;}*^-':*^ S'oao ^^H, f tbtaru of tlje Jluscum OF COMPARATIVE ZOÖLOGY, AT HARVARD COLLEGE, CAMBRIDGE, MASS. The gift of '^r^jL ^ J^aMA^,,>uicJLy^djL No. ^crGf. S^SlL^Js^. 31. mi- Bericht über die Senckenbergjsche naturforschende Geseilschaft Frankfurt am Main ^vom Juni 1879 bis Juni 1880, -<5>«'5=- Die Directiou der Senckenbergischen naturforschenden Gesellschaft beehrt sich hiermit, statutengemäss ihren Bericht über das Jahr 1879 bis 1880 zu überreichen. Frankfurt a. M., im Juli 1880. Die Direction: Dr. med, Helm*. Schmidt, d. Z. erster Director, Dr. sc. nat. F. C. Noll, d. Z. zweiter Director, Dr. phil. Friedr. Kinkelin, d. Z. erster Schriftführer, Dr. med. Ernst Blumenthal, d. Z. zweiter Schriftführer. Bericht über die Senckenbergische naturforschende Gesellschaft in Frankfurt am Main. Erstattet am Jahresfeste den 30. Mai 1880 Dr. F. C. Noll, il. Z. zweitem Director. WVVv Meine Herren! Dem Brauche gemäss und mit Vergnügen unterziehe ich mich der Aufgabe, Ihnen Bericht abzulegen über den Stand unserer Gesellschaft während des verflossenen Jahres, d. h. von dem letzten Jahresfeste an bis auf heute, und ich beginne dabei mit dem Personalbestande derselben. a. Ausgetreten sind die Herren: Job. Friedr. Carl, Thierarzt Phil. Diehn, W. Feege, Rector Val. Gold m anu , Wilh, Gross, Bentmeister L. Hensel. Dr. Ickelheimer, Advocat, Wilh. Lehr-Anthes, Dr. jur. Malss, Marcus Moritz Oppenheimer, Dr. jur, Orthen berger, Stabsarzt Dr. Perle, Dr. med. R o b o r t h , Adolph S a a 1 e r , B. S. Stern, Otto Zickwolff. Weggezogen die Herren : Münzmeister 0. Conrad, Ingenieur F. Moldenhauer, Dr. med. Schilling, Baurath Franz J o h. D p n z i n ff 0 r. b. Gestorben sind die Herren: Ph. B. Andreae-Wi n ekler, Herrn. Blum, J. A, Dröll, B. G. Eyssen, Jean Noe du Fay, Consul Charles Graebe, Dr. jur. G. Haa^, Director Rud. Jaeger, Dr. jnr. Ad. Jonas, Carl Minoprio, Generalcousul Ad. V, Rein ach, Dr. Rot ten stein, Dr. Albert Ulmann, Adolf Wirsing, Phil. Wolff. Zwei dieser Herren waren arbeitende Mitglieder, die Herren Dr. Haag und Director Jäger. Dr. jur. Georg Haag, am 10. October 1830 dahier geboren, studirte Jurisprudenz, wandte sich aber eines Augenleidens wegen der Oekonomie zu und bezog 1861 den Mühlenhof bei Isenburg, 1867 den Oekonomiehof der Grüneburg, wo er am 10. November vorigen Jahres einem nervösen Augen- und Kopf- übel erlag. Seine Thätigkeit war eine vielseitige und nicht nur seinem eiiientlicheu Berufe, sondern auch den Interessen seines Standes und seiner Vaterstadt gewidmet, wie er denn langjähriger Vor- sitzender des Landwirtschaftlichen Vereins war. Dabei erwarb er sieh aber auch noch einen wohlbegründeten Ruf als Entomolog, besonders als Coleopterolog. Seine Käfersammlung war so muster- haft geordnet, dass sie vielen Sammlern als Vorbild dienen konnte, und nachdem er sich in seiner Thätigkeit ausschliesslich der Abtheilung der Melasomen oder Schwarzkäfer zugewendet hatte, brachte er solch reiches Material zusammen und gewann er solches Urtheil in der Systematik dieser Gruppe, dass er eine ganze Reihe von Abhandlungen und Aufsätzen über diesen Gegen- stand liefern konnte. Wie sehr er unter den Fachgenossen ge- schätzt war, ersehen wir daraus, dass nicht weniger als 39 In- sektenarten ihm zu Ehren Haagi genannt wurden. Unserer Gesellschaft gehörte er von dem Jahre 1855 bis zu seinem Tode an; von 1851 — 1860 incl. war er deren erster Secretär. Rudolf Jäger wurde am 18. Febr. 1828 in Waldsee bei Ulm geboren. Er studirte in Tübingen Theologie, beschäftigte sich aber dabei eingehend mit Mathematik und Naturwissenschaften, namentlich Botanik. Nachdem er vorübergehend eine Pfarrvikar- stelle in Neuebürg bekleidet hatte, kam er 1853 nach Frankfurt, wirkte zuerst als Lelirer an dem Hasserschen Institute, dann in zwei hiesigen Familien und trat October 1856 in die Musterschule ein als Lehrer der Mathematik und Naturwissenschaften. Ostern 187C übernahm er unter schwierigen äusseren Verhältnissen die Leitung der höheren Bürgerschule und der neu entstandeneu Klingerschule, eine Aufgabe, die die riesigsten Anstrengungen von ihm verlangte und der er sich mit solcher Umsicht und Gewissen- haftigkeit widmete, dass nach seiner eigenen Aussage der Ueber- anstreuguug die rasche Entwicklung eines Nierenleidens zuzu- schreiben war, das am 8. Januar d. J. seine Auflösung herbei- führte. Wer wie ich das Glück gehabt, mit dem Verstorbenen näher verkehren, mit ihm gemeinschaftlich arbeiten zu können, der musste au ihm den vortrefflichsten Charakter schätzen und lieben lernen, den Mann ohne alles Falsch, der bescheiden alle persön- lichen Ansprüche vergass, wenn es galt, eine übernommene Arbeit durchzuführen. Das Zutrauen, das ihm von allen Seiten entgegen- gebracht wurde, sah sich in ihm niemals getäuscht. Lauge Jahre war er Dirigent des hiesigen Gartenbauvereins und bekannt als der ei'ste Rosenzüchter unserer Stadt. Unserer Gesellschaft gehörte er seit dem Jahre 1867 an. C. Neu eingetreten sind die Herren: Philipp Baruch Bonn, Dr. med. Aug. Carl, Carl Frank, Jacob Greiff, Jacob Kreuscher, Herm. Kahn, Frhr. Herm. von Maltzan, Snb-Director C. W. Pfeiffer, Robert Propach, Dr. med. J. H. Rehn, Louis Rühl,Dr. Otto N. Witt. Die Gesamratzahl unserer Mitglieder stellt sich demnach auf 501 gegen 524 im Vorjahre. d. Neue ewige Mitglieder, deren Namen auf der Marmor- tafel im Eingang des Hauses eingetragen, sind die Herreu: Jean Noe du Fay und G. Friedrich Metz 1er. e. Zu correspondirenden Mitgliedern wurden ernannt die Herreu: Nathaniel Adler, Consul in Port Elisabeth (S. Afrika), hier, Prof, Dr. C, L. Kirschbaum in Wiesbaden, Inspector des naturhistorischen Museums, Prof. Dr. H. G. Reichenbach in Hamburg, Ritter Carl von Scherzer, Ministerialrath, k. k. Österreich-ungarischer Geschäftsträger und Generalconsul in Leipzig, Charles Francis Adams, President of the American Academy of Arts and Sciences in Boston, Prof. Robert C. Win- throp in Boston. — 6 — f. Von correspondirenden Mitgliedern sind gestorben die Herren: Prof. Dr. C. L. Kirschbaum in Wiesbaden, Ober- studienrath Prof. Dr. W, J. Th. Plieninger, Paläoutolog in Stuttgart, f 26. April 1879, Prof, Dr. Schi m per in Strassburg, Prof. Dr. Öeebach in Göttingen, Ritter Muzio v. Toinassiui in Triest. Dr. Carl Ludwig Kirschbaum war am ol. Jan. 1812 in Usingen geboren, studirte von 1831 — 34 in Göttingen Philologie, war als Lehrer in Hadamar und Weilburg thätig, wurde 1846 Professor an dem Gymnasium in Wiesbaden, 1855 beständiger Secretär des Nassauischen Vereins für Naturkunde und zugleich Inspector des naturhistorischen Museums in Wiesbaden. 1875 ernannte ihn ein Erlass des Reichskanzleramtes zum Sachverständigen hinsichtlich des Auftretens der Reblaus für den rechtsrheinischen Weinbau-District, und als solcher war er im vorigen Jahre in Gemeinschaft mit unseren Mitgliedern, den Herren Hauptmann Dr. von Hey den und Oberstlieutenant Saal uiü Her auch in Sachsenhausen bei der Vernichtung einer Reblauscolouie thätig. Seine Hauptarbeiten auf dem Gebiete der Insektenkunde und zwar besonders der Halbflügler (Hemipteren) hat er in den Jahrbüchern des Nassauischen Vereins für Natur- kunde niedergelegt; seine »Rhynchoten« und »Cicadeen der Um- gegend von Wiesbaden« sind ein werthvolles Denkmal seiner Thätigkeit auf diesen im Ganzen wenig gepflegten Gebieten. Als er am 20. December 1870 bei Gelegenheit der Feier des 50jährigen Bestehens des Nass. Vereins für Naturkunde sein 25jähriges Jubiläum als Museums-Inspector mitfeierte, da ernannte ihn unsere Gesellschaft zum correspondirenden Mitgliede. Leider aber s^arb der noch in seinem 69. Lebensjahre rüstige und muntere Manu am 3. März dieses Jahres in Folge eines Schlag- anfalles. Dr. Wilhelm Philipp Schimper, geboren am 8. Januar 1808 zu Dosenheim, starb als Professor an der Universität Strass- burg am 20. März 1880. Unermüdlich thätig und dabei von liebenswürdig freundlichem Charakter, war er ebensowohl auf dem Gebiete der recenten wie der fossilen Pflanzen bewandert; so galt er z. B. als der beste Mooskenner. Er lieferte umfangreiche Arbeiten über fossile Pflauzenreste de« Elsass und besonders über die Moose, wie z. B. in Gemein- schaft mit Bruch und Gümpel eine 6 bändige Bryologia etiropaea, eine Synopsis der europäischen Moose, u. a. m. Er war unser correspondireudes Mitglied seit 1844. Prof. Carl von Seebach ward am 13. August 1839 in Weimar geboren, beschäftigte sich schon in seiner Jugend viel mit naturwissenschaftlichen Dingen und trug noch als Gymnasiast das Material für seine erste grössere paläoutologische Arbeit zusammen, mit der er sich später den Doctorgrad erwarb. Vorher- gehende Publikationen neben ausgedehnter persönlicher Bekannt- schaft führten dazu, dass ihm noch vor seiner Promotion die ausserordentliche Professur für Geologie und Paläontologie in Göttingeu übertragen wurde. Eine grössere Reise nach Centralamerika machte die Vulkane zum Lieblingsthema seiner Thätigkeit, und daraus sind mehrere werthvolle Arbeiten entsprungen. Auch über das mitteldeutsche Erdbeben von 1872 sowie über verschiedene geologische und mineralogische Gegenstände hat er Arbeiten geliefert. Als Lehrer war er in hohem Grade anregend, und tüchtige Fachmänner sind unter seiner Anleitung herangebildet worden. Er starb am 21. Januar 1880. Als correspondireudes Mitglied gehörte er unserer Gesellschaft seit 1873 an. Aus der Directiou unserer Gesellschaft traten statuteugemäss mit Schluss des Jahres 1879 aus: der zweite Director Herr Dr. phil. Theod. Geyler und der zweite Secretär Herr Dr. med. R. Fridberg. Au ihre Stelle traten durch einstimmige Wahl Herr Dr. Noll als zweiter Director und Herr Dr. med. E. Blumenthal als zweiter Secretär. Der seitherige erste Director Herr Dr. med. Heinr. Schmidt und der erste Secretär Herr Dr. F. Kinkelin führen unserer Ordnung gemäss ihre Aemter weiter bis zum Schlüsse dieses Jahres. Unsere beiden Cassiere, die Herren Bankdirector Herm. Audreae und Albert Metzler haben ihre Geschäfte mit solcher Gewissenhaftigkeit besorgt, dass es von der Gesellschaft mit Dank begrüsst wurde, als sie sich bereit erklärten, auch für die nächste Zeit noch in unserem Interesse thätig sein zu wollen. Herr Dr. jur. Rudolf Pfefferkorn steht in uneigennützigster Weise seit Jahren uns als Consnleut zur Seite und hat mit grossem Eifer und vieler Mühe füi' uns gearbeitet, wofür wir ihm hier den besonderen Dank der Gesellschaft aussprechen müssen. Wir werden nachher Gelegenheit finden, einen Beweis für das Gesagte anzuführen. Aus der Revisionscommission schieden satzungsgeniäss aus: die Herreu Rudolf Passavant und Eduard Grunelius. Au ihre Stelle wurden gewählt die Herren Eduard Osterrieth und Dr. jur. E> Häberlin. Die Zusammensetzung der Redactionf>commissioil für unsere Abhandlungen ist dieselbe geblieben wie im vergangenen Jahre; es gehören ihr demnach an die Herren Prof. Dr. L u c a e als Vor- sitzender, Dr. Th. Geyler, Hauptmann Dr. L. v. Hey den, Dr. Th. Petersen uud Dr. Noll. Ebenso blieben auch wie früher in der Büchercommissiou, der die Prüfung der Vorschläge für Neuanschaffung von Büchern obliegt, die Herren Prof. Dr. Lucae, Dr. med. W. Stricker, Dr. Petersen und Dr. Noll. Der vorjährige Jahresbericht wurde redigirt von den Herreu Dr. Th. Geyler, Dr. F. Kinkeliu uud Dr. med. E. Bluraenthal. Zu besonderem Danke sind wir auch verpflichtet den Herren Hauptmann Dr. L. von Heyden und Dr. F. Kiukelin; sie haben die definitive Ordnung unseres Archivs bis auf die Gegen- wart beendet und die sämmtlichen Schriftstücke rnbricirt uud registrirt, so dass man sich jederzeit in den reichlich vorhandenen Documenten zurecht finden kann. Die Sectionen in unseren Sammlungen sind um eine ver- mindert worden, indem die früher in dem obersten Stocke des Hauses aufgestellt gewesene werthvolle ethnographische Sammlung im September vorigen Jahres au das städtische Museum abgegeben wurde. Der seitherige Vorsteher dieser Abtheilung, Herr Ober- lehrer Dr. Finger bat in Folge dessen um die Enthebung von seinem Amte, die ihm unter bester Verdankung für seine 20jäh- rige gewissenhafte Mühewaltung gewährt wurde. Als Mitsectionär für die Zoopaläontologie wurde Herr Dr. phil. H. Loretz erwählt. Die jetzigen Sectionsvorsteher sind demnach: — 9 — 1. Für vergleichende Anatomie, unsere reiche Skeletsamni- hing einbegriffen, Herr Prof. Dr. med. G. Lncae. 2. Für Säugethiere und Vogel Herr Dr. Ed. Ilüppell. 3. Für Reptilien und Amphibien Herr Dr. Osk. Böttger, der trotzdem er durch Unwohlsein au das Zimmer gefesselt ist, mit regem Eifer das Bestimmen der ihm übersandten (jegenstände besorgt. 4. Für Mollusken die Herren Dr. med. W. Kobolt und D. F., Heynemann. 5. Für Insekten mit Ausschluss der Lepidopteren Herr Haupt- mann Dr. L. von Hey den. 6. Für Schmetterlinge Herr Oberstlieutenant M. Saalmüller. 7. Für Crustaceeii Herr Dr. F. Richters. 8. Für die übrigen niederen Thiere Herr Dr. N o 1 1. 9. Für Phauerogamen Herr Dr. Th. Geyler. 10. Für Kryptogamen Herr Adolf Met zier. 11. Für Mineralogie Herr Dr. jur. Fr. Scharf f. 12. Für Geologie Herr Dr. Th. Petersen. 13. Für Zoopaläontologie die Herren Dr. Osk. Böttger und Dr. H. Loretz. 14. Für Phytopaläontologie Herr Dr. Th. Geyler. Eine eingreifende Veränderung ist in diesem Jahre in dem Personal unserer Custoden eingetreten. Herr Theodor Er ekel nämlich sah sich im December vorigen Jahres aus Gesundheitsrücksichten veranlasst, ein Gesuch um seine Peusionirung bei der Direction einzureichen, worauf ihm zunächst ein Urlaub auf unbestimmte Zeit unter ßelassung seines vollen Gehaltes gewährt wurde. Als der pflichteifrige Mann aber glaubte, in derselben Weise wie früher fortarbeiten zu müssen, so lange er nicht durch schwere Krankheit verhindert sei, da blieb nichts anderes übrig, als seinem Wunsche zu entsprechen und ihm in Rücksicht auf seine Gesundheit mit dem Danke der Gesell- schaft die Peusionirung mit vollem Gehalte zu gewähren. Herr Th. Erckel, am 29. Januar 1811 geboren, trat schon in seinem 15. Lebensjahre, am 25. Mai 1825, in unser Museum ein, und er hat demselben bis vor wenigen Tagen, also 55 .Jahre lang angehört Unter unseren Sammlungen herangewachsen, war er wie kein Anderer mit denselben vertraut ; seine Sorge und seine Freude war deren Erhaltung und Vermehrung, und mit der grössten — 10 — Treue und Hingebung war er bis zu dem letzten Tage seines Wirkens in diesem Sinne thätig. Scheute er doch selbst Geld- opfer nicht, um Lücken in der ihm besonders an das Herz ge- wachsenen Vogelsammlung auszufüllen. Dass er als junger Mann Gelegenheit hatte, Herrn Dr. Rüppel 1 vom Herbst 1830 bis zum Frühjahr 1834 auf seiner Reise nach Aegypten und Abyssiuien zu begleiten, war sowohl für ihn wie für die Gesellschaft von grossem Nutzen. Als er im Mai 1875 sein fünfzigjähriges Jubiläum als Gustos und Conservator an unserem Museum feierte, da wurde ihm ausser einem Ehrengeschenke auch das Diplom als ausserordentliches Ehrenmitglied der Gesellschaft überreicht, und diese wird ihm für alle Zeiten ein dankendes Andenken bewahren. Seinen Nach- folgern wird er stets als ein Muster von Ergebenheit an seinen Beruf, von Fleiss und Pflichttreue voranleuchten. Möge es ihm vergönnt sein, noch lauge Jahre die wohlver- diente Ruhe geniessen und sich an dem Weitergedeihen der ihm lieben Sammlungen erfreuen zu können. Da die für die Sanmiluugen und die Verwaltung nöthigen Arbeiten unmöglich von einem einzigen Manne besorgt werden können, so wurde unserem Gustos, Herrn Adam Koch, ein Lehr- ling beigegeben, der unter Koch's Leitung, ähnlich wie dieser s. Z. selbst, sich zum Präparator und Gonservator heranbilden soll. Um ihn nach allen Seiten für seineu Beruf tüchtig zu macheu, ist dafür Sorge getragen, dass er die hier in Frankfurt für seinen Zweck «Tebotenen Bildungsmittel fleissiü' ausnutzen kann. Haben wir so den Personalbestand unserer Gesellschaft kennen gelernt, so wenden wir uns nun der Thätigkeit derselben zu, um zu erfahren, ob sie auch in dem abgelaufenen Jahre ihrer Aufgabe nach- zukommen bestrebt war. Diese Aufgabe wird in dem § 1 unserer Statuten dahin präcisirt, dass die Gesellschaft sich gebildet hat »zu gegenseitiger Belehrung,« »zur Förderung der Naturkunde in; Allgemeinen und besonders in hiesiger Stadt,« »zur Unterstützung der ihr (d. h. der Naturkunde) gewidmeten, bereits hier bestehenden Anstalten« »und zur Sammlung hierzu dienlicher Gegenstände.« — -11 — Hiermit ist es klar uinsgesprocheu, dass das Summeln von Naturalien nicht der Hauptzweck unserer Thätigkeit sein soll, sondern dass vielmehr Förderung und Verbreitung naturwissen- schaftlicher Kenntnisse das höhere der anzustrebenden Ziele sind. Und wie nun sucht die Gesellschaft diese ihre Aufgabe zu erfüllen? Der gegenseitigen Belehrung dienen neben dem regen persön- lichen Verkehr der Mitglieder die wissenschaftlichen Sitzungen, die Bibliothek und der Jahresbericht, wie auch die Sitzungen in diesem Saale am Jahresfeste ihr Schärf lein dazu beitragen. Die Naturkunde im Allgemeinen soll gefördert werden durch unsere Abhandlungen, zu denen ausser den Mitgliedern auch nam- hafte auswärtige Gelehrte Beiträge liefern; durch das Arbeiten der Sectionäre an dem reichen, ihnen unterstellten Material; durch die wissenschaftlichen Reisen, die später bei reichlicheren Mitteln wohl auch in grösserem Massstabe als seither ausgeführt werden köinien; und durch die von der Gesellschaft von Zeit zu Zeit zu ertheilenden Preise für hervorragende Arbeiten auf wissenschaft- lichem Gebiete. Für die Verbreitung naturwissenschaftlicher Kenntnisse in hiesiger Stadt wirken unsere fleissig besuchten Curse von Lehr- vorträgen sowie insbesondere auch unser Museum, das dreimal wöchentlich Jedermann zu freiem Besuche geöffnet, unseren Mit- gliedern und deren Freunden aber auch sonst jederzeit zugänglich ist. Ebenso kann unsere Bibliothek täglich eine, an zwei Tagen in der Woche zwei Stunden von jedermann unentgeltlich benutzt werden. Dass wir schliesslich auch die hier bestehenden, der Pflege der Naturkunde gewidmeten Anstalten unterstützen, und zwar nicht nur die in den Statuten gemeinten, die schon zur Zeit der Gründung unserer Gesellschaft bestanden, das medizinische Institut nämlich, dem ja auch die Förderung der Botanik, der Physik und der Chemie anfänglich übertragen war — die Pflege der Botanik bildet ja noch einen Theil seiner Thätigkeit — bedarf bei der Gemein- schaftlichkeit der Bibliotheken, dem gegenseitigen freundlichen Verkehr, der Benutzung der Sammlungen u. s. w. kaum der Er- wähnung. Wohnen wir ja doch z. B. mit dem Physikalischen Vereine unter einem gemeinschaftlichen, freilich für beide Theile jetzt schon sehr eng gewordenen Dache. — 12 — Ob wir schliesslich aiich die Bestiranning der Statuten er- füllen, den eben genannten Zwecken dienliche Gegenstände zu sammeln, das beantwortet sich durch einen Blick auf unser mit Natnrahen fast überfülltes Hau?;. Unsere Samiiilung"en sind, wie erwähnt, zwar nicht der aus- schliessliche TIanptzwock unserer Thätigkeit, sie bilden aber gleich- wohl den Brennpunkt derselben, um den sich Alles dreht, denn sie liefern die Grundbedingung zur wissenschaftlichen Arbeit, das Material, und darum erlauben Sie mir, zuerst darüber zu berichten, was hier in dem letzten Jahre geschehen ist. In der Section für vergleichende Anatomie sind verschiedene Arbeiten über die anatomischen Verhältnisse weniger bekannter Säugethiere, wozu uns das Material von der Neuen zoologischen Gesellschaft geliefert wurde, in Angriff genommen und zum Theil fast vollendet worden. Die Resultate werden in unseren Abhand- lungen niedergelegt werden. Herr Prof. Dr. Lucae hat Unter- suchungen über Cholopus didactylus und Lemur macao fast beendet und eine andere über Felis catus angefangen, Herr stnd. med. 0. Körner arbeitet an dem Orang-Utan, Herr stud. med. Gutten- plan an Fhascolomys, und Herr stud. med. Rödiger an Dasypus. Für die Vogelsammlung sind höchst werth volle Geschenke von Neuseeland durch Herru Prof. von Haast eingegangen, eine Anzahl fehlender Arten wurde durch Kauf erworben. Wir dürfen nicht unerwähnt lassen, dass Herr Ph. von Donner auch in diesem Jahre zu diesem Zwecke wieder ein Geschenk von 40 Maik gemacht hat. Durch Tausch und Kauf, wie auch besonders durch Geschenke von unseren Freunden und correspondiremlen Mitgliedern, den Herrn Carl Ebenau und Ad. Stumpff in Madagaskar hat auch die Abtheilung von Reptilien und Amphibien reichen Zuwachs erhalten. Herr Dr. Böttger macht sich durch Bestimmen und Be- schreiben des eingegangenen Materials sehr verdienstlich. Die Sammlung der Fische ist im Augenblick ohne Sectionär. Herr Dr. Kobelt hat unsere Molluskensammlung, die zu- gleich Normalsammlung der Deutschen malakozoologischen Gesell- schaft ist, bereits bis auf ca. 9000 Arten gebracht, und wenn diese Zahl auch nur etwa ^'4 der bekannten Species repräsentirt, so sehen wir unsere Sammlung doch wesentlich gefördert, da die Zahl der vorhandenen Arten im vorigen Jahre um etwa lOOO weniger betrug. — 13 ~ Ebenso hat bei den Insekten besonders die öammlung der Scbmetterliage eine bedeutende Anzahl nicht nur für unseren Besitz, sondern auch selbst für die Wissenschaft neuer und von Herrn Oberstlieutenant S a a 1 m ü 1 1 e r beschriebener Arten er- halten, und zwar wieder besonders durch Sendungen der Herren El)enau und Stumpff aus Madagaskar. Ein Theil der neuen Arten ist nach Paris an den besten Kenner der Schmetterliuge von Madagaskar, Herrn Mabile, zur Einfügung in das grosse Werk von Grandidier über Madagaskar geschickt worden. Unsere Herbarien konnten um einige Tausend Nummern ver- mehrt werden und zwar vorzugsweise durch Arten aus dem nord- amerikauischen Waldgebiete, aus Californien und den Pampas, Gebiete, die bisher so gut als gar nicht vertreten waren. Dem fleissigeu Sectionär Herrn Adolf Metzler sind wir dabei doppelten Dank schuldig, denn einmal ordnet er unsere Krypto- gamen ein und ausserdem hat er zur Vermehrung des Herbariums die Summe von 300 Mark geschenkt. Ebenso sind die Abtheilungen für Mineralogie, Geologie und Paläontologie durch Geschenke und Ankäufe vermehrt worden. Gegenstände aus der Sammlung zur Uuterstützuug wissen- schaftlicher Arbeiten auswärtiger Gelehrten haben wir in dem letzten Jahre unter der uöthigen Garantie gesandt an den Palä- ontologen Pfarrer Dr. Probst und den Botaniker Dr. Köhne. In Tauschverkehr mit Naturalien waren wir getreten mit der k. Akademie in St. Petersburg, dem Museum in Dregden und Herrn Hohenrath in Berlin. Der freie Zutritt zu den Sammlungen ausser der dazu fest- gesetzten Zeit wurde dem Gab eisberger 'sehen Stenographentag gewährt und ist ebenso den Theilnehmern an dem demnächst hier stattfindenden Turnfeste zugesagt. Wissenschaftliche Sitzungen fanden in dem abgelaufenen Jahre 7 statt. Es wurden darin folgende Vorträge gehalten : I. Sitzung am 1. November 1879. Herr Dr. H. Loretz: lieber die Wirkungen der gebirgsbildenden Kräfte auf Gesteine und Schichten. IL Sitzung am 22. November 1879. Herr Dr. Fr. Scharff: Ueber den Skeletbau der Krystalle mit Vorlage der für die mi- neralogische Sammlung in der letzten Zeit gemachten Erwerbungen. — 14 ~ Herr Dr. H. Loretz: Ergänzende Mittheilungeu, welche die über Schiefernug angestellten Experimente nnd die darauf basirte Erklärung dieser Erscheinung behandeln. III. Sitzung am 6. December 1879. Vorzeigung der von Frau von Panhuys, geb. von Barckhauseu, während ihres Aufent- haltes in Surinam gemalten Ansichten, Pflanzen und Thiere mit Erläuterungen von Herrn Dr. med. Stricker. IV. Sitzung am 24. Januar 1880. Herr Dr. Ferd. Richters: lieber die Entwickelungsgeschichte der höheren Krebse (Decapoden). V. Sitzung 28. Februar 1880. Herr Dr. W. Kobelt: lieber Sicilien. VI. Sitzung am 13. März 1880. Herr Dr. W. Stricker: Zur Geschichte der Abbildung naturhistorischer Gegenstände. Herr Dr. H. Reichenbach: Der gegenwärtige Stand der Eozoonfrage. VII. Sitzung am 1. Mai 1880. Herr Dr. Julius Ziegler: Pflanzenphänologische Mittheilungen. Herr Dr. T h. G e y 1 e r : Einige Worte in Bezug auf eine Sammlung neuseeländischer Pflanzen, Geschenk des Herrn Prof. Jul. von Haast in Christchurch auf Neuseeland. Der letzte Jahresbericht enthält ausser den Nachrichten über den Stand der Gesellschaft folgende wissenschaftliche Arbeiten : 1. Reptilien und Amphibien von Syrien von Dr. 0. Böttger. 2. Diagnosen zweier neuen Amphibien aus Madagaskar von Demselben. 3. Diagnoses Coleo2)terorum aliquot novorum in Ja^tonia a Professore Rein colledorum von Dr. L. von Hey den. 4. lieber phänologische Beobachtungen von Dr. Jul. Ziegler. 5. lieber thermische Vegetations-Constanten von Demselben. (). Bemerkungen und Nachträge zu den Mittheilungen über Madagaskar und seine Lepidopteren-Fauna von Oberstlieutenant M. Saalmüller. 7. Allgemeines über Sinnesorgane von Dr. H. Reichenbach. In unsere Bibliothek wurden im vergangenen Jahre für 2300 M. Bücher angeschafft und im Ganzen 3360 M. verausgabt, eine Summe, die klein erscheint, wenn man bedenkt, wie grosse Lücken in unserer Büchersammlung noch auszufüllen sind und wie gross die Zahl der Werke ist, die jährlich anf den von uns gepflegten Gebieten ausgegeben werden. Von unseren Abhandlungen ist das 4. Heft des XI. Bandes erschienen. Es enthält 1. Fauna japonica extramarina von Dr. W. Kobelt. Mit 23 Tafeln. 2. Die Reptilien und Amphibien von Madagaskar von Dr. 0. Böttger. Mit 1 Tafel. Nach einem früher gefassten Beschlüsse ist jetzt die Ein- richtung getroffen, dass 25 Exemplare der Abhandlungen in 3 nach dem Inhalte getreuuteu Abtheilungen (also Zoologie, Botanik, Mineralogie und Geologie), jedoch mit generellem Umschlage, her- gestellt werden, damit auch mit kleineren Fachschriften in Tausch- verkehr getreten werden kann, ohne dass von unserer Seite zu grosse Opfer dafür gebracht werden müssten. Die Abhandlungen nebst dem Jahresberichte liefern das Ma- terial für unseren bedeutenden litterarischen Tauschverkehr mit naturwissenschaftlichen Vereinen und Gesellschaften des In- und des Auslandes, sie tragen also auch noch wesentlich zur Ver- grösserung uuserer Bibliothek bei. Von Gesellschaften, mit denen wir seither noch nicht in Schriftentausch standen, ist derselbe bei uns nachgesucht worden von Seiten der Royal microscopical society of London, der Academia de Cordova in Südamerika, dem Naturwissenschaftlichen Vereiue in Graaz, der Genootschap van het Mijnwesen in Amsterdam. Ein Preis kam in dem verflosseneu Jahre nicht zur Ver- theilung; erst in dem folgenden Jahre wird wieder einer von der Sömmerring-Stiftung vergeben werden. Curse von Lehrvorträgen wurden folgende gehalten: Herr Prof. Dr. Lucae las im Sommer 1879 über die Natur- geschichte der Wii-belthiere. Herr Dr. Reichen b ach übernahm an Stelle des frühereu Docenten , der durch Berufsgeschäfto verhindert war, die Vor- lesungen über wirbellose Thiere und begann damit im November 1879. — 16 — Herr Laudesgeologe ür. C. Kocli aus Wiesbaden hatte die freundliche Bereitwilligkeit, auch in dem vorigen Winter einen Cyclus von Vorträgen über die mesozoischen Schichten, speciell das Mainzer Becken, und die Diluvialgebilde zu halten, wofür ihm die Gesellschaft zu Dank verpflichtet ist. Zu unseren Lehrvorträfren haben ausser unseren Mito-liedern freien Zutritt sämrntliche hiesige Lehrer, sowie die Schüler der 2 obersten Classeu des Gymnasiums, der Musterschule und Wöhler- schule, wie diejenigen der obersten Classe der übrigen höheren öffentlichen Lehranstalten. Was den Stand unserer finanziellen Verhältnisse betrifft, so wird, wie alljährlich, dem gedruckten Jahresbericht eine genaue Zusammenstellung der Einnahmen und Ausgraben sowohl wie die Bilanz unseres Vermögens beigegeben werden. Die Zinsen des Rüppell-Fonds sollen zunächst zu einer an- sehnliche}! Summe zusammenfliessen, damit die Möglichkeit ge- geben ist, einen Reisenden zu einer grösseren Unternehmung in unserem Interesse aussenden zu können. Unser Nachsuchen bei den städtiscjien Behörden um eine dreimalige Subvention von je 4000 Mark für die Jahre 1879, 1880 und 1881 wurde von der Stadtverordneten-Versammlung dahin bescliieden, dass der Gesellschaft nur für das Jahr 1880 ein Beitratr von 2000 M. bewilliot werden könne. Li Anbetracht der grossen an die Stadt gemachten Ansprüche sprechen wir auch für dieses Entgegenkommen unseren Dank aus. Wenden wir uns nun den der Gesellschaft in dem verflosseneu Jahre zugegangenen Geschenken zu, so müssen wir in erster Linie einer hochherzigen Stiftung gedenken, durch die es der Gesellschaft ermöglicht werden wird, Avenn auch nicht sogleich so doch im Lauf der Jahre, die zu der Verfolgung ihrer Zwecke nothwendigen grossen Mittel zu erlangen. Es ist die Ihnen aus den hiesigen Blättern schon bekannte Schenkung der Frau Gräfin Luise Böse, geb. Gräfin v. Reichenbach-Lessonitz. Die Stifterin schenkt der Senckenberg. naturf. Gesellschaft ihre ge- sammte bedeutende Liegenschaft Neue Mainzerstrasse 42 unter — 17 — Bedingnugeu, die in einem Vertrage niedergelegt sind. Danach ist die Gesellschaft verpflichtet, in 9 armen Landgemeinden des ehemaligen Kurfürstenthums Hessen Öchulhäuser zu errichten, derart, dass im ersten Jahre nach der üebernahme der Schenkung 2 derselben in Angriff genommen Averden, die 7 anderen Schnlen erst dann, wenn die Einkünfte aus der Liegenschaft es erlauben. Dabei darf der Beitrag zur Errichtung eines Schulhauses durch die Gesellschaft nicht 10 000 Mark überschreiten und ebensowenig darf das übrige Vermögen der Gesellschaft durch Cautionen oder sonst irgendwie belastet oder in Gefahr gebracht werden. Wohl aber ist es letzterer gestattet, eine Hypothek bis zu 100 000 Mark auf die Liegenschaft aufzunehmen. Eine Veräusserung der letzteren darf jedoch erst nach dem Tode des Herrn Grafen und der Frau Gräfin stattfinden. Unsere Gesellschaft ist nach dem Willen der edlen Geberin schon am 1. April d. J. in den Besitz der Liegenschaft gelangt, und es wird dieselbe von Seiten der Frau Gräfin durch deren Rechtsanwalt Herrn Dr. jur. Paul Herzog, vou unserer Seite durch unseren zweiten Cassier, Herrn Albert Metzler, gemein- schaftlich vorwaltet. Pläne zu praktischen P]inrichtungeu in den Gebäuden, um dieselben möglichst gut vermiethen zu können sind in Angriff genommen, und so hoffen wir, dass der Ertrag, von dem uns während der Lebzeit der Frau Gräfin ein Drittel zufällt, immerhin auch in der nächsten Zeit schon von Bedeutung für uns sein möge. Ich kann nicht umhin, Ihnen hier einige Worte der Frau Gräfin anzuführen, die den vortrefflichen Geist und den einsichts- vollen Blick der Stifterin bekunden. Sie schrieb mir, nachdem ich nach Vorlegung ihres Schenkuugsactes in der Directioussitzung im Einverständnisse mit der Direction unsere Freude und Dankbarkeit brieflich kundgethan hatte, als AntAvort: »Sie haben mich mit der ersten Kunde der günstigen Aufnahme meiner Stiftung sehr erfreut. Die Gestaltung derselben beschäftigte mich seit einem Jahre fast unausgesetzt. LTnter Anknüpfung der bekannten Be- dingungen zum Besten der Jugend meines engeren Vaterlandes, war es mein Wunsch, diejenigen Wissenschaften zu fih'dern, denen die Zukunft gehört. Nun etwas Dauerndes geleistet zu haben, gereicht mir zur hohen Befriedigung.« Ein solches Geschenk, nifine Herren, das die Existenz der 2 — 18 — Gesellschaft für die Zukunft sichert, ihre BestrebungeD nach allen Richtungen fördert, wird sicher auch Früchte tragen, die unserer Vaterstadt und der Wissenschaft zum Segen gereichen. Der Name der Frau Gräfin Luise Böse aber wird von nun an unauslöschlich mit der Geschichte der Senckenbergischen naturforschenden Gesellschaft verbunden sein. Bei den der Schenkung vorausgegangenen Vorberathungeu mit dem Rechtsanwälte der Frau Gräfin, Herrn Dr. P. Herzog, hat unser Consulent Herr Dr. jur. Rud. Pfefferkorn mit grosser Sorgfalt und Umsicht im Vereine mit Herrn Dr. Herzog, bei dem er das freundlichste Entgegenkonnnen fand, die gütigen Absichten der Frau Gräfin in vollen Einklang mit den Interessen unserer Gesellschaft zu bringen gewusst, er hat auch nachher ohne Anspruch auf irgend eine Vergütung für den nicht unbe- deutenden Zeitaufwand alle Arbeiten, die uns aus der Schenkung erwuchsen, auf das pünktlichste besorgt, so dass alle Documeute zur Unterschrift für die betreffenden Theile fertig vorgelegt werden konnten, und wir fühlen uns demnach hier besonders verpflichtet, Herrn Dr. Pfefferkorn für seine edelmüthige Hingabe an das Gedeihen der Senckeuberg. naturf. Gesellschaft deren aufrichtigsten Dank auszusprechen. Ebenso sind wir unserem zweiten Cassier, Herrn Albert Metzler, der den Verhandlungen mit Herrn Dr. Herzog mit seinem Rathe beiwohnte, zu Dank verpflichtet. Er hat ja auch, wie bereits erwähnt, die Mitverwaltung der uns geschenkten Liegen- schaft übernommen. Die Einwilligung der Regierung zur Ueberschreibung der Schenkung an uns wird stündlich erwartet. An Geldgeschenken sind weiterhin zu verzeichnen : von Herrn Gg. Friedrich Metzler 500 Mark, womit die ewige Mit- gliedschaft erworben wurde ; von unserem Sectionär Herrn Adolf M e t z 1 e r die Summe von 300 Mark zur Vermehrung der botanischen Sammlungen; von Herrn Ph. v. Donner 40 Mark für die Vogel- sammlung. Alle die Geschenke nun, die für die Naturaliensammlung eingegangen sind, namentlich aufzuführen, würde Ihre Geduld allzu- sehr in Anspruch nehmen heisseu. Dass deren Zahl eine so grosse, beweist unwiderleglich, wie gross das Interesse ist, welches unseren Bestrebungen in der Bürgerschaft und auswärts entgegengebracht — 19 — wird. Da die Geschenke einzeln in dem Jahresbericlit benannt werden, sei es mir gestattet, hier nur der Geher zn gedenken und nur das Hauptsächlichste hervorzuheben. Unter letzterem stehen obenan 2 Sendungen, die unser Mit- bürger, Herr Carl Eben au, jetzt Viceconsul des Deutscheu Reiches in Zanzibar, von seinem früheren Aufenthaltsorte in Ma- dagaskar aus gemacht hat. Er sowie auch Herr Anton Stumpf f aus Homburg v. d, H. haben auf ihren Wunsch Instructionen zur Art des Sammeins sowie verschiedene Fang- und Sammelapparate von hier erhalten und sind nun, und besonders Herr Eben au, in unserem Interesse sehr fieissig gewesen. Die letzte, von Herrn E b e n a u vor wenigen Tagen ein- gelaufene Sendung, von der hier verschiedene Gegenstände zur Ansicht aufgestellt sind, umfasste 5 Kisten, und davon enthielten zwei: Reptilien, Amphibien, Fische und Mollusken in Weingeist; zwei andere waren mit Schalen von Land- und Seeconchylien an- gefüllt; die fünfte enthielt eine grosse Anzahl (690) von Schmetter- lingen und Käfern. Wie die Herren Sectiouäre nach Besichtigung des gesandten Materials mittheileu, ist bei den Couchylien im Ganzen wenig für uns Neues, dagegen ist sehr reich die Sendung von Reptilien und Amphibien, unter denen nicht weniger als 7 für die Wissenschaft neue Formen sind, und vor allem die Schmetterlinge, unter denen sich viele noch unbeschriebene Formen finden. Herrn Ebenau sind wir für seine Aufopferung und Anhänglichkeit zu grossem Dank verbunden. Auch von Herrn Stumpff ist erst vor- gestern wieder eine kleine Sendung augelangt. Das Hamburger Han- delshaus W. O'Swald hat in liberalster Weise die von Madagaskar an uns abgegangenen Sendungen kostenfrei bis Hamburg übergebracht. Ebenso müssen wir auch dieses Jahr wieder in Dankbarkeit unseres Landsmannes Herrn Dr. Jul. v. Haast, Professor in Christchurch auf Neuseeland, Director des Canterbury Museum daselbst, gedenken, der uns ebenfalls wieder eine werthvolle Sendung von neusee- ländischen Vögeln und Pflanzen überuiittelt hat. Möchten an den eben genannten Herren sich doch die vielen im Ausland lebenden Frankfurter ein Beispiel nehmen, unsere Samm- lung würde bald mit zu den ersten gehören. Für die vergleichend anatomische Sammlung" gingen ferner Geschenke ein von Herrn II. Gerl ach - Streu g, Professor — 20 — J. V. Haas t in Neuseeland; für die Säugethiersammlung von den Herrn Dr. Oskar Böttger hier, Carl Eben an in Madagaskar ; für die Vogelsamralung von den Herren C. Ebeuau, Professor J. V. H a a s t , Wildprethändler Christian Geyer hier, Friedrich Wagner hier, Rudolf Andreae hier, Dr. med. A. Fetul und Ritter Dr. med. L. Russ in Jassy durch Herrn Professor V. Czihakiu Aschatieuburg, von Frau Mar. K. Birken stock, von der Wöhlerschule durch Herrn Dr. Richters, von der Palmen- garten- und von der Zoologischen Gesellschaft. Für die Reptilien- und Amphibien-Sammlung von den Herren: Anton Stumpf f aus Homburg v. d. H., z. Z. auf Madagaskar, Carl Ebenau ebendort, Dr. Oskar Böttger hier, Hans Simon in Stuttgart durch Herrn Dr. 0. Böttger, stud. med. J. Gutten- plan, Dr. F. Richters hier, stud. Ach. Andreae hier, Don V.L. S e o a n e in Corufia durch Herrn Dr. 0. Böttger, Landes- geologe Dr. C. K o c h in Wiesbaden, stud. rer. nat. F. N o 1 1 in Marburg, ferner von der Neuen zoologischen Gesellschaft hier und vom Museum in St. Petersburg (durch Herren Dr. Alex. Strauch). Für die Fischsammlung von den Herreu: Lehrer Görlach in Bornheim, Carl Ebenau, und Dr. jur. Herrn. Schere r. Für die Molluskensammlung von Herrn Jul. Meyerfeld hier eine durch Seltenheit und wissenschaftlichen Werth der einzelnen Exemplare ausgezeichnete Sammlung von Südsee- Conchylien ; von den Herren Carl Ebenau und Anton S t n m p f f in Madagaskar, Wilhelm Hetzer hier und Dr. med. W. K o b e 1 1 in Schwanheim. Für die Insektensammlung von den Herreu :Carl Ebenau, Anton Stumpff, Hauptmaun Dr. L. v. Hey den, Dr. med. Ger lach, ebenfalls einem Frankfurter, in Hongkong eine ganz besonders werthvolle Collection Schmetterlinge von Neu-Britannien, Rudolf Saugmeister hier, Hans Simon in Stuttgart. Für die Crustaceensammlung von Herrn C. Ebenau, Für die Sammlung der Cölenteraten von Herren Eduard van der Heyden (ein hübscher Schwamm), Ingenieur R. D. M. Verb eck in Batavia durch Herrn Dr. 0. Böttger. — 21 — Die botanische Sammlimg erhielt Geschenke von den Herreu: C. Th. Müller hier durch Herrn Otto Coruill, J. G. W. Wagner hier (Herbarium aus Valdivia), Dr. Jul. v. Haast in Neuseeland, P, A. Kesselmeyer hier 114 Arten, Baron A. V. Harnier durch Herrn Dr. L. v. Hey den. Die Paläontologische Abtheilung erhielt Gaben von den Herren: Dr. L. v. Heyden hier, A. Peschel hier, Wilh. Zuns hier durch Herrn Director Scheidel, Director Alex. Scheidel, Gottfried Scharff, Architect hier, Dr. phil. Schauff hier, und von dem Vorstande des historischen Museums. Für die Mineraliensammlung wurden Geschenke gegeben von den Herreu: Dr. Fr. Kinkelin hier, Gottfr. Scharff, Architect hier, Ingenieur Fellner hier, W. Harres in Darmstadt. Herr Bildhauer Rudo If Eckhar dt hier schenkte einen Gypsabguss von der Todtenmaske Alexander v. Humboldt's. Die Bibliothek erhielt Zuwachs durch Geschenke von dem k. k. Ministerium für Cultus und Unterricht in Wien durch Vermittlung der Herrn Ministerialrath Dr. Carl Ritter von Scherz er in Leipzig und Consul Adler hier (die Reise der ööterr. Fregatte »Novara« um die Erde), von Herrn Prof. Dr. L u c a e hier eine Anzahl Schriften in russischer Sprache, von den Herrn Dr. Eduard Rüppell hier, Dr. W. Kobelt in Schwan- heim und Dr. Jul. Z i e g 1 e r hier. Meine Herren! Aus dem soeben vorgetragenen Bilde über Sein und Wirken der Senckeubergischen naturforscheuden Gesellschaft lässt sich erkennen, dass dieselbe auch in dem verflossenen Jahre nicht unthätig gewesen ist , dass in ihr vielmehr eine fortdauernde Thätigkeit geherrscht hat, hingerichtet auf die mancherlei Ziele, denen zu Liebe sie errichtet ist. Freilich Alles, was wir wollen und sollen, zu erreichen, das war uns seither bei der Beschränktheit unserer Mittel noch nicht müi^lich und wird es auch in der nächsten Zeit noch nicht sein. Aber es ist ja gerade das Wegräumen im Wege liegender Hindernisse, das Streben, auch mit geringen Mitteln möglichst 99 Grosses zu erreichen, ein Umstand, der weit mehr als behäbiger Ueberfluss und volle Bequemlichkeit geeignet ist, die Thatkraft anzusporuen und das Nachdenken rege zu halten. Menschen und Völker, denen ererbte oder natürliche Verhältnisse allzu- güustig entgegentreten, verfallen gern dem Hange, nur geniessen und nichi handeln zu wollen, während grosse Männer und grosse Thateii gar häufig unter dem Druck ungünstiger Umstände gross- gezogen werden. So wollen auch wir rüstig voranstreben und mit Liebe und Ausdauer unserem Werke leben. An diesem guten Willen hat es ja auch seither nicht gefehlt, wie Sie ersehen haben, und darum dürfen wir des Beifalls und auch des Beistandes unserer Mitbürger und Behörden wohl auch in Zukuuft versichert bleiben. Und so schliesse ich meinen Be- richt mit dem Wunsche auch au Sie, meine Herren: bleiben Sie treu und helfen Sie uns fördern die edlen Zwecke der Sencke üb ergischen naturforschenden Gesellschaft. — 23 — Verzeicimiss der xMitglieder der Senckenbergischen naturforschenden Gesellschaft. I. Stifter.*) Becker, Joliauiies, Stiftsgärtner am Senckenbergischen med. Institut. 1817. t 24. November 1833. Boegner, Joh. Willi. Jos., Dr. med., Mineraloge (1817 zweiter Secretär) 1817. t 16. Juni 1868. Bloss, Joh. (ireorg, Glasermeister, Entomologe. 1817. f 29. Februar 1820. Buch, Joh. Jak.. Casimir, Dr. med. und phil., Mineraloge. 1817. f 13. März 1851. Cretzschmar, Phil. Jakob, Lehrer der Anatomie am Senckenbergischen med. Institut. (1817 zweiter Director.) 1817. Lehrer der Zoologie von 1826 bis Ende 1844, Physikus und Administrator der Senckenbergischen Stiftung t 4. Mai 1845. *Ehnnauii, Joh. Christian, Dr. med., Medicinalrath. 1818. f 13. August 1827. Fritz, Joh. Christoph, Schneidermeister, Entomologe. 1817. f 21. August 1835. *Freyreiss, Georg Wilh., Prof. der Zoologie in Rio Janeiro. 1818. f 1. April 1825. *(jriinelius, Joachim Andreas, Banquier. 1818. f 7. December 1852. Ton Hej'den, Karl Heinr. Georg, Dr. phil,, Oberlieutenant, nachmals Schöff und Bürgermeister, Entomologe. (1817 erster Secretär.) 1817. f 7. Jan. 1866. Helm, Joli. Fricdr. Anton, Verwalter der adligen uralten Gesellschaft des Hauses Frauenstein, Conchyliologe. 1817. f 5. März 1829. *Jassoy, Liidw. Daniel, Dr. jur. 1818. f 5. October 1831. *Kloss, Joh. Grcorg Burkhard Franz, Dr. med., Medicinalrath, Prof. 1818. t 10. Februar 1854. *Loehrl, Joh. Konrad Kaspar, Dr. med., Geheimerath, Stabsarzt. 1818. t 2. September 1828. *Metzlcr, Friedr., Banquier, Geheimer Commerzienrath. 1818. f 11. März 1825. Meyer, Bernhard, Dr. med., Hofrath, Ornithologe. 1817. f 1. Januar 1836. Miltenberg, Wilh. Adolph, Dr. phil., Prof., Mineraloge. 1817. f 31. Mai 1824. *Melbcr, Joh. Georg David, Dr. med. 1818. t H- August 1824. NeefP, Christian Ernst, Dr. med., Lehrer der Botanik, Stifts- und Hospitalarzt am Senckenbergianum, Prof. 1817. f 15. Juli 1849. >'enburg, Joli. Georg, Dr. med., Administrator der Dr. Senckenberg. Stiftung, Mineraloge, Ornithologe. (1817 erster Director.) 1817. f 25. Mai 1830. *) Die 1818 eingetretenen Herren wurden nachträglieh unter die Reihe der Stifter aul genommen. - 24 — *de Neufvillc, Matthias Wilh., Dr. med. 1818. f 31. Juli 1842. Eeiis, Job. Willi., llospitalmeiöter am Dr. Seuckenbcrg. Bürgerhospital. 1817. t 21. October 1848. *Rül)l)ell, Wilh. Peter Eduard Simon, Dr. med., Zoologe uud Mineraloge. 1818. Stein, Joli. Caspar, Apotlielier, Botaniker. 1817. f 16. April 1834. Stiebel, Salomo Friedricli, Dr. med., Gelieimer Hofratli etc., Zoologe. 1817. t 20. Mai 1868. *Varrentra})i>, Joli. Kour., Physikus, Prof., Administrator der Dr. Senckenberg. Stiftung. 1818. t 11- März 1860. Voelcker, Georg Adolf, Handelsmann, Entomologe. 1817. f 19. Juli 1826. *Wenzel, Heinr. Karl, Geheimerath, Prof., Dr., Dismas, Ritter, Director der Primatisclieu Specialschule. 1818. f 18. October 1827. *v. Wieseuliütten, Heiur. Karl, Königl. bair. Oberst-Lieutenant, Freiherr, Mineraloge. 1818. f 8. November 1826. *v. fcJeriiiug, Job. Isaak, Geh. Rath etc. Entomologe. 1818. t 21. Febr. 1837. *v. Soemmerriug, Samuel Tliomas, Dr. med., Geheimerath, Prof. etc. 1818. t 2. März 1830. *T. Bethmauii, Simon Moritz, Staatsrath 1818, f 28. December 1826. II. Ewige Mitglieder. Ewige Mitglieder «iud solche, welche, austatt den gewöhnlichen Beitrag jährlich zu entrichten, es vorgezogen haben, der Gesellschaft ein Capital zu schenken oder zu vermachen, dessen Zinsen dem Jahresbeiträge gleichkommen, mit der ausdrücklichen Bestimmung, dass dieses Capital verzinslich augelegt werden müsse und nur der Zinseuertrag desselben zur Vermehrung und Unterhaltung der Samm- lungen verwendet werden dürfe. Die den Namen beigedruckten Jahreszahlen bezeichnen die Zeit der Schenkung oder des Vermächt- nisses. Die Namen sämmtlicher ewigen Mitglieder sind auf einer Marmortafel im Museunisgebäude bleibend verzeichnet. Hr. Simou Moritz vouBetlimaun. 1827. » Georg Heiur. Scbwendel. 1828. » Jobauu Friedr. Aut. Helm. 1829. » Georg Ludwig Goutard. 1830. FrauSusauua Elisabetb Betbmaun- Holweg. 1831. Hr. Heinricb Mylius sen. 1844. » Georg Melcbior Mylius. 1844. » Baron Amscbel Mayer von Roth- schild. 1845. » Jobann Georg Scbmidboru. 1845. » Johann Daniel Souchay. 1845. Hr. Alexander v. Betbmaun. 1846. » Heinr. v. Betbmaun. 1846. » Dr. jur. Rath Friedr. Schlosser. 1847. » Stepbau von Guaita. 1847. » H. L. Döbel in ßatavia. 1847. » G. H. Hanck-Steeg. 1848. » Dr. J. J. K. Buch. 1851. » G. von St. George. 1853. » J. A. Gruuelius. 1853. » P. F. Ch. Kroger. 1854. >' Alexander Gontard. 1854. 25 Hr. M. Fl In. v. Bctlimann. 1854. 1)1. Eduard Rüppell. 1857. Dr. Th. Ad. Jak. Em. Müllor. 1858. Julius Nestle. 1860. Eduard Finger. 1860. Dr. jur. Eduard Soueliay. 1862. J. N. Gräffendeich. 1864. V E. F. K. Büttner. 1865. « K. F. Krepi). 1866. ■•> Jonas Mylius. 1866. ^ Coustautiu Fellnor. 1867. * Dr. Hermann von Meyer. 1861). Hr. Dr. W. D. Sömmerriug. 1871. » J. G. H. Petsch. 1871. V Bernhard Doudorf. 1872. >' Friedrich Karl Rilekcr. 1874. » Dr. Friedrich Hessenberg. 1875. » Ferdinand Laurin. 1876. » Jakob Bernhard Kikotf. 1878. Joh. Heinrich Roth. 1878. > J. Ph. Nicol. Mauskopf. 1878. » Jean Noe du Fay. 1879. » Gff. Friedr. Metzler. 1880. III. Mitglieder des Jahres 1879. Die arbeitenden sind mit * bezeichnet. Hr. Alt, Franz. 1873. » Alt, F. G. Johannes. 1869. > Andreae, Achille. 1878. » Andreae, Herrn., Bauk-Director. 1873. > Andreae, H. V., Dr. med. 1849. ■> Andreae-Past?avant, Jean, Dircctor. 1869. » Andreae-Goll, J. K. A. 1848. » Andreae-Goll, Phil. 1878. ' Andreae-Winckler, Job. 1869. > Andreae-Winckler, F. B. 1860. - Andreae, Rudolph. 1878. » Angelheim, J. 1873. ' -^Askenasy, Eugen, Dr. phil. 1871. > Auffarth, F. B. 1874. ' *Baader, Friedrich. 1873. v Bacher, Max. 1873. ' Bachfeld, Friedrich. 1877. ' Baer, Joseph. 1860. > Baer, Joseph, Director. 1873. » Bärwindt, J., Oberstabsarzt, Dr. med. 1860. » *Bagge, H. A. B., Dr. med., Physi- kus. 1844. ^^ Bansa, Gottlieb. 1855. ^ Bansa, Julius. 1860. > Banaa-Streiber, K. 1860. - *Bardorff, Karl, Dr. med. 1864. Hr. de Bary, Heinr. A. 1873. » de Bary, Jak., Dr. med. 1866. V *Bagtier, Friedrich. 1876. ^ Becker, Adolf. 1873. •' *Becker, Ludw., Ingenieur. 1877. - Behrends, Phil. Friedr. 1878. - Belli-Scufferheld, F. 1837. -- Bender, Anton Joseph. 1878. > Benecke, Joh. Herrn. 1873. " Berg, K. N., Dr. jur., Senator, Bürgermeister, 1869. V Berle, Karl. 1878. V Bertholdt, Joh. Georg. 1866. » Best, Karl. 1878. -' V. Bethmann, S. M., Baron. 1869. > Beyfus, M. 1873. » Blum, Herrn. 1860. « *Blum, J. 1868. » *Blumenthal, E., Dr. med. 1870. >' Blumenthal, Jos. Leop. 1866. > * Bockenheimer, Dr. med. 1864. » Böhm, Joh. Friedr. 1874. > Börne, Jak. 1873. > *Böttger, Oscar, Dr. phil. 1874. » Bolongaro, Karl Aug. 1860. » Bolongaro-Crevenna, A. 1869. >' Bolongaro-Crevenna, J. L., Stadt- rath. 1866. » Bonn, Karl. 1866. 26 Hr. Boutant, F. 1866. V Borgnis, J. Fr. Franz. 1873. » *v. Bose-Reichenbach, Graf. 1860. V Both, J. B. 1824. » Braunfels, Otto. 1877. > Brentano, Anton Theod. 1873. >> Brentano, Ludwig, Dr. jur. 1842. >' Brofft, Franz. 1866. 3 Brofft, Theodor, Stadtrath. 1877. » Brolft, Wilh. Leonb. 1866. » Brückner, Wilh. 1846. > Buchka, Franz Anton. 1854. y> Bück, A. F., Dr. jur. 1866. V *Buck, Emil, Dr. phil. 1879. -' Büttel, Wilhelm. 1878. » Cahu, Heinrich. 1878. " » Cahn, Moritz. 1873. » Carl, Dr. med. 1878. > Caspari, Franz, Dr. jur. 1877. ■" Cassel, Gustav. 1873. » Chun, Oberlehrer. 1866. » Claus, Dan. Andr. 1870. » Cnyrim, Ed., Dr. jur. 1873. » Cnyrim, Vict., Dr. med. 1866. * Conrad, K., Müuzmeister. 1873. * Cornill-Goll, Wilh. 1878. » Creizeniich, Iguaz. 1869. » Defize, Adolf. 1873. » Degener, K., Dr. 1866. - *Deichler, J. Gh., Dr. med. 1862. - Delosea, Dr. med. 1878. » Denzinger, F. J., Baurath und Dombauraeister. 1873. * Dibelka, Jos. 1873. > Diehn, Phil, Thierarzt. 1866. » Doctor, Ad. Heinr. 1869. » Dondorf, Carl. 1878. r> Dondovf, Paul. 1878. » Donner, Karl. 1873. > V. Donner, Phil. 1859. » Drexel, Heinr. Theod. 1863. Dröll, J.A. 1878. > Ducca, Wilh. 1873. - Edenfeld, Felix. 1873. » Ehinger, August. 1872. » Ehrhard, W., Ingenieur. 1873. ;> EUissen, Justizrath, Dr. jur. 1860. Hr. Emden, Jak. Phil. 1869. » Endera, Ch. 1866. » Engelhard, Bernhard. 1877. » Engelhard, Karl Phil. 1873. » Engelhard, Robert. 1878. » Epstein, Theodor. 1873. » Eyssen, B. Gustav. 1866. » Eyssen, K. E. 1860. » Fabricius, Franz. 1866. » du Fay, Jean Noe. 1842. » Feege, W. 1877. * Feist, Eduard. 1878. » Fellncr, F. 1878. * *Finger, Oberlehrer, Dr. phil. 1851. * Finger, L. F. 1876. » Flersheim, Ed. 1860. » Flersheim, Rob. 1872. » Flesch, Dr. med. 1866. >' Flinsch, Heinr. 1866. » Flinsch, W. 1869. * Frank, John. 1878. » Franz, Jean. 1878. » Fresenius, Ph., Dr. phil. 1873. » Frey, Philipp. 1878. » Freyeisen, Heinr. Phil. 1876. >;. *Fridberg, Rob., Dr. med. 1873. » Friedniann, Jos. 1869. > Fries, Friedr. Adolf. 1876. » V. Frisching, K. 1873. > Fritsch, Ph., Dr. med. 1873. » Frohmaun, Herz. 1873. » Fuld, S., Dr. jur. 1866. » Fulda, Karl Herm. 1877. » Funck, K. U 1873. » Garny, Job. Jak. 1866. V Geiger, Berthold, Dr. Advoc. 1878. » Gering, F. A. 1866. » Gerson, Jak., Generalconsul. 1860. » Getz, Max, Dr. med., Sanitätsrath. 1854. » Geyer, Job. Christoph. 1878. » *Geyler, Herm. Theodor, Dr. phil. 1869. i> Gockel, Ludwig, Director. 1869. » *Goldmann, Val., Rector. 1876. * Goldscbmidt, Abr. 1873. » Goldschmidt, Ad. B. H. 1860. 27 - Hr. Goldscbuiidt, B. M. 1869. » Goldschmidt, H. H. 1873. » Goldschmidt, Marcus. 1873. > V. Goldschmidt, Leop., Gencral- cousul. 1869. V Goutard, Moritz, 1850. > Gotthold, Gh., Dr. phil. 1873. » Grabe, Charles, Consul. 1866. » Graubuer, Friedrich. 1873. » Gross, Max. 1878. » Gross, Wilh. 1873. > Grimebaum, M. A. 1869. » Grunelius, Adolf. 1858. » Grimelius, Moritz Eduard. 1869. » V. Guaita, Max. 1869. > Gundersheim, Joseph. 1873. » Günther-de Bary, Chr., Rentner. 1878. » *Haag, Georg, Dr. jur. 1855. =. Haase, A. W. E. 1873. > Häberliu, E. J., Dr. jur. 1871. » Hahn, Adolf L. A., Consul. 1869. Hahn, Anton. 1869. » Hahn, Moritz. 1873. » Hamburger, K., Dr. jur. 1866. v> Hammeran, K. A. A., Dr. phil. 1875 » Hanau, Heinrich A. 1869. » V. Harnier, Ed., Dr. jur. 1866. * Harth, M. 1876. » Hauck, Christ., Stadtrath. 1860. » Hauck, Georg A. H. 1842. > Hauck, Alex. 1878. * Hauck, Moritz, Advocat. 1873. ■" Heimpel, Jakob. 1873. » Henninger, Heinrich. 1877. » Henrich, Joh. Gerhard. 1860. » Henrich, K. F., jun. 1873. » HenseJ, L., Rentmeister. 1878. > Herz, Otto. 1878. » Hessel, Julius. 1863. » Hessenberg, Friedrich. 1878. '> Heuer, Ferd. 1866. >' *v. Heyden, Luc, Dr. phil., Haupt- mann. 1860. » V. Heyder, Georg. 1844. » *Heynemann, D. Fr. 1860. » Höchberg, Otto. 1877. Hr. Hoff, Joh. Adam. 1866. » Hoff, Karl. 1860. » Hohenemser, H., Director. 1866. » Holthof, Carl, Stadtrath. 1878. > V. Holzhausen, Georg, Frhr. 1867. » Holzmanu, Phil. 1866. » Homberger, Albert. 1870. » Ihm, August. 1866. » Jacobi, Rudolf. 1843. » Jacquet Sohn, H. 1878. » * Jäger, Rudolf, Director. 1867. Die Jägersche Buchhandlung. 1866. Hr. Jassoy, Wilh. Ludw. 1866. » Ickelheimor, Dr., Advocat. 1878. » Jeanrenaud, Dr. jur., Appellations- gerichtsrath. 1866. » Jonas, Adolf, Dr. jur. 1873. » Jordan, Felix. 1860. >' Jost, Konr., Apotheker. 1859. » Jourdan, Jacob. 1878. » Jügel, Karl Franz. 1821. » Jung, Karl. 1875. » Kalb, Emil, ßankdirector. 1878- » Kassel, Elias, Director. 1873. » Katheder, K. 1863. » Katzenstein, Albert. 1869. » Kayser, Adam Friedr. 1869. » Kayser, J. Adam. 1873. » Keller, Adolf, Rentier. 1878. .- Keller, Heinr., Buchhändler. 1844. V *Kesselmeyer, P. A. 1859. » +Kessler, F. J., Senator. 1838. » Kessler, Heinrich. 1870. » Kessler, Wilh. 1844. » Kinen, Karl. 1873. » ^Kinkelin, Friedr., Dr. phil. 1873. » Kirchheim, S., Dr. med. 1873. >' Kissel, Georg. 1866. » Klimsch, Karl. 1873. » Kling, Gustav. 1861. » Klitscher, F. Aug. 1878. » *Kloss, H., Dr. med., Physikus, Sanitätsrath. 1842. » Klotz, Karl Const. V. 1844. « Knabenschuh, Jakob, jun. 1877. » Knips, Jos. 1878. » Knopf, L., Dr. jur., Stadtrath. 1869. — 28 - Hr.*Kobelt, W., Dr. med. 1877. « Koch, Job. Friedr. 1866. » Koch, Wilh. 1859. » Königswerther, Martin. 1878. ' Kohn-Spoycr, Sigisin. 1860. » Kotzenberg, Gustav. 1873. >' Krämer, Johannes. 1866. ^> Kraussold, Dr. med. 1878. V Krebs-Pfaft; Louis. 1878. » Kriegk, Max, Dr. med. 1878. « Kücbler, Ed. 1866. ■" Kugele, G. 1869. * Kuglor, F., Dr. jur., Appellations- gerichtsrath. 1869. » Kusenberg, R. J., Director. 1873. •> Ladeuburg, Emil. 1869. ^ Laemmerhirt, Karl. Director. 1878. ' Landauer, Wilh. 1873. » Lang, R., Dr. jur. 1873. ■" Langer, Dr. jur. 1873. » Lautenschläger, Alex., Director. 1878. » Lauteren, K., Cousul. 1869. » Le Bailly, Georg. 1866. » Lehr-Authes, Wilh. 1878. » Leachhorn, Ludw. Karl. 1869. » Leser, Phil. 1873. » Lindheimer, Ernst. 1878. » Lindheimer, Gerhard. 1854. » Lindheimer, Julius. 1873. » Lion, Benno. 1873. >' Lion, Franz, Director. 1873. » Lion, Jakob, Director. 1866. > Lion, Siegmund, Director. 1873. ■■' Löhr, Clemens. 1851. > Lönholdt, G. W. 1873. ' Löwenicb, N. 1875. •' Loretz, A. W. 1869. - *Loretz, Herm., Dr. phil. 1877. .' Loretz, Wilh., Dr. med. 1877. - *Lorey, Karl, Dr. med. 1869. ' Lorey, W., Dr. jur. 1873. *Lucae,G.,Prof.,Dr.med.u.phil. 1842. ■> Lucius, Eug., Dr. phil. 1859. ' Maas, Adolf. 1860. » Maas, Simon, Dr. jur. 1869. » Mack, Joh. Friedr. 1866. Hr. Mahlau, Albert 1867. » Major, Joh. Karl. 1854. Fr. Majer-Steeg. 1842. Hr. Malss, Dr. jur. 1873. » Manskopf.W. H ,Geh. Commerzien- rath. 1869. » Marburg-Friderich, Adolph. 1878. » Marburg, Heinrich. 1878. » Marx, Dr. med. 1878. » Matti, Alex., Dr. jur. 1873. » Matti, J. J. A., Dr. jur. 1836. » Maubach, Jos. 1878. » May, Arthur. 1873. V May, Ed. Gustav. 1873. >' May, Joh. Val., Dr. jur. 1873. > May, Julius. 1873. > May, Martin. 1866. > Mayer, Wilh., Director. 1878. » Morton, Albert. 1869. » Merton, W. 1878. V Merzbach, A. 1873. » Mettenheimer, Chr. Heinr. 1873. » *MetzIer, Adolf. 1870. » Metzler, Albert. 1869. » Metzler, Gustav. 1859. * Metzler, Karl. 1869. » Metzler, Wilh. 1844. » Metzler-Fuchs, G. F. 1842. » Min Jon, Herm. 1878. >• Minoprio, Karl Anton. 1821. V Minoprio, Karl Gg. 1869. » Mohr, Oberlehrer, Dr. phil. 1866. >' Moldenhauer, F., Ingenieur. 1873- » Mouson, Joh. Gg. 1873. > Müller, Joh. Christ. 1866. » Müller-Rentz, F. A. 1874. » Müller, Paul. 1878. « Müller, Siegm. Fr., Dr. Notar. 1878. » Mumm von Schwarzenstein, Alb. 1869. >' Mumm V. Schwarzenstein, D. H., Dr. jur.jOberbürgerm., Senator. 1869. » Mumm V. Schwarzenstein, Herrn., Generalconsul. 1852. » Mumm V. Schwarzenstein, P. H., jun. 1873. » Mumm V. Schwarzenstein, W. 1856. 29 — Hr. Mylins, Karl Jonas, Architekt. 1871. » Nestle-.Tohti, Georg. 1878. » Nestle, Hermann. 1857. ^'^ Nestle, Julius. 1873. » Nestle, Richard. 1855. » Neubert, W. L., Zahnarzt. 1878. » Neubürger, Dr. med. 1860. >■■ Neustadt, Samuel. 1878. » de Neufville-Büttner, Gust., Geh. Commerzienrath. 1859. » de Neufville-Siebert, Friedr. 18G0. » de Neufville, Otto. 1878. » Neumüller, Fritz. 1875. » Niederhofheim, A., Director. 1873. » *Noll, F. C.,r)r. sc. nat., 1863. » V. Oberuberg, Ad., Dr. jur, 1870. » Ochs, Hermann. 1873. » Ochs, Karl. 1873. >^ Ochs, Lazarus. 1873. ' Odrell, Leop., Dr. jur. 1874. » Ohleuscblager, J, A., Dr. jur. 1859. • Ohleuscblager, K. Fr., Dr.med. 1873. > Oplin, Adolph. 1878. » Oppenheim, Guido. 1873. » Oppenheimer, Charles, Consul. 187.'j. ' Oppenheimer, Marcus Moritz. 1877. " Ortenbach, Friedr. 1853. >■> Orthenberger, Dr. jur. 1866, » d'Orville, Friedr. 1846. » Osterrieth, Franz. 1867. » Osterrieth-v. Bihl. 1860. > Osterrieth-Laurin, Aug. 1866. » Osterrieth, Eduard. 1878. » Oswalt, H., Dr. jur. 1873. » Parrot, J. Ch. 1873. » Passavant, E., Dr. jur., Stadtrath. 1866. » Passavant, Gust., Dr. med. 1859. » Passavaut, Herrn. 1859. » Passavant, Robert. 1860. » Passavant, Rudolf. 1869. » ^Passavaut, Theodor. 1854. >' Perle, Stabsarzt, Dr. med. 1878. » Petermann, Ad., Dr., Hof-Zahnarzt. 1875. * ^Petersen, K. Th., Dr. phil. 1873. » Petsch-Goll, Phil. 1860. Hr. Pfaehler, F. W. 1878. » Pfeifel, Aug. 1869. » Pfeffel, Friedr. 1850. » Pfefferkorn, R., Dr. jur. 1856. » Pfeifer, Eugen. 1846. » Pieg, K., Steuerrath. 1873. V Ponfick, Otto, Dr. jur., Stadt- gerichts-Secretär. 1869. > Posen, Jakob. 1873. » Prestel, Ferd. 1866. > Quilling, Friedr. Wilh. 1869. ^^ Raabe, Ernst. 1872. » Rautenberg, Leopold. 1873. » Ravenstein, Aug. 1866. » Ravenstein, Simon. 1873. Die Realschule, Israelitische. 1869. Hr. *Reichenbach, J. H., Dr. phil. 1879. » Reiffenstein, J. P. 1878. V. Reinach, Adolf, Baron, General- consul. 1860. >^ V. Reinach, Alb., Baron. 1870. » Reinganum, Paul, Dr. 1878. » Reiss, Enoch. 1843. » Reiss, Jacques, Geh. Commerzien- rath. 1844. -> Reiss, Paul, Advocat. 1878. >^ Reuss, Dr. jur., SchöfiF. 1824. » Ricard, Adolf. 1866. » Ricard, L. A. 1873. » Richard, Friedr. 1866. » * Richters, A. J. Ferd., Dr. 1877. » *Ripps, Dr. med. 1856. » Rittner, G., Commerzienrath. 1860. »> *Roberth, Ernst, Dr. med. 1856. » Rüdiger, Konr., Dr. phil., Direc- torialrath. 1859. » Rössler, F., Münzwardeiu. 1866. » Rössler, Hector. 1878. » Roos, Benjamin. 1869. » *Roose, Wilh. 18G9. - Roth, Georg. 1878. » Roth, Job. Heinrich. 1878. >^ v. Rothschild, M.K.,Geueralconsul, Freiherr. 1843. » V. Rothschild, Wilh., Generalconsul, Freiherr. 1870. — 30 — Hr. Rottenstein, Dr. 1866. » Rueff, Julius, Apotheker. 1873. » Rumpf, Dr. jur., Consulent. 1866. » Saaler, Adolph. 1878. » *Saalraüller, Max, Oberstlieut. 1878. » Sachs, Joh. Jak. 1870. » Sanct-Goar, Meier. 1866. » Saudhageu, Wilh. 187.3. >^ Sauerländer, J. D., Dr. jur., Stadt- rath. 1873. > Schäfer, Friedrich. 1879. » Schaffner, Ferd., Dr. med. 1866. » ScharfF, Alexander. 1844. » *Scharff, F. A., Dr. jur. 1852. ^ Scharff-Osterrieth, Gottfr. 1859. ^^ Schaub, Carl. 1878. » Scheffer, Karl, Postamts-Assistent. 1875. » *Scheidel, Seb. AI. 1850. » Schenck, Joh. David. 1866. > Schenck, W. 1878. » Schepeler, Ch. F. 1873. >^ Scherbius, G. Th. 1869. » Scherlensky, Dr. jur. 1873. » Schiele, Simon, Director. 1866. ■> Schlemmer, Dr. jur. 1873. * Schmick, J. P. W., Ingenieur. 1873. » Schmidt, Adolf, Dr. med. 1832. » *Schmidt, Heinr., Dr. med. 1866. >^ Schmidt, J. Chr., Dr. med. 1876. > Schmidt, Joh. Georg. 1876. ^ Schmidt, Konrad Fr. 1872. » Schmidt, Louis A. A. 1871. >^ *Schmidt, Maxim., Dr. vet., Director. 186(;. » *Schmidt, Moritz, Dr. med. 1870. >> Schmidt-Polex, Adolf. 1855. >■• Schmidt-Rumpf, L. D. Phil. 1876 » Schmidt-Scharff, Adolf. 1855. > Schmölder, P. A. 1873. - Schölle.^ Joh., Dr. med. 1866. » *Schott, Eugen, Dr. med. 1872. » Schulz, Heinr., Dr. jnr. 1866. » Schumacher, Gg. Friedr. 1866. » Schwarz, Georg Ph. A. 1878. » Schwarzschild, Em. 1878. » Schwarzschild, Moses. 1866. Hr. V. Schweitzer, K., Dr. jnr., Schöflf. 1831. •'■' von Seydewitz, Hans, Pfarrer. 1878. >> *Siebert, J., Dr. jur. 1854. » Siebert, Karl August. 1869. » Sömmerring, Karl. 1876. » Sonnemann, Leopold. 1873. » Souchay, A. 1842. » Speltz, Dr. jur., Senator. 1860. » Speltz, Jakob. 1819. » Speugel, Friedrich. 1878. » Speyer, Georg. 1878. » Speyer, Gustav. 1873. » Spiess, Alexander, Dr. med., Sani- tätsrath. 1865. >^ Stadermaun, Ernst. 1873. '^ *Steffau, Ph. J., Dr. med. 1862. » V. Steiger, L. 1809. » Stelz, Ludwig. 1879. » Stern, B. E., Dr. med. » Stern, B. S. 1878. » Stern, Theodor. 1863. » Steuernagel, Joh. Heinr. » *Stiebel, Fritz, Dr. med. » Stiebel, .Julius. 1877. » V. Stiebel, Heinr., Consul. 1860. » Stilgebauer, Gust., Bankdirector. 1878. » Stock, H. A. 1859 , » Straus-Fuld, A. J. 1873. » *Stricker, W., Dr. med. 1870. » Strube, Jak., Hofrath. 1873. » Strubell, Bruno. 1876. - Sulzbach, Emil. 1878. » Sulzbach, Moritz. 1878. >^ Sulzbach, Rud. 1869. » Trier, Gustav. 1879. » Trost, Otto. 1878. » Ulmanu, A., Dr. phil. 1871. » Umpfenbach. A. E. 1873. ^ Üna-Maas, S. 1873. >> Varrentrapp, Fr., Dr. jur. 1850. » *Varrentrapp, Georg, Dr. med., Geh. Sanitätsrath. 1833. « Varrentrapp, J. A. 1857. » von den Veldeu, Fr. 1842. 1865. 1860. 1849. 31 — Hr. Vogt, Ludwig, Director. 186(5. » *Volger, Otto, Dr. phil. 1862. ^ Volkert, K. A. Ch. 1873. » Webei', Andreas. 1860. >> Weiller, Jak. Hirsch. 1860. >» Weisbrod, Friedr. 1873. » Weismaun, Willielin. 1878. r> V. Weisweiller, Georg. 1866. T> *Wenz, Emil, Dr. med. 1869. » Wertheimber, Emannel. 1878. » Wertheimber, Louis. 1869. » Wetzel, Heinr. 1864. » Wiesner, Di-, med. 1873. » Winter, W. Chr. 1852. » Wippermann, Friedr. 1819. Hr. Wirsing, Adolf. 1873. » 'Wirsing, J. P., Dr. med. 1869. » Wirth, Franz. 1869. » Wittekind, H., Dr. jur. 1860. » Wolff, Adam. 1873. » WolfF, Phil. 1874. » Wolfskehl, H. M. 1860. ^^ Wüst, K. L. 1866. >• Wunderlich, Cxg, 1869. » Zickwolff, Albert. 1873. » Zickwolff, Otto. 1873. » *Ziegler, Julius, Dr. phil. 1869. » Ziegler, Otto, Director. 1873. » Zimmer, Georg. 1878. » Zimmer, K. G. B. 1869. IV. Neue Mitglieder für das Jahr 1880. Hr. Bonn, PhiL Beb. -> Carl, Aug., Dr. med. » Frank, Karl. -» GreiflF, Jacob. » Kahn, Hermann. » Kreuscher, Jacob. Hr. V. Maltzan, Herrn., Freiherr. » Pfeiffer, C. W., Sub-Director. » Propach, Robert. » Rehn, J. H., Dr. med. » Rühl, Louis. » Witt, Otto N., Dr. phil. V. Ausserordentliche Ehrenmitglieder, 1872. Mühlig, J. G. G., Verwalter (von hier). 1875. Erckel, Theodor (von hier). 1878. Hetzer, Wilhelm (von hier). 1878. V. Böttger, Rudolph, Prof. Dr. (von hier). — 32 — YI. Correspondireiide Mitglieder. *) 1820. Wöhler, Friedr., Professor in Göttingen (von hier). 1823. Radius, Jiistus, Dr. med. in Leipzig. 182.5. de Laizer, Comte Maurice, in Clairraont-Ferrant. 1827. Keferstein, Adolf, Gerichtsrath in Erfurt. 1827. Reinhardt, Joh. A., Professor in Kopenhagen. 1830, Czihak, J. Ch., Dr., Professor in Aschaffenburg. 1832. Engelmann, Joh. Georg, Dr. med. in St. Louis, Nordamerika (von hier). 1833. Fechner, Gustav Theodor, Prof. in Leipzig. 1834. Listing, Dr. phil., Professor in Göttingen (von hier). 1834. Wiebel, Karl, Prof. in Hamburg. 183G. Decaisne, Akademiker in Paris- 1836. Schlegel, Herrn., Professor Dr., Director des Museums in Leyden. 183G. Agard, Jakob Georg, Prof. in Lund. 1837. Studei-, Bernhard, Professor in Bern. 1837. Studer, Apotheker in Bern. 1837. Coulon, Louis, in Neufchatel. 1837. de Montmolin , Auguste , in Neufchatel. 1839. v. Meyer, Georg Hermann, Prof. in Zürich (von hier). 1841. Genth, Adolf, Dr. med., Badearzt in Schwalbach. 1841. Schwann, Theod., Dr., Prof. in Löwen. 1841. Budge, Jul., Prof. in Greifswald. 1841. Betti, Pietro, Soperintendente de sanita in Florenz. 1841. Parolini, Alberto, in Bassano. 1841. Fasetta, Valentin, Dr. med. in Venedig. 1842. Thomae, K., Prof., emerit. Di- rector des landwirthschaftlicheu Instituts in Wiesbaden. 1842. Hein, Dr. in Danzig. 1842. Claus, Bruno, Dr. med. in Bonn (von hier). 1844. Göppert, Heinrich Robert, Pro- fessor in Breslau. 1844. Bidder, Fi-iedr. H., Professor in Dorpat. 1844. Blum, Prof. in Heidelberg. 1845. Bischoff, Th. L. W., Professor in München. 1845. Adelmann, Georg B. F., Prof. in Dorpat. 1845. Kützing, Friedrich Traugott, in Nordhausen. 1845. Meneghini, Giuseppe, Professor in Padua. 1845. Zimmermann, Ludwig Philipp, Dr. med. 1846. Sandberger, Fridolin, Professor in Würzburg. 1846. Worms, Gabriel, auf Ceylon (von hier). 1846. Worms, Moritz, auf Ceylon (von hier). 1846. Schiff, Moritz, Dr. med., Prof. in Genf (von hier). 1847. Virchow, Rudolf, Prof. in Berlin. 1848. Dunker, Wilhelm, Professor in Marburg. 1848. Philippi, Rudolf Amadeus, Di- rector des Museums in Santiago de Chile. 1849. Beck, Beruh., Dr. med., General- arzt in Karlsruhe. *) Die vorgesetzte Zahl bedeutet das Jahr der Aufnahme. 33 1849. von Schieiden, M. J., Professor, 1860. k. russ. Staatsrath in Wiesbaden. 1849. Dohrn, Karl August, Dr., Präsi- dent des Entomolog. Vereins in 1860. Stettin. 1860. 1849. Fischer, Georg, in Milwaukee, Wisconsin (von hier). 1861. 1849. Gray, Asa, Prof. an der Howard- University in Cambridge. 1861. 1850. Kirchner (Consul in Sydney), jetzt in Wiesbaden (von hier). 1861. 1850. Mettenheimer, Karl Christian Friedrich, Dr. med., Leibarzt in 1863. Schwerin (von hier). 1851. Jordan, Hermann, Dr. med. in 1863. Saarbrücken. 1851. Landerer, Xaver, Professor, Hof- 1868. apotheker in Athen. 1864. 1852. Leuckart, Rudolf, Dr., Professor in Leipzig. 1864. 1858. Robin, Charles, Prof. in Paris. 1864. 1853. de Bary, Heinr. Anton, Prof. in St,ras.sburg (von hier). 1865. 1853. Buchenau, Franz, Dr., Professor in Bremen. 1866. 1853. Brücke, Ernst Wilh., Professor 1867. in Wien. 1858. Ludwig, Karl, Prof. in Leipzig. 1867 1853. Bruch, K., Dr., Prof. in Offenbach. 1854. Schneider, Wilh. Gottlieb, Dr. 1867. phil. in Breslau. 1868. 1854. Ecker, Alexander, Professor in 1869. Freiburg. 1869. 1854. Besnard, Anton, Dr., Oberstabs- 1869. arzt in München. 1869. 1855. Grube, Eduard, Staatsrath, Prof. 1869. in Breslau. 1856. Scacchi, Archangelo, Professor 1869. in Neapel. 1869. 1856. Palmieri, Professor in Neapel. 1857. Leyh, PMedrich A., Professor in 1869. Stuttgart. 1869. 1857. v. Homeyer, Alex., Major in Wiesbaden. 1869. 1859. Ribeira in Coira, Brasilien. 1859. Frey, Heinrich, Prof. in Zürich 1871. (von hier). Weinland, Christ. Dav. Friedr., Dr. phil. in Esslingen, Würt- temberg. Gerlach, .L, Prof. in Erlangen. Weismann, Aug., Professor in Freiburg (von hier). Becker, Ludwig, in Melbourne, Australien. Helmholtz, H. L. F., Professor in Berlin. von Manderstjerna, Ex cell., kais. Russ. Generallieut. in Warschau. Hoffmann, Herm., Geh. Hofrath, Professor der Botanik in Giessen. von Riese-Stalburg, W. F., Frei- herr, Gutsbesitzer in Prag, de Saussure, Henri, in Genf. Pauli, Friedr. Wilh., Dr. med., Hofrath, in Bockenheim. Schaafhausen, H., Prof. in Bonn. Keyserling, Graf Alex., Ex-Cura- tor der Universität Dorpat. Bielz, E. Albert, Dr., in Hermann- stadt. Möhl, Dr., Professor in Kassel. Landzert, Professor in St. Peters- burg. von Harold, Freih., Major a. D. am Königl. Museum in Berlin, de Marseul, Abbe in Paris. Horustein, Dr., Oberl. in Kassel. Lieberkühn, N.,Prof. in Marburg. Wagner, R., Prof. in Marburg. Gegenbauer, Karl, Prof. in Jena. His, Wilhelm, Prof. in Leipzig. Rütimeyer, Ludw., Professor in Basel. Semper, Karl, Prof. in Würzburg. Gerlach, Dr. med. in Hongkong, China (von hier). Woronin, M., in St. Petersburg. Barboza du Boccage, Director des zoolog. Museums in Lissabon. Kenngott, G. A. , Professor in Zürich. V. Müller, F., Director des botan. Gartensin Melbourne, Australien. 3 34 - 1871. V. Haast, Jul., Dr., Professor und Director des Canterbury- Museum inClirist-Church auf Neuseeland. 1871. Jones, Matthew, Präsident des naturhistor. Vereins in Halifax. 1872. Agardh-Westerlund, Dr. in Ron- neby, Schweden. 1872. Verkrüzen, Th. A., in Frankfurt am Main. 1872. V. Nägeli, K., Prof. in München. 1872. Sachs, J., Prof. in Würzburg. 1872. Hooker, J. D., Direct. des botan. Gartens in Kew, England. 1873. Koch, Karl, Dr., Landesgeologe in Wiesbaden. 187o. Streng, Professor in Giessen (von hier). 1873. Beyrich, Professor in Berlin. 1873. Stossich, Adolf, Professor an der Realschule in Triest. 1878. vom Rath, Gerh., Prof. in Bonn. 1873. Römer, Professor in Breslau. 1873. Heer, Oswald, Prof. in Zürich. 1873.' von Siebold, Prof. in München. 1873. Caspary, Rob., Prof. in Königs- berg. 1873. Gramer, Prof. in Zürich. 1873. Bentham, Georg, Präsident der Linnean Society in London. 1873. Darwin, Charles, in Down, Beckenham, Kent in England. 1873. Günther, Dr., am British Museum in London. 1873. Sclater, Phil. Lutley, Secretary of zoolog. See. in London. 1873. Leydig, Franz, Dr., Professor in Bonn. 1873. Loven, Professor, Akademiker in Stockholm. 1873. Schmarda, Prof. in Wien. 1873. Pringsheim, Dr., Prof. in Berlin. 1873. Schwendner, Dr., Prof. in Basel. 1873. de Candolle, Alphonse, Prof. in Genf. 1873. Schweinfurth, Dr. in Berlin, Präsident der Geographischen Gesellschaft in Cairo. 1873. Russow, Edmund, Dr., Pi-of. in Dorpat. 1873. Cohn, Dr., Prof. in Breslau. 1873. Rees, Prof. in Erlangen. 1873. Godeffroy, J. K., Rheder in Ham- burg. 1873. Ernst, Dr., Vorsitzender d. deut- schen naturforsch. Gesellsch. in Caracas. 1873. Mousson, Professor in Zürich. 1873. KrefFt, Director des Museums in Sydney. 1873. Giebel, Professor in Halle. 1874. Joseph, Gustav, Dr. med., Docent in Breslau. 1874. von Fritsch, Karl, Freiherr, Dr., Professor in Halle. 1874. Gasser, Dr., Privatdocent in Marburg (von hier). 1875. Bütschli, Otto, Dr., Prof. in Heidelberg (von hier). 1875. Dietze, Karl,inKarlsruhe(v.hier). 1875. Fraas, Oscai-, Dr., Professor in Stuttgart. 1875. Fischer von Waldheim, Alex., Staatsrath u. Ritter in Moskau. 1875. Genthe, Herrn., Prof. Dr., Direc- tor des Gymnasiums in Duisburg. 1875. Klein, Karl, Dr., Prof. in Heidel- berg. 1875. Ebeuau, Karl, Vice-Consul des Deutschen Reiches in Zanzibar (von hier). 1875. Moritz, A., Dr., Directeur de I'observatoire physique in Tiflis. 1875. Probst, Pfarrer, Dr. phil. in Unter - Essendorf, Württemberg. 1875. Targioni-Tozetti, Prof.inFlorenz. 1875. Zittel, Karl, Dr., Prof. inMüuchen. 1876. Rein, J. J., Dr., Prof in Marburg. 1876. Liversidge, Prof. in Sydney. 1876. Böttger, Hugo, Director in Beuel bei Bonn (von hier). 1876. Langer. Karl, Dr., Prof. in Wien. 1876. Le Jolis, Augu.ste, President de la Societe nationale des sciences naturelles in Gherbourg. 35 — 1876. Meyer, A. B., Dr., Director des königl. zoolog. Museums iu Dres- den. 1876. Wetterhan, J. D., iu Freiburg i. Br. (von hier). 1877. Voit, Karl, Dr., Prof. in München. 1877. Schmitt, C. G. Fr., Dr., Prälat in Mainz. 1878. Chun, Carl, Dr. in Leipzig (von hier). 1878. Corradi, A., Professor der Kgl. Universität iu Pavia. 1878. Hayden, Prof., Dr., Staatsgeologe in Washington. 1878. Strauch, Alex., Dr. phil., Mit- glied der k. k. Akademie der Wissenschaften in St. Peters- burg. 1878. Stumpff, Anton, aus Homburg v. d. H., d. Z. auf Madagascar. 1879. Adler, Nathaniel, Consul in Port Elisabeth, Süd-Afrika, d. Z. hier 1879. v. Scherzer, Carl, Ritter, Mini- sterialrath, k. k. österr.-ungar. Geschäftsträger und General- Consul in Leipzig. 1879. Reichenbach, H. G., Prof. Dr., in Hamburg. 1879. Kirschbaum, C. L., Prof. Dr., in Wiesbaden, f 1880. 1880. Adams, Charles Francis, Presi- dent of the American Academy of Arts and Sciences in Boston Mass. 1880. Winthrop, Robert C, Prof., Mit- glied der American Academy of Arts and Sciences in Boston Mass. Durch die Mitgliedschaft werden folgende Rechte erworben : 1. Das naturhistorische Museum au den Wochentagen von 8 — 1 und von 3 — 4 Uhr zu besuchen und Fremde einzuführen. 2. Alle von der Gesellschaft veranstalteten Vorlesungen und wissenschaftlichen Sitzungen zu besuchen. 3. Die vereinigte Senckenbergische Bibliothek zu benutzen. Bibliotheks-Ordnung. 1. Nur Mitglieder der einzelnen Vereine erhalten Bücher. 2. Die Herren Bibliothekare sind gehalten, sich von der per- sönlichen Mitgliedschaft durch Vorzeigen der Karte zu überzeugen. 3. .Jedes Mitglied kann gleichzeitig höchstens 6 Bände geliehen erhalten; 2 Brochüren entsprechen 1 Band. 4. Der entliehene Gegenstand kann höchstens auf 3 Monate der Bibliothek entnommen werden. 4. Auswärtige Docenten erhalten nur durch Bevollmächtigte, welche Mitglieder eines der Vereine sein müssen, Bücher. Diese besorgen den Versandt. 36 Verzeichiiiss der vom Juni 1879 bis Juni 1880 eingegangenen Geschenke. a. Von Frau Gräfin Louise Böse, geb. Gräfin von Reichenbach- Lessonitz, die Liegenschaft Neue Mainzei'strasse 42. b. Au Geld. Von Herrn Adolf Metzler: für die botanische Sammlung 300 Mk. » » Philipp von Donner: für die Vogelsamm- luug 40 » » » Georg Friedrich Metzler, Beitrag als ewiges Mitglied 500 » c. An Naturalien. 1. Für die vergleiehend-anatomische Sammlung. Von Herrn H. Gerlach-Streng, hier: 1 junges Hühnchen (Miss- geburt mit 4 Beineu). Von Herrn Prof. Dr. Jul. von H aast in Christchurch (Neu-Seeland): 1 Strigops liabroptüiis (Skelet). 2. Für die Säugethiersammlung. Von Herrn Carl Ebenau von hier: z. Z. auf Madagascar 1 Igel, 2 Fledermäuse und 2 Mäuse. Von Herrn Dr. Oscar Böttger, hier: 2 Hausmäuse (Varietäten), 1 Fledermaus (Vesperngo serotinus). Von der Neuen zoologischen Gesellschaft hier: 1 Wombat. Von Herrn Hans Simon in Stuttgart durch Herrn Dr. 0. Böttger: 2 Fledermäuse von Haiffa in Syrien. 3. Für die Vogelsammlung. Von Herrn Carl Ebenau 4 aus dem Ei geschlüpfte Hühnchen (in Spiritus). Von Herrn Wildprethändler Christ. Geyer hier: 1 Ardea minuta d juv. — 37 — Von Herrn Prof. Dr. Jnl. von Haas t in Christchurch (Neu Seeland): ca. 60 Vogelbälge von Neu-Seeland. Von dem Verwaltuugsrath der Palmengarteu-Gesellscbaft : 2 Cygnus nigricollis. Von Herrn Fried r. Wagner hier: 1 Bomhycilla garrida^ 1 Paroa- ria CMcuUata, 1 Psiftacula canci nebst 4 Eier. Von der Wöblerschule durch Herrn Dr. Richters: 1 Cotinga caerulea, 2 Tanagra dimidiata (^ u. 9i 1 Prionitesbahamensis^ 1 Galbida, 1 Tanagra^ 1 Enplione. Von der Neuen Zoologischen Gesellschaft hier: 1 Platycercus palliceps (J, 1 Leiothrix sinensis (^. Von Herrn Rudolf Andreae hier: 1 Silber-Bantam (Henne) von Indien. Von Frau Kath. Birkenstock Wwe. durch Vermittelung des Herrn Th. Erckel: 1 Nilaus capensis. Von den Herren Dr. med. A. Fetul u. Ritter Dr. med. L. Russ in Jassy durch Herrn Prof. von Czihak in Aschaffeuburg. 2 Änser tataricus. 4. Für die Reptilien- und Amphibiensammlung. Von Herrn Anton Sturapff: aus Homburg v. d. H., z. Z. auf Madagascar : Eidechsen, Schlangen und Frösche. Von Herrn Carl Ebenau: eine grosse Sendung zum grossen Theil neuer und seltener Charaaeleons, Eidechsen, Schlangen und Frösche. Von Herrn Dr. Oscar ßöttger hier: 2 Eidechsen und 2 Bufo vulgaris. Von Herrn Hans Simon in Stuttgart durch Herrn Dr. Böttger: 1 Tropidonotus tessellatus, 3 Chamaeleo cinerea, 4 Ophiops elegans, 2 Hemidactylus turcicus, 1 Onychocephalus Simoni 1 Gymnodactylus Kotschyi, 1 Stelli ovtdgaris, 1 Testudo pusilla, 3 Ahlepharus pannonicus, von HaiflFa in Syrien. Von Herrn Stud. J. Guttenplan hier durch Herrn Dr. 0. Böttger: 4 Triton palmatus Schnd.=helveticus Raz von Falkensteiu im Taunus. Von Herrn Dr. Ferd. Richters hier: 1 Malaclemmys concentrica (kleine Schildkröte). Von der Neuen Zool. Gesellschaft hier: 2 Phrynosoma cornutum. — 38 — Von Herrn J. Blum hier: 2 Phrynosoma coniutum. Von Herrn Stud, Ach. Audreae hier: 3 Triton helveticus von der Platte bei Wiesbaden. Von Herrn Otto Goldfuss hier: 2 Ringelnattern, 1 glatte Natter, 1 Kreuzotter, von Oberschlesien. Von Herrn .Dr. Carl Koch in Wiesbaden: Tritonen aus der bayerischen Pfalz. Von Seßor Don V. L. Seoane in Coruna, (Spanien) (durch Herrn Dr. Böttger): 1 Vipera herus var. Seoanei Lat, 1 Coronella austriaca^ 1 Discoglossus pictns, 1 Triton helveticus, 1 Triton Boscai Lat,, .5 Triton marmoratus, 1 Chioglossa lusitanica. Von Fräulein Thiesse: 1 Typhlops vermicularis von Enböa. Von dem Museum in St. Petersburg (durch Herrn Dr. Alex. Strauch) im Tausch gegen 9 Amphishaena heterosonata erhalten: 7 Species Eidechsen und 2 Schlangen aus Süd- Russland., 5. Für die Fisehsammlung. Von Herrn Lehrer Gör lach in Bornheim: 1 Amocoetes hranchialis. Von Herrn Dr. jur. Hermann Scherer: 2 Rochenschwänze. 6. Für die Insektensammlung. Von Herrn Carl Eben au: 1 Glas mit Insekten in Spiritus. Von Herrn Anton Stumpff: Lisekten, Scolopeuder und Asseln. Von Herrn Dr. von Heyden: eine Suite Käfer von Neu-Seeland und Java. Von Herrn Dr. med. Ger lach in Hongkong: eine besonders werth- volle Collection Schmetterlinge von Neu-Britaunien und Neu- Island. Von Herrn Ingenieur Rudolf Sangmeister von hier: eine An- zahl sehr gut erhaltener und präparirter Schmetterlinge aus der Umgegend von Baltimore (U. St.) Getauscht von Herrn Kunsthändler Honrath in Berlin: 15 Spe- cies Schmetterlinge, 1 Exemplar geschenkt. Ditto von Herrn Ribbe in Dresden: gegen Insekten-Doubletten von Madagascar, 28 Schmetterliuge. Ditto von dem König]. Zoolog. Museum in Dresden ebenfalls gegen Insekten-Doubletten von Madagasar, eine Suite Käfer von Liberia. — 39 - 7. Pur die Sammlung von Spinnen und Tausendtussern. Von Herrn Hans Simon in Stuttgart durch Herrn Dr. 0. Böttger: Diverse Tausendfüsse, Skorpione und Spinnen von Jaffa in Syrien. 8. Für die Crustaceensammlung. Von Herrn Carl Ebenau: eine reichhaltige Sendung Krebse von Madagascar. 9. Für die Sammlung von Mollusken. Von Herrn C. F. Jic k e 1 i eine Suite seiner reichen Conchylienansbeute aus dem Rothen Meere, im Tausch mehrere Landconchylien. Von Herrn Julius Meyerfeld hier: eine durch Seltenheit und wissenschaftlichen Werth der einzelnen Exemplare ausge- zeichnete Sammlung von Südsee-Conchylien. . Von Herrn Carl Ebenau: eine Suite Conchylien mit den Thieren in Spiritus sowie Odopus^ ferner eine grosse Suite Conchylien (Schalen). Von Herrn Anton Stumpff: mehrere sehr interessante Land- schuecken mit den Thieren in Spiritus von Nossibe. Von Herrn Wilhelm Hetzer hier : mehrere für die Sammlung neiie See-Couchylieu. Von Herrn Dr. W. Kobelt: eine Colonie Dreyssena polymorpha und eine grosse Anzahl fürs Museum neuer Arten im Tausche gegen seine süditalienischen Conchylien. 10. Für die Sammlung niederer Thiere. Von Herrn Eduard van der Heyden: ein sehr hüscher Schv^amm. Von Herrn Ingenieur R. D. M. Verb eck in Batavia, durch Herrn Dr. Ose. Böttger: diverse Korallen von Padang (Westküste von Sumatra). 11. Für die botanische Sammlung. Von Herrn C. Th. Müller hier (durch Herrn Otto Cornill): 14 verschiedene Holzarten. Von Herrn J. G. W. AVagner hier: ein schönes Herbarium bestehend aus 63 Gräsern, Moosen etc. von Valdivia (Süd- Amerika). Von Herrn Director Dr. Jul, von Haast in Christchurch (Neu- seeland): eine Sammlung sehr schöner Neuseeländischer Pflanzen. -^ 40 - Von Herrn P. A, Kesselmeyer: 114 Arten Kryptogamen und Phanerogamen aus Italien , Frankreich , Ungarn , Rhein- preussen etc. Von Herrn Baron A. v. H a r n i e r (durch Vermittelung des Herrn Dr. V. Heyden): 1 Pilz Bovista gigantea aus Echzell in der Wetterau von einer Feldwiese bei Gettenau. 12. Für die zoopaläontologische und geologische Sammlung. Von Herrn Dr. von Heyden: diverse foss. Conchylien von dem Diablerets im Val d'Anzeiudaz (Cantou Wallis, Schweiz), ferner eine Suite Gesteine aus der Kohlensandsteiu-Formation von der Naumburg bei Kaichen in der Wetterau. Von Herrn A. Peschel hier: 1 Backenzahn von i'/epAa* primi- genius, gefunden beim Graben eines Tunnels am neuen Operu- hause, 15 Meter unter der Oberfläche, Von Herrn Wilh. Zuns hier, (durch Herrn Dir. S. A. Scheidel), diverse vererzte Petrefacten und kugeliger Eisenkies. Von Herrn S. A. S c h e i d el : eiuige Basalt- und Knochenstücke vom Stephanshügel bei Limburg a. d. Lahn. 13. Für die phytopaläontologische Sammlung. Von Herrn Architect Gottfried Scliarff jun. : 1 Stück Kiesel- holz von Vilbel. Von dem Vorstand des historischen Museums durch Herrn Otto C 0 r n i 1 1 : 1 Stück Kieselholz. Von Herrn Stud Schauff: eiuige fossilen Pflanze von Münzen- berg und Zwickau. . 14. Für die Mineraliensammlung. Von Herrn Dr. F r. K i n k e 1 i n : 1 Stück Glasopal, 1 Stück Chlor- opal von der Louisa bei Frankfurt. Von Herrn Architect Gottfr. Scharf f jun. hier: 1 Stufe Chloropal von Rommeishausen beim Pfahlgraben (Wetterau) aus dem Dolerit, und Brauneisenstein vom östlichen Abhänge des Altköuigs. 16 Stufen von ßrüx in Böhmen, Klingsteiu, Kalkspath, Aragonit etc. aus dem Mittelgebirg, Granit, Glimmer Tur- malin vom Erzgebirge. 1 Stück Jet aus dem Lias von Bedear (Yorkshire). — 41 - Von Herrn lugeuieur FeUuer hiev, Speerkies, Anthrazit und 1 Glasschlacke. Von Herrn W. H a r r e s in Darmstadt : 1 Stufe Glaukodot mit Kobaltbeschlag und Desmin auf dem körnigen Kalk von Auerbach a. d. Bergstrasse. d. Gesell eiike an Büclieru. (Die mit * versehenen sind vom Autor geschenkt.) Administration des StädeTschen Kuustinstituts. Jahres- bericht IX. 1879. *ßesuard, Oberstabsarzt A. F., in München: Systematischer Jahresbericht. (Die Mineralogie in ihren neuesten Ent- deckungen und Fortschritten. No. XXXII. 1879. *Böttger, Dr. Oscar, in Frankfurt a. M. Beitrag zu einem Katalog der innerhalb der Grenzen des russischen Reiches vorkommenden Vertreter der Landschueckengattung Clausilia, Drap. *v. Czihak, Ritter Dr., in Aschaffenburg: Beitrag zur Lehre von der Extra-Üterin-Schwangerschaft. 1859. — S z a b o , Dr. J. : Heil- und Nahrungsmittel, Farben- stoff, Nutz- und Hausgeräthe, welche die Ostromanen, Moldauer und Wallachen aus dem Pflanzenreiche ge- winnen. *v. Dokoupil, Director Wilh., V. Jahresbericht der Gewerbe- schule zu Bistriz. *En gel mann, Director Georg, in St. Louis: Revision of the genus Pinus and descriptiou of Pinus EUiottii, 1880- *Flesch, Dr. Max, von hier, Prosector an der anatomischen An- stalt zu Würzburg: Untersuchungen über die Grund- substanzen des hyalinen Knorpels. 1880. *Fraas, Prof. Dr., in Stuttgart: Aus dem Orient. IL Theil. Geo- logische Beobachtungen am Libanon. 1878. *Haag-Rutenberg, Dr., in Frankfurt a. M. Beiträge zur Kenutniss der Cantharideu. *v. Haast, Dr. Julius, Director am Canterbury Museum in Christ- church, Neu-Seeland : Geology of the proviuces of Canterbury and Westland. — A report comprising the results of official explorations. 1879. — 42 - *Herzogliche Technische Hochschule Carolo-Wilhelmiua in Braunschweig: Programm für das Studienjahr 1878 — 79. *Kobelt, Dr. med. W., in Schwanheim: Illustrirtes Conchylien- buch. Lief. VI— VII. — Fortsetzung von Rossmässler's Iconographie der euro- päischen Land- und Süsswasser-Mollusken. Bd. VL Lief. 4—6. — Synopsis novorum Generum, Specierum et Varietatum MoUuscorum viventium testaeeorum Anno 1878 promul- gatorum. 1879. *Klein, Prof. Dr., in Göttingen: Mineralogische Mittheilungen VL (Ueber den Feldspath von Ute Gibele auf Pantellaria). *Keferstein, Dr., Gerichtsrath a.D. in Erfurt: Betrachtung über die Entwicklungsgeschichte der Schmetterlinge und deren V^arietäten. 1880. Leibius, Dr. Ad. (Royal Mint) in Sydney: Robert Barton: On surcharge of the bullion assay. Statistical register of New South Wales. Rules and List of members of the Royal Society .N. S. W. — Gg. Foord: On a proposed new method of Weigh- ings, applicable to the gold bullion assay. — A. Liversidge: Minerals of New South Wales. Lucae, Prof. Dr., in Frankfurt a. M. Gust. Retzius: Fiuska Krauler, Jänite nagi-a, Natur- och Literatur-Studier. (Stockholm.) — Prof. Dr. Prestel: Die höchste und niedrigste Tem- peratur, welche an jedem Tage von 1856 — 1877 auf dem meteorologischen Observatorium in Emden be- obachtet ist. (lu russischer Sprache.) — Anthropologische Ausstellung in Moskau 1877. 4*^. — Arbeiten der Anthropologischen Section Moskau 1876.4*'. — Arbeiten der ethnologischen Section. 3 Bände. Moskau 1874—77. 4«. — A. Fedschenko: Reise in Turkestan, im Auftrag des Generalgouverneurs v, Kaufmann unternommen. St. Petersburg. Moskau 1874—76. 14. Lief. 4°. — M. U s 0 w : Beiträge zur Kenntniss der Gewerbe. Moskau 1876. 40. — 43 — Lucae, Prof. Dr., in Frankfurt a. M. A. Bogdanow: Der Zoologische Garten und die Acclimatisatiou, Moskau 1878. 4". — A, Bogdanow: Bemerkungen über die zoologischen Gärten mit 6 Tfln. Moskau 1876. 4«. und vieles andere, welches aus Maugel eines verständ- lichen Titels nicht näher bezeichnet werden kann. *Meneghini, Prof. G., in Venezia: Commemorazione del dott. Giovanni Zanardini. 1879. *Moehl, Prof. Dr. H., in Cassel: Die Basalte der preussischen Oberlausitz. Abth. I. 1874. *J. Müller, Baron Ferd., in Melbourne: Fragmenta Phjtographiae australiae. Vol. VII— VIII. *Pauli, Dr. Ph. A., Assistent a. d. chirurg. Klinik des Herrn Prof. Dr. Rose in Zürich : Ueber Veränderung von Arterien in Cavernen bei Pthisis pulmonum. *Pohlig, Dr. H,, in Leipzig: Aspidura, ein mesozoisches Ophi- uridengenus. — Der archäische Distrikt vou Strehla bei Riesa i, S. Polytechnische Gesellschaft in Frankfurt a. M. Die Entwicklung der Gesellschaft zur Beförderung nützlicher Künste und deren Hülfswissenschaften. 2 — Vorträge zur Eiuweihuugsfeier des neuen Gesell- schaftshauses von Senator Dr. von Oven und von Dr. L, 0 e 1 s u e r. *vom Rath, Prof. G., in Bonn: Vorträge und Mittheilungen 1878. (2 Separatabzüge.) * — Ueber das Gold. 1879. — Wolf, Dr. Th., Staatsgeologe der Republik Ecuador in Guayaquil. Ein Besuch der Galapagos-Inseln. *Rees. Prof. M., in Erlangen: Ueber die Natur der Flechten. Rüppel, Dr. Eduard, in Frankfurt a. M. Proceedings of the scientific meetings of the zoological Society of London 1879. Part 1—4. (Colorirtes Exemplar.) — Transactions of the Zoolog. Soc. of London. Vol. X, Part 12—13. Vol. XI. Part 1. — List of the vertebrated animals now or lately liviug in the gartens of the Zool. Soc. of London. — 44 — *Sandberger, Prof. F., iu Würzburg: üeber Ablageruugeu der Glacialzeit und ihre Fauua bei Würzburg. *Scachi, Prof. Areaugelo iu Neapel: Ricerebe chimiche sulle incrostazioue Gialle della Lava vesuviaua del 1831. (Memoria prima 1879.) *Schaafhauseu, Geh. Mediciualrath Prof., in Bonn: üeber die Höhlenfunde iu der Wildscheuer und dem Wildhaus bei Steeten a. d. Lahn. *Schwaun, Prof. Th., in Louvaiu: Manifestation eu Thonneur de Monsieur le Professeur Th. Schwann. Liege, 23 Juin 1 878. V. S ob erzer, Ritter Carl, Ministerialrath, k. k. oesterreich.- ungarischer Geschäftsträger und General-Consul. (Durch Vermittluug des Herrn Nath. Adler, Cousul in Port Elisabeth z. Z., in Frankfurt a. M.) — Reise der österreichischen Fregatte Novara um die Erde. Anthrepolog. Theil L, H. und HI. Abth. ' Botanischer » Bd. L Geologischer » Bd. L Abth. I und II. » Bd. H. Linguistischer » Bd. L Medicinischer » Bd. L Statist. -comm. » Bd. I uud H. Zoologischer » Bd. I uud HA. Abth. L uud IL » Bd. HB. Bd. I, H, HL Nat. physikal. » Abth, H und HL (L Abth. ist vergriffen.) *Smith, Frederick, iu London: Descriptions of new species of Hymenoptera in the coüection of the British Museum. 1879. — A list of species of Marine Mollusca found in Port Jackson Harbour. (N. S. Wales.) *Staff, Emil. Materialien für das Gotthardprofil. 4 geologische Profile vom Gotthardtunnel nebst Er- läuterungen. *Strohecker, Dr. J. R., in Frankfurt a. M. : Krystallisatiou des Wassers und der Cellulose. *Streng, Prof. Aug., in Giessen: üeber die geologische Bedeu- tung der üeberschwemmungen. (Akademische Festrede) 1879. — 45 — *Tacchini, Prof. P., Meniovie della Societa degli spettroscopisti Italiaui. Disp. VIII. *Ziegler, Dr. Julius, in Frankfurt a. M. lieber phäuologische Beobachtungen und thermische Vegetatious-Constanten. 1879. — Dr. A. J. V. Oettingeu in Dorpat: Phänologie der Dorpater Lignoseu. (Ein Beitrag zur Kritik phäno- logischerBeobachtungs- und Berechnungsmethoden 1879. — M. A. d e C a n d 0 1 1 e : Geographie Botanique. Bd. I — II. Paris. 1855. — J. D. Boussiu gault: Die Landwirthschaft in ihren Beziehungen zur Chemie, Physik und Meteorologie, deutsch bearbeitet von Dr. N. Graeger, Bd. I — II. Halle 1851. Ausserdem erhielt die Gesellschaft noch als Geschenk von Herrn Bildhauer Rudolf Eckhardt dahier die Todtenmaske, (Büste) Alexander von Humboldt's in Gyps, durch Herrn Dr. Emil Bück. 46 Yerzeichniss der vom Juni 1879 bis Ende Mai 1880 im Tausch gegen die Abhand- lungen und Berichte der Gesellschaft eingegangenen Schriften. Von Akademien, Behörden, Gesellschaften, Instituten, Vereinen n. dgl. Augsburg. Naturhistorischer Verein. Beriebt XXV. 1879. Batayia. Natunrkundige Vereeniging: in Neederlandsch Indie: Natuurkundig Tijdschrift. Deel XXXVIII. Zevende Serie. Deel VIII. Berlin. Köni^l. Prenss. Akademie der Wissenschaften : Mathematische Abhandlungeu. 1878. Physikalische Abhandlungen. 1878. Monatsbericht März bis December 1879 und Januar 1880, — Deutsche geologrische Gesellschaft: Zeitschrift. Bd. XXXI. Heft 1—4. 1879—80. Register zu Bd. XXI-XXX. 1869-78. — Königl. Prenss. Ministerium für Handel, Gewerbe und öffent- liche Angelegenheiten : Geologische Specialkarte von Preussen und den Thüring- ischen Staaten. Lieferung XIV. in 3 Blättern mit 3 Heften Erläuterungen. Nachtraor zu dem Katalog der Bibliothek der Königl. geo- logischen Laudesaustalt und Bergakademie. 1875 — 79. — Botanischer Verein für die Provinz Brandenburg: Verhandlungen. Jahrg. XX. 1878. — Gesellschaft natnrforschender Freunde: Sitzungsberichte 1879. Bern. Naturforscheude Gesellschaft: Mittheilungen. No. 937—978. 1878-79. Bologna. Accademia Royal delle scienze dell' Istitnto: Memorie. Serie III. Tomo IX. Fase. 3 — 4. „ in. „ X. „ 1-2, Rendiconto. 1878 — 79. Portrait von Luigi Galvani. — 47 — Bonu. Naturhistorisclior Verein der Preu^s. Rheinlaude und West- phalens. Verhaudluugen. Jahrg. XXXIV. 2. Hälfte. . XXXV. „ XXXVI. 1. „ Bordeaux. Societe des Sciences pliysiques et naturelles: Memoires. Serie II. Tome III. No. 2 — 3. Boston. American Academy of Arts and Sciences: Proceediiigs. New series. Vol. V — VI. Whole series. Vol. XIII. Part II. 1878. „ XIV. — Society of Natural History: Meraoirs Vol. III. Part I. No. 1—2. Proceediiigs. Vol. XIX. Part 3-4. XX 1 Bremen. Naturwissenschaftlicher Verein: Abhandlungen. Bd. VI. Heft 2-3. Schluss. Beilage No. 7 zu den Abhandlungen. Breslau. Schlesische Gesellschaft für Taterländische Cultur: 56. Jahresbericht. 1878. Brunn. K. k. Mährisch-Schlesische Gesellschaft zur Beförderung: des Ackerbaues, der Natur- und Landeskunde: Mittheilungen. Jahrg. 59. 1879. — Naturforschender Verein: Verhandlungen. Bd. XVII. 1878. Brüssel (Bruxelles). Societe eutomologique de Belgique: Compte rendu. Ser. II. No. 63—72. — Observations möt^orologiques faites aux Station« internatio- nales de la Belgique et des Pays-Bas sous la Direction de J. C. Houzeau et de C. H. D. Buijs-Ballot : Premiere Aunee. 1877. Annales de l'Observatoire Royal de Bruxelles. Nouvelle Serie. Tome I — II. Annuaire 1878 — 79. Budapest. Königl. Ungarische naturwissenschaftliche Gesellschaft: Hermann, 0, Ungarns Spinnen-Fauna. Bd. III. 1879. Hunfälvy, P., Literarische Berichte aus Ungarn. Bd. I — II. Hidegh, K., Dr., Chemische Analyse ungarischer Fahl- erze. 1879. 2 ungarische Schriften. — 48 — Calcutta. Asiatic Society of Sensal: Descriptions of New ludian Lepidopterous. Insects. Part. I. 1879. Journal. Vol. XL VII. Part I. No. 4. Part II. No. 4. 1878. „ XLVIII. „ I. „ 1-2. 1879. „ XLVIII. „ n. „ 1—2. 1879. Proceedings. Jahrg. 1879. No. II. III. IV. und VII. Canibridge. U. S. A. (Mass.) Mnsenm of Comparative Zoology: Anunal Pteport. 1878—79. Bulletin. Vol. V. No. 10-14. Vol. VL No. 1—7. Memoirs. Vol. VI. Part. I. No. 1. Cherbourg. Societe natiouale des sciences naturelles: Memoires. Tome XXI. 1877—78. Catalogue de la Bibliothek. Partie IL Chicago. U. S. A. Academy of Sciences: Blatchford, E. W. Anuual Address. Christiania: Königl. norwegische Universität: Archiv for Mathematik og Naturvideuscab. Bd. IV. Heft 2—4. Holst, E., Om Poncelet's Betydniiig for Geometrien 1878. Kjerulf, Th. Dr., Om Stratifikationens Spor. 1877. Sars, G. 0. Dr., Bidrag til Kuustkaben öm morges arktiske Fauna (I. Mollusca regionis arcticae vorwegiae. Daiizig. Natnrforschende Gesellschaft: Schriften. Neue Folge. Bd. IV. Heft 3. 1878. Darmstadt. Gesellschaft für Erdkunde und Mittelrheinischer geo- logischer Yerein: Notizblatt. III. Folge. Heft XVIII. No. 205—216. Douaueschingeil. Terein für Geschichte und Naturgeschichte: Schriften. Heft 3. 1880. Borpat. Naturforscher Gesellschaft: Archiv für die Naturkunde Liv-, Ehst- und Kurlands II. Serie. Band VIII. Lief. 3 — 4, nebst 2 Karton blättern. Sitzungsberichte. Bd. V. lieft 2. Dresden. Ibis, Naturwissenschaftliche Gesellschaft: Sitzungsberichte 1879. Edinburgh. Royal Society: Trausactious. Vol. XXVIIL Part 3. 1877-78. » XXIX. Part 1. 1878—79. Proceedino;s. Vol. X. No. 103. — 49 — Erlangen. Physikalisch-medicinische Societät: Sitzungsbericht. Heft 11. 1879. Frankfurt a. M. Nene Zoologische Oesellschaft. Zeitschrift: Der Zoologische Garten. Jahrgang 1879. No. 5—12. Jahrgang 1880 No. 1—4. — Physikalischer Verein: Jahresbericht. 1877—78. — Taunus-Club : Jahresbericht VII. Fulda. Verein für Naturkunde: Meteorologisch - phäuologische Beobachtungen aus der Fuldaer Gegend. 1878. St. Gallen. Naturwissenschaftliche CTCselischaft : Bericht. 1877-78. Genf (Gen&ve). Societe de physique et d'histoire naturelle: Memoires. Tome XXVI. Part 2. 1879. Giessen. Oberhessische Gresellschaft für Natur- und Heilkunde: Bericht. XVIII. 1879. Graz. Akadem. naturwissenschaftlicher Verein: Jahresbericht. Jahrg. II — V. — Ako^dem. Lesevereiu der k. k. ünirersität: Jahresbericht XII. 1879. Greifswald. Naturwissenschaftlicher Verein für Neu-Vorpommern und Rügen: Mittheiluugen. Jahrg. XI. 1879. Halle a. S. Kaiserlich Leopoldinisch-Carolinische Deutsche Akademie der Naturforscher: Nova acta. Bd. 40. 1878. Leopoldiua. Heft XV. No. 9—24. Heft XVI. No. 1—8. — Natnrforschende (Gesellschaft: Abhandlungen. Bd. XIV. Heft 3. Festschrift zur Feier des hundertjährigen Bestehens der naturforschenden Gesellschaft. Verein für Erdkunde: Mittheilungeu 1879. Haml)urg-Altona. Naturwissenschaftlicher Verein: Verhandlungen. 1878. Neue Folge III. Hanau. Wetteraulsche Gesellschaft für die gesammte Naturkunde: Bericht. 1873—79. 4 — 50 — Hamiover. Naturhistorische Gesellschaft: Jahresbericht. XXVIT— VIIL 1876—78. Harlem. Societe Hollandaise des sciences exactes et naturelles: Archivos Neerlandaises des scieuces exactes et naturelles. Tome XIV. Livr. 1—5. Heidelberg. NatHrlüstorisch-mediclnischer Verein : Verhandlungen. Neue Folge. Bd. IL Heft 4. Jena. Mediciniscli-naturwisseuschaftliche Gesellschaft: Jenaische Zeitschrift. Bd. XIII. Neue Folge. Bd. VI. Heft 2-4. u. Suppl. Heft 1. Bd. XIV. Neue Folge. Bd. VII. Heft 1. Sitzungsberichte 1879. Innsbruck. Naturwissensehaftlich-uiedicinischer Verein: Berichte. Jahrg. VIII. Heft 2—3. » » IX. 1878. Kiel. Naturwissenschaftlicher Verein für Schleswig-Holstein: Schriften. Bd. HI. Heft 2. 1880. Landshut. Botanischer Verein. Jahresbericht VII. 1878 — 79. Linz. Verein für Naturkunde: Jahresbericht X. 1879. London. British- Association for the adveuceuient of science: Report of the 46 meeting 1877. » » » 48 » 1878. — Linnean Society: The Journal Botany. Vol. XVI— XVII. No. 93—102. Zoology. Vol. XIII -XIV. No. 72-79. Transactions. Ser. II. Botany Vol. I. Part 5 — 6. Zoology. Vol. I. Part 5-8. List of the Linnean Society. 1877 — 78. — Royal Society: Philosophicat Transactions. Vol. 167. Part 2. 1878. Vol. 168 (extra Vol.) Vul. 169. Part 1—2. 1878—79. Proceediugs. Vol. XXVI-XXIX. No. 184—196. Fellows of the Society. 1878. — Royal microscopical Society: Journal. Vol. II. No. 2—7 u. 7a. » » III. » 1—2. — 51 — Loudo]!. Zoological Society: List of the vertebrated auimals iiow or lately living in the Gardeus. 1879. (Suppl. I), Proceediugs 1879. Part 1—4. Trausactions. Vol. X. Part 12 — 13. » » XI. » 1. Lüttich (Liöge). Sodete geologique de Bel^ique. Annales. Tome V. 1877—78. — Societe royale des Sciences: Memoires. Tome VII — Vlir. Luild. Carolinisclie Universität: Acta universitatis Lnndeusis. Tora. XII — XIV. 1875 — 78. Accessious-Katalog 1878. Lyon. Museum d'histolre naturelle: Rapport a. M. Le Prefet VII. 1879. — Association Lyonaise des amis des sciences naturelles: Compte rendu. 1878 — 79. Luxemburg. Societe royale des sciences naturelles et mathematiqnes : Publications, Tome XVII. Mailaud (MiltlUO). Societä Italiana di scienze naturale: Atti. Vol. XIX. Fase. 4. Vol. XX. Fase. 3—4, XXL 1879. Regolamento 1879. — Reale Istitnto Lombardo di scienze e lettere: Memoire. Vol. XIV— V. Ser. III. Fase. 2. Reudicouti. Ser. IL Vol. XL 1878. Marburg. Gesellschaft zur Beförderung der gesammten Naturwissen- schaften: Sitzungsberichte 1878—79. 8 verschiedene Schriften. Modena. Societä dei naturalisti: Aunuario. Amio XIII. Disp. 1 — 2. Ser. IL Moskau. Societe imperiale des naturalistes : Bulletin. 1878. No. 4. 1879. No. 1—3. ISouveaux memoires. Tome XIV. Livr. 1. München. Königl. Bayerische Akademie der Wissenschaften: Abhandlungen der mathematisch-physikalischen Classe. Bd. XIII. Abth. 2. Sitzungsberichte 1879. Heft 1—4. 1880. Münster. Westfälischer Provinzial-Yerein: Jahresbericht VII. 1878. 52 Neapel. Zoologische Station: Mittheilungeu. Bd. I. Heft 3—4. Neu-Brandeiiburg. Terein der Freunde der Naturgeschichte: Archiv. Jahrg. XXXIIT. 1879. Systematisches Inhalts - Verzeichuiss zu den Jahrgängen XXI— XXX. Neufchätel. Societe d'histoire natorelle: Bulletin. Tome XI. Heft 3. 1879. New-Haven. Connecticut academy of arts and sciences: Transactions. Vol. III. Part 2. Vol. IV. Part 1. Odessa. Neumssisehe Gesellschaft der Naturforscher: Bote der neurussischen Gesellschaft. Tome V. No. 1. Tome VI. No. 1. Offenbacli. Verein für Naturkunde : Bericht. XV-XVI. 1873-75. St. Petersburg. Academie Imperiale des sciences: Bulletin. Tome XXV. No. 4—5. » » XXVI. » 1. Memoires. Tome XXVI. » 5 — 14. — Societe entomologique de Russie: Horae societatis entomologicae. Tome XIV. 1878. — Kaiserlich botanischer Garten: Acta horti Petropolltaui. Tomus VI. Fase. I. Philadelphia. Academy of uatural science: Proceediugs. Part. I— III. 1878. — American philosophical society: Proceediugs. Vol. XVII— XVIII. No. 101—103. Pisa. Societa Toscana di scienze naturali: Atti. Vol. IV. Fase. 1. Adunanza. 1879—80. Prag. Deutscher akademischer Leseverein: Jahresbericht. 1878 — 80. Regenshurg. Zoologisch-mineralogischer Verein : Abhandlungen. Heft XI. Correspondenzblatt. Jahi'g. XXXII. 1878. Reich enherg. Oesterreichischer Verein der Naturfreunde: Mittheiluugeu. Jahrg. XI. 1880. — 53 — Bio de Janeiro. Musen Nacional: Anuual. Vol. I-Ill. Archivos. Vol. II. No. 1—4. Vol. III. 1-2. Braziliau Biographical. Rom. R. Accadeiuia dei Lincei: Atti. Vol. III. Fase. 6. Vol. IV. Fase. 1—5. 1879—80. — E. Comitato geologico d'Italia: Bolletiuo. 1879. No. 1—12. 1880. No. 1—2. Botterdani. Neederlandsclie dierkundige Vereenigung: Tijdscbrift. Deei IV. Atiev. 2—4. » » V. » 1—2. Salem. U. S. A. Essex lustitutiou: Bulletin. Vol. X. No. 1—12. — Ameiicau Association for tlie advencement of sciences: Proceediugs 1877. Stettin. Entoinologischer Verein: Entomologische Zeitung. Jahrg. XXXIX — XL. 1878—79. Stockliolm. Bnrean de la recheiche geologiciue de la Suede: Carte geologique de la Suede. Kartbladen No. 63—69 und 71—72. 1:50000. Beskrifning No. 63—69 und 71 — 72. Kartbladen No. 4 — 5. Beskrifning No. 4—5. Afhandlingar och uppsatser No. 29 und 31 — 35. Nathorst, A. G., Om floran Skänes Kolförande Bild- ningar. I. Floran vid. Bjuf. I. Haftet. Liunarsou, G., De paleozoiska bildningarna vid Hum- lenäs i Smälaud. Afhandl. och uppsatser. No. 28. — Faunau i lagren med Paradoxides älandicus. Svelmark, E., Halle och Hunnebergs Trapp. T o r e 1 1 , 0., Ou the causes of the glacial phenomeua. Afhandlingar och uppsatser. No. 26. Strassburg. Kalseri. üniYersitäts- und Laudes-Bibliothek: 11 luaugural- Dissertationen. Tokyo. Deutsche Gesellschaft für Natur- und Völkerkunde Ostasiens : Mittheiluugen. Heft XVII— XIX. Triest (Trieste). Societä Adriatica di scienze naturali: Bolletiuo. Vol. V. No. 1. 1879. — 54 - Triest (Trieste). Societä Agraria: L'amico dei campi. Jahrg. XV. No. 5 — 12. Jahrg. XVI. No. 1—4. 1879—80. Trondhjem. Königl. Gesellschatt der Wissenschaften: Det Kongelige Norske Videnskabers Selkabs Skrifter i det 19 de Aarhuudrede. Otteude Binde. 5. Hefte. Turin (Toriiio). Reale Aeeademia delle scienze: Atti. Vol. XIV. Disp. 3—7. 1879. Bolletino. Anno XIII. 1878. Memoire. Ser. II. Tomo XXXI. Washington IT. S. Geological snrvey of tlie terrltories: Coues, E., Birds of tbe Colorado. Valley. Parti. 1878. Miscellaneous publica tions. No. XL Annnal Report I of the U. St. Entomological Commissiou 1877. Relating of the Rocky mountain Locust. — Geological and geographica! snrvey of the territories: Bulletin. Vol. V. No. 1. Ha y den, Catalogue of the publications 1879. Proeeedings of the American association for the adven- cemeut of scieuce 27 Meeting in St. Louis. 1878. The Canadian Journal. (Proeeedings of the Canadian Institute. New Ser. Vol. I. Part I. 1879. The auiericau Journal of sciences and arts. No. 116. Vol. XVIIL 1879. Mineral Map and general Statistics of New South Wales. 1876. — Departement of the Interrior: Annual Report. X. Bulletin. Vol. IV. No. 3—4. V. No. 2-3. Atlas of Colorado. Hayden, F. V., Art. XV. The socalled two Ocean pass plates III — IV. Peale, A. C, Art. XII. The Laramie group of western Wyoming and adjacent regions. Bibliography of north american Invertebrate paleontology miscellaneous publications. No. 10. Speach of Hon Abram S. Hewitt of New York. 1879. Gacetta cientifica de Venezuela Ano I. No. 5 — 8. ~ 55 — Wasllingt012. Smithsouian Institution: Smitlisouian miscellaneous collectioDS. Vol. XIII — XV. Amiual report of the board of regents of the Smithsonian Institution. 1877, Anuual report of the comptroller of the Currency. 1878. 45. Cougress. Cougressional directory Edition I. — Departement of agTicnlture: Ohio Ackerbau-Bericht. 1877 IL Reihe. Report of the commissioner of agriculture. 1877. Wien. K. k. Akademie der Wissenschaften: Denkschriften der Kaiserl. Akademie der Wissenschaften, mathematisch-naturwissenschaftl.Classe. Band XXXIX. Anzeiger. Jahrg. 1879. No. 11 — 27. » » 1880. No. 1 — 10. — K. k. geologische Reichsanstalt: Abhandlungen. B. VII. Heft 5. Bd. XII. Heft 1. Jahrbuch. Jahrg. 1879. Bd. XXIX. Heft 1—4. Verbandlungen. 1879. No. 1 — 17. — K. k. zoologisch-botanische Gesellschaft: Verhandlungen. Bd. XXIX. 1878. — K. k. Sternwarte: Meteorol. Beobachtungen au der Wiener Sternwarte. 1878. — Verein zur Verbreitung naturwissenschaftlicher Kenntnisse: Schriften. Bd. XX. 1878—79. WÜrzburg. Physikaliscli-medicinische Gesellschaft: Verhandlungen. Neue Folge. Bd. XIV. Heft 1—2. 2 Inaugural-Dissertationeu. New- York. Lycenm of natural history: Annais. Vol. XL No. 9-12. 1876—77. » » I. No. 1-8. 1877—78. Zürich. Allgemeine Schweiz, natnrforschende Gesellschaft für die gesammten Naturwissenschaften : Verhandlungen. 61. Jahresversammlung in Bern. 12 — 14. August 1878. Verhandlungen. 62. Jahresversammlung in St. Gallen. 10.-12. August 1879. — Naturforschende Gesellschaft: Vierteljahrschrift. Jahrg. XXIII. Heft 1—4. 1878. Zwickau. Verein für Naturkunde: Jahresbericht. 1878. 56 Verzeicliniss der angekauften Bücher und Zeitschriften. Die mit * bezeichneten sind auch früher gehalten worden. * Abhandlungen der Schweizerischen paläontologischen Gesellschaft. Anderson, Dr. John. Auatoniical and zoological researches (zoological results of the two exjDeditions to Western Yunuan 1868 and 1875), Text und Atlas. *Annales des sciences naturelles (Zoologie et Botanique). *Annales de la Societe Entomologique de France. *Annals and magazine of natural history. *Archiv für Antropologie. Auerbach, Dr. Leop. Orgauologische Studien. Heft 1 — 2, 1874. Baird, W. The natural history of the British Entomostraca, 1850. *Beiträge zur geologischen Karte der Schweiz. Burmeister, Dr. H. Description physique de la Republique Argentine. Tome V. Lepidopteres mit Atlas. *Cabanis, Journal für Ornithologie. *von der Decken, Baron Carl Claus. Reisen in Ost- Afrika. Bd. III. Abth. 3. ♦Deutsche entomologische Zeitschrift. Fugges, E. Die Mineralien des Herzogthums Salzburg. *Gegenbaur, C. Morphologisches Jahrbuch. Eine Zeitschrift für Anatomie und Entwicklungsgeschichte. *Geological Magaziue. *Grenacher, Prof. Dr. H. Untersuchungen über das Sehorgan der Arthropoden, insbesondere der Spinnen, Insecten und Crustaceen. *Groth, P. Zeitschrift für Krystallographie. *Gümbel, Dr. C. W. Geognostische Beschreibung des Fichtel- gebirges mit dem Frankenwalde und dem westlichen Vorlande. Text und Atlas. — 57 — H ä c k e 1 , Prof. Dr. E r u s t. Das System der Medusen. I. Theil einer Monographie der Medusen. Text und Atlas. Heer, 0. Flora fossilis Helvetiae. Heim, Albert. Untersuchungen über dou Mechanismus der Gebirgsbildung. Bd. I — H mit Atlas. Heude, R. P, Couchyliologie fluviatile de la proviuce de Nan- king et de la Chine centrale. Fase. I — V. *H o f m a n n und Schwalbe. Jahresbericht über die Fortschritte der Anatomie und Physiologie. Hubrecht, A. A. W. Dr. H. G. Bronn's Classen und Ord- nungen des Thierreichs. *J a n , Iconographie des Ophidiens. *Just, Leopold. Botanischer Jahresbericht. *Kobelt. Jahrbücher der Deutschen malakozoologischen Ge- sellschaft. *Leonhard uud Geinitz. Neues Jahrbuch für Mineralogie. *Leuckart und Nitsche. Wandtafeln. Lief. HL Taf. 7 — 9. *Lindenschmitt, Dr. L. Die Alterthümer unserer heid- nischen Vorzeit. Band HL Heft 11. *Malakozoologische Blätter. *Martini- Chemnitz. Conchylieu-Cabinet. V. Mihalkovics. Prof. Dr. V. Entwicklungsgeschichte des Gehirns. Mojsisovics von Mojsvar, Edm. Die Dolomit- Riffe von Süd- Tirol und Venetien. Heft 1 — 6 mit 6 Kartenblättern. *Müller, Archiv für Anatomie uud Physiologie. * Nachrichtsblatt der Deutschen malakozoologischen Gesellschaft. *Palaeontographica. *Paleontologie Fran9aise. *Quarterly Journal of the Geological Society of London. *Reeve. 18 abgeschlossene conchyliologische Monographien. *Semper. Arbeiten aus dem zoologisch-zootomischen Institut in Würzburg. *Siebold uud Köllicker. Zeitschrift für wissenschafthche Zoo- logie. *Silliman. The American Journal of sciences and arts. Strasburger, Dr. Ed. lieber Zellbildung und Zelltheiluug. 1876. Strecker, H. Butterflies and mots of N. America (a complete synonymical catalogue of Macrolepidoptera) L Diurnes. — 58 — *Troschel. Archiv für Naturgeschichte. *Trygon, G.W. American Journal of conchology. Vol. I — VII. 1865-70 mit 27 Tafeln und 3 Photographien. *T s c h e r m a k , G. Mineralogische und petrographische Mit- theiluugen. Wiedersheim, Dr. Rob. Die Anatomie der Gyranophionen. 1879. Whitaker. The geological record for 1876 — 77, *Würtembergische naturwissenschaftliche Jahreshefte. *Zeitschrift für Ethnologie. 59 — 4P .ffi a GC Ca ?s « £ Ä br r/J o ^ CO I— 1 « 0 Ol 0 g A s O) ä H ^m r-l se CO ^ CO ^m -Q •p^ H Sh ;iN c o; Co « >-5 -M I-H piMH ^ V •^ o > ^' ;n O) P& c^ ^ lO -* "T C<1 O (M 05 lO •-< -H [>. 00 00 ric-oc^(Mfc-^oooc;ioo SCO'#-<**0^iO-^000 o ^ - r-: ^ -e s -3 ^ - tu o tD o > !z; ^ c ä o .2 CLh Q i o o C rQ o o O -^5 ^ 9 a -^ .2 O ts) O H Ö t- o o c^ • c- CO o ic g lO (M O O O -^ CO r-l CO o CO c^ CO CO CO 00 ,CÖ 00 a CO ^ f— r a> b£ ä ?^ a S -2 t. ;r -< irs > « 1^ Ä bC r^ »pH ;h CO _a Q a 'c -a 2 « o O J-! a g a o m oi -2 rd W — 1 _r a *^ ^ -M a a >-l 3 o a 'S S > f2 N "S IS pH 1-J bc Q a o > rd c ^ o 'pH r73 o > TS s: y; <1 a Oh o c3 a nS a >> o o O) fe |1h Fl o a o a o > Ä » o a • ' > o ^ 1 ^ N n n* -a &C 'a Ä Ä • r" ,S o ^ O O — 60 — QC CO I .-I QC I— I ff a k5 Ci 00 Xi e •^OOiOt--OCT>CO-*-HiOOC|fMO cc-^ooDco-^ cococ^io.— ico-^ ^ bß ^~ o m !- 'T3 > a o bßr^ O bE o 2 o CO .^ 6XJ ^ c5 § J3 OJ o 3 O a , !yi o > m ri (Tl 41 o o >^' tt ^" § -c § ^ -• S hJ ü M E-i 3 ;=; o <-^ Q <•> -^^ o K > n ■13 "^ o > u o u 5 00 l>- — o O "^ ü ^ ^3 -< o 1^ n 05 CS ü ^in r> ■Jii .■rt r/} n AJ Ol CS O Q CO ü 61 Vorträge und Abhandlungen. lieber Schieferung. Von Dr. H. Loretz. Mit Benutzung zweier Vorträge, gehalten vom Verfasser in den wissen- schaftlichen Sitzungen der Senckenbergischen naturforschenden Gesellschaft. Einleitende Bemerkungen, Die Gesteinsmassen, aus denen die äussere Erdkruste besteht, haben seit der Zeit ihrer Entstehung bis zu ihrem jetzigen Zu- stande eine Reihe von Umwandlungen und Umgestaltungen durch- gemacht, welche sich deutlich als das Resultat grossartiger mecha- nischer Kraftäusserungeu zu erkennen geben. Der Grösse dieser Kräfte entsprechend sind auch ihre Wirkungen überaus mächtig; sie beziehen sich zunächst auf die absolute und die gegenseitige Lage der Gesteinsraassen ; sie erstrecken sich sodann aber auch auf die Structur und überhaupt die physikalischen und chemischen Eigen- schaften derselben; sie haben, wie wir es auch ausdrücken können, Bewegungen im grössten und kleinsten Massstabe, Ver- schiebungen der grössten Gesteinskörper oder Schichtenmassen, wie auch in letzter Instanz der kleinsten Theilchen, der Moleküle, hervorgerufen. Im Ganzen betrachtet besteht bekanntlich die äussere Erd- kruste aus einem sehr mächtigen, vielaegliederten Systeme von — 62 — Schichteumasseu, von schichteuförmig iiebeu uud auf einander ausgebreiteten Gesteinskörperu ; welchem Systeme sich vor Allem die unter Mitwirkung von Wasser zum Absatz gelangten Gesteine einfügen, sehr gewöhnlich aber auch die im Zustand eines heissen Flusses aus der Tiefe emporgedrungeuen Massen, indem sie sich, oben angelangt, decken- oder lagerförmig, oft wiederholt über einander ausbreiteten , und später wieder von im Wasser abge- setzten Sedimenten überdeckt wurden. Dieser schichtenförmige Aufbau der Erdkruste ist nun aber in hohem Grade maassgebeud und bestimmend gewesen für ihr jetziges Aussehen, wie dasselbe als Resultat jener mechanischen Umgestaltungen vorliegt. Alle jene Hebungen und Senkungen, Steilstellungen, Auf- uud Abbiegungen, Sättel uud Mulden, Falten, Verwerfungen und wie die sonstigen Unregelmässigkeiten heissen mögen, von welchen sich der uns zugäugliche Theil der Erdkruste betroifen zeigt, konnten, so wie sie beschaffen sind, sich nur an einem im grossen Ganzen schichtweise aufgebauten Körper ausbilden. Es ist aber nicht nur diese Art des Aufbaues, sondern zu- gleich auch die verschiedene Gesteinsbeschaffenheit , oder m. a. W. die verschiedenen physikalischen und mineralogischen Eigen- schaften der die einzelnen Schichten und Schichtensysteme bilden- den Gesteine, welche für das Resultat der Umänderung auf mecha- nischem Wege von grösstem Eiufluss waren. Namentlich in den Fällen mussten die verschiedeueu physi- kalischen Eigenschaften und unter ilmeu besonders die C o h ä - siousverhältuisse zur Geltung kommen, wo die Kraftwir- kunwen sich bis ins Innere des Gesteins erstreckten und Aende- rungen in der Lage der kleinsten Theile des Gesteins, Structur- Aenderungen hervorriefen . Eine der wichtigsten derartigen Aenderuugen , welche in grösster Verbreitung durch ganze Schichtensysteme und Gebirgs- massen hindurch als Folge mächtiger mechanischer Einwirkungen zur Entwicklung gelangt ist, ist die sog. Schieferung, die den Gegenstand der folgenden Betrachtungen bilden soll. Was die Art uud Weise sowie die Ursache jener Kraftäusse- runo-eu iu der Erdkruste betrifft, so sollen sie hier ausser Betracht bleiben. Wir beschränken uns darauf zu bemerkeu, dass das Studium der Gesammtheit aller jener mechanischen Wirkungen auf die Vorstellung eines mächtigen Seitendruckes (Lateral- — 63 — druckes) geführt bat, welcher iu dem die äussere Erdkruste bil- denden Schichteugebäude zur Wirkung gelaugt, doch nicht alleut- halbeu und zu allen Zeiten gleicbmässig; derselbe wird auch oft als Horizontalschub (oder Tangeutialschub) bezeichnet, weil er im Allgemeinen normal auf den Erdradius «gerichtet anzunehmen ist. Am richtigsten braucht man diese Ausdrücke wohl so, dass man unter »Seitendruck« den die Aufrichtung und Faltung, sowie die Schieferung der Schichten direct erzeugenden, rechtwinklig auf die Schiefer ung oder die Falten axen zu denkenden Druck oder Schub versteht, unter »Horizontalschub« die Projection des letztern auf die Horizoutalebene, welche Projection uns das Streichen oder die Orientirung zu den Weltgegenden angibt. Definition der Schieferung. Allgemeines über das Vorkommen derselben. Transversal-Schieferung im Gegensatze zur Schichtung. Man versteht iu der Geologie unter Schieferung (auch secundäre oder transversale Schieferung) eine besonders bei gewissen geschichteten Gesteinen häufig und auffällig ausgebildete Structur, bei welcher diese Gesteine nach einer ganz bestimmten Richtung hin mehr oder minder leicht in Platten und Tafeln spaltbar sind; welche Richtung sich als unabhängig von der Lage der Schichtung erweist, mithin späterer Entstehung ist, und gewöhnlich auf längere, mitunter sehr bedeutende Er- streckuug constant bleibt. Gerade diese Constanz über grössere Strecken hin, diese Selbständigkeit und Unabhängigkeit von der Schichtung sind die charakteristischen Merkmale der Schieferung. W^ährend die Schichtflächen oft in der mannigfaltigsten Weise durch die gebirgsbildenden Kräfte aufgerichtet und verbogen sind, Sättel, Mulden, Falten bilden, und dabei ihr Streichen fortwährend ändern, kann doch in diesem unregelmässig aufgestauten Schichten- ganzen ein und dieselbe Schieferungsrichtung, stets derselben Ebene im Raum parallel, herrscheu. Diese Richtung kann in einem ganzen Gebirge dieselbe bleiben ; in andern Fällen sind in verschiedenen Gegenden eines Gebirges verschiedene Schieferungs- richtungen mehr oder weniger von einander abweichend aus- gebildet. — 64 — In der angegebenen Weise findet sich die Schieferung ganz besonders bei der Gruppe der Thonschiefer, nebst den diesen nahe stehenden und häufig mit ihnen wechsellagernden Schieferarten, Grauwackeschiefern, gewissen quarzitischeu und phyllitischen Schiefern ausgebildet, und herrscht dementsprechend auch ganz vorzugsweise in den von solchen Gesteinen gebildeten, meist den alten Formationen augehörigeu und steil aufgerichteten Schiefer- systeraen resp. Gebirgsmassen. Allerdings ist der Vollkommen- heitsgrad der Schieferung bei den genannten Gesteinen verschieden. Aber auch jüngeren Formationen angehörige Schichtgesteine, wie Schieferthon , sandige, kalkige und mergelige Schiefer sind fähig Schieferung anzunehmen, mitunter recht vollkommene; auch bei diesen Gesteinen stellt sich die Schieferang besonders, wenn nicht ausschliesslich, da ein, wo die Schichtensysteme steile Auf- richtung und Zusammenschub erfahren haben. Weniger dagegen ist die Schieferung in dem bezeichneten Sinne einer gewissen andern , sehr alten Gruppe von Schicht- gesteinen eigen, welche ebenfalls mit dem Namen »Schiefer« belegt werden, nämlich den sog. »krystallinischen«, auch »metamorphi- schen« Schiefern, wie Gneiss, Glimmerschiefer, Hornblendschiefer etc., an welche sich wohl auch die sericitischen und phyllitischen Schiefer reihen. Die bei diesen Gesteinen allerdings vorhandene, oft ziemlich vollkommene Spaltbarkeit fällt eben meistens mit der Richtung der Schichtung zusammen und erscheint durch letztere bedingt, was bei der eigentlichen Schieferung nicht der Fall ist. Es ist indess zu bemerken, dass auch bei dieser Gruppe von Schiefergesteinen wirkliche, von der Schichtung unabhängige Schieferung vorkommen kann und hie und da thatsächlich vorkommt. Da, wo die oben genannten jüngeren Schichtgesteine aus der Gruppe der Schieferthone , sandigen, kalkigen und mergeligen Schiefer ihre ursprüngliche horizontale Lage mehr oder weniger ungestört beibehalten haben, pflegen sie ebenfalls, oft in ganz dünneu Lagen und Platten spaltbar zu sein, aber nur in der Richtung der Schichtung; die Spaltbarkeit ist durch die Schich- tung bedingt. üeberall, wo letzteres der Fall ist, pflegen wir die Spaltbar- keit nicht als Schieferung, höchstens als »ursprüngliche Schieferung« zu bezeichnen; während »Transversal-« oder »secundäre Schieferung« , dafür aber meist »Schieferung« schlechthin, — 65 — die von der Schiclituug unabhäugige , im Gestein durch spätere meclianische Vorgänge entwickelte Spaltbarkeit bezeichnet, welche allerdings local einmal mit der Richtung der ursprüng- lichen Schichtung zusammea fallen kann. Wir verstehen in der Folge unter »Schieferung« immer die secundäre oder transversale, von der Schichtung uuabhäiigige Spaltbarkeit. Mit der Bezeichnung oder Endigung »Schiefer« benennt die Sprache überhaupt ein in einer gewissen Richtung leicht spalt- bares Schichtgestein. (1) Verhältniss von Scliieferung und Schichtung in den Thon- schiefergebirgen. Wandert man — um zunächst das Auftreten der Schieferung an den Thonschiefern und verwandten Gesteinen zu besprechen, wo sie am meisten verbreitet ist und sich am leichtesten zu erkennen gibt — durch ein Thouschiefergebirge, so ist immer das, was am anstehenden Gestein zunächst ins Auge fällt, alle die an Felsen und Wegen etc. vorstehenden, bald dickeren, bald dünneren Tafeln, nach welchen das Gestein spaltet, abblättert und verwittert, nichts anderes als Schieferung; oder m. a. W. die Blätter und Tafeln des Gesteins liegen in der Richtung der letzteren und sind durch sie bewirkt. Man überzeugt sich bald, in welch verschiedenem Grade der Vollkommenheit die Schieferung ausgebildet sein kann; das höchste Maass derselben geben die in grossen und dünnen ebenflächigen Platten spaltenden Dachschiefer; sehr wenig entwickelt zeigt sie sich in den nur kürzere, dickere, kaum mehr parallele und geradflächige Stücke liefernden festen Grauwacke- und quarzitischen Schiefern ; dazwischen sind alle Grade vertreten. Neben der Schieferung gibt sich im Thouschiefergebirge, manchmal ziemlich auffällig, in andern Fällen erst bei aufmerk- samer Betrachtung, ein streifenweise verlaufender Wechsel in der Färbung und den sonstigen physikalischen und chemischen Eigen- schaften des Gesteines, namentlich auch der Härte und Ver witter- barkeit zu erkennen. Derselbe kann local mit der Richtung der Schieferurig zusammenfallen, meist wird er ganz unabhängig von derselben andere Richtungen verfolgen und dabei sehr häufig seine Richtung ändern, wellenförmige, auf- und absteigende 5 — 66 — faltenartige u. s. w. Anordnung zeigen. Man überzeugt sieh leicht, dass dieser in parallelen Streifen verlaufende Wechsel nichts anderes darstellt als die Lage der ursprünglichen Schich- tung; seine mannigfachen Richtungsänderuugen sind darin be- gründet, dass die Schichten durch den mächtigen Seiteudruck, welcher sie zu Gebirgssystemen aufstaute, in Biegungen und Falten gelegt worden sind. — Besonders deutlich wird die ursprüngliche Schichtungsrichtuug dann hervortreten, wenn die Gesteinsmischung der verschiedenen Schichten sehr verschieden ist, wenn z. B. homogene mit gröber gemischten Lagen wechseln. Entsprechend der verschiedenen Fähigkeit, welche die ein- zelnen petrographisch verschiedenen Gesteinsarteu für die Aus- bildung und die Vollkommenheit der Transversalschieferung be- sitzen, wird man sich dann auch leicht überzeugen, dass die Schieferung jenen streifenweise angeordneten Wechsel zwar sich selbst parallel aber in verschiedenem Grade der Ausbildung durch- schneidet; der eine Streifen wird vollkommener transversal schiefrig sein als der andere, und gerade dieses Verhalten wird dazu bei- tragen, den genannten, die ursprüngliche Schichtung bezeichnen- den Wechsel noch besonders deutlich zu machen, wo er sonst vielleicht, etwa wegen mangelndem oder sehr geringem Farbeu- unterschied nicht auffallen würde. Wo jedoch in irgend einem kleineren oder grösseren Aufschluss im Gebirge ein solcher Wechsel nach Farbe, Härte, Schieferungsgrad sich nicht bemerk- lich macht, wo also ein homogenes und deswegen auch für die Ausbildung der Schieferung sich gleichmässig verhaltendes Ge- steinsmaterial in grösserer Mächtigkeit aufgehäuft vorliegt , da wird es auch schwierig, unter Umständen unmöglich sein, die Richtung der ursprünglichen Schichtung ausfindig zu macheu. Solche Fälle kommen vor; mitunter liegt die Sache so, dass es mit Hülfe von, wenn auch sehr geringen und schmalen Aende- rungen der Coutinuität, welche in der Richtung der Schichtung liegen, soeben noch möglich ist die letztere neben der Schieferung zu erkennen. Um so vollkommener letztere, um so schwieriger kann diese Erkennung werden. Denn es muss hier noch hervor- gehoben werden, dass das Wesen der Schieferung geeignet ist, auf Verwischung der Schichtung hinzuwirken. Der Grund ist der, dass die die Schichtung repräsentirenden Flächen (im Durch- schnitt Linien) durch den Vorgang der Schieferung vielfach aus — 67 — ihrer Lage geschoben werden, nicht im Ganzen, sondern in einer unendlichen Zahl kleinster Theile, wie dies später noch eingehen- der erläutert werden soll. (2) Verhalten der Schieferung beim Durchsetzen durch ver- schiedenes Schichtennaaterial. Es wurde schon darauf hingewiesen , dass die Schieferung die aus verschiedenartiger Gesteiusmasse bestehenden Schichten nicht in gleichem Grade der Ausbildung durchsetzt; am voll- kommensten ist sie stets in homogenem, nicht zu hartem Thon- schiefermateriale ; weniger vollkommen, oder gauz unvollkommen in härterem und quarzigem Gestein , wo sie, z, B. in reinem Quarz und Quarzit auch gauz fehlen kann ; ebenso pflegt sie in gröber gemengten Lagen , seien dieselben nunmehr klastischer, z. B. conglomeratischer, oder mehr krystalliuischer Natur, weit unvollkommener ausgebildet zu sein, oder unter Umständen ganz zu fehlen. Dies hindert nicht, dass die Schieferung jenseits der genannten Lagen wieder in grösster Vollkommenheit fortsetzt, wenn die Gesteiusmasse dazu rjeeignet ist. Abschwächung oder Verstärkung ist indess nicht die einzige Aenderung, welche die Schieferung beim Durchsetzen durch heterogenes Schichtenmaterial erfährt. Sehr zu bemerken sind daneben locale Richtungsablenkungen, welche ebenfalls durch Wechsel im Material hervorgerufen werden können, in der Regel übrigens nicht bedeutend, und wie es scheint nicht uoth- weudig sind. Nach D. Sharpe sind Richtungsablenkungen um 2, 3*^ häufig, seltener solche bis 10 ^ Häufiger noch ist ein eigenthümlich modificirtes Abstossen der Schieferung au den unvollkommenen oder gar nicht schiefer- baren Schichten; dieses Abstossen geschieht wohl so, dass nächst der Grenze der beiderlei Schichten die schräg dagegen heranlaufende Schieferung nach der Seite des stumpfen Nebenwinkels umbiegt, sich an die Grenzlinie, richtiger Grenzfläche, anlegt und auf der entgegengesetzten Seite in correspondirender Weise wieder weiter setzt; dies scheint, abgesehen von dem Einfluss des Winkels zwischen Schieferung und Schichtung besonders dann einzutreten, wenn die Schicht, an der das Abstossen stattfindet, so gut wie nicht schieferbar ist. In andern Fällen jedoch sieht die Grenze — 68 — solcher, in ungleichem Maasse für die Schieferung zugänglichen Lagen so aus, als wenn die Schieferung in das weniger leicht schiefe rhare Gestein einzudringen gesucht hätte, es ergibt sich ein aus- und ei nspri ng ender oder einigermaassen zickzackförmiger Grenz verlauf, der auch manchmal etwas einfacher, treppen- förmig erscheint. Recht eigenthümlich wird das Aussehen, wenn in verschiede- nem Grade für die Schieferung qualificirte Gesteine in wenig mächtigen bis ganz dünnen Lagen mit einander wechseln, wie dies nicht nur in alten Schiefergebirgen, sondern auch manchmal bei Jüngern stark aufgerichteten und gepressten Schichtensystemen vor- kommen kann, beispielsweise bei den Bündner- und Eocän-Schiefern der Schweiz ; namentlich dann, wenn die stärker geschieferten Streifen dünner sind als die andern, wenn sich ausserdem viel- leicht ein in angegebener Weise modificirter Verlauf der Grenz- flächen zwischen härtern und weicheren Lagen hinzufindet, oder wenn zu der Hauptschieferungs-Richtung noch eine zweite unter- geordnete, etwa auf ein griffeliges Zerfallen der Schiefermasse hin- wirkende Richtung hinzutritt. ' Schieferung oder Spaltbarkeit nach mehreren Richtungen. Es kommt nämlich vor, dass neben einer Haupt-Schieferungs- richtung noch eine zweite, untergeordnete ausgebiklet ist, nach welcher eine minder vollkommene Spaltbarkeit stattfindet als nach der ersten. Von diesem Verhalten lässt sich mitunter praktischer Gebrauch machen, indem den nach der vollkommensten Schiefe- rungsrichtung gespaltenen Dachplatten auch die zweite Dimension durch Spalten gegeben werden kann ; die dritte muss aber dann künstlich durch Sägen bewirkt werden. Ist die Schieferung oder überhaupt die Spaltbarkeit nach zwei Richtungen ziemlich gleich stark ausgebildet, so kann daraus ein griffeiförmiges Zerspalten und Zerfallen des Gesteines hervorgehen, welches besonders bei gewissen Thonschiefern, den »Griffelschiefern« vorkommt und diesen bei genügender Homogenität und Weichheit des Materials die be- kannte Verwendbarkeit zu Schreibgriff'eln verleiht. Es ist indess zu bemerken, dass eine zweite Spaltbarkeit nicht nothwendig einer zweiten Schieferuug entsprechen muss, sondern auch der ursprünglichen Schichtungsrichtung entsprechen kann. — 69 - nach welcher ja bei vielen Gesteinen Spaltbarkeit stattfindet, namentlich bedingt durch in kleinen oder grösseren Intervallen sich wiederholende Einlagerungen lamellarer Mineralien, wie Glimmer, aber auch durch Druck, wovon später. Solche doppelte Spaltbar- keit, sei sie durch Schieferung nach zwei Richtuugen, oder durch Schieferuug und Schichtung bedingt, bewirkt bei vielen Gesteinen ein Zerfallen in scheitförmige oder parallelepipedische Stücke ; begünstigt wird dies, wenn noch eine oder mehrere Richtungen hinzukommeu, nach welchen das Gestein zerklüftet ist. Das Streichen der Schieferung in seinem Verhältniss zu dem der Schichtung. Die Unabhängigkeit der Schieferung von der Schichtung wurde schon mehrfach hervorgehoben. Dabei besteht jedoch immer noch der bemerkenswerthe Unterschied, dass die Schieferung auf grössere Strecken hin oder auch in ganzen Gebirgen dasselbe Streichen haben kann wie die Schichten, oder aber, dass sie selbst in der Streichrichtung sich vom Schichtenverlauf ganz unabhängig zeigt. .Das erste Verhalten kommt z. B. in den alpinen Schichtensystemen, wie in andern jüngeren Kettengebirgen deutlich ausgebildet vor, wird aber auch in den alten Schiefergebirgen öfters beobachtet. (3) Häufig findet sich in letzteren aber auch das andre Verhalten, dass Schieferung und Schichtung auch dem Streichen nach mehr oder weniger differiren. In diesen azoischen und paläozoischen Schiefergebirgen sind die Schichtensysteme nicht selten nach mehr als einer Richtung, meist zweien, in Falten zusammengeschoben, und es interferiren dementsprechend auf beschränktem Raum manch- mal zwei solcher Falteusysteme und also auch Streichrichtungen. In einem solchen Gebiet kann dann eine sehr deutliche Schiefe- rung nach einer dritten Streichrichtung ausgebildet sein ; in andern Fällen beobachtet man, dass selbst da, wo auf grössere Erstreckung die Schichten nur nach einem der beiden Faltungssysteme, also mit derselben Streichrichtuug angeordnet sind, die Schieferung mehr oder weniger abweichend von diesem Streichen orientivt ist. Besonders auffällig gestaltet sich das Verhalten da, wo die deut- lich kenntliche Schichtung auf beschränktem Gebiete nach mehreren Streichrichtungen in Wellen und Falten gelegt erscheint, welche — 70 — von der constant einer besonderen Richtung folgenden Schiefe- rung geschnitten werden. Bei solchem Verhalten, wie es bei dem complicirten Schichteu- bau mancher älteren Schiefergebirge leichter sich einstellt als bei der im Ganzen einfacheren Anordnung der jüngeren Kettengebirge, tritt die Schieferung mit besonderer Deutlichkeit als eine selb- ständige und von den Schichtungsverhältnissen unabhängige Er- scheinuDg hervor, die eben deshalb, weil sie offenbar mit der Schichtung nichts zu thun hat, nur secundärer Entstehung sein kann und offenbar erst an dem zum Gebirge auf^jestauten Schichten- körper, nicht an dem ursprünglich abgelagerten, zum Vorschein gekommen ist. Die Schieferung durch Druck erzeugt ; der Druck recht- winklig zu ihr. Man hat daher auch schon längst die Schieferung auf den mechanischen Vorgang der Schichtenaufrichtung und der Zu- sammenstauuug eines mächtigen Systemes aufgerichteter Schichten zu einer Gebirgsmasse zurückgeführt und sie geradezu als hervor- gerufen und bedingt gedacht durch den mächtigen Seitendruck, welcher bei jenen Vorgängen in Wirksamkeit gewesen sein muss. (4) Die Transversalschieferung ist eine Druckerscheinung. Sie ist unabhängig von der Art der Aufstauung, sie kann an einfach aufgerichteten, wie an in verschiedenster Weise gefalteten Schichten vorkommen, und bindet sich nicht au den Verlauf dieser Falten und Biegungen ; sie kann mit der Richtung der Schichtung zusammenfallen, local oder auf grössere Strecken, aber dieses Zusammenfallen ist kein nothwendiges und nur durch die Rich- tung des die Schieferung erzeugenden Druckes bedingt. Der die Schieferuug erzeugende Druck ist auf die Ebene der- selben rechtwinklig gerichtet; auch dieser Satz ist schon lange in der Geologie eingebürgert. Die genannten theoretischen Vorstellungen über die Natur der Schieferung stehen mit den Thatsachen und mit den Resul- taten gewisser näher zu besprechender Experimente in bester Uebereiustimmung. Naturgemäss kann der die Schieferuug erzeugende Druck nur in jenem gewaltigen Horizontal- oder Seitenschub gefunden — 71 — M'erdeu, welchem wir die Aufstanuug anfänglich horizontal aus- gebreiteter Schichteuraassen zu Gebirgen zuschreiben müssen. Es ist hiermit gauz in Einklang, wenn wir die Schieferung besonders in jenen Systemen entwickelt finden, wo sich die Wirkung des Horizontalschubes in den Steilstelluugeu, Ueberfaltungen etc. der Schichten besonders stark und deutlich ausspricht. Ebenso steht damit in Einklang, dass in den einfach nur nach einer Richtung aufgestauten Kettengebirgen die Schieferung dasselbe oder un- gefähr dasselbe Streichen besitzt wie der Verlauf der Falten, der Sättel und Mulden, nämlich rechtwinklig zum Druck. 'Wenn wir die Ebene der Schieferung zwar meistens steil, aber doch nicht vertikal finden — wie es bei Ableitung der Schiefe- rung vom Horizontalschub auf den ersten Blick vielleicht erwartet werden könnte — so ist zu bedenken, dass bei der verschieden- artigen Zusammensetzung der Schichteumassen, welche dem Hori- zontalschub unterliegen , aus den ungleichen Festigkeits- und Cohäsions -Verhältnissen derselben anders gerichtete Resultirende sich entwickeln und den schliesslich die Schieferuug bewirkenden Druck bestimmen werden ; der Horizontalschub kommt eben erst modificirt zur Geltung. — Ebenso ist mit der oben angegebenen Theorie recht wohl auch jener Fall vereinbar, wo sich die Wir- kung des Horizontalschubes nach zwei Richtungen hin, in zwei kreuzenden Systemen von Falten u. s. w, ausspricht, und die Schieferung eine Richtung befolgt, die mit keinem derselben im Streichen zusammenfällt. Experimente, um die Schieferung künstlich hervorzurufen. Man hat wiederholt die Schieferung auf experimentellem Wege an verschiedenerlei Material hervorzurufen gesucht, um so die Theorie praktisch zu controliren. Die Resultate der Versuche sind durchaus der Theorie entsprechend; und diese üeberein- stimmung zwischen natürlicher und künstlicher Schieferung ver- dient besonders hervorgehoben zu werden, weil die Analogie mit der Natur keineswegs bei allen zur Controle geologischer Er- scheinungen angestellten Versuchen so einfach herzustellen und zu erkennen ist wie hier. Sorby, Tyndall, Daubree sind es be- sonders, welche sich mit solchen Experimenten beschäftigt haben. Wir beabsichtigen hier nicht eine ausführliche Darstellung des — 72 — von den genannten Forschern eingeschlagenen Verfahrens zu geben und beschränken aus darauf, Methode und Hauptresultate dieser Versuche kurz anzuführen. Einiges nähere in der Anmerkung. (5) Das nach verschiedenen Richtungen modificirte Verfahren bestand darin, dass man Körper von grösserer oder geringerer Plasticität, wie Wachs, Blei, namentlich aber Thonarteu, letztere in verschiedenem Grade der Trockenheit oder Feuchtigkeit, einem starken Druck aussetzte, meist mit Hülfe von hydraulischen Pressen und sie zum Austreten, entweder seitlich unter Pressplatten, oder aus verschieden geformten Oeffnungen zwang. Die genannten Massen wurden entweder rein für sich dem Versuch unterworfen, oder nachdem man Körper von lamellarer oder länglicher Gestalt, wie Eisenglanz, Glimmer, kleine Bleicylinder, längliche Krystalle etc. mit der Masse vermischt hatte. Nach Beendigung der Versuche hatte die Masse ein schiefriges Gefüge angenommen, oder m. a. W., es hatte sich in derselben eine Richtung des ge- ringsten Zusammenhaltes entwickelt, und zwar normal auf die Richtung des angewandten Druckes. Blatt- und stabförmige Körperchen, welche in die Masse eiugeknetet worden waren, hatten sich säramtlich in die Richtung der Schieferung eingestellt. Hervor- zuheben ist, dass das Zustandekommen der letztern nicht von der Anwesenheit solcher Körper abhängig ist, und auch bei ganz homogenen Massen, z. B. Wachs, durch geeigneten Druck hervor- gerufen werden kann; sowie auch, dass der mehr oder minder vollkommene Grad der Schieferung, wie zu erwarten, mit dem Materiale wechselt, und z. B. bei verschiedenen Trockenheits- zustäuden des Thones verschieden ist. Theoretisches über das Zustandekommen der Schieferung. Nachdem durch die Experimente die früher schon aus- gesprochene Theorie der Schieferung bestätigt ist, handelt es sich nur noch um die physikalische Erklärung des Zustandekommens dieser Structur unter dem Einfluss des auf ihr normal stehenden Druckes ; gleichviel ob bei natürlich vorkommenden Schiefer- gesteinen, oder bei künstlich schiefrig gewordenen Substanzen. Wird eine Masse in der oben angegebeneu Weise einem Druck unterworfen, so findet ein seitliches Ausweichen der Massen- theilchen vor dem Druck statt, und es liegt in der Natur der - 73 - hier ins Spiel kommenden mechanischen Bedingungen, dass das Ausweichen in einer zum Druck normalen Richtung erfolgt. Es ist klar, dass dieses Ausweichen um so leichter und vollkommener erfolgt, je mehr sich der gepresste Körper einer plastischen oder ductilen Beschaffenheit nähert, denn um so mehr werden seine Massentheilcheu unter starkem Druck dem zunächst nur für flüssige Körper gültigen Gesetze der gleichmässigen Fortpflanzung des Druckes unterliegen. (6) Mit dem Ausweichen ist eine Umformung des Körpers ver- bunden, in der Art, dass eine Abnahme der einen Dimension auf Kosten der beiden oder einer der beiden andern stattfindet, im Ganzen wie in allen Theileu. Denkt man sich einen durch Druck schiefrig werdenden Körper durch Ebenen normal auf die Druck- richtung geschnitten, so ist klar, dass in einer und derselben Schicht, zwischen zwei benachbarten solcher Ebenen, die mög- lichen Differenzen in der Ausweichungsbewegung der Massen- theilcheu nach Richtung und Grösse geringer sein müssen, als zwischen zwei angrenzenden Schichten, und dass demzufolge die bestehenden Cohäsionsverhältnisse durch den Vorgang des Aus- weichens in derselben Schicht weniger afficirt werden, als zwischen zwei angrenzenden solcher Schichten ; bei einem sehr vollkommen schieferbareu Körper muss man sich unendlich viele jener Ebenen und unendlich dünne Schichten denken, weil wegen der relativ grossen Plasticität und der damit verbundenen Cebertragbarkeit des Druckes auf alle Massentheilcheu das Ausweichen in unendlich dünnen Schichten erfolgen kann; bei einem weniger leicht schiefrig werdenden Körper modificiit sich die Vorstellung dementsprechend. Das Resultat gipfelt in einer Verminderung der Cohäsion in der Druckrichtung, und es hat sich ein Zustand hergestellt, der entschieden an die ungleiche Cohäsion der Krjstalle nach ver- schiedenen Richtungen erinnert, ein Vergleich, den schon Daubree anstellt. Wie bei solchen Krystallen die Spaltungsflächeu latent sind und erst durch äussere Einwirkung zum Vorschein kommen, so auch bei der Schieferung. Im Fall der Krystalle ist aber die ungleiche Cohäsion ein Resultat des Krystallisationsprozesses, eines inneren Vorganges; im Fall der Schieferung dagegen hat sich die Wirkung des äusseren Druckes in eine bleibende Cohäsions- änderung der Massentheilcheu, in einen Zustand dauernder Span- nung zwischen denselben umgesetzt. - 74 — Es ist nach dem Obigen einleuchtend, wie auch ganz homogene Körper, z. B. Wachs, schiefrig werden können. Ferner erhellt leicht, warum blatt- und stabförmige Körper, die sich in einer Masse wie Thon u. dgl. befinden, in die Richtung der Schiefe- rung gedreht werden müssen : denn erst wenn sie sich in dieser Richtung befinden, siud sie in ihrer ganzen Erstreckung in einer Schicht, wo die ausweichende Bewegung eine möglichst einheit- liche ist, während sich vorher aus den Differenzen in der aus- weichenden Bewegung verschiedner Schichten, in denen sie sich mit ihren Enden befanden, immer drehende Kräfte entwickeln und auf sie einwirken mussten. Nicht minder ist klar, dass nach- giebige heterogene Körper innerhalb der schiefrig gewordenen Masse abgeplattet und in der Schieferungsrichtung verlängert werden müssen ; sie verhalten sich hierin gerade so, wie die Gesammtmasse selbst. Mechanische Theorie der Schieferung. Wir könuen unsre Vorstellung über das Zastandekommen der Schiefernug etwas anders und in mechanischem Sinne präciser auch so formuliren: Der die Schieferung erzeugende Druck wirkt auf einem gewissen Wege und leistet dabei eine gewisse Arbeits- grösse; es resultirt infolge dieser Arbeit eine Spannung der kleinsten Massentheilchen in der Richtung des Druckes, in der Art, dass dieselben in dieser Richtung etwas über die Entfernung, in welcher sie durch die ihnen zukommende molekulare Abstossung erhalten wurden, genähert sind, ohne dass dabei die Elasticitäts- grenze überschritten wurde; diese Spannung ist gleichbedeutend mit einem neuen Gleichgewichtszustand ; aber dieser neue Gleich- gewichtszustand ist weniger stabil als der vorige, wodurch er sich eben als Spannung ofPenbart ; Cohäsion ist entschieden noch vorhanden, aber sie ist verringert; sobald durch eine geeignete äussere Einwirkung in Form eines Stosses, Schlages etc. der neue Gleichgewichtszustand erschüttert wird, kommt die Spannung zur Geltung , die verringerte Cohäsion wird überwunden und die Trennung erfolgt; in der mechanischen Arbeit, welche dieser Trennung entspricht, erscheint jene wieder, welche auf die Her- stellung der Spannung verwendet worden war, vermehrt um die auf den Stoss oder Schlag verwendete. (7) — 75 - You den besonderen Cohäsiousverhältnissen und der Art und Weise der Zusammensetzung der dem Druck unterliegenden Massen, resp. Gesteine ist nun abhängig: einmal das absolute Maass, welches die angegebene Umsetzung einer äussern Druckwirkung in innere Veränderungen überhaupt erreichen kann, und ebenso die mehr oder weniger gleichmässige Vertheilung derselben in der Masse oder dem Gestein ; so können denn sehr verschiedene Grade der Schieferuiiff zu Stande kommen. Anzeichen und Maass für stattgehabte Bewegung und Streckung bei der Schieferung. Bei den Experimenten ist die Bewegungsgrösse der aus- weichenden Masse und die Differenzen dieser Grösse bei den ein- zelnen Theileu der Masse zum Theil sehr beträchtlich, was an der gewöhnlich grossen Plasticität der zum Experiment benutzten Substanz, Thon etc., und der im Verhältuiss zur Masse jener gewöhnlich sehr grossen Druckkraft liegt; über die Grösse der erfolgten Ausdehnung geben die Experimente Daubree's mit Belemniten-Modellen ein Anhalten. (S. Anmerkung 8.) Weniger leicht als bei diesen Versuchen lässt sich in der Natur der Grösse der erfolgten Ausdehnung nachrechnen, es müsste denn durch ver- längerte oder gestreckte und gebrochene Petrefakten oder Krystalle ein Maass hierfür gefunden werden, wie dies manchmal vorkommt. Dass aber überhaupt bei dem Vorgang der Schieferung B e- wegungen und Verschiebungen erfolgt sind, dafür liefern die geschieferten Gesteine mancherlei Anzeichen. Zunächst sind hierfür die eben erwähnten verzogenen und verzerrten Gestalten von Versteinerungen zu nennen, welche gar nicht so selten in den geschieferteu Gesteinen vorkommen. Obgleich diese Erscheinung selbstverständlich an keine bestimmten Arten oder Formen von Versteinerungen gebunden ist, so mögen doch als besonders charakteristische Typen solcher verzogenen orga- nischen Gestalten die Trilobiten in den paläozoischen Schiefern und die Belemniten und Ammoniten in den mesozoischen hervor- gehoben werden. (8) Ein weiteres Anzeichen für Bewegungen bei dem Schieferungs- vorgange liegt in den mitunter vorkommenden zerbrocheneu — 76 — Krystallen, welche ähnlich zu beurtheilen sind wie die Petrefacteu, besonders die Belemniten. Auch die manchmal vorkommenden abgeplatteten oder gequetschten, und in einer Richtung verlängerten Ein- schlüsse heterogener mineralischer Substanzen deuten Bewegung und Verschiebung im Schiefergesteiu an. Sharpe beschrieb derartige Einschlüsse von etwas abweichend beschaffener thou- schieferiger Substauz, welche in der Haupt-Schiefermasse als ur- sprünglich beigemengte klastische Bestandtheile eingebettet liegen ; dieselben sind alle auffallend nach einer und derselben Richtung in der Schieferungsebeue verlängert. Eine solche Parallelität der längern Dimension in der Schieferungs- resp. Streckrichtung ist entweder durch Drehung der ursprünglich in der Schichtungs- ebene liegenden Körper in jene Richtung zu verstehen, oder durch Umformung derselben, oder auch beides; ersteres mehr bei harten und starren Körperu, letzteres bei weichereu, und so auch im er- wähnten speciellen Falle. Sharpe hebt hervor, dass die Richtung, in welcher der Körper gedehnt oder gestreckt erscheine, die Richtung des Einfallens der Schieferung ist, in der That ist auch dies die einzige Richtung, in welcher ein Ausweichen vor dem die Schieferung erzeugenden Drucke nach oben möglich war; nur in dieser Richtung ist die Schichteumasse in einer gewissen Ent- fernung aufwärts eine begrenzte, während nach allen andern Richtungen der Raum von fester, Widerstand leistender Masse erfüllt ist. (9) Ein weiteres Anzeichen für stattgehabte Bewegung und Ver- schiebung innerhalb der geschieferten Masse liegt in dem schon erwähnten eigeuthümlich modificirteu Grenzverlauf zwischen leichter schieferbaren Schichten einerseits und starren, nicht schieferbaren Gesteinen andrerseits, au solchen Stellen, wo eine derartige Grenze nicht in der Schieferungsrichtung liegt, sondern quer oder schräg dagegen läuft. Die hier stattfindenden Discontinuitäteu, welche besonders an nicht zu breiten Streifen härterer Lagen hervortreten, der treppen förmige oder aus- und einspringende Grenzverlauf sind gleichbedeutend mit einer Minde- rung und Aufhebung des Zusammenhanges in nicht mit der Schieferung zusammenfallenden Richtungen und mit Verschiebung und Bewegung die in der Schieferuugsrichtung erfolgt und local an solchen Stellen abgelenkt werden kann. (10) — 77 — Da wo die Schieferuug an einer härteren Lage ganz ab- setzt und längs der Grenze etwas umbiegt oder auslenkt, haben wir ebenfalls einen sehr deutlichen Ausdruck für die Verlängerung oder Streckung der geschieferten Masse in der Richtung der Schieferung. Ohne die Anwesenheit der här- teren Lage würde diese Streckung auch weiterhin in der all- gemeinen Schieferungsrichtung verlaufen und sich gleichmässig in dieser Richtung vertheilen. Die härtere Lage jedoch, in welche die Schieferung nicht eindringt, unterbricht die Coutinuität und Gleichmässigkeit dieses Vorganges und bewirkt Intervalle für die Vertheilung der Streckung. Aehnlich ist auch der andere Fall zu beurtheilen, wo die Schieferung innerhalb einer heterogenen Schicht zwar fortsetzt, aber in ihrer Richtung etwas abgelenkt wird. Auch dies läuft auf eine Modification in der Gesanimtver- theilung der Streckung hinaus, welche die Schieferung in dazu überhaupt fähigen Massen bewirkt. Das Vorige iässt sich auch so ausdrücken : durch die locale Ablenkung der Schieferuug längs oder innerhalb einer hetero- genen Lage wird die Streckung in der Hauptschieferungsrichtuug von beiden Seiten her gegen genannte Lage begünstigt, resp. er- möglicht; man braucht sich nur die mit der Schieferung ver- bundene Streckung nicht einseitig, sondern nach entgegengesetzten Richtungen vorschreitend zu denken, womit man der Wirklichkeit näher kommen wird, so ist leicht zu ermessen, dass sich von Strecke zu Strecke solche Ablenkungen oder Auslenkungen der Schieferungsrichtung von selbst herstellen müssen, damit dem Vor- gang der Streckung genügt werden könne ; an den Stellen, wo heterogene Schichten sind, werden sich diese Auslenkungen am leichtesten entwickeln, entweder i n den heterogenen Schichten, wenn deren Masse sich leicht schiefert, oder längs derselben, wenn dies nicht der Fall ist. Dasselbe, was beim Schieferungsvorgange an den Grenzen alternirender, leicht und schwer schieferbarer Schichten vorgeht, geht bei einem ungleichartigen, aus harten und weichem Theilen (z. B. aus Quarzkörnern und Thonschiefermasse) zusammengesetzten Gesteine an sehr vielen Punkten in der ganzen Masse vor; es müssen sich fortwährende Ablenkungen der Schieferung ergeben, daher denn solche Gesteine auch nur unregelmässige und ge- krümmte Schiefer- oder Spaltflächen liefern können. — 78 — Wie die mit der Schieferuug verbundene Bewegung und Streckung, sowie auch deren Richtung durch die Abplattung und Verlängerung von organischen und mineralischen Einschlüssen bewiesen wird, so wird sie in manchen Fällen auch durch eine streifige Linearstructur erwiesen ; diese ist durch das gegenseitige Eingreifen der Theilchen benachbarter Lagen, be- sonders bei Unterschieden in der Härte, bedingt, und erinnert insofern an die sog. Rutschflächen; dadurch aber, dass die Richtung dieser Streifung mit der Einfallrichtung der Schieferflächen zu- sammenfällt, wird diese Richtung deutlich als diejenige bezeichnet, in welcher das Ausweichen stattfand. In der That war, wie wir oben schon sahen, nur in dieser Richtung ein Ausweichen möglich. (11) Verhältniss der Schieferung zur Schichtenaufstauung und Faltung; Structur des Schiefers im Zusammenhang damit. Einen weitern Abschnitt unserer Betrachtung bildet das Ver- hältniss, in welchem die Schieferuug zur Aufrichtung und Faltung der Schichtensysteme, in welchen sie sich zeigt, steht, wodurch wir weiter auf die Betrachtung der Streichrichtung von Schieferung und Schichtung geführt werden. — Die Aufrichtung, Biegung und Faltung der Schichteusysteme führen wir auf den in der Erdkruste sich äussernden Seiteudruck zurück; demselben Drucke schreiben wir aber auch die Schieferung zu. Beiderlei Wirkungen zeigen sich nun sehr gewöhnlich neben einander in ein und dem- selben aufgerichteten System oder Gebirge. Sind dieselben gleich- zeitig oder nach einander entstanden? Wir werden annehmen dürfen, dass die nächste Wirkung des Horizontalschubes in Aufrichtung, Faltung und Ueberschiebung etc. der Schichten bestand, und der Vorgang der Schieferung erst nach diesem Prozesse, oder doch erst in den späteren Stadien desselben begann. Solange noch ein Ausweichen vor dem Druck durch Aufrichtung und Faltung möglich war, wird dies erfolgt sein ; aber diese Formveränderungen, die sich hauptsächlich auf Gestalt und Lage des Ganzen und grösserer Theile beziehen, werden ihre Grenze gefunden haben — wir könnten als äusserstes nie ganz zu erreichendes Ziel derselben die Steilstellung aller vorher hori- zontal liegenden Schichten bezeichnen — mit welcher Grenze — 79 — eine vollstäudige Versteifung des Systemes eingetreten sein müsste. Wenn nun der Horizontaldruck nicht in demselben Maasse wächst, als der Widerstand gegen seinen bisherigen Wirkuugsmodus, muss ein Gleichgewichtszustand in dieser Richtung eintreten ; fort- dauernder gleichgrosser oder auch etwas schwächerer Horizoutal- druck wird dann einen andern Wirkungsmodus entwickeln können, indem er sich mehr und mehr auf die kleinsten Massentheilchen wirft, zunächst vielleicht noch kleine Falten und Fältelungen in den hierfür geeigneten Gesteinspartieen bewirkt, dann aber den Vorgang der Schieferung — unter umständen and bei gewissen Ge- steinen auch Klüftung — hervorrufen. Wenn also Schichtenaufrichtung und Faltung einerseits und Schieferuug andrerseits, beide auf den Horizontal- oder Seiten- schub der Erdkruste zurückzuführen sind, und insofern beide Druckerscheinungen sind, so sind sie dennoch unabhängig von einander und bedingen sich gegenseitig nicht noth wendig; sie gehen nach einander und z. Th. neben einander her; der wesent- liche Unterschied liegt eben darin, dass bei der Schieferung die Wirkung des Druckes in der Verschiebung der klein- sten Massentheilchen zum Ausdruck kommt, bei der Auf- richtung und Faltung der Schichten dagegen in der Verschiebung grösserer Massen. Beide Vorgänge sind nicht nothwendig nur als successive aufzufassen. Es ist sehr wohl denkbar, dass während der Schichten- aufstauung, namentlich während des späteren Verlaufes derselben, die Schieferuug schon eingeleitet wurde. Es ist ferner denkbar, dass anfänglich entstandene Schieferungsflächen mit noch fort- gesetzter Bewegung oder Drehung der betreffenden Schichteu- systeme in eine andere Lage gekommen sind. Insofern Kleinfältelungen als die letzten und am weitesten getriebenen derjenigen Aeusserungen des Seitendrucks erscheinen, welche sich in Aufrichtungen und Faltungen der Schichten zu erkennen geben, ist es nur zu erwarten, dass sich von ihnen Ueber- gänge zu dem andern Wirkuugsmodus finden, der sich in Ver- schiebung der kleinsten Theilchen äussert und Schieferung hervor- ruft ; eine scharfe Grenze wird hier nicht vorhanden sein ; noch 'mögen Falten im kleinsten Maassstab sich entwickeln und schon werden Verschiebungen rechtwinklig zur Druckrichtung, welche also Schieferung sind, erfolgen und die Fältchen auseinander ziehen. — 80 — Im weiteren Verlauf der Druckwirkung können die Falten ganz verschwinden und ganz reine Schieferung hervortreten ; wo jedoch durch dünnsehichtigen Gesteinswechsel von härteren und weicheren Lagen die Schieferung nicht vollkommen Averden kann, oder wo der Prozess zur Ruhe kommt, da wird jeuer Zwischenzustand zwischen Faltung resp. Fältelung und Schieferung zu einem dauern- den und erscheint besonders bei wechselnden Lagen verschiedeneu Materials sehr deutlich. Es kommt dann jene Structur zu Stand, welche in azoischen und paläozoischen Schiefergebieten ausser- ordentlich häufig vorkommt und streckenweise fast an jedem auf- geleseneu Haudstück zu sehen ist, wo hellere härtere und dunklere weichere Schichtlageu, erstere meist schmäler als letztere, wechseln, die kleinen Falten hell auf dunklem Grunde im Querbruch sehr deutlich hervortreten und durch fortwährend wiederholte Ver- schiebungen abgeschnitten werden, womit in der Regel noch eine derartige Verschiebung der Masse verbunden ist, dass die ur- sprünglich ohne Zweifel ziemlich gleich dicke Platten bildenden, nun gefalteten Streifen abwechselnd anschwellen und sich ver- schmälern, letzteres an den Stellen, wo sie in der Richtung des Ausweichens, normal zum Druck liegen, oder in diese Richtung einbiegen. (12) Wie bemerkt bedingen Schichteustauung und Faltung einer- seits und Schieferung anderseits sich nicht nothwendig. In der Regel aber werden geschieferte Systeme auch Aufrichtung und Faltung zeigen. In welcher Weise der Horizontal- oder Seiten- schub an einem System oder einem grössern Theil der Erdrinde sich zunächst äussert, das hängt von dessen Gestalt und Zusammen- setzung ab; meistens wird ein grösseres System von Schichten vorliegen, welches gleichzeitig vom Horizontaldruck ergriffen wird, und es ist zu erwarten und erscheint naturgemäss, dass sich ein System auf einander geschichteter heterogener Platten, namentlich wenn dasselbe in der Richtung des Druckes eine im Vergleich zu seiner Höhe ausserordentlich grosse Erstreckung hat — und dies wird meistens der Fall sein — zunächst in Falten legt. Eine grosse, compacte und homogene, nicht oder unvollkommen geschichtete Masse, etwa eine Scholle von Eruptivgestein, oder mächtige Kalk- oder Dolomitmassen, wird bei weitem nicht die Tendenz zum Falten besitzen wie ein dünner geschichtetes, mehr heterogenes System ; jene Masse befindet sich von vornherein dem Seitendruck — 81 - gegenüber schon in der Lage, wie dieses System, nachdem es zu- sammen gefaltet und geschoben ist ; in der Lage nämlich, Schie- ferung — resp. auch Klüftung — anzunehmen. Ausserdem aber wird es für jede dem Seitenschub unterliegende Masse auf das Verhältniss ihrer Mächtigkeit zu ihrer Längenerstreckung in der Richtung des Schubes ankommen, ob sie und wie lange sie zu- sammengeschoben, gefaltet und gestaucht wird, ehe sich die Wir- kung des Druckes auf die kleinsten Massentheilchen wirft und Schieferung hervorbringt. So wird auch eine homogene, ungeschichtete, nicht zu starre Masse einfach und wiederholt gefaltet werden können, wenn sie nur im Verhältniss zu ihrer Mächtigkeit in horizontaler Richtung sich weit genug erstreckt; die Schichtung erscheint nicht als noth wendige Vorbedingung zur Faltung. (13) Andrerseits ist es sehr wohl denkbar, dass weichere Massen, z. B. Thonschieferarten, welche an sich leicht falten, doch durch ihre Dimensionsverhältnisse und ihre Lage zur Druckrichtung in den Fall kommen Schieferung anzunehmen, ehe sie Gelegenheit hatten in Falten und Fältelungen gelegt zu werden. Dieser Fall kann z. B. eintreten, wenn eine Thonschieferschicht zwischen festen, mächtigeren, nicht leicht faltenden Systemen eingeschaltet zur Aufrichtung gekommen ist und starkem Seitenschub, welcher ihr durch diese festeren Massen übermittelt wird, ausgesetzt bleibt. Solche Schiefer können dann ein völlig homogenes Ansehen besitzen, ohne. eine Spur von jenen Fältelungen und verschobenen Fältchen zu zeigen, wie sie oben beschrieben wurden. — Andrer- seits ist zu bemerken, dass wohl auch manche sehr homogene Schiefer den Zustand der Fältelung durchgemacht haben mögen; fortgesetzte Druckwirkung muss dazu geeignete Massen über den Zustand der Fältelung hinaus führen und vollkommen transversal- schiefrig machen. — Uebrigens gibt es auch weiche Thouschiefer, welche, ohne härtere Zwischenlagen, gefaltete Structur zeigen ; solche mögen in diesem Stadium vstehen geblieben sein. (14) Bei denjenigen Schiefergesteinen, welche, wie gewiss viele Griffelschiefer, eine doppelte Schieferung zeigen, d. h. nach zwei Schieferungsrichtungen spalten und zerfallen — nicht etwa nach einer Schieferungsrichtung und der Schichtungsrichtung — wird man zunächst an zwei Druckwirkungen und Richtungen denken, die successive, oder vielleicht durch eine längere Periode getrennt, G - 82 — auf das Gestein gewirkt haben ; den bei gleichzeitigem Wirken dieser Kräfte hätten sie sich zu einer Mittelkraft combinirt und, wie gewöhnlich, nur eine Schieferungsrichtung bewirkt. Dennoch erscheint es nicht ausgeschlossen, dass unter Umständen aus einer einzigen Druckwirkung zweierlei Richtungen geringster Cohäsiou hervorgehen hönuen, wenn man gewisse von D au bree angestellte Versuche berücksichtigt. (15) Faserige Structur mancher Schiefer. Bemerkeuswerth ist noch die faserige Structur, welche manch- mal au Schiefergesteineu, meist nicht in grösserer Erstreckung vorkommt ; sie ist mitunter so ausgesprochen, dass sie an faseriges Holz erinnert. Wie schon erwähnt, ist sie von D a u b r e e uuter gewissen Umständen bei seinen Schieferungsversuchen erhalten worden. Diese Structur ist sozusagen ein höherer Grad der oben erwähnten, mitunter auf den Schieferungsflächeu hervortretenden Linearstructur, in der Art, dass letztere nicht nur in der einen Richtung der Schieferung, sondern auch quer dagegen, durch die ganze Gesteinsmasse hindurch, zur Ausbildung gelangt ist, ob diese Wirkung nun successiv thätigen Schieferuugskräften zuzuschreiben ist, oder gleichzeitig zu Stande gekommen ist, wie bei jenem Ex- perimente. Es ist fast zu erwarten, obwohl hierüber noch keine ausreichenden Beobachtungen vorliegen dürften, dass sich diese Structur im Gebirge besonders an solchen Stellen einstellen wird, wo zwei oder mehrere Druck- und Schieferungsrichtuugen inter- ferireu, und dieselbe Gesteiuspartie den beiderseitigen Wirkungen unterlag. Stellenweise mögen hierbei auf eine Gesteinsmasse ähnliche Wirkungen erfolgt sein, wie auf eine Masse, welche beim technischen Auswalzen eine runde Oeifnung passirt, wobei auch ein faseriges Gefüge erzielt werden kann; ähnlich bei dem ange- führten Experimente Daubree's. — An Stellen im Schiefergebirge, wo im Gefolge von Verwerfungen oder überhaupt local eine be- sonders starke mechanische Inanspruchuahuje des Gesteins statt- fand, finden sich mitunter Schieferstücke, welche das Gepräge einer derartigen Wirkung sichtlich an sich tragen, z. B. Torsion (wind- schiefe Drehung ganzer Faserbündel) zeigen, oder scharf geknickt sind. Was die einfach faserige Structur betrifft, so ist andrerseits — 83 — auch darauf hinzuweisen, dass sie unter Umständen der schon be- rührten kleingefältelten Structur sehr nahe stehen und nur eine geringe Modificatiou derselben darstellen kann, die local an solchen Stellen zu Stande kommen wird, wo die durch den Druck erzeugten, ausweichenden kleineu Bewegungen und Verschiebungen im Gestein fast in die Längsrichtung der Fältchen fallen ; die kleineu Flächen, an denen das Ausweichen sich vollzieht, werden dann die Fältchen unter sehr spitzem Winkel schneiden, und letztere wiederholt ab- geschnitten werden. Im Allgemeinen wird diese Art der faserigen Structur das Merkmal haben, dass die Längsrichtung der Fasern etwa parallel zur Schichtung liegt, nicht in die Einfallrichtung der Schieferung fällt. (16) Das Streichen der Schieferung als Folge des Seitendruckes. Wenn während der ganzen Zeit der Aufrichtung, Faltung und Schieferung von grösseren Schichtensystemen die Richtung des Seitendruckes, oder genauer deren Projection auf die Horizontal- ebene dieselbe blieb, so werden Schieferung und Schichtung kein verschiedenes Streichen angenommen haben, ein Fall, der wie schon bemerkt, vielfach, besonders in einfacheren Kettengebirgen vor- kommt. Wirkte bei Entstehung der Schieferung ein anders ge- richteter Horizontaldruck als bei der Schichtenaufrichtung und Faltung, so wird das Streichen der Schieferung und das der Schichtensysteme von einander abweichen. Es ist nämlich nicht zu erwarten, dass der später anders ge- richtete Horizontaldruck etwa eine Umänderung des Streichens der Schichten, m. a. W. eine Umlegung der schon vorhandenen Falten zu Wege bringen werde, denn er wirkt auf ein schon versteiftes, kaum mehr zu drehendes System; wohl aber kann sich nun seine Wirkung in oben schon angegebener Weise auf Verschiebung der kleinsten Masseutheilchen werfen und Schieferuug hervorrufen, deren Streichrichtung dann von der der Schichten und Falten abweichen wird. In der That stimmt denn auch in den Schiefergebirgen das Streichen der Schichtensysteme und der Schieferflächen nicht immer überein ; es finden sich manchmal auf grössere Strecken mehr oder minder erhebliche Abweichungen. Es ist sehr verständlich, dass sich solche Abweichungen be- — 84 — sonders in denjenigen Gebirgssteinen finden, wo schon in der An- ordnung, im Streichen der Schichtenzüge und Falten ein Wechsel des Horizontaldruckes sich zu erkennen gibt und wo demnach Falten und Aufstauungssysteme nach verschiedenen, meist nach zwei Richtungen verlaufen und mit einander interferiren. Nament- lich in der Gegend der Interferenz solcher Systeme wird auch die Schieferungsrichtung ein besonderes Verhalten zeigen. Derartige Fälle kommen z. B. nach den Beobachtungen des Verfassers im thüringischen Schiefergebirge vor. Die Abweichung des Schieferstreichens von dem der Schichteuzüge ist in gewissen Partieen dieses Gebirges sehr merklich. Fast scheint es, dass die Lage der Schieferung stellenweise durch eine Mittelkraft bedingt sei, welche hervorging aus nach zwei Richtungen anhaltend fort- wirkenden Horizontal-Druckkräften, die auf schon fertig gefaltete Systeme wirkten. — Auch aus andern Gebirgen, z. B. englischen Schiefergebirgen, werden Abweichungen des Schieferstreichens von dem der Schichtensysteme angeführt. Ueberhaupt verhalten sich in dieser Hinsicht die alten Schiefergebirge vielfach complicirter als manche jüngere Kettengebirge, z. B. die alpinen Systeme. Das Abweichen der Schieferung im Streichen von der Rich- tung, in welcher die Schichtensyteme hinziehen, stellt im Grossen, auf der Oberfläche des Terrains, dieselbe Erscheinung dar, welche uns in kleinerem Maassstab an irgend welchen Aufschlüssen im Schiefergebirge, selbst an einzelnen Gesteinsstücken entgegentritt. Solange man dort die Schieferung noch nicht als solche erkannt hat, befremdet es, wenn man, in der Richtung der Platten und Tafeln weitergehend, dieselben plötzlich an einem ganz heterogenen Gestein abstossen sieht, welches eben dem nächstfolgenden Schichtensystem angehört und der Schieferung gegenüber sich ganz anders verhalten kann. Aus- und einspringende Grenzen und sonstige Unregelmässigkeiten können sich hier auf der Terrain- Oberfläche im Grossen in ähnlicher Weise wiederholen, wie sie früher beschrieben wurden. In einem nicht schieferbaren Systeme, z. B. einem Kalk-Complex kann in der Richtung der Schieferung eine Art von Klüftung erscheinen, welche einer Schichtung zum Verwechseln ähnlich werden kann und in ihrem Verlauf quer zu dem Verlauf des Complexes auf den ersten Blick höchst be- fremdend erscheint. Ganz eigenthüralich gestaltet sich die Sache auch in gewissen, 50 — für die paläozoischen Schieferformationeu charakteristischen Kuollen- kalkschichten, welche aus Thonschiefer mit oft massenhaft einge- lagerten Kalkkuollen von etwa linsenförmiger oder sphäroidaler Gestalt bestehen. Hier können sämmtliche Kalkknollen mit ihrer Längsaxe, infolge der Wirkung der Schieferung in der Richtung derselben liegen, was die Täuschung, dass man es mit Schichten und Bänken zu thuu habe, wo doch Schieferung vorliegt, vermehrt. Es ist dieselbe Erscheinung, welche wir weiter oben schon kennen lernten, z. B. an den von Sharpe angeführten, in der Schieferungs- richtung verlängerten heterogenen Einschlüssen im Schiefer. Ein näheres Eingehen auf diese Verhältnisse, wie sie alle in dem vom Verfasser aufgenommenen Theile des thüringischen Schieferge- birges vorkommen, kann indess hier nicht beabsichtigt werden. (17) Cohäsionszustand des Gesteines bei Entstehung der Schieferung. Wir dürfen die Frage nicht übergehen, ob zu der Zeit, als mit den Schichteusystemen jene bedeutenden, auf mechanischem Wege erfolgten Umgestaltungen vorgingen, zu welchen ja auch die Transversalschieferung gehört, das Gesteinsmaterial sich schon in demselben Zustande der Festigkeit und Starrheit befand, m. a. W^. schon dieselben Cohäsionsverhältnisse besass wie jetzt. Im Hin- blick auf die ausserordentlich grosse Veränderung, die in der gegenseitigen Lage der Schichten, im Ganzen sowohl wie bis in die einzelnen Theile in vielen Fällen so deutlich sich vollzogen haben, von der grossartigsten Schichteubiegung bis zur kleinsten Fälteluug, von der mächtigsten Verschiebung ganzer Systeme bis zur Ausweichung der kleinsten Theile des Gesteines an einander, kann mau sich nicht wundern, dass öfters ein weicher, noch nicht völlig verfestigter Zustand der Gesteine angenommen wurde, um die genannten Erscheinungen erklärlich zu finden. Dennoch sind dieselben bei genauerer Erwägung auch bei einem starren Zustande der Gesteine, so wie sie ihn gegenwärtig besitzen, ganz verständlich, ja es sprechen gegen die Annahme eines weichen, förmlich plas- tischen Zustaudes der Gesteine so gewichtige Gründe, dass wir von einem solchen absehen müssen. Eine ausführliche Erörterung dieser Frage würde uns indessen allzuweit von unserm Thema ableiten und wir müssen uns auf einige Hindeutungen beschränken. — 86 — , Vor allem ist Folgendes leicht einzusehen. Man denke sich die Schichtensysteme oder Gesteinsmassen, welche den Wirkungen des Horizontaldruckes, resp. des daraus abgeleiteten etwas anders gerichteten Seitendruckes ausgesetzt waren, als noch halbwegs weiche und plastische Massen, so wie sie unmittelbar oder kurz nach ihrer Sedimentirung gewesen sein mögen, oder auch etwa in dem Zustande wie jene Thonmassen, welche bei den künstlichen Experimenten über Schieferung angewendet wurden; hätte in diesem Falle, den genannten gewaltigen Druckwirkungen gegenüber, nicht jede Spur der ehemaligen Schichtung verwischt werden und die vollkommenste Transversalschieferung eintreten müssen, häufig verbunden mit einem vollständigen Ineinanderwirken der Theilchen der einzelnen, namentlich der dünneren Lagen, und dies alles durch die gesammte Masse hindurch? Statt dessen sehen wir aber, im Allgemeinen gesprochen, Schieferuug und Schichtung deutlich neben einander; in manchen Systemen (besouders den kry- stallinischen Schiefern, wovon weiter unten) sehen wir Schichtung ohne Schieferuug; und selbst in sehr deutlich und vollkommen transversal geschieferten Systemen und Gebirgspartieen meist noch Sparen von Schichtung, die um so deutlicher werden und nicht mehr als blosse Spuren bezeichnet werden können, wo ein rasch sich wiederholender Wechsel von in verschiedenem Grade schiefer- barem Materiale eintritt. Wir sehen dann die Vollkommenheit der Schieferuug geradezu durch diejenigen Cohäsionszustäude des Ma- terials bedingt, welche gegenwärtig vorliegen ; der jetzt weichere Thouschiefer ist weit vollkommener geschiefert als der jetzt härtere Grauwacke- oder Quarzitschiefer ; nothwendig müssen also dieselben, mindestens sehr ähnliche Cohäsionsunterschiede wie jetzt, schon zur Zeit der Entstehung der Schieferung geherrscht haben, denn es ist kein Grund verbanden, warum noch weicher, d. h. noch nicht krystallinisch erstarrter Quarzit und dgl. nicht ebenfalls hätte voll- kommen schiefrig werden können. War aber der, für die Schieferuug meist gauz unzugängliche Quarzit zur Zeit jener mechanischen Einwirkungen schon starr, so ist kein Grund an der völligen Verfestigung der mit ihm wechsellagerndeu Thonschiefer- und sonstigen Massen zu zweifeln. Wohl mag die Zeit von der Sedimentirung bis zur völligen Er- härtung bei verschiedeneu Gesteinen etwas verschieden gewesen sein; keinenfalls aber so verschieden, dass bei mit einander - 87 — wechselnden Gesteinslageu von petrographischer Verwandtschaft und vielfach nur quantitativer Verschiedenheit der constituirenden Bestandtheile, wie dies in den Thonschiefergebirgen so gewöhn- lich ist, nur einzelne Zeit gehabt hätten zu festem Gestein zu werden, in dem langen Zeitraum, welcher von der Sedimentirung bis zum Eintritt der mechanischen Umgestaltungen und der Schieferung verfloss. Andrerseits lassen sich auch manche directe Beweise dafür beibringen, dass die Gesteine zur Zeit der mechanischen Einwir- kungen und der Entstehung der Schieferung sich im Zustande von Festigkeit und Starrheit befanden. Den unzweideutigsten Be- weis geben sie uns selbst dadurch, dass sie ausserordentlich ge- steigerten Druckwirkungen gegenüber sich verhielten wie starre Körper, nämlich zerbrachen. Auch hier bestätigt sich, dass der- selbe Unterschied in den Cohäsions- und Festigkeitsverhältnissen, den wir gegenwärtig bei verschiedenen Gesteinen finden, auch zur Zeit ihrer mechanischen Beanspruchung vorhanden gewesen sein muss. Starre, spröde Gesteine, wie Quarzit, Kalkstein etc. zeigen sich weit häufiger infolge übermässiger Druckwirkungen zer- sprungen, gebrochen, die einzelnen Theile verschoben, als solche, die eiu grösseres Maass von Nachgiebigkeit und Verschiebbarkeit der kleinsten Theilchen innerhalb der Elasticitätsgrenze besitzen. (18) Parallelstructur der krystallinischen (metamorphischen) Sohiefer- gesteine. Es ist eine bemerkenswerthe, in den verschiedensten Gegenden übereinstimmend beobachtete und häufig erwähnte Thatsache, dass diejenige Classe von Schiefergesteineu, welche den ältesten zu- gänglichen Theil der äusseren Erdkruste bilden und die ältesten (»archäischen«) Formationen zusammensetzen, die sogenannten krystallinischen oder metamorphischen Schiefer die Erscheinung der Trausversalschieferung in weit geringerem Maasse zeigen, als die etwas jüngeren eigentlichen Thonschiefer und diesen nahestehende gleichalterige oder auch jüngere Gesteine. Zu jener Classe gehören vor allem der Gneiss in seinen verschiedenen Abänderungen, sodann die Glimmerschiefer, Sericit- und Ph y 1 1 i t schiefer, gewisse quarzitische, amphibolitische Schiefer, die Gra- nu lite u. a. m. Es hat bei diesen Gesteinen der archäischen For- mationen keineswegs an den mächtigen mechanischen Einwir- kungen des Horizontal- oder Seitenschubes gefehlt, welche wir in ihren Aeusserungen am Thonschiefer etc. kennen gelernt haben. Im Gegentheil zeigen auch jene archäischen Schiefer Aufrich- tungen, Verbieguugen und Faltungen in ähnlicher Weise wie die Thonschiefer; manchmal beobachtet man au ihnen sogar bis ins Einzelne gehende enge Faltungen (z. B. am sächsischen Gra- nulit und Gneiss), die auf ein sehr unerwartetes Maass von Biegungs- fähigkeit, starken und lauge andauernden Druckkräften gegenüber schliessen lassen. Hierbei bleibt jedoch meistens die Wirkung der Druckkräfte stehen, und jene bis in die kleinsten Masseutheilchen reichende Verschiebung und Anordnung, wie sie bei der eigent- lichen Transversalschieferung auzunehmeu, ist meist nicht erreicht worden. Die bei den archäischen »Schiefern« vorhandene »Schiefe- ruug« oder Spaltbarkeit (Foliation, Lamination) ist daher meist der Schichiung, dem Gesteinswechsel parallel, durch Schichtung und Gesteinswechsel bedingt, eine ursprüngliche Schieferung, ähnlich der mancher Saudsteine und Kalksteine. Der Umstand dass bei diesem Gesteinswechsel die lamellaren Mineralien der Glimmer- gruppe so gewöhnlich betheiligt sind, trägt wesentlich mit zur Erhöhung dieser blätterigen Spaltbarkeit bei. Ganz fehlt indess die Transversalschieferung bei den archäi- schen oder »krystallinischen« Schiefern nicht. Aus verschiedenen Gegenden werden Beispiele erwähnt, wo derartige Gesteine quer zur Schichtung nach Flächen spalten, welche, wenn auch nicht c^erade eine vollkommene Transversalschieferung, doch eine dieser verwandte Plattung oder Ablösung darstellen. Wenn wir nach dem Grund fragen, warum bei den krystal- linischen Schiefern die Transversalschieferung meist nicht zu Stande gekommen ist, so liegt es nahe denselben eben in der krystal- linischen, resp. phanerokrystallinischeu Beschaffenheit dieser Ge- steine zu suchen, eine Beschaffenheit, die sich nicht aaf einzelne der das Gestein constituirendeu Mineralien beschränkt, sondern alle betrifft. Einzelne krystallisirte Mineralkörper in einer amorphen, nachgiebigen Masse (man denke an die Experimente, bei deneu Krystalle in Thon eiugekuetet wurden) würden das Entstehen der Transversalschieferung nicht verhindern, in ihrem Innern von der- selben gar nicht betroffen werden und nur ihre Lage derselben accommodiren ; anders, wenn das Gestein durch und durch krystal- — 89 — linisch ist und so jedes Massentheilcheu einem oder dem andern krystallisirten Miueralkörper angehört und durch sehr bestimmte, durch die Krystallisation bedingte Cohäsions Verhältnisse an seinem Platz erhalten wird ; es wird sich hieraus eine so bedeutende Summe von Widerständen gegen Verschiebung ergeben, dass es schon be- sonderer Umstände bedürfen wird, um den Zustand engerer Fal- tung zu erreichen, der doch immer noch ein geringeres Maass von Verschiebung aller Theilchen im Innern des Gesteines bedingt als Transversalschieferung. Selbstverständlich können wir dann bei diesen krystallinischen Schiefersystemen noch weniger als bei den Thonschiefersystemen einen Zustand von Weichheit oder förmlicher Plasticität für die Zeit der Beanspruchung durch den Seiteudruck annehmen. Schieferung hätte dann Regel werden müssen, während sie in Wirklichkeit als Ausnahme und dann auch gewöhnlich minder ausgebildet als bei den Thonschieferu auftritt. (19) Die krystallinischen Schiefergesteine werden öfters auch als metamorphischer Natur, hervorgegangen aus der Umwandlung klastischer Sedimentgesteine betrachtet und speciell als »metamor- phische Schiefer« bezeichnet. Ein derartiger Metamorphismus auf rein mechanischem Wege — in der Art also, dass durch den Seitendruck oder infolge von chemischen, aus dem Seitendruck abgeleiteten Wirkungen, die klastischen Sedimente in krystallinische Gesteine übergegangen wären — ist ausgeschlossen, weil auch in diesem Falle Trausversalstructur oder Schieferung, Anordnung der krystallinischen, namentlich der lamellaren Bestand theile nor- mal zur Druckrichtung zu erwarten wäre; ein solcher Metamor- phismus könnte nämlich deswegen in Frage kommen, weil that- sächlich einzelne chemische Wirkungen und Umwandlungen als Folgen (Umsetzungen) mechanischer Arbeit des Seitendruckes beobachtet worden sind. Anders, wenn mau den Metamorphis- mus, so wie es z. B. besonders die amerikanischen Geologen wollen, in grosser Tiefe an durch säculare Bewegungen gesenkten Sedimenten sich vollziehen lässt und annimmt, dass erst die fertig krystallinisch umgewandelten Straten infolge weiterer Bewegun- gen die Wirkung des Seitendruckes erfuhren. Die Entscheidung, ob die Parallelstructur der krystallinischen Schiefer Schichtung oder Schieferung, ist übrigens in manchen Fällen nicht so einfach, als es nach dem Obigen scheinen könnte. — 90 — Namentlich machen die krystallinischen Schiefer der alpinen Central-Massive in dieser Beziehung Schwierigkeiten. (20) Die Entscheidung wird da unbedenklich zu Gunsten ursprüng- licher Schichtung ausfallen , wo die Straten der krystallinischen Schiefer in ähnlicher Weise, wie wir dies für die Thouschiefer beschrieben, deutliche Umbieguugeu und Falten, Sättel, Mulden erkennen lassen und die Parallelstructur oder Spaltungsflächen des Gesteins stets conform mit jenen verlaufen ; anders aber, wo weit und breit keine solche Falten etc. sind, und wo dieselbe Orieutirung, dasselbe Streichen und (meist steile) Fallen die Straten der krystallinischen Schiefer beherrscht und ganz ebenso auch die Parallelstructur verläuft : hier können allerdings Zweifel entstehen, ob nicht die ganze Masse einem grossartigen Seiten- druck ausgesetzt gewesen, der jene Structur im Ganzen und Ein- zelnen erzeugt habe; so oder doch ähnlich verhält es sich aber bei den alpinen Central-Massiven, Durch die Schichtung bedingte Spaltbarkeit oder Schieferung; Erklärung derselben. Wir hatten schon Gelegenheit darauf hinzuweisen, dass bei manchen Gesteinen, wie Sandsteinen, Kalkschiefern, Mergeln u. a. eine Spaltbarkeit conform oder parallel mit der Schichtungsrich- tung vorliegt, welche eben durch den Schichtungs Vorgang bedingt ist, aber mit spätem Druckwirkungen nichts zu thun hat und also auch nicht als transversale Schieferung bezeichnet werden kann, dagegen ursprüngliche Schieferung genannt werden könnte. Dieselbe wird ausserordentlich häufig bedingt oder be- fördert durch sehr dünne, aus lamellaren Minei'alien, besonders Glimmer bestehende Zwischeulagen , so bei vielen Sandsteinen und Sandsteinschieferu , oder durch äusserst dünne, manchmal nur hautartige , thonige oder mergelige Zwischenlagen , wie bei manchen Kalksteinen, In je kürzeren Zwischenräumen sich solche Lagen wiederholen, um so vollkommener wird diese Spaltbarkeit ausfallen. Dieselbe steht so mit dem Vorgang der Schichtung in innigstem Zusammenhang, ist eine directe Folge desselben, und rührt aus der Zeit der Entstehung dieser Gesteine her. Die Gesteine, welche diese Art von Spaltbarkeit oder Schiefe- rung besitzen, sind äusserst verbreitet; sie kommen besonders in — 91 — den Formationen Jüngern und mittlem Alters vor , sind abei keineswegs auf diese beschränkt, sondern können auch den alten Formationen angehören. Ja gerade bei den Gesteinen der ältesten, archäischen Schieferformatiouen tritt eigentlich ganz dieselbe Art von Spaltbarkeit oder Schieferung wieder als vorherrschend vor der transversalen auf, wie wir oben bei der Beschreibung der Parallelstructur der krystallinischen Schiefergesteine sahen, indem diese Parallelstructur meistens auch conform der Schichtung ver- läuft und aus der Zeit der Entstehung dieser Gesteine herrührt. — Auch bei den Thonschiefern, bei welchen Transversalschieferung vorherrschend ist , kann ausnahmsweise einmal Parallelstructur nach der Schichtung soweit erhalten sein, dass danach gespalten werden kann. Wenn jüngere Sandsteine, Kalkschiefer, Schieferthoue etc., wie dies ganz gewöhnlich ist, nur nach der Schichtung und nicht transversal spalten , so liegt dies eben einfach daran , dass sie keinem starken Seitendruck ausgesetzt waren. Wo aber letzteres der Fall war (alpine Systeme z. B.) , da zeigen sie auch Trans- versalschieferung, die ebenso stark ausgebildet sein kann, wie bei den altern Thonschiefersysteraeu. Wir bemerkten, dass die Schieferung in der Schichtungs- richtung durch den Gesteinswechsel, namentlich durch Glimmer- und feine Mergel-Zwischeulageu sehr befördert wird. Man kann nicht sagen, dass sie hierdurch nothwendig bedingt würde. Auch diese , mit der Schichtung Hand in Hand gehende Schieferung ist nämlich bis zu einem gewissen Grade eine Druckerschei- nung, so gut wie die Transversalschieferung. Bei dem Vorgang der Schichtung rauss sich für irgend einen Horizontalschnitt das Gewicht aller aufwärts folgenden jüngeren Schichten als Druck äussern, der so lange wirkliche Compression, also kleine Bewegun- gen und ausweichende Verschiebungen in den sedimentirten Massen- theilchen ausüben, mechanische Arbeit leisten kann, als noch nicht das Gleichgewicht zwischen ihm und der völlig comprimirten und erhärteten, resp. krystallinisch erstarrten Masse hergestellt ist. Infolge dieses mechanischen Vorganges wird sich eine schiefrige Structur in ganz analoger Weise herausbilden, wie wir dies bei der theoretischen Erklärung der Transversalschieferung fanden. Ist dieser Vorgang schnell beendigt, wie dies z. B. bei verhältniss- mässig rasch krystallinisch erstarrenden Kalksteinen der Fall sein — 92 — wird , so kann schiefrige Structur weit weniger zur Ausbildung gelangen, als wenn er eine Zeit lang andauert. Ein Beispiel für das letztere geben uns die bituminösen Liasschiefer von Schwaben und Franken ; dieselben bieten einerseits sehr deutliche Anzeichen einer successiven Compression — plattgedrückte Ammouiteu — welche übrigens ohne weiteres aus der Natur dieses Sedimentes erschlossen werden kann, andererseits zeigen sie sich in der Rich- tung der Schichtung thatsächlich sehr schiefrig. (21) Dafür dass die Spaltbarkeit in der Schieferungsrichtuug nicht nur durch eingelagerte Glimmerlamellen etc. zu Staude kommt, sondern mehr noch als Druckerscheinung aufzufassen ist, spricht auch das Verhalten solcher Sandsteinbänke, welche die bei Sand- steinen so häufig vorkommende sog. »discordante Parallelstructur« oder kürzer »Diagonalschichtung« besitzen. Solche Sandstein- bäuke pflegen nicht nach der diagonalen Richtung zu spalten, in welcher doch zahlreiche glimmerreiche Lagen verlaufen; letztere bewirken meist nur ein oberflächliches, bis zu geringer Tiefe ge- hendes Ablösen oder Abspringen, im Uebrigen aber spaltet die Bank conform der Schichtung, und nur deswegen können solche Bänke zu Werkstücken verarbeitet werden. Transversalschieferung bei Gesteinen von grösserer Festigkeit und Starrheit. Dass auch bei solchen Gesteinen , welche an Festigkeit und Starrheit die vollkommen schieferbaren, z. B. den Thonschiefer, erheblich übertrefi'eu, nicht selten eine Parallelstructur hervortritt, welche entweder geradezu als Transversalschieferung bezeichnet werden kann , oder derselben doch sehr nahe steht, hatten wir schon mehrfach Gelegenheit zu bemerken. Wir denken hier zunächst an den so häufig sich wieder- holenden Fall, wo, etwa in einem azoischen oder paläozoischen von Transversalschieferung beherrschten Schiefergebirge die in den weicheren Materialien vollkommen ausgebildete Schieferung in weniger vollkommener Weise auch in den härteren zu finden ist. Zu den letzteren gehören quarzitische Schiefer, sandige und Grauwackenschiefer, Sandstein resp. Grau- w a c k e n , auch wohl Kalksteine. Die der Schieferung ent- sprechende Parallelstructur solcher Gesteine gibt sich indess viel- — 93 — fach mehr durch parallele Treunuugsfugen , durch eine Art von Klüftung zu erkennen, als durch eine wirkliche, deutliche Spalt- barkeit in dieser Richtung, wenn schon letztere nicht ausgeschlossen ist. In den Cohäsiousverhältnisseu der genannten Gesteine er- scheint es auch ganz begründet, dass bei ihnen die im Wesen der Schieferung liegende Lockerung des Zusammenhanges oder Schwächung der Cohäsion in der Druckrichtung sich nicht schon zwischen unendlich dünnen Lagen, sondern erst zwischen stärkeren Parallelmassen oder Platten zeigt. Jene Trennungsfugen brauchen dabei nicht schon beim Vorgange der Schieferung selbst entstan- den zu sein, — so wenig wie die in der Schieferuugsrichtung verlaufenden, im Gebirge wirklich schon vorhandenen Ablösungen beim Thouschiefer, — sondern mögen bei irgend welchen späteren, mechanischen Einwirkungen auf die gesammte Gesteinsmasse, besonders vielleicht bei Erschütterungen des betreffenden Theiles der äussern Erdkruste entstanden sein. (22) Durch die genannten Trennungsfugen oder Ablösungen kann mitunter ein Ansehen von baukförmiger Schichtung hervorgerufen werden, welches dann besonders zu Täuschungen Anlass geben kann, wenn die wirklichen Schichtungsfugen durch den Vorgang der Schieferung mehr oder weniger verwischt worden sind. (23) Als besonders merkwürdig verdienen noch solche Fälle näher betrachtet zu werden, wo sich Transversalschieferung in völlig krystallinischen Gesteinen zeigt. Hierher gehört das Auftreten derselben im Kalkstein, worüber wir namentlich Sorby sehr eingehende Beobachtungen und Untersuchungen verdanken. (24) Wir wollen hier die in der angegebenen Literatur (Anm. 24) ausführlicher beschriebenen, sehr interessanten Erscheinungen an den geschieferten Kalksteinen nicht im Einzelnen vorführen, sondern Alles zusammenfassend nur bemerken, dass diese Gesteine eine auffallende Streckung in der Schieferungsrichtung zeigen, welche namentlich an den eingeschlossenen Versteinerungen, z. B. Crinoideen-Gliedern hervortritt, aber selbst die krystallinischen Partikel, ja rhomboedrisch gestaltete Individuen derselben afficirt. Mit grosser Deutlichkeit macht sich demnach hier ein Ausweichen der Partikel , oder der Moleküle, aus der Richtung des Druckes und ein Ansammeln derselben in der Richtung der Schieferung, quer zum Druck geltend. Sorby zeigte wie hierbei die Um- setzung des Druckes, bezw. der durch den Druck geleisteten — 94 — Arbeit in chemische Thätigkeit eine wesentliche Rolle spielt: in der Druckrichtung lösen sich die Partikel des Calcium- carbonates unter Vermittelung von kohlensäurehaltigem Wasser oder Feuchtigkeit und setzen sich in der andern Richtung wieder an. Dies zeigte sich beispielsweise sehr schön an einer aus Crinoideengliederu bestehenden dünneu Kalklage, die zwischen stark geschieferter Masse eingelagert eng gefaltet war, und zwar so, dass die Kalksubstanz sich an den ümbiegungsstelleu der Falten angehäuft hatte ; die einzelneu Crinoideeuglieder waren in der Druckrichtung in einander gepresst, und die dadurch entfernte Substanz derselben in der Richtung quer dazu au den Rändern wieder aukrystallisirt. Andrerseits zeigten sich aber auch in den von Sorby untersuchten Kalksteinen kleine Zerbrechungeu als mitwirkend bei den Verschiebungen. Was in Bezug auf das Letztere und auf die relativ leichte Löslichkeit unter starkem Druck für den kohlensauren Kalk gilt und die Verbiegungen und Schieferung des Kalksteins verständlich macht, muss nun natürlich keineswegs in demselben Maasse für alle möglichen anderen kry- stallinischeu Gesteine gelten. (25) Der andre der zu betrachtenden Fälle, wo Transversalschiefe- ruug oder doch eine dieser sehr verwandte Parallelstructur in durchaus krystallinischem Gestein erscheint, bezieht sich auf krystallinische Massengesteine und ist besonders vom Granit schon lange bekannt. Es kommt nämlich öfters vor, dass dieses Gestein nach gauz bestimmten Richtungen merklich leichter zu spalten ist als nach allen andern, ein Verhalten, welches von den Arbeitern praktisch benutzt und mit besondern Namen bezeichnet wird. Es wird dies von Graniten der verschiedensten Gegenden berichtet. (26) Diese Erscheinung beim Granit lässt sich durchaus mit der Trausversalschieferuug vergleichen, insofern sie eben keine Klüf- tung, sondern eine von jedem Punkte aus zu verwirklichende Spaltbarkeit darstellt, und ein Minimum von Cohäsion, eine Spannung iu der dazu normalen Richtung voraussetzt. Es fragt sich nun, ob wir diese Art von Trausversalschieferung als Drnckerscheinung oder genauer als Folge eines äussern Druckes auffassen dürfen , so wie bei den eigentlichen Schiefergesteinen ; es könnte dann durchaus dieselbe theoretische Erklärung gegeben werden, wie oben bei der mechanischen Theorie der Schieferung. — 95 — Das Bedenken, diese Erklärung zu geben, ist begründet durch die so durchaus krystallinische Structur des Grauites bis in die kleinsten Theile ; gerade diese krystallinische Structur Hess uns bei Gesteinen wie Gneiss, Glimmerschiefer u. s. w. das so häufige Fehleu der Transversalschieferaug begreiflich erscheinen. Mau könnte hier freilich einwenden, dass bei letztern Gesteinen die plauparallele oder lineare Gestalt und Anordnung der coustitui- renden Bestandtheile darauf hinwirkt, dass sich der äussere Druck zunächst in Biegungen und Faltungen erschöpft und dann erst, wenn er nur lange genug und intensiv genug fortwirkt, Trans- versalschieferung erzeugen würde, welche ja auch thatsächlich bei diesen Gesteinen nicht durchaus fehlt; und ferner, dass der Granit infolge seiner gleichmässig körnigen Beschaffenheit nicht ge- bogen und gefaltet werden kann, uud auch nicht unter Vermitte- lung chemischer Thätigkeit, nach Art des Kalksteins, Streckung seiner Bestandtheile erfahren kann , und dass eben deshalb bei diesem Gesteine die Wirkung des äussern Druckes, immer als intensiv genug vorausgesetzt, alsbald in derjenigen mechanischen Form im Innern des Gesteines erscheinen werde, welche eine Spannung, in der früher mehr erwähnten Art hinterlässt. Mau hat aber die genannte Erscheinung beim Granit auch aus einer andern Ursache zu erklären gesucht, nämlich aus den Erstarrungsverhältnissen des sich verfestigenden Ge- steines. Sie wäre dann analog zu beurtheilen wie die bei vielen Eruptivgesteinen bekanntlich gar nicht selten vorkommende Paral- lelstructur, welche sich meist als Parallelklüftung, manchmal in recht dünne Platten, darstellt, uud unzweifelhaft mit dem Vorgang des Erstarreus der anfänglich im Schmelzfluss befindlichen Masse zusammenhängt ; nur dass hier eine wirklich vollzogene, dort eine latente Klüftuug vorliegt. Indess läuft auch diese Erklärung darauf hinaus, dass ein Zustand von Spannung infolge einer inneren mechanischen Arbeit erscheint, nur dass letztere aus einer andern Quelle abgeleitet wird ; uud in sofern dürften beide Erklärungen zulässig sein. Der zweiten Erklärung wird man dann den Vorzug geben, wenn sich weit und breit keine sonstigen Wirkungen mäch- tigen Druckes, des Horizontalschubes nämlich, in aufgerichteten Schichtensystemen u. s. w, zu erkennen geben. (27) Beim Granit nicht nur, sondern auch bei Eruptivgesteinen verschiedenster Art kann eine Richtung geringerer Cohäsion während — 96 — des noch weichen Zustandes durch den eigenen Druck ganz so zu Stande gekommen sein, wie dies bei manchen Sedimentgesteinen während des noch nicht erhärteten Zustandes des Sedimentes er- folgt ist, was wir weiter oben etwas näher ausführten (ursprüng- hche Schieferuug). Besonders bei horizontaler Lage der Richtung geringerer Cohäsion wird hieran zu denken sein, sowie überhaupt, wenn die Eruptivmasse ein concordantes Zwischenlager in einem System von Sedimentmassen bildet und jene Richtung der Schich- tungsrichtung parallel ist. Verstärkt wird diese Art von Parallelstructur bei den Erup- tivmasseu noch durch das Fliessen oder über einander weg Gleiten der Theilchen bei der seitlichen Ausbreitung der flüssigen Masse; dazu kommt ferner noch, dass die successive über einander sich lagernden, flüssigen Schichten nicht selten in ihrer chemisch- mineralogischen Constitution difi'ereuzirt sind, was natürlich auch auf Verminderung der Cohäsion in derselben Richtung, zwischen den einzelnen Lagen hinwirken wird. — Aehnliches kann ja auch bei künstlich hergestellten Massen, welche den Prozess des Aus- giessens und Fliessens durchgemacht haben, vorkommen. (28) Parallelklüftung, ihr Verhältniss zur Schieferung. Die letzten Betrachtungen haben uns schon mehrfach auf den Zusammenhang und die Verwandtschaft der Schieferung mit einer andern Erscheinung hingeführt, welche dieselbe allgemeine Verbreitung in den Gebirgskörpern besitzt als jene, nämlich der parallelen Zerklüftung oder Klüftung schlechthin (joints; jointing). Auch die Klüftung ist, wie die Schieferung, eine Art von Parallelstructur der Gesteine, bedingt durch Flächen ge- ringsten Zusammenhanges. Wir können jedoch Folgendes als un- terscheidendes Moment für beide Erscheinungen hinstellen : während bei der Schieferung die Trennung normal zur Richtung der ge- ringsten Cohäsion im Allgemeinen noch nicht erfolgt ist, dagegen von jedem Punkte aus leicht bewerkstelligt werden kann, liegt die Trennung bei der Klüftung bereits vollendet vor, und beschränkt sich auf ein System von parallelen Trennungsflächen, welche in kürzern oder längern, meist ziemlich gleich grossen Intervallen folgen ; wobei die so gebildeten Platten nicht nothwendig in der- selben Richtung weiter spaltbar sein müssen. — 97 — Die Klüftuug kann nach vorstebencler Definition auch in der Richtung der Schieferung liegen ; dies geschieht besonders in jenem Fall, wo in einer transversal geschieferteu Gebirgsmasse härtere und weichere Schichten wechseln, und die Parallelstructur in letztern als Schieferung, in ersteren mehr als Klüftung aus- gebildet ist. — Wenn wir dem Begriff der Klüftung eine möglichst weite Fassung geben wollen, könnten wir derselben auch die in vollkommen geschieferten Massen, wie Thonschiefer, in der Schie- ferungsrichtuug factisch schon vorhandenen Trennungsfugen zu- rechnen, sowie andrerseits auch die Schichtfugen. Im Allgemeinen erscheint aber die Klüftung der Richtung nach unabhängig von Schieferuug und Schichtung. Sie trägt in Verbindung mit den beiden letzten wesentlich dazu bei, die Ge- steiuskörper in parallelepipedische oder polyedrische Theile von grösserem oder kleinerem Volumen zu zerlegen. Charakteristisch ist für die Klüftung der Parallelismus ihrer Flächen oft auf grössere Erstreckung und über grössere Massen hin, sie gleicht hierin der Schieferung, die in dieser Beziehung jedoch meist noch grössere Constauz zeigt. Ferner ist für die Klüftung die schon erwähnte ziemlich gleiche Stärke der Theil- platten charakteristisch, welche wenigstens sehr häufig beobachtet wird ; je nach dem Gestein können diese Platten recht dünn werden. Weit allgemeiner jedoch als bei der Schieferung ist bei der Klüf- tung das Verhalten, dass sie nach mehr als einer Richtung das Gestein durchsetzt, m. a. W. dass verschiedene Klüftungssysteme zur Ausbildung gekommen sind. Wie die Schieferung tritt die Klüftung an den verschiedensten Gesteinen auf; allein sie zeigt sich in ihrem Ausbilduugsgrade oder ihrer Vollkommenheit (wenn wir dieselbe hauptsächlich nach der Schärfe und Ebenheit der Trennungsflächen, weniger nach ihrer Anzahl in einer gewissen Breite beurtheilen) viel weniger als die Schieferung abhängig von der physikalisch-mineralogischen Natur der Gesteine, und weniger veränderlich als jene; sie kommt bei Sediment- wie Eruptivgesteinen, bei fein- und grobgemischten weichern und härteren Gesteinen vor. Schieferung und Klüftung schliessen sich gegenseitig nicht aus; völlig geschieferte Thonschiefer können ausserdem, und dies ist sogar gewöhnlich, noch von einem oder mehreren Systemen von Klüften nach ganz andern Richtungen wie die Schieferung durchsetzt sein. 7 — 98 — Bemerkenswerth ist die Schärfe uud Ebenheit, mit welcher 'die Flächen der Klüftungssysteme in so vielen Fällen das Gestein, und zwar sowohl weichere als härtere Gesteine, durchschneiden; gerade in den aufgerichteten Schiefersystemen der altern For- mationen fällt dies oft sehr auf; es geht so weit, dass selbst Ge- rolle in Couglomeraten von Kluftflächen entzwei geschnitten werden. Immerhin können, wie selbstverständlich, Unterschiede in der Ausbildung der Klüftung stattfinden. Bei aller Ebenheit sind die Flächen der Klüfte vielfach nicht glatt, sondern matt, zum Anzeichen, dass keine Bewegungen und Verschiebungen längs dieser Flächen stattgefunden haben, solche müssteu Glätte und Streifen bewirkt haben, wie sie bei den sog. Rutschflächen oder Harnischen stets vorkommen ; in diesem Falle bedeuten also die Flächen der Klüftung nichts weiter als Aufhebung des Zusammenhanges. lu andern Fällen können aber auch längs der Klüfte oder längs einzelner, nach Aufhebung des Zusammenhanges später noch einmalige oder wiederholte Ver- schiebungen stattgefunden haben, was sich an der Beschaö'enheit der Flächen selbst, an verschobenen Theilen von mineralischen Einschlüssen oder Versteinerungen u. s. f. erkennen lassen wird. Im Vorstehenden haben wir die am meisten in die Augen fallenden Merkmale der Klüftung angegeben. Wir können nun au dieser Stelle, wo wir die Klüftung nur anhangweise bei der Schieferung erwähnen, auf keine ausführlichere Darlegung aller Verhältnisse eingehen, welche bei dieser in den Gesteinen so ver- breiteten Erscheinung in Betracht kommen, und mit alle dem, was sich zur Erklärung anführen Hesse, ein besonderes Thema für sich bilden würden. Eine solche ausführlichere Darstellung würde nicht nur die in planparalleler Anordnung erfolgte Klüf- tung sondern die Z er klüftung überhaupt zu berücksichtigen haben, welche ja vielfach in sehr unregelmässiger Weise erfolgt ist und sehr verschiedenartigen Urprungs sein kann. (Contraction beim Erstarren aus dem Schmelzfluss bei Eruptivgesteinen ; Schrumpfen bei der Verfestigung mancher Sedimente; mechanische Beanspruchung mit Ueberschreitung der Cohäsion, auf die mannig- fachste Art.) Schon die uns hier zunächst interessirende Parallel- klüftung, welche eine besondere Art der Zerklüftung überhaupt darstellt, kann in verschiedenen Fällen und bei verschiedenen Ge- steinen auf verschiedenen Ursprung zurückgeführt werden und ist — 99 — Dach ihrem Entstehen und Auftreten schwieriger zu beurtheilen als die Schieferung. Sehen wir nun ab von derjenigen Art von Parallelklüftung, welche sich, wie bei den Eruptivgesteinen, auf Erstarrungsvorgäuge zurückführen lässt, so erübrigt noch Einiges zur Erklärung der durch mechanische Beanspruchung grösserer Gesteiuskörper zu Stande gekommenen Parallelklüftung zu sagen. Wir hätten hier zunächst nochmals an denjenigen Fall zu erinnern, wo die Parallelklüftung nur als eine besondere, an ge- wissen festereu oder mehr krystallinischen Gesteinen haftenden Ausbildungsart der Schieferung erscheint, welche weiterhin in ge- wöhnliche vollkommenere Schieferuug übergehen kann ; dieser Fall ist weiter oben schon erörtert worden. Wir suchten ihn so zu erklären, dass in den betreffenden Gesteinen, infolge ihrer be- sonderen Cohäsionsverhältnisse, die infolge des Druckes angestrebte seitliche, ausweichende Bewegung erschwert ist, in der Art, dass das Gestein derselben nicht in unendlich dünnen Lagen, sondern erst in stärkeren Schichten von Strecke zu Strecke folgen kann; unter umständen wird gar kein wirkliches Ausweichen erfolgen, wohl aber infolge des Druckes eine Spannung in der Richtung desselben zwischen den kleinsten Massentheilchen im Gestein vor- handen sein, welche, wenn noch eine andere Wirkung, z. B. biegende Kräfte, oder eine Erschütterung des betreffenden Gebirgs- theiles dazukommt, Aufhebung des Zusammenhanges in Form von Klüftung herbeiführen wird. Eine derartige Erklärung dürfte nun auch für manche der zahlreichen Fälle gültig sein, v.o durch mechanische Wirkung erzeugte Parallelklüftung ganz unabhängig von Schieferuug ist, in andern Richtungen als diese verläuft, oder ganz ohne solche auftritt, überhaupt als selbständige Erscheinung dasteht. Wird in der angegebenen Weise der Zusammenhang beim Eintritt der Klüftung aufgehoben, so brauchen längs der Kluft- flächen keine merklichen Verschiebungen stattzufinden, doch kön- nen die Kluftflächen, oder einzelne derselben bei Gelegenheit späterer Bewegungen die gegenseitigen Verschiebungen der Ge- birgstheile und Gesteinsmassen erleichtern. Wir wollen indess nicht behaupten, dass die angegebene Er- klärung, welche Klüftung in ähnlicher Weise entstehen lässt wie Schieferung, für alle Fälle von Parallelklüftung ausreichend oder — 100 — , gültig sei. Nehraeri wir z. B. den sehr gewöhnlichen Fall, wo transversal geschieferte Thonschiefermasseu nach einer oder mehre- ren Richtungen von Parallelklüften durchsetzt werden; um auch diesen Fall in der angegebenen Weise zu erklären, müsste an- genommen werden, dass die Cohäsionsverhältnisse solcher Massen durch die Entwicklung der schieferigen Structur soweit geändert wären, dass sie sich späteren Druckkräften gegenüber so ver- hielten, wie Gesteine von grösserer Festigkeit oder mehr krystal- linischer Beschaffenheit von vorn herein; eine Annahme, die ihre Bedenken hat, (Es lässt sich dagegen anführen, dass manche der Schieferung überhaupt fähige Gesteine nach zwei Richtungen schiefrig geworden sind, sowie auch , dass in manchen Fällen sehr wahrscheinlich eine ursprüngliche Schieferungsrichtuug in- folge anders gerichteten Seitendruckes einer andern, zweiten Schieferungsrichtung ganz gewichen ist.) Ebenso dürfte die schon angeführte grosse Regelmässigkeit und Ebenheit der Kluftflächen, welche sie beim Durchsetzen durch verschiedenartiges Gesteinsmaterial , selbst durch Con- glomerate, so oft besitzen, auf eine besondere Eutstehungsweise deu- ten, welche von der der Schieferung abweicht; ist doch letztere in ihrer Ausbildung von dem Gesteinsraateriale durchaus abhängig. Der erwähnten Eigenschaft der Kluftflächen entspricht besser die Vorstellung von einer plötzlichen Entstehung, resp. einem plötz- lichen Aufreissen derselben durch eine grössere Gesteinsmasse hin- durch; diese muss gleichzeitig in ihrer Gesaramtheit von ein und derselben mechanischen Kraftäusserung ergriffen und von derselben in allen ihren Theileu bis zur üeberschreitung der Elasticitäts- o-reuze angespannt sein, damit eine solche plötzliche Aufhebung des Zusammenhanges, wie sie obige Vorstellung von der Klüftung involvirt, zu Stande kommen könne. Dass diese plötzliche Auf- hebung des Zusammenhanges Parallelklüftnng erzeugt, in solcher ihren Ausdruck findet, muss eben in der Natur, in den Cohäsions- eigenschaften der Gesteine überhaupt, rasch wirkenden Kräften gegenüber begründet sein; solchen Kräften gegenüber werden sich Gesteine im Allgemeinen als spröde Körper verhalten. (Vergl. das unten über die Daubree'schen Versuche Augeführte.) Es könnte hier allerdings noch die Frage aufgeworfen wer- den, ob überhaupt grössere Massen der äussern Erdkruste, welche — 101 — doch niemals ein einheitliches oder homogenes Ganze darstellen, in erwähnter Weise gleichzeitig von derselben Kraftäusserung er- griffen werden können. Da jedoch diese Frage nicht leicht direct in positivem oder negativem Sinne zu beantworten ist, könnte man eher dahin neigen, die Kiüftung als Anzeichen in positivem Sinne zu nehmen. Offenbar war vor Eintritt derselben eine weit grössere Geschlossenheit und Compactheit des betreffenden Gebirgs- theiles vorhanden als nachher, und konnte entsprechend eine grössere Masse gleichzeitig von derselben Kraft ergriffen werden. Als weiteres Anzeichen in positivem Sinne kann das rasche Auf- reissen von Spalten (sehr gewöhnlich in paralleler Richtung) angeführt werden, welches bei Erderschütterungeu vorkommt. Die von Vielen getheilte Auffassung der letzteren als Folge der Auslösung von starken Spannungen, in welchen grössere Partieen der Erdkruste sich gegen einander befinden, setzt ebenfalls voraus, dass sich in solchen grösseren Partieen gleichzeitig dieselbe Kraft äussern könne. Was die Kräfte betrifft, als deren unmittelbares Resultat die Parallelklüftuug erscheint, so müssen wir hier noch darauf hinweisen, dass wir nicht noth wendig die Vorstellung von Seiten - druck festhalten müssen, wie bei der Schieferung. Ohne Zweifel können aus den mannigfachen Zerlegungen des Horizontaldruckes in den Schichtenmassen sich auch solche Combinationen ergeben, dass einzelne Partieen auf Zug, auf relative, auf Torsions-Festig- keit in Anspruch genommen werden. (29) Sehr bemerkenswerth sind in dieser Beziehung die Experi- mente von Daubree, mit deren kurzer Besprechung wir unsere Betrachtungen schliessen wollen. Daubree suchte Zerklüftung künstlich hervorzurufen und benutzte zu diesem Ende Spiegelglas- Platten, in Gestalt eines Rechtecks, welche mit einer Seite ein- gespannt waren und an der entgegengesetzten gedreht, also auf Torsion in Anspruch genommen wurden. Das Resultat waren Parallelsprünge, welche sich in zwei, unter verschiedenen Winkeln sich schneidenden Richtungen oder Systemen gruppirten. Ver- schiedene, dabei noch hervortretende Besonderheiten und Unregel- mässigkeiten übergehen wir hier. (30) Die Analogie der künstlich hervorgerufenen Sprungsysteme mit den natürlich vorkommenden, ebenfalls sehr häufig in zwei Systemen angeordneten Parallelklüften ist nicht zu verkennen, — 102 — lind Daubree verfehlt nicht, dieselbe hervorzuheben und eingehend zu discutireu. Gegen eine zu weit gehende üebertragung der künstlich erhaltenen Resultate auf die Verhältnisse in der Natur spricht namentlich der Umstand, dass mit einem einerseits sehr homogenen, andrerseits sehr spröden Körper experimentirt wurde, der sich in beiden Hinsichten von dem Gesteinsmaterial der äusse- ren Erdkruste entfernt. Wenn man auch also zugibt, dass das letztere in grössern Partieen von derselben plötzlich wirkenden Kraft erfasst werden kann, und sich dieser gegenüber im Allge- meinen als spröder Körper verhält, so wird immerhin die Wir- kung hier sich unregelmässiger gestalten als beim Experiment. Der Versuch Daubree's scheint uns besonders nach folgenden Gesichtspunkten von Werth zu sein: 1. er macht auf die Torsion als mitwirkenden Factor bei den möglichen Beanspruchungen der Gesteinsmasse aufmerksam; 2. er zeigt, dass durch ein und dieselbe Kraftwirkung gleichzeitig Aufhebung des Zusammenhanges nach mehr als einer Richtung stattfinden kann; 3. er zeigt (was wir oben noch nicht anführten), dass diese Parallelsysteme anfänglich noch nicht vollständig in Form wirklicher Klüfte ausgebildet sein müssen. Viele dieser Parallelklüfte sind nämlich anfänglich noch gar nicht sichtbar, oder nur angedeutet, und kommen erst bei späterer Gelegenheit, durch Stoss etc. zum Vorschein. Letz- teres Verhalten findet unzweifelhaft seine W^iederholung in der Natur, und so mögen auch viele Klüfte zunächst nur in der Anlage vorhanden gewesen und erst später durch Erschütterungen des betreffenden Gebirgstheiles zu wirklichen Klüften ge- worden sein. 103 Anmerkuiigeii und Zusätze. (1) Der französische Ausdruck für Schieferung in dem definirten Sinne ist clivacje ; englisch : cleavage. — Foliation oder lamination be- zeichnen eigentlich nur »Blätteruug« und scheinen besonders für das blätterige Gefüge der krystallinischen Schiefer gebraucht zu werden. Daubree — in einem noch mehrfach zu erwähnenden Artikel (Bulletin de la Soc. geolog. de France, 1876, pag. 529 ff.) — vereinigt clivage und foliation unter dem Ausdruck »schistosite« (»fissilite«). G ü m b e 1 definirt — Geognost. Beschreibung des Fichtelgebirges, Gotha, 1879, pag. 640 — die Transversalschieferung treffend so : -Die Schieferung im Gegensatz zur Schichtung ist jene eigenthüm- liche Spaltbarkeit der Gesteinsmasse in mehr oder weniger dünne Platten oder Tafeln, bei welcher Richtung und Lage der Absonderungsflächen in keiner directen genetischen Beziehung zu der Bildung des Gesteines selbst stehen, vielmehr dem Gestein erst später nach seiner Verfestigung gleichsam gewaltsam aufgezwungen wurde. Sie ist theils deutlich für das Auge erkennbar ausgesprochen und stellt sich als eine Art Zerklüftung mit besonders regelmässig parallelen und nahe bei einander liegenden Theilungs- flächen dar, theils mehr oder weniger versteckt und lässt sich erst durch die künstlich bewirkte regelmässige Theilbarkeit der Masse (Spaltbarkeit) erkennen. « (2) Da, wo die Schichtung neben der Schieferung weniger leicht zu erkennen ist, oder, bei homogenem Materiale vielleicht ganz zurücktritt, kann wohl die Schieferang irrthümlich für Schichtung genommen werden, und dies kann zu unrichtigen Abschätzungen und Angaben über die Mächtigkeit der betreffenden Systeme führen, wie dies auch öfters vor- gekommen ist. — In Wirklichkeit ist die Mächtigkeit der Schiefersysteme hei den meist so starken, wiederholten, und nicht selten nach mehr als einer Richtung angeordneten Falten ausserordentlich schwer, wenn über- haupt, zu messen. (3J Nach A. Heim (Untersuchungen über den Mechanismus der Gebirgsbildung im Anschluss an die geologische Monographie der Tödi- Windgällen-Gruppe, Basel, 1878, Bd. II, S. 68) fällt die Streichrichtung der Schieferung in den Alpen meist mit der der Schichten und Ketten annähernd zusammen. Während aber dabei die Schichten durch die mannigfachen Falten, in welche sie gelegt sind, alle möglichen Fallwinkel aufweisen, schneidet die Schieferung meist ziemlich steil durch diese Unregelmässig- keiten hindurch. Auch im Fichtelgebirge ist nach G ü m b e I (1. c. pag. G42) Ueber- einstimmung des Streichens von Schieferung und Schichtung verbreitet. Es ist einleuchtend, dass für die technische Benutzung, welche auf möglichst vollkommene Spaltbarkeit zu sehen hat, das Verhältniss sich — 104 — um 30 günstiger gestaltet, je weniger die Schieferung von Schichtflächen durchschnitten wird. Da sich in einem stärker gefalteten Gebirge die Lage der Schichtung zur Schieferung von einem Orte zum andern rasch ändern kann, wozu noch Modificationen in der Stärke und auch Richtung der Druckwirkung kommen können — besonders in der Nachbarschaft unregelmässig eingeschalteter, nicht schiefriger Massen — so ist weiterhin ersichtlich, dass selbst bei gleichbleibendem Materiale die Vollkommenheit der Schieferung von einem Ort zum andern wechseln kann. (4) Ueber einige andere, ältere Ansichten, die Entstehung der Schiefe- rung betreffend, z. B. durch Erdmagnetismus, Ansichten, welche gegen- wärtig wohl von den wenigsten Geologen mehr getheilt werden mögen, s. Naumann, Lehrbuch der Geognosie, 2. Aufl. Bd. I, S. 955. (5) Besonders ausführlich sind die von D a u b r e e angestellten Ver- suche. (S. dessen gehaltvollen Artikel : Experiences sur la schistosite des roches et sur les deformations de fossiles correlatives de ce phenomene etc. im Bulletin de la Soc. ge'olog. de France, 3^ se'r., tome 4, 1876, pag. 529 ff.; auch in den Comptes rendus, 1876). Die Versuche wurden besonders mit Thon in verschiedenen Trockenheitsgradeu angestellt, welcher in einen aufrecht stehenden Behälter von cylindrischer oder prismatischer Form gebracht und mit einem, durch eine hydraulische Presse bewegten Kolben zum Austreten (»Ausfliessen,« wie Daubree sich ausdrückt) aus metal- lenen Mündungsstücken von geringerem Durchmesser und von verschiedenen Formen gezwungen wurde. Alle lamellaren und stabförmigen beigemengten Körper (Glimmer- oder Eisenglanzblättchen, Bleiplättchen, Bleicyl inderchen u. dgl.) orientirten sich hierbei in der Richtung des austretenden Strahles. Wurde eine recht- eckige Austrittsöffnung benutzt, so stellten sich die meisten der bei- gemengten Glimmerblättchen parallel der breiten, die andern parallel der schmalen Seite ; bei Anwendung einer cylindrischen Oeffnung orientirten sie sich concentrisch. Bei Mischung von Thon und Quarzsaud und An- wendung der cylindrischen Oeffnung entstand eine Art von faserigem Gefüge, welches an analoge Vorkommnisse bei gewissen Gesteinen erinnert, sowie an die lineare Streckung oder Parallelstructur, die mitunter bei geachieferten Gesteinen hervortritt. Die Versuche sind auch, abgesehen von ihrer Bedeutung für die Er- scheinung der Schieferuug, in der Hinsicht physikalisch wichtig, als sie, wie auch schon frühere Versuche T r e s c a's mit gewissen Metallen zeigen, dass sich feste Körper sehr hohen Druckkräften gegenüber ähnlich verhalten können, wie flüssige, dass sich der Druck nämlich auf alle Massentheilchen derselben fortpflanzen und sie an einander verschieben kann. T r e s c a und Daubree gebrauchen denn auch für die festen Körper in diesem Falle den Ausdruck »ausfliessen« (s'ecouler). Keineswegs verhalten sich indess in dieser Beziehung die festen Körper unter sich gleich, sondern die so sehr verschiedenen Cohäsionsverhältnisse derselben kommen für das Resultat sehr in Betracht. Am meisten nähern sich natürlich die weichen, pla- stischen oder ductilen Körper in jener Hinsicht den flüssigen, am wenigsten die sehr spröden und starren. Schon bei dem Thon macht es, nach — 105 — D a u b r e e's Angabe, einen Unterschied, ob er in mehr oder weniger feuchtem reap. trockenem Zustande dem Experiment unterworfen wird. Er knüpft daran die Bemerkung, dass gewisse Kalksteine und Quarzite durch einen Gehalt an Thon schiefrig geworden seien. Interessant ist, dass Dünnschliffe durch getrocknete oder calcinirte Producte der Versuche D a u b r e e's viel Aehnlichkeit mit natürlichen Vorkommnissen zeigten ; um Quarzkörner herum hatte sich z. B. blättriges Gefüge, wie im Glimmerschiefer, ausgebildet. Die Wärmeleitungsfähigkeit der künstlich geschieferten Massen gleicht, nach Jannetaz, der der natürlichen Schiefer ; die entsprechenden Curven verlängern sich parallel der Schieferuug ; es erinnert dies auch an das entsprechende Verhalten der Krystalle. (Jannetaz, Bulletin de la Soc. geolog. de France, 3^ ser., tome 4, 1876, pag. 553.) Daubree (1. c. pag. 541) bemerkt, dass das Verfahren bei seinen Versuchen zeige, dass Schieferung nicht nur durch einen auf ihr senkrecht gerichteten Druck zu Stande kommen könne, sondern selbst durch einen in ihrer Richtung ausgeübten Druck ; es scheint uns indess richtiger, auch hier den die Schieferung direct erzeugenden Druck als normal auf der- selben gerichtet anzusehen, denn es ist dies offenbar der Druck, welchen die Wandung der Austrittsöffnung auf die an ihr sich vorbeischiebende Masse ausübt, und der Gegendruck der letztern ; der Druck des Kolbens dagegen, den Daubree im Auge hat, ist nur mittelbar auf Entstehung der Schieferung wirksam. T y n d a 1 1 (Ueber Schieferbildung, Fragmente aus den Naturwissen- schaften, Vorlesungen und Aufsätze von John Tyndall, deutsche Ausgabe, Braunschweig, 1874, S. 525—543) zeigte, dass reines weisses Wachs, ohne Zusatz lamellarer Körper, welche die Reinheit der Schieferung sogar noch beeinträchtigen, einem geeigneten Verfahren unterworfen, völlig schiefrig gemacht und in Blätter von grösster Feinheit gespalten werden kann. Er erklärt das Schiefrigwerden durch die unter dem Druck stattfindende starke Abplattung der einzelnen Theilkörper, oder gleichsam Polyeder, aus denen, wegen Störungen des Zusammenhanges, Verunreinigungen etc. jeder, auch scheinbar homogene Körper, bestünde ; fügt indess in einer An- merkung bei, dass zur Erklärung der Schieferung besonderes Gewicht auf das Aneinandervorbeigleiten der kleinsten Theilchen beim seitlichen Aus- weichen vor dem Druck zu legen sei, wodurch Flächen schwachen Zu- sammenhanges entstünden. In letzterem Sinn spricht sich auch Daubree aus (1. c. pag. 541). Beide Autoren machen in letzterer Beziehung dann noch auf das blätterige und faserige Gefüge aufmerksam, welches manche Fabrikate, wie gewisse Eisensorten und sonstige Metalle, unter Umständen auch Glas, durch den mechanischen Process des Ausziehens, Walzens etc. erhalten ; stets findet hierbei ein Gleiten der kleinsten Körpertheile über einander weg statt, wobei an verschiedenen Stellen verschiedene Ge- schwindigkeiten sich ergeben müssen. Das blätterige Gefüge ist manchmal latent, und kommt dann erst durch besondere Veranlassung zum Vor- schein; so bei Glasröhren in überhitztem Wasser. — 106 — Wie bei den den Experimenten unterworfenen Körpern auch ohne Beimengung lamellarer Körper völlige Schieferung erzielt werden kann, so gibt es auch bekanntlich in der Natur in Menge ächte, höchst voll- kommen spaltbare Schiefer von sehr homogener Beschaffenheit, z. B. manche Dachschiefer. (6) Bei einem sehr harten und starren Körper kann infolge der anders beschaffenen Cohäsionsverhältnisse ein seitliches Ausweichen der einzelnen Massentheilchen nicht, oder bei weitem nicht in dem Maasse stattfinden, wie bei einem ductilen Körper, und kommt dementsprechend auch kein so völlig schiefriges Gefüge zu Stande ; öfters dagegen eine damit verwandte, mehr als Klüftung sich verhaltende Structur, wovon w. u. — Bei übermässig gesteigertem Druck kann eine völlige, innerliche Zer- trümmerung und Zerrüttung bei starren Körpern eintreten, worauf aller- dings ein seitliches Ausweichen der feinsten Trümmer möglich wird. (7) Die äusseren Einwirkungen, welche im Verein mit der vor- handenen Spannung die geringere Cohäsion in der auf der Schieferung nor- malen Richtung überwinden, stellen sich bei den Gesteinen in der Natur vielfach von selbst ein. Sobald ein Schiefergestein irgendwo entblösst wird, kann durch Einflüsse der äusseren Temperatur, durch che- mische Einflüsse, wie namentlich Wasseraufnahme und sonstige Verwitterungsvorgänge, ein Bestreben zur Volumenzunahme, zum Anschwellen und Verlängern (bei Frost Verkürzung) iu den äusseren Theilen sich geltend machen, welches eine solche äussere Einwirkung darstellt, und also nothwendig ein Abheben oder Abspalten nach der Schieferung be- wirken muss, um so durchgreifender, je geringer die Cohäsion von einer Schieferlage zur folgenden, oder je vollkommener die Schieferung. — Es muss sogar in manchen Fällen angenommen werden, dass, ganz abgesehen von jenen äusseren Einwirkungen, in dem Gestein selbst noch fortwährend ein gewisses Ausdehnungs- oder Ausweichnngs-Bestreben in der Richtung der Schieferung besteht, oder überhaupt in der Richtung normal zum Druck, welche Richtung in anderen Fällen und bei gewissen Gesteinen vorzugsweise mit der Lage der Schichtung zusammenfällt ; und dass sich aus dieser Tendenz, sobald durch Freilegen des Gesteines oder durch Weg- nahme des Gegendruckes der vorgelagerten Massen das Gleichgewicht gestört ist, eine Kraft entwickelt, welche bei geschieferten Gesteinen die geringere Cohäsion normal zur Schieferebene überwindet, bei nicht ge- schieferten Gesteinen entsprechend diejenige zwischen den Schichten oder Bänken. Hiernach sind u. a. die interessanten Beobachtungen von N i 1 e s in nordamerikanischen Steinbrüchen zu beurtheilen, wo freigelegte Bänke von Gneiss oder Kalkstein in recht kurzer Zeit sehr merkliche, manchmal bis zum Reissen mit Knall getriebene Ausbiegungen und damit verbundene Verlängerungen zeigten. (Noch viel bedeutender würde in solchen Fällen das Hervorschwellen bei Thon, Schieferthon etc. sein.) Doch ist, wie bemerkt, der Einfluss jener äusseren Einwirkungen, namentlich ,z. B. des Schwellens durch Wasseraufnahme, nicht ausser Acht zu lassen und in jedem einzelnen Falle zu prüfen ; solche äussere Einflüsse — 107 — sind es, die z. B. an Tunnelwänden das Lossprengen von Schollen bei gewissen Gesteinen auch ohne vorhandene innere Spannungen bewirken können ; in anderen Fällen, z. B. bei gewissen schiefrigen Mergeln, mögen sich vorhanden gewesene innere Spannungen mit ä,u8seren Wirkungen vereinigen, um das Zerfallen in schiefrige oder grifflige Stücke zu be- wirken. (8) Die genannten organischen Reste findet man öfters in der geo- logischen Literatur als bleibende Documente von Formveränderung im Schiefergestein angeführt. Die Verzerrung ist bei den ursprünglich sym- metrischen Gestalten der Trilobiten und Ammoniten besonders auffällig und gibt ein Anhalten zur Beurtheilung des Maasses der Ver.schiebung. Bei den Ammoniten ist die ursprünglich regelmässige Spiralform elliptisch aus- gezogen. Die aus den Schweizer Alpen schon seit längerer Zeit bekannten und öfters erwähnten derartigen Ammoniten und besonders auch Belemniten wurden neuerdings sehr eingehend behandelt von A. Heim in dem schon genannten V>'erke, Bd. II, S. y tf. nebst den Figuien Taf. XIV u. XV. Namentlich die wiederholt gerissenen Belemniten geben ein Maass für die stattgehabte Streckung, und es ist interessant, in dieser Beziehung die natürlichen Vorkommnisse mit den bezüglichen Experimenten zu ver- gleichen, welche Daubree (vgl. dessen oben citirten Aufsatz) an künst- lich aus Kreide hergestellten Belemniten-Modellen anstellte, welche er in Thon brachte und durch seinen Apparat gehen liess. Bei dem Experiment war die Streckung begreiflicherweise weit beti-ächtlicher, als es in der Natur vorkommt ; bei einem Versuche z. B. wurde das Belemniten-Modeli in 7 Stücke gerissen, die auf 2 Meter Länge vertheilt waren. Die natür- lichen derartigen Belemniten pflegen bei viel geringerer Gesammtstrecknng in eine viel grössere Anzahl von Stücken gerissen zu sein. Die Ursache der Zerreissung liegt in dem Unterschiede der Cohäsionsverhältnisse des Belemniten resp. Modelies einerseits und der umgebenden Masse anderer- seits, welcher Unterschied bei der den Massentheilchen durch den Schiefe- rungsvorgang zugemutheten streckenden Bewegung zur Geltung kommen muss. Dieser Unterschied ist bei dem Experiment grösser als in der Natur, daher das verschiedene ßesultat. Für die schiefrigen Gesteine, welche die gestreckten und gerissenen Belemniten enthalten, ergibt sich hieraus, da.ss sie zur Zeit der Bewegung feste Gesteine, nicht etwa noch weiche Massen gewesen sein müssen; wäre letzteres der Fall gewesen, so müsste das Resultat der Streckung und Zerreissung dem des Experimentes viel ähnlicher sein. (9) Daniel Sharpe: »On slaty cleavage.« (Quarteriy Journal of the Geolog. Society. V. 1849, pag. 111—129.) Resultate seiner Studien in N.-Wales, Devonshire, Cornwall, Westmoreland, Cumberland. — In den Patterdale und Longdale Quarries und vielen anderen Orten in West- moreland und Cumberland liegen Brocken einer heterogenen, schiefer- artigen Masse im Dachschiefer und bilden Bänder in der Richtung der ursprünglichen Schichtung; aber ihre Dimensionen in dieser Richtung sind — 108 — stets viel geringer, meist nicht halb so gross, als die in der Richtung der die Schichtung unter bedeutendem Winkel schneidenden Schieferung, so dass diese Fragmente in ihrem Lager aufrecht zu stehen schienen und durch den die Schieferung bewirkenden Druck zusammengedrückt er- scheinen. In der Ebene der Schieferung betrachtet, sind diese Fragmente meist auch in der Fallrichtung länger als in der Streicbrichtung, was auf eine Streckung in jener deutet (1. c. pag. 112). Bezüglich der weiter oben besprochenen Verzerrung von Fossilien sagt Sharpe (pag. lllj : Die Art, wie die Fossilien verzerrt sind, zeigt, dass bei der Schieferung ein Druck normal auf ihre Ebene und eine Compression des Gesteins in dieser Richtung statt- fand, sowie eine Streckung in der Richtung des Einfallens der Schiefe rung; eine Volum-Aenderung in der Richtung des Strei- chens jedoch gibt sich nicht zu erkennen. — In einem früheren Artikel war Sharpe zu dem Resultate gekommen, dass die Streckung in der Schieferungsrichtung die Compression in der dazu normalen Richtung com- pensire. (Quart. Journ., III. 1847, p. 87 ff., nach Naumann, Lehrb. der Geognosie.) (10) An der Grenze, wo zwei physikalisch verschiedene Schicht- massen, etwa weicher Thonschiefer und eine kieselreiche Lage zusammen- stossen, welche von der Schieferung schräg durchsetzt werden, müssen Modificationeu in denjenigen Bewegungen der Massentheilchen stattfinden, die mit der Schieferuug verbunden sind. Innerhalb der Thonschiefer- masse kann sich nämlich die mit der Schieferung verbundene, durch den Seitendruck hervorgerufene Gesammtbewegung oder -Verschiebung gleich- massig auf unendlich dünne Schichten vertheilen, und die Verschiebung, von Schicht zu Schicht gemessen, mag minimal sein ; in der festeren Lage findet ein anderes Verhalten statt, dieselbe folgt wegen grösserer Cohäsion ihrer Tlieilchen unter sich der Gesammtbewegung nicht in unendlich dünnen Schichten, sondern in breiteren Partien, deren gegenseitige Ver- schiebung dann etwas grösser sein wird. An der Grenze beider Lagen wird dies verschiedene Verhalten sichtbar hervortreten. Die Grenzfläche oder -Ebene der beiderlei Schichtmassen kann so durch die Schieferung förmlich treppenförmig werden ; eine Parallel-Ebene zu derselben innerhalb der leichter schieferbaren Masse wird zwar auch ihre Lage geändert oder gedreht haben, aber eine continuirliche Fläche geblieben sein. Letzteres Verhalten findet mitunter einen besonders deutlichen Aus- druck da, wo durch Denudation, mehr wohl noch durch Steinbruchsarbeit, eine solche treppenförmig gewordene Grenzfläche entblösst ist. Die Treppenstufen müssen — wofern sich überhaupt ein Streichen angeben lässt und die Schichten nicht doppelt gekrümmt sind — im Streichen der Schieferung laufen und eine Treppenseite in die Schieferungsrichtung fallen. Sharpe, der diesen Fall besonders erwähnt (1. c. pag. 118 fi'.), bemerkt, dass sich dann manchmal eine förmliche Riflfelung des Gesteins in der Streichrichtung der Schieferung zeige. In noch anderen Fällen wird der Grenzverlauf zwischen zwei hetero- genen Schichten resp. Schichtensystemen noch unregelmässiger, als bei — 109 — den genannten Treppen ; es ist ein förmliches gegenseitiges Einkeilen oder Eintreiben erfolgt, der Grcnzverlauf ist zickzackförmig u. s. w. — Ein ausgezeichnetes, in grösserem Maassstab ausgebildetes Beispiel derart, wo infolge der Schieferung (clivage) die Schichten auf die sonderbarste Weise, oft mehrere Meter tief in einander greifen und so die Schichtung ganz verwischt und die Lagerung auf den ersten Blick schwer verständlich wird, beschreibt A. Heim vom Griesstock. (Untersuchungen über den Mechanismus etc., Bd. I, pag. 74, nebst Abbildung.) In kleinerem Maassstab ist diese Erscheinung, sowie das Umbiegen der Schieferung, ihr Schleppen und Absetzen an härteren Lagen etc. so verbreitet, dass es nicht nöthig erscheint, hier specielle Beispiele aus diesem oder jenem Gebirge anzuführen. Wir könnteu die Ablenkung der Scbieferung in härteren Gesteins- lagen uud verwandte Erscheinungen auch als unmittelbaren Ausfluss eines allgemeinen Gesetzes bezeichnen, welches zu den wichtigsten dieses Gebietes der dynamischen Geologie zu rechnen ist und etwa so formulirt werden kann : Aus den verschiedenen Cohäsionsverhältnissen der dem Lateraldruck ausgesetzten Gesteine müssen sich locale Ablenkungen oder Richtung-Wanderungen entwickeln, welche in der Nähe der Grenze hetero- gener Lagen ihren sichtbaren Ausdruck finden werden. Dieses Gesetz wirkt ebenso in grösstem Maassstabe in den Gebirgsmassen, als im klein- sten bei mikroskopischen Dimensionen. (11) Daubree ahmte diese Linearstructur künstlich nach, indem er aufeinandergelegte Bleiplatten durch seinen zu den Experimenten über Scbieferung benützten Apparat gehen Hess ; nach dem Austreten zeigte sich auf den Bleiplatten eine durch das gegenseitige Ineinanderpressen' bewirkte Streifung oder Riefung. (12) Ausführlich behandelt diese Structur A. H e i m in seinem w. o. schon citirten, ausgezeichneten Werke : »Untersuchungen über den Mecha- nismus der Gebirgsbildung etc.'<, Th. IL S. 52 fF., nebst den zugehörigen, z. Th. nach mikroskopischen Dünnschliffen hergestellten Zeichnungen welche das Ausweichen der Gesteinsmasse vor dem Druck durch Verbindung weit getriebener Faltung mit Aufhebung des Zusammenhanges klar vor Augen führen. Heim bezeichnet diese Structur als »Ausweichungs- Clivage«. Diese Ausweichungs-Clivage ist sozusagen ein unvollkommener Grad der Transversalschieferun g. Es ist einleuchtend, wie durch die Faltungen und Fältelungen an sich schon ein Ausweichen vor dem Seitendruck angestrebt und bewerkstelligt wird. Finden nun zugleich Aufhebungen des Zusammenhanges in der Richtung normal zum Seiten- druck statt, bilden sich entsprechende Flächen aus, längs welchen ein Gleiten der einzelnen Theile in der genannten Richtung erfolgt, so be- fördert dies weiterhin das Nachgeben und Ausweichen vor dem Seiten- druck. Es ist ersichtlich, wie auf diese Weise die Gesteinsmasse in lauter einzelnen kleinen Theilen an einander verschoben werden kann, welche im Allgemeinen eine normal zum Druck flach ausgebreitete Form (als > flach linsenförmige Gesteinspartien« bezeichnet sie Heim) haben werden, ohne -- 110 — dass im Innern dieser kleinen Theile die Structur verändert zu. sein braucht. Die Gesteinsmasse gibt dem Druck durch die Seitenbewegung sehr kleiner Theile längs Ausweichungsflächen nach ; in etwas grösserem Maassstabe, unter anderen Umständen und bei anderen Gesteinsmassen kann derselbe Vorgang durch die sog. »Rutschflächen« bewirkt werden. Bei der eigentlichen, vollkommenen Transversalschieferung dagegen, wie wir sie bisher betrachtet haben, findet das Ausweichen, die Yer- theilung der Wirkung des Seitendruckes ganz gleichmässig durch die gesammte Gesteinsmasse statt ; nicht nur durch Vermittelung mehr oder weniger häufiger Ausweichungsflächen. (13) Es zeigt sich dies z. B. an den A. F a v r e'schen Versuchen mit einem durch Contraction einer Kautschuk-Unterlage zum Falten gebrachten Thonstreifen. — Die Masse, in welcher sich wegen ihrer Nachgiebigkeit der Seitendruck nur successive fortpflanzt, staut sich hier an sich selbst, an ihrer Fortsetzung, und so kann sich ein Theil zu falten beginnen, während der Seitendruck noch nicht durch die ganze Länge fort- gepflanzt ist. (14) Bezüglich der vollkommenen Schiefer des Fichtelgebirges sagt G um bei (Geognost. Beschreib, d. Fichtelgeb., S. 641 f.), dass sich keine substanzielle Aenderung und mechanische Verschiebung der kleinsten Theil- chen bemerkbar mache. »Die chemische Analyse weist wesentlich dieselbe Zusammensetzung in den nach Schieferung spaltbaren und nicht spalt- baren Schiefern nach, und auch bei einer Reihe von Untersuchungen an Dünnschlifl'en, welche nach allen Richtungen und an deutlichen Proben beider Arten angestellt wurden, konnte nicht die geringste Aenderung in der Lage oder Richtung der erkennbar kleinsten Mineraltheilchen, nament- lich der so zahlreich vorhandenen Mikrolithen nachgewiesen werden.« Denkt man sich eine homogene oder auch aus homogenen Schichten bestehende Gebirgsmasse, welche den Process der Faltung, Fältelung und zuletzt der vollkommensten Schieferung durchgemacht hat, so ist klar, dass dann jede Spur ehemaliger Schichtung verwischt sein muss ; dieser Fall wird in der Natur immer nur an einzelnen Schichten oder Schichten- Systemen und Gebirgstheilen, nicht an ganzen Gebirgen vorkommen. — Naumann (Lehrbuch der Geognosie, 2. Aufl., Bd. I, S. 952) bemerkt treffend : »Man kann behaupten, dass sich in ihren (der Schieferung) Wir- kungen geradezu ein Bestreben zur Ausgleichung aller jener Unregel- mässigkeiten der Gesteinsstructur offenbart, welche durch die Aufrichtungen und Windungen der Schichten hervorgebracht wurden.« (15) Vgl. Daubree, Comptes rendus, tome S6, 1878, pag. 80 ff., 867 f. Zwei sich kreuzende Systeme von Sprüngen oder Flächen ge- ringsten Zusammenhanges entwickelten sich gleichzeitig, einmal bei Be- anspruchung auf Torsion, das andremal auf rückwirkende Festigkeit. (16) Wir besprachen w. o. die kleingefältelte Structur als äusserstes Stadium des Schichtenfaltungsprocesses, als Zwischeuzustand zwischen Faltung und Schieferung ; ohne Zweifel ist sie dies in vielen Fällen. In manchen Fällen mag jedoch eine sehr feine Fältelung nach einer oder mehreren Richtungen, wie sie auf den Spaltungsflächen (die in diesem - 111 - Falle ui-3prüngliche Schichtungsflächen sind) gewisser, besonders »krystal- linischer« Schiefer vorkommt, ursprüi^glicher Entstehung sein ; wie dies für verschiedene Gesteine und Gegenden von verschiedenen Forschern behauptet wii'd. Diese Fältelung rührt dann aus der Zeit der Verfestigung der Gesteinsmasse her ; auch für sie ist, was wohl zu beachten, eine mechanische Entstehung, bedingt durch die Contractionsverhältnisse des sich verfestigenden Gesteines, anzunehmen. Näher können wir darauf hier nicht eingehen. An allen Stellen jedoch, wo eine solche feine Fältelung oder Linear- Structur in die Richtung ein'fer deutlichen Transversalschieferung fällt, wird mau Grund haben, an ihrer ursprünglichen Entstehung sehr zu zweifeln. (17) Eine bestimmte gesetzliche Beziehung zwischen der Lage der Schichtung und der der Schieferung — so also, dass die Lage der letzteren aus den bekannten Schichtungsverhä'.tnissen eines Gebirges stets zweifellos construirt werden könnte — ist noch nicht gefunden, und dürfte auch bei den complicirten Druckverhältnissen, welche in einem aus heterogenen Bestandtheilen aufgebauten Gebirge geherrscht haben müssen, sehr schwer herzustellen sein ; um so schwieriger, je mehr Abweichung von regulärer Schichtung durch Eruptivmassen, unregelmässig begrenzte Kalkmassen etc. stattfindet. Sharpe (vgl. dessen w. o. citirten Artikel, pag. 120 ff.) hat im cumbrischen Gebirge Englands derartige Beziehungen gesucht, ist jedoch zu keinem durchgreifenden Gesetz gelangt ; er ging dabei noch von der alten Anschauung aus, einzelne Hebungsaxen anzunehmen und solche in den zwischengelagerten eruptiven Massen (trap) zu sehen, — Nach den Brüdern Rogers wären die Schieferungs-Ebenen im Allgemeinen den Axen-Ebeneu der Sättel und Mulden parallel (Naumann, Lehrbuch der Geognosie, Bd. I. 2. Aufl., S. 953) ; was allerdings in dem einfacheren Falle, wo Schieferung und Schichtung dasselbe Streichen haben, sehr ver- ständlich ist, indem, wie die Schieferung, so auch jene Ebenen normal auf die Druckrichtung zu erwarten sind. Dasselbe lässt sich ja auch im Kleinen, an Handstücken, beobachten. (18) Biegung, Faltung, Fältelung, Schieferuug einerseits, Zerreissung und Zerbrechung andererseits, können neben einander hergehen und gehen thatsächlich neben einander her. Während letztere meist unzweideutig einen erhärteten, starren Zustand der Gesteine erweist, lässt sich ein weicher, plastischer Zustand der Gesteine im Allgemeinen, wie gewisser Gesteine im Besonderen, aus den Biegungen etc. nicht so ohne weiteres folgern, wie es auf den ersten Blick wohl scheint. Bei genauerer Unter- suchung ergibt sich nämlich, dass diese Umgestaltungen und Verschiebungen der ursprünglichen Lage der Theilchen bei weitem häufiger, als der blosse Anschein zeigt, erst durch wirkliche Aufhebung des ursprünglichen Zu- sammenhanges, durch gewaltsame Verschiebung der Theilchen über ihre eigentliche Cohäsionssphäre oder Elasticitätsgrenze hinaus, also durch vielfach wiederholten Bruch, zu Stande gekommen sind; womit natürlich nicht gesagt ist, dass die jetzige Lage nicht eine neue Gleichgewichtslage — 112 — darstellen könnte. Diese Erklärung der oft auffallenden Faltungen etc. gilt um so mehr, je mehr das der mechanischen Einwirkung unterliegende Gestein ein krystallinisch ausgebildetes Gestein ist ; bei amorphen Gesteinen, oder solchen, die aus einer Mischung amorpher klastischer und sehr kryptokrystallinischer Theilchen bestehen, ist eine innere gegenseitige Verschiebung auch ohne Mitwirkung von Brüchen verständlich ; nicht so bei ganz krystallinischen, besonders phanerokrystallinischen, wo die Ver- schiebbarkeit der kleinsten Theilchen weit geringer ist, eben weil sie durch den krystallisirten Zustand in ihrer Cohäsionssphäre viel fester gebannt sind ; hier muss wirkliche Ueberschreitung der Elasticitätsgrenze, Bruch erfolgen, um Verschiebung zu bewirken. Diese Verhältnisse sind zu berücksichtigen, wenn man Biegungen und Falten (die manchmal recht eng werden und mit Anschwellungen und Verschmälerungen ursprünglich gleich dicker Lagen verbunden sein können) in krystallinischen Gesteinen, wie Quarzit und Kalkstein, verständlich finden will. Diese Verschiebungen der Masse können noch wesentlich begünstigt und gefördert werden durch Umsetzung von mechanischer Arbeit in chemische Wirkung, wie dies namentlich S o r b y für den Kalkstein schon lange gezeigt und erst kürz- lich wieder erwähnt hat. (Vgl. w. u.) Wie anscheinend nur in plastischem Zustande mögliche Form- vevänderung sich doch erst durch, wenn auch nur mikroskopisch nach- weisbare Sprünge und Zertrümmerung erklärt, hat Rothpletz für Quarzit (Quarzitgerölle mit Eindrücken) gezeigt. (Zeitschrift der deutschen Geolog. Gesellschaft, Bd. XXXI, 1879, S. 371 ff.) Weist so die Art und Weise der mechanischen Wirkung auf einen krystallinisch starren, nicht weichen und plastischen Zustand der be- treffenden Gesteine zu jener Zeit hin, so lassen sich auch noch Beweise anderer Natur in dieser Richtung anführen. Wir wollen, um nicht zu ausführlich zu werden, nur zwei derselben augeben. Für die meisten Kalksteine nämlich lässt sich durch eine genauere Untersuchung ihrer Structur, durch die Art und Weise wie die organischen Reste in ihnen eingebettet und erhalten sind, zeigen, dass sie schon bald nach ihrer Sedimeutirung krystallinisch erstarrt sein müssen. Einen weiteren Beweis für relativ schnelle Erhärtung der Sedimeutmassen liefert folgende That- sache, welche man öfters angeführt findet : im geschichteten Gebirge kommt es manchmal vor, dass das Gesteinsmaterial einer gewissen Schicht in einer der nächst jüngeren Schichten, welche sich als Conglomerat ver- hält, in Form von Gerollen eingebettet wiederkehrt, eine Form, die es nur in festem Zustand, als wirklich schon verhärtetes Gestein erhalten haben kann. Die Ansicht von einem weichen, plastischen Zustande der Gesteine zu der Zeit, als sie schiefrig wurden, wird von manchen Forschern übrigens noch festgehalten. Bei D a u b r e e z. B. tritt sie bei Gelegenheit der Discussion seiner Experimente über Schieferung (vgl. dessen oben citirten Artikel) wiederholt hervor. Die Frage, ob und wie weit bei dem Vorgange der mechanischen Wirkungen, speciell der Schieferung, auch noch chemische Wirkungen, — 113 — solche nämlich, die sich aus Umsetzung mechanischer Arbeit erklären Hessen, ins Spiel kamen — in der Art also, wie es oben für den Kalkstein nach S 0 r b y angeführt wurde — streift allzusehr in das Gebiet des Metamorphismus, um sie hier zu behandeln ; die Möglichkeit solcher che- mischer Wirkungen, die auf die jetzige petrographische Beschaffenheit des Gesteines natürlich von Einfluss sein mussten, zugegeben, muss deswegen noch nicht wieder angenommen werden, dass die mechanischen Ein- wirkungen nicht schon ein wirklich verfestigtes Gestein vorgefunden hätten ; zur Bildung eines solchen kann es nach erfolgter Sedimentirung der Masse an Zeit und Gelegenheit nicht gefehlt haben. (19) Für das archäische Granulitgebirge Sachsens zeigt J. Leh- mann (Sitz.-Ber. der Niederrhein. Gesellsch. f. Natur- und Heilkunde, Bonn, 4. Aug. 1879) den zur Zeit der Faltung etc. vorhandenen starren Zustand insbesondere noch durch die zahlreich vorkommenden Zer- brechungen und Zertrümmerungen. Zugleich sucht er die trotz dieser Starrheit sehr weit gehenden und deshalb — a,uch ohne dass Schieferung da wäre — schwer verständlichen Faltungen mechanisch zu erklären und als möglich zu erweisen, namentlich durch bis zur mikroskopischen Klein- heit herabgehende Brüche und stoffliche Umänderungen. Die archäischen Formationen Sachsens folgen der gewöhnlichen Regel : Das zu beobachtende Streichen der Platten oder Ablösungsflächen stimmt mit dem Streichen des Gesteinswechsels und der Grenzen zwischen den grösseren petrographisch verschiedenen Complexen ; Streichen und Fallen wechseln öfters. Es kommt aber auch Transversalschieferung vor ; so am Phyllit und Sericitgneiss (vgl. die Erläuterungen zu den betr. Sectionen der neuen geolog. Specialkarte des Königreichs Sachsen). Im Fichtelgebirge ist nach G ü m b e l die Schieferung am Phyllit selten ; am Glimmerschiefer sind manchmal Schieferungserscheinungen zu beobachten. (Geognost. Beschr. d. Fichtelgeb., S. 041, 165.) Um noch ein anderes Beispiel anzuführen, hat S h a r p e schon vor längerer Zeit den Mangel der Transversalschieferung an den krystalli- nischen Schiefern Schottlands hervorgehoben (die, wie er sich ausdrückt, nur one set of divisional surfaces namely those of foliation habeu), im Gegensatz zu den transversal geschieferten Thonschiefern (stratified states). S h a r p e nennt diesen Unterschied geradezu einen der wichtigsten in der Geologie. (Quarterly Journal, Bd. VIII, 1852.) D a u b r e e, der, wie oben bemerkt, einen plastischen, thonähnlichen Zustand der Gesteine zur Zeit der Schieferung anzunehmen geneigt ist, spricht sich auch bezüglich der Parallelstructur der krystallinischen Schiefer dahin aus, dass dieselbe vielfach Schieferung sein könne. Das feuillete des Gneisses dürfe nicht ohne weiteres als Schichtung genommen werden ; die Glimmertafeln der krystallinischen Schiefer könnten sich erst durch den Schieferungsvorgang in ihre jetzige Lage begeben haben, oder erst später in den Schieferungsflächen entstanden sein. Insbesondere fasst er die Stellung und Structur der krystallinischen Schiefer der alpinen Central massive (die sog. Fächerstructur) als Resultat von Schieferungs- vorgängen auf, welche er mit gewissen von ihm angestellten Schieferungs- — 114 — Experimenten direct vergleichen zu können glaubt. (D a u b r e e's oben cit. Abhandl., pag. 544 S.) (20) Die Erklärung der alpinen Centralmassive ist das wichtigste und schwierigste Problem zum Verständniss des gesammten alpinen (jebirgs- baus, welches deshalb in den Arbeiten der alpinen, namentlich Schweizer Geologen bis in die neueste Zeit eine hervorragende Rolle spielt ; eine allseitig acceptirte Lösung scheint noch nicht gefunden zu sein. — Aus- führlich behandelt die Frage nach der localen Schieferung des Gueisses A. Baltzer im Neuen Jahrbuch für Mineralogie etc., 1878, S. 465 ff. bis Schluss. (21) Ungleich den meisten anderen Kalksteinen, welche die Form der eingebetteten Ammoniten.schalen in ihrer ursprünglichen Rundung wiedergeben, verhalten sich die Solenhofener Plattenkalke ; in ihnen finden wir die Ammoniteuformeu, geradeso wie in den Liasschiefern, com- primirt ; diese Kalksteine müssen daher viel längere Zeit zu ihrer Ver- festigung gebraucht haben, und dementsprechend sind sie auch viel schief- riger als die meisten anderen Kalksteine. (Zu vgl. hierüber N e u m a j r, Württemberg. Xaturw. Jahreshefte, Jahrg. XXIV, 1868. Derselbe macht darauf aufmerksam, dass die Schiefrigkeit dieser Kalksteine mit zunehmendem Thongehalt zunimmt; der Thongehalt wird eben unter sonst gleichen Umständen die völlige krystallinische Verfestigung hinausschieben.) Auch T h 0 n- oder Lehmlager können eine Art von Schieferung erhalten, wenn der Druck, dem sie ausgesetzt waren, hinreichend stark war ; dies wird z. B. von glacialen derartigen Massen, die als Gruud- moräne ehemaliger continentaler sehr mächtiger Eisdecken aufzufassen sind, aus Nord-Amerika erwähnt ; wo diese Thonmasse eine Zeit lang dem Einfluss der Atmosphäre ausgesetzt ist, kommt eine unvollkommene Schieferung (cleavage) parallel der Oberfläche zum Vorschein. (22) Etwas anders verhält es sich in dem weiter oben behandelten Falle, wo dünnere Lagen von harter Beschaffenheit beiderseits von völlig geschieferter Masse eingeschlossen sind und relativ starke , deutlich sicht- bare Verschiebungen in der Schieferungsrichtuug stattgefunden haben, welche die härteren Lagen in einzelne, gegenseitig verschobene Stücke getrennt haben ; hier haben sich Trennungen bei dem Schieferungsvorgange selbst gebildet, die indess nicht das Ansehen von Fugen oder Klüften haben müssen. (23) Hierher gehörige Palle führt Gümbel aus dem Fichtelgebirge an. (Geogn. Beschr. d. F. S. 172. 458). — Dem Verfasser sind solche aus dem Thüringischen Schiefergebirge bekannt. — Dana beschreibt (Americ. Journal of science etc. 1872. 3 ser. Vol. 3. p. 179) derartige Trennungsfugen aus dem Quarzit der Green Mountains. Er glaubt zur Erklärung einen noch nicht verfestigten Zustand des Quarzites annehmen zu müssen; eine Annahme, die wir nicht für geboten halten; vgl. w. o. (24) Vgl. hierüber Zirkel, »Die mikroskopische Beschaffenheit der Mineralien und Gesteine,« Leipzig 1873. S. 298, und die daselbst citirten Artikel von Sorby; bes. Neues Jahrbuch 1863. S. 801 ff.; ferner Quarterly Journal Geol. Soc. Vol. 35. 1879. Proceedings pag. 88 f. — 115 — (25) Die genannten Momente, nämlich chemische Umlagerung einerseits, und mit Bruch verbundene kleine Verschiebungen andrerseits dürften vollständig genügen , um sämmtliche Umformungen in den trans- versal gestreckten Kalksteinen verständlich zu finden. (Der Ausdruck Transversals-t reckung scheint uns für solche Kalksteine besser als Transversalschieferung, weil eine wirklich vollkommene Spaltbarkeit, in der Art wie bei den Thonschieferu, bei dem nach wie vor krystallinischen Kalk- stein doch kaum zu erwarten ist.) Selbst die abgeplatteten , in der Streckungsrichtung verlängerten Rhomboeder und krystallinischen Indivi- duen möchten auf diese Weise erklärlich sein , wenn man sich das durch die chemische Wirkung in angegebener Weise ermöglichte Wandern der Moleküle aus der Druckrichtung in die Streckrichtung vergegenwärtigt, einen Vorgang, der wohl sehr langsam und allmählich stattfand ; manche dabei entstandene Risse mögen durch Wiederausfüllung mit aus dem Zustand der Lösung wieder ankrystallisirender Substanz wieder verschwun- den sein. — Eine wirkliche , die Elasticitätsgrenze nicht überschreitende Verschiebbarkeit der Moleküle innerhalb ihrer durch den krystallisirten Zustand bedingten Cohäsionssphäre anzunehmen, erscheint nach dem Obigen nicht nöthig'; indess Hessen sich hierfür die von Sorby beobachteten, ver- längerten , rhomboedrischen Individuen mit sattelförmigen Spaltungs- flächen anführen. (26) Zu vgl. Zirkel, Zeitschr. d. deutsch, geol. Gesellsch. Bd. XIX. 1867. pag. 104, wo Beispiele angeführt werden, und dieses Verhalten auf Contractionsverhältnisse der sich verfestigenden Masse bezogen wird. — Ferner Daubree, Comptes rendus, tome 86. 1878, p. 287. — Gümbel führt dasselbe Verhalten von Granit des Fichtelgebirges an (Geog. Beschr. d. F. pag. 135) und hält es für ein durch Druck bewirktes Structurverhältniss. — Der Granit zeigt bei dieser Spaltbavkeit nicht etwa Streckung der krystallinischen Körner oder ein dem Gneiss sich näherndes Gefüge, sondern ist ächter gleichmässig körniger Granit. (27) Bei der genannten Spaltbarkeit des Granites und überhaupt bei der Transversalschieferun g, wo es sich um ein Minimum von Cohäsion in ganz bestimmten Richtungen handelt, darf auch der Vergleich mit den Spaltungs- und den sog. Gleitflächen der Krystalle angestellt werden. (28) Zu vgl. hierüber Reyer, Jahrbuch der K. K. Geolog. Reichs- anstalt 1879. (Tektonik der Granitergüsse von Neudeck u. Karlsbad etc.) pag. 415 fi\ (29) Es kommt mitunter vor, dass gewölbeartige Schichtenbiegungen von radialer Zerklüftung betroffen sind, diese erscheint hier als das Resultat der Beanspruchung auf relative, oder eigentlich auf Zugfestigkeit. (30) Das Nähere im Original-Artikel Daubree's, Comptes rendus, tome 86. 1878. p. 77, 283, 428. — Wo Schieferung und Parallelklüftung neben einander ausgebildet vorkommen, wird man im Allgemeinen der letztern spätere Entstehung zuzuschreiben haben als der ersteren ; denn es ist anzunehmen , dass der Vorgang der Schieferung den ebenen und regelmässigen Verlauf etwa schon vorhandener Kluftflächen gestört und mehr oder weniger verwischt haben würde. — 116 — Inhalt. (Die zweite Seitenzahl bezieht sich auf die Anmerkungen und Zusätze.) Seite Einleitende Bemerkungen. — Horizontaldruck und Seitendruck . 6^1 Definition der Schieferung. Vorkommen derselben. Schieferung im Gegensatz zur Schichtung 63 ; 103 Verhältniss von Schieferung und Schichtung in den Thonschiefer- gebirgen. Unterscheidung beider 65 j 103 Verhalten der Schieferung beim Durchsetzen dui-ch verschieden- artiges Schichtenmaterial 67 Schieferung oder Spaltbarkeit nach mehreren Richtungen ... 68 Das Streichen der Schieferung in seinem Verhältniss zu dem der Schichtung 69 ; 103 Die Schieferung durch zu ihr rechtwinkligen Druck bewirkt . . 70 ; 104 Experimente um Schieferung künstlich hervorzurufen. Daubree's und Tyndall's Versuche und Ansichten 71 ; 104 Theoretisches über das Zustandekommen der Schieferung . . . 72 j 106 Mechanische Theorie der Schieferung. — Spannungs-Evscheinungen an freigelegtem Gestein 74 ; 106 Anzeichen und Maass für stattgehabte Bewegung und Streckung bei der Schieferung. — Deformirte Einschlüsse organischer und unorganischer Natur. Deformirter Grenzverlauf zwischen Schichten von heterogener Beschaffenheit; Näheres, und Er- klärung. — Linearstructur der Schieferflächeu 75 ; 107 Verhältniss der Schieferung zur Schichten- Aufstauung und Faltung; Structur des Schiefers im Zusammenhang damit. — üeber- gangs-Stadien von der Schichtenfaltung zur Schieferung. Einfluös der Gestalt der Massen auf den Eintritt der Faltung resp. Schieferung. Homogene Schiefer 78 ; 109 Faserige Structur mancher Schiefer, — Verhältniss der Fältelung dazu, und ursprüngliche Fältelung 82 ; 110 Das Streichen der Schieferung als Folge des Seitendruckes. Ver- schiedenes Streichen der Schieferung und Schichtung. Gewisse Eigenthümlichkeiten der paläozoischen Schiefercomplexe . 83; 111 Cohäsionszustand des Gesteines bei Entstehung der Schieferung. Faltungen etc. vielfach erst unter Mitwirkung von Bruch und chemischer Wirkung zu Stande gekommen . . . . 85; 111 Parallelstructur der »krystallinischen« (»metamorphischen«) Schie- fergesteine. Häufiges Fehlen der Schieferung bei ihnen, Er- örterungen im Anschluss daran. Zweifelhafte Fälle . . . 87 ; 113 Durch die Schichtung bedingte Spaltbarkeit oder Schieferung; Erklärung derselben. Beispiele 90 ; 114 Transversalschieferung bei Gesteinen von grösserer Festigkeit und Starrheit. Transversal gestreckte Kalksteine. Spaltbarkeit beim Granit. Richtungen geringer Cohäsion bei Eruptivge- steinen 92; 114 Parallelklüftung; ihr Verhältniss zur Schieferung; Theoretisches; Daubree's Versuche 96; 115 — 117 Eisenglanz und Kalkspath. Ein Beitrag zur vergleicheudeu Mineralogie. Von Dr. Friedrich Scharff. Mit zwei Tafeln. In einem Berichte, welcher im November 1879 der Sencken- bergischeu Naturforschenden Gesellschaft von Seiten der mine- ralogischen Section vorgelegt wurde , war der ueugemachten Erwerbungen für das Museum gedacht. Es befanden sich darunter mehrere skelettartige Bildungen mit welchem mangelhaftem Bau das Studium der Krystalle sich jetzt vielfach beschäftigt. Man glaubt aus solchen unvollendeten Bildungen, welche nach bestimmten Richtungen nur Flächentheile und Krystallfrag- meute hergestellt haben, die kleinsten, als »Elemente« oder »Subindividueu« bezeichneten Krystalltheilchen, am besten er- forschen, aus dem Aneinanderreihen derselben auf die Zusammen- ordnung des ganzen Krystalls, auf die Krystallisation überhaupt eiue Schlussfolgerung machen zu können. Man beruhigt sich nicht länger bei der Annahme einer unbekannten Naturkraft, welche, der Anziehungskraft verwandt, die sogenannten Elemente der Krystalle nicht nur anziehe, sondern auch auf dem vorhan- denen Kern zu mannichfaltiger, aber für jede Krystallart bestimmter Gestalt ordne und die Krystalle mit physikalischen Eigenschaften ausstatte. Ob und inwiefern aber Skelettbildungen in der That vorzi\gsweise Einsicht in das Wesen des Krystallbaues gewähren, dies bleibt noch zu untersuchen, und zu solcher Untersuchung sollte auch die vergleichende Mineralogie beigezogen werden, das — 118 — Vergleichen nicht nur des Krystallbaues verschiedener Mineralien eines und desselben Systems, sondern auch der verschiedenen Flächen und Formen desselben Minerals, Unter den für das Museum erworbenen Stufen war hervor- zuheben Gold von Vöröspatak, Bleiglanz von Gonderbach und von Welkeurad, Kalkspath von mehreren Fundorten , beson- ders von Przibram, Eisenglanz mit Rutil aus dem Tavätsch, Bergkrystall, Anatas und Araiauth umschliessend, von Russeiu.*) Es war darüber hauptsächlich mitzntheilen , was vou andern Forschern in verschiedenen Schriften gesagt worden, nur Aveniges hier über Eisenglanz und Kalkspath nachzutragen möge gestattet sein. In der Abhandlung »Ueber den inneren Zusammenhang der verschiedenen Krystallgestalten des Kalkspaths (Abb. der Senckenb. Ges. Band X.**) sind Richtungen verschiedener Thätigkeitsäusser- ungen des bauenden und des ergänzenden Krystalls aufgesucht und nachgewiesen worden. Die Spuren solcher Thätigkeitsäusser- ungen wurden bemerkt in gewissen gleichmässig auftretenden Un- regelmässigkeiten des Baues, in Erhebungen und Vertiefungen, in stenglicheu und in pyramidalen Häufungen. Diese zeigten sich bei dem Kalkspathe vorzugsweise nach einer horizontalen Rich- tung oR, nach der scalenoedrischen und nach der rhomboedrischen Hauptzoneurichtung. (Krystallgestalten des Kalksp. p. 40.) Durch das gleichmässige Zusammenwirken dieser verschiedenen Thätig- keitsrichtungen — so wurde geschlossen — werde die regelmässige Gestalt des Krystalls hergestellt, durch Vorwiegen der einen oder der andern Richtung aber die verschiedensten Abänderungen der Flächen und der Gestaltung. Beim Eisenglanz fällt uns sofort eine Eigenthümlichkeit auf. Während derselbe bei gewissen Vorkommen die Basis oR ganz vortrefflich herstellt, sicherlich durch die Anlage seines Baus *) Im Innern zahllose Amiantbfasern, Helminth, Rutil, Anatas einge- wachsen, Sagenit aufgelagert. Bemerkenswerth besonders der Anatas, skelett- artig, die Polkanten in Treppenbildung, die mittleren Flächentheile nicht hergestellt, jüngeren Annauthbüscheln als Anwachsstelle dienend, mit diesen vom Bergkrystall allmälig umschlossen. (Vergl. Mittheilung von Wiser an Prof. Leonhard, 4. Febr. 1867 im N. Jahrb. f. Min. p. 339.) **) Auf welche hier mehrfach Bezug zu nehmen sein wird, wie auch auf die Abhandlung »Milchige Trübung auf der Endfläche des Kalkspaths« in N. Jahrb. f. Min. 1860. p. 535. — 119 — dazu befähigt, hat er bei dorn prächtigen Vorkommen von Elba diese Fläche nicht ausgebildet (vergl. Hessenberg, Min. Not. No. 9, p. 58, vom Rath, Elba p. 705), statt derselben aber eine Anzahl von Rhomboederflächen, welche in einander übergehen, in den allermeisten Fällen krystallographisch nicht zu bestimmen, ja nicht einmal genau zu begrenzen sind. Wir können nicht sagen wo die ungeregelte Herstellung der Basis aufhört, wo die unge- regelte Ausbildung der rhoraboedrischeu Flächen (als -f- m R zu bezeichnen) beginnt. Es sind wulstenförmige Erhebungen an der betreffenden Stelle zu sehen, grössere und dickere zunächst der Oombinationskante mit --|- R, feinere mehr parallel gedrängt zu- nächst dem Gipfel oR, (Fig. 3, 15, 31, 39.) Es tritt auch hier die Thatsache uns entgegen, dass eine Fläche gegen die verschie- denen Enden hin in verschiedener Weise gekennzeichnet ist (vergl. Topas und Quarz, p. 175 in N. Jahrb. f. Min. 1878). Die Wülsten auf dem unteren Theil dieses + m R sind mehr oder weniger gebogen, auf der Rundung mit den benachbarten wulstigen Formen eingläuzeud. Es erinnert der Bau derselben an die Ge- staltung ähnlicher Formen auf den Prisma-Flächen des Quarzes (vergl. Quarz I., Taf. 1., Fig. 3, 4, 5, 15; dazu pag. 15, wo- selbst solcher Bau noch als lamellare Bildung aufgefasst ist, Abh. d. Seuck. Ges. Bd. III.) ; hier wie dort nichts von »Ele- menten« oder »Subiudividuen«, sondern gedrehte Formen, Krystall- theile, welche die Frage offen lassen : von wo aasgehend, und in welcher Richtung der Krystall sie gebildet habe. Bei dem Quarze ziehen sie — scheinbar — von der Seitenkante aus über die Prismenfläche in horizontaler Richtung hin, auch bei dem Eiseuglanze glaubt man ein Vordrängen solcher Erhebungen von den Polkanten oder von dem gerundetem — m R hier zu bemerken, ein Zusammenwachsen oder Einen derselben in der Flächenmitte (Fig. 3, 31, 39). Auf einer schönen Gruppe von Rio ist diese Stelle der Einung in einem glänzenden nach der schiefen Diagonale punctirten Streifen hervorgehoben. (Taf. II. Fig. 32). Dieser Streifen kreuzt rechtwinklich die horizontale Furchuug von + m R, welche als Resultat einer vorhersehenden horizontalen Thätigkeitsrichtung des Krystallbaues aufzufassen sein würde. Diese horizontale Furcbung ist gebildet durch Wulste, welche glänzend gerundet gegen — m R sich ausspitzen, gegen -f- R in die geebnete Fläche — 120 — eines der flacheren positiven Rhomboeder übergehen. Auf einer Krystallgruppe der Fibbia ist eine solche horizontale Wulsten- häufung als kurze Strichelung sichtbar, breiter und kräftiger gegen die Mittelkanten hin, wo sie den Gipfel von Kegelab- schnitten bildet (Fig. 28, 29), gegen oR hin aber dichter gedrängt. in feinen Punkten und Strichen schimmernd. Die polyedrische Erhebung auf -{- R ist von dieser Wulstenbildung wesentlich beeinflusst. Diese setzt auf dem oberen Theile von + R noch fort, so dass ihre polyedrischeu Erhebungen mit Theilen der Wülsten von -|- R gemeinsam eiuglänzen, Fig. 3. Auf dem unteren Theile der Fläche + R herscht eine andere Streifung vor, die schief diagonale oder rhomboedrische, normal zur oberen Streifung oder Wulstenbildung stehend, und die dreiflächige poly- edrische Erhebung bildend, welche für die Fläche -f ^ des Eisen- glanzes, insbesondere von Elba, charakteristisch ist. (Fig. 1, 3, 4, 7 u. 10.) Meist wird die eine oder die andere Richtung in dem oberen oder dem unteren Theile von -\- R vorhersehend sein, auf Tafeln vom Cavradi findet sich die schief diagonale Furchung manchmal ausschliesslich, (Fig. 35), doch das Kennzeichen dieser Fläche bei ungeregelter Bildung ist nicht eine verticale oder aber eine horizontale Streifung, sondern eine dreiflächige Erhebung, eine Combination dieser beiden Richtungen. Ganz anders verhält es sich mit dem Bau der negativen Rhomboeder des Eisenglanzes. Sie sind bei dem Vorkommen von Elba fast immer glänzend, aber gerundet, besonders nach -|- niR abfallend und übergehend ; selten findet sich daselbst ein horizon- taler Treppeubau, fein, wie verwaschen; sehr häufig dagegen in verticaler Richtung erstreckte Hohlformen oder Auszackung der Fläche, die einzelnen Theile federartig gestreift. Fig. 11 — 13, 16 — 17. Auf der Skelettbildung des Eisenglanzes von Elba, Fig 32, ist, wie bemerkt, die Furchung (oder fein gedrängte Wulsten- bildung) der drei Flächen -[- mR eine horizontale, die dazwischen liegenden Flächen — mR (oder ■ — ^J2 R?) sind nicht geebnet, sie zerfallen in zahlreiche, nach der schiefen Diagonale geschiedene Theile, welche die federartige Doppelstreifuug aufweisen. Es glänzt dieselbe ein, rechts und links, mit dem Treppenbau oder der Streif ung des anliegenden Theils von -f- mR. Indem diese von rechts und von links vordringende Streifung sich eint, bildet sich (so scheint es) eine Erhebung, so dass der federähnliche Bau — 121 — vou — mR einen Wechsel von Auf- und von Absteigen darstellt. Fig. 12. 17. Es liegen somit keine Zwillinge vor mit ein- springenden Winkeln, sondern Theile eines und desselben Indi- viduums, welches seinen verzwillichten Bau nicht vollendet hat. In den Hohlformen von — mR wiederholt sich dies Eiuglänzen mit rechts und mit links, Fig. 11. 16, ebenso in gerundeten Ver- tiefungen auf der Kante ''/a P 2 : ''/s P 2 Fig. 5. Der Kalkspath zeigt eine Dreitheilung des Gipfelbaus, Fig. 2, besonders dies an unausgefüllt gebliebenen Hohlräumen der flacheren Rhomboeder von Freiberg und Schneeberg (s. Krystallgest. des Kalksp. p. 20. 42. 54. und daselbst Taf. II. Fig. 63. 73. 75) ; auf + R ein Zusammendrängen spiessiger Krystalltheile, ein Kreuzen derselben im spitzen Winkel (Taf. I. Fig. 14, 18). So scheint das negative Rhomboeder des Kalkspaths mit dem positiven des Eisen- glanzes die Rolle getauscht zu haben. Für den Kalkspath ist in der cit. Abhandlung (Sep.-Abdr. p. 28 ff.) die 'Fläche + R als eine seltnere Erscheinung an- gegeben, entweder vorhersehend aber in mangelhafter Ausbildung, oder aber untergeordnet an scalenoedrischem Bau und au Tafel- bilduugen. Es ist dabei besonderes Gewicht auf die Treppeubildung gelegt worden und auf die Gitterzeichnung dieser Fläche ; sie liege in der Kreuzung der beiden Hauptzonen dieses Minerals, und dieser Umstand scheine von wesentlichem Einflüsse zu sein auf die Ausbildung der Fläche sowohl, wie auch auf die Spaltbarkeit des Krystalls. Auch bei dem Eisenglanz ist zuweilen eine Gitterzeichnung auf -|- R zu bemerken, eine diagonale, fast rechtwinklige Kreuzung, Fig. 42. Sie bildet auf Krystallen von Elba stets eine scharfe Ver- tiefung, welche sehr häufig nach benachbarten Flächen hinüberzieht, selbst auf dem gerundeten o R wieder zu finden ist, Fig. 38. Es ist schwer zu sagen, ob hier eine eingelagerte, lamellare Zwillings- bildung vorliegt, ob ein mangelhafter Bau. Die scharfen Furchen ziehen meist nur über einen kleinen Theil der betreffenden Flächen, an ihnen enden die polyedrischen Erhebungen, aber nie entspricht eine gleichgerichtete Erhöhung eiuer solchen vertieften Streifung. An dem Hämatit von Chateaux Salm (Groth, Min. Strassb. p. 75) sind Tafeln o R beschrieben worden mit Streifen, herrührend von Zwillingslamellen mit Absonderung nach R. Alle Flächen seien durchschnitten von solchen zahlreichen Zwillingslamellen parallel — 122 — E-, welche au der Oberfiäclie theils tiefe Rinnen, theils vor- springende Leisten bilden sollen. Bei den Eiseiiglanz-Kry- stalleu von Elba sind solche vorspringende Leisten auf -f- ß- nicht zu bemerken, nur scharf eingeschnittene Riunen. Es erinuert dies Vorkommen an ähnliche Furchen, welche an Krystallen des scalenoedrischen Kalkspaths (von Ahrn, von Island) die Treppenbildung der ungeregelten Fläche oo P 2 = u scharf durchschneiden. (Krystallgest. des Kalkspaths p. 33. 34. Taf. IV. Fig. 111, 119 daselbst.) Wenn wir beim Eisenglanz Spuren einer scalenoedrischen Thätigkeitsrichtung aufsuchen, so sind, wie bei dem Kalkspath (Krystallgest. des Kalksp. p. 30 tf.), Unregelmässigkeiten auf den Scaleuoederflächen, die polyedrischen Erhebungen, wie die Hohl- formen, nur schwierig zu bestimmen. Es können die Erhebungen auf den Scaleuoederflächen ^,'3 P 2 mit sehr flachen Kegelsegraenten verglichen werden, die Schenkel parallel der Kante zu -f- R ge- richtet, die Basis auf der Mittelkante des Krystalls aufstehend (s. Fig. 5. Ein Krystall von Elba, Fig. 8. 9. vom Cavradi). Zu- weilen ist auch nur eine schwache Streifung nach der Combinations- kaute zu + R bemerklich. Hohlformen auf '^/g P 2 sind nicht häufig, sind von sehr verschiedener Begrenzung, im Innern je mit den Nachbarflächen einglänzeud. (Fig. 5). Bei einigen grösseren Krystallen von Elba, z. B. in der prächtigen Bonner Sammlung zu Poppeisdorf, sind die breiten Flächen ^/3 P 2 concav vertieft, dabei eine Kegelhäufung in Parquetbilduug sichtbar. Eine solche Ausbildung ist um so autfallender, als gerade •*;3 P 2 unter den scalenoedrischen Flächen des Eisenglanzes nicht nur die häufigste, sondern auch die am besten ausgebildete ist. Es ist mehrfach bemerkt worden, dass in der Scheitelregiou des Eisenglanzes von Rio alle krystallonomische Architectur und Regel aufzuhören scheine. (S. z. B. Hessenberg, No. 9, p. 58). Beim Kalkspath korameu linsenförmige Bildungen vor, aber es sind an denselben die Kennzeichen bestimmter Flächen wie — V2 R, V R^ unschwer zu erkennen. (Krystgest. d. Kalkspath, Taf. H, Fig. 53, 55. p. 18 bis 20.) Weit schwieriger ist dies bei linsen- förmigen Bauten des Eisenglanzes, z. B. an Eisenrosen der Fibbia (Puucionet nach Dir. Lombardi), welche die Endflächen oR trichter- oder rosetten förmig verschränken, die Mittelkanten der einzelnen Krystalle aus dem Gruppenbau vortreten lassen. — 123 — Fig. 22, 23, 27, 29. Mau kann nicht eigentlich sagen, dass die Rundung hier durch diese oder jene Fläche entstehe, es ist im Gegentheil die mangelhafte Vollendung von Flächen, oder das unvollständige Ineinandergreifen der krystallbauenden Thätigkeit, welche die Rundung bedingt oder veranlasst. Auf Absonderungs- flächen zeigt sich die Fläche oR blättrig, sechsseitig gerändert unter Winkeln von 120°. Auf den Ecken erheben sich breitere, gerundete Kegelsegniente, deren Basis auf der Mittelkante steht. Sie greifen über andere gleichgerichtete Formen, welche allniälig, rechts und links schmäler zusammengedrängt, in der Mitte der Flächen in parallele Furchen geordnet scheinen. Fig. 22, 23. Es stehen diese Furchen normal zur Mittelkante, sie gehen nach der Tafelfläche in gerundete Spitzen über, welche, nach rechts und nach links abfallend die benachbarte Kegelform theilweise decken. Fig. 23a, 29. Auf einigen Stufen ist zu bemerken, wie die Oberfläche der Linsenbildungen aus Kegelgipfeln zusammenge- drängt ist, welche horizontal geordnet in die Horizontal-Streifung des positiven Rhomboeders übergehen, d. h. mit derselben ge- meinsam eingläuzen. Fig. 28 und 29. Das erste Prisma oc R kommt besonders an Tafell#iuten vor, an Krystalleu, welche nach oR erstreckt sind, glänzend vortretend zwischen zwei matten oder rauhen oo P 2. Fig. 30. Oft scheint es nur im Uebergangsstadium zu stehen, gerundet, treppig über- gehend in anliegende, ebenfalls mangelhaft hergestellte Scalen- oeder. Fig. 9 (Hessenberg, No. 6 der Min. Notizen, p. 1 Ö'., Taf. I, Fig. 6). Die polyedrischen Erhebungen auf dieser Fläche des Eisenglanzes entsprechen den Erhebungen auf co R des Kalk- spaths, welche ganz in ähnlicher Weise auftreten (Fig. 24 bis 26) in Kegelformen, deren Basis auf der positiven Combinationskante zu oR, wie beim Kalkspath oben und unten wechselt. Fig. 30. (Krystallgest. des Kalksp., Taf. III, Fig. 78 bis 83 und »milchige Trübung auf d. Endfläche d. Kalksp.«, Fig. 11, 17.) Nicht in gleicher Weise scheint der Bau der Fläche oR bei dem Kalkspath ausgeführt und bei dem Eisenglanz. Bei dem ersteren ist der drei gesonderten Ausschnitte dieser Fläche gedacht Fig. 6 (vergl. Krystallgest. d. Kalksp. p. 37, Fig. 136— 145. Milch, Trüb. Fig. 15, 16). Es bestehen dieselben aus flachen Kegelformen, aus Segmenten, deren Basis auf der positiven Kante des Prisma steht, deren Spitzen von drei Seiten gegen die Flächenmitte oR — 124 — gerichtet sind. Bei dem Eisenglanz finden sich die gleichen Kenn- zeichen nicht vor. Es ist die Bauweise dieser Fläche bei dem Vorkommen des Vesuv ziemlich übereinstimmend mit derjenigen vom Cavradi, wenn auch bei letzterem die Zuführung der Nah- rung eine mehr gleichmässiger geregelte gewesen sein mag. Die Tafelbauten des Vesuv sind meist Skelettbauten, welche von einer Anwachsuugsstelle aus, schuppenähnlich Krystalltheile übereinander ordnen, nach bestimmten Richtungen vortreten lassen. Fig. 19 — 21. Es ist keine gleichmässige Auflagerung, kein blosses Anfügen gleich- gestalteter Subindividuen. Die Krystalltheile entsprechen der Form oR -)- R, aber diese Gestalten sind hohle Zellen. Nur die Wände sind hergestellt. Fig. 33, 34, Offenbar haben die krystall- baueudeu Kräfte nicht in gleichmässiger Weise gearbeitet, sie haben parallel der Basis den Bau in bevorzugter Weise gefördert ; das Rhomboeder -f- R ist fast nur am Flächenrande hergestellt, tritt in gleicher Weise coulissenartig im hohlen Krystallinnern vor. Fig. 34. Die Basis dagegen ist ausgeglichen, es bauen sich auch, schuppeuähnlich, neue Theile mehr oder weniger vollendet von der Anwachsstelle her über die Fläche. Fig. 19, 21 (vergl. Scacchi, contrib. min. del ine. Vesuv. 1872. II. 1874. p. 5 ff. und Fig. 25). Bekanntlich sind die prächtigen Eisenglanztafeln des Cavradi mit Rutilkrystallchen bedeckt, welche in dreifacher Richtung auf- gewachsen sind. Fig. 41. Die Hauptaxen des Rutils sind parallel den Zwischeuaxen des Eisenglauzrhomboeders R, es liegt der Rutil mit einer Fläche oo P oo auf oP des Eisenglanzes, normal zum Treppenbau desselben. Fast alle Rutilprismen sind nur nach einer Richtung ausgebildet, *) statt der Gipfelflächen des andern Endes eine Zuspitzung. Der Eisenglanz, rascher wachsend als der Rutil hatte diesen, von der Ansatzstelle aus in schuppenähnlicher Tafelbildnng vordringend, überzogen und theilweise umschlossen, nicht nur Theile der grösseren Rutile, sondern auch eine Anzahl kleiner Krystallchen , welche die Analyse dieses Eisenglanzes er- schweren. Als Kennzeichen der Fläche oR des Eisenglanzes wird ge- wöhnlich eine trianguläre Streifung angegeben. Die Richtung der- *) Wiser in d. Mittheilnngeu an Prof. Leonhard, VI. Jahrb. f. Min. d. 18. Oct. 1870, gedenkt p. 986 eines Vorkommens vom Piz Cavradi, bei welchem die Rutile fast alle an beiden Enden ausgebildet waren, dunkel blutroth, der Eisenglanz wie Chagrin, von sehr heller Farbe. — 125 — selben wird verschieden bezeichnet; einmal als parallel den Com- binatiüuskanten des Gegenrhomboeders und der Basis, Fig. 35, dann aber auch (für Elbaer Vorkommen) als parallel den Kanten des Hauptrhomboeders P. Fig. 3. 31. Eine solche verschiedene Ausbildung derselben Fläche ist wohl kaum erklärlich, da den verschiedenen Vor- kommen doch wohl überall dieselbe Anlage des Baues zu Grunde liegt. Bei vorhersehend rhomboedrisch ausgebildeten Krystallen (Elba) ist die Zone der positiven Rhomboeder meist ungeregelt in horizontalem Treppenbau, die der negativen Rhomboeder ist zu einer glänzenden Fläche über oP gerundet, seltener auch hier eine feine horizontale Treppenbildung. Bei den Tafelbauten vom Cavradi bildet das positive Rhomboeder -f" R einen scharfbegrenzten Treppenbau mit der Basis oR, welcher in seiner Gesammtheit als -f~ wi R ^1 bezeichnen ist, daneben der negative Treppenbau — m R. Die Stufen von — m R sind weniger hoch als die des glänzenden -j- R i^i Wechsel mit oR, sie sind aber dichter gedrängt oder gruppirt, in feiner Streifung cylindrisch gerundet, oft ganz ungeordnet, rauh anzusehen, überall Vertiefungen, Unterbrechungen, aus welchen kleine Rutilchen vortreten. Der Bau der ungeregelten Rhomboederflächen, wie er für Elbaer Krystalle in Fig. 32 dargelegt worden, macht den Treppen- bau der Fläche oR einigermaassen erklärlich; es wären darnach zwei verschiedene Arten von Streifen vorhanden, einmal die drei schärferen und besser begrenzten Treppen der positiven Rhombo- ederflächen, sodann die gekreuzten, gebrochenen Streifen der negativen Rhomboederbildung, eigentlich drei Streifeugruppeu, eine sechsseitige Streif uug auf oP. Allein das Auftreten dieser ungeregelten Bildung ist kein durchaus gleichmässiges. Bei dickeren Tafeln vom Cavrudi ist zuweilen die Treppe der positiven Rhomboeder auf oP gar nicht gebildet, die Treppen der negativen rhomboedrischeu Zone stossen nicht genau aneinander, oder sie runden sich gegeneinander über der Stelle, an welcher der positive Treppenbau sonst wohl auftritt. Bei solchen Krystallen ist es schwer zu bestimmen, ob der negative Treppenbau allein auftrete oder ob er nur sehr vorhersehe. Gegen die Flächenmitte hin wird die Streifung der Fläche oR undeutlicher, sie geht in die glänzende Rundung über, welche bei Elbaer Krystallen wie gekörnt erscheint, wie zerknittert oder wie dicht zusammengedrängte Wulstchen. Fig. 31. 39. — 126 — Bei dem als Maguoferrit bezeichneten Vesuvianisehen Eisen- glanze sind zwei Vorkommen geschieden worden, das eine von der Somma, ans dem Posso di Cancheroue, das andere vom Vesuv, Ausbruch Mai 1855. (Scacchi d. incend. Vesuviano 1855. p. 176 bis 180), das erstere grau, körnig, schwach magnetisch, aus kleinen Krystallcheu zusammengewachsen, geordnet nach den Flächen des Octaeders, im Innern aus vielen kleinen Blättchen bestehend mit leereu Zwischenräumen, das Pulver roth, aber zum Theil dunkel wie gemischt aus Eisenglanz und Magnetit; dunkler bei Krystalleu, welche nur wenig Leisten, oder sehr schwache, auf den Aussenflächeu zeigen. Fig. 37, 37a und 37b, die Aufsicht. Weit regelmässiger octaedrisch gestaltet das andere Vor- kommen, und geregelter die Streifuug der Flächen ; das Vor- kommen aufgewachsen auf röthlicher Lava mit kleinen Eisenglanz- tafeln untermengt, die Farbe der Krystalle ebenso wie des Pulvers, weit dunkler als bei dem andern Vorkommen. Beiden Vorkommen scheint ein Skelettbau oder ein Gruppen - bau zu Grunde zu liegen, und derselbe ist fast überall von einer octaedrischen Gestaltung sehr weit entfernt. Auf etwa 80 Stufen dieses Vorkommens meist von der Somma ist kaum ein einziges geregeltes Octaeder zu finden, es herscht die grösste Mannigfal- tigkeit der Verwachsungen wie der Gestalten der Krystalle und der Ausbildung der Flächen. Darum ist dies wenigstens bei solchen Krystalleu gewiss, dass ein octaedrischer Bau nicht vorliegt. Der wirkliche Magnetit von der Somma, in Drusenräumen eines diopsidischen Gesteins (Ausw^ürflingen), unterscheidet sich sehr wesentlich von dem Maguoferrit. Bei dem Magnetit ist eine Fläche derselben Art gebildet wie die andere, die Bauweise stimmt mit derjenigen des Magnetit von Traversella überein, sie beruht auf einer vierfach bauenden Thätigkeit, welche als Streifung der Dodecaederflächen im rechten Winkel sich kreuzt. Fig. 36. 40. In der Richtung der längeren Diagonale des Dodecaeder bildet sich der Treppenbau zum Octaeder. Der Bau des Eisenglanzes ist davon wesentlich verschieden, ebenso wie der des Maguoferrit, dessen Grundbestand (Skelett?) stets Eisenglanz zu sein scheint, in der mannigfaltigsteu Weise gruppirt. Bei dem Bau des Maguoferrit sind es vorzugsweise zwei Flächen des Eisenglanzes, welche deutlich und bestimmt vor andern zu erkennen sind als glänzende Punkte oder als breitere Streifen, — 127 — die Flächen oR und -\- R. Am gläuzeudsteu sind stets die kleinen dreiseitigen Flächen 4- R, während oR wohl auch glänzend aber meist gebogen, geknickt, blechähnlich sich zeigt. Es ist das blechartig geknickte oR, welches gewöhnlich zwischen den zwil- liugsartig gekreuzten Leisten (Streifen) die sogenannte octaedrische Fläche bildet. Als kleine, vierseitige Flächen treten in Gruppen wohl auch glänzende Prismeuflächen oo R des Eisenglanzes vor. Auch Rosetten, Eisenrosen sind zu finden, meist auf den Gipfeln vierseitiger, rauher Pyramidalgruppeu, desgleichen — 2 R und -g-P 2 als schmale glänzende Streifen. Die Leuzitoeder 202 und 303, das Pyramidenoctaeder 20, welche bei dem Magnetit des Vesuv auftreten, finden sich nicht auch bei dem Maguoferrit. Wohl aber treten Eiseuglanztäfelchen aus demselben frei hervor, am meisten dies auf den gerundeten Kanten solcher octaeder- ähnlichen Krystallgruppen. Sie bilden zum Theil eine gekrümmte seitwärts geneigte Spitze des Magnoferrits, auf welcher deutliche Kennzeichen der Eisenglanzfläche oR, und eines schlecht aus- gebildeten Prisma nicht fehlen. Die Maguoferrite von 1855, welche weit regelmässiger gebildet sind als die älteren der Souima, zeigen auch die vorspringenden Leisten auf den octaedrischen Flächen schärfer fjeordnet, in kleinen glänzenden Pünktchen gereiht, in einer bestimmten Richtung ge- meinsam einglänzend. S. Scacchi, Eruzioui Vesuviaue 1850 bis 1855, pag. 175. 176 und Tav. IV. Fig. 5 bis 7. vom Rath in N. Jahrb. für Min. 1876 Sep.-Abdr. p. 2 ff". Scacchi bezeichnet diese gereihten vorspringenden Pünktchen als Theile von Eisenglauz- lamelleu, welche den octaedrischen Krystall durchsetzen ; im iuuern Raum derselben bilden diese Blätter hohle Zwischenräume, zellige Bildung, über deren Anordnung er sich in einem Schreiben Neue Jahrb. für Min. 1876. p. 637 ausspricht. G. vom Rath. cit. hat in ausgezeichneter Weise die krystallographische Seite, die Stellung von Eisenglanz zu Magnetit besprochen, über das Werden und Wachsen dieser Gebilde ist die Ansicht nicht bestimmt gegeben, p. 4. Die Eisenglanzkryställcheu in Lamellen aneinandergereiht ragten aus dem grossen Octaeder hervor, in welchem sich die kleinen Kryställchen ausbildeten. Die jüngere Entstehung der Eisenglanzkrystalle sei sehr wahrscheinlich. Ich vermag dieser Anschauung nicht beizupflichten. Nur der Eisenglanz ist hier in seinem gesetzlichen Bau, in mehr oder weniger geordneter Thätig- — 128 — keit zu erkennen, die Eiseuglauztafeln als älterer Ansatz; auch bei jüngeren dem Magnoferrit aufsitzenden Täfelchen fehlen die älteren Eisenglanze nicht. Das Octaeder aber hat nirgends eine Beglaubigung der selbständigen Gestaltung aufzuweisen. Bei den Krystallen der Somma, welche in »V olger, Studien* p. 347 ff. sehr gut beschrieben sind, ist statt der unteren Hälfte ein un- förmlicher Stiel aus Eisenglanz gruppirt, in der oberen Hälfte keine Uebereinstimmung der Flächeubilduog, keine messbare Kante, die Gestaltung kugelig oder pyramidal gehäuft, einzelne sogeuauute Octaederflächen zuweilen fehlend, statt derselben ein einspringender Winkel. Fig. 37. Die Krystalle von 1855 sind zwar besser ge- staltet, aber die Octaederflächen matt schimmernd, das Dodeca- eder eine nur zweifelhaft ächte Fläche, andere am Vesuv gewöhn- lich auftretende reguläre Flächen hier ganz fehlend. Es scheint dass der Eisenglanz, — wenn nicht im Skelettbau, doch im Grup- penbau er- und verwachsen — die Grundlage des Magnoferrit bildet, der Magnetit ein späteres Ergebuiss sei. Wenn wir in anderen Bereichen, z. B. beim Bleiglanze, ähn- liche Gebilde aufsuchen, so finden wir in Matlock missgestaltete Octaeder, eine lockere Festigung, aus schauraartigen Krusten er- wachsen, mit rauhen Flächen und gerundeten Kanten, Der ßleiglanz von Diepenlincheu zeigt andere missbildete Krystalle nach einer Axeurichtung vorhersehend, verlängerte Octaeder, die Flächen rauh, die Kanten gerundet, das Innere locker gefügt. Hier sind es stets einzelne Individuen, welche den Bau hergestellt haben, in skelettartiger, mangelhafter Weise. Es fehlen die Streifen und Furchen, welche beim Magnoferrit triangulär oder horizontal die Flächen durchziehen, (Ueber Bleiglauzkrystalle, N. Jahrb. f. Min., 1863, p. 546.) Es ist in Vorstehendem von Skelettbauten gesprochen, diese den Gruppenbilduugen gegenüber gestellt worden. Bei den Skelett- bauten ist ebensowohl die sog. unterbrochene Raumerfüllung hervorzuheben, als der Umstand, dass es ein einziges Individuum ist, welches, ungeregelt vorbauend, nach bestimmten Thätigkeits- richtungeu oder Wachsthumsrichtungen vordringend, den Bau beginnt, nicht aber zur Vollendung bringt. Es ist wohl stets ein gestörter Bau, nicht aber zeigt dieser gleichgestaltete Sub- individuen mehr oder weniger continuirlich aneinander gelagert, einer Art von Attraction folgend. Es ist dasselbe Material, die — 129 — gleiche Anlage des Baus, ungleich aber die Ausführung und die Vollendung. Bei dem Eisenglanz vom Vesuv, Aetna und von anderen Fundorten kommen reihenweise Verwachsungen von Tafelbildungen vor, o R -|- R, welche unter 60 '^ von der An- wachsuugsstelle des Krystalls sich abzweigend, ebensowohl als skelettartiger Bau eines einzelneu Individuums aufgeführt werden können, wie als Verwachsung, Gruppenbau mehrerer Individuen. Fig. 19—21. Scacchi (Contrib. Min. II, 1874 u. Taf. 11, Fig. 25, 27 a, b., 33 a. b. zu p. 9) unterscheidet Krystalle, nach einer gewissen Ordnung gruppirt, von Zwilliugsbauten ; die ersteren, alle von derselben Lage, »als ob sie Theile desselben Krystalls seien,« aber in verschiedener Weise verlängert nach zwei ent- gegengesetzten Richtungen ; sie zeigen meist nur auf einer Tafel- seite die schuppenförmige Parquetirung, während auf der anderen, den Fumarolen weniger ausgesetzten Seite, eine Gesammtfläche 0 R sich zeigt, glatt oder in gerundeten Treppen nur schwach gestreift, also bei weniger Nahrung besser gebildet. Eine gleiche Verzweigung des Krystallbaus (nach o R) ist beim Kalkspath nicht zu bemerken ; dieser, z. B. an Maderaner- tafeln, baut weiter, entweder in ungeregelter Umrandung (Krystall- gest. des K., p. 37 u. Fig. 139, 144) oder in der Hauptaxeu- richtung kleinere Tafelformen ausbildend (das. Taf. V, Fig. 138, vergl. Taf. IV, Fig. 112 u. p. 38). Wenn beim Kalkspath eine Verästelung in Zwillingsstellung abzweigt, findet dies statt unter der Gestaltung — 2 R oder — m R mit gerundeter Flächen- bildung, so bei Krystallen von Iberg, vom Erzberg, von Elba, von Siuzheira, von Katzis und aus Siedpfannen. (Vgl. Gest. d. Kalksp., Taf. I, Fig. 1—15.) Es lässt sich aus dem Vorgebrachten der Schluss ziehen, dass Eisenglanz und Kalkspath, wenn auch dem gleichen Systeme zugehörig, doch in verschiedener Weise den Krystallbau bewerk- stelligen. Die Kennzeichen der gleichbedeutenden Flächen sind andere hier und dort, auf -\- R, wie auf o R. Das Haupt- rhomboeder scheint hier wie dort auf einer Kreuzung der bauenden Thätigkeit zu beruhen, allein es zeigt sich diese unter verschie- denen Winkeln. Die scalenoedrische Ausbildung herscht weit vor beim Kalkspath, ebenso die horizontale Ausbildung nach o R. Diese letztere Fläche gestaltet beim Kalkspath sechsfach wechselnde Abtheilungen, strahlig von der Mitte ausgehend, beim Eisenglanz 9 — 130 — aber sechsfachen Treppenbau parallel den Mittelkanten. Es ist bei gewissen Vorkommen des Eisenglanzes die horizontale Wachs- thumsrichtung so wenig entwickelt, dass die Fläche o R nicht ausgeführt ist, statt derselben eine Rundung, ein Abfallen nach den Rhomboederflächeu. Es tritt dann auch die erste Prismen- öäche gar nicht oder nur sehr untergeordnet auf. Diese scheint beim Kalkspath gebildet zu sein wie beim Eisenglanze, hat aber weit grössere Bedeutung bei ersterem, während der Eisenglanz das zweite Prisma mehr zur Ausführung bringt. Es konnten hier nur wenige Resultate einer bauenden Thätig- keit der beiden Minerale hervorgehoben werden, die Anordnung der Thätigkeit selbst, die Bedingungen der Gestaltung, die Fügung der Dreitheilung zu einem einzigen, mit bestimmten Eigenschaften ausgestatteten Individuum darzulegen, bleibt vorerst weiterem Studium überlassen. Auch hier ist wieder auf das Auftreten der Kegelformen oder Kegelsegmeute hingewiesen worden, welche, wie beim Quarze, beim Gypsspathe, bei der Blende — vielleicht bei allen Kry- stallen — von hoher Bedeutung für den Krystallbau zu sein scheinen. Möge es Anderen, welchen eine reichere Sammlung, mehr Material beim Studium zu Gebote steht, gelingen, grössere Klar- heit über deren Zusammenhang mit der bauenden Thätigkeit de»* Krystalle zu gewinnen. 131 Erklärung der Tafeln I und IL Mangelhaft gebildete Flächen des Eisenglanzes. Fig. 1, 3, 15, 31. Wulstenbildung auf dem gerundeten Scheitel über dem positiven Rhomboeder + R. Fig. 4, 7, 10. Die polyedrischen Erhebungen auf + R, in welchen eine horizontale Thätigkeitsrichtung mit einer zweiten nach der schiefen Diagonale gerichteten combinirt erscheint. Fig. 42. Die scharfen, gekreuzten Vertiefungen dieser Fläche. Fig. 28, 29, 32. Die horizontal geordneten Wulstbildungen derselben dicht gedrängt zu paralleler Furch ung. Fig. 12, 13, 17. Gekreuzte Furchuug des flacheren negativen Rhombo- eders, welche mit der Wulstenbildung auf den beiderseitigen -f R ein- glänzt. Fig. 11, 16. Hohlformen auf dieser Fläche. Fig. 32. Zusammenvorkommen der Furchung auf + R mit der ge- kreuzten Streifung auf dem flacheren negativen Rhomboeder. Fig. 15, 31, 38, 39. Gipfelflächen in mangelhafter Ausführung und Herstellung. Fig. 35, 19, 2r. Streifung auf o R. Fig. 19—21, 33, 34. Skelettbildung im Tafelbau, zellenartig. Fig. 22— 23b, 27, 29. Linsenformen des Eisenglanzes. Fig. 41. Eisenglanztafel mit aufgewachsenem Rutil. Fig. 5, 8, 9. Polyedrische Erhebungen auf Sklalenoederflächen des Eisenglanzes. Fig. 25, 26, 30. Desgleichen auf den Prismen flächen. Fig. 36, 40. Flächen des Magnetits. Fig. 37 — 37b. Magnoferrit vom Vesuv. Mangelhaft gebildete Flächen des Kalkspaths. Fig. 2. Dreitheilung des säuligen Kalkspaths nach der schiefen Dia- gonale des flacheren negativen Rhomboeders. (Zu vergl. Fig. 5 des Eisen- glanzes.) Fig. 6. Endfläche o R des Kalkspaths in sechs Ausschnitte gesondert. Fig. 14, 18. Polyedrische Erhebungen auf flach gerundetem Gipfel desselben. Fig. 24. Erhebungen auf Prismenflächen desselben. 132 — Die Reptilien und Amphibien von Syrien, Palaestina und Cypern. Von Dr. Oskar Böttger. (Mit einer Tafel und einem Situationsplan des Krokodilflusses.) Veranlassung zu dieser Arbeit, die wesentlich eine Aufzählung aller bis jetzt vom Festland vou Syrien und Palästina und von der Insel Cypern bekannten Reptilien und Batrachier geben soll, waren mehrere gut erhaltene Sendungen von Reptilien aus Jaffa und Haifa, die unserem corresp. Mitglied Herrn Hans Simon in Stuttgart zugegangen waren. Schon im vorigen Berichte konnte ich darauf hinweisen, dass noch weitere herpetologische Zusen- dungen aus Syrien zu erwarten ständen, und sie sind denn auch in reicher Fülle eingetroffen. Alle diese Dinge hat Herr Hans Simon wiederum in uneigennützigster Weise dem Senckenbergischen naturhistorischen Museum zum Geschenk gemacht, und ich will nicht unterlassen, dem gütigen Geber auch au dieser Stelle den alleraufrichtigsten Dank der Senckenbergischen uaturforschenden Ge- sellschaft für diese schönen und z. Th. sehr seltenen Zuwendungen auszusprechen. Dank gebührt aber auch Herrn Fr. Lange in Haifa, dessen unermüdliche Thätigkeit im Sammeln ich nicht genug lobend hervorheben kann, und dessen Eifer hoffentlich auch in den nächsten Jahren nicht erkalten wird, so dass wir noch manchen interessanten Beobachtungen und neuen Ent- deckungen entgegeusehen dürfen. — 133 — Auch die aus der Umgebung von Jerusalem anzuführeudeu, z. Th. sehr merkwürdigen Arten stammen aus der freigebigen Hand des Herrn Haus Simon. Er hat sie in Anclam speciell für unser Museum erworben. Leider wurde seine und meine Freude über diese Acquisition etwas getrübt, als die Sachen in recht merklich eingetrocknetem Zustand einfach in Papier ge- wickelt ankamen. Sie waren zwar vorher in Wickersheimer'sclie Flüssigkeit eingelegt gewesen, aber diese hatte offenbar nicht lange genug auf die Objecte eingewirkt oder war überhaupt schon anfangs mangelhaft zusammengestellt gewesen. Mau kann mit solchen neuen Präparationsmethoden nicht vorsichtig genug sein und sollte bei Leuten, die mit denselben uoch nicht umzugehen verstehen, lieber die alte Art der Versendung in Spiritusflaschen oder Büchsen empfehlen. Weiter bin ich Herrn Wilh. Schlüter in Halle a. S. zu besonderem Dank verpflichtet, der mir wiederum eine grosse An- zahl (165) Reptilien, aus der Umgebung von Beyrut und von der Insel Cypern stammend, zur Bestimmung einsandte, die unsere Kenntniss der Wirbelthierfauna der genannten Länder gauz wesentlich zu bereichern im Stande waren. Dieselben sind sämmtlich von Herru G. Sehr ad er gesammelt worden. Zehn besonders schöne Stücke aus dieser reichen Sammlung war ich in der Lage für das Seuckenbergische Museum zu einem sehr civilen Preise zu erwerben. Endlich hatte Herr Dr. J. von Bedriaga in Heidelberg die Güte, mir eiue syrische Schlangenart zur Bestimmung an- zuvertrauen. Für literarische Nachweise bin ich neben den Herren Haus Simon und Dr. J. von Bedriaga vor allem uoch dem Herrn Dr. F. Müller in Basel, den Herren U. St. V. Cousul J. Schumacher in Haifa und dessen Sohne Stud. ing. G. Schumacher in Stuttgart, der die beigefügte Kartenskizze ge- zeichnet hat, und Herrn Dir. Prof. Dr. W. Peters in Berlin zu besonderem Danke verpflichtet. Die Literatur über syrische Reptilien und Amphibien ist eine noch wenig umfangreiche. Die wichtigsten Arbeiten, die ich zu Rathe ziehen konnte, sind die folgenden: 1863. Jan, Elenco sistematico degli Ofidi. — 134 — 1864. Günther, Report ou a collection of reptiles from Palaestine in Proc. Zool. Sog. 1864, S. 488 = Günther, Palästina. 1865. Ungar und Kotschy, Die Insel Cyperu. Reptilien von Fr. Steindachuer = Unger und Kotschy. 1877. Böttger, Verzeichniss syrischer Reptilien in Giebel's Zeitschr. f. d. ges. Naturwiss., Bd. 49, S. 285 = Böttger, Syrien I. 1878. F. Müller, Katalog d. zu Basel aufgestellten Am- phib. und Reptilien, Basel bei Schweighauser = Müller, Kata log. 1879. Böttger, Rept. u. Amphib. aus Syrien in Bericht d. Senckenberg. nat. Ges. 1878 — 79, S. - 57 = Böttger, Syrien IL 1879. Günther, Aufzählung von Reptilien aus Cypern in Proc. Zool. Soc. 1879, S. 741. 1880. von Bedriaga, Verzeichniss der Rept. u. Amphib. Vorderasiens in Bull. Soc, Imp. d. Natur. Moscou 1879, No. 3, S. 22. Die übrigen in der Literatur mehr zerstreuten Notizen werde ich in den meisten Fällen jedesmal angeben und bemerke nur noch, dass ich der Kürze wegen die wichtigsten der oben citirten Vorarbeiten mit den oben beigesetzten gesperrt gedruckten Abbre- viaturen bezeichnen werde. Im Folgenden gebe ich eine, soweit es bis jetzt möglich ist, vollständige Liste aller von Syrien und Palästina und von der Insel Cypern in der Literatur erwähnten Reptil- und Amphibien - Arten und schalte, wo ich neue Beobachtungen machen konnte, dieselben überall unmittelbar unter dem betreffenden Namen ein. Von allen eingehender behandelten Species, mit Ausnahme von Crocodilus, von dem wir nur das Ei besitzen, und von Trionyx aegyptiacus liegen Stücke in den Sammlungen der Sencken- bergischen uaturforschenden Gesellschaft. Den Beschluss bildet ein Capitel über die geographische Ver- breitung der aufgeführten Arten. — 135 — Heptilia. Ord. I. Ophidia. Pam. I. Typhlopidae. Gen. I. Typhlops Schneid. 1. Typhlops vermicularis Merr. 1820, Jan, Elenco sist. S. 11 (syriacus). Abgesehen von zahlreichen Fundorten iu Griechenland und auf seinen Inseln wurde die Art in Asien gefuudeu in Trans- kaukasieu, an der Ostküste des Caspisees, in Nord- und Nordwest- Persien, in Kleinasien, hier namentlich bei Brussa, Angora und Trapezuut, auf den Inseln Rhodos und Cyperu (vergl. Strauch, Schlangen d. russ. Reichs, St. Petersburg 1873, S. 27), bei Beyrut (Jan u. F. Müller in lit.) in Syrien und am Sinai (Dum. Bibr.) in Arabien. Gen. II. Onychocepbalns Dum. Bibr. 2. ^ Onychocephahis Simoni Boettg. 1879. Böttger, Syrien III, S. 58. (Taf. III, Fig. la— e.) Vor mir liegen 2 weitere Stücke dieses interessanten Typhlo- piden, von denen eines in Haifa, das andere in Jaffa beim Kartoffelhacken von Arabern gefunden worden ist. Sie stimmen vollkommen mit meiner a. a. 0. gegebenen Beschreibung über- ein, doch ist nachzutragen, dass die Puuktirung der Kopfschilder nicht eingestochen ist, sondern dass diese Punkte erhöht sind. Nach den neuen Stücken konnte ich die Art jetzt auch auf Taf. III zeichnen lassen. No. 2 von Jaffa. Längsschuppenreihen 20. 23 (^uerreihen Schuppen auf 10 mm Länge; Anuäherungswerth der Quer- , ., 23X208 .f.Q scnuppeureihen : — r^^ — =z 498. No. 3 von Haifa. Längsschuppenreihen 21. 22 Querreihen Schuppen auf 10 mm Länge; Anuäherungswerth der Quer- schuppenreihen : *" — = 460. — 136 — Aunäherungswerth der Querschuppenreihen im Mittel (bei 3 Exemplaren) : 463. Maasse: No. 2. No. 3. Totalläuge 208 209 mm Von der Schnauze bis zur Afterspalte 205,5 205,2 » Schwanzläuge 2,5 3,8 » Grösste Dicke des Rumpfes . . 3,5 3,6 » Die Art ist also 59, beziehungsweise 58 mal, im Mittel bei den (3) untersuchten Stücken 57 mal länger als an der dicksten Stelle breit. Die interessante Species ist mir bis jetzt nur von Haifa und von Jaffa in Palästina bekannt geworden. Farn. II. Elapomorphidae. Gen. 1. Micrelaps Böttger uov. geu. = nov. gen. innom. Calamid. bei F. Müller, Katalog, S. 593 u. 655- Char. Affinis gen. Elapomorpho Wiegm., scd dentihus perpaucis simplicihus anticis denteque s'mgulo sdlum canalmäato majore postico supramaxillari^ nee binis. Frenalia et praeocidaria nulla ; postfrontcdia lärimquc suprdlabiale tettium (düngen fia. Zahnbau opisthoglyph. Im Oberkiefer jederseits vorn nur 2 starke, durch einen ziemlich grossen Zwischenraum von einander getrennte, einfache Zähne; hinten befindet sich etwa über der Sutur vom 4. und 5. Supralabiale ein einziger, kräftiger, wenig gebogener, tiefcanuelirter Furchenzahu. Diese Oberkieferzähne nehmen nach hinten etwa im Verhältniss von 1:2:3 au Länge zu. Wie bei der Gattung Elapomorphus Wiegm. ist das Auge auffällig klein und mit runder Pupille versehen ; die Nasen- öffnuug durchbohrt die Mitte eines einzigen Nasalschilds und das Frenale fehlt. Abweichend von dieser Gattung aber fehlt bei Micrelaps das Praeoculare, und die Postfrontalen treten rechts und links mit dem Rand des 3. Supralabiale in Contact. Ein kleines Postoculare ; 1 -}- 2 Temporalen. 7 Supralabialeu, 7 Infra- labialen, von denen 5 die zwei Paar gleichgrossen Subraentalen berühren. 15 Reihen glatter Schupi)en; Anale und Subcaudalen getheilt. — 137 — Zaliubau uud Koi)fbeschildevuiig unterscheiden diese kleine Schlange, die erste ächte Elapomorphide des circummediterrauen Fauuengebietes, deren Verwandte, ebenso wie die Oligodontiden, von der Familie der Calamariiden als selbstständige Familie abzutrennen sein dürften, sowohl von den ächten Elapomorphus- uud Elapomojus-kriQn Amerikas, als auch von den Urobelus- Formen Afrikas, die Jan als Untergruppen bei ein und der- selben Gattung Elapotnorphus belässt. Dr. F. Müller hatte voll- kommen Recht, in dieser Art ein neues Genus zu vermuthen, und ich bedaure nur, dass er demselben nicht bereits eine Be- nennung beigelegt hat. Ihm zu Ehren erlaube ich mir denn auch, die schmucke, leider nur — abgesehen von dem Original- Exemplare Müller 's, das ich durch dessen Güte vom Baseler Museum zur Ansicht zugeschickt erhielt — in einem schlecht conservirten Stücke zur Disposition stehende Schlange (comm. H. Simon) zu benennen. 5. Micrelaps Müller i Böttg. n. sp. = n. sp. Müller, Katalog, S. 655 u. f. Taf. III, Fig. 2a-d. Char. Stijrra roseo-albidns , fasciis transversis in dorso 34 — 45, in cauda brevi 3 — 4 atä hrunneis aiit nigris eleganter annidatus. Oberseite weiss mit einem Stich in Rosa (im Leben ver- muthlich tiefrosa) und mit 34 (bis 45) unregelmässigeu dunkel- braunen bis schwarzen Halbringelu geziert, die 5 — 6 Schuppen- reihen einnehmen, während die hellen Interstitien nur etwa 3 Schuppomreiheu umfassen. Bei jungen Stücken sind die dunklen Querbinden fast dreimal so breit als die hellen Interstitien. Am Halse bildet das erste luterstitium, am After gleichfalls das erste und oft auch das zweite Schwanzinterstitium einen geschlossenen hellen Ring. Kopf oben ganz dunkel ; Bauchseite ganz dunkel- braun, jedes Ventrale mit breitem weissem hinterem Saum. Habitus eminent elapidenartig. Kopf flachgedrückt, kaum merklich von dem bis gegen den Schwanz hin fast gleichbreiteu, langen Körper abgesetzt. Bauch etwas flach; Schwanz auffällig kurz und breit, hinten ziemlich schnell zu einer stumpfen Spitze ausgezogen. - 138 — Rostrale von oben nach unten gewölbt, über die Schnauze greifend und oben sich etwas zwischen die Praefrontalen ein- schiebend. Praefrontalen viel schmäler und etwas kürzer als die Postfrontalen. Frontale klein, sechseckig, halb so lang als die Parietalen, vorn stumpf-, hinten spitzwinklig. Parietalen gross, hinten auseinandertreteud. Temporale oft nicht in Berührung mit dem Postoculare, indem das 5. Supralabiale mit dem Parie- tale dazwischen Sutur bildet. Supraorbitale viereckig, fast so breit wie lang. Von den 7 Supralabialen treten das 3. und 4. ans Auge; 3, 4 und 5 sind am grössten. Infralabialen 7, das 5. sehr gross. Schuppen ohne Apicalgrübcheu, glatt, regelmässig rhombisch. Schuppen formel : No. 1: Squ. 15; G. 5, V. 252, A. 11, Sc. 32/32. Dnrchschnittsformel der beiden bis jetzt bekannten Stücke: Squ. 15; G. 5, V. 264, A. 1/1, Sc. 29/29. M a a s s e : Totallänge 364 mm. Von der Schnauze bis zur Afterspalte . . 335 » Schwanzlänge 29» Verhältniss von Schwanz- zu Körperlänge wie 1 : 12,55; im Mittel (nach 2 Expln.) wie 1 : 15,37. Man kennt von dieser interessanten kleinen Schlangenart bis jetzt, wie gesagt, nur die beiden mir vorliegenden Exemplare, von denen das kleinere dem Baseler Museum gehört, während das oben beschriebene von Herrn H. Simon dem Senckenberg'schen Museum zum Geschenk gemacht worden ist. Beide Stücke stammen aus der Umgebung von Jerusalem in Palästina. Farn. III. Oligodontidae. Gen. I. Rhyncliocalamus Gfünth. 4. RhyncJiocalamus melanocephalus Jan sp. 1862. Jan, Prodromo d. Icoaogr. gen. d. Ofidi II, Genova, S. 34 {Homalosoma) ; Günther, Palästina S. 491 ; Böttger, Syrien I, S. 285 und Syrien II, S. 60 (Homalosoma). Vor mir liegen 3 weitere junge Exemplare dieser Art, No. 4 und 5, von Herrn Lange in Haifa gesammelt, und No. 6, etwas ein- — 139 — getrocknet und schlecht gehalten, von Jerusalem (comm. H. Simon). Ein Stück enthielt auch die Schi ü ter'sche Sendung von Beyrut. Ueber die Stellung dieser schmucken Schlange im System gehen die Ansichten der Herpetologen auffällig auseinander. Während Jan und Günther die Art zu den Calamariiden ver- setzen, indem ersterer sie zu Homalosonia verweist, während letz- terer aus ihr eine neue Calamariidengattung Bhynchocalamus macht, stellt Peters sie in Berl. Mou. ßer. 1869, S. 439 unter Coro- nella zu den Coronelliden. Keinem dieser Forscher kann ich bei- stimmen. Die Untersuchung der Kiefer ergab vielmehr eine grosse Aehnlichkeit des Gebisses mit der Gatt. Oligodon. Am vorderen Theile des Oberkiefers fehlen die Zähne ganz, in der Mitte des- selben stehen nur ganz wenige (3 — 4) mittelgrosse Zähnchen, und hinter dieser Reihe befindet sich ein längerer, von der Seite schneidig zusammengedrückter, breiter, ungefurchter Hiuterzahn. Palatalzähne habe ich ebensowenig gefunden wie Günther. Die Zutheilung der Art zu den Oligodontiden scheint mir somit ge- boten. Bei CoroneUa kann die Schlange nach diesem Befund ebensowenig bleiben wie bei Homalosoma, und ich nehme für sie demzufolge den Günth er'schen Gattungsnamen Bhyrichocalamus wieder auf. Von CoroneUa unterscheidet sie sich ausserdem noch durch das wie bei Ablahes geformte, grosse, ungetheilte Nasal- schild, das auffällig kurze und breite Frontale, die schwache Ent- wickelung der durch eine grosse Medianschuppe getrennten hin- teren Submentalen, den vom Halse nicht abgesetzten Kopf, die geringe Anzahl (15) der Läugsschuppenreihen und die vresentlich abweichende Körperfärbang und Kopfzeichnung. Die neu vorliegenden Exemplare No. 4 — 6 haben analoge Färbung wie die früher von mir erwähnten Stücke. Sie sind korallenroth und die schwarze Zeichnung des Kopfes erscheint überall an den Rändern schmal weiss umsäumt. An der Spitze des Unterkiefers sind meist die 4 ersten lufralabialen schwarz ge- färbt ; diese beiden Flecke sind aber fast stets getrennt durch eine helle, die Mitte des Kinns durchziehende, nach vorn spitz zulau- fende Zone (ganz wie in Fig. 4d des grösseren Stückes auf Taf. 3 von Jan 's Iconogr. d. Oph., Lief. 13). Der Schwanz ist bei allen vorliegenden Exemplaren oben ungefleckt. Jederseits wie gewöhnlich 1 Postoculare, 1 einziges Tempo- rale erster Reihe und 6 Supralabialen, — 140 — Seh uppenf ormel : No. 4: Squ. 15; G. 5, V. 202, A. 1/1, Sc. 63/63. No. 5: Squ. 15; G. 5, V. 181, A. 1/1, Sc. 12 4- 44/44. No. 6: Squ. 15; G. 5, V. 213, A. 1/1, Sc. 60/60. Die Gulareu variireu demnach bei dieser Art vou 4 — 5, die Ventralen von 181—218, die Subcaudalen von 53 — 68, von denen bei ganz jungen Stücken die ersten 12 uugetheilt sein können. Die Durchschnittsformel aus 10 vou Jan, Günther und mir vorliegenden Beobachtuagen ergibt: Squ. 15; G. 5, V. 200, A. 1/1, Sc. 59/59. M aasse: No. 4. Totallänge 259 mm. Von der Schnauze bis zur Afterspalte 210 » Schwanzlänge 48 » Verhältniss von Schwanz- zu Totallänge wie 1 : 5,4. Durchschnittszahl dieses Verhältnisses nach 6 Messungen (Günther's Angabe, weil nur auf einer approximativen Messung beruhend, wurde ausgeschlossen) wie 1 : 5,53. Die Art ist nur aus Syrien und Palästina bekannt geworden, wo sie bei Beyrut (Jan, Böttger), Merom (Günther), Haiffa und Jaffa (Böttger) und Jerusalem (Peters) vorkommt. Farn. IV. Colubridae. Subfam. a. Coronellinae. Geu. I. Ablabes (D. B.) Güuth. 5. Ahlahes coronclla Schi. sp. 1837. Schlegel, Essai s. 1. pliys. d. Serp., Bnd. II, S. 48 und Bud. I, S. 134 {Calamaria) ; Jan, Prodrom, d. Iconogr. II, 1862, S. 36 ( Homalosonia) und S. 34 {Hom. coronelloides) ; Jan, Iconogr. d. Ophid., Lief. 13, Taf. 4. Fig. 3 {Homalosoma) und Taf. .S, Fig. 5 {Hom. coronelloides) ; Günther, Palästina S. 489. Diese prächtige, auffallend gedrungen gebaute, in der Pholi- dosis etwas variable Art, von der schon Günther die Identität mit J a n ' s Honudosoma coroneUoides nachgewiesen hat, liegt mir in 2 Exemplaren vor, einem sehr jugendlichen vou Jerusalem aus der Simon' scheu Schenkung, das die Charaktere von Ahl. coro- twlla mit denen vou J a u ' s Homalosoma coronelloides in seiner — 141 — Person aufs Innigste vereinigt, und in einem prächtigen aus- gewachsenen Stück aus der Umgebung von Beyrut (Schlüter), das ganz auf Jau's Zeichnung von Honi. coronella herauskommt. Nach dem Gebiss gehört diese Art zu den Isodonteu. Ich zähle etwa 10 ganz gleichartige, verhältuissmässig kleine, aber kräftige, in gleiche Abstände gestellte Zähne im Oberkiefer. Hinten befinden sich weder Furcheuzähne, noch überhaupt grössere Zähne als in der Mitte des Kiefers. Die Zutheilung dieser Schlange zu Ablabes, von welcher Gattung sie durch den Habitus einer Coro- nella und den kurzen, auffallend schnell verschmälerten Schwanz allerdings etwas abweicht, hat somit durchaus Berechtigung. Auch das uugetheilte Nasale spricht für dieses Genus. Die Färbung des grösseren Exemplars aus Beyrut stimmt ganz überein mit J a n ' s o. cit. Fig. 3 auf Taf. 4, nur zeigt sich die Makelzeichnung des Rückens durchweg heller, dunkelbraun auf hellbraunem Grunde, und die Makeln selbst haben strich- förmige, gelbweisse Ränder, die daher rühren, dass ein Theil der dunklen Schuppen der Rücken makein eine helle Längslinie auf der Mitte trägt. Das kleinere Stück von Jerusalem ist ihm ähnlich, nur ist die Rückenzeichnung noch heller, hell uussbraun auf gelblichem Grunde, und die durch das Auge schief nach unten laufende und ähnhch wie der unten geschlossene Halsring schwarz- braun gefärbte Binde ist breiter und vereinigt sich unten auf dem Kinn zu einer schwach unterbrochenen Querbinde, Die Rücken- makeln sind hier auch etwas mehr zickzackförmig gestellt und bilden weniger deutliche Quermakeln, und die zahlreichen Punkt- fleckchen der Unterseite sind dunkler gefärbt als die Makeln der Oberseite. No. 1 ist ein sehr junges Stück von Jerusalem. Beiderseits ein deutliches kleines Frenale, wie bei Jan 's Abbildung von Hom. coronelloides^ dagegen 1 Prae- und nur 1 Postoculare jeder- seits wie bei Ähl. coronella. Die Zahl und Stellung der Temporalen ist 1 -|- li ^Iso wiederum wie bei coronelhides. Die Zahl der an die Submentalen anstossenden Infralabialschilder ist abweichend von beiden Formen nur 4 — 4 statt 5 — 5. Die Anzahl der Schuppenreihen ist 17 wie bei Äbl. coronella Jan sp., während die typische Art deren nach Schlegel 15 besitzen soll. Fär- bung und der ganze Habitus verweisen die vorliegende Form aber unbedingt zu derselben Species wie unsere No. 2. — 142 — No. 2 erwachsenes Stück von Beyrut. Kein Frenale, jeder- seits 1 Prae- und 1 Postoculare. Temporalen 1 -)- 2, Zahl der an die Submeutalen anstosseuden Infralabialen 5 — -5, Schuppen- reiheu 17. Schuppenformel: No. 1: Squ. 17; G. 4, V. 127, A. 1/1, Sc. 35/35. No. 2: Squ. 17; G. 4, V. 124, A. 1/1, Sc. 25/25. Die 6 bis jetzt in der Literatur durch Jan und mich er- wähnten Exemplare dieser Schlange besitzen folgende Durch- schnittsformel : Squ. 17 (15); G. 4, V. 131, A. 1;1, Sc. 38/38. Maasse: No. 1. No. 2. Totallänge 110 259 mm. Von der Schnauze bis zur Afterspalte . 92 226 » Schwauzlänge 18 33 » Yerhältniss von Schwanz- zu Totallänge also wie 1 : 6,11 und wie 1 : 7,85. Durchschnittszahl dieses Verhältnisses bei den 6 von Jan und mir bis jetzt aus Syrien und Palästina gemessenen Stücken wie 1 : 5,78. Man keuut diese Art nur aus Syrien (Jan) und aus Palästina. Speciell wird sie erwähnt von Beyrut (Böttger) und vom Libanon- gebirge, dann von Merom, aus Galiläa (Günther) und aus Jeru- salem (Jan, Böttger). Der angebliche Fundort Morea (Jan) für Ahl. coronella dürfte vorläufig noch bis auf weitere speciellere Be- stätigung hin zu beanstanden sein. 6. Ahldbes fasciatus Jan sp. 1863. Jan, Prodromo d. Icon. gen. d. Ofidi II, Modena, S. 50 und Icon. d. Ophid. Lief. 15, Taf. 5, Fig. 2 (Eirenis). Eine mir unbekannte Art, die von der in Pholidose und Körperzeichnung ähnlichen vorigen Species schon durch die Schwanzbildung leicht zu erkennen sein dürfte. Bekannt ist dieselbe nur vom See Tiberias (Jan) in Galiläa und von Dehgirdu zwischen Schiras und Ispahan in Persien (W. T. Blanford, Eastern Persia, Bnd. II, London 1876, S. 406). — 143 — 7. Ablahes llothi Jau sp. 1863. Jan, Prodrome d. Icon. gen. d. Ofidi II, Modena, S. 49; Elenco degli Ofidi 1863, S. 49 und Icon. d. Ophid., Lief. 15, Taf. 5, Fig. 1 {Eirenis); Müller, Katalog S. 659 [Eirenis). = Ablahes modestus Günther, Palästina S. 489. Vor mir liegen 2 junge Stücke dieser anscheinend sehr distiukten Art, das eine von Haifa, von Fr. Lange gesammelt, das andre von Jerusalem, aus der Anclamer Schenkung des Herrn H. Simon stammend. Beide stimmen in Färbung und Beschil- derung fast genau mit dem von Jau abgebildeten Originalexemplar aus Jerusalem überein. Abweichend von Jan 's Abbildung ist nur die nicht ganz durchlaufende, sondern zweimal unterbrochene weisse Querbinde hinter dem Auge und das Fehlen des schwarzen Flecks auf der Kehlunterseite hinter den hinteren Inframaxillaren. Bei No. 2 sind ausserdem die Seitenräuder des Frontale gelb gesäumt und die dunklen Punkte an den Schuppenspitzen treten weniger deutlich hervor. Der Kopf ist oben etwas flacher, als ihn Jan zeichnet. Beschilderung von Kopf, Körper und Schwanz ist absolut identisch. Beide Stücke zeigen wie gewöhnhch 1 Praeoculave, 2 Post- ocularen, je ein einziges Temporale erster und eins zweiter Reihe und 7 Supralabialen, von denen das 3. und 4. das Auge berühren. 4 Infralabialen treten in Contakt mit den Inframaxillaren, deren hinteres Paar deutlich kürzer ist als das vordere. S c h u p p e u f o r m e 1 : No. 1: Squ. 15; G. 7, V. 173, A. 1/1, Sc. 40/40. No. 2: Squ. 15; G. 6, V. 183, A. 1/1, Sc. 42/42. Durchschnittszahl der Schuppeuformel von den 3 bis jetzt von Jan und mir untersuchten Stücken : Squ. 15; G. 6, V. 179, A. 1/1, Sc. 41/41. Maasse: Nr. 1. Nr. 2. Totallänge 133 247 mm. Von der Schnauze bis zur Afterspalte . 116 209 » Schwanzlänge 17 38 » Das Verhältniss von Schwanzlänge zu Totallänge wechselt demnach mit dem Alter von 1 : 7,82 (bei No. 1) zu 1 : 6,5 (bei No. 2) bis 1 : 5,64 (wie bei dem wohl nahezu erwachsenen Original- stück Jan 's). Ich stimme Jan a. a. 0., S. 49 und Müller, Katalog — 144 — S. 659 vollkommen bei, weau sie diese Schiauge als wesentlich von Ahl. modestus Mart. verschieden betrachten. Die Zahl von 15 statt 17 Schuppenreihen, der immer deutlich sichtbare schwarze Puuktfleck auf jeder Schuppenspitze, das auffällig kleine und niedere Freuale, die geringe Anzahl der Temporalen: 1 und da- hinter nochmals 1, endlich der Contakt von nur 4 Infralabialen mit den In fram axillaren und vieles andere lassen beide Formen leicht von einander trennen. Aber auch von Äbl. coUaris Menetr., wie ihn A. Strauch nach den Originalexemplareu charakterisirt, müssen wir unsere syrische Schlangenart vorläufig getrennt halten. Gemeinsam sind beiden Arten allerdings die 15 Schuppenreiheu, aber weder die Färbung und Zeichnung des Kopfes, noch auch die unserer Species zukommende grössere Anzahl der Gularen (6 — 7), die höhere Zahl der Bauchschilder (173 — 183) und die kleinere Anzahl der Sub- caudalen (40 — 42) lassen die Identität dieser beiden auch in den Fundortsangaben weit von einander getrennten Formen wahrschein- lich erscheinen. Zudem scheinen mir die Anzahl von 1 -j- 1 Tem- poralen bei Abi. Rotlii gegen 1 -)- 2 Temporalen bei Ahl. collaris, so- wie das auffallend kleine, anders geformte und gelegene Frenale und das kleine, breitere und kürzere Frontale der syrischen Art wichtige und wohl zu beachteude Unterscheidungsmerkmale darzubieten. Ich kann daher Günther nicht beistimmen, wenn er »Palästina« S. 489 bemerkt, dass er J a n ' s Eirenis Mothi für nicht specifisch verschieden von Ahl. modestus Mart. halte. Wäre aber Ahl. Rothi wirklich keine gute Art, was ich im übrigen nach meinem Vergleichungsmaterial, dem leider der ächte Ahl. collaris Menetr. noch fehlt, kaum glauben kann, so könnte er als Varietät nur zu diesem letzteren, nicht zu Ahl. modestus Mart. gestellt werden. Diese Art ist bis jetzt aus Syrien vom Libanon und Hermon, aus Galiläa (Günther), von Haiffa (Böttger) und von Jerusalem (Jan, F. Müller, Böttger) bekannt geworden. 8. Ählahes modestus Mart. sp. 1838. Jau, Elenco sist. d. Ofidi, Milano 1863, S. 47; Prodromo d. Iconogr. d. Ofidi II, Modena 1863, S. 47 und Iconogr. d. Ophid., Lief. 15, Taf. 4. Fig. 2 — 4 (Eirenis collaris var.J. = Ablabes decemlineatus Günther, Palästina S. 489. Es liegen 8 Exemplare dieser Schlange aus Syrien (H. Simon), nämlich 1 Stück von Haiffa und 7 von Jerusalem vor, die zu den — 145 — Jan 'sehen Varietäten var. inonmta, var. decemlineata Dum. Bibr. und var. quadrilineata gehören. Stücke der von A. Strauch und von Jan als Typus betrachteten Form mit scharfgezeichneten dunklen Querbinden über den Kopf fehlen jedoch bis jetzt aus Syrien. Allen syrischen Exemplaren dieser Art gemeinschaftlich sind: 1 Prae- und 2 Postocularen, 7 Supralabialen, von denen das 3. und 4. das Auge berühren, 1 Temporale erster und 2 über- einandergestellte Temporalen zweiter Reihe und 5 Infralabialen in Contact mit den Submaxillaren, deren hinteres Paar deutlich länger oder so lang ist als das vordere. Die vorliegenden Formen vertheilen sich auf folgende Varie- täten, die nur in der Färbung, nicht in der Pholidosis von ein- ander abweichen : a. var. inornata Jan. Jan, Elenco etc. S. 49; Prodromo etc. S. 49 und Iconogr. etc. Lief. 15, Taf. 4, Fig. 2 (Eirenis collaris var.). Es liegen 4 Stücke dieser Varietät vor, die aus der Gegend von Jerusalem (H. Simon) stammen und sämmtlich durch Ein- trocknen etwas gelitten haben. Nr. 1 ist durchaus J a n ' s Abbildung entsprechend gefärbt, grünlichbraun, jede Schuppe in der Mitte mit hellerem Längs- strich, ohne Kopfzeichnung und nur die Ränder der Supralabialen schwach tingirt. — Nur das rechte Praeoculare zeigt sich in der Mitte etwas eingeschnitten, das linke ist ungetheilt. Nr. 2. Aehnlich dem vorigen, aber die beginnende Längs- streifung mit hellen und dunklen Linien ist hier deutlicher zu erkennen. — Das rechte Praeocular ist in 2 über einander ge- stellte Schildchen getheilt, das linke vorn zur Hälfte eingeschnitten. Nr. 3. Färbung wie Nr. 2 ; die Längsstreifung deutlich in Hellgrau und Graubraun. Kopfzeichnungen nur schwach ange- deutet. — Praeoculare beiderseits in der Mitte vorn etwas quer eingeschnitten. Nr. 4, Junges Stück, oben olivengrau mit ziemlich deutlicher Längsstreifung, Kopfzeichnungen und Säume der Oberlippe n- sehilder deutlich, aber schwach tingirt. — Praeoculare beiderseits in der Mitte etwas eingeschnitten. 10 Nr. 2: Squ. 17; G. 3, V. Nr. 3: Squ. 17; G. 4, V. Nr. 4: Squ. 17; G. 3, V. aasse : — 146 — Schuppenformel: Nr. 1: Squ. 17; G. 3, V. 172, A. 1/1, Sc. 80/80. 170, A. 1/1, Sc. 78/78. 170, A. 1/1, Sc. 69/69. 170, A. 1/1, Sc. 72/72. Nr. 1. Nr. 2. Nr. 3. Nr. 4. Totallänge 654 589 397 275 mm. Von der Schnauze bis zur Afterspalte 498 424 300 215 » Schwauzläuge 156 165 97 60 » Verbältniss von Schwauzlänge zu Totallänge wie 1 :4,19; 1 : 3,57; 1 : 4,09 und 1 : 4,58. Diese Varietät wurde von Müller in Katalog S. 595 irr- thümlich als Species von Äbl. modestus var. decemlineafa Dum. Bibr. — wahrscheinlich verleitet durch falsche Interpretation der von Günther gegebenen Synonymie — abgetrennt, wofür ich keinen stichhaltigen Grund ausfindig machen kann. Abgesehen von der Färbung ist, wie Jan bereits richtig bemerkt hat, kein irgend erheblicher Unterschied, namentlich auch nicht in der Pholi- dose zu bemerken. Bekannt ist die var. inornata Jan bis jetzt blos von Jerusalem (F. Müller, Böttger). h. var. decemlineata Dum. Bibr. Dumeril et Bibron, Erpet. gener., Bnd. VII. S. 327; Jan, Elenco etc. S. 49; Prodromo etc. S. 48 und Icouogr. etc. Lief. 15, Taf. 4, Fig. 3 {Eirenis collaris var.); Günther, Palästina S. 489. Von dieser Varietät liegt nur ein von Jerusalem (H. Simon) stammendes Stück vor. No. 5. Die Färbung ist ganz mit der in der citirten Jan'schen Abbildung angedeuteten übereinstimmend. Der Rücken zeigt 6 deutlichere und seitlich noch je 2 weniger markirte dunklere Längsstreifen. Die Kopfzeichnung ist etwas lebhafter mit gelben Linien. — Hinteres Praefrontale in abnormer Weise beiderseits mit dem Frenale zu je einem einzigen, nach der Seite über- gebogeneu Querschild verbunden, so dass die Praefrontalen also jederseits in breiter Naht mit dem 2. Supralabiale Sutur bilden. Rechtes Praeoculare zur Hälfte schief nach oben eingeschnitten, linkes einfach. — 147 — Schuppeuformel: No. 5: Squ. 17; G. 4, V. 166, A. 1/1, Sc. 72/72. Maasse: Totallänge 611 mm. Von der Schnauze bis zur Afterspalte . . 464 » Schwanzlänge 147 » Verhältniss von Schwanzlänge zu Totalläuge wie 1 : 4,16. Diese Varietät ist jetzt vom Libanon, von Merom, aus Galiläa (Günther), von Sarona bei JaflFa (Müller) und von Jerusalem (Böttger) bekannt, dürfte also über ganz Syrien ver- breitet sein. c. var. quadrilineata Jan. Jan, Elenco etc., S. 49 ; Prodromo etc., S. 49 und Iconogr. etc., Lief. 15, Taf. 4, Fig. 4 {Eirenis collaris var.) ; F. Müller, Katalog S. 595. Es liegt ein einzelnes, gut mit der citirten Jan'schen Ab- bildung übereinstimmendes Exemplar (No. 6) dieser schönen Varietät von Haiffa (F. Lange) und 2 Stücke aus der Umgebung von Jerusalem (H. Simon) vor, die sich nur darin von dem Jan'schen Original unterscheiden, dass die braune Kopfzeichnung, namentlich bei jüngeren Stücken, sich stärker von der gelb- lichen Grundfarbe abhebt, und dass auch die Suturen der seit- lichen Kopfschilder bei ihnen lebhafter kastanienbraun hervor- leuchten. No. 6. Beiderseits ein in der Mitte deutlich eingeschnittenes, fast halbgetheiltes Praeoculare. No. 7. Linkerseits etwas eingeschnittenes, rechterseits un- getheiltes Praeoculare, No. 8. Farbenvarietät mit 14 deutlichen Läugsstreifeu, von denen die mittelsten 4 den Rückenstreifen der var. quadrilineata vollkommen entsprechen und stärker markirt sind als die heller und unter sich gleichstark gefärbten seitlichen Streifen. Man könnte die Form mit demselben Recht auch für eine modificirte var. decemlineata D. B. ansprechen. — Praeoculare beiderseits un- getheilt. Schuppen formel: No. 6: Squ. 17; G. 3, V. 174, A. 1/1, Sc. 79/79. No. 7: Squ. 17, G. 3, V. 174, A. 1/1, Sc. 76.76. No. 8: Squ. 17; G. 4, V. 160, A. 1/1, Sc. 80/80. — 148 — Maasse: No. 6. No. 7. No. 8. Totalläuge 209 476 237 mm. Von der Schnauze bis zur Afterspalte 157 361 179 » Schwanzlänge 52 115 58 » Verhältniss von Schwanzläuge zu Totalläuge wie 1 : 4,02 ; 1 : 4,14 und 1 : 4,09. Diese Varietät von Abi. modestus Mart. ist bis jetzt von der Insel Cyperu (Jan) und von Haiflfa (Böttger) und Jerusalem (F. Müller, Böttger) bekannt geworden. Die Gularen vaviiren demnach bei syrischen Stücken des Abi. modestus Mart. sp. von 3 — 4, die Ventralen von 166 — 177, das Anale ist constant 1/1 und die Subcaudalen variiren von 69/69 bis 80/80. Die Durchschnittszahl aus 9 von Jan und mir angestellten Beobachtungsreihen ergibt für syrische und cyprische Exemplare die Durchschnittsformel: Squ. 17; G. 3—4, V. 171, A. 1/1, Sc. 76/76. Ebenso variirt die Schwanzlänge, verglichen mit der Total- länge, von 1 : 3,57 bis 1 : 4,19. Die Durchschnittszahl dieses Verhältnisses nach 9 von Jan und mir angestellten Messungen ergab für syrische und cyprische Stücke 1 : 4,07. Das Vaterland dieser in Westasien verbreiteten Schlange erstreckt sich von Pjatigorsk in Ciskaukasien über ganz Trans- kaukasien und Russisch-Armenien, das Talyschgebiet, die ganze Westhälfte von Persien und die gesammten türkischen Provinzen in Asien bis im Süden über den 32 ^ n. Er. hinaus (vergl. auch Strauch, Schlangen d. russ. Reichs, S. 40). Auch an den Ufern des Euphrat (Günther) und bei Niniveh (Strauch) ist die Species gefunden worden. x\us Kleinasien kennt man sie von der Insel Chios {var. semimaculata Böttger im Offenbacher Ber. f. Naturk., 1876, S. 58, mit Abbild.), von Smyrua (Jan), Brussa und Xan- thus (Günther) und von der Insel Cypern (Jan u. a.). Aus Syrien und Palästina ist sie bekannt vom Libanon- und Hermon- gebirge, aus Galiläa (Günther), und zwar hier speciell von Merom (Günther) und Haiffa (Böttger), dann von Sarona bei Jaffa und von Jerusalem (Müller). — 140 — Oen. II. Coronella Lanr. 9. Cormella austriaca Laur. 1768. B ö 1 1 g e r, Syrien I, S. 286. Diese Species ist iu Europa, Damentlich in Mitteleuropa, sehr verbreitet, scheint jedoch in Rumelien und Morea äusserst selten zu sein und auf den griechischen Inseln zu fehlen. In Asien findet sich dieselbe in ganz Transkaukasien und dem Talyschgebirge (Strauch, Jan), hier wahrscheinlich auch bis ins persische Gebiet hinein (Blanford), dann bei Beyrut (Böttger) in Syrien und in Palästina (v. Bedriaga, Verz. der Rept. Vorder-Asiens, S. 43). Aus Afrika kennt man sie nur von Aegypten und Algerien. Subfam. b. Colubrinae. Gen, I, Coliiber L. 10. Coluber Aesculapii Host. 1790. Böttger, Syrien I, S. 286. Die Art lebt im ganzen südlichen Europa und in einzelnen klimatisch begünstigten Gegenden von Mitteleuropa. In Griechen- land ist sie noch nicht sicher nachgewiesen. Durch Trans- kaukasien geht sie bis Lenkoran (Strauch) und ist weiter bei Beyrut in Syrien von mir nachgewiesen worden. 11. Coluher quadrümeatus Pall. 1831. Böttger, Syrien I, S. 286. In Europa wesentlich in den südöstlichen und östlichen Küstenländern des Mittelmeerbeckens und in der Krym. Beson- ders häufig in Griechenland und auf den griechischen Inseln. Aus Asien von Kleinasien, speciell von der Insel Chios (Böttger), von Smyrna (Jan) und Trapezunt (Liechtenstein) und von Beyrut in Syrien (Böttger) bekannt geworden. Ihr Vorkommen in Aegypten (Sclater, Revis. list 1872, S. 349) bedarf noch der Bestätigung. Gen. II. Lytorhynclius Peters. 12. Lytorhynchus diadema D. B. sp. 1854, Peters in Mon. Ber. Berl. Akad. 1862, S. 272 ; Böttger, Syrien II. S. 61 (Simotes). Ich stimme Herrn Prof. W. Peters vollkommen bei, wenn er diese merkwürdige Schlange von dem Genus Simotes abtrennt — 150 — und zu einer eigenen Gattung verweist. Der 1863 von Jan gegebene, etwas sonderbare Name Chatachlein ist als jünger in die Synonymie zu verweisen. Das schöne, neu vorliegende Exemplar No. 3 stammt, wie die früher erwähnten Stücke, von Jaffa (H. Simon). Seine Färbung ist heller als die der Stücke No. 1 und 2, sandgelb; längs der Rückenmitte läuft eine Reihe von 37, längs der Oberseite des Schwanzes eine solche von 10 dunklen Rauten- flecken. — Praeocularen 3 — 2, zwischen den Praeocularen und dem 3. Supralabiale jederseits noch eine kleine accessorische Schuppe. Von den 8 Supralabialen berührt auf der rechten Seite das 4. und 5. den Augen rand. Alles übrige ist wie bei den früher von mir untersuchten Stücken. Schuppenformel: No. 3: Sqn. 19, G. 4, V. 169, A. 1/1, Sc. 38/38. Durchschnittszahl aus den 3 für syrische Stücke aufgestellten Formeln : Squ. 19; G. 4, V. 165, A. 1/1, Sc. 39/39. M a a s s e : Totalläuge 443 mm. Von der Schnauze bis zur Afterspalte . . 383 » Schwanzläuge 60 » Verhältniss von Schwauzlänge zu Totallänge wie 1 : 7,38. Durchschnittszahl dieses Verhältnisses bei den 3 bis jetzt aus Syrien untersuchten Exemplaren wie 1 : 6,8. Herr Akad. Dr. Alex. Strauch in St. Petersburg machte mich brieflich darauf aufmerksam, »dass diese Art in Algerien stellenweise sehr gemein sein müsse, da er im Strassburger Museum bei Schimper wenigstens ein Dutzend Exemplare von dort gesehen habe. Das Petersburger Museum besitze übrigens nur ein Stück aus Batna in der Provinz Constantine.« Angeführt wird die Art bis jetzt nur aus der an Algerien westlich angrenzenden Wüste, aus Algerien selbst von ver- schiedenen Fundorten (Strauch), aus Sennär (Peters a. a. 0.), aus Jaffa in Syrien (Böttger) und ans Persien (Dum. Bibr. und Westphal - Castelpau , Catal. d. Rept. , Montpellier 1870, S. 39). — 151 — Gen. III. Zamenis Wagl. 13. Zamenis ventrimaculatus Gray 1834. Günther, Palästina, S. 489. =: Zam. Kardini Brandt; vergl. S t r au c h, Schlangen d. russ. Reichs, S. 110 und W. T. Blanford, Eastern Persia, Bd. II, S. 414. Von deu östlich des Caspisees gelegenen russischen Landstrichen über Persien, einerseits bis Beludschistan und Bengalen, andererseits über Arabien und Palästina, wo die Art vom Todten Meer (Günther) augegeben wird, bis Aegypten. 14. Zamenis viridiflavus Latr. 1802. Günther, Palästina, S. 4S9 (atrovirens) ; Böttger, Syrien I, S. 286. Diese in Syrien und Palästina häufige, in zwei verschiedenen Farbenspielarten vorkommende Schlange liegt mir in 10 Individuen von Beyrut (Schlüter) und von Haiffa und Jerusalem (H. Simon) vor, die zu den Varietäten var. asiana m. und var. carhonaria Fitz, gehören. Meine neue Varietät asiana., zu der ich sämmt- liche nicht schwarz gefärbte Stücke aus Syrien ziehe, zeichnet sich vor var. trahalis Fall., mit der sie oberseits die meiste Aehnlichkeit hat, durch constant schwarz und gelb gewürfelte Unterseite und durch die trotz des relativ kürzeren Schwanzes bedeutendere Anzahl von Subcaudalen(108 — 115 statt 87 — 107) aus. No. 3 von Haiffa (F. Lange) ist blos im Kopf erhalten. Sie gehört zur var. asiana und bildet den üebergang von var. carhonaria Fitz, zur var. trahalis Fall. Oberseits dunkel oliven- braun mit undeuthchen, zickzackförmigen schwarzen Querbinden, deren Schuppen sämmtlich einen gelben Längsstrich zeigen, unten strohgelb, über und über schwarzgrau gewürfelt. — 2 Prae- und 2 Postocularen jederseits ; von den 8 Supralabialen grenzt das 4. und 5. ans Auge. Temporalen 2 -f 3. No. 4 von Jerusalem (H. Simon) ist der vorigen Form sehr ähnlich, aber die Grundfarbe des Rückens ist ein helles Blau- grau, so dass sich die überaus zahlreichen schwarzen, gelb- gestrichelten Querbiuden äusserst sauber und bestimmt abheben und die Schlange sehr buht erscheinen lassen. Auch diese Form ist durch die schwarz- und gelbgewürfelte Körperunterseite von der var. trahalis Fall, scharf unterschieden. Ich betrachte sie als die typische Form meiner var. asiana. — Kopfschilder genau wie bei No. 3. — 152 — No, 5, gleichfalls von Jerusalem, eutspricht in der Färbung ganz unserer No. 3, nur sind oberseits die gelben Mittelstriclie der Schuppen zahlreicher und weniger deutlich in Querbiuden geordnet, und die Körperunterseite ist fast ganz schwarz und zeigt nur 4 — 6 Längsreihen kleiner, etwas unbestimmter, drei- eckiger gelben Fleckchen. Diese Form nähert sich schon mehr der var. carhonaria Fitz. — Kopfschilder wie bei den vorigen Stücken durchaus normal. No. 6, ebenfalls von Jerusalem, gehört zur var. carhonaria Fitz, und ist oberseits wie uuterseits gleichförmig schwarz mit einem Stich ins Blaue. Nur die Kopfunterseite und die Lippen- schilder sind bis auf die Suturen strohgelb. — Kopfschilder eben- falls durchaus normal. No. 7 von Beyrut (Schlüter). Gehört gleichfalls zur var. carhonaria Fitz, und entspricht ganz der vorigen Nummer. — Praeocularen 3 — 3, indem das oberste grössere Praeocular jeder- seits in der Mitte quergetheilt erscheint. Schuppenformel: No. 3: Squ. 17 (vorn); G. 4. No. 4: Squ. 19; G. 4, V. 210, A. 1/1, Sc. — . No. 5: Squ. 19; G. 3, V. 205, A. 1/1, Sc. 109/109. No. 6: Squ. 19; G. 3, V. 211, A. 1/1, Sc. 115/115. No. 7: Squ. 19; G. 4, V. 202, A. l/l, Sc. — . Die Durchschnittsformel der 6 bis jetzt von mir genauer untersuchten syrisch-palästinischen Exemplare dieser Schlange (die Zahl 169 in Syrien I, S. 286, Zeile 15 v. unten ist verdruckt und muss 199 heissen) beträgt: Squ. 19; G. 3, V. 205, A. 1/1, Sc. 111/111. Maasse: No. 5. No. 6. Totallänge 1,146 • 1,362 mm. Von der Schnauze bis zur Afterspalte 826 971 » Schwanzlänge 320 391 » Verhältniss von Schwanzlänge zu Totallänge wie 1 : 3,58 und wie 1:3,48; während Strauch für ein gleichgrosses Exemplar der var. trahalis Fall, das Verhältniss von 1 : 3,94 berechnen lässt. Durchschnittszahl dieses Verhältnisses nach den 2 von mir für palästinische Stücke gefundenen Werthen wie 1 : 3,53. — 153 — Das Verbreitungsgebiet dieser Schiauge ist eiu sehr aus- gedehntes. In Europa geht sie von Süd-Frankreich und Süd- Tyrol über ganz Italien und seine Inseln, dann von Illyrien und Dalmatien über Ungarn und die Karpatheuländer, Slavouien und Serbien bis Griechenland und seine Inseln, sowie über ganz Süd- Russlaud und die Krym. Auch in Asien ist die Art weit ver- breitet. So kennt man Stücke aus der Levante (Olivier), von Angora (Wedekind) und Xanthus (Günther ; hier die var. asiana), von den Inseln Rhodos (Erber; hier var. carhonaria) und Cypern (Unger u. Kotschy, Jan, Günther ; hier gleichfalls var. carhonaria).^ aus Syrien (Jan) und Palästina (Müller; von hier var. carhonaria)., und zwar speciell von Beyrut (Jan, Böttger; beide Varietäten), von Merom und Galiläa (Günther ; beide Varietäten), von Haifia (Böttger ; var. asiana) und Jerusalem (Böttger ; beide Varie- täten), endlich aus Nordwest-Persien (De Filippi) und zwar speciell von Teheran und Hamadan (W. T. Blanford, Eastern Persia, Bd. II, S. 417). Nach Günther soll die Art auch in Algerien (Strauch) und in Marocco (Revis. list 1872, S. 349) vorkommen. 15. Zamenis Dahli Fitz. sp. 1826. Günther, Palästina S. 489 ; Böttger, Syrien I, S. 286 und Syrien II, S. 63. Es liegen 2 weitere Exemplare der f. collaris F. Müller, No. 8 und No. 4 von Haiffa vor, die Herr Fr. Lauge gesammelt hat. Die Schlüter'sche Sendung enthielt ein Stück aus Beyrut. Das kleine Stück No. 4 entspricht in der Färbung ganz dem früher in Syrien II beschriebenen Exemplar, das grössere zeigt nur ein einziges schwarzes Querbaud auf dem Halse. Bei No. 3 zähle ich, das Querband eingerechnet, jederseits 6 hell- umsäumte Halsflecke, bei No. 4 wenigstens 7 dergleichen und in den Zwischenräumen nochmals kleinere Fleckchen, so dass wohl 14 — 15 Fleckgruppen auf dem Halse zu erkennen sind. No. 3 zeigt keine helle Färbung der Ocularschilder, No. 4 entspricht dagegen auch hierin vollkommen dem in Syrien II beschriebenen Stück. — Kopfschuppen normal; Supralabialen 8 — 8. Schuppen formel: No. 3: Squ. 19; G. 4, V. 207, A. 1/1, Sc. 112/112. No. 4: Squ. 19; G. 3, V. 211, A. 1/1, Sc. 104/104. — 154 — Durchschnittszahl aus den 4 für syrische Exemplare auf- gestellten Formeln : Squ. 19; G. 3, V. 211, A. 1/1, Sc. 114/114. Maasse: No. 3. No. 4. Totallänge 305 544 mm. Von der Schnauze bis zur Afterspalte 227 385 » Schwanzlänge 78 159 » Verhältniss von Schwanzlänge zu Totallänge also wie 1 : 3,91 und wie 1 : 3,42. Das Durchschnittsverhältniss von Schwanzlänge zu Total- länge beträgt demnach bei den 3 von mir gemessenen syrischen Exemplaren 1 : 3,72, was der Zahl 1 : 3,69 für die mir bekannten 7 bis jetzt gemessenen Stücke dieser Schlange überaus nahe kommt. Die Art bewohnt in Europa den ganzen östlichen Theil des circummediterranen Faunengebietes und erreicht die Westgrenze ihres Verbreitungsbezirks am Ostufer des adriatischen Meeres (Strauch). Aus Asien kennt man sie von Xanthus, aus der südlich von Angora gelegenen Landschaft Haimaneh und aus Trebizond, ausserdem noch von den Inselu Rhodos (Erber) und Cypern (vergl, Strauch). Weiter findet sich die Art in ganz Syrien (Rüppell') und Palästina, namentlich bei Beyrut (Jan, Böttger, Müller), bei Haiffa (Böttger), auf dem Berg Tabor (Günther) in Galiläa und nächst Sarona bei Jafifa (F. Müller), dann in Aegypten (Jan) und schliesslich an sehr zahlreichen Punkten in Persien und in den Kaukasusländern. 16. Zamenis Bavergieri Menetr. var. nummifer Reuss 1834. Audouin etSavigny, Descript. de l'Egypte, Eept. Atl. Suppl., Taf. 4, Fig. 6 (ohne Name) ; Reuss, Mus. Senckenberg., Bd. I, S. 135 und Cat. d. Rept. d. Mus. Senckenberg., S. 16 sub III 0 4 * a b aus Syrien {Coluber nummifer) ; Günther, Palästina S. 489 {caudolineatus) ; Böttger, Syrien I, S. 28ö {Periops neglectus) ; Müller, Katalog S. 668 (Cliffordi, negleetus u. cauäaelineatus). = Periops neglectus Jan in Elenco sist. d. Ofidi, Milane 1863, S. 60. Die älteste und zugleich beste Abbildung dieser mir in 6 Exemplaren aus Syrien (H. Simon u. Schlüter), in einem Stück aus Cypern (Schlüter) und in einem Stück aus Aegypten (Mus. Senckenberg.) vorliegenden Schlange findet sich im Atlas zur — 155 — Descript. de l'Egypte, Suppl. Taf. 4, Fig. 6. Diese Figur wurde vou R e u s s richtig auf seine Col. nummifer gedeutet, welche auch nach dem mir vorliegenden Reuss'schen Originalexemplar mit den gleich zu erwähnenden syrischen Stücken vollkommen identisch ist. Diese Schlange ist lange verkannt worden und von späteren Autoren, z. B. von Günther in seinem Cat. Col. Sn. British Museum, S. 104, zu Zani. hippocrepis L. als Varietät gestellt worden. Trotz der Aehnlichkeit in Form und Färbung ist aber die constante Berührung wenigstens eines Supralabial- schilds mit dem Orbitalrand bei der vorliegenden Form ein so wichtiges Kennzeichen, dass an eine specifische üebereinstimmung zwischen ihr und Zam. hippocrepis nicht wohl zu denken ist. Dieselbe syrische Schlange stimmt aber auch überein mit J a n's Periops negledus. So weit ich weiss, hat Jan diese Form im Elenco sist., S. 60 nur auf folgende Kennzeichen begründet : »2 Praefrontalen ; 9 Supralabialen, von denen das 5. das Auge berührt; von den 23 Schuppenreihen sind die mittelsten Reihen gekielt. Cypern, Beyrut.« Das sind nun aber alles Kennzeichen, die ebenso gut auf Zam. Ravergieri Menetr. passen können, und ich glaube, nachdem ich früher die syrischen Stücke mit 3 Postocularen und 25 Schuppen reihen, J a n's Auffassung folgend, für eine wirklich eigenthümliche Species gehalten hatte, jetzt, nachdem ich Uebergänge zwischen Exemplaren mit 2 und 3 Postocularen kenneu gelernt und erfahren habe, dass die in Rede stehende Form auch mitunter blos 23 Reihen (vergl. in dieser Hinsicht auch Günther, Cat. Col. Sn. Brit. Museum, S. 104 sub Zam. hippocrepis o und p^ Xanthus) haben kann, nicht fehl zu greifen, wenn ich Zam. negledus und Ravergieri für ein und dieselbe, nur local etwas veränderte Species erkläre. Schon F. Müller kam im »Katalog« S. 668 — 670 zu dem sehr richtigen Resultat, dass diese syrische Form nur sehr schwierig und nur mit einigem Zwang unter eine der beiden genannten Species unterzubringen sei, und dass einzelne Stücke sogar selbst zu Zam. Cliffordi Schleg. sp. sehr beachtenswerthe und so nahe Beziehungen zeigten, dass die Entscheidung, zu welcher von diesen Schlangen unsere Art zu stellen sei, wirklich nicht leicht erscheint. Ich entscheide mich nach langer Ueberlegung für den Namen Zam. Ravergieri Menetr., da Günther in »Palästina« S. 489 — 156 — ausdrücklich erklärt, dass er die in Rede stehende, aus Palästina stammende Form für seinen caudolineatus (= Ravergieri Menetr.), allerdings mit constant 25 Schuppenreihen, ansehe, muss aber den obigen Ausführungen noch hinzufügen, dass auch Zam. ventrimaculatus Gray eine allerdings unwesentliche Eigenthümlich- keit besitzt, die unserer syrischen Art constant zukommt, die aber der ächten Zam. Ravergieri nach Günther's Diagnose fehlen soll. Ich meine die geradlinige Abstutzuug des Hinter- randes der Occipitaleu und das Vorhandensein von einem Paar grösserer Schilder hinten au den Seiten derselben, das unsere sämmtlichen syrisch-palästinischen und ägyptischen Stücke aus- zeichnet. Die Benennung nummifer Reuss halte ich als Varietäts- namen für die klein asiatisch-syrisch-ägyptische Localform zum Unterschied von dem von Strauch (Schlangen d. russ. Reichs, St. Petersburg 1873, S. 127) beschriebeneu Typus der Art fest. Nach F. Müller, Katalog S. 667 u. f., hat diese variable syrische Form: »Squ. 23—25; V. 199—214, A. 1 oder 1/1. Frenalia 1 — 3, Praeocularia 2 — 4, Postocularia 2 — 5. Supra- labialia 8 — 10, wovon 5 und 6 oder blos das 5. ans Auge treten. Die obersten Praeocularen berühren das Verticale, die Occipitaleu sind hinten seitlicii von grösseren Schildchen begrenzt. 2 Tera- poralia über einander in erster Reihe ; das hintere Paar Sub- mentalschilder ist durch 2 Schuppenreihen getrennt. Kielung der Schuppen 'kaum erkennbar bis deutlich. Apicalporen fehlen bei jungen Stücken; bei älteren Exemplaren 2. Die Bauch- schilder sind mehr oder weniger kantig umgebogen.« — Färbung vollkommen identisch mit der unserer No. 2 von Haiffa, weshalb ich auf diese verweisen will. »Dorsalrhouiben 52 — 57.« — ■ Die Durchschnittsformel der Schuppenreihen berechnet sich nach F. Müller für 9 syrisch-palästinische Exemplare auf »Squ. 25 (23); V. 208, A. 1 (bei ^/g der Stücke) oder 1/1 (bei Vs) und das Verhältniss von Schwanz- zu Totallänge wie 1 : 4,7 — 1 : 5.« In den folgenden kurzen Beschreibungen führe ich nur das Individuelle und das von F. Müller's ausführlichen Mit- theilungen über diese Form Abweichende auf. Es liegen mir zu genauerer Untersuchung vor : 2 junge syrische Stücke aus den älteren Beständen der Senckenberg'schen Sammlung, ein junges Exemplar von Haiffa, ein etwas älteres Stück von Jerusalem und ein Stück von Beyrut (comm. von Bedriaga). — 157 — No. 2 von Haiffa (P, Lauge) hat auf hell oliveugrauer Grundfarbe 56 dunkelgraue, hellumrandete Rautenflecke längs der Mittellinie des Rückens, die nach hinten in einen medianen Schwanzstreifen übergehen; an den Seiten steht je eine Läugs- reihe mit den Rückeumakeln alternirender Seitenflecke. Dicht über der Bauchkante steht jederseits auf etwa je dem 4, Bauch- schilde eine schwarze, auf allen Seiten von Weiss umgebene Makel ; die Mitte der Ventralen ist duukelgrau gewölkt. — Frenale 1 — 1; Praeocularia 2 — 2, das obere jederseits halb getheilt ; Postocularia 3 — 3, doch ist das unterste jederseits durch halbe Theilung mit dem 6. Supralabiale verschmolzen. Supra- labialen 9—9, von denen das 5. und 6. das Auge berühren. Die Kielung der Schuppen ist sehr stumpf und nur durch eine schwach erhöhte, die Mitte jeder einzelnen Schuppe durchziehende Längszone angedeutet. Apicalporen sind nicht zu erkennen, wie bei jungen Stücken dieser Form überhaupt. Die Occipitalen sind hinten scharf quergestutzt. No. 3 aus Syrien (gesch. von W. Roseubach 189) zeigt 51 Rückenmakeln und ist in der Färbung nicht von den beiden früher untersuchten Stücken unterschieden. — Eine accessorische Schuppe auf der Sutur zwischen hinteren Praefontalen und Ver- ticale (Anklang an die Schuppentheiluug der hinteren Praefron- talen bei Zam. Clfffordi Schleg. sp., dem auch das ungetheilte Anale entspricht!); Frenale 1 — 1; Praeocularia 2 — 2, das obere jederseits mit dem Supraoculare zu einem ringförmigen Schilde vollkommen verschmolzen; Postocularia 2 — 2. Supralabialeu wie bei No. 2. Desgl. Kielung, Fehlen der Apicalporen und Form der Occipitalen. No. 4 desgl. aus Syrien (gesch. von W. Rosenbach 1839). 59 Rückenmakeln, sonst wie No. 2. — Verticale nach vorn mit einer Spitze zwischen die hinteren Praefrontalen eingekeilt ; linkes Supraorbitale aus 2 hinter einander liegenden Schildern be- stehend. Freuaha 2—1 (die linksseitigen beiden Frenalen sind über einander gestellt); Praeocularia 3 — 3, das obere mit dem Supraorbitale jederseits zu einem ringförmigen Schilde ver- schmolzen ; Postocularia 2 — 2. Supralabialen, Kielung, Mangel der Apicalporen und Form der Occipitalen wie bei den vorigen Stücken. No. 5 halbwüchsiges Exemplar aus Jerusalem (H. Simon). 56 Rückenmakeln, sonst wie No. 2. — Frenalia 2—3, von denen - 158 — je 2 über einander gestellt sind; Praeocularia 3— 2 (d. h. rechter- seits die beiden oberen vollkommen zu einer grossen Platte ver- schmolzen); Postocularia 2 — 2. Supralabialen wie bei No. 2; Kielung schwach, nach hinten deutlicher; die beiden Apical- poren deutlich, aber sehr fein. Occipitalen wie bei den vorigen Stücken. No. 6 halbwüchsiges Stück aus Beyrut (v. Bedriaga). Zeigt 60 Rückeumakeln und weicht von den übrigen Exemplaren nur dadurch in der Färbung ab, dass die jederseits dicht über der Bauchkante stehende Fleckeureihe sich meist aus grösseren, auf 2 — 3 Bauchschilder ausgedehnten Seitenmakeln zusammensetzt. Frenale 1 — 1 ; Praeocularia 3 — 2 (das linke Praeocular oben nämlich ganz, das rechte zur Hälfte quergetheilt) ; Postocularia 2 — 2. Supralabialen, Kielung der Schuppen u. s. w. wie bei No. 2. S c h u p p e n f 0 r m e 1 : No. 2: Squ. 23; G. 5, Y. 207, A. 1/1, Sc. 80;80. No. 3: Squ. 25; G. 5, V. 209, A. 1, Sc. 82/82. No. 4: Squ. 25; G. 6, V. 211, A. 1/1, Sc. 77/77. No. 5: Squ. 25; G. 5, V. 209, A. 1/1, Sc. 91/91. No. 6: Squ. 25; G. 6, V. 214, A. 1/1, Sc. 84/84. Durchschnittszahl der 6 von mir beobachteten syrischen Stücke : Squ. 25 (23); G. 5, V. 211, A. 1/1 (1), Sc. 83/83, was sehr gut mit den von Dr. F. Müller gemachten Angaben übereinstimmt. Maasse: No. 2. No. 3. Totallänge 366 321 318 578 576 mm. Von der Schnauze bis zur Afterspalte .... 293 256 Schwanzlänge .... 73 65 Verhältuiss von Schwanzläuge zu Totalläuge also wie 1 : 5,01 ; 1 : 4,94; 1 : 5,3 ; 1 : 4,78 und 1 : 5,01. Durchschnitt dieses Ver- hältnisses wie 1 : 5,01. Für alle bis jetzt gemessenen syrischen Exemplare (15) dieser Varietät gilt demnach die Durchschnittsformel : Squ. 25 1) (selten 23); G. 5 i), V. 209 % A. 1/1 ^) oder 1, Sc. 83/83, ^) Genau dieselben Zahlen zeigt auch das ägyptische Originalstück des Zam. nummifer Reuss. No. 4. No. 5. No. 6 318 578 576 258 457 461 60 121 115 — 159 — und die Durchschuittsformel (bei 7 Exemplaren) für das Ver- hältuiss von Schwanzlänge zu Totallänge wie 1 : 4,97. Diese in der Färbung sehr constante, in der Kopfpholidose aber merkwürdig variable Form, die sich von dem ächten Zam. Bavergieri Menetr. durch die häufige Unregelmässigkeit in der Zahl der Frenalen und in der höheren Zahl der Schuppenreihen, von Zam. hippocrepis L. aber ausser anderem durch den Contact wenigstens eines Supralabialschildes mit dem Auge unter- scheidet, und der ich deshalb gleichsam als einer Zwischeuform zwischen beiden anscheinend so sehr verschiedenen Arten, von denen sie aber der ersteren näher zu stehen scheint als der letzteren, den alten und fast vergessenen Reuss'schen Namen var. nummifer belasse, scheint auf Kleinasieu, Syrien, Palästina und Aegypten beschränkt zu sein. Sie wird von Kleinasien (Rev. list. anim. liv. gard. Zool. Soc, London, Suppl. 1875, S. 45) und zwar speciell von Xanthus (Günther), dann von der Insel Cypern (Jan, Böttger), von Beyrut (Jan, Westphal-Castelnau, Böttger, Müller, v. Bedriaga) in Syrien und von Hirams Grab (Günther), von Haiffa (Böttger), von Nazareth (Günther), von Jaffa (Müller) und von Jerusalem (Günther, Müller, Böttger) in Palästina angegeben. Die grosse französische Expedition im An- fange dieses Jahrhunderts und unser altehrwürdiger Dr. R ü p p e 1 1 fanden sie in Aegypten. Im Uebrigen wird die typische Zam. Bavergieri Menetr. und ihre Farbenvarietät Zam. FedtscJienlioi Strauch in der neueren Literatur angegeben von zahlreichen Orten in Transkaukasien und von hier an über den Aralsee bis Khokaud, sowie aus ganz Persien bis zum persischen Meerbusen. Die genaueren Fundorte hat v. Bedriaga in Bull. Soc. Nat. Moscou 1879, S. 45 verzeichnet, worauf ich hier verweisen kann. Zam. hippocrepis L. sp. bewohnt dagegen von Marocco an den ganzen Nordrand von Afrika und ausserdem noch Südwest- Europa. Beide Species sind in ihrem Verbreitungsgebiete durch die var. nummifer, die genau die Mitte zwischen beiden Arten zu halten scheint, getrennt. Unsere var. nummifer ist demnach vielleicht als ursprüngliche Stammart, von der sich die beiden genannten Species als westliche und als nordöstliche Formen abgezweigt haben, aufzufassen. — 160 — Subfam. c. Natricinae. Gen. I. Tropidonotus Boie. 17. Tropidonotus natrix L. sp. 1754. Böttger, Syrien I, S. 287. Abgesehen von nahezu ganz Europa und Algerien kommt diese Art in Asien vor in ganz Transkaukasien, ganz Nord- Persieu, an der Ostküste des Caspisees, in den Kirgisensteppen und ist weiter bei Augora (Berthold) und Xanthus (Günther) in Kleinasieu, auf der Insel Chios (Böttger) und Cypern (Uuger und Kotschy, Günther), bei Beyrut in Syrien (Böttger, F. Müller in lit.) und Palästina (v. Bedriaga) beobachtet worden. 18. Tropidonotus tessellatus Laur. sp. 1768. Günther, Palästina, S. 489 (hydrus); Böttger, Syrien I, S. 287 und Syrien II, S. 64. Es liegen 2 schlechterhaltene junge Stücke aus der Umgebung von Jerusalem (H. Simon), sowie 20 schöne z. Th. erwachsene Exemplare aus Beyrut (W. Schlüter) vor. Bei syrischen Stücken dieser Art finde ich nicht selten sogar 5 — 5 Postocularen. Bei einem Beyruter Stück (coli. Schlüter No. 108) mit 3 — 3 Prae- und 5 — 4 Postocularen zeigen sich ausnahmsv/eise jederseits nur 7 — 7 Supralabialen, von denen je das 4. das Auge berührt. No. 4 und 5 aus der Umgebung von Jerusalem. Färbung wie bei No. 3. Kopfpholidose normal mit 8 Supralabialen, von denen das 4. und 5. den Bulbus berühren. No. 4 hat jederseits 2 Prae- und 3 Postocularen, No. 5 jederseits 2 Prae- und 4 Postocularen. No. 6 von Beyrut. 8—8 Supralabialen; 3 Prae- und 4 Post- ocularen jederseits. Von den Supralabialen berührt nur das 4. das Auge. No. 7 von Beyrut. Wie vorige. Würfelflecken des Bauches lebhaft schwarz und weiss ; Bauchmitte nach hinten zu ganz schwarz. Alles übrige wie bei No. 6. — 161 — S c h 11 p p e n f 0 r m e 1 : No. 4: Squ. 19; G. 2, V. 170, A. 1/1, Sc. 71/71. No. 5: Squ. 19; G. 2, V. 170, A. 1/1, Sc. 65/65. No. 6: Squ. 19; G. 1, V. 172, A. 1/1, Sc. 66/66. No. 7: Squ. 19; G. 3, V. 173, A. 1/1, Sc. 60/60. Die Dnrchschnittszahl für die 7 von mir (mit Einscbluss der var. hydriis Pall.) beobachteten Schuppeuformeln syrischer Exemplare ist : Squ. 19; G. 2, V. 170, A. 1/1, Sc. 66/66. Maasse: No. 4. No. 5. Totalläuge 313 347 mm. Vonder Schnauze bis zur Afterspalte 250 274 » Schwanzlänge 63 73 » Verhältuiss von Schwanzlänge zu Totallänge wie 1 : 4,75 und wie 1 : 4,97. Durchschnittszahl dieses Verhältnisses bei den 3 bis jetzt aus Syrien gemessenen (jüngeren) Stücken wie 1 : 5,07, während die südrussische Form dieser Art im erwachsenen Zustand 1 : 5,63 berechnen lässt. Diese Schlange ist in Süd- und Mitteleuropa weit verbreitet und scheint im allgemeinen nach Osten hin au Individuenzahl zu- zunehmen. Von ihrem Vorkommen in Algerien (A. Dum.) exis- tirt nur eine vereinzelte Angabe ; dagegen geht sie von Aegypten (Mus. Berol. et Vindobon.) über Palästina nach Syrien, wo sie zu den gemeinsten Arten gehören muss. Speciell kennt man sie dort von Jerusalem (Günther, Böttger), von Haififa (Böttger), von den Seen von Phiala und Merom (Günther) in Galiläa und von Beyrut (Böttger, F. Müller in lit.). Weiter findet sie sich auf den Inseln Cypern (Unger und Kotschy) und Rhodos (Erber), in den Euphratgegenden (Günther) und in Kleiuasien (Dum. Bibr.), wo sie speciell vom Festlande von Troja (Jan) und von Trebizond (Lichteustein) angegeben wird, üeber Persien (Dum. Bibr., De Filippi, Blauford) geht sie dann ins asiatische Russland, wo sie von den an das Schwarze, Asow'sche und Caspische Meer angren- zenden Gouvernements an bis nach Ost-Turkestan , ja östlich wahrscheinlich sogar bis ins Altai-Gebirge sich verbreitet (vergl. Strauch). 11 — 162 — Fam. V. Psammophidae. Gen. I. Coelopeltis Wagl. 19. Coelopeltis lacertma Fitz. sp. 1826. Günther, Palästina S. 489; Böttger, Syrien I, S. 287; vergl. auch Strauch, Schlangen d. russ. Reichs, S. 179 und Jan, Iconogr. d. Ophid., Lief. 34, Taf. 1, Fig. 2, 2d und 3f. Zur Untersuchung standen 1 Exemplar (No. 3) aus .Jerusalem (H. Simon), 2 Exemplare aus Cypern (No. 4 uud 5) uud 1 Exem- plar (No. 6) aus Beyrut (W. Schlüter), welch' letzteres seiner Färbung wegen zur var. Neumeyeri Fitz, zu zählen ist. No. 3 von Jerusalem. Trotz der auffalleud hohen Zahl von 20 Läugsschuppenreiheu, die das Stück in der Körpermitte auf- zuweisen hat, kann ich doch weder in der Färbung, noch in der Pholidosis sonst einen genügenden Unterschied der vorliegenden von den mir sonst aus Syrien bekannten Formen dieser Art finden. — Das Thier ist durchaus von typischer Tracht, analog gezeichnet wie die oben citirte Jan' sehe Abbildung uud in der Form der Kopfschilder namentlich mit Fig. 3f ganz überein- stimmend, iudem sich 2 etwa gleich grosse, hinter einander lie- gende Frenalen zwischen Nasale uud Praeocular eingeschoben zeigen. 2 Postocularen jederseits, 8 Supralabialeu, von denen das 4. und 5. das Auge berühren. No. 4 und 5 von Cypern. Beide durchaus normal gefärbt. No. 6 von Beyrut gehört zur var. Neumeyeri Fitz. Es ist oben ganz einfarbig olivenbraun, unten gelbgrüu, graulich längs- gewölkt. Schuppen forme 1: No. 3: Sqa. 20; G. 3, V. 173, A. 1/1, Sc. 96/96. No. 4: Squ. 17; G. 2, V. 167, A. 1/1, Sc. — No. 5: Squ. 17; G. 3, V. 163, A. 1/1, Sc. 83/83. Durchschnittszahl der Schuppeuformel der 5 bis jetzt von mir aus Syrien untersuchten Exemplare von G. lacertind: Squ. 17 (20); G. 3, V. 168, A. 1/1, Sc. 83/83. Maasse : Totallänge von No. 3 ...... 524 mm. Von der Schnauze bis zur Afterspalte . 399 >• Schwanzlänge 125 » Verhältniss von Schwauzläuge zu Totalläuge wie 1 : 4,19. — 163 — Man kennt diese verbreitete Schlange von sä mmtlichen Küstenländern des Mittelmeeres. Sie dringt einerseits bis Portusfal und an die Nordküste von Afrika, andererseits bis Arabien, Persien und Trauskankasien vor (Stranch). Aus Afrika kennt man sie vom gauzen Nordrand von Aegypten an bis nach Marocco und bis nach Westafrika. Aus Asien wird sie augegeben aus der Levante (Dum. Bibr.), von der Insel Chios (ßöttger) und von Cypern (Günther in Proc. Zool. Soc. 1879, S. 741; Böttger), weiter aus Syrien und Palästina, nud zwar speciell von Beyrut (Böttger, F. Müller), ans Galiläa (Günther), von Sarona bei Jaffa (F. Müller) und aus der Umgebung von Jerusalem (Günther, Böttger), sowie endlich von Moilah in Arabien (Rüppell). Sodann kennt man sie von Teheran in Persien (Jan) und von zahlreichen, namentlich südlichen Fundpuukten in Trauskankasien (Strauch). Gren. II. Psaiumophis Boie. 20. Psammophis nionüiger Daud. sp. var. hierosolymitana Jau 1870. Böttger, Syrien II, S. 65. Wiederum liegen 3 Stück dieser, abgesehen von der Färbung in der Hauptsache mit var. punctata Dum. Bibr. (Icon, gen. Bnd. VII, S. 896) übereinstimmenden Form vor mir, von denen 2 von Jaffa, ein Kopf dagegen von Haiffa stammen. 3 Exemplare aus Beyrut enthielt auch die Schlüter' sehe Sendung. Die Färbung der neuen Stücke stimmt genau mit der bei mir unter No. 1 beschriebeneu, doch ist bei den beiden Exem- plaren von Jaffa die Kopfunterseite vollkommen uugefleckt wie bei dem Typus vou Psam. moniliger Daud. Nicht alle syrisch- palästinischen Exemplare aber besitzen, wie wir sogleich sehen werden, 9 statt der gewöhnlichen 8 Supralabialen, so dass ich mit Jau als sehr wahrscheinlich annehmen möchte, dass Psam. punctatus Dum. Bibr., welchem von Peters (Mon.-Ber. Berl. Akad. 1862, S. 272) auf Grund der Zahl der Oberlippeuschilder der Rang einer Species eingeräumt wird, nur als Localvarietät Arabiens, Aegyptens und des Sennär aufzufassen ist. No. 3, Kopf eines jungen Stückes von Haiffa, zeigt 9 — 9 Su- pralabialeu, von denen das 5, und 6. im Contact mit dem Auge stehen. Jederseits 2 Temporalen erster Ordnung. Nasale wie gewöhnlich zwischen 2 Schildcheu. — 1G4 — No. 4 von Jaffa zeigt gleichfalls 9 — 9 Supralabialen, von denen aber jeclerseits das 4. ganz deutlich nur als eingeschoben betrachtet werden ruuss. Von den Supralabialen tritt das 5. und 6. in Berührung mit dem Auge. Ausserdem zeigt sich rechts eine abnorme Theilung des 5. Supralabials im Siuue der Längsrichtung des Thieres. Temporalen und Nasalen wie oben, No. 5 ebenfalls von Jaffa und bis auf die Färbung der Kopf- unterseite mit No. 3 in Grosse und Farbeuzeichnuug ganz über- einstimmend, hat jederseits nur 8 — 8 Supralabialen, von denen das 4. und 5. mit dem Auge in Contact stehen, also ganz wie bei dem typischen Psam. moniliger Daud. An eine Trennung von den übrigen 7 mir bekannten syrisch-palästinischen Exem- plaren kann aber infolge der absoluten Uebereinstimmung in allen übrigen wichtigeren Kennzeichen gar nicht gedacht werden. Tem- poralen und Nasalen wie oben. S c h u ]) p e n f o r m e 1 : No. 3: Squ. 17; G. 3. No, 4: Squ. 17; G. 4, V. 166, A. 1/1, Sc, 115/115, No. 5: Sqn, 17; G, 4, V, 169, A, 1/1, Sc, 120/120. Durchschnittszahl dieser Formel bei den (5) bis jetzt von mir aus Palästina untersuchten Exemplaren dieser Varietät : Squ. 17; G. 3—4, V. 168, A. l/I, Sc. 119/119. Maasse: Nr, 4, Nr. 5, Totallänge 709 456 mm. Von der Schnauze bis zur Afterspalte , 470 306 » Schwauzlänge 239 150 » Verhältniss von Schwanzlänge zu Totallänge also wie 1 : 2,97 und wie 1 : 3,04. Durchschnitt dieses Verhältnisses wie 1 : 2,9, Psam. Leithi Günth. aus Persieu und Beludschistau ist nach V\^, T, Blanford's Beschreibung (Eastern Persia Bd. IT, S. 421) wohl sicher eine von der vorliegenden abweichende Species. Man kennt die var. hierosolymitana Jan bis jetzt nur aus Asien und zwar von Beyrut (Böttger), Haiffa und Jaffa (Böttger) und Jerusalem (Jan). Die var. punctata D. B. wird dagegen aus der Levante (Olivier) und aus Arabien (Dum. Bibr.) und hier speciell von Tor aus dem peträischen Arabien (= lacrymans Reuss, leg. Rüppell) angegeben. Aus Afrika kennt man sie von Aegypten (Dum. Bibr., Jan u. a.) — 165 — Die typische Form von Pscon. moniligcr Daud. sp. wird, ab- gesehen von zahlreichen Fiiudorteu in West-, Nord- nud Nordost- Afrika, aus Asien bis jetzt nur erwähnt von Beyrut (Jan) in Syrien. Farn. VI- Dipsadidae. Gen. I. Tarbophis Fleisclnn. 21. Tarhopliis vkax Fitz. sp. 1826. Günther, Palästina S. 489 (Tacliymenis) ; B ö 1 1 g e r , Syrien I, S. 287 und Syrien II, S. 67. Wiederum liegen 4 Exemplare dieser in Syrien und Palästina ungemein häufigen Schlange von Haiffa (F. Lauge) und von Jerusalem (H. Simon) vor. Von No. 4 aus Haiflfa wurde blos der Kopf eingeschickt. Bräuulichgrau ; Kopfunterseite an den Suturen der Infralabialen schwarz; Gulareu an ihrem Hinterende häufig mit schwarzem Punktfleck. — Supralabialen 8—8; ein keilförmiges Temporal- schild tief nach unten zwischen das 6. und 7. Supralabiale ein- geschaltet. No. 5 von Jerusalem. Auffallend hell, saudgelb gefärbt, sonst der in »Syrien II« S. 67 beschriebenen Form durchaus analog mit 23 Rücken- und 9 Schwanzmakelu ; die Unterseite dem Rücken gleich gefärbt mit schwarzen Würfelfleckeu. — Supralabialen wie bei No. 4. No. 6 von Jerusalem. Wie die vorige, aber mit fehlendem Occipitalstreif und schwächer graulich punktirten Kopfschilderu. 29 Rücken- und 14 Schwanzmakelu. — Supralabialeu wie oben. No. 7 von .lerusalem, entspricht in der Färbung genau unserer No. 4, doch fehlt der Occipitalstreif und die erste Rückenmakel ist auffällig in die Länge gezogen. 23 Rücken- und 10 Scliwauz- makeln. — Supralabialen wie oben; das Frenale aber stösst nicht ans Auge, sondern wird durch das nach unten verlängerte Praeoculare von demselben beiderseits abgedrängt. S c h u p p e n f o r m e 1 : No. 4: Squ. 19; G. 5. No. 5: Squ. 19; G. 4, V. 181, A. 1/1, Sc. 52/52. No. 6: Squ. 19; G. 4, V. 186, A. 1/1, Sc. 45/45. No. 7: Squ. 19; G. 4, V. 181, A. 1/1, Sc. 57/57. — 166 — Die Dnrclischnittszahl für die (6) von mir beobachteteu Schuppenformelu syrischer Exemplare ist : Squ. 19; G. 4, V. 189, A. l/l, Sc. 56/56, wobei zu berücksichtigen ist, dass in seltenen Fällen auch theil- weise einfache Subcaudalschilder auftreten können. Somit haben die syrisch -palästinischen Exemplare dieser Schlange coustant weniger Bauchschilder (176 — 207) als nament- lich die südrussischeu (207 — 215), die auch fast regelmässig ein ungethöiltes Anale besitzen, so dass eine Abtrennung dieser Form als f. syriaca wohl gerechtfertigt sein dürfte. Maasse: Nr. 5. Nr. 6. Nr. 7. Totalläuge 462 512 564 mm. Von der Schnauze bis zur Afterspalte 391 423 471 » Schwanzlänge 71 89 93 » Verhältniss von Schwanzläuge zu Totalläuge wie 1 : 6,51 ; 1 : 5,78 und 1 : 6,06. Durchschnittszahl dieses Verhältnisses bei den (4) bis jetzt aus Syrien gemessenen Stücken wie 1 : 6,05, nach den (9) über- haupt von dieser Schlange bekannten Messungen aber fast genau ebensoviel, nämlich 1 : 6,04. Tarh. vivax bewohnt ausschliesslich den östlichen Theil des Mittelmeergestades und geht in Europa westlich nicht über das adriatische Meer hinaus. In Afrika bewohnt sie das nördliche Aegypten. Aus Asien ist diese Art bekannt von Brussa und Xauthus in Kleinasien und von der Insel Rhodos (vergl. A. Strauch) und Cyperu (hier mit 21 Schuppenreihen; vergl. Günther, Ann. ]^at. Hist. (5), Bd. 5, S. 436). In Syrien und Palästina lebt die Art bei Beyrut und Haiffa (Böttger), auf dem Berg Tabor (Günther), bei Jaffa (Böttger) und bei Sarona nächst Jaffa (Müller), sowie bei Jerusalem (Günther). Endlich ist sie in Transkaukasien weit verbreitet und geht auch noch nach West-Persien hinüber (Strauch). Farn. VII. Erycidae. Gen. I. Eryx Dand. 22. Eryx jaculus L. sp. 1754. Günther, Palästina S. 489; Böttger, Syrien I, S. 287. lu der Seh lü ter'schen Sendung befanden sich zwei weitere Exemplare von Beyrut, welche durch frische Färbuug und schöne ~ 1G7 — Fleckeuzeichnuug sich auszeichneten und der Abbildung in Jan's Icon. d. Ophid., Lief. 4, Taf. 2, Fig. 1 sehr gut entsprechen. S c h u p p e n f o r m e 1 : Nr. 2: Squ. 44; G. 13, V. 179, A. 1, Sc. 27. Nr. 3: Squ. 46; G. 15, V. 178, A. 1, Sc. 22. Die Durchschnittszahl für die (3) von mir beobachteten Schuppeuformelu syrischer Exemplare ist : Squ. 46; G. 14, V. 177, A. 1, Sc. 21. Aus Europa ist diese Schlange nur bekannt von Griechen- land und seinen Inseln ; aus Afrika von Algerien, Aegypten, Nubien, Seunär, Darfur und bis ins östliche Sudan. In Asien kennt mau sie aus Transkaukasien und den Caspiländern, von wo sie bis in die Bucharei und nach Persien und Afghanistan (Strauch) geht, dann aus Kleinasien, vi^o sie speciell bei Xanthus (Günther) gefangen wurde, aus Beyrut in Syrien (Böttger), aus Galiläa in Palästina (Günther) und aus Arabien (Dum. Bibr.). Farn. VIII. Viperidae. Gen. I. Vipera L. 23. Vipern eupkratica Mart. 1838. Martin, Pioc. Zool. Soc. London 1838, S. 82; Günther, Palästina S. 489; Böttger, Syrien I, S. 288 (lehetina L. := mauritanica Guicb. sp.). Diese namentlich von A. Strauch, Schlangen des russ. Reichs, S. 221 und Taf. VI. eingehend behandelte Giftschlange liegt mir in einem schönen Exemplar von Beyrut (Schlüter) vor, das ganz mit den früher a. a. 0. kurz charakterisirten beiden syrischen Stücken übereinstimmt. Von der S traue h'schen Be- schi-eibung dieser Art weicht das Exemplar nur unwesentlich in folgenden Merkmalen ab: Die beiden mittleren Rückenmakeln laufen meist zu einer einzigen queren Makel zusammen und sind auch auf dem Schwänze noch deutlich. Die Wolkenflecke der Unterseite sind sehr schwach entwickelt. — Jederseits ein langes Suprauasale; der Raum zwischen diesen Schildern vorn nur durch 2 neben einander liegende Schuppen ausgefüllt. Das Praenasale ist zur unteren grösseren Hälfte mit dem Nasale verschmolzen. Supraorbitalen zähle ich jederseits 5; keines wesentlich grösser als die übrigen — 168 - Kopfschuppen. Auge von einem Kranz von 16 — 18 Schuppen umgeben und durch 3 Schuppenreiheu von dem 4. und 5. Supra- labiale getrennt. Supralabialen 10 — 10, das 4. weitaus am grössten. lufralabialen 13 — 13. Schuppeufo rmel: Nr. 3: Squ. 25; G. 4, V. 167, A. 1, Sc. 44/44. Syrische Stücke dieser Art (2) zeigen die Durchschnittsformel: Squ. 25; G. 3 — 4, V. 165, A. 1, Sc. 44/44. A. Strauch lässt S. 280 als Durchschuittsformel für V. euphratica Mart. überhaupt berechnen: Squ. 25 (26); G. — , V. 170, A. 1, Sc. 46/46. M a a s s e von Nr. 3 : Totallänge 861 mm. Von der Schnauze bis zur Afterspalte 749 » Schwanzläuge 112 » Verhältuiss von Schwanzlänge zu Totallänge wie 1 : 7,69, während Strauch' s Messung eines sehr alten Thieres 1 : 8,59 ergibt. Die Art findet sich von Transkaukasieu an über Persien, das Euphratthal, die Insel Cypern (Günther), Beyrut in Syrien (Böttger) und Galiläa (Günther) bis Aegypten und Algerien (Strauch). Nach brieflicher Mittheilung des Herrn Dr. J. von Bedriaga kommt die Species auch in Europa, nämlich auf der griechischen Insel Milo vor, wo sie von demselben selbst gefangen wurde. 24. Vipera xanfhina Gray 1849. Günther, Palästina S. 489. Bekannt von Transkaukasieu und Persien, von Kleiuasieu, wo sie mehrfach bei Xanthus (Gray) erbeutet wurde, der Insel Cypern (Forskäl) und von Galiläa (Günther) uud in einer sehr interessanten Varietät von Saroua bei Jaffa (F. Müller) in Palästina. 25. Vipera ammoäytes L. sp. 1758. Günther, Palästina S. 489. Diese in den Mittelmeergegeuden verbreitete Schlange lebt nahezu im ganzen Süden von Europa bis Transkaukasieu, ausser- — 160 — dem aber auch iu Kleinasieu, in Syrien, wo sie uameutlieh im Libauongebiet (Günther) häufig ist, und in Algerien (Strauch) und Marocco (Rev. hst Zool. Gard. 1872, S. 356). Eine sichere Fund- ortsaugabe aus Aegypten existirt noch nicht, doch ist ihr Vor- kommen daselbst in hohem Grade wahrscheinlich. 26. Vijjcra cerasies L. sp. 1758. A. Strauch, Synops. d. Viperiden, St. Petersburg 1869, S. 112. In den am Nordrande der Sabara und der libyschen Wüste gelegeneu Ländern, in der Wüste selbst, dann iu Aegypten, im peträischen Arabien und in Syrien (Shaw). Speciell wird die Art aus Arabien erwähnt vom Wege nach dem Berg Sinai (Strauch) und von Arabah, südlich dem Todteu Meere (Strauch), so dass ihr Vorkommen auch weiter nördlich in Palästina überaus wahrscheinlich ist. Gen. II. Echis L. 27. JEcJiis arenicola Boie 1827, Günther, Palästina S. 489. Bekannt von Algerien bis Aegypten und Abessynieu (Strauch); dann in Arabien (Schlegel), am Todten Meer in Palästina (Günther), in Persieu und in den Aralo-Caspischeu Steppen (Strauch). O V d n, II. Lac er tili a. Farn. I. Amphisbaenidae. Gen. 1. Amphisbaena L. 28. Ämphishaena cinerea Vaud. 1780. Unger und Kotschy S. 573. In Europa auf der pyreuäischeu Halbinsel, in Afrika in Ma- rocco. Aus Asien von Kleinasieu (Wallace, Verbreit. d. Thiere IL, 1876, S. 430) und von den Inseln Pihodos (Erber) und Cypern (ünger und Kotschy) erwähnt. — 170 — Farn. n. Lacertidae. Gen. I. Lacerta L. 29. Lacerta viridis Laur. 17G8. nncl var. strigata Eichw. 1831. Günther, Palästina S. 488; Gray, Cat. of Lizards Brit. ]»Ius., S. 31 und 32. Es befindet sich in der S clil üte r'sclieu Seudnng ein präch- tiges Exemplar dieser Art von Beyrut, das ich für unser Museum erworben habe. Von dalmatinischen und portugiesischen Stücken unterscheidet sich das vorliegende in folgenden Kleinigkeiten : Die Grundfarbe ist heller, mehr spangrün, so dass sich die schwarzen Spritzfleckchen lebhafter davon abheben; die Fleckchen der Kopfoberseite sind rundlicher als selbst bei dalmatinischen Stücken und heben sich hier und an den Kopfseiten ebenfalls lebhafter ab. Die schwarzen Flecken des Schwanzes sind grösser, rundlicher und stehen, mehr vereinzelt. Die gelben Körperseiteu und die Gliedmaassen sind von unten gesehen sparsam mit schwarz bespritzt. — Die Pholidose stimmt besser übereiu mit dalmatinischen Exemplaren als mit portugiesischen. So ist ein langes gebogenes Temporale vorhanden, das den portugiesischen Stücken fehlt. Die Rückenschüppchen sind relativ noch etwas grösser als bei dalmatinischen Exemplaren, während die portugiesische Form ent- schieden kleinere Rückenschuppen trägt. Zwischen Frenooculare und 5. Supralabiale findet sich jederseits nur ein Schildchen. Auf dem relativ etwas langen und schmalen Kopf ist das Fron- tale und das Interparietale länger als gewöhnlich und das Inter- parietale und Occipitale sind zugleich wesentlich schmäler als sonst. Das Occipitale ist auffallend klein und misst etwa % der Länge des Interparietale und V^ der Länge des Frontale. 8 Supra- labialeu jederseits, von denen das 5. das Auge berührt. Sub- mentalen wie bei den dalmatinischen Stücken. Collare aus 7 grossen und einigen kleineren Schuppen bestehend. * 3 Rückenschuppen- reihen kommen etwa auf die Läuse eines Bauchschilds. Quer- reihen von Bauchschildern vom Collare an 27 (nach v, Bedriaga's Methode gemessen 24). Man kann bei dieser syrischen Form eigentlich nur von 6 Längsreihen von Bauchschilderu sprechen, da die äusserste (7. und 8. Reihe) sich in Grösse fast gar nicht von den austossenden Seitenschüppcheu unterscheidet. Schenkel- — 171 — poveu 20 — 20 (bei dalmatinischen Stücken oft nur 14—14, bei portugiesischen sogar nur 12 — 12). M a a s s e : Totalläuge 276 mm. Von der Schnauze bis zur Afterspalte . . 111 » Schwanz (regenerirt) 165 » Kopflänge 25 » Kopf breite 15 » Verhältniss von Kopfbreite zu Kopflänge wie 1 : 1,67. Abgesehen von ganz Südeuropa und stellenweise auch von Mitteleuropa lebt diese Art von Griechenland an über die Cycladen und Sporaden bis Kleinasien, wo sie speciell von Xanthus (Gray) erwähnt wird, Syrien, Palästina, Persien und Transkaukasien (von Bedriaga}. Aus Palästina kennt sie Günther von Moroni, dem Berg Hermon und Jerusalem. Die var. strigata Eichw. wird von Dalmatien über Griechen- land bis Transkaukasien, Persieu, hier namentlich von Astrabad und Schiras (W. T. Blanford), Kleinasien und Syrien (Gray) an- gegeben. Auch Hr. Dr. F. Müller (in lit.) erhielt sie von Beyrut. In Nordafrika scheint Lac. viridis zu fehlen ; von Algerien wird sie zwar mehrfach angeführt, doch scheint auch mir dieses Vorkommen nicht ganz einspruchsfrei. 30. Lacerta murcüis Laur. 1768 var. fusca v. Bedr. u. var. iieapolitana v. Bedr. Günther, Palästina S. 488; v. Bedriaga, Herpetol. Studien im Arch. f. Naturgesch. 1878 u. 79. Lac. muralis var. fusca v. Bedr. ist in Asien in Transkau- kasien, Türkisch-Armenien, im nördlichen Theil Persiens, in Klein- asien, bei Beyrut in Syrien (Günther) und auf der Insel Cypern (Unger u. Kotschy) constatirt worden. Die var. neapolitana von Bedr. dagegen ist, abgesehen von ihren europäischen Fundpuukten, in Asien auf die Insel Cypern und auf Kleinasien beschränkt. Sonst lebt die Art noch in ganz Südeuropa, in einzelnen Theilen von Mitteleuropa und in Algerien (fusca) und Tunis (neapolitana). — 172 — 31. Lacerta juäaica Cameraiio 1879, Camerano, Atti d. Accad. d. Scienze d. Toi'ino, Bd. 13; v. Bedriaga im Archiv f. Naturgescli , Bd. 46, I. 1880, S. 270. Vou dieser uDserer Lac. muralis recht nahe steheudeu imd wohl auch von früheren Autoreu mit ihr coufundirten Eidechse liegen 2 jüngere Exemplare aus der Umgebung von Jerusalem (H. Simon) und ein prachtvolles Stück aus Beyrut (W. Schlüter) vor. In der Schlüter 'sehen Sendung befanden sich ausserdem noch 23 Stücke von dem letztgenannten Fundort. Schon Camerano hat auf die grosse Aebnlichkeit dieser Art auch mit Lac. Danfordi Günther (Proc. Zool. Soc. 1876, S. 818 m. Holzschn.) vom Sebil Bulgar Dagh im cihcischen Taurus auf- merksam gemacht. Doch Ulsst das gänzliche Fehlen des Masseter- schildes bei dieser letzteren Art, das auffallend schmälere Occi- pitale und das Vorhandensein von 6 Paaren von Submentaleu, von denen 4 in der Mittellinie sich berühren, im Verein mit der etwas abweichenden Färbung doch eine specifische Verschiedenheit immerhin nicht unmöglich erscheinen. Den genauen Mittheilungen Camerano's und v. Bedriaga's habe ich kaum noch etwas beizufügen, doch sei bemerkt, dass die Zeichnung des letzteren auf Taf. XI. Fig. 3, namentlich was die Schnauzenspitze anlangt, nicht ganz glücklich ausgefallen ist. No. 1 von Jerusalem. Färbung oben einfarbig graugrün, unter der Epidermis schön grünblau, links und rechts vom Ohr an mit einer schwärzlichen, gelbweiss eingefassten Seitenbiude, auf der sehr feine, weissliche Punktfleckchen zu sehen sind. Unterseite hell blaugrüu, einfarbig; Kehle lebhaft himmelblau. — Jederseits 2 über einander gestellte Nasofrenalen. Occipitale breiter als lang, ein Paralleltrapez bildend. 5 vordere Supralabialeu ; grosses Massetericum. Rückeuschuppen nach hinten zu schwach gekielt. Vom Collare bis zur Analgegend 2(3 grössere Querreiheu von Bauchschildern. Schenkelporen 21 — 22. No. 2 von Jerusalem. Färbung wie No. 1, aber die dunkeln Seitenbänder beginnen schon am Auge, die hellen Flecke inner- halb dieser letzteren sind grösser und unter der Seiteubinde zeigt sich noch eine zweite, ihr parallel laufende, graulich gefärbte Längsbinde. — Links 4, rechts 5 vordere Supralabialeu. Alles übrige wie bei der vorigen. Schenkelporen 16—18. — 173 — No. 3 von Beyrnt. Färbuug höchst elegant, obeu eiufarbig hell spaugrüu mit tiefschwarzer, hellumraudeter Läugsbiiide au den Seiteu. Darin stark abstechende spaugrüne Augenfleckchen. Schwanz uugefleckt. — Jederseits 2 über eiuauder gestellte Naso- frenalen. Occipitale breiter als laug, ein au den Ecken verrundetes Dreieck darstellend. 5 vordere Supralabialeu jederseits ; grosses Massetericum. Kopfschilder, wie gewöhnlich in vorgerückterem Alter, durch zahlreiche Unebenheiteu riigos. Tympanale jederseits aus 2 länglicheu, gebogeueu Schildchen bestehend. Rückeuschuppen sechseckig, schwach gekielt. 26 Querreiheu von Bauchschilderu. Collare aus 11 Schildern bestehend. Schenkelporeu 18 — 19. Andere der zahlreich von Beyrat vorliegenden Exemplare sind auf dem Rücken grau, oft mit einem Stich ins Kupferrothe, eiu- farbig oder verloschen schwarz gepunktet oder gefleckt. Das dunkle Seitenband ist aber allen vorliegenden Stücken gemeinsam. — Vordere Supralabialeu zähle ich bald 5, bald 4, doch ist die Zahl 5 die bei weitem häufigere. Stets 2 über einander gestellte Nasofrenalen. Maasse: No. 1. No. 2. No. 3. Totallänge 178 128,5 194 mm. Von der Schnauze bis zur Afterspalte 55 45,5 69 » Schwanzlänge 123 (regen.) 125 » Kopflänge 16 12 18 » Kopfbreite 10 7,5 12,5 » Verhältuiss von Schwauzlänge zu Totallänge wie 1 : 1,45; 1 : 1,54 und 1 : 1,55. Durchschnittszahl dafür bei (5) guterhalteneu von V. Bedriaga und mir uutersuchten Exemplaren 1 : 1,51. Verhältuiss von Kopfbreite zu Kopflänge im Mittel wie 1 : 1,52. Gefunden wurde die Art bis jetzt nur in Palästina (Camerauo, V. Bedriaga), Syrien und auf Cypern (Camerano). Speciell wird sie angegeben von Beyrut (v. Bedriaga, Böttger, F. Müller in lit.), aus dem Libanongebirge (Camera no) und von Jerusalem (Böttger)^ 32. Lacerta Tristrami Günth. 1864. Günther, Palästina S. 491. Bis jetzt nur aus dem Libanongebirge in Syrien bekannt. 33. Lacerta agilis L. 1758. Günther, Palästina S. 488 ßaevis); Ungar und Kotschy, S. 573. üeber gauz Europa mit Ausschluss von Italien, des mittleren und südlichen Dalmatiens und der Balkanhalbinsel verbreitet. In — 174 — Asien findet sich die Art nur iu Trauskaukasien (Poti), auf der Insel Cypern (ünger u. Kotschy) und (als L. laevis Gray bezeichnet) bei Jerusalem und dem Todteu Meer (Günther). Fehlt in Afrika. 34. Lacerta vivipara Jacq. 1787. ünger u. Kotschy, S. 573. Findet sich in ganz Europa mit Ausschluss des südlichen und mittleren Italiens und der pyrenäischeu und griechischen Halbinsel. Ihr Vorkommen auf Cypern (ünger u. Kotschy) steht ganz vereinzelt und bedarf noch der Bestätigung. 35. 'i Lacerta deserti Günth. 1859. Günther, Proc. Zool. Soc. 1859, S. 470 und Palästina S. 488. Diese schwerlich zur Gattung Lacerta gehörige, merkwürdige mir leider unbekannte Art wird von Günther aus der Wüste südlich von Algerien und Tunis und vom Libanon in Syrien an- gegeben. Gen. II. Ophiops Menetr, 36. Ophiops elegans Menetr. 1832. Günther, Palästina S. 488; Böttger, Syrien II, S. 70; Blanford, Eastern Persia IL, S. 367. Es liegen von Haiffa 2 (F. Lange), von Jerusalem 8 (H. Simon), von Beyrut 16 (W. Schlüter) Stücke dieser iu Syrien und Palästina häufigen Art vor. Bei sämmtlichen Stücken von Beyrut und Jerusalem sind die beiden über einander gestellten Nasofrenalen getrennt, bei den beiden Haiflfaer Exemplaren aber in ein einziges Schildchen ver- schmolzen, so dass bei dieser Species also entweder nur 1 oder auch 2 Nasofrenalia jederseits zu beobachten sind. Im übrigen finde ich keinen Unterschied von den früher von mir von Haifta be- schriebenen 5 Stücken und von Blanford's Beschreibung per- sischer Exemplare. Junge Stücke sind tiefschwarz, jederseits mit zwei blendend weissen Seiteustreifen ; Kopf und Schwanz bräunlichgran. No. 6 von Haifta hat die gewöhnliche Färbung. Die beiden Nasofrenalen in ein Schildchen verschmolzen. Das Präoculare fehlt hier beiderseits. Nur C Ventralschilderreihen, 9 — 10 Schenkelporeu. — 175 — No. 7 von Haiffa. Gauz juuges, schwarz und Aveiss lebhaft gestreiftes Stück. Nasofrenaleu wie bei No. 6. Nur G crrössere Ventralschilderreihen. ? — 9 Scheukelporen. No. 8 von Jerusalem. 2 Nasofrenaleu jederseits. Aeussere Reihe der 8 Ventralschilderreihen wenig in Grösse von den benach- barten Seitenschuppen verschieden. 10 — 10 Schenkelporen. No. 9 desgl. wie vorige. 9 — 9 Scheukelporen. No. 10 desgl. 8 deutliche Ventralschilderreihen. 10 — 10 Scheukelporen. No. 11 desgl. Schwanz verletzt. 9 — 9 Scheukelporen. No. 12 desgl. Schwanz verletzt. 10 — 9 Scheukelporen. No. 13 desgl. Jugeudforui. Die hellen Seiteustreifeu ziemlich stark markirt. Schwauz verletzt. No, 14 desgl., aber die Rückeumitte blaugrün, die Seiten grünschwarz, die Seiteustreifeu weiss. Schwauz verletzt. No. 15 desgl. Färbung wie No. 7, Hinter den Parietalen ein grüngrauer, bald verschwindender Mittelstreif auf dem Nacken. Darchschnittszahl der Schenkelporen bei (12) syrisch-palä- stinischen Stücken: 10 — 10. Maasse: No. 6. Totalläuge 124 V. d. Schnauze b. z. Aftersp. 42 Schwanzläuge 82 Verhältniss von Schwanzläuge zu Totalläuge für (10) syrisch- palästinische Stücke im Mittel wie 1 : 1,5. Mau kennt diese Art, abgesehen von Aegypten, von wo sie Westphal-Casteluau erhalten haben will, aus Asien von Palästina, wo sie bei Haiffa und Jerusalem (Böttger), in Galiläa und auf dem Berg Hermon (Günther) gefangen wurde, von Syrien (Hemprich u, Ehreuberg), wo sie bei Beyrnt (Böttger, F. Müller in lit.) vorkommt, von der Insel Cyperu (Westphal-Casteluau, Günther), von einigen Punkten Kleinasiens, so von Smyrna (A. Dumeril), von dem südlichen Trauskaakasieu, namentlich aas den Steppen Armeniens, von Elisabeth pol, Marieufeld, Etschmiadsin (v. Bedriaga) und aus den Landstrichen am Südende des Caspisees (Eichwald), hier nameutlich von Baku und Chirvväu, eudlich aus Persien, avo sie von W. T. Blauford häufig und zwar in der Umgebung vou Kanuäu, Sarjän, Niris, Schiras, Teheran und Is- 7. 8. 9. 10. 15. 61,5 135 126,5 118 47,5 mm. 21 45 43,5 43 17,5 » 40,5 90 83 75 30 — 17G - paliau angetroffen wurde. lu Beludschistan fehlt sie dagegen nach Blauford und in Südpersieu geht sie uicht uuter 4000 — 5000' Meereshöhe. 37. Ophiops Schlueteri Bttgr. u. sp. (Taf. III, Fig. 3 a-c). Char. Differt ah Ox)h. eleganti Menär. squamis dorsalihns duplo minoribus, capite latiore, rostro ohtusiore, plica jitgulari distincta, collari suhperfecto, poris femoralihus 13—14. Occipitale longiusculum, antice posticeque fcre aeqtia latitudine. — Oli^'ciceo-griseus, laferihus fasciis binis viridlbus membrisque viridi- macidatis ; subtus viridi-dlbus. Long, total. 112^2, capit. 9^2, trunci 27^/2, coud. 75V2, digit. maxini. pedis 10 mm. Die vorliegende, sehr schöne Novität wurde von Herrn G. Sehr ad er in Syrien gesammelt und von Hru. W. Schlüter in Halle a. S. in 9 Exemplareu aus Cypern und in 2 Stücken aus der Umgebung vou Beyrut eingesandt. Zwei Stücke aus Cypern habe ich für unser Museum reservirt. Die Art ist durch die oben gegebenen Merkmale sehr leicht von dem in Syrien häutigen OpJi. elegans Menetr. zu unterscheiden. Der apokryphe Oph. macrodadylus Berth. (Wiegm. Archiv, Bd. 1841, S. 118) aus Kleinasien stimmt zwar in der Länge des Schwanzes und der Zehen mit der vor- liegenden Art, dürfte aber kaum auf dieselbe zu bezieheu sein, da Berthold sicherlich die überraschend kleinen Rückenschuppen im Gegeusatz zu den zwei- bis dreimal grösseren bei Oj^/if. elegans nicht übersehen haben kann. Auch weicht die vou ihm angegebene Färbung wesentlich ab. Die beiden neuerdings veröjffeutlichten indischen Arten Oph. mkrolepis Blanf. aus Ceutralindien (Proc. As. Soc. Bengal 1870, S. 351, Taf. 15, Fig. 1 — 5) und Oph. meiso- lepis Stol. vou Kalabagh am ludus (Proc. As. Soc. Bengal 1872, S. 126) unterscheiden sich trotz der Aehnlichkeit in der Be- schuppuug von unserer Art durch das Auftreten nur eines Freno- uasale und sind sicher ganz wesentlich verschiedene Formen. Oph. Schlueteri ist in der Kopfbilduug im allgemeinen dem Oph. elegans ähnlicher als den indischen Arten, indem er jeder- seits 2 über einander gestellte Freuouasalen besitzt wie dessen typische Form, aber der Kopf ist im Verhältniss zu seiner Länge — 177 — weit breitei*, der Sclinanzentheil kürzer, die Schnauze selbst stumpfer und mehr gerundet. Infolge dessen erhalten die Kopfsehilder theil- weise eine etwas andere Form. So ist das Rostrale an seinem Oberende mehr zugespitzt, das Interuasale relativ weit kürzer, einen sehr schmalen queren Rhombus darstellend u. s. w. Das Interparietale besteht aus ein oder zwei viereckigen, in die Länge gezogenen Schuppen , die das gleichgeformte Occipitale hinten berühren. Alle 2 — 3 genannten Schildchen sind gleichbreit, haben demnach links und rechts parallele Ränder. Die Seitenansicht des Kopfes ist sehr ähnlich der von Oph. eJegans, nur ist das vierte Supralabiale hinten in eine längere Spitze ausgezogen, so dass das lauge Subocularschild (fünftes Supralabiale) nur mit seiner unteren Spitze die Mundspalte berührt. Die Rückenschuppen sind wie bei Oph. elegans gebildet, gekielt, aber durchweg über die Hälfte kleiner als bei dieser Art. Ich zähle um die Mitte des Rückens 37 Läugsreihen von Schuppen, während Oj^h. elegans deren nur etwa 21 zählt. Die Kehlfurche ist wie hei Lacerfa Mud abweichend von allen bekannten Ophiopis- Arten durch Einschaltung zweier Querreihen kleinerer Schüppchen deutlich entwickelt, das Collare entschieden deutlicher als bei Oph. elegans^ indem nur die 3 mittleren grösseren Schuppen desselben angewachsen sind. Die Bauchschilder stehen wie bei Opth. elegans in 8 deutlichen Längsreihen; die Zahl der Querreihen ist fast dieselbe wie bei diesem (27 gegen 28). Die Zahl der Schenkelporen ist grösser, 13 bis 14 jederseits. Die Zehen sind durchweg etwas länger, der zweite Zeh meist länger als das Kopfschild, während derselbe bei Oph. elegans stets deutlich kürzer als dasselbe erscheint. Die Färbung ist sehr ähnlich der von Oj^h. elegans, ■ doch immer mehr ins Grüne spielend, graugrün bis braungrün mit zwei grünlichweissen Seitenstreifeu, die an beiden Seiten von schwarzen, mehr oder weniger deutlichen Makeln eingefasst werden. Helle Tropfenfiecken stehen auf den Gliedmaassen, und die ganze Unter- seite ist hell gelbgrün oder hell blaugrün gefärbt. No. 1 von Cypern. Interparietale einfach; Femoralporen 14 — 14. Die schwarzen Flecken des Rückens fast verschwindend; Tropfenflecken auf den Gliedmaassen sehr lebhaft gefärbt. No. 2 desgl. Interparietale in 2 hinter einander gestellte Schildchen gespalten; Femoralporen 13 — 13. 12 — 178 — Maasse: No. 1. No. 2. Totalläuge II2V2 102^2 mm. Von der Schnauze bis zur Afterspalte 37 32 ^2 » Schwauzläuge 75^/2 70 > Länge des Kopfschildes 9^/2 9^2 » Grösste Kopf breite 6^/4 7^4 » Länge des zweiten Hinterzehs . . 10 9V2 » Verhältniss von Schwanzlänge zu Totallänge wie 1 : 1,49 und wie 1 : 1,46; im Mittel also wie 1 : 1,47. Oph. degans zeigt 1 : 1,5; also fast das gleiche Verhältniss. Bis jetzt ist die Art, die ich Herrn Naturalienhändler W. Schlüter in Halle a. S. verdanke, nur bei Beyrut in Syrien und auf der Lisel Cyperu gefunden worden. Ich erlaube mir die- selbe nach dem genannten Herrn um so lieber zu benennen, als ich ihm einen grossen Theil des dieser Arbeit zu Grunde liegenden syrischen Materials verdanke. Gen. III. Acauthodactylus Wiegm. 38. Acanthodactylus Savignyi Aud. sp. 1828. Audouin, Explicat. soinm. Planch. Rept. Suppl. publ. p. Saviguy (Laceiia); Dumeril et Bibron, Erpet. gen., Bd. V, S. 273; Schreiber, Herpetol. europ., S. 387. ^= hoskianus var. syriaca Böttger, Syrien II, S. 69. Eine Art, die mir viel Kopfzerbrechens gemacht hat und deren Beziehungen zu verwandten Formen offenbar noch nicht o-enügend studirt sind. Während ich dieselbe früher als klein- schuppige Varietät zu Äc. hoskianus Daud. stellte, neige ich mich jetzt zu der Ansicht, dass sie zu Ac. Savignyi gehören möge, wohin trotz der abweichenden Phrase »deux plaques palpebrales« auch Schreiber unseren syrischen Stücken nahezu identische Exemplare gebracht hat. Leider stehen mir Originalstücke dieser Species nicht zu Gebote. Die vorn wie hinten ziemlich gleichgrossen oder hinten nur schwach an Grösse zunehmenden, gekielten Rückenschuppen und die schwach entwickelten Ohrloben schliessen eine Zusammen- fassung mit Ac. hoskianus^ mit dem die Species sonst eine wirk- lich sehr grosse Aehnlichkeit hat, aus und lassen nur die Wahl zwischen Ac. Savignyi und Ac. lineomaculatiis. Letzteren besitzen wir nun glücklicherweise in typischen Stücken von Mogador in — 179 — Marokko , und er zeigt sich durch seinen ovalen , aus nur 2 grösseren Schildern bestehenden Orbitakliscus und durch das quere, ^Yeuig• geschwungene Collare als eine unzweifelhaft weit ver- schiedene Species. Bleibt also nur Äc. Savigmji Aud. Aber Dumeril und Bibrou beschreiben bei der typischen Form dieser Art die Gestalt der Orbitalplatten wesentlich anders und geben derselben auch 12 — 14 Ventralschuppenreihen, und ebenso passen in dem grossen ägyptischen Reisewerke die Fig. 8 und 11 auf Snppl. Taf. I in diesen Beziehungen nicht recht auf die syrisch- cyprische Form. Wie dem nun auch sei, so viel ist sicher, dass Schreiber 1. c. unter Ac. Savignyi dieselbe Form versteht, die mir vorliegt, und ich erlaube mir daher auf dessen eingehende Beschreibung nachher ausführlicher zurückzukommen. Von der D umeril-Bibr on' sehen Diagnose weichen die zahlreichen (18) vorliegenden Exemplare, deren eines (No. 3) von Haiffa (H. Simon) kommt, während 8 aus Cypern (W. Schlüter) und die übrigen 9 aus Beyrut (ders.) stammen, in folgenden Punkten ab: Stets 4 deutliche Orbitalplatten; die erste ziemlich dreieckig, die vierte bandförmig, dreimal so lang als breit, nach der Seite hin durch einige Granula von der dritten Platte weggedrängt (also alles ganz wie bei Ac. hoskianus). Die Loben des Ohrraudes sind sehr schwach (viel schwächer wie bei Ac. hoskianus). Nur die mittelste Schuppe des Collare mit ihrer Hinterhälfte festgewachsen (nicht ganz so frei wie bei Ac. boskianus). Schuppen des Rückens bei jungen (cyprischen) Stücken oft ganz ungekielt, im Alter stumpf- (Cypern) bis scharf- (Haiffa und Beyrut) gekielt. Da Dumeril und Bibron S. 274 übrigens augeben, dass »chez certains sujets une ou deux petites squames envahissent tout l'espace entre le disque palpebral et la plac^ue du fronto-internaso-rostrale« und auch die übrigen angegebenen Unterschiede anscheinend nur gra- dueller Natur sind, neige ich mich jetzt der Ansicht Schreiber' s zu, dass die mir vorliegende Species in der That zu Ac. Savignyi zu stellen ist. Mit Schreiber 's Abbildung auf S. 387 stimmt vor allem die Beschilderung des Kopfes vollkommen, mit einziger Ausnahme, dass das die Parietalen seitlich begrenzende lange Schildchen hier in 2, ein längeres vorderes und ein kürzeres hinteres Schild ge- trennt ist. Ein Interfrontonasale ist nicht selten einoeschaltet. — 180 — Die Diagnose stimmt gleichfalls; auch der ausführlicheu Beschrei- buDg habe ich nur hinzuzufügen, dass die Kieluug der Rücken- schuppen mit dem Alter des Thieres zauimmt und bei den roth- hrauneu, auch im Alter noch deutlich läugsgestreifteu Formen von Haifia und aus Beyrut {var. syriaca m.) sehr stark und kräftig werden kann. Diese Beobachtung zeigt, wie vorsichtig man mit dem Einziehen der Schuppeukielung in die Artdiagnose auch bei ÄcmiÜiodactylus — von Lacerta ist ähnliches bekannt — sein muss. Abgesehen von der Rückenphoiidose — die hinteren Rücken- schuppen von Äc. boskianus sind beiläufig noch einmal so gross als bei der uns beschäftigenden Art: Zahl der Läugsschuppen- reihen in der Körpermitte bei Äc. hoskianus 36 gegen 51 — 52 bei der syrischen Form — ist Ac. hoslcianus von der vorliegenden. Art unterschieden durch seinen stark gezähnelten, mit 5 dreieckigen Schuppen bewehrten vorderen Obrrand, das meist weniger bogig geschwungene Halsband und die geringere Zahl von im Durch- schnitt 21 — 21 Femoralporen gegen 25 — 25 bei Ac. Savignyi. Auch beträgt die Zahl der hinter einander liegenden Halsschüppchen von dem hinteren Berührungspunkt der dritten Submentalen an bis zum CoUare inclusive bei Ac. boshianus nur 26 — 28, bei Ac. Sa- vignyi dagegen 31 — 40, meist also erheblich mehr. Die Zahl der vorderen Supralabialen beträgt 4, kann aber in Ausnahmefällen bei syrischen und cyprischeu Stücken auch einseitig oder beider- seitig sich auf 5 erhöhen. Was die Färbung anlangt, so kann ich dabei gleichfalls auf Schreiber, S. 389 verweisen. Junge Stücke haben 8 weisse Längsstreifeu und in den Zwischenräumen schwarze Fleckreihen, die in einander verfliessen und, mit dem Alter des Thieres nach links und rechts über die hellen Streifen übergreifend, schliesslich nur helle Flecke auf dunklem Grund erkennen lassen, so dass das ganze Thier oben über und über genetzt und gemarmelt erscheint. Bei alten Exemplaren aus Cypern verschwindet die weisse Längs- streifung ganz. Die Grundfarbe wechselt von Grüngrau zu kupfrigem Rothgrau. Glied maassen immer mit grossen weissen Tropfenflecken. No. 3 von Haififa. Färbung wie No. 1 uud 2, rothgrau mit 8 graulichen Längsstreifen, deren beide mittelste über ^/s der Rückenlänge durchlaufen, ehe sie sich vereinigen. Ventralquer- — 181 — reihen 12, die änsserste Reihe sehr klein, Femoralporen 24 — 23. Rückenschuppeu scharf gekielt. No. 4 von Cypern (Schlüter 139). Grüugrau, schwarzgrau gemurmelt, ohne Läugsstreifen. Veutralquerreihen 12. Femoral- poren 28 — 30, Rückenschuppen stumpf gekielt. No. 5 von Cypern (Schlüter 143). Wie vorige, aber die schwarzen Rückeumakeln deutlicher in Längsreiheu stehend. Veutralquerreihen 10. Femoralporen 26—25. Rückenschuppen stumpf gekielt. No. 6—8 von Cypern (Schlüter 140, 142 und 144). Wie vorige. Femoralporen 26 — 25, 26 — 26 und 25 — 24. No. 9 von Beyrut (W. Schlüter). Wie No. 1 — 3. Rothgrau mit 8 hellereu, bläulichgraueu Längsstreifen, deren beide mittelste fast den halben Rücken durchlaufen, ehe sie sich vereinigen. Veutralquerreihen 10. Femoralporen 21 — 21. Rückenschuppeu scharf gekielt. No. 10 desgl. wie vorige. Die beiden Mittelstreifen nur ^js des Rückens durchlaufend. Veutralquerreihen 10. Femoralporen 24—24. M a a s s e : N0.3.N0.4. N0.5. No. 6. No. 9. No. 10. Totalläuge 222 223 189 155^2 1 52^/2 182 mm. Von d. Schnauze bis zur Afterspalte .... 69 78 64 53 V2 49 56 » Schwanzlcäuge . . . . 153 145 125 102 103^2 126 > Kopflänge bis z. Hinter- raud der Parietalen . 17 19^2 15 13 1/2 12 13 » Verhältniss von Schwanzlänge zu Totalläuge wie 1 : 1,45; 1 : 1,54-, 1 : 1,51; 1 : 1,52; 1 : 1,47 und 1 : 1,44; im Mittel bei (7) syrisch-cyprischen Exemplaren wie 1 : 1,49, wobei zu beachten ist, dass die cyprischen Stücke durchweg etwas kürzeren Schwanz zeigen. Gefunden ist diese Art in Europa bis jetzt nur in der Krym (Eichwald), in Asien nur bei Beyrut und Haiffa in Syrien und auf der Insel Cypern (Böttger), in Afrika in Aegypten (Dum. Bibr., Westphal-Casteluau), Tripolis (A. Dum.), dem südlichen Algerien (Strauch) und dem Senegal (Dum, Bibr.). — 182 — 39. Acanthodactylus hosManus Daud. sp. 1804. Westphal-Castelnau, Catal. d. Rept., Montpellier 1870, S. 20. Angegeben wird diese Art aus Asien nur vom »Empire otto- man« (Olivier) nud von der Insel Cypern (Westphal-Castelnau; Günther, Proc. Zoo]. Soc. 1879, S. 741). In Afrika ist sie über den ganzen Norden von Aegypten (Dum. Bibr., Rüppell, Peters u. a.) bis nach Algerien und der südlich au Algerien grenzenden Wüste (Strauch) verbreitet. Gen. IV. Podarces Wagl. 40. Podarces {Eremias) pardalis (Licht.) D. B. 1839. Günther, Palästina S. 488 (Mesalina). Aus Beludschistau und Peisien von zahlreichen Fundorten (W. T. Blanford), aus Bir Seba au der Südgreuze von Palästina (Günther) und aus Arabien (Westphal-Castelnau) bekannt. Sehr verbreitet in Aegypten (Dum. Bibr. ; Peters) und in Algerien (Strauch). Pam. III. Zonuridae. Geu. I. Pseiulopiis Merr. 41. Pseudopus apus Pallas sp. 1772. Günther, Palästina S. 488. Diese Art ist von Istrieu und Dalmatieu an durch das ganze südöstliche Europa bis in das Kura-Gebiet und Hussein Bulgar in Transkaukasien verbreitet uud geht wahrscheinlich noch über die Nordwestgrenze von Persien (A. Dum., Strauch, W. T. Blan- ford) hinaus, findet sich aber auch in Algerien (Gervais), auf dem Berg Hermon in Palästina (Günther) und bei Angora (v. Bedriaga) und Xauthus (Gray), sowie auf der Insel Cos (A. Dum.) in Klein- asien. — Aus Aegypten finde ich dieselbe aber nirgends verzeichnet. Farn. IV. Gymnophthalmidae. Gen. I. Al)Iepliarus Fitz. 42. AhlepJiarus pannonicus Fitz. 1824. Böttger, Syrien 11, S. 71. Vier weitere Stücke sind aus Haififa (Fr. Lange), ein sehr grosses, anscheinend erwachsenes Exemplar aus Cypern (W. Schlüter) ein- gesandt worden, lieber Färbung und Pholidose kann ich auf meine frühere Beschreibung dieser Art verweisen, da die vorlie- genden Exemplare keine wesentlichen Abweichungen von den frü- heren Stücken erkennen lassen. Bei säramtlichen syrischen Stücken — 183 — finden sich constant nur 18 Längsschuppenreibeu ; auch steht, wie mir scheint, immer das 4. und nicht das 3. Supralabiale in Be- rührung mit dem Auge. M a a s s e von 4 Stücken aus Haiffa : No. 4. No. 5. No. 6. No. 7. Totalläuge 73 84 71,5 — mm Von d, Schnauze bis z. Afterspalte 31,5 32 29 28,5 » Schwanzlänge (regen.) 52 (verletzt) — » Kopfbreite 4 4 3,75 4 » Grösste Körperbreite .... 4,75 4,25 3,75 4 » Verhältniss von Schwanzlänge zu Totallänge bei No. 5 wie 1 : 1,62, während ganz intakte Stücke sonst dies Verhältniss wie 1 : 1,54 zeigen. Die Art ist von europäischen Fundorten bis jetzt bekannt aus mehreren Orten in Ungarn, aus Rumelieu und Morea, den ionischen Inseln und von Syra und Mykono (vergl. auch Böttger, Syrien II, S. 72). Aus xlsien kennt man sie bis jetzt nur von der Insel Cypern (Unger und Kotschy ; Böttger), von Haifia in Syrien (Böttger), aus Persien (A. Dum.), von wo sie übrigens W. T. Blanford nicht bekannt geworden ist, und aus dem peträischeu Arabien (Rüppell). Pam. V. Scincidae. den. I. Sciucus Fitz. 43. Scincus ofßcinalis Laur. 1768. Westphal-Castelnau, Catal. d. Rept., Montpellier 1870, S. 22. Vom Senegal an über ganz Nordafrika bis Aegypteu, Nubien (Strauch) und Abessyuien ; in Asien bis jetzt nur aus Syrien (Strauch , Westphal-Castelnau) bekannt. Südlich von Algerien geht die Art bis tief in die Sahara hinein (Westphal-Castelnau u. a.). Gen. II. Eumeees Wiegui. 44. Eumeees pavimentatus Geoffr. sp. 180? Geoffroy St.-Hilaire, Descript. d. l'Egjpte, Taf. III, Fig. 3, Taf. IV, Fig. 4 und 4a (var.) und Suppl. Taf. 11, Fig. 8; Günther, Palästina S. 489 [Plestiodon auratus); Böttger, Syrien I, S. 288. Vor mir liegt ein sehr schön gefärbtes halbwüchsiges Stück von Jerusalem No. 2 (H. Simon) und 2 junge Exemplare mit sehr abweichender Färbung No. 3 und 4 von Haiffa (Fr. Lange). — 184 — Id der Schlüter' scheu Sendung befanden sich ausserdem noch zwei ziemlich grosse Stücke aus der Umgebung von Beyrut. No. 2 voü Jerusalem unterscheidet sich in folgenden Stücken von einem marokkanischen Exendplar unserer Sammlung: Der Kopf ist bei dem syrischen Stück an den Backen weniger dick aufgeschwollen und infolge dessen weit länger als breit; der Körper schlanker, die Gliedmaassen graciler. — Grundfarbe oben graulich oliveugrün. Die Zeichnung besteht aus 4 Läugsreiheu von rosa- farbenen Punktflecken über den Rücken, deren beide mittlere aber nur ganz regelmässig bis zum Schwanzende verlaufen. Vom drittletzten Supralabiale an zieht sich über Ohr und Vorderglied- maassen bis zur Insertion der Hinterglieder eine vorn 2, hinten eine Schuppenreihe umfassende, ununterbrochene, rosa gefärbte Seiteubiude. Auf den Hinterschenkelu zeigen sich oben wenige kleine rosafarbige Fleckchen. Unterseite einfarbig hell wachsgelb. — Schuppen ungekielt. Sämmtliche medianen Kopfschilder sind in den Breitendimensiouen reducirt, so dass z. B. die Supranasalen kaum 1^2 mal so breit als lang sind und Frontale und Occipitale viel länger erscheinen, als bei der marokkanischen Form. Im übrigen sind tiefergreifende Unterschiede in der Kopfpholidose nicht wahrzunehmen. Supralabialen 9 — 9. Die 4 — 3 Ohrloben spitzig, nach hinten gerichtet. Vom Mentale bis zu den Anal- schuppen 68 Schuppen in der Mittellinie, während die marokkanische Form deren 75 zeigt. Läugsschuppenreihen auf dem Halse 29, um die Bauchmitte 24, auf der Schwanzwnrzel 16, auf der Schwauz- mitte 7. Sehr bestimmt unterscheiden sich in der Färbung von diesem Stücke die beiden Nummern 3 und 4 von HaifiFa (Fr. Lange), die sich hierin weit mehr der G eo f f r oy 'sehen Abbildung auf Taf. IV, Fig. 4 nähern. Die Färbuugsunterschiede sind hier so auffallend, dass ich fast an eine andre neue Species dachte ; doch ist die Abweichung in der Pholidose so gering, dass ich schliesslich die vorliegenden Stücke als Jugendform auffassen zu sollen glaubte. Beide Exemplare haben eine dunkel kastanienbraune Oberseite mit etwas hellerer, zwei halbe Schuppenreihen betragender Mittelzone. Jederseits laufen 4 regelmässige Längsreihen milchweisser rund- licher Punkte und darunter noch eine weisse Seitenbinde. Kopf und Gliedmaassen sind in ähnlicher Weise sehr scharf und sauber weiss punktirt. In der ersten Hälfte des Schwanzes stehen diese — 185 — weissen Punkte in Querreibeu, die nur immer durch eine ein- farbige Scbuppenquerreihe von einander getrennt sind, Kopf- und Halsseiten braun und weiss quergeflammt. Unterseite schön weiss. — Kopfpbolidose sehr ähnlich No. 2, aber das Frontale nach hinten relativ mehr verengt und das Occipitale kürzer. Supralabialen 9 — 9, Ohrloben 4 — 4, etwas abgestumpft, in grader Linie über einander gestellt uud nach hinten gerichtet. Schuppen ungekielt. No. 3 von Haiffa. Vom Mentale bis zu den Analschuppen 66 Querreihen von Schuppen in der Mittellinie des Bauches. Läugsschuppenreihen auf dem Halse 27, auf der Bauchmitte 24, auf der Schwanzwurzel 14, in der Schwanzmitte 7. No. 4 desgl. 64 Querreibeu Bauchschuppeu uud beziehungs- weise 28, 24, 16 und 7 Längsschuppeureihen. Im Durchschnitt finden wir somit bei (4) syrisch-palästinischen Stücken dieser Art: Qaerschuppeureihen vom Meutale bis zu den Afterschuppeu 66 (75) Längsschuppeureihen um den Hals .... 28 (33) » » die Bauchmitte . . 24 (29—30) » » den Schwauzanfang 16 (14) » » die Schwanzmitte . 7 (7). Die (in Klammern) beigesetzten Ziffern gelten für algerisch- marokkanische Exemplare. — Wir können daraufhin vielleicht eine eigne syrisch-palästinische, resp. algerisch-marokkanische Rasse unterscheiden ; doch fehlt es uus vorläufig noch an Material für die jüngsten und ältesten Altersstufen, um die Formwaudluugeu dieser interessanten Art vollständig übersehen zu können. M a a s s e : Nr. 2. Nr. 3. Nr. 4. Totaliänge 387 225 245 mm. Von der Schnauze bis zur Afterspalte 139 73 77 » Schwanzlänge 248 152 168 » Länge von Sclmauze bis Ohröffuung 25,5 16 16 » Grösste Kopf breite 19,5 12 12 » Schwanzlänge zu Totaliänge also wie 1 : 1,56, wie 1 : 1,48 uud wie 1 : 1,46; im Dnrchschuitt nach 4 Messungen wie 1 : 1,5. Die Kopfbreite ist verglichen mit der Kopflänge (von Schnauze bis Ohröfi'nung) im Mittel bei syrisch-palästinischen — 186 — Stücken wie 1 : 1,32, während sie bei einem erwachsenen Exem- plar 1 : 1,14 beträgt, also wesentlich grösser ist. Dumeril und Bibron beschreiben Erpet. geuer., Bd. VI, S. 702 nur die ausgewachsene Form, während sie über ähnlich wie unsere Nr, 3 und 4 gefärbte Stücke keine Notiz bringen. Auch A. Strauch kennt diese Form nicht. W. T. Blanford erwähnt in Eastern Persia IL, S. 387, dass die persische Form dieser Art 26 — 28 Längsreiheu Schuppen um die Bauchmitte besitze, beschreibt aber die Färbung ähnlich unseren jüngeren Exemplaren Nr. 3 und 4, indem er S. 388 sagt: »The colour is olive grey or sandy grey, with at times golden yellow longitudinal stripes, varyiug in breadth and distribution, down the sides. In two specimens from Sarjän there are dusky longitudinal bands down the back and sides«. Sehr wahrscheinlich ändert sich bei allen diesen Formen das Kleid mit dem Alter sehr erheblich, und ich Avill mich freuen, wenn ich hiermit auf diesen noch etwas dunklen Punkt einiges Licht geworfen habe. Mau kennt Euni. pavimentatus bis jetzt von folgenden Orten : Von Casa Bianca in Marokko (Böttger) ; aus Algerien (Dum. Bibr., Westphal-Castelnau, F. Müller u. a.), und zwar von hier speciell von Bona und Algier (A. Dum.), von St.-Cloud und Le-Sig, Orten in der Prov. Oran und von Arzew (Strauch), sowie von der Süd- ostgrenze von Algerien (A. Dum.); aus Aegypten (Dum. Bibr., Westphal-Castelnau); aus Palästina, und zwar speciell vom Todten Meer (Günther), von Jerusalem und Haiffa (Böttger) ; aus Syrien vom Libanongebirge (F. Müller) und von Beyrut (Böttger, F. Müller in lit.); von der Insel Cypern (Uuger und Kotschy); aus Pischin in Beludschistau und aus Persien (Blanford), und zwar hier speciell von Sarjän im Südwesten von Karmän in Südpersien und von Niris, östlich von Schiras, wahrscheinlich auch bei Teheran ; aus Armenien (De Filippi) uud dem südlichen Trans- kaukasien (Eichwald), hier speciell aus der Umgebung von Elisa- bethpol und Etschmiadsin und von Eriwan (Kessler) und endlich vom Talysch-Gebirge südwestlich des Caspisees (Eichwald). Gen. III. Euprepes Wiegln. 45. Euprepes Felloivsi Gray 1845. Günther, Palästina S. 489. Bis jetzt nur bekannt von Xanthus (Gray, Rüppell) in Klein- — 187 — asieu und von Merom, dem Berg Hermou, aus Galiläa, von Je- rusalem und Bir Seba iu Palästiua (Günther). 46. Euprepes viUatus Oliv. sp. 1807. Böttger, Syrien I, S. 288; Dumeril und Bibron, Erpet. gener., Bd. V, S. 674 COlivien); Audouin et Savigny, Deacr. de FEgypte, Rept. Suppl., Taf. 2, Fig. 5 und 6. Es lagen 11 Stücke aus Beyrut (W. Schlüter) vor, von denen eins für das Museum erworben wurde. Die Art hat mit Eupr, Felloivsi das gemeinsam, dass die Nasenöffuung nur wenig hinter der Mitte des Nasale gelegen ist, und dass beiden das Nasofrenale vollkommen fehlt. Die schmäleren Supranasaleu und die längeren Ohrlobeu bei Eupr. vittatus, die ganz abweichende Färbung und anderes lassen beide Arten im übrigen leicht von einander trennen. Von Eupr. quincßietaeniatus Wagl., den ich in RüppelFschen Originalen gleichfalls vergleichen kann, ist die Art trotz der Aehnlichkeit in der Färbung u. a. leicht durch das bei ersterem höhere, in rechtem Winkel zwischen die Supranasalen gezogene Rostrale und die kürzeren und zahlreicheren Ohrloben zu unterscheiden. Von der D u m e r i 1 - B i b r o u 'sehen Beschreibung weichen die vorliegenden Stücke in einigen Punkten recht erheblich ab. Namentlich muss ich das Fehlen des Frenonasale, resp. das vollkommene Verschmelzen desselben mit dem Nasale bei den syrischen Exemplaren betonen. Auch ist die Nasenöffnung selbst verhältnissmässig grösser als bei allen mir bekannten Euprepes- Arten und berührt oben fast das Suprauasale. Die Nasalen sind bei unseren Stücken auch nicht »tout-a-fait laterales«, indem man von oben gut in die Nasen Öffnungen hineinsehen kann, und andere E'uprepes-KxtQ):^, wie z. B. ein mir vorliegender Eupr. in- ornatns Gray viel seitlicher gestellte Nasalen besitzen. Zwei drei- eckige, zugespitzte, verhältnissmässig grosse Ohrloben. 32 — 33 Längsschuppeureihen. Was die Färbung anlaugt, so sind die Kopfschilder nur sehr schmal dunkel umsäumt, und die gewöhn- liche Zahl der hellen Längsstreifen beträgt 5, von denen die mittelste breitere aber mitunter nur schwach entwickelt ist oder ganz verschwinden kann. Alles Uebrige aber ist vollkommen mit der Dume ril-Bib ron 'sehen Beschreibung und den Zeichnungen in dem grossen ägyptischen Reisewerke identisch, und glaube ich die — 188 — gefuiideueu Unterscliiede daher besser auf RechuuDg einiger Uu- genauigkeiten zu schreibeu, die sich auffalleuderweise iu Dumeril- Bibron's Beschreibung der Enprepes-kxiQn mehrfach finden und die Erkennung der einzelnen Arten dieser Gattung infolge dessen besonders erschweren. No. 2 von Beyrut (Schlüter). Mittelstreif kaum heller als die Grundfarbe des Rückens. 32 Längsschuppeureihen. No. 3 desgl. (^Schlüter No. 83). Färbung ähnlich. 32 Läugs- schuppenreihen. No. 4 desgl. (Schlüter No. 77). Mittelstreif breit weiss. Nur der oberste der beiden Ohrloben sehr lang. 33 Längsschuppeu- reihen. No. 5 desgl. (.Schlüter No. 76). Mittelstreif massig hell, links und rechts davon mit 2 besonders deutlichen Längsreihen von schwarzen Makeln. 32 Schuppenreihen. Maasse: No. 2. Totallänge 177 mm. Von der Schnauze bis zur Afterspalte . 64 » Schwanzläuge 113 » Verhältniss von Schwanzläuge zu Totallänge wie 1 : 1,57, während Du meril-B i bron nur 1 : 1,81 berechnen lässt. Bekannt ist diese Art von der Insel Cypern (VVestphal- Castelnau, Catal. S. 23) und von Beyrut iu Syrien (Böttger) ; dann aus Aegypteu (Dum.-Bibr.), Algerien (Strauch), dem Herero- land in Westafrika (Peters) und aus ganz Südafrika (Smith, Gray, A. Dam.). 47. Euprepes qninquetaeniatus (Licht.) Wagl. 1830. Uuger u. Kotschy, S. 573. Erwähnt wird diese Species von der Insel Cypern (Unger u. Kotschy), von Aegypten und Südost-Algerien (A. Dam.). 48. Euprepes sepiemtaeniatiis Reuss 1834. Westphal-Castelnau, Catal. d. Rept., Montpellier 1870, S. 23. In Persieu bei Kaswiu (De Filippi), in Kuschkizerd und auf dem Wege von Ispahau nach Teheran (Blanford), bei Maskat iu Arabien (A. Dum.), im Libanongebirge (Westphal-Castelnau) und bei Beyrut (F. Müller in lit.) iu Syrien und bei Massaua an der Küste von Abessynien (Rüppell u. Reuss). - 189 — Geu. IV. Anguis L. 49. Anguis fragüis L. 1758. U n g e r u. K o t s c h y, Cypern, S. 573 ; Mülle r, Katalog, S. 629. Lebt iu fast ganz Europa, mit Ausnahme vielleicht der Insel Sardinien (Schreiber) und geht iu Asien bis Transkaukasien (Menetries, Eichwald u. a.), wo sie nicht selten ist, und Persieu (Blanford). Von Palästina erwähnt sie P. Müller, von der Insel Cypern Unger undKotschy. In Afrika nur von Algerien und aus der Sahara bekannt (Strauch). Farn. VI. Ophiomoridae. Gen. I. Ophiomorns D. B. 50. Ophiomorus miliaris Pall. sp. 1771. Günther, Palästina, S. 488. Sicher bekannt ist diese Art nur vom Festland Griechenland (Dumeril-Bibron, ßöttger), aus einer der russisch-persischen Grenz- provinzeu (Pallas), von Galiläa (Günther nach v. Bedriaga) und dem Berg Hermon in Palästina (Günther) und aus Algerien (Strauch). Farn. VII. Sepidae. Gen. I. Seps Laur. 51. Seps (Se2)s) monodactylus Güuth. 1864. Günther, Palästina, S. 491. Von dieser interessanten Schleiche liegen 2 gute Exemplare, eines von HaiflFa und eines von Jaffa aus der S i m o n'schen Schenkung vor. Färbung oben olivenbraun, unten weiss, lebhaft roth und grün opalisirend ; Rücken- und Bauchfarbe allmählich in einander übergehend. — Habitus von Seps tridactylus Laur., aber jeder- seits 7 Supralabialen, von denen nur das 4. den Augenkreis berührt. Das Praefrontale ist siebeneckig oder rautenförmig, oft fast so lang wie breit. Vordergliedmaassen so weit von der Ohr- Öffnung entfernt wie diese von der Schnauzeuspitze. Gliedmaassen nur kurze, stiftförmige, ungetheilte, spitze Stummel, fast von gleicher Länge, kaum so lang wie der Augendurchmesser. After von 4 etwas grösseren, unter einander an Grösse nahezu gleichen Schuppen bedeckt. No. 1 von Jaffa. 22 Schuppenreihen in der Körperraitte. No. 2 von Haiffa (Lange). 22 Schuppenreiheu. — 190 — Maasse: No. 1. No. 2. Totalläuge 195 203 mm. Von der Schnauze bis zur Afterspalte 128 97 » Schwanzlänge ■ .(verheilt) 106 » Grösste Körperbreite 9 7 » Verhältniss von Schwauzlänge zu Totallänge wie 1 : 1,92. Die Schuppenreihen des Körpers wechseln von 20—22 Längs- reihen, Der Körper ist bis zur Afterspalte 14 mal länger als an der dicksten Stelle breit. Bis jetzt kennt man diese sehr distinkte Art nur aus Palästina, wo dieselbe aber sehr verbreitet zu sein scheint. Die genaueren Fundorte sind : Merom, der Berg Hermou, Galiläa (Günther), Haiflfa und Jaffa (Böttger). 52. Seps (Seps) chakidcs L. sp. 1758. U n g e r u. K o t s c h y, Cypern, S. 573. Verbreitet von Italien und seinen Inseln au über Süd- Frankreich und die pyreuäische Halbinsel ; dann in ganz Nord- Afrika von Marokko an über Algerien und Tunis bis Aegypten und südlich bis in die Süd-Sahara (Günther) ; in Asien bis jetzt nur auf Cypern (Unger u. Kotschy). 53. Seps {Gongylus) ocellatus Forsk. sp. 1775. Günther, Palästina, S. 489 ; Böttger, Syrien I, S. 288 u. Syrien II, S. 73. Wiederum liegen von dieser in Syrien gemeinen Eidechse 6 Stücke von liaiffa (F. Lange, durch H. Simon), 5 Stücke von Beyrut und 5 Stücke von der Insel Cypern (W. Schlüter) vor. No. 5 von Haifia ist lebhaft olivenbraun gefärbt, sehr ähn- lich unseren No. 2 und 3 von Jaffa mit zahlreichen, unregel- massigen schwarzweissen Querbinden über den Rücken gezeichnet. Namentlich auf dem Schwanz sind diese schwarzen, weissaugifjen Querbinden sehr regelmässig gestellt. 30 Längsschuppenreihen. Schwanz regenerirt. No. 6 desgl. Aehnlich dem vorigen, aber olivengrau und die schwarzweissen Schuppen sind wesentlich auf die vier mittelsten Längsschuppenreihen des Rückens beschränkt, während der Schwanz wie bei dem vorigen Stücke gefärbt erscheint. 28 Läugs- schuppenreihen. Verheilter Stumpfschwauz. — 191 — No. 7 desgl. Wie No. 6, aber die Qaerbindeu auf den vier mittelsten Schuppeureiheu weniger markirt und nach hinten seltener. Schwarz und weisse Querzeichnuug von der Ohröffnung au über die Vordergliedmaassen hinweg sehr deutlich. Schwauz- färbung wie bei No, 5. 30 Längsschuppenreihen. Schwanz regeuerirt. No. 8 desgl. Gelblichgrau; die Querbinden noch weniger deutlich, sonst wie No. 7. Halsseiten hinter der Ohröffnung punktfleckig. 28 Längsschuppenreihen. Schwanz regenerirt. No. 9 desgl. von Haiffa. Olivengrau, mit etwas dunklerer, vier Rückenreiheu umfassender Längszoue, auf der nur vorn deutlichere schwarz-weisse Längsfleckchen stehen, die nach hinten nur einzeln und ganz verloschen erscheinen. Schwanz wie bei den übrigen Exemplaren, Halsseiten stark puuktfleckig. 30 Längs- schuppeureihen. Schwanz regenerirt. No. 10 desgl. Färbung wie bei No. 2, 3 und 5. Halsseiten mit langen welligen Querbiuden ; Suturen der Kopfschilder leb- haft schwarz auf schmutzig wachsgelbem Grund. 30 Längs- schuppenreihen. Maasse: No. 10: Totallänge 146 mm. Von der Schnauze bis zur Afterspalte 66 » Schwanzlänge 80 >-■ Verhältniss von Schwauzlänge zu Totallänge wie 1 : 1,83. Durchschnitt dieses Verhältnisses bei (2) guten Stücken aus Syrien wie 1 : 1,82, bei (2) südeuropäischen Exemplaren Avie 1 : 2,18. Gemein in Südeuropa, namentlich auf den Liselu, und in ganz Nordafrika von Marokko au bis Aegypten und bis zum Sennär (A. Dumeril), sowie auf den Canaren und Madeiren. Aus Asien wird die Art verzeichnet von Persien (A. Dumeril), von hier speciell noch von Buschir am persischen Meerbusen (Anderson bei Blanford), von Arabien (Forskäl, Rüppell, A. Dumeril), von Beyrut (Böttger) in Syrien und von Haiffa (Böttger), Jaffa (Müller, Böttger), Jerusalem, dem Todteu Meer und Gilead (Günther) in Palästina und endlich von den Inseln Chios (Böttger), Rhodos (Erber) und Cypern (ünger u. Kotschy, Böttger). — 192 — Gen. II. Sphenops Wagl. 54. Splienops capistratus Fitz. sp. 1826. B ö 1 1 g e r, Syrien II, S. 72. Aufgeführt iu der Literatur vom Senegal (A. Dumeril, Strauch), von der Nordküste vou Afrika von Algerien an (Strauch) bis Aegypteu (Durueril-Bibrou, Rüppell) und vou Jaffa (Böttger) in Syrien (Wallace). Pam. VIII. Geckonidae. Gren. I. Gymnodactjlns Spix. 55. Gymnodadyhis gcccoides Spix 1825. Günther, Palästinti, S. 489 ; Westphal-Castelnau, Cat. Rept. Montpellier 1870, S. 12. Aus Asien bekannt aus Arabien (Rüppell), vom Berg Carmel (Günther) in Palästina und vou der Insel Cypern (Westphal- Castelnau). In Europa gefunden in Griechenland und in der europäischen Türkei ; in Afrika aber bis jetzt nur in Aegypten. 56. Gymnodachjlus Kotschyi Steind. 1870. Böttger, Syrien II, S. 75. Erwähnt aus Schiras in Persien (Steindachner), aus Nisib in Kleinasien (Böttger), von der Insel Cypern (Steindachner), Haifla in Palästina (Böttger), von mehreren Cycladeninseln, namentlich von Syra und Milo (v. Bedriaga) und fraglich aus Aegypteu und von Goree in Senegambien. Gen. II. Pliyllodactylus Gray. 57. Phyllodadylus europaeus Gene 1839. Uuger und K o t s c h y, Cypern, S. 572. Aus Asien nur von Cypern (Uuger u. Kotschy) erwähnt. Lebt auf den italienischen Inseln und auf einigen Cycladen (De Betta). Gen. in. Hemidactylns Cur. 58. Hemidudyliis vcrrnculatus Cuv. 1829. Böttger, Syrien II, S. 74 {turcicus). Zwei weitere ganz juuge Exemplare dieser Art liegen aus Haiffa (F. Lauge), drei juuge Stücke aus Beyrut (W. Schlüter) vor. Farbe schmutzig dunkelbraun, die Rückentuberkel theils schwarz, theils weiss. Schwanz mit 11 schwarzen Halbbinden geringelt. Unterseite einfarbig bräunlich. Sonst ganz wie die früheren Stücke. — 193 — No. 3 von HaifFa. Submeutalen 2 — 2. Rückeu mit 12 in der Mittellinie durch einen breiten Zwischenraum von einander getrennten Tuberkellängsreihen. No. 4: von ebenda. Rücken mit 14 Längsreihen von Tuber- keln. Im übrigen dem vorigen gleich. No. 5 von Beyrut. cf mit einer Reihe von 8 Praeanalporen. Maasse: No. 3. Totallänge 45,5 mm. Von der Schnauze bis zur Afterspalte 24 » Schwanzläuge 21,5 » Verhältniss von Schwanzlänge zu Totallänge wie 1 : 2,12, im Mittel bei (2) syrischen Stücken wie 1 : 1,97, während süd- europäische Exemplare (2) im Mittel die Verhältnisszahl 1 : 2,18 ergaben. Die Art bewohnt die sämmtlichen Küsten des Mittelmeers. In Europa wird dieselbe von Südportugal und Spanien, von Südfrankreich, ganz Italien, Sicilieu, Dalmatien, den ionischen Inseln, Morea, den griechischen Inseln des Archipelagus, nament- lich den Cycladen, und von der europäischen Türkei augegeben (vergl. auch Böttger, Syrien II). In Afrika findet sie sich vom Senegal an bis Algerien, Aegypten, das Sennär (Peters) und Abessynieu. In Asien ist dieselbe verbreitet über ganz Klein- Asien (Olivier), wo sie in Trapezunt (Dumeril-Bibron), in Natolien (Fitzinger), bei Xanthus (Gray) und auf der Insel Cypern (Unger u. Kotschy) vorkommt ; dann fehlt sie auch nicht bei Beyrut in Syrien und bei HaiflFa in Palästina (Böttger), im peträischen Arabien (Rüppell) und in Persien (A. Dumeril), in welch' letzterem Laude sie aber W. T. Blanford neuerdings nicht wieder gefunden und daher in »Eastern Persia« gar nicht an- geführt hat. Gen. lY. Platydactylus Cuv. 59. Flatydactylus mauritanicus L. sp. 1767. ünger u. Kotschy, Cypern, S. 572. Aus Asien nur von der Insel Cypern (Unger u. Kotschy) und von Syrien und Arabien (nach mündl. Mittheil. d. Hrn. Dr. E. Bück hier) bekannt. In Europa von der pyrenäischen Halbinsel an über Südfrankreich, fast ganz Italien und dessen Inseln und über Griechenland und dessen Inseln verbreitet. Fehlt 13 — 194 — in Dalmatien (Schreiber). In Afrika von Marokko (Böttger) an über Algerien' (Strauch), Tunis und die Süd-Sahara (Günther) bis Aegyten (Olivier). Gen. T. Stenodactylus Fitz. 60. Stenodactylus guttat us Cuv. 1829. Günther, Palästina, S. 489. Von Algerien (Strauch) bis Aegypten (Dumeril-Bibron), die westliche Bejudah-Steppe (Peters), Palästina (Günther) und Arabien (Rüppell) erwähnt. Gen. VI. Ptyodactylus Wagl. 61. Ptyodactylus Hassclquisti Schneid, sp. 1797. Geoffroy, Eept. de l'jßgypte, Atlas, Taf. 5, Fig. 5 u. Suppl. Taf. 1, Fig. 2; Dume'ril et Bibron, Erpe't. gener., Bd. III., S. 378 ; Günther, Palästina, S. 489 Ft. (gecko). Von diesem schönen und eigenthümlichen Gecko liegen 3 Exem- plare vor, von denen No. 1 aus Haiffa (F. Lange) stammt, während No. 2 und 3 aus der H. Simon 'sehen Schenkung von Jerusalem herrühren. Verglichen mit der schönen o. cit. Abbild. Taf. I, Fig. 2 des grossen französischen Reisewerkes über Aegypten, sind unsere syrischen Exemplare im ganzen stämmiger, wohlgenährter, zeigen relativ breiteren Kopf und haben auch eine etwas andere An- ordnung und Grösse der zwischen den Nasenöffnuugen liegenden Schüppchen. Die Färbung ist oberseits ein helles, undeutlich mit weissen Flecken durchsetztes Fleischfarb, auf dem Kopf, an den Lippen und über den Rücken hin mit wenigen grauschwarzen Pünktchen bespritzt. Diese Spritzfleckchen nehmen aber auf dem letzten Rückendrittel, auf den Gliedmaassen und auf dem Schwanz dermaassen an Zahl zu, dass diese Theile in der Grundfarbe schwarzgrau, über und über mit feinen rosa und weissen Pünkt- chen bespritzt, erscheinen. Auf dem Schwanz sind helle und dunkle Querbinden nur sehr undeutlich entwickelt. Die Unter- seite des Körpers ist rein weiss, nur an den Seiten und in der Mitte der Gliedmaassen zeigen sich graue, aus Pünktchen be- stehende Wölkchen. Von der Dumeril -Bibron 'sehen Beschreibung unter- scheiden sich die vorliegenden Stücke in der Form des Rostrale. — 195 — Dasselbe ist uämlich vierseitig und läuft uacb oben in 3 abgestumpfte Spitzen aus, zwiscben denen der Halbkreis der je 3 Nasalschuppen eingefügt ist. Zwischen diesen Nasenschuppen liegen hinter dem Oberraud des Rostrale gewöhnlich 2 Schüppchen, dann folgen in der zweiten Querreihe 3 Schuppen, von denen die seitlichen grösser sind als die mittlere und grösser als die übrigen zwischen Rostrale und Augen gelegeneu Schüppchen, während weiter hinten die Kopfschüppchen nichts weiteres Auffallendes bieten. Jeder- seits bald ein, bald zwei Tuberkel links und rechts hinter der Kloakenspalte. No. 1 von Haiffa. 13 — 13 Supralabialen und 12—12 lufra- labialen. 10 — 9 grössere Submeutalschildchen jederseits. No. 2 von Jerusalem. 13 — 13 Supralabialeu und 13 — 13 Infralabialen. 9 — 10 grössere Submentalen. No. 3 desgl. 14 — 14 Supralabialen und 12 — 11 lufralabialen. ^ — 9 grössere Submentalen. Maasse: No. 1. No. 2. No. 3. Totallänge 124 128 117 mm. Von der Schnauze bis zur Afterspalte 70 68 62 » Schwanzlänge 54 60 55 » Verhältniss von Schwauzlänge zu Totallänge wie 1 : 2,3 ; 1:2,13 und wie 1:2,13; im Mittel wie 1:2,19; während Dumeril-Bibron bei ägyptischen Stücken im Mittel 1:2,24 berechnen lässt. Man kennt die Art bis jetzt nur von Aegypten (Geoffroy, Rüppell u. a.) und vom Todten Meer, von Jerusalem, dem Berg Hermon (Günther) und Haiffa (Böttger) in Palästina. Pam. IX. Agamidae. Gen. I. Agama Daud. 62. Agama sinaifa v. Hydn. 1827. Günther, Palästina S. 489. Bis jetzt bekannt aus Syrien (A. Dum., Westphal-Castelnau), Tom Todten Meer in Palästina (Günther), von Arabien, und zwar speciell vom Sinai im peträischen Arabien (Rüppell) und von Maskat (A. Dum.), weiter von Aegypten (Rüppell, Gray) und dem Sennär (Peters). — 196 — 63. Agama ruderata Oliv. 1807. A. Dum^ril, Catal. methodique, Paris 1851, S. 103 (mutaUlis). Bekannt aus der Wüste westlich von Algerien (A. Dum.), Aegypteu (Geoffroy, Olivier u. a.), der westlichen Bejudah-Steppe (Peters) und Nubieu (A. Dum.), Nordarabien (Olivier), Persieu (Dum. Bibr., De Filippi), Syrien (A. Dum.) und von Cäsarea in Palästina (Fr. Müller in lit. = Fhrynocephalus helioscopus ex err. in Müller, Katalog S. 637). Gen. II. Stellio Daud. 64. Stellio vulgaris Latr. 1802. Günther, Palästina S. 489 (cordylina); Böttger, Syrien II, S. 78. Vor mir liegen wiederum 1 junges Exemplar von Haiffa (F. Lange), 5 jüngere und ältere Stücke aus der Umgebung von Jerusalem (H. Simon), 9 Stücke aus Beyrut und 1 Exemplar aus Cypern (W. Schlüter). Im Vergleich mit Exemplaren von den Cycladen kann ich als Unterschied nur angeben, dass die Nasenöffnung der syrischen Form relativ grösser erscheint, und dass der aus grösseren, ge- kielten Schuppen gebildete, unter dem Auge nach vorn laufende Ring gerade auf das Nasale hinläuft, während er bei den Stücken von Mykono vorn sich mehr nach oben wendet und an die Supra- ocularschildchen anstösst und durch eine ganze Schuppenreihe von dem Nasale abgedrängt erscheint. No. 3 von Haiffa. Ein sehr junges Thier, in der Färbung und Zeichnung genau mit den früheren Stücken No. 1 und 2 dieses Fundorts übereinstimmend. 11 helle Querbinden über den Schwanz. Kehle ohne Makelzeichuung. Schwanz mit 75 Quer- riugelu. No. 4 junges Stück von Jerusalem. Wie No. 3. Schwanz verletzt. No. 5 desgl. mit schwach angedeuteten Kehlzeichuungen. Schwanz verletzt. No. 6 etwas grösser, von Jerusalem. Nur die zwei ersten, hier orangegelben Querbiuden des Rückens entwickelt. Nur die 5 hintersten Querbinden des Schwanzes deutlicher. Schwanz mit 64 Ringeln. — 197 — Xo. 7 ziemlich erwachsenes 9 ^on Jerusalem. Schmutzig erdbraun, in der Mittellinie des Rückeus mit rundlichen, wachs- gelbeu, durch Schwarz unterbrochenen Makeln. Finger gelb und schwarz geringelt; Schwanz mit 10 gelben Riugeu. Ganze Unter- seite des Körpers mit schwarzen Marmorzeichnuugen, die besonders in der Kehlgegend lebhaft von der Grundfarbe abstechen. — Pholidose des Rückens bei diesem Stück schwächer als gewöhn- lich, indem die von der Mittelzoue des Rückens nach rechts und links ausstrahlenden quergestellten Zonen grösserer Schuppen hier nur durch einzelne, in Intervalle gestellte, grössere Schuppen an- gedeutet sind. Schwanz mit 63 Querringeln. No, 8 desgl. nnd von dem vorigen Stück nur unterschieden durch weniger lebhafte Färbung des Rückens, durch auffallend kräftige, vortretende Eckzähne und durch die sehr regelmässig in Querreihen gestellten, au die Pholidose der Gatt. Cenfrotrachehts erinnernden grösseren Rückenschuppen. Schwanz mit 61 Ringeln. Wir zählen also im Durchschnitt bei (5) syrischen Stücken 67 Qnerringel am Schwänze. mra. M a a s s e: Nr. 3. Nr. 4. Nr. 5. Nr. 6. Nr. 7. Nr. 8, Totallänge . . . 79 — — ■ 149 256 279 Von der Schnauze bis zur Afterspalte 33 34 40 60 114 120 Schwanzläuge 46 — — 89 142 159 Kopflänge 11 11,5 14 19 32 36 Grösste Kopfbreite 10,5 10 11 15,5 28 34 Grösste Kopfhöhe . 8,5 6,5 7,5 12 21 21 Das Verhältniss von Schwanzlänge zu Totallänge beträgt bei (3) jüngeren Stücken aus Syrien im Mittel 1 : 1,7, bei (2) älteren 1 : 1,78; während sich für Exemplare von den Cycladen dies Ver- hältniss zu 1 : 1,72 berechnet. Die Art verbreitet sich von Aegypten an über Arabien bis Palästina und Syrien (Dum. Bibr.), wo specieli die Fundorte Jerusalem (Böttger), Jaffa (Westphal-Castelnau, F. Müller), Ruinen von Cäsarea (Müller), Haiffa (Böttger), Galiläa (Günther) und Beyrut (F. Müller, Böttger) zu verzeichnen sind, bewohnt die Inseln Cypern (Unger und Kotschy, Westphal-Castelnau, Günther u. a.), Rhodos (Erber) und Chios (Böttger), sowie einen grossen Theil von Kleinasien (Westphal-Castelnau), überhaupt also das ganze westliche Asien, ohne übrigens bis Persien und die Kau- — 198 — kasusländer vorzudringen, wo sie durch verwandte Species ersetzt wird. St. vulgaris bewohnt ausserdem noch einzelne Küstenpunkte der europäischen Türkei und die Inseln Mykono, Paro, Milo und Kephallonia. Farn. X. Chamaeleontidae. Gen. I. Chainaeleo Laur. 65. Chamaeho vulgaris Daud. 1803. var. recticrista Böttger 1880. Günther, Palästina S. 489; Böttger, Syrien II, S. 80. Wiederum liegen 2 junge Stücke (No. 5 und 6) von Haiffa (F. Lange), 4 weitere (No. 7 — 10) aus der Umgebung von Jeru- salem aus der H. Simon 'scheu Schenkung, 4 Stücke von Beyrut und 5 Stücke von Cypern (W. Schlüter) vor. In der Färbung und in der Form der Occipitalcrista sind dieselben übereinstimmend mit den früher a. a. 0. von Haiffa beschriebenen, doch sind die gelben Seitenflecke häufig von dunkleren, oft schwarzgrauen, undeutlich begrenzten Rundflecken umgrenzt. Bei ganz jungen, eben erst aus dem Ei geschlüpften Exemplaren fehlt dagegen auf dem bombenförmig aufgetriebenen Hinterkopf jede Spur einer Crista. M a a s s e: N. 5. Nr. 6. Nr. 7. Nr. 8. cfNr. 9. 9Nr. 10. mm. Total länge 104 105 157 172 183 159 Von der Schnauze bis zur Aftersp. 49 50 67 75 79 76 Schwanzlänge 55 55 90 97 104 83 Kopflänge in der Mittellinie . . 18 18 27 28 31,5 29 Hintere grösste Helmbreite 8 8,5 12 11,5 13 11. Länge der Hinter- hauptscrista 7 7,5 11 12,5 14,5 13 Kopfbreite in der Wangengegend 11 11,5 14,5 15,5 17 15 Kopfiiöhe am Hin- terhaupt 16 17 25,5 22,5 29 24 Schnauzeuspitze bis Muudwinkel 12,5 13 18,5 20 22 19 — 199 — Die Kopflänge verhält sich demnach zur Rumpflänge bei (6) jungen syrischen Exemplaren von 71 — 118 mm. Totallänge wie 1 : 2,74, bei (4) mittelgrossen Stücken aus Syrien von 157 — 183 mm. Totalläuge wie 1 : 2,57, während ich bei nordafrikanischeu alten Exemplaren das Verhältniss 1 : 3,4 fand. Die Schwanzlänge ver- hält sich zur Totalläuge bei der erstgenannten Gruppe wie 1 : 1,93, bei der zweiten Gruppe wie 1 : 1,79, bei nordafrikanischen alten Exemplaren aber wie 1 : 2,09. Durch die geringereu Dimensionen, die stete Gelbfleckuug der Körperseiten in zwei ziemlich regelmässigen Längszonen und die fast geradlinig verlaufende Helmcrista als Localvarietät sehr ausgezeichnet, so dass ich mir erlaube, die syrisch-cyprisch- palästinische Form mit einem besonderen Namen (recticrista) zu bezeichnen. Die Art lebt in ganz Nordafrika und in Südspanien. Von Aegypteu aus geht sie ausserdem einerseits bis in das Gebiet des weissen Nils und in den Süden der Sahara, andrerseits über Palästina, wo ich speciell das Todte Meer (Günther), Jerusalem und Haiffa (Böttger), Galiläa und Merom (Günther) als Fundorte anführen kann, nach Syrien, wo sie bei Beyrut (F. Müller, Böttger) gefunden wurde, nach den Inseln Cypern (Unger und Kotscby, Günther, Böttger) und Chios (v. Bedriaga) und Klein- asieu, wo sie von Smyrna und Xanthus (Gray) erwähnt wird. Nach W. Tf B 1 a n f 0 r d ist das Vorkommen des Chamäleons in Persien (Dum. Bibr.) noch nicht sicher erwiesen. Ordn.III. Crocodilia, Farn. I. Crocodilidae. Gen. I. Crocodilus Cnv. 66. Crocodilus vulgaris Cuv. 1810. Cuvier, Ann. d. Mus. X, S. 40, Taf. 1, Fig. 5 und 12 u. Taf. 2, Fig. 7; Dumeril et Bibron, Erpet. gener., Bd. III, S. 104; A. Strauch, Syn- opsis der Crocodiliden, St. Petersburg 1866, S. 43. (Vergl. das Kärtchen des Nähr e' Zerka auf Taf. IV.) Das Auftreten einer Krokodilart in einem beschränkten Ge- biete in Palästina ist jedenfalls das wunderbarste Factum, was ich — 200 — iu diesen Blättern mitzutheilen habe. Sowohl bei den alten, als auch bei den neueren Schriftstellern fliessen die Quellen über das Vorkommen eines so grossen, so wenig leicht zu übersehenden und so schädlichen Thieres in Syrien und Palästina nur überaus spärlich. Noch Strauch erwähnt in der o. cit. schönen Arbeit 1866 nichts, was auf den Aufenthalt von Krokodilen in Palästina noch heutigen Tages schliessen lässt. Ob der Vers 20 im 40. Buch Hiob und die weiteren Verse 5 — 8 im 41. Buche: »20. Kannst du den Leviathau ziehen mit dem Hamen und seine Zunge ^) mit einem Strick fassen? 5. Wer kann die Kinnladen seines Antlitzes aufthun? Schrecklich stehen die Zähne umher. 6. Seine stolzen Schuppen stehen wie feste Schilder, fest und enge in einander« u. s. w., wie zu vermuthen steht, sich auf das Krokodil beziehen, will ich dahingestellt sein lassen. Jedenfalls beweisen sie uns, wenn diese Ansicht richtig ist, noch nicht, dass damals das Krokodil aus Palästina be- kannt war. Sehr autfallend ist aber eine Stelle bei Plinius, die uns klar zeigt, dass schon im Alterthum das Krokodil au derselben Stelle in Palästina heimisch war, wo es noch heute vorkommt. In der geographischen Aufzählung der Gebirgs-, Fluss- und Ortsnamen Syriens findet sich nämlich bei Plinius, Buch V, Cap. 17, einge- schaltet zwischen die Angaben über Cäsarea und das Voi'gebirge Carmel, vollkommen übereinstimmend mit der geographischen Lage des jetzigen Krokodilflusses, der Passus: »fuit oppidum Crocodilon, est flumen : memoria urbium, Dorum, Sycaminum« . An eine Verschleppung oder Accliniatisirung oder gar an eine Wanderung des grossen und gefährlichen Thieres in historischer Zeit ist also gar nicht zu denken. Auf eine gleichfalls hierhergehörige Stelle des Strabo hat mich Herr Dr. W. Stricker hier freundschaftlichst aufmerksam gemacht. Sie findet sich iu Rerum geograph. libri 17, Graece et latine. Basil. 1571, Fol. p. 878, steht im 16. Buche und lautet: !>In medio Carmelus est mons, et oppidula quorum praeter nomiua nihil restat, ut Sycaminorum urbs, et Bubulorum, et C r o c o d i - lorum, et hujusmodi alia«. Dr. Stricker erinnert mich ferner ^) Nach Anschauung der Alten sollte dem Krokodil die Zunge fehlen (vergl. Plinius, Buch VIII, Cap. 37). — 201 — daran, dass die Römer ihre Krokodile für die Kampfspiele aus der Cyreuaica bezogen. ^) Die erste Notiz in neuerer Zeit über das Vorkommen des Krokodils in Palästina finde ich bei T. Tobler in Petermanu's Mitth. 1858 S. 8 Aumerk., wo er sagt: »Aufmerksam gemacht durch (Prof. Dr. J. B.) Roth, frug auch ich diesem Thiere nach. Nach mehrseitiger Erkundigung hält sich das Krokodil, das nicht einmal selten sei und dort auf Arabisch temsäh genannt wird, im Flusse Tamür auf, der in der Nähe von Tantüra vorbeifliesst. Einer der Erzähler sah selbst das Ei von einem palästinischen Krokodil.« Ebenda heisst es weiter S. 112: »Dr. Roth er- wähnte auch seine Nachforschungen nach Krokodilen in den beiden kleinen Flüssen Zerka und Difleh zwischen Jaffa und Cäsarea, von denen PI in ins erwähnt, dass sie solche Thiere enthielten, und welche noch jetzt auf ausführlichen Karten dieses Landes nach denselben genannt Averden. Nach fünftägigem Suchen fand er einen deutlichen Abdruck eines Krokodils im Sande, 6' lang. ') Hr. Dr. W. Stricker war ferner so gefällig, mir über das sagen- hafte Vorkommen des Krokodils auf der Insel Pthodos folgende Literatur- nachweise zu geben : Nach M. W. Götzinge r, Deutsche Dichter erläutert. Leipzig und Zürich 1831, L S. 270 ist folgendes die Literatur über das Krokodil im »Kampf mit dem Drachen«. Zuerst ist die Geschichte erzählt in Bosio, Istoria della sacra religione ed illustrissima milizia di San Giovanni, da- nach in Athanasius Kircher, Mundus subterraneus mit einer Abbildung, dann in Vertot d ' Auboeuf, Histoire des Chevaliers bospitaliers de St.-Jean de Jerusalem, Tome II, auch in der deutschen üebersetzung von Niet- hammer, Jena 1792 ff. — Das Bild des Drachen will A. Kirch er von einem Malteserritter erhalten haben. — Die Geschichte kam unter dem Grossmeister Heiion de Villeneuve vor, 1323—1346. Der Zufluchtsort des gefürchteten Thieres war eine Höhle neben einem Sumpfe am Fusse des Berges S. Stefano, 2 Meilen (Miglien ?) von der Stadt Rhodos. Auch Schiller deutet wiederholt darauf hin, dass der Schauplatz des Kampfes in der Tiefe ist: Strophe 14. Hirten, die nach dem Sumpfe sich verirrten. 16. die Grotte, vom Thau des nahen Moors befeuchtet. 17. steig' ich nieder zum Gefechte. 18. kaum seh' ich mich im ebnen Plan. Dennoch hat Heinrich Ramberg in seinen Illustrationen zum »Kampf mit dem Drachen« (Minerva 1827) aus Gedankenlosigkeit die Höhle des Drachen in eine senkrechte Felswand in der Höhe des Gnadenbildes verlegt. — Freilich kann man auch den Dichter fragen, woher der proven9alische Ritter auf Rhodos (Str. 11) Doggen nahm, »gewohnt, den wilden Ur zu greifen«. — 202 — Die Eiügeboreueu geben au, dass sie oft deren fänden und tödteten, weil sie ihre Ziegen und Schafe verzehrten. Vermuthlich kameu sie damals nicht zum Vorschein, weil es gerade die Zeit im Jahre war, wo die wandernden Araber ihre Büffel nach den Flüssen treiben. Zum preussischeu Yiceconsul Herrn Ziffo in HaifFa wurden bisweilen Exemplare dieser Krokodile gebracht. Im ver- gangenen Frühjahr warf derselbe eines ins Meer, weil er nicht wusste, was er damit machen sollte . . .« Weitere zuverlässige Angaben über das Vorkommen dieser Thiere in Palästina verdanken wir nun dem amerikanischen Consnl Hrn. Schum acher in Haiffa. Im Globus 1877, S. 191 finden wir folgende Notiz: »Drei Kilometer nördlich von Cäsarea an der palästinischen Küste mündet das »Wadi Zerka«, zu Deutsch »grünes Flussbett«, welches im Alterthum als Crocodil- fluss (besonders bei Pliuius) bekannt war. Strabo redet auch von einer Stadt C r o c o d i 1 o n. ') Da das Klima dieses Land- striches dem des ägyptischen Delta ähnlich ist, so würde nichts Auffallendes in dem Vorkommen dieser Thiere liegen ; glaubwür- dige Reisende behaupten noch in neuerer Zeit deren (oder wenigteus Skelette) gesehen zu haben. So Bädecker's Palästina S. 367. Jetzt bringt »Aus allen Welttheilen«, Juni 1877, S. 286 folgende Mit- theiluug des Herrn Consul Schumacher: In Cäsarea haben unsere Leute ein 3 Meter langes Krokodil, das sich 200 — 300 Schritte vom dortigen Flusse aufs Land entfernte, getödtet; es soll ein Schaf angefallen haben. Das Fleisch des Reptils haben sie nicht gegessen ; es soll aber wie das feinste Kalbfleisch schmecken ! Den Schwanz schickten sie uns zur Besichtigung, Das Krokodil war ein Weibchen und hatte 48 Eier im Leibe.« Im neuesten Bädecker, Ausg. 1880, S. 247 findet sich die oben bereits citirte Stelle nochmals, mit Weglassung der Worte »oder wenigstens Skelette.« Auf meine Bitte, mir weitere Details über dieses interessante Factum zukommen zu lassen, war Herr Hans Simon, dem ich auch einen grossen Theil der obigen Literaturnachweise ver- danke, so freundlich, mir einen ausführlichen Brief des Herrn Stud. ing. G. Schumacher, sowie den dieser Arbeit beigegebenen, ') Nach Herrn Stud. G. Schumacher heisst heute noch die Ruine eines Dorfes an den Quellen des Krokodilflusses am Carmelabhange »Croco- dilon.« — 203 — sauber gezeichneten topographischen Plan des Fundortes der pa- lästinischen Krokodile zugehen zu lassen. Sämmtliche Daten in dem folgenden wörtlich abgedruckten Briefe wurden Herrn G. Schumacher von dessen Vater auf Herrn Simon's Bitte gegeben. »Krokodil heisst auf arabisch Ledschün; eine Dorfruine ähnlichen Namens findet sich noch vor am sogenannten Krokodil- fluss bei Tantura nördlich vom Zerkafluss. ^) »Im April 1877 wurde von unseren Leuten und einigen Arabern in der Nähe des Nähr e' Zerka, des sogenannten Kroko- dilflusses, 1 ^/4 Stunde nordöstlich von Cäsarea und 7 Stunden von Haiflfa entfernt, ein Krokodilweibchen erlegt, das sich auf dem Felde sonnte. Dasselbe hatte graulichgrüne Färbung, mass 3 Meter Länge und hatte 48 Eier im Leibe, von denen Sie eins erhalten haben. Da die Wafi'en, deren sich die Jäger bedienten, sehr pri- mitiver Art waren, so wurde der Schädel total zertrümmert, ein Stück des Schwanzes und der Haut aber wurde auf die deutsche Colonie mitgenommen und ist noch vorhanden. Der Krokodilfluss hat einen Lauf von nur etwa 3 Stunden ; er entspringt auf oder in dem Carmelgebirge und wird von 21 Quellen gespeist, so dass er mit einem ihm parallel laufenden Nebenfluss, den er in der Nähe der arabischen Mühlen (vergl. das Kärtchen) nicht weit vom Meere aufnimmt, allmählich ein ganz stattlicher Fluss wird. Er hat anfänglich zwar einen trägen Lauf, ergiesst sich aber unterhalb der Mühlen um so rapider ins Meer. Beinah parallel mit dem Krokodilfluss zieht noch ein anderer, aber kürzerer Fluss, welcher mehr östlich entspringt. Der Krokodilfluss läuft träge in mehreren Windungen durch den Thalkessel und bildet hier in seinem Mittellaufe einen Sumpf, der bis März wohl eine Quadrat- stunde Flächenraum bietet. In der warmen Jahreszeit von April an zieht sich das Wasser zurück, und der Sumpf trocknet endlich bis zum Flussbett ein. Der Fluss und sein Nachbar speisen einige Wassermühlen auf dem alten Römerdamm unweit des Meeres. Er ist nicht sehr tief, im Maximum nur 2 — 3 Meter, durch- schnittlich nur 1 Meter, jedoch so schlammig, dass er selbst in seinem Oberlaufe nicht passirt werden kann. Ganz oben, den Quellen zu, erweitert sich das Thal und wird sehr fruchtbar und schön. *) Ein zweites (?) El Ledschün findet sich in Stiel er' s Handatlas 1880, No. 61 am Ostabhang des Carmelgebirges am Rand der Kison-Ebene nur IV* Meile in Luftlinie von einer der Quellen des Zerkaflusses entfernt. — 204 — »Ich war im Juui 1877 dort, um Aufnahme zu machen. Die Gegend ist aber so fiebrig, dass jeder Europäer nach nur kurzem Aufenthalt in äusserst hartnäckiger Weise von Krankheit ergriffen wird. Ehe man in den Thalkessel gelaugt, kommt man über feisichten Abhang, der Keuperformation angehörig ; eine senkrechte Felseuwand au der nordöstlichen Seite zeigt aus dem Alterthum herrührende Grabkammern. Das ganze Areal gehört Mahmud Pascha, einem ungarischen Flüchtling, namens Freund, der es um 80ü0 Lires erwarb. Ihm gehören auch die genannten Mühlen. »Krokodile sind in dem Fluss nicht selten, doch lassen sie sich weniger auf dem Land sehen ; der ganze Thalkessel, der in der Regenzeit mit wildem Gestrüpp überwachsen ist und einem grossen See gleicht, birgt alles mögliche Ungeziefer, als Schlangen, wilde Schweine, Schakale, Füchse, wilde Katzen, ja auch kleine Tiger sollen schon erlegt worden sein. Nur Jäger, die nach Schweinen spüren, wagen sich in das gefährliche Labyrinth, wo sich auch die Krokodile aufhalten. Fast jedes Jahr fordern die Krokodile ein Opfer; in den letzten Jahren sind mehrere Männer und eine Frau die Beute derselben geworden, und namentlich den Kindern sind sie gefährlich, von denen einige erst neuer- dings spurlos verschwunden sind. Unsere Leute wurden deshalb auch gewarnt und angewiesen, Wasser am Flusse nur an den Stellen zu holen, wo sie nicht herunterzusteigen brauchen, so dass sie sich schnell flüchten könnten, wenn sich etwa ein Krokodil nähere. »Unter den Arabern geht die Sage, dass die Krokodile von römischen Kriegern hierher verpflanzt worden seien. Nach anderer Version habe Joseph dieselben aus Aegypteu mitgebracht und sie in die syrischen Flüsse eingebürgert.« Auch Herr J. L. S c h n e 1 1 e r in Jerusalem berichtet in einem Briefe d. d. 10. Juli 1880 an Herrn H. Simon, dass er mit eigenen Augen das Skelet eines 7 — 8' langen Krokodils aus dem Nähr Zerka gesehen habe, das Herr Missionär Zell er, damals in Nazareth, für das British Museum präpariren liess. Wie wir oben gehört haben, ist mir nun durch gütige Ver- mittlung des Herrn H. Simon ein Ei von dem erwähnten 1877 erlegten Weibchen zugegangen. Da genaue Beschreibungen des Eies, das schon Herodot so gross als ein Gänse-Ei kennt und — 205 — das Plinius, Buch VIII, Cap, 37 unter »parit ova quanta anseres« anführt, nicht zu existireu scheinen, erlaube ich mir, hier eine solche zu geben. Das vorliegende Ei ist länglich elliptisch, am einen Ende kaum merklich spitzer als am andern, im allgemeinen aber beiderseits sehr stumpf abgerundet, rein weiss von Farbe, stark glänzend und von porzellanartiger Beschaffenheit, Das Korn ist lederartig narbig, die feinen chagrinartigen Erhöhungen sind sämmtlich in die Quere gerichtet. An den Ei-Enden finden sich erbsengrosse, callöse, hie uud da etwas über die Oberfläche hervorragende Verdickungen. Die etwas eingesenkten Poren sind gross, sehr unregelmässig gestellt, verhältnissmässig wenig zahl- reich und oft von einem Hof umgeben. M a a s s e : Länge des Eies . . 90 mm. Breitendurchmesser . 60 » Läugenumfaug . . 228,5 » Breitenumfang . . 168 » Breite zu Länge wie 1 : 1,5; Längenumfang zu Breiten- umfang wie 1 : 1,36. Dumeril-Bibron geben a. a. 0., S. 32 die Zahl der Eier eines Weibchens nur zu 19, bei einer andern Krokodiliden- art S. 43 zu 20 — 25 an. Die Maasszahlen finden sie zu 3" Länge und 1" 8'" — 1" 9'" Breite; Färbung und Gestalt beschreiben sie genau wie unsere obigen Angaben. Nach dem Vorhergehenden dürfte das Vorkommen des Kro- kodils in Palästina als erwiesen zu betrachten und zugleich der Nachweis geführt sein, dass auch sein Aussterben in aller- nächster Zeit noch nicht zu befürchten steht. Freilich wissen wir noch nicht sicher, welcher Species dasselbe angehört, doch ist mit grosser Wahrscheinlichkeit anzunehmen, dass es der im Alterthum im Nildelta so häufigen Art Cr. vulgaris augehört. Ich hoflfe und wünsche, dass diese Zeilen Veranlassung dazu geben, durch Einsendung eines ganzen Thieres (ausgenommen uud gerollt in eiuem Doppelfass in Spiritus) oder wenigstens des Schädels an unser Museum auch noch diese letzte wichtigste Frage zur Lösuug zu bringen. Was endlich die geographische Verbreitung des Croc. vulgaris anlangt, so ist das von uns erwähnte 1877 am Nähr e' Zerka in — 206 — Palästina erlegte wohl eines der ersten ans Westasieu, das seit dem Alterthum in der wissenschaftlichen Literatur verzeichnet steht. A. Strauch, der die Verbi'eitung dieser Art genau zusammengestellt hat, nennt es einen ausschliesslichen Bewohner von Afrika und Madagascav ; in neuerer Zeit sind ausser den von Strauch augeführten speciellen Fundorten nur noch die afrikanischen Inselgruppen der Comoren und Seschellen hin- zugekommen. In Persien fehlt das Krokodil laut W. T. Blan for d heutigen Tages ganz bestimmt. Ord. IV. Chelonia, Farn. I. Testudinidae. Gen. I. Testudo L. 67. Testudo ihera Pallas 1831. Böttger, Syrien II, S. 81 (pusilla). = graeca Günther, Palästina, S. 488. Ein weiteres junges Exemplar, dem früheren in Färbung und Pholidose vollkommen gleich, wurde von Herrn Fr. Lange aus Haiffa an Herrn H, Simon eingesandt. Maasse: No, 2. Länge des Rückenpanzers in der Mitte . 50 mm. Hintere grösste Breite desselben .... 42 » Höhe desselben 25 » Länge des Brustpauzers in der Mitte . . 41,5 » Schwanzläuge, vom Vorderraud der Kloake gemessen 3,5 » Die Breite des Panzers verhält sich bei diesem Stück dem- nach zur Länge wie 1 : 1,19, ein Verhältniss, das sich mit dem Wachsthura des Thieres von 1 : 1,14 auf 1 : 1,37 steigert, während die Höhe desselben sich zur Länge verhält wie 1 : 2, ein Ver- hältniss, das mit dem Wachsthum des Thieres gleichfalls von 1 : 1,78 bis auf 1 : 2,55 steigen kann. Die Art wurde von Gray und Günther früher mit T. graeca zusammengeworfen, von der sie sich aber jederzeit gut unter- scheiden lässt. Abgesehen von der ganzen Nordküste von Afrika, wo die Art von Marokko angefangen bis zur Landenge von Suez überall — 207 — häufig ist, lebt sie iu Asieu in ganz Palästina (Günther), von wo ich speciell Haiffa als Fundort augeben kann, uud Syrien (Forskäl), wo sie namentlich am Libanon uud bei Aleppo sehr gemein sein soll, in Kleinasien (Gray) und zwar speciell in der Gegend von Angora (Berthold) und Xanthus (Gray) und endlich in ganz Persien (Pallas, ßaer uud Helmersen), wo sie speciell von Karmau, Schiras, zwischen Schiras und Ispahan (W. T. Blauford) uud von Teheran (Strauch) angegeben wird, sowie iu den Cha- naten Chiwa und Buchara (v. Bedriaga) und in Transkaukasien (Strauch), hier namentlich in den östlichen Provinzen. 68. Testudo marginafa SchöpfF 1792. Unger und Kotschy, Cypern S. 572 (Chersus). Lebt in Afrika von Algerien bis Aegypten, iu Asien aber nur iu Kleiuasieu, so bei Angora (Berthold) und auf der Insel Cypern (Unger und Kotschy), in Europa nur in den südöstlichen Ländern. Hier findet sie sich über ganz Morea, über Rumelien, die grösseren griechischen Inseln, wie Kephallonia und Candia verbreitet, lebt ausserdem iu Dalmatieu und soll sogar bis ins südliche Krain gehen (A. Strauch). Farn. II. Emydidae. Geu. I. Cleinmys Wagl. 69. Clemmys caspica Gmel. sp. 1790. Günther, Palästina S. 488 (Emys). Es liegen 4 Stücke aus der W. Schlüter'schen Sendung vor, die bei Beyrut gesammelt wurden. Hals und Gliedmaasseu sind bei allen Exemplaren lebhaft violettgrau uud gelb längsgestreift. Rückenschale einfarbig grau, bei grösseren Stücken die Costalen und Marginaleu oft mit weiss- lichen, schwarz eingefassten eleganten wurmförmigen Zeichnungen, Bauchschale schwarz mit quergestellteu weisslicheu Mittelzonen der einzelnen Schilder. Dorsalen und Costalen in der Jugend gekielt; mitunter An- deutungen davon auch noch bei älteren Exemplaren. Diese Art lebt von Dalmatien an in ganz Osteuropa, dann in Transkaukasien und den Caspiläudern, in Persien, an den Euphratufern, in Kleinasien (Gray), Syrien (Lichteusteiu, Jau, — 208 — Fitzinger), hier speciell bei Beyrut (Böttger) und Palästina (Günther), wo sie iu Rev. list anim. Zool. gard, London 1872, S. 328 speciell vom See Tiberias, allerdings mit ? versehen, angeführt wird. In der Umgebung von Jerusalem fehlt sie dagegen nach brieflicher Mittheilung des Herrn J. L. Schneller au Herrn H. Simon wegen des Mangels von lebendigem Wasser ganz bestimmt. Fitzinger will die Art auch aus Aegypten erhalten haben. Die var. leprosa Schweigg., die ich zu dieser Species rechne, lebt dagegen im westlichen Theile des Mittelmeerbeckens und geht vom Süden der pyrenäischeu Halbinsel über Marokko bis Algerien. Farn. in. Trionychidae. Gen. I. Trionjx Geoffr. 70. Trionyx aegyptiacus Geoffr. 180?. Dumeril et Bibron, Erpet.gener., Bd. II, S.484; Geoffroy St.-Hilaire, Descr. de l'^gypte, Atlas Rept. Taf. 1; Strauch, Vertheilung der Schild- kröten über den Erdball, St. Petersburg 1865, S. 126. Ein jüngeres und ein älteres Stück liegen aus der Schlüter- schen Sendung von Beyrut vor. Von der schönen citirten Abbildung in dem grossen fran- zösischen Reisewerke über Aegypten unterscheidet sich die vor- liegende, von Herrn G. Schrader in S^a'ieu zuerst aufgefundene Form nur durch etwas mehr ovalen Panzer uud relativ grösseren Kopf. Auch ist der Schwanz hinter dem After schneller, ja plötzlich in eine dreieckige Spitze zusammengezogen. Alles übrige, namentlich auch die Färbung des Rückenpanzers — oliveugrün mit gelbweissen Punkten über uud über bespritzt — uud die Form der vier Sterualcallositäten stimmt sehr gut mit den Dumeril-Bibron'schen Angaben und der G e o f f r o y 'sehen Abbildung, doch zeigen unsere Stücke die wurmförmigen, in Längsreihen gestellten feinen Erhebungen des Rückenpanzers be- sonders deutlich, die in der citirteu Abbildung darzustellen ver- gessen sind oder den ausgewachsenen Stücken dieser Art viel- leicht fehlen. Maasse: No. 1. Länge des Rückenpanzers (mit dem Faden gemessen) 265 mm. Grösste Breite (desgl.) 212 » Länge des Bauchpanzers in der Mitte (desgl.) 179 » — 209 — Verhältniss von Breite zu Länge wie 1 : 1,25, was mit Dumeril-Bibron's Angabe 1 : 1,26 fast genau übereinstimmt. Abgesehen von der Umgebung von Beyrut (Böttger) in Syrien, bewohnt diese Art den Nil und seine Nebenflüsse, also die Länder am weissen Nil, Abessynien, Dongola, Nubien und Aegypten. Ausserdem findet sie sich aber auch in Westafrika, wo sie von Sierra Leone, Gross-Bassam an der Zahuküste, vom Gaboon und aus dem Congo angegeben wird (A. Strauch). Pam. IV. Cheloniidae. Geil. I. Cheloue Brou^n. 71. Chelone viridis Schneid, sp. 1873. Schneider, Allgem. Naturgesch. d. Schildkr., S. 299, Taf. II; Dumeril et Bibron, Erpet. gener., Bd. II, S. 558 (midas); Strauch, Verbreitung der Schildkröten, St. Petersburg 1865, S. 141; Schreiber, Herp. europ. S. 518. Ein jüngeres Exemplar dieser im Mittelmeer so seltenen Art, das Herr W. Schlüter als »von der syrischen Küste bei Bey- rut stammend« einsandte, und das sich jetzt im Senckenberg. Museum befindet. Frontonasalen und Nasalen zu einem einzigen laugen Schilder- paare vereinigt. Die 13 Platten der Scheibe sind nicht geschindelt, die Füsse besitzen je nur eine Kralle und der Unterkiefer ist stark sägeartig gezähnt; der Schwanz überragt jedoch den Panzer nicht. — Seiteuraud des Panzers durch die vorspringenden Enden der Marginalplatteu stumpf, aber deutlich gesägt. Nuchale durch eine Mittelnaht deutlich in zwei Stücke zerspalten. Rechtes Occipi- tale in 2 Schilder getheilt. Postorbitalen 4 — 4. Färbung die gewöhnliche. M a a s s e : No. 1 . Länge des Rückenpanzers (mit dem Faden gemessen) 293 mm. Grösste Breite desselben (desgl.) . . 259 » Länge des Bauchpanzers (desgl.) . . 235 » Kopfläuge 75 » Kopfbreite 54 » Kopfhöhe 52 » Verhältniss von Breite zu Länge des Rückenpanzers wie 1 : 1,25, während Dumeril-Bibron's Zahlen 1 : 1,16 bei älteren Thieren 14 — 210 — ergeben. Verliältuiss von Kopfhöhe zu Breite zu Länge wie 1 : 1,04: 1,44, während D umeril- B i bron 1 : 0,99 : 1,35 ergeben. Diese Art war bis jetzt mit Sicherheit nicht aus dem Mittel- meer bekannt gewesen, obgleich Schreiber, a. a. 0. S. 522 ihr vereinzeltes Vorkommen daselbst erwähnt. A. Strauch kannte sie 1865 wenigstens noch nicht von dort. Sonst ist die Species in allen Meeren der heissen und gemässigten Zone nachgewiesen worden. Die geuauereu Fundorte vergl. bei Strauch, a. a. O. S. 142. Geu. II. Thalassochelys Fitz. 72. Thalassochelys cauana Schweigg. sp. 1812. Ilnger u. Kotschy, Cypern S. 572. Aus den syrischen Gewässern bis jetzt sicher nur von Cypern (Uuger u. Kotschy) bekannt. Hr. J. L. Schneller in Jerusalem hat nach briefl. Mittheil, au Hrn. H. Simon eine Seeschildkröte süd- lich von Jaffa angespült gefunden, deren Panzer ein paar Fuss im Durchmesser maass. Es dürfte wohl die genannte Art gewesen sein. A. Strauch gibt das Wohngebiet dieser Art in folgender Weise an : »Sie bewohnt hauptsächlich den atlantischen Oceau und das Mittelmeer, ist aber ausnahmsweise auch im indischen Meere, bei Ceylon und im Meere bei Neuholland unter dem 37^ südl. Br. (jefangen worden.« Ampliibia.. Ord, I, Urodela. Farn. I. Salamandridae. Gen. I. Triton Laur. 1. Triton vittatus (Gray) Jen. 1835. Guerin-Mene ville, Iconogr. d. regne animal 1829 — 44; F. Müller iu lit. Bis jetzt nur bekannt vom Dorf Seuaki unweit Poti und aus der Umgebung von Tiflis in Trauskaukasien (Strauch, Kessler), aus Kleinasien (Berthold) und aus Syrien (Guerin-Meueville), von wo ihn Hr. Dr. F. Müller in Basel neuerdings aus Beyrut er- hielt. — Scheint in Nordafrika und Europa zu fehlen. — 211 — Ord. II. Anura, Pam. I. Bufonidae. Gen, I. Bufo Laur. 2. Bufo pantherinus (Boie) D. B, 1841. Günther, Palästina S. 489. Verbreitet über deu ganzen Nordrand von Afrika, von Marokko an über Algerien und Tunis bis Aegypteu, und über Arabien, (Rüppell) und Palästina, wo er vom Todten Meer und vom Berg Carmel angegeben wird (Günther). 3. Bufo variahilis Pall. 1767. F. Müller u. Dr. J. v. Bedriaga in lit. In ganz Europa mit Ausnahme der Pyreuäenhalbinsel, Frank- reichs und Englands; in Nordafrika von Algerien (Strauch) einer- seits bis in die Süd-Sahara (Günther), andererseits über Tunis (Günther) bis Aegypteu, wo ich ihn von Cairo und Heluan kenne. In Asien lebt die Art bei Beyrut (F. Müller in lit.) und am Libanon (v. Bedriaga in lit.) und in ganz Persieu und Beludschi- stan bis zum Himalaya und Sikkim (W, T. Blanford), sowie in Transkaukasien (Kessler). Nach Westphal-Castelnau findet sich diese Art sogar noch in Japan. 4. Bufo vulgaris Laur. 1768. Unger u. Kotschy, Cypern S. 572. Aus Asien bekannt nur in der var. colcJiica Eichw. von Mingrelien in Transkaukasien (Eichwald), dann von Persien (Pallas) und von der Insel Cypern (Unger u. Kotschy); lebt ausserdem in Japan (Strauch). In Afrika kennt man ihn von Marokko (Camerano) und Algerien (Strauch). In Europa ist er verbreitet über den ganzen Erdtheil, wird aber von den griechischen Inseln bis jetzt noch nirgends erwähnt (v. Bedriaga, Bull. d. Moscou 1880, S. 19). Farn. II. Bombinatoridae. 5. Pelobates cultripes Cuv. sp. 1829. A. de l'Isle bei Lataste, Act. d. 1. Soc. Linn. de Bordeaux, Bd. 33, 1879, S. 323. Lebt in Südfrankreich, Spanien und Portugal (Böttger) und angeblich auch am Libanon in Syrien (Lataste). Letzteres Vor- kommen bedarf noch der Bestätiguncr. — 212 — Fam. III. Hylidae. Qen. I, Hyla Laiir. 6. Hyla arhorea L. 1761. var. meridionalis Böttg. 1874. Günther, Palästiua S. 489; Böttg er, Syrien II, S. 83. = Hyla Peresii Bosca, Annal. de la Soc. Espan. de Hist. Nat., Bd. 9, 1880, S. 181. Eingeschickt wurde ein weiteres schönes Stück dieser Art (No. 2) von Haiffa durch Hrn. F. Lange (comm. H. Simon). Die von Ed. Boscä als neu aus Spanien, Portugal und Frankreich beschriebene Hyla Ferezi ist weiter nichts als die schon im Anfang dieses Jahrhunderts von Audouin und Savigny im Atlas der Descr. de l'Egypte, Suppl. Taf. II, Fig. 13 trefflich abgebildete und von mir 1874 in meinen »Reptilien von Marokko und den Cauaren«, Abhandl. d. Senckenberg. Nat. Ges. Bd. 9, S. 66 unter obigem Namen beschriebene südliche und seitdem an zahlreichen circummediterranen Fundorten nachgewiesene Rasse unseres gemeinen Laubfroschs. Da die genannte spanische Zeit- schrift noch wenig verbreitet ist, gebe ich zur Vergleichung mit meinen über diese Varietät gegebenen Notizen die Original- diagnose Bosca's in Folgendem: y>Facies H. arhoreae L., sed fortior, ejusgue coloratione ahsque fascia ad latera thoracis ah- dominisque ; osse praefrontali angusto, arcuato. cf sacco haccali contrado longitudinaliter ac regulariter latc plicMo^ dilatato qua- draniem capitis latitudinem superante^ coaxatione diversa, fortiore et altiore H. arhoreae L.« Das vorliegende syrische Exemplar No. 2 kommt dem früher von mir untersuchten Stück in der Färbung sehr nahe, der dunkle Seiteustreif lässt sich aber noch über die Mitte der Rumpfseiten hinaus beobachten und lost sich nach hinten, ohne die bekannte Hüftschlinge zu bilden, in unregelmässige, rundliche, schwarze, nach dem Rücken hin hell umrandete Fleckchen auf. Die schwarzen Fleckchen oberhalb dieser Seitenlinie an den Rückenseiten fehlen dagegen, Unterseite, vorzüglich der Gliedmaassen lebhaft roth- gelb pigmentirt. — 213 — Miiasse : Nr. 2. Totalläuge 40 mm, Mcaulbreite 15 » Oberschenkel, vom After gemessen . 20,5 » Länge des Unterschenkels im Fleisch . 21,5 » Fusslänge (mit den Zehen) .... 30,5 » Verhältniss von Maulbreite zu Totallänge im Durchschnitt bei (2) palästinischen Exemplaren wie 1 : 2,87 ; von Oberschenkel zu Unterschenkel zu Fuss wie 1 : 1,04 : 1,44. Diese der Hüftschlinge entbehrende Varietät des Laubfroschs ist in Europa in Südfrankreich (Böttger, Bosca), Portugal und Spanien (Boscä), auf den can arischen Inseln und dem ganzen Nord- rand von Afrika, von Marokko bis Aegypteu die allein herrschende Form. In Palästina findet sie sich am Todten Meer, bei Jerusalem, im Wadi el Kurn (Günther) und bei Haiffa (Böttger), sowie auf Cyperu (Günther in Proc. Zooh Soc. 1879, S. 741). Die von A. Günther erwähnten Stücke aus Kleinasieu (Tchihatcheff) und aus den Euphrat-Gegenden gehören ebenso wahrscheinlich zu dieser Form, wie die von W. T. B 1 a n f o r d aus Basra im Schat el Arab (Mesopotamien) angeführten. Ob auch die Stücke aus der nord- persischen Provinz Ghilan und die transkaukasischen und kas- pischen Exemplare zu derselben Form gehören, wage ich aus Mangel an Originalstückeu vorläufig noch nicht zu entscheiden. Die typische Art lebt ausserdem noch in ganz Europa mit Ausschluss von Grossbritanuieu und Irland, sowie des hohen Nordens und, wie es scheint, auch der Kryra. Auch aus dem eigentlichen Persien wird sie angegeben (Blanford). Etwas in der Färbung abweichende Rassen finden sich sodann durch das ganze mittlere Asien bis zum nördlichen China und bis Japan (Günther). Farn. IV. Ranidae. 7. Bana esciäenta L. 1758. Günther, Palästina S. 489. Lebt in ganz Europa, in ganz Trauskaukasien und Russisch- Armenien (Kessler), in Persien (Blanford), im Euphrat-Thal und in den Ebenen von PhÖuizien (Günther), auf der Insel Cyperu (Günther in Proc. Zool. Soc. 1879, S. 741), bei Beyrut in Syrien (F. Müller in lit.) und in Palästina (Günther), wo sie vom Todten — 214 — Meer, aus Galiläa und von Merom angegeben wird ; ausserdem in gauz Nordafrika von Aegypten bis Marokko und südlicla bis in die Süd-Sahara (Günther) gehend. 8. Bana fusca Rösel 1758. Unger und Kotschy, Cypern S. 572 (tewporariaj. Aus Asien nur erwähnt von Cypern (ünger und Kotschy). In Europa lebt die Art von Griechenland und seinen Inseln an- gefangen fast über den ganzen Erdtheil hin, doch ist ihr Vor- kommen auf dem Festland von Morea und auf Sardinien und Corsika noch etwas zweifelhaft (v. Bedriaga). Vorstehende Aufzählung ergibt für Syrien, Palästina und die Insel Cypern 72 Reptil- und 8 Amphibienavten (90 und lO^o), in Summa also 80 bis heute in der Literatur von dort erwähnte Kriechthiere. Auf Cypern entfallen von den 72 Reptilien 36 oder 50^0, von den 8 Amphibien 4 oder gleichfalls 50 ''/o. Diese 72 Reptilien vertheilen sich den Ordnungen nach auf Schlangen 27 = 33,75 > Krokodile 1 = 1,25> Eidechsen 38 = 47,50 > Schildkröten 6 = 7,50%, die 8 Amphibien auf Urodelen 1 = 1,25 "/o Anuren 7 = 8,75 > aller gefundenen Kriechthierspecies. Lassen wir in der nachfolgenden Uebersicht die Nummern 71 und 72 (Chelone viridis und TJialassochelys cauana) als rein meerische Formen ausser Acht, so finden wir bezüglich der geo- graphischen Verbreitung der einzelnen Arten folgende Verhältnisse : Reptilien (70). Eigenthümlich für Syrien, Palästina und °/o Cypern sind: 2—5, 7, 32, 37 und 51 . = 8 oder 11,43. Gemeinsam mit Aegypten, Nubien, dem Sennär und Abessynien: 9, 12 — 16, 18—23, 26, 27, 36, 38-40, 43, 44, 46—48, 52—56, 58-70 = 40 » 57,M. Gemeinsam mit dem übrigen Nordafrika (ohne Aegyten): 9, 12, 14, 17, 19, 20, 22, 23, 25—28, 30, 35, 38—41, 43, 44, 46, 47, 49, 50, 52—54, 58-60, 63, 65, 67—69 = 35 v 50,00. — 215 — Gemeinsam mit Cyperu : 1, 8, 14 — 19, 21, ^/o 23, 24, 28, 30, 31, 33, 34, 36—39, 42, 44, 46, 47, 49, 52, 53, 55—59, G4, 65, 68 = 35 oder 50,00. Gemeinsam mit Persieu und Afghanistan : 1, 6, 8, 9, 12—19, 21—24, 27, 29, 30, 36, 40—42, 44, 48, 49, 53, 50, 58, 63, 67, 69 =- 32 » 45,71. Gemeinsam mit Osteuropa: 1, 8, 11, 14, 15, 17—19, 21—23, 25, 29, 30, 38, 41, 42,49,50,53,55—59, 64, 68, 69 =28 »' 40,00. Gemeinsam mit Kleinasien: 1, 8, 11, 14 — 22, 24, 25, 28—30, 36, 41, 45, 56, 58, 64, 65, 67—69 = 27 » 38,57. Gemeinsam mit Transkaukasieu, Armenien, den Caspiländern und Turkestan : 1, 8—10, 13, 15—19, 21—25, 29, 30, 33, 36, 41, 44, 49, 50, 67 und 69 . . . = 25 » 35,71. Gemeinsam mit dem übrigen Europa (den Osten ausgeschlossen): 9, 10, 14, 17—19, 25, 28—30, 33, 34, 49, 52, 53, 57—59, 65 und 69 = 20 >^ 28,57. Gemeinsam mit Arabien: 1, 13, 19, 20, 22, 26, 27, 40, 42, 48, 53, 55, 58-60, 62—64 = 18 » 25,71. Gemeinsam mit den Inseln Rhodos, Cos und Chios: 1, 8, 11, 14, 15, 17—19, 21, 41, 53, 64, 65 = 13 » 18,57. Gemeinsam mit West- und Südafrika: 19, 20, 38, 43, 46, 54, 56, 58, 66, 70 = 10 > 14,29. Gemeinsam mit Mesopotamien: 8, 18, 23, 69 =^ 4 ;- 5,71. Gemeinsam mit Beludschistau und Indien : = 3 » 4,29. Amphibien (8). Eigenthümlieh für Syrien, Palästina und Cyperu = 0 » 0, Gemeinsam mit Aegypten u. s. w. : 2, 3, 6, 7 = 4 >> 50. » mit dem übrigen Nordafrika: 2-4, 6, 7 = 5 * 62,5. — 216 — > Geiiieiusam mit Cyperu: 4, 6—8 . . . . = 4 oder 50. » mit Persieu u. s. w. : 3, 4, 6, 7 = 4 » 50. » mit Osteuropa: 3, 4, 6 — 8 . = 5 " 62,5. » mit Kleinasien: 1, 6 ,...== 2 » 25. » mit Trauskaukasien u. s. w. : 1, 3, 4, 6, 7 = 5 » 62,5. » mit Europa (den Osten abge- rechnet): 3—8 = 6 » 75. V mit Arabien: 2 = 1 » 12,5. mit Mesopotamien: 6, 7 . . . = 2 » 25. » mit Beludschistau und Indien: 3 = 1 » 12,5. Die Schlussfolgerungen aus diesen Aufstellungen sind leiclit zu ziehen. Das Verhältniss von lO'^jo Amphibien zu 90°/o Rep- tilien für Syrien, Palästina und Cypern ist ein sehr ungünstiges für die Batrachier zu nennen, das sich sicher nicht allein aus der Wasserarmuth der genannten Landstriche erklären lässt. Inter- essant und wichtig ist auch die grosse Uebereinstimmuug der syrischen Fauna mit Aegypteu und besonders mit dem übrigen Nordafrika, die sich, abgesehen von dem überraschend hohen Prozentsatz identischer Arten, namentlich auch in dem Vor- kommen von Krokodil, Nilschildkröte und Chamäleon zeigt, welche alle drei dem sonst gleichfalls viel Analogien darbietenden Persien fehlen. Dass Trauskaukasien und seine Nachbarländer einerseits und Nordafrika mit Ausschluss von Aegypten andererseits einen so grossen Prozentsatz von 40, beziehungsweise 50°/o der beobachteten Arten ergeben haben, zeigt besonders schön die nahe Verwandtschaft der Gesammtreptilfauna des circummediterranen Gebietes. Dass Kleinasieu in seiner Zahl identischer Arten nicht einmal die von Osteuropa übersteigt, hat seinen Grund nur in unserer unvollkommenen Kenntniss dieses Landstrichs in herpeto- logischer Beziehung. Dass die kleinasiatischen Inseln Rhodos, Chios und Kos trotz ihrer grösseren Nähe einen relativ kleineren Prozentsatz ergeben, als die entfernten Landstriche Transkau- kasien, Mitteleuropa und Nordafrika erklärt sich dagegen aus der im allsemeinen immer grösseren Armuth der Inselfaunen au höheren Thierformen, mit Ausnahme etwa der Vögel. Dass das Nachbarland Arabien so geringe prozentische Verwandt- schaft zeigt, ist gleichfalls unserer vorläufig noch fast voll- — 217 - komnieuen Uiikeimtuiss der dortigen herpetologischeu Verhältnisise zuzuschreiben. Was endlich die Zahl der endemischen Thierarten anlangt, so ist der Satz von 11, 43^/0 für Reptilien und von lO^o für Kriechthiere überhaupt ein ziemlich geringer, so dass zu vermuthen steht, dass weitere Untersuchungen ihn wenigstens noch um etwa 3%, also auf 137o hinaufschrauben werden, was ungefähr dem Prozentsatz an endemischen Arten in den übrigen benachbarten Ländern entsprechen dürfte. Wir können demnach mit einiger Wahrscheinlichkeit noch auf 2 bis 3 neue Species aus Syrien und Palästina hoffen. Bei der bestimmten Aussicht, im Laufe dieses und der folgenden Jahre durch die Güte unseres unermüdüch für unser Interesse thätigen corresp. Mitglieds Herrn Hans Simon in Stuttgart und durch den Pleiss des Herrn F. Lange in Haiffa noch weiteres herpetologisches Material aus Syrien und Palästina zu erhalten, kann ich eine Fortsetzung und theilweise Richtig- Stellung des hiermit Gebotenen für einen der nächsten Jahres- berichte in sichere Aussicht stellen. 218 — Inhaltsverzeichniss. Seite 1. Typhlops vermicularis Merr 135 2. Onychocephaliis Siraoni Bttg 135 3. Micrelaps Mülleri Bttg 137 4. Ehynchocalamus melauocephalus Jan ap 138 5. Ablabes coronella Schleg. sp 140 6. » fasciatus Jan sp 142 7. » Rothi Jan sp 143 8. » modestus Mart. sp 144 9. Coronella austriaca Lar 149 10. Coluber Aesculapii Host 149 11. : quadrilineatus Pall 149 12. Lytorhynchus diadema D. B. sp 149 13 Zamenis ventriniaculatus Gray 151 14. » viridiflavus Latr 151 15. » Dahli Fitz, sp 1*53 16. » Ravergieri Menetr 154 17. Tropidonotus natrix L. sp 160 18. » tesselatus Laur. sp 160 19. Coelopeltis lacertina Fitz, sp 162 20. Psammophis moniliger Daud. sp 163 21. Tarbophis vivax Fitz, sp 165 22. Eryx jaculus L. sp 166 23. Vipera eupbratica Mart 167 24. > xanthina Gray 168 25. » ammodytes L. sp 168 26. » cerastes L. sp 169 27. Echis arenicola Boie 169 2'8. Ampbisbaena cinerea Vand 169 29. Lacerta viridis Laur 170 30. » muralis Laur. . . -. 171 31. » judaica Camer 172 32. » Tristrami Gnth 173 33. » agilis L 173 34. » vivipara Jacq 174 35. ? > deserti Gnth 174 36. Ophiops elegans Menetr 174 37. > Schlueteri Bttg 176 38. Acanthodactylus Savignyi Aud. sp 178 39. >' boskianus Daud. sp. ............. 182 — 219 — Seite 40. Podarces pardalis Licht 182 41. Pseudopus apus Pall. sp 182 42. Ablepharus pannonicus Fitz 182 43. Scincns officinalis Laur 183 44. Eumeces pavimentatus Geoffr. sp 183 45. Euprepes Fellowsi Gray 186 46. » vittatus Oliv, sp 187 47. » quinquetaeniatus Licht 188 48. » septemtaeniatus Reuss 188 49. Anguis fragilis L 189 50. Ophiomorus miliaris Pall. sp 189 51. Seps monodactylus Guth 189 52. » chalcides L. sp 190 53. » ocellatus Forsk. sp 190 54. Sphenops capistratus Fitz, sp 192 55. Gymnodactylus geccoides Spix 192 56. » Kotschyi Steind 192 57. Phyllodactylus europaeus Gene 192 58. Hemidactylus verruculatus Cuv 192 59. Platydactylus mauritanicus L. sp 193 60. Stenodactylus guttatus Cuv 194 61. Ptyodactylus Hasselquisti Schneid, sp 194 62. Agama sinaita v. Hydn 195 63. >' ruderata Oliv 196 64. Stellio vulgaris Latr 196 65. Chamaeleo vulgaris Daud 198 66. Crocodilus vulgaris Cuv 199 67. Testudo ibera Pall 206 68. » marginata SchöpfF 207 69. Clemmys caspica Gmel. sp 207 70. Trionyx aegyptiacus Geoffr 208 71. Chelone viridis Schneid, sp 209 72. Thalassochelys cauana Schweigg. sp 210 1. Triton vittatus Gray 210 2. Bufo pantherinus Boie 211 3. » variabilis Pall 211 4. » vulgaris Laur 211 5. Pelobates cultripes Cuv. sp 211 6. Hyla arborea L 212 7. Rana esculenta L 213 8. » fusca Rösel 214 — 220 Siciliana. Von W. Kobelt. (Hierzu Tafel V.) »Italien ohne Sicilieu macht kein Bild in der Seele, hier liegt erst der Schlüssel zu Allem.« Dieses Goethe'sche Wort ist viel gedeutelt und bezweifelt worden; aber wer einmal so glück- lich war, die Perle des Mittelmeeres selbst dui'ch längeren Auf- enthalt genauer kennen zu lernen, wer ein offenes Auge hat für die Natur des Südens und ein oifenes Herz für sein Volk, dem ist Goethe's Ausspruch ohne weiteres klar. Wer nur die ge- wöhnliche Tour macht, der sieht das eigentliche Italien nicht ; der emsige Lombarde, der höfliche, feine, gemessene Toscaner, der gravitätische ernste Römer, sie reden zwar alle italienisch und sind also Italiener, aber wenn der Unterschied in der Sprache nicht wäre, welche Verschiedenheit von den nördlicheren Nationen bliebe da noch? Was unterscheidet die Florentiner Cascinen von den Promeuaden einer süddeutschen Stadt V und wenn die Floren- tiner deutsch sprächen, thäte das dem Charakter von Florenz irgend welchen Eintrag? Wer aber im Römer oder Toscaner den eigentlichen Italiener sieht, den muthet es ganz fremdartig an, wenn er über Terracina hinauskommt und nun auf einmal in den wirklichen Süden hiueintritt, in das Laud des Lorbeers und der Goldorange. Dort umgibt ihn nicht allein eine fremdartige Natur, dort findet er auch fremdartige Menschen, welche nicht allein die Sprache von ihm scheidet. Freilich im Anfang gefallen sie ihm nicht gerade sonderlich; den anerzogenen Begriffen von Reinlichkeit wird zu oft Hohn gesprochen, Lärm und Geschrei, die südliche Lebhaftigkeit berühren im ersten Moment nicht — 221 - sonderlich augeuehm, und schöne Aussprüche schöner Seelen, wie »ein Paradies von Teufelii bewohnt«, oder »wenn nur die Menschen etwas menschlicher wären«, bezeugen den Eindruck, den ein flüchtiger Aufenthalt in Neapel auf den civilisirten Nord- länder macht. Wer das himmlische Neapel wirklich geniessen will, der gehe erst auf ein paar Wochen hinüber nach Sicilien ; wenn er zurückkommt, wird er begreifen, warum Goethe seinen oben citirten Ausspruch gethan. Wohl haben wenige Länder eine so günstige Lage von Hause aus, wie Sicilien ; zwischen Italien und Afrika, zwischen dem tyrrhenischen und jonischen Meere liegt es wie von Natur zum Vermittler zwischen Norden und Süden, zwischen Orient und Occident bestimmt. Aber nur kurze Zeit hat es wirklich die ihm von Natur zukommende Rolle gespielt, nur als die Griechen herrschten und ein zweites Griechenland dort aufblühte; von dem Tage an, wo Marcellus Syracus erstürmte und Archini edes unter dem Schwerte eines römischen Legionärs fiel , wo die Griechenherrlichkeit für immer ein Ende nahm, hat die Insel nur noch als Ausbeutungsobject für Fremde gedient und eine zwei- tausendjährige Missregierung erduldet, wie sie auf der Erde wohl nicht zum zweiten Male vorgekommen ist. Das muss man be- denken, ehe man aburtheilt über die jetzigen Zustände, und ehe man den Stab bricht über das »durch und durch corrumpirte, verkommene« Volk. Was die römischen Proconsuln übrig; Hessen, das nahmen die byzantinischen Statthalter und die arabischen Räuber, und was unter den Normannen und Hohenstaufen wieder besser geworden, das zerfiel langsam, aber unaufhaltsam unter dem Regiment der Arragonier und der schauderhaften Wirthschaft der neapolitanischen Bourboueu. Da ist es viel eher ein Wunder, dass sich noch so viel Gutes erhalten hat, und wer, wie Schreiber dieses, Sicilien in neuerer Zeit mehrmals besucht hat, der kann an seiner Zukunft nicht verzweifeln, so wenig der piemontesische Militärstaat mit seinen ungeheuren Steuern geeignet erscheint, das Aufblühen eines Landes zu fördern. Will man gerechfsein, so darf man nicht das ins Auge fassen, was auf der Insel noch fehlt, sondern das, was seit 1860 geschehen ist. Wie alle Länder am Mittelmeere, ist auch Sicilien fast in seiner ganzen Ausdehnung von Gebirgen durchzogen. Nur an der Westseite streckt sich längs des bernsteinführenden Simeto — 222 — ein breites, fast ebenes Thal iu die Insel hinein, das Piano di Catania, die lästrygonischen Felder der Alten, die Urheimat des Ackerbaues und des Weizens, der Ceres geweiht, deren Tochter Persephone hier aufwuchs und auch hier von dem Herrscher der Unterwelt geraubt und in sein düstres Reich hinabgeführt wurde. Noch heute dauert die alte Fruchtbarkeit fort, aber seit der Aus- rottung der Wälder ist die Ebene ein Fieberheerd geworden und wer von seineu Bewohnern kann, flüchtet sich im Sommer nach Catania oder an die Gehäuge des Aetna. Der ganze Rest der Insel ist entweder hügelig mit tief eingerissenen Thälern, oder bergig und felsig; sell)st die verhältnissmässig flachsten Gegenden im Süden der Insel, das eigentliche Weizenland, bieten dem Strasseubau mehr Schwierigkeiten, als die deutschen Mittelgebirge. Die Städte liegen, mit geringen Ausnahmen, auf steilen Höhen, bei ihrer Anlage kam in erster Linie Sicherheit vor feindlichen Angriflen in Betracht, denn seit die ersten griechischen Ansiedler bei Naxos landeten, ist wenig Frieden gewesen auf der Insel. Noch heute ist die Bevölkerung in verhältnissmässig wenigen, weit auseinander liegenden Städten zusammengedrängt, Bauern- colonieu, zwischen denen mau nur hier und da ein einzelnes Gebäude, eine Tenuta, findet. So war es schon im Alterthum ; die Punier hatten eine grossartige Plantagenwirthschaft mit Sklavenbetrieb eingeführt, die Römer dehnten sie über die ganze Insel aus, und wenn auch die Sklaverei und Leibeigenschaft jetzt nicht mehr gelten, die Latifundienwirthschaft ist geblieben, ein freier Bauernstand fehlt und damit der Antrieb zum Fortschritt; der Grossgrundbesitzer hat entweder genug an der Rente, die ihm seine Güter bei dem jetzigen extensiven Betriebe, selbst "bei Weidewirthschaft abwerfen, oder wenn das nicht ist und er gerne zu intensiverem Betriebe übergehen würde, fehlt ihm das nöthige Betriebscapital. Das Latifundienwesen mit seinen noth- wendigen Consequeuzen, dem Pächter- und Unterpächterwesen und dem Halbpartsystem, ist der Krebsschaden, an dem ganz Süditalien krankt ; das zu erkennen, genügt ein Blick auf die Gegenden, in denen sich ein freier Bauernstand erhalten hat, auf die Terra di Lavoro und die Puglia petrosa des Festlandes, auf die Umgebung von Palermo und die Terra coltivata des Aetna iu Sicilien. Einsichtige Italiener sehen das wohl ein, aber Abhülfe dürfte schwer sein. Die Gelegenheit zur Schaffung eines — 223 — freien Baiierustaudes, die sich beim Verkauf der Kirchengüter bot, musste versäumt werden, da die finanzielle Lage kein Zögern gestattete, und die Kirchengüter haben eben nur dazu gedient, den Grossgrundbesitz noch mehr zu arrondiren und einzelne Spekulanten zu bereichern. Betrachtet man Sicilien im Grossen und Ganzen, so lässt es sich leicht in drei Theile zerlegen, die Ostküste von Taormina bis zum Capo Passero mit dem Aetna, die Nordküste mit dem äussersten Theile der Westspitze und den ganzen Rest der Insel. An der Ostküste spürt man noch heute einen Hauch des griechi- schen Geistes, der einmal hier herrschte, die Menschen sind sanfter, Räuber hat es hier nie gegeben, und Mordthateu sind nicht häufiger als in Deutschland auch. Landschaftlich bieten die Jurakalkberge von Taormina, die vulkanischen Massen des Aetna und die Tertiär- kalkplateaux von Syracus drei ganz verschiedene Bilder, und scharf lassen sich diese drei Districte schon unterscheiden, wenn mau nur bis zu den Monti rossi bei Nieolosi emporsteigt. Auch die Nordküste zerfällt in zwei scharf geschiedene Theile. Von Messina bis zum Fiume torto bei Termini thürmen sich die Nebroden dicht am Meere empor, so dass nirgends Raum geblieben ist für die Anlage einer bedeutenden Stadt, das auf seiner Land- zunge weit draussen im Meere liegende Milazzo ausgenommen. Schiefer und Mergel und ihre Verwitterungsprodukte bilden die Gehäuge der Berge, nirgends sieht man einen Felsen, üppiges Grün von Oelbäumen, Karruben und Manna-Eschen bedeckt überall den Boden. Zahllose kleine Thäler sind in den Gebirgsabhaug eingeschnitten ; im Sommer liegen sie trocken und nur die feurige Blüthenpracht des Oleanders bezeichnet den versiegten Wasserlauf; im Winter entströmt einem jedem ein tobender Strom, der keine Brücke duldet und jeden Verkehr unterbricht; das ist das Gebiet der Fiumaren, die wie in Calabrieu die Geissei des Landes sind. Seit 50 Jahren baut man umsonst an einer Strasse von Palermo nach Messina; der Winter zerstört, was der Sommer gebaut ; kein Jahr vergeht ohne mehrmalige Unterbrechung der Eisenbahn zwischen Messina und Catania, und eine Eisenbahn längs der Nord- küste anzulegen hat noch Niemand gewagt ; man verbindet die beiden Hauptstädte Siciliens lieber auf weitem Umweg hinter dem Kamm der Nebroden herum. Aber grün bleibt dieser Theil Sici- liens bis tief in den Sommer hinein, wenn die ganze Insel bis — 224 — auf die bewässerten Oasen verbrannt und verstaubt liegt, und noch au vielen Stellen hat sich der Wald erhalten, nach welchem der Sicilianer noch heute dieses ganze Gebiet »il bosco« nennt. Am Fiume torto wechselt auf einmal das Bild. Schon vorher ragen über die Macignohügel der Küste herüber die massigen Kalkfelsen des Monte Aspro, und als habe ihn eine Riesenfaust da oben abgerissen und in die Tiefe geschleudert, liegt am Meere der Schlossfels von Cefalü nackt im üppigsten Grün, als weithin glänzende Landmarke den Golf von Termini nach Osten hin be- grenzend. Dann öffnet sich das weite Thal, durch welches die Bahn jetzt die Verbindung zwischen Nord- und Südküste bewerk- stelligt, und auf seiner anderen Seite sind die grünen Vorberge verschwunden; nackt und steil ragen in phantastischen Formen spitze Kalkberge empor, als ihr erster der Monte S. Calogero über Termini. Wohl fehlt allen diesen Bergen das prächtige Grün des Bosco, nur hier und da klammern sich Sumach und Manna-Esche an ihre steilen Gehäuge; im Sommer verschwinden auch die ge- nügsamen Fächerpalmen und Liliengewächse, welche die Winter- regen hervorlockten, bis auf die ausdauernden Wurzeln, und selbst im Winter genügt die Vegetation, so interessant sie für den Bo- taniker ist, nicht, um die Nacktheit der Felsen zu verhüllen; dafür sind aber die Formen der Berge um so wunderbarer und die süd- liche Sonne schmückt sie beim Untergang mit Lichtern , wie sie uns in unserem farbenarmen Norden ganz unmöglich erscheinen. Wo aber ein kleines Flüsschen ins Meer mündend Raum für An- pflanzungen bietet, oder gar eine ehemalige Meeresbucht mit den Gerollen der Kajkberge ausgefüllt worden ist, da entwickelt die Flora eine Pracht und üeppigkeit, wie man sie in Europa sicher nicht zum zweiten Male findet, es sei denn in den Vegas Süd- spauiens. Nicht nur die Dattelpalme gedeiht hier in voller Pracht und reift ihre Früchte wie drüben in der Berberei; in den Gärten Palermos gedeihen achtundzwanzig Palmenarten im Freien, und Banane, Zuckerrohr und Baumwolle werden cultivirt. Nicht umsonst nannte mau schon im Mittelalter die Um- gebung Palermos die goldene Muschel, die Conca d'oro ; kein zweites Fleckchen Erde in imserem Europa bietet eine ähnliche strotzende Üeppigkeit der Vegetation, eine ähnliche acht südliche Flora. Wo der Oreto aus dem Inneren durch ein langes ge- wundenes Thal das Meer erreicht, befand sich früher eine weite. — 225 — flache Bucht, aussen begrenzt durch zwei Felseninseln, im Kleineu ganz den Grundriss der Bucht von Neapel mit Ischia und Capri nachahmend. Im Laufe vieler Jahrhunderte hat der Oreto diese Bucht ausgefüllt ; unzählige Muscheln, im weichen Tuff oder im Thon ganz wunderbar erhalten, beweisen, dass schon damals das Meer an der sicilianischen Nordküste ebenso reich an Schal- thiereu war, wie jetzt noch. Die Schichten liegen fast horizontal uud erheben sich nur wenig über das Meeresniveau, es haben also hier keine Hebuuoren stattgefunden, aber trotzdem sind hier sehr merkwürdige Veränderungen vorgegangen. Zu unterst liegen, neben Arten, die wir heute noch im Mittelmeer finden, auch viele ausgestorbene und solche, die sich heute weiter nach Süden, nach den Inseln des grünen Vorgebirgs zurückgezogen haben. Dann aber treten auf einmal nordische Arten auf, Cyprina islandica vor allen, ein Denkmal der Zeiten, in denen längs der Pyrenäen die kalten Gewässer des Golfs von Biscaya in das lau- warme Mittelmeer einbrachen und seine Bewohner zur Flucht nach Süden zwangen. Erst lange, lange nachher, als die Pyre- näen mit den Ceveunen wieder durch Land verbunden waren und an den Säulen des Hercules den wärmeren Gewässern der Zugang wieder geöffnet wurde, kamen die südlichen Formen wenigstens zum Theil wieder heran und bildeten neue Schichten, die nordischen Eindringlinge aber starben aus bis auf eine Colonie, die sich heute noch in den Tiefen des Golf du Lion erhalten hat.*) Noch zu Römerzeiteu griff hier eine Bucht tief ins Land hinein und nach ihr nannten die Griechen die Stadt Panormos, den Ganz-Hafen. Heute wird in der Gala nur mit Mühe noch ein kleiner Rest des alten Hafens erhalten uud für den neuen Verkehr hat man einen neuen Hafen errichten müssen drausseu im Schutz der einen Insel, die nun längst mit dem Lande verbunden ist und den Monte Pellegrino bildet, Avie ihre Schwester drüben im Osten den Monte Catalfano. Die Stelle der *) In dem Magen eines in grosser Tiefe lebenden Fisches (Trigla Gunnardi), den die Hochseefischer häufig auf den Markt von Marseille liefern, findet sich nicht nur das in der Mittelmeerfauna ganz fremdartig dastehende Buccinum ventricosum Kiener, das von dem B. Humphrcysianum der Nordsee kaum verschieden ist, sondern auch der sonst nur bis zum Golf von Biscaya reichende, dem nordatlantischen Ocean angehörige Sifho gracili.i da Costa, in ganz frischen Exemplaren und noch mit Thierresten. 15 — 226 — Bucht nimmt aber nun eine Ebene ein, der es keine zweite an Fruchtbarkeit und Schöuheit gleich thut. Ein Kranz steiler Kalkberge umschliesst sie ]iach Süden hin wie eine Mauer und schützt sie vor den aus dem Inneren kommenden Gluthwinden. Einen Schutz gegen deu Nordwind braucht es nicht, denn die Tramontane wird hier schon durch das Meer gemildert und nur ganz selten einmal nähert sich der Thermometer dem Gefrier- punkt. Ausser dem des Oreto münden noch einige kleinere Thäler in die Ebene und führen ihr selbst im Hochsommer genügendes Wasser zu, flüssiges Leben, das schon die Araber und Nor- mannen zu einem ausgezeichneten Bewässerungssystem verwandten, ohne das ja hier im Süden eine richtige Bodencultur unmöglich ist. Ersteigt mau einen der Kalkberge, so erscheint die Gold- muschel als ein dichter Wald von tiefgrüuen Orangenbäumen, aus dem die weissen Landhäuser hervorschimmern, und zahlreich die Charakterbäume des Südens, Palmen, Pinien und Cypressen, emporragen. Wo sich der Boden etwas hebt und nicht mehr regelmässig bewässert werden kann, sieht mau das hellere Grün der Weinberge und um das Ganze herum zieht sich am Fuss der Berge ein graugrüner Kranz von Oelbäuraeu. Fast weiss erglänzen in diesem üppigen Grün die Kalkberge und mit dem Grün und dem Weiss bilden einen wunderbaren Contrast der tiefblaue Himmel und das kaum minder blaue Meer. Aber nur der Monte Pellegrino und der Monte Catalfauo sind wirklich der Cultur entzogen, Tummelplatz der unzähligen antilopenhöruigen Ziegen, welche Palermo mit Milch versorgen und sich im Sommer an der kargen Vegetation der Felsritzeu genügen lassen ; auch diese bieten im Winter eine gute Weide für Rindvieh und Pferde und bringen ihrem Eigenthümer eine hohe Rente ; alle anderen Berge sind bis zum Gipfel hinauf bebaut. Wo sich nur ein schmales Absätzchen am steilen Hang findet oder das Terrain die Anlage von Terrassen gestattet, wächst überall der Sumach, ein niederer Strauch mit Fiederblättern, dessen Rinde und Blätter für die Gerberei und Schwarzfärberei gebraucht werden, und der nur hier in Sicilien die höchste Güte erreicht, und wo sich die Berge nach Osten hin abdachen, stehen Wäldchen der Manna-Esche, welche mit ihren weissen Stämmen und dem tiefgrüuen Laub einen reizenden Anblick gewähren. Sie liefern das Manna, nicht das der Wüste biblischen Angedenkens, — 227 — sondern das der Apotheken. Man gewinnt dasselbe, indem man au der Ostseite der Stämme kurze quere Einschnitte übereinander macht und den herausträufelnden Saft auf untergelegten Cactus- gliedern auffängt. — Cactus und Agave wachsen hier überall wild, doch wei'den sie auch hier und da angepflanzt zu Hecken, die bei ganz harmlosem Ansehen absolut undurchdringlich sind, die Agave in neuerer Zeit auch ihrer Fasern wegen, die aus- gezeichnetes Tauwerk liefern, der Cactus wegen seiner Früchte, der Fiche d'India , welche von dem Sicilianer leidenschaftlich gern gegessen werden, dem Fremden aber ungeniessbar bleiben, bis er vollständig accliraatisirt ist. Es ist eine beliebte Neckerei, dem »Grünen« eine Cactusfeige mit Schale in die Hand zu geben als ganz besondere Leckerei ; der Sicilianer schält sie mit einem Zug und verspeist ganz colossale Quantitäten. Unter den Bäumen bleibt natürlich der Boden nicht un- benutzt, gerade im Schatten gedeihen die Gemüse erst recht. In der ganzen Conca d'oro finden sich zum Glück keine Lati- fundien, sie ist in kleinen Parzellen freies Eigenthum, und die Cultur lässt nichts zu wünschen übrig. Den ersten Rang unter den Produkten behaupten immer noch die Agrumen, Orangen, Citronen und Mandarinen ; am meisten gebaut wird noch immer die gemeine Orange, der Portogallo. In neuerer Zeit freilich ist der Orangenhandel in eine wilde Spekulation ausgeartet, man hat sich der Zwischenhändler zu entledigen gesucht, um deren Gewinn selbst einzustreichen, und die Producenten versenden auf eigene Rechnung; aber nun findet gar manche Sendung den Markt überfüllt und gar manchmal kommt kaum die Fracht heraus; mit der Unsicherheit ist der Zinsfuss für die Vorschüsse gestiegen, ohne die der siciliauische Grundbesitzer nicht aus- kommen kann, und im Ganzen ist der Wohlstand, seit sich die grossen Exporthäuser vom Agrumenhaudel zurückgezogen haben, nicht gewachsen. Hier und da fangen die Proprietarii sogar schon an, zu anderen Culturen überzugehen ; eine Zukunft scheint der Anbau der Tomate zu haben, der Pomi d'oro, des unentbehr- lichsten Gewürzes der Italiener, aus denen man jetzt in grossen Anstalten mit Dampfbetrieb eine haltbare Conserve darstellt. Sehr zugenommen hat auch der Anbau der japanischen Mispel {Mespilus japonicus)^ deren Früchte ein sehr beliebtes Obst bilden, aber nicht exportirt werden ; der Baum mit seinen grossen — 228 — grünen Blättern und seinen Blüthensträussen bildet einen Schmuck der Gegend. — Mandel und Johannisbrod, sonst ein Hauptprodakt südlicher Gegenden, werden um Palermo .verhältnissmässig nur wenig gebaut, auch Weizen, Wein und Oel, obwohl ausgezeichnet gedeihend, decken nur das Bedürfniss der grossen Stadt. Zucker- rohr, Banane und Dattelpalme finden sich mehr als Luxuspflanzen au den Villen der wohlhabenderen Palermitaner. Weitaus das Schönste in Palermo sind aber seine öffentlichen Gärten, mit denen sicli keine anderen Anlagen in Italien messen können ; sie zeigen, was die südliche Sonne hervorbringen kann, wenn etwas Pflege und genügendes Wasser dazu kommen. Am wenigsten spricht den Fremden wohl die Villa Giulia au, dicht am Meere, am Ostende von Palermo gelegen ; sie ist heute noch, wie sie Goethe beschreibt, nur auf die Bewegung grosser Volks- masseu berechnet und nur für den Abend bestimmt ; man muss sie sehen bei glänzender Gasbeleuchtung, wenn die breiten, stern- förmig auslaufenden Kieswege mit geputzten Menschen gefüllt sind und der erquickende Abendwind vom nahen Meere herüber- kommt; bei Tage ist sie ein im langweiligsten französischen Zopfstyle angelegter, fast schattenloser, sounendurchglühter Garten. Ein kostbares Juwel dagegen ist die Villa Garibaldi, auf Piazza Mariua in der Stadt selbst erst seit der Befreiung au- gelegt, nicht gross, aber in ihrem Gesammteindruck wunderbar reizend. Wer den Palmengarten kennt, kann sich leicht eine Vorstellung davon machen ; er denke sich nur das Glasdach des Palmenhauses weg uud die Palmen in freier Luft stehend. Der Rasen ist freilich nicht so schön, denn die Gräser unserer Wiesen widerstehen selbst bei reichlichster Bewässerung der Sommersonne nicht, dafür sind die Palmen um so üppiger. Um eine Fontaine in der Mitte wuchert Bambus in zwei Arten, von Palmen stehen im Garten, ausser der Dattelpalme, die in prächtigen Exemplaren vorhanden ist, Corypha australis, Latania horbonica, Chamaerops cxcclsa, Cycas revoluta. Ganz besonders schön ist eine Gruppe von Dattelpalmen , welche aus einem Wurzelstock fünf Stämme emportreibt, vier kleinere, die sich um den fünften höhereu gruppireu. Die gemeine Zwerchfächerpalme, Chamaerops humilis, welcl:o alle Bergabhäuge als verkümmertes Gestrüpp überwuchert, treibt hier einen Stamm von 2 — 3 Meter Höhe. Unser Gummi- baum und unsere Zimmerakazie bilden hier raächtisfe Bäume und 229 zwisclieu ihnen erheben Araucarien (Ä. excelsa und Cuuningliami) ihre regehnüssigen Pyramiden in die Lnft. Die ächte schuppige Araucaria der Anden {A. imhricatä) gedeiht hier freilich nicht, die Sommerhitze ist ihr zu stark. Agaven und Cactns fehlen anch nicht, wer sie aber in voller Pracht sehen will, der muss hinans vor Quattro Cantoni gehen, nach dem Giardino luglese, wo auf bewegterem Terrain, zum Theil in alten Steinbrüchen, jetzt ein ausgedehnter Park augelegt worden ist, der in wenigen Jahren ganz prachtvoll zu werden verspricht. Man merkt frei- lich eben auch hier den allgemeinen Krach, auch Palermo hat ein neues Opernhaus gebaut und muss nun sparen, und das Wasser kostet hier Geld. Den Giardino Inglese hat, wie es scheint, kein Italiener angelegt, denn man findet hier Felsen- partien, Grotten u. dergl., für welche der Italiener durchaus keinen Sinn hat. Reizend ist ein kleines Pinienwäldchen und eine Reihe junger Dattelpalmen, aus der einmal eine prachtvolle Allee werden wird. Die junge Dattelpalme ist überhaupt viel schöner als die alte; ich kann mir kein reizenderes Bild denken, als die beiden Exemplai'e, welche gleich beim Eintritt durch die Porta felice Palermos den Fremden willkommen heissen. Noch schöner als die öffentlichen Gärten sind aber ein paar Privatgärten, welche dem Fremden mit der grössten Liberalität geöffnet sind, darunter in erster Linie der ehemalige Ingham'sche Garten, jetzt als Square für die Gäste des Hotel des Palmes — der prächtigsten Ueberwinterungsstation in ganz Europa — dienend. Das Hotel trägt seinen Namen mit Recht, denn über zwanzig Palmenarten gedeihen hier im Freien, darunter, ausser den schon oben genannten, Cocos Bonnetti und australis, Juhaea spectahilis, Dion edule, Brahea diilcis^ Phoenix reclinata, zur Zeit meines letzten Besuches in voller Blüthe stehend, ein rie- siges Exemplar von Sabal BlacJchurnimm und viele andere. Neu eingeführt ist die ja auch bei uns noch im Freien aushaltende Prifchardia filamcnfosa, welche sich wahrscheinlich bald ein- ü;ebürffert haben wird. Von anderen interessanten Pflanzen nennen wir noch verschiedene Cycas , Zamia Ältensteini und horrida, ein sehr schönes Exemplar von Encephalartos Lehmann i, das hier mit Buphorhia ahyssinica zusammensteht, zahlreiche Nadelhölzer, Äraticaria Rulei, A. elegans, Pinus Montesiima und longifolia, und eine Menge Ziersträucher, die wir nur als Topf- — 230 — pflanzen kennen. Bougainvillia speciosa schmückt die Wände mit ihren prachtvollen Blüthen. Dass die Bauauen nicht fehlen, ist selbstverständlich ; Musa sapientium reift ja hier alljährlich ihre köstlichen Früchte ; auch die Perle der Tropenfrüchte , Anona cherimolia, gedeiht hier und bringt mitunter Früchte, wenn auch nicht von demselben Wohlgeschmack , wie in ihrer Heimat. Nur ein Schmuck der Tropen fehlt : die Farne halten in der trockenen Hitze nicht aus und müssen im Schutze eines Glashauses gezogen werden. Noch reicher an seltenen Pflanzen und noch interessanter für den Botaniker ist der altberühmte botanische Garten, der sich längs der Villa Giulia hinerstreckt; über seine Schätze berichtet ja ein eigenes grosses Werk, der Hortus hotanicus Fanormitanus des Professors Todaro. Es würde zu weit führen, wollte ich hier alle die exotischen Pflanzen anführen, nur auf wenige möchte ich aufmerksam machen. Hinter der Directorial- Wohnuug stehen Prachtexemplare von Cocos flexuosa und plumosa^ bei meiner Anwesenheit blühend und nun wohl mit Früchten beladen ; Ficus rubiginosa bildet mit ihren Luftwurzeln einen kleinen, nur ans einem Exemplare bestehenden Wald. Chamaerops humilis hat hier aus einem Wnrzelstock sechs 3 — 4 Meter hohe Stämme getrieben, welche sich nach allen Richtungen auseinander legen. Das Schönste ist aber eine gemeine Pinie mit meter- dickera Stamm, wie ich sie niemals auch nur annähernd so schön gesehen. Die Nadelhölzer sind in dem botanischen Garten überhaupt ausgezeichnet vertreten ; besonders schön sind auch fünf Prachtexemplare von Araucaria excelsa, die regelmässig vertheilt an den Ecken eines fünfeckigen Beetes stehen. Die Zahl der Privatgärten, welche dem Fremden in der nächsten Umgebung von Palermo geöffnet sind, ist eine sehr beträchtliche; auch wo sie nicht regelmässig geöffnet sind, genügt eine einfache Bitte um Einlass oder selbst das Stehenbleiben vor dem Gitter, um den Besitzer zu sofortiger Einladung zu ver- anlassen. Palermo hat vor allen Wiuterkurorten den Vorzug, soviel Spaziergänge zu besitzen, als Strassen von der Stadt aus die Ebene durchschneiden, und eine prächtige Aussicht hat man überall, wenn man sich nicht mit dem Gesicht direct vor eine Mauer stellt. Der sammelnde Naturforscher hat freilich auch dann noch eine schöne Aussicht, denn die Umgegend von Palermo — 231 — hat eiuo gauz uugemein reiche und eigenthümliche Fauna, und besonders der Molluskensammler macht reiche Ausbeute au jeder Gartenmauer. Die Westspitze Siciliens schliesst sich in ihrer Beschafl'euheit im Ganzen an die Gegend von Palermo an und scheidet sich mit dieser durch mancherlei Eigenthümlichkeiteu, besonders durch eine ganz eigenthümliche Schueckeufauna, ziemlich scharf von dem Reste der Insel. Nicht unmöglich, dass Sicilieu iu relativ neuer Zeit, d. h. im Beginn der Tertiärzeit, eine Inselgruppe war, wie heute noch die Aegaden au seiner Westspitze, die ja nur ins Meer versenkte Kalkberge sind, wie der Monte S. Giu- liano oder die Berge um Palermo auf dem Lande. Es lassen sich iu der Hinsicht gar wichtige Schlüsse aus der geographischen Verbreitung der Schneckenarten und Schneckeugruppen ziehen, denn diese sind an den Boden gebunden und seinen Einflüssen preisgegeben, mehr als irgend eine andere Thierclasse. So spukt z. B. immer noch in vielen Büchern die Ansicht, dass Süd- sicilieu und Algerien noch im Beginn der jetzigen Zeit zusammen- gehangen hätten, wie Spanien und Marokko, Rumelien und Aua- tolien. Die Molluskengeographie bestätigt das ganz entschieden für die beiden letztgenannten Punkte, sie widerspricht ihm aber ebenso entschieden für Sicilien und Algerien. Diese beiden Pro- vinzen, so nahe bei einander und fast unter denselben klimatischen Verhältnissen gelegen, haben nicht mehr Molluskenarteu mit ein- ander gemein, als zwei beliebige andere Provinzen der Mittel- meerregion, nur die durch das ganze Küstengebiet des Mittel- raeers verbreiteten Arten finden sich hüben und drüben, die charakteristischen Gruppen sind grundverschieden, in Algerien spanisch, in Sicilien italienisch, aber mit einer eigenthümlicheu Nüancirung, welche beweist, dass die Strasse von Messina sich schon sehr früh geöffnet hat. Die Erklärer des Wanderus der Zugvögel müssen sich somit nach einer anderen Erklärung der Zugrichtung umsehen als der vererbten Keuntuiss einer nun ver- sunkenen Landbrücke zwischen Sicilien und Tunis. — Eher wäre es möglich, dass eine solche Landverbindung sich in Zukunft ein- mal bilden wird und dass die Hebung der Insel Ferdinandea nur eine kleine Probeleistung der unter Sicilien angefesselteu Feuer- riesen war. Am besten lernt man W^estsicilien kennen, wenn man die — 832 — gewöhnliche Tour nach Trapani, Segesta und Selinunt macht. Den Giro, wie früher, d, h. die Tour zu Maulthier von Trapaui nach Girgenti und von dort nach Syracus, macht wohl kein Mensch mehr, seit die Eisenbahn von Palermo nach Girgenti fertig geworden. Am bequemsten fährt man mit dem Dampfer von Palermo nach Trapani und kehrt von dort auf der recht guten Strasse zu Wagen zurück. Der Dampfer legt die Entfernung in sechs Stunden zurück, während die Rückfahrt mindestens zwei volle Tage in Anspruch nimmt. Bei schönem Wetter ist es eine wunderbare Fahrt längs der wild zerrissenen Küste, bei Sturm machen aber die kurzen Springwellen selbst einem Seegewohnten zu schaffen. Es geht zunächst dem Monte Pellegrino entlang, dessen Seeseite freilich bei weitem nicht so schön ist, wie die Front nach Palermo hin ; er stürzt fast senkrecht in das Meer ab, nur ein schmaler Raum bleibt für einen Weg. Die Ufer- felsen sind furchtbar ausgewaschen, mit donuerartigera Getöse stürzen die Wellen in Höhlen hinein uud springen entweder als Fontainen durch die Decke wieder heraus oder werden als Staub- wolken von der comprimirten Luft wieder durch den Eingang zurückgeschleudert. Auf den steilen Felsenhang des Pellegrino folgt die grüne Oase von MondeUo, dann wieder das nackte Capo di Gallo und so geht es fort in endlosem Wechsel, bis die Berge zurücktreten und hinter dem weiten Golf von Castellamare das Hügelgebiet des Fiiime grande sich öffnet. Auf der anderen Seite beginnen neue Bergmassen ; von einer steilen Pyramide aus streckt sich eine lange niedere Landzunge nordwärts, das CajJO San Vito, die Nordwestspitze von Sicilien. Ist sie umfahren, so kommen westwärts die Prachtformen der aegadiscJwn Inseln, ostwärts wieder schroffe Kalkberge, dann ein langgestreckter Bergrücken mit einer Stadt auf der Höhe, der Eryx oder, wie er seither hiess, der Monte S. Giuliano. Der Siciliauer sucht jetzt mehr und mehr die Namen aus der guten alten Zeit wieder hervor und so hört man den Berg jetzt fast ausschliesslich wieder Erica nennen. Der Hafen von Trapani wimmelt im Sommer von kleineu nordischen Schiffen, welche aus den ausgedehnten Salinen Seesalz zum Einsalzen der Fische holen, Trapani selbst ist eine aufblühende Stadt, welche eben die umschliessenden Festungswerke sprengt und sich rasch über die schmale Landzunge nach dem Fusse des — 233 - Er^'^x hinüber vergrössert. Die Umgegend soll nach den übereiu- stimuieuden Berichten aller Handbücher ganz öd, die Stadt nur aufs Meer augewiesen sein, ich fand das breite Thal, das sich land- einwärts erstreckt, mit zahlreichen Meiereien und hübscheu Laud- häuseru bedeckt und für Sicilien recht gut augebaut. Nur an Bäumeu fehlt es uoch. Die wüsten Stellen sind mit Chamaerops hmnilis bedeckt, der Zwergpalme, welche kaum irgend so üppig gedeiht, wie hier, uud auf Ackerboden ein fast unausrottbares Un- kraut bildet. Die Gegend ist offenbar im Aufschwünge begriffen und wird bald in einen grossen Garten umgewandelt sein, denn von dem wolkeimmhüllten Haupte des Eryx fliessen nach allen Seiten Quellen herab, die selbst im heissesteu Sommer nicht versiegen. Folgt mau der grossen Strasse nach Palermo, so kommt man bald in das ächte sicilianische Weizenland hinein. Die Kalkberge weichen nach beiden Seiten auseinander; dazwischen liegt hügeliges Alluviallaud, und stundenweit laufen die Felder darüber hin. Vergeblich späht man nach Dörfern und menschlichen Wohnungen ^ nur auf der Höhe ferner Kalkberge sieht man Städte liegen ; an der Strasse findet man auf der ganzen tagelangen Fahrt von Trapani bis Calatafimi nur ein einzelnes Haus, an welchem die Pferde gefüttert werden, eiue Tenuta, von welcher aus die um- liegenden Felder bewirthschaftet werden. Eine solche Tenuta darf man sich freilich nicht vorstellen wie einen deutschen Meier- hof, es ist ein einfaches Haus aus Fachwerk, einstöckig, ohne Fenster, daneben ein Platz zum Anbinden der Pferde und Zug- ochsen. Scheunen sind hier unnöthig, denn iu der Erntezeit regnet es nie und das Getreide wird gleich drausseu im Felde vom Vieh auf kleinen Tennen ausgetreten, gewiss die einfachste, wenn auch nicht die praktischste Dreschweise. Stallungen sind noch weniger nöthig, denn das Vieh bleibt hier Sommer uud W^inter auf der Weide. Man ist noch nicht einmal so weit gekommen, die Milch zu benutzen, darum fehlen bei den westsiciliauischen Tenuten sogar die kuppeiförmigen Häuschen, in denen man auf dem Fest- lande den Caccio cavallo räuchert. Selbstverständlich steht der Ackerbau auch noch auf einer sehr niedrigen Stufe. Wie im Alterthum ackert man noch mit einem hölzerneu Haken, der im besten Falle mit Blech beschlagen ist, ohne Sterz, die Zugthiere haben kein richtiges Geschirr an, uur einen Packsattel auf dem Rücken, - 234 - auf welchem ein Balken liegt, und an diesem ist die Pflugstauge uu- beweglicli befestigt. Es ist eigeiitliümlich, dass keins der süd- liclieu Völker eine vernünftige Anschirrnngsmethode der Zugthiere kennt. Schon wenn mau die Alpen passirt, sieht man keinen Ochsen mehr mit der Stirue ziehen ; die Deichsel wird auf dem Rücken befestigt, und weiter im Süden schirrt mau die Pferde in derselben Weise au. Dass dabei viel Kraft verloren geht und die Thiere sehr leicht wund gedrückt werden, ist natürlich. Eben- so, dass der Pflug nur eine ganz flache und unregelmässige Furche zieht, obschon zu seiner Bedienung immer mindestens zwei Leute erforderlich sind. Die Bestrebungen einiger Grossgrundbesitzer, die grosse Summen für die Hebung des Ackerbaues ausgegeben, zeigen im Inneren der Insel noch keinen sonderlichen Erfolg. Der fruchtbare Boden und das herrliche Klima machen freilich manches wieder gut, aber trotzdem baut die einstige Kornkammer Italiens heute nicht mehr genug Brodfrucht für ihre dünne Be- völkerung. Wenn nichtsdestoweniger immer noch eine ganz ansehnliche Menge Weizen ausgeführt wird, so ist das nur seiner vorzüglichen Qualität zuzuschreiben, die ihm einen erheblich höheren Preis sichert und es nutzbringend erscheinen lässt, statt seiner russischen Weizen zu importiren. Neben dem Weizen kommt nur noch die Pferdebohne zu grösserer Geltung, und auch die nur da, wo dem Pächter oder Eigenthümer grössere Mittel oder wenigstens Arbeitskräfte zur Verfügung stehen, oder wo der Besitz kleiner ist und zu sorg- samerer Bewirthschaftung zwingt, wie au den Gehängen der Madonien. Die Bohnenfelder werden mit der Hacke cultivirt; der eine Arbeiter macht ein Loch , der zweite wirft eine Hand voll kurzen Dünger und die Bohne hinein und scharrt das Loch wieder zu. Auf Aecker, v.'elche Bohnen getragen haben, sät man den Weizen dann ohne weitere Vorbereitung und ackert ihn unter. Der weitaus grösste Theil des Bodens wird nur zwei Jahre hintereinander bebaut und dann 6 — 7 Jahre lang nur als Vieh- weide benutzt, nicht von dem Eigenthümer, der nicht mehr Vieh hält, als er unbedingt gebraucht, sondern von Unternehmern, welche hier das zum Schlachten in den Städten bestimmte Vieh seine Nahrung suchen lassen. Fett wird es dabei freilich nicht und dürre Sommer fordern oft grosse Opfer, denn Futtervorrath - 235 — aiizulegeu kommt dem sicilianischeu Laudwirth so leicht noch nicht in den Sinn. Der Weizenboden hält an, bis mau fast die Wasserscheide zwischen den nach Marsala hin abfliessenden Gewässern und dem Becken des Fiume grande erreicht , danu ändert sich plötzlich das Bild. Ein tiefes enges Thal thut sich auf, die Abhänge allenthalben mit Reben , weiter oben sogar noch mit Wald bedeckt, dazwischen stehen Oelbäume, hier und da auch Cypressen, und aus dem Grün ragen hier und da weisse Felsen desselben Kalkes, der die Berge um Palermo bildet. — Bis hierhin reichte dereinst das Griechenthum auf der Insel westwärts ; eine Stunde von Calatafimi, das gegenüber auf der Berghöhe liegt, steht in einer Felsenwildniss der prachtvolle Tempel von Segesta, so ver- lassen und einsam, dass mau gar nicht begreift, wie er dahin kommt, fast als habe ihn einmal Jemand für einen Augenblick bei Seite gestellt und abzuholen vergessen. Calatafimi liegt so recht im Herzen von Westsicilien ; wer das kenneu lernen will, muss hier sein Staudquartier nehmen, so wenig die einzige Locauda des Ortes mit ihren unfreundlichen Wirthsleuten dazu einladet. Der Tourist streift freilich nur im Fluge durch, um von hier aus den Tempel zu besuchen ; für den Naturforscher und speciell für den Schneckenfreund, ist aber Westsicilien eine der interessantesten Gegenden und schon eines längeren Aufenthaltes werth. Während nämlich im Osten und Süden Siciliens sich mit geringen Ausnahmen dieselben Arten finden, wie in Süd Italien, hat sich an den Kalkbergen des Westens eine ganz eigene und reiche Fauna entwickelt; sie beginnt in den Madonien und am Schlossberg von Cefalü, doch erst jenseits der Bahn nach Girgeuti finden wir sie in ihrer vollen Entwicklung. Um Palermo wird sie durch drei Formen repräsentirt, Helix glohularis^ platijchela und sicana, die sich in den Bergen um die Coucha d'oro mit einer ganz ungemeinen ßegelmässigkeit vertheilen. Im Osten vom Monte San Calogero beginnend, herrscht die kleinste und am wenigsten gethürmte Art, Hei. gldbularis vor, nach Westen hin wird sie immer höher und legt den Mundraud eigeuthümlich um, bis sie westlich von der Strasse nach Moureale bei Boccadifalco in die Form übergeht, die man als Helix platychela bezeichnet. Die Fig. 9 unserer Tafel stellt die Grenzform von glohidaris, Fig. 10 die Grenzform von platychela dar. Die Formveränderung — 230 — schreitet weiter nach Westen hin regelmässig fort; die Schnecken werden immer höher und aufgeblasener, wie die Abbildungen zeigen. Fig. 11 stammt von der Rtrada di Bedienii, Fig. 12 von der nach Sferracavallo führenden Strasse, mit Fig. 13 endlich erreichen wir am Capo Gallo wieder das Meer und damit den Höhepunkt der Entwicklung von Hei. glohularis in der unmittel- baren Umgebung von Palermo. Sie scheint sich freilich der Nord- küste entlang noch weiter umzubilden, doch habe ich noch keine Gelegenheit gehabt, sie in dieser Richtung weiter zu verfolgen, nur einen extremen Ausläufer habe ich am Eryx angetroflFeu, der sich dem Anfang der Kette wieder eiuigermaassen nähert. Auf dem Monte Pellegriuo aber finden wir eine noch höhere, mitunter fast walzenförmige Schnecke , die man seither als gute Art Helix sicana nannte; ihr Extrem bildet das Fig. 15 abgebildete Exemplar, das aber durch Fig. 14, deren Original gleichfalls vom Monte Pellegriuo stammt, mit Fig. 13 untrennbar verbunden wird. Ich bemerke nun noch, dass diese Formen nicht etwa einzeln unter der Stammform vorkommen, sondern immer an den specielleu Fundorten ausschliesslich herrschen , so dass es dem Kundigen nicht unmöglich ist, von jedem einzelnen Exemplare genau anzugeben, wo es in der Gegend von Palermo gesammelt ist. Diese Formenreihe ist nun zwar sehr interessant für den Fachmann, aber durchaus nicht allzu auffallend ; sie wird aber auch für den Laien interessant und geradezu überraschend, wenn er die Formenreihe von Fig. 9 ans rückwärts verfolgt. Wie die Schneckenhäuser da abgebildet sind, finden sie sich längs der Strasse von Moureale — oder Avie der Siciliauer sagt, Morreale — bis Trapani und habe ich sie bei meiner letzten Reise in um- gekehrter Richtung gesammelt. No. 1 und 2 finden sich am Monte Erice selbst und hiessen früher Helix scabriusciüa Desh.; wer es gewagt hätte, diese Form mit Fig. 15 zu einer Art zu verbinden, wäre von den Schneckologen einstimmig ins Irrenhaus verwiesen worden. Und nun verfolge man einmal die Reihe weiter über Calatafimi (Fig. 3), Alcamo und die Gegend bis Partinico (Fig. 4 — 6), wo ich obendrein nur beim flüchtigen Durchfahren an den Brücken sammeln konnte, bis zu dem Aussenrand der den Conca d'oro einschliessenden Berge bei Borghetto, wo wir mit Fig. 7 wieder im Gebiete der unzweifelhaften Helix glohularis sind ! Unsere Figurep, sämmtlich im Profil gezeichnet, können die Ueber- - 237 — gänge noch nicht einmal vollständig wiedergeben ; das Fig. 6 abge- bildete Exemplar lässt z. B. noch einen scharfen Kiel erkennen, der aber auf der hier nicht sichtbaren Rückseite vollkommen verschwindet. Zu dieser üebergangsreihe kommt nun aber noch der wichtige Umstand, dass die Thiere von Hclix scabriuscula bis zu Helix sicana in ihrem inneren Bau in allen Einzelheiten miteinander stimmen und somit für Glieder einer Art angesehen werden müssen. Wie lässt sich nun diese Formenreihe und ihre Regelmässig- keit erklären? Unsere Naturwissenschaft steht unter dem Einfluss der Darwin'schen Lehre und in ihr suchen wir zunächst deu Schlüssel. Ich habe leider vergeblich danach gesucht. Hätten wir die Formenreihe in fossilen Schichten, es wäre eine Stamrareihe gewesen, vor der sich die vielbestrittenen Steinheimer Planorbiden hätten verkriechen können. Es bleiben somit nur Anpassung und Zuchtwahl. Helix scabriuscula ist für sich allein betrachtet ein Prachtparadigma der Anpassung, Helix sicana in ihrer höchsten Ausprägung nicht minder. Die erstere drückt sich flach an den Felsen an und gleicht ihm in ihrer Färbung oft so vollkommeu, dass man sie leicht übersieht, so lange sich das Auge noch nicht daran gewöhnt hat; an manchen dunkleren Felsen sieht man sie freilich schon von weitem hängen und ich habe gerade nicht finden können, dass die gebänderten Exemplare, die man überall einzeln zwischen den gelbgrauen findet, an solchen Stellen, wo ihnen die Bänderung nützte, häufiger gewesen wären, wie es nach dem Gesetze der Zuchtwahl doch von Rechtswegen sein sollte. Vielleicht kommt das noch, wenn das gütige Schicksal die Sammler fernhält, denn die nehmen, wie ich aus eigener Praxis versichern kann, mit Vorliebe die selteneren gebänderten. Dann stellte sich vielleicht im Laufe der Zeiten ein bis jetzt übersehener Zusammenhang zwischen Brisanten und gefärbten Helix scabriu- scula heraus, ähnlich dem berühmten Falle zwischen alten Jungfern, Katzen, Hummeln und Kleesameu : viele Brigauten — wenig Sammler in Westsicilien — Zunahme der im Kampf ums Dasein begünstigten gefärbten Form, und umgekehrt. Eben steht es frei- lich schlecht für die bunte scahriusculu^ denn die Briganten sind, soweit der Fremde in Betracht kommt, alle, und wenn die Eisen- bahn nach Marsala einmal durch diese Gegenden zieht, geht es ihnen noch schlimmer. Die flache Gestalt ist der Schnecke beim Andrücken an den Felsen sehr nützlich, ob sie aber daher kommt? — 238 — Bei anderen ähnlich linsenförmigen Arten leitet man bekanntlich die Linsenform davon ab, dass sie sich in Mauerritzen nnd unter Steinen verkriechen; scahriuscula thut das nicht und hat auch kaum Gelegenheit dazu, ist aber doch scharf gekielt und linsen- förmig. Practica ist eben multiplex und allznrasches Generalisiren auch auf eine erwiesene Thatsache hin mitunter vom Uebel. Das andere Extrem der Formenreihe, Helix sicana^ wie sie Fig. 15 abgebildet ist, ist nicht minder begünstigt im Kampfe ums Dasein. Sie hat nämlich die Gewohnheit, Schutz in röhren- förmigen Felölöcheru zu suchen, die mau im Kalke des Monte Pellegrino stellenweise massenhaft findet und die sie sich wahr- scheinlich auf eine noch nicht aufgeklärte Weise selber bohrt. Sie wird dabei vielleicht durch eine eigenthümliche Beschaffenheit des Gesteines begünstigt, denn hier und da findet man Anfänge ähnlicher Röhren im Kalk der sicilianischen Berge, auch wo keine Schnecken leben. Für diese Lebensart ist nun allerdings die Walzenform günstiger, als die kugelige, deren sich Helix sicana in ihrem Typus betieissigt, wenigstens für engere Röhren, und es ist ganz natürlich, dass Exemplare, die in der Jugend faute de mieux mit einer engen Röhre vorlieb nehmen müssen, sich ihrem Logis anbequemen, wie das ja auch viele Meermollusken thun müssen. In den Kalkröhren auf dem Pellegriu, die an manchen günstigen Stellen wie die Zellen einer Bienenwabe neben einander liegen, habe ich ausser Helix sicana noch drei andere Arten derselben Gattung gefunden ; die eine, Helix macrostoma Mühlf. aus der Untergattung Cani2)ylaea, findet sich nur aus- nahmsweise und nur in grösseren Röhren , und sie hält die traditionelle Scheibenform ihrer unter Steinen lebenden Vorfahren aufrecht. Die zweite, Helix aperta Born, sucht häufiger in den Röhren Schutz gegen die Babbalucceros, *) die ihr hauptsächlich nachstreben, denn sie ist unter dem Namen Tapaduta eine Lieb- lingsspeise des Palermitauers ; einen Einfluss der Röhren auf ihre Form habe ich aber nicht beobachten können. Die Schnecke hat vielleicht zu viel Charakter um sich anzuschmiegen, denn sie ist unter ihren Verwandten ein wahres Unicum an Muth und Hals- starrigkeit; kommt man ihr in die Nähe, so stösst sie mit einem auf mehrere Schritte hin deutlich vernehmbaren Zischen eine *) Schneckensaramler. — 239 — Schaummasse aus, die sie vollkommen einhüllt; fasst man sie an, so zieht sie sich nicht wie andere Arten erschrocken in ihr Gehäuse zurück, sondern sucht sich durch wütheude Bewegungen — beissen kann sie zum Glück nicht — loszureissen ; es scheint fast, als könne sie dabei mitunter den Spindelmuskel, mit dem sie im Gehäuse befestigt ist, zerreissen und mit Zurück- lassung ihres Gehäuses die Flucht ergreifen. Wenigstens ist mir einmal am Passo di Rosetto bei Palermo ein Exemplar begegnet, das ohne seine Schale munter umherkroch. Ein so trotziges Beest verschmäht es, sich durch andere Mittel zu schützen und sich den Verhältnissen anzupassen; es kann sich auch erlauben, unter allen Schnecken fast die am weitesten ge- öffnete Mündung zu haben, ohne Schutzwehr in Form von Ver- engerungen oder Zähnen. Seinen menschlichen Feinden gegen- über wird ihm seine Hauptwaffe, so genügend sie gegen Eidechsen und grosse Laufkäfer ist , freilich zum Verderben , denn der zischende Ton verräth die Schnecke schon auf ziemliche Ent- fernung und spart dem Cozzolero viele Mühe. Die dritte Art dagegen, Helix Maszullii iajx^ ist nachgiebigerer Natur; sie stellt überhaupt nur eine Anpassung der durch ganz Südeuropa verbreiteten Helix aspersa Müller dar und hat, wie alle, die einmal ihre von Alters her feststehenden Bauprincipieu um eines schnöden Vortheils willen verlassen, keine Widerstands- fähigkeit mehr. So ist es kein Wunder, dass diese Art, die sonst einen sehr bauchigen letzten Umgang hat, auf dem Pellegrino im Allgemeinen die Form eines mehr oder minder schlanken Kegels annimmt. Die noch praktischere Walzenforra ist für sie unmög- lich, da ihre Windungen zu rasch zunehmen. Für die beiden Extreme lässt sich eine mechanische Erklärung, also bei bescheidenen Ansprüchen wohl geben, aber wie steht es mit den Zwischenformen und besonders mit dem regelmässigen Uebergeheu der einen Form in die andere ? Ist es ein Gesetz, dass dem so sein muss ? In dem noch so Avenig gekannten Mittelmeergebiete finden wir noch mehr ähnlicher Formenkreise und die Localforschung wird wohl ergeben, dass auch hier die Zwischeuformen zwischen die beiden Extreme in regelmässiger Folge eingeschaltet sind. Für die italienischen Campyläen, die man früher als Helix umhüicaris, planospira und seüpila unter- schied, hat bereits die Marchesa Paulucci — eine Dame, welche — 240 — eiu Wunder nicht nur für Italien, das Couchylienstndium wissen- schaftlich betreibt — nachgewiesen, wie sie, im Norden glatt und dünnschalig, gegen Süden hin immer dickschaliger, rauher und schliesslich stark behaart werden ; für die mit den sicilianischeu Arten nahe verwandten Schnecken der Gruppe Iberus habe ich ein ähnliches Verhältuiss angedeutet; für die spanische lielix Aloncnsis, die griechische Helix Codringtonii^ die vorderasiatischen Formenkreise der Uelix guttata und der Helix spiriplmia ist es mir ausser allem Zweifel, dass ihre Varietäten in ihrer geo- graphischen Verbreitung einem ganz bestimmten Gesetze folgen. Von vielen anderen Arten ist es längst bekannt, dass da, wo sich die Gebiete zweier verschiedener Arten berühren, üebergangs- formen vorkommen, die sich nur iu den seltensten Fällen durch Bastardiruug erklären lassen. Woher kommt das ? Ich hatte gehofft, in Westsicilien eine Erklärung finden zu können, aber zwischen den Kalkfelseu am Eryx, um Segesta und Palermo ist kein nennenswerther Unter- schied ; alle diese Punkte waren in der Tertiärzeit Inseln eines wahrscheinlich von den Madouien und Südsicilien getrennten Archipels, alle bestehen aus dem gleichen Kalkstein, alle sind in gleicher Weise den Seewinden ausgesetzt. Speciell sind der Monte Pellegrino und der Monte Catalfano bei Palermo und der Schlossberg von Cefalü in keiner Weise verschieden voneinander, aber an dem einen finden wir Helix sicana, an dem anderen die typische Helix glohularis, au dem dritten aber eine wohl ver- wandte, aber einem ganz anderen Formenkreise angehörige Art, die Helix Hueti Benoit, deren nächste Verwandte oben in den Madonien leben. Andere Arten, welche durch dieselben Gebiete und weit darüber hinaus verbreitet sind, zeigen durchaus keine gesetzmässige Abänderung, ja manche kommen ganz unverändert über ganz ungeheure Räume vor. Nördlich der Alpen namentlich kann mau von einem solchen Variiren kaum reden und das Räthsel wird nur in den schneckenreichen Kalkgebieteu der Mittelmeer -Küstenländer gelöst werden. Vorlier müssteu sich freilich die Herren Zoologen von Fach eutschliessen, die hoch- müthige Zurückhaltung, welche sie dem Studium der Schnecken- gehäuse, dieser »Dilettantenspielerei par excelleuce« gegenüber jetzt beobachten, aufzugeben. — Ignoramus, heisst es noch gegen- wärtig, aber das ignorabimus gilt hier nicht. — 241 Die Organisation der Krustaceen. Vortrag, gehalten in der Jahresfest- Sitzung am 30. Mai 1880 von Dr. Ferd. Richters. Hochansehnliche Versammlung! Als mir die Ehre zu Theil wurde, von der verehrlichen Direction zu einem Vortrag in der heutigen Sitzung unserer Gesellschaft aufgefordert zu werden, entschloss ich mich aus dem Gebiete der Zoologie, mit dem ich mich etwas eingehender beschäftigt habe, aus der Naturgeschichte der Krebse das Thema zu wählen. Die Krebse sind dem grossen Publikum noch recht wenig bekannte Thiere und selbst von Seiten der Zoologen ist ihnen erst seit verhältnissmässig kurzer Zeit die Würdigung zu Theil gewor- den, die sie aus vielen Gründen verdienen. Ist es aber nicht sehr natürlich, dass zumal der im Binnenlande wohnende Laie ausser dem Flusskrebs und dem Hummer vielleicht nur noch den Taschenkrebs und die Crevette, vielleicht auch noch allenfalls die Langouste kennt? Unsere süssen Gewässer scheinen ja in der That keinen andern Vertreter der Krebsthiere zu beherbergen als eben den Flusskrebs und unser Markt weist keine andern als die genannten Seekrebse auf. Erst das Mikroskop hat uns gelehrt, dass unsere Binnenwässer durchaus nicht so arm an Krustaceen sind, dass sie vielmehr zu manchen Zeiten geradezu von solchen wimmeln und eine weitere Beobachtung dieser kleinen Lebewelt hat denn auch gezeigt, dass sie für das Leben des Menschen durchaus nicht bedeutungslos ist, sind diese IG — 242 — Thiercheu es doch, die die in den Gewässern faulenden Stoffe umsetzen in Fleisch, das, nochmals durch den Ernähruugsapparat der Fische verarbeitet, Tauseude von Menschen nährt und zu den geschätztesten Delikatessen unserer Tafel zählt. Die bei weitem grössere Zahl der Krebse aber sind Seethiere ; schon unsere Küsten weisen eine grosse Fülle von Foi'men auf, sie sind aber doch noch arm zu nennen gegenüber der vielgestaltigen Krebs- fauna der Küsten wärmerer Klimate, des hohen Meeres und der Meerestiefeu. In der Erforschung zumal dieser Formen, der See- krebse, sind wir zur Zeit noch nicht eben weit vorgedrungen. Zwar hat vor etwa hundert Jahren schon Herbst ein drei- bändiges Bilderwerk über Krebse herausgegeben , Ende der dreissiger Jahre dieses Jahrhunderts hat Milne Edwards eine für seine Zeit mustergültige Naturgeschichte der Krustaceen geschrieben , seitdem haben Reisende und Schiffskapitäne viel schätzenswerthes Material herbeigeschafft und Tausende von Arten sind beschrieben worden ; aber die moderne Zoologie begnügt sich nicht mit einer möglichst genauen morphologischen Be- schreibung der dem mehr oder minder naturwissenschaftlich gebildeten Sammler wegen ihrer Grösse oder auffälligen Form und Farbe in die Hände gerathenen Funde, sie stellt noch viele, viele andere Fragen an ihre Untersuchungsobjekte, auf die das Spiritusexemplar keine Antwort gibt. Um einen Organismus zu verstehen, genügt es nicht denselben als Leiche vor sich zu haben und denselben einer Untersuchung mit Messer, Scheere und Mikroskop zu unterwerfen, das rechte Verständniss seines Baues erlangen wir erst, wenn wir denselben lebend und die Existenzbedingungen, unter denen er lebt, kennen gelernt haben. Wir dürfen indess ja hoffen mehr und mehr selbst die den Pflanzstätten der Wissenschaft entrückt lebenden Formen in dieser Weise studiren zu können ; unsere jetzigen Verkehrsmittel haben die Einrichtung von Seewasser-Aquarien im Binnenlande gestattet und ermöglichen es den Forschern leicht das Seegestade, vielleicht gar eine wohl eingerichtete Beobachtungsstation zu erreichen. Wird auch die weitere Errichtung derartiger Institute, etwa gar auf Punkten der tropischen Küste noch lange ein frommer Wunsch der Zoologen bleiben, so steht doch wohl zu hoffen, dass von den Regierungen unterstützte Expeditionen, Expeditionen im Stile der Novarra, des Challenger u. A. angesichts — 243 — der reichen Resultate derselben, auch in der Folgezeit die Wissen- schaft fördern werden. Die Neuzeit hat sich mit grosser Vorliebe dem Studium der Krebse zugewendet; man nimmt jetzt kaum einen Band einer zoologischen Fachzeitschrift zur Hand ohne auf Abhandlungen carcinologischen Inhalts zu stossen, und es haben diese Arbeiten Ergebnisse geliefert, die ein weit allgemeineres Interesse erregt haben als das der Fachleute. Vor allem hat sich die Entwick- lungsgeschichte der Krustaceeu als ein ungemein fruchtbares Gebiet erwiesen; vielleicht in keiner Thierclasse tritt beispiels- weise das, was Häckel die Wiederholung der Phylogenese in der Ontogenese nennt, so deutlich hervor, und die Beobachtung so mannigfacher Anpassungen des Organismus an die Existenz- bedingungen hat uns gerade auf diesem Gebiete dem Ziel der Wissenschaft, der Erkenntniss von Ursache und Wirkung, so weit eben von unserer Erkenntniss der Ursachen die Rede sein kann, näher gebracht. Wenn ich nun beabsichtige, Ihnen im Folgenden ein Bild von dem Körperbau der Krebse zu entrollen , so will ich Sie weder mit einer Beschreibung der Ordnungen der Krebse in systematisch sr Reihenfolge noch mit einer vorwiegend vergleichend- anatomischen Betrachtung des Krebsleibes ermüden , sondern hauptsächlich die Beziehungen zwischen Bau und Funktion der Organe erörtern, mithin also mehr eine Betrachtung des Organis- mus der Krustaceeu vom Standpunkte der Physiologie und Biologie als von dem der Morphologie anstellen. Die Krebse sind, wie Sie wissen, eine Abtheilung der Glieder- thiere. Das Schema für deren Körperbau ist ein in eine verschiedene Anzahl von Segmenten zerfallender Leib ; die Segmente tragen äusserlich seitliche Anhänge und auch in den inneren Orgauen, zu- mal in dem Nerven- und Kreislaufsystem kommt diese Gliederung zum Ausdruck. Ein solcher Bau prägt dem Thiere den Stempel der Beweglichkeit auf; wo die Gliederung am schärfsten ausgeprägt, werden wir die freieste Beweglichkeit erwarten dürfen, ebenso wie andererseits Anpassung an eine Lebensweise ohne oder mit sehr untergeordneter Ortsbewegung in einem Rückschritt in der Gliederung zur Erscheinung kommen wird. In der That sind die schwimmenden Formen die am schärfsten gegliederten ; ich erinnere an die Garneele, die Branchipoden, die freischwimmenden — 244 — Copepodeu, die Amphipoden; schon bei denen mit laufender Fort- bewegung zeigen sich Reductionen. Der Bau eines Hummers oder Flusskrebses gestattet das Laufen nur in beschränktem Maasse ; mühsam schleppen sie den schweren Hinterleib fort, während die Krabben unbehindert durch einen solchen Anhang mit grosser Geschwindigkeit dahiutroUen. Als Larven haben letztere Thiere einen wohlausgebildeten, als Schwimmorgau verwendeten Hinter- leib, derselbe erleidet aber während der Metamorphose eine Reduction, Avird endlich unter den Vorderleib geklappt und tritt dann in dieser Lage der veränderten Fortbewegung nicht hindernd in den Weg. Ebenso finden wir eine deutliche Gliederung bei einer grossen Zahl parasitisch lebender Formen nur in der Jugend, sobald aber. Dank der freien Beweglichkeit, es den Larven ge- lungen ist, ein Wohnthier zu erreichen, geht bei der Weiter- entwicklung die Gliederung zurück, oft bis zu vollständigem Schwunde ; als ungegliederter Sack hängen die Peltogaster und Sacculiuen an dem Hinterleib ihrer Wirthe, der Einsiedler und Krabben, und die Lernaeeu stellen langgestreckte wurstförmige Körper dar. Nicht immer ist jedoch Parasitismus mit dem Auf- geben freier Ortsbeweguug verbunden ; wir finden da die ver- schiedensten Stufen der Anpassung; so bewegen sich die in der Mundhöhle und an den Kiemen von Fischen schmarotzenden Caligus noch langsam von der Stelle, ja selbst in den inneren Organen, z. B. in dem Darmkanal von Holothurien kommen Schmarotzerkrebse mit freier Ortsbewegung und scharf gegliedertem Körper vor, wie der von Kossmann beschriebene Lecanurius. Von den segmentirten Würmern unterscheiden sich die Gliederthiere, mithin also auch unsere Krebse dadurch, dass die Segmente der ersteren mehr oder weniger dieselben Organe ent- halten, gleichartig und gleichwerthig sind; man nennt sie homo- nom segmeutirte Thiere; bei letzteren dagegen ist eine weitere Arbeitstheilung eingetreten ; das eine Segment enthält vorwiegend diese, das andere jene Organe; sie sind heteronom segmentirt. In der Regel lassen sich gewisse grössere Körperabschnitte unter- scheiden: ein Kopf, eine Brust, ein Hinterleib oder Abdomen. Oft sind diese Abschnitte, zumal durch die von ihnen getragenen Anhänge, schärfer voneinander geschieden, oft gehen sie unmerk- lich ineinander über. Der Kopf ist im Allgemeinen der Sitz der Sinneswerkzeuge und Fresswerkzeuge, die Brust birgt den — 245 — Magen, die Leber, das Herz, die Geschlechtswerkzenge und ist in der Regel der Träger der Locoraotiousorgane, während der Hinterleib wesentlich nur den Endabschnitt des Darmes enthält und nur noch in den Fällen unsere besondere Aufmerksamkeit auf sich lenkt, wo er als Hauptbewegungsorgan der Sitz der kräftigsten Muskulatur ist und insofern auch bei der Krebsmahl- zeit die hervorragendste Rolle spielt. Oft ist die Gliederung des Körpers verdeckt durch eine Hautduplicatur , die von dem Rücken des Brustsegments ihren Ursprung nimmt und nach den Seiten sich umklappt; durch sie kommt der sog. Cephalothorax der zehnfüssigen Krebse zu Stande, der nur die Ringe des Abdomens frei lässt ; bei niederen Krebsen erstreckt sich diese Duplicatur oft noch weiter; bis über die ersten Abdominalsegmente reicht sie bei Apus, und bei den Daphnien, Muschelkrebsen, Cirrhipedien und anderen umhüllt dieselbe sogar den ganzen Leib. Sie ist wesentlich als ein Schutz- organ aufzufassen, das entweder den ganzen zarten Körper oder besonders zarte Organe schützt. So bildet sie bei den höhern Krebsen zu beiden Seiten des Körpers Höhlen zur Aufnahme der Kiemen; bei den Daphnien spielt sie die Rolle eines Brutraums; bei Polyphemus und bei Bythofrephes hat sie sogar ausschliess- lich nur diese Bedeutung. Diese Hautduplicatur besteht wesent- lich, wie der übrige Panzer, aus Chitin, in welches mehr oder weniger Kalk eingelagert ist, entweder gleichmässig durch die ganze Masse oder als Schalenstücke bei den Cirrhipedien. Be- sonders die freilebenden Formen hüllen sich in einen harten Panzer, um erfolgreich den Kampf ums Dasein zu bestehen. Oft verspricht seine besondere Oberflächengestaltung noch einen be- sonderen Schutz; es mag schwer halten, Parthenope horrida zwischen Steinen und abgestorbenen Korallenblöcken aufzufinden, ebenso wie das dichte Haarkleid eines Pilumnus vesperfilio oder eines Polydedes gewiss ein vortreffliches Schutzmittel abgibt. Die freilebenden Formen mit zartem Panzer entziehen sich entweder durch ihre Durchsichtigkeit der Beobachtung, so die meisten Larven, oder sie sind durch besonders starke Sinnesorgane oder grosse Behendigkeit geschützt, wie die Garneelen. Nicht minder tritt die Färbung schutzgewährend auf; schwerlich wird mau aus einiger Entfernung einen auf dem Meeressande sitzenden Crancfon erkennen; es gibt dieser Fälle sicherlich noch viele und — 246 — es wäre sehr zu wünschen, dass bei ferneren Krebsstudieu gerade dieser interessanten Erscheinung mehr Aufmerksamkeit als bisher zugewendet würde. Ueber den Einfluss, welchen Abschluss des Lichts auf die Färbung der Krebse ausübt, sind wir bis jetzt noch nicht im Klaren; so viel ist aber sicher, dass, entgegen einem vielfach verbreiteten Vorurtheil, als müsste Lichtmaugel allemal das Pig- ment verschwinden machen , manche Krebse der Dunkelfauna gefärbt sind; so sind z. B. alle Tiefseekrebse nach den Be- obachtungen von Willemoes -Suhm leuchtend roth (hrigJit reä) und der vielleicht am besten studirte Höhlenkrebs, der Niphargus puteanus, ist zwar in der Regel pigmentlos, zuweilen aber auch hie und da pigmentirt. Den wohlgepanzerten stehen nah verwandte Formen zur Seite, die durch Anpassung an andere Existenzbedingungen des Schutzes eines Panzers entbehren konnten. Ich nejine da die Faguriden, die bekannten, leere Schueckengehäuse bewohnenden Krebse; ihr Leib ist, soweit er beständig in der Schnecke steckt, vollkommen weich ; ferner Pinnofheres, der in der Kiemenhöhle von Muscheln und in der Wasserlunge von Holothurien, Ascidio- philus, ein neues Genus, das ich in der gemeinsamen Kloake von Äscidien stecken fand ; sie entbehren beide des festen Panzers ; ebenso ist CocMorine haniata, eine Lepadide, die in Schalen von Haliotis bohrt, ihrer Kalkschale verlustig gegangen. Manchen mit einem recht gut ausgebildeten Panzer aus- gerüsteten Krustaceen scheint dieser aber noch nicht Schutz genug zu gewähren; sie verlegen sich auf eine offenbar sehr nützliche Mummerei; so packt sich Dromia eine ganz bestimmte Schwamm- art auf den Rücken; Borippe lanata ergreift irgend etwas, ob todt, ob lebend, wenn es nur irgendwie geeignet scheint, Schutz zu gewähren, um sich damit zu bedecken, und die ungelenken Dreieckskrabben, die Inachus, Micippe u. a. bepflanzen sich nach glaubwürdigen Beobachtungen selbst mit Hydroidpolypen. Dass diese merkwürdigen Toiletten den Thieren sowohl zur Unkeuntlich- machung gegenüber ihrer Beute, wie auch als Schutz gegen ihre Verfolger dienen, liegt auf der Hand. Gehen wir jetzt über zu der Betrachtung der seitlichen An- hänge der einzelnen Segmente und betrachten diese in der Reihen- folge von vorn nach hinten. Die ersten beiden Kopfsegmeute — 247 — tragen die Fühler oder Autenuen; fast ausuahmslos finden wir zwei Paare, von denen jede in der Regel aus einigen stärkeren Basairingen und einer oder mehr vielgliedrigen Geissein besteht. Bei der Mehrzahl der Krebse sind nun diese Organe ausgespro- chene Sinnesorgane und zwar scheinen sie bei manchen vielleicht drei Sinnen gleichzeitig dienstbar zu sein. Zweifellos sind sie zunächst Tastorgaue, das lehrt die Beobachtung jedes Hummers, jeder Garneele im Aquarium ; dass gewisse, merkwürdig gebaute Borsten als Geruchsborsteu functioniren, ist mindestens sehr wahr- scheinlich, sicher aber dass die Antennen der Decapoden die Gehör- orgaue enthalten. In dem Basalgliede der inneren Antennen derselben finden wir nämlich eine mit Flüssigkeit erfüllte Blase, deren Wand mit zahlreichen, durch ihren Zusammenhang mit Ganglien als Sinne- organe documentirten Haaren besetzt ist; in der Regel befinden sich in dieser Blase, sei es vom Thiere selbst gebildete Concre- mente, sog. Otolithen, oder Sandkörncheu und Rhizopodenschäl- chen, die der Krebs nach Prof. Hensen's Beobachtung, ich möchte sagen, eigenhändig sich in die Ohrblasen steckt. Das Organ ist so vollständig das Urbild des Gehörorgaus der höheren Thiere, dass gewiss Niemand die Richtigkeit der Auffassung desselben als Ohr in Frage stellen wird. Haben somit die Antennen vorwiegend als Sinnesorgane zu gelten, so finden wir doch noch mannigfache Anpassungen der- selben an andere Functionen. In erster Linie steht da ihre Verwendung als Locomotionsorgane. Eine grosse Zahl von Krebsen verlässt das Ei als sog. Nauplius; das Thierchen besitzt drei Paar Extremitäten, mit denen es das Wasser durchrudert. Die beiden ersten dieser Gliedmaassenpaare aber siud nichts weiter als die Antennen ; erst bei weiterer Entwicklung verlieren sie ihre Be- deutung als Fortbewegungsorgane und werden allmälig ihrer eigentlichen Aufgabe dienstbar. Die Antennen spielen diese Rolle aber nicht nur bei Jugeudformen, wir trefi'en auch Krebse, bei denen sie permanent im Dienste der Locomotion und dement- sprechend beinartig ausgebildet bleiben; Daphnia und Gypris schwimmen vorzüglich mit Hülfe der kräftigen Schläge ihrer Antennen. Auch der Kletterbewegung erscheinen sie in einigen Fällen angepasst, so bei den im Tang umherkletternden Krebsen der Gattungen Corophium und Podocerus. Die Lepadidenlarven bewegen sich ebenfalls schwimmend mit ihren Antennen fort; — 248 — gehen sie aber aus der Cyprisform in die Lepasform über, so heften sie sich mit den Antennen fest; die Antennen sind Haftorgane ge- worden. Das Thier ist im erwachsenen Zustande zwar mit der ganzen Basis des Stieles augewachsen, die erste Anheftung aber hat durch die Saugnäpfe der Antennen stattgefunden. Bei ge- wissen Copepoden {Cyclops, Anomalocera u. a.) tritt eine merk- würdige Umgestaltung nur bei dem männlichen Geschlecht ein ; mögen die Thierchen auch kaum einen Millimeter laug sein, so wird doch ein einigermaassen gutes Auge sofort Männchen und Weibchen unterscheiden können. Die Antennen des Männchens sind nämlich, merkwürdigerweise oft nur einseitig, zu Greif- organen umgestaltet, die dem Thiere bei der Begattung zum Festhalten des Weibchens dienen. Am aulfälligsten tritt übrigens diese Bildung bei den Branchipoden auf, bei denen das zweite Antennenpaar im männlichen Geschlecht geradezu zu grossen Zangen ausgebildet ist, die auch dem eben erwähnten Zweck dienen. Das einzige, als Antennen zu deutende Paar Anhänge von Limulus ist mit kleinen Scheeren versehen und in den Dienst des Mundes getreten, der plumpe Bärenkrebs, Scyllarus, bedeckt mit seinen breiten, schaufeiförmigen Antennen die erhaschte Beute und vertheidigt sie und zur Noth auch sich selbst durch kräftige Schläcre mit den Fühlern, und die Laugouste benutzt sie DO ' O endlich gar, um durch Aneinanderreihen zweier Glieder derselben ein knirschendes Geräusch zu erzeugen. Wo im ganzen Thier- reich finden wir einen ähnlichen Fall, dass in derselben Thier- classe dasselbe Organ so vielen verschiedenen Functionen angepasst ist: der Empfindung, der Fortbewegung und Befestigung, der Vertheidigung und Nahrungsaufnahme, der Fortpflanzung und Tonerzeugung? Die auf die antennentragenden Segmente folgenden Segmente sind die Träger der Mundwerkzeuge. Die meisten Krebse sind Fleischfresser , und dementsprechend die Mund Werkzeuge der meisten kräftige Kau werlf zeuge. Jedes Segment trägt ein Paar horizontal gegen einander wirkender Anhänge, von denen die einen mehr das Zerzupfen, die andern mehr das Zermalmen der Nahruug besorgen. Die Zahl der Organe ist eine sehr ver- schiedene, je nachdem eine kleine oder grössere Zahl von An- hängen der Brustsegmente zu Hülfsorganen der Nahrungsaufnahme — 249 — geworden sind; beiläufig bemerkt, haben die höhern Krebse, die Decapodeu, ein Paar Oberkiefer, zwei Paar Unterkiefer und drei Paar Kaufusse, eine vollkommen hinreichende Zahl, um dem Laien eine genauere Betrachtung des Kauapparats zu verleiden. Zu diesen tritt dann oft noch eine besondere Kauvorrichtung am Eingange des Magens. Nur eine kleinere Zahl von Krusteru lebt parasitisch an andern Thieren von deren Säften. Dieser Er- nährung ist dann das der Nahrungsaufnahme dienende Organ angepasst ; statt der kauenden Mundwerkzeuge finden wir bald einen Stechrüssel, bald eingenthümliche wurzeiförmige Organe, wie bei den Sacculinen, die die Körperhaut des Wohnthiers durch- bohren, sich um Darm und Leber schlingen und aus diesen Nahrung aufsaugen, Organe von merkwürdiger Lebeuszähigkeit. Wenn die Sacculinen schon längst gestorben und abgefallen sind, leben sie für sich noch fort, so dass 0. Schmidt nicht ganz Unrecht hat, wenn er die Sacculinen zu den Wesen zählt, denen nach ihrem Tode das Maul noch extra todtgeschlagen werden muss. Auch die Mundwerkzeuge dienen bisweilen andern als den gewöhnlichen Zwecken. So sind sie z. B. bei manchen Larven Bewegungsorgane und übernehmen erst später ihre eigentliche Aufgabe. Bei vielen Decapoden sind sie Hülfsorgane der Ath- mung; es wird Keinem entgangen sein, dass die Mundwerkzeuge eines Flusskrebses oder Hummers auch ausser der Zeit der Nahrungs- aufnahme in beständiger Bewegung sind ; diese Bewegung, beson- ders mit den Geissein der Kaufusse ausgeführt, erzeugt den nöthigeu Wasserwechsel an den Kiemen. Einer grossen Mannigfaltigkeit in Form und Leistung be- gegnen wir dann bei den Anhängen der Brustsegmente. Wir finden sie vorwiegend als Organe der Locomotiou verwerthet. So verschieden diese ist, so verschieden der Bau der Organe; da finden wir Gangbeine (Flusskrebs, Krabben und deren Ver- wandte), Klammerbeine {Cymothoä)^ Sprungbeine (Amphipoden) und Schwimmbeine; letztere für denselben Zweck mit verschiedener Ausrüstung, bald mit ruderartig abgeplatteten Endgliedern, wie bei den Schwimmkrabben, oder mit besondern Ruderästen bei den Spaltfüssern oder den Larven vieler im erwachsenen Zustande mit Gaugbeinen ausgerüsteter Formen (Hummer). Allbekannt ist dann die Verwendung dieser Organe als Greifwerkzeuge. Das letzte Glied des Beines ist in diesem Fall nicht an dem Ende — 250 — des vorletzten, sondern an der Seite desselben eingelenkt und wird durch starke Muskeln gegen das letztere bewegt; das Bein ist zur Scbeere geworden. Sebr verschieden ist die Zahl der so umgebildeten Beinpaare; bei dem Flusskrebs sollen nach Spence Bäte in einem Stadium der Entwicklung alle 5 Fusspaare scheerentragend sein; beim Erwachsenen sind es wie beim Hum- mer die ersten drei ; bei Birgus das erste und vierte, während das fünfte, eine verkümmerte Scheere, in die Kiemeuhöhle gesteckt getragen wird, bei Dromia, Dorippe u. a. das erste, vierte und fünfte. Die Scheere ist durchaus nicht immer Offensivwaffe, sie dient auch zuweilen vorwiegend der Defensive; so verschliessen einige Paguriden den Mund des von ihnen bewohnten Schnecken- gehäuses so vollkommen mit der grossen Scheere, dass sie in der vorzüglichsten Weise gegen jedwede Angriffe gedeckt sind. Geradezu uuvortheilhaft erscheint für einen Gelasimus der Besitz der einen colossalen Scheere, sie hindert das Thier sicherlich im Laufen ungemein ; aber diese Krabbe bewohnt Erdhöhlen und weiss diese ganz trefflich gegen Eindringlinge mit Hülfe der Scheere zu verschliessen. Dromia und Dorippe packen mit den kleinen Zangen der beiden hinteren rückenständigen Beinpaare den Schwamm oder was sie sonst auf sich umhertragen und Ascidiophüus zieht sich mit dem fünften Beinpaar die Ascidie geradezu wie eiue Capuze über den Kopf. Eine merkwürdige Verwendung machen Älpheus und Typton von ihrer Scheere ; das eine Glied derselben hat einen starken Zahn, das andere an der entsprechenden Stelle eine Vertiefung; das Thier vermag nun die beiden Schenkel plötzlich so heftig gegen einander zu schlagen, dass ein lautes Geräusch entsteht, wie wenn man einen Finger gegen die Hand schnellt. Ebenso merkwürdig wie diese Vorrichtung, in der wir doch wohl ein Schreckmittel erblicken dürfen, ist die Gewohnheit zweier Krabben, der Melia tessellata und des Folydectes cupulifer, regel- mässig in jeder Hand eine kleine Seerose zu halten. Es scheint der Melia sehr um ihre Seerosen zu thun zu sein, denn entreisst mau sie ihr und legt sie daneben, so holt sie dieselben wieder und bringt sie wieder an ihren Platz; sie muss also offenbar Nutzen aus ihrer Gesellschaft ziehen. Man hat dieses Verhältniss als Commensalismus aufgefasst ; dass aber der Krebs die Seerose um das von ihr Erbeutete prellen sollte, scheint mir weniger — 251 — plausibel, a]s dass dieselbe aus den gefürcliteteu Nesselorgaueu der Seerose eineu ähulicheu Nutzen zieht, wie wir aus dem Gebiss eines Hundes ; mancbem Fisch, der Neigung hätte nach dem kleinen wehrlosen Kruster zu schnappen, wird doch wohl die Lust durch die beiden Seerosen gekühlt, Indess spreche ich das nur als eine Vermuthung aus ; die Thiere sind lebend noch wenig beobachtet. Ausser der Hauptverwendung als Fortbewegungs- und Greiforgane finden die Anhänge der Brust noch manche andere. In allen Fällen, wo sie die wichtigsten Locomotious- organe sind, sind sie auch die Träger der Kiemen, durch ihre Bewegungen wird der Wasserwechsel an den Kiemen befördert, daher offenbar die Vergesellschaftung dieser Organe; treten sie betreffs der Locomotion in den Hintergrund und ist diese auf die Hinterleibsauhänge übertragen, so finden wir die Kiemen an diesen. Zu diesen beiden gleichzeitigen Leistungen der Beine kann noch eine dritte gleichzeitige treten, das sehen wir an Branchipus und Apus; die unausgesetzt schwingenden Anhänge der Brust bewegen das Thier nicht nur fort und bringen fort- während frisches Wasser an die Branchialplatten , sondern es geht auch fast fortwährend ein Strom Yon Schlamm zwischen den beiden Beinreihen hindurch, den das Thier vom Boden auf- nimmt und aus dem es das zu seiner ErnähruDg Taugliche heraus- sucht. Eine ähnliche Verwendung finden die Beine der Lepa- diden; fast unaufhörlich sehen wir das Thier seine Beine aus- strecken und mit einem Ruck einschlagen ; es strudelt sich mit ihnen seine Nahrung, die aus kleinen Organismen und im Wasser schwimmenden organischen Partikelchen besteht, herbei. Bei Limidus sind die Brustanhänge sämmtlich Kauwerkzeuge und zwar kaut das Thier mit den Hüften. Auch zur Fortpflanzung treten die Brustanhänge in Be- ziehung, sei es, dass an ihnen die Ausmündungen des Geschlechts- apparates liegen, wie bei vielen Decapoden, sei es, dass sie zu Hülfsorgauen der Begattung werden. Letztere Bedeutung haben sie bei einigen Copepoden; die Männchen derselben sondern ihr Sperma in kleinen Patronen ab, die theils mit einer sehr quell- fähigen Substanz, theils eben mit Sperma gefüllt sind. Das Männchen trägt diese Patronen mittels des zu hakenartigen Organen umgestalteten letzten Beiupaares mit sich umher und befestigt die Patronen mit Hülfe derselben an der vulva des — 252 — Weibcheus uud die quellfähige Substanz treibt uuu das Sperma in das Receptaculum seminis; ein merkwürdiger Fall von innerer Befruchtung. Eine anderweitige Beziehung zur Fortpflanzung gewinnen die Brustauhänge bei vielen Amphipoden ; seitliche Platten derselben bilden unter der Brust eine Höhle, in welche die Eier abgelegt werden und in welcher sie bis zur vollständigen Ent- wicklung verharren; sie bilden den Brutraum. Gehen wir nun über zu den Anhängen des Abdomens, so finden wir, dass auch diese zweiästige Anhänge sind ; auch sie dienen in erster Linie der Locomotion und zwar der schwimmen- den in der Richtung vorwärts. Mit ihnen bewegt sich die Gar- neele, die Meerheuschrecke, der Limulus in der angegebenen Weise fort. Die Rückwärtsbewegung wird dagegen bei denselben Thieren, wie auch bei Flusskrebs, Hummer etc. (von Limulus ist mir nicht bekannt und auch nicht wahrscheinlich, dass er rück- wärts schwimmen kann), durch einen mit grosser Kraft aus- geführten Schlag des ganzen Abdomens bewerkstelligt, der aber seine ganze Wucht wiederum durch Abdominalanhänge erhält, nämlich durch die Anhänge des vorletzten Segmentes. Diese sind zu breiten Platten umgestaltet, die mit dem letzten Segment zusammen das bilden, was wir die Schwanzflosse des Krebses zu nennen pflegen. Ausser der Schwimmbewegung sehen wir die Abdominalanhänge auch der Sprungbeweguug dienstbar gemacht; springende Krebse kennen wir aus der Familie der Amphipoden; jedem, der einmal die Meeresküste besucht hat, werden die Sand- hüpfer in Erinnerung sein, die zu Tausenden den Strand bevöl- kern. Ihre Abdominalanhänge sind zu kräftigen Griffeln um- gestaltet, die sie zu ihren capriciösen Sprüngen befähigen. Der Lebensweise entsprechend umgebildet treffen wir die- selben bei den Paguriden; sie sind hier zu Klammerorganeu ge- worden, mit denen das Thier das Schneckengehäuse festhält. Wo sie fast ausschliesslich die Locomotion besorgen, sind sie auch die Träger der Kiemen, wie bei den Squilliden und bei Limulus. Aber auch ohne die Träger der Athmungsorgane zu sein, können sie dennoch zu denselben in Beziehung treten ; unausgesetzt; sehen wir diese Organe bei einem Bachflohkrebs, Gmnmarus, in Be- wegung; sie strudeln den Kiemen, eventuell auch den Eiern jn^ Brutraum fortwährend frisches Wasser zu. — 253 — Letztere Aufgabe fällt ihnen noch in weiterem Umfange zu, wenn sie selbst als Träger der Eier fungiren, was zumal bei vielen Decapoden der Fall ist. Da nun, soweit mir bekannt, ausnahmslos das Weibchen die Brutpflege übernimmt, so finden wir allemal bei diesem die in Rede stehenden Organe kräftiger entwickelt, als bei den Männchen, und zwar erstreckt sich diese kräftige Ausbildung nicht allein auf die Anhänge, sondern auch auf den betreffenden Leibesabschnitt. Mit Leichtigkeit lassen sich z. B, Männchen und Weibchen der Krabben an der Grösse und Form ihres Abdomens unterscheiden. Zur Fortpflanzung stehen sie dann bei einigen Krebsen noch insofern in Beziehung, als das erste Paar derselben im männlichen Geschlecht zu einem Hülfsorgane wird, wie beim Flusskrebs. Selbst Sinnesorganen können sie als Sitz dienen ; so liegt das Ohr von Mysis in dem inneren Ast der die Schwanzflosse bildenden Anhänge. So wunderbar und fast unglaublich diese Thatsache auf den ersten Augenblick scheint, so lässt sie sich doch recht gut verstehen, wenn wir die morphologische Be- deutung einer Antenne und der Schwanzflosse, die ja beide Segmentanhänge sind, und gleichzeitig die im Vergleich mit den höheren Thieren viel schwächer ausgeprägte Differenzirung des Nervensystems ins Auge fassen. Mit den Bedenken dieser That- sache gegenüber ausgesöhnt, werden wir es dann auch schon gläubig hinnehmen, wenn wir hören, dass es Krebse gibt, die mit den Abdominalanhäugen sehen ; bei dem Krebschen Euphausia finden wir am Abdomen Sinnesorgane, die sich nur als Sehorgane deuten lassen. Die Augen der Krustaceen, zu deren Besprechung ich mich jetzt wende, sind sehr verschieden, sowohl in ihrem Bau, wie in dem Grad ihrer Entwicklung. Die einfachsten, offenbar nur zur Unterscheidung von Hell und Dunkel befähigten Augen finden wir bei niederen Krebsen und bei den Larven von höheren in Gestalt von Pigmentfleckeu, die gaugliösen Nervenmassen auf- gelagert sind ; gewöhnlich hat dieses als Entomostrakenauge bezeichnete Organ eine mediane Lage, während die höher ent- wickelten Augen paarweis vorhanden und symmetrisch gestellt sind. Zuweilen finden wir beide Arten von Augen gleichzeitig, wie bei Branchipus. Ein medianes Auge mit lichtbrechenden Körpern haben nur die Daphnien und ihre Verwandten. Die - 254 — höher entwickelten Augen sind Facettenaugen, bald sitzend, bald auf Stielen von zuweilen ungeheurer Länge {Podophthalmus). Der Lebensweise angepasst, tritt eine Reduction der Augen ein, wenn ein Bedürfniss für dieselben nicht mehr vorhanden. Der Schmarotzer, der stets an demselben Fleck an seinem Wohnthier sitzt und ihm seine Säfte abzapft, kann der Augen sehr wohl entbehren, wenn er seinen Wirth erst gefunden ; in der That haben diese Thiere als frei schwimmende Larven Augen, verlieren aber dieselben, bei der Metamorphose in das festsitzende Thier. Ebenso überflüssig erscheint das Auge für Thiere, die an Orten leben, wo kein Licht vorhanden, also Krebse, die in grossen Meerestiefen, in unterirdischen Höhlen oder in mehr oder weniger dunkeln Körperhöhlen von Thiereu leben, wie die Pinnotheriden in der Wasserlunge der Holothurien und in der Kiemenhöhle der Muscheln. In der That ist eine Anzahl blinder Krebse, wie auch solcher mit verkümmerten Augen von der- artigen Aufenthaltsorten bekannt. Den schon früher aus der Kentucky-Höhle, den Krainer Grotten und Brunnenkammern bekannten Formen wurden in neuer Zeit, zumal durch die Chal- lenger-Expeditiou, neue hinzugefügt ; so entdeckte Willemoes-Suhm z. B. den Petalophthalmus, einen Krebs mit grossen Augeustielen, aber ohne Augen ; die Stelleu derselben nehmen einfache Chitin- platten ein. Andere Tiefseeformen, die Willemoes-Suhm anfäng- lich als blind beschrieb (Genus Willcmoesia) zeigten eine merk- würdige Reduction der Augen, insofern die sonst so beweglichen Augenstiele seitwärts geschlagen und mit dem Panzer fest ver- wachsen waren. Mir war diese Berichtigung von Spence-Bate von grossem Interesse, da ich einen ähnlichen Bau des Auges bei einer noch unbeschriebenen Krabbe von Hongkong gefunden, die mir wiederum den Schlüssel zum Verstäudniss einer That- sache zu bieten scheint, die ich an einer von Prof. Möbius auf Mauritius gesammelten Brachyure beobachtete. Das Thier, ich habe es XenojjJdhalmodes genannt, ist offenbar durchaus blind ; deutlich erkennt mau den Rand der Augenhöhlen, sie enthalten aber nichts, was einem Auge ähnlich sieht, sondern sind wie mit einem Kitt erfüllt ; es ist mir nicht unwahrschein- lich, dass zunächst ein Festwachsen des Auges und darauffolgende Reduction der lichtbrechenden und percipirenden Körper diese Bildung hervorgerufen haben. — 255 — Ich will indes au dieser Stelle hinzufügen, dass nicht alle Tiefsee- und Höhlenformen blind siud, dass es vielmehr unter diesen auch mit Augen ausgestattete gibt. Immerhin scheint mir dieses Factum noch nicht die Annahme, dass die Reduction eine Folge des Lichtmangels ist, zu entkräften, wie Semper meint, denn wenn wir es auch ganz ausser Acht lassen wollen, ob die Thiere nicht etwa erst kurze Zeit ein Höhlenleben führen, ist es erwiesen, dass die Thiere, deren Augen scheinbar uu- beeinflusst geblieben sind, dieselben wirklich benutzen können ? Bei Petaloplithalmus sind die für das Sehvermögen nebensäch- lichen Augenstiele wohl ausgebildet ; warum sollte sich nicht noch mehr erhalten haben und doch Leistungsunfähigkeit, viel- leicht infolge von Reductionen in den percipirenden Orgauen eingetreten sein ? Es scheint mir diese Annahme wenigstens nicht gewagter, als die, dass die Reductionen der Sehwerkzeuge andern als Lichteinflüssen zugeschrieben werden müssten. Eine interessante Anpassung an die Lebensweise zeigen dann noch die Augen der Gattung Alplieus ; die Hautduplicatur des Cephalotharax entsendet zwei durchsichtige Kappen, von denen die Augen gänzlich bedeckt sind ; dass den Thieren diese Schutz- brille bei ihren Minirarbeiten im Sande zugutekommt, ist leicht zu begreifen. Die übrigen Sinnesorgane bieten, von dem Standpunkte unserer Betrachtung, nicht viel Merkwürdiges, doch will ich nicht unterlassen, jener merkwürdigen Beobachtung Fritz M ü 1 - ler's zu erwähnen, der eine Scheerenassel mit zwei Formen von Männchen, die eine mit grossen Scheeren und wenig Sinnes- borsten an den Fühlern, die andere mit kleinen Scheeren und vielen Sinnesborsten beschrieben ; ein offenbarer Fall von Com- pensation in der Ausrüstung. Die Athmung der meisten niedern Krebse, der durchweg kleinern Formen geht, wie bei den Larven der grösseren, durch die Haut vor sich ; das Wasser kann seine erfrischende Wir- kung leicht durch den dünnhäutigen Körper von geringem Durchmesser ausüben ; nur die grossen Krebse haben besondere Athmungswerkzeuge und zwar dem Medium, in dem sie leben, angepasst, Kiemen. Nur wenige Krebse sind zum Landaufent- halt befähigt, wie die Asseln, die Landkrabben und Birgtis, der Palmendieb ; die Asseln leben stets in mit Feuchtigkeit gesättigter — 256 — Luft, die Landkrabben aber unternehmen sogar Reisen über Land und beleben die Wipfel der Mangrovebäume. Diese Land- krabben finden wir nun in merkwürdiger Weise für den Land- aufenthalt ausgerüstet : bei Sesarma und Cychgrapsus ist die äussere Kiemenhöhle an der Unterseite des Thieres mit einem feinen Haarwalde bedeckt ; in diesen lässt das Thier das in der Kiemenhöhle mit ans Land genommene Wasser eintreten, erfrischt es auf solche Weise und führt es durch Bewegungen der Kiefer- füsse wieder den Kiemen zu. Da aber hierbei unvermeidlich Wasser verdunstet, so müsste das Thier voraussichtlich bald das Wasser wieder aufsuchen ; dem ist aber nicht so ; tritt Wasser- mangel ein, so hebt das Thier seinen Panzer hinten und lässt die Luft direct an die Kiemen treten. Funktionell sind hier die Kiemen schon gleichsam zu Lungen geworden ; bei Birgus finden wir aber neben Kiemen auch noch eine wahre Lunge ; der untere kleinere Theil der Kiemenhöhle ist nach Semper's Beobachtungen von dem oberen, stets nur Luft enthaltenden Raum durch eine häutige Scheidewand getrennt ; die Wand dieses Raumes trägt eine Menge verästelter Büschel, die den Lungenbläschen analog sind und zu einem besonderen Abschnitt des Kreislaufssystems in derselben Beziehung stehen, wie die Lungenbläschen jeder wahren Lunge. Betreffs des Geschlechtsapparates finden wir die Vertheilung der Geschlechtsorgane, die wir von vornherein vermuthen dürfen. Die Mehrzahl der Krebse sind frei bewegliche Thiere ; dement- sprechend sind die meisten getrennt geschlechtlich. Wo die freie Bewegung nur auf die Jugendzeit beschränkt ist, wo das Thier im erwachsenen Zustande die Ortsbewegung aufgibt, sei es, um fernerhin selbst dem Nahrungserwerb obzuliegen, sei es, um zum Schmarotzer herabzusinken, da finden wir Zwitterbildung oder eigeuthümliche, einzig in ihrer Art dastehende Verhältnisse zwischen den Geschlechtern. So sind die festsitzenden Lepadiden und Balaniden meistens Zwitter; ob nicht gelegentlich Wechsel- befruchtuug vorkommt, ist unentschieden ; die Möglichkeit liegt wenigstens bei den Lepadiden mit ihren langen, beweglichen Stielen sehr nahe. Bei den Parasiten finden wir in der Regel ein Weibchen mit einem oder auch mehreren Männchen ver- gesellschaftet. Die Männchen dieser Parasiten bleiben oft hinter ihren Weibchen ungemein in der Grössenentwicklung zurück — 257 — {Bopijrus u. a.) und haften selbst parasitenähnlich an den volu- minösen Weibchen. Der merkwürdigsten und im ganzen Thier- reich nicht wiederkehrenden Erscheinung aber begegnen wir bei einigen Lepadiden-Gattungeu. Darwin hat an diesen Zwittern parasitenähnliche, kleine Wesen entdeckt, die in einer Hautfalte am Schalenrande stecken und die sich nachträglich als zwerg- hafte Männchen entlarvt haben. Es ist offenbar die plausibelste Deutung, wenn wir diesen Männchen die Aufgabe zuschreiben, den schädlichen Folgen der Inzucht zu begegnen. Darwin hat sie complomental mdles (Ergänzungsmänuchen) genannt. Von einer Besprechung des Baues der übrigen Orgausysteme glaube ich hier abseheu zu dürfen, um so mehr, als bis jetzt noch sehr wenige Resultate betreffs der Beziehungen zwischen ihrem Bau, ihren Funktionen und den Existenzbedingungen zu Tage ge- fördert sind. Soweit die beschränkte Zeit es gestattete, habe ich versucht, Ihnen hiermit eine Darstellung des zu so manigfachen Leistungen befähigten, so verschiedenartigen Existenzbedingungen sich an- passenden Organismus der Krebse zu geben und würde mich hoch belohnt fühlen, Avenn ich bei dem Einen oder Andern in der Gesellschaft das Interesse für diese Thierclasse gesteigert hätte. 17 258 Nene Lepidoptoreii aus Madagaskar, die fiich im Musenin der Seiickenbero'sclieii natnrforschenden Gesellscliafi l)efiiid('n. (Veröffentlicht Anfang November 1880.) Von M. Saalmiiller. Von unseren verebrten Mitgliedern auf Madagaskar erhielten wir im Laufe dieses Jahres wieder mehrere werthvolle Sonduugeu; eine sehr grosse Ende April von Herrn Carl E b e n a u , zwei weitere am 28. Mai und 23. September von Herrn Anton Stumpf f. Sämmtliche Arten sind auf Nossi-Be gesammelt. Ein Theil der neuen Arten folgt hier in etwas abgekürzten Beschreibungen, die sich meist nur auf die Oberseite der Flügel beziehen, da unsere Gesellschaft die Absicht hat, die neuen und weniger bekannten Schmetterlinge Madagaskars in Abbil- dungen und ausführlichen Beschreibungen besonders heraus- zugeben. Ein Theil derselben musste vorläufig zurückgestellt wer- den, weil sie bis jetzt noch keinen geeigneten Platz im System finden konnten. Bei der ungemeinen Schwierigkeit, die exotischen Heteroceren in Gattungen unterzubringen, schleichen zu leicht Ivrthümer ein ; ich erlaube mir daher, alle Herren Entomologen, die sich mit Exoten, speziell mit Madagaskar-Leindopteren beschäftigen, mich auf Felder aufmerksam machen zu wollen, damit sie niclit mit iu die später erscheinende Arbeit überoehen. 1. Acräa Boseue. '^) 42 mm. Oberseite: Vorderiliii^'e] diirclisicliiig. Vorder- und Au.s.seu- raiid, Quevast der Mittelzelle uud die an diese stossenden Rippen schwarzbraun. Ueber den grösseren Theil der Mittelzelle ])reitet sich liis zum Tnueurand und Hiuterwinkel ein lebhaftes Hellocker- gelb aus, welches auch die Grundfarbe der Unterflügel bildet. Diese haben einen tief schwarzen ?> mm breiten Aussenrand, vor diesem eine Flecken reihe im Bogen gestellt und in 2 Gruppen augeordnet, die durch die leere Zelle 4 getrennt werden. Der kleinste, nur punktartige Fleck befindet sich in Zelle 5. An der Basis befinden sich 10 Flecken, deren 2 in der Mittelzelle, die in der Mitte ihres Querastes noch einen verschwindend kleinen Fleck hat; 2 in Zelle 1 b, 3 in Zelle 1 a, von denen einer strich- artig mit dem innersten Punkte in Zelle 1 b verbunden ist. Unterseite: Färbung blasser, mit gleichen Zeichnungen, die Flecken tiefer schwarz. Der Aussenrand der ünterflügel mit nach innen auslaufenden Rippen und Faltenstrichen wie auf der Oberseite. Die schwarzen Zeichnungen erinnern im Allgemeinen an Acräa Masaniba Ward (1872), deren Flecke mehr länglich nach aussen zugespitzt sind, ihre Zelle 4 ebenfalls befleckt, und deren ganzer Habitus plumper und grosser ist. Ihre Vorderflügel sind breiter und weniger am Vorderwinkel gerundet, ihre Hinterflügel haben eine viel rundere Gestalt und ganz anders gezeichneten Saum. Der Fleck in der Mittelzelle der Vorderflügel fehlt. Die Farbe ist rothbraun, am Innenrand der Hinterflügel weissgelb; durch Variiren könnte dieselbe ins Gelbe übergegangen sein, dann würde aber wohl auch bei der gelben Varietät dieser Inneuraud mehr ins Weissliche übergehen und nicht die dunkler gelbe Grund- farlie fast ganz beibehalten. 2. Hesperi.a Boseae. 42 mm. Oberseite: Vorderflügel: Vorderrand leicht gebogen, i^iium in Rippe 5 stumpfwinklig gebrochen, Innonrand gerade. Hinter- *) Nr. 1, 2, 37 und O.ö boehre ioli inirli nacli der liocliherzigen Be- sehützerin der Rencknnhorg'achen iiaturfor!?clienden Gesellschaft , Frau Louise Grilfin Rose, <^ob. Griifln von Roi oh e n bach -Le 3 sonitz' Nr, 16 uud 38 nach Herrn Grafen Rose zu benennen. — 260 — flügel : Vorderwinkel stark herabgezogen, von da der Saum ein Stück geradlinig, dann stark geschwungen, auf Rippe 1 b mit vortretender Spitze. Olivenbraun, hinterer Theil des Mittelleibes und Hinterleib glänzend ockergelb, die Leibesringe mit dunkler Begrenzung. Vorderfliigel : Die Basis, der Innenrand bis nahe an den Hinterwinkel und ein kleiner Fleck, der auf ^/s ihrer Länge auf Rippe 1 aufgesetzt ist, sind ockergelb. Hinterflügel : Vorderrand und Saum breit olivenbraun, um den Afterwinkel herum lebhaft ockergelb gesäumt. Der innere Theil des Flügels hat dieselbe Farbe, am lebhaftesten tritt diese in Form einer durch die braunen Rippen unterbrochenen, dadurch aus 5 länglich viereckigen Flecken zusammengesetzten Binde her- vor, die sich an den braunen Saumtheil anlehnt. Unterseite: Braun, am Saum und Innenrand breit hellgrau- braun, auf den Vorderflügeln zwischen Rippe 5 und dem Vorder- rand breit violettgrau gemischt, am Saume mit 3 rundlichen rost- braunen Flecken. Auf ^/4 des Vorderrandes ist ein [violettgrauer, scharf bogig begrenzter, dreieckiger Fleck, schräg gegen den Saum zu aufgesetzt; an ihn schliesst sich, bedeutend nach innen ge- brochen und stark unterbrochen, eine ebenso gefärbte Flecken- reihe an, die bei Rippe 2 endigt. Auf der Mitte des Vorder- randes ist ein ebenso gefärbtes Dreieck aufgesetzt, mit seiner nach dem Hinterwinkel zu gerichteten Spitze in die Mittelzelle reichend. Diese beiden hellen Vorderrandsflecken schliessen einen rostbraun gefärbten Raum ein, dann folgt nach der Wurzel zu ein kleines rostgelbes Dreieck und zuletzt ein weisslicher Wisch, der die Basis erreicht und nach innen ebenfalls rostgelb gesäumt ist. Hinterflügel in der Mitte stark mit violetter Einmischung bis zum Vorderrand hin ; nahe der Wurzel umschliesst eine Aveiss- liche Linie einen rostgelben viereckigen Flecken, der auf den Vorderrand aufgesetzt ist; hierauf folgt rostbraune Färbung, dann ein graulich brauner, schräger, viereckiger Fleck zwischen Rippe 7 und 8, nach dem Innenrand zu ein uuregelmässiger Fleck gleicher Färbung, und dahinter zwischen Zelle 7 und 2 eine bogige ebenso gefärbte Binde, deren schmälster Theil in Zelle 7 ist. Zwischen dieser Binde und dem rostbraunen Saume ist grau- violette Schattirung. Der Innenrand ist breit graulich braun, der Afterwinkel wie oben ockergelb umsäumt. — 261 — 3. Naclia Ampliflcata. 23 mm. Flügel dreieckig, die vurdereu verbreitern sich nach aussen auffällig, Spitze abgerundet, Saum schräge, der die gleiche Länge wie der Inuenraud hat; Aussenrand der Hiuterilüirel stark ire- Schwüngen. Schwarzbraun, von den 5 dottergelben Flecken steht ein dreieckiger an der Basis, dann folgt ein viereckiger nahe am Vorderrand, die Subdorsale nicht erreichend ; darunter ein ei- förmiger Fleck nahe dem Innenraud ; die beiden äussersten Flecken stehen ebenfalls übereinander, der der Spitze am nächsten ist dreieckig und der kleinste von allen; der andere, mehr rundlich, ist der grösste. Thorax von der Farbe der Vorderflügel, ein Fleck auf dem- selben, die Schulterdeckeu, Hinterleib und Hinterflügel dottergelb, letztere mit dunklem Fleck am Afterwiukel, ein gleicher auf dem Hinterleib vor dem Afterbusch. 4. Nola Musculalis. 14 mm. Aehulich Confusalis HS. doch nur halb so gross. Fühler mit Haarpinseln, die beim ^ stärker sind. Vorderflügel : Vorderrand massig, Saum stärker gebogen und schräge. Weisslich, dünn braun bestäubt. Beide Querstreifeu mit dem Saum gleichlaufend, doppelt, dunkelbraun, am Vorderaude sich in ein ockerbraunes Dreieck erweiternd ; vor dem ersteren befindet sich am Vorderrande, nahe der Wurzel, noch ein ocker- brauner Fleck ; hinter diesen 3 Flecken je ein weisses Schuppen- häufcheu und hinter dem zweiten Querstreifen noch 2 bogige, bräunliche Querlinien, deren erste auf der Flügelmitte sich mit dem hinteren Querstreifeu vereinigt und die zweite dicht am Saume verläuft. Fransen der Vorderflügel mit breiter, verwaschen dunkelbrauner Theilungslinie. Hinterflügel weisslich mit dunklerem Mittelfleck, gegen den Saum ins Bräunliche, Fransen ins Gelbliche übergehend. 5. Nudaria Iiifantula. 12 mm. Brauugrau, die Hinterflügel heller, durchscheinend. Vorder- flügel am Vorderrande dunkler, an der Basis ins Schwarzbraune — 262 — Übergehemi Auf der Gabelung der Subdorsale ein scbwarz- brauuer Fleck, und ebenso gefärbte kleine auf den Rippen vor dem Saume. 6. Setiiia Iiiimiuuta. 19 mm. Flügel langgestreckt. Saum der Vorderliügel steil. Orange mit brauneu Fühlern und Beiuen. Vorderliügel : In der Falte der Mittelzelle belinden sich zwei schwarze Punkte hintereinander; der äussere liegt vor einer feinen schwarzen Puuktreihe, die von ^,'4 des Vorderrandes gegen die Mitte des Innenrandes zieht; eine zweite solche, unregel- mässigere, belindet sich vor dem Saume. Auf den Hinterilügelu ist ein schwarzer Punkt am Ende der Mittelzelle. 7. Lilhüsia Trispilota. 28-32 mm. Weiss. Vorderliügel auf ^3 des Vorder- und Innenrandes, dicht an diesen gerückt, je ein schwarzbrauner Punkt ; zwischen ihnen, nahe dem Saum, ein dritter. Unterseite der VorderHügel und de^ lliuterlcibo gelblich- grauweiss. Jedenfalls der Su.:oza argottca Ihitl. ualiestehend, aui Kopf ist jedoch nur der vordere und Aussentheil der Pal})en braun- schwarz, alles Uebrige weiss, ebenso Oberseite des Hinterleibs, inclurjive Aftereude. Die Vorderbeine sind ganz schwarzbraun, mit x4usuahme der inneren Seite der ScheJikel, l)ei den Mittel- beinen nur Schienen und Tarsen aussen braun, bei den Hinter- beinen nur die Tarsen bräunlich. 1 61 ^ 9 übereinstimmend. 8. LitLosia (Capis.sa ?j Nolifera. 28 mm. Graulichweiss mit brauiigrauem Gesicht, Fühler und Hinter- leibsende; Hinterüügel mit hellbräunlich verwaschenem Saume, welche Färbung den Afterwinkel nicht erreicht. Die Vorderliügel haben auf ^'5 des Vorderrandes, an diesen angehäugt, einen rundlichen brauugrauen Fleck, der Innenrand auf % einen etwas grösseren, annähernd viereckigen, dessen vordere, mit dem Innenrand gleich- laufende Seite sich als Strich gegen den Saum zu verlängert und — 2(33 — auf dessen Ende nach voru eiu quadi-Liiisclier Fleck aufcresetzt ist und so eine Figur nicht unähnlich der \^ l'ause der i\Iusik- zeichen bildet. U. Earsine Fhibelligera. (5 20 mm, y 23 mm. Vorderraud der Vorderflügel massig gebogen , Aussenraud etwas geschwungen, ockergelb, unten weisslichgelb. Die Wurzelhäute dunkler gewölkt. In der Saunihälfte fächer- artig gestellte, dunkel braunschwarze Streifen zwischen den Kippen, die sich auf den Vorderflügeln nach aussen verdicken ; zwischen ihnen wird die Grundfarbe nach aussen etwas heller und geht in die weissgelben, durch eine dunkle Linie getheilten Fransen über. Auf den liiutertiügelu sind die Zwischenräume dieser dunklen Strahlen nach innen zu schwarz punktiil, so dass diese sich gleichsam an eine verdunkelte ßogenbinde ansetzen; nach dem Afterwinkel zu wird die Zeichnung matter. Unterseite glänzend strohgelb, die dunkeln Zeichnungen nur sehr schmal. 10. Heterogeuea Exsauguis. 17 mm. Vorderflügel: Vorderrand sauft und gleichmässig , Ausaen- uud Innenrand stärker gebogen. Ötirne, iiasis und Saum der Vorderflügel rothbraun, ebenso eine verwaschene Punktreihe, die schräg über den Flügel zieht, von '/2 des Vorderrandes ausgehend; sämmtliche Fransen heller wie die Grundfarbe. 11. lletcrogeuea Marmorata. 31 mm. Flügel kurz und breit. Vorderflügel: Vorderrand wenig ge- bogen, Spitze abgerundet, Saum gebogen. Hinterwinkel stark abgerundet ; von da ^/s des Innenrandes gerade, das erste ^js. nach der Wurzel zu stark eingezogen, Saum der Hinterflügel stark gerundet. Braun. Vorderflügel dick beschup]3t, sammtartig glänzend, schwarzbraun gewölkt, mit schwarzen Zeichnungen und dazAvischeu eingesprengten lebhaft glänzenden, gelblichbraunen Schuppen. — 264 — Vou der Basis aus geht längs des ersten ^3 des Innenrandes ein breiter schwarzer Schuppenwulst, vou dessen Ende aus eiue schwarze bogige Linie, die nach dem Vorderraude zu verschiedene Vorsprünge bildet, nach der Spitze zu läuft, aber vor dem letzten ^3 des Vorderrandes nach diesem zu im Bogen einbiegt. Zwischen diesem uud dem Saum legt sich ein etwas zackiger Doppelbogen an den Vorderrand an. Gleichlaufend mit diesem Bogen geht noch ein schwarzer Streif aus dem Hiuterwiukel heraus, und umschliesst vor sich theilweise einen grossen auf den Inuenraud aufgesetzten dunkelbraunen, verwaschenen Fleck. Hinterflüi'el und Fransen hellbrauu , diese mit dunklerer Theilungslinie. 12. Holorogeuoa Pingiiis, 26 mm. Kleiuer als die vorige Art, aber mit gleicher Flügelform. Fettig tjläuzend. Vorderflügel schwarzbraun und in helleren Tönen gewölkt, mit vielen eingesprengten weissen irisireudeu Schuppen ; von der Mitte des Inneurandes geht eine tief schwarze Zackenlinie nach der Spitze zu, ohne dieselbe zu erreichen, uud vor der Spitze eine breitei'e Binde, die nach innen zu schräg abgesetzt ist, nach dem Hiuterwiukel. Die 99 ^^i^i^t heller gefärbt. Hinterflügel graubraun mit dunkleren Fransen. 13. Hydrias Grapliiptera. ^ '29 mm. Hinterleib die Hinterflügel überragend , Flügel sehr kurz, stark gerundet. Hellgraubraun mit rostbrauner uud weisslicher Einmischung, letztere besonders auf den Schulterdeckeu, an der Basis, am Innen- rande uud gegen die Spitze der Vorderflügel zu ausgeprägt. lieber die Vorderflügel zieht eine schwarzbraune, sammtartige, an beiden Enden sehr schmale Binde, die von den Kippen fein weiss durchzogen wird. Hire innere Begrenzung geht annähernd in gleicher Richtung mit dem Saume nach dem Inuenrande, die äussere tritt auf Rippe 7 scharf nach aussen vor, nach Ueber- schreituug der Rippe 2 blasst die Binde stark nach dem Innen- rande zu ab ; sie ist in der Mittelzelle am duukelsteu und nach aussen weissgelblich umzogen. Nach dem Saume zu zeigen sich — 205 — noch zwei verwascbeue , aus heller gekernten Montlflecken be- stehende, mit (leni Saume gleichlautende Binden. Die Hintertlügel zeigen nur am Vorderrande einen Schatten als Verlängerung der Vordertiügelbinde, und einen gleichen am Vorderwinkel. 14. Clisiocfiinpa Fulgurita. Q 35 mm. Vorderflügel : Vorderrand gerade, nur gegen die Spitze stark, Saum sanft gebogen. Hinterflügel nach aussen stark gerundet. Auf den Vorderflügeln zwei auf den Hippen müssig nach aussen gezähnte Querlinien, von denen die innere nur schwach zu sehen und gerade, währeud die äussere dem Saume gleichlaufend ist; die letztere schliesst, von gleicher Farbe wie der Thorax, die innere rothbrauu gefärbte Flügelhälfte ab, während die äussere ins Violette übergeht und in ihrer Mitte eine auf den Rippen nach aussen scharf gezähnte Zackenlinie enthält. Im Mittelfelde befindet sich in der Mittelzelle ein dunkler, bei einigen Exemplaren grau gekernter Mondfleck. Hinterleib und Hinterflügel hell-rothbraun mit verwaschen fortgesetzter Zackenlinie der Vorderflügel. Alle Flügel seidenartig glänzend. Fühler bräunlichgelb, die Kammzähue heller. 15. ßoiiibyx (Bdv.) Echiuata. Q 44 mm. Vorderrand sanft gebogen, ebenso der Saum der Vorder- flügel, der eine gleiche Länge wie der Innenrand hat; Spitze abgerundet. Hiuterflügel am Vorderrande und Saum stark ge- rundet. Hellgrau-braun mit schwarzbraunen und weisslichgelbeu Schuppen besprengt. Vorderflügel : auf ''^/a und '/s des Vorder- randes gehen, annähernd gleichlaufend, zwei zackige und bogige, schwarzbraune Querlinien nach dem Inueuraud, der zwischen ihnen laug und rauh schwarz beschuppt ist; sie zeichnen ein dunkleres Mittelfeld ab, in dem ein breiter schwarzer Mondfleck die Mittelzelle schliesst und die Rippen schwarzbraun beschuppt sind. Das Saumfeld wird durch einen wenig dunkleren und nach aussen helleren Streifen, gleichlaufend mit dem Saume, getheilt, zwischen Rippe 1 und 5 mehrere Mondflecke bildend. Auf den Hinterflügeln wird auf ^/4 der mittleren Rippen durch eine ~ 2Ö6 — sehiiuile gniu.scliwarze Binde das etwas hellere Saumfeld vom Wurzeli'elde abgetheilt. ^amnliuio wenig diiukler. Fransen von der Farbe des Saumfeldes. Körper sehr rauh behaart, besonders der Thorax, dessen Schulterdecken mit schwarzen, nach aussen gelblichweiss ge- säumten, langen, aufrecht stellenden Haarschuppen besetzt sind. Fühler von Länge der Brust, gekämmt. Stirn ockerbraun. 16. Liisioiamp.i *) Bosd. O 30 min. Vorderilügel dreieckig, Vorderrand im letzten ^3 nach der Spitze 'ZU stark gebogen, Innenwinkel stark abgerumlet. Hinter- Hügel am Vorderrande mit zwei tiefen Ausbuchtungen, Vorderwiukel spitz hervortretend, von hier bis zum Afterwinkel stärker gezähnt als die Vorderflügel ; sämmtliche Fransen erscheinen durch ein- gemischte gelbliche Haare heller als die Grundfarbe. Vom ersten V.1 des Vorderflügel-Vorderrandes gehen zwei, 1 mm auseinander stehende, nur wenig dunklere Zackenlinien nach dem Inueuraude; dann folgt, nahe der Subdorsalen, ein kleiner, länglicher, gelber Punkt. Von der Mitte des Vorderrandes aus ziehen sich, parallel den ersteren, eine dunklere und etwas blassere Querlinie, in denen wurzelwärts 3 Zacken hervortreten; beide sind nach aussen njit einem helleren Schein auf dem Untergrund begleitet. Nahe dem Kande l)etiudet sich eine aus Ö schwarzweissen Punkten bestehende Fleckeureihe, von der der fünfte Punkt von der Spitze aus aui meisten nach innen gerückt ist. Die Hinterliügel haben nur die Saumpuuktreihe, deren drei ersten Punkte vom Vorder- winkel aus ebenfalls nach innen zu schwarz, nach aussen weiss- licli sind ; dann folgen nach dem Afterwinkel zu noch drei, wenig dunkler als die Grundfarbe, der letzte kaum noch zu unterscheiden. Unterseite der Brust, des Hinterleibes und der Beine gelblich. Flügel etwas heller braun, auf den Vorderllügeln nur die Mittelbinde deutlich hervortretend und breiter wie oben. Die äussere Punktreihe nur ganz schwach angedeutet, Flügelspitze und Inneurand hellbraun. Die HinterÜügel tragen auf ihrer Mitte eine nach aussen heller gesäumte, doppelte, gezackte Querbinde, die an Rippe 2 wurzelwärts am meisten vorspringt. Saumpunkte auch hier nur schwach zu sehen. ") Nach Latreille'scher Auflassung. — 267 — 17. Dasydiira Procineta. (5 18 mm. Fülller. doppelt kammzälini^. Vortlerraiid der Vurderfliigel ziemlich gerade, gegen die Spitze gebogen. Vorderwiukel der Flügel abgerundet, Saum gebogeu, Hinterleib ein wenig kürzer als die Pliuterflügel. Bräunlicbgrauer Thorax, hiuten schwarz geraudet. Vorderflügel : am Ende der Mittelzelle mit einem tief- schwarzen, herzförmigen Fleck, der nach innen und am Vorder- rande braun umzogen, gegen den Inneurand zu am dunkelsteu ist. Am Vorderraude schliesst die braune Beschattung mit einem dunkelbraunen Häkchen ab, von dem aus eine hellere, bogig geschwungene Linie nach dem Inuenrand zu geht; dahinter befindet sich in gleichem Abstände zwischen ihr und dem Saume eine aus helleren Fleckchen bestehende Biude nach dem Hinter- winkel laufend und nahe dem Vorderrande gegen die Spitze zwei schwarze Punkte enthaltend. Eine dritte hellere schmale Binde, die innerste, umzieht von ^/s des Vorderrandes aus die dunkle Be- grenzung und endigt auf der Mitte des Inneurandes mit einem dreieckigen, schwarzen Fleckchen. Die Hinterflügel zeigen auf ihrer bräunlichgraueu Grundfarbe zwei wenig dunkler hervortretende, mit dem Sauui gleichlaufende (juerbinden. Fransen nicht verschieden von der Grundfarbe gezeichnet. Unterseite gelblichgrau; in den Vorderflügeln die Mittelzelle und von dieser ab der Saum nach dem Hinterwiukel zu ver- dunkelt, davor eine dunklere Querlinie. Alle Flügel mit Mitteliieck. Hinterflügel mit zwei verwaschenen Querbiudeu. 9 22 mm. Fühler fein gezähnt, alle Tarsen lang beschuppt. Flügel sehr lang gestreckt. Der Hinterleib mit langem Afterbusch, über- ragt die Hinterflügel um ^a seiner Länge, die weniger dreieckig sind. Die Zeichnungen auf den Flügeln wie beim ^i n^^i' dem gestreck- teren Baue mehr angepasst. Die Querbinden matter, besonders die dunkleren auf den Hinterflügeln, der Mittelzellfleck der Ober- flügel mehr rundlich. Auf den Vorderflügeln eine schwarzbraun puuktirte Saumliuie ; wenig dunklere, getheilte und gescheckte Fransen. 4 Mittelmonde — 268 — auf der Unterseite, auf der die Oberseitzeiclinungeu etwas schärfer hervortreten, am dunkelsten die Ausseubinde in der Nähe des Vurderraudes. 18. Notodouta? Circumciucta. O 36 mm. Notodouta ist hier im weitesten Sinne genommen, da die Art in einer engeren Gattung (Walker) unterzubringen, nicht möglich war. Palpen stark beschuppt, etwas nach unten geneigt, den Kopf überragend, Fühler von ^/s der Vordertiügellänge, sind bis ^;3 ihrer Länge doppelt gekämmt, die Spitze frei, mit stark ein- gekerbten Gliedern. Flügel lang und schmal, gauzrandig, ähnlich Uarpyia 0. Rippe fünf der Hintertiügel schwächer als die anderen, 6 und 7 langgestielt. Hinterleib die Hintertiügel wenig über» ragend. Hinterschieueu zweispornig. Überflügel braungrau, mit weisser und schwarzbrauner Ein- mischung ; über die Mitte des Wurzelfeldes geht eine schwarz- braune Zackenlinie, auf der Subdorsalen mit stark nach aussen tretenden Zacken. lieber die Flügelmitte geht eine weisse, wenig dunkel be- stäubte, verschieden breit angelegte schwarzbraune und uuregel- mässig begrenzte Binde, deren stärkste Biegung nach aussen sich auf Rippe 4 befindet. Vor dem Saume ist der Flügel heller abgesetzt. Hinterfiügel weisslich durchscheinend mit violettem Schimmer. Alle Fransen weisslich, auf den Vorderflügeln mit einer durch die Rippen unterbrochenen, schwarbrauuen, schmalen, auf den Hiuterflügeln mit einer durchlaufenden hellbräunlichen Saum- liuie. Gesicht und Fühler graubraun. Schulterdecken und Hinter- leib weisslich. 19. Leucania Circulus. 22 mm. Vorderflügel schmal, Vorderrand fast gerade, Aussenrand schräge und geschwungen. Spitze vortretend. Graugelb, sparsam fein schwarz punktirt, der Aussenrand dunkler, mit einem braunen Wisch, der unterhalb der Spitze schräg in den Flügel bis an die Punktreihe zieht, die vom letzten ^/4 des Vorderrandes aus erst ziemlich steil, dann unterhalb der Mittelzelle parallel mit dem Saume verläuft ; dieser mit schwarzen Punkten. Fransen — 269 — etwas heller als die Grundfarbe. Aus der Basis zieht in die Falte ein kurzer schwarzer Strich, dann folgt ein zweiter auf der Subdorsalen, und etwas über dieser am Ende der Mittelzelle ein kreisrund hellumzogener, schwarzer Punkt, über den hinaus sich bei einzelnen Exemplaren der Subdorsalstrich als dunkler Schatten weiter verlängert. Vor der Punktreihe befindet sich ein hellerer Wisch unter dem Vorderrande. Hinterflügel des 5 gelbgran, des 9 breiter und weiss durch- scheinend, bei beiden der Saum verdunkelt, mit einzelnen grauen Punkten unterhalb des Vorderwinkels. 20. Caradrina Albispilosa. 5 28 mm, Vorderflügel ziemlich lang gestreckt, Spitze abgerundet, Saum steil, massig gebogen. Schwarzbraun, der Vorderrand mit helleren Flecken. Die Qiierlinien sind nur sehr undeutlich zn sehen, von denen eine dicht an der Basis, die nächste von ^/s des Vorderraudes ausgehend, wenig heller wie die Grundfarbe sind ; die dritte von -/s des Vorderrandes entspringend, bogig nach aussen, wird durch 2 Reihen matt grauschwarzer Punkte angedeutet. Die bogige Wellenlinie ist durch die nach aussen wenig hellere Begrenzung bemerkbar. Die runde Makel ist durch einen feinen weissen Punkt, die Nierenmakel durch einen gelben eiförmigen Fleck vertreten, welch letzterer oben, unten und nach innen im Bogen durch feine weissliche Punkte umgeben ist. Vor dem Saume befindet sich eine schwarze Punktreihe. Hinterflügel mit wenig dunklerem Mittelmond und hellerer Saumlinie. 21. Euperia Pallesceus. 9 27 mm. Sehr ähnlich der E. Melanospila Gu. Vorderflügel : Vorder- rand gleichmässig sanft gebogen, Saum steil, etwas geschwungen, Innenrand gerade, ßräunlichgelb, mit l)rauiien Schuppen be- sprengt, an der Basis und am Vorderrande etwas dunkler. Qner- linien braun, wenig deutlich ; die erste auf V» bildet einen uu- regelmässigen Bogen nach aussen ; dann folgt in dei* Mittelzelle die runde Makel als länglicher, ))raunsehwarzer Fleck, der vom Mittelsohatten zackig umbogen wird. Die Nierenmakel besteht aus zwei feinen schwarzen, übereinander stehenden Punkten, die — 270 — vor sich eine braune Sichel haben, an die sich der Mittelschatten heranzieht. Der äussere Querstreif, von ^/5 des Vorderrandes ausgehend, umzieht in unregelmässigem Bogen die Nierenmakel, biegt sich unter der Subdorsalen stark nach innen bis zur unteren Spitze der Sichel und geht von hier aus mit einem ausspringendeu stumpfen Winkel nach ^/s des Innenraudes. Hinter diesem Winkel liegt in Zelle 1 b, an der aus einer doppelten Reihe dunkelbrauner Flecken und Schatten bestehenden Wellenlinie, ein schwarzer, keilförmiger Fleck. Die Wellenlinie beginnt vor der Spitze am Vorderrande, der einige braune Punkte zeigt, und ist hier am dunkelsten begrenzt. Auf die Saumliuie sind dunkel- braune Möndcheu aufgesetzt. Fransen lang, wenig heller als die (Irund färbe. Hinterflügel graubraun, Fransen heller. Halskragen ocker- braun. 22. PeiiicillJiria 'i Histrio. 9 26 mm. Körper breit, gedrungen. Stirn mit konisch aufgesetztem Schopf, Palpen aufwärts gebogen, denselben überragend. Fühler kräftig, borstenförmig, dicht beschuppt, das erste Glied mit einem dicken Schuppenbusch auf der inneren Seite umgeben. Hals- kragen breit, aufwärts gerichtet, doch anliegend, dieser, wie der Thorax, mit einer Krete ; auf dem dritten Hinterleibsringe eine Schuppenbürste. Vorderflügel : Vorderrand gerade, nur wenig dem Vorder- winkel zugeneigt, Aussenrand in seiner Mitte in stumpfem Wiukel gebrochen, gauzrandig. luuenrand stark geschwungen. Hinter- flügel kurz, um den Vorderwiukel herum sowie der sehr wenig gezähnte Saum stark gerundet, vor dem Afterwinkel eingpbnchtet. Gelblichgrau-violett, mit violettbraun gemischt, nach aussen mehr violettgran ; vor der Mitte des Vorderrandes geht ein dunkelbrauner, nach aussen gebrochener Strichfleck in die Mittel- zelle, in der er, dunkler werdend, die Nierenmakel bildet, die fein weisslich umzogen ist; dahinter läuft in gleicher Richtung eine weissliche Doppellinie bis zur Subdorsaleu ; dann folgt vor der Spitze ein duukelrothbrauncs Dreieck, auf den Vordorrand aufgesetzt, dessen äussere Seite weiss l)egrenzt und von dessen Spitze ans eine braune Linie sich g'^geu den Inueurand zu — 271 — schläugelt; fünf verwaschene Bogeustreifen, wenig dunkler als die Grundfarbe, ziehen von innen nach dem Vorderrande zu, von denen jedoch nur der letzte vor dem Dreieck denselben erreicht. Hinterüügel violettbrännlich, nach der Basis zu heller, mit einem sehr matt angedeuteten, helleren Mittelbogen und einem helleren Strichfleckchen in Zelle 1 b, nahe dem Saume. Alle Fransen dunkelrothbraun, nach aussen heller. 23. Tlialpodiares Costniiaciila. 14 mm. Vorderflügel : Vorderrand gerade, Aussenrand etwas ge- schwungen. Hellbraun, im Mittelfelde mit Dunkelbraun gemischt ; von V^ des Vorderrandes ab theilt eine weisse Bogenlinie das am Vorderraud grau bestaubte Basalfeld ab. Auf -,'3 des Vorderrandes umschliesst zunächst eine feine weisse Linie einen auf den Vorderraud aufgesetzten, nicht bis zur Spitze reichenden braun- grauen, halbrunden Fleck und schickt noch einen Ast in die Spitze selbst ; von der inneren Seite dieses Fleckes geht die weisse Linie in grossen Windungen, dreimaliger Theilnng und Um- schliessung von ungleich grossen brauneu Flecken nach dem Lmenrand. Vor dieser so gebildeten Fleckenbinde stossen einige schwarze Fleckchen au dieselbe, der grösste vor dem Hinterwinke]. Saumliuie gewellt, hellbraun ; Fransen dunkler, fein schwarz punktirt. Hinterflügel gelbbraun, am Saum dunkler, über dem After- winkel am Inuenrande mit einem braunschwarzen Fleckchen. 24, Erastria Sororciüa. 20 mm. Vorderflügel breit dreieckig, hellviolett mit grünlichgrauer und grünlich brauner Einmischung. Der innere Querstreif geht im Bogen von ^4 des Vorderrandes aus; der äussere von %, deut- licher hell, beschreibt nahe unter dem Vorderrande einen Bogen nach aussen und zieht dann gleichlaufend mit dem Saume dem Innenrand zu. Dieses am Vorderraude nach innen abg-esetzte ge- rade Stückchen ist scharf weiss markirt. Ein gleicher weisser Strich und parallel mit jenem, zieht aus der Spitze, von dem aus die dunkle, nach aussen violettgrau bescliu])pte Wellenlinie nach dem Tnuenrande verläuft. Vor dem Saume steht eine weisse feine, dahinter eii^e schwarzn Punktreihe. Die Frausen sind röth- — 272 — lichgrau und dunkelbraun gescheckt. Nahe der Spitze befinden sich 4 weissliche Vorderrandsfleckchen. Auf die Mitte des Vorder- randes ist ein dunkelbraunes Dreieck aufgesetzt, mit schwärzlicher Spitze in die Mittelzelle reichend, und hinter jener ein schwarzer Fleck; die hintere weissviolette Begrenzung des Dreiecks, die mit dem weissen Vorderraudsstrich der hinteren Querlinie zusammen- fällt, geht zwischen der Spitze des Dreiecks und dem schwarzen Fleck ins Orangegelbe über. Dem Dreieckfleck gegenüber ist der Tnnenrand besonders an der äusseren Querlinie breit dunkelbraun beschattet. Hinterflügel bräunlichgrau. 25. Erastria Pullula. Q 19 mm. Vorderflügel : Vorder- und Innenrand ziemlich gerade, Aussen- rand steil, nur wenig gebogen, der Hinterflügel stark gerundet. Von dem Vorderrande des Vorderflügels zieht vor der Mitte ein goldbraunes Schrägband im Bogen nach dem Hinterwinkel zu, bis an Rippe 1, von da ab wieder aufwärts nach der Spitze zu gebogen, abgerundet und mit weisslicher Begrenzung, an die sich ein goldbrauner Schatten anschliesst, dessen innere scharfe und weissliche Begrenzung bis vor die Spitze reicht, die änssore da- gegen nach dem Saume zu verwaschen ist. Im Saumfelde liegt eine stark nach innen gebogene schwärzliche Punktreihe; die Rippen- enden sind durch .schwarze Punkte markirt. In dem inneren Bogen der Schrägbinde liegt eine braune, goldumgrenzte Nierenmakel. Der übrigbleibende Raum zwischen Vorderrand, Schrägband und Schatten ist nach aussen bräunlich, nach innen violettgrau aus- gefüllt. Der Basaltheil und der Innenrand bis nahe zum Hinter- winkel ist braungrau, Ilinterflügol hellbraun, nach der Basis zu heller, durchscheinend und irisirend. Fransen hellbraun. 26. Erastria Matercula. 19 mm. Vorderflügel breit, dreieckig mit wenig Biegung an seiner Einfassung. Auf '/2 des Vorderrandes trennt sich durch eine zackige, schwarze Begrenzungslinie, die in Zelle Ib stark ein- wärts gebogen ist, das braune mit helleren violetten und schwarzen Schuppen, die theil weise zu Bogen zusammengestellt sind, unter- mischte Wurzelfeld vom weissgelbeu, nach dem Aussenrande zu — 273 — bräuiilieheii Saumfeld üb. Der weissgelbe Tlieil tritt bindenartig heran?!, ist gegen den Saum zu mit Gran gemisclit und enthält die fein umkreiste, dunkler angedeutete Nierenniakel. Vor der dunkelbraunen, unterbrochenen Saumliuie zieht vor dor Spitze die weissliche Wellenlinie'^ in den Hintervvinkel. liinterfiügel brauugrau, aussen dunkler, mit ganz feinem Mittelmond. Die Farbe des Thorax entspricht dem Wurzelfeld der Vorderilügel, nur treten auf seiner Mitte zwei lebhaft orange gefärbte, schwarz gesäumte Flecken hervor. Von gleicher Farbe ist ein Hinterleibsschopf. 27. Eriopus Msraiida. 28 mm. Form der Flügel wie bei Maülardi Gn. Aus der oberen Beschuppung des zweiten Palpengliedes ragt ein auf'.värtssteheuder, fächerartig entfalteter Haarpinsel heraus, der bei anderen Exem- plaren zusammengefaltet, aus den Palpen vorgestreckt und an die Stirne angelegt erscheint. Vorderflügel röthlichbraun, seidenglänzend, mit Dunkel- und Gelbbraun gemischt. Der halbe Querstreif an der Basis besteht aus zwei Bogen nach aussen, ist bräunlichgelb, innen schwarz ausgefüllt, der erste Querstreif ebenso gefärbt, geht von ^4 c^es Vorderrandes aus in vier ungleich grossen Bogen zum lunen- rand, vor demselben und über dem Inneurandszalm liegt in Zelle 1 b ein schwarzer, hell eingefasster Fleck. Auf ^/3 des Flügels zieht die fein gelbbraune, innen schwarz gefleckte, äussere Querlinie, aus drei Bogen nach aussen bestehend. Im Mittel- felde sind die Makeln wenig deutlich durch hellere Linien und schwarze Punkte augedeutet. Der Raum zwischen Niereu- und runder Makel ist schwarz, der in Zelle 1 b hellrothbraun aus- gefüllt. Das schon an sich dunklere Saumfeld wird durch die verwaschene Wellenlinie noch dunkler, der Raum vor ihr mit violettem Schimmer ; vor den dunkelbraunen, nach aussen heller- brauuen Fransen befindet sich eine schwarzgelbe Fleckenreihe. Die der Gattung eigeuthümlichen sonstigen Zeichnungen im Saumfelde : der nach dem Aussenrandsvorsprung auf Rippe 4 laufende, der auf den Vorderrand vor der Spitze aufgesetzte Bogen, und von diesem aus in die Spitze gehende Wisch sind nur sehr fein hellbraun angedeutet. Von den am Voiderrand be- 18 — 274 -■ findlichen bräunlichgelben Punkten treten, als besonders scharf markirt, der Anfang des halben und ersten Querstreifs und ein Fleck über der Nierenmakel hervor. Hiuterflügel braungrau, an der Basis und dem Inneurande heller, mit Mittelmond und winkliger Bogenbiude. Die gewellten Frausen scharf getheilt, iunen braun, aussen weisslich, auf Rippe 1 b und 2 gescheckt. 28. Odontiiia? Triobliqua. 40 mm. Palpen auffallend plump, das zweite Glied dicht beschuppt, das dritte Glied klein nach unten gebogen, die untere vortretende Spitze der Beschuppuug des zweiten nicht überragend. Vorderflügel röthlichgrau, mit bräunlicher und bräunlich- goldener Schattirung und Zeichnung. Vorderrand ziemlich gerade, Aussenrand stumpfwinklig iu der Mitte gebrochen. Innenrand mit stark hervortretendem Zahn und tief eingebuchtet ; aus der etwas gesichelten Spitze geht ein goldener Schrägstrich bis Rippe 2, die besonders hell gezeichnet ist, ebenso wie auch noch ein Stück der Subdorsalen. Dieser Strich ist beiderseits, aber besonders nach innen goldbraun beschattet und setzt sich um die etwas einspringende Spitze, von der Rippe 2 gebildet, nach dem Inneuraud zu fort, diesen vergoldend und dann dicht vor dem Hiuterwinkel im Bogen nach innen und nach oben wieder aufsteigend, so dass zwischen Vorder- und Hinterwinkel ein Saumtheil von der Grundfarbe abgeschieden wird, in dem sich iu Zelle 4 ein braungoldener Fleck befindet. Zellen 2 uud 3 sind innerhalb der Spitzenschräglinie braungoldeu ausgefüllt. Der Innenrand ist breit, bräunlichgolden, nach der Basis zu fortgesetzt, bis zu einer halben, röthlichgraueu, der goldenen gleichlaufenden Querlinie, die den Innenraudszahn mit Rippe 2 verbindet; dadurch ist ein intensiv braungolden ausgefüllter Winkel gebildet, dessen offener Theil nach der Basis zu in die Grundfarbe übergeht, zuvor jedoch noch zwei winkelige helle Striche zeigt ; auch biegt sich von der Basis noch ein heller kurzer Strich nach dem Innenrand zu ab, den andern beiden Querstrichen gleichlaufend. Der vordere Saum des Flügels, der zwischen dem äusseren Querstrich und Rippe 3 resp. Subdorsaleu liegt, trägt die Grundfarbe ; vom Vorderrand ausgehend, ist derselbe mehrfach fein braungolden — 275 — gewellt, mit Flecken, Hakenzeichnnngen und der fein umzogenen Nierenmakel versehen. Hinterflügel braungran, nach innen heller, Fransen weisslich. Kopf und Palpen ockergelb. 29. Auophia Trispilosa. 34 mm. Vorderflügel dunkel violettbraun mit weissröthlich-grauer und schwarbrauuer Einmischung. Von ^ji des Vorderrandes aus geht auf ^3 des Innenrandes eine schwarze bogige Querlinie, die dicht an der Basis noch eine halbe solche vor sich am Vorderrande an- gehängt hat ; auf ^/4 des Vorderrandes läuft eine zweite, erst mit einem Bogen nach aussen, dann etwas zackig, gleichlaufend mit dem Saume bis zu Rippe 3, auf dieser etwas nach innen abgesetzt, und nun im Bogen nach innen nach dem vor- springenden Hiuterwinkel. Beide Qaerliuien sind unterhalb der Subdorsalen durch einen grösseren, unregelmässig gestalteten dunkelbraunen Fleck verbunden, die grosse, schwarz umzogene Zapfeumakel enthaltend. Unterhalb der heller ausgefüllten Nieren- makel hat der Fleck an seiner vorderen Begrenzung ein anderes drei- eckiges kleines Fleckchen; auch die schräg gestellte Nierenmakel enthält einen helleren Punkt und ist durch einen schwarzbraunen Schrägstrich von ihrer inneren Seite aus mit dem Vorderrande ver- bunden. Die wenig auffällige runde Makel liegt in einem hel- leren Costaisch rägstrich. Aus der Wurzel ziehen zwei schwarz- braune Streifen, von denen der vordere die erste Querlinie nicht erreicht, der innere dieselbe etwas überschreitet. Auf dem Vorder- rand befinden sich neun blassgelbe Punkte ; zwischen den beiden letzten entspringt die, drei unregelmässige Zacken nach aussen bildende, dunkelbraune Wellenlinie. Die gezähnte Saumlinie ist dunkelbraun mit weissen Punkten. Fransen von der Grundfarbe, fein heller getheilt, Basis der Hiuterflügel durchscheinend weiss, blau schillernd. Die breite dunkelbraune Aussenrandsbiude reicht über die Plügel- mitte. Innenrand bräunlich. Die breiten weissen Fransen zwischen Rippe 2 und 4 dunkelbraun. 30. Anophia Nigropicta. 24 mm. Vorderflügel schwarzbraun mit dunklerer und hellerer Ein- mischung. Zwei schwarze Querlinieu, die erste, mit noch einer — , 276 - halben dicht an der Basis vor sich, zieht vou \/4 des Vorderrandes iu etwas unregehnässigem Bogen nach dem scharf vorspriugen- deu Innenrandsz,ahu. Die zweite von -/s des Vovderraudes, auf Rippe 4 stark nach aus^eii gebogen, geht nach '^t des lunen- randes. Vor dieser Ausbiegung liegt die aussen durch gelbweisse Punkte begrenzte Nierenmakel. Ruude- und Zapfenmakel sind schwarz umzogen. Die beiden ersteren Makeln sind mit dem Vorderrande durch schwarze Schrägstreifen verbunden. Der letzteren gegenüber ist nach innen an die äussere Querlinie ein schwarz- brauner, schwarz umzogener, viereckigtr Fleck augehängt. Vom Vorderrande aus, der vor der Spitze fünf gelbliche Punkte zeigt o-ehen im Saumfelde zwei hellbraune Schrägstreifeu nach dem Ausseu- rande zu, die vorzugsweise auf ihrer Innern Seite schwarz be- schattet sind. Die schwarz gezähnte Saunilinie ist mit weissen Punkten versehen; Fransen fein getheilt. Die schwärzUchbraune Saumbiude der Hiuterflligel geht nicht über die Mitte derselben hinaus. Die weissen Fransen siud in der Mitte schwärzlichbraun unterbrochen. Kopf mit Palpen und Fühler sowie Halskrageu ockerbraun. 31. Stietopterji Poecilosoma. oi — 40 mm. Die vielen vorliegenden Exemplare, die ausser dem allge- ii>einen Habitus und den durchsichtigen mit braunschwarzen Rippen durchzogenen und mit breitem braunscbwarzem Aussen- rand veiseheuea Hinterflügelu auf den ersten Anblick wenig Ge- meinsames zu bieten scheinen, gehören bei näherer Betrachtung wohl ein und derselben Art an, ohne dass die fünf hier aufgestellten Formen allraälig Uebcrgänge vou einer in die andere zeigen. Als Grundform mit obigem Namen sei folgende aufgestellt : Vorderflügel schmal, nur gegen die Spitze zu gerundet, Saum beider Flügel etwas geschwungen und gezähnt. Hinterflügel breit, durchsichtig, rosa oder violett schillernd, mit dunklem Mittelmond und dick schwarzbraun beschuppten Rippen. Ausseuraud mit breiter dunkelbrauner Binde, diese mit zackigstrahliger innerer Be- grenzung, Fransen heller. Vorderflügel grau und bräunlichgrau, mit einem Schimmer ins Violette ; von der Mitte des Vorder- raudes geht eir.e schwarze Linie, auf Rippe 2 etwas nach aussen gebogen, nach hinten '/2 des Innenrandes; vor dieser befinden sich — 277 — schwarze rnndliche Flecken an der Basis, und dicht an diese an- schliessend eine aus ebensolchen Flecken zusammengesetzte Binde, die mit dem Saume gleichläuft ; in derselben liegt, aber undeut- lich, die runde Makel. Hinter dem Theiluugsstriche die auf allen Exemplaren und Formen deutliche Nierenmakel, doppelt umzogen mit einem Schuppenhöcker auf der inneru Seite an der Subdor- salen. Hierauf folgen gleichlaufend mit dem Saume zwei bis drei, aus dunklen Mondflecken bestehende Binden, zwischen welche noch weissliche Schuppen eingemischt sind. Saum mit aufgesetzten schwarzen Möndchen, Fransen mit undeutlicher Theilungslinie. 32. Stictoptera Poecilosoma ab. Fläivobasalis. Vorderflügel : Grundfarbe und Zeichnungen wie zuvor. Brust und der vordere Theil der Basalfläche bis an die erste Flecken- binde ledergelb ; nur aus dem grauen Innenrandstheil geht ein nach der Spitze zu gerichteter Fleck in jenen hinein, sonst keine Basalflecke. Im Saumfelde befindet sich ein ledergelber, bräun- lich schattirter Lichtstreifen, gleichlaufend mit dem Saume, auf der inneren Seite von der Fleckenbinde, aussen von der Wellen- linie begrenzt. Flügeltheilungslinie kaum angedeutet. 33. Stictoptera Poecilosoma ab. Laetifica. Vorderflügel: Basaltheil inclusive erste Fleckenbinde, das äussere ^/s der Nierenmakel, die äussere Fleckenbinde, der Thorax mit Ausnahme seines hinteren Theiles, der aschgrau ist, rostbraun : Mittelfeld, ein Theil der Nierenmakel und Saumfeld hell aschgrau. Auf die scharf schwarz gezähnte Saumlinie sind die gelbbraunen Fransen aufgesetzt. Flügeltheilungslinie kaum angedeutet. Hinter- leib dunkel aschgrau. 34. Stictoptera Poecilosoma ab. Semipartita. Die dunkelste Form. Vorderflügel dunkel schiefergrau; Hals- kragen, Schulterdecken , der mittlere Theil des Basalfeldes, die äussere Fleckenbinde, der Kern der Nierenmakel und die Saum- möndchen rothbraun, im Uebrigen alle Zeichnungen verschwommen; nur tritt die Flügeltheilungslinie tiefschwarz und breit hervor, die abgeflogenen Exemplaren ein ganz abweichendes Aussehen verleiht. — 278 — Bei dieser Form ist auch die Saumbinde der Hinterflügel intensiver dunkel. 35. Stictoptera Poecilosoma ab. Antemarginata. Vorderflügel weissblaugrau mit breitem schwarzbraunem Vorderrand. Nieren- und runde Makel deutlich, deren breiter oberer Theil noch in die Verdunkelung fällt. Von Theiluugs- linie und vorderer Fleckenreihe ist nichts zu seheu, nur unter der runden Makel befindet sich ein dunkler Punkt. Der lunen- rand ist auf dem letzten V-^ verdunkelt. Die äussere Flecken- binde, Wellenlinie und Saummöndchen siud nur auf der unteren Hälfte deutlich. 36. Lophoptera Sqaniulosa. 19 mm. Flügel breiter als bei Arten der vorigen Gattung. Vorderflügel : Vorderrand gegen die Spitze zu gebogen, Aussenrand sauft gerundet, luneuraud geschwungen. Braungrau, mit violetten und strohgelben Schuppen vermengt. Sechs strohgelbe, mit Braun untermischte, nach aussen schwarz eingefasste, unregelmässig unterbrochene Quer- streifen überziehen den Flügel ; sie bestehen aus kleinen Bogen und sind mit dem Saume mehr oder weniger gleichlaufend. Auf dem vierten Querstrich ist die Nierenmakel angedeutet, der fünfte läuft etwas verbreitert schwarz in den Vorderrand, der sechste schickt einen schwarzen Fleck zur Spitze. Die Beschuppung dieser Querstreifen steht zum Theil vom Flügel ab. Die schwarze Saumlinie ist unterbrochen, Frausen grau mit dunkler Theilungs- linie. Hinterflügel breit schwarzbraun umrandet, der innere durch- sichtige irisirende Theil mit feinem Mittelmond, die Rippen zieheu, dick schwarzbraun beschuppt, zur Basis; zwischen diesen noch einige schwarzbraune Streifen, so besonders in Zelle 1 b. 37. Ophideres Boseae. 57 mm. Diese sehr schöne Art steht der 0. Ancilla Cr. nahe, doch von deren Abbildungen in Gramer und Donovau, sowie von der Beschreibung von Guenee sehr abweichend. Palpen auffallend gross. Vorderflügel im ersten % massig gebogen, von hier mit einem Knick zu der fast rechtwinkligen — 279 — Spitze laufend; Ausseurand gebogen bis gegen Rippe 3, dann nach innen zu gerundet bis zu dem hakenförmig vortretender Hinterwiukel, von hier der Innenrand stark ein- und aus- gebuchtet. Hiuterflügel : Vorderwinkel winkelig abgerundet her- vortretend, Aussenrand vor dem Afterwinkel etwas eingezogen. Braun, sammtartig glänzend, mit breitem, graublauem, dunkel abgegrenztem Saum, nach innen zu fein braun puuktirt. Bis zu diesem Saumstreifen geht, von nahe der Wurzel aus, ein scharf begrenzter, fast gleichbreiter, grasgrüner Bogenstreif, der auf Rippe 1 b aufgesetzt ist, gegen den Saum zu rechtwinklig scharf weiss abgegrenzt und mit der Basis durch ein weisses Strichelchen verbunden ist, von dessen Ende aus eine feine, weisse Zackenlinie nach dem Vorderrande hin und im kleinen Bogen wieder ein Stück zurückzieht. Von der unteren Grenze der grünen Binde zieht ein feiner, aus blauweisslichen Punkten bestehender Strich nach dem vortretenden Lappen des luneu- randes und verläuft sich in dessen Grenze. Der am Längsstreifen so gebildete spitze Winkel ist grünlich ausgefüllt ; das nach innen zu abgetrennte Stück des Innenrandes erscheint dunkler- braun, als die Grundfarbe. Ueber dem Knie des Längsstreifens, da wo Rippe 2 und 3 zusammenstossen, befindet sich ein kleiner, weissumzogener Kreisfleck mit einem senkrecht gegen den Vorder- raud gerichteten weissgrünlichen Radius. Eine ganz feine tan- gentiale Punktlinie läuft in den grünen Längsstreifen. 38. Hypopyra Bosei. 5 117 mm. Der H. Megalesia Mab. (Ann. Soc. eut. Fr. 1879, p. 346) nahestehend. Hell ockergelb, nach aussen zu mehr ins Bräunliche spielend, gegen die stark sichelförmig vortretende Vorderflügelspitze ins Braunviolette ziehend. Die Hinterflügel dunkler als die Vorder- flügel. Vom ersten Vs des Vorderrandes, der sehr stark gebogen, geht von einem schwarzen Costalfleckeu aus eine nur schwach angedeutete Querlinie nur über den Vorderflügel; vom ^/s, von einem grösseren schwarzen Fleck, eine aus braunschwarzen Mond- flecken bestehende Binde, die zwischen den Rippen 2 und 6 einen grossen Bogen nach aussen beschreibt, die Zelle 1 a überspringt und sich dann als zusammenhängende Bogenbinde über die — 280 -^ Hinterflügel fortsetzt. Von ^/s aus geht eine violettbrauus Zaeken- binde, ungefähr gleichlaufend wie die vorhergehende Fleckeu- binde, über beide Flügel, dereu Spitzen nach innen auf den Rippeu schwarze Pfeilflecke bilden. Die von der Spitze der Vorderflügel zum Afterwiukel ziehende gemeiusame Binde ist gelblichgrün, nach innen breit violett, nach aussen grüulichbraun begrenzt, dahinter folgt, gleichlaufend mit dem Saume, eine braunviolette Fleckeureihe, dann die braun- gewellte Saumlinie uud Fransen. Die Nierenmakel ist kaum angedeutet. Thorax, Hinterleib hell ockergelb. Halskragen und ganze Unterseite dottergelb, alle Zeichnungen braunviolett, die beiden Makeln in der Mittelzelle deutlich. Beine graubraun. 39. Eutomogramma PardaHs. 40 mm. Dei' E. Pardus Gu. nahestehend. §. Fühler mit Wimperpinselu bis zu dem sehr spitz ver- laufenden Ende. Vorderraud der Vorderflügel ziemlich gerade, Spitze gesichelt, Saum geschwungen, der der Hinterflügel gerundet. Leder- gelb, alle Zeichnuugeu brauugrau ; von V2 des Vorderrandes durch- zieht den Vorderflügel eine feine, gerade, nur unter dem Vorder- rande gebogene Querliuie. Dahinter in der Mittelzelle ist ein nierenförmiger Fleck, der nach vorn zu sich verschmälert. Voü der Spitze aus zieht ein doppelt angelegter, nach aussen verwascheuer Querstreif über beide Flügel und endet vor der Mitte des lunen- raudes der Hiuterflügel. Etwas unterhalb der Spitze läuft aus diesem Querstrich ein hellgelber, auf beiden Seiten dunkel be- schatteter Saumstrich, der durch den Hinterwinkel der Vorder- flügel nach dem Afterwiukel der Hinterflügel zieht. Die so ab- getheilten Saumsegraente sind sammt deu Fransen, die feine hellere Saumlinie ausgenommen, graubraun ; die Rippen darin sind heller und haben zwischen sich eine matte dunklere Punkt- reihe. Von dem Vorderrand der Vorderflügel gehen hinter dessen Mitte, iu gleichen Abständen, noch drei gleichlaufende Quer- striche gegen deu Saum zu. Au die Flügeltheilungslinie schliesst sich aussen ein bogiger Schatten au, der auf den Hinterflügelu als bogige Linie über deren Mitte läuft. ' — 281 — 9- Fühler einfach borsteufonuig, das Endglied der Palpen spitzer nnd nach oben gebogen. Flügel breiter, Spitze weniger vortretend. Die ganze Oberseite duukelbraungrau bestäubt, violett- schimmerud. Die Rippen treten aus dem Untergrunde fein gelb- lieb hervor, alle Zeichnungen erscheinen matter ; die Flügel- theilnugslinie ist auf Rippe 6 dem ersten Vorderrandsstricli zu gebogen. 40. Opltisma Ebeiiaui. 62 mm. Vorderrand der Vorderflügel nur au der Basis nnd nach der scharf vortretenden Spitze zu gebogen ; Aussenrand schräg und nahezu geradlinig. Hinterflügel um den Vorder- und After- winkel herum stark gebogen, der mittlere Theil des Aussenrandes fast gerade. Braungrau, im Mittelfelde mit violettem Schiller, der Aussenrand besonders gegen die Spitze zu mit rostfarbener Bestäubung. Sauralinie ganz wenig gewellt. Fransen weisslich- braun, an der Spitze und am Hinterwiukel theilweise dunkel- braun. Von ^,'4 des Vorderrandes zieht ein feiner, aus unregel- mässigen, dunkelbraunen, theilweise nach aussen weisslich ge- säumten Bogen nach ^/s des Innenraudes. Bläulichweisse Schup- pen sind vereinzelt in dieselbe eingesprengt; in der Mittelzelle folgt ihr ein verwaschener grauer Punkt als runde Makel, hinter welchem die Nierenmakel durch drei in Dreiecksform gestellte Punkte bezeichnet ist. Von dem letzten Vs zieht eine matt rostbraune Bogenbinde über den Flügel, ihre beiderseitige Be- grenzung ist ans schwarzbraunen Bogen, die je zwei Rippen ver- binden, hergestellt, auf der inneren Seite unregelmässiger, auf der äusseren scharfe Zähne auf den Rippen nach aussen bildend, deren Ende mit bläulichweissen Spitzen geziert sind, und mit ebenso gefärbter äusserer Säumnng der Bogen. Die Wellenlinie ist nur wenig sichtbar, und durch eine Reihe Fleckchen die heller als die Grundfarbe sind, angedeutet. Die Hinterflügel gehen von der Basis aus dem Brann- grauen, besonders hinter einem weisslichen Schrägstrich zwischen Rippe 2 und 6 hinter ihrer Mitte, ins Braunschwarze über ; Fransen am geraden Theil des Saumes bräunlichweiss, zwischen Rippen 5 und 7 den Saum mit weissen Flecken überschreitend. — 282 — . 41. Ophisma Externesignata. 45 mm. Vorderflügel röthlichgrau, mit violettem Schiller im Mittel- felde ; die erste Querlinie auf Vs des Vorderraudes zieht als eiu- facher, nach inuen gehender Bogen hinter ^js des Innenrandes ; die zweite, auf ^/s des Vorderrandes, biegt sich, stark gezähnt, nach aussen und läuft vor dem Hinterwinkel in den Inuenrand ; der helle Querstreif ist nur durch ein paar feine schwarze Punkte, die Nierenmakel durch einen stärkeren solchen angedeutet. Vor der Spitze ist ein grosser dunkelbrauner, scharf begrenzter Fleck auf deu Vorderrand aufgesetzt, mit einem sauiuwärts zeigenden Haken, von welchem die nur wenig sichtbare, grosszackige Wellenlinie ausgeht und mit einem schwarzen Fleck dicht vor dem Hinterwinkel den lunenrand trifft. Dieser hierdurch ab- getrennte Saumtheil ist dunkler als die Grundfarbe, besonders über dem Hinterwinkel. Hinterflügel am Saum breit schwarzbraun, mit je einem halbrunden, weissen Saumfleck vor und hinter dem Vorderwinkel nach der Basis zu gehen die Hinterflügel ins Brauugraue über. Unterseite braungrau ; über den Vorderflügel zieht, vom Innenwinkel aus, ein breites weisses Band in senkrechter Richtung gegen deu Vorderraud zu, denselben nicht ganz erreichend. Die weissen Saumflecke der Hinterflügel sind nur auf den Fransen, angedeutet. 42. Achaea Stumpffli. 57 mm. Vorderflügel rostbraun mit violettem Schiller, am Aussen- rande und an der Basis dunkler ; dazwischen zwei breite, bogig eingefasste, blauviolette, stark schillernde Binden, die in der Mittelzelle einen einzelnen und hinter diesem drei schwärzliche Punkte einschliesseu. Hinter der zweiten Binde ist auf den Vorderrand ein gerundeter vom rostgelben ins rothbraune ziehender^ bis in die Spitze reichender Fleck aufgesetzt, und vor dem Hinter- winkel zwei ebenso gefärbte Halbmondflecke. Die braungraueu, aussen weissen Fransen , haben in Zelle 1 b einen feineu gelben Punkt vor sich; ein feiner weisser Punkt befindet sich unmittel- bar an der Basis. Hinterflügel schwarzgraubraun, nach innen heller, am Vorder- winkel mit einem bräunlichweissen, rundlichen Fleck, der sich — 283 — bis gegen die Mitte des Ausseuraudes schmäler fortsetzt. Auf der violettbraungrauen Unterseite der Vorderflügel zieht vom Hiuterwinkel eine bräunlichweisse Binde nach dem Mittelmond. Hesperimorpha n. g. Kopf klein, Zunge stark, Palpen den Kopf überragend, das zweite Glied stark und lang beschuppt, etwas nach oben gebogen ; das dritte Glied von halber Länge des zweiten, vorn abgestutzt, kurz beschuppt, abwärts gebogen. Fühler von '/4 der Vorder- flügelläuge, am Anfang sehr dünn, verdicken sich allmälig, bis sie kurz vor ihrem Ende eine stumpfe Spitze bilden. Schienen laug bedornt. Brust breit ; der mit einem Schopf versehene Hinterleib schlank, die Hinterflügel nur wenig überragend. Vorderflügel kurz dreieckig, Vorderrand wenig gebogen, zur Spitze etwas gerundet ; Saum massig gebogen, gewellt. Hinterflügel sehr breit, Vorderwinkel abgeruudet. Saum gebogen. Flügelgeäder ähnlich Spintherops B. Vorderflügel mit Anhangszelle. 43. Hesperimorpha Paradoxa. 30 mm. Vorderflügel graubraun, seideuglänzend, au der Basis und am Saum grau bestäubt ; zwei hellere, innen schwarz begrenzte Querlinien schliesseu das dunkler beschuppte Mittelfeld ein, in dem die heller angelegte Nieren- und runde Makel deutlich zu erkeunen sind. Zwischen beiden ist der Grund am dunkelsten und zieht von da aus der dunkle Mittelschatten zum Inneuraud ; da, wo die Nierenmakel die Subdorsale resp. Rippe 5 über- schreitet, befinden sich zwei gelblich weisse Punkte auf denselben. Die innere Querlinie bildet einen einfachen Bogen nach aussen, die äussere besteht aus zwei solchen einwärts gehenden, die auf Rippe 4 zusammenstossen. Die Wellenlinie besteht aus drei dunkel verwaschenen Bogen, von denen der am Vorderrande am meisten hervortritt. Die gewellte Saumlinie dunkler mit schmalen Unterbrechungen auf den Rippen, die sich auch auf der dunklen Begrenzung der äusseren Querlinie vorfinden. Hinterflügel graubraun, Saum und Rippen etwas dunkler, eine hellere Bogenlinie scheint von unten nur wenig durch. Fransen nach aussen heller. — 284 — 44. Thermesia Lacinia. (^ 35 mm. Vorderflügel : Vorderraud nur an der Basis und nach der Spitze zu gebogen ; Ansseurand geschwungen und gezähnt, Innenrand gerade; der Saum der Hinterflügel ist zwischen seinen abge- rundeten Winkeln nur Avenig gebogen. Fühler bewimpert, Palpen aufsteigend. Hinterleib gedrungen. Vorderflügel röthliclijrrau mit O DD DD röthlichgraubraunen Zeichnungen ; diese sind zunächst ein Fleck dicht an der Basis, davor der halbe doppelte Querstreif; auf ^'5 des Vorderrandes beginnt mit einem dunkleren Fleck der erste Querstreif aus mehreren matten Linien, die im Winkel stark nach aussen gebrochen sind; ein feiner Punkt in der Mittelzelle deutet die runde Makel an. Etwas hinter dem ersten ^h des Vorderrandes beginnt die innere Begrenzung eines grösseren, auf jenen aufgesetzten, unregelmässigen Fleckens, der die Subdorsale nur wenig überschreitet, und durch sieben annähernd gerade Linien begrenzt wird. Seine äussere Begrenzung trifft den Vorder- rand in spitzem Winkel etwas hinter ^/s, bildet auf Rippe 7 einen einspringenden und in Zelle 6 einen ausspringenden Winkel. Aus diesem Fleck, der selbst von matten Linien durchzogen ist, tritt der äussere Querstreif, aus mehreren bogigeu Linien be- stehend, heraus. Im Saumfelde tritt zwischen den Rippen eine Punktreihe hervor, hinter der am Saume noch zwei folgen, die dicht bei einander, die innere zwischen den Rippen, die äussere hinter den Rippenenden, steht und dadurch den Fransen ein geschecktes Aussehen geben. Zu beiden Seiten der Rippe 5 befindet sich vor dem Saume noch ein dunkler Fleck. Hinterflügel zeichnungslos, braungrau, mit wenig helleren Fransen. 45. Alamis Albangula. V 44 mm. Fühler einfach borstenförmig. Palpen lang, am Kopfe auf- steigend, das zweite Glied breit, dicht und anliegend beschuppt, das dritte von gleicher Länge, linear. Vorderrand der Vorderflügel gerade bis zum letzten \'5, dieses sich der etwas gesichelten Spitze zuneigend, Aussenrand geschwungen, Hinterwinkel stark gerundet, Innenraud gerade. Hinterflügel mit massig gerundetem Saume, vor dem After- winkel etwas eingezogen. Die Grundfarbe wechselt vom Gräulich- — 285 — gelben bis zum Graubraunen. Von dem Pliuterwinkel der Vorder- flügel zieht eine weissliche oder auch bräunliche, auf beiden Seiten braun begrenzte und theilweise auch beschattete Quer- liuie nach der Spitze zu ; sie bildet zwischen Rippe 2 und 5 einen Bogen nach aussen und theilt sich au letzteren, mit dem einen Aste in die Spitze, mit dem anderen in die vordere Grenze des letzten ^5 in den Vorderraud laufend. In diesem dadurch gebildeten Dreiecke befinden sieh bläulichweisse Wische ; der hinter ihnen in die Spitze laufende Ast ist dunkelbraun. Am luuenrand stehen vor diesem Querstreifen einige schwarze runde Fleckp, die in der Zahl variiren. Nach der Basis zu überziehen mehrere matte, graubraune, theilweise unterbrochene und zackige Qnerlinien den Flügel, deren deutlichste auf der Flügelmitte die ebenfalls nur matt augedeutete Nierenmakel umzieht. Diese zackigen, bogigeo Linien setzen sich gleichlaufend mit einander, auf den Hiuteiilügeln fort, jedoch deren erstes Va freilassend. Die äusserste, etwas weissliclie, setzt die Querbiude der Vorder- ftügel fort und endet am Inneuraud ebenfalls mit schwarzen Punkten. Vor der feinen Saumliuie befindet sich zwischen den Rippen eine fein schwarz und weisse Punktreihe. Die Fransen sind lang, nach aussen zu etwas heller. 46. Alamis Lituraria. V -< mm. Vorderflügel gesichelt, Hinterwinkel stark gerundet, ebenso der Saum der Hinterflügel. Silbergrau, mit rostbrauner Einmischung und feiner, schwarzer Punktirung. Beide Flügel mit vielen bogigen, feinen Querlinien, die nur wenig dunkler als die Grundfarbe sind. Zwischen den beiden, die am deutlichsten sind, befindet sich die braunumzogene Niereumakel, davor ein schwarzer Punkt. Aus der verdunkelten Flügelspitze zieht in zwei Bogen, die in Rippe 4 zusammen- stossen, eine feine graue, beiderseits fein braun eingefasste und nach innen zu breit braun beschattete Linie zum Hiuterwinkel, mit einer Verdunkelung in Zelle 1 b einwärts. Hinter dieser Querbinde ist der Saum reiner grau, mit schwarzen Rippeu- puukten, sie setzt sich aber nur ganz matt und verwaschen als brauuorrauer Schatten im Bogen über die Hinterflügel fort. — 286 — 47. Capiiodes Albooculata. 39 mm. Vorderflügel wenig gesichelt, Ausseuraiid stark gerundet. Hinterflügel dreieckig, graubraun ; die Flügel werden durch eine von der Spitze der Vorderflügel nach ungefähr der Mitte des lunenrandes der Hiuterflügel gehenden, ionen dunkleren, aussen weisslicheu Schräglinie in ein dunkleres inneres und ein äusseres helleres Feld getheilt. In der Mitte der Mittelzelle der Vorder- flügel befindet sich ein kleiner weisser, schräg umzogener Punkt, am Ende derselben ein dreilappiger weisser Fleck, Die Theilungsliuie ist auf dem Vorderflügel nur wenig geschwungen und läuft etwas A'erwaschen in die Spitze aus. Auf dem Hinterflügel bildet sie in Zelle 6 eine nach aussen vor- tretende Spitze und rundet sich nach dem Innenrande zu ein. Im Saumfelde sind die Zellen, gleichlaufend mit den Rippen, dunkler gefleckt. Die Aussenhälfte der Fransen und Inneurauds- behaarung der Hiuterflügel ist weiss. 48. Capnodes? Porrecta. 30 mm. Vorderrand der Vorderflügel geschwungen, Spitze nach vorn gerichtet, gerade abgeschnitten. Saum geschwungen, Hinter- wiukel stumpfwinklig, lunenrand gerade. Hinterflügel dreieckig, mit abgerundetem Vorderwiukel, wenig gebogenem Saum, auf Rippe 1 b mit einer Spitze vortretend, von hier aus geradlinig zum lunenrand laufend. Violettbraun, mit zahlreichen schwarzen Schuppen besäet, leb- haft violett schillernd. Der Vorderraud der Vorderflügel schmal, der Vorder- und lunenrand der Hinterflügel breit gelblichbraun. Ueber beide Flügel zieht eine feine, hellviolette, dunkler begreuzte, wenig gebogene Querlinie, vor der Spitze beginnend, zur Mitte des Innenrandes der Hinterflügel. Vor dieser befindet sich in der Mittelzelle der Vorderflügel ein dunkler, verwaschener Fleck, der an seiner inneren Begrenzung einen feinen, weissen Punkt hat. Im Saumfelde ist durch Einsprengung von weissen Schuppen eine Art Wellenlinie gebildet. Halskragen braungelb. 48. Megacephalon n. g. Der Gattung Hypenaria Gu. nahestehend. Kopf auftallig gross, so auch die Augen. Fühler von ^/s Länge — 287 — des Vorderflügel-Vorderraudes (^ mit 2 Reihen lauger Kamrazähue, die nach beiden Enden hin sich sehr verkürzen , 9 schwach be- wimpert. Palpen lang, aufsteigend, das zweite Glied breit beschuppt, das dritte von nur ^/2 Länge des zweiten, anliegend und kurz be- schuppt, sich etwas nach vorn verdickend, und am Ende stumpf abgerundet. Zunge stark ausgebildet. Brust breit und lang, Halskragen und Schulterdeeken abstehend, zwischen beiden 2 kleine Schöpfcheu. Schenkel und Schienen des (5* sehr lang und dicht behaart; Kniee mit hellem Punkte.*) Hinterleib klein, beim (^ die Hinterflügel nicht überragend, Vorderflügel mit ziemlich ge- radem nur nach der Spitze gebogenem Vorderrand, Anssenrand bei beiden Flügeln gegen den Hinterwinkel zu stark gerundet. Vorderflügel weniger breit als bei Hypcnaria; Spitze kaum vor- tretend. Mittelzelle durch eine feiue gebrochene Querlinie ge- schlossen, Rippe 4 ragt nach innen in erstere herein. 49. Megacephalon Rivulosum. 45 mm. Violett braun, Hinterflügel und Hinterleib mehr ins Grauliche spielend. Die feineu Zeichnungen, mit Ausnahme der runden und Zapfenmakel, die schwarzbraun sind, gelbbraun. Vier matte Quer- linien gehen von scharfmarkirten gelben Punkten des Vorderrandes aus; hinter der letzteren liegen in gleichen Abständen noch fünf Punkte, welche die feine hellbraune nach innen dunkel beschattete und gewellte Sauralinie auf beiden Flügeln auf den Rippen unterbrechen. Die erste Querlinie dicht an der Basis endigt an der Sub- dorsale, die zweite, zackig auf ^^ cles Vorderrandes beginnend, ist bis zu dieser schwarz durchzogen und biegt von hier aus auf ^/s des Innenrandes, sich zu einem breiteren Fleck erweiternd; hinter ihr liegt in der Mittelzelle die runde Makel. Die dritte und vierte haben denselben Ursprung auf ^/s des Vorderrandes ; erstere zackig und bogig, die nur matt angedeutete Nierenmakel als feine Linie innen umziehend, dann fleckig und sich verbreitend nach ^/2 des Innenrandes ziehend und sich da als zackige Bogen- linie über den Hinterflügel fortsetzend. Die vierte Querlinie be- *) Ob hier ebenfalls der verborgen liegende, von Guenee bei Genus Hypenaria angeführte Haarpinsel vorbanden ist, wird eine spätere Unter- suchung ergeben. — 288 — steht aus kleineu Bogen nach aussen, au der Sabcostaleu von der dritteu ausgehend und vor dem Hinterwiukel in den lunenrand laufend; von dem untern Eude der Niereumakel aus tjeht eine feine Linie, die umgekehrte, also Bogen nach innen bildet , um sich vor dem lunejirande im Bogen an die vieite Querlinie au- zuschliesseu. Der Raum zwischen diesen beiden bogigen Linien und Rippe 1 und 3 ist gelbbraun ausgefüllt. Alle Zeichnungen sind besonders in der inneren Hälfte beider Flügel beim Ueber- schreiten einer Rippe durch scharf hervortretende gelbe Punkte oder kurze Striche markirt. Kopf und Brust entspi'i chen der Farbe der Vorderflügel, Hinterleib der der Hinterfiügel. Palpen mit gelblicher Endspitze. Bei dem einzigen etwas abgeflogenen 9 i^^ ^^r grössere Hinterwinkelfleck der Vorderflügel weiss gekernt. 50. Hypeiia Fusconijuiilalif«;. 9 30 mm. Palpen wie bei H. Eostralis L. Vorderflügel breit, massig ge- bogen, Saum geschwungen und gewellt. Braun. Von der Mitte des Vorderraudes geht eine feine hellbraune Linie, die innen breit dunkelbraun beschattet ist, hinter die Mitte des lunenrandes, zwei grössere Ausbiegungen nach aussen bildend, von denen die vordere die nicht sehr deutliche Nierenmakel umschliesst. Die runde Makel ist nur durch einen schwarzen Punkt vertreten ; in der Nähe der Wurzel befindet sich noch ein solcher und zwischen beiden zieht nur matt augedeutet eine bogige Querliuie hindurch. In der helleren Saumbälfte zieht ein bogiger matter Schatten über die ganze Flügelbreite, aus seiner Mitte einen dunklen keil- förmigen Schatten nach dem Saume sendend ; hierauf folgt auf den Rippen eine innen schwarze, aussen weisse Punktreihe und auf die nun heller auftretenden Rippen setzen sich schwarze Saummöudcheu auf. Hinterfiügel brauu, der Saum weniger dunkel. 51. Hypeiici ObsciuobasaHs. d 21 mm. Fühler mit Wimperpiuselu versehen. Palpen von über drei- facher Kopflänge, drittes Glied fein keulenförmig. Vorderflügel : — 289 — Vorderraud gerade uur gegen die Spitze stark herabgebogeu ; Ausseurand geschwnugeu, auch bei deu HinterÜügeln in geringem Maasse. Das Wurzelfeld sammtartig violett schwarzbrauu, beginnt vor der Mitte des Vorderraudes, bildet nach aussen eine vor- stehende Spitze und endigt mit seiner Begrenzung hinter der lunenrandsmitte. Dahinter befindet sich ein ganz matt angelegter Bogenstreif, der vor der Spitze am Vorderrande beginnt und vor dem Hiuterwiukel ausläuft, dann folgt eine matt schwarze, oder auch weissliche Punktreihe, Diese Art variirt sehr. Wenn das Wurzelfeld heller angelegt, ähnlich dem Saumfelde und nur die Bregrenzugsliuie dunkler ist, dann ist in demselben nahe der Wurzel noch ein Querstrich zu sehen, der so wie der hintere Querstrich mit aufrechtstehenden Schuppen besetzt ist. Bei ein- zelnen Exemplaren geht der Raum zwischen der Begrenzunglinie und der Punktreihe ins Violettbräunliche und helle Braun über, hie und da zeigen sich in der Mittelzelle auch Spuren von Makeln. Hinterflügel graubraun, öfters auch vor der Mitte mit einer verwaschenen Bogeulinie. Hinterleib beschopft. 52. Hypena Bigrammica. 23 mm. Palpen wie bei H. Ohscurohasalis ^ Fühler borstenförmig Vorderflügel: Aussenraud stark winklig nach aussen vortretend. Von V^ und ^/4 des Vorderrandes gehen zwei gelbliche, dunkel begrenzte Bogenlinien über die meist dunkel violettbraune Grund- farbe, die jedoch sehr variirt und besonders im Wurzel- und Saumfelde häufig hellviolettbraun ist; in letzterem befindet sich eine unregelmässig gestellte Punktreihe. Hinterflügel graubraun, Hinterleib beschopft. 53. Hypeiia Fuscomaculalis. 22 mm. Palpen ähnlich wie bei U. Rostralis L. Körper kräftig, kurz und gedrungen. Ausseurand der Vorderflügel geschwungen, der der Hinterflügel stark gerundet. Braun, violett schillernd. Eine wenig dunklere, nach innen gelbbraune zackige erste Querliuie. geht nahe der Basis über den Vorderflügel ; dann folgt etwas vor der Mitte im Bogen über den Flügel ziehend der dunkelbraune zackige Mittelschatten, dahinter folgt die gelbbraune Nierenmakel 19 — 290 - mit etwas dnuklerem Kern und hinter dieser von ^/a des Vorder- randes ausgehend der hintere Querstreif, der nach innen dunkel- braun, nach aussen gelbh'ch, zackig über beide Flügel hinweg- zieht. Denselben Verlauf nimmt die gelbliche Wellenlinie vor dem Saume , die auf dem Vorderflügel eine zusammenhängende Zackenlinie bildet, auf den Hiuterflügeln in einzelne Punkte auf- gelöst ist. Vor der Mitte befindet sich auf den Hinterflügeln ein dunkler kleiner Fleck. Die Saumpunkte sind nur wenig zu sehen. Die Fransen von Farbe der Grundfarbe, nur wenig gezähnt. 54. Hypena Strigatalis. 22 mm. Der H. Lividalis Hb. nahestehend. Vorderrand der Vorder- fiügel gerade, nur wenig gegen die Spitze gebogen. Aussenrand geschwungen, Innenrand gerade. Saum der Hiuterflügel massig gerundet, wenig gezähnt. Vorderflügel röthlichgelb, seidenartig glänzend. Saum und Vorderrand breit röthlichgrau, letzterer wird in der Mittelzelle durch eine weisse Linie begrenzt, die innerhalb fein schwarz punktirt ist und in der zwei schwar/e Punkte stehen, der hintere am Ende der Mittelzelle, der vordere in der Mitte zwischen jenem und der Basis. Nahe vor der Spitze zieht eine geschwungene braune Linie bis etwas hinter die Mitte des Inuenraudes, dicht an diese aussen angeschlossen eine scharf weisse, die in der Nähe der Spitze sich in diese verbreitert. Hierauf folgen ziemlich gleichlaufend mit dieser, zwei verwaschene weissliche mit einer dunklen Punktreihe auf und zwischen sich. Dicht vor dem Saume zieht eine scharf weisse, dann eine braune Linie vor der glänzend hellbraunen Saumlinie entlang. Hiuter- flügel graubraun mit gleicher Saumlinie; alle Fransen glänzend bräunlichweiss. Cryptomeria n. g. Stirn mit aufrechtsteheudem Schopf. Die Fühler, von -/s der Vorderflügellänge, sind dicht mit Wimperpinseln besetzt; an jedem Gliede treten di'ei stärkere Borsten hervor. Die eigen- thümlich gestalteten Palpen sind weit hinten am Kopfe augesetzt. Das zweite Glied, von V4 Vorderflügellänge, ist zangenförmig nach innen gebogen, dicht beschuppt und an seiner vorderen Hälfte mit lauger, dichter Behaarung versehen, die theilweise nach — 291 — uuteu, theilweisie nach iunea gerichtet ist; in ersterer ist das senkrecht nach uuteu stehende dritte Glied, von ^3 der Länge des zweiten, verborgeu. Zunge massig hiug. Brust gewölbt; der Hinterleib, der mit einer Scbnppeubürste versehen ist, über- ragt die Hinterflügel nicht uud ist von conischer Gestalt mit Afterbusch. Vorderbeine mit verdickter Schiene. Die hinteren Beine bespornt, mit Behaarung, ähnlich wie bei den Remigiden, die letzten drei Tarsenglieder frei. Vorderrand der Vorderflügel geschwungen, in der Mitte ein- gezogen, Aussenrand stumpfwinklig gebrochen; Spitze fast recht- winklig, etwas gesichelt. Aussenrand der Hinterflügel massig gerundet. Saum gewellt. 55. Cryptomeria MabiHei. 42 mm. Bräunlichroth mit hellerem Vorderraud und viel eingemischtem Ziegelroth. Von ^/4 des Vorderrandes zieht ein bräunlicher Quer- streif im Bogen über die Vorderflügel. Dahinter folgt die scharf heraustretende runde und Nierenmakel, weiss mit rothem Kern; eine dunkelbraune Querlinie beginnt vor der Spitze und läuft wenig gebogen nach der Mitte des Inuenrandes der Hinterflügel. Vor dem Saume beider Flügel befindet sich eine Reihe weiss- licher, roth gefleckter Mondflecke. Kopf uud Halskragen zinnober- roth. Unterseite gelbgrau, fast ohne Zeichnung. 56. Phorodesiusi Malachitica. 6 26 mm. 9 30 mm. Fühler in beiden Geschlechtern doppelt kauimzähnig, die Spitze frei. Hinterschienen mit zwei Paar Sporen , beim 5 luit langem Haarpinsel. Voixlerrand der V^orderflügel gleichmässig stark gebogen, Aussenrand gebogen, auf Kippe 3 etwas heraus- tretend ; auf den Hinterflügeln stärker. Lebhaft grün. Vorderrand der Vorderflügel, Stirne, Fühler, Beine und der hintere Theil des Hinterleibs bräunlich. In den Flügelmitten ein schwarzer Punkt, dahinter von ^ji des Vorder- raudes ausgehend auf den Rippen eine weisse Punktreihe, gleich- laufend mit dem Saume bis zum luneuraud der Hiuterflügel. Auf dem ersten ^/s der Rippe 1 der Vorderflügel ist ein weisses — 292 — Fleckchen aufgesetzt. Saumliuie duukelrothbrauu, durch die Rippen fein unterbrochen. Fransen heUrothbraun mit fleckiger rothbrauner Theilungslinie. 57. Comibaena Alboviridata. 9 23 mm. Hellgrün. Vom Inueurand der Hinterflügel aus gehen zwei ganz unregelmässig gestaltete weisse Binden über beide Flügel, ohne den Vorderrand der Vorderflügel ganz zu erreichen. Die erste lässt einen kleinen Theil der Basis und den Vorderrand der Vorderflügel breit grün frei und ist nach aussen bogig begrenzt. In dem nun folgenden grünen Mittelfelde, welches am Vorder- rande der Vorderflügel am breitesten ist und sich nach den beiden Innenräudern zu verschmälert, befindet sich ein weisser Bogen in der Mittelzelle und dahinter je eine weisse Zackenlinie, vom Vorderrand ausgehend, auf den Vorderflügeln bis Rippe 4, auf den Hinterflügelu bis Rippe 3 reichend. Hinter der nun folgenden weissen Binde wechseln am Sanme grüne mit weissen Flecken ab. In die weisse Farbe der Flügel sind au verschie- denen Stelleu röthliche und bräunliche Schuppen eingesprengt, am deutlichsten bräunliche in der Nähe des Afterwinkels. Psilocerea n. g. Palpen den Kopf überragend, das zweite Glied breit dicht beschuppt, das dritte kurz conisch, abwärts gebogen. Fühler von ^/s Vorderflügellänge, sehr kräftig anfangend, verlaufen sehr spitz, bis zu ^/5 ihrer Länge mit einer doppelten Reihe bewim- perter Kammzähne besetzt. Thorax kräftig, viereckig. Hinter- leib kurz, gedrungen, in einen spitzen Afterbusch endigend. Beine sehr kräftig und lang, Schenkel und Schienengelenke, sowie Sporenanheftungspunkte mit dunklen Flecken versehen. Mittelschienen mit ein paar, Hinterschienen mit zwei Paar Sporen. Vorderflügel dreieckig, etwas gesichelt. Hiuterflügel dreieckig mit rechtwinkligem Afterwinkel. Beide Flügel durchzieht eine hellere Theilungslinie, mit einer zackigen Linie dahinter. Vorderflügel mit zwölf Rippen: 3 und 4 entspringen gemein- sam aus der unteren Ecke der Mittelzelle, 5 so stark wie die übrigen Rippen, 7 und 8 lauggestielt, mit 6 aus der vorderen Ecke der Mittelzelle entspringend. — 293 — Hinterflügel mit sieben Rippen, 3 und 4, sowie 5 und 6 entspringen vom gemeinsamen Punkt aus den Enden der Mittel- rippen. 58. Psilocerea Tigriuata. , 42 mm. Vorderrand der Vorderfliigel gleichmässig gebogen, Ausseu- rand beider Flügel etwas geschwungen. Lederbraun. Vorderrand der Vorderflügel mit Weiss gemischt. Aus der Spitze derselben zieht nach der Mitte des Inneurandes der Hinterflügel eine nach innen scharfe dunkel begrenzte weisse Linie, die nach aussen von breit bräunlichweisser Binde begleitet wird, auf dem Vorderflügel durch einen braunen Strich mehr abgetrennt, auf den Hinterflügeln mit der Binde verschwimmend. Der Saumtheil ist von unterhalb der Spitze aus breit braun, in ihm läuft auf den Vorderflügeln eine nnregelmässige Zackenlinie in den Hinterwinkel; auf dem Hinterflügel setzt sich eine solche, aber regelmässiger, auf die sich gleich breit bleibende weisse Binde auf. Ueber die Vorderflügel läuft, von ^/s des Vorder- randes, eine bogigzackige, braune, nach innen weisslich begrenzte Querlinie in ziemlich gerader Richtung nach dem Innenrand. Ausser den vier schwarzen Flügelmittelfleckeu sind die ganzen Flügel, Brust und Hinterleib mit feineu, schwarzen Punkten besäet. Fransen braun, nur an der Spitze der Vorderflügel weiss. 59. Timaudra Atroviridata. 22—30 mm. Vorderraud der dreieckigen Vorderflügel gegen die Spitze zu stark gebogen, letztere gesichelt. Aussenrand geschwungen, au den Hiuterflügeln tritt dieser auf Rippe 4 winklig vor, deren Vorder- und Afterwinkel nahezu rechtwinklig sind. Beim Q sind die Flügel gestreckter. Graugrün, dunkler gegittert ; vor der Spitze der Vorder- flügel beginnt eine innen dunkel-, aussen weisslichgrüne Quer- linie und endet in ^2 des Innenrandes der Hinterflügel; dahinter auf den Rippen eine dunkelgrüne Punktreihe. Fransen getheilt, aussen heller, vor der Spitze roth. Auf jedem Flügel befindet sich ein weiss gekernter Mittelfleck. — 294 — Auf der Unterseite ist nur die Punktreihe schwach an- gedeutet. Vom rothen Vorderraude zieht die Grundfarbe durch das Violette ius Bräunlichgraue der Hinterflügel über. 60. Crociiiis Piporata. $ 33 mm. Vorderrand der Vorderflügel gleichniässig stark gebogen ; der Aussenrand beider Flügel besteht aus zwei nahezu geraden Linien, die iu deren Mitte im stumpfen Winkel zusaramenstossen. Dottergelb mit violettschwarzen Punkten bestreut, von denen ein etwas grösserer als Mittelfleck der Vorderflügel nur wenig hervortritt. Vorderrand der Vorderflügel breit weisslichgelb ; dicht vor der Spitze ist ein halbrunder, weisslicli gekernter, violett- braun umzogeuer Fleck aufgesetzt, von dem aus auf den Rippen eine mattweisse Punktreihe nach der Mitte des Innenraudes der Hinterflügel verläuft, die auf diesen mehr bindenartig hervortritt, da sie durch einen violetten Schatten verbunden ist. Kopf, Fühler, Brust und Hintei-leib dottergelb. 61. Henieropliila Tetragrapliicafa. 32 mm. Vorderflügel : Vorderrand sanft, kurz vor der Spitze stärker gebogen, diese vortretend ; Saum geschwungen, auf Rippe 4 nahezu stumpfwinklig gebrochen. Inuenrand gerade. Hinterflügel auf Rippe 4 mit scharfer Ecke. Helllederbraun, dunkelbraun besprenkelt, ■ alle Flügel mit schwarzbraunem Mittelpunkt. Von unterhalb der Spitze der Vorderflügel beginnend, zieht eine dunkelschwarzbraune Doppel- linie nach Vs des Innenrandes der Hinterflügel, auf diesen jedoch einfach und matter, vor dem Mittelfleck vorbei ; dagegen zieht über ^/g der Hinterflügel eine schwarzbraune Doppelliuie, mit ersterer gleichlaufend. Dieses abgetrennte Saurafeld ist auf beiden Flügeln bläulichgrau verdunkelt, nach dem Saume zu heller werdend; auf den Hinterflügeln befindet sich noch in Zelle 3 ein verwaschener dunkelbrauner Fleck. Nahe der Wurzel setzen sich zwei ganz matte, bräunliche Querstriche, mit den übrigen gleichlaufend, auf den Inuenrand der Vorderflügel auf, im Bogen dem Vorderrande zuneigend. Der äussei'e ist durch Punkte ganz — 295 — fein auch auf deu Hintevflügelu augetleutet. Punktirte Saum- linie; Fransen hinter den Rippen verdunkelt. 62. Siculodes Minutula. 17 miu. ' Vorderrand der breiten Vorderflügel gleichmässig sauft o-e- bogeu, Saum geschwungen, ebenso der der Hinterflügel. Leb- haft braungelb. Die Basis der Vorderflügel, der Vorderrand ziemlich breit, sämmtliche Rippen und der Saum zimmtbraun. Auf der Mitte des Vorder- und Inneurandes sind zwei dreieckige Gegenflecke aufgesetzt; vor dem des letzteren zieht eine Quer- biude über die Hinterflügel. Der ganze übrig bleibende Raum der Flügel ist zimmtbraun gegittert. Nahe der Basis bilden die GitterzeichnuDgen zwei undeutliche Binden und auf den Vorder- flügeln tritt eiue dunkle Querlinie hervor, die von ^U des Vorder- randes nach dem Saume verläuft, wo sie etwas über Rippe 2 einmündet; gleichlaufend mit dieser Querlinie, zieht eine andere aus dem Hinterwinkel, bis in die Flügelmitte stärker markirt. 63. Asopia Haematinalis. 21 mm. Der Ä. Glaucinalis L. nahestehend. Vorderflügel : Vorder- und Aussenrand sauft gebogen ; Inneurand etwas geschwuuo-en. Hellgraubraun, die Hinterflügel mehr gelblich. Der Vorder- rand der Vorderflügel ist auf ^/s rothbraun, gelblich gefleckt. Von den zwei Querstreifen, die etwas heller als die Grundfarbe sind, geht der innere von Vs des Vorderrandes im Bogen und nicht sehr deutlich über die Hinterflügel fort und endet etwas vor der Mitte des Innenrandes. Der hintere Querstreif der Vorder- flügel ist deutlich und zieht hinter der Mitte, fast gerade, recht- winklig auf den Innenrand. Eine zweite hellere, nach vorn dunkler begrenzte Querliuie zieht bogenförmig über den Hinter- flügel und liegt vorn in der Mitte zwischen den beiden Quer- streifen des Vorderflügels. Saumlinie heller als die Grundfarbe der Flügel, ebenso die durch zwei undeutliche Linien getheilten Fransen. 64. Cataclysta Pusilallis. 11 mm. Vorderflügel : Vorderrand, Basal- und Saumfeld dottergelb, ersteres mit breiterer, bräunlicher Querlinie, letzteres mit schmaler. _- 296 — brauner, iuuerer Begrenzung, die, elie sie den Inuenrand er- reicht, sich nach der Wurzel zu zieht. Im Saumfelde befinden sich drei weissliche Flecken, einer am Innenwinkel ist silbergrau beschuppt; die beiden anderen bilden zwei vom Vorderrande aus- gehende weisse, silbergrau eingefasste Haken, von denen der innere die Flügelmitte erreicht, der äussere noch über dieselbe hinweggeht. Das Mittelfeld hat eine dem Basalfelde naheliegende und mit dessen Begrenzung gleichlaufende, dottergelbe Querbinde ; hinter dieser liegt nahe am Inuenrande ein in die Ausbiegung des Basalfeldes einspringender, verwaschener brauner Fleck. Fransen weiss. Hinterflügel an der Basis bräunlich, dann folgt die ver- längerte, dottergelbe Vorderraudsbiude, die sich breit in den Inuenrand ergiesst und mit dem dottergelben Aussenrande in Verbindung steht; in letzterem sind auf den Saum fünf grosse, tiefschwarze, annähernd runde Flecke aufgesetzt, vor deneu eine doppelte in der Mitte getheilte, durch schwarze Punkte gebildete Querliuie sich befindet ; der Raum zwischen dieser und der dottergelben Binde ist mit schwarzen Sprenkeln auf weissem Grunde besäet, die zusammeuhängende Figuren bilden ; dazwischen sind Silberschuppen vertheilt, die sich nahe dem Inuenrande zu einem grösseren Flecken anhäufen und zu beiden Seiten der Saumflecken zu kleineren, die lebhaft perlmutterartig glänzen. Körper dottergelb ; Augen gross, schwarz. 65. Glyphodes Boseae. 24 mm. Diese auffallend schöne Pyralide hat lebhaft ockergelbe Vorderflügel, die nahe der Basis, in der Mitte und nahe dem Aussenrande mit Braun und Schwarz bestäubt sind. Vier in den lebhaftesten Perlmutterfarbeu schillerude, durchscheinende Flecke zieren die Flügel, ilio an die äussere Mittelrippe angesetzt sind. Der erste, ein schmaler Schrägstrich, geht nach dem Innenrande ; der zweite, in Dreieckform, bogig begrenzt, besonders die Seite nach dem Vorderrande zu tief eingebogen, geht über die Mittelzelle hinaus, sehr spitz in der Richtung auf den Hinter- winkel zu endigend; der dritte und grösste, ebenfalls dreieckig, hat eine abgerundete Spitze nach der Basis zu. Nahe vor dem Vorderwinkel steht noch ein kleines Dreieck, von dem aus eine blauschimmernde Punktreihe nach dem Hinterwinkel zieht. Zwi- — 297 — sehen deu mittleren Flecken befindet sich ein blauer Mittel- schatteu. Die Perlmuttevflecke sind grösstentheils schwarz um- grenzt. Hiuterfiügel durchscheinend, perlmutterglänzend, mit einem Stich ins Gelbliche, mit breitem, ockerbraunem Saumbaud, welches nach innen zu dunkel begrenzt ist und iu seiner Mitte einen länglichen, dunkelbraunen Schatten zeigt. Vor der dunkel- braunen Saumliuie stehen auf allen Flügeln irisirende Silberfiecke. Körper ockerbraun mit dunklereu Zeichnungen; Schulter- decken den Thorax um das Doppelte überragend, hellstrohgelb. 66. Gljphodes? Testudinalis. 24 mm. Vorderflügel dreieckig , der nur massig gebogene Vorder- raud ist kurz vor der Spitze dieser zugebogen, Saum etwas ge- schwungen. Hinterflügel breit mit ziemlich spitzem Vorder- winkel. Glänzend gelb mit violettbrauuen Zeichnungen. Vom Vorderrande der Vorderflügel geht vom ersten V* eine einfach nach aussen gebogene Querlinie aus, die sich verbreitert und als Bogen nach innen gegen deu Innenrand der Vorderflügel fort- setzt ; dann folgt auf der Mitte eine doppelte Querlinie, die beim Austritt aus der Mittelzelle auseinander geht, mit einem Aste durch einen Innenrandsfleck sich mit der ersten Querbinde ver- einigend, mit dem anderen dünnern etwas über dem verdunkelten Innenraude mit der hinteren Querbinde zusammentriö't ; diese letztere von ^ji des Vorderraudes ausgehend, ist bis zur inneren Mittelrippe nach innen gebogen, bildet hier einen kleinen Ab- satz und wendet von diesem aus, nach aussen gebogen, sich dem Innenraude zu. Flügelspitzen mit braunem Fleck, ebenso der Hinterwinkel der Vorderflügel. Saumlinie scharf braun. Auf den Hinterflügelu befindet sich noch eine feine zackige Querlinie, die von ^'s des Vorderrandes nach ^/s des Saumes zieht. Die Querbinden der Vorderflügel bilden eine Wförmige Figur. Die vorderen gelben Hinterleibsriuge sind braun gesäumt; die hin- teren sind bräunlich mit gelber Säumung. 67. Aiitigastra? Ciunamomaiis. 21 mm. Flügel schmal und lang, Vorderrand der Vorderflügel ge- rade, gegeu die Spitze zu stark gebogen. Saum schräge, ge- rundet; Aussenrand der Hinterflügel gleichraässig gebogen. — 298 — ZimmtbrauD. Anssenraud der Vorderflügel und Hinterflügel stark mit Grau gemischt. Vom ersten ^'4 des Vorderraudes der Vorderflüge], welcher dunkelbraun ist, zieht eine schräge, matt dunklere erste Querlinie nach dem Tnnenrand ; hinter der Mitte eine zweite, die zwischen Rippe 6 und 2 stark nach aussen gebogen, von Rippe 2 nach dem Innenraud läuft ; sie zieht in ihrem Verlaufe streifig in die Zellen hinein und ist ausserhalb Von einem mehr ockerbraunen Schein begleitet. Von der Ein- biegung auf Rippe 2 ist sie durch einen dunklen Schatten mit dem ebenfalls nur matten Mittelzelleufleck verbunden. Beide Binden setzen sich verwaschen und sich verlaufend auf die Hinterflügel fort, die erste nur als Fleck bis zur Sub- dorsale, die zweite etwas weiter, nachdem sie zwei Bogen gebildet hat. Hinterleib und Fühler hellockerbrauu. Saumlinie hell- braun ; Fransen getheilt, nach aussen heller. 68. Hydrocarapa Minimalis* 7 mm. Spitze der Vorderflügel etwas gesichelt, Saum aller Flügel stai'k geschwungen, hellstrohgelb mit dunkelrostbraunen Zeich- nungen und Bestäubung, die gegen den Hinterwiukel der Vorder- flügei etwas abnimmt. Vorderrand der Vorderflügel und Saum gefleckt. Von ^5 des Vorderrandes, hier am breitesten, zieht eine Querbinde über die Flügel, auf den Hinterflügeln etwas mehr nach aussen gerückt; von ^/s eine hintere Querbiude, bogig, sich dem Hinterwinkel nähernd. Zwischen diesen beiden zieht eine mittlere, unterbrochene, die sich auf den Hinter- flügeln bei Rippe 2 in den Saum verläuft. Zwischen der ersten und mittleren Binde befinden sich zwei weisse Flecke, deren vor- dere Begrenzung mit den beiden Binden eine Mförmige Figur bilden. Fransen dunkelbraun, aussen weiss. 69. Clecleobia? Malgassalis. (^ 27 mm. Kopf und Augen gross. Palpen dreimal länger als der Kopf, stark und lang beschuppt. Fühler von ^ji der Länge des Vorder- flügels, doppelt gekämmt, sehr spitz endigend, die letzten Glieder statt der Kammzähne mit feinen Börstchen besetzt. Vorderflügel — 299 - sclimal, Vorderraud und der sehr schräge Saum leicht geschwungen. Hiuterflügel breit, vor dem Afterwinkel etwas eingezogen. Yiolettbraun ; von der Mitte des Vorderraudes zieht ein dunkler Schatten nach der Mitte des Innenrandes der Hinterflügel und trennt so das dunkelrothbrauue Wurzelfeld ab, in dem nur sehr wenig sichtbar eine erste Querlinie auf dem Vorderflügel sich be- findet. Am Eude der Mittelzelle- der Vorderflügel stehen über- einander zwei weisse, dunkler eingefasste Punkte zwischen Wurzel- und Saumfeld. Letzteres ist mit Ausnahme des Vorderraudes mit Grau gemischt und enthält drei graubraune, durchgehende Punkt- reihen, von denen die beiden ersten, nahe beisammen liegenden, eine Art Binde bilden, die dritte in den Hinterwinkeln beider Flügel endigt. Statt der Saumlinie befinden sich vor den grau- braunen Fransen schwarze Flecke. Afterschopf gelblich braun. 70. Steiiia Modestalis. 21. mm. Vorderflügel dreieckig, Vorderraud hinter der Mitte stark ge- bogen, Spitze scharf vortretend, Saum nur ganz wenig geschwungen, schräge. Vorder- und Afterwinkel der Hinterflügel abgerundet, Ausseurand massig gebogen. Hinterleib des 5 ^'^i die Hälfte länger als beim Q. Granlichstrohgelb, glänzend; dünn beschuppt. Das erste ^,4 des Vorderraudes schmal dunkel schwarzbraun. Eine erste Qnerlinie ist kaum angedeutet, an deren Stelle tritt am deut- lichsten ein kleiner mattbrauner Fleck in der Mittelzelle hervor, in welcher etwas vor der Flüg;elmitte ein grösserer schwärzlicher halb- mondförmiger Fleck zu sehen ist. Von ^/s des Vorderrandes zieht eine matt braune Bogenlinie über beide Flügel, die auf den hinteren noch einen matten Mittelzellfleck nahe der Basis vor sich hat. Saum etwas gewellt, schwarzbraun. Fransen innen graubraun, aussen weiss mit dunkelbrauner scharfer Theilungslinie. 71. Spoladea Spilotalis. 17—30 mm. Vorderflügel : Vorderrand gleichmässig gebogen, Ausseurand geschwungen ; Hiuterflügel dreieckig, mit massig gebogenem Saume. Gelblich braungrau, seidenglänzend. Die hintere Querlinie fängt auf ^ji des Vorderrandes etwas unterhalb desselben als ein breiterer weisser Fleck au, der über drei Zellen hinweg geht. — 300 — iu jeder derselben einen kleinen Zacken nach beiden Seiten hin bildend; daran achliesst sich ein Bogen aus drei kleinen Flecken bestehend, dann folgt in Zelle 1 b ein nach innen gerückter, grösserer dreieckiger Fleck, der mit seiner Spitze nach dem noch grösseren, innen und aussen dunkel begrenzten Mittelzellenfleck zeigt; in Zelle 1 a schliesst sich noch ein kleinerer Fleck an. Die so gebildete weisse nach innen dunkelbraun begrenzte uu regelmässige Binde setzt sich ziemlich gleich breit, mit gleicher Färbung in drei Bogen nach aussen, über den ganzen Hinterflügel hinweg, während der auf V4 der Subcostalen der Vorderflügel beginnende innere Querstreif, der ebenfalls weiss mit äusserer dunkelbrauner Begrenzung ist, nur einen matten dunkelbraunen Bogen auf den Hinterflügehi zeigt, der bis zur Subdorsalen reicht. Saumlinie dunkelbrauu. Fransen hellgraubraun, dunkler getheilt. Hinter- leibsringe weiss begrenzt. 72. Spoladea Avnnculalis. ^ 18 mm. Flügel verhältuissmässig kurz für den auffällig langen Hinter- leib, der überdies noch mit einem langen Afterbusch versehen ist. Graubraun, seidencflänzend mit strohgelben Zeichnuno^en. Vorderflügel : Vom ersten Vi des Vorderrandes geht eine helle, aussen dunkel gesäumte Querlinie schräg nach dem Inneurand. Die hintere Querlinie zieht von ^/4 des Vorderraudes aus, biegt von Rippe 5 stark nach aussen, von Rippe 2 wieder nach innen, wo sie dann im Bogen nach ^/s des Innenraudes läuft; sie ist nach innen zu dunkel begrenzt. In der Mittelzelle befindet sich ein heller, innen und aussen breit schwarzbraun begrenzter Fleck. Die hintere Querliuie setzt sich auf die Hinterflügel matter ge- färbt fort, mit einem grossen lappenförmigen Vorsprung nach aussen zwischen Rippe 2 und 5, und endet auf ^/a des Innen- randes. Fransen heller als die Grundfarbe. 73. Samea Yespertinalis. 23 mm. Der Vorderrand massig gebogen , Saum aller Flügel ge- schwungen, ihre Vorderwinkel vortretend. Rostbraun mit brauuschwarzer Einmischung auf dem Saum- felde der Vorderflügel, Saum und Mittelfeld der Hinterflügel. Fransen weiss, an Stelle der Theilungslinie mit einer schwarz- — 301 — brauueu Fl ecken reihe. Alle übrigen Zeichnungen sind weiss, durchscheinend, irisireud, die meisten innen und aussen schwarz- braun gerandet. Vorderflügel: Nahe der Basis befindet sich eine schräge doppelte Fleckenbinde, die den Vorderrand nicht erreicht und mit dem Innenrande durch einen schwarzen Strich und hellerem Fleck davor in Verbindung steht. Vor der Flügelmitte steht in der Mittelzelle ein rnndlicher Fleck, darunter ein etwas grösserer, der hinter sich drei kleinere Fleckchen hat, von denen einer nahe am Innenrand steht; mit dem mittelsten derselben setzt sich eine doppelte Fleckenbiude in Verbindung, die etwas hinter ^/g des Vorderrandes anfängt, und zuerst sich nach dem Hiuterwiukel zugewendet hatte. Die vordere Hälfte dieser Binde ist nach aussen zu stark dunkel beschattet. Die letzte Hälfte des Vorder- rands enthält gelbliche Flecken. Die Hinterflügel sind an der Basi> weiss durchscheinend; hierauf folgt eine rostbraune, breit dunkelbraun gesäumte Quer- binde mit scharf nach aussen vortretender Spitze auf Rippe 2 und dicht vor sich in Zelle 1 b mit einem dunkel gesäumten runden Fleck und einem dunklen Punkt in der Mittelzelle. Ueber die Flügelmitte zieht eine nach innen sich verschmälerude, weisse, durchscheinende Binde, dann folgt der rostbraune Saum, der vom Vorderraud bis zu Rippe 5 dunkelschwarzbraun ist; vor dieser dunkelsten Färbung des Thieres befindet sich in der weissen Binde noch eine geschwungene Bogenlinie, die bei Rippe 5 in die Saumbinde eintritt und hier noch dicht an deren inneren Rande drei nebeneinander stehende runde weisse Flecksn umzieht. Die Rippen sind auf den durchscheinenden Stellen gelb beschuppt. Hinterleibsringe weiss gesäumt. Der S. Ecclcsialis Gii. nahestehend. 74. Botys Prasinalis. 17 mm. Vorderraud der Vorderflügel nach der Spitze zu gebogen, Aussenrand etwas geschwungen, Saum der Hinterflügel gerundet. Die Fühler erreichen fast die Vorderflügellänge. Hellgrasgrün, Flügel mit schwarzem Mittelpunkt ; Halskragen, Vorderrand der Vorderflügel, Palpen graubraun, letztere unten weiss. Fühler gelblich. — 302 — 75. Botjs Distiiictalis. 23 miu. Vorderflügel : Vorderraud massig gebogen, Spitze vortretend ; Saum etwas geschwungen, ebenso der der Hinterflügel. Bleicbstrobgelb, durchscheinend mit röthlich violettem Schiller. Vorderflügel : Ein Basalfleck, die erste Hälfte des Vorderrandes, ein grösserer dreieckiger Fleck in der Mittelzelle, zwei kleinere davor, ein innerer Querstreif, der sich vom ersten Mittelzellenfleck gegen V^ c^f^s Innenrandes wendet, ein äusserer stark geschwun- gener und nach aussen gezähnter Querstreif und sämmtliche Rippen sind ockergelb. Hinter dem äusseren Querstreif am Saume entlang zieht ein braungrauer Schatten nach dem Hinter- winkel, vor diesem am breitesten, uach der Spitze zu sich ver- lierend. Hinterflügel sehr dünn beschuppt, Saum vom Vorderrand bis Rippe 2 braungrau verdunkelt, davor ein gleichfarbiger Bogeu- streif. Der weissliche Hinterleib mit ockerfarben schattirteu Leibesringen. 76. Bolys FeiTUginalis. 20 mm. Vorderrand der Vorderflügel gegen die Spitze zu stark, Saum aller Flügel gleichmässig gebogen. Rostgelb; Saum, Inuenrand der Vorderflügel und die ganzen Hinterflügel mit rostbrauner Bestäubung. Fransen hellbraun mit dunkelbrauner Theiluugs- linie, Saumlinie auf den Vorderflügeln durch dunkelbraune Punkte ersetzt, auf den Hiuterflügeln zusammenhängend von gleicher Farbe. Zeichnungen dunkelbraun, ähnlich wie bei Botys Posti- calis (SO). Mittelzellfleck tritt scharf hervor, die Querlinien matter. Der innere Vorderflügelquerstreif ist bis zu dem lunenraudsstück der Aussenbinde fortgesetzt und stösst mit ihm zusammen, dagegen ist der Zusammenhang der äusseren Binde weniger deutlich. Hinterleibsringe fein hellgelb geraudet. 77. Botys? CarnosaHs. 22 mm. Vorderflügel dreieckig; Vorderrand gegen die Spitze schwach, Saum wenig, dieser bei den Hiuterflügeln stark gebogen. Vorderflügel bräuulichrosa, das Saumfeld dunkler, ebenso die erste Hälfte des Vorderrandes, an die sich der Querstrich der — oUo — Mittelzelle cluukler auschliesst. Von einer vorderen Querlinie ist nur ein schwärzlicher Fleck am luuenrand zu sehen. Eine hin- tere schwarze Querlinie geht von ^/4 des Vorderrandes, in der Mitte zwischen Rippe 3 und 5 mit einem Bogen nach aussen, feinzackig vor dem Hiutervfinkel in den Inueurand. Sie ist aussen von einer weisslichen Linie begleitet, die sich vor dem Hinterwinkel halbmondförmig und zugleich zackig erweitert. Hinterflügel weisslich, durchsichtig, irisirend, mit rosabräunlicher Saumbinde, die nach dem Afterwinkel zu sich zur Linie ver- schmälert und in ihrer Mitte nach innen schwärzlich bestäubt ist, Rippen, Saumliuie und Ausseuhälfte der Fransen gelblichrosa. 78. Botys Gravitalis. 25-32 mm. Flügelzeichuungen sehr ähnlich der Omiodes Guniciäalis Gu. Körper sehr kräftig, gedrungen. Vorderraud der schmalen Vorder- llügel nach der Spitze zu gebogen, Saum etwas geschwungen, ebenso bei den annähernd dreieckigen Hinterflügelu, Dunkel- strobgelb, bjüuulich bestäubt mit violettem Schiller. Nahe der Basis hat der luuenrand einen schwarzen Punkt. Ueber ^^ der Vorderflügel zieht der innere Querstreif in einfachem Bogen, auf den Hinterflügeln nur durch einen kurzen Strich angedeutet. Von ^/4 des Vorderrandes zieht der äussere Querstreif zuerst gerade, dann von Rippe 6 aus einen Bogen nach aussen bildend bis zu Rippe 3, läuft sodann auf dieser dicht an den Mittelzellenfleck, biegt sich hier nach unten und geht geschwungen zum Innenrand und auf den Hiuterflügel im Bogen bis zur Rippe 2, auf dieser nach innen laufend und dann mit einem einfachen Bogen in ^/s des Linenrandes endigend. Alle diese Zeichnungen sind schwarz- braun. Auf den meisten Exemplaren erscheint die äussere Binde aus Stücken bestehend, da die auf den Rippen entlang laufende Verbindung fehlt. Fransen nach aussen zu weisslich. 79. Botys Ochracealis. cT 28 mm. Körper kräftig eutwickelt, Vorderrand und Saum der Vorder- flügel geschwungen, Spitze vortretend. Vorderwinkel und Aussen- rand der Hinterflügel gerundet. Dottergelb, die schwarzbraunen Zeichnungen sind eine vor- dere, winklig nach aussen gebogene Querliuie, die von ^/s des — 304 — Vorderraudes auf \'4 des Inuenrandes zieht imd hier mit einem schwarzen Flecken endigt ; eine hintere Querlinie von ^'4 des Vorderrandes mit starker Einbiegung auf Rippe 2, von da nach ^/2 des Innenrandes, die hier ebenfalls mit einem schwarzen Fleck aufhört. Diese Linie ist ebenso wie die auf ^/s der Hinterflügel im Bogen laufende, zackig. In der Mittelzelle der Vorderflügel befindet sich ein kleiner, dahinter ein grösserer Fleck. Vorder- winkel der Hinterflügel und innerer Theil der Fransen braungrau, der äussere hellgrau. 80. Botys Posticalis. 24—27 mm. Körper schlank. Aussenrand der Vorderflügel viel steiler und stärker geschwungen, der der Hinterflügel mehr gerundet, auf Rippe 2 etwas vortretend. Die Beschuppung der Flügel dichter. Vorderflügel dunkel zimmtbrauu. Hinterflügel schwarzbraun, nur diese etwas glänzend. Saumlinie breit schwarzbraun. Die Fransen der Vorderflügel sind dunkelbraun, über dem Hinterwinkel weiss; die der Hinterflügel in ihrem ganzen Verlaufe weiss. Körper zimmtbraun, unten weiss. Die Querbindeu haben dieselbe Lage wie bei JB. Gravitalis, sind aber weniger eckig und bogig aus- springend, dagegen in ihrem ganzen Verlauf fein nach aussen gezähnt, die innere läuft in schräger Richtung nach aussen zum Innenrand. Die äussere bildet dem Saum zunächst einen ein- fachen Bogen nach aussen, die Verbindung mit dem wenig ge- bogenen luneurandsstück, welches an den Mittelzellfleck anstösst, ist nicht zu sehen. Der Vorspruug der Hinterflügelbiude hinter der Mittelzelle ist vorhanden. 81. Agrotera Eetiualis. 17 mm. Saum der Vorderflügel stark geschwungen. Vorderwinkel beider Flügel sehr vortretend. Saum der Hinterflügel auf Rippe 4 eckig herausspringend. Lebhaft dottergelb mit rothbraunen Zeichnungen. Vorderflügel: dicht au der Basis zwei Gegenflecke; dann folgen drei Querlinien, die erste und zweite sind ziemlich gerade, letztere auf der Flügelmitte, reicht nicht ganz an den Vorderrand heran, verbreitert sich hinter der Mittelzelle und ist nach aussen mit zwei lappenartigen Anhängen versehen, vor denen sich je ein Silberkern befindet. Die dritte Querlinie bogig nach aussen angelegt, reicht vom Vorderrand nur bis gegen Rippe 3. — 305 — Die erste und zweite Querliuie sind auf die Hinterflügel fortgesetzt, letztere nur als kurzer geschwungener Bogen auf der Flügel mitte sichtbar, erstere von der Mitte des Innenrandes bis gegen die Mittelzelle reichend. Vor dem Saume zieht eine aus drei Bogen bestehende breite Binde vom Vorderrand vor der Spitze gegen den Hiuterwinkel der Vorderflügel, hinter sich einen Streifen der Grund- farbe freilassend ; auf die Hinterflügel übergehend, schliesst sie sich dicht an den Saum au, Sie ist in ihrem ganzen Verlauf von einer Silberlinie durchzogen. Fransen hinter der rothbraunen Theilungslinie weisslich. Tegulifera n. g. Die Thiere dieser Gattung erinnern auf den ersten Blick au Endotriclta Flammealis S. V., doch ist der ganze Bau viel gedrungener und plumper. Kopf gross. Fühler "/s der Vorderflügellänge; beim O mit stark eingekerbten Gliedern mit zwei Reihen Wimperpinseln, die am stärker entwickelten Theil des Fühlers ans der Spitze, von über gliedlaugeu Börstchen hervorgehen oder auch ganz unbe- wimpert sind. 9 einfach borstenförmig mit geringer Einkerbung. Palpen am Kopfe aufsteigend, plump. Das zweite Glied dick be- schuppt. Das dritte von höchstens ^/i der Länge des zweiten, eben- falls rauh, etwas nach vorn gerichtet, platt, dreieckig. Zunge stark, Nebeupalpen fehlen. Thorax stark entwickelt, gewölbt; beim 5 mit bis über die Mitte des Hinterleibes hinausragenden, busch- artig nach unten gebogenen Schulterdecken, ähnlich wie bei der Gattung Omiodes Gu. Hinterleib verhältnssimässig kurz, ver- schiedenartig gefärbt, beim 5 ^lit Afterbusch, die Hiuterflügel kaum überragend; beim 9 länger, abwärts gebogen, spitz endi- gend, mit sichtbarer Legeröhre. Beine kräftig. Mittelschienen mit einem Paar, Hinterschienen mit zwei Paar langen Sporen. Die dreieckigen Vorderflügel mit etwas geschwungenem Saum, schwarzem Mittelfleck und zwei helleren Querbinden, von denen die innere sich auf die Hinter- flügel fortsetzt, die äussere zwischen den beiden Binden der Vorderflügel liegt. 82. Tegulifera RuMcundalis. 18 mm. Fühler des ^ stark bewimpert. Vorderrand der Vorderflügel fast gerade, Saum beider Flügel geschwungen. Braunroth, ähnlich der Blutfarbe, in helleren und 20 — 306 — dunkleren Nuancen variireud, bis zum Braunen. Vorderrand der Vorderflügel und meist auch der Saum dunkler bis ins Dunkel- braune ziehend. Fransen dunkler als die Grundfarbe, vom Dunkel- rothen bis zum Schwarzen, mit scharfer Theiluugslinie. Zwei gelbe, öfters schwärzlich gesäumte Querlinien ziehen über die Flügel. Der erste von ^ji des Vorderrandes aus setzt sich in demselben Bogen auch über die Hinterflügel fort, der hintere von ^ji ausgehend ist mehr gerade, in seiner Mitte mit einer Ausbiegunsc nach aussen und läuft nahe dem Hinter winkel in den Inuenraud. Zwischen beiden befindet sich in der Mittelzelle ein schwarzer Fleck. Der äussere Querstreif der Hinterflügel zieht von der Mitte des Vorderrandes mit geringer Ausbieguug in seiner Mitte vor dem Afterwiukel in den Inuenraud. Bei den meisten Exemplaren ist der vierte und fünfte Hinterleibsring und Afterbusch strohgelb mit einzelnen schwarzen Schuppen ver- meugt. Die rauhe Stirn und Halskragen strohgelb. Die Schulter- decken sind aussen röthlich, iuueu gelblich. 83. TeguHfera Tristiculalis. 19 mm. Fühler des ^ unbewimpert. Vorderflügel breiter als bei T. Rubicimdalis. Saum nicht geschwungen. Broncebraun. Wurzel und Saumfeld dunkler. Die erste Querlinie setzt sich kaum sichtbar auf die Hinterflügel fort, die in ihrer Mitte einen ver- waschenen dunklen Bogenschatten zeigen. Die äussere Querlinie geht ohne grössere Ausbiegung nach ^/s des Innenraudes, bleibt also weit vom Hinterwinkel ab. Die Grundfarbe der Hinterflügel ist dunkler, dabei etwas ins Röthliche ziehend. Vor den Fransen ist die matt dunkle punktirte Saumlinie. Ob die folgende Art hierher gehört, ist fraglich, da nur zwei 9 vorhanden sind. 84. Tegulifera Albostrigalis. 16 mm. Flügel schmal, Vorderraud der Spitze etwas zugebogen, Aussenrand gerundet. Vorderflügel: Braun, nach aussen zu etwas ins Röthliche ziehend. Die beiden feinen, scharf weisslichen, schwarz eiugefassteu Querlinien sind mehr nach aussen geschoben ; die erste auf % des Flügels zieht in zwei flachen Bogen zum Innenrand, nach innen zu breit dunkel beschattet; die äussere — 307 — hinter ^j^ des Vorderrandes zieht mit einem grossen und einem kleinen Bogen nahe dem Hiuterwiukel zu. Der Mittelzellfleek ist nur matt angedeutet. Weniger deutlieh als auf den Vorder- flügeln erscheinen die beiden Querlinien auf den Hinterflügeln, von denen die äussere in den Afterwinkel zieht. Der ganze Saum ist schwärzlich gefleckt. Die Fransen sind röthlichgrau mit dunkelbrauner Theilungslinie, dahinter gelblichgrau. 85. EtielLa Madagascariensis. 22 mm. Aehnlich der Etiella Herdldella Gu. Vorder- und Inneurand sanft gebogen, fast gleichlaufend. Vorderflügel grau mit gelb- licher Einmischung hinter der Mittelzelle. Vorderrand von der Basis aus breit weiss, gegen die Spitze sich verdunkelnd ; das Wurzelfeld etwas heller, schliesst mit einer innen rothbraunen, aussen dottergelben bogigen zum Innenrand rechtwinklig ge- stellten Binde ab, die bis an die weisse Vorderrandsstrieme heran- reicht. Der rothbraune Theil ist wulstig aufgeworfen. Saumfeld mit Fransen nach aussen nur wenig heller werdend. Hinterflügel glänzend bräunlich nach dem Saum zu dunkler werdend, Fransen dagegen heller, besonders am Afterwinkel. 86. Myelois? Morosalis. 9 20 mm. Vorderrand der Vorderflügel sanft gebogen, das letzte ^/s schräg nach der Spitze zu abfallend, Saum beider Flügel etwas geschwungen. Thorax und Vorderflügel violettschwarzbraun, der Vorderrand und die ihm zunächst liegenden Rippen violettweiss bestäubt. Auf die Mitte des lunenrandes ist ein verwaschener, ockerbrauner, nach dem Saume zu hakenförmig gebogener Fleck aufgesetzt, von- gleicher Farbe ist der Kopf, der breite Halskragen und ein aus der Mittelzelle aastretender nach dem Saume ziehender Strich. Hinterleib graugelb. Hinterflügel durchscheinend gelblichweissgrau mit dunkel- brauner Saumlinie, Fransen mit eben solcher Theilungslinie. 87, Anerastia Yicina. 19—25 mm. Vorderflügel gelbgrau mit einzelnen braunen Schuppen ; die dicken weissen Rippen lassen dieselben längsgestreift erscheinen. — 308 — Am breitesten weiss ist die Subdorsale. Hinterflügel sehr dünn beschuppt, heller, durchscheinend, am Saum schmal bräuulich. Alle Fransen sehr lang, heller als die Grundfarbe mit verwaschener dunkler Theilungsliuie dicht an der Saumlinie. 88. Melissoblaptes Obscurellus. 25 mm. Vorderflügel lang gestreckt, Vorderrand massig gekrümmt, an den Winkeln gerundet. Vorderwinkel der Hinterflügel stumpf zugespitzt, deren Saum fast gerade. Röthlich grau; der Vorder- rand der Vorderflügel, die Rippen und die Zeichnungen braungrau, diese sind zwei undeutlich begrenzte, lichter gekernte Flecken in der Mittelzelle. Auf ^/s habeu die Rippen dunklere Striche, die eine zum Saume gleichlaufende Bogenlinie andeuten. Auf die Saumlinie selbst sind dunkelbraune Dreiecke zwischen den Rippen aufgesetzt, die um die Spitze herumlaufend noch drei am Vorder- rande zeigen. Hinterflügel weisslich gelb glänzend, durchscheinend. Vorder- rand und Saum verdunkelt. Saumliuie wie das Innere heller. Sämmtliche Fransen nach aussen heller mit doppelter Theiluugslinie. Brust braungrau, dunkler punktirt. Hinterleib gelblich braun. 89. Achroea FiHeHa. 16—18 mm. Vorderflügel nach aussen wenig erweitert, Vorderrand ge- schwungen, Saum sehr schräge; Hinterflügel stark zugespitzt. Violettgrau, mit breit carmoisinrother Beschuppuug am Vorder- rande. Auf ^/s und ^/g ziehen zwei kaum augedeutete dunklere Querstreifen über den Vorderflügel, der erste in seiner Mitte mit einer rechtwinkligen Biegung nach aussen, der zweite, gleich- laufend mit dem Saume, hat iu seiner Mitte eine kleine nach aussen vortretende Spitze. Dicht am Saume steht eine schwarze Fleckenbinde. Saumliuie schwarz punktirt, die röthlich grauen Fransen mit fein schwarz puuktirter Theilangslinie. Die Enden der Fransen ebenfalls fein schwarz punktirt. Hinterflügel gelblichgrau, der Saum um den Vorderwinkel herum bräunlich verdunkelt, Fransen hellbräunlichgrau mit scharfer dunklerer Theiluugslinie nach dem Afterwinkel zu ablassend. — 309 ~ 90. Aemeiie Nigropiiiictaiia. 20 mm. Aebnlich der Ä. MacuUfascia Moore. Fühler fein bewimpert, weit auseinander gestellt. Palpen dick beschuppt, das dritte Glied von V^ der Länge des zweiten, endigt spitz ; aufwärts gebogen den Kopf überragend. Zunge laug und stark. Beine lang. Hinterschienen mit zwei Paar Sporen. Von der Basis zieht vom Vorderrande eine aus fünf Punkten bestehende Reihe nach % des Tnnenrandes, dann folgen am Vorderrande drei verschieden grosse Flecken, von dem mittelsten, dem grössten derselben zieht der Mittelschatten schräg gegen ein auf ^/5 des Innenraudes auf- gesetztes Stück einer zackigen Doppelbinde, während am */5 des Vorderrandes ein Stück Doppelbiude aus zwei Bogen nach aussen bestehend, bis gegen Rippe 4 und nur durch einen Schatten mit der weit nach innen gerückten Innenrandsbinde verbunden ist. Von drei Flecken, die der Lage der Makeln der Noctuiden ent- sprechen würden, befinden sich zwei in der Mittelzelle, ein dritter grösserer unter derselben auf dem ersten ^k der Flügelläuge. Am Saume steht zwischen den Rippen eine Fleckenreihe, die auf den mehr grauen Hinterflügelu kaum angedeutet ist. Thorax mit drei schwarzen Flecken. Hinterleib des 5 ^^^ kleinem Afterbusch, beim 9 ^^^' oberseits. 91. Retinia Malgassaua. Q 16 mm. Vorderraud der Vorderflügel massig gebogen, Spitze abo-e- rundet, Liuenrand geschwungen, Hinterflügel mit ziemlich scharfem Vorderwinkel, Saum geschwungen. Vorderflügel: Braun mit hellerer und dunklerer Einmischung, die gitterartig über den dickbeschuppten Flügel zieht. Vorder- rand dunkelbraun, durch rostbraune Doppelhäkchen gescheckt erscheinend; von der Mitte desselben zieht ein breiter schwarz- brauner Schatten, stark geschwungen, nach ^3 des Innenrandes, der einen noch dunkleren Mittelzelleufleck enthält ; dahinter bedeckt ein weisser Schuppenfleck den Ursprung der Rippe 5. Vom letzten ^/s des Vorderraudes aus zieht eine Binde über den Flügel, zuerst mit einem starken Bogen nach aussen, dann geschwungen zu ^ji des Lmenrandes ; sie besteht aus zwei schwarzen gleichlaufenden Linien dazwischen mit dunkelbraun ausgefüllt und mit schwarz- — 310 — beschuppten Rippen. Zwischen dieser Binde und der hellbraunen Saumlinie ist die Grundfarbe etwas heller und erscheint hier ganz besonders dick beschuppt. Nahe dem lunenraud unter dem weissen Fleckchen sind einige orangegelbe Schuppen eingesprengt. Fransen hellbraun, dunkelbraun gefleckt mit mehreren feinen Theilungs- linien. Hinterflügel graubraun, auf den Rippen und vor der hell- braunen Saumlinie dunkler; Fransen graubraun, ungefleckt. 92. Carpocai)sa Seniilunaua. 22 mm. Vorderflügel nach aussen wenig erweitert, Hinterwiukel nach hinten etwas vortretend. Vorderwinkel der Hiuterflügel recht- winklig, deren Saum geruudet. Vorderflügel rothbrauu, grau ge- wölkt und mit dunkelbraunen Schuppen besetzt. Vom letzten ^4 des Vorderrandes geht im Bogen nach der Saummitte ein dunkel- brauner Spitzenfleck, der etwas unter der Spitze einen halbkreis- förmigen, gelblichbrauneu grün gewölkten, auf den Saum auf- gesetzten Fleck umschliesst, der selbst wieder auf seiner Innenseite doppelt braun umzogen ist. Vorderrand dunkelbraun gefleckt; ebenso sind die Fransen gefärbt, die nach dem Hinter winkel zu heiler werden uud iu ihrem ganzen Verlauf eine undeutliche hellere Theiluugslinie haben. Nahe dem Hinterwinkel ist ein kleiner tiefschwarzer Bocken auf den Innenrand aufgesetzt. Hiuterflügel dunkel graubraun mit hellerem Vorder-, Innen- rand und Saumlinie. 93. Pseeadia NigToai)icella. 24 mm. Kopf, Brust uud Vorderflügel grau mit schwarzen Punkten. Hinterleib, Füsse und Hintevflügel dottergelb, letztere mit drei- eckiger schwarzer Spitze. — 311 Palaeontologisclie Notizen aus dem Mainzer Tertiär. Dr. Otto Meyer. (Mit Tafel VI.) Nachstehende Notizen sind ausser einer ans etwa 300 Arten bestehenden Sammlung von Petrefacten des Mainzer Tertiärbeckens das Resultat einer halbjährigen, ganz ausschliesslichen Beschäf- tigung mit diesem Becken, wobei mir mein hochverehrter Freund, Herr Dr. Ose. Böttger, in gewohnter liebenswürdiger Art in jeder Weise belehrend und helfend zur Seite stand, wofür ich ihm meinen herzlichsten Dank sage. Es sollen im Folgenden einige Arten zusammengezogen, einige neue aufgestellt und das Variiren von einer hervorgehoben werden.*) Die aufgestellten neuen Arten sind nicht gerade die einzigen neuen, welche ich gefunden habe; doch habe ich mich auf die- selben beschränkt, einestheils weil ein Theil derselben (z. B. Pleurotomen und Turbonillen) ein eingehenderes Studium erfordert haben würde, anderntheils konnte und wollte ich nicht der be- rufeneren Feder Böttger's vorgreifen. Mit Ausnahme einer Alexia, welche vom Lindberg (nicht Gienberg) zu Waldböckelheim stammt, beschreibe ich demgemäss nur dasjenige Neue, was ich in einem bisher unbekannten Vor- kommniss gefunden habe. Dasselbe ist eine kleine Sandgrube, *) Eiue eingehendere Vergleichung der Arten des Mainzer Tertiärs mit genügendem Material lebender Thiere dürfte nocli Manches ergeben. So fiel mir zufällig auf die sehr bedeutende Aehnlichkeit der Cyprina rotundata A. Br. mit Ostseeformen der Cyprina islandica L. und des Murex conspicuus A. Br. mit gewissen Formen des Murex erinaceus L. {Ocenehra erinacea). Sand berger (Die Couchylien des Mainzer Tertiärbeckens, p. 214) sagt, dass er vom Murex conspicuus kein lebendes Analogon kenne. — 312 — eiu Anfschluss im Meeressaud zwischen Alzey und Weinheim, welche mau erreicht, wenn man auf dem Wege vou Alzey nach Weinheim kurz hinter der Eiseubahnbrücke schräg rechts abgeht und sich ungefähr eine Viertelstunde in dieser Richtung bergauf- wärts hält, an den von der Chaussee aus sichtbaren Gruben dicht vorbei, dieselben links lassend. Da dieser Aufschluss von Wein- heim durchaus nicht weit entfernt liegt, so könnte mau zweifel- haft seiu, ob man die in ihm gefundenen Fossilien nicht einfach mit dem Fundort »Weinheim« bezeichnen sollte. Doch ist dies wohl unstatthaft, nicht etwa nur weil der Grund und Boden dieser Grube, so viel ich weiss, zu Alzey gehört, sondern weil der Erhaltungszustand ein wenig von dem der Weinheimer Fos- silien verschieden ist, hauptsächlich aber deshalb, weil die Fauna eine etwas andere ist. Demgemäss bezeichne ich diesen Fundort mit »Alzey«. Am häufigsten sind ausser Austern und Pektunkeln Lucina sqnamosa Lmk. und Luclua excisa n sp. Ueberhaupt ist der Ort ein wahres Rendez-vouz von Luciueu ; denn ausser den sechs bisher bekannten Arten des Mainzer Tertiärs (von der Lucina Heberti Desh. weiss ich es allerdings noch nicht sicher) kommen noch zwei neue dort vor. Die Fauna aufzuzählen unterlasse ich schon deshalb, weil ich den Ort nicht gründlich genug zu er- forschen die Gelegenheit hatte. Balanophyllia inaequldens Reuss, 0. Meyer. JBalanophyllia sinuata Reuss ; Balanophyllia inaequidens Reuss ; Balanophyllia fascicularis Reuss; BalanopJiyllia Moijsisovicsi V. Klipsteiu? Die 3 Arten Balanophyllien von Reuss*) lassen sich, wenn man viel Material in Händen hat, nicht auseinander halten. Die Balanophyllia sinuata soll sich von der Balanophyllia inaequi- dens unterscheiden durch die Ausbuchtung oder die Zusammen- drückung des mittleren Theils, durch die starke Vertiefung des Zellensternes und durch die sehr schmale Axe, sowie auch durch eine Verschiedenheit der Aussen wand. Die Ausbuchtung, welche bei einigen Exemplaren sehr stark ist, nimmt so all mal ig ab, dass die elliptische Form entsteht, *) A. E. Reuss, Ueber einige Anthozoen aus den Tertiärschichten des Mainzer Beckens. Sitzungsberichte der Wiener Akademie der Wissenschaf- ten XXXV. p. 479. — 313 — ohne dass man eine Grenze zwischen beiden zu bestimmen ver- mag. Mau findet nun bei ausgebuchteten Exemplaren nicht sel- ten eine wenig vertiefte Steruzelle, oder eine breite Axe, oder sogar beides zusammen. Umgekehrt gibt es elliptische Formen mit einer tiefen Sternzelle, oder einer schmalen Axe, oder beidem zusammen. Eine durchgreifende Verschiedenheit der Oberfläche, die an ein und demselben Exemplar etwas variirt, ist nicht auf- zufinden. Die beiden Balanophyllien sind also gar nicht speci- fisch auseinander zu halten. Ebenso gehen Balanophyllia inaequidens und Balanophyllia fascicularis ineinander über, ohne dass sich die angegebenen Unterschiede als stichhaltig erweisen. Die von v. Klip st ein*) an einem Exemplar beschrie- bene Balanophyllia Moijsisovicsi gehört wohl auch zur Balano- phyllia inaeguidens, obgleicli dies ohne Besichtigung des Stückes selbst nicht mit Bestimmtheit behauptet werden kann. v. Klip- steiu sagt selbst, dass es nicht unwahrscheinlich sei, dass sein Exemplar eine alte Balanophyllia sinuata Reuss sei. Als Varietäten kann man Balanophyllia inaeqtiidens var. sinuata und Balanophyllia inaequidens var. fascicularis unter- scheiden, wenn man mit ersterem Namen die ausgebuchteten, mit letzterem die mehr kreisförmigen Formen bezeichnet, ohne dass mau dabei die Tiefe des Zellensternes oder die Breite der Axe zu berücksichtigen hat. Cardita Onialiana Nyst. Cardita Omaliana Nyst; Cardita paucicostata Sandb. Sandberger hat die Cardita paucicostata von der Cardita Omaliana abgetrennt, wie aus seiner Beschreibung **) der beiden Arten hervorgeht, aus folgenden Gründen. Es soll bei der Car- dita paucicostata der vordere Zahn der rechten Klappe senkrechter stehen, als bei der Cardita Omaliana; die Klappe der Cardita paucicostata soll nicht sehr ungleichseitig sein, dagegen die der Cardita Omaliana ziemlich stark ungleichseitig ; die Cardita pau- cicostata soll 12 — 16 Rippen besitzen, die Cardita Omaliana da- gegen 20 — 22. Endlich soll die Cardita paucicostata nur in *) Jahrbuch der K. K. geol. Reichsanstalt 1879, p. 61. **) Fr. Sandberger, Die Conohylien des Mainzer Tertiärbeckens, Wiesbaden 18G3; p. 337, 338. — 314 — Weinheim vorkommen, die Oardita Omaliana aber auch in Wald- böckelheim. Die beiden erst angegebenen Unterschiede sind nicht spe- cifisch. Zahn und Form variiren in dieser Beziehung, wie die Cardita auch in einigen anderen Beziehungen variirt. Was nun die Rippung anbetrifft, so existiren auch Exemplare mit 17, 18 und 19 Rippen. Aus diesen Gründen war es bei dem zu Gebote stehenden, nicht unbedeutenden Material nicht möglich, die beiden Arten auseinander zu halten und kann demnach die Cardita paucicostata nur als Varietät der Cardifa Omaliana angesehen werden. Dazu kam noch Folgendes. Als die Cardita Omaliana von Waldböckelheim näher geprüft wurde, ergab es sich, dass ein nicht unbedeutender Theil der Exemplare nur 15 oder 16 Rippen besass, also nach Sandberger selbt zur Cardita, paucicostata gezählt werden muss. Dies machte es mir zweifelhaft, ob die Cardita paucicostata auch nur als Varietät beizubehalten sei ; *) doch glaube ich, kann dies mit Vortheil geschehen, wenn man nur die 12 — I4rippigen als Cardita Omaliana var. paucicostata auffasst. Diese machen in der That, ohne dass man uöthig hat, die einzelnen Rippen zu zählen, den Eindruck einer sparsamen Berippung und in diesem Falle bleibt dann auch die Varietät paucicostata auf Weinheim beschränkt. Alexia JBoettgeri n. sp. (Tafel VI. Fig. 1. 2. 3.) Testa vix rimata, fusiformi-ovata, depressiuscida^ solidula; spira elongata, convexo-conica ; apex modice acutus. Anfractus 7 ^2 convexiusculi suturis impressis., submarginatis disjuncti, fere laeves, penidtimus varice distincta nmnitus, ultimus partim saccatus, spiram aequans. Ax)ertura sid)ohliqua^ basi recedens, irregulariter semi- ovalis ; dentes parietales duo; superior noduliformis ; inferior validus comprcssus, suNioriBvntalis, lamelliformis, profunde intrans ; plica columellaris minus valida quam plica inferior, suhrecedcns, fere *) 2 Cardita borealis Cour., welche mir zu Gebote standen und welche der Cardita Omaliana nicht gerade sehr unähnlich sind, das eine von der östlichen, das andere von der westlichen Küste des nördlichen Amerikas, unterschieden sich ausser einer geringen Abweichung in der Form, dadurch, dass die eine 18, die andere 26 Rippen besass, ohne dass man sich, so viel mir bekannt, veranlasst gesehen hat, eine Varietät ans der einen zu machen. — 315 — horigonfdliter intrans. Peristoma media 2^'^^f(^ marginis externi subsinuatwn, superne actitmn, suh simäo usque ad hasin incrassa- tum, siibexpansum^ reflexinsculum, leviterqiie lahiatum et parte sinistra umbüicum fere tegens. alt. 7 mm; diam. max. 5^^ mm; diam. min. ^^ji mm; alt. ap>ert. S^l-t mm; lat. apcrt. 2'^\-2 mm. Das Gehäuse ist kaum geuabelt zu nennen, ist spindel-ei- förmig, etwas seitlich zusammengedrückt und ziemlich fest, das Gewinde lang, convex-couisch mit massig scharfer Zuspitzung. Die 7^/2 fast glatten Umgänge sind wenig gewölbt und durch deutlich eingedrückte Nähte getrennt, unter welchen eine schwache Depression verläuft, die den Eindruck eines undeutlichen Saumes macht. Der vorletzte Umgang zeigt den stehen gebliebenen Rest eines früheren starken Mundsaumes, der letzte ist wenig bauchig und an der Basis ausgesackt, seine Höhe beträgt die Hälfte der Gesammtschaie. Die Mundöffuung steht etwas schief über dem letzten Umgancr, ist an der Basis zurückweichend und uuregel- massig halboval. Von den zwei Zähnen an der Münduncrswand ist der obere schwach entwickelt und bildet ein kleines, schwaches Knötchen; der untere ist stark zusammengedrückt, fast horizontal und tritt als spiralig gewundene Lamelle tief in das Innere ein. Die Spindelfalte ist weniger stark entwickelt, als der untere Zahn, etwas zurückweichend und ebenfalls beinah horizontal eindringend. Der Mundsaum erscheint durch eine Verdickung in der Mitte des rechten Mundrandes etwas eingebuchtet, ist über dieser Ein- buchtung scharf und nicht verdickt, unterhalb derselben dagegen deutlich bis zur Basis verstärkt, etwas ausgebreitet, merklich zurückgeschlagen und mit leichter Lippe belegt. Mit dem linken Theile bedeckt er den Nabelritz fast vollständiof. Vorkommen. Im Meeressand bei Waldböckelheim äusserst selten. (Das einzig gefundene, prachtvoll erhaltene Exemplar habe ich Herrn Dr. Ose. Böttger zu Frankfurt a. M. gegeben.) Bemerkung. Älexia depressa Bttg.*) aus dem ächten Cyreneumergel bei Sulzheim dürfte eine nahe Verwandte sein. Die Äl. JBöttgeri ist aber schlanker, weniger aufgeblasen; die Columellarfalte ist weniger zusammengedrückt und weit tiefer in die Mündung gerückt, der Mundsaum dicker und an der Basis mehr umgeschlagen. *) Notizblatt des Vereins für Erdkunde zu Darmstadt 1877, p. 251. - 316 — Von der lebenden Alcxia myosotis Drap, unterscheidet sich die A. Söttgeri durch die stärkere, mehr quergestellte Spindel- falte, durch das spitzere Gewiude uud durch die auffallende Ver- dickung des unteren Theils des Mundsauraes. Luc Ina excisa n. sx). (Tafel VI, Fig. 4, 5, 6, 7.) Testa convexa, anyuloso-orhicularis, tenuiuscula, parte antica anguloso-protrada, postica fere circulari^ striis transversalihiis suhtüissiinis, hie illic valde distinctis, imo colore ?iotis, ornata. Unihones antrorsi, nmiimi, acuti lunulam diiplicem eminent, lumda interna major, perprofunda, cordiformis, externa vix distincta. Depressio posterior parum valida ab umhone usqiie ad. partem posticam decurrit. Cardo angustus, in valva sinistra dentihus cardinalibus duohus fere ohsoletis, superiore ohliquo, inferiore pro- minentiore gemino instructus, in valva dextra superiore majore, inferiore minore. Dentes laterales minimi, fere obsoleti. Pagina interna radiatula, impjressio musculi anfici angustior, linguaeformis, postici latior, acuminato-ovata. Alt. 12 V2 wwj ; lat. 13 mm ; prof. 8 mm ; rat. 1 : 1,58 : 1,68. Die ziemlich dünne, bauchige Schale besteht aus zwei Lagen, einer kalkigen innern uod einer etwas hornigeren, dünnen Aussen- lage, die im übrigen nicht streng geschieden sind. Die Form ist im ganzen kreisförmig, vorn stets mit einer deutlichen stumpf- winkligen Ecke, hinten kreisförmig. Die Verzierungen bestehen in wenig sichtbaren, sehr feinen uud dicht gedrängten Anwachs- rippchen, in gewissen Intervallen unterbrochen von sehr starken und auffallenden Anwachsstreifen, früheren Schalenränderu ent- sprechend, die Absätze bilden, welche durch ihre oft gelblich- braune Färbung noch mehr hervortreten. Unter den vorwärts gewandten, spitzen, kleinen Buckeln liegt eine doppelte Lunula. Die innere, sehr charakteristische, ist herzförmig, ziemlich gross uud sehr tief, die äussere, grössere ist meist nur schwach hervor- tretend. Eine nicht sehr starke Depression verläuft vom Buckel bis zum Hiuterraud der Schale. Das Schloss, durch die herunter- gebogene, concav in das Schloss eindringende Lunula iu zwei Theile gespalten, ist schmal. Auf der linken Klappe sind zwei sehr kleine Hauptzäline; der obere steht schief; der untere, mehr hervorragendere ist doppelt. Auf der rechten Klappe tritt der obere, schiefe, stärker hervor, als der untere. Die zwei — 317 — Seiteuzähue sind fast verschwindend. Die innere Fläche der Scliale ist gewöhnlich etwas radial gestreift. Der vordere Muskel- eiudruck ist zungenfönnig, der hintere, dem Rand nahe gelegene zugespitzt-eiförmig. Vorkommen. Im Meeressaud bei Alzey; häufig. Bemerkung. Eine ähnliche Art ist die Lucina Omaliusi Desh.*) aus den Sauden von Fontainebleau. Die Hauptunterschiede bestehen in der deutlichen Bezahnuug und der tieferen, im tiefen Bogen in das Schloss eindringenden Luuula. Aehulich ist ferner Lucina Thiereusi Heb.**) Die L. excisa unterscheidet sich von ihr durch die Grösse, die stärkere Wöl- bung, die runde Form des Hinterraudes, die charakteristische Lunula, den hervorspringenden, doppelten Hauptzahn und die auffallenden Anwachsstreifen. Lucina notata Desh.***) dürfte der Art nach entfernter stehen. Lucina albitesta n. sp. (Tafel VI, Fig. 8, 9, 10.) Testa tenuis convexa, suhinflata, alba, nitiäida^ rotundato- pentagonalis^ antice supra partem mediam angidoso-protracta^ striis transversalihiis obtusiusculis, hie illic magis insculptis ornata. Umbones antrorsi, minimi, acuti, lunulam duplicem eminent ; lunula infer>ia modice exteusa, profundiuscida, externa distincta, carina obtusa distincta. Depressio posterior partim valida ab umbone usque ad partem posticam decurrit. Cardo angustus, mjmpha previuscida, sub umbone dente cardinali triangaluri obsoleto. Dentes laterales desunt. Pagina interna radiatula; impressio musculi antici subquadrangidaris^ postici vix distincta, parva, lanceolato- ovalis. Alt. 8 mm ; lat. 10 mm ; prof. 6 mm ; rat. 1 : 1.^4 : 1,8. Die dünnschalige, gewölbte, etwas bauchige Schale ist weiss und deutlich glänzend. Sie ist gerundet fünfeckig, vorn oberhalb der Mitte winklig vorgezogen und mit stumpfen, etwas weit- läufigen, hier und da stärker eingegrabenen Querstreifen ver- sehen. Die kleinen, spitzen, nach vorwärts gewendeten Buckel überragen eine doppelte Lunula. Die innere ist massig gross und tief, die äussere ist recht deutlich entwickelt und von einem *) Deshayes, Anim. s. vert. du bassin de Paris. **) Ibid. ***) Ibid. — 318 — stumpfen Wall umgeben, an dem die Anwachsstreifen mitunter etwas stärker hervortreten, als gewöhnlich. Eine massig starke Depression verläuft vom Buckel bis zum hinteren, unteren Theile. Das Schloss ist schmal, mit etwas kurzer Bandstütze. Unter dem Buckel steht ein fast verschwindender, kleiner, dreieckiger Hauptzahn. Seitenzähue fehlen gänzlich. Die innere Wand der Schale ist etwas radial gestreift. Der vordere Muskeleindruek ist gerundet-viereckig, der hintere lanzettlich-eiförmig. Vorkommen. Im Meeressand bei Alzey ; selten. Bemerkung. Von der Lucina excisa unterscheidet sich die L. albitesta sehr durch die dünnere, weissere und weniger gewölbte Schale, durch das Fehlen der hornigeren Schicht und der starken Anwachsstreifen. Die innere Lunula ist bei weitem weniger ausgeprägt, die äussere dagegen stärker. Der Hauptzahn ist nicht doppelt und die Seiteuzähne fehlen gänzlich. Von der L. Thierensi Heb, unterscheidet sich die Form durch die dünnere, glänzendere Schale, den verschwindenden Hauptzahn und das gänzliche Fehlen der Seitenzähne, die doppelte Lunula und die anders beschaffenen Anwachsstreifen. Die Lucina Heberti Desh. von Weinheim besitzt ein einiger- maassen ähnliches Schloss, unterscheidet sich aber sehr durch die Grösse und die ganz andere Form. Buckel und Lunula sind viel kleiner, die Schale ist dicker. Von der ähnlichen Lucina Omaliusi Desh. unterscheidet sie sich durch die Form und Beschaffenheit der Schale und durch die viel kürzere Bandstütze. Die Lucina albella Lmk.?'^) aus dem Kasseler Oligocän besitzt eine anders beschaffene Lunula und hat deutliche Haupt- und Seitenzähne. Bicorium irreguläre, n. gen. et n. sp. (Tafel VI, Fig. 11-17.) Testa aut paraleÜogrammum angulis rotundatis, aut circulum irregulärem formans, superne magis minusve truncata, tergo inflata, venire magidis instar excavata. E paginis duabus, altera exteriore crassiore Cornea, flavida aut infuscata, altera interiore tenuiore calcarea, alba, exstructa. Unibo parvus, fere obsoletus prope mar- ginem superiorem aut in media testa aut magis ad dextram sita. Sculptura radiis vermiformibus irregularibus ex umbone radiantibus *) Pliilippi, Beitr. zur Kenntniss der Tertiärverst. Kassel 1843. — 319 — X)1ms minusve crebris et magis minusve vcdiäis continetur. Cardo et impressio muscidaris non cidesse videntur. Margines radiis ohsequcntes magis minusve denticidati. Pagina externa fere semper modo gencris Fectinis granis arenae agglutinata. alt. 11 mm, Jat. (S^/2 mm, jjrof. 4 mm. » 11 » )> ö » ^ 5^2 « » 8 » » 7^l2 » » -2^2 ^^ Die Schale bildet entweder ein dem Rechteck mehr oder weniger gleichendes Paralellogramm mit abgerundeten Eckeu, oder einen unregelmässigen Kreis, ist vorn mehr oder weniger abgestutzt, im Rücken aufgeblasen, im Bauch trogartig ausgehöhlt. Die Ränder liegen nicht in einer Ebene; wenn man die Schale auf eine ebene Fläche legt, so ruht sie auf derselben nur mit den beiden Seitenräudern. Sie besteht aus zwei deutlich von einander getrennten Schichten, welche sich wegen ihrer verschiedenen Farbe scharf von einander abheben. Die äussere, weit dickere ist von horniger Beschalfenheit, gelb oder oberflächlich braun gefärbt. Die innere, dünnere ist kalkig und weiss. Der kleine, zuweilen fast vollständig verschwindende Wirbel liegt dicht am Rande ent- weder in der Mittellinie der Schale, oder mehr nach rechts. Die Skulptur besteht aus wurmf örmigen, unregelmässigen Rippen, welche vom Wirbel ausstrahlen. Ihre Zahl und Stärke variirt sehr. Ein Schloss und Muskeleindruck ist nicht zu erkennen. Die Ränder sind in unregelmässiger, der Berippung folgender Weise gezähnt. Auf der Innenseite prägt sich die Berippung der Aussenseite durch mehr oder weniger undeutliche Radialfurchen schwach aus. Die äussere, hornige Schicht ist fast immer nach Art der Gattung Pecten mit Sandkörnchen beklebt. Vorkommen. Im Meeressand bei Alzey; nicht gerade selten. Ich habe etwa ein Dutzend Exemplare gesammelt. Bemerkung. Die systematische Stellung dieser Schälchen bereitete niir viele Schwierigkeiten. Von der nicht unähnlichen Plicatula trennte sie der Mangel eines Schlosses. Dass auch erfahrene Leute nicht recht wissen, wo sie dieselben hinstellen sollen, zeigt die Nebeneinanderstellung der Ansichten namhafter Forscher, denen ich das Fossil übersandte, oder persönlich zeigte. Ohne dass ich sie speciell um Brlaubniss gefragt habe, werden diese Herren diese Veröffentlichung wohl gütigst gestatten. Herr W. Kobelt in Schwanheira ist geneigt, das Fossil als einen Einschaler zu be- — 320 — trachten, welcher iu die Nähe der Gattuugen Parmophorus und Snhemarginula zu stellen sei. Herr H, C. Wein kau ff in Kreuz- nach bezweifelt, ob es überhaupt ein Mollusk sei, »wenigstens seien es keine ausgewachsenen Exemplare bekannter Geschlechter.« Herr Ose. Böttger in Frankfurt a. M. hält es für einen Zwei- schaler, welcher in die Nähe der Gattuugen Äiiomia, Placenta u. s. w. zu stellen sei. Er machte mich darauf aufmerksam, dass Placenta oft eine ganz ähuliche Berippuug zeige, ferner dass das Fossil eine ähnliche Schalenstructur und einen ähnlichen Erhaltungszustand besitze wie Pcden, Spondylus^ Ostrea und Anomia. Nach Herrn Fr id. Sand berger iu Würzburg scheint die Vermuthung aus- geschlossen, dass es junge Exemplare von Ostrea cyatJmla seien, eher möchte er au Anomia denken. Diesen Ansichten Böttger s und Sandbergers bin ich geneigt zu folgen und halte das JBicorium irreguläre bis auf weiteres für einen mit Anomia u. s. w. verwandten Zweischaler. Da es mir bedenklich schien, die Art in irgend eine bekannte Gattung einreihen zu wollen, so musste ich sie mit einem neuen Genusnamen belegen (der nach der Zusammensetzung aus zwei Schichten gebildet ist); durch die Publikation kömmt hoflFent- lich mehr Klarheit in diese Sache. Cytherea sttbarata Sandb» var, 2>riscCT n, v. In der Alzeyer Sandgrube ist eine grosse Cytherea durchaus nicht selten. Dieselbe befindet sich aber iu einem so schlechten Erhaltungszustande, dass nur zwei bessere Stücke zu erlangen waren. Sie steht der Cytherea subarata Sandb. sehr nahe, unter- scheidet sich aber von ihr durch die gedrungenere, hinten ab- gerundetere Form, durch den etwas abgeplatteten Rücken, sowie durch die Grösse. Von der CytJi. Reussi Semp. ^) und der Cytherea suberychioides Desh ^) erwies sie sich als gänzlich verschieden. Es war nun noch möglich, dass sie mit der Gyth. Beyrichi Semp. identisch sei. Da von dieser Art, so viel mir bekannt, eine Beschreibung und Abbildung nicht existirt ^), und gute Exemplare ^) Palaeontographica XVI. p. 36. ^) Deshayes, Anim. s. vertebr. du bassin de Paris. T. prem. p. 438. Deshayes, Coqu. foss. ^) vgl. R. A. Philippi, Beitr. z. Kenntn. d. Tertiärverst. d. nordw. Deutschi. 1843, p. 10.; Deshayes, Anim. s. vert. p. 438; J. 0. Semper, Palaeontol. Untersuch. (Beschreib, neuer Tertiär-Conchyl., Separ.-Abdr. a. d. Archiv d. Freunde d. Naturgesch. in Mecklenburg 1861) p. 134. — 321 — derselben nicht zur Verfügung staudeii, so wurden die beiden Stücke Herrn. J. 0. Semper übersaudt, welcher erklärte, dass sie von der Cyth. JBeyrichi ganz verschieden seien. Es wäre nun müglich, dass die üytlierca eine neue Art ist; da sie aber der Cyth. suharata so sehr nahe steht und wohl deren frühere Form sein dürfte, so wurde sie als Cytherea suharata vor. iJrisca bezeichnet. Captilus tratisversus Sandb. (Tafel VI, Fig. 18. 19, 20.) Diese seltene Art, von der ich verhältnissmässig viel Material gesammelt habe, variirt nicht wenig. Die Schalen sind zuweilen flacher, zuweilen gewölbter n. s. w. Hingewiesen werden soll hier aber auf den Wirbel. Bei einigen Exemplaren geht derselbe fast grade aus (Fig. 18.), bei anderen, und das ist das Gewöhnliche, biegt er sich mehr und mehr nach links (Fig. 19.) und schliesslich beginnt er sogar, sich nach hinten zu wenden (Fig. 20). 21 — 328 Anhang. a. Sectionsberichte. J. Bericht über die herpetologische Section in 1879/80. Die Tbätigkeit des unterzeichüeten Scctionärs war im ver- flossenen Jahre durch Aufarbeitung von Vorräthen, Revidirung alter Bestimmungen und Determination von neu einlaufenden Objecten vielfach in Anspruch genommen. Darcb Geschenk erhielt die Section nicht unerheblichen Zuwachs. Die wichtigeren Zuwendungen seien in Folgendem verzeichnet. Herr 0. Goldfuss hier schenkte eine Suite Schlangen aus dem Regierungsbezirke Oppelu, Herr Alex. Strauch zwei seltene turkestanische Schildkröten. Herrn V. L, Seoane verdanken wir eine prachtvolle Suite nordspanischer Reptilien und Amphibien, darunter die für Spanien neue Vipera berus var. Seoanei Lat., eine überaus merkwürdige Varietät unserer Kreuzotter, und Triton palmatus und Boscai Lat. Fräulein J. Thiesse erfreute uns mit einem Typhlo^JS vermicularis Merr. von Euböa, Herr Dr, C. Koch schenkte Tritonen aus der bayerischen Pfalz und der unermüdliche Herr H. Simon spen- dete wiederum eine kleine Suite Reptilien und Amphibien aus Syrien, darunter ein zweites Exemplar des kostbaren Onyclio- cephdlus Simoni. Im Tausch erhielt unsere Section eine überaus werthvolle kleine Sammlung von südrussischen Eidechsen von Seiten des Zoologischen Museums der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften in St. Petersburg. Auch durch Kauf vermehrte sich unser Thierbestaud sehr wesentlich. Eine Suite südportugiesischer Reptilien und Amphi- bien, darunter der neue Triton Malt^ani, sowie Suiten dalma- — 324 — tillischer und transkaukasischer Reptilien, welch' letztere noch einer eingehenden Bearbeitung harren, wurden im verflossenen Jahre angeschafft. Den Glanzpunkt der Erwerbungen bildete aber eine überraschend reiche Sendung unseres correspondirendeu Mitglieds Herrn Carl Eben au von Madagaskar, die neben 2 für die Sammluug neuen Reptilien nicht weniger als 7 für die Wissenschaft neue Formen, darunter ein neues Frosch- geschlecht Cophyla enthielt. Die zahlreichen Doubletteu, nament- lich an seltenen Chamäleon-Arten, werden ein überaus werth- volles Tauschmaterial abgeben. Wie alljährlich, so erfreute uns auch diesmal die hiesige Zoologische Gesellschaft mit einigen Geschenken an sei- tenen Arten. Weitere Zuwendungen an Reptilien und Amphibien stehen für das nächste Jahr aus Puerto Rico, Brasilien. Syrien und Transkaukasien in bestimmter Aussicht. Da unsere Sammlung an ausländischen Fröschen und Kröten noch eine verhältnissmässig sehr dürftige ist, erlaubt sieh der Unterzeichnete auf diesem Wege die auswärtigen Freunde und Gönner unseres Museums auf diese störende Lücke in unseren Sammlungen aufmerksam 7a\ machen und erwartet in dieser Richtung eine kräftigere Unterstützung als bisher, durch Zusendung von reichlicherem und möglichst frischem Material, Dr. 0. Boettger, Sectionär für Herpetologie. ä. Bericht über die eoiieliologisclie Seetion. Das Jahr 1879/80 war für die concholngische Section eines der günstigsten seit ihrem Bestehen. Die Anzahl der aufgestellten Arten wurde um 900, also um mehr als 10%, vermehrt und beläuft sich nun auf nahezu 9000 ; unter den neuen Erwerbungen befinden sich zahlreiche, seltene und kostbare Arten. Angekauft wurden von dem Reste des für 1879 bewilligten Betrages eine grössere Anzahl Arten der Gattungen Conus und Cochlostyla (von der Linnaea), von dem für 1880 ausgeworfenen Betrage von M. 100 eine sehr werthvolle, von Button in — 325 — Oakland zusammeugestcllte Suite californischer Couchylieu, welche unsere Sanimluug um melir als 100 Arteu bereicherte (von Herrn C. F. Jickeli). Ausserdem erhielt unsere Sammlung eine Anzahl sehr werth- voller Geschenke. Zunächst kamen zur Aufstellung die japa- nischen Binneu-Couch^dieu, welche unser Professor Dr. Rein bereits bei seiner Rückkehr unserem Museum überwiesen hatte und welche in meiner Bearbeitung der japanischen Binuen- Conchylien-Fauua zur Abbildung gelaugt sind. Von Herrn Jul. Meyerfeld wurde uns eine prachtvolle Suite australischer Land- und Süsswasser-Conchylien geschenkt, welche etwa 80 für uns neue Arten enthielt, darunter allein 8 Arten Voluta [magnifica Ch., fusiformis Sw., marmorata Sw., maculata Sw. etc.), ein prächtiges Exemplar von Murex monodon und zahlreiche Helices von Nord-Australien und den Salomons- Inseln. Von unserem correspondirenden Mitgliede, Herrn A. Stumpf f erhielten wir eine kleine, aber sehr interessante Sammlung Land- schnecken von Nossi-Be, darunter eine für die Wissenschaft neue Helix, welche zu Ehren des Gebers benannt wurde. Einige in Spiritus conservirte Helices ermöglichten für zwei Untergattungen die Feststellung ihrer seither unsicheren Stellung im System. Von Herrn Wilh. Hetzer erhielten wir einige für uns interessante See-Conchylien. Herr C. F. Jickeli machte uns eine Suite seiner reichen Conchylien-Ausbt'ute aus dem Rothen Meere zum Geschenk uod hatte ausserdem die Güte, uns aus seiner Sammlung diejenigen Conchylien, welche uns noch fehlten, in Tausch gegen andere Arten zu überlassen. Dem Sectionär war es durch die reiche Ausbeute seiner letzten Reise nach Süd-Italien möglich, von verschiedenen bedeu- tenden Sammlern zahlreiche interessante und für uns neue Arten zu erwerben und so zahlreiche Lücken unserer Sammlung aus- zufüllen. Ebenfalls für sicilianische Landschnecken und einige Doubletten der Meyer fei d'scheu Schenkung wurden von der Linnaea eine grosse Reihe seltener Landschnecken, darunter u. a. Helix mamilla, Nanina Stnartiae, Nan. Uranus etc. erworben. Zwei grössere und jedenfalls viel Neues enthaltende Tausch- — 326 — Sendungen von dem neuseeländischen Museum in Aucklaud und von Herrn Brazier in Sydney sind angemeldet, aber noch nicht eingetroffen. Der für die neu aufzustellenden Arten nöthige Raum bot sich zum Glück durch die Verlegung der palaeoutologischen Samm- lung. Diese Verlegung machte es ausserdem möglich, die Con- chylien unter Beibehaltung des angewandten Systems neu zu arrangiren ; unter Mitbenutzung der freigewordeuen Wand- schräuke wird es möglich sein, noch eine ziemlich erhebliche Anzahl neuer Arten zur Aufstellung zu bringen. Schwan heim, 22. April 1880. Dr. W. Kobelt. 3. Bericlit der Sectioii für Mineralogie im Jahre 1879. Ausser den Geschenken, die bereits pag. 40 angeführt sind, wurden käuflich für die Sammlung erworben : Aus den Zinsen des für Anschaffungen von Mineralien reser- virten Capitals, durch Beschluss der Gesellschaft auf M. 150 erhöht: bei Höfer in Niederlahnstein: Antimonglauz von Arnsberg, » Krantz Nachfolger in Bonn: Grossular von Willui, » Stürtz in Bonn: Magnetkies von Schneeberg, Eisen- glanz von Altenberg, Ludlamit und Vivianit von Redruth, Zin- nober von Almaden, Strontianit von Westphalen, Bipyr von Ponzac, blauer Fluorit von Stollberg, Rutil nach Eisenglanz von Arkansas. Bei M 0 n in Disseutis : Eisenglanz mit Rutil und Eisen- glanz mit Turmalin vom Cavradi , Milarit vom Giuf, Turuerit von Cavorgia, Bergkrystalle mit Einschlüssen (Rutil, Anatas etc.), Rutil auf Bergkrystall vom Medelserthal, Kalkspathtafel vom Scopi, Albit und Periklin, Adular von daher, 2 Axinitgruppen desgl., Granat vom Lolen. Bei dieser Gelegenheit wurde ein Theil der Mineraliensamm- lung umgestellt ; besonders war dies der Fall bei dem Theil, welcher unter der Bezeichnung: »aus der Naturgeschichte der Krystalle« mit den Pseudomorphoseu schon vor längerer Zeit ab- geschieden worden war. Dr. Friedrich Schärft. 327 b. Protokoll-Auszüge über die wissenschaftlichen Sitzungen während 1879/80. lu diesen Sitzungen werden regelmässig die neuen Geschenke und Ankäufe für die Sammlungen, sowie für die Bibliothek vor- gelegt. Diese sind, da ein Verzeichniss derselben unter S. 36 gegeben ist, hier nicht erwälmt, insofern sich nicht etwa Vorträge daran knüpften. Ebenso ist nicht erwähnt, dass, was regelmässig ge- schah, das Protokoll der vorigen Sitzung verlesen wurde, Samstag, den 1. November 1879. Vorsitzender Herr Dr. G e y 1 e r. Herr Dr. Herrn. L o r e t z über die Wirkungen der gebirgsbi Ideudeu Kräfte auf Gesteine und Schichten. Siehe S. 61. Samstag, den 22. November 1879. Vorsitzender Herr Dr. H. S c h m i d t. Vorerst widmete der Vorsitzende dem am vorhergegangenen Tage verschiedenen arbeitenden Mitgliede, Herrn Dr. Haag an- erkennende Worte bezüglich seiner Bedeutung für die Wissen- schaft und seiner Thätigkeit in der Gesellschaft und für deren Museum. Dem Verstorbenen ihre Hochachtung zu bezeno-en, er- hob sich die Versammlung von ihren Sitzen. Hierauf sprach, an die ausgestellten neuen mineralogischen Erwerbungen anknüpfend, Herr Dr. Friedrich S c h a r f f über den Skelettbau der Kry stalle. Indem derselbe eine kurze Geschichte der Mineraliensammlung unseres Museums voraus- geschickt, in erster Linie der Zuwendungen Dr. Ed. R ü p p e 1 1' s , — 328 — der herrlicheu Eiseuglauze, Lievrite etc., ebenso derjenigen der Familie G o g e 1 , aus welch' letzteren eine Bergkrystallvase durch Verkauf ein Grundcapital für die Entwicklung der Mineralien- «aniniluug abgab, etc., gedachte, besprach er die Desiderate der- selben. Hierauf ging er auf die theoretischen Vorstellungen über molekularen Aufbau der Krystalle oder das Wesen der Krystalli- sation über. Eine der allgemeinen Anziehungskraft verwandte unbekannte Kraft sollte die gleichartigen Moleküle zu bestimmten Gestalten ordnen und festigen. Durch Herstellung von Aetz- figuren, wie auch mittels des Mikroskopes sei man bestrebt ge- wesen, die Form der sogenannten »Elemente« der Krystalle zu erkennen. Unter Anderem bespricht Redner Vogels an g's Krystalliten. Heute sucht man nun besonders auch eine Einsicht in das Wesen des Krystallbaues, die Tektonik der Krystalle, aus den sogenannten Skelettbildungen sich zu verschaffen. Genauer beschreibt der Redner nun den Skelettbau der vorliegenden Piecen der Sammlaug, wobei das Verständniss in hohem Grade von den schönen, von ihm hergestellten Abbildungen derselben unterstützt wurde. — Die ausgezeichnete schalige Bildung von Bleiglanz von Güuderbach, den gestrickten Bleiglanz von Welkenradt, bei welchem die oktaedrischen Kryställchen mit den Spitzen sich aneinanderreihen, ferner Eisenglanz vom Cavradi und vom Vesuv, welche in Zellen sich verbindende Schüppchen darstellen und in dreifacher Richtung Rutilkryställchen, nach einer Seite zugespitzt, aufgewachsen zeigen — dann eiu Stückchen ge- diegeues Gold von Voröspatak, die keulenförmigen Kalkspathe von Przibram und ein Kalkspath von Oberstein, schliesslich Bergkrystalle mit Anatas- und Amianth- Einschlüssen aus dem Russeinthale bei Dissentis. Redner machte schliesslich geltend, dass wohl die Beschreibung dieser Skelette den Krystallographen gelinge, dass mau aber über die Art und Weise, wie die Eini- gung der »Svibindividuen« zuwege gebracht werde, nichts Po- sitives wisse, ferner dass die kleinen Körper, die an Flächen und Kauteu sich bilden, immer Abrundnng zeigten, also wohl als unvollendeter Krystallbau zu bezeichnen, nicht aber mit Bau- steinen , welche ein geometrisch geregeltes Bauwerk zusammen- setzen, zu vergleichen sind. Hierauf gab Herr Dr. Hermajin Loretz die versprochenen ergänzenden Mittheilungen zu dem Vortrage vom 1. ds. Mts., — 329 — welche die über Scli ie fern ng a, n goa tel 1 teu Experi- mente n n tl die d a r a n f b a s i r t e E r k 1 ä r n u g dieser E r - s c h e i n n n g behandeln. Ö. pag. 7 1 , Samstag, den 6. December 1879. Vorsitzender Herr Dr. H. Schmidt. Die Sammlung von Aquarellen, welche 'Frau General Louise von Panhuys, geb. von Barckhausen, dem Museum 1824 zum Geschenke gemacht hat, gelangt zur Ansicht. Der Besichtigung schickte Herr Dr. Stricker geographische und historische Notizen über Guyana und speciell über Surinam vor- aus; es zeichnet sich durch den Reiehthum der Bewässerung und infolge der äquatorialen Lage ebenso durch üppige Vegetation, als durch verderbliches Klima aus. Das gebirgige Linere . ist gesünder, dasselbe ist jedoch trotz der Forschungen von Uobert und Richard Schomburgk, deren Reisewerke auch aufgelegt sind, noch fast eine terra incognita, auch Frau von Panhuys kam nicht ins Innere. Die Pflanzenwelt ist es nun besonders, welche die Künstlerin in den schönen und zahlreichen Aquarellen wiedergibt, und zwar in einzelnen Blüthen und Fruchtzweigen, ganzen Bäumen und mehr oder weniger umfangreichen Land- schaften. Heute nach mehr als 60 Jahren haben die Gemälde noch die volle Farbenfrische. Die der Künstlerin fehlenden Farben bereitete sie sich selbst aus Pflanzensäften. Die Notizen über die Lebensschicksale von Frau v. Panhuys verdankt der Redner deren Schwiegertochter, Frau General Char- lotte von Panhuys, geb. von Günderode. Fräulein Louise von Barckhausen - Wiesen hütten lernte 1811 in Hanau den als Flüchtling vor der Bonaparte'scheu Gewaltherrschaft mit seinen beiden Söhnen vorübergehend sich daselbst aufhaltenden niederländischen (ieueral von Panhuys kennen, verheirathete sich mit ihm und J"olgte ihm noch im selben Jahre nach Surinam. Derselbe war zum General-Gouverneur von Westindien ernannt — eine sehr schwierige Stellung. Die Residenz desselben war in Paramaribo. Durch Abstellung mancher Missbräuche zog er sich den Hass der Eingeborenen zu und wurde 1814 vergiftet; gleich nach seinem Tode brach ein Aufstand aus. Die Wittwe, hülflos im fremden Lande, wusste sich der ihr drohenden Gefahr durch — 330 — Fluclit iu die Wälder zu entzieheu , bis es ihr gelang, nach Wochen auf einem holländischen Fahrzeuge nach Europa sich einzuschiffen. In dem kurzen Zeiträume von kaum o Jahren hat sie all die Werke geschaffen. Die letzten Jahre ihres Lebens ver- brachte sie hier iu ihrer Vaterstadt, wo sie 81 Jahre alt, 1844 starb. — Schliesslich wies der Vortragende noch auf das eben- falls vorliegende grosse Werk der Frankfurterin Maria Sibylla Merian hin (geb. 1647, gestorben 1717), welche sich ebenfalls um die Naturgeschichte von Surinam verdient gemacht ; im Auf- trage der Generalstaateu reiste sie 1G98 nach Westiudien, wo sie einige Jahre Schmetterlinge nach der Natur malte. Dieselben erschienen im Kupferstich, 60 Platten mit dem Titel Mefanior- 2)hosis insectorum Surinamieiisinm 1705 fol. Samstag, den 24. Januar 1880. Vorsitzender Herr Dr. IL Schmidt. Herr Dr. Richters über Entwicklungsgeschichte der höheren Krebse. Seine Forderung an die heutigen natur- historischen Museen, nicht nur die entwickelten Thiere systematisch iu möglichster Vollständigkeit aufzustellen, sondern ebenso auch die Entwicklungsstadien, welche sie durchmachen, aufzunehmen, belegte der Redner eben durch die gründliche Durchsprechung der Entwicklungsgeschichte von ein paar Krustaceenordnungeu, die gewöhnlich als die höheren Krebse bezeichnet werden, und zwar anknüpfend an eine Anzahl Krebslarven, die das Museum theils der Güte des Herrn Marcus Goldschmidt verdankt, theils vor kurzem vom Museum Godeffroy erworben hat. Nachdem Redner kurz das Bild des Baues eines langschwänzigeu Krebses vorgeführt und die Unterschiede der drei wichtigsten Unterordnungen der höheren Krebse, der Schizopoden, Stomato- poden und Dekapoden namhaft gemacht hatte, schilderte er ein- zelne Eutwickelungsreihen, die sich alle jedoch» auf die Entwicke- lung erst nach Verlassen des Eies beziehen. Während die Schizo- poden z. Tb. in der niedrigsten Form, die überhaupt bei der Entwickelung der Krebse vorkonmit, als sogenannte Nauplius das Ei verlassen, um dann durch die Zoeaform in die Mysisform überzugehen, verlassen die Stomatopoden, z. B. SquiUa, das Ei schon in einer der Zorn ähnlichen Gestalt als Älima, die früher — 331 — als eiu besoiitleres Krebsgenus galt. Uuter den Dekapoden sind es nun die Tascheukrebse oder Kurzscbwänzer, welche das Ei in der wahren Zoeaform verlassen ; die nächste Form führt den Namen Megalopa, welche, wie die Langschwänzer, einen ge- streckten Hinterleib haben, der im weiteren Verlaufe sich nach unten und vorne umschlägt und die Schwanzflosse verliert. Plummer und Languste kriechen bereits in der Mysisform aus, letztere freilich in ganz eigener Gestalt: als Phyllosomeu, welche weit im Meere, wo die Strömung am stärksten ist, gefischt werden, während die entwickelte Languste bekanntlich am Ufer gefangen wird. Dass die Umwandlung in der Tiefe des Meeres stattfindet, ist wahrscheinlich, jedoch noch nicht beobachtet. Gar- ueelen und Einsiedlerkrebse stehen eutwicklungsgeschichtlich zwi- schen letzteren und den Kurzschwäuzen. Die höchste Stelle nimmt entwicklungsgeschichtlich unser Flusskrebs ein, indem er keine Metamorphose durchmacht; er schlüpft fix und fertig als Garneele aus, welche nur die Schwanzflosse nicht völlig aus- gebildet hat. Durch Zeichnungen, wie durch Vorzeigung zahl- reicher Präparate, wurde das Vorgetragene erläutert. Samstag, den 21. Februar 1880. Vorsitzender Herr Dr. H. Schmidt. Herr Dr. W. Kobelt über Sicilieu. Siehe pag. 220. Samstag, den 13. März 1880. Vorsitzender Herr Dr. Noll. Herr Dr. Stricker über die Geschichte der natur- wissenschaftlichen Abbildung. Redner erwähnt, dass die ältesten Abbildungen noch ganz unter dem Eindruck der Phantasie stehen und auf wirkliches Sehen ganz verzichten. So wurden die Wunderdinge und Wundergestalten, von denen Herodot oderLivius erzählten, in ethnographischen und historischen Werken, wie Seb. M ü n s t e r's »Ethnographie« und Seb. Franc k's »Chronica der Welt«, ebenso in medicinischen Werken vielfach dargestellt. Interessant sind in dieser Beziehung zwei Werke über Missgeburten, die Redner vorzeigte, nämlich das des Frei- burger Arztes Schenk v. Gräfenberg (1.581 — 1598) und das des Bologneser Patriciers A 1 d r o v a n d i (1 525 — 1 609). Selbst — 332 — der grosse Leeuweuhock (1632 — 1723) versclimähte nicht Derartiges, was au vorgelegten Abbildungen denionstrirt wurde. Die älteste Art, wirklich Gesehenes darzustellen, war der Holzschnitt. Vorgelegt wurden der »Hortus sanüatis« von 1491 und das Thierbnch des ausgezeichneten Polyhistors Conrad G ess- ner (151G — 1555), das Pflanzenbuch des Valerius Cordus (151Ü — 1544). Ans dem Vergleich des ersteren mit den beiden letzteren ergibt sich der unendliche Fortschi'itt, welchen vom 15. bis zum 16. Jahrhundert der Holzschnitt machte. Bekannt- lich dauerte seine Blüthe nur kurz. Der Holzschnitt sank mehr und mehr zur rohesten Darstellung zurück und erst Ende des 18. und Anfang des 19. Jahrhunderts wurde er wieder zu höheren Zwecken cultivirt, anfangs in der Weise des Kupferstichs, später in ihm mehr entsprechender Art. Wie weit man auf diesem Wege gelangt ist, zeigt die vorgelegte Prubesannnlung des Bibliographischen Instituts von Meyer. Der Kupferstich herrschte fast 200 Jahre allein, vom Nieder- gang bis zum Wiederaufschwung des Holzschnitts und bis zum Aufkommen der Lithographie. Redner zeigt als Probe einer schlechten Leistung in dem Kupferstich ein naturwissenschaft- liches Werk von Halle vor, dessen Illustrationen hinter den ordinärsten Bilderbogen zurückstehen. Der von dem Erfinder Aloys Au er sogenannte »Natur- selbstdruck« wurde in verschiedeneu Proben vorgezeigt, ferner Proben von Photographie und Photolithographie ; zum Schluss die prächtig ausgeführten Tafeln zu einem demnächst von Chun erscheinenden Werke über gewisse Weichthiere ; dieselben sind hier iu dem Institut von Wilh. Winter in höchster Vollen- dung gearbeitet. Herr Dr. ßeicheubach hielt hierauf folgenden Vortrag über die Eozoon frage: Bis zum Jahre 1864 galt die Urgneissformation als versteine- rungslos. Da entdeckte der canadische Geologe Logau in dem körnigen Kalk dieser Formation knollige, von Serpentin durch- drungene Massen, welche er für organischen Ursprungs erklärte. Seiner Deutung schlössen sich bald der amerikanische Geologe D a w s o n und der grosse Hhizopodenforscher C a r p e n ter an. Man deutete jenes Gebilde als die Reste eines schalentrageuden Wur- zelfiisslers und nannte es Eozoon canadense, d. h. canadisches — 333 — Morgenröthewesen , weil mit ihm wohl das Leben auf unserem Planeten seineu Anfang genommen. Man fand auch bald ein Eo- goon bavaricnm und ein Eozoon hohcniicum und deutete sie in gleicher Weise. Diese Anschauung fand viel Anhänger, erfuhr aber auch den heftigsten Widerspruch, und bis heute ist die Eozoonfrage noch nicht endgültig gelöst, wenn auch die Lösung seit den For- schungen von Moebius in Kiel nach der Verneinung der animal- schen Natur gravitirt. Die Frage ist eine schwerwiegende, denn die ürgneissformation hat eine Mächtigkeit von 30,000 Metern, und wenn Eozoon ein organisches Wesen war, so muss während der Ablagerung jener Formation bereits ein niederer Temperaturgrad geherrscht haben, was bekanntlich einer bisherigen Anschauung, nach welcher der Urgneiss ein Theil der Erstarrungskruste der glutflüssigen Erd- masse ist, widerspricht. Ferner müsste der Ursprung des Lebens auf uuserm Planeten viele Jahrtausende zurückgelegt werden und ausserdem wäre die animalische Natur des Eozoon eine bedeutende Stütze für die Descendenzlehre, indem dann der Nachweis er- bracht wäre, dass die allerniedersteu Organismen auch in der That die zuerst entstandenen sind. Der Vortragende erläuterte nun zunächst an der Hand von Abbildungeu und mittelst vorliegender Exemplare aus dem Museum, den Bau der hier in Betracht kommenden Wurzelfüssler, vorzugs- weise der Nummuliten. Die Schale der ächten Rhizopoden zer- fällt in bestimmt angeordnete Kammern, die durch verzweigte Canäle verbunden sind. Die Kalkschale trägt fast überall feiue, senkrecht auf die Kammerwand gerichtete Poreucauäle, durch welche das lebende Thier, das im Wesentlichen eine einzige Zelle repräsentirt, Proto- plasmafäden in das Wasser ausstrahlt, um seine Beute zu erjagen. Wie verhält sich nun hierzu das Eozoon? Es zeigt bräunlichgrüne Bänder von Serpentin in einer Haupt- richtuug verlaufend, un regelmässig gebogen, 2 — 5 mm dick, 8 — 10 und mehr mm lang. Die einzelnen Serpentinstreifen sind durch verästelte oder einfache schmale Streifen und Bänder verknüpft (Stengel). Das ganze System jener Serpentiugebilde liegt in einer Kalkmasse ein- gebettet, in der zuweilen auch Olivinkrjstalle von mehr oder — 334 — weniger abgerundeter Clestalt sich vorfinden. Als vierter Gemeng- theil zeigen sich seideuglänzende Asbestfasern, welche die Serpen- tinstreifen umgeben. Diese Verhältnisse wurden vom Vortragenden an einem besonders schönen Stück ächten canadischeu Eozoons, welches er der Güte des Herrn Professors Moebius in Kiel ver- dankt, demonstrirt. Nach der Anschauung der Auhänger der animalischen Natur des Eozoons repräsentirt der Kalk die Schale, der Serpentin die Ausfüllungsmasse der Kammern, die Stengel entsprechen den Ver- bindungscanälen und die Chrjsotilfaseru sind die Ausfüllungs- massen der feinen Porencanäle. Das Verhältuiss jener Bestandtheile zu einander wurde in jüngster Zeit in vorzüglicher Weise von Moebius in Kiel unter- sucht. Seine mit 18 prachtvollen Tafeln gezierte Arbeit findet sich in der Zeitschrift »Palaeontographica« 1878 niedergelegt, über welche Schrift Redner nun sich eingehender verbreitet. Gegen die auimale Natur des Eozoon sprechen nach M oebius u. a. folgende Momente: Die Grösse der Serpentiukammern schwankt zwischen 1 — 30 mm Länge und 5 — 10 mm Breite und ausserdem besitzen sie keine be- stimmte Grundform ; oft haben sie Aehulichkeit mit Olivinkrystallen, was besonders ins Gewicht fällt, da Serpentin das Umwandlungs- produkt des Olivins ist. Die Ausfüllungsmassen der Porencanäle sind nicht rund, sondern prismatisch, und liegen unmittelbar an- einander, während doch Kalk dazwischen sein müsste. Auch be- halten sie auf lange Strecken ihre parallele Richtung bei, anstatt senkrecht auf den Serpentiukammern zu stehen. Die Form der Stengel ist so überaus wechselnd und complicirt, dass man nicht auf organischen Ursprung schliessen kann. Dann endlich lässt sich kein Bildungscentrum nachweisen, von dem aus die peripheren Theile successiv sich entwickelt haben, ein Umstand, der sich bei allen derartigen organischen Gebilden nachweisen lässt. Für die thierische Natur des räthselhaften Gebildes haben sich neuerdings Dawsou und Carpenter energisch aus- gesprochen (»Nature« 1879, 20) und dabei ein demnächst er- scheiuendes grösseres Werk mit zahlreichen Abbildungen über diesen Gegenstand in Aussicht gestellt. Auch auf die von diesen Forschern gegen Moebius gemachten Einwände, die jedoch all- gemeiner und negativer Natur sind, geht der Vortragende. genauer — 335 — ein und schliesst damit, dass die Frage gegenwärtig immer noch nicht als endgültig gelöst angesehen werden könne, so bedeutende Gründe auch Moebius gegen die auimale Natur ins Feld führe, da auch die Namen Dawson und Carpeuter schwerwiegende seien. Was die Descendenzlehre betreffe, so sei sie durch die Existenz jenes Wesens ebensowenig bewiesen, wie widerlegt. Schliesslich demonstrirt der Vortragende zwei ausgezeichnete Dünnschliffe von Eo^oon canadense unter dem Mikroskope, die er ebenfalls Herrn Professor Moebius verdankt, von denen der eine besonders gut die Polarisatiouserscheinungeu der Chrysotilfasern erkennen lässt. Samstag, den 1. IV!ai 1880. Vorsitzender Herr Dr. H. Schmidt. Herr Dr. Julius Ziegler, au seine vor einem Jahre ge- haltenen Vorträge über phäuologische Beobachtungen und über thermische Vegetations-Constanteu an- knüpfend, berichtet zunächst über den Verlauf der Vegetatious- Entwicklung zu Frankfurt a. M. von 1879/80 und macht auf die regelmässigen Veröffentlichungen aufmerksam, welche in aus- gedehnterer Weise durch die Jahrbücher der K. K. Central-Anstalt für Meteorologie und Erdmagnetismus in Wien, in kürzerer Uebersicht durch den Jahresbericht des Physikalischen Vereins dahier und laufend durch die monatlichen Witternngs- und Gesundheitsberichte des Herrn Dr. Spiess stattfinden. Der Vor- tragende legt ferner eine Zusammenstellung*) der gesammten hie- sigen pflanzenphänologischen Beobachtungen vor, bei welcher auch ältere Aufzeichnungen, soweit sie brauchbar erschienen, berücksichtigt wurden. Des am 26. December in Salzburg dahingeschiedenen Phäno- logen Carl Fritsch und seiner rastlosen Thätigkeit auf dem von ihm vorzugsweise gepflegten neuen Gebiete der Natur- wissenschaften gedenkend, legt derselbe eine Reihe von neueren Mittheilungen aus verschiedenen Ländern vor, wobei er jedoch den Mangel eines einheitlichen Arbeitsplanes beklagt. Unter den *) Im Hinblick auf eine weitere Vervollständigung derselben, wird ihre Drucklegung erst später stattfinden. — 336 — genannten sind es die schwedischen*), welche die grösste Anzahl der Beobachter (bis zn 300) aufweisen, mit deren Hülfe es gelaug »Isophanen« -Linien gleichzeitiger und gleichartiger Vegetations- Erscheinuugen (z. B. des ersten Blühens gewisser Pflanzen), ähn- lich den Isothermen, herzustellen. Eingehender besprochen wurde das Buch : Phänologie der Dorpater Liguosen, ein Beitrag zur Kritik phänologischer Beob- achtnngs- und Bereehnungsmethoden von Prof. Dr. A. J. von Oettingen (Dorpat 1879). Der Verfasser spricht sich gleich- falls und entschieden für das Boussiugault'sche Gesetz aus, wo- nach der Eintritt einer Vegetationsphase wesentlich von der Temperatur und der Zeitdauer derselben abhängig, mit anderen Worten eine Funktion von Temperatur mal Zeit sei. Bei den erhaltenen sogenannten Wärmesummen habe nun von Oet- tingen die von A 1 p h o n s e de C a u d o 11 e angenommenen »nützlichen« Ausgangstemperaturen (vom Verfasser »Schwellen« genannt) in Rechnung gezogen und sei unter Steigerung der Uebereinstimmung der Summen zu bestimmten, nach Pflanze und Vegetationsstufe verschiedenen Wertben für ihre »Schwellen« gelangt. Anderweitige Berechnungen ähnlicher Art, auch mit Zugrundelegung der an einem besonnten Thermometer erhaltenen Temperaturmaxima nach Hermann Hoffmann's Verfahren, lieferten keine so günstigen Ergebnisse; selbst von Oettiugen's bestes Beispiel stehe vielmehr hinter einzelnen unmittelbar nach Hoff manu gewonnenen Summen zurück. Dagegen erhofl't der Vortragende einen weit günstigeren und nutzbringenderen Erfolg von seinen schon früher**) ins Auge gefassten Berechnungen der oberen Grenzen der (im phJluo- logischeu Sinne) »nützlichen« Temperaturen. Wenigstens lassen die bisher vorliegenden Ergebnisse diese Erwartung als berechtigt erscheinen, und sprechen dieselben überdies zu Gunsten der von ihm herrührenden Zähluugsweise von gleicher zu gleicher Vege- tationsstnfe. *) Hildebrandsson, Ililclebrn ud. l5tat des glaces, epoques de la Vegetation et de la migration des oiseaux en Suede. Arne 11, H. Willi. Om vegetationens utveckling i Sverige, ären 1873—75. **) Jahresbericht der Senckenbergischen naturforschenden Gesellschaft für 1878/79 S. 118. Um dem Mangel an einem Widerstands- und versandtfäbigen allgemein anwendbaren und vergleichbaren Besonuungstbermo- meter abzuhelfen, hat Herr Dr. Ziegler einen Apparat her- gestellt, bei welchem ein geeigneter kleiner Thermograph in eine 200 Gramm Quecksilber haltende Glaskugel eingelassen ist. Es soll also die Erwärmung dieser Masse mit den Vegetationsleistungen- in Vergleich gezogen werden. Von den aufgelegten Büchern etc. wurden der Gesellschaft als Geschenk übergeben: Boussingault, Die Land wirthschaft in ihren Beziehungen zur Chemie, Physik und Meteorologie. Deutsch vonGraeger. 2 Bände, und A. de Gau d olle, Geographie Botaniqueraisonnee. 2 Bände. Hieran schloss sich ein Vortrag von Herrn Dr. Geyler über die Pflanzenwelt Neu -Seelands an, wozu demselben die neuliche Schenkung des Herrn Dr. Julius vouHaast— 6 bis 700 Pflanzenarten aus Neu-Seeland — Veranlassung gab. Von derselben liegt eine Auswahl besonders interessanter Pflanzenformen zur Besichtigung auf. Nachdem Redner die geographischen Verhält- nisse kurz besprochen, ging er daran, von der Flora der Insel im Zusammenhange mit den orographischen und meteorologischen Verhältnissen ein Bild zu entwerfen. Der Gebirgszug, der die beiden Inseln der Länge nach durchzieht, ist hauptsächlich von dem Be- gleiter und gewissermassen Schüler von Hochstetter's, Herrn Julius von Haast, seit 1860 durchforscht; von palaeozoischen Schichten aufgebaut, erreicht er in der südlichen Insel eine Höhe von 4000 m. An Schönheit der Scenerie soll diese Alpenland- schaft nach Haast die unserer Alpen noch übertreffen. Auf der Westabdachung sind die Niederschläge sehr beträchtlich, 3500 mm (in unseren Alpen nur 2000 mm), auf der Ostseite Neu-Seelands betragen sie jedoch nur 800 mm. So begreift es sich, dass die beiden Abhänge sehr ungleiche Vegetation haben. Die Schneegrenze ist bei ca. 7200 Fuss ; grossartige Gletscherströme, wie der Franz- Joseph-Gletscher auf der Westseite steigen bis 5 — 700 F. über dem Meer herab ; seine Ränder von Myrten, Farnen und Cordylinen und nur wenig entfernt von der Arekapalme umsäumt. Das durch die Nähe des Oceans sehr feuchte und darum gleichmässige Klima — mittlere Sommertemperatur 15,5°, Wintertemperatur 8° (Sommer- temperatur von Frankfurt 18 — -19", die des Winters 0 — 1*^) — ist einer starken Waldvegetatiou höchst förderlich. Zweier Pflanzen 22 — 338 -- halber haben zwar die Maori, die kräftigen Einwohner der Inseln, durch Niederbrennen dieselbe sehr eingeschränkt; von Pteris escii- lenta liefert der Wurzelstock Nahrung, Phormium tenax Kleidung etc. Der immergrüne Wald ist auf der nördlichen Insel besonders von der breitblätterigen Dammara australis gebildet, deren Stämme sich bis 100 F. astfrei erheben und einen Durchmesser von 14 F. erreichen. Auch tropische Formen sind ihm beigemischt, wie Baumfarne bis 40 F. Höhe, dann die Areca scqnda, Cordyline, an W^aldlianeu Freycinetia und Hipogonuni ; die übrigen vertreten die Lorbeer- und Olivenforni ; die Proteacee Knightia excelsa gleicht der Pyramidenpappel; hierzu kommen noch die Coniferengattungen Podocarpus und Phyllocladus, letztere mit blattälmlichen Zweigen. Die Epiphyteu sind hauptsächlich Farne; von kleineren ausdau- ernden Gewächsen kommen eingemischt hauptsächlich vor : Myrta- ceen, Laurineen und Coniferen über 100 Arten. Leguminosen und Gräser sind wenig vertreten, letztere nur 6°/o, einjährige Gewächse fehlen überhaupt infolge des gleichmässigen Klimas völlig. Aus dem Gebirgswalde, der dem in den südlichen Anden ähnlich ist, macht Redner a. A. 2 hochstämmige, lederblättrige Buchen, die bis 4200 F. hoch vorkommen, namhaft ; noch höher bis 5800 F. kommt neben Fagus Sohndri noch Lihocedrus BiäiviUi und Phyllocladus alpinus vor; Fagus differtioides als Strauch sogar bis 6600 F.; von dieser Zone bis zur Schneegrenze findet sich die eigentliche Alpenflora, z. Th. aus sehr kleinen, am Grunde aber holzartigen Pflanzen bestehend, unter welchen sich auch euro- päische Gattungen,*) z. B. Baminculus, Gentiana, Veronica finden, daneben Ericaceen, Rubiaceen und besonders holzige Compositen. Auf den 5000 Quadratmeileu enthält Neu-Seelaud nur 1000 Gefässpflanzen und unter denselben allein 115 Farnarten; infolge der abgesonderten Lage ist die Zahl der endemischen Arten sehr gross — 72 ''/o; interessant ist es, dass die Flora von der Australiens sehr verschieden ist, Eucalypten und Acacien fehlen hier ganz, Proteaceen hat Neu-Seeland nur 2 Arten, dagegen 23 Epakrideeu. Von europäischen Arten nennt der Vortragende Scirpus marifi- mus, Juncus hufonius, Luzula campestris, Lampsana communis etc. *) NB. Die äussere Form ist oft abweichend von den europäischen Arten. Dr. F. lüukelin, Secr. 339 Inhalt. Seite Bericht, erstattet am Jahreöfeste, den 30. Mai 1880, vou Dr. F. C. Noll o Verzeicbniss der Mitglieder: I. Stifter 23 II. Ewige Mitglieder 24 III. Mitglieder des Jahres 1879 25 IV. Neue Mitglieder für das Jahr 1880 31 V. Ausserordentliche Ehrenmitglieder 31 VI. Correspondirende Mitglieder 32 Verzeichniss der eingegangenen Geschenke: a. Von Frau Gräfin Louise Böse, geb. Gräfin von Reichen- bach-Lessonitz 36 b. An Geld 36 c. An Naturalien 36 d. An Büchern 41 Verzeichniss der durch Tausch erworbenen Bücher und Zeitschriften 46 Verzeichniss der angekauften Bücher und Zeitschriften 56 Uebersicht der Einnahmen und Ausgaben 59 Bilanz per 31. Dec. 1879 60 Vorträge und Abhandlungen : Ueber Schieferung von Dr. H. Loretz 61 Eisenglanz und Kalkspath. Ein Beitrag zur vergleichenden Mineralogie von Dr. Friedrich Schärft. Mit Tafel I. IL 117 Die Reptilien und Amphibien von Syrien, Palästina und Cypern von Dr. Oskar Böttger. Mit einer Tafel und einem Situa- tionsplan des Krokodilflusses 132 Siciliana von W. Kobelt. Mit Tafel V . . 220 Die Organisation der Krustaceen. Vortrag, gehalten in der Jahresfest-Sitzung am 30. Mai 1880 von Dr. Fe rd. Richters 241 — 340 — Seite Neue Lepidopteren aus Madagaskar , die sich im Museum der Senckenberg. naturforschenden Gesellschaft befinden. Ver- öffentlicht Anfang November 1880 von M. Saalmüller. . 2-58 Palaeontologische Notizen aus dem Mainzer Tertiär. Von Dr. Otto Meyer. Mit Tafel VI 311 Anhang : a. Sectionsberichte. 1. Bericht über die herpetologische Section in 1879/80 . . . 323 2. Bericht über die couchologische Section 824 3. Bericht der Section für Mineralogie im Jahre 1879 .... 326 b. Protokoll- Auszüge über die wissenschaftlichen Sitzungen während 1879/80 327 Druckfehler. Seite 289, Zeile 9 von unten, lies »Fusculalis« statt Fuscomaculalis. Seite 295, Zeile 4 von unten, lies »Pusillalis« statt Pusilallis. Malllau & Waldschmidt. Frankfurt a. M. 'df. Elbii -JK Freibi'rg Scharff Tafl. *i= l-lbrl I ^R Elba lO [■•■< ^ Elba 5>^^ n 1^ ^f^'^'; M >n I ^?^ ■-.'■V, ■>.:■/ .:-'■■/- "'- V^:- , ^:rf^ /.:■>- ^^r