W^lt^^'^^'-i, ^ . 'r^;t;^ •-r. i' :-'> "-"Xi ^- T 1 .^•. S •'VI -* N/VT %ni^. pbrarü of tlje Stuscum OK COMPARATIYE ZOÖLOGY, AT HARVARD COllEGE, CAMBRIDGE, MASS. The gift of OhjL ) -'^ojkA^o>^^J^sirr-^^ No. -^(Thr, Bericht über die Senckenbergische naturforschende Gesellschaft f^rankfurt am Main. ""Vom Juni 1882 bis Juni 1883. Die Directinii dor Senckenbergischen naturforschenden Gesellschaft beehrt .sich hiermit, statuteugemäss ihren Bericht über das Jahr 1882 bis 1883 zn überreichen. Frankfurt a. M., im September 1883. Die Direction: Dr. med. Heinrich Schmidt, d. Z. erster Director. Dr. philos. hon. c. Hauptmann z. D. L. von Heyden, d. Z. zweiter Director. Dr. phil. Friedrich Kinkel in, d. Z. erster Schriftführer. Dr. med, Wilhelm Loretz, d. Z. zweiter Schriftführer. Bericht übor (lip Senckenbergische naturforschende Gesellschaft in Fraiikfiirt am Main. Ei-f^tattet am Jahresfeste den 27. Mai 1883 Dr. philos. hou. c, Hauptmann z. D. L. TOn Heyden, d. Z. zweiter Direetor. ->4*-$- TI o c li o; e e h r t e V o r s a m ni 1 n n «■ ! Die Seockeiibercfische naturforschende Geselli^oliaft sieht mit dem jetzigen .Tahresfeste im 66 Lebensjahre nnd nimmt in ihrem ehrwürdigen Alter auch schon desshalb eine hervorragende Stellung unter verwandten Schwesteranstalten ein ; aber nicht diese lange Reihe von Jahren allein, räumt ihr diese Bevorzugung ein, sondern die Senckenbergische naturforschende Gesellschaft war seit ihrer Stiftung am 22. November 1817 stets bemüht und bestrebt den Zwecken der Stifter, zu der Erkenntniss und Verbreitung der Naturwissenschaften in unserer Vaterstadt zuerst, dann aber in den weitesten Kreisen beizutragen, gerecht zu werden. Zeugniss davon legen ab das reichhaltige Museum der Gesellschaft, das in einzelnen Theilen nur mit den gri'jssten ähnlichen Anstalten in der gesammten Naturwissenschaft treibenden Welt rivalisiren kann, — ihre Publicationen, die zu den gesuchtesten gehören und wahr- haft epochemachende Arbeiten enthalten, dann aber auch die Menge der Gelehrten and znni Tlieil Meister der Wissenschaften, die gerade in dem Verkehr mit der Senclcenhergischen naturforschendeu Gesellschaft entweder die erste Anregring oder doch bedeutende Fijrderung ihres Strel)ens empfanLren haben ; hat doch die eiuzehie Stadt Frankfurt in diesem Augenblicke mehr Lehrer auf deutsche Hochschulen und in das Ausland entsaiult als mancher ganze Staat. Wenn auch in dem verflossenen Jahre keine besonders wich- tigen Momente in dem Leben der Gesellschaft zu verzeichnen sind, so wird doch der Jahresbericht, den ich Ihnen heute, als Ihr IT. Director zu erstatten habe, bezeugen, dass wir mit Beruhigung auf des abgelaufene Jahr zurückblicken können. In dem Pei\SOnalbestsiii(le der Gesellschaft sind folgende Veränderungen vorgekommen : Neu hinzugetreten sind : die Herren Adolf B 1 u m e n t h a 1 , Moritz Diester weg, Lud w i g Doct or , Dr. med. Anton Fresenius, J. Greis s, P. Hesse, Sie gm und Jeidels, Dr. A. Mannheimer, Franz liitter, Matteo von Steiger, Friedrich Store k. Ihren Austritt haben erklärt: Die Herren Franz A n t. Buchka, Joseph Blumeuthal, Dr. jur. Franz Gas pari, Joseph Dibelka, Justizrath Dr. Ellissen, Carl Franck, Carl L u d w i g F u n c k , Staibliüthelc obliegt, besteht wie seither uns den Herren Prot". Dr. Lucae, Dr. Noll, Dr. Petersen und I. Bibliothekar Dr. Stricker. Die Commission tür die Redaction des vorjährigen Jahres- berichtes bestand^aus den Herren Dr. von Hey den, Dr. F. Kinkel in und Dr. Julius Ziegler; die specielle Redaction übernahm Herr Dr. Z i e g 1 e r. Der Bestand der Sectionäre der verschiedenen Abtheilungen unserer Museunissammluiigeu , ist derselbe geblieben wie im Vorjahre, mit alleiniger Ausnahme, dass der seitherige Mit- sectiouär Herr Dr. L o r e t z , wie schon erwähnt, von hier weg- gezogen ist und seinem Collegen, Herr Dr. 0. ßoettger nun vorerst die Sorge für diese Sectiou allein obliegt. Die Sectionäre sind für : Vergleichende Anatomie u. Skelette Prof. Dr. Lucae. Säugethiere 1 t^ t^ .. 1 1 ,,.. °, Dr. RüppeU. Vogel j Reptilien und Amphibien . . . Dr. Boettger. Fische vacat. lusecten mit Ausschluss der Lepi- dopteren Dr. von Heyden. Lepidoptereu Oberstlieut. Saalmüller. Crustaceen Dr. Richters. Weichthiere Dr. Kobelt u. Heynemann. Niedere Thiere Dr.Noll u.Dr.Reichenbach. Phanerogameu Dr. G e y 1 e r. Cryptogamen AdolfMetzler. Mineralogie Dr. Seh au f. Geologie Dr. Petersen. Zoopaläontologie Dr. Boettger. Phytopaläontologie Dr. G e y 1 e r. Für momentan verwaiste Sectiouen hat der jeweilige II. Director, zu dessen Functionen besonders auch die Ueberwachung des gesammten Sammlungsmaterials gehört, einzutreten. Verwaltungssitzungen wurden 10 abgehalten, denen jedes- mal Directionssitzungen vorausgingen. Wissenschaftliche Sitzungen faudeu 7 statt uud wurden darin folgende Vorträge gehalten : I. Sitzung am 18. November 1882: 1) Dr. W. Kobelt: Ueber seine Wanderungen in Nord-Afrika. 2) Dr. L. von Hey den: Ueber die von Dr. Kobelt in Sj)anieu und Nord- Afrika gesammelten Insecten. IL Sitzung am 12. December 1882: Prof. Dr. Lucae: Vor- stellung der hier in Frankfurt anwesenden Sanujjeden. III. Sitzung am 16. December 1882: 1) Dr. Loretz: Ueber einige Abdrücke und Formen zweifelhaften Ursprungs in Schicht- gesteinen. 2) Dr. Julius Ziegler: Einige kleinere Mittheilungen. IV. Sitzung am 13. Januar 1883: Prof. Dr. Lucae: Zur Entwicklung der Hirnwindungen von Menschen und Atfeu. V. Sitzung am 17. Februar 1883: Dr. W. Kobelt: Fort- setzung und in VI. Sitzung am 3. März 1883: 1) Derselbe: Schluss seines Reiseberichtes über Nordafrika und Spanien. 2) Dr. von Heyden : Bemerkungen, im Anschluss hieran, über seine im Jahre 1868 unternommene Reise nach Spanien und Portugal. VIL Sitzung am 28. April 1883: 1) Dr. H. Reichenbach: Ueber wichtige neuere Anschauungen auf dem Gebiete der Zellen- lehre, mit mikroscopischen Demonstrationen Zellentheilung be- treffend. 2) Dr. F. Kinkel in: Ueber Bohrkerne bei der Diamantbohrung. Ferner wurde am 10. März 1883 eine ausserordentliche Ver- sammlung, in dem mit der Büste Tiedemann's geschmückten Saale, abgehalten. Es galt den Bericht der Commission über den zu Ehren des 50jährigen Doctorjubiläums Tiedemann's »über die beste physiologische Arbeit im weitesten Sinne des Wortes, welche in den letzten 4 Jahren erschienen« gestifteten Preis, der in diesem Jahre zum 3. Male zu vergeben war, entgegen- zunehmen. Die Prüfungs-Commission bestand aus den Herren : Prof. Dr. Lucae, als Vorsitzender, und Dr. Geyler, Dr. Lepsius, Dr. Rehn und Dr. Reichenba eh. Nach ein- gehender, gewissenhafter Würdigung einer grosser Anzahl von Arbeiten, deren Erledigung zahlreiche Sitzungen nöthig machte, wurde die Commission schlüssig den Preis , bestehend in einer silbernen Denkmünze und einer Summe von 500 Mark dem Herrn Geheinierutli Dr. Robert Koch, im Kuiserl. Gesundheitsamt iu Berlin, zuzuerkennen für die Entdeckung der Tuberculose- Bacilleu. Curse von Lehrvorträgen wurden und werden gehalten: 1) Von Prof. Dr. Lucae: lieber die Organisation uud Lebens- weise der tSäugethiere, Vögel, Reptilien, Amphibien und Fische. 2) Für Vorlesungen aus dem Gebiete der Geologie mit ExcursioDen in diesem Sommer war Herr Dr. Öchaut vorgesehen, doch konnte derselbe den Cnrsus, wegen seiner Berufung als llülts- lehrer der Mathematik am Gymnasium, nicht beginnen. Herr Dr. Kinkel in hatte die Güte dafür einzutreten und giebt iu wöchentlich einem Vorträge einen Ueberblick über die geolo- gischen Verhältnisse der Umgegend von Frankfurt, woran sieb Excursionen scliliessen. Der letztjährige Jahresbericht, der jedem Mitgliede zu- gestellt worden ist, enthält ausser dem Berichte des H. Directors für das Jahr 1881 — 82, noch folgende Vorträge und Abhand- lungen : 1) üeber Vervollkommnung der Arbeitstheiluug im Thier- reich. Vortrag gehalten bei der Jahresfeier am 4. Juni 1882, von Dr. Heinrich Reichenbach. 2) Nach den Säulen des Hercules von Dr. VV. Kobelt. 3) Die Chrysiden oder Gold- wespen aus der weiteten Umgebung von Frankfurt, besprochen von Hauptmann z. D. Dr. von Hey den. 4) Zweite Liste von Reptilien und Batrachiern, gesammelt 1881 — 82 auf Sicilien von Herrn Chefinspector Carl Hirsch, von Dr. 0. Boettger. 5) Ge- dächtuissrede auf Dr. Friedrich Scharff, gehalten am 17. De- cember 1881 von Dr. Wilhelm Sc häuf. 6) Zum Andenken an Dr. Carl Koch von Dr. phil. Friedrich Kinkel in. Ferner sind darin enthalten die Protocollauszüge aus den wissenschaftlichen Sitzungen von 1881 — 82. Das letzte Heft der Abhandlungen, welche die Gesellschaft herausgiebt (Heft I. des Bandes Xlll.) enthält folgende Arbeiten: 1) Dr. Job, Chr. Gast. Liicae: Die Statik und Mechanik der Quadrupeden an dem Skelet und Muskeln eines Lemur und eines Choloepns. 2) Dr. 0. Boettger: Die Amphibien und Reptilien von Marocco IL Abtheilung. 8) Dr. med. Otto Körner: — 10 — Beiträge zur vergleichenclen Anatomie und Physiologie des Kehl- kopfes der Säugethiere nnd des Mensehen. Auch in dein verilossenen Jahre war der Zuwachs der Sammlungen ein recht bedeutender und stehen die Geschenke als eine Art dieser erfreulichen Vermehrung auch diesesmal obenan, ein Zeichen, dass das Interesse au den Bestrebungen der Gesell- schuft und an der Vervollständigung der Sammlungen, die eines- theils dem Publikum durch die öffentliche Schaustellung die Möglichkeit bieten sollen, der Erkeuntniss der Natur näher zu treten und anregend auf das Selbststudium zu wirken, andererseits dem Specialforscher neues Material zuführen sollen, — ein sehr reges und weitverzweigtes ist. Heute soll hier nur der gütigen Geber gedacht werden, da die ausführliche Angabe der werthvoUen Geschenke dem gedruckten Jahresberichte vorbehalten bleibt. Ihnen allen sei hier öffentlich der Dank der Gesellschaft abgestattet. A. Geschenke. 1) Die Sammlung für vergleichende Anatomie erhielt als Geschenk von unserem Landsmann, Dr. med. Ger lach in Hongkong 12 Chinesen-Schädel und Antilopengehörn, von der Neuen zoologischen Gesellschaft einen braunen Bär und Ameisenfresser. 2) Die S ä u g e t h i e r s a m m 1 u n g erhielt Geschenke von : Hauptmann Dr. von Heyden, der Neuen zoologischen Gesellschaft, Wildprethäudler Joh. Chr. Geyer, Dr. F. Richters, Adam Koch. 3) Die Vogelsammlung: Von Herrn Graf von Böse, Heinrich Flinsch, Hauptmann Dr. von Heyden, Oberstlieutenant Saalmüller, Th. Matthes, Inspector J. G. G. Mühlig, Friedrich Wagn er, Franz Eckstein, Baron Adolf von Har- u i e r in Echzell, Georg H o f m a n n , Postseeretär S c li m i 1 1 , Frau Marie Streng-Knoblauch, Mr. E. Lascelles Mars ton Hier, G. A. Schuhmacher, Carl Hildebraudt, Dr. W. Kobelt, Frau Wüsthoff, Dr. F. Kinkelin, Dr. F.Richters, Jean List, Bell i- Se u ff erhel d , Förster Fritz Hoffmann in Almenrod bei Lauterbach und von Inspector Mühlig den Mageninhalt der Waldschnepfe, während des Frühjahrs und Herbstes. 4) Die Amphibien- und Reptilieusammlung: von — 11 — Herrn Carl Knoblauch in Bilbao, Anton Stumpf auf Mada- gascur, Oliefiusi)ector C. Hirsch in Palermo, H. Simou in Stutt- gart, Pharniaceut H oll mann in Vegesack, SiegmuncI Winter Hier, G. A. Boulen ger in London, Zoolog. Ho fcab i n o t in Wien und 0. Retowski in Theodosia. 5) Die Pischsamml u ng: von Dr. Noll, llofratli Dr. Pauli in Lübeck und G. Eckhardt in Bockenheim. 6) Die In sect eusanim lung: von Herrn L. Kautcnberg Hier, Anton Stumpf auf Madagascar, Carl K n o b 1 a u c h in Bilbao. 7) Die Cor allen sam m luu g: von Herrn Wilhelm M e tz - 1er, Hier. 8) Die Moll usk ens amml uug: von Herrn F.D. Heyne- in a n n , Hier. 9) Die botanische Sammlung: von Herrn Wilhelm van den Velden , Richard Loc h mau n, Palme ugart enge Seil- schaft, Hier, G. Senuholz und Oberlaudesgerichtsrath Arnold in München. lU) Die zoopaläon t 0 1 og isch e Sammlung: von den Herreu C ar 1 F u 1 d a , H. H e i d , Ingenieur L. Becker, Di-. Julius Ziegler, Dr. H. Loretz, Director H. Hoheneniser und stud. Hilmar Koth e, Hier. 11). Die Mineralien- und G esteiussamml ung : von Herrn Alb. von Reinach, Freifräulein Sofie von Tornia in Roos in Ungarn ein Meterorit, Franz Ritter, Hier, Stud. Achilles Andreae, Prof. F. Mühlberg in Aarau, Dr. F. Kinkeliu, Hier, Wilhelm Metzler, Hier, Dr. W. Schauf und Redaction der Frankfurter Zeitung. B. Im Tausch gegen Sammluugsdubletteu erhielten wir Gegenstände und zwar gegen Reptilien und Amphibien aus Mada- gascar : 1) Für die Vogelsammlung: Von dem Institut Linnaea Hier, 13 Arten von der Insel Salanga uud 9 Arten von Guate- mala, die alle der Sammlung noch fehlten. 2) Für die Reptili eusam m 1 u ng: von demselben Institut eine Suite Reptilien aus Senegambieu und vom Naturhistorischen Museum in Lübeck. — 12 — 3) Ferner im Tausch gfgeu Coleoptereu-Dubletten : vod Herrn Amtsrichter Müller in Lauterbach in Oberhessen eine Anzahl Reptilien von Chile, 4) IHirch Tausch und Kauf von Herrn F örster in Hamburg ein (iavial (Ganyes-CrocodU). 5) Für die botanische Sammlung durch Tausch eine Pirus sudetica von Herrn Paul Ossyra, Hier. 6) Im Tausch gegen eine madagassische grosse Assel-Art (Sphaerothcrmm) zumeist aber als Geschenk von Privatdocent Dr. Bertkau in Bonn eine grosse Suite (100 Arten in 273 Exem- plaren) einheimischer Spinnen. Es ist dies eine sehr schätzens- werthe Bereicherung unserer Sammlung, die seit 1834, dem Weg- zuüce des frühereu Sectionär Dr. med. Reuss, sich kaum um benannte Arten vermehrt hat. Diese Sammlung soll durch eine zweite Serie vervollständigt werden, so dass wir ujit einem Male in den Besitz des grössten Theiles der aus Deutschland be- kannten Spinnenthiere gelangen. C. Durch Kauf wurden erworben : 1) Für die vergleichende anatomische Sammlung: a) Von Herrn Dr. Ziegler in Freiburg: Wachspräparate, und zwar der Primordialschädel, 5 Präparate und Entwicklung des Ainphioxiislanccolatas 25 Präparate, b) Von Herrn Wilh. Schlüter in Halle : Präparat der inneren Tlieile von junger Katze und Frosch. 2) Für die Sä u ge thiersamm l uug von Herrn Förster in Hamburg 3 Affenarten. 3) Für die Vog elsani ml u ng: von der Linnaea, Hier, 3 Arten und von Dr. Rey in Leipzig, 4 Arten. 4) Für die Reptilien- und A m phi bieu samml uug: von Herrn Conrad Kläsi z. Z. in Atschin : eine grosse Anzahl Arten in vielen Exemplaren, ferner von Herrn Pharmaceut H o 11- m a n n in Vegesack und der Linnaea, Hier. 5) Für die Ins ect e n sani ml ung: von Herrn Conrad Kläsi in Atschin: eine grössere Anzahl werth voller lusecteu aller Ordnungen. Von Herrn Kunsthändler Honrath in Berlin: Schmetterlinge aus Asien, Afrika, Australien und den Philippinen. Von Dr. Otto S t a u d i n g e r in Dresden : Gattungsrepräsentanten von Schmetterlingen aus Süd-Amerika, Indien, Australien und Afrika. — 13 — 0) Für die MdI 1 usko n sam ni In n p;: Von (ler l-iiniap;u Hior, 2 Collpctinnon Coi-icliylien, von Dr. lleinrioli Doli in in Stettin eine An/.ahl Coucliylien. 7) Für die botanisolie Sa in m 1 u ii g : Norrliii & Ny- 1 an der: Hcrharnim LicJiaiuw Fenwiar fasc I — TX. Von Dr. Raenitz in Königsberg: 1 Hcrharhim Amrricannm und 7 Hn- harium Enro^mmm. 8) Für die M i ner a lio n sa ra ni 1 n ng: ein sehr schöner Amethyst und ein Quarz mit Flüssigkeitseinschhiss. 9) Für die geologische Sa m m 1 u n g : die letzte (7.) Suite von Gesteinen des Gotthard-Tunnel. Ebenso wie die Naturaliensammlnngen wurde auch unsere Bibliothek durch namhafte Geschenke vermehrt, von denen be- sonders zu erwähnen sind : Von Herrn Tnspector J. G. G. Mühlig: 1) Entomologist's Annual Jahrgang 1855—74. 20 Bände. 2) Stainton. The natural history of the Tineina. Band 1-13. 1855—73. Das letztere hatte Herr Mühlig im Jahre ISGO als inter- nationalen Preis in London gewonnen für denjenigen Forscher der von 20 Arten Kleinschraetterliugen die noch unl)ekannte voll- ständige Entwicklnngsgeschichte zum Druck füi- eben dieses Werk einliefern konnte. Von Herrn Geheimen Bergrath Prof. vom Rath in Bonn: Sein Werk : Durch Italien und Griechenland nacb dem Heiligen Lande. Band I und TL Von Herrn Dr. W. Kobelt: 1) Rossmässlev's Iconographie der europäischen Land- und Süsswassermollusken. Nene Folge. Band I. Lief. 1. 2. 2) The American natnraliste. Vol. 16. No. 1. nnd 2; Vol. 17. No. 1. und 3. Ferner schenkte Herr Dr. Emil Bnck bei seinem Wegzüge von Hier eine Standuhr, die nun im Treppenhanse aufgestellt ist, und hat für die Zeit seines Ablebens die Gesellschaft znm Erben seiner Bücher- nnd Schriften-Sammlung, ebenso seiner Mikroscope etc. eingesetzt. Die Städtischen Behörden bewilligten auch dieses Jahr eine Subvention von 2000 Mark für die Daner vom 1. April 1883 bis 1. April 1884, wofür die Gesellschaft auch hier wiederholt deu verbindlichsten Dank abstattet. — 14 — Die Thätiglceit in ilen einzelnen Sectionen ist schon znm Tbeil bei Besprechnncr der nenen Acquisitioneu erwähnt worden, überall waren die Sectionäre, die ja nur ihre von den ßernfs- ffeschäften erübrigte freie Zeit auf ihre unterstellte Sectionen ver- wenden können, bemüht die vorhandenen Bestände zu ordnen und im Stande zu halten, neuen Zuwachs zu bestimmen und einzu- reihen. Ausführliche Berichte der Sectionäre w^erden in dem ge- druckten Jahresbericht mitgetheilt werden. Das Werk, das Herr Oberstlieutenaut Saalraüller mit Zugrundelegung unserer reichhaltigen Sammlung über die Schmetter- linge von Madagaskar bearbeitet ist zum grijsstcn Theile gedruckt und die 3 letzten Tafeln in Arbeit ffenommen. Es liefft in der Natur der Sache, dass ein so umfangreiches Werk, das die ge- sammte Literatur in seinen Bereich ziehen muss, nur allmählich znm Abschluss gelangt; in vielen Fällen müssen auswärtige Museen und Forscher befragt werden und lange dauert es oft bis Antwort kommt, während dieser Zeit muss aber der Drnck uiiterbrochen werden. Bei einer derartigen Arbeit kann aber auch das Material nicht gleich gänzlich fertig gestellt werden, da täglich neue Ent- deckungen mit benutzt werden müssen. Als weitere besonders hervortretende Momente im Leben unserer Gesellschaft seien noch erwähnt: 1) Herr Paul Kessel- meyer hat mit der Gesellschatt einen Vertrag abgeschlossen, wo- nach sich die Gesellschaft verpflichtete, das von Herrn Kessel- meyer hinterlassene europäische Phanerogameu-Herbarinm zu er- halten, zu ergänzen und zu vervollständigen, sowie auch die Synouymen-Auf'stellung, gleichwie sie Herr K e s s e 1 m e y e r be- gonnen, fortzuführen, während Herr Kesselmeyer der Gesell- schaft ein Capital übergiebt, das bei ungefähr 400 Gulden Jahres- zins die Gesellschaft in den Stand setzen soll, das Herbarium aufzustellen und in olien genannter Weise zu verwalten. Ausser- dem erhält die Gesellschaft zu diesem Zwecke die auf Phanero- gamen bezügliche botanische Bibliothek des Herrn Kessel meyer und zur Aufbewahrung die 3 eichenen Schränke, in denen sie auch bisher enthalten war. 2) Mit den verwandten Nachbarvereinen stand die Gesellschaft im besten Verkehr, so war bei der Generalversammlung des Nassau'schen Vereins für Naturkunde in Wiesbaden am 17. De- ceniber 1882, und bei den Sectionsversammluugeu desselben — 15 — Vereins in Goisonlioim am 5. Mai d. J. die Gesellschaft durcli ihren IL Divector vortreten. Mit anderen Vereinen standen wir im eifrigsten Schriften verkehr nnd mit zwei anderen konnten neue Verbindungen angeknüpft werden, mit dem Mnseo civico in Genua und dem natnrwissenscliaftlichen Verein der Universität Wien. Das erstere verfügt namentlich über reiche Schätze, be- sonders aus den Sunda-Tnseln, Neu-Gninea nnd Mozambique. 3) Am 17. Deccmber 1882 fand die Enthüllungsfeierlichkeit der Büste des verstorbenen Prof. Dr. lind. Boettger im Bo- tanischen Garten statt, wobei die Gesellschaft durch ihren da- maligen I. Director, Herr Dr. med. Hob er t Fridberg ver- treten war. 4) Zu dem III. Deutschen Geographentage, der in Frankfurt vom 29.— 31. März 1883 stattfand, hatte die Gesellschaft auf Einladung des hiesigen Hanptcomite, Herrn Dr. Kobelt als Comite-Mitglied für die Vorbereitungen zu der Versamndung und der damit verbundenen geographischen Ausstellung delegirt. 5) Der HI. Jahresbei'icht der Grätlich von Bose'schen Stiftung wurde durch den bestellten Administrator, Herrn Dr. jur. P. Hertz og, zur Kenntniss der Gesellschaft gebracht. Auch dieses Jahr konnte der Gesellschaft ans den Erträgnissen, nach AbzAig der vertragsmässigeu Quote für Errichtung von Schulen und Unterhaltung von Schulhäusern eine namhafte Summe zur Verfüofuu«^ gestellt werden. 6) Noch in den letzten Tagen wurde eine neue Sendung Madagassischer Naturalien von unserem corresp. Mitgliede Herrn A. Stumpf auf Nossi-be als bereits abgegangen, avisirt. Meine Herren ! Zum Schlüsse meines Berichtes möchte ich Ihre Aufmerksamkeit anf einen Gegenstand lenken, der von grosser Wichtigkeit für die Art nnd Weise der Vermehrung unserer Sammlungen zu werden verspricht. Jeder Besucher unseres Mu- seums muss staunen über die Menge der prachtvollen Repräsen- tanten der gesammteu Thierwelt ans allen Zonen der ganzen Erde, zuoleich wird er aber auch bemerken wie unverhältnissmässio- schwach unsere heimische Wirbelthierfauna vertreten ist. Es ging auch hier wie es dem Privatsammler meist geht, was man leicht haben kann, verschiebt man auf andere Zeiten ; erinnere ich mich doch als ich meine Coleopteren-Sammluug vor Jahren im Winter neu ordnete und ich an die bekannten Maikäfer kam, so fand — 16 — sich in meinen vielen Kästen kein einziger vor und ich musste bis zum Vorsommer diese Lücke lassen. So geht es auch mit den höheren Thiereu ; mancher Frennd unseres Museums denkt, wozu soll ich eine Elster sclieuken, die ist gewiss in Menge vor- handen — und doch war bis vor wenigen Wochen dieses häufige Thier in unserer Sammlung nur durch ein altes unansehnliches Exemplar vertreten. Bei manchen Thierarteu, besonders Jagdthieren liegt der Fall etwas anders. Wer wird eine Schnepfe schenken, deren Braten so gesucht ist ? der Schütze kann meist nicht kunstgerecht abbalgeu und wenn es im Museum geschieht, so ist der Braten durch die Art und Weise des Abbalgens meist iingeniessbar. Wer wird einen vollständigen starken Rehbock liefern, da der Jäger die Stangen als Trophäe behält? Und in Wirklichkeit besitzen wir auch keinen europäischen Rehbock und Hirsch, wohl aber exotische Arien in Menge. Ein wisseuschaftlicher Vergleich im Museum ist also zur Stunde nicht möglich. Die Absicht ist nun in Zukuuft gerade der Deutschen Säugethier- und Vogelfauna unsere besondere Aufmerksamkeit zu schenken ; in der letzten Zeit hat unsere beginnende Lokalsammlung, besonders durch Anregung unseres sehr thätigen und gewissenhaften L Custos Herrn Adam Koch, bereits ansehnliches Material zugewiesen erhalten. Meine Bitte an die Freunde unseres schönen vatei-siädtischen Instituts, das ja den Zweck hat, Lehriniitel zugänglich zu machen, geht nun dahin, gerade auch in dieser Richtung das Museum der Sencken bergischen uaturforschenden Gesellschaft im besten Andenken zu behalten und die Zuneigung auch durch Zueignung zu beweisen, denn auch bei uns gilt der Spruch : »Natura maxinie miranda in miniinis.« oder mit anderen Worten »Die Natur ist gerade in ihren kleinsten unscheinbaren Wesen am bewunderungswürdigsten« — oder mit noch anderen Worten : Wir nehmen dankbarst auch die kleinste Gabe für unsere zu beginnende Lokalsammlung entgegen. Verzeiclniiss der Mitglieder clor Senckenbergischen naturforschenden Gesellschaft. I. Stifter.*) Becker, Johannes, Stiftsgävtaor am Sonckfinberfrischon med. Institut. 1817. t 24. Nnvoml)or 18;^n. Boeg'ner, .Toli. Willi. Jos., Hr. mod., Mincmloge (1S17 zweiter Secretär) 1S17. f 16. Jnni ISuS. Bloss, Joli. fireors", Olaspimeister, Entomologe. 1S17. f 20. Felmiai- 1820. Bnt'li, Joli. Jak. Casimir, Dr. med. und pliil., Mineraloge. 1817. f If!. März 1851. Cretzsclimar, Phil. Jakob, Lehrer der Anatomie am Senckenhergi.schen med. Institut (l'>17 zweiior Dirertor.) 1817. Lehrer der Zoologie von ]82(') liis Ende 1844, Physiku.s und Administrator der Renekenbergischen Stiftung. t 4. Mni 1845. *Ehrinann, Joli. Christian, Dr. med., Medicinalrnth. 1818. f 1". Angnst 1827. Fritz, .Toh. Christoph, Sclmeidermeister, Kntomologe. 1817. f 21. August 1835. *Freyreiss, fieorg' Wilh., Prof. der Zoologie in Rio .laneiro. 1818. f 1. April 1825. 'Gmnelins, Joachim Andreas, Danquier. 1818. f 7. Deconiber 1852. von Hej'üen, P^arl Hciitr. dfeorg", Dr. phil., Obcrlieutenant, naclimals Schötf und Bürgermei.ster, Entouiologe. (1817 erster Secretär.) 1817. f 7. .Tau. 1866. Helm, Joh. Friedr. Anton, Verwalter der adligen uralten Gespllsuhait des Hauses Fraueuslein. ^onchyliologe. 1817. f 5. März 1820. *Jassoy, Ln(hv. Daniel, Dr. jur. 181^. f 5. October I8:";i. *Kloss, Joh. Georg Burkhard Franz, Dr. med., Mcdicinaliath, Prof. 1818. t 10. Februar 1854. *Loelni, Joh. Konra«! Kaspar, Dr med., Geheimerath, Stabsarzt. 1818. t 2. September 1828. *]\Tetzler, Friertr., Banquier, Geheimer (!ommerzienrnth. 1818. fll März 1825. Meyer, Boruhard, Dr. med., ITotVath, Ornithologe. 1817. f 1- .Tanuar 1836. Miltenherff, Wilh. Adolph, Dr. phil., Prof., Mineraloge. 1817. f ?'!• Mai 1824. *Melber, Joh. Georg David, Dr. med. 1818. f 11. August 1824 Neeff, Christian Ernst, Dr. med., L(dn-er der Botanik, Stifts- und Hospitalarzt am Senckenbergianum, Prof. 1817. f 15. ,Iuli 1849. Nenburg, Joh. Georg, Dr. med., Administrator der Dr. Senekenberg. Stiftung, Mineraloge, Ornithologe. (1817 erster Director.) 1817. f 25. Mai 1830. *) Die 1818 eingetretenen Herren wurden nachträglich unter die Reihe der Stifter aufgenommen. 18 *rte Neiifvillo, Matthias Willi., Dr. med. IRlS.'f 31. Juli 1842. Rens, Joli. Willi., ITospitulmoistcr am Dr. Soiifkeiibcri;-. DürgiM-lioRpital. 1817. t 21. Ocfobor 1818. *Riil)j)ell, Willi. Peter Fdiiard Simon, l>r med., Zoolocje nml Minoralogo. 1818. Stein, Joli. (!aspar, Apcfhelcor, Dofnniker. IS] 7. f Ki. April 1834. Stiebel, Salomo Friedricli , Dr. imnl., Geheimer llolViiih, Zoologe. 1S17. t 20. Mai ISCX. *Varrentrai)p, Joli. Konr., Physikm^, Prof., Admiiiistr.i.tor der Dr. Sonckeuberg. Stiftung. 1818. t 31- März ISCO. Voelcker, (>eorg Adolf, Handelsmann, Rritonio'.oge. 1817. f V.). .Tnli lS2(i. ■Wenzel, Heinr. Karl, Gelieiniovatli, Prof.. I)r., Director der Piimatischen medicinischen Spccialsclinle. 18] 8. -j- Ifi. October 1827. *v. Wieseiiläülten, Heinr. Karl, Freilierr, Königl. bair. 0))erst Lieutenant, Mineraloge. ISl.s. | H. November 1820. *v. Gerning, .Toli. Isaali, Geln. Path, Entomologe. 1818. f 21. Febr. 1837. *v. Soeniiiierring, Sainnel Tlionias, Dr. med., (ieheimeratb, Prof. 1818. t 2. März 1830. *v. Betliniann, Simon Moritz, Staat'irath 1818. f 28. December 1826. II. E\vi§:e Milgiieder. Ewige Miiglioder sind solche, welche, anstatt den gewcjhiilicheu Beitrag jährlieli zu entrichten, es vorgezogen liahen, der Gesellschaft ein Capital zn sclienken oder zu vermachen, dessen Zinsen dem Jahresbeiträge gleichkommen, mit der ansdrüclclichen T^estimmnng, dass dieses (Kapital verzinslich angelegt w^erden müsse nnd nnr der Zinsenertriig desselben zur VeiMnehrnng nnd ITnterhaltnng der Samm- lungen verwendet werden dürfe Die den Namen bi'igedrnckten Jahreszahlen l)ezeichnen die Zeit der Schenkung oder des Vermächt- nisses. Die Namen sämnitlicher ewigen Mitglieder sind auf einer Marmovtafi'l im Museumso:el)iLude bleibend verzeichnet. Hr. Simon Morit/ vonRetiunaün. 1827. » fiieorg Heinr. Scltweurtel. 1828 » Joliann Friedr. Ant. Helm. 1829. ^^ Georg' Lndwig (■lontard. 1830. FranSnsanna Elisabeth IJetlinianu- Holweg. 1831. Hr. Heinrich Mylius sen. 1844. « fteorg Meleliior Mylins. 1814. » Baron Ansscliel Mayer von ä'otli- schild. 181.5. ■•■ Johann (ireorg Scliinidhoni. 1845. * Jolianu Daniel Sonchay. 1845, Hr. Alexander v. Hethmann. 184tS. » Heinr. v. Hethniann. 1846. y Dr. jur. Rath Fried r. Schlosser. 1847. > Stephan von dinaita. 1817. >^ H. L. Di)bel in Rata via. 1847. » G. H. Kanck-Steeg. 1848. - Dr. J. J. K. Ruch. 1851. - (i. von St. (ieorge. 18-53. J. A. (irnnelins. 1853. P. F. (!h. Kroger. 1854. » Alexander Gontard. 1854. — 1!> Hr. M. Frhr. v. IJelliiiiaiiii. 1854. * Dl. Fdiijvnl Uiiimoll. 1S57. - Dr. TIi. Ad. .lalv. Hin. Miillor. 1858. - Julius Aostlo. 1S()0. > E^ Dr. j(ir. Eduard Soncliay. 18r.2. » J. N. GriiHondoich. 18(;i. >> E. F. K. Eiittiior. 18r.5. » K. F. Kropp. 1800. » Jonas Mylins. 18(;r). > Constantiii Tolluor. 1807. " Dr. Ilorniann von Mo.vcr. 186:». » Dr. Vi'. I). S(5nnnorring-. 1871. » J. G. H. Petscli. 1871. TTr. Rernliard Dondorf. 1872, >- Friedrich Karl Itiicker. 1874. > Dr. Friedricli Hessenber^-. 1875 ■>• Ferdinand Lanrin. 1870. > Jakob IJernliard Rikoff. 1878. > Job. Heinrich Roth. 1878. ' J. Pli. Nicol. Manskopf. 1878. » Jean Noe dn Fay. 1879. » fis:. Frledr. Metzler. I88n. Fr. Louise Wilhelmine Eniilie Gräfin Böse, geb. Gräfin von Relchen- bach-Lessonitz. 1880. H)'. Carl An«-Hst Graf Böse. 1880. » fiust. Ad. de Nenfville. 1881. III. Mitglieder des Jahres 1882. Die a r li e i t e n d e n sind mit * b o z e i o li n e t. Hr. Alt, Franz. 187a, » Alt, F. G. .Tnhannos. 1869. » Anrlroae, Achille. 1878. » Androae, Arthur. 1882. » Androao, llorni.,P>anl\-Direct. 1878. » Androae, TT. V., Dr. med. 1819. » Andrftae-Pa,>^f5avant, .Tcan, Diroctor. 1869.. » Andreae-GoU, ,1. IC. A. 1848. » Androae-Goll, I'hil. 1878. >- Androae-Winclvler, .Tob. 1809. » Andreae, Rudolph. 187S. » Angelheira, .T. 187."). » *As]i:enasy, Eugen, Dr. phil., Prof. 1871. » Anffarth, F. B. 1874. y *Raader, Friedrich. 1878. » Bacher, Max. 1878. » Bachfeld, Friedrich. 1877. y Baer, S. L., Buchhändler. ISGO. » Baer, Joseph, Diroctor. 1873. » Bärwiudt. J., Oberstabsarzt, Dr. med. 1860. » Bansa, Gottlieb. 1855. Hr. Bansa, Julius. 1860. » Bansa-Rtreiber, K. 1860. >^ *Bardorfr, TCarl, Dr. med. 1864. » de Bary, TTeinr. A. 1878. » de Bary, .Tak., Dr. med. 1866. >^ 'Bastier, Friedrich. 1876. * Beclfor, Adolf. 1878. » *BecTver, Ludw., Ingenieur. 1877. » Berg, Tv. N., Dr. jur., Senator. 1869. » Berle', I\arl 1878. » Bertholdt, Job. Georg. 1866. » Best, Karl. 1878. » V. Bethmann, S. iVl., Baron. 1869. » Beyfus, M. 1873. !> *Blnm, .T. 1808. > ^Blumenthal, E., Dr. med. 1870. » Blumenthal, .Tos. Leop. 1806. » *Boclienheimer, Dr. med. 1864. » Böhm, .Tob. Friedr. 1874. » *Böttgpr, Oscar, Dr. pbil. 1874. » Bolongaro, Karl Ang. 1800. » Bolongaro-Crevenna, A. 1869. » Bolongaro-Crevenna, J. L., Stadt- rath. 1866. 20 — Hr. Bonn, Karl. 18GG. >> Bonn, Phil. Bch. 1880. » Bontant, F. 186G. » Borgnis, J. Fr. Franz. 18711. » Both, J. B. 1824. » Braunfels, Otto. 1877. » Brentano, Anton Theotl. 1S7B. » Brentano, Ludwig, Dr jur. 1842. » Brofffc, Franz. 18G(;. » Brofft, Theodor, Stadtrath. 1877. >■> Bvom., Wilh. Leonh. 1S60. » Brückmann, Phil. Jac. 1882. » Brückner, Wilh. 1846. » Bnchka, Franz Anton. 1854. » *Buck, Emil, Dr. phil. 1879. » Büttel, Wilhelm. 1878. » Cahu, Heinrich. 1878. » Cahn, Moritz. 1878. » *Carl, Aug., Dr. med. 1880. » Caspari, Franz, Dr. jur. 1877. » Cassel, Gustav. lS7o. » Chun, 01)erlphror. 1806. » Olaus, I>an. Andr. 1870. » Cnyrim, Ed., Dr. jur. 187?.. » Cnyi-im, Vict., Dr. med. 186G. » Cornill-GoU, Wilh. 1878. » Creizenach, Ignaz. 18G9 » Defize, Adolf. 1873. » Degonev, K., Dr. 18GG. » *Deichler, J. Gh., Dr. med. 18G2. » Delosea, Dr. med. 1878. » Dibelka, Jos. 1873. » Doctor, Ad. Heinr. 18G9. « Dondorf, Carl. 1878. » Dondorf, Paul. 1878. » Donner, Karl. 187?.. >■> V. Donner, Phil. 1859. » Drexel, Heinr. Theod. 1803. y Dncca, Wilh. 1873. » Edenfeld, Feli.x. 1873. » Ehinger, August. 1872. » Ehrhard, W., Ingenieur. 1873. » Ellissen, Justizrath, Dr. jur. 1860. » Euders, Gh. 18G6. » Engelhard, Bernhard. 1877. » Engelhard, Karl Phil. 1873. » Engelhard, Robert. 1878. Hr. Ep.stein, Theodor. 1873. » von Erlanger, Baron, Ludw. 1882. » Eyssen, Remigius Alex. 1882. » FabriciuR, Franz. 1882. » Feist, Eduard. 1878. » Pellner, F. 1878. ■t. *Fingor, Oberlehrer, Dr. phil. 1851 » Finger, L. F. 1876. >^ Flersheim. Ed. ISGO. » Flersheim, Ifoli. 1872. » Flesch, Dr. med. 1860. » Flinsch, Heinr. 18GG. * Flinsch, W. 1869. » Frank, Karl. 1880. » Franz, Jean. 1878. » Fresenius, Ph., Dr. phil. 1873. >^ Frey, Philipp. 1878. » Freyeisen, Heinr. Phil. 1876. » *Fridberg, E-ob., Dr. med. 1873. » Friedmann, Jos. 1869. » Fries, Fried r. Adolf. 1876. » V. Friscbing, K. 1873. » Fritsch, Ph., Dr. med. 1873. » Froh mann, Herz. 1873. » Fuld, S., Dr. jur. 1866. » Fulda, Karl Herrn. 1877. * Funck, K. L. 1873. » Garny. .Tob. .Tak. 1866. » Geiger, Berthold, Dr. Advocat 1878. » Gering, F. A. IRiWI. ■ » Gersou, .Tak., Generalconsul. 1860. » Getz, Max, Dr. med., Sanitätsrath. 1854. » Geyer, Job. Christopb. 1878. » *Gey]er, Herm. Theodor, Dr. phil. 1869. » Gockel, Ludwig, Director. 18G9. y^ Goldscbmidt, Ad. B. H. 1860. » Goldscbmidt, Marcus. 1873. » V. (Toldschmidt, Leop., General- consul. 1869. » Gontard, Moritz. 1850. » Gottbold, Ch , Dr. phil. 1873. ^ Graubner, Friedrieb. 1873. » Greiff, Jacob. 1880. » Gross, Max. 1878. — 21 Hl- (jrüiu'baum, M. A. 18(i".\ » Grünebiuiin, Fjudwiff. 1881. » Gruneliiis, Adolf. lS-i^. » Grunelius, Moritz E]duavd. J8(>'.i. » V. Guaita, Max. 18G9. > Gaudersheiiii, Joseph. 1873. * Häberliu, E. J., Dr. jur. 1871. » Hahn, Adolf L. \., Consul. 18');». » Hahu, Auton. 18(39. » Hahn, M..ritz. 1873. » Hamburger, K., Dr. jur. 1866. » Hanimeran, K. A. A , Dr. pliil. 1875. » Hanau, Heinrich A. 186!). > V. Harnier, Ed., Dr. jur. 1866. » Harth, M. 1876. » Hauck, Christ., Stadtrath. 1860. » Hauck, Georg A. H. 1842. » Hauck, Alex. 1878. » Hauck, Moritz, Advocat. 1873. » Heimpel, Jakob. 1873. » Henninger, Heinrich. 1877. » Henrich, Joh. Gerhard. 1860. » Henrich, K. F., juu. 1S73. » Herz, Otto. 1878. » Hessel, Julius. 1863. » Heuer, Ferd. 1866. >' *v. Heyden, Luc, Dr. phil., Haupt- mann. 1860. » V. Heyder, Georg. 1844. » *Heyneuiaun, D. Fr. 1860. » Höchberg, Otto. 1877. » Hoff, Joh. Adam. 1866. » Hoff", Karl. 186m. » Hohenemser, H., Director. 1S66. » Holthof, Carl, Stadtrath. 1878. » V. Holzhausen, Georg, Frhr. 1867. » Holzmann, Phil. 1866. » Ihm, August. 1866. » Jacobi, Rudolf. 1843. » Jacquet Sohn, H. 1878. Die Jägersche Buchhandlung. 1866. Hr. Jassoy, Wilh. Ludw. 1866. >' Jeanrenaud, Dr. jur., Appellations- gerichtsrath. 1866. » Jeidels, Julius H. 1881. » Jeidels, Sigmund. 1882. » Jordan, Felix. 1860. llr. .Tost, Konr., Apotheker. 1859. ' Jourdan, Jacob. 1878. >^ Jügel, Karl Franz. 1821. » Jung, Karl. 1875. » Kalb, Emil, Hankdircctor. 1878. » Kahn, Hermann. 1880. » Katheder, K. 1863. » Katzenstein, Albert. 1869. » Kayser, Adam Priedr. 1869. » Kayser, J. Adam. 1873. » Keller, Adolf, Rentier. 1878. » Keller, Heinr., Buchhändler. 1844. » *Kesselmeyer, P. A. 1859. » ^Kessler, F. J., Senator. 1838. » Kessler, Heinrich. 1870. » Kessler, Wilh. 1844. » Kinen, Karl. 1873. » *Kiukeliu, Friedr., Dr. phil 1873. » Kirchheim, S., Dr. med. 1873. » Kissel, Georg. 1866. » Kling, Gustav. 1861. » Klitscher, F. Aug. 1878. » *Kloss, H., Dr. med., Physikus, Sanitätsrath. 1842. » Klotz, Karl Const. V. 1844. » Knabenschuh, Jakol), jun. 1877. » Knips, Jos. 1878. > Knopf, L , Dr. jur., Stadtrath. 1 869. » *Kobelt, W., Dr. med. 1877. » Koch, Joh. Friedr. 1866. Königl. Bibliothek in Berlin. 1882. Hr. Königswerther, Martin. 1878. » Kohn-Spcyer, Sigism. 1860. » Kotzenberg, Gustav. 1873. > Krämer, Johannes. 1866. » Kraussold, Dr. med. 1878. >•- Krebs-Pfaff, Louis. 1878. V Kreuscher, Jacob. 1880. » Küchler, Ed. 1866. » Kugele, G. 1869. » Kugler, Adolf. 1882. » Kuseuberg, II. J., Director.- 1873. » Ladenburg, Emil. 1869. » Laemmerhirt, Karl, Director. 1878. » Landauer, Wilh. 1873 » Lang, R., Dr. jur. 1873. » Langer, Dr. jur. 1873. 22 — PTr. Laiitensohläger , Alex , Director. J878. » Lauteren, K., CouhuI. 1869. » Lcscbhorn, Ludvv. Karl. 18G'J. » Leser, Phil. lS7o. » Liiidheimer; P]rnst. 1878. » Liiulheimer, Gerhard. 1854. » Liiidheimer, Julius. 1S7ü. » Lion, Benuo. 1873. » Lion, Franz, Director. 187o. » Lion, Jakob, Director. 18GI). » Lion, Siegmuud, Director. 1873. » Lochuiann, Richard. 1881. » Lölir, Clemens. 1851. » Loretz, A. W. 186' May, Julius. 1873. » May, Martin. 1866. » Merton, Albert. 1869 » Merton, W. 1878. » Merzbach, A. 1873. V Metteuheimer, Chr. Heinr. 1873. » *Metzler, Adolf. 187U. - Metzler, Albert, Htadtrath. 1869. » Metzler, Gustav. 1859. » Metzler, Karl. 1869. Hr. Fr llr Metzlcr, Wilh. 1844. Minjon, Hcrm. 1878. Minoprio, Karl Anton. 1821. Miuoprio, Karl Gg. 1869. Mohr, Oberlehrer, Dr. phil. 1866. Mouson, Joh. Gg. 1873. Muller, August, Dr. pliil. 1882. Müller, Joh. Christ. 1866. Müller, Paul. 1878. Müller, Siegm. Fr., .Fustizrath, Dr., Notar. 1878. Mumm von Schwarzeustciu, Alb. 1869. Mumm V. Schwarzenstein, D. H., Dr. jur., Senator. 1869. Mumm V. Schwarzenstein, Herui., Generalconsul. 1852. Mumm V. Schwarzenstein, P. H., juii. 1873. Mumm V. Schwarzenstein, W. 1856. Mylius, Karl Jonas, Architekt. 1871. Nestle John, Georg. 1878. Nestle, Hermann. 1857. Nestle, Julius. 1873. Nestle, Richard. 1855. NeubeLt,.A¥. L., Zahnarzt. 1878. Neubürger, Dr. med. 1860. Neustadt, Samuel. 1878. do Neufville-Lüttner, Gust., Geh. Conmierzienratli. 1859. de Neufville-Siebert, Friedr. 1860. de Neufville, Otto. 1878. Neu mann, Alfred. 1881. Neumüller, Fritz. 1875 Niederhofheim, A., Director, 187-3. *Noll, F. C, Ober!., Dr. sc. nat. 1863. V. Obernberg, Ad., Dr. jur. 1870. Ochs, Hermann. 1873. Ochs, Karl. 1873. Ochs, Lazarus. 1873. Odrell, Leop., Dr. jur. 1874. Ohlenschlager-deBary, Wilhelmine 1882. . Ohleuschlager, K. Fr.,Dr med. 1873. Oplin, Adolph. 1878. Oppenheim, Guido. 1873. Oppenheimer, Charles,Consul. 1873. — 23 Hr. Orteubach, Friodr. 1853. » il'Urville, Friodr. 181(). » O.sterrictli. Frau/.. 18(>7. » Osten-ietli-v. Bilil. 1800. » Osterricth-Laurin, Aug. 18()G. » Osterrietli, Eduard. 1878. » 0!S.>iyra, Paul. 1882. » Oswalt, H., Dr. jnr. 187^. » Parrot, .J. Cli. 1873 » Passavant, Gast., ]>j-. med. 185'J. » Passavaiit, Herrn. 185!'. » Passavant, Robert. 18GU. » Passavant, Rudolf. 18()'.). » *Passavaut, Theodor. 1851. » ^Petersen, K. Tli., Dr. phil. 1870. » Petsoh-Goll, Phil., Couuuerziea- rath. 1860. ^ Pfaehler, F. W. 1878. » Pfefiel, Aug. 1869. * Pfeftel, Friedr. 1850. » Pfefferkoru, K., Dr. jur. 1856. » Pfeiler, Eugen. 184G. » Pleift'er, C. W., Subdireetor. 1880. » Pieg, K., Steuerrath. 1873. » Ponfick, Otto, Dr. jur., Rechts- anwalt. 1869. » Posen, Jakob. 187o. » Prestel, i'erd. 1866. » Propach, Rol)ert. 1880. » Quilliug, Friedr. Wilh. 1869. » Rauteuberg, Leopold. 1873. » Ravensteiu, Simon. 1873. Die Realschule, Lsi'aelitische. 1869. Hr. 'Kebu, J. H., Dr. med. 1880. » Mieicbenbach, J. 11 , Dr. pliil. 1879. » Reillensteiii, .1. P. 1878. » V. Reiuacb, Alb., iJaron. 1871 '. » lieinganum, Paul, Dr. jur. 1878. » Reiss, Enocli. 1843. » Reiss, Jacques, Geb. Commcrzieu- rath. 1844. » Reiss, Paul, .Advocat. 1S78. > Reu.sH, Dr. jur., Sch-Ui. 18-21. » Ricard, .VdoH'. 1866. » Ricard, L. A. 1873. » *Ricüters, A. J. Ferd., Dr. 1877. » *Ripps, Dr. med. 1856. Hr. Kitter, Franz. 1882. » Hittner, Georg, (!i;li. roninier/.ieii- rath. 1^^60. » Rödiger, Konr., J)r. [ihil., Direc- torialrath. 1859. j- Rössler, F., Münzwardcin. 1866. » Rössler, Hector. 1878. » *Roose, Wilh. 1869. > Roth, Gaorg. 1878. ' Roth, Job. Heinrieb. 1878. -> Rothamel, Fritz. 1882. » V. PjOthscbild,M.K.,Generalconyul, Freiberr. 1843. » V. RotLscbild, Wilh., Generalconsul, Freiherr. 1870. » RuefF, .Julius, Apotheker. 1873. » Rühl, Louis. 1880. » Rumpf, Dr. jur., Cousuleut. 1866. » *Saalmüller, Max, Oberstlieut. 1878. » Sacbs, Job. Jak. 1870. » Sanct-Goar, Meier. 1866. » Saudbageu, Wilh. 1873. » Sauerläuder, J. D., Dr. jur. 1873. * Scbäfer, Friedrich. 1879. » Scbarff, Alexander. 1844. » Scbaub, Carl. 1878. » *Scbauf, Wilh., Dr. ])bil. 1881. » *Scbeidel, Seb. AI. 1850. V Schenck, W. 1878. - Scbepeler, Ch. F. 1873. V Scherbius, G. Th. 1869. » Scberlenzky, L>r. jur. 1873. >' Schiele, Simon, Director. 1866. V Scblenimer, Dr. jur. 1873. :. Scbmick, J. P. W., Ingeuieur. 1878. » Schmidt, Adolf, Dr. uied. 1832. « *Sciimidl, Heiur., Dr. me.l. 186(1. V Scluuidt, J. Chr., Dr. ured. 1876. » Schmidt, Konrad Fr. 1872. » Schmidt. Louis A. A. 18'(1. > *Schmidt. Maxim,, Dr. vet., Director. 1866. » *Schmidt, Moritz, Dr. med. 1n70. » Schmidt-Polex, Adolf. 1855. •' Schmidt-Rumpf, L. D Phil. 1876. ^^ Scbmidt-Scbartt, Adolf. 1855. » Schmölder, P. A. 1873. — 24 Hr. Schölles, Joh., Dr. med. 1866. » '^Schott, Eugen, Dr. med. 1872. » Schulz, Heinr., Dr. jur. 1866. » Schwarz, Georg Ph. A. 1878. « Schwarzschild, Fan. 1878. » Schwarzschild, Moses. 1866. » V. Schweitzer, K., Dr. jur., Schöft'. 1831. >- V. Seydewitz, Hans, Pfarrer. 1878. » *Sicbert, J., Dr. jur. 1854. » Siebert, Karl August. 1861). » Sömmerring, Karl. 1876. » Sonnemauu, Leopold. 187o. » Souchay, A. 1842. » Spcltz, Dr. jur., Senator. 186U. » Speugel, Friedrich. 1878. V Speyer, Georg. 1878. ^ Speyer, Gustav. 1873. .> Spiess, Alexander, Dr. med., Saiii- tätsrath. 1865. » Stadermann, Ernst. 1873. » *Stetlau, Ph. J., Dr. med. 1862. » V. Steiger, L. 1S6'J. » Steru, B. E., Dr. med » Stern, Theodor. 1863. » *Stiebel, Fritz, Dr. med. » V. Stiebel, Heinr., Consul. 186U » Stilgebauor, Gust, Baukdirector. 1878. » Stock, Wilhelm. 1882. » ^Stricker, W., Dr. med. 1870. » Strube, Jak., Hot'rath. 1873. » Strubell, Bruno. 1876. » Sulzbach, Emil. 1878. » Sulzbach, 11 üd. 1861). 1S65. 1849. Hr. Trier, Gustav. 1879. » Trost, Otto. 1878. >' Umpfenbach, A. E. 1873. Hr. Üna-Maas, S. 1873. » Varreutrap[), Fr., Dr. jur. 1850. » * Varrcntrapp, Georg, Dr. med., Geh. Sanitätsrath. 1833. » Varreutrapp, J. A. 1857. » von den Velden, Fr. 1842. » Vogt, Ludwig, Director. 1866. » *Volger, Otto, Dr. phil. 1862. » Volkert, K. A. Gh. 1873. » Weber, Andreas. 1860. >> Weiller, Hirsch Jacob. 1869. V Weismauu, Wilhelm. 1878. » Weis, Albrecht. 1882. » *Weuz, Emil, Dr. med. 1869. >' Wertheimber, Euiauuel. 1878. » Wertheimber, Louis. 1869. » Wetzel, Heinr. 1864. » Wiesner, Dr. med. 1873. V Winter, W. Chr. 1852. » Winter, Wilh. 1881. » *Wirsing, J. P., Dr. med. 1869. » Wirth, Franz. 1869. V Wittokind, H., Dr. jur. 1860. V Woltf, Adam. 1873. > Wolt'skehl, H. M., Commerzion- rath. 1860. Hr. Wüst, K. L. 1866. >^ Wunderlich, Gg. 1869. >^ ZickwoHf, Albert. 1873. Hr.*Ziegler, Julius, Dr. phil. 1869. >' Ziegler, Otto, Directoi". 1873. » Zimmer, Georg Carl. 1878. IV. Neue Mitglieder für das Jahr 1883. Hr. Blumenthal, Adolf. » Diesterwcg, Moritz. » Doctor, Ludwig. » Fresenius, Ant., Dr. med. » Greiss, Jacob. Hr. Hesse, P. i» Jeidels, Sigmund. » *Lep9ius, B., Dr. phil. » Mannheimer, A., Dr. » V. Steiger, Matteo. Hr. Storck, Friedr. — 25 — Y. Ausseronlcntliclie IvlireiiuiilftliiMlor. Hr. Mühlig, J. G. G., Inspoctor (von hier) » Erckel, Theodor (von hier). 1875. » Hetzer, Wilhelm (von hier). 1878. 1872. VI. Coriespoudireiide Elireiimitgiieiler. Hr. Rein, J. J., Prof., Dr., Marburg. 1876. VII. CoirespoiKlirende Mitglieder. *) 1823. Radius, Justus, Dr. med. inLeijjzig. 182-5. de Laizer, Comte Maurice, in Clairmont-Ferrant. 1827. Keferstein, Adolf, Gerichtsrath in Erfurt. 1830. V. Czihak, J. Ch., Dr., Profesaor, Ritter, in Asuhaft'enburg. 1832. Engelmaun, Joh. Georg, Dr. med. in St. Loui.s, Nordamerika (von hier). 1833. Fechncr, Gustav Theodor, Prof. in Leipzig. 1834. Wiebel, Karl, Prof. in Hamburg. 1836. Decaisne, Akademiker in Paris. 1836. Schlegel, Hermann, Professor Dr., Director des Museums in Leyden, 1836. Ägardh, Jakob Georg, Prof. in Lnnd. 1837. Ötuder, Bernhard, Prof. in Bern. 1837. Studer, Apotheker in Bern. 1837. (Joulon, Louis, in Neufchatel. 1837. de Montmolin , Auguste, in Neufchatel. 1839. von Meyer, Georg Hermann, Prof. in Zürich (von hier). 1841. Genth, Adolf, Geh. Sanitätsrath, Dr. med. in Schwalbach. 1841. Budge, Jul., Prof. in Greifswald. 1841. Parolini, Alberto, in Bassa.no. 1841. Fasetta, Valentin, Dr. med. in Venedig. 1842. Thomae, K., Prof. emerit. Di- rector des landwirthschaftlichen Instituts in Wiesbaden. 1842. Hein, Dr. in Danzig. 1842. Claus, Bruno, Dr. med., Oberaizt des städtischen Krankenhauses in Elberfeld (von hier). 1844. Bidder,Friedr. H., Prof. inDorpat. 1844. Blum, Prof. in Heidelberg. 1845. Adelmann, Georg B. F., Prof. in Dorpat. 1845. Kützing, Friedrieh Traugott, in Nordhausen. 1845. Meneghiui, Giuseppe, Profe.ssor in Padua. 1845. Zimmermann, Ludwig Philipp, Medi.cinalrath , Dr. med. in Braunfels. " 1846. Sandberger, Fridolin, Professor in Würzburg. 1846. Worms, Gabriel, auf Ceylon (von hier). 1846. Worms, Moritz, auf Ceylon (von hier). 1846. Schitt; Moritz, Dr. med., Prof. in Geuf (von hier). 1847. Virchow,Rudolf,Geh.Medicinal- rath, Professor in Berlin. *) Die vorgesetzte Zahl bedeutet das Jahr der Aufnahme. 26 - 1848. Dimker, Wilhelm, Pi-ofeysor in Marburg. 1848. Philippi, Kiulolf Aiuailcus, Di- rcctor des Museums in Santiago de Chile. 1849. Beck, Bernh., Dr. med., General- arzt in Karlsruhe. 1849. Dohrn, Karl August, Dr., Präsi- dent des Entomolog. Vereins in Stettin. 1849. Fischer, Georg, in Milwaukee, Wisconsin (von hier). 1849. Gray, Asa, Prof. an der Howard- University in Cambridge. 1850. Kirchner (Consul in Syduey),jetzt in Wiesbaden (von hier). 1850. Mettenheimer, Karl Christian Friedrich, Dr. med.. Geh. Med.- Rath, Leibarzt in Schw^erin (von hier). 1851. Jordan, Hermann, Dr. med., in Saarbrücken. 1851. Landerer, Xaver, Professor, Hof- apotheker in Athen. 1852. Leuckart, Rudolf, Dr., Professor in Leipzig. 1853. Robin, Charles, Prof. in Paris. 1853. de Bary, Heinr. Anton, Prof. in Strassburg (von hier). 1853. Buchenau, P'ranz, Dr., Professor in Bremen. 1853. Brücke, Ernst Willi., Prof. in Wien. 1853. Ludwig, Karl, Prof. in Leipzig. 1853. Bruch, K., Dr., Professor in Offeubach. 1854. Schneider, Wilh. Gottliub, Dr. phil. in Breslau. 1851. Ecker, Alexander, Geh. Med.- Rath, Professor in Freiburg. 1854. Besnurd, Autou, Dr. Generalarzt a. D. in München. 1850. Scacchi, Archaugelo, Professor in Neapel. 1850. Palmieri, Professor in Neapel. 1857. Leyh, Friedrich A., Professor in Stuttgart. 1857. v. Homeyer, Alex., Major in Anclam. 1859. Ribeira in Coira, Brasilien. 1859. Frey, Heinrich, Prof in Zürich (von hier). 1800. Weinland, Christ. Dav. Friedr., Dr. phil. in Hohen-Wittlingeu, Württemberg. 1860. Gerlach, J., Prof. in Erlaugen. 1800. Weismann, Aug., Professor in Freiburg (von hier). 1861. Becker, Ludwig, in Melbourne, Australien. 1801. von Helmholtz, H. L. F., Geheim- ratli, Professor in Berlin. 1801. von Manderstjerna, Excell., kais. Russ. Geuerallieut. in Warschau. 1803. Hoifmanu, Herrn., Geh. Hofrath, Professor in Giessen. 1863. von Riese-Stalburg, W. F., Frei- herr, Gutsbesitzer in Prag. 1803. de Saussure, Henri, in Genf. 1804. Pauli, Friedr. Wilh., Dr. med., Hofrath in Lübeck (von hiiu). 1804. Schaatfhausen, H., Geh. Mcd.- Rath , Prof. in Bonn. 1801. Keyserling, Graf Alex., Ex-Cura- tor der Universität Dornat. 1805. Bielz,E. Albert, Dr., in Ueiniann- stadt. 1800. Möhl, Dr., Profes.sor in Kassel. 1807. Landzert, Profes.sor in St. Peters- burg. 1867. von Harold, Freih., Major a. D. in München. 1807. de Marseul, Abbe in Paris. 1868. Horustein, Dr., Oberl. in Kassel. 1809. Lieberkühu, N., Prof. in Marburg. 1809. Wagner, R., Prof. in Marburg. 1869. Gegenbaur, Karl, Prof. in Heidel- berg. 1809. His, Wilhelm, Prof. in Leipzig. 1809. Rütimeyer, Ludw., Prufessor in Basel. 1809. Semper, Karl, Prof. in Würzburg. 1869. Gerlach, Dr. med. in Hongkong, China (von hier). — 27 — 1860. Woronin, M., in WieshiidiMi. lÖli'J. liaiboza du Boccage, Dircctor des zoolog. Museums in Lissabon. 186!). Kenngott, G. A., Pi-ofessor in Zürich. 1871. V. Müller, F., Director dos botan. Liartousin Melbourne, Australien 1871. V. llaast, Jul., Dr., Professor und Director des Cauterbury- Museum in (Jhrist-Church auf Neuseeland. l'S71. Jones, Matthew, Präsident des uaturhistor. Vereins in Halifax. 1872. Agardh-Westerlund, Dr. in Ron- ueby, Schweden. 1872. Verkrüzen, Tb. A., in London. 1572. V. Nägeli, K,, Prof. in München. 1872. V. Sachs, J., Prof. in Würzburg. 1872. Hooker, J. D., Direct. des botan. Gartens in Kew, England. 1 873. Streng, Prof.in Giessen (von hier). 1873. Stossich, Adolf, Professor an der Realschule in Triest. 1873. vom Rath, Gerh., Prof. in Lonn. 1873. Römer, Geh. -Rath, Professor in Breslau. 1873. Heer, Oswald, Prof. in Zürich. 1873. von Siebold, Prof. iu München. 1873. Caspary, liob., Prof. iu Königs- berg. 1873. Cramer, Prof. in Zürich. 1573. Bentham, Georg, Präsident der Linnean Society iu London. 1873. Günther, Ih-., am British Museum in London. 1873. Sclater, Phil. Lutley, Secretary uf zoolog. Soc. iu London. 1873. Leydig, Franz, Dr., Professor iu Boun. 1873. Loveu, Professor, Akademiker in Stockholm. 1873. Schmarda, Prof. in Wien. 1873. Pringsheim, Dr., Prof. in Berlin. 1873. Schwendcuer, Dr , Professor in Berlin. 1873. de Candolle, Alphouse, Prof. in Genf. 1873. Fries, Th., Professor iu Upsala. 1873. Schweinfurth, Dr. in Berlin, Präsident der Geographischen Gesellschaft in Cairo. 1873. Russow, Edmund, Hr., Prüf, in Dorpat. 1873. Cohn, Dr., Prof. in Breslau. 1873. Rees, Prof. iu Erlangen. 1873. Godeffroy, J. K., Rheder in Ham- burg. 1873. Ernst, Dr., V^orsitzeuder d. deut- schen naturforscli. tiesellsch. in Caracas. 1873. Mousson, Professor in Zürich. 1873. Krefft, Director des Museums in Sydney. 1871. Joseph, Gustav, Dr. med., Docent in Breslau. 1874. v. Fritsch, Karl, Freiherr, Dr., Professor in Halle. 1074. Gasser, Dr., Privatdocent in Marburg (von hier). 1875. Bütschli, Otto, Dr., Prof. in Heidelberg (von hier). 1875. Dietze, Karl,inKarlsruhe(v.hier). 1875. Fraas, Oscar, Dr., Professor in Stuttgart. 1875. Pascher von Waldlieim, Alex.. Staatsrath iu ^Moskau. 1875. Genthe, Herm., Prof. Dr., Direc- tor des Gymnasiums iu Ham- burg. 1875. Klein, Karl, Dr., Prof. in Göt- tingen. 1875. Ebenau, Karl, Vice-Consul des Deutschen Reiches in Zanzibar, d. Z. auf Madagascar (von hier). 1875. Moritz, A., Dr., Directeur de l'observatoire physique in Tiflis. 1875. Probst, Pfarrer, Dr. phil. in Unter - Essendorf, Württemberg. 1875. Targioui - Tozetti, Professor iu Florenz. 1875. Zittel, Karl, Dr., Professor in München. 1876. Liversidgc, Prof. in Sydney. 1876. Böttger, Hugo, Director in St. Cristof, Vorarlberg (von hier). OS _ 1876. Langer , Karl , Dr. , Prof. in Wien. 1876. Lc Jolis, Auguste, President de la Societe nationale des scieuces naturelles in Oherbourg. 1876. Meyer, A. 13., Dr., Director des königlich-zoologischen Museums in Dresden. 1876. Wetterhan, J. D., in Freiburg i. Br. (von hier). 1877. V. Voit, Karl, Dr., Professor in München. 1877. Schmitt, C. G. Fr., Dr., Prälat in Mainz. 1878. Chun, Carl, Dr., Doccnt in Leip- zig (von hier). 1878. Corradi , A. , Professor an der Universität in Pavia. 1878. Hayden, Prof., Dr., Staatsgeologe in Washington. 1878. Strauch, Alex., Dr. phil., Mit- glied der k. Akademie der Wissenschaften in St. Peters- burg. 1878. Stumpft', Anton, aus Homburg v. d. IL, d. Z. auf Madagascar. 1879. Adler, Nathaniel, Cousul in Port Elisabeth, Süd-Afrika, d. Z. hier. 1879. V. Scherzer, Carl, Ritter, Miui- sterialrath, k. k. österr.-uugar. Geschäftsträger und General- Consul in Leipzig. 1879. Reichenbach, H. G., Prof. Dr., in Hamburg. 1880. Adams, Charles Francis, Presi- dent of the American Acadeniy of Arts and Sciences in Boston Mass. 1880. Winthrop, Robert C, Prof., Mit- glied der American Academy of Arts and Sciences in Boston Mass. 18S0. Simon, Hans, in Stuttgart. 1880. .Jickeli, Carl F., Dr. phil. in Her- mannstadt. 1880. Stapft", E. M., Dr. Ingenieur- Geolog der Gotthardbahn- Ge- sellschaft in Bern. 1881. Lopez Seoane, Victor, in Coruüa, Spanien. 1881. Hirsch, Carl, Director der Tram- ways in Palermo (von hier). 1881. Todaro, A., Prof. Dr., Director des botan. Gartens in Palermo. 1881. Snelleu, P. C. T. in Rotterdam. 1881. Debeaux, Odon, Pharmacien eu chef de l'hopital militaire in Oran. 1881. Flesch, Max, Dr. med. Privat- doceut und d. Z. Prosectur in Würzburg (von hier). 1882. Retowski, 0., Gymnasialleluer in Tlieodosia. 1882. Retzius, Gustaf, Dr., Prof. am Carolinischen niedico - chirurgi- schen Institut in Stockholm. 1882. Henle, Prof. Dr. Geh. Ober- Medicinalrath in Göttingen. 1882. V. Renard, Dr., wirklicher Staats- rath in Moskau. 1882. Fetu, A., Dr. med. iu Jassy. 1882. Russ, Ludwig, Dr. in Jassy. LS83. ßertkau, Ph., Dr. philos. Privat- docent der Zoologie in Bonn. 1883. Koch, Robert, Geheimcrath Dr., im Kaiserlichen Gesundheitsamt in Berlin. — 29 — Durcli (lio Mitgli 0(1 s cliii f t werdeu folnjonde Rechte erworben: 1. Das iiaturhistorisclie Museum an Wochenia^cn von 8—1 und 3 — 4 Ulir zu besuchen und Fremde einzuführen. 2. Alle von der Gesellschaft veranstalteten Vorlesunwn und wissenschaftlichen Sitzungen zu besuchen. 3. Die vereinigte Scnckenbergische Bibliothek zu benutzen. Bibliotheks - Ordnung. 1. Nur Mitglieder der einzelneu Vereine erhalten Bücher. 2. Die Herren Bibliothekare sind gehalten, sich von der per- sönlichen Mitgliedschaft durch Vorzeigen der Karte zu überzeugen. 3. Jedes Mitglied kann gleichzeitig h()chsteus 6 Bände ge- liehen erhalten; 2 Broschüren entsprechen 1 Band. 4. Der entliehene Gegenstand kann höchstens auf 3 Monate der Bibliothek entnommen werden. 5. Auswärtige Docenten erhalten nur durch Bevollmächtigte, welche Mitglieder eines der Vereine sein müssen, Bücher. Diese besorgen den Versandt. — 30 Gesclieiilie iiiul Erwerbiiiigeii. Juni 1882 bis Juni 1883. I. Natu ral i eil. A. Geschenke. 1. Für die vergleichend-anatomische Sammlung. Von Hferrn Dr. mefl. Ger lach in PTongkong: 12 Chinesen- Schädel nufl ein Clehörn von Antilo2)e enrhore von Sücl- Ahika. Von der Neuen zoologischen (jrese 1 1 sc h a f t : 1 Ursus arctos und Myrmccoplmga jnhafa. 2, Für die Säiigethiersammlung. Von Herrn Hanpimaiin Dr. von Hey den: Ein Kohl- oder l^rand- fnchs cf- Von der N e n e n zoologischen Gesellschaft: Ein junger Panther Q und eine Springmaus: Dipns liirfipes. Von Herrn Wildpretliändler Joh. {!hr. Geyer: Zwei gemeine Hasen, Lrptis timidiift (^ und 9- Von Herrn Dr. F. Richters: Eine Wasserratte, Hiipudaeus ((»ipJiibins. Von Herrn A. Koch: Ein Eichhörnchen (schwarze ^^u•il4ät). 3. Für die Vogelsammlung. Von Herrn (iraf Böse: P]nfj/rrrniraterisis nnd llallus aqnaticus. Von Frau Marie »Streng- Knoblanch: Ein Albatros, Biomedea exidaiis. Von Herrn L a s e e 1 1 e s M a r s t o n : Cicoii ia alha, Storch. Von Herrn Sehn mach er: Si/lvm suerira (^. Von Herrn Carl Hililebrand: 1 Pfan cJ'. Pavo crist. 1881. Sitzungsberichte 1882. Nr. 18 — 54. 1883. » 1—21. — Deutsche g-eologische Gesellschaft; Zeitschrift, ßd. 34 Heft 1—4. 1882—83. — Königl. Preuss. Ministerium für Handel, Gewerbe und öffent- liche Angelegenheiten: Geologische Specialkarte von Preussen und den Thürin- gischen Staaten. Lieferung 20. nebst den dazuge- höriifen Erläuterungen. Abhandlungen zur geologischen Specialkarte. Bd. 4, Heft 1 u. 2 nebst Atlas. — 41 — Jahrbuch der Königl. geolug. Landesanstalt und Berg- akadiMuit' ISSl. Berlin. Gosfllscbaft uaturforscliemlcr Freunde: Sitzungsberichte. 1882. Bisiriz. Gewerbcsclmlc : Jahresbericlit 7 — 8. 1881-82. BülogliJl. Reale accadeinia dellc scieiize dell' Istitiito: Meiuorie. Ser. 4. Tomo 2. Boill). Naturliistorisclior Verein derPreuss. Kheinlaude und Westfalens: Verhandhiugen. .lahi'gang 38. 1. u. 2. Hälfte. » » 39. 1. Hälfte. Bordeaux. Soclete des Sciences physiques et naturelles: Memoires. Serie 2. Tome 4. Heft 4. Tome 5. Heft 1. Boston. American academy of arts and scieuccs: Memoirs, centeunial volume, Vol. 11. Part 1. Proceediugs. New series. Vol. 9. Whole .series Vol. 17. — Society of natural liistory. Memoirs. Vol. 3. Nr. 4—5. Proceediugs. Vol. 20. Part. 4. Vol. 21. Part. 1—3. BrailUSchweig. Herzogliche technische Hochschule Carolo-Wilhelniiua : Programm für 1879—80 u. 1880—81. Bremeil. Naturwissenschaftlicher Verein : Abhandlungen. Bd. 8. Heft 1. Breslau. Schlesische Gesellschaft für Taterländische t'ultur: 59. Jahresbericht 1881. Brunn. K. k. Mährisch-Schlesische Gesellschaft zur Beförderung des Ackerbaues, der Natur- und Landeskunde: Mittheilungen. Jahrgang 02. 1882. — Naturforschender Verein: Verhandlungen. Bd. 20. 1881. Bericht der meteorolr^gischcn Commission. Brüssel. (Bruxelles). Sociale entomologique de Belgique. Compte-rendu des seances. Serie 3. No. 18 u. 20 — 27. Calcutta. Äsiatic Society of Bengal: Journal. Vol. 51. Part 1. No. 1—4. » » » » 2. » 1 — 4. Proceediugs 1882 No. 4, 7—10. 1883. » 1. Descriptious of new indian lepidopterous insects. Part 2. 1882. — 4:2 — Cambridge. U. S. A. (Mass.) 3iuseiim of comparatiTe zoology: Aunual report. 1881—82. Bnlletiu. Vol. U. No. 6—8. » » Kl. » 1—4. Memoirs. Vol. 7. Part 8. No. 2. » » 9. No. 1. Proceedings 1882. No. 8. — American association for tlie advencement of science: Proceedingri. '.M). nieeting held at Ciiicinnati, Ohio. Cassel. Verein für Naturkunde: Bericht 29 u. 80. Catania. Accademia dfioenia di scienze natural!: Atti. Sei-. 8. Tomo 10. 1882 Chüinniiz. Naturwissenschaftliche Gesellschaft: Bericht. 7. 1878—80. Cherbourg. Societe nationale des scieuces naturelles: Memoires, Tome 28. Ser. 8. Tome 8. Catalogue de la bibliotheque. Part 1. Le Jolis, A. : Note siir hi myosotis sparsiflora de la flore de la Norraaudie. Cordoba. Academia nacioual de Ciencias de la Republica Argentina: Boletin. Tomo 3. Entrega 4. » »4. » 1. Zoologia. luforme oficial de la expedicion al Rio negro Patagonia del General D. Julio A. Roca. Christiania. Königl. Norwegische Universität: Archiv for Mathematik og Naturvideuscap. Bd. 6. Heft 4. Bd. 7. Heft 1. Clllir. Naturforscheude Gresellschaft (jraubündens: Jahresbericht. Neue Folge. Jahrg. 25. Danzig. Naturforschende Gesellschaft: Schriften. Neue Folge. Bd. 5. Heft 3 u. 4. Dorpat. Naturforscher-Gesellschaft : Archiv für die Naturkunde Liv-, Esth- und Kurlands. 1. Ser. Bd. 9. Lief. 1—2. 2. » » 8. » 4. Sitzungsberichte. Bd. 6. Heft 2. Dresdeil. Naturwissenschaftliche Gesellschaft Isis: Sitzungsberichte und Abhandlungen. Jahrg. 1882. — 43 — Edinbiirg:li. Royal society: Trausactions. Vol. oi). Part 1. 188U— 1881. Proceediugs. 1880 — 81. Frankfurt a. M. Nene zoologische Gesellschaft : Der Zoologische Garten. Jahrg. 1882. Nu. 6 — 12. » » » » 1883. » 2 — 5. — Physikalischer Verein: .Jahresbericht. 1880—81. — Oesellscliaft znr Befördernng nützlicher Künste nud deren Hülfswissenschaften (Polytech. Gesellschaft). .Jahresbericht. 1880—81. Freiblirg i. Br. Natnrforschende Gesellschaft: Berichte. Bd. 8. Heft 1. St, Gallen. Naturwissenschaftliche Gesellschaft. Bericht. 1880-81. Glasgow. Natural history society: Proceedings. Vol. 5. Part. 1. Glessen. Oberhessische Gesellscliatt für Natur- und Heilkunde: Bericht 21. 1882. G Öttlngen. Universitäts-Bibliothek. (Georg - August - Universität. Köuigl. Gesellschaft der Wissenschaften.) 1 Inauguraldissertation. Graz. Akademischer Leseverein der k. k. Universität. Jahresbericht 15. 1882. Greifswald. Natunvissenschaftliclier Verein für Neu -Vorpommern und Rügeu: Mittheilungen. Jahrg. 13 u. 14. 1881 u. 1882. Halle a. S. Kaiserlich Leopoldinisch-Carolinisch-Deutsche Akademie der Naturforsclier : Leopoldina. Heft 18. No. 9—24. » » 19. » 1—8. Nova Acta. Bd. 42 u. 43. — Naturforschende Gesellschaft : Abhandlungen. Bd. 15. Heft 2 — 4. Bericht. 1880—1881. — Verein für Erdkunde: Mittheilungen. 1882. Hamburg. Naturwissenschaftlicher Verein : Abhandlungen. Bd. 7. Abth. 2. Verhandlungen. 1881. Neue Folge. 6. — 44 — Hai'lein. Societe Hollandaise des scioiices cxactes et uatiirelles: Archives NeerlamUiises des isciences exactes et uaturelles. Tome 17. Livr. 1—5. Tome 18. Livr. 1. — Musee Teylei*: Archives du musee Teyler. Ser. 2. Part 3. Heidi'lbcrjS^. Naturhistorisch-medicinischer Vereiu: Verliandlungeu. Bd. 3. Heft 2. Jeiltl. Medicinisch-naturwissenschaftliclic Gesellschafl. Jenaische Zeitschrift. Bd. 15. Neue Folge. Bd. 8. Heft 4. » » » 1(3. » » » 9. » 1 — 2. Sitzungsberichte. 1881. Ilirisl)ruck. Naturwisseuschaftlich-medicinisclier Verein : Berichte. Jahrg. 12. 1881 — 1882. Kiel. Naturwisseuschaftlicliei' Vereiu für Schleswig-Holstein: Schriften. Bd. 4. Heft 2. Königsberg. Physlkaliscli-ökouomisclie Gesellschaft: Schriften. 21. Jahrg. 1880. Abth. 1. » 22. » 1881. » 1 u. 2. Laiidsliut. Botanischer Verein: Jahresbericht. 8. 1880—81. LailSlUlue. Societe Vaudoise des scieuces naturelles: Bulletin. Ser. 2. Vol. 18. No. 87—88. Leydcil. Nederlandsche dierkundige Vereenigung: Tijdschrift. Suppl. Deel. 1. Aflev. 1. — Universitäts-Bibliothek : Jaarboek van het Mijuwezen. Jahrg. 1881 u. 1882. Je 2 Th. Register op het Jaarboek 1872 — 1881. Topographische en geolog. Kaart van Zuid-Sunuitra. 1881. Linz. Verein für Naturkunde: Jahresbericht 12. Lissabon (Lisboa). Sociedade de geographia: Boletim. Ser. 2 No. 11—12 uebst 2 Karten u. 2 Tafeln. » » 3 » 1 — 8. A Questäo do meridiano universal. La Qiiestion du Zaire (Droit du Portugal). liOndon. British museuui (Zoological departuient) : Catiilogue of the Batrachia gradientia s. caudata and Batrachia apoda. 2. Edition by G. A. Boulenger. List of Hymenoptera 1882 with descriptious and figures of the typical speciinens of the British museum. :. » 2. » 3 Vol. 172. 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Hochschule: Berichte. 5. 1882. — Verein zur Verbreitung naturwissenschaftlicher Kenntnisse: Schriften. Bd. 22. 1881—82. Wiesbaden. Nassanischer Verein für Naturkunde: Jahrbücher. Jahrgang 35. 1882. Wisconsin. Natnrhistorischer Verein: Jahresbericht 1881—82. Würzburg'. Physikalisch-medicinische Gesellschaft: Festschrift zur 3. Säcularfeier der Alma Julia Maximilian a, gewidmet von der medic. Facultät. Bd. 1 — 2. Sitzungsberichte. Jahrgang 1882. New- York. Academy of sciences: Annais. Vol. 11. No. 7—9. List of deficiencies in the library. 1881. » » duplicats » » » 1880. Trausactions. Vol. 1. No. 2—8. Zürich. Schweizerische naturforschende Gesellschaft für die gesaniniten Naturwissenschaften : Neue Denkschriften. Bd. 28. Abth. 2. Zwickau. Verein für Naturkunde: Jahresbericht. 1881. C. Durch Kauf erworben. Die mit * bozeichneteii sind auch früher gehalten worden. *Abliaii(llnngen der Schweizerischen palaeontologischeu Gesellschaft. *Ai]nales des sciences naturelles (zoologie et botanique). *Annals and magazine of natural history, * Archiv für Anthropologie. *Beiträge zur geologischen Karte der Schweiz. ^Berliner entoraologische Zeitsclirift. *Carus, Prof. J. V.: Zoologischer Jahresbericht (herausgegeben von der zoolog. Station in Neapel). *Bnr meiste r, Dr. H.: Atlas de la description physique de la Republique Argentine. Livraison 2. Lepidopteres. ^Deutsche entoniologische Zeitschrift. Exner, Prof. S. : Untersuchungen über die Localisatiou der Functionen in der Grosshiruriude des Menschen. Wien 1881. *Fauna und Flora des Golfes von Neapel. 6. Monographie, Caprel- lideu vou Dr. P. Mayer. — 8. Monographie, ßangiaceen von Dr. G. Bert hold. *Gegenbaur, Morphologisches Jahrbuch. (Eine Zeitschrift für Anatomie und Entwicklungsgeschichte). *Geological magazine. G e r 1 a c h , Dr. Leo : Die Entstehungsweise der DoppelmivSsbildungen bei den höhereu Wirbelthieren. Goltz, Prof. Fr.: Ueber die Verrichtungen des Grosshirus. *G r o t h , E. : Zeitschrift für Krystallographie und Mineralogie. He nie 's Schüler, Beiträge zur Anatomie und Embryologie als Festgabe zu dessen 50jährigem Jubiläum am 4. April 1882. His, Wilh.: Anatomie menschlicher Embryonen. *J a n , Iconographie des Ophidiens (Schluss). Jackson, B. D.: Guide to the literature of botany *Just, Leop. : Botanischer Jahresbericht. *Kobelt: Jahrbücher der Deutschen malakozoologischeu Gesell- schaft. *Leuckart und Nitscbe: Wandtafeln. *Malakozoologische Blätter. *M a r t i n i - C h e m n i t z : Couchylien-Cabinet. *Müller: Archiv für Anatomie und Physiologie. *Munk, Prof. H.: Ueber die Functionen der Grosshirnrinde. — 52 — ^Nachrichtsblatt der Deutschen iiialakozoologisclieu Gesellschaft. *Palaeoutographica. *Paleontologie Fran^aise. *Quarterly Journal of the Geological society of London. Ratschek. B.: Studien über Entwicklung des Ämphioxus. Sem per, C. : Reisen im Archipel der Philippinen. Bd. 3, Heft 4. Mollusken. — Die natürlichen Existenzbedingungen der Thiere. *Sowerby, G. B. Thesaurus conchyliorum. Part 37 — 38, *S i e b o 1 d & K ö 1 1 i c k e r : Zeitschrift für wissenschaftliche Zoologie. *Sillimau: The American Journal of science and arts. *Stapff: 35 Tafeln geologische Profile vom Gotthard-Tunuel nebst Erläuterungen. Struck: Mittheilungen ans dem Kaiserlichen Gesundheitsamt. Band 1. *Troschel: Archiv für Naturgeschichte. *Tschermak, G. : Mineralogische und petrographische Mit- theilungen. * Württembergische naturwissenschaftliche Jahreshefte III. Geld. Städtische Subvention für das Jahr voin April 1883 bis April 1884, am 9. Juni 1883 empfangen . . M. 2000 53 Ol 00 CO CS U J» c;) CS 2 ° uC CO s O TlH O .— I o o . Ol ^ o i>- o o a 00 o o lO o a: lO (M O 00 >— 1 o 1 1 1 o 1 05 h- OS iO 1 1 1 00 1 Ol CO CO lO crj o o (M o -^ CO [^ -^ o o vO -<* «5 ■.—1 I— ir^ l.-? i CO 1.0 CO 00 P. o h3 ri :2 ^ 'S :5 o 'u P-, P5 03 :3 ^ > bß o ■S, 00 2 CO "^ w <^ bc cti i ^ CO bfl O) ~ oo ;x ujj uj — . 00 2 s t: 'i3 cä o OJ bß ^ a a Q •■-' _ _ OJ t^ CO o o CM 00 00 o o ^^ 00 lO o o (M CO l>- 00 o CO 10) CO ^i3 o o S " g V o ffi O o a M bo cä TS 5 ^ <ä ü f? 15 S ffi Q § bD a C sh 9 cö cj .2 rS "^ ■-+3 o "t^ =^ ^ o c» o a o ü g n ö c a? O 54 PS O) Ä CS br r/? S d ^ OD 00 1— 1 'Ö ?; Cü jjj rö S S Q ^« F-^ ,£: T— ( CS CO 0 t» Ö ^ HH rö O) a 'ö i-s -^ I— 1 pi^iM r-i o > ^ OJ ^ O) ti ^ CO O iO '•£> O 1— I . O lO ■* ^ ^ c- g Oi ca o "sH cc r-H CO -* oa .-( (M -^ »O CO O lO lO GO lO O O I>- T-H Cl5 3 ÖD S S 2 ^ i: 0,0^^!-^ a (D o c3 r:; -rt t> pH > !zi m ö a qa iJ cö O o ■oc a "05 ni I» a o Ö O ■ ft o ri 'TS a A & ffi rr; O s M bo - O t>- CO o CO a "a -^ 3 S 'a a r^ o ^S K S a -^ O ra c» tS! W 1^ N 0) >M g rs — I OJ o ^tiegen, desto üppiger wurde die Vegetation ; es ist das eine natürliche Folge der Nebel, welche häufig die Kuppen umziehen. In diesem .Jahr war freilich der ganze Felsen ungewöhnlich grün, denn die Winterregen waren reichlich ge- wesen. Ein prachtvolles Löwenmaul bildete förmliche Blumen- beete zwischen den Felsen; strauchartige Euphorbien standen überall zwischen den Steinen, aber die Zwergpalme, welche an den südlichen Kuppen einen förmlichen Wald bildet, fehlt an der nördlichen nahezu ganz; offenbar sagt ihr hier der Boden nicht zu. Ueberhaupt ist der nördliche Felsen auffallend viel kahler, als die beiden anderen; nur in der Eiusenkuug zwischen ihm und Signalpoint liegt eine von Oelbäumeu umgebene Farm, Bruces Farm genannt, der einzige bewohnte Punkt oberhalb des eigent- lichen Stadtbezirks. In gleicher Höhe mit ihr liegen starke Bat- terien und in denselben der Eingang zu den berühmten Galerien, welche in drei Etagen übereinander die senkrecht abstürzende Nordfront vertheidigen und die Landenge beherrschen. Um sie zu besuchen, muss man eine besondere Erlaubuiss haben, deren Erlangung aber mehr Zeit kostet, als wir au Gibraltar wenden konnten, wir haben sie darum nicht gesehen. Sie haben unend- liche Summen verschlungen, über ihren fortificatorischen Werth aber äusserte man sich in Gibraltar sehr absprechend. Sie füllen sich nämlich wegen ungenügender Ventilation sehr rasch mit er- stickendem Dampf, und wenn gelegentlich des Königssaluts alle Stücke nach einander abgefeuert werden, müssen für die Bedien- ungsmannschaften der letzten Kanonen besondere Vorsichtsmass- regeln getroffen werden und kommen trotzdem nicht selten Un- glücksfälle vor. Gibraltar hat übrigens solcher zweckloser Ver- theidigungsbauten noch mehr, auch die Batterien auf der Höhe zur Vertheidigung der absolut unersteiglichen und unangreifbaren Ostfront sind für eine etwaige Belagerung eben so unnütz, wie der Thurm auf der Südspitze, den man sehr bezeichnend nach seinem Erbauer O'Hara's folly nennt. Gibraltars wirkliche Stärke liegt in den gepanzerten Batterien an der Wasserlinie, die man erst sieht, wenn man unmittelbar davorsteht, und deren Kanonen trotzdem im Stande sind, Algesiras in ein paar Stunden in einen Schutthaufen zu verwandeln. — 78 — Von den Batterien am Eiugang der Galerien — den letzten, bei denen Schildwachen stehen — führt der Weg in regelmässiger Steigung bis zum Sattel zwischen den beiden nördlichen Felsspitzen empor nnd spaltet sich dann in zwei Zweige; gerade hinter dem Sattel liegt am Ostabhange eine vollständig armirte, aber in Friedenszeiten anbesetzte Batterie, welche einen prächtigen Blick anf das Mittelnieer bietet. Noch schöner aber und geradezu ülierwältigeud ist der Blick von der Sjiitze des Felsens selbst, wo ein Festuugsthnrm erwünschten Schutz gegen die trotz der Höhe heiss brennende Sonno bietet. lu ihrer o-anzen Ausdehnung liegt die Strasse von (übraltar zu den Füssen des Beschauern, am öst- lichen Eingange glänzen die Festungsmauern von Genta, weiterhin erhebt sich der Üschebel Musa, fast doppelt so hoch, wie der Felsen von Gibraltar, weiter nach Westen hin verflacht sich die Küste und wird von grünen Hügeln eingefasst bis am äussersten Ende dicht vor dem weit hinaustretenden Ca}) Spartel die weissen Häuser von Tanger sichtbar werden. Der Blick dringt weit hinein nach Marocco bis zu den Bergen von Tetnan und ganz am Hori- zont schimmern kaum erkennbar die Schneeberge des hohen Atlas. Wenden wir die Augen herüber nach Europa, so liegt unmittelbar zu unseren Füssen Gibraltar mit seiner grünen Alameda und den prachtvollen Gärten und Landliäusern, welche sich dem Meere entlang hinausziehen bis zu dem freundlichen Dorfe Rosia; dahinter liegt der von Schiffen winimelnde Hafen, jenseits der Bai dicht am I-fcr Algesiras, und hinter ihm erheben sich die mit düsteren Korkeichenwäldern erfüllten Berge Südspaniens in immer höheren Ketten. Ganz weit drausseu, jenseits Tarifa, welches durch die Berge verdeckt wird, streckt sich ein flaches Gap ins Meer hinaus: Trafalgar, wo die englische Flotte ihrem Lande die Herrschaft des Meeres erkämpfte und Nelson fiel. Wenden wir uns weiter rechts, so haben wir gerade unter uns die Landenge, welche den Felsen mit dem Festlande verbindet, mit den englischen und spanischen Wachtlinien, dahinter Sau Roque, die Sommerfrische der Gibraltaraner, mit seinem Eichen- walde, nnd weiterhin die kahlen, kühn geformten Kalkberge der Serrania de Ronda, überragt von dem gewaltigen Kegel der Sierra de Ynnquera. Noch weiter nach Osten hin aber schimmern am Horizont jenseits des Mittelmeeres wie ' eine weisse Wolke die schneebedeckten Gipfel der Sierra Nevada bei Grauada. - 79 — Drelit man sich ganz lierura, so sieht mau gerade unter sich, so tlass man mit einem Stein hineinwerfen zu können glaubt, das bhTue Mittelmeer endlos hingestreckt, stets belobt von Schiffen. welche der Völkerpforte 'zueilen oder sie eben passirt haben. Nnr ganz schwach tönt sein Branden herauf, denn wir stehen vier- zehnhuudert Fiiss über ihm, wenn auch die klare Lnft es viel näher erscheinen lässt. Eine grausige, wildzerrissene P'elsmaner, nnr nnten vou einem kahlen Schuttkegel verdeckt, bildet die Ostseite des Felsens; sie ist unbewohnt von Menschen, nnr gerade zu unseren Füssen, wo die Catalan Bay ein Landen gestnttet, liegen ein paar Fischerhütten. Vou hier führte früher ein schwindelnder Ffad hinauf zu dem Sattel zwischen Signal Point und O'Haras Tower und um ein Haar breit wäre die Festung einmal auf diesem Wege übeiTumpelt worden. Schon war ein spanisches Detachement, das in dunkler Nacht mit Kähnen ge- landet, bis fast zur Höhe emporgestiegen als es von den Schild- wachen bemerkt und zurückgetrieben wurde. Tim der Wieder- holung einer ähnlichen unliebsamen Ueberraschung vorzubeugen, hat mau nachher den unteren Theil dieses Weges abgesprengt und völlig unersteigbar gemacht. In ähnlicher Weise hat man auch sonst überall am Umfang des Felsens durch Sprengungen unersteigliche Abhänge geschaffen, so dass eine Landung nur au den Hafendämmen von Gibraltar und Rosia möglich ist. Während des Emporsteigens hatten wir uns fast umsonst nach Insekten umgesehen; um so mehr waren wir überrascht, als Avii* an dem Thurm selbst eine reizende ChrysomeJa in grosser Menge fanden, die wir trotz des sorgsamsten Sucheus weiter unterhalb nicht entdecken konnten. Am achtzehnten Mai statteten wir der mittelsten der Spitzen, dem Signal Point unseren Besuch ab, so ziemlich auf demselben Wege, den wir am ersten Tage genommen. Die Aussicht ist oben noch schöner, als am Rock Gun, auch ist eine kleine V\ irth- schaft oben, in der man pale Ale und Chesterkäse, allerdings zu einem sündhaften Preise, bekommen kann. Oben ist die Signal- station, von welcher aus alle die Meerenge passirenden Schiffe sowohl hinunter in die Stadt als auch direct nach London ge- meldet werden; wenige Minuten, nachdem ein Schiff' vorüber, wird sein Name bei Lloyds angeschlagen. Von der Batterie aus kann man die ganze steile Ostküste — RO — übersehen, den Tnmmelplatz der Aif'eri, mit deren Beaufsichtigimg auch der wachthabende Sergeant betraut ist. England ist sich der Pflicht wohl bewusst, die einzigen vierhändigen Affen in Europa zu beschützen; es ist bei strenger Strafe verboten, sie zu beleidigen oder gar einen zu tödteu. Der Affe von Gibraltar ist der schwanzlose Magot (Intmf! ecauäaün^)^ eine auch in Nordafrika und namentlich in Marocco weit verbreitete Art, die mit Vorliebe unzugängliche Felsenschluchten bewohnt und die Wälder meidet. Er wird bis 4 Fuss hoch, ist aber vollkommen harmlos, so lange man ihn nicht angreift, dann aber soll er sich zur "Wehr setzen und, da er immer in Heerden lebt, wie der Pavian, selbst dem Menschen gefährlich werden. In Gibraltar ist er sich des Schutzes, den er geniesst, wohl bewusst, aber der Fremde bekommt nur ganz ausnahmsweise einen Affen zu sehen. Nur zwei Ursachen treiben ihn bei Tage aus seinen Verstecken in den unzugänglichen Klüften der Ostseite herüber : der Wassermangel im Nachsommer und der Tyrant of Gibraltar, wie mau ihn nennt, der Levanter oder Ostwind. Dieser feuchte, kühle Wind wirkt auf alle Be- wohner Gibraltars gleichmässig in unerfreulicher Weise ein ; Mensch und Vieh fühlen sich unbehaglich und gereizt, und vor- sichtige Menschen halten zu solcher Zeit keine Gesellschaft; wer nicht muss, verlässt seine Wohnung nicht. Eine dicke Wolke legt sich dann auf den Gipfel des Felsens, doch kommt es selten zu eigentlichem Regen. Ganz besonders unangenehm ist der Le- vanter aber den Affen und sobald er weht, verlassen sie die Ost- seite und suchen auf der Westseite Schutz. Der Tourist hütet sich aber wohl, dann den Gipfel zu besteigen, und so bekommt er die Affen nicht leicht zu sehen; ich bin einmal eigens desshalb oben o-ew^esen, aljer in dem dichten Nebel konnte man nicht weit sehen und ich entdeckte von den Affen keine Spur. Der Sergeant, welcher schon seit geraumer Zeit mit der Aufsicht über die Affen betraut ist, erzählt, dass sie meistens erst im Naclisommer regelmässig auf die Station kommen, um dort zu trinken; er benutzt diese Gelegenheit, um die Civil- standsregister zu berichtigen , und verfehlt nie , bevorstehende oder stattgefundeue »interesting eveuts« im Gibraltar Chronicle zu melden. Die Heerde hat sich in neuerer Zeit wieder er- heblich vermehrt und zählt uuu einige 20 Individuen. Vor einigen Jahren war sie in ihrem Bestände sehr reducirt und — 81 — drohte auszusterben, denn der alte towu major — die Engländer beehren in höchst respectwidriger Weise nämlich den regierenden LeitaÖeu mit demselben Titel, wie den Platzmajor der Festung — war Todes verblichen und hatte keinen Nachfolger hinterlassen, so dass in seinem Reiche sich alsbald die deutlichsten Spuren des beginnenden Verfalles erkennen Hessen. Da intervenirte das eng- lische Gouvernement und Hess einen hoffnungsvollen Affenprinzen in Marocco eiufangen und auf dem Rock aussetzen. Das Gou- vernement hatte mit dieser Octroyirung mehr Glück, als in Af- ghanistan ; die verwittweten Affeudamen nahmen ihn mit offenen Armen auf und der neue town major hat sich seitdem als ent- schiedenen Mehrer des Reiches erwiesen. Nicht gerade zur Freude der Gartenbesitzer Gibraltars, denn die Affen plündern die Gärten nachts in unverschämter Weise. Sonst leben sie vorwiegend von dem süssen Wurzelmarke der Zwergpalme, welche am Ost- abhang in grossen Mengen wächst. Von Signal Point kann man auf einem bequemen Wege nach Windmill Fiat, den tiefer gelegenen Ebenen nahe der Südspitze, hinabsteigen. Ausserdem führt aber längs der ßefestigungsrnauer, die sich von der Spitze bis zu der senkrechten Felsenwand un- mittelbar über der Alameda herabzieht, eine steile Treppe mit unzähligen Stufen direct nach unten. Wir schlugen in Begleitung eines freundlichen Seemannes, welcher zu einem im Hafen von Rosia liegenden Kanonenboote gehörte, den ersteren Weg ein und verliessen durch ein schmales Pförtchen, welches sich in der Batterie unmittelbar unter der Beobachtuugsstation befindet, den engeren Stadtbezirk. Je weiter man kommt, desto üppiger wird die Vegetation: namentlich erreicht hier die Zwergpalme eine Entwicklung, wie man sie sonst nur in botanischen Gärten bei sorgsamer Pflege findet. Zu Hunderten stehen die mannshohen Stämme umher und zwischen ihnen ist alles dicht mit Gebüsch be- deckt. So könnten alle südspanischen Sieren aussehen, denn die Vegetation wird hier durchaus nicht besonders gepflegt, man hält nur die Ziegen draussen. Unser Begleiter amüsirte sich im Anfang höchlich über unser Schneckensammeln, half auch wohl ein wenig; bald wurde es ihm aber doch zu langweilig und er verabschiedete sich von uns; mit sammelnden Naturforschern ist eben schlecht Spazieren- gehen. Wir fanden reiche Ausbeute und erfreuten uns au der 6 — 82 — herrlichen Aussicht, welche auf dem geraume Zeit unmittelbar unter dem Gipfel hinlaufenden Wege immer gleich prächtig bleibt. Der Weg selbst, obschou wenig betreten, war, wie alle am Felsen, ausgezeichnet unterhalten; er führt mit geringer Senkung bis zur Vereinigung mit dem von der Südspitze herabkommenden Pfade und senkt sich dann rasch nach unten. Man kommt au dem Eingange einer der zahlreichen Tropfsteinhöhlen vorbei^ welche den Felsen nach allen Richtungen durchziehen; die Regie- rung hält sie strenge verschlossen und es bedarf einer besonderen Erlaubniss, um sie zu besichtigen. Unter den Bewohnern Gibraltars coursiren die abenteuerlichsten Erzählungen über die Ausdehnung der Höhlen; besonders von der grössteu, der S. Miguel-Höhle, geht die Sage, dass sie unter der Meerenge durch bis nach dem Affeuberge reiche und man behauptet sogar, die Affen könnten auf diesem Wege nach Belieben herüber und hinüber gelangen. Es ist das aber offenbar nur eine Sage. Ich möchte sogar sehr bezweifeln, dass die Affen von Gibraltar überhaupt von früher her auf dem Felsen einheimisch gewesen; die alten Geographen erzählen nichts von ihnen; wären sie einheimisch diesseits der Meerenge, so wäre es kaum begreiflich, warum sie sich nicht auch in den wilden Felsenbergen der Serrania de Ronda finden sollten, welche ihnen mindestens ebenso günstige Bedingungen bieten, wie der Fels von Gibraltar. Es scheint mir darum viel wahrscheinlicher, dass sie durch irgend einen thierfreuudlichen Mauren auf den Felsen verpflanzt wurden und sich an der ihnen sehr zusagenden Wohnstätte erhalten haben. Unser Pfad mündete unweit des Fleckens Rosia auf die Hauptstrasse, welche von der Stadt nach Europa poiut führt. Von dort bis Gibraltar erstreckt sich eine ununterbrochene Reihe von Landhäusern und Gärten, von üppigster Vegetation umgeben, bis zur Alameda. Heliotrop, Geranien und Pelargonien bildeten förmliche Bäume, hochstämmige Dattelpalmen standen überall zwischen Strandkiefern und BeUasomhras, hier und da überdeckte auch die prächtige Bougainvilliu speciosa die Mauern mit ihren violetten Blüthenmassen. Aber auch hier vermisste ich die Palmenmannigfaltigkeit der sicilianischen Gärten ; in dem fast unter gleicher Breite liegenden Palermo fand ich 28 Arten im freien Lande, hier, obschou sie eben so gut gedeihen müssten, nur die Dattelpalme und die Zwergpalme. — 83 - Leider entbehrt die Strasse vollständig allen Schattens ; zwischen den hohen Gartenmauern brannte die Sonne entsetzlich und wir waren nicht wenig erfreut, als wir endlich die Alameda erreichten, deren schattige Gänge sich bis zum Landthore hinziehen. Gibraltar au und für sich bietet dem Fremden nur sehr wenig Unterhaltung ; auch die Eingeborenen sind davou wenig erbaut. It is the raost stupid place I ever have seeu, sagte mir ein englischer Artilleriebauptmann, den ich später in Tetuau kennen lernte ; wer nicht Geschäftsmann oder Soldat ist, pflegt sich nicht länger als unbedingt uöthig dort aufzuhalten. Gibraltar ist und bleibt immer ein grosses Gefängniss, dessen Thüre jeden Abend sorgsamst verschlossen wird. Eine halbe Stunde nach Sonnenuntergang ertönt ein Kanouenschuss, der Sun set gun fire, als Signal für jeden, der sich noch draussen befindet ; eine halbe Stunde später werden die Thore geschlossen und wer draussen ist, kann sehen, wo er ein Quartier findet. In der Stadt aber beginnt unmittelbar nach dem Kanouenschuss der feierliche Zapfenstreich, eine musikalische Leistung, mit der sich höchstens die Musik der Turcos, deren Genuss uns in Mostagauem geboten wurde, messen kann. Zwölf Trommler und zwölf Pfeifer, eine grosse Trommel und zwei Becken, so geht es Mainstreet hinauf und dann wieder herunter, ein baumlanger Tambourmajor voran, die gesammte Strassenjugend hinterdrein ; die Musiker wissen, dass die Augen und Ohren von ganz Gibraltar auf sie gerichtet sind uud arbeiten drauf los, was das Zeug hält. Sind sie wieder zurück, so folgt ein zweiter Kanouenschuss und ein zweiter Zapfenstreich, dann ist der Tag für Gibraltar vorüber. Auf den Strassen wogt es allerdings noch auf und ab, aber auch da erstirbt das Leben schon zeitig, und nach Mitternacht darf Niemand mehr ohne besondere Erlaubniss sein Haus verlassen. Im Sommer spielt eine Musikbande auf der Alameda und dann bleibt das Südthor offen bis Mitternacht, aber nachher wird auch es unerbittlich geschlossen. Die Beamten und Officiere klagen ziemlich ausnahmslos über Langeweile ; der Dienst drückt sie nicht, vor zehn, elf Morgens wird kein Bureau geöffnet, sie haben somit Zeit genug, die Laugeweile gründlich zu geniessen. Man sagt, dass viele der in Gibraltar ansässigen Engländer diesen Feind durch geistige Genüsse zu bekämpfen suchen und behauptet, die einzige in Gibraltar endemische Krankheit, das Gibraltar Fever, — 84 — sei derselbe Znstand, den mau anderweitig weniger euphemistisch Delirium tremens uenut. Die von dieser Krankheit Befallenen schieben freilich die Schuld auf die Hitze und das schlechte Wasser, und sie haben damit nicht ganz unrecht ; denn die Hitze erzeugt den unwiderstehlichen Durst und das Wasser ist allerdings SO schlecht, dass man es nicht trinken kann. Abgesehen von dem Gibraltar Fever ist die Stadt nicht eben ungesund zu nennen ; nur die Fremden klagen über das erschlaffende Klima, Die Eingeborenen — sie werden überall in der Gegend mit dem Epitheton ornaus Scorpione, im Femininum Scorpionessa, bezeichnet — fühlen sich bei dem Klima recht wohl und gedeihen sichtlich. Sie sind in neuerer Zeit freilich etwas timider geworden, als sonst, denn die glänzenden Zeiten für Gibraltar sind vorüber, seit England sich durch Spaniens unablässige Reclamatioueu endlich geuöthigt gesehen hat, dem Schmuggelhandel zu steuern und in der Stadt ein Custom-House zu errichten. Damit hat die Position allerdings sehr an Wichtigkeit für England verloren. Früher war auf dem Felsen das grösste Schmuggeldepot der Welt ; Gibraltar, von dem aus keiue einzige Strasse nach Spanien hineinführt, importirte mehr englische Manufactuvwaaren und besonders mehr Tabak, als sämmtliche spanische Häfen zusammen- genommen ; die Rondeüos, die Bewohner der Serrauia de Ronda, standen fast sämmtlich in den Diensten der Importeure zu Gibraltar und allabendlich liefen aus dem Hafen die Schmuggler- boote, nicht selten beim Kampfe mit den Guardacostas direct unterstützt von den englischen Kriegsschiffen. Die Berge von Ronda und Yunquera haben manches erbitterte Gefecht zwischen den »Grünen«, den ZoUwächteru, und den Rondenos gesehen, doch waren das meistens Ausnahmen. Für gewöhnlich standen sich Schmuggler und Zollwächter ganz gut und hüteten sich, einander in den Weg zu kommen : Officiere wie Gemeine erhielten von den Importeuren ihren regelmässigen Sold, regelmässiger als von der Regierung, und wenn der Form wegen einmal ein Convoi abgefasst werden musste, wurde das vorher abgemacht und verlief zwar mit einigem Geknalle, aber ohne Blutvergi essen. Das waren die guten Zeiten der Majos (sprich Machos) ; die jungen Andalusier verdienten beim Schmuggel ein Heidengeld und brachten es wieder unter die Leute ; sie konnten die Caballeros spielen und ihrer Neigung zu Putz und schönen Waffen und Pferden die Zügel — 85 — schiesseu lassen. Ans dieser Zeit stammt der Rnlim von Ronda, dem Sitz aiidalusischer Nationalität, auf dessen weitberühmter Feria — etwa unserer deutschen Kirmes entsprechend — sich Niemand anders als im andalusischen Nationalcostüm blicken lassen durfte, wollte er nicht verspottet und aus der Plaza de toros, der Arena, hinausgewiesen werden. Zu ernsthaften Kämpfen kam es meist nur, wenn ein Majo iu seinem üebermuth einen der Grüuröcke persönlich beleidigt oder ihm etwa gar ein Mädchen weggeschnappt hatte, oder auch wohl einmal, wenn ein neuer Commandant von Madrid kam mit der strengen Ordre, dem Schmugglertreiben, das die spanischen Zollkassen so schwer schädigte, um jeden Preis ein Ende zu machen. Dann allerdings bekamen die Escopetas und Trabucos*) Arbeit und mancher Grünrock, mancher Majo färbte die Erde mit seinem Blute, während andere gefangen in die Presidios wanderten. Erst dem um die Sicherheit in Spanien hochverdienten General Prim gelang es vor dreissig Jahren, den Schmuggelhandel etwas einzuschränken ; die Einführung vernünftigerer Zollgesetze und die Entwickeluug der Industrie, namentlich in Catalonien, gaben ihm den Todesstoss und heute existirt ein organisirter Schmuggel für Manufacturwaaren kaum mehr ; nur Tabak wird noch immer geschmuggelt und das wird auch wohl noch fort- dauern, so lange in Spanien das Tabaksmouopol besteht. Mit dem Schmuggel sind aber auch die Majos verschwunden ; ein solcher Stutzer in Volkstracht muss iu erster Linie Geld haben, und das ist in dem kapitalarmen Südspauien ein sehr rarer Gegenstand geworden. Dem Lande freilieh ist das Aufhören der alten Romantik zu Gute gekommen ; ich sollte mich später manchmal davon überzeugen, welchen Aufschwung der Ackerbau gerade in dem Berglande von Ronda genommen, seit der leichte Verdienst durch den Schmuggel aufgehört. Auch die Sicherheit hat sich seitdem gehoben. Die Contrebandistas, die Schmuggler, waren zwar durchaus keine Räuber und benahmen sich dem Fremden gegenüber jederzeit als Caballeros, aber aus dem bestraften ') Escopeta ist die einläufige, meist maurisch geschäftete Flinte, Trabuco ein Gewehr mit trichterförmiger Mündung, in das man eine Hand voll kleiner Kugeln auf einmal ladet, die LieblingswafFe der spanischen Schmuggler. — 86 — Schmuggler wurde meist eiu Räuber, uud für den wegen eines erfolgreichen Kampfes geächteten und gehetzten Führer einer Schnuigglerbaude lag die Versuchung gar nahe, auch seinerseits die Grenzen zu überschreiten und zum Bandolero, zum Räuber- hauptmann zu werden. Haftet einem solchen ja in den Äugen des Spaniers im Allgemeinen und des Andalusiers im Besonderen durchaus kein Makel au, sondern eher eine wildromantische Glorie, die ihn als den Beschützer des Armen, den Rächer der unter gesetzlichem Deckmantel verübten Schlechtigkeit, als den Vertheidiger der Freiheit gegen die despotische Missregieruug erscheinen Hess. Aus dem Bandolero wurde in den Bürgerkriegen der Guerillero, der im Namen eines Throuprätendenteu sein Handwerk mehr ins Grosse trieb, und aus den unterlegenen Guerilleros wurden nach Beendigung des Krieges wieder einfache Baudoleros. Noch heute singt das Volk von den grossen Helden, von Jose Maria, der Jahre lang der Staatsgewalt trotzte, bis er endlich von Mörderhaud fiel, und von vielen anderen seines Gleichen. Die Errichtung der Gnardia civiles, des ausgezeichneten und zuverlässigen Geusdarmencorps, hat den organisirteu Räuber- banden ein Ende gemacht ; nur beim Ausbruch von Bürgerkriegen tauchen sie wieder auf, doch ohne sich länger halten zu können; sonst ist im Allgemeinen Spanien vollkommen sicher und der Tourist kann sogar die Sierra Morena, den klassischen Boden der spanischen Fra Diavolos, für gewöhnlich mit voller Sicherheit bereisen. Hier und da gibt es allerdings noch einmal einen Ratero, einen Gelegenheitsräuber, der einen einzelnen Fremden anfällt und ausplündert, doch sitzt auch solchen die Gensdarmerie scharf auf den Fersen und der Reisende hat von ihnen wenig zu befürchten. Gibraltar hat mit dem Aufhören des einträglichen Schmuggel- handels viel au Wichtigkeit für England verloren, immerhin aber bleibt ihm seine Lage am Eingänge des Mittelmeeres und England wird stets die grösste Wichtigkeit darauf legen, diese Hauptetappe auf dem Wege nach Indien in seinen Händen zu behalten. Man darf freilich nicht, wie so häufig geschieht, annehmen, dass die Kanonen von Gibraltar die Meerenge beherrschen und verschliessen ; dazu ist die Strasse denn doch zu breit ; nur Tarifa auf seiner vorspringenden Halbinsel würde das, wenn mit Kanonen grössten Kalibers armirt, können ; aber eine in der Bai von Algesiras — 87 — statiouirte Flotte würde im Falle eines Krieges doch schwer in die Wagschale fallen. Jedenfalls ist es aber noch ein Glanbenssatz für jeden Engländer, dass Gibraltar, Malta und Aden die Haupt- säulen der Machtstellung Old Englands sind und Spaniens Hoffnung, einmal auf friedlichem Wege in den Besitz Gibraltars zu kommen, dürfte unerfüllt bleiben. Das Land hätte auch nicht den geringsten Vortheil davon und die Stadt würde bald auf das Niveau von Algesiras und Tarifa heruntersinken. Ich hatte viel von dem buntscheckigen Treiben in Gibraltar gelesen und gehört, aber meine Erwartungen wurden sehr getäuscht. Nur hier und da sah man einen niaroccanischen Mauren oder Juden, letztere in unscheinbarer dunkler Tracht mit langem Kaftan, auch durch ihr kriechendes Benehmen unangenehm abstechend von ihren Glaubensbrüdern drüben in Algerien, manchmal auch einen Neger, nur ganz selten einen türkischen und griechischen Matrosen, wie sie sonst überall in den Häfen des Mittelmeeres die malerischste Staffage bilden. Bunt wird das Treiben nur durch die englischen Soldaten in ihren rothen Röcken, welche man überall sieht. Sie tragen im Dienst den leichten indischen Sipahi-Helm, eine der praktischsten Kopfbedeckungen für warme Gegenden, die man auch in Algerien bei Touristen oft zu sehen bekommt, ausser Dienst aber ein kleines Käppchen, welches ganz dem Cereviskäppcheu der deutschen Studenten gleicht und durch ein Sturmband unter dem Kinn festgehalten wird. Auch ein Regiment Hochländer liegt in Gibraltar und diese hat mau am abenteuerlichsten zugerichtet, denn sie tragen wohl noch Kilt und Tartan , aber darüber den englischen rotheu Rock und statt der Hochlandmütze den Sipahi-Helm ; den nationalen Dudelsack haben sie aber noch beibehalten und wir konnten sie alltäglich nach seinen melancholischen Klängen vorbeimarschiren sehen. Die Läden in Gibraltar drängen sich alle in Main-Street zusammen ; sie bieten nur wenig Besonderes, mit Ausnahme der Lager maroccauischer Curiositäten und der Silberläden. In letzteren findet man namentlich die reizenden Silberfiligranarbeiten von Malta in reicher Auswahl und zu sehr billigen, aber festen Preisen. Auch maroccauische Sachen, messingene Schalen mit eingeschlagenen Mustern, Lederstickereien, Töpferwaaren, Teppiche kauft man viel zweckmässiger in Gibraltar als drüben, wo man aut die Vermittlung der betrügerischen Dragomaue angewiesen ist und in Folge dessen meistens ganz gehörig geprellt wird. Einen Besuch verdient vor Allem auch der Markt, welcher sich unmittelbar vor Water Port befindet; er vereinigt englische Ordnung und Sauberkeit mit südlicher Fülle; neben den Producteu Südspaniens und Maroccos findet man hier auch die der cana- rischen Inseln und selbst die Früchte der Tropen, besonders die Bananen, die Cherimoya und die Cocosnuss. Der Platz selbst ist auf drei Seiten einen viereckigen Bastion augelegt, zum Theil über- dacht oder luit Segeltüclievn überspannt. Die Verkäufer sind zum grossen Theile Spanier aus den Dörfern jenseits der Linie, deren Bewohner sich fast ausschliesslich mit Gemüsebau beschäftigen. Marocco liefert seine süssen Datteln und auf den immergrünen Feldern von Tanger werden die Ochsen erzogen, deren Fleisch hier zum Verkauf kommt, Ueberreich war der Markt an Früch- ten; neben den Orangen traten nun schon Aepfel, Birnen, Kirschen und Aprikosen auf, und ausserdem Melonen, Kürbisse und Gurken in allen möglichen Varietäten, der Zwiebeln und des Knoblauchs nicht zu vergessen, welche auf spanischen Märkten niemals fehlen dürfen. Eine ganze A])theilung wird von dem Fisch markt ein- genommen, auf dem sich die Formen des atlantischen Oceaus mit denen des Mittelmeeres mischen. Auf der Alameda herrscht natürlich der rothe Rock der Officiere und die modische Tracht der englischen Ladies; nur selten sieht man eine Spanierin mit Fächer und Mantilla. Die Alameda selbst ist eine der schönsten, die ich gesehen, und jeden- falls die bestuuterhalteue. Sie ist verhältnissmässig neuern Da- tums; noch 1814 dehnte sich an ihrer Stelle eine Sandfläche aus, bekannt uuter dem Namen »the red sauds« ; erst in diesem Jahre begann der Gouverneur Don mit der Bepflanzuug. Von der Sandfläche ist heute nur noch ein viereckiger Platz unmittel- bar vor South Port übrig, der zu Paraden dient; eine Reihe Kanonen, deren Zweck ich nicht ergründen konnte, drohen von ihm in die Alameda hinein, in die man über eine breite Treppe gelangt. Ihr vorderer Theil, welcher sich um einen Musikterapel gruppirt, ist den spanischen Alamedas ähnlich, ein geräumiger Kiesplatz mit Bellasombras und anderen Schattenbänmen bepflanzt, dann aber folgt ein wunderschöner englischer Garten mit allen möglichen Zierpflanzen, unter denen namentlich die in Gibraltar — 89 — verwilderte baumartige Aloe {Aloi} arborescens) eine Hauptrolle spielt. Den Schatten geben prächtige Strandkiefern, welche sich auch am Abhänge bis zur steilen Felsenwand hinaufziehen. Die Anlagen reichen bis zum Flecken Rosia. In ihnen stehen zwei künstlerisch wenig bedeutende Denkmäler, das eine zu Ehren Wellingtons, da andere zu Ehren von »Old Eliott«, dem Verthei- diger der Stadt bei der grossen Belagerung von 1783. Weniger schön wie die Alameda ist die Fläche, welche sich vor dem gegenüberliegenden Thore ausdehnt, doch verdient auch sie einen Besuch, denn von keiner Seite aus macht der Felsen einen so imponirenden Eindruck, als von dieser Landenge aus, gegen die er in seiner ganzen Höhe schroff abstürzt. Durch Aus- grabungen und üeberschwemmuugeu hat mau den Zugang zu Main Port noch mehr verschmälert und riesige Wälle decken den einzigen Weg, auf dem ein Feind vom Festlande aus der Festung nahen könnte. Die Landenge selbst ist als Glacis natürlich voll- kommen kahl; auf ihr findet sich die grosse Rennbahn, welche eigenthümlich.er Weise den Friedhof umschliesst, und die Plätze für Ballspiele und dergleichen Eine Reihe blau angestrichener Schilderhäuser bezeichnet die Grenze des englischen Gebietes; eine kleine Strecke weiter steht eine andere Reihe, zur Abwechslung weiss angestrichen, die äussersteu Vorposten der Spanier; das Land zwischen beiden ist neutraler Grund. Die starken Festungs- werke, mit denen Spanien ehemals die Landenge sperrte, liegen noch etwas näher nach San Roque hin; sie wurden beim Beginn der Freiheitskriege auf Wunsch der spanischen Junta von den Engländern zerstört und sind nicht wieder aufgebaut worden; sie wären auch ziemlich zwecklos, denn selbst wenn es einmal zu einem Kriege zwischen Spanien und England kommen sollte, würde man gewiss keinen Versuch machen, mit einem Heere von Gibraltar aus durch die pfadlosen Felsenwildnisse der Serrania de Rouda nach Spanien hineinzudringen, und ein Angriff auf die Stadt von der Landseite aus ist undenkbar. Der Hafen von Gibraltar lässt, wie schon oben erwähnt, viel zu wünschen übrig. Gegen Süd und Südwest bietet er mit Aus- nahme der Bucht von Rosia, in welcher ein paar Kriegsschiffe sicher liegen können, keinen Schutz, und bei Sturm aus dieser Richtung ist selbst am kleinen Hafendamm das Landen mit Booten nicht leicht. Aber auch gegen einen heftigen Levanter — 90 — bietet die Bucht keinen Schutz und gerade dieser Wind gibt am häufigsten zu UugUicks fällen Veranlassung. Mit entsetzlicher Ge- walt bricht er durch die Lücke zwischen Gibraltar und San Roque herein und reisst die Schiffe von ihren Ankern, So wurde 1796 das Linienschiff Conrageux über die Strasse hinüber gegen den Affenberg getrieben und giug dort mit Manu und Maus zu Grund und auch 1822 warf ein Levauter gegen 40 Schiffe auf den Strand und zerstörte den Hafendamm von Rosia gänzlich. Abzuhelfen wäre nicht unmöglich, aber die Regierung hat, wie schon oben erwähnt, gar keine Lust, Gibraltar zu einem Handelshafen werden zu lassen. Der Verkehr beschränkt sich darum auf den Bedarf der Stadt und der anlaufenden Schiffe, sowie auf einigen Export nach Marocco in Austausch gegen Lebensmittel, und es ist ziemlich schwer, fremdes Gold und Papier — spanische Alfonsinos ausgenommen • — ohne Verlust anzu- bringen. Auch die Fremdencolonie ist unbedeutend; von Deut- schen lernte ich ausser den Herren Schott, dem deutschen Consul und seinem Bruder, nur noch einen Lithographen kennen, Herrn Spitzer, welcher ein recht bedeutendes Geschäft besitzt; er lebt schon lauge in Gibraltar, ist aber nicht englischer Unterthan geworden und muss darum alle zwei Jahre seinen Wohnsitz auf ein paar Wochen nach San Roque, wo er ein Landgut besitzt, verlegen. — Naturforscher, v/elche Gibraltar besuchen, möchte ich auf Herrn Ingenieur Gustave Dautez aufmerksam machen, welcher sich sehr eifrig mit allem beschäftigt, was Bezug auf die Naturgeschichte Gibraltars hat ; er besitzt namentlich eine präch- tige Eiersammluug und ein vorzügliches Herbarium von Gibraltar; ausserdem hat er von allen dort wildwachsenden Pflanzen ganz vorzügliche colorirte Abbildungen augefertigt, welche wohl die Publicatiou werth wären. Die englische Regierung erkennt seine Bestrebungen an und hat ihm einen eigenen Permess ausgestellt, der ihm gestattet am Felsen umherzuklettern, wo er will, Pflanzen abzubrechen und selbst Stücke vom Felsen abzuschlagen, was sonst als ein Capitalverbrechen betrachtet wird. In seiner Meer- conchyliensammluug sah ich ein paar Arten, deren Vorkommen in diesen Gegenden mir neu war, vorab die riesige Panopaea Aldrovanäi, die mau seither nur von der Ostküste Siciliens und von Algarve kannte. Der Felsen von Gibraltar war den Alten wohlbekannt; — 91 - Alube oder Alybe naunteu ihn die Pböuicier, daraus wurden dann später K alybe imd Calpe. Niederlassungen waren aber dort nicht. Erst die Mauren setzten sicli nach ihrer Laudung an dem Felsen fest, welcher seitdem den Namen ihres Führers trägt. Tarik landete hier am 30. April 711; der Thurm des Castels, la torre de Ommenaje, wurde von Abu-Abul-Hadschez 726 erbaut. Erst 1309 gelang es den Christen unter Guzman el Bueuo es zu erobern, aber schon 1333 nahmen es die Mauren nach einer langen Belagerung zurück und behaupteten die für ihre Verbin- dung mit Nordafrika so wichtige Stadt bis 1462, wo ein anderes Glied der in Südspanieu so mächtigen Familie Guzmann sie wieder für die Christen gewann und damit die Mauren in Granada von Afrika abschnitt. — Karl V. liess die Befestigungen verstärken, aber seine Nachfolger vernachlässigten den wichtigen Punct in unverantwortlicher Weise, und als im Juli 1704 Sir George Rocke vor der Stadt erschien, war sie nur mit 80 Invaliden besetzt und konnte keinen Widerstand leisten. England hatte sie augeblich für den Habsburgischeu Throucaudidateu erobert, behielt sie aber im Frieden, und seit der berühmten Belagerung 1779 — 83 hat sie ihm Niemand mehr streitig- g;emacht. CTO Der Felsen macht ganz den Eindruck, als sei er ursprüng- lich eine Insel gewesen und nur durch Sandauschwemmung ver- landet, üeber das Alter seines Gesteines streitet man noch, da Versteinerungen in ihm noch nicht gefunden worden sind, die Hebung ist möglicher Weise erst in geologisch neuerer Zeit er- folgt, denn es soll sich iu 450 Fuss Höhe eine Straudterrasse finden, welche ich allerdings nicht bemerkt habe. Vielleicht be- steht nicht einmal der ganze Felsen aus derselben Formation ; die Vegetation ist wenigstens an der Nordspitze eine ganz andere, wie an der Südspitze und dem können bei der völligen Gleich- heit aller anderen Verhältnisse doch nur Unterschiede in der Bodenbeschaffenheit zu Grunde liegen. In den ausgedehnten Hohlen, welche den Felsen durchziehen, hat man grosse Mengen von Knochen gefunden, namentlich solche des Nilpferdes, welche auf den ehemaligen Zusammenhang mit Nordafrika deuten. Auch die anscheinend moderneren Ablagerungen in der Michaels- höhle, welche Capt. Brome erforschte, deuten auf Zusammenhang mit Nordafrika; es fanden sich darin: Hyaena crocuta, Cervus ämna und elaplms, Capra hircus und aegoceros, ferner Wildschwein, Haase, — 92 — Kaüincheii, Fuchs und Ratte, ausserdem zahlreiche Schalen vou Patelleu und anderen Muscheln, welche anscheinend als Nahrung gedient hatten. Neuntes CaiDitel. Algesiras. Die Verbindung zwischen Gibraltar und dem gegenüber- liegeuden Algesiras ist eine ziemlich lebhafte; alle Stunde geht ein kleiner Dampfer herüber und hinüber, und er ist meist gut besetzt. Wir fnhren um zwölf Uhr ab; es wehte Landwind und die Bai lag spiegelglatt, aber um den Felsen hingen dicke Wolken und Alles deutete auf Sturm, der dann auch nicht aus- blieb; er kam aber zum Glück erst, als wir glücklich gelandet waren. Die Fahrt war durchaus angenehm; Schaaren von Del- phineu tummelten sich in der Bai und kamen dicht an unseren Dampfer heran, um in den Wellen am Bug zu spielen. Der Hafen von Algesiras ist leider nicht viel besser, als der von Gibraltar; selbst die kleinen Localdampfer können nicht dicht an das Land heran und wir mussteu noch eine ziemliche Strecke im Boote zurücklegen, bis wir endlich den kleineu Hafen- damm erreichten. Eine kleine Insel, die Isola verde oder Isola de las Palomas, schützt die Rhede gegen den Südost, ■-der mitunter aber doch bedenklich wird. Der Handelsverkehr der Stadt ist freilich nur unbedeutend, denn Algesiras wurde nicht zu Handelszweckeu gegründet oder richtiger wieder aufgerichitet, sondern um als Gegengewicht gegen Gibraltar zu dienen und den Schmuggelhandel eiuigermassen zu überwachen. Seit der Errich- tung eines Zollamtes in Gibraltar hat die Stadt bedeutend an Wichtigkeit verloren und wird wohl auch kaum jemals wieder grosse Bedeutung erlangen, auch wenn sie, wie jetzt im Plane, durch eine Bahn von Bobadilla nach Cadiz an das spanische Eisenbahnnetz angeschlossen wird. Nur die Verproviautiruug von Genta erfolgt von Algesiras aus. Anders war es zur Maurenzeit. Damals war es der Schlüssel Spaniens, die grosse Pforte, die den Mauren den Weg nach Europa öfifuete. J e z i r a t u - e 1 - K h a d r ä , die grüne Ljsel , wie — 98 — die Stadt damals auch hiess, war eine starke Festung und wurde eifersüchtig gehütet. Alonso XI, belagerte sie ivn Jahre 1333; Kreuzfahrer aus gauz Europa, unter ihnen besonders zahlreiche Engländer unter Führung des Königs Eduard ITT. und Franzosen unter Gastou de Foix nahmen an der Belagerung thoil, aber erst nach zwanzig Monaten ergab sich die Stadt am 24. März 1334 und wurde völlig zerstört. Ihr Fall trennte die spanischen Mauren für immer von ihren Glaubensgenossen in Nordspanien und der völlige Untergang muselmänuischer Herrschaft war von da an nur noch eine Frage der Zeit. Der I'latz lag wüst, bis Karl ITT. 1760 die neue Stadt als einen Stützpunkt für die Unternehmungen gegen Gibraltar erbauen Hess. — Die günstige Stelle hatte übrigens schon vor den Mauren zur Ansiedelung gelockt; unter der Römerherrschaft lag hier Portus albus, doch war diese Stadt niemals sehr wichtig. Die Hauptansiedelung an der Bucht war Carteja, das phönicische Malech I^artha, die Stadt des Melkarth, später eine griechische Colonie, bis es Scipio Afrikauns zerstörte und den illegitimen I\indern seiner Soldaten gab. Es lag tiefer hinten in der Bucht, nahe dem heutigen el Rocadillo; auf einer kleinen Erhöhung neben der Mündung des Guadarauque kann man noch einige Ueberreste aus der Römerzeit erkennen und zahlreiche interessante Münzen sind hier gefunden worden , von Mauerwerk ist freilich nicht mehr viel übrig geblieben, denn San Rocjue wie Algesiras haben die Trümmer um die Wette als Steinbi'uch l)enutzt. Hier und in dem benach- barten Gades (Cadix) waren die Stationen, in denen die Flotten überwinterten, wenn sie ausgesegelt waren, um das Zinn der Cas- siteriden und den Bernstein der deutscheu Küsten zu holen und von hier aus breiteten die Phönicier ihre Handelsniederlassungen weiter aus bis zur Bieite der canarischeu Inseln, die ja aucli von ihnen besucht wurden. Die Stadt ist übrigens einigermassen von der Cultur beleckt; die vielen Engländer, welche von Gibraltar herüberkommen, haben einigen Sinn für Com fort verbreitet und Algesiras erfreut sich einiger recht guten und autfalleud billigen Hotels. In der Fonda de Salinas fanden wir für einen Duro (5 Frcs.) täglich ein leidliches Zimmer und ausgezeichnete Verpflegung, so dass wir uns bald heimisch fühlten und uns entschlossen, hier für längere Zeit unser Quartier aufzuschlagen. Die Fonda lag unmittelbar — 94 — am Hafen und bot eine prächtige Aussicht auf die Bai und den gegenüberliegenden Felsen. Unter unseren Fenstern war ein ewiges Kommen und Gehen von und nach C4ibraltar und die Zoll- beamten hatten alle Hände voll zu thun. Ich niuss entgegen den meisten Angaben erklären, dass ich die Douaue in Spanien stets sehr freundlich und zuvorkommend gefunden habe, auch ohne dass wir zu dem Mittel der Bestechung zu greifen brauchten; sie hielten sich an ihr Reglement, liessen den Koffer öffnen, be- gnügten sich aber dann meist mit der Versicherung, dass wir nichts Zollpflichtiges bei uns führten. Gegen die Eingeborenen waren sie in Algesiras freilich strenger und besonders wer von Gibraltar kam, musste sich einer strengen Visitation selbst an seinem Körper unterwerfen. Trotzdem wird viel Tabak herüber geschmuggelt, mitunter in der raffiuirtesten Weise. Gerade während unserer Anwesenheit wurden ein paar Fischer ertappt, welche in ihren ausgehöhlten Rudern längere Zeit hindurch unentdeckt feine Cigaretteutabake von dem Felsen herüber gebracht hatten. Algesiras macht als eine verhältnissmässig neue Stadt einen modernen Eindruck: die Strassen sind zwar eng, aber ziemlich gerade und auf der Höhe liegt ein hübscher viereckiger, mit Quadersteinen gepflasterter öffentlicher Platz, welcher als Alameda dient. Auf den Strassen war aber nur wenig Verkehr und zwischen den Steinen wuchs Gras. Gut erhalten ist nur die Plaza de Toros, die Arena für die Stiergefechte, welche sich vor der Stadt auf einer beherrschenden Höhe erhebt; doch finden Stiergefechte nur zur Zeit der grossen Feria, der Kirmes, welche auf Pfingsten fällt, statt, denn ein Stiergefecht ist eine kostspielige Sache, und nur wenige grosse Städte wie Madrid und Valencia, sind im Stande, das ganze Jahr hindurch Corrida's zu «xeben und eine ständige Truppe von Torero's zu unterhalten. Unsere Excursionen in der Umgegend zeigten uns bald einen grossen Unterschied gegen Algerien : die guten Strassen fehlten ; nur kümmerliche Saumpfade laufen von Algesiras aus und die einzige fahrbare Strasse, welche über Tarifa nach San Fernando bei Cadiz führt, geht kurz vor der Stadt in einen so halsbrechen- den Saumpfad über, dass ich im Anfang gar nicht begreifen konnte, wie die Diligence, die einzige direete Postverbiudung der Stadt, in die Stadt gelange. Von einer zweiten Strasse, welche um die Bai herum nach San Roque führen und die Verbindung — 95 — mit Gibraltar ancb bei Sturm sicheru soll, bat mau erst ganz kleine Stücke gebaut und uacb dem Inneren bin existirt nocb gar keine Strasse. Aber friscb und grün ist die ganze Umgebung, allerdings sebr zur unserem Leidwesen, denn eine solcbe Vegetation das wussten wir scbon aus Nordafrika, deutet auf Sandsteinboden und verspricbt uns keine sonderlicbe Ausbeute. Die Cultur des frucbt- baren Bodens Hess viel zu wünseben übrig ; grosse Strecken lagen bracb und dienten laugbörnigen Rindern zur Weide, dem lebenden Proviant für Gibraltar. Nur im Tbale des Rio de Miele wogten üppige Waizenfelder. Weiter aufwärts schliessen sieb au sie aus- gedebnte Wiesen, eine Seltenbeit im Süden, und dann folgen auf den immer böber ansteigenden und zuletzt zu gewaltigen Bergen auscbwelleuden Erbebungeu düstere Wälder von Korkeichen, der Hauptreicbtbam der Gegend. Die Korkeiche {Qaercus suher) gibt an Stärke und Grösse unseren Eichen wenig nach, bildet aber in Spanien niemals so geschlossene Wälder, wie unsere; die Bäume erheben sich vielmehr immer einzeln und die schwarzen geschälten Stämme heben sich eigenthüralich düster ab von dem frischen Grün des Adlerfarrns, welcher den Raum zwischen ihnen erfüllt; sie machen einen noch sonderbareren Eindruck dadurch, dass nur der Stamm geschält wird; die Aeste erscheinen deshalb viel dicker, als er, und bilden an ihrer Basis einen förmlichen Knauf. Die Korkgewiunung wird hier leider noch nicht in der rationellen Weise betrieben, wie in den Pyrenäen und in den Schluchten des D sc he bei Edough bei Bona, trotzdem bietet ein Korkeichenwald eine gute Rente. Man lässt den Baum etwa 15 Jahre alt werden, dann schält mau ihn zum ersten Mal, aber das Product dieser Schälung liefert nur groben, ästigen, sogenannten männlichen Kork, der zu Pfropfen absolut untauglich ist und nur von den Fischern verwendet wird, um die Netze schwimmend zu halten. Auf dem eutblösten Stamme bildet sich dann alljährlich eine feine gleichmässige Schicht von sogenanntem weiblichem Kork,* der nach 8 — 10 Jahren dick genug geworden ist um ver- wendet zu werden. Behufs der Ernte macht man mit einem eigenthüralichen Beil zuerst Kreisschnitte um den Baum und ver- bindet sie durch Längsschnitte, muss sich aber dabei hüten, die sogenannte Korkmutter, das korkbildende Cambium, zu verletzen; dann schält man mit dem abgeplatteten Stiel des Beiles die Rinde ab, breitet die Ringe aus, beschwert sie mit Steinen und lässt sie — 96 — so trocknen. In diesem rohen Zustand kommt der südspanisclie Kork in den Handel ; eine eigentliche Korkindnstrie, wie in Catalonien, hat sich in Andalusien noch nicht entwickelt. Die Korksammler leben meistens in Hütteu, welche sie sich aus Kork- stücken im Walde selbst erbauen, und führen dort ein eigeuthüm- liches halbwildes Leben, das sie nur selten mit den Städtern iu Verbindung kommen lässt. Gleich bei unserer ersten Excursiou ti'afeu wir im Walde eine solche Ansiedelung im Schatten der ausgedehnten Eichen- wälder in den Seitenthälchen, welche sich von dem Hauptthal der Gegend, dem des Rio de Miel, abzweigen. Zwischen den Eichen wucherten Adlerfarrn, Haiden und alles mögliche blühende Gestrüpp. In den verschlungenen Ziegeupfadeu verliefen wir uns und erst nach längerem Suchen faudeu wir einen betretenen Pfad, der uns wieder ans dem Wald hiuaus führte. Eine prächtige Aussicht empfing uns am Waldsaum ; unter uns dehnten sich die grünen Vorhügel, belebt von zahlreichen Rinderheerden, deren Halsglocken, meistens tief gestimmt, melodisch herauftöuten : unten lag Algesiras, sich terrassenförmig am Rande des tiefen Thaies erhebend, über welches hinüber die lauge Bogenreihe der alt- maurischen Wasserleitung noch heute der Stadt herrliches Wasser in genügender Menge zuführt ; über der blauen Bucht drüben erhob sich der Felsen von Gibraltar, von hier aus ganz einem Löwen ähnlich, der am Eingange des Mittelmeeres Wache hält. Dumpf tönten die Schüsse herüber, mit denen ein gerade ein- laufendes Kriegsschiff begrüsst wurde, und minutenlang hallte das Echo in den düsteren Waldbergen nach. Auf einem Maulthierpfade gelangten wir an ein einsam liegendes spanisches Haus; zwei ganz hübsche Frauen, welche vor demselben mit Nähen beschäftigt waren, erquickten uns freund- lichst mit Wasser und gaben uns dann einen Muchacho mit, der uns einen Fusssteig durch die Felder und Wiesen in das Thal hinab zeigen sollte. Längs des Flusses kamen wir zu der W'ö.sser- leitung, bei deren schlanken Pfeilern man kaum begreift, wie sie dem Sturme trotzen können. Der Weg, obschou viel betreten, war erbärmlich ; zweimal mussten wir auf Steiublöcken den noch recht wasserreichen Fluss überschreiten, an Brücken denkt mau in Spanien kaum auf den Hauptstrassen, an Vicinalwegen fühlt mau noch kein Bedürfniss darnach und lässt sich lieber von — 07 — seinen Feldern absperren, sobald ein stärkerer Regen fällt. Ueber den Rio de Miel führen nur zwei schmale steile Brücken nahe seiner Mündung, wo die eindringende Fluth das Wasser staut; sie sind aber beide nur für Fussgänger eingerichtet und selbst die Diligence niuss durchs Wasser fahren. Näher an der Stadt waren üppige Felder, auch eiue grössere Anpflanzung von Zuckerrohr, das vorzüglich zu gedeihen schien. Dieses Rohr hat für Südspanien eine grosse Zukunft; besonders um Malaga und am Südabhang der Sierra Nevada hat man aus- gedehnte Plantagen und grossartige Raffinerien augelegt und der einheimische Zucker hat den fremden beinahe ganz verdrängt. Am Flusse selbst konnten wir fast sämmtliche Bewohnerinnen von Algesiras bewundern, denn die Feria stand nahe bevor und darum wurde überall grosse Wäsche gehalten; überall standen sie im Wasser, meist braune, kräftige Gestalten, denen man aber von der andalusischen Grazie nicht allzuviel ansah. Auch in der Stadt wurde überall geweisst und angestrichen, denn es ist nur einmal im Jahre Feria und zu der von Algesiras kommen bei gutem Wetter nicht nur die Bewohner von Gibraltar, sondern selbst von Malaga und Cadiz mit Extradampfern. Unter den vielen Bergrücken in der Umgebung von Algesiras war uns einer aufgefallen, der sich durch seine Kahlheit und seine zackige Form sehr von den anderen unterschied und schon von Weitem den Kalkberg verrieth. Ihm galt unser nächster Besuch. Ueber die alte Brücke und durch die Vorstadt jenseits des Flusses gelangten wir auf einen Fusspfad uud diesem folgend auf die Landstrasse nach Tarifa, welche ungefähr eiue Viertel- stunde vor Algesiras mitten im Felde endigte und schon wieder von Disteln überwachsen war. An einer dieser Disteln, welcb.e sich durch vier Reihen breiter Stacheln an den vierkantigen Stengeln und gelbe Blüthen auszeichnete, sass in unendlicher Menge eine schone Schnecke {Helix luteata Parr.); sie schien auf dieses eine Gewächs beschränkt, denn unmittelbar daneben auf anderen Disteln, von denen hier eine grosse Fornienmannigfaltig- keit vorhanden war, fand ich kein Stück. Auch weiterhin konnten wir deutlich erkennen, dass Kalk in der Nähe war, denn die Schneckenfauna war recht reich. Wir folgten der noch im Bau begriffenen Strasse, welche uns über einen Zufluss des Rio de Miel in ein anderes Thälchen führte, dessen Bach unmittelbar neben 7 — 98 — der Strasse eiue kleine reizende Cascade bildete uud weiter ober- halb eine enge Kluft durchströmte, iu welcher man nur mühsam Raum für die Strasse gewonnen hatte: au einer Brücke am Aus- gauge wurde noch gebaut. Ueber die Beschaffeuheit des Rückeus hatten wir uns nicht getäuscht, es waren Kalkfelseu, welche uns eine sehr reiche und interessante Ausbeute lieferten. Zum ersten Male fanden wir hier eine schöne Schnecke, welche an der Strasse von Gibraltar und in Marocco unsere Hainschuirkelschnecke ver- tritt (Helix Coquanäi Morelet) iu grösserer Anzahl und in schönen ausgewachsenen Individuen; in Gibraltar hatten wir sie auch schon gefunden, aber nur in einzelnen uud wie es schien ver- kümmerten Exemplaren; hier sass sie häufiger an den Blättern der Zwei'gpalme, mitunter auch an Felsen. Ausserdem fanden wir auch noch einige audere uns noch nicht vorgekommene Arten, zu denen auch uoch eiue der Wissenschaft bis jetzt überhaupt unbekannt gebliebene Windelschnecke kam. Die Aussicht war von hier aus nicht minder schön, als wie oben vom Waldrande, als wir aber den höchsten Kamm ersteigen wollten, erschienen auf der Zinne ein paar Rinder, welche ihre nadelscharfen Hörner drohend erhoben und entschlossen schienen, uns den Zutritt zu ihren Weidegebieten nicht zu gestatten. Dagegen war nichts zu machen; vor diesen halbwilden Riudern, welche meistens ohne Hirten draussen weiden, muss man sich hüteu und wir wandten uns zum Rückweg. Wir thaten auch ganz klug daran, denn es begann sich zu trüben und sah schliesslich ganz drohend aus, doch wurde der Regen durchaus uicht sonderlich heftig und kühlte nur die Luft angenehm ab. Eine weitere Excursion galt dem oberen Thale des Rio de Miel, der in einer engen Schlucht und mit schäumenden Cas- caden von den höheren Bergen herabkommt. Fast eine Stunde weit hatten wir auf schlechten Pfaden durch das breite ebene Thal zu wandern, zwischen blüthenschweren Oleandern und den Fluss mehrmals auf Steinen kreuzend, bis wir au die Stelle kamen, wo es sich zur Schlucht verengt. Zahlreiche Mühlen reihen sich längs des ziemlich stark fallenden Flusses; am Beginn der Schlucht liegen ein paar Cortijo's (Gehöfte) zusammen , ein kleines Dorf bildend , über dem sich auf einem kleiuen eichenbewachseneu Hügel eiue Kirche mit spitzem Thurme erhebt; ein grösseres Landhaus ist von eiuem sorgsam gepflegten Oiangengarten um- -- 99 — geben. Uuniittelbar dahinter beginnt der Korkeicheuwald, der schönste, den ich im Süden gesehen. Adlerfarrn und Goldregen bedeckten mit blühender Myrte gemischt den Boden, dazwischen blühten alle möglichen Blumen, unter ihnen auch unser heimischer Fingerhut {Digitalis jmr pur ea). Die Eichen geben unseren schönsten Steineichen an Schönheit nicht nach; in ihrer rissigen Rinde hatten sich vielfach kleine Farrnkräuter angesiedelt, deren zartes Grün leizend von den dunklen Stämmen abstach. Nachtigallen und Schwarzplättchen schlugen iu den Büschen. Auf schmalem Pfade drangen wir in die Schlucht hinein, auf deren Grunde der Bach über mächtige Sandsteiublöcke schäumte. Freilich hatte man ihm sein meistes Wasser entzogen und damit einen Mühl- graben gefüllt, welcher ein halbes Dutzend höchst romantisch in der Schlucht gelegener Mühlen trieb. Es war ein wunderschöner Gang, aber Ausbeute brachte er uns keine, denn als wir endlich die Felsen erreiciiten, denen wir zustrebten, bestanden sie aus Sandstein, und von Schnecken war auch nicht eiue Spur zu sehen. Wer aber nur landschaftliche Schönheit geniessen will, dem kann dieser Ausflug, den man auch ganz bequem zu Maulthier machen kann, nicht genug anempfohlen werden; der Platz jenseits der letzten Mühle, wo der Bach in einer prächtigen Cascade lierali- kommt, ist ein beliebtes Ziel für Picknickgesellschaften von Gibraltar. Am 27. Mai machten wir einen Ausflug nach Tarifa, dem *;üdlichsteu Punkte Europa's, der Stadt der schönen Frauen und der süssesten Orangen, wie die Reisehandbücher behaupten. Man kann dortbin gelangen vermittelst einer Diligence und vermittelst des sogenannten Correo; beide Fahrgelegenheiten wechseln mit einander ab und unser Unstern Hess uns den Tag wählen , an welchem der Correo an der Reihe war. Besagter Correo ist ein zweirädriger, natürlich federloser Karren mit einem Verdeck aus Rohrstäben, das mit Wachstuch überspannt ist, innen sind nach Tartanenart zwei schmale Längsbänke, ein eigentlicher Boden ist aber nicht vorhanden, sondern wird durch ein Geflecht aus Esparto- stricken ersetzt, auf das mau das Gepäck der Passagiere und die Post — denn mit diesem Institute wird die directe Closed Mail zwischen Gibraltar und England befördert — legt; oben drüber müssen dann die Passagiere sehen, wie sie unterkommen. Ich habe in meinem Leben schon manche Fahrt gemacht, die man — 100 — nicht gerade unbedingt zu den Genüssen des Lebens rechnen konnte, auf federlosem Wagen in den Gebirgea meiner Heimath zur Zeit meiner ärztlichen Wirksamkeit, auf dem apulischen Sciarabanc, dem neapolitanischen Corricolo und dem sicilischen Carretino; aber vor ihnen allen muss ich dem spanischen Correo die Palme zuerkennen, wenn der Karren bis zur Höhe der Bänke mit Gepäck gefüllt ist und daun noch sechs Passagiere unter- gebracht werden müssen. Doch man höre ! Unser Marterinstrument sollte um 11 Uhr abgehen. Da wir den Weg zunächst der Stadt genügend kannten, entschlossen wir uns, vorauszugehen, um unseren Knochen wenigstens dieses Stück zu ersparen. Erst jenseits der im Bau begriffeuen Brücke holte uns das Fuhrwerk ein und mit Schrecken sahen wir, dass es schon vier Personen mit dem entsprechenden Gepäck enthielt. Mit einiger Schwierigkeit kletterten wir hinein, denn man hatte quer vor die hinten befindliche Thür einen riesigen Koffer geschnallt, über den wir hinweg mussten ; mit noch grösserer Schwierigkeit zwäugten wir uns zwischen die Passagiere hinein und suchten unseren unteren Extremitäten zwischen den unzähligen baules und saccos de noche und Proviantkörbeu, welche der Spanier immer mit sich führt, Platz zu verschaffen. Dann ging es weiter, anfangs langsam und auf leidlicher Strasse, welche sich in langen Windungen am Berge hinaufzieht. Die eigenthümliche Bauart des Wagens gestattete prächtige Rückblicke auf die Bucht und den Felsen von Gibraltar, der uns gerade gegenüber lag. Oben begann eine üppige Vegetation von Adlerfarru und rothem Fingerhut, von mächtigen Korkeichen überschattet, von zahlreichen Quellen friscbgehalten. Diese Gegend könnte ein Paradies sein, wenn sie besser bebaut wäre; so unter- brechen nur die Steinwälle der Corrals, der Umheguiigen, in welche man Nachts das Vieh treibt, die Eiuöde und ausser den Häuschen der Strassenaufseher sieht mau während der vierstün- digen Fahrt nur wenige Cortijos und in deren Umgebung ein paar Getreidefelder; ein Dorf wird auf der ganzen Strecke nicht sichtbar. Endlich erreichten wir die Höhe ; noch eine Zeit lang führt der Weg auf ihr hin, hier und da prächtige Blicke auf die Strasse von Gibraltar und das gegenüberliegende Marocco bietend ; der Boden blieb immer gleich grün und umsonst hofften wir auf einen Wechsel des Gesteins, der uns bessere Ausbeute versprochen hätte. — 101 — Eudlich erreichten wir den letzten Höhenrücken und nun ging es in schärferem Trabe abwärts über die frischgedeckte Strasse, eine Marter für unsere Knochen und noch mehr für die armen Maul- thiere, welche der Mayoral, der Kutscher, unablässig mit einem Prügel bearbeitete. Er war darin eine Ausnahme von seinen Landsleuten, welche sonst durchaus nicht allzugrausam mit ihren Mulas umgehen ; seinen Thieren staud es aber auch überall auf dem Fell geschrieben, wie sie behandelt wurden. Auch ein paar Hühner, die mitreisten, schienen sich nicht soudei'lich wohl zu fühlen und das eine legte vor lauter Alteration seiner Herrin ein Ei in den Schoos. Endlich tauchte bei einer Wendung unmittelbar unter uns auf weit vorspringender felsiger Landzunge das Castell von Tarifa auf, nach ein paar weiteren Windungen auch die Stadt und um 3 Uhr hielten wir vor ihren Thoren. Mit tiefem Mitgefühl ver- abschiedeten wir uns von unseren Reisegefährten, denen, da sie nach Cadiz wollten, die Fortsetzung des Genusses noch die ganze Nacht hindurch bevorstand, und schritten, begleitet von dem Mozo (dem Hausknecht) der Post, welcher unser Koffercheu trug, durch das Thor, verwundert begafft von den Tarifensern, denen Touristeubesuch gerade keine häufige Erscheinung zu sein scheint. Auch die Casa de Pupilos,*) welche uns aufnahm, war wenig von der Cultur beleckt, aber sauber und auch die alte Wirthiu sah ganz reinlich aus. Wir hielten uns aber nicht allzulange auf; ich gab, wie man in solchen Casas, die keine Mesa redonda (Table d'hote) haben, immer thun muss, die nöthigen Ordres für die Coraida am Abend, dann machten wir uns auf, um die nächste Umgegend zu recognosciren. Die war nun allerdings für uns nicht sonderlich versprechend. Sandsteinrücken, soweit das Auge reichte, im Ganzen genommen etwas besser cnltivirt, als um Algesiras. Zerstreute Cortijos liegen überall mit Ausnahme des breiten sumpfigen Thaies, jenseits dessen sich das (Jap de Ciervo, trotz seiner Höhe ganz aus Flugsand be- *) So nennt man Gasthäuser, in denen man nur Wohnung findet, Essen nur auf besondere Bestellung und gegen besondere Bezahlung; Gasthäuser, in denen man Wohnung und Essen findet, ohne dass es eigentliche Hotels oder Fondas sind, heissen Casas de hue-pedes; doch findet man in be- suchteren Städten auch Gases de huespedes, welche sich von den Fondas rieht unterscheiden. — 102 — stehend, erhebt. Die Strassen sind von Aloeheckeu eiugefasst, die wir nur selten in ähnlicher Ueppigkeit gesehen; hier und da begannen schon die gewaltigen Blüthenschäfte sich zu entwickeln. Bäume sah mau in der Umgebung nur wenig. Die Ausbeute für uns war gering, uud die Fauna unterschied sich in Nichts von der von Algesiras. Komisch war es, wie alle uns begegnenden Spanier sich für unser Schueckensammeln iuteressirten uud uns mit guten Rathschlägen unterstützten; bald hängte sich uns auch ein Muchacho (Junge) von etwa 12 Jahren an und half uns sammeln; die Leute haben wahre Luchsaugen für Schnecken. Auf dem Heimweg begegneten uus zahlreiche Tarifanerinnea auf ihrem abendlichen Paseo (Spaziergang), es waren meistens hübsch gewachsene, schlanke, hohe Figuren, aber nach der polizei- widrigen Schönheit, welche ihnen uuser Murray zuschreibt, spähten wir vergeblich, uud ebenso vergeblich sahen wir uus nach der im Reisebandbuch beschriebenen Tracht um, die bis auf die schwarze Färbung ganz dem Haik der Araberinnen gleichen soll. Was uns auf der Strasse begegnete, hatte nur einen schwarzen Sbawl über den Kopf gehängt, ohne das Gesicht im Geringsten zu verhüllen ; die Tracht der Tapadas, wie sie Murray beschreibt, scheint aus der Mode gekommen zu sein; nur einmal begegnete uns innerhalb der Stadt eine Frau, welche sich bis auf ein Auge ganz verhüllt hatte, wie die Maurinnen, und die that wohl daran, denn sie hatte offenbar nichts mehr zu zeigen. Auch die Orangen waren nicht so klein, wie Murray be- hauptet, aber sonst delicat; sie waren freilich auch das einzige Gute beim Abendessen, denn die würdige Dofia Anna, unsere Wirthin, behauptete, sie habe Nichts von den bestellten Gerichten mehr bekommen können uud setzte uns Stockfisch mit Kartoffeln vor, was sie indess nicht hinderte, uus beim Abschied mehr be- zahlen zu lassen, als wenn wir im ersten Hotel au der Table d'hote gespeist hätten. Am folgenden Tage sammelten wir der Strasse von Algesiras entlang, doch ohne etwas Neues zu finden und da bei der überall gleichartigen Gegend auch nicht viel anderes zu erwarten war, entschlossen wir uus schon am 28. wieder nach Algesiras zurück- zukehren. Vorher machte ich aber dem Meere noch einen Besuch. Eine weite Fläche feinen Sandes zieht sich von Tririfa bis zum Cap Ciervo, sie müsste im Sommer einen prachtvollen ßadestraucl - 103 — bieten. Es wehte ein leichter Südwest und mit donnerndem Brausen brachen sich die schweren Wogen des atlantischen Oceans an den Sandsteiufelsen des Castells, auf dessen äusserster Spitze ein schlanker Leuchtthurm den südlichsten Punkt Europa's bezeichnet. Sie unterscheiden sich gar sehr von den kürzeren, schmalen Spring- wellen des Mittelmeeres, die, wenn auch noch so gewaltig auf- geregt, niemals die Länge der Oceanwellen erreichen. Auch die Fauna am Strande zeigte deutlich, dass ich am atlantischen Ocean stand. Massenhaft lagen die perlmutterglänzenden Posthörnchen, die Schalen von Spirula Feronii, herum, die mau am Mittel- meere nur selten findet, weil der kleine Tintenfisch, dem sie an- gehört, nur auf hoher See lebt und nur dann und wann einmal vou einem Weststurm ins Mittelmeer verschlagen wird. Neben ihr lagen in Unzahl die blauen Janthina, ebenfalls Schalen einer Bewohnerin des hohen Meeres, welche mit einem selbst- gebauten, aus Schleimblasen bestehenden Flosse an der Meeres- oberfläche umhertreibt und im Mittelmeer weniger häufig ist, als im atlantischen Ocean. Soust fand ich nur wenig, doch waren Stücke der grossen Panoxmea, die man bisher nur an wenigen Punkten des Mittelmeeres und der portugiesischen Küste gefunden, immerhin von einigem Tuteresse. Die Stadt präsentirt sich vom Meere aus sehr vortheilhaft mit ihrer noch wohlerhaltenen maurischen Zinuenmauer, aus welcher in kurzen Abständen viereckige Thürme vorspringen; nach dem Meere zu steht der alte Alcazar, ein noch ganz wohlerhaltenes Castell. Die Stadt gilt heute noch als Festung, aber nur das auf der Landzunge gelegene Fort ist nothdürftig armirt und besetzt. Wie wir aber schon einmal erwähnt haben, beherrscht es die Strasse ungleich mehr, als Gibraltar, und würde, wenn mit weit- tragenden Kanonen versehen, sie fast vollständig schliessen können. Jetzt schon müssen bei nordöstlichem und nordwestlichem Winde die Schilfe unter seinen Kanonen vorüber, und sicher beweist nichts mehr den tiefen Stand, den Spanien gegenwärtig einnimmt, als die Vernachlässigung dieser wichtigen Position. Die felsige Halbinsel hängt mit dem Festlande nur durch eiue ganz schmale Landenge zusammen, welche überflnthet werden würde, hätte man sie nicht in früheren besseren Zeiten durch einen Damm aus ge- waltigen Sandsteinblöcken erhöht. Heute ist der Damm von den Wogen zerrissen und nur mit Schwierigkeit durch Lastthiere zu — 104 — passiren ; vv eiterbia führt der Weg durch tiefen Fhigsaud, Niemand denkt daran, diese einzige Verbindung der Stadt mit ihrem Hafen zu verbessera oder gar für Wagen fahrbar zu machen. Ebenso wenig denkt mau daran, eine Düne, welche sich am Eingang der Landzunge erhebt und das Fort vollständig beherrscht, zu be- festigen, obwohl alte Mauerreste beweisen, dass auch hier einmal ein Fort gestanden. Dass auch für den Hafen nichts geschieht, obschon er die natürliche Ausgangspforte für ein weites frucht- bares Thal ist. kann in Spanien natürlich nicht Wunder nehmen und so sinkt Tarifa immer tiefer. Gegen einen Angriff von der Landseite scheint die Stadt mit ihren einfachen alten Zinnen- mauern absolut unhaltbar, trotzdem hat in den Befreiungskriegen ein schvv'aches englisches Detacbement den Augriff einer weit überlegenen französischen Abtheilung siegreich zurückgeschlagen. Zwischen Stadt und Meer liegt eiue geräumige und gut im Staude gehaltene Alaraeda, xn'ii Bell asonibras bepflanzt, aber auch ein paar hübsche Blumenbeete enthaltend. Paseo de Alf'onso XH. steht auf einer grossi.m Sandsteinplatte an der Steinmauer der Treppe, welche zur Stadt emporführt, eiugehauen; Paseo Isabel H. hat früher ebenda gestanden; mich wundert nur, dass die Spanier sich die Mühe machen, solche wechsehade Titulaturen in Stein zu hauen. Li Italien ist man darin praktischer und schreibt es nur mit Oelfarbe an. Auch Tarif'a ist uralt; auf seiner Halbinsel lag die Phönicier- stadt J o s a , welche von den Römern den Namen Julia T r a d u c t a erhielt ; beide Namen sind verschwunden vor dem arabischen, den die Stadt nach Tarif Ihn Malik ei hielt, einem maurischen Feldherrn, der zuerst hier landete. Von hier aus marschirten die Mauren nach dem Thale des Guadalete, wo ihnen in der sieben- tägigen Schlacht von Jeres de la Frontera die Gothenmacht erlag. Nachdem die Schlacht bei Navas de Tolosa die Herrschaft der Almohaden gebrochen, eioberte Sancho el Bravo 1232 auch Tarifa; als er durch das Erscheinen eines grossen Maurenheeres zum Abzug gezwungen wurde, Hess er A 1 o n s o P e r e z de G u z m a n in der Stadt zurück und dieser vertheidigte sie ein Jahr lang gegen die Ungläubigen. Eine entsetzliche Episode wird von dieser Belagerung berichtet. Der Infant Juan, ein Bruder des Königs, war zu den Mauren geflüchtet und hatte den Sohn Guzmans, welcher als Page bei ihm war, mitgenommen. Als nun ein Sturm nach dem anderen — 105 — abgeschlagen wurde, Hess er das Kind vor die Mauern führen und drohte dem Vater, seineu einzigen Sohn vor seinen Augen zu tödteu, wenn er die Stadt nicht sofort übergebe. »Lieber mein Kind verlieren, als meine Ehre«, war die Autwort des stolzen Spaniers, und der elende Infant machte in der That seine Drohung wahr. Bald darauf befreite die Niederlage der Mauren bei Jeres de la Guadiana die Stadt und der König lohnte dem Ritter durch reiche Landschenkungen und die Erhebung zum Herzog von Medina Sidonia seine Treue. Der Thurm, vor welchem diese Seen»' spielte, heisst heute noch el Torre de Guzmau. Das weite Thal zwischen Tarifa und der Pena del Ciervo ist auch der Schauplatz zweier blutiger und für Spanien folgenreicher Schlachten gewesen. Hier schlug der Gothenkönig Wallia 417 die Vandalen und zwang sie zur Räumung Spaniens; und in 1340 schlug Alonso XL hier die vereinigten Schaaren der Sultane von Granada und von Fez, welche Algesiras angreifen und die Ver- bindung Spaniens mit Nordafrika wiederherstellen wollten. Das Innere der Stadt ist ein Gewirre enger Gässchen mit meist niedrigen Häusern, die hier, wie in Algesiras, ausnahmslos Ziegel- dächer haben ; für platte Dächer ist das KUma in' diesen Gegenden denn doch zu feucht. Die Hauptstrasse, die Galle de Sancho Bravo, wird von einem stinkenden Graben durchzogen, in den man alle krepirten Katzen und Hunde Tarifas zu werfen scheint. An ihr erhebt sich das einzige hervorragende Bauwerk der Stadt, die Kathedrale, deren Fa9ade aber einer späteren Generation aus- zubauen überlassen bleibt. Den maurischen Alcazar kann man nicht besuchen, da derselbe Militärzwecken dient; es soll auch in ihm nicht mehr viel zu sehen sein. Es war also nichts da, das uns zu einem längereu Aufenthalte hätte veranlassen können und so Hessen wir uns durch den Correo wieder zurück nach Algesiras befördern. Diesmal hatten wir nur noch einen Leidensgefährten, aber die Fahrt war noch viel schlimmer, als die erste, denn der Wagen war von den Briefsäckeu der englischen Post bis oben gefüllt ; für uns fand sich mit einiger Mühe noch Platz auf den Bänken, unser Reisegefährte aber thronte hoch oben auf den Briefsäcken. Wunderbar, dass man einem solchen Institute die mitunter doch recht werthvolle englische Post anvertraut ! Auch in anderer Be- ziehung war die P'ahrt noch unangenehmer als die erste; die — 106 — Peones de Camino, die Strassenwäiter, waren in den beiden ver- gangeneu Tagen nicht müssig gewesen und hatten grosse Strecken besonders am Abhang nach Algesiras hinunter frisch gedeckt und darttberhin ging es nun im schärfsten Trab, denn die Mail musste rechtzeitig vor Abgang des Mittagsdampfers in Algesiras sein. Nur einmal wurde ein Halt gemacht: eine Culebra (Natter) sonnte sich neben am Weg, sofort hielt der Mayoral au, er und der mitfahrende Spanier sprangen vom Wagen und tödteten das harm- lose Thier, ein acht spanischer Charakterzug. Kurz uach Mittag waren wir wieder in Algesiras und bezogen unser altes Quartier. Wir wollten nur einen ganz kurzen Aufent- halt nehmen, aber ein leichtes Unwohlsein meiner Frau zwang uns, länger zu bleiben und so kam es, dass wir Pfingsten und die grosse Feria noch in Algesiras mitmachten. Ich benutzte die Zeit, um die Gegend gründlich nach allen Richtungen zu durch- forschen und auch der Meeresfauna einige Aufmerksamkeit zu widmen. Leider störte mich dabei das anhaltend stürmische Wetter einigermasseu, doch erhielt ich einige seltene, hochinteres- sante Sachen von den Fischern, welche mit langstieligen Draht- netzen ein paar hier viel gegessene Muscheln {Femis gallina und verrucosa) suchen. Die Umgegend ist allenthalben grün , uach San Roque hin finden sich sogar ein paar gut gepflegte geschlossene Bestände der Straudkiefer, die auch bei uns Wälder genannt werden würden, ein Wunder in Südspanieu. In dem Thale des Guadalmecil, dem die Strasse nach Tarifa folgt, waren üppige Weizenfelder, hier noch vollständig grün ; nur die Gerste begann eben zu reifen. Hochstämmige Oleander mit Blüthen bedeckt fassen den ziemlich wasserreichen Fluss in seinem unteren Laufe ein, zahlreiche Nach- tigallen schlugen in ihnen. Nahe der Mündung liegt ein aus- gedehntes Düneugebiet, das mir reiche Ausbeute an Käfern lieferte; am Strande lagen unzählige durchweichte Cigarretten, offenbar von einem Schmuggler geopfert, der sich vor den Guardacostas nicht anders zu retten wusste. Zwischen den Dünen und der Stadt liegen die Gärten, die man von der Stadt aus kaum sieht, Hecken aus Aloe und Cactus gemischt, die undurchdringlichsten Bollwerke, die ich mir denken kann, fassten sie ein; sie wurden von mannshohen Adlerfarrn durchrankt und stellenweise fast erdrückt von den üppig wuchernden Brombeeren, deren Frucht — 107 - der Spanier so wenig mag wie der Italiener; hinter ihnen erhob sich eine zweite noch höhere Hecke aus dem riesigen Rohre des Südens {Arunäo donax), welches mit seinen zolldickeu holzigen Stengeln zu so vielen Zwecken dienen muss, zu denen man bei uns hölzerne Staugeu verwendet. An den Gräben standen zahlreich italienische Pappeln, mir sehr auffallend, weil Rossmässler in seiner spanischen Reise deren Vorkommen in Südspanien ganz entschieden in Abrede stellt; ich habe sie aber später auch um Ronda ange- pflanzt gefuudeu. Die Cactus waren gerade in voller Blüthe ; in dichten Massen standen die leuchtend gelben Trichterblumen am Rande der fleischigen Stengelglieder; auch die Agaven hatten meistens schon ihre riesigen Blüthenschäfte hervorgetrieben und entwickelten nun langsam die Candelaber, an denen sich die Blütheu entfalten. An ihren Blättern fehlte in der Nähe der Stadt fast ausnahmslos die scharfe doruartige Spitze ; ich konnte mir im Anfaug gar nicht erklären, warum, bis ich fand, dass man diese Dornen dazu benutzt, um das Thier einer Strand- schnecke {Trochus articulatus), die eben überall zum Verkauf aus- geboten wird, aus ihrem Gehäuse zu holen; jeder Muschelhändler hat darum ein Körbchen voll solcher Spitzen neben sich, und der Käufer erhält immer ein paar davon mit. Man geuiesst übrigens diese Schnecke, wie verschiedene andern Meerschnecken, roh und lebendig. — Die Pita, die Faser der Aloe, scheint man hier kaum zu verwenden, wenigstens habe ich niemals die Blätter abgehauen gesehen. Wäre der Spanier industrieller, so könnte aus den Blättern dieser überall gedeihenden und mit dem schlechtesten Boden vorlieb nehmenden Pflanze ein grosser Ertrag gezogen werden. Man braucht nämlich ein solches Blatt nur mit einem hölzernen Schlegel ein wenig zu klopfen und dann mit einem Schabeisen oder auch mit einem Brett den Brei auszustreichen, so hat man ein dickes Bündel sehr fester Fasern, die man ohne Weiteres zu einem haltbaren Stricke flechten kann. Algesiras stand schon ganz nnter dem Eindruck der kom- menden Feria. üeberall wurde ausgebessert, aufgeputzt und ge- weisst; überall um die Stadt und besonders am Festplatze vor dem Thor erhoben sich Ventorillos, fliegende Schenken, aus Rohr- steugeln erbaut und oft mit blühendem Myrteugestrüpp gedeckt, Fahnenstangen wurden aufgesteckt u. dgl. Leider versprach das Wetter nicht viel Gutes, es stürmte tüchtig und war so kühl, dasv — 108 — ich uiir eine wärmere Bettdecke aiisbat. Ich war recht begierig, das andalusische Volk einmal in seinem vollen Glänze zu sehen, denn bis jetzt hatte ich mich nach den so oft beschriebenen an- dalusischen Majos vergeblich umgesehen. In Algesiras sahen wir nur die ganz gewöhnliche französische Tracht; nur Arbeiter und Viehtreiber, die mitunter aus dem Innern kamen, trugen noch den Sombrero calanes, den spanischen Nationalhut, und die nur bis zum Knie reichenden, unten aufgeschlitzten und mit Knöpf- chen besetzten andalusischen Hosen, Auch von der vielgepriesenen andalusischen Lustigkeit hatten wnr noch nicht viel gemerkt; nirgends war etwas von Gesaug und Tanz zu spüren, nur einmal sahen wir einen Blinden mit einer ächten und wahrhaftigen »Movithat«, aber er sang nicht, sondern deklamirte nur in schauderhafter Weise zur Guitarre. Der Dialect der Leute war mir leider nahezu unverständlich , obwohl ich mit gebildeten Spanieru schon ganz flott couversiren konnte, auch ihren freund- lichen Gruss konnte ich nie verstehen , er klang beinahe wie »Guten Morgen«. Je näher der Tag der Feria kam, um so ausschliesslicher drehte sich die Unterhaltung um das bevorstehende Stiergefecht; wo zwei Spanier oder Spanierinnen zusammen standen, sprachen sie gewiss von der Corrida. Riesige Anschlagzettel bedeckten alle Mauern und Rohrfächer mit dem Bilde des Haupthelden, des als el Marinero bekannten Espada, wurden überall zum Verkauf an- geboten. Wir hatten Gelegenheit el Marinero auf der Strasse zn sehen, ein ganz hübscher Mann in prachtvollster Majotracht, Sanimet mit Goldstickereien; ein belieljter Espada bekommt seine Gastrollen so hoch bezahlt, wie ein erster Tenor und kann sich das erlauben ; er war und blieb aber der einzige Majo, den wir während der Feria zu sehen bekamen. Ptingstsanistag kam und mit ihm begann der Zuzug von aussen; auf allen Wegen kamen Reiter angeritten, meistens nach audalusischer Sitte zwei auf einem Pferde, alles mögliche fahrende Volk, wie wir es auch von unseren Jahrmärkten kennen, zog herzu und lagerte unter Zelten oder Strohdächern um die Stadt herum. Auf dem freien Platze zwischen der Stadt und der Arena, wo sich das Hauptfesttreiben abspielt, wurden Buden, auch grössere Cafes und Theatnr aufgeschlagen, auch der Victualieumarkt nahm einen anderen Character an. Besonders schienen sich die Fischer — 109 — uud Muschelverkäufer auzustrengeu ; sonst faud man nur Venus gaUina L. zum Verkauf ausgeboten, aber heute waren auch alle mögliclien anderen Arten da uud ich konnte somit von der Feria, während welcher ich deu dreifachen Preis für unser Zimmer zahlen musste, auch etwas profitireu *). Die Feria sollte uns gründlich enttäuschen, wir hatten ein eigenartiges andalusisches Volksfest erwartet, und fanden einen ganz gewöhnlichen Jahrmarkt, der sich nur in ganz wenigen Zügen von einem solchen in Deutschland unterschied. Vergebens schauten wir nach den Majos aus; nur hier und da sah man noch einen jungen Mann in kurzer Sammetjacke mit Troddeln und in deu eigenthümlichen kurzen Hosen und Gamaschen ; etwas häufiger sah man deu Sombrero calafies, doch verschwand auch dieser gegen die Ueberzahl der wie die unsrigen geformten Filzhüte. Unter deu Fremden dominirte unbestritten old England; die Dampfer hatten halb Gibraltar herübergebracht, das der Festtagslangeweile drüben zu entgehen wünschte; von Cadix und Malaga kamen der unruhigen See wegen diesmal auffallend wenig Besucher. Die Buden auf dem Festplatz enthielten nur den aller ordinärsten Schund, von »Sehenswürdigkeiten« war nur eine Bude mit rattos sabios (dressirten weissen Ratten) und ein paar Affen vorhanden. In vielen Buden wurde eine Art Mandelbrot ausgeboten, das sehr beliebt zu sein schien ; maroccanische Juden liefen umher mit Datteln und den ersten Brebas (schwarzen Frühfeigen), das Haupt- geschäft machten aber neben den ambulanten Fächerverkäuferu die Aguadores, die Wasserverkäufer, die mit einem antik geformten Krug auf den Schultern und zwei Wassergläsern im Gürtel um- herlaufen und ihr »agua fresca« ausrufen. Eigenthümlich waren lange Rohrstäbe, oben mit einer Gabelung, unten mit einem dicken Knopf; sie wurden von den Besuchern der Corrida eifrig gekauft und dienen nur dazu während des Stiergefechtes tüchtig Lärm zu machen. Wir traten in eins der grösseren Cafes, um die sich viel schaulustiges Volk drängte, um die darin aufgeführten Tänze zu sehen. Bis jetzt hatten wir noch keine Gelegenheit gehabt anda- *) Die Arten welche besonders ausgeboton wurden, waren Mytilus perna, galloprovincialis, Trochus articulatus, Farpura haemantoma und Faiella^ auch Tritonium nodlferum wurde feil gehalten, das Stück zu einem Realen (20 Pf.), und die beiden Murex, trunculus wie hrandaris. — 110 — lusische Nation altänze zu sehen; nur in Gibraltar hatte uns das Enkelcheu des Herrn Parker, ein reizendes Kiud von 8 Jahren, einmal la Sevillana vorgetanzt. Hier war es eine gemiethete Tänzertrnppe, welche die Gäste anlocken und unterhalten sollte. Es war eine Estrade aufgeschlagen, auf welcher fünf Herren und drei Damen sassen, erstere in Hemdärmeln, aber nicht in andalu- sischer Tracht. Zwei von ihnen spielten Guitarre, die anderen klapperten mit deu Castagnetteu und sangen stellenweise zum Tanz ; es wurden nur Solotänze aufgeführt, die Damen tanzten el Ole und la Sevillana. Wir konnten der Production keinen sonderlichen Geschmack abgewinnen, noch weniger dem schauer- lichen Gesang; von der andalusischen Grazie war bei deu Tänze- rinnen wenig zu bemerken und wir vertrösteten uns auf Rouda und Granada, die Hauptsitze des ächten Audalusierthums. Nachmittags strömte Alles, was das Eintrittsgeld erschwingen konnte, in die Arena; ich konnte mich nicht entschliessen, dem aufregenden Schauspiele beizuwohnen und hatte es nicht zu be- reuen, denn ein trauriger Zufall störte die Freude von Anfang an. Als der erste Stier in die Arena gelassen wurde, stand einer der Tischler, welche an der Einrichtung gearbeitet hatten, zu nahe am Eingang ; der Stier erwischte ihn und tödtete ihn, den einzigen Sohn einer Wittwe und Ernährer der Familie, durch einen Horu- stoss ins Herz. In der Hoänung, dass das Treiben Abends interessanter sein würde, machten wir dem Festplatz Abends noch einen Besuch; mau hatte überall Papierlateruen augebracht, aber sie wurden, wohl aus Sparsamkeitsrücksichten, nicht angezündet, nur spärliche Oellampen beleuchteten die Buden und auf dem Platze war es recht leer, denn die Scorpione und Engländer waren natürlich noch vor dem Kanonenschuss nach Gibraltar zurück und auch die Gäste aus Malaga und Cadiz hatten sich schon zeitig wieder eiu- geschißt. So hielten auch wir nicht lange aus und am anderen Morgen packten wir unsere Kotier und Hessen uns von der lufanta dem kleinen Localboote, wieder nach Gibraltar bringen, um von da hinüber uach Marocco zu gehen. Es wehte ganz tüchtig und namentlich dicht vor Gibraltar gab es starken Seegang, so dass einige Passagiere noch im Lau- dungsboote seekrank wurden. In der Fonda, wo man uns nun schon als alte Bekannte begrüsste, bekamen wir unser Zimmer wiedei', — 111 — doch konnten wir diesmal au keinen längeren Ant'enthalt denken, da wir den Messageriedampfer, welcher Dienstag Mittag abgeht, zur Fahrt nach Tanger benutzen wollten. Don Fernando Schott, der deutsche Cousul, hatte die Güte, die Spedition der gesammelten Naturalien, die mit dem nächsten deutschen Dampfer über Ham- burg gehen sollten, zu übernehmen und mir auch uieine Cheques in Silberduros, die einzige Müuze, die man in Marocco nimmt, umzuwechseln, und so waren wir schnell reisefertig und konnten den späten Nachmittag noch zu einer Excursion verwenden, welche eine unserer schönsten auf Gibraltar werden sollte. Einer der bequemen, aber durchaus nicht billigen Fiaker brachte uns hinaus bis nach Rosia, dann wandten wir uns der Südspitze zu und folgten an dem Friedhofe vorbei einem Pfade, welcher um die Südspitze des Felsens herum auf die Ostseite zu führen schien. Es stürmte nicht schlecht aus Westen und stellen- weise konnten wir kaum voran; ich niusste meinen Hut mit dem Taschentuche festbinden. Um so ruhiger war es, als wir endlich um die scharfe Ecke waren und nun in den Mediterraneau road ein- bogen. An dem steilen Absturz hin hat man hier eineu prächtigen Gang angelegt, für den mau mehrmals Tunnels durch den Felsen sprengen musste; tief unten brandet das Meer, nach oben erheben sich die Felsen noch mehrere hundert Fuss hoch, selbst deu Affen uuersteiglich, stellenweise überhängend. Keine Spur von Leben uud Treiben der Menschen; nur die Vögel, die sich vor dem Weststurm hierher geflüchtet, belebten die Natur. Wo Raum war, standen Zwergpalmen uud manche uns unbekannten Blumen, von deueu verschiedene dem Felsen von Gibraltar eigeuthümlich sind. So führt der Weg ungefähr in der halben Höhe dem Ab- sturz entlaug bis gerade unter Sigual Point; hier kam früher ein schwindelnder Pfad von Catalau Bay herauf; mau hat ihn, wie ich oben erwähnte, abgesprengt uud unpassirbar gemacht; seine Fortsetzuug uach oben dagegen existirt noch uud ermöglicht den Aufstieg zur Spitze, Schwindelfrei muss man dabei freilich sein, denn die mit bewundernswerthem Geschick tracirten kurzen Serpeutiuen sind äusserst schmal uud habeu nach dem Steilhang hin natürlich kein Geländer; ein Stein, der sich loslöst, kommt erst im Meere zur Ruhe. Oben geht der Pfad in Treppen über, welche sich zwischen deu Felseu hinauf schlängeln bis zu einer kleineu Plattform, die man la Silleta nennt, unmittelbar unter — 112 — dem überhäugendeu Kamm. Hier rasteten wir einen Moment, um einige Kraft zu sammeln, denn über den Kamm hin pfiff der Sturm in unverminderter Stärke, und wir mussten uns zusammen- nehmen und gleich gegen den Felsen ducken , um nicht wieder hiuuntergefegt zu werden. Mehr kriechend als gehend legten wir die ersten zwanzig Schritte, während deren der Pfad fast auf der Kante hinführt, zurück, bis wir an höhere Felsen kamen, die uns Schutz gewährten. Die Aussicht oben wirkt, da man sie so ganz plötzlich und unvermittelt in ihrer ganzen Herrlichkeit zu sehen bekommt, wahrhaft überwältigend und ich kann darum den Auf- stieg über den Mediterranean road jedem Touristen nur auf das Angelegentlichste empfehlen. Uns bot sich ein ganz besonders imposantes Bild. Gibraltar und die eine Hälfte der Bucht lagen im hellsten Sonnenglanze, aber drüben über Algesiras zog ein schweres Wetter, das sich langsam nach San Roque zu wälzte und dem zweiten Tag der Feria ein jähes Ende bereitet haben mag. Ein Ausläufer streckte sich bald auch bis herüber und trieb uns hinab ; den wohlbekannten Zickzackpfaden folgend erreichten wir Gibraltar und kamen im Hotel noch gerade recht zur wohl- verdienten Comida. 0' Haras tower, zu dem hinauf viir nur einige Schritte zu machen gehabt hatten, hatten wir nicht besucht; ausser der wunderbaren Aussicht, welche aber der von Signal Point voll- kommen gleicht, ist da oben nichts zu sehen. Der Thurm wurde von dem Gouverneur, dessen Namen er trägt, erbaut, um von dort aus die Bewegungen der spanischen Flotte im Hafen von Cadix beobachten zu können, eine Absicht, deren Grossartigkeit die Mitwelt schon anerkannte, indem sie dem Thurme den Namen 0' Haras folly beilegte. Das Bauwerk wurde übrigens schon nach wenigen Jahren durch den Blitz in eine Ruine verwandelt und seitdem nicht wieder aufgebaut. Zehntes Capitel. Tanger. Um elf Uhr sollte die Ville de Tauger abgehen ; wir liefen erst noch lange in der Stadt umher auf der Suche nach einem Paar Alpargatas für mich, aber ach, man war hier, da die — 113 — Engländer keine spanischen Schuhe tragen, nur auf andalusische Füsse eingerichtet, und : por V. uo, Sefior, war die stereotype Antwort in jedem Magazin. Darüber hatten wir ans etwas verspätet und da der Dampfer weit drausseu lag und ein scharfer Westwind gerade von ihm herüberwehte, kamen wir nur gerade zur festgesetzten Abfahrtzeit an. Der Dampfer war ziemlich besetzt, obwohl der Preis für die Ueberfahrt auf den Messacferie- dampfern ungefähr um die Hälfte höher ist, als auf den kleinen Localbooten, von denen eins fast gleichzeitig mit uns abging. In der Meerenge ist nämlich die See selbst bei Windstille niemals ganz ruhig ; die vorliegenden Küsten bilden einen weiten Trichter, in welchem die grossen Oceanwellen zusammengedrängt werden, so dass ein unregelmässiger hüpfender Seegang entsteht, durch welchen die kleineren Dampfer erbärmlich umhergeworfen werden. Besonders bei Westwind brauchen sie nicht selten 6—8 Stunden und mehr, um sich durchzuarbeiten und auch die grossen Messageriedampfer macheu daun die ueberfahrt nicht unter vier Stunden, während für die Rückfahrt zwei Stunden genügen *). Die Mitreisenden waren natürlich meistens Engländer, doch waren auch zwei Judenfamilien aus Tauger dabei, deren jüngere weib- liche Mitglieder — vollständig europäisirt — den Schönheitsruf der maroccanischen Töchter Israels durchalis nicht Lügen straften. Sie waren sehr munter und tanzten nach dem Ciavier in der Kajüte mit ein paar jungen Engländern, die sie von früher her zu kennen schienen. *) Schon die Römer kannten und fürchteten die Westströmuug und den unregelmässigen Seegang in der Strasse des Fretum Herculeum ; ihre Ueberfahrtsstelle nach Tanger war darum möglichst weit westlich, bei dem alten Boelon, dessen Ruinen zwischen Tarifa und Cap Trafalgar liegen. Die Strömung beträgt unter gewöhnlichen Verhältnissen etwa 2 Meilen in der Stunde, bei starkem Westwinde steigt sie aber bis 5 und darüber ; sie ist nach Osten bis zum Cabo de Gata bemerkbar und geht dann in die grosse östliche Strömung über, welche längs der ganzen nordafrikanischen Küste erkennbar ist, bis sie an der syrischen Küste, durch die Gewässer des Nil verstärkt, sich nach Norden wendet und dann westwärts zurückkehrt. Gegenströmungen iu der Strasse sind, wenigstens an der Oberfläche, nicht zu bemerken ; ob eine solche in der Tiefe besteht, ist noch nicht mit Sicherheit ausgemacht. Die in allen Lehrbüchern angeführte Geschichte von dem Schiff, das bei Genta in den Grund gebohrt wurde und bei Tanger wieder an die Oberfläche kam, steht mit physikalischen Gesetzen denn doch ein bischen gar zu sehr im Widerspruch, um für sich allein die Existenz einer solchen Strömungr zu beweisen. - 114 - Die Fahrt war im Anfang durchaus angeaehm. Der Dampfer hielt sich dicht an der spanischen Küste, so nahe, dass man jeden Baam au deu grünen Abhängen erkennen konnte. Erst als wir Tarifa passirt hatten und nun den Curs cjuer hinüber nach Tauger nahmen, begann ein heftiger Seegang und ein paar Pferde, welche wir auf dem Deck hatten, stürzten und waren nicht wieder auf die Beine zu bringen. Die Strasse war sehr belebt ; wir zählten mindestens ein Dutzend Schiffe, die mit vollen Segeln herankamen, während ein paar Frachtdampfer lang- sam hinausstrebten. Die maroccanische Küste verflacht sich vom Affenberge aus rasch, sie erseheint aber vollkommen unbewohnt bis nach Tanger hin, das sich am steil abfallenden Ufer im Schutze eines vorspringenden Caps amphitheatralisch erhebt. Unser Dampfer hielt sich wacker und um halb vier Uhr fiel der Anker auf der Rhede von Tanger. Wir mussteu ziemlich weit draussen ankern, denn die Bucht von Tanger ist so seicht, dass selbst kleine Boote nicht dicht am Lande anlegen können. Von Hafenbauten und einem Hafen- damm ist natürlich keine Rede ; früher mussteu sogar die Passagiere aus dem Boote getragen werden, was bei dem mangel- haft entwickelten Reinlichkeitssinn der arabischen Bootsleute seine Unannehmlichkeiten hatte. Den vereinten Anstrengungen der fremden Gesandten und Consuln, welche darunter am häufigsten litten, ist es aber gelungen, die Erlaubniss zur Errichtung einer hölzernen Landungsbrücke zu erlangen, an der man nun bei jedem Wasserstande anlegen und aussteigen kann. Wir mussten ziemlich lange warten, bis endlich die Boote, von zerlumpten Arabern gerudert, erschienen und uns aus Land brachten. Da wir von den Mitreisenden erfahren hatten, dass für die Aus- schiffung ein Tarif bestehe, nuterliessen wir es, mit den Boots- leuten, die sämmtlich spanisch und vielfach auch englisch sprechen, zu accordireu ; die Folge davon war natürlich, dass sie uns das Doppelte des Tarifs abforderten, weil es stürmisch sei. Ich Hess sie sprechen ; als wir aber an der Laudungstreppe anlegten, sagte ich ganz ruhig : Vanios al capitau del porto. Das wirkte, denn der Hafencapitän steht im Rufe, ein gestrenger Herr uud mit der Bastounade durchaus nicht allzu sparsam zu sein. Am Lande nahmen uns die Dragomans (Dolmetscher) der Hotels in Empfang ; wir übergaben unser Gepäck einem Juden — 115 — in europäischer Kleidnug, der sich uns als Dragoraan des Hotel Central legitiiuirte ; seine Kleidang und namentlich die rothe Schaschia (Mütze, bei uns gewöhnlich Fes genannt), bewiesen, dass er unter europäischer Protection stand, deun ein eingeborener Jude darf nur dunkle Farben tragen. Sein Gesicht war nicht sehr vertrauenerweckend und sein späteres Benehmen auch durch- aus nicht so, dass ich den edlen Simon Baruchel, iuterprete, wie auf seineu Karten stand, sonderlich empfehlen könnte. Er übergab unser Köfferchen — wir hatten das Hauptgepäck in Gibraltar gelassen — einem Araber und wir wandten uns der Stadt zu. Eine Ziunenmauer schliesst dieselbe vom Hafen ab. Unter einem Bogen der Mauer sass ein würdig aussehender alter Araber mit langem schneeweissem Barte und nicht minder weissem Turban und Schellab (Buruuss) ; es war der Hafeucapitän, dem auch die Aufsicht über die Douane obliegt. Er empfing uns mit freundlichem Buenos dias — das arabische »Sselem alek« wird nur dem Rechto-läubigen zu Theil, — Hess das Köfferchen nur pro forma öffnen und uns passiren, ohne ein Bakschisch zu fordern, was mich nicht wenig überraschte. Dann ging es durch einen engen Hufeisenbogen in die Stadt ; ein paar zerlumpte Araber hockten auf den steinernen Bänken am Eingang; es waren Soldaten von seiner Majestät des Sultans Armee ; ihre langen Steinschlossflinten lehnten in der Ecke. Wir traten in eine ziem- lich breite, an beiden Seiten von Mauern eingefasste, gepflasterte Strasse, welche dem Strande entlaug ansteigt und auf der anderen Seite wieder zum Thore von Tetuan hinabführt ; sie wird von der Stadt aus beherrscht und könnte noch nach Erstürmung des Thores vertheidigt werden. Etwa gerade in der Mitte mündet auf sie im rechten Winkel die Hauptstrasse der Stadt, welche ebenfalls ziemlich breit und, wenn auch schlecht, gepflastert ist und die Stadt ihrer ganzen Länge nach durchzieht. Wir folgten ihr eine kurze Strecke, dann bogen wir in ein enges ungepflastertes Gässchen ein und nun ging es weiter um unzählige Ecken, unter Gewölben und Bogen durch, über Schmutz und Unrath, bis wir endlich unser Hotel erreichten. Es versprach von aussen gerade nicht viel ; ein schmales Gässchen lief zwischen verfallenen Gebäuden gerade auf die Thüre zu. Im Inneren wurden wir aber sehr angenehm über- rascht. Ein sauberer Hausflur führte in eine Halle, um welche — 116 — das Innere des Hauses sich gruppirte, den für den maurischen Baustyl characteristischen Us-ud-Dar. Derselbe entspricht ganz dem römischen Atrium, wie überhaupt das maurische Haus sich so ziemlich der altrömischeu Bauweise auschliesst ; vermuthlich haben die Mauren diesen Baustyl, den sie ja bei der Eroberung Nordaffikas vorfanden, einfach beibehalten, weil er wie kein anderer dem Clima entspricht. Auch der Südspanier ist darin dem Mauren gefolgt, und nur der Franzose hat keinen Sinn dafür und zerstört in Algier die schönsten maurischen Häuser, um Miethcasernen im langweiligsten französischen Styl an ihre Stelle zu setzen. In unserem Hotel war der maurische Styl allerdings etwas modernisirt, doch in seinen Grundpriucipien streng festgehalten. Die Oeffnung oben — das antike Impluvium — war durch ein Glasdach geschlossen und dadurch der Zug ver- mieden, der Boden mit Steinplatten belegt, durch welche sich eine reizende Mosaik aus kleineu bunten Fayence würfeln — den ächten Azulejos — schlingt ; der untere Theil der Wände und der Säulen, welche die Gallerie tragen, sind mit grösseren Fayence- platten, sogenannten Marmules, in geschmackvollen Mustern belegt. Auch die Treppenstufen bestehen hinter einer Kante von Eichen- holz aus Azulejos und ebenso die Fussböden, welche theils mit Espartomatten, theils mit maroccauischen Teppichen belegt sind. Die Sauberkeit war tadellos, das Essen ausgezeichnet und der Pensionspreis mit 1 ^/2 Duro für Marocco nicht zu hoch ; kein Wunder, dass wir uns bald ganz behaglich fanden. — Die Wirthin ist eine Engländerin ; sie hat Schicksale erlitten, wie sie sonst nur in Romauen vorkommen und da die Geschichte in der Gegend allenthalben bekannt ist, werde ich keine Indiscretion begehen, wenn ich sie hier mittheile. Als Tochter eines eng- lischen Gastwirthes heirathete sie einen »coloured Gentleman«, einen Mr. Martin, der als Stewart im Dienst eines englischen Prinzen stand und dann das Royal Hotel in Tanger übernahm, welches bald einen bedeutenden Ruf erhielt. Vor einigen Jahren starb er plötzlich, und kurz nach seinem Tode erschien eiue Dame, welche sich als die ächte Mrs. Martin legitimirte und die Erbschaft beanspruchte. Die arme betrogene Frau musste mit ihren drei Kindern das Hotel räumen, errichtete aber bald das neue Hotel Central und ist auf dem besten Wege, das verlorene Vermögen wieder zu verdienen. — 117 — Das Hotel liegt genau an einer Ecke der Stadt auf der hier vielleicht 50 Fuss hoch abfallenden Mauer, am Rande einer Schlucht, welche die Stadt von dem gegenüber liegenden Plateau scheidet und ihr nach dieser Richtung hin als Wallgraben dient. Von den Fenstern des Salons und noch mehr von einer Art Veranda, welche sich auf der Stadtmauer selbst hinzieht, hat man eine prächtige Aussicht über die Bai von Tanger und die Strasse von Gibraltar vom Cap Trafalgar an bis zum Felsen. Wir haben dort manche genussreiche Stunde zugebracht. Es war schon zu spät geworden, um noch auf die deutsche Gesandtschaft zu gehen, aber noch Zeit genug, um einen Gang in die Umgebung zu macheu. Ich nahm mir darum den biederen Simon mit, denn mich allein in dem Gewirre von Gässchen zurecht- zufinden, getraute ich mich doch noch nicht. Wir gingen zurück zur Hauptstrasse und kamen dieser folgend auf den Bazar. Das Treiben war natürlich hier noch viel fremdartiger, wie in Oran, denn hier ist der Araber noch Herr, wenn auch immerhin schon etwas von der Cultur beleckt. Wasserverkäufer durchziehen die Strassen, einen Schlauch auf dem Rücken, eine blanke Messing- schale zum Trinken in der Hand , ein Glöckchen meldet ihre Annäherung. Handwerker wie Kaufleute sitzen in kleinen nischen- artigen Buden ; nirgends sind Waareu zur Schau ausgestellt, sie liegen in Papier verpackt und werden erst herausgeholt, wenn ein Käufer danach fragt. Auf dem Bazar ist noch ziemliches Leben ; Mauren, zerlumpte Beduinen, Europäer und Juden wogen durcheinander; Tanger ist als Handelsstadt tolerant, es hat keine Mellah (Judeuviertel), alle Coufessioneu wohnen durch einander und auf der Hauptstrasse befindet sich sogar eine katholische Capelle. Nach dem Landthore zu sassen in langen Reihen die Brodverkäuferinneu, arabische Frauen aus der Umgegend, durchaus nicht so sorgsam verschleiert, wie in Oran, obwohl manche von ihnen ganz passabel hübsch waren. Am Thore selbst bot sich uns ein entsetzlicher Anblick ; ein paar ungestaltete Fleisch- klumpen, die man kaum mehr als Menschen erkennen konnte, lagen auf der Erde und flehten in kaum noch artikulirten Lauten nm ein Almosen. Es waren Aussätzige, welche, von der Mensch- heit ausgestossen und für unrein erklärt, hier liegen dürfen, um sich den nothdürftigsten Unterhalt zu erbetteln. In allen orientalischen Ländern herrscht noch heute diese Geissei der — 118 — Menschheit, deren Ursachen der Wissenschaft noch eben so dunkel sind, wie ihre Heilung unmöglich. Wer von ihr befallen wird, den führt mau, sobald die ersten unzweifelhaften Zeichen auf- treten, vor den Kadi, und wenn dieser und die Aeltesten ihn für wirklich aussätzig erklären, wird er für unrein erklärt und muss aus der Stadt hinaus. Der Geselligkeitstrieb lässt diese UnseHgen gemeinschaftliche Colouien vor den Thoren grösserer Städte anlegen, wo sie bleiben, bis der Tod sie von ihren entsetz- lichen Leiden erlöst. Die Glieder schwellen eins nach dem anderen au, dann fallen sie ab, Lippen und Nase, Finger und Zehen gehen so verloren und schliesslich bleibt nichts, als die ungestal- teten Körper, welche wir hier am Thore sahen. Ich warf ihnen ein Geldstück zu und eilte vorüber. Der Aussatz scheint übrigens in Nordafrika sehr viel seltener, als im Orient. Diese beiden am Thore waren die einzigen Aus- sätzigen, die mir in Tanger und Tetuan zu Gesicht gekommen sind ; eigene Quartiere für die Aussätzigen existiren hier nicht, wie z. B. in Damaskus, Jerusalem etc. Auch scheint es, worauf mich Herr Weber aufmerksam machte, als sei die Krankheit der beiden Maroccaner vom syrischen Aussatz verschieden ; namentlich fehlt ihnen die knotige Verdickung der Haut. Auch in Algerien und Tunis kommt Aussatz kaum mehr vor, auf europäischem Boden wohl nur noch auf Greta. Auch vor diesem Thore sind noch einige Befestigungswerke, welche einen directen Angriff verhindern sollen ; hier sassen die Futterverkäufer mit kleinen Grasbündeln vor sich und in den Nischen der Mauer arbeiteten die Hufschmiede. Vor dem Thore dehnt sich eine weite wüste Fläche, der Marktplatz, auf welchem der Wochenmarkt oderSoko abgehalten wird, hinter ihm erheben sich Hügel, an deren Abhängen die Bewohner von Tanger ihre Todten begraben ; sie werden nach dem Lande zu eingefasst von üppigen Gärten. Ein paar leidlich unterhaltene, gepflasterte Saumpfade liefen vom Thore aus und wir folgten einem derselben, welcher dem üppigen Park entlang zieht, der die Wohnung des deutschen Gesandten umgibt. Der Friedhof machte ganz den Eindruck, wie das Todten feld bei Tlemcen ; Zwergpalmen und Gestrüpp bedeckten die verfallenen Gräber und das Vieh weidete darauf. Ich fragte meinen Führer, ob man das Terrain betreten dürfe, und er versicherte mir, dass die Araber sich darum nicht — 119 — im Mindesten kümmerten. An den Büschen sassen dieselben Schneckenformen, wie drüben jenseits der Meerenge, ihnen in allen Einzelheiten völlig gleich und so den alten Zusammenhang bekundend. Hinter dem Gräberfelde erstrecken sich üppige Gärten, von Zäunen aus trockenem Rohr eingefasst, hinter denen sich noch eine zweite Hecke von lebendigem Rohr erhebt ; die Gärten, welche zum Theil wohlhabenden Mauren, zum Theil den fremden Consuln gehören, sind dicht mit Bäumen bepflanzt, deren Zweige sich über dem Wege vereinigen. Leider ist die Zone der Gärten nicht sehr breit ; dann folgen Felder mit reifender Gerste, ein- gefasst von Aloe, die hier ihre prachtvollen Blütheucandelaber schon voll entwickelt hat, und von blütheubedeckteu Cactus. Hier, wo von beiden Seiten her feuclite Winde kommen, hat es im vergangeneu Winter nicht an Regen gefehlt und die Ernte lässt nichts zu wünschen übrig. Die zahlreichen uns begegnenden Araber grüssten freundlich ; man sieht, sie sind an Europäer gewöhnt. Am Rande der Gärten wandten wir uns rechts, dem Hügelkamme folgend. Ein festuugsartiges Gebäude erklärte mir Simon als Pulvermagazin, man hat es klüglich hier auf weithin sichtbarer Höhe angelegt und denkt natürlich nicht daran, einen Blitzableiter anzubringen ; will Allah, dass es in die Luft fliegt, so wäre das doch umsonst, sagen diese unverbesserlichen Fatalisten. Weiterhin liegt, die ganze Stadt beherrschend, die Kasbah, das Schloss, in welchem der Gouverneur vou Tanger residirt ; sie ist nur mit besonderer Erlaubniss zugänglich, von aussen bietet sie nichts Besonderes. Ein steiler Pfad führt ins Thal hinab und in die eigentliche Stadt, die wir durch dasselbe Thor, aus dem wir herausgegangen, wieder betraten. Am anderen Morgen galt mein erster Gang natürlich dem Besuche bei dem deutscheu Ministerresideuten. In Marocco wohnen nämlich die Vertreter der auswärtigen Mächte nicht in der Haupt- stadt oder in einer der drei Hauptstädte Marocco, Fez oder Mekinäs, sondern in Tanger, augeblich weil das fanatische Volk ihre Anwesenheit in der heiligen Stadt Marocco, deren Boden der Fuss des Ungläubigen nicht betreten soll, nicht dulden würde, richtiger aber, weil der Sultan die ewigen Reclamationen, zu denen die maroccanische Missregierung Aulass gibt, zu vermeiden und wenigstens von seiner Person fernzuhalten wünscht. Darum hat er den Gouverneur (Amin) von Tauger ein für allemal zum — 120 — Miuistev des Auswärtigen designirt und die Gesandten Hessen sich das gerne gefallen, denn in Tanger sind sie in steter Ver- bindung mit der Civilisatiou und geschützt vor den ewigen Betteleien der maroccanischen Hofbeamten. Der diplomatische Verkehr wird dadurch freilich einigermasseu erschwert, da der Gouverneur bei jeder wichtigeren Angelegenheit erst Instruction einholen muss, aber das ist den Maroccanern gerade recht. Nur dann und wann macht einer der Baschadore — wie die Maroccauer das spanische Wort Embajadores, Gesandte, arabisirt haben — bei besonderen Gelegenheiten die anstrengende zwölftägige Reise, gewöhnlich jeder während seiner Amtsdauer nur einmal, um sich dem Sultan persönlich vorzustellen. Auf dem Bazar fiel mir ein sauber gekleideter Araber auf, der in seiner Bude sass und auf seinem Schellab den rothen Adlerordeu trug. Es war Hadsch Ali bu Taleb, der Begleiter des bekannten Reisenden Dr. Lenz nach Timbuktu. Simon machte mich mit ihm bekannt und ich erfuhr von ihm, der ganz geläufig französisch spricht, manches über seine Reise. Uns in Europa erscheint bei derselben natürlich Dr. Lenz als die Hauptperson, Hadsch Ali als der gemiethete Begleiter und Dolmetscher. In Marocco stellt sich das wesentlich anders dar. Dort ist es der directe Abkömmling der Fatimiden, der Neffe des letzten Sultans von Orau, des grossen Abd el Kader, das Haupt der Marabutfamilie Mahiddin, der trotz seiner Jugend schon weitberühmte Schriftgelehrte und beginnende Heilige, welcher nach Timbuktu reist, um mit den dortigen Tolba (Schriftgelehrten) über die Geheimnisse der Religion und die Auslegung des Koran zu disputiren und sich des ungesunden Climas wegen einen türkischen Arzt, den er auf seiner Pilgerfahrt nach Mekka kennen gelernt, den Dr. Lenz, als Leibarzt mitnimmt. Nur ihm war es möglich, ungefährdet das fanatische S u s, das Land südlich vom Atlas, zu passireu ; das gemeine Volk beugte sich vor dem grossen Taleb und nahm seine Angaben wegen seines Begleiters für baare Münze, die Vornehmeren durchschauten wohl die Maske- rade, aber sie wagten doch nicht einen Zweifel an der Aussage Hadsch Alis auszusprechen und Hessen seinen Begleiter für einen Türken gelten. Den Besuch, den der Scheikh von Timbuktu den Reisenden noch bei ihrer Abreise abstattete, galt auch durchaus nicht dem Dr. Lenz, sondern dem Abkömmling des Propheten. - 121 — Die deutsche Gesandtschaft bewohnte früher ein Miethquartier innerhalb der Stadt, das eben so schlecht wie theuer war. Der Reichstag bewilligte darum die Summe von dreissigtausend Thalern zum Ankauf eines eigenen Gebäudes, eiue Summe, die bei dem hohen Preis des Grund und Bodens innerhalb der Mauern von Tauger nicht gerade sehr hoch genannt werden kann. Der gegen- wärtige Vertreter Deutschlands, Herr Ministerresideut Weber, welcher gerade damals von Beirut nach Tanger versetzt wurde, machte, da innerhalb der Stadt ein geeignetes Kaufobject nicht aufzutreiben war, der Regierung den Vorschlag, den unmittelbar vor Tanger gelecreneu Garten des schwedischen Consuls anzukaufen und dort ein geeignetes Gebäude zu errichten. Sein Vorschlag wurde angenommen und da man ihm gestattete, den Bau ganz nach seinem eisfeneu Ermessen durch maroccauische Arbeiter aus- führen zu lassen, ohne dass ein Kgl. Baurath sich einmischte, so hat sich der in den Anualen des deutschen Reiches geradezu unerhörte Fall ereignet, dass ein ebenso schönes wie zweckmässiges Gebäude im syrischen Styl entstand, ohne dass der Voranschlag überschritten wurde, ja dass sogar der Staatscasse noch einige hundert Thaler von dem bereits ausgezahlten Baucapitale zurückerstattet wurden. Der die Wohnung umgebende Park schliesst sich unmittelbar an die Stadt an ; gerade dem Landthor gegenüber kann man ihn durch eine Thüre betreten, das Hauptthor liegt etwas weiter ent- fernt und mündet auf den Marktplatz. Zwei Kavassen hielten dort Wacht und bei ihnen ein Diener, dessen eigenthümlich scharfgeschnittenes Gesicht mit den starken zusammenhängenden Augenbrauen mir sofort die Bilder der Libanonbewohuer ins Gedächtniss rief. Josef ist in der That ein Maronite vojn Libanon, der seiuer Herrschaft von Beirut herüber gefolgt ist und mit der Treue eines Hundes an ihr hängt. Er führte uns durch ein paar prächtige Baumgruppen nach dem von Blumenbeeten umgebenen Wohnhause. Herr Ministerresident Weber empfing mich sehr freundlich ; ihm und seinen liebenswürdigen Schwestern verdanken wir viele augenehme Stunden während unseres leider nur zu kurzen Aufenthaltes in Tanger. Was ich von ihm über die Sicherheitsverhältnisse in Nordmarocco erfuhr, war durchaus be- friedigend. Dank dem Respect vor den gefürchteten Baschadores, deren Reclamationen sofort ein energisches Einschreiten der Regierung bewirken, kann sich ein Europäer in der Gegend von -- 122 — Tanger und überhaupt in Norclmarocco vollkommen sicher und frei bewegen und bedarf sogar nicht einmal der Begleitung durch einen Soldaten. Will er das Weichbild von Tanger verlassen, so muss er allerdings vorschriftsmässig einen Soldaten oder Mokhasni mitnehmen, der ihm für einen bestimmten Preis (5 Frcs. für einen Reiter, 2^2 Frcs. für einen Fussgänger), von dem Gouver- neur gestellt wird. Derselbe dient gewissermasseu als lebendiger Pass und hat ausserdem für Quartier und die nöthigste Nahrung zu sorgen ; er haftet mit seinem Kopfe für die Sicherheit des ihm anvertrauten Fremden. Wer ohne einen solchen Begleiter in ein maroccanisches Dorf kommt, wird von dem Scheikh sofort in Ver- wahrung geuoramen und in höflichster Weise nach Tanger zurück- gebracht; denn sollte ihm auf seiner Weiterreise etwas zustossen, so werden die Dörfer, welche ihn passireu Hessen, verantwortlich gemacht. Nur auf dem öfter betretenen Wege von Tanger nach Tetuan braucht man keinen Mokhasni, wohl aber, wenn man von Tetuan nach Genta reiten will, da die Spanier niemand ohne die vorgeschriebene Begleitung über die Grenze lassen. Herr W^eber hat mehr als ein Menschenalter unter Arabern zugebracht und kennt sie gründlich; es war mir sehr interessant, dass meine dirch meinen kurzen Aufenthalt gewonnenen Ideen in den meisten Puncten mit den seinigen übereinstimmten. Natürlich drehte sich unsere Unterhaltung vielfach um die Ver- hältnisse in Algerien und den Aufstand, über den man hier durch arabische Nachrichten genauer unterrichtet war als in Oran, wo man nur erfuhr was die Regierung mitzutheilen für gut fand. In den Berichten der Araber erschienen die französischen Siege in sehr zweifeühafter Beleuchtung, doch konnte keinem Zweifel unter- liegen, dass es gelungen war, die Erhebung auf die üled Sidi Scheikh zu beschränken und dass man diese über die marocca- nische Grenze treiben würde, sobald die Herbstregen den Franzosen einen ernstlichen Vormarsch gestatteten. Mit grösster Aufmerk- samkeit verfolgten die Araber die Nachrichten aus Tunis; ein un- geheures Gaudium bereitete ihnen das Vorgehen gegen die Kroumirs (oder Chrmrs, wie der Name eigentlich lautet), von denen man schon ganz im Beginn des Krieges wusste, dass sie ihre Wohnplätze verlassen hatten und mit ihren Heerden nach Süden entwichen waren, während die Franzosen ihre menschen- leeren Berge umzingelten und durch Monate langes kunstgerechtes - 123 - Manoeuvrireu die Räuber auf eiueu Punkt zusammenzudrängen suchten, bis sie sich endlich überzeugten, dass das so mühsam ausgeworfene und zusammengezogene Netz vollständig leer war. Herr Weber beurtheilt die Verhältnisse in Algerien natürlich mit dem Auge des Diplomaten, welcher nur den Machtzuwachs bedenkt, den Frankreich dadurch erhält. Wenn er diesen nicht für unbedeutend hält und den in Deutschland verbreiteten Trrthum nicht thpilt, welcher den Besitz von Algerien als eine Gefahr und Last für Frankreich erscheinen lässt, so muss ich ihm unbedingt beistimmen. Frankreich hat Milliarden an Algerien gewandt, das ist wahr, aber diese Milliarden sind durchaus nicht zum Fenster hinaus geworfen, wie die radikale Partei in Frankreich meint. Noch erfordert Algerien eine grosse ständige Besatzung, aber bald wird die Armee territoire stark genug sein, um bei zweckmässiger Organisation und verbesserten Verkehrsmitteln die Araber niederzuhalten und wenn die Besiedelung in gleicher Weise fortschreitet, wird bald genug die Besatzung verringert werden können. Ob aber Deutschland gut thun würde, auch einen Theil Nordafrikas zu besetzen, scheint mir sehr fraglich. In Tripolis und der Cyrenaica, die etwa zu erwerben wären, wird sich das Clima für den Deutschen sicherlich noch viel mörde- rischer erweisen, als in Algerien, und auch der Besitz von Nordmarocco, wo eine Ansiedelung vielleicht eher gedeihen würde, wäre schwerlich die Verwickelungen werth, welche seine Be- setzung nach sich ziehen würde. Die deutsche Residentur ist wie oben erwähnt im syrischen Styl erbaut; den Us-ud-Dar vertritt ein hoher gewölbter Saal, welcher reizend und stylvoll in der Art der Alhambra verziert ist, er macht seinem Erbauer, wie den maroccanischen Hand- werkern, welche ihn ausführten, alle Ehre. Der Park, welcher das Wohnhaus umgibt ist die Schöpfung des schwedischen Consuls Ehrenheim, der das Terrain nach und nach zusammen- kaufte und mit seltenen Gewächsen bepflanzte; er hat in Herrn Weber und seinen Schwestern sorgsame Pfleger gefunden. Kein grösserer Genuss, als unter seinen schattigen Bäumen die Mittagshitze zu verträumen und nach dem Meere und dem fernen Gibraltar hinüberzublicken. Ich bin leider nicht Bo- taniker genug, um die zahlreichen seltenen Bäume aufzuzählen ; am meisten imponirte mir ein Drachenbaum, dessen Stamm mehrere — 124 — Fuss im Durchmesser hat; er muss wohl schon lauge vor Herrn Ehreuheims Zeiten hier gestanden haben. Der Garten ist nicht 7Air Bewässerung eingerichtet, ein Beweis, wie viel feuchter der Sommer hier ist, als in Oran. Herr Weber gestattet den Zutritt zu seinem Garten, mit dem sicher kein zweiter in ganz Marocco rivalisiren kann, mit der grössten Liberalität ; für die europäische Colonie in Tanger ist er ein beliebter Spazierplatz. Mein würdiger Führer hatte mich mit grosser Geschicklichkeit bei jedem Gang durch andere Gässchen geführt, angeblich um mir die Stadt zu zeigeu, in Wirklichkeit aber um mir die Orieu- tiruno; zu erschweren und mir so unentbehrlich zu bleiben. Ich durchschaute das Mauoeuvre schnell, merkte mir die Hauptgebäude und konnte so schon am zweiten Tage ihm erklären, dass ich seiner Begleitung nicht mehr bedürfe. Unsere Excursioneu machten Avir anfangs allein, später für weitere Touren nahmen wir einen Maureu mit, der etwas spanisch sprach, Hadsch Abd es Sselem mit Namen. Der Titel eines Hadsch (Pilger) ist in dem strenggläubigen Marocco ungleich häufiger, als in Algerien, be- sonders seit die frommen Pilger nicht mehr die beschwerliche und zeitraubende Wüstenwanderung zu machen brauchen, sondern durch die bequemen Messageriedampfer direct von Tanger nach Dschiddah am rotheu Meer befördert werden. Jeder Maroccaner, welcher das geringe Fahrgeld erschwingen kann, macht nun die Pilgerfahrt, häufig in Begleitung seiner Frau, besonders wenn sieb dieselbe in interessanten Umständen befindet, denn dann erhält der später erscheinende Weltbürger den Ehrentitel Hadsch, ohne dass er sich selbst darum zu bemühen braucht. Mit diesem Titel sind übrigens im Leben keinerlei Vorrechte verbunden, nur beim Begräbniss geniesst der Hadsch einer besonderen Auszeichnung. Unser Hadsch war ein freundlicher Bursche, der schon mehr als Diener von Europäern gereist war; insonderheit hatte er im letzten Winter Herrn Colville*) mit seiner jungen Frau von Marocco über Lella Marnia nach Tlemcen begleitet. Eine solche Tour ist, wenu mau einen Ferman und eine Escorte vom Sultan hat, durchaus ungefährlich, sobald man sich im arabischen, dem Sultan wirklich unterworfenen Gebiete hält; kein Maroccaner, und sei er noch so fanatisch, wird es wagen dem Gaste seines '■) Cfr. A ride in petticoats and slippers. London 188U. — 125 — Herrschers das geringste Leid zuzufügen. Nur in die Berge, die von Berbern (Scliloa) bewohnt werden, kann man nicht eindringen, denn über diese ist die Autorität des Sultans nur eine nominelle und nicht im Stande, ihre angeborene Raublust und ihren wilden Fanatismus zu zügeln. Besonders gilt das vom Rif und von dem hohen Atlas, dein Laude der freien Amasirgh; aber auch die übrigen Berber stehen in einem viel lockereren Unterthaneuverhält- uiss zum Sultan, als die Araber, welche in ihm immer den directen Nachkommen Muhameds und den einzig legitimen Herrscher der Gläubigen sehen. Diesen Umstand muss mau bei der Beurtlieilung der Verhältnisse in Marocco immer mit in Rechnung ziehen. Mu- hamed hat für seine Nachkommen gut gesorgt und die Ehr- erbietung vor denselben jedem Gläubigen zur Pflicht gemacht. Der allo-emein anerkannte Chef der Familie ist aber der Sultan von Marocco. — Bekanntlich hat Gerhardt Rohlfs in seinen Reiseberichten aus Marocco den Scherif von Uesan als dieses Haupt der Familie des Propheten und als eiue Art islamitischen Papstes dargestellt, dessen Einfluss den des Sultans weit über- wiege. In Marocco wollte man davon nichts wissen ; Herr Weber, welcher diesen Scherif, der übrigens vollständig wie ein Neger aussieht, persönlich kennt, sagte mir, die Darstellung, welche Rohlfs von seinem Einflüsse geo'eben, sei sehr übertrieben: er sei ein Scherif, wie andere auch, und verdanke seinen Ruhm nur dem Umstände, dass sein Grossvater ein grosser Heiliger gewesen sei. Schürfa — wie Scherif in der Mehrzahl lautet — gibt es in allen Ländern des Islam in Menge und ihre Zahl nimmt stän- dig zu, denn sobald eine Tochter aus einer Familie von Schürfa in eine andere heirathet, beansprucht auch diese Familie den Ehrentitel. So gibt es ganze Stämme von Schürfa, ja sogar unter den Berber macheu manche Anspruch darauf, für Nachkommen des Propheten gehalten zu werden. Natürlich schliesst die Heilig- keit nicht aus, dass viele Schürfa sehr arm sind uud mitunter selbst in den Dienst vou Ungläubigen treten müsseu ; so hatte z. B. Herr Weber einen Reitknecht, welcher ein Scherif war, und wenn seine Schwester spazieren ritt, kamen die begegnenden Araber herbei, küssten dem Reitknecht den Steigbügel und baten um seinen Segen. Von dem maurischen Familienleben kann man natürlich bei einem kurzen Aufenthalt gar nichts sehen; bei einem längereu — 126 — hätte meine Frau wohl einige Häuser besuchen können. So mussteu wir uns begnügen, die weissgetünchteu fensterlosen Mauern und die schweren Thüren mit den riesigen Klopfern von aussen zu betrachten. Diese Klopfer spielen hier eine andere Rolle wie sonstwo. Bei uns braucht man sie, um die Aufmerksamkeit der Hausbewohner zu erwecken; hier rufen die Hausbewohner mit ihnen die Bäckerburschen und andere Lebeusmittelverkänfer herbei und entwickeln dabei eine Ausdauer, die man bewundern muss, die aber, wenn man in der Nähe wohnt, schliesslich lästig wird. Es waren besonders zwei grössere Excursionen, welche wir mit unserem Hadsch machten. Die eine galt dem internationalen Leuchtthurm auf dem Cap Spartel, der nordwestlichen Spitze Afrikas. Au dieser felseu umgürteten Spitze hat manches gute Schiff sein Ende gefunden, wenn es in dunkler Sturmnacht den Eingang in die Strasse von Gibraltar suchte und durch die Strömung zu weit südöstlich getrieben wurde. Die seefahrenden Nationen traten deshalb wegen Errichtung eines Leuchtthurmes mit Marocco in Unterhandlung und der Sultan erklärte sich bereit, hier und an einigen anderen Küstenpuncteu Leuchtthürme zu er- richten, deren Ausrüstung und Unterhaltung einer internationalen europäischen Commissiou überwiesen wurde. Nach dem Leucht- thurm auf dem Cap Spartel führt von Tanger aus ein gut unter- haltener, stellenweise sogar mit Brücken versehener Weg, jedenfalls der einzige in seiner Art in Marocco ; man kann ihn bequem reiten und der Ausflug wird darum gewöhnlich auch zu Pferde gemacht, wir gingen aber, da wir sammeln wollten, natürlich zu Fuss, obschon die Entfernung über drei Stunden beträgt. Der Weg führt über die Friedhöfe, an einem reizenden Schlösschen vorbei, welches sich eben ein durch Tabaksschmuggel reich gewordener Scorpion erbauen lässt, und dann an kahlen Schieferbergen hinab in das Thal eines kleinen Baches, des Rio de los Indios, welcher sich westlich von Tanger ins Meer ergiesst. Man überschreitet denselben zweimal auf Steinen, dann zum dritten Male auf einer hübscheu Brücke, und ersteigt dann einen üppig grünen Sand- steinrücken, an welchem eine Anzahl der Consuln und auch einige eingeborene, aber unter fremder Protektion stehende Juden ihre Landhäuser haben. Am Weg stehen die Trümmer einer römischen Wasserleitung, auch Reste einer Römerbrücke sind noch sichtbar. Zwischen den Hecken führte der gepflasterte Weg steil aufwärts; — 127 — er ist so steil, dass man kaum begreift, wie man hinauf und hinab reiten könne. Oben am Rande der Gärten begann leider der uns so wohl bekannte afrikanische Buschwald, niederes Gestrüpp von blühenden Erika, Ciströschen und Goldregen, mit seinen ver- schiedenfarbigen Blüthen einen recht erfreulichen Anblick bietend, aber für uns hoffnungslos. Wir mussten eine ziemlich beträcht- liche Höhe ersteigen, von der aus wir einen prächtigen Blick auf Tanger und weit über Nordmarocco hatten, ein ziemlich bebautes Hügelland, durch seine Formen überall nur Sand und Schiefer anzeigend. Der gut unterhaltene Weg läuft auf der Höhe weiter, keine Meuscheuspur ist ringsum zu erblicken. Bald kam auch der atlantische Ocean in Sicht und wir konnten seine Küste bis nach Larasch (el Arisch) hin übersehen. Auch Felsen traten auf,' aber es waren Sandfelsen, vom Regen völlig glatt polirt ; dann ging es ziemlich steil hinunter gegen die Meeresküste hin. Hier war der Boden anders; aus dem Abhänge rieselten überall Quellen und bildeten kleine, von üppiger Vegetation erfüllte Thälchen, über denen sich steile Felsenwände erheben. Mit den Menschen fehlen hier auch die Ziegen und so konnte ein förmlicher Wald sich entwickeln. Der Weg zog sich aber sehr in die Länge und es war schon Mittag vorüber, als wir endlich um eine scharfe Ecke biegend den Leuchthurm unmittelbar vor uns erblickten. Hier auf der Ecke stürmte es aber so furchtbar, dass wir kaum die Thüre öflFuen konnten, welche in das Wirthschafts- gebäude hineinführt. Im Hofe fliesst ein frischer Röhrenbrunnen ; als wir uns ihm näherten, um zu trinken, trat ein hübsches Mädchen, dem Ansehen nach eine ächte Spanierin, auf uns zu und lud uns ein, in ein kühles, marmorgetäfeltes Zimmer einzu- treten. Sie sprach spanisch, als sie uns aber deutsch sprechen hörte, begrüsste sie uns in allerdings etwas gebrochenem Deutsch als Landsleute ihres Vaters, den sie dann auch alsbald aus seiner Tischlerwerkstätte heraus holte. Er war ein Deutschböhme, der nach langen Irrfahrten hier Ruhe gefunden hat. Er ist als Tischlergeselle nach Spanien gekommen und eine Zeit mit dem Herrn Du Fay und dem Maler Fritz Bamberger als Dolmetsch gereist; dann hat er eine schöne Tarifaueriu geheirathet und sich schliesslich in Tanger niedergelassen, wo er als Tischler arbeitete, bis ihm die Stelle als Aufseher des Leuchtthurms über- tragen wurde. Er bewillkommnete die Landsleute sehr freundlich — 128 — uucl holte als achter Deutscher schleunigst eine Flasche Bier her- bei, die wir zusammen leerten. Dann zeigte er mir eine Anzahl Naturalien, welche er in der Umgegend gesammelt, und eine sehr reichhaltige Collection römischer Münzen, welche er während seines Aufenthaltes in Tanger nach und nach zusammengebracht. Dann führte er mich, während meine Frau von dem anstrengenden Gange ausruhte, auf den Leuchtthurm. Derselbe erhebt sich auf einem vorspringenden Felsen, zwar nicht auf der höchsten Zinne des Caps, aber doch hoch genug über dem Meere, um weithin sichtbar zu sein; er ist aus festem Sandstein erbaut, im Innern ist der Boden mit farbigem Marmor belegt, eine bequeme Treppe führt aufwärts bis zu der gleichfalls marmorgetäfelten Wächter- kammer, von der aus man auf einer eisernen Leiter in die eigent- liche Laterne gelangt. Das Licht, nach den neuesten Methoden construirt, ist ein stehendes. Von der Gallerie ans, die wir aber des furchtbaren Sturmes wegen nur auf der Leeseite betreten konnten, hat man eine prächtige Aussicht über das Meer; ver- schiedene Schiffe, welche bei dem Winde nicht in die Strasse ein- laufen konnten, hatten im Schutze des Caps beigelegt oder kreuzten vor dem Eingang der Meerenge, besseres Wetter erwartend. Die ganze Küste war öde, nur unmittelbar am Thurme sind ein paar Gemüsegärten angelegt, welche von dem Abfluss des Brunnens bewässert den Aufsehern und der maroccauischen Truppe, welche den Leuchtthurm bewacht, das uöthige Gemüse liefern. Gerne hätten wir noch die interessanten Höhlen besucht, welche sich etwa eine Stunde südlich vom Leuchtthurm befinden, und gleichzeitig seit uralten Zeiten als Steinbrüche dienen, welche für Nordmarocco die Mühlsteine für die Handmühlen liefern, aber es war schon ziemlich spät geworden und wir mussten, wenn wir nicht von der Nacht überfallen werden wollten, au den Heimweg denken. Von unserem freundlichen Landsmann acquirirten wir noch ein paar Stöcke aus Korkeichenholz, mit deren Verfertigung er sich in seinen Musestunden beschäftigt, dann kehrten wir auf demselben Wege, auf dem wir gekommen, nach Tanger zurück, das wir ohne weitere Abenteuer, leider auch ohne weitere Aus- beute erreichten. Eine andere grössere Excursion galt den Höhen, welche sich jenseits der Dünen östlich der Stadt an der Strasse nach Tetuau erheben. Dem äusserst interessanten Düueugebiete, welches — 129 — wir von uoserem Fenster ans sehen konnten, hatten wir schon früher einen Besuch gemacht; es bildet eine breite Zone Flug- sandes, welche nach dem Meere steil und hoch abfällt; bei Fluth bespülen die Wellen unmittelbar den Fuss der Dünen, bei Ebbe bleibt ein breiter flacher Sandstrand, welcher im Sommer als Badestrand dient, üeber diesen Strand führt die Strasse nach Tetuan; sie ist darum bei Fluth nnpassirbar und man muss sich dann durch die Sandhügel seinen Weg nach dem Laudthore suchen. Wir kletterten bei unserer ersten Excursion, die wir ohne Führer unternahmen, den steilen Abhang hinauf zum Ergötzen der Araber, die diese unnöthige Anstrengung gar nicht begreifen konnten. Oben fanden wir zu unserer Ueberraschung ausgedehnte Weinberge, allerdings schlecht gehalten, aber es waren doch Weinberge, die ich im Bereich des Islam nicht gesucht hätte. Die Reben werden freilich nicht des Weins, sondern nur der Trauben wegen gepflanzt ; nur die Juden sollen aus den getrock- neten Beeren eine Art Wein bereiten. Von einem Beschneiden und Aufbinden der Reben ist natürlich keine Rede, sie krochen auf dem Boden dahin und die im glühenden Sande liegenden Trauben, deren Grösse und Schönheit nichts zu wünschen übrig liess, begannen schon durchscheinend zu werden; es war die in Südspanien gewöhnliche, bei uns als Almeriatraube bekaunte Varietät. Im Alterthum war die Mauritania tiugitana ihres Weines und ihrer köstlichen Trauben wegen berühmt; Plinius erzählt, dass bei Tiugis die Trauben eine Elle laug würden. Erst nach der Eroberung Nordafrikas durch den Araber wurden auf Befehl der strenggläubigen Ommeyaden sämmtliche Weinberge zerstört und damit der Wohlstand der Gegend vernichtet. Käme Marocco wieder in europäische Hände, so könnte hier schnell wieder ein Weiuland entstehen, das mit Jeres und Malaga wetteifern würde. Wir vertieften uns in die Dünen und verwickelten uns immer tiefer zwischen die Aloe- und Cactusheckeu, welche die einzelnen Weinbera:e von einander schiedeu. Nach und nach wurde der Boden feuchter; hier und da standen Lachen süssen Wassers im Sande und an den Aloeblättern sassen oft zu Dutzenden junge glänzend grüne Laubfrösche, wie wir sie auch schon bei Algesiras und Tarifa gefunden. — Wo sich die Dünen nach dem Bette eines Nebenflusses des Souani, dessen Name ich nicht erkundet habe, senken, gehen sie in Gärten über, welche zwischen hohen 9 — 130 — UohrzüuDen ein Labyrinth bildeten, in dem wir uns rasch ver- irrten. Ein paar konnten wir inwendig sehen, sie enthielten an Obstbäumen fast nur verwilderte Granaten; andere anscheinend sorgsamer gepflegte waren hermetisch gegen die Aussenwelt ab- geschlossen. Mit Mühe gelangten wir endlich auf einen Pfad und wiedei'^zurück auf die Hauptstrasse; zu sammeln waren zwischen den^Hecken nur einige todte Helix Tarnieri Morel. Bei der zweiten Excursion führte uns unser Hadsch auf einem anderen Wege näher dem Meere zu durch die Gärten und über den oben erwähnten Bach hiuübei-, au dessen lehmigem Ufer sich Ciciudelen in Menge herumtrieben. Jenseits auf dem kahlen Schieferboden machten wir keine sonderliche Ernte, ebensowenig am Souani, der hier schon brackisch ist und zahlreich kleine Austern enthält, die als sehr gut gerühmt werden, lieber ihn führt eine hübsche Brücke, deren Grundmauern römisch zu sein scheinen. In dem einen Laudpfeiler befindet sich ein Brunnen mit recht gutem Wasser, au dem wir uns erlabten. Dann führte uns der Hadsch zu einer Hauptmerkwürdigkeit, dem Garten des Sultans. Derselbe liegt mitten in den Dünen und verdankt seine Existenz einer Laune eines Sultans, ähnlich wie sie Musäus in seinem Mährchen vom Grafen von Gleichen berichtet. Der Garten muss eiumal schön gewesen sein und ist offenbar von einem Franzosen angelegt ; die schnurgeraden Wege sind überall mit Obst bepflanzt gewesen, ein paar grosse Reservoirs sorgten für genügende Bewässerung, aber der Sultan scheint schnell die Freude daran verloren zu haben und heute bietet der Garten ein Bild der Verwilderung. Nur die Birnbäume haben sich erhalten und standen noch vielfach mit Früchten beladen, zum Theil offenbar gute französische Sorten, die Aepfel kümmerten, von Steinobst waren nur wenige üeberreste vorhanden. Auch die Orangen waren in schlechtem Zustand, ihnen fehlte die Bewässerung, denn die Reservoire lagen trocken und ausser einem einzigen Wächter, der ein kleines Backschisch verlaugte, war in dem viele Morgen grossen Garten keine Menschenseele zu sehen. Wir waren durch eine verrammelte Hinterthüre fast mit Gewalt eingebrochen, ver- liessen aber den Garten durch ein prächtiges Hufeisenportal, das freilich direct in den pfadlosen Dünensand mündete. Die Dünen haben auf dieser Seite offenbar in neuerer Zeit sehr au Terrain gewonnen ; auch an der Mauer des Gartens thürmte sich der Sand — 131 — auf und iu uicht allzulauger Zeit wird er wohl die ganze Herr- lichkeit begraben haben. Als wir an den Strand kamen, war Springfluth und die Wellen gingen so weit herauf, dass wir am steilen Abhang der Dünen uns unseren Weg suchen mussteu. Dicht vor der Stadt war aber auch das unmöglich und wir mussten warten; zum Glück hatte der beginnenden Badesaison wegen ein specula- tiver Spanier hier ein Ventorillo errichtet, wo wir Wasser und Wein fanden, während unser Hadsch sich mit Kaifee erquickte, Endlich dauerte es uns aber doch zu lange und wir suchten uns einen Weg durch die Düueu und durch ein anderes Thor in die Stadt. Dicht am Wege ist, wie schon erwähnt, der Badestrand; mir war er denn doch zu öffentlich und obendrein uicht sonderlich einladend, denn jede Welle wühlte die vermodernden Tangreste auf und verwandelte das klare Meerwasser in eine schwarze Brühe. Ich ging darum lieber mit einem jungen amerikanischen Bildhauer, welcher auch in uusrem Hotel wohnte, nach dem Felsen hinter der Dogana, wo allerdings keine Hütten zum Auskleiden sind, man aber dafür zwischen den Steiublöcken prächtige natürliche Badewannen findet. Hier ist ein wahrer botanischer Garteu für Seepflanzen ; zwischen deu Tangen bedeckeu auch Actiuien, Polypen und andere niedere Thiere die Steine und auch an Mol- lusken war hier mehr zu finden, als sonst am Strande. Leider lernte ich deu Platz erst am letzten Tage kennen und konnte ihn nicht mehr ausbeuten, deun die heisse Zeit nahte und es hiess eilen, wenn ich nicht nur iu Tetuan, sondern auch in Südanda- lusieu noch sammeln wollte. Es hiess nun Reitthiere besorgen, denn von einer Fahrstrasse nach Tetuan ist natürlich keine Rede. Der redliche Simon zeigte sich in seiner ganzen Glorie, er verlangte für vier Thiere, welche nach seiner Behauptung unbedingt nöthig seien, nur 85 Frauken, natürlich exclusive des Honorars für seine eigene werthe Person und des Bakschisch. Das war mir denn doch zu arg und ich erklärte ihm, dass ich ihn überhaupt nicht mitnehmen und nur zwei Thiere miethen würde; einen Soldaten als Begleiter würde mir Herr Weber schon besorgen. Das wirkte, Herr Simon zog andere Saiten auf und erbot sich, mir zwei Thiere zu 5 Frcs. täglich zu besorgen. Das scheint billig, aber man muss für jedes Thier — 132 — die Miethe für drei Tage bezahlen, weil sie eineu Tag iu Tetuau rasten müssen und nicht auf Rückfracht rechnen können. Der Maulthiertreiber sollte spanisch verstehen, ich brauchte also keinen Dragomau, und da mir Herr Weber sagte, dass auf dieser viel begangenen Strecke auch kein Soldat uöthig sei, entschloss ich mich, mit dem Treiber allein zu reiten. In aller Eile kauften v^ir noch eine Anzahl Producte der maroccanischen Industrie ein, einige Bronzeteller mit zierlichen eingeschlagenen Mustern, eine Anzahl bunter Bastkörbcheu, einen der riesigen Beduiuenstrohhüte, Proben einheimischer Töpferkunst, Espartomatten u. dgl. und packten sie in eine Kiste, welche Herr Jocheusou , ein in Tanger etablirter Hamburger, mit einem deutschen Dampfer nach Hause zu spediren sich erbot, dann verab- schiedeten wir uns bei der Familie Weber und gingen ins Hotel, um uns für den morgigen Ritt tüchtig auszuschlafen. Am Abend war uns aber noch eiu musikalischer Genuss be- schieden, so ziemlich der einzige anf der ganzen Reise. Als wir beim Abendessen sassen, erklangen hinter der spanischen Wand, welche den Tisch umgab, plötzlich die Töne eiuer Geige und einer Harfe; am ersten Strich erkannte man die Italiener, und richtig, es waren Neapolitaner. Sie machten keine schlechten Geschäfte, denn auch unsere englischen Hotelgenossen fanden Freude an den neapolitanischen Volksweisen nnd »Santa Lucia« und »Addio bella Napoli« erklangen bis spät am Abend. Solche fahrenden Musi- kanten findet mau überall am Mittelineer und sie stammen fast ausnahmslos aus San Germano bei Neapel ; sie machen aber unter den Arabern keine glänzenden Geschäfte. Besser schien ein Bärenführer zu reussireu, den ich mehrfach in der Stadt sah, immer von eiuer dichten Menge umdrängt, ein ächter Abruzzese mit Dudelsack und Pfeife. Wahrscheinlich gehörte er aber mit den Musikern zu einer Gesellschaft, welche sich zur Ausbeutung der westlichen Mittelmeerküsten vereinigt hatte. Tanger ist als Handelsstadt von nicht geringer Bedeutung trotz der schlechten Verbindungswege mit dem Inneren ; es be- finden sich hier mehrere fremde Importhäuser, darunter auch ein deutsches, welches recht gute Geschäfte zu machen scheint. Die Handelsformen sind aber in mancher Beziehung sehr verschieden von den unseren. Wie in allen arabischen Ländern wird der Händler nur selten eine bestimmte Forderung machen; er wartet — 133 — das Gebot des K<äufers ab uud fragt ruhig: Was gibst du mir für meiue Waare? Mau muss sich darum, ehe man etwas kauft, geuau nach dem üblicheu Preis erkundigen. Eine Menge Waaren werden aber in sehr eigenthümlicher Weise versteigert. Als ich zum ersten Mal über den Bazar ging, kam ein Mann daher ge- ritten, der von Zeit zu Zeit anhielt und etwas ausrief: auf meiue Frage belehrte mich Simon, dass derselbe das Pferd verkaufen wolle uud uuu umherreite und überall ausrufe : Soviel ist mir für das Pferd geboten worden, wer bietet mehr? — In derselben Weise werden alle möglichen Waaren, namentlich auch die ge- schätzten Teppiche, ausgeboten ; bietet man darauf, so erhält mau nicht gleich Antwort, sondern der Verkäufer geht weiter uud sucht, ob Niemand mehr bietet; findet er aber keinen Mehrbieteuden, so kommt er, manchmal erst nach einem halben Tage, zurück und bringt die Waare. —Teppiche, Bronceteller, Schuhwaaren, bunte Espartomatten aus Rabat und einige Arten Thongefässe sind die maroccanischen Gegenstände, die mau im Bazar von Tauger findet; soust herrschen schlechte billige europäische Waaren vor. Vou Tanger aus wird ein ziemlich ausgedehuter Hausirhandel nach dem Innern betrieben uud dadurch den Maroccauern oft selt- sames Zeug aufgehäugt. So wurde zur Zeit meines Aufenthaltes ein erhebliches Geschäft gemacht mit der bekauuteu physicalischen Spielerei, dem diable captif, luftleeren, halb mit Wasser gefüllten Gläsern, iu denen das Wasser durch die Blutwärrae zum Siedeu ge- bracht wird uud dann ein Männchen in die Höhe hebt. DieHausirer machten deu Arabern plausibel, dass man daraus den Grad der Gesundheit des Betreffenden erkenueu könne uud fanden lebhaften Absatz. Auch Schmucksachen werden sehr viel ins Innere gebracht. Einen Besuch werth ist der Soko oder Suk , der ara- bische Markt, welcher dreimal wöchentlich auf dem wüsten Platz unmittelbar vor dem deutschen Geueralcousulat abgehalten wird. Schon am Abend beginnt dort reges Treiben ; vou weiter her treffen Beduiueutrupps ein, die Männer beritten vorau, die schwer beladenen Frauen zu Fuss hinterdrein; sie schlagen auf dem Marktplatz selbst ihr Lager auf; auch das Zelt für deu Kadi, welcher Streitigkeiten zu schlichten hat, wird errichtet; die ganze Nacht hindurch dauert der Zuzug fort. Kommt mau am Morgen, so wimmelt der grosse Platz von Arabern und namentlich Araberinneu. Zu tauseuden sitzen sie da, ziemlich in Reihen geordnet, jede von — 134 — dem breitrandigen, tief iu deu Kopf gedrückten Beduinenstrohhut beschattet, so dass man von hinten nichts sieht als eine unüber- sehbare Fläche riesiger Strohhüte. Was sie zu Markte bringen, ist freilich wenig genug; die eine hat ein paar Eier, die andere ein Töpfchen mit Milch, die dritte etwas Butter, die vierte ein Stück Geflügel, wieder andere bringen eine kleine Last Holz auf den Markt oder einen Arm voll Futter, auch wohl ein Lamm oder ein Zicklein, seltener Grossvieh und Pferde. Auch Gemüse fehlen nicht, besonders Bohnen, und, was mir namentlich auffiel, ganze Haufen von Distelköpfen, gewissermassen wilde Artischoken. — Auch Schnecken wurden in ziemlicher Anzahl zu Markt gebracht; für den Araber fing die Saison des Schneckenessens, die in Spanien und Oran schon einige Wochen vorüber war, erst an ; der Araber isst die Schnecke erst, wenn sie sich iu ihr Haus zurück- gezogen und die Mündung mit einem Sommerdeckel verschlossen hat. Unter denselben sind dann allerdings immer eine Menge schon abgestorbener, faulender Exemplare, aber vielleicht macht gerade das das Essen pikant. Das Einkaufen hat seine Schwierigkeiten ; die Beduinendameu haben meistens nicht viel Rechnen gelernt und sind ungeheuer misstrauisch ; jedes Dorf hat darum auf dem Soko seineu Ver- trauensmann, natürlich einen Juden, welcher bei jedem Geschäft herbeigeholt wird, den Handel begutachtet und das Geld zählt; er geniesst trotz der Verachtung des Muhamedauers gegen den Juden bei seinen Kunden unbedingtes Vertrauen. — Spanisches Kupfergeld wird inMarocco nicht genommen, während Peseten und Duros das einzige kursirende Silbergeld sind. Der Fremde muss sich darum maroccauische Scheidemünze bei den jüdischen Wechs- lern, welche am Thore sitzen, einwechseln. Es sind gegossene Stücke von der Grösse eines Sous, aber aus sehr schlechtem Metall; sie tragen das Siegel Salomonis und die Jahreszahl, wie viel oder richtiger wie wenig sie gelten, habe ich nie recht heraus- bringen können; für eine halbe Peseta bekommt man eine ganze Handvoll und man begreift, warum die Araber stets so riesige lederne Geldtaschen unter ihrem Schellab tragen. Maroccauische Gold- und Silbermünzen sollen existiren, Bontki, etwa 8^/2 Mark werth, Metjal = ^/4 Bontki, und Onza oder Derham = 10 — 12 Pfg., ich habe sie aber niemals zu Gesicht bekommen. Jeder Araber bringt seine paar Kleinigkeiten selbst zum — 135 — Markt; er hat ju nicht viel zu versäumen und Ijringt seine Zeit nicht in Anschlag. Um irgend eine kleine Quantität von Lebens- mitteln zusammenzubringen, muss mau mit einer ganzen Anzahl Verkäuferinnen verhandeln, was natürlich für die Europäer äusserst unangenehm ist. Abhülfe ist aber nicht zu schaffen uud besonders ist es fast unmöglich, sie zu bewegen, ein Haus regelmässig mit Milch, Eiern u. dgl. za versorgen ; sie fürchten sich immer, be- trogen zu werden und setzen sich lieber auf den Soko, und haben sie es endlich einmal begriffen uud regelmässige Lieferung ver- sprochen, so ist au ein Halten ihres Versprechens auf längere Zeit nicht zu denken. Die Frauen sind durchaus nicht hässlich, meist kleine aber zierliche Gestalten; es fällt ihnen nicht im Entferntesten ein, sich so ängstlich zu verschleiern, wie in Algerien. Auf dem Markte sitzen sie ohne Schleier und gar oft kamen draussen bei unseren Excursionen Trupps von Frauen ganz zutraulich herbei und ver- suchten mit meiner Frau ein Gespräch anzuknüpfen, was aber beim gänzlichen Mangel eines Verständigungsmittels natürlich nicht gelang. Auch die Mäuner benahmen sich immer freundlich und niemals sind wir einer Beleidigung ausgesetzt gewesen, ob- schon wir häufig allein draussen umherstreiften. Tanger ist das alte Tingis, die Stadt des Antäus, die Hauptstadt der Mauritania tingitana; römische Ueberreste sind au einigen Stellen eine Stunde von der heutigen Stadt noch vor- handen. Es blieb immer eine wichtige Stadt bis es 1485 von den Portugiesen erobert wurde, welche es auch behaupteten, nach- dem 1575 der König Dom Sebastian bei Kasr el Kebir gefallen war. Als Mitgift der Katharina von Braganza kam es 1G62 an Karl U. von Eugland, aber dieser fand die Unterhal- tungskosten zu hoch und zog 1684 seine Besatzung zurück. Seit- dem ist es Haupthafen für Marocco uud Hauptstadt der Provinz Haabat. 1844 wurde es von den Franzosen bombardirt und dann dort der Friede abgeschlossen. Eine Batterie, unter eng- lischer Aufsicht gebaut, soll die Wiederkehr ähnlicher Ereignisse verhüten, wird aber dazu schwerlich im Stande sein. — Die Ein- wohnerzahl des heutigen Tauger wird verschieden , zwischen 10 — 25000 angegeben, letztere Zahl ist zweifellos zu hoch für den engen Raum der Ringmauer. Christen mögen über 1000 da wohnen, hauptsächlich Spanier und Scorpione (in Gibraltar ge- — 136 — boreoe Spanier); im Handel dominiren natürlich die Engländer, doch ist, seit die Hamburger Dampfer Tanger regelmässig an- laufen, auch der Import aus Deutschland erheblich gewachsen und deutsche Gewebe und Seideuwaareu machen den englischen Concurrenz. Die Zahl der Juden wird von der Alliance israelite auf 8000 augegeben. Seit 1804 unterhält die Alliance dort eine Schule, welche gegenwärtig 8 Lehrer und 436 Schüler zählt und eine Ausgabe von ca. 12,000 Mark jährlich verursacht. Von dem Gesammthandel Maroccos, welcher sich in Einfuhr und Ausfuhr auf ca. 35 Mill Frauken beläuft, kommt über ein Drittel auf Tanger. Tanger wird vielfach als klimatischer Kurort für Brustkranke empfohlen und iu der That lässt das Klima nichts zu wünschen übrig; die Luft ist immer angenehm feucht und Staub und Hitze werden nicht lästig. Die Hotels bieten genügenden Comfort zu civilen Preisen und der Maugel an Promenaden und Unterhal- tungsanstalten wird reichlich aufgewogen durch den Reiz des fremdartigen Lebens, welches einen in Tanger auf Schritt und Tritt umgibt. Für Kranke im ersten Stadium wäre darum viel- leicht Tauger eine ganz passende Ueberwinterungsstation. Nur ist dabei zu berücksichtigen, dass ein tüchtiger europäischer Arzt in Tanger nicht vorhanden ist. Elftes Capitel. Tetuan. Der vierzehnte Juni war bestimmt zum Ritt nach dem heiligen Tetawiu, der Maureustadt par excelleuce. Fast unberührt vom europäischen Einfluss hat diese Stadt bis in die neueste Zeit im Anfang des Rif gelegen, ihrer fanatischen Bewohner wegen von den Europäern gemieden, nur dann und wann von einem Touristen besucht, welcher unter dem Schutze eines Mokhasni den Ritt dorthin wagte. Die Einwohuer, vielfach aus Grauada vertriebene Mauren, hatten sich rein erhalten von Vermischung mit Fremden, sie hatten die Traditionen aus Granada bewahrt, aber auch den Gewerb- fleiss und die Emsigkeit der spanischen Mauren und es ist ihnen in der That gelungen, dem allgemeinen Niedergang Maroccos — 137 — gegenüber "ihrer Stadt einen gewissen Wohlstand zu erhalten. Erst seit in dem spanisch-mavoccanischen Krieg O'Donuell die Stadt eroberte und ein grosses Entsatzheer in der Nähe ver- nichtend schlug hat sich die Bevölkerung dazu verstehen müssen, einen Christen, einen spanischen Consnl in ihre Mauern aufzu- nehmen, und unter dessen Schutz haben sich nach und nach einige Hundert meist bettelarmer Spanier eingenistet. Der Fanatismus hat seit dem empfangeneu Schlage erheblich abgenommen und heute kann der Fremde sich überall in den Strassen der heiligen Stadt bewegen, ohne eine ernstliche Belästigung befürchten zu müssen. Von Tanger aus ist es freilich eine ziemlich anstrengende Tour und wer länger in Gibraltar bleibt, thut besser, abzuwarten, bis der kleine Dampfer Jackal einmal nach der Marine von Tetuan fährt, was aber zur Zeit unserer Anwesenheit wenigstens noch nur sehr unpünktlich geschah. Die Entfernung von Tauger aus wird gewöhnlich zu 10^ — 11 Stunden augegeben, und es mag sein, dass man sie mit guten Reitpferden in dieser Zeit machen kann. Mit Packpferden aber, wie mau sie zu miethen bekommt, braucht man mindestens 14 Stunden und kann also nur im hohen Sommer die Tour in einem Tage machen, denn Tetuan gilt noch als Festung und die Thore werden unweigerlich kurz nach Sonnen- untergang geschlossen. Auf der ganzen Strecke ist kein Dorf, nur ein Karavanserai, in welchem aber für civilisirte Menschen kein Quartier zu finden ist ; man rauss also eventuell ein Zelt mitnehmen, was die ohnehin nicht billige Tour noch erheblich vertheuert. Im Juni freilich waren die Tage lang genug; auch glaubte ich Simons Betheuerungen, dass wir die Strecke in zehn Stunden reiten würden, und so entschlossen wir uns, ganz früh aufzu- brechen. Merkwürdiger Weise hielten auch die Araber Wort und schon um fünf Uhr Morgens stampften die Thiere unter unserem Fenster auf dem Pflaster, Für meine Frau hätte Simon eine Art Sessel herbeigeschafft, welcher auf einen Packsattel geschnallt wurde und einen ganz leidlichen Sitz abgegeben hatte, wenn er nicht immer gerutscht wäre; ich sah mich darum geuöthigt, einen jungen Araber, welcher »zufällig« da war und auch nach Tetuan wollte, zu engagireu, damit er neben dem Maulthier herging und den Sessel hielt. Für mich war ein Pferd vorhanden, allerdings — 138 — keiu arabischer Reuuer, den ich auch bei meinen nichts weniger als glänzenden Kenntnissen in der edlen Reitkunst kaum hätte brauchen können, sondern ein alter etwas steifer, aber noch ganz passabel ansseheuder Fuchs. Leider hatte er schon eine längere Carriere als Lastthier hinter sich und war mit der Zeit gegen gewöhnliche Liebkosungen, wie Schläge und Pusstritte, erheblich abgehärtet worden. Eine Stelle, wo er sterblich war, hatte er freilich, wie alle seine CoUegen, und weun ich ihm mit dem spitzen Ende meines Stockes in die wundgehaltene Stelle zwischen den Schulterblättern stachelte, ging er auch für einen Augenblick schneller. Wiederholte ich aber das Experiment ein paar Mal hinter einander, so drehte er sich herum, schnappte nach meinem Fusse und warf mir einen Blick zu, als wollte er sagen : Das verbitte ich mir. Im Uebrigen war er ein gutes Thier, das ruhig und sicher seines Weges ging, und da von Trabreiten auf der maroccanischen Heerstrasse ohnehin keine Rede sein kann, kamen wir schliesslich ganz gut mit einander aus. Ausserdem hatten wir für unser geringes Gepäck doch noch ein Maulthier miethen müssen, auf dem auch der Treiber zeitweise ritt. Punkt sechs waren wir am Thore, das die Wache gegen ein kleines Bakschisch öfinete. Draussen schnallte unser Treiber zum Zeichen, dass er heute den Mokhasui zu spielen habe, einen riesigen Pallasch in ciselirter Messiugscheide um, Simon erpresste in aller Eile noch verschiedene Duros für angeblich geleistete Dienste, und hinaus ging es, dem Meere entlaug und durch die Dünen, auf uns bekanntem Wege bis zum Souani, über den eine gut er- haltene Brücke führt. Bis dorthin hatte man noch von einem Wege sprechen können ; dann begann ein schmaler Saumpfad durch ein hügeliges Land, welches theils mit Gerstenfeldern, auf denen eben die Ernte anfing, bedeckt war, znm weitaus grösseren Theile aber wüst lag und stattlichen Rinderheerden zur Weide diente. Hier ist das grosse Magazin , welches Gibraltar mit frischem Beef versieht. Nach wenigen Stunden aber verschwanden alle Spuren des Anbaues, so fruchtbar auch das Land war, mensch- liche Wohnungen waren nirgends zu entdecken. Es soll das freilich an allen maroccanischen Strassen so sein ; der Araber sucht sich für seine Ansiedelungen die abgelegensten Winkel aus, um den ewigen schauderhaften Erpressungen zu entgehen, welche sich nicht nur die einheimischen Beamten und Militärpersonen, sondern nach — 139 — deu mir gewordenen zuverlässigen Mittheilungen auch die Dra- gomaus und andere Beamte verschiedener fremder Gesandtschaften bei Reisen zu Schulden kommen lassen. Es ist mit dem Reisen in diesen Ländern nämlich eine eigenthümliche Sache: zu kaufen ist von deu Arabern nur schwer, ausser auf dem Suk, dem regel- mässigen Wocheumarkt; Proviant kauu man in dem heissen Klima auch nicht für längere Zeit mit sich führen, und so hat sich denn seit uralter Zeit die Sitte eingebürgert, dass die Bewohner der Ortschaften in deren Nähe die Karawane eines Beamten, eines Baschador oder auch nur eines mit einem Fermau des Sultans versehenen Reisenden lagert, alle Bedürfnisse für Menschen und Pferde liefern müssen; dafür sollen sie entweder steuerfrei sein oder eine Entschädigung seitens der Regierung erhidtcu. Diexe Einrichtung ist absolut nöthig , sie wird aber leider zu den schw^ersten Erpressungen missbraucht. Der Begriff der Muua, d. h. der zu liefernden Bedürfnisse, ist nicht streng umgrenzt, weder was Quantität noch was Qualität anbelangt ; der ärgsten Willkühr ist Thür und Thor geöffuet. Es wird von den armen Dorfbe- wohnern sogar verlangt, dass sie Luxusartikel, welche sie selbst kaufen müssen, wie Thee, Zucker und Lichter, liefern und so ist die Muna nach und nach zu einer wahren Geissei für die an den Hauptstrassen gelegenen Dörfer geworden. Die fremden Gesandten haben vergeblich versucht, dem Unw-esen zu steuern ; sie sind den sie begleitenden maroccanischen Beamten und nicht selten sogar ihren eigenen Untergebenen gegenüber machtlos. Bezahlen sie dem Scheich die Muna, so können sie sicher sein, dass alsbald nach ihrem Abzug demselben das Geld wieder abgenommen wird und er wohl noch obendrein die Bastonade bekommt, Herr Weber, mit dem ich viel über diesen Punct sprach, hatte der Regierung vorgeschlagen, sie möge wenigstens auf den am meisten begangeneu Strassen von Tanger nach Marocco und Fes an den Halteplätzen, Märkte für die betreffenden Tage, au denen Karavanen durch- kommen, bestimmen, damit diese sich mit Lebe'nsmittelu versorgen könnten, aber den maroccanischen Beamten eilt es natürlich nicht mit der Beseitigung einer Einrichtung, bei welcher sie selbst sich ausgezeichnet stehen. Sie ist übrigens nur ein kleines Glied in der Kette der elenden Missregierung, unter welcher diese fi'ucht- baren Länder seufzen ; Besserung kann hier nur die Besitznahme durch eine europäische Macht bewirken. — 140 - Man hatte uus in Tauger viel a'ou den Schrecken und Ge- fahren des Weges und von grossartiger Gebirgsnatur, Abgründen u. dgl. erzählt, aber umsonst spähten wir darnach. Der Weg war allerdings nicht glänzend, aber für einen Maulthierpfad nicht gerade schlecht. Stunde um Stunde ritten wir durch ein flaches Hügelland, einem fast versiegten Bache entlang ; immer noch wollte el Fondak , das Karavanserai in der Mitte des Weges , sich nicht zeigen. Um elf hatten wir anlangen sollen, aber die Gegend blieb sich immer gleich. Von meinen Arabern war nichts zu erfahren; auf jede Frage erwiederten sie mit freundlichem Grinsen: Si, Seuor, wodurch ich gerade nicht viel klüger wurde. Zum Glück war der Himmel dicht mit Wolken bedeckt und der uns entgegen wehende Levante so kühl, dass ich meinen Ueberzieher gern an- behielt. Am Wege waren ein paar Steinhaufen, auf denen Lappen an einem Stock steckten ; unsere Führer uuterliessen nicht, jeder einen Stein auf dieselben zu werfen. »Santos«, antworteten sie auf meine Frage, ich konnte aber natürlich nicht erfahren, ob da wirklich ein Heiliger in dieser abgelegenen Ecke begraben liege, wie es gewöhnlich bei solchem Steinhaufen der Fall ist, oder ob irgend ein Unglück da passirt war. Kubbas, wie sie in Algerien auf allen Höhen stehen, habe ich zwischen Tauger und Tetuan nicht gesehen. Erst gegen Mittag erkannten wir auf einer fernen Höhe ein weisses Gebäude , aber eine Hügelschwelle nach der anderen musste überschritten werden, bis wir in eine Thalsenkung kamen, jenseits welcher die Wasserscheide lag. Ein wahres Meer vou flammendrothen Oleanderblüthen erfüllte das Thal, jenseits erhob sich ein bewaldeter Abhang, durch die Winterregen wild zerrissen. Der Ritt hinauf war nicht sonderlicli angenehm; seit Jahrhunderten folgt hier ein Maulthier den Fussstapfen des anderen und so haben sie mit Hülfe der Winterregen in dem lehmigen Boden nach und nach tiefe Furchen ausgetreten; manchmal musste ich die Füsse bedenklich in die Höhe ziehen und dann ging es wieder so dicht unter den Eichenästen hin, dass uns fast das Schicksal Absalons drohte. Um halb zwei Uhr waren wir oben vor el Fondak, und konnten nun wenigstens unseren Durst stillen und das mitgenommene Frühstück verzehren. Unter einer stattlichen Eiche rasteten wir ein halbes Stündchen; die armen Thiere bekamen natürlich nichts, sie werden niemals am Tage gefüttert. Nur einen flüchtigen Blick — 141 — warfen wir hinein in den schmutzigen, von Arkaden umgebenen Hofraum des Karavanserai, dann machten wir uns wieder auf den Weg, zunächst zu Fuss, denn von Fondak hinab reitet kaum ein Araber. Der Berg, Dschebel Zerka auf den Karten genannt, besteht aus Sandstein und ist ganz passabel bewaldet ; die Büsche stehen häufig auf hohen Postamenten, zwischen denen der Boden hinweggeschwemmt ist, ein Zeichen wie mächtig die Verwitterung hier arbeitet. Der Weg bestand aus einer Reihe von tiefen Löchern und Sandsteinblöcken, welche in regelmässiger Folge mit einander abwechselten. So ging es steil hinab in ein Seitenthälchen, dann wieder hinauf zu der nur wenig höheren Wasserscheide und wieder hinunter auf immer gleich schauderhaftem Wege. Jenseits traten auch röthliche, zerbröckelnde Schiefer auf, mit den Sandsteinen wecbsellagernd, ganz genau wie in meiner Heimath an der oberen Lahn Cypridinenschiefer und Krameuzelsandsteine wechseln und auch die Thalbildung und der Wald waren so , dass ich immer wieder auf die Zwergpalmen am Wege blicken musste, um mir in die Erinnerung zu rufen , dass ich in Marocco war. Zwei Stunden laug zogen wir einem f^lüsschen entlaug, der Weg immer gleich schlecht, so dass wir lieber zu Fusse giugen. Die Strasse war sehr belebt; mehrmals begegneten uns Karavanen von Maul- thiertreibern oder auch Viehhändlern, die Leute meist nur mit Säbel und Dolch, nur ausnahmsweise mit der langen maurischen Flinte bewaffnet, ein Beweis, dass es hier sicher ist und wilde Thiere nicht mehr vorkommen. Die Leute grüssten uns freund- lich und plauderten vergnügt mit unseren Arabern ; sie konnten sich Zeit nehmen, denn sie gingen nur bis el Fondak; beladeuen Thieren muthet man den Weg von Tanger nach Tetuan in einem Tage nicht zu. Endlich kamen wir in das ebnere Thal und nun drängte der Führer zum Aufsteigen, denn Tetuan war immer noch weit. Nach einer guten Stunde überschritten wir den hier schon ganz bedeutenden Bach auf einer guten Brücke und legten die einzig wirklich bedenkliche Strecke des Weges zurück, wo wir auf schmalem Pfad an dem steilen Abhang über dem Fluss hinreiten mussten. Dann bogen wir um eine Thalecke, und »Mira Tetuan« riefen unsre Araber. Vor uns, aber immer noch ganz leidlich entfernt, schimmerte in der schon sinkenden Sonne eine weisse, von Minarets überragte Stadt auf einem Plateau hoch über dem — U2 - grünen Thal und dahinter leuchtete das Meer. Rechts davon aber ragten ein paar steile, scharf aus den flachen Sandsteinrücken heraustretende Berge empor, deren Formen ihre Kalknatur alsbald verriethen, uns sehr zur Beruhigung, denn den ganzen Tag waren wir über Schiefer und Sandstein geritten, ohne die geringste Aus- beute zu machen, und fürchteten schon, dass die ganze Umgegend von Tetuan auch so sein möge. Grüne Thäler zogen sich zwischen die Berge hinein, und im Grün lagen Dörfer mit weissen Häusern, ein Beweis, dass Berber dort wohnten. Der Weg zog sich übrigens stark in die Länge, ein Ausläufer der Sierra Bullones nach dem anderen musste überschritten werden und es dämmerte schon stark, als wir die Stadtmauer erreichten. Wir waren abgestiegen und gingen das letzte Stück zu Fuss. Der Weg längs der Mauer war seltsam weich und roch eigen- thümlich nach Lohe. Genau im letzten Moment erreichten wir das Thor, an dem die Wache schon Anstalten zum Schliessen traf. Ein paar junge Israeliten nahmen uns in Empfang und führten uns durch eine lange Strasse und über den wüsten Markt- platz in die Mellah, das Judenviertel, deren Thore noch allabend- lich geschlossen werden, und durch deren von Menschen wim- melnde Gassen in die Fonda Nahen, wo wir ein hübsches Zimmer mit sauberen Betten erhielten. Ein gutes Abendessen stellte unsere Kräfte wieder her, aber dann ging es alsbald ins Bett zur wohlverdienten Ruhe. In der Nacht kam ein tüchtiges Gewitter und mit doppeltem Behagen fühlten wir uns unter Dach ; in einem Zelte bei el Fondak wäre uns wahrscheinlich weniger ge- müthlich gewesen. Am anderen Morgen sahen wir uns neugierig und überrascht im Zimmer um. Es war ein langer, schmaler, hoher Raum, an der einen schmalen Seite mit einem kleinen Fensterchen, das auf eine enge Gasse hinaus führte und allein das Zimmer erhellen musste. Davor war ein Estrich aufgemauert und auf diesem bildete eine Matraze mein Bett, dem man übergrosse Weichheit nicht nachrühmen konnte. Der Boden ist mit sechseckigen Thon- platten belegt, zwischen denen kleine glasirte Azulejos zierliche Blumengewinde bilden ; auch der Estrich ist mit Fayenceplatten bekleidet. Um die Wand läuft eine bunte Holzgallerie, wie man sie in Tetuan fabricirt; auch einige Console ähnlicher Arbeit springen vor, und von der Decke hängt ein mit Strausseneiern — 143 — verzierter siebenarmiger Leuchter. Ein hoher Hufeisenbogeü öffnet sich in der Laugseite; die Thürpfosteu sind mit Azulejos bis zum Beginn des Bogens belegt, ebenso die Schwelle. Ein paar gewaltige schwere Flügelthiiren, wie Scheunenthore gross, schliessen die Thüröffnung ; sie hängen nicht in Angeln, sondern laufen nach uralter Sitte in Zapfen, für die oben ein starkes Holz aus der Wand vorspringt. Sie werden nur im Winter geschlossen und dann gestattet eine kleinere Thür in dem einen Flügel die Communication; im Sommer bleiben sie offen und nur ein Kattun- vorhang deckt die Thüröffnung. Wir treten hinaus auf eine Holzgallerie mit seltsam altmodisch, aber nicht kunstlos geschnitztem Holzgeländer. Ueber uns wölbt sich die Decke zusammen, nur eine Oeffuung von 9 Quadratfuss etwa lassend, durch welche Licht und Luft in den Hofraum ge- langen. Darüberhin läuft eine Stange, um durch einen aufgelegten Teppich die Sonne abhalten zu können, so lange sie hoch steht. Unter uns ist der Us-ud-Dar, der Hof, in dem sich die Familie des Wirthes den ganzen Tag über aufhält; er ist einfacher, wie der in Tanger im Hotel, aber in derselben Weise verziert, und um denselben gruppiren sich drei Zimmer, wie oben auch. Herr Nahon, der zugleich auch englischer Vicecousul und neben dem spanischen Consul der einzige Vertreter einer fremden Nation ist, war leider verreist; sein Bruder Don Hillel, welcher ebenfalls französisch und englisch spricht — das Spanische be- trachten die Maghrebiner Juden gewissermassen als ihre Mutter- sprache — behandelte uns sehr freundlich und bedauerte nur, dass er in Abwesenheit seines Bruders uns nicht viel Zeit widmen könne. Er beruhigte uns vollkommen über die Sicherheit der Umgegend; da wir aber des Arabischen nicht mächtig waren, schlug er uns vor, einen jungen in seinem Hause aufgewachsenen Mauren Namens Ali, welcher geläufig spanisch sprach und auch schon mit dem Entomologen Quedenfeld herumgelaufen war, als Führer mitzunehmen. Derselbe erhielt täglich einen halben Duro (2^/2 Frcs.), die allgemeine Taxe in Marocco. Er war ein köst- licher Bursche, immer munter und aufgeräumt, und konnte so herzlich lachen, wie ich sonst von einem Araber nie gehört habe; dabei war er für einen Araber gebildet und vorurtheilsfrei und weit gereist, denn er hatte Tanger und Gibraltar besucht. Sonst war er freilich unverbesserlich faul und leichtsinnig; sobald wir "- -144 — zu sammeln anfingen, legte er sich in den Schatten und schlief den Schlaf des Gerechten unbekümmert um seine Schützlinge; und nur, wenn der Jagdeifer in ihm rege wurde, war er jeder Anstrengung fähig. Er führte deshalb immer eine einläufige Vogelfliute, englischer Lauf mit Percussionsschloss, mit sich und war auch für sitzendes Wild ein ganz guter Schütze; Turteltauben, welche ungemein häufig sind, fielen ihm fast bei jeder Excursion zum Opfer, die nicht minder häufigen rothen Rebhühner fehlte er jedesmal. Anderes Wild haben wir nie gesehen, doch behaup- tete Ali, dass auch Wildschweine gelegentlich vorkämen. Alsbald nach dem Frühstück brachen wir auf und gingen durch die enge, wenig saubere Strasse zum Thore der Mellah. Buden fassten die beiden Seiten der Strasse ein, doch waren die Waaren wenig verlockend. Auch hier spürte man übrigens schon den Hauch der Civilisation, überall waren Petroleumlampen und in einer Bude arbeitete sogar ein jüdischer Schuhmachermeister mit einer americanischen Nähmaschine. Das Pflaster war mit allen möglichen Abfällen bedeckt, der Geruch schauderhaft. — Durch das Thor traten wir auf den wüsten weiten Platz, aut welchem dreimal wöchentlich der Soko, der Wochenmarkt abgehalten wird. Er wird an einer Seite von der burgartigen Wohnung des Bey eingefasst; auf der anderen erhebt sich fast eben so massiv das spanische Consulat mit einem schönen ausgedehnten Garten davor. Spanien hat sich im Frieden das Recht ausbedungen, in allen wichtigeren Städten Maroccos Consulate zu errichten, hat aber bis jetzt nur in Tetuau von diesem Rechte Gebrauch gemacht. Die beiden anderen Seiten werden von nischenartigen Buden ein- genommen, in denen Huf- und Waffenschmiede ihr Wesen treiben; doch befindet sich auch eine kleine von einem Spanier gehaltene Schenke da, natürlich nur für dessen Laudsleute, denn der streng- gläubige Maghrebiner hält schon Tabakrauchen und Kaifeetrinken für sündhaft, wie viel mehr denn das Weintrinken. Wir gingen nach dem Thore von Tanger, durch das wir ge- kommen; die enge Strasse führte anfangs ausschliesslich zwischen Werkstätten von Waffenschmieden hin, welche die characteristischen langläufigeu Flinten mit dem kleineu dreieckigen Kolben und den breiten ciselirten Messingbänderu verfertigen. Durch die offenen Thüren sah man die fleissigen Leute an der Arbeit, meist in Hemd und kurzen weissen Hosen, um den Kopf einen schnee- — 145 — weissen Turban, die üHcren oft mit einer riesip;en Klemmbrille auf der Nase. Dann kamen eiue Anzahl Karavanserais mit aus- gedehnten H()fen und Stallungen für die Maulthiere — Kameele gibt es in Nordmarocco nicht — und dann mussten wir noch eiue tjerauiTie Strecke zwischen der Stadtmauer und hohen Garteu- mauern hin gehen, bis wir das Thor erreichten. An demselben war auf einer Seite eine Nische für die Thorwache, auf der an- deren ein Röhrenbrunnen, vom Thorthurm drohte ein messingener Zwölfpfüuder. Vor dem Thor standen wir verwundert still. Gerade gegen- über erhobeu sich fünf prachtvoll geformte Kalk1)erge, dem An- schein nach mindestens 5 — 6000 Fnss hoch, eine scharf begrünzte Gruppe bildend, deren Fuss üppiges Grün verhüllte. Wir begriffen nun, was Herr Jellinek in Grau hatte sagen wollen, wenn er Tetuan als »Steyermark mit Orangen« bezeichnete; die ganze Scenerie erinnerte an die schönsten Stelleu unserer Kalkalpen. Keine der mir zugänglichen Karteu erwähnt diese Berggruppe, die sich eben so scharf von den Schieferzügen des Dschebel Zerka wie von der Plateau masse der Sierra Bullones, von welcher sie das Thal des TTed Martil trennt, abgrenzt; in Tetuan nennt mau sie nach den sie bewohnenden Berberstämmen die Berge der Beni Hoznear. Wir hätten uns gerne gleich ihnen zugewandt, aber wir spürten doch einigermassen die Folgen des gestrigen Rittes und zogen darum vor in der Ebene zu bleiben, die uns auch reichen Gewinn versprach. Der Stadtmauer entlang folgten wir zuerst der Strasse, die wir gekommen. Sie war hoch mit grob zerkleinerter Eichenrinde bedeckt, welche durch die Hufe der Lastthiere und die Fnsse der Passanten hier noch weiter pnlverisirt werden sollte, sicher eine ungemein rationelle Methode, welche die Lohraühlen erspart. In Syrien treibt man die Ausbeutung der bei uns nutzlos verloren gehenden Kraft der Hufe und Füsse noch weiter und breitet auch die zu bearbeitenden Häute auf der Strasse aus, um sie geschmei- diger machen zu lassen. Mit der so zubereiteten Lohe wird aber heute noch in Tetuan sehr gutes Leder sfemaeht, welches einer ausgedehnten Schnhfabrication als Grundlage dient; Pirma- senzer Waare, die im Orient vielfach die einheimischen Schuhe verdrängt, scheint hierher noch nicht gedrungen zu sein. Die hiesigen Babuscheu sind übrigens anders, als die der 10 — 14G — oraueuser Araber, ganz unseren Schlajtpeu gleich; wie sie eigent- lich an den Füssen festgehalten werden, ist mir unklar geblieben; Ali, der auch keine anderen trug, sprang damit wie eine Antilope über die schroffsten Abhänge und durch das dichteste Gebüsch. Wir dehnten ans guten Gründen diesmal unsere Excursion nicht allzuweit aus, besonders da die nächste Umgebung der Stadt uns interessante Ausbeute in Menge lieferte. Am anderen Tage aber liess^ich meine Frau im Schutze der Familie Nahon, deren weibliehe Mitglieder auch des Französischen mächtig sind, und machte mich mit Ali auf zu einer Recognoscirungstour in die Berge. Durch ein anderes Thor verliessen wir die Stadt und stiegen auf steilen Zickzackpfaden ins Thal hinab, an einer Mühle vorbei, welche äusserst romantisch in üppigem Baumwuchs lag. Sie wurde aber leider von dem Abfluss aus den Cloaken der Stadt getrieben und der Geruch vertrieb uns bald. Trotzdem sahen wir ein paar Araberjungen in einem wenig tiefer gelegenen, dasselbe Wasser enthaltenden Bassin lustig herumplätschern und tauchen. Der Abhang war höher als ich geglaubt; erst von unten konnte ich erkennen, dass die Stadt auf einem hohen, steilab- falienden Plateau liegt. Hier und da springen Felsen hervor; es ist ein rauher Kalk, welcher ganz den Eindruck einer Sinterbil- dung macht und ich bin nicht abgeneigt, die ganze Terrassen- l)ildung für ein Product der gewaltigen Quelle zu halten, welche heute noch Tetuan mit Wasser versorgt. Die Felder waren schon abgeerntet, aber die Feigenbäume, welche überall zerstreut sind, hingen noch voller Früchte, die eben zu reifen begannen. Die Thalsohle selbst nahmen üppige, aber schlecht unterhaltene Gärten ein, eingefasst von hohen Rohrzäunen. Sie alle sind zum Be- wässern eingerichtet, wenn auch nicht in der sorgsamen Weise^ wie um Valencia. Wir fanden unseren A¥eg durch ausgetretenes Wasser in bodenlosen Morast verwandelt und mussteu uns einen anderen Pfad zum Flusse suchen. Den Ued Martil fand ich noch ziemlich wasserreich und er soll auch im Spätsommer stets noch Wasser führen, was mir bei den reichen Quellen, welche von allen Hängen niederrauschen, wohl glaublich erscheint. Von einer Brücke ist natürlich keine Rede, obschon die meisten Gärten und die Dörfer, mit deren Be- wohnern Tetuan vorzugsweise verkehrt, alle auf der andern Seite liegen. Nur für Hochwasserzeiten liegt ein Kahn da, im Sommer — 147 - patscht, wer nicht beritten ist, einfach zu Fnss rhirch, wenn er niclit warten will bis ein Heiter Isomnit und ihn mit hinüber nimmt. Wir trafen zufällig einen Maaren, der mir sein Pferd lieh; Ali hob seinen Schellal> empor und patschte durch, und da ihm das Wasser nur bis zum Knie reichte, folgte ich bei späteren Excursionen seinem Beispiel, wickelte die Beinkleider auch empor und patschte mit. Auf der anderen Seite kamen wir durch eine ausgedehnte Ziegelei in Felder, in denen gerade geackert wurde ; die Pflüge wurden von Ochsen gezogen und bei jedem Gespann trieben sich ein Paar weisser kleiner Reiher herum, welche mit dem Vieh auf sehr vertrautem Fuss zu stehen schienen; sie scheinen auch von den Arabern respectirt zu werden, doch nicht allzusehr, denn Ali , der seine Vogelflinte um hatte, erbot sich, sobald ich ihn nach den Vögeln fragte, sofort mir ein paar zu schiesseu, was ich aber natürlich ablehnte. — Nicht ohne Mühe gelaugten wir zwischen den Bewässerungsgräl)en hindurch an den Fuss der Berge, wo alsbald der gewöhnliche Busch wald aus Zwergpalmen und Kermeseichen bestehend, begann. Gerade am Ausgang der kleineu Thälor, wo Kalkgeschiebe ans den Bergen zusammen- geschwemmt war, wimmelte es von Prachtexemplaren der schönen Ilclix Coquandi., auf dem reinen Sandsteingebiete aber hörte alles Schneckenleben auf. Ich arbeitete mich den Abhang hinauf, den Felsen zu, in einiger Aufregung, natürlich wieder einer Schnecke wegen. Vor etwa 40 Jahren hatte nämlich der französische Botaniker Coquand hier bei Tetuau gelegentlich ein paar Schnecken aufgegriften, welche seitdem Niemand wieder gesammelt und welche fast identisch zu sein schienen mit einer anderen Art, die auf die äusserste Westspit/e von Sicilien beschränkt und für diese characteristisch ist {Ilel. scahriusnüa). Fand sich diese Art wirklich in den Bergen von Tetuan, so war damit wieder ein geogra- phisches Räthsel aufgegeben, dessen Auflösung nicht eben leicht war, und Theorien, die ich selber aufgestellt, erhielten einen schweren Schlag. Es dauerte fast eine Stunde, bis ich die anscheinend so nahen untersten Felsen erreichte; nur eine kleine, für die Wissenschaft neue Pupa und eine winzige, aber durch ganz Europa verbreitete Schnirkelschnecke {Helix umhilirnta) belebten sie. Aber auf ein- mal sehe ich an der steilen Wand eigenthümliche röhrenförmige — 148 — Löcher, die mir von 8icilieu her gar wohl bekannt waren nur! als ich näher znsah, richtig, da sass auf dem Grnnde derselben eine Schnecke, zwar nicht die gesuchte Ilclix siiUfOia^ aber eine Form, die von einer anderen Characterschnecke Siciliens kaum zu unterscheiden war! Hatte mich etwa ein neckischer Zauberer nach Sicilien auf den Monte Pellegrino versetzt, wo diese Form einzig und allein vorkommt? Ich drehte mich uui ; unten im Schatten einer wilden Karrube lag mein Ali und schlief den Schlaf des Gerechten, dass ich es oben hörte; gegenüber lag im pracht- vollen Sonnenglanze Tetuau auf seiner Terrasse und dahinter die Hochfläche der Sierra Bullones und weiter draussen das blaue Meer; ich war in Marocco. Also darum hatte ich zwei Monate in Sicilien zugebracht und in gelehrten Abhandlungen haarscharf bewiesen, dass sicilianische Arten jenseits des Meeres nicht vorkämen und nicht vorkommen könnten, dürften und sollten! Und nun stand ich selber in den maroccanischen Bergen und grub mit dem Pfeifenraumer meines Messers eine sicili- anische Schnecke nach der andern aus den Röhren, die sie sich selber in den Kalkfelsen gräbt, ganz wie ihre Doppelgängerin bei Palermo. Freilich, der Fels glich auch ganz einem sicili- anischen Kalkberg, nur war die Vegetation viel üppiger, eine Folge der von zwei Seiten herkommenden feuchten Winde, und die Gebüsche drängten sich dicht an den Felsen heran, so dass man kaum durchkommen konnte; ein Glück, dass sie nicht so stachelig waren, wie um Oran, Aber die Ueberraschung war noch nicht zu Ende; an einem anderen Felsen fand ich noch eine zweite Art derselben Gruppe und weiterhin noch eine Vertreterin einer anderen Gruppe, die seither nur auf Sicilien beobachtet worden war, und noch eine andere Novität. Um hier gleich mit den Schnecken ein Ende zu macheu, ich fand um Tetuan eine ganze Colonie sicilischer Formen, von deren Existenz man noch nichts wusste, und deren Anwesen- heit sich nur sehr schwer erklären lässt. Das Räthsel wird da- durch nicht gerade vereinfacht, dass ich später auch noch unsere gemeine deutsche Kreismundschuecke {Cyclostoma elegans), die man seither weder aus Südspanien noch aus Nordafrika kannte, bei Tetuan auffand. Uebrigens zeigte mir gleich diese erste Excursion, dass ich für diese Gegenden zu spät gekommen; nur ausnahmsweise fand — 140 — ich uocli eine der Felseuschneckeu lebend, die meisten waren todt, aber noch ganz frisch. Hunger und Durst trieben mich wieder herunter, wo ich den biederen Ali noch immer schlafend fand, mir ein ganz beruhigen- des Zeichen für die Sicherheit der Gegend. Ein paar Schritte unterhalb kündeten üppig blühende Oleander Wasser an ; wir lagerten au einer crystallklareu Quelle im Oleanderschatteu und Hessen uns den Proviant trefflich schmecken. Dann ging es auf einem anderen Wege dem Wasser entlang zurück. Mehrere Bächlein, durch flammendrothe Oleanderstreifen bezeichnet, ver- einigten sich in dem weiten Thalkessel zu einem ganz ansehn- lichen Bache, welcher durch eine romantische Schlucht zum Ued Martil, oder wie ihn Ali nennt , zum Ued el Aidua hiuabströrat. Er treibt unterwegs ein paar romantisch gelegene Mühlen und bildet einen prächtigen Wasserfall, eine Seltenheit in Nordafrika. Unser Weg führte durch niederen Buschwald, aber am Eingang der Schlucht kamen wir in einen förmlichen Wald von Granaten und Orangen mit einer Vegetation so üppig wie ich sie selbst in Sicilien nie gesehen. Die Orangen von Tetuau sind berühmt, und ich muss gesteheu, ich habe nie bessere gegessen, als die welche uns in der Fonda vorgesetzt wurden. Weiterhin kamen wir durch Feigenpflanzungeu; Ali brach gauz ungenirt die reifsten heraus. Anfangs wollte ich dieseu Feldfrevel nicht dulden, aber ich über- zeugte mich bald, dass in Marocco noch die alte Sitte herrscht, dass der Wanderer sich am Wege zu seiner Erquickung Früchte brechen darf; war der Eigenthümer auf dem Felde, so brach er sie uns, ohne jemals Bezahlung dafür zu beanspruchen oder anzunehmen. Man lernt in den arabischen Ländern manche Vor- schrift des mosaischen Gesetzes verstehen, die unserem geschärften Eigenthumsbegriffe uufassbar erscheint. Der 17. Juni wurde für den Nordabhang der Sierra Bulloue bestimmt, wo ich Hei. sultana anzutreifeu hoffte, denn ich musste mir sagen, dass vor 40 Jahren ein Christ schwerlich gewagt haben könnte, in den Bergen jenseits des Flusses zu sammeln. Morgens früh um acht Uhr brachen wir auf; der Eimmel war leicht ver- schleiert und die Sou ne brannte nicht so glühend, wie am Tage vorher, aber warm genug war es trotzdem und Ali, seufzte ein- mal über das andere Mal : mucho calor, mucho calor. Die Hitze wollte ihm gar nicht gefallen; wie ein müder Hund trollte eri — 150 — sobald wir zu sammeln anfingen, ein Stück voraus und setzte sich in den Schatten; er war eben ein verwöhnter Stadtaraber und kein Beduine. Wir folgten der Strasse nach Tanger nur eine kurze Strecke, dann wandten wir uns rechts ab, einem geptiasterten Weg eut- lano-, der durch die Gärten nach dem Dörfchen Samsa führt. Am Weg lagen ein paar Töpfereien, die Arbeiter hatten sich in einer Höhle unter überhängenden Kalkfelsen häuslich eingerichtet; dann kamen ziemlich ausgedehnte, bewässerbare Gärten, von denen wir aber nur die Mauern sahen, und dann, schon in geringer Ent- fernung, der gewöhnliche Buschvvald, hier vorwiegend aus einer Eiche mit stacheligen Blättern bestehend, zwischen denen Lavendel und Helianthemuu blühten. Der Boden schien fruchtbar und Oelbäume würden hier zweifellos ausgezeichnet gedeihen, aber wer mag sie pflanzen? er würde sich damit nur Chicaneu und Er- pressungen seitens des Gouverneurs zuziehen. Wir überschritten ein paar vom i'lateaii herabziehende Hügelrücken; in den Thälcheu flössen ganz hübsche Bäche, von Schildkröten wimmelnd, die man als Bei mäa, Wasserschildkröte, von der Landschildkröte, der I)ti baal, unterscheidet; letztere isst man, wie Ali sagt, im Nothfall, erstere nie. Der Pfad war belebt; denn Freitags ist in Tetuau Soko, Markt, und die Bewohner von Samsa trugen ihre Producte dahin. Die Frauen waren sorgsam verschleiert; ein Tnch deckt von unten das Gesicht bis zur Nase und den liest verhüllt der riesige Stroh- hut, der bis auf die Schultern hnrunterreicht. Ln Uebrigen waren sie gar nicht scheu und grüssteu freundlich. Unmittelbar vor dem Kessel, in welchem Samsa liegt, hat man auf einer Höhe einen kleinen Eichenhain stehen lassen; vielleicht ist die Stelle irgend einem Santo gewidmet, vielleicht handelt es sich auch um einen Ueberrest aus uralter Zeit, denn ich fand noch an ver- schiedenen Stellen in den Thälern der Beni Hoznear ähnliche Eichenhaine, welche mir Ali als geheiligt bezeichnete. Hier streckte sich Ali auf seinen Schelktb in den Schatten , während wir den nahen Felsen zustrebten, wo dann endlich auch unsere Sehnsucht gestillt wurde ; wir fanden wenigstens ein paar Exem- plare der gesuchten Seltenheit. Im Suchen kamen wir längs der Felsen hin zu den Gärten von Samsa, welche, von zahlreichen Quellen bewässert, an üppiger Vegetation nichts zu wünschen übritj Hessen. Ein o-eschützteres Plätzchen Hess sich gar nicht — 151 — denkeu, aber die ganze Formatiou des Thaies war so eigeuthüm- lich, dass ich mir sie nicht erklären konnte und mir alsbald vor- nahm, noch einmal zu genauerer Untersuchung zurückzukehren. Heute ging es nicht, denn ohne Ali mochten wir nicht ins Dorf" hinein, und der Hess trotz allen Rufens nichts von sich blicken; da er die Victualien trug, mussteu wir zu ihm zurück und als wir ihn mit einiger Mühe glücklich geweckt hatten, war es schon zu spät zu einer eingehenderen Untersuchung. Wir kehrten also auf einem anderen Wege zurück. Die Ernte war in vollem Gang, überall wurde die Gerste gescbuitten, man rupfte nur die Aehren ab und Hess das Stroh auf dem Felde ; das Vieh lief dabei in dem Getreide herum und ruinirte fast mehr als eingebracht wurde. In deu Feldern standen vielfach Birnbäume ; man brachte schon Aepfel und Birnen zu Markte, leider aber so unreif, dass sie für uns noch nicht essbar waren. Feigen und Aprikosen dagegen mundeten köstlich. Von dem muhamedanischen Sabbath merkte man in der Stadt nichts ; nur von der Kasbah und von der Batterie am Thore wehten grüne Fahnen, sonst arbeiteten die Handwerker in ihren Buden, wie an anderen Tagen auch. Am 22. Juni ging ich noch einmal allein mit Ali nach Samsa und nun erst wurde mir seine Lage klar, als ich den Hintergrund des Kessels umkreiste und umsonst nach einem Wasserfall oder einer tiefen Schlucht suchte, welche dem Bache deu Eingang gewährte. Statt dessen fand ich dicht an der Felswand eine prachtvolle Quelle, stark genug, um alsbald eine Mühle zu treiben und den ganzen Thalkessel überreichlich zu bewässern. Dieser Quelle verdankt das Thal seine Bildung; es ist ein Erdfall und der Einsturz der unterwaschenen Decke in Verbindung mit der Siuterbilduug der kalkreicheu (^)uelle hat die Terrassen ge- schaffen, über welche das Wasser jetzt in unzähligen Oascatelleu hinabstürzte, alles mit Leben und Grün erfüllend. Nach Norden hin schirmt eine mindestens hundert Fuss hohe Felswand vor jedem rauhen Hauch ; sie ist allenthalben senkrecht und bietet anscheinend nur an einer Stelle eine Gelegenheit zum Aufstieg aufs Plateau der Sierra Bullones. Auch nach Osten und Westen greifen die Felswände, allmählig niedriger werdend, um das Dorf herum und nur nach Süden ist der Ring geöffnet und bietet überall deu Blick auf die gegenüberliegenden Berge der Beul — 152 — Hoznear. Der Boden des Kessels selbst steigt in Terrassen nach hinten an und an dem höchsten Puucte entspringt, durch den Erdfall wahrscheinlich aufgestaut, die lebenspendende Quelle. Die Terrassen sind sorgsam nivellirt uud mit Bewässerungsgräben ver- sehen, an den Rändern wachsen Karruben uud Feigen, die Häuser des Dörfchens liegen in Gärten mit Orangen und Granaten zer- streut, und feurig blühender Oleander zieht sich allen Wasser- adern entlang. Am Dörfchen selbst findet sich, ofFeubar absicht- lich geschont, ein kleiner Eichenwald, wie der schon oben erwähnte. Die Wege werden von tief eingeschnittenen Schluchten mit senk- rechten Wänden gebildet, die durch überhängendes Gebüsch nicht selten völlig überdacht wurden; in den Wänden waren hier und da Löcher eingeschnitten, um das Ersteigen zu gestatten. Nach- tigallen waren in Menge vorhanden uud in den Kalkwänden nisteten Raubvögel und unzählige Turteltauben , die Alis Jagd- eifer alsbald in einem solchen Grade erweckten, dass er sich hinter einem Felsblock auf den Anstand legte und mich völlig vergass, so dass ich schliesslich allein und hungrig — denn er hatte das Frühstück in der Tasche — nach der Stadt zurückging. Dort gab es anfangs einigen Schrecken, als ich allein kam, uud Moha- med, der Kawass, sollte ausgesandt werden, um nach Ali zu suchen; gegen Abend erschien aber der Verlorene sehr vergnügt, denn er hatte fünf Tauben geschossen, und die ihm zu Theil w^erdende Strafpredigt nahm er sich nicht sehr zu Herzen. Ich war auch zufrieden, denn ich hatte an ein paar Felsblöcken noch eine hübsche Quantität der Hei. sultana gefunden, uud noch ein paar andere hübsche Sachen, und ausserdem einen der reizendsten Puncte, die mir noch vorgekommen, genauer kennen gelernt. Wäre Marocco in anderen Händen, so würde der Kessel von Samsa eine üeberwinterungsstation für Brustleidende abgeben, wie sie am Mittelmeer nicht zum zweiten Mal vorkommt; mit geringen Mitteln Hesse sich da ein Paradies schafi'en, iu dem jede Tropenpflanze üppig, wie in ihrer Heimatb, gedeihen müsste. Den Bergen über dem Flusse drüben stattete ich noch ein paar Besuche ab, die eben so lohnend wie bei der Sommerhitze anstrengend waren. Der erste führte mich in das Thal des roman- tisch gelegenen Berberdorfes Bu Simlab. Am Flusse erwartete uns ein junger Mensch, ein ächter typischer Berber mit wildem Gesicht und kurzgeschorenem Kopf, den Ali aber sehr respectvoll — 153 — behandelte und eiumal über das audere Mal »Ja, Scherif« titnlirte. Der Bursche beauspruchte trotzdem er otfeubar kein Araberblnt in den Adern hatte doch direct vom Propheten abzustammen; er lief übrigens bloskopfig und barfüssig im glühenden Sonnen- brande nmher. Ali gab ihm alsbald sein Gewehr und ich glaubte schon, er habe in seiner unergründlichen Faulheit ihn kommen lassen, um seine Flinte zu tragen. Dem war aber nicht so; der Scherif war ein leidenschaftlicher Jäger, aber zu arm um ein Ge- wehr und Pulver und Blei zu kaufen; er kam desshalb um Alis Flinte zu benutzen, Ali war auf seine Freundschaft mit dem Scherif anscheinend stolz, doch schien es mir manchmal fast, als fühle er sich nicht ganz sicher und habe sich seineu Freund, der aus Bu Simlah war, als eine Art Sauvegarde kommen lassen. Wenigstens betraten wir das Dorf nicht, sondern umgingen es auf einem Umwege und als ich nachher nach der einen Seite hinübergehen wollte, litt es der Scherif nicht, weil dort Gräber seien. Das Dörfchen liegt übrigens in einem üppigen Grün von Karrubeu, Pomeranzen und Granaten förmlich begraben, überragt von Felsen, in deren Grotten das weidende Vieh Schutz vor der Sonne sucht. In der Erinnerung ist mir namentlich ein Pome- ranzeubaum geblieben, unter dem ich eine Zeit laug warten musste, weil meine Begleiter Tauben bemerkt hatten; er hatte einen Stammdurchmesser von mindestens P/2 Fuss und seine Krone war so regelmässig gestaltet wie an irgend einem alten Exemplare unserer Orangerien, Ebenso die Mittagsrast, die wir im Oleander- schatten fast in einem Cataract des klaren Bächleins, das noch mit erheblicher Wasserfülle vom Berge herabkam, einnahmen. Der Scherif begleitete uns bis zur Gfemarkungsgreuze zurück, aber im Gefühle seines Adels nahm er Abschied von uns ohne ein Bakschisch zu fordern. Eine weitere Excursiou galt dem weiter östlich gelegeneu Berge, au dessen Abhang das Dörfchen Bu Ssalah liegt. Wir kreuzten dazu den Fluss etwas weiter unten ' und folgten einem ziemlich betretenen, von Schlingpflanzen überwucherten Wege. Er führte uns in einen heiligen Hain, in dem ich das Grab des Santo sehen koujite; die Eichen, obschou nicht allzu dickstämmig, waren offenbar uralt; Epheu und wilde Reben schlangen sich durch die Zweige und verwandelten sie in ein undurchdringliches Dickicht; hier und da lagen umgestürzte Stämme nutzlos verfaulend, man — 154 — schien auch sie aus abergläubischer Sch«m nicht anzurühren. Ali wollte oder konnte mir keine rechte Auskunft darüber geben und Herr Nahon hatte noch nie davon gehört, Ali schien sich überhaupt, je weiter wir östlich kamen, um so weniger wohl zu fühlen, und auf den östlichsten der Berge mich zu führen, weigerte er sich ganz entschieden, da dorthin manchmal die Uled Rif kämen. Bu Ssalah ist ein ausgedehntes Dorf, die Steinhäuser meistens mit spitzen Reiserdecken, seltener flach ; die umliegenden Gärten waren gut gehalten und besonders mit Gurken und Kür- bissen bepflanzt. Jenseits des Dorfes zog der Pfad durch eine Schlucht und war hier selbst für Ali kaum passirbar; ich be- greife nicht, wie die Leute mit schweren Lasten hindurchkommeu. Das Thal hinter dem Dorfe bot ganz denselben Character, wie die anderen auch, aber das Steigen war zwischen den eckigen, losen Steinblöcken noch schwieriger, als sonst. Trotzdem stiegen wir höher hinauf, als noch einmal, denn Ali wäre gern durch ein anderes Thal zurückgekehrt ; aber eine hohe Felswand sperrte schliesslich den Weg und der Versuch, einen der seitlichen Grate zu übersteigen, scheiterte an dem undurchdringlichen Gestrüpp, mit dem sich hier auf der Höhe auch Weissdorn und Brombeere mischten. Die Aussicht von oben war prächtig ; bis tief nach Spanien hinein schweifte der Blick und ein guter Theil des Rif lag vor uns ausgebi*eitet. Es ist ein grünes Hügelland mit gerundeten Formen, aus dem überall weisse Dörfer hervorleuchten ; dieser Theil wenigstens lässt nichts von der Wildheit erkenneu, wegen deren die Nordküste berüchtigt ist. Mir als Conchylieusammler insbesondere war der Blick ungemein tröstlich; was ich sah, waren Hügel aus Saudstein und Schiefer und versprach keinerlei Ausbeute, und ich brauchte mir keine grauen Haare darüber wachsen zu lassen, dass ich nicht dorthin vordringen konnte. Die Uled Rif stehen nämlich in Tetuau, wo man sie sehr cfenau kennt, in demselben guten Rufe, wie überall sonst. Li Tetuan sieht man sie sehr häufig, kräftige, wildblickende, sehr schmutzige Gesellen, von deren uuverhülltem Kopf hinten ein dicker Schopf schwarzen Haares bis zum Gürtel herunterhängt; der schmutzige Schellab hat oben noch einen besonderen Schlitz, aus dem Messer und Pistolenkolbeu freundlich hervorgucken. Tetuan ist, da sich Niemand zu ihnen getraut, der einzige — 155 — Punct, wo sie die Producte ihres reichen Landes ges^en die nothwendigsteu Lebensbedürfnisse luntauschen können ; deslialb benehmen sie sich hier anständig und mau hat durchaus nichts von ihnen zu fürchten. Zu jedem Markt kommen sie, liäudg zu Schiff, uud bi-iugeu Wolle, Honig, Butter und namentlich ilolz zum Verkauf. In diesem Jahre kamen sie besonders häutig und waren umgänglicher denn je, denn auch sie hatten eiue voll- ständige Misserute gehabt ; in ihreu Bergen bringt nur der Ostwind Regen und hier hatte ausschliesslich Westwind geweht. Die Behörden behandehi sie auch vorsichtig, da mau ihre Rach- gier scheut, üebrigeus haben sie, wie alle Bergvölker, auch ihre edelen Züge uud auf ihr Wort kann man sich verlassen, — Mit uns zusammen wohnte in der Fonda ein englischer Ärtillerie- hauptmaun, Capt. Shore, der sich schon zwei Monate in Tetuan aufhielt, um zu malen. Der fast unausgesetzt wehende Wind hatte ihm das Maleu im Freien fast unmöglich gemacht uud so sass er denn meistens irgendwo in der Stadt und malte Strassenscenen und Perspectiven, zu denen die Maurenstadt ja ein unerschöpfliches Material bietet. Arabisch verstand er nicht, auch spanisch hatte er, obschon schon seit ein paar Jahren in Gibraltar stationirt, nicht gelernt, trotzdem kam er mit seinem Mokhasni uud mit den Bewohnern von Tetuan sehr gut zurecht. Jedes Kind kannte ihn uud um seine Staffelei herum war immer ein Kranz neugieriger Zuschauer, die ihm merkwürdiger Weise auch gern als Staffage dienten. Eines schönen Tags befand sich unter den Neugierigen auch ein angesehener Rifbewohner, der sich schliesslich in Pf^situr warf und auch gemalt sein wollte. Das Portrait fiel zur Zufriedenheit aus uud nun kauj der Bieder- mann uud liess dem IMaler duich einen Dolmetscher anbieten, er solle mit ihm ins Rif gelieu, zwei Tagereiseu weit, da köuue er malen so viel er wolle, er verpflichte sich, ihn dort zu beschützen und sicher nach Tetuan zurückzubriu^eu. Der Encjländer hatte keine Lust, das Experiment zu wagen, obschon ihm von den Cousulu wie von den eingeborenen Mauren versichert wurde, dass er gauz unbedeuklich mitgehen köuue ; der Berber wie sein ganzer Stamm würden sich oMvv in Stücke hauen lassen, als dass ihm ein Haar gekrümmt werden dürfe. — Was das Betreten des Rif für den Fremden, Christen wie Mohamedauer, so gefährlich macht, ist am Ende weniger die Raubsucht, als die eifersüchtige — 156 — Sorge um ihre Freiheit und Unabhängigkeit, welche die Uled Rif in Jedem einen Spion wittern lässt. Sie haben am Ende nicht Unrecht ; der Snltun von M.irocco hat schon mehr als einmal versucht, sie unter sein Joch zu zwingen ; die Spanier haben, wo sie festen Fuss fassen konnten, Presidios gegründet, und nur ihre Schwäche hält sie von weiterem Vordringen ab, und die Nachbarn in Algerien endlich — nun, man braucht nur einen Blick in die algerischen Localblätter zu werfen, welche die Annexion von ganz Marocco als blosse Frage der Zeit hinstellen, O 0 7 um sich zu überzeugen, dass der Argwohn der Rifbewohner nicht ganz unbegründet ist. In der Beziehung herrscht überhaupt eine unbehagliche Stim- mung in Marocco. Seit die Spanier bei Tetuau die grosse Armee des Sultans auseinandergesprengt und die heilige Stadt erobert, ist es den Mauren auch dort unheimlich geworden und dämmert ihnen eine dunkle Ahnung auf, dass es mit der Herrlichkeit des Islam auch im Maghreb vorüber ist und dass der Nachkomme des Propheten nur darum noch auf dem Throne sitzt, weil England sich bei dem jetzigen Zustande ganz wohl befindet und Frankreich und Spanien einander den fetten Bissen nicht gönnen. Nicht umsonst hält der Sultan ängstlich jeden Fortschritt von sich fern und hat sich noch nicht einmal zur Aufnahme einer Anleihe verleiten lassen ; mag das Land auch versumpfen und verarmen, er hält sich auf dem Thron, so gut er kann, nimmt, was er von seinen Unterthanen mit Güte und Gewalt bekommen kann, und lässt Allah für den Rest sorgen. Und trotzdem hat Marocco eine Zukunft, eine bedeutendere, wie Algerien. Der Raum zwischen Atlas und Meer, welcher dem algerischen Teil entspricht, ist ungleich grösser, er hat günstigere Regenverhältnisse und er hat vor allen Dingen eine sesshafte, an Arbeit gewöhnte und arbeitswillige Bevölkerung. Der uucivilisirbare Noraade mit seinen Zelt-Duars und Heerden tritt hier zurück gegen den fleissigen Mauren, der nur einer besseren Regierung und des Schutzes gegen Erpressung und Gewalt bedarf, um wieder zu werden, was er iu Andalusien gewesen. Mit seinem Fanatismus ist es so schlimm nicht, wie man es gewöhnlich zu machen pflegt ; wo ihn die Regierung nicht hegt und aufstachelt, merkt man nicht viel davon, und ein guter Theil der Mauren würde sich einer gerechten europäischen — 157 — Regiernno", welche die nationalen Vorurtheile aclionend behandeln würde, ohne grosses Widerstreben füo-nn. Anders allerdings die Berber, welche in Marocco noch alle Gebirge inne haben nnd die Araber an Zahl ül)erwiegen. Sie würden sich einer christlichen Fremdherrschaft eben so verzweifelt widersetzen, wie sie es der mnhaniedanischen gegenüber thnn. Die Spanier haben erfahren, welcher verzweifelten Tapferkeit sie fähig sind nnd was sie trotz ihrer schlechten Bewaflfnnng im Gnerilla- krieg leisten können. Eine civilisirte Regiernng, welche alsbald enropäische ßureankratie nnd schablonenmässige Behandlnng anf sie übertragen wollte, würde schwere, blutige Kämpfe zu besteben haben. Könnte sie sich aber entschliesseu, mit der Schablone zu brechen nnd die freien Schlna nnd Amazirgh und Uled Rif nnbelästigt in ihren Berten nnch eigenen Gesetzen nnd Rechten wohnen lassen, so würde sich bald ein ganz leidlicher modus vivendi ergeben, wie er sich neuerdings in Algerien überall ergeben hat. Ich habe oben die Verhältnisse in der Dahra bei Mostaganem erwähnt, deren Bewohner nach verzweifelten Kämpfen sich eine gewisse Unabhängigkeit erfochten haben ; sie sind heute gute Freunde der Franzosen, treiben einen lebhaften Handel mit ihnen und kommen schaarenweise herunter in die Scheliffebene, um bei der Ernte zu helfen und sich als Tagelöhner so viel zu verdienen, dass sie sich ein Stück Land kaufen können. Aehn- liche Zustände würden sich auch in Marocco herausbilden, sobald man den Berber friedlich seine Oelbäume pflegen lässt und seine demokratische Gemeindeverfassung nicht antastet. Schon jetzt kommen ganze Schaaren von maroccanischen Berbern nach Gran, um Arbeit zu suchen, ja selbst am Senegal werden die Bahnen und Strassen vorwiegend von Maroccauern gebaut ; sie gelten überall als fleissig und zuverlässig, und würden natürlich noch viel fleissiger arbeiten, wenn man ihnen in ihrem Heimathlaude ein Stück des herrenlosen Bodens als Eigenthum gäbe. Die Stadt Tetnan bietet, wie alle muhamedanischen Städte, architectonisch nur wenig Interesse ; im Inneren der maurischen Häuser soll hier und da viel Pracht und Eleganz entwickelt sein, aber für den flüchtigen Touristen sind sie unzugänglich, wie die Moscheen, deren Inneres auch prächtig im Styl der Alhambva verziert sein soll. Von aussen sind sie aber ungestaltete Mauer- klumpen, nur hier und da mit einem vergitterten Guckfenstercheu, — 158 — und nur selteu gestattet eine offene Thüre den Blick auf einen mit farbigen Thonplatten gepflasterten Finrplatz. Das einzige durch Grösse wenigstens hervorragende Gebäude, der Palast des GoQverneurs, welcher sich nahe dem Marktplatze erhebt, ist eine festungsai'tige, viereckige Mauermasse. Trotzdem ist ein Gang durch die Strassen nicht uninteressant. Schon in der Mellah, dem Juden viertel, selbst. Die Strassen sind ausuahmslos nur wenige Fuss breit, der Boden gepflastert, aber nicht allzu sauber gehalten, die Hänser wie in dem arabischen Theil der Stadt, aber das Leben ist ein ganz anderes. Ueberall sitzen die Töchter Israels, deren Schönheit nicht mit Unrecht gepriesen wird, in den Thüren, mit Handarbeit beschäftigt, blossfüssig, aber neben sich die kleineu goldgestickten Pantöffelchen zum Anziehen bereit. Die Füsschen sind klein genug, aber die Pantöö'elchen noch kleiner, denn sie brauchen nur vier Zehen aufzunehmen ; die kleine bleibt frei und hält das Schühcben fest; dafür wird sie oft mit einem silbernen oder selbst goldenen Ring geziert. Die jüngeren Jüdinnen tragen sich schon sämmtlich europäisch, Knöchelringe, wie bei den Araberinuen, sieht man nirgend mehr. Nur die älteren Frauen halten, wenigstens am Sabbath, an der pracht- vollen alten Tracht fest und nehmen sich darin sehr stattlich aus. Sie trageii dann einen Rock von feinem Tuch oder Sammet, vorn mit einem breiten Streifen von andersfarbigem Atlas ver- ziert, an welchen sich ein vielfach gesteppter Viertelskreis von demselben Stoff anschliesst. Die Hüften umgibt ein breiter Gürtel ans Silber oder anderem Metall, oft von schöner getriebener Arbeit. Die Brust nmschliesst ein loses Mieder, mit Goldsticke- reien und Münzen überdeckt und ohne Aermel ; darüber wird ein shawlavtiger Ueberwurf von ganz feinem weissen Wollenzeng oder auch f;irl>igem Stoff getragen ; Halsketten von Perlen, Bernstein und Granaten vollenden den Brustschmuck ; verschiedene Arm- ringe und möglichst viele Fingerringe fehlen natürlich nicht. Das Haar deckt, da eine verheirathete Jüdin ja dasselbe nicht zeigen darf, eine Perrücke aus feinen schwarzen Seidenfäden, welche dem Haar vollkommen gleicht und mitunter selbst in lange Zöpfe auslauft ; bei grosser Toilette ist eine Perlenschnur hindurchgeschlungen. Bei ganz besonderen Gelegenheiten wird der Kopf noch mit einem hohen bebänderten Putzstück bedeckt, ähnlich der in manchen Gegenden Deutschlands üblichen Hochzeits- — 150 — kröne. A eitere Frauen erfreuen sich meistens eines sehr beträcht- lichen Emboupoints, auch unter den jüngeren finden sich solche, doch scheint das Mästen hier nicht so systematisch betrieben zu werden, wie in anderen Gegenden des Morgenlandes, wo — sit venia verbo — die Mädchen nach dem Gewicht verkauft werden. Bei weitem die meisten jüngeren Bewohnerinnen der Mellah hatten prächtige schlanke Taillen. Weniger angenehm sehen die Männer aus, denen die marocca- nischeu Landesgesetze noch strenge alle lebhaften Farben verbieten. Die Gebrüder Nahen trugen sich als englische Consularagenten natürlich vollständig europäisch ; aber sonst trag Jedermann die eng anschliessenden dunklen Kleider mit einer dunkelfarbigen Schärpe um den Leib und darüber einen dunklen Kaftau ; den Kopf bedeckt ein dunkles Käppchen. An die kleidsame bunte Maureutracht, in der ihre Brüder in Orau so gern stolziren, darf hier keiner denken ; schon ein heller Turban würde die schwersten Misshandluugen zur Folge haben. Der spanische Krieg und die Gegenwart eines europäischen Consuls haben den Juden in Tetuan zwar mehr Sicherheit für Leben und Eigenthum gebracht, aber sie leben doch immer noch unter einem Druck, an dem selbst der verstöckertste Autisemite seine Freude haben würde. Von den GOOO Juden Tetuans sind darum auch die meisten blutarm und mit der Bildung stand es bis in die neueste Zeit sehr miserabel ; bis 1862 bestand nur eine Rabbinerschnle, welche die nothdürftigsteu Kenntnisse im Hebräischen fortpflanzte. Seitdem hat die Alliance isiaelite uni- verselle ihre segensreiche Thätigkeit auch auf Tetuan erstreckt und unterhält dort eine Schule, welche gegen wärtio; von 270 Zöglingen besucht wird. Von ihrer Existenz erhielten wir auf eine sehr eigenthümliche Weise Kunde. Wir sassen am Sabbath Abend oben im Zimmer, als unten auf einmal Gesaug erscholl. Wir horchten auf, denn das war kein näselnder Arabergesang, kein tactmässiges Schreien, wie in Spanien : das waren europäisch geschulte Stimmen, und was sie sangen, waren unsere wohl- bekannten deutschen Volkslieder vom zerbrochenen Ringelein und »So viel Stern' am Himmel stehen« und so fort. Es waren zwei Lehrer der Schule, aus Smyrna gebürtig und erst seit kurzem hierhergeschickt. Die deutschen Weisen hatten sie in Smyrna gelernt, Deutsch verstanden sie aber nicht. Es waren recht — 160 — aufgeweckte Leute, die wohl wussten, wo es fehlte. In der Schule ist deu streuj^o-länbigeu, am Alteu häno-euden Rabbinern der Einfliiss al)gesehnitten, die Schüler lernen ausser dem Ai-a- bischen und dem Spanischen auch Französisch und namentlich Rechneu uud die Lehrer waren mit ibren Erfolgen zufrieden. Kommt Marocco einmal in europäische Hände, so wird die Judeu- schaft in Tetniui vorbereitet sein, von der Freiheit einen vernünf- tigen Gebrauch zu niachen. Seit 1882 unterhält die Alliance auch einn Mädchenschule, welche von 109 Schülerinnen besucht wird und in welcher namentlich Handarbeiten gelehrt werden. Das innere Leben der Judenschaft in Tetuan zu beobachten hatten wir weder Zeit noch Gelegenheit ; auch fielen gerade keine besonderen Familienfeste in die Zeit unseres Aufenthaltes. Nach dem, was wir hörten, erstreckt sich auch auf diese schon der Einfluss des europäischen Wesens, Vielweiberei, wie sie früher auch in Tetuan üi)licli war und in der Stadt Marocco z. B. bei reicheren Juden heute noch üblich ist, soll längst aus der Mode gekommen sein. Die Mellah hat nur eine einzige breitere Strasse, welche an beiden Selten mit Läden uud Boutiquen eingefasst ist und als Bazar dient. Wie immer w^aren nur wenige Waaren ausgestellt und wir hatten keine Lust, Einkäufe zu versuchen, um den Lihalt der Kisten und Packe kennen zu lernen. Eine Hauptrolle spielten die Schuhmacher, von deueu, wie oben erwähnt, einer schon bis zum Gebrauch einer Nähmaschine vorgeschritten ist. Von Obst sahen wir viele Aepfel, unserem Blutapfel ähnlich, leider aber nach arabischer Sitte unreif abgepflückt, so dass sie für uns ungeniessbar waren. Köstlich waren dagegen die Feigen und noch köstlicher die letzten Orangen, welche an Wohlgeschmack alles übertrafen, was ich iu Sicilien und Spanien gekostet. Auch prachtvolle Citronen waren da, daneben auffallend viel Kartoifeln, von Gemüsen erinnere ich mich nur Bohnen gesehen zu haben. Die Verpflegung in der Fouda Nahon war übrigens, um das hier gleich zu bemerken, sehr befriedigend, die Küche tadellos sauber und die Gerichte ganz nach europäischem Zuschnitt. Nur einmal wurden wir auf besonderen Wunsch mit dem arabischen Nationalgericht, Kuskussu, erfreut, das ich entschieden empfehlen kann, freilich nur da, wo man einer sauberen Zubereitung sicher ist — oder gar nichts davon merkt. Kuskussu besteht nämlich — 161 — aus feinem Weizeuraehl, das unter Zusatz von etwas Oel mit der flachen Hand auf einer hölzerneu Platte zu Kügelchen gerieben und dann gekocht wird. Er wurde uns civilisirt in einer Suppen- terrine aufgetrageu : nationalerweise kommt er bei der Diffa, der Hauptmahlzeit, in Form eines auf einer riesigen Holzschüssel aufgetrageneu Berges, dessen Gipfel ein See aus geschmolzener Butter einnimmt, zur Verwendung. — In den maroccauischeu Küchen spielen grosse flache Schalen aus Messing oder Bronze mit sehr zierlichen eingeschlagenen Mustern eine Hauptrolle ; man hat sie bis zu mehreren Fuss im Durchmesser und die Ver- zierungen zeigen nicht selten noch vollkommen stylgerechte Zeich- nung, welche an die Arabesken der Alhambra erinnert ; sie werden hauptsächlich in Tanger und in der Stadt Marocco gemacht. Auch die hübschen Steingutgefässe mit grellen Ver- zierungen werden nicht in Tetuan verfertigt, sondern in Fez. Von grossem Interesse ist ein Gang durch den maurischen Bazar, der ebenfalls unmittelbar am Marktplatz beginnt und sich durch eine ganze Reihe von Strassen hinzieht. Wie in anderen Städten, besteht auch er aus einer Doppelreihe offener Buden, welche gleichzeitig als Werkstätten und Verkaufsläden dienen. Reben ranken überall und geben den nöthigen Schatten gegen den Sonnenbrand ; sie werden gestützt von Bündeln des starken Rohres, welche von weitem mit ihrer eleganten selb- braunen Färbung einen recht augenehmen Eindruck machen und ganz wie sorgfältig cauellirte Balken aussehen. Die Handwerke gruppiren sich meist zusammen ; eine Strasse nehmen die Leder- arbeiter ein und an sie schliessen sich die Schuh- oder richtiger Pantolfelmacher, welche hier das Handwerk sehr ins Grosse treiben und ihr Fabrikat selbst nach Andalusien absetzeu. Auf allen Märkten und Ferien in Spanien begegnet man ihren Ver- käufern so sicher, wie den Pirmasenzern bei uns. Dann kommen Sattler und, mehrere Strassen füllend, die Schreiner, deren bunt- bemalte Producte durch ganz Nordafrika gehen ; eine Kiste aus Tetuan hat selbst der Beduine in seinem ' Zelte. Weiterhin kommen die ehrsamen Schneider und die Händler mit Stoffen und Teppichen, diese fast die einzigen im Bazar, welche europäische Waaren ausbieten, und dann, wieder mehrere Strassen füllend, die Bäcker uud Mehlhändler. Nur die Waffenschmiede haben, wie schon oben erwähnt, ihre Werkstätten auf der anderen Seite 11 — 162 — des Marktplatzes und die Hufschmiede, uacli denen freilich hier nicht viel Nachfrage ist, treiben ihr Handwerk im Schatten von Weinlauben auf dem Soko selbst. Die Bevölkerung ist an Fremde gewöhnt uud man kann sich unbelästigt überall bewegen, höchstens tönt einem aus dem Munde eines alten Fanatikers, der die alten Zeiten noch nicht vergessen hat, ein »Halluf« (Schwein) oder »Kelb« (Hund) nach, aber nur halblaut, denn die Baschadore in Tanger sind nahe und die Bastonade ist kein Vergnügen. Nur die Moscheen sind dem Fremden noch unzugänglich. Wir kamen gelegentlich, als wir mit Ali durch die Gassen schlen- derten, au den Hauptmoscheeu, deren Miuarets bis oben hin in zierlichen Mustern mit bunten Azulejos bekleidet sind, vorbei ; die Thüren waren offen und mau hatte es nicht, wie in Tanger, für nöthig gehalten, das Innere durch einen Verschlag vor pro- fanen Blicken zu schützen ; sie waren mit Azulejos gepflastert, sauber und gut unterhalten. Ali Hess uns übrigens nur einen ganz flüchtigen Blick hinein werfen und dräugte dann weiter ; so ganz ist den Tetuanern denn doch noch nicht zu trauen. Im Bazar sind die Strassen gepflastert und nothdürftig sauber, sonst aber ist von Pflaster keine Rede und es herrscht ein Schmutz, der uns begreifen lässt, warum der Moslem die Pantoff'el ablegt, wenn er ein Haus betritt. Vielfach sind die Strassen auf grössere Strecken hin überwölbt, oder es ziehen sich wenigstens in kurzen Abständen Bogen als Widerlager von einem Hause zum anderen; an solchen Stellen ist dann der Schmutz doppelt hoch aufgehäuft. Im Ganzen waren wir bei jedem Gange durch die Stadt froh, wenn wir die Strassen, in denen unser englischer Freund alltäg- lich schwelgte, im Rücken hatten und wieder in die freie Natur hinaustraten. Auffallend ist dem Fremden die Menge der in Trümmer liegenden Häuser, welche dem Unkundigen auf einen Rückgang der Stadt hinzudeuten scheinen. Aber abgesehen davon, dass manche dieser Ruinen noch von der Verwüstung herrühren mögen, welche das geschlagene maroccanische Heer verursachte, ehe die Spanier einrücken konnten, muss man wissen, dass der Maure abergläubische Bedenken dagegen hat, ein unvollendetes Haus, wenn dessen Erbauer vor der Vollendung gestorben, anzu- kaufen und fertig zu machen ; er lässt es verfallen, um so leichter, als Bauplatz und Material hier keinen sonderlichen Werth haben; — 163 — deshalb verlässt mau auch baufällige Häuser und baut auderswo neu, ehe man sich auf kostspielige Reparaturen einlässt. Wir machten auch der Kasbah einen Besuch, dem alten die Stadt überragenden Maurenschlosse, mussten uns aber mit der prächtigen Aussicht begnügen, da das Innere dem Fremden nicht zugänglich ist. Die Mauern sind ziemlich im Stande gehalten und von den Zinneu gähnen eine ganze Anzahl Zwölfpfünder herab. Trotzdem ist die Kasbah nicht vertheidigungsfähig, denn sie wird von dem Plateau der Sierra ßullones auf so geringe Distanz beherrscht, dass mau sie mit gewöhnlichem Feldgeschütz in den Boden schiesseu kann. Im spanischen Krieg hat mau auch eine Vertheidigung gar nicht versucht. Unmittelbar au die Kasbah scbliesst sich der Begräbuissplatz ; wir durfteu ihn aber nicht betreten wie in Tauger. Nur durch eine Mauerlücke konnten wir einen flüchtigen Blick darauf werfen. Er war grün bewachsen und sorgsam im Stande erhalten und zahlreiche weisse Kubbahs zeugten von der Pietät der Maureu Tetuaus gegen ihre Todten. Auf dem Friedhof zu Tetuan ruht neben manchem frommen Moslem, neben dem heiligeu Schae- deli, der, wie Maltzau berichtet, aus Gram darüber starb, dass er, der schwache sündhafte Mensch, der frömmste Mann im Islam sein sollte, auch einer der interessantesten Abenteuerer des acht- zehnten Jahrhunderts, Johauu Wilhelm von Ripperda. Erst Zögling der Jesuiten in Cöln, dann reformirt, Oberst in holländischen Diensten , Gesandter nach Spanien behufs eines Handelsvertrags mit Spanien, dann wieder als frommer Katholik in spanischen Diensten, Günstling der Königin Elisabeth, Ge- sandter in Wien, nach dem Vertrag vou Laxenburg allmächtiger Minister und zum Herzog erhoben, daun als Staatsverräther im Kerker zu Segovia, wieder in holländischen Diensten und refor- mirt, finden wir ihn 1730 in Marocco als Günstling und Rath- geber des Sultans M u 1 e y Abdallah und rechtgläubigen Moslem. Au der Spitze eines maroccanischen Heeres bedrängte er 1732 die Festung Ceuta, wurde aber 1733 zurückgeschlagen und fiel nun in Ungnade. In Tetuan beschloss er schliesslich sein bewegtes Leben 1737, bis zum letzten Athemzug in weitausseheude abenteuerliche Pläne und namentlich in die des Königs Theodor vou Corsica verwickelt. Es wäre nicht ohne Interesse, bei längerem Aufent- halt nach den Spuren dieses merkwürdigen Mannes zu forschen. — 164 — Zebu Tage vergiogen uns in dem schönen Tetuau nur zu rasch. Für unsere Specialzwecke waren wir freilich etwas zu spät gekommen, aber unsere Ausbeute war trotzdem befriedigend und eröffnete uns durch ihre üebereinstimmung mit der siciliani- scheu Fauna gauz ueue Perspectiven in die Molluskeugeographie. Hätte ich nicht unbedingt noch einige Zeit für Andalusien nöthig gehabt, so hätten wir uns wohl zu längerem Bleiben entschlossen, um so mehr als Herr Na hon uns das baldige Eintreffen eines kleineu Dampfers von Gibraltar iu Aussicht stellte, was uus des mühsamen Rittes nach Ceuta enthobeu hätte. Aber der Jackal blieb aus und wir mussteu uus zum Reiten eutschliessen. Herr Na hon besorgte uns in zuvorkommendster und uneigennützig- ster Weise die Reitthieve und ausserdem noch zwei zur Grenz- überschreitung uneutbehrliche Dinge, einen Pass vom spanischen Consul und einen Mokhasni. Letztere, auch Machazini oder Dscheisch genauut, sind nicht, wie mau gewöhnlich annimmt, Soldaten, sondern eine Art Polizei, von denen jeder Pascha, oder wie sein Titel in Marocco eigentlich lautet, jeder Amil eine Anzahl zur Verfügung hat; ihre Stellung entspricht der der Spahis in Algerien und der Zaptiehs iu der Türki^i. Sie erhalten für gewöhnlich keinen Sold, sondern haben ein Stück Land zu Lehen, von dessen Ertrag sie sich und ihr Pferd verköstigen müssen, mit dem Lehngut erbt ihr Amt fort; ihre Zahl gibt Lenz auf 3000 au. Die Leibwache des Sultans wird nicht, wie mau häufig liest , von ihnen gebildet, sondern von einer Neger- truppe, den Bokhari, deren Organisation übrigens ziemlich ähn- lich ist. Beide Truppen zusammen bilden die reguläre Reiterei ; daneben existiren noch einige tausend europäisch eiuexercirte In- fanteristen. Askar, und einige Bataillone Artillerie. Im Kriegsfalle wird der Harkah aufgeboten, der Landsturm, dem algerischen Ghum entsprechend. Dann muss jeder waffenfähige Manu kommen, zu Fuss oder zu Pferd, und mit den Waffen, die er gerade hat. Was dieser Landsturm werth ist, haben die Kämpfe gegen die Franzosen und Spanier gezeigt. Am 24. Juni waren wir zeitig zum Aufbruch bereit. Uuser Mokhasni war ein stattlicher freundlicher Mann auf einem recht Hübschen gutgepflegten Apfelschimmel, natürlich in Landestracht, nur durch einen weissen Turban ausgezeichnet, die lange niarocca- nische Flinte über die Schulter. Die Thiere waren gut gehalten — 165 — und das Sattelzeug befriedigend; ein steinalter Araber, Hadseh Ahmed, trabte als Maulthiertreiber hinterher. Ausserdem nahmen wir noch unseren Ali mit, dem mau trotz seiner Faulheit und seines Leichtsinns nicht böse sein konnte; diesmal hätte er uns aber beinahe eine böse Geschichte gemacht. Wir zogen es vor, zu Fuss durch die Stadt zu gehen, da wir ein paar Gassen mit sehr bedenklichem Pflaster zu passiven hatten. Die Thore der Mellah waren noch geschlossen, natürlich nur uns zu Ehren, um eiu kleines Bakschisch zu erpressen: eine Peseta stellte die Wäch- ter zuf'riedeu. Dann ging es zum Stadtthor, wo eiu angeblicher Thorwächter einen vergeblichen Versuch machte, auch eine Klei- nigkeit zu erpressen, und langsam weiter durch die Gärten und über ein paar flache Hügelwellen. Tetuan präsentirt sich auch von dieser Seite auf seiner Terrasse mit den Praclitbergen im Hintergründe gauz wundervoll, aber bald bogen wir um eine Ecke und die schöne Stadt entschwand unseren Blicken, wohl für immer. Der Weg führte durch eine stundenweite flache Haideebene, die mit Myrten und anderem niederem Holz ziemlich dicht bewachsen war. Alles ging ganz nach Wunsch und der faule Ali, der eigentlich gemiethet war, um das MauUhier meiuer Frau zu führen, benutzte die Gelegenheit, um sich auf das Packpferd zu hocken. Plötzlich wurde das Maulthier störrisch und fing au sich seineu eigenen Weg zu suchen. Versuche, es wieder einzu- faugen, machten es nur immer toller und schliesslich ging es in vollem Galopp durch. Zum Glück blieb meine Frau kaltblütig und hielt sich am Sattel fest, bis nach einer tollen Jagd durch die Büsche das Thier, von den Soldaten und mir in die Mitte ge- nommen, einen Augenblick auhielt und ihr gestattete, abzuspringen. So kam sie mit einigen leichten Coutusionen davon, aber das Maulthier ging dann im rasendsten Galopp durch, verfolgt von dem Mokhasui und Ali, dem ich mein Pferd gegeben. Es dauerte über eine Stunde, bis sie zurückkamen, Ali hatte seine Pantoffeln und seinen riesigen Hut verloren , aber das Sattelzeug war zum Glück unverletzt geblieben. Meine Frau wollte natürlich das tückische Thier nicht wieder besteigen und im ersten Aerger befahl ich Ali mit demselben nach Tetuan zurückzukehren. Dort wäre ihm wahrscheinlich kein glänzender Empfang geworden und so bat und bettelte er lauge, bis ich ihn wieder zu Gnaden an- nahm. Dem störrigen Thiere wurden die Koffer aufgepackt und — 1G6 — der Damensattel auf das Packpferd geschnallt , einen kleinen Grauschimmel der sich der Ehre auch ganz würdig bewies und recht anständig benahm. Ali musste aber mit blossen Füssen nebenher gehen und ihn führen, ihm zur Strafe und zum war- nenden Exempel. Während des ümsattelus gingen wir zu Fuss voraus und überschritten die niedere Hügelkette, welche das weit vorspringende Cabo Negro mit der Sierra Bullones verbindet. Auf der anderen Seite kamen wir wieder in eine weite Ebene, welche eine halbmondförmige Bucht einfasst, au deren anderem Ende wir die weissen Festungswerke von Ceuta gläuzen sahen. Dem Meere entlang zog sich eine Dünenreihe, dann kamen aus- gedehnte Sümpfe bis zum Fuss der steil abfallenden Sierra Bul- lones, auf deren Hochplateau sich verlockend eine Reihe von uns leider unerreichbaren Kalkbergen nach dem Affenberge hinzog. Nun begann der unerquicklichste Theil des Rittes. Stunde um Stunde zogen wir durch den glühenden Dünensand, unser Ziel stets vor Augen und ihm doch nicht näher kommend. Die Sonne brannte furchtbar. Ali, der in seinen blossen Füssen unbeküm- mert durch Dornen und Disteln gelaufen war, konnte es schliess- lich nicht mehr aushalten und auf sein Bitten gab ihm der alte Hadsch seine Pantoffeln und ging selbst barfuss weiter, er schien vollkommen unempfindlich. Gegen Mittag erreichten wir einen ziemlich beträchtlichen FIuss, welcher das Wasser der Sümpfe dem Meere zuführte, unser Mokhasni wusste für ihn keinen anderen Namen als Ued Rio, was wohl kaum ein Namen sein dürfte. Eine Reihe Pfähle bezeichnete die Furt. Der Mok- hasni ritt zuerst hindurch und kam dann zurück, um mir sein Pferd zu übergeben, da dasselbe einen höheren Sattel habe. Das war aber nur ein Vorwand, später erfuhr ich, dass mein Rappe die edle Gewohnheit hatte, sich nn Wasser zu legen, was mir allerdings nicht sonderlich angenehm gewesen wäre; das Wasser reichte übrigens bis zum Sattelgurt und die kurzen arabischen Steigbügel waren ganz praktisch. Ohne Abenteuer kamen wir über den Fluss und durch den ausgedehnten Sumpf auf der an- deren Seite und erreichten den einzigen Rastort auf der ganzen Strecke, einen Brunnen trinkbaren Wassers in den Düuen, um- geben von blühenden Myrtenbäumen, die man an einer Stelle lau- benartig zusammengebogen hatte. Während wir das Frühstück auspackten, kam ein arabischer Hund, sich die Abfälle zu holen, er komme jedesmal, sobald er Reiter sehe, sagte Ali, der die Tour schon oft gemacht ; menschliche Wohnungen waren nirgends zu erblicken. Nach kurzer Rast ging es weiter, anfangs noch unter blühenden Myrten hin, dann wieder durch den glühenden Dünensand, Ceuta in immer gleicher Ferne vor Augen. Am Strande lagen zahlreich grosse Muschelschalen, Cardium, Pectmicidus, Tritonium u. dgl. Ali hatte das Pferdeführen längst aufgegeben, und als ich mich einmal umsah, kam er ganz vergnügt auf dem Maulthier hinter uns hergeritten und hatte meinen Sonnenschirm aufgespannt, worüber der Hadsch denn doch den Kopf schüttelte. Noch einige Stunden zogen wir durch den Sand, dann traten die Hügel dicht an den Strand und der Weg ging bald steil hinauf, bald wieder hinunter, in einer Weise, dass man sich in Europa bedenken würde auf dem Pferde zu bleiben. Indess ging Alles gut ab. Kurz vor dem maroccanischen Grenzposten stiegen wir ab, um wo möglich noch etwas zu sammeln, aber die Ausbeute war sehr gering. Gegen fünf Uhr überschritten wir die spanische Grenze, mit freundlichem Buenos dias von der Wache bewillkommt. Wir waren wieder in civilisirtem Gebiet und bald lag Ceuta mit seinem dreifachen Mauerring vor uns. Es dauerte noch einige Zeit, bis wir uns durch die Festungswerke hindurchgewunden hatten und die Passformalitäten erledigt waren. Dann ging es durch eine breite, saubere, mit Akazien bepflanzte Strasse zur Fonda, die wir leider besetzt fanden, so dass wir mit einem nicht gerade glänzenden Quartier in einem Nachbarhause vorlieb nehmen mussten. Ceuta bietet dem Fremden nicht viel; es ist eine acht spa- nische Stadt, welcher man überall die Festung und das Zuchthaus anmerkt. Sie liegt auf einer weit vorspringenden Landzunge, welche an ihrem Ende einen Pik bildet, der die Citadelle trägt. Die Stelle ist wie zur Anlage einer Festung geschaffen ; schon die Römer hatten hier die wichtige Station ad Septem fratres, woraus die Araber Sebda und die Spanier Ceuta machten. Die Stadt selbst liegt auf der Halbinsel zwischen Citadelle und Festland, nach allen Seiten von gewaltigen Festungswerken geschützt, an denen mehr als einmal die Maroccaner sich ihre Köpfe eingestossen haben. In ihr herrschen natürlich Soldaten und Sträflinge, deren — 168 — Zahl sich auf ca. 4000 beläuft vor ; überall sieht mau sie trupp- weise arbeiten. Ihre Behandlung scheint keine allzu strenge zu sein; doch hält man nach dem Festland hin strenge Wacht, weil hier nicht, wie z. B. in Melilla, die Maroccaner diese Sorge über- nehmen. Dort ist Desertion sicherer Tod, Flüchtlinge aus Ceuta aber werden, wenn sie zum Islam übertreten, oft ganz freundlich aufgenommen, und manche von ihnen haben es am maroccauischeu Hof zu hohen Ehren gebracht. — Früher lag die maroccanische Grenze auf Kanonenschussweite von der Mauer von Ceuta; der letzte Frieden hat der Stadt einen kleineu Zuwachs gebracht und wenigstens einigen Ackerbau gestattet, doch muss die Verprovian- tirung immer noch von Algesiras erfolgen, mit dem täglich ein Dampfschiff die Verbindung unterhält. Mit Marocco findet durch- aus kein Verkehr statt und meinen Plan, von Ceuta aus einen Abstecher nach dem noch unerforschten Affenberge zu machen, musste ich alsbald aufgeben. Ein solcher wäre nur zu Schiff von Gibraltar oder zu Land von Tauger aus möglich, aber dann müsste man unbedingt Zelte mitnehmen und ein paar Tage im Freien lagern. Die Resultate würden für die aufgewandten Kosten entschädigen, aber man müsste spätestens Anfang Mai kommen. Das Leben in Ceuta gewinnt einiges Interesse durch die Maurinueu, welche sich hier sehr ungenirt auf der Strasse zeigen; sie sind ziemlich phantastisch costiiniirt und tragen ein rothes Tuch turbanartig um den Kopf. Ihre männlichen Verwandten dienen in einer Truppe, die man den Turkos nachgebildet hat und von der man für spätere Zeiten viel zu hoffen scheint; eben ist ihre Zahl aber noch gering. Wir hatten nach dem anstrengenden Ritt keine Lust, schon am anderen Morgen um sechs wieder zu Schiffe zu gehen und blieben darum den 24. Juni in Ceuta. Ich lief in den saubereu gutgepflegten Strassen herum, besah mir die gewaltigen Festungs- werke, denen mau überall ansieht, dass die Arbeit hier nichts kostet, die riesigen Cisternen vor dem Thore, und erstieg den Citadellenhügel, dem ein paar Opuntienpflanzen und ein Wäldchen der Straudkiefer wenigstens einiges Grün verleihen. Die Aussicht muss hier bei klarem Wetter herrlich sein, aber bei meinem Be- such war sie so trüb, dass man nicht einmal Gibraltar erkennen konnte, und der Sonnenbrand trieb mich bald wieder nach Hause. Im Ganzen verlief der Tag ziemlich unerquicklich und lud durch- — 1(39 — aus nicht zu längerem Bleiben ein. Wir sorgten uns also noch am Abend für die schriftliche Erlaubniss zum Verlassen der Stadt, ohne die man vom Dampfer nicht aufgenommen wird — sie kostet merkwürdiger Weise nichts — und früh am Morgen waren wir an Bord, in der Eile noch gründlich geprellt von unserer Wirthin, gegen deren Monopol kein Remonstriren hilft. Der Hafen befindet sich au der Westseite der Halbinsel, gegen den Levauter geschützt. Punct sieben Uhr fuhr die Maria, ein kleines aber gutes Schiff, ab und zwei Stunden später waren wir in Algesiras. Es war so trüb, dass wir den Felsen erst er- kannten, als wir in der Mitte der Strasse waren, und in der Höhe sah es ziemlieh unheimlich aus, aber es blieb still bis hinüber, und ein paar Affen, die einem fahrenden Künstler gehörten, sorgten in Verbindung mit den Schiffsjungen für unsere Unter- haltung. In der Fouda Salinas und bei den Schiffern am Strand wurden wir als alte Bekannte freudig willkommen geheissen, aber ehe wir uns zum Frühstück setzen konnten, kam schon das Boot von Gibraltar herüber und wir mussten fort, wenn wir nicht bis zum Nachmittag bleiben wollten. Dazu hatten wir keine Lust, denn um die Felsenspitzen sammelten sich schon die Nebel, die den Levanter anmelden. Li aller Eile erwarb ich noch eine Quantität interessanter Muscheln, welche die Fischer derweil für mich ge- sammelt, und dann gings hinüber über die Bai, umspielt von den Delphinen, die sich wie toll geberdeteu. Um elf waren wir wieder in unserem alten Quartier. Die Ruhe und namentlich das civilisirte Brod — in Tetuan hatten wir nur ein dichtes, schweres, süssliches Griesbrod erhalten — thaten uns recht wohl und ruhig hörten wir den Levanter um den Felsen heulen, dass das Haus zitterte und wir vor dem Geklapper der Fenster kaum schlafen konnten. Ich machte Montag noch einen Gang zum Felsen hinauf, um eine Quantität der seltenen Helix Scherzeri einzuthun und fand die Vegetation merk- lich mehr verbrannt, als ein paar Wochen früher. Dann hiess es Kisten packen und spediren, Briefe schreiben u. dgl. Am 29. sollte ein englischer Dampfer nach Malaga gehen, und da der W'ind sich gelegt, beschlossen wir ihn zu benutzen, aber wir hatten unsere liebe Noth um noch rechtzeitig fertig zu werden und die Lisboa zu erreichen, die uns für immer hinwegtragen sollte von den Säulen des Hercules. — 170 — Zwölftes Capitel. Malaga. — Ronda. Das Mittelmeer schien sich bei dieser unserer letzten See- fahrt auch einmal in guter Laune zeigen zu wollen , zum erstenmal sah ich es so, wie es gewöhnlich geschildert wird. Der Levanter hatte sich ausgetobt, ein schwacher Südost war gerade stark genag, um den Segelschiffen das Auslaufen aus der Meerenge zu ermöglichen , aber das Meer lag vor uns glatt und eben, wie ein Teich. Die Meerenge wimmelte von Schilfen ; wir zählten einige dreissig, die nach dem Ocean hinausstrebten. Auch den Meerthieren schien die Stille zu behagen, raelirfach sahen wir die Rückenflosse des Hammerhais, ein manuslanger Sägefisch schwamm dicht am Schiff vorbei, grosse Rochen trieben im Sonnen- schein an der Oberfläche und geraume Zeit begleitete uns eine Delphinenheerde von mindestens hundert Stück, die lustig im Spritz wasser am Vordertheile spielten. Kleinere Thiere sah man aber kaum, namentlich spähte ich umsonst nach den grossen Quallen, welche die Nordsee so beleben. Die Fahrt ging immer der spanischen Küste entlang, leider waren ihre zackigen Formen schon von der Calina verhüllt, einen höhenrauchartigen Staubnebel, welcher in Südspanien überall im Sommer die Aussicht verschleiert und nur nach starken Gewitter- regen verschwindet. Diese Trübung hat natürlich mit unserem Höhenrauch weiter nichts gemein und scheint nur Staub zu sein. Nach einer siebenstüudigen Fahrt liefen wir in die Bucht von Malaga ein und warfen Anker neben zahlreichen anderen Dampfern. Leider sollte uns hier noch im letzten Momente ein unangenehmer Zufall begegnen. Die Matrosen hatten unseren Koffer unvernünftiger Weise unter Deck gebracht; als sie ihn nun wieder heraufholen wollten, glitt das Tau ab und er stürzte hinunter in den Raum, wo er natürlich zerbrach und seinen Inhalt umherstreute. Der Kapitain bedauerte den Unfall und versprach Schadenersatz; doch war es nicht nöthig, da von unseren Effecten zum Glück nichts ernstlich beschädigt war. Nahe dem Hafen fanden wir in der Fonda de Madrid ein gutes Quartier, Mosquitonetze au unseren Betten bewiesen , dass — 171 — Malaga von dieser Plage nicht frei ist. Am anderen Morgen holte ich zunächst meine Effecten, die am Abend nicht mehr ans Land hatten gebracht werden können; die Douaue war auch hier eine blosse Form und verlangte kein Trinkgeld ; in der Beziehung muss sich Vieles gebessert haben in Spanien. Der Aduanero der mich an Bord begleiten musste, war für eine halbe Peseta, die ich ihm gab, sehr dankbar, aber er hatte sie nicht beansprucht. Während meine Frau die Effecten revidirte und säuberte, machte ich mich auf den Weg zu einer Recognoscirungstour. Ich ging zunächst zum Hafen, der von grossen Schiffen wimmelte, denn Malaga ist das natürliche Ausgangsthor für den grössten Theil von Oberandalusien uud die Alpujarras. Noch ist die Bucht nach Süden ungeschützt, aber man ist eben sehr eifrig daran, durch einen gewaltigen Damm auch den Südwind abzuhalten und dann wird der Hafen von Malaga an Sicherheit nichts mehr zu wünschen übrig lassen. Am Quai sind zahlreiche Seebäder, aber das Wasser war hier im Hintergründe des Hafens so entsetzlich schmutzig, dass ich trotz der Hitze auf diese Erquickung verzichtete. Hinter dem Hafen liegt auf einer steilen Felsenhöhe das alte Mauren- castell Gibralfaro; es wird im Stande erhalten uud dient noch als Citadelle. An seinem Fusse liegt die Plaza de Tores, eiue der schönsten Spaniens, umgeben von einem üppigen , besonders au Bananen reichen Garten. Auf einem steilen Zickzackpfade stieg ich zum Castell hinauf, das leider nur gegen eine besondere Erlaubniss zugänglich ist; verfallene Mauern verbinden es mit den Trümmern des tiefer- liegenden maurischen Köuigspalastes, des Alcazar. Der Fels be- steht aus kieseligem Thonschiefer, trotzdem fand ich eiue Anzahl Schneckenarten daran, allerdings tief verborgen in den Spalten. Die gute Zeit für mich war im Süden offenbar vorbei, die Schnecken hatten sich schon zur Sommerruhe begeben und auf dem Markte war gar nichts mehr zu haben. Den Rückweg nahm ich durch die Stadt au der gewaltigen Kathedrale vorbei, von deren schöuer Fa^ade mau leider keine rechte Ansicht gewinnen kann, da die Häuser überall zu nahe herantreteu. Ein schattiger Garten, in dem wieder die Banane die Hauptrolle spielt, umgibt die Kathedrale von drei Seiten und verbindet sie mit dem Seminar und dem erzbischöflichen Palast. Nach dem Frühstück suchten wir uns den Weg durch die -- 172 — eugeu Gasseu der Stadt nach der Landseite hin. Wir kamen zu- nächst auf die Plaza de Riego, eiu ulmenbepflauztes Viereck, mit einem teichartigen Brunnen iu der Mitte, welchen die üppigste Südvegetation umgibt. Auch in dem Teiche siud Blumenbeete angelegt; Palmen und Bananen erheben sich über die riesigen Blätter der Caladien , zwischen denen sich die mannigfachsten Schlingpflanzen hindurchwiuden. Einen ähnlichen Garten fanden wir eine Strasse weiter auf der Plaza de la Vittoria und einen dritten, noch üppigeren au einem ehemaligen Kloster vor der Stadt, das nun als Militärhospital dient. Hecken von Lantana, durchrankt von Winden, wildem Wein und Clematis bildeten aben- teuerliche Massen von Grün, über die sich eine prächtige Arau-- caria erhob. Die Bananen standen vielfach iu Blüthe, während andere schon Früchte angesetzt hatten, die Blätter waren noch nicht vom Winde zerschlissen , man sah ihnen so recht das fröhliche Gedeihen au. Auch die köstlichste der Tropenfrüchte die Cher;molia {Änona cherinioja), welche noch iu Palermo nicht gedeihen will , ist in den Gärten Malagas häufig und reift all- jährlich ihre schuppigen Aepfel. Nachdem wir die Stadt verlassen, lief die Strasse noch längere Zeit durch die Ebene bis zu dem cypresseubepflanzten Campo Santo. Dann begann sie im Zickzack anzusteigen. Hier herrscht der Cactus, schon mit Früchten bedeckt, aber dazwischen immer hier und da uoch einmal mit einer goldgelben Blume geschmückt. Die Fehler waren schon abgeerntet , auf ihuen standen überall Mandelbäume , die aber fast ausnahmslos schlecht aussahen und an Gummifluss litten ; Weinberge findet mau nach dieser Richtung hin wenig. Unsere Ausbeute war nicht sonderlich glänzend ; eine Zwergform der Helix lactea sass an den Stämmen und in deren Spalten festgekittet, oft in ganzen Klumpen zusammen , und ein paar kleine Arten hingen an den Grashalmen oder lagen auf dem Boden umher. Um so prächtiger war die Aussicht von der Höhe hinter dem Gibralfaro. Nach der einen Seite hin dehnte sich ein seltsam verworrenes Hügelland, besät mit weissen Landhäusern, die Heimath des edlen Malagaweiues, überragt von einer mächtigen kühngeformten Sierra. Auf der anderen Seite lag die grosse Stadt mit ihrer alles überragenden Kathedrale, umgeben von der frucht- baren Vega, eingefasst von einem Bergkranze, in dessen Ein- buchtungen Eucalyptuswälder in dunklem Grün prangten. Weiter- — 178 — hin erhoben sich die Berge von Ronda, von dunklen Wetterwolken überlagert. Durch eine tief eingerissene Schlucht kehrten wir zur Stadt zurück auf den Riegoplatz, wo vrir uns vor einer Erfrischungsbude niederliessen. Der Platz ist mit einem Obelisken geschmückt, auf welchem die Namen von 49 angesehenen Malagueuos eingegraben sind, welche Moreuo am 11. December 1831 hier erschiesseu liess. Die zudringliche Neugier des Publikums machte uns aber unseren Platz bald unbehaglich. Ich konnte gar nicht begreifen, warum wir hier iu der grossen Handelsstadt, wo man doch an den Fremdenverkehr gewöhnt sein sollte, so auffielen ; in Ronda und Granada uud selbst in Madrid war das nicht minder der Fall und erst dort löste mir ein Zufall das Räthsel. Meine Frau trug nämlich noch den iu Nordafrika allgemein gebräuchlichen Musse- linschleier um den Hut uud ausserdem bei Excursionen spanische Alpargates ; das ist bei Damen in Spanien nicht gebräuchlich, uud da unsere Gesichtsfarbe durch die Excursionen auch leidlich dunkel gewordeu , hielt man sie allgemein für eine Maurin und hatte mich sogar möglicherweise im Verdacht , ich habe sie entführt. Das wurde uns aber erst in Madrid klar uud als meine Frau dort eiuen neuen Hut kaufte , sah uns kein Mensch mehr an, bis dahiu hat uns aber die Neugier der Spanier sehr oft amüsirt, freilich mitunter auch erheblich belästigt. Abends gingen wir noch einen Augenblick auf die Alauieda, eiuen geräumigen baum- bepüanzten Platz, welcher sich vom Hafen bis zum ewig trockenen Bette des Guadalete erstreckt. Da keine Musik spielte, war er nicht sonderlich belebt, und ob die Malagueßas wirklich so hübsch sind, wie behauptet wird, liess sich bei der erbärmlichen Gasbe- leuchtung nicht erkennen. Am ersten Juli nahmen wir unseren Weg in der Richtung nach Velez Malaga. Rossmässler hat dort an Kalkfelsen einige interessante Sachen gesammelt uud das lockte uns. Die Hitze war fürchterlich , die Strasse mehrere Zoll hoch mit Staub be- deckt, Staub die Farbe der ganzen Gegend. Landhäuser der Kauf- leute von Malaga erstrecken sich längs der Strasse bis nach San Telrao , oft mit reizenden Gärten. Dann schiebt sich ein Vor- gebirse bis iu die See hinein ; die Chaussee übersteigt es in steilen Serpentinen, wird es aber wohl bald bequemer haben, denn man ist eben daran , das Cap zur Aufführung des Hafendammes zu — 174 — verwendeu und hat schon ein gutes Stück abgetragen. Der Berg besteht aus einem kieseh'eichen Kalk , bot uns aber auch keine besonders reiche Ausbeute. Doch fanden wir hier eine Schnecke, welche Rossmässler mit der nordafrikauischen Leucochroa cariosula identificirt, welche aber wahrscheinlich gut davon verschieden ist; sie ist interessant als die am weitesten westlich vorkommeude Form ihrer Gattung in Spanien. Hier waren vielfach Reben an- gepflanzt ; die Trauben begannen eben durchscheinend zu werden und waren hier und da schon zu geniessen, daneben sah man aber auch noch Stöcke mit Gescheineu , sie scheinen hier sehr uuregelmässig zu reifen. Bei einem einzelnen Hause sahen wir auch die Anstalten zum Trocknen der grossen Rosinen, um deret- willen besonders Velez Malaga berühmt ist. Er sind schräge, gegen die Sonne gerichtete Beete mit fest gestampftem Boden, auf denen man die Traul)en der Einwirkung der Sonne aussetzt. Um den Traubenrosinen mehr Glanz zu geben , taucht man sie in eine schwache Aschenlauge und dann in mit Oel vermischtes Wasser. Die Weinlese beginnt in Malaga gewöhnlich gegen den 20. August. Nur ein Theil der Tranben wird alsbald gepresst und einige Zeit auf der Hefe gähren lassen, dann aber, noch ehe die Gähvuug vorüber ist, abgefüllt und in die grossen Wein- geschäfte nach Malaga geliefert, wo man den Saft in Bottiche von bis zu 50000 Liter Inhalt ausleert und dort weiter behandelt. Der bei weitem grössere Theil der Trauben wird nicht frisch ver- wandt, sondern in die Sonne zum Trocknen gelegt und als Rosineu nach Malaga gebracht. Dort beginnt man Ende October mit ihrer Verarbeitung. Die Tranben werden (nach Fraas) auf einer Marmortenne handhoch aufgeschichtet, mit Wasser auge- feuchtet und mit einer Art Dreschflegel bearbeitet, dann von einer Anzahl Männer, welche Espartoschuhe mit Holzsohlen anhaben, ausgetreten. Der Brei wird dann in grossen Gefässen gesammelt und mit hydraulischen Pressen ausgepresst. So entsteht der Pedro Jimenez, aus welchem durch Zusatz von Sprit und Wasser alle möglichen Sorten Malaga und andere südspanische Weine bereitet werden. Zur Färbung dient die socrenannte Color, der bis zur Syrupdicke eingekochte Saft. Die Weiuproduction ist übrigens auch hier von ihrem Tod- feinde bedroht; seit vier Jahren zeigt sich die Phylloxera in — 1 75 — Spanien, aber, acht spanisch, man schliesst die Augen gegen die Gefahr, um nicht zu eingreifenden Massregeln und zur Ausrottung der noch rentirenden Weinberge gezwungen zu werden. Zwischen den Weinstöcken hatte man vielfach Garbanzos augepflanzt, die auch schon mit Schoten bedeckt waren. Am andereu Abhang des Caps kamen Anpflanzungen von Oel- und Mandelbäumen, an denen wir einige Ausbeute machten, doch ent- sprach dieselbe den Anstrengungen bei der Gluthhitze nicht und so wandten wir uns bei einem Pulvermagazin, das hier in trau- licher Nachbarschaft mit einem Kalkofeu lag, wieder nach der Strasse. Auch hier waren grosse Eucalyptuspflanzungen angelegt, welche ausgezeichnet gedeihen und bei dem raschen Wachsthum des Baumes in diesen holzarmen Gegenden eine erhebliche Heute abwerfen. Der Eucalyptus verlangt aber wenigstens zeitweise Wasser und kann darum nur in Ebenen und Ramblas gebaut werden; zur Wiederbewaldung der kahlen Sierreu ist er untauglich. Die Leute haben für ihn noch keinen spanischen Namen gebildet und kennen ihn unter dem botanischen. An einem kleinen Ventorillo in dem noch zur Gemeinde Malaga gehörigen Dörfchen Palo machten wir Halt und er- quickten uns am köstlichen Malagawein, der hierin seinem Natur- zustande, ohne Spritzusatz, ganz anders mundet, als bei uns. Die freundliche Wirthin setzte sich zu uns vind erzählte uns alles mögliche; derweil gerieth ihr hoffnungsvoller Sprössling au den Wein und trank sich in aller Eile einen so gründlichen Rausch an, dass er wie todt dalag. Zum Glück half sich die Natur rasch und die Wirthiu kam mit dem Schrecken davon. Andere Jungen spielten derweil vor der Thüre; sie ahmten die Katzen nach und entwickelten eine ohrenzerreissende Virtuosität im Miauen ; se gatano. sagte die Wirthiu. Den Heimweg nahmen wir längs des Meeres durch die Arbeits- stelle der Steinbrecher. Es wird hier mit allen Hülfsmitteln der modernen Technik gearbeitet, Dampfkrahuen bewegen die Massen und verladen sie auf Eisenbahnwagen, welche an einem kleinen Molo unmittelbar in Schleppkähne fahren und durch eigene kleine Dampfer nach der Versenkungsstelle geschleppt werden. Die Ar- beiter sind meistens Italiener, Spanier mögen für sieben Realen den Tag nicht so angestrengt arbeiten. Der Ingenieur ist ein Deutschböhme; ich könnte aber nicht sagen, dass er sonderlich - 176 — entgegenkommend gewesen wäre, als ich ihn um einige Auskunft über die Arbeiten ersuchte. Ein Gewitter kam von Ronda herüber, zog aber leider vorbei. lu dem schon furchtbar verbrannten Malaga war für uns nicht mehr viel zu machen, wir entschlossen uns also, schon am fol- genden Tage die Küste zu verlassen und den kühleren Bergen von Ronda zuzustreben. Von allen südspanischen Städten macht keine einen so emi- nent südlichen Eindruck wie Malaga; Nordafrika kann sich nicht entfernt mit diesen Thälern am Südabhauge der Nevada, welche kein rauher Wind berührt, mes.sen. Ich habe schon er- wähnt, dass die sonst am Mittelmeer nur einzeln angepflanzte Banane hier für den Gartenbau von Bedeutung wird und dass die Clierimoja gedeiht; noch mehr wird das bev/ief^en durch die Wichtigkeit, welche die Cultur des Zuckerrohrs für diese Gegenden erlangt hat. Ueberall am Mittelmeer ist sonst dieses ächte Tropen- gewächs, das auch nicht den gesingsten Kältegrad ertragen kann, verschwunden ; die Araber freilich bauten es seiner Zeit auch in Nordafrika, Sicilien und namentlich in Sja-ien, wo die Kreuzfahrer 1099 bei Tripolis den Zucara kenneu lernten und so köstlich fanden, dass sie den Weitermarsch nach Jerusalem um ein paar Tage verzögerten. Nur in Egypteu hat der Vicekönig wieder Plantagen angelegt. In Südspanieu datiit seine Cultur auch aus der neuesten Zeit und heute produciren allein in der nächsten Umgebung von Malaga vier grossartige Zuckerfabriken jährlich gegen 90000 Centner Zucker und zahlreiche ähnliche Etablissements liegen bis nach Motril hin zerstreut. Falls nicht etvv'a Rücksichten auf Cuba die Recfierunü' veranlassen, den Anbau des Zuckerrohrs zu erschweren, wird der spanische Zucker den aus den Colonien bald verdrängt haben. Malaga ist uralt; schon die Phönizier hatten hier eine Station, dann kam es an die Karthager, ergab sich aber rechtzeitig an Rom und wurde darum von den Römern protegirt. Seine grösste Bedeutung erlangte es unter den Mauren, die es schon 710 er- oberten und behaupteten, bis es 1487 nach einer schrecklichen Belac^erunff von Ferdinand dem Katholischen erobert wurde, welcher seine ganze Macht daran setzte, um Granada seineu letzten Hafen zu entreissen. Unter der spanischen Herrschaft trat es gegen Sevilla und Cadiz zurück, blieb ^ber wegen seiner fruchtbaren - 177 - Umgebung uud als Ausfuhrplatz für die Produkte Granadas immer von Bedeutung, bis ihm die Neuzeit einen neuen Auf- schwung brachte. Jetzt hat die Stadt gegen 120,000 Einwohner, der Hafen ist nach dem von Barcelona der besuchteste Spaniens und die Zahl der einlaufenden Schiffe belauft sich auf 5000jähr- lich. Der Haupthandel ist in englischen Händen, die deutsche Colonie ist nicht sehr bedeutend. Aber auch einheimische Indu- strie hat sich entwickelt und neben den Zuckerraffiuerien bestehen ein paar grossartige Spinnereien, eine riesige Fächerfabrik, deren Arbeiterhäuser eine kleine Stadt für sich bilden, und die berühmten Eisenwerke der Gebrüder Heredia. Eine Zukunft hat Malaga wohl auch als klimatischer Kurort ; sein trockenes Klima mit fast ständigem Sonnenschein, seine gegen Nord und Ost durch Berge geschützte Lage bekommen Brustkrauken ausgezeichnet und in jedem Winter suchen eine Anzalil Engländer hier Genesung. Jedenfalls ist Malaga in Spanien der günstigste Punct zur Ueberwinteruug, aber für Deutohe kann es mit den Kurorten der Riviera nicht concnrriren. Ronda ist das Herz Elochandalusiens; die Bewohner der Serrania de Ronda haben die nationalen Sitten und Character- eigenthümlichkeiten am treuesten bewahrt; die Maestrauza*) von Ronda ist die erste in Spanien uud nur bei den Corridas von Ronda kann ein Espada den höchsten Ruhm erwerben. Dort hoffte ich endlich auch den ächten Majo audaluzo, den typischen Andalusier zu treffen, den ich auch in Malaga nicht gefunden und acht südspanisches Leben zu finden. Also auf nach Ronda. Früher war es nicht eben leicht, diese Stadt zu erreichen ; wie ein verwunschenes Schloss lag sie inmitten ihrer Serrania, nur auf halsbrecheudeu Reitpfaden durch zwölfstündigen Ritt zugänglich; kein Fuhrwerk hatte seit den Römerzeiten ihre Strassen entweiht. Seit der Volleudun<>; der Bahn von j\Talas;a nach Cordoba ist das anders geworden; eine gute Strasse führt voji Ronda nach der Station Gobantes und eine tägliche Diligence vermittelt eine regelmässige Verbindung. Nur darf mau nicht unterlassen, das Billet für die Diligence schon in Malaga zu nehmen, wenn man nicht riskiren will in dem traurigen Gobantes liegen zu bleiben, denn Beiwagen sind in Spanien eine unbekannte Einrichtung, im *) Ritterliche, mit vielen Vorrechten ausgestattete Gesellschaft junger Leute zur Abhaltung von Stiergefechten u. dgl. 12 — 178 — Bureau bekommt man auch gleich die Billete für die Eisenbahn und wird überhaupt dort schon zur Beförderung übernommen. Wir stärkten uns noch durch ein tüchtiges Frühstück, über- gaben dann unseren Koffer der Hotelbesitzerin, denn die spanischen Diligenceu berechnen für Ueberfracht eine sündhafte Taxe und wir wollten ohnehin noch einmal nach Malaga zurück, und be- gaben uns kurz nach Mittag zum Bureau der Diligence. Dort hatten wir aber noch eine halbe Stunde zu warten, bis der Omni- bus augerollt kam, der uns zu dem auf der anderen Seite des Guadalete liegenden Bahnhof bringen sollte. Eine hübsche Brücke führt über den sogenannten Fluss, sie wird aber nur benutzt in dem seltenen Falle dass der Fluss Wasser führt; sonst fährt man" durch die Rambla. Die Bahn durchschneidet die Vega von Malaga, die anfangs mit Weinbergen, später mit Wiiizenfeldern bedeckt ist, eine frucht- bare Fläche von fast G Stunden Länge und 3 Stunden Breite; überall sind Eucalyptus angeptianzt, was entschieden zur Ver- schönerung der Gegend beiträgt. Am Guadalhorce angelangt, einen auch im Sommer nicht versiegenden Fluss, wendet sich die Bahn landein. Von La Pizarra ab rücken die Berge näher zusammen, und das Thal wird zu einem Garten, gegen den selbst die paradiesischen Gegenden von Burriana und Jativa keinen Vergleich aushalten können. Die Orangenbäume haben hier völlig die Stärke und Höhe unserer Obstbäume; sie bilden einen dichten Wald, in dem die Landhäuser des reichen Malagueüos, von sorg- sam gepflegten Ziergärten umgeben, liegen. Palmen, Bananen, Araucarien, Bambus und Zuckerrohr lassen das Bild noch tro- pischer erscheinen. Ihren Höhepunct erreicht die Gegend bei Alora, das, von den Ruinen maurischer Kastelle überragt, in einem kleinen Kessel liegt. Dann wird das Thal enger, die Berge nehmen kühnere Formen an und die Bahn beginnt stark zu steigen. Noch eine kleine Wasserstation, dann schiebt sich eine ungeheure Felsenwand quer vor ucd nun beginnt eine Strecke, die an grossartiger Wildheit ihres Gleichen sucht. In einer schmalen, tiefen Klamm, dem sogenannten Hoyo, durchbricht hier der Guadalhorce den Rand der Hochebene; die Kluft ist so schmal, dass sie nicht einmal für einen Fusspfad Raum bietet; die Bahn konnte ihr nicht folgen und es waren 11 Tunnels nöthig, die nur durch ganz kleine Zwischenräume getrennt sind, um ihr den — 179 — Weg iu das obere Thal des Flusses zu bahueu. Die Tunnels sind zusammen über 1^/2 Stunden laug; iu den schmalen Zwischen- räumen sieht man tief unten den Fluss über Felsen schäumen und toben. Solche Defileen gibt es in Andalusien viele, und gar manche aou ihnen sind mehr wie einmal von ßlut getränkt worden, ehe es dem Kreuz gelang, den Halbmond für immer zu vertreiben. Gar nicht weit vom Hoyo liegt an der Strasse von Autequera nach Malaga die Cuesta de M atanza, wo ein grosses Christen- heer, das Malaga erobern sollte, von elZagal vernichtet wurde, ohne dass die Christeuritter einen Feind zu Gesiebt bekommen hätten. Unmittelbar am Ausgang des letzten Tunnels liegt Gebautes, die Station, von wo die neue Strasse nach Ronda abgeht. Xir- gends ist der üebergaug aus der Orangeuregion iu die Oliven- region so scharf und plötzlich wie hier. Orangen und Bauauen sind völlig verschwunden. Die Gegend hat ein vollkommen an- deres, nordischeres Gepräge angenommen. Der Guadalhorce fliesst nun iu einem flachen Wiesenthaie uud die Felsen verschwinden vollständig; Bäume sind wenig da und es sind ausschliesslich Oelbäume und immergrüne Eichen; an den Hängen sind ausge- dehnte Felder mit Weizen und Garbauzos. Nur die Aloe findet sich noch, aber nicht mehr so üppig, wie in der Küstenebeue. Gobantes selbst ist ein erbärmliches kleines Nest, das durch die Diligence nach Ronda noch keinen sonderlichen Aufschwunff are- nommeu hat. Eine Diligence nach Ronda ist zwar ein Fortschritt gegen früher, aber so ganz gross ist derselbe doch nicht und wir be- kamen einen kleinen Schrecken, als wir den engen Kasten sahen, in dessen Interior acht Personen gepackt werden sollten. Und dabei stand neben dem Fuhrwerk einer der Passagiere, der von Gott und Rechtswegen zwei Plätze hätte bezahlen müssen! Indess zum Eiusteigeu war es noch nicht Zeit, der Zug von Cordoba musste abgewartet werden, und wir hatten somit noch zwei Stunden vor uns, die wir nicht besser verwenden konnten, als zu einem Besuch der nah uud lockend genug gelegenen Felsen. Wir machten auch eine ganz befriedigende Ausbeute, freilich nur iu deu tiefsten Felsenspalten, in die sich alles Leben vor der Sommerhitze ge- flüchtet hatte. — Der Zug kam auffallend pünctlich, und beinahe wäre das Unglaubliche geschehen und die Diligence ein paar Minuten vor der bestimmten Zeit abgefahren, wenn sie nicht auf — 180 ■-- uus hätte warteu müssen. Nicht ohne Schwierigkeit zwäugteu wir uns in den engen Kasten, der Delantero schwang sich auf das vorderste der sechs Manlthiere, der Mayoral nahm die Zügel, der Zagal, welcher sich in Ermangelung eines anderen Platzes auf das Trittbrett postirt hatte, schwang seine kurze Peitsche und fort ging es im sausenden Galopp auf der zum Glück recht guten Strasse. Dieselbe folgt einem breiten, gut augebauten, laugsam ansteigenden Thale. Noch eiue kurze Zeit laug blieb uus die Aloe getreu, dann nahm die Gegend ein mehr nordisches Gepräge an, Steinobst und Ulmen wareu um die Gehöfte gepflanzt und zwischen den üppigen Oleander mischte sich uusere Korbweide. Wir passirten zwei kleine Dörfer und hielten mit sinkender Nacht in Las Cuevas, wo umgespannt wurde. Das Wirthshaus war acht spanisch, nur ein grosser Raum, dessen eine Hälfte dea Menschen, die andere dem Vieh zugetheilt ist. Das Dorf selbst hat seinen Namen von ausgedehnten Höhleu, welche als Wohnungen dienen; da wir auch auf dem Rückweg iu der Nacht vorbeikamen, konnte ich sie leider nicht in Augenschein nehmen. Durch die Nacht ging es dauu weiter, bis wir um 11 Uhr Ronda erreichten. Zu Essen gab es natürlich nichts mehr und wir mussten froh seiu, dass wir unseren Hunger — denn auch in Gebautes hatten wir nichts erhalten — mit etwas Brot stillen konuten. Doch war das Parterrezimnier, in welches wir einquartiert wurden, geräumig und sauber, und die Betten gut. Am anderen Morgen machten wir uus alsbald uach dem Frühstück auf, wie immer ohne Führer. Ich hatte von dem Mozo die Richtung nach dem Tajo erkundet, uud bald standen wir an, oder richtiger über dieser Hauptnierkwürdigkeit Rondas. Die Stadt liegt nämlich auf einem aus Conglonieratfels gebildeten Hoch- plateau, welches von der einen Seite aus ganz allmählig ansteigt, nach der anderen aber über tausend Fuss tief senkrecht und selbst überhängend abstürzt. Durch diese Felsmasse hat sich der Gu- adalvin eine schaurig tiefe, enge Kluft gegraben, welche uach dem Absturz hin iiumer tiefer wird, und diese Kluft ist der Tajo de Rouda. Die prächtige Brücke, welche die beiden Stadttheile verbindet, besteht aus einem Bogen von HO' Spannung; sie be- findet sich 500' über dem Fluss, der in wilden Sätzen hindurch- schäumt. Weiter unten erweitert sich die Kluft etwas uud bietet Raum für eiue Anzahl Mühlen, an denen vorbei der Blick in — 181 - ein üppig grünes Thal hinausschweift. Der Anblick ist grossartig, aber die mehr als zudringliche Neugier der Herren Andalusier ver- leidete uns bald unseren Standpunct und wir suchten uns ein Thor, um nach dem Ausgang des Tajo hinabzusteigen. Ein Junge von ca. 14 Jahren schloss sich uns an und begriif ungemein schnell unsere Absicht; im Nu hatte er ein paar Prachtexemplare einer Varietät der Hei. marmorata, die wir in Gibraltar gesammelt, auf- getrieben und bald fandeu wir, dass alle Spalten des Felsens, welcher Ronda trägt, von ihnen winmielten. Die Witterung hat den steilen Abhang wunderbar zerfressen ; hier und da ragen einzelne Felsen wie Pfeiler empor und es ist nicht immer leicht zu entscheiden , wo das Conglomerat, das der Schweizer Nagelfluh gleicht, aufhört und das Mauerwerk aus durch Cement verkitteten Rollsteiuen anfängt. Jeder einigermassen zugängliche Platz war übrigens angebaut und mit Weizen oder Garbau zos besät ; die Ernte war gerade im Gang. Der Anblick des Tajo vom Ausgange au ist vielleicht noch prächtiger, als von oben. In wilden Sprüngen kommt der Guadal- viu über 600 Fuss herunter, eine weisse Schaummasse in dem unheimlich dunklen Felsenspalt. An allen zugänglichen Puncten hängen Mühlen, von denen eine in den Felsen ausgehauene Wendel- treppe zur Stadt hinaufführt. Sie war einst sorgsam mit hölzerneu Stufen versehen, aber General Rojas, der Gouverneur von Ronda, hat das Holz in 1833 als Heizungsmaterial verwendet und seit- dem ist die Treppe nicht mehr sonderlich practicabel. Ganz unten sammelt der Fluss noch einmal seine Kraft und thut einen Sprung von vielleicht 60 Fuss in ein Becken, aus dem er dann beruhi^-t in zahlreichen Windungen weiter strömt. Ueppiges Grün umgiebt den Fall, aber es sind lauter uns wohlbekannte Pflanzen, und in den gütgepflegteu Gärten , welche das Thal erfüllen, sind aus- schliesslich Nussbäume, Quitten, Birnen und Pflaumen angepflanzt. Aber jeder Zoll breit Boden ist benutzt und das Gemüse liess nichts zu wünschen übrig. Wir kreuzten den Fluss auf einer Reihe von grossen Steinen und folgten dann einem schmalen Pfade, welcher der Seite des Flussthaies entlang einer fernen Felswand zuführte. Auch hier überall sorgsamer Anbau und an allen zugänglichen Punkten Oel- bäume und immergrüne Eichen bis au die Felswände hinauf. Die Oelbäume waren ersichtlich häufig neu angepflanzt, ein er- ■'-- 182 - freuliclies Zeichen der sich immer weiter ausdehnenden Cultur und die directe Folge der Einschränkung des Schmuggelhandels. Ein passartig eingeschnittener Weg führte uus zwischen treppeu- förmig ansteigenden Wänden aus einem deutlich geschichteten grobkörnigen Sandstein, dessen Klüfte trotzdem von Schnecken wimmelten, auf einen Kamm, längs dessen Rand wir bequem zur Stadt zurückkehrten. Ronda bietet, von dieser Seite gesehen durchaus keinen besonders pittoresken Anblick; es ist eine spanische Stadt wie andere auch, auf einer sanft ansteigenden Hochfläche gelegen, und Nie- mand kann den Abgrund ahnen, der sich an der anderen Seite befindet. Abends, als wir nach dem ganz guten Essen der wohlver- dienten Ruhe pflogen, gab es auf einmal Lärm auf der Strasse, Kellner und Mozo stürzten aus dem Hause und alles lief in der Hauptstrasse zusammen. Dort bot sich ein acht audalusisches Schauspiel: ein junger Stier, ein Novillo, wurde an einer Kette durch die Strasse geführt und mäuniglich lief mit und Hess seinen Muthwillen an dem Thiere aus, um zurückzuspringen, sobald es Miene zu einem Angriff machte ; selbst gut gekleidete Leute sprangen, ein Tuch über den Arm geworfen, auf den armen Stier zu und machten mit dem Stock die Bewegungen des Espada nach. Das ist das Hauptvergüügen der Rondenos. Nach Majos und überhaupt nach audalusischer Nationaltracht sah ich mich aber auch in Ronda vergeblich um. Der Sombrero calanes ist überall durch einen breitkrämpigen Filzhut ersetzt, Kamaschen und die bis zum Knie heraufgeschlitzten mit Knöpfen besetzten Hosen sieht mau nur noch bei alten, ersichtlich armen Leuten, ja selbst die unentbehrliche Faja , die bunte Schärpe, welche den Leib umwindet, ist bei den besseren Ständen ver- schwunden und nur die Jacke hält sich noch, aber auch sie hat einen joppenartigen Zuschnitt angenommen. Umsonst horchte ich nach dem Klang von Guitarre und Castagnetten, umsonst spähte ich nach Andalusierinuen, die zu ihrem Vergnügen tanzten, — die Zeiten haben sich verändert , der Andalusier von ehedem ist verschwunden mit dem Majo, dem Coutrebandista und dem Bando- lero, einst den drei Characterfiguren des Südens, Nur die Neigung zur Prahlerei ist ihm geblieben und die unverwüstliche Lustigkeit ; noch gelten in Spanien zwei characteristische Spirchwörter : »In Andalusien sind alle Gänse Schwäne«, und »Wo nur ein Adalusier in der Gesellschaft ist, kann mau nicht traurig sein.« — 183 — Am vierten Juli machten wir einen grossen Ausflug lilugs des nach Gibraltar führenden Saumpfades bis zu den gegenül^er- liegendeu Kalkfelsen. Die Entfernung erschien gar nicht <;ross, aber das Thal war gar tief und die Hitze glühend. Die Seebrise, welche in Malaga den Sonnenbrand noch erträglich gemacht hatte, fehlte, wie wir zu unserem Bedauern bemerkten und das wog die Höhenlage reichlich auf. Wir erreichten den von italienischen Pappeln umsäumten Guadalvin gerade da, wo er in einem scharfen Knie nach Süden umbiegt und einen ziemlich wasserreichen Neben- fluss aufnimmt; dann stiegen wir durch ausgedehnte schattenlose Weizenfelder empor. Ueberall war die Ernte im Gang; der Weizen war eine bei uns unbekannte Varietät mit sehr dicken Aehren und eigenthümlich dunklen Grannen, welche dem Felde eine auf- fallende, düstere Färbung verliehen. Einzelne Gehöfte, von schlecht gepflegten Obstbäumen umgeben, lagen überall zerstreut. Nach langem angestrengtem Marsch erreichten wir endlich die Felsen, aber umsonst war unser Suchen, und umsonst kletterten wir stundenlang am Fusse des Felsens hin. Die Aehre einer ttberall wachsenden Grasart bohrte sich durch die Kleider bis zur Haut und machte das Gehen zu einer Qual, und die Hitze erreichte einen bedenklichen Grad. Wir stiegen bis zu dem Punkte, wo der Saum- pfad das Becken von Ronda verlast, um wenigstens noch einen Blick in das Felslabyrinth der Serrania zu gewinnen. Oben war eine Quelle, an der wir uns laben konnten; dann wandten wir uns zurück und ich muss gestehen , der Heimweg wurde uns sauer. Diese Excursion machte mir klar, dass die Zeit für uns auch in Hochandalusien vorbei war. Botaniker und Entomologen können dort wohl unbedenklich auch im Hochsommer arbeiten ; sie finden interessante Ausbeute auch in der Nähe der Städte und können in der Mittagsstunde ihre Siesta halten. Wir mussten immer in die entfernten Felsenberge hinaus und unter allen Umständen über Mittag draussen bleiben , und das ist bei einer Schatten- temperatur von über 30" R. auf die Dauer unmöglich ohne Schaden für die Gesundheit. Die Schnecken aber, um die es mir galt, hatten auch vor der Gluthhitze Schutz gesucht, oder waren ab- gestorben. Das hatte ich bei der Entwerfung meines Reiseplanes ausser Acht gelassen und musste es nun büssen. Wir zögerten nicht lange : noch die Nacht nach Malaga zurück, dann flüchtig — 184 — Grauada besucht und wenn es dort auch nicht besser ist, fort nach dem kühlereu Nordeu ! Am Abend ging ich noch einmal nach der berühmten Ala- meda, welche, was die Aussicht anbelangt ihres Gleichen in Spanien nicht hat. Sie ist ein ziemlich gut gehaltener Blumengarten ohne Bäume, mit einem Denkmal des in Ronda geborenen Musikers Espinel, sonst durch nichts vor anderen Älameden ausgezeichnet, aber sie hängt gerade am Rande des steilen Absturzes, fast tausend Fuss über dem Thalkessel, einzelne Balkone springen über den Rand vor und bieten einen wunderbaren Blick über die grünen Hügel des Guadalvinthales , welche, von hier oben gesehen, wie eine sanft ansteigende Ebene erscheinen , eingefasst von einem prachtvollen Halbkreis kahler, kühn geformter Kalksierren. Nachts um ein Uhr gingen wir zum Bureau der Diligeuce. Zum Abschied hatten wir noch eine acht spanische Scene : die alte Moza, die meine Frau besonders ins Herz geschlossen zu haben schien, fiel ihr um den Hals und küsste sie aufs Herzlichste. Ländlich, sittlich! Mit der Diligence trafen wir es diesmal besser, wir hatten die Berlina — das Coupee — allein inne und konnten es uns wenigstens etwas bequemer machen. Um sieben Uhr waren wir wieder in Gobautes und hatten nun noch drei Stunden Zeit, um über die zweckmässige Einrichtung der spanischen Posten nach- zudenken. Hunger und Durst hatten wir auch, aber in dem benachbarten Parador war nichts zu haben und in dem kleinen Ventorillo am Bahnhof gab es nur Aguardiente und nicht einmal Brot, Schliesslich verrieth mir der Mayoral, dass sich im Postgebäude selbst eine Fonda befinde, und so konnten wir, wenn auch für schweres Geld, doch uns einigermassen restauriren. Endlich kam der Zug und nun ging es durch die endlosen Tunnels des Hoyo und die Hesperideugärten von Alora wieder hinunter nach Malaga in unser altes Quartier. Unseres Bleibens sollte hier allerdings nicht länger sein, zu einem Besuch von Velez Malaga war uns in Ronda alle Lust vergangen, und den Badeort Lanjaron in den Alpujarras, der damals noch auf unserem Programm stand, besucht man bequemer von Granada aus. Also auf nach Grauada! — 185 — Dreizehntes Capitel. Granada. So lange ich denken kann, hatte mir Granada als Ziel meiner Träume nnd Reisepläne vorgeschwebt, nun sollte ich endlich die Alhambra zu sehen bekommen. Tcli war förmlich aulo^eregt, als wir am 6. Juli Mittags Malaga verliessen und noch einmal die Vega der Stadt, das paradiesische Thal des Guadalhorce und die furchtbare Schlucht des Hoyo durchflogen. Von Gobantes aus geht es nicht, wie Tchihatcheff in seiner neuesten Reise- beschreibung sagt, wieder abwärts, sondern im selben Flussthale weiter hinauf, durch eine flachere Gegend und dann noch einmal durch einen Tunnel nach Bobadilla, wo die Bahnen nach Cordoba und nach Granada sich trennen. Ein gutes Büffet gestattet hier einige Stärkung, sonst ist Bobadilla ein elendes Nest, aber es würde in jedem anderen Lande wie Andalusien eine grosse Zukunft haben, denn hier soll auch die Bahn von Algesiras und Gibraltar her einmünden. Heute besteht die einzige Industrie der Leute darin, dass sie den Passanten die Wurzelstöcke der Zwergpalme zum Kauf anbieten ; da die Spanier sie eifrig kauften, machten wir auch einen Versuch, konnten aber dem fad süsslicheu Marke, der Lieblingsuahrung der Gibraltar äffen, keinen sonderlichen Geschmack abgewinnen. Die Bahn nach Granada folgt dem Thal des Guadalhorce, das hier eine breite, mit Olivenbäumen reich bepflanzte Ebene bildet, in deren Weizenfeldern die Ernte in vollem Gange war ; sie betritt dann die üppige Vega von Antequera , deren Baum- massen sich stundenweit ausdehnen. Von der Stadt sieht man nur wenig ; sie schmiegt sich in ein Thal südlich der Station. Weiterhin wird das Terrain unebener ; die Berge treten wieder näher und die Bahn windet sich in zahlreichen Curven zwischen Hügeln hin. Lange Zeit beherrscht ein isolirter Kalkfels von auffallendem Aussehen die Gegend ; es ist der sagenberühmte Penon de los Enamorados, der Fels der Liebenden, nach einem unglücklichen Liebespaare genannt, einem christlichen Ritter und einer Mauriu, welche von Granada entflohen und hier von ihren Verfolgern eingeholt, sich vom Felsen herabstürzten. Hier — 186 — hat ja jedes Dorf seiue Sage, jeder Bach seine Ballade. — In weitem Bogen nmzieht die Bahn den Felsen, der, von Granada aus gesehen, ganz den Anblick eines weiblichen Profils bietet, schärfer ausgesprochen, als ich es jemals an einem ähnlichen Punkte gesehen. Auch die nicht unbedeutende Stadt Archidona, die malerisch am Abhang klebt, wird in weitem Bogen umgangen. Die Hügel sind allenthalben mit gut gehaltenen Oelbäumen bedeckt, viele Pflanzungen sind offenbar neu angelegt, ein erfreuliches Zeichen zunehmender Cultur. Höher hinauf treten die immergrünen Eichen an ihre Stelle, deren süsse Früchte überall verkauft werden. Dann ersteigt die Bahn die Wasserscheide des Jenil und nun geht es in beschleunigterem Tempo abwärts über ein paar Brücken und durch einen langen Tunnel nach dem überaus reizend gelegeneu Loja, dessen Umgegend so verlockend aussieht, dass wir ihr alsbald einen längeren Besuch zugedenkeu. Umsonst hatten wir uns bisher nach der Sierra Nevada umgesehen ; erst als wir aus dem Bahnhof hinausfuhren, erschien am Horizont ihr lauger schneebedeckter Rücken, anscheinend niedrig und in Schönheit der Form den prächtigen Kalksierren weit nachstehend. Durch das Thal des Jenil ging es weiter; Reihen von Apfel- bäumen, welche fast unter der Last ihrer reifenden Früchte brachen, beM'iesen, dass wir in gemässigtere Regionen gelangt waren. Die Vega von Granada wurde uns durch die Dunkelheit verhüllt, nur der ewige Schnee der Sierra schimmerte am Hori- zont. Im Bahnhof von Granada war grosse Nachfrage nach Gästen seitens der Hotelbevollmächtigten, es schien durchaus kein Ueberfluss an Fremden mehr zu sein und wir hätten auch ohne Vorausbestellung in den Hotels ersten Ranges auf dem Alham- brahügel Unterkommen finden können. Trotzdem zogen wir das Hotel Vittoria in der Stadt vor, bekamen aber leider dort kein sonderlich gutes Quartier. Am anderen Morgen galt natürlich unser erster Gang der Alhambra, selbstverständlich ohne Führer, denn ein solcher ist dabei eben so lästig, wie überflüssig, weil einer der officielleu Custoden doch den Reisenden auf Schritt und Tritt begleitet und ihm alles erklärt. Das Thor aber ist nach den Stadtplänen im Reisehandbuch leicht zu finden. Von unserem Hotel führt ein breiter Strassenzug gerade aus — 187 — zur Plaza nneva, eiuem geränmigeu Platz, unter welchem in uraltem, zum Theil noch römischen Gewölbe, der Darro, ein Nebenfluss des Jeuil, fliesst. Ein Theil des Gewölbes wurde ebeu erneuert oder vielleicht der letzte Rest des Darro überwölbt, denn die Plaza wird mit ihrer Umgebung mehr und mehr zur Haupt- strasse Granadas und enthält die schönsten modernen Hänser der Stadt. Von dem Platz führt rechts eine enge steil ansteigende Strasse empor, die Galle do Gomarez; Photographieen und Modelle in den Läden bereiten auf die Alharabra vor. Die mit kleinen Steinen sehr zierlich gepflasterte Strasse führt zu einem von Karl V. erbauten triumphbogenartigen Thor und durch dieses in einen prächtigen, dichten Ulmenwald, die Alameda de la Alhambra. Die Strasse läuft durch eine schluchtartige Sen- kung; von beiden Seiten rieselt Wasser herab und hält den Boden frisch; durch die dichten Ulmenkroneu dringt kein Son- nenstrahl, es ist in dem heissen Andalusien der köstlichste er- quickendste Spaziergang, den man sich denken kann. Der Weg spaltet sich in drei Zweige, die Hauptstrasse führt geradeaus zu den Hotels und in scharfer Umbiegung zur Alhambra- thor, rechts steigt man zu den uralten Tor re s ve rra ej o s. Wir folgen dem Fusspfade linker Hand, welcher steil hinauf zu dem Brunnen Karls \. und dann scharf umbiegend zum Thore der Alhambra führt. Wir stehen vor einem kolossalen viereckigen Thurme, der wie ein ungeschlachtes Rieseubauwerk aassieht und nicht ahnen lässt, welche Fülle von Schönheit er im Inneren birgt. Ein prachtvoller Huteisenbogeu durchsetzt ihn, das Thor der Gerechtigkeit, Puerta del Tribuual, heisst er noch heute, weil unter ihm einst der maurische Kadi oder auch wohl der Sultan selbst, Recht sprach. Ueber ihm ist die magische Hand, das Wahrzeichen der Alhambra, ein gehauen. Im Zickzack geht es durch den Thurm hindurch; noch sieht man hier und da Spuren der Azulejosbekleidung; vor das buntbeschraierte Madon- nenbild in der Nische hat man in einer Anwandlung von Men- schenverstand ein paar Läden gemacht, so dass der Fremde nicht länger durch eine so grelle Dissonanz beleidigt wird. Dann zwischen hohen Mauern eine enge Gasse hinauf und in einer Biegung in den grossen Hof. Links ragt die Alcazaba mit ihren gewaltigen viereckigen Thürmen, rechts ein alter Thurm mit der Puerta del vino, dem Thore des Weinzolls, über dem — 188 — der magische Schlüssel in Stein ausgehauen ist; quer vor liegt der verfallende Palast Karls V., dem zu Liebe dieser Barbar den Winterpalast der Maurensultaue zerstören Hess, nur um einen Bauplatz zu gewinnen, denn die Baumaterialien der leichten arabischen Constructionen konnte er für seinen schweren, an sieb ja ganz schönen Renaissancebau nicht gebrauchen. Wir schauten nicht rechts nocb links, sondern eilten der kleineu, unscheinbaren Pforte zu, die an der linken Seite des Palastes den Eingang zur Alhambra bildet. Das Innere der Alhambra beschreiben zu wollen, ist vergeb- liche Mühe. Ich hatte geglaubt, mir durch eifriges Lesen aller möglichen Beschreibungen und Betrachten von Photographieen ein Bild davon machen zu können, und nun fand ich doch alles anders und viel, viel schöner. Die spanische Regierung hat, wie es scheint, endlich eingesehen, welchen Schatz sie in den Resten des maurischen Palastes besitzt und ist entschlossen, ihn sorg- samst zu hüten und zu erhalten. Officielle Custodeu sind ange- stellt, welche den Besucher nicht aus dem Auge lassen, eine lästige, aber unbedingt nöthige Schutzmassregel, denn unter den Touristen giebt es Leute genug, welche sich nicht enthalten kön- nen, die zierlichen Gypsornamente mit ihrem Namen zu besudeln oder gar Azulejos zur Erinnerung auszubrechen und mitzu- schleppen. LTeberaU sieht man die Restauratoren an der Arbeit. Dem Kunstverständigen mag es ein Greuel sein, dass die Origi- nalstuckplatten durch neue ersetzt werden, dem Laien ist das einerlei, und jedenfalls macht der Löweuhof jetzt, wo seine Restauration beinahe vollendet ist, einen anderen und besseren Eindruck als vorher und die Gesamnitwirkung muss geradezu überwältigend werden, wenn einmal die alte Farbenpracht wieder- hergestellt ist, wozu man eben den Anfang macht. Die Restavi- ration erfolgt in der schonendsten und vorsichtigsten Weise; die Stackplatten werden eine nach der anderen durch neue ersetzt, die vollkommen nach den alten Mustern angefertigt sind und nur an der etwas hellereu Färbung erkennt man die neuen Parthieen. Das Juwel der Alhambra bildet der Löwenhof mit den ihn umgebenden drei Sälen, der Salla de los Abeucerrages, de la Justicia und de las dos Hermanas; namentlich die eigenthüm- licheu Stalactitenkuppeln machen einen wunderbaren Eindruck. — 189 — Am schöusteu vielleicht ist der Anblick, weuu man im Äbencer- rageusaal sich auf den Rand des ßrunneubeckeus setzt, iu welches die Köpfe der Abeucerrageu geworfen worden sein sollen und dann hiuausblickt durch das dreifache Portal auf den Löweu- brunneu mit seineu abenteuerlichen Trägern und dann wieder durch den dreifachen Portikus des Scliwesternsaales und seine zier- lichen Bogenfenster auf das üppige Grün des Gartens der Lin- daraja. Wunderbar ist auch die Aussicht aus der Salla de los embajadores im Gomareuthurm auf Stadt und Vega und noch wunderbarer die aus dem Tocador de la Reiua auf die Schlucht des Darro, den Albayciu und die grünen Gärten der Generalife. Will mau eiue Aussicht auf die Nevada gewinnen, so muss mau einen der Thürme ersteigen, am besten die Torre de la Vela, den Hauptthurm der Alcazaba, auf welcher die gewaltige Glocke hängt, welche von Stunde zu Stunde den Vegabauern das Signal zum Wechsel der Bewässerung giebt. Man übersieht von da nicht nur Granada und die ganze Vega, sondern auch den Hügel der Alhambra mit den viel tiefer liegenden Torres verraejos und den ganzen Abhang der Nevada mit dem schneebedeckten Hoch- rücken, welcher in Folge der klaren durchsichtigen Luft viel näher und gar nicht sehr hoch erscheint; kein vorspriufyender Gipfel unterbricht die Kammlinie und nur mit Mühe erkennt mau wenigstens den Picacho de Veleta, welcher den Hauptgipfel, den Mulhacen, verdeckt. So lange wie irgend möglich blieben wir in den zauberischen Sälen des Königsschlosses; den Custoden, der kein Trinkgeld nehmen darf, hatten wir uns durch Abnahme einiger theuren Photo- graphien vom Hals geschafft und konnten nuu uugeuirt treiben, was wir wollten ; auch bei unserer häufigen Wiederkehr liess mau uns ruhig gewähren, überzeugt von unserer Harmlosigkeit. Erst als die Zeit der Mesa redonda im Hotel heranrückte und der Magen sein Recht verlangte, eilten wir zurück, vorbei an den berühmten Algibes, den Cisteruen der Alhambra, deren Wasser, von den Mauren aus dem Gebirge herbeigeleitet, ganz Grauada das Trinkwasser liefert. Sie sind darum ständig von den Au-ua- dores belagert, den Wasserverkäufern, welche in Krügen auf der Schulter oder auf Eseln das Wasser bis tief iu die Nacht nach der Stadt bringen und dort unablässig ihr »Quien quier agua ? agua mas frio come el ueve« ausrufen. — 190 — Die furchtbare Hitze hatte endlich doch ein Gewitter zu- samuieugebraut, das am Abeud kam, es war durchaus nicht be- sonders heftig, brachte aber tüchtigen Regen und Sturm, welche beide die ganze Nacht hindurch anhielten, km 8. Juli war es wunderschön kühl, aber es drohte immer noch mit Regen, und als wir Nachmittags trotzdem einen Gang nach der Darroschlucht unternahmen, wurden wir von einem tüchtigen Wetter erwischt, vor dem wir uns nur mit Mühe durch die enge, romantische, mit Mühleu erfüllte Schlucht zwischen Generalife und Alhambra hin- auf unter eiu Thor der Alhambra und später in diese selbst flüchteten. Es war nicht uninteressant, auch einmal bei Regen und Sturm in dem Maureupalast zu weilen, arg behaglich war es nicht. Durch Thüreu und Fenster heulte der Sturm, durch die Lichtöff'nuugeu in den Kuppeldecken plätscherte der Regen herab, kurzum man empfand sehr deutlich, dass es eben nur ein Sommerpalast war, der in erster Linie kühl und luftig sein sollte, der zerstörte Winterpalast mag wohl etwas solider und wärmer gebaut gewesen sein. Regen und Sturm dauert die ganze Nacht hindurch, aber am Morgen sah es etwas besser aus und wir entschlossen uns, den günstigen Moment, wo der Regen alle Schnecken herausge- lockt haben musste, zu benutzen, und der viel versprechenden Umgegend von Loja einen Besuch zu muchen. Die Bahn, deren Station sich in einer ziemlich bedeutenden Entfernung von der Stadt befindet, durchschneidet zunächst die Vega, die wir nun bei Tageslicht kennen lernten. Sie enttäuschte uns nicht wenig nach all den begeisterten Lobpreisungen anderer Reisenden; es ist eiu ausgedehntes, reich bewässertes Feld mit schönen Culturen von Weizen und Hanf, hier und da sieht man auch in der Entfernung Anpflanzungen von Pappeln, offenbar nur des Holzes zur Feuerung wegen cultivirt. Au der sagenberühmteu Brücke von Puente Pinos erreicht man die Sierra Elvira, die sich nackt und kahl unmittelbar aus der Vega erhebt. Sie trug einst das römische Illiberis, vor Granada der Hauptstadt der fruchtbaren Gegend. Ich, habe es leider unterlassen, der ver- brannten Bergkette einen Besuch abzustatten, da ich dort keine Ausbeute erwartete; in Madrid erfuhr ich dann, dass gerade hier die seltsame Helix Gu al t i e r i an a, die einzige Schnecke, für welche der Spanier einen besonderen Namen, Chapa, hat, vor- — 101 — kommt, die mau seither nur vou Almeria kannte. Diese Schnecke, welche in der europäischen Fauna fast isoHrt steht, scheint somit durch die Osthälfte der Sierra Nevada weiter verhreitet. Weiterhin berührt man Dehesa de Illora, eine ausse- dehnte und sehr einträgliche Oliveupflanzuug, welche die spanischen Cortes dem Herzog von WeUiugton für seine Dienste im Be- freiungskriege schenkten und welche sich noch im Besitz seiner Nachkommen befindet. Dann geht es weiter über Felder, mit mannshohen Disteln bestanden und durch Durchstiche, deren Abhänge ein mir unbekanntes Schlinggewächs mit prachtvollen Blüthen schmückt, bis nach zweistündiger Fahrt endlich Loja er- reicht war. Die Umgebung ist prachtvoll. Steile nackte Felseu- hänge treten vou beiden Seiten .zusammen und sperren dem hier schon ziemlich wasserreichen Jeuil den Weg, ihn zu einer mehr westlichen Richtung drängend. Loja liegt dem Bahnhof gegen- über, an der anderen Seite des Jenil, am steilen Hang malerisch angelehnt; dicht über der Station erheben sich prachtvolle Kalk- felsen, vou deuen eine Menge Quellen herabrauschen, aucli jetzt im Sommer noch wassen^eich. Diese steilen Hänge waren natür- lich unser nächstes Ziel, wir kletterten hinauf ohne Rücksicht auf drohende Wolken, die vou dem Guadalhorcethal herüberkamen. Der Steilhang war sorgsam angebaut; wo es möglich war, hatte man kleine Terrassen aufgeworfen und Oelbäurae darauf gepflanzt, welche in diesem Jahre den Fleiss der Besitzer reichlich zu lohnen versprachen, unsere Anstrengungen bUebeu leider erfolglos, nur hier und da fanden wir ein paar leere Schneckenschaaleu und ich empfing hier eine ganz bedeutsame Lehre. Bisher hatte ich immer geglaubt, die Schnecken im Süden verkröchen sich wohl vor der Hitze und der Trockenheit, kämeu aber, wie die unseren, bei feuchtem Wetter wieder heraus. Hier aber überzeugte ich mich, dass das durchaus irrig ist und dass die Schnecken sich durch einen Regen im Sommer so wenig hervorlockeu lassen, wie die unseren durch ein paar warme Tage aus ihrem Winterschlaf. Der Sommerschlaf ist also dem Winterschlaf unse- rer niederen Thiere vollkommen analog. Damit ver- schwand für mich jede Hoffnung auf eine einigermassen reich- liche Ausbeute in Südspanieu und wir entschlossen uns, baldigst dem kühlereu Norden zuzueilen. Nicht ohne Mühe kletterten wir herunter. Zwar machten wir nachher an einigen Felsen, welche — 192 — sich im Thale selbst erhoben, und iu einem Nacimiento, einer gewaltigen Quelle, dicht am Bahnhof noch eine bessere Ausbeute, aber das konnte unseren Entschluss nicht ändern. In der Bahn- hofrestauratiou stärkten wir uns nach den gehabten Anstrengun- gen, dann brachte uns der Abendzug gegen 9 Uhr nach Grauada zurück. Der Sonntag war natürlich wieder der Alhambra gewidmet und der Abend der Alameda, einer prächtigen Ulmenallee, welche sich fast von unserem Hotel bis zum Zusammenfluss des Jeuil mit dem Darro hinzieht. Eine recht gutej Militärmusik spielte und die Alameda mit ihren rauschenden Brunnen und der reichen Gasbeleuchtung machte ein recht hübsches Bild. Von National- trachten war aber auch hier, die Mantillas der Frauen abgerech- net, keine Spur mehr za sehen. Nur die Lidiadores, die Acteure bei dem bevorstehenden Stiergefechte fahren einmal in Majotracht durch die Strassen. Der Majo und seine andalusische Tracht gehören der Vergangenheit an. Fa-it schien es, als seien wir die einzigen Estrangeros in Granada, denn selbst in der Alhambra trafen wir keine anderen Besucher; ich musste darum auch meinen Plan einer Besteigung des Malhacei!, des höchsten Gipfels der Nevada, aufgeben, da ich nicht allein zu gehen Lust hatte. Einen Blick iu die Nevada wollte ich aber doch thun und so brach ich am Morgen des elften Juli mit einem Führer dahin auf. Mau kann bekanntlich bis zum Gipfel hinauf reiten ; die Neveros, die Maulthiertreiber, welche alltäglich den Schnee von dem Kamme des Picacho de Veleta für die Conditoreien iu Granada holen, haben sich einen ganz leidlichen Saumpfad gebahnt, und halteu denselben iu ihrem eige- nen Interesse auch ziemlich im Stand. Da ich aber unterwegs sammeln wollte, zog ich vor zu Fusse zu gehen, sehr zum Leid- wesen meines Herrn Führers, dem das Steigen gar nicht passte. Wir brachen zeitig am Morgen auf und gingen durch die prächtige morgenfrische Alameda, in der überall die Brunnen plät- scherten und die Nachtigallen sangen, bis zur Jenilbrücke und dann die Strasse nach Alheudin entlaug. An den letzten Häusern biegt ein schmaler Saumpfad nach dem Gebirge hin ab; es ist der Camino de los Neveros. Er steigt allmähhg empor über einen Rücken, welcher vom Dornajo, einem Vorberge der Nevada, gegen die Alhambra herabläuft. Im Anfang waren noch ein paar — m\ — Oelbäume aügepflanzt, daim hörte aller Anbau auf und eine Ein- öde umgab uns, wie mau sie sich trauriger nicht denken kann. Stundenlang stiegen wir empor, ohne einen Grashalm, ohne ein lebendes Wesen zu sehen; nur einzelne Eidechsen huschten um die Steinhaufen. Der Boden war Schuttland der Nevada, von tief eingerissenen Barraucos durchfurcht, zwischen denen wir oft auf ganz schmalem Kamme dahinschritteu ; auch an ihnen war keine Spur von Vegetation zu sehen ; spärliche Dorusträucher und Wachholder, welche im Frühling hier und da aufspriessen, waren längst den Küchenfeuern in Grauada zum Opfer gefallen. Die Aussicht auf die Stadt und die Vega wurde immer schöner. Wir erreichten den scharfen gratartigen Rücken, welcher das Thal des Jenil von dem des Monachil scheidet, tief unten hörte man den wilden Bergstrom, vom schmelzenden Schnee geschwellt, brausen. Jenseits, soweit das Auge reichte, dasselbe kahle trostlose Schutt- land, in lange Rücken, die vom Kamme der Nevada herunter- laufen, gegliedert, eine Einöde, die keiner Wüste an Kahlheit nachsteht. Nach dreistündigem Steigen erreichten wir endlich die erste Quelle, ein schwacher Wasserfaden, an dem die Neveros ihre Maulthiere tränken. La fuente del barranco de los castaKos, die Quelle in der Kastauienschlucht, heisst sie im Volksmuud, an die Sage erinnernd, dass hier einst ein grosses, von Kastanien- wäldern umgebenes Gehöfte gestanden habe, das von der Erde verschlungen wurde, als sein letzter Besitzer seine Tochter um- brachte, weil sie einen Führer der empörten Morisken liebte. Da- mals mag freilich der Abhang der Nevada einen anderen Anblick geboten haben. Um die Kastanieuquelle flogen zahlreiche Schmetterlinge ; auch wir erquickten uns an dem köstlichen Wasser, denn die Julisonne brannte nicht schlecht an den schattenlosen Hängen. Dann ging es weiter, dem Dornajo zu, an dessen Abhang Kalkschichten auf- traten, welche mich einige Ausbeute erhoffen Hessen, aber leider meine Hoffnung vollständig täuschten. Nach fast fünfstündigem Marsche kamen wir endlich in ein Hochthal , das sich zwischen dem Dornajo und der Hauptkette ausdehnt und nun wurde das Bild etwas freundlicher. Ein paar Cortijos (Gehöfte) lagen in der Ferne, der Boden war ziemlich gut mit schwarzgrannigem Weizen und Garbanzos bebaut und selbst einige Bäume wareu sichtbar. Vor uns lag die hohe Nevada, aus deren Kamm sich die einzelnen 13 — 194 — Gipfel hier deutlicher hervorhoben, als von Grauada aus gesehen. Das Terrain blieb aber dasselbe und Hess ein weiteres Steigen zwecklos erscheinen, uiu so mehr, als am Horizont eine eigeu- thümliche Färbung auftrat, die mir nicht fremd war und einen tüchtigen Scirocco erwarten Hess. Die furchtbare Hitze, über 30" R. im Schatten, half zum Eutschlus.s mit; wir frühstückten rasch und wandten uns dann einem Barranco zu, welcher im Frühling die Gewässer aus dem Hochthal zum Jenil hinunterführt. Jetzt war er freilieh trocken und eben so kahl, wie der Rest des Gebirges, aber stellenweise von grossartiger Wildheit ; ein leid- licher Pfad führte hindurch. Erst ziemlich weit unten trafen wir eine kümmerliche Quelle, von Wiesen umgeben, und bald darauf betraten wir die Olivenpflauzungen von Finos und dieses Dörfchen mit seiner Brücke über den Jenil. Die Hitze in dem eingeschlossenen Thale war entsetzlich. In langen Zügen schlürften wir das eis- kalte Wasser, dann ging es weiter den Jenil entlaug. Der wilde Sohn der Nevada hatte sein Tiial stellenweise furchtbar verheert; auch in Piuos hatte er ein paar Häuser und die Hälfte der Brücke mitgenommen, und namentlich bei einem Dörfchen weiter unterhalb, wo der deutsche Cousul eine Papier- fabrik besitzt, war die ganze Thalbreite hoch mit Geröll über- führt und der Weg vollständig zerstört. Hier begannen aus- gedehnte Anpflanzungen vou Pappeln und weiter unten von Euca- lyptus, und um die Papierfabrik herum sah es ganz deutsch aus; besonders erfreute mich der sorgsam gepflegte Obstgarten mit kunstgerecht behandelten Bäumen , eine Seltenheit in Spanien. Aufhalten konnten wir uns aber nicht, denn wir hatten noch zwei ffute Stunden nach Grauada, die Hitze wurde immer drückender uud schon verkündeten einzelne Windstösse den hereinbrechenden Scirocco. Er Hess denn auch nicht lange auf sich warten ; dichte Staubwolken kamen das enge Thal herauf uns gerade entgegen und der Wind blies wie aus einem Backofen. Mühsam arbeiteten wir uns weiter bis zu einem Veutorillo, wo wir Schutz fanden und uns erquicken konnten, bis die erste Wuth des Sturmes nach- gelassen. Mein Führer, au dergleichen anstrengende Touren nicht gewöhnt, litt übrigens mehr als ich und konnte kaum mehr fort. Zum Glück Hess der Sturm bald nach und wir konnten wieder aufbrechen. Das bis dahin öde Thal zeigte nun die Nähe der Stadt; besonders scheint hier der Sitz einer blühenden Papier- — 195 — fabricatiou zu seiu, eine Fabrik reihte sich an die andere. Der Jeuil begann sich in zahh-eiche Mühlgräben und Bewässerungs- canäle zu vertheilen und die Gärten entfalteten eine bewunderns- würdige üeppigkeit ; die Reben kletterten bis in die höchsten Baumwipfel hinein und hingen in zierlichen Guirlandeu über den breiten Canal hinüber, dem die Strasse bis zum Beginn der Ala- meda folgt. Der Scirocco hatte wohl etwas nachgelassen, aber er hielt doch noch immer an und die Hitze wurde fast unerträglich; es war offenbar für nordische Constitutioneu die höchste Zeit, sich geräuschlos über die Grenze zu verziehen. Ich machte noch eine mehrstündige Excursion in die Vega, aber auch hier in der wohl- bewässerten Ebene war jedes Thierleben erstorben, auch Insecteu sah ich so gut wie keine und namentlich fiel mir auf, dass das Jenilwasser weder Frösche noch Schnecken beherbergte ; es ist otfenbar zu kalt dazu. Die Vega selbst kann einen Deutschen nicht reizen, üppig grüne Felder haben wir in Deutschland genug; einem Südspanier freilich oder einem Araber muss sie als Paradies erscheinen, denn sie bietet die zwei Dinge, die er am höchsten schätzt. Schatten und Wasser. — Die berühmte Ebene von Da- maskus, das irdische Paradies der Syrier, bietet bekanntlich auch nicht mehr. Granada selbst hat ausser der Alhambra nur wenig Sehens- werthes. Der Zacatiu, seit der Maureuzeit die Hauptverkehrs- strasse, bietet gar keine Eigenthümlichkeiten mehr; die Läden sind lauter Magazine , wie in anderen Städten auch ; er wird übrigens sehr in Schatten gestellt durch die neue Strasse längs des überwölbten Darro, welche nun von der Plaza nueva aus bis zum Ende der Alameda durchläuft. Die Plaza Vivarrambla war durch ein Baugerüst bis zur Unkenntlichkeit entstellt, die Gene- ralife haben wir nicht besucht, ebenso wenig die Kathedrale mit den Gräbern Ferdinands und Isabellas, der Beiden, welche die Herrlichkeit Granadas zerstörten. Am 13. Juli machten wir der Alhambra noch einen xA.bschieds- besuch, am 14. ging es zeitig zur Bahn, um der Gluthhitze des Südens zu entfliehen ; aber wir mussteu aus dem Fegfeuer durch die Hölle. Meiner Berechnung nach hätten wir bequem um 1 Uhr in Gobautes sein können und ich ärgerte mich schon in Gedanken, — 196 dass wir ein paar Stuudeu in dieser uninteressanten Gegend würden zubringen müssen, aber die spanische Eisenbahn bewahrte uns davor. Im langsamsten Schneekenschritt ging es voran, als sei es auch der Locomotive zu heiss ; der Peßon de los Enamorados wollte gar nicht aus dem Gesicht kommen und erst um halb vier waren wir in Gobantes. Hier hatten wir denn gerade Zeit genug, um eine höchst uothige Erfrischung zu uns zu nehmen, dann ging es weiter, Cordoba zu. Die Gegend bleibt ziemlich uninteressant, aber sie ist leidlich angebaut und stundenlang fährt mau durch einen zusammen- hängenden Wald von Oelbäumen. Gleich im Anfang passirt man den interessanten Salzsee von F u e n t e de Piedra, dessen Salinen man von der Bahn aus sieht. Dann geht es weiter durch hügeliges Land und hinunter zum Jenil, den man bei Puente de Jenil erreicht; weiterhin steigt die Bahn wieder etwas, um das Dreieck zwischen dem unteren Jenil und dem Guadalquivir abzuschneiden und erreicht, dem Thale eines kleinen Baches folgend, die Ebene. Der Hauptstrom Andalusiens macht im Sommer durchaus keinen imponirendeu Eindruck, sein Fahrwasser ist ungemein verwildert, von Schififbarkeit keine Rede mehr. Ueber eine lange Kettenbrücke kommt man nach Cordoba, der Kalifenstadt, die immer noch auf dieser Seite einen recht freundlichen Eindruck macht. Wir nahmen unser Quartier an der Alameda del grau capitan und konnten am Abend der Militärmusik lauschen, die unmittelbar unter unserem Balkon spielte. Am anderen Tage sollten wir aber erfahren, warum Cordoba im Volksmuude el sarten de la Andalucia , die Bratpfanne von Andalusien, heisst. Glühend lag die Atmosphäre über der Stadt, kein Lüftchen regte sich, mitleidslos brannte die Sonne vom Himmel, nicht mehr der erwärmende belebende Helios, sondern der verzehrende Moloch der Phöuicier. Kein Mensch war in den engen Strassen zu erblicken , als wir uns den Weg nach der Mezquita, der berühmten Moschee suchten; zum Glück boten die Strassen noch einigen Schatten. Nicht ohne Mühe fanden wir uns mit Hülfe des Stadtplanes im Murray durch das Gewirr enger Gässchen, endlich standen wir vor dem spanischen Glocken- thurm, in dem sich der Eingang in den Moscheenhof befindet. Längst ist die Moschee der Ommijaden in eine christliche Kathe- drale verwandelt, aber der Name Mezquita ist ihr im Volksmunde — 197 — geblieben. Der Moscheenhof ist mit prachtvolleu Oraugenbäumen bepflanzt, vou denen manche uralt erscheinen und wohl noch maurischen Ursprungs sein mögen. Die Moschee selbst macht von Aussen keinen sonderlich imposanten Eindruck, aber wenn mau das Thor durchschreitet, wirkt das Innere durch seine riesige Ausdehnung und die Unzahl der Säulen überwältigend. Erst nach und nach kamen wir zur Betrachtung der Einzelheiten. Das Bau- werk trägt denselben Character, wie die Djema el Kebir in Tlem- cen und wie alle acht maurischen Gotteshäuser , während die türkischen Moscheen bekanntlich alle mehr oder minder byzan- tinisch nach dem Vorbild der Aja Sophia erbaut siud. In endlosen Reihen laufeu nach allen Seiten die Säulen, lauter antike Mono- lithe, den verschiedensten Baustylen angehörig und aus den ver- schiedensten Gesteinen. Sie bieten eine vollständitje Musterkarte der von den Alten zu Säulen verwandten Gesteine, Marmor aller Art, Granit, Syenit, Porphyr etc. ; manche sind wunderbar schön, aber mau sieht auf den ersten Blick, dass sie nicht zusammen- gehören ; die einen waren zu lang und sind zum Theil in den Boden versenkt; was zu kurz war hat man mit Basen versehen, aber der Gesammteindruck ist doch ein grossartiger. Ich konnte freilich immer den Gedanken nicht los werden, an die zahlreichen Prachtbauten des Alterthums, die zerstört werden mussten, um die zwölthundert Säulen zusammenzubringen, und zwar nicht nur in Spanien und Nordafrika, sondern auch in christlichen Läudern, deren Beherrscher wetteiferten , dem Kalifen gefällig zu sein. Selbst Leo, der Kaiser vou Constantinopel, sandte 140 Säulen, die Hauptmasse aber soll Karthago geliefert haben. Heute wird der Eindruck einigermassen gestört durch den Chor, welchen der Bischof Alouzo Mauric^ue 1523 mitten in den muhauiedanischen Bau hineinstellte. An und für sich ist er freilich ein Prachtbau und die Holzschnitzereien der Silleria sind Meisterwerke, die ihres Gleicheu suchen,, aber in die Moschee hinein gehört er nicht uud selbst Karl V. fand sich veranlasst, dem Bischof seine Barbarei ganz entschieden zu verweisen. Jetzt sehen das selbst die Spanier ein , aber der Chor ist nicht mehr zu entfernen und man muss sich begnügen, wenigstens eine kleine angehäugte Kapelle auszubrechen und so wieder den freien Durch- blick auf das Mihrab, die Gebetnische, zu gewinnen. Diese, ob- schou in eine Capilla de Pedro umgewandelt, hat noch ganz ihren — 198 — Character bewahrt. Die Verzieruugeu gleichen denen dei" Alhambra, aber was dort Stuck ist, ist hier solider Marmor und die Azulejos werden durch reizende Goldmosaiken vertreten. Ebenso ist es in der anstossenden Capilla de Villaviciosa, wo einst der Kalif seine Andacht verrichtete. In der Moschee war es erquickend kühl, aber als wir heraus- traten, empfing uns eine ganz entsetzliche Hitze und die Strassen boten uns kaum mehr Schatten. 42^ C. zeigte das Thermometer im Schatten, wieviel Grad in dem Hötelomnibus waren, der den ganzen Tag über in der Sonne gestanden, entzieht sich der Be- rechnung. Halb aufgelöst kamen wir zur Bahn und hoff'ten einige Kühlung zu empfinden, wenn der Zug sich in Bewegung setze. Aber umsonst; wie glühende Flammen umzüngelte uns die Luft, die zu den Fenstern hereinkam. Trotzdem sahen wir im Felde die Landleute mit der Ernte beschäftigt; sie trugen dicke Tücher um den Kopf, wie die Araber. Wir passirten Andujar, wo die Jarras, die Wasserkühler, für ganz Südspanieu und selbst Nordafrika angefertigt werden, dann Menjibar, wo die Bahn über Jaen nach Granada ein- münden soll, und wir die Comida eiunalimen. Dann sank endlich die Sonne und es wurde eiuigermasseu erträglich. Die Nacht verhüllte uns den prachtvollen Pass von Despeiiaperros, die Pforte Andalusiens, aber sie deckte auch mit mitleidigem Schleier die Ebenen der Mancha, denen nur die Erinnerung an den edlen Ritter einigen Reiz geben kann. Als der Morgen graute, waren wir im Parke von Aranjuez und eine Stunde später hielten wir im Bahnhof von Madrid. Vierzehntes Capitel. Das Baskenland. Madrid macht mit seinen breiten geraden baumbepflanzteu Strassen und stattlichen Häusern einen ganz freundlichen Eindruck, aber wenn wir auf Kühlung gehofft hatten, wurden wir bitter enttäuscht, denn die Hitze gab der in Cordoba wenig nach. Von einem längeren Aufenthalte konnte keine Rede sein, zumal in der Umgegend ohnehin wenig zu machen ist und auch die aus Granit — 199 — bestehende Sierni de Gnaderama dem Schneckensammler nur wenig bietet. Den ersten Tag verschliefen mir so ziemlich gauz, nur gegen Abend machte ich dein bekannten Naturforscher Hidalgo einen Besuch, um seine Sammlungen zu sehen und ihm verschiedenes aus meiner Ausbeute vorzulegen. Sonntag den 13. Juli verwandten wir, um in den Strassen vou Madrid herumzuflanireu und das königliche Schloss und die es umgebenden gut gepflegten Anlagen zu betrachten; die Gallerien sind Sonntags meistens geschlossen und auch in die Armeria real konnten wir nicht kommen. Montag erreichte die Hitze einen wahrhaft bedenklichen Grad, 42, 5*^ C. im Schatten, die Strassen glühten und die Trottoire bedrohten den unvorsichtigen Fremden mit dem Schicksal des Schefif'erschen Derwisches. Auf Puerta del Sol war kein Mensch zu sehen, wer hinaus musste, schlich im Schatten au den Häusern dahin. Da war keines Bleibens mehr. Wir verzichteten auf die Bildergallerien und das Schwert Rolands in der Armeria, nur dem naturhistorischen Museum machten wir einen Besuch, um uns au der »riesigen Faul- heit« des Megatheriums zu erbauen. Das Megatheriumscelett, aus den Pampas vou Buenos Aires stammend, ist freilich so ziemlich alles, was das Museum aufzuweisen hat, und es ist trotz seiner Vollständigkeit noch obendrein unrichtig zusammengestellt und auf so ungenügendem Räume, dass man den stattlichen Schwanz nicht hat anfügen können. Im übrigen ist das Museum für das Centralmuseura eines Reiches, in welchem einst die Sonne nicht unterging, sehr mager. Vergeblich spähte ich nach dem zweiten etwas kleineren Megatheriumscelett, das früher hier war, niemand wollte etwas davon wissen, aber ich fand es später im Jardin des Plantes in Paris. Säugethiere, Vögel und Reptilien sind mangel- haft vertreten und ausnahmslos schlecht gestopft ; besser steht es um die Fische. Die Molluskensammlung ist sehr mangelhaft, die Mineralien dagegen zeigen manches Prachtstück, namentlich aus den amerikanischen Bergwerken, und als Reunomirstück einen centnerschweren Meteorstein, welcher 1838 bei Murcia fiel. Alles in Allem bewies das Museum, dass der Sinn für Zoologie und Sammlungen trotx einiger tüchtiger Leute in Spanien noch nicht sonderlich entwickelt ist. E]s war nicht ganz leicht in Madrid wegzukommen, obschon man täglich einen Extrazug nach dem Norden abgehen Hess. Wer Madrid verlassen konnte, flüchtete und die Bahnverwaltung hatte — 200 — <'ar keiue Lust bei der grauenvollen Hitze mehr als gewöhnlich zu arbeiten. Wir wollten mit dem Expresszug um 4.*^ Nachmittags fahren, und schon um drei Uhr giug ich mit dem Hausknecht zur Gepäckstation, die sich zweckmässiger Weise auf Puerta del So], dem Hauptplatz, mitten in der Stadt befindet. Aber du lieber Himmel, wie sah es da aus! Berge von Koffern füllten den Raum und im Hintergründe sass ein einziger Emplegado, rauchte gemüth- licb seine Cigaretie und nahm mit verzweifelter Langsamkeit einen Koffer nach dem andern in Empfang. Weder das Toben der un- geduldigen Cargadores noch selbst das Klingen von Peseten konnte ihn in ein rascheres Tempo bringen und ich hatte anderthalb Stunden zu warten, bis ich endlich an die Reihe kam. Zum Zug w'ar es zu spät, aber zum Glück ging eine Stunde später ein anderer in derselben Richtung und eine Droschke braqjite uns noch zur rechten Zeit zu dem weit draussen liegenden Bahnhof. Der Zug, obschon nur aus Wagen erster Classe bestehend , war endlos lang und die Coupes wurden ohne Rücksicht auf die Hitze voll gestopft; wir mussten uns also auf eine ziemlich uuangenehme Nacht vorbereiten. Zum Glück hatte der Himmel endlich ein Einsehen, schwere Wetter- wolken wälzten sich von der Mancha herüber und schon fielen einzelne Tropfen. Madrid präsentirt sich von der Station aus ganz stattlich, das Terrain fällt hier steil ab und das ausgedehnte königliche Schloss erscheint wie auf steiler Höhe liegend. Aber schon nach wenigen Minuten findet sich der Zug auf dürrer Haide und jede Spur von Anbau ist verschwunden; eine wüste Fläche mit Ginster und Haidekraut dehnt sich weithin aus. Sie scheint anfangs aus Diluvialschutt zu bestehen, dann treten Granitblöcke auf, die immer häufiger werden und der Gegend ein ganz eigenthümliches Ansehen geben. Die Bahn folgt der tief in den Granit eingeschnittenen Schlucht eines kleinen Baches, dessen fast stagnirendes Wasser von Algen gefärbt war, seine Räuder boten das einzige Grün auf der sonnverbrannten Fläche. Das Gewitter kam hinter uns drein und umhüllte die Granitberge der Sierra de Guaderama, in strömendem Regen passirten wir das Escurial, dann kam die Nacht und liess uns von der kühnen Gebirgsbahn, welche bis zu 4500' emporsteigt, nur wenig erkennen. Nadelholzwälder fassten sie zu beiden Seiten ein und an den Stationen boten die Landleute frische Milch in eigenthümlichen Topfchen an. Als der Morgen graute, hatten — 201 — wir Obei-Castilien mit seinen dürren Hochflächen schon im Rücken und sahen vor uusBurgos mit seiner zweithürmigen gothischen Katheihale, die gar nicht spanisch aussieht. Dann ging es weiter durch ziemlich gut angebautes Land, einer kühngeformten Kalk- sierra zu und durch das prächtige Felsdefile von Pancorbo, dem Oroncillo entlaug in das weite Ebrothal, in dessen Mitte M i r a n d a , unser vorläufiges Reiseziel, der Abzweigungspunct nach Bilbao, liegt. Natürlich hatten wir keinen Anschluss, darauf war ich vor- bereitet; dass aber der erste Zug nach der wichtigsten Hafen- stadt des Nordens erst um zwei Uhr abginge, hätte ich denn doch nicht erwartet; Coäa d'Espagna. Zum Glück iöt an der Haupt- linie wenigstens für leibliche Bedürfnisse gesorgt und wir konnten uns in der guten Bahnhofsrestauratiou stärken. Das Felsendefile von Pancorbo war leider zu weit entfernt, um es zu besuchen und wir verschoben das auf die Rückreise; aber die Umgegend wollten wir wenigstens einigermasseu inspiciren. Das Gewitter war hier nicht hergekommen und die Hitze in dem weiten Ebrothal fürchter- lich. Umsonst spähten Avir nach Geibels schattigen Kastanien, aber wir machten doch ganz hübsche Ausbeute an Schnecken und begrüssten mit Freude wieder zum ersten Mal unsere heimathliche Waldschnirkelschuecke. Das alterthümliche enge Städtchen bietet ausser einer seltsamen Kirche mit eigenthümlichen Köpfen an den Pfeilern kein Interesse, von dem Castellberg, wo ein Pfeiler an irgend eine mir unbekannte Action erinnert, hat man zwar einen ausgedehnten Ueberblick über das von zackigen Sierren eingefasste Thal des oberen Ebro, aber an den Conglomeratfelsen war wenig zu hoffen und die Hitze trieb uns zum Bahnhof zurück, wo meine Frau sich dann vergeblich bemühte eine einigermassen kühle Stelle zum Ausruhen zu finden. Ich ging noch einmal nach der anderen Seite, wo der Tejas aus dem Gebirge dem Ebro zufliesst und machte hier in dem angeschwemmten Geniste eine leiche Ernte an kleinen Sachen, wurde aber dabei halb geröstet und kehrte endlich auch zum Bahnhof zurück, w^o die Minuten in der furchtbaren Schwüle nur langsam verrannen. Endlich kam der Mittag, von beiden Seiten her liefen die Züge mit schweissgebadeten hungerigen und durstigen Passagieren ein, schliesslich kam auch der von Zaragoza, auf den wir waiten mussten, und wir konnten einsteigen. Die Bahn bleibt nur kurze Zeit im Ebrothal, dann weudet sie sich dem Tejas zu und betritt bei Potes ein prachtvolles Felsdefile. — 202 — Diese Stelle hat im Befreiungskrieg eine wichtige Rolle gespielt, die Franzosen hatten versäumt sie zu besetzen, und so konnte der Herzog von Wellington eine starke Abtheiluug hiudurchschicken, welche den Franzosen in den Rücken kam und die Schlacht bei Vittoria entschied , in Folge deren die Franzosen die Halbinsel für immer räumen niussteu. Hinter der Schlucht erweitert sich das Thal; üppig grüne Wiesen, für uns ein lang entbehrter An- blick bedecken, den Boden, Eichen und Hainbuchen, von Adlerfarrn und Wurmfarrn durchrankt, bilden einen wirklich ächten ge- schlossenen Wald, ein wunderbarer Contrast gegen das verbrannte Ebrothal. Gute Wege durchziehen die sorgsam gebauten Felder, steinerne Brücken führen über die Bäche, die Häuser liegen einzeln oder locker gruppirt, von Fruchtbäunien umgeben; Scheunen, uner- hört in Spanien, schliessen sich an die Wohnhäuser, wir sind in einem neuen Lande und auf der nächsten Station sehen wir auch nicht mehr die spanischen Gnardiii civiles mit Napoleonshut und Schwalbeuschwanzfrack , sondern stämmige Männer mit rothen barettartigen Mützen, die Manta über der Schulter, Alpargatas au den Füssen, Wir haben die Grau zen des Landes Euscal er ia überschritten und sind im Gebiete der Basken. Ein schweres Wetter zog hinter uns drein durch das Defile und holte uns auf jeder Station ein. So erstiegen wir die Wasser- scheide, welche dem Bahnbau keine sonderlichen Schwierigkeiten oeboten, aber nun lag das Thal des Nervion unter uns in schwindelnder Tiefe und man sah keine Möglichkeit hinunterzu- kommen. Aber prachtvoll grün war das Land bis zum Meere hinab, ein Waldland so schön wie man es nur in Deutschland haben kann, auch von unseren H ei math bäumen, Buche, Eiche, und Hainbuche bedeckt. Bei I n o s a ist der höchste Punct mit 2163 Fuss über dem Meere erreicht; dicht an der Bahn stürzt sich der A Itabe über 600 Fuss senkrecht hinab; etwas weiter, bei Lezama, führt die Bahn fast über den Fall des Oroyco, der 700 Fuss tief ist. Aber daun bricht der Berg plötzlich ab, in schwindelnder Tiefe unten sieht man die Fortsetzung der Bahn, so nahe, dass man mit einem Stein hinunterwerfen kann, in einem Tunnel biegt der Zug um die Ecke und nun fällt der Blick auf ein kreisrundes Kesselthal von senkrechten Felswänden umgeben, in dessen Mitte auf einem Hügel einalterthümliches Städtchen ruht. Das ist die Concha d'Ordufia, die Muschel von Ordufia, eine der interessanten — 203 — Thalbilduugen, wie sie auch in den Pyrenäen vorkommen. In einer vier Wegstunden langen kreisförmigen Scbleife zieht sich die Bahn an den Wänden hin, durch eine Menge von Tunnels, bis sie endlich die Thalsohle erreicht. Während des Umwess hatte uns das Gewitter wieder eingeholt und es goss wie aus Kübeln, so dass man kaum ein paar Schritte weit sehen konnte. Uns machte das wenig Kummer, denn wir hatten Ordußa ohnehin auf der Rückreise einen längeren Besuch zugedacht. Von Ordufia ab folgt die Bahn dem Nervionthal, dessen scharfe Biegungen noch manchen Tunnel und manchen Brückenbau nöthig macheu. Die Fläche ist mit Mais bepflanzt, dazwischen liegen überall einzelne Steinhäuser, durch ihre vorspringenden Dächer an Schweizerhäuser erinnernd, aber massiv mit quadratischem Grund- riss, das Dach nach vier Seiten abgeschrägt, die kleinen Fenster wie Schiessscharten aussehend. Nur dann und wann gruppiren sich ein paar zusammen um eine kleine Kirche, den Mittelpuuct eines Dörfchens bildend. Bald merken wir, dass wir uns einer Industriestadt nähern; Eisenhütten und Fabriken erheben sich überall an dem durch Wehre vielfach gestauten Fluss, Landhäuser mit sorgsam gepflegten Gärten mischen sich dazwischen und end- lich führt uns ein lauger Tunnel direct auf den Bahnhof von Bilbao. Hier hatten wir zuerst unendlich lange zuwarten, denn die Gepäckrevision beginnt nicht eher, als bis alle Kotfer ausge- laden sind. So kamen wir in die Fonda zu spät zum Abendessen und erhielten zwar mit einiger Mühe noch ein Zimmer, aber kaum noch etwas Thee, und die Leute waren überhaupt so nnfreundlich, die Bedienung so schlecht, dass wir gleich am anderen Morgen wieder aus der Fonda de Autonia auszogen und in eine Casa de Huespedes übersiedelten, wo wir es allerdings auch nicht allzu glänzend trafen. Bilbao ist eine freundliche, saubere Stadt, am Nervion da gelegen, wo er ein scharfes Knie macht und den Character eines Bergbaches annimmt. Ebbe und Fluth reichen bis zur Stadt und bei Hochwasser können selbst stattliche Seedampfer bis zur grossen Brücke gelangen. Die meisten allerdings gehen nur bis Oleviaga, eine halbe Stunde unterhalb, und nehmen dort direct ihre Ladung — fast ausschliesslich Eisenstein — ein. Die Stadt liegt im tiefen Thal und etwas an den Abhängen empor, von allen Seiten so vollständig und aus solcher Nähe beherrscht, dass — 204 — mau kaum begreift, wie mau darau denkou kauu, sie gegeu eiueu selbst uur mit Feldgeschütz verseheueu Feiud zu vertheidigen. üud doch führt sie deu stolzeu Ehreutitel Bilbao la iuvicta, die üubesiegte, uud hat iu diesem Jahrhuudert 3 schwere Belage- ruugeu ausgehalteu. Jedesmal hat sich der Austurm der Carlisteu nicht au ihreu Wällen und Bastiouen, deuu die hat Bilbao nicht, souderu au dem Muth uud dem verzweifelteu Widerstaude ihrer Bürger gebrocheu, welche die ofteue Stadt uud das Nerviouthal bis zur Hafeustadt Portugalete iu eiue Festuug umzuschaffen verstaudeu, 1835 rückte Zumalacarregu i , dieser ächte Baske uod Guerillaführer, nach seiuem Siege bei Descarga vor Bilbao uud bemächtigte sich im ersten Aulauf der Kirche de BegoRa, welche unmittelbar über der Stadt liegt uud sie vollkommeu be- herrscht. Aber eiue Kugel aus der Stadt machte der Siegeslauf- bahu des Tio Tomas (Oukel Thomas, wie Zumal acarregui bei den Baskeu hiess) eiu Ende uud seiu Nachfolger zog sich zurück. Noch im selben Jahre erfolgte eiue neue Belageruug, bei der die Carlisteu wieder alle die beherrscheuden Positioneu auf der rechten Nerviouseite iuue hatten, aber nach zwei Monaten wurde die Stadt durch Espartero ersetzt. Die letzte uud schwerste Belage- ruug eudlich war die im letzteu Carlisteukriege, wo sich eiue Zeit laug die Geschicke Spauieus um Bilbao drehteu. Die Car- listeu hatteu diesmal ihre Hauptstelluug auf den eiseusteinreichen Bergen von Sommorostro uud hatteu selbst das feste Portuga- lete 1874 iu ihre Gewalt gebracht, die Stadt kam iu die äusserste Noth, besonders nachdem der AngriflF des Geuerals M o r i o u e s von den Carlisteu im Februar blutig zurückgewiesen worden war. Auch Serrauo griff die Stellung bei Sommorostro zweimal vergeb- lich an, und erst mit Aufbietung der letzteu Kräfte — selbst die Guardia civiles aus ganz Spanien wurden aufgeboten — gelaug es ihm bei las MuSecas durchzubrechen uud am 2. Mai die Stadt zu entsetzen. Noch zengeu einzelne iu Trümmern liegende Häuser von den Schrecken der Belagerung ; im Ganzen aber ist die Stadt wie ein Phönix aus ihrer Asche entstanden. Eiue Reihe prächtiger Land- häuser, zum Theil sehr geschmackvoll in Backsteiurohbau ausge- führt, zieht sich dem Nervion entlang, zwischen sich und dem Flusse eiue mit lioheu Ulmen, Platanen uud Kastanien bepflanzte Alameda lassend, deu Liebliugsspaziergang der Bewohner von — 205 — Bilbao. Die Strassen der Stadt sind eng, aber sauber und gnt ge- pflastert: die Häuser aus Stein, fünf bis sechs Stock boch, die Balkone häufig mit Glasverdachung und zum Zumachen eingericbtet. Ueber gar vielen Tboren sieht man ein grosses Wappen, den Adel seines Besitzers anzeigend; freilich betrachten sich alle Basken schon blos ihrer Nationalität wegen als adlig. Auf den Strassen sieht man nichts von dem trägen Herumlungern der Andalusier; überall erkennt man die thätige Fabrikstadt. Die Waarenballen werden auf Schleifen von Ochsen gezogen ; die Zugthiere haben Joche, wie die unseren, aber um das Joch ist immer ein weisses Schaaffell gewickelt, was ihnen ein merkwürdig ehrenfestes, fast rathsherrnmässiges Ansehen verleiht ; getrieben werden sie aber, wie überall in Spanien, nicht mit der Peitsche, sondern mit der Castiga, einem langen Stock mit eiserner Spitze. Die baskische Nationalität erkennt mau au den rothen und blauen Baretten der Männer, die Frauen zeichnen sich durch laug herabhängende Zöpfe aus. Männer und Frauen sind hübsch gewachsen und haben Hände uud Füsse wie in Andalusien. Die Frauen greifen übrigens überall tüchtig mit an ; früher sollen so- gar Frauen vorwiegend als Lastträgerinnen beim Eutladen der Schüfe thätig gewesen sein, doch habe ich davon nicht mehr viel bemerkt. Die Hitze hatte sehr nachgelassen, eine kühle Brise wehte von der See herauf, brachte aber auch Regen und zwang uns am ersten Tage einmal Zuflucht in einem Baskenhause in der Vorstadt Chacoli zu suchen. Eine prächtige Passiflora bildete eine dichte Laube vor dem Hause, mit Blüthen überdeckt, die erste, die ich in Spanien sah. Am Abend hörten wir überall aus den feuchten Mauern »der Unke glockenhellen Laut« und machten an den Mauern selbst reiche Ernten, namentlich in der Umgebung der Chiesa de Begofia unmittelbar über der Stadt. An der Kirche sah man übrigens noch sehr erhebliche Spuren der Belagerung; sie ist der Schlüssel Bilbaos, aber von Befestigungs- werken ist keine Spur zu sehen, und eben so wenig weiter ober- halb an der ins Innere führenden Hauptstrasse. Erst am zweiten Tage besserte sich das Wetter und machte uns eine Anzahl Excursionen in die Umgegend möglich, welche sich überall ziemlich gleich bleibt, so dass ich es für unuöthig halte, dieselben einzeln zu beschreiben. Nach dem Gebirge hin — 206 - ziehen sich überall enge tiefe Thälcheu, deren Seitenwäude mit Eichen, Nussbäuraen und Kastanien ziemlich dicht bewachsen sind; hier und da ragen einzelne Felsen rauhen kieseligeu Kalksteins hervor, und in ihrer Umgebung ist der Boden meist von Berg- leuten durchwühlt. Der Adlerfarrn und zwei Haidearten bedecken den Boden; häufig sieht man rankende Brombeeren, deren köst- liche Früchte der Spanier seltsamer Weise wie der Italiener für uu- gesnnd hält und nicht geuiesst. Bilbaos Blüthe beruht auf dem Eisenstein, den man eigent- lich erst seit 1870 in grossem Massstab ausbeutet. Wohl waren die Lager seit alten Zeiten bekannt, und dienten der localeu In- dustrie; aber erst als mit dem Aufschwung der Stahlfabrikation die Herbeischaffuug phosphorfreier Eisensteine zur unbedingten Nothwendigkeit wurde, begannen englische Kapitalisten die Werke am Nervion anzukaufen und regelrecht zu betreiben. Will mau sich einen Begriff von der Wichtigkeit der Eisensteinbrüche — denn es sind fast ausschliesslich Tagbauten — verschaffen, so braucht man nur einmal mit der Trambahn nach Portugalete zu fahren. Von Oleviaga ab wimmelt der Nerviou von grossen See- dampferu ; ich zählte bei einer Fahrt deren 76, ohne die, welche vor der Barre bei Sommorostro ankern und einladen; ein paar davon gehörten Krupp in Essen. Am linken Nerviouufer reiht sich eine Ladestelle au die andere; schmalspurige Locomotivbahuen, Trambahnen und Drahtseilbahnen bringen den Eisenstein zum Ufer und entleeren ihn unmittelbar in die harrenden Dampfer. Seinen Höhepunkt erreicht das Treiben bei Sau Nicolas, wo von Westen her ein Zufiuss mündet und ein breites Becken bildet. Man thut übrigens auch alles Mögliche, um den Schiffen das Ein- laden zu erleichtern und baut eben wieder gewaltige Dämme, zu denen ein ganzer Berg abgetragen wird, um den Nervion gerade zu legen und Verschlammung zu verhüten. Literessant war das Treiben auf der Alameda am Abend. Zwar das gebildete Publikum ging hübsch sittsam, wie überall in Spauie]!, auf der einen Seite des Wegs hinunter bis zu einem gewissen Punkte, und auf der anderen Seite wieder herauf; aber die Basken sammelten sich um die Musiktribüne und wenn die Musik spielte, tanzten sie flott. Am 25. Juli wandten wir Bilbao wieder den Rücken; zu spät merkten wir, dass es Jacobstag war und das Zusammenströmen — 207 - - des Landvolkes aniTage des Schutzpatrons von Spauieu ein inter- essantes Volkstreiben versprach. Wir hatten schon gepackt und verliessen Nachmittags die Stadt, diesmal nur zu einer kurzen Fahrt, nach Orduna. Dort befindet sich ein neuerfundenes Bad, wie sie eben im Baskenland zu Hunderten auftauchen, Sommer- frischen für die Castilianer; überall waren Plakate mit Reclameu angeschlagen und ich hatte Lust, mir auch einmal ein solches Etablissement anzusehen. Natürlich wollte ich auch dort Quartier nehmen, aber zu meiner Ueberraschuug erfuhr ich am Bahnhof, dass in der Badeanstalt kein Quartier gegeben werde und die Badegäste in der Stadt wohnen raüssten. Schliesslich war ich aber mit dem Tausch nicht unzufrieden, denn die Fonda de Fir- min Guinea in Ordufia war sehr gut und sehr billig, und schliess- lich bin ich überhaupt nicht in das Badeetablissement gekommen. Gleich am ersten Abend merkten wir, dass die Basken nicht umsonst für musikalisch gelten ; Kater Hidigeigei wäre verzwei- felt, denn weit und breit musicirte die Menschheit wie im Tage- lohn. Uns gerade gegenüber arbeiteten zwei verstimmte Claviere, von einer Flöte begleitet, mit rührender Ausdauer, weiterhin eine Geige und ein Hörn, auch allerhand Gesang war zu vernehmen, ausserdem zog noch ein blinder Bettler von Haus zu Haus, schellte mit einer grossen Kuhglocke und plärrte dann ein end- los langes baskisches Gebet herunter. So ging es von Morgens bis Abends, nur zweimal zu unserer grossen Erleichterung unter- brochen durch eine wirklich gute Militärmusik, die auf der nahen Plaza spielte. Alle diese kleineu Baskenstädte haben nämlich starke Garnisonen, da die Regierung dem Lande noch gar nicht traut. Der Oberst speiste mit uns; er war ein Audalusier aus Cordoba, munter und freundlich, wie alle die Südländer, kam übrigens immer in Civil und erst nach ein paar Tageh sahen wir ihn zufällig einmal in Uniform und erfuhren, dass er der Stadtcommandant sei. Ich habe das überall in Spanien bemerkt ; man sieht die Officiere ausser Dienst fast niemals in Uniform. Ordufia bietet im Inneren nicht viel Interessantes; nur die Plaza, von der sternförmig zehn enge Strassen auslaufen, ist äusserst pittoresk. Von den Arcaden, welche sie umgeben, zeigen die auf zwei Seiten, an der Kirche und an einem nun als Kaserne dienenden Kloster, offenbar die ältesten , wirklich schöne Verhält- nisse. Die Kirche hat, wie viele im Baskenland, keinen Thurm, — 208 — soudern die Fagade ist über das Schiff hiiiausgebaut und die Glocken hängen in Schalllöchern, gleichsam ä jour. Sie bildete einst einen Centralpunkt des Baskenlandes ; in der Coucha leisteten die alten Iberer den Eömeru und Gotheu, und ihre Nachkomaien den Mauren tapferen Widerstand. Orduna war eine der wenigen Städte im Baskenland und gilt für älter als das uralte Ibaizabel, wie die Basken Bilbao nennen. Seine Ringmauer ist erst nach dem letzten Kriege, wo es nach heissem Kampf von den Libe- ralen erstürmt wurde, gebrochen worden. Die wenigen Tage, die wir in Ordnna verbringen konnten, reichten natürlich nicht aus, um das Baskenvolk kennen zu lerneu, das für den Fremden ohnehin unzugänglich genug ist. Dass Spanier und Baske keine guten Freunde sind, noch weniger als Spanier und Catalonier, konnte ich freilich sehen, und Spanier, namentlich ein armer Andalusier, den ich bei einer Excursion traf, klagten sehr über das unfreundliche Volk, das nicht einmal danke, wenn man grüsse. Es war kein guter Tag, als die liberale spanische Regierung beschloss, die heilige Eiche von Gueruica, unter der seit Urzeiten die Basken zusammenkamen, fällen zu lassen und die beschworenen Sonderrechte, die Fueros, aufzuheben. Bis dahin hatten die Basken eine Sonderstellung in Spanien gehabt ; sie erkannten den König von Spanien als ihren SeSor erst an, nachdem er die Fueros beschworen, und regierten sich im übrigen vollkommen selbstständig und republikanisch. Statt der Steuern zahlten sie ein freiwilliges Geschenk, dessen Höhe sie selbst bestimmten ; sie gräuzten sich durch eine Zolllinie gegen den Rest der Halbinsel ab, duldeten weder Tabak- noch Salzmonopol und stellten keine Rekruten, sondern nur im Falle der Gefahr den Landsturm, der nur von Basken commandirt werden 'durfte. Die Grundzüge der Verfassung waren schon aufgestellt worden, als 842 Inigo Arista zum Oberfeldherrn gegen die Mauren gewählt wurde ; die Fueros de Sobrarbe nennt der Baske diese älteste Verfassung. Nur gegen Gewährleistung dieser Freiheiten hatten sie seiner Zeit Pedro den Grausamen als SeHor anerkannt ; jeder spanische König hatte sie unter der heiligen Eiche von Guernica beschworen. Die drei baskischen Provinzen Biscaya, Alava und Guipuzcoa — das Wappen zeigt darum drei verschlungene Hände mit der Umschrift : Irurac Bat, drei in einem — sandten alljährlich ihre Abgeordneten, die in den — 209 — Ante-Tglesias, den Versammluugeu vor den Kirchen, gewählt wurden, nach Gueruica und gehorchten nur den Beschlüssen, die dort gefasst wurden. Die Aufhebung der Fueros trieb sie in die Arme der Carlisten und in jedem Carlistenkriege sind sie die Hauptstützen des Prätendenten gewesen. Erst nach dem unglück- lichen Ausgang der letzten Erhebung haben sie sich dazu verstehen müssen. Rekruten zu stellen und die erste Aushebung ist in 1877 ohne Widerstand verlaufen. Nicht gerade zur Freude der spanischen Officiere, denn dem Basken fehlt jeder Sinn für militärische Disciplin, und so tapfer er sich als Guerillero schlägt, für die reguläre Disciplin ist er unzugänglich. Noch heute gilt, was der grosse Capitän Gonsalvo de Cordova sagte : Ich will lieber wilde Thiere bändigen, als baskische Truppen commandiren. — Tabaksraonopol und dergleichen hat man aber noch immer nicht durchführen können und noch tagt regelmässig der Calzarro der baskischeu Provinzen in Guernica. Spöttisch schaut selbst der ärmste Baske auf den hergelaufenen Spanier herab, dessen Ahnen ja im höchsten Fall erst mit den Gothen ins Land kamen, als seine Vorfahren schon Jahrtausende lang da wohnten. Der Spanier betrachtet den dickköpfigen Basken mit Hass und Verachtung und macht sich besonders über dessen »unaussprechliche« Sprache lustig. »Die Basken schreiben Salomo und sprechen es Nebukadnezar aus, sie schreiben Bilbao und sprechen es Ibaizabel«, kann man von den Spaniern jederzeit hören und ebenso die Geschichte vom Teufel, der sich sieben Jahre in San Sebastian aufhielt, um das Baskische zu stuuiren and doch nur drei Wf)rte erlernte. Den Basken kümmert das wenig, er weiss, dass seine Sprache die älteste, nicht nur in Europa, was ihm ja auch die Wissenschaft zugesteht, sondern in der ganzen Welt ist und dass sie heute noch ausschliesslich im Himmel von den Engeln gesprochen wird — was ihm freilich Armenier and Araber bestreiten. Allerdings bequemt er sich dazu, spanisch zu lernen, und es wird auch in den Schulen spanisch unterrichtet, aber im übrigen hält er au seiner Nationalität, an Sprache und Sitte zäh fest und es werden noch viele Generationen dahin schwinden, ehe der letzte Euscaldanac hispanisirt ist, wenn überhaupt, was mir nicht ausser Zweifel scheint, Spanien so lange zusammenhält. Gerade in diesem Staat, der seit 400 Jahren nach aussen als eine so compacte Einheit erscheint, gährt es 14 — 210 — gewaltig unter der Oberfläche und die Spaltung zwischen Catalauen, Basken, Castilianern und Andalusieru hat sich in den letzten Jahren eher vertieft als vermindert. Dem Lande gereicht der Nationalstolz der Basken offenbar zum Vortheil. Der Baske hat, wie der Catalane, ein grosses Talent für Handel und Industrie; Fabriken, namentlich Spinnereien und Papiermühlen, finden sich in jedem Thal, gute Wege führen selbst in die Bergwäkler hinein und der Boden ist so sorgsam bebaut, wie in den Vegas von Murcia und Valencia. Bewässerung ist hier allerdings unnöthig, da die Sommer niemals regenlos sind, wie wir mehrmals selbst empfanden. In der Concha von Ordufia gestatten die ausgedehnten Ackerflächen eine regelrechte Beackerung, in den engeren Thälern ab-'r herrscht ausschliesslich Spatencultur, oder riclitiger, wird der Boden mit einem eigen- thünilicheu Instrument bearbeitet, der Laya, einer Art Gabel, welche aber unten zwei blattartige Zinken hat, wie der Karst in Mitteldeutschland. Der Baske führt gewöhnlich zwei dieser Instrumente und bearbeitet damit den Boden ebenso gewandt wie gründlich. Gepflanzt wird vorwiegend Mais ; zwischen den Mais- stauden aber werden immer noch Buschbohnen gepflanzt. Die Fruchtbäume des Südens sind verschwunden, und Nuss- und Apfel- bäume umgeben die Dörfer; die Aepfel dienen häufig zur Be- reitung von Aepfelwein. Unsere Ausflüge in der Concha d'Orduna galten natürlich ausschliesslich den Felsen, welche wie ein Zinnenkranz das Kessel- thal umgeben; sie waren ziemlich anstrengend, da wir, um zu ihnen zu gelangen, jedesmal gegen zweitausend Fuss au den steilen be- grasten Gehängen hinaufklettern mussten. Gleich der erste Tag sollte uns mit einer Eigeuthümlichkeit von Ordufia bekannt machen, die nicht zu den angenehmsten gehört. Weun nämlich der Wind vom Meere her weht, sammelt sich um die Kuppe des Penon (Kamm) de Ordufia eine Nebelwolke genau von derselben Form, wie sie beim Levanter die Spitzen von Gibraltar verhüllt, aber sie hält die Feuchtigkeit bei weitem weniger fest und löst sich sehr gerne in Regen auf. Das war am 26. Juli der Fall und schon gleich nach dem Ausmarsch wurden wir gelinde angefeuchtet. Der Nebel erschwerte die Orientirung, aber zum Glück braucht man bei Ordufia eben immer nur zu steigen , um schliesslich an die Felsen zu kommen. Auf Feldwegen, zwischen Hecken — 211 — •aus Schlehen, Hasel und Hiombeeren, iu denen iiusero heimischen Glockenblumen blühten , kamen wir in ein kleines Baskendorf, von dem ans ein steiler kurzbegraster Rasenabhang zum Felsen emporstieg. Es kostete aber ein stundenlanges anstrengendes Steigen auf dem glatten Rasen, bis wir hinaufgelangten und schliess- lich wurde der Abhang so jäh, dass selbst das Vieh nicht mehr hatte hingelangen können und ich mich an dem langen Grase förmlich Schritt für Schritt emporzieheu musste, bis ich endlich mein Ziel erreichte. Ich wurde freilich für meine Mühe reich be- lohnt, denn ausser verschiedenen Windelschnecken (Popa) sass eine prächtige blaubereifte Deckelschnecke, welche dieser Gegend eigenthümlich ist (Pomatias Hiäalyoiammi) in Menge au den Felsen, aber nun begann es auch ganz gründlich zu regneu und wir mussten nach Hause. Nicht ohne erhebliche Schwierigkeiten erlöste ich meine Frau, die sich bei dem Versuche mir nach zu steigen in einem Haseldickicht verstiegen und förmlich festgeklemmt hatte, aus ihrer Position und half ihr über die treppenförmigen Felsstufeu hinab, die wir beim Hinaufklettern kaum bemerkt hatten, während sie uns jetzt manchmal sehr unbequem wurden ; schliesslich kamen wir auf einen Ziegenpfad und diesem nach an einen grossen Vieh- stall, einen Corral, von welchem aus ein fahrbarer Weg iu bequemer Senkung durch den Wald nach unten führte. Es war ein prächtiger Buchwald mit dichtem Unterholz. Der Weg machte endlose Krümmungen, und als wir dieselben abzuschneiden versuchten ver- liefen wir uns und kamen uur mit Mühe endlich aus dem Wald heraus und auf einen Pfad, der uns nach Ordufla zurückführte. Querfeldein gehen ist in Baskenland unmöglich; jedes Feldstück ist sorgsam umzäumt und wo ein Weg durch die Ländereien eines Baskeu führt, bringt er am Eingang wie am Ausgang einen Schlag- baum an als Zeichen seines Eigenthumsrechtes. My house is my Castle gilt überall im Baskenland. Die späteren Excursionen machten mich mit immer neuen Reizen der Gegend bekannt und waren von günstigerem Wetter begleitet. Am 27. Juli stieg ich au der Steilwand hinauf bis zu einem df^r höchsten Puncte, von wo ich fast das ganze Baskeuland übersehen konnte. Wie eine Reliefkarte lag der Kessel von Ordriia unter mir und über seine Ränder hinweg schweifte der Blick über das Bergland von Biscaya bis zum Meere, das sich wie ein glänzendes Gebirge am Horizonte erhob. Lauter grüne bewaldete Berge, so- — 212 — weit das Auge reichte, ein ganz heimathliches Bild, so ganz ver- schieden von dem was man sich gewöhnlich unter Spanien vor- stellt. Aus dem Grase blickten überall die Blätter der Päonie und unser Federrüschen blühte in den Felsenspalten. Hier und da blühte auch eine prächtige mir unbekannte Lilie, unserem Türken- bund (Lilium M(irtagon) ähnlich. Eine weitere Excursion führte uns der Strasse von Ordufia nach Burgos entlang, einst die Hauptstrasse, welche Biscaya mit Castilieu verband. Heute ist sie verlassen, aber noch gut erhalten. Der Himniel war hell und die Sonne brannte tüchtig, aber die Luft war frisch und erquickend, wie an einem Sommertag in unseren Gebirgen, kein Vergleich mit der Ghithhitze des Südens. Die Strasse führte bis zum Eingang der Seitenschlucht vor Tortanga über welcher sich der Pico del Fraile erhebt, ein mächtiger Fels, welcher in der That eine wunderbare Aehnlichkeit mit einem kutteu- tragenden Mönch zeigt : namentlich von einer Stelle aus erschien er ganz wie eine nicht fertig ausgearbeitete Kolossalstatue des Dr. Martiuus. Wir waren bei unserer ersten Excursion ganz in der Nähe gewesen, hatten aber im Nebel nichts sehen können. Die Schlucht von Tortanga bildet weiterhin einen Cirkus in kleinerem Massstab, den eine mehrere Hundert Fuss hohe Felswand nach hinten abschliesst. Die Strasse biegt nicht in sie ein, sondern wendet sich am Eingang links und ersteigt in zahllosen Serpentinen die steile Höhe. Die Gesammtlänge der Strasse bis zur Höhe be- trägt 8 Kilometer. Wir folgten ihr nur eine kurze Strecke und stiegen dann steile Richtpfade empor, durch einen lichten Buchwald, in dem sich leider auch schon Spuren sinnloser Waldverwüstung zeigten. Am oberen Waldrande, wo eine köstliche Quelle ent- sprang, kamen wir wieder auf die Strasse und nun ging es in kurzen Serpentinen weiter zwischen Felsen hinauf, an ein paar verlassenen Einkehrhäusern vorbei, wo sich früher die Arrieros er- quickten, bis wir endlich die Höhe erreichten. Hier ändert sich das Laudschaftsbild ganz plötzlich; eine mit kurzem Gras bewachsene Trift lag vor uns, sich zwischen Bergkuppen allmählig nach der anderen Seite senkend. Hohe Steinsäulen standen in bestimmten kurzen Abständen längs der Strasse, offenbar um im Winter, wo hier oben bisweilen gewaltige Schneemassen fallen, die Richtung der Strasse anzuzeigen. Von Menschen und Cultur war keine Spur zu erblicken, nur ein paar Steinkreise bewiesen, dass zeit- — 2l;j — weise hier Heerden weiden. Der Blick ins Thal war aber pracht- voll, und muss für deu von Castilien kommenden Wanderer um so überwältigender sein, als er ihm ganz unerwartet heim Umbiegen um eine Ecke kommt. Zu sammeln war oben nur wenig, wir kehrten also zurück und kletterten eine Zeit lang an den begrasten Abhängen hin. Es war aber so steil, dass meine Frau bald zu- rückbleiben musste, und auch ich war auf einmal schneller unten, als ich wünschte und wenn ich nicht im pfeilschnellen Herabfahreu auf einem dazu eigentlich nicht bestimmten Körpertheile mich im hohen Grase hätte festklammern können, wäre ich schwerlich mit ganzen Gliedern unten angekommen. Am 30. Jnli machte ich noch einmal allein eine Excursion nach dem hintersten Winkel des Thalkessels, der Schlucht von Delicias, wo nach meinem Murray der Nervion einen prachtvollen Wasserfall von 220 Fuss Höhe bilden sollte. Wieder hingen dichte Nebel um deu Kamm, aber das Gras war trocken, ein Zeichen, dass Regen nicht zu erwarten. Im Nebel kletterte ich zu den Felsen hinauf, machte aber keine besondere Ausbeute und das Terrain war der Art, dass ich eine Zeit laug überlegte, ob ich überhaupt einen Abstieg versuchen oder lieber oben hinaus klettern sollte. Endlich entschloss ich mich, eine glatte Felsplatte, die im Frühjahr eine Stufe in einem Wasserfall zu bildeu schien, und unter der es mindestens 60 Fuss tief senkrecht hinab ging, während darüber der Fels ebenso steil emporragte, in deu Strümpfen zu passiren und konnte nun mit sorgsamer Benutzung des langen Grases und der hier und da wachsenden Haselbüsche mich wieder hinunter arbeiten bis zu einem Pfade, welcher nach dem Hinter- grunde des Kessels führte. Dort war in der That eiue Avundervolle Gelegenheit für eine grossartige Cascade : eine senkrechte Felswand fasste den Circas ringsum ein, aber umsonst horchte ich nach dem Brausen des Wasserfalls. Es war so still, dass mau die Quellen am Abhang rieseln hörte uud deutlich das Knistern des brennenden Grases vernahm, das man oben in Brand gesteckt hatte, um bessere Herbstweide zu bekommen, aber der Nervion ents;>raug ganz zahm am Fusse der Wand uud von einem grossen W^asserfall war keine Spur. Im Frühling allerdings, wenn der Schnee oben schmilzt, mögen reissende Sturzbäche durch alle Ecken nieder- schäumen, davon sah man hier uud da Spuren, uud dann ist der Platz sicher ganz prächtig. Hier und da stehen noch statt- — 214 — liehe Eichen uüd Buchen, aber eine nach der anderen fällt unter der Axt, und das liebe Vieh, das man in dem geschlosseneu Circus ohne Aufsicht gehen lassen kann, sorgt schon dafür, dass kein Nachwuchs aufkommt. Auch die allgemeine Sitte, im Nachsommer die Hoch weiden abzubrennen, ist dem Wald nichts weniger als förderlich ; in den Alpen würde man sich hüten, so verschwenderisch mit dem Grase, das mau ganz gut abmähen und zu Heu machen könnte, umzugehen. Den Nerviou entlang kehrte ich zurück ; an verschiedeneu Stellen waren im Felsen förmliche Gallerien ausgewaschen, in denen das Vieh erwünschten Schutz gegen den Sonnenbrand fand; sie bewiesen, dass der jetzt so zahme Fluss im Winter tüchtig toben mag. Die Sturzbäche von den Seitenhängen waren sämmtlich veitrockuet, nur in einem Rinnsal schäumte noch eine Quelle wie ein schuuiles Silberband zu Thal. Gerne hätten wir noch ein paar Tage in dem schönen OrduRa verbracht, aber unsere Zeit war um, die Pflicht rief nach Hause, Noch ein köstlicher Spaziergang durch den prächtigen Buchw^ald, aus dessen Schatten man so behaglich hinaussah in die sonnen- durchglühte Ebene, und am ersten August ging es wieder fort aus der Concha d'OrduBa hinaus, der Heimath zu. Gegen sieben Uhr Abends waren wir wieder in Miranda, wo wir die letzte Sammel- station machen wollten. Dem Bahnhof gegenüber fanden wir ein Quartier, das an Sauberkeit und Güte der Betten nichts zu wünschen übrig liess, leider aber keine Verpflegung bot, so dass wir auf die theure Bahuhofsrestauration mit ihren insolenten Kellnern angewiesen waren. Wir wollten von hier aus dem Felsen- defile von Pancorbo einen Besuch abstatten. Leider konnten wir dazu keinen Zug benützen, denn spanische Bahnen sind für den Local- verkehr nicht eingerichtet. Die prächtige Chaussee, welche früher den ganzen Verkehr zwischen Spanien und Frankreich vermittelte, führt von Miranda fast in grader Linie nach Pancorbo; sie ist jetzt verödet, aber noch sehr gut unterhalten und in ihrer ganzen Länge mit Ulmen, Pappeln und Nussbäumeu bepflanzt, deren Schatten uns hier, wo die kühle Seebrise des Baskeulandes fehlt, sehr wohl that. lu der klaren Luft des Südens schienen die Felsen ganz nahe, aber trotz rüstigen Ausschreiteus brauchten wir drei gute Stunden, bis wir das Dörfchen am Eingänge der Schlucht erreichten. In einer Tienda stärkten wir uns an recht gatem Weine ; das Local war freilich — 215 — mehr als primitiv; wir sasseu auf Säcken • ^^ jg^.- ^^^ Fliegen wimmelnden Hausflur. Dann ging es an ^^^ Felsen, auf deren Uöhe die Trümmer eines Schlosses Hege^^^ j.^g [^ Spaniens Ge- schichte eine traurige Rolle spielt, dt> ^^^ |^jgj. gab König Roderich der schönen Cava, der Tochter der ^ Grafen Julian, jene Lectionen in der ars araaudi, welche den F ^^^.^\\ ^jer Mauren zur Folge hatten. Die Ausbeute an Mollusken ^^,^^ ^■^^^^ unendlich gering und be- nahm uns alle Lust noch '^j^^^ggj. bier einer Hitze von 27—28" R. y.a trotzen, zumal wir, ^^^ ^^^. bungrig nach Hause kamen, nichts bekommen konnten ^^^ ^-^^ .^^^ regulären Abendessen warten mussten. Also ^ ^^[^^ Spanien; am anderen Morgen um 5^/2 Uhr Sassen wir im^ Paviser Expresszug. Im Flug ging es durch das Thal des Z Atlorra und durch ein enges Defile in das Becken von Vittor'ja, 'deai Schauplatz der Entscheiduugsschlacht im Befrei- nu^gsV.rieg.. Dann steigt die Bahn beträchtlich durch ein enges '^VpJdthal zur Wasserscheide empor, wo Nebel die Aussicht ver- hüllten und durch viele Tunnels und üb-r einen langen Viaduct geht es wieder hinab in ein Thal, in welchem Papierfabriken und Spinnereien eine auf die awdere folgten. Rasch aufeinanderfolgten San Sebastian, das elegante Seebad mit seinen prächtigen Ablagen, Pasages mit seinem seeartigen', ringsum von Land umschlossenen Halfen und die alte Feste Irun; um elf Uhr ging es über die Bidasfioabrüeke hinüber nach Frankreich. Li der Bahiiikofsrestauratiou merkten wir sofort, dass wir Sj^anieu verlassen, «denn das Oel war nicht ranzig und mau konnte sieh wieder einmal einen Salat anmachen. Die Douane beo^nücrte sieh mit meiner Yersicherung , dass ich nichts Zollpflichtio-es habe, und bald ging es weiter durch das prächtige Hügelland zwischen Pyrenäen und Adour, Die Nebel waren im Gebirge zurückgeblieben, die Sonne schien klar vom Himmel und wir koianten die sorgsam augebaute Landschaft nach Herzenslust be- trachten. Di« Bahn führt in einiger Entfernung vom Meere' dahin und in den Thaleinschnitten sieht und hört man die Wogen des Golfs von Biseaja. Im Fluge passirteu wir St. Jean de L°iz und Biarritz napoleonischen Angedenkens und erreichten den Adour, hier schon ein stattlicher Fluss, der respectable Seeschiffe trägt. Bayonne mit zwei stattlichen gothischen Kirchen, die sich wie ZwiJliuge gleichen, liegt reizend an seinem Ufer. Die Strecke von Bayonne Vu Bordeaux geniesst in Frankreich genau desselben Rufes, wie die — 216 Lüneburger Heide in Deutschlaud; selbst die Heidescbnucken fehlen nicht uud ich spähte sehr eifrig ans nach ihnen nnd den auf Stelzen gehenden, strickenden Schäfern. Aber nie wurde ich gründlicher und angenehmer eul täuscht. Statt der dürren Sand- Üächen dehnt sich heute vom Adour bis zur Garonue ein un- unterbrochener Wald v(m Straudkiefern in allen Altersstufen, sorgsam gepflanzt und pfleglich bewirthschaftet. Die unablässige Thätigkeit fast eines Jahrhunderts hat hier einen glänzenden Sieg über die Natur davon getragen. Schon ist der Boden soweit verbessert, dass au günstigen Stellen Eichen gedeihen ; um die Stationen nnd Bahnwärterhäuschen heram hat mau alle möglichen exotischen Bäume gepflau/.t, die ausgezeichnet fortkommen und eine zahlreiche Bevölkerung lebt in und von diesen Wäldern. Au den Stationen sind Schwelleu, Balken uud Bretter aufgeschichtet, den Hanptertrag liefert aber das Harz, üeberall au den älteren Bäumen sah man Blumentöpfe hängeu, um das aus den einge- hauenen Kerben herausträufelnde Harz, das für Bordeaux einen Hauptauöfuhrartikel liefert, zu sammeln; die Bäume scheinen nicht darunter zu leiden, denn ich sah kräftige alte Stämme mit einer ganzen Menge übervvallter Wunden. Eine dichte Budendecke von Gras und Adlerfarrn hat sich im Schulz des Kiefernwaldes entwickelt, hier und da spriesst schon Laubholz auf, und wenig- stens der der Bahn entlaug ziehende Strich der verrufenen Landes kann als der Cultur gewonnen gelten. Weiterhin mag es freilich nicht überall so glänzend aussehen, denn der sturmartige Wiud brachte grosse Saudmassen mit und wir hatten Mühe, uns einiger- uiassen sauber zu halten. Erst unmittelbar vor Bordeaux hört der Wald auf und be- ginnen Gärten mit prächtigen Obstbäumen. Li der reichen Handels- stadt nahmen wir nur einen ganz flüchtigen Aufenthalt, um das schöne Museum zu sehen, in dem uns besonders die Localsamm- lung des Departements und die neucaledonische Sammlung im- ponirteu. Dann ging es wieder zur Bahn uud am vierten August waren wir in Paris, wo wir uns eine, wie ich denke, wohl- verdiente längere Ruhe nach den Strapazen der fünfmonatlichen Reise sonnten. 217 — Verzeicliniss der von Herrn Dr. med. W. Kobelt in Nordafrika und Spanien gesammelten Coleopteren uiitgeüieilt von Dr. L. von Heyden. Iiu Frühjahr 1881 bereiste Herr Dr. Kobelt im Auftrage der Rüppellstiftiing (IV. Reisej in Begleituug seiner Gattin die Nord- küste von Afrika und den südlichen Theil Spaniens. Obgleich die Reisenden ihr Hauptaugenmerk auf die Conchj-lien richteten, so wurden doch die anderen Thierordnungen gebührend berücksich- tigt und ist namentlich das Resultat der in Marocco gesammelten Coleoptereu ein sehr ergiebiges und befriedigendes, sowohl in Hinsicht auf die Anzahl der erbeuteten Arten, als auch besonders wey:en der Angabe der genauen Fundorte. Dr. Kobelt hat bereits in dem Berichte der Senckenberg'schen naturforsch enden Gesellschaft 1881 — 82 einen ausführlichen Reisebericht gegeben mit Angabe der Orte an welchen gesammelt wurde ; ich ver- weise daher hier nur auf diese Aibeit. In Nachstehendem gebe ich eine Aufzählung der mitgebrachten Arten und zwar in dieser Reihenfolge: A. I. Provinz Oran in Algier : a. speeiell Umgebung der Stadt Oran, b. Saint Denis du Sig und Mascara, im Innern Orans, c. Saida und Mostagauem, d. Tlemcen, e. Sidi-bel-Abbes. II. Marocco. III. Südspanieu. ß. Mittel- und Nordspanien. Die zoologischen und botanischen Vorkommnisse Algiers und Marocco' s einerseits und tüdspaniens andererseits stehen im in- — 218 — iiigsteu ZusamnieuhaDge mit einander und beweist das gemein- same Vorkommen von Arten zu beiden Seiten der Meerenge von Gibraltar, dass in früheren Erdperiodeu beide Ländergebiete zu- sammenhingen und dem üeberwandern der Arten vou einer Localität iu die andere kein Hinderniss im Wege stand; am augenscheinlichsten ist dies jetzt noch an den Stellen, an welchen das Meer am schmälsten ist, also zwischen Andalusi(m nud den gegenüberliegenden Theilen vou Nordafrika. Die besprochenen Gebiete bilden einen Theil der grossen palaeai'ctischeu Region; wenn auch Sclater die südlich dem Mittelmeer gelegene Region bis zur Sachara als cisatlantische Subregiou vou der europäischen Subregion abtrennt und hierbei besonders von der jetzigen Ver- bfeitung der VVirbelthiere ausgeht, so standen doch die Gebiete Südspaniens mit dem gegenüberliegenden Nordafrika, wenn man die weniger mobilen lusecten (von denen ein Theil ungeflügelt ist) und die noch mehr an eine begrenzte Localität gebundenen Conchylien iu Betracht zieht, im engsten Conuexe, wenn sie auch jetzt räumlich von einander getrennt sind. Dieses gemeinsame süd-iberisch . algerisch, maroccanische Gebiet wird begrenzt im Norden von einer Linie ausgehend von der Serra de Monchique,. Südabhaug der Sierra Morena bis zum Ausfluss des Jucar (südlich von Valencia) umfasst also das heutige Algarve, Andalusien und Provinz Murcia ; im Osten von der Linie Jucar über das Mittel- ländische Meer weg bis in die Gegend westlich der Stadt Algier; südlich durch den Kamm des Atlasgebirges und west- lich durch das Meer an der Küste von Marocco, Fes bis zum Cap Spartel. Die Subregion der Atlantischen Liseln (Canaren, Madeira und Azoren) sind die höchsten Gipfel eines jetzt submergirten Landes. Die Lisecteu, speciell die Käfer, haben wie die meisten Alpen- thiere, zum grossen Theil zum Fliegen ungeeignete Flügel. Die Fauna hat sehr wenig Aehulichkeit mit dem eben begrenzten Gebiet und neigt mehr hin zu den süd- westlichen Theilen Ma- rocco's und der südlich davon gelegenen , naturwissenschaftlich noch sehr wenig durchforschten, afrikanischen Gebiete bei Cap Bojador. Die Azoren sind verhältnissmässig neuere Erhebungen und besitzen nur wenig ihnen eigenthümliche Thierformen. Gesammelt wurden und befinden sich im Musen m der Sencken- bergischen naturforschenden Gesellschaft.: — 219 — A. I. Aus der Provinz Oran. a. Ans der Umgebung von Oran. 1. Carahns nwrhUhsus F. Mit sicilianischen und baleariscben Stücken übereinstimmend. t 2. C. Maillei Sol. In Anzahl. 0 1 3. Cymindis axillaris F. var. lencophthalma Luc. Auch auf der Sierra Nevada, von mir 1868 gef. 0 f 4. Licimis gramdatus Dej. Ein Stück mit schwacher Seulptur. Auch Südspanieu. f 5. Olisfhojms puncticollis Luc. 6. OriJwmiis barharus Dej. f var. trapezkollis Chaud. Die Stammart in Südfrankreich, Sicilien und Spanien. * f 7. Leiocu emis fervida Cocq. Auch in Tanger. 8. Acinopus clongatus Luc. Auch in Sicilien. 9. Silplia gramdata Oliv. Die Punktirung ist bei dem vor- liegenden Stück durchweg schwächer, erste und zweite Decken- rippe schwächer, die 3. fast noch schärfer wie bei Stücken meiner Sammlung aus Südfrankreich, Süditalien nnd Türkei. 0 1 10. ThanatGphüiis § rugosus L. var. ruficornis Küst. 5 Ex., auch sonst in S. E. verbreitet. Of 11. Hister major L. Ganz Europa. § 12. Dermestes Frischi Kug. Cosmopolit. 13. D. pardalis Billb. Auch Catalonien und Südfrankreich. §14. Äphodius grauarius L. Ueberall in E. f 15. Geotrogtis inßatus Buquet. 16. Trojniiota squalida L. S. E. 17. Äethiessa floralis F. Ein Stück; häufiger aus anderen Theilen des Gebiets mitgebracht. S. E. t 18. Gantharis {Telej^honis ol.) mauritanica Luc. t 19. Cyrtosus mauritanicus Luc. 20. Dasyfes algiricus Luc. f var. ? Ich stelle vier St. und eins von St. Denis du Sig fraglich zu dieser Art, da sie kleiner, kürzer und breiter sind. Einer Monographie bleibt es vorbehalten Klarheit in die nahe verwandten Arten zu bringen. t bezeichuefc speciell algerische Art. § auch bei Frankfurt. * bezeichnet speciell niai'occanische Art. S. E. bezeichnet Süd-Europa. E. Europa. 0 bezeichnet Südspanien. — 220 — §21. Mesodasytes plumheiis Müll. * f 22. Fsilothrix melanostoma Brülle var. smaragdimis Luc. Auch iu Süditalien. 23. ZopJiosis punctata Brülle. Auch in Sarcliuien, Sicilien und Griecheiilaud, aber nicht in Spanien. 124. Z. Marseidi Beyr. 1 Ex. Selten. t 25. Erodius Emondi Sol. Ein Weib. 126. E. Wagneri Er. 3 Ex. f 27. Adesmhi microcephala Sol. In Mehrzahl. t 28. Pachychüe tripoliana Sol. Nicht selten gef. f 29. Tentyria TImnhergi Stev. Nur im westlichen Algier. f 30. Stenotiis ohliterata Sol. f 31. S. parvicoUis Desbr. Ein Stück das mit eiuem Typ meiner Sammlung übereinstimmt. 1 32. Äkis algeriana Sol. 3 St. f var. plamcoUis Sol. (elytra tricostata) 2 St. 33. Scaunis tristis Oliv. Auch iu Andalusien und Sardiuieu. f 34. S. Varvasi Sol. Seltenere Art. 3 St. * t 35. S. sticticiis Gemgr. ■= pimctatus (Hbst. non F.). Auch Mittel- uud Südspanien uud Algarvieu. 7 36. Blaps Frojilieta Heiche. 5 Ex. f 37. B. Emondi Sol, Wird auch aus Süditalieu augegeben. Wohl irrthümlich. f 38. Asida süphoides L. Zwei Mäuuer, ein Weib. f 39. A. ServiUei Sol. f 40. A. suhcostata Sol. Ein Paar. f 41. Fimelia arenacea Sol. In Anzahl. 142. P. Buponti Sol. 3 Ex. f 43. Sepidium variegatum Oliv. Einmal. f 44. Crypticub ohesus Luc. Ebenso. f 45, Meland)ius harharus Er. Häufig. 0 f 46. l'hylux variolosus Oliv. Auch im Süden von Spanien und Portugal. 0 f 47. Micrositiis gihhidus Muls. Einmal. Auch bei Car- tageua. 0 f 48, Heliopathes rotwidicoUis Luc. Auch in Südspauien. 0 t 49. Sderon armatum Waltl. Ebenso. * t 50. Opatrum porcatum F. var. granidiferiim Luc. Auch in Marocco. 221 f 51. DiasfixHs heteromorphus Luc. Eimnnl. Dieser sehr seltene Helopide fehlt meiner Sararaluug. 0 f 52. Ileliotdunts distinclm Gast. Ein St.; in anderen Gegenden öfter gef. Auch in Südspanien. 0 f 53. U. coeruleus F. Auch in Südspanien. Häufig. f 54 Zonnhris [Mijlabris ol.) Oleae Chevr. In Anzahl. 0 f 55. Meloe majalis L. var. laevigatus Oliv. Auch in Süd- span ieu. f 56. Otiorrliynclius parvicollis Schh. Einmal. f 57. JBracJ/ijcerus transversus Oliv. 58. B. sciitellaris Luc. Auch in Sicilien 0 f 59. B. plicatus Schh. Algerische Ra^e = Tetankus Luc. 3 St. Auch in Südspanien. 60. B. harharus L. Mediterrane Ra9e. Bei Oraa einmal. 0 t 61. Rkf/flrrhinus düatatus F. Einmal. In Spanien verbreitet. 62. Ilypera circimivaga Schh. Ein St. Auch Südfrankreich, Sicilien, Tunis. 63. Sniicronyx cyaneus Gyll. var. f opacns Bris. Form mit schwarzen Decken. Stammart in S. E. t 64. FachytycJiius sellatus Luc. Ein St. Selten. 65. Aiibeonymus carinicoUis Luc. Auch Sicilien. 0 t 66. Baris nitens F. Auch Mittel- u. Süd-Europa. 67. Mylahris (Bruchus olim) velaris Schh. E. Auch Deutschland. 0 f 68 Lachnaea variolosa L. Auch Südspanien. 0 1 69. Cryptocephalns daeticus Suffr. Auch in Spanien verbreitet. 70. Timarclia rugosa L. {var. f Kohelti Heyd. i. l.) Fedihus pallide rnfis., genubus tarsisque obscuris. Fast gleichzeitig als ich diese Varietät benannte, die ohne einen Namen zu erhalten, schon von anderen Autoren erwähnt wird, wurde sie von .]. Weise in Forts, von Erichson, Natnrgesch. Ins. Deutschlands 1882 p. 326 als f rufipes beschrieben, welcher Name die Priorität hat. Nicht selten, doch nur von Oran. 71. Chrysomela Banlsi F. S. E. verbreitet u. häufig. t 72. eil. numida Reiche. Einmal. In S. E. durch die verwandte diluta Germ, vertreten. Of 73. Ch. haetica Snifr. In Anzahl. Auch in Andalusien. 222 § 74. Podügrica ftisciconüs I.. Auch iu Europa häufig auf Malveu. § 75. Coccinclla septemimnciata L. Gemein in Europa uucl Nordafrika. § 76. Epilaclwa imdecinimaculaia F. uucl § 77. Clnlocorus hipiistnlatus F. Ebenso. b. Von Saint Denis du Sig und Mascara (in der Folge mit 1». und M. bezeichnet). t 2*) Carahns MailUi ^o\. Einmal M. f 78. Graphixjterus cxdamatioms F. 3 St. D. 79. Chlaenius velutinus Duft. var. anncoUis Dej. Zweimal von M. In Südeuropa die Staramart häufig; die var. in Sicilien. § 80. Ch. variegatus Fourc. = agrorum Oliv. M. einmal. * f 7. Leiocnemis fervida Cocq. Einmal M. Ot 81. L. affims Dej. = Coffgi Cocq. Fünf St. von M. Auch in Spanien verbreitet. f 82. Zcd)rus ovalis Fairm. Einmal M. f 83. Ditonms opacns Er. D. einmal. Auch Marocco, aber nicht Europa. 84. D. sphaerocephcdiis Oliv. D. M. In S. E. von Spanien bis Dalmatieu. 0 f 85. MeligetJies opacus Ro.sh. Von Reitter bestimmt. M. einmal. Von Dr. Kobelt auch bei Valencia in Spanien gef. 86. Anthrenus § pimpinellae F. var. delicatus Ksw. D. S. E. häufig. 87. A. festivus Rosh. =- funesfus Muls. M. häufig; ebenso S. E. 88. Tclopes hirtidus Rosh. D. ein Ex. Besitze ich aus Andalusien, Marocco und Syrien. 89. Ateuchus variolosns F.-M. S. F. 90. Gymuopleurus Sturmi Mac Leay. M. S. E. 91. Onthojdiagus Hübneri F. M. D. In Europa weit verbreitet. f 92. Triodonta unguicularis Er. D. häufig. Oft ver- kannt und für eine Uymc))oplia gehalten, sie hat aber einfache Klauen ohne häutigen Auhancr. *) Ich nummerire fortlaufend bei Aiteu die unter a. noch nicht auf- gezählt sind. 2. bezieht sich auf Nr. 2 unter a. f 15. GcotrO(jus iii/lutt(s Bnq. M. einmal. 0 1 5^3. Anisoplia floricola F. D. iiiebrfacli. In Spanien häufii»". • ^ 94. VaJgiis heinipfcrm L. M. ein Weib, t 95. O.rythyrca Ainiiia Cocq. D. zweimal. 16. Tropinota squalida L. M. hänfig. D. 17. Attliiessa floralis V. M. D. liänfig. f 9(^. JuJodis albopilosa Chevr. M. D. einzeln. f 97. Cardioplionis rnfipcs Foarc. M. zweimal. f 98. C. nianrus Desbr. M. zwei Ex. stimmen mit Typen in meiner Sammlnng. f 18. Ccoitharis iiiaurifajiica Luc. Ein St. M. t 99. FJmgomjcha harhara F. M. 3 Ex. Of 100. C ijrf OS US flav ilabris WalH vor. angusticollis Bautli. M. ein Sl". Auch in Spanien. 20. Basytcs ahjiricus Luc. 3 Stücke von Mascara, Saida und Mostnganem stimmen mit andereu algerischen Stücken. § 21. Mesodasijtes plumbcus Müll. M. zwei Ex. 22. Psdothrix nielanost. var. * f smaragdinus Luc. M. D. Of 101. Cleriis uinheUatürum Oliv. D. einmal. Auch Südspauien. 23. Zophosis pimctata Brll. M. D. 102. Erodius nitidicoUis Sol. D. einmal. Auch Süd- Spanien u. Sicilien. f 103. E. hicarinatiis Er. D. häufig. f 27. Ädesuiia microcephcda Sol. M. D. je zwei St. f 28. Pachychile tripoliana Sol. D. einmal. f 104. P. inipressifrons So!. M. einigemal. Auch in Südspanien. f 29. Tentyria Thunhergi Stcv. M. einmal, f 30. Stenosis obliterata Sol. Ebenso. f 32. AMs algeriana Sol. var. planicoUis Sol. M. ein Ex. 105. Scaurns striatus F. M. nicht selten. In Südeuropa häufig: Frankreich, Sardinien, Malta, Balearen. *t 35. S. stidims Gemgr. D. 3 St. t 39. Asida ServiUei Sol. , M. ein Paar. f 106. Pimelia [Gedeon) simplex Sol. und t 107. P. valida Er. D, je einmal. t 42. P. Duponti Sol. D. zweiuiai. — 224 — f 108. Sepidiiim Uequieni Sol. M. einmal, seltene Art. f 43. S. variegatum Oliv. D. M. mehrfach. f 109. Micrositus disünguendtis Muls. M. zweimal. f 48. Heliopathes rotundicollis Luc! Ebenso. f 110. Opatrum famelicum Oliv. D. M. einige St. 0 f 52. Heliotaurus distinctus Gast. D. häufig. 111. Änthicus orhi'eattis Laf. M. einmal. Auch in Spanien u. Sicilieu. 0 f 59. JBrachyc. plicofus-tefanicus Luc. M. einmal. 60. B. harharus. Medit. Ra^e. D. M. mehrfach gef. 112. Lixus. 3 St. einer Art, die ich nicht bestimmen kann, da mein gesararates Material, auch Larimis, mit einer Menge Typen, nach dem Tode des Monographen (Japiomont in Paris nicht mehr aufzufinden ist. 113. Larinus Cynarae F.-D. M. nicht selten. Ganz S. E. 114. L. Scolymi Oliv. M. einmal. Verbreitung wie voriger. 115. Larwus. M. einmal. 116 und 117. Zwei Larinus krien je einmal bei D. 118. CartaUnm ehulinuw L. M. dreimal gef. Ganz S. E. 119. Agapantliia irrorata F. Vier Stück von M. Auch in Spanien u. Sicilien. , t 120. A. gramdosa Chev. Unterscheidet sich von irror. nur durch den Mangel der weissen Tapfen der Decken und wohl nur var. M. mehrfach. 0 f 121. A. annularis Oliv. M. 3 St. Auch Südspanien. 122. Tituhoea sexpundata Oliv. var. dispar Lacord. D. einmal. S. E. 123. Lachnaea paradoxa Oliv. M. einmal. Auch in Sicilien. Of 124. L. vicina [jac. D. häufig; M. einzelner gef. Auch in Süd-Spanien. 125. Colaspidea nitida Luc. M. einmal. § 126. Graptodera ampelophaga Guerin. M. 3 St. c. Von Saida und Mostaganeui (in der Folge mit S. und Mo. bezeichnet). 1. Carahus morhillosus F. S. einmal. f 127. GrapJtipferus rotundatus Klug. S. einmal, Mo. zwei St. — 225 — 128. SiaßOJia ruftpes F. Mo. einmal. Auch Süd -Spanien nud Griechenland. 129. Lehia cyathigera Rossi. S. ein St. Süd-Eur(i])a bis Tirol hinauf. 130. lAciuus hrcvicoUis Dej. S. einmal. Auch in Sardinien. 4. L. (jrnniäatns Dej. S. M. wenige Ex, 6 Orth. harhiirus v. f trapezicoU. Chd. Mo. S. einzeln. 131. Harpalus mdancliolicus Dej. var. fulvus Dej. S. ein- mal. In allen Küstenländern des Mittelmeeres. 90. Gynmoplenriis Siurmi M. L. und 0 f 93. ÄnisopUa floricoln F. bei S. je 1 St. 17. Acthiessa florulis F. S. einmal. 196. Julodis (dhopilosa Chevr. S. Mo. 3 St. 20. Dasytes algirieus Luc. S. Mo. 0 f 132. LohoDyx aeneus F. S. Mo. einzeln. Auch Südspanien. f 28. Facliycliile tripoliana Sol. Mo. einmal. tl33. F. acmnimda Er. S. Mo. je 1 Ex. f 104. P. impressifrons Sol. S. Mo. einzeln. t 29. Tentyria Thimhergi Sol. und f ')0. Stenosis ohliterata Sol. S. je einmal gef. f 32. Akis algeriana Sol. var. planicoUis Sol. S. einmal. 105. Scaurus striafus F. Mo. S. mehrfach. f 48. Heliopathes roiiindicoIUs Luc. S. einmal. 0 f 134. Boromorpltus fagenioides Luc. S. 1 St. Auch in Südspanien und Madeiia. 0 f 135. Hdiotaunts ruficoUis V. S. Mo. Aach Südspanien. 53. H. coendeus F. Mo. einmal. S. mehrfach. f 136. Tiryladtcs n. sp.? Ein abgeschupptes Stück dieser noch nicht hinlänglich durcharbeiteten Gattung von Mo. 60. BracJ/ycerus harharus L. raediterr. Ra9e. S. Mo. je 1 St. 62. Hypeni clrciwwaga Schh. Mo. einmal, f 137. Li XUS. S. einmal. 138. Lariiius Onopordlnis F. Mo. 1 St. Auch in S. E. j 1 20. Agapcmthia gramdosa Ohevr. S. 4 Ex. gef. 0 t 73. Chrysomela haeiica Suifr. Mo. 1 St. f 139. Gaieriica harhara Er. Bei S. und Mo. häufig. 15 226 d. Von Tlemcen. § 140. Cicindela campestris L. Vou deutschen Stücken kaum verschiedeu, sehr wenig kupferroth. 1 St. 1. Carühiis moi-hillosus F. und f 2. C. Maillei Sol. Je eiunial. § 140. Blechrus femoral is Mrsh. =^ gldbratus Dft. Einmal. Ganz Europa. f 141. Zdbrus lacvicoUis Schaum = laevigatus Rehe. 1 St. Fehlt meiner Sammlung. 142. Ditomus capito Serville. Ein St. Im iMittelmeergebiet weit verbreitet. 143. Sabienus {Düomus olim) cordatus Dej. 1 St. Auch in Südspauien und Sicilien. f 144. Ophonus Jiahylianus Rehe. Einmal. Seltene Art. § 145. Staphylinus olcns Müll. 1 St. Ganz Europa bis Syrien. § 146. Tenehrioidcs mauritanica L. Einmal. Cosmopolit. 147. ÄteucJms sacer L. Ganz S. E. 91. Onthopliagus Hühueri F. Eiumal. f 148. Geotrogus Blcicheri Fairui. 1 Stück dieser sehr selte- nen erst vor kurzem beschriebenen Art. f 95. Oxythyrea Amina Cocq. und 16. Tropinota squalida L. je einmal. 17. Äefhiessa floralis F. Mehrfach gef. 149. Cardiopliorus mclanqnts Jllig. 1 Stück. In Südeuropa weit verbreitet. f 18. Cantharis mmiritanica Luc. 23. Zophosls 2^i(iictcifa Brll. und f 104. Pachychile impressifrons Sol. je einmal. Of 150. Adelostoma sidcatiimT)\x^ox\Q\\. Mehrfach gef. Auch in Andalusien. f 30. Stenosis ohliterafa Sul. Mehrere Ex. gef. f 32. Akis alger. var. j^liiiiicoU. und 105. Scaums striatus F. je 1 St. 34. S. Varvasi Sol. Einige Ex. * t 35. S. sticficiis Gemgr. 3 St. 137. Blaps Emondi Sol. 2 St. 151. Asida ruficornis Sol. 1 Ex. Auch in Spanien und Corsica. — 227 — 1 39. Ä. Servülei Sol. var. A. Allard. 2 Mäuuer. Vom Autor in der Abeille vou Marseul T. 6. p. 252 genau beschrieben. Die Rippen der Decken sind schwächer, die Hinterecken des Halsschildes weniger vorspringend. t 152. Crypiiciis nehulosus Fairm. 1 Ex. Wenig bekannte Art. 0 t 46. Fhylax variolosus Oliv. Einmal gef. t 153. Meladeras ohscurus Muls. 2 St. Selten und in wenig Sammlungen. 154. Opninmi piisillum F. var. meridionale Küst. 2 Ex. Im Mittelmeergebiet weit verbreitet. 0 t 155. Cossyplms Hoffniaiiuseggi Hbst. In Anzahl. In An- dalusien und Süd-Portugal häufig und gesellig unter Steinen. 156. Calcar elongatum Hbst. 1 St. Mittelmeergebiet häufig. 0 f 53. Heliotaurus coendeus F. Mehrfach gef. 1 157. Thylacites argentatus Perris. 2 Ex. Seltenere Art. 57. Brachycertis transversus Oliv. Einmal. f 158. JB. riguus Er. Einmal. Kenntlich au den regelmässigen Querleistchen der Decken. 60. B. harharus L. mediterr. Ra9e. Einmal gef. 159. Anisorhynchus Sturmi Schh. var. cateimlatus Desbr. Ein Stück. Auch Sicilieu. 65. Auheoni/mus carinicoUis Luc. Einmal. 160. Labidostomis taxicornis L. Häufig. In S, E. weit ver- breitet. 123. Lachnaea paradoxa Ol. 1 St. 0 f 68. L. variolosa L. und 0tl24. L. vicina Lacord. Häufig. OflOl. Otiocex)hala opaca Kosh. = andalusica Heyd, 1 St. In Andalusien von mir gef. 70. Timarcha rugosa L. Die Stammart mit violetten Beinen. Ein St. 0 t 73. Chrysomela hactka Sufl:V. Zweimal gef. 162, Malacosoma lusitanlca L. 1 St. In S. E. weit verbreitet, bis Südtirol hinauf. § 126. Graptodera ampelopliaga Guerin. 1 St. § 74. Podagrica fuscicornis L. §75. Coccmella septempimctatn L., beide öfter gef. — 228 — e. Von Sidi-bel- Abbes. 163. CaJosoma indagator F. 1 Männchen gef. Tu S. E. weit verbreitet, besonders Italien und Sardinien. § 164. Musoreiis Wetterhali Gyll. 1 Ex. Von Schweden bis zum Mitti'lmeer verbreitet. * f 7. Lc'iocnemis ferviäa Coccj. 2. St. 131. Harpalus melanchol.var. fhlvusDe^. Mehrfacb gesammelt. 90. Gymnoplearus Sturmi, Mac Leay 1 St. f 165. Äethicssa feralis Er. Eine seltene Art, die ich seither nur nach der Abbildnng bei Erichsou in Wagner's Reisen in der Regentschaft Algier kannte und 17. A. floraUs F., je 1 St. gef. 166. Äcmaeodera lanuginosa Gyll. 3 Ex. Auch in Spanien, Corsica, Sardinien und Sicilien. § 167. Lycfus unipunctatus Hbst. = caiialiculatns F. 1 St. In ganz Europa in altem Holz. 23. Zophosis pnndata Brülle. Einzeln. f 103. Erodius hicarinatus Er. f 28. Pachychüe tripoliana Sol. f 29. Tenti/Ha Thunhergi Stev. und 105. Scaurus striafus F., vereinzelt gef. f 3 9 . Äs ida Serv illei Sol. 1 Mä n n c h e u . f 152. Crypticus nebulosus Fairm. f 110. Opatrum famelicum Oliv, und 154. 0. pusillum var. meridionale Küst. je 1 Ex. 0 f 52. Heliotaurus disHncfus Gast. Einzeln gesammelt. § 168. Änthicus floralis L. Eiu St. In ganz Europa u. in allen Mittelmeergebieten. 159. Änisorhynchus Stnrnii var. catenidatus Desbr., 71. Chrysomela SanJcsi F. und f 139. Galeruca barbara Er. Je einmal gef. 11. Marocco : Tanger und Tetuan (bezeichnet mit Ta. und Te). f * 169. Cicindela ruaura L. var. arenaria F. einzeln, t* 170. C. l'doralis F. var. barbara Gast., öfter und t* 171. C. flexuosa F. dreimal bei Ta. Alle 3 Arten auch in Südspauieu u. anderen Mittelmeergebieten. — 229 — t* 172. Canthus rugosus F. Eiu Ex. der Nordafrika eigen- thümlichen Stamraart mit gewölbten Decken. Mattscbwarz. 173. Cldaenins (Dinodes) agurens Dft. 1 St. S. E., selbst noch in Oesterreich. 79. Ch. velufums Dft. 1 St. der Stammart mit grünem Thorax. Vaterland wie vorige Art. * 174. Steropus sycophantd Fairm. Noch wenig bekannt. 1 St. von Te. Wird in Süd-Spanien durch St. glohostis vertreten. 0 * 84. Ditoinus sphaeroceplialus Oliv, 1 Ex. von Te. 0 * 175. Sahiemis dama Rossi. 2 St, von Te. dieser in ganz S. E. verbreiteten Art. 0* 176. Acinopus megacephalus 'Ros.&i. 1 Ex. wie voriger. Te. 177. Gyrinus DejeaniY^YuWe. Bei Ta. oft gef. — GauzS. E, 178. Staplnjlinus minax Muls, Te. 1 St. Selten, noch in N. W. Europa, § 179. Outhopliagus tmiriis L. Ein Weib von Te. Ganz Enropa u. Kleinasien. * 180. Anomala tingitana Blch. Selten, 1 St, bei Ta. * 181. PlnjUopertlia lineata F. Ebenso. Wird leicht mit der östlichen Uneolata Fisch, verw^echselt. Die Decken sind lehm- gelb, die Naht, ein Schulterwäsch, der Ausseuraud von der Mitte au nnd eiu Läogswisch in der dritten Furche schwarz. t* 95.^ Oxythyrea Amina Cocq. Ta. n. Te, je einmal. 17. Aethk'ssa floralis F, Ta. und Te. § 182. Bhagonycha fulva Scop. Ta. einmal. In ganz E. einer der häufigsten Käfer, Of * 183. iJasytes liaemorrlioidalis F, Zweimal bei Ta. Auch in Spanien. 22. Psüothrix melanost var. f * smaragdinus Luc. Te. einmal. Of* 184. P&. iUustris Wollast. Te. Auch Spanien und auf den Ailantiden. 0 * 185. Clerus Ammios F, Ta, einmal. Auch S. E, 186. Erodius f africanus Sol, var. * tangerianus AUd, Ta. einmal. 0* 187. Fuchychüe Salsmmmi Sol. Te. drei, Ta, ein Ex. Auch bei Algeciras in Andalusien (v. Harold, Kobelt), Gibraltar (v. Hey den) und Malaga gef. ^ t* bedeutet: Algier und Marocco gemeinsam. — 230 — 0 * 188. P. hisjmnica Sol. Ta. eiu St. Auch Audalusien u. Sr. MoDchique. 0 * 189. Tentyria niaroccaiui Sol. Ta. 4 St. Auch in AudaUisien. 0 * 190. Morica planata F. Ta. Te. lu Audalusien bei Cai'tama u. Malaga. 191. Ahis spinosa L. var. OlivieriSo\. BeiTe. nicht selten. Von Italien uud den Inseln bis Syrien u. Nordküste von Afrika^ fehlt in Spanien. Of* 192. Ä. elegans Charp. Te. ein St. Auch in Spanien^ Algier. Tripolis. * 193. A.Kohelti Heyden n. sp. Ein St. von Te. SieheAnhang. 0 f * 35. Scaunis sficticus Genigr. Te. einmal. * 194. Asida Ällardi Fairm. Eiu Mann von Te. Schöne und seltene Art mit einer schwarzen Sammetrippe zwischen Naht u. Randrippe. 0 * 195. Bendarus castilianus Brülerie. Einmal bei Te. Vou meinem Reisegefährten Piochard de la Brülerie in Castilien entdeckt, später von mir auch bei Guarda uud Cea in der Serra do Estrella in Portugal gef. ; auch Sierra Guadarrama (v. Heyden) u. Sr. Mouchique (von Maltzan). 0 * 196. Litohorus planicollis Muls. Te. zweimal. Auch San Roque in Andalusien (v. Heyden). 0 * 197. Olocrates planinsculus Muls. Te. ein St. Auch Südspanien. 0 * 198. Opatroides thoracicus Rosh. Te. einmal. Auch Andalusien. 199. Gnathocerus cornutus F. Ta. Cosmopolit, durch Waaren eingeschleppt. 0 * 200. Gasfrhacma rußventre Waltl und var. anceps Muls. Bei Te. nicht selten. Auch in Andalusien. 0* 201. G. abdominale Gast. Ta. dreimal, auch Spanien. Of* 135. Heliotaurm rußcoUis F. Ta. mehrfach. In Süd- spanien häufig. § 202. MordeUa acideata L. Ta. Ueber ganz E. verbreitet. 203. Zonahris {Mylahris olim) variabilis Billbg. Ta. Te. nicht selten. S. E. weit verbreitet. f * 204. Z. circumflexa Chevr. Ta. einmal. In Algier nicht selten. — 231 — 0 t * aS. Lachnaea variolosa L., luul 0 f * 124. L. vicina Lacord. Bei Te. f * 70. Timarclia rngosa L. Einmal f 0 * 205. Monolepta erytlirocephäla Oliv. Te. einmal. lu Spanien und Südfrankreich. f * 206. Orestia punctipennis Luc. Te. ein Ex. Auch in Algier. III. Südspanien. 172. Carahis rugosus F. var. 0 baeticus Dey rolle. Die Spanien u. Portugal eigenthümliche flache, mehr glänzende Form. Stammart nur Nordküste von Afrika. Algs.^ Gr. 207. Scarites saxicola Bon. = hespericus Dej. Algs. 1 St. Findet sich ausser Südspanien mit Ueberspriugung aller dazwischen- liegender Länder nur noch in Syrien. 0 208. Pristonychtis Polyphemus Rambur. Ronda ein sehr rothbraun (wie die Höhleii-Priston.) gefärbtes Stück. 0 209. Steropiis globosus F. Drei Stücke mit deutlicheren Deckenstreifeu von Algs. 0 Var. gagatinus Germ. Gr. einmal (Streifen undeutlich). f 0 11. Hister major L. Algs. einmal. 0 210. Hojjlia misella ScMs. n. sp. Algs. ein St. Hatte ich schon lang in meiner Sammlung nach zwei St. die ich bei Ronda 1868 fand, als andaluska m. abgetrennt. Sie gleicht der //. JRamhuri Heyd. von Ronda ist aber schwächer beschuppt und stärker behaart. 0 211. Ghasmatopterus villosulns Illig. Algs. ein St. 0 212. Anisoplia baeticu Er. Gr. einmal. 2J3. Cetonia lugubris ^ oet ^= morio F . Algs. mehrfach. *0 § 182. Bhagonycha fulva Scop. Bei Algs. öfter gef. § 214. Psüothryx nobilis Illig. und Ot§ 21. Mesodasytes phimbens Müll., Algs. je einmal. * 0 187. Pachychile Salzmamn Sol. Algs. mehrfach. 0 215. Tentyria platycep)s Siev. var. modestaRosh. Gr. häufig. 0 216. ÄJcis acuminata Hbst. Gr. Algs. je einmal. 0 217. Scaurus rugidosus Sol. Cartg. 2 St. f * 0 35. S. stidicus Gmgr. {punctatus Hbst. non F.) Algs. nicht selten. ' Algs. = Algeciras. — Gr. = Granäda. — Cartg. = Cartagena. — 232 — 0 218. Blaps hrachyura Küst. Cavtg. mehrfach. 0 219. B. lusitanica Hbst. und 0 220. Timelia monticola Rosh. je einmal bei Gr. * 0 196. Litohorus planicollis Waltl. Algs. drei St. 0 221. Helops coriaceus Küst. Bei Algs. in beiden Ge-. schlechtem öfter gef. * 0 200. Gastrhaema rnfiventre Waltl. Algs. einmal. y*0 185. Heliotaurus ruficoUis F. Bei Algs. u. Gr, häufig. 222. Lagria Grenieri Bris. Ein Weib bei Algs. Auch Südfrankreich. f 0 55. Meloe majaJis L. var. laevigatus Oliv. — Ein St. Dei Cartg. Auch in Südfraukreich u. Italien. 223. Larinus iirsus F. Bei Algs. häufig. In S. E. verbreitet, 0 224. L. afer Schh. = acanthiae Schh. Algs. einmal, 0 225. Folydrosus suhglaber Desbr. Gr. einmal. Von mir in der weiteren [Jvngebung von Granada 1868 bei Huejar entdeckt, § 226. Fhpfonomus variabilis Hbst, Gr. einmal. In ganz E. 227. Agapanthia cardui L. Algs. zweimal. S, E. f*0 124. Lachnaea vicina Lacord, Algs. vier St. 70. Timarcha rugosa L. und 0 228. T. parvicollis Roshr. je einmal bei Algs. f 0 73. Chrysomela- baetica Suffr. Cartg. ein St. 229. Chrysomela americana L. Algs. und Gibraltar in grosser Menge. In ganz S. E. häufig. B. Nord- und Mittelspanien. § 1. Gicindela campestris L. Ord.^) ein St. § 2. Carahus memoralis Müll. Ord. ein mattgrüues St. var. prasinotinctus Heyd. Von dieser vou mir aus Asturien beschrie- benen stark glänzenden Varietät wurde ein grünes St. bei Ord, gef, 0 8. Nebria andalusica Ramb. Bei Mir. 3 St. 4. Brachynus crepitans L. Ord. ein St. 0 § 5. BlecJirus minutus Goeze = glahrattis Dft. Bare, mehrfach. ') Ord. = Orduna in Viscaya in Nordspanien. — Mir. = Miranda am Ebro in Nordspanien. Bare. ::= Barcelona an der Ostküste. — Val. =^ Valencia. — 233 — 6. Cymindis smxndciris Scliavmi. Mir. 2 St., auch DeutschlaDrl. f 7. Chlaenius vehititrus Dft. var. auricolUs Dej. Bare, einmal. 0 f 8. Liciims gramdctus Dej. Bei Bare, häufig; Orcl. einmal. 9. L. acquatus Dej. Ord. ein St. Nordspauien eigenthümlich. 10. Ccdntlms pundipauiis Germ. Bare, ein St. S. E. bis nach' Griechenland. § 11. C. cistehides Illig. Mir. häufig und rar. hdcymedms Gautier seltener. 12, C. iiniseriotiis Yuillfr. Mir. 2 St. § 13. C. amhiyuus Payk. var. Chevrolaü Gaut. Mir. 3 St. C. iuterm.^ uniser. n. C/ievr. sind Spanien eigenthiiinliche Formen. § 14. C. mclanocephalns L. Mir. in Anzahl. J5 15. Olibanarius dorsdlis Pontopp. [Ancliomeinis priisinus /.) Ord. Mir. je einmal. § 1(3. Poecilus punctididus Schall. Bare, mehrfach. 17. Sferopiis ylohosus F. var. yagatimis Germ. Mir. in An- zahl gef. 18. Sterojnis Lacordairei Putz. 2 St. von Ord. Nordspauien eigenthümlich. § 19. Äbax striola F. Ord. einmal. 20. PercKS stultus Dufour. Eine seltene dem Osten Spaniens eigenthümliche Art. Bare. 3 St. Die Hinterecken des abgerundeten Halssehildes haben »einen« borstentragendeu Punkt. 21. Zahrus consmiguhwis Chevr. Ord. zwei Weiber. Dem Norden Spaniens eigeutliümlich. 1 22. Ditomus spTiaerocephalus Oliv. Bare. Auch in Süd- Europa bis Dalmatien. 23. Äcinopus picipes Oliv. = tenebrioides Dft. Mir. einmal. S. E. § 24. OpJiomis sahidicold Panz. Mir. zweimal. § 25. 0. aziireus F. und 26. 0.%puncticollis Payk. var. parcdlelus Dej. Mir. je ein St. Die Varietät mehr in S. E. die Stamraart auch bei Frankfurt. § 27. Fseitdopliomis pubescens Müll. Mir. Im ganzen palae- aretiseheu Gebiet von Portugal bis zum Amur. § 28. Harprdus aeneits F. et var. § confusiis Dej. Mir. y ein St. § 29. H dimidiatus Rossi. Mir. einmal. §30. U. serripes Schh. Mir. 4 Stück. — 234 — §31. H. ruhripes üft. Ord. einmal. No. 28 — 31. häufig in gauz E. 0 32. H. hcspericus Rosb. Mir. Bare. Durch gauz Spanien verbreitet. § 33. Stenolophus teuioniis Schrk. Ord, 34. Gyrinus sfriatus Oliv. Bare. Nur S. E. § 35. Helochares hvidus Forst. Ord. 0 36. Ctjclonotum hispaincum Küst Val. 4 St. 37. Hydrophilus pistaceus Lap. Val. 2 Ex. S. E. § 38. Staphylinus olens Müll. Mir. Von Portugal bis Syrien uud Schweden bis Nordafrika. * 0 39. Staplnßiniis aethiops Waltl. Mir. Ord. dreimal. §40. Phosphuga polita Sulz. = laevigata F. Ord. einmal. Glänzend. 41. Silplia granidata Oliv, uud 42. S. piincticollis Luc. Beide von Bare. S. E. f 0 43. Hister major L. Bare, einmal. 0 44. MeligeÜies opacus Rosh., von Reitter bestimmt. Val. in Menge. Auch iu Frankreich. 45. Attagenus trifasciatus P. und * f 0 46. Telopes hirtidus Rosh. mehrfach von Val. und in S. E. verbreitet. § 47. Lucanus cervus L. wir. capreölus Sulz. Ein kleiner Manu vou Ord. nicht von unseren verschieden. 48. Gymnophurus flagellatus F. Mir. einmal S. E. 49. Thorectes laevigatus F. Bare, einmal S. E. 0 50. Bhizotrogus granulifer Rosh. Bare. 3 Stück. *-j-ü51. Anisoplia floricola F. Mir. zweimal. § 52. Oxythyrea fnnesta Poda = stictica_ L. Bare. Val. Mir. Ord. Iu grosser Menge, auch sonst in ganz E. 1 0 53. Tropinota squalida L. Val. häufig. Ganz S. E. 0 54. Cetonia luguhris Voet = mono F. Mir. und 55. Capnodis tenebrionis L. Mir. je einmal. Beide in S. E. verbreitet. 56. CardiopJiorus Upunctatus F. var. fast braun mit schwar- zem Längswiseh der Decken. Val. einmal. Spanien, Italien. 57. Äthous pundicolUs Ksw. Ein Weib vou Ord. Auch Prank- reich und Italien. 58. Ägriotes sordidus lilig- Bare. 2 St. S. E. — 235 — § 59. Cantharis rufa L. var. liturata Fall. Val. einmal. § 60. G. öbscnra L. Bare. 3 St. 0 61. Malaclims Umlifcr Ksw. Val. vier Ex. 0 62. Haplocnemufi limhifer Ksw. Val. einmal. Beides spani- sche Arten. 0 63. Euiheca solida Ksw. Ein St. dieser meiner Sammlung fehlenden Gattung fand Dr. Kobelt bei Ord. Seither nur aus Portugal bekannt. 0 64. Erodius neapolitanu^ Sol, Val. häufig. Das gemeinsame Vorkommen einer Erodius Art in räumlich so weit von einander getrennten Ländern, wie Italien n. Andalusien ist auffallend. In Italien und von Neapel bis Sicilien, aber auch Sardinien. 0 65. Tentyria incerta Sol. Mir. einmal. 0 66. T. Peiroleri Sol. Val. häufig. 67. AJcis acuminata Hbst. Mir. einmal. * t 0 68 Scaiirus sficticus Gmgr. Bar. 0 69. JBIaps hispanica Sol. Val. ein St. 70. Asida sericea Oliv. Bare. 3 St., auch Süd frank reich. 0 71. Pimelia incerta Sol. Bare, einmal. Spanisch-portug. Art. § 72. Crypticus quisquiliits L. Mir. häufig, überall in E. 0 73. Heliopathes lineatopiinctatus Muls. Mir. einmal. Spani- sche Art. 74. H. ahhreviatus Oliv. Bare, mehrfach. Auch in Süd- frau kreich. 0 75. H. lusitanicKS Hbst. Bare, nicht selten, Val. Spanisch- portug. Art. 0 76. Opatrum perlatum Germ. Bare. Spanische Art. f 0 77. 0. x^usillum F. var.meridionale Küst. Bar. einmal. S. E. 0 78. Helops melas Küst. Selten. Mir. einmal. Spanische Art. * 0 79. Gastrhaema rufiventre Waltl. Mir. ein St. 80. Äufhicas instabüis Schmidt. Bare, ein St. Ganz S. E. §81. Mordella aculeata L. Ord. einmal. Ganz E. 82. Oedemera simplex L. = ßavimana Schmidt. Mir. ein St. S. Frankreich. Spanien. §83. 0. flavipes F. Ord, einmal. § 84. Sitones lineatus L. Bare, ein St. 85. Larinus scolymi Ol. Mir. einmal. S. E. § 86. Calandra granaria L. Bare. Cosmopolit. § 87. MacrocephuJus {Anthribiis oJim) albinus L. Ord. ein Ex. — 236 — § 88. Mylabris (Bruchus olini) camis Germ. Val. § 89. Prionus coriarms L. Orcl. ein Weib. § 90. Mesosa nebuhsa F. Ord. ein Ex. Beide nicht in Süd- spanieu. 91. Lachuaea puhescens Dufour. Val. zweimal, S. E. bis nach Corsica. 91. Timarcha Piochardi Chevr. Bare, zwei St. selten. 92. T. mouticola Dufour. Mir. oft gef. Ord. 2 St. Auch ia den P3a-euäen. 0 93. Chrysomela varipes Snffr. Bare, zweimal. Spanische Art. § 94. Ck. Imemoptera L. Mir. einmal. § 95. Phyllotreta diademata Fondr. Bare, ein Stück. § 96. Propylaea 14. pundafa L. Mir. und § 97. ChiJoconis hipustulcdus L. Val. je ein Stück. § 98. Cocciuella 7. punctata L. Val. Bare. Anhang". Beschreibung- der neuen Art: Akts Kobelti Heyden. Opaca, corpore medio posticeque fortissime constricto. Clypeo fortiter emargiuato, angulis promineutibus. Capite lato, plauato, impnnctato, medio depresso, cariuis tribus parallelis perparum elevatis, una in medio, singula intra oculos. Thorace lato, gibboso, impnnctato, in medio planato, foveolis duabus miuutis, postice parum declivo, lateribus explanatis transversim leniter rugosis, angulis auticis acutis, medio latissimo, ante angulos posticos rectos subemarginato, basi marginata, medio recta, deiude ad angulos parum curvata, angulis ipsis rectissimis. Elytris medio latissimis (9 mm), basi fortiter coustrictis (3^- nini), apice acutissimo, supra deplanatis, postice declivibus, sutura elevata, callo humerali gib- boso lucido; Costa dorsali acuta mediana intus callum terminante ad apicem convergente apicem non attingente, duabus lateralibus autice a callo extus perapproximatis usque ad medium fere paral- lelis, a summa latitudiue divergentibus, ante apicem conjunctis; prima costa lateralis fere ad apicem ducit; costis lucidis rivu- losis; interstitiis late rugosis imprimis in medio posticeque. Pleuris — 237 — medio gibbosis, Incidulis, impuiictatis, aiitice posticeque rugulosis. Subtns opaca, impuuctata. Long. 21 mm. Haue speciera perinsignem, quae structura elytrorum ab omuibus speciebns coguitis valde differt, illustrissimus conchylio- logus, Dom. Doctor med. W. Kobelt, in cujus houorem dedi- cavi, semel reperit prope Tetuau imperii Maroccaui. Exemplar uuicum in Museo Senckeubergiauo Fraucofurtauo. — 238 Beiträge zur Keiiiitniss der Hyiiieiiopteren-Fauna der weiteren Umgegend von Frankfurt a. M. Dr. L. von Heyden. II. Theil, als Portsetzung- der Arbeit über Chrysiden. In dem Jahresberichte 1881—82 gab ich eine Aufzählung der Chrysiden unserer Gegend. In den folgenden Berichten werde ich nun diejenigen Hymenopterenfamilien der Frankfurter Umgegend zusammenstellen, welche in meiner Sammlung geordnet sind, welche von Specialisten revidirt und deren authentische Be- nennung hiernach garantirt ist. Ich befolge in der Auswahl der zu behandelnden Familien keine systematische Reihenfolge. Braconidae. Die Braconiden stehen in naher Verwandtschaft mit den Ichneumoniden oder Schlupfwespen, sind meist sehr klein, die geflügelten Formen haben nur einen rücklaufeuden Nerv der Vorderflügel; die ungeflügelten haben zwischen dem 2. und 3. Hinterleibssegment kein bewegliches Glied, mit Ausnahme der Aphidini. — Sämmtliche Gattungen schmarotzen in anderen Insektenlarven. — Die Bestimmung der Arten ist nicht leicht, zumal nach älteren Autoren, die oft nur auf die Farbe, weniger auf plastische Merkmale, wie Flügelgeäder, Rücksicht genommen haben. Die hauptsächlichsten Autoren sind: Nees von Esenbeck, Haliday, Wesmael, Ratzeburg, Förster, Ruthe und als letzter scharfsinniger Beobachter und Systematiker Reinhardt. — Ruthe und Reinhardt haben auch mein Sammlungsmaterial revidirt. — 231) — Ueber Braconiden speciell unserer Gegend bat bis jet/t uur F. Jaeuuicke etwas veroffentlicbt und zwar giebt er in der Berliner Eutomologiscbeu Zeitschrift XI. 1867 p. 151 eine Aufzählung von 15 Arten aus 11 Gattungen, die m- iu der Umgegend von Frankfurt fand. — Fr. bedeutet stets Frankfurt. Brst. = Birstein an der südlichen Abdachung des V'^ogelsberges von Dr. med. Bauer gesammelt, I. Brnconinoe. "Vipio Latreille. 1. V. nominator F. Fr. Ems. Brst. Auch Sicilien. 2. V. appeUator F. Zwei St. von Fr. 3. F. terrefactor Vill. Wird von Jaennicke angeführt. (Seine Arten sind gleichfalls von Reinhiirdt bestimmt.) Bracon Fabricius, 4. JB. urinator F. Zwei Stück von Mombach bei Mainz. Ein Pärchen aus Freiburg i. B. wurde aus Tinea Raupen aus dem Stengel von Carlina vulgaris erzogen. 5. B. palpebrator Ratzebg. Fr. aus überwinterten Kiefern- zapfen Mitte Mai entwickelt. Darmstadt von Forstsecretär Reissig gesammelt und von Ratzeburg nach solchen Stückeu beschrieben. 6. 13. variator Nees. Fr. Ende Mai aus überwinterten Fliegenmaden in den Samen von Senecio erzogen. Königstein im Taunus. Auch Sicilien u. Hyeres. 7. B. Hetjdeni Reinh. Fr. Mitte Juni ans überwinterten Carlina Köpfen ein einzelnes Weib erzogen. 8. B. delusor Nees. Fr. Aus Raupen der Tortrix Hoff- mannseggiana aus Ligusterbeeren Mitte Mai erzogen; aus dürrem Waldholz Ende April, und Anfang Mai aus Carduus Köpfen erzogen. Köuigstein. 9. B. Ostmaeli Wesm. 3 St. von Birstein 2 JManu 1 Weib. 10. B. solutus Reinh. Fr. ein Mann Anfang Juni. 11. B. caudiger Nees. Zwei Weiber von Brst. 12. B. terebclla Wesm. Fr. aus» Raupen der Ligusterbeeren erzogen Ende April. 13. B. sfahilis Wesm. Aus Gelcchia Brahmiella von Fr. entwickelt. — 240 — 14. B. erraticus Wesm. Aus überwinterten Bliirhenköpfen von Carduu.'i im Juli entwickelt. 15. B. caudatus Ratzb. Typische Stücke von Darmstadt aus der Gallwespe Teras terminalis erzogen. 16. B. variegator Wesm. Fr. Anfang Dezember ein Weib von Eichenblätteru geklopft, Mitte April auf Kiefern. 17. B. hrevicornis Wesm. Eiu Weib von Fr. 18. B. hisignatns Wesm. Fr. aus Astragalus ^c\ioien. im Septbr. erzogen, auch schon von Mitte April bis Mitte Juni, daher vielleicht zwei Generationen. = Microgaster lugubris Ratzb. 19. B. anthraciiius Nees. Ende April aus Kiefernzapfen, Anfang Juli Soden im Taunus. Erst. 20. B tiluJcms Wesm. Ende April ein Weib aus dürrem Waldholz. 21. B. minuhdus Reiuh. Ein Weib Mitte September von Köuigstein. 22. B. htßohii Ratzb. Fr. ein Weib aus Larve des Käfers Hylastes aier erzogen. 23. B. discoideus Wesm. Vier St. von Darmstadt. 24. B. parvulns Wesm. Anfang Mai ein Manu aus altem Holz entwickelt. 25. B. flavcdor Nees. Ein Weib von Jaeuuiclce erwähnt. Fr. Wald. II. Euspathiidae, Euspathius Förster = Spathius Nees. 2<». E. ruhidus Spinola. Eiu Weib Mitte Juli. 27. E. clavaUis Pauz. Häufig aus altem Holz von Mitte Mai bis Anfang August erzogen Fr., Enkheim, Erst., Ems. Mitte Juni ans der Larve des Xesfohium {Anobium) riifovillomm Deg. = tesselidiüH Oliv, aus alten Weiden bei Fr. entwickelt. Taunus (Jaennicke.) 28. E. hrevimndis Ratzb. Aufano- Juli aus dürrem Waldholz erzogen und bei Soden gef. Pr. Ende August aus Kiefern, worin ein kleiner Hijlesimis lebte, erzogen. Darmstadt typische Stücke. 29. E. pedestris Wesm. Ungeflügelt. Yx. 3 Exempl., eins von Fuister als sein Späth, apterus bestimmt, im Juni u. Augast aus dürrem Waidholz. — 241 — « / III. Secabolklae. Hecabolus Curtis. 30. //. sidcafus Cnrtis. Vom Juni bis Auo-iust aus altem Carpinu^i n. Buchenholz öfter erzogen. Die Männer variiren von 1^2 — 3 mm. Lauge. Corystes Reinhard. 31. C. aciciilatus Keiuh. Schmarotzer von Agrilus viridis. 3. Stück Mitte Juni aus dürrem Waldholz erzogen. Reiuhard'sche Originale (Berl. E. Z. 1865 p. 259.) IV. Doryctidae. Coeloides "Wesmael. 32. C. scolyticida Wesm Mitte Juni aus dürrem Waldholz erzogen, Mitte Aug. im Fr. W. an Eichenklafterholz. Auch von Jaeunicke aufgeführt. Atanycolus Förster. 33. A. denigrator F. Ende Juni aus Birkenholz erzogen, worin Larven von Scolytus. Auch im August gef. Brst. Coenopachys Förster. 34. C. Hartigi Ratzb. Fr. Aus dürrem Waldholz im Juni erzogen, Soll in Bostrichus bidens leben. Dendrosoter Wesmael. 35. D. Middendorß Ratzb. Ende April aus dürrem Kiefern- holz, worin Bostrichiden, auch Anfang Juni. 36. D. protuberans Nees. Von Jaeunicke erwähnt, Doryctes Haliday, 37. D. imjJerator Halid. Oft aus dürrem VValdholz erzogen von Mitte April bis Anfang August. Körperlänge des Weibes ohne Legeröhre von 3^/2 — 7 mm. Dieses grosse Weib aus Darni- stadt, vou Kliugelhöffer aus der Larve von Bicerca berolinensis gezogen. Mann 3 — 4^2 mm. Soll auch in Astynomus aedilis leben. 38. D. leucogaster Nees. Mein kleinstes Weib 5^/^, mein grösstes 9mm. Nur aus dem südlichen Gebiet: Darmstadt, Heidel- berg, Lorsch in Rheiuhesseu. Soll in Bhaglum indagator leben. 16 — 242 — 39. D. ohliteratus Nees. Ein Manu von Birsteia. 40. J). striatellus Nees. Eiu Pärchen von Fr. Reinhard kannte nur diese 2 Stücke, von Förster als sein Ischiogonus domeslicus bestimmt. Cyanopterus Wesmael. 40. C. flavator F. Zwei Weiber bei Fr. im Wald an Tannen- klafterholz Ende Juli. Auch Triest u. Syracus. F. Mormiidcie. Chremylus Haliday. 42. C. nibiginosus Nees. Ein Weibchen Anfang August am Fenster im Haus. Hormius Nees. 43. Hormius moniliatus Nees. Ende Juni und Juli in Soden im Gras. Griesheim am Maiu, Brst. Auch Syracus. VI. Rogadidae. Petalodes Wesmael. 44. P. iinicolor Wesm. Mitte August bei dem Schmitterhof bei Rodheiui bei Giessen u. Fr. je ein Mann aus Raupen gezogen. Pelecystoma Wesmael. 45. P. luteum Nees. Zwei Männer von Fr. Mitte Juni. Lebt in den Raupen von Limacodes tesfudo, wie die vorige Art. Ademon Haliday. 46. A. decrescens Nees. Ein Mann Anfang Juli am Fenster. Clinocentrus Haliday. 47. G. exsertor Nees. Mitte Juni 2 St. aus überwinterteu Gespinnsten von Fktheochroa rugosana^ eiu St. Ende Juni aus Depressaria lihirella, Mitte Juli Soden gef. Heterogamus Wesmael. 48. H. dispar Curtis. Ein Mann von Brst. Rogas Nees. 49. P. morio Reinh. Ende April ein Mann bei Runipenheim in Sandgegend. Type. Sonst noch aus Tirol bekannt. — 243 — 50. i?. hicolor Spiuola. Ein Weib Mitte Juli aus eiuer Raupe von Ononis von Fr. erzogen. Bildet die var. 3 Reinh. (Berliner Ent. Zeit. 1863. p. 264.) 51. B. vittiger Wesro. Fr. ein Manu. Sonst Halle, Schweiz. 52. B. circumscriptus Nees. Ende Juli Wald bei Falken - stein, Mitte Juui Croutbal. Ich besitze die Art auch aus Genf, Hyeres, Triest, Messina. Die häufigste und weitverbreitetste Art, auch Königsberg i. P. 53. B. testaceus Spinola, Zwölf Stück entwickelt Anfang September aus einer Raupe von Harpyia vinula von Soden, die durch die ausgeschlüpften Thiere siebartig durchlöchert ist. Von Danzig bis Avignon verbreitet und von Wien bis Paris. VZI. Mhyssalidae. Colastes Haliday. 54. G. decorator Haliday. Mitte April aus Gracillaria Fran- kella von Eichen, ebenso Ende October. Ende Juli aus Raupen von Elachista Baschliella, Ende Juni, aus Raupen von Ceniostoma laburnella aus Genista, Eude April aus Fichtenzapfen. 55. C. Wesmaeli Reiuh. Ende August aus Minirlarven der Agrimonia Blätter ein Weib. Ende August aus Tentliredo Larven derselben Pflanze. 56. C. hraconimis Haliday. Ende April im Wald an der Obersaustiege häufig an blühenden Stachelbeeren, Mitte April aus LithocoUetis von Salix cinerea. Als Exothecus debilis Wesm. aus Darmstadt von Ratzbg. bestimmt. Fr. Eude Septbr. 56a. C. n. sp. nach Ruthe Mitte Mai aus dürrem Waldholz. Fehlt der Hinterleib. 57. C. pallidus Reinh. aus Raupe von BJiamnus von Mombach bei Mainz. 58. C. hariolator Haliday. Ende Mai ein Weib vom Feldberg im Taunus. Oncophanes Förster. 59. 0. minutus Wesm. Fr. Darmstadt, aus LithocoUetis. VIII. SUjalpJi ida e. AUodorus Förster. 60. A. lexndus Haliday. Aufaug Juui und August aus dürrem Waldholz entwickelt. — 244 — Sigalphus Nees. 61. S. caudatus Nees. Bei Wisselsheira in der Wetterau Mitte August. 62. S. aciculatus Ratzb. Fr. aus dürrem Carpinusbolz worin Änobium lebten Mitte April entwickelt. 63. S. ohscurellus Nees. Ein Weib von Brst. 64. 8. ßavipalpis Wesm. Anfang Juni aus dürrem Holz. Wurde scbou aus Eccoptogaster Arten gezogen. 65. S. Neesi Reinb. Type, ein Mann von Fr. 66. S. striatiilus Nees. Anfang April aus altera Carpinusbolz entwickelt. IX. Chelonidae. Chelonus Jurine. 67. G. inanitus Nees Ende Juli in den Hocbbeimer Stein- brücben auf Blütlien, n)id in der Hohen Mark im Taunus, Falken- steiuer u. Fr. Wald Mitte Mai bis Juli. Habe ich aucb von Syracus. Auch von Jaeunicke von Fr. erwähnt. 68. C. ocidator Pauz. Mitte August bei Soden auf Umbellen, Anfang Juli Enteusee bei Rumpenheim, Ende August Mombach auf Eryiigium. 69. C. anmdatus Nees. Je ein St. von Fr. u. Brst. 70. C. annulipes Wesra. 2 St. Anfang Juli aus Pyralis Raupen von Eryngiuni von Mombach erzogen. Brst. 71. C. parcicornis Wesm. Anfang Juni aus Tinea-Gesp'iuust von Juniperus entwickelt. Von Reinh. erwähnt Berl. Ent. Zeit. 1867 p. 359. 72. C. sulcatus Jurine. Mitte Juli aus den Raupen der Laverna epilohieJla., Anfang Juli aus Ilctinla Bonolimia, Ende Juli aus Tinea Raupen von Cirsium, beide Geschlechter (Siehe hierüber Reinh. 1. c. p. 358). Soden, Jugeuheim, Brst. Acampsis Wesmael. 73. Ä. alterrdpes Nees. Mitte Mai Falkensteiner Wald. Auch von Carlsruhe. Phanerotoma Wesmael. 74. P. äentatum Panz. Ende Juli bej Soden auf Eichen, Ende Juni aus überwinterten Fichtenzapfen. Jugenheim. Auch Messina. - 245 — ^ Ascogaster Wesmael. 75. Ä. wsfahilis Wesm. Anfang Juli im Wartlifor.st (Fr. Wald.) ein St. — Carlsruhe. 76. A. canifrons Westm. Fi-, zweimal. 77. Ä. rußdcns Wesm. Fr. von Ende Mai bis Mitte August. 78. A. tcrsus Reinh. Nur 3 Männer bekannt, Mai im Wald u. Brst. Typen. 79. A. ehgans Nees. Mitte Juui aus Raupen entwickelt. Auch Danzig u. Bautzen. 80. A. Necsi Reinh. Typen. Aus dürrem Waldholz von Ende April bis Mai öfter entwickelt. Von Eichhoff aus Bortrichus vü- losKS von Jülich erzogen. 81. A. shnüis Nees. Führt Reinh, von Fr. an, das Stück aber nicht in meiner Sammlung. Aachen. 82. A. ammlaris Nees. Zwei St. im Juli aus Raupen von Fr. erzogen. Auch im Engadin aus Sackträgerraupeu von meinem Vater, Senator von Heyden, erzogen, 83. A. qiiadridentatus Wesm. Fr. Anfang Juli aus Carpocapsa splendana u. Ende Juni aus den Puppen von Tortrix glandiana erzogen. Auch sonst öfter. Brst. X. MicrogastHdae. Acaelius Haliday. 84. A. subfasciatus Hai. Ende April aus Nepücula centifoUella u, N. oxyacanthella erzogen, 85. A. duhius Forst. Mitte Mai aus Blattminirern von Popiäus canadensis, Ende April aus NepUcula fagi u. N. riifella. 86. A. germanus Haliday. Ein St. aus Nepticula Salicis Mitte Mai. 87. A. parvulus Forst. 3 St. Mitte Juni aus Nepticula alnetella. 88. A. erythronotus Forst. 3 St. aus Nepticula catharticella Mitte August, Dirrhope Förster. 89. D. riifa Forst. Soden Anfang August ein Ex. Mirax Haliday. 90. M. spartii Halid. Ende Mai aus Nepticula agrimoniella erzogen, auch aus dürrem Waldholz. 246 Microgaster Latreille. 91. 31. glohatiis L. Nees. Schou Anfang April entwickelt, Fr. Maiukur, Feldbergthal bis Mitte Juni. Darmstadt. Nach Ruthe variirt die Art sehr und haben Stücke aus Einer Raupe fast immer die gleiche Färbung, aus einer andern derselben Art oft alle Stücke verschiedene. 92. M. t'ihialis Nees. Cocon au Lysimachia^ Mitte Juli ent- wickelt. Cocon Ende August an Ulmen von Tortrix, Darmstadt. Mitte April aus Cosmopteryx Zieglerella entwickelt. Brst. 93. M. crassicornis Ruthe. Fr. ein Weib im August gef., ausserdem nur ein Weib aus der Mark bekannt. 94. M. tuherculifer Wesm. Anfang August Soden, Brst. Ferner Genf, Aachen, Engadin aus Raupe auf Lonicera caerulea. 95. M. ocellatae Bouche. Darmstadt (Reissig) von Ratzeburg bestimmt. In Smerinthus ocellata. 96. M. aduncus Ruthe. Ein St. Anfang Juni bei Bingen. Ruthe kannte ein Berliner Stück. 97. M. viduus Ruthe. Fr. Einmal. 98. M. soräipes Nees. Aus Raupe Mitte Mai von Schlehen, Mitte Juni entwickelt. Verpuppung aussen an der Raupe. 99. M. Ratsehurgi Ruthe. Entwickelt Anfang August aus junger Vinula Raupe Ende Juli bei Jugenheim, Cocon auf Aspen- blatt von der Raupe getrennt. 100. M. alvearius Spin. Fr. 2 Stück. 101. M. nobilis Reinh. Ende Juli ein St. von Jugenheim Type. 102. M. vipio Reinh. Einmal Fr. aus Butalis Knochella. 103. M. hoplites Ratzb. Darmstadt. Typen aus Lithocolletis populifoliella von Reissig gezogen. 104. M. deledus Halid. Darmstadt. 105. M. namis Reinh. Fr. aus Bticculatrix artemisiella Type. 106. M. ohscurns Nees. Anfang Juni Hofheim. Brst. Auch Genf, Engadin. 107. 31. glomerahish. Nees. \]eheYa\\hä,uüg in Pier isbrassicae, die Coccou, von Laien oft für »Raupeneier« gehalten, häufig an ein- getrockneten Raupenbälgen desKohlweisslings an Mauern und Wän- den angeklebt. Die Maden verlassen die Raupe ehe sie sich klumpen- weise zusammen einspinnen. Ich habe sie auch von Genf u. Hyeres. 108. 31. falcatus Nees. Birstein ein Stück. — 247 — 109. M. spnruis Wesm. Mitte Mai Soden. Bist. Mitte April ans einer Bomhijciden Raupe. 110. M. vitrij)enms Halid. Mitte Juni aus flürrem Waldholz. Auch vom Higi aus Tinea Raupen auf Urtica und von Hyeres. 111. M. congesfus Nees, Im .luli u. August aus Raupen von 3Iamcstra pisi. Hieiher: persincuus Nees von Aachen (Förster) u. Herrstein (Tischbein) nach Reinhard. 112. M. sessilis Nees. Mitte April auf Kiefern. Ende Septb. entwickelt ans Acrolepia pygmaeana von Fr. Brst. 114 M. tenehrosus Wesm. Ebenso. 115. 31. ivßmus Halid. Fr. aus Coleophora albüarsella er- zogen. Brst. Auch Engadin. 116. M. juniperatus Bouche. Brst. Darmstadt. 117. M. fulvipcs Halid. Ein St. Mitte Juni. 117. M. difficilis Nees. Fr. Brst. 119. 31. impiirus Nees. Fr. aus Coleophora chalcogramella oder flavaginella von Anton Schmid gezogen. 120. 31. ensiformis Ratzb. Brst. ein St. 121. 31. xanthostigma Halid. Fr. ein St. XI. Agathididae. Agathis Latreille. 122. Ä. malvacearum Latr. Ein Mann Fr. Mitte Mai. 123. A. rufipalpis Nees. Anfang Mai entwickelt Fr. Brst. In Badenweiler aus Raupen auf Mentha erzogen. 124. A. ühialis Nees. Ein Mann 2 Weiber von Fr. 125. A. nigra Nees. Ende Juni aus PteropJiorus Raupe (Mitte August) von Gnaphalium von Hofheim. Brst. 126. A. hreviseta Nees. Aus Coleophora auf Potentüla von Mombach erzogen. Brst. Cremnops Förster. 127. C. deserfor L. = deflagrator Spin. Fr. Ende Juni aus Botys samhucalis mehrfach erzogen. "" XII. Microdidae. Orgilus Haliday. 128. 0. pundidator Nees. Mitte Juli aus Coleophora Sack von Eichen. Ende Juli aus Coleoph. saponariella ein Pärchen von Fr. Reinhard kennt nur meine Stücke. — 248 — 129. 0. rugosus Nees. Zwei Männchen ans Cohophora con- spicuella erzogen, von Reinh. erwähnt (Berl. Ent. Z. 1865 p. 264.) Sonst Wien u. Südfrankreich. 130. 0. ohscurator Nees. Häufig aus Retinia Bouoliana Mitte Juli erzogen. Auch Darmstadt. Brst. Engadin, Genf. Earinus "Wesmael. 131. E. nitidulus Nees. Ende April Falkenstein, Fr, einzeln. Bingen (Wagner) Mombach (.Jaennicke) vor. thoracicns Nees Fr. einmal aus Raupen erzogen. Auch Curlsruhe (Geyer). 132. E. affinis Wesm. Brst. ein St. [E. varicoxis Wesm. Besitze ich 2 St. von Carlsruhe.] Microdus Nees. 133. M. tiimidulus Nees. Brst. ein Weib. 134. M. nugax Reinh. Brst. zwei Männer, die Reinhard er- wähnt, sonst nur 1 Paar vom Erzgebirg bekannt. 135. M. i^umilus Ratzb. Ein Typ. von Darmstadt. 136. M. calculafor F. Anfang Juli ein Weib aus Larven in Baumschwäinmeu erzogen, nur 2^/2 Lin. lang, Spitze des ersten u. das zweite Segment ganz glatt. Siehe Reinh. 1867 p. 355. 137. M. dimidiator Nees. Ans dürrem Waldholz im Juni u. Juli 2 St. Fr. 138. M. fortipcs Reinh. Mitte August in Soden auf Umbellen. 2 Männer. Typen. 139. M. hignhrator Ratzb. Darmstadt 2 Typen aus Sack- trägerraupen von Hainbuchen. 140. il/. rugnlosus Nees. Fr. dürres Waldholz Mitte Juni, u. Goldsteinforst Ende April an Eichenstämnien. Soll in Bostry- cJius leben. XIII. I*achylommadidae. Eurypterna Förster. \E. Cremieri Brebisson. Dieses merkwürdige Hymenopter mit flachgedrückten Hinterbeinen fand Bach in Boppard in Menge an einem Baum mit Ameisen und vermuthet einen Zusammenhang. Siehe Verb, naturh. Verein Rheinl. Westfal. IX. 1849. p. 166. Ich besitze 3 St. dorther]. - 249 — Pachylomma Brebisson. 141. P. hxrcnki Breb. = latebricola Nees. ^Mehrfach dürres Buchenholz im Wald umschwärmend gef. Ende Mai u. Jali, Auch öfter von Birstein. XIV. rerilitidae. Microctonus Wesmael. 142. 31. clegans Ruthe. Auf der Seckbacher Höhe ein Stück Mitte Mai. Sonst aus Königsberg, Bautzen u. Paris bekannt. Perilitus Nees. 143. P. hkolor Wesm. Endo Juli bei Soden im Taunus im Gras einmal gef. 144. F. rutilus Nees. Ein Mann von Brst. Euphorus Nees. 145. 31. acciiicfus Haliday, Brst ein St Meteorus Haliday. 146. 31. alhitarsis Curtis. Von Jaennicke ein Weib bei Mom- bach gef. 147. 31. chrijsophthahnus Nees. Aus Raupen von BoUjs sam- hucalis Ende April erzogen. Darrastadt, Carlsruhe. 148. M. äeceptor Wesm. Ein Paar von Fr. 149. 31. ictericus Nees. Fr. im Juli aus Raupen entwickelt. Soden, Carlsruhe, Ragatz in der Schweiz. 150. 31. pulchrkorms Wesm. Fr. ein Weil«. Ruthe kannte nur ein St. 151. M. punctiventris Ruthe. Aus dürrem Waldholz von April bis Juni mehrfach entwickelt. 152. 31. ohfuscatus Nees. Im August aus Larven von Orchesia micans öfter entwickelt. Fr. Perilitus pulcher Forst, ist dasselbe Thier. V. formosus Wesm. Fr. aus Schwämmen erzogen, worin wohl ebenfalls Orchesia waren im August u. überwintert Mitte Mai. 153. M. chibius Ruthe. Im Juni u. October aus dürrem Wald- holz erzogen 4 Männer 1 Weib. Ruthe kannte nur 2 Weiber 1 Mann. 154. 31. similator Nees 3 St. Mitte Mai. — 250 — 155. M. ahdominator Nees. Mitte August bei Sodeu im Gras. Brst. 156. M. himaciüatus Wesm. lui Juli im Wald bei Eukbeira. Ist = nigropimctus Forst, nacb Typ. Darmstadt als PeriUtus unicolor Hartig erhalten. V. clecoloratus Rnihe Fr. ein 9i '^'^^ Förster als PerilHus palUdus Nees bestimmt. Ruthe kennt nur ein Berliner Stück. 157. M. cinctellus Nees. Hanau (Heynemann.) 158. M. ohsoletus Wesm. Fr. ein Mann. Von St. Moritz im Engadin ein Weib aus Baupengespinnsten. 159. M.-rubem Nees. Fr. Mitte Mai auf Eichen gef. Auch von Jaennicke bei Mombach gef. 160. M. fragilis Wesm. Mitte Juni aus Raupen der Grapho- lifJia Incarnana {Minor anu) von Pappeltrieben erzogen, ein Weib. XV. Calyptidiie. Calyptus Haliday = Brachistes Wesmael, 161. C. nasutus Wesm. Anfang Juni ein Mann am Feldberg, 162. C.nificoxis Wesm. Ende April bei Falkeustein im Taunus ein Mann. 163. C. nigricoxis Wesm. Mitte Juni an Baumstämmen ein Weib. 164. C. robustus Ratzb. Anfang Mai aus altem Holz ent- wickelt. 165. C. augustinus Ruthe. Von Darmstadt ein Mann. Sonst Berlin u. Mont de Marsan. 166. C. exsertor Reinhard. 2 Mann 3 Weiber aus dürrem Holz im Mai erzogen, von denen der Autor ein Paar besitzt. 167. C. longicaudis Ratzb. Aus dürrem Holz im Mai von Reissig in Darmstadt erzogen. Eubadizon Nees. 168. E. pectoralis Nees. Brst. ein Weib. Schmarotzt in Tor- trix Raupen. 169. E. pallipes Nees. Fr. öfter. — 251 — XVI. JBlacusidae. Blacus Nees. 17U. B. riificornis Nees. Fr. Anfaug Juni aus Galleo der Lasiopiera ruhi. Bist. 171. JB. maculipes We.sm. Ende Juni u. Aufang Juli in Soden. Mitte November bei Enkheim im Schilf. 172. B. tripudians Halid. = rufescens Ruthe. Mitte Juui u. Ende August Abends in Schwärmen in der Luft tanzeud. Dieses Schwärmen giebt auch Haliday au. — Brst. Weib = armatulus Ruthe Fr. 3 Stück, Mitte März im Wald. 173. B. trivialis Haliday = instahüis Ruthe. ßrst. 174. B. exilis Nees. Aufang Juli im Holzstall, wo Bucheu- welleu, öfter. 175. B. errans Nees. Mit dem vorigen und auch Mitte Mai u. Juni aus altem Holz entwickelt. Pygostolus Haliday. 176. P. falcains Nees. Im Juli bei Soden. 177. P. sticUcus F. Mitte Mai u. Anfang Juli bei Fr. Auch Rippoldsau im Schwarzwald. XVII. Liophrotiidae. Liophron Nees. 178. L. edentatus Halid. Brst. {Iclmentidae. Den seltenen Proferops nigripennis Wesm. fing ich einmal bei Rippoldsau im Schwarzwald. Sonst Brüssel.] XVIII. Helconidae. G3rQinoscelus Förster. 179. G. tardator Nees. Von Jaennicke bei Fr. gef. Helcon Nees. 180. H. aequator Nees. Ein Weib von Jaennicke bei Fr. gef. 181. H. ruspator Nees. Von Jaennicke häufig bei Fr. gef. 182. H. annidicorms Nees. Von demselben ein Weib gef. — 252 — Aspicolpus Reinhard. 183. A. carinator Nees. Ende Septb. ein Paar entwickelt. Süll in Callidkim variabile leben. Phylacter Reinhard. 184. P. discolor Wesm. Ein Weib von Fr. XIX. Macrocentridae. Amieroplus Förster. 185. Ä. coUaris Nees. Fr. Mitte Juli ein Mann, zwei Weiber. Macroeentrus Curtis. 186. M. conspicuus Reinhd. Auf der Bürgeier Höhe bei Offenbach Anfang August. 187. M. mar(jmator Nees. Mitte Juni 3 Weiber bei Fr. Brst. 188. M. thoracicus Nees. Mitte Juli aus Depressaria applana und cmeritella von Fr., Anfang Juli aus T»?m-Raupen von Genisfa tinctora von Cronthal, auch sonst von Mitte Juni bis August erzogen. 189. M. linearis Nees. Anfang Juli aus Tortrix Raupen, Mitte Juni aus einer Tortrix Raupe von Linden nur Weibchen erzogen. Auch sonst nicht selten entwickelt u. gef. Darrastadt. 190. M. flavipes Ratzb. Brst. 191. M. nitidus Wesm. Mitte April aus altem Holz ent- wickelt von Fr. Brst. 192. M. infirmus Nees aus Raupen gezogen. 193. M. brevis Reinhard. Ende Juni aus Tortrix Ribeana entwickelt 3 St. XX. Diospilidae. Aspigonus Wesmael. 194. L. diversicornis Wesra. Ans dürreni Holz aus dem Fr. Wald nicht selten im Juni gezogen. Das Weibchen hat einfache rothbraune Fühler, das Männchen hellgelbe mit schwarzer Endspitze. 195. A. abietis Ratzb. Fünf typische Stücke aus Darmstadt von Reissig. — 258 — Diospilus Haliday. 19G. D. rufipes Reiuh. 2 Weiber aus altem Holz im April uud Mai erzogen. 197. D. lignicola Reiiih. Mitte Mai aus dürrem Waldholz ein Mauu u. zwei Weiber erzogen. 198. D. ephippium Nees. Mitte Mai aus überwinterten Schwämmen entwickelt, worin Larven von IlaUomemis fuscus waren. 199. D. dispar Nees. Mitte Mai von Fr. aus Larven der Dorcatoma dresdensis erzogen. XXI. Opiidae. Gnaptodon Haliday. 200. G. pimiüio Nees. Mitte Mai einmal aus dürrem Wald- holz entwickelt, ein anderes Stück aus einer Nepticula aus Salix. Eurytenes Förster. 201 . E. ahnormis W^esin. Ein Stück Mitte Juli bei Soden im Gras. Therobolus Förster. 202. T. ruficeps Wesra. Ende Jiili aus Fliegeumaden in Spiuatblätteru erzogen. Utetes Förster. 203. U. testaceus Wesm. Ende Juni bei Lorsch in Rhein- hessen häufig auf Bryonia. Opius Wesmael. 204. 0. carbonarius Wesm, Fr. ein Mann. 205. 0. instahilis Wesm. Anfang Juli bei Soden einmal. Brst. 206. 0. nitidulator Nees. Entwickelt Mitte August aus Fliegen- larven Anfang Juli in CJienopoäium Blättern minirend; auch bei Nauheim aus Fliegenlarven in AtrijyJex hastata Blättern. 207. 0. rugosus Wesm Soden Mitte September auf Eiche. 208. 0. aemulus Halid. Anfang Juli und Anfang August in Soden im Gras. XXII. AlysUdae. Honaophyla Föster. 209. H. pidlata Haliday. Birstein 2 Stück. -- 254 — Alysia Latreille. 210. A. ccphalotcs Halid. Fr. von Jaeuuicke gef. 211. A. tnanducator Pauz. Bürgeier Höhe bei Offenbach im Jnli. Habe auch ein St. von Island. 212. A. ruficeps Nees. Wald bei Soden Mitte Septbr, Auch vom Riffi. XXIII, Dacmtsidae. Coelinius Nees. 213. C. parmdus Nees. Birstein. Otto Meyer. Tafl Lith vWerntr Je Winter, frankfurt'^/M. 1.1"-Mitra-n-sp. 2.2'^CerUhium Oscan n.sp. 5.Melania sp- ■^^'^A-^^^Dentalüim compressiim TL.sp. 5.3"-Fvlsus rotatas Bcyr. ö.d'^PIiolcLdomya Paschi Goldf IvonBreckenhäm) — 2J Beitrag* zur Keniitiiiss des märkischen Rupeltlions. Von Dr. Otto Meyer in New-York. (Mit Tafel). In den Berichten der Senckenbergischen naturforscheuden Gesellschaft zu Frankfurt a. M. 1879—80 (p. 318, tab. Y\^ fig. 11 — 17) habe ich unter dem Namen »Sicorium irreguläre« ein tertiäres Fossil beschrieben, welches sich in einer Sandgrube bei Alzey in Rheinbessen findet. Ueber die systematische Stellung desselben konnte nur die Vermuthung ausgesprochen werden, dass es ein Zweischaler, verwandt mit Ostrea, sein dürfte. Für diese Vermuthung scheint nun zu sprechen, dass ich neuerdings Exem- plare gefunden habe, welche mit der Rückseite auf Austernschalen festge wachsen sind. Von den vier Orten, welche v. Koenen*) als Fundstellen für die Fauna des märkischen Rupeltlions anführt, Hermsdorf, Buckow, Freienwalde und Joachimsthal, ist Hermsdorf, welches ihm am meisten Fossilien lieferte, wohl gegenwärtig für den Sammler am wenigsten ergiebig. In der östlicheren, längst ein- gegangenen Grube ist gar nichts mehr zu finden und auch die andere, in Betrieb befindliche, liefert nur eine geringe Ausbeute. Bei Buckow ist die Grube am Scharmützelsee noch in Betrieb. Murex Deshayesi, zum Theil in prachtvoller Erhaltung, besitze ich nur von dort. Von den Freienwalder Gruben ist am meisten be&uchenswerth die auf dem Wege von der Stadt nach dem Alaunwerk dicht an der Chaussee liegende. Joachimsthal, welches von Koenen nur wenig Material lieferte, war für mich der *) V. Koenen. Das marine Mitteloligocän Norddeutschlands und seinQ Molluskenfauna. Paläontographica 16. — 256 — reichhaltigste Fundort. Ks rührt dies zum Theil daher, dass Joachimsthal, welches nicht au der Bahu liegt, verhältuissiuässig schwer zu erreichen ist und deshalb von Sammlern wenig aus- gebeutet wird, anderntheils scheint die reichhaltigste Grube jetzt bedeutend grösser und tiefer zu sein, als früher; es ist diejenige, welche eine Stunde von der Stadt zwischen der Chaussee uacb Britz und dem Werbellin-See gelegen ist, und aus welcher die königliche Ziegelei am Nordende des See's ihren Thon bezieht. Es fiel mir daselbst auf, dass in gewissen Theilen der Grube, und zwar sind dies die tieferen, fast nur Zweischaler, namentlich Nucula Chasteli und Lcda Desliayesiana^ zu finden sind, während die Einschaler im allgemeinen höher zu liegen scheinen. Ob diese Zweitheilung des ßupelthons wesentlich ist und auch für andere Orte gilt, will ich dahin gestellt sein lassen, doch scheint dafür zu sprechen, dass die südlicher am Werbellin-See liegende Grube bes^ders reich an Zweischalern ist.*) I. Arten, welche für den märkischen Rupelthon neu sind. Maiigelia Happardi v. Koeiieii. 1 Exemplar von Joachimsthal mit etwas mehr Rippen als meine Stücke aus dem Sternberger Oligocän. Mitra Söllmgensis Speyer. var. Koeneni nov. var. Von den Gebrüdern Krause habe ich ein Stück erhalten, welches sie in Hermsdorf gesammelt haben. Dasselbe unterscheidet *) Vielleicht sind hier einige Bemerkungen über mehrere andere Ter- tiärfundorte gestattet. In Lattorf ist die Grube eingegangen und ist daselbst auf den Halden gegenwärtig nur noch wenig zu finden. Im Casseler Becken habe ich einige Fundstellen, z. B. die im Ahnethal und bei Harleshausen trotz erhaltener Anweisungen nicht auffinden können, dagegen ist der »gelbe Berg« bei Nieder-Kaufungen recht ergiebig und kann daselbst, namentlich durch Waschen, gewiss noch manches Neue erhalten werden. Im Mainzer Becken ist in Flörsheim (Hochheim) in der letzten Zeit wieder viel gesammelt worden, selbst Clausilien und einiges Neue. In Weiuheim hat mir eine Stelle auf dem Wege von Alzey nach Weinheim bei der Würtzmühle direct an der Chaussee rechts am Abhang gelegeu (nicht zu verwechseln mit der von mir in den Berichten der Senckenbergischen Gesellschaft be- ichriebenen Alzeyer Grube) manches Seltene oder Neue geliefert. — 257 — sich von S j) e y e r s *) uud v. K o e u e n s **) Beschreibung und Abbildung dadurch, dass Spirallinien nur an einer Stelle mit der Lupe sichtbar sind und dass die einzelnen Windungen sich mehr von einander abgesetzt zeigen, so dass das Gehäuse ein treppeuförmiges Aussehen erhält, wodurch es sich der Mifra circumfossa Beyr.***), welche ich nicht besitze, nähert. Ultra nov. sp. Fig. 1 u. la (Skulptur eines Theils der vorletzten Windung.) 1 Stück von Joachimsthal, welches nicht mit einer bekannten Art identificirt werden konnte. Da die Mündung mit steiniger Masse gefüllt ist und die Sculptur der Embryonal Windungen fehlt, scheint die Aufstellung einer neuen Art nicht angemessen. Natica dilatata Phil. 2 Stück von Joachimsthal, das eine sehr schön erhalten. Cerithiiitn Oscari nov. S2). Fig. 2 u. 2a. 1 nicht gut erhaltenes Exemplar von Joachimsthal, welches mir aber genüo;eud erscheint, um es zu beschreiben. Testa elougato-conica, anfradihus 5^/2 convexiusculis, suturis profund'msciäis. Aufractiis costulis spiralibus filiformihus 5 infra- medianis, duabus infimis validioribus^ inter se magis distantihus ornati, basi convexiuscida laevi. Striae radiatae siibregidares, distinctae, ohliquae, sigmoideae, coshdas spircdes decussantes., in anfradu tdtimo minus disündae. Aperüira rliombica, fere latior quam (dtior, columella hrevi, verticali, lata, perohlique tnmcata, canali hrevissimo recurvo. Alt. G=^/.i, lat. 8^1 mm. Das Gehäuse ist länglich kegelförmig, etwa von der Form des Cerithium Kunthi v. Koen. Die Embryonalumgänge fehlen und sind noch 5 72 Windungen erhalten, welche etwas convex und durch ziemlich tiefe Nähte von einander cjetrennt sind. Die Um- *) S p e y e r. Die Tertiärfauna von Söllingen, Palaeontographica IX. 1864, p. 11, tab. 1, fig. 1. **) V. Koenen, Mitteloligocän p. 99. ***) Beyrich, Zeitschrift d. D. geol. Ges. Bd. 6, 1854. p. 413. (Tab. 5. fig. 6 a, b, Band 5). 17 — 258 — gänge sind mit 5 — 6 fadeu förmigen Spiralrippen versehen, aber nur auf der Mitte und unten, so dass sie auf dem oberen Theil jeder Windung fehlen. Die beiden untersten sind stärker und sind weiter von einander entfernt, als die übrigen. Die Basis ist vv^euig convex und glatt, bis auf ganz feine, mit der Lupe sichtbare Spiralen und Radialstreifen, welche auch die Windungen überziehen. Die 5 Spiralen werden gekreuzt von ziemlich regelmässigen, deutlichen Radialrippeu, welche den Anwachsstreifen parallel, etwas schräg gerichtet und wenig S-förmig gebogen sind. Auf dem letzten Umgang ist die Sculptur schwächer. Die Mündung, so weit sie erhalten, ist rhombisch, wenig höher als breit. Die Columella ist senkrecht, der kurze Canal rückwärts gebogen. Die Sculptur ist au dem einzigen Stück nur stellenweise er- halten, deshalb auf Fig. 2 zum Theil reconstruirt, auf Fig. 2 a ganz ausgelassen. Bemerkung. Cerithium acuticosta Böttg.*) von Wald- böckelheim ist ähnlich, aber schlanker; seine 4 Spiralkiele stehen schon von der Naht au in gleichen Abständen uud sind viel stärker entwickelt ; auch sind die Umgänge der neuen Art weit mehr gerundet. Aehulich ist der Unterschied von Cerith. pulcher- rimum Desh.**) Von Cerith. evaricosum Sandb. unterscheidet sich die Art, ausser anderem, durch die glatte Basis. llelania sp. Fig. 3. 1 Stück von Joachimsthal, an welchem namentlich die Mün- dung beschädigt ist. Detitalitifii compressuni nov. sp. Fig. 4, 4a, 4b, 4c. Ziemlich viele Stücke von Joachiuisthal und Hermsdorf. Testa elongata^ parum curvata, lentissime accrescens, suhcy- lindrata, laferalitcr compressa, laevissma, nitidissima, porccllanea., *) 0. Böttg er, Beitr. z. paläont. u. geolog. Kennto. d. Tertiärform, in Hessen. Offenbach a. M. 1869 pag. 5, tab. 1, fig. 4 (vergl. auch Palae- ontograph). **) Deshayes, Animaux sans vertebres. T. III, p. 207; PI. 75, fig. 29, 30. — 259 — vel caendcscens rel lactea, striis transversalihus uuUis vel vix distinctiSy apice integro, siplione hrevi tuhiformi fere clauso. Apertura regiilarüer ovafa, ohliqim, marginicihus simplicibiis acutis termmata. Die längliche, wenig gebogene Schale nimmt laugsam an Dicke zu. Sie ist fast cylindrisch, aber seitlich zusammengedrückt, so dass der Querschnitt kein Kreis, sondern ein Oval ist, welches sich ein wenig der Eiform nähert. Die Oberfläche ist mit sehr undeutlichen Streifen bedeckt oder ganz glatt, porzellanartig glänzend, von weisser oder etwas bläulicher Farbe. Ein Schlitz ist nicht vorhanden. Während die Schale unten durch einen röhrenförmigen Sipho fast geschlossen erscheint, ist die Mündung vollständig offen und steht nicht senkrecht zur Längsachse der Röhre, sondern schräg. Die Ränder sind einfach und scharf. Masse des längsten Stückes : Länge: 11 ^/i mm., untere Breite : 1 ^/ö mm. Masse des besten Stückes : Länge: 11 mm., untere Breite : 1 mm., obere Breite: ^/'ö mm. Bemerkung. Aehnlich ist das eocäne Bental. duplex Desh. *), doch fehlen dem D. compressum die beiden inneren Stützleisteu und die Spiralsculptur desselben. Von B. fissura Lam. unterscheidet es sich durch den ovalen Querschnitt, den Maugel des Schlitzes, das fast geschlossene Ende, den Glanz und das schwächere Dickenwachsthum. Trotzdem scheint es für B. %sura gehalten worden zu sein, im Verein wahrscheinlich mit Stücken, welche zu B. seminudum zu stellen, oder welche Tereden oder Serpulen sind. Ich glaube nicht, dass B. fissura im mär- kischen Rupelthon vorkömmt. Siphouodentaliufn inicroceras Boettger {nov. sp.). 1 Stück von Joachimsthal. Die Beschreibung dieser neuen Art unterlasse ich, weil dieselbe besser erhalten im Rupelthon des Mainzer Beckens (Offenbach) vorkömmt. Böttger will sie unter obigem Namen beschreiben. *) Deshayes, Anim. s. vert. T. II, pag. 203, PI. I, fig. 36— 39. — 260 — Scaphander Ugnarius L. sp. 1 Exemplar von Joacliin\sthal. Bulla {Vtriculus) sp. 1 Stück von Joacbinisthal, nicht geuügend zur genaueren Ideutificirung oder Beschreibung. II. Arten, welche v. Koenen aus dem märkischen Rupelthon anführt, aber von anderen Fundorten. In .Joachimsthal habe ich noch folgende Arten gefunden. Tiphys Schlotheinii Beyr. 5 meist gute Exemplare. Cancellaria granulata Nyst. 3 junge, aber wohl erhaltene Stücke. Fiisits scabriciilus Phil. 4 Exemplare. I^lsanella se/tuiplicata Nyst. 2 Stücke. Diese Art ist im märkischen Rupelthon überall von derselben gedrungenen Form, so dass mau sie vielleicht als var. ahhreviata unterscheideu könnte *). Cassidavia nodosa Sol. 4 jüngere Exemplare. Conus Semperi Speyer. 1 Stück. I*leuf*otonia peraciUa v. Koen. 4 Stücke. JEuliiuella incvassata \. Koen. 1 Exemplar. Vgl. Voluta suhgranulata ^chXoih.., Beyr ich, Zeitschr. d. D. geol. Ges. Bd. 5, p. 348, tab. 4, fig. 7. 201 Cerithünn Sandbergeri Desli. 2 Stücke. Die im märkischeu Kupelthou vorkommenden Exemplare halte ich, wie v. K o e n e u , mit den Casseler für identisch, ob beide nun mit C. Sandbergeri Desh. übereinstimmen, kann ich nicht entscheiden. Dagegen sind die in Waldböckelheim vorkommenden Stücke, welche v. K o e n e u hierher rechnet, sicher eine andere Art; von einer Eintheilnng der Spiralen zu je dreien ist bei ihnen nichts zu bemerken. Cerithiuni Kfimthi v. Koeii. Ausser Exemplaren, welche mit v. Koenen's Beschreibung und Abbildung vollkommen übereinstimmen, habe ich auch Stücke gesammelt mit 4 und 5 Spiralen. Bei einem von den letzteren sind die Windungen auf ihrem obersten Theil frei von Spiralrippen, 2 Stücke sind aber gleich- massig mit Spiralen bedeckt und machen durchaus den Eindruck von Bruchstücken einer Turritella. Man könnte um so eher geneigt sein, sie als Turritella turris Bast, zu bestimmen, als V. K 0 e n e n diese Art aus dem Mitteloligocän von Stettin und Söllingen anführt. Der Uebergänge, namentlich eines Stückes von Freienwalde, wegen muss man die beiden Bruchstücke jedoch zu G. Kunthi stellen. ßcalaria riiäis Phil. 4 Exemplare. Pecten pemiistus Bejr. 3 Stücke. Leda pygmaea Müiist. 1 schlecht erhaltenes Exemplar. Neaera clava Beyr. 1 Exemplar. Von Buckow kann ich noch anführen : llangelia Hoenieri Phil. sjj. {Pleurotoma Behmi v. Koenen). 1 Stück. Von dieser Art besitze ich von Joachirasthal 15 Exemplare, unter welchen einige sich befinden, welche zu Pleurotoma Behmi — 262 — V. KoeDen zu stellen wären. Beide Arten glaube ich aber nach meinem Material vereiuigen zu müssen. Voluta /usus Phil. 1 Exemplar. Von Freienwalde kann ich ausser Cerithium Kunthi nur Tornatella glohosa Beyr. und von Heriusdorf Mangelia Boemeri Phil. sp. in je 1 Exemplar anführen. III. Bemerkungen. Fusus rotafus Beyr. variirt, wie Beyrich und v. Koeuen schon hervorheben, ganz bedeutend. Fig. 5 und 5a stellen 2 besonders auffallende Stücke dar. Das erstere ohne Rippen mit ganz regelmässig gewölbten Windungen, das zweite gerippt. Beide Formen sind durch alle Uebergänge mit einander verbunden. Was V. Koeneu Borsonia decussata Beyr. nennt, werde ich aus den von Speyer*) entwickelten Gründen üh Pleurotoma ohliquinodosa Sandb. anführen, ebenso Fleurotonia intorta Broc. als Pleurofoma Morreni de Kou.**) Ausser oben genannten Mollusken, mehreren Foraminiferen und einer Coralle habe ich in Joachimsthal von Zähnen gefunden: 1 Stück eines krokodilähnlichen Thieres und 4 Stück von Lamna contortidens Agass. Unter den letzteren befindet sich eins, welches wegen der äusserst geringen Fälteluug der Oberfläche Lamna cuspidata Agass. sehr ähnelt, aber nach F. Kinkelin in Frank- furt a. M. noch zu L. contortidens zu stellen ist. Herms- „ , Freien- Joacbiias- dorf. Ba''kow, ^^,j^ ^^^,_ 1. Murex Desliayesi Nyst — + + — 2. » Pauwelsi de Kon + + + + 3. Tiphys Sddotheimi Beyr -f — 4- + 4. Tritonium flandricuin de Kon + + + — 5. Concellaria evulsa Sol 4- + + + 6. » granulata Nyst + + + + 7. » subangulosa Wood + — — — *) Speyer, Die Conchylien der Casseler Tertiärbildung. Palaeontogr. XVI, p. 198. **) Speyer, ebendas. p. 196. — 2G3 Herrn 8- B„<,kow. I'«;«''- Joachim» - dorf. walile. thal. + + + + + + + + + + — + + — 8. Pynila concinna Beyr -^ + 4- -f 9. » singulai'is Beyr + — 10. Fusus scabriciihis Phil + — - + 11. » erraticus de Kon -?- — — — 12. » rotatiis Beyr + + + + 13. * Waeli Nyst - + 14. » elongatus Nyst + + 1-5. » elatior Beyr + + 16. » rmiltisidcatus Nyst -r + 17. Pisanella semiplicala Nyst + + 18. Cassis Eondeleti Bnst + — 19. Cassidaria nodosa Sol + 20. » n. sp + — 21. Conus Semperi Speyer + + -t- + 22. » symmctricus Desh + - — — 23. Pleurotoma turbida Sol + -r + + 24. » Konincki Nyst + + + + 25. » laticlavia Beyr + + + + 26. > coronata Goldf. + — — — 27. » Selysi de Kon + + + + 28. » Diichasteli Nyst + 29. » regniaris de Kon + 30. » Volgeri Phil + 31. » per acuta v. Koen + 32. MangeUa Bappardi v. Koen — 33. » Boemeri Phil, sp -I- 34. Pleurotoma Morreni de Kon + 85. Borsonia plicata Beyr + 36. Pleurotoma obliquinodosa Sandb + 37. Voluta fusus Phil + 38. Mitra SülUngensis Sp. var. Koeneni 0. Mr. . + 39. Mitra sp — 40. Cypraea Beyrichi v. Koen + 41. Natica dilatata Phil — 42. » Ntjsti d'Orb + 43. Chemnitzia? n. sp + 44. Ceritliium Sandbergeri Desh + 4-5. » Kuntlii v. Koen + 46. » Oscari 0. Mr — 47. Melania sp — 48. Scalaria inaequistriata v. Koen + 49. » rudis Phil + 50. » undatella v. Koen + 51. » intuniescens v. Koen 4- 52. Delphimda Speyeri v. Koen + — — — 53. Dentalium Kickxi Nyst + + + + + + + + + + + + + + — + — — + + + + + + + + + + + + — + + + — — + + + + + — + — + + — — + — — + — — — + + + + + — + — — Jerm»- dorf. Buckow Freien- " walde. Joachims- thal. + + + + + — — + — — -- + + - + + + — . + — 264 — 54. Dentälium seminudum Desh 55. » compressuni 0. Mr 56. Siphonodentalium microceras Boettg. . . 57. Tornatella globosa Beyr 58. Tornatina? elongata Sow. sp 59. Bulla (Cyliclma) Seebachi v. Koen + — — — 60. Bulla (Utriculus) sp — — — + 61. Bulla (ScapTiander) lignaria Lin — — — + 62. Valvaiina umbilicata Bornem + — — + 63. Pecten pictus Goldf. 4- — + + 64. » permistus Beyr + + — + 65. Liviopsis retifera Semp + — — — 66. Nucula Chasteli Nyst + + + + 67. » peregrina Desh + — + + 68. >' Arcldacana Nyst — — +- + 69. Leda Deshayesiana Ducli + + + + 70. Leda (Nucula) pygmaea Münst + — — + 71. Leda? spliaerica v. Koen + — — + 72. Solemya obovata v. Koen + — — — 73. Lucina? dubia v. Koen + — + — 74. Cryptodon unicarinatus Nyst + + 75. » obtusus Beyr + — 76. Sportella Dunkeri v. Koen + — 77. Astarte Kickxi Nyst + + + + 78. Peccliiolia argentea Mar — — — + 79. Venericardia tuberculata Münst — + — — 80. Psammobia nitens Desh. '? + — — + 81. Neaera clava Beyr + — + + 82. » rcticosa v. Koen + — — — 83. Thracia Nysti v. Koen + — — + 84. Teredo anguinus Saudb + — — + + + + + — + 85. Lamna contortidens Ag. Da auf der zu der vorstehenden Arbeit gehörigen Tafel noch hin- reichend Platz war, habe ich mir erlaubt, in Fig. 6 und Qa einen Steinkern von Pholadomya Puschi Goldf. aus den Thoneisensteinseptarien des dem märkischen Septarienthon gleichalten Rupelthons von Breckenheim im Taunus mit abbilden zu lassen. Die Art war meines Wissens aus mittel- oligocaenen Schichten noch nicht abgebildet, und das vorliegende verhält- nissmässig gut erhaltene Unicum zeigt wenigstens die Skulptur in ge- nügender Deutlichkeit. Dr. 0. Boettffer. 26^ Mittlieiluiigen aus dem Mainzer Tertiärbecken. Von Dr. F. Kinkelin. I. Die Corbiculasande in der Nähe von Frankfurt a. M. In den Erläuterungen zur geologischen Specialkarte des Gross- heraogthums Hessen, Sektion Oftenbach, bearbeitet von G. Theo- bald und R. Ludwig, ist folgendes Profil uotirt: Y. Hügel bei Eckeuheim nach Theobald. Lehm, Dolerit, Letten mit Kalkconcretioneu (zum Litorinellenkalk gehörig), Quarzconglomerat und gelber Sand (Cerithieusand). In dem Sande fand Ludwig Cerithium margaritaceum und Cytherea incrassata, Blauer Letten (Cyreueumergel). Nach der Auffassung dieses blauen Lettens als Cyreuen- mergel und der Angabe R. Ludwig' s, dass der Sand Cerithium margaritaceum und Cytherea incrassata enthalte , wurden also diese Sande und Conglomerate, die sich z. B. auch bei Berkers- heim, Preungesheim, Eschersheim, Ginnheim und nahe Bocken- heim finden, die vielfach als Ginnheimer Sand bezeichnet wurden, derzeit als Cerithieusand gedeutet und zwar als Aequivalent der Saude und Saudsteine, welche auf der Südseite der hohen Strasse zwischen Seckbach und Bergen austeilend (Profil XIV in den obigen Erläuterungen, Seckbacher Weinberg nach R. Ludwig), Blätter von Ceanothus lanceolatus^ Daphnogene lauceolata, Myrica {Comptonia)^ Früchte und in Gelbeisenstein verwandelte Holzstücke enthalten. — 2G6 — Das Liegeiule dieses Seckbacher Saudsteines bildet ein völlig petrefacteD loser ThoD, auf dem u. a. das Enkbeimer Moor lagert. Derselbe ist immer als Cyreneumergel gedeutet worden. Auf der recbten Seite des Maintbales oberhalb Frankfurt ist der Cyreneumergel petrefactenführend : auf der Südseite der Hocb- strasse im Hartig- Wäldchen oberhalb Hochstadt, auf der Nord- seite der Hochstrasse am Eingang ins Dorf Gronau ; auch wenn mau kurz vor der Strassengabel von Bergen herkommend rechter Hand ein kleines Pfädchen ca. 300 Schritt verfolgt, findet man ihn im Wald ca. 3' tief anstehend; ferner ist der Cyreneumergel rechts der Nidda nach Massenheim zu durch einen V olger'schen Schürf bekannt; endlich auf der linken Mainseite bei der kalten Kling ira Süden der Stadt Offenbach und im Schacht der Oel- mühle ebendaselbst. Böttger, Beitrag zur paläontologischen und geologischen Kenntuiss der Tertiärformation in Hessen, luangural- Dissevtation, Offenbach a. M. 1869. In der Strassengabel Vilbel-Prankfurt-Offeubach liegt eine mächtige Sandgrube, die von T h e o b a 1 d in Profil X beschrieben und ihrem ganzen Profil entsprechend den oben angeführten Sauden bei Eckenheim etc., also dem Cerithiensande zugewiesen wurde. Dabei er- wähnt er einerseits den totalen Maugel organischer Einschlüsse, ander- seits die Aehnlichkeit der Sande daselbst mit den MünzenbergerSanden. Das Profil setzt sich von oben nach unten zusammen aus: mächtigen Conglomeratbänken, aus weissen Kieseln bestehend und mit cjuarzigem und eisenhaltigem Bindemittel sehr fest verkittet; höchst selten sieht man ein Lyditstückchen ; Sauden und Kiesen verschiedener Korngrösse, in welchen gelbe, rothe und braune Schichten mit einander wechsellagern oder auch in gleichem Horizont flammig in einander übergehen ; in den unteren Lagen sind die Sande da und dort weiss und fein.*) Mehrfach sind dieselben durch violettgefärbte dünne, verkieselte, sandige Thon- lagen durchzogen ; auch ein dünnes, schwarzes Manganband zieht weit durch.**) Die Schichten zeigen geringe Neigung, ca. 10 ^^ *) Der sog. Vilbeler, weisse, glimmerhaltige Sand (der Frankfurter Zinnsand) gehört zum Rothliegenden und steht zwischen dem Vilbeler Judenkirchhof und dem Dattenfelder Hof, rechts etwas in der Höhe an. **) Bei Bommersheim unmittelbar an dem früheren Braunkohlen- bergwerk zog ein gleiches Band in denselben Schichten von tintenschwarzer Färbung durch (Büttger). — 207 — iiacli Westen, uach der Wetteran. Der Yerticakmterschied zwi- scheu der Höhe der Couglouierate und der bis jetzt erreiebteu tiefsten Stelle beträgt ca. 10 m. Die Höhe der Conglomerate über dem Meere ist ca. 150 m. Hier sind die Saude weder von Septarieu tühreudem Thou, noch von Basalt, wie bei Eckeuheim überdeckt; die in einzelnen Blöcken anstehenden Conglomerate bilden das Oberste des Profils. Au dieser Stelle mögen noch seltsame Concretioneu , die hauptsächlich iu dem weissen Saude vorkommen and von deu Arbeitern als Knochen ausgegeben werden, Erwähnung finden. Es sind röhrige Gebilde mit zonarer Verkittung und zwar so, dass das Bindemittel nach innen hin so abnimmt, dass es scheint, dass ursprünglich ein einfacher oder verzweigter, etwa von Wur- zeln herrührender Hohlraum vorhanden war, welcher nachträglich mit feinerem Saud erfüllt wurde. Bei einer neuerlichen Brunnengrabung in deu Saudgruben bei Eckenheim wurde bis ca. 60' Tiefe gegangen. Schon iu der Tiefe von 6 m traf mau schwärzlichen Lehm. Iu Gesellschaft von Herrn Dr. Bodeubeuder konnte ich das Erfülltsein dieses blätterigen Thones mit Cyprisschälchen constatireu. Es sind diese dünnblätterigen Thoue mit sogenannter Cijpris faha Dem. eiu be- kannter Horizont innerhalb des mächtigeu Schichtencomplexes, der deu Boden Frankfurts bildet, der z. B. zwischen Bockenheim und Frankfurt (Brunueu in der Brönner'schen Fabrik) iu einer Tiefe von 104 m nicht durchsenkt wurde, den Ludwig uach dem Bohrloch am Bassin der städtischen Brunnenleitung, Profil XXI, Section Ofifenbach, S. 23—24, bei Frankfurt 154,6 m mächtig, bestehend aus wechsellageruden Thonen und Kalken , angibt. Dieser Cyprishorizont, lithologisch völlig gleich, ist mir unter der Frankfurter Milchkuranstalt in einer Tiefe von 40' bekannt; dann geht er beim Eisernen Steg durch den Main und steht im Eisenbahneinschnitt (Sachsenhäuser Ceutralbahuhof-Forsthaus) bei der Salpeterhütte an und zwar mit deutlichem Einfallen uach Norden. Es ist damit constatirt, 1. dass der blaue Letten uicht Cy reuen mergel, sondern Corbiculathon und zwar ein ziemlich hoher Horizont der Corbiculaschichten ist, ferner 2. dass die Sande und Conglomerate nicht Cerithiensande sind, sondern eine Flussfacies darstellen, die auf deu oder innerhalb der Corbicula- schichten liest. — 268 — Eine Excursion zum Besuch der bekannten Münzenberger Blättersandsteine führte von Griedel nach Müuzenberg, nachdem die devonen Schichten am Wiugertsberge bei Griedel passirt waren, au weissen Sandeu, die durch Ausgraben aus Löchern gewonnen werden, weiter an einer mächtigen Saudgrube vorüber, deren 15— 16 m hohes Profil zu meiner grossen üeberraschuug dasselbe Bild darbot, das sich an der Strassengabel bei Vilbel bietet. Man ist versucht zu glauben, dass, wenn man die beiden Profile aneinander legte — das Griedler ist zwar grösser und nicht so lebhaft polychromatisch — sich die entsprechenden Schichten aus der einen in die andere fortsetzen würden. Das Profil setzt sich also hier aus Sauden zusammen, welche, wie oben erwähnt, wenn auch nicht so ausserordentlich lebhaft, wie an der Strassengabel, auch aus Lagen von weissen, lebhaft gelben, bräunlichen uud rothgefärbten Sandeu bestehen; in den oberen Lagen keilt sich eine Bank von fast quarzitischem Saud- stein nach beiden Seiten hin aus, welche an ihrer dicksten Stelle 1 — 1^/3 m misst. Ueberlagert ist dieselbe von lockeren und zu einem Conglomerat verkitteten Kieseu, deren Elemente uud Binde- mittel dieselben sind, wie au der Strassengabel. Hier mischt sich den noch ziemlich kantigen weissen Kieseln etwas Lydit bei. Die absolute Höhe der Griedler Sandgrube wird nach den Angaben des Aueroidbarometers ca. 160 m über dem Meere sein. In der Tiefe finden sich wieder Gerolle. Das Liegende ist nach Prof. Dieffenbach Litorinellenletten, welcher die Sohle des Wetterthaies von Griedel bis Oppershofen bildet. Von dem Basalt des Wingertsberg bei Griedel behauptet Dieffenbach (Geologische Specialkarte, Section Giessen S. 69), dass solcher nach der Ablagerung des Sandes durchgebrochen sei; es sei dies zwar nicht uumittelbar zu beobachten. Von Interesse mag auch sein, dass sich der Löss seitlich an der Süd Westseite discordant an die Sande anlagert, das Conglo- merat aber nicht überlagert. In directer Fortsetzung mit obigem Profil liegen bei Rocken- bero- feinköruicje Sandsteine und bei Münzenberg die von Prof. Dieffenbach in den Erläuterungen zur Section Giessen be- schriebenen Blättersandsteine; auch diese letzteren sind wie die Sande vou Griedel und Sandsteine von Rockenberg, überhaupt des ganzen Thaies von ähnlichen Conglomeraten überlagert, welche — 269 — auf den Steiubergen uordöstlicli vom Ort gleich erratischen Blöcken oder gleich einem Felsenmeer aufgestreut sind. Sind in dem Griedler Profil die Sande nur zum kleineren Theile zu Sand- steinen verkittet, so stellen sie an den Steinbergen mehr oder weniger düunplattige Sandsteinbänke dar, welche auf ausser- ordentlich festen, verkieselten, stark zerklüfteten Thonbäuken von jaspisartigem, gebändertem Aussehen liegen und mit diesen wechsel- lagern, Dieffeubach gliedert das Profil daselbst in folgender Weise (Geolog. Specialkarte des Grossh. Hessen, Sectiou Giessen, S. 71). Von oben nach unten folgen: 1. Quarzconglomerate und fast krystallinische, sehr feste Quarzsaudsteiue, oft innig mit Schwerspat verwachsen und äusserst fest verkittet, in grossen Blöcken, Spuren von Pflanzen führend ; die Geschiebe darin bestehen durchgängig aus weissem Quarz. 2. Verkieselte Thouschichten von fleischfarbener, blaurother, purpurrother Farbe, oft gebäudert, jaspisartig; eine dünnere Schicht, die unmittelbar auf der folgenden liegt, ist die Corbicula- schicht, welche aber auch Pflanzenreste, namentlich Schilfe ent- hält; in derselben fand Böttger auch Hydrobia ventrosa. 3. Gelber, feinkörniger Sandstein 5 — 6' mächtig. 4. Verkieselte Thouschichten gelbroth, gelb, roth wie die obige, mit Blätterabdrücken, oft ganz aus Schilfen bestehend, das Ganze nur wenige Zoll mächtig. 5. Braunrother, blaurother bis blassrother Sandstein, die Quarzkörner mit Schwerspat, Eisenoxyd, Manganoxyd und Chal- cedou verkittet; Schwerspat und Chalcedon kommen auch auf Kluftflächen ausgeschieden vor. 6. Verkieselter Thon von verschiedenen Farben, oft gebändert, hellroth mit dunkleren, cyliudrischen Massen durchzogen von der- selben Substanz, welche scbarf von der helleren Masse abgeschieden und um Pflauzenstengel entstanden sind. 7. Quarzconglomerat aus stark abgerundeten Geschieben be- stehend und durch Quarzmasse verkittet, auch lose Gerolle gleicher Art. Die Mächtigkeit dieses Schicbtencomplexes mag etwa 20 bis 25 m betragen. Was die Unterlage dieser Schichten bildet, ist nicht wahr- zunehmen; sie stossen übrigens unmittelbar an die Litorinellen- — 270 — schichten uud sind diesen wahrscheinlich aufgelagert.*) (Sectiou Giessen, S. 67 uud 72). Diese Litoriuelleuschichteu enthalten (D ieffenbach, p. 37) unter Anderin auch Cerithium plicatum Lara., Litorinella acuta Desh. und Cyrena {Corhicula) Fanjasii Desh. Soweit Dieffeubach. Wenn mau uun zugeben wird, dass die in diesen verschiedenen Profilen augeführten, allenthalben das oberste Niveau einnehmenden Couglomeratbäuke hier im Maiuzerbeckeu doch wohl einem bestiramteu uud gleichen Horizonte auffehören, so läsen uns demnach in den Kiesen und Sauden von Eckeuheim, Strassengabel etc. die Müuzenberger Blättersandsteine vor. Dass die südlicheren Theile dieser fluviatileu Anschwem- mungen keiue Blätter führen, wird bei der beträchtlichen Ent- fernung des Ursprunges dieser Pflauzenreste und bei der leichten Zerstörbarkeit derselben nicht Wunder nehmen, um so weuiger, da iu Sauden und Sandsteinen überhaupt nur Blätter sich erhalten können, wenu solche rasch verkieseln. So auffällig auch der Anblick an der Strassengabel ist, es ist doch nur eine kleinere Ausgabe der Formation bei Griedel, Rocken berg und Münzeuberg, wo die Ausdehnung derselben in die Breite und auch Tiefe eine wesentlich bedeutendere ist. Es scheint, dass wir bei Münzenberg eine anfäuglich dicht von Schilf- pflauzen bewachsene, seitliche Bucht vor uns haben, in welche die feineren Saude uud Thoue und beim Laubfall auch die Blätter, Früchte etc. der beuachbarten Walduugen eiugeschwemmt und auch eingewebt wurden — man findet vielfach die Blätter iu mehreren Lagen nur von sehr dünnen Sandlageu getrennt — *j Ludwig sagt iü : Fossile Pflanzen aus der ältesten Abtheilung der Rheinisch- Wetterauer Tertiär-Formation, Palaeontographica VIII, S. 42: »Die Müuzenberger Blätterschichten liegen unter den Hydrobienschichten, wodurch ihre Stellung im geologischen System sich verräth. Sie gehören zum älteren Oligocän und fallen als Süsswasserbildung mit dem Cerithien- sande, Cyreneumergel und Alzeyer Meeressande zusammen.« Prof. Lepsius gibt in seinem Mainzer Becken, S. 127, obwohl er sich nur auf E. Dieffenbach beruft, an, die Litorinellenkalke, d. h. die oolithischen Kalke mit Litorinella ventrosa, Dreissena Brardi, Helix mogun- tina uud Cypris faha zwischen Griedel und Münzenberg überlagerten die Müuzenberger Blättersandsteine, während sich Dieffenbach, wie oben citirt, äussert, und an anderer Stelle pag. 36 sagt : Diese Kalke hätten den oben erwähnten Letten (Cyreneumergel) zur Unterlage. - 271 -- uud deren noch schwach gesalzenes Wasser für die Existenz der Corhicula geeignet war. In einer späteren Periode nahm der Fluss durch die Bucht den Weg; die z. Th. geringe Rundung der Kiesel in dem Müuzenberger Conglomerat stimmt damit überein, dass wir hier dem Quellgebiet jenes tertiären Flusses ziemlich nahe sind. Die weissen Kiesel der Sande, Saudsteine und Conglomerate mögen wohl aus den devonen Quarzitfalten nördlich des Taunus stammen; einen Zufluss aus der nachbarlichen Culmformation deuten die allerdings nur sehr wenigen Lydite innerhalb der Gerölllagen an. Ludwig sagt in seiner Geognosie uud Geo- genie der Wetterau, Festgabe bei der 50jährigen Jubel- feier der Wetterauer Gesellschaft für die gesammte Naturkunde 1858 u. a.: »Im Umfange unseres Gebietes finden wir den Kieselschiefer am Pfahlgraben im Gambacher Wald, bei Espa, unterhalb des Huuuenkirchhofes bei Hochweisel, an der Schweiusel bei Münster, an der Schlappmühle bei Usingen. Sehr häufig liegen sie als ziemlich scharfeckige Bruchstücke zwischen Griedel und Müuzenberg im W^etterthal umher, so dass daselbst auf ein gestörtes Ausgehendes der Formation geschlossen werden kann. . . . Auch die vielen in den Tertiärconglomeraten der Wetterau und selbst in den Braunkohlen vorkommenden Kiesel- schieferstücke deuten darauf hin, dass in diesem Gebiete der Culm sich unter dem Tertiärgestein befindet«. Was unerörtert bleibt, ist die Bedeutung der unter den Sauden und Sandsteinbänken liegenden verkieselten Thoubänke, die derselben Bildung angehören; die zeitliche Parallelisirung der mächtigen Corbiculaschichteu mit diesen würde wenigstens, was den geologischen Horizont angeht, nicht weit von der Wahrheit entfernt liegen. Abgesehen, dass unter der Conglomeratschicht sich eine Corbi- culabank hinzieht, erwächst ein weiterer Beleg für die im Obigen erörterte Anschauung, besonders auch aus dem Liegenden der Sande etc. bei Griedel, Rockenberg und Müuzenberg. Dieffen- bach hält dafür, dass die Oolithkörner, welche den Tichogonien und Mytilustrümmern als Bindemittel dienen und aus welchen sich dieser sogenannte Litorinellenkalk zusammensetzt , zum Theil auch lucrustatiouen von kleinen Cyprisschaleu sein könnten. Cypris faba ist neben Helix moguntina^ Tichogonia Brardii und - 272 - LitorineUa acuta auch unter den aufgeführten Petrefacten. Be- kanntlich sind aber die Litorinelleukalke und Thoue Ludwig's, Theobald's und Dief f e n bach ' s zum grossen Theile der durch die Arbeiten F. San d berger \s und 0. ßottger's abgetrennte mächtigere Schichtencomplex, welcher von Sand- berger nach der Corbicula Fanjasii seinen Namen erhalten hat und sich von den eigentlichen Litorinellen- oder Hydrobienkalken, die rein locale Bildungen sind, unter auderm durch den Gehalt von Cerithien {Cerithmm plicatuni var. pushdatum und Cerithium niar- garitaceum var. conicwn unterscheidet, nach C. Koch auch durch die Hydrohia inflata (Erläuterungen zu Blatt Wiesbaden), welche Fossilien also in den eigentlichen Litorinellen- oder Hydrobien- kalken nicht mehr vorkommen. Diese Corbiculaletten sind nun eben, wie oben mitgetheilt, das Liegende der betreffenden Kiese und Sande von Eckenheim. Eine weitere Analogie zwischen Eckenheim und Griedel- Münzenberg ist, dass auch diese Sande unter Basalt liegen, diese Sandsteine wenigstens von demselben durchbrochen sind. Der Basalt vom Griedler Wingertsberg und Münzenberger Schloss bricht gangartig durch, während der Basalt von Eckenheim ein Stück eines Basaltstromes ist. Dem Basalt möchte Dieffenbach bei Münzenberg einen Einfluss unter anderm in so weit zuschreiben, als im Gefolge seines Aufbrechens wohl Quellen vorhanden v/areu, welche Eisen, Mangan und Kieselsäure mit sich führten und die thouigen Zwischen- schichten und die Sande verkieselten und verkitteten etc. Ludwig ist anderer Ansicht und spricht sich hierüber in Palaeontographica, Bd. VIII, S. 42 in folgender Weise aus: »Da wo der Basalt von Münzenberg die Schichten des Tertiär-Gesteines durchbrochen und überströmt hat, ebenso am Kaff und ander- wärts in der Nähe des Basaltgebietes, sind Thon und Saud ganz unverändert geblieben ; sie sind weder erhärtet noch geschmolzen. Ich glaube deshalb mit Recht die eigenthümliche Beschaffenheit der Münzenberger Blätterthone einem durch Selbstentzündung in Brand gerathenen Kohlenflötze, einem sogenannten Erdbrande zuschreiben zu sollen. Wo Braun- und Steinkohlenlager durch Selbstentzündung verbrennen (Bilin, Aussig, Carlsbad in Böhmen, Epterode in Hessen, Planitz in Sachsen u. s. w.), entstehen den Münzenberger Thonsteinen ganz gleiche Gesteine, welche ebenfalls ganz gut erhaltene Pflauzeureste umhüllen. Die Quarz-, Chal- cedon-, Baryt- und Eisenstein-Bildungen auf den Spalten des untersten Sandsteines verdanken ihre Eutwickeluno- wahrscheinlich Mineralquellen, von denen einige an Kohlensäure und Salz reich, heute noch in der Umgebung von Münzeuberg (Juukermühle, Oberhörgern) angetroffen werden.« Diese letztere Analogie — Bedeckung durch Basalt — findet sich nun auch fast allenthalben au den Oertlichkeiten, welche die Verbindung zwischen Münzenberg, Nauheim und Strassengabel, Ginnheini herstellen, wodurch die Continuität der in den nörd- lichen Partien der Wetterau anstehenden Tertiärgebilde mit sol- chen im Centrum des Beckens auch für diese Zeit coustatirt ist, so dass auch für die Zeit der Corbiculaschichten das Maiuzer- becken bis in den nördlichen Winkel der Wetterau auszudehnen ist. Eine Uebereinstimmung dieser Sand- und Sandsteinbildungen besteht auch in dem Mangel von Kalk innerhalb derselben. Es scheint fast überflüssig, durch Besuche von Marköbel, Rüdigheim, Mittelbuchen etc. die Zusammengehörigkeit der dor- tigen, polychromatischen Saude mit denjenigen von Griedel und der Strassengabel zu constatiren, so lebendig ist die Beschreibung derselben in Ludwig 's Erläuterungen zur Section Offenbach, S. 28 u. 29; sie entsprechen, so weit es bei fluviatilen Bildungen erwartet werden kann, dem Profil an der Strassengabel bei Vilbel und bei Griedel. In voller Uebereinstimmung mit diesen beiden sind sie in so fern nicht, als bei Marköbel, Rüdigheim etc. keine Kiese vorkommen und die Sande feiner und thoniger sind. Am Wingertsberg bei Marköbel folgen sich die verschieden- farbigen Sande in einer bestimmten Reihenfolge. Unmittelbar unter dem an den Dolerit der Louisa — er ist grossprismatisch abgesondert, kugelig abwitternd, stark verwitterbar, sehr blasig, schwammig, mit Chloropal und an der Oberfläche in Grus, Lehm u. dergleichen zerfallend — erinnernden, etwa 5 m mächtigen Basalt- lager liegen, und zwar gegen dieses scharf abgeschnitten, die rotheu, schlichigen, thonigeu, feineu Sande; dann folgt gelblicher, rauherer Sand und zu unterst der weisse Saud, auf welchen es bei der Ausbeutung fast allein abgesehen ist. Beim Eintritt in Rüdigheim, auf dem Fusspfad von Marköbel kommend, hat man links durch einen ziemlich breiten Wasser- einriss Profil — vorne hohe Lösswände, dann ein Basaltstrom, 18 .-- 274 - welcher weissen, sehr mürben Sandstein, wie er z. B. bei Rockeu- berg getroffen wird, überlagert; mürbe Saudsteinbäuke finden sich überhaupt hie und da in diesen Sanden ; sie verlaufen in den Sand. Auf der Südseite des Orts sind die vielfarbigen Sande — hochroth zu oberst, violett, rosa, schön gelb, weiss — welche sich jedoch nicht so regelmässig folgen, sondern ähnlich wie an der Strassengabel und bei Griedel flammig in einander übergehen; hier sind dieselben nicht von Basalt bedeckt. Das Liegende ist ein Thou, der mit Sand vermischt zu Ziegel verarbeitet wird. Petrefakten, welche ihn etwa als Cyrenenmergel auswiesen, sind nicht darin enthalten. Bezüglich des geologischen Horizontes dieses Thones führe ich eine Notiz von Ludwig an, wonach bei Oberissigheim erst in einer Tiefe von 38m unter Tag eine Cyreuen und Cerithien führende Bank, {Cyrena subarata und Cerithwm ^Mcatum) also wirklicher Cyrenenmergel angetroffen wurde (Erläuterungen zur Section Priedberg pag. 2L). Zwischen Mittelbuchen und Kilianstätten oberhalb des Heilborns wurden bis vor einiger Zeit ähnliche unter Basalt liegende Sande aus- gebeutet. Da die Leute dem weissen, nesterweise nur vorhandenen Saude allein nachgingen, diese also nicht bergmännisch, wie dies z. B, bei Marköbel geschieht, abbauten, und solche Art der Ge- winnung durch Einsturz schon Menschenleben gekostet hat, so sind die Löcher auf obrigkeitliche Anordnung hin zugeworfen und diese Art der Ausbeutung verboten worden. Der Sand oberhalb Bischoffsheim gegen Bergen, den Ludwig mit diesen Sandbildungen in Verbindung bringt, gehört einer viel jüngeren Zeit zu und erinnert in keiner Beziehung an diese charakteristischen Sande, für welche ich den Namen Cor- b i c u 1 a s a n d e vorschlagen möchte. Alle diese Sande und Sandsteine sind mit Ausnahme der- jenigen von Münzenberg und Rockenberg petrefactenlos; alle ohne Ausnahme sind vielfarbig. Bänke aus lockerem Sandstein finden sich an fast allen Orten in diesen Sanden; bei Münzenberg sind letztere im ganzen Profil, bei Rockenberg im grösseren Theil desselben zu Sandstein verkittet. Stromartig liegt auf diesen Sanden der Basalt bei Marköbel, Rüdigheim, Mittelbuchen, Eckenheim und wahrscheinlich auch bei Berkersheim, Eschersheim. Bommersheim ; gangartig durchbricht derselbe diese Sande bei Münzenberg und am Wingertsberg bei Griedel, Nach R. Ludwig wurden folgende verschiedene Saud- und Kies-Horizonte innerhalb des Mainzer-Beckens einem Horizont und zwar dem des Cerithiensandes zugewiesen : 1. Die durch das ganze Profil, von oben bis unten, völlig gleichbleibenden Sande nördlich und oberhalb BischofiJsheim, die dort in einem tiefen Einschnitt anstehen. Obwohl sie keiue (oder nur äusserst selten) Kiescheu, sondern nur kleine Kalk- und Brauneisen-Septarien und Bohnerzkügelchen*) führen und völlig petrefacteulos sind, so möchte ich doch der Deutung Dr, (Jarl Koch 's beistimmen, der diesen eigenartigsten, seltsamsten Sand dem Diluv zuweist uud hierbei au die Sande von Mosbach er- innert (Erläuterungen zum Blatt Frankfurt). Diese letztere An- schauung findet weniger in der lithologischen Beschaffenheit, als im Niveau, das diese Sande einnehmen, ihre Begründung. Höchstes Niveau des Mosbacher Sandes bei Delkenheim und Mosbach ca. 500 ' = 157 m. Höchstes Niveau des Bischoffsheimer Sandes ca. 420' = 132 m. Höchstes Niveau der diluvialen Kiese von Boruheim-Frauk- furter Friedhof ca. 390—420' = 121-132 m. Höchstes Niveau des diluvialen Sandes bei Schwauheim-Gold- stein etc. 360 ' = 113 m. Der totale Petrefactenmangel ist immerhin sehr auffällig, das Liegende dieses Sandes scheint der Cyrenenmergel zu sein, der also hier nicht viel weniger hoch ansteht als im Hartigwäld- cheu bei Hochstadt, der aber hier auch im Thal hinter Bischofs- heim zu Tage ausgeht. Ludwig fällt es natürlich sehr auf, dass dieser von ihm für Cerithieusand gehaltene Sand »nach oben durch sandigen in reineren Cerithienkalk verläuft, ohne dass die Leitmuscheln darin vorkämen, die im Kalke sich so sehr häufen, dass sie fast dessen cranze Masse darstellen.« *) An der Basis des Löss finden sich sowohl in dem Strasseueinscbnitt von Rossdorf nach den Butterstädter Höfen, wie von diesen nach Marköbel Braun- und Rotheisenknollen in Letten, die sogar zu Schürfversuchen ver- leiteten; ein ähnliches diluviales Vorkommen ist wohl auch das am Gau- algesheimer Kopf gegen Appenheim zu etc.; das Bohnerz findet sich hier in Nestern, sodass auf dasselbe ehedem bedeutender Bergbau betrieben wurde. Auch hier liegen die grösseren Eisenseptarien hauptsächlich an der Basis des auf dem Sand lagernden Lösses. — 276 — Eiu numittelbar vom Fluss aufgeschüttetes Material kanu dieser Saud nun zwar nicht sein; dagegen spricht das völlig gleiche Koru desselben. Dies sowohl, wie der völlige Mangel von Petrefacten deutet darauf, dass wir es hier mit einer wegen ihres hohen Niveaus diluvialen Dünenbilduug zu thun haben. Dasselbe mag auch von dem ihm lithologisch völlig ähn- lichen Sand von Langendiebach bei Hanau gelten, der jedoch kein solch hohes Niveau erreicht. 2. Die im Obigen erörterten Corbiculasande und Sandsteine von Marköbel, Rüdigheim, Rossdorf oder Mittelbucheu, Strassen- gabel bei Vilbel, Eckeuheim, Ginnheim, Eschersheim etc. 3. Die Pflanzen führenden Sandsteine zwischen Seckbach und Bergen. Dieffenbach gab den Blättersandsteiueu von Münzenberg in deu Erläuteruugen zur Sektion Giessen die ihm nach seinen Fossilien, wie nach denjenigen im Liegenden zukommende Stellung, ßöttger drückt sich in seiner Abhandlung über die Fauna der Corbiculaschichten im Maiuzerbecken Palaeoutographica N. F. IV 5 (XXIV) folgeudermassen aus: »In besonders eigeuthümlicher und noch nicht genügend aufgeklärter Weise entwickelt finden sich Corbiculaschichten bei Müuzenberg in der Wetterau, während die analogen Kalke von Kleinkarben , Hochstadt und Bergen eine ähnliche Schichtfolge zeigen wie bei Oberrad und Sachsenhausen.« Nach Prof. Lepsius (Mainzerbecken S. 122) sind die Münzen- berger Blätter-Sandsteine, indem er der Ansicht Prof. Sand- berger 's folgt (Uebersichtstabelle zu den Land- und Süsswasser- Conchylien der Vorwelt u. 'pag. 365 ebendaselbst), wahrscheinlich Cerithieusande. Er versteht hierbei wohl auch nur, wie Sand- berger, die unter der Corbiculaschicht liegenden Sandsteine und verkieselten Thonschiefer als Münzenberger Blättersandsteiue, hält somit den ganzen Schichtencomplex an den Steinbergen nicht für einen zusammenhängenden, zusammengehörigen Horizont, obwohl sich die Flora der unteren Sandsteine in die Corbiculaschicht und die Conglomerate fortsetzt. Es ist aber wohl nicht zweifelhaft, dass dieses Profil einer und derselben, iu ihrem landschaftlichen Charakter ziemlich gleich- und eigenartigen Bildungsperiode angehört und im Zusammenhange mit ähnlichen innerhalb des Beckens betrachtet werden muss. Professor von Ettingshauseu sagt in seiner Abhandlung — 277 — über die fossile Flora der älteren Brauukolilenformation der Wetterau (SitzuDgsbericbt der Wiener Akademie 1868 S. 80): »die Mebrzahl der oligocäuen Arten kommt in Müuzenberg vor, wessbalb ich diese Localität für älter annehme als die anderen Fundorte der Wetterau; auch dürften die Verschiedenheiten, welche sich bei Vergleicbung der beiden artenreichsten Laud- floren von Münzenberg und Salzhausen in auffallender Weise be- merkbar machen, am besten in einem zwischen diesen Floren bestehenden Altersunterschiede ihre Erklärung finden; sie be- zeichnen eben die Veränderung der vorweltlichen Flora der Wet- terau in der aquitauischeu Zeit. In Münzenberg sind die Prote- aceen und andere Formen der ueuholländischen Flora durch eine grössere, die Cupressineen, Abietiueen, ülmaceen , Juglandeeu durch eine geringere Arteuzahl vertreten; die Tropenformeu der aquitanischen Stufe sind hier durch die Gattungen Lygodmm, Musophylhim^ AraliopliylUmi und Caesalpmia verme'hrt. In Salz- hausen kommen diese Tropenformen reichlicher vermengt mit Arten vor, welche der wärmeren gemässigten Zone entsprechen; in Salzhausen treten bereits einige Arten auf, die den Floren der Lausaune- und der Oeuinger-Stufe angehören. Diese für Müuzenberg von v. Ettingshausen hervor- gehobenen floristischeu und klimatischen Verhältnisse möchten nach den vorausgegangenen, stratigraphischen Erörterungen nun für die Zeit der Bildung der Corbiculaschichten gelten. Es rücken sich demnach Münzenberg und Salzhausen zeitlich näher, Stad- ecken (Geyler die Tertiärflora von Stadeckeu-Elsheim Jahres- bericht der Senckenbergischeu naturforschenden Gesellschaft für 187/374 S. 10) und Münzenberg entfernen sich; Dr. Geyler sagt diesbezüglich: »Die Flora von Stadeckeu-Elsheim dürfte dem- geniäss wohl dem älteren Aquitan angehören und mit Münzenberg nahezu gleichaltrig sein, während Salzhausen als bedeutend jünger zu betrachten ist«. Diese Verschiebung ist von geringer Bedeutuug an sich, wenn man bedenkt, dass die der Salzhauser wohl gleichaltrige Flora von Oeningen immer noch ein subtropisches Klima wieder- spiegelt und doch einer den Corbiculahorizont überlagernden Stufe augehört, so dass nach den Floren zu urtheilen — dieses ürtheil ist aber, sobald die jeweilige Flora ziemlich vollständig bekannt ist, das zuverlässigste — von der oberoligocänen bis zur — 278 — oberraiocäneu Zeit die Temperatur nur wenig — ca. 2 ° C — abgenommen hat. Während sich also im Becken wesentliche Veränderungen in seiner Fauna vom Oberoligocäu bis zum Ende des Unter- Miocäu in Folge der mehr zunehmenden Aussüssung vollziehen, so dass in den Corbiculaschichten die mehr marinen Formea, welche sich nur in stärker gesalzenem Brackwasser erhalten konnten, wie Perna^ Pinna, Modiola, Cyilierea, Corhulomya, Buc- cinum etc. fehlen, und dann auch die grössere Zahl der Arten einen entschieden mittelmeerischen Habitus erhält, behält die Flora noch ihren oberoligocäueu oder uuteraquitauen, fast tropischen Charakter bei. II. Die Cerithiensande an der hohen Strasse. In den Erläuterungen zur geologischen Specialkarte für das Grossherzogthum Hessen, Section Offeubach, gibt R. Ludwig 1858 im Profil XIV aus dem Seckbacher Weinberg Folgendes an : Lehm und Ackererde, Litoriuellenkalk, Cerithieukalk mit Cerithium plicatum und Ceritliium suh- margaritaceum, Cerithiensand, Cerithiensaudsteiu, z, Th. sehr glimmerreich, grau, dem Todt- liegeuden ähnlich mit Geanotlms lanceolatus, DapJmogene lanceo- lata, Myrica (Comptonia), vielen unbestimmbaren Blattresteu, Früchten und in Gelbeisenstein verwandelten Holzstückeu, Cyreneumergel in der Thalsohle. Ludwig bezeichnet diesen Sandstein grob und loskörnig, zuweilen gelb und grau geflammt und berichtet, derselbe bilde schwach nach Norden einfallende Bänke. Der Sandstein stand 1853 noch in einem theilweise offenen Steinbruch an, während er heute ganz nahe dem Weg Seckbach-Bergen rechts, wo die Strasse nach Offenbach abgeht, im Felde nur mehr in einigen Steinblöcken zu sehen ist. Unter der StrassenbÖschung steht links der glimmerhaltige Sand au. Wenn man von dieser Strassenkreuzung au aufwärts nach Bergen steigt, so trifft man ein höheres Niveau dieses glimmer- haltigen Sandsteines — dünnblätterig und mit Mergeln Wechsel- — 279 — lagernd, ebenfalls Spuren von Pflanzenresteu zeigend, links an der Strasse augeschnitten. Der hinter Bischofsheim anstehende Thon, welchen C. Koch in seiner Karte der Sectiou Frankfurt als Rupelthon eingezeichnet hat, enthält Sandstein von dem Seckbacher Sandstein sehr ähn- licher Natur — düunschiefi'ig, gliramerhaltig, gelblich-grau; der- selbe scheint jedoch, da dieser Thon noch beträchtlich höher am Bi.ng hinter Bischofsheira rechts am Weg nach den Bischofsheimer Sauden ansteht, nur eine sandige Einlagerung zu sein. Der Thon aber ist, wie ihn Ludwig in seiner Sectiou Offenbach eingezeichnet hat, Cyrenenniergel. Hiefür spricht seiue lithologische Beschaffenheit, die mit den Thouen von Seckbach und Eukheim über- einstimmt, aber auch mit dem durch seme Petrefacten gut charakteri- sirten vom Hartigwäldchen oberhalb Hochstadt gegen Niederdorfeiden, der jedoch (siehe Koeh'sche Karte, Section Frankfurt) auf bedeutender Höhe ca. 70 m über dem Main befindlich ist. Der Bischofsheimer Thon enthält auch die dem Cyrenenmergel eigenen, kleinen, weissen Kalkseptarien. Dass dieser Thon nicht Rupelthon ist, bestätigt mir auch Böttger. Derselbe konnte auch mittels Schlämmens keine Versteinerungen in demselben finden ; es gibt aber im Mainzer- becken keinen Rupelthon, der nicht mindestens Textilaria oder irgend eine Foraminifere enthielte. Dieser Thon, resp. Cyrenen- mergel, muss eine bedeutende Mächtigkeit haben, wofür nicht allein die vorstehenden Notizen sprechen, sondern besonders auch die Mittheilung Ludwig's (Section Friedberg, S. 21), dass man bei Bischofsheim gelegentlich des Aufsuchens eines artesischen Brun- nens 12 m unter der Thalebene eine Cyrenen und Cerithien führende Bank augetroffen habe. Dieser Cyrenenmergel zieht also von Steiuheim (Section Friedberg, S. 21 und Section Offenbach, S. 11 u. 26 Anra.) über Hochstadt, Bischofsheim, Enkheim, Seckbach rechts des Mains meist in der Thalsohle hin. In Bezug auf die Continuität der Profile führe ich noch ein solches, von Theobald aus einem 20 m tiefen Brunnen zu Hochstadt angegeben (Section Offenbach, pag. 19) an : Litorinellenkalk und Mergel (es sind dies zum Theil die Corbiculaschichten K.), Cerithiensand mit schwachen Schichten von gelbem, grauem und weissem Saud, — 280 — Cyrenenmergel mit Saud- und Kalkschichteu wechselnd, mit Cyrena subarafa, schwachen Brauukohlenflötzen und Gypskrystallen. Im Felseukeller hinter Hochstadt verschwindet der Saud allmählig, so dass jenseits der Weinberge am Hartig, also in höherem Niveau der Litorinellenkalk unmittelbar auf dem durch Thougrubeu aufgeschlossenen, vorhin angeführten Cyrenenmergel, einem Thou mit Cer. pUcatum^ Ger. margarifaceum, Cyrena semi- striaia, Buccinum cassidaria^ Neritina alloeodus etc. aufsitzt, — solchen also wohl überrutscht hat. Der Cerithienkalk fehlt somit hier und fehlt nach dem von mir bisher Eruirteu auf dem ganzen Zuge rechts des Mains bis Frankfurt, worüber ich später Mittheilung machen werde. Den Cerithiensandhorizont von Seckbach etc. scheint mir ein kürzlich von mir aufgefundener, ebenfalls Pflanzenreste füh- render und durch silberweisse Glimmerblättchen charakterisirter Sandstein auf der Nordseite der hohen Strasse einzunehmen ; er liegt ganz nahe der oben besprochenen, vielfarbigen Sandkaute an der Strassengabel und zwar etwas näher Vilbel links yon der Laud- strasse unter der von einer Lösswaud gebildeten, steilen Böschung. Das Profil dieses kleinen Anbruches ist : Lösswand. Thonige Bänder von bräunlicher und schwärzlich - grauer Färbung, oben mit eingemengten, weissen Kieselchen, mit schwa- chem Einfallen nach WNW. ; ein kalkiges Septarienband schliesst nach unten ab ; nach oben ist der Contact mit dem Löss verschüttet. Sand von heller, graulicher oder bräunlicher Farbe, oben noch sehr thonig, schlichig, nach der Tiefe aber immer magerer werdeud, allenthalben mit braunen Eisenstreifen, bis jetzt ca. 1 ^/2 m ausgenommen, soll aber ca. 6 m mächtig sein. In der Tiefe von 1 % m liegt dickplattiger Sandstein und Conglomeratbank, welche Verkieselte Stämme, Fetzen von schilfartigen Blättern und Stielchen, Undeutliche Reste von Buchen und Eichen ähnlichen Blättern und endlich AbdrückeundSteinkerne,*)dieHerrDr.Osc. Böttger als iüfeZawia Escheri Mer. und Paludina cfr . pachystoma Sdbg. erkannte, enthält. *) Von dem Obersecundaner Valentin zuerst aufgefunden. — 281 — Die Melatiia Escher U welche auch in den Corbiculathonen Frankfurts vorkommt, zeigt mehr als die Pflanzenreste eine Süss- wasserbilduug an. Paludina pacliystoma kommt auch mit Palaeo- meryx in der Braunkohle von Elra und von Schlüchtern vor. Das Niveau dieses Sandsteines, der nach den Angaben von Böttger und der Kartirung von C. Koch zu urtheilen, auf Cyrenenmergel zu ruhen scheint, liegt nun nur ca. 13 m tiefer als die Sohle der Strassengabel-Kiesgrube. Angenommen nun, dass dieser Sandstein dem Cerithiensand- stein äquivalent ist, so müsste zwischen diesen beiden Sand- bildungen — dem Corbiculasand und dem Cerithiensand — sich der thonige und kalkige Corbiculacomplex einschieben. Da nun in dieser geringen Verticaldistanz dieses mächtige Schichtenglied, dessen Mächtigkeit noch nicht eruirt ist, nicht Platz hat, so ist wohl hier an eine iiicht unbeträchtliche Verwerfung zu denken, um so mehr, da unmittelbar an der Strassengabel der Absturz ins Thal stattfindet. Lepsius wie Grroos constatiren im Rheingau vielfach Verwürfe, bei welchen sogar die jüngeren Tertiärstufen an den Fuss der älteren geworfen sind. Hier scheinen also über dem Melaniensandstein die Corbiculaschichten nicht entwickelt oder völlig erodirt worden zu sein und ersterer sammt unter- liegendem Cyrenenmergel fast bis zur Höhe der Corbiculasande gehoben zu sein. Zur Uebersicht geben wir hier die seit Beginn der Aussüssung des Beckens innerhalb desselben niedergeschlagenen Pflanzen füh- renden Sande. Oberer Meeressand oder Schleichsand. Blättersande von Stadecken - Eisheim (G e y 1 e r , Jahresber. d. Senckeub. naturf. Ges. 1873/74). Blättersandstein mit Sphenia elongata Bttg. nord- östlich von Nieder- Walluf (C. Koch, Erläute- rungen zur Section Eltville, S. 27). Blättersandstein von Seckbach (R. Ludwig, Er- läuterungen zur Section Ofifenbach) und von Bergen. Blättersandstein mit Melania Eschen unter der Strassengabel Vilbel-Frankfurt-Offenbach (K i n - k e 1 i n , Jahresber. d. Senckenb. naturf. Ges. 1882/83). Cyrenen- sande, unteres Ober- Oligocäu. Cerithien- sande, unteres ünter- Miocän. Corbicula- saude, oberes Uuter- Miocäu. Eiseusehüssigen Sandstein mit Lastraea, Ulmus plurinervis^ Plauera etc. vom Schloss Naumburg unter Litorinellenkalk stellt Ludwig zu den Cerithienscbichten. 'Blättersandsteine vou Müuzenberg und Rockenberg (Dieffenbach, Erläuterungen zu Sectiou Giessen; Ludwig, Palaeontographica, Bd. VIII; v. Ettings- hauseUjWienerSitzungsber. 1868); nicht pflanzen- führeud Marköbel, Rüdigheim, Mittelbucheu, Strassengabel b. Vilbel, Eckenheini, Giunheim etc. (Kiukeliu, Jahresber. d. Senckeub. naturf. Ges. 1882/83;). Welchen Horizont die von Böttger erwähnten gräulichen Blättersandsteine vou Ofieubach, die auf Rupelthon und unter Löss liegen, die ganz mit Pflanzenresten erfüllt seien, einnehmen, ist aus der betr. Notiz nicht zu entnehmen (Beitrag zur geolog. Keuutuiss der Tertiärformatiou in Hessen, S. 25) ; er erkannte darin Cinnamomum lanceolatum üng., Cinnamomum polymorphum Heer., Älnus und Salix spp. III. Zur Geschichte des Steinheimer Anamesit-Vorkommens. Gelegentlich der Aufstellung von 3 Photographieen aus den Kleiu-Steinheimer Anamesit-Brüchen, durch welche das sich jetzt noch dort bietende Phänomen des Durchbruches von Basalt durch Basalt, das jedoch bei dem rüstig fortschreitenden Ausbruch vor der Zeit verschwunden sein wird, wenigstens im Bilde naturgetreu erhalten werden soll, will ich mir einige kleine Notizen über die Geschichte dieses vulkanischen Phänomens erlauben. In def umfassenden Abhandlung, in welcher (Zeitschr. d. D. Geol. Ges. XIX. Bd. 1867, S. 297, mit 2 Tafeln) die Basaltvorkoramnisse hiesiger Gegend und in besonderer, verdienter Ausführlichkeit und Gründlichkeit die von Steinheim behandelt sind, hat Dr. F. F. Hörnst ein unter anderm nicht allein auf die in 2 Brüchen sich zeigende Durchbrechung von Anamesit durch Anamesit aufmerksam gemacht und den Vorgang im Einzelnen erörtert, besonders sich über die Bildungsgeschichte der Säulenzerklüftung einlässlich aus- gelassen, sondern hat auch dabei zwei Abbildungen, welche obige Erscheinungen darstellen, gegeben. Horustein macht in erster Linie geltend , gerade auf — 283 — die eben berührte Erscheiüuug sich stützend, dass wir es in der Basaltausbreitung von Wilhelmsbad-Lämmerspiel in nordsüdlicher, Gross-Steinheim-Dietesheim in ostwestlicher Richtung nicht mit dem etwa südlichsten Reste eines vom Vogelsberg ausgegangenen Liiva- stromes zu thun haben, sondern dass sich derselbe hier durch Spalten der Erdrinde hervorgedräugt und über den tertiären Thon (den Cyrenenmergel) ergossen und ausgebreitet habe. Mit Berücksichtigung der Niveau Verhältnisse innerhalb des von Dietesheim bis in den Rossel'schen Bruch sich dehnenden Basaltcomplexes ergab sich mir für den Verlauf der hier einander gefolgteu Eruptionen Folgendes : Es scheinen drei Spaltenausbrüche stattgefunden zu haben und zwar wohl so ziemlich au denselben Stellen, ungefähr an denjenigen, durch welche der jüngste Durch- bruch, welcher durch älteren hindurch stattfand, erfolgte. Der erste Dtirchbruch war von geringem Betrage ; er breitete eine grosslöcherige, schlackige, bienenrosige, wie die Arbeiter hier sagen, Basaltschicht auf dem Cyrenenmergel aus, der in Gestalt eines schwarzen Thones zur Zeit meiner Besuche, Juni 1883, in dem Rossel'schen Bruch in Folge der Herstellung einer Dreh- scheibe, zu Tage stand. Bei so geringer Mächtigkeit der Basalt- decke, die sich übrigens bis in den lugramm'schen Bruch bei Dietesheim fortsetzte, konnten sich natürlich die dem Magma eingemengteu Gase gut entwickeln und haben daher den Anamesit löcherig gemacht. Der zweite Ausbruch, der wohl bald folgte, war der weitaus bedeutendste; er begann mit an Magneteiseu und Augit ärmeren, feldspatreicheren Ergüssen, welche von den Spalten aus nach West (Dietesheim) und Ost (Gross-Steinheim), Süd (Lämmerspiel) und Nord (Wilhelmsbad) abflössen. Reich au Wassergas, wurde das Gestein porös und wo die Gase sich wegen geringen aufruhendeu Druckes mehr ausdehnen konnten, also zu oberst, auch blasig. Nach und nach Avurden die Ergüsse, die nachdrängten, gasärmer und au Magneteisen reicher; es ist daher der Eruptionsort selbst, wo diese letzten Ausflüsse, die zum dunkeln, compacten Anamesit s. Z. erstarrten, statt hatten. Dieser Schichtcomplex ist auch derjenige, welcher die Sphaerosiderite führt. In westlicher Richtung von den Eruptionsspalten, und es wird dies wohl auch in den anderen Richtungen der Fall sein, gehen die compacteren dunkleren Ge- steine allmählich in die helleren über oder nnisekehrt. Die — 284 — Gesteine im westlichsten Igramm'schen Bruche sind nur hell und porös, im Koch'schen und Roth'schen finden sich beide Varietäten. Von unten wirkende Kräfte drängten nochmals durch die frühereu Spalten nach oben und brachten eine Zerreissung innerhalb des Basaltes selbst zu Stande. Dieser Erguss reichte jedoch nicht oder kaum weiter, als diese Spalten auszufüllen ; er liefert keine dritte Decke oder kaum; ich konnte wenigstens das Schollenfeld, von dem Hornsteiu berichtet, nicht auffinden. Während nun der mächtige Basaltstrom in ganz ausser- ordentlich dicke Säuleu, die sich zu imposanten Colonnaden aneinanderreihen, zerklüftet sich darstellt, ist dagegen dieser jüngste Basalt mehr grobbäukig zerklüftet, und wo er aus dem Untergrunde säulig hervorsieht, sind es dünnere, garbenartig auseinander weichende, gebogene Säulen, die also eine ähnliche Gestalt zeigen, wie die der Spalteuausfülluug zunächst stehenden, gleichsam umgebogenen Basaltsäuleu des vorausgegangenen Aus- bruches. S t e i n h e i m i t. An diese Besprechung schliesse ich noch die Mittheilung von einem in Blasenräumen des Anamesites vorkommenden, daher kugeligen, nur schwach strahlig struirten Minerales, das frisch von weisser Farbe, allmählich ins Grünlichgraue dunkelt. Härte 1,5. Spec. Gew. 2,13. Im Bruch ist es matt, erdig, muschelig, im Strich fettglänzend ; es fühlt sich fettig an ; im Wasser zerfällt es in schalige Stücke. Die chemische Analyse, welche Herr J. Blum dahier die Güte hatte, auszuführen, ergab : 43,550 Kieselsäure, 9,173 Thonerde, 19,261 Eisenoxydul, 5,480 Magnesia, 22,536 Wasser. Wir haben es hier wohl mit einem Mineral zu thun, bei dessen Bildung Magnetit, Augit und Feldspat Beiträge leisteten. Unter den mannigfaltigen, thonartigen Mineralien zeichnet es sich besonders durch seinen hohen Gehalt an Eisenoxydul und Magnesia aus. Für dasselbe möchten wir den Namen Steinheim it vor- schlacfen. — 285 Verzeichniss der Terticärflora von Försheim a. M. Von Dr. H. Th. Geyler. Schon im Jahre J873 (siehe Bericht der Senckenberg. iiatur- forsch. Gesellschaft 1873/74) hatte ich 1. c. p. 110 und 111 einige Arten aus der tongrischeu Flora des Septarienthoues von Flörsheim aufgeführt. Leider war es mir bisher, da ich durch andere Arbeiten vielfach in Anspruch genommen wurde, nicht vergönnt gewesen , diese Flora meinem Wunsche gemäss ein- gehender zu beschreiben und so möge wenigstens hier ein einfaches Verzeichniss der in dem Senckenbergischen Museum zu Frankfurt am Main aufbewahrten, aus jener Lokalität stammenden Arten gegeben werden. 1. Delesserites sphaerococcoides Ett. 2. Himanthalia ampMsylarum Schimp. ? 3. Xylomites spec. auf einem Blatte von Cinnamomum lanceolatum üng. , 4. Lygodium spec. 5. Libocedrus salicornioides Endl. (mehrfach gefunden). 6. Seqicoia Sternbergii Uug. (mehrfach), 7. Pinus spec. (Zapfen). 8. » Pcdaeostrohus Ett. (mehrfach). 9. Chamaecyparis Hardtii Endl. 10. Podocarpus Eocenica Ung. (mehrfach). 11. Ephedrites Sotshiamis Ung. 12. Casuarina Haidingeri Ett. 13. Myrica acuminata Ung. — 286 — 14. Populus spec. 15. » Heliadum Ung. 16. Carpimis producta Ung. 17. Quer CHS spec. 18. » Lonchitis Uug. 19. Fi CHS spec. 20. Artocarpidium olmediaefolium üug. 21. Cinnamomiim polymorphum AI. Cr. (mehrfach). 22. » Sclieucliseri Ung. (mehrfach). 23. » lanceolatum Ung. (mehrfach). 24. » Eossmaessleri Heer. 25. Laurus Lalages Ung. 26. » primigenia Ung. (sehr schönes Blatt). 27. Hal-ea spec. 28. » plurinervia Ett. ? 29. Drycmdra Brongniartii Ett. ('Dr. Schrankii Heer). 30. Dryandroides hakeaefoUa Ung. 31. » angustifolia Ung. 32. Banlsia Ungeri Ett. 33. » longifolia Uug. 34. Persoonia Daphnes Ett. (Frucht). 35. Andromeda spec. 36. » protogaea Ung. 37. Vaccinium achermticum Ung.? 38. Biospyros hracliysepcda AI. Br. (Getonia macroptera, Ung.). 39. Weinmannia microphylla Ett. 40. Nymphaea Spec. 41. NeUinibium Gasparianum Herr. 42. Tetrapterys Harpyiarum Ung. , 43. Banisteria Haeringiana Ett. 44. Bomheyopsis grandifolia Ung. 45. Sterctdia Lahrusca Uug. 46. Ceanothus sisypJioides Ung. (mehrfach). 47. » lanceolatus Ett. 48. P?>«<5 Euphemes Ung. ? - 49. » troglodyfarum Ung. 50. Eugenia Haeringiana üug. 51. Eucalyptus Haeringiana Ett. — 287 — ' 52. Eucalyptus Oceanica Uug. (bei weitem die häufigste Blatt- form). 53. Phaseolitcs eriosemaefolium Uug-. 54. Cassia hyperhorea Uug. 55. » Phaseolithes Ung. 56. Äcacia Spec. 57. » Sotskiana Ung. (Frucht). Durch einige noch nicht näher bestimmte Species würde die Zahl noch um ein Weniges vermehrt werden. Schliesslich sei noch erwähnt, dass die Amphisyle Heinricliii (1. c. p. 111) Hecke], welche von mir 1873 zuerst bei Flörsheim gefunden wurde, Herr Dr. Friedr. Kiukelin in neuester Zeit dort wieder in einigen schönen Exemplaren sammelte. 28S Zum Andenken an Herrn Adolf Metzler. Von Dr. H. Th. Geyler. Am 3. Jnli 1883 verstarb, 70 Jahre alt, Herr Adolf Metzler in seiner Vaterstadt Frankfurt am Main. Schon frühzeitig hatte sich der Dahiügeschiedene mit Vorliebe der Botanik zugewendet. Bald hatte er durch seine Strebsamkeit die Augen seiner Fachgeuossen auf sich gezogen. Bald auch trat er mit einer Reihe der bedeutendsten Botaniker in Verbindung, welche ihn bei seinen Studien und bei Beschaö'ung seiner umfangreichen, musterhaft gehaltenen Sammlungen bereitwilligst unterstützten ; so trägt noch aus seiner ersten Sammelzeit eine grosse Menge seltener Pflanzen auf der Etiquette den Namen bekannter Botaniker, welche, erfreut über seinen grossen Eifer, ihm dieselben zum Ge- schenk verehrten. Später widmete sich Metzler hauptsächlich der Cryptogamenkunde und beschäftigte sich hier besonders mit den Moosen und Flechten. Auf zahlreichen Reisen in Oberitalien, Süd-Frankreich und besonders auch in den Alpen sammelte er eifrig und untersuchte die gefundenen Schätze auf das Gründ- lichste, wie überhaupt alle Arbeiten Met zier 's durch Sorg- fältigkeit und Gewissenhaftigkeit sich auszeichnen. Wie genau er die von ihm bereisten Gebiete durchforschte, dafür legt z. B. Zeugniss ab das Verzeichniss von schweizer Flechten, welches vor Kurzem durch Stitzenberger veröffentlicht w^urde; fast auf jeder Seite dürfte man hier dem Namen M e t z 1 e r begegnen. Schimper benannte dem Dahingeschiedenen zu Ehren eine durch die Bildung der Calyptra ausgezeichnete Moosgattung, welche Metz 1er gleichfalls auf einer Wanderung durch die schweizer — 289 — Alpen auf schon oft von Anderen betretenen Pfaden entdeckt hatte, als Mctzleria. Schon in reiferem Alter vervollkommnete sich Metzler unter der Leitung Prof. de Bary's in dem Ge- brauche des Mikroskopes, welches bis in seine letzten Jahre hinein bei seinen Untersuchungen stets von ihm zu ßathe gezogen wurde. Als mit zunehmendem Alter eine Schwäche der Augen sich fühl- bar machte, da beschäftigte sich Metzler vorherrschend mit dem Studium der Farne. Die schöne Milde' sehe Sammlung von Gefässcryptogamen , welche er erworben hatte , wurde von ihm mit dem höchsten Eifer studirt und jede neue und inter- essante Form mit der herzlichsten Freude begrüsst. Die Senckenbergische uaturforscheude Gesellschaft, welcher Metzler seit dem Jahre 1870 als Sectionär für Cryptogamen- kunde angehörte, hat durch seinen Tod einen schweren Verlust erlitten. Hier war er seit einer Reihe von Jahren mit dem Unterzeichneten beschäftigt, unverdrossen Woche für Woche, die jährlichen zahlreichen Erwerbungen au getrockneten Pflanzen dem Herbar der Gesellschaft einzuverleiben; Erwerbungen, welche zum sehr grossen Theile durch die namhafte opferwillige Unter- stützung des Verblichenen selbst ermöglicht wurden. Zu diesen Schenkungen gehört unter anderem auch sein werthvolles Phane- rogamenherbar, welches schon vor längerer Zeit der Hauptsamm- lung eingereiht wurde. Anspruchslos und bescheiden war der von allen Fachgenossen hochgeschätzte Mann stets bereit in der liebenswürdigsten Weise Rath Suchende mit seinem reichen gründlichen Wissen zu unter- stützen und so mancher jüngere Botaniker hat bei ihm die gesuchte Belehrung gefunden. Leider entführte ihn in den letzten Jahren seine immer mehr zunehmende Kränklichkeit, für welche er in Bad Königstein vergebens Linderung suchte, seinen ge- wohnten Beschäftigungen und fesselte ihn an das Zimmer, bis er durch den Tod abberufen wurde. Wem es aber vergönnt war, mit dem bescheidenen liebenswürdigen Manne näher verkehrt zu haben, dem wird das Andenken an den Dahingeschiedenen immer wach bleiben. 19 290 — Anhang. A. Sectionsberichte. Herpetologische Sectio n. Wie in den letzten Jahren wurde in diesem Gesellschafts- jahr alles einlaufende Material durchbestimmt und wissenschaft- lich verwerthet. Die durch Herrn Hans Simon in Stuttgart sescheukweise und durch Herrn Dr. Kobelt als Ausbeute der IV. Rüppellreise erhalteneu zahlreichen Kriechthiere aus Marocco bildeten den Stoff einer in unseren Adhandlungen erschienenen grösseren Arbeit über die ßeptilfauna dieses wenig bekannten Landes. Von den neuen Schenkungen sind infolge ihres Urafangs oder ihres Werthes vor allen hervorzuheben die reiche Suite von Reptilien und Amphibien aus St. Thomas, Westindien durch Herrn Kaufmann K. Knoblauch von hier, eine weitere Suite Mada- gassen (darunter 2 neue Schlangen und eine neue Eidechse) durch Herrn L. Stumpft in Nossi-Be , eine zweite Suite Sicilianer (darunter die fast verschollene Vipera aspis Hugyi in 2 Exem- plaren) durch Herrn Chefinspector K. Hirsch in Palermo und eine zweite Suite von Reptilien der Krim, Geschenk des Herrn 0. Retowski in Theodosia. Dr. 0. Boettger. Section für Mollusken. Das verflossene Jahr hat der Section für Mollusken eine Bereicherung von über 500 Arten gebracht, darunter zahlreiche sehr interessante Formen. Ausserdem wurde mit der Aufstellung einer Localsammluug der Gegend von Frankfurt begonnen und wird dieselbe binnen Kurzem ziemlich vollständig sein, Dr. W. Kübelt. — 291 — Zoopalaeoutologi seh e Sectiou. Die Tliätigkeit des Sectiouärs bescliräukte sich im letzten Vereiusjahre auf die Bestimmung der als Geschenk eingegangenen Petrefakte. Dr. 0. Boettger. Geologische Section. Nachdem die letzte resp. siebeute Suite von Gesteinen aus dem Gotthard-Tuunel hierher gelaugt war, wurde die nun voll- zählige Sammlung zusammengestellt und eingeordnet. Sie umfasst nunmehr 137 Nummern mit 171 Stücken von der Nordseite und 179 Nummern mit 249 Stücken von der Südseite des bekanntlich 14,900 Meter langen Tunnels in frischen typischen Handstückeu, Dr. Theodor Petersen. B. ProtocoU-Auszüge über die wissenschaftlichen Sitzungen während 1882/83. In diesen Sitzungen werden regelmässig die neuen Geschenke und Ankäufe für die Sammlungen, sowie für die Bibliothek vor- gelegt. Diese sind, da ein Verzeichniss derselben unter Seite 30 bis 52 gegeben ist, hier nicht erwähnt, insofern sich nicht etwa Vorträge daran knüpften. Samstag, den 18. November 1882. Vorsitzender Herr Dr. F r i d b e r g. Herr Dr. K o b e 1 1 fährt in seinem Reisebericht fort. Siehe diesen Bericht Seite 71 bis 112. Hieran schloss sich die Besprechung der von Herrn und Frau Dr. Kobelt in Spanien und Nord-Afrika ge- sammelten Käfer durch Herrn Dr. von Heyden. Derselbe machte u. A. darauf aufmerksam, dass auch die Käferwelt eine frühere Verbindung des östlichen Spaniens mit der afrikanischen Küste, nördlich Oran etc. beweise. Von den 211 mitgebrachten Arten hat die Nordküste Afrikas mit Deutschland nur ^/e mit Spanien mehr als die Hälfte gemeinsam uud ^ji ist Nord-Afrika eigenthümlich. — 292 — Dienstag, den 12. December 1882. Vorsitzender Herr Dr. Fridberg. Der Vortrag Herrn Prof. Lucae's über die Samojeden war illustrirt durch eine Reihe Abbildungen und vor Allem durch die Vorführung der hier weilenden polarischen Zwergfamilien, eines jungen Ehepaares Iderach und Periptija, 20 und 18 Jahre alt und der 40 jährigen Wittwe Njeja und ihres 8jährigen Bübchens Ortje, sowie durch eine Sammlung ihrer bescheidenen Kunstleistungen. Indem Redner zunächst die Heimstätte dieser Samojeden, die InselWarandei an der Petschoraniündung, von wo sie über Archaugel durch Russland von ihrem Cicerone in unsere Civilisation verschleppt wurdeu, bespricht, schildert er in einem geographisch-ethnologischen Excurs Land und Leute der Polarregion, Lappen, Samojeden, Jakuten, Tschuktschen und Eskimos. Der Vortragende erläutert den Einfluss von Land und Klima auf die physische Entwickelung dieser Rassen, denen die Natur einen gleichförmigen Stempel der äusseren Erscheinung aufgedrückt hat. Sie sind klein, haben schwarzes langes Haar, wenig oder keinen Bart, kleine geschlitzte Augen, platte Nase, breite hervorragende Backenknochen, spindel- artige Beine, kleine Hände und Füsse; sie sind friedfertig und ehrlich. Der Lappländer ist physisch und geistig entwickelter als der Samojede, was zum Theil in der humanen Sorgfalt seinen Grund hat, welche Schweden der Civilisation der Lappmark wid- met, während das heilige Russlaud seine Culturmission an den armen Samojeden dadurch bethätigt, dass es sie durch Schnaps corrumpirt. Den Lappen zunächst kommen die Eskimos in West- gröuland, dann die Tschuktschen, denen die Berührung mit Japanesen und Chinesen zu gute komme. Der Vortragende schildert nun das Thuu und Treiben dieser kleinen Leute, ihre Kleidung, ihre Nahrung, ihre Arbeit, ihre Sitten und Religion. Sie sind mit die letzten Repräsentanten des aussterbenden Heidenthums in Europa; ihr Petischdienst ist von kindlicher Einfalt. Der Holzkk)tz, den sie im Opfer mit Rennthierblut beschmieren, ist nur das Sinnbild der Gottheit, Num genannt. Das ethische Moment ist nicht unentwickelt in ihnen. Sie haben ihre zehn und mehr Ge- bote, die sich bis auf die Heiligung der Discretion erstrecken und die Verlästerung und Klatschsucht verbieten. Der Diebstahl ist unbekannt in jenen Regionen! Die Ehe ist eine »freie« unter — 293 — ihnen, in sofern eine Trennung jedem Ehegatten jederzeit erlaubt ist, wobei die Kinder Eigenthum der Mutter bleiben. Die Sprache mit ihren quäckeuden Touen ist eine Besonderheit, die in Mitten der anderen Sprachstämme anscheinend als Uuicum dasteht. Nach dem Eintreten der Samojeden brachte Redner die Resultate der von ihm vorgenommenen Messungen zur Keuntuiss, Samstag, den 16. December 1882. Vorsitzender Herr Dr. Fridberg. Im angekündigten Vortrage sprach Herr Dr. H. Loretz über einige Abdrücke und Formen zweifelhaften Ursprungs i n d e n S c h i c h t ge s t e i u e u. Auf den Oberflächen und auch im Inneren der Schichten und Bänke der Sedimentge- steine finden sich nicht selten körperliche Gebilde, welche ihrer Substanz nach von dem umgebenden Gestein meist gar nicht oder nur wenig abweichen, in ihrer Form aber sehr aufiallend sind, ohne doch sofort als versteinerte Ueberreste von Thieren und Pflanzen, sowie die ächten Versteinerungen, gedeutet werden zu können. Der Ursprung der in Rede stehenden Gebilde ist ver- schieden; sehr häufig sind sie als die Spuren aufzufassen, welche gewisse niedere Meeresthiere beim Kriechen, oder bei sonstigen Bewegungen in dem noch nicht verfestigten, schlammigen oder sandigen Sediment hinterlassen haben, und zwar entspricht dabei immer dem vertieften Relief auf der einen Schicht das erhabene durch Ausfüllung erzeugte Relief der folgenden Schicht. In anderen Fällen hat mau es mit rein unorganischen, auf rein mecha- nischem Wege zu Staude gekommenen Dingen zu thun, wie bei den Wellenfurchen »ripplemarks« und verwandten Unebenheiten der Schichtflächen; mitunter auch dürften wirkliche Ausfüllungen hohler organischer Körper, also wirkliche Versteinerungen vor- liegen, in vielen Fällen auch muss die Sache unentschieden bleiben. Die sogenannten Phycoden, z. B. Phycodes circinnatum Richter, eigenthümliche verzweigte Gebilde in den obersten cambrischeu Schiefern Thüringens und des Fichtelgebirges werden vorn Vor- tragenden und anderen Geologen als wirkliche versteinerte, algen- artige Gewächse betrachtet aus mehreren Gründen ; sie würden sich verschiedenen anderen Algen der paläozoischen Schichten von Skandinavien, England, Amerika anschliessen, wie Fucoides Buto- trephis etc. während das schwedische Eophyton zweifelhaft bleibt — 294 - und vielleicht nur Bewegungsspuren darstellt. Zweifelhaft ist auch der Scolithus linearis Hall aus den alten Schichten der ge- nannten Länder. Steugelige Körper, ganz aus derselben Masse wie das umgebende Gestein bestehend, wie sie z. B. in Südtiroler rotheu Schiefern, deu sog. Verrucauoschichteu und auch in gleichem Gestein des thüriugischen Rothtodtliegendeu vom Vortragenden beobachtet wurden, sind möglicherweise auch Ausfüllungen hohler vegetabilischer Organe. In deu verschiedenen Abtheilungen der Trias, besonders im Muschelkalk finden sich oft wurmförmig oder schlingenartig gekrümmte Wülste und dergl. auf den Schichtflächen, welche wahrscheinlich die Ausfüllungen von Kriechspuren ver- schiedenartiger Thiere darstellen (nach Analogie der bekannten Chirotherieufährten); eine besondere Art jener Wülste ist das sog. Bhi^ocoraUium im untersten Muschelkalk. Merkwürdig sind auch die Nereiten, welche in verschiedenen Stufen des alten Schiefergebirges vorkommen, in Thüringen insbesondere sehr zahlreich im Unterdevon erscheinen; man hat sie für versteinerte Würmer, andrerseits auch für Kriechspuren solcher augesehen. Neuerdings sind sie von Schimper für eine besondere Gruppe fossiler Algen erklärt. Wichtig, weil auf Versuche gegründet, sind in neuester Zeit die Veröffentlichungen eines schwedischen Geologen, Nathorst geworden; er zeigte namentlich, dass viele bisher Algen zugeschriebene derartige Figuren dennoch als in Be- wegung oder auch in Ruhe bewirkte Spuren von niederen Thieren, u. a. von Medusen anzusehen siud. Schliesslich erwähnte Redner einige undeutliche Figuren, die neuerdings im Taunus (Köpperuer Thal) in weichen Zwischeuschiefern wahrscheinlich des Unterdevou von Dr. Ziegler gefunden worden siud. Herr Dr. Julius Ziegler ergänzt seine früheren Angaben über ver grünte Blut heu von TrojMeolum majus (vergl. den Bericht für 1880/81, S. 128, 129 u. 166). Alle Samen derjengeu Pflanzen, welche anfangs normale, später entartete und .endlich vergrüute Blüthen hervorgebracht hatten, wurden ausgesät; von deu aufgegangenen Exemplaren zeigten nur zwei Ungewöhnliches. Einer Blüthe des einen fehlte das mittlere der 3 unteren Blumen- blätter, an dessen Stelle ein dünnes Zipfelchen vorhanden war. Das andere trug ausschliesslich spornlose Blüthen, deren dünn- und langstielige Blumenblätter von eigenthümlicher vier, eckiger Gestalt waren. Es ist darnach wohl anzunehmen, dass — 295 — (leu noch zur Ausbildung gekommenen Samen der später ent- arteten Pflanzen zum Theil die Neigung zur Variation, beziehungs- weise Degeneration innewohnte, sich auf sie vererbte. Die allgemeine, auch von dem Vortragenden s. Z. (vergl. d. Ber. f. 1878/79, S. 112/13) getheilte Annahme, dass der Trompetenbaum, Catalpa syringaefolia L. im Freien hier keine Samen zur Reife bringe, hat sich durch die Versuche von Dr. Ziegler als irrig herausgestellt. Aus im Jahre 1880 in Frankfurt a. M. gereiften Trompetenbaum-Sameu erhielt er zwei Keimlinge, von denen der eine als solcher aufbewahrt, der andere aufgezogen wurde. Die Belege stehen zur Ansicht. An seine früheren Mittheiluugen (vergl. d. Ber. f. 1880/81, S. 165 u. 160) über Hermann Hoffmann's pflanzenphäuologische Karte von Mittel-Europa anschliessend, legt der Vortragende eine in gleicher Absicht, wenn auch nicht in gleichem Sinne neuhergestellte, phäuologische Karte Ungarns von Staub vor und macht auf einen Aufruf von Hoffmann und Ihne aufmerksam, durch welchen weiteres Material zur Vervollständigung der phäno- logischen Karte von Mittel-Europa beschaflFt werden soll. Während HofFmann es unternommen hatte auf Grund des vorhandenen Beobachtungsmateriales die besprochene Uebersichtskarte auszu- führen, stellte sich der Vortragende die wesentlich verschiedene Aufgabe phänologische Specialkarten und zwar der Umgegend von Frankfurt a, M. zu liefern, welche hierzu besonders geeignet erschien. Alle localen unterschiede, die in der Uebersichtskarte zurücktreten müssen, gewinnen hier Be- deutung und sollen es auch. So wird sich vor Allem die senk- rechte Erhebung, die Höhenlage geltend machen, mit deren Zu- nahme einerseits eine beträchtliche Wärmeabuahme der Luft, dagegen eine ungeschwächtere und etwas längere Besonnung ver- bunden ist. Mit der Erhebung geht Hand in Hand die Gestal- tung der Oberfläche; der Grad, sowie die Richtung ihrer Neigung beeinflussen wiederum die Wärme-, Licht- und Feuchtigkeitsver- hältnisse derselben, je nach dem sie die Sonne während ihres wechselnden Standes günstig trifi't (wobei wiederum Schatten- wirkungen störend eingreifen können), je nachdem warme oder kalte Winde schwächer oder stärker anprallen, je nachdem die Niederschläge aufgefangen werden, stehen bleiben oder ablaufen. Dazu kommt, in der einen oder anderen Richtung wirkend, die — 296 — BeschafFeuheit des Bodens und die des Untergrundes, beide be- dingt durch die geologischen, beziehungsweise geoguostischeu und chemischen Verhältnisse und die Verwitterungsform; ferner das Vorhandensein und die Art der Pflanzendecke (Wald, Acker, Wiese, Haide u. s. w.), wesentlich abhänging von der Cultur. Nach allen den angedeuteten Richtungen bietet unsere Taunusgegend die grösste Mannigfaltigkeit; es ergab sich die Begrenzung des Arbeitsgebietes fast von selbst. Dieses erstreckt sich vom 26. ° bis zum 26. *^ 30' ö. L. v. Ferro und vom 50. ° bis zum 50. ° 18' n. Br. Gleich wie bei der geologischen Landesauf- nahme hat Dr. Ziegler die Generalstabskarte (Blatt 36, 37 — das au- stosseude Blatt fehlt — 41, 42, 43, 49, 50 und 51) zuGrunde gelegt. Die Beobachtungen werden zunächst mit Bleistift im Notiz- buch vermerkt und mit einer Nummer versehen. Mit dieser wird auch in der Achtelskarte die Beobachtungsstelle augegeben und später durch einen Nadelstich genau bezeichnet; letzteres ge- schieht entsprechend auf den zu Hause verbleibenden Haupt- blätteru, auf welchen jede Eintragung eine laufende (rothe) Nummer erhält, welcher ein Zettelcheu (aus steifem Papier) mit gleicher Num- mer (links oben) im Zettelcatalog entspricht. Ein solcher Zettel trägt (rechts oben) die Nummer des Kartenblattes, des Blattachtels und der Höhencurve, (in der Mitte) die Ortsbezeichuung (in Worten), darunter den lateinischen Namen der Pflanze, (abgekürzt) die Vegetationsstufe, (daneben rechts) den Tag ihres Eintritts, darunter den entsprechenden, in Frankfurt a. M. beobachteten Zeitpunkt und (unter einem Strich) den Unterschied in Tagen zwischen beiden Orten. Links unten ist der Name des Beobachters und der Tag, an welchem die Beobachtung aufgenommen wurde bei- gefügt. Bei dieser Anordnungsweise wird es allezeit möglich sein, Zusammenstellungen im einen oder anderen Sinne zu machen gelte es eine Karte für eine bestimmte Pflanze und Phase, für eine be- stimmte Höhenlage, einen einzelnen Bezirk oder Anderes herzustellen. Um eine Vorstellung von der beabsichtigten Darstellung zu geben, hat der Vortragende eine Probekarle in Farben mit Ab- stufungen von 5 zu 5 Tagen und zwar auf Pauspapier angefertigt, welche mit der daruntergelegten Uebersichtskarte des Deutschen Reiches verglichen werden kann und bereits die unerwartetsten Verhältnisse darthut, obgleich ihr, der Hauptsache nach erst drei- jährige Beobachtungen zu Grunde gelegt sind. Es wird z. B. — 297 — auf die äusserst begünstigte Lage des hochgelegen eu Eppenhaiu und die ebenso ungünstige des tiefhegenden oberen Köpperner Thaies hingewiesen. Der grösste normale Unterschied beträgt 40 Tage. Bei der Vergleichung ist es von Werth, dass die allge- meinen meteorologischen Verhältnisse in dem beschränkten Gebiete im Grossen und Ganzen als gleichzeitig übereinstimmende angesehen werden dürfen, ferner dass hier die meisten Beobachtungen von einer und derselben Person, daher in ganz gleicher Weise angestellt werden. Als Vergleichspunkt (±0) dient nicht Frankfurt selbst, son- dern dessen nächste freie Umgebung, für welche der begünstigende Ein- fluss der Häusermasse als verschwindend klein angenommen werden kann. In einer Tabelle legt der Vortragende schliesslich die, nach 1881 berechneten fünfzehnjährigen Mittel seiner hiesigen pflanzeu- phänologischeu Beobachtungen vor, ebenso einen entsprechenden Zettelcatalog in chronologischer Anordnung. (Mau vergleiche die pflanzenphänologische Karte der Umgegend von Frankfurt a. M. nebst den erläuternden Bemerkungen zu derselben am Ende des Berichtes Seite 305 bis 310.) Samstag, den 13. Januar 1883. Vorsitzender Herr Dr. H. Schmidt. In dem angekündigten Vortrag: Zur Entwickelung der Hirnwindungen vou Menschen und Affen wies Herr Prof. L u c a e zuvörderst darauf hin, dass die Studien dieser Windungen überhaupt neueren Datums seien, dass am Menschenhirn zuerst ein Italiener R o 1 a n d o eine stets vorhandene, bestimmte Furche, die Roland'sche Furche nachwies. Die Studien der Hirnober- fläche förderte dann Huschke und in noch höherem Masse Gratiolet, der das Gehirn von Mensch und Aife topographisch beschrieb, aber keine gegenseitige Beziehung oder Entwickelung berührte. Die erste diesbezügliche Arbeit gab Pansch in Kiel 1867, während Bischoff in München ein vergleichendes Werk, das auch mehrere Affen umfasste, veröffentlichte; Ecker aber gab eine vollständige Entwickelung des menschlichen Gehirnes. Aus zwei neuerdings publicirten Arbeiten Rüdinge r 's sind nun vorzüglich die Mittheilungen geschöpft, die Redner zu machen beabsichtigt. — Redner führt nun vor und bespricht die Ent- , — 298 — Wickelung des Gehirnes eines 4monatlichen Embryos und zwar von Monat zu Monat fortschreitend, an der Hand der von Ziegler dargestellten Wachsmodelle; hierbei werden die wesent- lichsten Punkte für die Topographie der Hirnwindungen fest- gestellt und an der Hand ähnlicher Präparate, welche die Gehirne erwachsener Affen — Hapale, Macaciis, Cynocephalus, Chhnpanse, Orang — darstellen, Vergleiche gezogen. Unzweideutig stellte sich auch hier, wie bei der Eutwickelung des menschliehen Ge- hirnes eine mehr und mehr auftretende Complication der Oberfläche des Hirns von den niederen zu den höheren dar uud zwar in sehr ähnlicher Weise wie bei der menschlichen Entwickelung. Bezüglich der Verhältnissebeim Menschen ist's auffallend, dQ.ss die fissuracalcanea geschlossen, und dass auch die fissura occipitalis sich verengert. Nachdem diese allgemeine Thatsache constatirt, wandte sich der Redner zweien Besonderheiten zu. Innerhalb des Parietal- lappens führt von der Occipital furche, die, da sie bei Affen so bedeutend ist, die Afi'enfurche auch heisst, eine Furche in der Richtung nach vorn und aussen, die Interparietalfurche; während nun diese Furche bei den niederen Affen in schiefer Richtung verläuft, gewinnt sie sowohl beim erwachsenen Menschen wie bei den Anthropoiden eine mehr der Sagittalrichtung parallele; die zwischen der Mittellinie und der Interparietalfurche liegende Parthie des Hirns wird hierbei auch breiter uud an Windungen reicher. Ausserdem wurden diese Verhältnisse auch durch die Tafeln der R üdiu ger'schen Abhandlung demonstrirt, auf welchen die Hirne sehr verschiedener Menschen abgebildet sind. Geistig Hervorragende wie Döllinger, Lieb ig etc. zeigen einen sehr breiten und complicirten Interparietallappen. Beim erwachseneu Menschenhirn ist unter dem vordersten Theil des Schläfenlappens ein Theil des 3. Stirnlappens versteckt; beim Aufheben zeigt sich die sog. Insel, nach vorn begrenzt von der senkrechten sylphischen Furche; an dieser liegt nun eine Windung, welcher man nach dem Vorgange Broca's das Sprachorgan zuweist. Aus den Modellen konnte nun nicht allein constatirt werden, dass diese Windung nur verkümmert, glatt bei den höheren Affen, absolut fehlt bei den niederen, und dass sie bei menschlichen Embryonen schon in Andeutung vorhanden ist, sondern dass diese ganze Parthie total fehlt bei Menschen, denen das Sprach- vermögen fast oder völlig fehlt; es wurde dies an 2 Weingeist- — 299 — Präparaten demoustrirt; durch Degeneration war an denselben diese Parthie zerstört und damit die Aphasie erzeugt. Samstag, den 17. Februar 1883. Vorsitzender Herr Dr. H. Schmidt. Der heutige Vortrag Dr. Robelt's gilt der nordwest- lichen Spitze Afrika's, dem nördlichsten Theile Maroc- co's. Siehe diesen Bericht Seite 112 bis 169. Conchologische Fuude in Marocco sind: Helix maroccana, sultana, sicanoides, lactea, Coquandi, pisana, suhmeridionalis, ein paar eigenthümliche kleine Formen, rupestris, aspersa, ähnlich Massullii, lenticularis, Gongeti, lanuginosa, 2 andere Fruticicolen, JBöttgeri n. sp., platyeheloides n. sp., tetuanensis n. sp., sordulenta, Uyalinia tetuanensis und 2 andere neue, Modicella tingitana, Stenogyra decollata, Cyclostoma elegans, Melanopsis maroccana, Unio liitorcdis, liispanus. Samstag, den 3. März 1883. Vorsitzender Herr Dr. von Heyden. Zum Schlüsse seiner Reiseskizzeu gedachte Dr. Kobelt vorerst seines Aufenthaltes an der Bucht von Alge- sir as und in Gibraltar etc. Siehe diesen Bericht Seite 170 bis 216. Herr Dr. von Heyden recapitulirte in Kürze seine 1868 unternommene Reise in Spanien ; auch er bestätigt, dass das Fremdländische nur durch die Zigeuner dargestellt sei. Samstag, den 10. März 1883. Ertheiluug des Tiedemanupreises. Der Vorsitzende Herr Dr. von Heyden bespricht ein- leitend den Ursprung und die Tendenz dieses Preises, nannte die zwei bisher Preisgekrönten und gibt nun dem Präsidenten der hierzu gewählten Commission Herrn Professor L u c a e das Wort. Herr Professor Lucae bespricht die Zusammensetzung der Commission, welche sich in 7 Sitzungen mit dem betr. Gegen- stand befasst hat. Herr Dr. Rehn, das Mitglied für Nerveuphysiologie referirtüber 3 Arbeiten, die sich mit den Functionen des Gehirnes beschäftigen. — 300 — Herr Dr. Lepsius hat über physiologische Chemie kein Keferat eingeliefert. Herr Dr. Reichenbach verliest das von Herrn Dr. Gey- 1er verfasste Referat über die hervorragendsten botanisch-physio- logischen Arbeiten und bespricht dann als Mitglied der Coni- missiou der Physiologie für niedere Thiere das Werk von Plem- ming über die thierische Zelle und dann die Arbeiten von Dr. Robert Koch über Desinfectiousmittel, über Milzbrand- und Tuberculose-Pilze und hebt u. a. auch die von Koch einge- schlagene neue Üntersuchungs-Metbode hervor. Herr Professor Lucae bespricht eine grössere Zahl von Arbeiten über physiologische Erscheinungen bei den höheren Thieren. Auf Vorschlag der Commission erkennt der Vorsitzende im Namen der Gesellschaft Herrn Dr. Robert Koch als Entdecker der Tuberculose-Bacillen den Ti ede m anu-Preis für 1883 zu. Samstag, den 18. April 1883. Vorsitzender Herr Dr. von H e y d e n. Den ersten, angekündigten Vortrag hielt Herr Dr. Reichen- bach über wichtige neuere Anschauungen auf dem Gebiete der Zellenlehre. In den menschlichen Vorstellungs- gebilden tritt immer wieder das uralte Problem vom Verhältniss des Ganzen zu seinen Theilen auf. Die beiden Begründer der Zellen- theorie Schwann und Schieiden hatten sich über das Ver- hältniss der Einzelzelle zum Gesammtorganismus ziemlich die gleichen Vorstellungen gebildet. So sagt S c h 1 e i d e n : »Die ganze Pflanze scheint nur für und durch das Elementarorgan zu leben« und Schwann: »der gleiche Elementarorganismus ist es, der Thiere und Pflanzen zusammensetzt«. Den Elenientartheilen schreibt Schwann selbstständiges Leben zu. Diese Anschauungen waren auch Gemeingut der Gebildeten geworden; man nannte die Zelle die Lebenseinheit, den Lebensherd; man betrachtete den Organismus als einen Zellenstaat und Virchow bezeichnet die Lehre von der Zelle als den alten Gedanken von einem Eigen- leben der Theile, in strengere wissenschaftliche Form gekleidet; dieser Gedanke bilde immer mehr das sichere Fundament unserer -^ 301 — Anschauuug vom Lebeu. Ueberhaupt die gauze weitere Ent- wickeluug der Zeileulehre gravitirte nach der Graudansehauaüg: Der Theil bestimmt das Ganze. Mau überschritt auch die Greuze des wisseuschaftlich Erlaubten, indem man Bewusstsein und Seele einfach den Eiuzelzelleu zuschrieb, glaubend, mau habe jetzt einen Fortschritt in der Erkenntniss gemacht. Einige neuere Entdeckungen sind nun geeignet, diese An- schauung vom Wesen der Zelle nicht unerheblich zu modificiren. Schon Hermaun Meyer in Zürich habe den Anatomen kennen gelehrt, aus der äussereu Form und der Stellung der einzelneu Knochen den Verlauf der Knochenbälkchen in der Schwamm- substanz anzugeben; denn diese sind in Curven angeordnet, welche in der Richtung des stärksten Zuges und Druckes verlaufen und dem Knochen eine Festigkeit geben, als ob er durch und durch aus compac- ter Kuochensubstanz bestände. Da wurde vor einigen Jahren von dem Botaniker Sachs eine Entdeckung gemacht, die bald von Schwendener durch andere Methoden bestätigt und erweitert wurde, nach welchen der Botaniker in ähnlicher Weise in den Stand gesetzt wird, aus der äusseren Form eines Organs aus jungem Gewebe den Verlauf der Zellenwände richtig einzu- zeichnen. Sachs: Ueber die Anordnung der Zellen in jüngsten Pflan- zeutheilen und Schwendener: Ueber die durch Wachsthum be- dingte Verschiebung kleinster Theilchen in trajectorischeu Curven. Es ergab sich also: »Das Wachsthum ist die primäre, die Zelltheilung die abhängige secundäre Erscheinung.« Redner erhärtete diesen Satz au mehreren hervorragenden Beispielen aus der Pflanzenwelt mit Hülfe einer Wandtafel, nach Sachs' sehen Zeichnungen gefertigt. Bei Neottia nidus avis theilt sich die Pollenmutterzelle nicht immer in gleicher Weise, sondern der Verlauf der Theilung hängt von ihrer Form ab; aber die Zellwäude sind rechtwinkelig auf die Oberfläche orientirt. Durch Geyler sei das lehrreiche Beispiel der sprossenden Alge Stypocaulon bekannt geworden, welche erst wächst und nachträglich rechtwinkelige Zellwände ansetzt. Ein Baumstamm, der nach der einen Seite stärkeres Dickenwachsthum zeigt und wo in Folge von Verwundungen eine Ueberwallung stattgefunden, Iiat Jahresringe parallel der äusseren Coutour und die Markstrahleu bilden ein Curveusystem, das in — 302 — allen Partien senkrecht auf den Jahresringcurveu steht. Zeichnet man ein System confocaler Ellipsen und ein dasselbe durch- kreuzendes System confocaler Hyperbeln, deren Achse und Brenn- punkte sie mit der Ellipse gemeinsam haben, so stehen die Curvenelemente senkrecht auf einander; ihr Verlauf ist der gleiche, wie der der Zellwände in jüngeren elliptischen Pflanzen- organen, von denen mehrere schlagende Beispiele erörtert werden. Ist der Umriss iDarabolisch wie bei zahlreichen Vegetations- punkten höherer und niederer Pflanzen, so lässt sich der Verlauf der Zellwände a priori durch Coustruction zweier Systeme con- focaler Parabeln mit gleicher Achse und Brennpunkt aber mit entgegengesetzter Richtung angeben. Redner erörtert nun die Frage, ob auch im Thierreich ähnliche Verhältnisse bekannt geworden, referirt über die höchst geistvollen Abhandlungen Rauber's: »Thier und Pflanze«, »neue Grundlegungen zur Kenntniss der Zelle« und führt als Beispiele einige Stadien aus der Furchung des Frosches, der JBryozoen und anderer an. Unter dem Mikroskope demonstrirt er den Schwanz eines noch sehr jungen Krebsembryos, wo man ebenfalls die trajectorischen Curven- systeme auf das deutlichste wahrnimmt. So werden wir denn mit Kant sagen müssen: Die Ursache der Art der Existenz bei jedem Theile eines lebenden Körpers ist im Ganzen enthalten, während bei den todten Massen sie jeder Theil in sich selber trägt. Raub er hat den Satz aufgestellt: Das Ganze bestimmt die Theile nach Substanz und Structur, Form und Grösse, Lagerung und Kräften. Man dürfe nun aber nicht auf mystische Abwege gerathen und gleichsam den Bauriss eines Organismus als wirksam bei der Anlage des Embryo einführen; schon Lotze habe bemerkt, die Gleichung der Parabel sei nicht das bestimmende beim Zustandekommen der Curve, es müsse der Zeichner kommen, wenn eine wirkliche Parabel entstehen solle. Betreffs der Richtung der Zell wände wurde besonders betont, dass die rechtwinkelige Durchkreuzung nicht nur die einfachste, sondern auch die leistungsfähigste hinsichtlich der Festigkeit und der Canalisation sei. Nunmehr führt Redner aus, dass man keineswegs die Er- forschung der Vorgänge in der Einzelzelle geringer als bisher anschlagen dürfe, sei doch die gesammte exacte Forschung der Neuzeit die Widerlegung des Aristotelischen Satzes, nach welchem — 303 — dem Gauzeu vor deu Theilen der Vorzug eingeräumt werden müsse; freilich dürfe man nicht unbeachtet lasseu, was wir von Kant gelernt haben, uämlicb dass die ganze analytische Methode nur ein Spiegel unseres zur i\nalyse construirteu Verstandes ist. Dieser Process sei eben ein processus in infinitum, der nie sein Ziel völlig erreiche, der Wahrheit aber dennoch näher komme, daher die Forschung vor ihren Aufgaben nicht zurückschrecken dürfe. — Von diesem Gesichtspunkte aus bespricht der Vor- tragende nun eingehender die Hauptresultate des Flemming'schen Werkes : »Zellsubstanz, Kern und Kerntheilung« an der Hand von Zeichnungen und demonstrirt schliesslich die Hauptstadien der Theilung an ausgezeichneten mikroskopischeu Präparaten die er der Güte eines E'reundes au der Universität München verdankt. Den zweiten angekündigten Vortrag hielt Herr Dr. Kin- kelin über Diamantbohrung mit Demonstration an einer Suite von Bohrkerneu aus dem Bohrlocb von Rhei nf elden. Der Besitz von Steinkohlen ist heutigen Tages eine absolute Bedingung des Wohlstandes, der Sicherheit und Unabhängigkeit eines Staates. Noch besitzt ausser Anthracit in stark verworfenem Gebiet die Schweiz keine Steinkohle. Aus solchen patriotischen Erwägungen unternahm eine Gesellschaft Bohrungen, welche den Zweck hatten, die productive Steinkohle auf Schweizergebiet zu finden. Redner bespricht nun die geologischen Verhältnisse zwischen der nordwestlichen Schweiz und dem Schwarzwald, überhaupt dem angrenzenden deutscheu Gebiet und motivirt damit die Wahl des Executiv-Comite's, in der Nähe von Rhein- feldeu Bohrungen vorzunehmen, geht dann auf die Beschreibung der verschiedenen bisher angewandten Verfahren für Tiefbohrung ein, theilt in Kürze die Geschichte der Diamantbohruug mit, welche nun auch hier zur Anwendung kam, und beschreibt das Wesentlichste der Einrichtung der in Rheiufelden verwendeten Bohrmaschine, besonders die Bohrkrone und ihre Herstellung und Ingebrauchstellung. Sie ist ein Ring aus zähem Gussstahl, welcher in Abständen auf der inneren und äusseren Peripherie, wie auch auf der unteren Seite eingekeilte schwarze brasilianische Diamauten von der Grösse einer Linse bis zu der einer Hasel- nuss trägt. Die Bohrkrone ist an einen Cylinder geschweisst, — 304 -- d^r durch Auschraubeu mit dem Ktrnrobr, so genannt, weil es bestimmt ist, den Bobrkeru aufzunehmen, verbunden; nach oben folgen dann ebenfalls durch Versch raubung verbunden eine mit der Tiefe sich mehrende Zahl hohler Cylinder, das Bohrgestänge. — Der Diamantbohrer schneidet, fräst nun durch rasche Rotation — 150 bis 250 per Minute — aus dem vollen Gestein einen coucentrischen Hohlraum heraus, der au seiner äusseren Peripherie die Bohrlochswauduug, an seiner inneren den Bohrkern hat und zurücklässt, indem er, resp. das Bohrgestänge, mit einer grossen, der Natur des Gesteines nach verschiedenen Kraft gegen den Grund des Bohrloches gepresst wird; man hat schon Bohrkerne von 6 Meter Länge erhalten. Der Vortragende bespricht nun die verschiedenartigen Schwierigkeiten hierbei und die Art und Weise, wie solchen zu begegnen ist, ferner die Thätigkeit einer P auvell e 'scheu Pumpe, welche gleichzeitig mit dem Bohren den Bohrschmaud aus dem Bohrloch ausspült. Der mit dem Vorrücken der Arbeit im Inneren des Gestänges verbleibende Bohrkern, zeitweise in die Höhe gezogen, gibt nun mit völliger Sicherheit Zeuguiss vom Erdinnern, wie dies in solchem Grade noch keiner Bohrmethode gelingen konnte. In 39 Tagen wurden 1422', in 12stündiger Arbeit wurde auch einmal 9 Meter festes Gestein durchbohrt. Die Bohrkerne stellen nun in vollem Zu- sammenhange das Profil vom Buntsandsteiu durchs Rothliegende, Glimmerschiefer bis zum Grundgebirge, Diorit mit Grauitgäugen, in welches noch 217' tief gebohrt worden ist, dar. Der Versuch kann als ein glänzendes technisches, wie geologisches Experiment bezeichnet werden. Der Zweck wurde jedoch nicht erreicht, die Frage, ob unter Schweizerboden Steinkohle liegt, ist noch nicht gelöst, da die Möglichkeit, dass noch weiter südlich vom Rhein sich das productive Carbon einstellt, jedenfalls nicht zn leugnen ist. Zur Demonstration dienten, aus den Berichten der Bohr- gesellschaft entnommen, die geologische Specialkarte des Bezirks Rheinfelden, die Abbildungen der Bohrmaschine und ihrer wesent- lichen Theile, endlich die des Profils. Die vorliegende Suite Bohr- kerne, welche von allen durchsenkteu Schichtgliedern Bohrkerne ent- hält, verdankt der Redner Herrn Professor M ü h 1 b e r g in Aarau. Dr. F. Kinkelin, Secr. PFLANZENPHÄNOLOGISCHE KÄEIE DER UMGEGEND VON FRANKFURT */m. VON D^ JULIUS ZIEGLER J(aasstai tnoooo. SüsstUhm. % ■^e^r-Mtik.. 2>te ümiengcbm cUeJß/l^yl'''Jf'^^emilherd% IS-:. .' • -v^ - ' ■■■^j^*- "TT** •ex-.- . :^j^i:^. jl/. . '^TSr Ca .' ■■' , »^ ■■■. :*•••' f: ■ ■■ / l*^ >»v '.'i.wh^m/jii' Vj