm der £. £. Unterrealfhule für das Jahr 1851 —52 und Jahres- Bericht der £ £ Oberrealfchufe zu Yinz vom Jahre 1852 bis 57 —58 des Schuljahres. (Die Direktion.) Sayres- Bericht des Vereines für fiebenbürgifche Landeskunde file das Satr 1858—60. — Archiv des Vereines meuz Folge 4. Band 1. Heft. — Programm des evangeliiden Gymmafiums A. EC. zu Hermanftadt für das Jahr 1858—59. — Brogrammı des evangeliihen Gymnafiums A. €. zu Mediafh und der damit vereinigten Schul - Anftalten. (Der Berein für fiebenbürgijche Yandeskunde. ) Samburgifhe Chroniken. 2. Heft. Hamburg 1859. (Der Berein für hamburgiihe Gejdichte. ) Lifte der auswärtigen Korrefpondenten oder Mitglieder des Smitjon3- Suftitutes zu Washington. — Anneal Report of the Board of regents of the Smithsonian Institution. Washington 1859. — First Report ofa geologieal Reconnoisanee of the Northern locenties of Arkansas. Made Durings the guers 1857—1859. (Das Jnftitut. ) Hauptbericht der Handels und Gewerbefammer für das Erzherzogthum Defteriei) ob der Enns für das Jahr 1857—59. — Auszug aus dem ftatiftifchen Berichte für das Jahr 1859. (Die Kammer. ) Die Ergebniffe und Bermögens- Gebahrung der Berjorgungs- und Be- ihäftigungs- Anftalt für erwachfene Blinde in Böhmen vom Jahre 1853—57. (Die Direktion. ) Magnetifhe und imetereologifhe Beobachtungen zu rag 1859. Herans- gegeben won Dr. I. G. Böhm und Frauz Kralinskty. (Die Direktion.) Zahrbucdh der £. £. geologifhgen Reihsanftalt. 10. Sahrgang 1859. Nr. 4. 11. Jahrgang. 1860. Wr. 1. (Die Divetion. ) 19. 20. 21. 22. 23. 24. 25. 26. 27. 28. 29. 30. 31. 32. Xl- Rehnungs-Ausweife über den Bau des Mariä- Empfängniß - Domes zu Linz fir das Jahr 1855—60. (Das Confiftoriunt. ) Allgemeines Neichzgefeg- und Negierungsblatt vom Jahre 1859— 60. (Das hohe Minifterium.) -— Dann Landesgefeß- und Negierumgsblatt vom Jahre 1859 —60. — Kundmadhung der f. f. Statthalterei im Erzherzogthume Defterreih o. d. Enns betreffend die Beranntimahung der Wahlen der Handel3- und Gewerbefammer zc. — Aıuleitung für Nichtärzte zur Wiederbelesung von Schrintodten ze. — Elifabeth Kinder- Hofpital zu Hal. Ausweife und Verrechnung. — Krankenhaus ber barnı- berzigen Brüder zu Linz. Ueberfiht der Krankheitsforımen. — Barın- herzige Schweftern. Jahres Bericht. — Berforgungsfond invalider Krieger DOberöfterreihs. Rehnungs- Ausweis. — Katholifches Waifenhaus in Yinz. Rechnungs» Ausweis. — Beriins »Pericht des heil. Vinzenz dv. Paul in Linz. Nechenjchafts= Bericht. — Verzeichniß der Assecurazioni Generali in ZTrieft der bezahlten Entfhädigungen — ıebft mehreren Pflicht Erempfaren von Drucwerken und Lithograpbien. (Hobe f. E, Stattbal- terei in Linz.) Mittbeilungen der E. f. geographiichen Gefellihaft in Wien. 3. Jahrgang 1859. 3. Heft. (Die Gefellfchaft. ) Verhandlungen der E. E zo0logijch = botanifhen Gejellfchaft in Wicı, Sabrgang 1859. 9. Band. (Die Gefellicaft. ) 10. und 11. Jahres - Bericht über den Zuftand und das Wirken bes biftorifchen Vereines für Steiermarf. Vom 1. März 1858 bis 1. April 1859 und von da bis Tetten Februar 1860. — Bericht über bie 10. allgemeine Berfammlung am 16. April 1859. — Mittheilung des Bereines. Heft 9. Graz 1859. (Der Berein.) Mittheilungen des biftorifhen BVereines für Krain in Laibadh 1859. 14. Sahrgang. (Der Berein.) Berichte und Mittheilungen des Altertbums-Vereines in Wien. Band 3. Abtheilung 2. und Band 4. Wien 1860. — Protofoll der 6. General- Berfammlung des Bereines. Wien 1860. (Der Berein.) 8. Beriht der heffiihen Gefellichaft für Natur» und Heilfunde zu Gießen. 1860. (Die Gejelligaft. ) Progranım des E. E Oymmafiums zu Linz für das Jahr 1860. (Die Direktion.) Programm der f. E. Ober» Realjhule zu Linz für das Jahr 1859 und 1860. (Die Direktion.) Verhandlungen des hiftorifihen Bereines für Niederbaiern. 6. Bend. 3. und 4. Heft. Yandsbut 1360. (Der Verein.) Frogramm des FE. £. Oumnafiums zu Kremsmiünfter für das Jahr 1860. (Die Direktion. ) 10. Jahres» Programım der öffentlien Ober - Realjchule der König. Freiftadt Prefburg 1860. (Die Direltion. ) 45. Jahres » Bericht der naturforfchenden Gejellfhaft zu Embden. 1859. Bon Dr. 9. Mebger. — Kleine Schriften der Gefjellfhaft. Nr. 6. — Der Barometerftand und barometrifhe Windrofe Oftfriesfand von Dr. Au 33. 39. 40. 41. 42. 49. 41. 45. Breßl. Embben 1860. Nr. 7. — Ein Beitrag zur Alimatologie des Harzcs von Dberlehrer Chr. 2. Shoof. Klaustyal 1860. Arhiv fir heffiihe Gefhidte und Alterttumsfunde, herausgegeben aus den Schriften des hiltorifchen Vereines für das Großherzogthum Helfen pon Dr. Ludwig Baur. 9. Band. 2. und 3. Heft: 1860—61. — Heffifhe Urkunden aus dem Großherzoglich hejftfchen Daus- nd Staats» Archive von Dr. Ludwig Baur 1. Band von 1016 bis 1399. Darın- ftabt 1860. — General- Regeften zu den Regeften der bis jest ge brudten Urkunden zur Yaudes- und Orts- Gefhid,te des Großherzjogthums Helfen, bearbeitet von Dr. 9. ©. Zcriba. Dermftadt 1869. (Der Verein.) Memorie dell J. R. Instituto veneto di scienze, leitere ad artı Vol. VI. 1. I. I. ‘Vol. VIE. 1. 2. Vol. 1. 2.3. (Das Yıftitnt.) 37. Iabres=- Beriht der jchleftihen Gefelfiyaft für vaterländiihe Kultur file das Jabr. 1859. (Die Gefelichaft. ) 3. Sabres:Beriht für das Jahr 1859 des maturforfhenden Vereins für Bafjau. (Der Berein. ) Achte fiir Frankfurts Gefhichte und Kunft. Frankfurt 1859. (Der Verein. ) Neues Laufits’fhes Magazin der oberslaufitifchen Gejelfhaft für BWifjen- fhaft. Band 36. Seft 1-4. 1. und 2. Doypelheft. 37. Band. Görlit 1859 und 1860. (Die Gejellihaft. ) Codex diplomatieus Brandenburgensis von Dr. A. F. Riedl. Berlin 1860. 1. Haupttheil XIX. Dritter Haupttheil 2. Band. (Der Verein für Gefhichte der Darf Brandenburg. ) Ferdinandeum. 28. Dericht des Verwaltungs - Ausfbuffes für das Jahr 1357-59 AInnsbrud 1860. — Zeitjhrift des Ferdinandeunms für Tirol und Vorarlberg, berausgegeben von dem VBerwaltungs-AusfHufle deifelden. 3. Folg.. 9. Heft. Sunstrud 1860. (Ferdinandeum. ) Codex diplomatieus et episolaris Moraviac, herausgegeben von PB. Kitter von Chlumeziy und Sojef Ehitil. 7. Band. 2. Abtheilung. Brün 1860. — Die Yandtafel des Marfgrafthums Dähren. 17. und 18. Lieferung. Brünn 1860. (Von dem Komite der Herausgabe.) Annalen des Vereins fir maffauiihe Alterthumsiunde und Gejdhichts- fefhung. 1. bis 3. Heft. Wiesbaden 1859 und 1360. — PBeriodifche Blätter der Gejchichts- und Alterthuns=Bereine zu Kaffel, Wiesbaden und Darmftadt 1860. (Der Bereit. ) Mittbeilungen aus dem Gebiete der Statiftit, bevamsgegeben von ber Direktion der adminiitrativen Statifik im E & Haudelsminijterium. 8. Zahrgang 1860. (Die Direktion ) Sitzungs - Berihte der Fünigl. böhmischen Gefelihaft der Wilfenicaften zu Prag vom Jahre 1859. Zult bis Dezember und Jahr 1860 Jänner bis Juni. (Die Gefeilfchaft. ) 24. uud 25. Jabresbericht des Liftorifjten Vereines im Negierumgs- bezirfe Schwaben und Neuburg für die Jahre 1858 und 1859 mit 47. 48. 49, 55. 56. 57. X einer MbbandImug. über Die älteften Glas» Gemälde des Domes -zu Augsburg umd Abbildungen desfelben. Augsburg 1860. (Der Verein.) . Sitsungsberit der Fünigl. Akademie der Wiffenfhaften zu Mitn her vom Sabre 1860. Heft 1.3. — Abhandlungen der hiftorifhen Kaffe. 8. Band. 3. Abtheilung. Minden 1860. — Einleitende Worte zur Feier des allerhöchten Geburtsfeftes Sr. Majeftit König - Mar II. Minden 1859. — Erinnerungen an 9. ©. v. Lori. Miinchen 1859. — Dentrede auf Alerander von Humboldt. Diitnchen 1860. (Die Akademie. ) Abhandlung der naturferichenden Gefellfchaft in Görlit. 1860. 10. Band. (Die Sefellichaft.) Jahrbücher des Nereines für eesubugiige Seihichte und Alterthuing- finde aus den Arbeiten des Bereines, herausgegeben von Dr. ©. C. 5. Lid. 25. Jahrgang. Schwerin 1860. — Quartal» Bericht de3- jelben XXV. 2, Schwerin 1860. (Der Verein.) Kechenfchafts- Bericht des vereinigten Landes -Collegiums ala BVereins- Direktion der wechjeffeitigen Feuerjhaden- und Berfichernungs- Anftalt im ErzherzogtGume Defterreih ob der Enns fir das Jahr 1860. (Pandes- Collegiumn:. ) Zeitfehrift des Vereines für Gedichte und Altertpumsfunde zu Breslau, herausgegeben von Dr. Nichard Ronpell. 3. Band. 1. Heft. — Codex diplomatieus Silesie. 3. Baud. Die Rechinungsbicher dev Stadt Breslau enthaltend. (Der Berein, ) 59 Stild werfihiedene Heine Dendfahen eingegangener Plichterempfare. (KR. 8. Bolizei- Direktion zu Linz.) Dittheilungen der Gefhichts- und Altertfums forichenden Gefellihaft des Dfterlandes. 5. Vaud. Heft 1 — 3. Altenburg 1859 — 60. (Die Sefellichaft. ) Sahrbuh des maturhifterishen Landes» Mujeums von Kärnthen. 4. Heft. IV.— VI. Fahrgang. 1855—1859. (Das Mufenm.) » Berhandlungen der Ihweizerifhen natınferihenden Gefellichaft von ben Jahren 1847-- 1549. 1851—59. (Die Gefellichaft. ) Mittheilungen dev maturforfchenden Gejelfchaft in Bern Nr. 385—407 aus dem Sabre 1857. Pr 403-—423 aus dem Sabre 1858. Bern. (Die Gefeliänit. ) Berbandlungen des hiftorifchen Vereines von Oberpfalz md Aegenzburg. 19. Band der gefammten BVerhantfungen md 11. Band dev neuen dolge. Negensburg 1860. (Der Berein. ) Transactions ol the Academy of Science of St. Louis. 1857—59. — Viecos on the vine Growiugs resources of St. Louis and adjacent loun- ties of Missouri St. Louis 1858. (Die Afadenie.) Der zoologifdhe Garten. Zeitigrift des zoologij.hen Vereines zu Frankfurt. Srankjurt 1859. (Der Berein. ) 10. Zahres= Berigit der naturhiftorifchen Gefelichaft zu Hannover. 1860, (Die Sefellichait. ) XIV 60. 61. 62. 63. 13. Beridt des naturhiftorifhen Vereines zu Nugsburg. Augsburg 1860. (Der Verein.) 3. und 4. Beriht der naturforjhenden Gejellihaft zu Bamberg. 1856 und 1859. (Die Gefelihaft.) 12. Yahres » Bericht bes altmärkifhen Berewes fir vaterlänbifche Ge- fhichte und Induftrie. Abtheilung für Gejhichte. Herausgegeben von Th. Fr. Zedhlin. Salzwebel 1859. (Der Verein.) 36. Sahres- Bericht der fchlefifchen Gejellfchaft fiir vaterländifhe Kultur- Arbeiten und Veränderungen der Gejellihaft im Jahre 1858. Breslau. (Die Sefellichaft. ) b) Widmungen von Gönnern und Sreunden der Anftalt. Ueber Geminenfunde. Bon T. Bihler. Wien 1859. (Der Herr Berfaffer. ) 19. Sahrgang des Iahrbuces „Libuffa.“ Herausgegeben von Paul Alois Klar. Prag 1859. (Der Herr Herausgeber.) Ein Ausflug über Salzburg in die wunderfhöne Tanbihaft bis zum Paß Lueg und Die Lage von Cucullae.. Zwei Separat- Abdrüde aus den Berichten des vaterländifhen Mufeums zu Salzburg. Bon 3. €. Ritter von Kodh-Sternfeld, Salzburg 1859. (Here Berfaffer. ) Ueber die Natur der Sinne. Zwei populäre wiljenjchaftliche Vorträge von Dr. Mathias Droball. Linz 1859. (Herr Anton Hofftätter in Linz.) De .ruderibus Laconici Caldarique Romani et nonnullis aliis monumentis in solo Budensi partim hoc primum anno 1778 repertis, partim non- dum vulgolis Liber unieus auetore Stephano Schönvisner etc. Budae. Fol. — Seefenheilfunde, geftütt auf piochologijche Grumbjäße von Dr. HN. Jäger. Wien 1845. — Die Bienenzudt mit Rüdficht auf die Ergebnijfe der neueften Forihungen. Bon $ WB. Hoffmann. Wien 1854. — Evangelifches Wochenblatt für Kivche, Schule und Haus. 1857. Herausgegeben von Biltor Horuyansky. 1. Jahrgang. Pelth 1857. 26 Nummern. 2. Zahrgang. 1858. Nr. 1—52. 3. Jahrgang 1859. Nr. 1-40. — Proteftantiihe Iahıbücer für Defterreih. Herausge- geben von Viktor Hornyansky. 3. Jahrgang. 1856. 4. Sahrgang 1857. Jahrgang 1858. Nr. 1-10. Pefth. (Herr I. Tandler in Ofen.) 6. Sulle piante fossili di czovencede e dei vergoni. Lettera Dell Dr. A. B. 75. Prof, Massalongo al Prof. Roberto de Visiani. Verona 1858. — Scoperta di una Nuova caverna assifera in Lombardia. Lettera delle Abbate An- e suoi progressi prima del secolo XIX. Memoria del CGav. Achille de Zigna. Padova 1855. — Del Terreno carbonifero delle Alpi venete di Achille de Zigna. -— Sopra due specie di pesci publicate come nuove dal Prof. R. Molin asservazione del dott G. D. Nardo. Venezia 1853. — Ein Gedenkblatt für Alerander von Humboldt. Moskau 1859. — Neifejfizzen aus der Lombardie und Benetien, von Adolf Senoner. Moskau 1860. — Nouveaux memoires de la societe Imperiale de Natura- listes de Moscau. Tome XII. Livr. 7. Moscoa 1860. — Risultati pa- 10. 11: 12. 13. 14. 15. 16. 17. XV leontologici e geologiei dedotti allo studio dei petrefatti € Esino. — Sui eureulioniti döll’ agro Pavese enumerati dall Dottor Proda. Milano 1860. — Formular einer Tabelle zur Eintragung bei Meffungen von Pferd- Größen. — Anfprahe, gehalten in ber Jahres-Situng der geologifhen Reihsanftalt vom Herrn Direktor Wilhelm Haidinger. Wien 1860. (Herr Adolf Senoner in Wien.) Verhandlungen der faiferl. Leopoldinifh-Carolinifhen Akademie. 27. 8. Sena 1860. (Herr Dr, Nitter von Brenner, E. Ef. Salinen- und Babearzt zu Iihl.) _ Anfihten aus der Steyermarf, Herausgegeben von %. €. Hofrichter. Graz. Heft 6—9. (Der Herr Herausgeber. ) Nekrolog Chmel’s. Minden 1859 von Förringer. — Studien ilber Benvenuto Celfini von Dr. SZofef €. Arnett. Wien 1859. — Die neueften arhäologiihen Funde in Eilli. Wien 1860 von bemfelben. — Der Fund von Gold» und Silbergegenftänden auf der Puszta Bäkod in Ungarn. Wien. 1860 von demjelben. (Herr Bofef Wrneth, E . Negieruugsrath in Wien.) Gefhichtliher Ueberblid der Begründung und Wirkfamkeit des Vereines und der Anftalt zur Verjorgung und Beihäftigung erwachfener Blinden in den eriten 25 Jahren des Beftehens. Prag 1857. (Herr Paul Alois Klar, £. E. Kreisvath) in Prag. ) Zur Eröffnungs= Feier der Kaiferin Elifabeth - Weftbabn von Wien — Münden. Berfaßt von T. ©. v. R. (Herr Karl Schmuß, Sekretär der Landwirthichaft zu Linz. ) Reden, gehalten vor und nad der Preisvertheilung an der Stadtpfarr- Mufterihule in Linz am Ende des Schuljahres 1860 von Zofef Kerjch- baum, Mufterlehrer. (Der Herr Berfaffer. ) Die Gründung der öfterreihifchen VBolksfchule durd) Maria Therefia von Sojef Alex. Freiherr von Helfert. Prag 1860. (Der Herr Berfaffer.) Gedicht zur Feier der Zubilivung 2c. des Herrn Nehnungsrathes Schritt wiefer, Bon E. Waderlig. Linz 1359. (Here Theodor Apfelthaler.) Ein feines altes Büchlein von der Kriegsarznei. — KRaifer Leopold 1. Neue Sa und Ordiung in dem Erzherzogthum Defterreih u. d. Enns vom Sabre 1698. — Ein Blatt mit dinefifher und ruffiiher? Schrift. — 2 Blätter mit Abbildungen des Franz = Kofef- Ordens und des gold. und filb. VBerdienjtlvenzes. — Blatt 32 der Oftdeutfhen Poft vom Sahre 1851 mit den Statuten diejes Ordens. — Gedeufblatt der Leip- ziger ilufteirten Zeitung zur Bermählung Sr. Majeltät Kaifer Franz Solef am 24. April 1854. (Herr penfien, E E Nittmeifter Franz Banderbanf. ) Beichreibung der f. £. oberöfterreichifchen Grenzftadt Schärding am Inn und ihrer Umgebungen. Hifter., topegr. umd ftatiftifch beleuchtet und zufanmengeftellt ven Joh. Ev. Lambredyt, Sekularpriefter. Wels 1869. (Herr Jofef Gaisberger, Decdhaut des Stiftes St. Florian. ) Jagd» und Keifeftizzen aus Ungarn, Böhmen, Siebenbürgen und der Moldau, von Ferd. Freiherr von Wiederäberg. Prag 1861. — Dorf- = XV 18. b) 1. [er | barbier. Kalender von Ferd. Stolle. Prag. — Albırm deutjher Origi- nal- Romane. 17. Jahrgang. 1860. Herr Kober, Buchhändler in Prag. ) ne rad Sahrgang 1860. (Herr Nedaftenr Dr. Hirtenfeld in Wien. ) e) Anfdaffungen. a) sür die Mufeal-Biblworhet jowohl neu ala Fortjeßungen. Glossarium Diplomaticum von Dr. Editard Brinkinaier. 2. Band 9. und 10. Heft. Hamburg und Gotha. 1859 und 1560. Nenes Jahrbud fiir Dlineralogie, Geognofie, Geologie und Betrefaften- funde, herausgegeben ven 8. E. v. Leonhard und 9. ©. Brom, Jahr» gang 1860. Stuttgart 1860. Denkmäler, Forihungen und Berichte, als Fortfegung der archäologischen Zeitung von Eduard Gerhard. Berlin 1859—60. Lief. 45 bis 60. Archiv für Naturgefhichte. Bon Dr. $. 9. Trofdel. Jahrgang 26. Heft 1—5. Berlin 1860. 2 Korreipondenz Blatt des Gefammtvereines der beutjchen Gejhichte und Alterthums- Vereine. Herausgegeben vom BVBerwaltungs = Ausfhuffe in Stuttgart für das Jahr 1860. Für die mit dem Mufeun vereinigte ftändbijde Bibliothek. 3. Siebmahers großes und allgemeines Wappenbud) in Verbindung mit mehren Gelehrten herausgegeben und mit beraldiihen und hiftorifch- genealogifhen Erläuterungen begleitet von D. T. v. Hefner. Yieferung 58-65. . Die Flechten Deutichlands, insbefonderg Schlefiens, von Dr. 6. ®, Körber. Breslau 1856. . Das Bub der Nitterorden und Ehvenzeihen. Gedichte, Veichreibung und Abbildung der Infignien aller Ritter- Orden, Militiv- und Civil- Ehrenzeichen, Medaillen :c. Nebft einer Auswahl der vorzüyglichiten Koftüme. Neun, bis zum Jahre 1855 fortgefeiste Ausgabe. Britffel, Gent und Leipzig. DVerlag von Karl Marguart. 1856. . Allgemeine Encyklopädie der Wiffenfchaften und Kinfte, herausgegeben von 3. ©. Erfh und $. ©. Gruber. Erfte Sektion, Theil TO— 71. Leipzig 1860. Koftüm- Kunde. Gefchichte der Tracht des Baners uud des Geräthes der Völker des Alterthfums. Bon Hermann Weiß. Stuttgart 1860. Die vaterländifhen Alterthiimer der Fürftl. Hohenzoler’ihen Sammlung zu Sigmaringen, Kejhrieben und erläntert von Ludwig Lindenfchmidt. Mainz 1860. ze 8: XVII . Vrechtl’8 technologische Encyflopädie, fortgefett von Karl Karmarjc. Supplement 3. Band. Stuttgart 1860. e) Aus dem ftändijh-geologifhen Sonde, Geognoftifhe Beihreibung der Umgegend von Predazjo, Sft. Eaffian und ber Seijer Alpe in Südtirol, von Ferd. Freiherr v. Nichthofen. _ d) Gedrudte Mufifalien. Widmungen. . Diter- Homme. — Nequiem in finzem und leiten Style für Lanbchöre, Te Deum Laudamus in leittem Style für Landdhöre. — 3 Graduale und 3 Offertorium zum Sonntagsgebruuhe. — Schwert und Schild. Gediät von Julius Rodenberg als Männerchor und volljtändigem Har- monie - Orchefter oder Pianoforte = Begleitung. — 3 Grablieder für 4 Männerftimmen. — Asperges me und Vidi aquam fir Eopran 20, — Dffertorium zum Sonntagsgebraude. — Graduale und Offertarium zur Teftmeffe. Sämmtlihe Konpofitionen von Robert Führer, Ried, als eingegangene Pflichteremplare. (Die f, f. Statthalterei. ) I. Nanujeripte. Widmung. Eine Matrifel des heil. röm. Neiches. Aus dem Archive zur Steyeregg. (Teftamentarifhe Beftimmung des jel. Hrn. Grafen Weißenmolf.) I. Karten und Pläne, a) Widmung: 1. Finanz- nud Handelsfarte des Kaifertiumes Oefterreih und des Fürften- thumes Lichtenftein in 4 Blättern. Wien 1858 fammt Erläuterungen. — Wien und feine VBorftädte in 2 Blättern. (Herr penf. f, E, Nitt- meijter Banderbant. ) b) Ankanfe. Aus dem fändifhen Beitrage für die geognoftifde Abtheilung. 1. Geognoftifhe Karte auf Grundlage der Generaljtabs-Kaırte und nad den Aufnahmen der £. £. geognoftiichen Neihsanftalt in folgenden Blättern : Generaljtabs- Karten des Eırzherzogthbums Defterreih ob und unter ber Enns. 2 Blätter. — Spezialfarte der Umgebung von Linz, Freiftadt, Zwettl, Braunau, Schärding, Wied, Gmunden, Hallitatt, Windijch- garften, Spital am Pyben, Waidhofen a. d. Ybbs, Amjftetten, nebft einem Blatt Farben - Erflärung.. Geognoftifhe Karte des Königreiches Baiern und ber amgrenzenden Länder. Entworfen vom königl. baier, Bergmeifter Gümpel. b XVII ik, a B. Geschichte. I. Urkunden. Aus dem Diplomatars»Fonde beftrittene Abjhriften. 32 Stück aus dem Archive des Schloßes Lofenjteinleithen vom Jahre 1329 bis 1498. — Abfhriften eines Urbarinıns der Herrihaft Gihmwendt, Lofenftein ze. — 42 Stück aus dem Stadtarhive zu Freiftadt. — 21 Stüd vom Sabre 1340—1471 aus Driginalien aus Hm Ardive des biihöfl. Konfiftoriums zu Linz. — 27 Etüd aus dem Stadtarhive zu Linz von dein Jahren 1461—1506. — Naittung der Statt zur Lunnez von den Embtern 20. 20. vom Jahre 1471—1498 aus dem Stadtardhive zu Linz. — Verzaihnus was der berrn von fiben Stetten Gefanntten u. f. w. zu Ling verhandelt haben, 1564, aus dem Stadtardhiche zu Linz. — Neittung die Stadt Linz betreffend vom Jahre 1594. Aus dem Stadtardive zu Linz. Vermerghgt alle gult, Rannt und alle Dienft von gelft, getraid 2c. zc, Der berrihaft Steyregfh) vom Jahr 1530. Margkcht Steyregf Pürgkredt. Abigrift der alten Einlage von der Herrjchaft Tofenfteinleithen vom Schre 1544. Grundbuh der Herrihaft Gihmwandt 1492— 1573. Urbarium Lambaecense. 1414. 2 Stüd nah Driginalien in Privathänden vom Jahre 1430 und 1499. Säimmtlih collationirt vom Herın Gefchicht! - Referenten Jodof Stülz, Prälat zu St. Florian. Widmungen an Urfunden und dergleihen Dofumenten fowopl in Abjhrift als Driginal. 7 Schreiben von den Bilhöfen von Paffau, Conftanz und Freifingen. (Herr penf. £. f. Nittmeifter Vanderbanf. ) Berfaufs-Urfunde des Herren Hanns Fruhmeffer zu Perg vom Jahre 1426. — Stifibrief des Mertt Nanynger die Dreifaltigfeits- Kapelle iu Linz betreffend vom Jahre 1436. — Berfaufs-Urfunde des Julius Graf zu Hardegg 2c. iiber Güter und Zehent vom Jahre 1526. — Beftäti- gungs-Urkunde von Kaif. Ferdinand I. vom Sabre 1535 an Hanns v. Prag Freiherr v. Windhang. — LKaif. Ferdinand I. Befehl, das Kfofter Engelhartszell betreffend vom Sahre 1541. — Berfaufs- Urkunde von Kaif. Rudolf den I. vom Sabre 1589. — Bittireiben des Friedrich von Prag Freiherr von Windhaag an den Landeshauptmann vom Jahre 1598. — Beihreibung der Herrfchaft Köppad), Gelegenheit und Eigen- thum betreffend. — Mandet Kaif. Ferdinand II. wegen des vagirenden Kriegsvolfes vom Sahre 1634. — Entwurf über die nöthige Mannjchaft zur baierifhen Grenzbewahung. — Heffript von Kaif. Ferdinand II. vom Sabre 1652 an Zoadhim Freiheren von Windhaag als Einladung zum Landtag. — Borläufiger Entwurf über die fäimmtlihe Berlafjen- Ihaft de3 Soadhim Freiherrn von Windhaag. — Anjdhlag über die XIX Herrihaft Tolet, (Herr Dr. Ifidor Profchlo, FE. f. Polizei - Ober- Kommiffär zu Linz. ) Inventar liber das Mobilar » Vermögen des Klofters Waldhaufen vom Sahre 1614. (Herr Gottlieb Weinberger, Gemeinderath zur fin;.) I. Münzen. a) Widmungen. . Ein Thaler von Kaifer Leopold I. vom Sahre 1695. — Ein Gulben- ftid von Kaifer Karl VI vom Jahre 1713. — Eine Silber = Medaille auf die Ankunft der Faiferl. Prinzen in Wien im Jahre 1770. (Se. . Ereellenz der Ef. Herr Statthalter Ed. Freiferr v. Bach in Linz.) . Eine in Eijen gegofjene Denkmünze auf die 6. Sefular = Feier ber Wallfahrtsfiche zu Maria Zell vom Jahre 1757. (Herr Schnellinger, Agent in Linz. ) Ein Thaler der Stadt Negensburg vom Jahre 1756. (Herr Franz Guth, Rektor de8 Piariften-Collegiums zu Freiftadt. ) . Eine Bronce-Medaille auf die im I. 1856 zu Paris ftattgefundene land» wirtbihaftlihe Ausftelung. (Das hohe Minifterium des Innern. ) Eine Erzmünze 2. Größe von Kaifer Picinius, aufgefunden auf der Sclofleithen mächft Yinz beim fogenannten Schweizerhaus. (Herr Dfivier Habel. ) Eine Kupfer-Medaille auf das von Karl Auguft Großherzog zu Weimar errichtete Göthe- und Schiller - Monument zu Weimar. (Herr Seifert, Theater» Kaffier zu Linz.) b) Auküufe. Eine Kupfer-Medaille auf weiland Leopo’d v. Buch, Avers das Brufi- bild, Revers das im Budgruben nädhft Großramming ihm zu Ehren errichtete Denkmal. 124 römifhe Münzen, darunter 40 filberne und 44 von Erz zu Enns aufgefunbent. IT. Autographe. Widmung. Ein Schreiben von ler. dv. Humboldt. (Frau Mathilde Gräfin von Nevertera in Finz.) €. Kunst und Alterthum. A Aunf. a) Malerei Widmung. . Ein in Del gemaltes Porträt des weiland Johannes von Goldenblab, 2. Regenten uud eigentlihen Begründers des Nordicums in Liz. (Herr Sofef Gaisberger, Dehant zu St. Florian. ) b* xx b) Blaftik. Widmung. In Wachs boffirtes Brufibild Sr. Ercellenz des £. f. Herrn Statthalters Freiherr von Bad — dam des ehemaligen Wiener Bankiers Freiherrn von Esfeles. (Herr Med. Dr. Hofmaier, £. £. jub. Hofrath. ) . Grabftein eines Grafen von Tilly nebft einen anderen Grabftein, aufge- funden bei einer Pflafterung im ffeinen Minoritenhofe des [öbl. vereis nigten Landes = Kollegiums,. B. Alterthum. a) Widmungen. Ein großer römifcher Denkftein mit Sculptur und Infchrift, vorgefunden in dem Garten des Stadtpfarrhofes zu Wels. (Hohmürden Herr Fried- rid) Baumgartner, Stabtpfarrer zu Wels.) Eine altrömifhe Gedenktafel von Thon mit der Infhrift: VALEAT. QVIL FEC. CN. DOMITL AMANDI. (Frau Gräfin von Kurzrod. ) Ein eiferner Schlüffel, 2 eiferne Hanen, 8 eiferne Ringe, muthmahlich römische Gegenftände, aufgefunden bei Gelegenheit einer Steinfprengung in der Gegend von Weiffenbah am Ütterfee. (Herr Lurwig Haafe, Maler in Yinz.) Ein altes römifches Hufeifen (?) aufgefunden beim Abbrechen des Geflel- bed Haufes nädhft Linz. (Herr Heinrih Scheda, ftändijher Kaffier.) b) Ankanfe. Brudftüde von voth und fhwarz irdenen Gefhirren, dem Mittelalter angehörend, melde in einer runden brumnenartig ausgemauerten Ber- tiefung zu Perg aufgefunden wurden, und duch die freundliche Auf- merkjamfeit der Herren Sebaftian Haas, DTabafverieger, und Notar Polat dem Mufeum zugemittelt wurben. a) Waffen a) Widmungen. Ein gut erhaltener Buzogan. (Frau Nigele, E. £. Majors-Witwe. ) . Ein alterthümlicher verzierter Bronce-Ring, aufgefunden im Jahre 1756 zu Gars in Nieder - Defterreih neben einem ausgerodeten Eicyenftod, muthmaßlih an dem Griffe einer Waffe. (Herr Franz Guth, Rektor des Piariften-Collegiums zu Freiftadt. ) b) Ankauf. Ein franzöfifhes Gewehr fammt Bajonnet, muthmaßlic aus dem Treffen am 3. Mat 1809 bei Ebelsberg berrührend, in dem Zraunfluffe nächft der Brüde dafelbft aufgefunden. b) Geräthihaften. Widmungen. ie fürkifhes Eupfernes Gefäß. (Herr Eduard Saringer, Kaufmanı in finz.) 7% =, 0 XXI . Eine Wahsziehmafchine vom Jahre 1636. (Herr Franz Schatl, Yeb- zelter in Hoflirdhen. ) e) Kleidungsitüd. Widmung. . Eine alte leberne Kappe mit Pfausnfebern ausgenäht. (Herr Iofef Blettl in Aichad). ) D. Naturgeschichte. a) Saugethiere 3 Exemplare verfchiedener todter Affen, von dem eben zu Linz anwefenb geiwejenen Menagerie - Befitter Heufl angekauft. BI ’m ag 2 L a) Widmungen. Ein Eremplar eines Bolar-Seetauchers, erlegt in ber Gegend von Steyregg. (Herr Karl Bergtbafer, ftänd. Beamter zu Linz.) Ein mänufihes Eremplar des gelbrafigen Schwanes, erlegt in der Um: gebung von Linz. (Herr Greilih, Fabrifsbejizer zu Linz.) Ein Eremplar der Sperlingsenle aus ber 3 von Efferbing. (Herr Dominif Geyer.) . Ein Eremplar einer jungen Sturm- Möwe aus der Umgebung von Ehelsberg. (Herr Ritter von Kaft, £. E. Yegationsrath. ) . Ein Eremplar einer jungen Lah-Mive aus der Umgebung von Spital am Bohren. (Herr Scheringer, F. Ef. Baubdireftions - Adjunft.) . Ein Seidenreiher, Weibhen, ein Noihfußfall, erlegt in der Gegend von Spielberg. (Herr Eindling , Jäger zu Spielberg. ) . Ein Exemplar eines Steinfaußg und eines Nebelraten aus ber ER von Wartenburg. (Herr Ludwig Edler von Natesberg,, Gutsbefiker. ) . Ein Exemplar einer Schlagwadtel, Männden. (Frau Biffutti, ftänd. Beamtenswitiwe in Linz.) b} Ankauf. Ein Eremplar eines Nordfeetauchers. Balg im Hochzeitskleide. co) Wentilien, Widmung. . Ein Eremplar einer Niger aus ber Gegend bei Steyregg. (Herr Margot in Linz.) d) Infekten. Widmung. - Mehrere Erenplare von Wanberheufhreden aus Galizien. (Herr Mer. Dr. Ritter von Moczarski, f. f. Kreisarzt zur Stanisfau.) XXU e) Weihthiere, Ankauf. 2 Eremplare von Nautilus, wovon ein Stüd in der Mitte ducchlägt. Daten eMtchier e Widmung. Ein Eremplar eines See-Igel3 aus dem adriatifhen Meere. (Herr Med. Dr. Pröll zu Gaftein. ) g) Pflanzen. Widmung. . Ein Eremplar einer Conferve aus einem Baljin zu Gaftein. (Herr Med. Dr. Nitter von Brenner, faif. Nat), in Sicht.) Ein Plio - Band eines alten Herkbars vom Jahre 1599 mit 505 ein» gelegten verfchiebenen Pflanzen. (Herr Theodor TIhanner, f. E. Landes- Gerigtsrath in Linz. ) bi @eaea u ee nn nm. Widmung. Eine Sammlung von Weigtbieren und Pflanzen aus der Braunfohlen- Formation zu Wolfsegg. (Herr Hermann v. Gilm, ff. Statthalterei- Sefretär zu inz. ) Diehrere Berfteinerungen von Weichthieren und Nummuliten. (Herr Ded. Dr. Pröll zu Gaftein. ) Zähne von Hippotherium gracile, dann ein Abdrud eines Spatangus ud ein Helieit aus der Gegend von Miftersheint. (Herr Zofef Eigelhuker, zu Aiftershein. ) . Ein Schöner Hanfiihzahn aus dem Tertiir-Mergel der Gegend von Gafpoltshofen. (Herr Naimund Heinzl, Defizient zu Aiftersheim. ) ı) Gebirgsfllüde Widmung. Ein großes Stüd Kalf mit Nutfchfläche won der nen angelegten Straße zwifhen Traunfirhen und Ebenfee. (Herr Alois Millauer, E. £. Bau- direftiong =» Ingenteuv zu Pinz. ) Veränderungen im Stande der Ehren: und ordentlihen Mitglieder des Museum Francisco - Carolinum im Jahre 1860. Deitritte an ordentlien Mitgliedern: 1. Herr Altenburger Camillo, Dr. der Nedte und F. FE. SPolizei« esmwp " Kommillär in Paflau Beyerl Johann, ?. ?. Gymmafial:Profeffor in Linz Damidowsfy Franz, Profeffor an der F. F. Nealfchule in Linz Efienwein Karl, Med. Dr., praktifcher Arzt in Linz Geifthofer Karl, F. F. Gymmafial: Profeffor in Linz Henjchel Guftav, Forftgeometer der herzogl. Sachen : Coburg- Gotha'ihen Familiengüter zu Grein Hofmayer Johann, Med. Dr., Hofratb amd jubil. f. f. Hofarzt in Linz ZJanetichef Philibert, Prior des Gonventd der barmberzigen Brüder in Linz Kaifer Zofef, Zeichenlehrer in Pinz Ozlberger Anton, vegul. Chorherr des Stiftes St. Florian umd f. f. Gymmafial: Profeffor in Linz Peuntinger Leopold , Apvtbefer zu Eins Shluga Franz Freiherr von, F. F. Hefrath in Linz Streinz Jofef, Direftor an der f. F. Ober: Nealfchule in Linz Ihanner Theodor, f. F. Bezivferichter in Linz Vanderbanf Franz, f. F. penf. Nittmeifter in Linz XXIV 1 2 3. 4. h) 6 7 Yustritte: . Herr Bergthaler Adolf, F. f. Telegrafen Beamter in Linz Binder Mexander,, Spediteur in Linz Horde Wenzel, F. F. Notar in Linz Leeb Vinzenz, F. ?. Polizei» Kommiffär in Wien Kenner Sofef, F. f. jubil. Statthaltereirath in Sichl Mercandin Franz Graf von, F. f. Reicherath in Wien DOrlandint Heinvih Graf von, F. f. Staatsbuchhaltungs-Benmter in Linz Purgold Heinrich, F. F. Negierungdrath 2c. in Wien Scıraml Franz, 2. 8. penf. Landesgerichtöratb im Linz Urbauer Fried. Wilhelm, evang. Pfarrer in Linz Meihd Karl Freiherr von, Gutsbefiger zu Weiffenbach Wrfomwez - Seferfo Graf von, Domprediger zu Linz Brei Ef Blkıchir: Ehren »- Mitglieder : Mauer Sanaz, ?. ?. Oberlandeögerichtörath in Wien Klar Paul Alois, f. F. Kreisrath in Prag Wilezek Friedrich Graf von, f. P. geh. Rath 2c. in Wien Drbentlihe Mitglieder : Hofftätter Anton, Apotheker in Linz Hübner Franz, F. FR. jubil. Kameral: Conzipift in Linz Mitterndorfer Thomas, Abt zu Kremdmünfter Pilügl Friedrich Edler von, 3. N. Dr., Hof: umd Gerichts: Advofat in Linz Scheidhl Franz, & F Stantöbuchhaltungd » Beamter in Linz Schultes Sigismund, Abt zu den Schotten in Wien Seilern Zofef Auguft Graf von, f. ?. Kämmerer in Wien Wimmer Zofef, regul. Chorherr von St. Florian und Pfarrer zu Hoffirchen PWrotector : Se. Raiferl, Hoheit der Burchlauchtigfte Prinz und Herr Franz Carl, Erzherzog von Deiter- reich , 2c, 2c. Vorjtand des Vereines : Ce. reellen; Hear Eduard Freiberr von Bab, ©r. ff. Majeftät wirft. geb. Nath und Gtatthalter von Oberöfterreich , Kommandeur und Nitter mehrerer hoher Orden 2c. 2c. Prüjes des Verwaltungs = Ausjchufjes : _ . Herr Zohan Freiherr von Stiebar, F. F. Kämmerer, T. F. jubil. Negierumgsrath, Oberit- Erbland » Küchenmeifter und Landftand in Defterreih ob und unter der Enns ac. ac. Präjes - Stellvertreter: Herr Franz ©. Nitter von Kreil, Ef. Statthalterei» Vice : Prafident, Kommandeur md Ritter bober Orden ıc. ıc. Mitglieder des Verwaltungs = Ausfhufes : 4. Herr Aidinger, 9. C., Weltpriefter und Direktor ded Provinzial: Taubftummen » Zuftitutes, Ehren» Domberr und wirft. Gon- jiftorialrath 2. „ Barth » Barthenheim Adolph Ludwig Graf von, FR. wirfl. Kämmerer ıc. XXVI 3. Herr Duftfhmid Johann, Med. Dr. 4. ar u > 0 10. 41; 1. 13. 14. 15. 16. 1% 18. 19. 20. 21. 22. 23. 24. Eder Peter, SKapitular des Stiftes Schlägl und F. f. Gym nafial = Profeffor in Linz Engel Heinrich, Profeffor a. d. theolog. Lehranftalt Fink Vinzenz, Buchhändler und Gemeinderath in Linz Saisberger Sofef, reg. Chorherr von St. Florian, emerit. f. f. Profeffor und GStiftsdechant Haan Fried. Freiherr von, f. f. Statthaltereiradh Hafner Zofef, Inhaber eines lithogr. Inftitutes Knörlein Anton, Med. Dr., f. f. Rath. Kreil Franz ©. Ritter von, E. E. Statthalterei: Vice: Präfident Sudelfa Franz, Dr., ff Profeffor I Lebihy Dominik, Abt des Iobl. Stiftes Schlägl ıc. Plan Edler von Plandburg Karl, Banguier Neälhuber Auguftin, Abt zu Kremsmünfter Riepl Peter, reguf. Chorherr von St. Florian und © A. PBrofeffor Rudigier Franz Zofef, Bifhof von Linz ac. Sazinger Eduard, Kaufmann im Linz Sazinger Zofef, ftänd. jub. Buchhalter Shhafllinger Georg, regulirter Chorherr von St. Florian und f. ?. Profeffor Stifter Adalbert, ?. f. Schulrath Stülz Zodof, Abt des Stiftes St. Florian ıc. Zuczef Anton, ?. ?. Statthalterei: Goncipift und Redakteur der Sandeözeitung Urih Babian, Med. Dr. , f. f. Rath und Profeffor XXVI Bereins- Selretär: Herr Dr. Franz Ziidor Profchfo , Ef. F. Polizei » Oberfommiflär Selretärs- Stellvertreter: Herr Georg Meishäupl, ftänd. Negiftrant Eufto 8: Herr Franz Karl Ehrlid, Mag. Pharm. Nehnungs-Revidenten: Herr Johann Dürnberger, ftänd. Buchhalter „ Riltor Drowot, Buchdruderei» Befiter und Vice » Bürgermeifter „ Zohann Zungwirth, Handelömann 24 Ehren » Mitglieder 309 wirkliche Mitglieder. Ueber die Abstammung der Herren und Grafen von Schaunberg. — WA Vorgetragen bei der General- Versammlung des Museums Franeisco - Carolinum am 412. Jäner 1860. Von Jodok Stülz, Propst des Stiftes St. Florian, Mus, Jahr, Ber, XXI, 1 Das mächtigste und reichste Geschlecht, welches im Lande ob der Ens ansässig war, ist jenes der Herren und Grafen von Schaunberg, welches mit dem Grafen Wolfgang am 12. Juni 1559 in seinem männlichen Stamme erlosch. Nur in unserm Lande allein besassen die Schaunberge den grössten Theil des spätern Hausruckviertels, die Herrschaften Kamer, Frankenburg, Kogel im Atergau, Neuhaus, Waxenberg im Mühlviertel als Eigenthum, Lehen oder Pfandschaft. Ueberdiess besassen sie bedeutende Güter auf der linken Seite des Inn, im Lande unter der Ens, später auch in der Steiermark und in Kärnten. Das Geschlecht war von jeher ein edelfreies, welches unmittelbar unter Kaiser und Reich stand und konnte erst nach schweren Kämpfen zur theilweisen Unterwerfung unter die Landeshoheit der österreichi- schen Herzoge gezwungen werden. Schon durch Jahre lange habe ich mich mit der Geschichte dieses Herrengeschlechtes beschäftigt und in dieser Richtung ge- ‘sammelt. In der jüngsten Zeit habe ich den gewonnenen Vorrath chronologisch zusammengestellt und werde ihn, wenn mir Gott Kraft und Zeit schenkt, in nächster Zukunft zu verarbeiten suchen. Gegenwärtig will ich mir nur erlauben, der hochansehn- lichen Versammlung meine Resultate bezüglich der Abstammung und des ersten Auftretens des Geschlechtes im Lande ob der Ens vorzulegen. Ich werde Sie nicht ermüden mit Aufzählung aller bisher aufgestellten Hypothesen, durch welche man die Herren von Schaunberg bald von da, bald von dorther abstammen lassen will, sondern ganz einfach die Behauptung voranstellen, die übri- gens nichts weniger denn als neu gelten soll, dass sie vom Inn herab in unser Donauthal gekommen seien. 4* Auf der linken Seite des Innflusses, Braunau gegenüber, stand auf einem aufragenden Felsen eine Veste, Julbach, welche im Jahre 4504, im baierischen Erbfolgekriege durch die Pfälzer eingenommen, zerstört und nicht mehr aufgebaut wurde. Auf derselben sass im Beginne des zwölften Jahrhunderts ein edelfreies Geschlecht, welches sich nach ihr benannte, Es wird beiläufig um 1420 zum erstenmale in der Geschichte eingeführt, Julbach ist die Wiege der Herren und Grafen von Schaunberg. Vorläufig muss ich bemerken, dass eben in der Zeit, von welcher wir sprechen, die Geschlechternamen erst nach und nach allgemeiner zu werden begannen. Bis dahin und noch weiter herab sind die Taufnamen von grosser Bedeutung in Bestimmung der Verwandtschaft der Geschlechter und zwar in der Art, dass in derselben Familie dieselben Namen sich steis wiederholen, wesshalb vom Vorkommen dieser Namen in der Regel auf das Geschlecht geschlossen werden kann. So erscheinen bei den Herren von Schaunberg fast durch zwei Jahrhunderte _ stets die Namen Heinrich und Wernhart. r In den Urkunden von Ranshofen, Formbach, Klosterneuburg und Berchtesgaden von 4120 — 1160 beiläufig erscheint der Name Wernhart v. Julbach als Zeuge oder auch selbst- handelnd, am öftesten an der Seite der Grafen von Formbach und ‚Neuburg, der Markgrafen von Oesterreich oder auch der Herzoge von Baiern. Die Stelle, welche er einnimmt, bezeichnet ihn als einen edelfreien Mann. Seine Gemalin heisst Benedicta. Ihre Söhne heissen Wernhart, Gebhart und Heinrich. Der Name Benedicta ist ein in unsern Urkunden äusserst selten vorkommender und ich weiss nur noch eine einzige mit Sicher- heit nachzuweisen, nämlich die fast gleichzeitige Gemalin Engel- berts I. von Schönhering, Dass die Gemalin Kolo’s von Wilhering Benedicta geheissen worden sei, ist eine blosse Vermuthung, welche wahrscheinlich auf einer Verwechslung beruht, Auf Benedicta, die Mutter Heinrichs und Gebhards von Schaunberg werden wir sogleich zurückkommen. 5 Wernhart und Benedieta von Julbach hatten, wie schon er- wähnt, drei Söhne: Wernhart, Gebhart und Heinrich. Dieser er- scheint urkundlich von 1140 an, zog wiederholt und zwar auch mit K. Konrad III. ins heilige Land und scheint überhaupt in seiner Jugend ein unstätes Leben geführt zu haben, wesshalb man ihn mit dem Beinamen »Fahrirre« bezeichnet haben mag. Als Heinrich von Julbach wird er 1171 zum letztenmale genannt. Merkwürdig ist eine Aufzeichnung des Abbtes Heinrich von Formbach von 1496, wo dieses Heinrichs in folgender Weise Er- wähnung geschieht: »ferner konnten wir (die Brüder des Klosters Formbach) zu Aschach zu unserm Rechte, welches wir aus der Hand unserer Stifter (der Grafen von Formbach - Neuburg) wegen des uns gehässigen Heinrich von Julbach mit dem Zunamen Fahrirre bis auf diese Stunde nie gelangen; allein Graf (so) Wernhart von Scehowenberch, Richter und Vogt dieser Kirche, verlieh und bestätigte, dass von uns Weggeld oder Wassermäut nicht gefordert werde, sondern verfügte, dass wir für alle Zukunft unbehelligt und maut- frei vorüberfahren können (an der Maut zu Aschach). Der zweite Bruder, Gebhart von Julbach, erscheint unter diesem Namen zum letztenmale um 41190. Wernhart von Julbach , der dritte Bruder, scheint vor seinem Vater gestorben zu sein, wenigstens umstanden das Sterbebett des Vaters nur die beiden zuerst genannten. Jener Wernbart von Julbach, welcher 1184, 11490 und 4495 in den Urkunden erscheint, war vielleicht der Sohn dieses Wernhart oder dieser selbst oder endlich Wernhart von Schaunberg, Gebhards von Scehaunberg Sohn. Mit ihm verschwindet der Name der Herren von Julbach für immer aus den Urkunden. Das Ge- schlecht muss entweder ausgestorben sein oder einen andern Namen angenommen haben. Als Dienstmannen von Julbach werden ausdrücklich angeführt die von Winchelheim, Stal und Hiezenaw , Julbach und Schreier. Eine Aufzeichnung in den Jahrbüchern von Kremsmünster aus der zweiten Hälfte des zwölften Jahrhunderts enthält einen Vergleich dieses Klosters mit den Brüdern Heinrich und Geb- 6 hart von Schowenberch unter Vermittlung des Bischofs Diet- polt von Passau und des Herzogs Liupolt von Oesterreich in Be- treff gewisser Güter zu Leobenbach !), welche die edle Matrone Benedieta, die Mutter der genannten Brüder dahin theils vergabt oder welche das Stift von den Eigenleuten erworben hatte. Gebhart von Sehaunberg hatte einen Sohn, welcher den Namen Wernhart trug. Von den beiden Brüdern erscheint Heinrich in den Urkunden von 4461 — 4181, Gebhart bis 1192, in derselben Zeit und in derselben Umgebung wie die gleichna- migen Brüder von Julbach. Als Zeugen werden in der Vertrags - Urkunde angeführt als im Gefolge der Brüder von Schaunberg anwesend: Rudolf von Vinrgenheim, Ruprecht und Heinrich von Stal, welche wir eben als Dienstmannen von Julbach kennen gelernt haben. Das scheint fast nothwendig die Identität der Herren von Schaunberg und Julbach vorauszusetzen, Gewiss hat das Zusammentreffen der Namen der Mutter und der Brüder in beiden Gesehlechtern von Julbach und Schaunberg um so mehr etwas auffallendes, als der Name Benedicta wie ge- sagt so selten vorkommt. Eben so verdient der Umstand bemerkt zu werden, dass Wernhart von Schaunberg, der Sohn Gebhards, das Unrecht wieder gut zu machen im Stande war, welches Hein- rich Fahrirre von Julbach dem Kloster Formbach an der Maut zu Aschach zugefügt hat. Das setzt voraus, dass jener diesem im Besitze der Maut nachgefolgt sei. Endlich muss auch noch be- merkt werden, dass mit dem Verschwinden des Namens Julbach aus der Geschichte im Ablaufe des zwölften Jahrhundertes die Herren von Schaunberg im Besitze von Julbach und insbesondere der Vogtei des Klosters St. Veit an der Rot erscheinen, welche urkundlich im Besitze der Herren von Julbach war. Diese Identität war übrigens, wie wiederholt bemerkt, schon den ältern Forschern bekannt, wie dieselbe von manchen der neuern und neuesten anerkannt wird. ') In der Pfarre Sippachzell an der Strasse von Wels nach Kremsmünster, 7 Nicht genügend erklärt ist aber bis jetzt, auf welche Weise die Herren von Julbach vom Inn an die Donau herab gekommen sind und hier den grossen Land- und Machtbesitz erlangt haben, mit dem wir sie sehr bald ausgestattet sehen. Man hat das Problem dadurch lösen wollen, indem man einen Raffold von Scoempere, Sconberch, Sconinpere, Seounenperch und Schovenberch !) zum Stammvater der Herren v Schaunberg machte. Derselbe soll sich in den Kriegen K. Heinrichs IV. im grossen Schisma an der Seite des Kaisers glänzend hervorgethan und reiches Besitzthum der Kirche Passau erlangt haben. Nach einem Beweise für diese Behauptung fragt man ver- gebens und es scheint mir hier nicht am Platze dieselbe weitläufiger zu widerlegen. Ich - will hingegen eine andere Erklärung vorschlagen, für welche mir allerdings keine nöthigenden Beweise zur Hand sind, doch aber solche, welche mir nicht ganz unerheblich scheinen, Gegen das Ende des eilften und im Beginne des zwölften Jahrhunderts sass zu Aschach an der Donau ein edelfreies Ge- schlecht, welches sich von Aschach benannte und zu den Grafen von Formbach - Neuburg in naher und inniger Beziehung stand, was auch dem fleissigen und gelehrten Genealogen Moriz nicht entgangen ist. Es wird zwar nicht ausdrücklich gesagt, dass die von Aschach die Maut dieses Namens inne gehabt haben, dess- ungeachtet ist es höchst wahrscheinlich. Am öftesten wird Wern- hart von Aschach genannt und fast immer an der Seite der Grafen von Formbach und in bevorzugter Stellung. Gleichzeitig und vielleicht noch etwas später erscheint auch ein »edler Mann« Adalram von Aschach. Dann aber ist keine Rede mehr von den edlen von Aschach,, vielmehr treffen wir an der Maut zu Aschach die Herren von Julbach und Schaunberg. Es muss also jenes Geschlecht erloschen sein und die nachfol- #) Die letztere Form erscheint ein einziges Mal in dem sehr unzuverlässigen Codex von Ranshofen, den wir nur im Abdrucke in den Mon. boic. III. besitzen. 8 genden Inhaber der Maut waren wol ohne Zweifel nahe Verwandte der früheren. Wäre die Anname zu kühn, dass die Herren von Aschach in männlicher Linie erloschen, ihre Besitzungen an eine Erb- tochter übergegangen und diese keine andereals Benedicta, die Gemalin Wernhards von Julbach und die Mutter Heinrichs und Gebhards gewe- semvysiei? Diese Anname würde auf die einfachste und ungezwungenste Weise erklären, wie die Herren von Julbach an die Donau herunter- gekommen. Darauf, dass Benedicta eine Erbtochter gewesen, allerdings zunächst jene Mutter der Brüder von Schaunberg, mit eigenthümlichen Gütern, scheint der Umstand hinzudeuten , dass sie selbständig über die Güter zu Leobenbach verfügen konnte. Dafür, dass Benedieta's Vater der in den Urkunden öfter genannte edle Mann Wernhart von Aschach gewesen, spricht der Name Wernhart, welcher in dem Geschlechte der folgenden Be- sitzer der Maut von Aschach sich so oft wiederholte. Nach dem Ableben Wernhards von Aschach oder nach dem Aussterben der männlichen Sprossen dieses Geschlechtes fielen seine Besitzungen selbstverständlich an die Erbtochter und durch sie an den Gemal und ihre Söhne. Mit dem Antritte dieser Erb- schaft wussten sie aueh sehr bedeutende Lehen der Kirche von Passau, Bamberg u. s. w. zu erwerben und erbauten sich zum Schutze ihres weitläufigen Besitzihums zwei stattliche Vesten auf einem Bergkegel bei Hilkering, welche sie Stauf nannten, und eine zweite grössere weiter abwärts auf einem vorspringenden Felsen der Hügelreihe, welehe sich von der Donau her im Halb- kreise gegen Eferding hinzieht, und nannten sie wegen der weiten Aussicht über das ganze Donauthal und auf den herrlichen Strom bis Ottensheim und Schönhering hinab Scovenbere, Schauenberg,, Schaunberg, die Veste mit der weiten, freien Aussicht in das Land hinaus, Luginsland. Bee Eine alte Aufschreibung im Archive zu Wilhering aus der Mitte des dreizehnten Jahrhunderts erzält, dass zwei Edle aus 9 Schwaben, von Schillingsfirst, sich in Ebrach — zwischen Bamberg und Würzburg, dem Mönchsstande gewidmet und beim Eintritte in's Kloster demselben den Ort Hilkering — in der Pfarre Hart- kirchen -— welcher ihnen eigenthümlieh zugehörte unter der Be- dingung nach Ebrach vergabt haben, dass daselbst ein Cisterzienser- kloster erbaut und aufgeriehtet werde. Abbt Adam habe dann zwei Mönche zur Untersuchung abgeschickt, ob sich Hilkering zur Grün- dung eines Klosters eigne, Diese fanden zwar den Ort ganz entsprechend, doch erfuhren sie, dass in der jüngsten Zeit (1147) ganz in der Nähe das Kloster Wilhering für Cisterzienser gebaut worden sei, Abbt Adam dieses erwägend, dass zwei Klöster des- selben Ordens in solcher Nähe gelegen nicht gedeihen können, verkaufte Hilkering an die Ordensbrüder in Wilhering. »Um jene Zeit«, so fährt der Erzäler wörtlich fort, »waren die Vesten Scowenberg und Stovph noch nicht erbaut, denn auch der Wald nächst Stauf und Stauf selbst ge- hören zum Besitzthume des Ortes« (Hilkering). Diese Nachricht lautet so bestimmt, dass ich an der Rich- tigkeit derselben nicht zweifeln kann. Indessen müssen schr bald nachher beide Vesten erbaut worden sein und zwar vermuthlich zuerst Stauf, da schon um 1150 ein Wernhardus de Stoffe und sein Bruder Heinrich mit einem Gefolge von Dienstmannen genannt wird, welche kurze Zeit naclıher als Dienstmannen von Scehaunberg ur- kundlich erscheinen. Bald nach Stauf muss sich auch Schaun- berg erhoben haben. Es erscheint zum erstenmale in den Ur- ‚kunden ı. J. 1161, und zwar im Besitze Heinriehs von Schownbere »eines edlen und mächtigen Mannes«, welcher 11814 starb und in Formbach begraben wurde, wo sein Bruder Gebhart mit seiner Gemalin Sophia und seinem Sohne Wernhart einen halben Mansen zum Seelenheile des Verstorbenen auf den Altar legte. Dieser Umstand berechtigt zu dem Schlusse, dass er keine männlichen Erben hinterliess. Als Zeugen dieser Vergabung sind zugegen Harnit und Liutolt von Julbach, d. h. Dienstmannen von 10 Julbach, Derselbe Liutolt erscheint im Jahre 4495 als Truchsess von Schaunberg. Im Besitze der im heutigen Oesterreich gelegenen Besitzun- gen, zumal der Veste Schaunberg, folgte dem Heinrich von Sehaunberg sein Bruder Gebhart und diesem sein Sohn Wernhart, während wahrscheinlich ein anderer Wernhart (von Julbach), ent- weder der dritte Bruder oder sein Sohn, auf Julbach sass und sich nach diesem Sitze benannte, *) Wernhart von Julbach, wenn er von Wernhart von Schaunberg, Gebhards Sohn, verschieden ist, muss ohne Hinterlassung männlicher Erben gestorben sein. Von da an heissen die Besitzer der Veste Julbach bis gegen das Ende des 44. Jahrhunderts Herren von Schaunberg. Diese Veste war der Hauptsitz des Geschlechtes, nach wel- chem sich dasselbe nannte, Bezüglich des Namens des Hauptsitzes und des darauf sit- zenden Geschlechtes hat sich erst in neuerer Zeit, vorzüglich seit dem Aussterben der Grafen von Schaunberg ‚Verwirrung und Unrichtigkeit eingeschlichen, indem man jenen regelmässig die Schaun- oder gar Schaumburg und dieses Schaun- oder Schaum- berg schreibt. Die Besitzer haben sich stets und ausnahmslos Sehaunberg, und ihre Veste ebenso genannt und geschrieben. Dem Italiener Aeneas Sylvius Piecolomini mag man es verzeihen, wenn er Schaunberg mit mons pulcher wiedergab ; der Deutsche aber soll es wissen, dass Sceovenberch aus Seoven — Schauen und berch — Berg zusammengesetzt ist und das Wort eine Anhöhe bezeichnet, von der aus sich eine weite Aussicht öffnet. Auch noch unser verdienter vaterländischer Genealog Freiherr von Ho- heneck, obgleich er sich anderweitig nicht selten irrte, hat die rechte Form des Namens festgehalten. Erst in der jüngsten Zeit hat sich die Form Schaumberg und Schaumburg eingenistet und leider trägt ein um die Geschichte des Landes hoch verdienter ı) Im Ablaufe des 12. Jahrhundertes waren wohl die Beinamen schon all- gemein üblich, aber es gab noch keine festen Geschlechtsnamen. 11 Forscher, Franz Kurz, eben vermittels des Ansehens, dessen er anderweitig vollkommen würdig ist, hievon den grössten Theil der Schuld. Nach meinem Gefühle aber ist es eine Schmach für uns Oberösterreicher, wenn wir den Namen des berühmtesten und mächtigsten Geschlechtes, welehes durch vier Jahrhunderte in un- serem Lande gewaltet hat und einer der imposantesten Ruinen im ganzen Donaugebiete, nicht einmal richtig zu sprechen und zu schreiben wissen, zumal die Deutung nicht der geringsten Schwie- rigkeit unterliegt. Ueberhaupt wäre bezüglich der Schreibung unserer Orts- namen noch mancherlei zu bemerken und ich kann es mir nicht versagen gerade vor dieser Versammlung, welche ein’ wissen- schaftliches Institut vertritt, eine einschlägige Bemerkung zu ma- ehen. Es ist nicht meine Absicht dadurch Streit oder Gepolter zu erregen, wie das vor bald zwanzig Jahren in einer verwandten Angelegenheit der Fall war, sondern ich werde mich darauf be- schränken Ihnen einige Fragen vorzulegen, Warum schreiben wir den Namen unseres Grenzflusses und der gleichnamigen Stadt immer mit einem doppelten N? Die Ety- mologie ist nicht zweifelhaft, Anisus, Anasus wurde stets nur mit einem einfachen Laute geschrieben und die deutschen Urkunden bis in die letzte Hälfte des vierzehnten Jahrhunderts haben es ebenso gehalten. Auch unser grosses Nationalepos sagt: »Zuo der Ense, bi Ense uf daz veld. In der Pfarre Ens befindet sich eine Ortschaft, welche gegenwärtig allgemein Volkerstorf geschrieben wird. Sie hat ihre Benennung von dem Schlosse Volkensdorf, dem Sitze eines der ältesten und berühmtesten Geschlechter des Landes ob der Ens. Sollen wir nicht wenigstens in der richtigen Schreibung des Namens der Geschichte ihr Recht wahren ? Warum wird in Eferding das F verdoppelt? In allen Urkun- den von 4075 an ist das unerhört. Sie schreiben wie auch das Nibelungenlied Everding: »si (Chriemhilt) was der naehsten nahte ze Everdingen. komen. Ein Bezirk im obern Mühlviertel, in welchem die Pfarren St. Peter, St. Johann und Niederwaldkirchen gelegen sind, wurde 12 in alten Zeiten von 4108 an urkundlich am Windberge — in Windeberge — genannt. Erst in spätern Zeiten ist den dortigen Gelehrten : den Pfarrern und Schullehrern, der Wind lästig ge- worden und sie haben die Gegend in Wimberg umgetauft und dieser Bezeichnung offizielle Geltung zu verschaffen gewusst. Das uralte Schärding am Inn haben dieselben Gelehrten in neuerer Zeit, nachdem sie von der schwedischen Scheerenflotte Wind bekommen, flugs zur Urheimat der Schneider gemacht. Vom neunten Jahrhundert an hiess der Ort: Scardinga und mit dem Umlaute Schärding. Dergleichen Auswüchse könnte ich noch in grosser Menge anführen, wenn ich nicht besorgen müsste, die Geduld der verehrten Versammlung in unverschämter Weise in Anspruch zu nehmen. Man wird mir einwenden, dass diese Fragen Kleinigkeiten betreffen und dass es völlig gleichgiltig sei, ob man so oder an- ders schreibe und spreche. Für Dinge von grosser Bedeutung will ich selbe durchaus nicht gehalten wissen, obwohl man sie auch leicht unterschätzen dürfte, Aber Willkür ist eine Sache, welche auf allen Gebieten - bekämpft werden muss; dann müssen wir doch auch ein wenig auf Ehre halten. Wenn Auswärtige die Entdeckung machen, dass wir die ältesten Geschlechter und Namen des Landes nicht einmal richtig zu schreiben wissen, so ist das eine Schande. Auch die Geschichte hat ein Reeht und dieses Recht zu wahren und zu vertheidigen werde ich mich nie schämen, so klein und unbedeutend der Gegenstand auch erscheinen mag. gegenwärtigen Schreibung : 1. . Attnang . Haag ‘ . Handenberg . Hellmonsödt . Hörsching . Gallsbach . Kallham . Lohnsburg . Mining . Mörschwang . Mattighofen . Ohlstorf . Ottensheim . Ottnang . Ranariedl . Rottel . Michel . Schildorn . Sehönering . Schörfling . Schwannenstadt . Tragwein . Waizenkirchen . Vöckla .Windhaag , Zwettl ” Anhan 13 S. Einige Ortsnamen nach: der Attersee a 1 Sm wm m der urkundlichen Schreibung : . Atersee . Atnang Hag . Hantenberg . Helmonsöd . Hersing . Gailsbach, Galsbach . Kalham . Lonsburg . Müning . Merswang . Matighofen | . Olstorf . Otensheim . Otnang . Rannarigel . Rotel . Mühel . Schiltern . Schönhering . Schirfling (Seirolfinga ) . Schwanenstadt ( Suanseo) . Trageun . Wazenkirchen . Veckla .. Windhag . Zwetel —— STERNE An bi a er , } aid ar ; fh ER wech pe: k u Ey ur glg Saar ander nn a Pekai re a ee “ucdiif Re ER ® are AR, lüg ande 1. IE RRPRTCHRINLNTE ” 1 wa AM xp | or REN ee nn as FE en : ‚Aigacinnko ze Br FR | 2 Gandag ya 18 * RR NS Dal Be se Zur Geschichte des Grafen Ulrich von Schaunberg. —t— Vorgelesen in der General - Versammlung des Museums Franeisco - Carolinum am 12. Jäner 1861. Von Jodok Stülz , Propst des Stiftes St. Florian. Ein geistvoller Mann hat vor einigen Jahren in einem öffent- lichen Vortrage in dieser Stadt die Bemerkung ausgesprochen, dass das Jagdrevier der Geschichtslügen eines der ergie- bigsten sei und dass wer sich darin ergehen wolle, versichert sein könne, nie ohne reiche Beute zurückzukehren. Es ist über- haupt die Welt so angethan, dass die geschminkte Lüge. allent- halben leichter Glauben findet als die einfache schmucklose Wahr- heit. Das gilt im gesteigerten Masse von der gedruckten Lüge, denn der so oft im Scherze ausgesprochene Satz: Es ist gedruckt, also muss es wahr sein, übt immer, man mag es wie immer in Abrede stellen, seinen Zauber nicht etwa nur auf den ungebil- deten, sondern ganz insbesondere auf jene, welche man gebildete nennt und die sich wenigstens selbst zuversichtlich als solche an- sehen. Dreifach aber steigert sich dieser böse Zauber, wenn die Lüge einem Gelüsten entgegen kömmt, für dessen Bezeichnung es meines Dafürhaltens kein ganz entsprechendes deutsches Wort gibt, was aber unsere Nachbarn jenseits des einst ganz deutschen Stromes mit dem Worte medisance bezeichnen. Diesem Hange zu opfern gegen Lebende, gilt bei uns gott- lob noch als unlöblicb und unrühmlich; es ist oder könnte doch bisweilen auch gefährlich sein, da der Lebende sich wehren kann. Desto unbedenklicher kann ihm gefröhnt werden, wenn es sich um geschichtliche Personen handelt, die sich selbst nicht mehr vertheidigen können. Das bringt auch durchaus keine Gefahr, Soleher historischer Persönlichkeiten gibt es eine Menge, welche so gründlich verleumdet in der Geschichte dastehen, dass man die Hoffnung für ihre Rehabilitirung beinahe aufgeben muss, so hell und klar auch die Wahrheit für jedes gesunde Auge am Tage liegt. Mus, Jahr. Ber, XXI, 2 18 Bei uns Deutschen tritt der Umstand hinzu, der wie es scheint recht eigentlich zum deutschen Wesen gehört, dass wir gegen fremde geschichtliche Persönlichkeiten, namentlich solche, welche uns in erklecklicher Weise misshandelt haben, gewönlich äusserst nachsichtig und grossmüthig sind, hingegen unsere her- vorragenden Persönlichkeiten nicht selten mit Aufwendung alles Scharfsinnes herabziehen und mit wahrer Herzenslust an den Pranger stellen. Ur unter Hunderten nur einen Namen herauszugreifen : Wie geht der Deutsche mit dem alten, wahrhaft chrwürdigen Tilly um? Dieser Held steht rein und fleckenlos wie wenige andere in der Geschichte da als Mensch, Christ und Feldherr, Keiner von allen, welche in jener furchtbaren Zeit neben ihm auf der Bühne erscheinen, kann ihm den Vorrang streitig machen, kaum einer den Vergleich mit ihm aushalten. Tilly ist ein. christlicher Held, auf den jedes Land und jede Nation stolz sein dürfte, Das er- kennen nicht etwa bloss die Freunde der Sache, für die er kämpfte und starb, sondern ‚selbst die Gegner derselben, Ein neuer, berühmter Geschichtschreiber Schwedens nimmt keinen An- stand zu. sagen: »Er war in mancher Hinsicht ein grosser, achtungswürdiger Mann, ein Mann von Wort, uneigennützig, gerecht, im höchsten Grade sittlich.«e Und welches fratzenliafte Zerrbild von Tilly stellt uns die vulgäre Geschichte entgegen; welche Vorstellung von ihm spuckt in den Köpfen unserer Gebildeten. Und das alles lässt sich der gute Michel nicht bloss auf- binden , sondern umfängt die Fratze selbst mit rührender Inbrunst und lässt sich selbe um. keinen Preis entreissen. Man möchte. er- röthen und sich beinahe schämen ein Deutscher zu sein, wenn man schwarz auf weiss lesen muss, wie die scheusslichen Gestalten des Bastards von Mansfeld und Christians von Braunschweig als ritterliche Helden, als Kämpen der Freiheit verherrlicht werden, während ihr edler Gegner als Mordbrenner figuriren muss. Diese geschminkte Lüge, wie sie leider durch den grossen Diehter, dessen Genius wie der geistreiche Karl Adolf Menzel be-. 19 merkt seinen Beruf verkannte, als er die Geschichte des dreissig- jährigen Krieges schrieb, erst recht populär geworden, hat sich so tief eingewurzelt, dass eine Erlösung aus den gezogenen Zauberkreisen gar nicht zu hoffen ist. Es nimmt sich das Wort des Feldherrn, der auf den rauchenden Trümmern Magdeburgs steht: Kommt in einer Stunde wieder, ich werde dann sehen, was ich thun werde, — gar zu schön und poetisch aus. Wie pro- saisch hingegen sind die Thränen des alten Helden, die in Wahr- heit an jener Stelle seinen Augen entquollen! Diese etwas geharnischte Einleitung wolle nicht dahin ver- standen werden, als ob der Gegenstand, den ich Ihnen vorführen will, zur Classe derjenigen gehöre, von der ich eben sprach. Dieser betrifft einfach auch eine Geschichtslüge aus unserer einheimischen Geschichte, welche sich seit lange von Buch zu Buch fortgeschleppt hat, ohne dass man sich nur die Mühe genommen ein wenig auf den Grund zu sehen. Die beiden Brüder Ulrich und Heinrich Grafen von Scehaunberg, welche in der zweiten Hälfte des vierzehnten Jahrhunderts lebten, stehen in unserer Geschichte schwarz ange- schrieben. Sie gelten als gewaltthätige Dränger, Räuber, Wege- lagerer auf Wasser und Land. Die Mühe, die auf sie geworfene Anklage probehältig zu erhärten, hat man sich wie bemerkt leicht gemacht. Im ererbten Besitze der uralten Maut zu Aschach, als deren Inhaber sie aber auch die Verpflichtung hatten den Handel- treibenden u. s. w., Schutz und Sicherheit oder nach dem Aus- drucke der damaligen Zeit »sicheres Geleit« zu gewehren, so weit ihr Gebiet reichte, waren sie allerdings bisweilen in Streitigkeiten verwickelt, welehe in diesem Jahrhunderte in anderer Weise er- ledigt wurden und werden mussten als in unsern Tagen. Auch damals gehörte das Entrichten von Abgaben nicht zu den beliebten Dingen ‚wesshalb man sich derlei Forderungen zu entziehen suchte, Uebrigens wissen wir nur von einem einzigen hieher gehörigen Falle, obgleich sich eine grosse Anzahl von Urkunden aus dem Zeitraume des Lebens der beiden Grafen erhalten hat. Dieser Fall betraf die Handelsleute von Regensburg, welche sich I* 20 gegen Recht und Herkommen behandelt erachteten. Der Streit en- dete mit einem gütlichen Vergleiche. Von Räuberei oder dergleichen verlautet keine Sylbe. Das genügt doch kaum eine Anklage solcher Natur gegen die Grafen zu begründen. Wenn ähnliches auch, was wahrscheinlich ist, öfter wiederkehrte, so können Irrungen zumal wo es sich um mein und dein handelt, Zu allen Zeiten und unter allen Umständen vorkommen. Endlich könnten auch die Gegner der Grafen namentlich die manchmal ebenfalls übermüthigen Handels- leute der Reichsstädte möglicherweise im Unrechte gewesen sein, was sicher öfter sich ereignete. Was man sonst noch beibringen kann, ist ganz unbestimmt, enthält nur allgemeine Anklagen, auf welche sich kein Urtheil gründen lässt. Wie konnte man demnach die Grafen so schnell und rücksichtslos verurtheilen? — Die im vorigen Jahrhunderte so schwunghaft betriebene Literatur der Ritter- und Schauerromane mit den obligaten Burgverliessen und Folter- kammern sind dem deutschen Philister so tief ins Fleisch gewachsen, dass er eine Burg ohne Raubritter und was damit zusammenhängt sich gar nicht mehr zu denken vermag, obgleich Jedermann, der will, es wissen könnte, dass das System der Folterjustiz nicht von den Burgen ausgegangen ist, sondern aus den Hörsälen der Uni- versitäten durch die gelehrten Doctoren und Juristen. Der Graf Ulrich von Schaunberg hat ausserdem noeh gar sonderbare Dinge über sich ergehen lassen müssen und ist zu einem Ruhme und Rufe gekommen, den er sich in den Tagen seines Leibeslebens nie hätte träumen lassen, Bekanntlich übte er auf die Herzoge Rudolf IV. und Albrecht Ill. sehr bedeutenden Einfluss und erscheint fast immer an ihrer Seite; dann verwaltete er durch mehrere Jahre die Hauptmannschaft im Lande ob der Ens, Als Ankläger gegen ihn tritt der Verfasser der Annalen von Matsee mit grosser Erbitterung auf. Es wird zweckmässig sein die betreffende Stelle in getreuer Uebersetzung anzuführen : »Er« — es ist von Herzog Rudolf IV. die Rede — »liess zurück seinen Hofmeister (pedagogum) und Tyrannen Graf Ulrich von Schaunberg. Dieser wurde als der grösste Tyrann erachtet. Er 21 erfand neue Bedrückungen des Klerus und der Armen. Oeffentlich nannte er den damaligen Papst Urban V. statt geistlicher Vater den geissenen Vater und die Geistlichen geweihte Bauern. Er hegte eine ketzerische Meinung behauptend, dass ein allmächtiger Gott sei und lebe, zudem der menschliche Geist nach dem Tode und der Verwesung des Leibes entweder rein oder mit einer Makel behaftet zurückkehre, worauf aber die Werke des Menschen keinen Einfluss üben. Auch viele andere böse Meinungen hegtle er.« »Um jene Zeit herrschte eine Seuche unter den Pferden, bei welchem Anlasse er die Aeusserung machte: O Gott, wenn auch alle meine Pferde umfallen, so werde ich dennoch nicht nach deinem Vorgange eine Eselin beschreiten, sondern auf meinen Bauern wie auf muthigen Rossen reiten.« »Er erfand neue unerhörte Abgaben, indem er theils durch Drohungen theils durch Ueberredung die Geistlichkeit beraubte. Von den Pfarrern und Vicaren seines Gebietes erpresste er eine jährliche Abgabe von 10 Mut Weizen oder Haber je nach seinem Belieben; er beraubte die Geistlichkeit im Sterben, indem er bewegliche und unbewegliche Habe an sich nam und ihre Vermächtnisse durch seine Amtleute zu sich zog. Alle Bauern, Bauleute und Unterthanen be- legte er mit neuen Auflagen in Getreid und andern Dingen oder er verhielt sie zu Scharwerken bei Erbauung seiner Städte Eferding, Peuerbach und andern Vesten, keinen schonend und alle in Armuth stürzend. Er sagte auch, dass in seinem Gebiete er selbst Papst, König, Bischof, Archidiakon und Dekan sei. Dem Kapitel von Passau entzog er das Kloster St. Nikola bei Passau und anderen Klöstern und Rittern Höfe, Eigen und Aecker, welche im Aschauwinkel gelegen und zog sie rechtswidrig und gewaltsam zu seiner Veste Sehaunberg und legte anderes Böse allen Menschen auf, was zu erzählen zu weitläufig, ja selbst nicht möglich wäre, ohne alle Furcht vor der göttlichen Strafe, welche ihn dennoch in seiner Gemalin ereilte. Diese eine Gräfin von Nürnberg gebar von ihm ein Ungeheuer mit 4 Füssen und einem Hundskopfe. Obgleich reich begütert hatte doch dieser Graf Ulrich viele Krankheiten zu 22 erdulden und ‚weil er stets nur darauf bedacht gewesen die Geist- liebkeit zu bedrücken, musste er billig auf den letzten Trost ver- ziehten und er starb ohne Beieht, ohne Reue, ohne die heilige Wegzehrung, ungeachtet der Gegenwart vieler Priester, welche ihn umstanden.« Also lautet die Anklage, welche handgreiflich das Ge- präge grosser Gereiztheit und Leidenschaftlichkeit an der Stine trägt. Dessungeachtet namen die Geschichtschreiber keinen Anstand die Erzälung unbedingt anzunemen und sich mit ‚einer gewissen Hast auf sie zu werfen, Der Annalist ist, wie aus dem Zusammenhange hervorgeht, eigentlich bitterböse auf H. Rudolf IV., der in seiner jugendlichen Hast sich grosse Härten zumal gegen die Geistlichkeit zu Schulden kommen liess und nicht selten wider Herkommen und Recht .durch- griff. Dieselben Vorwürfe, zum Theile mit denselben Worten hat er eben auch. dem Herzoge Rudolf gemacht und war desshalb gegen den Grafen Ulrich erbittert, weil er die drückenden . Massregeln dem: Einflusse des Grafen zuschrieb. Seben wir etwas genauer nach, so erweisen sich die aus- gesprochenen Beschuldigungen gegen den Grafen Ulrich theils ganz grundlos, theils läppisch, theils auch betreffen sie Dinge, welche damals gesetzlich bestanden. Wie konnte der Graf Ulrich dem Domkapitel in Passau das Kloster St. Nicola entziehen, welches ihm nie und zu keiner Zeit angehörte ? Wer wird dem Grafen die abgeschmackte Aeusserung von seinem beabsichtigten Ritte auf dem Rücken seiner Bauern zu- trauen; wer mag die Missgeburt mit vier Füssen und einem Hunds- kopfe mit in den Kauf nemen ? Was als ‚unerhörte Bedrückung der Pfarrer und Vicare an- geführt wird, war nichts mehr und nichts weniger als das soge- nannte Spolienrecht, welches jeder Vogt einer Kirche oder eines Klosters, der Landesfürst ebensowol als der einfache Herrschafts- inhaber in Anspruch nam und das zum Theile noch in der neuesten Zeit nicht spurlos. verschwunden ist. Das sind. die hauptsächlichsten Vorwürfe ; andere muss ich dahingestellt sein lassen, ‚nur den wegen, 23 angeblicher Ketzerei will ich näher beleuchten, weil er wie ich hoffe vollkommen widerlegt werden kann und zu wirklich komischen Ausdeutungen Veranlassung gegeben hat. In den Jahren der Aufklärung bemächtigte man sieh der ganz unklaren Darstellung des Annalisten mit grossem Eifer und zerrte selbe hin und her bis der arme Graf in der Glorie eines modernen Philosöphen der pantbeistischen Schule vor den Augen des gläubig staunenden Publieums dastand. Er war ungeachtet seines tyrannı- schen Gebahrens um Jahrhunderte vorausgeeilt. Den Reigen dieser Lobredner eröffnete der schweizerische Geschichtschreiber Johannes von Müller, dessen Stärke allerdings die Kritik nicht war, welcher zu dem Endresultate gelangte, dass »Ulrich weit erhaben über die Religion seiner Zeit, ein ausserordentlieher Mann« gewesen. Jene oben angezogenen Worte Ulrichs oder vielmehr des Annalisten von Matsee deutet er also: »Er hielt unsern Geist für einen Funken der alles belebenden Gottheit, welcher frei, gross, hoch wie ein Gott sich dieses Punktes der Materie, den er nun beseelt, bedienen mag, bis der Körper, sein ungleieher Gefährte, unwürdig länger seine Hülle zu sein, unfähig ihn zu fesseln, schwindet, verfällt, sich auflöst; eine Auferstehung des Leibes gebe es nicht, weil es nur ein Unglück wäre, wenn dieser Staub sich wieder zusammen finden würde, der Geist aber wie in seinem Wesen wunzerstörbar, so auch yon den vergänglichen Folgen seines irdischen Lebens unerreichbar, senke sich zurück in die unendliche Gottheit, vor deren Einem Gedanken die ganze Darstellung der sichtbaren Formen der Erscheinungen eine einzige Fulguration sei.» Es ‘gab. eine Zeit, ‘in welcher man diesen Galimathias bewunderte. © Kirehlich gläubige Gelehrte haben die Ueberlieferung eben so gläubig angenommen nur mit dem Unterschiede, dass sie ıhm eine andere Deutung gaben, welele weniger günstig (ud den E Ulrich lautet. Hören Sie aber, was unverwerfliche Urlkunden über die an- ken Ketzereien erzälen.: Im Jahre: 1365, eben zu der Zeit, 24 von der der Annalist berichtet, stiftete Graf Ulrich mit seinem Bruder em ewiges Licht an der Grabstätte seiner Vorfahren in der Kirche zu Wilhering und für sich eine tägliche Messe auf dem St. Bernhardsaltar, vor welehem er sich seine Ruhestätte erwält hatte. Ich frage nun jeden Unbefangenen: wie sind diese sich so schroff widersprechenden Ueberlieferungen in Ueberein- stimmung zu bringen? Mir scheint eine solehe vollkommen un- möglich und in diesem Falle muss die weniger oder vielmehr ganz unverbürgte der verbürgten gegenüber als falsch verworfen werden. Dass Graf Ulrich nieht ein Feind der Geistlichen überhaupt gewesen, vielmehr ilır Freund, scheint mir unwidersprechlich aus einer andern eben so unanfechtbaren Aufzeichnung in Wilhering hervorzugehen Daselbst ist der Todestag des Grafen mit dem Beisatze eingetragen : largus benefactor, huius ecelesie magnus amieus. Bei keinem der vielen Herren von Schaunberg ist eine derartige Bemerkung beigefügt. Wenn mich nicht alles täuscht, so darf man unbedenklich und mit fester Zuversicht die Behauptung aussprechen, dass Graf Ulrich von Sehaunhberg weder ein ausserordentlicher, über die Religion seiner Zeit weit erhabener Mann im Sinne des Johannes von Müller, noch ein moralisches Ungeheuer im Sinne des Anna- listen von Matsce gewesen. Ich habe ihre Geduld schon zu lange in Anspruch genom- men, desshalb kann ich eine zweit seit vielen Jahren als unbe- zweifelt angenommene Behauptung nur noch kurz berühren. Graf Ulrich soll der Erzieher des Il. Rudolf IV. von Oesterreich gewesen sein. Der Annalist nennt ihn ja pedagogum. Dazu kömmt noch eine Stelle in der Chronik von Leoben, mit welcher der Abbt von Victring wörtlich übereinstimmt, die sich zum Jahre 4342 also vernemen lässt: »Zur Leitung und zum Unterrichte (seiner Söhne ) bestimmte H. Albrecht die Grafen von Schaunberg, von Pfannberg und andere besonnene Männer « Nun aber war Graf Ulrich um diese Zeit beiläufig 12 Jahre alt, wie ich ohne dass mir Jemand widersprochen hätte, schon vor mehreren Jahren nachgewiesen habe. 25 Ein Hofmeister von 12 Jahren für den ältesten Sohn eines Regenten und eines so besonnenen, klugen Mannes, wie Albrecht, den man auch den »Weisen« nennt, wäre eine Anomalie, wie sie noch kaum jemals vorgekommen. ist, Der Hofineister, wenn man sich dieses Ausdruckes bedienen will, war ein älterer Graf von Schaunberg, wahrscheinlich Chun- rat, der innige Freund des Grafen von Pfannberg und durch seine Gemalin ein naher Verwandter des herzoslichen Hauses. Der Annalist wollte mit dem Worte »Pädagog« nichts mehr und nichts weniger andeuten, als dass der Graf Ulrich den Herzog Rudolf gehofineistert und tyrannisirt habe. Es möchte also räthlich sein sich ob des philosophischen Landsmannes nicht allzusehr zu überheben, aber auch seiner Ketzereien wegen nicht allzusehr zu bekümmern. Ein ausser- gewöhnlicher Mann war Graf Ulrich zuverlässig nicht. a, Be ER ee | | nn 4 a ) b = ih ai min. anne; einholen dpa Su, ET Begeng Wan wich ar Br rare - wi A A ar ea u ee vempreudbten ebgn: tler Is bg 2 A ee, sch Am imeher un einen 1 | ala er RE Fr net, Br er Ieier Imst ea Gu che a Steg er b rl) Ash u Si a re weit meer are a, mat ae Bleu Ir rose ee che Deu see Draie Herde i Dal PR von Be) gewesen sen Dar Ah N BR Be de, ea Thema... waren - Ep Da et ee übe = vo Vitrine ir een Ye: geh Di ı ee 17 © 5 B un Ver nz Br SR Keg te uh a > ülxe t sine: Aline iiähe ls Aerafer won Bchaume Pfonnbi = a turen een Kon a8 ar Grat Green ae et Fee But ul once au demand Mittheilungen über die Lebensweise und das Vorkommen der rothen oder kleinen Haselmaus. ke Als Beitrag zur Naturgeschichte dieses Tbieres und zur Kenntniss der Fauna von Ober - Oesterreich. Mit einer naturgetreuen Zeichnung des Thieres im Zustande und Aufentbaltsorte seiner Gefangenschaft. Von P. Johann Hinteröcker 8. J., Professor am Gymnasium in Freinberg bei Linz. > an; ER PR % u or ‘ en ” re ee le ee De ES 7 57 pe ae 2 De 7 > 3 er et 7 En : ERR Da. VELS Tre nen Mena LTE 22 wa. BR ee TEE Enge ur En Br dir wer x a EEE ei DE eur vr a er FR en u; Jar Regen I. Keane ne: rn Are sin 5x a RE Bere r“ DR Fand Den Re Eon eh he wen win en eh E [ N vr hr erzans nit Aue sb Par ee: ah een RR ER iS: f ’ ee 2 are er Bon . fi u Re > PETE HA eng ey, Are ia .Beıtio Bey te or ir x ap Se ar pr wor vr x er l ze" 2, re ae ı" n& mer" Ks en u wi E ER kr, | ee weh: ne En er y ER r >.’ BES. © 2, Ba ww ae: ars nn | SWS 2.7 ee ir 7 hs Pa IE > rt 2 an nn ur u U Die rothe oder kleine Haselmaus (Myozus avellanarius Desm. Myoxus muscardinus Schreb. Muscardinus avellanarius Fitzing) gehört in die Familie der Bilehe oder Schlafmäuse der Ordnung der Nagethiere. Die Bilche stehen durch ihren natürlichen Charakter zwi- schen den Eichhörnern, denen sie durch Gebiss und Schwanz- bildung und durch ihre Lebensweise auf Bäumen und Gesträuchen sich nähern, und zwischen den Mäusen, mit welchen sie durch Grösse und Gestaltung des ganzen Körpers, so wie durch ihre Behendigkeit im Laufe auf dem Boden verwandt sind. Die Gattung Schlafmaus Myoxus ist durch nicht gefurchte obere Nagezähne mit keilförmiger Schneide, durch schmale und spilzige untere Nagezähne, durch schmelzfaltige Backenzähne , deren im Ober- und Unterkiefer jederseits vier an der Zahl sind, durch mittelgrosse Ohren, Gangfüsse, langen, veränderlichen Schwanz und durch den Mangel von Backentaschen charak- terisirt, Die Vorderfüsse sind vierzehig mit einer Daumen- warze, die Hinterfüsse fünfzehig. Zu diesem Gattungs-Charakter tritt bei der rothen oder kleinen Haselmaus als Arts-Kennzeichen der dünne, in der ersten Hälfte kurz-, in der zweiten länger und zweizeilig beharrte Schwanz hinzu, wodurch sie sich von den beiden Schwester-Arten, dem grossen Bilch oder Siebenschläfer (Myoxus Glis Schreb), Glis der Römer, und der grossen Haselmaus oder dem gemeinen Garten- bileh (Myoxus Nitela Schreb), Nitela der Römer unterscheidet, welche beide einen verschiedentlich behaarten Schwanz haben. 30 Dr. Fitzinger sagt in seiner wissenschaftlich populären Natur- geschichte der Säugethiere (6 Bände Wien k. k. Hof- und Staats- druckerei 1864) im 2. Bande S. 94: »Die rothe oder kleine Haselmaus ist eines der niedlichsten, anmuthigsten und possierlichsten Geschöpfe unter allen europäischen Nagethieren, das sich eben so sehr durch zierliche Gestalt und Schönheit der Färbung, wie durch seine ausserordentliche Zahm- heit, Reinlichkeit und Nettigkeit auszeichnet, und sich dadurch ganz vorzüglich zum Stubenthiere eignet. Sie ist ungefähr von der Grösse unserer Hausmaus, mit der sie auch in der allgemeinen Körperform eine entfernte Aehnlichkeit hat, sich aber schon auf den ersten Blick von derselben durch den haarigen Schwanz, die weit kürzeren behaarten Ohren und den dickeren Leib deutlich unterscheidet. Ihr Kopf ist kurz, diek und breit, die Schnauze‘ stumpf zugespitzt, der Nasenrücken ziemlich flach. Die mittel- grossen, kurzen, rundlichen nur wenig ausgebreiteten Ohren sind oben abgerundet, sehr dünn, flach am Kopfe anliegend, und an der Innen- wie an der Aussenseite kurz behaart. Die lebhaften runden Augen sind von mittlerer Grösse, ragen halbkugelförmig aus dem Kopfe hervor und stehen den Öhren näher als der Schnauzenspitze. Die Öberlippe ist gespalten und jederseits mit zwanzig kleinen Wärzchen besetzt, welche in mehrere Reihen ver- theilt sind und eben so viele Schnurren tragen, die länger als der Kopf sind und etwas hinter demselben hinausragen. Ueber und neben den Augen befinden sich einzelne Borstenhaare. Die Nasenkuppe ist nackt.«a — Zu dieser genauen und ausführlichen Beschreibung des Kopfes fügt Dr. Fitzinger eine detaillirte Beschreibung des Gebisses hinzu, welche ich der Kürze halber umgebe, besonders da sie der Hauptsache nach im Gattungs -Charakter des Thieres ange-‘ deutet ist. »Die Gliedmassen« , sagt Dr. Fitzinger ferner zur Beschrei- bung des übrigen Körpers übergehend , »sind ziemlich kurz, die hinteren aber deutlich länger als die vorderen. — An den Hinter- füssen ist die Innenzehe am kürzesten, kaum halb so lang, als 31 die übrigen, und die Aussenzehe etwas kürzer als die vierte. Alle Zehen sind mit kurzen, gekrümmten, scharfen, spitzigen Krallen versehen und nur die Daumenzehe trägt einen sehr kleinen platten Nagel. Der Hals ist-kurz und dick, der Leib nur wenig gestreckt, doch ziemlich untersetzt, und der Rücken stark gewölbt. Der Schwanz ist lang und erscheint durch die längere Behaarung an der Spitze noch etwas länger, als der Körper. Die Behaarung ist dieht und glatt anliegend, das Haar mittellang, glänzend und weich. Die Zehen sind mit ziemlich langen Haaren besetzt, welche die Krallen beinahe überdecken. Die Sohlen sind nackt. Die Oberseite des Kopfes und Leibes ist einfärbig, mehr oder weniger gelblich roth und bisweilen sogar lebhaft zimmtbraun. Die Ohren, Kopf- und Leibesseiten, so wie die Aussenseite der Beine sind etwas heller gefärbt, und noch mehr der Bauch und die Innen- seite der Gliedmassen. Brust und Kehle sind weiss, die Augen- gegend hell röthlich. Der Schwanz ist gelbroth, auf der Unter- seite heller, und gegen die Spitze zu mengen sich einige weisse Haare ein. Die Zehen sind weiss, die vorderen mit einem schwa- chen gelbbräunlichen Anfluge und unter den dünn gestellten Haaren sehimmert die röthliche Haut hindurch. Die Schnurren sind schwarz und endigen in weissliche Spitzen. Die Krallen sind weisslich‘ hornfarben. Die Augen schwarz, die Vorderzähne gelblich. Im Winter erhält die Oberseite des Körpers einen schwachen schwärz- lichen Anflug, besonders in der letzten Hälfte des Schwanzes. — Junge Thiere sind lebhaft roth gefärbt. — Die Länge des Körpers beträgt beim völlig erwachsenen Thiere 3 Zoll, die Länge des Sehwanzes ohne Haare 2 Zoll 40 Linien, mit den Haaren 3 Zoll 3 Linien, die Höhe am Widerrist 4 Zoll 2 Linien.« Zu dieser trefllichen Beschreibung des Thieres, wie sie aus Fitzinger's Werke fast wortgetreu entnommen ist, kann ich nur hinzusetzen, dass ich sie durch vielfache Anschauung vollkommen bestätiget gefunden, und dass mir demzufolge das Thierehen auf den ersten Blick, und nach wiederholten Beobachtungen in seiner Gestaltung und seinen Manieren ein Gesammtbild mehrerer ganz auseinander stehenden Thierarten vorstellt, indem es in 32 aufrecht sitzender Stellung von vorne gesehen mich unwillkührlieh an einen Bären in Miniatur erinnert, bald wieder im pfeilschnellen Hinanklettern an Zweigen und Fensterrahmen als winziges Eich- horn mit wallendem buschigen Schwanze sich gerirt, oder die Bewegungen und Fertigkeiten eines Maki (Fuchsschwanzaffen ) von Madagaskar, oder eines Seiden- und Eichhornäffchens von Amerika im Essen, Hüpfen, Liegen und Toilettemachen nach- ahmt, oder endlich einer Hausmaus gleicht durch die Behen- digkeit im Laufe auf ebener Erde und im Verschlüpfen in seine Verstecke. Das Vaterland der kleinen Haselmaus ist ausschliesslich das gemässigte Europa, und zwar mehr der West als Ost desselben, so zwar, dass sie weder über das südliche Schweden und England nach Norden, noch über Toskana und die nördliche Türkei nach Süden binausreichen dürfte, während Galizien, Ungarn und Sieben- bürgen ihr östliches Gränzgebiet zu sein scheint. Im nördlichen Italien, in Frankreich und der Schweiz häufig, gehört sie in Mitteldeutschland zu den Seltenheiten. Desto freu- diger überraschend muss für jeden Freund der Vaterlands - Fauna ihr Vorkommen so nahe bei der Hauptstadt Oberöterreichs, und so zu sagen im Weichbilde von Linz erscheinen. Dieses freudige Ueberraschen ihres Vorkommens am Frein- berge bei Linz wird weniger befremdend erscheinen, wenn man weiss, dass das Thierchen nur in gebirgigen Gegenden sich aufhält, wo es besonders Haselgesträuche liebt, nd an schattigen Orten, in hohlen Stämmen und Baumlöchern, unter den Wurzeln von Bäumen und Sträuchern, oder auch in den Klüften von Felsen, Steinbrüchen und alten Mauern seinen Wohnsitz aufschlägt. Auf dem Freinberge wurden bereits drei Individuen seit dem Frühlinge von 1857 aufgefunden. Die letzten zwei wurden im Herbste des Jahres 1860 bald nach deın Beginne des Oktobermonates, nachdem sie schon in den Winterschlaf gefallen waren, gefangen. PR Das Eine davon hat nun schon ein volles Jahr in der Ge- 33 fangenschaft munter und gesund ausgedauert, das andere aber hat leider durch unvorsichtiges Aufbewahren und Erwärmen seitens eines Bediensteten wieder die Freiheit erlangt. Das Individuum, welches im Jahre 1857 gefangen ward, befand sich im dichten Gebüsche des Gartens nächst der Kirche, woselbst auch das zweite Individuum vom Jahre 1860 gefunden wurde, Jenes junge Männchen aber, das noch gegenwärtig in dem Fensterverschliesse meines Wohnzimmers hauset, wurde sammt seinem Neste, in dem es schon festen Winterschlaf hielt, in dem Wäldchen nächst der Anstalt gegen Nordwest aufgefunden. Da die Haselmäuse Familienweise zu 40 bis 12 Individuen in unmittelbarer Nähe der einzelnen Paare ihr Wohnlager zu er- richten pflegen, kann mit Grund vermuthet werden, dass zwei solche Colonien, die eine gegen Süd-Ost im Garten, die an- dere gegen Nordwest im Schatten und unter den Wurzeln der Fichten, den Freinberg bevölkern, Die kleine Haselmaus führt, wie der Siebenschläfer und der Gartenbilch, ein nächtliches Leben; daher ist es erklärlich, dass man das niedliche Thierchen bisher bei Linz nicht aufgefunden, und dass man demselben, bei aller Gewissheit von dessen Vor- kommen und wahrscheinlicher Anzahl, zur Sommerszeit bisher gar nicht, im Frühlinge und Herbst aber fast nur mit Hilfe seines auffallend eigenthümlichen Winter-Nestes, das kugel- oder eiför- mig aus Grashalmen, wie die von mir gesehenen oder aufgefun- denen waren, oder aus Fichtennadeln,,” Moos, Laub und Reisern gemacht ist, auf die Spur kommen und seiner habhaft werden konnte. Das Thierchen liess sich aus seinem Schlafe fast gar nicht ermuntern und kelırte, wenn man es gewaltsam aus seinem Neste herausnahm, immer wieder in dasselbe zurück, kugelförmig ein- gerollt, nach Art des Igels, den Kopf bauchwärts zwischen den Hinterfüssen bergend und mit dem langen Schwanze Jen ganzen Körper der Länge nach umgürtend oder einschliessend. In dieser Weise zusammengekauert und eingerollt liegt die kleine Haselmaus nicht bloss in ihrem Winterschlafe, sondern auch Mus, Jahr. Ber, XXI, 3 34 gewöhnlich in ihrem täglichen Schlafe, wenn dieser noch tief und fest ist, wenn er aber gestört ist oder die Zeit des Erwachens sich nähert, pflegt sie ihren Kopf nur zwischen den Vorderfüssen zu verstecken, etwa wie es ein schlaftrunkener Mensch zu thun pflegt, wenn er nicht zu Bette gehen, sondern sein Haupt in die Hände legend an einem Tische etwas ausruhen will. Da die rothe Haselmaus die Gefangenschaft sehr leicht aus- hält, und zu den wenigen Thieren gehört, welche, wenn auch alt gefangen , in demselben Augenblicke, wo sie sich ihrer Frei- heit beraubt fühlen, schon als völlig zahm zu. betrachten sind, wollte ich dem gefangenen Schläfer die naturgemässeste Wartung angedeihen lassen, um ihn glücklich den Winter hindurch: zu bringen, und in keiner Weise durch Stubenwärme den normalen Winterschlaf stören. lch steckte daher das Mäuschen sammt dem von ihm verfertigten Neste, in welchem es eingerollt-und schlafend blieb, in einem horizontal gelegten Glaseylinder (8. c. der Zeich- nung) im Raume zwischen dem inneren und äusseren Fenster meines Wohnzimmers ;, der steinerne Boden des Fensterraumes wurde sorgfältig mit Moos und Laubwerk bedeckt, zugleich einige Zweige und Aestchen angebracht, um für den Fall des Erwachens dem munteren Hüpfer seine naturgemässen Bewegungen zu er- leichtern. In diesem Gemache verblieb die Haselmaus von Mitte Oktober bis zur Nacht vom 14. auf den 42. März d. J. in nur selten unterbrochenem Winterschlafe. Die Unterbrechungen fielen grösstentheils auf die Monate November und Dezember wegen der damals vorherrschenden lauen Witterung, so dass das schlaftrun- kene Thierchen im vorigen Jahre 1860 in den Nächten vom 27. auf den 28. November bei + 3:3° R, mittlerer Temperatur, vom 2. auf den 3. bei — 07° R. mittlerer Temperatur, und vom 9, auf den, 10. Dezember bei + 37° R. mitllerer Temperatur er- wachte, aus dem Cylinder herausging, etwas Nahrung, nämlich eine Haselnuss kreisförmig benagend, zu sich nahm, und von da an bis Ende Februar d. J. (1864) im tiefsten Schlafe erstarrt, allen Kältegraden des Monates Jänner trotzend, gesund und wohl- 35 erhalten ausharrte. An dem Abende des 26. Februar bei + 80° R. Temperatur erwachte das todt scheinende Thierchen, während ich am Schreibtische neben seinem Winterquartiere sass, beim Scheine der Lampe zu meiner grössten Freude wieder, putzte und kämmte sich aufs niedlichste mit den Vorderpföttchen, nahm etwas Nah- rung zu sich, verfiel aber wegen der bald darauf eintretenden kalten ungünstigen Witterung Anfangs März noch einmal in eine zweiwöchentliche Erstarrung, die letzten Reste des Winterschlafes, um endlich in der Nacht vom 14. auf den 42, März bei + 51° R, Temperatur sein Frühlingsleben ernstlich zu beginnen. Von nun an erwachte die kleine Gefangene mit dem Beginne der Abenddämmerung jeden Tag, bis zur jüngsten Nacht vom 44. auf den 15. Oktober d. J., um die Nacht hin- dureh ihr munteres Spiel zu treiben, mit dem Unterschiede jedoch, dass sie den ganzen Frühling und Sommer hindurch durch Hur- tigkeit in allen Bewegungen und unausgesetzte Thätigkeit den Charakter der Lebenslust, im Herbste aber durch grössere Furcht- samkeit, häufigeres Ausruhen und Verbergen, mindere Behendig- keit aller Bewegungen mehr das Bild der Müdigkeit und Düsterkeit darstellte. ‚ Kaum dürfte ein anderes Thier namentlich aus der Ord- nung der Nager an Mässigkeit, Reinlichkeit und Ordnungsliebe der 'rothen Haselmaus auch nur von Weitem gleich kommen. Eine einzige Haselnuss, eine halbe Wallnuss, die immer geöffnet werden muss, da sie mit ihren zarten Zähnchen die harte Schale derselben nicht zu durchnagen im Stande ist, oder auch eine Eichel genügte stets, auch in der Zeit ihrer grössten Lebensthätigkeit zu ihrer täglichen Nahrung; ja von den beiden letzteren bedarf sie nicht einmal des ganzen Inhaltes vom Kerne. Ich versuchte es auch eine kurze Zeit, statt ihrer Lieb- lingsnahrung , der Haselnüsse, ibr rohe oder gebratene Kastanien vorzulegen, um sie an andere Nahrung zu gewöhnen; doch diese mundeten dem Thierchen nicht sehr. Im Freien verschmäht es auch die Früchte der Buchen und verschiedener Nadelhölzer 3% 36 nicht ,_ sowie es im gezäbmten Zustande an Waizenkörner und Kerne von Obstfrüchten gewöhnt werden kann. Noch geringer ist das Bedürfniss nach Trank, so dass man allgemein annimmt, die kleine Haselmaus trinke niemals, wogegen ich mir nur die Bemerkung erlaube, dass ich sie einmal beobachtete, wie sie mehrere Sekunden lang ihr Schnäuzchen ins Wassergefäss (Siehe d der Zeiehnung) hineinhielt, ohne deutlich wahrnehmen zu können, ob sie Wasser einschlürfte, oder ob sie es nur zum Zwecke der Reinlichkeit that. Ihr erstes Geschäft nach dem Erwachen, in welchem Zu- stande sie naturgetreu (Siehe a der Zeichnung ) fast drei Viertel ibrer natürlichen Grösse gezeichnet ward, ist immer, sich die Haare des Kopfes und die Schnurren zurecht zu machen ; dann verlässt sie mit Hurtigkeit ihr Lager, obne es in Unordnung zu bringen, begibt sich zum Wassergefäss und von da oder-schon früher auf einen Höhepunkt, meistens auf den Fensterreiber (Siehe f der Zeichnung ), wo sie erst gründliche Toilette macht, sich den Kopf mit beiden Vorderpföttchen hin und her reibt, wie» wenn ein Mensch mit seinen Händen sich das Gesicht und das Haupthaar wäscht. Ist jeder Theil des Körpers in Ordnung, dann ruht sie ein Weilchen schauend und betrachtend aus, Hierauf sucht sie sich ihren schmalen Tisch, indem sie nie anders als nach Art der Affen und Eichhörnehen das heisst, mit Hilfe ihrer vorderen händeähnlichen Extremitäten, die Nuss festhaltend, und auf die hinteren. Extremitäten gekauert, so viel davon verzehrt, als sie unumgänglich benöthiget. (Siehe b der Zeichnung. ) Nach ihrer mässigen Mahlzeit nimmt sie die verschieden- arligsten Uebungen im Klettern, Springen, Laufen, an den Wei- denstäimmchen und Zweigen eben so wohl, als an den perpen- dikulären Fensterrahmen (Siehe g der Zeichnung), oder über dem Moos und Laubwerke am Boden des Fensters vor, macht dabei die possierlichsten Schwenkungen und anmuthigsten Stellun- gen besonders durch die mannigfaltige Haltung des wallenden Schwanzes, und indem sie sich gleichsam forschend und ‚suchend 37 von‘ der ‘Stelle, an der sie sich senkrecht anklammernd mit den Hinterfüssen festhält, mit dem ganzen oberen Körper hinwegneigt oder schwanzwärts sich umdreht.-- Im Frühlinge und Sommer scheinen gleichsam die Nächte ıhr zu diesen Uebungen zu kurz zu sein, indem sie in diesen beiden Jahreszeiten viel früher, als im Herbste, nämlich eine Stunde ungefähr vor der völligen Dun- kelbeit ihre Thätigkeit beginnt, was im Herbste gewöhnlich erst beim Eintritte. der Nacht geschieht. Bald nach ihrem völligen Erwachen vom Winterschlafe schien ihr Bedürfniss nach Nahrung oder körperlicher Bewegung so ‚gross zu sein, dass sie am 13. März in der Mittagssonne ihr Bett verliess, und fast alle ihre nächtlichen Manöver vornahm. St An ihrer gewöhnlichen Thätigkeit lässt sie sich durch mein Erscheinen im Zimmer oder meine Anwesenheit daselbst arm Schreib- tische, auch nicht, wenn ich vor ihren Augen mit dem hell- aufflackernden Phosphorhölzchen Licht mache, für gewöhnlich nicht im mindesten stören; wenigtens darf diess für Frühling und Som- mer gelten, wo sie viel weniger Scheu an den Tag legte, als im Herbste. Kommen aber mehrere Personen mit grösserem Ge- räusche ins Zimmer, oder öffne ich das Fenster, um sie zu fangen, dann sucht sie mit, Blitzesschnelligkeit ihr gewöhnliches Versteck hinter einem porösen Stück von Kalk -Conglomerat (Siehe e der Zeichnung), wo sie wenige Tage, naclıdem sie ihr Winterquartier im Glasceylinder verlassen, für ıhre Tagesruhe sich ein besonderes Lager zugerichtet hatte. Ungeachtet der unglaublichen Geschwin- digkeit in allen Bewegungen, besonders wenn sie eine Gefahr flieht, weiss sie sich doch mit eben so grosser Geschicklichkeit durch das verworrenste Gestrüpp,, Moos- und Laubwerk die sichere Fährte in ihren Schlupfwinkel zu finden. Durch diese Behendigkeit ist sie auch von den Nachstellungen des Menschen im Freien gesichert, wofern sie nicht schon im Zustande der Erstarrung in ihrem Neste eingerollt, oder aber in ihren tiefen Morgenschlaf versenkt angetroffen wird; denn dann wird sie ihm zur sicheren Beute. Viel gefährlichere Feinde hat das nächtliche Thierchen, das "meist wohlbeleibt und .im Herbste. 38 sogar sehr fett ist, an dem Baum-Marder,, dem Iltis, dem grossen und kleinen Wiesel und den Nachteulen. Gegen feindliche Angriffe bei Tage, wo sie wegen der Blendung ihres Gesichtes durch Sicherheit und Schnelligkeit ihrer Flucht sich nicht retten könnte, ist die röthe Haselmaus hinläng- lich durch ihr kleines niedliches Nest geborgen, das in der Bauart etwas dem Neste der Beutelmeise ähnlich, und von jenem Neste verschieden ist, wo sie ihren Winterschlaf hält. Es ist kugelförmig aus Moos, Gras und Farren, oder auch aus Laub, zähen Stengeln und trockenen Grashalmen bestehend, und ge- wöhnlich mit einigen langen Halmen umwickelt. Es hält ungefähr 6 Zoll im Durchmesser, ist in seinem Innern mit weichem Moose ausgefüttert und hat eine einzige Oeffnung von der Seite zum Ein- und Ausgange des Thieres. Von der Ordnungsliebe und Reinlichkeit des Thieres zeugt ganz besonders die Gewohnheit, seine Exkremente so viel als möglich von der Lagerstätte oder dem Orte seiner nächtlichen Thätigkeit entfernt abzusetzen, und zwar gewöhnlich an gewisse Stellen, die scheinbar nur diesem Zwecke dienen sollen; am häufigsten wurde das kleine Wassergefäss dazu ausersehen. Die kleine Haselmaus besitzt auch eine nicht unangenehme Stimme, die vergleichbar mit dem leisen Zwitschern oder Knurren oder Klappern einer Grasmücke nach der Mauser, nur in den Frühlingsmonaten bis ungefähr zum Monat Juni sich vernehmen liess. Im Spätherbste liess sie auch einige Male Nachts ähnliche Töne hören. Wird sie aber verfolgt, so gibt sie in höchster Ge- fahr ihre Angst durch einen quitschenden oder hell zischenden Laut zu erkennen, stellt sich niemals zur Wehre und gewöhnlich beisst sie auch dann nicht, wenn man sie zufällig mit der Hand erhascht, Aber einmal, als sie sich von ihrer Behausung durch die Gelegenheit des geöffneten inneren Fensters angelockt, ent- fernt und im Zimmer oder nocl weiter verirrt und versteckt ge- halten hatte, so dass sie schon für verloren gelten musste, wurde sie in einem Verstecke sehr abgemattet angetroffen, und mit der Hand ergriffen, um in ihren Wohnplatz wieder eingesperrt zu 39 werden. Da ereignete es sich, dass das sonst so harmlose Thier- chen nach einem Finger der ergreifenden Hand biss. Sonst ging das vorsichtige Thier, wenn ilm die Gelegenheit geboten war, selten aus seinem (uarlier heraus, um im Zimmer Rundschau zu halten, oder die Aussicht des anderen Zimmerfensters zu geniessen, entschlüpfte nie durch das geöffnete äussere Fenster und kehrte immer wieder zu seinem Mooslager zurück, wenn es auch einige Male neckend Miene machte, dahin nicht zurückkehren zu wollen. Recht wünschenswerth wäre es, wenn ein glücklicher Zufall das Auffinden eines zweiten Thierchens ermöglichte, besonders eines Weibchens, da über die Wirklichkeit einer Fortpflanzung in Gefangenschaft keine bekannten Daten vorliegen. Die rothe Haselmaus lebt nach den bisherigen Erfahrungen etwas über sechs Jahre, und hält selbst die Gefangenschaft bei einiger Pflege mehrere Jahre aus. Da das im vorigen Jahre eingefangene Thierchen erst drei Monate alt war, was sich aus seiner damaligen Grösse verglichen mit der jetzigen normalen abnehmen lässt, so dürfte das Experiment von der genauen Lebens- dauer in der Gefangenschaft sicher angestellt werden können. Die Paarung der kleinen Haselmaus findet im Monat Juli statt; im August wirft das Weibehen gewöhnlich 4 nackte blinde Junge, die über einen vollen Monat an der Mutter saugen ; sie treiben sich dann gern an den nächsten Haselsträuchern herum, um mit einander zu spielen, oder die Haselfrüchte zu durchnagen, und suchen beim geringsten Geräusch Schutz in ihrem Lager. Sie wachsen sehr schnell, so dass sie beim Beginne des Winterschla- fes bereits mehr als die halbe Grösse der Mutter erlangen. Die Zähmung der rothen Haselımaus kann ungeachtet der Resultate, die man bisher mit ihr erreicht hat, doch nicht als vollkommen in jeder Hinsicht angesehen werden. Denn wenn sie auch augenblicklich, wie sie sich gefangen merkt, ihre Scheu ablegt und selbst im wachen Zustande mit der Hand sich antasten, sich streicheln, sehr gerne mit sich spielen lässt, ja auf der fla- chen Hand ruhig sitzen bleibt, so lange man es nur will, so kann man sie doch nicht dazu bringen, aus der Hand zu fressen, 40 und immer bleibt sie etwas furchtsam und schüchtern, und sucht zu entfliehen, wie man sie antasten will. Mit ihrem Geselligkeitstrieb steht ihre Verträg- lichkeit mit ihres Gleichen ın engstem Zusammenhange. Ueber- haupt sind die zierlichen Bewegungen und possierlichen Geberden im Vereine mit der schönen Färbung, artigen Gestalt und ausser- ordentlichen Reinlichkeit des Thierchens die Hauptursache, warum in so vielen Gegenden und namentlich in England die rothe Haselmaus als Stubenthier in gewöhnlichen Vogelbauern gehalten, und so wie die Stubenvögel zu Markte gebracht wird, um gewiss ein viel unschuldigeres Vergnügen dem Menschen zu bereiten, als manches Schoosshündlein. Sonst bringt sie dem Menschen keinen Nutzen, durch Vernichtung wenig werthvoller Früchte aber verursacht sie ihm auch nur höchst unbedeutenden Schaden. Mittheilungen aus dem Gebiete der Entomologie. Von Gustav Henschel. » “ - i ä y rE n ’ e h al: Ars PR Fir b bin *; ' ce REN. 2 a. wr b Ba RER ron ke FIRE IR TS. PRETTS aaa PETE PEN EI I or P ee AN BE Zn in Re en ae Be SZ wa. Sb en Mer In 2, 5 E07a5 2 si ee BET SR ZEE nn 1277 ae IRRE Pe ©: EDER: Hi er vmi ER I? BCRUIEE TIERE Ue. WIEr Dura VEERPEAUGR. RR ENBESEAN „nz Dar LS ee Farere RR re h Br A GEN rt > u ” Et Pe Ir er TEE a OA es ne ee ee a gi A er nr rg er wo 0 Re ach u u ee a Sue ab MENNm "lag a re ip: BE Las j et se sh kam ee ME ee et ee er a5 Meer 4. Zur Monographie der Psoa viennensis Host. Nebst Abbildungen. Der Käfer beiderlei Geschlechtes ist bekannt und kann daher seine Beschreibung hier füglich unterbleiben. Weniger dürfte dies jedoch bei Larve und Puppe, sowie überhaupt bei der ganzen Lebensweise dieses Insektes der Fall sein; daher mag Nachste- hendes zur theilweisen Ergänzung seiner Naturgeschichte dienen. Man liest so häufig vom Verkommen dieses Käfers an oder in Eichen; diese Annahme jedoch beruht sicherlich auf einem Irrthume. Das Insekt ist wohl eines der ersten im Frühjahre, schwärmt schon Ende April, sicher und constant aber in der ersten Hälfte des Monates Mai und sein Vorkommen hängt innig mit dem des gewöhnlichen Weinstockes zusammen, indem er seine Jugend nur in denen, zur Frühjahrszeit ausgeschnittenen, bereits trockenen Weinreben verbringt. Ist es zu oben angegebener Zeit windstill und Sonnenschein, so sieht man ihn zu Tausenden schwärmen und sein Begattungsgeschäft vollziehen. Die Scbwärmzeit ist nur von kurzer Dauer, so dass man zu Anfang Juli wohl schwerlich mehr einem lebenden Käfer begegnen dürfte. 1. Die Begattung erfolgt im Freien, und einige Tage - später legt das ? seine Eier einzeln ab, wozu es sich vorzüglieh die Knospengegend, selten wohl auch die Schnittfläche einer Rebe erwählt. Dabei ist der Käfer unruhig, ünd der Hinterleib nach Art der Wespen in steter Bewegung. Ein befruchtetes $, welches ich öffnete, enthielt 47 Eier äls- Minimum, ein anderes 28 Stück als Maximum. Zehn $ectionen 44 lieferten als Durchschnitts - Resultat 21 Stück Eier. Das Ei ist gelb - röthlich - weiss, und nach oben etwas birnförmig zugespitzt. Schon nach 44 Tagen (bei sehr warmer Witterung selbst schon nach Verlauf von 8 Tagen) kommt daraus die kleine, kaum 1,” lange, ganz weisse Larve hervor, verweill wohl an 24 Stunden (gleichsam um sich zu stärken und zu sonnen) an seiner Geburts- stelle, nımmt in der Zeit nur äusserst wenig Nahrung zu sich (indem sie dieäusserste- feine Rinde > der Rebe beschabt), häutet sich zum Erstenmale im Freien und gräbt sich nun erst ins Innere der Rebe hinein. Die Zeit des Larvenstadiums dauert von Anfang Juli bis Mitte Oktober oder richtiger bis Anfang Oktober, denn am'4. d. M. kam auf 438 Puppen nur noch Rine Larve, Die Larve selbst hat viel ähnliches mit jener der Apate ca- m m Pucina, misst vollwüchsig über den Bogen 3%”, gestreckt 4 Par. Mass, ist sechsbeinig,, stets zusammengekrümmt und im Ganzen ziemlich walzig. Das hintere Ende ist etwas sackförmig, die drei ersten Leibesringe merklich erweitert, Die Farbe ist schwach röthlich- weiss; der 4., 5. und 6. Leibesring, sowie das hintere Ende oöberseits dunkler, etwas ıns Bräunliche gefärbt. Die Be- haarung ist sehr schwach, blond, am Kopfe, den ersten vier Ringen, an den Beinen und den letzten 2—3 Ringen am deut- lichsten. Die Stigmen sind durch kleine, röthlich- braune Punkte angedeutet, die Luftlöchergruben ziemlich gross. Der Kopf ist mittelmässig gross, im Ganzen bedeutend dunkler (kastanienbraun) gefärbt, als die übrigen Körpertheile. Die Zahl der Häutungen konnte ich nicht mit Zuverlässigkeit beobachten, denn es unterliegt dies, da die Lärve verborgen lebt, zu grossen Schwierigkeiten. Die’Puppe habe ich zwar abgebildet, an der Beschreibung jedoch wurde ich durch meinen plötzlichen Dienstwechsel ver- hindert. Im Monate April wollte ıch das noch Fehlende nach- holen, fand jedoch beim Zerschneiden der mit Brut besetzten Reben schon überall das vollkommene Insekt. — Eine einjährige Generation ist zweifellos. 45 2. Tillus elongatus. Fabrieius. Man «nimmt an, dass die rothhalsigen Exemplare ?, die ganz dunklen & dieser Art seien. — Bei meiner längeren Anwesenheit in Böhmen (hochfürstlich Schwarzenberg’sche Herrschaft Wittingau) hatte ich Gelegenheit ge- "habt, den Tillus elongatus oft zu sammeln und zu beobachten. Er ist dort keine seltene Erscheinung und lebt an (seine Larve in) alten stockig gewordenen Buchenstrünken. Wo der Käfer so häufig vorkommt, wie diess in jener Gegend der Fall war, sollte man doch im Verlaufe eines ganzen Jahres wenigstens Einmal in den Besitz beider Geschlechter kommen. — Es glückte dies jedoch weder mir noch Dreien meiner Freunde, welche mit mir zugleich in jener Gegend sammelten und wir hatten unter circa 80 Exemplaren auch noch nicht ein Einziges & gefangen. Diese Erscheinung bringt mich zur Ueberzeugung, dass das vermeintliche & in jener Gegend ganz fehlt und dass die zeither nur als Geschlechter Einer Art angenommenen Individuen, zwei ganz verschiedene Arten bilden und eine Trennung derselben in Tillus elongatus Fahr. und Tillus ambulans Fabr. gerechtfertigt sein dürfte, Hingegen glaube ich auch das wahre &$ vom rothhalsigen Tillus ambulans Fabr. gefunden zu haben: Es hat ebenfalls ein rothes Halsschild, ist überhaupt in Grösse und Farbe dem 2 gleich, jedoch fast glanzlos, indem die Zwischenräume der Punktreihen auf den Flügeldecken nieht glatt und glänzend sind, (wie bei $) sondern sehr grob, körnig, lederartig gerunzelt. Ich bezeichnete ihn in meiner Sammlung als: Tillus rugulosus. Mihi. 5. Vorkommnisse im unteren Mühlkreis. Besonders Greiner Gegend. Dischirius chalceus. Er. An den Ufern der Donau, Galathus punctipennis. Germ. Ebendaselbst. Ocalea concolor. Kieswtt. Unter faulender Buchenrinde. 46 Baptolinus alıernans. Gravh. Unter Laub. Lathrobium geminum. Krz. Unter Laub. Bryazis antennata. Aube. In der Nähe von Ameisen. \ Scydmaenus claviger. M. u. K. Unter Moos. » thoracieus. M. u. K. Unter Laub. Clambus minutus. Strm. Unter Laub. Nemosoma elongata. Latr. Im Frühjahre schwärmend an aufgeklafterten Fichtenscheitern. Atomaria proliva. Er. Unter Laub. Lathridius collaris, Mnh. An feuchten Orten. u sculptus. Mnh. Ebendaselbst. Cis nitidus. Hbst. In Schwämmen der Hainbuche. « bidentulus. Ol. An Erlenstöcken. « castaneus. Millie mit nitidus zusammen. Magdalinus atramentarius. Germ. Auf jungen Kiefern. Rhyncolus eylındrirostris. Ol. Unter Tannenrinde. Hylesinus rhododaelylus. Ratz. In trockenen Fichtenästehen Crypturgus exsculptus. Ratz. Im Schöpfer gesammelt. Cryphalus Piceae. Ratz. In Weisstannen gesammelt. Bostrychus acuminatus. Gglih. In ganz Oberösterreich an Kiefern gemein und ziemlich schädlich. Eecopto gaster Carpini. Ratz. An Hainbuchen. di, intricalus, Rats. An Eichen häufig. Haltiea obtusato. Gyllh. Im Schöpfer gefangen. Timarcha globosa. Red. Am Donaustrudel. Inhalt Jahres - Bericht Vermehrung der Sammlungen Veränderungen im Stande der Mitglieder Stülz, Jodok. Ueber die Abstammung der Herren und Grafen von Schaunberg Stülz, Jodok. Zur Geschichte des ‚Grafen Ulrich von Schaunberg P. Hinteröcker $. J., Johann. Mittheilungen über die Lebens- weise und das Vorkommen der rothen oder kleinen Haselmaus Henschel, Gustav. Mittheilungen aus dein Gebiete der Ento- mologie . . 5 > - .&D- Bw RENT Ze 11 4 ir ner a Joan Th Hoersarn. = Znk. uged Bei Jos Hafner ın Linz KU ADEOORRIGZ 2002.03 ® [PYPSUDE] 2RISND 777 FUNDWTRO TUN AO WEN - WET ur4910] sop 1209 AG YarıT * ERBE NEERER 20Y7 p v2U19 2 1Ä100 2210 ZT | "Pu96122 244077 ISOLDE PAETT 207 2 PWoorsR ÖuDDusaım Tu2p 2995 AP DUNIMD USB 10P 27u2 14 FRLOTLEO DIEB YIDURZYW BT & LDUTD US YDANDUDÖLDIT LITT 5 “DIR BIP !JADSSOLÖLPE BG TDS2E LEG FLERTOOHEZU RU ET al l de # RE, £ PEIITE TE PURAa Rasa, 127 204 SADYSOD PoOMg SOL SV SAT SZP ADZZORGWOLT -Zahres- Bericht . Bermehrung dev Sammlungen ° » Seränderungen im Stande der Mitgk "Stütz, Idol. Ueber die Asflanining ber Herren und Grafen vor Schaunberg > ‚bon Shaunberg .#... ...T. j 4 Br. u ' s&tülz, Iobol. Zur ri des Grafen P. Hinteröder 8. J., Sobann.. Mittheilungen über » die Lebensweife und das Vorkommen ber rothen oder Kleinen Hafelmaus . . . » ‚Hensel, Guftav. . Mittheifungen aus dem Gebiete der, Entomologe nn 0 en en KT e Bweinndzwangigfter Bericht über das USEU > #7 En Deo £ Be, BU BATT BT = Kur. ‚if u F mm 1 : ’ Nebit der fiebzehnten Lieferung we der pri träge zur Tandeskunde Br = ı en "780 ' Linz 1862. “@ | | | Pe SE Ma _ er weinndzwanzigfter Bericht über das Francisco - Carolinum. Nebit der fiebzehnten Lieferung der itrüge zur Tandeskunde von Defterrei ob der Enne. Linz, 1862. Druck von Iofef Wimmer. er ; = sr * name? en ü # “ zw ndandanian! a ‚969 DL BE | ar, ans | h “ L x IA: fi % mh az nd. 130 88 Due u u; RE. Sael. AR | ee R “ 16 BT SR T 04 Pi a Be ; eh rn. 2 . ER ID ur: a En Fate PER er E We RE ie Kg 2, DIA ® ai % 1 BR 2. Er 2 © = x Dweinndzwangigfter Jahres - Bericht. —us—— Bien wir auf die Erfolge de3 Vereines während der Sahresperiode 1861 zurüd, fo werden fie nicht minder befriedigend erfcheinen als in dem zunächit vorausgegangenen Jahre. Auch im diefem Jahre wurden die Sammlungen de3 Mufeumd in n vergrößert, feine Mitglieder haben fidh vermehrt, feine Ver- fih bis in weite Fernen ausgedehnt. ach der Geihichte wurde forgfältig gepflegt. Die Nrfunden- für Defterreih 0. d. Enns ift unter der Leitung des f. f. afen und Afademiferd Zodof Stülz zur Drudlegung bereitet wird demnächft der IM. Band des Urfundenbuches erfcheinen. Zu dem ganzen umfangreichen Werke liegen auch bereits die Negeften vollendet vor. Was die Hilfswiffenfhaften der Geichichte betrifft, jo ift befonders dad Feld der Numismatik und Sphragistik dur das Vereinsmitglied Akademiker Johann Gaisberger und den im diefen fachfundigen Sekretär Georg Weishäupl erfolgreich Fultivirt worden. Im Bereiche der Archäologie machte der Mufenl » Verein Ermwer- bungen durch die Ansbente an römischen Altertbämern, welche gelegent- IV lich de8 Baued der Kaiferin Glifabeth - Weftbahn von dem Herrn Ober ingenieur Dolezal aud der Gegend von End zugewendet wurden. Gie beftehen in verichiedenen Hansgeräthen,, Gefchieren und deren Frag- menten. Die naturbiftorifhen Sammlungen erhielten eine jehr fchäßbare Bereicherung durdy die ausgezeichnet fchöne und reichhaltige Käfer: umd Schmetterling - Sammlung des Heren Sofef Anörlein, f. f. Ingenieurd in Linz, welche um den Betrag von 2400 fl. d. W. vom Mufeum ange: fauft worden ift, Diefe von Zoh. Strobl, weil. Pfleger zu Windhaag, dann Med. Doft. Zohann Duftfhmid im Linz und Herrn Sofef Kmörlein gegründete Samm- lung umfaßt über 12000 fiftematifh geordnete, durchgängig jehr gut erhaltene Species Coleoptern ımd Lepidoptern in mehr als 20000 Gremplaren, und 03 zahlt bievon die Sammlung der Käfer allein über 141000 Species und über 18500 Stüde, und nimmt unter den größe: ten Coleoptern - Eammlungen Oefterreichs einen ehrenvollen Pas ein. Eine vorzügliche Zierde der Käferfammliing beiteht darin, Pi diefelbe viele größtentheild neue Species aus Oftindien, von der "Reife ded auf feiner Nückehr nad Europa auf einer der Maledivifchen Sneln ermordeten umnermüdeten Naturforfcherd Med. Doft. Helfer aus Prag, fernerd viele jehr intereffante meift neue Kafer aus Gentral- Amerika, ge: fammelt durch Herin Doft. Moriz Wagner, endlich die ganze entomolo: giihe Ausbeute des Herrn Auguft Ritters von Genczit während feiz nes mehrjährigen Aufenthaltes in Sudan (öftliches Gentral - Afrika ) enthält. Mit diefer Sammlung, wurde aud noch das ausgezeichnete Werk „Hübners exotische Schmetterlinge” mit mehr als 500 vortrefflich illu- minirten Kupfertafeln erworben. Auch die geognofifhe Sammlung hat fi) in diefem Jahre durd) mande Gefchenfe vermehrt. 1 Eine befondere Bereicherung erbielt diefelbe durch Ausgrabungen bei dem Baue der Zweiglinie der Weftbahn von Wels nad Paffau, in der Umgebung von Buchberg und von Neumarkt. Sie befteben in Weber: rejten vorweltlider Elephantens, Hirich und Pferdarten, welche in einer Tiefe von 8 bis 10 Klafter zu Tage gefördert worden find. Unfere Anftalt verdankt diefe intereffanten Gegenftände zunächft der Sorgfalt des f. F. Stations:Ingenieurs Herrn A. Paravicini, und des Bauunternehmers Herrn Fritih in Wels. Die geehrten Vereinsmitglieder und Fremde der Anftalt wollen aus diefer gedrängten Sfizze entnehmen, daß der Verein au im verfloffenen Jahre eine rege Ihätigfeit nad Innen entwicdelt hat. Aber auch nad) Außen erweiterte er feine Beziehungen und Verbindungen ; er fand in diefer Periode mit 25 gelehrten Anftalten und Vereinen des Kaiferftantes und mit 37 auswärtigen im Verkehr. Unter den Tegteren erwähnen wir insbefonderd das wiflenfchaftliche Smithfonian » Inftitut zu Washington, und die Akademie der Wiffenfchaften St. Louis. x durch den gegenfeitigen wiffenfchaftlichen Austaufch zwifchen dem Mufeum umd diefen Artalten find der Bibliothek febr wertbvolle Werfe zugefommen; bierunter befinden fih die befonders werthvollen Zufendungen der ?. f. Afademie der Wiffenfchaften in Wien und der Gentralfommiffion zur Grforfhung und Erhaltung der Baudenkmale. Bon Privatperfonen waren ed aber befonderd die Herrn Jofef Ritter von Armetb, ?. F. Negierungsratb in Wien; Zofef Bren-: ner von Feljadh, Salinen: und Badearzt im Zichl; Friedrid Freiherr von Haan, Ff F. Gtatthaltereirath in Linz; Karl Schmus, Sekretär der Landwirtbichafts » Gefellihaft in Linz, umd der Mufealmandatar Franz Luftig in Budmweis, welche das Mufeum mit intereffanten Bibliothefsgegenftänden bedacht haben. Zu ganz befonderem Dank fühlt fid) der Verein verpflichtet Sr. f. f. Hobeit, Erzherzog Franz Karl, dem durhlauctigften VI Proteftor, böchftwelcher demfelben auch in diefem Jahre 105 fl. d. W. als ein Yuldreiches Gefchent zufommen ließ, dann dem hohen Landes: Ausfchuße, welher durch die Gewährung der bisherigen Unterftügungen dem Mufeum die anerfennungswerthefte Iheilmahme bewies. Der Vermögensftand ded Mufeums verhält fi im Jahre 1861 folgend : AB Stammkapital: Staats - Schuldverfhhreibungen a 5% . : 9600 fl. — fr. Grundentlaftungs : Obligationen a 5% - - 2.4000 fi. — fi. Zufammen 13600 fl. — fr. Die Mentnahmen bekeungen =. "ENT RT IR PAR: Die Rage) INOREITER FAIRE, SERIEN SEITEN RE ELLE wodurch fi ein banver Kaflareft von . . . . 188 |. 6. ergibt. gin;, am 10. Zuli 1862. Yom Berwaltungs- Ausichule des Museum Franeisco - Carolinum, 1. Vermehrung der Sammlungen des Museum Franeiseco -Carolinum im Sahre 1861. A. Bibliothek. l. Drndwerte. ittheilungen von Akademien, Gefellfchaften, Bereinen, Anftalten und Schörden. (Nah dem Einlaufe.) en der biftoriich = ftatiftifchen Sektion der £. E. mähr. fchlei. Gefell- des Aderbaues, der Natur= und Landeskunde, vedigirt von Chriftian Ivert, XII. Band, welcher Beiträge zur Gefchichte der ünigl. Ctädte Mährens, insbefondere der Landeshauptitadt Brünn enthält. Brimm 1860. (Hiitorifch - ftatiftiiche Sektion.) — Mittheilungen der E. £ mäßr. ichlef. Gefellichaft zur Beförderung des Aderbaues, der Natur: und Landeskunde in Brimm, Juterims- Hauptredactenr Heinrich C. Weber, Jahrgang 1860, Brünn. (Die Gefellichaft.) . Mitteilungen der £. E. Gentral-Kommiffion zur Erforfchung und Erhaltung der Baudenkmale, herausgegeben unter der Leitung Sr. Ereellenz des Frei: beren von Gzörnig. Nedacteur Karl Weil. VI. Jahrgang. Sänner bis September 1861. — Jahrbuch der f. E. Gentral- Kommilfion. Redigirt von Dr. Guftav Heider. Wien 1861. (Die Direktion.) . Archiv des Vereins für fiebenbürgiiche Landesfunde, 4. Band, 2. md 3. Heft. Kronftadt 1860. — Deutiche Fundgruben zur Gejchichte Sieben: bürgens. (Neue Folge). Herausgegeben von Dr. 3. U. Eugen von Trau- ichenfeld. Kronftadt 1860. — Beiträge zur Neformationd » Gefchichte des Rösnergaues von Heinrich Wittftof. Wien 1858. — Sagen und Lieder VII 10. 12. 13. 14. ad dem NRösner-Gelände, gefammelt v. 9. Wittitof. Biftrik 1860. — Beitrag zur Gefchichte und Statiftif des Stenerwefens in Siebenbürgen von &. Bielz. Hermannftadt 1861. — Programm des f. £. Fatholiichen Staatsgumnaftiums in Hermamftadt 1855 — 1860. — 8. md 9. Programm des eva gelifchen Gymmafiums zu Biftris in Siebenbürgen, 1859 — 60, Kronitadt und Biltrig. — Programm des evangelischen Gymnaftums A. E. zu Mediaich und der damit vereinigten Schulanftalten für das Schuljahr 1859 und 1860. Veröffentlicht vom Direktor Karl Brandfch. Hermannftadt 1860. — Programm des evangelischen Gymnafiums zu Schäsburg und der damit verbundenen Lehranitalten. Kronsftadt 1859—60. — Programm des evangelifchen Niter- Symnafiums in Mühlbach und der damit verbundenen Lehranitalten zum Schluffe des Schuljahres 1855 — 59. DVeröffentlicht vom Direktor F. W. Schuiter. Hermannftadt 1859. (Der Verein für fiebenbürgifche Landes- kunde zu Sermannjtadt.) . 23. Bericht über das Wirken und den Stand des hiftorifchen Vereins zu Bamberg 1859 — 60. Bamberg 1860. (Der Verein.) 1. Landwirthichaftliche Zeitichrift von md für Ober-Deiterreich. Sahr- gang 1861. Herausgegeben von der f. £. oberöfterreichiichen Fandwirth- ichafte-Gefellfchaft. Linz 1861. — 2. Statuten der Gefellichaft. Linz 1861. (Die Gefellichaft.) Scahresbericht des vaterländiichen Mufernms Carolino-Augusteum der Landes- hauptitadt Salzburg 1860. (Die Mufenl- Direktion.) Derhandiungen der £. f. zonlogischbotanifchen Gefellfchaft in Wien. X. Band. Wien 1860. (Die Gejellichaft.) DMittheilungen der Gefellfchaft für vaterläindiiche Alterthümer in 8. Heft. Bafel 1861. — Kurzer Bericht über die fir Das Mufenm p Bafel erworbene Schmid’sche Sammlung von Alterthümer aus Augit. j Drofeffor Wilhelm VBilcher. Bafel 1858. (Die Gejellichaft.) . Korrefpondenzblatt des zoologiich- mineralogifchen Vereins in Regensburg. 14. Zahrgang 1860. (Der Verein.) Korreipondenzblatt des Gefammtvereines der deutichen Gejchichts- und Alter thums-Bereine in Stuttgart, des 9. Jahrganges Nr. 1— 8. Mit einem Hefte Abbildungen 1861. (Der Gefammt-BVerein.) . Der zoologiiche Garten. Organ fir die zonlogiiche Gefellichaft zu Frank furt am Main. Herausgegeben yon Dr. D. 3. Weinland. II. Jahrgang. Frankfurt 1860—61. (Die Gefellichaft.) 1. Bericht des Offenbacher - Vereins für Naturkunde, über feine Ihätigkeit von feiner Gründung am 10, März 1859 bis zum 13. Mai 1860. Offen: bach am Main 1860. (Der Verein.) 10. Sahresbericht über die Wirkiamkeit des Werner-Vereins in Beim fir das Jahre 1860. (Der Verein.) Archiv des hiftorifchen Vereins für Unterfranken und Aichaffenburg. 5. Band 2. und 3. Heft. Würzburg 1861. (Der Verein.) IX 15. 2otos. Zeitfchrift des naturhiitoriichen Vereins in Prag. 10. Jahrgang und “41. Sahrgangs Monat Jänner bis incl. Auguft. Prag 1860—61. (Der Verein.) 16. Sahresbericht der Wettermier Gefellichaft fir die gefanmte Naturkunde zu Hanau über die Gejellichafts - Zahre von Auguft 1858 bis 1860. Hanau 1860. (Die Gejellichaft.) 17. Handelingen der Jaarlyksche algemeene Vergadering van de Mat- schappy der Nederlandsche letterkunde te Leiden gehouden den 21. Juni 1860. (Die Gefellichaft.) 15. Iahrbücher des Vereins für Naturkunde im Herzogthume Naffau. 14. und 15. Heft. Wiesbaden 1859—60. — Das Feftland von Auftralien. Geografifche, natunmiffenfchaftliche und Fulturgeichichtliche Skizzen won Friedrich Odern- beimer. Beilage zu den Iahrbüchern. Wiesbaden 1860. (Der Verein.) 19. Hamburgiiche Chroniken fir dem Verein für Hamburgiiche Gefchichte. Herausgegeben von I. M. Dr. Lappenberg. 3. amd 4. Heft. Samburg 1861. (Der Berein.) 20. er ice der Föniglichen biierifchen Akademie der Wiffenfchaften zu München. 4. md 5. Heft. Minchen 1860, und vom Sabre 1861 Heft 1 bis 3. (Die Akademie.) vus Codex diplomaticus Brötchen Erxjter Haupttheil oder Urkunden- Sammlung zue Geichichte der geiftlichen Stiftungen, der ade- en Familien, jowie der Städte und Burgen der Mark Brandenburg. Dr. Adolf Riedel. XX. Band. Berlin 1860. Dritter Haupttheil oder en-Sammlung für die Gejchichte der allgemeinen Yandes- und Chur- jtlichen Hausangelegenbeiten. 3. Band. Bon Demielben. Berlin 1360. ie Gejellichaft.) . Situngsberichte der Fail. Akademie der Wilfenichaften: 1. Silofofiich-biito- rifche Klaffee NNXV. Band. Heft 3—5. 1860. XXXVI Band. Heft 1—3. 1861. 2) Mathematiichenatinwiffenichaftliche Kaffee NLO. Band. Sahrgang 1860. No. 23 m XL. Band, I Heft, 1. Abtheilung, U. Heft, 1. und 2. Abtht., II. Heft, 1. md 2. Abthe., IV. Heft, 1. und 2. Abtheil. — 3) Meteorofogifche ‚Sabehücher. Band VO. Wien. — 4) Dent: Ichriften filofofisch-biftoriiche Kaffe, 11. Band. — 5) Denfichriften. Mathe matijchnatunwilfenfchaftliche Klaffe. XIX. Band. — 6) Archiv für Kıumde öjterreichticher Gefchichtäquellen. 26. Band. 1. und 2. Hälfte 27. Band. 1. Hälfte. — 7) Fontes rerum austriacarum. Herausgegeben von der biftoriichen Kommiffion der Faiferlichen Akademie der Wilfenichaften in Wien. 2. Abtbeilung Diplomataria et acta, XIX. Band. — 8) Almanadı Sahrgang 1861. (Die Eaiferl. Akademie der Wilfenfchaften in Wien.) 23. Verhandlungen des biftor. Vereins fir Niederbaiern zu Yundshut. 7. Band, Heft 1 md 2. Landshut 1860—61. (Der Verein.) 24. Mittheilungen des biftoriichen Vereins für Krain. Nedigirt von Auguft Diemig. 15. Jahrgang. Laibacd) 1860. (Der Verein.) 25. 26. 21. 34. © [S)1 . Beiträge zu waterländifchen Gefchichte. Herausgegeben von der biftoriichen . 26. Jahresbericht des biftoriichen Kreiswereinsd im Negierungsbezirfe 4) Nenjahrsblatt den Mitgliedern für Gefchichte und Alterthumskunde zu Scanffirt am Main, Ddargebracht am 4. Zänner 1861, enthaltend die Melanchthon und Luther Herberge zu Frankfurt am Main. Von Georg Eduard Steit. Frankfurt am Main 1861. — 2) Mittheilungen an die Mitglieder des Vereines für Gefchichte und Altersthumsfunde in Frankfurt am Main. I Band, Nr. 1-4. Frankfurt 1860. I. Band. Nr. 1. Frank fint 1861. — 3) Dertliche Beichreibung der Stadt Frankfurt am Main von Ioh. Georg Batton. Aus defjen Nachlaffe von Doct. Jur. 8. 9. Euler. 1. Heft. Frankfurt am Main 1861. Don dem Boritand des Vereines.) Neues Laufiziiches Magazin. Im Auftrage der Ober + Laufiziichen Gefell- Ichaft der Wiffenfchaften. Herausgegeben von ©. T. %. Hirche. 38. Band 1. Hälfte Görlit 1861. (Die Gejfellichaft.) Urkundenbuch der Abtei Eberbach im Rheingau. Im Auftrage des hiito- riichen Bereins für Naffau. Herausgegeben von Dr. K. Roffel, 1. Band, 1. Heft. Wiesbaden 1860. (Der Verein.) 1) Bibliografia Hrvatska Dio I. U. Zagrebu. 1860. — 2) Gzviestje i Racuni druztva za poviest i starine jugoslavenske ugod 18585 — 59 u Zagrebu 1360. (Die Gefellichaft fir füdflaviiche Gefchichte und Alter- thumsfunde zu Agranı.) Gefellichaft in Bafel. 7. Band. Bafel 1860. (Die Gefellichaft.) Mittheiungen der F. £. geografiichen Gefellichaft in Wien. Nedi Franz Sötterfe. 4. Jahrgang. Wien 1860. (Die Gefellichaft.) Schwaben und Neuburg. 4. Sahrg. 1860. Augsburg 1861. (Der Verein.) 2. Mittheiungen des hiftorifchen Vereines für Eteiermarf. 10. Heft. Graz 1861. (Der Verein.) . Bericht des naturhiftoriichen Vereins in Augsburg. Heft S bis 12 ımd 14. 1855 — 61. Meberficht der Flora von Augsburg. Bearbeitet von S. 8. Gafliih. — Die Wirbelthiere der Memminger Gegend. Gin Beitrag zur baterifchen Sauna. Zufammengeitellt von Sohamm Biüchele. Memmingen 1860. (Der Berein.) Sahresbericht der naturwiffenfchaftlichen Sektion der f. £. mährifch = fchlefi- jchen Gejellichaft für Aderbau, Natur und Landeskunde in Brünn fir die Sabre 18598—59. (Die Gefellichaft.) . 4. Sahresbericht des naturhiftorischen Vereins zu Paffan pro 1860. Paffau 1861. (Der Berein.) . 38. Sabhresbericht der jchlefischen Gefellfchaft fir vaterländifche Kultur fir das Jahr 1860. Bresim 1860. — Abhandlungen derfelben. Filofofich- biftorifche Abtheitung. 1. Heft. — Naturwiffenichaften und Medizin 1. und 2. Heft. Breslau 1861. — Die foffile Fauna der filnrifchen Diluvial: 37. 40. X Geichiebe von Sadewie bei Dels in Niederfchlefien, eine paläontologifche Monographie von Dr. Ferdinand Nömer zur 5Ojährigen Zubiläumsfeier der fönigl. Univerfität Breslau dargebracht von der Gefellichaft. Breslau 1861 (Die Gefellichaft). Abhandlung über die Verbreitung der germanifchen Begräbnigpläge aus der fogenannten Merovinschen Zeit, mit einer Karte und Abbildungen, Tafel 14 bis 22 Ausgrabungen aus diefer Zeit in verfchiedenen Gegenden dar« ftellend. (Der germaniiche Gefammt- Verein in Etuttgart.) 1) Smithsonian report 1855 und 1859 Washington 1859 — 60, 2 Bände. 2) Secund and first report of a Geological reconnoissance of the southern , middle and northern counties of Arkonsas. Made durring theyears 1857 — 1860. Philadelphia and Little Rock. 1858 et 1860. 2 Bände. 3) Smithsonian contribution of Knowlegde. Recarches upon the Venom of the Rattlesnake, with an investigation of the ana- thomy aud phisiology of the orgons con serned. By S. Weir Mitschell Med. Dr. Washington 1861. 4. Baud. 4) Thetranction of the Aca- demy of sciense of St. Louis. St. Louis 1857 bis 1860. 4 Sefte. 5) Views of the vine growing resours of St. Louis and adjacent counties of Misouri, and on the important bearing the subject May have an the Future weolth aud commerce of the state. By Charles Haven, of Melrose St. Louis county. St. Louis 1858. 6) Nartous rary Letter comprissing the Bibliography of the state of Ver- nt, aud en the papers of interest. 1860. Newyork. (Das Smith- ni» Inftitut zu Washington und die Akademie der Wiffenfchaft zu St. 3 in Nordamerika.) Codex diplomaticus Silesiae. Herausgegeben von dem DBereine für hichte und Altertyum Schlefiens. 1. Band: Urkunden des Klofters Gzar- nz. — 2. Band: Urkunden der Klöfter Nauden ımd Himmehvig, der ominikaner und der Dominifanerinnen zu Natibor. Breslau 1857 und 1859. Herandgegeben von Dr. W. MWattenbach. — 2) Zeitichrift des DVer- eins für Gefchichte und Altertum Schlefiene. Herausgegeben von Dr. Richard Röpell. I. Band Heft 1 und 2. IT. Band Heft 1 u. 2. IH. Band Heft 3. Breslau 1855 — 61. — 3) Breslau unter den Piaften als deutjched Gemeinmwefen von Dr. Colmar Grünbagen, der Eönigl, Univer- fität zu Breslau bei der Feier ihres 5Ojährigen Beitehens itberreicht von dem DVereine. Breölau 1861. — 4) Monumenta Lubensia. Herausgegeben v. Dr. W. Wattenbach, der fünigl. Univerfität von dem königl. Provinzial- Archiv überreicht. Breslau 1861. — 5) 1. und 2, Bericht des Vereines zur Errichtung eines Mufeums fir fchlefiiche Altertbüimer. Breslau 1859 und 1860. (Der Bereit.) Sahrbücher des Vereins fire Medfenburgiiche Geichichte und Alterthrmsfunde aus den Arbeiten ded Vereins. Herauägegeben von Dr. ©. GC. 8. ich. 26. Zahrgang. Schwerin 1861. Xu 41. 42. Auszug aus dem ftatiftifchen Berichte der Handels- und Gewerbefanmer Oberöfterreichs für das Jahr 1860. Linz 1861 (Die Kammer.) 1) 15. und 16. Bericht über die VBerrichtungen der antiquariichen Gefellichaft in Zürch von 1. November 1858 bis 1860. — 2) Herzog Albrecht IV. von Dejterreich und die Berner im Herbitmonate 1448 — 3) Mitheilungen der antiquariichen Gejellichaft in Zirch. 7. Band 3. 4. 5. Heft. Zürch 1851, 1552. 4) Mittheilungen der Gefellfchaft: Gejchichte der Abtei Zürch won Dr. Georg von Wyi. Beilagen: Urkunden nebft 2 Siegeltafehr, Aus dem 8. . Bande befonders abgedrudt. — 5) Mittheitungen 11. Band, Heft 5 — 43. 44. Ha Su Denfmähler des Haufes Habsburg in der Schweiz. 1. Heft: die Habsburg. Zürch 1857. (Die Gefellichaft). 1) Verhandlung der fchweizerifchen natunforfchenden Gefellichaft bei ihrer VBerfammlung zu Schaffhaufen im Iabre 1847, zu Solothurn 1848, zu Sranenfed 1849 und zu Glmus 1851. — 2) Mittheilungen der natur- ferichenden Gefellichaft in Bern aus dem Jahre 1859 und 1560. 3) Actes de la Societe, Helvetique des sciences naturelles reurie & Sion 1552. a Porrentry 1853. & la Chaux de Fond. 1855, — zu Et. Gallen 1854, — zu Bafel 1856, — in Trogen 1857, — in Bern 1859, — in Lugano 1861. (Die Gefellichaft.) Henneberg’jches Urkundenbuch im Namen des Henneberg’ichen Altertbums forjchenden Vereins. Herausgegeben von Georg Brüdner 4. Ißeil. Die Urkunden de3 gemeinjchaftlichen Henneberg’ichen Archives von 1258 — 1385 und 1412. Meiningen 1861. (Der Verein.) 9. Perjonaljtand der Geiftlichfeit in der Linzer- Diöcefe auf das Sahır 1acf (Das biichöflihe Konfiftorium.) 4) Die deutiche Volksjchule, Monatichrift für Schule und Haus. 9. Sabr- gung. 1860. Nr. 2, 9, 11 und 12. 2) Bericht über die im Sabr 1860 ab- gehaltene 3. General» Berfammlung des Vereines zur Förderung der Eeiden- fultur in Oberditerreich. 3) Statuten uud Geichäftsordnung dann Rech- nungsabichluß fiir das Sabre 1860 der allgemeinen ESparkaffe und Peihan- jtalt in Yinz 1860. 4) Hauptbericht Der Daudels- und Gewerbefimmer in Dbersjterreich fir Die Jahre 1857 bis 1859. Yinz 1860. 5) Landwirth- ichaftliche Zeitung Jahrgang 1860. 6) Eichenkränze Sammlung von Ge- dichten uud Erzählungen vaterlindiicher Schriftiteller. Linz 1860. 7) Ueber die Natur den Sinne. Bon Dr. Mathias Drbal. Linz 1860. Als einge gangene Pflichteremplare. (Die £. £. Polizei» Direktion in Linz.) . Dirftellung über die Amtswirkiamfeit des ob der ennfiihen Yandes = Colle- giums vom Zeitpunkfte feiner won proviloriichen Yandtage des Suhres 1848 ausgegangenen Gonjtituirung bis gegenwärtig. Yinz 1861. (Das vereinigte Landes- Collegium.) .. Magnetifche md meteorologiiche Beobachtungen zu Prag. Auf öffentliche Kojten herausgegeben von Dr. I. G. Böhm ımd Franz Karkmsky. 21. Sahrgang. Prag 1861. (Die Direktion der £. £. Sternwarte in Prag.) 49. 50. 53. 54. 55, 56. IT. XIH Die Landtafel des Marfgrafenthum Mäbrend. XIX., XX., XXI (Lekte) Pieferung. Das XI. XIN. und XIV. Buch der Brüner Cuda, mit 4 Beilagen (4 Wappen) Brinm 1861 (Das Comite.) 1) Berichte über die Verhandlungen de3 oberöfterreichiichen Landtages mac) den jtenographiichen Aufzeichnungen. Linz 1861. — 2) Sikungsprotofoll des oberöfterreichiichen Landtages in Pinz 1861. — 3) Amtsunterricht für den oberöiterreichiichen Yandesausihus auf Grundlage des Yandesitatutes vom 26. Februar 1861. — 4) Situngsprotofolle des Landesausichuffes in Ober: Defterreich vom 22. April, 27. April. 2., 11., 16. md 23. Mai 1861. Das löbl. Landichafts - Archiv.) . 1) Bier Drudpiecen aus 9. Daubers Nachlah zu deijen Aufjäge Die fryitallographiichen Gonftanten betreffend in Poggendorfd Annalen anfchlie- hend. (Die Direktion des f. £. Hof- Mineralien » Kabinets.) . 4) Iheologiich praftifche Quartalsichrift 13. Sabrgang. I — IV. Duar- tal. %inz 1860. 2) Aiftersheim und feine Befiger. Ian urkundlich begrün- deter Darjtelliung von 5. Wirmsberger. Wels 1859. 3) Befchreibung der f. £. oberöfterreichiichen Grenzitadt Scheerding am Im und ihrer Umge- binigen von Soh. Ev. Lambrecht, Säfularpriefter der Linzerdiözeie. Wels 1860. Als eingegangene Pflichteremplare (Die hobe £. £. Statthalterei.) Programm des E. f. Gymnaliums zu Linz für das Schuljahr 1860 und 1861 mit einer eultwehifteriichen Studie: Der Schwur der Römer im täglichen Leben. Bon Ferd. Bargezi. Yinz 1861. (Die Direktion.) 10. Sahresbericht der £. £. Oberrealichule vom Echuljahre 1860 ımd 1861. (Die Direktion.) Programm des FE. f. Gymnafiıms zu Kremsminiter für das Schuljahr 1861. Yinz 1861 (Die Direktion.) Mittheilungen aus dem Gebiethe der Statijtif. Herausgegeben von der E. f. Direktion der adminiftrativen Etatiftif. 9. Sahrgang. 1. — 3. Heft. Wien. 1860. (Die Direktion.) 1) 46. Sahresbericht der naturforichenden Gejellichaft in Embden von Dr. 9. Mebger. Emden 1861. — 2) Meteorologifche Unterfuchungen betreffend die Verbreitung des Moorrauches in den Tagen vom 20. bis 26. Mai 1860. — 3) Die isobarometrischen Linien am 22. Mai und die Gewitter am 20. md 26. Mai 1860 von Dr. N. N. 3. Preftel als Nr. S ihrer Eleinen Schriften. (Die Gefellichaft.) b) Widinungen von Gönnern und Freunden der Anftalt. 1) Deutichlands Feld» und Gartengewächie für das praftifche Bedürfnif; dargeftellt von E. ©. Colwer mit 30 eolorirten Tafeln. Stuttgart 1852. — 2) Deutjchlands Obft- md Beerenfrüchte von demfelben mit 28 colo- rirten Tafeln. Stuttgart 1854. — 3) Deutichlands techniiche Pflanzen von demjelben mit 12 colorirten Tafeln. Baer ie 1855. (Herr E. R. Luftig, Oberlehrer zu N XIV —ı 10. . 4) Sull origine delle perle e sulla possibilita di produrle artificial- mente, relazione die Antonio Villa. Milano 1860. — 2) Osserva- zioni zoologiche eseguite durante L’ecelisse partiale di sole del 18. Luglio 1360, dal mederimo. — 3) Stra ordinario, apparizione di insetti carnivori, dal medessimo. — 4) Compendium ebenen und Iphöriichen ITrigonometrie. Gemeinfaglich bearbeitet von Exrnft Sedlaczef. Wien 1856. — 5) Anleitung zum Gebrauch einiger Iogaritmiich getheilter Rechenfchieber, nebft vielen für die Rechnung auf dem Papier mit Vor- theil angewandten Formeln md Tafeln. Von demjelben. Wien 1856. — 6) Ueber Bifir- und Nechen- Inftrumente. Bon demjelben. Wien 1856. (Herr Adolf Senoner in Wien.) . Perjonafftand der Geiftlichfeit der Linzer-Didceje fir das Sahı 1860. (Herr Profeffor Heinrich Engl in iz.) . Die Poichlinmer oder betenden Brüder tır Oßeröfterreich nach Augenzeugen, Handichriften amd gerichtlichen Quellen zum zweiten Male dargeftellt von Dr. 8. DB. Zillner in Saburg (Separat- Abdrud aus der allgemeinen’ Zeitjchrift für Psychiatrie XXIL Band 5. und 6. Heft. Berlin 1860. (Der Herr Berfaffer.) . Montan- Handbuch des äiterreichiichen Katjerthums fir da Sabre 1861 von Ioh. Bapt. Kraus. 19. Sahrgang. Wien 1861. (Hr. Herausgeber.) . Kınze Gejchichte des föniglichen Prämenftratenfer-Sungfrruen-Stiftes Doxan bei Leitmerig in Böhmen. Bon feiner Gründung bis zu feiner Aufhebung. Nebjt Beichreibung der Stiftskirche, ihrer Merfwürdigkeit 2c. von Dr. Math. Maria Feyfar. Dresden 1860 (Herr BVerfaffer.) . 4) Dr. Iohamm Nep. Bogls BVolkskalender für das Iahr 1861. — 2) Der erjte Bejuch in den Wiener Katakomben im 19. Sahrhundert. Eine Jugend- erinnerung von Dr. Joh. Nep. Vogl. (Herr Dr. Fr. Sfidor Profchko, E. f. Polizei- Ober - Commiffär in Linz). Beilage zur Zeitjchrift „Vaterland“ mit den ftenographiichen Berichten über die Situngen des £. £. verjtärkften Neichsrathes im Jahre 1860, (Manf.) (Herr Prifes Soh. Freih. von Stiebar, £. £. Kämmerer und Negierungsrath.) . Dmftellung der Gebahrung mit dem oberöfterreichifchen Landesfonde in den Sahren 1848 bi3 1860. (St. Ercellenz der £. E. Herr Statthalter Eduard Freiherr von Bach.) Cornelii Jansenii Episcopi Iprensis Augustinus sei doctrina Sancti Augustini de humanae natura Sanitate, aegritudine, Medicina ad versus Pelagianos et Massilienses. Accessit hauc editione tractatus F. Florentii Cony episcopi Thuanensis de stato paroulorum sine Cap- tisimo decentium juxta sensum. B. Augustini Rhotomagi 1643 Fol. — 2) Graecum Lexicon Manuale tribus partibus constans hermentica, analitica synthetica primum a Benjamini Hederico institutum post repititas Sam. Patricii curas, tocupletatum, castigatum et mendatum cura Jo. Augusti Ernesti Lipsiae 1767. — 3) Abröge de memoires servir a Histoire di Jacobinisme par M. L. Abb& Barruel a Londres 11. 12. 13. 14. 15. 16. 1%: 13. XV 1799. — 4) Erinnerung aud meiner Pilgerreife nach Rom und Serufalem vom Sabre 1837 von Dr. Zofef Sulzbacher. Wien 1839. — 5) Prineipia Jurusprudentie Eeclesiastice. Auttore Sofef Valentin Eibel. Wien 1775. Titelblatt fehlt. — 6) Homer’d Odyssee. Crläutert v. I. ©t. Zauper. Wien 1827 — 1328. 4 Binde. — 7) Q. Horatii Flacei de arte poetica Liber, vulgo Epistola ad Pisones. Herausgegeben von E. Th. Hohler. Wien 1824. — 3) Die Tiare und die Krone, oder der Kampf zwifchen Nom und Berlin, mit allen Aktenjtücen, welche fich auf die Köllner - Sache beziehen. Stuttgart 1838. — 9) Gefünge zur öffentlichen Gotteöverehrung der jtudirenden Jugend vom Gymnaftum zu Kremsmünfter. 2. Auflage. Yinz 1813. — 10) Ein Bändchen mit 6 gedrudten Piegen — 11) L. et M. Annei Senecae Tragoediae Cum natis Thom. Fornabii. Amstelodami 1643. — 12) Q. Curtü Russi historiae Magni Alexandri Macedonis (Manf) Febronii de statu ecclesiae und Gerichts - Ordnung für Böheim, Mähren, Schleftien, 5 find Dubleten. (Herr Safob Nirner, Buchbinder in Linz.) Reden, gehalten vor md nach der feierlichen Preisvertheilung in der Stadt- pfarr = Miufterjchule zu Linz am Ende des Schuljahres 1861, verfaßt von Sofef Kerichbaum , Mufterlehrer. (Herr Verfafier.) Was ich erlebte! Was mir auffiel! Crimmerungen vermifchten Snhaltes von Baronin Pouife Rob. 2 Abtblg. Prag 1861. (Frau Verfafferin.) Statiftiiches Handbüchlein für die dfterr. Monarchie. Berfaßt von Fk. £. wirkl. geheimen Rath, Cections-Chef und Direktor der adminiftrativen Statiftit Karl Freiherr von Gzörnig. Wien 1861. (Herr BVerfaffer.) Blätter für Erziehung und Unterricht. Nedigirt von Heinrich Neizenbök. 7. Jahrgang. 3. Dumtal. Heft 1861. (Der Herr Redakteur.) Verhandlungen der Faiferl. Leopoldiniich- Carolinifchen deutjchen Akademie der Naturforicher. 25. Band. Sena 1861. (Hr. Doctor Sofef Ritter v. Brenner = Felsach, £. £. Salinen- und Bade- Phifikus zu Sich.) Variloquus. Idem vocabulum dinersimode acceptum varie thentum- sande exprimens. Präticatoribus consolabile enanigium, Consilatus per venerabilem magistrum Johannem melber de gerolezhofen ex hermonibus auditis et pereundem conscriptis sub venerando vire ma- gistro Jodoco cychman de Kalev eximio doctore ac famosissimo verbi dei prädicatore in heidelbergo. (Herr N. Ritter von Wolfskron in Lemberg.) Leitfaden zur leichteren Beitimmung der jchädlichen Forjtinfekten flr Forft- leute, Defonomen, Gärtner. Anahytifch bearbeitet von Guftav Hentichl, Sorjt » Geometer zu Grein. Wien 1861. (Herr Berfaffer.) Die Cinque-Cento, Cameen ıumd Arbeiten des Benvenuto Cellini md feiner Zeitgenoffen im £. f. Minz- und Antiken- Kabinete zu Wien. Be- jchrieben von Zofef Arnetb. Mit NXIT Abbildungen. Veröffentlicht auf Koften der faijerl. Akademie der Wiffenfchaften. Wien 1858. Gr. Folio. (Herr Verfaffer.) XV 19: 20. 21. 22. La Basiliea di San Marco in Venezia esposta n& suoi musaici e nell sue sculture con illustrazione. Venezia 1843. A spese degli editori da Giovanni et Luizia Kreutz. (Herr Sriedrich Freiherr von Haan, E. f. Etatthiltereirath in Binz.) Volfenaturfehre zur Dümpfung des Aberglanbens von Scham Heinrich Hellmuth. Neitlingen 6. Auflage 1812. — Das Deutfche in der Lithurgie der Branmfchweiger Eynagoge unter dem Landes-Nabbiner ©. %. Cger?. Bon Dr. Herzfeld. Brrunfchweig 1844. (Herr Franz Oberleitner, Cooperator zu Steieregg). Kronperlen der Hiterr. Gefchichte. Ein Feftgeichenk fiir die deutiche Sugend von Dr. Franz Sidor Profchko. Linz in Oberöfterreich,. Cigenthum des Privat - Blinden » Snjtituts 1861. (Herr Verfaffer.) Sonrnal für Deutjchland. Hiftoritch politischen Suhalte. Herausgegeben von Friedrich Buchho. 16 Sahrgaunge. Berlin 1815. Dftw 60 Bände. (Herr Karl Schmuß, Sefretär der Ef. Landwirthichafts = Gefellichaft in Linz.) ec) Anfhaffungen. a) Für die Mufjeal-Bibliothef jowohl neu als Fortjeßungen. . 53 bis 61. Publikation des literarischen Vereines in Stuttgart, enthaltend mitteldentjche Gedichte. Herausgegeben von Karl Bartich. — Gedichte von Johann de Condet. Hermusgegeben von Adolf Tobler. — Huyge von Bodens, ein niederläindiiches Bolfsbuch. Herausgegeben von Ferdinud Wof. Stuttgart 1860. — Das Buch der Beifpiele der alten Weijen. Translationen des Nicolaus v. Wyle und Lmremberg’3 fcherzhafte Gedichte. — Das Tagebuch des Grafen W. v. Waldef — Meleranz von dem Pleier, und Neifen und Gefangenschaft des Hund Ulrich Kraft. . Der Oberöfterreicher, Gejchäfts-, Haus» und Volksfalender für das Sahr 1861. 7. Sahrgang. Linz 1861. . Doet. Steiner’d Codex inscriptionem romanorum Danubi et Rheni. 4. Bad. 2. Heft. 3. Heft. . Die Einfchlüffe von Mineralien in enyftallifirten Mineralien. Nebjt Ber teachtungen über die Entftehung von Mineralien und Gebirgsarten. Bon Doc. DO. E. Söchting. Freiberg 1860. (Für die geologifche Abtheilung.) , Meberficht der Nefultate der mineralogifchen Forichungen im Jahre 1859, von Doet. Adolf Kenngott. Leipzig 1860. . Archiv fin Naturgejchichte, gegrimdet von 3. Wiegmanr, fortgejeßt von DW. F. Erihfon. Herausgegeben von D. ©. 9. Drofhl. 27. Zahrgang. 1. Seft. Berlin 1861. . Neues Sahrbuch fir Mineralogie, Geoguofie,. Geologie und Petrefakten- funde. Hermuögegeben von K. E. v. Leonhard und H. ©. Brom. Sahr- gang 1861. Stuttgart 1861. R xVI 3. Sammlung erotijcher Schmetterlinge, errichtet von Sakob Hübner 1806. A; 1. md 2. Band mit den Zuträgen, beftehend in Bekundigung einzelner Siegenmufter neuer oder rarer, nicht europätfcher Gattungen, 1. — 4. Hun- dert. Augsburg. b) für die mit dem Mufenm vereinigte Rändifche Vibliothek. Zeitfchrift für deutjches Altertgum. Herausgegeben von Morik Haupt. Berlin 1860. 1. und 2. Heft. . Hiftorifches Tafchenbuch. Herausgegeben von Fried. von Naumer. 4. Zolge. 1 Jahrg. Leipzig 1860. 3. Almanach der Ritterorden von Friedrich Gottichalf. Leipzig 1817 bis 1819. 4. Allgemeines Repertorium der Mineralogie, Geologie und Petrefaktenkunde für da3 Decenium 1850 bis 1859. Ein Perfonal-, Real- und Lokal» Inder zu dem neuen Jahrbuch von Leonhard und Brom. Stuttgart 1861. . Naturgejchichte des Pflangenreich® in Bildern nach der Anordimung des allge» mein bekannten und beliebten Lehrbuches von Dr. ©. 9. v. Schubert. Bearbeitet von M. E. $. Hodhitetter. . Joannis Kepleri Astronomi opera omnia Edidit Ch. Frisch. Volum 1. I. II. Frankfurti a. M. & Erlangen 1858, 1859, 1860. . Icones Florace germanic® et helvetice simul terrarum, adjacentium ergomedi@ Europ& , auctoribus L. et. H. G. Reichenbach. Tom. XX Decas 1— 45. — 3. I. Mannffripte, Widmung. . St. Beit’d Pfarrkirche am Laöberg jährl. Einkommen. Befchrieben durch den ehrwürdig im Gott gelehrten Heren Wolfgang Haafenberger Reg. ad St. Florianum Canon. und confirmirten eriten Fathofifchen Pfarrer vom Sahr 1625. Driginal. . Berzeichni der Zehent, jo zum würdigen Gotteshaus St. Florian gehörig und jederzeit einem Beliger des Mörffinger Gutes oder Hofes verlafjen worden. Original. . Schreiben Kaiferd Leopold vom 29. Dezember 1693 an Sohann Baptiit Pfliegl von neuen Sirning und Goldenftein zu MWolfsegg Landichaftd- Ver: ordneter wegen Unterftügung der Landtags - Propofitionen. Abichrift. . Bericht des Grafen Suurau vom 15. April 1798 über die in der Nacht vom 13. auf den 14. April 1798 vor dem Haufe ded franzöfischen Bot: ihafterd in Wien vorgefallenen tumultarifchen Auftritte, Abjchrift, (Frau Loutje von Pflügl, Advofatens » Wittwe in Linz.) XVII 1. Mm. Plan. Widmung. . Plan der Stadt Parid vom Sahr 1785. (Herr £. E penf. Rittmeiiter Sr. Banderbanf.) IV. Gedrudte Mufikalien. . Der Landorganijt. Ein praktifches Präludirbuch für minder geübte Drgel- jpieler von Nobert Führer. Eingegangenes Pflichteremplar. (Die hohe E E. Etatthalterei.) V. Antografen. . 3 Quittungen des Deficienten » Priefterd Sonchim Hafpinger über feinen Gnadengehalt, und einen Partezettel über feinen Tod. (Herr Iakob Kleinpell, Ingroffiit der E. f. Stantsbuchhaltung in Linz.) B. Geschichte. 1. Münzen. a. Widmung. Eine Erzmünze von K. Oratianus. Revers Gloria Romanorum. (Herr Graf Barth - Barthenheim.) Erzmünzen der vereinigten Staaten von Nordamerifa vom Sahre 1857 und 2 ©t. 1859. (Herr Franz Iaudacher, bürgerl. Uhrmacher in Linz.) 1) Eine Silbermünze der römischen Kaiferin Julia Maesa. 2) Eine Eil- bermünze auf die Krömmg Kaifer Ferdinands ald König von Ungarn 1830. 3) Eine Silbermünze der vereinigten Staaten von Amerika vom Sabre 1839. 4) Ein Silberfreuzer von K. Ferdinand I. 1627. 5) Ein folcher der Kaiferin Maria Therefin 1746. 6) Eine Silberfcheidemünze (Sachjen- Meiningen) 1826. 7) Eine folhe der Stadt Hamburg (Schilling) 1765. 8) Ein Centesimo ded Königreichs Stafien unter Napoleon 1810. (Herr Raimund Shichl, E. f. Staatsbuchhaltungs - Sugroffiit in Dfen.) . Eine brafifianifche Kupfermünze, welche fih in einem Tabafballen vorge funden Hat. (Herr Nentwich, Verwalter der hiefigen f. £. Tabakfabrif.) Eine Erzmünze des K. Antoninus Pius, welche in dem Braunfohlen = Lager bei Aufhaufen aufgefunden worden ift. (Herr Pfarrer Heinrich Engel zu Taisfirchen.) Ein Gulden vom Sabre 1800 ımd ein Zehngulden - Wiener- Stadt: Bankozettel vom Sahre 1806 und ein franzöfifches Affiguat pr. 100 Frans vom Sahr 1795. (Herr £. £, penf, Rittmeifter Franz Banderbanf.) b. Ankauf. Eine Silbermedaille auf die Erbauung der Sefuitenfirche, und die Weber- XIX feßung und Vereinigung des Profehhaufes der Sefuiten mit der Univerfität durch KR. Ferdinand IT. im Sabre 1624. 2. 89 römische Silber- und 120 römische Grzmünzen zufammen 209 Stüd aus der Gegend von End. 1. Siegel. Widmung. 1. Ein eiferner Siegelftempel, welcher einft dem Stadtrichter Anton Preg in Sfferding angehört hatte, md in Linz in der Altitadt im Sabre 1856 ge- funden worden ift. (Die f. £. Polizeidirektion zu Linz.) 2. Ein Siegelabdrud der Gold- und Silberarbeiter - Bruderichaft zu Salzburg. (Herr Iatob Kleinpell, Sugroffiit der £. f. Staatsbuchhaltung zu Linz.) €. Kunst und Alterthum. A. Runf. a) Sceulptur. Widmung. 1. Zwei in Holz gefchnigte zum Theil vergoldete aber etwas befchädigte Car« touche mit Wappen. (Herr Peter Sedinger, Vergolder in Linz.) b) Gravirungen, 2c. 1. 35 Stürfe aus dem Werke über die Ausgrabungen von Herculanum. Mursche’s Ausgabe. 2. 12 Kupferitiche aus einem Werfe über Mineralogie und re, 3. 7 ©&t. Abbildungen aus einem antiquariichen Werke. 4. 16 St. Abbildungen antiker Münzen. (Herr FE. £. penf. Rittmeifter Franz Banderbanf). B. Alterthum. a) Nömiihe Ausgrabungen. Widmung. 1. Eine große Anzahl verfchiedener Gejchirr - Fragmente und einiger Gebrauche- gegenftände, welche bei dem Bau der Kaijerin - Elifabeth - Weftbahn in der Gegend von Lorch nächjt End ausgegraben wurden. (Herr Dolezal, Oberingenieur.) b) Mittelalterlihes Geräthidhaft. 41. Ein Krug von Steingut mit 4 Wappen (2 und 2 gleich.) Unter dem einen die Snfchrift: FRIDERICH EMICH. GRAF zu LEININGEN UND TAXBURG HER ZU APPIIMUN. Daneben die Sahreäzahl 1678. Neben den andern Wappen die Buchitaben G.H. (Herr Birfelbauer, bürgl. Bürftenmacher in Linz). b* xX. ce) Mleidungsitüd. Widmung. . Ein Paar alte Schubfchnallen. (Herr £ £. penf. Rittmeifter Franz Banderbanf.) d) Gebraudhsgegenftände, Widmung. .. Ein feidenes Kinder - Frais- Haubchen. . Ein fonderbar gemachter und verzierter Geldbeutel. (Herr FE. E. penf. Nitt- meilter Franz Banderbanf.) D. Naturgeschichte. a) Sängethiere. Sfelette Widmung. . Ein Oberfchedel eines im Höllengebirge abgefallenen und im Iodtengraben aufgefundenen ©emötbieres (Antilope rupicapra.) (Herr Stöger , Han- delamanı zu Ebenfee.) b) Bögel, Widmung. . Ein Eremplar einer jungen Naubmöve (Larus canus) erlegt in der Gegend von St. Hegidi (Herr Sofef Scheuwimmer, Pfarrer von St. Aegidi.) . Ein Eremplar eined gemeinen Haushuhnes (Phasianus gallus.) Monftrofität mit vier vollkommen ausgebildeten Füßen. (Herr Adolf %. Graf von Barth- Barthenheim E. £. wirfl. Kämmerer und Negierungsrath ze. in %inz.) . Ein Eremplar einer Hausjchwalbe (Hirundo urbica.) (Herr Ignaz Schäringer, ftändifcher Zimmerpolier in Linz.) Ankauf. . Ein Exemplar einer Hanstaube (Columba domestica). Monftrofität mit vier Füßen. . Ein blaugefiedeter Papagei, bingewordened Eremplar aus einer eben an- wejenden Menagerie. . Ein Eremplar des nordifchen Seetauchers im Prachtfleide (Eudytes sep- temtrionalis.) ce) Bögeleier. Ankauf. . Ein Ci de3 Schreiadlerd (Falco nevius.) „" nn Geeablerd (Falco albicilla.) " nn dhußadlerd (Falco haliaötos.) Ein Ei XXl ded Taubenfalfes (Falco peregrinus.) Rothfußfalfes (Falco rufipes.) Alpenfchneehuhns (Tetrao lagopus.) 2 Stüd. Groätrappes (Otis tarda.) Awergtrappe3 (Otis tetrax.) europäiichen Bienenfrejferö (Merops apiaster.) Ceidenreiherd (Ardea garzetta.) Kranichd (Grus cinerea.) braunen Ibis (Ibis faleinellus.) fchwarzen Storches. (Ciconia nigra.) englischen Seejchwalbe (Sterna anglica.) Heinen Seeichwalbe (Sterna minuta.) 2 Stüd. ‚ cafpiichen Seeichwalbe (Sterna caspia.) filbergrauen Möve (Larus argentatus.) ©piefente (Anas acuta.) Saatgand (Anser segetum.) Eidergand Anas mollissima.) Sänfefügers (Mergus merganser.) langichnäbligen Sägers (Mergus serrator.) Polar Seetaucherd (Eudytes septemtrionalis.) Brümningd= &ımme (Uria Brunnichi.) Gryli= Lumme (Cephus grylie.) d) Insekten. Ankauf. 4. Die bedeutende Snjekten- Sammlung des Herrn Sofef Knörlein, 8. f. Ingenienrd, beitehend aus 12.000 Eperies Käfer und Schmetterlinge mit 3 Käften. e) Weidthiere. Ankauf. 1. Ein Gremplar von Voluta Diadema. „ Murex rectus. „ Spondylus coceineus. „ Venus (Cytherea impudica.) „ Venus Dione. „ Haliotis Cypris. „ Scalaria. „ Trochus niloticus. f) Pflanzen Widmung. 1. 168 Species verfchiedener Phanerogamen in 300 &remplaren and der Umgebung von Steyeregg, Neuftift, dem großen Alpkogel bei Steyer und Saitein. xl 2. 3 Gremplare von Potamogeton Berchtoldi aus dem Wallleithner Mühl- bach in Neuftift bei Weyer. (Herr Franz Oberleitner, Cooperator in Steyeregg.) g) Geognofie. Widmung. 41. 19 verfchiedene Gebirgs - Stüde aus der Secundär-, Tertiär-, Diluvial- und Alluvial- Formation Dberöfterreichd aus den Gegenden von St. Wolf- gang, Ternberg, Sichl, Ebelöberg, Linz, End ıc. (Herr Pfarrer Engel.) 2. Eine Kleine Suite der geognoftifchen Vorkommniffe der Gegend von Scharn- jtein. (Herr Karl Ehrlich.) 3. 2 Formatftüde Eneriniten » Ralfes vom Erlafogel. (Herr Ferdinand Nitter von Schwabenau, £. £. Hofrath). 4. Eine Anzahl foffiler Gondhilien aus den tertiüren Sandablagerungen zu Reinbach bei Schärding. (Herr Sohanm Schreiner, Alummus zu Linz.) 5. Fragmente eined Elefanten - Zahnes nebit einigen foljilen Knochen desjelben Thieres aufgefunden zu Perg. (Herr Leopold Pollak, £. £. Notar zu Perg.) 6. Sutereffante Foffilrefte, beitehend in Schulterblatt, Rippen, Fußfnechen, Stof- und Mahlzahn von Elefanten, Geweihftüden und Zähnen von Hirich-, dan Zähnen von Pferde- Arten, welche bei dem Baue der Zweigbahn der Kaiferin Elifabeth-Weftbahn von Wels nach Paffau, zunächit Wels in der Gegend von Buchberg zu Niederthan, bei den vorgenommenen Gxd- arbeiten in einer Tiefe von S— I Klafter aud den Tertiir- und Diluvial- Ablagerungen aufgefunden wurden. (Herr Paravicini, Ingentene und Herr Fritfch, Bauunternehmer zu Wels). XXI Veränderungen im Stande der Ehren- und ordentlihen Mitglieder enesmepn- des Museum Franeisco - Carolinum im Jahre 1861. Keitritte an ordentlihen Mitgliedern: . Herr Appel Ignaz, F. F. Polizei: Commiffär in Linz Blabufh Pacidus, Kapitular und Prior zu Hohenfurth Brefelmaier Johann, vegul. Chorberr zu St. Florian Hölle Eduard, Buchhändler in Olmüs Pailer Milpelm, Klerifer des Stiftes St. Florian Scrbif, Hörer der Nedhte in Wien Scheibelberger Friedrih, Gooperator zu Wolfern Steinhaufer Zoh., Faif. Rath und jub. Erpedits : Direktor, derzeit zu Wilhering nsstrernt te; Attemd Ferdinand Graf von, f. f. Kämmerer sc. in Linz Heinefe Joh. von, f. f. Tabakverleger in Steyer Joh Chriftof, F. F. penf. Oberftwachtmeifter in Linz Körber Hugo, F. f. Stadtsbuchhaltungs » Beamter in Linz Mayfeld Moriz v., f. F. Bezivfsamts » Adjunkt in Linz Skerle Jofef, freirefig. Pfarrer in Linz XXIV 7. Herr Sonmnenftein Zofef Ritter von, ?. f. penf. Oberftiwachtmeifter in Linz 8. „ Stranif Anton, Lehrer an der . f. Oberrealihule in Linz 9. „ Wolfsfron Leopold Ritter von, ?. . Lottyamts - Direktor in Lemberg Sterbialte: Ehren - Mitglied. 1. Herr Kollar Vinzenz, Borjtand der z00l. Abtbeilung im 8. 8. Hof: Naturalien : Kabinete in Wien DOrdentlihe Mitglieder. 1. Herr Fernftein Alois Edler von, Gutsbefiger zu Obermeis 2. „ Geift Simon, f. f. Polizei - Oberfommiffär in Linz 3. ,„ Laveran-Hinzberg Franz Ritter von, Landftand in Linz 4. „ Schiedenhofen Joahim, f. f. jub. Landratb in Linz Protector, Vorfland und Verwaltungs- Ausichuß des Museum Franeisco - Carolinum. Protector: Se, Faiferl, Hobeit der durchlauchtigite Prinz und Herr Franz Carl, Erzberzog von Defter: reich, 2. 2c. Borjtands » Stellvertreter: Herr Anton Ferdinand Ritter von Schwabenau, F. F. Hofrath ıc. ıc. Präjes des Berwaltungs = Ansjchuijes : Herr Zohan Freiherr von GStiebar, F. F. Kämmerer, jubil. E. F. Regierungsratb, Oberft » Erbland » Küchenmeifter und Landftand in Defterreih ob und unter der Enns ac. ıc. Präjes : Stellvertreter, Herr Friedrih Freiherr von Haan, f. f. Statthaltereirath. Mitglieder des Verwaltungs = Ausihujjes. Herr Aicdhinger, 3. Ev., Weltpriefter und Direktor des Provinzial: Taub: ftummen =» Inftitutes, Ehren » Domberr und wirft. Confiftorialrath. » Barth: Bartbenheim Adolf Ludwig Graf von, F. f. wirft. Käm: merer 2c..ıc. „ Duftihmid Johann, Med. Dr., Stadtarzt in Linz. „ Eder Peter, Kapitular des Stifte? Schlägl und F. F. Gymnafial- Profefor in Pinz. „ Engel Heinrich, emirit. Profefor und Pfarrer zu Taisfirden. » Bink Vinzenz, Buchhändler und Gemeinderatb in Linz. XXVI Herr Gnidberger Zofef, reg. Chorherr von St. Florian, emerit. f. £. Profeffor , geiftlicher Rath und Dedants - Stellvertreter. Hafner Zofef, Inhaber eines Tithogr. Inftitutes in Linz. Knörlein Anton, Med. Dr., f. f. Rath im Linz. Kudelfa Franz, Dr., 8. F. Profeffor in Linz. Lebihy Dominik, Abt des Iöbl. Stiftes Schlägl ıc., Landeshauptmann. PMand Edler von Plankburg Karl, Banquier in Linz. Resihuber Auguftin, Abt zu Kremsmünfter. Riepl Peter, regul. Chorherr von ©t. Florian und F. f. Profeffor in Linz. Rudigier Franz Sofef, Bifhof von Linz ac. Saringer Eduard, Kaufmann in Linz. Saringer Zofef, ftänd. jub. Buchhalter in Linz. Schafflinger Georg, regulirter Chorherr von St. Florian md F. f. Profefor in Linz. Stifter Adalbert, f. f. Schulrath in Linz. Stil; Fodof, Propft des Stiftes St. Florian ıc. Tuczef Anton, F. F. Gtatthalterei - Goncipift und Nedakteur der Landeszeitung in Linz. Uri Fabian, Med. Dr., F. f. Rath und Profeffor in Linz. Eine Stelle unbefest. Bereins- Sefretär: Herr Dr. Franz Sfidor Profchko, F. F. Polizei: Oberfommiffär in Linz. Sefretärs-Ötellvertreter. Herr Georg Weishäupl, ftänd. Regiftrant in Linz. &uftos: Herr Franz Karl Chrlih, Mag. Pharm. RehnungssNRevidenten: Herr Johann Dürnberger, ftänd. Buchhalter in Linz. ” Viktor Drouot, Buchdruderei - Befiker und Vice-Bürgermeifter in Linz. Eine Stelle unbefekt. IV. Verzeihnik der Ehren: und ordentliden Mitglieder des Museum Franeisco - Carolinum im Jahre 1862, — a — Ehren- Mitglieder: ©e. Taiferlihe Hoheit der durchlauchtigfte Prinz und Herr Erzherzog von Defterreih Ludwig, (Zofef Antorr. ) ©e. faiferlihe Hoheit der durchlauchtigfte Prinz und Herr Erzherzog von Defterreih Albrecht, (Fried. Nud.) Se. faiferlihe Hoheit der durchlauchtigfte Prinz und Herr Erzherzog von DOefterreih Stefan, (Franz Pifter.) ©e. Faiferlihe Hoheit der durchlauchtigfte Prinz und Herr Erzberzog von Defterreih Marimilian, (Zohan Zofef Ambr. Carl.) Se. faiferlihe Hoheit der durdlauchtigfte Prinz und Herr Erzherzog von Defterreih Carl Ludwig. Se. Faiferliche Hoheit der durchlauchtigfte Prinz und Herr Erzherzog von Defterreih Ferdinand Mar. Ee. königliche Hoheit der durchlauchtigfte Herzog von Baiern Marimilian. Here Bad, Alerander Freiherr von, . F. geheimer Nath und Gefandter am päpftlihen Stuble zu Rom. Baumgartner, Andreas Freiherr von, F. F. geheimer Nath, Präfident der Faiferlichen Akademie der Wiffenfchaften in Wien. Bergmann, Zofef, F. f. Rath, Kuftos des f. f. Miünz: und Antifen- Kabinets, Mitglied der Faif. Akademie der Wiffenichaften in Wien. Golumbus, Chriftof, F. f. Negierungs-Natb und Sekretär ©r. fail. Hoheit des durchlauchtigften Herrn Erjberzogs Franz Carl in Wie. Dietrichftein :Prosfau - Leslie, Mori Graf von, f. F. wirft. gebein. Rath und Kämmerer, in Wien. Eder, Wilhelm, Abt zu Mölf, Sr. f. f. Majeftät Rath ıc. Eihhoff, Zofef Freiherr von, #. f. mwirfl. geheim. Nath ıc. in Brünıt. 2 XXVII Herr d’Elvert Chriftian, £. f. Finanzrath und Vorftand der hiftorifch ftatift. Sektion der f. 8. mähr. jchlef. Aderbau-Gefellihaft ıc. in Brünn. Erb, Franz Seraph., f. F. Hofrath ıc. in Wien. Grüne, Carl Graf von, E. f, Feldmarfhall - Lieutenant, Grcellenz. Haidinger, Wilhelm, F. F. Hofratb und Direftor der F. f. geologischen Neichsanftalt, Mitglied der Faif. Akademie der Wiffenfchaften in Wien. Hauer, Zofef Edler v., f. f. wirft. geheimer Nath, in Wieı. Helfert, Zojef Alerander, Freiherr von, Nitter ded Faif. öfterr. Ordens der eijernen Krone 1. SKlaffe, Dr. der Rechte und F. f. Unterftant3-Sefretär ıc. in Wien. Hügel, Carl, Freiherr v., E. £. geheim. Rath, forrefp. Mitglied der Fail. Akademie der Wiflenichaften in Wien. Kempen, Johann Zreiberr v., F. f. Feldmarichall-Lieutenant, Grcellenz, in Wien. Kollowrat-Liebfteinsfy, Franz Anton, Graf v., f. f. wirft. Kämmerer x. in Wien. Liebig, Zuftus Zreiherr v., geh. Rath und Profefor der Chemie an der Univerfität zu München. Mayer, Zofef, Ritter von Gravenegg, f. F. wirfl. geheim. Rath in Wien. Philipps, Georg, F. F. Hofrath und Profeffor, Mitglied der Faif. Akademie der Wiffenfchaften in Wien. Raufcher, Othmar Ritter von, Cardinal und Fürft-Erzbifchof, Eminen;z, in Wien. Nuffegger, Sofef, F. & Mintfterinlrath , Eorrefp. Mitglied der Faif. Afademie der Weffenichaften in Wien und Oberfifammergraf in Schemnik. TIhinnfeld, Ferdinand Ritter von, E. f. wirfl. geheim. Rath in Grag Thun, Leo Graf von, F. f. wirkt. geheim. Natb und Reicheratb in Wien. Unger Franz, Profeffor der Botanif an der f. f. Univerfität, Mit: glied der F. f. Akademie der Wiffenfchaften in Wien. Werner, Zofef Freiberr von, F. f. geb. Rath und Gefandter in Dresden. Ordentlide Mitglieder: Adamberger Heinrich, jub. F. f. Kabinets-Gourier in Wien. Aichinger Andreas, Pfarrvicar zu Wendling. Aihinger Zobann Ev., Gonfiftor. Rath, Direktor des f. f. Taub: ftummen = InftitutS ac. in Linz. Altenburger Camillo, 3. D., E. f. Polizei : Commiffär in Paflau. Altbau Alfred Graf von, F. f. Kämmerer. Arco : Valley Marimilian Graf von, fün. baier. Reichsrath 1. Arnetb Zofef Galafanz Ritter von, F. F. Regierungs-Rath, Direktor des ?. f, Münz: und Antifen Kabinetes in Wien. XXIX Herr Auer Alois Nitter von, ?. f. Hofratb, Direktor der f. f, Hof und Stantd- Druderei in Wien. Az Moriz, f. f. Post» Direktor in Linz. Appel Fanaz, f. F. Polizei » Commiffär in Linz. Bad Eduard Freiberr von, Sr. f. FE. apoftol. Majeftät wirklicher geheimer Nath. Bargezzi Ferdinand, F. f. Gymnafial - Profeffor in Linz. Barth » Barthenbeim Adolf Ludwig Graf von, 8. f. wirklicher Kämmerer und jub. Negierungsrath 2c. in Linz. Bartich FJofef, Gonfiftorial: Rath, Dehant und Pfarrer zu Penerbad. Bathyany » Strattmann Philipp Fürft von, Sr, faif. fün. apoftol. Majeftät geheimer Rath. Bayer Laurenz, Weltpriefter, Berefiziat am Spital- Benefizium in Schwannenftadt. Bergmann Garl, regul. Chorberr des Stiftes St. Florian. Bobleter Franz Kav., Hifturien » Maler zu Feldfirch. Borefh Ignaz, F. F. Ober : Landesgerichtsrath in Prag. Brandftetter Anton, emerit. F. F. Profeffor, Pfarrer zu Leonfelden. Brenner Jofef, Nitter v. Felsah, M. D., faif. Rath und Salinen- Arzt in Zihl. Brenner Auguft Graf von, F. f. wirklicher Kämmerer in Wien. Brefelmaier Johann, regul. Chorberr des Stiftes St. Florian. Dlahbufh P. Placidus, Prior des Gifterzienfer - Stiftes Hobenfurth. Chanowsty von Langendorf Franz Freiherr , Befiser von Niemtichit in Böhmen. Columbus Dominicus, M. D., Direktor des f. f. Oymnafiums in Linz. Danner Hermann, Buchhändler in Linz. Dolezal Georg, Obers-Ingenieur der 8. Elifabeth-Weftbahn in Wien. Dorfer Mord, Gonfiftorial:Natb, Abt des Gifterzienfer - Stiftes Wilhering. Drärler Philipp, Nitter von Garin, Hofrath und Kanzlei: Direktor des ?. £. Oberfthofmeifter - Antes in Wien. Drbal Mathias, Dr., Profeffor am F. f. Gymnafium in Linz. Drouot Victor, Buchdruderet » Befiter, Gemeinderath und Bürger: meifterd » Stellvertreter in Linz. Dürrnberger Johann Auguft, oberöfterr. Landichafts-Buchhalter in Linz. Duftihmid Johann, M. D. und Stadtarzt in Linz. Eberl Carl, Freiherr von, Dr. der Theologie, geiftliher Nath, Adminiitrator der Grminoritenkicche in Linz. Eberöberg Zulius, ?. f. Hauptmann und Profeffor an der F. f. Wiener : Neuftädter - Afademie. Edelbacher Zofef, F. F. Statthalterei » Sekretär in Linz. Eder Peter, Gapitular des Stiftes Schlägl, Profeffor am E. f. Gymnafium in Linz. XXX Herr Ehrlich Carl, Magifter der Pharmacie, Cuftos de3 Museum Fran- eisco -Carolinum in Linz. Gifelsberg Guido, Freiberr von, Beliter von Steinhaus. Engel Heinrich, Dr. der Theologie, emerit. F. ?. Brofeffor, Pfarrer zu Taisfirchen. Enzenhofer Michael, Weltpriefter, geiftlicher Rath, Subregend ded biihöfl. Seminärd in Linz. Effenwein Carl, Doftor der Medizin in Linz. Gurich Alexander, Buchdruderei - Befiker in Wien. Feifar Mathias, Dr. der Theologie, Profeffor am Fath. Progymma- fium in Dresden. Felldcer Sigismund, Gapitular und Gymnafial = Profeffor zu Krems- minfter. Feftorazzi Sofef, Privatier in Linz. Figuly von Sep, 3. U. D., Advofat und oberöfterr. Landed- Ausihuß in Linz. Fillnfößl Alois, Pfarrer zu Moosdorf. Fink Sofef, Buchhändler in Linz. Fint Michael, Schiffmeifter zu Braunau. Fint Vincenz, Buchhändler, Gemeinderath in Linz. Fisher Adolf, F. F. Statthalterei -Nath, Bezirfnmtsd » Vorftand in Schärding. Fisher Alois, f. F. oberöfterr. Statthalter in Penfion in Wien. Fifcher Georg von Nofenberg , penf. 8. f. Negierungs » Goneipift in Linz. Frank Sofef, Lehrer an der F. f. Ober - Realfchule in Linz. Franfl Ludwig Auguft, Doktor der Medizin in Wien. Srauengruber Paul, Weltpriefter, Provifor in spiritualibus zu &t. Stephan. Fririon WU. W., Fabrifs - Gejchäftsleiter in Haslach. Fritih Johann Ritter von, jubil. F. ?. Statthalterei-Rath in Salzburg. Gaisberger Sofef, emerit. E. F. Profeffor, geiftlicher Rath, regulirter Chorherrr und Dedantd » Stellvertreter zu St. Florian. Gallois Ludwig Edler von, Privat in Linz. Ganglmayr Auguft, Gapitular de3 Stiftes Schlägl, F. F. Profeffor am Gymnafium zu Linz. Gartenauer Pincenz, Handeldmann in Linz. Genczit Auguft Nitter von, Privatier in Linz. Geyer Dominif, Oberförfter in Eferding. Gilhofer Zanaz, Handeldmann in Linz. Gilm Hermann, Edler von Nofenegg, F. F. Statthalterei - Sefretär in Linz. Glar Heinrich, 8. F. Univerfitäts - Profeffor. Gleich SZofef, Markfcheider bei der . f. Berghauptmannichaft zu Zalathno in Siebenbürgen. » AÄXX Herr Grimus Karl, Ritter von Grimburg, f. f, Landeögericht3-Nath in Linz. » Gftattner Sofef, Privatier in Mondfee. » Guggeneder Georg, Gonfiftorial: Rath, Pfarrer zu Kalham. „ Haan Friedrid Freiherr von, F. F. GStatthalterei-Nath in Linz. „ Haaß Franz, Edler von Ehrenfeld, f. F. Finanz -Sefretär in Veit. „ Hand Zohann, Edler von Ehrenfeld, Gafjier der F. f. priv. erften Gifenbahn » Gefellfchaft in Linz. » Hans Johann, f. F. Statthalterei - Sekretär in Linz. „ Haas Zofef, F. F. Hauptzollamts » Obereinnehmer in Linz. „ Hagenaner Eugen, F. F. Bezirfögerichts » Adjunft in Linz. „ Hafner Jofef, Lithografie- Inhaber, Gemeinde - Rath in Linz. „ Hammer! Carl, Nealitäten-Befiter in Linz. „ Handel Zulius Freiherr von, F. f. Bezirks -Vorfteher in Linz. „ SHarrah Franz Graf von, Erlaubt, Sr. F. f. apoftol. Majeftät wirklicher Kämmerer und geheimer Rath, Gutöbefiter zu Afıhad. dran Harvard - Rorau Anna Gräfin von, Grlaucht, geb. Fürftin Lobkomiz, Sternfreuz » Ordensdame. Herr Hartmann Franz Ritter von, Präfes des f. F. Kreisgerichtes zu Wels. „ Hadlinger Erneft, Magifter der Pharmacie in Linz. „ Haslinger Quirin, Buchhändler in Linz. „ Heider Guftav, Afiftent der f. F. Akademie der Künfte in Wien. e Sn Guftav, herzogl. Sachfen-Koburg-Gotha’iher Forft-Geometer n Grein. „ Herftorfer Johann, akademischer Maler in Haslad. „ Herzog Jofef, F. F. Polizei » Ober » Gommiffär in Linz. „ Hiebel Michael, F. f. Steueramts » Offizial in Linz. » Hinterhofer Georg, Pfarrvicar zu Niederthalhein. „ Hinterhuber Rudolf, Apotheker zu Mondfee. „ SHirtenfeld, Dr., Redakteur der Militär « Zeitung. e Hod a dreiherr von, Seftiond= Chef im f. f. Finanz» Miniftertum in Wien. » Hörzinger Franz, Fabrifs - Inhaber in Linz. „ Hofer Johann, Dr., BE. Profeffor, Vorftand des F. £. phufifalifch: aftronomischen Hof-Gabinetes in Wien. „ Hofmayr Johann Nep., Dr., #. ?. penf. Hofarzt in Linz. n ger Johann Chriftian, wirklicher Gonfiftorial Rath, Pfarrer zu Pichl. “ JE in Gotthard, Gapitular und Oymnafial » Profeffor zu Krems: münfter. „ Hölzl Eduard, Buchhändler zu Olmüt. „ Holzleithner Rupert, emerit. f. f. Profeffor, Stift» Dedant und Pfarrer zu Neicheräberg. „ Honauer Franz, Fabrits- Inhaber, Präfident der oberöfter. Spar: faffe und Leibanftalt in Linz. XXX Herr Huber Johann, ?. f. Bezirfsamts - Adjunft in Neuhofen. Hübner Heinrich, Buchhändler in Leipzig. Huimann Garl, wirft. Hofconeipift im F. F. Oberfthofmarfähallamte in Wien. ZFanitfchet Ppilibert, Prior der PP. Barmberzigen in Linz. Ferdinand Maria Frei- und Panierherr von Imsland, Gutsbefiger in ginz. Käftner Adalbert, Staats: Telegrafift in der Adjutantur Gr. T. f. apoft. Majeftät in Wien. Kaim Eduard, Dr. 3, f. ?. Statthalterei-Nath in Linz. Kaifer Sofepb Maria, afndemifcher Künftler in Linz. Kaltenbrunner Garl, F. ?. Negierungsrath, Vice - Director der F. f. Hof und Staatödrudferei in Wien. Kaltenbrunner Franz, bürgl. Handelömann in Linz. Kaadler Wilhelm, Maler und Kupferftecher in Prag. Nitter von Kaft, Theodor, FE. F. Legationsrathp und Gutsbefiger zu Ghelöberg. Kepplmayr Sohann, Handlungs-Gaffter in Linz. Kerichbaum Zofepb, Mufterlehrer in Linz. Kifinger Alois, Doctor der Medizin in Obernberg. Klesheint, Freiherr von, Literat in Wien. Knörlein Anton, Med. Dr., f. F. Rath und Profeffor in Linz. Knorr Benedikt, F. f. Stantebuchhalter in Brünn. Kober 3. 2, Buchhändler in Prag. Kolbe FSohann, Fabriks » Beiger in Gmunden. Kohlendorfer Wolfgang P., Capitular und Subprior des Gtiftes Lambadı. Kraus Zohann Bapt., Ritter von, jubil. E. Ef, Landeögerichts - Präfi: dent in Linz. Kraus Johann Bapt., Rechnungsrath der E. FE. Hofbuchhaltung des Münz: und Bergwefens in Wien. Kreibig Eduard, Theater-Unternehmer in Linz. Kreil Carl, ?. £. Profeffor, Direktor der f. f. Gentral: Anftalt für Meteorologie und Erdmagnetismus in Wien. Kreil Franz Sales, Nitter von, jubil. f. f. Statthalterei-Vice-Prä- fivent in Linz. Kornberger, Redakteur in Peft. Kudelfa Zofeph, Dr., Profeffor am F. E Obergymnafium in Linz. Kyrle Zofef, Apotheker und Bürgermeifter zu Schärding. Lebihy Dominik, Abt des Stiftes Schlägl, Landeshauptmann von Ober Defterreich. Leuchtenberg von, E. F. penf. Hauptmann in Pifek. Lindemayr Carl, Weltpriefter, Pfarrer zu St. Martin im Innkreife, Sucht Mathias, Weltpriefter, Pfarrer zu Waizenkirchen. XXX Herr Luftig Fraz, Direftor der Madchenfchule in Budweis. Mandl Faurenz, regul. Chorherr von St. Florian, Pfarrer zu Wefen- dorf in Nieder - Oefterreich. Manhardt Mois, bürgl. Handelsmann in Linz. Martini Dr. von, Nedafteur der Grager Zeitung in Grab. Mafchte Zofeph, F. F. Gubernial-NRath im Penfion in Linz. Mattencloit Friedrich Freih. von, f. F. Oberlandes-Gerichtsrath in Wien. Mayer Ignaz, bürgl. Schifmeilter und Gemeinderath in Linz. Meiller Andreas, Edler von, Doktor, Archivar des E. F. Hause, Hof umd Stantd- Archives in Wien. j Met Johann, bürgl. Baumeifter in Linz. Mittendorfer Rudolph, Chirurg in Neuftift. Mittermayr Norbert P., geitl. Rath, Gapitular und Hofmeifter ded Stiftes Aremsminfter in Linz. Mofer Ferdinand, regul, Chorherr und Archivar im Stifte St. Florian. Mieze Alexander, Graf von, ER. Statthalterei-Nath in Brünn, Nebinger 3. E., Hundeldmann in Rinz. Neher Gabriel, Privatier in Linz. Netwald Zofeph, Doktor der Medizin, Dadearzt zu Hall. Niederhuber Anton, Weltpriefter, Pfarrer zu Siegertähaft. Obermayr Auguft, Antiquar in Wien. Oberleitner Franz, Weltpriefter, Gooperator zu Windiihgarften. Ozlberger Anton, vegul. Chorherr von St. Florian, f. f. Gymma- fial-Profeffor in Linz. Dettl Zohan, geiftl. Rath, Pfarrer zu Hohenzell. Vailler Wilhelm, Glerifer de3 Stiftes St. Florian. Pamesberger Marimilian, Doktor der Theologie und Profeffor an der theol, Lehranftalt in Linz. Paufinger Carl, Edler von, Defiker von Almegg. Panfinger Felix, Edler von, Befiger von Kogl. Peßler Nobert, Ritter von, FF. Finanzcommiffär in Wiener-Nenftadt. Pflügl Julius, Edler von, Dr. I, Hof: und Gerichte-Advofat in Linz. Plügl Wilhelm, Freiherr von, Minifterialrath und Schatmeifter des öfter. Fail. Sranz-Jofepp-Ordens in Wie. Mand Earl, Edler von Pandburg, Banquier umd Gemeinde-Nath in Linz. Prandel Auguft, Buchhändler in Wien. Prip Franz, vegul. Chorherr von St. Florian, emerit. Profefor, Gonfiftor. Nath und Pfarrer zu Wallerı. Pröll Ferdinand, F. F. Notar in Linz. Pröll Guftao, Doktor der Medizin, Badearzt in Gafteiı. Profhko Franz dor, D. I, f. F. Polizei-Oberfommiffär in Linz. Pummerer Anton, bürgl. Handelsmann, Präfident der Handelsfammer zu Linz. c Reslyuber Auguftin, Sr. £ apoftol, Majeftät Rath, Abt de8 Stiftes Kremsminfter, Namet derdinand, Gapitular deg Stiftes Schlägt, geiftlicher Kath, Dedant und Pfarrer su Rohrbach, Rapp Iofepp, IND, F£ f. jub, Guberiat-Natp in Iunsbru, Naßesberg Ludwig, Ehdler von, Öutshefiker zu Wartenbung, Raufcher Robert &, D, 27 Shranz-Procuratorg-Apjupt in Wien, Kayınond Jof., CH. >, Offizialim £ f. Oberftfämmerer-gme in Wien, Reichenbach; Garl, f. £ Skattbalterei-Narg m Slagenfurt, Reiter Fofef, vogul. Chorherr von St, Slortan, Doctor der Iheo: Riedl Michael, Doctor der Theologie, emerit. $ £ Profefor, Pfarrer in Neukirchen, Niepl Peter, regul, Chorperr von Et. Florian, Eh Symnafialgiro- Nösgen Aerander, Gefchäftsngent umd Öliter-Znfpector in ein. Rudigier dran; Sofeph, Bifchof u Binz. Rudolf Garl, Afiftent der 2? Sandes-Hauptfaffe in £inz. Ernft, Herzog yon Sachjen « Coburg - Gotga, defier or Öreinburg, Kreuzen md Zellhof. Saint-Zufien dranz, Graf von Gals, Befiger gu Wolfsegg. Santner Carl, SIufpeftor dog IE Strafhaufes in Garten, Sava Garl, Vice-Hofbuchhalter der £ £ Tabak: md Stämpel-Hof. buchaltung in Wien. Sazinger Eduard, bürgt. Handelsman, Öemeinde-Narp in Linz. Saringer Iofeph, jubil. oberöfterr. FOMdFCHEÄLE-Bıyfaffer in &inz. Chafflinger Georg, regulirter Chorherr von &t, ölorian, £ R, Öynnafial - Profefior in ein. Scheibelberger Örtedridh,, Gooperator zu Molfern, S chiedermayr Zohann Bapt., Doftor der Theologie, Dom : Derpant in Linz. Schiedermayr Carl, m. D., prov. 12. Vezirfsarzt in Kirchdorf. Schluga , öreiherr von, f. £ Landes + Chef in Klagenfurt, 7 Schmelzing eudwig, £ f. Kreis Negifteang in Steyr, Schinidegg dran; Graf von, f. £ wirft, Kämmerer in Gmunden. Schmidt Iofef, Marrer su Sandı. Schmidt Garl derdinand, Tu SOUND AU PER > Digefig, in Linz. Schmidtayer Carl Ritter von, Befiker von Ezelsdorf. Herr XXXV Schmus Carl, Sefretär der FE. f. Landwirtbichafts » Gefellfchaft in Oberöfterreih zu Linz. Schneider Eduard, F. f. Landesgericht? Rath in Ofen. Schöbl Auguftin, f. f. Minifterial: Rath in Wicı, Schropp Zofef, Domfcholafter, Stadtpfarrer von Binz. Schuppler Franz, Direktor der Flachsfpinnerei zu Stadl bei Lambad. Schwabenau Anton Ferdinand Nitter von, E £ Hofrath in Linz. Schwarzenberg Friedrich Firft von, GCardinal und dürft = Erzbifchof zu Prag. Schweigerd E. A, f. f. Genfurd : Beamte in Wien. Schweiger Leopold, Dr., Nedakteur in Wicı. Seeauer Wilhelm, Bürgermeifter in Zicht. Seiringer Alois, jubil. ftänd. Gegenhandler in Finz. Sennoner Adolf, Bibliothefar der f. f. geologijchen Reichs - Anftalt in Bien. Seyrl ranz, Gutsbefiger, oberöfterreichifcher Landes: Ausfhuß in Linz. Solterer Zofef, Gutsbefiter in Miühlwang. Spaun Zofef Freiherr von, jubil. f. F. Hofrath in Wien. Spurny Franz av, ff. Hofrath in Trieft. Starhemberg Camillo Fürft von, F. f. wir. Kämmerer in Finz. Starhbemberg Maria Fürftin von, Sternfreuzordens » Dame in Linz. Starhemberg Clara Gräfin von, Sternfrenzordeng - Dame zu Moor in Ungarn. Stauber Franz Kav., oberöft. Landfchafts - Regiftrater und Arhivar in Linz. Steinpaufer Johann, Sr. F. F. apoft. Majeftät Rath, zu Wilhering. Stiebar Johann Nep. Freiherr von, f. £. wirft. Kämmerer, jubil. f. f. Negierungsrath in Linz. Stifter Adalbert, F. f. Schulrath, Confervator der F. f. Gentral- Sommilfton für Erforfhung und Erhaltung der Baudenfmale in tin; Strobady Friedrih Edler von, & £ Statthalterei: Nath in Linz. Strobadb Zofef, F. f. Hofrath, Polizei » Ober s Direktor in Wien. Strobl Franz, Unterlehrer an der F. f. Normal : Hauptichule in Linz. Strnadt Julius, f. F. Bezivrfenmts - Aftuar in Venerbad. Stülz Jodof, Sr. faij. Fön. apoftol. Majeftät Rath, Propft und fateranifcher Abt des Stiftes St. Florian. Serbif Franz, Hörer der Nechtswiffenichaften in Wien. Ihurn und Taris ZJojef Graf von, Gutsbefiger zu Neuhaus. Trantmannsdorf Ferdinand Fürft von, F. F. wirft, Kämmerer ii Wieı. Tugzef Anton, F. . Statthalterei : Goncipift in tin;. Uri Fabian, Dokt. d. Med., Faif. Natb und Profeffor in Linz. Unfrehtöberg Eduard Ritter von, Dom + Capitular zu Olmük. Vanderbanf Franz, f. f. penf. Nittmeifter in Linz. AXXVI Herr Vemingen = Mfner Carl öreiherr von, Gutsbefiker zu Niegerting, n _ = Veyder- Malberg Srtedric reiherr vor. Vielguth derdinand, Privatier in Wels, Wadar Leopold, Abt dog Cifterzienfer - Stiftes Hobenfurtp, Wagner dran, £ £ Negierungs + Rath, Polizei - Diveftor in Linz. Weinberger Gottlieb, Dürger umd Gemeinderatp von Linz, Weishaupt Georg, oberöfterr, Sandfhafts - Negiftrant in Linz, Meif Viftor, Edler von Gtarfenfels, ££ Fegationg - Rath in Binz, Wefeli Garl, £ £ Minifterial - Beamter in Wien, Midter Georg, £ £ Poft = Direktor u Decenza, Miefer Carl, S. 1. D., Hof: md Gerichts - Apvofat, oberöfterr, be shauptmanns « Cteflpertrefg, in Linz. Wimmer Sofef, Buchdruderei - Befiker in Binz, Winter dranz, Nrkiguar » Buchhändler in nz. Wirmöberger gerdinand, oberöfterr, FMOfCHAFtE + Bupast,» Ofgjay in Linz. 3ipfer 6, A, Dr., Nrofefor zu Nenfohk in Ungarn, Aus der volksmässigen Veberlieferung der Heimat. Von P. Amand Baumgarten. l. Zur volksthümlichen Naturkunde. Mus, Jahr, Ber, XXI, 1 ri Kr ER ur - SE ErOR D3 Par Ein Landesmuseum setzt sich die Aufgabe, Kunde von Land und Leuten zu geben, in die Eigenthümlichkeit beider mit einem Blicke, welchen die Betrachtung des heimischen Wesens schärft, liebend einzudringen. Zu dem Ende werden Archive durch- forscht, Klima und Witterung beobachtet, Thier, Pflanze und Stein wissenschaftlich beschrieben oder in Sammlungen zum Augenschein vorgestellt. Waffen, Münzen und Geräthe, selbst einer grauen Vorzeit, in welcher längst dahin geschwundene Völker den hei- mischen Boden bewohnten, werden aus dem Staube der Verges- senheit hervorgezogen oder dem neidischen Schooss der Erde ent- rissen. Auch ‘Geist und Gemüth des Volkes, wie sie im Laufe der Zeit gewaltet und geschaffen haben, das edelste Erbe der ver- gangenen Geschlechter, wird der Gegenwart erhoben und der Zu- kunft gerettet, Geist und Gemüth des Volkes aber spricht auch, und zwar nicht selten in den innigsten Lauten, aus seinen Mythen ‚und Sagen, offenbart sich am vertraulichsten in Brauch und Sitte, Glauben und Meinung. Auch die Natur des Landes , Nationalität, Religion und Kirche, die eigenen Thaten und Schicksale der Be- wohner und die, an welchen sie, im Verband und Verkehre mit Stammesgenossen und Fremden, theil genommen haben, alles diess findet darin helleren oder dunkleren Ausdruck. Daher ist auch seit Jahren fast in allen deutschen Gauen das Bedürfnis er- wacht, die (Quelle volksmässiger Veberlieferung, welche die Un- gunst mehrer Jahrhunderte hatte versanden und von fremdem Ge- strüpp feindlich umwuchern lassen, wieder zu reinigen und, wenn auch nur mehr aus still und spärlich rieselnder Fluth, daraus Er- kenntniss des eigenen innersten Lebens des Volkes zu schöpfen, den poetischen Sinn desselben in seinem geheimen Wehn zu be- 4* 4 lauschen, in seine Kultur- und Sittengeschichte sich lebendiger zu vertiefen, sein Lachen und Jauchzen, sein Fürchten und Ban- gen, seine Liebe und seinen Zorn zu verstehen, seine Vorzüge und Tugenden zu achten und zu ehren, seine Irrthümer und Fehler aufzudecken und zu verurtheilen. Diesen Zweck suchen auch, obschon im bescheidenen Mass, die gegenwärtigen , und so Gott will, die künftigen Beiträge zu verfolgen. Ich nehme mit ihnen nur den Namen eines Sammlers in Anspruch. Es braucht wol nicht erst der Entschuldigung, wenn ein Sammler seine Zusam- menstellungen in zwangslos natürlicher Folge verknüpft und nur relative Vollständigkeit erreicht; sowie es sich leicht begreift, dass, wer sich einschlägigen Arbeiten in der gewählten Form N) unter- zieht, die Grenze nicht immer haarscharf logisch zu stecken ver- mag, mitunter an Wiederholungen streift, 2) oder doch bald vor- wärts, bald zurück zu weisen genöthiget wird. Wenn hin und wieder Erklärungen dem wissbegierigen Leser es andeuten, worin der Werth des volksmässig Ueberlieferten für die deutsche Mytho- logie besteht, ist es auch nur auf Andeutungen abgesehen. Den Vorwurf, was ich hier mittheile oder später mittheilen könne, stimme und werde mit dem im übrigen Deutschland bereits Auf- gefundenen im wesentlichen grosstheils übereinstimmen, fürchte ich nicht ernstlich. Einiges könnte doch unbekannt sein, dem schon bekannten wird nicht unwillkommene Bestätigung zu theil und je- denfalls dürfte meinen engeren Landsleuten damit ein Dienst ge- than werden. Zum Schluss danke ich allen Förderern der Sache, besonders meinem hochwürdigen Freund und Mitbruder P. Meinrad Haas, aus ganzem Herzen und ersuche sie und jeden, der es im Stande ist, um Gefälligkeit in neuen Mittheilungen! 1) Zu dieser Wahl trieb das Mass der Arbeitszeit. 2) Solche konnten besonders in I. aus dem Aufsatz: »Das Jahr und seine Tage, & &«, Programm des Kremsmünster Gymnasiums, 1860, nicht vermieden werden, da dieser absichtlich mitunter ausserhalb der selbst gezogenen Grenzen sich ergieng. — I. Zur volksthümliehen Naturkunde. A. Himmel und Erde. Re Erae , als Weltkörper. In einer beinahe schon gänzlich verschollenen Redensart heisst die Erde als Wohnplatz der Lebenden »Hehäberg« '), d. h. Höherberg. Aus dem Norden Deutschlands ist für das Todtenreich die Benennung »Nieden- berg, Unterberg« nachgewiesen. 2. Den Himmel (Steinerkirchen ?) stellt man sich als eine ungeheuere Hohlkugel vor und die Sterne als Lichtlein, welche Abends von den Seligen angezündet werden.. — °) Mit alt mythischen Zügen sogenannter Lügenproben berührt sich, was einst ein alter Bauer beim »Kindswerä« #) den Enkeln erzählte, Er gieng einmal aus und kam an ein Wasser; darin schwammen Enten. Nachdem er sich eine Zeit besonnen, fing und ') »A« vertritt in mundartlichen Ausdrücken hier immer das helle »a«; »”« deutet ein aus- oder abgefallenes »n«, »’« andere aus- oder abgefal- lene Laute an; »@a« ist das durch die Nase gesprochene »i« oder »ie«. 2) Ohne weiteren Beisatz, ein- für allemal Steinerkirchen im Traunviertl. ?) Nach der Edda waren alle Gestirne Feuerfunken, die in dem Luftraume herumflogen, bis ihnen die Götter Sitz und Gang anwiesen. Grimm, deutsch. Mythol. Il. 685. 4) Kinder wahren, ihrer warten. 6 rupfte er sie. Aus den Schwungfedern machte er sich Leiter- bäume, aus den Pflaumen Sprossen, und stieg so bis zur Himmels- thür hinauf. Da sie gerade offen stand, that er‘ schnell einen Blick in den Himmel hinein. Alles war voll Leute und unbeschreib- lich schön. Jedoch, als er bineingehen wollte, stiess der Wind die Thüre zu und warf seine Leiter um und zur Erde hinab. Zum Glück für ihn stand eine Fuhr »Maltär« vor der Himmelsthür und darauf lag ein »Säckl Kleubn«. !) Er knüpfte sich nun die »Kleubn« zusammen und erhielt so ein Seil, woran er sich wieder zur Erde hinab zu lassen vermochte. — »S’ Himmläftboa”«. Manche behaupten, es thue sich bis- weilen der Himmel auf, d. h, er thue sich so auseinander, dass man in den »leibhaftigen« Himmel hineinsebe. So hat sich der Himmel einmal einem alten, frommen Bauern aufgethan, als er an einem schönen Sommerabend nach Gewohnheit sein Abendgebet, im »Roa’garten« herumgehend, verrichtete. Er sah nemlieh eine unbeschreibliche Klarheit und Helle, die Sonne kam damit gar nieht in Vergleich, es blendete ihm fast die Augen. Doch dauerte der Anblick nur kurze Zeit; der Himmel that sich wieder zu, und es war sternhelle Nacht, wie zuvor. 3. Sonnenfinsternis. ?) Wenn sich die Sonne verfinstert (Altmünster), ist der Teufel mit ihr im Kampfe und sucht sie zu überwinden. Anderswo hiess oder heisst es, der Teufel will der Erde das Sonnenlicht nehmen und sucht zu dem Ende die Sonne zu verdecken; doch bringt er es nie völlig zu Stande. 1) Altmythische Züge sind die Enten, die Fuhr Malter und die Kleien. Die Enten sind Wolken; der Wolkenhimmel ist eine Mühle. Ein Kinderreim lautet: Ringer, ringer, reiher. Sän mär unser dreier, d’ Fischerl sänd im Weiher, d’ Anterl sand im Obersee, hupfn alle hoch in d’ Höh. Siehe später: »Feuer« und »Fisch.« — %) Die Verfinsterungen der Sonne und des Mondes gaben zu dem Mythus Anlass, dass sie von 2 Wölfen verfolgt würden, welche sie zu ver- schlingen drohten, Simrock, deutsche Mythologie, S. 24. 7 Nimmt man ein »Schäffl«e Wasser und stellt es so, dass die Sonne, während sie verfinstert wird, sich darin abspiegeln kann, sieht man diess genau. Bei einer Sonnenfinsternis (Steinerkirchen) will der Böse die Sonne »vätilling« '); schaut man in eine »Lakn«, so sieht man es, wie er damit »abhaust«. ?) Damit er nicht »überhand nehme«, müssen alle Geistliche , alle Mönche und Non- nen, während der ganzen Dauer der Sonnenfinsternis , fleissig beten. ®) Anderswo sagt man, dass der Teufel die Sonne prügele, oder auch, dass Sonne und Mond miteinander raufen. Häufig warnt man auch, während einer solchen Finsterniss Wasser zu holen und davon zu trinken. Durch eine Sonnenfinsternis (Stei- nerkirchen) wird Weid’ und Wasser vergiftet; man soll daher kein Wasser, weder für Vieh, noch für Leute, ins Haus holen und das Vieh nicht auf die Weide treiben, oder wenn es draussen wäre, unter Dach führen und so lange drinnen lassen, als die Finsternis dauert. — Wenn es zugleich regnet und die Sonne scheint, so prügelt der Teufel sein Weib. (Sehr häufig.) Wenn man (Unterach) am ÖOstersonntage vor Sonnenaufgang in der »Frei« auf dem »Hollerberge« ®) oben ist, sieht man 3 Sonnen aufgehen. 4. Mond, »Ma’, Ma’scher‘, Ae’lma’«. Der letztere Name scheint ehedem allgemeiner gewesen zu sein; er kommt jetzt fast nur mehr im Munde sehr alter Leute vor. Von dem roth auf- gehenden Monde sagt man: Er.ist »wiar & föoräs Rad«, oder & ') Vertilgen. 2) Zanken, Streiten, Schelten. >) Pillwein bringt in seinem bekannten Werke die Notiz bei, dass im J. 1706 bei Gelegenheit einer Sonnenfinsterniss im Innviertl noch öftent- liche Gebete angestellt wurden. 4) Die Namen selbst scheinen bedeutsam. Von dem Bollerberg glaubt man auch, dass er einst das Dorf Unterach, das weder durch Feuer, noch durch Wasser zerstört werden kann, in den See «hineintauche«. 8 foorärö Kugl«.. — Der Hof des Mondes sowol, als auch der Sonne nennt man »Rad oder Ring«. Ausser den »Neusonntagen« spricht das Volk auch von neuen Mittwochen und Freitagen. — Von dem Monde erzählte man einst im Mühlviertl den Kindern, dass man in ihm einen Holzhacker sehe, den er, der »Enlman«, einst verschluckt habe. Im Monde ist ein »Widhacker«, der an einem neuen Sonn- tag »Wid gehackt« hat. Er wurde zur Strafe hiefür mit Hacke, Stock, »Burt Wid« und Reisig dahin entrückt; bei Vollmond kann man dieses alles deutlich sehen. Er muss dort ewig verbleiben und »Wid hacken« bis zum jüngsten Tag. Im Kloster Lambach soll sich einst ein uraltes Bild befunden haben , welches ein Weib mit umgedrehtem Kopf oder Hals, bei Mondschein am Rocken sitzend, darstellte. Ein Zusatz ') erklärte, es sei diess geschehen, weil sie Donnerstag Nachts gesponnen habe. Den scheinenden Mond (Steinerkirchen) soll man nicht zu lange anschauen, noch weniger bei seinem Lichte arbeiten; sonst wird man in den Mond »verzuckt«. ?) Man hüthet sich auch, aus einer Schüs- sel zu essen, in welche der Mond scheint; dem Unvorsichtigen schwillt der Bauch auf, oder er bekommt, hat den »Mondschein«, 3) ?) Dieser Zusatz scheint so gut als die Einschiebung des neuen Sonntags (oben) aus einer Zeit zu stammen, wo man genöthigt war, bereits un- verständlich Gewordenes sich neu zu erklären. Doch weist selbst der neue Sonntag auf Verbindung mit dem Monde hin. — ?2) Hiemit ist die unmittelbar vorausgegangene Erklärung gerechtfertigt und die Ansicht Simrock’s, d. Myth., S. 24, begründet, die Sage von dem Manne im Monde hänge mit der alten Heiligkeit des Mondscheines zu- — sammen. Wol darum haben auch die Messer , in deren Klingen 5 oder 9 Mondscheine eingegraben sind, besonderen Werth. Dass neben den Monden eben so viele (christliche) Kreuze eingezeichnet sind, spricht eben für die heidnische Anschauung von der Heiligkeit des Mond- scheines. ®) Diese Anschwellung, »der Mondschein» steigert und mindert sich mit zu - oder abnehmendem Monde. 9 Von Speis und Trank, welche der Mond bescheint, (Steinerkirchen) soll man nicht geniessen; man wird sonst »mondscheinig«e. — Auch in der Viechtau wusste man vor Zeiten von einem Mann im Monde, der Reisig mache, um damit Abends die Sterne anzuzünden. Eine vielleicht nur den Viechtauern eigene Vorstel- lung war es, dass sie von dem Monde, war er unter Tags sicht- bar, sagten, er komme aus dem Bade und trockene sich, und wenn er sich verfinstere, so schliefe er aus dem Wams und lege ein neues an. (Steinerkirchen und Umgebung.) Der Neumond heisst der »jungö Man«, der abnehmende aber der »altö Man«. Der junge und alte Man treten bei vielen Verriehtungen und Arbeiten be- stimmend auf. Ackern, Säen, Dreschen, werden nur im alten, andere, z. B. Mähen, nur im jungen Man vorgenommen. — 5. Sterne. Das Sternbild des grossen Bären heisst der »Hörwagng«, die 3 abstehenden Sterne die »Deichsel« und der kleine Stern über dem mittelsten in der Deichsel das »Reiterl«. Auch die Milchstrasse hört man den »Hörweg« !) nennen. Sie heisst auch die »Himmels-« und in Steinerkirchen die »Romstrasse«,?) und man erklärt diesen Namen damit, dass, wer ihr nachgeht,, geraden Wegs nach Rom kommt. — Eine mit den Schwänken, deren Gegenstand der heil, Petrus geworden ist, verknüpfte Erzählung lautet, dass der Herr einst, als er mit Petrus auf Erden wallte, nach einer Milchsuppe verlangt habe. Voller Hast lief Petrus (darnach; aber, indem er sich nicht vorsah, !) Heerwagen und Heerweg. ®) Nachdem (Wolfg Wenzel in der Germania, VI., 2) die uralte, aus Asien stammende Vorstelluug, dass die Seelen aus dem Himmel auf dem Wege der Milchstrasse zur Erde herabkommen , auch für die d. Myth. nachge- wiesen ist, drängt sich unwillkürlich die Frage auf, ob mit der Benen- nung «Romstrasse» nicht auch die Redensart inn Zusammenhang sei, dass die Wöchnerinnen nach Rom reisen ? ‚40 geschah es, dass er auf dem Rückweg stolperte und von der Milch ausgoss. So entstand die Milchstrasse. !) Zu den Gestirnen, welche bei uns volksthümliche Namen haben, gehören auch 3 Sterne im Orion, der »Petersstab« oder »Petersstaffel«e ?) genannt. — In steruhellen Nächten soll man nicht zu Jange zum Himmel aufschauen; denn würde man zufällig seines eigenen Sternes ansich- ig, man stürzte todt zu Boden nieder. (Kremsmünster ). — Wenn du Nachts gehest, verlautete es einst in Altmünster, und das Firmament anschauest, sollst du ja nicht die Sterne zäh- len; denn jeder Mensch hat seinen Stern, und wenn du zufällig den Deinen mitzählst, so bist du todt. — (Steinerkirchen). Wer seinen Stern zählt, auf den fällt er nieder und verbrennt ihn. — Mit dem astrologischen Glauben, der nieht nur in Palästen, sondern auch in Hütten Eingang gefunden hatte, hbiengen die »Planetenbüchlein« zusammer, welche eines hohen Ansehens unter dem Volke genossen, und auf die noch manche verbreitete Meinung, z. B. dass die im Zeiehen des Widders gebornen Kinder nicht reich werden, zurückzuführen ist. Sie geben die Art und das Wesen der Planeten an, ob sie hitziger oder kälter, trocke- ner oder feuchter Natur seien, welchen Göttern der Alten sie heilig waren, welche Thiere, Pflanzen und Steine, Organe und Glieder des menschlichen Körpers, Farben und Zahlen, Anlagen und Triebe ihnen glerehsam zugehören, und daraus wird Charakter und Geschick dessen prophezeit, der unter diesem oder jenem Planeten geboren ist. Von den Planeten gehen diese Büchlein über zu den Monaten und offenbaren, mit Hinsicht auf die Zeichen des Thierkreises u. dgl., was für Speisen und Getränke naclı 9) Here, die Gemahlin des Zeus, zornig über den ihrer Brust untergelegten Hermes oder Herakles, bildete durch ihre am Himmel verspritzte Milch einen weiss glänzenden Kreis. 2) In Skandinavien, einst Spindel der Frigga; mithin Uebertragung der heid- nischen Spindel auf den heil. Apostel. Grimm d. Mylh. II., 690. Bien 11 Monat und Tag die gesündesten seien, welche Arbeiten und Er- götzungen nach Monat und Tag dem Menschen am meisten ent- sprächen. Den Schluss machen gewöhnlich einige »Praxika«, Mittel, zu erfahren, wer von zwei Eheleuten zuerst stirbt, wie viele Kinder ein Ehepaar bekommt und dgl. Selten fehlt die Mahnung, auf die wahren Sprüche, welche darin enthalten seien, wol zu achten und sich in seinem Thun und Lassen genau darnach zu richten. 6. Komet, »Kumöt, Kumötste'n«. Sie wurden und werden noch als Vorboten drohender Landplagen angesehen. Den Schweif nennt das Volk einen »brennenden Besen oder Schaub«, eine »Ruetn«, ein »feuriges Schwert«; es sieht in ihm eine »Zuchtruthe«, welehe Gott den Menschen vorläufig zeigt, um sie zur Bekehrung aufzufor- dern. Besonders deutet ein Komet Krieg an, der ohnediess, wenn er länger währt, die übrigen Landplagen, »grosses Sterben«, Miss- wachs, Theuerung und Hunger mit sich führt. Mitunter werden diese Plagen nicht nebenbei, sondern ausdrücklich und auch un- abhängig vom Kriege, aus der Erscheinung des Kometen vorge- deutet. Auch ist die Richtung des Schweifes bedeutsam. Von ein Paar Kometen, welche in den Kriegsjahren am Ende des vo- rigen und zu Anfang dieses Jahrhunderts erschienen, erzählten alte Bauern, dass der erste sein Schwert übers Reich und über Oesterreich gerichtet habe und es daher im Krieg immer schlechter gegangen sei, der letzte aber (wol der vom Jahre 1811) habe seine »Rueln« übers Frankreich hingehalten; von da an seien »die Unsern allweil vorgeruckte«. Die Jahre 1858 und 1859 führten diesem Glauben neue Bestätigung zu. Nicht selten trifft man den Vergleich mit einem | »Wiesbaume«. Der Stern, dem die heiligen 3 Könige »nachzo- gen«, ist nach alten Weihnachtsliedern ein Komet gewesen, Ein Hirt sagt davon: Wierä Wisbäm is ä gwösn, Abä zodät umädum , Han oft vo” Komötn glösn, Dös wär halt & woldäs Drum. — 12 7. Nordlicht, »4 Liechtn oder 4 Retns am Himmel. In ihr sieht das Volk ebenfalls ein »Himmelzoachä«, das ıhm einen sehr blutigen Krieg, ein entsetzliches Blutbad verkündigt, das Gott in naher Zukunft unter den sündigen Menschen anrichten werde. Die Röthe ist das ın Strömen fliessende Blut, die einzeln oder mehrfach aufschiessenden Strahlen oder Strahlenbündel sind das göttliche Racheschwert. Dabei sind Bewegung und Fortschritt be- deutsam. Das in der Charwoche des Jahres 1859 beobachtete Nordlicht schritt in seinem Ausgange von Nordwest gegen Nord- ost vor, und bald darauf brach von Westen her der Krieg mit Frankreich aus. Eine verwiltwete Söldnerin, Mutter melırerer mi- litärfäbiger Söhne, kam damals weinend zur Nachbarin und klagte : »Das wird halt me’ ä Bluatbad a’zoagn; väleicht is insä Bluat ä da scha” däbä« ! 8. Sternschnuppen, »Ste'nreispän«. Sie sind die nochı glühenden »Reispn« ') von den Sternlichtern. In der Viechtau galten sie als die abgebrannten Dochte, welche der Mond auf dem Wege durchs Firmament zur Erde herabwirft. — Was man sich, während man eine Sternschnuppe fallen sieht, wünscht, das geht ın Erfüllung. In Steinerkirchen heisst es: kann man während des Falles einer Sternschnuppe 3mal sagen: ich wünsche mir den Himmel, so kommt man gewiss hinein. Demjenigen, welcher auf der »Los steht«, verkündet eine Sternschnuppe den Tod eines gekrönten Hauptes. — 9, Regenbogen. Wo seine beiden Enden auf der Erde auf- stehen, dort findet man einen Schatz. Oder: wo ein Regenbogen »niedergeht«, (Buchkirchen), liegt ein »Heort«.?) — !) Unter «Reispn» versteht das Volk eine dünne, in verschiedenen Win- dungen sich zusammendrehende Kohle, welche beim Brennen von Kinn- spänen sich bildet. Auch sie ist nach ihrer Form mehrfach vorbedeut- sam, in Bezug auf Leben und Tod, Heirat, Besuch u. dgl. ?2) Hort. Das lange »o« lautet diphthongisch und zwar wie &o, der Um- laut von ö = &o ist »&«. — 13 Sagt jemand, dort seh’ ich einen Regenbogen , so ärgert sich über das der Teufel und sucht in nachzumachen; es gelingt ihm jedoch nie völlig, daher erscheint oft ein zweiter (Neben- Regenbogen), der aber stets blasser und wässeriger aussieht. — Spricht man aber, da ist ein Himmelsring, so ist des Teufels Kunst aus, und es kommt kein zweiter Regenbogen zu Stande Der Regenbogen heisst daher überhaupt recht oft »Himm els- ringe. ') (Buelikirehen, Hausruckviertl.) Der Regenbogen ist die Strasse, auf welcher die in der Schlacht gefallenen Soldaten in den Him- mel einziehen. ?) Redensarten und Räthsel. 1 —- 8 betreffend. Oan s' blauö van Himel ghoassn; abä äfhi'steigng kan ä sih sölbä. Der Himmel »is volä Geigng,« d.h. es herrscht die höchste Freude, Lustigkeit. — Bän eäm is gleih ön Himel dä Bo’'m aus, d. h. ihn bringt alles, jede Kleinigkeit gleich aus aller Fassung. 9) — Bei Sonne und Mond speisen oder »sich d’ Sun ön Magng schein lassn«, heisst fasten müssen, hungern. — Es »scheit mä Sun & !) Schon in dem Namen bricht die Vorstellung eines im Gewitter geschmie- deten Kleinodes durch. — 2) Von den Soldaten, welche in der Schlacht fallen, sagt das Volk auch, dass sie »vom Mund auf«e in den Himmel kommen. Odhin nimmt alle vom Beginne der Welt auf der Walstätte gefallenen Helden zu Kindern an; sie gehen in Valhöll ein, in den Aufenthalt und die Wonne der Götter. Der Regenbogen nimmt aber die Edda für eine himmlische Brücke, »Bifröst,« die bebende Strecke und lässt über sie die Götter wandeln. Grimm, d. Myth. II., S. 69& und 778. | Die erste der zuletzt angeführten zwei Redensarten gebraucht in einem oberösterreichischen Weihnachtslied ein Hirt von dem Sang und Klang der himmlischen Scharen bei der Geburt des Herrn. In einem andern Lied erklärt sich einer der Hirten damit, dass »am Himmel gen gwis dä Bo’m durih gfaln« ist, Das Herumfliegen der Engel in den Lüften 28. W. 14 nu’ & mal. — Koan Ste'n nöd ham. — An Sten treibn, ') — Es geht was durchs Heu und rauscht nicht. Die Sonne, — Es geht was durch den Bach und wird nicht nass. Die Sonne, — Was ist das? S’ ist schon, seit die Welt steht, und ist doch noch kein Jar alt. Der Mond, weil er immer neu wird. — Heoh erhabv, noö gebarn, und wird koa” Jar nöd alt. Der Mond. — Heoch erhabn, krump gebarn, wunderlich erschaffa. Der Regen- bogen. — B. Die 4 Elemente. Die Seelen der Verstorbenen, hiess es vor alten Zeiten in der Viechlau, kehren in Feuer, Wasser, Luft und Erde zurück ; ist nun die Zahl der in die Elemente zurückgekehrten bösen Seelen grösser als die der guten, so entstehen wildes Feuer (Blitz), Ueber- schwemmungen, Stürme, Misswachs und Krankheiten. ?) a) Feuer. 1. Füttern des Feuers. ?) Wenn die Hausmutter kochte, gab sie auch dem Feuer seine Speise; oft sagte sie dabei: »Feu- erl, Feuerl, da hast ä& dein Sach, An anders mal 4 widä dein Sach recht mach.«e Beim Krapfenbacken ?) (Kremsmünster ) warf die Bäuerin einen kleinen, eigens hiezu geformten Krapfen, ge- wöhnlich den ersten oder letzten, ins Feuer, damit es nicht »aufs 1) Vielleicht von den »Sternsingern« herrührend. — 2) Gewöhnlich wurde die Seele nur als Lufthauch oder Blitzfunke gedacht. 3) Das erste Feuer auf Erden ist Blitzfeuer. Der Donner- und Blitzgott auch Feuer- und Heerdgott. Auch das erste Schadenfeuer ist Blitzfeuer. Diese auf uraltem Glauben ruhenden Anschauungen sind als massgebende festzuhalten. — 4) Ein aus Germteig in Schmalz gebackener, flachrunder Kuchen, mit einer braunen Rinde, die in der Mitte des Randes mit einem blässeren Reif- chen oder Ringe geziert sein soll. 15 Dach laufe«e und Haus und Hof verzehre. Es geschah oft mit dem Spruche: »Feuerl, Feuerl, da hast dein Lon, än andersmal bach 4 widä schon’. ') Ein alter Mann (Kremsmünster, auch Ke- “ maten) erzählte vor Jahren, er habe einst Nachts 2 Heerdfeuer mit einander reden gehört, und das eine habe bitter geklagt, dass die Hausfrau gar so »klueg« sei und ihm gar nichts mehr ver- günne; wenn sie es aber noch eine Zeit so fortmache, werde es »wild werden und aufs Dach laufene. Auch Mehl und Gries warf man ins Feuer, damit es nicht »ausfahre«, So oft aus Schmalz gebacken wird, wirft man das erste ferlige Stück ins Feuer, aber wie man sagt, zu dem Ende, dass die armen Seelen ?) im Fege- feuer etwas zu zehren hätten. Die Bäuerin, welche Krapfen bäckt, (Wartberg, Traunviertl) wirft den ersten ins Feuer, in der guten Meinung, Gott ein Opfer für die armen Seelen darzubringen, Hie und da ward das Feuer dreimal im Jahre insbesondere »gefüttert«, zu Weihnachten, Ostern und Pfingsten. Wenn nem- lich die »Störie gebacken wurde (Klaus), so buk man, zugleich mit ihr, auch einen kleinen Laib, den man in 3 Theile brach ; mit einem fütterte man das Feuer am heil, Abend, mit den übri- gen an den Abenden vor dem ÖOster- und Pfingstsonntage,, indem man dabei j@desmal das Wort Amen ausprach. Dieses Brot hiess dann auch das »Feuerbrot«, Am Schluss sei noch bemerkt, dass selbst Hausmütter, welche das Feuer sonst nicht zu füttern pflegten, es dennoch niemals unterliessen, wenn sie die Störi oder die Faschingkrapfen 3) buken. 1) Schön. 2) Die armen Seelen traten hier wol zunächst oder unmittelbar nur an die Stelle elbischer Wesen, Hausgeister, welche dem Menschen hold waren, allerlei Dienste thaten und dafür mit Ueberresten von Speise und Trank bedacht wurden. — Rührend ist übrigens im Gegensatze zu dem Ver- halten so vieler Gebildeten die Pietät des Volkes gegen die Abgestorbenen. ®) Beide erweisen sich auch hiedurch als alte » Festgebäcke«e. Das Backen auf dem Heerd oder im Backofen, besonders das »Krapfenbacken, « 16 N 2. Das Feuer »singt.« Heerd und arme Seelen. Wenn das Feuer »singt«, !) entsteht bald ein Brand; eine andere Deutung lässt es mit einem Verdruss abgehen. Man wirft zur Abwendung Salz hinein. Andere erklären dieses Singen als Weh- klage der armen Seelen und meinen, das Salz erleichtere ihre Qual, (Mühlviertl) Eine Magd hatte Nachts etwas im Hofe zu thun und musste auf dem Wege dahin durch die Küche. Da lag auf dem Heerd ein Haufen glühender Kohlen und darauf sass eine arme Seele. Hätte die Magd Brosamen in die Gluth ge- worfen, wäre die arme Seele erlöst gewesen (Steinerkirchen). — Wenn der »Dreifuss«, ?) nachdem schon abgekocht ist, über dem Feuer stehen bleibt, müssen die armen Seelen darauf sitzen und wurde als ein Abbild des himmlischen Backens angesehen. Der Gewilter- heerd buk Segen und Fruchtbarkeit. Um unter einem gleich vom Mahlen zu reden, der Wolkenhimmel ward als Mühle, die Erzeugung des Wetters, besonders des Gewitters, als Mahlen vorgestellt. So kamen Mahlen und Backen auch in Bezie- hung zu Leben und Erzeugung des Menschen. Das Volk spricht noch scherzend von einer Pelzmühle, wo man die alten Weiher jung mahlt. Kinderreim: »Müllner, Müllner, Säckärl, Is der Müllner nit z’ Haus, s’ Riegerl vor, s’ Schloss vor, Werfmä Säckärl unters Thor.« Dabei legen die 2, die gesprochen und das Kind an Kopf und Füssen hin - und hergeschwenkt haben, es nieder. Zu solehen und ähnlichen Auffas- sungen, welehe manches erklären, regen besonders die Werke »die Götterwelt der deutschen und nordischen Völker von Mannhardt und der Ursprung der Mythologie von Schwartz« an. !) So heisst ein eigenthümliches Tönen aus der wehenden Flamme. Schon die Griechen sagten beim Knistern der Flamme, Hefaistos oder Hestia lache. Die Kobolde, die himmlischen Feuergeister der deutschen Mythe, lachen ebenfalls. Hier weinen sie, weil sie in der Vorstellung sich zu armen Seelen wandelten. — ?) Der Dreifuss ist ein alt heiliges Geräthe, welches ebenfalls mit Gewitter und Blitz in Verbindung steht. Ueberdiess tritt der Blitz selbst, nach uralter Auffassung, sehr oft mit der Zahl 3 in Verbindung. — 17 Qual leiden. (Häufig) — Einst nannte man an der armen Seelen statt auch »unsere liebe Frau«. !) 3..Heil. Florian Feuerspatron. Als »sonderbarer« ?) Patron vor Feuersgefahr wird allgemein ein Landesheiliger , der heil. Florian, verehrt. Man findet ihn häufig abgebildet, wie er aus einem vollen »Schäffl« Wasser auf ein brennendes Haus giesst, in der andern Hand hält er eine Ritterlanze, von deren Spitze ein rothes Fähnlein in die Lüfte weht; mitunter zeigt dieses auch ein weisses Kreuz oder einen weissen Streifen im rothen Felde, so dass es an die österreichischen Landesfarben gemahnt. — Damit hängt es wol auch zusammen, dass man wünscht , am Florianitag ?) möge es wenigstens etwas regnen, damit es das Jahr durch wenig »Brunsten« gebe. — Es ward auch an diesem ') Diess weist noch stärker auf die alte Heiligkeit des Heerdes zurück. Wenn jemand aus einem Nachbarhause Feuer holt, so wird ihm, wenn er fort ist, zuweilen Wasser nachgeschüttet, weil es nicht gut ist, vom Heerd Feuer wegzugeben. — Siehe auch Wasser, 1. — Besonderer , besonders mächtiger. ®) Er fällt auf den 4. Mai. An Frühling und Blühen gemahnt schon der Name des Heiligen. Diess und das obenbeschriebene Fähnlein an der Lanze, so wie dass er in die Fluthen der Ens gestürzt wurde und meh- rere Züge aus seiner Legende (siehe später »Ochs«), alles zusammen bewirkte, dass er zum Feuerpatron, zunächst wol zum Patron gegen das Blitzfeuer, wurde. Das Feuer nennt man noch das rothe Fähnl, noch sagt man, es giesst, als wenn man’s aus »Schäffeln« schüttete. » — In einern zwar komischen aber echt volksmässigen Liede heisst Er der »feurige Mann«, der »Häuser anzünden und verschonen kann«, Seine Abbildungen, natursymbolisch gedeutet, bezeichnen also den dem Blitze nachrauschenden Gewitterregen, Damit ist die Existenz und Geschichte des heil. Märtyrers nicht im mindesten angetastet, eben so wenig das fromme Vertrauen auf die Fürbitte der Heiligen. Nicht einer Vergötte- rung der Heiligen, nur der Anlehnung der alten Götter an die ältesten Heiligen, besonders Landesheilige, gibt dieses und anderes Zeugniss. Treffend spricht hierüber J. W. Wolf (Joannes Laieus) in der Vorrede zu den Beiträgen zur d. Mythol. S. XI. & — Mus, Jahr, Ber. XXIL 2 18 Tage (Steinhaus) einst im ganzen Hause kein Feuer gemacht, oder man »feuerte« doch erst um 9 Uhr »an«, damit daselbst das Jahr über »kein Feuer auskomme«. In einigen, andere sagen, in 3 Bauernhöfen in der Umgebung von St. Florian wird an dem Feste des Heiligen kein Feuer gemacht, ja nicht einmal ein Licht angezündet, bis jemand aus den 3 Häusern dem Heiligen in St, Florian das »Opfer gebracht hat.« — 4. Anzeichen eines Brandes. Wenn die Kirchenuhr unmittelbar nacheinander länger fortschlägt, gilt es im Mühlviertl als ein Anzeichen, und man besorgt eine Feuersbrunst. — Schon zweimal glaubten die Bewohner einer Ortschaft (Inn- viert), das Nachbardorf stehe in »helliehten« Flammen und liefen fort, um löschen zu helfen; bald darauf aber brannte wirklich daselbst ein Haus ab, und das ganze Dorf stand ın der äussersten Gefahr. Dem ersten Hause folgte in kurzer Frist ein zweites. — Im Traunviertl besorgt man einen Brand, wenn sich in dem Hause »Zwiebrände«, d. h. Späne, welche an beiden Enden an- gebrannt sind, befinden. — ') Wenn die Hennen kräben, so krähen sie um Feuer. (Buch- kirehen.) — 5. Unglück mit Feuer. Wer kein Sonnenwendefeuer brennt, der hat Unstern mit dem Feuer. Auch der hat damit Unglück, welcher am Himmel- fahrts-, Pfingstsonn - und Frohnleichnamstage bleicht, — Wenn man einen Krebs in das Haus bringt, so brennt dieses ab. — Wenn eine Ente (Altmünster) auf den Eiern sitzt und es fällt nur ein Junges aus, soll man dieses beileibe nicht am Leben lassen. Denn geht eine solche Ente 9mal ums Haus, brennt dieses ab. 1) Das erste deute ich als ein Vorbild des himmlischen Donners, das an- dere als das des lodernden Blitzes. Auch der Zwiebrand ist mir ein irdisches Abbild des himmlischen, des Blitzes. — 19 Dasselbe geschieht auch, wenn Thiere, welche mehrere Jungen auf einmal gebären, z. B. Katzen und Schweine, nur eines werfen. Ein solches muss man alsogleich ersäufen; denn bliebe es am Leben, so müsste das Haus abbrennen, sobald es 9mal um dasselbe gelaufen. — !) Verbrennt bei einer Feuersbrunst ein Hund, ?) so brennt das Haus in sieben Jahren zum zweiten Male ab, — (Steinerkirchen.) Wenn bei einer Brunst Hund oder Katze verbrennen, darf und soll das Haus und zwar, ohne dass die »Herrschaft« etwas »drein- zureden« hat, auf einem andern Platze neu aufgeführt werden. ®) Unglück mit dem Feuer kann auch der haben, über dessen Haus ein »feuriger Drache« fliegt; solches hat gewis einmal, früber oder später der, dessen Haus einen »Feuerbaum« hat. Der feurige Drache ist wie ein Vogel gestaltet, aber der Leib ist eitel Feuer; der Schweif ist so lange, als ein Wiesbaum, und ebenfalls von Feuer ; das Thier speit auch Feuer aus, und wenn diess »Gespei« auf Häuser fällt, so brennen sie ab. Man pflegt daher, sieht man einen fliegen, zu beten und das heil. Kreuz zu machen, Ein soleher Drache aber lässt sich nur ganz kurze Zeit sehen; sein Flug ist -auch oft von Saus und Braus begleitet, (Traun - und Hausruckviertel.) — 1) Ente, Katze und Schwein stehen (siehe später »Thiere«) mit Gewitter und Blitz in Verbindung. Der Krebs, der gesotten roth wird, ist der vorher dunkle, aber im Blitzfeuer geröthete Himmel. Aus dem »ein« erklärte man sich später das, wofür man keinen Grund mehr einsah. Was die Zahl 9 betrifft, siehe » Gewitter. 1.« ?2) Nebenbei sei aufmerksam gemacht, wie derlei Meinungen hin und wieder ohne darin etwa ihren Ausgangspunkt zu haben, Mitleid, auch gegen das Thier, beförderten. Der arme Kettenhund, obwol an ihm kein be- sonderer Werth liegt, soll auch gerettet werden; Schaden hat, wer seiner vergisst, 3) Wie der Donnerkeil (siehe später) nach 7 Jahren an eben derselben "Stelle wieder zum Vorschein kommt, eben so Hunde und Katzen, welche Bilder von Sturm und Blitz sind; aber als Feuer, ursprünglich Blitzfeuer, selbst, — 2% 20 Gegen Sonnenuntergang (Innviertl) fliegt oft ein Drache über die Dörfer, mit einem Hundskopfe, breiten Flügeln und einem feurigen Schweife. Streift er damit an einem Dachfirst an, so fallen Funken ab, und das Haus fängt an zu brennen. !) Feuerbaum. ?) (Häufig). Wenn der Blitz in einen Baum schlägt, verscherikt man das ganze Holz. Verwendet der Eigen- thümer auch nur etwas davon für sein Haus, um z. B. Dach oder Thür damit auszuflieken, schlägt der Blitz in eben dieses Stück ein, und das Haus brennt ab. In einem fremden Hause aber bringt es, wie immer verwendet, keinen Schaden, — Als einst (Kremsmünster) ein Bauernhof abbrannte, und der Besitzer der Ursache des Brandes durchaus nicht auf die Spur zu kommen vermochte, auch Brandlegung war nicht anzunehmen, gelangte er endlich zu dem Ergebniss, dem »Feuerbaum seine Zeit sei aus gewesen.« In Windischgarsten heisst es in gleichem Sinne: »das Holz hat ausgedient.« — Ein Feuerbaum (Steinerkirchen) wird nach 32 3) Jaren von selbst brennend ; 2 dürfen die Zimmerleute bei einem Hausbau ') Der feurige Drache ist ursprünglich der Gewitterdrache, ein Naturbild des Gewitters. Er, dessen Nahrung nur Erz war, das in seiner Gluth zu reinem Golde schmolz, der Getreidesegen und Fruchtbarkeit brachte, ist uns hier nur mehr als feuergefährlich bewahrt. Doch weisen auf seine ursprüngliche Art der feurige Schweif hin, die breiten Flügel und der Hundskopf. Der Sturm, Hund, ist mit dem Gewitter verbunden, er geht ihm unmittelbar voran. Das Gespei war Gold; feurig heisst es noch. Wie der Gewitterdrache am Himmal Gold spie, speit die Kröte (siehe später) der Hexe im Schmalzkübel Schmalz. — ?) Der Feuerbaum scheint mir ein Abbild des himmlischen Wetterbaums , der baumähnlichen Gewitterwolke, welche den Blitz, das Feuer, in sich birgt. Siehe später (Pflanzen) die verschiedenen Donnerkräuter oder Sträuche & — 5 ®) Darf man an die Zahl 530, mit der sich hin und wieder noch die zwei verbindet, denken, und zwar als an die Zahl, welche den Ablauf der Verjährung bestimmte ? Unfug und. Unmasse, hiess es im Mittelalter, dauern keine, also höchstens 50 Jare. — 21 zur Seite schieben, den dritten aber müssen sie einlegen. Erst, wenn er einige Zeit liegt, darf man daran denken, ihn wieder auszunehmen, — Zimmerleute (Kremsmünster) erkennen einen Feuerbaum daran, dass beim Behauen Funken »herausspritzen ;« sie können solche Stämme ausscheiden, aber nicht mehr als drei. *) Ist unter dem Bauholz ein vierter, schlägt auch die Axt keine Funken mehr heraus, und es ist dem Haus einmal beschaffen, einen Feuerbaum zu haben. Nicht jedes Haus hat einen Feuerbaum ; das aber einen solehen hat, muss einmal, zu seiner Zeit, abbrennen. — Für einen Feuerbaum hält man in der Grünau einen Baum, den der Blitz getroffen hat, ohne ihn bedeutend zu beschä- digen, abzubrechen oder gar zu zersplittern. Um Kremsmünster meint man, dass manche Bäume überhaupt Feuer in sich bergen, das nach einer bestimmten Anzahl von Jahren, welche aber niemand weiss, ausbricht. — Mit dem über den Feuerbaum Gesagten hängt wol auch der Glaube zusammen (Uttendorf), dass, wenn auf einer Brandstatt wieder gebaut wird und der erste hölzerne Nagel ?) beim Ein- schlagen Feuer gibt, das Haus oder Gebäude in kurzer Zeit von neuem abbrenne. 6. Abwendung und Abwehr. Wenn ein hölzernes Haus gebaut wird, schlägt man, um von ihm Feuersgefahr abzuwenden, in den ersten Bal- ken 3 eiserne Nägel und macht dabei das Zeichen des heiligen Kreuzes. Um einen Brand zu löschen oder Gebäude, welche in nächster Gefahr stehen , von dem Feuer mit ergriffen zu werden, hievor zu schützen, kennt der Volksglaube verschiedene Mittel. 1) Siehe oben Anmerkung zu Dreifuss. — 2) Kuhn hat nachgewiesen, dass die Bereitung des sogenannten Nothfeuers in der Nabe eines Rades nur die Nachbildung eines himmlischen Pro- zesses ist, den man in der Entzündung des Feuers beim Gewitter wahr- zunehmen glaubte. — 22 Als einst irgendwo im Mühlviertel ein starker Brand ausbrach und alle Menschenwehr und Menschenarbeit sich zu schwach erwies, da sprach ein Bauer auf allgemeines Verlangen und sogar mit Einwilligung des Pfarrers den »Feuersegen«. !) Das Mittel hatte auf der Stelle Erfolg. Man sah es, wie das Feuer dem Segner ordentlich nachfuhr, bis er es auf eine Stelle leitete, wo es aus Mangel an Nahrung nicht mehr um sich greifen konnte, sondern leicht gelöscht wurde. Die Anwendung des Feuersegens heisst auch das »Ansprechen des Feuers.« »Zigeuner und Wurzngrabä« ?) besassen nach einer einst allgemein verbreiteten Meinung Macht über das Feuer. In Regau brannte einst die Kirche ab, und der brennende Thurm stürzte in den Hofraum des nahe gelegenen Bauernhauses, ohne dass diesem nur die geringste Gefahr entstand. In dem »Stadl« nemlich hatten die Zigeuner, wenn sie in die Gegend kamen, ihr Quartier gehabt, und aus Dankbarkeit das ganze Haus feuerfest gemacht. Ein Kaufmannshaus in Windischgarsten (handschriftliche Mittheilung) ist bei dem Brande im Jahre 1728 nicht abgebrannt, weil »sie hier ehevor die Zigeuner behalten haben, und ist ihnen zur Belohnung versprochen worden, dass ihr Haus niemals ab- brennen werde.« Die Zigeuner können (Mühlviert!) mit dem Feuer besonders »gut umspringen.« Einem Bauern, bei dem sie gern über Nacht blieben, versprachen sie, dass sein Haus nie abbrennen werde. Sie machten, ohne je Schaden anzurichten, auf der Tenne Feuer !) In der Beilage folgen 5 Segen dieser Art. Den ersten trifft man noch hin und wieder in den Häusern des Landvolkes ; der andere ist einem Romanenbüchlein entnommen; der letzte fand sich handschriftlich im Kremsmünster- Archiv aufbewahrt. Es fällt auf den ersten Bliek auf, in welch’ hohem Grade, besonders der erste und der dritte, so zu sagen, ehristlieh vermummt und verbrämt sind. ?) Sie graben in Bergen und Wäldern heilkräftige Wurzeln, Kräuter u. dgl. und gelten darum für wissend. »Rödn wierä Wurznman« heisst so viel, als ungewöhnlich, besonders beredt sein, - 23 an, sotten und brieten in hölzernen Gefässen, ohne dass diese das Feuer ergriff. Einmal verbrannten sie gar einen Halm Stroh mitten aus dem Schaub und zwar- von einem Ende bis zum andern, ohne dass der Schaub zu brennen oder auch nur zu „glosn“ anfıng. — Als es einst in Mondsee brannte, blieben die Hütten der Wurzenmänner, welche von Holz waren, unversehrt, obwohl mehrere gemauerte Häuser nicht konnten vor dem Feuer gerettet werden. Das Wunderbarste war es, dass sie auch gar nichts an- deres thaten, als sich mit kleinen »Sechterln« aufs Dach setzten und daselbst ruhig sitzen blieben. — ') Auch Wilderer verstehen nicht selten neben anderen auch diese Kunst. In der Grünau lebte vor «mehr als 100 Jahren ein Mann, der mehr konnte, als »Birnen braten.« Unter andern besass er völlige Macht über das Feuer. Als er einst nieht zu Hause war, er war ein Wildschütz, versuchte man es, seine Hütte, welehe tief in den Bergen lag und nur aus Tannenreisig roh zusammenge- flochten war, in Brand zu stecken. Doch umsonst! Nur das Holz, welches man rund um sie hergelegt hatte, verbrannte. Ein an- deresmal war auf dem »Salm« ein Waldbrand ausgebrochen ; alle Abwehr war vergeblich, es brannte bereits durch 4 Wochen, und das Feuer schien noch grössere Ausdehnung nehmen zu wollen. In dieser Rath- und Hilflosigkeit wandte man sich an den » wilden Jodl.« ?) Er versprach auch Hilfe zu schaffen, wenn man von jedem weiteren Rettungsversuch abstünde und ihn ganz allein, auf dem Berg oben, seine Kunst anbrauchen liesse. In der Noth gieng man hierauf ein. In kurzer Zeit war das Feuer bemeistert, andere sagen sogar, es brannte keinen Finger breit weiter. — Das Umsichgreifen einer Feuersbrunst verhindert man auch, wenn man ene Scheibe aus was immer für einem Materiale ') Erinnert nicht wenig an die bereits erwähnte bildliche Auffassung des dem Gewilterfeuer nachrauschenden Regens. Die Wurzenmänner sind die letzte Wandlung Thörs. Die Vermittlung bildete die Kenntniss der » Wurzen«. 2) Georg. Selbst der Name ist nicht unbedeutsam. — 24 in die Flamme wirft, worauf die folgenden Charaktere und zwar genau in derselben Folge verzeichnet sind: ?) SATOR AuB" EnBsO TENET OPERA ROTAS. Statt einer Scheibe kann auch ein Teller genommen werden. — Ein Haus, welches in Gefahr ist, von einer Brunst ergriffen zu werden, bewahrt man auch, indem man (im Hause selbst) einen Laib Brot ?) verkehrt auf den Tisch legt, oder ein Päckchen Pa- pier, worin man am Gründonnerstag einen Stein gewickelt hat, ins Feuer wirft; dabei müssen die Worte gesprochen werden : «Es ist vollbracht«, oder doch auf dem Papier geschrieben stehen, Auch ein Ei, welches am Gründonnerstag gelegt und am Östersonntag ist geweiht worden, löscht, in ein Schaden- feuer geworfen, dieses aus. °) Besonders de »Romanus- oder Romanenbüch- lein« 4) geben Mittel an, Feuersnoth zu »wenden.« 7, Redensarten. Ein gebranntes Kind fürchtet das Feuer. — Einen, wie's Feuer fürchten. — Oan 'an »reots F’anl 'afstökn.«e — Einem den »reotn Ha’ afs Dah sözn.« — 1) Es bilden sich aus ihnen, man mag sie von links nach rechts oder von rechts nach links, von oben nach unten oder umgekehrt, von unten nach oben und rechts nach links zugleich lesen, immer dieselben Wörter. 2) Abraham a St. Clar. lässt einen dummen Buben unter anderm auch beichten, dass er den Laib Brot oft auf die verkehrte Seite gelegt habe. — Ein Weib that einst die Aeusserung; »Liebä lass ich s’ Kind steribn, als 'n Brotlaib äf dä väkertn Seit lign«. ?) Siehe später: Gewitter, 8. — #) Diese Büchlein enthalten die verschiedensten, meistens abergläubische Mittel, durch deren Gebrauch »Menschen und Vieh vor Unglück und Krankheit, Feuer- und Wassergefahr, Diebstahl, Verwundung durch Waffen aller Art, so wie vor aller Zauberei in und ausser dem Hause« 25 8. Karsamstag. An dem geweihten Feuer zündet man (Magdalenaberg) Holzschwämme an und sucht sie, wo möglich, noch brennend oder glimmend heimzubringen. Häufiger nimmt man hiezu ein Bündel Scheitlein, meist von Haselholz, und trägt das » Weich- holz«, nachdem man es angebrannt hat, zu verschiedenem Gebrauche ins Haus heim; auch die vom Weihfeuer übrig gebliebenen Kohlen trägt man zur Benutzung nach Hause. — 9. Österfeuer. In der Östernacht werden (Kirchham, Traunviert!) um 4, 2, 3 Uhr früh auf freiem Felde Feuer ange- zündet, und die Bäuerin gibt rohes Fleisch mit, welches an diesem Feuer gesotten und alsogleich verzehrt wird. Fällt Thau auf die Erde, so wie auf das frischgesottene Fleisch , so zeigt es eine reiche Ernte, überhaupt ein fruchtbares Jahr an. — 10. Johannis- oder Sonnenwendefeuer. Als Herodes (unteres Mühlviertel) Johannes den Täufer wollte gefangen setzen lassen, trug er den Schergen auf, an der Stelle, wo ihnen der Heilige in die Hände fiele, zur Stund’ ein Feuer anzuzünden, damit er so schnell als möglich von dem Gelingen Kunde erhalte. Sie thaten es; aber sieh, zu gleicher Zeit loderten rings auf allen Höhen Feuer empor, so dass der König nicht wusste, wie er daran war. Zum Andenken an dieses Wunder brennt man noch heute die Johannisfeuer. — (Inny.) Als Johannes sollte eingezogen wer- den, steckten die ausgeschiekten Kundschafter an die Fenster des Hauses, worin der heilige Mann eben war, »Johanniskraut,« ') damit die Schergen alsogleich das rechte Haus erkennen sollten. Doch um St. Johann zu retten und seine Verfolger irre zu führen, fand sich durch ein Wunder an sämmtlichen, Häusern dasselbe bewahrt werden. Büchlein dieser Art führen auch den Titel: Kunstbüch- lein, z. B. »Ein schön, neu erfundenes Kunstbüchlein, darinnen (wie oben) & &. Herausgegeben von Dr. Pleinhorati, königl. Leibmediko in Egypten als einem gebornen Zigeuner. Die Druckorte wechseln, und es figuriren nur fremde, meist entlegene. !) Siehe später Pflanzen. Es ist ein Kraut mit gelber Blüthe, ein Donner- oder Blitzkraut. — 26 Kraut ausgesteckt. !) — Mit einbrechender Nacht (Attersee) flackern von den Bergen und auf dem See Feuer empor. Mit den „Suna’- wendfeuern“ ist das Feuerspringen und Besen werfen verbunden; man spart hiezu das ganze Jahr hindurch die alten, unbrauchbar gewordenen Besen auf. Im Innviertel heisst es jedoch, man soll über das Sonnenwendefeuer nicht öfter als 3mal sprin- gen, weil auch der Iıl. Johannes nieht öfter darüber gesprungen ist. — Um Grein zündet man Pechfässchen an und wirft ?) sie brennend in die Donau. Um Steyreck schleudert man solche Fässchen brennend in die Lüfte. Im Mühlviertel bewahrt man die geleerten Wagenschmierfässchen für diesen Tag auf; mit dürrem Reisig angefüllt und an einer langen Stange befestigt, werden sie angezündet und geschwungen. Am Sonnwendelag gieng (Wolfseck und Umgebung) ein Bube von etwa 12 Jahren, ganz in »Tangrass’at« eingekleidet, in zahl- reich lärmender Begleitung von Haus zu Haus und sammelte !) Diese legendenartigen Erzählungen haben ohne Zweifel mythischen Hin- tergrund. Der heilige Mann soll gefangen, eingekerkert werden; es ge- lingt aber nicht. Johannesfeuer, Johanneskraut sind Bilder des Gewitter- feuers, Blitzes. Mannhardt trägt die altvedische Anschauung, dass um die Zeit der Hundstage das Feuer der verderblich werdenden Sonne von dem Gewittergotte verlöscht und diese dann wieder n;it dem Blitzstrahl ent- zündet werde, auf die deutsche Sommersonnenwende über. — Jedenfalls wirken hier zwei Gewittermächte einander entgegen. Die wohlthätige er- hält den Sieg über die verderbliche. Weil aber von dieser Zeit an die Gewitter überhaupt abnehmen, nimmt auch sie ab, stirbt. Siehe später das Verbrennen der beiden Strohpuppen. 2) Diese Fässchen sind als Bilder der Sonne, wenn nicht vielmehr des Blitzes, aufzufassen. Die Besen, welehe man brennend in die Lüfte wirft, sind wol sicherlich mit dem Blitz in Verbindung zu bringen, Bilder des Blitzbesens. Siehe auch Pflanze, Georgiwiseh, und das in der Vorrede angezogene Programm vom Jahre 1860, Georgitag. Noch sagt man wenn 'nach einem Gewitter gleich wieder reiner Himmel wird, dieser sei „wie ausgekehrt“, und meint, wenn es im Sommer lange regnerisch ist, erst ein Gewitter werde schönes Wetter bringen, den Himmel reinigen. — 27 Holz zu dem Feuer, indem er den Spruch hersagte: »Der hei- lige St. Veit dät bitn um "a Scheit; wans ins koan Scheit net göbts, So machä mä koan Sunwendfoir nöt.« Oder auch: »Wald- bäm, Waldbäm wüli, Trink a saurö Mülich, Bier und Wer, Bier und Wer, kan dä Waldma’ scha® brav lusti' se. — Das Holz zum Johannisfeuer (Aspach, Innviertl) wird mit folgendem Spruch gesammelt: »Der heilige St. Veit dät bitn um & Scheit, der hei- lige St. Ulrich dät bitn un & Bur’' Wid, der heilige St. Nigl dät bitn um än Brigl, der heilige St. Florian, Um 7 Uhr kendmä s’ - Feur an!« !) Dem, welcher Holz hergibt, dankt man mit den Wor- ten: »Nim än Schimel, Reit ön Himel!« Im Gegenfalle schilt man: »Nim än Rapn, Reit ön d’Hel!“ Statt des vorausgegangenen Spru- ches heisst es auch: Der hl. St. Veit dät bitn um a Scheit, dät bitn um 4 Steur zum Sunäwendfeur.e — An diesem Tage (Ma- rienkirchen , Innviertl) geht das Bubenvolk im Dorfe herum und bettelt um altes Gewand für ein Manns- und ein Weibsbild. Die geschenkten Kleider werden zwei Strohpuppen angezogen; hierauf befestigt man »Hansl| und Gredl« an dem Ende einer langen, bis zum Grund mit Stroh umflochtenen Stange, die Gredl zuhöchst, etwas darunter den Hansl. (In Steinerkirchen geschah einst dasselbe ; doch erzählt man nur von einem Strohmanne. Zu Buchkirchen (Hausruckviertl) wurde der »Stu’elbäm«?) errichtet und an dem oberen Ende ein Strohmann und ein »Pechfassl« befestigt.) — !) Die Namen scheinen nicht völlig unbedeutsam ; dass auf St. Nikolaus manches heidnisch Göttliche sich übertrug, unterliegt keinem Zweifel. Wolf erwähnt eines Bildes des hl. Ulrich, Landespatrons von Bayern, das auf einem Eichenstumpfe stand, und bemerkt dazu, dass dis Eiche auf Donar hinweise. Ebenderselbe Gelehrte sagt auch, dass St. Vitus eine der heid- nischen Hauptgottheiten vertreten habe, nur sei es dunkel, welche. In Oberösterreich hat man einst junge Hähne auf dem Altar des Heiligen geopfert und ohngeachtet aller Abmahnung, mit den „Krebn“ derselben Kreuze auf den Altar gemacht. Dies aber weist auf den Donner- und Blitzgott hin. -— 1) Stud, Studel (Schmeller, III. 616) Pfosten, Säule. Unsere Wortform lässt auf ursprüngliches uo schliessen. — 28 Sind Strohmann oder Strohpuppen an ihrem Platze, fährt man um Holz in den Wald und bringt dessen so viel als möglich zu- sammen. Den Wagen ziehen sie nicht selten selbst. Sodann wird ein Holzhaufen errichtet, die Stange oder der Baum hineingesteckt und angezündet. Das Feuer läuft an der Strohhütte rasch hinauf, und Hansl und Gredl !) verbrennen unter dem Ge- jauchze der Untenstehenden. Erst wenn Strohpuppen und Stange verbrannt sind, fangen Buben und Mädchen paarweise übers Feuer zuspringen an. — Neunmal , heisst es hie und da, muss man über das Son- nenwendefeuer springen, um vor Fuss- und Kreuzweh verschont zu bleiben; neun solehe Feuer sehen, sonst stirbt man noch in diesem Jahre, — Wer 9 Sonnenwendefeuer sieht, heiratet das Jahr. — Meth, an diesem Tage getrunken, ist gut gegen Kreuzweh. Wer an diesem Tage gebackenen »Holler« isst, wird das Jahr hindurch nicht krank. Auch Krapfen werden nach altem Brauche für den Abendtisch gebacken. ?) — Der Acker, worauf ein solches Feuer angezündet wird, freut sich (Kremsmünster) 9 Jahre darauf. Einst kniete man auch am Feuer und betete. Bevor die Leute übers Feuer sprangen, sagt man im Mühlviertl, giengen sie, betend und einen Spruch hersagend, einigemale um dasselbe herum. — Jedoch soll man das Springen nicht über Mitternacht fort- setzen, man könnte sonst leicht Schaden nehmen; denn nach 12 Uhr fangen die Hexen zu springen an. — !) Die wohlthätige Gewittermacht, obwol sieghaft über die verderbliche, hiess es früher, nimmt ab, stirbt. Dürfte man in Hansl und Gredl vielleicht Thorr und Sif erblicken? Gredl ist Margaretha. Die Sipbachzeller Kirche ist zu Ehren der hl. Margaretha geweiht. Auf der Wand vor der Kir- chenthür ist das Bild des hl. Christoforus gemalt, wie er durchs Wasser watet. — Hiezu bemerke ich noch, dass verbürgten Mittheilungen zu Folge Wallfahrer vor Zeiten, das Volk, wenn es jetzt davon erzählt, deutet es als muthwilligen Frevel, für Heilige beteten, namentlich für den, »der das Söchterl ausschütt’!« (Siehe Feuer). — 2) Alles dies, zusammen genommen, weist auf ein heidnisches Festmahl hin. — 29 Ausserdem warf und wirft man hie und da noch ge- wisse Kräuter in die Flamme. Besonders verwendet man hiezu die »Frohnleichnamskränze.« Man dörrt sie an der Sonne, zerreibt sie am Sonnenwende-Abend und wirft sie ins Feuer, oder räuchert damit Haus und Hof. Auch die Sträuche und Reiser, welche am Frohnleichnams- oder »Prangertage« die Wände der Häuser, Fenster und Thüren, die 4 Segenstätten u. s. w. zierten, spart man an vielen Orten fürs Sonnenwendefeuer auf. — 411. Petersfeuer. Auch Petersfeuer werden angezündet, und zwar desto zahlreicher , je mehr es die Johannesfeuer ver- regnet hat. — 12. Todtenfeuer. Es genüge hier, dass man darunter ein im Freien angezündetes Feuer versteht, in welches man das Bettstroh eines Verstorbenen zum Verbrennen wirft, bh) Wasser. 1. Nebel, Thau, Regen, Reif, Sehnee. Im Inn- viertel heisst über Nacht eingefallener Nebel die »Nachtgrä- fin.«e In Wartberg (Traunviertl) war einst das »Nebelläuten« üblich. Es wurde nämlich von Georgi an bis Bartholomäus vor dem morgendlichen Gebetzeichen, mit allen Glocken geläutet. Der Name er- klärt sich daraus, dass Nebel in der wärmeren Jahreszeit sehr ge- fürchtet sind. -— Am Georgitag gieng man vor etwa 50 Jahren noch thaufangen oder thaufischen. »Das« Thau, in das Futter gegeben, schützte das Vieh vor Verhexung. Aber auch die Hexen giengen thaufangen,, weil sie des Georgithaues zur Hexensalbe bedurften. Das »Weibsbild«, das thaufischen wollte, erzählte man im unteren Mühlviertl, gieng vor Sonnenaufgang nackt, mit einem Krug in der Hand, auf Wiese oder Feld und streifte den Thau ins Gefäss. Zu Hause fuhr sie den Kühen mit der äusseren- Fläche der thaubenetzten Hand über den Rücken, sie gaben dann erstaunlich viel Milch, — Wer sich mit Mai- thau wäscht, bekommt eine »schöne Haut.« — Dasselbe heisst es von dem »Märzenwasser«, d.h. dem Regenwasser, das im März fällt, — Am Gundltag, 3. März, solles regnen; 30 das Wasser ist gut gegen das Hinfalläd. Auch spart man Mär- zenwasser auf, um damit am Georgitag vor Sonnenaufgang Thür- und Thorschwelle, Krippen und Barren ab- und auszuwaschen., — Wenn der erste Reif fällt, sagt man gerne zu den Kindern: »s' Reifwäbärl« !) is draussn und sitzt äfn Dah. — Den Mär- zenschnee soll man dörren; er ist gut gegen die Flöhe. — Wenn es grosse Schneeflocken wirft und sie lustig durch einander wirbeln, heisst es: »Die Bäcken und Müllner raufen«, oder auch: »n’ Bökn Hats zrissn samt n’ Wökn.« Die alten Jungfern müssen nach dem Tode »Schnee reutern« und die Junggesellen » Wolken schiebn«, oder »Nöbl strittn«. — ?) 2. Wasser überhaupt. Das Wasser, Fluss, Bach und Quell, spielt in der Legende und frommen Sage eine nicht unbedeutende Rolle, worüber hier nur einiges, mehr im allge- meinen, bemerkt wird. Flüsse und Bäche tragen Gnadenbilder auf ihren Fluthen daher. — Diese schwimmen mitunter selbst strom- aufwärts — und tragen sie fromm beflissen ans Ufer; an der Stelle erheben sich bald Kapellen und Kirchen. In der Nähe von Kapellen und Kirchen quillen häufig Brunnen, die sogenannten hl. Bründl, ?) deren Wasser gegen allerlei Krankheiten, besonders der Augen, heilsam ist. Unweit Hartberg (Buchkirchen) soll einst ein Raubschloss gestanden sein. Hieher wurde jährlich am Stefanitage gerilten und den Pferden aus einem Brünlein, das noch fliesst, die Augen gewaschen, um sie vor Erblindung zu sichern. Der Brunnen heisst der »Tänlbrunnen.« — Das Wasser scheucht auch böse Mächte und Zauber fern, dient zur Erforschung der Zukunft. — Wer sich dureh 4) Wäbärl, d. h. Barbara. — ?) Von der Auffassung des Wolkenhimmels als Mühle, Heerd ete. war be” reits die Rede. In den Kreis dieser Auffassung gehören auch die eben angeführten Redensarten, die zwei letzten ausgenommen; doch mögen auch diese auf verwandten Vorstellungen beruhen, sich vielleicht auf das Heizen des Backofens beziehen. — 3) Solehe finden sich vorzüglich bei Marien-, Georgen-, Leonhard- und Ni- kolaikirchen, überhaupt bei denen der ältest und höchst verehrten Heiligen, 31 9 Tage nicht wäscht, setzt sich hiedurch in den Stand, Teufels- werk zu treiben. Wer Morgens ungewaschen betet, dessen Gebet ist Gott nieht angenehm. Wer ungewaschen ausgeht, dem kann die Hexe an. Wer an einem Sommermorgen, besonders wenn er als der erste aus dem Hause geht, »u’zwahnö« sich ins Freie be- gibt, der verursacht ein Schauerwetter. Zauberrath wird in flies- sendes Wasser geworfen. Junge Hunde und Katzen verträgt man über fliessendes Wasser, damit sie nicht mehr zurück können. Diebe, welehe über fliessendes Wasser entkommen sind, erwischt man nicht leicht mehr, Jemand verstand die Kunst, verlaufene Thiere »zurückzubringen.« Er bediente sich dazu eines Messers mit 9 Kreuzen und 9 Monden. Als ihm einmal seine Kunst an einem Schweine misslang, erklärte er es damit, das Thier sei durch ein rinnendes Wasser gelaufen. Auch Krankheiten »vertragt« man in fliessendes Wasser. — Einst soll ein Bauer (Waldzell), um seine »Zukünflige« zu schen, nachdem er sich 9 Tage nicht gewaschen hatte, das Gesicht sich im sogenannten »Katzenbächl« gereinigt haben, worauf sie erschien und ihm das Handtuch reichte. Im unteren Mühlviertl hört man hie und da von den »Kelehbründl- wassern.« Es sollen hiemit gewisse »Brunnflüsse« gemeint sein, und wer darein blickt, ersieht das Bild des ihm bestimmten Bräutigams oder Braut. 3) Wasserpatrone und Füttern des Wassers, Als Wasserpatron wird besonders der heil. Johannes Nepo- muck verehrt. Als älterer Wasserpatron ist aber der heil. Ni- kolaus ') anzusehen, der vornehmlich auch Patron der Schiffer und Müller war. Am Nikolaustag durften daher die Wasserarbeiter, Müller, Sägemeister u. s. w. nicht arbeiten. Auch wurde an die- sem Tage von den Müllern das Wasser gern mit einem Stück 1) An den Ufern der grösseren Flüsse der Heimath finden sich mehrere St. Nikolauskirchen. An der Donau das einstige Kloster St. Nikola in Passau , Waldkirchen , Inzell, Mauthhausen, St. Nikola unweit Grein. Am Inn-Ufer bei Obernberg, Hagenau bei Braunau, An der Traun, Ischl, die Traunfallkapelle, Paura bei Lambach. — 32 »Schober,« mit Brod oder Koch gefütter. Das Rad der heiligen Katharina mag vielleicht neben anderm diese Heilige ebenfalls mit den Mühlen in Verbindung gebracht haben. Denn einst wurden an diesem Tage die Räder der Mühlen gesperrt. — Auch am Weihnachtsfasttag buk man zugleich mit der Störi ein länglich- tes Brot in Daumenform, und warf es in die Hauslache, um damit das Wasser zu » füttern. « Am Palmsonntag gibt man hie und da noch drei geweihte Palmen in Lache und Brunnen, damit Niemand darin ertrinke. — Nebenbei werde bier zugleich bemerkt, dass man nach Sonnenuntergang nicht gerne mehr Wasser ins Haus schafft, um davon zu trinken. — 4) In besonderer Beziehung zum Wasser scheint in un- serem Ländehen der Georgitag gestanden zu sein. Wo St. Georgskirchen sind, tauchte man Brod in die nahen Brunnen und gab es so dem Vieh zu essen. In der Grünau warf man ein Bün- del Heu in den Almfluss. In Steinhaus brachte man den ganzen Tag über kein Wasser ins Haus, um nicht die Hexe mit herein zu bekommen. Im Innviertl wurden die Brunnen ausgeschöpft und Weihwasser in sie gesprengt. 5) Ueberschwemmungs-Sagen. Im Georgiberg bei Michldorf ist ein See; wenn man sich hinter den Altar legt und hinabhorcht, hört man deutlich das Wasser rauschen. !) — Im Grünauerberg hört man es, besonders im Hornung und März, oft schreckhaft sausen und brausen. Man glaubt, dass in den Tiefen des Berges ein See sich befinde, Einst wurde sogar schon, zu nieht geringer Angst der Thalbewohner, der Tag genannt, an dem der See ausbrechen und die ganze Grünau überschwemmen werde. — In der Tiefe eines Berges (Pergkirchen im Mühlviertl ) wogt ein grosses Wasser, der Ausgang ist ihm durch einen Felsen ver- schlossen. Dieser weicht einst und überschwemmt das ganze - 4) Bei den Wurzeln Yggdrasils, der Weltesche, liegen 5 Brunnen. Unter der dritten Wurzel, welche über Niflheim, der Unterwelt steht, ist der Brunnen Hwergelmir, d. h. der rauschende Kessel. — 33 Machland, ') Der Traunstein bei Gmunden stürzt einst in den See, der seinen. Fuss bespült, und das Traunviertl, so weit es reicht, wird überfluthet. — In dem Steinbrunnen vor dem Aicher- thor zu Kremsmünster wird, noch geht die Sage, jährlich ein Mess- gewand getaucht, damit das Wasser nicht einmal ausbreche und alles in der Umgebung mit sieh fortreisse. — Der Berg zwischen Kremsmünster und Sipbachzell, lautet eine andere Erzählung , ist hohl und voll Wasser, das einst hervorbricht und alles über- schwemmt. Vor etwa 40 Jahren war es schon hart daran, so ge- waltig war das Sausen und Brausen ; man hielt schon Bittprozes- sionen u. dgl. — Das ganze Kloster Kremsmünster ist auf Bür- sten gebaut. ?) — Auch die Krems ist ein so wildes Wasser, dass man alljährlich zur Beschwichtigung ein neues, schönes Messge- wand hineinwerfen muss. Dennoch geht das Kloster einmal durch Wasser zu Grunde. Auch bat man es mit dem Messgewand schon einige Male übersehen, und da ist die Krems wie wüthend gewor- den. — Dem Grafen Herberstorf, der die Kirche von Altmünster gebaut hat, wurde prophezeit, dass sie einst durch Wasser zu Grunde gehe; er liess daher unter dem Hochaltar einen grossen Klumpen Gold einmauern, damit man gleich das nöthige Geld zum Wiederaufbau zur Hand habe. — Das Dorf Goisern war einst eine grosse Stadt, die sich über eine Stunde in die Länge erstreckte. Sie wurde von einem ungeheuern -Lindwurm zerstört, der vom »Wurmstein« hervorbrach. 3) #) Die Midgardschlange, das die Erde umschliessende Meer, verschlingt am jüngsten Tage die Erde; das Meer durchbrieht seine Dämme und über- fluthet die ganze Welt. Simrock, d. Myth. S. 118 u. s. fi — 2) Auch ist es erwähnenswerth, dass die Stelle, wo der Tradition nach Herzog Thassilo’s vorgeblicher Sohn, Gunther, von dem angsterfüllten Vater todt aufgefunden wurde, eben in der Nähe des sogenannten „Ur- sprungs“ liegt, und ein Eber als das Thier genannt wird, das, tödtlich verwundet, ihm .die Todeswunde schlug. 3) „Wurmstein“ heisst eine Ortschaft, seitwärts von Goisern, auf einer Berg- dıöhe gelegen ; etwas unterhalb entspringt ein Bächlein, „der Wurmbach“ ; Mus. Jahr. Ber. XXIL 3 34 Das ganze Donauthal (Alkofen) ist vor Zeiten ein grosser See gewesen. Damals lebte in dem Schloss Ottensheim ein mildthäthiges Fräulein, welches die Wohlthäterin der ganzen Gegend wurde, indem sie einen Berg abgraben liess, und so dem See einen Abfluss verschaffte. — Auch in Aschach, etwas weiter aufwärts, heisst es, dass die Donau einst ein weit grösseres Bett gehabt habe und von dem Schlosse Stauf hergelaufen sei, — Einst floss die Donau hart an Arbing (unteres Mühlviertl) vorbei. Es ist noch nicht lange her, dass man an den Häusern die eiser- nen Ringe sah, woran die »Ziln« angehängt wurden. Jetzt liegt Arbing gut eine Stunde vom Ufer entfernt. — 6) Wirbel- und Strudelsagen. Der Wirbel bei Grein und der Plattensee in Ungarn sollen mit einander unterir- disch in Verbindung stehen. Ein Bindergeselle wollte einst es herausbringen, wo denn das Loch wieder münde, und warf seinen Schlägel hinein; dieser ward im Plattensee, nach anderer, allgemei- nerer Fassung, weit stromabwärts erst wieder aufgefangen, — Die Entstehung des Strudels und Wirbels erklärte sich das Volk einst so. Der Teufel wollte quer durch die Donau unter dem Wasser eine Steinmauer aufführen, damit recht viele Schiffe und Menschen zu Grunde gingen. Schon war er mit seinem Werke fast zu Ende ; es feblte nur mehr der Verschluss-Stein, Da krähte der Hahn, und voll Wuth und Ingrimm warf er den hiezu bestimmten Stein, welchen er eben dahertrug, hinter sich in den Fluss, so, dass das Bett ein Loch bekam, So entstanden es fliesst durch das fast eine Viertelstunde lange Dorf. Der Lindwurm oder Wurm ist hier Naturbild des angeschwollenen Bergwassers, das in wilden Windungen von der Höhe herabstürzt und Leben und Habe im Thale vernichtet. Der Bach selbst heisst hier „Wurmbach.“ Hieraus ergibt sich auch Bezug auf St. Georg. Auf St. Georg, den Sieger über den Drachen oder Lindwurm, wurde neben anderm, was einst von einer Frühlingsgott- heit galt, auch deren Verhältnis zum Wasser übertragen. — nu 35 Strudel und Wirbel, 1) »Strum und Werfl;« der Wirbel mündet erst tief in Unterösterreich. Bald, nachdem der Teufel dies gethan hatte, schwamm eine »Ziln« Wallfahrer den Fluss daher und ging mit ihnen unter. Doch der Böse bekam nur eine Seele; die übrigen sagte er, hat alle- sammt »’s Mariäl in ihr Fürtä ?) zsamgfangn.« 7) Nixen.3) Der Attersee wurde, wie die alten Leute noch häufig erzählen, früher sehr oft, ohne dass der geringste Wind ging, unruhig, schäumte wild auf und warf gewaltige Wel- len. Man schrieb diess dem Teufel) zu. Einst wollte Jemand die Tiefe des »Krotnsees« ergründen, Da tauchte jedoch ein Männlein aus den Fluthen empor, welches rief: »Ergründst du mich, verschlick ich dich!« Voll Furcht nahm er reissaus. Seitdem heist es, dieser See sei unergründlich. Als unergründlich gilt auch der Traun- oder Gmundnersee. Der »Wassermann.« In allen Wassern, in Lachen und Teichen, in Bächen und Flüssen ist der »Wassä- oder Lakäm a“ « Mit einem langen Haken °) reisst er die Kinder zu sich hinein, welche dem Wasser zu nahe kommen. Daher schreckt man kleine Kinder, welche es beständig zur Hauslache hinzieht, — die Er- wachsenen selbst glauben nicht mehr daran, — indem man zu ihnen sagt: »Geh nöd auä zun Wassä; dä Wassäma” käm auä und reissät dih einö!« 1) Erinnert an den eddischen Mythus von Swadilfari, Simrock d. Myth. S. 56 u. s. f. Nachklänge desselben kommen in vielen Sagen von Brücken- und Kirchenbauten vor. — Auch der Markt Struden, ganz in der Nähe des Strudels, heisst mundartlich : »Strum.« — 2) Aus Mariens Mantel, dem Mantel der Liebe, ward hier Fürtuch oder Schürze. — ®) Von ihnen und anderen elbischen Wesen hier und sonst nur in so weit, als es sich mehr um das Element selbst handelt. — 4) Ist hier nur stellvertretend. — 5) In Norddeutschland heisst der Nix davon sogar »Hakelmann.« — 3* 36 8) Hungerbrunnen. Es gibt deren in der Heimat wol viele. Ein solcher befindet sich an der Strasse von Ried nach Pattigham ; ein anderer in der Pfarre Waldzell bei dem Weissen- brunnergute. Beim Aubauern Gaster ') unweit der Alm (Vorch- dorf) rieselt aus der »Leitn« eine (Quelle, welche zuweilen länger oder kürzer ausbleib. Das Ausbleiben bedeutet Krieg und andere Landplagen. — In Fischlham brach vor nicht gar langer Zeit aus einem Brunnen, der seit 5 Jahren keinen Tropfen Wasser mehr gegeben hatte, ein armdicker Strahl hervor und dies, obwohl rings in der Gegend arger Wassermangel herrschte. Auch dieses deuteten alte, erfahrene Leute auf Krieg, Krankheiten und Theuerung. In Kematen (Traunviertl) ist der »Dietlbrunn« vorbedeutsam. Gibt er mehr Wasser als gewöhnlich, deutet es nahende Theuerung an. Man erzählt es für gewis, dass erst vor ein paar Jahren ein Wiener Getreidehändler sich um den Zustand des Dietlbrunnens bekümmert habe. 9) Wasserstillen. Aber auch Menschen machen es, dass Brunnen zu fliessen aufhören, mit oder ohne Willen, Wenn eine Sechswöchnerin Wasser aus einem Brunnen pumpt, so »dorrt er aus.« Es gibt auch Leute, welche die Kunst verstehen, rinnendes Wasser, (Juell und Brunnen zu »stillen.«e Sie bedienen sich dieser Kunst öfters gegen Brunnengräber, denen sie eben feind sind, und es bleibt dem, welcher den Brunnen graben lässt, nichts anders übrig, als sich an Jemanden zu wenden, der ebenfalls dieser Kunst mächtig ist, damit er dem andern entgegen- wirke. 10) »Wasseransprechen.« Manche können das Was- ser »ansprechen,« so, dass es eine besondere Kraft erhält und ungemein heilend wirkt, wenn man darin badet, Wunden damit wäscht ete.. — Hier auch etwas von Quellenauffinden. Der Ort Peuerbach hatte vor Zeiten grossen Mangel an Wasser, namentlich an gutem Trinkwasser. Da sollte ein Verbrecher hin- ?2) Hohlweg, der auf eine Anhöhe, besonders ein hohes Flussufer führt, — 37 gerichtet werden. Auf dem Wege zum Galgen versprach er, wenn man ihm das Leben schenken würde, eine (Quelle auszufinden, welche den ganzen Ort reichlich mit Wasser versähe. Man ging darauf ein. Er verlangte nun einen Korb, füllte ihn mit Wasser, nahm ihn auf den Kopf und ging so dahin. Wo der erste Tropfen aus dem Korbe zur Erde fiele da, sprach er, werde die verheissene Quelle sein. Der Tropfen fiel, man grub nach, und eine reiche Quelle sprudelte hervor. Dem Verbrecher ward das Leben ge- schenkt, die (Quelle aber heist noch die »Urtel.« — 11) Wasser als Todtenstrasse. Schiffer und andere, welche am Ufer der Traun wohnen, sehen manchmal um Mitter- nacht ein schwarzes Schiff die Wellen hinabgleiten;; leise, fast un- hörbar, zieht es seine Bahn. Man erblickt weder Ruder noch Schiffknechte ; es wird von Geistern gelenkt, So oft das Geister- schiff gesehen wird, findet bald oder unmittelbar darauf Jemand aus der Nähe seinen Tod in der Traun. Ruft man das Schiff an, ist es auf der Stelle verschwunden, Manchmal hört man zur Mitternacht über dem Wasser ( der Traun ) leis wehmüthige Stimmen, als ob mehrere zusammen un- terdrückt klagten und weinten. Es sind die Seelen derer, welche in der Traun ertrunken sind und sieh nach Erlösung selnen. 12) Redensarten und Räthseln. Das ist Wasser auf meine Mühle. — Wassä in Bah tragng. — Dö hoamlingä Wässäl schwoabn dö gresta Stök aus. — Dreinschaun, wie 9 Tag Rögnwödä. — Und wann’s Spiss und alte Weibä rögnät! !) — Jetzt thuat insä Hergot seinö Stockfisch wässärn.?) — Geht umä- dum ums Haus, Und sagt alleweil Schnappaus. Die Traufe. — Es flog ein Vogel federlos, flog auf den Baum blätterlos, darauf kam die Frau vom untern Schloss, und frass den Vogel federlos. !) Scherzhafte Betheuerung, sich durch nichts, selbst nicht durch das ärgste Unwetter, vom Ausgehen abschrecken zu lassen. 2) Scherzhafte Umschreibung des Regens. 38 Schnee und Wärme. !) — Was hat den kleinsten Kopf? Das Was- ser, weil es überall durchschliefen kann. — Es liegt in seinem Bett und lauft alleweil? Der Fluss. — Wie tief ist das Meer ? Einen Steinwurf tief. — »Grumbä, Langä, wo gehst hin?« »Gschertä, was gehts dich an.« Wiese und Bach necken einander. ?) c) Luft. 1) »Windfutter.« In der Fastnacht wurden gerne drei ungebackene, aber geformte Brodlaibehen für den Wind 3) auf Zaun- pfähle gesteckt; oft auch nur ein Laib, und zwar am Abend vor heil. Dreikönig. Auch in Daumenform und an Bäume wurde das Brod als Windfutter gesteckt. Dabei sagte man den Spruch: »Söh, Wind, da hast du das dein, läss mä du & das mein!« — Man fütterte jedoch den Wind öfter, so oft er nämlich arg stürmte, indem man etwas Mehl auf die Gatternsäulen ®) legte. Auch Salz und Asche wurde hiezu verwendet, das Windfutter auf einen »Bahstil« oder freien Platz gelegt, oder auch in die Luft gestreut. Im Windischgarstner Thale nahm man, wenn der Sturm wild durch die Berge brauste, einen Teller, gab darauf eine Hand voll »Kim,« Salz und Asche und streute das Windfutter hinter sich in die Luft, indem man sprach: »Wind, da hast Salz, Aschn, Kim, Nim’s hoam zu dein Weib und Kind.« 2) Windin. Auch in Weyer verlautete es einst von einer Windin, und dass sie ärger sei, als der Wind selbst. Zu Luim !) Siehe März, Maria Verkündigung. Der Ausdruck »Frau vom untern Schloss« erinnert an die nordische Gerda, die in die Unterwelt gebannt ist. Sim- rock d. Myth. S. 68 u. s. f. 2) Diese dramalisirten Neck - oder Trutzreden finden sich nur mehr höchst selten, und scheinen mir tief in die Vergangenheit zurück zu reichen. ®) Der Wind wird in der nordischen Mythologie als ein grimmiger Riese oder auch als Adler gedacht; sein Name »Leichenschlinger« zeigt, dass bei dessen Bildung die Vorstellung eines aasgierigen Raubvogels waltete. 4) An Gatternsäulen, besonders denen, welche sich an den Grenzen zweier Güter befinden, kommen die Hexen zusammen, erscheint der Böse und andere Unholde, Fuchtelmänner ete, 39 (Loiben, Steinerkirchen) war eine Bäuerin, welche die Windin weit mehr fürchtete als den Wind und sie sehr fleissig fütterte. — Auch Besen wurden, wenn der Wind gar zu arg tobte, ge- gen ıhn in die Luft geworfen. — 3) Schadenfeuer und Gehenkte !) werden als Fut- ter des Windes angesehen. Wenn bei hefiigem Winde ein Feuer ausbricht,, heisst es, nun habe er ein Futter und werde sich bald legen. Besonders dem Unterwind (Ostwind) geht es um Feuer. Wenn der »Eosenwind« ?) (Ostwind) im Frühjahr häufig geht, wird es bald Sommer, — Wenn es schr stark windet und stürmt, so hat sich Jemand gebenkt, und es stürmt durch 3 Tage fort. Oder man sagt auch: »Der Wind wird sich nicht eher legen, bis er wieder einen hat.« 4) Als gefährlich gilt es auch, am Blasiustage ) zu spinnen; thut man es, so zerreisst der Wind das Dach. — Wenn auf Schiffen gepfiffen wird, thun es die Schiffleute selbst oder andere, so pfeift man den Wind herbei. ') Dass Feuer und Wind in diese Verbindung gebracht werden, ist schon daraus begreillich, dass die Flamme selbst Wind erzeugt, und durch den Wind verbreitet wird. — Der Glaube, bei Selbstmorden durch Erhängen entstehe Sturm, erklärt sich aus der ehemaligen Auffassung (Mannhardt, die Götferwelt der deutschen und nordischen Völker) der Seele als kör- perlicher Lufthauch oder Wind, welcher beim Tode vom Sturmgotte in Empfang genommen wird, und setze ich hinzu, aus der tiefen Ueberzeu- gung desVolkes von der Frevelhaftigkeit des Selbstmordes. Sieh auch B. die vier Elemente, Altmünster. 2) Man fühlt sich wirklich versucht, an Asenwınd zu denken, weil dieser Name sonst nie vorkommt. Einen West-, Nord- oder Südwind nennt das Volk gar nie. 3) Er fällt auf den 5. Februar, und manches (siehe Februar) lässt vermuthen, dass in den Anfang dieses Monats ein Fest des Luftgottes fiel. Denkt doch das Volk selbst bei dem Namen »Blasius« an »Blasen.e — Der Akt des Spinnens erzeugt stets einen Luftzug. Wer spinnt, macht also Wind ete. — 40 5) Zigeuner können Stürme erregen. — Als man einst in »Edn« (Steinerkirchen) »Har« zettelte, kam zufällig eine solche Bande des Weges vorüber, schlug ein helles Gelächter an, und jauchzte und klatschte in die Hände. Als man nun nach der »Retz« den »Har« heben wollte, kam bei völlig heiterem Himmel ein fürchterlicher Sturm daher, der ihn allen wegführte. Die Leute gaben die Schuld den Zigeunern; sie hätten es ihnen angethan, als man den Har zettelte. 6. Besonders die »Windspraudärn« !) macht sich gerne über »Har und Leinwat« her. Man schützt den Har vor ihr, indem man, wird er zur Rötze ausgelegt, 3 Burzelbäume ?) darüber macht; sie vermag ihn auch nieht zu heben, wenn man ihn mit 3 oder 9 Haselzweigen »ansperlt.« Die »Windspraudärn« führt ganze Stücke Leinwand hoch in die Lüfte und treibt damit ihr tolles Spiel. In Buchkirchen erfasste sie gar einmal ein. ganz nasses Stück, das eben zum »Blödern« zusammengelegt auf der Wasch- bank lag, und trug es unter heftigem Geräusche weit mit sich fort. 7. Die »Windspraudärn,« der Teufel. Der Teufel ist es, sagen die Leute, wenn der Sturmwind das dürre Laub im Wirbel herumdreht. Wer in die Nähe kommt, kann leicht besessen werden. — Wenn die »Windspraudärn« (Steinerkirchen) um einen tanzt, so macht man den Mund zu, damit einem der Teufel nicht in den Leib fahre. — Die »Windspraudärn« ist eigentlich der »Deixl,« der da sein »Gschpil« hat. Wenn man sie herankommen sieht, bekreuzt man sich und ruft: »Saudrök, Saudrök,« 3) oder auch: »Saudrök, Geh wög!,« damit der Böse nicht in einen hineinfahre. -— x 1) Es ist wol an eine Entstellung aus Windsbraut zu denken, die zu einer Zeit eintrat, als der mythische Ausdruck » Windsbraut» nicht mehr ver- ständlich war. Dem steht freilich entgegen, dass das Volk dennoch von einer Windin spricht. — 2) Überhaupt werden Sprünge in Verbindung mit dem Gedeihen des Flach- ses gebracht. — 3) Die Sau, der Eber, ist ein Naturbild des Sturmes. Daher ist dieser Zuruf als Drohung gegen den Teufel, den alten Sturmgott aufzufassen, wie 41 8. Die Bauern in Traunkirchen und Umgegend sagten, wenn der Wetterwind zu toben und tosen begann: »Die Riesen fangen an zu zürnen.« 9. Nun eine Erzählung, welche die wohlthätige Kraft des Windes anerkennt. Ein Bauer, dem selten eine Ernte gut genug war, hatte die Gewohnheit, über die Massen auf Jen lieben Herr- gott zu schmähen, dass er kein gescheiteres Wetter mache. Eines Abends, es war noch zu der Zeit, als der Herr Jesus mit Petrus auf Erden wanderte , trat dieser ein und bat für sich und den Jünger um Nachtherberge. Sie ward gewährt. Das Gespräch drehte sich bald ums Wetter, und der Hauswirth zog wie gewöhnlich auf den Herrgott los. Der Herr stellte nun, nachdem er ihn hatte ausschimpfen lassen, die Frage, ob denn er, wenn er die Macht hätte, sich besseres Wetter zu machen gefraute? Der Bauer be- jahte es aus Leibeskräften ; man solle ihm nur Gewalt geben über Ikegen und Sonnenschein! Beim Abschied nun verlieh ihm der Herr die Gewalt über beide. Doch, so gut es auch der Bauer anzutragen meinte, das Weiter schlug dem Getreide nicht an; er hatte nämlich in seinem Unverstande ganz und gar darauf ver- gessen, dass es biezu auch der Gewalt über den Wind ') bedurfte. 10. Wolf, Naturbild des Windes. Wenn man nicht ein- schlafen kann, räth man im oberen Mühlviertl, soll man sich ein vom Winde bewegtes Kornfeld, oder, setzte der Mittheiler un- gläubig hinzu, ein Feld vorstellen, - durch welches der Wolf läuft, und der Schlaf kommt gewis bald. ?) _ man noch etwa droht: »Dich kenn ich schon!« In Beziehung auf Flachs und Leinwand werde hier nachträglich bemerkt, dass die Flachsarbeit selbst, Spinnen und Weben mit dem Wind, Bleichen und Waschen, Nähen und Flicken mit dem Gewitter in Verbindung scheint. — 1) Wind, der nicht zu heftig ist, befördert die Befruchtung. — 2) Das Wind- oder Sturmeslied (Orpheus, Horand) ist allgewaltig, es singt auch in Schlaf. Von Volker sagt das Nibelungenlied: Süezer unde senfter gigen er began, Do entschwebete er an den betten vil manegen sor- genden man.« 42 11. Redensarten und Räthsel. Gschwind, wie dä Wind. — Ganz vädräht, wie da Wind s’ Laubä wäht, — Pfeift der Wind aus dem Loch? !) — Mitn Wind schifn. — Was ist stärker, als die Fluth im Meer ? Der Wind, der sie treibet hin und her. d) Erde. Auch die Erde erhält in der Fastnacht ihr Futter, indem man ein kleines, zugleich mit der Störi gebackenes Laibehen eingräbt. Das Brot hat auch Daumenform, und das Eingraben geschieht am hl. Dreikönigsabend. C. Zeit und Witterung. Fruchtbarkeit und Gesundheit. 1. Jänner, auch Holzbrenner genannt. Im Weihnachtstag wächst der Tag, So weit d’ Mukn gea” mag, Im Neujahrstag, so weit dä Han krätschn mag, Im hl. Dreikönigstag, so weit dä Hirsch springä mag. Im hl. »Dreikönigstag« beginnt ein Sprechspiel für Kinder, »springt der Hirsch ?) übern Bach.« —- Am Neujahr heisst es : „Ma° wachs, Tag wachs, Köldn wachs. — Am Väldistag singt man: »Um Valentin gehnt d’ Feirtä, d’ Nächtn und d'. Störin dahin.« — Zu Sebastian Will der Saft ın die Bäume gan. 3) — !) Nimmt man jetzt diese Richtung? Oder: Kommt von daher der Antrieb ? 2) Der Hirsch ist Naturbild der Sonnenbewegung. Mithin wollen diese "Sprüche sagen: erst am h. Dreikönigtag beginnt eine merkbare Zu- nahme des Lichtes. “w ) Das Volk enthielt sich an diesem Tage des Genusses von Obst, frischem sowol als gedörrtem. Auch dem Moste, dem beliebten »Haustrunke« sprach man nicht zu, fastete bis zum Abend bei Wasser und Brot und zwar, weil der Heilige, an einen Baum gebunden, die Marter ausstund. Er wird als Patron gegen ansteckende Krankheiten verehrt. — 43 Z' Vizenzi heiratn d' Vögl zsam, — Pauli Bekehrung Halb Winter hinum, Halb Winter herum. Oder: »Pauli beker dieb, Halb Winter scher dieh.« -— Ön Jena vil Tropfo, Ön Moa vil Zopfn. ) — Tanzen im Jänner die Mukn, Muss der Bauer nach dem Futter guckn. — Is s’ nöo Jar anö Sturm und Rögn, Bleibt God nöd aus mit Glik und Sögn. — Wenn am Neujahrstag eine Morgenröth ist, so bedeutet's selbiges Jahr Krieg und Ungewitter, — Scheint an diesem Tage die Sonne klar, so gibt's selbiges Jahr viel Fische. -—— Hat Pauli Bekehrung einen Nebel und zwar in der Höhe, so kommt in dem Jahre »über die hohen Häupter ein Sturm ;« ist der Nebel am Boden, so kommt er über das gemeine Volk. Redensart. Heut derft mä singä gehn; reimä thuet's sih sö selbä. ?) — 2) Februar, Hein. Am Lichtmesstag soll die Sonn’ schon um 7 Uhr auf den Kirchthurm scheinen. ?) — Peter Stulfeir Macht Tag und Nacht gleich. — Matheis brichts Eis; findt 'a koa’s, Sä macht är oa’s. — Gibts im Herndl ein Tröpfl, Gibts im Mai ein Sehöpfl. %) Oder auch: Ön He’nl vül Tröpfl, Ön Moa vül Knöpfl. — D’ Faschingkrapfn in dä Sun, Z' Eostern d’ Oar in dä Stubn. — Wenn am Lichtmesstag die Sonne den Geistlichen auf der Kanzel anscheint, soll die grosse Dirn geschwind heimlaufen und alles zusammenputzen, sogar »s’ Gsod undärn Barn;« denn es !) Viel Regen im Jänner lässt einen kalten Mai erwarten. 2) Scherzhaftes Wortspiel. 3) Bezeichnet den normalen Stand der Sonne zu dieser Zeit. — *) Regnet es im Hornung, gibt es im Mai Schnee. a4 wird ein schlechtes Jahr. — Nur der Flachs geräth, wenn an diesem Tage die Sonne scheint. — Das He’nl soll mit Saus und Braus eingehn, — Kimts He’nl mit Saus und Braus, Bauer, trag s’ Uräs aus'n Haus; Kimt's abä ganz stül, Lass’s drobnät in dä Dül. — Geht’s He’nl ein mit Saus und Braus, So haldens Man und Ros leicht aus; Gehts aber ein in Gstül, So habn Ros und Man nöd vil. — Kimt's He’nl sanft und gstül, Mues mä s’ Uräs saubä zsampuzn und äffötragn ö d’ Dül. Kımt's awä mit Wind und Währ, De’f mä s’ Uräs int'astr'an. — Wan’s He’nl kimt mit Saus und Braus, Baur’ kim mit'n Pflueg heraus ; Wan’s ab’a kımt ö d’a Gstül, Mensch'a, tragt's Ura’s äffö ö d’ Dül. — Dös ganz He’nl sol's so viel schneibn und wähn, dass’s nei Mut Sehnee durch 4 Nabingälukä wäht. — Im Hornung hats der Bauer lieber, wenn ihm der Wolf 1) zum Fenster hineinschaut als die Sonne, — Wan’s He’nl den Gwalt het wie dä Jenä, So thät’s s’ Kaibl ö dä Kuah d’abrena. — Fallt am Faschingmontag Schnee, Rufen die Aepfelbäum’ Juchhe. — Wenn am Aschermittwoch die Sonne schön ausscheint, ist's die ganze Fasten schön, scheint die Sonne jeden Tag doch we- nigstens etwas aus. — Wenn es am Lichtmesstag schneit, schneit es Blattern. — ') Der Wolf vertritt hier wol nur den »Saus und Braus«, womit der Hor- nung eingehen soll. 45 3. März. St. Gertrud. An ihrem Namenstag hört die Heilige zu spin- nen auf; ein Mäuschen !) beisst ihr den Faden am Rocken ab, und sie fängt zu »gärteln«e an. Daher endet auch an diesem Tage die Rockenarbeit, und die im freien beginnt. Der hl. Joseph sagt: »Wenädit (Benedikt) steh äf und bau Hawän!« Benedikt aber antwortet‘ »Is noch um 3 Tag z’ bal, nah insä lieben Fraun, Is guet baun.« Auf Haber, der um diese Zeit gebaut wurde, den sogenannten »Märzenhaber« hält man grosse Stücke. — Z' Maria Verkündigung Kemänt d’ Schwalim widerum, — Dä Frauftag Lischt s’ Liecht a. — Auf Maria Verkündigung wurden vor alter Zeit Bäume ge- pflanzt. 2) — Im März soll es so kalt sein, dass es dem Raben seine Eier ausgefriert. — Dä Mörz mue’ s’ Holz gefr'n, Bis ön Ke'n, Eh mag nöd Sum’a wen. — Die Märzennebel sind sehr gefürchtet, weil jeder nach 100 Tagen zu einem Gewitter wird. Es heisst daher auch: »Ein Mär- zennebel tragt so lang-als wie ein’ alte Sau.«e — Wenn im März die Abschüblinge der Tannenwipfelchen, an Ast und Zweig und Reis, zahlreich auf dem Boden umherliegen, sind viele und starke Gewitter, besonders »Schauerweiter« zu fürchten. — Geht der März ein wie ein Stier, geht er aus wie ein Lämpl; geht er ein wie ein Lämpl, geht er aus wie ein Stier. — Wenns am 40 Martyrertag schön ist, bleibt es noch 40 Tage kalt, — 1) Siehe später: Thiere. Maus. ®2) In dem Büchlein: »Aufrichtiger Unterricht, d. i. gottselige Lehrart deren wie sowohl nöthig als gewöhnlichen Kirchengebräuchen« etc. ete., Linz, 1736, wird S. 405 dies als sündhafter Aberglaube gerügl. — 46 Wenn am Georgitag die Sonne scheint, geht der Bär aus'm Loeli und thut »Fäustling flieken.« Ist aber der Dreijöringtag ") »grob, « so bleibt er noch 14 Tag im Loch; sodann aber bricht er herfür und fürchtet keinen Winter mehr. — Kleine Kinder gehen daher an diesem Tage gern ums Haus und spähen, ob sie nieht auf dem Dachfirst den Bären sitzen sehn. — Z’ Drijöring muess dä Widä schwörn, dass ä seinö Schefl ön Feld kan dänörn. — So weit die Amachsl vor dem Frauentag sich meldet, so lang. muss sie darnach »stät« sein. Nachwintersbestimmung. — Nach Maria Verkündigung gefriert es nicht mehr, weil unsere liebe Frau mit einem Brand unter der Erden hingeht. ?) Wie der Wind am Karsamstag während der Feuerweihe geht, geht er bis Pfingsten. — Möärzenstaub ist Goldes werth, — Wenn es im März donnert, gibt es ein fruchtbares Jahr. — Wenn am Georgitag die Sonne scheint, werden viel Aepfel, Wenn's am Tage Maria Verkündigung schön ist, haben 4 Schartner Bauern kaum an einem Tische Platz; ist's grob, schmiegen sich ihrer dreizehn leicht zusammen. 3) — Wenn am Frauentag und am Palmsonntag schön Wetter, ingleichen, wenn die Grasmücke singet, ehe der Wein sprosset, soll ein fruchtbar Jahr folgen. Wenns am Palmsonntag »grob« ') So entstellt aus: St. Gregori. — Wenn dieser Tag ein Frühlingstag ist, d. h. hell und warm, so hat man noch einen starken Nachwinter zu erwarten. — t ?) Simrock, d. Mythol. S. 68. Freyr gibt sein Schwert her, um in Gerda’s Besitz zu kommen; die Sonnengluth senkt sich in die Erde. Sie ist das brennende Scheit. °) Die Schartner Gegend ist ungemein obstreich. Von der Witterung dieses Tages, sagt also der obige Spruch, hängt der Obstsegen des Jahres ab. Ist es an ihm schön, so werfen sich die Bauern, einer reichen Ernte - sicher, so in die Brust, »breiten« sich so, dass nur 5 (allö gueten Ding sänd drei) an einem Tische Platz haben. Ist's »grob,« so finden selbst 15, und 15 ist eine unglückliche Zahl, so dass einer sich ent- fernen soll, bequem Platz. 47 ist, bedeutet es ein schlechtes Jahr. Wenn während der Palm- weihe die Sonne scheint, gedeihen in diesem Jahr alle Gattungen Früchte, — Treibt der Palmbuschen, welehen man in den Acker steckt, aus, so wird ein gutes Jahr ; wo nicht, ein schlechtes. Wie d’ Palm’, so s’ Keorn, d. h. wie die Witterung am Palmsonntag, so Jdie erste Fechsung. — Wenns am Karfreitag regnet, hilft und schadet kein Regen. Wenns an ihm einen Reif hat, schadet kein Reif mehr, Aın Kar- samstag soll es 9erlei Wetter haben. Wenn es an diesem Tag schön ist, ergibt das Wasser nicht. — Im März soll man den Rock versetzen und im April aus- lösen, d. h. kein Wasser trinken, weil dieses in dem Monat un- gesund ist, und hätte man kein Geld, lieber den Rock verkaufen, um sich anderes Getränke verschaflen zu können. — Wenn am Karfrei- und Samstag der Wind stark geht, ster- ben in demselben Jahr viele junge Leute und Kinder. — Wenn der März mit den Ostern Fleich isst, d. h. die Oster- feiertage noch in den März fallen, so isst er's an den Leuten ber- unter, d. h. es sterben viele. Am ersten und letzten März hängt man alle Kleider, wenigstens auf eine kurze Zeit in die Sonne, um sie zu »sinnern« und so vor den »Maucken,« den Larven des Speckkäfers, dermest. lard. und der Pelzmotte, dermest. pellio, Lin, zu sichern, Auch anderes Ungeziefer wird jedoch mit diesem Namen bezeichnet. — 4) April. Där Aprül zöht ön Pflueg va dä Dül. — Der April thut, wie er will. — Was der März zügelt, vertilgt der April. — 9mal soll der April jeden Tag d’ Fäl aus’'n Föld jagn. — Um Georgi soll das Korn so hoch sein, dass sich eine »Kran« darin verste- cken mag. Auch soll man von diesem Tag an nicht mehr ins Wiesland gehen, weil das Gras Schaden leidet. An diesem Tag mischt man das erstemal wieder den Rindern etwas Grünes ins 48 Futter. Am Georgitag geht jedenfalls der Bär vom Loche, !) um in dasselbe nicht mehr zurückzukehren, erschallt der erste Ruf des Kukuks. — Der Aprilschnee düngt besser, als Schafmist, — Wenn’s am Ostertag schön Wetter ist, soll ein glücklich Jahr fol- gen, dagegen wenn es an ihm recht stürmt, Krieg, Krankheiten, Hunger u. s. w. — Wen dä März nöd wül, den nimt där Aprül. ?) 5) Mai. Um Philippi soll das Korn so hoch sein, dass sich ein Mann darin versteeken kann. — An diesem Tage säet auch unser Herr- gott dem Korn unter, oder Philipp flickt das Getraide aus. — Pankraz, Servaz und Bonifaz heissen die »Reifmanä.« Nach diesen Tagen kommt kein Reif mehr. — Wenn’s am Pankrazitag regnet, so rinnt der Most am Stamm herab. Am Pankrazitag soll man die Bäume begiessen. Daher hört man auch hie und da be- ten: »Bit für ins heit. St. Pankräz, dass dä Most und dä Brand- wei grät!« Der Erdapfel sagt: »Sözst mih ön Aprül, So kim ıh, wan ih wül; Sözst mih ön Moa, So kım ih gleihl« — Wenn’s im Mai donnert, so »rigelt's« d’ Erden. — Wenn’s im Mai hagelt, so hagelt es jeden Monat. — D’ Nachtrögn (im Mai) sänd Keorndieb. — Am Auffahrtstage soll man sich nicht niederlegen, 3) sonst legt sich auch der Waizen, — Wenn am Pfingstsonntag die Sonne schön scheint, dürfen die Bäcker Wein trinken ; denn es geräth der Waiz. Oder auch $) Der späteste Termin für den Anfang des Auswärts, dessen Naturbild un- verkennbar der Bär ist, Dieser aber geht nun auch nicht mehr in das- selbe zurück; er fürchtet, wie es (Georgitag) hiess, keinen Winter mehr. Auffallend ist es, dass in dem Buche: »Aufrichtiger Unterricht u, s. w. Linz, 1756,« obwol in ihm aller Feiertage des Jahres Erwähnung ge- schieht, der Georgitäg, den das Volk noch feiert, nicht genannt ist, Vielleicht geschah dies absichtlich, weil manches, was an diesem Tage Brauch war, anstössig erschien? — 2) März und April sind sehr ungesunde Monate. 8) Unter Tags, auf die Ofenbank u. dgl. 49 Wenn’s am Pfingstsonntag regnet, so regnet es den Bäcken in den Trog und den Bäuerinnen in das »Kohkupfer,« !) — Wenn es am Abend vor St. Walburg oder in der Nacht davor thaut, soll es ein Zeichen guter Gesundheit sein, Redensarten und Räthsel. Im Mai regnet es Gras. ?) — Der Mai »is ön Habärn sei Windä.« — Was ist das schönste auf der Welt? Der Monat Mai, — 6. Juni. Ein Feld, auf welches Korn gesäet wird, ackert man, wo die Dreifelderwirthschaft im Schwange ist, Jmal um. Das Umackern des Stoppelfeldes heisst »brachä ;« das zweite Umackern »rüe'n;« das dritte »keornackärn.« Von diesem »brachä« heisst der Juni auch Brachmonat. — Zä St. Veit 3) Mäht man ön allö Weit. — Der Heuschober soll den Koroschober »dälengä kinä.« — Wan dä Radn 4) blüeht reoth, Sa hamä ön vie’ Wochän ä ke’onäs Breod. — Der »Sunä- wendtag bricht ön Keo’'n d’ Wurzn a; Und dä Petärstag Macht eams e'st gä.« — Der »Sunawendtag Sticht ön Keo’n d’ Wurzn a. — Dä Petärstag brent ön Keo’n d’ Wurzn a. — Ön Petärstag Steht dä Baur mit dä Sichl da. — Oder auch: »Dä Veitl Schlach’ts Keo’n mit'n Scheitl ; dä Sunäwendtag Steosst ön Keo’n d’ Wurzn a’; Dä Petärstag Steht mit dä Sichl da. — ‘Vom Korn heisst es auch: Virzäh’ Tag schossn, Virzäh’ Tag blüehn, Virzäh’ Tag ei” kirnä, Virzäh” Tag azeiting.«e — Nach Sonnenwenden wächst das Ge- treide auch Nachts. — 1) Der Waizen zieht nicht an, hat keine Kraft; Kolhkupfer ist das Gefäss oder Geschirr, worin das »Koch« bereitet wird. 2) Bezeichnet die befruchtende Kraft des Mairegens. ® Auch in der Zeitbestimmung macht sich mithin St. Veit bemerklich und wird in Beziehung zur Heu- und Kornernte gesetzt. Zu dieser Symbolik, welche sicherlich alt heidnisches auf ihn übertragen liess, gab wol auch sein Attribut Anlass. Ein kleines Gefäss mit Flammen, die hin und wieder sogar für Blumen angesehen wurden, ist das Attribut dieses Hei- ligen, der in einen Kessel voll brennendem Pech geworfen wurde, — 4) Kornrose, Kornnelke, agrost, githag. Lin. Mus. Jahr. Ber, XXIL 4 50 Wenns am Medarditag regnet, so können die Schinder Meth und Wein trinken. !) Wenns am Johannitag ?) regnet, soll es 44 Tage fortregnen;; auch gerathen dann die »Büchl« und Haselnüsse nicht, werden wurmig und löcherig. Wenn's am Peterstag regnet, so regnetes Dieb und Mäus. — Wenn’s am Dreifaltigkeitssonntag regnet, so regnet es 13 Sonntage. — 7) Juli. Zu Külian Schneidt ein jederman. — Wenn es an Maria Heimsuchung regnet, regnet es 40 Tage nacheinander fort, oder, es ist 6 Wochen nicht schön. Denn wie unsere liebe Frau übers Gebirg geht, so geht sie auch wieder zurück. — Wenn’s am Ulrichstag, 3) auch »Durästag- genannt, regnet, so regnet es ins »Urb« - oder »Uräkübl,« #) d. h., es zieht das Mehl nicht an, — i Scheint die Sonn am Jakobitag, °) So führt man Kälte halber grosse Klag. — Am Jakobitag blüht der Schnee. — Margäretn- rögn macht d’ Nuss teuer. — Z’ Margäret und z’ Madälen, do is söldn schen. — Wenn’s am Jakobitag regnet, so salzt Jakob die Aepfel, Die Zeitigung derselben bestimmt sich nach folgenden Fristen: »Da Jagl thuet d’ Öpfl salzen, dä Lenzl thuets schmalzen, ©) Dä Bartl gibt ean ön Gschmach, Und dä Michl brockts a. — 1) Weil das »Heugras« vergiftet wird. ?2) Er ist bekanntlich der längste Tag im Jahre. Bei einem »Sauhandel« rühmte der Verkäufer seine Waare mit dem Gleichnis an: »Dö Sau is € so lang, äs dä Tag um Johanni.« — 3) Auch St. Ulrich hat also auf Wetter und Ernte Bezug. Darum bittet .er auch in dem bereits erwähnten Spruch neben St. Veit und Nikolaus um Holz zum Sonnenwendefeuer. Auch klingt schon der Name »Durästag« an Donner an. #) Ein kleines, hölzernes Gefäss für das Url, Urä, Urb, Urhab, Sauerteig. °) Der Jakobitag fällt genau ein halbes Jahr später, als Pauli Bekehrung, womit die zweite, meist strengere Hälfte des Winters beginnt. — 6) »Ohne Salz und Schmalz« heisst auch so viel als geschmacklos. — 51 8) August. St. Laurenz sagt zu St. Bartholomäus: ?) »Schir, Bartl, schir ; ön virzäh” Tagen is’s an Dir.« — Där Augusti Macht d’ Bauern lusti. — Denn auch der Haber, die späteste Getreideart, wird in diesem Monat gemäht und ein- gebracht. — An dem Tag, wo das erste Fahrtl Haber eingeführt wird, zündet der Bauer das erstemal wieder beim Abendessen Lieht an; daher die Redensart: »Das erste Haberfahrtl setzt ’n Leuchter äfn Tisch,«e und das Räthsel: »Dä Habä ?) leschts aus und kendt's an.e — Auch hört man häufig das Wort: »Aus’'n Hawähälmän geht dä kalt Wind.« Es erläutert sich dadurch, dass es heisst: Beim Habernmähn muss man in die Stoppeln »Nägärl« einschlagen, da- mit der Winter nicht heraus kann.« 3) — Wan z’ Bartlmei noch »Hälm« stehen, so muss sich »dä Bärtl ön Arsch z’krazn.« 4) Die Legende lässt den Heiligen geschunden werden. Daher will der Heilige, dass auch der Erde die Haut gleichsam abgezogen wird, Heu- und Getreide-Ernte völlig been- digt ist. — Zu Bärtlmei füert man s’ Groa’amahd äfs Heu, 5) — Zu Bärtlmei soll kein Heugras mehr stehn; sonst wischt sich der Bart den Arsch damit aus. — Zä Bärtlmei Stökt ma d’ Öpfl und d’ Nuss ö’s Heu. ©) —- !) Die beiden Tage liegen genau 2 Wochen auseinander. — 2) Siehe März. ®) Nun war der Winter unterirdisch eingeschlossen, wie vorher der Frühling. #) Die Volkssprache ist an sich derber, will aber hier nicht etwa absichtlich gemein werden. — Mathias, der das Eis bricht, und Bartholomäus, der das Haberfeld schon umgeackert und auf der Wiese kein Gras mehr sehen will, liegen wieder genau ein halbes Jahr auseinander. Mit Bartholomäus beginnt schon halb der Nachsommer, die Gluth der Hundstage ist mit ihm vorüber, obwol er (siehe Laurenz) noch schüren geholfen. 5) Die Grummeternte, °) Diese Früchte fangen schon reif zu werden an. 4* 52 Der Laurenzisturm bleibt nicht aus. — Wie es an Bartho- lomai wittert, soll es den ganzen Herbst wittern. — Wenn's zu Maria Schnee regnet, so wird das Getreide zu wenig, und wenn auch an jedem Zaunstecken ein Metzen Korn hienge. — So man auf Laurenzi einige zeitige Trauben findet, so ist starke Hoffnung zu gutem Wein, — Die Zeit von Maria Himmelfahrt bis Namensfest heisst »zwischnä Frauntagn.« Man sammelt da verschiedene Heil- kräuter, drischt das Samengetreide, geht fortan nicht mehr ins Krautland. —- 9) September. Z Egidi ist die erste Kornsaat, in der Kreuzwoche die zweite, in der (Juatemberwoche die leizte. Um zu erforschen, . welche von den 3 Saatzeiten die günstigste sei, nahm der Bauer einst von der ersten Fuhre Korn, die er einbrachte, 3 Aehren und legte sie der Reihe nach in die Erde ein. Welche am schön- sten aufging, gab ihm diese Woche an. — Der Weizen wird häufig um Micheli gebaut. Er sagt zum Bauern : »Baust möh du ö’s Läkl, Sa fül där ich dei’ Säkl. — Michälö Macht Lauwär und Gras wälö. ') Zu Micheli fing nach alter Sitte in den Häusern der Handwerker die Lichtarbeit an; es kam daher an diesem Tage das sogenannte »Lichtbrädl« auf den Tisch. — Ist Egidi ?) ein heller Tag, dir ein’ guten Herbst vorsagt. — Ist Mathias schön, so darf man »alle Scherhaufn« anbauen, d. h. es wächst und gedeiht alles. — Matbies Macht die Birn süess. — Ist's am Michelitag schön, so darf man noch alle Berg’ und Hügel anbauen. ?) — Wenn beim Kornsäen grosse Knollen wer- den, so heisst es: »Greossö Knoln, Greossö Stuk Breod!« -— 1) Welk. ?) St. Aegidius zählt in unserem Lande (der in der Josephinischen Zeit ab- gebrochenen nicht zu gedenken) 14 ihm zu Ehren geweihte, durchaus alte Kirchen. — ®) Es wird ein schöner Nachsommer, — Mit Georgi beginnt die schönere Zeit des Jahres, der »Auswärts,« mit Micheli hört sie auf, Dass mäch- 53 Wenn es in diesem Monate brav Wespennester gibt, oder das Obst schon an den Bäumen fault, wird im nächsten Jahr aber- mals viel Obst. — 10. Oktober. D’ Laubagüss Kimt ganz gwis. — Sima” wirft ön Schnee a; wirftn dä Sima“ nöd a“, sa helfänt allö Heiligng z'sam, — Die ÖOktobernebel heisst der Bauer gern »Krautnöbl,« weil sie das Kraut »z’samdrähn«. — Wenn die Schafe sich Abends nicht gerne eintreiben lassen, fällt im Winter viel Schnee, — Will das Laub nicht gern von Bäumen fallen, So soll ein kalter Winter erschallen, — Fällt das Laub früh, aber langsam ab, so wird ein früher, »langschwoafätä ') Winter und umgekehrt. — Wenn man am Wolfgangitag die Bäume düngt, so wird das folgende Jahr viel Most. 11) November. Nach Martini soll nieht mehr in Acker gefahren werden ; sonst »fährt der Bauer sein Weib ein.«e — Z’ Anäre Kemänt d’ Feirtä, d’ Nächtn und d’ Störin dahe‘. — Z Anäre Geht Mül sper. — Ghalt der Baum den Pelz an, ?) so wird ein strenger Winter. — Am Allerheiligentag haut der Bauer einen Span aus einer Buche ; ist dieser nass, wird ein nasser Winter, ist er trocken, ein harter. — Ist's zu St. Leonhard warm, So ist's im Winter gut fahrn. — Wenn Martini Nöbel findt, Wird dä Wintä ganz gelind. — tige, wenn auch nur dunkle Erinnerung an diesen Tag sich knüpfte, beweist, dass »auf St. Michaelistag zu Pflug fahren und ansäen, damit die Erdfrüchten kein Unfall bekämen,« in dem schon erwähnten, 1756 zu Linz gedruckten Büchlein als sündhaft abergläubisches Thun ge- rügt wird. — !) Altindischer Glaube schon stellte sich den Winter siebenschwänzig vor. 2) Pelz bezeichnet das Laub. — 54 Kathärei’schnee thuet n’ Keon weh. Bleibt er länger als 100 Tag liegen, entsteht »Winterschauer.« !) — Wenn der Andreasschnee liegen bleibt, liegt er 140 Tage. — Am Andreastag bringt der Bauer bereits die »Störingmalta, « Korn, woraus weisseres Mehl zur Störi gemahlen wird, zur Mülıle. Da geht nun diese schnell und spricht: »Anäre, Anäre, Anäre.« Am Thomastag aber geht sie noch schneller, weil der Bauer bereits um das Mehl drängt. Da sagt sie: »Tamädı, Tamädı, Tamädi.e — Zu einer echten Störi muss das Urä schon am Thomastag angerührt und der Teig am Weihnachtsfasttag von 12 Uhr Nachts an, gemischt und gebacken werden. So verräth sich die Störi bis an die kleinsten Züge als ein »Festbrot.« — Gibt man doch auch die »erste Frucht,« ein Kraut, das man absichtlich hiezu aufbewahrt hat, (wol eines der zuerst im Früh- ling sprossenden) ?) in die Viehstöri. Verleiht sogar der Genuss der Störi dem Menschen Stärke, Leben u, s. w. 12) Dezember. Schaut s’ Christmonat aus, d. h. ist es einige Zeit schnee- frei, so schauen alle Monate aus, — Am Barbaratag trägt man Zweiglein, meist von Kirschbäumen, ins Zimmer, welche bis zum Weihnachtstag blühen sollen. — Die Rauchnächte, besonders die Mettennacht, sind für Wit- terung und Jahressegen Leben und Tod vielfach vorbedeutsam. — Liechtö Mötn, Finstärö St’äl. — Scheint die Sonne am Christtag hell und klar, So hoflt man ein gutes, fruchtbares Jahr. — Wenn der Wind untern Nächtn geht, wird im nächsten Jahre viel Most. — Scheint am Fastweihnachtstag die Sonn’ auf den Tisch, so werden das Jahr darauf viele Aepfel. 1) Kinderreim. »Katharina, bist drins, Steh auf,« mach mär auf, Mich friest ja in d’ Zehen, der »Reif fällt ma drauf!« — ?) Nachträglich ergab sich, dass darunter corydal. cav. Lin., unser Volk kennt auch den Namen »Wild4 Hanäkamp,« verstanden sei. 35 Unter den »Nachtn,« besonders in der Mettennacht, sollen sich die Bäume stark »anreimen,« dann »rannen« ') die Obstbäume, es gerätlh der Most. Dies ist auch der Fall, wenn der Most in den Kellern arbeitet, so dass man es in den Fässern sieden und sausen hört. — 13. Unter den Tagen, welche auf Zeit und Witterung, Saat und Ernte Bezug haben, treten gewisse besonders hervor, und es lassen sich auch, wenn man die Abstände vergleicht, öfters wie- derkehrende Cyklen von Monaten und Tagen nicht verkennen. Unter den Frauentagen ist vornehmlich Maria Verkündigung zu nennen (von da an gefriert es nicht mehr, weil u. ]. Frau mit einem brennenden Scheit unter der Erde hingeht); unter den Tagen der Heiligen sind am wichtigsten Georg, Peter und Paul, Michael, denen sich Mathias, Jakob, Bartholomäus, Matthäus, Simon und Judas anschliessen. Zu erwähnen sind noch Gregor, Benedikt, Gertrud, die 40 Martyrer, Maria Heimsuchung, Laurenz. Gertrud (17. März), welche an ihrem Namenstag zu »gärteln« anfängt, fällt, was Zeit und Natursymbolik betriflt, mit Maria Verkündigung zusammen; die beiden Tage schliessen so zu sagen eine Oktave ein. Als Haupttag des Jahres stellt sich Georgi heraus; mit ihm beginnt der Auswärts, die mildere Jahreszeit, welche mit Micheli wieder endet: der Abstand zwischen beiden beträgt 5 Monate und wenige Tage, nur 1 Tag mehr, als der von Pauli Bekehbrung (halb Winter binum, halb Winter herum) bis zum Peterstag, der mit der Sichel da steht und die erste Hälfte der milderen Jahreszeit abschliesst. Von Matheis, der s’ Eis bricht, bis Jakobi, wo der Schnee blüht, zieht sich ebenfalls eine Frist von 5 Monaten. Von Pauli Bekehrung bis Georgi verläuft eben , Jahr, oder 3 Mo- nate, und die nämliehe Zeitfrist erstreckt sich zwischen Georgi und Jakobi, zwischen Jakobi und Simon und Judas, wo es den ersten Schnee anwirft und die rauhe Jahreszeit wieder beginnt, endlich zwischen Simon und Judas und zwischen Pauli Bekeh- rung. Auch Peter und Pauli und Micheli liegen 3 Monate von 1) Sich mit »Reim« anlegen. 56 einander ab. Von Matheis, der s’ Eis bricht, bis Bärtlmei, wo alles Getreide bereits eingebracht sein soll, ete., gehen 6 Monate, eben so von Benedikti, wo Haber gebaut wird, bis Mathies, der das Geschick der neuen Aussaat bestimmt, und von Maria Ver- kündigung bis Micheli. Die mildere und die rauhe Jahreszeit währen je 5 oder 7 Monate, je nachdem man den Nachwinter oder Vor- frühling, d. i. die Zeit von Maria Verkündigung bis Georgi, und den Nachsommer, d. i. die Zeit von Micheli bis Simon und Judas, zur einen oder anderen zählt. Von Gregori, wo der Bär das erste- mal aus dem Loche geht, sind etwas mehr als 40 Tage bis Georgi, wo er keinesfalls mehr ira Loche bleibt. Mit Beginn der Woche, in die Georgi fällt, enden die 40 kalten Tage der 40 Martyrer; 40 Regentage reichen von Maria Heimsuchung bis Lau- renzi, und der Laurenzisturm , der dem Regenwetter ein Ende macht, bleibt nicht aus. — 14) Witterungs - Bestimmungen allgemeiner Art. 1) »Heiwinkel.« !) Fast überall hört man von dem »Heiwinkel«e sprechen, in welchen man schauen muss, um die Witterung für die nächste Zukunft zu erforschen. 2) Als Wetterprophet und zwar weitbin fürs Land, dient der Traunstein. Wenn er einen »Hut« ?) aufhat, so wird das Wetter schlecht. 3. Mond, Regenbogen, Morgenröthe, Thau und Wind. Wenn es im Neumond regnet, so regnet es einen ganzen Monat fort. Wenn's im Neumond regnet, so »wascht’s ihn aus,« d. h. es wird schön. — Regnet es gleich nach dem Regenbogen, so kommen 3 Re- gentage; wo nicht, gibt es 3 schöne Tage. — »Maringreot, Dasch ins Keot.« — Geht der »Wind ins Thau,« so kommt Regen. — Um am nächsten Morgen schönes 1) Auch » Wetterwinkel, Wetterloch« genannt. Der erste Theil des Wortes ist noch nicht zweifellos erklärt. Vielleicht darf man an heien, heigen denken, d. h. bewahren, hegen, oder an das mlıd. hiwen, ursprünglich hüllen, wie lat. nubo? »Gheiwi'« sagt unser Volk für umwölkt. — ?) Die den Gipfel umhüllende Wolke wird als Hut gefasst, 57 Wetter zu haben, verbrannte man den Abend vorher einen alten Besen. — 4) Wochentage. Der Freitag hält es nieht mit der Woche, -— Wie Samstag Abends, so die nächste Woche. — Zwei Samstage müssen im Jahre sein, an denen es so regnet und stürmt, dass kein Sonnenstrahl ausblickt. — Am Erichtag, Pfinztag und Samstag Nachts muss sich auch der stärkste Sturm wenigstens durch eine Stunde legen. ') 5) Tageszeit, Wie das Wetter um 8 Uhr morgens, so ist es den ganzen Vormittag. — Wie um 12 Uhr, so ist es den ganzen Nachmittag. — Morgenregen und »altö-Weibädänz« dauern nicht lange. Frühe Regen und frühe Bettler kommen des Tages öfter. — Frühe Wetter wiederholen sich des Tages 9mal. — 6) Winter. Wenn der Springer der Martinigans weiss ist, gibt es einen strengen Winter. — Wenn der Hollunder Blütben und Frucht zugleich trägt, ist ein starker Nachwinter zu erwarten. — A früecha Wintä hat än rund än längern Schwoaf, d. h. er dauert weit länger. — Ueberhaupt sagt das Volk von einer Zeit, wo man die Winter mit einem Kuhschweif kann zusammenbinden. ?) | 7) Unsere liebe Frau hat Gewalt über das Wetter, Regen und Sonnenschein. 3) —— Einst strömte (St. Marienkirchen bei Schärding) lang anhaltender Regen und bedrohte die Ernte. Der Pfarrer hatte nämlich eine altverehrte Marienstatue wegnehmen lassen und versteckt. Da schaute ein altes Weib im Traume den Ort, wohin sie gebracht worden war. Man suchte nach und fand wirklich das heilige Bild. Im Triumph trugen es 6 weissgekleidete 1) Wenn man den Sturm für Wuotan nimmt, ergibt sich vielleicht die Deutung, dass er an den Tagen, welche Erich oder Er, dem Kriegsgotte, und Donar, den höchsten Göttern mit und neben ihm, geweiht sind, doch auf eine kurze Zeit zu wehen und brausen aufhört. Der Samstag ist genannt als Tag Mariens. — 2) Der Götterdämmerung, welche Ursache des Weltunterganges ist, geht ein Winter voraus, wo die Sonne ihre Kraft verloren hat, und dieser Winter kommen drei nacheinander ohne Sommer dazwischen, — 3) Siehe später: E. Thiere, Fraunkäferl. 58 Jungfrauen durch die Flur. Als man fast schon am Ende des feierlichen Umzuges Rast hielt, durehbrach auf einmal ein Sonnen- strahl die grauen Regenwolken und traf das Antlitz der Mutter- gottes. Schnell heiterte sich der Himmel auf, und man erfreute sich der schönsten Erntezeit. — D) Gewitter und Hagel. 1. Redensarten; Donnerkeil. Wenn es donnert, schiebt der Herrgott im Himmel Kegel. — Wenn es einschlägt, heisst es (Steinerkirchen): »der Petrus hat den vordersten Kegel getroffen.« 1) — Wo ein Donnerkeil fällt (Steinerkirchen), dringt er 7 Klafter tief in den Boden und verwandelt sich in eine Goldku- gel, welche von Jahr zu Jahr um eine Klafter höher steigt und so nach 7 Jahren wieder an der Oberfläche der Erde erscheint. — Andere stellen sich den Donnerkeil als eine Steinkugel ?) vor, durchsichtig wie Glas, welche 9 Klafter tief in den Boden eindringt und nach 9 Jahren wieder zum Vorschein kommt. — Noch andere meinen darunter einen grossen Stein, der 9 Klafter tief eindringt und von Tag zu Tag um 1 Klafter aufwärts steigt, bis er am 9ten Tage wieder in den Himmel zurückfliegt. 3) — 2) Das erste Gewitter im Jahre. Vor allem be- stimmt es Zahl, Stärke und Gang der übrigen. Fällt es in die Zeit des aufnehmenden Mondes, so sind viele und starke Gewitter zu besorgen und umgekehrt. — Wo das erste !) Dieser Ausdruck beweist schlagend, dass vieles von Donar auf Petrus als den ersten der Apostel übergegangen sei. — 2) Diese Vorstellung erklärt sich aus der Auflassung des Gewitters als »Kegelscheibens.« Die Kugel vertritt Thörs Hammer, die Wafle, womit er die Riesen bekämpft, — 3) Thörs Hammer, Miölnir, kehrt von selbst in des Gottes Hand zurück. Dass der Donnerkeil- oder Kugel oder Stein 7 oder 9 Jahre oder Tage braucht, um wieder zum Vorschein zu kommen, beruht ebenfalls auf allmythicher Vorstellung Die 7 oder 9 Jahre oder Tage sind die Win- 59 Wetter im Frühjahr hingeht, dorthin gehen alle bis Sonnenwenden ; erst von Sonnenwenden an schlagen sie wieder eine andere Rich- tung ein. — Früher Donner, später Hunger. — Beim Herannahen des ersten Gewitters, oder wenn es das erstemal im Jahre donnert, wälzt man sich auf dem Erdboden, oder legt sich rücklings auf die blosse Erde. Man bleibt dann vor Kreuzweh !) verschont. — Wer, wenn es das erstemal im Jahre donnert, einen Baum schüttelt, der wird über die Massen Stark, —= 3. Wie man Gewitter veranlasst, herbeizieht, aufhält, oder den Blitz auf sich lenkt. — Als unter Kaiser Joseph II. das erstemal »vermessen.« wurde, sagte das Volk heftige Gewitter voraus, weil man der »Erde keine Ruhe lasse. « Andere erzählen, die fürchterlichen Gewitter jenes Jahres seien von dem Volk als eine Strafe Gottes für diese Beunruhigung der Erde, angesehen worden. Ein Gewitter zieht es herbei (Munderfing), wenn man die Egge umgekehrt, d. h. mit den Zähnen nach oben , ausserhalb der Dachtraufe liegen lässt. — Eben so glaubte man (Weyer) von ungedeckten Kegel- stälten, dass sie gefährlich seien, weil sie die Gewitter heranzögen. ?) Wenn man an einem Freitag ein frisches Hemd anzieht, und es kommt zufällig ein Donnerweiter, so kann dieses nicht vorbei. — — 0 termonate, die Zeit, wo es in der Regel keine Gewitter gibt. Unsere Goldkugel bestätigt von neuem, was oben a, 5, feuriger Drache, von dem Gold als Naturbild des Blitzfeuers behauptet ward. -- ') Ich denke an Thörs Hammer, dessen Form der eines Kreuzes ziemlich gleicht. Sich auf dem Erdboden wälzen, welchen des Gottes geheiligter Hammerwurf, gleichsam wieder neu geweiht, verjüngt hat, bewahrt vor »Kreuzweh.« — ?) Sie sind den Blicken der Donnerwolke, des Donnergottes frei ausge- selzt ; er erblicktin dem Spiele eine freche Nachäflung seines Thuns. Das von der Egge Gesagte beruht wol auf einer ähnlichen Vorstellung. — 60 An einem Freitag soll man weder Wäsche bleuen, noch ein frisches Hemd anziehen; sonst erschlägt einen der Blitz, — Anderswo: wer an einem neuen Freitag ein frisches Hemd anzieht, den trifft der Blitz. Zieht er aber bei herannahendem Ge- witter das Hemd aus und wirft es in einen Bach oder überhaupt in ein Wasser, so fährt der Blitz dahin. ') — Am Sonnenwendetag soll man nicht nähen ; sonst trifft der Donner den, der das Kleidungsstück an hat, woran an diesem Tage genäht wurde. — Der Blitz schlägt auch ein, wenn man Aschentücher mit dem »Waschbloi« schlägt. — Der Thurm von Arbing ist nicht ausgebaut, d. h. er hat keine Kuppel, sondern ist nur eingedeckt. Die Leute sagten einst, es leide keine Kuppel, und wenn man eine aufsetzte, schlüge der Blitz ein, — Zwei Männer in der Gosau wurden vor einigen hundert Jahren in dem Gosauerspitzengebirg von einem heftigen Gewitter über- fallen. Da verliess den einen der Muth, und er sprach: »Mır wird angst und bang; ich glaube, wir werden vom Wetter er- schlagen.« Der andere erwiederte: »Sei doch nicht so zaghaft ; ich heiss Peter und schmeiss aufs Wetter!« Doch kaum hatte er ausgesprochen, so traf ihn der Blitzstrabl, und er war auf der Stelle todt. ?) Seitdem heisst der Kogel, über den der Blitzstrahl herabfuhr, der Donnerkogl, und der, welchem sie zugingen, der Peterskogl. — 4) Wie man insbesondere Schauerwetter veranlasst. Schauerwetter sind zu erwarten (Altmünster), a) wenn eine Wöch- !) Der Freitag berührt sich mehrfach mit dem Gewitter; es liegen dabei wol Vorstellungen von der Verbindung zu Grunde, in welche Frigg, Fria, von welcher schon im 4. Jahrhundert der 6. Wochentag den Na- men erhielt, mit dem Donnergott gebracht ward, — ?) Hier scheint der alte Donnergott über die auf den christl. Apostel ge- setzte Zuversicht ergrimmt zu sein. — »Schmeiss aufs Wetter«, ist wol doppelsinnig aufzufassen, einmal als Ausdruck der Geringschätzung, jedoch auch als Akt, Thun des Donnerers, — 61 nerin zu früh hervorgeht, oder wenn es gar an einem Freitag, besonders an dem Karfreitag geschieht: b) wenn an einem Freitag »geblödert« wird; e) wenn man an Frei- oder Samstagen abends jauchzt oder Tanzlieder singt; d) wenn nach Georgi Flachsarbeit verrichtet wird; e) wenn man vor Georgi Leinwand bleicht, oder die Bleichtücher auch nur auf grünem Wasen ausbreitet. !) — Auch sebäuerts, wenn nach Georgi noch »Agng« ?) auf die Felder kommen ; wenn Samstags nach dem Feierabendläuten, fer- ners so lange als Christus im Grabe liegt, dann an den Bittagen und an Christi Himmelfahrtstage Wäsche geblödert wird. Anderswo : Sonntags soll nach 2 Uhr nicht mehr gewaschen, noch gesponnen und eingespannt werden. — Auch wenn Sonntags die Sensen ge- schärft werden , setzt es Schauer ab. Eben so, wenn der Bauer zu Acker fährt und auf der Egge einen Stein liegen hat. — Wenn die Leiche eines Menschen, der sich selbst erhenkt hat, im Got- tesacker begraben, ja auch nur durch die Felder geführt wird. !) In alter Zeit hat man sogar, so heisst es, solche Leinwat weggenommen und verbrannt. Hätte man es nicht gethan, wäre ein grosses Sterben unter die Leute gekommen. Der Vorgang des Waschens erscheint, mit- einbezogen das Bleichen der Leinwand und das Anziehen des frischen Hemdes, so wie Nähen und Flicken mit Gewitler und Blitz in Verbindung. Das Blödern der Wäsche insbesondere, wozu der Waschbloi dient, an den sieh auch sonst mancher Brauch und Glaube knüpft, konnte leicht als Abbild des Gewitterprozesses am Himmel gedacht werden. Die nassen Tücher sind die Wolken, der Waschbloi der Hammer Thörs, die Schläge damit tönen wie Donnerrollen; die wegspritzenden Tropfen glänzen in der Sonne wie Blitzfunken. Die irdische Leinwand darf daher nicht ge- bleicht werden, bevor es nicht die himmlische, die Wolken -Leinwand wird. 2) Die kleinen Stachel, welche beim Schwingen von dem Flachs abfallen. Stets knüpfen sich an die Verspätung der häuslichen und ländlichen Ar- beiten Strafen oder dgl. Ist die Flachsarbeit bis Georgi nicht vollendet, so schäuert es. Zu Bartholomäus soll man weder mehr Heugras noch Halme sehen, sonst ete. etc. Wer nach Martini noch zu Acker fährt, führt sein Weib ein. Es bestätigt sich also an Heu-, Getreide- und Flachsarbeit. — 62 Schon die Thatsache, dass sich jemand in der Gegend henkt, er- füllt mit Besorgnis vor einem Schauerwetter, — Im vorigen Jahrhundert wurde ein Verbrecher gehenkt, ohne dass er sich bekehrt hätte. Eine Menge Zuschauer waren auf dem Richtplatz zugegen. Da rief er: »Wart’s ös, ih wül mich’ heut scho” noh an enk röchn!« Darauf bestieg er den Galgen und starb. Aber schon stieg ein fürchterliches Ungewitter vom Westen auf und brach so schnell aus, dass nur die, welehe zunächst wohnten, noch die Häuser erreichen konnten. Alles Getreide, selbst das junge Obst und das Gras, wurde in Grund und Boden geschlagen. 5) Wetterlöcher. !) Auf dem Bleckenstein befindet sich ein See, von dem es hiess, wenn man einen Stein hineinwürfe, entstünden Sturm und Unwetter. — In der Nähe von Pernsteiu ist ein Loch, das geht tief in die Erde hinab. Wirft man einen Stein hinunter, bricht ein Unwetter los. Buben, welche davon ge- hört hatten, machten einst aus Vorwitz und Muthwillen den Ver- such. Doch ehe sie noch ihre Wohnung, welche gar nicht weit entfernt war,e rreichten, war das Ungewitter schon los. — Wenn man in das Zagellauerloch (Gosau) einen Stein wirft, wird schlechtes Wetter. Dasselbe heisst es auch von einem andern Loch in der Nähe desselben, das senkrecht in die Tiefe abspringt und schlechthin das Wetterloch genannt wird. — Die »Wödälukn« stehn im Ge- birg (Windischgarsten) in grossem Ansehen; wirft man einen Stein hinunter, so steigen alsobald Nebel und Wolken auf, und ein heftiges Ungewitter bricht los, — 6) Wetter machen oder erregen. Wenn man ein Gewitter erregen will, so nimmt man Bröselein von dem Kothe der an einem Pfluge klebt, womit man Samstags nach Feierabend gearbeitet hat, und wirft sie mit einem gewissen Spruche rück- lings über den Kopf. — 1) Der »Heiwinkel« hiess ebenfalls Wetterloch. Noch sagen wir: Das Gewitter steigt herauf. See oder Loch sind als irdisch lokalisirter Wol- ken - Gewittersee zu fassen. Das Steine Hinabwerfen ist, nach Schwartz, eine rohe Nachahmung der Art und Weise, wie dort oben beim Rollen der Donnersteine Regen gemacht wird. — 63 7) Gemachte oder Hexenwetter. Wetter erregen vorzugsweise die Hexen; man nennt solche Wetter »gemachte ;« es sind gewöhnlich Schauerwetier. Ein Zeichen, dass eine Hexe das Wetter gemacht hat, ist es, wenn sich in den »Riseln« Haare befinden. !) — Auch Zauberer sind es im Stande. Ein Inquisit (Krems- münster Archiv, Urgicht eines Verbrechers, der sich dem Teufel verschrieben) sagte unter anderm aus, dass er mittels »eines schwarzen Pulvers aus Menschenbeinen«, indem er davon ins Was- ser warf, ein »Schauerwetter gemacht habe, so das liebe Getreide zerschlug. « 8) Abwehr gegen das Einschlagen. Wo ein Schwerkranker liegt, so lange die kleinen Kinder schlafen und die Schwalben im Haus bleiben, hat man kein Einschlagen zu fürchten. — Um das Einschlagen zu verhindern, legt man unter den Dachfirst ein »Speispfingstag-Ei, das am Gründonnerstag gelegt worden ist. Um seinen Zweck zu erfüllen, muss es unge- färbt bleiben und am Ostersonntage geweiht werden. ?) Anderswo heisst es nur: ein Ei, das am Antlasspfingstag 3) in die Sonne #) Die Hexen wurden bekanntlich mit fliegendem, zerzaustem Haar gedacht. Noch sagt man von einer Weibsperson, deren Haar verworren hin und her Nattert, sie sehe aus wie eine Hexe. Man erinnere sich der Ausdrücke » Wetter- und Blitzhexe,« welche oft scherzhaft und schmeichelnd gebraucht werden, und halte dazu, dass die goldenen Haare der Gemahlin des Ge- witfergottes Thör, der Sif, auch als die Blitzesstrahlen gedeutet werden. Es heisst ferner von ihr, dass sie die schönste aller Weiber war. Aus- drücke nun, wie verliebte Hexe; sie hat ihn völlig behext u. s. w. sind noch üblich. Siehe Pflanze, Widerton. — 2) Die rothe Farbe ist die des Donner- oder Blitzgottes; daher darf das Ei nicht gefärbt werden. — ®) Gründonnerstag. 64 gelegt worden, ist gut gegen das »wild Feur.« Auch ein am Karfreitag gelegtes Ei wird hie und da genannt. !) — Auch gewisse Pflanzen wehren dem Einschlagen. — Wenn ınan unterwegs in ein Wetter kommt, stehe man unter einer Haselstaude unter; da schlägt kein Blitz ein, weil u. |. Frau sich unter eine solebe Staude geflüchtet hat, als sie übers Gebirg gieng (sehr häufig.) Man nimmt daher auch während eines Gewitters ein Haselreis in die Hand, steckt solche, wenn ein Gewitter naht, an die Fenster. — Auch das Johannes- kraut, kreuzweise an Fenster und Wände gesteckt, bilft gegen das Einschlagen. — Endlich wird, damit der Blitz nicht einschlage, auf den Dächern »Hauswurz oder Hausrampf« gehegt. ?) — Wo viele Brennesseln stehen, da schlägt es ebenfalls nicht ein. — Die Birkenreiser, welche man am Frohnleich- namstage (von den 4 Segenstätten) mit nach Hause bringt, schützen nicht minder. Man steckt sie in die Fenster und wirft sie, wenn ein Gewitter kommt, ins Feuer. — Wenn es hagelte (Weisskirchen) lief der Bauer um die Egge und legte sie mit aufwärts stehenden Zähnen in den Hof; die Bäuerin aber sputete sich, die »Öfenschüssel« (Holz, worauf das Brot eingeschossen wird 3) in den Hof hinaus zu werfen. — Unter einem sei hier bemerkt, dass Höfer II, 297, das »Ofenschüs- sellaufen,« ein Wettrennen zu Fusse, erst 1757 und 1759 wegen ärgerlicher Entblössung des Leibes und »verschiedener abergläubischer Dinge« obrigkeitlich abgeschafft wurde. 1) Das Ei ist als Naturbild des Gewitters aufzufassen, welches in der Wolke, der Schale, (Klar und Dotter) Regen und Blitz birgt. Auch ist oder sind die Tage bedeutsam, an denen das Ei gelegt wird, das bis in die kleinsten Züge bedeutsame Räthsel von dem Ei lautet: »Zu Weissen- berg in Dum (Dom) da wächst eine gelbe Blum; Wer die gelbe Blum will habn Muss zu Weissenberg den Dom einschlagn.« Statt Weissenberg hört man auch Weissenburg und statt Dom Thurm. — ?2) Siehe davon Pflanze. 3) Siehe das Feuer, 1, vom Backen Gesagte, — 65 Die Bergbauern (Kremsmünster) warfen während eines Ge- witters Stühle und Tische in den Hofraum, jedoch so, dass die Füsse aufwärts sahen. !) — Auch die Egge ward, wenn ein Gewitter am Himmel stand, zum Schutz vor dem Blitz, mit den Zähnen nach oben schauend, vors Haus ins freie gestellt. — 9) Abwehr gegen den Schauer insbesondere. In wel- cher Pfarre auch nur Eine Wöchnerin ihre Zeit genau hält, dass sie nämlich in den 6 Wochen nicht unter freien Himmel kommt, sondern inner der »Dachtropfn« bleibt, in der kann es nicht schäuern. — Lange glaubte das Volk daran, dass manche Geistliche die (auf vechtem Wege erlangte) Macht hätten, Schauer abzu- wehren, und nannten solche »sschauerfest.« In Schartenberg soll einmal ein Pfarrer gewesen sein, der konnte sogar regnen lassen ; freilich, fügte der Erzähler, bescheidener schliessend, hinzu, freilich nur ganz kurze Zeit. — Am Palmsonntag steckt man, um Schauer abzuwehren, ge- weihte Palmbuschen in die Getreidefelder. Einige schreiben das Johannes - Evangelium 3mal ab, binden je eine Abschrift an einen Palmbuschen und lassen sie weihen, um sie in die 3 Felder zu stecken. — Auch das am Karsamstag am geweihten Feuer angebrannte Holz wird gespalten und die Späne kreuzweise in die Felder gesteckt, und zwar entweder an diesem Tage selbst, oder dem der Kreuzerfindung. — Auch die Kohlen, welche man von dem geweihten Feuer mitnimmt, und die Ostereierschalen ge- braucht man aufähnliche Weise, ja hält sie fast noch für wirksamer. — Man nimmt 3 Haselzweige, 3 Karfreitagg-Eier und etwas Chrisam, lässt es am Ostersonntag neben Eiern und Fleisch mitweihen, geht von der Weihe sogleich hinaus und gräbt dieses Geweihte während des Hochamtes zu 3 Theilen in jedes der 3 Felder unter Gebet ein und zwar auf der Wetterseite. -— 1) »Der Herrgott wirft im Himmel, hörte ich als Kind während eines Ge- witters sagen, Tisch’ und Stühl’ um.«e — Mus. Jalır. Ber. XXIL 5 66 Andere vergraben, wenn ein Gewilter daher zieht, welches Hagel zu bringen scheint, in die 4 Ecken des Feldes je ein Ei. — Um Weissenberg stehen noch einige Kreuze, welche fol- gende Form haben : | __ Das Volk erzählt davon: »Als einst Jahr auf Jahr Schauer die Ernte vernichteten, schickte die Ge- meinde 3 Männer nach Rom. Der Papst sollte Rath schaffen. Er wies sie an, im Umkreis von einer halben Stunde zur andern, je 3 Kreuze und zwar im Dreiecke ') zu setzen, und gab ihnen etwas Geweihtes mit, das mit und in den Kreuzen in den Boden sollte eingerammt werden. Heimgekehrt zimmerten sie die Kreuze, zersägten und höbhlten sie ein wenig aus, gaben das Geweihte hinein u s. w. Nun sind aber diese Schauerkreuze bereits alt geworden, und doch getraut man sich nicht, sie aus dem Boden herauszunehmen, ?) — Wenn es ein »Rislwelter« hat, (Altmünster) so nimm das Tischtuch, breite es auf freiem Felde aus und sage: »Da gehört die Gottesgabe drauf und nicht das Teufelsgeschmeiss.« Al- sogleich hört es zu riseln auf, — 410) »Wetterläuten.«e Am wirksamsten jedoch, beson- ders gegen gemachte Wetter, galt das Wetterläuten. Das Läuten begann, wenn das Gewitter herankam, und es wurde damit erst aufgehört, wenn sich dasselbe völlig verzogen hatte. Noch jetzt heisst es (Kremsmünster), das Zeichen zum Gebet soll noch bei »scheinender Sonne« geläutet werden; anderswo, mit dem Wet- terläuten solle noch begonnen werden, »bevor's d’Sun’ facht.« Manche Glocken, was jedoch nicht von der Grösse abhieng, biessen be- sonders kräftig oder »hochgeweiht.« Die Glocke von St. Radegund z. B. hatte eine höhere Weihe als die übrigen der Um- gegend und trieb die Wetter alle Burghausen zu oder ins Gebirg. Auch die Taxlberger Glocke galt als solche. Weil der »grosse 1) Siehe Feuer, 2. Dreizack. — 2) Auch in der Wetterau trifft man solche Kreuze, Allgem. Zeit. 1857, Nr. 58, S. 922, — 67 Hund« !) (die grosse Glocke) zu Rainbach so gebellt habe, ge- stand eine Hexe, welche als Wettermacherin verurtheilt ward , sei sie nicht im Stande gewesen, das Wetter nach Rainbach hinzu- bringen, wie sie es doch im Sinne gehabt hatte. — Die Gsehwandt- ner Kirche besass ebenfalls eine sehr hochgeweihte Glocke, welche frühe genug geläutet, jedes Hexenwetter ver- oder zertrieb. Sie hiess »Katharina.«e Vor etwa 100 Jahren trieb in der Gegend eine gefürchtete »Wetterhexe« ihr Unwesen. Einst wollte sie den Gschwandtner, Kirchhamer und Vorchdorfer Bauern aus Rache ein Unwetter über den Hals schicken, Schon war der westliche Him- mel kohlschwarz überzogen, blutrothe Blitze zerrissen auf Augen- blicke das Gewölk, und ein heftiges Sausen in den Lüften ver- kündete Hagel. Der Teufel sprach da zur Hexe: »La dä schlaun, dass dä’s Kädärl nöt firkimmt!« Aber die Gschwandtner Bauern hatten schon das Glockenseil in den Händen und zogen nach Lei- beskräften. Da stürzte die Hexe aus den Wetterwolken herab kopfüber auf eine Drillingesche; ?) man fand sie mit zerschmet- !) Schwartz in seinem bereits genannten Werke spricht davon, dass man den Donner, indem die neuen christlichen Anschauungen sich in der Auf- fassung der Natur in neuen Formen ablagerten, als ein himmlisches Glo- ckengeläut auflasste, und weil dieses dem Unwetter ein Ende zu machen schien, schrieb man auch dem irdischen Glockengeläut einen derartigen Einfluss zu. Der Ausdruck »grosser Hund« aber, der Hund ist Natur- bild des Sturmes, und die Meinung, dass selbst das Zeichen zum Gebet noch bei scheinender Sonne soll geläutet werden, modifiziert meine An- schauung etwas. Mir wird das Glockengeläute ein Abbild des Sturm- liedes; der Sturm zertheilt, zertreibt selbst manchmal das Gewitter. Selbst der Ausdruck »Sturmläuten«, mit allen Glocken stürmen kann hieher gehalten werden. Hiezu stimmt, dass St. Radegund 2 Wölfe als Attribut hat, die Taxlbergerkirche zu Ehren des hl. Nikolaus gebaut ist, und Ni- kolaus ist ein Wasser- und Windpatron, dass die Kirche von Gschwandt die hl. Katharina als Patronin hat, welche wir wol auch mit dem Wind in Verbindung bringen dürfen. — 2) Eine Esche, deren Stamm etwas über dem Stock sich dreifach theilt. Drillingsesche ist selbst ein Naturbild der Gewitterwolke, aus der eben der Blitz führt, — 5* 683 tertem Schädel und wild zerrauftem Haar. Das Wetter aber zog unschädlich vorüber; nur hie und da fiel ein »Risl,« worin ein Hexenhaar steckte, — Einstens stand ein Gewitter lange, lange über der Linzer- stadt; es wollte gar nieht weiter, trotzdem dass in sämmtlichen Kirchen und Klöstern mit allen Glocken geläutet wurde. Verstän- dige Leute erklärten sich die Sache damit, das Wetter sei zwi- sehen die vielen geweihten Glocken gekommen und habe nicht mehr ausgekonnt; es musste sich völlig entladen und von selbst wieder enden ') (Unteres Mühlvierll.) — Sonderbar genug gieng unter dem Volke auclı die Meinung, es gäbe Glocken, deren Ge- läute die Wetter herbeizöge. (Traunviertl.) — 44) »Wetterschiessen.« In Voitsdorf wurden einst, alte Leute denken es noch, Pöller losgebrannt, um das Wetter zu »zerschiessen.« Anderswo ward erzählt: »Es ist noch nicht so lange her, dass die Bauern mit geweibtem Pulver in die Wetter schossen, um die Hexen zu treffen, welche, getroffen, todt aus den Wolken herabstürzten, Nach einer anderen Version verloren sie nicht das Leben, sondern nur ihre Zauberkraft. — Namentlich bediente man sich der in {. erwähnten Stein- kugeln, um in »gemachte Wetter« und die in diesen schwebenden Hexen mit Erfolg zu schiessen, ?) — 1) Von dem Sturmliede, und als dessen Abbild erschien mir das Wetter- läuten, heisst es im Liede von der Gudrun, dass Würme und Fische ihre Fährte liessen, nicht im Grase giengen, nicht im Wasser flossen. — 2) Jedenfalls eines im Verhältnis späteren Ursprungs. Doch ist es leicht begreiflich, dass das Schiessen aus Feuergewehren vor allem leicht als irdische Wiederholung des im Gewitter am Himmel stattfindenden Vor- ganges erscheinen konnte. Damals erschien es noch dem ganzen Volke so; heut zu Tage sagt höchstens ein Dichter, Hebel: »Es donnert überall, erst heimlich, mählich laut, wie dazumal, als anno 66 der Fransos so graus geschossen hat.« Die Steinkugel schien ‚somit eine aus himmli- schem Geschütze abgeschossene Kugel. In Körner lesen wir »von einer schwarzen Wolkenschanze, aus deren dunklem Schooss Feuerkugeln sprühn,«e — 69 12) » Wettersegen,« oder Segen gegen Ungewitter. Auf einem gedruckten, dem Schreiber vorliegenden Zettel befinden sieh zuhöchst 4 kleine Holzschnitte, die vier Evangelisten darstel- lend;; sie schliessen einen kleineren des hl, Donatus ') ein. Dar- unter steht: »O ihr 4 heiligen Evangelisten und heiliger Donate bittet für uns zur Zeit des Ungewitters und beschützet uns für Blitz, Donner und Hagel. Jesus von Nazareth, ein König der Ju- den, bewahre uns vor allem Uebel des Leibes und der Seele. Amen. — Darauf folgt das Gebet oder der Segen selbst, dessen Mittbeilung nicht erwähnenswerth ist, und den Beschluss macht ein Bericht über den Ursprung dieses Segens. — Der Zettel ist gedruckt: Steyer, bei Gregori Menhardt. — Auch, wo der »Kolomanni-Brief« 2) aufbewahrt wird, schlägt das »wild Feur« nicht ein. — 13) «Wettergsegnen.« Ein Schulmeister in Wolfseck konnte die Wetter «gsegnen;« er «gsegnete« sie meist nach «Sehwanä.« Er ging nämlich mit einem alten, hölzernen Kruzifix vor die Hausthür und machte damit, indem er einen gewissen Spruch hersagte, Kreuze in die Luft. Die »Schwanä« führten öfter als einmal über ihn darob Klage. 14) «Wetterbannen.« Nur wenige (oberes Mühlviertel) wissen noch von der Kunst des Wetterbannens; die Anwendung geschieht gar nicht mehr. Der Bauer begab sich nämlich, war ein Wetter im Anzug, auf seinen Grund, schlug daselbst einen ') Schon der Name Donatus, Donät mahnte das Ohr des Volks an Donner. 2) Ich weiss annoch nichts anderes, den h. Kolomann betreflend, mitzu- theilen, als dass in einem neerolog. antiquum unseres Stiftes, das wahr- scheinlich um d. J. 1250 angefangen wurde, am 12, Oktober nur Ko- lomann ohne Maximilian als Tagesheiliger eingetragen ist. Züge aus seiner Legende, welche mir nicht unbedeutsam scheinen, sind, dass der Heilige Enten zähmt, und dass ein dürrer Baum, woran er gebunden wird, grünt und blüht. — 70 Pflock fest in die Erde und ging, eine Bannformel hersagend, dreimal um ihn im Kreise herum !), — 45) «Wetter wenden.« Gerichtsakten, Scharnstein 1684, Der Zauberer nahm, so oft er ein Wetter wendete, jedesmal sei- nen halben Pergamentbogen, der mit gewissen Zeichen und Cha- rakteren beschrieben war, und zeigte ihn dem Ungewilter, »alsdann es sich in die 4 Theile der Welt zerschlagen und zu Wasser hat werden müssen.« Er sagte zugleich aus, dass es auf solche »ge- wendete« Gewitter jederzeit 3 oder 4 Tage regne. — 16) Redensarten. Dös sänd lautä Wassästroah ?). — Dös is nur & gmachts Wödä. — E. Thiere. Voraus gehe die Bemerkung, dass in den Abschnitten E, F und G das in die volksmässige Heilkunde ®) Einschlägige unter einem angeführt wird. a) »Weisende Thiere.« Als solche kommen unter den lau- fenden in Sage und Legende vorzüglich Ochs und Hirsch vor. Als ein Bauer, der eben so fromm als reich war, im Sterben lag, trug er es aus, dass ein Theil seiner Hinterlassen- schaft zum Bau einer Kirche verwendet werde. Die Stelle, wo der Bau sollte aufgeführt werden, bestimmte er selbst. Er befalıl nämlich, wenn er todt wäre, seinen Leichnam auf einen mit Ochsen bespannten Wagen zu legen; wo die Thiere von selbst 1) Wol ein uralter Brauch, ebenfalls einen vermeintlich himmlischen Vor- gang nachahmend. — 2) Siehe 3; daraus erklärt sich diese bildliche Redeweise. -- ®) Was insbesondere die Pflanzen betriflt, habe ich aus »Höfers etymolo- gischem Wörterbuch der in Oberdeutschland, vorzüglich aber in Oester- reich herrschenden Mundart,« Linz, 1815, was für meinen Zweck passend erschien, mit Angabe der Quelle entnommen. — 71 stilie hielten, da sollte die Kirche erbaut werden. Es geschah, und an der Stelle erhob sich die Kirche «Allerheiligen« (unteres Mühlviertl ). — Den von der Ens ausgeschwemmten Leiehnam des heiligen Florian ') liess die hl. Valeria, um ihn an sicherer Stätte beizu- selzen, von einem Gespann Ochsen weiter führen, indem sie die Thiere in der Riehbtung gehen liess, welche sie selbst ein- schlugen. An der Stelle, wo das Gespann, trotz der bereits zum drittenmal wunderbar erhaltenen Tränkung, nicht mehr vom Flecke zu bringen war, da wurde der heilige Märtyrer bestattet, Es war einmal ein grosser Sünder, der schon lange nicht melr gebeichtet hatte; endlich ging er in sich und beichtete. Doch ein Priester nach dem andern verweigerte ihm die Lossprechung ; endlich fand sich einer, der ihn lossprach, doch unter der Be- dingung, dass er sich lebendig in eine Kuhhaut einnähen und so nach Rom fahren lasse. Es geschah; aber auf dem Wege starb er, und die Würmer frassen seinen Leiehnam, Als der Wagen in der heiligen Stadt einfuhr, fingen alle Glocken von selbst zu läuten an, weil er ein Heiliger war. (Mühiviertl ?). In der Sage von der Gründung Kremsmünsters weist ein Hirsch mit brennenden Lichtern auf den Geweilren dem Bayern- herzog Thassilo die Stelle, wo er den Leichnam seines Sohnes bestatten soll. Er weicht nicht von dem Flecke, bis Thassilo eben sie erwählt hat. — Die Entstehung der Kirche »Maria Falsbach« bei Gunskirchen schreibt, wie die Legende erzählt, sich davon her, dass ein un- gewöhnlich grosser Hirsch, der ein Muttergottesbild in den Ge- weihen trug, den Falsbach herabschwamm. Wo er das heilige Bild am Ufer absetzte, ward eine Kapelle erbaut, welehe sich, da I) Die Legende erzählt, dass Jiess trolz des umgehängten Mühlsteiues ge- schah. Der Leichnam des Heiligen sollte also in der nassen Tiefe ver- senkt bleiben. — 2) Die Seele, der Lufthauch, eutschwebt in der Kuhheit, der Wolke, nach Rom, in den Wolkenhimmel. — 72 immer mehr andächtige Beter und fromme Spenden zuströmten, bald in eine Kirche verwandelte. Die Steinbacher Kirche (am Attersee) ist eine der ältesten im Lande. Sie sollte etwa eine halbe Viertelstunde bergaufwärts erbaut werden. Alles war dort schon zum Bau hergerichtet, das Bauholz ausgehackt u. s. w. Nachts aber kamen Vögel, einige nennen Krähen, andere Schwalben, und trugen die «Hack- schaiten« an die Stelle, wo die Kirche noch steht. Zugleich erzählt sich das Volk, dass die Kirche ursprüng- lich ein Heidentempel gewesen ist !)., — Auch der Ameise muss hier eine Stelle vergönnt werden, Das Gnadenbild von Adelwang hiess einst auch: »Unsere 1. Frau am Ameishaufen.«e Es wurde nämlich im 17. Jahrhunderte, in der Erde vergraben, in einem »Schwarzameishaufen,« von neuem aufgefunden. Die Ameisen liessen sich auch, nachdem man die Statue auf ein Postament von Stein gesetzt hatte, nicht vertreiben, sondern führten darum, jedoch ohne die Statue selbst zu berüh- ren, einen neuen Bau auf. Sie verloren sich erst dann, als das Gnadenbild wieder an seine alte Stelle auf dem Hochaltar kam. "In einer eigenthümlichen Beziehung zu Kirchenbauten steht der Wolf. Der hl. Wolfgang ?) sandte nämlich dem Teufel, der ihm ein Kirchlein gebaut und sich dafür die Seele des ersten 1) Ueberhaupt scheinen die Gegenden um den Gmundner- und Attersee reich an solchen Erinnerungen, und detaillırte Mittheilungen wären sehr wünschenswerth. — 2) Der hl. Wolfgang und seine Legende enthält auch sonst vieles Beach- tungswerthe. Er drückt dem Berge, gegen den er sich stemmt, die Spuren von Kopf, Rücken und Armen ein; hie und da im Lande gibt es Wolfgangssteine, denen der Betende seine Knieespuren einprägte. Der Stein, auf dem er Rast hält, wird weich wie Wachs ete. — Mittelst eines Beilwurfes bestimmt er die Stelle, wo er eine Kirche bauen will. — Wie es wol an sich klar ist, kommt hier die fromme Sage nur in so- fern, als Thiere ete. damit in Bezug stehen, zur Vertretung, und auch da nur in den wesentlichsten Zügen. — 73 Wallfahrers ausbedungen hatte, statt eines Menschen einen Wolf, als ersten Besucher. — Aehnlich lautet folgende Sage. Die Waldburger Pfarrkirche (unteres Mühlviertl) hat 2 Seitenaltäre. Auf einem befindet sich (oder befand sich doch) ein altes Gemälde, welches dıe Einweihung der Kirche vorstellte. Der Bischof, von dem Maurermeister und dem Grundbesitzer begleitet, geht einer schwarzen Figur, dem Teufel, entgegen ; vor ihnen läuft ein «Hauswolf,« (eine Art Wolfs- hund) der einen Brief (die Verschreibung an den Teufel) um den Hals gehängt trägt; darüber fliegt'ein Hahn. Links neben dem Altar ist unten eine vergitterte Oeflinung, durch welche der Sage nach der Teufel ausfuhr, und die sich durchaus nicht zumauern lässt. Der Teufel hatte sich nämlich dem Maurermeister anheischig gemacht, die Kirche zu bauen, unter der Bedingung, dass der erste, welcher die Schwelle des fertigen Baus übertrete, sein ge- höre. Als nun die Kirche ausgebaut war und die Weihe sollte vorgenommen werden, nahm man, um den Bösen um seine Beute zu betrügen, einen Hahn mit, der aber, als hätte er die Gefahr geahnt, in die Höhe flog und so das Leben reltete. Da gab man ihm den Hund preis, welchen der Teufel auch wirklich zerriss und sodann durch jenes Loch ausfuhr '). — !) In der Waldburger Gegend ist vor alten Zeiten auch eine Burg gestan- den‘; sie versank aber nachher spurlos in die Tiefe. Ein Hirtenknabe gerieth einmal auf einen Stein, und als er ihn wegwälzte, auf ein Loch, in welches er, um die Tiefe zu ergründen, einen kleinen Stein hinab- rollen liess. Vernehmlich und lange hörte er ihn von Staffel zu Staffel anschiagen, bis er endlich wieder Grund fand. An dieser Stelle, man hat jedoch das Loch seit dem nie wieder mehr aufgefunden, geht es zur versunkenen Burg hinab. Nach Schwartz ist die Kirche die Wolken- burg, welche sich im Winter, aber auch in jedem Ungewitter, aufthürmt. Der Teufel im Gewitter baut also die Kirche. Der Bau wird nie ganz vollendet, daher das Loch in der Kirche. Der Gewittersturm verhindert oder stört die Vollendung, der Teufel fährt durch jenes Loch mit dem Hauswolf aus. In unserer Sage fliegt selbst noch ein Hahn, ein Natur- bild des Feuers, ursprüngi. Blitzfeuers, in die Höhe. Sieh auch Strudel- und Wirbelsage, b. Wasser, 6. — 74 b) Als Teufelsthiere treten besonders Bock, Hase Hund, Katze, Pferd, Schwein und Rabe auf. Bock und Pferd, dem »Bösen« leiht bekanntlich der Volksglaube einen Bocks- oder Pferdefuss, treten am auffallend- sten als solche auf. Ein Bauer ging einst Nachts (Innvierti) etwas angetrunken vom Wirthshause heim. Da sagte er: «Wenn nur jetzt ein Geisbock da wäre, auf dem ich heimreiten könnte!« Und sieh, schon stund der Bock vor ihm, und er, trunkenen Muthes, setzte sich, ohne Anstand zu nehmen, auf seinen Rücken, zum Glücke verkehrt. Denn fort ging es, geschwinder als der Wind, und er hätte ersticken müssen, wäre er nicht rücklings gesessen. Als beim «Taganläuten« das Thier verschwand und er wieder auf die eigenen Beine kam, fand er sich in einem wildfremden Lande, wo ılın niemand verstand; selbst von der Wienerstadt, d. h. dem blossen Namen wusste niemand. 3 Jahre brachte er auf dem Heimweg zu '). — Ein junger Bursche, welcher «fensterln« oder »gässeln« ging, traf auf ein junges Pferd, welches vor ihm stille stand, als wollte es ihn zum Aufsitzen einladen. Er that's; doch nun flog es nur dahin, so dass er schier ersticken musste, In einigen Minuten war er so weit gekommen, dass er eine gute Tagreise heim hatte 2). — Von 3 Hunden, einem grösseren und 2 kleinern, ist der Teufel begleitet, wenn er in stürmischen Nächten jagt. Es Snimmt« auch nicht selten die »sehwarzen Hunde« aus den Häusern »mit« zu dieser Jagd, selbst wenn sie eingesperrt und angehängt sind ?). !) Dem Wagen, welcher in der Grünau (Kremsmünster Programm 1860) am Faschingsdienstag das 'kleine Floss führt, dient ein mannigfach her- ausgeputzter Bock als Vorspann. — Pferd und Bock standen in Be- ziehung zu Wuotan und Donar, zu Sturm und Gewitter. — [7 — Die zwei letzten Erzählungen beruhen darauf, dass nach altem Glauben das wüthende Heer nicht selten Meuschen mit sich in die Luft entführt hat. Von demselben sind hier nur mehr Bock uud Pferd übrig geblie- ben. Der Bock ist ihm ursprünglich sogar fremd. — 3) Der Hund ist, wie bereits gesagt, Naturbild des Windes oder Sturmes. 75 In Hase !) und Katze ?) verwandeln sieh Teufel und Hexe, Sie treten auch in Beziehung zu der Sage von dem » Wechsel- thaler«ı, den sich einst so mancher mit der Hilfe des Bösen zu verschaffen wusste. Am Schlederbach (zwischen Kremsmünster und Hall) sprangen einst auf einen Mann, der zufällig Nachts dieses Weges ging, eine Menge gräulicher Katzen los. Da gelobte er, wenn er glücklich heim gelangte, ein hl. Bild hicher zu opfern. Er erfüllte auch sein Gelübde; noch jetzt sicht man Jas Bild an einem Bauıne. Ein Mann, der Nachts heim ging, stiess auf einen «Sa u- treiber« mit 12 Schweinen 3). Eine Zeit lang ging er arg- los neben ihnen her; auf einmal bemerkte er aber zu seinem grössien Schrecken, dass jener einen Pferdefuss habe, und in dem nämlichen Augenblick waren auch Treiber und Thiere verschwunden. Der Rabe?) erscheint häufig in Sagen von Teufelsbeschwö- rungen. Wenn der Beschwörer die Zauberformel, womit er den Bösen herbeirief, nicht oder doch nicht schnell genug, rückwärts lesen kann, oder mit anderen Worten, wenn er das »Abdanken« nicht oder zu wenig versteht, so stellen sich Raben ein, welche ihm hart zuseizen. — »Verwunschene« Menschen treten besonders in Ge- stalt von Pferden auf, wobei die Farbe, weiss oder schwarz, einen wesentlichen Unterschied macht. Jedoch heisst es hin und wieder auch ganz allgemein, die ein lasterhaftes Leben führen, !) Der Hase steht mit dem Gewittergotte, sieh Thiere, Hase, also mit Ge- witter und Blitz selbst in Verbindung. — 2), Von der Katze gilt es ebenfalls, dass sie ein Naturbild des Gewitters ist. Insbesondere fährt Freyja auf einem mit Katzen bespannten Wagen. In Freyja ist aber dieselbe Göttin erkenntlich wie in Frigg. So berührt sich nun diese Göttin, von der der Freitag benaunt ist, im Element (sieh D, 5.) mit Thorr. — 3) Das Schwein, besonders der Eber, ist ein Naturbild des Sturmes. — 4) Auf Odbinns Schultern sitzen 2 Raben, Hugin und Munin, Gedanke und Erinnerung. — 76 viel betrogen haben u. s. w., werden nach dem Tode des Teufels Rosse, mit welchen er fürchterlich reitet und fährt. Auch in Hunds-, Katzen- und Schweins gestalt »gehen« lasterhafte Menschen nach ihrem Tode »um.« — ce) Vierfüssige Thiere. 4) Eichhörnchen, «Qahmändl.« Es ist ein guter An- gang, wenn man Geschäfte halber ausgeht, und es rennt einem ein »Oachkatzl« oder »Oachmandl« über den Weg. 2) Fuchs. Der Name des Fuchses wurde, Greise denken es noch, nicht gerne ausgesprochen; man nannte ihn: «Holzhansl, den pfifigen Hansl,« nach Höfer auch: »Belderer !), Hansl, Holzhund, Preclitel« ?) oft heisst er auch absichtlich ganz unbestimmt, das »Laufäd, Rennäd.« Der Fuchs wurde gefüttert, wie man Wind und Feuer cte. fütterte, indem man ihm z. B. Kopf und »Krebn« einer Henne auf einen Platz im Walde legte. Eine Bäuerin in Hof- kirchen (Hausruckviertl) ging von Zeit zu Zeit mit einem «Hefn,« worin Futter für den Fuchs war, in den Wald, um es an einem passenden Platz hinzulegen;; sie sagte dabei sogar einen Spruch her. Wenn man unterwegs zufällig dem Fuchs in die Nähe kam, pflegte man ihn gerne anzureden und zwar am liebsten mit dem Namen »Hansl.« Man fürchtete nämlich, dass er, wenn man seinen eigentlichen Namen nennte, ins Haus käme und sich über die Hühner her mache. Doch wusste man auch verschiedene Mittel, sie vor dem blutdürstigen Feinde zu schützen. Man gab ilnen, wenn sie, als Hühnchen , das erstemal ausgetrieben wurden, eine Fuchsleber zu fressen, oder stutzte ihnen am Faschingsonntag vor Sonnenaufgang Flügel und Schweif. Auch gab man ihnen zu dem Zwecke Haber zu fressen, der mit dem Blut eines während der Karfreitagpassion gestochenen , schwarzen Lammes war besprengt worden. — Hatte er dennoch eine Henne gestohlen, sagte man: »Gsögn Got, gsögn Got!« Er bekäme davon, so glaubte man, 1) Belderer von belderen, bellen. 2) Bei Prechtel dachte schon Höfer an den Knecht Ruprecht, dessen Stelle hier zu Lande am Niklatag der Nikolaherr vertritt. — 77 einen Grausen und bliebe fortan aus. Auch zeigle man ihm den nackten, damit er »abzeimte.« — Zugleich war der Glaube verbreitet, dass manche Leute, be- sonders die Jäger, den »Fuchs schieken« könnten; natür- licher Weise verstanden solche auch das Gegentheil. — Wenn nachts in der Nähe des Hauses die »Fuchszöoa« ") (Altmünster) schreit, stirbt bald jemand aus dem Hause, oder du hast sonst Unglück. »Schau, dass dich der Holzfuchs nicht holt,» sagt man im Innviertl zu jemanden, der durch einen Wald muss. Auch den Kindern droht man mit dem Holzfuchs, wenn sie in den Wald laufen wollen ; dieser erwischt und frisst sie. — »Fuchswild, fuchsteufelswild sein. D’ Fuchswildhaubn ?) aufha- ben,« sind gewöhnliche Redensarten. Schuhe von Fuchsleder bleiben untertags zu Hause und gehen bei Nacht aus. Von einer Höhle unweit Grünau, der »Gugälös -, Gugälutzkirä« heisst es geradezu, der Teufel habe einige Zeit darin bei Tagesweile als Fuchs gehaust. — Redensarten. Dieweil man ön Fuchs nennt, dieweil kimmt ä grent. — Wo dä Fuchs sä” Gligä hat, da stilt ä koan Hen. — Ich bin ä& ghöztä Fuchs. — Der Fuchsschwanz hengt eam aud. — ÖOessn neddä, äs wie wan dä Fuchs ä Mukn facht. 3) 3) Geiss. Sie zieht Krankheiten an sich. Redensarten. A nedligö Goass, — Blängigö Goass, Schlekgoass. — Schneidägoass. Dreizöäh Schneidär habnt Virzöäh Pfund, Sö össnt & Goass ön ä Halbn Virtlstund. — Sist kimt eam s’ Glik äf dä Goass gridn. — 4) Hase. Sein Angang bedeutet Unglück. — Wenn wäh- rend eines Begräbnisses ein Hase über den Gottesacker läuft, er- henkt sich bald jemand aus der Pfarre. 1) Fuchsweibchen. 2) Schon die Farbe des Fuchses erinnert an Thorr. Die eben vorgeführten Redensarten aber mahnen noch mächtiger an seinen Asenzorn , in wel- chem er entbrennt, wenn er seine Gegner vor sich sieht. — ®) Man sagt dies von denen, welche beim Essen, z. B. als Gäste, gar zu »gschämig« thun. — 18 Wenn man am Karfreitag vor der Sonne einen Hasen schiesst, Balg und Blut in einen neuen Hafen gibt und Jiesen in einen ge- heizten Backofen setzt, bis alles verbrannt uud zu Staub gewor- den ist, so erhält man eine »Stupp«, welche eingenommen von Sand und Stein befreit. — Man schiesst einen Märzenhasen und taucht in den Feisch einen Lappen ungebleichter, rupfener Leinwand, gibt hiezu etwas Haar von den Läufen und räuchert damit die Körperstellen, über welche sich der Rothlauf ver- breitet hat. — Hasenzähne werden zabnenden Kindern ange- ‚hängt. Schon aus diesem Heilverfahren kann man mit einigem Grund darauf schliessen, dass der Hase mit Thorr in Verbindung stand. — Redensarten. Döweil ma’ ön Hasn nent, kimt & grent‘. — Ä Ros und ä Has Is än wgliksälögs As. — Da liegt der Has im Pfeffer. — Ein furehtsamer Has. — «Koan heurigä Has« sein. — Jedn Häsl Wächst sei” Gräsl. — 5) Haselmaus. Das Thier, besonders der Schweif, ist zu allerhand, vornehmlich auch zu Zauber nützlich. 6) Hirsch. Der Hirsch erlangt ein ungemein hohes Alter oder vielmehr, er würde gar nicht sterben, wenn es nicht ge- waltsam geschähe. Er kennt nämlich das «Kräutlein« wider den Tod. Als einst ein Hirsch Christum den Herrn auf seinem Geweih über ein Wasser trug, gab ihnen dieser zum Lohne die Kenntnis 5, dieses Kräutleins. — In der Sage von dem Todtenritt, wovon sich auch in der Heimat mehrere Versionen finden, kommt der Todte, auf einem Hirsche reitend, zu Liebehens Kämmerlein. Redensarten. Springen, wierä Hirschl. — Dumm, äs wierä Hirsch. 7) Hund. Wenn man eines Geschäftes, z. B. eines Han- dels halber vom Hause fortgeht, und es bellt der Hund des nächsten Hauses, so gilt dies als ein gutes Anzeichen !). — In den Rauch- !) Odhinn, der Sturmesgott, ist auch der des Wunsches, — 19 nächten verkündet der Hund durch sein Gebell heirathslustigen Dirnen, in welche Gegend hin sie heirathen werden. Wenn der Hund »weint«, so geschieht bald ein Unglück, oder es stirbt jemand aus dem Haus oder der Nachbarschaft. — Frisst der Ilund Gras, so kommt Regen. — Hunde können «ge- bannt« werden, so dass sie, macht man auch einen noch so grossen Lärm, weder einen melden, noch einem etwas anthun, Nicht bannen jedoch kann man die, welche von Natur aus einen gestutzten Schweif haben. — Man bannt sie, indem man ihnen die Feige zeigt, den Mund schliesst und nicht athmet. Bann- formeln sind: »Ilund, du beiss mich nicht, Christi Fleisch, das zerreiss du nicht, das helf‘ mir Gott der Vater ete.«e Oder: »Hund, mich hat Gott erschaffen, auf dich hat er nieht oder nur gedacht N)!« Will man einen Hund bannen, (Altmünster) so nelıme man etwas Brot oder Fleisch unter die «Uerxn« und gebe ihm, wenn es warm und »marb« geworden ist, davon zu fressen; er geht einem dann nicht mehr von der Seite. Wenn ein Hund gebannt ist, (Altmünster) und du willst ihn erschiessen, so lade Schuhriemen ins Gewehr ; sonst bringst du es nicht zu Stande. — Einem Kinde, das «Hundssprüngn« hat, Auswüchse am Kopf, hilft man, indem man einen schwarzen Hund ibm dreimal über den Kopf springen lässt. Ein schwarzer Hund, an dem auch nicht ein weisses Härlein ist, kostet viel Geld; denn er ist gut gegen das «Hinfalläd.«e Ein solcher Kranker schäumt gerne aus dem Munde. Gibt man nun einem solchen Hunde ein Stück Brot, das mit diesem Schaume benetzt ist, zum fressen, krepiert dieser und der Kranke wird gesund. — Ein frischgeworfenes Hündchen, gleichen Gesehlechtes mit dem Kinde, das die Freise hat, wird in einem Backofen lebendig verbrannt und daraus ein Pulver gewonnen etc. etc, — #) Beides wird gehört. — 80 Kinderspiel: a) Käufer; b) Verkäufer; ce) Hundel. — a) «Mein Herr Sehiekt mich her Ueber Distel und Dorn, Ueber Waizen und Korn, Und lasst fragn, ob keine jungen Hundl mehr da sänd zum verkaufen. b) Es sänd schon noch eine da, aber noch zjung zum Laufen. a) Wans nur übern Hack- stock springen können. b) Das mög’ns leiebt verrichten. a) Ih wird ge” heimgehen und wir’s mein Herrn sagn. b) Bleibt der Herr nur da (repet.) Ih ha” märs scho“ widä anders dacht, der Himmel ist blau, die Erde ist grün Und der Schmalz- kochlöffel liegt äfn Heerd. a) Was essens gern?. b) Än Schmalzkoh. a) Und was trinkens gern? b) Än gsotnen Wein. a) Und wo schlafens gern? b)Im Federbett. a) Wie heisst er und wo muss man'n nehmen? b) Bei der klein Zechen.« Und so führt der Käufer das benannte Hundel bei der kleinen Zehe fort. — Das Spiel heisst das Hundelspiel und es sei hier nur bemerkt, dass sein Name, dass Hackstock, Schmalz- koch, gesottner Wein, Ferrbett, dass selbst die kleine Zehe mythisch bedeutsam sind. Redensarten. Um mich schaut sich kein Hund um. — Damit lockt man koan Hund van ÖOfn fürä. — Von sehr schlech- tem Wetter heisst es, es stürme so arg, dass man keinen Hund zur Thür hinausjagen möchte, — Mich friest wierän Hund. — Oan Gwand ham, wie dä Hund oan Haut. — Wartn, wie dä Hund äf d’Schleg. — Heiln wierä Ködnhund. — Äfn Hund kemä, — Dö ersten Hund trenkt mä ge’n. — Liegn, lügen wierä Bumäl, gstuztä Hund, reot4 Hund. — Umäschwoafln wierä Hund. — Abi- beudin (etwas, z. B. eine Rüge), wie dä Hund Fleh. — Wie dä Hund ön Flehn. — Da liegt der Hund begraben. — Hundshar äflögn. — Dä greoss Hund is sän Vödä. — Nöd än iedä Hund hoast Brändl ')., — Ein Leben haben, wie ein junger Hund. — Vil Hund sänd s’ Hasn Teod. — Sih vätragn, wie Hund und Kaz. — 9) Unter verschiedenen Benennungen, in verschiedener Gestaltung tritt oft derselbe Gegenstand, nämliche Fall auf. — Brändl ist ursprünglich ein Name rother Hunde. 81 Wan mä ön Hund äf d’Sau wirft, so beisst #’s nimä !), — Ös schmekt iem, wier ön Hund s’ Hächllekä. — Wän d4 Bumäl mit’'n Geld kimt ?)! 8) Iltis, das »Öltäs.« Wenn sich in einem Hause und zwar in allen Räumen desselben plötzlich ein eigenthümlicher Ge- stank verbreitet, wofür man keinen anderen Grund anzugeben weiss, so sagt man: »Ös hat sö s’ Öltäs umdräht.«e Daher auch «Stingä, wier än Öltäs.« Es heisst auch, dass es (Höfer I. 180) das Weizen eines Messers auf Steinen nicht ertragen kann und hiedurch gereizt wird, aus seinem Schlupfwinkel hervorzukommen. 9) Katze. Geht die Katze 9mal ums Haus, so wird es brennen. — Das Haus, in welchem eine dreifärbige Katze ist, kann nicht abbrennen ?). — Wenn die Katze »weint«, stirbt bald jemand aus dem Hause oder der Nachbarschaft, -- Wenn sich die Katze putzt, hat der, welcher sie darnach zuerst ansieht, Unglück. — Wenn sich die Katze »auszwäht,« d. h. die Pfoten leckt und um das Maul sich streichelt, »kommt bald wer schöner.«e — Wenn sich die Katze »wascht,« kommt den Tag über wer schöner ins Haus, oder auch wer seltsamer. — Ein Mädchen, das die Katzen nicht mag, bekömmt einen räudigen Mann; — hat es die Katzen gerne, kriegt es einen guten Mann. Man scheut sich, eine Katze umzubringen; wer es thut, verfällt einer auszehrenden Krankheit oder wird sonst unglücklich. Man trägt daher auch die neugeworfenen Jungen, kann man sie im Hause nicht brauchen, heimlich in fremde Häu- ser, häufig sogar über ein fliessendes Wasser. Auch soll man 1) Zu arges Hetzen (eines Menschen auf einen andern) verfehlt der beab- sichtigten Wirkung. 2) Scherzhafle Abweisung. 8) Sie ist das Abbild. der Blitzwolke selbst. Die drei Farben sind schwarz, roth und weiss. — Mus, Jahr, Ber, XXI, 6 82 eine Katze nicht innerhalb des Hauses verenden lassen; sonst müssen noch zwei Hausthiere daran, Eine Katze hat 9 Leben. — Die Katzen »beten«, wenn sie gut gelaunt, ein behagliches Schnurren hören lassen: «Nuss- bäm, Ke’schbäm, rau” — rau” — rau”, Nussbäm ete. ete. !). Redensarten und Räthsel. Kaznaugn ham. — Kazn- freindlih sei”, — Kaznbugln. — Schmeichlädä Katz. — Dös bringt ä Kaz um. — Sih wüern wierä Kaz, — Streidn um dä Kaz sän Schwoaf, — Düs macht dä Kaz koan Bugl. — Springt d’Kaz auf dö altn Füess ?). — Eam lauft d’Kaz mit där Eln dava’ 3), — Drum herumgehen, »wie d’Katz um ä Brei. — Brumä, wier'an aldä Kadä. — Än Grant ham, wierä tragadö Kaz. — Väliebdä Kadä. — Die Katze kriegt Heu ®). — Äfn Kazntischl sizn. — Wer, nachdem er bereits zu essen aufgehört hat, wieder anfängt, der muss »der Katz« einen Pfenning geben.«e — Von einem recht zerlumpten Gewand sagt man, es hat so vil »Lukärn,« dass neun Katzen darin keine Maus falıen könnten. — Die Katze heisst auch «Mu’l« oder «Mutz, Mutzäl.« Mutzäl wird als Schmeichelwort auch auf Menschen angewendet. «Mu’lsaubä.« — »Oan s’ Mu’l detn.« — Geht um und um ums Haus Und hat än Bindgartn in A’'sch. — Die Katze und ihr Schweif. — Üben schwarz, unten rauch. O weh, sagt das Rauch, Het ih das Schwarz in mei” Bauch !« Die Katze, welche im Rauchfang »schwarzes«, d. h. Selchfleisch ersieht, — 10) Maulwurf. «Seher.« Die «Schern« haben ein sehr zähes Leben, so dass nicht leicht jemand im Stande ist, einen zwischen Zeigefinger und Daumen zu erdrücken. — 1) Wenn die Gewitterkalze, die Gewitterwolke, gelödtet würde, müsste das Weltall selbst auszehren. — Rau’, rau” ete. geht auf den Donner. Nuss- und Kerschbaum, von diesem heisst es in Kinderliedern_ oft, dass. er »brinnäd» wird, auf die blitzflammende Wolke. — 2) Es ist die Sache trotzdem wieder die alte, dieselbe. — ®) Es fehlt ihm das Mass zu seinem Thun; es ist daher völlig verfehlt. #) Mit diesen Worten heisst man hie und da Kinder sich entfernen, wenn Unschickliches geredet wird, — 83 Wenn daher jemand mit der Hand einen lebendigen Maul- wurf erdrückt, so kann er mit ihr auch den «Beiser,« oder das «Beisäd« !) erdrücken. Oder: wenn man einen Maulwurf so lange in der rechten Hand hält, bis er abstirbt, erhält man die Gabe, den »Wurm« zu tödten, — Wenn einem auf dem Weg ein »Scher« unterkommt, so löse man das Strumpfband und lass’ ihn darüber laufen. — (Handschriftlich.) Wenn ein Scher aufwirft, so breit ein neu gewaschenes Tüchl auf, dass derselbig das Koth darauf wühlt. Nimb alsdann solehes Koth., Wenn du Kugeln giessen willst, nimb unter jedweder ein wenig dieses Kothes; so schiesst du mit solcher Kugel hin, wo du willt. — Blutungen stillt man, indem man sich ein Säckchen um- hängt, worin sich die Vorderpfote eines zwischen den Frauentagen gefangenen Maulwurfes befindet; doch muss der, welcher dies Mittel anwendet, dem Thierchen die Pfote abgebissen haben. 41) Maus und Ratte, Die Weibsperson, welche eine Maus tödtet, hat beim Brodbacken Unglück. — Am Nikositag ?) kann man, indem man gewisse Zeichen an die Thüre schreibt, alle Mäuse und Ratten aus dem Hause treiben. -- In Freistadt gab es einst so viel Mäuse und Ratten, dass man sich gar nicht mehr aus wusste. Da trug sich ein »Halter« an, das Geschmeiss zu vertreiben. Er stand auf den Marktplatz “ und blies in sein Horn. Je länger er blies, desto mehr Mäuse und Ratten krochen aus Mauerlöchern, Kellerfenstern u. s. w. her- vor. Endlich zog er blasend aus der Stadt, das Ungeziefer ihm nach, bis er an einen Teich gelangte. Da watete er hinein, so weit er konnte; sie schwammen ihm nach. Endlich hörte er zu blasen auf, und die Schwimmer versanken, — — — 1) Den sogenannten »Wurm« im Finger. Der im Innern der Erde wüh- lende Maulwurf gilt als ein Abbild des im Finger wühlenden, beissenden Wurmes. — 2) Wahrscheinlich für Nikasias. — 6 84 Räthsel. Is nöt z’greoss, is nöt z’kloan Und hat Augn wierä Funkelstoan. Die Ratte !). — 42) Schwein. Der Angang desselben verheisst Glück. — Dagegen heisst es aber auch: wenn man eines Besuches halber von Hause geht, und es begegnen einem zuerst Schweine, so ist das ein schlechtes Zeichen; begegnen aber einem Schafe, so wird man freundlich aufgenommen, So man von Schweinen träumt, bedeutet es Streit. — Im Schädel des Thieres finden sich die 2 »Froas-« oder auch »WirflboaI«, welche die Freis und den Wirfl verhindern, Sie heissen auch »Wögweisärl«, weil derjenige, der sie bei sich trägt, niemals den rechten Weg verliert. — Redensarten und Räthsel. Ä Sau machn, Sau habn. — Gehnt eanö neunö ön Bah waschn, (oder auch) durih's Wasser, Und wird nur oa’s dava” nass. Das trächtige Schwein. !) Ratte oder Maus, sie darf hier wol identisch mit ihm genommen wer- den, ist mitunter als Bild des Blitz — Licht — Lebenfunkens zu fassen. Darum beisst ein Mäuslein am St. Gertrudstage der Heiligen den Faden am Rocken ab, und diese fängt zu gärteln an. Daher soll man, wie Rochholz mittheilt, einem Kinde, das mit offenem Munde schläft, diesen schliessen, damit nicht die Seele in Gestalt einer weissen Maus ent- schlüpfe; daher bekreuzt sich auch bei uns so mancher, der gähnt, den geöffneten Mund; gebraucht man, besonders kleinen Kindern gegenüber, so häufig liebkosend das Wort Maus, wie man etwa sonst sagte: »Mein Leben!« Darum hat die Magd, welche um die Zeit des Störibackens eine Maus umbringt, beim Backen Unglück. — Ein Kinderreim sagt »Kriecht 4 Mausärl Übärs Hausärl, Wo thuets rastn? In Kindel sein Herz- kasten.«e Der Herzkasten ist als Sitz des Lebens angesehen. — Oder: »Der Mann auf der Leitn Hat Kraxn auf der Seiten, Da kommt der Sturm und der Wind, Dass er über d’Leitn hinabspringt. Da kommt die Maus und hebt ihn auf. Dank dir, meine liebe Maus, Komm heut in mein Haus, In der Kuchl auf dem Brett steht än Kandl voller Meth. Mu], Mu’l, Mu’, musst aussi.« — Der Halter, der durch sein Blasen Mäuse und Ratten in den Teich verlockt, ist Wödan, der Sturmgott, der die Seelen aller Alter in seinen Zug aufnimmt, — 85 13) Wiesel. »Meamel.« Es »spürzet und pfuchzet,« wenn man ihm nahe kommt. Das Volk nennt dies sanblasn.« Wen »’s Meamel anblast,a dem schwillt der Kopf auf, oder er bekommt die Krätze. — Jemand trat unterwegs zufällig auf eine »Meamel- lukn«; da schwoll ihm der Fuss so schnell an, dass er kaum mehr nach Hause konnte. Man vermochte ihm sogar den Stiefel nicht mehr vom Fusse zu ziehen; er musste vom Fusse geschnit- ten werden. — Ja es heisst selbst, dass der Angeblasene oft so anschwillt, dass er sterben muss. — Auch dass einer das Wisärl »anschaut«, reicht schon hin, um geschädigt zu werden N. — Wenn man mit Haaren von einem Wiesel, das zwischen den Frauentagen gefangen wurde, das Vieh räuchert, schadet ihm keine Zauberei. — Das Wiesel kämpft mit Schlangen. Ein Mann, der in die Arbeit ging, musste über einen Steg. Da er aber mitten auf ihm eine zusammengeringelte Natter erblickte, traute er sich nicht hinüber und schickte sich an, durch den Bach zu waten. Da sprang von jenseits ein Wiesel heran, kehrte jedoch, als es die Natter ersalı, im Flug wieder um und verschwand. Aber eben so schnell war es wieder zur Stelle, mit einem grünen «Kräutl oder Sträussl«e ım Maul und liess dieses auf die Natter fallen, worauf sich diese entrollte und in 3 Stücke absprang ?). Das Wiesel hört sich ungemein gerne loben; man kann es hiemit sogar aus seinem Schlupfwinkel locken; so oft es auch fortspringt, es hüpft doch wieder herzu und treibt hunder- terlei »Schnäxn.« — 1) Alles dieses mahnt an elbische Wolkenwescen. 2?) Dürfte man etwa in dem Wiesel mit dem grünen Kräutl im Maul ein Naturbild der Frühlingswinde, Stürme erblicken, welche die zusammen- geringelte Schlange, die annoch verschlossene Gewitterwolke sich ent- rollen machen? Das Abspringen in 5 Stücke deute ich auf den Blitz. Ich halte auch Höfers Erklärungen des Wortes »Meämel» hieher: Weib- chen, Mütterchen, italien. donnola, oder ein rauhes, fürchterliches Thier, von. mummen, vermummen. 86 Es ist überhaupt sehr gescheit und versteht nicht selten sogar, was die Leute reden. — Einst stiessen Mähder auf ein »Wieselnest;« sie nahmen die Jungen aus und spielten eben da- mit, als die Alten dahersprangen. Es sehen und zu dem Wasser- krug laufen, welcher in der Nähe stand, und hineinblasen war eins. Nach einer Weile setzten die Mähder die Jungen wieder unversehrt ins Nest, und nun sprang eines von den Alten so lang an und auf dem Kruge herum, bis er umfiel und in Scherben zerbrach. (Windischgarsten.) Je weisser das »Wisl« im Auswärts ist, desto mehr Schnee gibt es noch. — Redensarten. Wierä Wisl. Meamelgschwind. — Hat dich was anblasn? — 414) Wolf. Wer vor Sonnenaufgang über eine Wolfsfährte geht, der bekommt einen Wolfshunger. — Auch meinte man, der Wolf habe nur &inen einzigen Darm, welcher von dem Ausgang des Rachens bis zu dem After reiche. Redensarten. «Frössn, Hungä«, oder auch ein Gebiss haben, wie ein Wolf. — Dä Wolf frisst Schefl und olls. — Wer vom «Bram - und Heidl- oder Schwarzberössn« stark geschwärzte Lippen und Zähne hat, der hat »ön Wolfn zrissn.« — 15) Gemeinschaftliches. In der Mitternachtsstunde, welche dem Tage der Geburt des Herrn vorangeht, wird das Vieh in den Ställen unruhig, erhebt sich vom Lager, um die Freude über die Geburt des Herrn auszudrücken ; Ochsen und Pferde reden und weissagen sogar. — Auch das Stampfen der Pferde gilt in dieser Nacht als vorbedeutsam. — Wenn jemand schon krank liegt, und es läuft an dem Hause in der Nacht ein Fuchs, Hase oder Wolf vorbei, so stirbt der Kranke. — 16) Fabelhafte Thiere. Das goldene Heinsl. Am Vor- abend vor Weihnachten sehen Kinder, bis 40 Jahre alt, wenn sie bis 41 Uhr Mittags gefastet haben, das goldene Heinsl !), welches !) Das Pferd ist ein Naturbild der Sonnenbewegung. — 87 von einem Dache zum andern springt. —— Es bringt den Kindern, Aeplel und Nüsse, — Die Habergeiss. ') Man hört sie, besonders im Aus- wärts, nachts aus den Haberfeldern ; sie plärrt wie eine Geiss. Sie war auch im Gefolge des »Nikla« und kommt als Schreckgestalt, welehe muthwillig nachgebildet wird, noch vor. Man nimmt dazu eine Plache über sich und unter dieselbe 2 Stäbe, womit man bald vor-, bald rückwärts, bald in der Richtung nach oben, bald wieder zurück schiebt, so dass das im Mondschein oder nächt- liehem Dunkel wandelnde Ungethüm den Begegnenden Hörner, Kopf und Hals bald zu verlängern, ball einzuziehen und selbst den Hinterleib mannigfaltig zu verändern scheint. — Das Märzenkalb. Es geht im Märzen früh morgens herum und fängt die Kinder zusammen; anderswo : es geht auf sie los und stösst sie nieder. — (Rossbach). Um den Kindern im Auswärts das ersehnte Barfussgehen zu verleiden, sagt man ihnen: Der »Märzenkadä« habe sich sehen lassen; der die barfuss gehenden Kinder absteche. Stirbt ein Kind in dieser Zeit, so heisst es: »Seht, der oder die ist neulich barhaupt oder barfuss gegan- gen; jetzt hat ihn oder sie der Märzenkadä abgestochen.« — Die Mooskuh. ?) Sie hält sich in »Wäldern« und »Mö- sern« auf, büllt nachts, d. bh. sie stösst ein dumpfes Gebrüll aus. Einst biess sie auch Mostkuh, und wenn sie zeitig im Früh- jahr sich hören liess, hoffte man auf ein gutes Mostjahr. In Win- dischgarsten sagt man von einem »Moosbock,« einem gespen- stigen Thier von ungeheuerer Grösse, mit langem Bart und mit feurigen Augen, das nachts sein Brüllen hören lässt, besonders an sumpfigen Waldplätzen. Wer sich erfrecht, sein Gebrüll nach- zumachen, dem kommt es nach und nach näher und glotzt ihn mit den feurigen Augen schauerlich an, verschwindet aber, wenn man sich 3mal mit dem hl. Kreuz bezeichnet. — 1) Sie ist ein Abbild der Sturmwolke. — 2) Die Rohrdommel, ardea stellar. Lin. Ist wol als Naturbild der Frühlings- gewitter aufzufassen. »Früher Donner, später Hunger.« — »Früher Don- ner, später Durst,« könnte man hienach scherzend anfügen. — 88 Der Viehschölm. Er brüllt bei Tag oft schreckhaft, wie ein Stier. Die Leute haben da einst gesagt, es komme bald eine Krankheit über das Vieh. — d) Vögel. 4) Bachstelze. Wer Bachstelzen beunruhigt oder ihnen die Jungen ausnimmt, der wird »zitternd;« eben so, wer ihrem Rufe nachspottet. In Altmünster allgemeiner: wer Bachstelzen be- unruhigt, den trifft ein Unglück. — Und wieder : Zerstört man das Nest einer Bachstelze, hat man Unglük durch Wasser zu befahren. — Wenn man diesen Vogel beunruhigt oder tödtet, tritt Bach oder Flüsschen ete. aus, — Wenn die Bachstelze ihr Nest hoch am Ufer baut, ist eine »Güss« zu befürchten. — Räthsel. Geht um und um äfn Dah, Und hat än Bind- gärtn ön Loh. 2) Elster, Älstä, Älstävogl. Sitzt eine Elster aufs Haus oder in dessen Nähe und schreit viel, so kommt wer »mit- nöoa« !) ins Haus, d. h. ein noch gar nie dagewesener, ganz Frem- der. Anderswo heisst es, es komme da ein »Schörö,« Scherge, Gerichtsdiener. — Wenn die Elster kräht und man ist unterwegs, so kommt man nicht weit vorwärts, hat den Tag über auf dem Wege noch Unglück. Man spuckt darum zur Abwehr aus oder scheucht sie wo möglich aus dem Wege. (Sehr häufig.) Zur Elster, wenn sie schreit, sollst du sagen : »Älstäkädärl, ih dank där.« Nachher schadt’s dir nicht! Wenn die Elstern viel schreien, so wissen sie ein Un- glück voraus und »kägözn und lachn« vor Freuden. — Wenn sich die Elstern auf die Malıd setzen, wird schönes Wetter. — Die Elstern gehören dem Teufel an; er hat einmal wie Gott Schwalben schaffen wollen, ist aber so widerlich krächzendes Gevögel daraus worden. Anderswo heissen sie geradezu Teu- !) »Mit« ist hier das ältere »it,« zurück, abermals, gleichsam zweimal, also ganz, völlig neu. — In unserm Dialekt lautet es auch wie »ie, ir;« daher »irdrukn,« d, h. wiederkäuen. — 89 felsvögel; sie haben auch unter der Kopfhaut Hörnlein , wie der Böse selbst. -- Wenn man in einen Baum, wo die Elster nistet, 3 Kreuze schneidet, verlässt sie ihn alsogleich, selbst wenn die Brut noch nicht flügge ist. Sogar aus der Nähe des Hauses kann man sie auf diese Weise vertreiben. !) — Wer ein Elsternest zerstört, den trifft bald ein Unglück. — Wenn man den Büchsenlauf mit Elsternblut wäscht, bekommt sie einen guten Brand. — Die Elster lacht: Cha-ka-ha-ha-ka; cha-ka-ka.« Sie ruft auch: »Kommt wer schöner.« 3) Emerling, dÄmerin. Sie singt: »Sim Bauärn käf ih um koan Fist nöt.« Oder: Zi-zi-zi- z’ Schnid.«e Im Früh- jahr, wenn der Schnee geschmolzen ist, bittet sie den Bauern: »Zi-zi-zi-ziı; Mässl Hawärn bis äfn Sehnid hi”.« 4) Eule, »Auf, Eifl.« Wo der Auf jauchzt, (Innviertl) da ist der Teufel nicht weit. — Der »Auf« (Attersee) schreit besonders im Frühling und Herbst; hört man aber seinen Ruf im Sommer, so hat dies nichts gutes zu bedeuten. — S’ Eifl ist (Steinerkirchen) ein kleiner Vogel, so klein als der Zaunkönig, der zu Häusern und Fenstern fliegt und schreit: »Zöoh wök, zöüoh wök, zöoh wök!« Sein Ge- schrei kündet einen Todfall an. Identisch mit ihm ist vielleicht das »Schafwigäl«e (Attersee und Buchkirchen). Aus dem Hause (Attersee), in dessen Nähe es schreit, stirbt jemand, oder es ge- schieht darin sonst ein Unglück. — Wenn das »Wichtl« (Mühlviertl), strix passer. Lin., sein widriges Geschrei hören lässt, stirbt bald jemand aus der Nach- barschaft, oder es geschieht sonst ein Unglück. — Der »Stockauf« oder Todtenvogel, striw alue. Lin., lässt seinen stöhnenden Ruf hören, wenn jemand aus der Nähe in kurzer Zeit sterben soll. Hört man ihn also, soll man fleissig beten !) Die Waldweibehen finden (Mannhardt) vor dem wilden Jäger auf Baum- stümpfen Schutz, die mit 5 Kreuzen bezeichnet sind. Die Elster stellt sich hiemit in Verbindung mit dem Sturmesgotte, — 90 und sich zum Tode vorbereiten; denn einer von denen, welche ihn hören, stirbt gewis. — Wenn der Auf im Auswärts jauchzt, dürfen auch die Tag- werker jauchzen; denn es gibt ein gutes Jahr, besonders viel Most, — Der Auf jauchzt: »Juhu,« oder auch : »Juhu, wo bist denn ?« Und die Aeufin antwortet: »Da bin ich,« oder: »Da kim he’!« ö) Fink. Er ruft, wenns kalt wird: »Stink, stink, stink !« Sonst singt er auch: »Zi-zi-zi-zi; da reit he’ zuehä!« Der B erg- fink oder Nikowitz heisst auch »Pienk,«, weil er singt : »Pienk, pienk.« Redensart: Blindfink. »Siegst,« hat dä Fink gsagt Und hat ön Spazn d’ Augng ausghackt.« So erwiedert, wer eine ab- schnappende Rede hören musste, im Gespräch »a’trumpft« wor- den ist. — 6) Gans. Am Martinitag Vormittags sind die Gänse »frei;« jeder darf sie, wenn sie auf dem Felde sind, wegnehmen. — Die Wildgänse (unteres Mühlvierl!) nehmen die Jause mit und bringen sie wieder, — Redensart. Rödn, wan d’Gens brunzen. ') — Kinder- reim. »Was tragt die Gans auf ihrem Schnabl, Vetter Hans ?« »Messer und Gabl tragt die Gans auf ihrem Schnabl Vetter Hans, Vetter Hans!« »Was tragt die Gans auf ihrem Hirn? ete.« »Ein Schneiderknecht mit Nadl und Zwirn ete.« »Was tragt die Gans« auf ihrem Kragn ete.? »Ein Fuhrmann mit Ros und Wagn etc.« Was tragt die Gans auf ihren Flign, ete.? »In Federbett wärs gut Jiegn ete.« »Was tragt die Gans auf ihren Füssn, ete, ?« »Wer viel sündigt, muss viel büssn ete.« Was tragt die Gans auf ihren Zehn, ete.? »Wer nieht fahren kann, der muss gelın ete.« 7) Gimpel. Wenn er zeitig im Herbste schreit, wird es früh Winter. — Der Gimpel zieht den Rothlauf an sich. Dieses gilt auch von dem Krummschnabel. — !) Gar nicht, nie reden, oder zu reden haben. — 9 Als der Herr Jesus gekreuziget wurde, trauerten alle Vögel. Auch Gimpel und Krummschnabel legten ihr Leid an den Tag. Sie setzten sich auf das Kreuz und versuchten mit den Schnäbe- lein die Nägel herauszuziehen. Im Eifer aber bogen die einen sich hiebei den Schnabel krumm, während die Gimpel sich ihn stumpf hieben; zugleich bespritzten sich diese Brust und Leib mit ro- ihem Blut. — Redensarten. Än Gimpel fangn, auf der Nase sitzn habn. — Dummer Gimpel. — 8) Habicht, Habiech. Man findet sie häufig an Tboren angenagelt. Der Bauer sagt, es geschehe, um andere aus der Nähe der Häuser zu scheuchen. Auch mit Eulen geschieht häufig dasselbe. ') — Der Name des Habichts wird nieht gerne genannt; man hört meist nur den Ausdruck das »Flöogäd.«e — Redensarten. Sein gen einen, wie der Habich, wie der »Stessl« auf d’ Taubn, darauf sein wie ein Habich, d. bh. auf etwas fahren, losstürzen, voll Begierde darauf aus sein. — 9) Habn und Henne. Wenn die Hennen abends lange herum »basteln,« nicht heimkommen wollen, bleibt den folgenden Tag schönes Wetter. Wenn der Hahn ausserhalb der Stube kräht, wird oder bleibt es schön; thut er es innerhalb derselben, ist das Gegentheil der Fall. Wenn der Hahn Nachmittags kräht, wird schlechtes Wetter. — Wenn die Hühner [sich »moldeln,«e d. h. schütteln, dass »d’ Moldn« herumfliegt, wird es grob. ?) — Wenn die Hüener sich »segnen,«e kommt eine ehrenwerthe Person ins Haus; »breiten« sie sich aber, ist's ein Jästiger Gast (wird auch auf schönes und schlechtes Wetter gedeutet.) Wenn ') Es ist dieses ursprünglich zur Abwehr des Blitzes, des Einschlagens ge- schehen. Die Eule ist ein Naturbild des Blitzes. — 2) Diese Wetterprophezeiungen fliessen daraus, dass Hahn und Henne ein Naturbild der Wolke, insbesondere der Gewitterwolke sind. Der Donuer- gott ist aber auch Lebensgott, Heilgott, segnet Feld und Stall und Ehe. 92 sie sich putzen und selbst beschnäbeln, wird man zu Gast oder Gevatter geladen. (Auch auf schönes Wetter gedeutet.) — Wenn die Hühner »schnibbern,« d. h. den Schnabel mit dem Fusse kratzen, so kommt bald jemand Fremder. Dasselbe ist der Fall, wenn die Henne mit dem Schnabel zwischen die Spros- sen der Steige anschlägt, besonders wenn sie es abends thut. — Wenn die Henne einen Strohhalm unter dem Schweife hat, so stirbt noch in derselben Woche jemand in der Nachbar- schaft. — In der Thomasnacht fängt man im finstern Hennen aus der Steige um zu erforschen, ob man im nächsten Jahr sterben wird oder nicht. Wenn der Hahn am Fastweihnachtstag auf einem Wagen kräht, führt man bald darauf einen Todten. Wenn jemand nicht sterben konnte, stach man vor seinen Augen einem Hahn den Hals durch. — Wenn die Hühner weit von den Häusern weg Futter suchen, kommt Hunger ins Land. -— Auch mittels des Eies erforscht man die Zukunft, und eine Zeit lang in der Achselhöhe getragen, befähigt es zum Schatz- graben. Jedoch, setzen einige hinzu, muss ein solches Ei, das zum Schatzgraben tauglich sein soll, von einem Hahn gelegt sein. Krähende Hennen sind Unglücksvögel ; sie krähen um Feuer oder schreien nach einem andern Unglück, welches bereits sehr nahe ist. Man soll ihnen daher auf der Stelle den Kopf ab- backen. Darum auch der Reim: »Wan d’ Hen mehr schilt als da Han, Und s’ Wei’ mehrgilt, als dä Man, da ist's nıma guet.« — Doch auch als Hochzeitsvogel galt der Hahn. Darum gieng einst der Hochzeitlader mit einem Hahne daher, weleher mit den Füssen an einen Stecken gebunden war. Um so leichter be- greiflich erscheint es auch, dass das Alter der Hühner, welche man in der Fastnacht im finstern aus der Steige fing, das Alter des Zukünftigen bestimmte. — Hin und wieder erzählt sich das Volk von dem »Hühner- geist.« Zur Nachtszeit, wenn die Hühner in der Steige sind, wirft es sie oft, besonders die schwarzen, aus dieser heraus, wenn sie auch noch so fest zugemacht ist. Dies thut der Hühnergeist, 93 der nicht früher Ruhe gibt, bis kein schwarzes Huhn mehr dar- innen ist. (Innviertl.) — Der Hühnergeist wirft die Hühner in der Steige so herum, dass sie auf das kläglichste schreien und am Ende gar wie todt daliegen. Wenn die Hühner nachts in der Steige ein »Geblödä« machen, ist der Hühnergeist unter sie ge- fahren ; man vertreibt ihn mit »Weihbrun.«e — Eine schwarze Henne muss auch der, welcher kreissteht, wenn der Teufel erscheint, ihm vorwerfen. — Gegen das »Hinfallende« wallfabrte man noch im vorigen Jahrhundert nach Wallern und opferte daselbst einen schwarzen Hahn. Er ward, während man in der Kirche betete, an das Freit- hofgitter angebunden. — Die Hühner rufen, der »Giggäl oder. Ha’: »Gi-ka-ri-hi-i-i ;« die Henne, wenn sie ein Ei gelegt hat: »Dä - da - dä - dä - läts.« Oft auch »greinen« sie einander aus und sagen: »Geh, geh, geh, geh, geh, geh.« Die Küchlein rufen : »Dieb - Dieb - Dieb !« Redensarten und Räthsel. Nah eam krät koan Ha‘. — Mei” Hendl! (Kosend) — So brav wierä Hendl. — Drein- schaun, als wenn einem »d' Henä s’ Breod gnumä hedn,.« !) — Ha’ sä“ ön Korib, äf sän Mist. — Biha. — Lohhen. — He’armandl (man schilt kleine Buben so.) — Schäldn, steign wierä Ha”. — Wierä Hi in da Balz. — Ausschaun, wie d’ Hen hintärn Schwoaf. — Veor wierä Rifl, Hint wierä Sichl, BA dä Mitt wierä Fass, Rat, was is das? — Hint wierä Sichl, ba da Mitt wierä Budäfassl, veor wierä Fenstästock. — Veor wierä Kämpl, ba dä Mitt wierä Wämpl, Hint wierä Sichl, Rat mei” liebä Michl!« — Der König aus dem Wälischland, Schwarz und weiss is all sein Gewand, ein hürnäs Maul und ein fleischärn Bart: Wers nicht weiss, errath’s gar hart. — Es ist ein Mann von Riggengiggen, Hat ein Kleid aus tausend Stücken, Hat ein beiners Angesicht, Seinen Namen sag ich nicht. — Es ist ein Mann von Duk, Duk, Duk, der hat ein Kleid von hundert Stuck , Einen beinernen Kopf, einen federnen 1) Sich gar nicht zu helfen wissen, ganz unbeholfen sein. — 94 Bart, Es ist ein Mann von allerlei Art. — Geht um und um ums Haus Und hat & Stoanl ön A’sch. — Eitragende Henne. — Wer sind die ersten Vorbothen Gottes? Der Hahn, weil er kräht: »Christ ist geboren.« Der Tauber, weil er ruft »Wo?« Und der Ziegenbock, weil er schreit: »Z’ Bethlehein!« — Ein Müllner muss 3 Dinge haben: einen Haushahn, einen, Haushund und eine Mühle. »Der Hahn sagt: Ös is, is, is, is & Dieb in Haus!« Der Hund fragt: »Wo, wo, wo?» Und die Mühle antwortet: »Dä Milnä, dä Milnä!« — 40) Kibitz. Es heisst von ihnen, dass sie »verwunschene Jungfern« seien. 41) Kirchspirol, »Vogel Fiaus')« In Buchkirchen nennt man ihn auch : »Guglvachaus. Er gilt als der späteste Som- mervogel ; schreit er einmal, so bleibt es warm. — Mit dem Gelb oder Gold seines Gefieders hängt es wol auch zusammen, dass man, fliegt er gegen Häuser und Scheunen, Einschlagen und Schauer besorgt ; man setzt ihm daher auch, lässt er sich in der Nähe eines Hauses sehen , auf alle mögliche Weise zu, um ihn wieder daraus zu vertreiben. — Um Altmünster heisst er geradezu der »Schauervogel;« wenn er schreit, setzt es Schauer ab. — Er schreit: »Vogel Fiaus, Treibt's d’ Kölp4 und Küeh aus!« ?) Oder auch: »Is dä Bach g’a töof.«e Nach Regen schreit er, wenn er sagt: »Giglgaglöo, }Bugl ablöo,«e oder: »Giglgaglä - Blöo där ön Bugl a.« 12) Krähe. »Kra.« Wenn man auf dem Wege ist und hört in der Nähe den Ruf einer Kran, so sage man: »Dank dir, Kran, Wan’s mich geht an; Gehts mich nöd an, So flieg davan ‚« Oder auch: »Dank där Kra”, Wan’s d’ ä Glik woast, sa schreist, Wan & Unglik, sa schweigst !« Auch so ruft man entgegen: »Dank dir Gott, Kran; Wenn es mich angeht, kräh mich nochmal an ,‚« Thut sie es, so hat man gewis Glück zu erwarten. Man sagt auch: »Krall, Kral, grät dir dein Speis, Grät mir das ewige Himmel- 1) Wol aus dem nicht mehr verstandenen »Gugelfinus« entstellt. — 2) Daher vom Volke als »Viehaus« gedeutet. — 95 reich.«e Der Ruf der Krähe bedeutet darum Glück, weil er lautet: »Grät, grät,«e d. h. es geräth, geräth. — Eine Krähe, wenn sie sich auf das Hausdach setzt, verkündet einen angenehmen, glück- bringenden Besuch. — Wenn die Kräben im Herbste sich sammeln, so heisst es, sie »halten Hochzeit ;« je grösser die Zahl, je höher der Flug, desto glücklicher das Jahr. — | Wenn sich die Krähe auf die Mahd setzt, zeigt sie schlech- tes Welter an. — »Kra’wafn« bringen dem Jäger Glück. Mancher trug sie da- her beständig bei sich. — Wird ein Schwein geschlachtet (Steinerkirchen), so thut man ein gewisses Siück Fleisch auf die Seite und hängt es an einen Baum auf. Die Leute nennen es daher auch »Krafleisch.« Man nimmt eine Märzenkra, d.h. eine im Mörz ge- schossene Krähe, dörrt die Leber und gibt sie den jungen Hühn- chen und Gänschen zu fressen, damit sie »nichts« fangen kann, — Die Todtenkra, corv. corn. Lin. Wenn sie ihr »Weh« ruft, stirbt bald jemand aus der Nähe; schreit sie 3mal, geht es einen Mann, wenn nur 2mal, ein Weib an. Man bekreuzte sich daher einst und betete, dass man in keine Todsünde falle und auch um Abwendung anderen Unheils. In Altmünster spielt neben der grauen Kräbe auch die Mandelkrähe diese Rolle. — Der Ruf der Todtenkrähe lautet und zwar traurig und ge- zogen: »Weh, weh, weh!« Oder: »Auweh, auweh!« — Redensarten. Wan d’ Kra’ an bössärn sizt, aft Noigts dava. — »Oan Kra’ hakt där anärn d’Augng nöd« aus. — 13) Kukuk, »Gugu, Gugä, Gugitzer.« Er schreit nicht eher, als bis der Haber grün wird. Insbesondere wird Georgi als der Tag genannt, an welchem er zu rufen anfängt. — Eine Blume, /yehn. flos, Lin., welehe um die Zeit, als er ankommt, zu blühen pflegt, heisst daher auch Gugitzer Blüemel. — Auf hört er, wenn er den Wiesbaum fallen hört, oder das erste Mandl auf dem Kornacker sieht. Hört man ihn das erstemal im Auswärts schreien, so soll man auf einen grünen Wasen ste- 96 hen; man stirbt dann das Jahr nicht. — So oft er auf die Frage: »Gugötzär äf där Ö'm (Ebene), Wie lang last mil noh löbn ?« »Gugu« schreit, so viele Jahre lebt man noch. — Mädchen er- fahren auf dieselbe Weise auch die- Anzahl Jahre, nach welcher sie heirathen werden. — Schreit er das erstemal und man hat eben kein Geld bei sich, hat man das ganze Jahr keines und umgekehrt. Man pflegt daher auch, hat man Geld im Sacke, dasselbe zu schütteln, und hofft, dass es sich sodann vermehre. — Wenn man den Kukuk das erstemal rufen hört, soll man darauf achten, ob er vor oder hinter einem ruft. Schreit er vor einem, so geht es mit einem das Jahr hindurch vorwärts und s. f£ In dem Büchlein »Aufriehtiger Unterricht u. s. w.,« ist die Rede, dass man damals, wenn man den Kukuk zum erstenmal hörte, etwas unter dem Fusse suchte. Dies bringe, meinte man, Glück. — Wer dem Gugitzer nachspottet, bekommt die »Gugl- oder Gugäschekn.« — Man glaubt auch von ihm, dass er Vogeleier raube und sie austrinke, und sagt daher, er höre zu schreien auf, »wan d’ Vögl s’ Lögn hengänt,« weil er da keine Eier mehr bekomme. — Selbst das heisst es von ihm, dass er nur das erste Jahr ein Gugitzer ist, sodann aber ein »Taubnstess], Habicht« wird. — Der Gugu schreit: »Gugu, Gugu« und das Kind antwortet : »Tscha, tscha; tscha, tscha.« — Das Guguspiel der Kinder ist allgemein bekannt. — Ein Reim lautet: »Hintä (d. h. intä) da Hollästaud” sitzt dä Gugu; ih het dö ga'bal’ nöd kennt, bistäs den du?f« — Bruchstück eines Kukukliedes. 4) Der Kukuk sitzt wol auf ein Ast, Wenns regnet oder schneibt, so wird er nass, Kukuk, Kukuk, Kukuk, Kukuk, Kukuk, Kukuk ! 2) Und er weiss schon, wanns gut wandern ist, Im Sommer, wanns schön warm ist, Kukuk, Kukuk, etc, etc. 97 3) Der Kukuk fahrt vors Goldschmidhaus, Goldschmid, bist drin, komm selbst heraus ! Kukuk, Kukuk, ete. ete. 4) Mach mir ein Ring, ein Ring von Gold, !) Steck ihn mir an, än die rechte Hand! Kukuk, Kukuk, ete. ete. 44) Meise. Sie singt: »Zizibe - zizibe” - zizibe” - zizibe” zizibe‘.«c — Oder auch: »Zi-zi-zi Muschgäblüeh, Muschgäblüeh, Muschgäblüeh.« — Die »Bemmoasn,« par. palustr. Lin. Sie singt und zwar hastig: »Zi-zi-be‘,« Die Kohlmeise, par, major, Lin.; der lustige und wiederholte Pfiff dieser Meisenart ward »Schmidmichel« und ein anderer schleifender Gesang, der als noch vornehmer galt »Sagfeiln« genannt. — Redensart. Eine rechte »Spermoasn«, d.h. recht mager sein, schlecht aussehen. — 15) Der Moosschnepf, scolopa® gallinag. Lin. Er gibt, wenn sich das Wetter verändern will, im Fluge einen Laut von sich, der dem Geschrei der Ziege nicht unähnlich ist. — 16) Nachtigall. Ihr Nest verleiht dem, welcher es bei sich trägt, die Gabe der Unsichtbarkeit. Jedoch es ist sehr schwer zu bekommen; denn es findet sich, wie die Nachtigall überhaupt, nur selten und ist selbst unsichtbar. Man kann nur in seinen Besitz gelangen, indem man in einen Bach schaut, an dem Erlen stehen, und das Nest erspäht, wie sich's im Wasser spiegelt, und Ast und Zweig sich genau merkt, woran es sich befindet, — Redensart. Singä wierä Nachtigal. Bruchstück eines Liedes. 1) S’ sitzt ein kleins Vögerl im Tannabaum, Singt allweil, wispelt und pfeift; 1) Man hat hiebei an das Sonnengold zu denken, welches der ankommende Kukuk mitbringt, oder an den von dem Gewitterschmiede verfertigten Goldring. DeryRegenbogen heisst dem Volke noch Himmelsring. — Mus. Jahr. Ber. XXIl. 7 98 Ei, was muess das für 4 Vögerl sein? »Es muess ein Nachtigal sein.« 2) »Eija, das ist ja kein Nachtigal, Eija, das derfst ja nit glaubn; D’ Nachtigal sitzt auf kein Tannabaum, Schlaft in ei’r Haselnussstaudn.« 47) Pfau. Die »Pfabnfedern« (die des Schweifes) halten »Schaben und Maucken« ab; man legt sie daher gerne zu Wol- len - oder Pelzkleidern. — 48) Rabe. Es wird hier gleich voraus bemerkt, dass höchst wahrscheinlich unter diesem Namen nicht selten die Krähe, corv. cornix, gemeint ist und somit unter verschiedenen Namen ein und derselbe Vogel auftritt. — So die Raben in den Wäldern stark schreien, so bedeutet dies ein starkes Donnerwetter. — Wenn ein Rabe »kräbt,« sagen die Schiffleute (Viechten- stein) »Winsch där än teodn Hund, weil’s grät!« !) — Wenn der »Mavogl« sich hören lässt, soll man sich be- kreuzen und beten: »O Gott, gib uns das ewige Leben und dem Raben einen todten Hund!« — Der Rabe, Mahnvogel ruft: »Grab, Grab« und mahnt so an die Kürze des Lebens und die Vorbereitung für die Ewigkeit. — Der Ma’vogl warnt auch: »Gib -acht -gib-acht!« Man nehme aus einem Rabennest das mittlere Ei heraus und lege an dessen Stelle (was gab der Kriminalakt aus dem Kremsmünster Archiv nicht an). — Dann fliegt der Rabe fort und bringt einen Stein her, den er in das Nest legt. Dieser Stein, unter der Zunge im Munde getragen, macht unsichtbar — ‚(Kremsmünster Archiv.) »Dass man dich nit sieht. So nimb ein Ei von eines Raben Nest und seud es den nächsten Tag vor Karfreitag und leg es wieder in das Nest. Und darnach, so 1) Odhinn verleiht auch den Schiffen den günstigen Wind. Weil Rabe und Krähe vom Volke häufig nicht unterschieden werden, erklärt sich auch das oben von der Krähe, als Glücksvogel überhaupt, Mitgetheilte. — 99 die Vögel rauh werden, so kumb hin wieder zu dem Nest, so findtu ein »rötlin« Stein, und wenn du denselben Stein in den Mund nimbst, so mag dich niemand sehen. Ist bewährt, — Redensarten. Ram = as, brätl, vieh. Gausrap. Die mythische Bedeutung des Raben spricht sich auch in dem folgen- den Liede (Buchkirchen) aus, dessen Text so vollständig herge- stellt wurde, als möglich war N). 1) Es hat eine Frau drei liebiste Söhn, Sie weiss nit, wo sie schlafen seind hin, In’n Himmel oder auf Erden, ja Erden! 2) Sie ging wol in den Wald hinein Und suchet’ dort ihre drei Söhnelein; »O weh, wo mag ich sie finden, ja finden!» 3) Da flogen drei schwarze Rabelein herein : »O Rabelein,, liebste Rabelein mein, Leicht wol gar ihr meine Kindelein seid, ja Kindelein seid?« 4) »O Rabelein, liebste Rabelein mein, Was habt denn ihr verschuldet heint, Dass ihr so schwarze Rabelein seid worden, ja worden ?« 5) »O Mutter, liebste Mutter betracht, Haben wir gespielt 3 Samstagsnacht, Im Sonntag sind wir nicht in d’Kirchen kemmen, ja kemmen!« 6) »O Rabelein, liebiste Rabelein mein, Flieget's mit mir in die Stadt hinein, Ich will euch ein Jausen geben, ja geben!« 7) »O Mutter, wir müssen noch über den Rein, Dort drinnat, dort liegt ein’ todte Schwein, Das wird unsere Jausen werden, ja werden !« 8) »O Rabelein, liebiste Rabelein mein, Was mag das für eine Busse wol sein, Damit ich euch kann erlösen, ja erlösen !« 1) Das Lied ist eine Variante des Mährchens von den 7 Raben und der treuen Schwester, welches von Mor. v. Schwind so geistreich ist komponirt worden. 7 * 100 9 »O Mutter, wir wollen die Buss dir wol nennen, Ein ganzes Jahr musst du auf dich nehmen, Musst alle Freitag fasten, ja fasten! 10) Und als das Jahr herum schier kam, Und ihr nur ein einziger Freitag abgang, Vor lauter Leid ist sie gestorben, ja gestorben ! 44) Da kamen ihre drei Söhnlein daher, Sie hoben ihre Mutter von der Erd, Zu Grab haben sie’s getragen, ja getragen. 49) Rebhuhn. Es ruft: «Gröa Röck, Gröa” Röck, Gröa Röck ?). -— 20) Rothschweifchen. «Reotschwoaferl (mota- cil. phoenicur,) und »Wischpäl« /(motacil. erithac. Lin.) — Das Rothschweiferl ist ein Glücksvogel. Es heisst auch der Vogel unserer 1. Frau, und wo es nistet, da schlägt es nicht ein ?). Wer ihnen etwas zu Leide thut, beleidigt u. I. Frau. Das Nest dieses Vögleins wird daher auf alle mögliche Weise geschont. Das Haus, in welchem es zerstört oder beschädigt würde, müsste abbrennen. — Es lobpreist morgens unter allen Vöglein den Schöpfer zu- erst; wenn ein heiterer Sommermorgen ist, singt es schon in aller Gottesfrühe, um 3 Uhr, vom Dachfirst herab oder vom Hofraum her den Bauern an: »Herr Jesu Christ, Schlafts den noh ?« Das »Wischpäl« oder Schwarzwisperl (das Roth- schweiferl heisst auch Rothwisperl) ist ebenfalls u. l. Frau heilig und ruft, jedoch nur das Männchen, gemeinschaftlich mit dem Rothschweifchen, vom Dache herab: »Herr Jesu Christ, ligts den noh ön Nest?« N Auch singt es: »Zieziezie Muschgäblüeh, Geht & schens Diendl für’, Hat ä weiss Haubärl äf Und gröanö Bändl dräf.« Wenn man sein Nest beunruhigt, ruft es: »Halt Dieb — halt 1) Es ist damit der Jäger gemeint. — 2) Steht, seiner Farbe halber, mit dem Donnergotte in Verbindung. — 101 Dieb — halt Dieb,» oder auch nur: »Dieb — Dieb — Dieb — Dieb — Dieb !« Wenn Regen bevorsteht, ruft es: »Halt Dieb — halt — halt — halt — halt!« — 21) Schwalbe. Sie heisst häufig der »Herrgotts- vogel.«e Die Schwalben sind dem Herrgott seine Vögel; in das Haus, wo sie züchten, kehrt Glück und Segen ein, Unglück trifft den, welcher sie vertreibt, quält oder gar tödtet, ihre Eier oder Jungen auspimmt, — Wenn sie »kirren und lustig schwätzen« ist Fried und gute Gesinnung im Haus. Wem sie am Kopf vorbei- streichen, indem sie Töne von sich geben, als wenn sie bös wären, der hat kein gutes Gewissen oder den bösen Blick. — Werfen sie die Eier aus dem Neste, so sind die Frauen (im Hause) nicht bei guter Gesundheit. — So lange Schwalben im Haus im Nest bleiben, stirbt kein Kranker ; erst wenn sie das Nest verlassen, droht Gefahr. — Sieht man die erste Schwalbe, soll man auf grünen Wasen stehen; sonst stirbt man das Jahr. — Wenn die Schwalben am frühen Morgen in grösserer Anzahl, vor den Fenstern des Hauses sich ver- sammeln, stirbt bald jemand aus dem Hause. — So die Schwal- ben während der Messe immer beim Altar herumfliegen, kommt eine Theuerung. — , Wenn die Schwalben hoch fliegen, bedeutet es schönes Wetter, grobes aber, wenn sie niedrig oder um den Menschen herumfliegen. — Wer die erste, neuangekommene Schwalbe sieht, der heirathet noch in demselben Jahr. — Auch so: wer die ersten Schwalben im Frühling paarweise sieht, hei- rathet bald. — Wenn man die erste Schwalbe erblickt, soll man mit der grossen Zehe Erde aufnehmen und ins Bett geben; dies ver- scheucht die Flöhe. — Die Schwalbe singt: »Fert, wie mä fort sän, Sänd d'Stäl vol gwön; Höor, wie mä kemä sän, sänds widä lär gwön !« Oder: »Ön Höröst, wie mä fort san, Sänd d’ Stäl vol gwön; Ön Aus- 102 wärts, wie mä kemä sän, Hamt's ös ols väfilt und vädelt ).« Oder: »Ön Höröst, wie mä fort san, Sänd d’ Stäl vol gwön; Ön Auswärts, wie mä kemä san, Is ols vädiglt und vädäglt und väde’lt wa'n!« Oder: « D’ Kidlflikerin, d’ Kidiflikerin Hat koan Flök nöt, hat koan Flök nöd, Is dä Schneidä dagwön, is dä Schneidä da- gwön, Hat mä d’Flök allö wökgübn!« — Wenn man sie im Neste stört oder eine Katze in ihre Nähe kommt, schreit sie: »Geh weg, geh weg, geh weg!« — Redensart. Oan Schwalm macht koa” Sumä. — 22) Seidenschwanz. »Zuserl«, auch »Pest- oder Todtenvogel.« Er stellt sich (Höfer, II, 435) nach der Meinung des Volkes alle 7 Jahre in unseren Gegenden ein und bringt Pest oder anderes Unheil. Im Jahre 4800 nannte man ihn den Franzosenvogel, weil gleich darauf der Franzoseneinfall statt- fand. Im Fliegen ist sein Laut: »Zi — zi — ri.« 23) Specht. »Göosvogel« (pieus virid, Lin) Sein Ruf verkündet Regen. Daher sagt auch mancher, der ihn rufen hört, der Grünspecht sei schon wieder durstig. Der Ruf lautet: »Göos, göos, göos, göos, göos« und bedeutet auch hohen Wasserstand. Eine Schnepfenart, (scolopaw phacop. Lin.) ist ehenfalls ein Wettervogel und führt nach Höfer den Namen »Güssvogel.« Fliegt er nämlich (an der Traun) abwärts, so bedeutet es schönes Wetter; wenn er aber aufwärts fliegt, folgt bald eine Ueber- schwemmung , Güss ?). Ein frischgeschossener Rothspecht (Bämhackä), wenn man ihn, da er noch warm ist, zusammenhackt und auflegt, bis das »Gehäck« zu faulen beginnt, hilft für den »Scherwurm.« — Wenn der Schwarzspecht (Holzha’) schreit: »döll — döll — dölle oder auch »zrüll — grüll — grüll« (das erste döll !) Verthan. »Väde”lt« halte ich von einem Subst. »Dan,« wovon auch Tand stammt, gebildet. »Dan« selbst leitet sich von din, dan, dänen, gedonen her, wozu auch »dehnen« gehörig ist. — 2) Die Wörter Göoss- und Güssvogel, würden rein deutsch Giess- und Güss- (Güsse) Vogel lauten. — 103 klingt lang gezogen, das zweite rascher ), so kommt ganz sicher Regen. — 24) Sperling, Spatz. Wer sie quält, tödtet, ihre Eier ausnimmt, den trifft ein Unglück. — Er singt, wenn der Bauer einführt, ihn an: »Vödä drisch, Vödä drisch ;« wird aber ausgedroschen ruft er: »Dieb, Dieb!« Wenn mehrere Spatzen beisammen sind, sagen sie: »Spatz hat Habärn gössn, Katz hat Spatz gsegng, Schnaps hat Katz Spatz ghat.« — 25) Taube. Wenn die Tauben, nachdem sie gebadet haben, auf das Dach fliegen, so bleibt es schön ; wenn unters Dach, so wird es grob. — Arme Seelen, welche erlöst werden, fliegen nicht selten in Gestalt einer weissen Taube zum Himmel auf. Turteltaubenkoth ist als »Rauckä« gen das »Leagföor« gut. Der Tauber gurrt: »Au — ba — ruggu — ruggu — ruggu.« Die Holz- oder Wildtauben sprechen zu einander: »Wieg du’s Kind, wieg’s ich, sänd netä ih und Du!« Oder: »wieg Du — wieg Du — wieg Du — Du — Du — Du!« Redensarten. Dahe' gehn, wierä rauchfuessätä Daubä. — As wan's d’ Daubn zsamtragng hedn. 26) Wachtel. So oft sie aus dem Saatfeld ihren Ruf hören lässt, so viele Gulden kostet das davon geerntete Getreide. Anderswo:: Die Anzahl der Schläge zeigt dem Bauern die Höhe des Getreidepreises vor Weihnachten an. — Sie ruft: »Bimpäling — bimpälim«, oder auch: »Bimpälin — bimpälin — bimpälin — wau — wau — wau — wau.u 27) Wiedehopf. »Wudvogel, Wudwud. Wer mit der Galle des Wiedhopfes die Kugel salbt, der trilft mit ihr, auf was er nur immer schiesst, — Er ruft: »Wudwudwud — Wud — Wudwudwud« ; oder auch: »Hup — Hup — Hup.« Redensart. Stinken wie ein Wiedhopf. — 28) Zaunkönig. Das »Kinigl.« Wenn der Zaunkönig im Winter nahe an die Häuser kommt, so erfolgt bald Schnee oder grosse Kälte. Man bestrich Kindern, welche die Freise hat- 104 ten, den Bauch mit den Flügelchen dieses Vogels. — (Scharn- stein, Kriminalakten 1648.) 29) Zeisig, »Zeisl« Der Zeisig zieht Krankheiten an sich. — Wer ein Zeisignest bei sich trägt, ist unsichtbar. Es liegt nämlich in ihm der Stein, der unsichtbar macht. Natürlicher Weise wird dadurch auch das Nest selbst unsichtbar. Dennoch kann man es ausfindig machen, indem man an einen Bach geht, an dessen Ufer Schwarzerlen stehen, worauf der Zeisig gerne nistet, und ins Wasser sieht. Darin spiegelt sich nämlich das Nest dennoch ab, und man kann, hat man sich die Lage gut ge- merkt, desselben habhaft werden; doch soll man es nicht mit blosser Hand angreifen, — Ein Schlossbesitzer (Traunviertl) hatte einst ein »redendes Zeiserl«, das, wenn die Herrenleute von einem Ausflug oder einer längeren Reise heimkamen, stets die vom Gesinde verklagte, welche faul gewesen waren. Als die Herrschaft wieder einmal aus war, übte das nichtsnutzige Volk Rache und nähte dem Vöglein den Steiss zu. Bei ihrer Rückkehr sprach der Vogel: »Herr und Frau, Knecht und Dirn, Na’l und Zwirn, s’Loch zuegnäht!« — Der Meerzeisig /fringill. linar. Lin) Man glaubt, dass er alle 3 Jahre her kommt, und dass sein Erscheinen Unheil bedeutet. — 30) Zinkzankvogel /motacill. salicar. Lin) Er ruft: »Zink, zank«, oder auch »tuit, tuit.« Wenn er sich hören lässt, ist es Zeit, Haber zu bauen, indem die Saat nicht leicht mehr etwas von der Kälte zu befürchten hat. Er singt: »Sibn Bird bind zsam, bind zsam, bind d’Bird zsam, sibn Bird bind zsam, bind d’Bird zsam.«a Oder auch nur: »Bind zsam, bind zsam, bind zsam.« Die Wiedhacker,, welche im Frühling die Aeste der im Winter gefällten Bäume zu Wied hacken, beziehen diesen Ruf auf sich und ihre Bürde Wied. 31) Liedlein: Kommt ein Vogel geflogen, Setzt sich nieder auf mein Fuss, 105 Hat ein Zettel im Schnabel Mit einem freundlichen Gruss. 2) Hab so lang mich vertröstet Auf die schön Sommerszeit Und der Sommer ist kommen, Und ich bin noch so weit. 3) Ach gar fern ist die Heimath, In der Fremd bin ich hier Und es fragt halt kein Hundel Und Katzel nach mir, 4) Liebs Vogerl, flieg weiter. Nimm mit ein schön Gruss, Ich kann dich nicht begleiten, Weil ich hier bleiben muss. Kinderreim. Auf, Auf, sagt der Auf. Is denn schon Tag, sagt der Rab, Wird schon grau, sagt der Pfau. Was denn sagt die Henn, So wolln wir reisn, sagt d’Meisn. Mir is recht, sagt der Specht. Wir wer'n uns gwandtn, sagt d’Äntn. Nur fein gschwind, sagt der Fingg. Jetzt voran, sagt der Fasan. Ih bleib 4 nit z’Haus, sagt die Fledermaus. Ih führ den Zug, sagt der Gugu. Ih flieg voraus, sagt Vogl Fiaus. Ich bin der Man, sagt der Han, — 32) Antheil der Vöglein an der Feier der Geburt des Herrn. Dass Ochs und Eselein, nachdem der Weltheiland geboren ist, im Stalle zu Bethlehem sich einfinden, daran erinnern noch mehr als die wolbekannten Reime, worin diese Thiere gemahnt 106 werden, den Schlummer des göttlichen Kindes nicht zu stören, die Gemälde so vieler Meister und die davon nicht spärlich ver- vielfältigten Kopien, erinnert selbst im einsamen Dorf die in der Kirche aufgestellte Weihnachtskrippe. Diese erzählt auch, obschon nicht mit Worten, von Schäfehen und Lämmlein, die von den Hirten dem neugebornen Gottessohn zum Opfer gebracht werden. Weniger aber ist es bekannt, dass nach zahlreichen, einst auch in der Heimath gesungenen Weihnachtsliedern, in volks-epischer Wiederholung, die freien, frohen Sänger der Lüfte, die Vöglein, an der gnadenreichen Geburt des Herrn ebenfalls ihr Theil neh- men. Dieser Antheil ist zweifach. a) Die Vöglein, aus dem Schlummer froh aufgeschreckt, er- wachen alle, jubeln hell auf, obwol es Mitternacht ist, und begleiten mit ihren melodischen Stimmen den Hymnus der Engel. Än Ruschärl muess’s tan habn, Hat d’ Vögl däschröckt, Habn alsand äfgjubelt, Hats alsand äfgwökt, — So wärs gen bal’ dnettä, Wan’s Schrein koanä hengt, S’ wan’s ös alsand Aus’'n Nest hätn gsprengt. — Ih moanet gen bal, Ös wärn d’ Vögldieb da. — Denk ih mei’ Täg nie koan Zeit, Dass 's um Mitternacht gibt solche Freid, Es singen gar d’ Vögel in Wald. — D' Vögel, die singen frei, D’ Engel sänd ä dabei. — Noch mehr, aus nalı und fern haben sich die Vöglein ver- sammelt, um die Geburt des Herrn mitzufeiern. Lassen sich die Vöglein hören Aus den Wäldern gross und klein, Die zu der Geburt abreisen. 107 Neben den Sängern, wie Meise und Nachtigall, werden be- sonders der »Gugu« und der »Auf« genannt. Der »Gugu« gilt in der Heimath als der eigentliche Herold der schönen Jahreszeit, deren sicherer Sieg sein Ruf verkündigt. Gejauchze des Aufs ver- kündet ein gutes, glückliches Jahr, selbst den Aermsten. Ja gar ä Kolmoasen her ih, Wie klar singt sie nicht Zi — beri, Ja, ja, gar dä Gugä stimmt ei”, Äs wan halt dä Sumä wurd gleih. — Dä Gugu dä gugäzt, Dass 's gugelt und klingt, Und schau, där Auf juchäzt, Und d’ Nachtigall singt. — Vor Zeiten hat fraling !) Där Auf iebäl gjuchäzt, Um dö Zeit hat abä Der Gugu nie gugäzt. — b) Vögel werden dem göttlichen Kinde zum Opfer gebracht, theils um ihm und den Seinen, was auch Gemälde und Krippe nicht selten andeuten, zur Nalırung zu dienen, theils um ihm Vergnügen zu machen durch ihre Bewegungen und Stimme. So bringen die Hirten neben Schaf und Lamm, auch Hahn und Henne, besonders wird die »Butterhenne« genannt, so wie Tauben, als fromme Gaben in den Stall von Bethlehem, Oder es schenkt ein Hirte dem Christkinde seinen »wun- derschönen Finken, der alleweil «zı — zi — zi, reit herzu« singt; oder eine Meise, welche gar so lieb »Flitschel und Tschä« pfeift, oder eine Kohlmeise, welche ihr »flitscherl, flitscherl, Zinsenberg« recht stattlich abzutrillern versteht, !) In der alten, guten Zeit hat freilich der Auf öfters schon in dieser Jah- reszeıt, vor dem Auswärts, wol in den »Nächtn« gejauchzt; aber davon, dass der Kukuk um diese Zeit rief, hat man selbst damals nicht gehört. Es naht also die beste, die glücklichste Zeit. — 108 Wie der Fink »reit herzu« pfeift, kommen die heil. drei Könige angeritten. Meise und Kohlmeise ergötzen das Jesukind durch die lustig- sten Sprünge, singen es, indem die Mutter die Wiege schaukelt, in Schlaf ein, und wird das Kindlein wach, so muss es lachen, wenn die Kohlmeise »Schmid — Schmid — Michl, Pfing — pfing — tschä« pfeift. — e) Andere Thiere. 4) Ameise. Christus trug einmal dem Petrus auf, Ameisen und Wespen zu schaffen, indem er die Worte »z’ Mittag, z’ Mittag« ausspreche. Petrus aber verstand unrecht und sprach: »z’ Mitt ab,« und so wurden diese Thierchen, wie dieselben noch sind. — In Ameisenhaufen werden gewisse Krankheiten, z. B. die Auszehrung, vergraben, jedoch nur in die der grossen schwarzen Ameisen. — Die Haufen der kleinen schwarzen und die der rothen Amei- sen, wie solche sich häufig in Wiesgärten finden, schlägt man, um ihrer auf immer los zu werden, im April, bei abnehmendem Monde, mittelst eines Schlägels in die Erde, — 2) Biene, Bei‘. Die Bienen hat der Herr Jesus erschaf- fen, Er schuf sie, indem er Hölzlein in einen Korb warf. Petrus wollte es ihm nachmachen und that eben so. Doch sieh, da ent- standen die Wespen. — Wenn’s am Josephitage schön hell und klar ist, so werden die Bienenstöcke schwer. — Die Stöcke, welche am Pfingstsonn- tag abgehen, werden lauter Raubstöcke, — Bevor der Stock ein- getrieben wird, besprengt man den Korb mit Weihwasser.. — Die Bienen wollen in ihrem Thun und Treiben nicht näher beobachtet werden. Ein Bauer, welcher mehr darüber zu erfahren wünschte, liess sich zu dem Ende einen Glaskorb machen; aber es nahm mit den Bienen darın kein Gedeihen. Daher weiss man auch von diesen Thierchen nur wenig. — Niemals sieht man Bienen auf roth blühendem Klee. — 109 Die Bienen mögen keinen Branntweinsäufer leiden ; auch der, welcher eben, wenn auch nur etwas Branntwein getrunken hat, vermag sie nicht einzutreiben, — Die Bienen können so wenig, als Wespen, Hummeln und Hornisse, das Wetzen von Messern oder Sensen leiden. Wenn man es in ihrer Nähe thut, so fahren sie auf einen hin und ste- chen, was sie können. Vor mehren Jahren flog in der Au (Krems- münster) ein Stock über die Wiese. Ein Mähder schlug an die Sense, und der ganze Schwarm liess sich auf ihn nieder. — Auch wird den Bienen, wenn der Hausvater stirbt, dessen Tod gemeldet. — Wenn die »abgehenden Bein« hoch fliegen oder sich hoch ansetzen, also gleichsam von der Erde und aus ihrer Nähe flüch- ten, kommen Krankheiten ins Land. — Bei’weri, d. h. die Nester der Bienen und der ihr ähn- lichen Thiere, wie Wespen etc., besonders die Waben, gebraucht man als »Raucker« gegen Geschwulsten. — Wenn die apis suc- eineta, Lin. im Frühling aus der Erde hervorkriecht und man die kleinen Häufehen der dabei von ihr aufgeworfenen Erde sieht, so sagt man: »Die Erddämpfe gehen.e — Räthsel. Es fliegt was über hohe Berg und Zäun, Es hat kein Fleisch und hat kein Bein. Es hat kein’ Federn und hat kein Blut, Und ist doch für alle Kaufleut' gut. — Viel hundert viel Vieh, Gehnt oft zu eim Scherben ; Schau fleissig dazu, Lass’s nicht verderbn. — 3) Eidechse, »Örexl,i) Erexl, Eröchsl.« Das Er- öchsl ist dem Menschen hold; besonders gerne weckt es ihn auf, 1) Dürfte man »Ör« auf ahd. »erch, ir« zurückführen, der Dienstag heisst noch Örtä, ergäbe sich Beziehung auf den Kriegsgott Ziu, Er. — Es sei hier nur noch kurz erwähnt, dass in der Nähe von Altmünster mehre Häuser im »Erä« heissen und an derselben Stelle einst der Tem- pel eines Abgottes »Erä oder Erer« gestanden sein soll. Der nächste Bauernhof an diesen Häusern heisst »beim Hain« und ein Theil des an- stossenden Horn- oder Grasberges der Erersberg. Auch ein »Siegesbach « findet sich in der Umgebung. — 110 wenn er, wie dies bei Bauersleuten nicht selten geschieht, im Grase schläft und ihm von der »grossen Natter« Gefahr droht. — Ein Bauer schlief einst im Schatten eines Baumes. Da kam eine Natter herangekrochen und liess auf das Herz des Schla- feuden ein grünes Blatt fallen, um die Stelle genau zu merken, wo sie ihm durch den Leib schiessen wollte. Hierauf stieg sie auf den Baum, um von da herabzuschiessen. Indes war aber ein »Öröchsl« herbeigekommen und kitzelte den Mann, indem es ihm auf dem Gesichte herum lief, so lange, bis er erwachte und auf- sass. Kaum aber hatte er sich etwas in die Höhe gerichtet, schoss die Natter hart hinter seinem Kopfe herab und sprang vor Wuth in drei Stücke '). — Wer einer Eidechse etwas anthut, verfehlt sich sehr und hat irgend ein Unglück, — 4) Fledermaus. Dies Thier ist sehr gefürchtet; man meint, dass es in die Haare fährt und darein sich so verwickelt und verbeisst, dass man es, ohne das Haar abzuschneiden, nicht mehr los wird. — Wenn man einer Fledermaus (auch von der Eule gilt das nämliche) das Herz aus dem Leibe schneidet und unter dem Hemd- ärmel, am Arme angebunden, trägt, gewinnt man im Kegelspiel ?). Wer mit ihrem Blut sich die Augen beschmiert, sieht Nachts so gut, als bei Tag. — Kinderspruch, D’ Flödämaus gukt allö Häfäl aus. — 5) Fische. Unter den zahlreichen Tümpeln des Bösenba- ches (St. Martin, Mühlviertl) ist besonders einer gefürchtet, die » Teufelsbottich. « Niemand getraut sich darin zu baden oder Krebse zu fangen; der Teufel würde unfehlbar jeden in die Tiefe zielen. Bisweilen erblickt man in ihm einen Fisch von der !) Nachdem Ziu ursprünglich Himmels-, also auch Luftgott war, ergäbe sich wieder ein Kampf zwischen der verderblichen Gewittergewalt und dem Luft - Element. — 2) Wie die Eule, wol also auch die Fledermaus, so hat auch das Kegelspiel das Gewitter als Hintergrund. — 111 Grösse eines Kalbes, der schon so alt ist, dass auf seinem Rücken Moos wächst. — Der Hecht hat die Leidenswerkzeuge des Heilandes in sei- nem Kopfe : Kreuz, Leiter, Hammer, Nägel, Zange, Geissel, Schwamm. Die Juden zogen nämlich den Herrn Jesum, als er das schwere Kreuz trug, durch einen Bach, und da bildeten sich die Leidens- werkzeuge in dem Kopf dieses Fisches nach. — Kinderlieder. 4, %, 3, bicke, backenei, bicke, backe Haberstroh, liegen 44 Fischl da, Eins liegt unterm Tisch, Kommt das Katzl, frisst den Fisch, Kommt der Jäger mit der Taschn, Schlägt das Katzl auf die Goschn, s’ Katzl schreit Miau, s’ Brätl is scho” brau”.« — Genüge an der Mittheilung dieses einzigen Liedes und an der Bemerkung, dass (Schwartz) das mythische Fisch - Element aus dem im himmlischen Wasser hin und her schiessenden Blitz vor sich geht, und das Treiben des Gewitters sich als Fang dieses Fisches darstellt.« Der eine Fisch ist also der Blitz, der unter dem Tisch, im himmlischen Wasser sich befindet. Die Katze ist die Gewitterwolke,. der schlagende Jäger der Gewittergott, das Miau der Donner ete., das Brätl der Gewittersegen '). — »Ingerle, Bangerle schlag milı nöt, Kraut und Rueben die mag ih nöt. Ba- chene Fischl hätt ich gern; Mein Herr wird's schon innä wer'n. Kikriı Hahn! Sitz äfs Pferd und reit dava. — 6) Fliege. Wenn an schönen Sommertagen Fliegen und »Bremeln« das Vieh viel belästigen, wird es bald grob. — Wenn die »Muggn« besonders abends recht »lötz« sind, wirds bald grob. — Wenn die an der Wand sitzenden Fliegen den Kopf nach unten gekehrt haben, wird es grob. — Wenn gegen Abend hin die »Muggn Heu beitln,« ?) wird’s den anderen Tag schön. — Höfer theilt IL, 271, einen Spruch mit, den, wie er hinzu- 1) Gesetzt, dass diese und ähnliche Deutungen zulässig sind, so erscheinen manche dieser Lieder und Reime, ich möchte sagen, als eine Art Räthsel, welche spielend, aber doch an althergebrachten Naturbildern festhaltend, den Gewittervorgang zum Gegenstande haben. — 2) Wie es die Mädher oder Heuer thun; sonst wenn die Mücken tanzen. — 112 setzt, die Leute in einer gewissen Gegend jenseits der Donau vor dem Essen hetheten: »Gott segne uns die Suppn, Vor Fliegen und vor Muckn, Und vor den grossen Bremen, damit sie es uns nicht mehr nehmen!« — 7) Floh. Wenn die Flöhe viel beissen, wird es grob. — Wenn dir ein Floh auf die Hand sitzt, erhältst du einen Besuch. — Floh auf der Hand, Brief aus fernem Land. !) — Redensarten und Räthsel, Jemanden einen Floh ins Ohr setzen. — Wie kommt der Floh über die Donau? Alsä braund. — Was ist das beste am Floh? Dass er nicht beschlagen ist. — Wer trinkt das theuerste Getränk? Der Floh, weil er Blut trinkt. — Es giengen 5 nach Spanien, brachten einen Gefange- nen, brachten ihn nach Wutzelbach, Von da nach Nagelbach, Dort wurd’ er umgebracht, — 8) Frosch. Wenn die »Jägfrösch.« (rana eseul. Lin.) schreien, bleibt es selhiön. — Schreien sie nach einem Gewilter, so wird es schön. Sie schreien: »Jägl- Jägl-Jägl, hast ön Stöffll (oder dafür auch: »män Bruadärn«) nia gösehä? Jo -jo -jo, nächtn, nächtn, nächtn.a — Der Laubfrosch ist als Weiter prophet hinlänglich bekannt. Zwischen den Frauentagen gefangen, ohne jedoch mit blosser Hand berührt zu werden, dient er, in ein Päckelein gebunden und am Leibe getragen, gegen Schwindel. — Redensart. Wierä zmähdä Frosch. — 9) Horniss, »Hurnaus.« Drei bringen ein Kind, sechs einen Mann, neun ein Pferd um. — Manche Leute verstehen die Kunst, die Hornisse, so wie Bienen und »Wössn« zu bannen. — 10) Käfer. «) Frauen- oder Marienkäferl. Man seizt es auf die äussere Handfläche, und indem man es frei lässt, sagt man 3mal: »Frauenkäferl, flieg über den Rhein, Und frag unsere liebe Frau, obs heut und morgen schön wird sein.« Fliegt es, wenig- stens auf das drittemal, auf, so wird schönes Wetter. — !) Der Floh auf der Hand erscheint mir als ein Bild des Siegels auf dem Briefe. — 113 Der Spruch, womit man das »Jungfraukäferlein« be- fragt, lautet in Steinerkirchen und Umgegend. »Jungfraukefäl Nöog übärn Rei, Frag insä liebö Frau, wo’s heut und maring sche” kan sei”.« In Buchkirchen: »Jungfraukiuäl , Sitz äfs Stiuläl, Flöog übärn Rei”, Frag insä liebö Frau, wo’s heut und maring sche‘ kan sei’; in Gunzkirchen: »Jungfraukuäl, Sitz äfs Stuoläl, Flöog übärn Rei”, Frag dei” Mucdä, wo’s maring sche” kan sei” !« Unter dem Stuhl oder Stühlehen versteht man in Buch- und Guns- kirchen den Zeigefinger, auf dessen Spitze man das Thierchen von der Handfläche aus hinanlaufen lässt. — Wer ein Jungfraukäferl umbringt, auf den ist u. ]. Frau 9 Tage lang »harb.« ß) HBirschkäfer. Kirntlkäfer. Ob Popowitsch (Höfer, Ill. 402) in Oberösterreich ihn »Berner oder Börner« nennen hörte, weil er mit seinen Zangen glühende Kohlen auf die Stroh- dächer bringe und sie so anzünde, bleibt noch dahingestellt. In Salzburg hiess er oder heisst er noch der »Schmidkäfer.« — y) Rosskäfer. Wenn dieser Käfer an schönen Sommer- tagen nach Sonnenuntergang summend herumfliegt, so sagt man, »er gehe Tagwerker bitten.«e Man hofft da nämlich, es werde der andere Tag auch wieder schön sein. — eo) Schwabenkäfer. Wenn sich in den Sommermonaten in den Stuben die »weissen Käfer« sehen lassen, d. i. Schwaben- käfer, welche die braune Haut abgestreift haben, befürchtet man »Risl.«e — 41) Kellerwurm, »Nassel, Assel, Astel.« Sie ist für den Rothlauf gut, wenn man sie auf die kranken Stellen überlegt. Eben so werden sie gegen ein Geschwür, »Nassel« ge- nannt, angewendet. —- 1) Als im himmlischen Gewässer bei der Göttin Halda wohnend, über den Wolkenbrunnen zu seiner Herrin hinauf fliegend, wird er so angespro- chen. Mannhardt, I. 285. — 8 114 42) Krebs. »Kroiss !).«e Wenn ein Krebs aus dem Wasser, Bach, Fluss u. s. w., ans Ufer geworfen wird, so be- kommt der, auf welchen eine Fliege, die auf dem Krebs geses- sen ist, aufsitzt und saugt, den »Krebs.« — Dem Georg Khaperger, einem Spiessgesellen des berüchtigten Zauberers »Jagl«, dessen Name fast sprichwörtlich geworden ist, haben 8 Krebse ein volles, grosses Weinfass über den Kirch- hamer Berg (Kirchham bei Vorchdorf) hinaufgezogen ?). — Gegen den Krebs, das »Beissäd.« Man gibt einen Krebs in einen Hafen, den man mit ungebleichter Leinwand zubindet, und lässt ihn verenden und verfaulen etc. — Räthsel. Wer schämt sich noch nach dem Tode? Der Krebs, weil er gesotten roth wird, — Geht dunkel ins Bad und roth heraus. — 43) Kröte, »Krodn.« Auch »Hepping, Höppin, Nöding, Nödin, Broatling« genannt. Sie spritzt, wenn sie beunruhigt wird, so meint das Volk, einen giftigen Saft von sich, »soacht« einen »an.« Auch unter dem Namen »Luadä« tritt sie häufig auf, Dies Wort ist aber auch ein Name des Teufels und dient als Schelte auf Mensch und Thier, Personen und Sachen. Er wird von der Kröte vorzüglich gebraucht, um sie nicht bei ihrem eigent- lichen Namen nennen zu dürfen. — Die Feuerkröte, rana bombin. Lin., heisst von den Lauten, welche sie hören lässt, häufig »Mugitzä«, in Buchkirchen »Muh- stirl«, nach Höfer auch »Ruckerl.«e — Um ihr lästiges Schreien zu verhüten, wirft man gleich nach der Palmweihe, bevor man noch mit dem Besen unter Dach und Fach gekommen ist, drei 1) Diese Wortform erklärt sich aus der Verwandtschaft des e mit w und des w mit »u.« »eu« ist in Oberösterreich hin und wieder »oi.e — 2) Wäre eine solche Deutung nicht zu gewagt, möchte man (dass und wie der Krebs mit dem Gewitter sich berührt, sehen wir Feuer 5), auch hier das Weinfass als den himmlischen Wein, das himmlische Nass an- sehen, das aus der Tiefe, in der es 8 Monate versenkt lag, zum Him- mel geführt wird, 115 Palmen in die Hauslache. Sie ziehen dann fort und schreien sel- biges Jahr nicht mehr. Die Art, welche das Volk »Sehneider« nennt, rana tem- porar. Lin, — sie hält sieh meist in Gehägen und Wäldern auf, — zeigt, wenn das Thier nass ist, schönes Weiter an und um- gekehrt. — Kommt einem unterwegs eine Kröte unter, soll man sie auf- Spiessen und sagen: »Heit is ä heiligä Sun- oder Ma'ta’ ete. ete.« Andere setzen hinzu, und dies gilt auch von »Blindschleichn« und Nattern, man solle sie mit einer Haselgerte erschlagen oder doch wenigstens an eine solche spiessen und sagen: »Geh heim, mach’s deiner Frau auch so!« Manche steeken ihnen noch über- dies einen Strohhalm in den Rachen und henken sie so auf. — Hie und da ward einst auch eine so gespiesste Kröte am Dachfirst aufgehenkt und erst im Frühjahr wieder beseitigt. Man meinte, in dem Hause, wo dieser Brauch von Jahr zu Jahr geübt werde, lasse sich kein Dieb sehen. — Nicht wenige aber be- haupten fest, einer Kröte solle man ja niehts zu leide thun. — Die Erklärung dieses Widerspruches liegt in folgendem. Die Kröte steht einerseits im Dienste der Hexen, speit diesen insbe- sondere Schmalz in den Kübel. Aber dieselben Thiere sind auch arme Seelen, welche erst erlöst werden müssen. — Eine Bäuerin (Innviertl) hatte immer eine Menge des schön- sten Schmalzes. Die Leute konnten es sich gar nicht erklären, woher sie das viele und gute Schmalz nehme. Doch es erklärte sich, als einst jemand im Grunde ihres Schmalzkübels eine grosse Kröte erblickte. — Jemand war gestorben, und da er der Seligkeit nicht würdig war, so wurde er in eine Kröte verwunschen. In dieser Gestalt suchte nun die arme Seele nach Altötting zu kommen, wurde jedoch auf der Brücke über den Inn von einem Vorübergehenden in das Wasser gestossen und so die Erlösung vereitelt. — Wenn jemand eine Wallfahrt versprochen hat, sie aber zu Lebzeiten nicht. verrichtete, noch auch ein Freund seine Stelle vertrat, so muss er sie nach dem Tode machen und zwar in Ge- g* 116 stalt von Thieren, meist einer Kröte. So erging es einem, der starb, ehe er die gelobte Wallfahrt nach Mariazell gemacht hatte. Unausprechlich ist es, was das arme Thierlein auf dem Wege hin erdulden musste. Bald zerquetschte man ihm ein Füsslein, bald rollte man es, hatte es mit aller Mühe einen Berg »erkratscht«, wieder hinab, oder schleuderte es in einen steilen Graben, in Lachen und Bäche, Endlich kam sie doch nach Mariazell, wo es ihr aber nicht besser ging. Es brauchte gar viel, bis sie bei der Kirchenthür hinein kam. Am Gnadenaltar angelangt, erhob sie sich nun, die «Vorderbräzl« faltend, wie es ein betender Mensch thut. Nun erst ward sie erlöst, und man kannte sich aus, dass es eine arme Seele gewesen '). 44) Laus. Wenn jemand auf einmal viel Läuse hat, so ist's ihm »angethan.«e Doch kann solche Läuse niemand erben. Ein wolhabendes Weib schlug einst einem fahrenden Handwerksbur- schen die gewöhnliche kleine Gabe ab. — »Du wirst auf mich denken,« drohte dieser und zog ab. Bald darauf ward sie voller Läuse, so dass sie sich völlig nicht aus wusste. Durch 9 Tage dauerte dieser Zustand; darnach erst verloren sie sich von selbst wieder. — Von einem der recht »schuftig« ist, heisst es: »Er ziechät dä Laus ön Bölz ä.« Er fürchtet, sagt man — scherzend von einem, der Hut oder Mütze nicht lüpfen will, »dass d’ Läus n’ Katarıh kriegn.« 45) Maulwurfsgrille »Wern.« Eine jede Wern frisst 7 Laib Brot. — Der Reiter soll vom Ross steigen, um eine Wern zu zertreten. — Dem, welcher eine Wern ertritt, soll der Bauer, dem der Grund gehört, mit einem Laib Brot nachgehen. — Wer eine Wern umbringt, dem werden 9 Sünden verziehen. — Wer eine Wern laufen lässt, ladet eine Todsünde auf sich, — Eine Wern muss man umbringen, sonst ist's unserer ]. Frau drei Tage lange leid, — !) Die Kröte hängt mit dem Blitze zusammen. Das Schmalzspeien des Thie- res sowol als die Auffassung desselben als arme Seele erklärt sich aus der Vorstellung des Blitz-Lichtfunkens als Gold- und Lebensfunkens. — 117 16) Motte. Es sind darunter phalaen. lucern., tinea sarcitell. und pellionell. Lin. u. s. w. gemeint, Das Volk heisst sie »Schnei- derseelen, Zauberinnen, Zinsler« und bringt sie mit den Hexen in Verbindung, von denen sie ausgeschickt werden, 17) Natter. In einem Hause der Pfarre Aspach hatten sie eine »Hausnatter.« Die Besitzerin erzählte, dass die Natter schon ganz weis aussehe, und wenn sie allein im Zimmer sei und spinne oder nähe , gern aus ihrem Loch hervorkomme und bis in die Mitte des Zimmers krieche. Ueberhaupt, fügte sie hinzu, ist ein solches Thier dem Menschen sehr anhänglich, siedle manch- mal sogar mit ihm um, und in den Häusern, wo sich eines be- findet, sei es gesund wohnen. — Die Hausnattern soll man nicht umbringen; sie ziehen alles Gift im Hause an. (Steinerkirchen.) In jedem Haus fast (oberes Mühlviertl) ist eine Hausnatter, man nennt sie auch die »Kränzlnatter.« Sie hält sich gewöhnlich unter dem Stein vor der Hausthüre auf und ist dem Hause sehr zugethan. Zur Zeit der 3 Mahlzeiten finden sie sich gerne im Stall ein, wo ihnen die Stallmagd Milch aufgiesst. Hat sie dies eine geraume Zeit hindurch gethan, und breitet sie dann einmal ein weisses Tuch auf dem Boden aus, so legt die Natter ihre Krone, das Kränzl, darauf nieder, lässt sich aber dann nicht mehr sehen. Legt man die Krone zum Geld oder ins Getreide, so nimmt beides nicht ab. — Wer sich das Krönlein der Hausnatter zu verschaffen weiss und es in seinen Geldbeutel thut, dem geht, und wäre auch nur ein einziger Kreuzer darin gewesen, das Geld nicht mehr aus. — Die Kränlnatter trägt eine Krone, welche das halbe König- reich Burgund werth ist. (Mühlviert). — Jedes gekrönte Haupt (Steinerkirchen) soll eine Natternkrone haben. — Man bemächtigt sich des »Kränls«, indem man der Natter ein Tuch, das aus »Moadlgarn« gewebt ist, in den Weg legt. — (Windischgarsten). Will man beständig Geld haben, sorge man für ein leinen Tüchlein, das ein Mädchen von 7 Jahren ge- sponnen und ein Knabe von 7 Jahren gewebt hat, und gehe an 118 einen Ort bin, wo es viele Nattern gibt. Nicht lange, so kommt die »Natternkönigin« (in Kremsmünster heisst es auch der »Natternkönig«) mit dem Krönlein auf dem Kopf und legt es in das Tuch. Nun schlägt man dieses schnell zusammen und läuft, was man kann, davon, — Die Natternkönigin (Steinerkirchen) legt auf ein weises Tuch ihr Krönlein ab; welehes 9 Königreiehe werth ist; aber wenn man mit Tuch und Krönlein nicht schnell durch 9 Thüren kommt, so ist man verloren. — Ein Kind, das baden ging, (Innviertel) sah eine Kränlnatter : es legte ein weisses Tuch auf den Wasen, und die Natter gab ihre Krone darauf. Als aber das Kind mit der Krone fortging, schoss ihr die Natter durch 9 Thüren nach; erst an der zehnten blieb sie todt. — Die »Schussnatter« (Inn- viertel) schiesst, springt durch 9 eiserne Thüren, und selbst die zehnte bekommt noch einen tüchtigen Bug. — Hat man (Kremsmünster) das Krönlein im weissen Tuche weggenommen, so sehe man zu, dass man schleunigst durch neun eiserne Thüren komme; denn das »Natte rnh eer« fährt also- gleich nach und schiesst durch 8 Thüren; durch die neunte jedoch mag es nicht mehr. Aber seibst bei der grössten Eile entkommt man nur schwer; selbst den flüchtigsten Reiter ereilen sie und schlingen sich um den Schweif des Rosses. Wirft er ihnen aber ein Tuch hin, so machen sie sich los und fallen über es her, in der Meinung, das Krönlem darin zu finden. Nur so kann er dem Natternheer ent- rinnen. — Einem Soldaten und zwar einem Reiter, legte die »Kräl- natter« ihr Kleinod auf ein rothes Tuch und er sprengte sporn- streichs davon. Doch er war noch nicht weit gekommen, da hörte er einen Pfiff, und eine Unzahl Nattern waren hinter ihm her. So schr er auch das Pferd antrieb und spornte, der Abstand wurde immer kleiner. Da warf er seine Patrontasche hinter sich, über welche die Nattern sich insgesammt hermachten, in der Mei- nung, darin die Krone zu finden. So gewann er einen Vorsprung und rettete Krönlein und Leben. — 119 In Liehtenau (Mühlviertel) arbeitete einst ein Bindergeselle, welcher die Kunst verstand, die Nattern, die Königin nicht ausge- nommen, zu »bannen.« Er stellte sich, wann’s er that, immer auf dem Platz auf, wo jetzt die »Natternsäule« steht. So begab er sich auch wieder einmal hin und beschwor die Nattern aus dem benachbarten, etwas weiter aufwärts gelegenen Wald, dem sogenannten »Ecekärtsberg.« Doch er machte diesmal beim Beschwören einen Fehler. Da hörte er es immer näher und gräu- licher zischen, in schnellen Windungen schoss die Natternkönigin heran und umschlang ihn, die andern Nattern fuhren ihr nach, und so endete der Unglückliche auf die schrecklichste Weise. — Ein Haus (Mühlviertel) war so voll Nattern, dass sich die Bewohner nicht mehr zu helfen wussten. Ein fahrender Hand- werksbursche, welcher zufällig im Haus zugesprochen hatte, ver- hiess Hilfe, wenn anders unter den Nattern keine rothe sich befinde, Die Hausleute, welche nie einer rothen Natter waren an- siehtig geworden, betheuerten es, und er ging ans Werk, Er legte um einen »Kriechnbaum« dürres Holz und Reisig im Kreise herum, so dass ein freier Platz blieb. In diesen stellte er sich, zündete das Holzwerk an und sprach die Beschwörung. Da kam das ganze Natternvolk herangezischt, steckte den Kopf ins Feuer und kam um. Schon meinte er, alles sei glücklich zu Ende, als die rothe Natter in wilden Sätzen daher und ihm durch den Leib schoss !). 1) Die Schlange ist Abbild der Himmelsschlange, des Blitzes. Die Milch, welche sie so gerne trinken sollen, ist nach Schwartz, die Milch des weiss- lich bezogenen Wolkenhimmels. Die himmlischen Blitzschlangen wurden in die heiligen Hausschlangen übertragen. Das Schlangen - Natternheer ist das Gewitter, das Zischen der Donner; der feurige Glanz des Gewit- ters das »Kränl.«e Das Gewitter bringt auch Fruchtbarkeit und Gesund- heit. — Unter dem Reiter ist wol der Sturm gemeint, der dem Gewitter voraneilt. — Die um den Kriechenbaum (prunus insititia) angezündete Flamme ist als Abbild des den himmlischen Gewitterbaum umlohenden Blitzfeuers aufzufassen, woraus sich auch die Hoffnung auf Abwehr er- klärt. Die gefährlichsten, schrecklichsten Blitze nennt das Volk noch heutzutage feuer- oder blutroth, — 120 Natternsegen (Aus einer handschriftlieben Mittheilung, Kremsmünster Archiv, die wol aus dem Ende des 16 Jahrhunderts rührt): »Osig t, Osig t, Osig t '), du schalkhaftıge Schlangen, her die Wort Gottes, steh da als das Wasser, in welichem getauft hat St. Joannes der Taufer unsern Herrn Jesu Christi. Ich beschwöre dich bei dem lebendigen Gott, der dich beschaffen hat, dass du mir, noch keinem Menschen schadest. Ich hebe dich im Namen Gott des Vaters ete. ete. Amen.«a Und zwiek dich durch den rechten Fuss und sprich diese Wort: »Osig, Osig, Osig,« und lass das Gift da von dir hindan, — Bergstutzen. Auf der Höhe des Pyhrn, wo die Grenz- säule steht, zieht sich rechts eine tiefe Schlucht hinein; da arbei- tete ein Holzknecht. Plötzlich kam eine Natter auf ıhn los, Er lief, so schnell er konnte, warf Steine hinter sich; doch umsonst, sie blieb nicht zurück und kam ihm stets näher auf den Leib. Zum Glücke war ein »Scheiterzaun« in der Nähe, auf diesen sehwang er sich hinauf. Selbst da noch versuchte das Unthier ihn anzufallen. Es war eine von den Nattern, welche Füsse haben und Bergstutzen heissen. Auch Bergnattern nennt man sie; das Wiesel ist ihr ärgster Feind. — Der »Stutzn« (Grünau) lauft so schnell bergauf als thalab. Wer sich also vor ihm retten will, lauft »zwerchs«, da »scheibt jener ab.« — Auch das »Blindschleich«, mitunter »Blindschlacht«, hie und da auch »Haselwurm« genannt, gilt dem Volke als giftig. Wer darauf steigt, dem schneidet oder schiesst es durch den Leib. — Wenn Natter und Blindschleiche sich zahlreich sehen lassen, in grosser Anzahl sich sonnen, wird es grob. — Ein »Natternschlaur«, zwischen den Frauentagen, ohne mit blosser Hand berührt zu werden, an sich gebracht, hilft als »Raucker« gegen alle »Gschwulstn, « Natternbeine, am blossen Leibe getragen, helfen gegen das »kalte Gift.« 1) Hängt wol mit »Ase« zusammen. -— 121 Redensarten. Vor Zorn aspringä. Von einer recht ar- beitsamen, für das Wohl des Hauses unablässig besorgten Person heisst es; »Sie ist ein rechter Hauswurm.«e Auch hört man den Spruch: »Dös is 4 rechtä Geldwurm.« Es ist eine Person ge- meint, welche recht aufs Geld schaut, niebt leicht etwas Unnöthi- ges ausgibt !), — 18) Raupe. Eine Raupenart (Windischgarsten), welche besonders in Wäldern häufig vorkommt un ungemein gefürchtet wird, heisst: »ön Teufl sein Ross!« 19) Regenwurm. Man legt sie zuweilen auf Schäden auf, — Räthsel. S’ sagt dä Kurz zä den Langä: Wän mä für d’ He’r und d’ Hanär, für d’ Hund und d’ Katzn, woldmä scha” raschn. — 20) Salamander, »Saunadärn.« 2) Wer dieses Thier mit blossen Füssen zertritt, bekommt daran eben so viele Wun- den, als es gelbe Flecken am Leibe hat. — Wer es schreien hört, verliert das Gehör. — Zwischen den Frauentagen gefangen, ohne mit blosser Hand berührt zu werden, ist es gut gegen allerlei Krankheiten. — 21) Sehmetterling, »Beinfaltern.« Wenn man im Auswärts zuerst einen gelben Schmetterling sıeht, stirbt man in diesem Jahre nicht; ein brauner aber bedeutet das Gegen- theil. 3) — Die Schmetterlinge bestimmen schon im Auswärts das Er- gebnis, besonders die Qualität der Ernte, Sind die gelben die zahlreichsten, wird ein »schmalziges« Brot; die weissen ver- künden ein weisses, die braunen ein schwarzes Brot vor. — !) Ohne Zweifel mit Beziehung auf die Hausnatter. — 2) Dieses Wort erscheint mir nur als eine Form, in welcher sich das Volk das fremde, unverständliche »Salamander« mundgerecht, so zu sagen deutsch gemacht hat. Auch deutet es, so wie es auch die beiden zuerst angeführten Glauben thun, darauf hin, dass das Thier als Abbild der Gewitterwolke genommen wurde. — - ®) Mannhardt, I, 284, vermuthet, dass der weisse Schmetterling als ein Seelenbringer gegolten habe. — 122 Oder auch: Wer im Frühjahr als ersten Schmetterling eine gelbe Bei’faltern sieht, hat das Jahr über viel weisses Brot zu essen; wer als ersten eine braune sieht, isst nur schwarzes. (Wickenbrot). — 22) Die Schnecke, »der Schnegg.« Schwarzer Schnegg, limax ater, Lin. Wenn man mit ihm die Hühneraugen »umreisst«, d. h. einen Kreis um sie zieht, so vergehen sie, — Klaubt man ein solches Tbier mit dem Munde auf und be- hält es einige Zeit darin, so bekommt man durch so viele Jahre kein Zahnweh, als man indess Schritte macht. — Auch gegen den »Schneggen im Auge« hilft es, wenn man ein Schreckenhäusl oder einen schwarzen Schnecken über- bindet. — Man nimmt einen schwarzen Wegschnecken, umfährt 3mal im Kreis die Warze im Namen ete. ete., und legt hierauf den Schnecken wieder auf den alten Platz in die vorige Lage. Wer nun nach diesem den Schnecken zertritt oder zerschlägt ete., der bekommt die Warze. — Er darf jedoch bei keiner dieser Anwendungen mit blosser Hand berührt werden. — Redensarten und Räthsel. »Schneggn !« Abschnapp- wort, womit man gütig oder scherzend auf eine Bitte erwiedert, welehe man nicht erfüllen kann oder will. — Gehn, als wenn man Schnecken treiben thät'. — Was ist das stärkste Landthier ? Der Schneck, weil er sein Haus mit sich trägt. — 23) Spinne, »Spinnerin.« Wenn die Spinne ihr Netz zerreisst, so steht Sturm zu erwarten. 1) — !) Schon früher ward darauf hingedeutet, dass Spinnen und Wind erregen sich berühren. Das Spinnengewebe oder Netz ist wol als ein Abbild der von der Luft, der Luftgöttin gesponnenen Wolke aufzufassen. Wird das irdische Spinnennetz zerrissen, so zerreisst auch bald darauf das himm- lische, Ich stelle also die Spinne in Beziehung zu einer Luft- Wolken- göttin, welche spinnt. — 123 Wenn eine Spinne an einem hinaufläuft, bedeutet es Glück ; wenn hinab, Unglück. — Als besonderes Glückszeichen wird es angesehen, wenn sie einem gar auf den Kopf läuft, — Ein häufig gebrauchter Spruch sagt dagegen : »Spinnerin am Morgen, Kummer nnd Sorgen.« — Es gibt viele Leute, welche sieh fürehten eine Spinne zu ertreten, oder überhaupt irgendwie zu tödten. — Unter den verschiedenen Arten tritt die Kreuzs pinne als in höherem Grade glückbringend auf. Sie wird daher nicht selten in ein Schächtelehen gesperrt und dazu 90 Papierfleck- chen gegeben, welche man mit den 90 Ziffern des Lotto's be- schreibt. Die Zahlen, welche sich, öffnet man das Schäehtelehen in einigen Tagen wieder, umsponnen finden, setzt man, weil sie nächstens gezogen werden. -— Die Spinnen ziehen das im Hause befindliche Gift an; sie sind auch selbst giftig und können die Menschen ver- giften. So erzählt man, (Steinerkirchen, Steinhaus) dass eine Spinne absichtlich ein ganzes Hausgesinde, ein par Personen aus- genommen, vergiftet habe, Sie hatte über dem Tisch an der Zimmerdecke ihren Sitz genommen, genau so, dass, wenn die Suppenschüssel aufgesetzt wurde, diese unter ihr zu stehen kam. Sie liess nun ihr Gift hineintröpfeln, und so starb eine Person nach der andern. Erst ein fremder Gast‘, der im Hause übernach- tete, bemerkte den unglücklichen Leuten , diese Spinnerin sei es, welehe ilınen in die Suppenschüssel »gsoacht« habe. — Gegen die hitzige Krankheit. Man thut in eine Nuss, welche am Weihnachts-Fasttage in der 12, Stunde Mittags geöffnet wurde, eine Kreuzspinne, verschliesse die Nuss und hängt sie um, Die Spinne saugt die Krankheit ein. Doch muss man die Nuss, wenn man gesund worden ist, in fliessendes Wasser werfen, Auch den »All« vertreibt man auf diese Weise, — Die »Spinäwötn« legt man über Wunden, um das starke bluten zu stillen. — 124 Kranken Hühnern, überhaupt Vögeln, welche sich unwohl zu befinden scheinen, gibt man gerne Spinnen zu fressen. — 24) Todtenuhr, »Mauerhammerl|, Trotzkopf.« Wenn es sich anmeldet, d. h. aus der Wand oder Mauer seinen Schlag vernehmen lässt, so stirbt bald jemand aus dem Hause oder der Verwandtschaft. — F) Pflanzen. a) Der Baum in der frommen Sage und Legende. Dass Wälder und Bäume bei unsern heidnischen Vorfahren in hohem Ansehen standen, ist allbekannt. Einzelne Haine, in ihnen vermuthlich besondere Bäume, waren den Göttern geweiht, welche in deren Zweigen wohnten; sie durften nicht umgehauen werden u. s. w. — Hieraus wird auch die Bedeutung klar, welche die Bäume in der frommen Sage und Legende sich bewahrt haben. Hier darüber nur einiges, — Pillwein in seinem bekannten Werke bringt die Notiz bei, dass in Utzeneich einst in einer Eiche der Abgott Utzius verehrt wurde, Der Name Utzius, Utz, Ulrich führt auf den altdeutschen Donnergott zurück; !) auf ihn weist die Eiche hin, um so mehr, da Wolf in den Beiträgen zur deutschen Mythologie, Il. 107, eines Eichenstumpfes in Bayern erwähnt, auf welchem das Bild des Lan- despatrons von Bayern, des hl. Ulrich stand. Trotz der Dürftigkeit der von Pillwein beigebrachten Notiz, bricht dennoch schon in dem Namen des Abgottes Utzius die Vorstellung durch, und sie muss bei der ursprünglichen Namensgebung noch bestimmend gewesen sein, dass Anlehnung des Donnergottes an St, Ulrich stattfand. — ?2) An »Donner« erinnert auch das schon angeführte, vom Volke sich mund- gerecht gemachte Wort »Durästag.« — 125 Wol allen Bewohnern der Stadt Gmunden ist die hl. Fichte bekannt. Dem Eigenthümer wurde vor Zeiten aus dem Säckel der Stadt jahraus, jahrein eine gewisse Summe bezahlt, damit der hl. Baum vor Axt und Beil verschont bleibe. — An der Ostseite der Friedhofmauer in Steinerkirchen (Haus- ruckviertl) stand vor Zeiten eine alte Linde, deren Stamm mehr als eine halbe Klafter im Durchmesser hatte. Mehrmals wollte man sie umhauen, liess aber nach jedem Versuche gleich wieder davon ab; denn auf jedem Axthieb quoll Blut hervor. Man spürte endlich dem Wunder nach, und es fand sich in einer Höhlung des Baumes ein Muttergottesbild. Nun wagte es niemand mehr, die Linde zu fällen; sie blieb stehen, bis sie ein Blitzstrahl traf und bis in den Grund verzehrte. — b) Bäume und Pflanzen. 1) Vorerst einige Räthsel, den Baum und seine Theile im allgemeinen betreffend. — Es hat viel Augen und sieht doch nicht. Der Baum, — Es geht immer um den Baum und kann doch nicht hinein. Die Rinde. — Geht mitten durchs Holz, auch durch alle grünen und dürren Aestlein. Das Mark. — Wie viele Blätter hat der Baum? So viel als er Stängel hat. — 2) Abraute. »A’rutn«, arlemis. abrotan, Lin. wird, nach Höfer I. 45, »in Gärten erzielt und bei Verstopfung und Beschwe- rung der Mutter, als auch in Engbrüstigkeit und zähem Auswurf gebraucht.«a — 3) »Aflblätter,« nach Höfer I. 7, die Blätter »von sol- chen Kräutern, welehe wider Entzündung auf Wunden aufgelegt werden.« Dergleichen sind ajuga reptans, chelidonium maj. Lin. ete.— 4) Allermannsharnisch, allium vietorial. Lin. Wer dieses Kraut bei sich trägt, dem kann nichts schaden, und wenn er spielt, muss er allezeit gewinnen, und im Raufen überwindet er alle seine Gegner. (Altmünster) — In Kriminalakten, Scharn- - stein 1648, wird ausgesagt, dass der Allermannsharnisch sehr gut sei gegen allerlei Gebrechen. — 5) Alraun, »A’'rau”l,« nach Höfer I. 23, »die Wurzel der atropa mandragor. Lin.,« oder »weil diese seltsam ist, ein 126 aus der Zaunrübe, bryonia, künstlich gestaltetes Männchen, welches verborgene Dinge wissen und dem Besitzer Geld bringen soll.«e — 6) Andorn. Von dem schwarzen oder stinkenden Andorn, baltot. nigr, Lin., sagt Höfer I. 25, dass er in unseren Gegenden den Namen »das alte Weib« oder das »Feeweibel« führe. — 7) Ankehrkraut, ') osmunda lunar. Lin. In unseren Ber- gen glauben, Höfer I. 36, die Leute, dass es den Kühen gute Milch verschaffe, wesswegen es auch, nach Art altlberühmter Kräu- ter mit einem Spruche abgepflücket wird: »Grüss Dich Gott, An- kehrkraut, le brock Dich ab und trag Dieh nach Haus, Wirf bei meinem Kuhel fingerdick auf!« — 8) Apfelbaum. »Die Apfolter.« ?) Aepfel theilt der »Nikla« aus. — In den Rauhnächten sind Aepfel vorbedeutend für Leben oder Tod, Heirath u. dgl. — In der Mitte des Palmbuschens steckt nicht selten ein eigens auf diesen Tag gesparter Apfel. — Alle Bäder eines männlichen Kindes schüttet man zu ein und dem- !) Sonst auch St. Peters Schlüssel genannt. Dieser Name schon hilft die Berühmtheit des Krautes erklären, Siehe G. Donnersteinl. — 2) Unzweifelhaft ein Naturbild des Gewitterbaumes, woraus sich die Bezie- hungen zu Leben, Tod, Heirath, Fruchtbarkeit ergeben haben. Ich theile an dieser Stelle ein Kinderspiel mit; es heisst das Gerstenrolln. 2 Kinder hängen sich rücklings einander in die Arme und sagen unter be- ständigem Hin- und Herschwenken des Körpers: a) Ich roll, ich roll ein Gerstn. b) Für wen? a) Für meine Gäst. b) Wer sind denn deine Gäst? a) 3 Birkenäst. b) Wann kommens denn? a) In Freitä’nacht (auch z' Samstagnacht, als Samstagnächte gelten besonders die 5 ersten Sam- stage nach Micheli, sie heissen auch die »goldenen«.) b) Was bringen’s dä? a) Ein neus Par Schuh. b) Was ist im Schuh? a) Ein Apfel. b) Was ist im Apfel? a) Ein Kern. b) Was ist im Kern? a) Ein Kaäs. b) Was ist im Käs? a) Ein Wasser. b) Was ist im Wasser ? a) Ein Fisch. a) und b) Jetzt setzen wir uns (sie setzen sich, ohne die Arme auseinander zu thun auf den Boden) an den goldnen Tisch, Wäh- rend sie so sitzen b) Wo ist dein Vater hin? a) Nach Rom. a und b) Stehn wir auf (sie thun es, noch die Arme verschränkt) in Gottes Nam.« — 127 selben Apfelbaum; das Kind nennt ihn seinen Baum, und er wird auch von andern nach dem Kinde benannt, z. B. »s’ Wolfn Bäm.« — Stirbt der Baum, stirbt auch der bald, von dem er den Na- men hat. — Wenn aus einem Hause jemand stirbt, lehnt man an einen Apfelbaum die Stühle, über denen der Todte auf dem Brette lag. — Einen oder alle Aepfelbäume des Wiesgartens küsst man, damit die Bäume recht viel »tragen«, am hl. Dreikönigabend, indem man sich den Mund mit Koch oder Krapfen füllt und dabei spricht, — man umarmt zugleich den Baum — »Bäm ih, Bäm ih buss dih, Wir’ sä voll äs wie mä” Maül!« 9) Apolloniakraut. »Aplanawurzn,« Sie ist ge- gen Zahnweh gut. Man pflegt auch, weil die hl. Apollonia als Fürbitterin gegen Zahnschmerzen angerufen wird, zur Abwehr der- selben an dem Tage der Heiligen zu fasten. Nach Höfer I. 177, erhielt diese Pflanze, welche sonst Eisenhütel, aconit. napell. Lin., heisst, den Namen der genannten Heiligen von den Wurzenkrä- mern, welche sie wider das Zahnweh anriethen. Dasselbe Kraut heisst nach ihm in den Bergen auch »Fliegenkraut« und im Salzburgischen »blaue Gelster.« — 10) Attich, »Adö, Adäbör.« Am Abend vor Son- nenwenden schneidet man Attichkraut und lässt den Thau darauf fallen. Am Sonnenwendetag selbst wird es »vor der Sonne« ein- - gebracht und in der Luft gedörrt. Klein zusammengeschnitten gibt man es unter das Viehbrot, backt es besonders zu Weih- nachten unter die Viehstöri. ') Aus dem »Nadö« ?) wird auch von den alten Weibern, welche die Stelle der weisen, heilkundigen Frauen der deutschen Vorzeit vertreten, eine recht heilsame »Salssn« bereitet, welche besonders gegen die Wassersucht angebraucht wird. Die Anwendung ist am wirksamsten, wenn die Trauben zwischen den Frauentagen gesam- melt werden. — 1) Störi für die Rinder; die für die Rosse heisst gewöhnlich auch »Ros- störl.e — 2) Schon der Name »Nadö, Nadäbör« konnte auf Natter, Gewitter, Frucht- barkeit etc. leiten. — 1283 41) Bannkraut. In Weisskirchen stiegen einmal zwei Diebe zur Nachtszeit in einen Bauernhof ein. Der Bauer aber war mit dem Bannkraut versehen, und so konnte das Paar nicht mehr von der Stelle und wurde ohne Mühe gefangen. Das Bann- kraut, schloss der Erzähler, wächst auch heutzutage noch ; aber es kennt's leider niemand mehr, — 12) Beifuss, artemis. vulgar. Lin., nach Höfer 1. 81, von dem Volke auch »Sonnenwend- oder Johannesgür- tel« genannt, weil es, am Johannestag und zwar vor Sonnen- aufgang ausgegraben, für allerlei Krankheiten, wie auch für Zau- bereien gut ist. — 43) Birke. Die alten Weiber lecken nieht nur die Bir- kenstöcke ab, wovon eben der Stamm gehauen wurde, sondern sie bohren im Mai die frischen Stämme selbst an und zapfen ihnen in Röhrlein den aufsteigenden Saft ab. Denn Birkensaft ist, besonders für die Brust, sehr gesund. — Kinder darf man (Steinerkirchen) nur mit Birkenruthen sehla- gen. Aus Birkenreisern macht der Bauer seine Besen, Die Haus- frau nimmt zum Krapfenbacken am liebsten Birkenscheitlein. — An einer Birke hat sich Judas der Verräther erhenkt. — 44) Birnbaum. Von weiblichen Kindern und diesem Baume gilt das nämliche, was in 8) von Knaben und Apfelbaum milgetheilt wurde. Nur in Bezug auf das Anlehnen der Stühle, worüber der Todte auf den Brettern lag, wechseln Apfel- und Birnbaum ohne Unterschied. — An dem weissen Sonntag weist oder tragt man die kleinen Kinder gern unter einen Birnbaum, damit sie gross und stattlich werden. — 15) Bitterklee. Als einst die Pest im Lande gewaltig abhauste, kam auf die uralte riesige Linde, welche noch neben der Weichstettner !) Kirche steht, ein Vögelein geflogen 1) Der Name »Weichstetten,« d. h. geweihte, heilige Stätte, die sagenhafte Linde vor der Kirche, der nahe Wallfahrtsort Ruppishofen deuten auf alte Heiligkeit hin. — 129 und sang: »Iss Bitterklee und Enzia’, So kimst däva’, so kimst däava!« — 16) Bocksbart, iragopog. pratens. Lin. Wird neuge- bornen Kindern, (Viechtwang) oft sogar in Silber gefasst, als ein Amulet umgehängt. !) — 17) Braunelle, prunella vulgar, Lin.. ist, Höfer I. 110, »ein gutes Wundkraut, mildert die Schärfe u. s. w.« Unser Volk nennt es »Mundfäulkraut, Zepfen, auch St. Antonikraut , vielleicht weil es wider das St. Antoniusfeuer oder den Rothlauf gebraucht wird.« — 18) Braunmünze, mentha sativ. Lin. Sie wird, Höfer 1. 410, »sammt der Krausmünze klein geschnitten und mit Zucker in, Branntwein angesetzt«, um den »Briminzn-Geist« zu bereiten, — 19) Brennessel. Ein wahrhafter Jüngling und eine wahrhafte Jungfrau können sie angreifen, ohne sich zu brennen. — Um den Haarwuchs zu fördern und dem Erkahlen zu steuern, wäscht man den Kopf mit Wasser, worin Brennesselwurzen ge- sotten wurden. Uebrigens geschieht dies auch mit den »Kleber- staudenwurzen. Brennesselsamen dient als Raucker gegen die Gicht. — Impotente Männer sollen sich, um dieses Gebrechens ledig zu werden, mit Brennesseln peitschen. ?) — ‚Redensarten und Räthsel. Wan d’ Nössl brennt, so brennt's bözeitn. — Rund ums Haus brennts, und brennt doch nicht. — 20) Dauron, eriger. acre Lin.; man steckt ihn gegen den Donner an die Fenster, und in die Ställe, um das Vieh vor »Beschreiung« zu schützen. ?) — 24) Donnerdistel, card. Lin., »Da’rdistl,.« Die #) Der Bock ist Thier des Donnergottes, der auch Lebens- und Heilgott ist. 2) Ist, (siehe Gewitter 9) eine dem Donnergott heilige Pflanze gewesen. Da der Blitzfunke auch Lebensfunke, der Donnergolt auch Gott des Kinder- segens ist, erklärt sich leicht diese Meinung. — ®) Der Name schon klingt an Donner an. — Mus. Jahr. Ber. XXI. 9 130 »Mu’l« der im Waizfeld stehenden Da’rdistl ist, als Thee ge- braucht, für die Wassersucht gut. 1} — Auch gibt man am Georgitag »vor der Sonne« den Kühen von Donnerdisteln zu fressen. — 22) Ehrenpreis. Siehe: Widerton. 23) Eiche. Die Eiche und besonders das Laub davon kann der Teufel nicht leiden. Als er nämlich einst in Gott den Herrn mit Fragen drang, wann er wieder selig würde, gab ihm dieser zur Antwort: »Wann das Eichenlaub abfällt!« — Der Teufel fragte einst Gott, wann er die Ackerer einmal be- käme, welche viel Scheltens pflegten, und erhielt die Antwort: » Wann einmal alles alte Laub an sämmtlichen Bäumen vor dem Hervor- spriessen des jungen abfallen würde.«e Da nun die Eiche, wenn auch das junge Laub bereits hervorsprosst, noch immer altes hat, ist sie dem Teufel ein Aerger und Greuel. — Eichenlaub schützt gegen den Bösen uud gegen alle Zauberei. — i In den »Oa’öpfln«, d. h. Eich -Galläpfeln sitzt der Teufel leibhaftig drinnen. Eichenmistl (Kriminalakten, Scharnstein 1648) ist die beste Sach für die Zauberei. — In Eichen verbohrt und vernagelt man auch Krankheiten. — Der an der Mundfäule leidet, stelle sich zwischen 2 oder 3 Eichen, nehme einen »Zwail« davon, fahre damit dreimal an den geschlossenen Zähnen bin und her und sage dabei: »Mundfäul, geh hin und wieder, Geh aus alle meine Glieder, Und kim nim- mer wieder. Im Namen Gott etc. etc.« Wer an der Gicht leidet, geht zu was immer für einem Waldbaum und bindet um ihn einen etwa 2 Finger breiten Lappen von neuer, nicht gebrauchter Leinwand. Dazu spricht er: »Guten Morgen, ich komme zu dir im Namen der allerheiligsten Dreifaltigkeit und verbinde in dir 7Terlei Gicht ete. ete.« — ') Siehe 10. Hier tritt die Beziehung des Donnergottes zur Wassersucht noch nachdrücklicher hervor, — 131 24) Eisenkraut oder Eisenwurzn. (Handschriftlich Kremsmünster Archiv). Im Märzen am St. Gregoritag zu Morgen um 4 Uhr musst du die Wurzen graben. Sie hat mancherlei Tugend an sich. Wenn du die Wurzen bei dir hast, so werden offenbar alle Schätz, die verborgen sind oder liegen; du siehest durch alle Ding. Wenn du die Wurzen ins Maul nimmst, wenn 100 mit dir gingen, so giengst all hin, und wenn man's einem Ros anhängt, in den Schweif bindet, wenn 100 Ros laufen, so lauft das deine hin. Wer die Wurzen bei sich tragt, welche Frau er damit anrührt oder küsset, oder umfahet, so muess ihn lieb habn, geht ihm alles gleich hinaus, was er anfangt. — 25) Elexe, !) prunus pad. Lin. Ein Elexenreis wird im Innviertel am Georgitag an die Fenster gesteckt, blüht oder knospt es, ist es ein besonders gutes Zeichen. In den Häusern, wo sie blüht odr knospt, kehrt der »Jörgel« zu. — Das Elexenreis dient auch als Wünschelruthe. — 26) Enzian. Siehe Bitterklee. 27) Erdbeere, Erdbeeren, welche am Sonnenwendetag vor der Sonne gebrockt und in Branntwein angesetzt werden, sind gut für die »Mundfäul.« ?) — Wenn Beeren, besonders Erdbeeren, aber auch die übrigen »Söp- oder Hindelbörn ete.« auf die Erde fallen, soll man sie nimmemehr aufheben und geniessen. Sie gehören schon dem Teufel an. — 28) Esche. Öschä.?) Dieser Baum oder vielmehr sein Laub erzittert unausgesetzt, daher die Redensart: »Ziedärn wierän öschäs Lauwä.« Es kommt daher, weil die Esche einst, als der Heiland vorüberging, ihr Haupt stolz erhoben hielt und ihm nicht neigte. Daher schlug sie der Herr mit ewigem Zittern, — 1) Bedeutsam sind schon die anderwärts vorkommenden Namen: Alpkirsch- baum und Drudenblüthe. — 2) Gegen die Mundfäul (siehe 17) scheinen insbesondere Pflanzen mit rother, brauner oder wol auch blauer Farbe heilsam. — ®) Höfer bemerkt, dass man an der Traun die Zitterpappel so nenne. — 9* 132 In die Esche werden auch Krankheiten gebohrt oder verna- gelt, und zwar geschieht das, wie auch bei den übrigen Bäumen, stets auf der Morgenseite. — Wenn ein Kind einen »Bruch« hat, spaltet man einen Eschenbaum und erweitert den Spalt, bis es _ dureh ihn durchgezogen werden kann. Hierauf drückt man die getrennten Theile wieder zusammen und bindet sie fest. Bis sie wieder verwachsen sind, heilt auch der Bruch. !) — 29) Farnkraut. »Im Gebirge, Höfer I. 193, zählen unsere Wurzenkrämer neun verschiedene »Fasen oder Faden.«?) Die Wurzel wird »Fünf-Finger-Wurzel« genannt, weil man sie künstlich so zusammenschneidet, dass sie eine hohle Hand mit 5 hervorragenden krummen Gelenken darstellt. — Kriminalakten, Scharnstein 1648. Ein Inquisit bekannte, dass er den »Farn« unter Hersagung einer gewissen Formel ge- pflückt und darunter etliche Himmelbrand-Blätter gelegt. Des an- deren Tages habe er einige Samenkörner davon erhalten. In Linz verkaufte er 7 Kerne je um 14 Reichsthaler, Sie hätten die Kraft, dass dem, der sie bei sich trägt, auf der Reise nichts zustosse, und dass die Hantirung glücklich fortgehe. Der Samenkern, der sehr klein sei, laufe, wenn man ihn auf ein Papier gäbe, als ob er lebendig wäre, gleich dem (Quecksilber. In der Mitternachtstunde, wenn das Feuerspringen (Sonnen- wendetag) zu Ende ist, blüht die »Toifelsfedä (Farnkraut) und trägt in der nämlichen Stunde noch Samen, Wer davon zu seinem Gelde legt, dem nimmt es nicht ab. Einst wollte sich jemand den Samen verschaffen und begab sich zu der bezeich- neten Stunde in den Wald. Da fing es aber zu sausen und brau- sen an, als wollten alle Bäume brechen , und erschrocken wandte 1) Von der Bedeutung der Esche abgesehen, welche sicherlich mit von Einfluss ist, erklärt sich dies Verfahren auch daraus, dass der Bruch als »etwas Gebrochenes,« was entzwei ist, aufgefasst wird. — ?) Das Farnkraut ist besonders als Abbild des himmlischen Farnkrautes, der Gewitterwolke zu fassen. — Federwolken (siehe Toifelsfedä) nennt man noch heutzutage eine gewisse Wolkenbildung. — 133 er sich zur schleunigsten Flucht !). — Die Toifelsfedä ist auch gegen die Mauckn gut. Wenn daher das Hausgevögel daran leidet, macht man ihm die Streu aus Teufelsfedern. -- 30) Fench, panieum virid. Lin.; »wird, Höf. I, 214, am Traun- fluss, wo er auf Schütten angetroffen wird, Traun- oder Schütt- gries genannt und für Kranke, wie Reis in der Suppe, einge- kocht etec.« 31) Fuhr- oder Furchtkraut, stachys rect. Lin.; es heisst so, weil es wider das Fahren oder Reissen des Kopfes und der Glieder gebraucht wird. Auch das Pfenningkraut, /ysimach. numular. Lin., wird Fuhrkraut genannt (Höfer 1, 252). — Das Furehtkraut ist gut gegen den »Furcht«, eine Kopfkrankheit, wobei die Kopfplatte auSeinander geht oder fährt, — 32) Der »Gänskress« pastinac. sativ., wird häufig. als Futter für die jungen Gänse klein gehackt. Man braucht ihn auch wider das Nasenbluten, Blutspeien, die rothe Ruhr und starken Blutgang der Frauen. Höfer, aus dem diese Mittheilung genommen ist, setzt hinzu, dass er in einem Lexico MS. (wahrscheinlich der Kremsmünster Bibliothek) Gensekresse, mit Sanguinaria übersetzt , gefunden habe ?). — 33) »Gefrerbeere«, die Beere von viburn. opul. Lin. »Man macht, Höfer I. 280, aus ihnen eine Salsse wider das Sticken und Keuchen, und wider die gemeine Husten wird die Milch, worin diese Beeren gesotten wurden, laulicht getrunken.« — 34) »Geschwulstkraut.« Unter diesem Namen begreift das Volk mehrere Pflanzen, welche es wider Geschwulsten ge- braucht. Höfer I. 290 führt an: a) sedum tele hium Lin.; die Blätter davon werden auf geschwollene Füsse gelegt, von der ge- stossenen Wurzel aber auf der Glut ein Tuch geräuchert; b) che- lidon. maj, wird ebenfalls unter geschwollene Füsse gelegt; c) solan. 1) Der Samen ist das Gewittergold. Die Vertretung des Gewitters zeigt sich hier ganz unzweifelhaft. — 2) Schon der Name »sanguinaria« mochte zu den erwähnten Anwendungen leiten. — 134 duleamar. wird den Pferden wider Verstopfung und Blähung in einem Einguss gereicht. — 35) Gnadenkraut, gratiola offiein. Lin. Kommt nach Höfer II. 295 um Ens auf feuchten Wiesen vor und ist in der Bleich- und Wassersucht, so wie in hartnäckigen Fiebern sehr heilsam. — 36) Gundelrebe, glecom. hederae. Lin., »mildert, Höfer I. 338, die scharfen Säfte des Körpers, löset das dicke Blut und den Schleim auf ete.« — 37) Halbäts Ros, rumex. erisp. Lin. Manche reissen die Wurzeln dieser Ampferart aus. Wohin die Wurzel schaut, dorthin kommen sie. — 38) Halm. In dem Büchlein: »Aufrichtiger Unterricht ete.« wird es als verwerflicher Aberglaube angeführt, einen Halm (wahr- scheinlich einen Getreidehalm) über eine geschwollene Hand zu spalten. — Für starkes Nasenbluten hilft es, wenn man 2 Halme, von was immer für einer Getreideart, ins Kreuz !) legt und darauf das Blut tröpfeln lässt. — Die 3 ersten Korn- oder Waizenstämme, die man bei Beginn des Schnittes schneidet, bindet man sich um die Mitte, so bekommt man kein »Buglweh« mehr 2). — Man nimmt von einem Waizenhalme, dort wo er den zweiten Knoten angesetzt hat, 2 Blätter und legt sie kreuzweise überein- ander; sodann biegt man den Theil des einen Blattes, welcher den oberen Balken bilde, um und wickelt ıhn mit dem unteren zusammen, so dass ein kleines Päckehen entsteht. Macht man es nun, nachdem man es etwa ein paar Minuten mit Daumen und Zeigefinger zusammengedrückt gehalten, wieder auf, und es zeigt sich das Blatt, welches vorher in dem andern war, ausserhalb des- selben, so geht, was man vorhat, gut von slalten. — Im Scherze wenigstens hat sich das »Hälmel- oder Hölzlziegn« bis zur Stunde 1) Die Farbe des Blutes und das Kreuz weisen wieder auf den Donnergott hin. 2) Thorr schnallt sich, wenn er kämpfen muss, den Stärkegürtel um. — 135 erhalten. Wer in einer Wahl unschlüssig ist, zieht einen von zwei Halmen ungleicher Länge, nachdem er vorher die Bedeutung beider bestimmt hat. — 39) Häningwurze, bryon. alb. Lin., nach Höfer II, 27, so genannt, weil sie von dem Volke gebraucht wird, »wenn das Rind die »»Häninge«« hat, eine Krankheit, wobei die Haut dürre wird und fest an die Beine klebet.« — 40) Hasel.'). Unter der Hasel ist u. ]. Frau untergestan- den während eines Gewitters, und darum schlägt es in eine Hasel nie ein und eben so wenig in ein Haus, an dessen Fenstern Haselzweige, besonders grüne mit Blättern, stecken. Wer ein Haselzweiglein an der Brust trägt, den trifft der Blitz nicht. — In das Palmbüschlein bindet man 3 Haselzweige im Dreieck ?) ein; überdies befindet sich in dem Bund oder Buschen zuweilen noch ein kleineres Büschlein, das nur aus Haselzweiglein besteht, welche man theils klein zusammen geschnitten dem Vieh zwischen 2 Broten eingibt oder unter die Viehstöri bäckt, theils in Fenster und Saat- felder steck. — Von der Hasel nimmt man auch häufig die Scheitlein zum Weihholz am Karsamstag. — In jedem Stalle steckt ein Haselzweig, damit Glück und Segen darin verbleibe. — Drei Kreuze aus 6 Haselzweigen legt man, bevor das »Einführen« den Anfang nimmt, auf den Grund jedes Barrn. — Mit 7 Haselzweigen wird der »gezettelte und gestreute Har« angebunden, damit ihn der Wind nicht wegführe. — Zu einer grossen Anzahl Acker- und Stallgeräthe verwendet man mit Vorliebe Holz von der Hasel 3). — Der Grosstheil der nunmehr fast überall ausgerotteten Gehäge, welche längs der Marken sich hinzogen oder diese selbst bildeten, waren Haselstauden. — »s’ Haselnussbrocken« ist auf dem Lande ein Kinderfest. Wenn die Haselnüsse, welche nach Pfunden ge- 1) Sie ist ein Abbild des Gewilters. -— 2) Siehe Dreifuss u. s. w. 3) Eben weil die irdische Hasel die am Himmel vertritt, der Donnergott Acker- und Stallgott ist. Auch das Folgende erklärt sich aus der Be- ziehung zum Gewitter. — 136 rechnet werden !), zeitigen, es ist um das Schutzengelfest herum, so ziehen die Kinder schaarenweise in die Haselgehäge, um Nüsse zu sammeln. — Schon am Sonnenwendtag hat es sich entschieden ob viele und schöne Nüsse werden. »Um’s Haselnussbrocken« heisst es daher auch, als eine volksmässige Zeitbestimmung. — Auch zu einer »Zoag- oder Wünschlrudn« ist die Basel brauch- bar, so wie beim Kreis- oder Kreuzstehen ?). — Nur mit einem Haselstecken kann man, versteht man anders überhaupt die Kunst, Abwesende, d. h. Ferne durchpeitschen, »übers Feld prügeln. « — Der liebste Stock ıst dem Bauern ein Haselstock; entfernt er sich weiter vom Hause, oder geht er einen gefährlichen Weg, so hat er ihn gewis zur Seite. — Die mit einem Haselstecken aus- getheilten Hiebe haben eine besondere Kraft; ja es heisst sogar, dass, wer mit einer Hasel geschlagen wird, die Auszehrung be- kommt 3). — In der Mettennacht werden heirathshalber die Hasel- stauden gebeutelt. — Haselzweige, kreuzweis in den Weg gelegt, nöthigen die Teufelsjagd zur Umkehr. — Nattern und Blindschlei- chen, mit einer Hasel geschlagen, sind auf 3 Streiche todt. — An Haselspiesse steckt man die Kröten. — Wenn die Haselnüsse gerathen, gibt es viele uneheliche Kinder. — 44) Die Haselwurz, auch »Scheibelkraut«, asar. europae. Lin., genannt, Höfer Ill. 74, hat eine stark öflnende und purgirende Kraft. — Die Kübe geben recht viele und gute Milch, wenn man Trempel und Milchhäfen mit Haselwurz, oder auch Leberkraut hepatic. trilob. Lin., am besten mit beiden gemeinschaftlich aus- siedet. Die Milch wirft dann viel und dick auf. — 42) »Hauswurzn.« Auch die »Hausrampfe«, anders- wo »Donnerbart«, ) semperviv. tector. Lin. Von seiner Be- 1) Ein Pfund hat 60 Böcke, ein Bock 4 Nüsse. — 2) Man denke an das Gewittergold. ®) Gewis lag die Vorstellung des Haselsteckens als Blitzstabes zu Grunde. Der Haselstock tritt selbst in persönlicher Benennung »Haslinger« auf. #4) Ein Donnerkraut, wie sehon der Name aussagt. 137 ziehung zum Gewitter war bereits die Rede. »Der Saft ist küh- lend, Höfer Il. 13, und kann wider Brandschäden, faule Ge- schwüre, Hühneraugen dienen.« — Das Volk sagt, der Saft sei gut für die Gehörlosen. — Auch für den »Zidärä« ist Hausrampfensaft gut. — i 43) Heilkraut, chenopod. bon. Henrie. Lin. Nach Höfer Il. 42, dient es zur Heilung von Wunden und faulen Schäden. — 44) Himmelbran.d, verbase, taps. Lin. Man putzt damit am Sonnenwendetag vor der Sonne die Kühbarren aus. — 45) Hirschwurzen. Sie werden von den Wurzen- männern häufig verkauft und den Kühen eingegeben, damit sie »stieren.«e — 46) Holer, ') Sambue. nigra Lin. Vor der »Holästaudn« (Kremsmünster) soll man den Hut abnehmen, weil an ihr alles gut ist »vom Blatt bis zum Käs.« Rücklings zu ihr hingehen, hilft schon gegen eine Menge Krankheiten. Man findet sie daher auch häufig in der Nähe von Häusern, Scheunen und Ställen. Der Stock steht meistens innerhalb der Traufe. — Der »Melchersöch- tere und die »Schmalzkübel« werden meist aus Holerholz gemacht, sowie auch die »Trempel.« ?) — Holerbast legt man auf für den Afel. Holerholz, besonders »Schifern«e braucht man zum Gicht- und Mundfäulwenden. Auch zum Schwundwenden bedient man sich kleiner Hölzlein von der Holerstaude. Holerschindn legt man für das Zahnweh auf Genick und Pulse, Wer mit einer »Schifer« von der Holerwurzen sich die Zähne »ausstritt«, bekommt, wenn er die Schifer wieder genau an ihre Stelle legt, so dass sie sich wieder in die Schinde ver- wächst, sein Leben lang kein Zahnweh mehr. »Holerblüh- trauppän«, am Sonnenwendetag vor der Sonne eingebracht und in der Luft gedörrt, geben einen Thee, der für allerhand 1) Fast alles weist auf Gewitter und Gewittergott hin. — 2) Trempel ist das »Rühr-Butterfass.«e Der Vorgang des Gewitters am Himmel wurde, wie schon angedeutet ward, so zu sagen als ein Butter- rühren und Schmalzaussieden gedacht. — 138 Krankheiten, besonders Fieber gut ist. Aus den Beeren wird eine beliebte Speise gemacht, welche noch dazu für sehr gesund gilt, der »Holerröster.« — Auch einen Absud bereitet man aus ihnen, der in mancherlei Krankheiten heilsam ist, — Es gibt wol nur wenige Häuser, in welchen die Holersalsse nicht vor- räthig wäre. Sie ist die im Volke bekannteste und berühmteste Arznei, und besonders die alten Weiber wissen sie echt und recht zu bereiten. Sie brocken den Holer zwischen den Frauentagen, nicht nur von der Staude oder den Stauden, welche _um das Haus herum stehen, sondern auch in Leiten und Auen und sam- meln oft ganze Körbe und Säcke voll. Die von den Trauben ge- streifen Beeren werden ausgesolten und ausgepresst und der Saft so lange gesotten und gereinigt, bis er fast so dickflüssig wird wie Latwerg. — Kriminalakten,, Scharnstein 1648. »Wenn man die 2 in- wendigen Schälen abzieht und den Leuten, so im Kopf unriebtig, auflegt, heilet es diese.« — Austria 1856. Ein Müller in Steyer hat, damit ihm das Malter besser von statten gehe, ein Hollunder - Röhrlein, woran ein Bienenstock zum ersten Mal geschwärmt, ober der Thür in der Mühle aufgesteckt. -- Es heisst auch überhaupt, dass der Holer zu allerlei Zauberei gut sei. — Räthsel. Weiss wie Schnee, grün wie Gras und schwarz wie Kohln. — Kinderreime. Ringä, ringä, reihä, Sänd mär insä dreiä, Sözn mär ins äf d’ Holerstau’n, Than mä fleissi Berl klaubn. — Ringä, ringä, reihä, Sänd mä insä dreiä, Sitzn mär äf d’ Holerstau’n, d’ Holerstau'n bricht a, Liengng alle 3 in Bah. — 47) »Holzbock«, melampyr. prat. Lin.; wird, Höfer U. 62, wider »die Mundsehre und andere Mundgeschwäre, in Essig ge- sotten, und mit selbem die Zunge gerieben, mit dem Essig aber die Gurgel ausgespült.«e — 48) Irrwurzen. Manche verstehen darunter Tannen- oder Waldbäum - Wurzeln, andere eine Pflanze, für welche sie keinen anderen Namen wissen. — 139 Wer über eine Irrwurzen steigt, kommt von dem rechten Weg ab. — i Im Gmuihölzl !) (Steinerkirchen) stehen so viele Irrwurzen, dass der, welcher hineingeht, nicht so schnell wieder herausfindet, — Um sich, wenn man über eine solche Wurzen gestiegen ist, wieder zu »erkennen«, kehrt man Hut oder Tüchel, kurz, die Kopfbedeckung um und setzt sie in »äbing« auf. Man räth auch dagegen an, was für immer ein Kleidungsstück, z. B. »Schampl oder Scheikäl« umzukehren und im »näbing« anzuziehen. — Eine Steinhauser Bäuerin gieng einst von Wels heim ‘und war nur mehr eine Viertelstunde vom Hause entfernt ; Ja trat sie über eine solche Wurzel und gieng nun einen halben Tag in der Irre herum. Endlich rastete sie einmal und kehrte die Kittelsäcke um, und alsogleich erkannte sie, wo sie war, nämlich ganz nahe an ihrem Hause. — Am Pyrgas (Spital) ist ein Gehsteig nach Admont, häufig von »Holzwegen« durchkreuzt und mannigfaltig gewunden. Wer darauf geht, und den Weg nicht recht gut weiss, verirrt sich ge- wisser als nicht. Der Grund hievon sind die Irrwurzen, welche von den »Bergmandeln« gelegt werden. — 49) Jerichorose, anastatic. syriac. Lin.; Höfer II. 89, erwähnt, dass sie »nach dem Glauben des Volkes in der Christ- nacht sich selbst aufthue, und dass Hebammen die rauhe Wurzel gebrauchen, um zu erfahren, ob die Geburt bald erfolgen werde.« — 50) Johannskraut, yperie. perfor. Lin. Am Sonnen- wendetag werden vor Sonnenaufgang Zweiglein dieses Krautes kreuzweise an die Fenster gesteckt und acht Tage daselbst be- lassen. — Man gebraucht ferners dieses Kraut häufig als »Raucker.« Auch zum »Neidraucker« (sieh später) wird es genommen. — Endlich ist es gegen allerlei Viehkrankheiten gut, besonders wenn es an dem Tage, wovon es den Namen bat, vor der Sonne oder in der 42. Stunde Mittags gesammelt und in der Luft ge- 1) Wol Gemeinholz; solche Hölzer sind eben mehr sagenhaft als andere, — 140 dörrt wird. Man gibt es zu diesem Zwecke klein zusammenge- schnitten zwischen 2 Broten ein oder bäckt es in die Viehstöri. — 51) »Jungfrauenmänterl«, ranunc. rep. Lin. Die Wurzelblätter zeigen auf der oberen Fläche rothbraune Flecken als wie von Blutstropfen. Diese rühren daher, weil u, I, Frau Blut darauf fiel. — Andere nennen diese Pflanze Fruchtkraut, und die Wei- ber pflegen sie zu gewissen Zeiten zu essen. — * 52) Kappis-Samen, »Gawösssam«, Samen des Kopf- kohles, brassie. capitat. Lin.; er soll am Karfreitag gebaut werden und zwar vor der Sonne. — | 53) Kern. Mit einem Gerstenkern umreisst man den Zidärd und wendet ıhn, indem man zngleich einen gewissen Spruch sagt. ?) — Auch der »Afl« wird auf diese Weise ge- wendet. — Haberkerne schützen das Vieh vor Verhexung. ?) — 54) Klaft, rhinant. christa gall. Lin. Er spricht zu dem Bauer: »Vertilg mich, sonst vertilg ich dich.e — 55) Klee. Der 4blätterige ist gut zu allerlei Zauberei; nur darf er beim Abpflücken nicht mit blosser Hand berührt wor- den sein. — Wer solehen Klee bei sich trägt, gewinnt im Spie- len. — Wenn man ihn in ein Buch legt, lernt man leicht. — Wird er unter das Altartuch gelegt und mehrere Messen darüber gelesen, ist er fast zu allem gut. Nur kann der Priester, wenn ein solcher Klee auf dem Altare liegt, beim lesen schier nicht weiter, wird völlig verwirrt. — Auch sieht, wer ihn bei sich trägt, allerhand, was andere nicht sehen. — Einst schaute ein Weib den Spektakeln zu, welche eine Seiltänzer - Gesellschaft auf dem Platze vor der Kirche aufführte. (Andere nennen ein Mädchen, welches mit einem Korb Klee auf dem Kopfe, worin ein vierblätteriger war, vorübergieng.) Dem !) Die sogenannte »Wern« im Auge heisst auch »Gerstenkorn.e Hieraus erklärt sich wol die oben angeführte Anwendung. — 2) Weiteres darüber bei anderer Gelegenheit. — 141 Weib hatte nun jemand heimlich einen Ablätterigen Klee in die Schuhe gelegt. Daher sah sie auch das Blendwerk genau, wel- ches die Seiltänzer den Leuten vormachten, und klärte sie auf, dass diese Zauberer nicht auf einem Seile, sondern auf einem »Bo’nla'n«e mit der Scheibtruhe hin- und herführen, der Wurstl nicht einen Wisbaum, sondern einen Strohhalm im Maul halte und damit seine »Gschwenddä« mache. Doch sie büsste es bitter. Die Seiltänzer »thaten’s ihr«, dass sie mehrere Schuh tief im Was- ser zu waten vermeinte ete. ete. (Häufig) — 56) »Kolmäswurzne; !) sie ist gegen Bauchweh gut. — 57) Kornelbaum, cornus, masc. Lin. »Dirntelbaum«; (der wilde oder weibliche heisst Hundsbeerstaude.) »Der ange- nehm säuerliche Saft wird, Höfer I. 157, schon von alten Zeiten her wider die Ruhr und den Durchfall empfohlen.e — 58) »Kornvater«, Höfer II. 156, ein schwarzer, krum- mer Kern, welcher bei nasser Witterung häufig an Kornähren an- getroffen wird. Man käut ihn wider den Bervater (Kolik). Den Kühen wird er, wenn sie lange nicht stieren wollen, zwischen Brot eingegeben. ?) — | 59) »Kranewitne, 3) juniper. commun. Lin. Die Krane- witstaude ist noch jetzt beim Volke sehr geschätzt und war es einst wol weit mehr; darauf lassen schon die zahlreich davon ge- nommenen Orts- und Häusernamen schliessen. — Das Holz und besonders diejenigen Reiser, woran viele Na- deln stehen, sind das beliebteste Räucherungsmittel. Ist in einem Hause ein Kranker, so wird nieht nur im Krankenzimmer, sondern häufig auch in allen Zimmern und Stuben damit geräuchert, Wü- thet in der Gegend eine gefährliche Seuche, so sucht man sich vor der Ansteckung dadurch zu bewahren, dass man im ganzen Hause fleissig mit Kranewiten räuchert. — 1) Wol Kolomannswurzn. Siehe Gewitter 12. — 2) Wol, weil er Kornvater heisst. ®) Aus »grüner Wid« gebildet, wie Groamät aus Grünmahd. 142 Sogar in den Fleischselehen macht man hie und da Krane- witrauch an, weil das so geselchte Fleisch besonders gut und gesund ist. — Die Kranewitwipferl nimmt man nicht nur zu Palm- buschen, sondern auch zum »Wenden.« Man bereitet daraus auch einen Absud für die Wassersucht. — Noch häufiger aber wird von denKranewitbeeren Gebrauch gemacht, von den reifen blauen !) sowohl, als auch von den un- reifen grünen. Man bereitet daraus ein heilsames O el für Bauch- schmerzen, eine »Schmir« für die Wassersucht, eine Salsse, die für allerlei Krankheiten ganz sicher hilft, eine Essenz, in- dem man sie in Branntwein ansetzt; gibt sie als Raucker in die Gluth und rauckt damit Stube und Stall. Herrscht irgendwo eine ansteckende Krankheit, kaut man die Beeren und isst sie, be- sonders, wenn man in ein angestecktes Haus geht. Als die wirk- samsten gelten Beeren, welche am Sonnenwendetag in der zwölf- ten Stunde Mittags gesammelt werden. Daher auch der Brauch, dass man in dieser Stunde »Kranäwötbör beitln« geht. — Ueberdiess beschränken sie des Teufels Wissen, thun seiner Macht Einhalt; wo Kranewiten stehen, haben er und Hexen und aller Zauber weniger oder gar keinen Einfluss. — Einst hatte ein Bauernbursche mit einem Teufel einen Ver- trag abgeschlossen ; er verschrieb ihm seine Seele, wenn er bis zum bestimmten Tage nicht wüsste, wie er heisse. Dafür erhielt er Geld, so viel er wollte. Die festgesetzte Zeit war nun um, es fehlten nur mehr 3 Tage, und der Bauernbursche wusste noch keinen Sterbenslaut von dem verhängnissvollen Namen. Wie be- greiflich, war er darüber sehr traurig. Da gab ihm ein Freund zu rechter Zeit guten Rath. Dieser wusste nämlich, dass der Teufel sich häufig auf einem grossen Berg in der Umgegend !) Blau ist auch Blitzfarbe. Die Zusammensetzung »blitzblau« ist bekannt. Von einem Kleid oder Gewand von blitzblauer Farbe hörte ich als Kind öfters im Scherze sprechen. Ausdrücke wie: »Einem etwas blaues, einen blauen Dunst vormachen, einen blau anlaufen lassen, das geht ins Blitz- blaue« dürften wol daraus erklärt werden, dass der Blitz das Auge blendet. 143 aufhalte, wo er oft allerlei singe und jodle. Dort seien auch eine Menge Kranewiten; wenn er sich darunter verstecke, so könne er vielleicht den Teufel belauschen und dessen Namen erfahren. Der Bedrängte folgte der Weisung und verbarg sich unter den Kranewiten. Der »Ganggerl « hüpfte mit grossem Schall und unter »höllischem Gelächter« hin und her, sprang und sang: »Gfreut mih si’st nix äs wıe das, dass d4 Bau’'nbua nöt woass, dass öh »Spitzbärtl hoass.« Am dritten Tage nun stellte sich der Teufel ein, des Fanges völlig sicher. Doch zu seinem Verdruss antwortete der Knecht auf die Frage: »Spitzbärtl!« »Henende, wie ein Ros, verschwand er, scheusslichen Gestank zurück- lassend. — 60) Kren. Man hängt 9 Rädchen gegen die »Dörr« an den nackten Leib an. — Zu dem »Gweihten« (Ostersonntag) gehört nothwendig auch der Kren. — Wenn man zu Ostern 3 Rädl geweihten Kren isst, fällt einen keine Ohnmacht an. Redensart. Sich »än Kren göbn.« — Der ist just zum Krenreibn recht. — 64) »Ku’lkraute, wol aus Kunigundenkraut verkürzt. Nach Höfer II. 484 führen diesen Namen thymus serpill. u. vulgar. und formentill. erecta Lin. — Es gilt nach ihm als ein vorzügliches Mutter- oder Frauen- kraut, — Doch auch in den Viehställen findet es häufig Anwendung. Es wird am Sonnenwendetag oder zwischen den Frauentagen ge- sammelt und als Raucker gebraucht, oder zwischen 2 Broten ein- gegeben oder in die Viehstöri gebacken. Es schützt das Vieh nicht nur vor Krankheiten, sondern bewirkt auch, dass die Kühe reichliche und gute Milch geben, daher wäscht man auch mit einem Absud davon das Euter der Kühe und die Milchhäfen und »sinnert« sie sodann; man hofft, dass die hineingegossene Milch recht diek aufwirft. — 444 62) Leberkraut, anemon. hepat. Lin. Nach Höfer 1. 200, »wird es wider die Verstopfung der Leber angerühmt.« — 63) Leinsamen, Man nimmt, Höfer Ill. 134, etwas Leinsamen in die Hand, baut ihn auf einem Acker an mit den Worten: »72 Fieber seins, ei ja, das, was ih han, bau ik an, Nams Vater, Nams Sohn etc. etc.« Wie der Samen aufblüht, muss das Fieber hinweg sein. — Heirathslustige Dirnen streuen am Thomasabend »Linsäte« rückwärts über den Kopf. — 64) Linde. Lindensaft ist gut für die Wassersucht; aus linärin Bast macht man allerhand gute Schmirn gegen verschie- dene offene Schäden, indem man ihn in Rindschmalz oder in frisch gerührter Butter kocht und ausbrät. 65) Lungenkraut, pulmon. offiein. Lin., Höfer ll. 224, »ist ein zusammenziehendes Wundkraut. « 66) »s’ Mändl am Weg.« Ist gut gegen Krämpfe. — 67) »Manätresäl,« bellis perenn. Lin., bisweilen, Höfer II. 49, auch »Ruckerl« genannt, — Wenn sie ungewöhnlich lange Stiele haben, kommt eine »Sucht« ins Land. — 63) Wenn die »Moare’l« (Mairöhrlein), d. h. die Blüthen von leontod, tharaxoe., hoch sind, wird auch der »Har« hoch. — 69) »Mundfäulkraute«, nach Höfer II. 273, ein Name verschiedener Kräuter, welche wider die Mundfäule und den Skor- but dienen, als rumex acetos., primul. veris, chenopod. vulvar., chelidon. majus, Lin. — Siehe auch 47 und 27. 70) Narrenäste. Die Narrenäste kommen vorzüglich an Kirschbäumen und Weisstannen vor. Das Volk meint darunter eine eigenthümlich gestaltete Ueberwucherung der Aeste, welche mit einem Elsternnest Aehnlichkeit hat, — Diese Aeste soll man nun nicht verbrennen, noch weniger von der Frucht, die an ihnen wächst, geniessen, wo möglich sie gar nicht anrühren; mit dem, der sich davor nicht in Acht nimmt, kann der »Narr«, d. h. der Teufel sein Spiel treiben. — Wer Kirschen isst, welche an einem Narrenast stehen, wird närrisch, — 145 71) Neidklee, frifol. melitot. caerul. Lin.; Höfer II. 282; »man räuchert damit die Viehställe, dass das Vieh nicht beschrieen und beneidet werde.« — 72) Neidkraut, !) asarum europ. Lin. (Siehe 44.) Es wird gedörrt und als Stupp gegen den Neid dem Vieh zwischen 2 Broten oder im »Trank« gereicht. — 73) »>Nimm mir nichts,« (Sieh 14) herniaria glabr. Lin. »Dieses heilsame Kraut, (Höfer II. 292), welches eine zu- sammenziehende, kühlende und trocknende Kraft hat, kommt häufig an den Ufern der Traun vor, und das Volk glaubt, aus einem Hause, wo dies Kraut aufbewahrt wird, kann die Hexe nichts neh- men oder wegtragen. Im Gebirge wird unter diesem Namen der Alpen-Frauenmantel, alchemill. alpin. Lin., verstanden. — 74) Nussbaum. Der Nikla streut nebst Aepfeln auch Nüsse aus. — Die »NusslieehtIn« bestimmen die Lebensdauer. — Heirathslustige Dirnen, welche Stecken werfen, wählen hiezu den Nussbaum. — Nur auf einer Nussbaumwurzel kann man, nach einigen, kreisstehn,. -- Ein Absud aus Nussbaumblättern ist gut für die Würmer. — Räthsel, Eiwenö’ fleischär, auswenö’ fleischär und ön dä Mit hülzär. — S’ ist wierä Bibergall, Essens d’ Herrn überall. Nuss in der grünen Schale. — 75) Rettich. Er soll am Sonnenwendetag vor der Sonne gesetzt werden. — 76) Rosmarin?) »Rasnmari‘.« Wird in gar manchem Bauernhaus sorgfältig gehegt und gepflegt. — Er gilt als das Ab- zeiehen unversehrter Jungfräulichkeit. So dürfen nur die »Engerl« am Frohnleichnamstag und die Jungfrauen bei Prozessionen Kränze von Rosmarin auf dem Haupte tragen. 1) Der »Neid« spielt besonders in Angelegenheit des- Stalles eine grosse Rolle. Doch auch Menschen, vornehmlich Kindern, kann er Schaden bringen. Es gibt auch eine Menge Mittel, welche gegen den »Neid« schützen. — 2) Jedenfalls mit dem Gewittergott in Verbindung. — Mus. Jahr. Ber, XXIL 40 146 Die Weiber stecken nur kleine Sträusschen an die Brust, und das nur, wenn sie Hochzeiten beiwohnen. Jünglinge hinge- gen tragen auf Hochzeiten 3 vergoldete Rosmarinsträusschen auf dem Hute und Jungfrauen einen Kranz davon auf dem Kopfe. Auch jungfräuliche Bräute tragen an dem Hochzeitstag einen Ros- marinkranz auf dem Haupte, aber darnach auch niemals wieder. — Er ist aber auch Todtenstrauss. Bei Leichenzügen eines Jüng- lings oder einer Jungfrau tragen die an der Leichenfeier theilneh- menden Jünglinge und Jungfrauen Rosmarinkränze und Sträuss- chen. Jünglinge erhalten ein Büschlein Rosmarin in die Bahre, verstorbene Jungfrauen einen Kranz auf den Kopf, und selbst ihren Särgen wirft man solche Sträusschen ins Grab nach. Hie und da macht man auch die Weihbüschel am Sarge des Todten aus Ros- marin, — Rosmarin, in Branntwein angesetzt, dient als Heilmittel gegen die Auszehrung. — 77) Rothwurze, onosma echioid. Lin. »In den Apo- iheken gewöhnlich anchusa lutea; es wird in Butter zu einer rothen Salbe gekocht, welche für Verrenkungen, Geschwulst, Engbrüstig- keit dienlich ist. Auch die Wurzeln von echium vulgar. werden zu dieser Salbe genommen.« Höfer III. 46. — 78) Ruhrkraut. Höfer II. 50, führt. als unserem Volk bekannt an: das weisse, euphras offie. Lin., das rothe, eupator. cannabin,, und das schwarze, origan. vulgare. — Doch führen auch noch andere Pflanzen diesen Namen. — 79) Schafgarbe, achillea millefol. Lin. Sie heisst in unserem Gebirge, Höfer I. 65, das Bauchwehkraut, weil sie dem Vieh, wenn es »den Bauchweh« hat, unter das »Trank« abge- sotten wird. Auch für Menschen wird es in der Ruhr sehr an- gerühmt. Von einigen wird die Schatgarbe auch »Margarethn- kraut« genannt, weil sie um das Fest dieser Heiligen blüht. — Auch der Name »Herrgott-Ruckenkraut« kommt vor, — 80) Saturei, »Zadereik, safurej. hort. Lin, Höfer II. 62, sie wärmet und stärkt den Magen, führt die zähe Feuchtigkeit ab, zertheilt die Geschwulsten, — = 147 81) Seidelbast, häufig »Zwülindn.«e Man sucht ihn wo möglieh blühend zu bekommen und bindet Zweiglein in den Palmbuschen, theils um davon zu gewissen Zeiten dem Vieh ein- zugeben, theils um insbesonders die »Harwindn« zu wenden, in- dem man dem Vieh damit auf den Rücken »schmeisst« und dabei einen Spruch hersagt. — In Buchkirchen heisst diese Pflanze »Sei’lbäm.« Der Seidelbast, (Weisskirchen) nur ein am Boden hinkrie- chendes Sträuchlein, ist einst ein stolzer, hoch ragender Baum ge- wesen, Aus seinem Holze wurde das Kreuz gezimmert, woran der Gottmensch litt und starb. Da traf ihn aber der göttliche Fluch, und er schwand zu der unansehnlichen Pflanze hin, welche er annoch ist. 82) Schelmwurze, hellebor. virid, Lin. wenn das Vieh den Schelm 1) hat, »wird ihm, Höfer III. 71, ein kleiner Theil dieser Wurze eingezogen«, besonders thut man dies den Schweinen. 83) »Schlaf, Schlafbozn,« Auswüchse der Hagebutte. Sie verleihen, unter den Kopfpolster gelegt, vorausgesetzt dass man sie nicht mit der blossen Hand berührt hat, dem darauf Liegenden Schlaf. — Wenn man einen »Schlaf« unterlegt, der muss so lange schlafen, bis man diesen wegnimmt. — Auch sollten sie den Kühen Fruchtbarkeit geben ?), — 84) Schmiele, aira Lin. Wenn der Teufel ausfahrt, so verlangt er in ein »ungebundenes Fass 3),« oder in einen »Schmeler am Weg« fahren zu dürfen. — In den »Schmelnärn« sitzt häufig 1) Schelm, Schölm, nach Höfer allgemeiner Ausdruck einer gefährlichen Vieh- krankheit oder einer Viehseuche. So hat eine Kulı den Milchschelm, wenn sich die Milch verzieht, den Blutschelm, wenn sich Blut verschossen hat. Die Hühner haben ihn, wenn Kamm und Schnabel schwarz werden. — 2) Ist ein Blitz- oder Donnerkraut. Siehe Luft 10. — 3) Räthsel. Zwei Säulen, ein Fass, eine Mühle, zwei Lichter, ein Wald. Der Mensch. Der Vergleich des Leibes mit einem Fass ist uralt. Man hört daher auch wol sagen, dass es gut sei, einen Ring zu tragen. Fass und Reif gehören zusammen. — 10* 148 der Teufel. — Einst wurde einer besessen, als er Erdbeeren an Schmelern wie an einer Schnur anreihte. — Im Mühlviertel sagt man, der Teufel, nachdem ihm der Herr Jesus befohlen, in die, Säue zu fahren, sei, als diese in den See sprangen, in die Schme- lärn gefahren. — Man hört auch nicht selten die Warnung, ja nieht mit einem Schmeler sich die Zähne »auszustritn« , man könnte sonst leicht besessen werden. — Sind die Schmeler hoch (lang), wird auch im Winter der Schnee hoch. — 85) Sprengwurz. (Handschriftlieh). »Im Frühling sieh auf, wo zwei Frösch aufeinander sitzen. So nimb den unteren, thue in ein Glas, verbirge dich. So kommt ein Gsell und bringt ein Wurzel, hält sie vor das Glas; so zerspringt das Glas. So nimb dieselbige Wurzel, so hast du Sprengwurzel !).a — 86) »Schrädlkraut,« ilex aquifol, Lin. Ist gut gegen alle Zauberei. — 87) Schwarzwurz. Man legt sie gequetscht auf kranke, besonders wunde Glieder, — 88) Schweigg, corydal. cav. Lin. Wird sehr häufig ge- sammelt und gedörrt, und wenn man das Vieh für behext hält, angebraucht, indem man davon in einen mit Gluth gefüllten Hafen gibt und das kranke Stück räuchert. — 89) Teufels Abbiss. Höfer III, 227. Ein altberühmtes, heilsames Kraut. Höfer führt eine Stelle aus Schönspergers Kräu- terbuch an: »Oribasus, ein Meister spricht, dass mit dieser Wurzel der Teufel als (also) grossen Gewalte treib (trieb), dass die Mutter Gottes ein Erbärmde darin hett (hatte). Und nahm dem Teufel den Gewalt, dass er darnach nit mehr mit schaffen mocht. Und von grossem Grimmen, dass ihm der Gewalt entgangen was, do beiss (biss) er sie unten ab. Also wächst sie noch heut des Tagens, — 90) Wagenblume, chrysanth. leucanth, Lin.; anderswo 4) Sie ist ein Bild des Blitzes, der die Gewitterwolke sprengt ete. ! 149 »St. Petersblumene !) genannt, Höfer Ill. 265. Eben derselbe deutet die in der Heimat üblichen Namen »Wagen- oder Rad- blume« damit, dass man sich dabei die Gestalt eines Wagenrades vorstellt ?). — Man nimmt die Blume, zupft die Strahlen bis auf einen aus, nimmt sie dann zwischen die Hände und dreht sie unter den Worten: »Spitz, spitz, Wo mein Weib sitzt«e herum. Wo nach geendetem Drehen der Strahl hinzeigt, aus der Gegend ist die Zukünftige. — Oder man nimmt die gelben Samen, legt sie auf die äussere Handfläche und schwingt die Hand in die Höhe, So viele Samen nun auf ihr liegen geblieben sind, mit so vielen Kindern wird die künftige Ehe gesegnet (oder auch, so viel Geld bekommt man). — Die Dirnen reissen die Strahlen der Reihe nach ab; mit wel- “chem sie beginnen, ist beliebig, und sprechen dabei: »Jungfrau, Kellnerin, Köchin, Sau.« Knaben: »Edelmann, Bettelmann, Bürger, Bauer.« Kinder ohne Unterschied des Geschlechtes: »Kaiser, König, Amtmann, Schöri.«a Das Wort nun, welches auf den letzten Strahl trifft, bestimmt die Zukunft, Aehnliches thut man mit dem Manätresäl in Steinerkirchen und Umgegend: »auch Mangäresäl« genannt. — Um den Atter- und Mondsee bedient man sich der Wagen- blume, welche hier » Wucherblume« oder auch »Bedl- mändl« heisst, um zu erforschen, ob man das Jahr noch am Leben bleibt oder nicht. Man legt sie nämlich auf ein Brett und lässt sie über Nacht im Freien, Dessen Blume des andern Mor- gens verwelkt ist, der stirbt noch in dem Jahr. — 94) Wegerich, plantag. media. Lin. Man reisst die Blätter mitten quer ab, und die Zahl der hervorstehenden Aederchen ent- spricht der der begangenen schweren Sünden. Die Kinder, wenn sie dieses thun, sagen dabei: »So viel Fadn, So viel Lugn.«e Er heisst auch das »Sündenkraut.e — 1) Dieser Name schon weist auf Gewitter hin. — 2) Auch Wagen und Rad deuten auf Gewitter. — 150 92) Wegwart, cichor. intyb. Lin. Wer an einem Apostel- tag eine Wegwart ausgräbt, am besten eignet sich biezu ein Hirsch- geweih, auf keinen Fall aber darf man die blosse Hand dazu gebrauchen, sichert sich die Liebe der Person, welche er mit ihr berührt. — Ein Mädchen weinte unmassen um ihre Matter '), welche der Tod hinweggenommen hatte. Umsonst versuchte man alles mögliche, sie zu trösten. Selbst u. liebe Frau erschien ihr und tröstete sie vergeblich. Sie gab nur immer zur Antwort: »Eh ih thue's Woan äfhe'n, Wül ih liebär zara Wögwart we'n!« Zur Strafe wurde sie dazu verwandelt. Die Wegwart wechselt, wenn sie blüht, 3mal des Tages die Farbe; morgens ist sie dunkel-, Mittags lieht-, Abends fast weiss- blau. — Pflückt man eine Wegwart in der 12. Stunde Mittags und steckt sie in einen Ameishaufen, so fliessen bald Blutstropfen am Stengel herab. Es ist aber ein Frevel, es zu thun. — 93) Weichselbaum. Weichselbäume werden von hei- rathslustigen Dirnen am Thomasabend, unter einem gewissen Spruche gebeutelt. —- Mit Schiefern aus einer Weichselwurzel stöchert man die Zähne aus und lässt sie (die Schiefern) sodann wieder ver- wachsen. Es hilft gegen das Zahnweh, — 94) Weide, Fälwä, Fälbärä ?. Mancher nimmt zu dem Palmbuschen auch Zweiglein von der gelben Felber, von dem Volke »Felber« schlechthin genannt, von der jedoch immer die »Wil«, d. h. die Widlein (Bänder aus Holz) sein müssen. Von der weissen Felber oder der »Palmstaude, auch Weide schlechthin heisst sie das Volk, nimmt man, in der ganzen Um- gegend von Kremsmünster, die Mu’| zu dem Palmbuschen, d. h. die Kätzchen, welche einen Hauptbestandtheil desselben bilden. — Die dünnen, biegsamen Rütlein der Felber gebraucht man, um damit die Gelbsucht zu wenden. Auch zum Kreisstehen bedient man sich ihrer. — Ueberhaupt bohrt und vernagelt man Krank- !) Versionen derselben Mythe nennen statt der Mutter den Geliebten. — ?2) Würde in der Schriftsprache Felberich lauten, — 151 heiten häufig in Felberstöcke; man »bindet,« »hengt« sie auch dran. Man nimmt eine Felbergärtn, macht 3 Knoten darein und sagt jedesmal: »Widl dich, widl dich, Fiebä sänd 72; dös Fiebä, dös ıh han, dös bind ıh a’ den Felba an.« Der Felberstock dorrt ab, und das Fieber weicht. Oder man lauft 72mal um eine Felb4- staudn und spricht: »Wind dich, Widl, wind dich, Fiebä sand 72; dös Fiebä, dös ih han, Dös heng ih dran.« Die Felberstöcke sind meist zerspalten und zerrissen und moderig und zwar, weil Judas sich an einem »Felwä» erhenkt hat. — In der Regau, unweit Kremsmünster, stand einst, alte Leute denken cs noch, ein Felberstock, von dem die Rede gieng, man könne ihn nicht aus dem Boden herausarbeiten; auf jeden Streich oder Hieb sprühe Feuer aus ihm. ') Das Feuer wurde mit dem Teufel in Verbindung gebracht. — Redensart. Gewachsen sein, »wierä Fälwastock.« 2) 95) Weinkraut, ruta graveol. Lin. Höfer III. 277. Das Weinkräutel hat eine erwärmende, schweisstreibende Kraft, wider- steht der Fäulniss, Pest und dem Gift, dienet daher wider Lungen- sucht, Krebsschäden, ungesunde Ausdünstung. In dieser Absicht wird es theils in den Freithöfen gepflanzt, theils Todten in den Sarg gelegt und heisst desswegen auch »Todtenkräutel.« In Sierning und Umgegend gibt man den Leichen Kränze von Weinkraut um den Hals, oder legt sie ihnen auf die Brust; sie werden beim jüngsten Gericht zu lauter Goldblumen. — Aus Weinkraut macht man auch die Weihbüschlein; man legt auch diese, bevor der Sarg verschlagen wird, zu dem Todten in die Bahre, — 96) Weisswurz, convallar. polygon. »Unsere Buben, Höfer Ill. 310, legen die gestossene Wurzel über, um die blauen Flecke zu vertreiben, welche sie bei Raufhändeln erhalten haben.« 1) Hier zeigt sich der Felber gar sprechend als Abbild des Gewitters, der Gewitterwolke. — 2) Scherzhafte Umschreibung eines schlechten Wuchses, — Auch der Felber tritt als »Felbinger« auf, — 152 97) Widertat, Widerton. !) Kriminalakten Scharn- stein 1648: »Eine herrliche Sach, dass man einen nicht verzau- bern kann, wächst auf den höchsten Felsen und muss bei ab- nehmendem Mond gegraben werden.« — Im Verein mit Kulkraut und Ehrenpreis tritt es in einer ungemein oft vorkommenden Sage auf. Der Teufel wollte einst in Gestalt eines Jägers ein Mädehen verführen. Oft war er schon nachts an ihr Fenster gekommen, sie war, so zu sagen, beinahe schon sein. Da ersab sie einmal, als sich der Liebhaber nach einem nächtlichen Besuche wieder entfernte, an dem Pferdefuss, dass es der Böse wäre, Sie setzte nun einen Kranz von Ku’lkraut, Ehrenpreis und Widertat, auf den Kopf und steckte einen cben solchen Strauss vors Fenster. Als nun der Böse sein Lieb wieder besuchte, musste er in der Ferne bleiben, Kranz und Strauss liessen ihn nicht zum Fenster, und traurig singend: »Ku’lkraut, Ehrenpreis und Widertat, Habn mieh um mein Herzliebste bracht!«, zog er ab, um sich nie mehr einzufinden. — Häufig, besonders im Flachlande, hört man statt des Wider- tat das »Weinkraut« nennen, — 98) Wurmkraut, Zanacel. vulg. Lin. Wird wider die Würmer gebraucht. Unter dem Namen »Wurmsamen« sind vor- züglich chenopod. anthelmint. und artemis. judaic. bekannt. Höfer I. 308. 99) Zeitlose, colchie. antumn. Lin. Die Zwiebeln der Herbstzeitlose, »Ruhrwurzn«, »Ruhräpfel«, auch »Kaibl« genannt, schützen, im Sacke getragen, vor der Ruhr. Die oft schon im März oder Frühling hervorsprossenden Samenbeutel nennt !) Güldner Widerton, polytrich. wur. heisst auf Island Sifshar, d. h, Haar der Göttin Sif. Bei uns soll polytrich. eommun. unter dem Volke Jung- frauhärlein» heissen. Pflanzen, welche das Volk bei uns mit Frauennamen nennt, sind nach Höfer ausser den bereits angeführten: briza media, u. l. Frauen Haar; dianthus plumar., zottichtes Gretl; nigella damascen., Gretl in der Staudn; galanth. nivalis., Schneekatherl; galium verum, unser l. Frauen Bettstroh; parnassia palustr. Frauenblüemel ; fanacet, balsamita, Frauenmünze, — 153 das Volk »Märzenkaibl.« In Buchkirchen tritt die Herbstzeitlose unter dem Namen »Rockästimpfl« auf. 9) — Aus den Zwiebeln der Zeitlosen wird eine »Lausschmir« ge- braten, — 100) Zwetschkenbaum. Man beutelt sie am Thomas- abend, wie die Weichselbäume, — Das Mies des Baumes ist gut gegen offene Schäden. — Am Ende sei noch einiger Heilmittel, zu deren Bereitung mehrere Kräuter und Pflanzen zugleich dienen, und gewisser Tage gedacht, an welche sich Bräuche knüpfen, welche mit Kräutern und Pflanzen in Verbindung stehen. — 101) Bettlersalbe, auch grüne Salbe, wnguent. mendicor. Höfer 1. 80. Man nimmt dazu Alberbrossen , Knospen von Birken und Eichen, Brennesselblätter, Wachholderbeeren und Abbisswurzel und kocht sie, gut zerstossen, in frischer Butter ein, bis die Flüssigkeit verzehrt ist. — 102) In den Rüthen der heilkundigen alten Weiber spielen die Salssen eine wichtige Rolle. Ausser den im Verlauf be- reits genannten sei als besonders »kräftig«e noch der »Wein- schärling«- und der »Kreuzbeersalssn« erwähnt, so wie einer Art Seimes, der aus jungem Aepfelmost durch Ab- kochen bereitet wird. — 103) Pestessig, auch Spitzbubenessig genannt. Vor- züglich ward Rosmarin, Weinkraut, oft auch Kranewitbeeren dazu genommen; nebst diesen Salbei u. s. f. Höfer III. 169. 104) Der »Neidraucka«, womit man das Vieh öfters räuehern soll, damit ihm der Neid nicht schaden kann, besteht aus folgenden 9, einst auch geweihten Kräutern: 4) Widertat; 2) »Nimm mir nichtss; 3) Wagenkraut, patentill. anserin. Lin.; 4) Falsches Weinkraut, asplenium ruta murar.; 5) Zögerlkraut, dieran. scopar.; 6) Ku’lkraut; 7) Johanneskraut; 8) Schelmkraut; 9) Echtes Weinkraut. — #) Bei dieser Namensbildung ist wol nicht nur das Aussehen der Pflanze, sondern auch die Zeit, wann sie blüht, bestimmend gewesen. 154 Statt Widertat nimmt man auch Wermuth und statt »Nimm mir nichts« Fünffingerkraut, potentilla reptans. — B 105) Palmsonntag »Palmbuschen.« In Steiner- kirchen und Umgegend nimmt man zu den Palmbuschen: 1) Palm- zweige (siehe Weide); 2) Felberschüss ') (siehe Weide); 3) Hasel- schüsse ; 4) Segenbaum, juniper. sabin. Lin.; 5) Zwülindn; 6) Eichen- zweige; 7) Schrädl, ilex aquifol.; 8) Älbäräzweig; 9) Kranewit- wipferl; 10) Wintergrün, hedera helia; 11) Buchsbaum. Zu Stäblein werden junge Haseln, zu Widlein dünne zarte Felberrüthlein gebraucht. Die Mu’ liefert die »Weide« (siehe Weide.) Nicht selten bindet man auf den Palmbuschen Aepfel, welche für diesen Tag eigens aufbewahrt wurden; die Zahl schwankt zwi- schen 4 —5, beträgt aber kaum jemals mehr. Mitunter bindet man in den Palmbuschen auch ein Päcklein Wicken, um sie nach der Weihe den Tauben zu füttern, damit sie »das Flöogad nicht fahe.« Auch ein rothes Seidenband sieht man öfters angebunden, welches nöthigen Falls wider das »Leogföor« (Rothlauf) gebraucht wird. — Der Grund, warum man den Palmbuschen eben so zusam- mensetzt, liegt in deu Meinungen, welche man von den verschie- denen Bestandtheilen desselben hat. Von dem Buchsbaum heisst es zwar, er diene nur als Zier. ?) Den Segenbaum nimmt man, weil auf ihm und überall, wo er ist, der Segen Gottes ruht; 3) er fehlt daher auch nicht leicht in dem Palmbuschen. Scehrädl kommt vorzüglich in die Büschlein, welche für den Stall, besonders Rossställe, bestimmt sind. Er ver- 1) Neue, frische Schösslinge. 2) Scheint kaum glaublich. Ueberdies heisst es hie und da von ihm, er müsse dabei sein, obwol er »keine Weihe annehme.« Auch die Eichen- zweiglein nehmen diese nicht an. — 3) Stützt sich nur auf das aus »Seben« entstellte »Segen«; es ist mithin nicht der wahre Grund. — 155 hindert den Teufel, das Vieh, vornehmlich die Rosse bei der Nacht zu quälen, zu »reiten.« Dasselbe gilt von den Eichenzwei- gen, nur dass sie weit häufiger als Schrädl und besonders die gebraucht werden, woran wenigstens etwas altes Laub ist, Sie halten überall, in Stuben und Ställen und auch auf Feld und Acker, Teufel und Hexen ab. Die Kranewiten haben dieselbe Kraft; wo Kranewiten sind, da können Teufel und Hexe nicht hin. Die Beziehung der Haselstaude zu Ernte und Stall wurde bereits be- sprochen, Von der Zwülindn heisst es, sie hätte eine besondere Kraft, weil dem Heiland, als er seinen feierlichen Einzug in Jeru- salem bielt, nebst Palmen auch Zwülindn gestreut wurden; Er also selbst darüber gewandelt ist. — Am häufigsten jedoch, denn es findet sich vielleicht kaum ein Palmbuschen, der die angeführten Stücke sämmtlich in oder an sich vereinigte, nimmt man neben den Palmzweigen und Palm- mu'ln Segenbaum, Zwülindn, Hasel- und Eichenzweige ; ebenfalls noch häufig kommen Schrädl, Kranewiten, Älbärä- und Felber- zweige und Wintergrün vor, am seltensten Buchsbaum u. Wicken. — Von dem Gebrauche der Palmbuschen wird zu dem bereits Angeführten der Vollständigkeit halber noch bemerkt, dass man sie auch in die Getreidekästen steckt und bei Hochgewittern Theile davon ins Feuer wirft. — Man geht nüchtern zur Palmweihe und isst, heimgelangt, vor allem andern 3 Palmmu’l. — Wenn der Palmbuschen bis zum Sehnitt austreibt, heirathet die Person, welche ihn in das Feld gesteckt hat. — 106) Gründonnerstag. Das erste, junge Grünzeug setzt man, wo möglich, am Gründonnerstag auf. Auch zupft, wer im Hause die erste Grünspeise zuerst kostet, den Tischnach- bar am Obrläppchen, der dasselbe dem folgenden thut u. s, w. — 107) Ostertag, »Osterblümcehen.« (Innviertl.) Der »Dienstbube« muss Vormittags nach dem Hochamte Blumen oder doch »Sahern«, d. h. Spitzen der jungen Saat oder des sprossen- den Grases, von Feld oder Wiese holen. Zu Hause legt man sie in der Mitte des Tisches, der mit einem weissen Tuche gedeckt ist, im Kreise herum und setzt innerhalb desselben das Essen auf, — 156 108) Georgitag. »Georgiwisch.« !) Für diesen Tag macht man in Buchkirchen und Umgegend einen Wisch aus dem »Grassat« einer Rothtanne (Fichte), einer Föhre und einer Krane- witn, um damit am Georgitage selbst vor der Sonne auszukehren, Eine Person spritzt auf, die andere kehrt, wenigstens einen Strei- fen in der Mitte hin. Das Kehricht wird auf eine Kreuzstrasse getragen und 2 Besen kreuzweise darüber gestelll, — 109) Frohnleichnamskränze, (Innviert). Am Vor- abend bindet man kleime Kränze von Ku’lkraut und Kleeblumen und wickelt einen Zettel darum, worauf der Name des Kranzbin- ders geschrieben steht. Während des Amtes am Tage selbst legt man sie in die Nähe des Hochaltars. Bevor die Prozession be- ginnt, nimmt der Messner oder »Grabä« die sämmtlichen Kränze und trägt sie während des »Umganges« hinter dem »Himmel« her. Nach dem Umgang legt er sie wieder in die Nähe des Hochaltars, woselbst sie die Oktave hindurch liegen bleiben. Erst dann nimmt man sie heim, um davon verschiedenen Gebrauch, besonders für den Stall zu machen. Man gibt davon zwischen 2 Brotschnitten dem Vieh ein, den Rest legt man auf ein Milchbrettel, um ihn in den Rauhnächten dem Vieh einzufüttern, oder davon bereit zu haben, wenn ein Stück erkrankt oder verkauft wird. — Auch ge- räuchert wird damit. — Im Mühlviertl darf oder durfte in den Frohnleichnans - Krän- zen vor allem das »Ku’lkraut« nicht fehlen. — Zu diesen Kränzen nimmt man (Gunskirchen) vorzüglich: Steinnägl, Jungfrauhärl, Jungfrauschuäl, auch Taubenkröpferl ge- nannt, lofus eornieul.; Kornblumen und Ku’lkraut. — 410) Sonnenwendetag. Am Abend vor dem Sonnen- wendetag steckt man während des Gebetläutens Blumensträusschen gegen Sonnenaufgang an die Fenster. Dessen Blumen am andern Morgen noch frisch sind, der bleibt das Jahr am Leben. Sind sie aber welk, so stirbt er. (Attersee.) — 1) Ist als Abbild des himmlischen Gewitterbesens zu nehmen. — 157 414) Maria Himmelfahrtstag. Kräuterweihe. Diese fand auch in Oberösterreich bis tief ins vorige Jahrhundert hinein statt, und man trug die geweihten Aestlein, Zweigehen etc. theils bei sich, theils bewahrte man sie im Hause; auch dem Vieh gab man davon ins Futter. — Die Heilkräuter soll man alle »zwischn den Frautagn« oder doch in »altn Man« sammeln. G) Steine. 4) Blutstein. Wer stark Nasenbluten hat, der nimmt, um es zu stillen, einen Blutstein !) in die Hand. 2) Donnerstein. Die »Da’rästoal« sind weisse, durch- sichtige Steine, welche Feuer geben; mit dem kleinsten Bröcklein davon kann man beim Raufen einen erschlagen. — (Altmünster) Donnersteinl werden häufig bei der Feldarbeit in Aeckern gefunden und Abschabsel davon dem Vieh, wenn es nicht gerne fressen will, eingegeben. — 3) Eisen. Wer Eisen findet, hat den Tag über bis zur Stunde noch nicht gelogen. — Hat man sich verwundet, so legt man eine Messerklinge auf den verletsten Theil. Die Wunde schwärt dann nicht, voraus- gesetzt, dass man dabei nicht gescholten. — 4) Feuerstein. Man schlägt mittelst seiner Feuer über Stellen des Körpers, an denen sich der Rothlauf zeigt. — 5) Furehtstein. Das »Firöchtstoa’]« hängt man Kindern furchtsamen Näturells um den Hals oder an die Brust. — 6) Gallstein. So nennt man Steine, welche sich in der Gallenblase von Thieren finden; sie sind gut für »Gicht und Gall.« 7) Gold. Man hängt es sich um, wenn man die Gelb- sucht hat. Es hilft schon, wenn man ein Kind, welches diese Krankheit hat, in den vergoldeten Messkelch schauen- lässt, — 1) Das Volk nennt den Rotheisenstein so, — 158 8) Harnstein. !) Der Stein, der sich in der Harnblase eines Ochsen findet, wird zu Gold. — + 9) Himmelsstein.?) »Ist im Lande ob der Ens un- weit Traunkirchen zu finden. Der weisse dient dem weiblichen Geschlechte, der rothe oder graue dem männlichen.« Nun preist der Zettel die Wirkungen des Steines an und schliesst: »Wenig- stens kann das Pulver hievon sicher und ohne Gefahr versucht werden, welches schon vorlängst von zweien hochgelehrten Doc- toren der Medizin (es werden Namen und Wohnort genannt) vor gut geheissen und approbirt worden. — 40) Kiesel. Findet man zufällig auf einem Zaun einen »Kizlingstein«, so bedient man sich seiner, um damit die Hühneraugen zu wenden, Man »umreisst« sie nämlich damit, in- dem man dabei einen gewissen Spruch hersagt. — 41) Kupfer. Man hängt es sich gegen den Rothlauf an. Jedoch muss man es, soll es anders helfen, von dem Kupfer- schmid erhalten, ohne darum zu bitten; auch danken darf man nicht, — Für das Nasenbluten ist es gut, ein Stück Kupfergeld in die Hand zu nehmen. — 12) Schreckstein. Man hängt ihn Kindern um, welche im Schlaf öfters Zeichen von sich geben, als ob sie einen plötz- lichen Schreck erführen. — 1) Harnen und Gewilterregen sind wol einst, wenn auch später und durch Verkehrung auf einander bezogen werden. -- Mit einer Gewitterpflanze dem Seidelbast oder »Seidelbaum« wendet man dem Vieh die Harnwinde. In Wiese oder Acker harnen, wird, wenn auch nur scherzweise, für etwas die Fruchtbarkeit in einem so hohen Grade beförderndes ausgegeben, dass an einen andern als den natürlichen Grund gedacht werden muss. Ich erinnere auch an das einst häufig gebrauchte Wort Brunn für Harn. — Was den Harnstein oben betrifft, erscheint er mir also nur als das in der Harnblase des Ochsen, in der Hülle der Gewitterwolke verborgene Gewittergold selbst. — 2) Von einigen andern ausländischen Steinen, von deren Heilkraft alte Anschlagzettel etc, melden, bei einer andern Gelegenheit! —- 159 13) Stein im allgemeinen. Verwundet man sich auf dem Feld oder im Walde, so nimmt man den nächst besten Stein, umkreist damit dreimal die Wunde im Namen des Vaters u. s. w. und legt ihn hierauf wieder genau an den Platz, woher man ihn genommen hat. — Auch »Gicht, Gall und Schwund« wendet man mit einem Feldstein und zwar dem ersten besten. Doch muss man mit ihm einen Kreis um das Feld ziehen, woraus man ihn eben nimmt, und dabei sagen: »Stein, ich nimm Dich aus diesem Grund Und wend mit Dir Gicht, Gall und Schwund.« Im Namen Gottes des Vaters ete. ete, — 14) Auf dem Rosskogl hinter dem Almsee findet sich an einer Stelle eine Erdart, welche eigentlich gelb gefärbt ist, Man glaubt, sie wäre zum Goldmachen geeignet, — Ä 1 er = | " dia ah Than in Are and rin Setiteam ah wi To tot mob dom geile voii \ nr oh he > tücne lg! ’ sie rapie hl Cake. bike in a ken ns abebsaiapie Wohin bau"einabhuit vera. Air sh u uno madsis Both). un on ee 2 della! dei: wiss ua DE ne uihspisrahehe 2 dokn Hs MR bus# ac) sein dena au” aa ee Ik lnläte role ib oo ua mh \ 8-10 Vokal ana tik hr ee ‚ei: dato ae. ak aa ro ua PRELEEmER N 22. Ara abend mu ariunil , h PH ORBe0h Bes & CE ran EE Fr u I a ini sılıbı MN jr „0 E iz MR u UL HE elta u uw] 2‘ Ar; soll RR Hedrofi JIiysakl ui HM ‚B Aid - pi das. SNaRuriglituiu au 12 —_ Per sand Fre Turn : x 2 12) Sohtreekates 1. Aa ee dmierum in 2 u va; Sehaheg jRerä Zscuopn: Torx Beh rien ale Bir, Ar ohren. Seheauke Ellis. SE TRERLe Bu > >” ü A EU k „ ypaniyen yne I Pr es { 3 ir Were N wer a u Ar % Kırıra " wi Y wre . a in Wege ie Ab “2 Prnslniberte 2a et r an. Ben RR A I IIUGR 2 gan-: De — m “ . Br ee bepänit u) oa 1,0 are ne re Re Fr ı «alba Kar do ua 2 \ SEE a 3: + a ea ac Fe | 161 Zur Seite 22. Feuersegen a. Von Gott und seines Gesandten, unsers lieben Herrn Jesu Christi, 7 unsers Herrn, Heilands und Seligmachers, ein gnadenreicher Feuersegen. so allen frommen Christen in grossen Feuers-Nöthen kann damit geholfen werden. Er ıst auch dermassen gut und nützlich in einem Haus und Hof zu bewahren, wegen allem widerwärtigen Unglück des Feuers, auch zu allen Brunsten gut und dienlich; auch zum Gebrauch der harten Kindesmütter, um sie von ihrer harten Leibsgeburt zu entledigen. ee En enazunpeseenene I | Jesus hat am heiligen Oelberg S. Mathäus S. Markus | \ blutigen Angst-Schweiss ge- + Consum + matum est \ schwitzet, um das mensch“ S. Lucas S. Joannes liche Geschlecht zu erlö- S. Michael S. Gabriel sen, und vor allem Un- S. Rafael S. Uriel glück des Feuers zu S. Florian $. Vitus IN behüthen. Amen. Ora pro nobis 5 r Jesus, Maria B2 u, Joseph. 3. N. R.J. I.N.R.J. tttt Wenn man das Feuer siehl, muss man es schon von weitem ansprechen und sagen: Sei mir willkommen Feuersgast , greif nicht weiter, als du jetzt hast g’fasst, das gebieth ich dir Mus. Jahr, Ber, XXI, 1 162 Feuersglut im Namen der allerheiligsten Dreifaltigkeit, Gott des Vaters 7, Sohnes 7 und heiligen 7 Geistes. Amen. 3 Mal. Hernach, wenn du beim brennenden Haus oder Gebäude bist, geh rechter Hand 3 Mal herum, und bete 3 Mal folgende 3 Gesetzel, oder was im Kreis inwendig steht. Kannst du aber um das Haus oder Gebäude nicht herumgehen, so bleib’ dort ste- hen, wo das Feuer am gefährlichsten ist und bete: O0 Feuer und Gluth! ich gebiethe dir durch Gott und sein h. rosenfarbes Blut, 7 dass du mir unterthänig bist auf diese gegenwärtige Stund und Augenblick durch den wahren und lebendigen Sohn Gottes meines himmlischen Vaters. T O0 Feuer und Gluth, stehe still, so wahr als Jesus Christus stunde am Stamme des h. Kreuzes. f O Feuer und Gluth,, behalte deine Flammen, so wahr als Maria, die Mutter Jesu, behielte ihre Jungfrauschaft, durch Christi Geburt und seine hl. Auferstehung und durch seine hl. Him- melfahrt und durch alle Erzengelein Gotles 7, damit Gott der Herr Jesus Christus den Himmel damit bezieret hat. O Feuer und Gluth, diess gebielhe ich dir bei dem strengen Gerichistag, da Goft der Herr kommen wird und erwecket alle die todten Menschen in dieser Welt. O Feuer und Gluih, in Gott den himmlischen Vater gib ich dich 7, und in Gott den Sohn befehl ich dich 7 , und in Gott den hl. Geist verpflicht ich dich. 7 Auch Gott bei seinen hl. 5 Wunden beschwör ich dich, 7 dass du mir, o Feuer und Gluth, in Dampf und Rauch verschwinden musst. O Feuer und Gluth, das gebielhe ich dir durch das bittere Leiden und Sterben unsers lieben Herrn Jesu Christ, dass du stille stehst und nicht weiter gehest, Im Namen Gott des Vaters 7 und des Sohns 7 und des hl. Geistes. 7 Amen. O Feuer und Gluth, dir sei gebothen bei der göttlichen und lebendigen Kraft Gottes 7, dass du, o Feuer und Flammen, in diesem ganzen Haus und Hof und sammt allen denen, so darin 163 | sind, bei dem hohen und theuern Namen Jesu Christi F nichts magst thun, weder verderben, bis dass unsere liebe Frau, die Mutter Gottes, einen anderen Sohn thut gebären, in Jesu | Christi 7 und der allerseligsten Jungfrau Maria und Mutter | Gottes Namen, e Er \ des Feuers. ttF7 Tops N Feuer und Gluth, mit aller. deiner Hitze Roth bist du beschwört bei Sonn und Mond, bei Laub und Gras, bei Himmel und Erden und bei allen Erzengelein und bei der allerheiligsten Dreifaltigkeit ! Im Na- men Gott des Vaters t und Gott des Sohns + und Gott des hl, Geistes t Amen, dass du, o Feuer und Flammen, in diesem gan- zen Haus und Hof ohne allen Schaden und Leid stille stehest, also wie das Wasser in dem heil. Jordan still gestanden ist, da der heil. Jünger Johannes Jesum Christum getaufet, den lebendigen und wahren Sohn Gottes; so widerfahret deinem Haus und Hof und allen die darin sind , Fried und Freud, auch gute Gesundheit bis in Ewigkeit. Jesus Chri- stus der Herr behüthe uns vor dem Höllenfeind, er gebe uns seine göttli- che Grad und Segen hier zeitlich und dort ewiglich. Die hohe und unzer- theilte heil. Dreifaltigkeit, ewiger Gott Vater + Sohn + und heil. Geist + Amen; der Friede und Segen unsers lieben Herrn Jesu Christi und die Kraft und Wirkung seines allerheil. bitteren Leidens und Sterbens und das Zeichen des heil. Kreuzes + und die unbefleckte Empfäng- niss der glorwürdigsten Jungfrau und Mutter Gottes Maria und ‚der Segen aller Heiligen und der heil. Erzengelein ein Schutz und Verdienst und Gebeth aller Auserwählten Gottes br die stehen vor mich und alles, was unser ist, we- gen aller Widerwärtigkeiten und Unglücks des Feuers, jetzt und in Ewigkeit, m‘ av RS yo° T uttapg sıasun uabaS oa Mein Gott und zukünftiger Richter Jesus Christus 7, erhöre diesen christlichen Feuersegen um deines bitteren Lei- dens und Sterbens willen. Dann nimm 3 händevoll Erde, Koth oder Schnee und wirf es ins Feuer rückwärts im Namen 7 f j. Amen. 5 164 Hernach geh weg an einen einsamen Oıt, dort kniee nieder und bethe zu Ehren der heiligen 5 Wunden Jesu Christi 5 Vater un- ser, Ave Marie und einen Glauben. Nun ist man fertig, alles üb- rige lässt man dem allmächtigen Gott und der Hilfe guter Menschen über, oder man kann auch im Nothfalle noch mithelfen. Jesus % Nazarenus 7 Rex 7 Judaeorum. 7 Jesus, Maria und Jesef und der heilige Florian, der ist al- lem Feuer ein Patron. Das ist der gerechte und approbirte Feuersegen, welcher durch den Zigeunerkönig aus Egypten zu Jerusalem auf dem hei- ligen Grab ist erfunden worden im Jahre 1315 nach der gnaden- reichen Geburt unsers Herrn, Heilands, Erlösers und Seligmachers Jesu Christi. Er ist ausgewählt gut und nützlich in einem Haus und Hof zu behalten wegen allem Unglück des Feuers, auch zu allen Brunsten gut, und dienlich zu gebrauchen den harten Kindes- müttern, um sie von ihrer harten Leibs - Geburt zu entledigen. Behaltet diesen Brief immer in eurem Haus und Hof. Las- set ihn niemals über Nacht aus eurem Hause, Bethet alle Frei- tag zu Ehren des bittern Leidens und Sterbens Jesu Christi 5 Vater unser, 5 Ave Maria und 1 Glauben, so könnt ihr euch mit Gewissheit auf die Kraft dieses Briefes und seiner darin ge- schriebenen Worte verlassen. Gelobt sei Jesus Christus in Ewigkeit, Amen. V. J.0.6.D. ee Feuersegen bh. Ein gewisser Feuersegen, so allzeit hilft. Das wollte (walte)) das bittere Leiden und Sterben unsers lieben Herrn Jesu Christ: Feuer und Wind und heisse Gluth, was du in dei- ner elementischen Gewalt hast, ich gebiethe dir bei den Leh- ren Jesu Christi, welche er gesprochen hat über den Wind und das Meer , die ihm aufs Wort yehorsam gewesen, durch diese gewaltige Wort, wie Jesus gesprochen hat, thue ich dir, Feuer, befehlen, drohen und ankündigen, dass du gleich flugs dich sollest legen mit deiner elementischen Ge- walt, du Flamm und Gluth, das wolle (walte) das heilige rosenfarbe Blut unsers lieben Herrn Jesu Christi! Du Feuer und Kind (Wind) und heisse Gluth, ich gebiethe dir , wie Gott gebothen hat dem Feuer durch seine h. Engel, der feuerigen Gluth in dem Feuerofen, als die 3 heil. Männer Sadrah und seime Mitgesellen, Mesach und Abed Nego durch Gottes Befehl dem h. Engel befohlen (?), dass sie sollen un- werzehret hleiben, wie es auch geschehen. Als (also) sollest gleicherweis du, Feuerflamm und heisse Gluth, dich legen, da der allmächtige Gott gesprochen, als er die 4 Elemente sammt Himmel and Erde erschaffen hat: Fiat, fiat, fiat, das ist, es werde im Namen Gottes des Vaters etc. Amen. 166 Feuersegen c. Nach mehreren heiligen Worten, welche aber zum Theil Entstellungen erlitten haben, ist ein Kreis (die Feuerkugel) ge- zeichnet, innerhalb dessen verschiedene heilige Namen , mancher- lei Zeichen und Charaktere sich eingeschrieben befinden. Hierauf folgt : »Wo dieser Segen mit der Feuerkugel in einem Haus ist eingemacht, da kann kein Feuer ausbreehen, und ist versichert vor aller Feuersgefahr. Oder wenn man den Segen -in einer Brunst sprieht und ein wenig von der Feuerkugel in das Feuer wirft, so kann es nicht weiter kommen.« Das ist der rechte, approbirte Feuersegen von einem König in Egypten, weleher in Feuersnoth oft ist probirt worden. Der Allmächtigste, Allerweisiste, Allerdurchlauchtigste und Unüberwindlichste Fürst und Herr, Herr Jesus Chri- stus, wahrer ‚Gott von Ewigkeit, Gekrönter Kaiser der himmlischen Heerscharen, Erwählter Köniy zu Sion und des ganzen Erdbodens, zu aller Zeit Mehrer der heil. christ- lichen Kirchen, Einiger Hoherpriester und Erzbischof der Seelen, Kurfürst der Wahrheit, Erzherzog der Ehren, Her- zoy des Lebens, Markgraf zu Jerusalem, Landgraf‘ in Ga- lildäa, Fürst des Friedens, Graf zu Betlehem, Freiherr von Nazareth, Obrister Kriegshelt seiner streitenden Kirchen, Richter der höllischen Pforten, Triumpkierender Sieysherr und Ueberwinder des Todt und des Teufels, Herr der Herr- lichkeit, Pfleger der Wittwen und Waisen, Trost der Ar- men und Bedrängten, Richter der Lebendigen und Todten, und des himmlischen Vaters Geheimster und Vertrautester Rath, Ein Herr des Feuers und des Wassers und der gan- zen Welt regierender Herr, Herr TEZ2MI CVHZTEREV.FLY TBENLD TG Feuer und Flammen, als ich dich siehe an, du sollst stille stehn! Das yebiet dir der heilige St. Florian, dass du still 167 stehest! So wahr als stille stund das Wasser im Jordan, da St. Johannes taufte. Feuer und Flamm, du höchster Gast, Greif nit weiter, als was du hast; (es) Brenne keine Flammen zu dieser Frist bei dem süssen Namen Herrn Jesu Christ; Halte ein und auf mit aller Macht, So wahr als Gott Himmel und Erden geschaffen hat, dass du, Feuer und Flamm, bist gebunden mit den Banden und Stricken, daran unser lieber Herr Jesus Christus gebunden war. Feuer und Flamm, Du wahres Element, dich hat Gott ge- segnet, so wahr als den Kelch und den Wein und das wahre Himmelsbrot, das Gott seinen heil, zwölf Jüngern gab. Feuer, stehe still und gehe nicht weiter und fehr (ferre, ferne), als ich N. begehr, bis Maria, Mutter Got- tes, ein andern Sohn gebär: das zähle ich dir, Feuer, zur Buss bei der Kraft Gottes des Vaters ete. etc. Amen. Fa = a ns ‚ssahron sch BR zn humis har. an dans 0% Ak Er wsiedsör ub „mine Kinamälliin, sn we; 1 anwil Ca) zinda ah Ra nisse air Viamille Bd wre Bahn Anna fir ech Ei BE EEE 5 a ee TE ee Tee ha an ee OR Bee SRRRRE Rue Ma RER N A ke hg uuieirhid. wu. rh. wi es wenn “yo NE ZUR N Z Kih RER ea aler: “X ie ee A Sie u ers Three Re Ah a rn TE RR Den jo, AR Fi ee A KR th eh re Ar Ar | Fer Be rw ih tod) AarA Si Sz Bei Almüch ao f Allerrerigieig , Altes rent Y un Umübereninktichsie Büren yo Merz Herz, sin, - „Wi rer PT oh. Fecis ei: er ern: u: REP Vremchh rn, Er König ae 8 5 r j dr) yarza Erwtortıs er reee H Hekrei weh Kelle ch ä Hehen: «Bürhaa .W: Hu: Haken meet rad 7% D jagl ü , e Smelen, Kürfdert der Wahrket, ‚Ei 7 Helene aller Wen EN des Kabend , Mirihguer, 5 y Fe ey, } TER Spa, First Tea Frisden, dr; TB" eier I hör Yurzeretlk! Abrdafır.: FRRPWOPE WEISE PER My» ie 7 x 2 Biskirr: der Kelkiahen: Piarien SEE OIEERINTER 217 und Dabern I vr u Ver dr Han Keufreti, De lichkeit; Phrger Art N6 Uhean wm Werere, ro mm und Beitälingten,, , Rickler der Lubatı 7 yon sad ui le tersalksehun Vearlles Gesten word rei Ras, Fila Herr des Pikers vB Een an za ir verieende. Her#.- Herz as u YeLIeRTVG En BI Veneg nt lan ind 8 [772 dicke Fiche nr win], Ds ao dir die AIR Sr Bee 22 ri s c “ @. . L j Zur Geschichte milder Stiftungen Lande ob der Ens. Von Joseph Gaisberger. III. Lieferung: Das Linzer Bürgerspital und die damit vereinigten Stiftungen. —so9r— Mus, Jahr. Ber, XXII, 42 «Selig ist, der des Armen und Dürftigen gedenket; am Tage des Unglücks wird ihn erretten der Herr. Der Herr behüte ihn, und erhalte ihn beim Leben; er bringe ihm Hilfe auf dem Bette seiner Schmerzen, Psalm. 40. vorwort. Die Freunde und Gönner unseres vaterländischen Museums erhalten hiemit die dritte Lieferung: »Zur Geschichte milder Stif- tungen im Lande ob der Ens.« Beschäftigten sich die beiden ersten vorzugsweise mit den Anstalten, welche in der Hauptstadt für Er- ziehung, Unterricht und Bildung der heranblühenden Jugend ge- stiftet wurden, so verweilet diese auf dem Gebiete der Versorgung und Verpflegung des siechen, hilflosen, verlassenen Alters. Und warlich! auch auf diesem hat sich der wolthätige Sinn der Be- wohner dieser Stadt glänzend bewährt und in sechs Anstalten schöne, unvergessliche Denkmale der Mildthätigkeit zurückgelassen. Mehr als hundert Individuen fanden darin für ihr Alter fortwährend nicht bloss eine Stätte der Zuflucht, sondern auch — je nach Verschiedenheit der gebotenen Mittel — ein grösseres oder ge- ringeres Mass von Unterstützung und Verpflegung; jedenfalls soviel, dass sie am Abend ihres Lebens eine friedliche Stelle fanden, wo sie das ermüdete Haupt hinlegen konnten. Aber nicht bloss auf die leibliehen Bedürfnisse der Aufgenommenen beschränkte sich die schützende Fürsorge der Wolthäter; sie umfasste gleichzeitig auch die der Seele, und weckte und unterhielt durch festbestimmte 12% 72 häusliche Andachten und religiöse Uebungen einen frommen und gottergebenen Sinn. — Leider! hat die Zeit, der Umschwung in den Meinungen und Ansichten der Menschen auch an diesen An- stalten so arg gerüttelt, dass von allem, was sie ehemals gewesen, was sie gewährt, wenig — nur noch der Name und ein täglicher Unterstüzungs-Beitrag in Geld — Tagesporlion — übrig geblieben ist. Um so melır bleibt die einfache Schilderung der Gründung dieser Anstalten, ihrer Wandlungen und Schicksale eine heilige Pflicht, welche dem Andenken an die edelgesinnten Stifter und Wolthäter die Gegenwart schuldet. St. Florian, am 8. Mai 1862. Der Verfasser. Das Linzer Bürgerspital und die damit vereinigten Stiftungen. I. Das Linzer Bürger-Spital zum heil. Geist. 1. Fruchtloser Versuch, die christlichen Wolthätigkeits- Anstalten ins Heidentum zu verpflanzen. Mannigfaltigkeit dieser, ihre Vermehrung, Leprosenhäuser, Lazarethe, heil. Geistspitäler. Nieht einmal der arglistigste Christenfeind, Julian, der Abtrünnige, konnte den, alle Verhältnisse des menschlichen Lebens wolthätig durchdringenden und veredlenden Einfluss des Christentums sich jemals verbergen; ja von seinem leidenschaft- lichen Streben, den religiösen Gehalt des Heidentums zu erhöhen hoffte er nur dann einigen Erfolg, wenn es ihm gelänge, jene christlichen Elemente in das Heidentum zu verpflanzen, die nach seiner Anschauungsweise der Lehre des göttlichen Heilandes so zalreichen Anhang gewonnen; wohin er vor Allem die Anstal- ten der Wolthätigkeit gezält hatte. — Kaum sah er sich “daher auf dem Throne gesichert, wendete er dieser Aufgabe seine Sorgfalt zu. Als Augustus zugleich Leiter des gesammten Reli- gionswesens (Pontifewx maximus) schärfte er den übrigen Priestern nicht nur Heiligkeit und Reinheit des Wandels, sondern insbeson- dere auch Milde und Wolthätigkeit gegen jedermann ein; in dem Schreiben an Arsacius, den Öberpriester der Provinz Galatien, befiehlt er die Errichtung von Herbergen in einzelnen Städten, um Fremdlinge, Dürftige, Arme, sie mögen welchem Glauben immerhin 174 angehören, darin mit aller Liebe zu bewirten; für die Mittel, von denen alles bestritten werden soll, habe er bereits Vorsorge ge- troffen. »Es ist eine Schande, fügt er hinzu, wenn von den Juden niemand betteln geht, die gottlosen Gal:iläer (so nannte er höh- nend die Christen) dagegen nicht bloss die ihrigen, sondern auch die unsrigen ernähren, so dass es den Anschein hat, als ob wir den unsrigen keine Hilfe und Unterstützung zukommen liessen. Belehre auch die Heiden, dass sie zu solchen Dienstleistungen bei- tragen ').« — Durch solehe Anordnungen und dadurch befohlene Wolthä- tigkeitsanstalten hoffte er das Heidentum veredelt und gehoben, den heidnischen Baum mit den schönsten christlichen Früchten geschmückt und dem Christentum einen gefährlichen Rivalen an die Seite gestellt zu schen. — Eitle Hoffnung! Was der Kaiser angeordnet, war ein Samenkorn ohne empfängliehen Boden, ein Zuruf, der in den Herzen der Heiden keinen Anklang gefunden, da noch immer die Ansicht Geltung hatte, dass warme Teilnahme als Gebrechen einer kleinlichen Seele alle Guten vermeiden sollen ?). Eine ganz andere Gesinnung beseelte die Christen. Die Teilnahme für Leidende, die Sorge für Dürftige und Arme wurzelt ja Im innersten Wesen des Christentums; auf dem Gebote der Liebe »beruht das ganze Gesez und die Propheten« — und selbst die kleinste Gabe — ein Trunk frischen Wassers dem Durstenden dargereicht, galt gewissermassen demjenigen, der menschliche Ge- stalt angenommen und selbst dieses Gebot, bis zum Kreuzestode befolget hat. — Desshalb war, wie die Apostelgeschichte zeigt, thätige Nächstenliebe bereits im Beginne des Christentums ein un- vertilgbares Merkmal seiner Bekeiner und blieb es, wie selbst der feindselige Julian eingestehen musste, unter dem Schwerdrucke der härtesten Verfolgungen. — Kaum aber waren diese geendet, trat !) Juliani epistola 49. — Kaiser Julian, der Abtrünnige, von J. Auer, Wien 1855. S. 199. ?) Omnes boni miserieordiam vitabunt, est enim vilium pusilli animi. Seneca de clementia I. V, — 175 sie in so hellerem Glanze hervor. — Das Wort des göttlichen Heilandes: »Arme werdet ihr immer unter euch haben« — wol zu Gemüt führend, sorgte die thätige Nächstenliebe nicht nur für die Gegenwart sondern auch für die Zukunft; sie rief unter Lei- tung und Unterstützung der Kirche — Anstalten der Milde ins Daseyn, die auch den kommenden Geschlechtern in den mannich- faligen Nöten und Bedrängnissen des Lebens ein gastfreundliches Obdach darbieten könnten, Bereits im sechsten Jarhunderte werden Anstalten für Arme, Kranke, Verwaisete, Altersschwache ') auf eine Weise erwähnt, dass sie nicht erst damals entstanden seyn können. Die karolingischen Könige voll Eifer und Sorgfalt für die Begründung und den Unter- halt solcher Anstalten bestimmten nach altem Gebrauche hiezu einen Teil der bischöflichen und klösterlichen Zehnten und Opfer, er- klärten die für Arme, Kranke, Dürfige errichteten Gebäude für geheiligte, unantastbare Orte ?) und übertrugen die Aufsicht und Leitung derselben den Bischöfen und Vorstehern der Klöster; ja bald wurde kaum ein Kloster angetroffen, das nicht eine solche Anstalt zur Beherberguug der Fremden, der Armen, der Kranken an seiner Seite gehabt haben sollte. Und nicht ärmer waren die folgenden Jarhunderte an solehen Werken der christlichen Näch- stenliebe. Immer hatte diese wachen und hellen Bliık für die möglichen Gefahren, Leiden und Bedrängnisse der Mitmenschen, um vorbeugend, unterstüzend, helfend da einzutreten, wo Rat, Hilfe, Trost und Schuz am dringendsten schien. Daher sorgte sie nicht bloss für Kranke und Arme, für Kinder und Hochbejarte, sondern — nachdem die Wallfahrten in das gelobte Land, in die ewige Stadt Rom und an andere heilige Orte sehr zugenommen hatten — auch für Reisende, Wanderer und Pilger. Die zu diesem 1) Ptocholrophia, nosocomia, orphanotrophia, gerontocomia. (God. Justi- nian. I. Tit. Ill. 46. 2) Pfochotrophium, id est, venerabilis locus, in quo pauperes et infirmi homines pascuntur. Nosocomium, id est, locus venerabilis, in quo aeg- roti homines curantur. Capitulare. 176 wolthätigen Zwecke hervorgerufenen Anstalten gewährten den durch verödete Gegenden, über wenig betretene Gebirgszüge Wan- dernden, durch mamnichfaltige Gefahren bedrohten und ermüdeten Pilgern einen Platz der Ruhe, der Erquickung — ein gastliches Obdach, daher hospitia, hospitalia zugenannt. — Um die uralten, uns ferner liegenden Hospitien auf dem Mont-Cenis, auf dem grossen St. Bernhard mit Stillschweigen zu übergehen, stiftete vor dem Ende des Jares 1146 der edelfreie Piligrin v. Salchheymen, nachdem er den Dienst der Waffen mit dem Dienste Christi vertauscht, mit all seinem Gute zu Vechelapruke ein Spital für Pilger und Arme °), ebenso im Jare 1160 Ottocar VI. von Steiermark am Fusse des Semering im Zerewald mit reicher Ausstattung ein Hospital um den Bedrängnissen der Reisenden und Armen in seinem Lande einigermassen abzuhelfen ?). — An den gefährlichen Stromschnellen der Donau, unterhalb Grein, am Struden und Wirbel, wo die Gefahren des Schifbruchs so gross und drohend waren, gründete die edle Frau Beatrix von Chlamb im Jare 1185 zu St. Nikola am Struden »zum Frommen der Fremden und anderer Wanderer ein Spital und eine Kirche, damit sie bier die süssen Tröstungen der Nächstenliebe finden könnten 3).« — Nur wenige Jare nachher stiftete am Fusse des Pührn, an dem rauhen Uebergangsgebirge aus Oberösterreich nach Steier- mark und von danach Kärnten undItalien, Otto Il. Bischof von Bamberg, in dem seiner Kirche angehörigen Garsten- thale ein Spital, und wies diesem genau begränzte Besitzungen, eine Baustelle, und eine bedeutende Waldung am Erlibache an ®). ') Stülz, Geschichte von St. Florian. 8. 249. ?) Statuimus peregrinorum et pauperum per lerram nostram levare inopiam. Calles. Annal. Austriae T. II. 55. °) Nobilis mulier Beatriwx de Chlamb hospitale ad peregrinorum usus et aliorum transeuneium construere cepit et Ecelesiam fabrieare — ut ibi peregrini ac Iranseuntes grala reperiant solacia karilatis. Urkunden- buch des Landes ob der Ens, Il. 594. 4) Urkundenb. II. 4253 — 425, 177 Nach diesem Vorgange schenkte auch der Herzog von Steier- mark seine dortigen Lehen dahin !), und Coelestin II]. soleher Anstalten wolthätiges Wirken jederzeit unterstüzend, nahm dieses Spital nicht nur in seinen Schuz sondern erteilte ihm auch die Erlaub- nis, in den Diözesen von Salzburg und Passau Sammlungen zu veranstalten ?2). Ein anderer Edler unseres Landes, Friderich von Rot, hatte schon etwa sechzig Jare vorher den Reisenden, die aus dem Westen diesen Weg über den Pührn nach Italien einschlugen und die Brüke zu Wels zum Uebergange über die Traun benüzten, dadurch einige Erleichterung verschafft, dass er sie von der Entrichtung des Brückenzolls, welcher der Kirche zu Würzburg gebürte, durch freiwillige Hingabe einiger seiner Besizungen befreite 3). In gleicher Gesinnung erbaute im Jare 1293 Bernhard von Prambach Bischof von Passau im vereinsamten und von Wäldern damals umrungenen Donauthale ein kleines Kloster, Engelscell und stallele es mit seinem väterlichen Erbteile grossmütig aus, damit die armen Wanderer, die von Eferding nach Passau durch jene wenig gesicherte Ge- gend zögen, dort aufgenommen und mit Speise und Trank erquikt werden könnten 4). — Die nächstfolgenden Jarhunderte boten ein weiteres Feld dar, worauf die vom christlichen Glauben durchdrungene, menschen- freundliche Gesinnung sich glänzend bewähren konnte. In Folge der zalreichen Pilgerfahrten, wie der Kreuzzüge, die oftmals unser Land berührten, war nicht bloss die schreckliche Krankheit des '!) Urkundenb. II. 423 —- 425. 2) Urkundenb. Il. 444 — 445. 3) Urkundenb. Il. 171. 4%) Cum ascendentibus versus Pataviam nee per longam vie distuntiam, hoc est inter Everding et Pataviam, honesti viri aliquod invenirent hospitium nee pauperes receplaculum aut corporis alimenlum — salubre providi- mus velut in medio sputio itineris habilaculum Dei fieri ubi possent cu- pita transeuntium faligatorum reelinari, Stülz, Geschichte des Klo- sterss Wilhering, $. 570, 178 Aussazes, sondern auch die Pest in das Abendland gedrungen, denen im fünfzehnten Jarhunderte der schwarze Tod auf dem Fusse gefolgt war. Mehrere Jare hindurch wurden davon die österreichischen Länder und Deutschland auf arge Weise verheert. Einzelne christlich gesinnte Menschen, fürstlichen und bürgerlichen Standes, wie ganze Gemeinden, Städte und Ort- schaften wetteiferten den Unglüklichen, soweit menschliche Hilfe ausreichte, alle möglichen Dienste zu leisten. Zur Aufnahme und Pflege dieser Erbarmungswürdigen wurden — zumal für Aussäzige und Pestkranke, in mehr abgelegener Gegend, Krankenhäuser errichtet, welche Leprosenhäuser — von lepra, der Aus- saz — oder nach dem Namen des armen Lazarus, welchen der Heiland in der Gleichnissrede bei Lukas 16, 19—31 neben dem reichen Prasser anführt, Lazarethe und hospitalia genannt wurden, — Manche von diesen wurden, gleich demjenigen , welches schon im achten Jarhunderte von einem angelsächsischen Könige in Rom unter dem Namen Sassıa gegründet, und von Inno- -cenz Ill. erweitert dem h. Geistorden anvertraut worden war (1204) eben diesem Orden zur Leitung übergeben. Bereits fünf Jare nachher ward ein ähnliches in Oesterreich von Leo- pold VII. am rechten Ufer der Wien, in der Gegend der heutigen Karlskirche errichtet und gleichfalls dem h. Geistorden über- geben. Fast hundert Jare nachher erlangte eben dieser Orden auch im Lande ob der Ens, in Pulgarn, eine Stätte, durch den frommen Sinn der edlen Frau Margaretha von Falken- berg, die hiedurch den lezten Wunsch ihres Gemahls, Ulrichs von Gapellen, gewissenhaft erfüllte !). — Wenn an andern Orten solche Anstalten auch nicht dem ge- nannten Orden anvertraut wurden, waren sie doch unter den Schutz des heiligen Geistes, des Trösters der Armen und Kran- ken, gestellt, woher sie »Heiligengeist-Spital, Spital 1) Stülz, Geschichte des Klosters des h. Geistordens zu Pulgarn, in den Beiträgen zur Landesknnde von Oesterr. ob der Ens, II. 60. — 179 zum heiligen Geist« hiessen; Namen, die den Anstalten, auch wenn diese durch Zeitverhältnisse mancherlei Veränderungen erlitten hatten, doch unverlierbar geblieben sind und den ur- sprünglichen Charakter noch immer widerspiegeln. Eine solche Anstalt gründete im J. 1401 ein einzelner Bür- ger in der Murvorstadt zu Graz, Nikolaus Ess] und fügte die Kapelle zum h. Geiste hinzu. ') Heinrich, Herzog v. Baiern- Landshut, genannt der Reiche, stiftete 1417 das h. Geist- gotteshaus und Spital in Braunau ?), dem nach drei Jaren ein ähnliches, wieder dem h. Geist geweihtes zu Judenburg durch den Edlen Johann v. Greissenek, ?) und wieder wenige Jare nachher ein gleichgenanntes zu Schärding am Inn nachge- folgt war. 4) Aber diesen war an Alter das h. Geist-Bürger- Spital zu Linz vorangegangen und wir wollen, was sich über seine wechselnden Verhältnisse zerstreut vorfindet, in Kürze zusammenstellen. 2. Wahrscheinlicher Zeitpunkt der Gründung des Linzer- Bürgerspitals;Umfang des ursprünglichen Stiftungsgules; seine Vergrösserung durch Schenkungen, Vermächtnisse und Zu- stiftungen von beiläufig 1500 — 1626 nach Chr. Ueber das Stiftungsjar und das älteste Stiftungs- Gut des Bürgerspitals steht nichts sicheres fest. Ein sonst gut Unterrichteter nimmt als Stiftungsjar 1334 an; allem An- scheine nach durch ein Missverständniss irre geführt. 5) »Die Chronik der Stadt Linz« von dem sorgfältigen Registrator, Leopold Josef Sündt, der am Ausgange des 17. und in den ersten Dezennien des achtzenten Jahrhunderts lebte, aus den Akten der Registratur !) Klein, Geschichte des Christentums in Oesterr. und Steiermark, II. 416. 2) Söltl, die frommen und milden Stiftungen der Wittelsbacher, Lands- hut 1858. S. 51. 3) Klein, III. 416. 4) Lamprecht, Schärding am Inn. Wels 1860. S. 552. 5) Fundationis antiquitate praestat hospitale eivicum, anno 1554 con- ditum, Insprugger II. 19. 180 zusammengetragen, bemerkt zum J. 1334: Das »Bürgerspital be- stand von uralters her nur in einem Hause und einer kleinen Kapelle, welch leztere man ın diesem Jare etwas besser er- baute, wozu der Ritter Ulrich von Tann !) und Friderich der Tungozzinger ?), Bürger allhier, zu Ehren des h. Geistes einen Kaplan und Gesellenpriester mit Bewilligung Alberts des Bischofs von Passau (1320 — 1342) gestiftet hatten, welehe täg- lich zwei heilige Messen zu lesen und zu gewissen Zeiten eine Predigt zu halten verbunden waren.« — Somit bestanden Spital und Kapelle bereits früher; im ge- dachten Jare wurde das Spital nicht erst gegründet, nur die Ka- pelle erweitert. — Hiemit ist freilich der Zeitpunkt der Stiftung noch nicht bestimmt und nur ermittelt, dass diese vor dem Jare 1334 statt gefunden haben müsse. Im Zusammenhalte mit dem, was voraus erwähnt wurde, wird man jedoch nicht allzuweit irre gehen, wenn man das erste Dezennium des vierzehnten Jarhunderts als wahrscheinlichen Anfangspunkt annimmt. Natürlich nahmen die damaligen unbedeutenden Gebäude nur einen kleinen Teil jener Area ein, auf der sich der jezige Bürgerhof ausdehnt. !) Vergl. weiter unten. 2) Tungozzinger, ein angesehenes, wolhabendes, frommes Bürger - Ge- schleeht in Linz, das hier und in Steier in mehrern Zweigen blühend, in vielen Urkunden des 14. Jahrhunderts, die für Linz und die Klöster Wilhering, St. Florian, Garsten und Gleink ausgestellt wurden, entweder als Zeugschaft leisteund oder handelnd und vergabend ‚aufge- führt wird. — Friderich, der Wolthäter des Spitales, war zufolge einer Wilheringer-Urkunde vom 24. April 1520, Richter in Linz. In einer andern vom 10. August erscheint er zugleich mit seinem Sohne Fride- rich, und heisst von da an bis 1555 gewöhnlich Friderich der alte Tungozzinger. Im J. 1560 ist ein anderer seiner Söhne Paul, Richter in Linz, und Friderich eben daselbst Ungelter (Mautner) im Jare 1365. Ein Enkel, gleichfalls Friderich genannt, Pfarrer in Steier, erscheint in einer Gleinker- Urkunde vom 21. Dezember 1591, als Zeuge für seine Tante Catharina, die Wittwe Erasmi des Schrei- bers von Steier. Eben dieser Friderich ward später zum Prälaten von Garsten gewält. — ET, us u u N N N 181 Das Stiftungsgut, welches den Fortbestand der Anstalt vorzugsweise sicherte, waren nach der Sitte jener Zeit, die auf realem Grunde baute, liegende Gründe, Früher Eigentum des Gemeindewesens wurden sie in christlicher Gesinnung dargebracht, um Verarmten, Kranken, Hilflosen — zumal aus seiner Mitte — einen Zufluchtsort zu eröffnen. Den ursprünglichen Umfang dieser Gründe anzugeben, ist unmöglich; jedenfalls waren sie bereits in der zweiten Hälfte des vierzehnten Jarhunderts von bedeutender Ausdehnung und bildeten einen beinahe ununterbrochenen Komplex von Aeckern, Gärten und Wiesen, welcher im Süden der eigent- lichen Stadt beginnend, in einem grossen Bogen um ihre östliche Seite sich umherschlang und in ihrem Nordosten dureh die Donau geschlossen ward; sie nahmen somit einen grossen Teil jenes Raumes ein, auf dem die Vorstädte, die wir die obere und mittlere nennen, um vieles später erbaut worden sind. Die Bewirthschaftung dieser ausgedehnten Gründe, die einem Spitalmeister anvertraut war, sollte durch ihre Erträgnisse den Unterhalt der Pfründler schaffen und decken. Hatten sich hiebei allmälig Missbräuche eingeschlichen, oder walteten ökono- mische Rücksichten vor, ist nicht bekannt; im J. 4377 gieng man von der bisherigen Verfahrungsweise ab. Der damalige Stadt- richter und Mautner, Friderich Krafft von Pazzau, der Stadt- rat und die Gemeinde der Bürger vererbrechteten mit Wissen und Rat des obderensichen Hauptmanns, Heinrich von Wallsee (1376 — 1386) alle die Spitaläker und den Baumgarten dabei sammt zweien Krautgärten, dann die Pflanzenbeete, Wiesmahd und die Felder in dem Werd dem Ulrich vonTann, 1) seiner Hausfrau und ihren Erben um 32 Pfd. Wienerpfenninge und mit dem Gedinge, »dass sie järlich in den Spitalhof 6 Mezen Waiz, 2 Mut dürres Korn, ein Mut Hafer, ein halbes Mut Gerste, 40 Mezen Amb. ') Vermuthlich der Sohn des oben angeführten Wolthäters. Dieser er- scheint mit seinem Bruder Hanns von Tann in mehrern Urkunden aus der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts als Zeuge; im Jare 1554 war er bereits todt. 182 (Amer? Sommerdinkel?), zwei Nährschweine, jedes 60 Pfd. Pfen- ninge wol werth, 3 Fragner Säke mit Obst, und von dem Kraut- garten das Drittel gesottenes Kraut dienen und liefern, beinebst denen armen Pfründlern vier Kühe halten und mit ihrem Vieh zu Haus und im Feld ernähren; dann für die armen im gedachten Spitalhof die Gemächer, den Stadl und Bauhaus, den Kasten oben auf dem Keller, den Stall zunächst der Kirchen mit Dach nach ihrer Nothdurft bewahren sollen.«e — Wenige Jare nachher (1392) übergab vorerwähnter Ulrich von Tann den Spittelhof mit den dazu gehörigen Grundstücken seiner Tochter Dorothea und seinem Schwiegersohne Rudel dem Pinter von Langhag, die dem Richter, dem Rate und dem Spitalmeister alle Forderungen und Dienste zu reichen an- gelobten. War hiemit für den Unterhalt der Pfründler Vorsorge ge- trofen, so wurde überdiess — wenigstens zeitweilig — eine Samm- lung von Geld und Viktualien auf dem Lande für das Bürgerspi- tal bewilligt. Um vieles mehr gewährte die Mildthätigkeit derjeni- gen, welche von Gott mit zeitlichen Gütern gesegnet, in den in dieser Anstalt geborgenen Armen, Kranken, Hilflosen den Gegen- stand fanden, der vom göttlichen Heilande seinen Bekennern so liebevoll war an’s Herz gelegt worden. Das war, wie anderwärts, so auch hier der nie versiegende, der unerschöpfliche Quell, der in vielen, vielen Kanälen seine hellen Wasser versendet, um zu erfrischen, zu stärken, was zu welken, was zu verschmachten in Gefahr ist. — Auf diesem Wege flossen Gaben und Schenkungen vorübergehender Art, aber auch Vermächtnisse und förmliche Zu- stiftungen ein, an deren Früchten die Dürftigkeit und Armut sich auch jetzt noch erfreuen kann. Die älteste Schenkung rührt her von der edlen Stifterin des Spitales zu Steier, von der römischen Königin Elisabeth, die in ihrem Testamente vom 24. April 1328 unter den vielen Anstalten, welche sie bedachte, auch des Spitales zu Linz nicht vergass. Zugleich mag diess zur Bestätigung der Ansicht dienen, dass das oft erwähnte Institut vor dem Jare 1334 ge- 183 gründet worden sein müsse. — Eine andere frommgesinnte Frau Bertha die Zartin hatte am 44. November 1349 im Einver- ständnisse mit ihren Kindern Peter und Klara die reiche Schen- kung von sieben Gütern »am Dietreichsperig«e in der Riedmarch an das Kloster Wilhering mit der Widmung gemacht, dass der Abt und die Sammlung (Konvent) dem Stadtpfarrer zu Linz und dem Spitale der Siechen daselbst je 6 £ Wienerpfenninge järlich diene, wofür der Pfarrer von Linz für sie und ihre Vorvordern ewiglich einen Jartag halten sollte. -—— Die bedeutende Schenkung des Holzberger- und Hausergutes zu Berg »zur Mehrung der Spitaler« erfolgte im J. 1445 von dem Bürger in Linz, Peter von Ordach, unter der Bedingung, dass »jeder Kaplan im Spital alle Sonn- und Montage des Ge- bers und seiner Erben mit einem englischen Grusse gedenken, nach Gottesleichnamstag aber eine Seelenmesse halten und vom Spitale dagegen 20 & empfangen solle. « Grosse Verdienste um das Bürgerspital erwarb sieh nicht lange hernach der Spitalmeister Georg Waldinger, der diese Stelle viele Jare hindurch mit grosser Umsicht, rastloser Thätig- keit und edler Uneigennützigkeit bekleidete. Aus den, von ihm in den Jahren 1493 — 1495 gelegten Rechnungen erhellet, dass durch ihn ein eigentliches Urbarium zu Stande kam, worin das Besiztum der Anstalt: Liegende Gründe, Zehnte, Geld- und Ge- treid - Dienst, namentlich aufgeführt waren. Doch waren unge- achtet der redlichsten und weisesten Verwaltung die er handhabte, die Einkünfte nicht immer zureichend, sämmtliche Ausgaben zu deken; um die Pfründler ordentlich zu unterhalten, musste die Sammlung von Geld und Lebensmitteln auf dem Lande fortgesetzt werden. In diese Zeit der umsichtigen Verwaltung dieses Mannes fallen auch diese Erwerbungen: Am Sonntage Invocavit 1498 wurde von Maximilian Brandstätter der freieigene Zehent zu Aich (Waldeck) auf dem Rieplbauerngute (später Schieferstein, jetzt der Westbahn gehörig) für das Bürgerspital erkauft, — Am Georgitag 1510 erteilte Kaspar v. 184 Schallenberg zu St. Ulrich und Luftenberg dem Spital einen Verleihebrief über den Zehent des Münchhofes zu Thalheimb der Pfarre Schönhering, anfänglich unter der Bedingung, dass alle 42 Jare ein neuer Lehenbrief zu neh- men war; was im Todesjare des Wolthäters »1535« ganz auf- gehoben wurde. — Bereits vor dieser Begünstigung hatte der Kaplan zur heiligen Dreifaltigkeit, Caspar Sulzberger, dem Spitale ein Kapital zugeeignet, damit von den Interessen an den Quatembertagen unter andern auch an die Armen im Spitale drei Schillinge Pfenninge ausgeteilt werden könnten. Der Betrag des Kapitals wird nirgends erwähnt, war jedoch allem Anscheine nach nicht unbedeutend ; die Pfarrkirche, die im Jahre 1509 durch einen furchtbaren Brand den Turm und alle Gloken verloren, ver- schrieb am Lamberti- Tage 14511 dem Spitale für das Darlehen dieses Kapitals den ganzen ihr zustehenden Auzehent und räumte ihn dem Spitalmeister für dasselbe ein. — Im nämlichen Jare wurde von Peter und Franz Hausruker und deren Ge- schwistern wegen einer dem Spitale schuldigen Summe und ver- sessenen Interessen, der ganze Zehent auf der Rissenhub, dann der ganze Zehent auf zwei Feldern des Gutes zu Oed (Gemeinde Leonding) mit allen zustehenden Gerechtsamen als ein frei- eigenes Gut überlassen. — Waldinger, der zum Wole dieser Anstalt, wie erwähnt so vieles zu Stande gebracht, bedachte diese auch bei seinem Lebensende und vermachte ihr‘ testamentarisch sein eigenes »Haus, Aeker, Stadel, und Garten vor der Stadt am oberen Burgfeld an der Landstrassen im Landweg gelegen,« wo- für der Magistrat die Summe von 300 Pfd. Pf. am Georgitag 1543 an das Spital entrichtete. Der Ruf der Anstalt war bereits so fest gegründet, dass ihr Schenkungen und Vermächtnisse nicht nur aus der Nähe sondern auch aus der Ferne zu Teil wurden. So wurde das Glanzer- gut zu Strass am Neubau, in der Hörschinger Pfarre, welches im Jahre 1543 von der St. Erharts-Zeche (Bruder- schaft der Schuster) erkauft worden war, am 16. Dezember 1549 dem Spitale freieigen überlassen unter der Bedingung , dass 185 die armen Brüder und Schwestern, Meister und Gesinde im Spi- tale mit allen Notwendigkeiten versehen werden sollen, — Barbara Kranzinger schenkte in ihrem Testamente 4567, 5 Pfd.Pf. und Susanna Veigl gleichfalls in Folge leztwilliger Anordnung vom 40. September 4576 »den armen im Bürgerspital wohnenden Leuten drei gwendt Aeker im untern Burgfeld vor der Stadt zu Linz gelegen« — gleichwie durch Wolfg. Schauer ein Viertel Weingarten in Aichweg bei Klosterneuburg am 25. September 1609 eben dahin vergabt worden war. 3. Die Zustände des Bürgerspitals verschlimmert durch den Bauernaufruhr. Massregeln zur Verbessserung derselben; neue Vermächtnisse und Zustiftungen, vom Jare 1626 — 1754. Das Bürgerspital bestand bereits dreihundert Jare zum Wole und Troste vieler, die da für ihr hilfloses Alter einen Ort der Zuflucht gefunden hatten. Von namhaften Unfällen war dieses Haus immer verschont geblieben. Das änderte sich. Auch Anstalten der Wolthätigkeit unterliegen denselben Wechselfällen, wie die ein- zelne Familie. Was der arbeitsame Hausvater mit Mühe erworben, mit eigener Aufopferung gesammelt, und als Sparpfening seinen Kindern zu hinterlassen gedacht, geht oft durch einen unerwar- teten Unfall, der ausser aller Berechnung lag, plötzlich verloren , und nicht bloss die Gegenwart bleibt getrübt, auch der Blick in die Zukunft ist umdunkelt. So erging es unserer oft genannten Anstalt. — Der dreissigjärige Krieg, im zweiten Jarzehend des 17. Jarhunderts in einem benachbarten Lande begonnen, machte sich, obgleich in weiterer Entfernung geführt, bald auch hier allzusehr fühlbar. Was christliche Liebe sonst gerne dem Dürftigen, dem Hilflosen darreicht, forderte der Krieg für sich und die edle Regung des Mitleids musste vor dem Drange der Kriegsbedürfnisse allmälig ganz und gar verstummen. Zum grössten Unglüke wurde die Brandfakel der Zwietracht auch in unser eige- nes Land geschleudert; ein innerer Aufruhr genährt durch Aus- länder erhob das Schlangenhaupt und wälzte sich gegen die Haupt- stadt heran und schloss sie so enge ein, dass die eigentliche Mus. Jahr. Ber. XXU. 13 186 Stadt auf allen Seiten von den wütenden Rebellen umrungen und belagert, die Vorstädte und somit auch das Bürgerspital Feindes- händen preisgegeben blieben. Die Wut der aufrührer'schen Bauern erreichte den höchsten Grad, nachdem ihr oberster Anführer, Stefan Fadinger, als er eben die Anordnungen zu einem Hauptsturme auf die Stadt traf, am 28. Junius 1626, tödtlich verwundet vom Pferde sank und nur mit genauer Not nach Ebels- berg gerettet worden war, Zwei Tage darnash stekten die Re- bellen sogar die Vorstädte in Brand, wodurch ausser 55 Scheunen auch gegen achtzig Häuser zu Grunde gingen. Das wütende Ele- ment hatte das ausser dem Schmidthore gelegene alte Ball- haus ergriffen. Das »ungeheure Dachwerk« dieses Gebäudes ver- breitete den Brand schnell auf das benachbarte Bürgerspital und seine Kirche, die sammt dem Spitalhofe und seinen Nebengebäuden in Asche gelegt wurden. Die Drangsale und Leiden hatten auch jetzt noch kein Ende; der Zustand der Belagerung durch die wütenden Bauern dauerte fort. Als man endlich nach sechswochentlicher Qual daran ging, das erhaltene notdürftig zu schützen, zeigten sich die grossen Schäden und Verluste. Die Felder, Gärten und Wiesen des Spitals waren, 250 Jare fremder Bewirtschaftung überlassen, jezt »ziemlich abgeödet;« der lezte Besizer, Hanns Krensberger — insgemein Spittel- bauer genannt -—— war auf die Gant gediehen und bald darauf verstorben ; die Gebäude lagen in Trümmern und forderten gebie- terisch schleunigen Wiederaufbau. — Bei diesem Baue, der 1630 begonnen ward, erhielt das Bürgerspital eine grössere Ausdeh- nung ; der Spitalhof ward damit in Verbindung gebracht, der dahinter liegende grosse Garten ihm zugeeignet, und mit einer Mauer um- schlossen. — Zur Bestreitung all dieser Auslagen und zur Tilgung von Schulden musste ausser einer Area von drei Tagwerken an das Siechenhaus zu Strassfelden wegen einer Schuld von 300 fl. — ein grosser Teil der Stiftungsgründe im Jare 1636 hindange- geben werden, nämlich : 4) Das Burgfeld, sogenannt, weil es die Ostseite des Stadt - Burgfriedens abschloss. Es umfasste vom Lazaret- 187 Felde an das Feld bei der eisernen Hand, das Spiz-Semi- narium- und Karmeliter-Feld gegen dreissig Tagwerk betragend. 2) Das Gottesaker- und Siechenhausfeld — von dem Siechenhause Strassfelden (Erziehungshaus, ordinäres Militärspital- Reconvaleszentenhaus) bis zum Gottesaker St. Barbara (Mayerhoferische und nächste Behausungen an der Landstrasse) — gegen 45 Tagwerke. 3) Das Kapuziner- feld, 13 Tagwerke und 4) die Kreuzpoint — 4 Tagwerke, endlich das sogenannte Klezimayr-Gütlbei St. Margarethen bestehend in einer Wiese, einem Holzgrunde, Ziegelstadl und einem Häusl. Die Käufer : Johann Wimmer, Georg Schrekinger, Thomas Wapplhammex und Anton Eckart bezalten die Summe 2700 fl., leisteten die früheren Gaben und Getreidedienste und verpflichteten sich jeder auf der Kreuzpoint an der Land- strasse ein bürgerliches Haus zu bauen und für die zeitweilig notwendige Räumung des Stadtgrabens Sorgfalt zu tragen. — Die Käufer teilten die gekaufte Area dergestalt, dass Wimmer, Wapplbammer und Eckart vom Kapuziner- und Burgfelde — jeder 15 Tagwerke und "/, von der Kreuzpoint erhielt; Schrekinger hin- gegen ausser 43 Tagwerken im Gottesaker- und Siechenhausfelde und dem lezten Viertel der Kreuzpoint, das KlezImayr-Gütl. — Wimmers Anteil an der Kreuzpoint — ein Wiesgrund — er- strekte sich zwischen der Landstrasse und der heutigen neuen Bet- lehemgasse und ward im Norden durch den untern Stadtgraben, im Süden durch den grossen Spitalgarten begränzt. — Der von Wimmer auf diesem Grunde erbaute Hof, der übrige Wiesgrund sammt den 15 Joch im Burgfelde gelangte im Jare 4693 um 6730 fl, an die Stadtgemeinde, welche im folgenden Jare die ledigen 15 Tag- werke im Burgfelde sammt vier Pferden, Wägen und Pflügen und andern Mayrschaftsgegenständen um die Summe von 2630 fl. Jen Bürgerspitale zuwendete; dagegen den Hof und den Wiesgrund an zehn Parteien zum Baue von Häusern veräusserte. So ent- standen die Häuser am untern Graben und von dort einwärts in der neugeschaffenen Sakgasse, die 32 Klafter lang, im Süden durch die Spitalgartenmauer geschlossen war, — Erst im Jare 13° 188 1764 wurde diese Sakgasse — die neue Bethlehemgasse dadurch verlängert, dass ein Stük vom Spitalgarten und ein zwei- tes vom Garten des Nordikums abgetrennt und so mit der alten Bethlehemgasse — ehemals Schlichtlgasse genannt, die neue in Verbindung gesezt ward. Schrekingers Anteil an der Kreuzpoint erstrekte sich an der linken Seite der Landstrasse von den Karmeliten ange- fangen bis zum Herrnhause. Da die ıhm zu Teil gewordenen Grundstüke: das Siechenhaus- und Gottesaker-Feld ohnehin ganz nahe lagen, erbaute er einen Hof sammt Garten, der, nachdem er mehrinals den Besizer gewechselt, zulezt von Mössbach erwor- ben und der Mössbachh of genannt ward. Was von der Kreuz- point Wapplhammer erhielt lag an der rechten Seite der Landstrasse ; begann beim ehmaligen Rosa Seeauischen Hause (St. Julien) und reichte in bedeutender Breite bis an den Gottes- aker St. Barbara). Weil ein grosser Teil des ihm überlas- senen Kapuziner - Feldes sich unmittelbar anreihte, erbaute er am Plaze des heutigen Mittermüller Hauses einen Hof, der später an die Landgräfin von Fürstenberg übergieng nnd nach ihrem Tode das Keller'sche Waisenhaus aufnahm ?). — Der vierte Teil der Kreuzpoint, Eckarts Anteil, reichte vom Seeau’schen Hause und Garten gegen die Stadt zu so weit, dass die nachmals erbauten Häuser des Freiherrn v. Manstorf (Pilati oder Kronberger), des Klosters Baumgartenberg (Bibliothek) auf dieser Area stan- den, und auch die Rauchfangkehrer-Gasse aus ihrem Teile geschaffen wurde, während die westliche Begränzung ein Teil des Kapuziner - Feldes bildete 3). 1) Vergl. Anhang 1. 2) Vergl. Lieferung II. S. 14. ®) Nach Urbarien von den Jaren 1565 und 1591 hatte das Bürgerspital auch andere, von verschiedenen Wolthätern herrührende Grundstücke be- sessen, von denen ich nicht anzugeben vermag, wann und unter wel- chen Bedingungen sie hindangegeben wurden. Dahin gehören 1. in der mittleren Vorstadt, im ehemaligen Harrachfelde — der lichte Winkel genannt — eine Wiese mit Scheunen, welche mit den andern Spital- 189 Ausser der Veräusserung der genannten Grundstüke wurde zur Bestreitung der Baukosten auch eine Sammlung veranstal- tet, welche die Summe von 1234 fl. eintrug, eine Summe, die wol darum keine höhere Ziffer erreichte, weil die Drangsale des inneren Aufruhrs lange nachwirkten und durch die dringenden Bedürfnisse des noch immer fortdauernden Krieges die sonst so reich fliessende Quelle der christlichen Nächstenliebe abgeschnitten war. Darum blieb auch die Lage des Bürgerspitales mehrere Jare hindurch eine ziemlich gedrükte. — Erst kurze Zeit vor der Be- endigung des unheilvollen Krieges besserten sich diese Verhältnisse durch die bedeutende Stiftung eines Mitgliedes des inneren Rates. Dominieus Zampanell widmete zufolge leztwilliger Anordnung vom Jare 1640 zur Unterhaltung zweier Armen im Spitale, deren Präsentation er sich selbst und nach seinem Absterben der gründen in Verbindung stand. 2. An der rechten Seite der Landstrasse, zum Teile gegenüber dem Spitale eine Wiese von Feldern durchzogen, die westlich von der Herrengasse, östlich von der Landstrasse begränzt ward, im Süden aber an die Kreuzpoint stiess und im Norden sich so- weit ausdehnte, dass wenigstens das heulige Gasthaus zur goldenen Ka- none noch auf dieser erbaut ward. Auf dieser Area erstanden an der Landstrasse die Häuser des Stiftes Lambach (Schernthaner), Seyringer (Eggert), Sonnenstein (Prandstetter), Fölnschlag und Praun (St. Florian), Reichardtseder (Bauer), ebenso diesen gegenüber in der Herrengasse die Häuser des Stiftes Kremsmünster (Bischofhof), des Grafen Harrach zu Rohrau (Prandstetter), des Stiftes Schlierbach (k. k. Tabakamt), der Leocadia v. Grubern (Kreuz), Daster (Franz Kasberger). Später wurden auch in der, die Landstrasse mit der Herrengasse verbindenden Quergasse, die allein noch in ihrem Namen »Spittelwiese« das Andenken an das Vergangene bewahrt, zu beiden Seiten Häuser errichlet. Alle diese, wenn sie nicht zu Freihäusern erhoben oder auf andere Weise von der Verbindiichkeit gelöst wurden, entrichteten bis zum J. 1848. Grunddienste an das Bür- ger-Spita. — Endlich eine dritte, dem Bürgerspitale eigenthümliche Wiese befand sich unten am »Ludelek im Werd.« Zum richtigen Verständnisse darf man sich nur gegenwärtig halten, dass noch in der ersten Hälfte des vorigen Jarhunderts, beiläufig an dem Landungsplatze ‚der österreichischen Dampfschiffe, von dem Hauptstrome ein schmaler 190 Eckart'’shen Familie vorbehielt, 3800 fl., ferner zur Erweite- rung der Spitalkirche und zu bequemerer Wohnung der Spitaler nach Abzug des dem Siechenhaus gemachten Legates pr. 3000 fl. annoch 114000 fl., denen Anton Eckart von Tann im näm- lichen Jare ein bei der Landschaft anliegendes Kapital pr. 500 fl. zum Wole »der armen Spitaler im Bürgerspital« beigefügt bat. Ein anderer Bürger, dessen Wolthätigkeit sich fast auf alle milden Anstalten dieser Stadt ausdehnte, Ulrich Schreiner, ver- schaffte 4. Mai 1667 von den bei gemeiner Stadt Linz anliegenden 4000 fl. zu dem Bürgerspitale 2000 fl. mit der Bedingung, dass von den davon entfallenden Interessen gewisse Pfründler unter- halten und nach geschehener Präsentation seines Eidams, Johann Peisser, und seiner Hausfrau, Eva Maria, nach deren Ab- Arm sich trennte; er gieng quer durch den Raum des jezigen Hauptzoll- amtes, hielt dann die Trace der Eisenbahn inne, parallel mit der Lede- rergasse, benezte links den Prunnerstiftsgarten und floss dann in der jezt noch sichtbaren Vertiefung zwischen der Fabrik und den Gründen des Lenzlbauer wieder in den Hauptstrom. Dieser Arm, dessen Gewässer nicht selten verunreinigt war, hiess Ludel, und die ausgedehnte Streke des ehemals flachen, durch einen Damm geschützten Ufers vom Tren- nungspunkte bis.zu dem des Einflusses im Werd und die Spitalwiese am nordöstlichen Ende, gegenüber der im J. 1572 durch eine unge- heuere Wasserfluth abgerissenen Au gelegen, war ein grosses Dreiek, dessen Basis der Stadt zugekehrt war, während die Donau und die Ludel die beiden Seiten bildeten. Ein unternehmender Kaufmann Christian Sündt, der Vater des oben genannten Stadtregistrators, der im J. 1672 eine Manufaktur in Cadis und andern Wollzeugen nebst einer Schön- färberei errichtete, erkaufte hiezu wegen der günstigen Lage einen Teil der Wiese; ein anderer Teil ward im J. 1728 zur Erbauung einer Holz- legstätte um 500 fl. hinzugekauft, und als in der Mitte des vorigen Jar- hunderts diese Fabrik in ärarialische Verwaltung übergieng und bedeutend vergrössert ward, wurde wieder ein Teil der Wiese angekauft, gleichwie auch ein Privat, Thomas Rendl, ehemaliger Landschafts-Einnehmer, einen andern zur Anlegung eines Gartens und Hauses an sich gebracht hat; wesswegen von dem Besizer dieser, wie von der Fabrik bis zum J. 1848 Grunddienste ans Spital entrichtet wurden, GEN 191 leben aber von deren ältestem Kind und Kindeskind, männlichen oder weiblichen Geschlechtes vom Magistrate angenommen und die schreinerischen Pfründler genannt werden sollen. — Da die Interessen des von Ulrich Schreiner vermachten Kapitals zum Unterhalte zweier Pfründler nicht ausreichten, wurde die erwähnte Stiftung durch den Eidam noch mit 700 fl. baren Geldes, das zu Handen des Stadtkammeramts 27. Februar 1668 abgeführt ward, vermehrt. — Zehn Jahre nachher im Osterlinzer-Markt 1678 stif- tete Catharina Grundemann von Falkenberg geborne von Grubegg, eine durch tiefe Frömmigkeit und so unerschöpf- liche Freigebigkeit ansgezeichnete Frau, dass sieben milde Anstalten ihre Errichtung grösstentheils ihr verdankten '), järlich 72 fl. zur Unterhaltung einer Person — »an Trank und Kost wie andere Spitaler«e — und behielt deren Aufnahme, Präsentation und Ab- sezung sich und ihren Nachkommen bevor. Bei deren gänzlichen Absterben sollte die Macht und Gewalt der Aufnahme an den diess- ortigen Kirchenamtsverwalter übergehen. Eine andere christlich gesinnte Frau, Eva Schorer, ver- machte durch leztwillige Anordnung vom 31. October 1709 dem Spital, dem Thonmüller- und Armenbaus, auch beiden Siechen- häusern 1000 fl., ein Legat, welches durch Franz Müller auf 1362 N. 30 kr. so vermehrt wurde, dass dem Bürgerspitale und Thonmüllerhaus hievon 700 fl., mithin vom abfallenden Interesse 28 A., den armen Häusern aber 1 fl. 30 kr., dem Verwalter 1 fl. 30 kr. und den sämmtlichen Armen 22 fl. zu statten kommen sollen. — 1) Sie starb 27. November 1697, wurde in Linz in der Pfarrkirche, in der von ihr erbauten Kapelle und Gruft beigesezt. In der schönen Grab- schrift heisst es- unter anderm: Quae dum viveret, Semper in Laboribus et eirca plurima solicita fuit, Jn re divinä tamen maxime. testes tampiae soliciludinis septem post se, reliquit fundationes pias et perpeluas - multo suo acre in diversis locis erectas. Hoheneck I., 225. 192 Unbedacht blieb unsere Anstalt endlich auch nicht von dem Manne dessen Andenken von beinahe allen Woltbätigkeitsanstalten dieser Stadt dankbar gefeiert wird, von Wolf Martin Fortunat Freiherrn von Ehrmann auf Falkenau und Freinwörth, k. k. Rat und Landrat in Oesterreich ob der Ens. In seinem am 8. Juli 1744 in der Stadt Baden Landes Oesterreich unter der Ens errich- teten Testamente hat er 2. 19 zu dem Bürgerspitale der k. k. und landesfürstlichen Hauptstadt Linz ein Kapital pr. 2220 fl. vermacht »zur immerfort fürdauernden Einnahme und Versorgung einer bürgerlich verarmten (und so es immer sein kann) allein einer Mannsperson, dero Vorschlag dem löbl. Stadt-Linzer-Magistrat zu- kommen, die wirkliche Beangnehmung sothaner Person hingegen einem jeweiligen Herrn Patri professori theologiae polemicae e S. J. zustehen, nicht weniger besagtes Bürgerspital verbunden sein solle an sein des Herrn Stifters Absterbungstag, so den lezten Dezem- ber 1756 erfolget ist, alle Jare eine hl. Messe in der Spitalskirche zu Trost seiner armen Seele lesen und dabei, wo nicht die übrigen gestifteten Spitaler, doch wenigst dieser neueinkommend und nach dessen Tod weiters hinfolgenden Baron Ehrmannischen Spitaler erscheinen und ihr Gebet vor den H. Stifter verrichten zu lassen auch für das erste Mal und nicht öfters — denen wenig oder vielen bei dieser Messe erscheinenden Spitalern 20 fl. auf die Hand auszuteilen.«a — So erfreulich die ökonomischen Verhältnisse der Anstalt durch diese Zustiftungen allmälig sich gestalteten, fehlte es ihr auch nicht an fühlbaren Verlusten ; selbst die Belagerung Wiens durch die Tür- ken blieb nieht ohne nachteilige Wirkung Das Bürgerspital besass durch die Schauerische Schenkung einen Weingarten und ein Haus in der Nähe von Klosterneuburg und einen zweiten in Aichweeg durch das Vermächtnis des Wolfgang Helfendor- fer vom 24, Mai 1669; beide wurden während der 42 Wochen dauernden Belagerung durch die umherstreifenden Schaaren arg verwüstet und das Haus in Asche gelegt. Zum Wole des Spitals schien es ratsam, das soferne Besiztum um den Preis von 2800 fl. zu veräussern. (34. Dez. 1695.) 193 4. Des Bürgerspitals Besizstand, Einkünfte. Etwa zwei Jare vor dem Tode des zulezt genannten Zustif- ters wurde eine k, k. Kommission beauftragt, in den Gesammtzu- stand des Bürgerspitals, worüber laute Klagen sich erhoben hatten, genaue Einsicht zu nehmen. In dem hierüber erstatteten Berichte wird das Bürgerspital »ein grosses Werk« genannt, und — das war es auch; es war für jene Zeit eine durch Besiz, durch Zin- sungen und erzielte Naturprodukte bedeutende Domaine. — Nach einem abschriftlichen Urbarial-Extrakt, der eben dieser Kommis- sion vorgelegt wurde, besass die Anstalt — ausser dem grossen umfassenden Gebäude, und der anliegenden Area — worauf wir unten zurückkommen , 1. Liegende Gründe: Aecker und Wiesen, und zwar: a) Das Karmeliten -, Seminarium-, Eisernhand -, Spiz-, Lazareth- und Jesuiten - Feld beiläufg 27 Tagwerk, b) Die Stokhofwiese , 1% Tagw. e) Den Bruderhaus - Garten und den Hebenstreit’schen nächst dem Schlosse, d) Einen Akergrund nächst des Breitwieser- Gartens. ec) Hatte sie das Recht zu heuen im Gottesaker bei St. Barbara, in der Schiess-Stätte und den Stadtgräben. 2. Grunddienste von verschiedenen Häusern in der Stadt, in den Vorstädten und in der nächsten Umgebung der Stadt, järlich 69 N. 4 kr. 3. Grundherrliche Gaben in Geld von Spitals- unterlanen — 74 fl. 44 kr. 4. Ordinari Getreidedienst von mehrern in der Stadt und in den Vorstädten gelegenen Häusern und den Bauern- gütern: Muffl- oder Gatterhub in Hörsching, Gessel- bäk und Rieplbauer in Waldek, Exenberger in Ober- weidiham der Pfarre St. Florian; Lippl, Hauser und Holzberger in Berg, Lahrnhauser in Hag; Oberle- herbauer, Schuster, Oberstiegelbauer, Wurm, Feiertag in Lustenau und Breitwieser in Waldek — in Weizen 7 Metzen 10 Massl; Korn 4 Muth 14 Metzen ; Gerste 14 Metzen 40 Massl; Hafer 3 Muth 11 Metzen 8 Massl. 194 5. Getreidezehent vom Münchhofe zu Thalhaimb der Pfarre Schönhering, dem Kaplanhofe, Fischer im Gries, Peyrl, Grosshochstrasser, Ober- und Unterreisetbauer in St. Peter, Steinbrüklmühle, Blümelmühle, Fleischhauer und untere Wirth zu Kleinmünchen, Thomerlgütl am Seyerbühel; Mayr- gut in Öed; Rieplbauer in Waldek, Bergmayr, Griesmayr, Rieseneder und Wiesmayr in der St. Ge- meinde Wildberg. 6. Küchendienst, nämlich 43 Stück Faschinghühner, 7 St. Martini- Gänse, 240 St. Ostereier, dann Weihnachtbrod und Käse erfolgten von den Gütern: Hauser, Lippl und Holz- berger n Berg, Lahenhauser in Hag, Wurm, Ober- lehenbauer, Feiertag und OÖberstiegelbauer in Lu- stenau, Schuster bei der eisernen Hand, und vom Gottesaker-Amt in Linz !). 7. Erträgnisse der Wasser-Büchse. Die den Fischmarkt zu Linz besuchenden fremden Fischer waren verpflich- tet, für jedes von ihnen an den Fischmarktstägen gebrauchte Wannel (Fischtrühel) an jedem Tage einen Kreuzer auf Rechnung der Bürgerspitals - Stiftung zu entrichten. Diese hatte dagegen die Verpflichtung, die nötigen Fischtrühel, eine Fischwage samnmt Ge- wichten, eine Bank und eine kleine Hütte auf dem Stadtplatze in erforderlichem Zustande zu erhalten und die Aufstellung, Weg- schaffung und Aufbewahrung dieser Gegenstände auf ihre Kosten besorgen zu lassen. — Die Wasserbüchse (Kasse), in welche diese Kreuzer flossen, befand sich in den Händen des Spitalmeisters. — Der Betrag war, wie begreiflich, in verschiedenen Jaren verschie- den; im J. 4732 war er 132 fl. 2 kr. ®) !) Ein Teil des ehemaligen Gottesackers zu St. Barbara war Spitalgrund, daher rührte ungezweifelt auch das dem Spitale zukommende Recht des Heuens. — 2) Der Vergleichung willen mögen dieselben Einnahmsquellen mit ihren Er- trägnissen in den Jaren 1847, 1848 hier einen Platz finden, wobei nur 195 Das Bürgerspital besass endlich — seit wann, kann ich nieht angeben — bereits im J. 1584 eine Sehifmühle, die an der Donaubrüke befestigt war. Was sie dem Bürgerspital jär- lieh gewährte, finde ich nirgends erwähnt, wol aber, dass dieses Recht die Mühle an die Brüke zu hängen, im J. 1836 vom Aerar mit 900 fl. C. M. abgelöst wurde, (Pillwein, Linz, Einst und Jezt. I. 152.) 5. Verwaltung, beobachtete Mängel und Gebrechen bei der Gebahrung. Wie bereits oben erwähnt ward, stand die Oberaufsicht über das Bürgerspital dem jedesmaligen Statthalter oder Landeshaupt- manne zu; das Recht der Präsentation gebürte, wenn nicht etwas anderes ausdrüklich festgesezt war, dem Stadtrate, der die ver- antwortliche Leitung einem aus seiner Mitte, einem Spital- meister oder Spitalverwalter anvertraule. Dieser, gewisser- massen die Seele der Anstalt, besorgte die Wirthschaft auf den eigenthümlichen Gründen, nahm die Giebigkeiten von den Unter- tanen in Empfang, erhob die entfallenden Interessen, bestritt die sich ergebenden Auslagen, legte am Schlusse des Jares genaue Rechnung und wies nach, was zum Frommen und Nuzen der An- zu erwähnen ist, dass ausser dem Küchendienste, auch der Getreidedienst und der Getreidezehent nach den durchschnittlichen Marklpreisen in Geld abgelöst wurde. im Jare 1848 N Einl.-Sch. ERDE ee B) 8 | 151, - Grundherrliche Gaben . . . 5 59%, . Getreidedint . . .. % | 7% | | 58 | 46 . Getreidezehent >. Küchendienst . Summe - Wasserbüchse — 2052 | 50%, 196 stalt geändert, vorgekehrt oder ganz beseitigt werden sollte. Un- geachtet dieser so gegliederten Leitung und Verwaltung der An- stalt hatten sich im Verlaufe der Zeit Verhältnisse entwikelt, die, wenn sie zu spät beseitigt wurden, das Wol derselben gefährden mussten. Die lauter werdenden Klagen führten zur Abordnung einer eigenen Kommission, deren Aufgabe es war, sich über die Verwaltung und Gebahrung und insbesondere darüber genaue Aus- künfte zu verschaffen, »ob den stiftbrieflichen Bestimmungen, zu- mal in Verabreichung des den Pfründlern ausgeworfenen Unter- haltes, nachgekommen werde ?« Die Kommission, deren protokollführendes Mitglied Franz v. Schwinghaimb gewesen, fand durchaus keinen Pfründler, der irgend eine gegründete Ursache zur Klage gehabt hätte, selbst die stereotypen Beschwerden über Art und Beschaffenheit der Viktualien verstummten; alles traf man geordnet und »sauber« (reinlich) und gegen die Amtswirksamkeit des Spitalverwalters Johann Mich. Ai g- ner nichts einzuwenden. — Demungeachtet konnten manche Miss- stände und Gebrechen, weil nachteilig der Anstalt, nieht unbe- achtet und im Berichte an die Regierung nieht unerwähnt ge- lassen werden, die darum von dieser auch ernstlich gerügt wurden. Solche waren — ausser dem befremdenden Mangel eines eigent- lichen Stiftbriefes — 1. Die järlich sich wiederholende Ausgabe auf Pensionen für Individuen, die um das Spital sich niemals verdient gemacht hätten — im Betrage von 138 fl. 2.Diean verarmte BürgerausdenSpitalmitteln verabreichte Unterstüzung pr. 1468 fl. 30 kr., die vom Magistrate angewiesen wurde, ohne dass in den Stiftungsbriefen eine solche Ausgabe sich vorfände. Statt solcher ungerechtfertigten Unterstüzungen wäre es besser, einen oder den andern über die gewobnte Pfründler - Zal aufzunehmen. Gleiche Bewandtniss habe es mit dem vom Bürgerspitale an dasPfarrkirchen- amt durch so viele Jare abgeführten »Brod- und Bratelgelde.« Die genaue Prüfung der Spitals- und Pfarr- kirchenamts- Rechnungen zeigle klar, wie dieser Missbrauch ent- 197 standen. Im J. 1574 wurden zwölf Schüler aus der lateinischen Schule zur Pfarrmusik »vom Magistrate in das Spital verordnet«, und diesen allda täglich 12 Pfund Fleisch verabreicht, was sich nach dem damaligen Fleischpreis järlich auf 56 fl. belief. Mit diesen Schülern, auf welche die moralische Atmosphäre der Spi- taler kaum segenreich wirken konnte, hatte es keinen Bestand; es wurden »geseztere Pfarrmusikanten« aufgenommen unter glei- cher Tiemuneration. — Vom J. 1642 an wurde statt des »Natural- Fleisches wochentlich 1 fl. 4 kr. 2 Pf. 1 Heller, oder fürs ganze Jar 56 fl. an das Pfarrkirchenamt unter dem Namen »Brod- und Bratelgeld« abgeführt, seit 13. März 4744 auf 30 fl, reduzirt und in die Besoldungen der Pfarrmusikanten aufgenommen. — Diese ganz ungerechifertigte Ausgabe, die fast 180 J. sich hinzog, hatte auf der Stelle aufzuhören. 3. Die nachlässige Eintreibung der aushaf- tenden Rükstände, die nach der Rechnung des Jahres 1752 bereits 4336 fl. 3 kr. 3 Pf. betrugen, ohne dass energische Schritte zur Hereinbringung derselben jemals gethan worden wären, obgleich unter den Schuldnern auch mit Haus und Hof versehene Bürger sich befanden. Darum ward dem Magistrate eingeschärft, ohne weitere Zögerung, wenn nicht auf vollständige Rükzalung des Ganzen, wenigstens auf unverweilte Abführung der versessenen Interessen zu dringen und gegen die Renitenten die erforderlichen Zwangs- mittel anzuwenden. — Endlich ward auch zu bedenken gegeben, ob es dem Bürgerspitale nicht weit nüzlicher wäre, alle dahin gehörigen Dienste, Unterta- nen, Aeker, Wiesen, Gärten nach vorläufig geschehenem Anschlag und unpartheiischer gerichtlichen Schäzung dem Meist- bietenden zu überlassen. — Nach hiesigen Landesbrauch mit Vorbehalt des einen oder des andern Grunddienstes zu ver- erbrechten — und den im Spital befindlichen Pfründlern nach dem Verhältnisse der gegenwärtig von ihnen genossenen Verpfle- gung — ohne etwas abzubrechen — entweder das bare Geld zu reichen, wie es im Bruderhause geschieht, oder auf jeden Pfründler für die Kost wochentlich ein gewisses auszuwerfen, 198 Der Grund zu diesem Vergehen liege in der oft gemachten Er- fahrung,, dass den meisten Stiftungen die ihnen eigentümlich an- gehörenden Wiesen, Aeker, Gärten und Grundstüke denjenigen Nuzen bei weitem nicht schaffen, den man sich versprechen könnte ; überdiess würde durch die angedeutete Veräusserung, welehe ohnehin der allerhöhsten Gesinnung entsprechend ist, -— jedem Unterschleif, Bevortheilung und järlich sich steigenden Wirthschaftsauslagen vorgebeugt werden. Aber selbt der Einwurf: »es sei schwer das so erzielte Kapital sicher anzulegen und bei den vorwaltenden Kriegsunruhen,, die Interessen zum Unterhalte der Pfründler hereinzubringen, sei un- begründet; denn eines Teils befände sich die Landschaft jezt in bessern Umständen ; andern Teils wäre nun in diesem Lande die Landtafel eingeführt und somit die Gelegenheit das Geld sicher unterzubringen mehr gewahrt. 6. Innere Einrichtung, Zal und Eigenschaften der Aufzu- nehmenden, ihre Verpflegung und Verpflichtung; Wächter der Hausordnung. Die nächste Folge der angeordneten Untersuchung war der Entwurf eines förmlichen Stiftbriefes, der am 6. Juni 1760 vom Bürgermeister, Richter und Rate ausgestellt, ganz nach dem was bisher Gewohnheit und Recht gewesen, errichtet ward. — Diesem gemäss sollte, weil das Vermögen hinreichend, die Zalvon 36 Spitalern immer unterhalten werden. — Die Präsentation blieb bei den Privatstiftungen den Stiftern oder ihren Erben ge- sichert; die übrigen wurden wie bisher vom Stadtmagistrate auf- genommen, doch mussten sie immer bürgerliche, oder mit- bürgerliche Personen seyn. — Von dem Hintritt eines Pfründ- lers und der darauf folgenden Aufnahme eines andern wurde die Anzeige an die Kommission der milden Stiftungen gemacht. — Bis auf etwa erfolgende Abänderung der »Naturalkost« in eine Geldentschädigung erhielt jeder Spitaler zur Verpflegung wo- chentlich 4% Pfund Brod %, Pfund Rindfleisch; an Fasttagen aber eine »abgewechselte« Mehlspeis mit lauterer Suppe, Kraut oder Rüben und anstatt des vorhin in natura genossenen Weines 199 täglich 2 kr. Dann geniest jede Person an folgenden sechzehn heiligen Fest- und Aposteltagen, nämlich: Neujar, Dreikönige Lichtmess, Joseph, Christi Himmelfahrt, Dreifaltigkeit -Sonntag, Frohnleichnam, Pauli Bekehrung, Mathias, Philipp, Johannes, Peter, Jakob, Bartholomäus, Matbäus und Simon statt eines Pfundes Braten oder statt eines halben Pfundes Karpfen an Fasttagen 4 kr.; dann durch die heil. Fastenzeit Fischgeld 48 kr. und extra Weingeld 42 kr.; am grünen Donnerstag sechs gebakene Semmel- schnitten; zu Ostern 4% Pfund kälbernes Bratl nebst einem Stükl geselchtes Fleisch, 2 Pf. Speck und 4 Eier; dann zu Pfingsten wieder 1, Pfund kälbernes Bratl und ein Stükl geselchtes Fleisch ; zu Martini Y/,; Gans, zu Weihnachten und Fasching 1%, Pfund schweinenes Bratll, und jedesmal dazu extra 2 kr. Weingeld und ein Schüsserl voll Salz; bei Schlachtung der Speckschweine erhielt jeder 3 Brat- und 4 Leberwurst nebst 4 Fasching - Krapfen, jeder zu Y; Pfund, am heil. Pfingstage ein Schüsserl voll Schmalzkoch und zu den vier (Juatemberzeiten 1, Pfund Käse. — Ueberdiess wurden unter alle Spitaler zu gleichen Teilen die Interressen ver- teilt aus den zu diesem Behufe gemachten Stiftungen ; auch wur- den die drei Gemeinstuben so wie die Küche mit dem erforder- lichen Holze versehen ; der Stiftbrief enthielt auch die Zusicherung dass bei sich mehrenden Einkünften Bedacht genommen werden würde sämmtliche Spitaler mit gleichen Mänteln und nach Thun- lichkeit mit ganzen Kleidern zu versehen, damit sie bei den öffent- lichen Prozessionen und in den Kirchen mit anständigem Aeussern erscheinen könnten. Die Verpfliehtungen, denen die Spitaler sich zu un- terziehen hatten, betrafen: das Gebet und den Besuch der Ordinari- und Stiftmessen. Täglich beteten sie einen Rosenkranz für die lebenden und abgestorbenen Wolthäter, drei Vater unser und Ave Maria für Erhaltung der lieben Feldfrüchte ; dann nebst den gewöhnlichen Tisch- und Nachtgebeten täglich Abends die lauretanische Litanei, an ihrer Stelle Donnerstags die aller Heiligen, am Freitage vom Leiden Christi; überdiess täg- lich sechs Vater unser und Ave Maria zu Ehren des h. Sebastian 200 und Florian, drei Vater unser und Ave Maria zu Ehren der unbe- flekten Empfängniss Mariens um Abwendung aller anstekenden und erblichen Krankheiten, und drei Vater und Ave um lange und beglückte Erhaltung des durehlauchtigen Erzhauses Oesterreich. — Am Montage, Mittwoch und Freitag wohnten sie insgesammt den wochentlichen drei Stifismessen bei und beteten für alle ver- storbenen Wolthäter einen Rosenkranz in der Stille, desgleichen an den 16 oben angeführten Fest- und Aposteltagen. — Andere Verpflichtungen trafen sie nur wechselweise, so z. B. wegen der Stiftung der Eva Schorer wohnten alle 14 Tage am Frei- tage der Messe bei den Karmeliten jederzeit nur zwei bei und beteten für die Wolthäterin einen Rosenkranz in der Stille. Das- selbe geschah jeden zweiten Freitag bei den Minoriten in der Todten -Kapelle für die Hölbling’sche Stiftung und am Feste St. Pauli in der Spitalkirche für die Egger'sche Stiftung, während für die Verleiher anderer Stiftungen beim Empfange der Interessen drei Rosenkränze andächtig zu beten waren. Dieletzte Verpfichtung betraf das Vermögen. Fiel einem Pfründler eine Erbschaft zu oder besass er bereits beim Eintrite ein Vermögen , so fiel die eine Hälfte dem Spitale zu und zu dessen Versieherung händigte er dem Meister (Verwalter ) die Schuldbriefe oder sonstigen Vermögens - Dokumente ein, während er mit der andern Hälfte frei verfügen konnte. Diese Verpflieh- tung wurde jedem Pfründler gleich bei seinem Eintrite ordentlich vorgelesen, — Ueber genaue Erfüllung aller Verpflich- tungen wachte der jeweilige Spitalverwalter; er handhabte auch die Hausordnung, sorgte dafür, dass alle Pfründler, zur Sommerszeit spätestens um 8 Uhr, Winterszeit um 6 Uhr zu Hause seien. Die in Beobachtung der Hausordnung fälligen, in ihren Andachtsübungen lässigen oder in ihrem Wandel anstössigen wurden das erste und anderte Mal von ihm »korri- girt« (zurechtgewiesen) und zur pünktliehen Beobachtung ihrer Schuldigkeit ernstlich ermahnt und bei nicht erfolgender Besserung aus dem Spitale gestossen. 201 Für die gesammte Mühewaltung nach innen und nach aussen erhielt der Spitalverwalter 40 fl. und — bis auf weitere Anordnung folgende »Natural- Aceidentien« : Bei Schlachtung der Speckschweine sechs Brat- und sechs Leber- würste nebst zwei alten Hühnern, zur Faschingszeit 4 schweine- nes Fleisch und zwölf Faschingkrapfen, am grünen Donnerstag zwölf gebackene Semmelschnitten ; zu Ostern Y, kälbernes Fleisch und zwei »geselchte Hammen« und zwölf rothe Eier, zu Pfingsten 4 Fleisch und ein Schüsserl Schmalzkoch ; zu Martini %, schwei- nenes Fleisch und eine Gans, zu Weihnachten Y, schweinenes Fleisch; wenn eine Kuh kälbert, von jedem Kalb ', und wenn eine Schwein — salva venia — Junge wirft, jedesmal hievon ein Spanferkl. / 7. Veräusserung der Grundstücke, Aeker und Wiesen und der Mayerschafts-Fahrnisse; Aufhören der Natural- verpflegung. Was die oft erwähnte Kommission dem Magistrate zu be- denken gegeben und durch den Beisaz dass »die Veräusserung des Besiztumes ohnehin der allerhöchsten Gesinnung entsprechend sei«, unterstüzt hatte, wurde in reifliche Erwägung gezogen und eine unparteiische Schäzung eingeleitet, Obgleich ein genauer Ausweis, der die Mayerschafts-Erträgnisse der Jare 4745 —1754 zusammen- stellte, gegen die Veräusserung sprach und auch die Buchhaltung nicht umhin konnte, sich für die Fortführung als das Erspriess- lichere zu erklären, erfolgte doch bereits 23. November 1761 an den bürgerlichen Schifmeister, Franz Winkler, der Verkauf 4. der Aeker und Wiesen nebst dem zu den Feldern be- nötigten Samengetreide und Dünger um einen Kaufschil- ling pr. 9147 fl. 30 kr. — 2. Des sogenannten Hebenstreit- schen Gartens pr. 200 fl,, des Häusels im Feld pr. 350 Al. und der weiteren todt- und lebendigen Fahrnisse pr, 871 fl, 24 kr. zusammen gegen einen wahren Kaufschilling pr. 1421 fl. 24 kr. Wogegen der Käufer 3. die järlichen auf die Realitäten geschla- genen Steuern nicht nur »punctuel« zu dem Spitalamt abzuführen Mus, Jahr. Ber. ÄXI. 44 202 sondern auch in Veränderungsfällen die bei den bürgerlichen Häu- sern und Grundstücken gewöhnliehen Gefälle gehörig zu entrichten schuldig ist '). Gleichwie 4. dem Käufer die Heu- und Grumet- fechsung auf den Stadtwällen und Gräben, so wie es vorhin bei dem Spitalamt genossen worden, ebenfalls auf ein beständiges über- lassen wird, so hingegen demselben und seinen Nachfolgern als- lang selbe gleich gesagten Genuss haben, die Schuldigkeit obliegt, sämmtliche vor den besagten Stadtwällen befindlichen Planken in gut baulichem Zustande herzuhalten, dann nicht minder wie vorhin vom Spitalamt geschehen, den Stadtgraben auf seine Unkösten aus- räumen und mit dem benötigten Holz aussezen zu lassen. Endlich das für die Spitalpfründler alljärlich notwendige Brennholz jederzeit »gratis« führen zu lassen und den ganzen Betrag pr. 10.568 fl. 54 kr. nach und nach in Terminen im baaren zu erlegen. — 1) Von den Spitalgründen giengen bereits 18. Dezember 1761 käuflich um die Summe 4256 fl. an das Kloster der Elisabethinerinen über: 1. Das Spitzfeld, 5°/, Tagw. 2. Das Jesuitenfeld, 51), Tagw. 3. Das Lazaret- feld, 123/, Tagw. ohne lange in dessen Besize zu bleiben. Einigen Privatpersonen schienen diese gut gelegenen Felder, zumal das Spiz- feld, zur Aufführung von Wohngebäuden sehr geeignet; daher suchten sie dieses von den Klosterfrauen käuflich zu erwerben. Da ihrem Wunsche nicht willfahrt wurde, wendeten sie sich unter verschiedenen Vorwänden an die Landesstelle und erwirkten die Entscheidung: »Das Kloster habe den Bittstellern nicht nur in Ansehung des Spizfeldes statt zu thun, son- dern auch mit den andern Gründen ein Gleiches zu beobachten« (25. Mai 1784). So gieng das Spizfeld an die Bittsteller, und im folgenden Jare das Lazaret- und Jesuitenfeld um 5120 fl. an den Kaufmann Balthasar Angerer über. 4. Das Karmelitenfeld, 2%, Tagw. erkaufte Franz Peter- mandl am Mössbachhof; 5. Das Seminariumfeld, 97/ Tagw. erwarben: Peter Stokbauer, Johann Stockbauer und Ambros Priemayr und teilten es so, dass jeder 5'/, Tagw. erhielt, /, gemeinsam blieb. 6. Das eiserne Handfeld, 7'/, Tagw. gieng über an den Besizer des obern Priemayr- Gutes, Johann Mich. Dietscher. 7. Die Stockhofwiese, 15% Tagw. an den Schiffmeister Moll. Der Hebenstreit’sche Garten u. s. w. an Math. Berger. — ni 5 LU LU U 2 cl and 2 203 Die notwendige Folge des Verkaufs der Mayerschaft war, dass nun mit dem Beginne des folgenden Jares die Verpflegung der Pfründler mit den Naturalien ein Ende nahm; nur blieb noch die Naturalwohnung und das notwendige Brennholz mit einer Ent- schädigung von 9 kr. täglich für jedes Individuum !). 8. Verpflanzung mehrerer Siechen ins Bürgerspital. Erweite- rungsbau; neue Gebahrungs-Gebrechen, daher strenge Aufsichtsmassregeln. ” Noch vor der Veräusserung der Spital- Aeker, wahrschein- lich im J. 1757 wurden die beiden Siechenhäuser im Wein- garten und bei Strassfelden ?), sowie das Thonmüller- Häusl°) aufgehoben. Das Siechenhaus bei Strassfelden wurde den barmherzigen Brüdern eingeräumt, die beiden andern ver- äussert. Der eine Teil des Kaufschillings lieferte das für die Na- tural- Kost ausgemittelte Wochengeld, der andere wurde dazu verwendet, den hinteren Trakt des Bürgerspitals, wohin die nun obdachlosen Siechen verpflanzt wurden, zwekentsprechend auszu- bauen. Zu diesem Bau mögen auch die Gelder, welche für den Verkauf des ehemaligen Todtengräber - Häusels (Schachermayer ) und des Benefiziaten - Stökels (der rükwärtige Teil des Hauses Karl König), die beide zum Bürgerspitale gehörten, eingegangen sind, verwendet worden sein, aber keineswegs hingereicht haben. War schon dieser Abgang zu deken, so zeigten sich unerwartet auch andere Ausfälle: die Interessenzalungen stokten und die Un- tertans - Giebigkeiten blieben ausstehend. Um allen Forderungen zu genügen sah man sich genötigt, ein Aktiv-Kapital zu künden. Diese 'Gebarung verbunden mit neuen Geldanweisungen an das Spital dünkte im Rükblike auf die vor wenigen Jaren erlassene Warnung der Landesstelle doch zu arg; sie tadelte strenge die eingerissenen Missbräuche, betraute einen der Räte mit der spe- ziellen Oberaufsicht über die Anstalt und erliess 17. Junius 1780 1) Vergl. Pillwein, Linz, S. 256. — 2) Vergl. Anhang 3. — 3) Vergl. unten IL, 5. — 14* 204 an den Magistrat die geharnischten Verhaltungsbefehle: »Nachdem man eine solche Gebarung, welche den Untergang der ganzen Stiftung nach und nach unfehlbar nach sich brächte, keineswegs mit gleichgiltigen Augen ansehen kann, als wird ihme — Magistrat nachfolgende Massgab zur genauesten Befolgung und Richtschnur anmit vorgeschrieben: 1. Hat sich derselbe aller Geldanweisungen an besagtes Spital, unter was immer für einem Vorwande, bei eigener Defürhaftung zu enthalten. 2. Hat derselbe alle Interesse- und Untertans - Ausstände, ohne alle Rüksicht, mit allem Ernste und allenfälliger Exekutionsführung alsogleich einzutreiben. 3. Solle künftighin kein Pfründler mehr aufgenommen werden, es seie denn, dass er — Magistrat — die vorläufige Anzeige bei der k. k, Mildenstiftungs - Kommission allhier hievon gemacht und von da aus die weitere Begnehmigung erhalten habe. 4. Wird dem- selben bei schärfester Ahndung untersagt, weder ein Aktiv-Kapital aufzukünden, noch eine Passiv-Schuld für das Spital zu kontra- hiren, bevor nicht derselbe hiezu die Einwilligung erwähnter k.k. Mildenstiftungs - Kommission eingeholt hat. Endlich wird demsel- ben ernstgemessen aufgetragen, dem k, k. Landrat Grafen Albert v. Klamm, als welchem die Oberaufsicht über das hiesige Bürger- spital eingeräumt worden ist, alle schuldige Parition und Gehorsam zu leisten und demselben alle erforderlichen Auskünfte ohnweiger- lich zu geben, welches man ihme — Magistrat — zum schuldi- gen Nachverhalt und weiterer Verständigung des Bürgerspital-Ver- walterss Wazinger anmit hat erinnern wollen. — 9. Besorgniss ob des Fortbestandes des Bürgerspitals. Frucht- lose Schritte der Bürgerschaft diesen zu sichern. Verkauf des Spitals an mehrere Bürger. Tagesportion für die Pfründler., Sechs Monate nach diesem Erlasse starb Maria Theresia; Josef Il. folgte ihr auf dem Throne. Die Ueberzeugungen und Grundsäze des neuen Herrschers, die in den, in schneller Folge eingeführten Neuerungen und Reformen — zumal auf religiös- kirchlichem Gebiete sich kundgaben, liessen auch für das Fortbe- stehen des Bürgerspitals ernstliche Besorgnisse hegen. Diese mehr- 205 ten sich, je nachdrüklicher die Errichtung von centralisirten Ver- sorgungs - Anstalten betrieben wurde. Wirklich war die Auflö- sung des Bürgerspitals bereits im Frübjare 1786 in nahe Aussicht gestellt und in emem Schreiben vom 26. Junius an das bischöfliche Konsistorium das Ansuchen gestellt, dafür zu sorgen, »dass für die kurze Zeit, als das Spital bestehen wird, für die dasigen schwachen Armen täglich eine Messe in der Spitalkirche durch einen Religiosen oder sonstigen Geistlichen gelesen werde.« Der so gefasste Entschluss reifte bald zur wirklichen Ausführung heran. Im Oktober desselben Jares erfolgte die Auflösung meh- rer Wolthätigkeits- Anstalten dieser Stadt !); lauter und lauter gieng der Ruf, dass das Bürgerspital zunächst an ‘die Reihe kom- men dürfte. Desshalb wendete sich die gesammte Bürgerschaft bittlich an die Regierung: »Das Bürgerspital, welches dem Ver- nehmen nach aufgehoben werden soll, zum gedeihlichen Unter- stand und Unterhalt der .entkräfteten, mühseligen und mitleidens- würdigen, bürgerlichen Personen, welche den bürgerlichen Last allda durch viele Jare getragen haben, in seiner bisherigen Ein- richtung ferner zu belassen.« Sie stellte vor, es sei grösstenteils eben durch die Wolthätigkeit diessortiger Mitbürger zu dem Ende gestiftet worden, auf dass es zu ewigen Zeiten für derlei arme Personen ein ordentliches Verpflegungshaus seyn und verbleiben soll; überdiess würde die Aufhebung dieses für die mittel-, hilf- und kräftelosen Bürger gestifteten Spitals die traurige Folge haben, dass sie nach ihrer Zerstreuung der kontribuirenden Bürgerschaft und dem immer mehr unzureichenden Armeninstitute zur Last fielen, zumal kein einziges Versorgungs - Institut vorhanden und Niemand im Stande ist, dieselben im Erkrankungsfalle um das ausfallende Handgeld mit Kost, Wohnung, Kleidung, Arznei und andern Notwendigkeiten zu versehen, während im gestifteten Spi- tale für alles dieses schon Sorge getrofen wäre. Die Landesstelle mit der Geschichte der Anstalt wie mit dem gefassten Beschlusse der Errichtung von Versorgungs - Anstalten 1) Vergl. II, Lieferung, S. 51. — 206 nicht unbekannt, suchte sogleich (24. Februar) die Bürgerschaft wegen der ausgesprochenen Besorgnisse zu beruhigen und das künftige Loos auch der Pfründler in einem weniger trüben Lichte darzustellen. Die Bürgerschaft würde in Hinsicht ihrer spitalfähi- gen Armen durchaus nichts verlieren; zufolge der am 29. De- zember 1787 eingelangten a. Entschliessung sei der Bürgerschaft das Präsentationsrecht gewahrt, und die präsentirten armen Bür- ger bekämen auch nach der neuen Versorgungs - Anstalt ihren ehemaligen Stiftungsbetrag und zwar wenn sie ausser dem Versor- gungshause. wohnen, noch mit täglich 2 kr. Wohnungszulag ; zu- gleich hätten sie noch die Möglichkeit für sich, mit Handarbeiten sich ein weiteres Verdienst zu schaffen ; im Erkrankungsfalle aber entweder bei den Barmherzigen oder Elisabethinerinen unentgelt- lich aufgenommen und verpflegt zu werden, ja seinerzeit, Alters oder der abnehmenden Kräfte halber in das zu errichtende Ver- pflegungs- und Siechenhaus einzutreten und sich aller Betreuung zu erfreuen; zuverlässig würden die Versorgungs - Anstalten auch dem Armeninstitute mehr vor- als abträglich seyn. Da sonach die Hoffnung, das Bürgerspital in seinem Be- stande zu erhalten scheiterte und bereits die einleitenden Schritte zu seiner Versteigerung gemacht wurden, stellten einige Bürger durch den Bürgermeister, Garl Pfülb von Ehrenheim, die Bitte: das Bürgerspital sammt dem, was dazu gehört, um die Summe von 12000 fl. ohne weitere Versteigerung übernehmen zu dürfen, um das durch mehrere Jarhunderte zum Besten der bür- gerlichen Gemeinde verwendete Gebäude auch fürder der Gemeinde zu erhalten (15. Jul. 1788). Die Regierung unterstüzte mit Wärme diesen Antrag (30. Aug. 1788), der auch am 4. Jänner 1789 die Genehmigung des Kaisers erhielt. So überliess die Regierung im Namen des milden Stiftungsfondes der allhiesigen Bürgerschaft : das Bürgerspitalgebäude sammt dem grossen Hof, dem kleinen Höfel, wo der Brunnen stehet, und einen rükwärts gegen den Garten, 84 [7] Klaftern messenden Erdgrund, nicht minder die sogenannte Wachsbleiche, dann einen daranstossenden Garten und öden Hofgrund, 260 [7] Klaftern messend, nebst dem sogenann- 207 ten Ringelschmiedhause, dann dem kleinen Höfel rükwärts, den Plaz, wo gegenwärtig die Holzhütten stehen, sammt einem 470 D_] Klaftern messenden Gartengrund, ebenso wie das Kirchen - Ge- bäude und den hier anstossenden Oelberg. — Die für jeden Pfründ- ler ausgemittelte Tagesportion betrug 11 kr, — 10. Spitalkirche zum heil. Geist. Benefizium. Reihe der Benefiziaten. Opferwillige Nächstenliebe hatte das Bürgerspital geschaffen und zum Unterhalte der durch Alter und Krankheit Verarmten das bedeutende Stifiungsgut dargebracht; aber auch für die geistliche Tröstung Vorsorge getrofen. Desslalb bestand bereits vor dem Jare 1334 neben dem Bürgerspitale eine kleine Kapelle, die im erwähnten Jare »etwas besser erbaut wurde.«e — Doch war und blieb ihr Umfang auch jezt ein ganz bescheidener, wie der im J. 1594 aufgenommene Plan der Stadt nachweiset. Im Bauern- aufruhr wurde sie mit den vorhandenenen Kirchengeräten in Asche gelegt — ein Schaden, der wenigstens zu 3000 fl. veranschlagt wurde. Da die Verluste, welche durch diese Katastrophe die einzelnen Bürger und das Gemeinwesen erlitten hatten, ungeheuer waren, betrug die zum Wiederaufbau veranstaltete Sammlung auch nur die Summe von 1232 fl., somit konnte die Kapelle nur im frühern Umfang notdürftig wieder hergestellt werden. — Das Be- dürfniss ihrer Vergrösserung und Erweiterung stellte sich bei zu- nelımender Bevölkerung dringender hervor. Wegen ihrer günstigen Lage von den Stadtbewohnern wie vom Landvolke sehr besucht, konnte sie — zumal an Sonn- und Festlagen — die zuströmende Menge so wenig fassen, dass gewöhnlich die Hälfte der Gläubi- gen ausserhalb des Kirchleins stehend dem Gottesdienste bei- wohnte. — Erst nach Beendigung des dreissigjärigen Krieges war es möglich, diesem Bedürfnisse einigermassen Rechnung zu tragen. Zum Glüke war eben einige Jare vorher die bedeutende Zustiftung Zampanellis erfolgt, die ausdrüklich »die Erweiterung der Spital-Kirche« betonte. Darum ward im J. 1658 das Kirchlein bis auf den Grund abgebrochen und vom neuen und in grösserer 208 Dimension allmälig aufgebaut. Das stattliche Gebäude, wie es im Vischer’schen Prospecte der Stadt Linz abgebildet erscheint, ist bis zur Auflösung der Anstalt wesentlich unverändert geblieben. Da man gerade damals mit dem Plane, ein freiwilliges Arbeitshaus zu errichten, sich befasste, ward das gesperrte Gotteshaus des Bürgerspitals hiezu bestimmt. Bereits ward der Kostenüberschlag für die Herstellung dieser für 90 Personen beantragten Anstalt berechnet, und nur zu 2754 fl. 56, kr. angesezt, weil nichts weiter notwendig zu seyn erklärt wurde, als lediglich die Kirche mit Pfeilern in 3 Stokwerke zu teilen und die Stiege in der Sakristei anzubringen. (Hofbericht vom 3. Julius 1787). Auf die oben er- wähnte Bitte der Bürger wurde der Plan der Errichtung des Ar- beitshauses ganz fallen gelassen und so wie das Spital mit dem was dazu gehört, so gieng auch die Kirche in Privatbesiz über und wurde im Laufe der Zeit so umgestaltet, dass — rechnet man den noch erhaltenen kleinen Oelberg hinweg — ihre ursprüng- liche Bestimmung nichts mehr ahnen lässt, — Dem Beispiele Ulrichs v. Tann und Fried. Tungoz- zinger, die zum Unterhalte eines Kaplans (Benefiziaten) an der heil. Geistkirche bereits im Jar 1334 eine Stiftung gemacht hatten, folgten andere nach, ohne dass ich im Stande bin, die Beträge und Bedingungen der einen und der andern bestimmt nachzuweisen. Aus den Akten — zumal aus den Präsentations- schreiben, in welchen der Stadtrat den jeweiligen Kandidaten dem Fürstbischof von Passau zur Verleihung der Jurisdiktion empfahl, geht soviel hervor, dass der Spital- Benefiziat die Früchte m e h- rerer — vermuthlich kleiner — Stiftungen zugleich ‘ genoss. Noch im Jahre 1717 werden diese — im Präsentations- schreiben in folgender Reihe aufgezält: Benefieia ad St. Spiritum, Allerheiligen, Adriani, St. Martini, des Spitals, Doppelhammers, St. Margarithae, St. Joannis et Frideriei Tungozzinger. — Die Erträgnisse dieser mögen zum anständigen Unterhalte eines Benehiziaten in fried- lichen, ruhigen Zeiten bei weiser Sparsamkeit und kluger Gebahrung allenfalls ausgereicht haben. Als aber die Wirren und Unruhen der lutherischen Bewegung sich auch in Linz fühlbar machten, die 209 Stadt ungeachtet, aller Abmahnugen sogar lutherische Prädikanten im Spitale aufstellte und sie dem landesfürstlichen Verbote zum Troze zu halten strebte; schwanden die frühern Erträgnisse des Benefiziums zusehends zusammen; die Einäscherung des Spitals und der Kirche im Bauernaufruhr und die Wehen des dreissig- järigen Krieges waren so wenig angethan, diese zerrütteten finanzi- ellen Zustände des Benefiziums zu bessern, dass fast sechzig Jare hindurch (1600 — 1665) die Stelle eines Spitalbenefiziaten un- besezt blieb. Die gewöhnlichen Dienste in der Woche hindurch verrichtete einer der Kooperatoren der Pfarrkirche, hingegen die Predigten und Gottesdienste an Sonn- und Festtagen einer der Kapuziner im Weingarten. In zuletzt genanntem Jare wurde wieder ein Benefiziat zum heil, Geiste ernannt, der um doch standesgemäss leben zu können, auch das Schlossbenefizium mit dem andern vereinigte. Dieses vom jeweiligen Landeshauptmanne verliehene Benefizium trug järlich 40 Pfd. Pfen. zalbar aus dem Stadtlin- zerischen Brukenamt, wozu noch 30 fl. aus verschiedenen Beiträ- gen kamen. — Diese Vereinigung dauerte so lange, bis durch neue Stiftun- gen der finanziellen Lage des Spitalbenefiziaten wieder eine wesent- liche Verbesserung zugieng. Solche Wolthäter waren: der eifrige Beförderer der Ehre Gottes und thätige Spitalamtsverwalter Mathias Panlechner, der nebst andern milden Stiftungen auch 600 Al. zu Stiftmessen in der Spitalkirche bestimmte, wo er auch, wie er gewünscht, nach seinem Tode beigesezt wurde (1691). Zu glei- chem Zwecke widmete wenige Jare nachher — warscheinlich 14748 — Lemermayer 2150 fl. und 4742 die bürgerliche Wittwe Anna Maria Pohr 4000 fl. zur Spitalkirche für eine jeden Samstag um 7 Uhr zu lesende heilige Messe. Von den Interessen erhielt der Geistliche 34 fl., die Kirche 3 fl., der Messner 2 fl., der Spitalverwalter 4 fl. — Der ehemalige Domvikar zu Passau, nachher Spitalbenefiziat zu Linz, Paul Egger, bestimmte testamentarisch 600 fl. zu dem Spitalgotteshause zum heil. Geist in der Absicht, dass dort alle Monate zwei heil. Messen vom da- . sigen Benefiziaten, zu ihm gelegensamen Tagen für den Stifter 210 und seine Freundschaft sollen gelesen werden. Von den Interessen gebürten dem Benefiziaten für jede Messe 45 kr., dem Schulmei- ster järlich 2 fl., die übrigen 4 fl, verblieben dem Gotteshause. Eben dahin vermachte er noch 500 N. »damit in unserer lieben Frauenkapelle ein ewiges Licht in der vor dem Altare hangenden Ampel beständig unterhalten werden kann.« — Andere Schenkungen bezweckten zu gleicher Zeit auch die würdigere Feier des Gottesdienstes an bestimm- ten Festen. So wurden im November 1776 der Kirche 750 Al. in der Absicht vermacht, dass järlich zu Pfingsten eine achttägige Andacht vom heil. Geiste gehalten würde, die darin bestand, dass in der ganzen ÖOktave Vormittag um 40 Ubr eine heilige Messe, Abends um 6 Uhr die lauretanische Litanei mit dem Segen im Anfange und am Ende statt fand. Dem Benefiziaten wurden für jede heilige Messe 30 kr., und für seine‘ übrige Bemühung 2 A. bestimmt; für den Schulmeister wegen Besorgung der Musik Anl, 30 kr. für jeden der zwei Assistenten 2 fl. für die Schiffel- und Rauchfasströger u. s. w. 5 fl., für den Organisten 4 fl. 20 kr., und für die Beleuchtung mit 20 Kerzen 8 fl. 40 kr, an die Kirche. — Eine Schenkung von 600 fl. erhielt eben diese Kirche im Jare 4779 auf dass bei der an Sonn - und Feiertagen gesungenen Messe der Segen mit dem Venerabile — anfangs und am Schlusse gegeben werde. Hiefür erhielt der Benefiziat 8 fl, der Schulmeister für das Orgelspiel und für die Beischaflung der Glut 4 fl., die Ministranten 4 fl. und die Kirche 8 Al. -— Die letzte Schenkung die im J. 1780 von einem Ungenannten pr. 900 fl. erfolgte , stellte die Bedingung, dass von den Interessen järlich in der Adventzeit an Sonn- und Feiertagen eine gesungene Messe gehalten, an den andern Tagen aber während der Messe eine Aria de Beutü gesungen, auch vor- und nachderselben mit dem hochwürdigsten Gut der Segen gegeben werde. — Für diese Verrichtungen bekam der Bene- fiziat 12 N., der Schulmeister 6 fl., die Kirche 12 Ai. Wenige Jare nach dieser Schenkung, als die Aufhebung des Bürgerspitals bereits beschlossene, nächstens zu vollziehende Sache war, ergieng 26. Juni 1786 an das bischöfliche Konsistorium die _ 211 kaiserliche Anordnung, »dass das Benefizium des Bürgerspitals gleich jezt ad Fundum religionis übernommen, solches zur Dotirung des Kooperators zu Liebenau angewendet und nur die Verfü- gung getrofen werden sollte, dass durch einen Kapuziner , hiemit ohne neue Auslage für den Fond, im Spital die Messen gelesen und ein pensionirter Geistlicher aus einem aufgehobenen Kloster als Kooperator in Liebenau, der ehestens zur Vormerkung nam- haft zu machen, angestellt werde.«e — Auf die vom Konsistorium abgegebene Gegenvorstellung, dass der gegenwärtige Benefiziat bereis investirt sei, erfolgte 18. Juli 4786 die Entscheidung, dass dieser investirte Benefiziat gleich jedem andern bei dem Genusse seines Benefiziums zu verbleiben habe und dass er nur in soweit als Kooperator in Liebenau angewendet werde, als er die Fähig- keit und Kräfte zu weiteren seelsorglichen Verrichtungen noch besize. Wenn ersagter Benefiziat der Untauglichkeit wegen — die aber zu erproben ist — nicht angestellt werden könnte, wäre ein anderer pensionirter Religios in Liebenau anzustellen. Da diese Untauglichkeit zur Seelsorge durch ärztliche Zeug- nisse zur Genüge nachgewiesen war, wurde der vom Konsistorium in Vorschlag gebrachte Kapuziner, Oberfurtn er, nach Liebenau gesendet, der tödtlich erkrankte Benefiziat, Simon Leutner, in seiner Stellung belassen. Wenige Wochen darauf war er eine Leiche. Auf das Ansuchen des Magistrates 5. Dezember 1786, das von der Bürgerschaft gestiftete Benefizium auch ferner erhalten zu sehen, stellte schon damals sowol das Konsistorium als auch die Regierung den Antrag, dieses Benefizium zur Dotirung eines Dompredigers zu verwenden, aber — vergeblich, Dasselbe wurde für jezt, wo das järliche Erträgniss zu 405 N. 55 kr. mit der Obligation von 365 Messen nachgewiesen war , zum Religionsfonde eingezogen, und erst Kaiser Franz Il. genehmigte 17. Mai 1796 dass zwei eigene Domprediger in Linz angestellt, aus dem Reli- gionsfonde dotirt, zu diesem aber die erledigten einfachen vier Benefizien des Spitals, des Prunnerstifts!') von St. Bar- 9) Vergl. II. Lieferung, S. 49. — 212 bara !) und vom Kreuzweg ?) vorschriftmässig eingezogen werden sollten. Es erübrigt nur noch jene namhaft zu machen, die im Ver- laufe der Jarhunderte dieses Benefizium, das öfter auch Spital- pfarr genannt wurde, genossen haben 3). Soweit sie bekannt, waren sie: 4) Stephan vom Jare 1335. — 2) Bernhard Rak- holer, »Pfarrer im Spital zum hl. Geist genannt,« v. 1424. — 3) Martin Grabmer, mit gleicher Bezeichnung v. 1488. — 4) Georg Deissenbäk, v. 1498. — 5) Johanna Khessel- boden, v. 1507. — 6) Mathias Portini, v. 1521. — 7) Con- rad Gross, v. 1537, der im nächstfolgenden Jare resiguirte. — $) Johann Neygerschmidt, v. 1538, wurde nach 3 Jaren »wegen üblen Verhaltens der Pfarre entsezt.« — 9) Matthäus Aichinger, v. J. 1541; starb 28. Jänner 1550; wurde in Puchenau beerdigt. 40) Martin Haberer, »ein geistreicher Mann«, v. 1551 — 1560. Nach Haberers Hinscheiden nahm die Stadt einen Prädikanten Johannes Ammeranger auf, der je- doch bald abgeschaft wurde; sein Nachfolger Sigmundt ward binnen Jaresfrist wegen nicht guten Benchmens beurlaubt. — 11) Georg Reuss, v. 1562; legte 1568 diese Stelle nieder. — 12) Georg Lichtenwalter, v. 1569, ward nach zwei Jaren wegen anstössigen Wandels fortgeschaft. 13) Hanns Khürsch, ein verheiratheter lutherischer Prädikant v. 1572, der 1574 mit Tod abgieng, worauf der Stadtpfarrer einen Geistlichen, Johannes präsentirte, der 1580 schnell dahin starb. Von da blieb die Stelle unbesezt, indem der Stadtrat einen lutherischen Prädikanten auf- stellen wollte, den die Stadtpfarrer Martin Burgleitner (1552 — 1582) und Johann Karbo (1582 — 1590) nicht annehmen konnten. Selbst nach dem landesfürstlichen Befehle, die Spital- pfarre mit einem Katholiken zu besezen, beharrte die Stadt auf der Präsentation eines Abgefallenen, Johann Apellius, bis 1) Vergl. Anhang 1. 2) Vergl. Anhang 2. ®) Vergl. Sündt’sche Chronik und Acten des Consistoriums. — 213 dieser in Folge eines Befehles des Landeshauptmanns abgesezt ward und der bisherige Stadtpfarr-Kaplan:: 44) Bartholomäus Hö r- mann als rechtmässiger Benefiziat anerkannt wurde, (4592 — 1600.) Nach seinem Tode blieb die Stelle wegen unzureichenden Subsistenzmitteln unbesezt, bis endlich im J. 1665 der Doktor der Theologie, 15) Wolfg. Italus, dieses Benefizium mit dem Schlossbenefizium vereinigt erhielt; als dieser Stadtpfarrer in Efer- ding geworden, 1683, folgte 46) Christoph Zillharter — 16. Nov. 1698. — 17. Bernhard Burkhardt Pyttner v. Ehren- berg, v. 1698 — 41. Dezember 14747. — 18) Johann Adam Schachermayr, bisher Kaplan an der Stadtpfarre, v. 20. De- zember 1747 — Jun. 17241. — 19) Johann Wolfg. König, bis- her Kaplan an der Stadtpfarre, v. Julius 1721 — 22. Sept. 1721, wo er die Pfarre Amstetten erhielt. — 20) Franz Jos. Schauer, bisher Stadtkaplan in Eferding, v. Okt. 4721 — Febr. 1732. — 21) Jakob Eustach. Sedlmayr, bisher Pfarrer zu Hellmonsöd, v. April 1732 — 25. Aug. 1743. — 22) Johann Paul Egger, bisher Domvikar in Passau, v. Sept. 1743 — 6. Jän. 1753. — 23) Ignaz Wöber, v. Jän. 1753 — Febr. 1754, wo er als ganz junger Priester starb. — 24) Josef Guschl, Sohn des um Linz verdienten Stadtrichters, v. März 1754 — Sept. 1757. — 25) Anton Jos. Stokher, bisher Vikarius in Laakirchen, v. Jän. 1758 — Mai 1772. — 26) Georg Adam Holzinger, bisher Kaplan an der Stadtpfarre, v. 27. Jul. 4772 — 1. Mai 1785. — 27) Simon Leutner, bisher Kurat in Ma Ran berg, v. 27. Jul. 1785 — Nov. 1786. II. Die mit dem Linzer - Bürgerspitale vereinigten Stiflungen. 41. Das Bruderhaus. Das Bürgerspital stand grundsäzlich jenen offen, die dem Bürgerstande angehörten, die diese Eigenschaft nicht nachweisen konnten, waren und blieben, obgleich durch harte und treue Dienste, die sie Bürgern geleistet, entkräftet und im Alter nun 214 hilflos, davon ausgeschlossen. Die christliche Gesinnung der Ein- wohner dieser Stadt eröfnete frühzeitig auch diesen eine Frei- stätte; das Bruderhaus, wo sie anfänglich wenigstens »Dach und Fach« finden sollten. — Im J. 1563 erkaufte der Ratsbürger Sebastian Murauer von dem Bürgers-Sohne, Johann Boniat, drei kleine Häuser mit dem dazugehörigen anstossenden Garten. Sie lagen an der nach Ebelsberg führenden Landstrasse, links von dem Kreuze, an der Stelle, wo heut zu Tage das Schif- wirtshaus auferbaut ist. Der Kauf wie der nötige Umbau wurde aus den Mitteln des Bürgerspitals bestritten; darum galt das Bruderhaus als »blosse Filiale und Zuhaus zum Bürgerspitale.« Diesem gebürte die Benüzung des dazu gehörigen Gartens, wie auch der etwa entfallende Hauszins, dagegen auch die Erhaltung des Hauses und Tragung der Steuern und Lasten. Die Verwal- tung war dem jeweiligen Spitalmeister anvertraut; die unmittelbare Obsorge des Hauses, wie »der armen Leut« führte ein Mann, »der Bruderwirt« genannt, der ausser der freien Wohnung da- selbst, järlich 6 fl. Belohnung, und zu gewissen heiligen Zeiten — gleich den Spitalbewohnern — Wein und Speisen erhielt. Er wachte über die Ordnung im Hause, über Verriehtung des vorge- schriebenen Gebetes Morgens und Abends und den Besuch der Kirchen, in denen die Stifimessen und vorgezeichneten Andachts- übungen stattfinden mussten. Die Zal der Aufgenommenen war 20, denen ausser der freien Wohnung, nur die Beheizung — 21 Klft. Holz — gewährt wurde. — Leider wurde im J. 1626 auch dieses Haus ein Raub der Flammen. Bei den grossen Verlusten, welche das Mutterhaus selbst erlitten, konnte die Filiale erst in den Jaren 1630 — 36 durch gesammelte Almosen nur notdürftig und mit beschränkten Räumlichkeiten wieder auf- gebaut werden. Doch trat auch hier eine Aenderuug zum Bessern ein, Edelgesinnte Menschen, deren wolthätiges Wirken wir bereits bei andern milden Anstalten erwähnten, liessen auch dieses arme Haus nicht unbeachtet; sie suchten durch Geschenke, Gaben, Ver- mächtnisse jeder Art den in dieser Freistätte untergebrachten Armen den Abend des Lebens zu erheitern und zu erleichtern. Um den- 215 selben bequemere, der Gesundheit zuträglichere Wohnungen her- zustellen, und auch Pilgern auf ihren Wallfahrten eine Unterkunft zu bieten, legirte "zufolge Kodizils vom J, 4698, Richard Speer, »des innern Ratsverwandter« zur Erbauung und Erweiterung des Bruderhauses 3000 fl. mit der Bedingung, dass alle Samstage von den armen Leuten ein Rosenkranz gebetet werde. Der Pfar- rer zu Hörsching, Andreas Girra, widmete zu ähnlichem Zweke 2000 fl. in der Voraussezung, dass jene wochentlich zwei Rosenkränze beten und am Jarestage (seines Absterbens?) der heiligen Messe in der Pfarrkirche beiwohnen. Michael Prunner vermehrte 5. März 1739 diese Stiftungen gleichfalls mit 2000 fl, damit die im Bruderhause befindlichen Pfründler am Tage des h. Michael und der h. Susanna beichten und kommuniziren, da- gegen das entfallende Interesse immer bar erhalten. — Aehnliche Vergabungen unter ähnlichen Bedingungen erfolgten auch von Anna Magdalena Eder, gebornen Männer, von Prandstäter, dem Bürgermeistar Johann Adam Prunner, Eva Schorer, Pohr, Maria Elisabeth Huetstock und Nicolaus v. Hölbling. Aber unter die vorzüglichsten Woltbäter dieses Hauses gehört die oben erwähnte Katharina von Grundemann und ihr Gemal, der k. k. Hofkammerrat Georg Constantin v. Falkenberg auf Streitwiesen und Eggerek, der »in Erwägung der Ver- gänglichkeit aller irdischen Dinge und eingedenk, dass nur die Werke der Barmherzigkeit uns über das Grab hinaus begleiten und vor dem schreklicehen Gerichte uns schützen werden, kurze Zeit vor seinem unerwartet eingetretenen Tode, 2. Jänner 1691 zum Trost und Heil seiner armen Seele, wie auch der gesammten grundemannischen Familie, einzig und allein durch und umb Gottes Willen zu geben und zum hiesigen sogenannten Bruderhaus 3000 fl. zu stiften« beschlossen hatte. Dem Stiftbriefe gemäss, den die Wittwe im folgenden Jare ausstellte, wurde die Summe in drei Terminen entrichtet und der Magistrat versprach, die Interessen des Kapitals järlich 430 fl. zu Handen des verordneten Spital- meisters zu erlegen. Von dieser Stiftung, welche die grunde- mannische hiess, sollien dem Willen des Stifters entsprechend, 216 den zwanzig Armen im Bruderhause, allwochentlich das ganze Jar hindurch — ausser der h. Fastenzeit — dreimal gutes frisches Rindfleisch — einer jeden Person ein halbes Pfund — gereicht werden, welches nach dem jezigen zu 44 Pfenningen gemachten Fleischsatz, 94 fl. ausmacht. Von den restirenden 39 fl. erhielt der »Ordinarispitalmeister« für seine Mühewaltung järlich 3 fl., die übrigen 36 fl. wurden zur Anschaffung des Brodes für die zwanzig Armen verwendet. — Hingegen erhielt die Familie Grundemann das Recht unter der ,Zal von 20 Pfründlern, zwei Personen zu präsentiren; alle aber waren für dieses Almosen verpflichtet, wo- chentlich am Freitage, dem Sterbetage des Stifters, für ihn und seine gesammte Freundschaft im Bruderhause einen Rosenkranz laut und öffentlich zu beten und der für ihn gestifteten h, Messe in der Karmeliten-Kirche beizuwohnen. Nach der lezten Willens- meinung der Wittwe dieses Wolthäters fielen diesem Hause aus ihrer Verlassenschaft noch 1087 fl. zu. — Ausser den bereits erwähnten Naturalbezügen erhielten die Pfründler auch die Interes- sen von den andern Vermächtnissen auf die Hand, so dass — wenigstens kurze Zeit vor der Auflassung der Anstalt — der An- teil eines jeden 41 fl. 5 kr. järlich betrug. — Als im J. 1787 dieselbe eintrat, wurde die Tagesportion auf 5 kr. späterbin auf 14 kr. E. Sch. gesezt. — Das Haus war mit dem anstossenden Kellerischen Waisenhause von Kaiser Joseph zum Gebär- und Findelhause bestimmt; doch bald ward aus guten Gründen von diesem Plane abgelassen !), das Haus an den Meist- bietenden veräussert und der Kaufschilling zum Stiftungsfonde verwendet. 2. Die Krauss’sche Stiftung. Die zwekmässige Einrichtung und strenge Ordnung, welche im Bruderhause gehandhabt wurde, bewog einen wolthätigen Bür- ger dieser Stadt, Georg Adam Krauss, zu einer ähnlichen Stif- tung, »In Erwägung, dass Gott dem Allmächtigen weit angenehmer 1) Vergl. II. Lieferung, S. 52. — 217 ist, wenn noch in Lebzeiten die milden Stiftungen zu Stande ge- bracht, als wenn selbige bis nach dem Tode verschoben werden, « stiftete er zufolge leztwilliger Anordnung vom 31. März 1735 zum Unterhalte von 12 armen, männlichen oder weiblichen Personen im Bruderhause die Summe von 7040 fl., die bei der Stadt zu 4% angelegt, jährlich das Interesse von 280 fl. 24 kr. gab. Hie- von erhielt jeder der zwölf Pfründler täglich 3 kr.; zu Ostern, Pfingsten, Weihnachten und am Tage seines Namens- und Schuz- patrons (Georg) 7 kr., und ebenso alle Quatembertage jeder 7 kr. endlich jeder järl. eine Klafter Holz. — Vermöge der mit dem Magi- strat getroffenen Uebereinkunft wurden den 42 Pfründlern sechs kleine Zimmer (Stübl), worin immer zwei zu gegenseitiger Hilfe in Krankheitsfällen, wohnen sollten, eingeräumt, überdiess ein Zimmer zu Verrichtung des Gebetes und eine Küche, aber Män- ner und Frauen immer von einander geschieden. — Zur Bestreitung der Reparaturen erhielt das Bruderhaus järlich 10 fl,, der Ver- walter für seine Sorgfalt 4 fl., der Bruderwirt 2 fl.; den andern zwanzig Pfründlern, »die ohnehin einen geringen Genuss hatten« warf er zum besseren Unterhalt järlich 10 fl. aus in der Hofnung dass sie alle Quatemberzeit und am Feste St. Georgi für ihn einen Rosenkranz laut und andächtig beten und für ihn und seine Freund- schaft aufopfern. Seine weitere Meinung war, dass diese Fun- dation die Krauss’sche genannt bliebe, dass die von ihm ge- stifteten zwölf armen Personen auch ganz gleich gekleidet, und aus seinen Mitteln den zwölf ersten die Kleider angeschafft wür- den; nach ihrem Ableben waren die Kleider der Verstorbenen von den Neupräsentirten abzulösen, oder im Falle sie ganz unbrauch- bar waren, von den Pfründlern neue, aber von gleicher Form und Farbe anzuschaffen. Das Recht der Präsentation behielt er sich auf seine Lebenszeit bevor, nach seinem Tode seinem Bruder Mathias, nach dessen Hintrite seiner liebsten Ehewirtin Marie Eleonora Krauss, dann seiner Anverwandten Sara Pauernfeindt und ihrem Gemal, Sebastian, Nach dem Tode dieser vier »soll die Präsentation aller zwölf Pfründler in perpetuum auf einen wol- Mus, Jahr. Ber, XXIL 15 218 löbl. wolweisen Magistrat zu Linz fallen.« Hinsichtlich der Eigen- schaften der Aufzunehmenden bekannte er dankbar, er habe als Bürger von Linz dureh die Gnade Gottes sich »die Mittel erobert;« darum wolle er auch den hiesigen armen Personen sie zum Troste seiner Seele geniessen lassen ; nur ordnete er an, dass in die Kraussische Stiftung keine andern Armen präsentirt und auf- genommen werden sollen, als welche der Stadt - Linzerischen Juris- dietion unterworfen, sich auch bei derselben oder der Bürger- schaft durch Treue , eifrige Dienste oder in anderweg meritirt ge- macht oder von solchen Eltern herkommen, die der Stadt Linz unterworfen gewest.« Ausserdem ward noch erfordert: ein guter Lebenswandel und ein soleher Zustand des Bewerbers, dass er sich selbst zu erhalten nicht mehr im Stande war. Für diese Unterstützung legte er den zwölf Pfründlern die auf einer im Gebetzimmer aufgehangenen Tafel verzeichneten V er- pflichtungen auf, alle Tage um 10 Uhr Vormittag für ihn in seinen Lebzeiten um eine glückliche Sterbestunde einen heiligen Rosenkranz öffentlich und mit lauter Stimme, nicht weniger am Abend um 5 Uhr unserer Frauen lauretanische Litanei nebst drei Vater unser und Avc Maria andächtig zu beten; nach seinem zeit- lichen Hintrite aber für seine abgeleibte Seele und für seine An- verwandten aufzuopfern ; ausserdem alle Quatemberzeiten wie auch am Festtage des heil. Georg, dann die andern obengenannten heil. Zeiten zu beichten, und das hochheilige Sakrament des Altars zu empfangen und für ihn und seine arme Seele zu applieiren. — Zu diesem Behufe verfügten sich an den genannten Tagen alle zwölf Personen miteinander in die Kirche und Niemandem war ge- stattet sich der vorgeschriebenen Andacht zu entziehen. Geschah es dennoch, wurde der Schuldige das erste Mal mit dem ausge- worfenen Taggehalt, das zweite Mal mit einem Wochen- und das dritte Mal mit einem Monatgelde gestraft und dieses »in die Büchse« gelegt. Blieb die Bestrafung ohne die gehoffte Besser- ung wurde der Schuldige der Stiftung unwürdig erklärt, ent- lassen und eine andere Person aufgenommen. War hingegen die Ursache der -Versäumniss eine erhebliche, wurde nicht gestraft, 219 sondern die unterlassene oder versäumte Andacht musste ehestens nachgeholt werden. — Aehnliches verordnete er auch gegen un- friedfertige und zanksüchtige, doch war die Sache vorher immer genau zu untersuchen. Starb ein Kraussischer Pfründler, gehörte die gesammte Hin- terlassenschaft der’ Stiftung; davon wurden auch die Begräbniss- kosten bestritten ; hinterliess der Pfründler nichts, wurden die Begräbniss - Kosten einstweilen von der Stiftung übernommen ; dagegen blieb die hiedurch erledigte Stelle so lange unbesetzt, bis der Vorschuss zurückerstattet werden konnte. Ausser den Ver- lassenschaften der Pfründler erwuchsen dieser Stiftung auch einige kleinere Kapitalien aus den sogenannten Einkawfsgeldern. Allmälig nämlich ward es auch gestattet, sich gegen Erlag von 400 fl. einzukaufen. Daher führt ein Rechnungs - Extrakt vom 12. Juli 1760 an: das Einkaufsgeld der Maria Katharina Ehrenleit- ner vom 13. Juni 4739, pr. 100 fl., ein Kapital von 600 fl. vom 4. Mai 1745, ein anderes vom Jare 1757, entstanden aus Einkaufs- und Verlassenschaftsgeldern. Ueberdiess hatte der Stifter selbst in spätern Jaren noch bedeutende Schen- kungen von 920 fl., 610 fl. und 500 fl. gemacht und die Ver- teilung der Interessen genau angeordnet. Daher der Gesammt- betrag eines Pfründlers im Jare 28 fl. 39 kr. ausmachte. — Bei der Auflassung dieser Anstalt im oben ‚angeführten Jare, wurde die Tagesportion auf 8 kr. später auf 17 kr. E. Sch. angesezt. 5. Die Thonmüller’sche Stiftung. (Thonmüller Häusl.) Das für die Stadt Linz verhängnissvolle Jar 1626 hatte den Wolstand der Bürger mächtig erschüttert, die Zal der Armen be- deutend vermehrt, Die bestehenden wolthätigen Anstalten waren bei den grossen Verlusten, die sie selbst erlitten, nicht im Stande, einer grössern Anzal von Pfründlern als bisher Auf- nahme zu gewähren. Wieder war es ein Bürger voll christlicher Gesinnung, der ein kleines Asyl für arme, entkräftete Individuen des weiblichen Geschlechtes eröfnete, das war der Siechenamts- verwalter Pankratius Thonmüller; er erkaufte im erwähnten Jare von Andreas Wartberger um 40 fl. die Brandstätte des 15* 220 sogenannten Heubinder-Häusels in der heutigen Klamm- gasse, und lies es soweit wieder herstellen, dass es zwölf Pfründlerinen eine geräumige Wohnung bot. Anfänglich schemen diese ausser der Wohnung und Beheizung — andere Bezüge nicht genossen zu haben. Der Stifter des nach seinem Namen genannten Thonmüller - Häusls vertraute zuversichtlich auf die opferfreudige Gesinnung seiner Mitbürger, die er zumal in seiner Stellung als Siechenamtsverwalter genau kennen zu lernen vielfache Gelegenheit gefunden hatte. Sein Vertrauen war nicht vergeblich, Der bekannte Handelsmann, Dominieus Zampanelli überliess im Jar 4640 dieser armen Anstalt 200 fl: mit dem Wunsche, dass die Inte- ressen hievon «en Armen auf die Hand gegeben werden. — Die in Wolthaten unerschöpfliche Susanna Catharina v. Grun- demann öffnete ihre freigebige Hand auch den Armen im Thon- müller - Häusl ; sie vermachte diesem und dem. Siechenhause nächst den Kapuzinern, am 3. Nov. 1693, 4250 fl. mit der Willensmeinung, dass jedem Pfründler daselbst wochentlich dreimal Yg Pfund Fleisch, in der Fasten aber ein Stockfisch oder was anderes gereicht werde. Der Ueberschuss der entfallenden Interessen pr. 3 fl. 45 kr. wurde den beiden Verwaltern für ihre Mühe und Sorgfalt zuerkannt. Die Stifterin behielt sich und ihren Erben das Recht bevor: genaue Einsicht zu nehmen ob alles pünkt- lich befolgt werde; ferner auf ihren Namen zwei des Almosens bedürftige Personen aufzunehmen und nach deren Absterben an- dere zu substituiren. Für dieses Almosen sollte wochentlich an dem Tage an welchem die Stifterin mit Tod abgehen würde, ein Rosenkranz gebetet und dreimal in der Woche der in der Minoriten - Kirche täglich abzuhaltenden Seelenmesse beigewohnt werden. — Die erwähnte Wolthäterin des Bruderhauses Rosina Pohr, beschenkte auch 29. Oktober 1709 dieses »Häusl« mit derselben Summe von 300 fl. In ihre Fusstapfen tratt bald hierauf die ver- wittwelte Frau Maria Johanna v. Khautten auf Kirchberg, geborne v. Eislsberg, die am 30. Jun. 1748 für diese Anstalt 1200 fl. vermachte; »die sollen — so lautete ihr Wille — zu 221 5% auf sicheres Ort angelegt, und das fallende Interesse alle Jare, so viel auf eine Person kommt, auf die Hand ausgeteilt werden; dabei sind die armen Leut schuldig, wann die sowol zu meiner selbst eigenen, als meiner liebsten Eltern und Befreun- deten Seelen Heil bei denen P. P. Carmeliten allhier auf ewig gestiftete wochentliche zwei heilige Messen, nämlich alle Freitage und Samstage gelesen werden, von ihnen allezeit drei Personen dabei zu erscheinen und einen Rosenkranz vor mich zu beten.«— Nach ihrem am 26. Jänner 1725 erfolgten Hinscheiden erlegte 2. Febr. 1725 der Universalerbe, Leopold v. Eislsberg, die ganze Summe, 1200 fl. Der Stadtmagistrat übernahm die Sorge, dass dem Willen der Stifterin von den Armen genau nachgekom- men würde und zur stäten Erinnerung an sie, liess er einen kleinen Grab- oder Gedächtnisstein im Armenhause einmauern. — Da der Gründer dieses kleinen Institutes Ahnherr der Prun- nerischen Familie gewesen war, galt es dieser als Ehrensache, jenes grossmütig zu unterstüzen; so wies der Bürgermeister Jo- hann Adam Prunner jenem 800 fl. zu, auf dass von den Interessen das wochentliche Brodgeld an die armen Leute ausge- teilt würde, und der Baumeister Michael Prunner 2000 Al. mit dem Wunsche, dass die Pfründler am Tage des h. Michael und der bh. Susanna beichten, kommuniziren und ihre Andacht für ihn und für seine Ehekonsortin aufopfern. (1739.) — Bald her- nach 17. Mai 1742, widmete eben dieser Anstalt, Magdal. Meidl das Kapital von 4200 fl., damit alle Sonn- und Feiertage der von ihr gestifteten Messe sechs Personen beiwohnen und nach dem Gottesdienste für sie und ihres Mannes Seele einen Rosen- kranz beten, und ebenso an ihrem und ihres Mannes Namenstage, wie an dem ihres Absterbens beichten, kommuniziren und diese Andacht für sie aufopfern. — Die jüngste Zustiftung — vom 4. Mai 1765 — rührt her von der Frau v. Trattnern. »Jenen zwölf Personen, die in der Stiftung des Thonmüller-Häusls sind, und die Obliegenheit haben, dass den gestifteten heiligen Messen jederzeit neun bei- wohnen und den Rosenkranz laut beten, die übrigen drei aber 222 am Montag, Mittwoch und Samstag in der Barbara -Kirchen den Kreuzweg auf gleiche Meinung abbeten, sollen jeder derselben järlich 9 fl. und in Summa 108 fl. quartalweise baar auf die Hand abgeführt werden.e — Desshalb erlegte sie das erforderliche Kapital zum Bürgerspital und verordnete, dass auch der Spital- amts - Verwalter für seine Bemühung järlich 42 fl. erhalte. — Durch diese Wolthaten war es möglich gemacht, dass jede Pfründ- lerin dieses anfänglich wahrhaft armen Häusels järlich 20 fl. 55%, kr. an Geld auf die Hand erhiell. — Uebrigens besass auch diese Anstalt, gleich dem Bruderhause und der Krauss’schen Stiftung weder Aeker noch Zehente, noch Untertanen, sondern nur die wenigen Kapitalien, welche gutherzige Wolthäter nach und nach gespendet haben; zugleich gehörten alle drei Anstalten zum Bür- gerspitale und wurden durch denselben Spitalamts-Verwalter ver- waltet, wesswegen sie auch hier vereinigt behandelt wurden. Das unansehnliche ursprüngliche Stiftungsgebäude wurde im J. 1752 gegen das naheliegende, geräumigere Jobst'sche Haus vertauscht, das bald hierauf — vermutlich 1765 — an Andreas Prambäk veräussert wurde. Der Kaufschilling floss in den Ver- sorgungsfond, die Pfründlerinen wanderten, wie schon erwähnt, ins Bürgerspital. Als auch dieses aufgelassen wurde, ward die Tagesportion für jede Person auf 7 kr. gesezt, — Anhang. 1. Gottesaker und Benefizium zu St. Barbara. Reihe der Benefiziaten. Nach der frommen Sitte der ersten Christen, die Gräber der Verstorbenen in die nächste Nähe der Haupt- oder Pfarr- kirche zu verlegen, verfuhren auch die Bewohner dieser Stadt. So lange die Pfarrkirche noch im Schlosse bestand, wurden die Verstorbenen nahe dieser, zwischen dem Schlosse und der uralten Martins-Kirche beerdigt. Als mit Ausgange des 13. Jar- 223 hunderts !) die Pfarre in die Ebene herab, an den Ort der jezi- gen Pfarrkirche verlegt wurde, fanden auch die Beerdigungen in ihrer nächsten Umgebung statt, und im Verlaufe der Zeit ward sie auf allen Seiten von Gräbern und Denkmalen umgeben, so dass zu wiederholten Malen auf Erweiterung des Plazes Bedacht ge- nommen werden musste. Im J. 1541 brach in der Stadt die Pest aus und rafte viele Opfer hinweg. Zur Beruhigung der Gemüter, die vor den Gefahren der Anstekung erbebten, wurde auf höhern Befehl ein zweiter Gottesaker hinter dem Bürgerspitale auf einem diesem eigentümlichen Grunde errichtet, der anfänglich die an der Seuche Verstorbenen aufnahm, allmälig zum allgemeinen Be- ‚erdigungsplaz sich erweiterte. Bei dem schnellen Aufblühen der mittlern und obern Vorstadt und der steigenden Zunahme der Bevölkerung und der Wohnungen, schien es dringend notwendig, den Gottesaker weiter nach aussen in grössere Entfernung von den Häusern zu verlegen und hiezu wurde ein anderer Spitalgrund ausersehen, beiläufig derjenige Raum an der Landstrasse, welchen jezt die Mayerhofer'sche und die nächstfolgenden Behausungen, Nro. 547 — 551, einnehmen. Mit bedeutendem Aufwande wurde er in den lezten Jaren des 16. Jarhunderts mit einer Mauer um- schlossen, in seiner Mitte eine der heiligen Barbara geweihte schöne Kirche aufgeführt (1658), und beiläufig zehn Jare darauf durch eine grossmülige Stiftung bereichert. Die Stifter gehörten zweien Bürgerfamilien an, deren wol- ihätige Gesinnung wir bereits oben erwähnt haben. Johann Peisser, des innern Raths Bürger und Handelsmann, errichtete 29. Sep- tember 1670 im Namen seines Schwiegervaters, Ulrich Schrei- 1) In einem alten chronikartigen Liede, das Sündt anführt, heisst es: Zwölf hundert sechs und achtzig Jar Vom Schloss herab gebauet war, Die Pfarr zu Ehren Mariae rein Und ihrem lieben Kindelein: Jesu, der uns alle hat erlüst (erlöst) Von des Teufels G’fahr und Lüst (List.) 224 ner, der leztwillig 2000 fl. bestimmt hatte, und in seinem eige- nen, mit 3600 fl. an dieser Kirche ein Benefizium, »um hiedurch die Ehre Gottes des himmlischen Vaters, der allerseligsten Mutter Mariae und aller lieben auserwählten Heiligen noch mehr es fort- zupflanzen, wie auch denen von unserer lieben Frauenpfarrkirche ziemlich weit entlegenen Vorstädten und andern reisenden fremden Personen zu auferbaulicher Andacht, auch denen von der schwe- ren Hand Gottes berührten uud im Fegfeuer leidenden christgläu- bigen Seelen mit Trost um Erledigung von den Peinsqualen ver- mittels eines andächtigen Gebetes beizuspringen — noch mehr Gelegenheit an die Hand zu geben.« — Sich selbst, seinen Kindern und Kindeskindern männlichen Geschlechts, nach ihrem Abgange seinen Brüdern und ihren Leibes- erben und nach deren gänzlichem Erlöschen dem wolweisen Ma- gistrate überliess er das Recht, dem Bischof zu Passau »einen exemplarischen weltlichen Priester, der keinem Orden verbunden, sondern mit seinen Sachen frei und unverhinderlich zu verfügen Macht und Gewalt hat vorzustellen.« Dieser erhielt von den zu 5 % angelegten 2000 fl. seines Schwiegervaters die järlichen Interessen pr. 80 fl. und von dem von ihm herrührenden Kapitale von 3000 fl., järlich 150 fl., zusammen 230 fl. Hingegen hatte er wegen der 80 fl. für den Stifter und seine Hausfrau alle Wo- chen am Montage eine h. Messe in der Barbarakirche und wegen der 150 fl. für ihn und seine Hausfrau nach ihrem beiderseitigen Hintrite wochentlich zwei Messen, nämlich Freitags und Samstags und am Barbarafeste »mit grossem Fleiss und sonderbarer Andacht zu lesen.e — An den übrigen Tagen der Woche war er unge- hindert zur Verbesserung seines Einkommens in derselben Kirche andere heilige Messen zu lesen und auch ein und anderes Bene- fizium mit seinem und seiner Nachkommen Vorwissen anzuneh- men. — Die vom Schreiner'schen Kapitale noch erübrigten 20 fl. wie die Interessen von seinen 600 fl, waren bestimmt, teils zur Nachschaffung der Messkleider, des Opferweins, der Beleuchtung, teils zur Belohnung des Messners, des Zechprobstes und des Kır- chen - Verwalters, dann zur Erhaltung des Oelbergs im Gottes- 225 aker, welchen er neu hatte erbauen lassen, gleichwie er auch die Kirche selbst mit Messkleidern und Antependien reichlich ver- sehen hatte. — Zehn Gulden waren überdiess als kleine Vergü- tung für die Mühen des jeweiligen Präsentanten bestimmt. — Diese Stiftung ward auch vom damaligen Fürstbischof v. Passau Wenzelv. Thun, am 24. März 1672 genehmigt. Als Benefiziaten erscheinen in den Akten: 4) Christian Taller v. 1672 — 1704 (9). — 2. Andreas Augustin Krafft, investirt 41. Dez. 1704. — 3) Franz Reiss, v. 1705 ®%) — 11. Oct 1749. — 4) Johann Baptist Monquin- tin, Urenkel des Stifters von mütterlicher Seite, Doctor beider Rechte, der der höhern Studien willen einige Zeit in Rom gelebt *) und nachher bei seinem Anverwandten, dem Propst von Hornik sich der Seelsorge gewidmet hatte — investirt im Febr. 1750 — Juli 1753, worauf er Pfarrer in Unterösterreich wurde. — 5) Franz Xav. Khermayr, hatte früher in der Kirche der Jesuiten zu Linz (Domkirche) durch zwei und zwanzig Jare die Stelle eines Subdiakonus eingenommen, investirt 29. Juli 1754, starb im Früh- jahre 4756. — 6) Joseph Medegg, investirt 40. Juni 1756; zwölf Jare nachher verfiel er in Irrsinn, entfernte sich jetzt von seiner Wohnung und konnte troz allen Nachforschungen nicht wieder ausfindig gemacht werden. Nach mehrjärigem Zuwarten, nachdem auch die Frist, die im Citationspatent vom 21. Nov. 1774 ausgesprochen war, fruchtlos- vorübergegangen, wurde im Jän. 1776 derjenige als Benefiziat investirt, der seit 1773 provisorisch diese 1) Monquintin unterstützte sein Gesuch auch mit dem Zeugnisse über seinen Aufenthalt in Rom, in welchem es unter anderm heisst: »Zgo (Josephus comes de Thun) S. R. Romanae pro tentoniecd natione audi- tor et sacrae regiae Majestatis Ungariae Bohemiae . . apud S. sedem prominister . . testatum facio quod Dominus Joann. Bapt. de Monquintin austriacus Viennensis clericus per menses novem, quibus conli- nenter in domo meä hie Romae commoralus est, semper omnino ante mediam noctem domum se receperit, ilemque mores praesetulerit, qui probum, ingenuum piumque ecelesiasticum decent.« 226 Stelle eingenommen. — 7) Christian Seyr aus dem Pusterthale gebürtig. — Nach einer Fassion, die ım Jare 1782 abgegeben wurde, betrugen die järlichen Einnahmen dieses Benefiziums 328 fl., worauf 215 Messen hafteten. — Seyr scheint im Jare 1795 bereits gestorben zu sein. 2. Das Kreuzweg-Benefizium zu St. Barbara in Linz. »Wenn wir den Wunsch hegen, sagt der seraphische Doctor, in der Tugend, in der Gnade, vom Guten zum Bessern Fortschritte zu machen, müssen wir täglich das Leiden des Herrn mit inniger Andacht uns zu Gemüte führen.« Wahrhaftig! Grundes genug, warum schon in frühen Zeiten tausende und tausende von Christen voll Sehnsucht zu jenen Stätten eilten, die Zeugen gewesen waren von dem Leben, Leiden und Sterben unseres Heilandes. Bei dem An- blike der geheiligten Stellen, wo er gelitten, trat die Grösse des Opfers, das für die sündige Menschheit gebracht worden, mit aller Macht vor ihre Seele; erschüttert im Innern, ergriffen von dem überwältigenden Eindruke fanden sie nur in Thränen der Reue, des Schmerzes, des heissen Dankes Erleichterung. Umgewandelt in ihrem Innern, gestärkt durch die Gnade, die ihnen da geworden, mit einem Frieden im Herzen, den die Welt nicht geben kann, eilten sie in die Heimat zurük und entflammten durch die leben- dige Schilderung desjenigen, was in ihrem Herzen vorgegangen, auch bei andern die Sehnsucht in das Land der Verheissungen zu wallen. Aber wie klein war die Zal derer, die es konnten! Wie gross die derjenigen, die ihrem frommen Drange keine Befriedi- gung gewähren konnten! Aber die Kirche, die gleich einer lie- benden Mutter, auch die geheimen Anliegen, Bedürfnisse und leisen Wünsche ihrer kranken Kinder erräth und erkennet, kam auch diesem natürlichen Drange vermittelnd entgegen ; sie übertrug die Gnaden und Ablässe, deren nur die zu den Leidensstätten wall- fahrtenden teilhaftig werden konnten, auch auf andere Orte; und wenn nach dem Breve Benedicts XIII, vom März 1726, ihre Gewinnung noch auf die Kirchen der Franeiscaner beschränkt blieb, dehnte sie Clemens XIl. im Jare 1731 auf jeden Kreuzweg 227 — so hiess der Cyelus der Vorstellungen aus dem Leiden Jesu — aus, der wo immer, mit Zustimmung des Diözesan - Bischofes, des Pfarrers durch einen Franeiscaner errichtet ward. Von diesem Zeitpunkte an trat der fromme Eifer einen solchen Kreuzweg auch bier zu erriebten und den leidenden Heiland auf seinem Leidens- wege in Andacht zu begleiten, an vielen Orten unseres engern Vaterlandes, zumal in dieser Stadt immer kräftiger hervor; Ge- schenke, Vermächtnisse, Stiftungen waren schon früher und jetzt von Hohen und Niedern gemacht, immer von dem Wunsche be- gleitet, dass »die neue Andacht — die Kreuzwegandacht — dauernd eingeführt und erhalten werde,« zur wahren Herzensfreude des- jenigen Mannes, der damals als eifriger Oberhirte die Passauer- Diözese leitete: Joseph Dominieus, Graf von Lamberg. Kurze Zeit nachdem er zum Fürstbischofe von Passau gewält wor- den, hatte er in einem von apostolischem Eifer durchwehten Pasto- ralschreiben, um die dankbare Erinnerung an das Erlösungswerk mehr zu beleben, angeordnet, dass an jedem Donnerstage und Freitage die wichtigen Momente der Angst und des Verschei- dens des Heilandes in allen Pfarrkirchen seines Sprengels durch Glokengeläute angedeutet werden. Um so freudiger erteilte er 11. März 1734 die Erlaubnis, »in der Barbara-Kirche zu Linz den hierosolymitanischen Kreuzweg mit Erriehtung der vierzehn Stationen zur Erlangung der Ablässe ein- zuführen und durch den Geistlichen, Franz König, zur Ausfüh- rung zu bringen,«e — um welche ihn der eifrige Beförderer dieser Andacht, Johann Karl Berthold Sebastian Freiherr v. Hochhaus, kais. Rat und Landrat und der oberösterreichen Landschaft Gene- raleinehmer, im Namen der übrigen Wolthäter gebeten hatte, Die Opferfreudigkeit dieser, ihre Bereitwilligkeit für diese Andacht etwas Dauerndes zu schaffen, nahm zu, und nach wenigen Jaren konnte der genannte Beförderer an den Fürstbischof die Bitte stellen: die Errichtung eines benefieii saecularis des heiligen Kreuz- wegs zu bestätigen und dem neuangehenden Benefiziaten Franz König und allen seinen Nachfolgern die genaue Vollziehung die- ses Andachtswerkes aufzutragen. — 228 Sobald die notwendigen Erhebungen gemacht und alle Ver- hältnisse rechtlich geordnet erschienen, erfolgte (47. Octob. 1746) auch die Bestättigung des Stiftsbriefs. Diesem zufolge war der Benefiziat verpflichtet: 4) An jedem Nachmittage im Sommer um %; auf 5, im Winter um '% nach drei Uhr, nebst Gebung des Segens mit dem Ciborio die im Kreuzwegbüchel enthaltenen Gebete von einer Station zur andern andächtig vorzubeten; an den vier Quatembertagen auf dem privilegirten Hochaltare das hoch- würdige Gut um 8 Uhr auszusezen, dann die mittwochige Ordinari- messe zu lesen, eine kurze Predigt zu halten und die Kreuzweg- gebete öffentlich zu verrichten, nachmittag aber um 3 Uhr eine gesungene Litanei mit Aussezung des Hochwürdigsten zu halten. Achnliches fand am Kreuz-Erfindungs- und Erhöhungs- Tage — den Hauptfesten des Kreuzweges — statt. — 2) Am ersten Montage eines jeden Monats um 8 Uhr die Barbara-Bruder- schaftsmesse mit Aussezung des Venerabile, an den andern Mon- tagen mit der des Kreuzpartikels zu lesen. — Dazu kamen noch: die freitägige Stiftmesse der Bürgerin Anna Maria Pohr vom Jare 1742, die zwölf Quatembermessen von Anna Meiringer, vom Jahre 1729 und dreissig Messen gestiftet von Magdalena Tauber, gebornen Pohr. Zur beständigen Wohnung des Benefiziaten wurde nahe der Kirche ein eigenes Haus vom Grunde aus erbaut auf einer der richterischen Familie eigentümlichen Area, wofür noch järlich zwei Messen zu persolviren kamen. — Ausser dieser Wohnung, dem Ertrage der Stiftmessen und den Interessen der Stiftungs-Kapitalien, die zusammen järlich 301 fl. gaben, hatte er noch so viele Messen frei, dass die Gesammteinnahme zu 405 fl. nachgewiesen wurde, wovon jedoch 54 fl. für Musik, Beleuchtung, Unterhaltung der Stationsbilder abzureehnen waren. — Das Recht der Präsentation des Benefiziaten war zwischen dem Dechant von Linz und dem Magistrate abwechselnd. Die Erhaltung des Benefiziaten- Hauses lag zu gleichen Teilen ob: der Stadtpfarr- kirche, der Stadt Linz, der Bruderschaft und der Kirche zu St. Barbara; hingegen fielen die zur Kreuzwegs - Stiftung gemachten Opfer und Vermächtnisse, zur Hälfte dieser, zur Hälfte dem Bar- 229 bara - Gotteshause zu, Benefiziaten waren: 1) Franz König, von 1746 .... 2) Michael Seiz, von 1762? + Dezemb. 1772. 3) Johann Georg Fruhtrunk, von 1773 — 1795. 5. Die beiden Siechenhäuser in Linz. Ausser dem Bürgerspitale bestanden auch frühzeitig zwei Siechenhäuser: das obere und untere. — Jenes, vielleicht bereits im 13. Jarhunderte errichtet '), heisst gewöhnlich Sie- cehenhaus im Weingarten oder an der Sandgstätte und vom 47. Jarhunderte ab auch Siechenhaus bei den Kapuzinern. Nach dem jezigen Häuser - Verzeichnisse ist es das in der Kapuzinergasse gelegene Haus Nr. 642. — Zur Auf- nahme in dieses wie in das andere, eigneten sich wahrhaft Sieche, sofern sie zugleich arm, gut gesittet und zu Linz zuständig waren. Anfänglich gewährte dieses — immer arme — Haus den Aufge- nommenen vermutlich bloss Wohnung und Beheizung, bis es durch ‘die Grossmut derselben Wolthäter, die wir bei andern An- stalten genannt haben, in Stand gesezt wurde, mehreres zu leisten. — Ausser den Interessen, die von geschenkten Kapitalien järlich ent- fielen, bezog es auch von 2 untertänigen Häusern in der genann- ten Gasse, nämlich Nr. 613 und 638, den Grunddienst, der im J. 1847 3 fl. 44 kr. betrug. Die Zal der Pfründler, die im Jare 1757 ins Bürgerspital überwanderten, betrug zwanzig, von denen jeder bei der Auflassung auch dieser Anstalt 7 Kreuzer täglich erhielt. — Das untere Siechenhaus, welches dem ehmaligen Freisize Strassfelden (Herrenhaus) gegenüber liegend auch Siechenhaus Strassfelden genannt ward, wurde 4353 erbaut ?2). Nach zweihundertjärigem Bestande wurde es von einer böswilligen Frau, Susanna, in Brand gestekt und ein- 4) Nosocomium coenobio PP. eapucinorum vicinum, aelalem suam a sae= eulo XIII. recenset. Insprugger II., 19. — 2) Nosocomium alterum versus Strassfelden, quod anno 1555 coeptum, cum ruinas subinde egissel, pielate Annae Pichlerin anno 1557 (?) ex funda= mentis reparatum est. Insprugger. II., 19, — 230 geäschert. (1558). Eine höchst wolthätige Wittwe, Anna Pich- ler zum Kettenhof und Indernsee, nahm sich der verarmten Anstalt thätigst an; erbaute auf einem dazu gehörigen Grunde an der nach Ebelsberg führenden Strasse ein ganz neues Haus (das jezige innere Militär - Spital- Rekonvaleszenten - Haus) und stattete es mit dem nötigen aus. (1602). Zur besseren Subsistenz erhielt die arme Anstalt im J. 1639 die Erlaubnis auf dem Lande und in der Stadt — zumal während der Jarmärkte — Almosen sammeln zu dürfen. Nach und nach erholte sich dieses Institut durch die Geschenke und Vermächtnisse christlich gesinnter Wol- thäter; es gewann — ich kann nicht angeben wann und wie? — Grundbesiz und Untertanen. Es bezog vor der Durchführung der Grundentlastung, z. B, im Jare 1847: 1) An Grunddiensten von 26 Häusern in und bei der Stadt Linz 30 fl. 47 kr. 2) An grundherrlichen Gaben von zwei Häusern in Linz und drei Bauerngütern: vom Gangelberggut zu St. Johann im ehemaligen Distrikts - Kommissariat Helfenberg, vom Engelgütl zu Goldwerd bei Ottensheim und dem. Fischergut zu Hörsching — zusamen 20 fl. 20% kr. 3) An Getreidedienst von den zwei zulezt genannten Gütern — 287 fl. 2%, kr. 4) An Getreide- und Sikr even vom Gangel- berggut zu St. Johann, Fischergut in Schmidberg, Pfarre St. Veit, Teufelsbrukmühlergut in der Pfarre St. Johann, vom Zistlpoinfmer-,'Ganglhoffried-, Gla- serhell-, Probst- und Mösst- Gut — alle fünf in Frien- dorf in der Pfarre Hörsching. 562 fl. 20%, kr. oder in Summa 900 fl. 30%, kr. Die Zal der Pfründler war auch hier zwanzig und die Tages- portion eines jeden nach der ım J. 1787 erfolgten Auflösung des Bürgerspitals 8 kr. — Ueber die jezigen Verhältnisse des Bürger- spitals und der damit vereinigten Stiftungen, sowie der beiden Siechenhäuser vergl. die folgende Uebersicht. 231 4. Uebersicht über den Kapitals-Anteil des Bürgerspitals und der damit vereinigten Stiftungen, so wie der beiden Siechenhäuser, Zal der Pläze, Tagesportion. Tagespor- Kapitalsanteil Zal der tion eines Name der Stiftung Pfründlers Pzee I——— österr. Währ. öst. W. fl. I’ kr Post- Nr. Bürgerspital Bruderhaus . Krauss’sche Stiftung Thonmüller-Haus Siechenhaus Weingarten . 30148 | 32 Siechenhaus Strassfelden . Es bedarf wol nicht der Erinnerung, dass — ausser den Pfründler-Portionen -—- auch noch andere Auslagen zu bestreiten sind. -- Tresen A 12 007.95 aiallarzagıd 1 gab re: | Bad oh ae os 12 sarrlıla 00134 og Bin ER, PR 5 en en any BR Ir A A ei, tg ah ET wi - BERISENAPE Te e 1 Skdlad) DR ne ze x a ER EEE RE ne Ja > Ki ee i X - 4 er $ nsb sBanE — u ren AN sah db nshionte: .“ us a9; zelauk dab" ilbon bh Bank eine \ we Ws nn ve 2218 er Ar TR r es Bi 5 Pe er Rr 2 . I ei Ps pr - [17 dr 1! } i + 13 suhalt. ——a>s— Sahres = Bericht Bermehrung der Sammlungen Veränderungen im Etande dev Mitglieder ". Berwaltungs- Ausfchuß . Verzeichnig der Chrem- amd ordentlichen Mitglieder de Mu- seum Francisco - Carolinum im Sabre 18561 . . . .XXVO Baumgarten, P. Amand. Aus der volfemäßigen Ueberliefe- rumg der Heimat. I. Zur volksthümfichen Naturkunde Öaisberger, Sof. Zur Gejchichte milder Stiftungen im Lande ob der Ens. IM. Lieferung . Drud von 3. Wimmer. ee ae ze SL Pe ee - Br